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Full text of "Die infusionsthierchen als vollkommene organismen. Ein blick in das tiefere organische leben der natur"

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DIE 


INFUSIONSTHIERCHEN 


ALS 


VOLLKOMMENE  ORGANISMEN. 


EIN   BLICK  IN  DAS  TIEFERE   ORGANISCHE  LEBEN 

DER  NATUR. 


VON 


D.  CHRISTIAN  GOTTFRIED  EHRENRERG 


ZU    BERLIN. 


NEBST    EINEM    ATLAS    VON    VIERUNDSECHSZIG    COLORIRTEN    KUPFERTAFELN, 

GEZEICHNET    VOM    VERFASSER. 


LEIPZIG, 


VERLAG  VON  LEOPOLD   VOSS, 

BUCHHÄNDLER   DER    K.   AKADEMIE   DER   WISSENSCHAFTEN    ZU    ST.    PETERSBURG. 


133  8. 


SEIME«  KöMioraciiEur  HOHEIT  9 


FRIEDRICH  WILHELM 


KRONPRINZEN  VON  PREUSSEN. 


Wenn  das  kleinste  Leben  der  Erde  sich  im  übersichtlichen  Bilde  hier  zunächst 
vor  Ew.  Königlichen  Hoheit  reichem  Gemüthe  tiefer  und  formenreicher  entfaltet, 
als  es  bisher  entfaltet  vorlag,  so  glaubte  ich  damit  vor  dem  Vaterlande  und  dem 
Königshause,  welches  auch  in  meinen  geringen,  bis  durch  Afrika's  und  Asiens 
Fluren  geleiteten,  Kräften  auf  die  Wissenschaft  fördernd  wirkte,  meinen 
ehrfurchtsvollsten  Dank  und  den  Dank  der  Wissenschaft  auszusprechen. 

Es  giebt  ein  vollendetes  organisches  Leben  im  unsichtbar  kleinen  Räume, 
welches  die  Grösse  des  Grossen  in  der  Natur  unabsehbar  erhebt.  All  die  hier 
verzeichneten,  zum  Theil  sehr  überraschend  einflussreichen,  Formen  sind  zu  klein, 
um  dem  natürlichen  Auge  deutlich  zu  seyn,  und  sehr  viel  zu  klein,  um  mit  ihm 
als  vollendet  organisirte  Wesen  erkannt  zu  werden.  Sie  gehören  einer  unsichtbaren, 
aber  kräftig  wirkenden,  Körperwelt  an;  ihre  Gestaltung  hat,  seitdem  sie  nun 
endlich  mit  künstlich  verstärkten  Sinnen  und  diese  glücklich  unterstützenden 
Methoden  genauer  erforscht  ist,  anschaulich  werden  lassen,  dass  auch  das  Kleinste 
im  Räume  darum  nicht  einfach,  sondern  mit  den  verschiedensten  thätigen 
Organen  so  wundervoll  und  unbegreiflich  ausgestattet  ist,  dass  es  sich  ganz 
gleichmässig  und  gleichwürdig  in  die  Reihen  der  grösseren  Lebensformen  stellt 


26120! 


Diess  wissenschaftliche  Resultat  mit  mancherlei  andern  unmittelbar  daraus 
folgenden  Erkenntnissen  ist  es,  welches  als  eine  inländische  Frucht  mühsamer 
Pflege  dem  geliebten  Sohne  seines  geliebten  Königs  zu  huldvoller  Aufnahme 
in  tiefster  Ehrfurcht  überreicht 


EW.  liÖ  VIO IIC  ■■  1LV  HOHEIT 


unterthnnigster 
CG.    EHRENBERG. 


T    O    B   B    E    D    E. 


GESCHICHTLICHE    EINLEITUNG    UND    ALLGEMEINE    UEBERS1CHT. 

in  den  reinsten  Gewässern  und  auch  in  den  trüben,  stark  sauren  und  salzigen  Flüssigkeiten  der  ver- 
schiedensten Erdzonen,  in  Quellen,  Flüssen,  Seen  und  Meeren,  oft  auch  in  den  inneren  Feuchtigkeiten  der  le- 
benden Pflanzen  und  Thierkörper,  selbst  zahlreich  im  Körper  des  lebenden  Menschen,  ja  wahrscheinlich  auch 
periodisch  getragen  im  Wasserdunst  und  Staube  der  ganzen  Atmosphäre  der  Erde,  giebt  es  eine,  den  gewöhnli- 
chen Sinnen  des  Menschen  unbemerkbare,  Welt  sehr  kleiner  lebender  organischer  Wesen,  die  man  seit  nun 
etwa  70  Jahren  Infusorien  nennt.  Im  Treiben  des  gewöhnlichen  Lebens  geht  man  an  diesem  geheimnissvol- 
len unermesslichen  Reicbe  des  lebendigen  Kleinen  ohne  Erkenntniss  und  ohne  Theilnahme  vorüber.  Ueber 
alle  Erwartung  gross  und  erstaunenswerth  sind  aber  diese  Verhältnisse  für  den  stillen  Beobachter,  welcher 
mit  Hülfe  vergrössernder,  die  Sehkraft  verstärkender,  Gläser  sie  sich  näher  bringt.  In  jedem  Tropfen  ste- 
henden bestäubten  Wassers  erkennt  man  nicht  selten,  wenn  auch  nicht  immer,  mit  Hülfe  des  Mikroskops 
munter  bewegte  Körper  von  Vw  bis  unter  Vax»  Linie  Grösse  des  Durchmessers,  die  oft  so  gedrängt  beisam- 
men leben,  dass  ihre  Zwischenräume  kaum  so  gross  sind,  als  ihre  Durchmesser.  Nimmt  man  den  Tropfen, 
obschon  er  grösser  ist,  auch  nur  zu  1  Cubiklinie  Inhalt,  und  die  Zwischenräume,  obwohl  sie  oft  kleiner  sind, 
so  gross  als  ihre  Durchmesser  an,  so  berechnet  man  leicht  und  ohne  alle  Uebertreibung,  dass  ein  solcher 
Tropfen  mit  den  Cubikzahlen  der  Hälfte  jener  Grössen,  das  ist  mit  Hunderttausenden  bis  zu  Tausend  Millio- 
nen Thierchen  bevölkert  ist.  Ueberdenkt  man  sich  nun  die  Summe  des  Lebens  eines  grösseren  Wasserge- 
fässes  oder  gar  eines  Grabens  und  Teiches,  und  berechnet  man,  dass,  nach  vielen  Beobachtern  der  Meere 
und  namentlich  des  Meeresleuchtens,  selbst  ganze  grosse  Strecken  des  Oceans  eine  ähnliche  Massenentwik- 
kelung  mikroskopischer  Organismen  periodisch  erkennen  lassen,  so  ergeben  sich,  auch  bei  viel  grösser  an- 
genommenen Zwischenräumen,  Zahlen  und  Verhältnisse  des  dem  blossen  Auge  unbemerkbaren  Lebens  auf 
der  Erde,  die  jene  unscheinbaren,  nur  dem  bewaffneten  Auge  des  Naturforschers  in  ihrem  Detail  erkennba- 
ren, Infusorien  zu  einem  der  würdigsten  Gegenstände  des  Nachdenkens  und  der  wissenschaftlichen  For- 
schung erheben. 

Diese  wunderbar  grosse,  dem  Menschen  verhüllte,  Welt  des  Lebendigen  ist  seit  ihrer  Entdeckung 
unter  der  Feder  leicht  bewegter  und  phantastischer  Schriftsteller  oft  als  eine  monströse  Geisterwelt,  voll 
mit  den  offen  sichtbaren  unvergleichlicher,  theils  grauenhafter,  theils  wunderlich  verzerrter,  nicht  recht  le- 
bender und  nicht  recht  lebloser  Formen  geschildert  worden;  andere  haben  sie  aus  spielendem  Üebermuth  der 
bildenden  Naturkraft  abgeleitet,  und  noch  im  Jahre  1820  wurde  von  einem  sonst  verdienten  Schriftsteller 
die  Zauberkraft  umständlich  geschildert,  mit  welcher  einige  dieser  Formen  begabt  seyn  sollen.  Aber  es  ist 
auch  nicht  bloss  das  Mystisch- Wundervolle,  Abenteuerliche  und  Sonderbare  der  Formen  und  ihrer  Kleinheit  ge- 
wesen, was  das  Interesse  vorzugsweise  erregte,  vielmehr  haben  die  Infusorien  in  bei  weitem  höheren  Grade 
durch  ihre  von  den  verschiedenen  Beobachtern  immer  wieder  angegebenen  physiologischen  höchst  wunderba- 
ren Eigentümlichkeiten  alle  Freunde  des  Wissens,  und  selbst  die  gelehrtesten  und  tiefsten  Forscher  von 
Leibnitz  und  Boerhave  an  bis  auf  unsere  Zeit  beschäftigt,  ja  sie  mussten  nothwenclig  das  Interesse  aller 
nachdenkenden  Menschen  gewinnen.  Folgende,  wenn  sie  statt  fänden,  mit  Recht  bewunderten  Eigenschaf- 
ten sind  den  Infusorien  von  den  verschiedenen  Beobachtern  zugeschrieben  worden: 

*  1)  Eine  mutterlose  Entstellung  aus  unorganischen  Urstoffen  oder  aus  faulen  organischen  Theilen; 

*  2)  Eine  zufällige  Form  aus  spielendem  Üebermuth  der  bildenden  Naturkraft; 

*  3)  Ein  Bestehen  ohne  zusammenhaltende  Oberfläche,  ohne  Haut; 

*  4)  Ein  grenzenloser  proteischer  Formenwechsel  des  Körpers; 

*  5)  Eine  Verwandlung,  Metaschematismus,  aller  in  alle  andern  Infusorienformen; 

*  6)  Eine  Verwandlung  derselben  durch  äussere  Einflüsse  in  Pflanzen; 

*  7)  Ein  Verschmelzen  kleiner  zu  grösseren  Formen  durch  Aneinanderreihen  (Juxtaposition)   mit  oder  ohne  Zutritt  einer  ge- 

meinsamen Oberhaut; 
8)  Ein  einfaches  Heranwachsen  von  Infusoricnhaufen  zu  den  Formen  der  wahren  Pilze,  Schimmel  und  Flechten; 

b 


-   —    vi    -  

*  9)  Zusammensetzung  aller  Thiere  und  Pflanzen,  ja  des  Menschen  selbst  aus  einem  Haufen  von  lebenden  Infusorien ; 

*  10)  Entwickelang  aller  Pflanzen  und  Thiere,  auch  des  Menschen,  aus  einzelnen  Spermatozoon; 

*  11)  Tragen  von  frei  um  ihre  Axe  rasch  bewegten  Rädern; 

*  12)  Bewegung  ganz  ohne  Bewegungsorgane; 

*  13)  Ernährung  ohne  gesonderte  Ernährungsorgane  durch  Aufsaugen,  wie  Schwamm  oder  Löschpapier; 

*  14)  Fortpflanzung  ohne  alle  Befruchtung  und  Eibildung; 

*  15)  Besitz  von  Entwürfen,  unvollendeten  Scheinorganen,  anstatt  wahrer  Organe; 

*  16)  Einschaclitelung  fünffacher  und  selbst  aller  Generationen  der  Organismen  aller  Zeiten  in  einander,   ja  aller  Menschen  von 

Adam  au  bis  auf  den  einstigen  letzten  in  einander  und  in  ein  erstes  IiiFiisorinm; 

*  17)  Unvcrbrennlichkeit  und  Leben  im  Feuer  und   Liebt; 

18)  Unzerstörbarkeit  durch  electrische  Funken; 

19)  Leben  im  luftleeren  Räume; 

*  20)  Zaubernde  Wirksamkeit  in  die  Ferne; 

*  21)  Wirkliches  Wiederaufleben  nach  dem  wirklichen  Tode. 

Nur  wenige  dieser  höchst  wunderbaren,  alle  philosophischen  Ansichten  vom  Leben  und  der  Entste- 
llung der  Organismen  hohnenden  Eigenschaften  wurden  zum  Theil  als  ungegründet  schon  früher  mühsam  er- 
wiesen, bei  weitem  die  Mehrzahl  aber,  alle  nämlich  mit  einem  Sternchen  bezeichneten,  sind  bis  in  die  alier- 
neueste  Zeit  fort  und  fort  behauptet  worden,  und  bilden  zum  Theil  die  Grundlage  tief  ausgebildeter  und  die 
neuere  Physiologie  und  alles  Wissen  durchdringender  philosophischer  Systeme. 

Es  ist  unter  Anderm  die  stille  und  ernste  Aufgabe  einer  langen  Reihe  von  Jahren  meines  Lebens 
gewesen,  diese  vor  allen  so  merkwürdigen,  riesenhaft  grossen,  aber  in  das  Dunkel  der  Kleinheit  verhüll- 
ten, Naturverhältnisse  näher  und  immer  näher  zu  betrachten  und  zu  prüfen,  das  Fabelhafte  von  dem  Wirk- 
lichen zu  sondern  und  das  Wirkliche  in  eine  systematische  leicht  fassliche  Uebersicht  zu  bringen.  In  den 
Jahren  1830  und  1831  übergab  ich  der  Berliner  Akademie  der  Wissenschaften  einen  Auszug  aus  diesen  ge- 
wonnenen Resultaten,  und  später  1833  und  1835  mehrere  Nachträge.  Hiermit  überreiche  ich  das  ganze 
seitdem  sorgsam  nachgeprüfte,  in  den  Hauptsachen  seit  nun  8  Jahren  sich  gleich  gebliebene,  aber  sehr  an- 
sehnlich vermehrte  Detail,  welches  die  Kräfte  des  Einzelnen  zu  übersteigen  anfängt,  reif  und  unreif  der 
allgemeinen  Wissenschaft  und  weiteren  Pflege. 

Um  den  Standpunkt  anzuzeigen,  auf  welchem  vor  diesen  Mittheilungen  die  Kenntnisse  waren,  und 
um  die  allmälige  Entwicklung  derselben  bemerklich  zu  machen,  ist  folgendes  historische  Bild  nöthig.  In 
den  frühesten  Zeiten  der  menschlichen  Geschichte  und  im  Stande  der  Kindheit  menschlicher  Kenntnisse  suchte 
man  schon  immer  die  Erscheinungen  der  Natur,  und  des  Lebens  insbesondere,  sich  desshalb  mehr  durch  eine 
rein  logische  Ordnung  und  Systematik  im  Denken,  mehr  durch  Schlussfolgerungen  als  durch  dctaillirte  ge- 
naue Untersuchungen  begreiflich  zu  machen,  weil  diess  der  leichtere  und  bequemere,  aber  auch  der  damals 
allein  gangbare  Weg  war.  So  galt  es  denn  ehedem  für  eine  hohe  Kunst  und  nützliche  Anstrengung,  aus 
einer  geringen  Menge  von  positiven  Kenntnissen  durch  künstliche,  immer  sehr  gewagte,  consequente  Schlüsse 
einen  allgemeineren  Ueberblick  über  das  gesammte  Triebwerk  der  Natur  zu  erlangen,  und  je  mehr  dieser 
mit  den  inneren  Gesetzen  des  menschlichen  Denkens  in  Einklang  zu  seyn  schien,  mit  um  so  mehr  Begeiste- 
rung ward  er  von  den  Zeitgenossen  aufgenommen.  Diese  glückliche  Zeit  der  Kindheit  war  die  rein  diale- 
ctisehe  Zeit  der  griechischen  Philosophen.  Damals  war  es  leicht,  ein  wahrer  Philosoph,  d.  h.  ein  Mann  zu 
seyn,  der  die  positiven  Gesammtkenntnisse  seiner  Zeit  umfassend,  dieselben  mit  den  Gesetzen  des  Denkens 
abwägt  und  davon  einen  systematischen  Ueberblick  giebt.  Die  Fehler  der  Systeme  lagen  im  Mangel  der  positiven 
Gesammtkenntniss,  und  ein  umsichtiges  scharfes  Denken  begründete  fast  allein  den  Vorzug  der  einzelnen.  So 
entstanden  die  vielen,  an  Werth  sich  ziemlich  gleichen,  Systeme  der  alten  Philosophen,  deren  keines  brauch- 
bar blieb.  Seitdem  sind,  und  zwar  mit  Aristoteles,  wohl  dem  letzten  wahren  scholastischen  Philosophen, 
die  positiven  Kenntnisse  durch  detaillirte  Untersuchungen  zu  vielen  isolirten  gen  Himmel  steigenden  Pyrami- 
den erwachsen,  und  die  neueren  Systematiker  erklimmten  nur  einzelne  derselben  und  bildeten  sich  einseitige 
mathematische,  chemische,  naturhistorische,  psychologische  oder  rein  diabetische  Systeme,  deren  Mängel  sie 
denn  zum  Theil  gestanden,  zum  Theil  in  Mysticismus  oder  eine  kunstreiche  Dialectik  selbst  verbargen.  Ja 
die  neuesten  Kräfte,  welche  mit  genialer  Energie  an  Systemen  arbeiteten,  scheuten  so  sehr  diese  Mühe  oder 
erkannten  so  wenig  diesen  Weg  zum  Ziele,  dass  sie  lieber,  ohne  die  reale  Natur  und  ohne  die  Erscheinun- 
gen und  den  Werth  des  Wichtigsten  in  der  Natur,  des  Lebens,  auch  nur  entfernt  zu  überblicken  und  zu  be- 
achten, den  Zusammenhang  der  Natur  schildern  zu  können  behaupteten.  Noch  baut  daher  systemlos  unsere 
Zeit  an  den  Pyramiden  des  Wissens  und  an  bequemen  Stufen  zu  ihnen  für  die  künftigen  Geschlechter. 

Unter  den  älteren  philosophischen  Wunderlichkeiten  hat  sich  besonders  die  vom  alten  Democrit  aus- 
gebildete materialistische  Atomen-Lehre  sehr  ausgezeichnet,  wonach  das  Weltall  voll  sehr  kleiner  untheilbarer  ver- 
schieden geformter  Körperchen,  Atome,  ist,  deren  Bewegung,  Vereinigung  und  Trennung  alle  grösseren  korper- 


. — _ vii     _ _ — . 

liehen  Erscheinungen  bilde.  Diese  von  Plato  in  einer  lieblichen  bilderreichen  Sprache  poetisch  leichtfertig  mit 
kleinen  Dreiecken  ausgeschmückte  Idee  kehrte  1630  mit  Descartes  (Cartesiüs)  wieder,  der  sicli  Kügelchen 
und  andere  Körperchen  von  verschiedener  Grösse  dachte,  die  kleineren  in  den  Zwischenräumen  der  grosse- 
ren, alles  in  Bewegung.  Die  Wirbel  einiger  dieser  Ur-Theilchen  stellten  das  organische  Leben  der  Thiere 
dar,  und  die  Thiere  selbst  wären  demnach  nur  seelenlose  Maschienen,  getrieben  vom  atomistischen  Wirbel 
und  fremder  Kraft.  Mitten  in  einer  von  diesen  Ideen  erfüllten  und  für  sie  begeisterten  Zeit,  kurz  nach  dem 
Tode  des  Descartes,  entdeckte  Leeüwenhoek,  ein  wissbegieriger  Privatmann  in  Delft  in  Holland,  im  April 
1675  im  43stcn  Jahre  seines  Lebens  die  Infusorien  in  einem  Topfe  voll  stehenden  Regenwassers.  Er  hielt 
sie  natürlich  für  die  belebten  Atome  der  Welt  (living  atoms\  erkannte  aber  sogleich  an  der  Willkühr  ihrer 
Bewegungen  und  den  fussartigen  Bewegungsorganen  ihre  thierische  Natur  und  nannte  sie  kleine  Thiere,  Ani- 
malcula.  Die  ersten  von  ihm  beobachteten  Formen  waren  ohne  Zweifel  Voriicella  Convallaria^  dann  wohl 
Stylonychia  Mytilus^  ferner  vielleicht  eine  Leucophrys  (pyriformis?)  und  etwa  Trichodina  Grandi- 
nella.  Leeüwenhoek  hatte  schon  vorher  sich  durch  sorgfältige  mikroskopische  Untersuchungen  über  Nerven- 
und  Pflanzenstructur  bekannt  und  verdient  gemacht,  und  er  suchte  wahrscheinlich  in  der  häutigen  Oberfläche 
jenes  Tropfens  nach  den  Ur-Theilchen  des  Wassers  (s.  p.  520.  und  Vorlic.  Convallaria). 

Schon  lange  vor  Leeüwenhoek  giebt  es  zwar  deutliche  Anzeigen  von  starken  Eindrücken,  welche 
die  Infiisorien  auf  Menschen  direct  machten,  allein  sie  kamen  nicht  zum  klaren  Bewusstseyn  derselben.  Be- 
sonders die  blutartigen  Färbungen  der  Gewässer,  welche  man  in  den  ältesten  Zeiten  der  Geschichte  als  Un- 
glückszeichen und  unmittelbare  Götterzeichen  aufgezeichnet  hat  (vergl.  p.  119.),  mögen  oft  Anschauungen 
von  rother  Euglena  oder  Aslasia  dergl.  gewesen  seyn.  Sehr  passend  auf  infusorielle  Erscheinungen  ist  auch 
die  Nachricht  von  blutigem  Gewässer  zur  Zeit  Mosis  in  Aegypten,  welches  ebenfalls  als  eine  unmittelbare 
Wirkung  Gottes  bezeichnet  wird.  So  würde  man  denn  im  hebräischen  Urtexte  der  Mosaischen  Schriften  die 
Euglena  unter  dem  Namen  Majim  dam  tzn  ü^  und  in  der  arabischen  Uebersetzung  als  Ma  demm  ^o  U>, 
im  Koran  Sure  ^rzU  als  el  demm  p^f1,  im  Griechischen  der  Septuaginta  aber  als  al/na  %ov  norapov,  blu- 
tiges Gewässer,  bezeichnet  finden.  Aristoteles  kannte  schon  330  Jahre  vor  Christo  das  Rothwerden  der 
Flüssigkeiten  da,  wo  sich  Würmchen,  oxtolrjxia,  erzeugen  (ff ist  Änim.  V.  c.  19.)  und  kannte  auch  das  Vor- 
kommen der  Mücken-Würmchen,  xajvatnwv  axujhy/.eg,  im  Schleime  des  sauren  Weines  (ebenda).  Ganz  alt  scheint 
überhaupt  die  Kenntniss  der  mit  den  Mückenlarven  gewiss  damals,  wie  jetzt,  im  Volke  bekannten  und  ver- 
wechselten Essig-  und  Wein -Aeichen  zu  seyn,  da  von  den  alten  Auslegern  des  mosaischen  Gesetzes  geboten 
war,  den  Wein  durchzuseihen,  und  auch  Christus  bei  Matthaeüs  c.  23.  v.  24.  den  Pharisäern  bekanntlich 
sagte:  „ihr  blinden  Wegführer,  die  ihr  die  Mücken  (xüjvoma)  durchseihet,  aber  Kameele  hinuntertrinkt. " 
Die  Araber  übersetzten  das  griechische  Wort  xcovcoip  mit  el  Baudsa  ^A^Jf,  die  Habessinier  mit  Tengne,  und 
obwohl  manche  Erklärer  die  im  Weine  ertrunkenen  Mücken  verstehen  wollen,  so  ist  doch  sehr  klar,  dass  man 
die  Würmer  des  sauren  Weines  vielmehr  kannte  und  meinte.  Im  Talmud  heissen  solche  Würmer  Jabchus 
ton-_5  jetzt  bei  den  Arabern  Dud  o^o.  Diese  unscheinbaren  Mückenwürmchen,  die  man  nur  eben  noch  mit 
dem  Gesicht  erreichte,  deren  Ent Wickelung  zu  Mücken  aber  man  bei  den  grösseren  sah  und  längst  kannte, 
wurden  die  Veranlassung  medicinisch- naturhistorischer,  schreckenerregender  Theorieen.  Die  furchtbaren  Ei- 
genschaften der  kleinen  kaum  sichtbaren  Mücken  südlicher  Länder,  welche,  indem  sie  in  Augen,  Nasen  und 
Ohren  kriechen,  bis  zur  Verzweiflung  bringende  Schmerzen  verursachen,  die  kräftigsten  Thiere,  sogar  Lö- 
wen, tödten  und  an  denen  auch  ich  in  Afrika  Kameele  sterben  sah  und  selbst  sehr  litt,  deren  ähnliche  lä- 
stige ich  dann  wieder  in  den  Steppen  Sibiriens,  doch  viel  weniger  bösartig,  mit  Herrn  Alexander  von  Hum- 
boldt kennen  lernte,  haben  schon  im  Alterthume  zu  der  Idee  fliegender  Skorpione  geführt,  und  schon  Varro2 
und  CoLUMELLA3  zur  Zeit  Christi  haben  ausdrücklich  die  Schädlichkeit  der  Sumpfluft  ganz  unsichtbaren  klei- 
nen Fliegen  zugeschrieben,  wie  man  denn  aus  ähnlichen  Ideen -Associationen,  ohne  directe  Beweisführung, 
die  Pest  lange  vor  Entdeckung  der  Infusorien  durch  so  kleine  Wesen  bedingt  meinte.4  Vielleicht  verehrten 
sogar  ursprünglich  die  Bewohner  Acron's  in  Palästina  den  dämonischen  Herrn  der  unsichtbaren  giftigen  Flie- 
gen als  den  vielbekannten  Baal-Sebub  (Beizebub,  Dominus  muscarum).  —  Auch  die  unmittelbarsten  An- 
schauungen von  todten  Infusorien  -Massen,  freilich  ohne  alle  Ahnung  ihres  Wesens,  erwähnt  schon  Strabo5 
als  Silbertripel,  aus  dem  man  sogar  in  Spanien  und  in  Pitane  Asiens  die  besten,  auf  Wasser  schwimmenden, 
leichten  und  festen  Ziegelsteine  (Pltachnas)  fertigte,  deren  Vortrefflichkeit  Vitruv6  selbst  zum  Bauen  ganz 
besonders  empfiehlt  Auf  ßchizonema  endlich  und  grüne  Infusorien  bezieht  man  gewiss  zuweilen  mit  glei- 
chem Rechte,  wie  auf  Conferven,  die  Ausdrücke  Alga  und  Conferva  (s.  p.  121.)?  so  wie  die  stagna  viren- 


1  Bochart,  Hieroxoicon^  II  p.  676.  2  Varro  de  re  rast.  I.  c.  XII.  3  Cot.umella  de  re  rnst.  I.  c.  F.  *  Voycrges  de  Moncoxnys, 
T*  I.  p.  178.  (1646.)  5  Strabo,  I.  XIII.  ed.  Falcoxkk,  p.  882.  *Ev  *lßi]Qia  dt  qrjoiv  lötiv  rioottdwi'fog  i'y.  zuog  ytjg  üyyätodovg,  rt  ra  uQyvQW(.iaTU 
£%(.iutTtiui9  nlivÜovg  TEjjyrvfttrug  xui  inuiheovoug.     6    Vitruvics  de  Ai-chilect/ura,  II  3. 


Vm 

tia  und  fontes  virides  der  alten  römischen  Schriftsteller.  Endlich  erinnern  an  den  von  Euglena  oder  C/da- 
midomonas  gehabten  Eindruck  Cicero's  Worte:  terrae  herbescens  virüUtas^  {de  Senectnte  c.  15.),  so 
wie  auch  Ovid9s  liebliche  Bezeichnung  der  gener alio  spontanea:  Semina  Mmus  habet  virides  generantia 
ranas.1  —  Diess  alles,  wozu  auch  die  alte  Bekanntschaft  mit  den  Feuersteinen  {Pyrita)  gehört,  waren  be- 
wusstlose  und  ahnungslose  Anschauungen  dieser  Verhältnisse. 

Leeuwenhoers  Entdeckung  des  mikroskopischen  Lebens  wurde,   wie  sich  erwarten  Hess,    sogleich 
und  zuerst  medicinisch  erfasst     Ein  anonymer  Engländer  schlug    1676  alsbald  vor,   gegen   die  mithin  zur 
Zeit  epidemischer  Krankheiten  doch  wahrscheinlich  die  Luft  erfüllenden  und  verpestenden  kleinen  Thierchen 
Musik,  Trompeten,  Pauken  und  Kanonen  anzuwenden,  um  sie,  wie  die  Heuschreckenzüge,  zu  verjagen  und 
ihre  Massen  zu  zersprengen.2     Als  nun  vollends  im  Jahre  1677  die  Spermatozoon  von  Leelwenhoek  als 
allgemein  verbreitete  zahllose  unsichtbare  Thiere  im  lebenden  Thier-  und  Menschen -Körper  angezeigt  wur- 
den,   sprachen  sich  die  wunderlichsten,    schon  früher  vorhandenen,    Ideen  über  die  Verbreitung  der  unsicht- 
baren Thierwelt  noch  bestimmter  aus.     Leeuwenhoek  selbst  dachte  an  ein  Entstehen  der  Menschen  und  al- 
ler Thiere  aus  den  Spermatozoon.     Perrault3  vertheidigte  1681  die  Idee  des  Hippocrätes,  dass  nichts  ent- 
stehe,   sondern  alles   schon  vorhanden  sey  und  nur  wachse  und  sich  entwickele.     Prof.  Stürm  in  Altdorf4 
dachte  sich  daher   1687  die  ganze  Luft  voll  kleiner  Menschen  und  Thiere,   deren  man  zahllose  einathme 
und  die  unnützen  wieder  ausschwitze.     Der  Jesuit  Bonanni5  bewies  1690,   dass  die  gener  atio  spontanea 
der  Bibel  nicht  zuwider  sey,  und  dass  die  Insecten  und  Würmer  mithin  nicht  brauchten  alle  mit  in  die  Arche 
Noah  s  gegangen  zu  seyn,  da  sie  hinterher  wieder  entstehen,  theils  auch  im  Wasser  leben  konnten.    Hartsoe- 
ker6  hielt  1694  die  Infusorien  für  Larven  geflügelter,  die  Luft  erfüllender,  unsichtbar  kleiner  Insecten  (Mücken) 
und  bildete  die  Entwickelung  des  Menschen  aus   einem  Samenthierchen   sogar  ab.     Andry,7   ein  Prof.  der 
Anatomie  in  Paris,    breitete  das  Feld  der  mikroskopischen  Thiere  theoretisch  so  weit  aus,    dass  sich  von 
1700  an  eine  immer  lebhaftere  Opposition  zu  bilden  anfing,  die  aber  doch  sich  nur  auf  einzelne  Anwendun- 
gen der  neuen  Lehre  bezog.     So  bildeten  zwar  Vallisneri8  in  Padua  und  Lister9  in  London  kräftige  Geg- 
ner der  Spermatozoenlehre,  nahmen  aber  die  Existenz  der  Körperchen  an  und,  wie  Lancisi10  1717  die  Schäd- 
lichkeit der  italienischen  Sumpfluft  aus  unsichtbaren  Thierchen  erklärte  und  der  berühmte  preuss.  Leibarzt 
Friedr.  Hoffmann11  in  Berlin  1720  bei  Epidemieen  viele  Würmchen  im  Wasser  gesehen  haben  wollte,    so 
hielt  Vallisneri  die  Pest  wieder  für  ein  Product  mikroskopischer  Thierchen.     Reichen  Stoff,  sich  auszuspre- 
chen,  gab    1721    die  in  Toulon  und  Marseille  stark  wüthende  Pest  selbst,   deren  Grund  die  Aerzte  Goif- 
fon12  und  Lebegne13  mit  Vallisneri  in  Thierchen  fanden,  deren  Form  mit  krummen  Schnäbeln  und  Krallen 
sie   aus   der  Idee    (milbenartig)    beschrieben,    bis    ein    abgeschmacktes,    zum  Theil    offenbar    betrügerisches, 
zum  Theil  vielleicht   satyrisches.   Buch14   1726   in  Paris    erschien,    welches  die  Würmer  nach  den  Krank- 
heiten als:   Ohnmachtler,  Leibkneifler,   Schwärler,  Thränenfistler,  Wollüstler,  Durchlaufler 
u.s.w.  benannte  und  abbildete,  wodurch  denn  auch  jene  Pestler  lächerlich  wurden  und  lange  aufhörten,  Ge- 
genstand träumerischer  Verhandlungen  zu  seyn.    Andererseits  verwebten  die  Philosophen  Leibnitz  15   (die  Ein- 
schachtelung  begünstigend),  und  Christian  Wolf   diese  neuen  Erscheinungen   des  unsichtbaren  Lebens  ver- 
trauend und  bestätigend  in  ihre  wissenschaftlichen  Systeme,  und  alle  wahren  Gelehrten  jener  Zeit,  Hlygens, 
Boerhave,  Vallisneri,  Mlschenbroek  u.  s.  w.  zogen  das  verborgene  Leben  in  das  helle  Licht  der  wissen- 
schaftlichen Erkenntniss. 

Freilich  dauerte  das  Schwanken  der  Meinungen  noch  eine  geraume  Zeit  fort.  Voreilige  Urtheile,  Ei- 
telkeit im  Widerspruch,  ostentative  Speculation  sogenannter  philosophischer  Köpfe,  Benutzung  schlechter  In- 
strumente, Ungeschick  und  Uebereilung  im  Gebrauch  zeitgemäss  guter  Instrumente,  besonders  aber  vorgefasste 
Meinungen  blieben  wohl  damals,  wie  jetzt,  lange  das  Hinderniss  für  die  richtige  allgemeine  Verwendung  der  ge- 
sammten  schon  feststehenden  Kenntnisse,  und  Leeuwenhoek  blieb  nicht  weniger  als  40  Jahre  lang,  am  ent- 
schiedensten vertheidigt  von  den  Optikern,  der  einzige  speciellere  gute  Beobachter.  Zwar  gingen,  ausser  einem 
ungenannten  sehr  lobenswerthen  Beobachter  bei  London,  allmälig  auch  Harris  und  King  in  England  (s.  p.  521.) 
auf  Leelwenhoek's  Wege  der  Beobachtung  weiter,  allein  erst  1718  gab  Joblot,  Prof.  der  Mathematik  in 
Paris,  der  Lehre  eine  neue  umfassendere  Basis.  Leeuwenhoek  starb  1723  im  91sten  Lebensjahre.  Reaü- 
mur  in  Paris  ging  1734  in  seinem  lehrreichen  Werke  über  Insecten  (nach  Linne)  in  Hartsoeker  s  Phantasieen 
ein,   als  wären  die  Infusorien  Larven  von  Fliegen,   und  meinte,   ihre  Schwärme  bildeten  die  Kümmung  im 


1  Ovidiüs,  Metamorphos.  XV.  S75.  2  P/iilos.  Tra?isact.  XI.  AV.  136.  p.  891.  1677.  3  Essay  de  Vhysiffve,  Praef.  4  De  Plant, 
animaliumque  generatione,  Disserl.  s  Observat.  circa  viventia,  p.  19.  6  Essay  de  Dioptrit/ue,  p.  226  —  230.  7  De  la  ge'ne'ration  des  vers  dans 
le  corps  de  P  komme.  8  Consideraxioni  ed  espericnze  intomo  alla  gener.  dei  vermiß  1710.  9  P/nlos.  Tr ansäet.  XX.  1720.  l0  De  noxiis  pa- 
llidum efßuvUs.  ll  Medicinae  ration.  Systemall  /?.  227.  l2  Observations  f altes  sur  la  peste  de  Marseille,  1721.*  13  An  pestis  massi- 
liensis  a  seminio  verminoso >  1721.*  14  Systeme  d?un  me'decin  anglois  sur  la  cause  de  toutes  les  especes  de  maladies ,  Paris,  Hecueilli  par 
ßf.  A.  C.  D.     Verg-l,  Rudolpm,  Entozoorum  Inst.  nat.  I.  p.  168.     Derselbe  hat  auch  90  Aufgüsse  erdichtet.     1S    T/teodicde,   1710. 


IX     

Sommer.  Lesser's  (Pastors  in  Nordhausen)  Insectentheologie  1738  und  des  Engländers  Baker's  Buch  über 
das  Mikroskop  1742  vermittelten  durch  reiche  Compilation,  ohne  eigene  Zusätze,  eine  weitere  Verbreitung 
dieser  Kenntnisse  in  Europa.  Linne  theilte  erst  1746  seine  Ansicht  über  die  in  seinem  Systema  Natur ae 
übergangenen  Samenthierchen  und  Infusorien  mit.  Er  hielt  sie  für  ölige  leblose  und  passiv  bewegte  Kör- 
perchen. Diese  Ansicht  gewann  er  aus  einer  wahrscheinlich  unklaren  Anschauung  von  Spermatozoon  eines 
Hundes  bei  schwacher  Vergrößerung,  die  ihm  Lieberkühn  1737  in  Leyden  auf  seinen  Wunsch  gab,  wo  Gro- 
nov,  Bartsch  und  Andere  zugegen  waren.  Er  erklärte  sie  sogleich  für  passiv  bewegt,  und  weil  man  ihm 
nicht  auch  sogleich  gründlich  das  Gegentheil  beweisen  konnte,  hielt  er  die  anwesenden  Gegner  für  besiegt1. 
Er  scheint  selbst  wenig  Beobachtungen  angestellt  zu  haben  und  mit  Recht  sagte  man  (Müller)  von  ihm :  dis- 
sertationem  de  mundo  invisihill  scripsit,  in  quo  Itospes  fuit2 .  Später  erkannte  er  die  T hierheit  der  Kör- 
perchen mit  übergrossem  Enthusiasmus  an.  Unger  bei  Göttingen3,  de  Geer  in  Schweden4,  Trembley  im  Haag3, 
Hill  und  Needham  in  England  und  Bcffon  in  Frankreich  brachten  von  1746  bis  1750  neues  Leben  in  diese 
Untersuchungen,  die  letzteren  2,  indem  sie  mit  angenehmer  Beredsamkeit  paradoxe  Theorieen  vertheidigten, 
die  Infusorien  für  reizbare  Maschienen,  für  durch  Hitze  unzerstörbar  und  für  Producte  eines  übermüthigen 
Spieles  der  bildenden  Naturkraft  und  generatio  aequivoca  erklärten.  Needham  glaubte  auch  die  Waizenälchen 
vom  Tode  zu  erwecken  (s.  p.  492.).  Hill  und  Baker  brachten  1751  und  1753  neues,  und  letzterer  besonders 
recht  gut  beobachtetes,  zum  Theil  von  Arderon  geliefertes,  Material,  während  jener  zuerst  eine  systema- 
tische Einkleidung  und  Uebersicht  des  Vorhandenen  versuchte.  Kästner  beobachtete  1752  Vorticellen  bei 
Leipzig6,  und  ein  Anonymus  gab  sehr  vortreffliche  Nachrichten  von  Berlin  1753  (s.  p.  278.),  wie  Brady  von  Brüssel 
1755  (s.  p.  289.),  auch  überVorticellinen  und  Lacinularien.  Erst  Rösel's7  und  Schäffer's8  höchst  ausgezeichnete 
Talente  für  Beobachtung  und  Darstellung  1755  wirkten,  sammt  de  Geer's  Bestätigungen,  so  weit  auf  Linne  ein, 
dass  er  die  Vorticellen  hei  den  Polypen,  die  Melicerta  bei  den  Mollusken  und  Brachionus  bei  den  Litho- 
phyten  aufnahm.  Alles  Uebrige  warf  er  noch  1758  {Syst.  Nat.  ed.  X.)  zusammen  in  seinen  Volvox  Glo- 
bator  und  Chaos,  während  er  in  den  kleinen  Milben  (Acaris)  wieder  die  Ursache  vieler  Krankheiten,  der 
Pocken,  Masern,  Ruhr  und  Pest  anerkannte9.  Plötzlich  aber  erwachte  dann  in  Linne'  nicht  bloss  die  Er- 
kenntniss  eines  Unrechtes  gegen  die  vorhandenen  vielen  Thatsachen,  sondern  zugleich  ein  mächtiges  Vorge- 
fühl grossen  Einflusses  der  Infusorien -Welt  auf  das  Ganze  der  Erde  und  den  Menschen.  Es  ist  fast  be- 
dauernswerth,  dass  die  völlig  gehaltlosen  phantastischen  Mittheilungen  des  hannoverschen  Barons  Otto  von 
Münchhacsen,  welcher  ohne  alle  Beweisführung  1765  alle  Pilze,  Schimmel  und  Flechten  für  Polypenstöcke 
von  Infusorien  erklärte  (s.  p.  522.),  die  nächste  Veranlassung  zu  Linne  s  Uebergang  in  diese  Ideen  waren. 
Doch  mögen  Wrisberg's  wissenschaftlichere  Beobachtungen  gleichzeitig  und  tiefer  anregend  gewirkt  haben. 
Wrisberg  führte  1765  den  Namen  Animalcula  infusoria  ein  (s.  p.  522.),  wonach  Linne  sein  Chaos  in- 
fusorium  benannte.  Den  deutschen  Namen  Infusionsthierchen  findet  man  schon  bei  Ledermüller  1763 10  an- 
gewendet. Linne  überliess  sich  hierauf,  nachdem  auch  Pallas  1766  seine  Stimme  nüchtern  bestätigend  ab- 
gegeben hatte,  in  der  letzten  Ausgabe  seines  Systema  Naturae  1767,  die  ruhige  eigene  Beobachtung  ein- 
mal verlassend,  den  ausschweifendsten  Phantasieen  über  diese  chaotische  Formen  weit.  Pilze  und  Schimmel- 
samen, Fäulniss  und  Hefenbildung,  die  Samenthierchen,  den  syphilitischen  Ansteckungsstoff,  die  Ausschlags- 
krankheiten, die  Wechselfieber,  ja  selbst  die  Trübung  des  Aethers  im  Frühling  zog  er  als  einzelne  wirk- 
liche oder  vermuthliche  Arten  in  seine  Thiergattung  Chaos,  mit  der  er  den  Schluss  des  Thierreiches  bildete. 
Offenbar  schwebte  dabei  dem  sonst  so  klaren  Reformator  der  Naturforschung  die  Aristotelische  Idee  einer 
stufenweisen  Vereinfachung  der  Organismen,  als  Resultat  auch  seines  Lebens,  vor,  und  seinem  allerdings 
hie  und  da  tief  poetischen  Gemüthe11  gefiel  das  chaotische,  das  Weltall  umfassende,  Ende. 

Eine  dritte  Stufe  der  Entwickelung  nach  Joblot  bildete  für  diese  Kenntnisse  des  dänischen  Justiz- 
raths  Otto  Friedrich  Müller's  grosse  Reihe  gründlicher  Beobachtungen  von  177312.  Weit  entfernt  von  al- 
lem Phantastischen,  aber  ganz  im  Geiste  einer  wahren  Philosophie,  nicht  neue  Meinungen,  sondern  scharfe 
Beweise  für  seine  Meinungen  suchend,  lebte  er  der  Naturbeobachtung  und  Systematik  des  Beobachteten.  Er 
gab  das  erste  System  dieser  von  Linne  verkannten  mikroskopischen  Erscheinungen  in  Linne's  eignem  Sinne. 
Obwohl  er  aber  mit  rüstigem  und  von  aller  Eitelkeit  entfernten,  lauterem  Eifer  noch  11  Jahre  fortbeobach- 
tete, so  hielt  er  doch  selbst  in  dem  grösseren,  1786  nach  seinem  Tode  erschienenen,  Werke  die  plötzliche 
Entstehung  der  Infusorien  aus  unorganischen  Stoffen  und  die  geringere  Organisation  und  allmälige  Abstufung 
der  Infusorien  in  ihrem  eigenen  Kreise  fest.  Schon  vor  Müller,  1769,  bildete  sich  eine  gute,  aber  nur  physiologi- 
sche, Schule  für  die  mikroskopischen  Kenntnisse  durch  Spallanzani  in  Italien  (s.  p.  522.),  welcher  sich  Saisslre 
undBoNNET  in  Genf  (s.  p.  289.)  anschlössen  und  woran  später  Corti  in  Modena  (s.  p.  413.)  und  Colombo  in  Cone- 

1  LiKNi,  Spomatia  pta/rtarvm.  2  1773.  et  1786.  praef.  3  s.  p.  270.  *  p.  278.  s  p.  278.  6  p.  274.  7  p.  278.  s  p.  405.  9  Lm\i,  ExanlAemala  vivo-, 
Vpsal.  1757.     10   Mikroskop.  Gemütiis-  uud  Augenergö'tzuugen,  p.  90.     u    Amor  unit  p/a/ttas.     i2    Vermittln  terrestrhim  et  ßuviutilium  Aistor  ia. 

c 


gliano  olinwcit  Venedig1  Theil  nahmen.  Müllers,  die  einzelnen  Formen  schärfer  unterscheidendem,  Wege 
folgten  mit  glücklichem  Eifer  der  Pastor  Göze  in  Quedlinburg2,  der  Freiherr  von  Gleichen  auf  dem  Greifen- 
stein3, der  Pastor  Eichhorn  in  Danzig4  und  besonders  der  Professor  der  Theologie  von  Päila  Schrank  in 
Landshut5,  denen  sich  die  Prof.  Herrmann  in  Strassburg6  und  Beseke  in  Mietau7  anschlössen. 

Schränk'»  Thätigkeit8  verband  in  Deutschland  das  19te  Jahrhundert  mit  dem  18ten  im  ruhigen  wis- 
senschaftlichen Gleise.     Adams  in  England  und  Bruguieres    sammt  Bosc   in  Frankreich    copirten  Müllers 
letztes  Werk,  wie  Gmelin  das  erste  copirt  hatte.     Allein  von  ganz  besonderm  Einflüsse  wurden  zu*Anfange 
des  neuen  Jahrhunderts  Gruithüisen's  und  Lamarck's  Ansichten  auf  die  neueren  Vorstellungen.     Schon  Ari- 
stoteles sprach  von  unvollendeten  Schematen  (mQiyoacpaig)  der  organischen  Körper,    von  vollendeten  Vor- 
zeichnungen der  Form  vor  der  innern  Ausbildung.    Aehnliches  trug  nun  Lamarck  ganz  speciell  auf  ganze  Grup- 
pen der  skeletlosen  Thiere  über,   wie  es  in  einem  allgemeineren  Sinne  schon  Linne,  Pallas  und  wohl  alle 
früheren  Beobachter  auch  angenommen,  nur  weniger  detaillirt  entwickelt  und  ausgesprochen  hatten.     Ebenso 
hatte  man  schon  die  Pflanzen  behandelt,  indem  man  Adansonien,  Palmen  und  Algen  als  Extreme  der  Abstu- 
fung darstellte.     Lamarck's  rein  speculative  diabetische  Ansichten  verbreiteten  sich  bald  in  alle  Schulbücher 
über  ganz  Europa,  und  Cüvier,  der  Zoolog  unserer  Zeit,  schenkte  ihnen  seine  Aufmerksamkeit.     Audi  er  hielt, 
als  dem  Resultate  auch  seines  eigenen  beobachtungsreichen  Lebens,    an  der  Aristotelischen  Idee   einer  stu- 
fenweisen Vereinfachung  der  Organismen  in  der  Richtung  zum  kleinsten  Räume  so  fest,  dass  er  nach  Ner- 
ven bei  den  Infusorien  auch  nur  zu  suchen,  wie  es  sich  von  selbst  verstehe,  für  unnöthig  hielt  (Anatomie 
comparee  Vol.  II.   Lefon  XI.  Schluss).     In  Deutschland  wurden  ähnliche  Ansichten  durch  die  naturphiloso- 
phische Schule,  besonders  von  Treviranus  in  die  Physiologie  und  von  Oken  auf  originelle  Weise  in  die  be- 
schreibende Naturgeschichte  übertragen.     Specieller  noch  haben  Schweigger  1820  und  v.  Baer  1823,  be- 
sonders und  am  spcciellsten  aber  Bory  de  St.  Vincent  von  1822  bis  1831  die  Infusorien  abgehandelt.    Alle 
bisherigen  Beobachter  und  Systematiker  nicht  nur  der  Infusorien,  sondern  der  Naturforschung  im  Allgemeinen, 
wohl  ohne  Ausnahme  und  die  neuesten  bestimmter,  als  die  ältesten,  haben  daran  festgehalten  und  es  immer 
von  Neuem  ausgesprochen,  dass  es  eine  Abstufung  der  Organismen  vom  Zusammengesetzten  zum  Einfachen 
bis  zum  Verschwinden  aller  organischen  Differenz  der  Materie  gebe,   und  wie  Needham  1750  sein  System 
der  Urzeugung  gerade  auf  diese  einfachen  indifferenten  Bildungsversuche  der  Natur  bei  den  Infusorien,   wie 
er  es  sich  dachte,  stützte  und  nur  bei  ihnen  die  generatio  spontanea  zugab,  indem  er  selbst  sagt:    Tons 
les  naturalistes  en  conviendronl  qne  plus  les  corps  organises  sont  composes,   moins   il  y  a  Heu  de 
craindre  une  generation  equivoque  dans  leur  produetion  (Nouvelles  observat.  p.  247.),  so  haben  Oken, 
Carüs  und  andere  geistvolle  Männer  bis  in  die  neueste  Zeit  ein  Beharren  gewisser  Naturbildungen  auf  be- 
stimmten niedrigsten  und  immer  höheren  Bildungsstufen  so  durchgehend  angenommen,  dass  diess  zur  Grund- 
lage neuer  physiologischer  Systeme  diente.     Auch  der  von  aller  sogenannten  speculativen  Philosophie  durch- 
aus entfernte,  das  positive  zoologische  Wissen  seiner  Zeit  mit  ausgezeichnetem  Erfolge  umfassende  und  he- 
bende, Georg  von  Cüvier  bediente  sich  noch  1830  in  der  letzten  Ausgabe  seines  Thiersystems  (Regne  ani- 
mal)  der  Vereinfachung  der  Organisationen  als  Eintheilungsgrund,   und  stellte,   wie  Aristoteles  und  Linne 
mit  dem  Menschen  anfangend,   die  Infusorien   deshalb  ans  Ende,    weil  ihr  Körper  keine  Eingeweide,    noch 
andere  Zusammensetzung,  selbst  oft  keinen  Mund  mehr  habe,  und  er  bezog  sich  auf  Bory's  neueste  25jäh- 
rige  Untersuchungen  (im  Diction.  classique,  Vol.  X.  p.  533.).     Diess  war  der  Stand  der  Naturforschung  bis 
1830  (vergl.  p.  519.). 

Die  in  gegenwärtigem  Versuche  niedergelegten  Forschungen,  welche,  wie  der  Anblick  des  Details 
anzeigen  mag,  nicht  das  zufällige  Ergebniss  eines  glücklichen  Augenblicks,  sondern  die  allmälige  Frucht  be- 
harrlicher, durch  lange  Zeiträume  und  durch  verschiedene  Welttheile  verfolgter,  Bemühungen  sind,  haben 
zu  2  bisher  nicht  vorhandenen,  wenigstens  nie  erwiesenen,  Ansichten  für  die  Naturforschung  im  Allgemei- 
nen geführt  und  dieselben  gründlich  zu  befestigen  gestrebt:  1)  zur  Erkenntniss  einer  bis  an  die  letzten  Gren- 
zen selbst  der  künstlich  gesteigerten  Sehkraft  durchgreifenden,  in  allen  Hauptsystemen  vollendeten  und  sicli 
nicht  abstufenden  thierischen  Organisation;  2)  zur  Erkenntniss  eines  unerwartet  grossen  directen  Einflusses 
der  mikroskopischen  Formenwelt  auf  die  unorganische  Natur.  Die  Folge  der  ersteren  ist  unter  andern  auch 
eine  immer  grössere  und  überaus  grosse  Unwahrscheinlichkeit  der  Existenz  einer  generatio  spontanen  oder 
mutterlosen  Erzeugung  organischer  Körper.  Der  Gang  der  Untersuchungen  ist  historisch  folgender  gewesen: 
Seit  dem  Jahre  1816  mit  physiologischen  Studien  beschäftigt,  strebte  ich  zuerst  nach  Specialkennt- 
niss  der  Formen,  bei  denen  man  eine  generatio  spontanea  annahm,  der  Pilze  nämlich,  Infusorien  und  En- 
tozoen.  Im  Jahre  1818  theilte  icli  in  meiner  Inaugural- Dissertation9  systematische  Resultate  der  mycolo- 
gischen  Untersuchungen  mit.     Im  Jahre  1819  gewann  ich  den  directen,  bisher  nicht  vorhandenen,  scharfen 

1  [i.  278.  i  p.  355.  3  p.  32,  353.  *  p.  401.  s  p.  297.  6  p.  351.  7  p.  56.  s  Fauna  boiea.  9  Sylvae  mycologicae  berolmenses,   1818.  Lei  Düjninui. 


XI 

Beweis  des  Keimens  der  einzelnen  Pilz-  und  Schimmelsamen,  wodurch  die  Entstehung  dieser  Pflänzchen 
aus  gener atio  spontanen  ^  wegen  der  vorhandenen  Menge  der  Samen,  sehr  beschränkt  und  unnöthig  er- 
schien ,  Münchhaüsen's  von  Linne  als  unsterblich  gepriesene  Entdeckung  aber,  dass  diese  Samen  Infusorien 
oder  Luftpolypen  wären ,  als  ganz  unrichtig  zuerst  streng  erwiesen  war.  Diese  Beobachtungen  wurden  in 
einem  lateinischen  Schreiben  an  Herrn  Nees  von  Esenbeck:  »Be  mycetogenesi  epistola"  in  den  Actis  Aca- 
demiae  Leopoldinae^  1820.  p.  161 5  187.  -mitgetheilt.  Einen  kurzen  Bericht  über  meine  damaligen  Bestre- 
bungen und  deren  Erfolg,  auch  für  Infusorien,  gab  ich  allgemeiner  in  der  Regensburger  botan.  Zeitung, 
Flora^  1820.  B.  2.  p.  535.  Eine  specieliere  Uebersicht  ist  in  Poggendorffs  Annalen  der  Physik  1831. 
Auf  einer  im  Jahre  1820  im  Auftrage  der  Berliner  Akad.  d.  Wissensch.  mit  Dr.  IIemprich  unternommenen, 
von  Sr.  Majestät  dem  Könige  Friedrich  Wilhelm  III.  auf  den  Vortrag  Sr.  Excellenz  des  Herrn  Staatsmini- 
sters Stein  vom  Altenstein  allergnädigst  unterstützten ,  Reise  nach  Afrika,  auf  welcher  ich  6  Jahre  ver- 
weilte, habe  ich,  wie  im  Allgemeinen  mit  meinem  Freunde  das  Wechselverhältniss  aller  Organismen,  so  auch 
die  mikroskopische  Formenwelt  immer  von  Neuem  beachtet,  und  ein  wachsendes  Interesse  an  derselben  war 
die  Folge  davon.  Die  grossen  Schwierigkeiten  der  mit  jugendlichem  reinen  Eifer  von  uns  doch  wohl  viel  zu 
ernst  und  zu  ideal  aufgefassten  Reise,  auf  welcher  allmälig  8  europäische  Begleiter  und  in  Massaua  auch 
Hemprich  starben,  von  der  nur  ich  und  mein  Jäger  Heinrich  Schulz  (jetzt  in  Kiel)  zurückkehrten,  erlaub- 
ten natürlich  nicht,  dem  einzelnen  Felde  der  Forschung  viele  Kraft  zu  widmen.  Doch  brachte  ich  die  ersten 
specielleren  Nachrichten  über  die  Verbreitung  der  mikroskopischen  Formen  in  2  andern  Welttheilen  mit,  in- 
dem die  überseeischen  Nachrichten  von  Necker  I7901,  von  Bosc  18002,  von  Bory  de  St.  Vincent  1804 3, 
von  Riche  18074  nur  in  allgemeinen  Ausdrücken  abgefasst  waren,  und  die  von  Tilesics  1812  verzeichne- 
ten Leucht- Infusorien  des  Oceans  offenbar  Acalephen  gewesen  sind  (s.  p.  258,  316.).  Jene  Beobachtungen 
wurden  1828  in  den  Tafeln  der  Symholae  physicae^  Everlebrata  I.  und  in  den  Äbhandl.  d.  Berl.  Akad. 
d.  Wiss.  1829  mitgetheilt,  und  schon  1828  wurden  (Tafel  VI.)  sehr  detaillirte  Structurverhältnisse  bei  Rä- 
derthieren  abgebildet,    wie  denn  1820  die  Mundwimpern  von  Monaden  schon  erkannt  und  angezeigt  waren. 

Lebhaft  ergriffen  von  dem  grossen  Einflüsse  der  bisher  nur  wenig  beachteten  mikroskopischen  For- 
menwelt, bekam  ich  durch  Herrn  Alexander  von  Humboldts  Aufforderung  zur  Begleitung  auf  seiner  Reise 
nach  dem  Ural  neue  Aussicht,  auch  diese  Beobachtungen  zu  erweitern.  Ich  nehme  hier  Gelegenheit,  Ihnen, 
Herr  Baron,  dem  Manne,  der  mich  mit  grosser,  erst  zu  verdienender,  Theilnahme,  ja  mit  Freundschaft 
seit  dem  Beginn  meines  wissenschaftlichen  Daseyns  an  sich  gezogen,  geehrt  und  beglückt  hat,  den  mein 
Lob  nicht  erhebt,  dessen  offenkundige  erstaunenswerthe  geistige  Thätigkeit  das  Gepräge  des  lautersten  wis- 
senschaftlichen Strebens  ein  ganzes  langes  Leben  hindurch  bewahrt  und  nie  verloren  hat,  meinen  Dank  für 
Ihr  Beispiel,  Ihre  Theilnahme  zu  sagen.  Wenn  die  Philosophie,  als  die  Palme  des  Lebens,  im  möglichst 
ausgebreiteten  und  tiefen  Wissen,  im  Verschmähen  des  leeren  diabetischen  Scheines  und  im  gleichmüthigen 
Streben  nicht  nach  neuen  leichtfertigen  Meinungen  und  Systemen,  sondern  nach  strengen  umsichtigen  Be- 
weisen für  haltbare  Meinungen  und  Systeme  liegt,  so  mag  mit  Recht  wohl  jeder  Zeitgenosse  seine  Blicke 
nach  Ihnen  richten.  Wohl  schätze  ich  mich  glücklich,  Ihnen  so  nahe  gestanden  zu  haben,  wie  es  die  Reise 
nach  Russland  mit  sich  brachte,  und  wenn  ich  den  Abschluss  meiner  Untersuchungen  über  die  mikroskopi- 
schen Organismen,  so  einseitig,  so  geringfügig  auch  die  Beschäftigung  manchem  erschienen,  in  Ihrer  Nähe  ge- 
wann, so  mochte  diese  wohl  die  besondere,  heitere  und  ernste  Seelcnspannung  dazu  geben,  wie  ich  denn  an  Ihrem 
Urtheil  mich  oft  gekräftigt  habe,  wenn  voreilige  Opposition  mir  die  Freude  an  meinen  Bestrebungen  entzog. 

Auf  dieser  von  Herrn  v.  Humboldt  beabsichtigten,  durch  die  Befehle  Sr.  Majestät  des  Kaisers  von 
Russlajod  Nicolais  I.  auf  das  Freisinnigste  unterstützten  und  in  grösserer  Ausdehnung  ausgeführten,  von  Sr. 
Erlaucht  dem  Herrn  Staatsminister  Grafen  von  Cancrin  auf  das  Zweckmässigste  und  Zuvorkommendste  ge- 
forderten, Reise,  an  welcher  ich  durch  Herrn  v.  Humboldt s  freundliche  Gunst  und  durch  besondere  Geneh- 
migung Sr.  Majestät  mit  Prof.  Gustav  Rose  1829  Theil  nahm,  beobachtete  ich  mit  grosser  Aufmerksamkeit 
auch  die  mikroskopischen  Lebensformen.  Die  Vergleichung  der  afrikanischen,  arabischen  und  europäischen 
Gestalten,  die  ich  sämmtlich  in  Zeichnungen  festgehalten  hatte,  und  ihrer  Verhältnisse  gab  das  1830  sogleich 
nach  der  Rückkehr  publicirte,  diesem  Werke  zum  Grunde  liegende,  Resultat,  wobei  das  gelungene  Füttern 
der  Thierchen  mit  Farbe  als  Erläuterung  sehr  behülflich,  aber  nur  Folge  des  schon  Erkannten  war.  Diese 
Beobachtungen  sind  in  den  Abhandl.  der  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1830  und  auszugsweise  in  der  Isis  1830.  p.  168. 
und  758.  angezeigt  worden.  Seitdem  sind  1831,  1833  und  1835  am  ersteren  Orte  weitere,  meist  nur  über- 
sichtliche, Details  publicirt  worden.  Das  ganze  Material,  die  ganze  Basis  jener  Mittheilungen  lege  ich  hier- 
mit erst  zur  weiteren  Benutzung  vor. 

1  Comment.  Acad.  T/uod.  Palat.  Vol.  VI.  Physic.  p.  257.  2  Hist.  nat.  des  vers.  Suite  de  Buffos  par  Dktkrvjllk.  3  Voyage  «vx 
4  Isles.  —  Dia.  classif/ue  des  sc.  nat.    VII.  p.  254.     *    Vergl.  Schwkicckr's  Haiidb.  d.  Naturgcscli.   1820.  j>.  26!. 


XII     

Eine  neue  reiche  Anwendung  erhielt  die  Lehre  von  den  Infusorien  im  Jahre   1835   durch  Verglei- 
chungen  der  Verhältnisse  der  Gallionella  ferruginea.     Den  prismatischen  2schaaligen  harten  und  spröden 
glasartigen  Panzer  der  Bacillarien  hatte  ich  schon  1830  zum  Abtheilungsgrunde  benutzt.      Kützing's  inter- 
essante Entdeckung,  dass  er  aus  wirklicher  Kieselerde  bestehe,  wurde  1834,  von  mir  und  H.  Rose  bestä- 
tigt, der  Berliner  Akademie  angezeigt  und  noch  meiner  Abhandlung  von  1833  p.  319.  zugefügt.     Durch  Er- 
kennen der  für  Eisenocker  oder  eine,    zuletzt  Lyngbya  ochracea  genannte,    Pflanze  gehaltenen  rostgelben 
Flocken  der  Sumpflachen  als   eine  kieselhaltige  Gallionella  trat  der  Gedanke  nahe,  dass   das  Raseneisen 
ein  organisches  Product  seyu  möge.     Die  bekannten  chemischen  Analysen  begünstigten  es,  und  eine  frühere 
Anwesenheit  in  der  Gegend  von  Eger  und  Carlsbad  lenkte  meine  Ideen  auf  jene  eisenhaltigen  Mineralwässer, 
gleichzeitig  aber  auf  die  ebenfalls   oft   stark  Ocker  und  Erden  absetzenden  Soolwässer.     Zu  gleicher  Zeit 
erbat  ich  mir  daher  im  Frühjahr   1836  vom  Herrn  Geheimen  Ober-Bergrath  Karsten  die  Zusendung  von 
den  Absätzen  sämmtlicher  Soolwässer  der  Preuss.  Monarchie,   und  Herr  Dr.  Parthey  in  Berlin  verschaffte 
mir  auf  mein  Ansuchen  die  Bekanntschaft  des  Herrn  Fabrikbesitzers  Fischer  in  Pirkenhammer  bei  Caiisbad, 
durch  dessen  Güte  ich  am  25.  April  einige  Fläschchen  mit  Carlsbader  Quellschleiin  erhielt,  dessen  zum  Theil 
neue,  zum  Theil  nur  aus  Meerwasser  bekannte,  Infusorienformen  meine  Aufmerksamkeit  im  hohen  Grade  stei- 
gerten (s.  Berichte  der  Berliner  Akademie,  1836.  p.  32.).     Er  selbst  nahm  bei  seiner  bald  darauf  erfolgen- 
den Anwesenheit  in  Berlin  und  der  von  mir  ihm  gegebenen  Ansicht  der  Formen  den  lebhaftesten  Antheil 
und  versprach,    sich  dieser  Untersuchungen  in  seiner  Heimath  thätig  anzunehmen.     Im  Juni,    bald  nach  sei- 
ner Rückkehr,    sandte  mir  Herr  Fischer  etwas  von  der  kieselguhrähnlichcn  Substanz  des  Torfmoores  von 
Franzensbad  bei  Eger  mit  dem  Bemerken,   dass  sie  ausschliesslich  aus  den  Panzern  von  Naviculis  zu  be- 
stehen,  und  der  feuerbeständige  Rückstand  des  stellenweis  ausgeglühten  Moorbodens  zu  seyn  scheine,    zu- 
gleich mit  dem  Ersuchen,  die  Thierformen  zu  bestimmen  und  das  Resultat  zu  publiciren.     Letzteres  geschah 
am  27.  Juni  in  der  Sitzung   der  physikalisch -mathematischen  Classe  der  Berl.  Akademie  d.  Wiss.,  und  ich 
theilte  nach  den  angestellten  Untersuchungen  mit,   dass  nicht  bloss  die  kieselguhrähnliche  Masse  von  Fran- 
zensbad, wie  der  Sumpfocker,  sondern  auch  der  anerkannte,  von  Klaproth  analysirte,  Kieseiguhr  von  Isle 
de  France  und  das  von  demselben   analysirte  Bergmehl  von  Santa  Fiora  in  Toscana  ganz  aus  erkennbaren 
Arten  von  Bacillarienschaalen  bestehen,  deren  Arten  ich  aufzählte  (s.  Berichte  der  Berl.  Akad.  1830.  p.  50.). 
Nach  wenig  Tagen,   schon  am  30.  Juni,   nachdem  ich  meine  Aufmerksamkeit  auf  die  Polirerden  und  Tripel 
gewendet  hatte,  theilte  ich  der  Akademie  die  gewonnene  neue  Beobachtung  mit,  dass  der  Polirschiefer  von 
Bilin,  welcher  als  Blättertripel  oder  Silbertripel  im  Handel  ist  und  ein  grosses  geognostisches  Lager  in  Bilin  bildet, 
ebenfalls  ganz  aus  erkennbaren  Bacillarienschaalen  gebildet  sey,  und  auch  der  Klebschiefer  des  Menilmontant 
davon  Spuren  zeige  (s.  Berichte  d.  Berl  Akad.  1836.  p.  55.).     Im  August  entdeckte  ich  die  gleichen  Ver- 
hältnisse des  Casseler  und  Planitzer  Polirschiefers  und  auch   die  Bildung   des  Halbopals  und   Saugschiefers 
aus  Infusorien,  wozu  theils  das  Königliche  Mineralien -Cabinet,  theils  eine  besondere  Nebenreise  Herrn  von 
Hlmboldt's  nach  Bilin  mir  reichhaltiges  Material  übergeben  hatte.     Die  Halbopale  des  Porphyrs    und  Ser- 
pentins und  die  Feuersteine  der  Kreide  zeigten  in  sich  Pyxidiculas  als  mikroskopische  Organismen  (p.  83.). 
Auf    einer  im    September   unternommenen  Reise   nach  Jena  fand  ich  in   Delitzsch  die  Xanthidien 
und  Peridinien  der  Feuersteine    als  noch    ausgezeichnetere  Infusorien -Formen,    und  hielt  in   der  Versamm- 
lung  der  deutschen  Naturforscher  zu  Jena  einen  Vortrag  über  die  neuesten  Fortschritte  in  der  Erkenntniss 
der  Infusorien  als  Felsmassen  (s.  Amtlich.  Bericht  über  die  Vers.  d.  deutsch.  Naturf.  zu  Jena,  1836.  p.  69.). 
Specieller  erläuterte  ich  die  mikroskopischen  Feuerstein -Organismen,  besonders  auch  die  Algen,  in  einem 
Vortrage  vor  der  Berliner  Akademie  am  12.  Dec.  (s.  Bericht  d.  Berl.  Akad.  1836.  p.  114.).     Im  Jahre  1837 
sind  dann  in  den  Monatsberichten  der  Berliner  Akademie  am  9.  Februar  die  essbaren  Infusorien -Erden  von 
Degernfors  angezeigt.     In  der  Sitzung  der  Berliner  naturforsch.  Gesellsch.   am  21.  März  wurde  der  Kiesel- 
guhr  von  Kymmene  Gärd  in  Finnland  vorgelegt  (s.  Wiegmann's  Archiv,   1837.  I.  p.  277.).      Die  Infusorien 
des  Polirschiefers  von  Oran  wurden  am  13.  April  der  Berl.  Akad.  angezeigt.     Am  20.  Juli  wurde  das  Mas- 
senverhältniss  der  jetzt  lebenden  Kieselinfusorien   erläutert  und   der  Polirschiefer  von  Jastraba  bezeichnet. 
Am  11.  December  wurde  die  6monatliche  Beobachtung  der  lebenden  Dammerde  angezeigt,  das  Dendrosoma 
radians  und  die  Knospenpaarung  der  Closterien  beschrieben;  am  21.  December  ist  das  über  28  Fuss  mächtige 
Lager  der  Infusorien  in  der  Lüneburger  Haide  erläutert  worden  (s.  Berichte  der  Berl.  Akad.  1837.).     Eine 
Zusammenstellung  der  fossilen  Erscheinungen  bis  1837  ist  aus  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  von  1836  unter 
dem  Titel:  „Die  fossilen  Infusorien  und  die  lebende  Dammerde"  in  wenig  Exemplaren  besonders  abgedruckt. 
Seitdem  sind   neue  Infusorien -Lager  im  See  Lillhagsjon  und  bei  Loka  in  Schweden,   ferner  bei  Savitaipal 
in  Finnland  beobachtet  (s.  Berichte  d.  Berl.  Akad.  11.  Januar  1838.).     Ferner  ist  bei  Zamuto  in  Ungarn  ein 
Infusorien -Conglomerat  als  Polirschiefer,    auf  Isle  de  Bourbon  eine  Infusorien -Erde  und  auf  Lugon  der  Phi- 


XIII     - 

lippinen  ein  Kieseiguhr  aus  Infusorien,  bei  Kliecken  im  Dessauischen  aber  eine  essbare  Infusorien -Erde  be- 
obachtet (s.  ebenda  Juni  1838.)5  so  dass  die  Zahl  der  fossilen  Infusorien -Arten  jetzt  103  beträgt  und  eine 
überaus  grosse,  die  ganze  Erde  umfassende,  Verbreitung  vor  Augen  liegt. 

Wenn  nun  auch  die  jetzige  schärfere  Beobachtung  die  früher  an  den  Infusorien  bewunderten  vorn  er- 
wähnten Eigenschaften  sämmtlich  als  unerwiesen  und  unbegründet  hat  erkennen  lassen,  wie  es  an  den  be- 
treffenden Orten  specieller  erläutert  wird,  so  hat  sich  doch  eine  grosse  Reihe  höchst  merkwürdiger  Eigen- 
schaften und  Verhältnisse  durch  eine  genauere  Nachforschung  bestätigen  oder  entdecken  lassen,  welche 
zum  Theil  ein  grosses  physiologisches  Interesse  wirklich  in  Anspruch  nehmen.  Folgendes  ist  die  Uebersicht 
der  im  Texte  abgehandelten,  begründeten  und  besonders  merkwürdigen  Eigenschaften  und  Verhältnisse  der 
Infusorien: 

1)  Alle  Infusorien  sind  organisirte,  zum  grossen  Theil,  wahrscheinlich  alle,  hoch  organisirte  Thiere.  Dass  alle  mikrosko- 
pischen Organismen  nur  Thiere,  nicht  Pflanzen  wären,  wie  Büffojv  meinte ,  ist  irrig;  viele  Pflanzen  bestehen  deutlich  aus  mikrosko- 
pischen Einzelformen. 

2)  Die  Infusorien  bilden  2  ganz  natürliche  Thierclassen  nach  ihrer  Structur,  lassen  sich  nach  der  Structur  wissenschaftlich 
abtheilen  und  erlauben  keine  Vereinigung  ihrer  Formen  in  gleichen  Gattungen  oder  Familien  mit  grösseren  Thieren,  so  ähnlich  sie  auch 
oft  erscheinen. 

3)  Die  Existenz  von  Infusorien  ist  in  4  Weltthcilen  und  im  Meere  nachgewiesen ,  und  einzelne  Arten  sind  in  den  entfern- 
testen Erdgegenden  dieselben. 

4)  Die  geographische  Verbreitung  der  Infusorien  auf  der  Erde  folgt  den  schon  bei  andern  Naturkörpern  erkannten  Gesetzen. 
Nach  Süden  hin  giebt  es  in  andern  Weltgegenden  stellvertretende  abweichende  Formen  mehr  als  nach  Westen  und  Osten,  aber  sie  feh- 
len nirgends ,  auch  betrifft  die  clirnatische  Verschiedenheit  der  Form  nicht  bloss  die  grösseren.  Im  Meerwasser  und  Salzwasser  leben 
zahlreich  andere  Formen,  als  im  Flusswasser,  viele  aber  sind  dieselben  und  gewöhnen  sich  an  verschiedene  sehr  abweichende  Ver- 
hältnisse. 

5)  Die  meisten  Infusorien  sind  dem  blossen  Auge  unsichtbar,  viele  sind  aber  als  bewegte  Pünktchen  sichtbar  und  bei  keinem 
übersteigt  die  Körpergrösse  eine  Linie.     Die  Organisation  aller  ohne  Ausnahme  ist  für  das  blosse  Auge  völlig  unsichtbar. 

6)  Die  unsichtbaren  kleinen  Infusorien  färben  durch  ihre  zahllosen  dicht  gedrängten  Mengen  ausgedehnte  Wassermassen  mit 
auffallenden  Farben. 

7)  Sie  verursachen,  an  sich  unsichtbar,  eine  Art  des  Meeresleuchtens  durch  eigene  Lichtentwickelung. 

8)  Sie  bilden,  einzeln  unsichtbar,  eine  Art  der  Dammerde  durch  dicht  gedrängte  lebende  Massen. 

9)  Da  zu  1  Cubikzoll  Erde  oft  mehr  als  41000  Millionen  einzelner  Thiere  gehören,  so  geben  die  Infusorien  die  grössten 
numerischen  bekannten  Verhältnisse  des  selbstständigen  Lebens,  sie  bilden  die  Hauptzahl,  vielleicht  die  Hauptmasse  der  thierisch  beleb- 
ten Organismen  auf  der  Erde. 

10)  Die  Iniusorien  haben  die  in  der  gesammten  organischen  Natur  bis  jetzt  bekannte  grösste  zeugende  Kraft.  Bei  ihnen 
ist  die  Möglichkeit  zur  Vervielfältigung  des  Einzelnen  bis  zu  einer  Million  in  wenig  Stunden.  Da  eine  Vorticelle  oder  Bacillarie  sich 
binnen  1  Stunde  tli-eilt  und  nach  Zwischenzeit  von  1  Stunde  wieder  theilt,  also  in  3  Stunden  aus  einem  4  werden  und  in  5  Stunden 
aus  einem  8,  in  7  Stunden  aus  einem  16,  so  ist  es  möglich,  dass  in  je  24  Stunden  4096  Einzelthiere  aus  1,  in  48  Stunden  oder 
2  Tagen  aber  8  Millionen  und  in  4  Tagen  140  Billionen  werden.  Im  Biliner  Polirschiefer  bilden  ungefähr  41000  Millionen  Gallio- 
nellen immer  1  Cubikzoll  Stein,  daher  etwa  70  Billionen  1  Cubikfuss  (1728  C.  Zoll  =  1  C.  Fuss).  Mithin  könnte  ein  Thierchen 
durch  blosse  Selbsttheilung  in  4  Tagen  möglicherweise  2  Cubikfuss  Stein  bilden.  Diese  so  gleichmässig  fortgesetzte  Productivität  scheint 
durch  andere  äussere  Bedingungen  zwar  sehr  gehindert  zu  seyn,  aber  so  viel  Kraft  ist  in  ihnen  schlummernd  ohne  Uebertreibung  vor- 
handen.    So  blühen  die  Bäume  überschwenglich  und  tragen  nur  massige,  oft  keine  Früchte! 

11)  Die  beobachtete  Fortpflanzung  der  Infusorien  durch  Selbsttheilung  giebt  eine,  alle  Berechnung  möglicher  Zerstörung  des 
Individuums  aufhebende,  mögliche  Erhaltung  und  Verbreitung  derselben  in  Meeren  und  Lüften,  welche  poetisch  genug  an  Unsterblichkeit 
und  ewige  Jugend  grenzt.    Man  theile  sich  in  zahllose  immer  neue  Theile,  um  zahllose  Jahre  zu  leben  und  jung  zu  seyn.    (S.  p.  290.) 

12)  Die  Knospenpaarung,  welche  vielleicht  doch  das  noch  ungelöste  polyembryonische  Räthsel  aller  Pflanzensamen  und  Pflan- 
zenbildung einschliesst  (alle  Bäume,  Sträucher  und  Pflanzen  sind  offenbar  den  Corallenstöcken  ähnliche  Blüthenstöcke ,  vergl.  de  Myce- 
togenesi)  1820.),  liegt  auch  bei  den  Spindelthierchen  am  Tage. 

13)  Die  Infusorien  bilden  durch  ihre  Kieselschaalen  unzerstörbare  Erden,  Steine  und  Felsmassen,  welche,  die  Geschichte  des 
Menschen  schon  jetzt  weit  überragend,  vielleicht  einst  zu,  alle  kalkigen,  leichter  zerstörbaren  Organismenreste  überragenden,  Denkstei- 
nen der  Erdbildung  werden. 

14)  Man  kann  aus  unsichtbaren  Infusorien  mit  Kalk  oder  Soda  Glas  bereiten,  kann  schwimmende  Ziegelsteine  aus  ihnen  fer- 
tigen, sie  als  Feuersteine  benutzen,  wahrscheinlich  Eisen  aus  ihnen  bereiten,  mit  ihnen  als  Tripel  Silber  poliren  und  formen,  als  Ocker 
färben  und  als  Moder  und  Dammerde  düngen,  auch  aus  ihnen  gebildetes  Bergmehl  gegen  den  Hunger  als  unschädliche  Füllung  anwenden. 

15)  Die  unsichtbaren  Infusorien  schaden  zuweilen  und  allein,  wie  es  scheint,  durch  Tödten  der  Fische  in  Teichen,  durch 
Verschlammen  des  klaren  Wassers,  durch  Sumpfgeruch  und  durch  Schreck  abergläubischer  Menschen.  Dass  sie  die  Sumpffieber,  Pest  und 
andere  Krankheiten  bedingen,  ist  unwahrscheinlich  und  nie  glaubwürdig  nachgewiesen.  Bei  der  Cholera  in  Berlin  1832  sah  ich  keine 
ausserordentlichen  Erscheinungen  in  den  Gewässern,  noch  in  der  Atmosphäre.  Zwar  giebt  es  sehr  kleine  Krätzmilben  und  Eitermilben, 
aber  vom  Baal-Sebub  und  der  Pestfliege  der  Orientalen  an  bis  zur  Furia  infemalis  Linne's  und  dem  Cholerathierchen  ist  alles  bis- 
her unerwiesene  Behauptung  und  Aberglaube. 

16)  Die  Infusorien  sind,  so  weit  die  Beobachtung  reicht,  schlaflos. 

17)  Die  Infusorien  zerfliessen  theilweis  beim  Eierlegen  und  verändern  dadurch  passiv  mannigfach  die  Form. 

18)  Die  Infusorien  bilden  unsichtbare  Eingeweidewürmer  vieler  Thiere  und  des  Menschen,  auch  wenn  man  die  Spermatozoon 
von  ihnen  ausschliesst. 

(1 


XIV 

19)  Die  unsichtbaren  Infusorien  haben  selbst  Läuse  und  Eingeweidewürmer,  und  die  Läuse  der  Infusorien  haben  wieder  er- 
kennbare Läuse  (s.  p.  211,  510.   Tafel  XVII.  Fig.  I.  IV.  Taf.  LXIIL  Fig.  V.  3.). 

20)  Die  Infusorien  haben  ein  ansehnlich  langes  Leben,  auch  abgesehen  toiii  Einfluss  der  Selbstthcilung,  und  sie  mö^en  oft 
einen  Winterschlaf  durch  Trockniss  aus  Frost,  und  einen  Sommerschlaf  durch  Trockniss  aus  Wärme  haben,  wahrscheinlicher  aber  lie- 
gen sie  ohne  Schlaf  und  Erstarrung  nur  in  Trägheit  dabei  und  leben  dadurch  schwerlich  länger,  vielmehr  gewiss  kürzere  Zeit. 

21)  Wie  Fichten -Blüthenstaub  jährlich  als  Schwefelregen  aus  den  Wolken  fällt,  so  scheinen  die  viel  kleineren  Infusorien, 
jnit  dem  Wasserdunst  passiv  gehoben,  allerdings  zahlreich  und  wolkenartig,  lebend  unsichtbar  in  der  Atmosphäre  zu  schweben,  seltener 
vielleicht  lebend  dem  Staube  beigemischt  zu  seyn.  Directe  Erfahrungen  hierüber  sind  noch  nicht  hinreichend  viele  und  streng  wissen- 
schaftliche angestellt.  Nur  im  Anfange  der  Platzregen  sind  sie  zu  erwarten,  und  ehe  da  5  einzelne  Tropfen  untersucht  sind,  ist  die 
Gelegenheit  vergangen.  Um  nur  1000  Tropfen  der  Regen  genau  zu  untersuchen,  verlangt  es  viele  Zeit,  und  was  sind  1000  Tropfen 
eines  Regens?  Das  interessante  Feld  liegt  der  Beobachtung  noch  offen.  Auch  nach  Franz  Schulzens  und  Schwanns  neueren  Ver- 
suchen mit  künstlich  gereinigter  atmosphärischer  Luft  giebt  eine  Wasserdunst-  und  Staub -lose  Luft,  keine  Thicrchen  für  Infusionen. 
(Poggend.  Annalen  d.  Physik,  1836.  1837.) 

22)  Im  Allgemeinen  verhalten  sich  die  Infusorien  gegen  alle  äusseren  Einflüsse  den  grösseren  Organismen  ziemlich  gleich. 
Sie  verzehren  zwar  zuweilen  starke  Gifte  ohne  raschen  Nachtheil,  aber  doch  mit  allmäligcm  schädlichen  Einflüsse  derselben.  Sie  ertragen 
unter  gewissen  Umständen  hohe  Hitze-  und  Kälte-Grade,  wie  es  auch  andere  Thiere  und  Menschen  thiin.    Sie  leben  mit  und  ohne  Licht. 

23)  So  leicht  auch  das  Gewicht  der  unsichtbaren  Infusorien  ist,  so  ist  es  doch  berechenbar  und  gewogen,  und  allerdings 
mag  der  leiseste  Luftzug,  welcher  Federn  hebt,  mit  solchen  Körperchen,  wie  mit  dem  Wasserdunste,  spielen  (s.  p.  170.). 

24)  Die  scheinbare  grosse  Geschwindigkeit  der  Infusorienbewegnng  im  vergrösserten  Tropfen,  zum  klaren  Bewusstseyn  ge- 
bracht, ergab  mir,  dass  Hydatina  senta  1  Linie  in  4  Secunden,  Monas  Punctum  1  Linie  in  48  Secunden,  Navicula  gracilis 
1  Linie „ in  6  Minuten  24  See.  durchläuft.  Somit  braucht  Hydatina  senta  zu  einer  Meile  Weges  21  Wochen,  Monas  Punctum 
5  Jahre,  Navicula  gracilis  40  Jahre.  Eine  Schnecke  {Limnaeus  stagnalis)  läuft  %  Linien  in  1  Secunde,  ein  Mensch  im  Eil- 
schritt 5  Fuss  in  der  Secunde,  ein  Militairpferd  im  Trapp  13  Fuss  in  1  Secunde. 

25)  Linne  sprach  aus:  Aller  Kalk  komme  von  Würmern  (Omnis  calzc  e  vermibus).  Jetzt  wird  man  angeregt  daran  zu 
denken,  ob  nicht  alle  Kieselerde  und  alles  Eisen  (also  3  Hauptbestandtheile  der  Erde)  auch  aus  Würmern  kommen,  oder  ob  sie  von 
ihnen  nicht  wenigstens  doch  organisch  mannigfach  umgewandelt,  schon  einmal  verzehrt  wurden.  Omnis  siletc,  omne  ferrum 
e  vermibus.     Es  zu  behaupten  oder  zu  verneinen,  ist  jetzt  gleich  unrichtig.     Nur  immer  spcciellere  Untersuchung  wird  Licht  geben. 

26)  Die  directen  bisherigen  Beobachtungen  für  die  mutterlose  Erzeugung  organischer  Körper  (geueratio  primitiv d)  erman- 
geln, wie  es  nun  scheint,  sämmtlich  der  nöthigen  Schärfe.  Dieselben  Beobachter,  welche  das  plötzliche  Entstehen  der  kleinsten  Orga- 
nismen aus  Urstoffen  gesehen  zu  haben  meinen,  haben  die  sehr  zusammengesetzte  Structur  derselben  ganz  übersehen.  Ein  arges 
Missverhältniss  ist  dabei  nicht  zu  verkennen  und  eine  Täuschung  liegt  am  Tage.  Beobachtungen  über  das  Entstehen  krebsartiger  Thiere 
und  Insecten  aus  Urstoffen  sind  die  Nachklänge  einer  veralteten  Zeit,  wo  die  Raupen  aus  den  Blättern  wuchsen.  Geschichtlich  ist  völ- 
lig deutlich  die  Urzeugung,  von  den  Autochthonen- Menschen  anfangend,  auf  die  Frösche,  von  den  Fröschen  auf  die  Insecten,  von  den 
Insecten  auf  die  mikroskopischen  und  der  Untersuchung  schwer  zugänglichen  Formen  allmälig  durch  bessere  Erkenntniss  zurückgedrängt 
worden.     Auch  bei  diesen  schwindet  der  Boden,  auf  dem  sie  stehen  soll. 

27)  Die  wunderbare  stete  Formveränderung  mancher  Infusorien  hat  sich  auf  Grenzen  und  organische  Gesetze  zurückführen  lassen. 

28)  Die  Kraft  der  Infusorien -Organisation  ist  durch  ein  starkes  Kaugerüst  mit  Zähnen  in  ihrem  Munde  anschaulich  bezeich- 
net, auch  haben  sie  völlig  deutliche  Geistesfähigkeiten,  wie  andere  Thiere.  Dass  sie  gerade,  wie  Crusius,  der  Philosoph,  (Anlcit.  üb. 
nat.  Begeh,  nachzud.  IL  p.  1226.  1749.)  aus  der  Selbsttheilung  schliesst,  eine  vollkommenere  Seele  hätten,  mag  dahin  gestellt  seyn. 

29)  Die  Infusorien -Beobachtung  hat  eine  schärfere  Begriffsbestimmung  des  Thieres  im  Allgemeinen  herbeigeführt,  wonach 
sich  alle  Pflanzen  und  Mineralien  durch  Mangel  der  thierisch  -  organischen  Systeme  scharf  und  streng  scheiden. 

30)  Es  ergiebt  sich  aus  diesen  Untersuchungen  endlich,  dass  die  Erfahrung  eine  Unergründlichkeit  der  organischen  Schöpfun- 
gen dem  kleinsten  Räume  zugewendet  zeigt,  wie  die  Sternenwelt  dem  grössten,  deren  nicht  naturgemässe  Grenzen  die  optischen  Hülfs- 
mittel  ziehen.     Eine  Milchstrasse  der  kleinsten  Organisation  geht  durch  die  Gattungen  Monas ,   Vibrio ,  Bacterium,  Bodo. 

Ueber  die  innere  Einrichtung  des  Werkes,  welches  durch  den  Herrn  Verleger  in  Hinsicht  auf  die 
Darstellungen  im  Kupferstich  ohne  alle  Prahlerei  einerseits,  und  ohne  Rücksicht  auf  Ersparniss  andererseits, 
nur  mit  Hinsicht  auf  entschiedene  Zweckmässigkeit  angelegt  wurde,  ist  zu  bemerken,  dass  die  Eleganz  des 
Druckes  mehr  als  eine  seeundär  nothwendige,  gleichartige  Zugabe  erschien,  und  wenn  es  mir  gelungen  wäre, 
dem  Texte  selbst  den  innern  Gehalt  zu  geben,  welcher  dieser  äusseren  Eleganz  nicht  unangemessen  ist,  so 
würde  ich  nur  meine  Pflicht  für  die  Wissenschaft  und  für  das  mir  geschenkte  Vertrauen  erfüllt  zu  haben 
glauben.  Uebrigens  soll  dieses  Werk  keineswegs  ein  abgeschlossenes  System  darstellen.  Es  ist  nur  ein  er- 
ster Versuch,  die  durchgreifende  Organisation  der  so  schwer  übersehbaren  mikroskopischen  Formen  über- 
sichtlich zu  machen.  Nur  eine  möglichst  feste  Grundlage  für  künftige  weitere  Forschung  soll  es  bieten. 
Täglich  finde  ich  selbst  mehr  Detail  und  noch  immer  neue  Formen.  Darein  habe  ich  besonders  mein  Be- 
streben, meinen  Stolz  gesetzt,  wo  möglich  nirgends  zu  viel,  sondern  überall  nur  zu  wenig  gesellen  und  dar- 
gestellt zu  haben.  Alles,  was  ich  aufnahm,  habe  ich  selbst  beobachtet,  alle  Zeichnungen  habe  ich  selbst 
gefertigt.  Diese  Zeichnungen  bilden  die  Basis  der  wörtlichen  Beschreibung,  sie  sind  mit  möglichster,  vielfach 
von  Neuem  prüfender  Sorgfalt  entworfen  und  sind  als  Darstellungen  des  Lebendigen  nicht  Abzeichnungen,  son- 
dern Compositionen  aus  vielen  Beobachtungen,  wie  sie  kein  Maler  fertigen  konnte,  der  nicht  selbst  Beobachter 
ist.  Alle  Meinungen,  Zahl  der  Gattungen  dergl.  sind  Nebensachen,  aber  die  Facta  sollen  wahr  seyn.  Noch  habe 
ich  grossen  Fleiss  auf  das  Geschichtliche  gewendet,  obschon  es  meist  nur  eine  muthmassliche  Deutung  seyn 
konnte.     Von  Willkühr  hierbei  habe  ich  mich,  so  viel  ich  konnte,  fern  gehalten  und  vielleicht  eher  zu  viel, 


—     xv 

als  zu  wenig  Zeit  und  Raum  auf  die  Synonymic  verwendet,  doch  hielt  ich  sie  für  wissenschaftlich  not- 
wendig. Auch  von  den  ungenauesten  und  leichtfertigsten  früheren  Beobachtern  habe  ich  zuweilen  doch  Vor- 
theil  für  die  geographische  Verbreitung  der  Formen  gezogen,  aber  es  sind  fast  überall  nur  die  von  mir  selbst 

beobachteten  Lokalitäten  sicher.  Alle  Schriftsteller,  die  ich  citire,  habe  ich  selbst  nachgesehen,  was  nur 
mit  Hülfe  der  sehr  reichhaltigen,  selten  wichtige  Lücken  bietenden,  Berliner  Königlichen  Bibliothek  in  ei- 
nem solchen  Grade  möglich  war.  Die  wenigen  ungeprüften  sind  mit  Sternchen  und  Fragzeichen  versehen. 
Durch  Anwendung  von  Zahl  und  Maass  auf  diese  unsichtbare  Formenwelt  und  auf  ihre  organischen  Theile 
hat  sich  eine  früher  ungekannte  Schärfe  in  die  Unterscheidung  der  Arten  bringen  lassen.  Mit  gleicher  Sorg- 
falt und  Anstrengung  habe  ich  mich  sehr  häufig  bemüht,  den  ganzen  Entwickelungscyclus  der  Individuen  zu 
verfolgen  und  im  Detail  festzuhalten.  Vieles,  besonders  über  Bacillaricn,  hat  sich  im  Laufe  des  Druckes  noch 
sehr  erweitert  und  vertieft,  so  dass  nur  die  Resultate  noch  im  Allgemeinen  aufgenommen  werden  konnten. 
Vielleicht  finden  späterhin  Nachträge  eine  geneigte  Aufnahme.  Ueber  die  meisten  Einzelformen  hätte  ich 
freilich  noch  viel  mehr  von  ihrer  Lebensart  erzählen  können,  allein  die  generellen  Uebersichten  scheinen  dem 
Bedürfniss  zu  genügen,  und  eine  noch  grössere  Ausdehnung  des  Werkes  schien  für  jetzt  unzweckmässäg. 
Fleiss  und  Treue  in  den  Thatsachen  und  Fülle  in  den  Beobachtungen  sind  mein  Wahlspruch  gewesen.  Die 
Einkleidung  hätte  nur  auf  Kosten  der  Fülle  oder  der  Kürze  gewinnen  können,  und  so  sehr  ich  selbst  die 
Eleganz  und  Leichtigkeit  der  Darstellung  schätze,  so  kann  sie  doch  nur  auf  zweiter  Stufe  stehen,  und  Fülle 
und  Klarheit  der  Uebersicht  sind  nähere  Freundinnen  des  Wissens. 


METHODE  DES  SAMMELNS,  DER  BEOBACHTUNG  UND  DES  AUFBEWAHRENS  DER  INFUSORIEN. 

Die  Infusorien  findet  man  nicht  in  übelriechenden  Pfützen  dergl.  Diese  wimmeln  zwar  von  Infuso- 
rien, aber  ziemlich  alle  von  denselben  wenigen  und  gemeinen  Arten  (p.  526.),  auch  besteht  nicht  aller  Schlamm 
und  Moder  aus  Kieselthieren.  Das  Aufsuchen  von  Infusorien  -  Formen  ist  durchaus  dem  Pflanzen-  und  In- 
secten-Sammeln  ähnlich.  Die  lieblichsten  und  auffallendsten  Gestalten,  namentlich  auch  fast  alle  Räderthiere, 
finden  sich  im  klaren  Wasser  langsam  messender  oder  nachquellender  Gräben,  Lachen  und  Bassins,  in  de- 
nen fein  zertheilte  Wasserpflanzen,  besonders  Lemna^  Ceratophyllum,  Conferven  dergl.  wachsen.  Sehr 
reichhaltig  an  ausgezeichneteren  Arten  pflegen  Torflachen  oder  Wiesengräben  zu  seyn.  Sieht  man  schein- 
bar mit  Schimmel  überzogene  Pflanzen  unterm  Wasser,  so  hat  man  eine  reiche  Erndte.  Es  sind  meist  lieb- 
liche Glockenthierchen  (Vorticellen),  zwischen  denen  Räderthiere  verschiedener  Gattungen,  Blumenfischchen, 
Schwanenthierchen  und  viele  andere  Formen  gleichzeitig  munter  leben.  Kleine  gelbliche  Gallertkugeln  an 
Ceratophyllum  sind  die  lieblichen  Sonnenschirmthierchcn.  Der  weisse  Schimmel  an  den  Wurzeln  der  Meer- 
linsen ist  meist  VorticeUa  nebulifera^  und  kleine  schwärzliche,  im  rechten  Winkel  von  der  Meerlinsen- 
Wurzel  dergl.  abstehende,  kurze  Borsten  sind  die  liebliche  Melicerla.  Findet  man  irgendwo  zwischen  Meer- 
linsen das  Kugelthier  {Volvox  Glohator)^  so  darf  man  nur  bei  mehreren  mit  der  Lupe  nach  innern  weis- 
sen Flecken  suchen,  um  alsbald  den  Raubschiffer  zu  entdecken»  Die  staubige  oder  häutige  Oberfläche  stag- 
nirender  Lachen  ist  oft  voll  von  seltenen  Formen.  Grüne,  gelbe,  blaue,  braune,  rothe  schleimige  Ueberzüge 
der  Wasserpflanzen  oder  Färbungen  der  Gewässer  sind  in  der  Regel  von  lieblichen  Infusorien -Formen  ge- 
bildet, und  was  dem  Vorübergehenden  höchstens  sonderbar  ist,  das  wird  dem  mikroskopischen  Forscher  zum 
überraschendsten  Schauspiel  des  formenreichsten  Lebens.  Jeder,  wer  Lust  oder  Beruf  zu  solchen  Beobach- 
tungen hat,  findet  leicht  die  specielleren  ihm  bequemsten  Methoden  des  Sammeins  und  Beobachtens  von 
selbst,  und  was  manchem  bequem  und  förderlich  ist,  ist  dem  andern  unbequem.  Nützlich  sind  vielleicht  fol- 
gende Bemerkungen:  Man  muss  nicht  Gläser  auf  das  Geradewohl,  mit  modrigem  stinkenden  Wasser  ge- 
füllt, mit  sich  nach  Hause  nehmen,  das  ist  lästig  und  unzweckmässig.  Was  man  zur  specielleren  Untersu- 
chung mit  sich  nimmt,  muss  schon  eine  sichere  Anzeige  eines  bestimmten  Gehaltes  und  Interesses  haben. 
Um  diess  zu  erfahren,  muss  man  Gläser  von  weissem  klaren  Glase  auf  Erholungs  wegen  oder  mikroskopi- 
schen Excursionen  bei  sich  haben,  und  eine  (entweder  gewöhnliche  oder  besser  noch  applanatische)  Lupe,  d.i. 
eine  gefasste  einfache  oder  doppelte  Glaslinse  von  etwa  4maliger  Vergrösserung  im  Durchmesser,  an  einer 
Schnur  befestigt,  bei  sich  führen,  damit  sie  nicht  zu  leicht  ins  Wasser  fällt.  Stärkere  Vergrösserungen  sind  zeit- 
raubend und  unnütz,  sogar  eine  2malige  des  Durchmessers  reicht  aus.  Auch  ist  ein  kurz  zusammenschieb- 
barer Stock  mit  einem  Haken  am  Ende  nützlich.  Sehr  dünne  klare  Reagenz -Gläser,  die  jeder  Apotheker 
verschafft,  mit  guten  Stöpsein,  in  ein  bequemes,  etwa  4  Zoll  langes,  gegen  2  Zoll  hohes  und  3  Zoll  brei- 
tes, Blechkästchen  auf  Baumwolle  in  doppelter  Lage  neben  einander  gelegt,  kann  man  dutzendweis  ohne 
Unbequemlichkeit  bei  sich  haben;    um  aber  von  der  Oberfläche  der  Gewässer  bequemer  einzuschöpfen,  be- 


XVI 


diene  ich  mich  oft  kleinerer  starker  weisser  Gläser  mit  weiter  Mündung,  deren  man  ebenfalls  ohne  Last 
mehrere,  frei  mit  sich  nehmen  kann.      Findet  sich  eine  durch  irgend  eine  Trübung  oder  durch 
Meerlinsen ?  Confervenüberzug  dergl.  die  Aufmerksamkeit  erregende  Lache,  so  schöpft  man  et- 
was ein v  thut  auch  wohl,  von  den  Pflanzen,  nicht  allzuviel,   aber  etwas  mit  in  das  Glas  zu 
nehmen.     Erkennt  man  mit  der  Lupe  nicht  kleine  bewegte  Wesen  oder  glockenartige  Vorticel- 
len  sogleich,   so  giesst  man  das  Geschöpfte  weg  und  geht  weiter,   bis  man  irgend  etwas  Le- 
bendes im  Wasser  wirklich  erkennt,  das  erst  trägt  man  zur  Untersuchung  nach  Hause.     Man 
erwirbt  sich  gar  bald  eine  solche  Fertigkeit  im  Unterscheiden  der  schon  öfter  gesehenen  For- 
men, dass  man  die  gewöhnlicheren,  selbst  sehr  kleine,  aus  ihren  Bewegungen  und  Gestalten  mit  Sicherheit 
beurtheilt,    ohne  sie  erst  unter  das  zusammengesetzte  Mikroskop  zu  bringen,   wie  ich  denn  in  jedem  Halb- 
jahre bei  meinen  Vorträgen  für  Studireude  dergleichen  Excursionen  und  Demonstrationen,   selbst  im  Winter, 
zu  machen  pflege.     Im  Winter  darf  man  nur  an  offenen  Stellen,  unter  Brücken  dergl.,  Ceralophylla  oder 
abgestorbene  Schilfblätter  aus  dem  Wasser  hervorholen,  um  viele  Formen  von  Infusorien  zu  erhalten.    Oft  habe 
ich  ganz  zugefrorene  Gräben  mit  einem  Handbeile  aufgeschlagen  und  die  gesuchten  Formen  selten  verfehlt. 
Sehr  reichhaltig  pflegt  der  schleimige  Ueberzug  der  Brückenpfeiler,  Wehre  und  Wasserschütze  dergl.  unterm 
Wasser  zu  seyn,  und  auch  in  den  Soolrinnen,   in  nicht  ganz   ablaufenden  Dachrinnen,   in  Sturmfässeru  und 
stehenden  Wassertonnen  aller  Art  findet  sich  ein  unerwarteter  Reichthum  in  jedes  Beobachters  Nähe.      Die 
gefüllten  Gläschen  müssen  einen  nur  kleinen  Luftraum  unter  dem  Stöpsel  haben  und  zu  Hause  sogleich  ge- 
öffnet werden,  sonst  sterben  die  Thierchen.     Zur  specielleren  Untersuchung  in  der  Wohnung  bedarf  man  eines 
zusammengesetzten  Mikroskops,  am  besten  der  neueren  Construction.     Ich  selbst  habe  1820  meine  ersten  und 
glücklichen  Untersuchungen  über  das  Keimen  der  Schimmelsamen  mit  einem  hölzernen  Nürnberger  Mikroskop 
ä  10  Thlr.,  einem  damals  unschätzbaren  Geschenk  meines  Bruders  Ferdinand  E.,  dem  ich  hiermit  danke,  gemacht, 
und  habe  die  neuesten  Verbesserungen  nur  zur  weiteren,  reicheren,  Entwickelung  der  schon  gewonnenen  Grund- 
sätze noch  anwenden  können.    Ein  gutes  Mikroskop  erleichtert  die  Untersuchung  und  befördert  die  Klarheit  der 
Erkenntniss.    Man  bedarf  noth wendig  zur  Untersuchung  der  Infusorien  einer  Vergrösserung  von  300 — 400malim 
Durchmesser  und  verliert  viel  Zeit  und  Kraft,  wenn  diese  unklar  ist.     Zum  Weiterfördern  der  Wissenschaft 
kann  man  mit  800-  bis  lOOOmaliger  noch  sehr  Vieles  thun.     Mikroskope  von  IV2  Paris.  Fuss  Höhe  sind  für 
grössere  Menschen  bequem,   für  kleinere  unbequem.     Wer,   wie  ich,   nicht  über  5  Fuss  misst,    dem  ist  ein 
etwa  14  Zoll  hohes  Mikroskop  bequemer.     Ich  beobachte  lieber  im  Stehen  und  bin  dabei  aufmerksamer,  ge- 
spannter, als  im  Sitzen,  bei  andern  mag  es  umgekehrt  seyn,  daher  einige  die  horizontalen  Mikroskope  vor- 
ziehen.    Wer  am  Tage  anders  beschäftigt  ist,   kann  mit  einem  guten  achromatischen  Mikroskope  ebensogut 
des  Nachts  beobachten.     Ich   selbst  habe  anhaltende  Beobachtungen   durch  viele  ganze  Nächte  gemacht  und 
kann  die  von  Chevalier  in  Paris  gefertigten  Reverberations- Lampen  zur  starken  Beleuchtung  sehr  empfeh- 
len, obschon  eine  klare  AnGAND'sche  Lampe  hinreicht.     Wenn  man,  sobald  man  sich  angegriffen  fühlt,  Kopf- 
weh oder  Augenweh  bemerkt,    die  Beobachtungen  alsbald  aussetzt  und  nur  in  einzelnen  wichtigen  Fällen 
sich  preisgiebt,  so  kann  man,  wie  ich  und  viele  vor  mir,  sich  ein  ganzes  Leben  lang  ohne  Schaden  für  die 
Augen  mit  dem  Mikroskope  beschäftigen,  und  wer  nützen  will,  muss  etwas  wagen  und  preisgeben. 

Zur  Beobachtung  der  Infusorien  setzt  man  die  in  Reagenzgläschen  gesammelten  oder  in  sie  später 
gefüllten  Infusorien  auf  ein  kleines  hölzernes  oder  blechernes  Gestell,  dessen  öeffnungen  numerirt  sind,    so 

kann  man  sich  leicht  eine  gar  nicht  lästige,  sogar  zierliche  Menagerie  von  lebenden 
Infusorien  anlegen,  indem  man  die  Formen  möglichst  isolirt  in  verschiedene  Gläschen 
bringt.  Bei  Lehrvorträgen  erinnern  die  Zahlen  an  den  Inhalt,  und  bei  Beobachtungen 
dienen  sie  zur  Bezeichnung  der  Einzelheiten.  Man  giesst  aus  dem  Gläschen  etwas 
in  ein  Uhrglas  und  stellt  dieses  auf  ein  halb  schwarzes,  halb  weisses  Bretchen  von  4 — 6  Zoll  im  Quadrat 
Alle  dunkeln  Infusorien  erkennt  man  leicht  auf  dem  weissen  Grunde,  alle  weissen  und  durchscheinenden  auf 
dem  schwarzen  mit  der  Lupe  und  oft  mit  blossem  Auge.  Meist  sammeln  sich  die  kleinen  Formen,  wenn 
sie  zahlreich  sind,    an  der  Lichtseite  des  Wasserrandes  im  Uhrglase.     Man  kann  mit  Hülfe  der  pinselartig 

abgeschnittenen  feinen  Spitze  des  Federschaftes  einer  Raben-  oder  Gänsefeder  besser 
als  mit  einem  sie  in  sich  verwickelnden  Malerpinsel  eine  Menge  davon  in  die  Höhe  he- 
vben  und  auf  ein  Glastäfelchen  bringen.  Auch  kann  man  so  die  grösseren  Räderthierchen 
bei  einiger  Uebung  leicht  einzeln  aus  dem  Uhrglase  heben.  Merkt  man  sich  den  Ort  ge- 
nau, wo  man  mit  der  Lupe  kleine  Thierchen  sieht,  so  kann  man,  auch  dem  blossen  Auge 
unsichtbare,  einzelne  Formen  auf  diese  Art  meist  sehr  sicher  fangen  und  isoliren.  Zum 
Einfangen  der  Formen  vom  Boden  grösserer  Wassergefasse  dient  auch  ein  Glasröhrchen 
zum  Aufsaugen   0  -  .,zzr^^<>— - ,  das  jeder  Glasbläser,  Chemiker  oder  Apotheker  aus  Gefällig- 


XVII ~ 

keit  leicht  fertigen  kann.  Es  kann  einen  Fuss  lang  und  2 — 2V2  Linien  dick  seyn.  Saugt  man,  so  dringen 
die  gewünschten  Thierchen  mit  dem  Wasser  in  die  Kugel,  und  lässt  man  das  Wasser  daraus  in  ein  Uhrglas  auslau- 
fen, so  kann  man  sie  aus  der  geringeren  Wassermenge  leicht  weiter  isoliren.  Morren  hat  ein  ähnliches  solches 
Röhrchen  Microsoter  genannt.  Den  mit  dem  Federpinsel  aufgenommenen  Tropfen  thut  man  auf  ein  flaches 
Glastäfelchen,  wo  er  sich  von  selbst  zur  bequemen  Beobachtung  abflacht.  Ist  das  Wasser  wärmer  als  das 
Mikroskop,  so  beschlägt  dieses  mit  Wasserdampf.  Diese  lästige  periodische  Trübung  hebt  man  durch  ab- 
wechselndes Aufschrauben,  Entfernen  der  Objectlinse  vom  Wasser,  oder  durch  Auflegen  sehr  feiner  Glas- 
oder Glimmerblättchen  auf  den  Tropfen.  Um  durch  letztere  Methode  die  grösseren  Infusorien  nicht  zu  zer- 
quetschen, oder  auch,  um  die  kleineren  am  bestimmten  Orte  festzuhalten,  thut  man  kleine  Fragmente  von  Con~ 
ferven  zu  ihnen.  Diese  vermindern  den  Druck  und  sammeln  die  Thierchen  im  Wasser  um  sich.  Will  man  aber 
sehr  starken  Druck  anwenden,  um  z.B.  die  kleineren  Räderthierchen  so  zu  quetschen,  dass  ihr  Körper  zer- 
fliesst  und  ihre  Zähne  als  alleinige  harte  Theile  sichtbar  werden,  so  kann  man  sich  einer  zwar  zusammen- 
drückenden, aber  nicht  verschiebenden,  Presse  bedienen.  Die  einfachste  Art  solcher  Pressen  oder  Quetscher, 
wie  ich  sie  1831  angab  und  Herr  Schiek  sie  ausführte  (s.  AbhandL  d.  Berl.  Akad.  1831.  p.  46.),  sind  2 
zwischen  Schraubengewinden  so  verbundene  geschliffene  Gläser,  dass  ein  Ausschnitt  ihres  Randes  in  einen 
festen  Zapfen  des  untern  Schraubengestelles  passt  Ein  stärkeres  Glas  dient  zur  Unterlage,  und  ein  (um 
starke  Vergrösserung  zu  erlauben)  dünneres  muss  etwas  über  den  Rand  des  Schraubengestelles  hervorragen. 
So  bringt  das  Zusammenschrauben  einen  beliebig  starken  Druck  ohne  Verschiebung  hervor. 
Purkinje  hat  dieses  Instrument  1835  vergrössert  und  etwas  abgeändert,  und  Schiek  hat  seit 
1836  eine  andere,  zierliche  Form  erfunden,  welche  Nachlassen  und  Verstärken  des  Druckes 
während  der  Beobachtung  mit  einer  Hand  erlaubt.  Grosse  Uebung  findet  alles  diess  entbehrlich. 
Die  fossilen  Bacillarien-Erden  sind  unter  etwas  Wasser  zu  beobachten.  Um  feine  Anatomieen  zu 
machen,  dienen  sehr  fein  gespitzte  zweischneidige  Messerchen,  die  auch  von  der  Form  der  Staarnadeln  seyn 
können  und  die,  wenn  sie  in  eine  lange  ganz  feine  Spitze  auslaufen,  einen  höchst  überraschenden  Fühl- 
apparat bilden,  wodurch  man  selbst  bei  Infusorienanatomieen  harte  und  weiche  Theile  mit  Ueber- 
zeugung  unterscheidet.  Eine  fein  auslaufende  Pincette  ist  zum  Anfassen  der  Pflanzen  nöthig. 
Grössere  Infusorien  kann  man  mit  dem  Federpinsel  ohne  grosse  Schwierigkeit  einzeln  in  Rea- 
genzgläser mit  klarem  Wasser  setzen  und  mit  kleineren  farbigen  Thierchen  füttern,  wobei 
man  meist  bald  ihr  Eierlegen  und  die  ganze  Entwickelung  beobachten  kann.  Die  äusseren 
Organe  und  die  eigentliche  Lebenskräftigkeit  vieler  Infusorien  sieht  man  nur  erst,  wenn  man 
den  Wassertropfen  mit  ein  wenig  durchscheinender  Tuschfarbe  zum  Theil  färbt.  Die  Wir- 
kung dieses  Experiments  ist  selbst  ohne  Rücksicht  auf  das  bald  erfolgende  Verschlingen  sol- 
cher Farben,  die  organischen  Ursprungs  sind,  höchst  überraschend.  Am  besten  sind  Indigo, 
Carmin  oder  Saftgrün  in  Form  reiner  Tuschfarben. 

Endlich  ist  die  Möglichkeit  zu  erwähnen,  Sammlungen  von  allen  Arten  der  Infusorien  im 
trocknen  Zustande  anzulegen,  welche  einerseits  den  wissenschaftlichen  Vortheil  gewähren,  auch  diese  klei- 
nen Formen  des  organischen  Lebens  scharf  mit  einander  zu  vergleichen,  und  andererseits  eine  Bürgschaft 
für  die  Richtigkeit  der  Mittheilungen  über  scheinbar  aller  Controlle  entbehrende  Gegenstände  werden.  Die 
für  Pflanzen  gehaltenen  Kieselthiere  der  Bacillarien- Formen  hat  man  zwar  schon  längst  in  den  Algensamm- 
lungen aufbewahrt,  allein  dass  man  den  Volvox^  die  Räderthiere  und  die  Monaden  sogar  mit  ihren  Rüsseln 
und  gefärbten  Magen  vollständig  kenntlich  und  selbst  für  das  naturhistorische  Studium  aufbewahren  könne, 
ist  vor  Kurzem  noch  so  unglaublich  gewesen,  wie  die  Formbeständigkeit  all  dieser  Körperchen  selbst.  Die 
Methode  ist  höchst  einfach  und  hat  nur  Schwierigkeit  im  scharfen  Isoliren  der  Formen.  Man  muss  mit 
grösseren  anfangen,  um  Uebung  zu  erlangen.  Man  trägt  ein  mit  dem  Federpinsel  aus  dem  Uhrglase  genom- 
menes Thierchen  auf  ein  Glimmerblättchen  oder  Glastäfelchen,  entzieht  ihm  die  Feuchtigkeit  mit  Löschpa- 
pier und  einer  Messerspitze  bis  auf  möglichst  wenig  und  lässt  das  Wasser  auf  der  flachen  warmen  Hand 
dann  rasch  vollends  verdunsten.  Hydatina  wird  am  besten,  wenn  man  sie  mit  Strychnin  tödtet  und  dann 
einzeln  rasch  auftrocknet.  Man  kann  auch  viele  in  einem  engen  völlig  verschlossenen  luftlosen  Glase  durch 
mehrstündiges  Entziehen  der  Luft  oder  auch  dadurch  in  der  Expansion  tödten,  dass  man  sie  in  die  heisse 
Sonne  setzt,  doch  müssen  sie  schnell,  nachdem  sie  gestorben,  aufgetrocknet  werden,  ehe  sich  innen  Gasent- 
wickelung zeigt,  die  alle  Organe  verunstaltet.  Jedes  dieser  getrockneten  Thierchen  ist  wie  ein  Bild.  Man 
kann  nicht  alle  Gestalten,  alle  Organe  wie  im  lebenden  Thiere  an  ihm  noch  zusammen  beobachten,  aber  man  kann 
sich  so  viele  Präparate  machen,  dass  man  alle  gewünschten  Ansichten  vor  sich  erhalten  sieht.  Für  eine  längere 
kürzere  Zeit  erhalten  sich  die  fossilen  Bacillarien  in  Oelen  und  klaren  Balsamen  sehr  schön,  wie  im  Was- 
ser sichtbar,    allein  mit  der  Zeit  trocknen  diese  ein  und  verderben  das  Object;   die  einfach  getrockneten 


XVIII 


kann  man  oft  befeuchten  und  wieder  trocknen.  Die  weichen  Infusorien  werden  unter  Wasser  einmal  wie- 
der sehr  frisch,  sind  aber  dann  meist  verdorben.  Die  natürliche  Form  und  Grösse  ist  zuweilen  zwar  schwer 
zu  erhalten,  oft  aber  durchaus  treu  und  gleich.  Die  Farbe  erhält  sich  bei  mir  schon  viele  Jahre  lang,  nur  das 
Pigment  der  Augen  vergeht  bald.  Man  thut  wohl,  die  aufzubewahrenden  Formen  vorher  mit  Farbe  zu  füt- 
tern. Muskelpräparate  u.  s.  w.  sind  besser  ohne  diess.  Den  Act  des  Gebarens,  den  Act  des  Auskriechens 
des  Jungen  aus  dein  Ei,  die  verschiedenen  Zahnformen,  die  Muskeln,  die  Sexualdrüsen,  die  Wirbelorgane, 
die  gefärbten  Magen,  die  Eier,  kurz  alle  diese  scheinbar,  zuweilen  wirklich  nur  momentanen,  Einzelheiten 
des  mikroskopischen  Lebens  habe  ich  in  einer  über  1000  Nummern  enthaltenden  Sammlung  vor  mir,  und 
ich  halte  es  für  eine  sehr  nützliche  Aufgabe  der  Beobachter  und  Lehrer,  sich  rojjt  der  Aufbewahrung  dieser 
Wunderwelt  angelegentlich  zu  beschäftigen.  Zur  längeren  Verwahrung  ist  am  besten,  die  Präparate  auf 
einem  geschliffenen  runden  Glastäfelchen  zu  trocknen  und  dieses  mit  einem  andern  ähnlichen  zu  bedecken, 
beide  aber  am  Rande  mit  Wachs  oder  Lack  zu  verbinden  und  so  in  die  bekannten  mikroskopischen  Schie- 
berchen mit  mehreren  OefFnungen  zu  ordnen,  worin  man  bisher  nur  Ungeziefer  und  Haare  der  Neugier  preis 
gab.  Ich  habe  meine  eigene  Sammlung  der  mikroskopischen  Objecte  in  5,  4V2  Zoll  hohen,  3V2  Zoll  breiten 
und  gegen  2  Zoll  tiefen,  Kästchen,  deren  jedes  in  5  Reihen  zu  10  geordnet,  50  Schieberchen,  jeden  mit 
6  Nummern  enthält,  was  für  jedes  Kästchen  300  Nummern,  im  Ganzen  1500  Nummern  giebt.     Wegen  des 

bequemeren  Auflegen s  der  kleinen  Schieber  auf  den  Objecttisch,  ohne  besondere 
Befestigung  bei  Beobachtung  der  äussersten  Objecte,  ist  es  besser,  nur  4  Objecte 
in  jedes  Täfelchen  zu  bringen.  Für  thätige  Privatgelehrte  und  weniger  bemittelte 
Beobachter  sind  2  Glimmerblättchen  den  Glastäfclchen  vorzuziehen,  weil  diese  an- 
sehnlich theurer  und  schwieriger  zu  haben  sind.  Auch  zwischen  Glimmer  in  wohl 
verwahrten  Kästchen  kommen  keine  Milben  zu  den  Objecten,  und  sie  erhalten 
sich  so  als  grössere  Sammlungen  bei  mir  seit  nun  4  Jahren  (s.  Abhandl.  d.  BerL 
Akad.  d.  Wiss.  1835.  p.  141.).  Die  fossilen  Formen  der  Feuersteine  und  Halb- 
opale erlangt  man  am  schönsten  durch  sehr  dünn  geschliffene  Blättchen  zur  An- 
sicht und  beliebigen  fortwährenden  Benutzung.  Mit  ein  wenig  Wachs  auf  Glastäfelchen  geheftet  oder  mit  Mastix 
ganz  darauf  befestigt,  sind  sie  leicht  in  ähnlichen  Kästchen  mit  den  übrigen  zu  ordnen  und  zu  verwahren. 


Berlin,   im  Juli  1838. 


Der  Verfasser. 


CLASSE    DER    MAGENTHIERE. 

Polygastrica»    Polygastriques. 

CHARACTER:     Aniraalia  emedullaria,  aspliycta,  polygastrica,  forma  indefinita,  androgyna,  pseudopoda. 

Medulla  spinali  carentia,  vasorum  pulsu  destituta,  ventriculis  numerosis  globosisque  insignia,  spontanea  divisione 
fissa  gemmisve  aucta  (liinc  forma  indefinita)  ,  singula  sexus  utriusque  organis  instructa,  processibus  pedifor- 
inibus  (saepissime  vibrando)  locum  mutantia,  vere  articulatis  pedibus  orba. 

CARACTERE:    Animaux  sans  moelle  epiniere^    sans  pulsation   des  vaisseaux^    ayant   t  intestin 
fendu  en  nombreux  estomacs  globuleux^   la  forme  indefinie   (ä  cause  de  gemmes  ou 
de  la  division  spontanee)  ^  les  deux  sexes  reunis,  se  mouvant  (souvenl  vibrant)  par  le 
moyen  de  faux-pieds,  depourvus  de  vrais  pieds  articules. 

Magenthiere  sind  rückenmarklose  und  pulslose  Thiere  mit  in  zahlreiche  blasenartige  Magen  zer- 
theiltem  Speisecanale,  mit  (wegen  Knospenbildung  oder  Selbsttheilung)  unabgeschlossener  Körperform,  mit 
doppeltem  vereinten  Geschlecht,  bewegt  durch  (oft  wirbelnde)  Scheinfüsse  und  ohne  wahre  Gelenkfüsse. 


Polygastrica 

sunt: 

Treinatodca    ventriculis    numerosis,     sponte 

dividua  aut  gemniipara; 
Coinpianata  ventriculis  numerosis  et  gemmi- 

para ; 
Acalephae   ventriculis  numerosis,  sponte  di- 

viduae  aut  gemmiparae; 
»otatoria  ventriculis  numerosis,   gemmipara 

aut  sponte  dividua; 
Turliellaiia  ventriculis  numerosis  gemmisque 

insignia,  spuria  articulatione  nulla; 
iVematoidea   gemmipara   aut  sponte  dividua, 

androgyna ; 

Somatotoma  pulsu  et  articulis  destituta; 

Mollusca   aspliycta  et  sponte  dividua; 

Insecta  articulis  destituta,  aspliycta,  andro- 
gyna et  sponte  dividua  aut  gemmipara; 

Pisces  emedullares,  aspliycti,  ventriculis  nu- 
merosis, androgyni,  sponte  dividui  aut 
gemmipari. 


Ties  Polygastriques 

sont: 

Trematodes  ä  nombreux  estomacs,  ä  gemmes 
ou  division  spontanee; 

Coinplanes  (Planaires)  ä  nombreux  esto- 
macs  et  gemmipares; 

Acalcphes  ä  nombreux  estomacs,  ä  gemmes 
ou  division  spontanee; 

Rotatoires  ä  nombreux  estomacs  et  ä  gemmes 
ou  division  spontanee; 

Turlicllaries  ä  nombreux  estomacs  et  ä  gemmes, 
sans  fausses  articulations ; 

Nemato'ides  ä  gemmes  ou  division  sponta- 
nee et  aux  deux  sexes  reunis; 

Somatotomes  (aüaidines)  sans  pulsation  des 
vaisseaux  et  sans  articulations; 

Mollusaueis  sans  coeur  et  ä  division  spon- 
tanee ; 

Insectes  sans  articulations,  sans  pulsation 
des  vaisseaux,  aux  deux  sexes  reunis,  ä 
gemmes  et  ä  division  spontanee; 

Poissons  sans  moelle  epiniere,  sans  coeur, 
ä  nombreux  estomacs,  aux  deux  sexes  reunis 
et  ä  gemmes  ou  division  spontane'e. 


IMe  Magentliiere 

sind: 

Saugwürmer  mit  vielen  Magen,  Selbstthei- 
lung oder  Knospenbildung ; 

Plattwürmer  mit  vielen  Magen  und  Knos- 
penbildung; 

Q,uallen  mit'  vielen  Magen,  Selbsttheilung 
oder  Knospenbildung; 

Rädertliiere  mit  vielen  Magen,  Knospen- 
bildung   oder  Selbsttheilung; 

Strudelwürmer  mit  vielen  Magen  und  Knos- 
penbildung, ohne  Scheingliederung; 

Fadenwürmer  mit  Knospenbildung  oder 
Scheingliederung  und  vereintem  doppelten 
Geschlecht; 

Spaltthiere  ohne  Gliederung  und  ohne  Puls ; 

Schnecken  ohne  Herz  und  mit  Selbstthei- 
lung; 

Insecten  ohne  Gliederung,  ohne  Gefässpul- 
sation,  mit  vereintem  doppelten  Geschlecht, 
Knospenbildung  oder  Selbsttheilung; 

Fische  ohne  Rückenmark,  ohne  Herz,  mit 
vielen  Magen,  vereintem  doppelten  Ge- 
schlecht, Knospenbildung  oder  Selbstthei- 
lung. 

f 


Uebersicht   der   22   Familien   der  Magenthiere: 


Darm- 
lose, 
Anen- 
tera: 


Darm- 
führen- 
de, En- 
tero- 
del a: 


Anhanglose 
(Fusslose) , 
Gymnica: 


|  Wechselfüssige, 
Pseudopoda : 

Behaarte,  Epi- 
tricha:       } 

Einmündige,    t 
Anopisthia:  \ 

Gegenmündige,  I 
\Enantiotreta: ) 

Wechselmün- 
\Aige,Allotreta: 

Bauchmündige, 
Catotreta: 


vollkommene  Selbst-  (panzerlose     

theilung  j  gepanzerte     

unvollkommene        /allseitige  Selbsttlieilung,  mit  Panzer  (Kugelbildnng) 

|  Selbsttlieilung    (Mo-  )  einseitige    Selbsttlieilung    (Fadenbil-  l  panzerlose   .  . 

nadenstockbildung)     |  dung)  /gepanzerte  .  . 

[Körperform  j  panzerlose 

wechselnd  )  gepanzerte 

panzerlose  • ,s  s 


Körper- 
!  form  be- 
ständig . 


\ 


gepanzerte 

panzerlose  , 
gepanzerte 
panzerlose  , 
gepanzerte  ■ 
panzerlose  , 
gepanzerte 

I  panzerlose . 

gepanzerte  , 
i  panzerlose . 

gepanzerte  , 


vieltheiliger  Fuss  aus  einzelner  Oeffnung 

einfacher  Fuss  aus  einzelner  oder  jeder  einzelnenOeffnung 


[  mit  von  einem  Rüssel  überragten  Munde  ohne  Schwanz 
)  mit  vorderem  Munde  und  schwanzartigem  Bauchende 


nur  mit  Wimpern  bewegt 

mit  mehrfachen  Bewegungsorganen 


Monadina 

Cryptoraonadina 

Volvocina 

Vibrionia 

Closterina 

Astasiaea 

Dinobryina 

Amoebaea 

Arcellina 

Bacillaria 

Cyelidina 

Peridinaea 

Vorticellina 

Ophrydina 

Enchelia 

Colepina 

Trachelina 

Ophryocercina 

Aspidiscina 

Colpodea 

Oxytriehina 

Euplota 


Erläuterungen  zur  Classe  der  Magenthiere. 

Die  Magenthierchen  bilden  jetzt  553  Arten  in  123  Gattungen  und  22  Familien ,  von  denen  11  panzerlos  und  ebensoviel  ge- 
panzert sind,  wie  nackte  Mollusken  und  Schaal-Mollusken.  Nach  dem  Reichthum  an  Arten  verhalten  sich  die  Familien  wie 
folgt:  die  Bacillarien  sind  168  Arten  in  35  Gattungen,  die  Monadinen  41  Arten  in  9,  die  Trachelinen  38  Arten  in  8,  die 
Vorticellinen  35  in  8,  die  Enchelien  30  in  10,  die  Colpodeen  27  in  5,  die  Astasiaeen  24  in  6,  die  Volvocinen  18 
in  10,  die  Peridinaeen  und  Oxytrichinen  jede  17  in  4  und  5,  die  Cryptomonadinen  und  Closterinen  jede  16  Arten  in  6 
und  1  Gattung,  die  Vibrionien  14  Arten  in  5  Gattungen,  die  Euploten  12  in  4,  die  Ophrydinen  11  in  4,  die  Arcellinen  10 
in  3,  die  Cyclidinen  9  in  3  Gattungen,  die  Colepinen  5  Arten  in  1  Gattung,  die  Amoebaeen  4  in  1,  die  Dinobryinen 
und  Ophryocercinen  jede  3  Arten  in  2  nnd  1  Gattung,  die  Aspidiscinen  2  Arten  in  1  Gattung.  Die  Bacillarien  bilden 
mithin  allein  mehr  als  1/^ß  und  mit  den  Monadinen,  Trachelinen  und  Vorticellinen  zusammen  die  Hälfte  der  Classe.  Unklare 
Anschauungen  der  Massen  hatte  man  bewusstlos  schon  in  den  ältesten  Zeiten  (s.  p.  VII.  und  p.  118.),  allein  die  einzelnen  Formen 
brachte  der  Entdecker  der  Infusorien  weit,  Leeuwenhoek,  1675  erst  zum  klaren  Bewusstseyn.  Die  ersten  waren  Vorticel- 
linen, Oxytrichinen  und  vielleicht  Enchelien  (s.  p.  VII.).  Derselbe  Naturforscher  hat  bis  airs  Ende  seines  Lebens  etwa  27 
verschiedene  Arten  beobachtet,  nämlich  wahrscheinlich:  Bodo  Ranarum,  Bursaria  intestinalis  und  cordiformis,  Carchesium 
polypiiiwm,  Chilodon  Cucullulus,  Chlamidomonas  Pulvisculus? ,  Coleps  hirtus? ,  Colpoda  Cucidlus,  Epistylis 
Anastatica  und  vegetans,  Englena  sanguinea  und  viridis,  Kerona  Polyporum? ,  Leucophrys  pyriformis? ,  eine  Mo- 
nas?, Paramecium  Aurelia? ,  ein  Peridinium? ,  Stylonychia  Mytilus  und  pustulata,  Synedra  Ulna,  Tricho- 
dina  Grandinella  und  Pediculus,  Vaginicola  crystallina,  Vibrio  Bacillus  und  Rugula,  Volvo  &  Globaior  und  Vor- 
ticella  Convallaria.  Euglena  viridis  beobachtete  vor  ihm  wohl  Harris  1696  in  England,  und  1703  beobachtete  ein  Unge- 
nannter ebenda  V orticella  nebulifera  und  Bacillaria  vulgaris  zuerst.  Joblot  hat  dann  1718  bei  Paris  etwa  auch  24  Arten 
aufgefunden,  worunter  15  neue  waren:  Amphileptus  Anser  und  Fasciola,  Cyclidium  Glaucoma? ,  Enchelys  Farcimen 
und  Pupa,  Euplotes  Charon,  Glaucoma  scintillans,  O ccytricha  Pellionella  und  Pallaster,  Spirostomum  ambi- 
guum,  Trachelius  Anas,  Lametta  und  trichophorus ,  Trichoda  Pyrum  und  Uroleptus  Piscis.  Frisch  sah  1738  die 
Opercularia.  Trembley  entdeckte  dann  1745  mehrere  schöne  Vorticellinen,  Stentor  und  Zoothamnium,  und  nannte  sie 
Trichterpolypen  und  Knollenpolypen.  In  den  Jahren  1748  und  1750  brachten  Buffon's  und  Needhams  Theorieen  viele 
Verwirrung  in  die  Ansichten  über  die  Infusorien,  doch  bildete  Hill  1751  aus  den  bisherigen  Kenntnissen  das  erste  System.  Er  nannte 
die  Magenthierchen  Animalcula,  als  besondere  Abtheilung  des  Thierreichs  und  zerspaltete  diese  in  3  Gruppen:  1)  Gliederlose,  Gy- 
mnica;  2)  Geschwänzte,  Cercaria;  3)  Gliederreiche,  Arthronia.  Derselbe  bildete  die  Gattungsnamen  Enchelis,  Cyclidium ,  Pa- 
ramecium, Craspedarium,  Brachiurus ,  Macrocercns  und  Scelasius  ganz  oder  zum  Theil  für  Magenthierchen,  von  denen  er  je- 
doch die  Räderthiere  und  Spermatozoon  nicht  unterschied  (History  of  animals).  Neue  Formen  hat  er  nur  wenige  und  unklare  zuge- 
fügt. Baker  hat  1753  besonders  4  kenntliche  neue  Formen  verzeichnet,  den  berühmt  gewordenen  Proteus  (Trachelocerca  Olor),  Uvella 
Glaucoma,  Navicula  fulva  und  Acineta  tuberosa.  Rösel  gab  1755  die  schönsten  Abbildungen  bis  auf  die  neueste  Zeit  von  neuen 
Vorticellinen  und  beschrieb  auch  einen  neuen  Proteus  (Amoeba).  Linne  stellte  1758  Rösels  Vorticellen  zur  Gattung  Hydra 
als  8  Arten,  nannte  das  Carchesium  Sertularia  polypina,  das  Kugelthier  Volvocc  Globator,  und  alle  übrigen  Magenthiere  VoIvocjc 
Chaos.  Spallanzanls  und  WrisbercxS  physiologische  Beobachtungen  wurden  1765  wichtig,  wo  gleichzeitig  Mcjnchhausen's  un- 
richtige Behauptungen,  dass  alle  Pilze  Polypenstöcke  von  Infusorien  wären,  zum  Vorschein  kamen.  Pallas  verzeichnete  1766  14  Ma- 
genthierchen zwischen  Räderthieren  bei  den  Zoophyten  in  den  2  Gattungen  Brachionus  und  Volvotc.  Linne  nahm  1767  ebenfalls 
14  wahre  Arten,  9  als  Vorticella,  1  als  Hydra,  2  als  Volvosc  und  2  als  Chaos  neben  ganz  heterogenen  Dingen  auf.  Erst  O.  F. 
Müller  brachte  1773  durch  genauere  Beobachtung  einen  wissenschaftlichen  Grund  in  diese  Kenntnisse,   indem   er,    mit  Ausschluss  der 


.    00$S£ 

von  ihm  nicht  gesonderten  Räderthiere  und  Anguillulae,  155,  zu  etwa  2/3  neue,  Arten  verzeichnete.  Er  bildete  daraus  12  Gattun- 
gen: Monas,  Volvoa,  Enchelys,  Vibrio,  Cyclidium,  Paramecium,  Kolpoda,  Gonium,  Bursaria,  Cercaria,  Trichoda  und 
Vorticella.  Corti,  Göze,  Schrank,  Gleichen  und  Herrmann,  vorzüglich  aber  Eichhorn  mehrten  diese  Kenntnisse,  und  am 
meisten  Müller  selbst,  nach  dessen  Tode  1786  sein  umfassendes  Werk,  Animalcula  Infusoria,  erschien,  welches,  mit  Ausschluss 
der  56  Räderthiere,  einigen  Cercarien,  Anguillulis  und  Halcyonellen,  etwa  314  Magenthierchen  verzeichnet,  wovon  jedoch 
viele  nur  verschiedene  Zustände  anderer  sind,  so  dass  ich  etwa  241  richtig  aufgefasste,  in  16  Gattungen  vertheilte,  Arten  erkenne.  Die 
4  neuen  Gattungen  sind  Proteus,  Leucophra^  Kerona,  Himantopus.  Colomeo,  Beseke,  Abildgaard,  besonders  aber  Schrank 
vermehrten  seitdem  die  Artenzahl  durch  Beobachtung,  und  die  Botaniker  Roth,  Lyngbye,  Agardh,  Turpin  und  Andere  verzeich- 
neten viele  neue  Formen  und  Gattungen  der  Bacillarien  als  Pflanzen.  Nitzsch  1816,  Gaillon  1823  und  gleichzeitig  Agardh 
(s.  p.  173.  und  238.)  wurden  durch  Beobachtung  der  Bacillarien  auf  neue  Theorieen  über  die  Bildung  und  Anordnung  der  Natur- 
körper geleitet,  welche  besonders  der  letztere  sehr  weit  verfolgt  hat.  Lamarck  und  Oken  versuchten  1815  neue,  nur  theoretische, 
Classificationen.  Seit  1822  hat  Bory  de  St.  Vincent  im  Diction.  classic/ue  d9  hist.  nat.  und  in  der  Encycloped.  method.  d?  hist. 
nat.  Resultate  einer  25jährigen  Beschäftigung  mit  den  Infusorien  mitgetheilt  und,  abgesehen  von  etwa  80  dazu  gestellten  Räderthieren, 
einigen  Insecten,  Krebsen,  Halcyonellen  und  Polypeneiern,  allmälig  ungefähr  500  Artnamen  für  Magenthierchen  gegeben, 
von  denen  aber  eine  unglaublich  grosse  Zahl,  mehr  als  200,  (s.  Isis  1834.  p.  1182.)  durch  Wiederholungen  und  Benennung  vieler 
ganz  unkenntlicher  alter  Abbildungen  entstandene  Doppelnamen  sind.  Von  diesem  fleissigen  Beobachter  entdeckte  wirklich  neue  Arten 
sind  zwar  nur  sehr  wenig,  wie  denn  auch  die  erläuternden  Abbildungen  im  Diel,  classique  mit  wenigen  Ausnahmen  nur  verkleinerte 
Copieen  nach  den  älteren  Abbildungen  sind,  dagegen  sind  manche  richtige  systematische  Abtheilungen  gemacht,  indem  die  ganze  For- 
menmasse, mit  Ausschluss  des  Fremdartigen,  in  etwa  50  Gattungen  und  15  Familien  abgetheilt  wurde.  Die  Gattungsnamen  Achnan~ 
thes,  Gallionella,  Gyges,  Otcytricha  und  Uvella,  so  wie  die  etwas  veränderten  Amoeba,  Lacrymaria  und  Ophrydium  sind 
nach  Bory,  nur  mit  ganz  anderen  Characteren  hier  aufgenommen,  Losana  in  Turin  hat  1828  und  1830  fast  300  unbrauchbare  Namen 
gegeben,  weil  er  jede  Formverschiedenheit  für  eine  besondere  Art  hielt  (s.  p.  73.).  Cüvier  folgte  1830  in  seinem  System  der  Zoo- 
logie den  neueren  durch  Bory  verbreiteten  Ansichten.  Seit  1829  sind  in  den  Schriften  der  Berliner  Akademie  der  Wissensch.,  be- 
sonders 1830,  1831,  1833  und  1835,  diese  gegenwärtigen  Beobachtungen  allmälig  mitgetheilt  worden. 

Die  hier  aufgenommenen  Formen  der  Magenthierchen  bilden  eine  durchaus  natürliche  Gruppe  von  Thieren  und  unterscheiden 
sich  so  bestimmt  von  allen  übrigen  Thieren,  wie  irgend  Thierclassen  sich  scharf  sondern.  Keine  der  vielen  Arten  übersteigt  eine  Linie 
an  Grösse,  die  kleinsten  {Monas,  Bodo,  die  Einzelthierchen  der  Vibrionen)  erreichen  erwachsen  nur  V20Ü0  bis  ^3000  Linie,  und 
ihre  dem  Ei  eben  entschlüpften  Jungen  würden  Vsoooo  bis  V120000  einer  Linie  gross,  mithin  mit  unsern  jetzigen  besten  Mikroskopen  un- 
sichtbar seyn  (s.  p.  8.).  Die  Stenlor  und  Spirostomum  sind  so  gross,  als  die  grössten  Räderthiere,  und  es  giebt  Bulben y 
Krebse  und  Käfer  von  gleicher  Grösse.  Man  kann  diese  mit  blossem  Auge  recht  wohl  sehen.  Andere  bilden,  obwohl  einzeln  un- 
sichtbar klein,  durch  ihre  Mengen  sehr  auffallende  grüne,  rothe,  gelbe,  blaue,  braune  und  schwarze  Färbungen.  Die  den  Polypen- 
stöcken ähnlichen  Thierstöcke  mehrerer  an  sich  kleiner  Vorticellen  und  Bacillarien  werden  mehrere  Linien  und  mehrere  Zoll 
gross.  Micromega  bildet  mehrere  Zoll  hohe  knorplige  Bäumchen,  die  als  Fucus- Algen  beschrieben  worden  sind,  und  Gallionella 
und  Schizonema,  so  wie  Epistylis  grandis  bilden  oft  mehrere  Fuss  lange  zusammenhängende  Massen.  Viele  Magenthierchen  leben 
im  Süsswasser,  doch  leben  auch  viele  im  Salzwasser  der  Meere,  ja  in  graduirten  starken  Soolwässern  (s.  p.  170,  228,  232.),  im  stark 
gerbestoffhaltigen  Lohwasser  (s.  p.  14.),  Urin  u.  s.  w.  (s.  p.  520.).  Manche  leben  in  feuchter  Erde,  zuweilen  nur  vom  Wasserdunst 
der  Atmosphäre,  mit  welchem  letzteren,  der  so  geringen  Schwere  halber,  zahllose  Mengen  gehoben  und  vom  Winde  wolkenartig  unsicht- 
bar bewegt  werden  müssen.  Sehr  merkwürdig  ist,  dass  die  ganze  Formenmasse  sich  zu  gleichen  Theilen  in  panzerlose  und  gepanzerte 
theilt,  und  überaus  merkwürdig  ist  der  harte  Glaspanzer  vieler  Formen,  wodurch  sie  nach  vieltausendjährigem  Tode  noch  Zeugniss  von 
lokalen  Zuständen  der  Erde  bei  ihrem  Leben  abzulegen  fähig  sind  und  zu  Denksteinen  der  urweltlichen  Geschichte  werden,  indem  sie 
Erden,  Steine  und  Felsen  bilden. 

Zwar  ist  noch  nicht  bei  allen  einzelnen  Magenthierchen  eine  vollkommene  thierische  Ausbildung  direct  beobachtet,  allein  es  sind 
in  allen  Familien  ohne  Ausnahme  durch  beharrliches  Nachforschen  einzelne,  meist  viele,  oft  sogar  alle  nur  irgend  zahlreich  beobachte- 
ten Arten  als  mit  einer  sehr  grossen  Organisation  begabt  erkannt  worden.  Die  beobachteten  Mündungen  des  Speisecanals  haben  ein  Vorn 
und  Hinten,  und  die  beobachteten  Augen  ein  Oben  und  Unten,  daher  auch  ein  Rechts  und  Links,  ausser  Zweifel  gesetzt.  Ein  Mund 
am  Ende  ist  immer  als  Vorderfläche  angesehen,  und  wo  nicht  ein,  bei  allen  Thieren  die  Rückenseite  bezeichnendes,  Auge  vorhanden  war, 
ist  die  Mundfläche  des  nicht  am  Ende  befindlichen  Mundes  für  Bauchfläche  genommen  worden.  Hiernach  richten  sich  die  Bezeichnungen 
für  hintere  schwanzartäge  oder  vordere  rüsselartige  Verlängerungen  des  Körpers.  Ein  Rüssel  der  Rückenseite  ist  entweder  Stirn  oder 
Oberlippe,  einer  der  Bauchseite  ist  Unterlippe  oder  Kinn.  Ein  schwanzartiger  Anhang  der  Rückenseite,  welcher  also  die  hintere  Darm- 
mündung  unter  sich  hat,  ist  ein  wahrer  Schwanz  (s.  Colpodea),  ein  solcher  der  Bauchseite  ist  ein  Fuss.  Der  Stiel  der  Vorticellen  und 
Bacillarien  ist,  wie  der  Stamm  der  Corallenthiere,  weder  Fuss  noch  Schwanz,  sondern  ein  Gestell  (Fulcrum).  Bei  einzelnen 
unklaren  Arten  und  Gattungen  ist  auf  andere  ihnen  sonst  am  nächsten  stehende,  deutlicher  zu  erkennende  Formen,  mehr  Rücksicht  als  auf  ihre 
Unklarheit  genommen  worden.  Uebrigens  ist  der  Organismus  wegen  der  traubenartig  zerspaltenen  Gestalt  des  Speisecanals  und  der  fisch- 
rogenartigen vielkörnigen  Gestalt  des  Eierstocks,  wodurch  alle  übrigen  Theile  vielfach  verdeckt  und  zur  Seite  gedrängt  werden,  meist 
etwas  schwierig,  klar  zu  durchschauen,  doch  hilft  das  Mittel  der  farbigen  Nahrung  mit  Indigo,  Carmin  oder  Saftgrün  oft  überraschend 
aus.  Folgendes  ist  die  ermittelte  Summe  der  Organisation  der  Ciasse:  Ein  Be weg ungs Organismus  ist  als  äussere  fussartige  Wim- 
pern und  Haken  bei  grösseren  Formen  schon  von  Leeüwenhoek  erkannt  und  deren  Verschiedenheiten  sind  p.  363.  erläutert.  Seit  1820 
sind  sie  auch  bei  den  Monaden  (Regensb.  bot.  Zeit.  1820.  2.  535.),  und  seit  1835  bei  Monas  Termo  angezeigt.  Man  kann  aber 
auch  Muskeln  sehen.  Diese  bilden  bei  Stentor  deutlich,  wie  bei  Megalotrocha  der  Räderthiere,  den  Boden,  worauf  die  Wimpern  stehen, 
als  trübe  Längsstreifen  oder  Spiralen.  Im  Stiele  der  Schnell- Vorticellen  und  im  Leibe  der  Opercularia  sind  sie  noch  klarer.  Mo- 
naden haben  oft  nur  eine  einzelne,  2  oder  wenig  Wimpern  in  Form  von  Rüsseln  am  Munde  bei  sonst  nacktem  Körper  [Gymnica), 
bei  Paramecium  Aurelia  überzählte  ich  2640,  bei  Stylonychia  Mytilus  170  äussere,  über  den  Körper  zerstreute,  Bewegungsorgane. 
Oft  bilden  sie  Längsreihen,  zuweilen  Queerreihen,  wie  bei  Vorticellen  und  Colepinen,  zuweilen  sind  sie  (bei  ersteren)  kranzartig  und 
gleichen  völlig  den  Räderorganen.  Sehr  merkwürdig  sind  Scheinfüsse  vieler  Formen  (Pseudopodia),  d.  i.  willkührliche  Körperfortsätze,  die 
oft  schwer  zu  sehen  sind,  deutlich  aber  den  Formenwechsel  des  Proteus  bedingen  (p.  126.).  Nur  Gyges  und  eine  Anzahl  von  Bacil- 
larien-Gattungen  haben  noch  keine  Bewegungsorgane  erkennen  lassen,  was,  weil  sie  bei  andern,  verwandten,  mit  Anstrengung  gefunden 
wurden,  nur  Fehler  der  Beobachtung  zu  seyn  scheint.    Einige  Bacillarien  sind,  wie  Austern,  wohl  nicht  zur  Bewegung  geschaffen.    Fast 


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alle  bewegen  sich  mit  gleicher  Leichtigkeit  vorwärts  und  rückwärts,    manche  sehr  langsam.  —    Ein  E mäh rungs Organismus  ist  hei 
allen  11  panzerlosen  Familien  direet  beobachtet   und    auch  bei  8  der  gepanzerten  durch  Farbeaufnahme    als   viele  blasenartig  am  Munde 
oder  Darme  hängende  Magen  erwiesen,  bei  allen  3   übrigen  aber  sind  den  Magenblasen  ähnliche  Organe  auch  schon  erkannt.     Die  zwei- 
felhaft und  unklar  gebliebenen  Arten  verlangen  also  nur  auch  eine  schärfere  Beobachtung.    Die  unmittelbare  Aufnahme  roher  Nahrung  un- 
terscheidet diese  Magen  von  Blinddärmen,  und  die  relativen  Verhältnisse  des  Darmes  zum  Körper    sind   hier  als  Eintheilungsgründe  be- 
nutzt.    Bei  sehr  vielen  Formen  ist  eine  doppelte  Mündung  des  Speisecanals  erkannt,  diese  sind  als  Enter odela^  Darmführende,  be- 
zeichnet; bei  vielen  andern  ist  bisher  nur  eine  Mündung  erkannt,  diese  sind  als  Darmlose,  Anentera^   bezeichnet;   jedoch  ist  diese 
Abtheilung,  da  sie  die  kleinsten  Formen  begreift,  weiter  darauf  zu  untersuchen  (vergl.  Monas  socialis).     Die  darin  führen  den  For- 
men   lassen    sich   nach   der  Stellung   der  Mündungen   übersichtlich   machen.      Einige   haben  Mund   und  After  in  derselben  Grube  vereint 
{A?iopisthia ,  Ein  mündige),  andere  haben  beide  an  den  entgegengesetzten  Enden  der  Körperaxe  (Enantiotreta,  Gegen  mündige), 
einige  haben  nur  eine  der  beiden  Oeffnungen  an  einem  Ende  des  Körpers,    während   die   andere  vom  Körper  überragt  wird  {Allotreta^ 
Wechselmündige),    andere  haben  beide  getrennte  Mündungen   von  den  Körperenden  überragt  (Katotreta,   Bauchmündige).      In 
den  3  Familien  der  Enchelia9  Trachelina  und  Euplota  sind  auch  Formen  mit  Zähnen  im  Munde  erkannt,  welche  4  Gattungen  mit 
9  Arten  bilden.    Besonders  bemerkenswerth  sind  ein  rother  und  schön  violetter,  bei  mehreren  Formen  in  seiner  Wirkung  erkannter,  Ver- 
dauungssaft und  dessen  Gefässe,    welche   bei   den  übrigen  allen  wasserhell  sind   (s.  Nassula).   —    Ein   doppelter  Geschlechtsorgan 
ni smus,  männlich  und  weiblich,  ist  in  jedem  Individuum  vorhanden,  seit  1832  erkannt,  aber  1835  erst  umständlich  beschrieben.     Der 
weibliche  besteht  in  periodisch  dicht  gedrängten,    meist  farblosen,  oft  farbigen,  grünen,  rothen,  gelben,  blauen,  braunen  Körnchen,  die 
zu  andern  Zeiten  weniger  zahlreich  sind  und  ganz  fehlen.     Sie  bilden  netzartige  Schnüre  durch  den  ganzen  Körper  und  lassen  sich  mit 
den  Eierröhren  der  Insecten  und  Saugwürmer  vergleichen.     Diese  Eierchen  sind  im  Mittel  etwa  V40  der  Muttergrösse.     Die  gross- 
ten  bei  Bursaria  flava  sind  V232  Linie,  die  meisten  aber  V3000  —  V1000,  die  kleinsten  wohl  unter  V^oooo  Linie  gross.     Der  männliche 
besteht  aus  1  oder  2  kugelförmigen,  eiförmigen,  stabförmigen,  bandartigen,  ringförmigen  oder  perlschnurförmigen  Samendrüsen,  wie  ähn- 
liche Organe  bei  Saugwürmern  (Tremalodea)  und  Strudelwürmern  (Turbellaria)    noch  weit  umständlicher  zu  beobachten  sind, 
und  wohl  aus  contractilen,    zuweilen  sternartigen,  Blasen  (s.  Paramec.  Aurelia  und  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1835.).     Le- 
bendig gebärend   ist  nur  ßlonas  vivipara  gesehen,    vielleicht  gehören  aber  einige  Körnerbewegungen   bei  Bacillarien  dahin.     Ausser 
der  Eibildung  dienen  Selbsttheilung,  Knospenbildung  und  Zygose  oder  Knospenpaarung  zur  Fortpflanzung  dieser  Formen,  deren  über  alle 
Begriffe  grosse  Vermehrungsfälligkeit  dadurch  bedingt  wird.     Durch  unvollkommene  Selbsttheilung  und  Knospenbildung  entstehen  die  Mo- 
nadenstöcke.—  Ein  Gefäss System  ist  noch  bei  keiner  Form  deutlich  geworden,    das   bei  Paramec.  Aurelia   angegebene   war   eine 
Irrung  durch  die  Eierketten.      Es  scheint  zu  fein  für  die  bisherige  Beobachtung  zu  seyn.    —    Als  Empfindungsorgane  sind  bei  48 
Arten  in  21  Gattungen  von  7  Familien,  den  Monadinen,  Cryptomonadinen,  Volvocinen,  Astasiaeen,  Dinobryinen,  Pe- 
ridinaeen  und  Colpodeen,   Augen  beobachtet,   welche  sämmtlich  ein  rothes,  nur  bei  1  Form  {Ophryoglena)  ein  fast  rein  schwar- 
zes Pigment  haben.     Nervenmark -Ganglien,  als  Unterlage  der  Augen,  sind  bei  Amblyophys  und  Euglena  beobachtet  (vergl.  p.  491.). 
Die  geographische  Verbreitung  der  Classe  erstreckt  sich  über  ganz  Europa,  das  nördliche  Afrika,  das  westliche  und  nördliche 
Asien  (Arabien,  Syrien  und  Sibirien),  und  ist  auch  in  Carolina  in  Amerika  und  im  Weltmeere  beobachtet.     Fossile  Formen  sind  über- 
diess  aus  Europa,  Afrika,  Isle  de  France,  Isle  de  Bourbon  und  von  Lucon  aus  den  Philippinen -Inseln  bekannt.     Letztere  bilden  zum 
Theil  als  vielleicht  neueres  Kieselmehl  bis  28  Fuss  mächtige  Lager  im  Lüneburgischen,  zum  Theil   12  —  16  Fuss  mächtige  Lager  als 
Polirschiefer  im  Tertiärgebilde.     Andere  reichen  in  den  Feuersteinen  der  Kreide  in  die  Secundärformationen,  und  in  den  Halbopalen  der 
Porphyre  mag  Pyccidicula  in  noch  grössere  Tiefen  und  Altersstufen  der  Erdrinde  steigen. 

Eine  so  eben  noch  aus  den  Bächen  von  Real  del  Monte  im  mexikanischen  Amerika  getrocknet  eingegangene  Sendung  des 
Rendanten  des  dortigen  Bergwerks,  Carl  Ehrenberg,  meines  jüngeren  Bruders,  enthält  die  ersten  14  mit  Sicherheit  speciell  zu.  be- 
stimmenden, in  Amerika  lebenden,  Infusorien,  nämlich:  1)  Cocconeis  concentrica  nov.  sp.;  2)  Cocconema  gibbum;  3)  Fragila- 
ria Catena  nov.  sp.;  4)  Gomphonema  Augur  nov.  sp.;  5)  G.  clavatum;  6)  G.  gracile;  7)  G.  truncatum;  8)  Navicula 
lanceolatal;  9)  N.  gibba?;  10)  N.  viridis?  ;  11)  N.  viridula;  12)  Synedra  Gallionii? ;  13)  S.  lunaris;  14)  S.  Ulna.  Alle 
erkennbaren  Formen  sind  Kiesel-Bacillarien,  welche  mithin  auch  in  Amerika,  wie  überall,  vorzuherrschen  scheinen.  Sämmtliche 
Formen  gehören  6  Generibus  an,  die  alle  europäisch  sind,  und  nur  Vs  dieser  Arten  sind  in  Europa  nicht  vorgekommen*  —  Durch  Herrn 
Prof.  Carl  Ritter,  den  Geographen,  erhielt  ich  endlich  auch  neuerlich  den  Quellschleim  der  warmen  Meeresquellen  von  der  griechi- 
schen Vulcan-Insel  Santorin.  Ich  fand  zahlreich  darin  4  Arten  Kiesel-Bacillarien:  1)  Cocconema  graecum  nov.  sp.;  2)  Na- 
vicula (juadricostafa  (von  Carlsbad)  mit  noch  2  gestreiften,  nicht  sehr  ausgezeichneten,  Naviculis^  den  Jungen  der  N.  lanceolata 
und  striatula? .  —  In  den  volhynischen  Feuersteinen  der  Kreide  sieht  man  Xanthidium  ramosum  mit  Hayfischzähnen,  Echiniten, 
Fichtenholz  und  Blüthenstaub  von  Fichten  eine  sonst  scheinbar  homogene  Feuersteinmasse  bilden  (s.  Berichte  der  Berl.  Akad.  d.  Wiss. 
Juni  1838.).  —  Die  speciellere  geographische  Verbreitung  ist  bei  den  einzelnen  Familien  und  Gattungen  nachzusehen. 


ERSTE    FAMILIE. 


Mona  cl  Ina,     lonadineiir 

CHARACTER:    Animalia  polygastrica  tubo  intestinali  destituta  (anentera),  nee  loricata  (nuda),  nee  appen- 

dieulata  (gymnica),  eorpore  unifornii,  divisione  spontanea  perfecta  simplici  non  nisi  in  partes 

duas,  decussata  aiitem  in  quatuor  pluresve  dividua. 
CARACTERE  DES  MONADINES.    Animaux  polygastriques^    sans  canal  intestinal \  sans  cara- 

pace,   sans  appendices^   h  corps  uniforme ,   se  divisant  par  division  spontanee  par- 
faite  et  simple  tout  au  plus  en  deux^  mais  par  division  croisee  aussi  en  qaatre  ou 

plusieurs  individus. 

Alle  selbstbewegten  Körperchen,  welche  das  Mikroskop  im  Wasser  zeigt,  die  bei  verhältnissmässi- 
ger  so  starker  Vergrosserung,  dass  äussere  zarte  Organe  erkennbar  werden  könnten,  keine  Füsse,  Haare, 
Borsten  oder  andere  äussere  Anhänge  führen,  die  auch  nicht  von  irgend  einer  besondern  gallertigen,  häu- 
tigen oder  harten  Hülle  umgeben  und  gepanzert  erscheinen;  bei  denen  ferner  zwar  sich  eine  Mehrzahl  von  blasen- 
artigen Speisebehältern  im  innern  Körper  erkennen  lässt,  oder  sehr  wahrscheinlich  wird,  aber  kein  diese 
verbindender  Speisekanal  zur  Klarheit  gebracht  werden  kann,  die  nie  kettenartig  gegliedert  erscheinen, 
sondern  nur  höchstens  zuweilen  durch  einfache  Einschnürung  (Selbsttheilung)  doppelt,  oder  durch  kreuzweise 
Einschnürung  viertheilig  oder  brombeerartig  werden  und  deren  kugliger,  eiförmiger  oder  länglicher  Körper 
beim  Ruhen  und  Schwimmen  keine  willkührliche  Formveränderung  zeigt,  solche  Körper  gehören  zur 
Familie  der  Monaden. 

Erläuterungen. 

Bei  Körpern,  welche  so  klein  sind,  dass  man  sie  nicht  so  weit  vergrössern  kann,  dass  die  natürlicherweise  verhältnissmässig 
noch  viel  feineren  Organe  ihres  Körpers  erkennbar  werden  müssten,  hat  man  kein  Recht  auf  Einfachheit  ihres  Baues  zu  schliessen. 
Solche  Formen  bleiben  zweifelhafte  Körper,  bis  man  Mittel  findet,  ihren  specielleren  Bau  zu  erkennen.  Sind  sie  selbstbewegt,  so  mag 
man  sie  fraglich  zu  den  Monaden  stellen,  sind  sie  bewegungslos  und  organisch  geformt,  fraglich  zu  den  Pflanzen.  Unorganische  so 
kleine  Körper  erkennt  man  an  der  gerissnen  Unregelmässigkeit  oder  mathematisch  scharfen  Regelmässigkeit  ihrer  bewegungslosen  Form. 
"Wo  keiner  dieser  Charactere  klar  ist,  darf  man  im  wissenschaftlichen  Sinne  kein  festes  Urtheil  über  die  vorliegenden  Körperchen  aus- 
sprechen. Sie  sind  dann  weder  einfache  Thierkörper,  noch  einfache  Pflanzenzellen,  noch  formlose  Mineralien,  sondern  es  sind  mit  un- 
senn  Gesichtsinne  unerreichbare  Körper  (vergleiche  Monas).  Zavl  diesen  zweifelhaften  Formen  gehören  bei  den  besten  Hülfs- 
mittein  unserer  jetzigen  Zeit  alle  Körperchen  ohne  Ausnahme,  welche  weniger  als  2/3ooo  einer  Linie  im  Durchmesser  haben,  auch  schon 
viele  von  denen,  die  Viooo  bis  Vsuoo  Linie  messen. 

Als  anhanglose  der  Monadenfamilie  angehörige  Formen  sind  auch  alle  solche  angesehen,  welche  nur  einen  Wimperkranz  um 
den  Mund  oder  nur  einen  fadenförmigen  einfachen  oder  doppelten  Rüssel  am  Munde  haben,  den  sie  peitschenartig  oder  wirbelnd  bewe- 
gen. Ferner  ist  der  kegelförmig  oder  fadenförmig  (schwanzartig)  verlängerte  Hinterleib  nicht  als  besonderer  Anhang  betrachtet.  Ebenso 
würde  ein  verlängerter  Vorderleib  (Hals),  welcher  also  den  Mund  nicht  am  Grunde,  sondern  am  Ende  zeigt,    kein  Anhang  seyn. 

Einen  Panzer  erkennt  man  leicht  durch  sein  Abstehen  vom  eigentlichen  Körper,  wenn  letzterer  sich  durch  andere  Färbung 
auszeichnet;  zuweilen  ist  die  Entscheidung  weniger  leicht.  Bei  einigen  fällt  der  Körper  erst  dann  zusammen,  wenn  er  die  Eier  entleert 
hat,  und  unterscheidet  sich  vom  Panzer.  Wo  mehrere  Individuen  einen  gemeinschaftlichen  Panzer  führen,  ist  es  leicht,  diess  zu  er- 
kennen. Im  Allgemeinen  ist  bei  weniger  durchsichtigen  Formen  immer  ein  Panzer  zu  vermuthen.  Meist  sind  die  gepanzerten  Thierchen 
durch  Starrheit  ihrer  Umrisse  kenntlich.  Druck  zwischen  geschliffnen  Glasplatten  zersprengt  und  isolirt  den  Panzer  so,  dass  er  sicht- 
bar wird.  Sehr  durchsichtige,  gallertige  Panzer  erkennt  man  oft  nur  durch  Trübung  der  umgebenden  Flüssigkeit  mit  Farbe  (Indigo), 
indem  diese  dann  in  einem  bestimmten,  scharf  begrenzten,  Abstände  vom  Körper  entfernt  bleibt  und  von  ihm  abgehalten  wird. 

Den  vielmagigen  Ernährungs -Apparat  erkennt  man  am  sichersten  durch  gefärbte  Nahrung,  welche  man  in's  Wasser  mischt. 
Jedenfalls  nach  einigen  Stunden,  zuweilen  augenblicklich,  sieht  man  deren  Aufnahme  in  eine  Mehrzahl  von  rundlichen  Blasen  oder  Zel- 
len. Sind  die  Magen  der  Thierchen  weniger  zahlreich,  aber  dafür  grösser,  so  ist  das  Erkennen  meist  leicht.  Schwierig  wird  es  zu- 
weilen, wo  die  Magenblasen  sehr  zahlreich,  daher  sehr  klein  sind.  Ist  dann  noch  iiberdiess  der  Körper  durch  einen,  wenn  auch  noch 
so  durchsichtigen,  Panzer  umhüllt,  oder  durch  farbige  Körner  (Eier)  stark  grün  gefärbt,  so  verdecken  diese  die  Magcnzellen  zuweilen 
so  sehr,  dass  ihr  Erkennen  unsicher  oder  unmöglich  wird.  Viele  grüne  Thierchen  sind  in  diesem  Falle.  Oft  erkennt  man  die  Viel- 
zahl der  Speisebehälter  grösserer  Infusorien  schon  ohne  alle  künstliche  Nahrung  dadurch,  dass  man  gleichzeitig  kleinere  farbige  Thiere 
neben  und  in  den  durchsichtigen  grösseren  erkennt,  welche  diese  verschluckt  haben.  Beobachtung  verschiedener  Lebensperioden,  beson- 
ders nach  der  Entleerung  der  Einlasse,  lässt  den  wahren  Bau  zuweilen  sicher  erkennen, 

1 


-—    2    - — 

Die  Existenz  eines  eigentlichen  Speisecanals,  in  welchen  die  sämmtlichen  Magen  einmünden,  ist  nieist  sehr  schwierig  zu  er- 
mitteln. Man  überzeugt  sich  bei  solchen  Formen,  die  nicht  allzubeweglich  sind,  durch  Fütterung  mit  Indigo  oder  Carmin  direct.  Manche 
füllen  sich  sogleich  begierig  voll  und  man  sieht  das  Fortrücken  der  blauen  Nahrung  in  einem  innern  Canale  des  durchsichtigen  Körpers. 
Bei  vielen  ist  diese  directe  Beobachtung  unmöglich,  obschon  das  Resultat,  die  farbig  erfüllten  Magen,  deutlich  ist.  Als  sicheres  Merk- 
mal der  Anwesenheit  eines  wirklichen  Darmes  oder  Speisecanales  ist  eine  besondere  Entleerungs-Oetthnng,  Afteröffnung,  angenommen. 
Bei  anhaltender  Beobachtung  sehr  mit  sichtbaren  Nahrungsstoffen  angefüllter  Thierchen  sieht  man,  wo  viele  gleichzeitig  zu  übersehen 
sind,  leicht  sowohl  Aufnahme  als  Entleerung  der  genossenen  unverdauten  Stoffe.  Da,  wo  diese  an  einer  andern  Stelle  als  dem  wirbeln- 
den Munde  geschieht,  ist  deutliche  Anwesenheit  eines  Speisecanals ,  und  solche  Formen  gehören  nicht  zu  der  Familie  der  Monaden. 
Da,  wo  aber  die  Speise  durch  dieselbe  Miuidstelle,  welche  sie  aufnahm,  auch  nach  einiger  Zeit  immer  wieder  ausgeworfen  wird,  ist 
entweder  kein  Speisecanal,  oder  ein  in  den  Mund  zurückkehrender  vorhanden.  Letzteres  ist  nur  bei  den  Vorticellinen  und  Ophry- 
dinen  der  Magenthierchen,  welche  einen  sichtbaren  kreisförmigen  Speisecanal  haben,  der  sich  wieder  zum  Munde  umbiegt,  allein 
alle  diese  Formen  sind  sehr  kenntlich  durch  periodisch  zuckende  Zusammenziehungen  ihres  Körpers,  welche  mit  dieser  Bildung  des  Ernäh- 
rungs- Apparates  in  nächster  Beziehung  zu  stehen  scheinen.  Allen  übrigen  Formen,  denen  dieses  Zucken  und  der  direct  sichtbare  Spei- 
secanal abgeht,  ist  in  diesem  Werke  Mangel  einer  besondern  Auswurfsöffnung  und  eines  Speisecanals  zuerkannt. 

Längliche  Thierchen,  welche  bei  verhältnissmässig  hinreichender  mikroskopischer  Vergrösserung  einen  gegliederten  Körper  er- 
kennen lassen,  verrathen  dadurch  eine  unvollkominne  mehrfache  queere  oder  längenmässige  Selbsttheilung.  Sind  sie  fadenförmig,  so  ist 
diess  nicht  ihre  Grundform,  sondern  jedes  einzelne  Glied  des  Fadens  ist  als  ein  besonderes  Thier  zu  betrachten,  welches  durch  wieder- 
holte Selbsttheilung  eine  fadenförmig  zusammenhängende  Familie  bildet;  sie  sind  also  gar  nicht  vergleichbar  mit  Gliederthieren,  auch 
nicht  mit  den  gegliederten  Würmern.  Alle  solche  Formen  gehören  auch  nicht  zu  der  Monadenfamilie,  sondern  die  queergetheilten  ge- 
hören zu  den  Zitterthierchen  (Yibrionien),  die  längsgetheilten  zu  den  Stab  thierchen  (Bacillarien).  Bei  den  Monaden 
theilt  sich  jedes  Thier  zwar  meist  in  2  Theile,  aber  diese  Theile  trennen  sich  vollständig  von  einander,  ehe  sie  sich  wieder  theilen. 
Nur  bei  Monas  gliscens  habe  ich  das  Zusammenhängen  von  zuweilen  4  Thierchen  erkannt  und  nicht  hervorgehoben,  weil  es  nur  sel- 
ten und  ausnahmsweise  zu  seyn  schien.     Der  Character  würde  sie  sonst  zu  den  Vibrionien  ziehen. 

Anders  ist  es  mit  der  kreuzweisen  Theilung.  Alle  Thierchen,  welche  bei  sonstigen  Cliaracteren  der  Monaden  sich  abwech- 
selnd nach  der  Queere  und  nach  der  Länge  unvollkommen  theilen,  bilden  dadurch  beerenartige  Kugeln,  und  so  kann  man  häufig,  je- 
doch auch  nicht  immer,  aus  der  Beerenform  wieder  auf  unvollkommene  kreuzweise  Theilung  schliessen.  Solche  Formen  können  der  Mo- 
nadenfamilie angehören,  nur  müssen  sie  panzerlos  seyn. 

Endlich  ist  ein  besonderer  Character  dieser  Familie  in  der  geringen  Formveränderung  des  Körpers.  Keine  Monadenform  kann 
sich  willkührlich  fadenförmig,  knotig  und  abwechselnd  kugelförmig  gestalten,  keine  kann  beliebige  Körperstellen  lang  ausdehnen  und  wie- 
der einziehen.  Zwar  werden  die  ovalen  und  länglichen  Monadinen  beim  Sterben  und  Eintrocknen  des  Wassertropfens,  in  dem  sie  le- 
ben, auch  kugelförmig  und  eckig,  allein  das  ist  durch  unwillkührliche  Contraction.  Alle  solche,  den  Monaden  übrigens  nächst  ver- 
wandte Formen,  welche  grosse  Veränderlichkeit  der  Form  zeigen,  vereinigen  sich  mit  andern  Familien,  die  panzerlosen  mit  der  Familie 
der  Astasiaeen  oder  Amoebaeen,  die  gepanzerten  mit  der  der  Dinobryinen  und  Arcellinen. 

Was  die  Summe  der  organischen  Systeme  anlangt,  welche  den  Formen  der  Monadenfamilie  nachweislich  zukommt,  so  besitzen 
dieselben  deutlich  erkannte  Bewegungsorgane  in  allen  Gattungen,  deutliche  Ernährungsorgane  und  deutliche  Fortpflanzungsorgane,  sogar 
zweierlei  Art.  Einige  haben  Augenpunkte  als  Empfindungsorgane.  Nur  die  Circulationsorgane  des  Blutes  sind  bisher  spurlos  unerkenn- 
bar geblieben,  was  jedoch,  bei  dem  geringen  Durchmesser,  den  diese  Organe  nur  haben  können,  nicht  zu  verwundern  ist  und  keines- 
wegs erlaubt,  daraus  mit  Sicherheit  auf  deren  Mangel  zu  schliessen. 


Die  Familie  der  Monaden  enthält  jetzt  41  Arten  (Species)  von  Thieren,    welche  sich  zur  Erleich- 
terung der  Uebersicht  in  9  Gattungen  (Genera)  abtheilen  lassen. 

Uebersicht  der  Gattungen  der  Monadinen: 

/einfache Monas 

.                   )                      (    durch   Zusammen- 
augenlose    •  •-(,..«,          l        >    ,  TT     n 

°  x  gehäufte    .   <        treten Uvella 


y        ,  ,    schwimmende    .  /  v  ( durch  Selbsttheilung  Polytoma 

schwanzlose   ■.  .  <'  K     "   *  *   \  \  i  (  mit  1  oder  2  Rüsseln  Microglena 

augenführende  .   /        c  {  mit  vielen  Rüsseln  .  Phacelomonas 

^  (gehäufte .  Glenomorum 

rollende DoxoCOCCUS 

lippeiifiibrcndc Chilomonas 

geschwänzte fc Bodo 


Ö 


Die  Charactere  dieser  Uebersicht  sind  specieller  folgende: 

sehwanzlose  Monadinen  sind  solche,  deren  Körper  ohne  deutliche  schwanzförmige  Verlängerung  ist,  im  Gegensatze  anderer, 
die  eine  solche  Verlängerung  besitzen; 

lippenlose  Monadinen  sind  solche,  deren  Mund  vorn,  am  gcrad  abgestutzten  Ende,  in  der  Körper- Axe  ist,  im  Gegensatze 
solcher,  die  den  3fund  seitlich,  am  schief  abgestutzten  Vorderende  u.  s.  w.  führen.  Alle  besitzen  1,  2,  oder  viele,  wim- 
perartige,  fadenförmige  Rüssel  am  Munde; 

schwimmende  oder  drehende  Monadinen  führen  den  wirbelnden  Mund  bei  ihren  Bewegungen  in  der  Richtung  der  Bewegun- 
gen, vorn,  ihre  stetige  oder  drehende  Bewegung  ist  in  der  Richtung  der  Körper -Axe,  wenn  auch  zuweilen  wankend; 
andere,  im  Gegensatze  dieser,  bewegen  sich  rollend,  über  Kopf,  gegen  die  Körper- Axe,  oder  ohne  Rücksicht  auf  diese; 


3    

aiigenlose  Monadfnen  besitzen  keine  in  allen  Individuell  beständigen  und  der  Lokalität  nach  ebenfalls  festen  Augenpunkte,,  im 
Gegensatze  solcher,  die  deren  immer  in  der  vordem  Körperhälfte,  meist  am  Kopfe  und  meist  rothfarbige,  zeigen; 

einfache  Monadinen  sind  solche,  welche  nie  anders  als  einfach  oder  höchstens  durch  einfache  Theilnn^  doppelt  gesehen  wer- 
den, im  Gegensatze  von  solchen,  die,  obwohl  auch  ursprünglich  einfach,  doch  auch  haufenweis  zusammenhängend,  brom- 
beerartig  gefunden  werden. 


ERSTE     GATTUNG. 
Monade.     Monas. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Monadinorum  cauda  et  ocello  destitutum,  orc  tcrminali  truncato,  ciliis 
aut  proboseide  subtili  flagellifonni,  unica  duplicive  instrueto,  dum  natat  antico,  divisionc 
spontanea  simplici  bipartitum  aut  nunquam  dividuum. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Monades,  sans  queue  et  sans  oeil^  ä  boiiche  terminale 
tronquee  pourvue  de  eils  ou  de  trompe  en  forme  de  fouet  ckez  quelques  uns  double 
et  tres  delie^   toujotirs  anter teure  ^  a  division  spontan  ee  simple  ou  nulle. 

Das  Geschlecht  der  eigentlichen  Monaden  unterscheidet  sich  von  allen  Formen  der  Familie  durch 
Mangel  an  Schwanz ,  vorragende  Lippe  und  Mangel  an  Augen,  ferner  durch  solche  Bewegung  in  der  Rich- 
tung der  Längsaxe  des  Körpers,  dass  der  Mund  stets  vorn  bleibt,  und  durch  Mangel  des  Zusammenhän- 
gens vieler  Individuell  in  Form  einer  Beere. 

Es  sind  bisher  25  Arten  der  Monaden  erkannt  worden.  Zwei  sind  grün,  zwei  gelblich,  drei  röth- 
lich,  achtzehn  farblos.  Am  auffallendsten  unterscheiden  sich  die  gefärbten;  aber  die  Farbe  allein  ist  kein 
sicherer  Charakter.  Setzt  man  blaue  Farbe  zum  Wasser,  so  färben  sich  die  farblosen  blau,  roth  bei  Zu- 
satz von  Carmin,  grün  bei  Zusatz  von  Saftgrün.  Die  Farbe  kann  also  von  der  genossenen  Nahrung  kom- 
men. Ist  das  Wasser,  worin  sie  leben,  sonst  farblos,  so  schliesst  man  mit  Recht,  dass  die  Farbe,  welche 
sie  haben,  ihnen  eigen  ist.  Ist  die  genossene  farbige  Substanz  sehr  intensiv  gefärbt  und  nicht  allzufein  zer- 
theilt,  so  erkennt  man  die  Füllung  der  einzelnen  Magen  bei  starker  Vcrgrösserung  deutlich,  indem  nicht  der 
ganze  Körper,  sondern  nur  einzelne  Flecke,  innere  Bläschen,  farbig  erscheinen. 

Ob  man  wahre  Monaden  vor  sich  habe,   lässt  sich  durchaus  gar  nicht  beurtheilen  und  entscheiden, 
wenn  man  nicht  wenigstens  eine  klare  Vcrgrösserung  von  300mal  im  Durchmesser  benutzt.    Oft  reicht  diese 
nicht  aus.     Im  Allgemeinen  sind  überdiess  die  Arten  der  Gattung  ßlonas  noch  sehr  schwierig  scharf  zu  be- 
stimmen, indem  man  leicht  junge  Thierchen  ganz  anderer  Gattungen  für  Monaden  hält.     Auch  sind  die  Ein- 
zelthicrc  der  Gattungen  Baclerium,  Vibrio^  TJvella^  Polytoma^  Pandori/na,  Gonium  und  vieler  anderer, 
wenn  sie  so  eben  aus  ihrer  Vereinigung  oder  gemeinsamen  Hülle   geschieden   oder  noch   einfach   sind,    von 
Monaden  nicht  zu  unterscheiden.     Ein  einzelnes  Individuum,    zumal  ausser   dem  Acte   seiner  Theilung,    ist 
mit  Gewissheit  gar  nicht  zu  bestimmen.     Wenn  daher  Beobachter  den  Namen  eines  oder  jedes  einzelnen  be- 
wegten Pünktchens,   zumal  in  einer  Flüssigkeit,   die  deren  überhaupt  nicht  sehr  viele  hat,    zu  wissen  ver- 
langen oder  angeben,  so  müssen  sie  sich  mit  Annäherungen  an  das  Rechte  begnügen.    Da  wo  einzelne  For- 
men sich  in  dichter  Menge  entwickelt  haben,  ist  die  Bestimmung  leichter  und  sicherer,   weil  sich  dann  aus 
mehrfachen  Lebensverhältnissen  die  Eigentümlichkeit  beurtheilen  lässt.    Leitend  sind  folgende  Erscheinungen. 
Sieht  man  in  einem  Tropfen  Vibrionen,  Bacterien,  Uvellen  oder  Polytomen,  deren  auffallende  Formen 
als  Monadenstöcke  leicht  erkenntlich  sind,  und  zwischen  diesen  einzelne  Monaden  -  ähnliche  Körper,  so  muss 
man  zuerst  daran  denken,    dass   es  Junge   oder  Einzelthiere  jener  Monadenstöcke  seyn  können,    und  wenn 
die  Grösse  nicht  sehr  differirt,   sie  dafür  gelten  lassen.     Eben  so  ist  es   mit  den  grünen  Monaden  zwischen 
Pandorinen  und  Gonien.     Besonders  täuschend  ist  auch  Chlamidomonas  Pulvisculus^  deren  Jugendzustand 
oft  für  eine  augenlose  und  ungepanzerte  grüne  Monade  gehalten  werden  kann.   Giebt  man  sicli  einige  Mühe, 
so  findet  man  in  der  Masse  der  Individuen  gewöhnlich  doch  bald  Aufschluss.     Besteht  man  darauf,  über  ein 
einzelnes  Individuum  oder  über  flüchtige  Beobachtungen  zu  entscheiden,  so  wird  man  viel  Falsches  angeben- 
Die  Beobachter  sind  fast  immer  sehr  geneigt,  in  der  Bewegungsart  der  Thierchen  unterscheidende 
Charactere  zu  finden.     Man  hält  schneller  schwimmende  für  verschieden  von   langsamen;    wälzende,    wan- 
kende, hüpfende  unterscheidet  man  scharf.     Solche  Unterschiede  sind  nur  dann  brauchbar,  wenn  man  viele 
gleichartige  Individuen   sieht  und  wenn   sich   auch   am  Körper  selbst  irgend   ein  Character   erkennen  lässt, 
durch  den  jene  Eigentümlichkeit  bedingt  seyn  kann.     So  ist  das  Hüpfen   gewöhnlich  die  Folge  von  einer 
oder  mehreren  kleinen  Borsten   am  Thierchen,  die  man  bei  scharfer  Aufmerksamkeit  und  geeigneter  Ver- 
grösserung erkennt.    Sind  solcher  Borsten  mehrere,  so  gehören  dergleichen  Monaden  zu  den  Borsten mona- 


den  {Chaetomonas).  Ist  nur  eine  Springborste,  so  ist  diess  gewöhnlich  ein  Schwanz ,  und  die  Form  ge* 
hört  zu  den  Schwanzmonaden  {Bodo).  Schnelleres  und  langsameres  Schwimmen  ändert  sich  oft  nach 
dem  mehr  oder  weniger  häufigen  Futter  und  nach  dem  Alter  oder  der  Grösse,  wie  bei  allen  andern  Thieren. 
Die  Erscheinung  des  Wankens  ist  meist  Folge  einer  linsenförmigen  zusammengedrückten  Körperform.  Die 
Erscheinung  des  Drehens  um  die  Längsaxe  beim  Schwimmen  ist,  wie  es  scheint,  immer  die  Folge  eines 
einfachen  fadenförmigen  Rüssels  am  Munde,  als  einseitigen  Sehwimmorgans.  Wo  2  Rüssel  oder  viele  Wim- 
pern sind,  scheint  immer  das  Schwimmen  ohne  Drehen  zu  erfolgen,  und  so  lasst  sich  umgekehrt  auch  wohl 
von  der  Bewegung  auf  die  Bewegungsorgane  mit  Wahrscheinlichkeit  schliessen,  obschon  die  willkührlichen 
Bewegungen  aller  Thiere  höchst  mannichfach  sind.  So  vermögen  z.  B.  alle  Monaden,  welche  einen  oder 
zwei  fadenförmige  Rüssel  als  Bewegungsorgane  haben,  auch  wenn  sie  keine  schwanzartige  Springborste  be- 
sitzen, ebenfalls  zu  hüpfen,  indem  sie  den  Rüssel  schnell  anstossen.  Beim  Verdunsten  des  Wassers  erkennt 
man  diess  oft  ganz  deutlich. 

Die  einzelnen  Systeme  des  Organismus  der  Monaden- Gattung. 

Bewegungssystem. 

Obwohl  noch  nicht  bei  allen  Arten  von  Monaden,  welche  hier  verzeichnet  sind,  Bewegungsorgane  beobachtet  werden  konnten, 
so  ist  es  doch  wahrscheinlicher,  dass  der  Mangel  an  der  Beobachtung  liegt,  als  dass  er  in  den  Formen  selbst  begründet  sey.  Nur  ganz 
allmälig  bei  sehr  scharfer  absichtlicher  Fixirung  der  Aufmerksamkeit  auf  diese  Organe  sind  sie  mir  anschaulich  geworden;  aber  bei  allen 
seltnen  oder  ausländischen  Formen  war  solche  Bemühung  nicht  wohl  möglich.  Es  ergiebt  sich  aus  den  bereits  erlangten  Kenntnissen, 
dass  zum  Character  einer  wahren  Monade  ein  fadenförmiger  Rüssel  als  Bewegungsorgan  immer  gehören  mag.  Die  mehrfachen  Wimpern, 
welche  man  zuweilen  vorn  zu  erkennen  glaubt,  sind  oft  nichts  anderes,  als  ein  einfacher  Rüssel  in  schwankender  oder  drehender  Bewe- 
gung, so  wie  man  ein  schnell  hin  und  her  bewegtes  Stäbchen  vielfach  sieht.  Doch  giebt  es  eine  Art  mit  2  Rüsseln.  Monas  tingens 
hat  nämlich  immer  2  Rüssel,  bildet  aber  doch  wohl  eine  besondere  Gattung,  Glenomorum,  welche  sich  zu  Microglena  verhält  wie 
Uvella  zu  Monas.  Nicht  immer  aber,  wo  2  Rüssel  sind,  sind  diese  in  wesentlicher  constanter  Character,  sondern  ich  habe  beobach- 
tet, dass  bei  eintretender  Längstheilung  solcher  Formen,  die  nur  einen  Rüssel  haben,  sich  erst  2  Rüssel  bilden,  ehe  sich  der  Körper 
theilt  (s.  Taf.  I.  Fig.  IV.  a.  und  Fig.  XVII.).  Da  aber  diese  doch  nur  einzeln  unter  den  einfachen  erscheinen,  so  erkennen  sich  dennoch 
die  Formen  leicht,  welche  2  Rüssel  als  Art -Character  beständig  führen,  durch  ihre  constante  Wiederkehr.  Bei  jenen  Verhältnissen 
müssen  diese  dann  4  Rüssel  zeigen,  was  ich  aber  noch  nie  beobachtete.  Diese  Rüssel  als  Bewegungsorgane  haben,  wie  man  leicht 
beobachtet,  eine  doppelte  Function,  sie  sind  Bewegungsorgane  und  Wirbel-  oder  Fangorgane,  meist  beides  gleichzeitig.  —  Durch  mo- 
mentanes Rückwärtsgehen  einzelner  Individuen  muss  man  sich  nicht  über  das  Vorn  und  Hinten  irre  leiten  lassen. 

Ernährungssystem. 

Der  Ernährungs- Apparat  der  Monaden  ist  bei  mehreren  Arten  sehr  deutlich  auch  ohne  künstliche  Mittel  zu  erkennen.  Bei 
Monas  Termo,  Gutlula  und  socialis  habe  ich  ihn  durch  gefärbtes  Futter  künstlich  zur  Anschauung  erhalten,  bei  Monas  Guttula 
und  vivipara  ihn  auch  im  ganz  natürlichen  Zustande  erkannt,  indem  die  innern  Magenzellen  mit  farbigen  Theilchen  zuweilen  zufällig 
erfüllt  waren.  Er  besteht  aus  vielen  einzelnen  getrennten  Zellen,  8 — 20  an  Zahl,  die  sich  aber  nicht  alle  gleichzeitig  erfüllen,  meist 
grossentheils  contrahirt  ganz  unsichtbar  sind,  oft  auch,  wenn  sie  mit  klarer  Flüssigkeit  erfüllt  sind,  als  helle  Bläschen  im  Innern  er- 
scheinen. Den  Mund  kann  man  als  helfe  oder  ausgezeichnete  Stelle  an  der  Basis  des  Rüssels  zuweilen  direct  erkennen  (s.  Taf.  L 
Fig.  III.  b.  und  Fig.  V.).  Beim  Wirbeln  in  farbig  getrübtem  Wasser  bildet  diese  Stelle  das  Centrum  der  entstandenen  Strömung.  Bei 
den  übrigen  verzeichneten  Formen  sind  Mund  und  Magen  also  wohl  nicht  fehlend,  sondern  nur  bei  einigen  noch  unbeobachtet.  Eine 
besondere  Ausleerungsstelle,  ausser  der  Mundöffnung,  habe  ich  nie  beobachten  können,  weshalb  es  scheint,  als  hängen  die  vielen  klei- 
nen Magen  wie  einzelne  getrennte  Beutel  vom  Grunde  des  Mundes  nach  innen  hinab.  Der  Hintertheil  der  Monaden  wäre  sonach  ihr 
Rücken.  Die  Nahrung  der  Monaden  scheint  aus  kleinen  Algensaamcn,  Chlorophyll- Körnchen  und  andern  Theilchen  aufgelöster  Pflan- 
zen, so  wie  aus  noch  kleineren,  jüngeren  Monaden  zu  bestehen.     So  wenigstens  könnte  man  Taf.  I.  Fig.  III.  und  IV.  deuten. 

Fortpflanzungssystem. 

Der  Fortpflanzungs  -  Apparat  der  Monaden  ist  ganz  besonders  deutlich  beobachtet  in  Monas  Guttula,  vivipara  und  M.  tin- 
gens. Er  besteht  aus  sehr  vielen  im  ganzen  Körper  verstreuten,  netzartig  verbundenen  (?)  Körnchen,  und  aus  einem  verhältnissmässig 
grossen  kuglichen  und  drüsigen  Körper,  welcher  sich  bei  der  Selbsttheilnng  mit  theilt.  Diese  drüsige  Kugel  ist,  wenn  man  die  grösse- 
ren Infusorien  und  diese  wieder  mit  den  noch  leichter  zugänglichen  Saugwürmern  (Trematodea)  vergleicht,  offenbar  einer  männlichen 
Samendrüse  ganz  analog,  und  jene  Körnchen  sind  Eiern  ganz  ähnlich.  Bei  Monas  vivipara  waren  die  Körnchen  alle  einzeln  in  zit- 
ternder Bewegung  (schon  ausgekrochen?),  was  diese  Ansicht  begünstigt.  Die  wahrhaft  farbigen  Monaden  scheinen  ihre  Farbe  nur  die- 
sen Eiern  zu  verdanken,  gleichgestaltete  farblose  schwimmen  meist  zwischen  den  farbigen  einzeln  umher,  wonach  es  denn  oft  ent- 
leerte farbige  geben  mag,  die  man  als  farblose  leicht  so  lange  für  andere  Arten  hält,  bis  noch  bestimmtere  Charactere  aus  ihrem  Kör- 
per ermittelt  worden  sind.  Bei  Monas  vivipara  sah  ich  das  Zerfliessen  des  Körpers  und  Freiwerden  der  beweglichen  Keime  oder 
Jungen,  wie  es  bei  Stentor  und  den  grösseren  Magenthierchen  sich  leichter  beobachten  lässt.  Eine  contractile,  strahlige  Blase, 
welche  die  beiden  Fortpflanzungs  -Apparate  verbindet,  habe  ich  bisher  noch  bei  keiner  Art  ganz  deutlich,  vielleicht  aber  doch  bei  M. 
Güttill a  und  Okenii,  erkannt. 

Ueberdiess  haben  die  Monaden  ebenfalls  noch  andere  Fortpflanzungsweisen,  die  nur  die  Individuenzahl  vermehren.  Sie  haben 
Selbsttheilnng  nach  2  Richtungen,  als  QueertheiJnng  oder  als  Längstheilung.  Die  Qneertheilung  allein  ist  von  mir  beobachtet  bei  Mo- 
nas Guttula,  hjalina,  gliscens,  Okenii  und  socialis,  die  Längstheilung  allein  bei  Monas  Punctum,  beide  vereint  bei  Monas 
vivipara.     Wahre.  Knospenbildnng  ist  nicht  beobachtet. 


Oef  äs  ssy  stein. 

Blutumlaufs- Organe  lassen  sich,  wahrscheinlich  nur  ihrer  Feinheit  halber,  nicht  erkennen,  um  wie  viel  weniger  also  das  Blut 
selbßt  in  seinen  Blutkörperchen,  obschon  die  Analogie  der  übrigen  Systeme  mit  den  grösseren  Tliieren  auch  für  die  Anwesenheit  dersel- 
ben spricht.  Wäre  das  Blut  gefärbt,  so  wären  die  Gefässe  leichter  sichtbar.  Giebt  es  also,  der  Analogie  der  übrigen  Thiere  nach, 
Blutgefässe,  so  werden  sie  wohl  farbloses  Blut  in  sich  führen. 

12  lnpfiiidungSNy  stein. 

Empfindungs- Organe  gehen  den  Monaden  keineswegs  ab.  Mit  ihrem  Rüssel  sieht  man  sie  tasten,  und  ihr  Stillstehen  und 
Wirbeln,  wo  reichliche  Nahrung  ist,  zeigt,  dass  sie  Empfindung  davon  haben.  Einige  haben  Augen -ähnliche  Organe;  diese  sind  aber 
hier,  um  die  Formenmasse  der  einzelnen  Gattungen  zu  verringern  und  übersichtlicher  zu  machen,  nach  dem  Grundsatze,  dass  ein  be- 
sonderes Organ  eine  besondere  Gattung  bezeichnet,  als  Gattung  Microglena  verzeichnet.  Nur  die  Monas  tingens  hat  mir,  erst  nach- 
dem sie  schon  auf  Tafel  I.  gestochen  war,  noch  ein  rothes  Auge  erkennen  lassen.  Grosse  Mengen  derselben,  welche  mir  der  Zu- 
fall neulich  erst  zur  wiederholten  Beobachtung  darbot,  zeigten  noch  andere  von  den  Monaden  abweichende  Charactere,  die  ich  noch  habe 
bei  der  Darstellung  anbringen  lassen,  weshalb  sie  wohl  besser  als  eigene  Gattung,  Glenomorum  tingens ,  betrachtet  wird.  Die  rothe 
Farbe  des  Pigments  lässt  solche  au  genähnliche  Empfindungs -Organe  scharf  erkennen,  wo  aber  ein  dergleichen  Hülfsmittel  zum  Erken- 
nen der  Anwesenheit  von  Nervensubstanz  mangelt,  hindert  die  geringe  Grösse  und  die  Durchsichtigkeit  der  kleinen  Körper  die  Wahr- 
nehmung, ohne  den  Mangel  zu  beweisen.  Die  Gattung  Monas  umfasst  nun  gerade  die  in  dieser  Hinsicht  für  die  Wahrnehmung  er- 
schwerten Organismen,  zu  deren  Erläuterung  denn  die  Gattungen  Microglena  und  Glenomorum  dienen  können. 

Specielle  Verbreitung  der  Monaden. 

Ueber  die  geographische  Verbreitung  der  wahren  Monaden  lässt  sich  mit  Sicherheit  nur  dann  etwas  feststellen,  wenn  man  mit 
den  neuesten  Mikroskopen  und  Kenntnissen  diese  Formen  weiter  geprüft  haben  wird.  Mir  sind  nur  meine  eigenen  in  3  Welttheilen  ge- 
machten Beobachtungen  desshalb  vergleichbar,  weil  ich  mit  denselben  Instrumenten  die  europäischen  Formen  mit  den  gemachten  Zeich- 
nungen und  Messungen  genau  vergleichen  konnte.  Ich  bin  daher  der  Meinung,  dass  es  allerdings  in  Nordafrika  und  in  Asiens  westli- 
chen und  nördlichen  Extremen  wahre  Monaden  giebt.  Zwei  wahre  Monadenformen  wurden  von  mir  in  Nordafrika  beobachtet,  eine  im 
Nilwasser,  Monas  simplem  {Bacteriiim  simplere),  und  eine  in  der  Oase  des  Jupiter  Ammon,  Monas  inanis  {Cyclidium  inane) 
Zwei  Arten,  Monas  scintillans  und  M.  Termo^  wurden  im  westlichen  Asien,  in  Arabien,  und  6  Arten,  M.  Enchelys^  hyalina 
Kolpoda,  Mica,  ovalis  und  Umbra^  im  nördlichen  Asien  in  Sibirien  von  mir  beobachtet.  Die  in  meinen  akademischen  Vorträgen 
1830  angegebenen  Formen  sind  zum  Theil  liier  in  andere  Gattungen  übergetragen  worden.  Monas  Alomus  und  M.  Glaucoma  des 
Nils  gehören  jetzt  zur  Gattung  Uvella,  ebenso  die  sibirischen  Monas  Atomus  und  M.  Uva. 

Es  verdient  ferner  hier  noch  eine  besondere  Bemerkung,  dass  man  häufig  in  Pflanzenzellen,  in  Eiern,  in  todten  Wasserflöhen 
und  in  Infusorien  selbst,  sich  rasch  bewegende  Pünktchen  sieht,  welche  Monaden  genannt  worden  sind  und  denen  man  daher,  weil  sie 
in  so  abgeschlossnen  Räumen  vorkommen,  eine  elternlose  Entstehung  aus  Urstoffen  (durch  Generatio  primaria)  zuschreibt.  Diese 
Beobachtungen  sind  oft  unrichtig.  In  sehr  vielen,  vielleicht  unter  gewissen  Lebensverhältnissen  in  allen  Pflanzenzellen  erkennt  man  eine 
kreisende  Bewegung  kleiner  Kügelchen,  welche  in  einigen  Wasserpflanzen,  den  Chara -Arten,  zu  einer  sehr  auffallenden  Circulations- 
Erscheinung  wird.  Diese  langsam  kreisenden  Kügelchen  sind  ohne  alle  Spur  von  thierischer  Organisation,  und  ihre  Bewegung  ist  eine 
passive,  vom  Lebensprocesse  der  Pflanze  ausgehende,  deren  Theile  sie  sind.  Ja  man  hat  die  wunderliche  Verwirrung  dfer  Erscheinun- 
gen bis  auf  die  Blutkügelchen  in  den  Thieren  und  im  Menschen  ausgedehnt  und  auch  diesen  ein  den  Monaden  ähnliches,  ja  gleiches 
selbststäudiges  Leben  zugeschrieben.  Diess  sind  Auswüchse  einer  falschen  philosophischen  Richtung  unserer  Zeit.  Die  angegebene 
Selbstständigkeit  der  Bewegung  dieser  Körpertheilchen  ist  unwahr  und  eine  thierische  Structur,  wie  Monaden,  besitzen  sie  gar  nicht* 
Sie  ist  von  Niemand  nachgewiesen. 

Andere  haben  in  gewissen  Pflanzenzellen,  besonders  im  Innern  der  Wasserfäden,  in  Tangen  (Fucis)  und  dergleichen  eine  von 
jener  langsam  kreisenden  Bewegung  der  Pflanzensäfte  verschiedene  Bewegung  sehr  kleiner  besonderer  Körperchen  beobachtet  und  dabei 
von  infusoriellen  Bewegungen  und  Monaden  gesprochen.  Dergleichen  Erscheinungen  sind  allerdings  sehr  häufig,  allein  ihre  Verbindung 
mit  Infusorien  und  Monaden  meist  augenscheinlich  übereilt  und  unrichtig  für  den,  welcher  die  Monaden  genauer  studirt  hat.  Die  in 
Conferven  so  häufigen  Körnerbewegungen,  welche  eine  Entwickelungs- Periode  der  Conferven  allerdings  bezeichnen  mögen,  scheinen  auch 
da,  wo  das  Durcheinanderlaufen  der  Kügelchen  deutlich  ist,  nur  passiv  zu  seyn.  Sie  kommen  nur  dann  vor,  wenn  der  Inhalt  der 
Schläuche  anfängt  locker  zu  werden,  sich  zusammenzuballen,  zu  bräunen  und  zu  zersetzen.  Es  liesse  sich  diese  Erscheinung  vielleicht 
oft  dadurch  erklären,  dass  man  das  Eindringen  von  Wasser  in  kleine  Oeffnungen  der  reifen,  sich  zersetzenden  Schläuche  annimmt,  wel- 
ches, indem  es  sich  mit  der  schon  innerhalb  befindlichen  organischen  Flüssigkeit  der  Conferve,  oder  des  Tanges  verbindet,  solche  Strö- 
mungen macht,  wie  Säure  oder  Branntwein  im  Wasser  hervorbringen,  durch  welche  dann  die  kleineren  Theilchen  des  Zelleninhalts  in 
passive,  sehr  verflochtene,  den  thierischen  und  willkührlichen  ähnliche,  Bewegungen  geriethen.  Aber  auch  die  Körperchen  selbst  bedür- 
fen einer  Ausgleichung  ihrer  bisherigen  Flüssigkeit  mit  der  neuen,  daher  kreisen,  hüpfen  und  zittern  sie.  Thut  man  feinen  organischen 
Staub  erst  in  Branntwein  (Weingeist),  dann  in  Wasser,  so  hat  man  eben  solche  Bewegungen  noch  heftigerer  Art  zu  beliebiger  Ver- 
gleichung,  weil  der  sie  durchdringende  Weingeist  sich  erst  mit  dem  Wasser  wieder  auszugleichen,  zu  verdünnen  hat,  wobei  sie,  obwohl 
heftig  hüpfend,  ganz  passiv  sind.  In  einigen  seltenen  Fällen  glaube  ich  in  Pflanzenzellen  wohl  auch  wahre  Monaden,  und  zwar  Monas 
Termo,  erkannt  zu  haben,  namentlich  einmal  in  einer  Zelle  von  Spirogyra  prineeps,  während  ich  viel  häufiger  jene  ersteren  Bewe- 
gungen gesehen  habe.  Ein  sehr  deutlich  sprechender  Beweis  für  diese  Ansicht  ist  bei  der  Saprolegnia  Molluscorum  {Faucheria 
ac/uatica  dergl.),  deren  innere  grosse  Samen  so  lange  im  Innern  bewegungslos  liegen,  bis,  wie  ich  beobachtete,  ein  kleiner  Deckel 
am  Ende  der  Kolben  (durch  das  Reifwerden)  abspringt  und  daselbst  eine  cirkelrunde  Oeffnung  entsteht,  dann  aber  sich  drehen,  winden 
und  auskriechen.  Das  eindringende  Wasser  wird  offenbar  von  den  Keimkugeln ,  welche  bis  dahin  in  der  Pflanzenflüssigkeit  lagen,  ein- 
gesogen und  es  entstehen  theils  hygroskopische,  theils  Entwickelungsbewegungen,  die  den  thierischen  so  vollständig  gleichen,  dass  die 
Erscheinung  an  sich  durchaus  für  thierische  Willensfreiheit  sprechen  würde,  wenn  nicht  das  bald  erfolgende  Stillliegen  und  das  Keimen 
nach  6  Stunden,  wie  es  Dr.  Unger  bei  andern  Vaucherien  ebenfalls  beobachtet  hat,  die  Grund  Verhältnisse  klar  vor  Augen  legten. 
Uebrigens  finde  ich  gar  keine  Schwierigkeit  auch  im  Vorkommen  wirklicher  Monaden  in  geschlossenen  Pflanzenzellen.  Sind  doch 
der  Eingeweidewürmer  genug  im  Innersten  thierischer  Körper,  und  das  Leben  des  Weizenaals  (Anguillula  Tritici)  in  den  Weizen- 
körnern auf  den  Halmen  des  Feldes  ist  eine  alte  Erfahrung.      Nur   sind  diese  Erscheinungen   nicht   häufig.     Alles   Organische   ist   vom 

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Wasser  durchdrungen,  und  wie  Säfte  bei  einer  matt  gewordenen,  ins  Wasser  gesetzten  Pflanze  rasch  in  alle  Theile  steigen,  auch  Far- 
ben mit  ihnen  in  oft  unnatürlichen  Wegen  dann  gewaltsam  aufgesogen  werden,  so  mögen  die  Eier  und  Jungen  der  kleinsten  Monaden, 
vielleicht  auch  der  Räderthiere  {Notommata  Weneclcii)  sich  mit  dem  Wasser  vielfach  in  Pflanzen  vertheilen,  nur  verhältnissmässig 
selten  entwickeln  und  stark  vermehren. 

Eben  solche  infusorielle  Bewegungen  hat  man  in  kleinen  todten  Thieren  und  in  verdorbenen  Eiern  beobachtet  und  sie  sind 
eine  häufige  Erscheinung.  Auf  Taf.  11."  Fig.  VII.  u.  XV,  auf  Taf.  XXII.  Fig.  V.  und  Taf.  LXIII.  Fig.  VI.  sind  dergleichen  Ver- 
hältnisse aus  meiner  Erfahrung  abgebildet.  In  all  den  Fällen,  wo  Thiere  oder  thierische  Theile  mit  Monaden  erfüllt  gesehen  werden, 
ist  zwar  nicht,  wie  bei  den  Pflanzen,  an  Entwickelangsbewegnng  zu  denken,  allein  auch  da  sind  es  nicht  immer  wahre  Monaden,  son- 
dern sehr  verschiedene  Gattungen  von  Infusorien,  oft  aber  auch  gar  keine  organischen  Körper.  Alle  sehr  verkleinerten  Theile,  welche 
besonders  eingeschlossen  oder  im  Wasser  frei  schweben,  zeigen  nämlich  eine  zitternde  Bewegung,  welche  um  so  weniger  als  eine 
Lebensbewegung  erscheint,  je  allgemeiner  sie  ist  und  je  mehr  auch  alle  unorganischen  und  offenbar  leblosen,  geglühten,  fein  gepulver- 
ten Mineralien  dasselbe  zeigen.  Das  farbige  schwarze  Pigment  im  Auge  der  Fische  und  aller  übrigen  Thiere  zeigt  diese  Erscheinung 
sehr  schön,  ebenso  aber  etwas  Gummi  guttae,  Indigo  in  Wasser  aufgelöst,  oder  geriebenes  Glas  im  Wassertropfen,  wie  der  für  Bo- 
tanik sehr  verdiente  Robert  Browjn1  nachwies.  Das  in  Wasser  aufgelöste  feinkörnige  Dotter  im  Ei  verhält  sich  ebenso.  Die  Tem- 
peratur-Differenzen der  obern  und  untern  Grenzfläche  jedes  Tropfens  und  das  Verdunsten  bewirken  mit  den  schon  oben  angegebenen 
und  noch  andern  Einflüssen  beständige  Strömungen  im  Wasser,  die  kleine  Körperchen  zum  Zittern  bringen  und  mit  sich  reissen.  Allein 
es  giebt  in  todten  Eiern,  todten  Entomostracis,  todten  Räderthieren  und  todten  Magenthieren  (Closterium)  zuweilen  wirkliche 
lebende  Thiere,  welche  den  ganzen  innern  Raum  erfüllen.  So  habe  ich  oft  das  Innere  todter  Entomostraca  ganz  erfüllt  gesehen  mit 
Leucophrys  carnium,  auch  Oooytricha  Pellionella  habe  ich  in  grosser  Menge  im  Innern  todter  Wasser  flöhe  gefunden.  Ferner 
ist  eine  ziemlich  grosse  Lippenmonade  häufig  in  todten  Räderthieren  anzutreffen,  Chilomonas  destruens.  Eine  Borstenmo- 
nade, Chaetomonas,  und  eine  Schwanzmonade,  Bodo,  leben  in  Closterien.  Endlich  giebt  es  auch  wahre  Monaden,  die  ich  für 
identisch  mit  Monas  Crepusculum  halte,  welche  kranke  Thiere  und  Eier  ganz  erfüllen  und  die  Stelle  von  Entozoen  der  Infusorien 
vertreten,    deren   starke  Entwicklung,  wie  die  der  Schlupfwespen  in  den  Raupen,  tödtlich  wird. 

Bei  einigen  Bacillarien  (Navicula,  Fragilaria ,  Closterium ,  Micrasterias)  giebt  es  periodisch  im  Innern  lebhaft  be- 
wegte Kiigelchen,  die  das  Ganze  erfüllen.  Ob  diess  ein  Zustand  der  Auflösung  ist,  oder  ob  es  ein  Lebendiggebären  ist,  habe  ich 
nicht  klar  ermitteln  können.  Zu  den  Monaden  scheinen  diese  bewegten  Körperchen  nicht  zu  gehören,  und  werden  sie  anatomisch  be- 
freit, so  setzen  sie  die  Bewegung  nicht  lange  fort,  sondern  kommen  sehr  bald  zur  Ruhe,  was  man  für  einen  Beweis  passiver  Bewe- 
gung anzusehen  hat. 

Die  Angaben  endlich  von  zahllosen  Mengen  und  von  Millionen  Thierchen  in  einem  einzigen  Tropfen  beziehen  sich,  so  weit 
sie  die  eigentlichen  Monaden  angehen,  auf  nur  2  oder  3  Arten.  In  solcher  Menge  leben  nur  Monas  Crepusculum  und  Monas 
Termo,  zuweilen  M.  scintillans,  beisammen.  Allein  Bodo  saltans,  die  Vibrionen,  Bacterien  und  Spirilla  erlauben  ebenfalls 
solche  Schwindel  erregende  Berechnungen  ihrer  oft  wirklich  vorhandenen  Mengen. 

Als  Richtschnur  für  alle  auf  Monaden  beziehbare  Erscheinungen  und  abzugebende  Urtheile,  wrenn  sie  einen  wissenschaftlichen 
Werth  haben  sollen,  ist  streng  festzuhalten,  dass  es  vielerlei  Bewegungen  kleiner  Körper  und  vielerlei  bewegende  Kräfte  giebt,  dass 
aber  nur  solche  bewegte  kleine  Körperchen  zu  den  Thieren  und  Monaden  zu  rechnen  sind,  welche  je  nach  ihrer  relativen  Grösse  ent- 
weder den  vollen  Organismus,  oder  doch  deutliche  Spuren  des  Organismus  der  wahren  Monaden  an  sich  tragen.  Alle  in  dieser  Bezie- 
hung nicht  scharf  und  ausdrücklich  beachteten  oder  unklaren  beweglichen  Objecte  des  Mikroskops,  welche  mit  Monaden  Aehnlichkeit  haben 
oder  haben  sollen,  sind  nur  kleine  bewegte  Körperchen  und  haben  keinen  Anspruch  an  den  Namen  von  Monaden,  folglich  auch  keinen 
Werth  für  irgend  eine  damit  in  enger  Verbindung  stellende  Theorie. 


Die  25  Arten  der  Gattung  Monas  lassen  sich  nach  ihrer  Gestalt  in  2  Gruppen  übersichtlich  machen: 
1)  als  Kugelmonaden  von  ganz  runder  oder  eiartiger  Form,  deren  sind  17,  und  2)  als  Stabmonaden 
mit  länglicher,  mehr  als  doppelt  so  langer  als  dicker  Form,  solcher  sind  8. 

«.     Ku^elmonaden ,   Sphaeromonades* 

Die  17  Kugelmonaden  sind  kaum  doppelt  länger  als  breit,  zuweilen  kugelartig,  nie  eine  vollkommne  Kugel,  daher  sind  die 
eiartigen  nicht  sicher  zu  unterscheiden.  Ziemlich  scharf  runde  giebt  es  4  Arten,  alle  übrigen  13  sind  länglich  oder  ausgeblichtet.  Bei 
der  Selbsttheilung  geht  die  reine  Kugelform  allemal  verloren.  Ich  theile  die  Kugelmonaden  jetzt  daher  in  etwas  mehr  rundliche, 
Punktmonaden,  deren  sind  9,  und  in  etwas  mehr  längliche,  Eimonaden,  deren  sind  8.  Tiefere  Forschung  wird  späterhin  festere 
Charactere  geben.  Von  den  9  P  unkt  mo  na  den  sind  4  farblos  oder  weisslich,  2  grün,  1  gelb,  2  röthlich.  Die  Eimonaden  sind 
alle  farblos. 

<?.     Pnnktmonaden, 

*  farblose    oder   wr  e  i  s  s  1  i  c  h  e : 

t.    Monas  Crepusculum,    Dämmerimgsmonade.    Tafel  I.  Fig.  I. 

M.  hyalina,  acervatim  oculo  naturali  albicans,  globosa,  agilis,  Carnivora,  ^ooo  lineae  partem  raro  attingens,  nunquam 
superans.  ? 

Monade  Crepnscnle,  hyaline,  en  masse  blanchätre  a  Foeil  naturel,    spherique,  agile,   carnivore,   ne 
passant  jamais  Vsou  millimetre  en  longueur. 

Organisation  der  Infusorien,  Abhandlungen  der  Akademie  zu  Berlin,  1830.  p.  74. 
-  —        1832.  p.  57. 

Aufenthalt:     Bei  Berlin  häufig  zu  allen  Jahreszeiten  beobachtet,  vielleicht  auch   als  Monas  Termo  bei  St.  Catharinenburg  im  Ural. 

Diqse  kleinste  aller  bisher  mit  dem  Äuge  erreichbar  gewesenen  Thierformen,  deren  Organisation  freilich  daher  noch  unerreich- 
bar blieb,  ist  rundlich,  farblos,    dem  blossen  Auge,    wo  sie  in  grosser  Menge  ist,   weisslich,   rasch  bewegt,   nährt  sich  von  thieriseben 


— » 

oder  Pilz -Stoffen  lind  wird  nicht  über  Viooo  Linie  im  Durchmesser  gross,  ist  aber  oft  nur  halb  so  gross  und  noch  viel  kleiner.  Sie 
lebt  im  Wasser,  worin  thierische  Theile  liegen  und  sich  aufzulösen  anfangen,  stirbt  aber  mit  weit  vorrückender  Fäulniss  derselben 
und  ihre  zahllosen  Cadaver  kommen  dann  an  die  Oberfläche  des  faulen  Wassers  und  bilden  eine  farblose  dicke  Gallerthaut  darauf.  Spä- 
ter sinken  sie  zu  Boden,  das  Wasser  klärt  sich  wieder,  verliert  seinen  Geruch  und  kann  dann  neuen  Formen  zum  Aufenthalte  und  zur 
Entwickelung  dienen.  Farbestoffe  habe  ich  sie  nie  aufnehmen  gesehen.  Oft  findet  sie  sich  im  inneren  Körper  anderer,  todter  Infuso- 
rien oder  grösserer  Tiiiere  und  in  deren  verdorbenen  Eiern.  Dabei  scheint  sie  sich  ganz  so  zu  verhalten  wie  Käfer-  oder  Fliegen- 
Larven  in  grösseren  Thieren.  Ihr  Vorkommen  in  allen  wässrigen  Feuchtigkeiten,  welches  bei  Znthun  von  Fleisch  ihre  schnelle  Ver- 
mehrung möglich  macht,  lässt  sich  mit  den  zahllosen  Samen  der  Pflanzen  im  Brach-  oder  Stoppellande  vergleichen,  die  man  im  Herbst 
und  Winter  läugnen  möchte,  aus  denen  aber  in  jedem  Frühjahr  sich  eine  dichte  Decke  des  üppigsten  Pflanzenlebens  entfaltet.  Thut 
man  einen  thierischen  fleischigen  Theil,  oder  auch  einen  Pilz  in  ein  Glas  mit  Wasser,  so  vermehrt  sich  diese  Monade  gewöhnlich, 
wenn  auch  nur  eine  darinnen  war,  in  wenigen  Stunden  zu  unberechenbaren  Mengen.  Ein  kleiner  Tropfen  zeigt  unter  dem  Mikro- 
skope ein  so  dichtes  Gewühl,  dass  man  keine  Zwischenräume  zwischen  den  Individuen  annehmen  kann.  Sie  drängen  sich  an  einan- 
der vorbei.  Sind  die  Thierchen,  wie  es  häufig  der  Fall  ist,  V2000  Linie  gross,  so  beträgt  ihre  Menge  in  einem  1  Cubiklinie  gros- 
sen Wassertropfen,  den  sie  gedrängt  erfüllen,  die  Cubikzahl  von  2000,  also  8000  Millionen,  und  mithin  in  1  Cubikzolle  desselben 
Wassers,  welcher  1728  Cubiklinien  enthält,  13  Billionen  und  824000  Millionen.  '  Rechnet  man  auch  ihre  Grössen  im  Mittel  nur  zu 
J/i 500  Linie  im  Durchmesser,  so  steigt  immer  die  Zahl  der  Individuen  eines  so  dicht  erfüllten  Tropfens  auf  3375  Millionen.  Igno- 
rirt  man  die  Hälfte,  um  den  einzelnen  Thierchen  grösseren  Spielraum  zu  geben,  so  bleiben  immer  noch  1687  Millionen  für  einen  Tro- 
pfen. Wollte  man  aber  einem  solchen  1  Cubiklinie  grossen  Tropfen  nur  100  Millionen  Thiere  zugestehen,  so  würde  in  demselben,  da 
er  8000  Millionen  aufnehmen  kann,  ein  leerer  Raum  für  7900  Millionen  gleichgrosser  Thiere  bleiben,  mithin  für  die  Individuen  ein 
weit  grösserer  Spielraum  übrig  seyn,  als  der  ist,  welchen  man  sieht,  und  es  würde  die  Möglichkeit  jenes  Gedränges  wegfallen,  welches 
die  Beobachtung  doch  klar  und  unwiderleglich  erkennt.  Man  vergleiche  die  Zahlen  der  Schaalinfusorien  des  Biliner  Tripelberges 
unter  Gaillonella  dütans ,  Tafel  XXI. 

Obschon  diese  kleinste  Monade  genau  genommen  nicht  mit  vollem  Rechte  in  das  Thierreich  gezogen  werden  kann,  weil  an 
ihr  jene  organischen  Systeme  des  inneren  Körpers  noch  nicht  entdeckt  sind,  welche  ein  Thier  charakterisiren,  so  liegt  doch  ein  Grund 
klar  vor  Augen,  warum  sie  nicht  beobachtet  werden  konnten,  weil  nämlich  die  Monade  zu  klein  und  durchsichtig  ist  und  weil  die  durch 
unsre  zeitgemässen  Hülfsmittel  verstärkte  Sehkraft  in  solche  Tiefen  noch  nicht  zu  dringen  vermag.  Derselbe  Grund  verbietet  aber  na- 
türlich auch  zu  behaupten,  dass  es  kein  Thier  sey.  Ihre  Bewegung,  ihre  Vermehrungsweise,  ihre  Form,  ihre  Substanz  und  ihr  Zu- 
sammenseyn  mit  entschiedenen  Thieren  sprechen  sämmtlich  für  den  thierischen  Charakter.  Gleichzeitig  mit  ihr  leben  nämlich  häufig  Spi- 
rillum  Rugula  und  Leucophrys  carnium,  welche  letztere  Form  den  thierischen  Organismus  deutlich  zeigt.  So  steht  denn  Monas 
Crepusculum  an  der  Grenze  der  Sehkraft  und  deutet  darauf  hin,  dass  diese  Grenze  der  menschlichen  Wahrnehmung  noch  nicht  die 
Grenze  der  organischen  Natur  ist. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  I.    Fig.  I. 
Fig.  a.    ist  450  Mal  im  Durchmesser  vergrössert,  bei  9  Zoll  Abstand   des  Auges  vom  Object. 

Fig.  b.    ist  820 Mal  vergrössert.     Stärkere  Vergrösserungen   geben  Verlust  an  Deutlichkeit  und  keinen  Gewinn  an  Einsicht  in  die  Structur.     Bei  3000- 
maliger  Vergrösserung  im  Durchmesser  sieht  man  sie  in  der  Form  wie  Fig.  IL  b.,  aber  im  Wesentlichen  nicht  anders,    nur  unklarer. 

£.    Monas  Termo,    Sclilu**monade.    Tafel  I.  Fig.  IL 

M.  hyalina,  subglobosa,  agilis,  herbivora,  Vsoo  lineae  partem  attingens  aut  duplo  vcl  triplo  minor. 

Monade  Termeb  hyaline,  sp/ieroide,  agile^  herbivore,  ayant  ll2s0  millimetre  de  longuear,  souvent  nayant 
que  la  moitie  ou  le  tiers. 

Hemprich  u.  Ehrenberg,  Symbolae  pliysicae.    Evertebrata  I.  Tab.  II.  1828.  Text  1830.    Phytozoa  Polygastrica  Fol.  d.  2. 
Organisation   der  Infusorien,  Abhandlungen  der  Berliner  Akademie,  1829.  p.  16.  1830.  p.  64.  und  p.  74.  Tafel  I.  F.  I.  1832.   p.  56. 
Poggendorff's   Annalen  der  Physik   1831.    p.  30.    Taf.  I.  Fig.  I. 

Aufenthalt:  In  allem  stehenden  Wasser  häufig  zu  allen  Jahreszeiten  bei  Berlin;  in  der  Oase  des  Jupiter  Amnion  bei  Siwa  in  Nord- 
afrika; im  Gebirgswasser  des  Wadi  Essle  am  Sinai;  im  Pfeffer-Aufguss  bei  Tor  in  Arabien;  im  Flüsschen  Belaja  Reka  bei  Koli- 
wan im  Altai;  im  Wasser  der  Iset  bei  St.  Catharinenburg  im  Ural;  in  der  Kupfergrube  Soimonofskoi  im  Ural,  bei  6  Lachter 
Tiefe;  im  Newa -Wasser  zu  St.  Petersburg;  im  Ostseewasser  bei  Wismar!  im  Nordseewasser  bei  Christiania  und  Droebak  in  Nor- 
wegen! im  Grubenwasser  von  Freiberg  aus  grosser  Tiefe  und  im  Carlsbader  Mineralwasser  in  Berlin!,  von  Dr.  "W erneck  in  Salz- 
burg! beobachtet. 

Ob  O.  F.  Müllers  Monas  Termo  diese  oder  eine  andere  ähnliche  Art  gewesen,  lässt  sich  nie  mehr  mit  Sicherheit  ent- 
scheiden. Auch  sind  alle  aussereuropäischen  von  mir  selbst  gemachten  Beobachtungen  nur  in  sofern  sicherer,  als  ich  mit  denselben  Au- 
gen und  Instrumenten  die  Umstände,  Zeichnungen  und  Maasse  vergleichen  konnte.  Die  mit  Indigo -Nahrung  und  genau  geprüften,  mit- 
hin sichren  hierher  gehörigen,  Vorkommen  sind  durch  !  ausgezeichnet  und  stellen  eine  grosse  Verbreitung  in  Europa  fest. 

Die  Schlussmonade  bildet  die  Grenze  der  wirklich  beobachteten  deutlichen  thierischen  Organisation.  Sie  ist  immer 
farblos,  kuglig,  in  ihrer  Bewegung  rasch,  nährt  sich  von  Pflanzenstoffen  und  erreicht  Vsoo  Linie  an  Grösse,  ist  aber  meist  Viooo  bis 
Vi 500  Linie  gross,  oft  kleiner.  Man  sieht  die  grösseren  Individuen  immer  in  Gesellschaft  von  kleineren,  die  bis  V2000  Linie  im  Durch- 
messer haben  und  auch  deshalb  wohl  offenbar  jüngere  Thiere  derselben  Art  sind,  weil  sie  sich  gegen  künstlich  gereichte  Nahrung 
ganz  gleichartig   verhalten. 

Ein  sichrer  Beweis  der  Thierheit  dieser  Form  ist,  dass  sie  in  das  Wasser  gemischten  Indigo  unter  Wirbeln  am  Vorder- 
ende sichtlich  verzehrt  und  nach  kurzer  Zeit  1  —  6  innere  blaue  Flecke,  als  eben  so  viele  Magen,  erkennen  lässt,  welche  sie  damit 
angefüllt  hat.  In  Flüssigkeiten,  worin  Pflanzentheile  sich  auflösen,  die  ihr  als  reichliche  Nahrung  dienen,  vermehrt  sie  sich  ganz  ge- 
wöhnlich zu  zahllosen  Mengen,  und  man  kann  durch  Aufguss  von  Wasser  auf  frische  Pflanzentheile  diese  Vermehrung  leicht  begünsti- 
gen. Zwar  hat  man  viel  von  unmittelbarem  Belebtwerden  der  Pflanzentheilchen  selbst  geschrieben,  allein  je  mehr  ich  die  Structur  und  Ent- 
wickelung der  einzelnen  mikroskopischen  Tliierformen  verfolgte,  desto  unwahrscheinlicher  wurde  mir  solche  Bildung,  für  die  ich  bei  mei- 
ner überaus  vielfachen  absichtlich  gesuchten  Gelegenheit  dazu,  nie  eine  sichere  Beobachtung  erlangen  konnte.  Dagegen  habe  ich  neuer- 
lich auch  an  vielen  Individuen  der  Monas  Termo  einen  einfachen  fadenförmigen  Rüssel  erkannt,  mit  dessen  Hülfe  sie  ihr  Wirbeln  und 


-   8 

ihre  Bewegung  vollbringen.  Dr.  Werneck  in  Salzburg,  ein  sorgfältiger  und  feiner  mikroskopischer  Beobachter,  hat  denselben  ebenfalls 
erkannt.  Eine  Selbsttheilung  ist  mir  bei  dieser  Art  so  wenig,  als  bei  der  vorigen,  zur  deutlichen  Anschauung  gekommen,  weshalb  die 
Vermehrung  weit  gewöhnlicher,  vielleicht  nur  durch  Eierlegen  dann  zu  erfolgen  scheint,  wenn  sie  reichliche  Nahrung  haben.  Bei  Mo- 
nas vivipara  und  M.  Guttula  sind  die  Eier  gross,  daher  sichtbar,  bei  M.  Termo  sind  sie  bisher  einzeln  nicht  zu  unterscheiden  ge- 
wesen, vielleicht  nur,  weil  sie  der  Sehkraft  sich  durch  Kleinheit  entziehen. 

Hieran  schliessen  sich  einige  einfache  Folgerungen,  welche  man  auf  die  Erscheinungen  der  organischen  Verhältnisse  bei  die- 
sen kleinsten  Thieren  gründen  kann.  Mit  Indigo  oder  Carmin  genährt,  füllen  diese  Monaden  sehr  bald  mehrere  ihrer  innem  Zellen, 
Behälter,  damit  an  und  ihre  Durchsichtigkeit  verräth  ganz  deutlich,  dass  sie  davon  genossen  haben.  So  sieht  man  denn  bei  800-  bis 
lOOOmaliger  Dianieter -Vergrösserung  selbst  Thierchen  von  Visoo  bis  V2000  Linie  im  Durchmesser,  welche  je  4,  ja  6  Farbepünktchen 
im  innern  Körper  haben.  Diese  4  Pünktchen,  deren  organisches  Verhältniss  man  sich  schon  bei  Monas  Gattida  und  vivipara,  noch 
besser  aber  beim  Trompetenthierchen  {Stentor)  und  Pantoffelthiercheu  {Paramecium  Aarelid)  deutlich  machen  kann,  sind 
offenbar  ebensoviele  mit  Farbestoff  erfüllte  Magen.  Ihre  Lage  ist  meist  so  im  Hintertheile  des  Körpers,  dass  die  vordere  Körperhälfte 
leer  bleibt,  und  auch  den  Hinterleib  füllen  die  kleinen  Magen  nicht  ganz  aus.  Zuweilen  liegen  in  der  hintern  Körperhälfte  3  bis  4  sol- 
cher Punkte  hintereinander  in  einfacher  Reibe.  Ist  nun  das  Thierchen  mit  4  Magen  Visoo  Linie  gross  und  nehmen  die  Punkte  die 
Körperhälfte  so  ein,  dass  sie  in  einfacher  Reihe  hintereinander  liegen,  so  ist  jeder  Magen  %  der  Körperlänge  und  folglich  Vnooo  einer 
Linie  gross.  Will  man  nicht  annehmen,  was  unwahrscheinlich  ist,  dass  jeder  Magen  nur  durch  ein  gerade  so  grosses  Nahrungstheilchen 
erfüllt  werde,  so  bedarf  es,  weil  diese  kleinen  Magen,  beim  Drehen  des  Thierchens,  immer  ihre  runde  Gestalt  behalten,  wenigstens 
doch  3  Farbetheilchen,  um  sie  zu  runden.  So  ergiebt  sich  denn,  dass  jedes  dieser  erkennbaren  Theilchen -mithin  höchstens  Vsoooo  einer 
Linie,  d.i.  V432000  eines  Zolles,  im  Durchmesser  haben  kann.  Der  französische  gelehrte  Chemiker  Dumas  hat  neuerlich  1825  die 
Atome  oder  die  letzten  Bestandteile,  die  Ur- Theilchen  alles  Organischen  auf  Vsoo  Millimeter,  d.i.  1/616  Linie,  festgesetzt,  und  die 
feinsten  Theilchen  aller  organischen  und  unorganischen  Körper,  welche  der  gelehrte  Botaniker  Robert  Brown  in  London  1827  beob- 
achtete und  für  constante  Grössen  ansah,  betragen  V20000  bis  Vsoooo  Zoll  oder  V2000  —  Vsooo  Linie  englisch.  Aus  obigen  einfachen  Dar- 
stellungen der  erreichbaren  organischen  Verhältnisse  erkennt  man  aber,  dass  es  sogar  lebende  noch  deutlich  organisirte  Thiere  giebt, 
welche  nicht  grösser  sind  als  jene  UrstofFe  seyn  sollen.  Mithin  kann  die  Grenze  der  Körperwelt  in  der  Richtung  des  kleinsten  Raumes 
so  nahe  nicht  liegen. 

Will  man  ernsthaft  spielend  noch  einen  Schritt  weiter  gehen,  so  vergleiche  man  die  kleinen  scharf  umgrenzten  ganz  deutlichen 
Monaden-Magen  mit  denen  der  grössern  Magen  thierchen.  Bei  den  letzteren  erkennt  man  diese  innern  Behälter  als  häutige  freie  mit 
Speise  erfüllte  Blasen,  die  mit  einer  feinen  Röhre,  einein  hohlen  Stiele,  am  Darme  hängen  und  beim  Bersten  und  Zerfliessen  des  Thic- 
res  oft  losreissen,  frei  werden  und,  an  der  Ablösungsstelle  contrahirt,  eine  geschlossene  mit  sichtbarer  Speise  (Indigo)  erfüllte  Kugel 
bilden.  Man  hat  keinen  Grund,  den  eben  so  scharf  begrenzten,  mit  Indigo  erfüllten,  innern  Speisebehältern  der  Monaden  eine  eben 
solche  freie  hantige  Umhüllung  abzusprechen,  wenn  sie  auch,  wegen  Feinheit,  an  sich  unsichtbar  ist.  Vielmehr  ladet  die  Gleichheit 
aller  Nebenvcrhältnisse  ein,  auch  hier  eine  Gleichheit  der  Bildung  im  Einzelnen  anzuerkennen.  Da,  wo  sich  ferner  2  Magen  der  grös- 
seren Formen  (vergl.  Bursaria,  Stentor  n.  s.  w.)  berühren,  erkennt  man  deutlicher  als  sonst  einen  Abstand  des  Inhalts  von  der  cäus- 
sern  Grenze  der  Magen,  und- kann  so  die  Dicke  der  Magenwand  beurtheilen,  welche  ausserordentlich  gering  ist.  Man  erkennt,  dass 
diese  Dicke  der  Wand  sich  zum  Durchmesser  des  Magens  kaum  anders  als  20  zu  1  verhält.  Setzt  man  sie  nur  zur  Hälfte,  zu  V10 
des  Durchmessers  an,  so  beträgt  sie  bei  den  Visoo  Linie  grossen  Individuen  der  Monas  Termo,  wo  die  einzelnen  Magen  als  J/s  der 
Körperlänge  messbar  erscheinen,  also  einzeln  V12000  Linie  messen,  V120000  einer  Linie.  Da  wir  nun  wichtige  physiologische  Gründe 
haben,  in  allen  freien  Magenwänden  Saft  aufnehmende  Canäle  (Gefässe)  zu  suchen,  welche  ebenfalls  Wände  haben,  so  ergiebt  sich  eine 
Wahrscheinlichkeit  für  die  Ferne  der  organischen  Atome  oder  letzten  Bestandteile,  welcher  die  jetzigen  Mittel  zu  einer  weiteren  directen 
Forschung  bei  weitem  nicht  genügen. 

Betrachtet  man  ferner  die  ganze  Reihe  der  Magen  thierchen  und  Räder  thierchen,  ja  aller  wohl' bekannten  Thiere,  so 
liegt  eine  gewisse  gleiche  Summe  ihrer  Hauptorgane  klar  vor  Augen.  Auch  bei  Monas  Guttula,  vivipara,  grandis  und  (ßlcnomorum) 
tingens,  also  schon  bei  wahren  Monaden,  ist  dieselbe  Summe,  nur  mit  Ausnahme  der  Blutgefässe,  ganz  darstellbar.  Es  ist  daher  nicht 
wahrscheinlich,  dass  sie  der  Monas  Termo,  welche  einen  grossen  Theil  davon  nachweislich  besitzt,  übrigens  fehle.  Schärfere  Beob- 
achtung wird  also  späterhin  auch  hier  zunächst  eine  runde  männliche  Samendrüse  und  kleine  Körner  als  Eier  entdecken.  Die  Körnchen 
des  Eierstocks,  oder  die  Eier  verhalten  sich  zur  Körpergrösse  fast  bei  allen  Räder  thieren  nahe  wie  3  zu  1,  bei  vielen  Magen- 
thieren  wie  80  zu  1,  bei  einigen  wie  40  zu  1.  Bei  den  Monaden,  welche  sie  erkennen  lassen,  verhalten  sie  sich  (bei  Monas  Gut- 
tula,  vivipara  und  grandis)  ebenfalls  wie  40  zu  1  oder  wie  30  zu  1.  Man  darf  daher  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  dasselbe  Ver- 
hältniss auf  Monas  Termo  übertragen.  Berücksichtigt  man  nur  die  grössten  Individuen  der  letztern,  welche  V500  Linie  erreichen  und  auch  nur 
die  grössten  der  herrschenden  Eiverhältnisse  (30  zu  1  oder  40  zu  1),  so  würden  die  noch  zu  beobachtenden  Eier  der  Monas  Termo 
^isooo  bis  V20000  einer  Linie  im  Durchmesser  gross  seyn.  Ist  das  Eiverhältniss  aber  wie  80  zu  1,  so  sind  sie  V40000  Linie  oder 
V480000  Zoll  im  Durchmesser  gross.  Nun  sind  ferner  die  grössten  Individuen  dieser  Monade  gar  leicht  bloss  durch  das  Streben  zur 
Selbsttheilung  um  das  Doppelte  ihres  Normalinaasses  vergrösserte  Individuen,  mithin  die  Verhältnisse  der  Mittelformen  zu  berücksichtigen. 
So  könnte  leicht  die  Eigrösse  der  Monas  Termo  nur  Vsoooo  einer  Linie  betragen  und  diess  der  natürliche  Grund  seyn,  warum  sie  bis 
jetzt  nicht  sichtbar  seyn  konnten.     Eine  Vergrösserung,  welche  Vsoooo  Linie  isolirt  erkennbar  macht,  giebt  es  nicht. 

Die  eben  ausgekrochenen  Jungen  pttegen  bei  den  Räder  thieren,  wo  sie  sehr  vielfach  bekannt  sind,  wenig  grösser,  selten  dop- 
pelt so  gross  zu  seyn  als  die  Eier,  aber  den  Organismus  der  Mutterthiere  schon  völlig  entwickelt  zu  besitzen  (vergl.  die  Tafeln  der 
Räder thi er e).  Von  fast  gleicher  Grösse  mit  den  Eiern  sind  die  bewegten  Jungen  der  Monas  vivipara.  Ist  aber  die  entwickelte  Brut 
von  Monas  Termo  ebenso  von  fast  gleicher  Grösse  mit  den  Eiern,  so  ist  sie  in  den  Mittelzahlen  Visooo  bis  V20000  Linie  gross  und 
wahrscheinlich  auch  den  Mutterthieren  gleich  organisirt.  Die  innern  Magenzellen  dieser  Jungen,  zu  %  der  Länge  gerechnet,  würden 
Vooooo  bis  V1200 00  einer  Linie,  die  Wände  derselben  aber  zu  Vio  gerechnet,  Voooooo  bis  V1200000  einer  Linie,  d.  i.  im  Durchmesser 
weniger  als  ein  Zehnmilliontheil  bis  ein  Vierzehnmilliontheil  eines  Zolles  messen.  Hat  man  aber  grösseren  Gefallen  an  noch  grösseren 
Zahlen,  so  darf  man  nur  die  Minima  und  das  Cubikmaass  berechnen. 

Diess  sind  keine  phantastischen  Luftbilder,  sondern  die  einfachsten  Schlussfolgen  aus  directen  Beobachtungen.  Wer  mag  hier 
an  eine  nahe  liegende  Grenze  der  Natur  und  der  Naturforschung  denken!  Wenn  die  unermessliche  Natur  uns  in  den  Räumen  der  Ster- 
nenwelt schrankenlos  entgegentritt,  so  ist  sie  es  nicht  minder  für  die  Forschung  in  der  Richtung  zum  kleinsten  Räume! 


o 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  I.    Fig.  TL 

Fig.  a.    ist  450mal  im  Durchmesser  vergrössert, 
Fig.  6.    820mal. 

Bei  2000inaliger  Vergrösserung  erscheint  diese  Form  der  Monas  Guttula  Fig.  III.  a.  sehr  ähnlich,   aber  nicht  klarer. 

3.  Monas  Guttula,  Tropfenmonade.    Tafel  I.  Fig.  HL 

M.  hyalina,  globosa,  lenta,  Vi 92  Hneae  partem  aeqiians,    aut  minor. 

Monade  Goutte,  hyaline ,  spherique^  le?ite^  e galante  l/oo  millimetre^  ou  moins. 

Abhandl.  der  Berlin.  Akad.  d.  Wissensch.  1830.  p.  63.  74.  (94.)  Tafel  I.  F.  3.  1831.  p.  57. 

Aufenthalt:     Bei  Berlin  häufig  zu  allen  Jahreszeiten.     Sie  wurde  aber  zuerst  im  Newa-Wasser  in  St.  Petersburg  1829  entdeckt  oder 
von  der  vorigen  unterschieden. 

Man  sieht  diese  schon  etwas  grössere  Monade  nicht  selten  mit  der  Sclilussmonade  gleichzeitig  in  Wassergefässen,  worin  sicli 
zersetzte  Pflanzen  befinden ,  welche  für  solche  Thierchen  viel  Nahrung  geben.  Sie  zeichnet  sich,  neben  ihrer  ansehnlicheren  Grösse 
und  Durchsichtigkeit,  durch  langsamere  Bewegung  aus.  Im  Innern  erkennt  man  immer  deutlich  mehrere  Blasen.  Bringt  man  Indigo 
oder  Carmin  in  das  Wasser,  so  füllt  sie  sich  alsbald  damit  an  und  ihre  Magenzellen  erscheinen  dann  verhältnissmässig  grösser  als  bei 
der  vorigen.  Ich  sah  aber  nie  mehr  als  4  bis  6  Magen  farbig  angefüllt.  Am  vordem  Körperende  erkennt  man  nach  Trübung  des 
Wassers  mit  Indigo  einen  Wirbel  und  beim  Verdunsten  des  Wassers  sah  ich  wiederholt  einen  einfachen  fadenförmigen  Rüssel  von  nicht 
ganz  der  Körperlänge.  Beim  Schwimmen  dreht  sie  sich  um  ihre  Längsaxe.  Die  sich  füllenden  Magenzellen  erscheinen  in  der  hintern 
Körperhälfte  und  meist  auf  einer  Seite.  Der  Grund  davon  liegt  in  einem  durchsichtigen  drüsigen  runden  Körper,  welcher  einen  Theil 
des  Leibes  erfüllt.  Bei  Anwendung  einer  2000maligen  Vergrösserung  habe  ich  die  Structur  dieser  Monade  allmälig  zu  mehr  Klarheit 
der  Uebersicht  bringen  können  als  die  der  vorigen.  Am  Grunde  des  fadenförmigen  Rüssels  ist  eine  hellere  begrenzte  Stelle,  welche 
man  für  den  Mund  halten  kann,  weil  die  Strömung,  welche  der  wirbelnde  Rüssel  erregt,  dahin  gewendet  ist.  Es  Hessen  sich  so  bis  12 
Magcnzellen  von  verschiedenem  Durchmesser  erkennen,  überdiess  der  trübe,  durchscheinende,  runde  Körper,  aller  Analogie  mit  den  grös- 
seren Infusorien,  (vergl.  Paramecium  Aurelia^  Nassula,  Bursaria  dergl.)  nach,  die  männliche  Samendrüse.  Eine  hellere  Blase  oder 
Zelle  mitten  im  Körper  ist  entweder  eine  13te  Magenzelle,  oder  eine  contractile  Blase,  wie  sie  sonst  häufig  bei  Infusorien  vorkommen. 
Ich  sah  jedoch  nie  ihre  deutliche  Contraction.  Ueberdiess  unterschied  ich  zerstreute  Körnchen,  welche  etwa  V30  des  Körperdurchmes- 
sers, also  Vstgo  Linie,  Grösse  hatten  und  die  sich  als  Eier  ansehen  lassen.  Die  eben  ausgekrochenen  Jungen  mögen  daher  sich  unter 
Monas  Termo  verstecken,  obschon  die  Monas  Termo  sich  durchaus  nicht  immer  in  M.  Guttula  umwandelt.  Ueberdiess  sah  ich  ein- 
zelne Individuen  in  Queertheilung.  Beim  Trocknen  zerfliesst  der  Körper  fast  immer,  jedoch  erhalten  sich  einzelne  zuweilen  gut.  Ich 
besitze  dergleichen  kenntliche  mit  und  ohne  angefüllte  Magcnzellen.  Auch  Monas  Termo  habe  ich  mit  blau  erfüllten  Magenzellen,  und 
M.  Crepusculum  ohne  solche,  kenntlich  trocken  aufbewahren  können. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  I.    Fig.  III. 

Fig.  a.     ist  ein  leeres  (hungriges)  Individuum,  umgeben  von  farbig  genährten,  bei  450maliger  diametraler  Vergrösserung. 
Fig.  b.     ist  ein  in  der  Queertheilung  befindliches  Individuum  mit  vielen  sehr  kleinen  Magenzellen. 

Fig.  c.     ist  2000mal  vergrössert  und  aus  vielen  Beobachtungen  allmälig  construirt.     Die  conische  Bewegung  seines  Rüssels  ist  sammt  der  dadurch   be- 
wirkten Strömung  theilweis  dargestellt. 

4.  Monas  vivipara,  lebendig  gebärende  Monade.    Tafel  I.  Fig.  IV. 

M.  hyalina,  globosa,  lenta,  vivipara,  1/S2  lineae  partem  attingcns    aut  minor. 

Monade  vivipare^  hyaline ,  spherir/ue,  lente^  egalante  V26  mittimetre  ou  moins  en  fongueur. 

Abhandl.  der  Berlin.  Akad.  d.  Wissensch.  1835.  p.  172.     Tafel  I.   Fig.  VII. 

Aufenthalt:     Bisher  nur  im  stagnirenden  Wasser  Berlins. 

Ich  entdeckte  diese  sehr  ausgezeichnete  Monade  am  3ten  Mai  1835  sehr  zahlreich  in  Gesellschaft  der  Chlamidomonas  Pul- 
visculus.  Die  meisten  Individuen  hatten  eine  Grösse  von  %  bis  %  Linie  und  waren  mithin  viel  grösser  als  die  grosse  Masse  der 
sie  umgebenden  Staubmonade.  Die  Gestalt  der  meisten  Individuen  war  kugelrund,  doch  gab  es  auch  eiförmige  dazwischen,  und  ich 
überzeugte  mich  bald,  dass  diess  die  durch  Längstheilung  entstandenen  Sprossen  waren.  Besonders  interessant  war  die  Deutlichkeit 
grosser  Organisation  dieser  Körperchen.  Was  sich  bisher  bei  den  Monaden  undeutlich,  ganz  versteckt  und  unzugänglich  erwiesen  hatte, 
die  Eibildung  und  das  Entwickeln  der  Jungen  aus  diesen,  war  hier  die  am  meisten  in  die  Augen  fallende  Erscheinung.  Der  ganze  Kör- 
per war  nämlich  mit  sehr  zahlreichen  runden  Körnchen  erfüllt,  welche  sämmtlich  in  einer  zitternden  Bewegung  waren.  Etwa  30  solcher 
Körnchen  gingen  auf  die  ganze  Körperlänge  von  %  Linie.  Jedes  war  mithin  Visgo  einer  Linie  lang.  Beim  Verdunsten  des  Tropfens 
zerflossen  die  Monaden  und  die  Körnchen  "schwammen  zitternd,  aber  selbstständig  so  herum,  dass  sie  nicht  vorn  Rüssel  des  wimperlosen 
Thieres  bewegt  seyn  konnten.  Die  ganze  Erscheinung  sprach  dafür,  dass  diese  Körnchen  die  aus  der  Eischaale  bereits  entschlüpfte 
Brut  waren.  Besondere  Organe  Hessen  sich,  der  Kleinheit  halber,  an  den  Körnchen  nicht  wahrnehmen.  Ausser  dieser  Eibildung  und 
dem  Lebendiggebären  beim  Bersten  sah  ich  oft  im  innern  Körper  der  Monaden  ansehnlich  grosse  grüne  Massen.  Ich  überzeugte  mich 
bald,  dass  es  verschluckte  Individuen  der  Chlamidomonas  Pulvisculus  waren  und  beim  Zerfliessen  der  Monade  wurden  sie,  obwohl 
noch  in  die  Magenzelle  eingeschlossen,  so  deutlich,  dass  sie  sich  von  den  frei  daneben  schwimmenden  nicht  mehr  unterscheiden  liessen; 
so  sind  also  auch  Monaden  Carnivoren,  Raubthiere.  Ich  mischte  Indigo  in  das  Wasser  und  sah  am  andern  Morgen  viele  mit 
mehreren  grossen  blau  erfüllten  Magen,  so  dass  über  die  Ernährungsorgane  kein  Zweifel  übrig  blieb.  Auch  erkannte  ich  mit  grosser 
Deutlichkeit  einen  fadenförmigen  Rüssel  an  der  vordem  wirbelnden  Stelle,  wo  der  Mund  zu  suchen  zu  seyn  schien,  und  die  Strömung 
zeigte  an,  dass  der  Mund  an  der  Basis  des  Rüssels  sey,  obwohl  die  Oeffnung  selbst  undeutlich  blieb.  Ausserdem  Hess  sich  noch  im 
Innern  ein  auffallender  grosser,  weniger  getrübter,  runder  und  unveränderlicher  Fleck  bemerken,  welcher  die  Mitte  jedes  Thieres  ein- 
nahm und  fast  Vs  der  Körpergrösse  hatte.  Beim  Wälzen  des  Thieres  blieb  er  rund  und  hatte  also  eine  Kugclform.  Vergleicht  man 
diesen  kugligen  innern  Körper  mit  den  ganz  gewöhnlichen   drüsigen  Körpern  im  Innern   aller   grossen  Magent liiere,    so    springt   die 

3 


—  io  

Aehnliclikeit ,  ja  Gleichheit,  in  die  Augen.  Dieser  Körper  ist  sehr  sieher  eine  männliche  Samendriise  der  Monade,  welche  bei  der 
Längstheilung  sich  ebenfalls  theilt.  Queertheihmg  und  Längstheilung  Hessen  sich  gleichzeitig  direct  beobachten  und  obwohl  die  Eientwik- 
kelung  gewöhnlich  nicht  gleichzeitig  vorhanden  ist,  so  waren  doch  hier  bewegliche  Junge  im  Innern  aller  Individuen  gleichzeitig  mit  der 
Selbsttheilung.  Individuen,  welche  sich  zur  Längstheilung  vorbereiteten,  zeigten  2  Rüssel  anstatt  des  einen  schon  vor  der  vollendeten 
Theilung. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  I.  Fig.  IV. 

Der  ganze  Haufe  besteht  aus  6  einfachen  und  2  doppelten  450mal  diametral  vergrösserten  Thieren,  deren  2  Indigo  in  sich  aufgenommen  haben, 
3  aber  verschluckte  Individuen  der  Chlamidomonas  Pulvisculus  enthalten.     Eins  hat  den  Rüssel  eingezogen. 

Fig.  a.  ist  in  der  Längstheilung  von  hinten  nach  vorn  begriffen  und  hat  auch  schon  vorn  2  Rüssel  ausgebildet.  Im  Innern  erkennt  man  die  angefan- 
gene Theilung  der  mittleren  Samendrüse  und  drei  verschluckte  Staubmonaden,  deren  durch  die  Theilung  2  der  einen,  1  der  andern  Hälfte  bleiben. 

Fig.  b.  ist  in  der  Queertheilung  schon  fast  vollendet.  Jede  Hälfte  hat  schon  ihre  mittlere  Drüse,  aber  die  hintere  hat  noch  keinen  Rüssel.  Der  faden- 
förmige Verbindungstheil  ist  ein  ausgedehntes  Körperstück,  welches,  sobald  es  reisst,  sich  contrahirt,  ganz  einzieht  und  verschwindet. 


**    Farbige, 
f     Grüne   Punktmonaden: 

5.  Monas  grandis,   grosse  Punktmonatle.    Tafel  I.  Fig.  V. 

M.  corpore  ovato  utrinque   aequaliter  rotundato   majusculo ,   1j^  lineae    partem  attingente,   laete   viridi,    ore    pellucido, 
motu  lento. 

Monade  gründe^  a  corps  grand^  ovale^  arrondi  axicc  deu&  bouts^  grandeur1!^  millimbtre,  couleur  dun 
verd  vif,  bonche  diaphane,   mouv erneut  lent. 

Abhandl.  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin  1834.  p.  253. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin,  selten.     Zuerst  am  4.  Mai  1832  im  Sumpfwasser   beobachtet,    dann    wieder   im  Frühjahre  1835,    nur    ein- 
zeln, gesellen. 

Die  Form  ist  dreimal  so  gross  als  die  grössten  Individuen  der  Monas  {Chlamidomonas}  Pulvisculus ,  aber  die  Beweguno 
viel  träger.  Die  Farbe  ist  eben  so  schön  grün.  Die  grüne  Farbe  wird  durch  gleichgrosse  runde  Körnchen  erzeugt,  welche  ziemlich 
genau  V30  der  Körpergrösse  haben,  also  ungefähr  Vioso  Linie  messen  und  Eier  zu  seyn  scheinen.  Es  mag  deshalb  periodisch  farblose 
Formen  dieser  Monade  geben.  Der  eiförmige,  vorn  und  hinten  gleichartig  abgerundete,  Körper  hat  vorn  eine  hellere  Stelle  und  macht 
bei  dieser,  wenn  man  Indigo  ins  Wasser  mischt,  einen  Wirbel.  Neuerlich  (1835)  habe  ich  mich  überzeugt,  dass  nur  ein  einfacher 
fadenlörmiger  Rüssel  diesen  Wirbel  durch  sein  Schwingen  bewirkt  und  dass,  wenn  ich  früher  mehrfache  Wimpern  sah,  diess  die  ge- 
wölmliche  optische  Täuschung  war,  nach  welcher  ein  einfacher  schnell  hin  und  her  bewegter  Körper  mehrfach  erscheint.  Der  Rüssel 
ist  verhältnissmässig  sehr  kurz,  nur  lU  —  Vs  der  Körperlänge,  daher  mag  auch  das  Schwerfällige  der  Totalbewegung  kommen.  Im  In- 
nern einiger  Individuen  sah  ich  mehrere  grosse  dunkle  Körper,  die  ich  früher  sämmtlich  für  verschlungene  kleinere  Monaden  hielt,  all- 
ein ich  habe  später  2  dieser  Körper  bei  allen  Individuen  constant  gesehen  und  halte  daher  2  derselben  für  die  ovalen  männlichen  Sa- 
mendrüsen.    Eine  contractile  Blase  konnte  ich  nicht  erkennen,  ohne  desshalb  ihren  Mangel  aussprechen  zu  wollen. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  I.   Fig.  Y. 

Es  sind  6  Individuen  in  verschiedenen  Stellungen  abgebildet,  wovon  5  im  Jahre  1832,  1  im  Jahre  1835  gezeichnet  wurden;  alle  sind  290mal 
diametral  vergrössert  ~ 

Fig.  a.     ist  eins  der  1832  beobachteten  Individuen  im  Wirbeln  begriffen.     Die  Vielzahl  von  Wimpern  um  den  Mund  dieser  und  der  andern  mag  der  er- 
wähnten optischen  Täuschung  ihren  Ursprung  verdanken. 
Fig.  b<    ist  eine  Zeichnung  von  1835.     Die  beiden  ovalen  Körper  im  Hinterleibe  mögen  Hoden  seyn, 

6.  Monas  Mcoior,  zweifarbige  Punktmonade.    Tafel  I.  Fig.  VI. 

M.  corpore  ovato  subgloboso,  antica  parte  attenuato,  V120  lineae  partem  longo,  aut  minore,  hyalino,  nucleo  viridi,  sim- 
plici  aut  duplici,  motu  vacillante. 

Monade  bicolore,  a  corps  ovale  presr/ue  globuleu^c,  aminci  au  bout  anterieur,  grandeur  tout  au  plus 
Vgo  millimktre  ,  couleur  d  eau,  a  1  ou  2  paquels  verds  dans  Vinterieur,   ?nouvement  vacillant. 

Vergl.  Enchelys  Pulvisculus  Müller  Tafel  IV.  Fig.  XVIII. 

Abhandl.  der  Berlin.  Akademie  d.  Wissensch.  v.  1831  (1832)  p.  57. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  Form  findet  sich  zuweilen  häufig  unter  Chlamidomonas  Pulvisculus ,  auch  ohne  diese.  Sie  schwimmt  etwas  wankend 
mit  dem  spitzeren  Ende  nach  vorn.  Der  kugelförmige  Hintertheil  ist  oft  höckerartig  erhoben.  Der  grüne  innere  Kern  scheint  dem 
Eierstocke  anzugehören.  Ich  habe  diese  Monade  jedoch  neuerlich  nicht  wieder  gesehen  und  sie  könnte  vielleicht,  bei  wiederholter  schar- 
fer Prüfung,  doch  nur  ein  Entwickelungszustand  der  Chlamidomonas  selbst,  nämlich  diese  nach  dem  Eierlegen  seyn.  Enchelys  Pul- 
visculus von  Müller  ist  vielleicht  dieselbe,  nur  umgekehrt  erläuterte,    Form. 

Erklärung  der  Abbildungen   Taf.  I.    Fig.  VI. 

Es  sind  9  Individuen  dieser  Monade  in  verschiedenen  Stellungen  und  Zuständen  290mal  vergrössert  dargestellt,  deren  Mehrzabl  nur  I  grünen 
Kern  hat. 


11 


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i     1 


Gelbe    Punkt  mona  den: 

V.    Monas  ochracea,  ockergelbe  Punktmonade.    Tafel  i.  Fig.  VII. 

M.  corpore  subgloboso,  perparvo,  %Q0  lineae  partem  vix  superante,  dilute  ochraceo,  motu  et  liabitu  Monadis  Termonis. 

Monade  ochreuse,   a  corps  trbs-petit  globuleuzc,   ne  passa?it  pas   beaucoup   V250  millimetre,    couleur 
d ochre,  mouvement  et  e&terieur  de  la  Monade  Terme. 

Abliandl.  der  Berliner  Akademie  d.  Wissensch.  v.  1831  (1832)  pag.  57. 

Aufenthalt:    Berlin. 

Diese  ockergelbe  Monade  war  in  den  Jahren  1828 ,  1830  und  1831  häufig  in  den  Wassergräben  des  Thiergartens  im  ersten 
Frühjahre  und  bildete  einen  zuweilen  blass  eisen  ockerartigen  staubigen  Schein  an  der  Oberfläche  des  Wassers.  Seitdem  habe  ich  sie 
nicht  wieder  gesellen  und  daher  auch  ihre  Organisation  nicht  nach  der  neueren  Methode  schärfer  prüfen  können.  Nahrung  nahm  sie 
nicht  sichtlich  auf,  jedoch  liegt  das  zuweilen  an  Nebenumständen,  und  auch  sichtlich  aufnehmende  verweigern  nicht  selten  die  Aufnahme 
doch  lange.  Auch  die  beiden  nächst  vorhergehenden  Arten  nahmen  keine  Farbestoffe  auf.  Die  gelbe  Farbe  mag  den  Eiern  angehören, 
wie  die  grüne  der  M.  grandis.     Die  Monas  flavic ans  der  Stabmonaden  scheint  in  keiner  Beziehung   zu  dieser  Form  zu  stehen. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  I.    Fig.  VII. 
Ein  Haufen  von  40  und  einigen  Individuen  290mal  vergrbssert.    Die  grössten  sind  ljtQ0  Linie  gross. 


fff     Rothe   Punktmonaden: 

8.  Monas  erubescens,  Massrothe  Punktmonade.    Tafel  I.  Fig.  VIII. 

31.  corpore  ovato,  roseo,  parvo,  Vi 4 4  lineae  partem  adaequante,  motu  lento  continuo. 

Monade  rougissante,  a  corps  ovale  petita  grandeur  l/72  millimetre,   couleur  de  rose,  mouvement  lent 
continu. 

Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin  1830  (1832)  pag.  63.  67. 
—  .        —      -  —  —        —      1831  (1832)  pag.  57. 

Aufenthalt:    Im  salzhaltigen  Kurotschkinskischen  See  der  Kirgisensteppe  bei  Astrachan. 

Wasser  des  genannten  Sees  bei  Astrachan,  welches  während  der  mit  Herrn  Alexander  von  Humboldt  im  Jahre  1829 
gemachten  Reise  durch  Russland  und  Sibirien  von  Professor  Gustav  Rose  in  einer  Flasche  bis  Petersburg  mitgenommen  worden  war, 
zeigte  mir  in  Petersburg  diese  auffallende  bisher  unbekannte  Monadenform.  Sie  bildet  mit  der  viel  kleinern  bei  Berlin  lebenden  Monas 
vinosa  und  der  cylindrischen  Monas  Okenii  von  Jena  die  einzigen  rothen  Monadenformen.  Die  rothe  Farbe  hat  sich  besonders  bei 
der  letzteren  deutlich  als  dem  Eierstocke  angehörig  erkennen  lassen.  Es  mag  also  auch  farblose  Thiere  derselben  Art  geben,  die  aber 
schwer  von  andern  zu  unterscheiden  sind,  wenn  nicht  gleichzeitig,  was  immer  der  Fall  seyn  wird,  eiführende  dazwischen  erscheinen. 
Bei  günstigen  Umständen  für  die  Entwicklung  kann  diese  Form  Veranlassung   zu  blutfarbigen  (salzigen)  Gewässern  geben. 

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  I.    Fig.  VIII. 

Es  sind  10  Individuen  der  Monas  erubescens  in  verschiedenen  Grössen  und  Stellungen  300mal  vergrössert.  Weitere  Structur  und  Entwik- 
kelungsverhältnisse  sind  nicht  beobachtet. 

9.  Monas  vinosa,  weinrotlie  Punktmonade.    Tafel  I.  Fig.  IX. 

M.  corpore  ovato  utrinque  aequaliter  rotundato,  minimo,  V1000  —  Vsoo  lineae  partem  fere  aequante,    colore  vini  rubro, 
motu  lentissimo,  tremulo. 

Monade  vineuse,  a  corps  ovale,  obius  aua>  deuoo  bouts,  tres-petit,  V500  —  V200  millimetre  en  longueur, 
couleur  de  vin  rouge,  mouvement  tremblent  et  tres-lent. 

Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin  1831  (1832)  pag.  58. 

Aufenthalt:    In  Berlin. 

Diese  lebhaft  rothe  sehr  kleine  Monade  findet  sich  in  Berlin  nicht  selten  in  Wasser,  welches  lange  in  Gläsern  gestanden  hat 
und  worin  vegetabilische  Theile  vermodert  sind,  nachdem  es  wieder  klar  geworden  ist.  Sie  bildet  meist  einen  weinrothen  Ueberzug  der 
Wand  des  Glases  auf  der  Lichtseite,  zuweilen  umgiebt  sie  auch  die  vermoderten  Pflanzenreste  selbst.  Nach  einiger  Zeit  stirbt  sie  ab 
und  bildet  eine  rothe  Cruste  auf  der  Wand  des  Glases,  welche  noch  die  einzelnen  Thierleiberchen  erkennen  lässt,  aber  keine  Bewegung 
mehr  zeigt.  Zur  Prüfung  der  weiteren  Organisation  ist  sie  neuerlich  nicht  vorgekommen.  Farbestoffe  nahm  sie  nicht  auf,  oder  die 
Magenzellen  sind  so  klein,  dass  diese  ungeachtet  der  stattgefundenen  Aufnahme  unsichtbar  blieben.  Sie  kann,  wie  die  vorige,  zur  Er- 
scheinung blutartiger  Färbung  des  (süssen)  Wassers  beitragen. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  I.   Fig.  IX. 

Fig.  a.    sind  einige  Hundert  Individuen  bei  450maliger  Vergrösseruug  des  Durchmessers.     Einige  sind  zusammengehäuft  und  ruhig,   wohl  abgestorben, 

etwa  70  schwärmen  langsam  zitternd  umher. 
Fig.  6.    sind  14  etwas  mehr,  nämlich  820mal  vergrösserte  Thierchen. 


12  _ 

ß.    Limonaden. 

Mit   etwas   bestimmterer  Eiform,    alle  farblos: 

f    Ausgeschweifte   Eimonaden: 

lO.    Monas  Kolpoda,  Busenmonade,    Tafel  I.  Fig.  x. 

M.  corpore  reniformi  emarginato,  ovato,  antica  parte  acutiore,  parvo,  Veoo  lincae  partem  non  superante,  hyalino,  motu 
vacillante. 

Monade  Kolpode,  a  corps  anguleucc  en  forme  de  rognon,   ovale,    aminci  en  avant,  petit,  ne  passant 
pas  en  longaeur  l/30o  millimetre,  coaleur  d?  eau,  mouvement  vacillant. 

Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  (1832.)  pag.  64,  67. 
—  —  -  —  —       1831.  (1832.)  pag.  58. 

Aufenthalt:    In  Schlangenherg,  Smemogorsk,  am  Fusse  des  Altai  beobachtet. 

Im  freien  Gewässer  beim  Silberbergwerke  des  Schlangenberges  in  Sibirien  fand  sich  1829  auf  der  mit  Herrn  Alexander 
von  Humboldt  unternommenen  Reise  diese  Monade  zahlreich.  Kolpoda  Cuculliis  fand  sich  nur  in  lichtloser  Tiefe  in  dem  Silber- 
bergwerk. Die  Form  beider  ist  selbst  ähnlich,  die  Grösse  unterscheidet  sie  sehr.  Ich  habe  bei  Berlin  diese  alisgebuchtete  Monade  nie 
so  bestimmt  gesehen,  obwohl  Kolpoda  Cuculliis  sehr  gemein  ist  und  ich  gerade  auf  letztere  und  ihre  Entwicklung  sehr  scharf  auf- 
merksam war.  Feinere  Organisation -Details  müssen  künftig  das  Weitere  entscheiden,  namentlich  wird  die  Anwesenheit  eines  Rüssels, 
wenn  sie  bei  der  Monade  später  einmal  nachgewiesen  werden  kann,  diese  Form  von  Kolpoda  scharf  trennen,  der  Mangel-  aber  die  Ver- 
muthnnff  begünstigen,  dass  beide  nur  Entwickelungsformen  eines  und  desselben  Thieres  sind.  Bis  dahin  ist  sie  als  häufig  beobachtete 
Form  festzuhalten.  Sie  könnte  späterhin  auch  der  Gattung  Chilomonas  verfallen,  wenn  der  Mund  sich  in  der  Grube  selbst,  seitlich, 
nachweisen  Hesse. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  I.    Fig.  X. 

Fig.  a.     sind  8  um  einander  herumschwärmende  Individuen  eines  der  völligen  Verdunstung  nahen  Tropfens  bei  525maliger  Vergrösserung. 
Fig.  b.     ist  ein  einzelnes  Individuum  nach  800maliger  Vergrösserung  des  Durchmessers. 


ff     Ganzrandige  an  beiden  Enden  gleichartig    abgerundete  Eimonaden: 

11.  Monas  EncTielys,  längliche  Eimonade.    Tafel  I.  Fig.  XL 

M.  corpore  ovato  utrinque   rotundato,    majusculo,    Vioo — 7so  Kneae  partem  aequante,    hyalino,   motu   lento  continuo, 
superficie  inaequali. 

Monade  Enchelide,  a  corps  ovale,    egalement  arrondi  aiiz;  deua  bouts,  assez  grand,   7s  o —  7*o  milli- 
metre en  longueur,  couleur  d"  eau,  mouvement  lent  continu,  sarface  inegale. 

Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  (1832.)  pag.  63,  68. 
—  ______        1831.  (1832.)  pag.  58. 

Aufenthalt:    Zuerst  in  der  Kupfergrube  Soimonofskoi  im  Ural,  dann  im  Newa-Wasser  zu  Petersburg  {Monas  Volvos  varj),  und 
auch  bei  Berlin  beobachtet.     Selten. 

Auf  der  Reise,  welche  ich  1829  mit  Herrn  Alexander  von  Humboldt  nach  Sibirien  machte,  fand  sich  in  der  6  Lachter 
tiefen  Kupfergrube  Soimonofskoi  diese  bis  dahin  mir  unbekannt  gebliebene  Form,  welche  sich  .von  der  nächstverwandten  Monas  Qut~ 
tula  durch  ihre  eiartige  Gestalt  sehr  unterscheidet,  in  nur  einem  Exemplare.  Sie  bewegte  sich  langsam  und  ohne  Wanken,  stetig. 
Ihre  Umrisse  waren  etwas  uneben.  Im  Innern  unterschied  ich  verschiedene  unklare  Umrisse  von  Eingeweiden.  Im  Jahre  1830  fand 
ich  eine  ganz  ähnliche  Form  in  sumpfigem  Wasser  im  August  bei  Berlin.  Letztere  liess  in  der  Mitte  des  Körpers  einen  grossen  we- 
niger durchsichtigen  Kern  erkennen,  vielleicht  die  männliche  Samendrüse.  Mit  Indigo  ihre  Magenzellen  sichtbar  zu  machen,  blieb  un- 
versucht.    Neuerlich  ist  sie  nicht  wieder  vorgekommen,  daher  nicht  genauer  beobachtet. 

Erklärung    der   Abbildungen    Taf.  I.    Fig.  XL 

Fig.  a.     sind  5  bei  Berlin  beobachtete  Individuen  von  1/8o  Linie  Grösse,  290mal  vergrössert. 

Fig.  6.  ist  ein  einzelnes,  1/l00  Linie  grosses,  525mal  vergrössertes  Individuum  vom  Ural.  Die  Zeichnung  sollte  etwas  grösser  seyn,  allein  sie  ist  ge- 
messen und  die  Differenz  ist  eine  Folge  der  verschiedenen  Empfänglichkeit  des  Auges  für  die  Grössen.  Ich  habe  sie  absichtlich  nicht  abgeändert,  aber 
die  Maasse  angezeigt. 

12.  Monas  Umbra,  Scfaattenmonade.    Tafel  I.  Fig.  XII. 

M.  corpore  ovato  utrinque  rotundato,  parvo,   V200  Kneae  partem  aequante,  hyalino,  motu  accelcrato,  superficie  aequali. 

Mo n ade  Ombre,  a  corps  ovale,  arrondi  ante  deua>  bouts,  petit,  egalant  l/100  millimbtre,  coideur  d'eau, 
surface  egale,  mouvement  vif 

Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  (1832.)   pag.  64,  67. 
—  —  _  —  —        1831.  (1832.)  pag-.  58. 

Aufenthalt:    In  Syrjanofskoi  im  Altaigebirge. 

Die  Form  fand  sich  einzeln  zwischen  sehr  frischen  Conferven,  welche  im  Jahre  1829  von  mir  in  Syrjanofskoi  untersucht  wur- 
den, und  ich  entwarf  damals  die  hier  mitgetheilte  Zeichnung.  Von  demselben  Beobachter  mit  demselben  Instrumente  betrachtet,  liess 
sie  eine  ziemlich  strenge  Vergleichung  mit  allen  übrigen  zu  und  ergab  sich  danach  als  mit  den  andern  bekannten  Formen  nicht  wohl 
vereinbar.  Von  Monas  Enchelys,  deren  jüngere  Form  sie  seyn  könnte,  unterschied  sie  sich  durch  schnellere  Bewegung,  durch  regel- 
mässigeren  Contour  und  durch  mehr  Trübung  im  Innern,  die  aber  eine  Folge  von  aufgenommener  Nahrung  gewesen  seyn  könnte.     Man 


13    

könnte  diese  Form  noch  für  ein  einzelnes  Individuum  der  Uvella  Glauco?na  oder  des  Polyloma  Uvella  derselben  Tafel  I.  zu  halten 
geneigt  seyn,  allein  diese  pflegen  nicht  in  so  klarem  Wasser  und  nicht  ohne  zahlreiche  Gesellschaft  von  ihres  Gleichen  zu  leben. 

Erklärung   der   Abbildung    Taf.  I.    Fig.  XII. 

Das  Individuum  ist  525mal  im  Durchmesser  vergrössert.  Im  Innern  sind  Spuren  von  Organen  sichtbar,  welche  damals  nicht  so  scharf  als 
jetzt  aufgefasst  worden  sind. 

13.  Monas  hyalina,  wasseriielle  ISimonade.    Tafel  I.  Fig.  xill. 

M.  corpore  ovato,  utrinque  aequaliter  rotundato,  parvo,  V500  —  V240  Kneae  longo,  hyalino,  divisione  spontanea,  utplu- 
rimum  bipartito,  aequabili,  motu  vivaci  et  saepe  saltatorio. 

Monade  hyaline,  a  corps  ovale,  egalement  arrondi  aua;  deute  bouts,  petit,  V250  —  Vi 20  millimetre  en 
longueur,  souvent  double  par  division  spontanee ,  couleur  d?  eau,  surface  reguliere,  mouvement 
vif  et  souvent  sautillanl. 

Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  (1832.)  pag.  64,  68  —  70. 
—  -  —  —  -  —         1831.  (1832.)  pag.  58. 

Aufenthalt:    Zuerst  beobachtet  1829  in  Tobolsk  in  Sibirien ,  dann  in  Ilezkaja  Saschtschita  bei  Orenburg  als  B acter ium  Monas  im 
Salzwasser,  und  später  auch  im  Newa- Wasser  zu  St.  Petersburg. 

Dieses  sehr  kleine  Thierchen  fand  sich  in  grosser  Menge  im  Wasser,  welches  in  Gläsern  einige  Zeit  in  der  Stube  gestanden 
hatte.  Es  hat  einige  Aehnlichkeit  in  seiner  Grösse  und  Bewegung  mit  Bodo  didymus  und  Bodo  saltans,  allein  es  Hess  sich  nicht 
wie  bei  diesen  ein  griffelartiger  Fortsatz  am  Hinterleibe  erkennen.  Seine  Sprünge  mögen  daher  wohl  mit  einem  feinen  Rüssel  am  Vor- 
dertheile  bewirkt  werden.  Die  folgende  bei  Berlin  vorkommende  ähnliche  Form  springt  nie,  und  der  ebenfalls  ähnliche  bei  Berlin  vor- 
kommende Bodo  saltans  ist  von  mir  noch  nicht  in  der  Selbsttheilung  gesehen  worden.  Alle  diese  russischen  Formen  sind  nicht  mit 
farbiger  Nahrung  und  nicht  mit  der  neueren  Schärfe  geprüft  worden,  welche  die  vermehrte  Uebung  erst  später  gewonnen  hat.  Enche- 
lys  constrieta  des  Seewassers  und  JE.  intermedia  des  süssen  Wassers  von  Müller  sind  vielleicht  beide  dieselbe  Form  aus  Dänemark. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  I.    Fig.  XIII. 

Fig.  a.    sind  7  in  Queertheilung   begriffene  Individuen  der  in  Tobolsk  im  stagnirenden  Wasser  des  Tobol  beobachteten   doppelten  1j6oo  Linie  grossen 

Formen,  525mal  vergrössert. 
Fig.  6.    sind  20  Individuen  aus  dem  Newa- Wasser  in  St.  Petersburg,  von  *!24o  bis  ^soo  Linie  Grösse*     Die  eingeschnürten  oder  doppelten  sind  in  der 

Queertheilung  begriffene  Individuen. 

14.  Monas  gliscens,  gleitende  Eimonade.    Tafel  I.  Fig.  XIV. 

M.  corpore  ovato  utrinque  aequaiiter  rotundato,  parvo,  singulo  Vss*  lineae  aequante,  hyalino,  divisione  spontanea  ut- 
plurimum  bipartito,  interdum  quadripartito ,  aequabili,    motu  gliscente  nee  saltatorio. 

Monade  glissante,  a  corps  ovale,  egalement  arrondi  ausc  deua>  bouts,  petita  7i92  millimetre  en  lon- 
gueur >  souvent  double  c/uelquefois  quadruple  par  division  spontanee,  couleur  d'eau,  surface  re- 
guliere,  mouvement  glissant,  jamais  sautillant. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  bisher  ganz  unbeschriebene  Form  fand  sich  zuerst  am  18.  April  1835  in  grosser  Menge  mit  Stylonychia  pustulata 
in  einem  Gefösse,  worin  frische  Brennnesseln  {Urtica  dioied)  zerquetscht  mit  Wasser  Übergossen  worden  waren,  wobei  aber  nicht  not- 
wendig an  generatio  spontanea  zu  denken.  Sie  mögen  sonst  mehr  einzeln  im  Wasser  seyn  und  sich  bei  so  guter  Nahrung  zuweilen 
schnell  sehr  stark  vermehren.  Es  mochten  wohl  viele  Millionen  in  jedem  Tropfen  seyn.  Gleichzeitig  war  Spirillum  ündula  in  gros- 
ser Menge.  Die  Bewegung  der  einzelnen  Thierchen  war  ein  fortwährendes  Durcheinandergleiten  der  zahllosen  Mengen.  Am  Vorder- 
ende des  Körpers  der  einzelnen  war  ein  kleiner  Wirbel  in  gefärbtem  Wasser  sichtbar.  Ein  höchst  wahrscheinlich  vorhandener  feiner 
Rüssel  Hess  sich  nicht  direct  erkennen.  Ein  mittlerer  heller  Fleck  in  jedem  Individuum  mag  wohl  die  Samendrüse  bezeichnen.  Vor 
und  hinter  diesem  Flecke  erkennt  man  einen  Gürtel  feiner  Bläschen,  welche  Magenzellen  seyn  mögen.  Sichtliche  Aufnahme  von  Farbe- 
stoffen fand  nicht  statt  oder  war  der  Kleinheit  der  Behälter  halber  nicht  sicher  zu  bemerken.  Eier  waren  wohl  zu  fein,  um  direct  er- 
kannt zu  werden.  Besonders  auffallend  war  die  Selbsttheilung,  welche  etwas  der  Familie  der  Mo  nadinen  fremdes  und  vielmehr  an 
die  Familie  der  Vibrionien  tretendes  zeigte.  Die  Theilung  der  Mo  nadinen  ist  nämlich  immer  vollkommen  abgeschlossen,  ehe  eine 
neue  eintritt,  daher  bilden  sich  nie  Gliederfäden  oder  Ketten  von  Thieren,  dagegen  ist  sie  in  der  Vibrionen-Familie  immer  vielfach, 
ohne  vollendeten  Abschluss.  Da  aber  doch  hier  nur  höchstens  eine  doppelte  Selbsttheilung  ohne  Abschluss  vorkam,  welche  zuweilen  3 
bis  4  Individuen  zusammenhängend  ergab,  und  da  es  nicht  Regel,  sondern  Ausnahme  zu  seyn  schien,  so  schien  es  auch  naturgemässer, 
die  Form  bei  den  Mo  nadinen  zu  lassen.     Allerdings  bildet  sie  aber  einen  Uebergang  zu  Bacterium  der  Vibrionien. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  I.   Fig.  XIV. 

Fig.  a.  stellt  eine  Gruppe  von  20  Thierchen  in  verschiedenen  Graden  der  Selbsttheilung  und  auch  einzelne  einfache  bei  einer  Vergrosserung  von  290mal 
im  Durchmesser  dar. 

Fig.  b.  sind  5  Thierchen  820mal  vergrössert.  Von  diesen  ist  eins  einfach,  die  übrigen  bilden  durch  einfache  oder  mehrfache  Queertheilung  ohne  völlige 
Trennung  der  Theile  stabartige  gegliederte  Monaden -Stöcke.  Zwei  derselben  sind  im  Begriff  sich  einfach  zu  theilen,  daher  doppelt;  eius  hat  im  Zu- 
stande der  ersten  Theilung,  vor  Vollendung  derselben,  sich  in  einem  der  Theile  von  neuem  zu  theilen  begonnen;  so  sind  3  aneinanderhängende  Indi- 
viduen entstanden.  Eins  endlich  hat,  in  der  ersten  Theilung  begriffen,  vor  deren  Vollendung,  in  beiden  Theilen  neue  Selbsttheilung  begonnen;  so 
sind  4  noch  zusammenhängende  Thierchen,  oder  ein  bewegliches  Gliederstäbchen  entstanden. 

Fig.  c.    ist  ein  in  der  Queertheilung  begriffenes  Thierchen  bei  2000maliger  Vergrosserung  des  Durchmessers. 

4 


_    14    

15.    Monas  ovatis,  kleine  Iviiiionaile.    Tafel  I.  Fig.  XV. 

M.  corpore  ovato,  utrinque  aequaliter  rotundato,  minimo,  Vsoo  lineae  aequante,  hyalino,  motu  tremulo. 

Monade  ovale,   d  corps  ovale ,   arrondi  au&  deute  bouts,   tres-petit,    egalant  V400   millimetre,    couleur 
deau,  mouvement  tremblant. 

Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  (1832.)  p.  64,  69. 
—  -  —  —  —        1831.  (1832.)  p.  58. 

Aufenthalt:    Bei  Barnaul  in  Sibirien. 

Diese  kleine  Monade  fand  sich  sehr  häufig  im  Jahre  1829  im  Wasser  der  Muschelschnecken,  Anodonta,  des  Ob  bei 
Barnaul  in  Sibirien.  Sie  war  gleichzeitig  mit  Trichodina  stellina,  die  aber  nur  Trichodina  Pediculus  ist,  und  mit  Leucophrys  ( ? ) 
fluida  von  Müller,  welches  wirbelnde  Kiemenfragmente  der  Muschelschnecke,  keine  Infusorien  sind.  Sie  ist  wenig  ausgezeich- 
net und  bedarf  noch  weiterer  Untersuchung.  Die  mehr  ovale  Gestalt  unterscheidet  sie  von  der  sehr  verwandten  Monas  Termo ,  aber 
mehr  noch  die  zitternde  Bewegung.  Von  Monas  hyalina  ist  sie  auch  durch  geringere  Grösse  verschieden.  Die  bei  Berlin  im  Was- 
ser der  Muschelschnecken  häufig  vorkommenden  Monaden  schienen  mir  von  dieser  durch  mehr  rundliche  Körperform  sich  immer  zu 
unterscheiden.  Sie  nehmen  keine  Farbe -Nahrung  auf,  und  daher  habe  ich  sie  bisher  immer  zu  Monas  Crepusculum  gezogen,  bis 
eine  schärfere  Beobachtung  noch  schärfere  Charactere  ermittelt  haben  wird. 


L*e» 


Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  I.   Fig.  XV. 
Es  sind  11  Individuen  der  Monas  ovalis  aus  der  Anodonta  des  Ob  525mal  vergrössert. 


f  f  f     Ganzrandige,   vorn  zugespitzte  Eimonaden: 

16.    Monas  Mica9  Schimmer monade.    Tafel  I.  Fig.  XVI. 

M.  corpore  ovato,    antico  fine  attenuato,    majusculo,    V120 — */ioo  lineae  aequante,    hyalino,   motu   circum   axin  longi- 
tudinalem  rotatorio  et  vacillante. 

Monade  Mica,   a  corps  ovale,  anterieurement  pointu,   assez  grand,    Veo  —  Vßo  millimetre  en  longueur, 
couleur  d  eau,  mouvement  tournoyant  sur  V  a&e  longitudinale  du  corps  et  vacillant. 

Monas  Mica,  Müller  (?)  Animalc.  infus.  T.  I.  Fig.  14.  15. 
Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  (1832.)  pag.  64,  67. 
—  —  -  —  —        1831.  (1832.)  pag.  58. 

Aufenthalt:    Im  klaren  Süsswasser  (Norwegens?)   von  O.  F.  Müller,   bei  Buchtarma   am  Altai  im  Wasser   des  Irtysch,    und  bei 
Berlin  von  mir  beobachtet. 

Die  Schimmermonade ,  welche  zuerst  der  dänische  Naturforscher  O.  F.  Müller  beschrieb  und  abbildet,  ist,  wie  die  meisten 
der  früher  beschriebenen  Monaden,  mit  Sicherheit  nicht  zu  deuten,  doch  mag  sie  wohl  zu  diesen  von  mir  beobachteten  Formen  gehören. 
Die  wankende  Bewegung  scheint  sie  von  M.  Enchelys  auszuschliessen.  Auch  meine  bisherigen  Beobachtungen  der  Monas  Mica  sind 
noch  nicht  ausreichend,  die  Form  ganz  festzustellen,  da  sie  nicht  neuerlich  für  eine  geschärftere  Untersuchung  zur  Hand  war.  Die 
innere  umschriebene- Stelle,  welche,  nach  Müller,  ihren  Ort  wechselt,  vielleicht  aber  bloss  bei  verschiedenen  Individuen  an  verschie- 
denen Stellen  des  inneren  Raumes  sichtbar  war,  könnte  leicht  die  Samendrüse  gewesen  seyn;  mir  war  sie  nicht  so  deutlich. 

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  I.    Fig.  XVI. 

Fig.  a.    ist  die  in  Buchtarma  von  mir  gezeichnete  Form  aus  dem  Wasser  des  Irtysch.    Sie  mass    1/12o  Linie  und   ist  245mal  vergrössert.     Die  feinen 

Punkte  im  Innern  mögen  wohl  erfüllte  Magenzellen  seyn. 
Fig.  6.     sind  3  in  Berlin  beobachtete  Formen.  Eine  Spur  der  grossen  mittleren  Samendrüse  machte  sich  allerdings  wohl  auch  bemerklich.  Vgl.  Chilomonas. 


ff  ff     Ganzrandige,    hinten   zugespitzte  Eimonaden: 

13f*    Monas  Punctum,  punktförmige  Eimonade.    Tafel  I.  Fig.  XVII. 

M.  corpore  obovato,  antico  fine  dilatato,  truncato,   postico  fine  attenuato,  majore,    7o6  lineae  attingente,  hyalino,  ve- 
sicularum  (ventriculorum?)  fascia  media  transversa,  motu  circum  axin  corporis  longitudinalem  volvente. 

Monade  Point,  d  corps  ovale,  anter ieurement  dilate,  tronc/ue,  posterieurement  aminci,  grand  longueur, 
egalante  V^s  millimetre ,  couleur  d?  eau,  vesicules  internes  formantes  une  ceinture  au  milieu  du 
corps,  mouvement  tournoyant  sur  V aase  longitudinale. 

Volvox  Punctum  Müller  (?)  Animalc.  infus.  Tafel  III.   Fig.  1.  2.     {Monas  Punctum  Müller  =  Bacterium.) 

Aufenthalt:    In  Berlin  im  Loh- Wasser. 

Diese  neue  Monadenform  wurde  von  mir  im  Anfange  des  Jahres  1835  beobachtet.  Ich  erhielt  mit  ihr  erfülltes  auf  Lohe  ge- 
standenes Wasser  durch  meinen  Freund  und  Collegen,  Herrn  von  Chamisso.  Sie  gehört  zu  den  grösseren  und  am  besten  beobachte- 
ten Monaden.  Ob  der  dänische  Volvoa,  Punctum,  welcher  im  faulen  Seewasser  gefunden  wurde,  diese  Form  war,  ist  unsicher,  aber 
in  der  Erscheinung  müssen  beide  Formen  sich  sehr  ähnlich  seyn.  Auch  einen  kleinen  Rüssel  und  Längstheilung  scheint  der  scharfsich- 
tige dänische  Naturforscher  bei  seiner  Form  gesehen  zu  haben.  Die  Berliner  Thierchen  bestehen  aus  ovalen,  vorn  breiten  und  abge- 
stutzten Körperchen,  die  sich  nach  hinten  stumpf  zuspitzen,  vorn  und  hinten  durchsichtig  sind  und  in  der  Mitte  einen  breiten  Gürtel 
von  innern  Bläschen  zeigen,  die  ich  für  Magenzellen  halte.  Den  vordem  hellen  Fleck  halte  ich  für  den  Mundraum,  denn  in  der  Mitte 
dieses  stumpfen  Endes  befindet  sich  ein  sehr  feiner  fadenförmiger  oder  peitschenartiger  Rüssel    von   etwa  der  halben  Körperlänge,    wel- 


15   

eher  einen  Wirbel  im  Wasser  macht  und  auch  die  etwas  langsame  um  die  Längsaxe  wälzende  Bewegung  vermittelt.  Den  hintern  hel- 
len Fleck  halte  ich  für  die  männliche  Samendrüse,  die  vielleicht  aus  2  Theilen  besteht.  Von  den  innern  Bläschen  gehen  etwa  12  bis 
15  auf  die  Körperlänge.  Um  den  Rüssel  zu  erkennen,  bedarf  es  sehr  scharfer  Aufmerksamkeit.  Beim  Antrocknen  nach  dem  Verdun- 
sten des  Wassers  wird  er  am  deutlichsten.  Besondere  Bemerkung  verdient  noch  die  Selbsttlieilung  dieses  Thierchens,  welche  häufig, 
aber  immer  nur  als  Längstheilung  vorkam.  Ich  beziehe  darauf  aucli  die  sichtliche  Theilung  oder  Duplicität  der  hintern  Samendrüse, 
des  hellen  Fleckes  bei  einfachen  Individuen  als  Vorbereitung.  Farbestoffe  nahm  es  nicht  sichtlich  auf.  Eier  Hessen  sich  auch  nicht 
erkennen.  Dass  die  Bläschen  der  Mitte  Eier  wären,  scheint  nicht  annehmlich,  weil  sie  in  verschiedenen  Individuen  verschiedene  und 
zu  starke  Grössen  zeigten.     Die  wahren  Eier  mögen  sehr  klein  und  durchsichtig  seyn,  oder  periodisch  erscheinen. 

Erklärung    der   Abbildungen    Taf.  I.   Fig.  XVII. 

Fig.  a.    sind  9  bis  gegen  1/Q6  Linie  grosse  Individuen  der  Monas  Punctum  von  Berlin,  290mal  im  Durchmesser  vergrössert.     Eins  davon  ist  in  der 

Längstheilung  begriffen. 
Fig.  b.    sind  5  dergleichen,  530mal  vergrössert.     Bei  2  dieser  Formen  ist  der  hintere  helle  Fleck  getheilt,  eine  ist  in  der  völligen  Längstheilung  des 

Körpers  weit  vorgerückt  und  eine  hat  sich  kugelförmig  zusammengezogen. 


ft.    ^taJbmonaden ,  Mhalbdonionades. 

Mehr  als  doppelt  so  lang  als  breit  oder  fadenförmig,  ungegliedert. 

a.     An  beiden  Enden  gleichförmig  abgerundete^   cylindrische  Stabmonaden: 

*     Farblose   Stabmonaden: 

18.     Monas  cylindrica,  Cylindermonade.     Tafel  I.  Fig.  xvni. 

M.  corpore  cylindrico,   medio  parumper  turgido,   longitudine  latitudinem  plus  quam  duplo  superante,    Voö  lineae  longa, 
hyalina,  volutando  procedens,  nee  socialis. 

Monade  cylindrique,    a  corps  cylindriforme ,   gonfle  un  peu  au  milieu^  plus  de  deux>  fois  plus  long 
que  large^  V4S  millimbtre  en  longueur^  couleur  d'eau,  mouvement  toumoyavit ;  non  sociale. 

Bacterium  cylindricum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.   (1832.)   p.  61,  68. 
Monas  eylindrica,  —  — -  -  —  —        1831.    (1832.)   p.  59. 

Aufenthalt:    Im  Salzwasser  von  Ilezkoi  bei  Orenburg  am  Ural. 

Im  Jahre  1829  fand  ich  auf  der  Reise  mit  Herrn  Alexander  von  Humboldt  in  der  Umgegend  der  Steinsalzbrüche  von 
Ilezkoi  am  Ural  unter  6  Infusorienformen  einzeln  diese  langgestreckte  Monade,  welche  ich  im  Jahre  1830  als  Bacterium  cylindricum 
verzeichnete.  Ich  ziehe  jetzt  vor,  alle  nicht  deutlich  mehrfach  gegliederten  Bacterien  zu  den  Stabmonaden  zu  stellen.  Von  Structur 
ist  nichts  weiter  beobachtet  als  eine  innere  feinkörnige  Trübung,  und  so  wird  denn  hiermit  auch  nur  die  Existenz  der  Form  vorläufig 
festgehalten.  Die  grosse  Aehnlichkeit  mit  der  bei  Berlin  und  auch  in  Afrika  vorkommenden  Monas  swiplea)^  welche  etwas  deutlicher 
spindelförmig  und  nie  so  gross  ist,  ist  unverkennbar  und  verlangt  eine  weitere  Aufmerksamkeit  auf  die  Beständigkeit  der  Charactere 
der  geographisch  weit  getrennten  Formen. 

Erklärung  der  Abbildung   Taf.  I.   Fig.  XVIII. 
Sie  stellt  die  bei  Orenburg  gezeichnete  einzelne  Form  dar,  welche  1/96  Linie  lang  und  245mal  vergrössert  ist. 


**     Rothe   Stabmonaden: 

19.    Monas  Okenii,  Oken's  Stabmonade. 

M.  corpore  cylindrico,    aequabili,   parumper  curvato,   ter  quaterve  longiore  quam  lato,   utrinque  rotundato,  V192  lineae 

attingens,  volutando  procedens,  vacillans,  rubra;  socialis. 
Monade  d'Oken,    a  corps  egalement  cylindric/ue ,   un  peu  courbe^   trois   ou  qualre  fois  plus   long   que 

large,  obtus  autc  deux>  bouts,  egalant  Vqg  millimbtre^   mouvement  tournoyant  sur  V  a&e  longitu- 

dinale,  vacillant,  couleur  beau  rouge;  sociale. 
Aufenthalt:    Im  Gebirgsbache  des  Dorfes  Ziegenhayn  unweit  Jena  und  häufig  bei  Berlin  beobachtet. 

Am  18.  September  1836,  an  dem  Tage  der  statutenmässigen  Eröffnung  der  14ten  durch  Oken  gegründeten  Versammlung  der 
deutschen  Naturforscher,  fand  ich  auf  einer  in  Gesellschaft  des  Herrn  Prof.  Weiss  unternommenen  Excursion,  etwas  unterhalb  der 
Kirche  von  Ziegenhayn,  in  einem  kleinen  Bassin  des  Baches,  diese  schönrothe  Monade  in  zahlloser  Menge.  Sie  bildete  am  Grunde 
handbreite  rothe  Flecke,  und  zwischen  ihren  Legionen  fand  sich  zahlreich  Ophidomonas  Jenensis,  eine  neue  Gattung  der  Panzermo- 
naden, mit  Euglena  viridis  und  Spirogyra.  Bei  einer  günstigen  Entwickekng  kann  diese  Form  leicht  eine  sehr  intensive  Blut- 
farbe des  stagnirenden  Wassers  veranlassen  (vergl.  Monas  erubescens  und  M.  vinosa).  Die  am  18.  September  in  ein  Fläschchen 
geschöpften  Thierchen,  welche  ich  in  Jena  den  Naturforschern  der  zoologischen  Section  vorzeigte,  lebten  in  einzelnen  Exemplaren  noch 
am  ll.December  zu  Berlin,  und  indem  ich  dieses  schrieb,  hatte  ich  sie  sammt  Ophidomonas  lebend  neben  mir  unter  dem  Mikroskope. 
Seitdem  ist  sie  in  Berlin  ganze  Gräben  erfüllend  vorgekommen.  Diese  niedliche  Monadenform  hat  auf  der  Tafel,  welche  längst  abge- 
druckt war,  nicht  mehr  dargestellt  werden  können,  und  ich  beschränke  mich  daher  für  jetzt  auf  die  Beschreibung. 

Die  Form  ist  cylindrisch,  überall  gleich  dick  und  an  den  Enden  plötzlich  abgerundet.  Diese  regelmässige  Form  verändert 
sich  etwas  durch  die  nicht  selten  sichtbare  Qaeertheilung  und  auch  durch  das  Entleeren  der  Eier.  Im  ersteren  Falle  wird  das  Thier- 
chen eingeschnürt  und  als  freier  Theil  eiförmig,  fast  kugelförmig;  im  letzteren  gefaltet  und  verschiedentlich  abnorm.  Einzelne  Indivi- 
duen geben  daher  wahrscheinlich  bei  keiner  Species  der  Monaden  ein  sicheres  Bild  der  Form,  die  aber  bei  grösseren  Mengen  sich  leicht 


16 

feststellen  lässt.  Die  Bewegung  geschieht  mittelst  eines  selir  feinen,  die  Hälfte  der  Körperlänge  erreichenden  Rüssels,  welcher  peitschen- 
artig bewegt  wird  und  gleichzeitig  einen  in  getrübtem  Wasser  sichtbaren  Wirbel  erregt,  welclier  die  Nahrungsstoffe  zum  Blande  führt. 
Die  Bewegung  ist  schwankend  und  um  die  Längsaxe  rollend.  Das  Schwanken  ist  wahrscheinlich  nur  eine  optische  Täuschung,  indem 
fler  etwas  gekrümmte  Körper  beim  geraden  Drehen  diese  Erscheinung  bedingt,  welche  bei  Ophidomonas  noch  weit  auffallender  ist.  Im 
Innern  unterscheidet  man  viele  kleine  scharf  umschriebene  Blasen,  diese  halte  ich  für  Magenzellen.  Sie  sind  veränderlich.  Uebrigens 
ist  der  Körper  in  der  Mitte,  seiner  grössten  Ausdehnung  nach,  mit  einer  rothen  Masse  erfüllt,  welche  zwischen  den  Magenzellen  liegt. 
Ich  halte  dies^e  für  den  Eierstock.  Bei  einigen  Individuen,  aber  selten,  war  sie  grün,  was  die  gewöhnliche  Farbenentwickelung  bei 
Jungen  ist.  Noch  andere  Individuen  waren  ganz  farblos,  bei  völlig  gleicher  Gestalt  und  Bewegung,  mitten  unter  den  rothen.  Diese 
mochten  ihre  Eier  entleert  haben.  Ferner  zeigen  die  rothen  und  grünen  Individuen  vorn  und  hinten  einen  hellen  Fleck.  Der  vordere 
bezeichnet  die  Mundstelle,  der  hintere  scheint  die  innen  liegende  männliche  Samendrüse  erkennen  zu  lassen.  Bei  eintretender  Queer- 
theilung  trennt  sich  erst  der  Eierstock  in  2  Theile  und  es  erscheint  eine  helle  Linie  queer  in  der  Körpermitte.  Es  scheint  auch  ein 
contractiles  Blasenorgan  zu  geben,  indem  ich  zuweilen  noch  eine  grössere  helle  Blase  erkannte.  Deutliche  Farbenaufuahme  erfolgte 
nicht,  oder  war  wegen  zu  kleiner  Magenzeilen  für  mein  Auge  nicht  erkennbar. 


ß.     Vom  zugespitzte,    hinten  abgerundete  Stabmonaden,    Kegelmonaden: 

*     Grüne   Kegelmonadcn: 

2®.     Monas  deses,  träge  Me^elmomade.     Tafel  I.  Fig.  XIX. 

M.  corpore  oblongo  conico,   antica   parte   attenuato,    obtuso,    ter   quaterve   longiore   quam  lato,    Vjoo  lineae   aequante, 
volutando  lente  yrocedens,  viridis;  solitaria. 

Mo 7i ade  lente,    a  corps  oblong  corilque,    aminci  au   bout  anterleur ,    obtus,   trois   ou   qaatre  fols   plus 
long  que  large^  egalant  Vao  millimetre,  mouvement  lent  toumoyant,  eouleur  verte;  sollt  alre. 

Enchelys  deses,  Müller  (?)  Animalc.  Infusor.    Tab.  IV.  Fig.  4 — 5. 

Bacterium  deses,  Abliandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu.  Berlin,  1830.  (1832.)   p.  61,  67. 

Monas  deses,  —  —  —  -  —         1831.  (1832.)   p.  59. 

Aufenthalt:    Nach  Müller  in  Aufgüssen  von  Meerlinsen  (Lemnä)   im  Winter   in  Dänemark,    nacli   meinen  Beobachtungen   im  Ge- 
wässer des  Altaigebirges  bei  Syrjanofskoi. 

Im  Sommer  1829  fand  ich  auf  der  Reise  mit  Herrn  von  Humboldt  diese  der  von  Müller  bezeichneten  sehr  ähnliche 
Form,  ohne  aber  auch  einen  tiefern  Blick  in  ihren  Organismus  zu  thun.  Zufällig  oder  durch  besondere  Entwickelungs-  und  Nahrungs- 
verhältnisse  trägere  Individuen  der  Gattung  Astasla,  oder  flüchtig  beobachtete  und  unzureichend  vergrössertc  junge  Euglcnen,  können 
leicht  Erscheinungen  zeigen,  die  dieser  Form  gleichen.      Sie  wird  demnach  nur  vorläufig  hier  niedergelegt. 

Erklärung   der   Abbildung    Taf.  I.   Fig.  XIX. 

Es  ist  ein  Exemplar  der  Monas  deses  in  2  Stellungen.  Grösse  1/100  Linie.  Vergrösserung  245mal  im  Durchmesser.  Die  Zeichnung  ist 
von  mir  in  Syrjanofskoi  gefertigt. 


**    Farblose   Kegelmonaden: 

2t.     Monas  sociaMs,  gesellige  Megeimonade.     Tafel  L  Fig.  XX. 

M.  corpore  oblongo  conico,  antica  parte  attenuato,  subacuta,  plus  quam  duplo  longiore  quam  lato,  hyalino,  ventricu- 
lis  magnis,  Vi«  lineae   aequans,  motu  gliscente  continuo;  socialis. 

31 on ade  sociale,  a  co?%ps  oblong  conlque,  aminci  anterleur  ement ,  presque  algu,  plus  de  deute  fols 
plus  long  que  letrge,  eouleur  d'eau,  egalant  x/71  millimetre  en  longueur,  ventr leides  grands, 
mouvement  gllssant  continu ;  sociale. 

Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1831.   (1832.)  p.  59. 

Aufenthalt:    In  Berlin« 

Diese  Monadenform  unterschied  ich  zuerst  im  Jahre  1830.  Sie  findet  sich  zuweilen  in  grosser  Menge  gleichzeitig  mit  Uvella 
Glaucoma  in  stagnirenden  Wasserkübeln.  Sie  characterisirt  sich  vor  letzterer  durch  verdünnten  Vordertheil,  während  diese,  wenn  sie 
Kugeln  bildet,  den  Hintertheil  verlängert,  walixscheinlich  auch  durch  einfachen  Rüssel.  Der  lang -eiförmige  Körper,  welcher  nur  aus- 
nahmsweise und  kurz  nach  der  Theilung  kurz  eiförmig  erscheint,  ist  durch  seine  grossen  inneren  Magenzellen  sehr  ausgezeichnet,  die 
sich  rasch  mit  farbigen  ins  Wasser  gemischten  Stoffen  erfüllen.  Mehr  als  6  Magen  habe  ich  nie  angefüllt  gesehen,  oft  nur  einen,  diesen 
dann  aber  sehr  ausgedehnt  gefunden.  Am  spitzen  Vordertheile  ist  ein  feiner  Wirbel  sichtbar,  der  nicht  so  lebhaft  ist,  wie  bei  Uvella 
Glaucoma,  daher  auch  wohl  nicht  durch  2  Rössel  bewirkt  wird.  Zuweilen  schien  es,  als  ob  am  hintern  dicken  Ende  kleine  Kugeln 
der  genossenen  Farbe  wieder  ausgeworfen  würden  (!).  Ueber  Samendrüsen  und  Eier  habe  ich  keine  Beobachtungen  machen  können.  Queere 
Selbsttheilung  habe  ich  neuerlich  wieder  öfter  gesehen« 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  I.   Fig.  XX. 

Im  Ganzen  sind  19  mit  Indigo  genährte  Individuen  in  einer  solchen  Gruppirung  dargestellt,   wie  man  sie  häufig  sieht.      Dabei  sind  die  ver- 
schiedenen vorherrschenden  individuellen  Formen  und  Stellungen  berücksichtigt. 
Fig.  a.    hat  keine  Farbe  aufgenommen  und  biegt  sich  im  Schwimmen. 

Fig.  6.     ist  mit  dem  Vordertheile  rückwärts  gekehrt  und  hat  nur  1  Magenzelle,  aber  sehr  stark  erfüllt. 
Fig.  c.     bereitet  sich  zur  Queertheilung  vor  und  hat  keinen  Indigo  verzehrt. 
Fig.  d«    hat  4  Magenzellen  erfüllt,     üeberall  ist  das  spitze  Ende  der  Vordertheil.     Sie  schwimmen  nach  verschiedenen  Richtungen. 


1¥  _ — . 

y.     Hinten  xtigespitxte,  vom  abgerundete  Stabmo?iaden,   Kreiselmonaden: 

*     Gelbe   Kreiselmonaden: 

22.    Monas  flavicans,  gelbliche  Kreiselmonade.    Tafel  i.  Fig.  XXL 

M.   corpore    obconico,    postica  parte  subacuto,    plus  quam  duplo  longiore  quam  lato«,    V144  lineae  aequans,     flavicans, 
motu  gliscente  continuo;  socialis. 

Monade  jaunätre,  a  corps  conique,  aigu  au  bout  posterieur,  plus  que  deute  fois  plus  long  que  large, 
egalant  V72  millimetre  ,  couleur  jaunätre,  mouvement  glissant  continu;  sociale. 

Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  (1832.)  pag.  59. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  im  Tliiergarten. 

Diese  umgekehrt  kegelförmige  oder  birnförmige  Monade  fand  sich  zuerst  im  Jahre  1830  häufig  in  den  Wassergräben  des 
Thiergartens.  Das  abgerundete  Körperende  ist  im  Schwimmen  nach  vorn  gerichtet.  Die  Form  hat  einige  Aehnlichkeit  mit  Monas 
Punctum,  ist  aber  nur  halb  so  gross ,  und  durch  die  gelbe  Farbe,  welche  nicht  den  Magenzellen,  sondern  den  Zwischenräumen-  dieser, 
dem  Eierstocke,  anzugehören  scheint,  sehr  verschieden.  Die  ockergelbe  Punkt monade,  Monas  ochracea,  und  der  gelbe  A en- 
de rling,  Astasia  flavicans,  sind  verwandte,  aber  doch  sehr  verschiedene  Thierformen.  Die  gelbe  Kreisel  monade  zeigt  im  In- 
nern viele  kleine  Bläschen,  welche  nicht  die  Eier  seyn  können,  weil  diese  gewiss  kleiner  sind  als  die  Magenzellen.  Diese  Bläschen 
sind  daher  wohl  die  Magenzellen  und  die  Trübung  zwischen  diesen,  welcher  die  gelbe  Farbe  inhärirt,  halte  ich  für  die  Eier.  Vorn 
und  hinten  hat  jedes  Individuum  einen  hellen  Fleck.  Der  vordere,  am  stumpfen  Ende,  mag  wohl  der  Mundöifnung  angehören,  der  hin- 
tere die  männliche  Sexualdrüse  enthalten.  Am  Vordertheile  erkennt  man  bei  Trübung  des  Wassers  durch  Farbe  einen  kleinen  Wirbel, 
aber  den  zu  vermuthenden  Rüssel  konnte  ich  damals  nicht  erkennen.     Neuerlich,  habe  ick  sie  nicht  wieder  beobachtet. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  I.    Fig.  XXL 

Unter  der  dargestellten  Gruppe  von  13  Individuen  sind  die  ganz  birnförmigen  oder  kegelförmigen  die  Normal -Formen.    Das  spitzere  Ende  ist 
bei  allen  das  Hintertheil.     Sie  schwimmen  in  verschiedenen  Richtungen  und  sind  von  verschiedener  Grösse.     Die  grössten  sind  x/i44  Linie  gross  un(l  aHe 
380mal  vergrössert.     Die  an  Astasia  erinnernde  Veränderlichkeit  der  Form  ist  nicht  deutlich  willkührlich. 
Fig.  a.     ist  ein  Individuum ,  welches  vorübergehend  den  Mundtheil  etwas  vorstreckt. 
Fig.  6.    ist  ein  mit  dem  sehr  verdünnten  Hinterleibe  nach  oben  gerichtetes  Thierchen. 
Fig.  c.    ist  eine  fast  spindelartig  gestreckte,  beim  Verdunsten  des  Wassertropfens  vorkommende  Form,  keine  bleibende  Normal -Form. 


d.     An  beiden  Enden  verdünnte  Stabmonaden,  Spindelmonaden: 

*     Grüne   Spindelmonaden: 

23.    Monas  tingens,  grüne  Spfndelmonade.    Tafel  I.  Fig.  XXII. 

M.  corpore  fusiformi,  triplo  aut  quadruplo  longiore  quam  lato,  Vsoo  —  Vi*4  lineae  adaequante,  laete  viridis,  motu 
circa  axin  rotatorio;  socialis. 

Monade  colorante,  a  corps  fusele,  trois  fois  ou  quatre  fois  plus  long  que  large,  Vi  so  —  V72  milli- 
metre en  longueur,  couleur  (Tun  beau  verd,  mouvement  tournoyant  sur  V axe  longitudtnale ; 
sociale* 

Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  (1832.)  p.  60. 

Aufenthalt:    In  stagnirenden  Wasserkübeln  in  Berlin. 


-*ö*J 


Diese  sehr  lieblich  grüne  Monadenform  bildet  einen  grossen  Theil  der  grünen  Färbungen  des  stehenden  Wassers  in  Berlin, 
und  im  Tode  als  grüne  Haut  des  Wassers  einen  grossen  Theil  der  grünen  Priestley'sehen  Materie.  Im  Jahre  1832  fand  ich  sie  erst 
im  Monat  Juni,  1834  zuerst  im  Mai.  Zu  Anfange  des  Jahres  1835,  wo  der  Stick  dieser  Tafeln  vorbereitet  wurde,  und  im  Früh- 
jahre, wo  er  begonnen  wurde,  suchte  ich  diese  Form  umsonst.  Erst  am  13.  Juni  1835  sali  ick  sie  wieder  und  dann  in  zakllosen 
Mengen,  so  dass  oft  in  jedem  Tropfen  eines  grossen  Gefässes  mehrere  Millionen  leben  mochten.  Eine  erneute  Untersuchung  ergab  mir 
dabei  eine  so  wichtige  Vermehrung  der  Detailkenntniss  des  Organismus,  dass  ick  vorzog,  die  sekon  gestockene  frühere  Zeichnung  aus 
der  Tafel  wegnehmen  und  eine  neue  einsetzen  zu  lassen.  Diesen  neueren  und  glücklicheren  Untersuchungen  zufolge  gehört  die  Form 
sogar  nickt  mekr  zur  Gattung  Monas,  sondern  besitzt  ein  sekönrotkes  Auge,  2  Rüssel  und  verbindet  sick  periodisch  zu  rollenden  Ku- 
geln, Charactere,  welche  eine  eigene,  in  die  Nähe  von  Microglena  zu  stellende,  Gattung  bedingen.  Ihr  richtiger  Platz  wäre  dem- 
nach ganz  am  Ende  der  Tafel  I.  Und  diese  Nachricht  wird  hinreichen,  Missverständnissen  vorzubeugen.  Um  die  systematische  Ueber- 
sicht  richtig  zu  geben,  ist  dieselbe  Form  in  ihrer  wahren  Stelle  als  6te  Gattung  der  Monaden -Familie  unter  dem  Namen  Glenomorum 
tingens,  mit  Bezugnahme  auf  diese  Figur ,  eingereiht  worden,   wo  denn  auch  über  die  Organisation  das  Speciellere  mitgetheilt  wird. 


**     Farblose   Spindelmonaden: 

24.    Monas  simpleac,  einfache  Spindel  monade.    Tafel  I.  Fig.  XXIII. 

M.  corpore  fusiformi  subcylindrico  utrinque  subacuto,  V144  lineae  attingente,  hyalino,  motu  gliscente  et  rotatorio. 

Monade  simple,  a  corps  fusele,  presque  cylindrique,  peu  aigu,    l\i%  millimetre   en   longueur,    couleur 
d'eau,  mouvement  glissant  et  rotatoire. 

Bacterium  simplex,  Hemprich  u.  Ehrenberg,  Symb.  physicae.    Evertebrata  I.    PhytozoaPolyg.  Tabula  I.  Fig.  6.  1828. 
Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1829.  (1830.) 

Monas  simplex ,  Hemprich  u.  Ehrenberg,  Symbolae  physicae.    Evertebrata  I.    Phytozoa  Polygastrica,  Text  1830.     Fol.  d.  ß.  2. 
Monas  simplex,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  (1832.)  pag.  60. 


IS 

Aufenthalt:    In  Aegypten  bei  Caliira  nach  der  Nilüberschwemmung  und  bei  Berlin  beobachtet. 

Diese  Form  ist  wenig  ausgezeichnet  und  noch  nicht  oft  genug  beobachtet.  Nah  verwandt  ist  sie  der  Monas  cylindrica  vom 
Ural,  die  aber  viel  grösser  war.  Bei  der  ägyptischen  Form  beobachtete  ich  einen  feinen  Wirbel  am  vordem  Ende,  was  einen  Rüssel 
vermuthen  lässt. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  I.   Fig.  XXIIL 

Fig.  a.    ist  ein  im  Jahre  1827  bei  Berlin  beobachtetes  Individuum,  1/i44  Linie  gross,  345mal  vergrössert. 

Fig.  b.     sind  3  in  Aegypten  beobachtete  Exemplare  aus  Lachen  bei  Bulak  unweit  Cahira.     Sie  waren  1/ls0  Linie  lang  und  wurden  200mal  vergrössert, 

£5.    Monas  inanis,  leere  Spindelmonade.    Tafel  I.  Fig.  XXIV. 

M.    corpore    utrinque    subacuto,    fusiformi,     subcompresso,    parvo,    V300   lincae    non    superante,     hyalino,    motu    va- 
cillante. 

Monade  epuisee,   a  corps  aigu  auaz  deute  bouts,  ftisele,   un  peu   comprime,  petit,    Viso  mittimetre  en 
longueur,  couleur  d'eau,  mouvement  vacittant. 

Cyclidium  inane,  Hemprich  u.  Ehre:nber&,  Symbolae  physicae.   Evertebrata  I.    Tabula  I,    Phytozoa,  Polygastrica  libyea,  Fig.  5.  1828. 

Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissenscli.  zu  Berlin,  1829.  (1832.)  pag.  15. 

Monas  inanis ,  Symbolae  physicae.     Text  1830.     Fol.  d.  ß.  1. 

Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissenscli.  zu  Berlin,  1831.  (1832.)  pag.  60. 

Aufenthalt:  In  stagnirendem  faulen  Wasser  bei  Siwa,  in  der  libyschen  Oase  des  Jupiter  Amnion. 

Diese  libysche  Infusorienform  wurde  im  November  1820  beobachtet.  Structurverhältnisse  sind  nicht  weiter  ermittelt  worden, 
daher  ist  nur  die  festgehaltene  Form  zu  beurtheilen.  Weil  der  Körper  etwas  seitlich  zusammengedrückt  war  und  sich  wahrscheinlich 
beim  Schwimmen  um  die  Längsaxe  drehte,  so  erschien  die  Bewegung  wankend.  Dieserhalb  habe  ich  früher  die  Form  zur  Gattung 
Cyclidium  gestellt. 

Erklärung    der   Abbildungen    Taf.  I.   Fig.  XXIV. 

Sie  stellen  die  1820  in  Libyen  gezeichneten,  200mal  vergrösserten ,  9  Individuen  der  Monas  inanis  vor.  Einige  sind  von  der  schmalen, 
andere  von  der  breiten  Seite  aufgefasst. 

26.    Monas  scintillans,  flimmernde  Spindelmonade.    Tafel  I.  Fig.  XXV. 

M.  corpore  fusiformi,    subcompresso,   bis   terve   longiore   quam  lato,    Vsoo  —  V38-*  lineae  aequans,   hyalina,   motu  valde 
agili,  vacillante. 

Monade  relnisante,    a   corps  fusele,   un  peu   comprime,   2   ou   3  fois  plus   long   c/ue   large,    eiyant 
V260  —  V192  mittimetre  de  longueur,  couleur  d'eau,  mouve?nent  tres-vif,  vacillant. 

Enchelys  microsoma,  Hemprich  u.  Ehrenberg,  Symbolae  physicae,  Phytozoa  Polygastrica  sinaitica,  Tabula  I.  Fig.  3.  1828. 
Bacterium  scintillans ,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1829.  (1832.)  pag.  15.  20. 
Monas  scintillans,  Symbolae  physicae.     Text  1830.    Phytozoa  polygastrica.    Fol.  d.  ß.  2. 
Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  (1832.)  pag.  60. 

Aufenthalt:    Im  Wasser  von  Wadi  Ess'le  des  Sinai -Gebirges   und  bei  Berlin. 

Im  November  1823  fand  sich  diese  Infusorien -Form  mit  15  andern  und  2  Anguilliilis  zwischen  Conferven  der  GebirgsMche 
des  Sinai  in  Tor,  wohin  ich  sie  getragen  hatte.  Bei  Berlin  fand  ich  eine  ähnliche  im  Mai  1828  in  6  Tage  altem  Sumpfwasser.  Le- 
bend war  sie  meist  mehr  als  doppelt  länger  als  breit,  im  Sterben  wurde  sie  ganz  scheibenförmig,  wie  alle  länglichen  weicheren  Formen 
zu  thun  pflegen*  Ihre  Bewegung  war  wankend,  was  bei  starker  Vergrösserung  eine  Art  von  Flimmern  im  Wasser  verursacht.  Weitere 
Structurverhältnisse  haben  sich  damals  nicht  ermitteln  lassen,  und  in  der  neuern  Zeit  ist  die  Form  nicht  wieder  vorgekommen. 

Erklärung   der  Abbildungen    Tafel  I.   Fig.  XXV. 

Die  beiden  dargestellten  Gruppen  sind  eine  lebende  und  eine  todte. 
Fig.  a.     sind  22  lebende  Individuen  aus  Berlin,  deren  grösstes  1/38i  Linie  erreicht,  380mal  vergrössert. 
Fig.  b.     sind  16  todte,  daher  scheibenförmige  Individuen  ebendaher. 


Beurtheilung  sämmtlicher  zur  Gattung  Monas  gehörigen  Synonyme. 

Man  hat  bisher  der  Gattung  Monas  38  verschiedene  Arten  zugeschrieben,  von  denen  aber  nur  die  25  hier  verzeichneten 
{Monas  Ungern  als  26ste  ist  ein  eignes  Genus)  dieser  Gattung  in  dem  vorn  angegebenen  Sinne  anzugehören  scheinen.  Ganz  sicher 
sind  nur  die,  deren  Structur  im  Detail  beobachtet  worden  ist.  Von  den  3  Arten,  welche  O.  F.  Müller  zuerst  1773  beschrieb,  sind 
2  noch  jetzt  der  Gattung  zugehörig,  Monas  Termo  und  M.  Mica;  die  dritte,  M.  Lens,  ist  zu  Uvetta  Atomus  gezogen.  Monas 
Ovulum  von  Götze  1783  ist  Synonym  von  Chlamidomonas  Pulvisculus.  Ton  den  10  Arten,  welche  Otto  Fabriciüs  1786  aus 
Müller's  Nachlass  herausgab,  gehören  nur  2  zu  dieser  Gattung,  Monas  Termo  und  M.  Mica.  Die  übrigen  haben  nach  meinem 
Urtheile  folgende  Synonyme:  Monas  Atomus  =  Uvetta  Atomus  ;  Monas  Punctum  =  Bacterium  Punctum ;  M.  Lens  =  Uvella 
Atomus;  M.  Lamellula  =  Bacterium  Lamettula;  M.  Ocellus  =  Cryptomonas?  ;  M.  Pulvisculus  =  Chlamidomonas  Pul- 
visculus; M.  tranquilla  =  Chaetomonas?  ;  M.  Uva  =  Uvetta  Chamaemorum.  Bory  de  St-.  Vincent  hat  1824  auch  der 
Gattung  Monas  3  neue  Artnamen  zugefügt,  von  denen  aber  keine  sicher  annehmbar  ist.  Monas  Bulla  ist  Müller's  Cyclidium 
Bulla  und  gleicht  zwar  in  der  Abbildung  sehr  der  Monas  Guttula,  war  aber  keine  Kugel,  sondern  ein  plattes  scheibeniörmiges  Häut- 
chen, vielleicht  doch  ein  wahres  Cyclidium.  Monas  enchelioides  ist  Müller's  Enchelys  intermedia,  und  Monas  precatoria  ist 
eine   unklare,   bei  Gleichen  Tafel  XVII.   Fig.  III.  c.   abgebüdete  Form.     Unter  den   24   von   mir  unter   neuen  Namen  hinzugefügten 


19 

Arten  verschiedener  Welttlieile  sind  zwei:  Monas  polytoma  und  M.  Volvocc^  jetzt  zurückgenommen.  Erstcrc  ist  als  eigne  Gattung, 
Polytoma>  abgesondert  und  letztere  zu  Monas  Enchelys  gezogen.  Monas  tingens  ist  ebenfalls  als  besondere  Gattung,  Glcnomorum, 
entfernt  worden.  Bory's  Ophthalmoplanis  Polyphemus  ist  Monas  Mtca,  Ocellus  ist  Crypto?nonas? ,  Cyclopus  ist  Vvella  Atomus. 
Vielleicht  gehören  zur  Gattung  Monas  noch  mehrere  Arten  der  Gattung  Enchelys  von  Müller,  welcher  mit  dieser  im  Aeus- 
seren  ziemlich  genau  den  Begriff  verband,  den  ich  mit  der  Abtheilung  der  Stab mona den  verbinde.  Enchelys  tremula,  cons/rieta, 
intermedia  und  Ptdvisculus  mögen,  wie  E.  deses,  wohl  Monaden  seyn,  die  Enchel.  intermedia  würde  aber  dann  Monas  inter- 
media ,  nicht  M.  encheloides  zu  nennen  seyn.  Volvox;  Granulum  und  Pilula  mögen  wohl,  wie  V.  Punctum ,  Monaden  seyn. 
Cyclidium  nigricans  und  Gonium  corrugatum  halte  ich  ebenfalls  für  Monaden,  von  denen  die  letztere  in  der  Längstheilung  be- 
griffen ist.  Jedoch  ist  über  alle  diese,  etwa  noch  5  —  7,  zuzufügenden  Monadenformen  nicht  eher  weiter  zu  entscheiden,  als  bis  sie 
von  Neuem  beobachtet  worden  sind.  Schliesslich  ist  zu  bemerken,  dass  die  Gattung  Bacterium  Tafel  V.  mit  den  St  ab  mona  den 
sehr  leicht  verwechselt  wird. 


ZWEITE     GATTUNG:      TRAUBENMONADE. 

Uvella.    Uvelle. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Monadinorum  cauda  et  ocello  destitutum,  ore  terminali  truncato,  ciliis 
aut  proboseide  subtili  flagelliformi  (duplici?)  instrueto,  natantibus  solitariis  antieo,  divisione 
spontanea  simplici  perfecta  bipartituin  aut  mmquam  dividuuin,  periodice  in  acervos  mori  aut 
uvarum  forma  quoquoversum  volutantes  consociatum. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Monades,  sans  qaeue  et  sans  oeil,  a  bouche  terminale 
tronquee^  pourvue  de  eils  ou  de  trompe  en  forme  de  fouet  (double?)  anterieure  dans 
la  nage  des  individus  simples^  a  division  spontanee  simple  parfaite  ou  nulle ,  se  reu- 
nissant  periodiquement  en  pelotons  (grouppes)  tournoya7its  de  la  forme  de  mure  ou 
de  grappe. 

Die  Gattung  der  Traubenmonaden  ist  durch  den  periodischen  Character  der  Vereinigung  vieler 
Individuen  in  Form  einer  rollenden  Maulbeere  und  (wahrscheinlich  durch  immer)  2  Rüssel  am  Munde  aus- 
gezeichnet. Im  Uebrigen  schliesst  sie  sicli  durch  Mangel  an  Schwanz,  durch  nicht  vorragende  Lippe,  d.  h. 
keinen  seitlichen,  sondern  einen  vordem  Mund,  durch  Mangel  an  Augenpunkten,  durch  nicht  über  Kopf  rol- 
lende, sondern  in  der  Richtung  der  Längsaxe  des  Korpers  fortschreitende,  Bewegung  der  Einzelthiere  und 
durch  einfache  vollkommene  Selbsttheilung  an  die  Gattung  Monas  eng  an.  Die  in  den  Zeichnungen  aus 
früherer  Zeit  dargestellten  vielfachen  Wimpern  am  Munde  sind  wahrscheinlich  durch  schnelles  Schwingen 
zweier  Rüssel  entstandene  Erscheinungen. 

Die  Gattung  Uvella  besteht  nur  aus  6  Arten,  von  denen  2  grün  gefärbt,  4  farblos  sind.  Sie  wurde 
erst  1824  von  Bory  de  St.  Vincent  abgesondert  und  benannt,  aber  nicht  begründet.  Noch  im  Dictionnaire 
classique  cV  hist.  nat.  Vol.  XVL  1830  pag.  485  erklärt  dieser  Beobachter  sie  beweglichen  Algensaa- 
men (Zooearpes)  gleich,  wie  sie  z.  B.  auf  Volvox  vegetans  wüchsen.  Diese  Vorstellung  ist  aber  ganz 
unrichtig,  weil  jener  Volvox  ein  Thier  der  Vorticellen-Familie,  keine  Pflanze  ist  (vergl.  Epistylis  ve- 
getans dieses  Werkes). 

Rücksichtlich  der  Organisation  sind  4  Arten  bisher  einer  intensiveren  Beobachtung  zugänglich  gewe- 
sen: Uvella  Chamaemorum,  Uva^  Atomus  und  Glaucoma.  Letztere  2  nehmen  sehr  leicht  Farbestoffe, 
Indigo  und  Carmin,  in  innere  Zellen  auf  und  lassen  den  poly gastrischen  Character  scharf  erkennen.  Der 
Mund  wirft  die  Farbe  in  Kugelform  auch  wieder  aus.  Bei  U.  Glaucoma  liessen  sich  bis  10  gefüllte  Ma- 
genzellen  erkennen  und  im  Innern  sichtbare,  verschlungene ,  grüne  Monaden  zeigten  diese  Form  als  Raub- 
thier.  —  Bewegungsorgane  sind  bei  3  Arten  beobachtet,  bei  Uvella  virescens,  Uva  und  Glaucoma.  Bei 
ersterer  sah  ich  früher  viele  Wimpern  als  Kranz  um  den  Mund,  die  ich  aber  jetzt  für  die  häufige  optische 
Erscheinung  halte,  nach  welcher  ein  einfacher  schnell  hin  und  her  bewegter  Körper  mehrfach  gesehen  wird. 
Bei  Uvella  Uva  schien  mir  ein  einfacher  fadenförmiger  Rüssel  am  Munde  das  Wirbeln  zu  bedingen,  allein 
bei  U.  Glaucoma  überzeugte  ich  mich  sehr  scharf,  dass  immer  2  Rüssel  vorhanden  sind.  Ich  bin  jetzt  der 
Meinung,  dass  wohl  diese  2  Rüssel  allen  Arten  der  Gattung  zukommen  mögen,  indem  die  Beobachtung  die- 
ser Theile  schwierig  ist.  Bei  U.  Glaucoma  ist  der  Character  so  beständig,  und  von  mir  so  oft  geprüft 
w  orden,  dass  ich  ihn  für  ganz  fest  erkläre  und  in  ihm  einen  sehr  bestimmten  Unterschied  unter  den  Einzel- 
thieren  der  Uvellen  und  den  Monaden  vermuthe,  deren  viele,  vielleicht  alle,  nur  1  Rüssel  wirklich  führen.  — 
Fortpflanzungsorgane  waren  bisher  nur  bei  einer  Art,  U.  Glaucoma ,  anschaulich,  wenn  nicht  auch  die 
grüne  Färbung  der  U.  virescens  und  U.  Bodo^  als  den  Eierstock  bezeichnend,  die  nöthige  Sicherheit  hätte. 
Bei   U.    Glaucoma  lassen  sich  farblose  Körnchen  zwischen  den  Magenzellen  erkennen,   welche  mit  mehr 


20    

Sicherheit  für  Eier  gelullten  werden  können.  Organe ,  welche  mit  männlichen  Samendrüsen  vergleichbar 
sind,  haben  sich  bisher,  wenn  nicht  in  Mlller's  Figuren  des  Volvox  socialis  Fig.  8.?  und  des  Volvos  Uva 
der  helle  Punkt  in  der  Mitte  hierher  gehört,  der  Beobachtung  entzogen.  Ausser  der  Eientwicklung  ist  Selbst- 
theilung,  aber  keine  Knospenbildung  beobachtet.  Erstere  sah  Müller  bei  U.  Atomus,  wenn  nämlich,  was 
er  als  Monas  Lens  Fig.  10.  abbildet,  dahin  gehört;  ich  sah  sie  bei  U.  Glaucoma  als  vollkommene  Längs- 
imd  dueertheilung. —  Das  Empfindungssystem  war  bisher  so  wenig  speciell  zu  erreichen,  als  das  Gefässsy- 
stem,  obschon  die  Erscheinung  des  Empfindens  dem  Beobachter  nicht  selten  zu  klarer  Anschauung  wird. 
Die  willkührliche  Vereinigung  in  beerenartige  Kugeln  ist  bei  dieser  Gattung  keine  Geschlechtsverbindung, 
wie  es  sich  Leeüwenhoek  bei  den  Vorticellen  dachte,  auch  keine  blosse  Molecularbewegung,  sondern  ein 
Gesellschaftstrieb,  welcher,  man  mag  ihn  immerhin  Instinct  nennen,  einen  nicht  unbedeutenden  Grad  von 
Geistesfähigkeit  auch  in  so  kleinen  Organismen  erkennen  lässt,  die  an  den  letzten  Grenzen  der  Sehkraft 
stehen. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Traubenmonaden  ist,  wie  es  scheint,  sehr  gross.  U.  Uva 
und  Glaucoma  wurden  von  mir  doch  wohl  in  Africa  beobachtet;  II.  Atomus  und  Uva  in  Sibirien 5  alle  3 
Arten  leben  zahlreich  bei  Berlin.  Ob  U.  virescens  und  Glaucoma  auch  bei  Paris,  Strassburg  und  in  Dä- 
nemark und  England  vorkommen,  ist  für  erstere  nicht  ganz  sicher,  weil  die  Beobachter  leicht  könnten  Syn- 
ura  Uvella,  die  viel  gewöhnlicher  ist,  damit  verwechselt  haben. 

Die  von  Leeüwenhoek  zuerst  1675  entdeckten  Infusorien  sind  seiner  Beschreibung  nach  den  Uvel- 
len  ähnlich  gewesen,  allein  es  waren  offenbar  Vorticellen  und  zwar  Vorl.  Convallaria.  Seine  damals 
beobachteten  kleinsten  Thierchen,  welche  Miller  zu  Monas  Lens  zieht,  halte  ich  weder  für  Monaden 
noch  für  Uvellen  (vergl.  Uvella  Atomus). 

27.    Uvella  virescens,   gellbliclie  Trauftenmoiiade.    Tafel  I.  Fig.  XXVL 

IL  corpore  ovato,    utrinque  rotundato,  parvo,    Vios  lineae  aequante,  laete  viridi,  in  globulos,  V24  lineae  diametro  fere 
magnos  consociata. 

üvelle  jaunätre,  a  corps  ovale,  arrondi  ernte  deute  bouts,  petit,   egalant  Vs4  mülimetre  en  longueur, 
couleur  verdätre,  grouppes  globideuses  roulantes  V12  mülimetre  en  epaisseur. 

Volvox  Uua  Müller?  Animalc.  infus.     Tab.  III.   Fig.  17  —  21. 

Voluox  Uua  Herrmann   (Müller)  Naturforscher  XX.  p.  154.  Tafel  III.  Fig.  33.  et  p.  149. 

Uvella  virescens  Bory  de  St.  Vincent?  Encyclop.  metliod.  1824.     Diction.  classique  <T  hist.  nat.  1830. 

Uvella  flauüviridis }  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  (1832.)  p.  61. 

Aufenthalt:    Berlin!  Strassburg?  Paris?  Dänemark? 


ö' 


Es  giebt  bei  Berlin  2  Thierchen  gleicher  Form,  welche  schwer  zu  unterscheiden  sind,  aber  ganz  verschiedenen  Gattungen 
und  Familien  angehören.  Es  lässt  sich  daher  nicht  mehr  entscheiden,  ob  die  früheren  Namen  zu  einem  oder  dem  andern  gehören.  Ich 
muss  dieselben  Synonyme  bei  Synura  Uvella,  der  andern,  auf  Tafel  III.  abgebildeten,  Form  wieder  anführen.  Dieser  Unsicherheit  hal- 
ber gab  ich  1831  den  besondern  Namen,  welchen  ich  jetzt  jedoch  mit  dem  altern  von  Bort  vertausche,  da  dieser  einmal  da  ist  und 
sein  früherer  Begriff  doch  nie  zu  ermitteln  seyn  wird.  Müller  entdeckte  diese  oder  die  andere  Form  1778  im  Graben  eines  Gartens 
in  Copenhagen  zu  Anfang  Decembers.  Die  Beeren  enthielten  2,  4  bis  50  Thierchen.  Er  erhielt  sie  14  Tage  in  einem  Gefässe.  Im 
October  1779  konnte  er  sie  nur  3  Tage  am  Leben  erhalten.  Später  hatte  er  sie  im  August  zwischen  Lemna  polyrrhi%a  zu  Mejen- 
berg  beobachtet.  Die  Beeren  zerfielen  allmählig  unter  seinen  Augen  in  einzelne  Thiere  (utiae  moleculas  projiciebant).  Herrmann 
beschrieb  1784  ein  ähnliches  Thierchen  aus  Strassburg,  und  nach  der  Zeichnung  hatte  es  Müller  für  das  seinige  erklärt.  Bory  fand 
seine  Thierchen  im  Herbste  bei  Paris  zwischen  Meerlinsen,  sah  oft  unregelmässige  und  aus  30  bis  40  Thierchen  bestehende  Kugeln. 
Ich  selbst  fand  bis  zum  Jahre  1831  die  Thierchen  häufig  bei  Berlin  im  Thiergarten  zwischen  Meerlinsen  im  Sommer,  seitdem  nicht 
wieder.  An  ihrer  Statt  finde  ich  seitdem,  in  etwas  anderen  Verhältnissen,  zwischen  Conferven,  die  Synura  Uvella.  Ich  zählte  zu- 
weilen in  der  sichtbaren  Kugelhälfte  der  ersteren  bis  40  Thierchen. 

Schon  Müller  sah  um  den  Vordertheil  dieser  Thiere  einen  Schimmer  {Iialo),  den  er  für  Wimpern  hielt.  Auch  Herrmann 
sah  ein  Wirbeln.  Ich  erkannte  bei  Färbungen  des  Wassers  deutlich  ein  wirbelndes  Organ  um  eine  scharf  umschriebene  Mundstelle. 
Das  Wirbelnde  schien  eine  Vielzahl  feiner  Härchen,  Wimpern,  zu  seyn.  Jetzt  vermuthe  ich,  durch  ähnliche  andere  Thiere,  Uvella 
Glaucoma,  belehrt,  dass  dieser  Wimperkranz  dort  wie  hier  von  nur  zwei  peitschenartigen  Rüsseln  vorgestellt  wird.  Die  grüne  Farbe 
scheint  die  Farbe  efer  Eier,  des  Eidotters,  zu  seyn.  Der  von  Müller  beobachtete  helle  Punkt  in  der  Mitte  war  entweder  der  Mund, 
den  ich  auch  sali,  oder,  was  aus  Fig.  20.  und  21.  bei  ihm  hervorgehen  könnte,  die  Samendrüse,  welche  ich  nicht  erkannte.  Aufnahme 
von  Farbe  in  Magenzellen  sah  ich  nicht. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  I.  Fig.  XXVL 

Fig.  a.  b.  c.  sind  3  brombecrartige  Haufen  von  Thieren,  wie  sie  im  Wasser  nach  allen  Richtungen  rollend  sich  langsam  fortwälzen,  245mal  vergrös- 
sert.    Es  giebt  deren,  die  nur  2,  3,  4,  und  andere,  unregelmässig  gehäufte,  welche  weit  über  50  Thierchen  enthalten. 

Fig.  d.  sind  3  Einzelthiere  vor  der  Vereinigung  oder  nach  der  Trennung,  ein  wenig  mehr  vergrössert.  Eine  anfangende  Theilung  habe  ich  bei  sol- 
chen nie  beobachtet.  Sie  sind  von  Chlamidomo?ias,  Tafel  III.,  fast  nur  durch  Mangel  des  zuweilen  schwer  erkennbaren  rothen  Auges  und  durch 
die  gleichzeitigen  Beeren  ohne  Hülle  zu  unterscheiden,  von  Farbe  jedoch  blasser. 


£1  — _ 

28.  Uvella  Chamaemorum,  farblose  Bromfreermonacle.    Tafel  I.  Fig.  XXYII. 

U.  corpore  ovato  utrinque  rotundato,  minore,  V240  lineae  non  superante,  hyalino,    acervis  ad  %  lineae  crassis. 

Uvelle  Fausse  Mure,  ä  corps  ovale,  arrondi  aux>  deuec  bouts,  plus  petite  que  la  precedente,  ?ie  sur- 
passante  Vi 20  millimetre,  couleur  d'eau,  grappes  Vi 2  millimetre  pres  en  epaisseur. 

Uvella  Chamaemorus  Bory,  Encycl.  method.  1824.    Dict.  class.  d'hist.  nat.  1830.    Nur  der  Name,  nicht  die  Sache. 
Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  (1832.)  pag.  61. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin,  vielleicht  bei  Paris  und  Copenliagen. 

Unter  dem  Namen  Uvella  Chamaemorus,  richtiger  Chamaemorum ,  hat  zwar  Bory  de  St.  Vincent  eine  Art  dieser 
Gattung  beschrieben,  allein  der  Name  war,  wie  er  selbst  sagt,  nur  eine  willkührliche  Abänderung  des  Namens  Monas  Uva  von  Mül- 
ler. Da  ich  2  zu  unterscheidende,  auf  Müller's  Namen  passende,  Formen  beobachtet  habe,  so  habe  ich  beide  Namen,  um  nicht  das 
fortschreitende  Uebel  der  vielen  Namen  zu  mehren,  in  diesem  neuen  Sinne  benutzt.  Die  bei  Berlin  zwischen  Chlamidomonas  Pulvis- 
eulus  zuweilen  sehr  häufig  vorkommende  Form  fand  ich  1828  zuerst  am  1.  Mai  in  einem  Löschkübel,  dann  habe  ich  sie  im  Sommer 
in  Wassertonnen  öfter  gesehen,  nur  nicht,  seitdem  ich  die  genauem  Untersuchungen  über  die  Organisation  anstellte.  Diese  Form  würde, 
der  Grösse  ihrer  Thierchen  halber,  nur  dann  mit  der  folgenden  Uvella  Uva  zu  verbinden  seyn,  wenn  sich  ermitteln  Hesse,  dass  eine 
Vereinigung  von  Einzelneren  in  Beeren  nicht  in  einer  bestimmten,  sondern  in  verschiedenen  Entwicklungsstufen  ihres  Lebens  erfolge, 
denn  die  constituirenden  Thiere  der  Beeren  differiren  in  diesen  beiden  um  das  Doppelte  der  Grösse  und  sind  bei  jener  oval,  bei  dieser 
rund.  —  Organisationsverhältnisse  haben  sich  nicht  viele  bisher  erkennen  lassen,  jedoch  sah  ich  schon  1831  schwache  Aufnahme  von 
Indigo,  wovon  keine  Zeichnung  gemacht  wurde.  Die  rollenden  Beeren  sind  je  voller,  desto  runder,  die  eckigen  und  länglichen  beste- 
hen aus  nur  wenigen  Thierchen,  oder  sind  Ueberbleibsel  grösserer  sich  auflösender  Kugeln. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  I.   Fig.  XXVII. 

Die  4  Kugelbeeren  von  verschiedener  Grösse  wurden  im  Jahre  1828  gezeichnet.  Die  Thierchen  hatten  zum  Theil  V48  Linie  im  Durchmes- 
ser, viele  waren  kleiner.  Die  Vergrösserung  betrug  160mal  im  Diameter.  Wären  sie  der  U.  virescens  gleich  vergrössert  abgebildet,  so  würden  die 
Beeren  der  Hälfte  der  Abbildung  jener  im  Durchmesser  gleichen.  Ein  einzelnes  Thierchen  ist  V>  des  Durchmessers  einer  Beerenkugel  gleich,  die  */48 
Linie  misst. 

29.  Uvella  Uva,  Weintraubenmonade.    Tafel  I.  Fig.  XXVIII. 

U.  corpore  subgloboso,  rotundato,  minimo,    %00 —  Vsgo  lineae  longo,    hyalino,   acervis   7so  lineae  diametro  non  supe- 
rantibus,  ventriculis  parvis. 

Uvelle  Gruppe,   a  corps  presr/ue  globuleua:,   arrondi,    tres-petit,    V200 — V430  millimetre  en  longueur, 
couleur  d'eau,  grappes  egalajites  tout  au  plus  V40  millimetre,  a  ventricules  peu  distinets. 

Monas  Uva  Müller?  Animalc.  infus.     Tab.  I.   Fig.  12.  13.   vergl.  Polytoma  Uvella. 

Uvella  Chamaemorus  Bory  1824.  ? 

Monas  Atomus  et  Monas  Lens,  Hemprich  u.  Ehrenberg,  Symbolae  physicae,  Phytozoa  Tab.  I.    Fig.  1.   Tab.  II.   Fig.  2.   1828. 

Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1829.  (1832.)  p.  16.  19.  1830.  (1832.)  p.  83.  84. 

Uvella  Uva,  Symbolae  physicae.     Text  1831. 

Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  (1832.)  p.  61. 

Aufenthalt:     Bei   Berlin!    vielleicht  bei   Paris   und    Copenliagen.     In  Afrika  bei  Bulak  im  Nilwasser;   in  Asien  am  Ural  bei  Soimo- 
nofskoi  und  Ilezkoi,  und  bei  Barnaul  und  Schlangenberg  (Smeinogorsk)  am  Altai. 

Diese  sehr  kleine  Form  der  Traubenmonaden  lebt  in  stagnirendem  Wasser,  welches  einen  sumpfigen  Geruch  hat.  Zuerst 
unterschied  ich  sie  im  August  1828  zu  Berlin.  Einige  früher  beobachtete  afrikanische  Monaden  habe  ich  ihrer  kugelrunden  Form  und 
Grösse  halber  auf  diese  Art  beziehen  zu  müssen  geglaubt.  Müller  scheint  in  seiner  Monas  Uva  diese  sammt  der  vorigen  und  der 
Polytoma  Uvella  verwechselt  zu  haben;  zu  letzterer  gehören  Wrisberg's  und  Spallanzani's  Angaben.  Herrmann's  Form  gehört 
zu  U.  Glaucoma.  Im  Jahre  1831  sonderte  ich  von  dieser  Art  noch  eine  der  sibirischen  Formen  unter  dem  Namen  Uvella  mitiuta 
ab  (Abhandl.  d.  Berlin.  Akad.),  weil  nämlich  die  nur  J/soo  Linie  grossen,  also  der  Monas  Termo  gleichen,  Thierchen  von  Schlangen- 
berg beerenartig  vorkamen.  Später  fand  ich  aber  die  bei  Berlin  vorkommende  Weintraubenmonade  in  der  Grosse  so  unbeständig, 
oder  so  gewöhnlich  mit  U.  minuta  vermischt,  dass  ich  beide  Formen  zu  trennen  jetzt  Bedenken  trage.  Dass  Uvella  Uva  auch  mit 
Uvella  Atomus  zu  vereinen  sey,  meine  ich  desshalb  nicht,  weil  letztere  sich  leicht,  erstere,  auch  bei  gleicher  Grösse  der  Individuen, 
schwer  mit  gefärbter  Nahrung  sichtlich  füllt.  Von  Organisation  ist,  ausser  inneren  mit  Farbe  schwach  erfüllten  Magenzellen,  die  ich 
1831  nur  beobachtete,  nicht  abbildete,  ein  einfacher  Rüssel  als  Bewegungsorgan  erkannt  worden,  der  aber  vielleicht  doppelt  ist.  Die 
Kugeln  rollen  in  allen  Richtungen  langsam  fort.  Die  Einzelthiere  behalten  den  Mund  im  Schwimmen  vorn  und  drehen  sich  um  die 
Längsaxe. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  I.    Fig.  XXVIII. 

Die  3  Beerenkugeln  sind  in  Berlin  beobachtet  zwischen  Chlamidomonas  Pulvisculus. 

Fig.  a.     ist  Y200  Linie  gross,  die  Einzelthierchen  etwa  1j%0{)  Linie,  fast  '1/4  des  Kugeldurchmessers.    Die  Vergrösserung  betrug  lOOmal  im  Durchmesser. 
Fig.  ö.     1/s0  Linie  im  Durchmesser,  300mal  vergrössert. 

30.  Uvella  Atomus,  atomartige  Vraiibenmoiiade.    Tafel  i.  Fig.  xxix. 

U.  corpore  subgloboso,  rotundato,  minimo,  %6  —  V288  lineae  longo,   hyalino,   acervis  Vae  lineae  fere  magnis,    natura 
vorace,  ventriculis  amplis. 

Uvelle  Atome,  a  corps  presque  globuleusc,  arrondi,  tres-petit,  V288  —  Vi**  millimetre  en  longueur,  cou- 
leur d'eau,  grappes  egalantes  tout  au  plus  V*8  millimetre,  animal  vorace  a  ventricules  amples. 

Monas  Atomus,  Monas  Lens  et  Volvox  socialis?  Müller,  Animalc.  infus.  Tab.  I.  Fig.  2  —  3.  9  —  11.  Tab.  III.  8—9. 
Gleichen,  Infusionsthiere,  p.  127.    Das  Vorspiel,  Taf.  XIV.  B.  I.  a.  1778. 

Monas  Atomus,  AbhandL  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  (1832.)  p.  57.  83.  94.  Tafel  I.  Fig.  2. 
Uvella  Atomus,  —  —  -  —  —        1831.  (1832.)  p.  61. 


—    22 

Aufenthalt:  In  Berlin!  Im  Seewasser  von  Wismar!  und  Copenhagen;  auf  dem  Greifenstein;  in  Sibirien  im  stagnirenden  Wasser 
des  Ob  bei  Barnaul;  im  Ural  in  der  6  Lacliter  tiefen  Kupfergrube  Soimonofskoi  und  in  den  salzigen  Lachen  bei  Ilezkaja  Sasch- 
tscliita  olinweit  Orenburg. 

Die  Atomenmonade  von  Berlin  zeichnet  sich  vor  den  früheren  ähnlichen  dadurch  sogleich  sehr  aus«,  dass  sie  leicht  farbige 
Nahrang  aufnimmt  und  verhältnissmässig  grosse  Magenzellen  damit  erfüllt.  Jene  mögen  daher  eine  weit  feinere  Zertheilung  des  Ernäh- 
rungsapparates besitzen.  Von  Monas  Termo  sind  die  Einzelthiere  zuweilen  schwer  zu  unterscheiden  und  nur,  wenn  es  sich  bestätigen 
sollte,  dass  alle  Uvellen  einen  doppelten,  alle  Monaden  einen  einfachen  Rüssel  führen,  würde  eine  bestimmte  Unterscheidung  möglich 
seyn.  Die  ausländischen  Formen  sind  daher  nicht  völlig  sicher  an  dieser  Stelle.  Die  Atomenmonade  ist  vorherrschend  grösser  als 
Monas  Termo  und  wo  sie  zahlreich  erscheint ,  findet  man  gleichzeitig  beerenartig  vereinte  rollende  Gruppen.  Die  Aufnahme  von  In- 
digo erkannte  ich  schon  1830,  wo  die  Form  in  der  Abhandlung  pag.  57.  unter  den  geprüften  Monaden  genannt  wird.  Am  vordem 
Ende  sieht  man  im  farbigen  Wasser  sehr  leicht  einen  Wirbel.  Das  Bewegungsorgan  habe  ich  jedoch  nicht  erkannt.  Bei  der  folgen- 
den Art  sah  ich  es  deutlich  als  2  Rüssel.  Wenn  Müller's  Figuren  von  Monas  Lens  hierher  gehören,  so  hat  er  die  Queertheilung 
oft  gesehen.  Monas  Atomus  von  Müller  kann  sich  leicht  von  Monas  Lens  desselben  nur  durch  Gefülltseyn  einiger  Magen  unter- 
schieden haben. 

In  Berlin  lebt  diese  Form  mit  Vorticella  microstoma  in  Regentonnen  und  Löschkübeln  unter  der  grünen  Priestley'schen  Ma- 
terie häufig.  Müller  fand  sie  im  Seewasser,  welches  einen  Winter  durch  gestanden  hatte,  aber  nicht  übel  roch.  Ich  fand  sie  auch 
im  sibirischen  Salzwasser  des  Steinsalzes  und  im  Wasser  der  Ostsee. 

Müller  citirt  zu  Monas  Lens  noch  eins  der  zuerst  von  Leeüwenhoek  1675  entdeckten  Thierchen,  was  ich  aber  seiner 
Schnelligkeit  und  der  geringeren  Vergrösserung  halber,  die  Leeüwenhoek  benutzte,  eher  für  Trichodina  Grandinella  halten  möchte. 
Joblot's,  Baker's,  Ledermüller's,  Wrisberg's,  Hill's,  Spallanzani's  und  Eichhorn's  Monaden  sind  nicht  zu  erkennen,  weil 
die  Vergrösserung  nicht  scharf  ermittelt  werden  kann,  welche  die  Beobachter  benutzten.  Bei  geringer  Vergrösserung  erscheinen  fast 
alle  Infusorien  wie  Pünktchen  oder  Monaden.  Wahrscheinlich  gehören  sie  nicht  zu  den  bekannten  kleinsten.  Eichhorn's  Citat  gehört 
wohl  zu  Chlamidomonas. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  I.    Fig.  XXIX. 

Etwa  20  Einzelthiere  und  4  beerenartige  Gruppen  verschiedener  Grösse,  welche  man  sich  alle  in  Bewegung  zu  denken  hat,  und  deren  mehrere 
verrathen,  dass  sie  von  Indigo  gekostet  haben,  bilden  die  Darstellung. 
Fig.  a.    besteht  aus  14  Thierchen,  von  denen  der  Rundung  halber  nur  9  sichtbar  sind; 
Fig.  6.    besteht  aus  7  Thierchen; 
Fig.  c.    besteht  aus  5  Thierchen; 
Fig.  f.     sind  Einzelthierchen  vor  ihrer  Verbindung. 

31.    Uvella  Ctlaucoma,  bläuliche  Trauhenmonade.    Tafel  I.  Fig.  xxx. 

U.  corpore  ovato,  aetate  majore  conico,  postice  attenuato,  majusculo,  V192 — Viog  lineae  longo,  hyalino,  acervis  V36 
lineae  fere  magnis,  ventriculis  amplis,  proboscide  filiformi  aperte  duplici. 

Uvelle  Glaucome,  a  corps  ovale,  avec  Vage  co?iüjue,  aminci  posterieurement ,  assez  grand,  egalant 
V46  —  V48  millimetre,  couleur  d'eau,  grappes  Vis  millimetre  en  epaisseur,  ventricules  amples, 
trompe  en  fouet  double. 

Arderon  nach  Baker,  Nutz  und  Gebrauch  d.  Mikroskops,  p.  451.     Das  Maulbeerinsect.    Tafel  XIII.  Fig.  XV.  i-   3.  1745. 

Gleichen,  Infusionsthiere,  p.  127.    Das  Chaos,  Tafel  XVII.  B.  II.  1778. 

Herrmann,  Naturforscher,  XX.  p.  149.    Das  weisse  Röschen,  t.  3.  Fig.  27.  f.  1784. 

Volvox  socialis,  Müller?  An i male,  infus.  Tafel  III.  Fig.  8  —  9. 

Volvox  socialis,  Schrank?  Fauna  boica,  III.  p.  33.  1803. 

Uvella  rosacea,  Bory?  1824.  et  Diction.  class.  d'hist.  nat.  1830. 

Volvox  Glaucoma,  Hemprich  u.  Ehrenberg,  Symb.  phys.  Tab.  II.  1828. 

Monas  Glaucoma,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissen  seh.  zu  Berlin,  1829. 

Uvella  Glaucoma,  Hemprich  u.  Ehren berg,  Symbolae  phys.  Polygastrica,  Text  Fol.  f.  ß,  1.  1831. 

Uvella  Glaucoma,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissens  eh.  zu  Berlin,  1831.  (1832.)  p.  62. 

Aufenthalt:    In  Berlin!     Bei  Norwich  in  England;  bei  Strassburg;  beim  Greifenstein;  bei  Ingolstadt?;   bei  Copenhagen?;  bei  Paris; 
in  der  Oase  des  Jupiter  Ammon  in  Libyen  und  in  Dongala  oberhalb  Aegypten  im  Nilwasser. 

Die  Berliner  Form  ist  die  sicherste  für  die  Art.  Sie  findet  sich  im  Sommer  häufig  in  Regentonnen  und  Löschkübeln,  welche 
mit  Priestley'scher  Materie  überzogen  sind,  im  Juni,  einzeln  zu  allen  Jahreszeiten,  auch  in  der  Stube  im  Winter.  Die  libysche  Form 
sah  ich  am  22.  November  1820,  die  Dongalanische  im  März  1822.  Arderon  fand  sie  in  einem  Teiche  beiNorwich  am  ersten  März; 
Müller  mit  Chara  vulgaris  nach  1  Monat  in  der  Stube ;  Schrank  bei  Ingolstadt  mit  Chara  hispida  (?) ;  Herrmann  in  der 
Mitte  August's  im  Häutchen  eines  stehenden  Wassers  bei  Strassburg.  Uebergiesst  man  frische  gequetschte  Brennnesseln  oder  andere 
Pflanzen  mit  Brunnenwasser,  so  entwickelt  sie  sich,  wenn  ihre  Keime  einzeln  darin  waren,  was  nicht  selten  ist,  in  wenig  Tagen  oft 
zu  grossen  Mengen.  Gleichen  sah  sie  zu  Greifenstein  ob  Bonnland  im  Gerstenaufguss.  In  Afrika  fand  ich  sie  im  freien  stagniren- 
den Wasser.  Herrmann  vergleicht  die  Grösse  passend  mit  Uvella  virescens.  Als  grösste  farblose  Form  ist  sie  auch  wahrscheinlich 
die  meist  beobachtete.  Sie  lebt  nicht  in  sehr  übelriechendem  Wasser  und  solche  Angaben  beziehen  sich  wahrscheinlich  auf  Polytoma 
Uvella.     Schrank's  gelbliche  Form  könnte  auch  zu  Synura  Uvella  gehören  und  Müller's  Volvozc  socialis   zu  Uvella  Atomus. 

Rücksichtlich  der  Organisation  ist  diese  Form  mehr  als  die  übrigen  der  Beobachtung  zugänglich  gewesen.  Die  vollständigsten 
Beobachtungen  gelangen  erst  am  22.  und  24.  Juni  1835,  wo  die  Form  unter  Chlorogonium  eachlorum  und  Chlamidomonas  Pul- 
visculus  in  Menge  war.  Das  Erkennen  von  Aufnahme  farbiger  Nahrung  gelang  1831  und  das  Wirbeln  am  Yorderende  wurde  schon 
damals  klar.  Allein  erst  1835  sah  ich  in  vielen  Individuen  ohne  künstlich  gereichte  Nahrung  verschluckte  grüne  Monaden  und  erkannte 
damit,  dass  das  kleine  Wesen  ein  Raubthier  sey.  Ferner  füllten  sich  bei  Indigofütterung  bis  10  Magenzellen  an,  und  aus  der  Mund- 
öffnung kamen  zuweilen  blaue  Kugeln  (verdaute  Stoffe)  wieder  heraus.  Ueberdiess  Hessen  sich  bei  800maliger  Vergrösserung  des  Durch- 
messers in  den  Zwischenräumen  der  Magenzellen  kleine  farblose  Körnchen  wahrnehmen,  welche  Gestalt  und  .Grösse  von  Eiern  hatten. 
Beim  Abnehmen  des  Wassers  und  Antrocknen  der  Thierchen  erkannte  ich  2  fadenförmige  Rüssel  am  Vordertheile  von  der  Länge  des 
Körpers.     Männliche  Samendrüsen  und  contractile  Blasen  Hessen  sich  nicht  scharf  erkennen,  jedoch  könnte  leicht  Müller's  Abbildung 


23 

des  Volvoco  socialis  in  der  mittleren  helleren  Stelle  bei  Fig.  8.,  wenn  die  Darstellung,  wie. zu  vermuthen,  sehr  treu  ist,  solche  Drü- 
sen anzeigen.     Endlich  gelang  es  auch  noch,  freiwillige  Längs-  und  Quertheilung  zu  beobachten. 

Rücksichtlich  der  Körperform  ist  diese  Traubenmonade  noch  dadurch  merkwürdig,  dass  sie  erst  eiförmig  als  Einzel thier 
lebt  und  so  sich  zu  Beeren  verbindet.  Nach  etwa  24  Stunden  lösen  sich  diese  Beeren  aber  in  anders  gestaltete  Thierchen  wieder  auf. 
Müller  beobachtete  nur  den  Anfang,  das  Auflockern,  sah  aber  den  Fortgang  bei  Monas  Uva  deutlich.  Spallanzani  beobachtete 
keine  Art  der  Gattung  Uvella,  sondern  Fohßoma,  daher  sah  er  es  anders.  Die  Form  der  Thierchen  nach  dem  Zerfallen  der  Bee- 
ren erscheint  einer  Schwanzmonade,  Bodo,  ähnlich,  indem  sie  dann  einen  conisch  verlängerten  Hinterleib  besitzen,  der  zum  Theil  wie 
ein  Stiel  oder  eine  dicke  Borste  aussieht.  Einige  sind  vorn  und  hinten  conisch,  also  spindelförmig.  Diese  Spindeln  mögen  wohl  in 
der  Längstheilung  fast  vollendete  Doppel -Thierchen  seyn,  die  noch  am  Munde  zusammenhängen  und  sich  in  entgegengesetzter  Rich- 
tung ausdehnen.  Der  conische  Hintertheil  enthält  innen  noch  Eier,  ist  daher  kein  Schwanz.  Zuweilen  trennen  sich  ganze  Beeren  in 
2  Theile.  Die  Einzelthiere  bewegen  sich  ganz  anders  als  die  Beeren,  immer  mit  dem  Munde  nach  vorn,  sich  um  die  Längsaxe  des 
Körpers  drehend, 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  I.   Fig.  XXX. 

Die  Gruppe  a.  enthält  15  Einzelthiere,  1  in  der  Selbsttheilung  und  6  beerenartige  Gesellschaften.  Zum  Theil  haben  sie  Indigo -Nahrung 
aufgenommen.  Alle  sind  290mal  vergrössert.  Alle  ungeschwänzten  Individuen  sind  Einzelthiere  vor  der  Beerenbildung.  Die  Kugelform  einiger  ist  nur 
die  Projection  der  Eiform  von  dem  schmalen  Ende. 

Fig.  a.    ist  ein  sich  zur  Queertheilung  vorbereitendes,  sich  einschnürendes  Individuum. 
Fig.  ß.    ist  in  der  Längstheilung  begriffen. 

Fig.  y.'    ist  eine  der  besonders  auffallenden  Formen,  welche  zuweilen  nach  dem  Zerfallen  der  Beeren  vorkommen.     Die  vordere  und  hintere  Verlan, 
gerung  scheint  der  gespaltene,  von  einander  weichende  und  sich  diametral  entgegensetzende  Hinterleib  zu  seyn,    so   dass  der  Mund  also  in  der 
Mitte  läge. 
Fig.  b.    ist  ein  Einzelthier  nach  dem  Zerfallen  der  Gesellschaftsform,  800mal  vergrössert.     Es  zeigt  die  2  Rüssel  am  Munde,  den  mit  Eiern  erfüllten 
Körper  und  Hintertheil,  1  verschlungenes  Individuum  der  grünen  Chlamidomonas  und  9  mit  Indigo  erfüllte  Magenblasen. 

32.    Uvella  Miodo,  grüne  Trauftenmoiiade.    Tafel  I.  Fig.  xxxi. 

U.  corpore  conico,  antica  parte  rotundato,  postica  attenuato,   Vsse — V288  lineae  longo ,  laete  viridis  acervis  ovatis   x/i96 
lineae  longis. 

Uvelle  verte,   a  corps  conique,   arrondi  anterieurement,   aminci  posterieurement ,  longiiear    Vi  es — Vu* 
millimetre,  couleur  d?im  beau  vert,  ä  grappes  ovales  V48  millimetre  longues. 

Uvella  Bodo,   Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  (1832.)  pag.  62. 

Aufenthalt:    In  Berlin! 

Diese  ist  eine  der  zahlreichen  Infusorien -Formen,  welche  die  grüne  Haut  des  stehenden  Wassers,  oder  die  sogenannte  Priest- 
ley'sche  grüne  Materie  bilden.  Sie  lebt  mit  Chlamidomonas  Pulvisculus  und  Euglena  viridis  oder  auch  mit  Chlorogonium  en- 
chlorum,  deren  Jugendzustand  sie  freilich  seyn  könnte,  in  Regentonnen  und  anderen  Wassergefässen,  auch  in  Lacben  und  Gräben, 
Da  ich  kein  rothes  Auge  an  ihr  habe  entdecken  können,  so  habe  ich  sie,  als  nicht  zu  den  genannten  Formen  gehörig,  betrachten  zu 
müssen  geglaubt,  allein  ihre  Kleinheit  und  schwächere  Färbung  des  Pigments  könnte  auch  der  Beobachtung  die  Anwesenheit  des  Auges 
bisher  entzogen  haben.  Erst  wenn  die  andern  Organisationsverhältnisse  klar  erkannt  sind,  wird  man  den  Mangel  der  Erkenn tniss  des 
Auges  für  wahren  Mangel  anzusehen  haben.  Die  grüne  Farbe  ist,  der  Analogie  nach,  durch  die  Eier  bedingt.  Ich  sali  sie  jährlich 
in  ganz  unberechenbaren  Mengen  seit  1830.  Früher  verwechselte  ich  sie  mit  Monas  tingens  (Glenomorum),  Bodo  viridis  und  Chlo- 
rogonium. Der  spitze  Hinterleib  der  Uvella  Bodo  ist  desshalb  kein  Schwanz,  weil  die  grüne  Färbung  (Eier)  bis  ans  Ende  reicht. 
Die  beerenartigen  Haufen  haben  das  Eigenthümliche ,  dass  sie  nicht  wie  die  der  übrigen  Uv eilen  nach  allen  Richtungen,  über  den 
Kopf  der  Thiere,  rollen,  sondern  sich  um  die  Längsaxe  drehen  und  das  stumpfe  Ende  vorn  führen. 

Die  sämmtlichen  Uvellen  sind  im  Beerenzustande  schwierig  getrocknet  aufzubewahren.  Doch  gelang  es  mir  mit  U.  Glaucoma, 
Magen  und  Rüssel  bleiben  deutlich. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  I.    Fig.  XXXI. 

Es  sind  2  Gruppen  in  verschiedener  Vergrösserung  gezeichnet. 

a.  enthält  27  Einzelthiere  in  verschiedenen  Stellungen  und  Grössen  mit  4  Gesellschaftsformen,  290mal  vergrössert.  Die  grössten  Individuen  sollten,  der 
Vergrösserung  nach,  nur  1  Linie  gross  seyn.  Sie  sind,  obwohl  gemessen,  doch  etwas  grösser  in  Folge  der  gewöhnlichen  Gesichts differenz ,  die  ich 
nicht  abzuändern  pflege. 

b.  enthält  8  Einzelthiere,  500mal  vergrössert.  Anwendung  noch  stärkerer  Vergrösserung  ergab  kein  instructiveres  Bild,  daher  wurde  auch  davon  keine 
Zeichnung  gemacht. 


Uebersicht  aller  bisherigen  Namen  für  die  Gattung  Uvella. 

Man  hat  bisher  9  Special-Namen  für  die  Gattung  Uvella  bekannt  gemacht,  von  denen  aber  nur  6  geltend  sind.  Bory  de 
St.  Vincent  gab  deren  3  im  Jahre  1824,  Uvella  Chamaemorus,  Uvella  virescens,  und  Uvella  rosacea.  Letzterer  ist  für 
Müller's  Volvocc  socialis  gegeben  und  daher  überflüssig.  Im  Jahre  1830  wurden  3  von  mir  eingeführt:  Uvella  Atomus,  Glau- 
coma,  Uva,  und  im  Jahre  1831  noch  3,  Uvella  Bodo,  flavoviridis  und  minuta.  Letztere  2  sind  hier  unterdrückt,  indem  für 
erstere  Bort's  Name,  U.  virescens,  aufgenommen,  und  letztere  zu  Uvella  Uva  gezogen  wurde. 


D  R  1  T  T  EGA  T  T  ü  N  G:     THEILMONADE. 
Polytoma.     Polytome. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Monadinorum , cauda  et  ocello  destitutum ,  ore  terminali  truncato,  ciliis 
aut  proboscide  subtili  flagelliformi  duplici  instructo,  natantibus  solitariis  antieo,  divisione 
spontanen,  decussata  et  imperfecta,  multipartituoi  ,  in  mori  foriiiam  enascens,  dein  solutum 
et  altera  vice  solitarium. 

CAHACTBRE:  Animal  de  la  famille  des  Monaden  ^  sans  qaeue  et  sans  oeil^  a  bonche  terminale 
et  tronquee,  powrvue  de  trompe  en  forme  de  fouet  double,  anterieure  dans  la  nage 
des  individus  simples,  poussant  avec  Vage,  par  la  division  spontanee  croisee,  en  forme 
dune  mure,  qui  se  dissotit  enfin  en  molecules  (les  animaux)  simples. 

Die  Gattung  der  Theilmonaden  zeichnet  sich  durch  unvollkommene  Absehnürung  der  Individuen 
bei  der  Selbsttheilung  von  den  Traubenmonaden  aus.  Bei  diesen  theilt  sich  das  Individuum  vollständig 
oder  auch  gar  nicht,  aber  die  freieren  T liiere  vereinigen  sich  zu  Gesellschaftskugeln  und  tanzen  gemeinsam 
in  Beerenform  umher.  Der  Tanz  der  Theilmonaden  ist  ein  unfreier.  Jene  gleichen  den  Vogelzügen  und 
Thierheerden  in  ihren  Vereinen,  diese  den  schwimmenden  Corallenstocken.  Ihre  Beerenform  ist  Folge  der  unvoll- 
kommenen Selbsttheilung,  welche  nur  eine  Einschnürung  und  erst  spät  eine  gemeinsame  vollige  Abschnürung 
ist.  Die  Gesellschaftsform  der  Traubenmonaden  fehlt  den  Theilmonaden,  wie  es  scheint,  ganz  und 
was  im  Leben  der  Traubenmonaden  auseinander  gerückt  und  zum  Theil  freier  Willkühr  anheim  gestellt 
ist,  Zerspaltung  des  Individuums  und  Gesellschaftsleben,  ist  bei  den  Theilmonaden  zusammengedrängt 
und  der  Willkühr  entzogen.  Diesen  fehlt  ein  grosser  Theil  der  Poesie  des  Lebens,  den  jene  besitzen.  Schon 
Spallanzani  hat  diese  Erscheinung  bei  derselben  Polytome  recht  ausführlich  beobachtet,  nur  blieb  ihm  die 
Höhe  der  Organisation  dieser  Wesen,  das  Erhabenste,  unbekannt.  Zuweilen  schien  es  mir,  als  hätten  die 
Theilmonaden  einen  gemeinsamen  dünnhäutigen  Ueberzug,  allein  ich  habe  es  dann  immer  nur  für  die  ausge- 
dehnte Zwischenhaut,  d.  h.  Mangel  an  Tiefe  der  Abschnürung  der  Individuen  gehalten.  Wäre  eine  Hülle 
vorhanden,  so  würden  sie,  wie  Chlamidomonas ,  zur  Familie  der  Kugelthiere  zu  stellen  seyn.  Mangel  an 
Augen,  Mangel  an  vorragender  Lippe,  Mangel  an  Schwanz  und  die  Bewegung  der  Einzelthiere  in  der  Langs- 
ame des  Körpers,  sind,  ihnen  zukommender,  Character  der  Monadenfamilie. 

Es  ist  bisher  nur  eine  einzige  Art  dieser  Gattung  vorgekommen,  welche  farblos  oder  nur  leicht 
milchfarben  ist.  An  Organis ations Verhältnissen  zeigte  sich  der  vielmalige  (polygastrische)  Ernährungsorga- 
nismus deutlich.  Eben  so  deutlich  hat  sicli  der  Bewegungsorganismus  ermitteln  lassen,  welcher  aus  2  peit- 
schenartigen Rüsseln  am  Munde  besteht.  Ueberdiess  erkannte  ich  eine,  nicht  dem  Ernährungsapparate  zu- 
gehörige, contractile  grössere  Blase,  welche  dem  männlichen  Theile  des  Sexualsystems  anzugehören  scheint. 
Endlich  lässt  eine  grosse  weisse  freie  Stelle  im  vordem  Körper  eine  daselbst  befindliche,  die  Magenzellen 
naeh  hinten  hindrängende,  Samendrüse  vermuthen,  deren  schärfere  Umgrenzung  bisher  unsichtbar  blieb.  Ei- 
bildung  ist,  vielleicht  wegen  Kleinheit  oder  Durchsichtigkeit  der  Eier,  bisher  nicht  beobachtet.  Freiwillige 
Queertheilung  und  Längstheilung  aber  sind  sehr  in  die  Augen  fallend.  Das  Zerfallen  der  Beeren  in  Einzel- 
thiere beobachteten  früher  schon  Müller  und  Wrisberg. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Theilmonaden  ist  in  Europa  ansehnlich,  ausser  Europa  noch  un- 
bekannt. Sie  wurden  von  mir  in  Petersburg  und  bei  Berlin  beobachtet.  Miller  beobachtete  sie  als  Mo- 
nas Uva,  wahrscheinlich  mit  Uvella  Uva  abwechselnd,  in  Copenhagen,  Wrisberg  in  Cöttingen  und  Spal- 
lanzani in  Italien  in  Modena»  Ob  Bory  dieselbe  als  Uvella  Chamaemorus  in  Paris  beobachtet  habe,  ist 
unsicher,  weil  es  auch  Uvella  Uva  seyn  konnte. 

Der  Name  Polytome  wurde  von  den  verdienten  Reisenden  Qüoy  und  Gaimard  für  kleine,  aber  dem 
blossen  Auge  sehr  sichtbare  Seethiere,  Acalephen,  der  Freycinetschen  Weltumseglung  angewendet,  welche 
an  Form  den  Uvellen  fast  gleichen.  Eschscholtz  hat  schon  mit  Recht  nachgewiesen  (System  der  Acale- 
phen), dass  diese  Körper  nur  knorpliche  Schwimmstücke  von  Diphyiden  sind.  Der  Name  Polytoma  ist  da- 
her unbenutzt  und  da  1830  dieser  Form  der  Name  Monas  polytoma  die  zufällige  Uebereinstimmung  gab, 
so  ist  später  der  Specialname  als  Genus -Name  aufgenommen  worden. 

33.    Polytomm  Uvella,  traubenartige  Tbeilmonade.    Tafel  I.  Fig.  XXXII. 

P.  corpore  ovato  aut  oblongo,    utrinque  aequalitcr  obtuso,    V192  —  Vso  Kneae  longo,   liyalino    albicante,    acervis  %%  li- 
neae  magnis. 

Polytome  Uvelle,  h  corps  ovale  ou  oblonge  obtus  ante  deute  bouts,  longueur  Voe  —  V40  millimetre^  coli- 
lear  d eau  blanchätre ,  h  grappes  d?  im  '/i6  millimetre* 


35    -   -  - 

Monas  Uva,  Müller,  zum  Tlieil,  Animalc.  infus.  Taf.  I.  Fig.  10  —  13,  1786. 

Wrisberg,  de  Animalc.  infus,  satura,  p.  24.  Taf.  I.  4.  1764. 

Spallanzani,  Opuscules  physiolog.  p.  209.  Taf.  2.  Fig.  15.  B.  C.  D.   1776. 

Uvella  Chamaemorus ,  Bory  de  St.  Vincent,  1824.  Encycl.  meth. 

Monas  polytoma,  Abhandl.  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  (1832.)  p.  84. 

Polytoma  Uvella,  —  —      ,  _  -  —        1831.  (1832.)  p!  62. 

Aufenthalt:    In  Berlin!,  Petersburg!,  Göttingen,  Modena,  Paris,   Copenhagen. 

Die  Tlieil mon ade  lebt  nur  in  faulem,  übelriechenden  Wasser,  worin  thierische  Theile  sich  auflösen,  von  denen  sie  sich 
nährt.  Meist  findet  sie  sich  gleichzeitig  mit  Vibrionen  und  Spirillen,  zuweilen  auch  mit  Uvella  Uva  und  U.  Aiomus,  zwischen 
Chlamidomonas  und  Vorticella  microstoma  in  Regentonnen  und  Löschkiibeln  dergl.,  worauf  sich  eine  Haut  gebildet  hat.  Sie 
macht,  wo  sie  in  Menge  ist,  das  Wasser  milchig,  und  oft  ist  es  von  unerträglichem  Geruch,  wenn  sie  am  dichtesten  es  erfüllt.  Ich 
fand  sie  im  Freien  am  meisten  im  Juli,  im  Zimmer  aber  zu  allen  Jahreszeiten  in  Aufgüssen.  Auf  die  älteren  Synonyme  ist  kein  siche- 
rer Verlass,  ob  sie  hierher  gehören,  nur  Spallanzani's  Beobachtung  ist  unzweifelhaft.  Alle  oben  angeführte  haben  das  Vorkommen 
in  thierischen  Infusionen  oder  in  faulem  Wasser  für  sich.  Müller  hat  mit  Unrecht  HeiirmaniVs  und  Gleichen^  weisse  U vollen 
für  einerlei  mit  denen  von  Spallanzani  und  Wrisberg  gehalten,  und  Bory  ist  ihm  gefolgt.  Wenn  Uvella  Uva  und  Polytoma 
Uvella ,  was  ich  öfter  sah,  zusammen  vorkommen,  so  unterscheidet  man  sie  sogleich,  letztere  ist  weit  weniger  tief  eingeschnürt  und 
trüber. 

Was  die  Organisation  betrifft,  so  hat  die  Theilmonade  ein  sehr  fein  getheiltes,  in  die  hintere  Körperhälfte  zurückgedrängtes 
Verdauungsorgan.  Lange  erwartete  ich  umsonst,  dass  sie  sich,  wie  Uvella  Atomus  oder  Glancoma,  mit  Indigo  sichtlich  anfüllen  sollte. 
Erst  am  15.  April  1835  gelang  es,  die  Schwierigkeit  für  die  Beobachtung  zu  überwinden.  Man  muss  eine  600  bis  800malige  Ver- 
grösserung  anwenden,  dann  sieht  man  auch  die  kleinen  Magenzellen  mit  farbiger  Speise  erfüllt.  Dieselben  Zellen  im  hintern  Körper 
hielt  ich  früher  für  Eier.  Es  sind  deutliche  Magen.  Die  grössere  Blase  füllt  sich  nie  mit  Indigo,  .verschwindet  periodisch  und  dehnt 
sich  wieder  aus.  Die  leere  vordere  Körperhälfte  scheint  grossentheils  durch  eine  homogene  durchscheinende  Samendrüse  von  kugliger 
Form  erfüllt  zu  werden,  welche  die  Magenzellen  und  den  Darm  nach  hinten  drängt.  Vorn  am  Munde  befinden  sich  2  fadenförmige 
Rüssel,  welche  die  Hälfte  der  Körperlänge  haben  und  deren  Schwingen  einen  Wirbel  hervorbringt,  den  man  in  gefärbtem  Wasser  leicht 
sieht.  Niemand  kann  jetzt  mehr  im  Ernste  diese  deutlich  organisirten  Thiere  für  abgelöste  Theile  des  faulen  Fleisches  halten,  wenn 
auch  hie  und  da  die  Nebenumstände  sich  noch  schwer  erklären  lassen.  —  Auf  Glimmer  getrocknet,  kann  mau  die  Form  ziemlich  gut 
aufbewahren. 

Erklärung   der  Abbildungen   Taf.  I.    Fig.  XXXII. 

Die  3  Gruppen  sind  nach  3  verschiedenen  Vergrössenmgen  aufgefasst.    Einige  Thiercheu  haben  Indigo  verzehrt. 

a.  290mal  vergrössert,  enthält' 3  Einzelthiere  5  2  in  der  Queertheilung  begriffene  a,  eins  in  der  Längstheilung  ß,  und  7  beerenartige  in  mehrfacher  un- 
vollkommener Theilung.  Von  diesen  ist  eins  aus  3  Theilen  so  gebildet,  dass  ein  ursprünglich  einfaches,  durch  die  Längstheilung  eingeschnürtes,  Thier- 
chen  sich  an  einem  seiner  Theile  wieder  in  die  Queere  eingeschnürt  hat.  Drei  andere  sind  aus  4  Kugeln  bestehend,  welche  ein,  nur  erst  einfach  in 
die  Länge  und  dann  über  Kreuz  in  die  Queere,  getheiltes  Thierchen  darstellen.  Die  übrigen  3  Beerenkugeln  sind  Thiere,  welche  durch  kreuzweise 
unvollkommne,  d.  h.  nicht  völlig  ablösende,  Selbsttheilung  noch  weiter  eingeschnürt  sind.  Bei  denen,  wo  eine  gemeinsame  zarte  Haut  die  Körper  ein- 
zuschliessen  scheint,  ist  diess  wahrscheinlicher  flache  Einschnürung  der  Oberhaut. 

6.  sind  sechs  450mal  vergrösserte  Thierchen  verschiedener  Grösse. 

c.  ist  820mal  vergrössert     Die  grössere  runde  Blase  in  der  Körpermitte  ist  die  contractile  Samenblase,  welche  sich  nie  mit  Farbe  füllt. 


VIERTE     GATTUNG;     AUGENMONADE. 
Microgiena.    llicroglene. 

CHARACTER:    Animal  e  familia  Monadinorum,   cauda   destitutum,    sed  ocello  praeditum,   ore  terminali 

truncato,  proboscide  subtili  flagelliformi  simplici  instructo,  natantibus  antieo,  divisione  spon- 

tanea  simplici  perfecta  bipartitum  aut  nunquam  dividimin. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Monades,  sans  queue,  mais  ayant  un  point  rouge  qui 

tienl   lieu    dC oeil,    a  houche  terminale  tronquee^  pourvue  de   trompe  en  forme  de 

fouet  simple  fres-deliee,  anterieure  dans  la  nage*>   a  division  spontanee  simple  par- 

faite  ou  nulle. 

Die  Gattung  der  Augenmonaden  charaeterisirt  sich  durch  einen  rothen  inneren  Punkt  am  vorde- 
ren Körper,  welcher  hier  als  Auge  betrachtet  wird.  Sie  hat  sonst  alle  Charactere  der  wahren  Monaden: 
Mangel  an  Schwanz,  Mangel  an  vorragender  Lippe  ,  Schwimmen  in  der  Längsrichtung  des  Körpers ,  keine 
unvollkommene  Selbsttheilung  und  einen  einfachen,  peitschenartigen  Rüssel. 

Die  Gattung  Microgiena  besteht  bis  jetzt  nur  aus  zwei  sichern  Arten,  welche  beide  farbig,  eine 
gelb,  die  andere  grün  sind.  Sie  wurde  1831  von  mir  zuerst  unterschieden  und  mit  2  Arten,  M.  mona- 
dina  und  volvocina  bekannt  gemacht.  Letztere  hat  sich  jedoch  später  als  eigne  Gattung  der  Panzermona- 
den erwiesen,  und  ist  1832  von  mir  als  Trachelomonas  volvocina  beschrieben  worden.  An  ihrer  Stelle 
hat  sich  Müller  s  Enchelys  punctifera  als  2te  Form  dieser  Gattung,  als  M.  ptmctifera  ergeben.  An  Or- 
ganisation hat  besonders  eine  dieser  Arten  grossen  Reichthum,  ja  fast  vollendete  thierische  Zusammen- 
setzung erkennen  lassen.  Als  Bewegungsorgan  ist  bei  beiden  Arten  ein  einfacher  fadenförmiger  Rüssel  er- 
kannt.    Beide  haben,  in  allen  Individuen,  einen  rothen,   nicht  äusserlichen,  sondern  inneren  Pigmentfleck;, 


so  * 

welcher  bei  grösseren  Infusorien  {Euglena  und  RRdcrthicren).  sieh  als  häufiges  auf  einem  (Nerven)  Gang- 
lion aufsitzendes ,  dem  einfachen  Auge  der  Daphnien  ähnliches ,  Auge  zu  erkennen  giebt.  Ausser  diesen 
Organen  zeigt  Microglena  monadina  den  Körper  mit  schön  grünen,  gleichartigen  Körnchen  erfüllt,  welche 
ganz  das  Ansehen  und  die  Lage  von  Eiern  haben.  Ferner  ist  in  der  Mitte  des  Körpers  queer  gelagert  ein 
graues,  bandartiges,  eingerolltes  und  drüsiges  Organ,  welches  ich  als  Samendrüse  betrachte.  Vielleicht  hat 
dasselbe  Müller  bei  Micr.  punclifera  als  helles  Queerband  gesehen.  Eine  contractile  Blase  liess  sich 
nicht  wahrnehmen.  Sehr  bestimmt  aber  wurden  eine  Vielzahl  von  Magenblasen  anschaulich,  unter  denen 
sich  vielleicht  die  männliche  .Sexualblase  verbarg.  So  sind  denn  bei  dieser  Form,  welche  den  Monaden 
ganz  ähnlich  ist,  alle  Systeme,  auch  das  diesen  scheinbar  fehlende  Empfindungssystem ,  des  thierischen  Or- 
ganismus erkennbar  geworden.  Nur  das  Gefässsystem  blieb  unbekannt.  Wie  zart  aber  müssen  die  Gefässe 
dieser  kleinen  Thiere  seyn!  Sie  nicht  zu  erkennen,  ist  die  offenbare  Schuld  der  unzureichenden  Mittel  für 
die  Beobachtung. 

Da  die  Augen  der  Thiere  und  selbst  des  Menschen  nie  auf  der  Bauchseite,  sondern  immer  auf  der 
Rückenseite,  d.  h.  über  dem  Anfange  des  Ernährung scanales,  nie  unter  demselben  liegen,  so  bezeichnen 
auch  die  Augen  der  Augenmonaden  wohl  eieren  Rückenseite.  Es  ergiebt  sich  daraus,  dass  der  Rüssel 
eine  verlängerte  Oberlippe  ist  und  dass  die  ringartige  Samendrüse  auf  der  Bauchseite  geschlossen,  auf  der 
Rückenseite  geöffnet  ist.     Audi  kann  man  nun  von  einem  Rechts  und  Links  dieser  kleinen  Thiere  sprechen. 

Die  geographische  Verbreitung  dieser  Form  ist  erst  weiter  zu  ermitteln.  Beide  Arten  sind  von  mir 
nur  in  Berlin,  und  Microglena  monadina  überdiess  in  Delitzsch  bei  Leipzig  beobachtet  worden.  Micro- 
glena puncMfera  ist  in  Dänemark  und  bei  Ingolstadt  angegeben. 

34.    Microglena  punctifera,  gelMIcIie  Augenmonade.    Tafel  I.  Fig.  xxxm. 

M.  corpore  ovato  subconico,  postica  parte  attenuato,  1[^2  lineae  non  superante,  ilavo,  ocello  rubro  et  nota  frontali 
nigricante. 

Microglene  jaunätre,  a  corps  ovale,  presque  conif/ue,  aminci  posterieurement^  ne  surpassant  pas 
V20  millimetre ,  couleur  jaune,  oeil  rouge  simple  avec  une  tache  noirätre  semblable  a  un  se- 
cond  oeil, 

Enchelys  punclifera,  Müller,  Animalc.  infus.  Taf.  IV.  Fig.  2  —  3.  1786. 
Enchelys  pimctifera.  Schrank,  Fauna  boica  III.  p.  39.  1803. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin,  Ingolstadt  und  Copenhagen. 

Ich  fand  diese  Form  zuerst  im  Winter ,  am  11.  Februar  1835 ,  an  grauschleimigen  Wasserpflanzen  im  Thiergarten  bei  Ber- 
lin in  Menge.  Es  ist  sehr  wahrscheinlich,  dass  die  von  Müller  in  Sümpfen  beobachtete  Form  dieselbe  sey,  obschon  die  von  mir  ge- 
sehene durchsichtiger  war-  Dass  er  das  Auge  schwarz  sah,  liegt  an  der  zu  schwachen  Vergrösserung.  Schrank  scheint  allerdings 
dasselbe  Thierchen  unter  Wasserlinsen  beobachtet  zu  haben.  Bort  führt  zwar  im  Diction.  clasßic/ue  d*  hist.  not.  unter  Enchelys 
die  Form  auch  an,  hat  sie  aber  wrohl  nur  der  Systematik  halber  angegeben,  nicht  selbst  beobachtet.  Ich  war  früher  geneigt,  dieses  Thier- 
chen, seiner  zwei  Augen  wegen,  für  eine  Art  der  Gattung  Distigma,  der  Familie  der  Astasiaeen  zu  halten,  allein  die  eigene  An- 
schauung hat  mich  anders  belehrt.  Einer  der  Punkte  ist  nur  roth,  der  andere  ist  wahrscheinlich  der  spiralförmig  umgebogene  rechte 
Mundwinkel.  Bei  der  Bewegung  dreht  es  sich  etwas  wankend  um  die  Längsaxe  und  geht  immer  mit  dem  stumpfen  Ende  voran.  Die 
Bewegung  ist  langsam,  weil  der  Rüssel  kurz,  nur  von  der  Körperlänge  ist.  Der  von  Müller  beobachtete  hellere  Queerstrich  in  der 
Mitte  kann  leicht  die  bandförmige  Sexualdrüse  seyn,  die  ich  nicht  unterschied,  vielleicht  weil  meine  Thiere  zu  wenig  dunkle  Nahrung 
und  Eientwicklun^  in  sich  hatten. 


"Ö 


Erklärung   der  Abbildung    Taf.  I.    Fig.  XXXIII. 

Es  sind  6  Individuen  verschiedener  Lage,  Form  und  Grösse  von  ^96  ^  1I&2  Linie  Grösse,  290mal  vergrössert.  Die  stumpfe  riisselführende 
Seite  ist  überall  die  vordere, 

35.    Microglena  monadina,  ^riine  An^enmonade.    Tafel  I.  Fig.  xxxiv. 

M.  corpore  ovato,   utrinque  aequaliter  rotundato,   paullo    minore,    Xlvn —  7eo  lineae   longo,   laete   viridi,  ocello  rubro, 
distinete  simplici. 

Microglene  verte,   a  corps  ovale,  egalement  obtus  auze  deu&  bouts,   plus  petzte,    Vqg  —  V30  millimetre 
en  longueur,  couleur  d'un  beau  vert,  oeil  rouge  distinetement  simple. 

Microglena  monadina,  Abliandl.  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  (1832.)  p.  64.   Tafel  I.   Fig.  1. 
—  —  —  -        —      -  —'_.._.    1835.  (1836.)  p.  164.  Tafel  I.  Fig.  17. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  Delitzsch. 

Ich  entdeckte  diese  Form  im  Jahre  1831  im  Thiergarten  bei  Berlin  im  ersten  Frühling  zwischen  grauschleimigen  Wasser- 
pflanzen. Ich  glaubte  sie  durch  das  rothe  Auge  characterisirt,  im  Vergleich  zu  Monas  Pulvisculus.  Seitdem  habe  Ich  letztere  als 
den  Kugelthieren  zugehörig  erkannt  und  bei  ihr  ebenfalls  ein  rotlies  Auge  gefunden  (vergl.  Chlamidomonas).  Am  31.  März  1835 
fand  ich  die  Microglena  wieder  und  habe  sie  als  dennoch  verschieden  von  der  Staubmonade  bestätigt.  Ihre  Eikörnchen  geben  ihr 
eine  mehr  bläulich -grüne  Farbe  und  die  mittlere  bandartige,   fast  cirkelförmige  Sexualdrüse  unterscheidet  sie  völlig,   auch  hat  Chlami* 


27    

domonas  2  Rüssel,  Microglena  nur  einen.     Der  Rüssel  ist  ungefähr   von   der  Körperlänge.     Ein  Ei  ist  etwa   1/t44o  Linie  «ross  und 

kugelförmig.     Bewegung  wankend  und  um  die  Längsaxe  drehend.      Entwickelungscyclus  V1440 Veo  Linie. 

Beide  Formen  habe  ich  auf  Glimmer  getrocknet  wohl  erhalten  vor  mir. 

Erklärung   der  Abbildungen   Taf.  I.   Fig.  XXXIV. 

Es  sind  2  Gruppen  nach  2  verschiedenen  Vergrösserungen. 
Die  Gruppe  a.  umfasst  7  Thierchen  verschiedener  Stellung,  Form  und  Grösse,  a  das  längste,  7go  Linie  gross,  ß  das  kleinste,  i/i20  Linie  gross.  Alle 

sind  290mal  vergrössert. 
Fig.  6.  ist  ein  einzelnes  480mal  vergrössertes  Thierchen. 


FÜNFTE     GATTUNG:      BRÄUTMONADE. 
Olenomorum.    GHenomore. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Monadinorum,  cauda  destitutum,  sed  ocello  ornatum,  ore  terminali  trun- 
cato5  proboseide  filiformi  duplici  instrueto,  natanti  singulo  antico,  divisione  spontanea  sim- 
plici  perfecta  bipartituin  aut  nunquam  dividuuin,  periodice  in  acervos,  uiori  aut  uvarum  forma, 
quoquoversum  volutantes  consociatum. 

CARACTERE:  Anivnal  de  la  famille  des  Monades^  sans  queue^  orne  d?  un  poinl  rouge  qui 
tient  lieu  d oeil^  h  bouche  terminale  tronquee  pourvue  de  trompe  en  forme  de  fouet 
double 5  anterieure  dans  la  nage  des  individus  simples ,  a  division  spontanee  simple 
parfaite  ou  nulle ,  reuni  periodiquement  en  grouppes  tournoyants  de  la  forme  de 
mure  ou  de  grappe. 

Die  Gattimg  der  Brautmonaden  unterscheidet  sieh  von  der  nah  verwandten  Gattung  der  Trau- 
benmonaden  durch  ein  einfaches  rothes  Auge  im  vorderen  Körper.  Von  den  Monaden  und  Augenmonaden 
durch  periodisches  Vereinigen  vieler  Einzelthiere  in  Beerenform.  Beständigkeit  der  Form,  Mangel  an  Schwanz, 
nicht  vorragende  Lippe,  ein  doppelter  Rüssel,  Bewegung  in  der  Längsaxe  des  Körpers  bei  den  Einzelthie- 
ren  und  Mangel  an  Bestückung  durch  unvollkommene  Selbsttheilung  unterscheiden  die  Gattung  von  allen 
übrigen. 

Die  Gattung  besteht  nur  aus  einer  Art,  welche  von  mir  als  Monas  tingens  aufgeführt  worden  war. 
Sie  ist  ganz  besonders  nahe  verwandt  der  Gattung  Chlorogonium  in  der  Familie  der  Wechselt  liiere, 
Amoebaea^  die  aber  eine  mehrfache  gleichzeitige  Selbsttheilung  zeigt,  und  sich,  den  Astasiaeen  gleich,  will- 
kührlich  etwas  zusammenzieht  und  ausdehnt. 

Unter  Nro.  XXIII.  ist  beim  Namen  Monas  tingens  die  Diagnose  dieser  Form  mitgetheilt,  hier  soll 
nur  von  der  Structur  das  Notlüge  für  die  Gattung  nachgetragen  werden. 

Dieses  so  kleine  Thierchen  gehört  unter  die  augenscheinlich  vollständig  thierisch  organisirten  Mona- 
dinen.  Als  Bewegungsorganismus  besitzt  es  am  vordem  Ende  2  feine  Rüssel  von  mehr  als  halber  Körper- 
länge. Kleine  weissliche  Blasen  im  Körper  lassen  sich  als  Magenzellen  erkennen.  Die  grüne  Farbe  besteht 
aus  sehr  feinen  Körnchen,  welche  man  ein  Recht  hat,  für  Eier  zu  halten.  In  der  Mitte  des  Körpers  ist 
ein  grösserer  kuglicher  durchscheinender  farbloser  Körper,  der  als  männliche  Samendrüse  leicht  annehmlich 
ist.  Ueberdiess  befindet  sich  im  vordem  Drittheile  des  Körpers  ein  schön  rother  innerer  Punkt,  welcher 
der  Analogie  der  grössern  Thiere  nach  als  Auge  zu  betrachten  ist.  —  Getrocknet  auf  Glas  oder  Glimmer 
lässt  sich  diese  Form  sehr  klar  und  schön  aufbewahren. 

Diese  Gattung  ist  nur  bei  Berlin  beobachtet. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  I.   Fig.  XXII. 

Die  mit  a.  und  6.  bezeichneten  Gruppen  sind  in  2  verschiedenen  Vergrösserungen  dargestellt. 

a.  bezeichnet  14  Einzelthiere  in  verschiedener  Lage,  Form  und  Grösse,  und  2  Gesellschaftsgruppen,  290mal  vergrössert. 

b.  sind  2  Einzelthiere  bei  480maliger  Vergrösserung. 


38 

SECHSTE     GATTUNG:     WEDELMONADE. 
Phacelomonas.    Phacelomonade» 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Monadinorum,  cauda  destitutum,  ocellatuin,  ore  truncato  terminali,  ciliis 
filiformibus  (8  — 10)  s.  proboscide  multiplici  instructo,  natanti  antico,  divisione  spontanea 
simplici  perfecta  bipartitum  aut  nunquam  diyiduum. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Monades,  sans^  queue^  mais  ayant  un  point  rouge,  qui 
est  un  oeil)  ä  bouche  terminale  tronquee  powrvue  de  plusieurs  (8 — 10)  cils  ou 
trompes  en  fouet^  anterieure  dans  la  nage^  h  division  spontanee  simple  parfaite 
ou  nidle. 

Der  Character  der  Wedelmonaden  liegt  in  der  Vielzahl  von  Rüsseln  am  Munde,  welche  einen 
Wimperkranz  bilden.  Uebrigens  sind  sie  den  Augenmonaden  ganz  ähnlich.  Beständigkeit  der  Form,  Man- 
gel an  Schwanz,  schroff  am  Körperende  befindlicher  Mund,  Anwesenheit  eines  inneren  rothen  Pigmentkör- 
pers als  Auge ,  Bewegung  in  der  Längsaxe  des  Körpers  und  vollkommene  einfache  Selbsttheilung  unterschei- 
den die  Form  von  den  übrigen  Monadinen. 

Es  ist  nur  eine  Art  der  Gattung  bisher  bekannt.  An  Organisationsverhältnissen  zeigte  diese  viele 
Magenzellen,  deren  sichtliche  Anfüllung  mit  Farbestoffen  aber  nicht  gelang.  Als  Bewegungsorgane  Hessen 
sich  8 — 10  fadenförmige  kürzere  Rüssel  oder  Wimpern  am  Munde  erkennen.  Als  Fortpflanzungsorganis- 
mus waren  dicht  gedrängte,  sehr  kleine  grüne  Körnchen  im  Körper  sichtbar,  welche  Eier  zu  seyn  schei- 
nen. In  der  Mitte  des  Körpers  Hess  sich  ein  kugliger  farbloser  grösserer  Körper  als  männliche  Samendrüse 
ansprechen.  Eine  contractile  Blase  ist  nicht  erkannt.  Sehr  deutlich  aber  zeigen  alle  Individuen  einen  rund- 
lichen rothen  Pigmentfleck  im  Innern  des  Vordertheils ,  welcher,  der  Analogie  nach,  ein  Auge  ist,  dein  ein 
Nervenmarkknoten  überall  da  zur  Stütze  dient,  wo  die  Beobachtung  dieses  Detail  erreichen  kann.  Diese 
Gattung  besitzt  als  Fortpflanzungsmittel  noch  queere  Selbsttheilung. 

Sie  ist  bisher  nur  bei  Berlin  beobachtet. 

36.    Phacelomonas  Pulvisculus,  grüne  Wedelmonade. 

Ph.  corpore  oblongo  subconico«,  postico  fine  attenuato,  X/9G  lineae  parum  superante^  laete  viridi. 

Phacelomonade  verte^   a  corps  oblonge  un  peu  conique^   aminci  posterieurement ,   egalant  1^s  fnilli- 
metre,  couleur  verte. 


Monas  Pulvisculus,  Müller?    Animalc.  infus.  Tab.  I.   Fig.  56.    1786. 

Phacelomonas  Pulviscnlus,  A b h a n d  I.  d.  A k a d.  d.  Wi ssensch.  zu  Berlin,  1835.  p.  171. 


Aufenthalt:    Berlin. 


Ich  fand  diese  Form  am  3.  Juni  1836  in  Pankow  bei  Berlin,  eine  grüne  Lache  ganz  erfüllend.  Ob  nicht  Müller' s  Monas 
Pulvisculus,  welche  ich  jetzt  zu  Chlamidomonas  der  Kugelthiere  ziehe,  richtiger  hierher  gehört,  ist  nun  zweifelhaft.  Sicher  ist,  dass  ich 
beide  Formen  früher  für  Eine  gehalten  habe,  indem  ich  die  Mehrzahl  der  Wimpern  am  Munde  schon  im  Jahre  1819  zuweilen  deutlich 
erkannte  und  im  Jahre  1828  bestätigte,  seitdem  aber  nie  wieder  sah,  weil  ich  ein  ähnliches,  aber  sehr  verschiedenes,  Thier  vor  mir 
hatte.  Die  kleinen  grünen  Eier  sind  fast  V2000  Linie,  nämlich  V1920  Linie  gross.  Bei  bevorstehender  Selbsttheilung  werden  die  klei- 
nen kurz  conischen  Körper  erst  walzenförmig  und  schnüren  sich  dann  in  der  Mitte  ab.  Beim  Sterben  werden  sie  kugelförmig.  Ge- 
trocknet lassen  sie  sich  sehr  leicht  und  schön  aufbewahren.  Die  Bewegung  der  Thiere  ist  rasch  in  der  Längsrichtung  des  Körpers 
nnd  nm  die  Axe  drehend  ohne  Wanken.     Diese  Form  beweisst,  dass  Rüssel  und  Wimpern  nicht  allzu  verschiedene  Organe  sind. 

Eine  Abbildung  hat  nicht  mehr  in  die  Tafeln  aufgenommen  werden  können,  da  die  erste,  an  deren  Ende  sie  gehört,  sammt 
der  zweiten  gestochen  war.  —  Entwickelungscyclus  V1920  — V48  Linie. 


SIEBENTE     GATTUNG:     WÄLZMONADE. 
Doxococcus.    Doxocoque. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Monadinorum,  cauda  et  ocello  destitutum,  ore  natantibus  vago;  motus 
Volvocis,  contra  axin  rotatorius;   divisio  spontanea  simplex  perfecta  aut  nulla. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Monades,  sans  queue  et  sans  oeil^  a  bouche  variable 
dans  la  nage;  mouvement  eTun  Volvox,  roulant  conlre  Faxe  du  corps;  division  spon- 
tante  simple  parfaite  ou  nulle. 

Die  Gattung  der  Wälzmonaden  unterscheidet  sich  von  allen  Monadinen  durch  ihre  nicht  schwim- 
mende oder  drehende,  sondern  rollende  Bewegung  der  Einzelthiere  über  Kopf,  ganz  der  ähnlich,  welche  die 
zusammengesetzten  Kugelthiere  oder   die  Beeren  der  Traubenmonaden   haben.     Im  Uebrigen  sind  sie  den 


29 

Monaden  ganz  gleich.  Beständigkeit  der  ,  Kurperform ,  Mangel  an  Schwanz  und  Augen ,  Mangel  an  einer 
vorragenden  Lippe ,  einfache ,  vollkommene  oder  keine  Selbsttheilung  sind  die  wesentlichen  Charactere,  wel- 
che sie  von  den  übrigen  Infusorien  unterscheiden,  und  bei  den  Monadinen  einreihen  würden. 

Die  Gattung  der  Wälzmonaden  ward  im  Jahre  1830  mit  3  Arten  von  mir  aufgestellt  und  1832 
mit  einer  4ten  vermehrt.  An  Organisation  hat  die  Beobachtung  bisher  nicht  viel  ermittelt,  indem  3  Arten 
auf  der  Reise  in  Sibirien  beobachtet  wurden,  und  die  4te  sich  zu  wenig  durchsichtig  zeigte.  Bei  D.  Glo- 
bulin sind  wahrscheinlich  Magenblasen  erkennbar  gewesen.  Bei  demselben  und  D.  Pulvisculus  sind  Ei- 
körnchen  erkennbar  gewesen.  Ein  Bewegungsorgan  ist  unerkannt,  auch  keine  Selbsttheilung  beobachtet. 
Die  eigenthümliche  Bewegung  dieser  Einzelthiere  ist  bis  jetzt  ihr  Cfiaracter. 

Zwei  Formen  der  Gattung  leben  in  Europa,  eine  davon  mit  2  andern  fanden  sich  bei  Orenburg 
und  in  Sibirien. 

3¥.     Ißoccococcus  €xlohulus9  feuglige  Wälzmonacle.     Tafel  IX.  Fig.  I. 

D.  corpore  subgloboso  aut  ovato,  hyalino,  V72  lineae  attingente. 

Do&ocoque  Globule,  a  corps  spherique  011  ovale,  couleur  d'eau,  longueur  V30  millimetre. 

Volvox  Globulus,  Müller,  Vermium  fluviat.  hist.  I.  p.  28.   1773. 

—  —  —  Animalc.  infus.   Tafel  III.   Fig.  4.   1786. 

Doxococcus  Glohilus,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  58,  82.  1831.   p.  63. 

Aufenthalt:     Im  salzhaltigen  Wasser  von  Ilezkaja  Saschtschita  bei  Orenburg  im  September,   und  in  Pilanzenaufgiissen  in  Copenliagen 
beobachtet. 

Die  rollende,  langsame  Bewegung  zeichnet  diese  Wälzmonade  sogleich  aus.  Müller' s  Abbildung  zeigt  keinen  wesent- 
lichen Unterschied.  Der  Mund  ist  unerkannt,  jedenfalls,  der  Bewegung  nach  zu  urtheilen,  bald  oben,  bald  unten,  bald  vorn,  bald 
hinten.  Es  scheint  fast,  dass  ein  einfacher  fadenförmiger  Rüssel  diese  Bewegung  nicht  hervorbringen  könne,  und  dass  wohl  mehrere 
seyn  müssen.     Die  Form  ist  erst  weiter  zu  beobachten.     Müller  sah  auch  zuweilen  raschere  Bewegung. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  IL   Fig.  I. 

Es  sind  zwei,  1j1%  Linie  grosse,  290mal  vergrösserte  Thierchen.  Die  Trübung  scheint  von  kleinen,  etwa  V2016  Linie  grossen,  Eiern  zu 
kommen,  die  grösseren  Blasen  mögen  Magenblasen  se)rn. 

38.  Doacococcus  ruber 9  rotlie  Wälzmoiiade.    Tafel  IL  Fig.  IL 

D.  corpore  globoso,  parvo,  V144  lineae  magno,  lateritio,  nee  pellucido. 

Dotcocoque  rotige,   a  corps  globuleutc,   petit,    V72  millimetre  en  longueur,  couleur  rouge  de   brique, 
point  transparent. 

Doooococcus  ruber,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissenscli.  zu  Berlin,   1832.   p.  99. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Sie  fand  sich  am  5.  April  1832  zwischen  grünen  Wasserfäden,  Conferven,  des  Thiergartens.  Ich  konnte  im  farbigen  Was- 
ser an  dieser  Form  keine  Wirbel  entdecken.  In  gewissen  Stellungen  sah  ich  ein  3theiliges  Inneres,  in  anderen  Lagen  einen  dunkle- 
ren, nicht  immer  scharf  begrenzten  Punkt.  Ich  bin  doch  jetzt  zweifelhaft,  ob  diese  Form  nicht  zu  Trachelomonas  der  Panzermo- 
naden gehört,  obschon  ich  durch  Druck  und  Färbung  mich  vom  Panzer  nicht  überzeugen  konnte,  und  die  Bewegung  eigenthümlich  ist. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  IL   Fig.  IL 
Die  Gruppe  von  7  Thierchen  zeigt  die  angegebenen  Verhältnisse  unter  290maliger  Vergrösserung. 

39.  JDoaoococcus  Pulvisculus,  grüne  Wälzmonade.     Tafel  IL  Fig.  III. 

D.  corpore  exaete  globoso,  parvo,  Vioo  lineae  non  superante,  viridi,  obscuro. 

Do&ocoque  vert,  a  corps  parfaitement  globuleua),  petit,  Vso  millimetre  en  longueur,  vert,  obscur. 

Doocococcus  Pulvisculus,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  82.   1831.  p.  63. 

Aufenthalt:     Bei  Catharinenburg  im  Ural. 

Sie  fand  sich  im  Juli  zwischen  Conferven,  V120  —  Vioo  Linie  gross.  Der  kugelförmige  Körper  war  mit  grünen  gleichgrossen 
Körnchen  ganz  erfüllt  und  zeigte  überdiess  einige  unregelmässige  innere  Dunkelheiten.  Die  Bewegung  war  die  eines  Volvos,  ohne  be- 
stimmtes vorn  und  hinten.  Auch  diese  Form  erinnert  sehr  an  Trachelomonas,  Hess  aber  keinen  bestimmten  Panzer  erkennen.  Ich 
verglich  sie  damals  mit  Chlamidomonas  Pulvisculus. 

Erklärung   der  Abbildungen    Tafel  IL  Fig.  III. 
Die  3  Individuen  sind  in  Catharinenburg  nach  dem  Leben  von  mir  gezeichnet  und  245mal  vergrössert. 

40.  Xfoaoococcus  inaequalis,  imregelmässige  Wälzmonade.     Tafel  IL  Fig.  IV. 

D.  corpore  subgloboso  inaequali,  minore,  V200  lineae  magno,  hyalino,  viridi  adsperso. 

Do&ocoque  inegal,  a  corps  inegal,  presque  globuleucc,  asse%  petit,  Vioo  millimetre  en  longueur,  cou- 
leur d'eau,  pointille  de  vert. 

Doocococcus  inaequalis,  Abhandl.  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.   p.  82.   1831.   p.  63. 

Aufenthalt:    Bei  Catharinenburg  im  Ural. 

8 


30 

Das  nnreselmässig  hüglige  Thierchen  fand  sich  mit  vorigem  im  Juli  zwischen  Conferven  der  Iset.  Die  unebene  Oberfläche 
spricht  mit  dafür,  dass  es  panzerlos  ist.  Die  grünen  Zeichnungen  könnten  von  genossener  Nahrung  herrühren.  Die  Bewegung  war  cha- 
rakteristisch,  die  Organisation  aber,  der  Eile  auf  der  Reise  halber,    nicht  weiter  zu  ermitteln. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  IL   Fig.  IV. 
Die  3  in  Catharinenburg  sogleich  gezeichneten  Individuen  sind  245mal  vergrossert. 


ACHTE     GATTUNG:     LIPPENMONADE. 
Cfiflomonas.    C  fiilonioiiarte. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Monadinoram,  cauda  et  ocello  destitutum,  ore  laterali  aut  obliquo,  hinc 
labiato,  ciliis?  aut  proboseide  subtili  flagelliformi  (duplici?)  instrueto,  divisione  spontanea  aut 
simplici  perfecta ,  aut  uulla. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famitte  des  Monades,  depourvu  de  gueue  et  tfoeil,  ä  hauche  late- 
rale ou  oblique  (surmontee  tVune  levre),  distinguee  de- cüs  ou  de  trompe  en  forme 
de  fouet  tres-delie  (double?) ,  ä  division  spontanee  simple  parfaite  ou  nulle. 

Die  Lippen monaden  bilden  eine  kleine  Gattung  in  der  Monadenfamilie,  welche  sich  durch  schief 
gegen  die  Längsaxe  des  Körpers  stehenden  Mund  auszeichnet 5  wodurch  ein  über  den  Mund  vorragender 
Theil  lippenartig  erscheint.  Alle  Arten  bewegen  sich  in  der  Längsaxe  des  Körpers,  haben  eine  beständige 
Körperform,  sind  schwänz-  und  augenlos  und  haben  vollkommene  einfache  oder  gar  keine  Selbsttheilung, 
vielleicht  auch  immer  2  feine  Rüssel. 

Es  sind  nur  3  Arten  dieser  Gattung  bekannt,  welche  1831  von  mir  vorgeschlagen  wurde.  Zwei 
davon  hatte  ich  1830  als  Monas  Volvox  und  Trichoda?  Paramecium  verzeichnet,  die  dritte,  Chilomo- 
nas  deslruens,  von  1833,  wurde  1834  bekannt  gemacht.  An  Organisationsverhältnissen  ist  noch  nicht 
alles,  aber  schon  mancherlei,  entwickelt  worden.  Sichtliche  Thätigkeit  eines  Ernährungssystems  ist  bei  Ch, 
Volvox  erreicht  worden,  farblose  Magenblasen  sind  bei  allen  Arten  erkannt.  Ausserdem  sind  deutlich  Be- 
wegungsorgane bei  2  Arten  beobachtet;  bei  Ch.  Paramecium  besonders  klar  2  Rüssel,  bei  Ch.  destruens^ 
weniger  klar,  eine  Vielzahl  von  Wimpern  am  Munde. 

Sämmtliche  Arten  leben  bei  Berlin,  zwei  davon  auch  in  Petersburg,  und  die  dritte,  Ch.  destruens, 
auch  im  Ostseewasser  bei  Wismar.  Letztere  ist  vielleicht  ein  wahrer  Eingeweidewurm  anderer  Infusorien  (!) 
des  Brachionus  Mülleri. 

41  •     Chilomonas   Wolvoac,  wälzende  Ijlppeiunonade.    Tafel  IL  Fig.  V. 

CIi.  corpore  ovato,  antica  parte  attenuato,  exeiso,  V120  lineae  attingente,  hyalino,  pellucido,  labio  praelongo. 

Chilomonade  rotilante,    a  corps  ovale^    aminci  et  echancre  anter ieurement ,    longueur  Vgo  mittimetre 
au  plus,  couleur  d? eau^  tr  anspar  e?it ,  a  levre  longue. 

Monas  Volvox,  Abliandl.  der  Akademie  d.  Wissenseh.  zu  Berlin,  1830.  p.  84. 
Chilomonas  Volvox,    —  -  —  -  —  -  —      1831.  p.  64. 

Aufenthalt:    In  Petersburg  und  Berlin. 

Ich  fand  diese  sehr  ausgezeichnete,  an  Form  fast  einem  Börsenthierchen  {Bursaria)  oder  Halsthierchen  (Trachelius) 
ähnliche,  Monade  in  3  Wochen  lang  gestandenem  Newa- Wasser  in  Petersburg  zuerst  Ende  Novembers  1829,  aber  1831  auch  in  Berlin  im 
gestandenen  Spree -Wasser-  Bei  Fütterung  mit  Indigo  füllte  sie  viele  kleine  Magenzellen  an  und  zeigte  an  der  vorderen  Vertiefung 
einen  Wirbel.  Das  Bewegungsorgan  blieb  unerkannt.  Die  Zahl  der  angefüllten  Magenzellen  schwankt  bis  zu  9,  doch  blieb  noch  viel 
Platz  für  andere.  Meist  war  der  Körper  hinten  gerundet,  zuweilen  fast  gespitzt.  Einige  waren  weniger  als  halb  so  gross,  als  andere 
und  konnten  durch  Theilung  dieser  nicht  entstanden  seyn,  waren  daher  Junge  aus  Eiern.  Eier  Hessen  sich  direct  nicht  erkennen,  auch 
keine  andern  Sexualtheile.  Die  Form  ist  neuerlich  nicht  wieder  vorgekommen.  Die  Petersburger  Thierchen  waren  im  Ganzen  etwas 
kleiner  und  rundlicher,  V288  bis  Vu4  Linie  gross,  die  Berliner  bis  V120  Linie  lang,  länglicher.  Verschluckte  Farbe  schien  bei  letz- 
teren vom  Munde  wieder  ausgeworfen  zu  werden  (vergl.  Monas  Kolpoda). 

Erklärung  der  Abbildungen   Taf.  IL   Fig.  V. 

Fig.  a.    bezeichnet  eine  Gruppe  der  Berliner  Thierchen,  mit  Indigo  gefüttert,  12  an  Zahl,  in  verschiedenen  Stellungen  und  Grössen,  290mal  vergrossert. 
Fig;  ß.    ist  eine  Gruppe  von  3  Thierchen  aas  Petersburg,  380mal  vergrossert. 

4£.     Chilomonas  Paramecium,  dreiseitige  Jjippenmonade.     Tafel  IL  Fig.  VI. 

Ch.  corpore  oblongo,  longitudirialiter  carinato,  triquetro,  ad  Vss  lineae  longo,  hyaliho-turbido,   interdum  moriformi. 

Chilomonade  Prisme,  a  corps  oblong ,  carine  longitudinalement ;,   trilateral,   atteignant  V44  mittimetre 
e?i  longueur,  couleur  d' ean  trouble,  quelquefois  se  reunissant  en  forme  de  müre. 


31   

Gleichen,  Infusionsthierchen,   Taf.  XVI.   Fig.  II.  E.?     Ovalthierchen,  1778. 

Tridwda?  Paramecium,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.   p.  85.  : 

Chüomonas  Paramecium,      —  -  —  -  —  ~  —        1831.  p.  64. 

Aufenthalt:    In  Petersburg,  Berlin  und  auf  dein  Greifenstein. 

Diese  Lippenmonade  lebt  in  Wasser ,  worin  Waizenbrod  lange  geweiclit  worden ,  entsteht  nicht,  sondern  entwickelt  sich  wohl 
nur  darin  zahlreicher,  wenn  sie  vorher  einzeln  zufällig  in  den  Flüssigkeiten  war.  Sie  findet  sich  zu  vielen  Tausenden  in  einem  Tro- 
pfen. Ich  habe  sie  noch  nie  zur  Aufnahme  von  farbiger  Nahrung  bringen  können.  Müller's  Enchelys  Seminulum  hat  viel  Aehn- 
lichkeit,  soll  aber  cylindrisch  gewesen  seyn.  Der  Lcängskairfm  bei  dieser  ist  auffallend.  Gleighen's  Ovalthierchen  des  Aufgusses 
von  türkischem  Waizen  mit  Regenwasser  gehört  zweifelhaft  hierher.  Man  erkennt  es  ausser  der  prismatischen  Form  noch  an  dem 
schiefen  Ausschnitt  vorn,  wodurch  die  Lippe  entsteht.  Bei  245maliger  Vergrösserung  des  Durchmessers  erkennt  man  schon  die  zahl- 
reichen Magenzellen  deutlich.  Ich  zählte  deren  bis  30.  Bei  380maliger  Yergrösserung  erkannte  ich  in  Berlin  2  fadenförmige  Rüssel 
vorn  an  der  vorragenden  Lippe,  von  der  Hälfte  der  Körperlänge.  Die  Bewegung  ist  in  der  Längsaxe  Lund  schwankend.  In  Petersburg 
sah  ich  öfter  2  bis  3  Thierchen  vereint  zu  kleinen  Beeren,  was  nicht  Folge  von  Längstheilung  seyn  konnte,  sondern  als  freies  Zu- 
sammentreten erschien,  wie  bei  Uv eilen.     Sexualorgane  sind  noch  nicht  unterschieden  worden. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  II.  Fig.  VI. 

Die  beiden  Gruppen  a.  und  ß.  sind  in  Petersburg  von  mir  gezeichnet,  y.  in  Berlin. 
«.    ist  bei  245maliger ,  Vergrösserung  abgebildet,  ein  Einzelthier  mit  drei  beerenartigen  Gruppen. 
ß.    ist  die  russische  Form,  380mal  vergrössert,  in  2  Exemplaren. 
y.    ist  die  in  Berlin  beobachtete  Form  bei  gleicher  Vergrösserung  in  4  Exemplaren. 

43.    Chüomonas  destruens,  zerstörende  üippenmonade.    Tafel  IL  Fig.  VII. 

Ch.  corpore  oblongo,  forma  ob  mollitiem  mutabili,  l/72  lineae  fere  longo,   hyalino  aut  flavicante. 

Chilomonade  Destructeur,  a  corps  oblong,  variable  en  forme  par  sa  mollesse,  egalant  ^36  millime- 
tre,  couleur  d?  eau  ou  jaunätre. 

Chüomonas  destruens,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1832.  (1834.)  p.  93. 

Aufenthalt:    In  der  Ostsee  bei  Wismar  und  bei  Berlin. 

Im  August  1833  fand  sich  diese  Form  zuerst  in  einem  todten  oder  sterbenden  Rädert  hier  eben,  Bracläoniis  Mülleri,  im 
Ostseewasser  bei  Wismar.  Am  23.  März  1835  fand  sich  dasselbe  Thierchen  auch  bei  Berlin  zwischen  Siisswasser-Conferven  in  zwei 
verschiedenen  todten  Räder  thierchen,  mAnuraea  foliacea  und  Monocerca  Rattus.  Ersteres  war  etwas  gelblich,  letzteres  farblos 
und  etwas  mehr  gerundet.  Es  lebten  viele  beisammen,  wie  Fliegenlarven  in  einem  todten  Wirbelthiere.  Bei  beiden  liessen  sich  im 
Innern  viele  Bläschen  erkennen,  etwas  kleiner  bei  dem  ersteren,  etwas  grösser  bei  dem  letzteren,  ich  hielt  sie  für  Magenzellen.  Die 
Form  des  Körpers  war  bei  allen  an  sich  wohl  beständig,  langeiförmig,  aber  beim  Schwimmen  änderte  jeder  Anstoss  die  Form  leicht 
ab,  so  dass  sie  bei  ihrer  Bewegung  an  die  Wechsel  thierchen,  Proteus,  erinnerten,  ohne  deren  Character  wirklich  zu  besitzen.  Befreit 
aus  dem  Kerker,  hatten  sie  eine  beständige  Eiform,  und  da  Hess  sich  auch  bei  Trübung  des  Wassers  durch  Indigo  ein  durch  Wimpern 
oder  einen,  vielleicht  auch  2,  Rüssel  erregter  Wirbel  im  vorderen  Körper  erkennen.  Aufnahme  von  Farbe  in  die  Magen  sah  ich  nicht. 
Ist  vielleicht  die  im  lebenden  kranken  Brachionus  von  mir  beobachtete  Monade  (Tafel  LXIII.  Fig.  V.  3.)  der  Jugendzustand  dieser 
Form?  (vergl.  Bodo  intestinalis). 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  IL  Fig.  VII. 

Es  sind  36  Thierchen  abgebildet: 
Fig.  a.    ist  Brachionus  Mülleri  von  Wismar,  todt  mit  21  der  ihn  zerstörenden  Lippenmonaden  erfüllt. 

f     sind  2  Thierchen  nach  ihrer  Befreiung  aus  dem  Brachionus. 
Fig.  ß,    ist  Anuraea  foliacea,  erfüllt  mit  Chüomonas. 
Fig.  y.    ist  Monocerca  Rattus,  letztere  beide  von  Berlin,  alle  290mal  vergrössert 


NEUNTE     GATTUNG:     SCHWANZMONADE. 
Bodo.    Monade  ä  quene. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Monadinorum,  caudatum,  ocello  destitutum,  ore  terminali  (proboseide  fili- 
forrai  simplici?),  divisione  spontanea  simplici  perfecta  bipartitum,  aut  non  dividuum,  interdum 
in  uvae  formam  consociatum. 

CARACTÜRE:  Animal  de  la  famille  des  Monades,  pourvue  de  gueue,  sans  oeil,  h  bouche  ter- 
minale, ä  division  spontanee  simple  parfaite  ou  nulle ,  guelguefois  se  reunissant  en 
forme  de  mure  ou  de  grappe. 

Die  Schwanzmonaden  unterscheiden  sich  von  allen  übrigen  Monadinen  durch  einen  schwanzartigen 
Anhang-  hinten  am  Körper.  Sie  sind  augenlos,  haben  den  Mund  vorn  abgestutzt  und  bilden  keine  Mona- 
denstöcke, sondern  haben  eine  einfache  vollkommene  oder  gar  keine  Selbsttheilung.  Einige  bilden,  wie  die 
Traubenmonaden,  freiwillig  Gesellschafts  vereine. 

Die  Gattung  Bodo  besteht  gegenwärtig  aus  8  Arten,  von  denen  1  grünfarbig  ist,  die  andern  farb- 
los sind.     Sie  wurde  von  mir  im  Jahre  1830  mit  4  Arten  zuerst  unterschieden,  und  1831  mit  B.  socialis 


3S    -      

vermehrt.  Seitdem  sind  noch  3  Arten  hinzugekommen  5  welche  hier  zuerst  bezeichnet  werden.  Früher  ver- 
einigte man  diese  Formen  theils  mit  den  Samenthierchen,  theils  mit  den  Cercarien  der  Schnecken  in 
der  Gattung  Cercaria.  Letztere  Gattung  gehört  jetzt  zur  Classe  der  Saugwärmer,  und  bildet  mit  den 
Samenthierchen  eine  Familie  der  geschwänzten  Saugwürmer.  Die  geschwänzten  Magenthierchen 
aus  der  Familie  der  Mo  nadinen  bilden  allein  die  Gattung  Bodo.  Bodo  heisst  der  Grenzstein.  Die  Bo- 
donen, oder  geschwänzten  Monaden  ?  gehören  zu  den  kleinsten  bis  jetzt  erkannten  organischen  Wesen,  und 
Bodo  saltans  bildet  mit  Monas  Termo  und  Crepusculum,  sammt  einigen  Formen  der  Familie  der  Zit- 
tert hier  eben,  Vibrionien,  die  Grenzgestalten  für  unsere  Sehkraft.  Millionen  und  Millionen  leben  nicht  sel- 
ten in  einem  einzigen  Tropfen  Wassers  beisammen.  Sie  sind  im  Detail  ihres  Organismus  zum  Theil  nicht 
mehr  unterscheidbar  und  sind  die  Milchstrasse  der  Sehkraft  im  kleinen  Räume. 

Der  Gesammtorganismus  dieser  Formen  ist  durch  sorgfältige  Forschung  schon,  wie  der  der  Mona- 
den, mannigfach  in  seinen  Einzelnheiten  erreichbar  geworden,  so  klein  auch  die  Individuen  sind.  Ja  die 
kleinste  Form,  Bodo  saltans ,  hat  von  allen  allein  zur  Sicherstellung  der  Ernährungsorgane  sich  am  zweck- 
mässigsten  ergeben.  Magenblasen  sind  überdiess  in  Vielzahl  bei  Bodo  grandis  erkannt,  und  diese  Form 
hat  auch,  so  wie  B.  intestinalis,  als  Bewegungsorgan  einen  einfachen,  vielleicht  doppelten,  Rüssel  erken- 
nen lassen.  Die  bei  Bodo  vorticellaris  erkannten  Wimpern  am  Munde  mögen  eben  dahin  gehören.  Sexual- 
organe sind  bisher  unbeobachtet,  dueere  Selbsttheilung  ist  bei  Bodo  didymus  gesehen,  und  eine  trauben- 
oder  beerenartige  Gesellschaftsform  findet  sich  bei  Bodo  socialis  als  eine  der  einfachen  Erscheinungen,  die 
früher  die  Beobachter  mit  Erstaunen  erfüllten  (vergl.  B.  socialis). 

Rücksichtlich  der  Verbreitung  der  Bodonen  auf  der  Erde  ist  bisher  soviel  festgestellt,  dass  3,  Bodo 
viridis,  didymus  und  vorticellaris  in  Sibirien  leben,  und  der  erste  von  diesen  sammt  allen  übrigen  bei 
Berlin  vorkommen.  Von  letzteren  ist  Bodo  socialis  auch  in  Doberan  und  Detershagen  bei  Wismar  beob- 
achtet. Merkwürdig  ist  noch,  dass  eine  Art  der  Gattung,  B.  viridis,  sogar  in  todten  Magenthierchen, 
in  Closterium  acerosum,  lebt  und  2  Arten,  B.  intestinalis  und  B.  Ranarum,  im  Darmkanale  lebender 
Frösche,  als  Eingeweidewürmer,  sehr  häufig  sind. 

44.    Modo  socialis 9  gesellige  Schwanzmonade«    Tafel  IL  Fig.  VTEL 

B.  corpore  ovato,    subgloboso ,   ad  V248  Kneae  magno,   hyalino,   cauda  corpore  saepe  longiore,   socialis,   mori   et  uva- 
rum  forma. 

Monade  a  quenc  sociale,   a  corps  ovale  presque  globideucc,   V124  millimetre  en  grandeur ,  coideur 
d*  eau,  a  queue  souvent  plus  longue  que  le  corps,   se  reunissant  en  grappes  ou  mures. 

Gleichem,  Infusionstierchen,  das  Chaos,  Tafel  XVII.  B.  II.    Das  Naturspiel,  Tafel  XVII.  D.  III.  c.    Kugelthierchen,   Tafel  XXII. 

D.  II.  XXI.  D.  I.  XVII.  G.  I.  XVI.  C.  II.  1778. 
Monas  Lens,  Müller,  Animalc.   infus.  1786.  zum  Theil. 

Bodo  socialis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  65. 
Thaumas  socialis,      —  -  —  -  —  -  '      —  1831.  p.  66. 

Aufenthalt:    In  Berlin,  in  Doberan  und  Detershagen  bei  Wismar,  und  auf  dem  Greifenstein  bei  Bonnland,  vielleicht  auch  in  Copcn- 
hagen  beobachtet. 

Diess  Thierchen  ist  eins  der  gewöhnlichsten  im  stehenden  Brunnenwasser  und  Pflanzenaufgüssen.  Es  hat  darin  etwas  Wun- 
derbares, dass  es  gespreizte  Gruppen  bildet,  die  sich  gemeinsam  fortbewegen,  ohne  dass  man  leicht  eine  Verbindung  der  einzelnen 
Thierchen  wahrnimmt.  Sie  scheinen  wie  durch  Zauber  in  eine  gewisse  Entfernung  von  einander  und  an  einander  festgebannt.  Sie  bil- 
den zuweilen  Kettenreihen,  Flächen,  Beeren,  Trauben.  Sieht  man  ein  aus  8  in  gleicher  Ebene  aneinanderhängenden  Thierchen  beste- 
hendes Täfelchen  von  seiner  Fläche,  so  sieht  man  alle  8  Thierchen,  aber  von  der  Seite  gesehen,  zeigt  sich  dasselbe  schwimmende 
Täf eichen  (wie  Gonium  pectorale)  nur  als  ein  zusammenhängender  Körper  oder  Stab.  Diess  mag  Gleichen 5s  Verwunderung  über 
sein  Naturspiel  veranlasst  haben.  Diese  Verbindung  mehrerer  Thierchen  wird  durch  einen  sehr  feinen  Faden,  einen  Schwanz,  vermit- 
telt. Viele  frühere  Beobachter  mögen  diese  Thierchen,  wenn  sie  einzeln  waren,  für  Monaden  gehalten  haben,  indem  der  Schwanz 
schwer  sichtbar  ist.  So  ist  es  Gleichen  und  gewiss  auch  Müller  ergangen.  Oft  bemerkt  man  erst  durch  einzelne  rollende,  ge- 
spreizte Beeren,  dass  die  Monaden,  welche  man  vor  sich  hat,  Bodonen  sind.  Zuweilen  zieht  eine  einzelne  Monade  in  weiter  Entfer- 
nung einen  ganzen  Ballen  unförmlicher  Masse  hinter  sich  her,  das  ist  ein  Bodo*  Wo  aber  2  Thierchen  durch  einen  dünnen  Faden  ver- 
bunden sind,  kann  dieser  der  Trennungstheil  irgend  einer  sich  queertheilenden  wahren  Monade  seyn,  der,  sobald  er  gerissen,  ganz  ver- 
schwindet. Im  Innern  dieser  Schwanzmonade  sah  ich  dunklere  Pünktchen,  aber  keine  deutlichen  Organe.  Farbe  nahm  sie  nicht  auf. 
Zu  Beeren  vereinigen  sich  Thierchen  sehr  verschiedener  Grösse,  von  J/s76  bis  Vi48  Linie  Körperlänge.  Die  Einzelthiere  hüpfen  zuwei- 
len. Man  hat  sich  vorzusehen,  dass  man  nicht  junge  Vorticellen  mit  dieser  Monadine  verwechselt;  liier  ein  einfacher  Rüssel,  dort 
Wimpern  unterscheiden  einst  wohl  beide  Formengruppen. 

Gleichen  fand  diese  Form  im  Gerstenaufguss ,  im  Hanfaufguss  und  im  Aufguss  von  türkischem  Waizen.  Ich  fand  sie  in 
der  eisenhaltigen  schwachen  Mineralquelle  bei  Doberan  und  in  Detershagen  im  Mai  im  stehenden  Wasser,  in  Berlin  im  stehenden  Brun- 
nenwasser sehr  zahlreich  zu  allen  Jahreszeiten. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  II.   Fig.  VIII. 

Es  sind  3  Gruppen  unterschieden.     Gruppe  1.  und  2.  sind  in  Berlin  beobachtet,  3  aber  in  Doberan;  sie  umfassen  120  Thierchen. 

1.  sind  Einzelthiere; 

2.  sind  beeren-  und  traubenartige  Gruppen,  in  denen  immer  der  fadenförmige  Schwanz  viel  länger  erscheint; 


33 

3.    ist  ein  schwimmendes  Einzelthier,    welches   einen  grossen  Ballen  mit  sich  fortzieht,    mit  freien  Einzelneren  und  vielen,  an  einem  Conferven-  oder 
Leptomitus- Faden  ansitzenden,  Thierchen  von  Doheran.     Alle  sind  500mal  im  Durchmesser  vergrössert. 

45.    Bodo  vorticellaris,  C^Iocfeenmonade.     Tafel  IL  Fig.  ix. 

B.  corpore  oblongo,  ter  longiore  quam  lato,  ad  Vioo  lineae  longo ,  hyalino,    cauda  brevissima,  nee  soeialis. 

Monade  a  c/ueue  Vorticelle,  a  corps  oblong,    trois  fois  plus  long  (jue  large,   */ßo  millimetre  pres  en 
longueur,  couleur  d'eau,  r/ueue  tres-petite;  point  de  grappes. 

Bodo  vorticellaris,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1830.  p.  62.   1831.  p.  65. 

Aufenthalt:    Im  Ural  bei  Catharinenburg. 

Es  fanden  sieh  eine  Mehrzahl  dieser  Formen  im  Jahre  1829  im  Juli  im  frischen  Wasser  der  Iset  bei  Catharinenburg.  Ihre 
längliche  Gestalt,  der  vorn  abgestutzte  wirbelnde  Mund  und  der  scharf  gespitzte  Hintertheil,  bezeichneten  sie  als  bisher  unbekannte 
Thierchen.  Im  Innern  waren  nur  körnige  Dunkelheiten  als  Trübung  kenntlich  und  die  Umstände  der  Reise  erlaubten  nicht,  noch  spe- 
ciellere  Nachforschungen  anzustellen.  Der  Körper  war  biegsam  und  die  Bewegung  gleichförmig.  Die  wirbelnden  Wimpern  am  Munde 
konnten  leicht  ein  einfacher,  vielfach  zitternder  Rüssel  seyn. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  II.    Fig.  IX. 
Es  sind  4  Exemplare  bei  245maliger  Vergrösserung  des  Durchmessers  in  verschiedenen  Stellungen. 

4©.    Bodo  didymus,   doppelte  Scliwanzmonade.     Tafel  IL  Fig.  X. 

B.  corpore  ovato  oblongo,    antico   fine   rotundato,    muiirno,   Vsoo  lineae  longo,   medio   utplurimum   constricto,   hyalino, 
cauda  brevissima,  nee  soeialis. 

Monade  a  r/ueue  Doublet,  a  corps  ovale  oblong,   a?iterieureme?it  obtus,   tres -petzt,   egalant  xUoo  mil- 
limetre, ordinairement  etr  angle  au  milieu,  couleur  d'eau,    t/ueue  tres -petzte,  point  de  grappes. 

Bodo  didymus,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  62.  1831.  p.  65. 

Aufenthalt:    Im  Ural  bei  Catharinenburg« 

Im  gestandenen  Wasser  der  Iset  zeigten  sich  im  Juli  viele  sehr  kleine  Doppelmonaden  zahlreich,  welche  zuweilen  eine  leichte, 
hüpfende  Bewegung  machten,  aber  wankend  und  um  die  Längsaxe  drehend  sich  meist  langsam  fortbewegten.  Sie  Latten  können  für  Monas 
Termo  in  der  Selbsttheilung  gelten,  allein  durch  das  Hüpfen  erkannte  ich,  beim  schärf ern  Forschen  nach  der  Ursache,  eine  sehr  feine 
Borste  am  hintern  Körper.  Das  Hüpfen  geschah  nur,  wenn  sie  am  Verdunstungsrande  des  Wassertropfens  sich  beengt  fühlten.  In 
gleichen  Verhältnissen  hüpfen  auch  Monaden,  allein  diese  durch  ihren  vorderen  Rüssel;  die  kleine  starre  Borste  führten  jene  Thier- 
chen offenbar  hinten.  Tiefere  Untersuchungen  konnten  nicht  angestellt  werden.  Die  meisten  russischen  neuen  Infusorien  habe  ich  spä- 
ter auch  bei  Berlin  beobachtet,  diese  beiden  aber  noch  nicht.  Ist  diese  Form  vielleicht  doch  Bodo  saltans  in  der  Selbsttheilung? 
Letztere  ist  viel  beweglicher. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  IL    Fig.  X. 
Die  3  Individuen  der  obern  Gruppe  1)  sind  380mal  vergrössert,  die  2  der  untern  2)  800mal. 

4?.    Bodo  saltans,  hüpfende  Sefcwanzmoiiade.     Tafel  IL  Fig.  XL 

B.  corpore  ovato,   antice  rotundato,    miniino,  Viooo  lineae  longo,    hyalino,  cauda  brevi,   ventriculis  amplis,  nee  mori- 
formis. 

Mo n ade  a  queue  Sauteur,  ä  corps  ovale,  arrondi  arüerieurement ,  irks-petit,  Vsoo  millimetre  en  lon- 
gueur, couleur  d'eau,  queue  eozirie,  ventricules  amples,  point  de  grappes, 

Bodo  saltans,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  65. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  Form  muss  ihrer  Kleinheit  halber  früher  mit  Monas  Termo  Müller's  verwechselt  worden  seyn.  Sie  ist  sehr  ausge- 
zeichnet und  zuweilen  leben  viele  Millionen  in  einem  Tropfen  Wasser.  Ihre  rasche  hüpfende  Bewegung,  welches  Hüpfen  bei  jedem 
Anstosse  an  etwas  Fremdes  oder  aus  Furcht  davor  zu  erfolgen  scheint,  sammt  der  Kleinheit,  characterisirt  sie  deutlich.  Schon  im 
Jahre  1831  erkannte  ich  die  Springborste  oder  den  Schwanz  am  Hintertheile  und  hatte  auch  die  Freude,  bei  stärkster  Vergrösserung 
sie  im  Innern  mit  Pünktchen  von  Indigo  erfüllt  zu  sehen,  was  den  vielzelligen,  polygastrischen  Ernährungsapparat  ausser  Zweifel  setzte. 
In  einigen  liessen  sich  4  Magen  in  der  vordem  Körperhälfte  unterscheiden,  die  hintere  blieb  leer.  Sie  erhielt  daher  in  der  Anzeige 
ein  !  Zeichen.  Vorn  ist  sie  stark  abgerundet,  hinten  borstenartig  gespitzt.  Ob  Bodo  didymus  aus  dem  Ural  dieselbe  Form  ist, 
bleibt  noch  zweifelhaft.  Vielleicht  macht  die  queere  Selbsttheilung  diess  Thierchen  träge.  Bodo  saltans  in  der  queeren  Selbstthei- 
lung sollte  aber  wohl  750o  Linie  gross  werden,  oder  ohne  diese  V2000  Linie  gross  seyn,  wenn  Viooo  Linie  der  erwachsene  Zu- 
stand wäre. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  IL  Fig.  XL 

Es  sind  2  Gruppen  dargestellt  nach  Fütterung  mit  Indigo. 
i.    sind  34  Individuen  bei  450maliger  Vergrösserung. 
2.    sind  5  Individuen  in  verschiedenen  Stellungen  nach  2000maliger  Vergrösserung  des  Durchmessers. 

9 


-    34 

48.    Bodo  grandis,  grosse  Schwanzmonade.    Tafel  IL  Fig.  XIL 

B.  corpore  oblongo,    utrinque  rotundato,  magno,  V72  liiieae  longo,  hyalino,  cauda  setacea,  ventri  affixa,  rigida,  ven- 
triciilis  amplis. 

Monade  a   queue   Chef,    h   corps   oblong ,    arrondi  ante   deute    bouts,  grand,    i/3G  millimetre   de  Ion- 
gueur,  coideur  d'eau,  queue  seiacee,  affichee  au  venire,  roide,   ventricules  amples. 

'Aufenthalt:    Bei  Berlin,  Wien  und  Salzburg. 

Ich  fand  diese  sehr  ausgezeichnete  grosse  Schwanzmonade  zweimal ,  am  15.  April  1835  und  am  15.  Januar  1836  mit  En- 
gl enen  im  Thiergarten  zu  Berlin.  Herr  Dr.  Werneck  in  Salzburg  meldete  mir,  nach  Vollendung  des  Stiches  der  Tafel,  eine  Beob- 
achtimg offenbar  wohl  desselben  Thierchens,  aber  von  V25  —  Vso  Linie  Grösse,  bei  Salzburg  und  sandte  mir  eine  recht  schöne  Zeich- 
nung im  Deccmber  1835.  Herr  Dr.  Focke  in  Bremen  beobachtete  auch  am  11.  Mai  1835  im  Alserbach  von  Wien  wohl  wieder  das- 
selbe Thierchen  von  7uo  Linie  Grösse.  Ich  selbst  habe  nur  ausser  der  steifen,  den  Körper  doppelt  an  Grösse  übertreffenden,  aber 
fest  am  Munde  vor  der  Mitte  des  Bauches  angehefteten  Springborste,  die  ein  Schwanz  ist,  viele  Magenblasen  und  einen  feinen  Rüssel 
erkannt,  der  fast  die  3fache  Körperlänge  einnehmen  konnte.  Dr.  Focke's  und  Dr.  Wernecke's  Abbildungen  lassen,  ausser  den  Ma- 
genzellen, Eier,  und  erstere  eine  eiförmige  Samendrüse  erkennen,  auch  hat  jener  Beobachter  an  einem  Individuum,  ausser  der  Schwanz- 
borste, den  Rüssel  doppelt  gezeichnet.  Zuweilen  biegt  es  den  Schwanz  über  den  Mund  nach  vorn  und  wäre  dieses  Thierchen  mit  einer 
hintern  Analöffnung,  die  gegen  den  Character  der  Monadinen  ist,  versehen,  so  würde  der  Schwanz  offenbar  ein  Fuss  seyn,  wie  der 
Griffel  bei  Monocerca  u.  dergl.  unter  den  Räderthieren.  Bestätigt  sich  aber  bei  ihm  ferner  der  Mangel  einer  vom  Munde  getrenn- 
ten Analöffnung,  so  ist  dieser  Theil  ein  Schwanz,  wenn  er  auch  an  der  Unterlippe  sässe,  denn  diese  ist  dann  das  Ende  des  geboge- 
nen Rückens.  Die  Bewegung  dieses  Thieres  ist  langsam,  zuweilen  mit  der  Borste  sich  fortschleudernd  oder  umwendend,  mit  dem  Rüs- 
sel mehr  tastend  als  wirbelnd. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  II.  Fig.  XII. 

Es  sind  2  bei  Berlin  beobachtete  Formen  vorgestellt. 

Fig.  1.  ist  mit  dem  Munde  unterwärts  gekehrt  und  hat  die  Schwanzborste  über  den  Mund  nach  vorn  vorgestreckt,  so  dass  sie  ganz  über  den  Kör- 
per ragt. 

Fig.  2.  ist  mit  dem  Munde  nach  oben  gekehrt  und  hat  die  Schwanzborste  über  den  Körper  nach  hinten  gerichtet.  Diese  Stellung  ist  die  ruhige  beim 
Schwimmen  und  Tasten,  jene  ist  die  gereizte.    Fig.  2.  liegt  auf  dem  Rücken. 

49*    Bodo  intestinalis 9  Darmmonade«    Tafel  IL  Fig.  XI FL 

B.  corpore  oblongo,   subconico,   antico  fine  rotundato,  ad  Vi 44  lineae  longo,  hyalino,  cauda  corporis  fere  longitudine, 
ventriculis  amplis. 

Monade  a  queue  intestinale,   a  corps  oblong,  presque   conique,   arrondi  anterieurement ,   V72  milli- 
metre pres  en  longueur,  couleur  d eau,  queue  de  la  longueur  du  corps,  ventricules  amples. 

Aufenthalt:    Im  dicken  Darme  der  lebenden  Frösche  bei  Berlin,  Delft?  und  Quedlinburg?. 

Es  sind  im  Darmkanale  vieler  lebenden  Thiere,  von  der  Fliege  und  dem  Regenwurm  an  bis  zu  den  Fischen  und  auch  bei  le- 
benden Menschen,  Monaden  ähnliche  Infusorien  beobachtet  worden.  Die  Mehrzahl  dieser  Beobachtungen  bezieht  sich  auf  Formen  der 
Gattungen  Bursaria,  Glaucoma  und  auf  Fadenwürmer  der  Gattung  Anguillida,  welche  meist  ziemlich  gross  sind.  Es  hat  sich 
nicht  ausser  Zweifel  stellen  lassen,  dass  die  beiden  hier  abzuhandelnden  schon  beobachtet  wären  (vergl.  aber  Chaos  der  Monaden  von 
Göze).  Ich  fand  sie  bei  Kröten,  beim  grauen  und  auch  beim  essbaren  grünen  Frosch  in  mit  Wasser  verdünntem  Darmschleime  in  grosser 
Menge.  Cercaria  gi/rinus  von  Müller  würde  zwar  der  Abbildung  nach  passen,  war  aber  gewiss  ein  anderes  Thierchen  und  ist  vom 
Entdecker  auch  fälschlich  mit  den  Samenthierchen  verwechselt  worden,  wie  denn  die  ganze  Synonymie  derselben  unsicher  ist.  Meist 
fand  ich  diese  und  die  folgende  Art  beisammen  und  in  diesem  Falle  war  immer  die  gegenwärtige  Form  zahllos  überwiegend  und  ansehn- 
lich kleiner.  An  inneren  Organen  Hessen  sich  mehrere  grosse  Blasen  erkennen,  die  wohl  Magenblasen  waren.  Ein  einfacher  (?) 
fadenförmiger  Rüssel  von  kaum  der  halben  Körperlänge  bewirkte  einen  Wirbel  in  Indigo -Färbung.  Aufnahme  von  Farbe  sah  ich  nicht. 
Manche  hefteten  sich  mit  dem  Schwänze  fest.     Einige  zeigten  eine  Einschnürung  zur  Queertheilung. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  II.   Fig.  XHL 

Die  Darstellung  umfasst  28  Thierchen  in  verschiedener  Stellung  und  Form  unter  2  verschiedenen  Vergrösserungen. 
Gruppe  1.     ist  290mal  im  Durchmesser  vergrössert; 

Gruppe  2.  und  3.  450mal.  Letztere  wirbelt,  nachdem  sie  sich  mit  dem  Schwänze  augeheftet  hat.  Bei  2f  ist  ein  zur  Queertheilung  sich  vorbereitendes 
Thierchen. 

50.    Bodo  Manarum,  Froschmonade.    Tafel  IL  Fig.  XIV. 

B.   corpore   ovato,   turgido,   antice   acuto,   ad   V120   lineae   magno,   hyalino,   eauda  corpore  breviore,  ventriculis  non 
distinetis. 

Monade  a  queue   Grenouille,  a  corps  ovale,  gonfle,   aigu  anterieurement,  Vöo  millimetre  de  lon- 
gueur, couleur  d  eau,  queue  plus  courte  que  le  corps,  ventricules  non  distinets. 

Aufenthalt:    In  lebenden  Fröschen  bei  Berlin,  Delft?  und  Quedlinburg ? . 

Sie  lebt  mit  der  vorigen  und  mit  Bursaria  Ranarum  gemeinschaftlich  im  Dickdarm  lebender  Frösche  und  Kröten,  wo  sie 
vielleicht  von  Leeuwenhoek  schon  beobachtet,  aber  nicht  unterschieden  worden.  Die  Form  passt  auch  sehr  auffallend  zu  Cercaria 
gibba  von  Müller,  welche  derselbe  im  Aufgusse  eines  Lebermooses  fand;  dennoch  fürchte  ich,  dass  die  Anerkennung  dieses  Syno- 
nyms zu  Irrthum  verleitet,  da  Müller's  Thierchen  wohl  um  vieles  grösser  war  und  der  Aufenthalt  so  sehr  verschieden  ist. 


—   35    

Der  Gestalt  nach  gleicht  diess  farblose  Thierchen  einer  Frosclilarve.  Es  lebt  zahlreich  beisammen,  zitternd  im  Schwimmen. 
Ich  sali  es  nie  Impfen.  Von  inneren  Organen  ist  bisher  nichts  weiter  beobachtet  worden.  Indigo  nimmt  es  nicht  auf.  Ich  fand  es 
zuerst  1826  in  der  Ra?ia  temporaria.     Grösse   Vieo  — V120  Linie.     Vergl.  Göze,  Naturg.  d.  Eingeweidewürmer,  p.  429.  1782. 

Erklärung   der  Abbildungen    Tafel  II.   Fig.  XIV*. 

Es  sind  24  Thierchen  in  2  Gruppen,  nach  verschiedener  Vergrösserung. 

1.  sind  21  Thierchen  bei  290maliger  Vergrösserung  5 

2.  sind  3  nach  450maliger  Vergrösserung  des  Durchmessers. 

51.    Bodo  viridis  9   grüne  $cliwanzmonade.    Tafel  II.  Fig.  XV. 

B.  corpore  ovato,  subgloboso,  antice  rotundato,  ad  Vaoo  linCae  magno ,  viridi,  cauda  brevissima. 

Monade  a  queue  verte^   a  corps  ovale  presque  globuleucc,  arrondi  anterieurement>   egalant  V100  mil- 
limktre,  couleur  verte^  queue  tres-petite* 

Bodo  viridis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  62.   1831.  p.  65. 

Aufenthalt:    In  Schlangenberg  am  Altai  und  bei  Berlin. 

Diese  Form  wurde  auf  Herrn  Alexander  von  Humboldt' s  Reise  mit  Herrn  Rose  und  mir  nach  dem  Altai  am  9.  Au- 
gust 1829  entdeckt.     Sie  fand  sich  frei  zwischen  zerfallenden  Conferven.     Seit  dem  Jahre  1832  kenne  ich  sie  auch  von  Berlin. 

Diese  letztere  Form  war  zum  Theil  ansehnlich  grösser ,  indem  jene  Vsoo  Linie ,  diese  bis  V200  Linie  gross ,  also  doppelt 
grösser  war.  Diese  Differenz  scheint  sich  noch  dadurch  zu  erhöhen,  dass  letztere  im  Innern  eines  andern  todten  Infusionsthiers ,  des 
Closterium  acerosum,  lebte.  Allein  die  doppelte  Grösse  kann  leicht  der  erwachsene ,  theilungsfähige  Zustand  seyn  und  die  Um- 
stände, unter  denen  beide  Formen  von  mir  gefunden  worden,  sind  sich  doch  sehr  gleich.  Auch  liier  waren  es  zerfallene  Conferven, 
unter  denen  todte  Closterien  lagen.     Letztere  haben  an  jedem  Ende  Oeffnungen,    worein  allerlei  Thierchen  kriechen  können. 

An  Organisation  sind  bisher  nur  einige  Magenbiasen  erkennbar  gewesen  und  die  grüne  Farbe  zeigte  sich  durch  feine  Körn- 
chen gebildet,  die  wohl  Eier  seyn  mögen. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  IL    Fig.  XV. 

Fig.  1.    ist  ein  todtes  Closterium  acerosum  (vergl.  Tafel  VI.)  von  Berlin,  erfüllt  mit  16  Bodonen,  welche  dessen  Eierstock y  wovon  ein  Theil  in  der 

Mitte  noch  übrig  ist,  verzehrt  haben  mögen,  450mal  vergrössert. 
Fig.  2.    sind  die  in  Schlangenberg  beobachteten  ersten  Formen,   525mal  vergrössert.     Auf  der  Tafel  ist  die  angegebene  höchste  Grösse  Von  Vioo'"  in 

1Aoow  umzuändern. 


Uebersicht  aller  zweifelhaften  bisher  beobachteten  Bodonen. 

Ausser  den  8  hier  verzeichneten  Arten  scheint  es  nützlich,  auf  noch  einige,  von  frühern  Beobachtern  angedeutete,  Formen  auf- 
merksam zu  machen,  welche  vielleicht  dieser  Gruppe  angehören,  die  mir  aber  nicht  vorgekommen  und  nicht  zweifelfrei  geworden  sind. 
Hill,  der  erste  Systematiker  für  die  Infusorien,  bildete  1751  aus  den  geschwänzten  Infusorien  eine  Gattung  Macrocercus;  die  von 
ihm  beobachteten  so  benannten  Körper  scheinen  Vor ticellen  und  Euglenen  oder  Astasiaeen  gewesen  zu  seyn.  Der  zweite  Syste- 
matiker, O.  F.  Müller,  bildete  1773  aus  allen  kleinern  geschwänzten  Infusorien  die  Gattung  Cercaria  >  worin  er  die  allerverschie- 
densten  geschwänzten  Thierchen,  selbst  anderer  Thierklassen ,  zusammenstellte.  Seine  Cercaria  Lemna  und  inquieta  sind  Saugwür- 
mer. Diese  Zusammenstellung  tadelte  schon  Schrank  1803  {Fauna  boica  3.  2.  p.  86.).  Daher  theilte  auch  schon  Nitzsch  1817, 
Beiträge  zur  Infusorienkunde,  (und  1827),  die  MÜLLER9sche  Gattung  in  12  Gattungen;  Bory  de  St.  Vincent  hat  sie  nach  ihm 
1824  und  1826  als  2  Familien  betrachtet  und  noch  stärker,  in  13  Gattungen,  zerspalten,  aber  in  seinen  Gattungen  ebenfalls  sehr  he- 
terogene Thiere  vereint.  Die  einfach  geschwänzten  Cercariea  enthalten  7  Gattungen  und  die  gabelförmig  geschwänzten  JJrodiea  6. 
Samenthierchen  und  Saugwürmer  sind  ebenfalls  in  seiner  ersten  Familie,  zu  welcher  die  Schwanzmonaden  gehören  würden.  Seine 
JJrodiea  sind  Räderthiere  mit  Vorticellen-Fragmenten,  Kerobalana.  In  Bort's  Gattungen  Cercaria  und  Virgulifia  allein 
könnten  von  ihm  Bodonen  unter  sehr  verschiedenen  anderen  Thieren  aufgenommen  seyn.  Folgende  7  namhafte  Infusorien  sind  für  die 
Gattung  Bodo  noch  zu  vergleichen. 

Von  Müller:  Cyclidium  hyalinum.         Von  Bory:  Cercaria  Cometa. 
Cercaria  Gyrinus.  -         opaca. 

gibba. 

tenaa. 

Discus. 


«eschichtliclie  Bemerkungen  zur  Familie  der  Monadinen. 

Am  Schlüsse  der  Famüie  der  Monadinen  scheint  es  zweckmässig,  einige,  keiner  bestimmten  erkennbaren  Gattung  derselben 
scheinbar  oder  wirklich  zukommende,  geschichtliche  Verhältnisse  specieUer  zu  berühren.  Viele  Beobachter  und  Schriftsteller  der  frühesten  und 
neuesten  Zeit  bedienen  sich  der  Ausdrücke:  Punkttkiercken,  Kugelthierchen,  Gewimmel,  Chaos  und  Monade  zur  Bezeich- 
nung der  kleinsten  ihnen  erreichbaren,  scheinbar  der  Monadenfamilie  angehörigen  Formen.  Man  hat  dabei  oft  gar  nicht  an  Monaden 
zu  denken.  Die  Grenzen  des  Erreichbaren  sind  sehr  verschieden  gewesen.  Linne,  welcher  die  LEEUWENiiOEK'schen  Infusorien,  1767 
in  seiner  Abhandlung  über  die  unsichtbare  Welt,  noch  nicht  sehr  von  leblosen  Oeltröpfchen  unterschieden  meinte,  hatte  offenbar  ein  sehr 


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unvollkommenes  Mikroskop.  Er  unterschied  daher  nur  Vorticcllcn  und  einige  wenige  grössere  Formen,  alle  übrigen  waren  sein 
Einfaches,  das  er  noch  in  der  letzten,  Xllten,  Ausgabe  seines  Systema  Natur  ae,  Chaos  mfusorhmi  nannte.  Die  damals  schon 
von  allen  Seiten  hervortretenden  bestimmteren  Beobachtungen  über  diese  Thierwelt  hatten  aber  schon  so  tief  auch  auf  ihn  eingewirkt, 
dass  er  in  einem  Aufschwünge  seiner  Phantasie  p.  1327  die  Hautausschläge,  den  Fieberreiz,  die  Blattpilzc,  den  Gährungsstoff  und  die 
Trübung  des  Aethers  im  Frühling  (Schwedens)  als  belebte  Wesen  den  künftigen  Forschern  überweist,  Dinge,  die  hier  freilich  aus  der 
Familie  der  Monaden  und  aus  den  Classen  der  Infusorien  weggelassen  sind,  weil  man  an  ihnen  weder  Magen  noch  Zähne,  weder  Au- 
gen noch  Füsse  und  Eier  hat  wahrnehmen  können.  Unter  dem  Namen  Chaos  ,  welcher  vor  Müller's  Systematik  der  Infusorien  soviel 
als  später  der  Name  Monade  oder  belebte  Ur-Theilchen  bedeutete,  hat  man  auch,  besonders  Göze  (Naturgeschichte  der  Eingeweidewürmer 
1782.  p.  429.)  die  grösseren  Infusorien  verzeicluiet,  welche  schon- Leeüwenhoek  hundert  Jahre  zuvor,  1683,  im  Darmkanale  der 
Frösche  fand.  Diese  sind  theils  Bursarien,  theils  Bodonen?.  Noch  in  Linne's  Sinne  nennt  Blumenbach  1797  alle  eigentlichen 
Aufguss  thierchen,  Chaos  und  theilte  sie  als  zahllos  in  ihren  Gattungen,  aber  einfach  in  ihren  Alten,  in  Wasser- Chaos,  Auf- 
gnss-Chaos  und  Samen-Chaos.  Chaos  organicum  nannte  Oken  1815  nur  noch  die  Gattung  Monas.  Bory  de  St.  Vincent  ver- 
steht unter  dein  Namen  Calws  (er  meint  Chaos)  im  Dictionnaire  classique  cF histoire  naturelle  1823.  die  grüne  Haut  des  stagni- 
reiulen  Wassers,  oder  die  sogenannte  Priestley'sche  grüne  Materie,  welche  meist  aus  todten  Infusorien  sichtlich  besteht. 

Ferner  hat  man  in  gar  vielen  Dingen  Monaden  oder  kleine  Infusorien  angeblich  beobachtet,  welche  man  geneigt  ist,  der  Gat- 
tung oder  doch  der  Familie  der  Monaden  anzureihen.  Ueber  viele  von  diesen  Angaben  ist  nicht  zu  entscheiden,  weil  den  Beobachtun- 
gen die  nöthige  Schärfe  und  Umsicht  mangelt.  Ausser  den  schon  erwähnten  Infusorien  des  Darmschleims  der  Frösche,  sind  die  ähnli- 
chen im  Darme  der  Fliegen,  Hühner,  Tauben  und  des  Menschen,  welche  sämmtlich  schon  Leeüwekhoek  beobachtete,  sammt 
den  Monaden  im  Zahjischleime  des  Menschen  und  denen  im  frischen  Harne  der  Pferde,  welche  auch  Leeüwenhoek  schon  auf- 
zeichnete, sehr  unsichere  Monaden.  Die  erstem  sind,  wie  schon  erwähnt,  Bursarien  und  Bodonen,  welche  in  diesen  Gattungen 
hier  abgehandelt  werden,  bei  den  übrigen  ist  es  zweifelhaft ,  ob,  was  Leeüwenhoek  sah,  wirklich  Thiere  waren,  indem  nicht  alles, 
was  man  bewegt  sieht,  auch  belebt  ist.  Er  scheint  die  bei  sehr  starken  Vergrösserungen  leicht  in  die  Augen  fallenden  zitternden  und 
drehenden  Molecularbewegungen  im  Wasser  schwebender  Substanztheilchen  aller  Art,  welche  neuerlich  Robert  Brown  schärfer  be- 
trachtet hat,  nicht  unterschieden  zu  haben.  Das  Infusorien- Gewimmel,  welches  auch  Leeüwenhoek  schon  in  dem  Schleime  der  Kie- 
menblätter zweischaliger  Muscheln  sah,  und  das  in  der  neueren  Zeit  vielfach  wieder  besprochen  worden,  besteht  aus  unregelmässigen, 
wirbelnden  Fragmenten  der  Schleimhaut  und  der  Kiemen  des  Muschelthieres,  zwischen  denen  einige  wirkliche  Infusorien,  Monas 
Crepusculum,  M.  ovalis  und  Trichodina  Pediculus  vorkommen.  Wer  nicht  scharf  beobachtet,  hält  leicht  die  Wirbel  und  Bewe- 
gungen aller  Art,  welche  die  Kiemenfragmente  in  der  trüben  Flüssigkeit  machen,  für  Monaden -Gewimmel,  während  es  nur  passiv  be- 
wegte Schleimtheilchen  sind.  Selbst  Müller,  der  geübte  Fürst  der  Infusorien -Beobachter,  hatte  sich,  wie  Leeüwenhoek  und 
Göze  thaten,  verleiten  lassen,  aus  den  bewimperten  Kiemenfragmenten,  welche  oft  lange  nachdem  sie  abgerissen  sind,  wie  die  Stücke 
eines  zerschnittenen  Aals,  einer  Schlange  oder  Regenwurms,  sich  fortbewegen,  3  Arten  von  Infusorien  der  Gattung  Leucophra 
zu  bilden,  und  neuerlich  ist  dieselbe  Erscheinung  wieder  die  Ursache  wunderlicher  Mittheilungen  geworden.  Es  gehören  dahin  wohl  auch 
die  von  Donne  angegebenen  Infusorien  in  brandigen  Geschwüren  und  krankhaften  Ausflüssen  bei  Menschen,  welche  abgelöste  noch  zit- 
ternde Theile  der  bewimperten  Schleimhäute  seyn  mögen,  die  vielleicht  gar  keinen  Anspruch  auf  einen  Platz  im  Bereiche  der  selbst- 
ständigen Infusorien- Organismen  haben.  Ob  Rudolph  Waoner  dabei  1836  bestimmte  Infusorien  gesehen,  mag  unentschieden  seyn. 
Leeüwenhoek's  Samenthierchen  sind  hier  desshalb  nicht  zur  Familie  der  Monaden  gezogen,  vielmehr  von  der  ganzen  Classe  der 
Magen  thierchen  ausgeschlossen  und  zu  den  Saugwürmern  verwiesen,  weil  sie  mit  den  wahren  Cercarien  der  Saugwürmer 
grössere  Aehnlichkeit  in  Form,  Bewegung  und  selbst  den  erreichbaren  Spuren  der  Structur  haben.  # 

Unter  den  7  Thierarten,  welche  1781  der  Freiherr  von  Gleichen  im  Innern  der  Regenwürmer  fand,  sind  nur  4  Infu- 
sorien und  keine  Monade.  Das  infusorische  Chaos,  welches  der  Pastor  Göze  1782,  wie  Leeüwenhoek  1683,  im  Mastdarme 
der  Frösche,  aber  auch  der  Landkröten  und  der  Salamander  fand,  und  welches  er  in  6  Formen  unterscheidet,  begreift  auch 
ein  Chaos  der  Monaden,  dieses  waren  wohl  die  beiden  hier  verzeichneten  Bodonen.  Die  Infusorien,  welche  zuerst  1792  der  Maler 
Kleemann,  Schwiegersohn  des  berühmten  Insecten- Malers  Roesel,  in  Mückeneiern,  im  Dotter  von  Hühnereiern  und  in  ausgepress- 
ten  Pflanzensäften  fand,  waren  sehr  wahrscheinlich  gar  keiue  Infusorien,  sondern  nur  die  Molecularbewegung  der  Dotter-  und  Amylum- 
Kügelchen.  Er  vermuthete  fälschlich,  dadurch  die  LEEUWENHOEK5schen  Samenthierchen  auch  im  weiblichen  Körper  nachgewiesen 
zu  haben.  1798  hielt  wieder  Dr.  Eber  die  Dotterkügelchen  der  Hühnereier  für  Monaden.  Wirkliche  lebende  Infusorien  waren  auch 
vielleicht  jene  Heerden  von  Inf usions  thierchen  nicht,  die  Cavolini  1785  im  Kelche  und  Magen  der  Sertularia  didiotoma  sah.  Alle 
verschluckten  Partikel chen  werden  im  bewimperten  Magen  und  Darme  vieler  kleinen  Thiere,  derBryozoen,  Medusen  und  sogar 
vieler  Räder  thiere  (vergl.  Brachionus  urceolaris  und  Hydatina  senta)  in  einer  kreisenden  Bewegung  gesehen,  die  einem  Ge- 
wimmel von  Monaden  täuschend  ähnlich  ist,  dennoch  habe  ich  selbst  vielfach  auch  wirkliche  lebende  Infusorien,  und  1835  sogar  Rade r- 
t liiere  (Monura  Colnrus)  im  Magen  der  Sertularia,  Monopy&is,  geniculata  sich  sträubend  beobachtet.  Frisch  verschluckte,  aber 
bewegungslose,  Thierchen  habeich  in  zahlloser  Menge  in  Infusorien,  auch  Magen  thieren  gesehen  und  häufig  auf  den  Tafeln  abgebildet 
(vergl.  Stentor,  Bursaria,  Chilodon,  Hydatina  u.  s.  w.).  Wahre  Monaden  in  Eiern  von  Muschel  Schnecken,  Anodonta,  hat 
Pfeiffer  1825  (Naturg.  der  deut.  Mollusken,  II.  p.  12.  Tafel  II.  Fig.  20.)  beobachtet.  Ich  selbst  habe  dergleichen  häufig  in  Eiern 
von  Räder  thieren  und  vielen  andern  kleinen  Wasserthieren  gesehen.  Sie  Hessen  sich  in  diesen  ähnlichen  Verhältnissen  immer  auf 
Monas  Crepusculum  beziehen.  Todte  Thiere,  selbst  Infusorien  sind  oft  ganz  erfüllt  von  anderen  Infusorien:  Chilomonas  destruens, 
Chaetomonas,  Bodo. 

Oft  hat  man  auch  die  Blutkörperchen  des  Menschen  und .  aller  Thiere  für  besondere  Thierformen  gehalten  oder  Thiere  im 
Blute  gesehen.  Schon  1656  spricht  Petrus  Borellus  von  wallfisch-ähnlichen  ( ! )  Thieren  im  Blute,  was  offenbar  Fliegenlarven, 
Maden,  im  todten  gestandenen  Blute  waren.  Leeüwenhoek  spricht  nicht  von  Infusorien  im  Blute,  sondern  er  hielt  das  Blut  den 
Thierchen  für  unzugänglich,  wegen  zu  grosser  Feinheit  der  Gefäss-Enden.  Nach  Treviranus  Biologie  II.  373-  soll  (1737)  Hollmann, 
der  Philosoph,  Thiere  im  Blute  gesehen  haben,  er  ist  aber  sonst  nicht  als  Beobachter  bekannt.  1798  erklärte  Dr.  Eber  in  Göttin- 
gen in  seiner  Inaugural- Dissertation  über  Eingeweidewürmer,  die  Bliitkügelchen  (nach  Rüdolphi)  selbst  für  lebende  Thiere. 
Neuerlich  hat  Prof.  Mayer  in  Bonn  1828  den  Blutkörperchen  als  Mono  Sphäre  n,  Biosphären  dergl.  wieder  ein  selbstständiges  Leben 
zugeschrieben,  und  in  Reichenbach's  Zoologie  desselben  Jahres  stehen  sie  unter  dem  Namen  Haematobium  als  eine  besondere  Thier- 
gattung,  welche  sammt  den  Samenthierchen  die  erste  Classe  seines  Thierreichs  bildet,  während  er  die  Infusorien  mannigfach  ver- 
dient.    Auch  Carüs  ist  1831,  Acta  Nat.  Curios.  XVI.  p.  76.,  dieser  Ansicht  thierischer  Selbstständigkeit  der  Blutkörperchen  nicht 


. ,    3^    

abgeneigt,  weil  es  nur  willkührlick  sey,  die  Grenze  zu  bestimmen,  wo  solche  Körperchen,  wie  Blut  und  Samenthiere,  Tlieile  des 
Organs  oder  selbstständige  Parasiten  desselben  genannt  werden  sollen.  Czermac,  welcher  1830,  wie  vor  ihm  Eber,  eine  selbst- 
ständige thierische  Bewegung  der  Blutkörperchen  beobachtet  zu  haben  mittheilt,  hat  1832  diese  Körperchen  mit  den  Chylus-Kiigelcheii 
und  Samenthieren,  als  eine  eigene  Familie  der  Lebensatome,  zwischen  die  Eingeweidewürmer  und  Infusorien  eingeschaltet,  und 
erstem  die  besonderen  Namen  der  Chylosphären  imd  Haematosphären  ertlieilt  (Beiträge  zur  Lehre  von  den  Spermatozoen.  1833). 
Die  wirbelnde  Bewegung  der  Salamander-  und  Proteus -Kiemen  hat  diesen  fleissigen  Beobachter  offenbar  in  Irrthum  geführt,  indem 
er  die  Wirkung  der  Fragmente  dieser,  bei  Untersuchung  des  frisch  entleerten  Kiemenblutes,  für  Eigenbewegung  der  Blutkörperchen  ge- 
halten. Bei  starker  Vergrösserung  sieht  man  die  Wimpern  des  Kiementheils,  welche  die  Strömungen  der  Blutkörperchen  um  ihn  herum 
gerade  so  veranlassen,  wie  bei  den  Kiemenfragmenten  der  Austern.  Was  die  Meinung  anlangt,  als  gebe  es  keine  scharfe  Grenze 
zwischen  Theilen  und  Parasiten  eines  Organs,  so  spricht  dagegen  die  sich  immer  mehr  entwickelnde  Festigkeit  eines  überall  gleichen 
thierischen  Bildungstypus.  Es  scheint  allerdings  eine  scharfe  und  feste  Grenze  zu  geben.  Alle  solche  Körperchen  sind  keine  Thiere, 
welche  nicht  einen  deutlichen,  und  in  den  Hauptsystemen  vollendeten,  thierischen  Organismus  entweder  direct  erkennen,  oder  doch 
wahrscheinlich  werden  lasseh.  Wendet  man  dieses  Merkmal  auf  die  3  in  Frage  stehenden  Dinge:  Blutkörperchen,  Chyluskör- 
perchen  und  Spermatozoen  an,  so  fallen  erstere  2  ganz  aus  und  letztere  treten  aus  mehrfachen  schon  angeführten  Gründen  zu  den 
Saugwürmern. 

Ideen  der  allerneuesten  Zeit,  wie  der  Zitterstoff  und  das  Nebelmeer  von  Ur-Monaden  sammt  dem  Unthier,  wel- 
ches nicht  von  innen,  sondern  von  aussen  wächst,  wie  ein  Crystall,  mit  seiner  Zauberkraft  (Bonn  1836,  Mater's  Supplement  zur 
Lehre  vom  Kreislauf  II.)  beruhen  sämmtlich  auf  einem  nicht  mehr  zeitgemässen  Irrthum  der  Beobachtung,  welcher  1773  Göze  ver- 
leitete, ganz  dasselbe  zu  sehen.  Er  sah  nämlich  (Abhandl.  aus  der  Insectologie  p.  570.)  im  Austerwasser  schwimmende  wirbelnde 
Theilchen,  die  von  allen  Seiten  andere  Theilchen  (durch  den  Wirbel)  an  sich  rissen  und  hielt  sie  für  Polypen,  die  sich  Röhren  bau- 
ten. Es  waren  wirbelnde  Kiemenfragmente.  Das  sind  seine  Röhrenpolypen.  So  entstehen  auch  die  Un  thiere  und  der  Zitterst  off 
aus  dem  Wirbeln  der  Schleimhaut- Fragmente  aller  Art.  Dabei  ist  nicht  an  Monaden  zu  denken.  — -  Ueber  Gleichen's  ünform  und 
Naturspiel  siehe  Uvella. 

Das  Zerfallen  vieler  Thiere  in  Monaden  beruht  auf  dem  Umstände ,  dass  die  Infusorien,  wie  schon  Leeuwenhoek  sah, 
beim  Abnehmen  des  Wassers  durch  Verdunstung  platzen.  Die  innern  grossen  Kugeln,  oft  mit  Nahrung  sichtlich  erfüllt,  ihre  Magen, 
reissen  dann  ab  und  werden  mit  den  kleinen  Körnchen,  ihren  Eiern,  beim  Platzen  des  Körpers  heftig  herausgedrängt  und  fortgeschleudert. 
Ausserhalb  bringen  die  schwer  sichtbaren  wirbelnden  Wimpern  des  noch  fortlebenden  Körpers  die  leichter  sichtbaren  Körnchen  und  Ku- 
geln in  seiner  Nähe  gerade  in  eine  solche  tanzende  Bewegung,  wie  die  Salamanderkiemcn  die  Blutkörperchen  und  die  Muschelkiemen 
benachbarte  Theilchen.  Diese  sehr  klaren  Verhältnisse  hat  man,  durch  unklare  Mikroskope  verleitet,  oft  fälschlich  für  selbstständige 
Bewegung  oder  gar  für  Zauberei  gehalten.  Aber  auch  wimperlose  Saugwürmer  hat  man  in  selbstbewegte  kleine  Theile  zerfallen  ge- 
sehen. Fischer  schrieb  1797  an  Reil,  dass  er  ein  Zerfallen  der  Cystidicola  Farionis  in  geschwänzte  Kugeln  gesehen  (Reil's 
Archiv  2.  p.  29).  Da  die  Gefässe  der  Saugwiirmer,  zuweilen  und  vielleicht  immer  auch  der  Darm  derselben,  innerhalb  ebenfalls 
mit  oscillirenden  Klappen  und  Wimpern  besetzt  sind,  so  lässt  sich  auch  diese  Erscheinung  als  zerfallende,  noch  fortwirbelnde  Theile 
dieser  Organe  erklären. 

Endlich  erwähne  ich  noch  einiger  speciellen  Ansichten  über  die  Monaden  in  lebenden  Pflanzen,  oder,  wie  man  es  gar  zu  nennen  be- 
liebriiat,   über   das    vegetabilische   Monaden-Meer,    was    an  die   wallfisch- ähnlichen  Thiere   im  Blute  erinnert,    welche  Borellüs  be- 
schrieb.    Schon  Leeuwenhoek  fand,  bald  nach  Entdeckung  der  Infusorien,  lebende  Thierchen  im  frischen  Weinreben- Wasser.     Was 
er  gesehen,  ist  aber  unklar   und  da  er  die  Molecularbewegung  nicht  unterschied,  so  kann  er  leicht  dergleichen  aufgefasst  haben.    Beson- 
ders auffallend  monadenähnlich  sind  die  schon  Needham  1745  und  Buffon  II.  p.  256.  bekannt  gewordenen  Samen  kleiner  schimmelartiger 
Wasserpflanzen,  die  man  sonst  Byssus  ac/uatica  und  neuerlich  Vanclieria  ac/uatica>  Achlya,  Conferva  feraai  oder  Saprolegnia 
nannte.    Ja  es  ist  kaum  ein  Zweifel  zu  hegen,  dass  nicht  gerade  diese  scheinbaren  belebten  Algensamen  der  von  Needham  schon  beob- 
achteten   und   abgebildeten   Saprolegnia   die    eigentliche   Veranlassung   zu   seiner   ganzen  so  einflussreich  gewordenen  Theorie  gewesen, 
nach  welcher  es  einen  Uranfang  des  Organischen  als  einfache   sich  entwickelnde  Pflanze  gebe,  der  sich  allinählig  zum  Thiere  fortbilde; 
denn  er  hält  die  sich  aus  der    Pflanze  drängenden  bewegten   Samen  für  völlig  einerlei  mit  den  Infusionstliieren.     Bei  weitem  die  Mehr- 
zahl der  neueren  ähnlichen  Behauptungen  beruhen  auf  ähnlichen  Beobachtungen,  die  nur  zum  Theil  in  andere  physiologische  Richtungen 
einschlugen.    Needham  entdeckte  diese  demnach  merkwürdigsten  Formen,  diese,  anstatt  Samen  Monaden  einschliessenden  Pflanzen,  wie  er 
es  sich  dachte,    an  auf  Wasser  keimender  Gerste.     Wrisberg  sah  sie  wieder  1765    auf  einer  Fliegenlarve  und  bildete  sie  ab.     Mül- 
ler fand  sie  auf  einer  tödten  Fliege  im  Wasser,    1788,   und   gab    darnach   die   Abbildung    in  der  Zoologia  danica.     Ebenfalls  auf 
Fliegen  fand  sie  Hoffmann  Bang  in  Schweden.     Ltngbte  fand  sie  auf  einem  todten  Fische,   Gasterosteus  aculeatus,  in  Däne- 
mark.    Gruithuisen   fand    sie    1820    an   einer   Branchien-Schnecke   und   bildet   sie  ab  als  Conferva  feracc.     Carus  fand  sie 
1822    an   einer  todten   Salamander -Larve,    an  Sal  am  andereiern   beobachtete  sie  Horkel.     1827  sah  sie  Goethe  an  einer  Stu- 
benfliege wieder.     Früher   und   im   gleichen  Jahre   fand   ich  sie  häufig  auf  im  Wasser  gestorbenen  kleinen  Poduren,    auf  Fliegen 
und  todten  Insecten  sehr  verschiedener  Art.     Den   merkwürdigsten  Fall   beobachtete  ich   im  Jahre  1830,    wo  ich   durch  Herrn  Klug's, 
des   Entomologen   in  Berlin,    Güte   einen   kleinen    Fisch   {Cyprinus  Gobiö)  erhielt,    dessen  ganzer  Schwanz  an  der  Wurzel  krankhaft 
aufgetrieben   und  xnit   dieser  Saprolegnia   dick   besetzt  war.     Beim  Schwimmen  war  der  Schwanz  immer  nach  oben  gekehrt.     Meten 
erwähnt   dieser  Pflanze  auch  auf  faulen  Blättern  von  Viscum  album  {Acta  Nat.  Curios.  XV.  2.  1831.  p.  381).     In  dieser,  einem 
feinen  weissen  Schimmel  ähnlichen,  Pflanze,   mehr  noch   als  in  den  eigentlichen   grünen  Vaucherien,    zeigen   die  Samen  beim  Reifen 
eine  Bewegung,  die  sehr  thierisch  erscheint.     Sie   tritt   erst   ein,   wenn   sich   vorn   in   der  Keule  ein  kleines  rundes  Loch  geöffnet  hat. 
Diese  Samen  kommen  dann  anscheinend  willkiihrlich  durch  die  Oeffnung  hervor,    drehen   sich   eine  Zeit   lang  zitternd  und  sich  windend 
im  Wasser  umher,  ohne  sich  weit  zu  entfernen,  sinken  nach  %  bis  2  Stunden  bewegungslos  zu  Boden  und  haben  nach  Verlauf  von  6 
Stunden  wieder  gekeimt.     Ich  beobachtete  diess  leicht  in  einem  Uhrglase.     Die  Bewegung   ist  sehr  wahrscheinlich  nur  durch  Aufsaugen 
der   eindringenden  und  umgebenden,    von   der  früheren   Umgebung  verschiedenen,   Flüssigkeit  bedingt   und    ist  ganz  gleichartig  mit  dem 
raschen  Springen  und  Durcheinanderlaufen  kleiner  Staubtheilchen,    die   in  Branntwein  lagen,    und   welche  man  darauf  in  Wasser  bringt. 
Die  gegenseitige  chemische  Einwirkung  und  Durchdringung  der  heterogenen  Flüssigkeiten  bis  zur  Sättigung  macht  die  Bewegung,  wozu 
hier  die  Turgescenz  der  Keimentwicklung  vermehrend  treten  mag  (vergl.  Abhandl.  d.  Berlin.  Akademie,  1833.  p.  157.).     Das  Keimen  nach  6 
bis  8  Stunden  sah  auch  Dr.  Unger  bei  bewegten  Ectosperma- Samen   schon  1827    {Acta  Nat.  Cur,  XIII.  p.  793).     Diess  sind 
keine  Uebergänge   vom  Pflanzen-  in's  Thier- Reich,    sondern  einfache  Pflanzen.     Ihre  Samen  haben  keine   thierische   Organisation,   so 


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schwierig  auch  manchem  Beobachter  die  Erklärung  der  Erscheinung  zu  geben  seyn  mag.  Nicht  uninteressant  ist,  dass  an  derselben 
Pflanze,  welche  das  grosse  NEEDHAM'sche  System  begründete,  auch  Goethe  einen  wunderbaren  Anstoss  genommen,  welchen  einer  sei- 
ner Freunde  zu  bemänteln  gesucht  hat,  der  aber  historisch  merkwürdig  bleibt.  Es  ist  das  von  ihm  in  der  Morphologie  bemerkte  Ver- 
stäuben der  Fliegen  im  Herbste,  was  er  für  directe  Auflösung  in  den  organischen  Urstaub  hielt.  Es  war  das  Ausstreuen  des  Samens 
der  Saprolegnia,  die  aus  dem  kranken  und  todten  Fliegenleibe  wächst,  wie  aus  dem  Fischleibe  (vergl.  Acta  Not.  Cur.  XV.  2. 
1831.  p.  379.). 

Ferner  hat  man  in  der  neueren  Zeit  viel  über  Bewegungen  in  verschiedenen  Pflanzentheilen  geschrieben  und  sie  für  neue 
Beobachtungen  gehalten,  welche  ein  Verhältniss  zu  den  Monaden  feststellten.  Schon  Needham  hatte  1745  bemerkt,  dass  alle 
Theile  der  Pflanzen  belebte  organische  Theilchen  besässen.  Büffon  sagt,  (Hut.  nat.  Vol.  IL  p.258):  Ms.  Need- 
ham sest  assure  par  une  infinite  dobservations,  que  toutes  les  parties  des  vegetative  contiennent  des  parties  organü/ues 
mouvantes.  Wo  mag  er  sie  also  nicht  gesehen  haben!  Neuerlich  hat  man,  seit  Gleichen's  Beobachtung  der  bewegten  Körperchen  im 
Melonen-Pollen,  und  seit  Brongniart's  darauf  weiter  begründeter  Spermatozoen-Lehre  bei  den  Pflanzen,  als  ganz  allgemein  gültig  ausge- 
sprochen, dass  es  in  den  Pflanzen  von  Monaden  und  Spermatozoon  wimmle.  Besonders  viel  hat  Meyen  dazu  beigetragen,  diese 
Idee  zu  verbreiten,  und  er  nennt  p.  416.  die  bewegten  Körperchen  vegetabilisches  Monaden- Meer.  Die  von  ihm  reichlich  zusammen- 
getragenen historischen  Nachrichten  finden  sich  in  Robert  Brown's  vermischten  botanischen  Schriften  von  Nees  v.  Esenbeck  B.  IV. 
1830.  von  p.  327  an.  Es  ist  über  diesen  Gegenstand  viel  für  und  wider  verhandelt  worden.  Jetzt,  nach  Entdeckung  der  Organi- 
sation -  Verhältnisse  der  Infusorien,  liegt  es  am  Tage,  dass  alle  Vergleichung  der  bewegten  Theilchen  verschiedener  Art  bei  Pflanzen 
mit  Monaden  so  lange  aller  Begründung  entbehrt,  als  nicht  nachgewiesen  ist,  dass  sie  wirklich  organisirt  sind  wie  Monaden.  Eine  be- 
sondere Bemerkung  verdienen  die  sogenannten  Samenthierchen,  welche  früher  Schmiedel  (Icon.  1793.  p.  85.)  dann  Friedrich 
Nees  von  Esenbeck  1822.  (Flora  p.  33.)  und  neuerlich  Dr.  Unger  und  Werneck  in  sog.  Antheren  der  Moose  gefunden  haben. 
Man  hat  sie  vergleichend  Monaden  genannt,  weil  es  runde  Körperchen  waren,  aber  Dr.  Unger  fand  spiralförmige  und  nannte  sie 
Spirillum  Bryoxoon  als  Species  einer  bekannten  Gattung  von  Infusorien.  Schon  Dr.  Werneck  hat  diess  (in  der  Flora  1834-  /. 
p.  143  — 153.)  zurückgewiesen  und  sie  nicht  für  Infusorien,  sondern  für  geschwänzte  Samenthierchen  erklärt.  Auch  das  Letztere 
ist  aber,  aller  Wahrscheinlichkeit  nach,  nur  eine  äussere  Aehnlichkeit,  ohne  alle  Beziehung  auf  die  innere,  wahre  Natur  dieser  Kör- 
perchen.    Wo  keine  Organisation  nachzuweisen,  fehlt  es  jedem  Urtheil  über  Aehnlichkeit  mit  Thieren  am  ersten  und  wichtigsten  Grunde. 


ZWEITE    FAMILIE:    PANZERMONADEN. 

Cryptomonadina.    Monades  ä  Carapace* 

CHARACTER:  Animalia  polygastrica,  Monadinorum  omnibus  (aut  saltem  non  aliarum  familiarum)  cliara- 
cteribus  organicis  instrueta,  involucro  molli  durove  singula  (propter  divisionem  spontaneam 
simplicem  perfeetam  aut  nullam)  singulo  loricata. 

CARACTERE:  Animaux  polygastriques ,  pourvus  de  tous  les  car  acter  es  organiques  des  Mona- 
dines {au  moins  depourvus  des  caracteres  des  autres  familles)  et  enveloppes  ohaeun 
isolement  dans  une  carapace  molle  ou  endurcie  particuliere ,  ce  que  se  tient  par 
leur  division  spontanee  simple  parfaile,  on  par  manque  de  division. 

Solche  frei  und  selbst  bewegte  mikroskopische  Körperchen  ,  welche  die  organischen  Charactere  der 
Monadenfamilie  mit  Bestimmtheit,  oder  doch  keine  deutlichen  Charactere  anderer  Familien  erkennen  lassen, 
und  deren  nicht  mehrere  von  einer  gemeinsamen  Hülle  umschlossen  sind,  sondern  von  denen,  aus  Mangel 
an  Selbsttheilung,  oder  ihrer  vollkommenen  einfachen  Selbsttheilung  halber,  immer  jedes  einzelne  frei  von 
einer  besondern  gallertartigen,  häutigen  oder  harten  Hülle  umgeben  und  gepanzert  ist,  gehören  zur  Familie 
der  Panzermonaden. 


Die  Familie  der  Panzermonaden  wird  bis  jetzt  aus  16  Thierarten  gebildet,  welche  in  6  Gattun- 
gen vertheilt  worden  sind:  Cryptomonas  mit  7  Arten,  Ophidomonas,  Prorocenlrum  und  Lagenella,  jede 
mit  1  Art,  Cryptoglena  und  Trachelomonas  jede  mit  3  Arten.  Sie  wurde  1831  in  den  Abhandlungen 
der  Berlin.  Academie  von  mir  zuerst  aufgestellt  und  bestand  damals  aus  den  4  Gattungen:  Cryptomonas, 
Gyges,  Lagenula  und  Pandorina  mit  10  Arten.  Im  Jahre  1833  (1834)  wurde  sie  ebenda  p.  281.  schär- 
fer bestimmt  und  mit  den  jetzt  angegebenen  Gattungen  versehen,  wozu  nun  eine  neue,  Ophidomonas> 
kommt.  Die  Gattungen  Gyges  und  Pandorina  sind  zur  Familie  der  Kugelthiere  {Volvocina)  gezogen 
und  der  Name  Lagenula  ist,  wegen  Collision  mit  dem  Namen  einer  Pflanzengattung  von  Loureiro,  in  La- 
genella  umgeändert  worden. 


39 — 

Der  Organisationsgehalt  der  Familie  ist  eben  so  vollständig  ermittelt,  wie  der  der  Monadenfamilie 
und  der  grossem  polygastrischen  Thierchen,  wenn  auch  bei  einzelnen  Arten  noch  nicht  alles  erreicht  wor- 
den ist.  Der  Panzer  dieser  Thiere  ist  theils  ein  offenes  Schildchen  (Scutellum),  theils  ein  geschlossenes  Büchs- 
chen  (Urceolus),  letzteres  bei  den  Gattungen  Lagenella,  Trachelomonas  und  Prorocentrum,  ersteres 
bei  Vryptomonas  und  Vryptoglena.  —  Bewegungsorgane  sind  in  allen  Gattungen,  ausser  bei  Lagenella, 
erkannt,  wo  aber  Dr.  Werneck  sie  vielleicht  auch  gesehen.  Sie  bestehen  nur  in  einem  oder  2  fadenför- 
migen, sehr  feinen,  einer  kräftigen  Wirbelbewegung  fähigen,  meist  einziehbaren  Fortsätzen  des  Mundrandes, 
wie  sie  bei  den  Mo  nadinen  angezeigt  sind  und  welche  auch  hier  Rüssel  genannt  werden.  —  Das  Ernäh- 
rungssystem ist  zwar  bisher  bei  keiner  Art  durch  Aufnahme  von  farbiger  Nahrung  in  innere  Zellen  nach- 
weislich gewesen,  allein  die  innern  Zellen  sind  bei  6—7  Arten,  fast  der  Hälfte,  an  sich  anschaulich  ge- 
worden. Vryptomonas  curvata,  ovata,  glauca  und  fusca ,  Prorocentrum  micans,  Trachelomonas 
nigricans  und  volvocina  zeigen  dergleichen  deutlich.  Das  Auswerfen  der  verdauten  Stoffe  ist  noch  nicht 
beobachtet,  aber  die  Analogie  der  Bildung  bei  den  Monaden  hier  festgehalten  worden.  —  Das  Fortpflan- 
zungssystem ist  in  seiner  Doppelnatur  vollständig  darstellbar  geworden.  Wenn  es,  der  grossen  üeberein- 
stimmung  des  für  die  Beobachtung  Erreichbaren  halber,  annehmbar  ist,  dass  die  Farben  der  Infusorien  auch 
da,  wo  die  Kleinheit  des  Details  der  Sehkraft  unerreichbar  ist,  vorzugsweise  den  Eiern  angehören, 
so  gäbe  es  keine  Art  der  Panzermonaden,  welche  nicht  Eier  erkennen  Hesse,  indem  alle  fast  immer 
farbig,  grün  oder  bräunlich,  nur  selten  einzelne  (periodisch)  farblos  sind.  Es  lässt  sich  aber  sogar  bei  fast 
allen,  besonders  den  grünen  Formen  direct  erkennen,  dass  die  grüne  Farbe  aus  regelmässigen  gleich  grossen, 
dicht  an  einander  gedrängten  Körnchen  besteht.  Was  den  männlichen  Theil  des  Sexualsystems  anlangt,  so 
ist  die  Kleinheit  der  Formen  keineswegs  ein  Hinderniss  für  dessen  Darstellung  geblieben,  ja  er  ist  schon 
bei  mehrern  Arten  deutlich  geworden.  Bei  4  Arten  der  Gattungen  Vryptomonas  und  Vryptoglena  be- 
steht er  überall  aus  2  in  der  Körpermitte  liegenden,  ovalen  oder  runden  Drüsen,  welche  nicht,  wie  bei 
Microglena,  bandartig  verbunden  zu  seyn  scheinen.  Eine  contractile,  die  beiden  Theile  des  Geschlechts- 
Systems  verbindende  Blase,  wie  sie  die  Räder  thiere  führen,  ist  nur  bei  Vryptomonas  ovata  deutlich 
geworden  und  auch  bei  grössern  Formen  oft  schwer  zu  finden,  obschon  sie  vorhanden  ist.  —  Spuren  eines 
Gefässsystems  sind,  wahrscheinlich  mehr  seiner  Feinheit,  als  seines  Mangels  halber,  nicht  aufgefunden.  — 
Ein  selbstständig  entwickeltes  Empfindungssystem  ist  auch  in  dieser  Familie  bei  2  der  fünf  Gattungen  in 
allen  Arten  und  Individuen  durch  augenartige  Pigmentstellen  im  Inneren  des  Vordertheiles  ausgesprochen. 
Diese  Augen  bezeichnen  zugleich  die  Rückenseite  und  mithin  das  Rechts  und  Links  der  Formen. 

Was  die  geographische  Verbreitung  der  Familie  anlangt,  so  erstreckt  sich  die  Beobachtung  dersel- 
ben bis  jetzt  über  Europa,  von  der  Mitte  Deutschlands  östlich  bis  über  die  Grenze  von  Asien  am  Ural. 
Alle  verzeichnete  Arten  leben  bei  Berlin,  im  süssen  Wasser,  nur  Vryptomonas  fusca  ist  vom  Ural  und 
Prorocentrum  micans  ist  eins  der  leuchtenden  Seethierchen  der  Ostsee  bei  Kiel.  Aus  Zeichnungen  des 
Herrn  Dr.  Werneck  in  Salzburg,  welche  er  im  December  1835  durch  mich  der  naturforschenden  Gesell- 
schaft zu  Berlin  vorlegte,  ersah  ich,  dass  bei  Salzburg  mehrere  Arten  der  Familie :  Trachelomonas  nigri- 
cans, T.  volvocina  und  vielleicht  Lagenella  euchlora,  ebenfalls  vorhanden  sind.  Es  wäre  endlich  mög- 
lich, dass  die  in  den  Feuersteinen  der  Kreide  und  dem  Porphyr,  von  mir  Pyxidicula  genannten,  fossilen 
Formen  der  Gattung  Trachelomonas  angehörten. 


Man  erkennt  die  Panzermonaden  leicht  durch  ihre  Steifheit  bei  den  Bewegungen  und  bei  Berührung 
mit  andern  Körpern.  Zuweilen,  wie  bei  Prorocentrum  und  Lagenella,  sieht  man  den  Panzer  als  beson- 
dere Hülle  sogleich  direct.  Wo  ein  Zweifel  bleibt,  entscheidet  Druck  zwischen  geschliffenen  Glasplatten. 
Die  Gattung  Trachelomonas  besitzt  einen  glasartigen,  durch  Glühen  nicht  zerstörbaren,  Kiesel -Panzer. 
Die  durch  den  Panzer  nicht  selten  bedingte  Trübheit  und  Undurch sichtigkeit  der  kleinen  Körper  macht  das 
Erkennen  der  Organisation  schwierig;  daher  ist  in  dem  Character  der  Familie  darauf  Rücksicht  genommen. 
Die  Familie  der  Kugelthiere  {Volvocina)  unterscheidet  sich  durch  unvollkommene  Selbsttheilung,  wodurch 
Monadenstöcke  entstehen,  welche  eine  bleibende  schwesterliche  Verbindung  vieler  Thierknospen  sind.  Junge 
Kugelthiere  sind  erst  einfach  und  man  muss  sich  hüten,  diese  für  besondere  Thiere,  für  Panzermonaden, 
zu  halten,  was  bei  Vhlamidomonas  Pulvisculus,  Pandorina  Morum  gar  leicht  geschieht.  Einmal  oder 
flüchtig  gesehene  Formen  erlauben  kein  sicheres  Urtheil.  Beständigkeit  der  Form  bei  grossen  Mengen  und 
wiederholte  solche  Beobachtung  spricht  befriedigend  für  den  Character  als  Panzermonaden,  Uebergänge  in 
die  zusammengesetzten  Formen  entscheiden  gewöhnlich  leicht  für  den  Platz  bei  den  Kugelt  liieren.  — 
Nahe  verwandt  ist  auch  die  Familie  der  Wim  per  thierchen  {Peridinaeä).     Besondere  Wimpern  ausser 


-    40    

dem  Muiidrande  und  Borsten  oder  Anhänge  des  Panzers  unterscheiden  diese  Formen.  Die  Gattungen  Chae- 
tomonas  und  Chaetotyphla  sind  den  Gattungen  Cryptomonas,  Oryploglena  und  Lagenella  vielleicht  zu 
verwandt  (vergleiche  Tafel  XXII). 

Uebersicht   der   Gattungen: 

/kurze  Form,    keine   Selbsttlieilung 

Panzer  stumpf  und   )      oder  Längstheilung Cryptoüionas 

Augenlose I  glatt  \  lange  gewundene  Form  und  Queer- 

(     theilung Ophidomonas 

(Panzer  mit  einer  vordem  Spitze Prorocentrum 

/Panzer  mit  halsartiger,  enger  Mündung Lagenella 

.  ...,     '  ,  )  ,   ,         ( Panzer  ein  offenes  Schildehen    .  .  Cryptoglena 

Augenfulirende  .  .  .  (Panzer   ohne  halsar-  \  D  .  M  R..  , 

ranzer    ein    geschlossenes    Jonen  s- 

chen -  Tracheloraonas 


I      tige  Mündung 


ZEHNTE     GATTUNG:      PANZERMONADE. 
Cryptomonas.    Monade  a  carapace. 

CHARACTER:    Animal  e  familia  Cryptomonadinorum,   ocello  et  apiculo  destitutum,  forma  brevi,  sponte 

longitudinaliter  aut  nunquam  dividuum. 
CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Monades  ä  carapace,  depourvu  d oeil  et  de  pointe 

anterieure,  taille  courte,  division  spontanee  longitudinale  ou  nulle. 

Die  Gattung  der  Panzermonaden  ist  durch  Mangel  eines  Augenpunktes  und  durch  stumpfen,  glatten, 
nicht  mit  einer  vordem  Spitze  versehenen  Panzer,  ferner  durch  dessen  kurze,  nicht  fadenförmige  Gestalt, 
und  durch  Längstheilung  oder  Mangel  an  Selbsttlieilung  characterisirt 

Es  sind  7  Arten  dieser  Gattung  bekannt,  von  denen  6  grün,  eine  bräunlich  gefärbt  sind.  Sie  wurde 
1831  zuerst  von  dem  panzerlosen  Doxococcus  der  Monadenfamilie  geschieden,  und  mit  6  Arten  in  den 
Abhandl.  d.  Berlin.  Academie  aufgezeichnet.  Eine  7te  Art  wird  hier  als  C.  glauca  zuerst  beschrieben.  An 
Organisations  -  Details  hat  C.  ovata  die  grösste  Ausbeute  gegeben,  doch  sind,  bis  auf  die  asiatische  C.fusca 
und  die  neuerlich  nicht  vorgekommene  C.  lenticularis,  alle  Arten  physiologischer  Beobachtung  zugänglich 
gewesen.  Der  Panzer  ist  bei  den  meisten  Arten  ein  unten  und  vorn  offenes,  am  Rande  eingebogenes  Rük- 
kenschildchen  {ßcutellwri) ,  nur  bei  C.  ovata  schien  es  ein  geschlossenes  Btichschen  (JJrceolus)  zu  seyn. 
Als  Bewegungsorgane  zeigten  3  Arten,  C.  curvata,  ovata  und  erosa  einen  einfachen  Fadenrüssel,  dage- 
gen C.  glauca  einen  doppelten.  Drei  bis  4  Arten,  C.  curvata,  ovata,  glauca  und  vielleicht  fusca,  Hessen 
innere  (Magen-)  Zellen  erkennen.  Ausser  C.fusca  zeigten  alle  Arten  grüne  Körnchen  als  Eier.  Drei  Ar- 
ten, C.  ovata,  erosa  und  cylindrica,  Hessen  2  ovale  oder  runde  männliche  Samendrüsen  erkennen,  er- 
stere  auch  eine  contractile  Samenblase  am  hintern  Ende  des  Leibes.  Selbsttlieilung  ist  nirgends  deutlich 
beobachtet  worden,  zuweilen  hingen  aber  2  schwimmende  Individuen  mit  dem  Munde  fortdauernd  an  ein- 
ander, was  vielleicht  das  letzte  Moment  der  spontanen  Längstlieilung  von  hinten  nach  vorn  war.  Empfin- 
dung^ -  und  Gefässsystem  sind  unerkannt. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  bisher  von  Berlin  bis  zum  Ural  beobachtet,  indem  6 
Arten  nur  bei  Berlin  leben,  die  C.  fusca  aber  allein  in  Catharinenburg  beobachtet  ist.  *  x 

In  der  Form  hat  diese  Gattung  viel  Aehnlichkeit  mit  den  Lippenmonaden,  die  aber  panzer- 
los sind. 

52.     Cryptomonas  curvata,  krumme  Panzermonade.    Tafel  IL  Fig.  XVI. 

C.  corpore  valde  compresso  magno,  duplo  longiore  quam  lato,  48vam  lineae  partem  aequante,  antico  fine  infra,  po- 
stico  supra  emarginato  seu  leviter  sigmoideo,  viridi. 

Monade  a  carapace  courbee,  a  corps  tres-comprime,  grand,  deucc  fois  plus  long  que  large,  x\^miU 
limetre  en  longneur,  anterieurement  et  posterieurement  echancre  en  forme  legere  de  la  lettre  S, 
couleur  verte. 

Cryptomonas  curvata,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  57. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Im  Jahre  1830  fand  ich  diese  Monade  am  3.  Mai,  1832  im  November  zwischen  Conferven  des  Tiergartens  in  Menge.  Die 
grössten  Exemplare  erreichten  lj12  bis  748  Linie  Länge.  Die  Bewegung  war  langsam  und  wankend,  zuweilen  um  die  Längsaxe  dre- 
hend und  plötzlich  hüpfend.     Der  sehr   zusammengedrückte    papierartige  Panzer  hatte   am  vorderen  Vorsprunge   einen  kaum  der  halben 


: 41      — - 

Körperlänge  gleichenden,  feinen  wirbelnden  Rüssel  und  in  der  Ausbuchtung  darunter  eine  grosse  ovale  Oeffnung.  Die  Kürze  des  seitli- 
chen Rüssels  veranlasste  offenbar  die  langsame,  wälzende  Bewegung  und  sein  rasches  Anstossen  das  Hüpfen.  Der  Körper  füllte  den 
Panzer  ganz  aus;  letzterer  erschien  als  eine  geschlossene  Büchse.  Die  grüne  Farbe  war  von  dicht  an  einander  gereihten  Körnchen, 
die,  Eiern  vergleichbar,  V20 —  V30  der  Körpergrösse  hatten,  und  mithin  etwa  V1440  einer  Linie  gross  waren.  Von  diesen  Körnchen 
umgeben,  waren  im  Innern  grössere,  hellere  Blasen  sichtbar,  die  ganz  die  Gestalt,  Lage  und  Grösse  von  Magenzellen  hatten.  Farbe 
nahmen  sie  nicht  als  Nahrung  sichtlich  auf.  Ich  bin  jetzt  zweifelhaft,  ob  ich  nicht  die  bei  C.  ovata  deutliche  Längsspalte  des  Pan- 
zers auf  der  Bauchseite  hier  doch  übersehen  habe.  In  diesem  Falle  ist  die  Form  anders  zu  bezeichnen.  Der  Körper  wäre  dann  nie- 
dergedrückt (corpus  depressum) ,  die  offene  Seite  die  Bauchseite,  die  Rückenscite  geschlossen,  die  Stirn  nicht  von  oben  nach  unten, 
sondern  von  links  nach  rechts  ablaufend.  —  Entwicklungscyclus   V1440'" — l\d". 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  IL  Fig.  XVI. 

Die  6  Figuren  bilden  2  Gruppen.    Die  oberen  3  sind  im  Jahre  1830  gezeichnet,  die  3  untern  1832. 
Fig.  1.  die  erste  der  untern  Reihe,  ist  von  der  Seite  (Rücken'?)  gesehen,  Vis  Linie  gross,  310mal  vergrössert. 
Fig.  2.  ein  kleineres  Individuum  vom  Rücken  (der  linken  Seite?)  gesehen. 
Fig.  3.  ist  das  erstere  vom  Bauche  (der  rechten  Seite?)  gesehen,  wo  es  die  ovale  Mundöffnung  zeigt. 

53.  Cryptomonas  ovata,  eiförmige  Panzermonade.    Tafel  IL  Fig.  XVII. 

C.  corpore  depresso,  ovato,  magno ,  duplo  longiore  quam  lato,    48vam  lineae  partem  aequante,  viridi. 

Monade  a  carapace  ovale,  a  corps  deprime,  ovale,  grand,  deute  fois  plus  long  que  large,  V24  «»«/- 
limeire  en  longueur,  couleur  verte. 

Encliclys  viridis,  Müller?  Animalc.  infus,    Tab.  IV.  Fig.  1. 

Craterina  viridis 9  Bory?  Encych  metli.  1824.  p.  523.  et  Essay  d'une  classif.  des  microsc.   1826. 

Cryptomonas  ovata,  Abliandl.  der  Akademie  d.  Wissen  seh.  zu  Berlin,  1831.  p.  57. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin !,  vielleicht  auch  bei  Copenhagen. 

Sie  wurde  im  Jahre  1830  im  September  zwischen  Co?iferva?  ochracea  mit  Cr.  cylindrica  beobachtet;  im  Jahre  1834  fand  sie 
sich  im  Juli  zwischen  anderen  Conferven  des  Thiergartens  und  am  11.  Februar  1835  wieder  zahlreich  in  ähnlichen  Verhältnissen.  Die 
kleinsten  hatten  '/m,  die  grössten  V48  Linie  Länge.  Müllers  Thierchen  war  cylindrisch  und  fand  sich  in  Wasser ,  welches  mehrere 
Wochen  lang  gestanden  hatte.  Vielleicht  war  diess  C.  cylindrica.  Bei  C.  ovata  ist  offenbar  die  breite  Seite  die  Rückenseite  oder 
Bauchseite.  Der  niedergedrückte  Panzer  schliesst  sich  auf  einer  dieser  Seiten  nicht ,  sondern  ist  da  nur  umgebogen,  und  bei  der  Gat- 
tung Cryptoglena  liegt  der  Augenpunkt  auf  der  geschlossenen  Seite  der  Oberfläche  näher,  was  diese  als  Rückenseite  zu  erkennen 
giebt.  So  ist  es  auch  hier  betrachtet.  Der  fast  elliptische  Körper  ist  vorn  schief  abgestutzt  und  leicht  ausgebuchtet,  von  links  nach 
rechts  ablaufend.  Der  einfache  Rüssel  ist  länger  als  die  Körperhälfte.  Die  Bewegung  ist  langsam,  wankend,  um  die  Längsaxe  dre- 
hend, wenn  Widerstand  kommt,  hüpfend.  Der  Panzer  ist  nicht  hart,  sondern  papierartig.  Zahlreiche  innere  helle  Blasen  zwischen 
den  grünen  Eiern  bezeichnen  die  Magenzellen.  In  der  Mitte  sind  immer  2  —  3  eiförmige  graue  Körper,  die  hier  als  Samendrüsen 
betrachtet  werden.  Am  hintern  Ende  ist  eine  einfache  veränderliche,  bald  vorhandene,  bald  verschwindende  Samenblase.  Die  kleinsten 
Individuen  konnten  nur  Junge  aus  Eiern  seyn,  da  sie  als  Theile  der  Selbsttheilung  zu  klein  waren.  Selbsttheilung  ist  gar  nicht 
beobachtet. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  IL    Fig.  XVII. 

Es  sind  7  rüsselführende},  gleich  stark  vergrösserte ,  Exemplare  nach  Zeichnungen  vom  Jahre  1834,  und  1  rüsselloses  nach  Zeichnung  von 
1830  dargestellt.  . 

Fig.  1.     ist  vom  Bauche  gesehen; 
Fig.  2.     vom  Rücken  gesehen ; 

Fig.  3.    von  der  Seite  gesehen,  sämmtlich  310mal  vergrössert; 
Fig.  4.     ein  junges,  nicht  durch  Theilung  entstandenes  Exemplar,  380mal  vergrössert. 

54.  Cryptomonas  erosa,   ausgerandete  Panzermonade.    Tafel  IL  Fig.  XVIII. 

C.  corpore  depresso,  ovato,  parvo,  80mam  lineae  partem  vix  attingente,  viridi,  antica  parte  late  hyalino,  eroso. 

Monade  a  carapace  echancree,  a  corps  deprime,  ovale,  petit,  egalant  %  millimetre  pres,  de  coii- 
leur verte,  pale  et  echancre  au  bout  anterieur. 

Cryptomonas  erosa,  Abliandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  56.  1835.  p.  164.   Tafel  I.    Fig.  11. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  Panzermonade  lebt  in  klarem  Wasser  der  Torfgruben  zwischen  Conferven  im  Sommer.  Im  Jahre  1835  fand  ich  sie 
schon  wieder  am  11.  Februar,  also  lebt  sie  den  Winter  durch  fort.  Sie  ist  weicher,  als  die  übrigen,  nur  der  C.  glauca  gleich,  hat 
aber  offenbar  einen  häutigen  Panzer  in  Form  eines  Schildchens  (Scutellum),  welcher  auf  der  Bauchseite  umgerollt,  nicht  geschlossen 
ist.  Sie  ist  gewöhnlich  V120,  selten  bis  %  Linie  gross,  von  Farbe  schön  grün,  ins  gelbgrüne  spielend,  vom  blasser.  Das  Farbige 
erscheint  als  sehr  kleine  Körnchen,  die  man  nur  bei  starker  Vergrösserung  erkennt,  von  V12  bis  Vi«  der  Körperlänge.  Magenzellen 
waren,  wohl  der  Durchsichtigkeit  ihrer  Wände  halber,  nicht  deutlich,  dagegen  traten  sehr  deutlich  in  der  Körpermitte  1  bis  3  kugel- 
förmige drüsige  graue  Körperchen  für  das  Auge  hervor,  die,  mit  den  ähnlichen  der  grösseren  Formen  verglichen,  als  Samendrüsen  er- 
scheinen. Die  lebhafte  Bewegung  der  Thierchen  glich  der  des  Cyclidium  Glaucoma,  war  aber  langsamer  und  wurde  durch  einen 
einfachen,  fadenförmigen  Rüssel  von  fast  der  ganzen,  oder  */s  der  Körperlänge  vermittelt.  Die  vordere  Mundgegend  dieses  Thierchens 
ist  blasser,  weü  sie  weniger  Körnchen  enthält.  Manche  Individuen  waren  in  der  Mitte  durchgehend  hell  und  nur  mit  2  grünen  Seiten- 
streifen versehen;  dergleichen  sah  ich  durch  Auswerfen  grüner  körniger  Masse  (Eier)  an  der  vordem  schief  abgestutzten,  etwas  ausge- 
buchteten  Endfläche  (dem  Munde)  aus  ganz  grünen  entstehen.  —  Entwicklungscyclus  Viseo  — Vso  Linie. 

11 


-•-    4»    — 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  IL    Fi  ff.  XVIII. 

O  O  O 

Die  10  Thierchen  sind  in  verschiedenen  Stellungen,  wie  sie  im  Mikroskop  erscheinen,  dargestellt,  1/l20  Linie  gross,  380mal  vergrössert, 
jüso  bei  gleicher  Vergrößerung  mit  Fig.  4.  der  vorigen  Art  gezeichnet  Das  mit  f  bezeichnete  Thierchen  ist  im  Eierlegen  (?)  begriffen.  Das  mittlere 
rechts  ist  von  der  Seite  gesehen. 

55.  Cryptomonas  cylindrica,  cylmdrische  Panzermonade.    Tafel  n.  Fig.  xix. 

C.  corpore  elongato,  subcylindrico ,  triplo  lo'ngiore  quam  lato,  72(1  am  lineae  partcm  fere  aeqnantc,  viridi,  antica  parte 
oblique  truncato  et  emarginato« 

Monade   a    carapace   cylitidrique,   a  corps  allonge,   presr/ue  cylindrir/ue ,   trois  fois  plus  long  r/ue 
large,  egalant  a  peu  pres  llZQ  millimetre,  de  couleur  verte,  tronr/ue  et  echancre  au  bout  anterieur. 

Leeuwenhoek  ,  August  1701? 

Enchelys  viridis,  Müller?  Animalc.  infus.     Tab.  IV.   Fig.  1. 

Cr aterina  viridis,  Bory  ? 

Cryptomonas  cylindrica,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p   57. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin !,  vielleicht  auch  in  Delft  und  bei  Copenhagen  beobachtet. 

Im  Jahre  1830  fand  ich  diese  Form  zahlreich  mit  Crypt.  ovata  im  September  .zwischen  Conferva?  ochracea,  am  28.  Juni 
1835  war  sie  häufig  zwischen  Euglena  sanguinea,  die  ich  am  Wege  nach  Spandau  in  der  Jungfernheide  bei  Berlin  sammelte,  und 
es  könnte  wohl  seyn,  dass  sie  eines  der  ersten  grünen  Infusorien  ist,  welche  Leeuwenhoek.  in  einer  Dachrinne  seines  Hauses  in 
Delft  mit  Euglena  sanguinea  betrachtete,  die  aber  auch  zu  Chlamidomonas  gehören,  oder  selbst  junge  Euglenen  seyn  konnten. 
Alle  diese  jetzt  unterschiedenen  Formen  wurden  früher  verwechselt.  Müller's  Citat  habe  ick  schon  bei  C.  ovata  angeführt,  es  lässt 
sich  nicht  entscheiden.  Diese  Art  ist  dreimal  so  lang  als  breit  und  wenig  zusammengedrückt,  daher  fast  cylindrisch.  Der  Panzer  ist 
offenbar  wie  ein  Schildchen.  Vorn  sah  ich  einen  Wirbel,  aber  den  Rüssel,  welcher  ihn  hervorbringen  mag,  nicht.  Magenzellen 
waren  direct  auch  nicht  wahrnehmbar,  wahrscheinlich  verdeckten  die  grünen  Körnchen  ihre  Umrisse.  Die  grüne  Farbe  bestand  aus 
sehr  feinen  Körnchen,  von  denen  etwa  20  auf  die  Körperlänge  gingen,  die  bis  x/72  Linie  gross  war.  Deutlich  lagen  in  der  Mitte  des 
Körpers  2  ovale  graue  Körperchen,  die  Samendrüsen.  Einschnürungen  zur  Selbsttheilung  sah  ich  nie,  aber  zuweilen  2  Individuen  an- 
einanderhängend  schwimmen,  welche  eine  Längstheilung  von  hinten  nach  vorn  anschaulich  machen  konnten.  Entwicklungscyclus  wohl 
V1440  Ms  l/i2  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  IL   Fig.  XIX. 

Die  10  dargestellten  Individuen  sind  in  verschiedenen  Stellungen,  einige  wirbelnd,  alle  290mal,   fast  eben  so  stark  als  C.  ovata  vergrössert. 
Fig.  1.     ist  vom  Rücken  gesehen,  wirbelnd. 
Fig.  2.     vom  Bauche  gesehen,  wo  die  2  Samendrüsen  deutlicher  werden,  mit  Weglassung  der  Eikörnchen. 

56,  Cryptomonas  f  glauca,  bläuliche  Panzermonade.    Tafel  II.  Fig.  xx. 

C.  corpore  ovato,    turgido,   72dam  lineae  partein  attingente,    duplo  longiore  quam  lato,   antico   fine    truncato,    caern- 
lescente,  flagello  dnplici. 

Monade  a  carapace  bleuätre,  a  corps  ovale,  gonfle,  deucc  fois  plus  long  r/ue  large,  atteignant  y3ö 
millimetre  en  longueur,  tronr/ue  au  bout  anterieur ',  couleur  verte  bleuätre,  trömpe  a  fouet  double. 

Aufenthalt:    Berlin. 

Diese  Panzermonade  ist  noch  nirgends  beschrieben.  Ick  fand  sie  am  29.  Juni  1835  in  einem  Löschkübel  mit  Chlamidomo- 
nas Pulvisculus  in  grosser  Menge.  Sie  unterschied  sich  sogleich  sehr  auffallend  durch  die  blaugrüne  Farbe  gegen  die  gelbgrüne  der 
Staubmonade.  Ihre  Grösse  schwankte  zwischen  Viq* —  V72  Linie,  so  dass  die  kleinsten  nicht  Theile  der  grössern  seyn  konnten, 
also  aus  Eiern  entsprossen  seyn  mochten.  In  einem  anderen  Löschkübel  der  Strasse  fand  sich  unter  ähnlichen  Verhältnissen  eine  an- 
dere ganz  ähnliche  neue  Form  gleichzeitig,  Cryptoglena  conica,  die  aber  deutlich  ein  rothes  Auge  besass  und  nach  hinten  spitz  war. 
Sehr  auffallend  war  der  deutliche  doppelte  Rüssel.  Die  grünliche  Farbe  war  za  Mass  oder  sanft,  um  die  sie  wohl  bildenden  Eikörn- 
chen scharf  umgrenzt  sehen  zu  lassen,  aber  desshalb  traten  gerade  die  innern  Magenzellen  recht  grell  hervor.  Ob  2  mittlere  von  die- 
sen hellen  Flecken  den  Samen  drüsen  angehörten,  blieb  ungewiss.  Ich  zählte  3  —  8  solcher  Magen.  Den  Panzer,  in  Form  eines  um  ge- 
rollten Schildchcns,  habe  ich  erkannt.  Hat  die  Form  vielleicht  ein  sehr  blasses,  rothes  Auge,  das  ich  übersehen  habe?  Gehört  sie  des 
doppelten  Rüssels  und  des  Mangels  eines,  Auges  halber,  in  eine  besondere  Gattung  (Diplotricha)?  Einige  im  Schwimmen  vorn  zu- 
sammenhängende Individuen  Hessen  auf  Längstheilung  von  hinten  nach  vorn  schliessen.  Die  Bewegung  war  munterer,  als  bei  Chlami- 
domonas, oft  hüpfend. 

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  IL    Fig.  XX. 
0  —  0 

Es  sind  17  Individuen  der  bläulichen  Panzermonade  und,  zur  Farbenvergleichung,  1  Individuum  der  gleichzeitig  beobachteten  augenführenden 
Chlamidomonas  Pulvisculus  dargestellt.  Die  2  zusammenhängenden  schwammen  so  gemeinsam  umher.  Die  kleinsten  sind  Junge ,  doch  wohl  aus 
Eiern  3  nicht  aus  Queertheilung. 

5?.    Cryptomonas*  fusca,  braune  Panzermonade.    Tafel  IL  Fig.  xxi. 

C.  corpore  ovato,  turgido,  125tam  lineae  partein  aequante,  fusco. 

Monade  ä  carapace  brune,  a  corps  ovale,  gonfie,  egalant  %2  millimetre  en  longueur,  couleur  brune. 

Bacterium?  fuscum,     Abhandl,  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  8t.  89. 
Cryptomonas?  fusca,  — •  —  _  —  ..  —        1831.  p.  57. 

Aufenthalt:    Bei  Catharinenburg  im  Uralgebirge. 

Diese  Infusorienfprm  fand  sich  im  Juli  1829  auf  der  Reise  mit  Herrn  Alexander  von  Humboldt  zwischen  Conferven  der 
Isct  bei  Catharinenburg.     Ich  hielt  sie  damals  für  ein  zweifelhaftes  Bacterium,  allein  ich  habe  jetzt  wenig  Zweifel,  dass  es  nicht  eine 


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Art  der  Panzermonaelen  gewesen.  Die  Längslinie  der  Zeichnung  war  wohl  gewiss  die  Panzergrenze >  und  dann  passt  die  Form  recht 
wohl  hierher.  Die  beiden  innern  Blasen  mögen  Magenzellen  gewesen  seyn,  wenn  es  nicht  Samendrüsen  waren.  Die  bräunliche  Farbe 
mag  den  Eiern  angehören.  Ich  sah  damals  viele  Exemplare  übereinstimmend,  aber  freilich  auf  der  Reise.  Die  Bewegung  war  drehend 
um  die  Längsaxe,  der  Körper  nicht  niedergedrückt,  sondern  beim  Drehen  gleich  dick. 

Erklärung   der  Abbildung   Taf.  IL   Fig.  XXI. 
Es  ist  ein  in  Catharinenburg  gezeichnetes  Exemplar,  245m al  vergrössert. 

58.    Cryptomonas  lenticularis,  linsenförmige  Panzermonade.    Tafel  IL  Fig.  xxil. 

C.  corpore  lenticularis  orbiculato,  parvo,  144tam  lineae  partem  aequante,  yiridi,  lorica  crassa. 

Monade  a  carapace  lenticulaire,  a  corps  lenticulaire ,  rond,  petita  egalant  ll12  millimetre,  couleur 
verte,  carapace  epaisse. 

Cryptomonas  lenticularis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  57. 

Aufenthalt:     Berlin. 

Im  Jahre  1831  erkannte  ich  in  dieser,  schon  früher  von  mir  beobachteten,  Form  den  Character  einer  Panzermonade.  Ich 
sali  sie  dann  wieder  im  Juni  1832  und  im  Juli  1834  in  Löschkübeln.  Die  Bewegung  war  wankend.  An  einer  Stelle  des  Randes  sah 
ich  deutlich  einen  Wirbel  und  glaubte  mehrere  Wimpern  zu  sehen.  Es  mag  wohl  das  Schwingen  eines  Rüssels  gewesen  seyn.  Auf 
der  breiten  Seite  liegend,  erschien  das  Thierchen  wie  eine  grünliche  Scheibe  mit  einem  dunkelgrünen  Rande;  von  der  Seite  gesellen, 
spindelförmig,  dunkelgrün.  In  der  Mitte  waren  zuweilen  mehrere  Körner  oder  Bläschen  von  grauer  Farbe.  Die  kleinsten  waren  Vies? 
die  grössten  Vu4  Linie  gross.  Farbige  Nahrung  nahm  es  nicht  auf.  Oft  lag  es  auf  der  breiten  Seite  ganz  still.  Den  dunkelgrünen 
Saum  halte  ich  für  die  Dicke  des  Panzers,  oder  wäre  vielleicht  die  grosse,  helle,  mittlere  Scheibe  eine  Samendrüse,  welche  die  grü- 
nen Eier  u.  s.  w.  nach  der  Seite  drängt? 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  IL   Fig.  XXIL 

Es  sind  15  Thierchen,  9  von  der  breiten,  6  von  der  schmalen  Seite  dargestellt,  alle  450mal  vergrössert;  eins  darunter  ist  von  der  kleinsten 
beobachteten  Grösse. 

Fig.  1.    ist  von  der  breiten  (Rücken-)  Fläche; 
Fig.  2.    ist  von  der  schmalen  (Seiten-)  Fläche  gesehen. 


Geschichtlicher  Zusatz  zur  Gattung   Cryptomonas. 

Es  sind  nur  2  der  früher  bekannt  gewordenen  Infusorien  fraglich  zu  den  Panzermonaden  zu  stellen.  Enchelys  viridis  von 
Müller  ist  schon  zu  C.  ovata  und  cylindrica  citirt  worden,  ausserdem  könnte  Monas  Ocellus  desselben  Beobachters  eine  beson- 
dere Art  dieser  Gattung  seyn,  indem  der  sehr  dunkle  Umkreis  vielleicht  wie  bei  C.  lenticularis  die  Dicke  des  Panzers  anzeigt.  Jene 
Art  zieht  Bory  de  St.  Vincent  in  seine  Gattung  Craterina,  welche  eigentlich  Yortice  11  en- Fragmente  enthält,  diese  in  seine 
Gattung  Ophthalmoplanis  mit  2  Formen,  die  2  andern  Gattungen  angehören.  Die  dicken  Umkreise  der  Figuren  bei  Joblot  und  Glei- 
chen u.s.w.  sind  aber  nicht  gleichgeltend  mit  diesen  bei  Müller,   sondern  sind    chromatische  Erscheinungen  der  Mikroskope. 


EILFTE     GATTUNG:      SCHLANGENMONADE. 
Opbidomonas.    Monade  Serpent, 

CHARACTER:    Animal  e  familia  Cryptomonadinorum,  ocello  destitutum,    lorica  obtusa  nuda,   statura  fili- 

formi  et  divisione  spontanea  transversa  perfecta. 
CARACTERE:   Animal  de  la  famille  des  Monades  ä  carapace,  depourvu  d oeil,  a  carapace 

obtuse  glabre,  a  taille  filiforme  et  ä  division  spontanee  parfaite  transversale. 

Die  Gattung  der  Schlangenmonaden  unterscheidet  sich  von  den  übrigen  Panzermonaden  durch- 
Mangel des  Auges,  durch  stumpfen,  glatten  Panzer,  durch  fadenförmige  Gestalt  und  durch  queere  vollkom- 
mene Selbsttheilung. 

Es  ist  bis  jetzt  nur  eine  bräunlich  gefärbte  Art  dieser  Gattung  bekannt  geworden.  Sie  wurde  am 
18.  September  1836  entdeckt  und  wird  hier  zuerst  characterisirt.  An  Organisation  haben  sicli  nur  ein 
röhrenförmiger  Panzer  und  ein  fadenförmiger  Rüssel  als  Bewegungsorgan  mit  vielen  Magenzellen  im  Innern 
des  Leibes  erkennen  lassen.  Das  Hinderniss  für  weitere  Erkenntniss  liegt  im  geringen  Breiten -Durchmes- 
ser der  Form.  Ob  die  bräunliche  Farbe  den  Eiern  angehört,  blieb  unentschieden.  Selbsttheilung  ist  als 
Queertheilung  erkennbar  gewesen. 

Sie  ist  nur  in  Deutschland ,  bei- Jena,  beobachtet. 


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59.    Ophidomonas  jenensis,  jenaisclie  Schlangenmonade. 

O.    corpore    spiraliter    curvato    tenuissimo,     ntroquc   fine    aequaliter   ohtuso,     48vam   lineae   partein   longo,     olivaceo- 
fuscescente. 

Monade  Serpent  de  Jena,  a  corps  courbe  en  spirale,    trhs-fin,   obtus  auac  deua>  bouls,    egalant  V24 
millimetrc,  couleur  d'oliue  brunäfre. 

Bericht  über  die  Versammlung  d.  Naturforscher  zu  Jena,  1836.     (Nicht  Ophidosoma.) 

Aufenthalt:    Ziegenliayn  bei  Jena. 

Diese  sehr  eigentümliche  Panzermonade ,  welche  einem  Spirillum  ganz  ähnlich  ist,  fand  ich  mit  Herrn  Prof.  Weiss  am 
18.  Sept.  1836  in  einem  kleinen  Bassin  zum  W^isserschöpfen  bei  der  Kirche  des  Dorfes  Ziegenliayn  bei  Jena,  gleichzeitig  mit  Monas 
Qkenii  und  mehreren  gewöhnlichen  Arten  von  Euglena.  Beim  Schwimmen  schlängelt  sie  sich  wie  ein  Vibrio,  untersucht  man  aber 
die  Erscheinung  genau,  so  schlängelt  sie  sich  gar  nicht,  sondern  ist  ganz  steif,  aber  spiralförmig  gewunden,  wie  ein  gedehnter  Pfropfen- 
zieher.  Das  Wälzen  um  die  Längsaxe  bedingt  die  optische  Täuschung  des  Schlängeins.  Ihre  Bewegung  ist  rasch.  Am  Rande  des 
Tropfens  liegt  sie  bald  still,  macht  aber  dann  noch  lange  vorn  einen  deutlichen  Wirbel.  Ein  sehr  feiner  Rüssel  ist  von  mir  als  Be- 
wegungsorgan mehrmals  deutlich  erkannt  worden^  Es  finden  sich  Formen  von  1/2  bis  zu  2V2  Spiralen.  Beim  Stillliegcn  erkennt  man 
die  starre  krumme  Körperform,  welche  einen  Panzer  verräth,  der  ein  Büchschen  (Urceolus)  seyn  mag.  Im  innern  Körper,  der  an 
Dicke  V14  der  grössten  Länge,  also  Vo72  Linie  beträgt,  sind  18  bis  24  Magenbläschen,  oft  weniger,  sehr  deutlich  zu  erkennen.  Wei- 
tere Structurverhältnisse  blieben  verborgen.  —  Einen  Anfang  zur  ähnlichen  Spiralfonn  macht  schon  Cryptomonas  curvata.  Ich  habe 
Hunderte  von  Exemplaren  beobachtet  und  bis  zum  December  in  Berlin  lebend  erhalten.  Die  Gattung  Spirillum  unterscheidet  sich 
durch  unvollkommne  vielfache  Queertheilung,  welche  die  Spirale  bedingt  und  verlängert,  während  hier  die  einfache  vollkommne  Queer- 
theilung  die  eigene  Spiralform  des  Körpers  zerstört  oder  kürzt. 

Da  die  Tafeln  längst  gestochen  waren,  so  liess  sich  eine  Abbildung  nicht  mehr  aufnehmen. 


ZWÖLFTE     GATTUNG:      STACHELMONADE. 
Prorocentrum.    Monade  ä  pointe» 

CHARACTER:    Animal  e  familia  Cryptoinonadinorum,    ocello    destitutum,   lorica   glabra,    apiculo   frontali 
teraiinata. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Mona  des  a  carapace^  sans  oeil,  ä  carapace  glabre^ 
terminee  en  poinle  frontale. 

Die  Gattung  der  Stachelmonaden  ist  von  allen  übrigen  Panzermonaden  dureb  Mangel  des  Auges 
und  glatten,  mit  einer  vorderen  Spitze  versehenen,  Panzer  ausgezeichnet. 

Es  ist  nur  1  gelblich  gefärbte  Art  der  Gattung  bisher  bekannt  geworden.  Die  Gattung  wurde  1832 
in  den  Abhandlungen  der  Berliner  Akademie  gegründet  An  Organisation  ist  ausser  dem  Panzer,  welcher 
ein  Büchschen  {Urceolus)  zu  seyn  scheint,  ein  einfacher,  fadenförmiger  Rüssel  als  Bewegungsorgan  er- 
kannt. Vom  Ernährungssysteme  ist  eine  Vielzahl  grosser  innerer  Zellen,  Magen,  beobachtet.  Die  gelbliche 
Farbe  mag  den  Eiern  angehören ,  welche  jedoch  direct  nicht  weiter  erkannt  wurden.  Eine  der  heilern  Bla- 
sen gehörte  vielleicht  dem  männlichen  Sexualsysteme  an,  doch  blieb  dieses  zweifelhaft.  Dr.  Michaelis  hat 
vielleicht  eine  männliche  Samendrüse  gesehen.  Besonders  merkwürdig  ist  diese  Gattung,  weil  die  einzige 
bekannte  Art  zu  den  Leuc  litt  liieren  des  Meeres  gehört,  und  es  mag  mithin  für  diese  so  in  die  Augen  fal- 
lende organische  Thätigkeit  auch  ein  besonderes,  noch  unerkanntes,  organisches  Verhältniss  bei  ihr  geben. 
Hier  sey  nur  noch  bemerkt,  dass  alle  Leuchtinfusorien  des  Meeres,  welche  bisher  bekannt  wurden,  durch 
eine  wachsgelbe  Farbe  bezeichnet  sind,  wodurch  wahrscheinlich  wird,  dass  dieselbe  in  einiger  directen 
Verbindung  mit  der  Erscheinung  stehe  (vergi.  Peridinium  Tafel  XXII.).   Selbsttheilung  ist  nicht  beobachtet. 

Die  einzige  Form  lebt  bei  Kiel  im  Ostsee wasser  und  ist  bisher  nirgends  weiter  beobachtet. 

Von  der  Gattung  Peridinium  unterscheidet  sich  diese  Form  durch  Mangel  des  Wimpernkranzes,  und 
die  einfache  Zuspitzung  der  Stirn  ist  hier  nicht  für  einen  besondern  Fortsatz  angesehen  worden.  Zu 
strenge  Consequenz  könnte  diese  Form  desshalb  aber  allerdings  in  die  Familie  der  Kranzthierchen,  in 
die  Nähe  von  Chaetolyphla  verweisen  (Tafel  XXII.). 

60.    Prorocentrum  micans,  leuchtende  Staclaelmonade.    Tafel  TT.  Fig.  XXIII. 

P.  corpore  ovato  compresso,    postico  fine  attenuato,    antico  rotundato  dilatato  et  apiculato,   magno,  36tam  lineae  par- 
tem  longo,  ceraeeo. 

Monade  a  pointe  lumineuse,  a  corps  ovale,  comprime,    aminci  au  bout  posterieur,    dilate  et  pointu 
au  bout  anterieur ,  assez  grand,  e galant  Vis  millimetre,  couleur  de  cire. 

Cercaria,  Michaelis,  Leuchten  der  Ostsee,  1830.  p.  3S.    Tafel  I.  Fig.   oben  rechts. 

Proroventrum   micans,  Abhandl.    der  Akademie  d.   Wissensch.   zu  Berlin,    1833.    p.  307.  und  1834.   über   das  Meeresleuchten, 
p.  537.  (129.) ,  575.  (167.)  Tafel  II.  Fig.  VI. 

Aufenthalt:    Im  Ostseewasser  bei  Kiel. 


_ 45    

Der  Entdecker  dieses  höchst  merkwürdigen  Thierchens  ist  Herr  Dr.  Michaelis  in  Kiel.  Er  beschrieb  es  und  bildete  es 
im  Jahre  1830  in  der  sehr  interessanten  Schrift:  über  das  Leuchten  der  Ostsee,  ab.  Im  Jahre  1832,  im  November,  erhielt 
ich  durch  seine  Güte  auf  meine  Bitte  leuchtendes  Kieler  Seewasser  in  Berlin,  und  hatte  die  Freude,  die  Leuchtthierchen  lebend  in  Ber- 
lin zu  untersuchen.  Dass  man  lebende  Infusorien  6  —  8  Tagereisen  weit  transportiren  könne,  hatte  ich  in  Arabien  1823  zuerst  beob- 
achtet, und  die  Anwendung  jener  Erfahrung  erhielt  hier  eine  überraschende  Bestätigung.  In  4  Flaschen  leuchtenden  Seewassers,  welche 
ich  im  September  erhielt,  fand  sich  mit  Periclinium  Fusus  und  Peridinium  Furca  auch  dieses  Thierchen  häufig.  Sie  erhielten 
sich  bis  zum  Ende  Novembers  lebend  und  erst  spät,  am  25.  November,  überzeugte  ich  mich  auch  bei  dieser  Form,  durch  isolirtes  Auf- 
heben von  leuchtenden  Tröpfchen  mit  einem  Federpinsel  und  Betrachten  des  Inhaltes  des  Tröpfchens  unterm  Mikroskope,  von  seiner 
eignen  Lichtentwickelung,  wie  sie  Herr  Michaelis  schon  sehr  wahrscheinlich  gefunden.  Es  sind  flache,  eiförmige  Blättchen  von  wachs- 
gelber Farbe  und  V36  Linie  Durchmesser,  welche  wankend  im  Wasser  schwimmen,  zuweilen  hüpfen.  Vorn  haben  sie  einen  kleinen 
Stiel,  wie  ein  verkehrt  eiförmiges  Pllanzenblatt.  Dieser  kleine  Stiel  ist  die  spitz  auslaufende  Stirn.  Dicht  unter  ihm  bemerkt  man 
das  rasche  Schwingen  eines  einfachen  peitschenartigen  Rüssels  von  2/3  der  Körperlänge,  und  im  Wasser  siebt  man  eine  Strömung  da- 
hin gehen,  wo  also  offenbar  der  Mund  seyn  mag.  Der  Körper  scheint  zusammengedrückt  (corpus  compressum)  und  ist  von  einer 
harten  Hülle  umgeben,  deren  innere  Grenze  man  erkennt.  Im  Innern  sind  6  — 10  grosse  hellere  Blasen  sichtbar,  welche  Magenzellen  zu 
seyn  schienen.  Die  gelbliche  Farbe  bildete  die  Zwischenmasse  zwischen  diesen  Blasen  und  war  undeutlich  sehr  feinkörnig.  Aus  Herrn 
Michaelis  unterer  Abbildung  könnte  noch  hervorgehen,  dass  im  Innern  eine  grosse  ovale  Drüse  liegt,  die  vielleicht  Samendrüse  wäre. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  IL    Fig.  XXIII. 

Es  sind  4  Exemplare  des  Ostseethierchens  nach  dem  Leben  in  Berlin  gezeichnet. 
Fig.  1.     ist  eine  Gruppe  von  3  Thierchen  von  der  breiten  Seite,  der  Seitenfläche  (?),  gesehen; 
Fig.  2.    ist  ein  einzelnes  Thierchen  vom  Rücken  (?)  gesehen.    Alle  sind  310mal  vergrössert. 


DREIZEHNTE     GATTUNG:     FLASCHENMONADE. 

Jhageiiella.    X*a^enelle. 

CHARACTER:    Animal  e  familia  Cryptomonadinoriim,  ocello  instructiim,  lorica  urceolata  in  Collum  s.  ro- 
strum  producta. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Monades  ä  carapace^   pourvu   et  im  oeil  et  dune 
carapace  a  bec  ou  ä  goulot  en  forme  de  bouleille. 

Die  Flasclienmonaden  unterscheiden  sich  von  allen  Panzermonaden  durch  einen  Augenpunkt 
und  einen  geschlossnen  Panzer  mit  vorderer  schnabel-  oder  halsartiger  Verlängerung  in  Form  einer  Flasche. 

Die  einzige  Art  dieser  Gattung  ist  grünfarbig.  Die  Gattung  selbst  wurde  in  den  Abhandlungen  der 
Berliner  Akademie  1831  unter  dem  Namen  Lagenula  gegründet ,  welcher  aber  seit  1832  in  Lagenella  um- 
gewandelt ist,  weil  eine  Pflanzeng attung  von  Loüreiro  jenen  ersten  Namen  schon  besass.  Die  Organisation 
ist  noch  nicht  hinreichend  entwickelt.  Viele  Arten  einer  Gattung  ergänzen  sich  gewöhnlich  und  geben  zu- 
sammen ein  befriedigenderes  Bild  der  Organisation,  als  die  angestrengteste  Beobachtung  einzelner  Formen 
es  oft  erreicht.  Ein  deutlicher,  crystallhelier  Panzer,  grüne  Körnchen  als  Färbendes  im  inneren  Leibe,  welche 
man  mit  Eiern  zu  vergleichen  berechtigt  ist,  und  ein  schön  rother,  bei  keinem  Individuum  fehlender,  inne- 
rer Punkt  in  der  vorderen  Körpergegend,  den  man  ein  Auge  zu  nennen  berechtigt  ist,  sind  die  bisher  er- 
mittelten organischen  Verhältnisse.  Magenzellen,  Samendrüse  und  Rüssel  sind  noch  nicht  beobachtet.  Doch 
würde,  nach  einer  Zeichnung  des  Herrn  Dr.  Werneck;,  welche  sich  auf  diese  Form  zu  beziehen  scheint,  ein 
fadenförmiger,   einfacher,  langer  Rüssel  vorhanden  seyn. 

Diese  Gattung  und  einzige  Art  ist  bisher  nur  bei  Berlin  und  vielleicht  bei  Salzburg  beobachtet. 

61.    JLageneUa  euchlora,  schongriiiie  Flasdienmomade.    Tafel  IL  Fig.  XXIV. 

L.  corpore  ovato,  collo  brevi  truncato,  96tam  lineae  partem  longa ,  lorica  crystallina,  corpore  (ovario)  viridi. 

Lagenelle  verte,  a  corps  ovale  et  a  goulot  courl  tronf/uey  ihs  mittimetre  en  longueur,  carapace  cry- 
stallme,  corps  ou  ovaire  de  couleur  verte. 

Lagenula  euclthra,  Abhandl.  d.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  62.    Tafel  II.    Fig.  8. 
Lagenella  euchlora,  — .  _        _  „  __  .  —        1832.   p.  281. 

Aufenthalt:    Berlin!  und  Salzburg? 

Im  Jahre  1830  beobachtete  ich  das  Thierchen  im  April  zwischen  Conferven  des  Thiergartens ,  später  habe  ich  es  im  Som- 
mer öfter  in  ähnlichen  Verhältnissen  gesehen,  aber  neuerlich  ist  es  mir  nicht  wieder  zugänglich  gewesen.  Aus  einer  Zeichnung,  welche 
mir  Hr.  Dr.  Werneck  ans  Salzburg  sandte,  lässt  sich  ein  dortiges  Thierchen  auf  diese  Form  deuten,  doch  hat  es  einen  etwas  zu 
kurzen  Hals.  In  dieser  Zeichnung  ist  ein  Rüssel  von  fast  mehr  als  Körperlänge  und  sind  auch  verschiedene  innere  Organe  angedeutet, 
welche  Magenzellen  und  Eier  anzeigen.  Das  rothe  Auge  ist  ebenfalls  hervorgehoben  und  die  Grösse  Voo  bis  Vss'"  angegeben,  was  mit 
dem  Yse'"  meiner  Beobachtung  sehr  übereinstimmend  ist.  Der  Panzer  dieses  Thierchens  ist  nicht  glasartig  hart,  wie  bei  Trachelomonas, 
sondern  papierartig  weich.     Es  ist  nöthig,  hier  zu  bemerken,    dass  neuere  Beobachtungen  mich  belehrt  haben,   dass   auch  bei  Trac/ie- 

12 


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lomonas  sich  zuweilen  Spuren  einer  halsartigen  Verlängerung  des  Mundes  bemerken  lassen.  Der  Character  ist  bei  Lagenella  viel 
bestimmter  und  beharrlich,  bei  jenen  scheint  der  halsartige  Theil  einziehbar,  weich  zu  seyn.  Die  grünen  Körnchen  sind  V20  —  V22  der 
Körperlänge.  —  Entwicklungscyclus  also  wohl  V1920  —  Vae  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen   Taf.  IL    Fig.  XXIV. 

Es  sind  7  Individuen  verschiedener  Grösse  und  in  verschiedenen  Stellungen  abgebildet.  Bei  den  meisten  ist  der  häutige  Panzer  sehr  deutlich 
abstehend,  bei  einigen  anliegend,  vom  Körper  mehr  ausgefüllt.  Ist  jenes  vielleicht  Folge  des  schon  stattgefundenen  theihveisen  Eierlegens  und  mithin 
des  Zusammenfallens  des  Körpers?    Selbsttheilung  ist  nicht  beobachtet,  jedenfalls  giebt  es  keine  unvollkommene  Selbsttheilung. 


VIERZEHNTE     GATTUNG:     PANZERAUGE. 
Cryptoglena.    Cryptoglene. 

CHARACTER:    Animal  e  familia  Cryptomonadinorimi ,  ocello  instructum,  lorica  scutellari,  latere  involuta, 

nee  rostrata. 
CARACTERE:  Animal  de  la  famüle  des  Monades  h  carapace,  pourvu  dun  oeil  et  tfune  ca- 

rapace  ouverte,  en  forme  de  bouclier  enroule  aux  cötes,  sans  bec  au  baut  anterieur. 

Die  Gattung  der  Panzer  au  gen  ist  vor  allen  Panzermonaden  durch  einen  deutlichen  Augenpunkt 
und  durch  einen  schildförmigen,  an  den  Seiten  eingerollten,   offenen  Panzer,   ohne  vorderen  Schnabel,    cha- 

racterisirt. 

Die  Gattung  Cryptoglena  besteht  gegenwärtig  aus  3  grünfarbigen  Arten,  und  wurde  im  Jahre  1831 
(1832)  in  den  Abhandlungen  der  Berliner  Akademie  p.  150.  mit  2  Arten,  C.  agilis  und  pigra,  zuerst  be- 
gründet. Die  dritte  Art,  C.  conica,  wird  hier  zugefügt.  Der  Name  der  Cryptoglena  agilis  ist  durch  ein 
Versehen  in  C.  caerulescens  1832  umgeändert,  da  aber  letzterer  Name  bezeichnender  ist,  so  ist  er  hier 
beibehalten.  Alle  3  Formen  sind  sehr  klein.  An  Organisation  haben  sie  dessenungeachtet  schon  mancher- 
lei ermitteln  lassen.  Besonders  die  neueste  Art  ist  zu  Hülfe  gekommen.  Der  Panzer  hat  sich  bei  allen 
Arten  als  ein  offenes  eingerolltes  Schildchen  {ßcutellum)  gezeigt.  Als  Bewegungsorgane  sind  bei  C.  conica 
1  fadenförmige  Rüssel  deutlich  geworden,  bei  den  andern  Arten  sind  sie  unerkannt.  Die  kleinen  Magen- 
zellen scheinen  bei  allen  Arten  durch  die  grünfarbigen  Ei -Körner  überdeckt*  zu  seyn.  Diese  bei  allen  Ar- 
ten unterschiedenen  Körnchen  bilden  wohl  den  weiblichen  Theil  des  Sexual -Systems.  Spuren  des  männli- 
chen Theils  sind  in  C.  conica  hervorgetreten,  wo  in  der  Körpermitte  2  ovale  graue  Drüsen  sichtbar  wa- 
ren. Als  Anzeigen  eines  isolirten  Empfindungssystems  werden  hier  die  bei  allen  Arten  und  Individuen  er- 
kannten rothen  Pigmentstellen  im  vorderen  Körper  angenommen,  welche  den  Augen  ganz  analog  umschrie- 
ben, gestellt  und  gefärbt  sind.     Alle  Individuen,  sind  einzeln;  Selbsttheilung  ist  iiicht  beobachtet. 

Die  Verbreitung  dieser  Formen,  welche  zu  den  kleinsten  augenführenden  organischen  Körpern  ge- 
hören, ist  bisher  nicht  weiter  beobachtet.     Sie  leben  sämmtlich  in  Berlin. 

©fc.    Cryptoglena  conica,  kreiselformiges  Panzerauge.    Tafel  IL  Fig.  XXV. 

C.  corpore  conico,  antico  fine  dilatato,  truncato,    postico  attenuato  subacuto,   96tam  lineae  partem   aequante,    e  viridi 
eaertileseente. 

Cryptoglene  Toupie,  h  corps  conique,  dilate  et  tronque  au  bout  anterieur,    aminci  et  presrjue  aigu 
au  bout  posterieur,  egalant  V48  mittimetre,  couleur  verte  bleuätre. 

Aufenthalt:    Berlin. 

Ich  fand  diese  sehr  lieblich  -  grüne  Form  in  zahlloser  Menge  als  Färbung  des  Wassers  eines  Löschkiibels  am  29.  Juni  1835 
in  Berlin  an  demselben  Tage  mit  Cryptomonas  glauca.  Die  Form  und  das  rothe  Auge  unterschied  sie  sehr  von  dieser,  welche 
grösser  war.  Die  Farbe  war  ein  sehr  sanftes  Blaugrün  und  zerlegte  sich  unter  dem  Microscop  in  einzelne  Körnchen  von  »/eo  der 
Körpergrösse,  welche  Eier  seyn  mögen.  In  der  Körpermitte  waren  2  graue  ovale  Körperchen  sichtbar,  die  sich,  der  Analogie  zufolge, 
für  männliche  Samendriisen  ansprechen  lassen  (vergl.  Abhandl.  d.  Berlin.  Akad.  1835.  Tafel  L).  Beim  allmähligen  Verdunsten  des 
Wassertropfens  wurden  bei  jedem  Thierchen  am  stumpfen  vordem  Ende  2  fadenförmige  Rüssel  von  halber  Körperlänge  sichtbar.  Der 
rothe  Augenpunkt  fand  sich  sehr  weit  vorn,  an  der  Stirn.  Der  hintere  Theil  des  Panzers  war  farblos  und  schien  vom  Körper,  oder 
doch  vom  Eierstocke  nicht  erfüllt  zu  seyn.  Bei  einigen  war  die  Körperform  etwas  gekrümmt.  Die  Bewegung  war  rasch,  wälzend  in 
der  Längsaxe,  zuweilen  aus  der  Bahn  hüpfend.  —  Entwicklungscyclus  V1920  bis  l/06  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  IL   Fig.  XXV. 
Es  sind  6  Individuen  verschiedener  Grösse  310mal  vergrössert  dargestellt.    Das  grösste  war  ^„g,  das  kleinste  V120  Linie  gross. 

03.    Cryptoglena  pigra,  träges  Panzerauge.    Tafel  IL  Fig.  XXVI. 

C.  corpore  ovato  subgloboso,   parvo,   250mam  lineae    partem  attingente,    antico   fine   emarginato ,   colore  laete   viridi; 
lente  natans. 


_    48 

CryptogVene  paresseuse,  a  corps  ovale  presque  globalen^,  petit,  atteignant  %6  <miUimetre>    echan- 
cre  au  bout  anterieur,  cauleur  d'un  beau  vert^  nageante  le?itement. 

Cryptoglena  pigra,  Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1832.  p.  150.  1833.  p.  296.  Tafel  VII.   Fig.  2. 

Aufenthalt:    In  und  bei  Berlin. 

Die  ersten  Exemplare  dieser  Art  fand  ich  im  Februar  1832  zwischen  Conferven  des  Thiergartens  bei  Berlin  unter  dem  Eise. 
Sie  ist  fast  nur  Vs  der  ersten  gleich,  sehr  klein  und  von  einer  zwar  auch  bläulich  grünen,  aber  mehr  lebhaften,  mehr  mit  gelb  ge- 
mischten Farbe.  Der  Körper  ist  kurz,  gerundet,  vorn  ausgeschweift,  und  der  Panzer  unterhalb  offen.  Hinten  scheint  der  Panzer  ge- 
schlossen. Das  rothe  Auge  ist  sehr  deutlich  in  der  Mitte.  Die  Grösse  der  grössten  beträgt  V250  Linie.  Etwa  15  Körnchen  lagen  in 
der  Körperlänge,  eins  ist  also  V3750  einer  Linie  gross.  Die  Bewegung  war  langsam  um  die  Langsaxe  wälzend.  In  gewissem  Lichte 
war  der  rothe  Augenpunkt  farblos,  aber  scharf  umschrieben.  —  Entwicklungscyclus  %60  —  %  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  IL   Fig.  XXVI. 

Es  sind  2  Gruppen  dargestellt,  welche  14  Thierchen  umfassen. 
Fig.  1.    ist  die  erste  Gruppe,  welche  7  Individuen  bei  290maliger  Vergrösserung  enthält; 
Fig.  2.     ist  die  zweite  Gruppe  mit  ebensoviel,  lOOOmal  im  Durchmesser  vergrösserten ,  Thieren. 

64.    Cryptoglena  caerulescens,  bläuliches  Panzerauge.    Tafel  IL  Fig.  XXVII. 

C.  corpore  elliptico  depresso,    minimo,    500mam  lineae  partem  aequante,    antico  iine  emarginato,   caerulescente   viridi; 
alacriter  natans. 

CryptogVene  bleuätre^  a  corps  eüiptü/ue,  deprime^  trks-petit,   egalant  V250  millimetre^    echancre  au 
bout  anterieuT)  couleur  verte  bleuätre;  nageante  vivement. 

Cryptoglena  agilis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1832.  p.  150. 

Cryptoglena  caerulescens ,  —        -  —  -  —  -  -       1833.  p.  290.   Tafel  VII.   Fig.  1. 

Aufenthalt:    In  und  bei  Berlin. 

Im  Januar  1832  in  der  ehemaligen  Senkgrube  für  warmes  Wasser,  dem  Bassin  der  königlichen  Porzellanfabrik  zu  Berlin 
zwischen  Conferven  entdeckt,  später  im  Frühling  im  Thiergarten  häufig  beobachtet.  Die  erstere  Localität  ist  jetzt  durch  Zuwerfen  des 
Bassins  verschwunden.  Das  etwas  abgeplattete  Thierchen  ist  schön  blaugrün  und  zeichnet  sich  durch  den  rothen  Augenpunkt  sehr  aus. 
Es  ist  das  kleinste  aller  bis  jetzt  bekannten  Thiere,  welches  ein  solches  Auge  noch  erkennen  lässt.  In  einer  gewissen  Beleuchtung 
ist  der  scharf  umschriebene  Punkt  farblos,  weshalb  ich  neuerlich  schwankte,  ob  es  nicht  vielmehr  die  männliche  Sexualdrüse  und  die 
Farbe  eine  optische  sey,  allein  ich  bin  zur  frühem  Meinung  zurückgekehrt.  Das  vordere  Ende  ist  von  rechts  nach  links  ablaufend. 
Bei  der  Seitenansicht  erkennt  man,  dass  die  geschlossene  Panzerseite,  weil  das  Auge  dieser  zunächst  steht,  die  Rückenseite,  die  offene 
die  Bauchseite  ist.  Im  Schwimmen  sieht  man  bei  allen  Arten  einen  hellen  Streif  mitten  durch  den  Körper  in  der  Langsaxe  gehen, 
das  ist  die  offene  Stelle  des  Panzers  auf  der  Bauchseite.  Die  Bewegung  dieser  Art  ist  sehr  schnell.  Die  blau- grüne  Farbe  zeigt 
sich  bei  starker  Vergrösserung  schwach  gekörnt.  Etwa  12  Körnchen  lagen  vielleicht  in  der  Körperlänge.  Sind  diese  Körnchen  Eier, 
so  ist  eins  Veooo'"  gross,  mithin  der  Entwicklungscyclus  wohl  Vgooo  —  Vsoo  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  II.    Fig.  XXVII. 

Die  Darstellung  umfasst  2,  aus  23  Thierchen  bestehende,  Gruppen. 
Fig.  1.    ist  eine  Gruppe  von  12  Thierchen  bei  380maliger  Vergrösserung  des  Durchmessers. 
Fig.  2.     sind  11  Thierchen  bei   lOOOmaliger  Vergrösserung. 


FÜNFZEHNTE     GATTUNG:     RÜSSELMONADE. 
Trachelomonas.    Monade  k  tr©mlbe. 

OHARA CTER:    Animal  e  fainilia  Cryptonionadinorum ,  ocellatum,  lorica  erostri  urceolata. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Monades  ä  carapace^  pourvu  dun  oeil  et  d'une 
carapace  fermee  en  forme  de  cruche^  allongee  ou  spherique,  sans  hec  ou  goulot. 

Die  Gattung  der  Rüsselmonaden  begreift  solche  Panzermonaden  in  sich,  welche  mit  einem  Au- 
genpunkte versehen  sind  und  einen  schnabellosen  ,  büchsenförmigen,  geschlossenen  Panzer  besitzen. 

Zu  dieser  Gattung  gehören  bis  jetzt  3  Arten,  deren  2  grün,  1  schwarzbraun  gefärbt  sind.  Sie  ist 
im  Jahre  1832  aus  der  Microglena  volvocina  gebildet  worden,  die  bis  dahin  auch  alle  ihre  Arten  um- 
schloss.  An  Organisation  ist  nicht  besonders  viel,  aber,  der  Schwierigkeit  bei  so  kleinen  Panzermonaden 
ungeachtet,  doch  einiges  bereits  ermittelt.  Ein  geschlossener,  nur  mit  einer  einfachen  runden  Oeffnung  ver- 
sehener, bei  2  Arten  kugliger,  bei  einer  walzenförmiger,  glasartiger,  harter  Panzer,  welcher  der  Glüh- 
hitze widersteht,  bildet  die  Hülle.  Ein  sehr  langer  einfacher,  fadenförmiger  Rüssel  vermittelt  bei  allen  Ar- 
ten die  Bewegung  und  das  Herbeischaffen  der  Nahrung.  Im  Innern  des  Körpers  selbst  sind  bei  2  Arten, 
T.  nigricans  und  volvocina^  sehr  kleine  hellere  Bläschen,  welche  wohl  Magenzellen  seyn  mögen,  erkannt, 
bei  T.  cylindrica  sind  Eikörnchen  deutlicher  geworden.     Männliche  Sexualdrüsen  sind  vielleicht  bei  T.  ni- 


48    

gricans  erkannt  Als  Theil  des  Empfindungssystems  giebt  sich  der  rothe  Augenpunkt  in  allen  Arten  zu 
erkennen.     Selbsttheilung  ist  nirgends  beobachtet. 

Die  Verbreitung  dieser  Gattung  ist  noch  nicht  weit  beobachtet.  Alle  Arten  leben  bei  Berlin  und  2 
davon ,  wie  es  scheint ?  auch  bei  Salzburg,  nämlich   T.  volvocina  und  nigricans. 

Zu  dieser  Gattung  gehört  vielleicht  die  merkwürdige  Thierform,  welche  eine  grosse  Masse  für  die 
Substanz  der  Feuersteine  der  Kreide  liefert  und  die  ich  wegen  Mangels  einer  sichtbaren  Oeffnung  zur  Gat- 
tung Pyxidicula^  Tafel  X.,  gestellt  habe. 

Sehr  verwandt  dieser  Gattung  ist  Lagenella ,  obwohl  sie  durch  einen  häutigen  Panzer  und  einen 
schnabelartigen  Hals  unterschieden  ist,  denn  auch  bei  den  Rüsselmonaden  ist  mir  eine  Spur  von  letzterem 
neuerlich  öfter  vorgekommen. 

65.  Traclielomonas  nigricans 9  schwärzliche  Rüsselmonade.    Tafel  IL  Fig.  XXVIII. 

T.  corpore  ovato  subgloboso,  parvo,  144tam  lineae  partem  aequante,  viridi,  nigrofusco  aut  rufescente,    ocello  fusco. 

Monade  a  trombe  noirätre,  a  corps  ovale  presijue  globuleu&>  petita  egalant  lj12  millimetre^  couleur 
verte,  brune,  rougeätre  au  noirätre^  oeil  brunätre. 

Microglena  volvocina,    Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  (1832.)  p.  64.  151.   Taf.  I.  Fig.  2.  die  ovalen  Figuren. 
TracMomonas  nigricans,        —  -  —  -  —  -    ■    —  1833.  p.  315.  Taf.  VII.  Fig.  V. 

Aufenthalt:    Berlin,  wahrscheinlich  auch  Salzburg. 

Diese  Art  wurde  früher  mit  den  übrigen  gemeinsam  als  Microglena  volvocina  beschrieben,  am  16.  April  1832  ward  sie 
zuerst  unterschieden.  Sie  ist  immer  eiförmig,  hat  seltner  eine  grüne,  meist  eine  gelbbraune,  röthliche  oder  schwarzbraune  Farbe  und 
ein  braunes  oder  schwärzliches  Auger  Ueberdiess  zeigt  sie  den  rothen  Ring  zwischen  dem  Panzer  und  dem  Körper,  welcher  die  andern 
beiden  Arten  so  sehr  auszeichnet,  nie  deutlich.  Der  Doatococcus  ruber  hat  in  der  oberflächlichen  Erscheinung  Aehnlichkeit  mit  die- 
ser Form,  ist  aber  nicht  eiförmig,  sondern  hüglig,  ohne  jedoch  den  rothen  Ring  der  runden  Trachelomonas  volvocina  zu  besitzen. 
Im  Innern  erkennt  man  kleine,  helle  Blasen,  die  Magen  seyn  mögen  und  öfter  erschien  ein  grosser,  kugelförmiger,  drüsiger  Körper, 
welcher  vielleicht  eine  Samendrüse  war.  Der  Mund  ist  eine  kleine,  runde  Oeffnung,  der  Rüssel  so  lang  als  der  Körper.  Die  Bewe- 
gung ist  rasch,  um  die  Längsaxe  wälzend. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  IL   Fig.  XXVIII. 

Es  sind  8  Individuen  dargestellt  in  verschiedener  Projection  der  Eiform,  310mal  vergrössert. 
Fig.  1.    ist  die  Eiibrm  von  der  Mundseite  mit  zurückgezogenem  Rüssel. 
Fig.  2.     macht  mit  dem  Rüssel  einen  Wirbel.    Das  äusserste  Thierchen  rechts  zeigt  eine  kugelförmige  grosse  Samendrüse. 

66.  Trachelomonas  volvocina,  wälzende  Rüsselmonade.    Tafel  II.  Fig.  xxix. 

T.  corpore  sphaerico,    majore,   72dam  lineae  partem    attingente,    viridi,   fuscescente  aut  rufescente,   ocello   et  cingulo 
optico  rubris. 

Monade   a  trombe  volvocine^    a  corps  sphcrique^    assez  grand,    egalant  V36  millimetre  en  longueur^ 
couleur  verte,  brunätre  ou  rougeätre ,  oeil  et  ceinture  a  V  entour  rouges. 

Microglena  volvocina,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  (1832.)  p.  64.  151.  Taf.  I.  Fig.  2.  die  runden  Figuren. 

Microglena  volvocina,   Poggendorff's  Annalen  der  Physik,  1832. 

Trachelomonas  volvocina,  Abhandl.  der  Akademie  d„  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  315.  331.   Taf.  VII.  Fig.  3. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  wahrscheinlich  bei  Salzburg  beobachtet. 

Unterschieden  wurde  diese  Form  1831,  wieder  beobachtet  im  März,  April  und  Mai  1832  und  im  Juni  1834  zwischen  Con- 
ferven  des  Thiergartens.  Die  Form  ist  immer  kugelförmig,  meist  grün  oder  bräunlich,  und  zeichnet  sich  immer  durch  einen  lebhaft 
rothen  Ring  im  Umkreis  aus.  Das  Auge  ist  deutlich  roth  gefärbt  und  im  Innern  lassen  sich  Bläschen  erkennen,  die  wohl  Magenzellen 
seyn  mögen.  Zwischen  diesen  ist  eine  sehr  feinkörnige  Masse,  welche  die  grüne  oder  bräunliche  Farbe  des  Körpers  bedingt.  Vorn  ist 
ein  peitschenförmiger  zarter,  langer  Rüssel,  welcher  die  Bewegung  und  das  Heranziehen  der  Nahrung  vermittelt.  TStwas  sehr  Merk- 
würdiges ist  und  bleibt  bei  diesem  Thierchen  der  rothe  Ring  im  Umkreise  und  er  verdient  noch  fernere  Aufmerksamkeit.  Dieser  leb- 
haft farbige  Ring  bleibt  nämlich  immer  in  ruhiger  horizontaler  Lage,  wie  sich  auch  immer  das  Thierchen  rasch  um  seine  Längsaxe 
dreht.  Es  folgt  daraus,  dass  dieser  rothe  Ring  kein  wahres  Pigment  am  Thiere  seyn  kann,  sondern  dass  er  eine  optische  Erscheinung 
ist.  Versuche,  diese  Erscheinung  durch  schillernde  Wimpern  oder  dadurch  zu  erklären,  dass  dieses  Roth  die  gewöhnliche  Ergänzungs- 
farbe des  Grün  für  das  Auge  sey,  blieben  unbefriedigend.  Wimpern  sind  nicht  sichtbar  und  die  deutlich  bewimperten  vielen  Infusorien 
zeigen  keinen  solchen  Ring.  Eben  so  wenig  zeigen  die  vielen  anderen  eben  so  grün  gefärbten  und  eben  so  kugelartigen  Infusorien 
diese  Ergänzungsfarbe  fürs  Auge.  Ein  anderer,  durch  vielfache  Versuche  von  mir  entdeckter,  Weg  scheint  fruchtbarer  zu  werden.  Ich 
versuchte,  die  Erscheinung  durch  abplattenden  Druck  zu  modiiieiren  und  wendete  dazu  2  wohl  geschliffene  Glasplatten  an.  Der  Druck 
wirkte  ganz  überraschend.  Die  kleinen  Panzer  sprangen  wie  Glas  sternartig  auseinander  und  war  der  Druck  nicht  zu  stark,  so  blieb 
das  Thierchen  unversehrt,  und  beim  Nachlassen  des  Druckes  bewegte  es  sich  neben  seinem  Gehäuse  oder  Panzer,  als  sey  dieser  ihm 
keineswegs  unentbehrlich.  Die  nackten  Thierchen  waren  von  lebhafter  grüner  Farbe  und  zeigten  ein  sehr  grelles  rothes  Auge,  aber 
der  rothe  Ring  im  Umkreis  war  verschwunden.  Der  zerbrochene  Panzer  hatte  auch  in  seinen  Fragmenten  keine  Spur  einer  rothen 
Farbe.  Hieraus  scheint  hervorzugehen,  dass  die  schöne  Farbenerscheinung  entweder  einer  Flüssigkeit  angehört,  welche  zwischen  dem 
Panzer  und  dem  Körper  innerlich  vorhanden  ist  und  beim  Platzen  sich  zerstreut  oder,  da  diese  nicht  an  sich  erkennbar  ist,  so  ist  es 
fast  wahrscheinlich,  dass  der  blosse  Zwischenraum  die  Farbe  auf  die  Weise  bewirke,  wie  sie  im  blättrigen  Glimmer  erscheint.  Nach 
Newton  würde  der  Abstand  der  Fläche  für  durchgelassenes  Roth  zweiter  Ordnung,   im  Fall  Luft  dazwischen  wäre,   0,00017015   pa-* 


49 

riscr   Linien   betragen.     Mögen   doch  Physiker   vom   Fach   sich    diese  Erscheinung  zur  Anschauung   bringen  und  noch  gründlicher  heur- 
th eilen  helfen. 

Diese  und  die  vorige  Art  finden  sich  unter  den  Zeichnungen  des  Herrn  Werneck  aus  Salzburg. 

O  o  O 

Erklärung  der  Abbildungen   Taf.  IL    Fig.  XXIX. 

Die  Darstellung  umfasst  16  Thierchen  in  sehr  verschiedener  Grösse  und  Stellung.     Von  diesen  sind  8  mit  vorgestrecktem  Rüssel,  6  mit  ein- 
gezogenem.    Alle  sind  280mal  vergrössert,  die  grössten  1/72  Linie  gross. 
Fig.  1.     ist  ein  Thierchen  mit  lang  vorgestrecktem  Rüssel  zum  Tasten; 
Fig.  2.     ein  anderes  mit  eingezogenem  Rüssel; 
Fig.  3.     ein  sehr  junges  Thierchen; 

Fig.  4.  und  5.     sind  zwischen  geschliffenen  Glasplatten  gedrückt  und  zeigen  das  Zerspringen  des  Panzers  ohne  Zerstörung  des  innern  Körpers,  mit  Ver- 
lust des  rothen  Ringes. 

6ff.    Trachelomonas  cylindrica,   cylinclrisclie  IMisselmoiiacIe.    Tafel  IL  Fig.  xxx. 

T.  corpore  oblongo  subcylindrico ,    84tam  lineae  partem  longo ,  laete  viridi,  ocello  rubro,  cingulo  optico  purpureo. 

Monade  a  trompe  cylindrique,  a  corps  oblong  presr/ue  cylindinc/ue^  egalant  V42  mülimetre,  couleur 
d'un  beau  vert,  oeil  rouge^  ceinture  pourpree. 

Microglena  volvocina,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  (1832.)    p.  64.  151.  Taf.  I.  Fig.  2.  die  längliche  Form. 
Trachelomonas  cylindrica,    —  -  —  —        1833.  p.  315.  Taf.  VII.  Fig.  4. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  cylindrische  Art  wurde  am  20.  April  1832  von  der  vorigen,  mit  der  sie  früher  vereinigt  war,  geschieden.  Die  Härte 
des  Panzers  sämmtlicher  3  Formen  erlaubt  schwerlich  eine  starke  Variation  in  der  Gestalt.  Es  ist  daher  wahrscheinlicher,  dass  diese 
verschiedenen  Formen  verschiedenen  Arten  angehören.  Die  cylindrische  Art  zeichnet  sich  auch  durch  violette  Farbe  ihres  rothen  Rin- 
ges etwas  aus  und  ist  keineswegs  eine  verlängerte,  sich  zur  Theilung  anschickende,  Form,  indem  sie  oft  kleiner  und  nie  grösser  als 
die  vorhergehende  Art  ist.  Ihre  Grösse  betrug  Vog  bis  Vs4  Linie.  Der  Rüssel  war  fast  von  der  Körperlänge.  Die  immer  grüne  Farbe 
war  bestimmter  körnig,  als  bei  den  übrigen,  etwa  15  Körnchen  glichen  der  grössten  Körperlänge,  oder  jedes  7i26o  Linie.  Mithin 
wäre  der  Entwicklungscyclus  V1260  bis  Vs4  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  IL    Fig.  XXX. 
Es  sind  9  Individuen  in  verschiedenen  Grössen  und  Stellungen,  280mal  vergrössert. 


Zusatz   zur  Familie   der   Panzennonaden, 

Die  Monaden  und  Panzermonaden  bilden  eigentlich  zusammen  ein  Ganzes,  eine  einfache  physiologische  Gruppe,  die  sich  wie 
nackte  Mollusken  und  Schaalen-Mollusken,  LAmacina  und  Helicina  oder,  noch  näher,  wie  Octopus  und  Argonauta  ver- 
hält. Alle  ihre  wichtigern  Örganisationsverhältnisse  scheinen  genau  übereinstimmend,  nur  Anwesenheit  und  Abwesenheit  der  besondern 
Hülle  unterscheiden  sie.  t)iese  doppelte  Familie  umfasst,  ohne  Sonderung,  einigermassen  die  frühere  Familie  der  Monadaires  der  En- 
cyclopedie  methodu/ue  von  1824.  Die  3  Gattungen:  Lamellina,  Monas  und  Cyclidium  stellten  die  Mo  n  ad  inen  vor  und  Op/i- 
thalmoplanis  Ocellus  eine  undeutliche  Form  der  Cryptomonadinen.  Lamellina  bestand  aus  Bacterium,  Gonium,  Monas 
und  wohl  aus  Jungen  des  Ampldleptus  Fasciola ;  Cyclidium  aus  Bodo  und  Cyclidium  Glaucoma. 

Von  6  der  hier  bezeichneten  Formen  der  Panzermonaden  habe  ich,  während  der  Abfassung  der  Artikel,  trocken  aufbewahrte, 
zahlreiche  Exemplare  zur  Vergleichung  vor  mir  gehabt,  nämlich  von  Cryptomonas  ovata,  glauca  und  erosa,  Cryptoglena  cae- 
rulescens  und  conica  und  Trachelomonas  volvocina. 


DRITTE    FAMILIE:     KÜGELTHIERE. 

Tolvocina.   Volvociens. 

CHARACTER:  Animalia  polygastrica,  anentera  (tubo  intestinali  destituta),  gymnica  (non  appendiculata), 
et  corpore  «niformi  Monadibus  simillima,  sed  involucro  seu  lorica  instrueta,  et  intra  loricam 
integram  sponte  dividua,  hinc  polyparium  formantia,  rupta  demum  lorica  effusa  et  eundem 
evolutionis  circulum  repetitura. 

CARACTERE  DES  FOLVOCIENS:  Animaux  polygastriques,  sans  canal  intestinal,  sans  appen- 
dices  du  corps  et  a  corps  uniforme,  semblables  aux  Monades,  mais  pourvus  ef  une 
enveloppe  ou  carapace,  et  se  divisant  par  division  spontanee  parfaite  sous  F  en- 
veloppe  intacte,  en  nombre  d animaux  qui  prennent  la  forme  dun  polypier.  V en- 
veloppe se  rompt  enfin  et  donne  passage  aux  animaux  divises.  Ceux-ci  renouvellent 
h  leur  tour  le  möme  developpement. 

13 


50    

Zur  Familie  der  Kugelt  liiere  gehören  alle  solche  Monaden  -  ähnliche  Thierchen  mit  vielen  Magen 
und  ohne  deutlichen  Darmkanal,  welche  keine  besondern  Anhänge  am  Korper  und  eine  unveränderliche  Kör- 
perform besitzen,  die  aber  von  einer  besondern  Hülle  oder  einem  Panzer  umgeben  sind,  und  innerhalb  die- 
ser sicli  durch  vollkommne  Selbsttheilung  des  Körpers,  während  die  Hülle  ganz  bleibt  und  sich  ausdehnt, 
so  vermehren,  dass  sie  einen  umhüllten  Polypenstock  bilden,  dessen  endlich  platzende  Hülle  die  vielgetheil- 
ten  Thiere  frei  giebt,  welche  neben  der  Eibildung  einzeln  denselben  Theilungscyclus  wiederholen. 

Diese  Familie  umfasst  bis  jetzt  18  Thierarten,  welche  nach  physiologisch,  wie  es  schien,  wichtigen 
organischen  Verschiedenheiten,  zu  besserer  Uebersicht  in  10  Gattungen  vertheilt  sind,  nämlich:  Gonium  mit 
5  Arten,  Volvox  mit  3  Arten,  Gyges  und  Pandorina  jede  mit  2  Arten,  und  Eudorina,  Syncrypta,  Syn- 
um, Uroglena,  Chlamidomonas  und  Sphaerosira  jede  mit  1  Art. 

Die  gegenwärtige  Familie  der  Kugelthiere  wurde  1832  in  den  Abhandl.  d.  Berliner  Akademie  der 
Wissenschaften,  p.  281.  zuerst  festgestellt,  während  die  in  ihr  vereinigten  Gattungen  früher  theils  zur  Fa- 
milie der  Panzermonaden,  wie  Gyges  und  Pandorina,  theils  zu  den  Kranz  thierchen,  wie  Gonium 
und  Volvox,  Sphaerosira  und  Eudorina,  gezogen  worden  waren.  Unter  gleichem  Namen  hatte  schon 
1824  Bory  de  St.  Vincent  eine  Familie  (Volvociens)  aufgestellt,  allein  er  hielt  die  dazu  gehörigen  For- 
men für  belebte  Pflanzen -Samen,  Zoocarpes,  und  hatte  unter  den  3  Gattungen  Gyges,  Volvox  und  En- 
ckelys  wirkliche  Pflanzenkeime  (Enchelys  Tiresias  =  Tiresias  crispa  =  Conferva  capillaris  Agardh, 
Syst.  Alg.  1824.  p.  95.)  mit  aufgeführt,  Sein  Character  war  bloss  eine  gewisse  Stetigkeit  der  Elementar- 
t heile  dieser  Körper.  Die  von  ihm  genannten  Arten  der  Gattungen  gehören  sehr  verschiedenen  Familien  an. 
Er  vereinigte  Gyges  der  Kugelthiere  und  Doxococcus  Globulus,  Monas  deses  und  Microglena  pun- 
cfifera  der  Monadinen  mit  Cyclidium  Glaucoma  der  Scheibenthierchen,  ferner  mit  Enchelys,  Tri- 
choda  und  Leucophrys  der  Walzenthiere  und  mit  der  Conferva  capillaris.  Aus  einem  anderen  Theile 
der  gegenwärtigen  Familie  bildete  er  seine  Familie  der  Pandorinees,  worein  er  die  panzerlose  Gattung 
Uvella  der  Monadinen  ebenfalls  gestellt  hatte  (Encycloped.  method.  Vers.  Vol.  2.  p.  521.  1824). 

Der  Organisations  -  Gehalt  der  Familie  ist  schon  ansehnlich  weit  ermittelt,  obschon  diese  gepanzer- 
ten Thierchen  der  mikroskopischen  Analyse  schwerer  als  die  panzerlosen  zugänglich  sind.  Der  Panzer  ist 
bei  den  Gattungen  Gyges,  Chlamidomonas  und  Syncrypta  ein  das  Thier  fest  umschliessendes,  geschloss- 
nes  Büchsehen  {Urceohis),  aus  dem  es  sich  nicht  entfernen  kann,  bei  den  andern  allen  ist  er  ein  vorn 
offner  Mantel  (Lacerna),  aus  welchem  das  Thierchen  sich  weit  hervorstrecken  und  sogar  ganz  entfernen 
kann,  worauf  es  wahrscheinlich  bald,  wie  einige  der  gepanzerten  Rädert  liiere,  einen  neuen  bildet.  So 
verlassen  die  Thiere  des  Goniu?n  u.  s.  w.  ihren  Panzer.  Die  kugelförmigen  Vereine  bestehen  bei  dieser 
aus  ebensoviel  dicht  beisammenstehenden  Urceolis,  als  Thierchen  sind.  Die  Thierchen  der  Syncrypta  schei- 
nen zunächst  in  einen  Urceolus  eingeschlossen  und  sammt  diesem  in  einer  Lacerna  zu  stecken.  —  Bewe- 
gungsorgane sind  bei  allen  Gattungen  beobachtet.  Sie  bestehen,  wie  bei  Monadinen  und  Panzermona- 
den, aus  einem  einfachen  oder  doppelten  sehr  feinen,  peitschenartigen  Rüssel  am  Munde  jedes  Thierchens. 
Die  kugelartigen  Thier -Haufen  erscheinen  daher  bewimpert  oder  behaart.  Nur  bei  Synura  sah  ich  früher 
eine  Mehrzahl  von  Wimpern  am  Munde,  allein  ich  halte  die  neuern  Beobachtungen  für  richtiger,  da  ich  frü- 
her durch  das  rasche  Schwingen  des  einfachen  Rüssels  öfter  zu  Irrthum  verleitet  worden  war,  es  ist  wohl 
eine  optische,  keine  reale  Vielheit  gewesen.  —  Das  Ernährungssystem  ist  durch  Anfüllung  mit  Farbe  nur 
bei  Chlamidomonas  einmal  zweifelhaft  zur  Anschauung  gekommen  und  zeigte  sich  als  sehr  kleine  Magen- 
zellen. Ohne  Farbenahrung  sind  dergleichen  helle  Magenzellen  bei  Volvox  Glohator  und  Gonium  Pecto- 
rale,  bei  ersterem  einigemale  sehr  schön  anschaulich  geworden.  Bei  den  meisten  Arten  werden  sie  durch 
die  grünfarbigen  Eier  verdeckt.  —  Das  Fortpflanzungssystem  ist  bei  allen  Gattungen  deutlich  geworden,  nur 
bei  Uroglena  zweifelhaft  geblieben.  Der  weibliche  Theil  zeigt  sich  als  farbige,  gleich  grosse,  sehr  zahl- 
reiche Körnchen,  die  Eier;  der  männliche  Theil  bildet  1 — 2  rundliche  Drüsen,  die  sich  meist  sehr  aus- 
zeichnen und  einzelne  contractile  Blasen.  Die  Drüsen  erkennt  man  immer  bei  Gonium  Pectorale,  Chla- 
midomonas, Uroglena  und  Volvox  Globalor.  Contractile  Samenblasen  wurden  bei  Gonium  Pectorale, 
Chlamidomonas^  und  dem  Volvox  allein  sichtbar.  —  Spuren  von  Gefässen  wurden  umsonst  gesucht.  — 
Das  Empfindungssystem  giebt  sich  bei  5  Gattungen  in  allen  Individuen  als  rothe  Augenpunkte  im  vordem 
Körper  zu  erkennen.  Es  sind  die  Gattungen  Uroglena,  Eudorina,  Chlamidomonas,  Sphaerosira  und 
Volvox. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Familie  ist  schon  weit  ermittelt,  Gyges  bipartitus  lebt  bei 
Berlin,  und  in  der  libyschen  Oase  des  Jupiter  Ammon  bei  Siwa,  Gyges  Granulum  bei  Copenhagen,  Paris, 
Ingolstadt  und  Berlin.  Pandorina  hyalina  lebt  nur  in  Dongala  in  Nubien,  Pandorina  Morum  bei  Berlin, 
Paris  und  in  Kyschtym   im  Uralgebirge.     Gonium  hyalinum  ist  nur  in  Schlangenberg  am  Altaigebirge  und 


51 

Gonium  glaucum  nur  im  Seewasser  der  Ostsee  bei  Wismar  beobachtet.  Auch  Gonitim  Pectorale  soll 
im  Salzwasser  (des  atlantischen  Meeres  an  der  französischen  Küste?)  beobachtet  seyn  und  bei  Berlin  ist 
es  häufig  im  süssen  Wasser,  wo  sich  auch  alle  übrigen  Formen  finden. 

Besonders  merkwürdig  ist  diese  Familie  durch  das  am  30.  August  1698  von  Leeuwenhoek  ent- 
deckte Kugelthier,  Volvox  Globator^  welches  über  ein  Jahrhundert  lang  für  anerkannte  Philosophen  den 
Grund  zu  der  wunderlichen  Meinung  gelegt  hat,  als  wären  alle  Menschen,  von  Adam  an,  in  einander  geschach- 
telt gewesen,  und  wir  jetzt  lebenden  also  sammt  unsern  Eltern  und  Nachkommen  aller  Zeiten  gleich  anfangs 
in  Eva  eingeschlossen  gewesen  und  alle  von  gleichem  Alter.  Man  nennt  diese  dem  Volvox  entnommene 
Erklärung  der  Entwicklung  die  Einschachtelungstheorie.  Zu  solchen  Wunderlichkeiten  und  Lächerlichkeiten 
führt  die  Speculation,  sobald  sie  sich  auch  nur  einen  Schritt  über  die  prüfende  Beobachtung  erhebt.  Die 
Beobachtung  nämlich,  worauf  man  diesen  anschaulichen  logischen  Bau  sehr  consequent  gründete,  ist  nach- 
weislich falsch,  was  bei  Volvox  Globator  umständlicher  erörtert  wird.  Solche  Dinge  werden  zu  Unge- 
heuern, wie  kleine  Fehler  in  der  Addition  und  Multiplication  grosser  Zahlen  und  dass  sie,  ohne  wahr  zu 
seyn,  bei  aller  Lächerlichkeit,  möglich  bleiben,  gehört  zu  den  Demüthigungen,  welche  der  aus  sich  heraus- 
bauende menschliche  Geist  erfährt,  wenn  er  fliegt,  ohne  sich  vorher  um  die  aus  treuer  Naturbeobachtung 
gewebten  Flügel  zu  bekümmern,    die  allein  ihn  tragen  können. 

Von  den  Panzermonaden  unterscheiden  sich  diese  Formen  dadurch,  dass  sich  bei  der  Selbstthei- 
lung  nicht  der  Panzer  mit  tlieilt,  sondern  nur  erweitert  und  seine  ursprüngliche  Form  behält. 

Uebersicht  der   10  Gattungen  der  Kugelthiere: 

(  (  Panzer  kugel-    I  Mangel  eines  wirbelnden  Rüssels  .  .  Gyges 

i     i    ,      i       /  einfacher  Panzer  J  artig  j  Wirbelnder  Rüssel Pandorina 

Augcnlose    .  .  \  \  ( tafelförmig  zusammengedrückt Gonium 

\  doppelter  Panzer Syncrypta 

geschwänzte Synura 

gleichförmige    einfache    Selbst-  /geschwänzt Uroglena 

thcilung    (keine  innere  Kugel-  )  ...  \  einfacher  Rüssel  . Elldorina 

bildung)  |ungeschwanzt.  j2  ^ Chlamidomonas 

ungleichförmige  Selbsttheilung    j  einfacher  Rüssel Sphaerosira 

(innere  Kugelbildung)  )2  Rüssel    .  * •  .  .  .  Volvox 


Augenführende 


SECHSZEHNTE     GATTUNG:     GYGES -RING. 

Gyges.    Gyges. 

CHARACTER:    Animal  e  familia  Volvocinorum ,  ocello  caudaque  destitutum,  lorica  urceolata  simplici,  sub- 
globosa,  proboseide  filiformi  vibrante  nulla. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille   des  Volvociens^   sans  oeil  et  sans  queue^    a  carapace  ur- 
ceolee  simple^  globuleuse^  depourva  de  trompe  vibrante  en  forme  de  fouet. 

Die  Gattung  Gyges-Ring  unterscheidet  sich  von  allen  Gattungen  der  Kugelthiere  durch  Mangel 
an  Auge  und  Schwanz,  durch  einen  büchsenartigen,  einfachen,  kugelförmigen  Panzer  und  durch  Mangel  ei- 
nes wirbelnden  Fadenrüssels. 

Diese  Gattung  besteht  nur  aus  1  bis  2  Arten,  beide  mit  grünem  Kern  und  crystallnem  Umkreis. 
Bory  de  St.  Vincent  bildete  dieselbe  1824  mit  4  Arten.  G.  translucidus ,  viridis ,  enchelioides  und 
lithuatus^  allein  nur  G.  viridis  ist  hier  als  G.  Granulum  aufgenommen.  Im  Jahre  1831  wurde  die  zwei- 
felhafte Gattung  in  der  Familie  der  Panzermonaden  physiologisch  festzustellen  versucht  (Abhandl.  der 
Berl.  Akad.  1831.  p.  61).  Der  Name  hat  wahrscheinlich  seinen  Ursprung  von  dem  unsichtbar  machenden  Ringe  des 
lydischen  Königs  Gyges,  dessen  Plato  und  Cicero  erwähnen.  Eine  zweite  Art  der  Gattung,  G.  bipartitus,  hatte 
ich  1828  unter  den  libyschen  Infusorien  abgebildet. —  An  Organisationsverhältnissen  ist  noch  nicht  viel  ent- 
wickelt. Der  Panzer  ist  wohl  ein  Büchsehen  (Urceolus).  —  Ein  Bewegungsorgan  ist  nicht  erkannt,  aber 
eine  sehr  langsame  Bewegung  auch  nur  zuweilen  anschaulich  geworden.  Der  Mangel  eines  Wirbels  bei 
denselben,  den  ich  durch  Farbe -Umgebung  erkannte,  lässt  schliessen,  dass  kein  Rüssel,  sondern  wohl  nur 
ein  saugender  oder  kriechender  Mundrand  vorhanden  ist,  der  an  sich  nicht  einmal  erkannt  wurde.  —  Das 
Ernährungssystem  ist  noch  nicht  unterschieden.  —  Vom  Geschlechtssysteme  sind  nur  die  grünen  Körnchen 
als  vermuthliche   Eier  deutlich   und  nicht  selten  erkennt   man  eine  immer  einfache  Selbsttheilung  des  Kör- 


- -  5a  — - 

pers  ohne  den  Panzer,  als  zweite  Fortpflanzungsart.  —  Gefasse  und  Empfmdtmgssystem  sind  völlig  uner- 
kannt. Ware  nicht  die  schwache,  freie  Bewegung  vorhanden,  so  fehlte  es  eigentlich  an  thierisehen,  sichern 
Characteren  durchaus.  Die  Gattung  ist  daher  sehr  zweifelhaft.  Matte  und  sterbende  Exemplare  der  Pan- 
dorina Mortem  und  Eier  von  Rädert  liieren  sind  dieser  Gattung  sehr  ähnlich,  nur  liegen  letztere  ganz 
still,  haben  aber  doch  schon  zur  Bildung  der  Gattung  Bursella  gedient.  Auch  darf  man  grosse  Einzel- 
thiere  der  CMamidomonas  nicht  verwechseln,  die  2  Rüssel  und  Augen  haben. 

Bory  de  St.  Vincent  schrieb  diesen  Dingen  einen  doppelten  Panzer  als  Character  zu,  allein  er  hielt 
den  äusseren  und  inneren  Contour  des  einfachen  dicken  Panzers  für  zwei  Häute  und  seine  Erläuterung  der 
Form,  als  Ring,  ist  nicht  glücklich,  da  der  helle  Ring  im  Umkreise  nur  eine  optische  Erscheinung  der 
Projection  ist. 

Eine  grosse  geographische  Verbreitung  dieser  Formen  habe  ich  selbst  beobachtet.  Man  sah  sie  in 
Dänemark  und  Paris,  ich  fand  sie  in  Berlin  und  im  libyschen  Afrika.  Beide  bekannte,  vielleicht  mit  Un- 
recht getrennte,  Arten  gehören  dem  Süsswasser  an. 

68.  Gyges  Granulum,  samenartiger  Cryges-King1«    Tafein,  Fig.  xxxi. 

G.  minor,  ad  96tam  lineae  partem  longus,  ovatus  aut  subglobosus,  granulorum  acervo  medio  obscurc  viridi. 

Gry  g  es  Gr anale ,  petita    egalant  l/i8  millimetre,   de  forme  ovale  ou  globieleiese ,  granules  du  milieu  de 
couleier  verte  obscure. 

Volvox  Granulum,  Müller?  Animalc.  infus.    Tafel  III.  Fig.  3.    1786. 

Volvux  Granulum,  Schrank?  Fauna  boica,  III.  p.  31.  1803.  körneriges  Kugeltlüer. 

Gyycs  viridis,  Bory?  Encycl.  meth.   Vers.  1824. 

Gyyes  hipartitus  var. ,  Symbolae  physicae.     Text  1831.  Fol.  d.  «.  2. 

Aufenthalt:    Copenliagen ? ,  Ingolstadt ? ,  Paris  ? ,  Berlin ! . 

Diese  Form  mag  um  das  Jahr  1783  von  Müller  entdeckt  seyn.  Er  sah  sie  im  Juni  im  Sumpfwasser.  Schrank  fand  sie 
wieder  zwischen  Lemna  (Meerlinsen)  im  August  bei  Ingolstadt  (?).  Bory  de  St.  Vincent  beobachtete  sie  wohl  bei  Paris  zwi- 
schen Confcrven  und  gab  einen  andern  Namen.  Ich  selbst  beobachtete  sie  oft  zwischen  Conferven,  immer  einzeln  und  sehr  träge,  zu- 
letzt sah  ich  sie  am  29.  Juni  1835  in  Berlin.  Ihre  Farbe  war  ein  dunkles  Grün  der  Körner,  scheinbar  von  einem  breiten  crystallnen 
Hinge  umschlossen.  Kein  Wirbel.  Es  ist  leicht  möglich,  dass  die  frühem  Beobachter  die  einfache,  sich  zur  Theilung  vorbereitende, 
schwimmende  und  wirbelnde  Form  der  Pandorina  Mortem,  oder  auch  bewegte  Conferven- Samen  vor  sich  hatten,  da  sie  der  Form, 
obwohl  eine  langsame  Bewegung,  doch  eine  schwimmende  Bewegung  zuerkennen,  welche  ich  nie  beobachtete.  Müller's  passende  Ab- 
bildung erlaubt  seinen  Namen  anzuwenden.  Die  ganze  Form  bedarf  aber  einer  weitern  Untersuchung  und  Befestigung.  Neuerlich  fand 
ich  auch  wieder  fast  bewegungslose  Formen,  welche  15  bis  20  viel  kleinere  grüne  Kugeln  von  gleicher  Grösse  in  sich  einschlössen, 
und  der  Fig.  6.  der  Pandorina  Mortem  glichen.     Vielleicht  gehören  sie  hierher. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  II.    Fig.  XXXI. 

Es  sind  3  bei  Berlin  beobachtete  Formen  dargestellt,  Avelche  310mal  vergrössert  wurden. 

69.  Gyges  MpartMus,   getheilter  €ryg,es-Kinsi.     Tafel  IL  Fig.  xxxif. 

G.  major,  ad  40mam  lineae  partem  accedens,  subglobosus,  granulorum  acervo  medio,  saepe  diviso,  flavicante- viridi. 

Gyges  divise,   a  corps  plus  grand,    V20  millimbtre  de  longueur,  presc/ue  spherü/tee   et  a  granules  du 
milieu  verl es  jaunätres ,  souvent  divisees  en  deucc  parties, 

Gyges  hipartitus,  Hemprich  u.  Ehrekberg,  Symbolae  physicae.     Evertebrat.  Zoolog.  Phytozoa  Tab.  II.  Fig.  2.  4.  1828. 
—  —  —  -  —  Text  1831.    Polygastrica  Fol.  d.  «.  2. 

Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  61. 

Aufenthalt:    In  der  Oase  des  Jupiter  Ammon  in  Libyen  und  bei  Berlin. 

Ich  beobachtete  und  zeichnete  diese  Form  zuerst  im  November  1820  in  Siwa,  dann  fand  ich  sie  im  Jahre  1826  schon  bei 
Berlin  wieder  zwischen  Conferven.  Ich  beschrieb  sie  in  den  Symbolis  physicis  1831  und  führte  sie  in  den  Abhandlungen  der  Ber- 
liner Akademie  unter  den  Panzermonaden  auf.  Ich  hielt  damals  den  Volvocc  Granulum  {Gyges  viridis  von  Bory)  für  synonym  von 
Volvow  Mortem  und  Pandorina  Mortem,  und  das  mag  auch  wohl  richtig  seyn.  Seitdem  hat  es  mir  geschienen,  dass  2  bei  Berlin 
vorkommende  Formen  unterschieden  werden  müssen,  deren  eine  gelbgrün,  die  andere  dunkelgrün  gefärbt  ist  und  die  ich  früher  zu- 
sammenfasste.  Ich  habe  nun  der  kleineren,  dunkelgrünen,  welche  ich  neuerlich  auch  getheilt  und  doch  ihrem  Character  treu  sah,  den 
vacanten  Namen  des  Volvox  Granulum  gegeben  und  die  hellere,  häufiger  getheilt  erscheinende,  Form  unter  dem  gegenwärtigen  Namen 
abgesondert.  —  Es  sind  crystallene  Gallert-Kugeln  mit  einem  bei  der  Aufsicht  sich  darstellenden,  breiten,  farblosen  Umkreise  und  einem 
gelbgrünen,  oft  getheilten,  zuweilen  kugelartig  einfachen,  mittleren  Körper.  Sie  haben  eine,  zuweilen  lange  aussetzende,  sehr  lang- 
same Eigenbewegung  und  erinnern  dadurch  an  Difflugia,  ohne  jedoch  deren  Fortsätze  erkennen  zu  lassen.  Die  innere  grüne  Masse 
besteht  aus  sehr  kleinen  gleichgrossen  Körnchen,  die,  wenn  es  Thiere  sind,  Eier  seyn  mögen.  Die  Theilung  sah  ich  in  verschiedenen 
Graden  und  halte  sie  für  innere  Selbsttheilung  im  geschlossnen  Panzer,  welche  den  Character  der  Kugelthiere  bildet. 

Erklärung   der   Abbildung    Tafel  IL   Fig.  XXXII. 

Es  ist  die  bei  Berlin  beobachtete  Form  in  der  Theilung  dargestellt,  310mai  vergrössert.  Die  Abbildung  in  den  Symbolis  physicis ,  welche 
ich  in  Africa  entwarf ,  ist  bei  geringerer  Vergrösserung  gezeichnet   (vergi.  Euastrum  Tafel  XII.). 


: 53 

Uebersicht   der  bisherigen   Specialnamen   dieser   Gattung. 

Es  sind  6  Namen  für  Arten  der  Gattung  Gyges  gegeben  worden;  davon  hat  Bory  de  St.  Vincent  1824.  4  gegeben,  von 
denen  aber  keiner  annehmbar  ist.  Gyges  translucidus  Bort  nach  einer  Figur  von  .Joblot,  welche  ein  Thierchen  des  Auster- Was- 
sers darstellen  soll,  aber  sehr  leicht  eine  blosse  Luftblase  im  Wasser  gewesen  seyn  kann,  vielleicht  auch  zu  Cyclidium  glaucoma 
gehört.  Gyges  viridis  ist,  wie  er  selbst  angiebt,  ein  Synonym  von  Volvozc  Granuhim  Müller,  dessen  Figur  er  auch  dabei  co- 
pirt  hat.  Gyges  enchelioides  ist  Synonym  von  Enchelys  similis  Müller  und  wahrscheinlicher  ein  Doccococcus ,  welcher  dann 
D.  similis  heissen  müsste.  G.  lithuatiis  ist  Synonym  von  Parameciiim  marginatum  Müller  und  mag  entweder  eine  Bursaria 
(Spirostomum?),  oder  gar  ein  abgerissener  Vorticellen-Leib  seyn.  —  Die  beiden  andern  Namen  sind  1828  und  1835  auf  Ta- 
fel IL  von  mir  gegeben.  Als  7ten  Namen  kann  man  den  von  Türpin  im  Diclionnaire  (f  hist.  nat.  gegebenen,  Bursatella  oder 
Bursella  olivacea,  betrachten,  welcher  aber  nur  Eier  eines  Rädert hiers,  wahrscheinlich  von  Salpina  bezeichnet. 


SIEBZEHNTE     GATTUNG:     BEERENKUGEL. 
Pandorina.    Pandorinc. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Vol vocinorum ,  ocello  caudaque  destitutuin,  Jorica  urceolata  subglobosa 
simplici,  proboscide  filiformi  vibrante  instructum,  divisione  spontanea  interna  moriforme. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famitte  des  Folvociens,  sans  oeil  ei  sans  f/ueue,  a  carapace  urceo- 
lee  globuleuse,  simple  et  ä  trompe  filiforme ',  se  developpant  en  forme  de  müre  par 
division  spontanee  inlerne. 

Die  Beerenkugeln  unterscheiden  sich  von  den  übrigen  Gattungen  der  Kugelthiere  durch  Mangel 
an  Auge  und  Schwanz,  durch  einen  bttchsenartigen  einfachen,  ziemlich  kugelförmigen  Panzer,  einen  faden- 
förmigen wirbelnden  Rüssel  und   entwickeln   sich  durch  innere  Selbsttheilung  in  beerenartige  Kugeln,   oder 

Monadenstöcke. 

Die  Gattung  hat  nur  zwei  Arten,  eine  mit  grünen,  die  andere  zweifelhafte,  mit  farblosen  Thierchen. 
Bory  de  St.  Vincent  gab  diesen  Namen  im  Jahre  1824  in  der  Encyclopedie  methodique  dhistoire  na- 
turelle dem  eigentlichen  Kugelthier,  dem  Volvox  Globator,  den  er  Pandorina  Leeuwenhoekii  nannte, 
und  zog  nur  als  untergeordnete  Art  den  Volvox  Morum  hinzu,  Pandorina  Morum.  Seine  Charactere 
der  Gattung,  welche  er  zum  Typus  einer  Familie  der  Pandorineen  machte,  waren  nur  auf  Molecular- An- 
häufung, nicht  auf  Organisation  gegründet,  weshalb  sie  hier  durch  ganz  andere  physiologische  ersetzt  wor- 
den sind.  —  Der  Organisationsgehalt  ist  noch  nicht  hinreichend  ausgebeutet.  Der  Panzer  der  Einzelthiere 
ist  ein  Büchschen  {Urceolus)^  der  der  Beerenformen,  oder  durch  unvollkommene  Selbsttheilung  des  Thie- 
res  (ohne  den  Panzer)  hervorgehenden  Monadenstöcke,  ist  ein  Haufen  von  Büchschen,  welche  äusserlich 
durch  keine  Einschnürung  geschieden  sind,  aber  für  die  Einzelthiere  gesonderte  Zellen  bilden.  —  Als  Be- 
wegungsorgan ist  bei  der  europäischen  Art  ein  langer,  einfacher  Rüssel  sehr  deutlich  beobachtet.  —  Als 
Ernährungsorgane  sind  zuweilen  besondere  helle  Bläschen  sichtbar  geworden,  die  aber  nicht  sichtlich  Far- 
bestoffe aufnahmen.  Deutlich  ist  dieses  System  nocli  nicht  geworden.  —  An  Fortpflanzungsorganen  sind  die 
grünfarbigen  Eier  bei  der  europäischen  Art  deutlich  und  zuweilen  liess  sich  aucli  eine  mittlere  kugelförmige, 
helle,  drüsige  Stelle  erkennen,  die  vielleicht  die  männliche  Samendrüse  anzeigte.  Von  Gefässen  und  beson- 
dern Empfindungsorganen  sind  keine  Spuren  beobachtet. 

Die  Gattung  scheint  sehr  weit  verbreitet  zu  seyn.  Pandorina  hyalina  ist  in  Dongala  in  Nubien 
beobachtet  und  die  europäische  Art  lebt,  ausser  bei  Berlin,  wohl  auch  in  Paris,  Copenhagen,  Modena  und 
Kyschtym  im  Ural  als  Extremen  der  Erfahrung.  Jedoch  sind  alle  Formen,  ausser  der  von  Berlin,  zweifel- 
haft, weil  es  leicht  an  den  andern  Orten  Eudorina  elegans  gewesen  seyn  könnte. 

tfO.    Pandorina  Morum,  grüne  Beerenfeugel ,  Maulbeerkugel.    Tafel  IL  Fig.  xxxni. 

P.  corpore  intra  loricam  simplici  ant  mnltipartito ,  viridi,  .singulo  96tam,    polypariis  maximis  ad  lOmam  hneae  partein 
magnis,  proboscide  corpus  duplo  superante. 

Pandorine  ßlure,  ä   corps  simple   ou   divise   sous  enveloppe  simple  >  vert,  egalant  748  milhmetre,  poly- 
piers  iU  millimetre ,  a  trompe  deute  /bis  plus  longue  que  le  corps. 

Aitimaluccio  More,  Corti,  Osservaz.  microsco piche,   p.  73.  1774. 

Volvox  Morum,  Müller?  Animalc.  infus.  Tafel  III.  Fig.  14  —  16.     1780. 

Volvox  Morum,  Schrank,  Fauna  boica  III.  2.   p.  32.  1803. 

Pandorina  Morum,  Bory,  Bncyclop.  meth.  1824. 

Pandorina  Morum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch,  zu  Berlin,  1830.  p.  58,  85,  88.    18.51.    p.  61. 

Aufenthalt:    In  Modena?,  Copenhagen?,  Paris?,  Ingolstadt?,  Kyschtym?,  Berlin!. 

Corti  scheint  diese  Art  zuerst  1774  in  Modena  beobachtet  zu  haben.  Etwa  1783  fand  sie  wohl  Müller  im  October  und 
Dccember  zwischen  Lemna  bei   Copenhagen.     Schrank   fand  sie  im  Bodensatze  eines  stillen,   reinen  Wassers  den  Sommer  hindurch 

14 


54   -— 

bei  Ingolstadt.  Bory  scheint  sie  bei  Paris  zu  Ende  des  Herbstes  mit  Volvooc  Globator  beobachtet  zu  haben.  Ich  fand  sie  sehr  hau- 
%  im  März,  April,  Juni  und  October  bei  Berlin,  und  am  10.  September  1829  bei  Kyschtym  im  Uralgebirge.  Nur  die  Berliner  Form 
ist  ganz  sicher,  indem  alle  übrigen  Angaben  auch  auf  Endorina  passen,  deren  Auge  Niemand  vorher  erkannt  hat  und  welche  sehr  auf- 
merksam zu  unterscheiden  ist.  Ich  fand  sie  häufig  zwischen  Lemna  und  Conferven  oder  mit  Gonium  pectorale,  Stentor  nigricans 
und  Volvoa:  Globator.  Gewöhnlich  war  sie  sehr  zahlreich  in  allen  verschiedensten  Entwicklungsstufen  beisammen.  Die  kleinsten 
sclbstständigen  und  einfachen  Individuen  waren  Vog  Linie  gross  und  glichen  sehr  einer  Panzermonade  oder  einem  grossen  Individuum 
der  CMamidomonas  Pidvisculus.  Im  Innern  der  getheilten  Kugeln  gab  es  oft  J/244  Linie  grosse  und  noch  kleinere  Individuen.  Der 
grüne  Körper  theilt  sich  innerhalb  des  häutigen  Panzers  erst  in  2,  und  dann  wieder  in  2  Theile,  zuweilen  aber  sogleich  in  4  Theile 
u.  s.  w.  In  der  Jugend  ist  der  Panzer  dünnhäutiger  und  wird  immer  dicker  gallertig  mit  zunehmender  Grösse.  Die  aus  der  Peripherie 
des  Panzers  hervorragenden  Rüssel  der  kleinen  Thiere  zu  erkennen,  ist  oft  schwierig.  Ihre  Wirkung  sieht  man.  leicht  bei  Trübung 
des  Wassertropfens  durch  Indigo,  und  aufmerksame  Betrachtung  erkennt  auch  den  feinen  Canal  vom  Thier  zur  Peripherie,  worin  der 
Rüssel  liegt,  der  weit  hervorgestreckt  werden  kann.  Die  grösste  beobachtete  Zahl  der  durch  Theilung  in  einer  Kugel  befindlichen 
Thiere  beträgt  30.  In  einigen  grünen  Körpern  sah  ich  grössere  Blasen,  waren  diess  Magenzellen ?  In  andern  sah  ich  überall  eine  rund- 
liche, drüsige  helle  Stelle,  diess  schien  die  Samendrüse  zu  seyn.  Zuweilen  waren  die  kugelförmigen  grünen  Thierchen  der  grossen 
Kugeln  vielfach  eingeschnürt,  und  bildeten  körnige  Haufen,  was  ich  als  vielfache  kreuzweise  Selbsttheilung  erkannte,  wie  sie  bei  Go- 
nium, Sphaerosira  und  Volvotc  deutlich  ist,  aber  bei  Gyges,  Syncrypta  und  Synura,  den  übrigen  augenlosen  Gattungen  fehlt. 
Die  grünen  Körnchen,  welche  ich  für  Eier  halte,  waren  deutlich  etwa  1[12  des  einfachen  Vog  Linie  grossen  Körpers,  aber  die  von  die- 
sen wahrscheinlich  umhüllten  und  verdeckten  Magenzellen  traten  nie  völlig  klar  hervor,  obschon  sich  Spuren  davon  erkennen  liessen. 
Zuweilen  drehten  sich  die  grünen  Thiere  in  ihrem  Panzer  langsam  herum,  wie  es  auch  die  Kugeln  des  Volvos ,  aber  selten  nur  und 
kurz  vor  dem  Heraustreten,  thun.  Schrank3  s  Vermuthung,  nach  welcher  die  Ortsveränderung  der  grünen  Kugeln  und  die  dadurch 
hervorgehende  Aenderung  des  Schwerpunktes  die  Bewegung  der  grossen  Kugeln  veranlasse,  ist  irrig,  indem  das  Drehen  der  Kugel  die 
fest  sitzenden  inneren  Körper  nur  scheinbar  gegeneinander  verrückt,  wie  das  Fahren  im  Wagen  die  Bäume  des  Waldes.  Auch  fehlt 
es  nicht  an  Bewegungsorganen,  die  er  nur  nicht  erkannte.  Die  Eigenbewegung  der  Kugeln  vor  dem  Bersten  der  Hauptkugeln  besteht 
nur  in  einer  geringen  Umwälzung  in  ihrer  engen  Zelle.  —  Entwicklungscyclus  V1152  bis  V10  Linie. 

Zu  dieser  Art  gehört  vielleicht  als  Synonym  Gonium  polysphaerium  von  Schrank  1787.     S.  Gonium. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  II.   Fig.  XXXIII. 

Es  sind  2  Einzelthiere  und  12  Monadenstöcke  in  sehr  verschiedener  Entwicklung  vorgestellt.     Alle  sind  310mal  im  Durchmesser  vergrössert, 

alle  in  Berlin  gezeichnet. 

Fig.  1.  ist  eine,  V20  Linie  grosse,  im  Jahre  1830  gezeichnete,  Form  des  aus  Selbsttheilung  der  Einzelthiere  (Fig.  11.  big  14.)  hervorgegangenen  Mo- 
nadenstockes. Es  giebt  bis  1/l0  Linie  grosse,  welche  jedoch  bei  gleicher  Vergrösserung  für  die  Zeichnung  schon  einen  zu  grossen  Raum  einnehmen. 
Im  Innern  der  feinkörnigen  grünen  Thierkörper  sind  Blasen  sichtbar,  welche  vielleicht  Magenzellen  waren; 

Fig.  2.  ist  eine  fast  gleichgrosse  Kugel  vom  22.  März  1835,  deren  Thiere  gekrönt  erscheinen  und  in  Farbe  und  Form  manches  Eigentümliche  zeigen, 
die  ich- aber,  als  eigene  Art  abzusondern,  der  Uebergänge  halber,  Bedenken  trug.   ^Sie  enthielt  30  Thiere; 

Fig.  3.     ist  ^36  Linie  gross,  ebenfalls  gekrönt,  vom  Jahre  1830; 

Fig.  4.     wurde  am  3.  Juni  1836  mit  Gonium  pectorale  beobachtet,  nur  wenig  kleiner  als  vorige; 

Fig.  5.     mit  voriger  beobachtet,  1/48  Linie  gross; 

Fig.  6.     ist  von  1830  und  zeigt  Spuren  einer  Samendrüse  bei  allen  Individuen,   Grösse  ij6[)  Linie; 

Fig.  7.     ist  vom  10.  April  1832,  in  farbigem  Wasser  wirbelnd,    X/4S  Linie  gross; 

Fig.  8.     ist  ein  durch  Spaltung  der  Viertheilung  entstandenes  8thei!iges  Thierchen  von  1830,   1/72  Linie  gross; 

Fig.  9.    ist  durch  doppelte  Selbsttheilung  4theilig,  von  1830.     Grösse  J/96  Linie.     So  ist  das  von  Corti  abgebildete  Thier; 

Fig.  10.  ist  eine  Form  von  1830,  wo  nach  einer  doppelten  Selbsttheilung  nur  2  Theile  sich  weiter  entwickelt  und  wieder  getheilt  haben,  daher  6theilig; 

Fig.  11.  ist  anfangende  kreuzweise  Theilung,  1830  beobachtet; 

Fig.  12.  u.  13.     zwei  ganz  einfache  Einzelthiere,  1830  gezeichnet; 

Fig.  14.     ein  in  einfacher  Selbsttheilung  befindliches  Eiuzelthier  von  1830. 

VI.    Pandorinaf  hyalina,  farblose  BeerenfcugeL    Tafel  iL  Fig.  xxxiv. 

P.  corpore  globoso,  hyalino,  minimo,  480mam  lineae  partein  aequante,  libero  aut  in  polypariis  globosis  öOmani  lineae 
partem  magnis  incluso. 

Pandorine  hyaline,  d   corps  globuleuaz,    tres-petit,    egalant  V2-10  millime/re ,    libre   on  constituant  des 
polypiers  globuleutc,  egalants  1/so  millimetre  en  epaisseur ,  couleur  d'  eau. 

Volvooc  Globator  juv.?   Symbolae  physicae.     Evertebrata  I.    Phytozoa,   Tab.  I. 
Pandorina  hyälina,  Symbolae  physicae.     Evertebrata  I.     Text.     Fol.  e.  «.  2. 
Pandorina  hjalina }  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1829.  p.  17.  20. 
Pandorina  Sphaernlciy     —  -  —  —  -         —  1830.  p.  58. 

Pandorina?  hyalina,        —  -  —  -  —  -         — •         1831«  p.  63. 

Aufenthalt:    In  Dongala  "im  Nilwasser  mit  Conferven. 

Das  kleine  kugelförmige,  sich  wälzende  Thierchen  wurde  nur  unter  lOOmaliger  Vergrösserung  betrachtet  und  gezeichnet,  und 
hatte  die  Bewegung  eines  Do&ococeus ,  aber  zu  bestimmte  innere  kleinere  Kugeln,  als  dass  diese  für  die  gewöhnlichen  Organe  be- 
trachtet werden  könnten.  Ich  führe  es  daher  hier  auf.  Der  Name  Pandorina  Sphaerula  ist  durch  ein  Versehen  entstanden  und  nur 
ein  Schreibfehler.  An  Organisation  ist  nichts  weiter  entwickelt  und  die  Forin  daher  unsicher,  bis  sie  wieder  beobachtet  wird.  Wahr- 
scheinlich findet  sie  sich ,  wie  so  viele  von  mir  in  Afrika  entdeckte  Thierchen  sich  später  bei  Berlin  gefunden  haben,  einmal  in  Deutsch- 
land wieder. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  II.   Fig.  XXXIV. 

Es  sind  3  Polypenstöcke  des  afrikanischen  Thicrchcns,  lOOmal  vergrössert.  Bei  300maliger  Vergrösserung  würden  sie  etwa  die  Grösse  von 
Fig.  6.  der  vorigen  Art  haben. 


55 

Uebersicht  aller  bisherigen  Namen   für  die  Gattung  Pandorina. 

Bory  de  St.  Vincent  gab  1824  in  der  Encycloped.  methodk/ue  den  Namen  Pandorina  Leeutvenhoelcii  dein  Volvoa) 
Globator  und  vermuthete  1828  im  Diet.  classique  dldst.  not.  XIII.  p.  127,  dass  Gonium  polysphaerium  von  Schrank  eben- 
falls eine  Art  dieser  Gattung  sey.     Beide  9  sainmt  dem  Namen  P.  Sphaemila,  fallen  weg.     Es  bleiben  obige  2. 


ACHTZEHNTE     GATTUNG:      TAFELTHIERCHEN. 

Gonium.    Oone. 

CHARACTER:    Animal   e  familia  Volvocinorum,  nee  ocello,  nee  cauda  munitnm,  lorica  simplici,    sponta- 
nea  divisione,  in  polyparia  tabulata  (quadrangularia)  aecrescens. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famüle  des  Volvociens,  sans  oeil  et  sans  queue,  ä  carapace  simple, 
se  developpant  par  division  spontanee  en  polypiers  aplatis  en  forme  de  lame  (quarree). 

Die  Tafelthierclien  sind  eine  Gattung  der  Familie  der  Kugelthierchen,  characterisirt  durch 
Mangel  an  Auge  und  Schwanz,  durch  einfachen  Panzer  und  eine  Entwicklung  mittelst  Selbsttheilung  zu 
Monadenstöcken,  die  sich  durch  flache  (4eckige)  Tafelform  auszeichnen. 

Diese  Gattung  umfasst  5  hier  dargestellte  Arten.  Vier  von  ihnen  haben  grüne  Thierchen  in  cry- 
stallnem  Panzer,  1  hat  farblose.  Gegründet  wurde  die  Gattung  1773  von  Müller,  welcher  ihr  sogleich  4 
Arten  zutheilte:  G.  Pectorale,  pulvinatum,  truncatum,  lunatum  {Vermium  historiap.  60).  Derselbe  fügte 
1779  eine  neue  Art,  G.  corrugatum,  hinzu  und  nach  seinem  Tode  publicirte  O.  Fabricius  diese  5  Arten 
wieder,  aber  mit  2  neuen  Namen.  Im  folgenden  Jahre  1787  beschrieb  Schrank  ein  Gonium  polysphae- 
rium und  1803  ein  G.  letrasphaerium.  Im  Jahre  1824  unterdrückte  Bory  de  St.  Vincent  die  Gattung 
Gonium  gänzlich,  bildete  ganz  unnöthig  aus  G.  Pectorale  die  neue  Gattung  Pectoralina  hehraica  und 
stellte  die  übrigen  Arten  von  Müller  zur  Gattung  Kolpoda.  Später,  1828,  bildete  er  aus  einer  Varietät 
des  Gonium  Pectorale  die  Pectoralina  flameans  und  vermuthet,  dass  G.  polysphaerium  ebenfalls  eine 
Pectoralina  oder  Pandorina  sey.  In  den  Jahren  1830  und  1831  wurde  in  den  Abhandlungen  der  Ber- 
liner Akademie  Gonium  mit  2  Arten,  G.  Pectorale  und  hyalinum,  hergestellt  und  als  Gattung  physiolo- 
gisch zu  begründen  versucht.  Im  Jahre  1833  wurde  sie  ebenda  mit  2  neuen  Arten,  denen  hier  eine  dritte 
folgt,  vermehrt. 

An  Organisation  ist  bereits  vieles,  aber  fast  nur  bei  einer  Art  der  Gattung  ermittelt  worden.  Der 
Panzer  der  Einzelthierchen ,  welche  man  nur  beim  Zerfallen  der  Täfelchen  deutlich  unterscheidet,  ist  weder 
4eckig  noch  tafelförmig,  sondern  ziemlich  rund,  und  ist  ein  Mantel  (Lacerna),  welchen  das  Thier  perio- 
disch verlassen  und  sich  neu  herstellen  kann.  Durch  regelmässig  wiederholte  Längstlieilung  ohne  Queer- 
theilung  entsteht  der  tafelförmige  Panzer  der  Gesellschaftsform,  welcher  eigentlich  eine  unvollkommene 
Trennung  durch  Selbsttheilung  in  einfacher  Ebene  ist.  Alle  Thiere  eines  solchen  Monadenstockes  oder  Tä- 
felchens  sind  durch  3  bis  6  bandartige  Röhren  verbunden.  —  Die  Bewegungsorgane  bestehen  bei  G.  Pecto- 
rale in  2  fadenförmigen  Rüsseln  am  Munde  jedes  Thieres,  welche  wirbeln,  bei  den  übrigen  Arten  sind  sie 
unbekannt.  —  Als  Ernährungsorgane  Hessen  sich  bei  derselben  Art  Bläschen  im  Inneren  der  einzelnen  grü- 
nen Körper  erkennen,  aber  Aufnahme  von  Farbestoffen  zu  beobachten,  gelang  nie.  Vielleicht  gehören  auch 
die  dunkeln  Puncto  des  G.  punetatmn  zu  den  Magenzellen.  —  Von  Fortpflanzungsorganen  sind  die  Haupt- 
theile  des  doppelten  Sexualismus  anschaulich  geworden.  Die  grüne  Körperfarbe  besteht  aus  innern  Körn- 
chen, die  Eiern  gleichen.  Eine  runde,  kleine  Samendrüse  zeichnete  sich  durch  matte  Helligkeit  und  eine 
contractile  Blase  durch  grössere  Klarheit  im  Körper  aus.  Alles  dieses  liess  sich  nur  bei  G.  Pectorale 
wahrnehmen.  Selbsttheilung  war  überdiess  bei  G.  Pectorale,  tranquillum  und  glaueum  erkennbar.  — 
Vom  Gefässsystem  und  Empfindungssystem  Hessen  sich  keine  deutlichen  Spuren  wahrnehmen.  Ein  rother 
Punkt,  der  zuweilen  vorn  sichtbar  werden  wollte,  liess  sich  bei  scharfer  Aufmerksamkeit  überall  als  die 
am  Grunde  der  Rüssel  liegende  MundöfFnung  erkennen,  welche  zuweilen  den  röthlichen  Lichtreflex  gab. 

Die  Verbreitung  der  Tafelthierchen  auf  der  Erdfläche  ist  jetzt  bis  so  weit  ermittelt,  dass  Go- 
nium Pectorale  in  Europa  eine  sehr  grosse  Verbreitung  hat,  deren  Extreme  Paris,  Mietau,  Linz  und  Co- 
penhagen  sind.  Gonium  hyalinum  wurde  in  Schlangenberg  am  Altaigebirge  beobachtet  und  Gonium  glau- 
eum lebt  allein  im  Seewasser  der  Ostsee  bei  Wismar.  Auch  G.  Pectorale  soll  im  salzigen  Wasser  zuweii- 
len  vorkommen. 

Die  Formen  dieser  Gattung  sind  im  Aeusseren  einiger  Arten  den  Pflanzcngattungen  Bangia  und 
Ulva  ähnlich.     Diese  Aehnlichkeit  gehört  nur  der  Form.     Die  thierische  Organisation  oder  ihr  Mangel  un- 


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terscheiden  beide  scharf  überall,  wo  sie  nur  zu  ermitteln  sind.  Wo  die  Sehkraft  nicht  ausreicht  zu  ent- 
scheiden, bleibt  die  Entscheidung  künftigen  Generationen,  und  jedes  Bauen  mit  solchem  unentschiedenen  Ma- 
terial ist  gehaltloses  Mühen  und  schädliches  Vorgreifen  in  die  Rechte  der  Nachkommen. 

£2.    Gonium,  Pectorale,  grünes  Tafelthierclieii.     Tafel  III.  Fig.  I. 

G.  corpusculis  viridibus,    lorica  crystallina  inelusis,    384 — 96tam   lineae  partem  longis,    polypariis    e    16   animalcnlis 
formatis  quadrangularibus  tabulatis,  24tam  lineae  partem  non  superantibus. 

Gone  Pectoral,    a  corpuscules    verts    en   carapace   crystalline>    egalants  Vm : — 'As   mittimetre,  poly- 
piers  formes  de  sehe  animalcules,  aplatis,  quarr es ,  egalants  lUs — Vi 2  millimetre  au  plus. 

Gonium  Pectorale,  Danice  Bryst-Hiörneren,  Müller,  Vermimn  historia,  p.  60.     Zoolog,  dan*  Prodr.  2475.  1773. 

Kugelquadrat,  Göze,  Bonnet's  Abh.  z.  Insectolog.  1773.  I.  p.  376.  Tafel  IV.  Fig.  8.   II.  p.  521. 

Gonium,  Pelisson,  Berliner  Beschäftigungen,  in  8vo.  I.  p.  339.  1775. 

Volvox  complanaUis,  Schrank,  Beiträge  zur  Naturgescli.  1776.  t.  4.  f.  23.  27.  p.  107. 

Brost -Horningen,  Müller,   Swensk  Vetenskaps  Nya  Handl.  vol.  2.  p.  12.  Tab.  I.  Fig.  11  —  13.  1781.     Müller's  kleine  Schriften, 

I.  p.  15.  t.  2.  f.  1  —  3.     1782. 
Gonium,  Beseke,  Leipziger  Magazin,  1784.  IV.  3.  p.  319.   Fig.  2  —  6. 
Gonium  Pectorale,  Müller,  Animalc.  infus.  1786.  Tab.  XVI.  Fig.  9  —  11. 
Gonium  Pectorale,  Kugelquadrat -  EcJcethierchen ,  Schrank,  Fauna  boica,  1803.  III.  2.  p.  74. 
Pectoralina  Jiehraica,  Bory  de  St.  Vincent,  Encycl.  m  etil  od.  1824. 

Gonium,  Raspail,  Hist.  nat.  de  T  Alcyonelie.     Memoires  de  la  soc.  d'hist.  nat.  de  Paris,   Vol.  IV.  Tab.  12.  F,  6.  p.  88.  1827. 
Pectoralina  hebraica,   Turpin  ,   Mem.  du  Museum,   XVI.  1828.  Tab.  13.  F.  23.     Biet,  des   sc.   natur.   1829.     Vegetaux   globulines, 

Taj>.  I. 
Pectoralina  helraica  et  P.  flavicans? ,  Bory,  Dict,  classique  d' hist.  nat.   1828.  XIII. 
Gonium  Pectorale,  AbhandL  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1830.   p.  39.   1831.  p.  75.    1833.  p.  251.  281.  329. 

Aufenthalt:    Bei  Copenhagen!,  Mietau!,  Quedlinburg !,  Dessau!,  Berlin!,  Linz!,  Paris!,  und  an  der  Nordküste  Frankreichs?  beob- 
achtet. 

Dieses  sehr  interessante,  das  Auge  jedes  Beobachters  überraschende,  Thierchen  fand  Müller,  wie  es  scheint,  zuerst  bei  Co- 
penhagen  vor  1773  im  klaren  Wasser.  Kurz  nach  dem  Erscheinen  seines  Werkes  machte  in  gleichem  Jahre  Göze  seine  Beobachtung 
desselben  Thierchens  in  Regenpfützen  bei  Quedlinburg  bekannt,  und  1775  beschrieb  es  Pelisson  als  im  Mai  des  Jahres  1773  von  ihm 
in  Berlin  beobachtet.  Schrank  fand  es  im  ausgetretenen  rückständigen  Donauwasser  bei  Linz  im  Juli  und  August  1776  mit  Volvoa 
Globator.  Beseke  fand  es  im  Meerlinsenwasser  bei  Mietau,  hielt  es  aber  für  ganz  farblos.  Im  Jahre  1827  fand  ich  es  zuerst  bei 
Berlin  wieder.  Am  20.  Sept.  1830  war  es  in  einem  Lösclikübel  innerhalb  der  Stadt  sehr  zahlreich,  am  28.  Mai  und  25.  Juni  1835 
fand  ich  es  in  freien  Torflachen  zwischen  Meerlinsen  und  Volvosc  Globator  bei  den  Pulvermühlen.  Am  23.  Mai  1830  erhielt  ich 
durch  Herrn  Hofrath  Schwab  aus  Dessau  ein  kleines  Fläschchen  mit  vielen  dieser  Thiere  in  Berlin,  welche  noch  lange  Zeit  hier 
fortlebten.  Am  3*  Juni  1836  fand  ich  zuletzt  viele  lebende  Exemplare  in  einer  Regenlache  des  Dorfes  Schönhausen  bei  Berlin  mit 
Phacelomonas  und  erhielt  sie  länger  als  einen  Monat  in  der  Wohnung  am  Leben.  Raspail  hatte  dergleichen  im  Frühjahr  1827  bei 
Paris  in  den  Excrementen  der  Halcyonella  beobachtet  und  nach  Türpin  1828  fand  sie  Le  Baillif  in  klarem,  salzigem  und  süssem 
Wasser  (an  der  Nordküste  Frankreichs,  bei  Havre,  wie  es  scheint)  unter  allerlei  Conferven.  Er  erhielt  sie  in  Gefässen  mit  süssem 
Wasser,  das  er  von  Zeit  zu  Zeit  erneute,  mehrere  Jahre  lang.     Sie  verschwanden  im  Winter  und  erschienen  wieder  im  Sommer. 

Die  vielfachen  Beschreibungen  der  früheren  Beobachter  grenzen  oft  ans  Wunderbare  und  zeigen,  welch  allgemeines  Interesse 
diese  niedliche  Thierform  überall  erregte.  Die  erste  Beschreibung  von  Müller  war  nüchtern  und  klar.  Er  sah  die  verbindende  Haut 
und  auch  den  Wirbel  der  Thierchen.  Das  erste  Wunderbare  brachte  aber  der  Pastor  Göze  in  die  Form  dadurch,  dass  er  die  16 
Thierchen  ohne  sichtbare  Verbindung  und  Berührung  in  gleichem  Abstände  verbleiben  und  sich  so  fortbewegen  sah.  Diess  war  auch  in 
der  ersten  Abbildung,  welche  er  von  dem  Thiere  lieferte,  festgehalten.  Die  späteren  Beobachter  wunderten  sich  darüber  und  hielten 
das  Wunderbare  noch  fester,  wie  es  gewöhnlich  geht.  Beseke  sah  sie  in  Berührung  mit  einander,  wahrscheinlich  hatte  er  jüngere 
Thiere  vor  sich.  Schrank  sah  sie  von  Brachionus  urceolatus  gefressen  und  zerrissen  werden  und  die  Skelete  (leeren  Panzer)  zahl- 
reich auf  dem  Wasser  schwimmen.  Beide  lieferten  ebenfalls  panzerlose  Abbildungen.  Die  erste  bessere  Abbildung  gab  Müller  1781 
in  den  Abhandlungen  der  schwedischen  Akademie  und  dieselbe  ist  in  dem  spätem  Infusorienwerke  von  1786  im  Wesentlichen  wiederge- 
geben, obschon  es  andere  Zeichnungen  (freie  Copien?)  waren.  Raspail  hat  ebenfalls  den  Panzer  erkannt,  aber  Turpin's  Zeichnun- 
gen von  1828  nach  1200maliger  Vergrösserung  des  Durchmessers  haben  ihn  sonderbarer  Weise  nicht.  Dagegen  hat  dieser  geübte 
Beobachter  die  Verbindungstheile  der  Thierchen  dort  recht  gut  erkannt  und  gezeichnet.  Viel  weniger  glücklich  sind  seine  Zeichnungen 
für  das  Dict.  dlästoire  naturelle  vom  folgenden  Jahre.  Da  sind  weder  Panzer  noch  Verbindungstheile  angegeben ,  die  ganze  Form 
ist  zu  den  Pflanzen  gezogen  und  die  Darstellung  der  ursprünglichen  von  Göze  wieder  gleich.  Bory  de  St.  Vincent  hat  Müller9  s 
Darstellung  verkleinert  wiederholt.  Dict.  classic/.  In  der  Beschreibung  hält  er  das  Wunderbare  der  Vereinigung  von  Moleculen  fest, 
welche  nicht  existiren.  Rüssel  und  sonstige  Organe  hat  niemand  erkannt,  aber  wer  Müller's  erste  Beschreibung  vergleicht,  wird  in 
ihm  den  geübtesten  aller  Beobachter  bald  erkennen.     Den  Namen  Pectorale  gab  er  vom  Brustschilde  des  jüdischen  Hohenpriesters. 

Die  Thierchen  des  Gonium  haben  eine  doppelte  Gestalt.  Als  Einzelthier  gleichen  sie  den  Staubinonaden,  C/ilamido- 
monasy  bis  auf  den  Mangel  des  Augenpunktes  völlig,  nur  sind  sie  runder.  Ihr  häutiger  Panzer  ist  meist  nicht  zu  erkennen.  Sie 
sind  aber  einer  raschen  oder  plötzlichen  Selbsttheilung  in  jedesmal  16  Längstheile  fähig.  Ich  habe  Tausende  beobachtet  und  habe  nie 
eine  Abweichung  von  dieser  Zahl  bemerkt,  welche  auch  den  früheren  Beobachtern  fest  schien.  Es  ist  mithin  eine  4fache  und  dann 
nicht  weiter  fortgesetzte  Längstheilung  über's  Kreuz,  oder  eine  doppelte  kreuzweise  Theilung  der  Einzelthiere ,  welche  die  16fachen 
Tafel  thierchen,  die  Polypenstöcke  jener  Einzelthiere  bildet.  Wenn  sieh  ein  Einzelthierchen  in  immer  gleicher  Ebene  in  16  Theile 
getheilt  hat,  aber  durch  den  Panzer  in  Verbindung  geblieben  ist,  so  ist  es  dann  einer  doppelten  weitern  Entwicklung  fähig.  Entweder 
die  Einzelthiere  lösen  sich  nach  einiger  Zeit  aus  dem  mantelartigen  Panzer  ganz  aus  und  schwimmen  einfach,  sich  sogleich  einen  neuen 
Panzer  bildend,  umher,  und  theilen  sich  dann  frei  wieder  in  16  Theile,  oder  diess  letztere  geschieht  schon  im  alten  Panzer.  Beides 
sieht  man  häufig,  wenn  man  viele  Thierchen  beisammen  hat.     Schon  Müller  beobachtete  es. 

Die  tafelförmigen  kleinen  Monadenstöcke  wirbeln,  wie  Müller  richtig  sah,  und  werfen  fremde  Theilchen  von  sich  weg,  oder 
ziehen  sie  an.  Dieselben  Wirbelbewegungen  dienen  zum  Schwimmen.  Um  sie  in  ihrer  ganzen  Kraft  und  Pracht  zu  sehen,  darf  man 
nur   mit   einem   Pinsel   Indigo -Tusche   auflösen   und    etwas   davon    zum   Objecte   bringen.      Der  Strudel   um    alle  Thierchen   ist  überra- 


57 

sehend  und  lässt  erkennen,  wie  verhältnissmässig  kräftig  die  scheinbar  schwach  belebten  Thierchen  in  ihrem  Elemente  herrschen.  Das 
Wirbelnde  hielt  ich  anfangs  für  Wimpern  des  Panzers,  es  sind  aber  2  leicht  erkennbare  Rüssel  am  Munde  jedes  Einzelthierchens,  so 
dass  jedes  Täfelchen  deren  32  besitzt,  wovon  24  am  Rande  herum,  8  in  der  Mitte  hervorstehen,  weil  da  die  Oeffnungen  für  die  Ein- 
zelthiere  sind.  Lässt  man  ein  Thierchen  auf  einer  recht  klaren  Stelle  des  Objectträgers  antrocknen,  so  überzeugt  man  sich  schnell 
von  der  Anzahl  der  Rüssel.  Mischt  man  Farbe  in  das  Wasser,  so  grenzt  sich  alsbald  der  Panzer  völlig  deutlich  ab,  und  bei  scharfer 
Aufmerksamkeit  erkennt  man  zwischen  den  ruhig  liegenden  Thierchen,  besonders  beim  Wechsel  des  Lichtes  mit  Hülfe  des  Spiegels  die 
rankenartigen  Verbindungstheile  der  Einzelthiere  untereinander,  welche  äusserst  zart  sind.  Es  sind  deren  nie  mehr  als  6,  zuweilen  weniger. — 
Was  nun  die  Organisation  der  Einzel  thierchen  weiter  betrifft,  so  haben  sie  im  Innern  grüne  Körnchen  als  Eier,  von  etwa  Viooo  Linie 
Grösse,  eine  rundliche,  matt  durchsichtige  Samendrüse  und  eine  veränderliche  klar  durchsichtige  Samenblase.  Ein  Auge  liess  sich  nie 
entschieden  wahrnehmen.  —  Die  Einzelthiere  schwimmen  mit  dem  Munde  vorn,  wie  Monaden.  Die  Bewegung  der  Tafeln  ist  sehr  ver- 
schieden. Sie  schwimmen  bald  horizontal,  bald  vertical  und  im  letzteren  Falle  oft  auf  dem  Rande  radartig  wälzend,  oft  auch  hin  und 
her  wankend.  —  Oft  findet  man  weniger  als  16  Thierchen,  nie  mehr,  in  einem  Täfelchen,  das  kommt  vom  Austreten  der  Einzelnen 
her,  um  selbstständig  zu  werden  und  ist  ein  Entwicklungsziistand ,  aber  nie  zum  Wachsen,  sondern  zum  Auflösen  der  Tafeln.  Die  jun- 
gen Täfelchen  führen  die  Einzelthiere  enger  beisammen  und  sind  heller  gefärbt,  bei  alten  stehen  sie  oft  weit  auseinander.  Bory's 
zweite  Art,  Gonium  flavicans,  scheint  mir  daher,  ohne  andere  Charäctere  als  die  Farbe,  so  wenig  rathsam  abzusondern,  als 
Beseke's  Form.  Es  giebt  sehr  blasse,  die  bei  starker,  unklarer  Yergrösserung  den  grünlichen  Ton  ganz  verlieren.  Diess  mag  vor 
der  Reife  der  Eier  der  Fall  seyn.  Im  Magen  anderer  Infusorien  erkennt  man  öfter  Tafel  thierchen,  weil  ihre  Form  leicht  kennt- 
lich ist  (vergl.  Tafel  XXXIII.  F.  2.  3.).     Entwicklnngscyclus  etwa  Viooo  bis  V24  Linie,  der  Täfelchen  Voe  bis  V24  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  III.  Fig.  I. 

Es  sind  4  Einzelthiere  und  12 '  tafelförmige  Monadenstöcke  des  Tafelthierchens  in  ihren    verschiedenen  Entwickelungsstufen  dargestellt,      Nur 

Fig.  13.  ist  SOOmal  vergrössert,  alle  übrigen  4ü0mal. 

Fig.  1.  ist  eine  vollkommen  entwickelte  Gesellschaftsform,  so  entstanden,  dass  Fig.  12.  sich  durch  4fache  Selbsttheilung  in  gleicher  Ebene  in  Fig.  7. 
verwandelt  hat.  Aus  dieser  entstehen  durch  einfache  Vergrösserung  oder  Ausdehnung  Fig.  10.  und  Fig.  2.,  welche  in  Fig.  1.  sich  weiter  entwickelt 
haben,  ohne  schon  wieder  zur  Selbsttheilung  hinzuneigen  $ 

Fig.  2.     ein  jüngeres  Exemplar; 

Fig.  3.  ist  eine  Gesellschaftsform,  von  welcher  7  Thierchen  noch  einfach  sind,  9  aber  sich  schon  in  16  Theile  getheilt  haben  und  von  der  schmalen 
Seite  gesehen  werden.    Letztere  haben  auf  der  breiten  Seite  schon  die  Form  von  Fig.  7.; 

Fig.  4.     ist  eine  vollständig  entwickelte  Gesellschaftsform  halbgewendet; 

Fig.  5.    ist  ein  Monadenstock  des  Tafelthierchens,  dessen  mittlere  4  Thiere  sich  bereits  abgelöst  haben; 

Fig.  6.     ein  ähnlicher,  von  dem  3  seitliche  Thiere  sich  entfernt  haben; 

Fig.  7.     ist  ein  so  eben  frei  gewordenes,  schon  getheiltes,  Einzelthier  oberhalb  von  der  Fläche,  unterhalb  von  der  Kante  gesehen; 

Fig.  8.     ist  eine  fast  volle  Seitenansicht  eines   erwachsenen  Tafelthierchens; 

Fig.  9.     sind  2  umherschwimmende  Fragmente  eines  bereits  sehr  weit  aufgelösten  Täfelchens; 

Fig.  10.     ist  ein  jüngeres  schon  zerfallendes  Täf eichen; 

Fig.  11.     ist  ein  erwachsenes  Täf  eichen,  dessen  mittlere  4  Thierchen  allein  sich  schon  getheilt  haben  und  von  der  schmalen  Seite  vorliegen; 

Fig.  12..  sind  3  durch  Auflösung  der  Täfelchen  frei  gewordene,  oder  auch  aus  Eiern  herangewachsene  Einzelthiere,  ohne  Vorbereitung  zur  Selbst- 
theilung; 

Fig.  13.  ist  ein  800mal  vergrössertes  Einzelthierchen  eines  Täfelchens  mit  einem  Theile  des  Mantels  /'".  +  bezeichnet  die  6  rankenartigen  Verbin- 
dungsröhren,  p  bezeichnet  die  beiden  Rüssel,  0  die  Mundöffnung,  t  die  Samendrüse,  s  die  contractile  Samenblase.  Ueberdiess  sind  im  mittleren  Kör- 
per sehr  feine  grüne  Körner  und  grössere  Bläschen,  letzteres  scheinen  Magenzellen,  ersteres  Eier  zu  seyn. 

?3.    Gonium  punetatum,  punktirtes  Tafelthierchen.    Tafel  III.  Fig.  II. 

G.  corpusculis  in  lorica  crystallina  viridibus  nigro  punetatis,    384tam  lineae  partem   magnis,    16   in   polypariis   48vam 
lineae  partem  latis,  quadrangularibus,  planis. 

Gone  tachete,    a  corpuscules  verts  tachetes  de  noir,    en    carapace   cry  stalline ,   egalants   Vi 9 2   milli- 
metre; polypiers  quarr  es  aplatis,  a  16  corpuscules  et  egalants  V  millimetre  en  largeur. 

Gonium  pmetatum,  Abliandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  250. 

Aufenthalt:    Berlin. 

Ich  fand  diese  Form  am  16.  April  1832  zwischen  Conferven  bei  Berlin.  Sie  ist  kleiner,  als  die  erwachsenen  Exemplare 
des  Gonium  Pectorale  und  hat  eine  langsamere  Bewegung.  Wimpern  oder  Rüssel  waren  nicht  zu  erkennen  und  beim  Zusatz  von 
Farbe  in  Masse  lag  sie  regungslos  still.  Die  16  einzelnen  grünen  Kugeln  haben  dunkelschwarze  Punkte,  welche  kaum  Magenzellen 
seyn  können.  Der  alle  Körper  verbindende  sehr  klare  crystallne,  aber  weiche  Panzer  ist  viereckig  und  ganz  dem  des  vorigen  ähn- 
lich. Das  Täfelchen  hatte  V48  Lüiie  Breite  und  die  grünen  Körper  waren  %  dieser  Breite  gross.  Diese  Verhältnisse  waren  zwar 
sehr  klar,  aber  da  die  Form  nur  einmal  erst  beobachtet  ist,  bleibt  sie  noch  etwas  zweifelhaft. 


Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  III.   Fig.  IL 


Fig.  1.    ist  von  der  flachen  Seite, 
Fig.  2.    halb  gewendet  gezeichnet. 


?4.    Gonium  f  tranquillum,  ruhendes  Tafeltliierclieii.    Tafel  HL  Fig.  III. 

G.  corpusculis  in  lorica  crystallina  viridibus,  240tain  lineae  partem  attingentibus ,  16,  simplicibus ,  binatis  aut  quater- 
natis,  in  polypariis  24tam  ad  12mam  lineae  partem  latis,  quadrangularibus ,  planis,  interdurn  duplo  latiori- 
bus  quam  longis. 

Gone  tranquille,  h  corpuscules  verts  en  carapace  crystalline,  approchants  de  V120  millimetre;  po- 
hjpiers quadra?igulaires  aplatis,  quelques  uns  deua  fois  plus  larges  que  longs,  egalants  % 
—  V6  millimetre ,  a  16  corpuscules  simples,  binaires  011  quatemaires. 

15 


5§   - — - 

Gomum?  tranquillum ,   Ahhaiull.  der  Akademie  <L  Wissenscli.  zn  Berlin,  1833.  p.  251. 
Verg!.  Meten,  Nova  Acta  Na t.  Curios.  T.  XIV.  Taf.  43.  Fig.  36.? 

Aufenthalt:    Berlin. 

Diese  Form  wurde  am  18.  und  20.  Juni  1832  zahlreich  beobachtet.  Sie  war  völlig  bewegungslos,  aber  in  so  fielen  Bezie- 
hungen sich  der  Gattung  der  Tafelthierchen  anschliessend,  dass  ihre  nahe  Verwandtschaft  mit  Bangia  und  Ulva  bis  auf  weitere 
Beobachtung  nicht  entscheidender  seyn  konnte.  Auch  die  Gonien  liegen  zuweilen  ganz  still  und  über  ihren  thierischen  Bau  kann  doch 
kein  Zweifel  mehr  seyn.  Die  scheinbar  doppelten  Formen,  wie  Fig.  2.,  mögen  durch  ungleiche  Entwicklung  oder  Selbsttheilung  der 
Thierchen  entstehen  und  nur  im  Mangel  der  quadratischen  oder  der  allseitig  gleichförmigen  Entwicklung  verschieden  seyn.  Jedenfalls 
sind  in  dieser  Form  andere  Entwicklungsgesetze  herrschend,  als  in  der  vorigen.  Die  Viertheilung  tritt  nicht  plötzlich  vierfach  und  ab- 
geschlossen, sondern  allmälig  auf  und  die  Selbsttheilung  scheint  in  der  Vierzahl  zwar,  aber  nicht  bei  16  ihre  Grenze  zu  linden.  Ein 
kleines  Exemplar  hatte  im  Innern  nur  4  grüne  doppelte  Kugeln,  ein  grösseres  hatte  16  doppelte  Kugeln,  je  8  in  2  mehr  genäherten 
Reihen.  Die  grössten  Täfelchen  hatten  16  vierfache,  also  64  Kugeln  und  davon  einige  wieder  in  Theilung,  diese  zeigten  auch 
schwärzliche  Punkte,  wie  das  deutlich  bewegte  G.  punetatum.  Unter  der  Menge  gab  es  auch  im  Zerfallen  begriffene  jüngere  und 
ältere  Täfelchen ,  deren  grüne  Kugeln  sich  ohne  Ordnung  gruppirt  hatten.  Bei  alle  dem  fehlt  es  noch  an  hinreichender  Ermittlung  von 
thierischen  Characteren.     Auch  sind  keine  Verbindungsröhren  beobachtet  worden. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  III.   Fig.  III. 

Es  sind  6  Tafelchen  in  verschiedener  Entwicklung  abgebildet. 

Fig.  1.  ist  ein  Täfelchen  mit  16  doppelten  (32)  grünen  Körpern,  woran  ein  kleineres  hängt,  das  vielleicht  nur  ein  Ueberbleibsel  eines  grösseren  ist, 
im  Fall  es  kein  Jugendzustand  seyn  kann. 

Fig.  2.  enthält  ebenfalls  16  D.oppelthicre ,  welche  aber,  durch  Längstheilung  in  immer  gleicher  Richtung,  sich  so  vorherrschend  nach  einer  Seite  ausge- 
breitet, d.  i.  von  einander  entfernt  haben,  dass  der  Breitendurchmesser  des  Täfelchens  doppelt  so  gross  geworden,  als  der  Längendurchmesser.  Man 
würde  irren,  wenn  man  diese  Form  für  2  zusammenhängende  Täf eichen  hielte.  In  der  innern  Hälfte  sind  einige  Thiere  wieder  in  Theilung  begriffen, 
so  dass  dieses  Täfelchen  37  Thierchen  enthält. 

Fig.  3.  enthalt  16  kreuzweis  getheilte  Thierchen,  so  dass  64  Einzelthiere  im  Täfelchen  sind.  Beim  weitern  Auseinandertreten  dieser  erhält  sich  die 
quadratische  Form  des  Täfelchens. 

Fig.  4.    ist  dasselbe  von  der  Seite  gesehen. 

Fig.  5.  ist  ein  von  seinen  Thieren  vielfach  schon  verlassenes  Täfelchen,  wodurch  die  Reihen  der  übrigen,  sich  auch  zum  Entweichen  anschickenden, 
gestört  sind. 

5?  5.     Goniumf  hyalinum,  farbloses  Tafeltiiiercheii.     Tafel  in.  Fig.  IV. 

G.  corpusculis  (cum  lorica)  hyalinis,  250mam  lineae  partem  magnis,  20  ad  25  in  polypariis  quadratis,  planis,  50mam 
lineae  partem  latis. 

Gone?  hyalin*,  a  corpuscules  {et  carapace)  Hyalins;  polypiers  quarrest  aplafis,  e galant s  V25  milli- 
metre,  constitues  de  20  a  25  corpuscules  ayant  1l12s  millimetre  en  epaisseur. 

Gomum?  hyalinum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissenscli.  zu  Berlin,  1830.  p.  63,  67.  1831.  p.  75. 
Vergl.  Kugelqundrat ,  Beseke,  Leipzig.  Magaz.  d.  Naturk.  IV.   p.  319.  f.  2  —  6.  1784. 

Aufenthalt:    In  Schlangenberg  am  Altaigebirge. 

Auf  der  Reise  mit  Herrn  Alexander  von  Humboldt  nach  Sibirien  im  Jahre  1829  fand  ich  dieses  Thierchen  in  stagni- 
rendem  Wasser  in  Schlangenberg.  Es  hatte  ganz  die  Form  eines  Tafelthierchens,  aber  völlig  farblose  innere  Kugeln.  Der  letz- 
tere Character  ist  zwar  auch  von  Prof.  Beseke  bei  einem  Thierchen  der  Gegend  von  Mietau  angegeben,  allein  da  er  das  Gomum 
Pectorale  nicht  auch  kannte,  so  ist  es  wahrscheinlich,  dass  er  blasse,  jüngere  Exemplare  desselben  bei  starker  Vcrgrösserung ,  wo 
sich  alle  Farben  verdünnen,  als  farblos  erklärte.  Auch  Müller  hat  nicht  sehr  lebhaft  grün  gefärbte  gesehen,  wie  jedoch  es  deren, 
wo  sie  überhaupt  in  Menge  sind,  viele  giebt.  Die  Hülle  habe  ich  nicht  über  die  sibirischen  Thierchen  hinausragen  gesehen  und  ich 
habe  später  Uv eilen  (£/.  Atomus)  beobachtet,  die  beim  Abfallen  der  Einzelthiere  sich  fast  ähnlich  gruppirt  hatten.  Ich  sali  in 
Schlangenberg  etwa  10  schwimmende  Täfelchen,  deren  Bewegung  ganz  an  G.  Pectorale  erinnerte,  zwiseben  farblosen,  sebr  kleinen, 
nur  Vsoo  Linie  grossen  Monaden,  welche  Uvellen-Theile  der  Uvella  Uva  (mznuta)  waren.  Eine  genetische  Verbindung  dieser  bei- 
den Thierformen  war  mir  damals  ganz  unwahrscheinlich.  Weitere  Details  sind  nicht  beobachtet.  Ich  sah  Täfelchen,  welche  4  Reihen 
von  Thierchen  zu  5   (also  20),  andere,  welche  5  zu  5,  (also  25)  Thierchen  enthielten. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  III.    Fig.  IV. 

Fig.  1.    ist  ein  sibirisches  Täfelchen  mit  25  Thieren  von  der  Fläche  gesehen; 
Fig.  2.     dasselbe  von  der  Seite; 
Fig.  3.    ein  anderes  mit  20  Thieren. 

»6.    Gomum?  glaueum,  bläuliche*  Tafel tliier eben.    Tafel  in.  Fig.  V. 

G.  corpusculis  e  viridi  caerulescentibus  in  lorica  crystallina,  576tam  ad  364tam  lineae  partein  magnis,  4  ad  64  plu- 
ribuscpie  in  polypario  ([iiadrangulari,  piano,  48vam  lineae  partem  non  superante. 

Gone  bleuätre^  a  corpuscules  verts  bleuätres^  en  carapace  crystaUine  ayant  %Ss — Vm  millime- 
tre d' epaisseur ;  polypiers  quarr  es  ^  aplatis,  ne  surpassant  pas  V24  millimetre  et  contenant  4 
a  64  ou  plusieurs  corpuscules,, 

Aufenthalt:    Im  Seewasser  des  Hafens    von  Wismar. 

Diese  Körperchen  sind  mir  im  Jahre  1831  sehr  oft  und  immer  zahlreich  zwischen  den  Conferven  der  Ostsee  bei  Wis- 
mar im  Mai  vorgekommen,  wo  ich  sie  in  den  Jahren  1833  und  1834  im  August  wieder  beobachtete.  Im  Jahre  1835  erhielt  ich  sie 
durch  die  Güte  des  Herrn  Dr.  Rose  in  Wismar  zwischen  verschiedenen  See -Algen  lebend  in  Berlin.  Ich  habe  nie  eine  deutliche 
Ortsveränderung    an   diesen  Körperchen  beobachtet  und   sie   desshalb   als   zweifelhafte  Körperchen  zurückgeschoben.     Zu  den  Algen  der 


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Gattungen  Bangia  oder  Viva  sie  zu  rechnen,  ist  für  jeden,  welcher  die  physiologische  Eigentümlichkeit  dieser  Formen  scharf  ms 
Auge  fasst,  eben  so  unbefriedigend.  Die  Entwicklung  der  vierseitigen  Täfelchen  rückt  diese  Formen  offenbar  an  Gonium ,  aber  der 
Mangel  an  wirbelnden  Bewegungsorganen,  selbst  wenn  es  Thiere  sind,  unterscheidet  sie  freilich  bedeutend.  Ich  würde,  wäre  der  Or- 
ganismus, gleichviel  ob  thierisch  oder  pflanzlich,  schärfer  zu  entwickeln  gewesen,  vorgezogen  haben,  eine  eigene  Gattung,  Gonidium, 
mit  dieser  Form  und  dem  G.  tranquillum  zu  bilden,  allein  da  alle  aufzustellenden  Characterc  unsicher  bleiben,  so  hielt  ich  für  bes- 
ser, diese  Körperchen  hier  einzuschieben,  wo  ihre  Form  sie  nicht  unnatürlich  anschliesst.  Wären  sie  Pflanzen,  so  lag  es  doch  für 
jetzt  ausser  der  Kraft,  diess  zu  entscheiden,  da  die  Bewegungslosigkeit  oder  Trägheit  allein  keinen  Character  dafür  abgiebt.  Ich  sah 
Täfelchen  mit  4,  8,  16,  20,  32,  64  und  noch  viel  mehr  grünen  Körperchen.     Sie  sind  sehr  zart,    aber  sehr  regelmässig, 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  III.  Fig.  Y. 

Fig.  1.  enthält  64  gleichartig  entwickelte  Körperchen  und  ist  lj^  Linie  gross;   alle  sind  290mal  vergrössert; 

Fig.  2.  enthält  16  gleichartig  entwickelte  Körperchen; 

Fig.  3.  enthält  32  ungleich  entwickelte  Körperchen ; 

Fig.  4.  ist  in  der  Theilung  der  Körperchen  begriffen; 

Fig.  5.  zum  Theil  ebenfalls  in  der  Theilung; 

Fig.  6.  sind  die  kleinsten  beobachteten  Exemplare. 


Beurtheilende  Uebersicht  der  Arten  der  Gattung    Gonium. 

Es  sind  bisher  13   verschiedene  Namen  für  die  Arten  dieser  Gattung  gegeben  worden.     Ausser  den  so  eben  verzeichneten  Ar- 

•  o    o    o 

ten  sind  folgende  vorhanden:  Gonium  corriigatum  von  Müller  1779  mag  eine  Monade  in  der  Selbsttheilnng  seyn;  G.  fiavkans 
ist  hier  zweifelhaft  aus  Pectoralina  fiavicans,  von  Bory,  1828  gebildet  angeführt;  G.  Innatum  von  Müller  1773  ist  von  ihm 
selbst  später,  1786>  G.  reciangulum  genannt  worden  und  scheint  ein  Fragment  irgend  eines  im  Zerfliessen  begriffenen  flachen  Ma- 
genthierchens  zu  seyn,  welches  die  Samenblase  noch  enthält;  G.  obtiiscmgidum  von  Müller  ist  vermuthlich  ein  eben  solcher 
Theil  Und  wurde  früher  von  ihm  G.  tnmeatum  genannt;  G.  polysphaerium  von  Schrank  1787  mag  wohl  eine  Micrasierias 
gewesen  seyn;  G.  pulvinatum  von  Müller  1773  könnte  eine  eigne  farblose  Art  seyn,  ist  aber  für  den  Character  der  Tafelthier- 
chen  noch  nicht  hinreichend  beobachtet,  zu  G.  hyaUnum  scheint  sie  nicht  gezogen  werden  zu  können;  G.  reciangulum  und  trun- 
catum  sind  schon  genannt;  G.  telrasphaerium  von  Schrank,  1803,  war  vielleicht  ein  Eumtrum. 


NEUNZEHNTE     GATTUNG:      DOPPELMANTEL. 

Syncrypta.    Syncrypte. 

CHARACTER:     Animal   e    familia  Volvocinorum,    ocello    caudaque    destitutum,    lorica    duplici    inclusum; 
=  Cryptomonades  sociales  lorica  communi  inclusae. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Volvociens^  sans  oeil  et  sans  queue,  pourvu  d'une  double 
enveloppe;  =  Mona  des  h  carapace  sociales  pourvues  tfune  enveloppe  commune. 

Die  Gattung  Syncrypta  gehört  in  die  Familie  der  Kugelthiere  und  unterscheidet  sich  von  allen 
übrigen  durch  Mangel  an  Auge  und  Schwanz  der  Einzelthierchen  und  durch  Besitz  einer  doppelten  Hülle. 

Es  ist  nur  eine  Art  der  Gattung  bekannt,  welche  grünlich  und  der  Uvella  virescens  sehr  ähnlich 
ist.  Die  Gattung  wurde  J833  in  den  Abhandlungen  der  Berliner  Akademie  zuerst  begründet.  Die  Gesammt- 
organisation  ist  noch  nicht  vollständig  ermittelt,  doch  sind  bis  jetzt  folgende  Verhältnisse  ausser  Zweifel 
gesetzt  —  Die  Körperhülle  ist  deutlich  eine  doppelte.  Den  Körper  umgiebt  zunächst  eine  häutige  Hülle, 
welche  ganz  der  einer  Panzermonade  gleicht  und  ein  eingerolltes  Schildchen  bildet;  sammt  dieser  befin- 
den sich  aber  die  Thierchen  der  beerenartigen  Monadenstöcke  dieser  Form  in  einer  gemeinsamen  gallerti- 
gen Hülle 5  aus  welcher  sie  sich  entfernen  können ,  die  also  ein  Mantel  (Lacema)  ist.  —  Als  Bewegungs- 
organ lässt  sich  bei  jedem  Einzelthierchen  ein  langer 5  fadenartiger,  wirbelnder  Rüssel  erkennen,  welcher 
die  Gesellschaftsformen  ringsum  behaart  erscheinen  lässt.  —  Die  Magenzellen  blieben  bisher  unerkannt,  auch 
war  keine  Farbeaufnahme  sichtbar.  —  Als  Fortpflanzungsorgan  lassen  sich  2  grünfarbige  Massen  ansehen, 
welche  im  Körper  jedes  Thiers  sehr  ausgebreitet  sind  und  die  alles  umhüllende  Eiermasse  darzustellen 
scheinen.  Die  Entwicklung  durch  Theilung  geschieht  nach  dem  Character  der  Kugelthiere  innerhalb  der 
äussern  unzertheilten  Hülle  so,  dass  die  innere  Hülle  sich  vollständig  mit  dem  Thiere  theilt.  Es  scheint 
nur  Längstheilung  obzuwalten.  —  Gefäss-  und  Nervenspuren  sind  unerkannt. 

Die  Verbreitung  dieser  Gattung  und  einzigen  Art  hat  bisher  auf  die  Umgegend  von  Berlin  beschränkt 
geschienen,  doch  ist  es  leicht  möglich,  dass  sie  mit  Uvella  virescens  und  Synura  Uvella  an  vielen  an- 
dern Orten  für  ein  und  dasselbe  Thier  gehalten  worden.  Ich  selbst  habe  beide  nur  erst  neuerlich  von  die- 
ser unterschieden. 


6© 

??.    Syncrypta  Volvoac,  wälzender  Doppelmantel.    Tafel  III.  Fig.  vn. 

S.  animalculis  ovatis  viridibus,   taenia  albicante  media ,  240mam  lineae  jmrtem  longis;   polypariis  globosis,   lorica  cry- 
stallina, 48mam  lineae  partem  vix  superantibus. 

Syncrypte    Volvoce,    animalcules   ovales >    verts   a   raye    blanchätre   au  milieu^    egalants  Vi  20    milli- 
metre;  polypiers  global eucc  en  enveloppe  orysfallme  y  ne  szirpassant  guere  V24  millimktre. 

Syncrypta  Voluox,  Abhandl.    der  Akademie  d.   Wissensch.   zu   Berlin,    1833.   p.  314. 

Auf  enthalt:    Berlin* 

Diese  Form  wurde  am  11.  Juni  1832  in  toriigem  klarem  Wasser  bei  den  Pul verm üblen  von  Berlin  zuerst  beobachtet.  Ich 
habe  sie  dann  im  gleichen  Monat  wieder  gefunden,  im  Jahre  1835  sah  ich  sie  am  22.  März.  Sie  findet  sich  im  Wasser,  welches 
von  Conferven  abfliesst,  wenn  man  diese  aus  dem  Wasser  zieht,  am  leichtesten.  Die  rollenden  grünen  Beeren  sind  für  den  Beobachter 
eine  böchst  angenehme  Erscheinung  und  umgiebt  man  sie  mit  einem  Tröpfchen  blauer  Farbeauflösung  von  Indigo,  so  erkennt  man  ihre 
kräftigen  Wirbel.  Um  die  Bewegungsorgane  zu  sehen,  muss  man  sie  in  klarem  Wasser  auf  recht  reinem  Grunde  während  der  Beob- 
achtung allmälig  antrocknen  lassen,  aber  auch  im  farbigen  Strudel  erkennt  man  das  peitschende  Organ  oft  sehr  scharf.  Die  Kugeln 
mit  vielen  grünen  Körpern  entstehen  durch  Längstheilung  einzelner  solcher  Körper.  Ich  habe  nie  ein  einzelnes  frei  gesehen,  vielleicht  tritt 
auch  die  Selbstth eilung  mit  seiner  Befreiung  alsbald  ein.  Die  einfachsten  waren  4theilig,  es  mag  also  die  erste  Selbsttheilung  sogleich 
eine  kreuzweise  seyn.  In  manchen  Kugeln  zählte  ich  mehr  als  30  Thierchen.  Die  Breite  des  äussern  Mantels  scheint  veränderlich. 
Spuren  von  Augen  habe  ich  umsonst  gesucht  und  auch  die  Magenblasen  blieben  von  der  Eiermasse  und  den  Panzern  verdeckt.  Wich- 
tig für  die  Bildung  dieser  Thiere,  besonders  ihrer  Gesellschaftsformen,  ist,  dass  die  Einzelthiere ,  mit  den  Hintertheilen  dicht  an  ein- 
ander gedrängt,  einen  mittleren  Kern  ihrer  Monadenstöcke  bilden,  während  bei  Pandorina  und  Gonium,  wohl  auch  bei  Gyges^  sie 
zerstreut  sitzen*     Man  wird  diesen  Character  einst  recht  wohl  zu  Abtheilungen  brauchen  können. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  HL   Fig.  VII. 

Es  sind  5  Monadenstöcke  des  Doppelmantels  bei  2  verschiedenen  Vergrösserungen  abgebildet 
Fig.  1.     ist  260mal  vergrössert; 
Fig.  2.  bis  5.     sind  400mal  vergrösserte  Formen  in  verschiedenen  Entwickehmgsstufen. 


ZWANZIGSTE     GATTUNG:     STRAHLENKUGEL. 

Syiiura.    Synure. 

CHARACTER:    Animal  e  familia  Volvocinorum,    ocello  destitutum,    cauda  filiforini,   loricae  fundo  seu  in 
polypariis  centro  affixum. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Volvociens,  depourvu  d'oeil,  ä  queiie  filiforme  attachee 
au  fond  de  l  enveloppe  ou  au  centre  du  polypier. 

Die  Gattung  Strahlenkugel  gehört  zur  Familie  der  Kugelt  liiere  und  zeichnet  sich  durch  Man- 
gel eines  Augenpunktes  und  durch  Besitz  eines  fadenartigen  Schwanzes  aus,  welcher  am  Grunde  des  Pan- 
zers, oder  im  Centrum  des  Monadenstockes  (der  Gesellschaftsform)  angeheftet  ist. 

Diese  Gattung,  von  welcher  bis  jetzt  nur  eine  gelbliche  Art  bekannt  ist,  wurde  1833  in  den  Ab- 
handlungen der  Berliner  Akademie  p.  314  zuerst  beschrieben.  Ihre  specielleren  Organisationsverhältnisse 
sind  noch  nicht  hinreichend  ermittelt,  weil  sie  nach  1832  nicht  wieder  beobachtet,  an  ihrer  Stelle  aber 
eine  andere  ihr  ganz  ähnliche  Form  anschaulich  wurde,  welche  durch  ein  Auge  characterisirt  ist  und  daher 
wohl  zur  Gattung  Uroglena  gehört.  Ob  beide  Formen  nun  auf  Kosten  dieser  ersten  als  eine  zu  betrachten 
sind,  muss  späterhin  ermittelt  werden.  Die  früher  beobachtete  augenlose  Form  Hess  folgende  Structur  er- 
kennen: Der  gemeinsame  Panzer  der  Gesellschaftsform  bildet  eine  Gallertkugel,  welche  so  viel  offene  Zellen 
hat,  als  Einzelthiere  da  sind,  aus  diesen  Zellen  können  die  Thierchen  sich  lang  hervorstrecken,  indem  sie 
mit  einem  sehr  feinen,  schwanzartigen,  dehnbaren  Anhange  im  Centrum  der  Kugel,  oder  dem  Grunde  ih- 
rer Zelle  angeheftet  bleiben,  gerade  so  wie  Floscularia  oder  Conochilus  u.  s.  w.  der  Räder  thiere.  Dass 
die  kleinen  Thierleiber  noch  eine  besondere  panzerartige  Schale  haben,  wie  bei  Syncrypta^  vermuthete 
ich  damals  aus  mir  jetzt  nicht  genügenden  Gründen.  —  Als  Bewegungsorgan  glaubte  ich  mehrere  Wimpern 
am  Munde  der  Einzelthierchen  direct  zu  erkennen,  doch  vermuthete  ich  diese  Wirkung  von  einem  einfachen 
Rüssel.  Von  Ernährungsorganen  wurde  nichts  unterschieden.  Die  gelbliche  Farbe  habe  ich  dem  Eierstocke 
zugeschrieben,  welcher  zuweilen,  wie  bei  Syncrypta,  zweitheilig  erschien.  Andere  Organe  wurden  nicht 
klar,  weil  die  Thierchen  sehr  durchsichtig  waren.  Es  gab  aber  kleinere  und  grössere,  aus  vielen  Indivi- 
duen bestehende,  Kugeln  und  letztere  waren  offenbar  aus  ersteren  so  entstanden,  dass  die  kleinen  Einzel- 
thiere sich  durch  Längstheilung  vermehrt  hatten,  ohne  den  äussern  Mantel  mit  zu  theilen,  was  dem  Cha- 
racter der  Kugelthiere  gemäss  ist. 

Ausser  bei  Berlin  ist  diese  Form  noch  nicht  beobachtet, 


_ — _ 61  _    _  — 

?8.    Synura  Uvella,  traubenartige  Strablenkugel.    Tafel  m.  Fig.  IX. 

S.  corpusculis  oblongis  flavieantibns,  e  lorica  exserendis,  cauda  cxtensa  corpore  triplo  longiore;  polypariis  moriformibus. 

Synure  Uvelle,   ä  corpuscules  oblonge  jaunätres,   ayant  le  tiers  de  la  cjueue  en  longueur,  se  prolon- 
geant  hors  de  V  enveloppe ;  polypiers  en  forme  de  müre. 

Synum  Uvella,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  281.  314. 

Aufenthalt:    Berlin. 

Dies  auffallende  Thierchen  wurde  am  13.  October  1831  in  vielen  Exemplaren  zuerst  beobachtet.  Am  4.  Mai  1832  war  es 
noch  zahlreicher  in  einem  Graben  des  Thiergartens  bei  Berlin.  Seine  Bewegung  war  wälzend  wie  Uvella  oder  Volvoco  Globator. 
Sehr  eigenthümlich  war,  dass  die  Einzelthierchen  sich  aus  ihren  Panzerzellen  der  Kugeln  lang  hervorschieben  konnten,  wodurch  sie  dem 
Conochilus  Volvoa  der  Räderthiere  sehr  gleichen.  Die  weitere  Structur  ist  oben  angegeben;  der  Leib  eines  Thierchens  ohne  den 
Schwanz  hatte  Vi 4 4  Linie  Länge,  eine  Kugel  Vu  —  Vie  Linie  Durchmesser. 

Am  25.  Mai  1835  fand  ich  in  gleichen  Verhältnissen  ähnliche  aber  andere  Thierchen,  an  Farbe  grünlicher  und  mit  einem 
deutlichen  rotken  Augenpunkte  nahe  am  Munde.  Die  Kugeln  oder  Monadenstöcke  hatten  ebenfalls  V24  — Vie  Linie  Durchmesser.  Die 
Einzelthiere  hatten  einen  deutlichen  fadenartigen  Rüssel  und  Hessen  im  Innern  noch  1  bis  2  runde  (Samen-)  Drüsen  erkennen.  Die 
Einzelthierchen  glichen  ganz  denen  von  Uroglena  Volvoa,  aber  ich  hatte  bis  dahin  die  letztere  Gattung  nur  als  sehr  grosse  Kugeln 
gesehen,  die  Vs  Linie  im  kleinsten  Durchmesser  hatten  und  mit  Volvozc  Globator  zugleich  vorkamen.  Sollte  sich  die  augenlose  Sy- 
nura  Uvella  nicht  wieder  linden,  nachdem  diese  Zweifel  ausgesprochen  sind,  so  mag  ich  wohl  früher  das  Auge  übersehen  haben  und 
die  Gattung  mag  mit  Uroglena  zu  verschmelzen  seyn,  so  dass  letztere  nur  eine  ältere,  Synura  die  jüngere  Form  gewesen. 

Diese  Synura  sammt  der  Syncrypta  und  Uroglena  Volvoac  können  früher  sehr  leicht  mit  Uvella  virescens  verwechselt 
worden  seyn,  was  Vorsicht  bei  Beurtheilung  der  Fonnvei breitung  nöthig  macht. 

Erklärung   der  Abbildungen    Tat  III.   Fig.  IX. 

Es  sind  4  Gesellschaftsformen  der  Synura  Uvella  und  eine  Gesellschaftsform  der  jungen  Uroglena ,  sammt  2  Einzelneren  der  letzteren, 
dargestellt. 

Fig.  1.     ist  ein  vollkräftiger  Monadenstock  von  Synura  Uvella ,  nach  einer  Zeichnung  von  1831,  mit  etwas,  aber  wenig,  vorragenden  Thierchen. 

Fig.  2  —  4.  sind  Zeichnungen  von  1832.  In  Fig.  2.  ist  die  innere  Begrenzung  zu  erkennen,  welche  mich  damals  veranlasste,  an  einen  zweiten  Pan- 
zer zu  denken;  es  waren  aber  wohl  Eierstockgrenzen. 

Fig.  5.  umfasst  2  Einzelthierchen  von  1835,  welche  bei  o  den  Mund,  bei  t  die  Samendrüse  erkennen  lassen*  Die  äussere  Figur  scheint  sich  durch 
Duplicität  der  Samendrüse  und  Anschwellen  des  Körpers  zur  Selbsttheilung  vorzubereiten. 

Fig.  6.    ist  ein  Monadenstock  der  Form  von  1835.    Beide  letztere  sind  als  junge  üroglenen  zu  betrachten. 


EINUNDZWANZIGSTE     GATTUNG:      STRAHLENAUGE. 

Uroglena.    Uroglene. 

CHARACTER:     Aiiimal  e  familia  Yolvocinorum,  ocello  caudaque  insigne,   singulorum  spontanen  divisione 
in  polypariis  simplici  et  aequali. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Volvociens,   distingue  par   un  oeil  et  une  queue^   ä  di- 
vision  spontanee  simple  et  egale  des  corpuscules  dans  les  polypiers. 

Die  Gattung  der  Strahlenaugen  zeichnet  sich  in  der  Familie  der  Kugelthiere  durch  Besitz  eines 
Auges  und  Schwanzes  aus  und  sie  gehört  zu  den  Formen ,  welche  eine  einfache  und  gleichförmige  Selbst- 
theilung in  ihren  Monadenstöcken  zeigen. 

Uroglena  wurde   1833  in  den  Abhandlungen  der  Berliner  Akademie  als  neue  Gattung  p.  317.  zu- 
erst beschrieben.     An  Organisation  ist  sie  augenscheinlich  reich.     Der  Panzer  der  Gesellschaftsform   ist  ein 
Mantel  (Lacerna),  welcher  für  alle  Einzelthiere  Zellen  bildet ,    aber  bei  der  Theilung  derselben  sich  nur 
vergrössert,    ohne  sich  abzuschliessen.     Alle  Thierchen  haben  eine  fadenförmige ,    schwanzartige  Verlänge- 
rung des  Hinterleibes  (Rückens),   wie   die  Vorticellen  und  Bodonen,   mit  Hülfe  dessen  sie  am  Grunde 
ihrer  speciellen  Hülle  angeheftet  sind.  Da  in  den  Gesellschaftskugeln  alle  Hüllen  in  der  Mitte  vereinigt  sind, 
so  sind  es  auch  diese  Schwänzchen,  und  daher  bilden  sie  vom  Centrum  der  Kugel  ausgehende  Strahlen.  — 
Als  Bewegungsorgane  dienen  einfache  fadenförmige  Rüssel,    deren  jedes  Thierchen    einen  am  Munde  hat, 
deren  Vielzahl  aber  in  jeder  Kugel  die  ganze  Kugel  behaart  erscheinen  lässt.     Sie  dienen  zum  Schwimmen 
und  Anziehen  von  Nahrung  an  den  Mund  durch  Wirbeln.  —   Ernährungsorgane  sind  noch  nicht  specieli  er- 
mittelt, und  scheinen  sehr  kleine  Magenzellen  zu  seyn,   welche  Farbestoffe  nicht  aufnahmen  oder  nicht  er- 
kennen Hessen.     Die  sehr  geringe  Grösse  der  Einzelthierchen  sammt  zu  grosser  Durchsichtigkeit  aller  Theile 
mag  die  Ursache  des  Mangels  an  dieser  Erkenntniss  seyn.     Dem  Wirbel  zufolge  liegt  der  Mund  vorn,  gerade 
am  Grunde  des  Rüssels.  —   Fortpflanzungsorgane    scheinen  sich  in  vollständiger  Duplicität  des  Geschlechts 
direct  erkennen  zu  lassen.     Die  grünliche  Masse  im  innern  Körper  ist,  der  Analogie  der  deutlichsten  For- 
men gemäss,  ein  Eierstock,  und  dieser  zeigt  sich  als  2theilig.    Die  einzelnen  Körnchen,  welche  wahrschein- 

16 


OS 

lieb  als  Eier  die  grünliche  Farbe  bedingen,  Hessen  sich  zuweilen  nicht  deutlich  unterscheiden,  allein  sie 
sind  häufig  deutlich.  Auch  bei  Euglenen  sieht  das  ungeübte  Auge  erst  die  grüne  Farbe,  und  allmälig  erst 
unterscheidet  es  die  Körner.  Zuweilen  liegt  auch  dieses  Auseinandertreten  der  Einzelheiten  an  andern  Zu- 
fälligkeiten (Intensität  der  Färbungen  und  dergl.)  des  Objects  und  des  Auges,  üeberdiess  befindet  sich  ein 
grosser,  rundlicher,  drüsiger  Körper  in  der  Mitte  des  Leibes  aller  Einzelthiere,  welcher  zuweilen  doppelt 
ist.  Diesen  halte  ich  für  einfache  oder,  wo  sich  Selbsttheilung  vorbereitet,  doppelte  Samendrüsen.  —  Endlich 
lassen  sich  deutliche  Anzeigen  eines  Einpfindungssysteins  als  rother  Augenpunkt  im  vordem  Körper  wahr- 
nehmen. —  Spuren  eines  Gefässsystems  hinderte  offenbar  die  Kleinheit  bisher  zu  erkennen. 

Sicher  ist  diese  Gattung  und  Art  nur  bei  Berlin  beobachtet,  allein  es  ist  sehr  wahrscheinlich,  dass 
sie  mit  Synura  und  Syncrypta  früher  für  Uvella  virescens,  d.  i.  Volvox  TJva,  manchmal  angesehen  wor- 
den ist  (vergl.  Synura). 

¥9.    Uroglena  Volvoac,  wälzendes  Strahlenatige*    Tafel  HL  Fig.  XL 

U.  corpusculis  oblongis  flavicantibus    c  loriea  pronünulis ,    cauda  extensa  triplo,    scxtuplo    et   ultra   longiore  quam  cor- 
pus >  polypariis  moriformihus. 

Uroglene  Volvoce,    a  corpuscules  oblonge  jaunätres  depassant   Tenveloppe^    ayant  le  Hers  jusr/ii  a 
moins  du  sixtieme  de  la  r/ueue  en  longueur  ;  polypiers  en  forme  de  mure. 

Uroglena  Volvox,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  281.  317. 

Aufenthalt:    Berlin. 

Am  15.  Juni  1834  wurde  diese  Form  zuerst  im  Torfwasser  bei  Berlin  beobachtet.  Die  Kugeln  waren  Vs  Linie  gross,  die 
Einzelthierchen  V144  Linie,  ohne  den  Schwanz.  Am  1.  April  1835  fand  ich  sie  an  einem  Orte,  wo  ich  den  Volvos  Globator  zu 
linden  gewohnt  war,  aber  nicht  an  demselben  Orte  fand  ich  sie  am  23.  Mai  1835  mit  dem  Volvoa.  Am  25.  Mai  fand  ich  an  einem 
andern  Orte  die  bei  Synura  Uvella  erwähnte  und  abgebildete,  in  ihren  Monadenstöcken  viel  kleinere  Form.  Ich  bin  jetzt  unsicher, 
ob  nicht  die  ganze  Verschiedenheit  dieser  Gattung  von  der  Gattung  Synura ,  das  rotlie  Auge,  früher  von  mir  übersehen  wurde.  Diese 
Augenpunkte  wollen  sehr  aufmerksam  gesucht  seyn.  Einmal  gefunden,  sieht  man  sie  sogleich  wieder.  Fände  ich  jetzt  die  Synura 
augenlos  wieder,  so  würde  sie  freilich  eine  verschiedene  Form  seyn.  Ich  habe  in  der  Characteristik  der  Gattung  die  Einzelnheiten  des 
Organismus  dieser  Art,  der  einzigen,  bereits  angegeben.  Hier  erwähne  ich  nur  noch,  dass  manche  der  kleinen  Einzelthiere  2,  und 
einige  sogar  3  Augen  hatten.  Ich  habe  diess  als  Vorbereitung  zur  Selbsttheilung  angesehen.  Ich  sah  dann  oft  eben  so  viel  (Samen-) 
Drüsen,  aber  den  Eierstock  nicht  deutlich  dreifach.  Wahrscheinlich  ist,  wenn  die  erste  Trennung  in  2  Theile  zum  Abschliessen  reif 
wird,  einer  der  Theile  schon  wieder  zu  einer  neuen  Thcilung  vorbereitet.  Ferner  war  einigemale  sehr  überraschend,  dass  alle  Einzel- 
thiere in  einer  von  der  allgemeinen  Kugelbewegung  verschiedenen,  besonderen,  zitternden  Bewegung  innerhalb  ihres  besondern  Panzers 
waren.  Sie  drehten  sich  um  ihre  eigene  Axe  hin  und  her.  Endlich  war  zuweilen  der  Grössenunterschied  der  Einzelthierchen  sehr  auf- 
fallend. Dasselbe  kommt  aber  auch  bei  Volvoa)  Globator  vor  und  mag  Folge  der  Theilung  seyn.  Trübung  des  Tropfens  mit  Indigo 
oder  Karmin  zeigt  die  überraschendste  Thätigkeit  der  Einzelthiere,  von  der  man  im  klaren  Wasser  keine  Ahnung  erhält,  aber  Stoif- 
aufnahme  liess  sich  nicht  erkennen.     Auch  manche  grössere  Formen  verschmähen  die  Farben,  z.  B.  Euglenen. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  III.    Fig.  XL 

Es  sind  2  Gesellschaftskugeln  und  2  Einzelthiere  abgebildet.  Wahrscheinlich  gehört  aber  die  kleinere  augenführende  Gesellschaftsform  samnit 
den  beiden  grünlichen  Einzelthieren  der  Fig.  IX.  ebenfalls  hierher. 

Fig.  i.    ist  mit  etwas  grösseren  Einzelthierchen,  welche  sich  zur  Selbsttheilung  vorbereitet  haben,  450mal  vergrößert; 
Fig.  2.     ist  290mal  vergrössert,  mit  etwas  kleineren  Thierchen,  also  wohl  nach  der  Selbsttheilung; 
Fig.  3.  u.  4.     sind  Einzelthiere.     Bei  o  vor  dem  Auge  ist  der  Mund,  t  bezeichnet  die  Samendrüse. 


ZWEIUNDZWANZIGSTE     GATTUNG:      AUGENKUGEL. 

£11  clor  in  a.    E  »clor  ine. 

CHARACTER:  Aniinal  e  familia  Volvocinorum,  cauda  destitutum,  ocellatum,  proboseide  unica  filiformi, 
singuloruin  spontanea  divisione  in  polypariis   simpliei  et  aequali. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Volvociens^  sans  gueue^  mais  distingue  par  un  oeil  et 
la  trompe  filiforme  simple *>  h  division  spontanee  simple  et  egale  des  corpuscules  dans 
les  polypiers. 

Die  Augenkugel  ist  eine  Gattung  der  Kugelthiere,  welche  beim  Mangel  eines  Schwanzes  ein  deut- 
liches Auge  und  einen  einfachen,  fadenförmigen  Rüssel  besitzt,  und  die  in  ihren  kugelartigen  Monaden- 
stöcken eine  einfache  und  gleichförmige  Selbsttheilung  der  Einzelthiere  erkennen  lässt. 

Die  Gattung,  welche  nur  eine  einzige  Art  bisher  umfasst,  wurde  1831  in  den  Abhandlungen  der 
Berliner  Akademie  p.  78.  zuerst  aufgestellt  und  abgebildet.  Ihre  Einzelthierchen  unterscheiden  sich  von 
Uroglena  durch  Mangel  an  Schwanz,  von  Chlamidomonas  durch  einfachen  Rüssel,  von  Pandorina  durch 
einen  Augenpunkt,  von  Volvox  und  Sphaerosira  durch  gleichförmig  abschliessende  Selbsttheilung,  wodurch 


03 

keine  innern  Gruppen  (Kugeln)  der  Einzelthiere  entstehen,  von  Gonium  durch  Augen  und  concentrische 
Lagerung  der  Thiere  in  ihrem  kugel-  oder  eiartigen  Monadenstocke.  An  speciellen  Organisations -Verhält- 
nissen ist  noch  mancherlei  zu  ermitteln  übrig.  —  Als  Panzer  ist  ein  Mantel  {Lacernci)  vorhanden,  aus  wel- 
chem die  Thierchen  sich  periodisch  entfernen  können,  um  einen  neuen  wohl  so  auszuschwitzen  (?),  wie 
sich  viele  Ringwürmer  schnell  neue  Röhren  bilden.  Man  findet  Kugeln,  worin  leere  Räume  für  fehlende 
entflohene  Thierchen  sind.  Die  vereinten  Mäntel  aller  Einzelthiere,  welche  durch  Selbsttheilung  nicht  mit 
getrennt  sind,  bilden  den  Monadenstock  der  Kugel  und  den  Character  des  Kugelthiers.  —  An  Bewegungs- 
organen ist  ein  einfacher,  langer,  fadenförmiger,  wirbelnder  Rüssel  am  Munde  jedes  Einzelthieres   sichtbar. 

Die  Ernährungsorgane  wurden  nicht  direct  erkannt.    Farbige  Nahrung  ward  nicht  sichtlich  aufgenommen. 

—  Fortpflanzungsorgane  sind  als  körniger  Zustand  der  innern  grünen  Färbung  der  Einzelthierchen,  d.  i.  als 
Eier,  anschaulich  geworden.  Männliche  Drüsen  wurden  nicht  deutlich.  —  Von  Spuren  des  Empfindungssy- 
stems scheint  der  schönrothe  Pigmentfleck  im  vordem  Körper  jedes  Einzelthieres  als  Auge  annehmbar  zu 
seyn.  —  Gefässspuren  waren  nicht  erreichbar. 

Als  Verbreitung  der  Gattung  auf  der  Erdoberfläche  ist  bis  jetzt  nur  die  Umgegend  von  Berlin  mit 
Sicherheit  zu  nennen,  doch  mag  man  leicht  an  andern  Orten  diese  Form  mit  Pandorina  Morum  für  eine 
und  dieselbe  gehalten  haben,  wie  ich  es  früher  auch  that,  oder  gar  mit  Volvox  Globalor,  wie  es  vielleicht 
Schrank  that.  Um  das  Auge  zu  sehen,  muss  man  ein  klares  Mikroskop  besitzen,  welches  300mal  im  Durch- 
messer vergrössert,  und  es  sorgfältig  anwenden. 

80.    JEudorina  elegans,  schöngriine  Augenkugel.    Tafel  m.  Fig.  vi. 

E.  corpusculis  globosis  viridibus,  ocello  laete  rubro,  numpiam  c  lorica  prominnlis  (sacpe  numerosis),  polypario  ovato 
aut  globoso  volutante  inclusis. 

Eudorine  elegante,  a  corpuscules  globideucc,  verts,  avec  un  oeil  rouge  vif,  ne  surpassant  jamais 
le  bord  de  V  enveloppe  ;  polypiers  ovales  ou  globuleux  {souvent  remplis  de  beaueoup  d anitnal- 
cules)  et  tournants. 

Eudorina  eleyans,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissenseh.  zu  Berlin,  1831.  p.  78.  u.  p.  152.     Tafel  II.  Fig.  10. 

Aufenthalt:    Berliner  Umgegend,  vielleicht  der  Ural  bei  Kyschtym. 

Ich  unterschied  diese  Formen  schon  im  Jahre  1829  und  1830  von  der  nächst  verwandten  Pandorina  Morum,  die  ich  da- 
mals, wegen  Mangels  an  Bewegungsorganen ,  von  bewegten  Pflanzen  mich  kaum  zu  unterscheiden  getraute  (1830.  p.  38.),  durch  ihre 
wirbelnden  Organe  und  hielt  dann  diese  bei  Pandorina  für  eingezogen,  unentwickelt  dergl.  Die  1829  bei  Kyschtym  im  Ural  beobachtete 
Form  der  Pandorina  Morum  Hess  die  Rüssel  schon  ziemlich  deutlich  erkennen,  wie  ich  es  in  der  Zeichnung  festgehalten  habe,  und 
ich  war  deshalb  schon  damals  im  Begriff,  die  ganze  Form  zu  der  damaligen  Familie  der  Kranzthierchen,  Peridinaea,  neben 
Volvox  zu  stellen.  Erst  1831  sah  ich  das  rothe  Auge  bei  solchen  Formen,  die  zugleich  einen  deutlichen,  fadenförmigen  Rüssel  zeig- 
ten, und  fand  zugleich  andere  P and or inen,  an  denen  ich  weder  Auge  noch  Rüssel  erkannte.  Diess  veranlasste  mich,  die  neue  Gat- 
tung Eudorina  bei  den  Kranzthierchen  zu  gründen  und  die  Form  vom  Ural,  welche  ebenfalls  Spuren  des  Rüssels  gezeigt  hatte, 
in  den  Abhandl.  d.  Berlin.  Akademie  1831.  p.  78  zu  Eudorina  zu  ziehen.  Später  fand  sich  der  Rüssel  beim  sorgfältigem  Untersu- 
chen auch  bei  allen  augenlosen  Pandorinen  und  es  ist  daher  jetzt  wieder  nöthig,  die  sibirische  Form,  an  der  kein  Auge  beobachtet 
wurde,  des  Rüssels  ungeachtet,  zu  Pandorina  zu  verweisen.  Ich  hielt  1831  die  ganzen  Kugeln  dieser  Formen,  aucli  des  Volvos, 
für  Einzelthiere,  was  ich  später  erst  als  irrig  erkannte  (vergl.  Volvox). 

Ich  fand  dieses  sehr  liebliche  Thierchen,  welches,  wie  es  ganz  vernehmlich  erscheint,  mit  sehenden  Augen  in  schwesterlicher 
Eintracht  seine  Familie  im  kleinen  Räume  der  Gewässer  friedlich  umherrollt,  und  nur  kleine  schleimige  Theilchen  in  seinen  engen  Ma- 
genzellen aufzunehmen  im  Stande  seyn  mag,  mithin  zu  den  Raubthieren  schwerlich  gehört,  mit  Volvox  Globator,  und  auch  mit  Chla- 
midomonas  Pulvisculus,  zuweilen  allein  in  so  grosser  Menge,  dass  es  den  Rand  des  Gefässes  grün  färbte,  öfter  aber  einzeln.  Am 
6.  Juni  1832  unterschied  ich  durch  Druck  der  Kugeln  auch  die  Eikörnchen  in  der  grünen  Körpermasse,  wobei  das  Auge  sehr  deutlich 
wurde.  Im  Jahre  1835  fand  ich  es  zuerst  am  9.  April,  im  Jahre  1836,  den  ganzen  Sommer  hindurch  in  allen  Monaten.  Unter  vie- 
len kugelförmigen  Monadenstöcken  sind  immer  einzelne  ovale  oder  unregelmässige,  die  ich  nie  so  constant  und  in  Menge  sah,  dass  ich 
in  ihnen  eigne  Arten  hätte  erkennen  mögen.  Die  Art  der  Befestigung  des  Körpers  in  seiner  Zelle  liess  sich  nicht  deutlich  machen. 
Einen  Schwanz  erkannte  ich  nie.  Vielleicht  giebt  es  Stolonen,  wie  bei  Gonium  und  Volvox.  Ich  zählte  30  bis  50  Thierchen 
in  einer  Kugel  und  sah  nie  weniger  als  15,  habe  also  noch  keine  jüngeren  Kugeln  beobachtet.  Vielleicht  habe  ich  aber  diese  für  C/da- 
midomonas  gehalten.  Die  Kugeln  hatten  %  bis  «/«  Linie  im  Durchmesser  und  Platz  für  6  —  8  Thierchen  in  der  Lange.  Ein 
erwachsenes  Einzelthierchen  hatte  »/oa  —  7m  Linie  Durchmesser  und  seine  Eier  hatten  etwa  '/12  des  Körperdurchinessers.  Demnach 
wäre  der  Entwicklungscyclus  ungefähr  von  '/im  zu  '/is  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen  Taf.  III.   Fig.  VI. 
Es  sind  3  Gesellschaftsformen  oder  Monadenstöcke  der  Eudorina  bei  einerlei  Vergrösserung  abgebildet,  welche  der  Verschiedenheit  der  Grös- 
sen der  Thierchen  halber  auffallend  sind,   eine  nicht  ganz   deutlich  erklärbare  Eigenthümlichkeit  vieler  Kugelthiere.     Ist  die  Verschiedenheit  *olge   der 
Selbsttheilung  oder  der  Entwickelung,  indem  sich  auch  die  jungen  Thiere  schon  theilen,  oder  verstecken  sich  noch  verschiedene  Arten  in  die  hier  autge- 
stellten?   Das  Letztere  möchte  ich  verwerfen  und  bei  der  Mitte  bleiben. 
Fig.  1.     ist  eine  längliche,  grössere,  ältere  Kugel; 
Fig.  2.  und  3.    sind  runde,  kleinere,  jüngere  Geschwistervereine. 


-    64 

DREIUNDZWANZIGSTE     GATTUNG:     HÜLLENTHIERCHEN. 

Chlamidomonas.    Clilamidomonade. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Volvocinoruin ,  sine  cauda,  sed  ocello  et  duplici  proboscide  flagelliformi 
instructum,  singulorum  spontanea  divisione  in  polypariis  simplici  et  aequali. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Volvociens,  depourvu  dune  gueue,  mais  distingue  par  un 
oeil  et  la  trompe  filiforme  double,  h  division  sponlanee  simple  et  egale  des  corpuscules 
dans  les  poh/piers. 

Die  Gattung  der  Hüllen thierchen  aus  der  Familie  der  Kugelthiere  unterscheidet  sich  von  allen 
übrigen  Gattungen  derselben  Familie  durch  Mangel  an  Schwanz,  aber  Besitz  eines  Auges  und  doppelten 
peitschenartigen  Rüssels,  sowie  durch  einfache  und  gleichförmige  Selbsttheilung  der  Einzelthiere  in  den  Mo- 
nadenstöcken. 

Diese  Gattung  umfasst  wieder  bis  jetzt  nur  eine  einzige  Art,  eins  der  wohl  am  frühesten,  vielleicht 
schon  Harris  und  Leeüwenhoek  bekannten,  Infusorien,  welches  O.  F.  Müller  Monas  Pulvisculus~jamnte. 
Die  Gattung  wurde  erst  1832  (Abhandlungen  der  Berliner  Akademie,  1833.  p.  288.)  zur  Aufnahme  empfoh- 
len, bis  dahin  aber  die  Form  von  mir  selbst  als  Monas  Pulvisculus  mit  Microglena  monadina  zuweilen 
verwechselt,  bis  ich  den  wichtigen  Unterschied  beider  Formen  mir  alluiälig  deutlich  machte,  welcher  in  dem 
doppelten  Rüssel,  dem  gemeinsamen  Panzer  und  der  einfachen  runden  Samendrüse  der  Chlamidomonas 
besteht  und  nun  leicht  zu  ermitteln  ist.  An  Organisationsverhältnissen  sind  folgende  Einzelheiten  festzustel- 
len gelungen:  Der  Panzer  ist  ein  Büchschen  (TJrceolus),  welches  das  Thier  bis  zum  Munde  eng  umschliesst 
und  in  welchem  es  sich  einfach  oder  mehrfach  theilt,  worauf  er  platzt  und  die  Einzelthiere  frei  lässt.  Bei 
den  Jüngern  Einzelthieren  ist  der  Panzer  schwer  zu  sehen,  oft  völlig  ununterscheidbar.  Sobald  die  Thei- 
lung  anfängt,  wird  er  als  abstehendes  Häutchen  sichtbar.  —  Als  Bewegungsorgan  sind  2  fadenförmige  Rüs- 
sel am  Munde  vorhanden.  —  Als  Ernährung sorgane  liegen  kleine  Bläschen  im  innern  Körper,  welche  ich 
in  früheren  Zeichnungen  dargestellt  habe,  die  mir  aber  später  nicht  wieder  klar  wurden,  wo  ich  die  an- 
dern Theile  des  Organismus  sah.  —  Als  Fortpflanzungsorgane  haben  sicli  sowohl  Eier  als  Samendrüsen  zu 
erkennen  gegeben.  Als  erstere  kann  man  grüne  Körnchen  betrachten,  welche  den  innern  Körper  ganz  er- 
füllen und  ihm  die  grüne  Farbe  geben.  Für  letztere  einen  grossen,  runden,  drüsigen  Körper  in  der  Leibes- 
mitte, welcher  zuweilen  doppelt  ist.  Neben  diesem  findet  sich  auch  wohl  zuweilen  eine  helle  Blase,  die 
ich  aber  nicht  contractu  sah  und  die  entweder  zu  den  Magenzellen  gehört  oder  eine  Samenblase  ist.  — 
Das  schönrothe  Auge  bildet  eine  Spur  des  Empfindungssystems.  —  Vom  Gefässsysteme  sind  keine  Anzeigen 
anschaulich  geworden. 

Die  sichere  geographische  Verbreitung  dieser  Form  ist  nicht  leicht  auszumitteln,  da  man  mit  dem  Na- 
men Monas  Pulvisculus  gar  viele  kleine  grüne  Thierchen  bisher  verwechselte,  indem  man  Chlamidomo- 
nas, Microglena,  Phacelomonas  und  junge  andere  Thiere  verschiedener  Gattungen  nicht  unterschied.  Auch 
hat  eine  speculative  Richtung  der  Physiker  und  Algologen  die  Beobachter  der  neueren  Zeit  von  der  einfa- 
chen Erscheinung  oft  abgelenkt,  und  Verbindungen  dieser  kleinen  schöngrünen  Thierchen  mit  Pflanzen  be- 
hauptet und  Verwechselungen  mit  Pflanzensamen  herbeigeführt,  die  zum  Theil  unauflöslich  sind.  Jedenfalls 
mag  sich  aber  diese  Form  weit  über  Europa  erstrecken.  Schweden  und  Dänemark,  London,  Delft  und  Pa- 
ris, Ingolstadt,  Erlangen,  Quedlinburg,  Bremen,  Berlin  und  Danzig  mögen  als  geographische  Anhaltspunkte 
erscheinen.     Von  mir  selbst  ist  die  Form  in  Berlin,  Wismar,  Delitzsch  und  Jena  beobachtet. 

91.  Chlamidomonas  Pulvisculus,  grünes  Hüllenthierchen,  Staubmonade.  Tafel  III.  Fig.  X. 

Clu  corpusciüis  ovatis  viridibus,  ocello  laete  rabro,  ureeolo  fatiscente  inclusis  (proboscide  duplici),  polypariis  paueipa- 
ris  subglobosis. 

Chi  amidomonade  Poussier,  a  corpuscules  ovales  verts  en  enveloppe  urceolce,  ayant  un  oetl  rotige 
vif  {et  deute  trompes);  polypiers  petits  presf/ue  spheriques ,  ne  contenants  qw'un  petit  nombre,  3 
ou  4  (a  8?)  animalcules. 

Harris?  grünes  Wasser,  Philos.  Transact.  1696.  p.  254. 
Leeüwenhoek?  Epist.  physiol.  p.  283.    5.  Nov.  17(6.   ist  25.  Aug.  1701. 
Göze,  Hannoversches  Magaz.  1773.   p.  260,  274. 

—      Tremblet's  Polypengeschichte,  1775.  p.  176. 
Grüne  Wasserläuse,  Eichhorn,  Kleinste  Wasserthiere,  p.  73.    Tafel  VII.  Fig.  B.  (1775.)  1781. 
Ingenhouss,  Vermischte  Schriften,  II.  p.  146.  (1779.)  17S2. 
Monas  Ovulum,  Göze,  Wittenb.  Magaz.  1783.  2.  p.  2." 
Monas  Pttlvisculus ,  MüitER,  Animalc.  infus,  p.  8.     Taf.  I.  Fig.  5.  6.    1786. 
Monas  Pulvisculus,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  p.  24.  1803. 

Infusionsthiere  der  grünen  Materie  im  Wasser,  Treviranus  Biologie,  II.  p.  344.   1803. 
Monas  Lcns,  Nees  von  Esenbeck,  Algen  des  süssen  Wassers,   1814. 


05    _ 

Monade  mit  Wimpern  am  Munde,  Ehresber&,  Flora  od.  botan.  Zeitung,  1820.  2.  p.  535.  und  in  Hemprich's  Naturgescli.  p.  291.  1820. 
Monas  Lens,  Hornschuch,  Nova  Act.  Nat.  Cur.  X.  II.  p.  517.  1821. 
Colpoda  vermis  infusorius  viridissimus ,  Link,  Philos.  botanica,   1824.  p.  425. 

Monas  Pulvisculus  \  Bqry  de  St#  yINCENT    Encycl.  mgth>  Monade  Poussier,  p.  549.  1824. 

Vlüa  lubrica  ) 

Protococcus  viridis,  Meten  in  Nees  von  Esenbeck  Robert  Brown's  Vermischten  Schriften,  IV.  p.  331.  337.  1830. 

Monas  Pulvisculus,  Abb  an  dl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  57. 

Chlanüdomonas  Pulviscidus ,  —       -  —  -  —  -  —       1833.  p.  288. 

Auf  enthalt:     Berlin,  -Wismar,  Delitzsch  und  Jena,  wahrscheinlich  auch  Copenhagen,  Lund,  London,  Paris,  Delft,  Bonn,  Erlangen, 
Quedlinburg,  Danzig,  Bremen,  Greifswalde. 

Die  Entdeckung  dieses  Thierchens,  welches  die  Wasserkübel  und  alle  Lachen  und  Pfützen  im  Frühjahre,  oft  auch  im  Som- 
mer und  Herbst  besonders  nach  Gewittern  schön  grün  färbt,  scheint  eine  der  frühesten  seyn  zu  müssen,  weil  es  dem  blossen  Auge  durch 
seine  lebhaft  grüne  Farbe  schon  sehr  auffällt  und  man  schon  frühzeitig  grüne  mikroskopische  Thierchen  in  grünem  Wasser  beobachtete. 
Freilieh  giebt  es  ähnliche  noch  andere  Thierchen,  allein  die  haben  dann  alle  vorläufig  Theil  an  den  ersten  geschichtlichen  Erinnerungen. 

Wenn  irgend  ein  Infusionsthier,  so  kann  die  Staubmonade  stolz  seyn  auf  ihre  Geschichte  und  da  ich  über  die  Structur Ver- 
hältnisse das  Nöthige  bei  den  Gattungscharacteren  angeführt  habe,   so  ist  hier  der  Ort  für  das  Geschichtliche  der  Art. 

Harris  in  London  mag  1696  Euglenen  vorherrschend  gesehen  haben,  zwischen  denen  er  aber  als  kleine  Formen  auch 
diese  höchst  wahrscheinlich  schon  zuerst  sah.  Leeüwenhoek  in  Delft  beobachtete  1701  schon  Euglena  sanguinea  und  dazwischen 
kleine  grüne  Thierchen,  aber  noch  deutlicher  sah  er  sie  wohl  1716,  wo  er  sogar  ihre  Monadenstöcke  beschreibt.  Er  sah  aber  8-Thei- 
lung,  die  ich  nie  sah;  dennoch  kann  er  den  Volvoa)  Globator  nicht  meinen,  denn  diesen  hatte  er  schon  früher  entdeckt  und  gut 
beobachtet.  Sicherer  ist  die  folgende  Erwähnung  dieser  Thierchen  von  Göze  in  Quedlinburg,  welcher  Räderthiere  damit  fütterte. 
Noch  deutlicher  beschreibt  diese  Form  Eichhorn  aus  Danzig  und  setzt  ahnungsvoll  für  ihre  Geschichte  in  neuester  Zeit  hinzu:  „diese 
kleinen  Puncte  zeigen  sich  am  frühesten  im  Jahr,  —  dass  man  glauben  sollte,  sie  wären  die  erste  Anlage  zu  allen  übrigen  Wasser- 
inseeten."  Müller  zog  Eichhorn's  Form  irrig  zu  seiner  Monas  Lens,  worin  Schrank  ihm  folgte,  weil  er  das  Citat  nicht 
prüfte.  Ingenhouss  in  London  hat,  nachdem  Priestley  die  Aufmerksamkeit  auf  die  grünen,  schleimigen  und  erdigen  Absätze  des 
stellenden,  der  Sonne  ausgesetzten,  Wassers  gelenkt  hatte,  höchst  wahrscheinlich  kein  anderes,  als  dieses  Thierchen  zu  einer  grossen 
Celebrität  gebracht  und  an  ihm  dire.ct  zu  erkennen  geglaubt,  dass  es  in  Trem eilen  oder  Pflanzen  ähnliche  Körper  ersterbe  und  dass 
diese  wieder  in  belebte  grüne  Thierchen  erwachen.  Durch  Treviranüs  Biologie  wurden  diese  Ansichten  in  Deutschland  eingeführt 
und  mit  eignen  gleichartigen  Beobachtungen,  die  er  in  Bremen  anstellte,  bestätigt.  Goldfuss  theilte  1810  aus  Erlangen  ähnliche 
Beobachtungen  mit.  Doch  könnte  er  auch  bewegte  Samen  von  Tetraspora  lubrica  und  Conferva  rivularis  vor  sich  gehabt  haben 
(Abh.  d.  Erlang,  phys.  Soc.  I.  p.  46.  f.  34.).  Nees  von  Esenbeck,  damals  auch  in  Erlangen,  beobachtete,  dass  aus  Infusorien  sich  die 
grüne  Materie  bilde  und  dass  diese  als  das  Urprincip  der  Pflanzenbildung  überhaupt,  zunächst  aber  erschöpfend  für  die  Algenformation 
des  süssen  Wassers  erscheine.  Das  Thierchen  nannte  er  Monas  Lens,  welchen  Namen  Hornschüch  entlehnte,  um  dergleichen  Ver- 
wandlungsbeobachtungen in  Moose,  Hypnum  riparium^  in  Oscillatorien,  Conferva  frigida  und  castanea  mitzutheilen ;  Cas- 
sebeer  nannte  es  später  Monas  Tertno.  Inzwischen  hatte  ich  schon  1820  die  Mundtheile  dieser  Körperchen  angezeigt,  denn  auf 
diese  grünen  Monaden,  Yielleicht  mit  auf  Phacelomonas,  die  ich  damals  nicht  unterschied,  bezogen  sich  meine  Beobachtungen.  Agardh 
baute  1820  seine  Idee  der  Verwandlungen,  bei  Pflanzen,  nämlich  der  Entstehung  grosser  Pflanzen  aus  kleinen  durch  Juxtaposition 
dieser,  indem  sie  aus  kleinen  selbstständigen  Körpern  zu  Organen  grösserer  würden  und  spricht  dabei  auch  von  grünen  Thieren,  in 
welche  die  Algen  sich  auflösen,  was  auf  diese  Staubmönaden  sich,  zum  Theil  wenigstens,  beziehen  mag.  Link  beobachtete  diese  grü- 
nen Monaden  in  Berlin  und  billigt  die  Ansicht,  dass  sie  aus  todten  Pflanzen  entstehen,  nicht  aber  zu  Pflanzen  werden.  Dieselbe  An- 
sicht wiederholte  Meyen  1827  in  der  Linnea  p.  396  und  428,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  lebende  Conferven  in  grüne  Infuso- 
rien (p.  461.)  und  Oscillatorien  in  Bacillarien  zerfielen,  die  Priestley'sche  Materie  aber  von  Anfang  an  eine  Pflanze  sey.  Bory 
de  St.  Vincent  ist  später  besonders  ausführlich  über  diese  vermeintlichen  Verwandlungen  gewesen  und  hält  geradehin  auch  Tetra- 
spora {Viva)  lubrica  für  die  erstarrten  Haufen  der  Monas  Pulvisculus ,  so  wie  er  denn  schon  1825  ein  ganzes  Naturreich  ersann, 
welches  abwechselnd  Thier  und  Pflanze  sey.  Er  nennt  es  französisch  Regne  Psychodiaire ,  meint  aber  ein  dipsychisches  Reich,  zu 
dessen  Annahme  ihn  irrige  Beobachtungen  führten  (Diction.  classique  Art.  Histoire  naturelle).  Noch  viele  andere  neuere  Schrift- 
steller haben  dieselben  Ideen  ausgesprochen  und  diese  freien  grünen  Infusorien  mit  bewegten  grünen  Pflanzensamen  und  wirkliche  Mona- 
denstöcke der  Infusorien  (Sc7iizonema9  Coccochloris  {Ophrydium))  mit  Algen  für  identisch  gehalten.  Meyen  hat  zuletzt  in  Robert 
Browns  vermischten  Schriften  die  von  Ingenhouss,  Treviranüs  und  ihm  selbst  beobachteten  grünen  bewegten  Thierchen,  Proto» 
coecus  viridis  genannt,  für  schwankend  zwischen  Thier  und  Pflanzen  erklärt  und  in  der  Botanik  abgehandelt. 

Diese  nun  mit  Bewegungsorganen,  Augen,  Eiern,  Samendrüsen  und  Magenzellen  versehenen  Staubmonaden  sind,  derselben 
Verhältnisse  halber,  hier  als  vollendete,  mit  Pflanzen  in  gar  keiner  Beziehung  stehende,  Thiere  angesehen.  Wo  sie  sich  in  Menge 
entwickeln,  entsteht  sehr  bald  dadurch,  dass  ihre  verlassneri  Hüllen  als  todte  Theile  zergehen,  theils  auch  die  Einzelthiere  selbst  ster- 
ben und  durch  dann  eintretende  Gasentwicklung  in  ihrem  Körper  an  die  Oberfläche  kommen,  eine  grüne  Haut.  Unter  dem  Mikroskope 
ist  diese,  einer  Ulve  zuweilen  ähnliche,  Haut  von  jeder  Ulve  auf  das  Wesentlichste  verschieden.  Sie  zeigt  die  aneinander  gereihten 
todten,  oft  ihr  Augenpigment  noch  deutlich  lange  erhaltenden,  grünen  Thierchen  verbunden  durch  eine  farblose,  aus  vielen  andern  farb- 
losen und  todten  Infusorien  (die  meist  ganz  wohl  erkenntlich  sind)  und  aus  häutigen  Fragmenten  (der  Panzer)  gebildete  Zwischenhaut. 
Diese  Haut  ist  keine  Ulve.  Bei  kalter  Witterung  hört  die  Gasentwicklung  auf  und  die  eigne  Schwere  senkt  die  todten  Thierchen  zu 
Boden,  wo  sie  zerfallen,  zuweilen  aber  bei  neu  eintretender  Wärme  und  Gasentbindung  sich  als  eine  blasige,  grüne  Tremellen-  oder 
Ulven- artige,  gekräuselte  Masse  wieder  heben.  Die,  wo  sie  gehäuft  sind,  grünen  Eierchen  werden  vereinzelt  unsichtbar,  bilden  aber, 
wie  es  scheint,  einen  guten  Theil  des  Morastes  und  des  Staubes,  welcher  die  Atmosphäre  erfüllt.  Millionen  und  aber  Millionen  mö- 
gen nie  zu  weiterer  Entwicklung  kommen,  aber  zahllose  Millionen  entwickeln  sich  im  Frühjahre  bei  günstiger  electrischer  Spannung 
der  Atmosphäre. 

Besonders  auffallend  ist  bei  diesen  Thierchen  der  spermatische  Geruch,  welchen  das  Wasser  hat,  worin  sie  zahlreich  leben. 
So  lange  man  sie  als  erste  Entwicklungsstufe  anzusehen  sich  berechtigt  meinte,  war  diese  Eigentümlichkeit  nicht  ohne  einiges  Gewicht, 
allein  den  jetzigen  Entwicklungen  der  Kenntnisse  zufolge  bleibt  es  eine  Eigenschaft,  die  wenn  auch  nicht  übersehen  werden  darf, 
doch  keinen  physiologisch  besonders  hohen  Werth  hat  (vergleiche  Euglena  viridis). 


— 06 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  III.   Fig.  X. 

Es  sind  69  Eiiizelthierchen  und  Gesellschaftsformen  unter  2  verschiedenen   Vergrösserungen  dargestellt,   die  mit  A  und  B  bezeichnet  sind. 

A  ist  290mal,  B  820mal  im  Durchmesser  vergrössert.     Die  Gruppe  A  ist  wieder  in  3  verschiedene  Theile  gesondert. 

Fig.  A.  1.  ist  eine  Reihe  von  Thierchen  in  ihrer  Entwickelung.  Die  4  ersten,  von  der  Zahl  an,  zeigen  die  einfache  Entwickelung  eines  Einzelthie- 
res,  die  7  übrigen  die  Selbsttheilung  in  verschiedenen  Zuständen  der  Grössenentwickelung,  in  2  und  4  Theile. 

Fig.  A.  2.  ist  ein  Haufe  dieser  bis  1/9Q  Lurie  grossen  Monaden,  wie  man  ibn  häufig  zur  Ansicht  hat,  klein  und  gross  durch  einander,  alle  zur  glei- 
chen Art  gehörig.  Oft  leben  aber  auch  andere  grüne  Thierchen  dazwischen,  die  sich  dann  entweder  durch  andere  Farbe -Nuancen  sogleich,  oder  bei 
genauerer  Prüfung  unterscheiden  lassen.     Beides  1832  in  Berlin  beobachtet. 

Fig.  A.  3.  sind  etwas  grössere  Thierchen,  bis  i/48  Linie  gross,  welche  ebenfalls  zu  dieser  Art  gehören,  am  15.  Juni  1834  in  Berlin  gezeichnet.  Das 
erste  und  letzte  dieser  Einzelthierchen  passen  auf  Müller's  Diagnose  der  Monas  Pulvisculus,  hell  mit  grünem  Rande.  Das  Helle  ist  die  Sa- 
mendrüse in  der  Mitte. 

Fig.  B.  sind  3  stärker  vergrösserte  Einzelthiere.  p  sind  die  2  Rüssel,  o'  der  Mund,  o  das  Auge,  t  die  Samendrüse,  v\  Magenzellen.  Der  ganze 
Körper  ist  mit  Eikörnchen  ausgefüllt. 


VIERUNDZWANZIGSTE     GATTUNG:     RUDERTHIERCHEN. 

Sphaerosira.    Spherosire* 

CHARACTER:    Animal  e  familia  Volvocinorum,  ecaude,  ocellatum,   proboseide  siniplici,  divisioiie  sponta- 
nea  intra  loricam  inaequali  (polypariis  intra  polyparia  pullulantibus). 

CARACTERE:  Animal  de  lafamille  des  Volvociens^  sans  queue^  pourvu  d'un  oeilet  d'une  trompe 
en  forme  de  fouet  simple ,    a  division  spontanee  inegale  dans  Tewveloppe  {ayant  de 
jeunes  polypiers  dans  les  vieux). 

Die  Gattung  der  Ruderthierchen  aus  der  Familie  der  Kugelthiere  zeichnet  sich  durch  Mangel  an 
Schwanz 5  Besitz  eines  Auges  und  eines  einfachen  fadenförmigen,  ruderartigen  Rüssels  aus,  und  hat  beson- 
ders eine  ungleiche  Selbsttheilung  der  Einzelthiere  in  den  Gesellschaftsformen  (hat  junge  Polypenstöcke  in 
den  alten). 

Gegründet  wurde  diese  Gattung  im  Jahre  1831  in  den  Abhandlungen  der  Berliner  Akademie,  aber 
der  damalige  Character  ist  jetzt  nicht  mehr  ausreichend.  Ich  unterschied  sie  von  Pandorina  durch  ihre 
deutlichen  Ruderfäden  oder  Rüssel  an  jeder  Gemme,  und  von  Volvox  durch  eben  jene  einzelnen  Wimpern, 
während  dieser  überall  bewimpert  sey.  Beide  Formen  haben  sich  später  in  dieser  Bildung  übereinstimmend 
gezeigt.  Von  Pandorina  unterscheidet  sie  jetzt  das  Auge  und  von  Eudorina  die  ungleiche  Entwickelung 
der  Thierchen,  von  Volvox  der  einfache  Rüssel.  Es  ist  nur  eine  Art  der  Gattung  bekannt,  die  von  ihrer 
Organisation  nicht  alles  Nöthige,  aber  doch  schon  einiges  hat  erkennen  lassen.  —  Der  Panzer  ist  ein  Man- 
tel, welchen  das  erwachsene  Thier  verlassen  kann  und  in  dem  nicht  alle,  sondern  nur  einige  durch  viel- 
fache Selbsttheilung  schon  zu  einem  neuen  Monadenstocke  vorgebildet  werden,  wie  bei  Volvox.  Der  Ge- 
sellschafts-Panzer  ist  eine  häutige,  hohle  Kugel  von  bedeutender,  dem  blossen  Auge  recht  wohl  sichtbarer, 
Grösse,  in  deren  Peripherie  alle  ihre  oft  zahllosen  Thierchen  die  Haut  bilden.  —  Als  Bewegungsorgan  ist 
ein  einfacher  fadenförmiger  Rüssel  der  Einzelthiere  sichtbar  geworden.  —  Ernährungsorgane  sind  nicht  ge- 
sehen, wahrscheinlich  verdeckt  vom  farbigen  Eierstock.  —  Als  Fortpflanzungsorgane  scheinen  die  gekörnten 
gelbgrünlichen  Massen  im  innern  Körper  betrachtet  werden  zu  können,  und  die  Körnchen  selbst  als  Eier. 
Samendrüsen  u.  s.  w.  sind  nicht  erkannt.  Ihre  Selbsttheilung  ist  Längstheilung  und  geschieht  Anfangs  in 
gleicher  Ebene,  wie  bei  Gonium,  wodurch  flache  Scheiben  entstehen.  Allmälig  bildet  sich  eine  in  der 
Mitte  hohle  Kugel  als  Polypenstock  aus.  —  Ein  rother  Augenpunkt  bezeichnet  ihr  Empfindungssystem. 

Ausser  bei  Berlin  und  vielleicht  bei  Strassburg  ist  diese  Gattung  noch  nicht  beobachtet. 

8$.    Sphaerosira   Volvocc,  grünliches  Rudertliierclieii.    Tafel  III.  Fig.  VIII. 

S.  corpusculis  subglobosis  pallide  virescentibus ,  ocello  laete  rubro,  lacerna  inclnsis;  polypariis  magnis  globosis  inulti- 
paris,  glomeriüis  compressis. 

Spherosire  verdätre,  h  corpuscules  presque  spheriques,  verdätres  päles,  pourvus  cPiin  oeil  roiige, 
ayant  V  enveloppe  en  forme  de  manteau;  polypiers  en  forme  de  grande  boide  a  nombre  d ani- 
malcules  et  contenant  de  petits  polypiers  comprimes. 

Volvox  Sphaerula,  Herrma^n?  Naturforscher,  XX.  1784.  p.  154.  Fig.  33. 
Sphaerosira  Volvox^  Abhandl.  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  78. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin,  vielleicht  auch  bei  Strassburg. 

Dieses  eigenthihnliche  Kugelthier  lebt  bei  Berlin  sehr  häufig  zwischen  Volvos  Globator,  zuweilen  allein  in  zahlloser  Menge 
beisammen  und  ist  von  der  Grösse  des  Volvozc  selbst.  Es  erscheint  wie  leere  Kugeln  des  Volvos  und  ist  häufig  der  Vorläufer  an 
den  Orten ,  wo  später  der  Volvosc  häufig  erscheint.  Ich  fand  es  nur  im  Frühjahr,  1834  am  30.  Mai,  1835  am  13.  Mai,  1836  am 
9.  April,   zuweilen  waren   wohl   100  in   einem  kleinen  Uhrglase  voll  Wasser.     Die  Kugeln  hatten  zuweilen  V*  Linie  im  Durchmesser, 


— ffl — 

die  Thierchen  V96  bis  V100  Linie.  Niclit  alle,  sondern  nur  einzelne  der  die  Gesellschaftskugel  bildenden  Thiere  werden  grösser  und 
tlieilen  sicli  plötzlich  in  viele  Tlieile,  deren  ich  bis  50  zählte.  Ein  solcher  Haufen  ist  von  der  Seite  gesehen  schmäler,  als  von  oben, 
ein  Beweis,  dass  eine  gleichförmige  Längstheilung  statt  gefunden.  Er  erinnert  an  Gonium.  Solcher  jungen  Polypenstöcke  im  alten, 
deren  bei  Volvox  Globator  gewöhnlich  8,  selten  über  20  sind,  finden  sich  hier  mehr  als  100  in  einer  Kugel  und  überall  zerstreut. 
Die  einfach  bleibenden  Thierchen  sind  kugelförmig.  Vielleicht  sind  diese  die  allein  reife  Eier  bildenden  Thiere.  Verbindungsröhren 
wie  bei  Volvozc  sah  ich  nicht  deutlich,  allein  die  zuletzt  beobachteten  Thierchen  Hessen  doch  dergleichen  undeutlich  erkennen.  Viel- 
leicht sind  sie  nur  feiner.  In  den  grössten  Kugeln  bewegten  sich  zuweilen  die  Einzelthiere  besonders  in  ihrer  Hülle  und  einzelne  hatten 
oft  dieselbe  verlassen,  was  durch  leere  Stellen  angezeigt  war.  In  farbigem  Wasser  erscheint  ein  kräftiger  Wirbel  rings  um  die  Ku- 
gel.    Beim  Antrocknen  auf  klarem  Glase  erkennt  man  die  Rüssel  selbst. 

Volvos  Sphaerula  von  Müller  könnte  vielleicht  eine  2te  farblose  Art  dieser  Gattung  seyn,  allein  Spallanzant's  von 
ihm  citirtes  Thier  mag  eher  ein  Haufen  von  Bodonen  gewesen  seyn.  Herrmanns  Thierchen  passt  vielleicht  auf  die  yon  mir  ge- 
sehene Art,  allein  es  ist  zu  unbestimmt  bezeichnet.     Es  bewegte  sich  niclit,  schien  aber  um  sich  zu  wirbeln  und  war  grünlich. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  III.   Fig.  VIII. 

Fig.  1.     ist  eine  1f4  Linie  grosse  Gesellschaftskugel  (Monadenstock)  mit  mehreren  Hunderten  von  Einzelthieren ,  200mal  vergrössert  dargestellt. 

Fig.  2.     ist  ein  SlOmal  vergrössertes  Stück  der  Kugel  mit  6  Einzelthieren  und  2  jungen  Monadenstöcken,   deren  einer  von  der  schmalen  Seite  gesehen 

ist,  der  andere  von  der  breiten.    Von  der  schmalen  Seite  gesehen,  zeigen  die  Theile   der  letzteren  auf  einer  Seite  Spitzen,  die  vielleicht  die  Rüssel 

der  jungen  Thiere  sind. 


FÜNFUNDZWANZIGSTE     GATTUNG:      KUGELTHIER. 

Volvox.    Volvoce. 

CHARACTER:  Aniinal  (typus)  familiae  Volvocinorum,  ecaude,  ocello  simplici  et  proboseide  duplici  in- 
struetum,  divisione  spontanea  inaequali,  polyparia  globosa  parva  intra  polyparia  magna  formans. 

CARACTERE:  Animal  {type)  de  la  famille  des  Volvociens,  sans  gueue,  ayant  un  oeil  et  la 
trompe  double,  a  division  spontanee  inegale,  developpant  de  jeunes  polypiers  globu- 
leux  dam  les  vteux. 

Die  Gattung  der  Kugelthiere,  welche  zugleich  der  Typus  für  die  Familie  der  Kugelthiere  ist,  un- 
terscheidet sich  durch  Mangel  an  Schwanz,  durch  Anwesenheit  eines  Auges  und  eines  doppelten  fadenför- 
migen Rüssels,  besonders  aber  durch  eine  solche  ungleiche  Selbsttheilung  der  Einzelthiere,  dass  die  meisten 
sich  in  ihrem  Panzer  einfach  (unvollkommen)  theilen,  einige  aber  durch  vielfache  Theilung  zu  grossen  brom- 
beerartigen  innern  Kugeln  werden  und  junge  Gesellschaftsformen  in  den  alten  bilden. 

Die  Gattung  Volvox  bildete  Linne  in  der  Xten  Ausgabe  seines  Systema  Natur ae,  1758.  und  sie 
umfasste  für  ihn  die  ganze  Summe  der  Infusorien  mit  Ausschluss  von  11  Vorticellen,  welche  er  Hydra 
nannte.  Alle  übrigen  band  er  in  2  Arten  der  Gattung  Volvox,  V  Globator  und  V.  Chaos.  In  der  XHten 
Ausgabe  1766  theilte  Linne  die  Infusorien  in  4  Gattungen,  Vorticella,  Hydra,  Volvox  und  Chaos,  und 
stellte  4  Arten  der  Gattung  Volvox  auf,  V.  Beroe,  bicaudatus,  Globator  und  dimidiatus.  Erstere  2 
sind  Akalephen,  und  letzterer  ist  die  Polypenlaus,  Trichodina  Pediculus.  Ellis  wendete  wieder 
1769  den  Namen  Volvox  für  eine  Menge  verschiedener  Infusorien  an,  die  den  Gattungen  Monas,  Chilo- 
don,  Trichoda,  Leucophrys,  Paramecium  und  Amphileptus  so  entsprechen,  dass  jede  seiner  Arten  jetzt 
zu  einer  andern  Gattung  gehört.  Erst  1773  stellte  O.  F.  Müller  eine  schärfer  begrenzte  Gruppe  auf,  die 
er  mit  diesem  Namen  bezeichnete.  Schränk  und  die  neueren  Beobachter  und  Systematiker  sind  ihm  darin 
meist  gefolgt.  Allein  auch  diese  bei  ihm  aus  6,  und  1786  aus  12  Arten  bestehende  Gattung  umfasste  zu 
verschiedenartige,  nur  in  der  Kugelform  sich  ähnliche,  Körper.  Bory  de  St.  Vincent  trennte  1824  das 
Kugelthier  mit  der  Beerenkugel  {Volvox  Morum  Müller)  unter  dem  besondern  Namen  Pando- 
rina,  und  liess  mehreren  der  übrigen  Formen  den  Namen  Volvox.  Diese  Trennung  war  in  so  fern  nicht 
glücklich,  als  sie  nicht  auf  bestimmte  Structur- Verhältnisse,  sondern  auf  eine  hypothetische  Ansicht  der 
Structur  gegründet  war,  und  auch,  als  sie  diejenige  Form,  welche  sowohl  bei  Linne,  als  bei  Müller  und 
Schrank  den  Typus  der  Gattung  Volvox  abgegeben  hatte,  von  derselben  ganz  ausschloss.  Seit  1830  ist 
nun  in  den  Abhandl.  d.  Berliner  Akademie  p.  39.  der  Name  Pandorina  der  Beerenkugel  allein  überlas- 
sen und  die  Gattung  Volvox  im  Sinne  des  Gründers  physiologisch  zu  befestigen  versucht  worden.  An  dem- 
selben Orte  wurden  1831  p.  76.  2  neue  Arten  hinzugefügt,  so  dass  gegenwärtig  3  bekannte  Arten  zu  ver- 
zeichnen sind. 

Was  die  specielle  Organisation  der  Gattung  anlangt,  so  sind  die  Bemühungen  für  ihre  Erkenntniss  erst 
reichlich  belohnt  worden,  seitdem  (Abh.  d.  Berl.  Ak.  1833  p.  328.)  die  Beobachtung  bis  auf  die  rechte  Tiefe 
gelenkt  wurde.   Früher  sah  man  nämlich  allgemein  die  ganze  Kugel  für  ein  einzelnes  warziges  oder  bewim- 


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pertes  Thierchen  an  und  man  hielt  das  Platzen  dieser  Kugel  für  ein  Gebären  des  Einzelthieres.  Allein  diese 
Ansicht  führt  zu  Wunderlichkeiten  und  Widersprüchen,  ist  offenbar  irrig  und  die  organischen  Verhältnisse 
liegen  viel  tiefer.  Jede  Kugel  ist  ein  hohler  Monadenstock  von  vielen  Hunderten,  ja  Tausenden  sehr  klei- 
ner Thierchen,  und  in  der  hohlen  Kugel  selbst  entwickeln  sich  kleinere  Kugeln,  die  aber  keine  Einzelthiere, 
sondern  ebenfalls  kleinere  Monadenstöcke,  Schwesterthiere,  sind.  Die  eigentlichen  Einzelthiere  sind  die 
kleinen  grünlichen  Wärzchen  oder  Pünktchen  der  Oberfläche  und  gleichen  Monaden.  Jedes  dieser  kleinen 
Thierchen  verhält  sich  vollständig,  so  wie  ein  Einzelthier  von  Gonium  Pectorale.  Es  besitzt  einen  gallert- 
artigen Panzer  von  der  Form  eines  glockenartigen,  vorn  offenen  Mantels  (Lacerna),  den  es,  erwachsen, 
verlassen  kann,  und  hängt  durch  3  bis  6  fadenartige  Röhren  mit  den  benachbarten  Einzelthieren  zusammen. 
Hieraus  erkennt  man  ganz  deutlich,  dass  man  unrichtig  urtheilt,  wenn  man  die  grünen  Körper  des  Gonium 
oder  der  Pandorina  mit  den  grossen  inneren  grünen  Kugeln  des  Volvox  vergleicht.  Es  sind  die  kleinen 
äusseren  Körnchen  der  Oberfläche  des  letztern,  welche  vergleichbar  sind  mit  jenen,  und  der  Volvox ',  ob- 
wohl viel  grösser  als  Gonium  in  seiner  Gesellschaftsform,  ist  doch  viel  kleiner  in  seinen  Einzelthieren. 
In  diesen  kleinen  Thierchen  nun,  welche  als  grüne  sehr  kleine  Wärzchen  auf  der  Peripherie  der  Volvox- 
Kugel  sichtbar  sind  und  die  bisher  nur  wenig  beachtet  wurden,  hat  eine  angestrengte  Nachforschung  mir 
folgende,  mit  denen  der  Monaden-Familie  ganz  übereinstimmende,  Structurverhältnisse  erkennen  lassen. 

Als  Bewegungsorgane  besitzt  jedes  Einzelthierchen  sämmtlicher  3  Arten  2  fadenförmige  Rüssel, 
welche  in  beständiger  kräftiger  Wirbelbewegung  begriffen  sind  und  an  deren  Grunde  die  Mundöffnung  liegt. 
—  Als  Ernährungsorgane  erkannte  ich  bei  Volvox  Globator  deutlicher,  als  bei  den  übrigen,  kleine  helle 
oder  grünlich  erfüllte,  nur  einmal  dann  scharf  und  zur  Ueberzeugung  gesehene  Blasen,  als  ich  sie  mit  aller 
zu  Gebote  stehenden  Sehkraft  suchte.  Die  Mundöffnung  ist  durch  eine  hellere  Stelle  bezeichnet.  —  Als 
Fortpflanzungsorgane  erkannte  ich,  meiner  Meinung  nach,  bei  Volvox  Glohator  den  vollständigen  doppelten 
Sexual -Apparat  der  grösseren  Infusorien.  Zuerst  liess  sich  bei  den  stärksten  Vergrösserungen  die  grüne 
Farbe  des  innern  Körpers  als  aus  Körnchen  bestehend  erkennen,  welche  Eier  zu  seyn  schienen.  In  älteren 
Thierchen  waren  die  Körnchen  viel  einzelner  und  daher  die  Körperfarbe  blasser.  In  Jüngern  waren  sie, 
ihrer  Gedrängtheit  halber,  nicht  deutlich  isolirt  zu  erkennen.  Ueberdiess  enthielt  jedes  Thierchen  aller  3 
Arten  1  bis  2  hellere,  grosse*  runde  Stellen  im  Körper,  welche  ich  mit  Samendrüsen  zu  vergleichen  be- 
rechtigt zu  seyn  meinte,  nachdem  ich  diese  Organe  durch  viele  Klassen  kleiner  Thiere  vergleichend  beobach- 
tet hatte.  Zwei  schienen  eine  Vorbereitung  zur  Selbsttheilung  anzuzeigen,  indem  dann  auch  zuweilen  2 
rothe  Pigmentstellen  vorhanden  waren.  Ferner  sali  ich  einigemale  deutlich  bei  V.  Globalor  zwischen  2 
solcher  Drüsen  eine  contractile  helle  Blase,  welche  ich  denn  für  die  Samenblase  halte.  —  Als  Empfindungs- 
organ  endlich  erkannte  ich  bei  sämmtlichen  3  Arten  einzelne,  oder  bei  bevorstehender  Theilung  mehrfache, 
rothe  Pigmentstellen  des  innern  Körpers  nahe  am  Munde,  welche,  aller  Analogie  nach,  als  Augen  angese- 
hen werden  können.  —  Von  Gefässen  ist  keine  deutliche  Erkenntniss  zu  erlangen  gewesen  (vergl.  Volvox 
Glohator). 

An  geographischer  Verbreitung  der  Gattung  ist  ermittelt  worden,  dass  sie  in  Europa  sehr  ausgedehnt 
ist,  aber  aus  andern  Welttheilen  fehlen  die  Nachrichten  gänzlich.  Stockholm  und  Paris,  Norwich  und  Pavia 
sind  die  Extreme  der  Beobachtung. 

83.     Volvoac  Glohator,  grünes  Kugelthier.     Tafel  iv.  Fig.  i. 

V.  animalcnlis  ininimis  subglobosis,  globulis  internis  margine  iutegro  et  viridibus ,  polypariis  globosis. 

Volvoce   vert:    Animalcules   tres-petits  presr/ue  globuleua,    ayant  les  globules  internes   (jeunes  poly- 
piers)  a  bord  entier  et  vertes  et  les  polypiers  (vieres)   spheriques. 

Leeuwenhoek,  Continuatio  Arcan.  Nat.  p.  149.    Fig.  2.    1700.  (1698.) 

Baker  (Greenleafe  und  Arderon),  Das  Kugelthier  (1745.),  Nutz  und  Gebranch  des  Mikroskops,  1734.   p.  418.  Tafel  XII.  Fig.  27. 

Das  Kugelthier,  Rösel,  Insectenbelus  tigung.    III..  TheiL    p.  617.    Tafel  101.    Fig.  1  —  3.     1755. 

Volvox  Glohator,  Linse,  Systema  Nat.  ed.  X.  1758.  ed.  XII.  1766. 

Volvox  ghlosus,  de  Geer,  Abhandl.  der  schwed.  Akademie,  1761. 

Volvox,  Haller,  Blementa  physiologiae.     Vol.  VIII.    p.  3,  216.    1766. 

—  Glohator,  Pallas,  Elenchus  Zoophytornm,  p.  417.     1766. 

Volvox  Glohator,  Müller,  Historia  verminm  terrestr.  et  fluviat.  I.  p.  32.  1773. 

Kugelthier,  Göze,  Znsätze  zu  Bonnet's  Abhandl.  aus  der  Insectologie,  p.  375.  1773. 

Tremblet,  Instruction  d'un  pere  ä  ses  enfans.    1775.  I.  p.  302. 

Kugelthier,  Eichhorn,  Kleinste  Wasserthiere.    1775.  p.  26.  Tafol  I.   Fig.  8. 

Volvox,  Spalianzani,  Opuscules  de  physique  par  Sennebier,  I.  p.  193.  Tab.  II.  Fig.  XI,   (1776.)  1777. 

Volvox  Glohator,  Müller,  Animalc.  infus.    1786.    p.  18.  Tafel  III.  Fig.  12  —  13. 

—  —        Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  33.  1803.  nicht  1776.  (s.  V.  stcllaius.) 

—  —        Treviranus  Biologie,  II.  p.  339.  1803.  (war  offenbar  kein  Volvox,  sondern  eine  Leucophrys,  oder  ein  ähnliches  Thier.) 
~  —        Oken,  Lehrbuch  d.  Naturgesch.  1815.  p.  29. 

~  —        Schweigger,  Handbuch  der  Naturgesch.  d.  skeletlosen  Thiere,  p.  249.  1820. 

Pandorina  Leeuwenhoekii ,  Bort  de  St.  Vincent,  Encycl.  method.  1824.     Dict.  classicjue  des  sc.  nat.   1828. 
Volvox  Glohator,  Stokes,  1828  in  Vigors  Zool.  Journal.  1830.  p.  51  —  52. 

—  —        Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  in  Berlin,    1830.  p.  39.    1831.  p.  76.    1833.  p.  328.    Tafel  VI.    Fig.  1. 


09 

Aufenthalt:    Ich  selbst  habe  es  nur  bei  Berlin  beobachtet,  nach  andern  fand  es  sich  bei  Delft,  Norwich,    Yarmouth,  London?,  Pa- 
ria, Paris,  Nürnberg,  Linz?,  Jena,  Quedlinburg,  Dresden,  Danzig,  Copenhagen  und  Stockholm. 

Das  grüne  Kuo-elthier  entdeckte,  der  Abbildung  nach,  Leeüwenhoek  am  30.  Augost  1698  in  einem  Wiesengraben  bei 
Delft  und  er  gehört  auch  zu  den  Beobachtern,    die   es   am   sorgfältigsten  untersucht  haben.     Er  erkannte  5  bis  12  Kugeln  im  Innern, 
erkannte  und  zählte  die  Körperchen  der  Peripherie  (die  Thierchen),  sah  ihre  regelmässige  Stellung  und  sah  das  Ausschlüpfen  der  klei- 
nem Kugeln  aus  den  zerplatzten  grossen,  beobachtete  auch  in  den  kleineren  Kugeln  schon  noch  kleinere,    die  er   für  Samen  in  Samen 
hielt,  da  er  das  Ganze  sich  als  Pflanze  dachte,   welche   den  Infusorien  zur  Nahrung  zu   dienen  bestimmt  sey.     Baker  erhielt  es  dann 
von  Greenleafe   und  Arderon   aus   Yarmouth  im  Juli  und  aus  Norwich  zu  Ende  Sommers  zugesendet.     Er  sah  die  Wärzchen  der 
Oberfläche  und  zuerst  die  Wimpern  (Rüssel).     Die    grossen  innern  Kugeln  hielt  er  für  einfache  Eier.     Der  Maler  Rosel  beobachtete 
es  nach  ihm  bei  Nürnberg  und  weder  er  noch  Baker   erwähnen   Leeüwenhoek.     Er  sah  die  Wärzchen   der  Oberfläche,  aber  keine 
Wimpern  und  hielt  erstere  für  feine  Röhrchen,   wodurch  das  Thier  Wasser  hervorspritzen  könne,    so  dass  es  sich  auf  die  Art  bewege, 
wie  eine  Rakete  und  zwar  nach  allen  Seiten  willkiihrlich.     Er   sah  das   Auskriechen  der  Kugeln,    die  er  für  Junge  hielt  und  in  diesen 
Jungen   schon   im   Mutterleibe   noch  3fache  Generationen   eingeschachtelt,    so  dass  ein  altes  noch  lebendes  Thier  seiner  Kinder  Kindes- 
Kindes- Kinder  bei   sich    führe.     Er   sah    noch   grössere,    ähnliche   eiförmige  Thiere  von   violetter,   rosenrother  und  schillernder  Farbe. 
Auf  Rösel's   Beobachtung  und  Abbildung  gründete  Linke   1758   seinen   Volvox   Globator,   welcher  erst   1760  von  de  Geer  bei 
Stockholm  entdeckt  und  beschrieben  und  gleichzeitig  1761  in  Linne's  Fauna  suecica  aufgenommen   wurde.     Man  fand  ihn  im  Som- 
mer und  Herbst.     Es  ist   ganz   offenbar,    dass  Rösel's  Beobachtungen  einen   grossen  Antheil   an  Bonnet's  und  Haller's  berühmter 
Idee  der  Einschachtelung  haben,  mit  welcher  diese  in  jener  Zeit  die  Entstehung  der  organischen  Körper  und  des  Menschen  zu  erläutern 
versuchten.  Müller  nahm  diesen  Volvocc  Globator  1773  in  sein  System  der  Infusorien  auf,  nachdem  er  ihn  auch  bei  Copenhagen  ent- 
deckt hatte  und  bemerkte,  dass  er  im  Alter  weisslich  und  orangcngelb  werde,  dass  die  Wärzchen  der  Oberfläche  keine  Haare  wären  und 
abfielen,  dass  er  auch  30  bis  40  innere  Kugeln  gesehen  (was  wohl  auf  den  V.  stellatus  zu  beziehen),  und  dass  auch  er  öfter  in  dem 
merkwürdigen  Thiere  Enkel  und  Urenkel  (4  Kugeln)  eingeschachtelt  gesehen  habe.  Er  ändere  zuweilen  seine  Kugelform  ab  und  sey  einge- 
drückt. Im  Frühjahr  und  Sommer  fand  er  ihn  in  ruhigen  Erlenlachen.  In  gleichem  Jahre  sah  ihn  Göze  bei  Quedlinburg  und  bestätigte  die 
grössere  Kugelzahl  und  die  wunderbaren  Geburten.  Trembley  scheint  dann,  nur  aufBAKER's  und  Rösel's  Beobachtungen  gestützt,  sei- 
ner zu  erwähnen.  Eichhorn  fand  ihn  bei  Danzig  zuerst  am  3.  Sept.  1760  im  Regenwasser,  sah  aber  „weder  Augen,  noch  Füsse,  noch 
Fortpflanzung".  Spaixanzani,  welcher  1776  seiner  erwähnt,  fand  ihn  bei  Pavia  zweimal  in  überaus  grosser  Menge  im  Aufguss  von  Hanf- 
samen und  der  Tremella  (Nostoc).  Er  sah  aber  niemals  5  Kugeln  in  einander,  wie  Rösel,  wohl  aber  3,  welche  offenbar  in  einander  ge- 
schachtelte Junge  wären,  deren  Auskriechen  er  mit  ansah.   Er  beobachtete  8  —  13  innere  Kugeln.    Er  sagt  dann  p.  196:  man  könne  im 
Innern  13  Generationen  sehen,  allein  das  sollte  offenbar  heissen  3.  In  Müller's  nachgelassenem  grossen  Infusorienwerke  ist  nichts  zuge- 
fügt als  die  Abbildung.  Schrank,  welcher  1776  dies  Thierchen  bei  Linz  beobachtet  zu  haben  meinte  (Beiträge  zur  Naturgeschichte  p.  107.), 
hat  damals,  seiner  Abbildung  nach,  Pandorina  Morum  und  ganz  junge  Monadenstöcke  des  V.  stellatus  für  diese  Form  gehalten.   Später, 
1803,   hat  er  offenbar  das  rechte  Thier  gesehen  und  bemerkt,    dass   die  peripherischen  grünen  Wärzchen  unterhalb  der  Oberfläche  lie- 
gen, diese  aber  glatt  ist.     Auch  bemerkt  er,  dass  die  Jungen  sich  jedes  für  sich  bewegen  und  hält  den  Druckfehler  der  13  Einschach- 
telungen bei  Spallanzani  für  eine  Behauptung,    die   er  widerlegt.     Treviranus  glaubt  ihn  in  Bremen  in  einem  stinkenden  Aufguss 
von  Irisblättern  und  Oken  ihn  in  Jena  in  einem  Aufgusse  von  Commelina- Wurzeln  gesehen   zu  haben.     Auch  soll  er  nach  letzterem 
in  Dachrinnen  und  Kornaufguss  erscheinen.      Für  die  Einschachtelung  beweise   er   nichts.      Die   sich  trennenden  Punkte  wären  belebte 
Nahrungsstoffe,    welche   er   erst   gefressen  habe.      Beide   sahen  gewiss   ein   anderes   Thierchen,    welches    nur   der  ehemaligen   Gattung 
Volvocc  angehörte.     Schweigger  sagt  nicht,   dass   er   den  Volvoa   selbst  gesehen  und  vermuthet,    dass  die  Kugeln  keine  durch  Be- 
fruchtung entstandenen  Individuen  sind.     Borx  de  St.  Vincent  beobachtete  die  Form  vielleicht  selbst  bei  Paris  und  scheint  die  Idee 
eines  Monadenstockes  damit  zu  verbinden,  ohne  jedoch  das  Verhältniss  der  Einzclthiere  zu  erkennen;  denn  was  er  molecules  Vivantes 
oder  Einzclthiere   nennt,    sind   die  grossen   inneren  Kugeln,   daher  verband   er    auch   den    Volvox  Morum   mit  dem  V.  Globator  in 
einer  Gattung.     Nach  Broderip's  Mittheilungen  beobachtete  1828  Stokes  in  England  wieder  das  Platzen  des  Volvooc  mit  4  Kugeln 
und  man  bildete  es  in  grobem  Holzschnitt   ab.     Der   1828  in  den  Tafeln  zu  den  Symbolis  physicis  fraglich  erwähnte  junge  Volvos 
Globator  ist  jetzt   als   Pandorina  hyalina  abgesondert.     In   den  Abhandlungen   der   Berliner  Akademie   1830  und  1831  wird  diese 
Form  aus  der  Gegend  von  Berlin  bezeichnet  und  schärfer  als  bisher  in  einer  besondern  Gattung  abgegrenzt.     Erst  1832  (1833)  wurde 
eben  da  die  umfassendere  Organisation  auseinandergesetzt.     Carüs  neue  Erläuterung  des  V.  Globator  von  1835  siehe  bei  V.  stellatus. 
Das  grüne  Kugelthier  fand  ich  bei  Berlin  vor  1830   durchaus  gar  nicht,   seitdem  aber  jährlich  in  zahllosen  Mengen  und  vom 
Anfange  Aprils  "bis  Ende  Decembers  in  allen  Monaten  selbst  unterm  Eise,  in  Torflachen  und  zwischen  Meerlinsen  des  Bassins  imThier- 
garten.     Es  unterscheidet   sich   vom  sternführenden  durch   glatte,  innere  Kugeln  und  durch  ziemlich  regelmässig  kugelförmige  peripheri- 
sche Tliierchen,   auch  hat  es  nie  mehr  als  15  Kugeln,   meist  8  gezeigt  und  die  alten  Monadenstöcke  sind  regelmässig  sphärisch.     Ich 
hatte  zuweilen  mehrere  Hunderte  dieser  Thierchen  in  einem  Uhrglase   voll  Wasser.     Die   grössten  Kugeln  hatten  J/3  Linie  im  Durch- 
messer,  die   kleinsten  frei    schwimmenden  Vso   bis  V20  Linie.     Die   kleinen  Einzelthierchen  der  Peripherie  hatten  Vass  Linie  im  Durch- 
messer.    Solcher  Thierchen   zählte   icli  im  Umkreise   einer  grossen  Kugel  bis  140,   mithin  besass  wohl  die  ganze  Kugel  9800,    ohne 
die   in  den  8   grossen  innern  Kugeln  befindlichen,    welche  vielleicht  noch  4  bis  6mal  soviel  ausmachten.     Bei  kleinen  Mutter -Kugeln 
zählte  ich  82  und  102  im  Umkreis,  aber  bei  einigen  überdiess  bis  15  innere  Monadenstöcke.     Leeüwenhoek  zählte  auch  80  Wärz- 
chen im  Umkreis.     Ich  berechne  nun,    dass   wenn   die   Thierchen   ziemlich  regelmässig  parallele  Cirkellinicn  bildeten,    die  Hälfte  jener 
Zahl  die   richtige  Zahl  der  Thier- Reihen  um   die  Kugel   giebt,   und   wird    mit  ihr   die   ganze   Zahl   multiplicirt,    die  ziemlich  richtige 
Zahl  aller  Thierchen  der  Kugeloberfläche  erlangt  wird.     Sind  80  im  Umkreise,    so  enthält  die  Kugeltiäche  ungefähr  40mal  80=3200 
Thiere. 

Thut  man  etwas  blaue  oder  rothe  Farbe  in's  Wasser  unter  dem  Mikroskope,  so  erkennt  man  sehr  deutlich  eine  kräftige  Strö- 
mung um  die  einzelnen  Kugeln,  welche  beim  Schwimmen  ein  constantes  Vorn  und  Hinten  erkennen  lässt.  Es  ergiebt  sich  dadurch, 
dass  die  inneren  kleinen  Kugeln,  wo  weniger  (bis  8)  sind,  immer  in  der  hintern  Mutterhälfte  liegen  und  dass  die  vordere  leer  ist; 
wo  viele  sind,  wird  diess  undeutlich.  Die  Strömung  ist  eine  Folge  der  Gesammtwirkung  aller  Einzelthierchen,  die  wie  Thicrheerdcn, 
Vögelzüge,  selbst  singende  oder  tanzende  Menschen- und  Volkshaufen  einen  gemeinsamen  Rhythmus  und  eine  gemeinsame  Richtung  anneh- 
men, oft  selbst  ohne  Commando  und  ohne  sich  des  Willens  dazu  klar  bewusst  zu  werden.  So  schwimmen  alle  Polypenstöcke  und  der 
gemüthliche  wie   der  kälter  urtheilende  Naturbeschauer  erkennt  hierin   einen   Gesellschaftstrieb,    welcher  aus  Kraft  und  Nachgiebigkeit 

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für  gemeinsame  Zwecke  besteht,  einen  Zustand,  der  eine  geistige  Thätigkeit  verlangt,  die  allzugering  anzuscMagen  man  nicht  berech- 
tigt, nur  verführt  seyn  kann.  Nie  darf  man  auch  vergessen,  dass  alle  Einzelthierchen  Empfindungsorgane  besitzen,  die  den  Augen 
vergleichbar  sind  und  dass  sie  mithin  nicht  blind  sich  im  Wasser  drehen,  sondern  als  Bürger  einer  unserm  Urtheile  fern  liegenden 
grossen  Welt  den  Genuss  einer  emplindungsreichen  Existenz,  so  stolz  wir  uns  auch  geberden  mögen,  mit  uns  selber  theilen. 

Die  specielle  Organisation  des  Volvotc  Globator  ist  in  der  Characteristik  der  Gattung  angegeben  und  in  der  Erläuterung 
der  Abbildungen  zu  vergleichen.  Hier  ist  nur  noch  zu,  bemerken,  dass  er  eine  dreifache  Fortpflanzungsthätigkeit  zeigt.  Er  bildet 
1)  durch  doppelte,  hermaphroditische  Geschlechtsthätigkeit,  wie  es  scheint,  grünfarbige  Eier.  2)  bildet  er,  durch  einfache,  unvoll- 
kommene Selbsttbeilung  (Längstheilung)  innerhalb  der  Panzer  der  Einzelthierchen,  Monadenstöcke  als  hohle  mit  Wasser  gefüllte  Ku- 
geln, die  nach  einiger  Zeit  von  den  Einzelmonaden  verlassen  werden  und  vergehen;  3)  bildet  er  nach  einem,  wie  es  scheint,  bestimm- 
ten, Gesetze  an  bestimmten  innern  Stellen  dieser  Monadenstöcke ,  durch  vielfach  sich  rascher  wiederholende  Selbsttbeilung  (oder  Knos- 
penbildung?) gewisser  Einzel thiere,  innere  Schwester-Kugeln,  welche  später  aus  der  zerplatzenden  grossen  Mutter-Kugel  hervortreten  und 
sehr  rasch  durch  Aufsaugen  von  Wasser,  Auseinandertreten  der  schon  völlig  ausgebildeten  Tausende  von  Einzelthieren  wieder  zu  gros- 
sen selbstständig  rollenden  Monadenstöcken  werden.  Diese  Stellen  der  Kugeln,  wo  sich  neue  Knospenhaufen  entwickeln  können,  sind 
an  Zahl  2  bis  8,  sehr  früh  kenntlich,  und  man  hat  sie  für  Junge  der  2ten  Generation  gehalten.  Diese  Stellen  selbst  scheinen  gar 
nicht  etwas  Besonderes,  sondern  nur  grössere,  für  diese  Theilung  sich  anschickende  Individuen  zu  seyn,  die  man  mit  Bienenköniginnen 
in  ihrem  anderen  Verhältnisse  vielleicht  richtig  vergleicht.  Diese  Keimfieeke  oder  helleren  und  etwas  grösseren  Einzelthiere  in  den  von 
der  Mutterkugcl  eingeschlossenen  scheinbaren  Töchterkugeln  sahen  Leeüwenhoek  und  Spallanzani  ganz  richtig.  Rösel's  wun- 
derliche Steigerung  Leeüwenhoek's  irriger  Ansicht,  niebt  bloss  die  Töchterkugeln  für  junge  Einzelthiere  und  die  Keimüecke  für 
Junge  der  Jungen  zu  halten,  sondern  auch  die  darüber  und  darunter  liegenden  durchscheinenden  wahren  Einzelthiere  für  noch  weitere 
5  Generationen  zu  erklären,  hatte,  bei  der  seinem  entschiedenen  Beobachtungstalente  gegebenen  Anerkennung  und  Auctorität,  Befangen- 
heit in  die  späteren  Urtheile  über  diesen  Gegenstand  gebracht.  Selbst  Müller  hat,  offenbar  aus  Achtung  vor  Rösel's  Abbildung, 
eine,  wo  nicht  2  Generationen  mehr  angegeben,  als  er  selbst  gesehen.  Dass  diess  so  ist,  geht  aus  Rösel's  und  Müller' s  Abbildun- 
gen ganz  deutlich  hervor.  Niemand  hat  5  Generationen  gezeichnet,  Rösel  hat  nur  4,  Müller,  wie  Leeüwenhoek,  nur  2,  an- 
dere haben  3  abgebildet.  Ueberhaupt  ist  aber  dabei  an  Nachkommen  und  Generationen  gar  nicht  zu  denken.  Es  ist  nur  Erweiterung 
und  Verbreitung  eines  und  desselben  Einzeltliicres,  von  dessen  allinälig  vergrössertem  Körper  jedes  Pünktchen  auch  der  innern  Kugeln 
ein  unmittelbarer  Theil  ist.  Das  Verwandtschaftsverhältniss  dieser  Einzelthierchen  ist  mithin  viel  näber  als  selbst  das  der  jungen  Hy- 
dra-Polypen oder  der  Pflanzenzweige.  Man  kann  sie  zunächst,  aber  ebenfalls  nicht  ganz  passend,  mit  Zwillingsgeschwistern  verglei- 
chen. Genug  sie  sind  unmittelbare  Thcile  eines  und  desselben  Eies.  So  geht  denn  die  ganze  Ansicht  von  Einschachtelung  (emboite- 
meni)  vieler  Generationen  in  einander  völlig  leer  aus  und  es  tritt  die  ganz  andere  Ansicht  der  Selbsttbeilung  und  Schwesterverwandt- 
schaft der  monadcnähnlicben  Einzelthierchen,  bei  welchen  die  Kugeln  nur  Nebensache  sind,  da  seyn  und  fehlen  können,  an  ihre  Stelle. 

Zuweilen  bewegen  sich  die  kleinen  Kugeln  schon  frei  im  Innern,  allein  das  ist  selten,  denn  sie  sind  angewachsen  und  es 
geschieht  nur  kurz  vor  dem  Platzen  der  grossen  Kugel.  Schrank  wollte  von  dieser  Ortsveränderung  der  innern  Kugel  1776,  welche 
den  Schwerpunkt  verändere,  die  Bewegung  herleiten  und  man  hat  diess  nach  ihm  zuweilen  zur  Erklärung  der  Bewegung  auch  anderer 
Infusorien  benutzt.  Was  er  sah,  ist  aber  der  Bewegung  der  Bäume  eines  Waldes  zu  vergleichen,  die  man  beim  Fahren  sieht.  Nur 
ganz  ausgewachsene,  d.  h.  keine  weitere  Selbsttbeilung  eingehende,  Kugeln  lösen  sich,  wie  es  scheint,  zuweilen  ab,  bevor  die  Haupt- 
kugel platzt,  was  dann  bald  geschieht,  wie  ich  es  beobachtete.  Ich  sah  auch  bei  schon  zerrissnen  und  von  vielen  ihrer  Thiermonaden 
vcrlassnen  Kugeln  ein  Zittern  und  Bewegen  der  kleinen  Einzelthiere  in  ihren  Zellen,  wie  bei  Uroglena. 

Unter  die  besonders  merkwürdigen  bisher  unbekannten  Eigenthümlichkeiten  des  Volvox  Globator  gehört  offenbar,  dass  ich 
im  Juni  1835  in  sehr  vielen  lebenden  Kugeln  lebende  Räder  thiere  eingeschlossen  fand,  welche  darin  wirbelten  und  neben  sich  Eier 
hineingelegt  hatten,  aus  denen  ich  wieder  die  Jungen  im  VoIvom  selbst  auskriechen  sah.  Ich  trug  die  Beobachtung  am  16.  Juni  in 
der  Berliner  Gesellschaft  der  naturforschenden  Freunde  vor  und  sie  ist  am  22.  Juni  1835  in  den  Zeitungen  angezeigt  gewesen.  Ich 
nannte  das  Räderthierchen  Notommata  Parasita.  Seitdem  habe  ich  die  Erscheinung  unzählige  Male  und  in  ganz  beliebiger 
Menge  mir  wieder  zur  Anschauung  bringen  können.  Ich  habe  auch  noch  eine  2te  Art  von  Räderthieren  derselben  Gattung,  N.  Pe- 
tromij%07i)  in  gleichem  Verhältniss  beobachtet.  Alle  Kugeln,  welche  von  Räderthieren  als  Schiff  oder  Kutsche  benutzt  wurden, 
hatten  zerrissne  Stellen  und  die  Räder  thiere  hatten  sich  offenbar  eingefressen,  auch  frassen  sie  sichtlich  die  innern  grünen  Kugeln 
auf  und  legten  an  deren  Stelle  ihre  Eier  an  die  innere  Wand  der  Kugel.  Ich  sah  oft  3  bis  5  erwachsene  Räder  thiere  mit  meh- 
reren Eiern  in  einer  Kugel,  meist  aber  nur  1  bis  2.  Hieraus  ist  völlig  deutlich,  dass  jene  dabei  immerfort  lebenden  und  schwim- 
menden Kugeln  des  Volvocc  keine  Individuen  seyn  können.  Die  Eier  der  Räder  thiere  waren  zuweilen  borstig  (Wintereier).  Ich 
bin  durch  diese  Erscheinung  über  das  wahre  Verhältniss  der  gelben  Körper  im  Volvoa;  aureus  unsicher  geworden.  Sie  haben  etwas 
Fremdartiges  an  sich.     Aber  ich  glaube  ganz  geschlossene  Individuen  mit  lauter  gelben  Kugeln  beobachtet  zu  haben. 

Rücksichtlich  der  von  Rösel  und  Müller  erwähnten  Farbenverschiedenheiten  möchte  ich  fast  glauben,  dass  Rösel  die  Nas- 
sida omata  (Tafel  XXXVII.)  für  einen  Volvosc  gehalten  habe,  doch  passt  die  angegebene  Grösse,  wenn  er  grosse  Volvoces  gesehen 
hat,  nicht.  Ein  violetter  und  rosenrother  Volvotc  beleidigt  das  Gefühl.  Die  Farbe  kann  hier  nur  von  den  Eiern  kommen  und 
diese  Farben  sind  unerhört.  Bei  Nassula  kommt  sie  in  dem  Verdauungssafte  des  grossen  Individuums  vor.  Vielleicht  sah  Rösel  gleich- 
zeitig kleinere  Kugelthierc,  dann  kann  die  Grösse  passen.  Müller  hat  4en  Volvotc  aureus  nicht  unterschieden  und  vielleicht  Synura 
JJvella  oder  ganz  abgelebte  verlassne  Kugeln  als  weissen  Volvocc  angesehen.  Lässt  man  die  Kugeln  auf  ein  sehr  klares  Glas  antrock- 
nen, so  erkennt  man  die  feinen  Rüssel  der  Monaden  völlig  scharf,  wenn  man  sie  300  bis  500mal  vergrössert.  Sie  lassen  sich  vor- 
trefflich getrocknet  aufbewahren  und  geben  eines  der  interessantesten  mikroskopischen  Objecte.  Die  kleinen  Augen  verlieren  die  Farbe 
des  Pigments  und  auch  das  Grün  verbleicht  etwas,  wenn  man  das  Object  dem  Lichte  zuviel  aussetzt.  Bei  weniger  gut  achromatischen 
Mikroskopen  irrt  man  sich  leicht  mit  dem  rothen  Auge,  indem  alle  Bläschen  im  Innern  rothe  Ränder  haben;  dieser  Irrthum  ist  hier 
abgerechnet.     Entwicklungscyclus  Veooo?  '>is  %  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  IV.  Figo  I. 

Es  sind  in  13  Figuren  die  hauptsächlichsten  Organisation-  und  Entwickelungszustände  des  Volvox  zeitgeniäss  vorgestellt.  Die  grossen  Ku- 
geln sind  Monadenstöcke  der  Einzelthiere.  Die  Einzelthiere  sind  nicht  die  innern  Kugeln,  sondern  die  zahllosen  Pünktchen  der  Oberfläche,  welche  in 
Fig.  6.,  7.  und  13.  stärker  vergrössert  vorgestellt  sind.  Die  Figuren  8.  bis  12.  zeigen  die  Entwicklung  eines  zur  innern  Polypenstockbildung  geeigne- 
ten Einzelthieres ,  einer   Volvox- Königin. 


Vi 

Fig.  1.  ist  ein  grosser  Monadenstock  mit  8  Töchterkugeln  (Königinnen)  und  deren  mittlerer  Oeffnung,.  welche  vielleicht  auch  hei  der  grösseren  Kugel 
vorn  offen  bleibt  und  dem  inneren  Räume  Wasser  zuführt.  Die  Bewegung  der  kleinen  zahllosen  Monaden-Rüssel  im  Umkreise  macht  einen  Strom  von 
der  Mitte  der  leeren  Hälfte  zur  Mitte  der  vollen,  und  das  Centrum  jener  ist  beim  Schwimmen  vorn.  Die  sogenannte  2te  Generation  ist  hier  nicht  an- 
gedeutet, weil  sie  nicht  immer  deutlich  sichtbar  ist.    Ansicht  von  der  Seite. 

Fig.  2.  ist  eine  eben  freigewordene  Kugel,  die  sich  noch  nicht  durch  rasches  Aufsaugen  von  Wasser  aufgeblasen  hat.  Sehr  bald  erreicht  sie  die  Ge- 
stalt der  Fig.  3.  Ihre  hellen  inneren  Stellen,  welche  man  auch  schon  im  Mutterleibe  dann  oft  sieht,  wenn  man  die  Kugel  eintrocknen  lässt,  sind  die 
Anfänge  der  neuen  Kugeln,  enthalten  aber  nie  selbst  schon  wieder  andere  Keimflecke. 

Fig.  3.  ist  ein  kleineres  Individuum,  von  hinten  gesehen,  mit  9  Kugeln.  Die  dunkeln  Körper  in  den  kleinen  Kugeln  sind  darüber  liegende  peripheri- 
sche Monaden,  die,  wie  der  über  die  Sonne  gehende  Mond,  schwarze  Flecke  darauf  bilden,  welche  wohl  Rösel  für  innere  Generationen  hielt. 

Fig.  4.  ist  eine  Kugel  von  mittlerer  Grösse,  die  eine  Notommata  Petromyzon  ß  sich  zur  Wohnung  erlesen  hat,  welche  sich  von  ihr  herumfahren  lässt 
und  worein  diese  auch  bereits  ihr  Ei  a  geheftet  hat.  Eine  zerrissene  Stelle  zeigt  die  Art  des  Ilineinkommens  (vergl.  Notommata  IVerneckii  und 
Notommata  Parasita  auf  Tafel  L). 

Fig.  5.    ist  eine  platzende  Kugel,  welche  die  inneren  Monadenstöcke   entleert. 

Fig.  6.  ist  ein  Stück  der  Oberfläche  des  Volvox ,  oOOmal  im  Durchmesser  vergrössert,  die  Einzelthiere  in  ihren  Verbindungen  darstellend.  Jedes  hat 
2  Rüssel  und  wenigstens  1  Auge  u.  s.  w.  Einige  schicken  sich  in  ihrer  individuellen  Panzer -Zelle  zur  Selbsttheilung  an  und  verdoppeln  die  Organe. 
Eins  hat  den  Körper  schon  fast  völlig  der  Länge  nach  getheilt,  aber  noch  keine  doppelten  Rüssel  gebildet.  In  der  Mitte  ist  ein  Thier  in  seiner  Zelle 
in  6  Thiere  (3mal)  getheilt  und  bildet  eine  Art  von  neuem  Polypenstock  für  sich. 

Fig.  7.  ist  ein  schärfer  aufgefasstes  Einzelthierchen  mit  6  Verbindungsröhren  (Stolonen?),  2  Rüsseln,  einem  Auge,  2  matteren,  festen,  hellen  Stellen 
(Drüsen),  und  einer  contractilen ,  sehr  klaren  Stelle  (Samenblase).  Der  Körper  ist  mit  grünen  Körnchen  erfüllt,  welche  Eier  und  zum  Theil  grün  er- 
füllte Magenzellen  zu  seyn  schienen. 

Fig.  8 — 12.  sind  die  ersten  Entwickelungszustände  einer  innern  Töchterkugel  (Volvoxkönigin?).  Fig.  8.  ist  der  einfachste  Zustand  eines  hellen  Pun- 
ktes, wie  sie  in  Fig.  2.  sichtbar  sind.  Dieser  entwickelt  sich  in  wenig  Stunden  zu  Fig.  9.,  geht  also  eine  kreuzweise  unvollkommne  Selbsttheilung  ein. 
Zuweilen  theilt  sich  ein  Theil  allein  sogleich  wieder  und  so  entsteht  Fig.  10.,  welche  dann  durch  rasche  vielfache  Selbsttheilung  beerenartig  oder  kör- 
nig wird,  wie  Fig.  11.,  und  allmälig  sich  immer  weiter  durch  Selbsttheilung  in  kleinere  Individuen  spaltet,  welche  dann,  wie  Fig.  12.,  den  grössern 
inneren  Kugeln  gleichen  und  deren  jedes  einzelne  Körnchen  ein  Einzelthier  mit  2  Rüsseln,  Augen  u.  s.  w.  ist.  Beim  weitern  Entfalten  bildet  sich 
erst  der  Mantel  mehr  aus,  welcher  als  ein  weisser  Ring  um  die  Kugel  erscheint. 

Fig.  13.  ist  ein  2000mal  im  Durchmesser  vergrössertes  Thierchen,  welches  1/2SS  Linie  gross  war.  Die  Grösse  des  Objects  ist  gemessen  und  die  Diffe- 
renz der  zu  berechnenden  Grösse  liegt  im  Auge.  Es  ist  dem  Thierchen  der  Figur  7.  ziemlich  gleich.  Die  Organe  sind  im  Umriss  ein  wenig  schär- 
fer gezeichnet,  als  sie,  des  grossen  Lichtmangels  halber,  gesehen  wurden.  Die  Verbindungsröhren  rh,  die  beiden  Rüssel,  das  rothe  Auge  ö,  die  beiden 
grossen  Drüsen  t  und  die  contractile  hellere  Blase  in  der  Mitte  s  scheinen  ausser  Zweifel  gesetzt.  Die  mittlere  grüne  Ausfüllungsmasse  ist  mit  grosser 
Aufmerksamkeit  und  Anstrengung  der  Sehkraft  beurtheilt  Avorden  und  zerfiel  danach  in  2  verschiedene  Massen,  in  grössere  grüne  Haufen  v\  und  in  klei- 
nere grüne  regelmässige  Körnchen  öf.  Letztere  waren  wohl  ^eooo  Linie  bis  1/80oo  Linie  gross.  Um  diess  Verhältniss  aus  einander  treten  zu  lassen, 
habe  ich  mir  in  der  Zeichnung  erlaubt,  die  grünen  Haufen  durch  scharfe  Umrisse  abzusondern  und  die  Idee  klar  hervorzuheben,  welche  sich  bei  der 
Untersuchung  in  mir  gestaltete,  dass  diese  nämlich  Magenzellen  sind,  welche  vom  Munde  o'  aus  frei  in  den  Körperraum  zahlreich  hinabhängen,  so  dass 
der  Mund  am  Grunde  siebartig  durchlöchert  wäre.  Wer  an  dieser  Figur  Anstoss  nehmen  will,  möge  sie  wegdenken  und  Fig.  7.  dafür,  als  die  ganz 
treu  gezeichnete,  wo  aber,  der  Kleinheit  halber,  die  Theile  nicht  aus  einander  treten,  an  ihrer  Stelle  seiner  eigenen  Beurtheilung  zum  Grunde  legen. 
Ich  bemerke  nur,  dass  auch  diese  Figur  keineswegs  ideal,  sondern  wirklich  gesehen,  nur  etwas  schärfer  dargestellt  ist,  als  sie  gesehen  werden  ,kounte. 

84.     Volvoac  aureus,  goldfarbenes  Hugelthier.    Tafel  IV.  Fig.  II. 

Y.  animalculis  suhglobosis,  viridibus,  globulis  internis  aureis  margine  integro,  polypariis  globosis. 

Volvoce  dore:    Animalcules  verts  prenque  glohileucc^  globes  internes  jaunes  (ff or  a  bord  entier>  poly- 
piers  spheriques. 

Volvox  Globator  aetate  aurantius,  Müller?  Vermium  historia,  1773.  p.  32.  et  Animalc.  infus.  1786.   p.  19. 
Volvox  aureus,  Abhandle  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  77. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin!,  vielleicht  bei  Copenhagen. 

Diess  schöne  Kugelthier  fand  ich  1831  am  19.  Juli  und  13.  October  einzeln  zwischen  Uroglenen  in  Torflachen  hei  Ber- 
lin, allein  im  Jahre  1834  und  1835  fand  ich  es  zwischen  Volvotv  Globator  und  V.  stellatus  ebenda  mehrmals.  Häufig  sah  ich  es 
erst  im  Juni  1835  mit  den,  Rad  er  thierchen  in  sich  einschliessenden,  Exemplaren  im  Bassin  des  Thiergartens  nicht  weit  vom  Bran- 
denburger Thore.  Ich  habe  es  dann  am  9.  und  30.  April  und  am  7.  Mai  ebenda  und  bei  den  Pulvermühlen  an  der  Jungfernheide  in 
gleichen  Verhältnissen  wiedergefunden  und  den  ganzen  Sommer  hindurch  bis  zu  Anfang  Decembers  dieses  Jahres  theils  an  denselben 
Orten  beobachtet,  theils  in  meiner  Wohnung  monatlang  aufbewahrt.  Ungeachtet  dieser  zahlreichen  Beobachtungen  ist  mir  die  Entwick- 
lung der  inneren  gelben  Körper  zu  beobachten  nie  gelungen.  Ja  ich  sah  nicht  selten  Exemplare,  welche  neben  4  bis  7  grünen  glat- 
ten inneren  Kugeln  eine  gelbe  hatten,  auch  2,  3  u.  s.  w.  Zuweilen  waren  zwischen  den  gelben  Kugeln  deutliche  Eier  von  Räder- 
thieren  und  oft  ganz  ausgebildete  Räder  thiere.  Ich  dachte  daher  bald  daran,  dass  auch  die  gelben  Kugeln  Eier  seyn  könnten, 
allein  ich  sah  nicht  selten  ganz  jugendlich  frische,  nirgends  verletzte,  Kugeln  mit  8  bis  15  ganz  gleichartigen  gelben  Töchterkugeln  und 
ich  habe  nie  soviel  Eier  von  Rädert  liieren  in  einer  und  nur  einmal  ein  einziges  in  einer  unverletzten  (? )  Volvoa-  Kugel  gefunden. 
Es  bleibt  mir  nichts  übrig,  als  vorläufig  diese  Bildung  weder  für  Alters-  noch  für  Krankheitszustand  noch  für  parasitische  Thiere  zu 
halten  und  sie  nur  der  weitern  Forschung  zu  empfehlen. 

Die  Einzelthierchen  sind  etwas  weniger  regelmässig  als  beim  Volvox  Globator  und  neigen  sich  zur  Form  des  V.  stellatus^ 
sind  auch  meist  kleiner.  Der  helle  Umkreis  um  die  innern  Kugeln  ist  auffallend  breit  und  deutlich.  Einzelthierchen  waren  daran  nie 
zu  erkennen.  Dieser  letztere  Character  schien  mir  anfangs  speeifisch,  allein  ich  habe  dann  den  hellen  Umkreis  auch  bei  den  Kugeln 
der  andern  Arten  deutlich  erkannt. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  IV.    Fig.  II* 

Fig.  I.    ist  eine  absichtlich  ausgewählte  solche  Kugel  mittlerer  Grösse,    welche  ganz  geschlossen  zu  seyn  schien,    aber  neben  8,   lauter  gelben,  Kugeln 

doch  ein  offenbares  Räder  thier -Ei  der  Notommata  Parasita  im  Innern  trug. 
Fig.  2.     ist  ein  gelber  innerer  Körper  einer  grossen  Kugel  im  ganz  entwickelten  Zustande. 


g>2 

85.     Volvooo  Stella lus*  sterntragendes  Kugelthier.    Tafel  IV.  Fig.  in. 

V.  animalcolis  angulosis,  minoribus ,  viridibus,  globulis  internis  viridibus  numerosioribus  tuberculatis  s.  margine  dentato 
stellatis,  polypariis  subglobosis  saepe  oblongis. 

Volvoce  etoile:  Animalcules  angideucc,  plus  petits  que  ceu&  des  autres  especes,  verts;  globes  internes 
verts,  nombreutc  ,  iubercnleuM ,  ou  a  bord  deutele  en  forme  et  etoile;  polypiers  presque  globu- 
leucOy  souvent  oblongs. 

Volvox  Glohator,  Schrank,  Beiträge  zur  Natnrg.  1776. 

Volvox  stellatus,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissenseh.  zu  Berlin,  1831.  p.  77. 

Volvox  Glolator,  Carus  ,  Erläuterungs-Tafeln  für  die  vergl.  Anatomie,  Heft  IV.  Fig.  1.  A.  B.  1835. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  vielleicht  bei  Linz  und  Dresden. 

Es  scheint,  dass  die  früheren  Beobachter  ausser  Schrank  diese  besondere  Form  nie  gesellen  haben.  Die  sternförmigen 
Kugeln  sind  sehr  auffallend.  Doch  mögen  die,  welche  20  bis  40  innere  Kugeln  beobachtet  haben  wollen,  leicht  diese  Form  gesehen 
haben.  Ich  habe  erst  nach  dem  Stich  der  Abbildung  noch  einige  Beobachtungen  gemacht,  welche  characteristische  Eigenthümlichkeiten 
betreffen.  Es  gehört  dahin  die  meist  ovale,  sogar  längliche  Form  der  Gesellschaftskugeln  und  die  kleineren  gedrängter  stehenden  Thier- 
chen,  deren  Form  auch  nicht  rund,  sondern  etwas  strahlig,  Seckig,  4-  bis  Oeckig  ist,  während  ihre  grossen  Kugeln  ebenfalls  Vs  Li- 
nie gross  und  zuweilen  sogar  etwas  grösser  werden.  Carus  hat  in  seinen  ausgezeichneten  Erläuterungs-Tafeln  für  die  vergleichende 
Anatomie  zwar  offenbar  beide  grüne  Formen  des  Volvos  vor  sich  gehabt,  allein  da  er  die  Thierchen  in  der  stärksten  Vergrösserung 
ungleichförmig  und  in  der  Form  den  eckigen  Verbindungstkeilen  der  Canäle  entsprechend  darstellt,  so  scheinen  seine  intensiveren  Beob- 
achtungen dem  Volvos  stellatus  anzugehören,  während  Fig.  I.  A.  bis  IV.  den  Volvooo  Globator  allerdings  vorstellen.  Der  Ver- 
fasser hält  diesen  Körper  wieder  für  besonders  merkwürdig  wegen  seiner  Indifferenz  zwischen  Pflanzen-  und  Thiernatur,  wie  auch  Leeu- 
wenhoek  es  that.  Das  Platzen  der  grossen  Kugel  hält  er  für  bedingt  durch  die  Ausdehnung,  welche  das  Wachsthum  der  innern  Ku- 
geln veranlasst,  und  meint,  die  Zahl  der  äussern  grünen  Körperchen  vermehre  sich  nicht.  Die  Bewegung  der  Kugeln  geschehe  durch 
ein  Oscilliren  der  ganzen  Kugelfläche,  die  einen  Wirbel  bilde,  und  die  Richtung  scheine  durch  einfallendes  Licht  geleitet  zu  werden, 
weil  er  sie  sich  am  beschatteten  Rande  einer  offenen  Schaale  ansetzen  sah.  —  Die  ganze  Hülle  des  Volvozc  sei  offenbar  einsaugend 
nach  Pflanzenart  durch  die  Haare.  Er  sah  einen  oder  mehrere  dunkle  Punkte  mit  rother  Färbung,  die  er  für  die,  eingesogene  organi- 
sche Substanz  vorbereitende  und  verbreitende,  Organe  hält.  Das  Ganze  sey  ein  Thier  ohne  Mund,  Afteröffnung  und  Darm.  Es  sey  eben 
so  gut  als  blosse  Pflanzenzelle  oder  als  blosse  Dotterblase  zu  betrachten.  Es  sey  eine  oscillirende  Dotterblase  mit  Gefäs- 
sen  und  drüsenartigen  Organen  in  ihren  Wänden,  und  aussen  mit  haarförmigen  kiemenartigen  Organen,  den 
oscillirenden  Fibrillen  der  Eier  der  Gorgonien  oder  den  einsaugenden  Fäserchen  auf  dem  Ei  der  Säugthiere 
vergleichbar,  besetzt.  Dieser  Vorstellung  entspricht  auch  die  Abbildung  Fig.  I.  B.,  wo  die  von  mir  angegebenen  Rüssel  der 
kleinen  Thiere  als  Haare  in  deren  Zwischenräumen  auf  der  Oberfläche  verstreut  dargestellt  werden.  Wenn  es  sich  bei  diesen  so  ver- 
schiedenen Ansichten  um  ein  einzelnes  Factum  handelte-,  so  wäre  es  schwer,  eine  Entscheidung  über  so  feine  Zweifel  zu  wagen  und 
gern  bescheidete  ich  mich,  gegen  eine  poetisch  ansprechendere  meine  Ansicht  Preis  zu  geben.  Allein  die  ganzen  zahlreichen  Familien 
der  Kugelthiere,  Monadinen  und  Cryptomonadinen,  der  Astasiaeen,  Peridinaeen  und  Ophrydinen  sind  völlig  im  glei- 
chen Falle  mit  dem  Volvox.  Ich  wage  nicht,  die  schmucklose  frühere  Darstellung,  wie  ich  sie  gab,  zu  verlassen  und  übergebe  die 
weitere  Vergleichung  der  späteren  Zeit.  Nur  darauf  mache  ich  aufmerksam,  dass  durch  Carus  die  fadenförmigen  Wirbelorgane,  die 
Verbindungs- Canäle  der  grünen  Körperchen  und  die  rothen  Punkte  in  jedem  grünen  Körperchen  befestigt  wurden. 

Einer  der  wichtigeren  Charactere  des  Volvotc  stellatus  sind  seine  mit  hohen  Wärzchen  besetzten  Jüngern  Kugeln,  welche 
hei  Aufsicht  eine  sternartige  Form  erhalten,  wie  sie  schon  Schrank  Taf.  IV.  f.  22.  abbildete.  Zuweilen  sind  diese  Formen  der 
Kugeln  so  auffallend,  dass  ich  auch  schon  an  Eier  von  Rädert  liieren  oedacht  habe,  allein  die  vielen  Ueberffänsre  dieser  Bildung 
liessen  mich  den  Gedanken  bei  Seite  setzen.  Ich  stelle  mir  vor,  dass  die  kleinen  Panzer  der  Einzelthiere  dieser  Art  nach  vorn  eine 
conische  Verlängerung  haben,  wie  Lagenella ,  aus  der  sie  ihre  Rüssel  hervorstrecken.  Mit  dem  Alter  werde  diese  Verlängerung  kür- 
zer und  sie  verschwinde  endlich  ganz  durch  die  Turgescenz    des   übrigen  Körpers. 

Das  Platzen  der  grossen  Kugeln  geschieht,  meinen  Erfahrungen  nach,  nicht  durch  Auseinandertreiben  mittelst  des  Wachs- 
thums  der  inneren  Kugeln,  sondern  diese  haben  zuweilen  so  viel  Spielraum,  dass  sie  sich  selbst  im  Innern  frei  wälzen.  Ich  bin  viel- 
mehr der  Meinung,  dass  die  Spannung,  welche  das  Reissen  bedingt,  durch  das  Auseinandertreten  der  kleinen  Thierchen  der  Oberfläche 
hervorgebracht  wird  und  zwar  durch  ungleiche  Selbsttheilung  dieser  an  grossen  Flächen,  wodurch  die  in  der  Theilung  trägeren  Gegen- 
den allerdings  eine  Spannung  erleiden  mögen,  welche  Risse  zur  Folge  hat.  Doch  kann  es  auch  eine  Folge  der  allgemeinen  Entwick- 
lung oder  Reife  seyn,  wie  es  wahrscheinlicher  ist. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  IV.  Fig.  III. 

Fig.  1.    ist  eine  grosse  Gesellschaftskugel  mit  12  kleineren  in  ihrem  Innern.    Ich  fand  innerhalb  bis  23  dergleichen. 

Fig.  2.  u.  3.     sind  2  kleinere  Kugeln,  welche  zuweilen  frei  im  Wasser  vorkommen.    Eine  dergleichen  scheint  Schrank  bewegt  gesehen  zu  haben,  und 
Losana  hat,  wie  es  scheint,  mehrere  seiner  Arten  von  Volvox  auf  diese  Formen  gegründet. 


Uebersieht   und  Beurtheilimg   aller   namhaft   gemachten  Arten   der   Gattung    Volvox. 

Man  hat  bisher  überhaupt  80  Arten  der  Gattung  Volvozc  beschrieben,  aber  nur  3  sind  anwendbar  geworden.  Der  Gründer 
der  Gattung,  Linne,  hat  1758  und  1766  4  Art-Namen  gegeben:  1)  V.  Chaos  hat  er  selbst  zurückgenommen  und  daraus  die  Gattung 
Chaos  gebildet.  2)  V.  Beroe  und  3)  bicaudatus  sind  Akalephen  der  Gattungen  Beroe  und  Cydippe^  4)  V.  Globator  ist 
als  Stamm  stehen  geblieben;  5)  V.  dimidiatus  nannte  1761  Wilke  die  Trichodina  Pediculus.  6)  V.  Proteus  nannte  Pallas 
1766  die  Amoeba  diffluens.  1769  beschrieb  Ellis  6  Arten:  7)  V.  ovalis  =  Monas?  8)  V.  Torquilla  =  Chilodon  Cu- 
cullulus;  9)  V.  volutans  =  Trichoda  pura;  10)  V.  Oniscus  =  Leucophrys  pyriformis ;  11)  V.  Terebella  =  Pa- 
ramecium  Aurelia;    12)  V.  voran  =  Amphileptus  Fasciola?     Otto  Fr.  Müller  beschrieb  1773  6  Arten: 


?3     

13)  F.  Globulus  =  Doxococcus  Globulus ;  16)   F.  Limula  =  Vibrionum  acervus? 

14)  F.  Pilida  =  Forticella?  Monas?  17)   F.  Sphaerula  =  Spliaerosira?  Forticella? 

15)  F".   Conflictor  =  Bursaria?  Conflictor.  18)    /^.   Globator  =  F.  Globator. 

Die  in  Müllers  NacLlass  von  Fabricius  1786  publieirten  noch  7,  also  13  Arten,  liaben  folgende  Synonyme,  wobei  die  6  eben  ge- 
nannten aber  nicht  wiederholt  werden: 

19)  F.  Punctum  =  Monas  Punctum;  23)   F.  Morum  —  Pandorina  Morum; 

20)  F.  Granulum  ==  Gygcs  Granulum?  Monas?  24)   F.  Uva  =   JJvella  viresccns?  Synura  Uvella? 

21)  Z7".   Grandinella  =  Spirodiscus?   Peridinium?  25)   F.  vegetans  =  Epistylis  vegetans. 

22)  F.  socialis  =  Uvella  Atomus?  U.  Glaucoma? 

Den  Folvosc  Conflictor  stellte  aber  Müller  selbst  schon  1786  zur  Gattung  Leucop/ira,  so  dass  12  Arten  blieben.  Schrank 
beschrieb  1776  26)  den  F.  complanatus  =  Gonium  Pectorale  und  F.  Globator  =  F.  stellatus;  1787  27)  den  F.  Pileus  =  Bursa- 
ria und  F.  Sphaerula  =  Epistylis  vegetans.  Derselbe  fügte  1803  den  28)  F.  laevigalus  hinzu,  welcher  vielleicht  zu  Pando- 
rina  Morum  zu  stellen  ist.  Herrmann  bildete  1784  eine  namenlose  Art,  welche  der  Gattung  Enchelys  anzugehören  scheint  und 
zuerst  F.  Uva  und  Sphaerula  ab.  Dr.  Martiniere  beschrieb  1787  ein  Seethierchen,  welches  Rozier  zu  Folvoa  zog,  wo- 
hin es  auch  Gmelin  als  29)  F.  Bulla  1788  stellte,  das  aber  offenbar  eine  Akalephe,  vielleicht  Mammaria  scintillans  war. 
30)  F.  Sphaericula  in  Adam's  Essays  on  Microscope  1798  ist  wohl  ein  Druckfehler  für  F.  Sphaerula.  Girod  Chantrans 
beschrieb  1802  31)  einen  fothen  F.  lacustris,  welcher  hier  zu  Euglena  sanguinea  gezogen  worden  ist.  Schrank's  Folvoa  von  1803 
ist  schon  erwähnt.  Erst  1824  wurden  wieder  3  neue  Arten  von  Bort  de  St.  Vincent  in  der  Encyclopedie  method.  bekannt  ge- 
macht, wo  die  Familie  der  Folvociens  aufgestellt  wurde  p.  521.  32)  F.  scintillans  =  Bursaria?  scintillans;  33)  F.  bursari- 
oides  =  Bursaria?  globina;  34)  F.  Glaucoma  =  Cyclidium  Glaucoma.  Derselbe  hat  1830  im  Biet,  classü/ue:  Folvoce 
noch  5  Arten  von  Joblot,  aber  zum  Glück  ohne  Namen  aufgeführt.  F.  globosus  daselbst  ist  ein  Schreibfehler  für  Globulus,  ebenso 
Fibrio  Lunula  für  Folvozc  Limula. 

Im  Jahre  1829  beschrieb  Matteo  Losana  in  Turin  50  Arten  der  Gattung  Volvoa,  die  er  fast  sämmtlich  abbildete.  Er  rech- 
nete dazu  7  Monaden  und  alle  bisherigen  Folvoces  und  hatte  überdiess  36,  die  er  mit  neuen  Namen  belegte.  Die  Abbildungen  sind 
in  groben  Umrissen  und  unkenntlich.  Sein  Folvoa  trilobus,  baccatus ,  3torum,  floriferus,  uranoides,  triflorus  und  scutife- 
rus  können  die  verschiedenen  Zustände  der  Pandorina  Morum  seyn.  Wahre  Folvoces  hat  er,  wie  es  scheint,  nicht  gesehen.  Sein 
F.  reticulatus  kann  nicht  für  treue  Beobachtung  eines  Folvoa  gelten,  da  er  keine  inneren  Kugeln  bei  so  weit  gespreizten  Einzel- 
thieren  sah.  Sein  F.  satumius  ist  vielleicht  Peridinium  cinetum.  Jede  Beurtheilung  dieser  Abbildungen  wird  zu  vielen  neuen 
Fehlern  und  einer  neuen  wissenschaftlichen  Last.  Es  ist  Pflicht,  diese  ganze  Thätigkeit  auf  die  Seite  zu  schieben  und  vor  einer  glei- 
chen zu  warnen,  da  sie  kein  Lob  und  keine  Freude  bringen  kann.  Diess  ist  aber  hier  um  so  mehr  nöthig  auszusprechen,  als  derselbe 
Beobachter  Hunderte  unbrauchbarer  Namen  in  die  Geschichte  der  Wissenschaft  eingeschrieben  hat,  denn  er  hat  auch  69  Arten  der 
Gattung  Proteus ,  64  Arten  Kolpoda,  77  Cyclidium ,  28  Paramecium  und  26  Oplarium,  zusammen  307  und  darunter  nahe  an 
300  unbrauchbare  Namen  ohne  Entschädigung  irgend  einer  Art  gegeben.  Zur  Gattung  Folvoa  hat  er,  mit  Einschluss  der  Monaden, 
43  Namen  gebracht,  die  sich  im  XXXIII.  Bande  der  Memorie  di  Torino  1829.  und  in  der  Isis  von  1832  verzeichnet  finden.  Der 
Verfasser  ist  nur  dann  einigermassen  zu  entschuldigen,  wenn  man  einen  grossen  Theil  der  Schuld  auf  die  schiefe  philosophische  Rich- 
tung der  Zeit  wirft,  welche  ihn  mit  der  Idee  erfüllte,  dass  alle  diese  Formen  an  sich  nichts  Reelles,  nur  Nüancirungen  des  einfachsten 
Lebendigen  wären.  Der  Mangel  an  umsichtiger  Prüfung  ist  die  ihm  verbleibende  Schuld.  Im  Jahre  1831  wurden  in  den  Abhandlun- 
gen der  Berliner  Akademie  2  neue  Arten:  78)  F.  aureus  und  79)  F.  stellatus  hinzugefügt,  und  1834  ist  in  Pritchard's  Em- 
pfehlungsschrift für  seine  Mikroskope  der  rothe  Folvozc  lacustris,  von  Girod  Chantrans,  wieder  mit  dem  neuen  unnöthigen  Namen 
80)   F.  Calamus  belegt  worden,  welcher  also  auch  vermuthlich  zu  Euglena  sanguinea  gehört. 


VIERTE    FAMILIE:    ZITTERTHIERCHEN. 

Vibrionia.    Vlfrrionides. 

CHARACTER:  Animalia  filiformia,  distinete  aut  verisimiliter  polygastrica,  anentera,  nutla,  gymnica,  cor- 
pore Monadinorum  uniformi,  divisione  spontanea  imperfecta  (transversa),  catenatim  conso- 
ciata,  Mnc  filiformia. 

CARACTERE:  Animaux  filiformes ,  distinetement ou  vraisemblablement polygastriques,  sans  ca- 
nal  alimentaire^  sans  carapace,  sans  appendices,  ä  corps  uniforme  des  Monadines, 
se  reunissant  par  division  spontanee  imparfaite  {transversale)   en  c/iames  filiformes. 

Es  gehören  zur  Familie  der  Zitterthierchen  alle  fadenartigen  Körperchen,  welche  selbst  bewegt 
und  gegliedert  sind  und  die  alle  Charactere  der  Monadenfamilie  an  sich  tragen,  so  weit  diese  erreichbar 
sind;  die  wirklich  oder  wahrscheinlich  polygastrisch,  darmlos,  panzerlos,  ohne  äussere  Anhänge  und  von 
unveränderlicher  Körperform  sind,  und  deren,  fadenartige  Gestalt  durch  unvollkommene   queere  Selbstthei- 


?4 

lang  entsteht.   Oder:  Zitterthierehen  sind  Monadinen,  welche,  durch  queere  unvollkommene  Selbsttheilung, 
bewegte  Gliederfaden  bilden. 


Die  Charactere  der  Familie  der  Zitterthierehen  sind  nur  zum  Theil  jetzt  erreichbar  und  zum  Theil 
der  Analogie  nach  hier  aufgenommen  worden,  was,  wenn  es  ausgesprochen  ist,  nicht  zu  Irrthum  verleiten 
kann. 

Die  Zahl  der  Thierarten,  welche  die  Familie  bilden,  beträgt  14.  Sie  sind  in  5  Gattungen  vertheilt: 
Vibrio  mit  6  Arten,  Bacterium  und  Spirillum  jede  mit  3  Arten,  Spirochaeta  und  Spirodiscus  jede 
mit  1  Art.  Diese  Familie  wurde  zuerst  1830  in  den  Abhandlungen  der  Berliner  Academie  p.  38  mit  3 
Gattungen:  Vibrio,  Spirillum,  Bacterium  und  17  Arten  physiologisch  begründet,  wovon  jedoch  die  Mehr- 
zahl der  Arten  der  Gattung  Bacterium  später  zu  den  Stabmonaden,  Monas,  gezogen  worden  sind. 
Schon  im  Jahre  1824  hatte  zwar  Bory  de  St.  Vincent  {Encyclopedie  method.  p.  524.)  eine  Familie  der 
Vibrioniden  aufgestellt,  allein  ihre  Charactere  waren  von  Faden  Würmern,  den  Anguillulis,  entlehnt  und 
er  hielt  sie  alle  für  Vorbilder  der  Entozoen  und  Annulaten.  Dessenungeachtet  hat  er  den  wahren  Cha« 
racter  dieser  Gruppe  zuerst  beobachtet,  indem  er  beim  Antrocknen  die  Gliederung  erkannte.  Nur  hat  er 
diese  Beobachtung  nicht  zur  Characterisirung  benutzt,  sondern  p.  780  daselbst  und  auch  1830  im  Diction. 
classique,  die  Lacrymarien  und  Pu pellen  dabei  gelassen,  auch  den  Vibrio  Bacillus  nie  von  den  An- 
guillulis geschieden.  Seine  Familie  der  Vibrioniden  umfasste  nämlich  1824  die  Gattungen  Spirulina  (s. 
Spirodiscus),  Melanella  (siehe  Vibrio),  Vibrio  (=  Anguilluld),  Lacrymatoria  und  Pupella  (siehe  Fa- 
milie der  Walzenthierchen,  Enchelid),  und  1830  theilte  er  die  Gattung  Vibrio  in  3  Subgenera:  La- 
mellinaires,  Gordioides  und  Oxyuroides.  Im  Jahre  1831  wurde  die  Familie  in  den  Abhandlungen  der 
Berliner  Akademie  p.  66.  speciell  abgehandelt  und  mit  14  Arten  aufgenommen:  Bacterium  mit  6  Arten, 
Vibrio  mit  5  Arten,  Spirillum  mit  2  Arten,  Spirodiscus  mit  1  Art,  deren  Specielles  in  den  betreifenden 
Rubriken  angezeigt  wird.  Die  Gattung  Spirochaeta  wurde  1832  (1833)  ebenda  p.  313  hinzugefügt.  Die 
Gattung  Bactrium,  welche  ich  in  Hemprichs  Naturgeschichte  p.  408  (vergl.  p.  VIII.)  aus  Bacillarien 
ohne  Bewegung  bildete,  um  die  Pflanzen  von  den  Thieren  zu  trennen,  sollte  zu  den  Algen  gehören,  allein 
jetzt  bin  ich  der  Meinung,  dass  die  stillen  Bacillarien,  welche  Nitzsch  für  Pflanzen  hielt,  todt  waren 
und  somit  ist  die  besondere  Gattung  unnöthig.     Ueber  Oscillatoria  und  Spirogyra  siehe  Closterina. 

Der  Organisationsgehalt  der  Familie  ist  noch  bei  weitem  nicht  genügend  ermittelt  und  das  Bekannte 
steht  weit  hinter  dem  zurück,  was  in  der  Familie  der  Monaden  ermittelt  werden  konnte.  Man  würde  ein 
Recht  haben,  hier  von  grösserer,  wirklicher  Einfachheit  im  Bau  zu  sprechen,  wenn  nicht  sogleich  der 
Grund  vor  Augen  läge,  warum  dieser  Mangel  an  Erkenn tniss  vorhanden  ist.  Er  liegt  in  der  Kleinheit  der 
Einzelthiere.  Die  fadenförmigen  sehr  zarten  Körper  nämlich  sind  nicht  Einzelthiere,  sondern  kettenartige 
Monadenstöcke  und  jedes  der  schwer  sichtbaren  Gliederchen  der  Kette  ist  offenbar  erst  ein  Einzelthierchen. 
Der  Grund  dieser  Ansicht  liegt  darin,  weil  diese  Formen  nie  eine  bestimmte  Länge  oder  Gliederzahl  besitzen, 
und  weil  gleichzeitig  mit  sehr  langen  sehr  kurze  vorhanden  zu  seyn  pflegen  und  so  kurze,  dass  sie  bis  aus 
nur  2  bis  3  Gliedern  bestellen,  die  man  von  Monas  Termo  und  Crepusculum  gar  nicht  anders,  als  durch 
die  Gesellschaft  und  eine  etwas  eigenthümliche,  schwer  zu  characterisirende  Bewegung  unterscheiden  kann. 
Aller  Organisationsgehalt  muss  daher  nothwendig  in  diesen  kleinsten  Theilen  der  Gliederfäden  zu  suchen 
seyn  und  ihn  da  zu  entdecken,  fehlt  es  unsrer  Sehkraft  jetzt  an  Stärke. 

Der  Grund,  warum  nun  überhaupt  diese  Körperchen  hier  als  Thiere  angesehen  werden,  liegt  einerseits  in 
der  sehr  kräftigen,  schwimmenden,  schlängelnden,  offenbar  willkührlichen  Bewegung,  welche  diese  Formen  deut- 
lich besitzen  und  die  von  jeher  ihnen  eine  Stelle  bei  den  Thieren  gesichert  hat,  allein  ich  habe  auch  bei 
der  stärksten  Art  und  Gattung  Bacterium  ein  Bewegungsorgan  als  einfachen  wirbelnden  Rüssel  erkannt, 
welches  über  die  Thierheit  derselben  schon  völlig  entscheidet,  und  welches  auch  für  die  übrigen  eine  Ana- 
logie darstellt,  die  die  grosse  Wahrscheinlichkeit  gleicher  Bildung  befestigt.  Form  und  Bewegungsorgan 
der  Einzelthiere  ist  sammt  der  Dimension  den  Formen  der  Gattung  Monas  gleich,  ich  halte  es  daher  für 
nicht  allzu  gewagt,  auch  die  übrigen,  sich  der  Sehkraft  entziehenden,  Organisations  -Verhältnisse  zu  ver- 
gleichen. Aufnahme  von  farbigen  Nahrungsstoffen  zu  beobachten  gelang  aber  nie.  Vom  Fortpflanzungsver- 
liältniss  sind  nur  Ei-?Körnchen  und  Selbsttheilung,  ein  rein  thierischer  Character,  erkannt 

Die  Bewegung  der  wahren  Vibrionen  ist  eine  schlängelnde,  so  dass  der  gerade  Gliederfaden  sich 
schlangenartig  krümmt  und  in  der  Ruhe  wieder  streckt.  Der  Grund  davon  scheint  in  einer  stärkern  Ein- 
schnürung und  grösseren  Isolirung  der  Einzelthiere  zu  liegen,  so  dass  diese  sich  an  einander  verschieben 
können.     Bei  Bacterium  ist  die  Einschnürung  schwächer,  daher  kein  Schlängeln  möglich,   nur  ein  gerades 


¥5    

Schwimmen.  Bei  Spirittum  ist  die  flache  Einschnürung  wohl  schief,  so  dass  die  Verlängerung  durch  Selbst- 
theilung  jene  steife  Spirale  bedingt. 

Rücksichtlich  der  geographischen  Verbreitung  lässt  sich  bemerken,  dass  die  Familie  sich  über  ganz 
Europa  ausdehnt  und  dass  einzelne  Formen  im  libyschen  Africa,  andere  im  sibirischen  Asien  beobachtet 
worden  sind,  dass  auch  im  Wasser  der  Ostsee  ihre  Formen  zahllos  vorhanden  sind.  Wo  es  sich  um  die 
grössten  Zahlenverhältnisse  in  der  Natur  der  organischen  Wesen  handelt,  concurriren  häufig  Formen  dieser 
Familie  und  sie  bildet  mit  den  Monadinen  die  Milchstrasse  der  Organisationen  für  die  Sehkraft  im  kleinsten 
Räume  (vergl.  Vibrio  und  Bacterium). 

Zunächst  verwandt  der  Familie  der  Zitterthierchen  ist  die  Gattung  Polytoma  der  Monadinen.  Sie 
unterscheidet  sich  durch  unvollkommne  Längstheilung  und  Queertheilung,  wodurch  Kugeln  anstatt  der  Ket- 
ten entstehen.  Physiologisch  ist  diess  kein  bedeutender  unterschied.  Vielleicht  ist  sie,  mit  leichter  Abän- 
derung der  Characteristik  beider  Familien  in  ihren  speciellen  hierauf  sich  beziehenden  Bezeichnungen,  hier 
anzureihen. 

Uebersicht  der  Gattungen: 

Gliederfäden  (Monadenstöcke)  als  gerad-  i     , .  «  . 

linige  Körper  (durch  rechtwinklige  Queer-  J^J»9««*  •  '.  •  • Bacterilim 

°  ,i    .1  j  scliiangeniorinig  biegsam     Vibrio 

,       .    ,n..     .        t   ..       ,    v..         ,,      ,  (gewundene  Gliederfäden  biegsam Spirochaeta 

als  spiralformio- gekrümmte  Kori)er  (durch  )  ö  ,     ,.   1  .    ,        ,  ,    ,     ~  .    Tr  ^iiy^uiw?^ 

t  p  o  r\       n   -i      \  {  i  r^i.   i    o..!  t.  i  cylindnscli  gedehnte  bpiraliorm    .  .  »Dirilllim 

schiele  r  dueertheilung)  J  gewundene  Gliederfäden  unbiegsam.  <   \   .,        ,.         ,  ..     ,     c  .    14.  ^r. 

ö/  1°  ( sclieibenartig  gedrängte  bpirallorm  .  SpirodlSCUS 


SECHSUNDZWANZIGSTE     GATTUNG:     GLIEDERSTÄBCHEN. 

Bacterilim.    Bactere, 

CHARACTER:    Animal  e  familia  Vibrioniorum,  divisione  spontanea  in  catenam  filiformem  rigidulam  abiens. 

CARACTERE:    Animal  de   la  famille    des    Vibrionides ,  prenant  par  la   division   spontanee   la 
forme  dun  fil  articule  raide. 

Die  Gattung  der  Gliederstäbchen  gehört  zur  Familie  der  Zitterthierchen  und  unterscheidet  sich 
durch  unbiegsame  Form  ihrer  durch  queere  Selbsttheilung  entstandenen  Gliederstäbchen. 

Es  werden  hier  3  Arten  der  Gattung  als  sicher  angenommen,  welche  sämmtlich  sehr  klein  und  farb- 
los sind.  Gegründet  wurde  die  Gattung  Bacterium  im  Jahre  1828  in  den  Abhandlungen  der  Berliner  Aka- 
demie 1829.  p.  15.  und  in  den  Symbolis  physicis  von  Hempricb  und  Ehrenberg,  Ever  lehr  ata  I.  Phyto- 
%oa^  Tab.  I.  et  IL  1828.  mit  3  Arten  aus  Africa.  Nähere  Restimmungen  zur  Characteristik  folgten  1830 
in  den  Berliner  akademischen  Abhandlungen  p.  38.  und  61.  mit  8  neuen  Arten  aus  Russland  und  im  Texte 
zu  den  Symbolis  physicis ,  Evertebrata  L  1831.  Fol.  b.  a.  2.  Bis  dahin  war  bei  der  starren,  runden 
Stabform  mehrerer  Arten  die  mehrfache  Selbsttheilung  und  Gliederung  vorausgesetzt  worden.  Allein  eine 
schärfere  Beobachtung  der  Monaden  liess  bei  diesen  ähnliche  Formen  ohne  mehrfache  Gliederung  erkennen; 
es  wurden  daher  1831  in  den  Abhandlungen  der  Berliner  Akademie  die  ungegliederten  Arten  der  Gattung 
Bacterium  zu  den  Monaden  gezogen  und  nur  6  im  Ganzen  beibehalten.  Auch  von  diesen  sind  liier  noch 
2  zu  den  Vibrionen  gestellt  und  1  eingezogen  worden,  worüber  am  Schlüsse  weitere  Nachricht  befindlich 
ist.  Die  Schwierigkeit  der  Characteristik  dieser  Formen  ist  bei  den  jetzigen  Hülfsmitteln  noch  sehr  gross, 
wodurch  ein  nie  ruhendes  Schwanken  in  das  Urtheil  übergeht.     Ganz  sicher  ist  nur  eine  Art  der  Gattung. 

Nur  bei  B.  triloculare  ist  thierische  wirkliche  Organisation  beobachtet,  indem  sich  ein  wirbelnder 
Rüssel  erkennen  liess.  Ausserdem  ist  körnige  Trübung  und  die  Selbsttheilung  erkannt.  Nur  die,  freilich 
sehr  kräftige,  offenbar  freie,  Bewegung  ist  ein  allen  Formen  gemeinsamer  thierischer  Character.  Zu  ver- 
gleichen ist  für  diese  Gattimg  Monas  gliscens. 

Bacterium  triloculare  ist  zuerst  in  der  Oase  des  Jupiter  Ammon  im  libyschen  Africa,  dann  auch 
bei  Berlin  beobachtet,  B.  Enchelys  und  Punctum  sind  bisher  nur  in  Petersburg  gesehen. 

86.    Bacterium  triloculare ,   dreigliedriges  €Uiederstä]bcIieii.     Tafel  V.  Fig.  I. 

B.  corpusciilis  ovatis  in  cylindros  breves,  bis  vel  quinquies,  saepe  ter  longiores  quam  latos  abeuntibus  totidcmque  linco- 
lis  transversis  notatis. 

li  acter  e   triloculaire^    a   corpuscules   ovales   se  developpant  en   cylindres  courts^    deute   a  cincf  fois 
mais  plus  souvent  trois  fois  plus  longs  r/tie  larges,  ayant  auiant  de  rayes  transversales. 


«6  — 

Bacterium  trilocnlare,   Symbolae  physicae.     Evertebrata  L  Tab    TT.  Fig.  6.  1828.  Text  1831.     Polygas trica,  Fol.  b.  a.  2. 

B  acter  ium  iriloculare,  Ab  h  an  dl.  der  Akademie  d.  Wissens  eh.  zu  Berlin,  1829.  p.  15.  19. 

Bacterium  arliculatum  et  B.  triloculare ,  Ab  h  an  dl.  der  Akademie  d.  Wissen  sc  li.  zu  Berlin,  1831.  p.  69. 

Aufenthalt:    In  der  Oase  des  Jupiter  Ammön  im  libyschen  Africa   und  bei  Berlin  beobachtet. 

Im  November  1820  fand  ich  auf  meiner  Reise  mit  Dr.  Hemprich  in  Libyen  diese  Form  im  sumpfigen  Wasser  zu  Siwa  (im 
Ausflüsse  des  Sonnenquells).  Das  Thierchen  war  nicht  lebhaft  bewegt,  aber  zahlreich  und  deutlich  durcheinander  fahrend.  Alle  Indi- 
viduen schienen  nur  3  dunkle  Quecrlinien  zu  besitzen  und  vorn  und  hinten  war  es  fast  spindelförmig  ablaufend,  dabei  farblos.  Diese 
Form  ist  auf  der  angegebenen  Tafel  der  Symbolae  physicae  gestochen.  Seitdem  fand  ich  (1831)  bei  Berlin  ein  sehr  ähnliches  Thier- 
chen, welches  mehr  als  3  Abtheilungen  zeigte  und  dabei  denn  auch  etwas  grösser  war.  Ich  verzeichnete  diess  1831  in  den  Abhand- 
lungen der  Berliner  Akademie  als  eigene  Art,  als  B.  articulalum.  Neuerlich  habe  ich  aber  diese  Form,  am  6.  April  1833,  wieder 
in  stehendem  modrigen  Wasser  eines  Glases  in  zahllosen  Mengen  auf  meiner  Stube  beobachtet,  und  bin  dadurch  der  Meinung  gewor- 
den, dass  die  Charactere  der  africanischen  Form  keine  unterscheidenden  sind  und  dass  die  Zahl  der  Gliederung  auf  der  fortschreitenden 
Entwickelung  der  Einzelthiere  durch  unvollkommne  queere  Selbsttheilung  beruht,  so  dass  die  ursprüngliche  Eiform  des  Körpers  zum 
stabartigen  Cylinder  wird.  Ich  sah  aber  nie  mehr  als  5  Glieder  und  sah  auch  nie  Einzelthiere,  sondern  alle,  auch  die  kleinsten,  wa- 
ren schon  1-  bis  2mal  getheilt.  Besonders  erfreulich  war  mir  der  deutliche  Wirbel  am  Vordertheil  der  kleinen  Körper  im  farbigen 
Wasser,  und  eine  angestrengte  Untersuchung  brachte  mir  sogar  einen  einfachen  fadenartigen  kurzen  Rüssel  zu  directer  Anschauung.  Bei 
den  grössten  Formen  hatte  der  Rüssel  x\z  der  Körperlänge,  bei  den  kleinen  die  Hälfte.  Die  Bewegung  der  Thierchen  war  zitternd 
und  um  die  Längsaxe  langsam  wälzend.  Farbeaufnahme  fand  nicht  sichtlich  statt.  Ein  sehr  feinkörniger  Inhalt  bildete  die  innere  Trü- 
bung. Vibrio  bipimctatii8  von  Müller,  den  er  im  riechenden  Seewasser  in  zahlloser  Menge  fand,  ist  zu  schmal  für  diese  Form  und 
mag  wohl  eine  eigene   verwandte  Art  seyn,  denn  Bacillarien  vermehren  sich  nicht  in  faulendem  Wasser. 

Grösse  der  africanischen  Forin  in  den  Monadenstöcken  J730o  Linie,  der  Berliner  1/40o  bis  Vm"'?  der  Einzelthicrchen  bei  letz- 
terer %6o'">  als  Vs  der  Länge. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  V.    Fig.  I. 

Es  sind  2  Gruppen  des  in  Berlin  beobachteten  Thierchens. 
Fig.  1.     sind  38  Thierchen,  290mal  im  Durchmesser  vergrössert; 
Fig.  2.     sind  7  iOQOmal  vergrösserte  Thierchen  in  verschiedener  Entwickelung. 

8?o    Macteriumf  Enclielys,  momadenartiges  Oliederstätochen.    Tafel  V.  Fig.  IL 

B.  corpusculis  indistinetis  subovatis,  minoribus,  in  cylindros  minores  abeuntibus,  lineolis  transversis  obsoletis,  colorc 
hyalino. 

Bactere  Enchelide,  a  corpuscules  peu  distinets,  vraisemblablement  ovales,  plus  petits  et  se  develop- 
pant  en  cylindres  plus  minces  c/ue  ceueo  de  V  espece  precedente,  a  rayes  transversales  peu 
marquees  et  a  couleur  d  eau. 

Bacterium  Enchelys,   Abb  an  dl.  der  Akademie  d.  Wissen  seh.  zu  Berlin,  1830.  p.  61.  70. 
Bacterium?  Enchelys,  —  -  —  -  —  -         —         1831.  p,  69. 

Aufenthalt:    In  Petersburg. 

Diese  Art  wurde  im  Jahre  1829  in  Brodaufgüssen  des  Newa -Wassers  auf  der  Reise  mit  Herrn  Alexander  von  Humboldt 
im  Winter  in  Petersburg  entdeckt.  In  jedem  Tropfen  waren  Millionen  Thierchen,  welche  sich  steif  und  zitternd  durch  einander  be- 
wegten. Die  Grösse  der  ganzen  Stäbchen  betrug  V240  Linie.  Undeutliche  Gliederungen  waren  einzeln  und  mehrere  zu  erkennen,  aber 
eine  bestimmte  Zahl  nicht  festzustellen.  Die  Dicke  der  Stäbchen  lag  3mal  in  der  Länge.  Trübungen  theilten  dieselben  zuweilen  in 
4  bis  5  Theile,  zuweilen  in  2  oder  3,  aber  immer  nur  sehr  unbestimmt.  Es  bleibt  zweifelhaft,  ob  die  Form  nicht  zu  den  Stabmo- 
n ad cn  gehört,  allein  da  sie  beim  Eintrocknen  sich  bestimmter  gliederte,  so  scheint  sie  wohl  hier  ihre  natürliche  Stelle  zu  finden.  Ein 
Wirbeln  ist  nicht  beobachtet. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  V.  Fig.  IL 

Es  sind  12,  1829  in  Petersburg  gezeichnete,  Thierchen  nach  800maliger  Vergrösserung  des  Durchmessers.  Die  Vergrösserung  ist  ziemlich 
der  von  Nr.  2.  der  Fig.  1.  gleich,  die  nur  l/5  stärker  war. 

88.    töacteriumf  Punctum,  punktähnliclies  CtlieclerstäTbclten.    Tafel  v.  Fig.  HL 

B.  corpusculis  indistinetis  subglobosis,  minimis,  in  cylindros  minimos  abeuntibus,  lineolis  transversis  obsoletis,  colorc 
hyalino. 

Bactere  Point,  d  corpuscules  peu  distinets,  vraisemblablement  globuleua: ,  beaueoup  plus  petits  r/ue 
ceux)  des  especes  precedentes  et  se  developpant  en  cylindres  tr es -petits,  ä  rayes  transversales 
peu  mare/uees  et  a  couleur  deau. 

Monas  Punctum,  Müller?  Animalc.  infus,  p.  3.  Tab.  I.   Fig.  4. 

Melanella  monadina,  Bory?  Encycl.  meth.  1824.    Diction.  classiq.  tf  hist.  nat.  1826. 

Bacterium  Punctum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  60.  1831.  p.  69. 

Aufenthalt:    In  Petersburg. 

Ich  fand  diese  Form  bei  meinem  Aufenthalte  in  Russland  mit  Herrn  Alexander  von  Humboldt  im  Jahre  1829  in  Peters- 
burg im  Winter  in  einem  Brodaufgusse,  welchen  Herr  Dr.  Weisse  auf  seiner  Stube  gemacht  hatte,  in  grosser  Menge.  Sie  war  an  Grösse 
der  Monas  scintillans  ziemlich  ähnlich  und  ist  eine  zweifelhafte  Form,  welche  mit  Monas  hyalina,  M.  inanis  und  M.  scintillans 
einer  spätem  schärferen  Characteristik  übergeben  werden  muss.  Ich  sah  beim  Antrocknen  Gliederung  und  habe  desshalb  die  Form  hier- 
her gezogen.  Ob  Müller  mit  seiner  schwarzen  Monas  Punctum  dieses  Thierchen  gemeint  habe,  ist  schwer  zu  entscheiden.  Ich 
möchte  fast  glauben,  dass  es  mit  seinem  Vibrio  Lineola  einerlei  sey.      Die   schwarze  Farbe   wird   durch  starke  Rundung  bei  «ewisser 


Kleinheit  durch  die  Abbeugung  der  Lichtstrahlen  in  den  Abrnndurigsflächen  erklärlich.  Bort's  Gattung  Melanella  hat  dieser  Form  of- 
fenbar den  Namen  zu  verdanken  und  enthält  ausserdem  Vibrionen  und  Spirilla,  welche  aber  sämmtlich  keinen  Character  in  der 
schwarzen  Farbe  haben ,  obschon  alle  diese  Thierchen  bei  geringer  Vergrösserung  das  Licht  durch  ihre  cylindrische  Rundun «  so  stark 
abbeugen,  dass  sie  schwärzlich  erscheinen.  Müller  fand  sein  Thierchen  im  Aufguss  von  Birnen  und  im  stinkenden  Flie»enauf<>uss. 
Er  citirt  dabei  eine  Abbildung  von  Gleichen,  die  ein  Thierchen  aus  einem  Erbsenaufgusse  betrifft,  das  Strichlein'  wobei  letzterer 
wahrscheinlich  an  V.  Lineola  gedacht,  welches  aber  nicht  so  speciell  bestimmbar  ist.  Bort  will  es  in  altem  Meerwasser  beobachtet 
haben.     Grösse  y336  bis  V333  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  V.  Fig.  III. 

Es  sind  18  in  Petersburg  1829  gezeichnete  Thierchen  in  ihren,  beim  Trocknen  erst  gegliedert  sichtbaren,  stäbchenartigen  Monadenstöcken 
bei  800maliger  Vergrösserung,  der  Vergrösserung  nach  mithin  vergleichbar  mit  Fig.  2.  der  Nr.  1. 


Beurtheilende  Uebersicht  aller  Arten  der  Gattung. 

Es  sind  bisher  12  Arten  der  Gliederstäbchen  verzeichnet  worden ,  wovon  aber  die  meisten,  bei  immer  schärferer  physiologi- 
scher Characteristik  dieser  Gattung,  allmälig  an  andere  Gattungen  übergeben  worden  sind.  Nur  3  bleiben  in  dieser  Gruppe  beisammen. 
Von  den  im  Jahre  1828  aufgeführten  3  Arten  ist  nur  B.  trüoculare  als  Stamm  verblieben,  die  beiden  andern,  B.  scintillans  und 
simplem,  sind  unter  diesen  Namen  zur  Gattung  Monas  gestellt.  Die  8  Arten  von  1830  haben  2  noch  nicht  wieder  beobachtete  For- 
men der  Gattung  übrig  gelassen,  B.  Enclielys  und  Punctum,  die  übrigen  sind  in  der  Mehrzahl  als  Arten  der  Gattungen  Monas  und 
Vibrio  abgesondert  worden.  So  sind  B.  cylindriciim  und  deses  als  gleichnamige  Monaden  aufgeführt,  B.  Monas  zu  Monas  hya- 
hna  gezogen,  B.  fuscum  ist  als  Cryptomonas  fusca  verzeichnet  und  B.  Termo  und  tremnlans  sind  zur  Gattung  Vibrio  gestellt 
worden,  indem  erstere  mit  Vibrio  Lineola  verschmolzen  ward.  Das  1831  hinzugefügte  B.  articulatum  ist  hier  mit  B.  trilocalare 
vereinigt« 

Monas  Lamellula  von  Müller  ist  vielleicht  noch  eine  Art  der  Gattung  Bacterium.  Aus  dieser  ist  Bory's  Gattung  La- 
mellina  entstanden,  deren  Formen  jedoch  theils  zu  Goniam  (puhinatam) ,  theils  zu  Chaetomonas  gehören,  theils  aus  Joblot  und 
unbestimmbar  sind.  Der  Vibrio  Bacillus  aus  dem  Zahnschleime  der  Menschen,  welcher  aber  kein  Thier  zu  seyn  scheint  und  den  ich 
oft  passiv,  aber  nie  sich  activ  bewegen  sah,  würde,  im  Fall  er  thierisch  wäre,  B.  Bacillus  zu  nennen  seyn.  Junge  Spirilla  glei- 
chen den  Bacterien  ebenfalls  sehr,  doch  sind  sie  immer  mit  den  alten  vermischt  und  man.  erkennt  ihre  Abstammung  leicht,  wenn 
man  aufmerksam  ist.  Dahin  gehört  z.  B.  Fig.  12.  c.  d.  Tafel  II.  von  Köhler  aus  Leipzig  1777.  Naturforscher  St.  X.,  welches 
offenbar  zu  Spirillum  volutans  gehört  (s.  Spirillum).  Gleiche^  Cy lindert hierchen  könnte  zu  B.  trüoculare  gehören,  bleibt 
aber  ein  unsicheres  Synonym. 


SIEBENUNDZWANZIGSTE     GATTUNG:      ZITTERTHIERCHEN. 

Vilbrio,     Vitorion. 

CHARACTER:    Animal  e  familia  Vibrioniorum ,    divisione  spontanea  imperfecta   in  eatenara  filiformem  et 
anguis  instar  flexuosam  abiens. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Vibrionides,  se  developpant  par  division  spontanee  im- 
parfaite  en  forme  de  chaine  filiforme  et  flexible  comme  un  serpent. 

Die  Gattung  der  Zittert  hierchen  unterscheidet  sich  von  allen  verwandten  Gattungen  der  Vibrio- 
nien  durch  eine  aus  unvollkommener  Selbsttheilung  hervorgegangene  fadenartige  Kettenform  mit  schlangen- 
ähnlicher Biegsamkeit 

Nach  der  hier  gegebenen  Characteristik  besteht  die  Gattung  Vibrio  jetzt  nur  aus  6  Arten ,  welche 
sämmtlich  farblos  und  sehr  dünn  sind,  obschon  einige  ziemlich  lang  werden.    Der  Gründer  des  Namens  war 
O.  F.  Müller  1773  in  dem  Werke:  Vermium  fluv.  et  terr.  historia,  allein  der  Character  seiner  Gattung 
war  sehr  verschieden  von  dem  jetzigen ,  er  bezog  sich  nur  auf  die  äussere  gestreckte  Form  und  mikrosko- 
pische Grösse.     Diese  nicht  physiologische ,  zu  unbestimmte  Umgrenzung  hat  veranlasst,   dass  man  59  Art- 
namen in  die  Gattung  gebracht,  welche  sämmtlich  bis  auf  3  zu  entfernen  sind  und  deren  Formen  nun  den 
verschiedensten  Familien  der  Infusorien,  ja  sogar  2  andern  Thierklassen,  den  Saugwürmern  und  Faden- 
würmern, einzureihen  waren.     Müller  selbst  gründete  seine  Gattung  Vibrio  im  obigen  Werke  mit  J  5  Ar- 
ten,   hatte  aber  dabei  geradehin  als  Typus  mehrere  Fadenwürmer  der  Gattung  Anguillula  vor  Augen, 
die  mithin  gar  keine  Infusorien  waren.     In  den   dänischen  Gesellschaftsschriften   vermehrte   er   die 
Gattung  um  2  Arten,  und  im  19ten  Stücke  des  Naturforschers  1783  theilte  er  den  Vibrio  Anguillula 
in  4  Arten.     Eben  da,  im  20sten  Stücke  1784  p.  142.  gründete  er  den  Vibrio  Lunula.      Gmelin  kannte 
offenbar  nur  diese  Materialien,  als  er  1788  in  der  XHIten  Ausgabe  von  Linne's  Systema  Natur  ae  18  Ar- 
ten von  Vibrio  aufzählte  und  das  Stab  thierchen  in  die  besondere  Gattung  Bacillaria  stellte.   Der  Druck 


9§ 

des  ßten  Bandes  mag  also  schon  1786  beendet  gewesen  seyn.  In  dem  nachgelassenen  Werke  Müllers, 
welches  Fabricics  herausgab  (Animalc.  Infusoria),  sind  39  Arten  angegeben ,  die  4  Arten  des  V.  An- 
guillula  aber  zu  Unterarten  umgebildet.  Oder  vielmehr  bereitete  schon  Müller  selbst,  und  wohl  mit  gu- 
tem Bedachte,  das  Genus  Änguillula  für  diese  grösseren  Formen  vor,  welches  nun  zu  den  Fadenwür- 
mern (Nemalöideis ,  sonst  Ento%ois)  übergegangen  ist,  während  die  Gattung  Vibrio  als  Normalformen  die 
den  Anguillulis  ähnlichsten  wahren  Infusorien  beibehält.  Steinbuch  unterschied  1793  im  Naturforscher 
(XXVIII.  Stück)  3  neue  Vibrionen ,  welche  aber  zu  den  Fadenwürmern  gehören.  Zwei  Arten  bildete 
Schrank  1796  in  seiner  Sammlung  naturh.  und  physik.  Aufsätze,  und  2  andere  1802  in  seinen  Briefen  an 
Nau,  endlich  5  Arten  in  der  Fauna  boica  1803,  Seine  1823  in  den  Nov.  Act.  Nat.  Curios.  VoL  XI. 
P.  II.  p.  525.  gelieferte  Revision  enthält  keine  neuen  Arten,  sondern  die  Reduction  einiger  früheren,  so 
dass  nur  8  Arten  der  Gattung  Vibrio  angenommen  werden.  Die  Euglenen,  Closteria  und  Naviculas, 
welche  Müller  zu  den  Vibrionen  zählte,  zieht  er,  letztere  nach  Nitzsch,  in  seine  Gattung*  Bacillaria^  und 
wahre  Vibrionen  vereinigt  er  mit  wahren  Ba ciliar ien  sammt  O Scilla torien  in  seiner  Gattung  Oscillaria. 
Nitzsch  hatte  1817  in  seinem  vortrefflichen  Beitrage  zur  Infusorien  künde  die  Naviculas  von  den 
Vibrionen  abgesondert  und  sie  zur  Gattung  Bacillaria  gezogen,  wohin  sie,  wenn  man  nicht  noch  mehr 
Gattungen  bilden  wollte,  allerdings  gehörten.  Im  Jahre  1824  bildete  Bory  de  St.  Vincent  in  der  Ency- 
clopedie  method.  eine  Familie  der  Vibrioniden  aus  eben  so  heterogenen  Elementen,  deren  schon  oben  er- 
wähnt ist.  Seine  Gattung  Vibrio  theilt  er  in  3  Subgenera:  Vibrions  Lamellinaires ,  Gordioides  und 
öxyuroides.  Ersteres  hat  2,  das  2te  3  Arten  und  das  3te  7  Arten.  Im  Ganzen  giebt  er  der  Gattung 
12  Arten,  darunter  1  neue.  Nur  die  2  ersteren  ohne  die  neue  gehören  zur  jetzigen  Gattung  Vibrio ,  die 
übrigen  sind  Fadenwürmer  (Nematoidea).  Einige  der  wahren  Vibrionen  findet  man  bei  ihm  mit  Spiril- 
lum  vereint  in  seiner  Gattung  Melanetta.  Im  Jahre  1830  hat  derselbe  im  Biet,  classique  et  hisl.  nat. 
dasselbe  kürzer  wiederholt,  Im  Jahre  1827  schlug  v.  Baer,  der  Anatom  und  Physiolog,  in  den  Act  Leop. 
Nat.  Cur.  XIII  2.  p.  748.  vor,  die  einfachsten  Vibrionen  mit  dem  Gattungsnamen  Lineola  abzusondern, 
was  aber  in  Melanella,  einem  freilich  sprachwidrig  gebildeten  Namen,  schon  geschehen  war.  In  den  Sym- 
bolik physicis  von  Hemprich  und  Ehrenberg,  Evertebrata  Pkytozoa  Tab.  I.  wurde  1828  eine  neue  Art 
erwähnt,  dieselbe  aber  im  Text  von  1830  (1831),  nach  ebenda  erfolgter  Berichtigung  der  Gattungscha- 
ractere,  zu  den  Faden  Würmern  verwiesen.  Ueberdiess  wurden  da  1828  2  Arten  Melanella,  worunter  eine 
neue  aus  dem  rothen  Meere,  aufgeführt,  welche  1830  zu  den  wahren  Vibrionen  gestellt  worden  sind.  In 
den  Abhandlungen  der  Berliner  Akademie  wurden  1830,  mit  Feststellung  der  jetzigen  Charactere  der  Fami- 
lie der  Vibrionien,  dieser  Gattung  selbst  4  Arten  zuerkannt,  worunter  1  neue  war.  Noch  eine  Art  wurde 
im  Jahre  1831  ebenda  zugefügt,  wieder  eine  1833  an  gleichem  Orte.  Im  gegenwärtigen  Werke  ist  eben- 
falls eine  neue  Art  mitgetheilt,  dagegen  aber  eine  der  früheren  unterdrückt  worden.  Die  speciellere  Nach- 
weisung und  Beurtheilung  dieser  geschichtlichen  Verhältnisse  folgt  im  Anhange  zur  Gattung. 

Die  Thierchen  der  gegenwärtigen  Gattung  Vibrio  gehören  zum  Theii  mit  zu  den  am  frühesten  von 
Leeüwenhoek  entdeckten  Infusorien  (vergl.  Vibrio  Bacillus).  Joblot  und  Gleichen  beobachteten  dieselbe 
Art,  und  letzterer  den  Vibrio  Rugula  von  Müller.  Die  Schwierigkeit,  bestimmte  innere  Organisations- 
Verhältnisse  dieser  so  sehr  dünnen  Thierchen  zur  Anschauung  zu  bringen,  hat  sich  nicht  überwinden  lassen. 
Hätten  sie  einen  in  der  Länge  des  fadenförmigen  Körpers  verlaufenden  röhrenartigen  Darm  wie  die  Essig- 
Aeichen,  so  würde  er  wohl  auch,  wie  bei  diesen,  durch  Farbenahrung  sichtbar  geworden  seyn,  denn  Fä- 
den erkennt  man  leichter  als  Punkte.  Da  aber  es  wahrscheinlicher  ist,  dass  jedes  ihrer  einzelnen  kleinen 
Glieder  ein  monadenähnlicher,  abgeschlossener,  rundlicher  Körper  von  polygastrischem  Baue  ist,  so  mag 
wohl  auch  nur  eine  noch  ansehnlich  verstärkte  Sehkraft  im  Stande  seyn,  die  Organisation -Verhältnisse  zur 
Anschauung  zu  bringen.  Auch  ein  Wirbeln  am  vordem  Ende  und  ein  Rüssel  Hessen  sich  nicht  erkennen. 
Die  Ursache  davon  kann  seyn,  weil  der  fadenförmige,  der  nahen  Analogie  mit  Bacterium  nach  zu  vermu- 
thende,  Rüssel  zu  kurz,  oder  auch,  weil  er  zu  lang  ist,  oder  endlich,  weil  er  vorhanden  ist,  ohne  zu  wir- 
beln und  nur  zum  Tasten  dient.  Bei  Thierchen  mit  sehr  langen  Rüsseln,  z.  B.  Euglenen,  habe  ich  ihn, 
der  Länge  halber,  lange  Zeit  übersehen,  indem  seine  Wirkung  sich  nicht  in  der  Nähe  des  Thierchens  so  be- 
stimmt äussert,  als  in  einiger  Ferne  davon,  wo  ich  immer  Wirbel  sah,  diese  aber  von  sehr  kleinen,  frei 
schwimmenden  Monaden  oder  Vibrionen  erregt  meinte,  für  die  ich  den  Rüssel  hielt  Beim  Antrocknen 
Hess  sich  ebenfalls  keiner  erkennen.  So  bleibt  denn  bis  jetzt  die  Analogie  der  Form  und  Bewegung  sammt 
der,  schon  von  Müller  bei  F.Bacillus  vermutheten,  Selbsttheilung  das  alleinige  Detail  des  organischen  Ver- 
hältnisses, welches  die  Beurtheilung  leiten  muss. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  erfahrungsgemäss  durch  ganz  Europa,  im  libyschen 
Africa  und  im  nordwestlichen  Asien  Sibiriens,  wie  im  südwestlichen  Arabiens  am  rothen  Meere  bekannt. 


79    _ ._ 

Den  Namen  Zitterthierchen -gab' Gleichen  einer,  dieser  Gattung  wahrscheinlich  angehörigen,  aber 
unbestimmbaren.  Form.  Alle  Zitterthierchen  sind  in  der  Ruhe  geradlinig  und  in  der  Bewegung  schlangenartig. 

Dass  die  Zitterthierchen ,  Vibrio  {Melanella  Bory,  Lineola  Baer),  nur  unvollkommen  entwickelte 
Änguillulae  oder  Protozoen,  d.i.  Vorbilder  der  Aeichen  wären,  wie  manche  neuere  Physiologen  es  dar- 
gestellt haben,  ist  nachweislich  unrichtig,  da  nie  eins  sich  in  das  andere  oder  aus  dem  andern  entwickelt, 
die  blosse  Formähnlichkeit  aber  bei  so  völliger  innerer  Verschiedenheit  keinen  Werth  für  Systematik  ha- 
ben kann. 

89.    Vibrio  Isineola,  ^tricliformiges  Zitterthlerclien,   Strichelclien.    Tafel  v.  Fig.  IV. 

V.  bacillis  minimis  parumper  flexuosis  cylindricis,  utroque  fine  rotundatis,    articulis  (corpusculis)  subglobosis,   Jiyalinis, 
obsoletis.     * 

Vibrio ?i  Lineole)  a  bagnettes  tres-petites,  im  peu  flexibles,  cylindriques,  rondes  aux  deute  extremites, 
articulations  (corpuscules)  peu  marquees,  presque  spheriques ,   coulear  d'eau. 

Vibrio  Lineola,  Müller,  dan.  Straegstraekkeren ,  Vermium  liist.  1773.  p.  39.     Zoolog,  dan.  prodr.  2446. 

Liniestraekkeren ,  Müller,  Nye  Sämling  d.  Saelsk.  Skrifter,  III.  T.  I.  Fig.  3.  a. 

Vibrio  Lineola,  Müller,  Animalc.  infus,  p.  43.     Taf.  VI.   Fig.  1.     1786. 

Vibrio  Lineola,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  52.  1803. 

Melanella  atoma,  Bory,  Encycl.  method.  1824.     Biet,  classique,  1826. 

Vibrio  Lineola  und  Bacterlum  Termo,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  61,  66,  69,  70.     1831.   p.  67,  70. 

Aufenthalt:    Berlin!,  Copenhagen,  Paris,  Ingolstadt?,  Petropawlofsk  am  Iscliim  und  Tobolsk  am  Irtisch    und  Tobol  in  Sibirien. 

Der  dänische  Naturforscher  O.  F.  Müller  fand  sein  Thierchen  in  einer  vegetabilischen  Infusion  nach  mehreren  Tagen,  dann 
auch  in  einer  mehr  als  3monatlichen  stinkenden  Infusion,  und  wiederum  in  geruchlosem  Wasser  mit  Meerlinsen  sammt  Cyclidium 
Glaucoma.  Schrank  fand  es  zu  Ingolstadt  oder  Landshut  in  einem  1  Monat  alten  Aufgüsse  der  isländischen  Flechte.  Bory  be- 
schreibt 1824  sein  Pariser  Thierchen  wie  ein  Bacterium  und  nennt  Heuaufguss  als  besondern  Aufenthaltsort;  1826  will  er  es  in  fau- 
lem Urin  beobachtet  haben.  Ich  selbst  fand  es  in  sehr  verschiedenartigen  stehenden  Wässern,  welche  ein  Häutchen  hatten  und  zuwei- 
len schon  stark  rochen.  Zuletzt  fand  ich  aber  die  Normal-Form  in  Wasser,  welches  14  Tage  lang  auf  Kalbsblut  gestanden  hatte  und 
entsetzlich  übelriechend  war.  Die  sibirischen  Thierchen  wurden  1829  auf  der  mit  Herrn  Alexander  von  Humboldt  unternommenen 
Reise  beobachtet.  Die  libysch  -africanischen  Thierchen,  welche  ich  auf  meiner  Reise  mit  Dr.  Hemprich  im  November  in  einer  sum- 
pfigen Lache  zu  Siwa  beobachtete ?  habe  ich  jetzt,  ihrer  Grössendifferenz  halber,  zur  folgenden  Art,  V.  tremulans,  gezogen ,  wohin 
ich  auch  das  Bacterium  Termo  von  Petersburg  und  Petropawlofsk  nun  rechne.  Die  Grösse  des  Vibrio  Lineola  schwankt  zwischen 
V300  und  V1000  Linie  Länge  der  Monadenstöcke  oder  Stäbchen.  Die  Dicke  beträgt  V3000  Linie,  und  diess  mag  die  wahre  Grösse  der 
rundlichen  Einzelthierchen  seyn,  welche  man  erst  beim  Eintrocknen  unterscheidet,  wo  die  kleinen,  beim  Schwimmen  biegsamen,  sich 
schlängelnden  Stäbchen  gegliedert  erscheinen.  Weitere  Structur- Details  Hessen  sich  der  Kleinheit  und  Durchsichtigkeit  des  Objects 
halber  nicht  erkennen.  Bemerkenswerth  ist  das  gewöhnliche  Zusammenballen  dieser  Thierchen  in  unförmliche  Haufen,  die  ein  schwim- 
mendes Gewimmel  zahlloser  Tausende  von  Einzelthieren  sind  (vergl.  V.  tremulans).  —  Diese  Form  gehört,  wie  es  scheint,  mit  Mo- 
nas Termo ,  Crepusculum  sammt  einigen  Bacterien  und  Spirillen,  zu  den  wichtigsten  Einzelheiten  der  organischen  Schöpfung, 
weil  sie  die  erstaunenswertesten  numerischen  Mengen  und  Massen  selbstständiger  Organismen  zu  bilden  eingerichtet  ist  und  oft  wirk- 
lich bildet. 

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  V.    Fig.  IV. 

Es  sind  2  Gruppen  in  verschiedener  Vergrüsserung  dargestellt. 
Fig.  1.    ist  das  Thierchen,  welches  ich  am  4.  April  1833  sehr  rein  von  allen  andern  Formen  im  Wasser  des  Kalbsblutes  zu  Berlin  millionenweise  beob- 
achtete, 300mal  im  Durchmesser  vergrössert. 
Fig.  2.    ist  dasselbe,  800mal  vergrössert,  in  etwa  200  Exemplaren.     Stärkere  Vergrösserung  zeigte  nichts  Neues,  nur  weniger  Klarheit. 

9©.     Vibrio  tremulans,  geselliges  Zitterthierclieii.    Tafel  V.  Fig.  V. 

V.  bacillis  validioribus  brevibus  distinetius  flexuosis  cylindricis,  articulis  (corpusculis)   oblongis  hyalinis,  obsoletis. 

Vibrion   tremblant,    a  baguettes  courtes  plus  grosses ,   plus  distinetement  flexibles ,    ayant  le&  articu* 
lations  oblongues  peu  distinetes,   a  couleur  d'eau. 

Melanella  atoma,  Symbolae  physicae,  Hemprich  u.  Ehrenberg,  Evertebrata  Phytozoa,  Tab.  II.     Libyca,   Fig.  7. 

Bacterium?  tremulans  und  B.?  Termo  von  Petersburg,   nicht  von  Tobolsk,   und  Vibrio  Lineola  von  Petropawlofsk,   Abhandl.   der  Akademie 

d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830. 
Vibrio  Lineola,  Symbolae  physicae.    Text  1830.  (1831.)   .Fol.  f.  «.2. 
Bacterium?  tremulans  ganz  und  B.  ?  Termo  von  Berlin,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1831.  p.  69,  70. 

Aufenthalt:    Berlin!,  Siwa  im  libyschen  Africa,  Petropawlofsk  am  Ischim  in  Sibirien  und  Petersburg. 

Diese  Art  unterscheidet  sich  von  der  vorigen  durch  grössere  Verhältnisse.  Die  Thierchen  sind  dicker  und  mehr  als  doppelt 
so  gross  als  bei  der  vorigen  Art.  Stäbchen  von  V288  Linie  Länge  hatten  das  Fünftheil  der  Länge  an  Dicke,  waren  mithin  V1440  Linie 
stark,  oder  doppelt  so  stark  als  die  vorige  Art.  Die  weniger  auffallende  Schlangenbiegung  des  Körpers,  als  sie  bei  V.  Rugula  ist, 
Hess  mich  früher  diese  Form  fraglich  zu  Bacterium  stellen,  allein  ich  halte  sie  jetzt  für  einen  Vibrio.  Die  kleinsten  hierher  gezoge- 
nen Thierchen  sah  ich  auf  der  Reise  mit  Herrn  Alexander  von  Humboldt  im  salzigen  Steppen wasser  bei  Petropawlofsk.  Sie  hat- 
ten V300  Linie  Grösse,  und  ich  stellte  sie  früher  zu  Vibrio  Lineola.  Die  grössten  wurden  in  Petersburg  beobachtet,  sie  hatten  V200 
Linie  (nicht  Vsou)  Länge.  Die  africanischen  Thierchen  hatten  72 so  Linie,  die  Berliner  und  eine  ähnliche  in  Petersburg  beobachtete, 
Form  (BactJ  tremulans)  hatten  V288  Linie  Länge.  Die  Unsicherheit  in  der  Benennung  dieser  Formen  beruht  auf  den  noch  nicht 
hinreichend  scharf  ermittelten,  characteristischen  Merkmalen  der  Arten.  Die  von  den  lebenden  Thieren  von  mir  genommenen  Zeichnun- 
gen und  Maasse  sind  das  Leitende  für  meine  ürtheile.     Von  Organisation  ist  nichts  weiter  beobachtet.     Zitternde   freie  Bewegung  und 


— SO   — — 

etwas  'schlängelnde  Körperbiegung  waren  deutlich.  Sie  pflegen  bewegliche  Haufen  von  wimmelnden  Thierchen  zu  bilden  und  haben  also 
ein  geselliges  Treiben,  Diese  Vibrionen -Haufen  sind  aber  nicht  mit  den  brombeerartigen  Kugeln  der  Uv  eilen  zu  vergleichen.  Sie 
scheinen  vielmehr  durch  ein  Drangen  nach  Nahrungsstoff  zu  entstehen.  Bei  Uv  eilen  sind  alle  Köpfe  der  Einzelthierchen  nach  aussen 
gekehrt,  hier  wühlen  die  Vordertheile  meist  in  der  Richtung  nach  innen.  Das  Yorn  und  Hinten  ist  deutlich  an  der  constanten  Bewe- 
gung zu  erkennen,  nicht  an  verschiedener  Gestaltung.  Getrocknet  zerfallen  diese  sich  schlängelnden  Stäbchen  in  etwas  länglichere  Glie- 
der als  die  vorigen,  deren  Abgrenzung  man  auch  schon  im  Leben  etwas,  aber  undeutlich  erkennt.  * —  Ueberall  lebten  diese  Thierchen 
in  schon  übelriechendem  Wasser.  \ 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  V.  Fig.  V. 

Es  sind  2  Gruppen  bei  fast  gleicher  Vergrösserung  vorgestellt,  welche  mit  der  von  Fig.  IV.  1.  (nicht  2.)  vergleichbar  ist. 
Fig.  1.     ist  nach  in  Berlin  beobachteten  Thierchen  bei  300maliger  Vergrösserung  gezeichnet.    Es  sind  an  Zahl  74  Thierchen. 
Fig.  2.    ist  in  Petersburg  bei  450maliger  Vergrösserung  gezeichnet;   an  Zahl  94  Thierchen. 

91.     Vibrio  subtilis,  zarte*  Zittertliierclien.    Tafel  v.  Fig.  VI. 

V.  bacillis  tenuissimis  elongatis  hyalinis  rectis,  aperte  articulatis,  vibrationibus  articulorum  tenuissimis,  formain  rectam 
non  mutantibus  natans. 

Vibrio n  subtil ',  a  baguettes  allongees,  tres-minces  et  droites,  distinctement  articulees,  nageant  par 
vibrations  subtiles  des  articulations  et  saus  chaiiger  la  forme  droite  des  corpuscules ;  coideur 
d*  eau. 

Vibrio  subtilis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  (1832.)  1833.  p.  279. 

Aufenthalt:    Berlin. 

Diese  Art  wurde  am  21.  April  1832  bei  Berlin  im  Thiergarten  beobachtet.  ,  In  der  Ruhe  gleicht  sie  einem  Baeterium,  bei 
der  Bewegung  verschieben  sich  aber  die  kleinen  Glieder  an  einander  rasch  hin  und  her,  so  dass  das  ganze  Stäbchen  zitternd  erscheint, 
ohne  aber  grössere  schlangenartige  Biegungen  zu  machen.  Auch  im  Schwimmen  behält  es  somit  seine  geradlinige  Gestalt.  Die  Fein- 
heit der  kleinen  Monadenstöcke  berührt  die  Grenze  der  Sehkraft.  Die  kleinen  Gliederchen  (Einzelthierchen)  sind  V2000  Linie  dick,  fast 
kugelförmig  und  bilden  sehr  lange,  bis  36  Linien  grosse,  Fäden,  die  dem  Vibrio  Bacillus  ähnlich,  aber  weit  zarter  und  deutlicher 
gegliedert  sind.  Vom  V.  prolifer  unterscheiden  sie  sich  durch  viel  grössere  Zartheit  und  Mangel  an  schlangenartiger  Biegung.  An 
Organisation  ist  nichts  weiter  ermittelt.  Am  vordem  Ende  suchte  ich  vergebens  nach  einem  Rüssel,  den  die  Feinheit  des  Objects  ver- 
barg.    Man  darf  Spirillum  tenue  mit  diesem  ZittertMerchen  nicht  verwechseln. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  V.   Fig.  VI. 

Es  sind  2  Gruppen  in  verschiedener  Vergrösserung;  dargestellt. 
Fig.  i.     sind  28  Stäbchen  (Monadenstöcke)  verschiedener  Länge  und  2  Einzelthierchen  bei  300maliger  Vergrösserung. 

Fig.  2.  u.  3.     sind  2  einzelne  Stäbchen  in  verschiedenem  Zustande.    Fig.  2.  ist  in  der  Ruhe,  3.  in  der  Bewegung.   Bei  eintretender  Ruhe  kehrt  Fig.  3. 
in  die  Form  von  2.  zurück.    Beide  sind  SOOmal  vergrössert. 

9£«     Vibrio  Mugula,  schlängelndes  ^itterlliierclicn.    Tafel  V.  Fig.  VII. 

V.  bacillis  validioribus  elongatis,  hyalinis,  serpentino  alacri  motu  flexuosis,  distinctc  articulatis. 

Vibrion  ride,    a  baguettes  allongees  robustes,  vivement  tortueuses  dans  la  nage,    distinctement  articu- 
lees,   a  couleur  d eau. 

Leeuwenhoek,  Experimenta  et  Contempl.  p.  40.  1683.?  p.  309.  1692.?    Anatomia  et  Contempl.   p.  38.  1684. 

Schlangenlhierchen ,  Gleichen,  Infusion sthierchen.    Tafel  XVII.  C.  2.  a.  1778. 

Volvooc  Lunula,  Müller,  Vermium  historia,   1773.? 

Vibrio  Rugula,  Müller,  Animalc.  infus.  1786.  p.  44.  Tab.  VI.  Fig.  2. 

Vibrio  Rugula,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  53.  1803. 

Melanella  flexuosa^  Bory  de  St.  Vincent^  Encycloped.  m  etil  od.  1824.    Dict.  classiqne  1826. 

Melanella  erythraea,  Hemprtch  11.  Ehrenberg,  Symbolae  physic.     Evert.  Phytoz.  Tab.  III.  2.  Fig.  1.  1828. 

Vibrio  Rugida,  Symbolae  physic.    Text  1830.  (1831.)  Polygastrica.  Fol.  f.  a.  2. 

Vibrio  Rugula,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1829.  p.  7.  12.  17.  19.     1830.  p.  66.  68.  69.  71.     1831.  p.  67. 

Aufenthalt:    Delft,    auf  dem  Greifenstein  über  Bonnland,  Copenhagcn,  Landshut,  Paris,  Berlin,  rothcs  Meer  bei  Tor  im  sinaitischen 
Arabien,  Petersburg,  Uralsk  im  Ural  und  Barnaul  am  Altaigebirge. 

Die  Verbreitung  dieser  Form  scheint  sehr  gross  zu  seyn,  und  sie  ist  wahrscheinlich  eine  der  am  frühesten  beobachteten  Infu- 
sorien-Formen. -Sie  unterscheidet  sich  durch  ansehnlichere  Grösse  der  Gliederstäbchen  und  ganz  deutliche  Schlangenbiegungen  von  V. 
Lineola  und  tremulans,  durch  grössere  Stärke  und  Biegung  aber  von  V.  subtilis,  und  ist  am  leichtesten  mit  V.  Bacillus  zu  verwech- 
seln, der  jedoch  viel  träger  ist  und  sich  nur  wenig  krümmt.  Noch  schärfere  Unterschiede  muss  die  spätere  schärfere  Beobachtung  leh- 
ren. Leeuwenhoek  fand  ein  ähnliches  Thierchen  im  Zahnschleime  des  Menschen.  Ich  halte  aber  diese  Beobachtung  für  unsicher. 
Eher  mögen  die  in  seinem  Darmschleime  von  ihm  1684  entdeckten  Thierchen,  welche  den  Essig- Aeichen  glichen,  aber  60mal  kleiner 
waren,  hierher  gehören.  Bei  Joblot  kommt- es  nicht  vor.  Gleichem  fand  offenbar  dieses  Thierchen  im  Gerstenaufguss  auf  dem 
Greifenstein.  Müller,  welcher  es  zuerst  entdeckt  zu  haben  meinte,  fand  es  in  einem  mehrwöchentlichen  Meerlinsenaufguss,  dann  im 
Seewasseraufguss  der  Ulva  (Solenia)  Linzß  und  später  im  Fliegenaufgusse.  Er  sah  die  Schwingungen  (rugas)  bei  dieser  Art  und  beob- 
achtete, dass  sie  nach  dem  Tode  die  Haut  des  Wassers  bildeten.  Oft  ballten  sie  sich  in  gelbliche  Haufen  zusammen.  Ich  glaube  sogar,  dass 
der  seltene  und  wunderbare  Volvosc  Lunula,  welchen  Müller  schon  1773  aufführt  und  den  er  für  einen  Microcosmus  hielt,  schwer- 
lich etwas  anderes  als  ein  Haufen  von  Vibrio  Mugula  war.  Schrank,  damals  in  Landshut,  fand  ihn  in  stinkendem  Fliegenaufgusse 
in  zahlloser  Menge  im  Spätsommer.  Bory  fand  ihn  in  allen  Arten  von  Infusionen,  besonders  in  modrigem  Regenwasser,  nennt  ihn 
undurchsichtig  und  schwarz,  und  leitet  die  Haut  des  Wassers  besonders  von  ihm  und  Monas  Termo  ab.  Rechne  ich  meine  früheren, 
weniger  scharf  unterscheidenden,  Beobachtungen  ganz  ab,  so  sah  ich  ihn  1823  in  Arabien  in  gestandenem  Seewasser  bei  Tor,  wo  ich 
zu  Ende  Octobers  und  im  November  absichtliche  Infusionsbeobachtungen  anstellte  (Abhandl.  d.  Berlin.  Akad.  1829.  p.  12.).     Ich  beob- 


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achtete  ihn  dann  In  Berlin  häufig  in  den  verschiedensten  Infusionen,  wenn  sie  übelriechend  wurden ,  und  im  Jahre  1829  sah  ich,  den 
entworfenen  Zeichnungen  nach,  wohl  dieselbe  Form  auf  der  Reise  mit  Herrn  Alexander  von  Humboldt  in  Petersburg,  in  Uralsk 
und  in  Barnaul,  überall  in  gestandenem,  mit  Haut  überzogenen,  Wasser.  Zuweilen  fand  ich  ihn  mit  Spirillum  Undula,  selten  mit 
Vibrio  Bacillus,  gewöhnlich  mit  Monaden  und  Cyclidium  Glaucoma.  Er  gehört  zu  den  .Formen,  welche  Millionenweise  in  einem 
Tropfen  leben  und  sich  in  bewegliche,  unförmliche,  oft  rundliche  Haufen  zusammenballen,  deren  durch  und  durch  sichtbares  Wimmeln, 
besonders  für  das  weniger  geübte  Auge,  etwas  höchst  anregendes  hat  und  es  auch  dann  nicht  verliert,  wenn  der  kältere,  denkende 
Beobachter  mitMaass  und  Zahl  sich  die  Erscheinung  zergliedern  wilL —  Grösse  der  Gliederstäbchen  bis  Vas  Linie,  Dicke  J/iooo  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  V.   Fig.  VII. 

Es  sind  2  Gruppen  in  2  verschiedenen  Vergrösserungen ,  beide  nach  Beobachtungen  aus  Berlin. 
Fig.  1.     zeigt  eine  Gruppe  von  Thierchen,  300mal  vergrössert,  welche  um   einen  schleimigen,  rundlichen  Körper   schwärmt  und  ihn  fortbewegt.      Die 

Vorderteile  fast  aller,  etwa  70,  Stäbchen,  aus  mehr  als  1000  Thierchen  gebildet,   bewegen  sich   zur  Kugel  hin.      Die  Stäbchen  sind  Monadenstöcke 

verschiedener  Grössen. 
Fig.  2.    ist  800mal  vergrössert. 

93.  Vibrio  prolifer,  gegliedertes  Zittertliierclieii.    Tafel  v.  Fig.  vm. 

Y.  bacillis  validioribus  abbreviatis,  hyalinis,  motu  lento  flexuosis,  distincte  articulatis. 

Vibrio n  prolifere,  a  baguettes  robustes  courtes,  lentement  tortaeuses  dans  la  nage3  disfinctement  ar- 
ticulees,  a  coulear  cFeau. 

Vibrio  proUfer,  Abhandl.    der  Akademie  d.   Wissensch.   zu  Berlin,    1831.    p.  67. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin!  und  Petersburg? 

Ich  fand  diese  Form  im  Juni  1830  und  am  1.  April  1835  in  Berlin  in  einer  modrigen  Infusion  von  Pflanzen.  t  Sie  zeich- 
nete sich  durch  ihre  grössere  Stärke  vor  den  übrigen  Arten  aus  und  die  Gliederung  war  durch  schwächere  Einschnürung  der  Glieder 
ganz  besonders  hervortretend.  In  der  Form  erinnerte  sie  sehr  an  Spirillum  Undula,  welche  gleichzeitig  dabei  war,  sich  aber  auf 
den  ersten  Blick  unterscheiden  Hess,  weil  sie  eine  feste  Krümmung  hat,  während  jene  beim  Ruhen  geradlinig  wurde.  Ich  rechne  hierzu 
auch  ein  1829  in  Petersburg  gezeichnetes  Thierchen,  welches  ich  in  vielen  Exemplaren  sah  und  das  nur  2  bis  3  in  einander  hin  und 
her  wackelnde  Glieder  besass.  Ich  hatte  es  früher  übergangen  und  zu  V.  Rugula  gelegt.  Auch  von  V.  prolifer  sah  ich  dreiglie- 
drige umlierwackeln.  Die  Länge  dieser  Form  beträgt  von  V768  bis  zu  Voe  Linie,  die  Dicke  zwischen  V*  und  l/3  mehr  als  bei  V.  Ru- 
gula.    Dicke  V768  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  V.  Fig.  VIIL 

Es  sind  2  Gruppen  mit  2  verschiedenen  Vergrösserungen  gezeichnet. 
Fig.  1.    sind  25  Stäbchen  verschiedener  Grösse  und  mit  danach  verschiedener  Gliederzahl.     Alle  gekrümmten  sind  in  Bewegung,   alle   geraden   ruhend, 

alle  300mal  vergrössert. 
Fig.  2.    ist  ein  einzelnes  Stäbchen,  800mal  vergrössert. 

94.  Vibrio  Bacillus,  stabähnliclies  Xltlertliiei dien.    Tafel  V.  Fig.  ix. 

Y.  bacillis  elongatis  validis,   hyalinis,   motu  serpentino  parum  concitato   leviter  flexuosis,    articulis   interdum   distinetis, 
interdum  post  exsiccationem  demum  conspieuis. 

Vibrio7i  baguettey  a  baguettes  allongees  robustes,  legerement  tortueuses  dans  la  nage  lenie,  quelc/ue- 
fois  disfinctement  articulees ,  quelquefois  seulement  apres  F  evaporation  de  Feau. 

Leeuwenhoek,  Experimenta  et  Contempl.  p.  40.  1683.  p.  309.  1692.? 

Enchelis  2.?  Hill,  History  of  animais,  1752.  p.  2.   Tab.  I. 

Joblot,  Observat.  avec  le  Microscope,  p.  67.   T.  8.    F.  12.  et  14.    (1716.)  1754. 

Vibrio  Bacillus,  Müller,  Vermium  liist.  p.  40.  1773.     Zoolog«  dan.  prodv.  2447. 

Schlang  enthierchen >  Gleichen,  Infusionstliierchen,  Tab.  XVII.  F.  3.  1778. 

Kiep-Straekker,  Nye  Sämling  ofDansk.  Vidensk.  Saelsk.  Skrifter,   llf.  p.  H.e 

Vibrio  Bacillus,  Müller,  Naturforscher,  XIX.  p.  164.  1783. 

—  —  —        Animalc.  infus,  p.  45.  Tab.  VI.  Fig.  3.  1786. 
•  —          —        Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.   p.  49.  1803. 

Enchelys  Bacillus,  Oken,  Naturgeschichte,  1815.  III.  1.  p.  36. 

Vibrio  Bacillus,  Bort,  Encycl.  method.  1824.     Dict.  classique,  1830. 

—  —        Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1830.  p.  38.    1831.   p.  67. 

Aufenthalt:    Delft?,  London ?,  Paris,  Copenhagen,  auf  dem  Greifenstein,  bei  Landshut,  bei  Berlin!  und  in  Isle  de  France? 

Icli  habe  diess  Thierchen  in  Wasserkufen  der  Strassen  Berlins  mit  Astasia  euchlora  in  zahllosen  Mengen  gesehen,  aber 
es  auch  in  Pflanzen-Infusionen  und  im  faulen  Wasser  beobachtet,  worin  Schnecken,  Paludina  vivipara,  sich  aufgelöst  hatten.  Leeu- 
wenhoek's  Abbildung  des,  Thierchens  in  seinem  Zahnschleime  passt,  den  meisten  Figuren  nach,  wohl  zu  diesem  Vibrio,  allein  er 
hat  offenbar  alle  die  Schleimstäbchen  für  Thiere  gehalten,  welche  keine  thierische,  nur  eine  passive  Bewegung  haben,  und  die,  wenn 
sie  gekrümmt  sind  und  geradlinig  fortbewegt  werden,  sich  zu  schlängeln  scheinen.  So  erscheint  es  bei  Ophidomonas ,  die  sich  nicht 
schlängelt.  So  täuscht  man  sich  auch  oft  mit  den  Spirillis.  Hill's  Enchelys  ist  unsicher  hier  anzuführen.  Joblot  sah  wolil  diese 
Form  zuerst  in  Stroh -Aufgüssen  1716.  Müller  fand  sie  in  Aufgüssen  von  grönländischem  Heu,  in  Sumpfwasser  und  in  faulem  Was- 
ser bei  Meerlinsen  {Lemna  minor).  Gleichen  fand  sie  im  Gersten-Aufguss ,  Schrank  im  März  zwischen  Conferven  bei  Landshut. 
Bory  fand  diese  Thierchen,  wie  er  1830  sagt,  in  allen  Theilen  der  Erde,  wo  er  sein  Mikroskop  aufstellte,  in  der  heissen  und  in 
der  gemässigten  Zone.  Er  war  1800  in  Isle  de  France.  Als  besonders  merkwürdig  wäre  anzusehen,  dass  Herr  Bory  diess  Thier- 
chen, wie  er  1824  und  1830  wiederholt,  in  wohl  verstöpselten  Flaschen  mit  Conferven  Jahre  lang  sich  erhalten  gesehen  und  dass  die 
kleinen  Cadaver  unverändert  tausendweis  auf  dem  Boden  lagen.  Man  müsste  hieraus  mit  allem  Rechte  auf  einen  Kieselpanzer 
schliessen.  Allein  es  mag  wohl  eine  Verwechselung  mit  sehr  feinen  Bacillarien  {Navicula  oder  Synedra)  gewesen  seyn,  deren  pris- 
matische Form   desto   schwerer  zu  erkennen  ist,  je  feiner  sie  sind.     Was  derselbe  Beobachter  vom  Breiterwerden  des  Kopfes  erzählt, 

21 


82 

ist  wohl  eine  sehr   einfache  optische  Täuschung   durch  Annäherung   dieses  Theils.     Die  Gliederung,   welche  Müller    bei  V.  Rugula 
sah     hat  Bory  hier  zuerst  gesellen.     Aber  Müller  sah  schon  die  Selbsttheilung  der  Gliederstäbchen  auch  bei  dieser  Art. 

Oft  gleiten  diese  Stäbchen  langsam  fort,  ohne  Schlängeln,  zuweilen  schlängeln  sie  sich  etwas,  aber  sich  lebhaft  windend  sah 
ich  sie  nie,  doch  erwähnt  diess  die  Encyclop.  method.  Vielleicht  waren  lange  Stäbchen  des  V.  Rugula  dabei.  —  Länge  der  Stäb- 
chen bis  zu  V24  Linie,  Dicke  V1440  Linie;  Einzelthierchen  rund,  der  Dicke  gleich. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  V.   Fig.  IX. 

Es  sind  2  Gruppen  in  zwiefacher  Vergrösserung. 
Fig.  1.     sind  8  Gliederstäbchen,  300inal  vergrössert; 
Fig.  2.     sind  2,  800m.il  vergrössert.    Die  geraden  sind  in  Ruhe,  die  krummen  in  Bewegung. 


Nachtrag  zur  Gattung   Vibrio  nebst  Beurtheilung  der  säinmtlichen  bisherigen  Arten. 

Die  Gattung  Vibrio  in  Müller5  s  Sinne  hat  eine  grosse  literarische  Geschichte;  im  gegenwärtigen  Umfange  hat  sie  deren 
weniger.  Die  weitläufigsten  Verhandlungen  .  betreffen  den  Vibrio  Anguillula  als  Essig -Aeichen  und  Kleister-  Aeichen ,  und  gehören 
jetzt  mithin  nicht  mehr  in  eine  Darstellung  der  Infusorien  -Verhältnisse,  sondern  zur  Klasse  der  Fadcnwiirmer.  Dahin  gehört  denn 
auch  die  wirtschaftlich  interessante  Frage  über  das  Entstehen  der  Essig -Aelchen,  und  die  physiologisch  interessante  Frage  über  das 
Wiederaufleben  des  Vibrio  nach  dem  Tode.  Da  Beides  ein  allgemeineres  Interesse  hat  und  früher  in  der  directesten  Beziehung  zu 
den  Ideen  über  die  Infusorien -Verhältnisse  stand,  so  scheint  es  mir  zweckmässig,  diese  Verhältnisse  auch  hier  mit  einigen  Worten  zu 
berühren. 

Die  älteste  Nachricht  über  die  Essig -Aeichen  scheint  doch  die  vom  Jahre  1656  von  Petrus  Borellus  zu  seyn,  denn  Baco 
von  Verulam  kannte  sie  zu  Anfange  des  17ten  Jahrhunderts  noch  nicht.  Erstcrer  sagt  p.  7.  seiner  Observat.  microscop.  Centn- 
ria,  sie  kämen  an  die  Oberfläche,  um  Athem  zu  holen.  Die  Art,  wie  er  davon  spricht,  lässt  freilich  vermutlien,  dass  andere  vor  ihm, 
jedoch  gewiss  ungefähr  in  derselben  Zeit,  die  Erscheinung  schon  beobachtet  und  verbreitet  hatten.  Vielleicht  war  es  aber  nur  münd- 
liche Tradition.  Power,  Hook  und  Joblot  haben  diese  Thierchen  später  beobachtet,  Leeuwenhoek  erwähnt  ihrer  noch  später, 
1684  zuerst.  Schon  1688  beobachtete  Cellius,  Arzt  in  Rom,  nach  Baker  IL  250.,  dass  sie  lebendige  Junge  gebären,  was  dann 
Sherwood,  Göze  und  neuerlich  Bauer  und  Duges  noch  genauer  analysirt  haben.  Das  selbstthätige  Anfüllen  des  Darmkanals  dieser 
Aeichen  {Anguillula)  mit  farbigen  Substanzen  habe  ich  in  den  Abh.  der  Berliner  Akademie  1830.  angezeigt  und  T.  VII.  abgebildet.  Man 
überzeugt  sich  durch  Zusatz  von  etwas  Indigo  oder  Carmin  in  die  Flüssigkeit  auf  diese  Weise  sehr  leicht,  dass  sie  keine  polygastri- 
sehcn  Thiere  sind,  indem  sie  einen  einfachen,  fadenförmig  durch  den  ganzen  Körper  verlaufenden,  Darm  erkennen  lassen.  Sie  sind 
aber  auch  keine  Räder  thiere,  weil  sie  keine  Wirbelorgane  besitzen,  was  man  im  farbigen  Wasser  ebenfalls  sogleich  unterscheidet. 

Ueber  ihr  Entstellen  im  Essig,  im  Kleister  u.  s.  w.  muss  man  sich  nur  nicht  selbst  täuschen.  Ich  habe  behufs  zahlloser  Un- 
tersuchungen und  Demonstrationen  bei  Vorträgen  mir  viel  öfter  dergleichen  verschaffen  müssen,  als  man  es  wohl  sonst  zu  Untersuchungen 
bedarf.  Sehr  oft  war  es  durchaus  unmöglich,  solche  Thierchen  zu  bekommen.  Oft  ist  der  aufgestellte  Essig  bis  auf  den  Boden  ver- 
dunstet, ohne  ein  Thierchen  zu  zeigen,  oft  wimmelte  bald  alles  von  Thieren.  Gerade  so  verhält  es  sich  auch  mit  den  Infusorien. 
Machen  kann  man  sie  nicht,  nur  finden  kann  man  sie  und  nehmen,  wenn  sie  da  sind;  höchstens  kann  man  ihre  Vermehrung  begünsti- 
gen. Gewöhnlicher  sind  sie  im  Bieressig  als  im  Weinessig,  doch  scheinen  sie  auch  in  diesem,  wenn  er  schleimig  wird,  sich  aufhalten 
zu  können.  Schon  Leeuwenhoek  fand  sie  sogar  in  gutem  (?)  Weine  (Philos.  Tr ansäet*  1676.  p.  656).  Wenn  man  sich  keine 
falsche  und  lächerliche  Vorstellung  von  der  Panspermie  oder  der  Lehre  macht,  nach  welcher  zahllose  Eier  und  Thiere  überall  in  der 
Luft  fortgetragen  werden  und  hie  und  da  als  Staub  und  mit  dem  Staube  niederfallen,  so  lässt  sich  auf  diese  Weise  das  oft  fehlende,  oft 
zahlreiche  Erscheinen  der  Essig-Aelchen  wohl  erklären.  Uebrigens  sind  nur  die  Erscheinungen  untadelhaft  aufzufassen,  die  Erklärungen 
kann  man  nicht  herbeiführen,  wenn  sie  nicht,  durch  fortschreitende  Entwicklung  der  Thatsachen  veranlasst,  von  selbst  entgegenkommen. 

Eine  andere,  oft  wiedererzählte,  Eigentümlichkeit  der  Vibrionen  ist  ihr  Wiederaufleben  nach  dem  Tode.  Auch  diese  be- 
zieht sich  nicht  auf  die  wahren  Vibrionen,  sondern  ebenfalls  auf  die  Aeichen  {Anguillula).  Sie  ist  eine  bis  in  die  neueste  Zeit  in 
den  Lehrbüchern  fortgeführte,  durch  unrichtige  Beobachtung  veranlasste,  Fabel,  welche  schon  oft  widerlegt  worden  ist,  die  aber,  wie 
alles  Wunderbare,  allen  nüchternen  Gründen  widersteht.  Beim  Räder  thiere  {Rotifer  vulgaris)  wird  hiervon  etwas  umständlicher 
die  Rede  seyn.  Hier  nur  so  viel,  dass  da,  wo  man  diese  ähnlichen  Verhältnisse  scharf  verfolgen  kann,  nicht  einmal  eine  Erstarrung 
statt  zu  linden  scheint.  Vielmehr  können  die  Thiere  mit  viel  und  auch  mit  wenig  Feuchtigkeit  ihr  Leben  fortsetzen.  So  lebt  die  saft- 
reiche Made  der  Pelzmotte  im  dürrsten  Pelzwerke,  die  Maden  der  Holzkäfer  leben  bekanntlich  oft  im  dürrsten  Holze  unserer 
Wohnungen,  und  es  giebt  gar  viele  dergleichen  Thiere.      Befeuchtet  werden  die  Anguillulae  lebendiger  und  vermehren  sich  rascher. 

Es  sind  bisher  56  Namen  für  Arten  der  Gattung  Vibrio  verwendet  worden,  6  davon  sind  beibehalten,  50  sind  ausgesondert. 
Müller  hat  bis  1786  38  Namen  gegeben,  wovon  3  den  Stamm  der  jetzigen  Gattung  bilden.  Die  übrigen  35  sind:  1)  Vibrio  Aceti 
=  Anguillula  Aceti  der  Fadenwürmer,  2)  V.  Acus  —  Euglena  Actis ,  3)  V.  Anas  =  Amphileptus  Anas,  4)  V.  Anguil- 
lula =  Anguillula  fluviatiiis  der  Fadenwürmer,  5)  V.  Anser  =  Amphileptus  Anser,  6)  V.  hipimctatus  =  Synedra 
Ulna,  7)  V.  Coluber,  8)  V.  Colymbus  =  Amphileptus ,  9)  V.  continuus  =  Oscillatoria,  10)  V.  üygnus  =  Amphileptus, 
11)  V.  Falte  —  Trachelius,  12)  V.  Fasciola  =  Amphileptus,  13)  V.  ßuvialis  =  Anguillula,  14)  V.  geniculatus  =  Os- 
cillatoria, 15)  V.  Glutinis  =  Anguillula,  16)  V.  Gordius  =  Amblyura  Gordius  der  Fadenwürmer,  17)  V.  intermedius 
=  Trachelius,  18)  V.  Intestinum  =  JEnchelys?  19)  V.  Unter  =  Trachelius,  20)  V.  Lunula  =  Closterium,  21)  V.  Mal- 
leus =  Cer curia  Malleus  {für c ata)  der  Saugwürmer,  22)  V.  marinus  =  Enchelidium  marinum?  23)  V.  Olor  =  La- 
crymaria Olor,  24)  V.  paxillifer  —  Bacillaria  paradoooa,  25)  V.  Proteus  =  Lacrymaria  Olor,  26)  V.  Sagitta  =  Eu- 
glena?  27)  V.  Serpens  ==  Spirulina  {Oscillatoria) ,  28)  V.  Serpentulus  =  Amblytira,  Faden  wurm,  29)  V.  Spirillum 
=  Spirillum  volutans,  30)  V.  strictus  =  Lacrymaria,  31)  V.  tripunetatus  =  Navicula  gracilis?  32)  V.  Undula  =  Spi- 
rillum Undula,  33)  V.  Utriculus  =  Trachelius,  34)  V.  Vermiculus  =  Bursaria  intestinalis,  35)  V.  vermintes  =  Tra- 
chelius? —  SteinbÜch's  3  Arten  waren:  36)  V.  Agrostis  =  Anguillula,  37)  V.  Phalaridis  =  Anguillula,  38)  V.  Tritici 
=  Anguillula.     Schrank   gab   bis  1829   9  neue  Namen,    deren  keiner  zur  jetzigen  Gattung  gehört:    39)  V.  acerosus  =  Closte- 


33 

rium9  40)  V.  Ernca  =  Enchelys,  41)  V.  Filaria  =  Oscillatoria,  42)  J^.  Fusus  =  Navicula  flava  ,  43)  Z7!  lacnstris 
=  Anguillula  fluviatilis,  44)  /^.  Lagena  =  Ichtltydium  Podura?  45)  /^.  Sabiila  =  Euglena  Actis,  46)  /^.  tnmcatus 
=  E?ic/ielys?  47)  /^  turrifer  =  Cocconema?  {Navicula?).  Bory  de  St.  Vincent  bildete  1824  48)  den  Vibrio  ministe- 
rialis  =  Anguilhila  Glutinis? ,  welchen  an  ähnlichem  Standorte,  in  Pilzen  (Morcheln)  schon  Alexander  ton  Humboldt  1797 
(gereizte  Muskel-  und  Nervenfaser  L  p.  179)  entdeckt  hatte.  Ich  selbst  habe  bis  jetzt  5  neue  Artnamen  in  dieser  Gattung  gegeben,  von 
denen  einer  aus  früherer  Zeit  49)  V.  dongalanus  zu  den  Anguillulis  übergeht,  einer  50)  V.  amblyozcys  aus  Russland  vorläufig 
suspendirt  ist,  weil  an  ihm  keine  Gliederung,  wie  bei  Vibrio  und  keine  Organisation  der  Anguilhila  beobachtet  wurde,  Charactere, 
welche  jetzt  die  Stellung  entscheiden  (s.  Trachelius).  Drei  Arten  bilden  mit  den  drei  rückständigen  von  Müller  die  jetzige  Gattung. 
Dass  der  verdünnte  schwanzartige,  abfallende  Hinterleib  der  Cercarien  als  ein  wahrer  Vibrio  ein  selbstständi«es  Leben 
führe,  war  eine  frühere  Meinung  des  verdienten  Nitzsch  (Beiträge  zur  Infusorienkunde  1817.  p.  15),  die  jedoch  durch  die  neueren 
Entwickelungen  dieser  Kenntnisse  unhaltbar  geworden  ist,  wogegen  seine  übrigen  Beobachtungen  classisch  bleiben« 


ACHTUNDZWANZIGSTE     GATTUNG:      SCHLINGENTHIERCHEN. 

Spiro  chaeta.    Spiro  cliete. 

CHARACTER:     Aiiimal  e  familia  Vibrioniorum,   divisione  spontanea  imperfecta  in  catenam  tortuosam  s. 
cochlearn  filiformem  flexibilem  elongatum. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famiUe  des  Vibrionides  ^    s  allongeant  par  division  spontanee   im- 
parfaite  en  forme  de  chaine  tortueuse  ou  de  spirale  filiforme  flexible. 

Die  Gattung  der  Schlinge  nthierchen  ist  eine  Form  der  Familie  der  Zitterthierclien ,  Vibrionien, 
welche  sich  von  den  übrigen  durch  eine  aus  unvollkommner  (schiefer?)  Selbsttheilung  hervorgegangene  ge- 
wundene, aber  dabei  biegsame,  Kettenform  oder  fadenartige  Schraubenform  unterscheidet.  (Ein  verlängertes, 
biegsames  Spirillum.) 

Die  erste  Aufstellung  dieser  Gattung  geschah  in  den  AbhandL  d.  Berliner  Akademie  1833.  p.  313. 
Sie  gründete  sich  auf  eine  einzelne  Thierform,  welche  freilich  sehr  ausgezeichnet  war,  indem  sie  die  starre 
Natur  der  Walzenspiralen  {Spirillum)  mit  der  Biegsamkeit  der  Vibrionen  vereinigte.  Es  war  einThier- 
chen  von  grosser  Lebendigkeit,  welches  einer  Spiralfaser  des  Pflanzengewebes  glich,  die,  ohne  ihre  Spiral- 
form zu  verlieren,  sich  hin  und  her  schleuderte,  schling enartig  umbog  und  viel  Energie  erkennen  Hess.  Von 
Organisation  war  in  dem  ausserordentlich  zarten  Spiralfaden  nichts  weiter  zu  ermitteln,  als  dass  er  aus 
dicht  an  einander  gedrängten  kleinen  Gliedern  bestand,  welche  den  Vibrionen -Gliedern  glichen  und  die  da- 
her Einzelthiere  seyn  mögen,  deren  Organisations- Detail  unserer  jetzigen  Sehkraft,  seiner  Feinheit  halber, 
verschlossen  ist. 

Ausser  bei  Berlin  ist  es  nicht  beobachtet. 

95.     Spirochaeta  plicatilis,  wurmformiges  SeMingentMercIieii.    Tafel  V.  Fig.  x. 

Sp.  corpore  tennissimo  subgloboso,  Cochleae  filiformis  longae  anfractibus  angustissimis  numerosissimis ,    colore  liyalino. 

Spirochete  pliable,   a   corps  tres-mince  presc/ue  spherir/ue    et  a  spirale  filiforme   longue;   les  tours 
de  spirale  tres-nombreutc  et  tres-etroits;  couleur  d  eau. 

Spirochaeta  plicatilis,  AbhandL  der  Akademie  d.  Wissens  eh.  zu  Berlin,  1833.  (1832.)  p.  313. 

Aufenthalt:    Berlin. 

Dieses  zwischen  Vibrio  und  Spirillum  stehende  panzerlose  Thierchen  fand  sich  am  2.  April  1832  im  überwinterten  Wasser 
in  meiner  Wohnung  zu  Berlin.  Es  war  eng  schraubenartig  gewunden,  sehr  zart  und  farblos,  dabei  fadenartig  lang  gestreckt  und  bog 
sich,  ohne  seine  Schraubenform  zu  verlieren,  wie  ein  Regenwurm,  kräftig  in  die  verschiedensten  Gestalten,  schwamm  auch  sich  schlän- 
gelnd wie  ein  Aal.  Die  Dicke  des  Fadens  lag  bis  70mal  in  seiner  Länge.  Länge  der  Fäden  (Monadenstöcke)  Vis  his  Via  Linie, 
Dicke  der  Fäden  (Grösse  der  EinzelthiercJien)  Viooo  Linie.     Beim  Antrocknen  wurde  die  Gliederung  messbar. 

Die  Erscheinung  der  krummen  Gliederfäden  in  Spiralen  kann  man  sich  vielleicht  so  erklären,  dass  die  EinzelthiercJien  schiefe 
Formen  haben,  wonach  eine  Seite  breiter  ist,  als  die  andere,  was  sehr  einfach  durch  schiefen  Ansatz  des  Mundes  bedingt  seyn  mag. 
Bei  eintretender  queerer  Selbsttheilung  mag  sich  dann  dasselbe  Verhältniss  hier  geltend  machen,  wie  es  bei  Meridion  vemale  ohne 
allen  Zweifel  vorhanden  ist  (vergl.  Tafel  XVI.),  wo  aber  die  Selbsttheilung  als  eine  Längstheilung  auftritt. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  V.    Fig.  X. 

Es  sind  2  Gruppen  nach  verschiedener  Vergrößerung.     Durch  ein  Versehen  ist  der  Name  Sp.  Serpens  anstatt  Sp.  plimtilis  gestochen, 
denn  Müller's   Vibrio  Serpens  ist  eine  Oscillatoria  {Spirulina). 
Fig.  1.     sind  11  Gesellschaftsformen  des  Schlirigenthierchens  von   verschiedener  Länge  und  in  verschiedener  Bewegung,  eine  gerad  ausgestreckt,   aber 

dabei  immer  spiralförmig,  alle  300mal  im  Durchmesser  vergrössert. 
Fig.  2.    ist  eine  einzelne  Gesellschaftsform,  800mal  vergrössert. 


84    

NEUNUNDZWANZIGSTE     GATTUNG:      WALZENSPIRALE. 

Spirillum.    Spirille. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Vibrioniorum,  divisione  spontanea  imperfecta  (et  obliqua?)  in  catenam 
tortuosam  s.  cochleam  rigidain  et  in  cylindri  forinam  extensam  abiens. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Vibrionides,  se  developpant  par  division  spontanee 
imparfaite  (et  oblique*)  en  forme  de  chaine  tortueuse  ou  de  spirale  raide  et  cylirir 
drique. 

Walzenspiralen  sind  solche  Thierchen  der  Vibrionen -Familie,  welche  aus  unvollkommener  (schie- 
fer?) Selbsttheilung  hervorgegangene  spiralförmige  und  unbiegsame  Ketten  von  cylindrischer  Form,  oder 
Schraubencylinder  bilden. 

Die  Gattung  wurde  zuerst  1830  in  den  Abhandl.  der  Berliner  Akademie  p.  38  angezeigt  und  mit 
2  Arten  begründet,  wozu  hier  eine  dritte  neue  kommt.  Die  zwei  ersten  Arten  waren  2  schon  von  O.  F. 
Müller  bezeichnete  Vibrionen,  deren  einen  Bory  de  St.  Vincent  mit  anderen  Thierchen  in  seine  Gattung 
Melanella  zog,  während  er  den  anderen  als  Vibrio  bezeichnete.  —  An  Organisation  -Erkenntnissen  hat 
die  ganze  Familie  der  Vibrionien  wenig  und  diese  Gattung,  ihrer  allzugrossen  Feinheit  halber,  allzuwenig 
erreichbar  werden  lassen.  Nur  die  rasche,  kräftige,  willkührlich  zögernde  und  beschleunigte  Bewegung 
sammt  der  allmälig  zunehmenden  Gliederung,  welche  Selbsttheilung  anschaulich  macht,  sind  die  thierischen 
Charactere.     Zu  ihnen  gesellt  sich  die  Begleitung  von  anderen  Infusorien,  welche  deutlicher  organisirt  sind. 

Die  Verbreitung  dieser  Formen  ist  von  Paris  bis  Petersburg  und  von  Copenhagen  bis  Leipzig  beob- 
achtet, mithin  in  Europa  ansehnlich  gross. 

96.  f&pirillum  ienue,  zarte  Walzenspirale.    Tafel  V.  Fig.  XL 

Sp.  fibris  leviter  tortuosis,  hyalinis,  tenuissimis ,  obsolete  articulatis,  anfractibus  saepe  ternis  et  quaternis. 

Spirille  f in,  a  fibres  leger  ement  tortueuses  tres-fines,  presque  insensiblement  arliculees,  ayant  souvent 
3  #  4  tours  de  spirale;  couleur  d'eau. 

Aufenthalt:    In  Berlin. 

Ich  beobachtete  diess  Thierchen  im  April  1835  in  einer  alten  Infusion  von  Pflanzen  in  meiner  Wohnung.  Es  hatte  viel 
Aehnlichkeit  mit  Vibrio  subtilis  und  ich  prüfte  es  daher  sehr  oft  und  scharf  auf  die  Beständigkeit  der  starren  Biegungen,  die  ich 
immer  wieder  sah  und  welche  beim  Tode  nicht  verschwanden.  Es  war  sehr  energisch  bewegt,  wimmelnd  zu  Millionen  in  einem  Tro- 
pfen. Die  grössten  Stäbchen  hatten  1/7 2 .Linie,  die  meisten  Voe  Linie  Länge.  Die  Dicke  betrug  etwa  Viooo  Linie  und  die  erst  im  An- 
trocknen sichtbaren  Gliederungen  waren  der  Dicke  gleich,  kugelartig. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  V.   Fig.  XL 

Es  sind  25  Spiralstäbchen  verschiedener  Grösse  in  ihren  um  die  Längsaxe  Wälzenden,  oft  zitternden,  Bewegungen  dargestellt,  wie  sie  bei 
SOOmaliger  Vergrösserung  erscheinen. 

97.  Spirittum  Undula,  Meine  Walzenspirale.    Tafel  V.  Fig.  XII. 

Sp.  fibris  valde  tortuosis  brevibus,  validioribus,  *  distinete  artieulatis,  hyalinis,  anfractu  singulo  aut  sesquiplici  insignibus. 

Spirille   ondoyant,    ä  fibres  bien  tortueuses,    courtes  et  robustes,    distinetement  articulees,    ri  ayant 
r/rinn  ou  un  lour  et  demi  de  spirale;  couleur  d'eau. 

Vibrio  Undula,  Müller,  Vermium  hist.  p.  43.  1773. 

Schraubenförmiges  Thierchen,  Köhler?  Naturforscher,  X.  p.  103.  Tafel  IL  Fig.  12.  e.  f.  1777. 
Bölgeslreckere >  Müller,  Nye  Sämling  of  Dansk.  Vid.  Saelsk.  Skr.  D.  III.  p.  19.  28.  t.  3.  f.  1.  a.  * 
Vibrio  Undula,  Müller,  Animalc.  infus,   p.  47.  Tafel  VI.  Fig.  4  —  6. 

—  —         Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  53.  1803. 

—  —         Bory,  Encycl.  meth.   1824. 

Spirillum  Undula,  Abhandl.  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  38.  1831.  p.  68. 

Aufenthalt:    Copenhagen!,  Leipzig?,  Heilbrunn  bei  Benedictbeyern,  Paris?,  Berlin!. 

Dieses  sehr  kleine,  einein  Pfropfenzieher  ähnliche,  starre,  aber  munter  bewegte,  Thierchen  findet  sich  in  Berlin  häufig  im 
stehenden  Wasser  mit  modrigem  Geruch.  Im  Jahre  1835  fand  ich  es  im  Freien  schon  im  April  und  Mai.  Auf  der  Stube  habe  ich 
es  zu  allen  Jahreszeiten  beobachtet.  Es  ist  3fillionen\veis  in  einem  Tropfen,  gewöhnlich  mit  Cyclidium  Olaucoma  und  Vorticella 
microstoma,  zuweilen  mit  Bodo  socialis  und  oft  mit  Polytoma  Uvetta.  Müller,  der  Entdecker  dieser  Form,  verwechselte  sie 
noch  mit  der  folgenden  und  so  mag  auch  Köhler,  welcher,  was  Müller  übersah,  die  erste  Abbildung  gab,  beide  verwechselt  ha- 
ben. Leeuwenhoek's  von  Müller  angeführte  Beobachtungen  gehören,  wie  mir  scheint,  zu  Vibrio  Rugula,  Herrmann's  Thier- 
chen aber  zu  Spirillum  volutans.  Die  Form  dieser  Species  gleicht  gewöhnlich  einem  Pfeilbogen,  oder  wie  Müller  es  auch  richtig 
ausdrückt,  dem  Buchstaben  v.  Es  bildet  nur  x/2  bis  1%  Spiralwindung,  dann  zerfällt  es  in  die  Einzelthiere.  Die  Gliederung  dieser 
Körperchen  wird  sehr  deutlich.,  wenn  sie  antrocknen.  Ihre  Bewegung  erscheint  schlängelnd,  aber  sie  ist  geradlinig  und  wankend,  das 
Schlängeln  ist  durch  die  Spiralform  erzeugte  optische  Täuschung  flüchtiger  Beobachtung.  Die  Grösse  der  krummen  Stäbchen  beträgt 
Vi  es  bis  %  Linie,  die  Dicke  Vieso  Linie,  welches  auch  die  Länge  eines  runden  Einzelthierchens  ist. 


85 

Müller  fand  das  TMerclien  1773  im  stehenden  Meerlinsenwasser  und  vor  1786  im  Wasser,  worin  Morcheln,  Helvella  Mi- 
tra,  sich  auflösten.  Bory's  Vibrio  ministerialis  der  Trüffeln  und  Alexander  von  Humboldts  Vibrio  Glutinis  der  Morcheln 
halte  ich  für  verschieden  von  diesem  Spirillum.  Bory  beschreibt  sein  Thierchen  spindelförmig,  was  nur  optische  Täuschung  seyn 
konnte,  wenn  er  das  rechte  sah.  Joblots  Figur,  welche  er  citirt,  bezieht  sich  aber  auf  eine  Anguillula  ßuviatilis.  Schrank 
fand  sein  Thierchen  im  Heilbrunner  Gesundwasser  im  Juni. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  V.   Fig.  XII. 

Die  beiden  Gruppen  sind  nach  2  verschiedenen  Vergrösserungen  abgebildet. 
Fig.  1.    ist  ein  300mal  vergrösserter  Haufe  von  18  Monadenstöcken. 
Fig.  2.     sind  12  800mal  vergrösserte  Schrauben  in  verschiedener  Entwickelung. 
Fig.  3.    ist  die  Bewegungslinie  eines  einzelnen  Schraubenstäbchens. 

98.     Spirillum  volutans,   grosse  Walzenspirale.     Tafel  V.  Fig.  XIIL 

Sp.  fibris  valde  tortuosis,  validioribus  longiusculis,  distincte  articulatis,  hyalinis,  anfractibus  ternis,  quaternis  pluribusve. 

Spirille  tournante   a  fibres  tres-tortueuses,  robustes  et  allonge'es,   distinctement  articulees,    ayant  3, 
4  ou  plusiezirs  tours  de  spirale;  couleur  cT  eau. 

Schraubenförmiges  Thierchen,  Köhler,  Naturforscher,  X.  p.  103.  Tafel  II.  Fig,  12.  g.  1777. 

Vibrio  Undula,  Herrmann  und  Müller,  Naturforscher,  XX.  p.  150.  Tafel  III.  Fig.  27.  g.  1784. 

Vibrio  Spirillum  et  V.  Undula  var.,  Müller,  Animalc.  infus,  p.  47.  et  49.  Tab.  VI.  Fig.  9,  1786. 

Melanella  Spirillum,  Bort,  Encycloped.  method.  1824.    Dict.  classique  1826. 

Spirillum  volutans,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  38.  65.  70.   1831.   p.  68. 

Aufenthalt:    Leipzig!,  Strassburg!,  Copenhagen ! ,  München,  Paris,  Berlin!,  Petersburg!. 

Der  Entdecker  oder  erste  Verzeichner  dieses  Thierchens  war  1777  Köhler  in  Leipzig,  dann  beschrieb  es  Herrmann  in 
Strassburg  aus  dem  Aufguss  von  vegetabilischem  Küchen-Abfall  und  sagt  1784,  dass  er  die  Beobachtungen  yor  18  Jahren  gemacht. 
Er  schickte  seine  Zeichnung  an  Müller  zur  Bestimmung  und  so  erhielt  sein  Thierchen  von  Müller  den  Namen  Vibrio  Undula. 
Die  Zeichnung  ist  nach  zu  kleiner  Vergrösserung  entworfen,  zeigt  aber  deutlich  die  Form  des  Spirillum  volutans  durch  mehrfache 
Schraubenwindungen.  Müller  selbst  lernte  diese  Form  schon  1782  in  einem  Aufguss  von  So?ichus  arvensis  kennen,  hatte  aber  noch 
längere  Schrauben  angetroffen,  die  ihn  bestimmten,  jene  kürzern  von  Herrmann  als  V.  Undula  aufzuzeichnen.  Auch  erst  in  dem  spä- 
tem Infusorienwerke  ist  bei  V.  Undula  bemerkt,  dass  es  Formen  dieser  Art  mit  mehrfachen  Spiralwindungen  gebe.  Bort  fand  seine 
Art  in  einem  Wassergefässe ,  worin  die  Samendrüsen  von  Fröschen  sich  aufgelöst  hatten,  die  er  damals  untersuchte.  Auch  in  andern 
Aufgüssen  thierischer  und  menschlicher  Substanzen  fand  er  dergleichen.  Ich  selbst  habe  diess  Thierchen  immer  auch  in  übelriechenden 
Infusionen  mit  weisser  Haut  beobachtet.  Im  Jahre  1829  sah  ich  es  auf  der  Reise  mit  Herrn  von  Humboldt  in  Petersburg  in  Was- 
ser, worin  Fleisch  faulte.  Neuerlich  beobachtete  ich  es  am  10.  Juni  und  27.  Juli  1835  in  einer  vegetabilischen  faulen  Infusion  sehr 
zahlreich.  Im  Allgemeinen  ist  diese  grössere  Art  seltner  als  die  kleinere.  Nach  Köhler  's  ersten  und  vielfach  besten  Untersuchungen 
könnte  die  grössere  Form  desshalb  seltner  seyn,  weil  die  kleine  nicht  oft  sich  soweit  entwickle,  allein  ich  habe  die  kleine  so  zahllose 
Male  beobachtet  und  Millionenweis  gesehen,  dass  diese  Entwicklung  sich  schwerlich  der  Beachtung  entzogen  hätte,  indem  man  das 
Grössere  leichter  sieht  als  das  Kleinere.  Da  diese  starren  Spirilla  sämmtlich  beim  Trocknen  ihre  Form  und  Breite  behielten,  bin  ich 
schon  angeregt  gewesen,  sie  für  Panzerthiere  zu  halten,  allein  auf  Platin-Blech  verbrannte  Massen  davon  zeigten  sicher  keinen 
Kieselpanzer,  auch  nichts  Geformtes  als  Rückstand.  Daher  habe  ich  den  Gedanken  für  jetzt  fallen  lassen.  Müllers  Special -Name 
ist  zum  Genus-Namen  erhoben  worden.  —  Länge  der  Spirale  V192  bis  Vis  Linie.     Dicke  etwa  V1200  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Tafel  V.   Fig.  XIII. 

Es  sind  3  Gruppen  nach  3  verschiedenen  Vergrösserungen  dargestellt. 
Fig.  1.    ist  die  in  Petersburg  beobachtete  Form  in  6  Spiralstäbchen,  welche  bei  gleicher  Vielzahl  von  Windungen  ansehnlich    kleiner,  nur  %6'"  gross 

war.     Vielleicht  ist  noch  eine  besondere  Art  hierin  verborgen.     Die  Vergrösserung  beträgt  300mal. 
Fig.  2.    ist  dieselbe,  800mal  vergrössert,  in  10  andern  Stäbchen  und  in  verschiedenen  Graden  der  Anhäufung  von  Einzelthieren   durch  Selbsttheilung  zu 

Spiralen.    Aehnlich  ist  Gruithuisen's  Abbildung  aus  München  (Beitr.  z.  Physiol.  u.  Eautognosie  p.  302.  Taf.  I.   Fig.  10.    1812.). 
Fig.  3.    ist  in  Berlin  in  Pflanzenaufgüssen  beobachtet  und  bis  V^  Linie  gross,  800mal  vergrössert. 


Nachtrag   zur   Gattung   Spirillum. 

Seit  der  Feststellung  der  Gattung  Spirillum  ist  sie  von  andern  nur  durch  eine  Art  vermehrt  worden,  die  besonders  merk- 
würdig ,  aber  unhaltbar  ist.  Es  ist  Spirillum  Bryo%oon  von  Dr.  Unger.  Sie  fand  sich  in  den  sogenannten  Antheren  der  rosenarti- 
gen Enden  des  Sphagnum  capillifolium  (Regensburger  Botan.  Zeitung,  Flora  1834.  I.  p.  143  —  150.  Tafel  I.  Fig.  4—8.). 
Dr.  Werneck  fand  dasselbe  im  Sphagnum  squarrosum,  hielt  es  aber  für  kein  Spirillum ,  sondern  für  ein  Spermatozooii  (Ebenda 
151).  Nach  einer  früheren  Beobachtung  von  Friedr.  Nees  von  Esenjbeck  (Ebenda  1822.  p.  33.)  waren  die  Körperchen  in  den- 
selben Antheren  desselben  Sphagnum  capillifolium  rundliche  monadenartige  Dinge.  Dass  hierbei  nicht  an  Spirilla  oder  Monaden 
zu  denken  sey,  scheint  sehr  klar,  allein  da  ich  neuerlich  keine  dergleichen  Antheren  untersuchen  konnte,  so  halte  ich  mein  Urtheil  zu- 
rück. Sollte  aber  nicht  gerade  der  zuweilen  runde,  zuweilen  geschwänzte  Zustand  die  höchst  interessante  Frage  über  die  Natur  dieser 
Körperchen  völlig  lösen?  So  rund  und  dann  geschwänzt  ist  ja  gerade  alles  Pollen  gebildet!  Es  waren  also  wohl  Pollenkörner,  die 
Nees  jünger  und  ganz,   Unger  älter  und  geplatzt  mit  ihren  Schläuchen  sah?  (Vergl.  p.  38  dieses  Werkes.) 

Ferner  könnte  es  scheinen,  dass  Müllers  Vibrio  serpens  noch  eine  Art  dieser  Gattung  Spirillum  sey,  allein  ich  bin 
der  Meinung,  dass  Müller  die  oft  blassgrüne  Farbe  dieser  zuweilen  sehr  intensiv  grün  gefärbten,  geschlängelten ,  steifen  und  faden- 
artigen Alge  für  Wasserfarben  gehalten  hat.  Die  Form  selbst  war  auch  1786  nicht  neu,  sondern  schon  1774  von  Corti  {Osserva%. 
microscopiche  p.  15.)  in  2  Arten  bekannt  gemacht  und  Tab.  I.  F.  8  und  9  daselbst  abgebildet.  Er  nannte  sie  Tremella  a  spira 
maggiore  und  minore.     Diese  Form  gehört  offenbar  zu  den  Oscillatorien  und  ist  auch  von  mir  bei  Berlin  häufig  beobachtet  wor- 


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den,  Türpin  bildete  sie  1828  im  Dictio?i.  d'hist.  nat.  als  Spirulina  oscillarioides  ab  und  Bory  zeigte  1829  im  Dict.  das- 
sique  dhist.  nat.  diese  neue  Gattung  als  eine  ihm  völlig  unbekannte  Form  an,  ohne  zu  gedenken,  dass  er  selbst  1824  eine  Gattung 
Spirulina  bei  den  Infusorien  aufgestellt  Latte.  Da  Bonifs  Gattung  Spirulina  sich,  des  von  ilim  gegebenen  Characters  der  flach  zu- 
sammengedrückten Spirale  halber,  höchst  wahrscheinlich  auf  sein  Sp.  Ammonis  gründete,  denn  sein  Sp.  Müllerz  war  der  kugelrunde 
Volvozc  Grandinella,  und  da  jenes  Sp.  A?nmonis  nach  einer  unklaren  Figur  von  Joblot  gebildet  ist,  welche  vielleicht  eine  junge 
Planorbis  (Scheibenschnecke)  oder  Difflugia  darstellt,  so  scheint  der  Name  Spirulina  in  Türpin' s  Sinne  für  die  Algcngattung 
beizubehalten,    welche  demnach  2  Arten  besitzt:    Spirulina  oscillarioides  oder  major  und  Sp.  minor  (vcrgl.  Spirodiscus fiilvus)* 


DREISSIGSTE     GATTUNG:      SCHEIBENSPIRALE. 

Spirodiscus.     Spiro  disque. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Vibrionioruin,  divisione  spontanea  imperfecta  (et  obliqua?)  in  catenam 
filiformen!  s.  coclileam  rigidam  diseiformem  aecrescens. 

CARACTERE;  Animal  de  la  famille  des  Vibrion/ides ,  se  developpant  par  division  spontanee  im- 
parfaite  {et  oblique?}  en  forme  de  chaine  allongee  ou  de  Spirale  raide  et  tournee 
en  disque. 

Die  Gattung  der  Seheibenspirale  unterscheidet  sich  von  den  nächstverwandten  Gattungen  der 
Familie  der  Zitterthierchen  durch  eine  aus  unvollkommener  (und  schiefer?)  Selbsttheilung  hervorgegangene 
fadenartige  Kettenform ,  welche  imbiegsam  ist  und  eine  scheibenartige  Spirale  bildet 

Die  Gattung  wurde  1830  in  den  AbhandL  der  Berliner  xikademie  p.  65  angezeigt  und  ich  war  da- 
mals der  Meinung,  dass  in  Trichoda  Bomba  und  vielleicht  auch  Volvox  Grandinella  von  Müller  nocli 
andere  Arten  dieser  Gattung  vorhanden  seyn  mochten.  Letztere  hatte  bereits  Bory  1824  in  eine  Gattung 
Spirulina  gebracht,  in  welche  später  Turpin  die  Oscillatoria  spiralis  zog  und  die  von  der  mir  bekannten 
Form  sehr  verschiedene  Körper  enthielt.  Ich  kenne  nur  eine  Art.  —  An  Organisation  ist  so  wenig  ermit- 
telt, dass  ich  die  ganze  Gattung  für  unsicher  halte.  Die  langsame  Bewegung  und  die  anscheinende  Gliede- 
rung beim  Antrocknen  der  tellerförmigen  Spirale  sind  das  alleinige  Anhalten  für  die  Organisation  und  die 
gegebene  Stellung.  (Vergl.  Nachtrag  zu  Spirillum.) 

Der  Aufenthalt  war  Syrjanofskoi  im  Altaigebirge. 

99.     Spirodiscus  fulvus,   geltolbrauite  Scfeeilbeiispirale.    Tafel  V.  Fig.  XIV. 

Sp.  Cochlea  lenticularis  obsolete  articulata,  fulva,  lOOmam  lineae  partem  fere  lata. 

Spirodisque  fauve,  a  spirale  lenticulaire ,  indistinetement  articulee^  fauve^  egalant  V50  millimetre   en 
largeur. 

Spirodiscus  fulvus,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  65.  67,   1831.  p.  68. 

Aufenthalt:     Syrjanofskoi  im  Altaigebirge. 

Ich  entdeckte  dieses  Thierchen  in  mehreren  Exemplaren  zwischen  Conferven  des  Gebirgswassers  bei  Syrjanofskoi  auf  der 
Reise  mit  Herrn  Alexander  von  Humboldt  im  Jahre  1829-  Die  Eile  der  Reisebeobachtungen  lässt  mich  in  diese  seitdem  nicht 
wieder  beobachtete  Form  zwar  einige  Zweifel  legen ,  allein  im  Ganzen  mag  die  Bezeichnung  doch  nicht  allzu  unrichtig  seyn.  Es  hatte 
eine  langsame  wälzende  deutliche  Bewegung  und  erschien  dabei  linsenartig.  Beim  Verdunsten  des  Wassers  erschien  es  gegliedert.  Dass 
es  von  Müller' s  Volvotc  Grandinella,  welcher  kugelförmig  und  farblos  war,  sich  als  Art  unterscheidet,  scheint  mir  fest  begründet,  ob 
es  generisch  zu  trennen,  kann  bedenklich  erscheinen  und  dann  wäre  der  Name  Spirulina  Grandinella  zu  wählen.  Allein  der  yoii 
Bort  gegebene  Name  Spirulina  ist  auch,  später  zwar,  der  Oscillatoria  spiralis  des  Corti  von  Türpin  gegeben  (siehe  den  Nach- 
trag zu  Spirillum)  und  bei  dieser  Form  von  Bory  sogar  anerkannt,  während  sein  für  den  Volvox)  {Spirulina  Miitteri)  gegebener 
Character  „als  scheibenförmige  Spirale"  auf  diesen  nicht,  sondern  auf  die  Spirulina  Ammonis,  ein  Thierclien  von  Joblot,  passt, 
welches  wohl  eine  junge  Scheibenschnecke,  Planorbis,  oder  Difflugia  war.  Raspail  scheint  dasselbe  1827  wieder  beobachtet  und  Tri- 
choda Bomba  genannt  zu  haben,  welche  letztere  ich  für  einen  Stentor  halte.    (Raspail,   Alcyonella,  Mem.  de  la  soc.  dhist.  nat.) 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  V.    Fig.  XIV. 

Es  sind  4  Exemplare  nach  den  im  Altai  gemachten  Abbildungen  dargestellt;  die  zwei  mittleren  sind  halb  von  der  Seite,  die  2  seitlichen  von 
oben  gesehen,     Durchmesser  Vioo  Linie.     Vergrösserung  200mal. 


___ m  _ 

FÜNFTE    FAMILIE:     SPINDELTHIERCHEN. 

Closterfna»    Closteriees. 

CHARACTER:  Animalia  polygastrica  anentera  (tubo  intestinali  destituta),  gymnica  (non  appendiculata), 
et  corpore  uniformi  involucrato  seu  loricato,  Cryptomonadibus  simillima,  cum  lorica  sponte 
et  imperfecte  dividua,  hinc  in  polyparium  bacilliforme  (aut  fusiforme)  abeuntia,  papillis  de- 
nique  in  loricae  apertura  discretis. 

CARACTERE:  Animaux  distinctement  ou  vraisemblablement  polygastriques ■,  sans  canal  alimen- 
täre, sans  appendices  du  corps  et  u  corps  uniforme,  semhlaMes  mix  Cryptomonades 
par  leur  enveloppe  ou  carapace  et  se  dimsant  avec  T  enveloppe  par  division  sponta- 
nee  imparfaite,  demaniere  ä  conslituer  un  polypier  en  forme  de  baguette,  de  ßl  ou 
de  fuseau;  enfin  ä  papilles  constantes  et  mobiles  dans  F  Ouvertüre  de  la  carapace. 

Es  gehören  zur  Familie  der  Spindelt  hi  er  eben  alle  solche  deutlich  oder  doch  wahrscheinlich  den 
Panzermonaden  ähnliche  Thierchen  mit  vielen  Magen  und  ohne  deutlichen  Darmkanal,  welche  keine  beson- 
dern  Anhänge  am  Körper  und  eine  unveränderliche  Körperform  besitzen,  die  aber  von  einer  besondern  Hülle 
oder  Panzer  umgeben  sind  und  sammt  dieser  sicli  unvollkommen  so  theilen,  dass  sie  stabartige,  fadenartige 
oder  spindelartige  Polypenstöcke  bilden,  und  welche  bestimmte  Bewegungsorgane  in  der  Panzeröffnung  (an 
der  Mundöffnungi)  führen. 

Die  Familie  der  Spindelthierchen  wird  bis  jetzt  aus  16  Thierarten  gebildet,  welche  so  wenig 
physiologisch  wichtige  Unterschiede  der  Organisation  zeigen,  dass  sie  alle  in  einer  einzigen  Gattung,  Clo- 
sterium, zusammengehalten  werden  konnten.  Alle  diese  Thierchen  sind  sehr  pflanzenartig  und  träge.  Schon 
Bonaventura  Corti  hatte  1774  dergleichen  beobachtet  und  mit  dem  Namen  Corpicetti  a  Baccello  abge- 
bildet, und  1775  gab  auch  Eichhorn  Nachricht  und  Zeichnung  unter  dem  Namen  der  halbe  Mond.  Beide 
beobachteten  eine  willkührliche  sehr  langsame  Ortsveränderung  an  den  Körperchen  schon  deutlich.  Müller 
hatte  sie  vor  1784  als  Pflanzen  betrachtet,  dann  aber  überzeugte  er  sich  von  ihrer  thierischen  Natur  und 
nannte  sie  Vibrio  Lunula  (Naturforscher  XX.  p.  142).  Herrmann  beschrieb  sie  ebenfalls  1784  mit  Mül- 
ler's  Namen,  sah  keine  Bewegung  und  gab  eine  sehr  kleine  Abbildung.  In  Millers  nachgelassenem  Werke 
von  1786  sind  sie  unter  dem  Namen  Vibrio  Lunula  unter  den  Infusionsthieren  umständlich  aufgeführt. 
Girod  Chantrans  bildete  1802  solche  Formen  als  Conferven- Keime  ab.  Eine  2te,  bewegungslose,  Art  be- 
schrieb erst  Schrank  1803  als  Vibrio  acerosus.  Im  Jahre  1817  sonderte  Nitzsch  alle  starren  Körper- 
chen von  Vibrio  ab  und  nannte  die  prismatischen  Bacillaria,  die  drehrunden  aber  Closterium.  Er  war 
damals  von  der  später  verlassenen  Idee  eingenommen,  dass  Pflanzen  und  Thiere  als  Species  einer  und  der- 
selben Gattung  organischer  Körper  vorkämen,  und  hielt  Closterium  Lunula  und  Cl.  tripunetatum?  für 
vegetabilische,  Cl.  Acus  für  thierische  Species  (Beiträge  zur  Infusorienkunde,  p.  60.  und  67.).  Im  Jahre 
1821  sah  Gruithdisen  bewegte  Körperchen  in  den  Spitzen  der  Hörner  und  bestätigte  die  freie  Bewegung 
des  Ganzen,  hielt  aber  die  ersteren  für  innere  Samenkörner,  wie  bei  Conferva  ferax,  und  das  Ganze  für 
eine  Pflanze  (Acta  Nat.  Cur.  X  2.  p.  449.).  Schrank  stellte  1823  die  beiden  Formen  dieser  Familie  in 
die  Gattung  Bacillaria  (Acta  Nat.  Cur.  XI.  2.  p.  533.).  Bory  de  St.  Vincent  bildete  1824  aus  diese» 
und  andern  heterogenen  Thierformen  (Lyngbyes  Echi neuen)  die  Gattung  Lunulina,  welche  mithin  unnö- 
thig  war,  in  der  Encycloped.  method.  mit  5  Arten,  von  denen  aber  nur  1  als  neu  hier  aufgenommen  ist. 
Die  selbstständige  Bewegung  bestätigt  er  auch.  Im  Jahre  1828  wurden  in  den  Symbolis  physicis  von  Hem- 
prich  und  mir  2  Formen  dieser  Familie  vom  Sinaigebirge  als  Closterium  Lunula  und  Bacillaria  multi- 
striata  auf  Tafel  II.  der  Phytozoa  abgebildet,  und  in  den  Abhandl.  der  Berlin.  Akademie  von  1829  p.  15. 
als  2  Arten  der  Gattung  Closterium  bezeichnet.  Tlrpin  bildete  1828  dergleichen  Formen  als  Lunulina 
unter  den  Pflanzen  ab  (Biet,  des  sc.  nat.).  Auf  der  Reise  mit  Herrn  Alexander  von  Humboldt  in  Russ- 
land  1829  entdeckte  ich  2  neue  Arten,  welche  in  den  Abhandl.  der  Berlin.  Akademie  von  1830  in  der  Fa- 
milie der  Bacillarien  p.  40.  und  62.  verzeichnet  sind,  und  ich  beobachtete  damals,  dass  die  in  den  Spiz- 
zen  der  Hörner  sichtbaren  bewegten  Körperchen  in  der  Nähe  von  Oeffnungen  des  Panzers  lagen  und  12 
bis  20,  die  Ortsveränderung  bedingende,  Papillen  wären,  die  zuweilen  hervorragten.  Diese  Beobachtung 
wurde  in  der  Isis  1830  p.  168.  mitgetheilt  und  ausführlicher  im  Texte  zu  den  Symbolis  physicis,  Ever- 
tebrata  I.  Polygastrica  Fol.  b.  «.2.  beschrieben.  Ebenda  wurde  Closterium  als  zwei  mit  dem  Rücken 
an  einander  geheftete,  mit  dem  Munde  sich  entgegengesetzte,  Difflugien  erläutert.  Im  Jahre  1831  wurde 
in  den  Schriften  der  Berliner  Akademie  eine   besondere  Familie   der  Closterinen   als   gepanzerte  Zit- 


terthierchen,  im  Gegensätze  der  Bacillarien  als  gepanzerten  Amoebaeen,  aufgestellt  und  die  Zahl 
der  Arten  der  einzigen  Gattung  Closterium  auf  9  erhöht.     Im  Jahre  1832  wurden  in  einem  erst  1834  ge- 
druckten Vortrage  ebenda  noch  2  neue  Arten  mit  neuem  Detail  des  Organismus  sammt  Copulation  bekannt 
gemacht.     Im  Jahre  1833  beschrieb  ein  mannigfach  sehr  glücklicher  Beobachter,  Kützing,  6  Arten  der  Gat- 
tung  Closterium   als  Pflanzen   der  Familie   der  Diatomeen  in  der   botanischen  Zeitschrift  Linnea  p.  594., 
worunter  1  neue  Art  von  Nitzsch,  2  von  ihm  selbst  und  eine  von  Corda  befindlich,  welche  ich  am  genann- 
ten Orte  noch  beurtheilt  habe  und  von  denen  keine  als  neu  hier  aufgeführt  ist.     Er  war  der  Meinung,  dass 
sie  abwechselnd  ein  vegetabilisches  und  thierisches  Leben  führen.     Ferner  beschrieb  Corda  selbst  1835  im 
Almanac  de  Carlsbad  5  Arten  mit  neuen  Namen  und  bildete  eine  neue  Gattung  dieser  Familie  unter  dem 
Namen  Pleurosicyos  myriopodus.     Diese  Mittheilungen  erhielt  ich  nach  dem  Stiche  der  beiden  Tafeln  die- 
ses Werkes,  welcher  zu  Ostern  1835  begann.  Corda  hat  auch  bei  einer  seiner  Arten  die  Copulation  zweier 
Individuen  gesehen,  welche  ich  bei  4  Arten  beobachtet  hatte.    Er  glaubt  mittlere  Oeffnungen  am  Panzer  ge- 
funden zu  haben,  spricht  von  einem  Mund,  Darmkanal,  nennt  die  bewegten  Körperchen  an  den  Enden  eine 
Wirbelblase.     Bei  Copulation  bildet  er  die  mittleren  Oeffnungen  bei  einem  Individuum  auf  der  convexen,  beim 
andern  auf  der  concaven  Seite  ab.     Die  innern  Kugeln  nennt  er  Oeltropfen.     Die  spiralförmige,  grüne  Masse 
im  CL  spirale  hält  er  für  den  Darmkanal.     Bei  Pleurosicyos  myriopodus  nennt  er  die  hellen  seitlichen 
Stellen  Füsse.     Von  diesen  Arten  ist  nur  das  CL  didymotocum  vielleicht  eine  neue  Art,  alle  übrigen  sind 
die  schon  1831  verzeichneten  Formen.     Die  neue  Gattung  Pleurosicyos  ist  derselbe  Körper,  welchen  ich 
CL  Digitus  nannte,  und  die  hellen  Stellen  sind  keine  Füsse  und  keine  Oeffnungen.     Es  ist  Schade,    dass 
diese  Details  des  fleissigen  Beobachters  und  geschickten  Zeichners  nach  zu  grossen  Feinheiten  streben  und 
daher  nicht  buchstäblich  der  Wissenschaft  zu  Gute  kommen.     Meyen  behauptet   in  Wiegmanns  Archiv  für 
Naturgeschichte  1836.  I  p.  208.:    Die  Closterien  sind  keine  Thiere,    sondern  Pflanzenzellen,    die  mit  Chlo- 
rophyll gefärbt  sind,    ganz    so  wie   die  Confervenzellen.      Der  beschränkte  Raum  setzt  aber,   wie  er  sagt, 
weiterer  Ausführung  ein  Ziel,    warum  sehr  Schade  ist,   da  jede  Behauptung  ohne  Begründung  wissenschaft- 
lich  nur    störend  ist.      Durch  Oeffnungen    der   concaven   Seite    sah    er    auch    2mal   das   Hervortreten   der 
Sporenmasse.     Im  Jahre  1836  sind  von  mir  in  Wiegmänn's  Archiv  p.  185.  des  Jahresberichts  die  Synonyme 
zu  Corda's  Closterien  gegeben.     Zuletzt  hat  Ch.  Möhren  in  Lüttich,   ohne  die  Geschichte  dieser  Körper  zu 
kennen,  eine  Art  der  Gattung   Closterium  ausführlich  beobachtet  und  beschrieben  und  sich  verleiten  lassen 
zu  glauben,  dass  alle,  oder  doch  6  von  mir  angezeigte,  Arten  nur  Varietäten  einer  und  derselben  Art,  und 
dass  alle  Pflanzen  wären,  daran  die  Bemerkung  knüpfend,  dass  also  das  meinen  Mittheilungen  über  die  In- 
fusorien geschenkte  Vertrauen  nicht  überall  gerechtfertigt  sey.     Ich  darf  diesen  Tadel  hier  nicht  übergehen 
und  bemerke  dagegen,  dass  ich  die  Closterien  zwar  als  höchst  wahrscheinliche,   aber  nie,  auch  jetzt  nicht, 
als  völlig  erwiesene,    Thierformen  dargestellt  habe,    da  ich  nirgends  von  Darstellung  ihres  Ernährungsappa- 
rates gesprochen,   und  hoffe,    dass  die  selbst  im  speciellen  Falle  hier  vorliegenden  Studien  und  Gründe  so- 
wohl nicht  verlangtes  Vertrauen  rechtfertigen,  als  auch  vor  den  Irrwegen  zurückhalten  werden,  worauf  we- 
niger umsichtige  Beobachter   der  Wissenschaft   schaden.      Herr  Morren  hat   zwar  recht  wohl  ansprechende 
Abbildungen  mit  vielem  Detail  gegeben,    allein  er  hat  die  Oeffnungen  aii  den  Spitzen  der  Hörner  nicht  er- 
kannt und  hat  von  den  mir  bekannt  gewordenen  16  Arten  nur  eine  einzige  beobachtet,  deren  Geschichte  und 
Variation  mir  noch  bekannter  war,  als  sie  es  ihm  geworden  ist.    Selbst  wenn  sich  auch  später  meine  durch 
sorgfältige  Studien  gebildete  Meinung  über  die  16  Closterien  als  irrig  ergäbe,   welch  Recht  hat  wohl  Herr 
Morren,  diess  auf  655  Infusorien  auszudehnen,   von  denen  er  nur  eins  beobachtete  und  vielleicht  doch  ir- 
rig für  eine  Pflanze  hielt?    {Annales  des  sc.  naturelles  1836.   Tom.   V.  p.  257.) 

Der  Organisationsgehalt  der  Familie  ist  der  der  Gattung.  Ich  bin  weit  entfernt,  dem  Thierreiche, 
das  keinen  Mangel  an  Formen  leidet,  Pflanzen  aufzudringen  und  die  16  Closterien  sammt  den  etwa  noch 
16  ähnlichen,  schwierig  zu  beurtheilenden.  Formen  grundlos  den  mehr  als  660  wohl  organisirten  Inftisorien- 
Thieren  anzureihen,  um  deren  Zahl  zu  vergrössern,  fahre  vielmehr  hier,  wie  früher,  fort,  die  Chalactere 
dieser  Formen  scharf  zu  untersuchen  und  vergleichend  hervorzuheben,  welche  der  spätem  Zeit  das  Urtheil 
festzustellen  schon  erlauben  werden. 

Der  Grund,  warum  die  Closterien  nicht  Pflanzen,  sondern  Thiere  zu  seyn  scheinen,  liegt  in  nicht  einem, 
sondern  vielen  Characteren.  1)  Sie  haben  freiwillige  Bewegung,  welche  schon  Corti  kannte;  2)  sie  haben 
an  den  Spitzen  Oeifnungen,  die  von  mir  zuerst  angezeigt  wurden;  3)  sie  haben  fortdauernd  bewegte,  sogar 
hervorragende,  beständige  Organe  dicht  hinter  den  Oeffnungen,  die  ich  zuerst  als  solche  erkannte,  welche 
aber  schon  Grüithüisen  sah;  4)  sie  haben  queere  Selbsttheiiung,  welche  schon  Müller  sah.  Diese  4  Haupt- 
charactere  schliessen  die  Closterien  von  allen  bekannten  Pflanzen  aus  und  reihen  sie  den  Infusorien  natür- 
lich an,  denn  alle  Pflanzen,  welche  freiwillige  Bewegung,   offene  Mündungen,   Füsse  und  Selbsttheiiung  ha- 


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ben,  kann  man,  auch  ohne  sie  essen  zu  sehen,  ohne  Vorwurf  zu  den  Thieren  zählen.  Die  übrigen,  schein- 
bar an  die  Conferven  nah  antretenden,  Structurverhältnisse  Hessen  sich  etwa  auf  folgende  Weise  den  Infu- 
sorien ebenfalls  vergleichbar  finden.  —  Der  Panzer  oder  die  Hülle,  welche  den  weicheren  Organismus  um- 
schliesst,  hat  die  Gestalt  eines  Büchschens  (Urceolus),  ist  gelblich  oder  farblos,  und  an  beiden  Enden  bei 
vielen  Arten  deutlich  offen.  Von  ihm  umschlossen  ist  ein  sehr  zarter,  schleimiger,  crystallheller  Körper, 
welcher  oft  von  grünen  Körnchen,  die  Eier  seyn  können,  und  Bläschen  ganz  erfüllt  ist.  Dieser  Panzer 
lässt  sich  zu  Kohle  verbrennen  und  ganz  verflüchtigen,  wobei  er  sich  vorher  kräuselt.  Mittlere  OefFnungen 
der  Spindeln,  welche  Corda  angiebt,  habe  ich  nirgends  bestätigen  können. —  Am  Bewegungsorganismus  ist 
so  viel  ermittelt,  dass  sehr  kurze,  zarte  und  durchsichtige  Organe  in  Form  conischer  Papillen  in  der  Nähe 
beider  Panzeröffnungen  im  innern  Räume  liegen  und  nur  sehr  wenig  hervorschiebbar  sind.  Trübt  man  das 
Wasser  mit  Farbe,  so  sieht  man  zuweilen  deutlich,  wie  bei  JVaviculis,  ein  Hin-  und  Herschieben  der  Far- 
betheilchen  an  den  Enden  des  Closteriums,  und  ich  erkannte  eine  Mehrzahl  abwechselnd  hervortretender 
Wärzchen,  die  mir  an  Zahl  in  directem  Verhältniss  mit  den  runden,  langsam  bewegten,  innern  Körperchen 
in  der  Nähe  der  OefFnungen  zu  stehen  schienen.  Ich  bin  daher  geneigt  geworden,  diese  letzteren  für  die 
Basaltheile  jener  etwas  vorragenden  conischen  Wärzchen,  welche  mit  einer  Mehrzahl  von  nicht  wirbelnden 
Rüsseln  vergleichbar  sind,  zu  halten,  doch  habe  ich  keine  völlige  Klarheit  über  den  Zusammenhang  erlangt. 
Beim  Zerschneiden  der  Spindel  und  Ausfliessen  des  Inhalts  zieht  sich  der  Haufe  bewegter  Körperchen  sammt 
dem  gallertigen  Thierkörper  von  der  Spitze  zurück  der  Mitte  zu  und  dehnt  sich  in  eine  lange  Reihe.  Alle 
bekannten  Arten  haben  diesen  Organismus.  Früher  verglich  ich  ihn  mit  den  Wechselfüssen  der  Arcella, 
allein  ich  halte  jetzt  die  Zahl  für  bestimmt.  Vergleicht  man  die  zu  bewegende  Masse  des  Closteriums  mit 
diesen  zarten  Bewegungs-  oder  Tastorganen,  so  passt  auch  die  Langsamkeit  der  Bewegung  auf  das  Miss- 
verhältniss  der  Organe  zum  Körper.  —  An  Ernährungsorganen  lässt  sich  mit  gleicher  Wahrscheinlichkeit  ein 
polygastrischer  Apparat  erkennen,  welcher  einen  Theil  der  Blasen  oder  hellen  Stellen  bildet,  die  zwischen 
der  grünen  körnigen  Masse  liegen.  Man  hat  aber  diese  Magenblasen  wohl  zu  unterscheiden  von  den  vielen 
rundlichen  und  drüsigen  Körpern,  welche  daneben  oft  zerstreut  liegen  und  fälschlich  Oeltröpfchen  genannt 
wurden,  die  auch  zuweilen  Reihen  bilden.  Die  Magenzellen  sind  wohl  nur  die  sehr  kleinen  farblosen,  nie 
grünen  Blasen.     Aufnahme  von  Farbestoff  habe  icli  nie  beobachtet. 

An  Sexualorganen  lässt  sich  vielleicht  der  volle  thierische  Gehalt  bereits  nachweisen.  Die  grünen 
Körner,  welche  den  Körperraum  meist  erfüllen,  hat  man  ein  Recht,  nach  der  Analogie  von  Sientor,  Bursa- 
ria u.  s.  w.,  für  Eier  zu  halten.  Diese  Eier  sind  nach  den  verschiedenen  Arten  verschieden  gruppirt,  auch 
nach  den  Entwickelungszeiten  etwas  anders  geordnet.  Meist  sind  sie  in  mehr  oder  weniger  dicken  und 
zahlreichen  cylindrischen,  hüllenlosen  Trauben  von  der  Mitte  aus  nach  den  beiden  Enden  verlaufend,  zuwei- 
len sind  diese  Cylinder  bandartig,  gewunden  oder  gekräuselt,  so  bei  Cl.  striolatum  und  acerosum,  was 
vielleicht  Veranlassung  zum  Cl.  spirale  gegeben.  Jener  spirale  Körper  ist  ein  solcher,  vielleicht  mehr- 
facher, Körnerschlauch.  Am  auffallendsten  unterscheidet  sich  Cl.  Digitus  durch  gezahnte,  bandartige  Kör- 
nerschläuche,  wie  sie  auch  bei  Conjugaten  vorkommen  (vergl.  Tafel  XXIX.  Fig.  IV.  und  V.  dieses  Wer- 
kes), deren  Zwischenräume  für  OefFnungen  gehalten  worden  sind.  Eingesenkt  in  dieselben  Körnerschläuche, 
angeheftet  oder  dazwischen  zerstreut  finden  sich  grössere  kugelartige  drüsige  Körper,  welche  helle  Flecke 
bilden  und  oft  reihenweis  gelagert  sind.  Diese  eben  nennt  Corda  Oeltröpfchen.  Sie  haben  ganz  offenbar 
einige  Aehnlichkeit  mit  den  in  den  grünen  Bändern  der  Conjugatae  befindlichen  hellen  Körpern;  darüber 
vergleiche  man  den  Nachtrag.  Hier  ist  es  möglich,  die  paternosterschnurförmige  Bildung  der  männlichen  Sa- 
mendrüsen bei  Stentor  und  ihre  Mehrzahl  bei  Euglena  zur  Vergleichung  zu  ziehen.  So  fehlt  es  also  nicht 
an  organischen  Verhältnissen,  welche  mit  weiblichen  und  männlichen  Sexualtheilen  vergleichbar  wären.  Con- 
tractile  Organe  sind  nicht  erkannt.  Einer  besondern  Erwähnung  verdienen  aber  noch  andere  Fortpflanzungs- 
verhältnisse  durch  Selbsttheilung  und  Doppelknospen  oder  Copulation.  Jedes  einfache  Spindelthierchen  scheint 
schon  ein  in  der  Mitte  zusammengewachsenes  Doppelthier  zu  seyn.  Queere  vollkommne  Selbsttheilung 
schnürt  es  oft  in  der  Mitte  ab  in  2  Theile,  die  sich  völlig  ausbilden.  Ausserdem  giebt  es  bei  einigen  Ar- 
ten eine  mehrfache  queere  Selbsttheilung,  welche  sich  vor  dem  Tode  nie  völbg  löst  {Cl.  striolatum  und 
Digitus),  und  deren  Theile  sich  unähnlich  bleiben.  Ganz  besonders  merkwürdig  ist  aber  die  Copulation. 
Man  kannte  diese  Erscheinung  sonst  nur  bei  Conferven,  die  man  desshalb  Conjugatae  nannte,  allein  im 
Jahre  1818  beobachtete  ich  sie  auch  bei  Schimmeln,  die  wahre  Pilze  sind  {ßy%ygites,  Verhandl.  d.  Ge- 
sellsch.  naturf.  Freunde  zu  Berlin  L).  Es  scheint  mir  darin  ein  pflanzlicher  Character  nicht  nothwendig  zu  lie- 
gen. Es  giebt  Knospen  bei  Thieren  und  Pflanzen,  warum  sollte  da,  wo  viele  andere  wichtige  Charactere 
für  thierische  Natur  sprechen,  die  Copulation  allein  dagegen  entscheiden*  Diese  Copulation  ist  offenbar 
kein  Geschlechtsact,  keine  Ei  -  oder  Samenbildung,  sondern  vielleicht  eine  Art  Doppel-Knospenbildung,  welche, 

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wie  die  gewöhnliche  einfache ,  Thieren  und  Pflanzen  gemein  seyn  kann.  Diese  Doppelknospen  passen  recht 
wohl  zur  oben  erwähnten  Ansicht  der  Duplicität  aller  Spindelthierchen.  —  Einpfindungs-  und  Athmungsor- 
gane  sind  nicht  beobachtet. 

Die  geographische  Verbreitung   dieser  Familie  und  Einzelgattung  ist  im  arabischen  und  sibirischen 
Asien  und  durch  ganz  Europa  im  Süsswasser  direct  beobachtet  worden. 


EINUNDDREISSIGSTE     GATTUNG:     SPINDELTHIERCHEN. 

Closterium.    Clostere. 

CHARACTER:    Animal  Closterinorum  familiae  characteribus  instructum. 
CARACTERE:    Animal  ayant  les  aar  acter  es  de  la  famille  des  Cluster  iees. 

Zur  Gattung  der  Spindelthierchen  gehören  alle  bisher  bekannte  Formen,  welche  den  Character 
der  Familie  der  Spindelthierchen  besitzen. 

Es  sind  bisher  16  wirkliche  Arten  der  Gattung  aufgefunden  worden,  beschrieben  sind  aber  27  Ar- 
ten. Die  Geschichte  der  Gattung  ist  bei  der  Erläuterung  der  Familie  umständlich  mitgetheilt.  Ebenso  be- 
zieht sich  alles  dort  von  Organisation,  Fortpflanzung  und  Verbreitung  Gesagte  auf  die  einzige  Gattung,  von 
welcher  mit  Unrecht  eine  Gattung,  Plenrosicyos,  getrennt  worden  war.  Der  Name  Mülleria  von  Leclerc 
kann  nicht  angewendet  werden,  weil  es  schon  eine  Pflanzengattung  gleiches  Namens  von  Linne  giebt.  Zu 
besserer  Uebersicht  der  Arten  lassen  sich  2  Subgenera  bilden,  deren  1,  Closterium,  8  glatte  Arten,  das 
andere,   Toxotium,  eben  so  viel  gestreifte  enthält,  und  die  sich  wie  Navicula  und  Surirella  verhalten. 

a.     Glatte    Spindelthierchen,    Closterium. 

100.     €losterium  Eunulm,  halbmondförmiges  Spindeltlilerclien*    Tafel  v.  Fig.  xv. 

Cl.  semiliinare  aut  rectiusculiim  glabrum,  apicibus  attenuatis ,  rotundatis,  glandulis  sparsis,   granulorum  viridiuni  taeniis 
pluribus,  fere  10. 

Closter e  Lunule,   arque  ou  droit,  glabre,    aminci  et  arrondi  aucc  deua)  e&trcmites ,    ayant  les  glan- 
dules  internes  eparses  et  les  granules  vertes  en  plusieiirs  (10)  fih. 

Der  halbe  Mond,  Eichhorn,  Kleinste  Wasser t liiere,  p,  48.  Tafel  V.  Fig.  C.  1775.  (1781.) 
Vibrio  Lunula,  Müller,  Naturforscher  XX.  p,  142.  1784. 

—  —       Hermann  (nach  Müller)  ebenda  p.  169.  Tafel  III.  Fig.  59.   1784. 

—  —       Müller,  Animalc.  infus,  p.  55.  Tab.  VII.   Fig.  13.  und  15.  1786. 
Müllma?  Lumila ,  Leclerc,  1802.?* 

Conferve  inedite  Nr.  77.  (Zygnema  deciminum) ,  Girod  Chantrans,  Rech  er  eh.  sur  les  Conferves,  T.  33.  1802. 

Mülleria?  Lmula,  Schrank,  Fauna  boica  III.  2.  p.  47.  1803. 

Closterium  Lunula,  Nitzsch,  Beiträge  z.  Infusorienkunde,  60.  und  67.  1817.? 

Vibrio  Lunula,  Gruithuisen,  Acta  Nat.  Curios.  X.  2.  p.  449.  1821.  cfr.  Cl.  moniliferum. 

Baeillaria  Lunula,  Schrank,        —        —  —        XI.  2.  p.  533.  1823. 

Itimulina  vulgaris,  Bort,  Encycl.  meth.  1824.    Diction.  classiq.  d'hist.  nat.  1826. 

—  —        Turpin,  Dict  d'lüst.  nat.    Planen.  Vegetaux  I.  F.  3.    1828. 

Closterium  Lumila,  Hempricii  u.  Ehrenber&,  Symbolae  physicae.    Evertebrat.  I.  Phytozoa  Tab.  II.  IV.  Fig.  6.  1828. 

—  —        Isis,  1830.  p.  168. 

—  —        Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1829.  p.  7.  15.  1830.  p.  40.  56.  62.  1831.  p.  67. 

—  —        Symbolae  physicae.    Text  1830.  (1831.)   Fol.  b.  «.  2. 

—  —        Kützing,  Algae  aquat.  siccatae,  Dec.  III.  Nr.  22.  1833.  und  Synopsis  Diaiomearum ,  Linnea,  1833.  p.  596. 
Closterium  Lunula  und  acuminatum,  Corda,  Almanac  de  Carlsbad  1835.  p.  190.   Tafel  V.  Fig.  56  —  60. 

—  —        Morren,  Annales  des  sc.  natur.  1836.  Tom.  V.  Botanique  p.  263.  Tafel  IX.  X.  u.  XI.  mit  Ausschluss  fast  aller  Sy- 

nonyme und  der  Fig.  43.  auf  Tafel  XI. 

Aufenthalt:    Bei  Danzig,  Copenhagen,  Strassburg,  Landshut,  München,  Paris?,  Thal  von  Montmorency,  Halle,  Berlin,  Prag,  bei 
Brüssel  und  bei  Gent,  Catharinenburg  am  Ural,  Tobolsk  am  Irtisch  und  in  den  Quellen  des  Sinaigebirges  in  Arabien. 

Die  erste  Beobachtung  aller  Naturkörper  ist  meist  unbefangen  und  pflegt  daher  die  beste  zu  seyn.  Spätere  Beobachter  wollen 
mehr  und  anders  sehen,  daher  die  gewöhnliche  Verwirrung,  welche  sich  erst  nach  langer  vieler  Mühe  und  nur  an  der  Natur  selbst  wie- 
der entwickeln  lässt.  Das  halbmondförmige  Thierchen  gehört  zu  den  interessantesten  Erscheinungen  des  Mikroskops  und  ist  sehr 
gemein  zu  allen  Jahreszeiten  zwischen  Conferven  der  Bäche,  im  grünen  Schleime  klarer  Wasserrinnen  und  ablüessender  Bassins.  Corti 
beohachtete  1774  CL  Dianae  und  acerosum.  Eichhorn,  der  erste  Beobachter  des  Cl.  Lunula,  fand  es  im  Sommer  in  Danzig  und 
hielt  es  mehr  für  ein  Thier,  als  für  eine  Pflanze.  Er  glaubte  an  den  Spitzen  eine  Vertiefung  als  Mund  zu  sehen,  was  wohl  die  Hau- 
fen der  bewegten  Papillen  waren,  denn  bei  so  kleiner  Vergrösseriing  mussten  die  wahren  Oeffnungen  ihm  unbekannt  bleiben.  In  seiner 
Zeichnung  sind  Längsstreifen,  welche  die  Beschreibung  nicht  erwähnt.  Vielleicht  sah  er  also  die  bandartigen  Eierschläuche  schon  deut- 
lich, denn  zu  Panzerstreifen  sind  diese  Linien  zu  stark  und  sparsam.  Aus  Müller's  Abbildungen  geht  deutlich  hervor,  dass  er  bei 
Copenhagen  diese  Art  beobachtete,  doch  gehören  nur  Fig.  13.  und  15.  ganz  sicher  hierher.  Fig.  9.  bis  11.  ist  CL  moniliferum, 
Fig.  14.  vielleicht  CL  turgidum,  wenn  die  Streifung  nicht  bloss  Schattirung  ist.  Türpin  gab  1828  Abbildungen  von  Bory's  Lu- 
nulina  vulgaris  im  Dict,  dhist.  nat.  Es  sind  2  sehr  wenig  vergrösserte  Formen,  deren  linke  zu  CL  Lunula,  deren  rechte  zu 
CL  moniliferum  gehören  mag.  Bory  beobachtete  diese  Form  im  Thale  von  Montmorency.  Die  von  mir  in  den  Bächen  des  Sinai- 
gebirges 1823  beobachtete  Form  gehört  offenbar  hierher.  Noch  detaillirtere  grössere  Zeichnungen  habe  ich  von  dem  sibirischen  Thier- 
chen 1829  auf  der  Reise  mit  Herrn  von  Humboldt  gemacht,    welche  eine  zu  unregelmässige  Reihe  von  Drusen  zeigt,    als   dass   sie 


91    - 

zur  folgenden  Art  gehören  könnte.  Kützing's  schöne  Abbildung  des  Thierchens  von  Hülle  halte  ich  für  unsicher  in  Beziehung  auf 
diese  Art.  Es  mag  CL  monilifemim  oder  turgidum  gewesen  seyn,  welche  alle  zusammen  allerdings  wohl  das  CL  Lunula  von  Nitzsch 
bildeten.  Cokda's  Abbildungen  des  CL  Lunula  (Fig.  56  —  58.)  und  des  CL  acuminatum  (Fig.  59  —  60.)  von  Prag  gehören  wohl 
deutlich  hierher.  Der  in  Fig.  57.  abgebildete  Darmkanal  existirt  aber  nicht.  Er  mag  durch  Venvechseluno-  der  bandartigen  Eier- 
schläuche entstanden  seyn.  Eben  so  wenig  habe  ich  je  die  mittleren ,  in  der  Zeichnung  scharf  angegebenen,  Oeffnungen  bei  irgend  ei- 
ner Art  erkannt.  Auch  in  der  copulirten  Form  (Fig.  59.)  scheinen  mir  wichtige  Unrichtigkeiten  in  der  Zeichnuno*  zu  liefen ,  welche 
die  Oeffnungen  betreffen.  Es  ist  Schade,  dass  durch  diese  Verhältnisse  es  auch  unsicher  wird,  ob  die  angegebenen  Oeffnungen  an  den 
Spitzen  so  deutlich  gesehen  worden  sind.  Ich  habe  gerade  bei  dieser  Art  die  Oeffnung  nie  so  deutlich  direct  sehen  können,  obschon 
ich  sie  bei  den  meisten  andern  erkannte.  Nachdem  ich  diese  Art  1829  bei  Catharinenburg  gezeichnet  hatte,  fand  ich  sie  auch  wieder 
häufig  bei  Tobolsk  in  Sibirien  inif  CL  Traöecula,  und  da  sah  ich  zuerst  bei  400maliger  Vergrösserung  das  langsame  Spiel  der  aus 
dem  Panzer  hervortretenden  conischen  Wärzchen  an  den  Spitzen  (s.  Isis  1830).  So  deutlich  isolirt  habe  ich  sie  dann  nicht  wieder  ge- 
sehen, obwohl  das  Thierchen  bei  Berlin  häufig  ist,  allein  mit  den  Naviculis  und  selbst  den  grossen  Arcellis  geht  es  oft  ebenso.  Ich 
halte  daher  jene  lange  betrachtete  Erscheinung  fest.  Ich  habe  damals  unterlassen  eine  Zeichnung  zu  machen,  weil  ich  sie  noch  besser 
in  Berlin  zu  fertigen  gedachte.  Da  ich  es  aber  nicht  so  deutlich,  obwohl  oft,  hier  wieder  sah,  so  habe  ich  es  weniger  deutlich  und 
aus  dem  Gedächtniss  nicht  zeichnen  wollen.  Schneidet  man  das  Thierchen  entzwei,  so  zieht  sich  der  grüne  Inhalt  sowohl,  als  ein  die- 
sen umgebender  farbloser  Schleim  (das  eigentliche  Thier?),  in  welchem  die  bewegten  Papillen  sitzen,  sammt  diesen  aus  dein  Panzer 
langsam  ganz  hervor.  Recht  anschaulich  machen  Morren's  grosse  Abbildungen  viele  Verhältnisse  dieser  Species.  Herr  Prof.  Möhren 
wird  auch  wohl  jetzt  selbst  einsehen,  dass  die  von  ihm  gezeichneten  Formveränderungen  nicht  die  von  mir  gemeinten  Arten  sind,  aber 
dass  alle  seine  Figuren  bis  auf  {Closterium  acerosum)  42.  und  43.  der  Tafel  XI.  zu  dieser  einzigen  Art  gehören,  halte  ich  für 
unzweifelhaft.  Er  hat  an  Thieren  von  Brüssel  und  Gent  Selbsttheilung  und  Copulation  beobachtet,  und  letztere  besonders  mit  grosser 
Aufmerksamkeit  verfolgt.  Die  Copulation  hält  er  für  entschiedenen  Character  einer  Pflanze.  Ich  habe  schon  oben  meine  Gegen- 
gründe angegeben,  und  dass  die  Selbsttheilung  ein  den  Pflanzen  widerstrebender  Character  ist,  habe  ich  anderweit  (Berichte  der  Berli- 
ner Akademie  1836)  entwickelt.  Die  bewegten  Körper  bei  den  Papillen  hat  Morren  p.  277.  roth  gesehen  und  gefunden,  dass  sie  in 
den  von  grüner  Masse  entleerten  Spindeln  fehlen.  Er  hält  sie  daher  nicht  für  constante  Organe.  Er  hält  sie  nicht  für  Augen  wie  bei 
Euglena,  weil  Closterium  kein  Thier  sey  (!)  und  weil  sie  körnig  und  bewegt  wären.  Er  hält  sie  nur  für  eine  Modification  der  grü- 
nen Substanz  und  stellt  in  Frage,  ob  sie  nicht  zur  Fortpflanzung  dienen.  Dass  er  sie  in  entleerten  (todten,  vom  Thiere  verlassenen) 
Schaalen  nicht  mehr  sah,  war  ganz  richtig  beobachtet,  aber  unrichtig  auf  das  lebendige  Thier  angewendet.  Wohl  müssen  sie  fehlen, 
wo  der  ganze  Organismus  fehlt.  Closterien,  deren  bewegte  Körperchen  in  den  Spitzen  ruhen  oder  fehlen,  sind  allemal  todte  Körper. 
Die  rothe  Farbe  ist  hier  nur  eine  optische,  und  allerdings  sind  nicht  alle  rothen  Pünktchen  Augen,  aber  die  rothen  Punkte  aller  Infu- 
sorien, welche  ich  für  Augen  erklärt  habe,  scheinen  es  ohne  Ausnahme  doch  zu  seyn.  Später,  p.  279.,  hat  er  andere  bewegte  Körn- 
chen im  Innern  für  einerlei  mit  den  Papillen -Körperchen  gehalten,  denn  bei  vielen  Arten  sind  periodisch  bewegte  Körnchen  im  oder 
zwischen  dem  Eierstocke  sichtbar.  —  Die  weisse  mittlere  Querbinde  halte  ich  für  den  Centraltheil  des  innern  farblosen  Körpers,  und 
in  diesem  vereinigen  sich  die  grünen  Körnerröhren  mit  stumpfen  Enden.  Ich  zählte  bis  10  bei  dieser  Art.  Bei  Verletzungen  fliessen 
letztere  in  einander.  Die  drüsigen  grösseren  Kugeln  im  Innern,  welche  männlichen  Samendrüsen  vergleichbar  sind,  bilden  mehrfache,  oft 
unregelmässige,  Reihen.  —  Grösse  der  grössten  Thierchen  bei  Berlin  %  Linie,  der  vom  Sinai  Vi 2  Linie,  der  von  Catharinenburg  V10 
Linie.  Grösse  der  (Ei-?) Körperchen  unter  V2000  Linie.  Es  mag  also  anfangende  kleine  Thiere  von  V2000  Linie  Grösse  geben;  die 
Knospen  durch  Copulation  sind  schon  sehr  gross  und  nicht  den  wahren  Jungen,  sondern  den  Theilen  vergleichbar,  Dass  eine  weitere 
scharfe  Beobachtung  dieser  Verhältnisse  sehr  interessant  ist,  bedarf  wohl  keiner  Andeutung. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  V.    Fig.  XV. 

Es  sind  3  schon  sehr  entwickelte  Individuen  bei  300maliger  Vergrösserung  dargestellt. 
Fig.  1.    ist  ein  in  der  Mitte  dickeres,  an  den  Enden  stark  verdünntes,  Exemplar  mit  einigen  deutlich  begrenzten  cylindrischen  Körnerschläuchen. 
Fig.  2.    ist  ein  grösseres,  mehr  gleichartig  spindelförmiges,  Individuum,  dessen  mittlerer  farbloser  Körper  von  der  grünen  Körnermasse  sehr  eingeengt  ist. 
Fig.  3.     ist  ein  zerschnittenes  noch  grösseres  Thierchen,  dessen  Inneres  sich  sammt  den  Papillen  der  Spitze  allmälig  herauszieht.    Die  grösseren  Kugeln 
zwischen  grünen  Eikörnchen  sind  die  drüsigen,  den  Samendrüsen  vergleichbaren,  Körper. 

101.     Closterium  moniliferum,  Perlen -SpmdellMerclieii.     Tafel  V.  Fig.  XVI. 

Cl.  semilunare,  nunquam  rectum,  glabrum,  apicibus  attenuatis  rotundatis,  glandulis  pellncidis  in  serie  media  unica  dis- 
positis,  granulorum  viridium  taeniis  pluribus,    tribus  mediis  distinctioribus. 

Clostere  monilifere,  arque,  jamais  droit,  glahre,  aminci  et  arrondi  aucc  deute  ecetremites ,  ayant 
les  glandules  internes  au  milieu  en  ßl  de  perles  simple  et  les  granules  vertes  en  plusieurs  ßlsy 
dont  les  3  du  milieu  sont  plus  distingues. 

Vibrio  Lunula  var. ,  Müller,  Animalc.  infus,  p.  55.  Tab.  VII.   Fig.  8-— 11.   1786. 

PfianzmtJiier ,  Gruithuisen,  Beitr.  z.  Physiognosieu.  Eautognosie,  p.  322.  T.  II.  Fig.  40. 

Closterium  Lunula,  Nitzsch  nach  Kützing.  1817. 

Lunulina  monilifera,  Bort,  Encycloped.  method.  1824.    Dict.  classiqne  d'hist.  natnr.   1826. 

Lunulina  vulgaris,  Turpin,  Dict.  des  sc.  nat.    Plan  dies  Vegetaux  I.  F.  3.  a.  rechts.  1828. 

Closterium  Lunula  var.,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch,  zu  Berlin,   1830.  p.  62. 

Closterium  acerosum  var.,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  68. 

Closterium  Lunula,  Kützing,   Synopsis  Diatomearum.    Bot.  Zeitschr.    Linnea,  v.   Schlechtendal,  p.  596.     T.  XVIII.  Fig.  80.  1833. 

Closterium  Lunula  var.,  Morren?    Annales  des  sc.  nat.    Botanique  Tom.  Y.  p.  337.   Planche  XI.  Fig.  42. 

Aufenthalt:    Copenhagen,  München,  Halle,  Paris,  Schlangenberg  (Smemogorsk)  am  Altai,  Berlin,  bei  Brüssel  und  Gent. 

Diese  bei  Berlin  mit  der  vorigen  sehr  häufige,  vielleicht  constant  etwas  kleinere,  Form  scheint  sich  überall  mit  ihr  vereint  zu 
finden.  Im  ersten  Frühjahre  fand  ich  sie  zahlreicher  als  im  Sommer,  sah  sie  jedoch  in  allen  Monaten  des  Jahres.  Bory  de  St.  Yin- 
cent  trennte  sie  zuerst,  als  besondere  Art,  1824.  Ich  habe  sie  früher  nie  dafür  anerkennen  wollen,  weil  ich  sie  immer  mit  der  an- 
dern fand  und  auch  Uebergangsformen  sah,  allein  ich  habe  sie  neuerlich  in  solcher  Menge  und  so  in  allen  Entwicklungszuständen  und 
Grössen  constant  gesehen,  dass  ich  doch  auch  nun  vorziehe,  sie  als  eigene  Art  abzusondern,  zumal  da  es  immer  zweifelhaft  blieb,  ob 
sie   zu    CL  Lunula   oder   acerosum  zu   stellen  sey  und   da  CL   acerosum  mit  andern  Alien  an  demselben  Character  der  einfachen 


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Drüsenreihe  sehr  fest  hält.  Als  Character  hatte  Bory  für  CL  Lunida  die  rhombische  Form  bei  der  Aufsicht  angenommen,  welche 
dieser  zweiten  Art  fehlen  soll,  allein  das  ist  nur  Entwicklungszustand.  Kurz  nach  der  Selbsttheilung  haben  alle  Closterien  die  etwas 
rhombische  Figur,  wie  es  auch  schon  Müller  in  Fig.  15.  abbildete.  Auch  die  übrigen  von  ihm  angegebenen  Charactere  ausser  der 
einfachen  Drüsenreihe  sind  nicht  unterscheidend.  Seine  Abbildung  scheint  Türpin  im  Dict.  d'hist.  nat.  benutzt  zu  haben.  Er  selbst 
hat  im  Dict.  classique,  Bacillariees  Fig.  6.  nur  CL  Lumila  bei  zu  geringer  Vergrösserung  abgebildet.  Seine  Lunidina  Mon- 
geotii  ist  Synedra  lunaris  der  Bacillarien-Familie.  Gruithuisen's  und  Kütz in gjs  Abbildungen  des  CL  Lunida  sind  die  besten 
bisherigen  dieser  Art,  nur  sind  von  Letzterem  die  mittleren  Drüsen  nicht  scharf  beobachtet.  Morren  hat  ein  kleines  Individuum  als 
das  Junge  von  CL  Lunula  abgebildet.  Copulation  ist  bei  dieser  Art  noch  nicht  beobachtet.  Der  Körper  ist  bei  dieser  und  der  vo- 
rigen Art  fast  immer  in  der  Mitte  etwas  aufgetrieben,  doch  sah  ich  Ausnahmen.  Zuweilen  verwandelt  sich  beim  Zusehen  ein  krummes 
Closterium  in  ein  gerades  und  umgekehrt,  man  hat  dies  für  Biegung  gehalten,  allein  es  ist  allemal  und  ohne  Ausnahme  nur  ein  Drehen 
so,  dass  die  krumme  Form  nur  die  gerade  Projection  fürs  Auge  erhält,  wie  man  einen  Ring  von  der  schmalen  Seite  als  gerade  Li- 
nie sieht.  Alle  Spindelthierchen  sind  steif.  Die  jugendlich  frischen  Thierchen  sind  bis  dicht  an  die  Spitze  grün.  Das  Grün  ist  ein 
helleres,  mehr  gelbliches,  wärmeres,  als  bei  der  vorigen  Art.  Später  oder  beim  Sterben  zieht  sich  die  grüne  Färbung  (Eier)  gegen  die 
Mitte  in  2  Massen  zusammen.  Diese  Art  hat  weniger,  aber  lebhafter  bewegte,  Papillen  in  den  Spitzen,  als  die  vorige.  Die  Körper- 
chen oder  Papillen  variiren  an  Zahl  bei  einem  und  demselben  Individuum  nicht,  aber  bei  verschiedenen  oft.  Sehr  oft  sind  sie  schwie- 
rig zu  zahlen,  wenn  man  nicht  das  Thierchen  zerdrückt  und  jedes  Zählen  ohne  diess  Mittel  ist  unsicher.  Die  kleinen  Bläschen  in 
der  grünen  Masse  mögen  Magenzellen   seyn.     Ortsveränderung  deutlich,  sehr  langsam.     Grösse  von  V36  bis  */io  Linie  beobachtet. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  V.   Fig.  XVI. 

Es  sind  7  Individuen  in  verschiedener  Entwicklung  dargestellt,  alle  300mal  im  Durchmesser  vergrössert,  alle  von  Berlin, 

Fig.  i.  ist  l/l2  Linie  gross,  erwachsen,  aber  noch  ganz  jugendlich  frisch,  mit  7  bewegten  Papillen  in  den  Spitzen,  je  5  (Samen?) Drüsen,  3  dunkleren 
Körner -Trauben  (Eileitern?)  als  Längsbinden,  vielen  kleinen  (Magen?)  Zellen  und  sehr  verengter  heller  Mittelstelle.    , 

Fig.  2.  ist  1jl6  Linie  gross,  erwachsen,  aber  noch  ganz  jugendlich  frisch,  mit  breiter  farbloser  Mittelstelle  (Centraltheil  des  innern  gallertigen  Thierkör- 
pers?)  mit  5  bis  6  bewegten  Papillen,  je  6  Drüsen  und  durch  die  (Ei -)  Körnchen  verdeckten  (Magen-)  Zellen. 

Fig.  3.  ist  1/l2  Linie  gross  mit  sich  verkürzender  grüner  Körnermasse,  mit  8  bis  9  bewegten  Papillen,  je  5  grossen  und  einer  kleinen  (Samen?) Drüse, 
2  Längsbinden  und  vielen  kleinen  Zellen. 

Fig.  4.  ist  ein  sehr  junges  Thierchen  von  lj36  Linie  Grösse  mit  je  4  (Samen-) Drüsen,  4  bis  5  bewegten  Körperchen  und  noch  unentwickelten  (Eilei- 
tern) Längsbinden. 

Fig.  5.  und  6.    sind  ähnliche  Jugendformen. 

Fig.  7.    ist  ein  noch  junges,  schon  in  der  Queertheilung  befindliches,  aber  todtes  Thierchen,  daher  ohne  deutliche  Papillen. 

102.  Closterium  Dianae,  Bogen-SpindeltMerehen,  IManentliiercbeit.  Tafel V.  Fig.  xvn. 

Cl.  semilunare  gracilius,  utroque  fine  valde  attenuatum^  subaeutum,  glabrum,  glandularum  media  uniea  serie,  taeniis 
obscurioribus  pluribus  rectis  aut  flexuosis. 

Clostere  de  Diane,  arque,  grele,  tres-aminci  et  presque  aigu  auzc  deute  ezetremites,  glabre;  serie 
des  glandules  internes  au  milieu  simple,  a  plusieurs  raies  vertes  foneees  longitudinales ,  droites 
ou  tortueuses. 

Corpicetti  a  baccello,  Corti?  Osservaz.  microscop.  sulla  Tremella,  p.  111.  Tab.  II.  Fig.  XVII.  a,  b.  und  m,  n.  1774. 
Closterium  rufieeps,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  67. 

Aufenthalt:    Berlin,  vielleicht  Lucca  in  Italien. 

Diese  sehr  liebliche,  schlanke  Form  der  glatten  Spindelthierchen,  welche  an  Grösse  der  vorigen  gleichkommt,  ist  nie  in  der 
Mitte  bauchig,  aber  an  den  Enden  sehr  dünn,  oft  fast  spitz  mit  schwacher  Abrundung.  Da  ich  ausser  dem  CL  striolatum  noch  ein 
drittes,  CL  iurgidum,  mit  röthlichen  Spitzen  beobachtet  habe,  so  schien  es  mir  zweckmässig,  den  früheren  Namen,  CL  rufieeps,  zu 
unterdrücken.  Es  lebt  mit  CL  striolatum  bei  Berlin  zuweilen  so  häufig  in  Torfwässern,  dass  ich  in  einem  Uhrglase  Hunderte  bei- 
sammen hatte.  Besonders  zahlreich  fand  ich  es  nach  1831  am  10.  und  15.  Juni  1835  bei  den  Pulvermühlen  wieder.  Es  hat  eine 
gelbgrüne  liebliche  Farbe  des  Körpers,  blass  rosenrothe  Spitzen  und  meist  sehr  lebhafte  Zeichnungen.  Ich  zählte  je  8  bis  10  bewegte 
Papillen,  je  5  bis  8  mittlere  Drüsen,  2  bis  4  dunkle  Bänder  auf  der  Halbansicht.  Bei  dieser  Form  war  besonders  deutlich  die  Oeff- 
nung  an  jedem  Ende,  dicht  vor  der  Spitze  auf  der  convexen  Seite  zu  erkennen.  Auszeichnend  waren  auch  immer  mehrfache,  bis  5, 
Queerfurchen  des  Panzers  in  der  Mitte,  wo  es  sich  bei  der  Copulation  öffnete.  Bei  dieser  sah  ich  beide  Individuen  mit  der  convexen 
Fläche  einander  zugekehrt.  Diese  gestochene  Abbildung  war  lange  vor  Herrn  Morren's  Abhandlung  der  Gesellschaft  der  naturfor- 
schenden Freunde  in  Berlin  vorgelegt.  Ueberdiess  sind  die  Zustände  todter  Thierchen  bemerkenswert!!,  wo  die  Drüsen  gelb  werden, 
anschwellen  und  länger  sichtbar  bleiben,  als  die  andern  Theile.  Ortsveränderung  sehr  langsam,  zuweilen  tagelang  keine,  aber  fortwäh- 
rendes Spiel  der  Papillen.  Grösse  bis  */10  Linie.  Ich  habe  keine  sehr  kleinen  beobachtet.  Vielleicht  gehört  Corti's  Thierchen  zum 
Theil  hierher.  Die  übrigen  Figuren  von  ihm  halte  ich  für  Closterium  acerosum,  im  Fall  sie  nicht  dasselbe  von  oben  oder  unten 
gesehen  darstellen.  Möhren  irrt  sehr,  wenn  er  glaubt,  dass  CL  rußeeps  einerlei  mit  seiner  Form  sey.  Die  von  ilun  gesehenen  ro- 
then  Punkte  sind  optische  Farbentäuschungen,  diese  röthlichen  Spitzen  der  Hörner  aber  wirkliche  Färbung  (vergl.  CL  Cornu). 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  V.   Fig.  XVII. 

Es  sind  7  ganze  Thierchen  und  ein  Theil  abgebildet.    Zwei  davon  in  Doppelknospenbildung  (Copulation).    Alle  sind  300mal  vergrössert,  die 
einzelne  Spitze  800mal. 

Fig.  1.    ein  lebendes,  jugendlich  kräftiges,  erwachsenes  Thierchen  mit  7  und  8  Drüsen.     Bei  o'  die  Oeffnungen. 

Fig.  2.    ein  ähnliches,  etwas  kleineres,  mehr  gekrümmtes,  lebendes  Thierchen  mit  7  und  6  Drüsen. 

Fig.  3.    ein  lebendes,  sehr  schwach  gekrümmtes,  fast  gerades  Stäbchen  mit  8  und  8  Drüsen. 

Fig.  4.  und  5.    zwei  todte  Thierchen. 

Fig.  6.    Doppelknospenbildung  durch  Verschmelzung  zweier  Körnermassen  (Körpertheile)  zu  einem  (?)  neuen  Individuum  mit  Absterben  der  Mutterkürper. 

Fig.  7.    stärker  vergrösserte  Spitze  eines  Horns  mit  ihrer  Oeffnung  o'. 


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103.  €%osterium  aeero§um9  nadelartiges  SpindeltEuerclieii.    Tafel  VI.  Fig.  L 

Cl.  rectum  fusiforme,    utroque  fine  sensim   attenuatum,    obtusum,    glabrum,    viride,    glandularum   serie   media   simplici, 
taeniis  obscuris  pluribus. 

Clostere  Poingon,   droit  en  forme  de  fuseau,   s  amincissant  peu  a  peu  aucc  deute  ezetremites  obtuses, 
glabre,  vert,  a  serie  des  glandules  au  milieu  simple  et  a  plusieurs  raies  obscures. 

Corpicetti  a  baccello,  Corti?  Osservaz.  microsc.  p.  111.  Tab.  II.  Fig.  XYII.  i,  g.  und  r,  s.  1774. 

Vibrio  Lunula,  Müller,  Animalc.  infus.  Taf.  VII.   Fig.  12.    1786. 

Vibrio  acerosus,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  47.  1803. 

Bacillaria  multislriata ,  Hemprich  u.  Ehrenberg,  Symbolae  physicae.    Phytozoa,  Tab.  II.     Sinaitica,  Fig.  9.   1828. 

Closterium  multistriatum ,  Abb  and  1.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1829.  p.  15.  20. 

Closterium  acerosum,  Symbolae  physic.     Evertebrata  Text  1830.  (1831.)  Polygastrica.  Fol.  b.  cc.  2. 

—  —  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  68. 

Closterium  Lwiula,  Morren,  Fig.  43.? 

Aufenthalt:    Bei  Landshut,  Berlin,  Lucca  in  Italien  und  in  den  Bäelien  des  Sinai -Gebirges  in  Arabien. 

Man  bat  diese  Form  gewiss  mit  Unrecht  mit  Cl.  Lunula  verwechselt.  Die  älteren  Beobachter  und  selbst  einige  neuere  be- 
haupten zwar,  die  geraden  Stäbchen  könnten  sich  krumm  biegen ,  allein  das  ist  offenbar  eine  Täuschung,  welche  durch  die  verschiedene 
Projection  einer  und  derselben  gekrümmten  Form  entstellt,  je  nachdem  man  sie  von  oben  oder  von  der  Seite  sieht.  Bei  langsamem  Auf- 
richten und  Umdrehen  scheinen  krumme  Stäbchen  gerad  zu  werden,  bleiben  aber  immer  krumm.  Ich  habe  viel  Zeit  umsonst  darauf 
verwendet,  dieses  Biegen  zu  sehen,  und  halte  es  jetzt  für  optische  sehr  einfache  Täuschung.  Schon  Corti  sah  in  dieser  Form  die 
Papillen  in  den  Spitzen  {quasi  un  occhiettö)  wie  ein  kleines  Auge,  sah  aber  die  Bewegung  nicht.  Die  Drüsen  hielt  er  erst  für  Sa- 
men oder  Körner,  dann  aber  sah  er  Bewegung  der  Stäbchen.  Die  Hälften  waren  ungleich  lang,  mit  dem  kurzen  Ende  hefteten  sie 
sich  fest  und  bewegten  sich  zuweilen  wie  ein  Uhrzeiger  sehr  langsam,  so  dass  nach  */*  Stunde  das  Viertel  des  Kreises  durchlaufen  war. 
Zuweilen  gingen  sie  mit  dem  langen  Ende  fort.  Bald  bogen  sie  sich  krumm,  bald  gerad,  (diess  mag  auf  die  vorige  halbmondförmige  Art 
gehen),  aber  sehr  langsam.  In  einer  Stunde  durchschnitten  sie  nicht  2/s  des  Gesichtsfeldes  des  Mikroskops.  Die  Bewegung  war  plötz- 
lich, stossweis.  Er  hielt  sie  für  Pbytozoen  (Piantanimali).  Fortpflanzung  sah  er  nicht.  Er  hatte  25  bis  30  Individuen  gesehen. 
Auch  neuerlich  ist  es  noch  nicht  gelungen,  die  Fortpflanzung  direct  zu  erfahren,  doch  sprechen  mehrere  der  von  mir  gezeichneten  un- 
gleichschenklichen  Figuren  für  cpieere  Selbsttheilung.  Langsame  Fortbewegung  habe  icli  an  diesen  geraden  Formen  ebenfalls  gesehen. 
Die  Papillen  der  Spitzen  sind  immer  bewegt.  Ich  zählte  bis  9.  Oeffnungen  erkannte  ich  nocli  nicht.  In  engen  Cylindergläsern  sah 
ich  sie  oft  hoch  hinauf  gekrochen.  Drüsen  je  3  bis  7;  einmal  1  und  2.  Zu  dieser  Art  gehören  die  Formen  auf  Tafel  IL  und  XXII. 
bei  Bodo  viridis  und  Chaetomonas.  Vielleicht  hatte  die  grüne  Schwanzmonade  die  grünen  Körnchen  des  Closterium  verzehrt  und 
sich  nur  so  grün  gelärbt.  Im  Tode  werden  die  Panzer  zuweilen  ganz  oder  zur  Hälfte  schwarz.  Die  Grösse  ist  beobachtet  von  %$  bis 
V*  Linie.    Zwei  noch  zusammenhängende  gebogene  Formen,  wie  Fig.  10.,  könnten  Veranlassung  zu  CL  didt/motocum  gegeben  haben. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  VI.  Fig.  I. 

Es  sind  10  Individuen  in  verschiedenen  Zuständen  abgebildet,  alle  300mal  vergrössert. 
Fig.  1.    ist  ein  sehr  junges  Thierchen  mit  nur  1  und  2  Drüsen  von  1/36  Linie  Grösse. 

Fig.  2.    ist  vermutlich  eine  Hälfte  nach  Queertheilung ,  ehe  sich  die  andere  wieder  völlig  ergänzt  hatte   (vergl.  Fig.  IV.  3.). 
Fig.  3.    ist  ein  Thierchen  mit  5  und  4  Drüsen. 
Fig.  4.     ist  zerschnitten  mit  vordrängendem  Inhalte. 
Fig.  5.    ist  ein  grösseres  Exemplar  als  Normalform. 

Fig.  6.    ist  ein  todtes,  in  faulem  Wasser  gelegenes,  Thierchen  (vergl.  Tafel  IL  Fig,  VI.   und  Tafel  XXII.  Fig.  IV.). 
Fig.  7  —  9.     sind  jüngere  und  Mittelformen. 

104.  Closterium  Traheeula9  ftalfcenfformiges  (Spindelthierclieii.     Tafel  VI.  Fig.  IL 

Cl.  rectum   cylindricum,   medium   constrictum,   utroque  fine  truncatum,   glabrum,    viride,   glandulis  sparsis  aut  in  serie 
multiplici  positis,  taeniis  obscuris  numerosis. 

Clostere  Soliveau,   droit,   cylindrique*   etrangle   au  milieu,  glabre,   tronr/ue   auay   deua>  e&tremites, 
vert,  d  glandules  eparses  ou  en  plusieurs  series  et  a  nombreuses  bandes  obscures. 

Closterium  Trabecula,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1830.  p.  62,  70.     1831.  p.  68. 

Aufenthalt:    Bei  Tobolsk  in  Sibirien  und  bei  Berlin. 

Diese  Form  ist  sehr  ausgezeichnet  und  findet  sich  bei  Berlin  sehr  häufig  zwischen  Oscillatorien.  Entdeckt  wurde  sie  im 
Jahre  1829  auf  der  Reise  mit  Herrn  Alexander  von  Humboldt  in  Sibirien.  Sie  gehört  zu  den  grossen  Arten  der  Gattung  und 
ist  leichter  zu  sehen,  als  CL  Lunula,  weil  die  Masse  überall  fast  gleich  dick  ist.  In  Tobolsk  fand  ich  sie  im  Juli,  bei  Berlin  am 
20.  Juni  und  am  29.  Juli.  So  erschien  sie  auch  in  den  Jahren  1832  und  1834.  Im  Jahre  1835  fand  sie  sich  schon  im  Februar. 
Um  ihre  Bewegung  zu  sehen,  muss  man  viel  Geduld  haben,  da  sie  stundenlang  ruhig  liegt.  In  engen  Cylindergläsern  kann  man  durch 
äussere  Marken  das  Fortrücken  mit  der  Lupe  nach  Tagen  leichter  bemerken.  Sie  zeichnet  sich  auch  durch  eine  sehr  grosse  Anzahl 
(bis  50)  bewegter  Papillen  aus  und  hat  keinen  farblosen  Raum  zwischen  den  Papillen  und  dem  Ende.  Oeffnungen  glaubte  ich  an  den 
abgestutzten  Endflächen  3  neben  einander  zu  erkennen,  ein  Umstand,  welcher  vielleicht  später,  wenn  er  sicher  ist,  eine  besondere  Gat- 
tung bedingt.  Es  giebt  Formen  mit  gleichen  und  ungleichen  Hälften.  Einige  waren  fast  keulenförmig  wie  Fig.  6.  Viele  hatten  die 
mittlere  Einschnürung  in  einer  Wulst,  andere  ohne  diese.  Bemerkenswerth  ist  noch,  dass  einige  mehrfach  reihenweis  gestellte,  andere 
weit  zahlreichere  zerstreute  Drüsen  hatten.  Sind  diess  vielleicht  doch  verschiedene  Arten  der  besonderen  Gattung?  Einige  Individuen 
waren  mit  bewegten  sehr  feinen  Körperchen  ganz  erfüllt.  War  diess  lebendig  zu  gebärende  aus  den  Eiern  schon  entschlüpfte  Brut? 
In  der  Dicke  waren  die  beobachteten  Hunderte  von  Individuen  weit  auffallender  verschieden,  als  in  der  Grösse.  Die  Grösse  ist  von 
V12  —  %  Linie  beobachtet.     Dicke  7  bis  20mal  in  der  Länge. 

24 


04 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  VI.   Fig.  II. 

Es  sind  8  Stäbchen  in  sehr  verschiedenen  Zuständen  dargestellt,  die  grössten  SOOinal  vergrössert,  alle  von  Berlin,   nur  Fig.  6.  aus  Sibirien. 
Fio\  1.     ist  eine  Berliner  Form,  1/6  Linie  gross,  SOOmal  vergrössert,  ohne  Wulst  in  der  Mitte,  mit  überaus  vielen  zerstreuten  Drüsen?  oder  Magenzellen. 
Fig.  2.     eine  viel  schlankere  jüngere  Form  von  1/8  Linie  Grösse. 
Fig.  3.     mit  deutlich  zerstreuten  Drüsen  wie  vorige,  1/6  Linie  lang. 
Fig.  4.    ist  die  in  Tobolsk  1829  gezeichnete  Form,   1/8  Linie-  gross,  450mal  vergrössert. 
Fig.  5.    ist  ein,  wie  mir  schien,   todtes  Thierchen  von  Berlin,  in  welchem  Haufen  von  bewegten  dunkeln  Körperchen  umherirrten  und  dessen  grüne 

Masse  in  gerade  Längsbänder  geordnet  war.     Es  fehlten  die  bewegten  Papillen.     Grösse  x/7  Linie. 
Fig.  6.     eine  besondere,  seltene  keulenartige  Form  von  Berlin.     Vielleicht  durch  noch  nicht  ausgeglichene  Selbsttheilung  entstanden;   Grösse  1/6  Linie. 
Fig.  7.     ist  ein  durch  Druck  zerplatztes  Thierchen,  dessen  innerer  Körper  durch  die  Oeffnung  auszufliessen  beginnt  und  die  bewegten  Papillen  «+•  nach 

sich  zieht. 
Fig.  8.     ist  ein  nur  lOOmal' vergrössertes  Thierchen  von  1/6  Linie  Länge. 

105.     Closterium  Digitus,  fingerförmiges  Spindeltliiercbeii.     Tafel  VI.  Fig.  III. 

Cl.  rectum  ovato-cylindricum,  quater  vel  quinquies  longius  quam  latum,  glabrum,  utroquc  fine  valde  rotundatum,  di- 
visionis  spontaneae  vestigiis  interdum  triplicibus,  taeniis  longitudinalibus  saepe  margine  undulatis. 

C lästere  Do  igt,  droit,  ovale-cylindrique,  quatre  ou  eine/  fois  plus  long  que  largo,  glabre,  tres-arrondi 
aueo  deuaz  bouts,  ayant  quelquefois  les  traces  (ffiine  division  spontanee  triple  et  les  bandes  Ion- 
gitudinales  souvent  a  bord  deutele. 

Closterium  Digitus,  Abhandl.   der  Akademie  d.  Wissen  seh.  zu  Berlin,  1831.  p.  68. 
Pleurosicyos  myriop(od)us ,  Corda,  Almanac  de  Carlsbad,  1835.  p.  182.  Tafel  V.   Fig.  68,  69. 

Aufenthalt:    In  Berlin  und  bei  Prag. 

Dieser  Körper  ist  bei  Berlin  nicht  selten  zwischen  Conferven  in  sehr  klaren  Torf-Lacken,  wo  er  den  ganzen  Sommer  hindurch 
einzeln  angetroffen  wird.  Im  Jahre  1835  fand  ich  ihn  schon  am  26.  Mai  zwischen  Spirogyra  prineeps.  Es  giebt  2  Formen  des- 
selben. Eine  hat  8  grüne  dunkle  Längsstreifen  inwendig,  deren  Ränder  ziemlich  glatt  sind,  die  andere  hat  dergleichen  mit  stark  ge- 
zahnten Rändern.  Es  scheint  mir,  dass  die  Form  mit  den  gezahnten  grünen  Bändern  der  jüngere  Zustand  der  andern  ist.  Der  Grund 
liegt  darin,  weil  ich  die  ungezahnte  Form  oft  innerlich  in  mehrere  Kammern  zertheilt  sah,  die  andere  nie.  Ich  zweifle  gar  nicht,  dass 
Corda  bei  Prag  dasselbe  Thier  beobachtet  hat,  denn  was  die  mehreren  Hunderte  (320)  von  Oefihungen  und  Füssen  anlangt,  welche 
er  gesehen  haben  will,  so  hat  er  offenbar  jeden  Zahn  der  inneren  grünen  Bänder  für  einen  Fuss  gehalten.  Auch  ist  die  achteckige 
Form  wohl  nicht  richtig.  Der  Panzer  erschien  mir  nicht  eckig,  sondern  walzenförmig  glatt,  aber  sehr  durchsichtig,  dalier  kommt  wohl 
die  Täuschung  von  den  8  grünen  Bändern,  als  wären  es  8  Ecken  des  Thieres  mit  vielen  Spitzen.  Mi  habe  an  dieser  Form  keine 
Orts  Veränderung  beobachten  können,  doch  bewegte  sich  deutlich  an  jedem  Ende  innerlich  eine  einzelne  Papille.  Diese  Form  kann  wohl 
später  auch  zum  Typus  einer  eignen,  auf  ganz  andere  Charactere  gegründeten,  Gattung  werden,  aber  der  Name  Pleurosicyos  (Ecken- 
gurke) kann  nicht  angewendet  werden,  da  er  auf  Täuschung  beruht.  Copulation  ist  nicht  beobachtet,  aber  wohl  deutliche  Vorbereitung 
zur  mehrfachen  Queertheilung.     Grösse  1/2o  bis   */io  Linie.     Dicke  4  bis  5mal  in  der  Länge. 

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  VI.   Fig.  III. 

Es  sind  2  Exemplare  bei  SOOmaliger  Vergrösserung  dargestellt. 
Fig.  1.     ist  der  vermuthlich  jüngere  Zustand  mit  gewöhnlicher  Duplicität  und  gezahnten  Körnerbinden   (Eiertrauben?). 

Fig.  2.    ist  der  mehr  entwickelte,  zur  mehrfachen  Queertbeilung  vorbereitete,  Zustand  mit  3  wasserhellen  Queerbinden   (vergl.  Fig.  IV.  1.  und  2.).    Die 
Drüsen  scheinen  durch  den  Eierstock  stets  ganz  umhüllt  zu  seyn  und  waren  vielleicht  deshalb  nie  sichtbar. 

1©6.     Closterium,  attenuatum9  schlankes  Spindelthierclieii,     Tafel  VI.  Fig.  IV. 

Cl.  semilunare  aut  leviter  curvatum,  glabrum,  utroque  fine  longe  attenuatum,  obtusum,  glandularum  seric  media  sirn- 
plici,  lineis  mediis  transversis  nullis. 

Clostere  grele,  semihmaire  ou  leger ement  arque,  glabre,  tres-aminci  et  obtus  aucc  deueo  bouts,  ayant 
les  glandules  en  serie  simple  au  milieu,   saus  raies  transversales  au  milieu. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  fand  diess  seltnere  Spindelthierchen  zuerst  am  16.  März  1832  und  hielt  es  damals  für  einerlei  mit  Cl.  Comu  oder 
acerosum,  allein  eine  neuere  Beobachtung  desselben  am  10.  Juli  1835  hat  mich  vorziehen  lassen,  es  als  besondere  Art  aufzuzählen. 
Zunächst  scheint  es  fast  dem  CL  Dianae  zu  stehen,  von  dem  es  sich  durch  Mangel  der  mittleren  Queerlinien  unterscheidet.  Beson- 
ders merkwürdig  war  mir  die  auf  der  Tafel  dargestellte  Beobachtung  einer  so  eben  abgeschlossenen  Trennung  durch  Selbsttheilung.  Ich 
sah  5  bis  6  sehr  feine  bewegte  Pünktchen,  eine  undeutliche  Mehrzahl  von  Drüsen  in  einfacher  Reihe  und  2  bis  3  dunklere  Längsbin- 
den in  der  Mitte.  Die  Farbe  war  ein  mehr  bläuliches  Grün.  Ob  Fig.  3.  mit  gelblich  grüner  Farbe  nicht  eher  zu  Cl.  Dianae  ge- 
hört, könnte  im  Zweifel  seyn,  allein  es  fehlten  die  mittleren  Queerstreifen. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  VI.   Fig.  IV. 

Fig.  1.  und  2.  wurden  von  mir  genau  in  der  Form  und  Lage  gegeneinander  gesehen,  als  sie  dargestellt  sind.  Beide  Körper  hatten  offenbar  zusam- 
mengehangen und  sind  kurz  vorher  durch  queere  Selbsttheiluug  in  der  Mitte  getrennt  worden.  Auch  hat  sich  in  jedem  Theile  wieder  eine  Stelle  des 
Körpers  zur  Selbsttheilung  vorbereitet.    Vergrösserung  300mal,  Grösse  l/6  Linie  übersteigend. 

Fig.  2.    ist  ein  kleineres,  mehr  gebogenes,  eben  so  stark  vergrössertes,  Exemplar,  welches  an  Cl.  Dianae  stark  erinnert.     Grösse  l/10  Linie. 

IO*.     Closterium  Comu,  liornformiges  $pindeltbierclieii.    Tafel  VI.  Fig.  v. 

Cl.  tenuissimum,  leviter  curvatum,  subcylindricnm,  apice  truncatum,  glabrum,  taeniis  viridibus  undulatis. 

Clostere  Corne,  tres-grele,  legerement  arque,  presc/ue  cylindrique,  tronque  au  bout,  glabre,  ä  bandes 
vertes  ondulees. 


95 — — 

Vibrio  Lmmlay  Müller,  Animalc.  infus.   Tab.  VII.   Fig.  8.? 

Closterium  Comu9  Abliandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  62.    1831.   p.  67. 

Closterium  tenue,  Kützisg,  Synopsis  Diatom.  in  v.  Schlechtendal's  Linnea,  p.  595.   Tafel  XVIII.   Fig.  78. 

Aufenthalt:    Berlin!,  Halle?,  Copenhagen?  und  bei  Catliarinenburg  im  Ural. 

Die  Species  wurde  nach  einer  1829  auf  der  Reise  mit  Herrn  von  Humboldt  in  Catliarinenburg  zwischen  Conferven  im 
Juni  entdeckten  Form  gegründet.  Vielleicht  lässt  sich  aber  die  kleinere  Figur  Müller' s  hierher  rechnen.  Im  Jahre  1831  fand_ich 
schon  dieselbe  Form  in  Berlin  wieder  und  habe  sie  dann  öfter,  aber  immer  einzeln,  im  Frühjahre  beobachtet.  Sie  ist  die  dünnste  un- 
ter den  glatten  Arten  und  besonders  durch  ihre  abgestutzten  Enden,  wie  bei  CL  Trabecula,  erkenntlich,  dessen  Junges  sie  ihrer  an- 
sehnlichen Länge  und  der  Biegung  halber  nicht  seyn  kann.  Ich  zählte  6 — 8  bewegte  Körperchen  dicht  an  den  Enden.  Die  grüne 
Masse  war  am  Rande  wellenförmig.  Bewegung  ist  so  wenig  beobachtet  als  Copulation.  CL  tcnue  von  Kützing  könnte  auch,  sowie 
Muller's  Form,  wenn  sie  ungestreift  waren,  das  Junge  von  CL  Dianae  seyn.  Länge  von  x\1*>  bis  Vio  Linie  beobachtet.  Dicke  bis 
33mal  in  der  Länge. 

Erklärung   der  Abbildungen   Taf.  VI.   Fig.  V. 
Es  sind  2  Exemplare  von  Berlin  abgebildet,  das  grössere  von  1/10^  das  kleinere  von  1/18  Linie  Länge,  beide  300mal  vergrössert. 


b.     Gestreifte   Spindelthierchen,    Toccotium. 

108.  Closterium?  Cylindrus,  Cylinder-SpindeltWercIieii.    Tafel  VI.  Fig.  vi. 

CL  ovato-cylindricum,  vix  ter  longius  quam  latum,  medium  leviter  constrictum,  utroque  fine  obtusissimum,  extus  stria- 
tuin,  striis  loricae  granulatis. 

Closthre  Cylindre,  ovale -cylindrique,  a  peine  trois  fois  plus  long  que  large,  legerement  etr  angle  au 
milieii)  tres-obtus  aucc  deute  e&tremiteS)  raye  eceterieurement :,   ä  raies  granulees. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  nur  4  bis  5mal,  und  wahrscheinlich  immer  todt  von  mir  beobachtete,  Form  unterschied  ich  zuerst  am  20.  Juni  1832, 
wagte  aber  nicht,  sie  irgendwo  einzureihen.  Seitdem  sah  ich  sie  wieder  ohne  Genugthuung.  Ihre  Aehnlichkeit  mit  CL  margaritaceum 
veranlasste  ihre  Stellung  in  dessen  Nähe,  obschon  sie  auch  Aehnlichkeit  mit  der  Gattung  Euastrum  der  B a ci  11  arien- Familie  hat, 
wohin  sie  der  Mangel  bewegter  Papillen  zieht,  im  Fall  er  im  frischen  Zustande  statt  findet.  Sie  hat  die  Form  eines  Coleps.  Grösse 
V36  Linie.     Dicke  kaum  V3  der  Länge. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  VI.    Fig.  VI. 

Es  sind  2  verschiedene  Exemplare  bei  300inaliger  Vergrösserung  dargestellt. 
Fig.  1.    mit  2  einfachen  kugelartigen  gelblichen  (Ei-?) Massen; 
Fig.  2.    mit  2  getheilten  dergleichen. 

109.  Closterium  margaritaceum,  gekörntes  Spindeltluerclieii.     Tafel  VI.  Fig.  XIII. 

Cl.  cylindricum  rectum  elongatum,  8  —  9ies  longius  quam  latum,  medium  utplurimum  leviter  constrictum,  utroque  fine 
rotundatum  truncatum,  extus  striatum,  striis  loricae  granulatis  margaritaceum;  punetis  mobilibus  a  fine  longe 
remotis. 

Closthre  margaritifere,  droit,  cylindrü/ue  et  allonge',  8  a  neuf  fois  plus  long  quelarge,  legerement 
etr  angle  au  milieu,  arrondi  et  tronque  aua  deute  etetremites,  raye  ext  er  ieur  ement  a  raies  gra- 
nulees en  forme  de  ßl  de  perles  et  a  points  mobiles  tres -  eloignes  des  e&tremites. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  Art  der  Spindelthierchen  fand  sich  am  5.  August  1834  zwischen  Conferven  und  sie  ist  mir  seitdem  öfter,  aber  doch 
nie  zahlreich  vorgekommen.  Die  Form  ist  cylindrisch  wie  eine  Nadelbüchse,  und  von  gekörnten  schwachen  Leisten  äusserlich  rauh  oder 
geperlt.  Die  abgestutzten,  wenig  zugerundeten,  Endflächen  halten  die  Mitte  zwischen  der  Form  des  CL  Cylindrus  und  Trabecula. 
Besonders  ausgezeichnet  ist  diese  Art  durch  die  grosse  Entfernung  der  bewegten  Papillen  oder  Körnchen  von  den  Endflächen.  Diese 
Papillen  sind  sehr  zahlreich,  bis  über  20,  und  wie  bei  allen  übrigen  von  einer  besondern  Blase  eingeschlossen.  Ob  an  der  Stelle,  wo 
Papillenhaufen  liegen,  auch  die  Oeffnungen  sind,  liess  sich  nicht  entscheiden,  obschon  es  wahrscheinlich  wurde.  Eine  andere,  physio- 
logisch wichtige,  Eigenthümlichkeit  dieser  Form  ist  ihre  Queertheilung.  Durch  4fache  Selbsttheilung  sah  ich  sie  in  8  Kammern  getheilt. 
Von  diesen  ist  die  mittlere  Theilungsstelle  die  älteste,  dann  folgen  die  gerade  über  den  Papillenhaufen  liegenden  beiden.  Die  jüngsten 
sind  die  4  andern,  gleichzeitigen.     Drüsen,  Magenzellen  und  Oeffnungen  sind  nicht  erkannt.     Grösse  V20  bis  Vis  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  VI.   Fig.  XIII. 

Es  sind  2  Zustände  dieser  Art  dargestellt,  beide  SOOmal  vergrössert. 
Fig.  1.     ist  die  jüngere,  aber  schon  in  einfacher  Queertheilung  begriffene  Form,   1/20  Linie  gross. 
Fig.  2.     ist  die  ältere,  mehrfache  Queertheilung  vorbereitende,  Form,  ^is  Linie  gross. 

110.  Closterium  turgidum,  dickes  SpindeltMercIieii.    Tafel  Vi.  Fig.  VII. 

Cl.  validum,  leviter  curvatum,   subeylindricum,   utrinque  parum  attenuatum,   apice  rubescens  et  rotundatum,    subtiliter 

striatum,  striis  laevibus. 
Closthre  epais,   robuste,   legerement  arque,  presque   cylindrique ,  peu  aminci,    rougeätre  et  arrondi 

auze  deute  bouts,  finement  raye,  a  raies  lisses. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 


90    — 

Es  gehört  zu  den  grössten  Arten  und  wurde  von  mir  früher,  wegen  der  röthlichen  Spitzen,  mit  zu  CL  rußceps  gezogen, 
weil  die  Streifung  des  Panzers  äusserst  zart  ist  und  übersehen  wurde.  Seit  Entdeckung  der  Streifung,  im  Mai  und  am  10.  Juni  1835, 
hat  es  mehr  Verwandtschaft  zu  CL  striolatum,  welches  aber  an  beiden  Enden  scharf  abgestutzt  ist  und  mehrfache  Selbsttheilirng  zeigt, 
die  selbst  den  grössten  Exemplaren  dieser  Art,  von  Vs  Linie,  fehlt.  In  der  Mitte  ist  es,  wie  CL  Dianae ,  durch  4  doppelte  Queer- 
linien  (einfache  Leisten?)  ausgezeichnet  Ich  zählte  auf  der  Halbansicht  des  %  Linie  grossen  Thierchens  23  Längsstreifen.  Bei  ei- 
nem Vs  Linie  grossen  32  Streifen.  Bewegte  Papillen  liegen  dicht  an  den  stumpfen  Spitzen  und  sind  sehr  zahlreich.  Ich  zählte  bis  25. 
Der  Panzer  hat  wieder  sehr  deutliche  OefFnungen  auf  den  Enden  der  convexen  Seiten.  Diese  Enden  haben  etwa  x/s  der  mittlem  Kör- 
perdicke. Deutliche  helle  Drüsen  sind  in*  einfacher  Mittelreihe,  ich  zählte  7  bis  9.  Drei  dunklere  grüne  Binden  (Eileiter P)  sind  in 
der  Mitte.  Viele  kleine  farblose  Blasen  (Magenzellen)  sind  zerstreut  in  der  grünen  Masse  (eingehüllt  von  dem  Eierstocke).  Ortsver- 
änderung liess  sich  schürf  bemerken.  Zuweilen  fanden  sich  im  Innern  ganze  Haufen  und  viele  einzelne  bewegte  monadenartige  Kör- 
perchen. War  diess  schon  im  Leibe  ausgekrochne  Brut?  Ich  sali  es  bei  noch  lebenden  Thieren,  deren  Papillen  in  starker  Thätigkeit 
waren.     Grösse  von  V12  bis  2/s  Linie  beobachtet.     Dicke  8  bis  llmal  in  der  Länge. 

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  VI.    Fig.  VII. 

Es  sind  2  Exemplare  von  1/s  Linie  Grösse  (nicht  von  den  grössten)  abgebildet.    Vergrösserimg  300mal. 
Fig.  1.    ist  ein  noch  lebendes  Thierchen,  in  dessen  Innerm  bei  a  3  grosse  Haufen  lebender  (?)  Körperchen  wimmeln.    Bei  of  sind  die  Panzer  Öffnungen, 

bei  ■+•  die  bewegten  Papillen.     Die  vielen  kleinen  Bläschen  im  Innern  mögen  die  feinen  Magenzellen  seyn.     Das  Grüne  ist  wohl  der  Eierstock,  die  3 

dunkeln  Mittelbinden  vielleicht  Eileiter  oder  Uterus. 
Fig.  2.    ist  eine  Normalform  im  kräftigen  Zustande  von  gleicher  Grösse. 

111.    Closterium  lineatum,  linirtes  Spindeltliierclien.    Tafel  VI.  Fig.  Vin. 

Cl.  inaximtim,  gracile,  leviter  curvatum,  medium  longe  cylindricum,  filiforme,  utrinque  valde  attenuatum  et  truncatum, 
striis  distinetis  laevibus  lineatum,  tricies  fere  longius  quam  latum. 

Clostere  raye^  tres-long,  mince,  leger  erneut  arque^  cylindrique  et  filiforme  au  milieu,  tres-aminci  et 
tronque  ante  deute  ecetremites^  a  redes  distinetes  en  forme  de  lignes  lisses,  sozwent  trente  fois 
plus  long  que  large. 

Closterium  lineatum,  Ab  h  an  dl,  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  (1832.)  p.  238. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Es  ward  zuerst  in  vielen  Exemplaren  am  15.  und  18.  Juni  1832  zwischen  Conferven  des  Thiergartens  bei  Berlin  entdeckt. 
Seitdem  ist  es  mir  wieder  am  7.  und  21.  Juni  1835  in  zahlloser  Menge  vorgekommen.  Es  zeichnet  sich  besonders  durch  seine  in  der 
Mitte  sehr  lang  cylindrische,  dann  gegen  die  Enden  schnell  sehr  verdünnte,  und  zuweilen  daher  hakenartig  gebogene,  Form  aus.  An  den 
abgestutzten  dünnen  Endflächen  ist  nach  der  convexen  Seite  hin  jederseits  eine  deutliche  Oeffnung  und  dicht  hinter  dieser  liegen  be- 
wegte Papillen  in  ansehnlicher  Zahl,  deren  ich  bis  15  zählte.  Die  Spitzen  sind  meist  etwas  gelblich,  weil  der  Panzer  diese  Farbe 
hat  und  hier  nicht  mit  grünem  Inhalt  erfüllt  ist.  Die  Dicke  der  Endfläche  ist  etwa  Vs  der  mittleren  Körperdicke.  Die  Streifimg  des 
Panzers  zeigt  12  bis  16  Linien  auf  der  Halbansicht.  Helle,  runde  Drüsen  bilden  in  der  Mitte  eine  einfache  perlschnurartige  Reihe  und 
ich  zählte  darin  bis  43  Kugeln  (22  +  21).  Ganz  besonders  interessant  war  die  schon  1832  (1833)  von  mir  angezeigte  Eigenthümlich- 
keit  dieser  Form,  sich  nach  Art  der  Confervae  conjugatae  zu  verbinden  und  gemeinsam  neue  Individuen  (Doppelknospen)  zu 
bilden.  Ich  sah  öfter  2  leere  Panzer  mit  den  convexen  Flächen  einander  zugekehrt,  und  beide  in  der  Mitte  mit  einem  Queerspalt  klaf- 
fend beisammenliegen.  Zwischen  ihnen  lagen  2  grosse  runde  grüne  Kugeln  vom  Durchmesser  des  Panzers.  Eine  von  den  Spindeln 
hervorgetriebene  Warze,  wie  es  bei  den  Spirogyren  der  Fall  ist  und  wie  neuerlich,  1836,  Morren  bei  Clost.  Lunula  abgebildet 
hat,  sah  ich  nie.  Grösse  Vi8  bis  Vs  Linie  beobachtet.  Das  kleinste  beobachtete  Exemplar  war  28mal  so  lang  als  dick,  die  grössten 
30  bis  34mal.  Mehrfache  Queertheilung  sah  ich  nie.  Ortsveränderung  sah  ich  in  Cylindergläsern,  an  deren  Wänden  sie  allmälig  vom 
Boden  weit  in  die  Höhe  rückten.  Beim  Glühen  auf  Platinblech  kräuseln  sich  die  Spindeln,  werden  schwarz  und  lassen  sich  ganz  ver- 
brennen. Ich  habe  schon  damals  die  in  Copulation  befindlichen  Exemplare  auf  Glimmer  isolirt  aufbewahrt  und  recht  wohl  erhalten 
noch  jetzt  vor  mir. 

Erklärung   der  Abbildungen   Taf.  VI.   Fig.  VIII. 

Es  sind  3  einfache  Spindeln  und  ein  Paar  copulirte  abgebildet,  alle  300mal  vergrössert. 

Fig.  1.    ist  die  Normalgestalt  des  erwachsenen  lebenden  Thieres  von  l/3  Linie  Länge. 

Fig.  2.    ist  ein  todtes  Thierchen  gleicher  Entwicklung  mit  innern  Kugeln,  die  vielleicht  die  allein  rückständigen,  veränderten  (Samen-)  Drüsen  sind. 

Fig.  3.    ist  ein  junges  Exemplar  von  xjl8  Linie  Länge. 

Fig.  4.  ist  ein  Paar  in  seinem  Act  der  Doppelknospenbildung.  Beide  Thiere  sind  todt,  ihre  grüne  Körnermasse  (Eierstock)  4-  ist  kugelartig  zusammen- 
geballt und  aus  ihnen  hervorgetreten.  Diese  will  Herr  Morren  sich  zu  einzelnen  Thieren  haben  entwickeln  gesehen,  was  ich  nicht  sah.  Eine  Hälfte 
des  linken  Thieres  ist,  um  Raum  zu  sparen,  weggelassen.     Ich  sah  auch  dergleichen  einzelne  Hälften  oft  liegen. 

IIA«    Closterium  striolatum,   gestricheltes  Spindelthierclien*    Tafel  Vi.  Fig.  xil. 

Cl.  fusiforme  arcuatuiu,   utroque  iine  leviter  sensiinque  attenuato,  truncatum,  subtilius    striatum,  striis  laevibus  >    decies 
aut  duodecies  fere  longius  quam  latum. 

Clostere  striole^   ayajit  la  forme  cfrun  fuseau  arque,  peu  a  peu  aminci  et  tronque  aucc  deiia,  bouts> 
leger  ement  raye>  ä  raies  lisses,  71  etant  que  10  a  12  fois  plus  long  que  large. 

Closterium  striolatum,  Abband  1.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  68.  1833.  p.  238. 

Closterium  costatum!  and  Cl.  spirale*  Corda,  Almanac  de  Carlsbad,  1835.  p.  191.  Taf.  V.  Fig.  61—63.  und  Fig.  67.? 

Aufenthalt:    Berlin  und  Pra°*. 

Im  Jahre  1831  unterschied  ich  diese  Form  vom  CL  rufieeps,  jetzt  CL  Dianae,   indem  ich  die  Streifung  und  deren  Man- 
gel als  unterscheidende  Hauptcharactere  kennen  lernte.     Auch  erkannte  ich  schon  damals  die  mehrfache  Gliederung.    Am  15.  Juni  1832 


9?    

sah  ich  zuerst  die  Copulation  ganzer  Stäbchen  zu  wiederholten  Malen  und  in  verschiedenen  Formen.  Am  10.  Juni  1835  sah  ich  zahl- 
lose Mengen  und  wieder  viele  im  Act  der  Doppelknospenbildung.  Sie  waren  zwischen  Oscillatorien  des  Thiergartens.  In  den  Ab- 
handlungen der  Berliner  Akademie  wurden  diese  Verhältnisse  1833  umständlich  angezeigt.  Corda  hat  1835  ein  Closterium  von  Prag 
beschrieben,  welches  in  den  wesentlichen  Characteren  diesem  gleicht.  Er  nannte  es  Cl.  costatum.  Es  unterscheidet  sich  zwar  durch 
stärkere  Leisten  und  eine  einzelne  bewegte  Papille,  allein  so  sicher  sind  diese  Zeichnungen  und  Beobachtungen  nicht,  dass  darauf  eine 
besondere  Art  zu  begründen  schiene,  auch  hat  der  Verfasser  seine  Beobachtungen  mit  den  früheren  Mittheilungen  zu  vergleichen  keinen 
Versuch  gemacht.  Ich  meine  daher,  dass  sich  jene  Charactere  und  auch  der  Mangel  der  Streifung  bei  Cl.  spirale  übersehen  Hessen, 
da  es  oft  schwer  ist,  letztere  zu  erkennen.  Wiederholte  Beobachtungen  müssen  diese  Zweifel  erst  entfernen.  Todte  leere  Panzer  zei- 
gen die  Streifung  besser  als  lebende.  Ich  zählte  13  bis  15  auf  der  Halbansicht.  Sehr  deutlich  sind  die  Oeffnungen  oberhalb  der  ab- 
gestutzten Endfläche  auf  der  convexen  Seite,  welche  bei  Corda  nicht  angegeben  sind.  Auch  sah  ich  zuweilen  an  der  mittleren  Tkei- 
lungsstelle  bis  20  parallele  Qucerlinien  neben  einander.  Die  von  Corda  angemerkten  mittleren  Oeifnungen  sind  mir  bei  dieser  und  al- 
len^Arten  unbekannt  geblieben.  Die  jugendlich  frischen  Stäbchen  haben  eine  schöngriine  Farbe  (des  Eierstocks?)  und  röthliche  Enden. 
Die  (männlichen?)  Drüsen  liegen  in  einfacher  Mittelreihe  6  zu  6  oder  5  zu  7.  Dicht  an  den  abgestutzten  Enden  sind  zuweilen  5  bis 
9,  zuweilen  nur  2  (Corda  sah  nur  1)  bewegte  Papillen,  die  man  nicht  mit  andern  ähnlichen,  im  Körper  henimirrenden ,  Theilchen 
verwechseln  darf.  Corda  will  durch  galvanische  Schläge  (!)  den  Mantel  (!)  des  Thieres  von  der  Papillenblase  getrennt  haben  (p.  191). 
Man  vergleiche  seine  Beobachtung  der  Crystall- Linse  des  Auges  bei  den  Räderthieren  {Notommatd).  Bei  Cl.  didymotocum  hält 
er  die  bewegten  Papillen  für  Junge  (Zwillinge).  Zwei  dunklere  grüne  Bänder  (Eileiter?)  begleiten  meist  die  Drüsenreihe,  zuweilen 
sind  sie  um  einander  verschlungen  und  haben  die  Drüsenreihe  etwas  verschoben.  So  erscheinen  sie  als  Spirale.  Manche  Stäbchen 
haben  einfache  Queertheilung,  manche  3fache,  in  4  Theüe.  Die  Copulation  findet  meist  in  der  Mitte,  zuweilen  an  den  seitlichen  Thei- 
lungsstellen,  immer  ohne  Warze  statt.  Ich  sah  meist  2  Kugeln  gebildet,  deren  jede  zu  2  verschiedenen  Hälften  gehören  mochte.  Wei- 
tere Entwickelung  der  Kugeln  (Doppelknospen?)  sah  ich  nicht.  —  Grösse  bis  Vio  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  VI.  Fig.  XII. 

Es  sind  2  frische  Einzelthiere ,  vier  in  der  Copulation  und  2  todte  und  leere  Panzer  dargestellt.    Alle  300mal  vergrössert. 

Fig.  1.  ist  der  Normalzustand,  mit  2  bewegten  Papillen; 

Fig.  2.  eine  Spindel  mit  spiralförmig  erscheinenden  grünen  Bändern  und  mehr  Papillen; 

Fig.  3.  ein  leerer  ganzer  Panzer; 

Fig.  4.  ein  leerer  halber  Panzer; 

Fig.  5.  2  in  der  Mitte  copulirte  Spindeln  mit  2  Kugeln; 

Fig.  6.  2  ungleich  copulirte  Spindeln  mit  1  Kugel. 

113.    Closterium  setaceum,  Iborstenförmiges  SpindeHHierclieii.    Tafel  VI.  Fig.  IX. 

Cl.  fusiforme  setaceum  rectum  aut  levissime  arcuatum,   leviter  striatum,  cornutum,   cornibus  setaceis,   singulis   corpore 

longioribus. 
Clostere  setact,  ayant  la  forme  d'un  fuseau  droit  ou  tr  es -leger  ement  arque,  presque  insetisiblement 

raye,  cornu,  a  cornes  setacees  dont  chacune  surpasse  le  corps  en  longueur. 

Closterium  setaceum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zn  Berlin,  1833;  p.  239. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Am  5.  Mai  1832  zwischen  Conferven  bei  Berlin  entdeckt,  am  5.  August  1835  in  Copulation  beobachtet.  Es  sind  cylindri- 
sche  sehr  feine  und  lange  borstenartige  Stäbchen,  welche  in  der  »litte  einen  sehr  kurzen  spindelartigen  Körper  haben,  grösstenteils 
aber  aus  den  Hörnern  bestehen.  Der  Körper  ist  an  Länge  etwa  »/»  des  Ganzen  und  an  Dicke  etwa  V«.  Die  Enden  der  Horner  sind 
abgerundet,  aber  zu  fein,  um  Oeffnungen  erkennen  zu  lassen.  Sind  die  Panzer  leer,  so  sieht  man  eine  sehr  feine  Streifung  auf  ihnen. 
Icli  zählte  bis  10  Streifen  auf  der  Halbansicht.  Der  kleine  spindelförmige  mittlere  Körper  hat  einen  grünlichen  Inhalt  und  eine  weisse 
Queerbinde,  wie  alle  Clostericn.  Sehr  eigentümlich  ist  aber,  dass  die  bewegten  Papillen  nicht  an  den  Spitzen  der  Horner,  sondern 
an  den  Enaen  der  mittleren  Spindeln  befindlich  sind.  Ich  zählte  2  zu  2,  3  zu  3  oder  4  zu  4  in  langgestreckter  Zelle.  Es  schien 
mir,  dass  an  dieser  Stelle  äussere  Farbetheilchen  langsam  fortgeschoben  würden,  eine  Oeffhung  erkannte  ich  nicht.  Bemerkenswertn 
ist  auch,  dass  bei  dem  ähnlich  gebildeten  Cl.  rostralum  eine  Oeffnung  vorn  an  den  Hörnern  sichtbar  ist.^  Haben  ™Heicht  nur  LI. 
Trabecula,  margaritaceum  und  setaceum  einen  hierin  abweichenden,  und  selbst  unter  sich  noch  verschiedenen,  Bau.  Die  Copu- 
lation hatte  darin  etwas  ganz  Eigenthümliches ,  dass  durch  die  austretende  grüne  Masse  die  beiden  Thierchen  in.  4  Theile  auseinander- 
getrieben wurden,  und  dass  die  Masse  selbst  einen  platten  8eckigen  Körper  bildete,  der  eine  hellere  Stelle  in  der  Mitte  und  kornigen 
Inhalt  zeigte.  Fortrückende  Bewegung  sah  ich  nicht.  Kützing's  Frustulia  mbulata  ist  bei  der  folgenden  Art  zu  vergleichen. 
Grösse  Vs  Linie,  des  Körpers  ohne  die  Hörner  1/36  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  VI.  Fig.  IX. 

Es  sind  3  Einzelthiere  und  2  in  Doppelknospenbildung  abgebildet,  alle  300mal  vergrössert. 
Fi?.  1.  bis  3.    sind  in  der  Zahl  der  bewegten  Punkte  und  der  Länge  der  Hörner  verschiedene  Exemplare. 
Fig.  4.    ist  die  schon  beendete  Knospenbildung.     Der  grosse  mittlere  Körper  muss  sich  hier  wohl  in  viele  Individuen  entwickeln,  da  er  zu  einem  viel 

zu  dick  ist. 

114.     Closterium  rostratum,  langsdmäbligres  Spindelthierclieii.    Tafel  VI.  Fig.  X. 

Cl.  fusiforme  gracile,  utrinque  longe  attenuatum,  leviter  arcuatum,  striatum,  cornutum,  cornibus  setaceis  singulis  cor- 
pus vix  aeouantibus,  saepius  longe  brevioribus. 

Clostere  rostre,  en  forme  'd'un  fuseau  grele,  tres-aminci  auv  deuos  extremites,  legerement  arque, 
raye,  cornu,  a  cornes  selacSes,  chacune  kgalant  a  peine  le  corps  en  longueur,  souvent  beau- 
coup  plus  courtes. 

25 


98    

Clostenium  rostratum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  67.    1833.   p.  240. 
Closterium  Acus,  Nitzsch,  Kützing  Synopsis  Diatom.  Linnea  1833.  p.  595.  Taf.  XVIII.  Fig.  81. 
Frustulia  subtilis  und  subulata,  Kützing?  ibid.  p.  538.  Taf.  XIII.  Fig.  3.  1833. 
Closterium  caudatum,  Corda,  Almanac  de  Carls b ad,  p.  190.  209.  Tafel  V.  Fig.  66.  1835. 

Aufenthalt:    Berlin!,  Halle,  Wanzleben  im  Mannsfeldischen,  Weissenfeis,  Prag. 

Das  im  Jahre  1831  beschriebene  CL  rostratum  hatte  die  Hörner  von  der  halben  Körperlänge,  allein  ich  kannte  schon  da- 
mals auch  eine  Form  mit  noch  längeren  Hörnchen,  die  ich  als  Abart  von  dieser  ansah,  obschon  sie  in  der  Form  mehr  Aehnlichkeit  mit 
CL  setaceum  hatte,  welches  bei  gleicher  Länge  sehr  viel  dünner  ist.  Auch  hatten  jene  beiden  Formen  röthliche  Hörnchen,  diese  farb- 
lose. Ich  bin  jetzt  der  Meinung,  dass  obige  Namen  zusammengehören  und  dass  die  farblosen  Hörnchen  des  CL  Acus  wohl  nur  blass 
waren  oder  variiren,  indem  auch  die  Streifung  sehr  leicht  übersehen  seyn  kann.  Die  röthliche  Farbe  der  Spitzen  giebt  Kützing  bei 
Frustulia  subulata  auch  an.  Ich  habe  das  CL  rostratum  im  Jahre  1835  im  April,  am  30.  Mai  und  am  1.  Juni  sehr  zahlreich 
wieder  beobachtet.  Der  Panzer  hat  in  der  Halbansicht  14  bis  15  Streifen.  Die  Hörnchen  sind  von  verschiedener  Länge,  nie  einzeln 
länger  als  der  mittlere  Körper.  Vorn  sind  sie  etwas  verdickt  und  haben  da  eine  Oeffnung,  welche  Corda  auch  (p.  190.)  wohl  aus  Ver- 
sehen angiebt,  da  sie  in  der  Zeichnung  nicht  existirt.  Die  bewegten  Papillen  sind  im  Grunde,  nicht  in  der  Spitze  der  Hörner.  Ich 
zählte  8  bis  11.  Die  Drüsen  liegen  in  einfacher  Mittelreihe,  je  7  bis  8,  von  zwei  dunklen  grünen  Längsbändern  eingefasst.  Zwischen 
der  grünen  feinkörnigen  (Ei-?)  Masse  waren  viele  kleine  farblose  Blasen  (Magenzellen?).  Selbsttheilung  und  Copulation  sind  nicht 
beobachtet.  —  Grösse  Vio  bis  */*  Linie,  letzteres  bei  Vis  Linie  Länge  des  Mitteltheils.  CL  Acus  von  Nitzsch  1817  war  Euglena  Acus, 
denn  er  sagt  damals  p.  67,  es  bewege  sich  wie  die  lebhaftesten  Kolpoden,  allein  das  von  Kützing  1833  abgebildete  CL  Acus  von 
Nitzsch  ist  offenbar  diese  Art  von  Closterium. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  VI.   Fig.  X. 
Es  sind  2  kräftige  Exemplare  mit  Hörnchen  von  verschiedener  Länge  300mal  vergrössert  dargestellt. 

115.  Closterium  f  inaequale,  ungleichsclinälbliges  Spindelthierclien.  Tafel  VI.  Fig.  XL 

Cl.  semilunare  fusiforme,  parvum,  fuscescens,  striatnm,  altero  cornu  obtuso,  altero  graciliore,  longiore,  acuto. 

Clostere  inegal,  en  forme  de  fuseau  arque,  semilunaire,  raye^  petita  a  couleur  fauve,  ayant  les  deua> 
bouts  inegautC)  Fun  obtus,  V  autre  grele,  plus  long  et  aigu. 

Closterium?  inaequale,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  67.   1833.  p.  238. 

Aufenthalt:    Berlin. 

Ich  fand  diese  braunen  Körperchen  in  grosser  Menge  am  1.  August  1831  zwischen  Conferven  des  Thiergartens,  seitdem  nicht 
wieder.  Ich  hatte  schon  1833  den  Character  dieser  Form  specieller  auseinandergesetzt,  es  war  aber  doch  von  Herrn  Morren  miss- 
verstanden oder  nicht  beachtet  worden.  Nur  diese  Art  hat  von  allen  bekannten  in  der  Ungleichheit  einen  Character,  aber  bei  allen  Ar- 
ten giebt  es  ungleiche  Formen.  Diese  Art  und  CL  Cylindrus  sind  die  einzigen  der  16  Arten,  welche  keine  bewegten  Papillen  er- 
kennen Hessen.  Vielleicht  waren  die  beobachteten  Exemplare  todt.  In  einigen  Stäbchen  waren  unsichere  Bläschen.  Eine  Qiieertheilung 
war  nirgends  sichtlich  vorbereitet.  Längsstreifen  gingen  5  bis  6  auf  die  Halbansicht.  Zwar  fehlen  wichtige  Charactere  der  Gattung 
Closterium,  allein  Form,  Vorkommen  und  Gesellschaft  sprechen  für  diese  nächste  Verwandtschaft. —  Grösse  y3 6  Linie.  Dicke  9  —  lOmal 
in  der  Länge. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  VI.   Fig.  XL 
Es  sind  3  Stäbchen  bei  300maliger  Vergrösserung  abgebildet.    Bei  Fig.  3.  bezeichnet  a  das  stumpfere  kürzere*  ß  das  längere  spitzere  Hörnchen. 


Nachtrag,   Uebersickt  und  Beurtheilung   aller  Artnamen   der   Gattung   Closterium. 

Es  sind  bisher  27  Artnamen  gegeben  worden,  wovon  16  angewendet,  1  zweifelhaft,  10  zurückgewiesen  sind.  Nitzsch,  der 
Gründer  der  Gattung,  hat  3  Namen  gegeben,  wovon  einer  1)  Closterium  Lunula,  beibehalten  ist  und  den  Stamm  bildet,  die  beiden 
andern  sind:  2)  CL  Acus  =  (1817)  Euglena  Acus •,  (1833)  Closterium  rostratum ;  3)  CL  tripunctatum  =  Navicula.  Ausser 
den  hier  verzeichneten  15  neuen  Artnamen  [4)  — 18)]  sind  2  meiner  früheren  Namen  abgeändert  worden:  19)  CL  multistriatum  —  CL 
acerosum;  20)  CL  ruficeps  =  CL  Dianae  und  CL  turgidum.  Kützing  hat  1833  zwei  neue  unhaltbare  Namen  gegeben:  21) 
CL  tenue  =  CL  Cornu;  22)  CL  Leibleini  =  CL  moniliferum.  Corda  hat  1833  bei  Kützing  1,  und  1835  4,  also  5  neue 
Namen  gegeben,  von  denen  nur  einer  vielleicht  annehmbar  ist,  die  übrigen  haben  folgende  Synonyme:  23)  CL  acuminatum  =  CL 
Lunula;  24)  CL  costatum  =  CL  striolatum;  25)  CL  caudatum  =  GL  rostratum;  26)  CL  didymotocum,  vielleicht  neu;  27) 
CL  spirale  =  CL  striolatum?  juv. 

Unter  andern  Gattungsnamen  sind  als  der  Gattung  Closterium  wirklich  oder  nur  scheinbar  verwandte  Formen  13  verzeichnet 
worden.  Von  Müller  1)  Vibrio  Lunula  —  Closterium  L.  Von  Schrank  2)  Vibrio  acerosus  =  Closterium  ac.  Von  Oken 
3)  Enc/ielis  Lunula  =  Closterium  L.  Von  Bory  de  St.  Vincent  4)  Lunulina  diaphana  =  Kieselnadeln  von  Schwämmen, 
Spongia;  5)  L.  monilifera  =  Clost.  moniliferum  und  CL  acerosum;  6)  L.  Mougeotii  =  Synedra  lunaris;  7)  L.  olivacea 
=  Gomp/ionema?  olivaceum;  8)  L.  vulgaris  =  Closterium  Lunula.  Von  Türpin  9)  Bacillaria  bipunctata  ==  Closterium. 
Von  mir  1828  10)  Bacillaria  multistriata  =  Closterium  acerosum.  Von  Kützing  11)  Frustulia  subtilis.—  Closterium  ro- 
stratum juv.;  12)  Fr.  subulata  =  Closterium  rostratum  juv.     Von  Corda  13)  Pleurosicyos  myriopodus  =  Clost.  Digitus. 

Unter  all  diesen,  der  Gattung  der  Spindel thierchen  anheimfallenden,  Namen  ist  nur  ein  einziger,  welcher  noch  eine  den  ver- 
zeichneten 16  zuzufügende  Art  vermuthen  Hesse,  aber  auch  dieser  mannigfach  unklar.  Es  ist  das  Closterium  didymotocum.  Der 
Name  bezeichnet  einen  bewegten  Papillarkörper  als  Zwillings-Brut,  was  daran  am  wenigsten  richtig  zu  seyn  scheint,  und  die  gebogene  Form 
ist  kein  so  sicherer  Character,  dass  er  zum  Anhalt  dienen  könnte.  (Vergl.  Cl.  acerosum  Tafel  VI.  Fig.  I.  10.  und  CL  attenua- 
tum  Fig.  IV.) 


09 

Schon  vor  1821  hatte  Gruithuisen  in  seinen  Beiträgen  zur  Physiognosie  und  Eautognosie  1812.  p.  322.  die  thierische  Na- 
tur des  Closterium  erkannt  und  auch  schon  die  bewegten  Papillen  in  den  hellen  Spitzen  gesehen.  Die  erläuternde  Abbildung  daselbst, 
Tafel  IL  Fig.  40.,  stellt  Closterium  moniliferum  vor.  Es  schien  ihm  darin  Pflanzensinnlichkeit  mit  Thierempfindung,  und  Thier- 
willkühr  mit  Pflanzenbewegung  gepaart,  das  heisst  aber  offenbar  mit  andern  Worten  bloss,  dass  er  schwache  Empfindung  und  langsame 
Bewegung  beobachtet  hatte.  Er  sah,  wie  Müller,  queere  Selbsttheilung  in  der  Mitte.  Die  Biegung  glaubte  er,  wie  bei  Mimosen, 
durch  Anschwellung  bedingt,  was  aber  eine  optische  Täuschung  durch  Drehen  ist.  Leiblein  zählte  1827  Closterium  Jjunulai  un- 
ter den  Algen  der  Gegend  von  Würzburg  auf  (Flora  od.  bot.  Zeitung  1827.  I.  p.  259.),  und  will  es  auch  in  Infusionen  häufig  ge- 
funden haben,  was  wohl  sehr  wenig  rein  bereitete  und  beaufsichtigte  seyn  mochten.  Agardh  billigt  1828  (Species  Algarum  IL  1. 
p.  XXXV  1IL)  die  Stellung  des  Closterium  unter  den  Algen,  wie  er  denn  die  ganzen  Bacillarinen  ebenfalls  als  Algen  verzeich- 
net und  der  Idee  nachgeht,  dass  es  Formen  giebt,  welche  mit  gleichem  Rechte  in  beiden  organischen  Reichen  stehen,  eine  Idee,  die 
den  hier  vorgelegten  Beobachtungen  zufolge  nicht  zulässig  erscheint. 


Nachtrag  zur   Familie  der   Closterinen. 

An  die  Yibrionien  hat  man  oft  die  Oscillatorien  und  Confervas  conjugatas  angereiht,    weil   sie  eine  thierische  Be- 
wegung hätten,  und  Gruithuisejv  will  1821  (Nov.  Acta  Nat.  Cur.  X.  448.)  sogar  äussere  Bewegungsorgane,   Härchen,   an  Con- 
jugata  pectinata  und  C.  princeps  von  Vaucher  beobachtet  haben.     Letzteres   ist   eine   schon  oft   vorgekommene  Täuschung  durch 
Anflug  von  Meinen  Conferven,  Hygrocrocis  dergl.,  welche  auch  R.  Wagner  (Isis  1832)  veranlasst  hat,  die  Eier  der  Räderthiere 
für  gewimpert  zu  erklären,  und  nach  welcher  Cord a  1835  neue  haarige  Species  von  Bacillarinen  gebildet  hat.    Wer  viel  Algen  und 
dergleichen  Wasserorganismen  beobachtet,    erfährt  bald,   dass   periodisch   die   verschiedenartigsten  Körper   mit   diesen  meist  gegliederten 
Fäserchen   dicht   besetzt   sind   und   dass  sie  nicht  Füsse  der  beweglichen  sind.     Bei   den  Vibrionien  habe  ich  dieser  Pflanzenverhält- 
nisse nicht  erwähnt,  weil  jene  Familie  nur  panzerlose  Formen  umfasst,    die  Oscillatorien   aber    sowohl   als    die    Conjugatae   oder 
Zygnemata  eine  besondere  schlauchartige  Hülle  zeigen,  in  welcher  die  kettenartigen  Gliederungen   eingeschlossen  liegen.      Man  würde 
sie  nur  als  gepanzerte  Vibrionien  betrachten  können,  wenn  man  sie  den  Thieren  anreihen  wollte,  und  das  sind  eben  Closterinen, 
Zwar  könnte  man  auch  wohl  versucht  seyn,  dieselben  mit  den  Gallion  eilen  zu  den  Bacillarinen  zu  stellen,  allein  die  Bacilla- 
rinen (auch  die  Gallionellen)  haben  keine  Queergliederung,  sondern  nur  Längsgliederung,  während  alle  Gliederung  der  Oscilla- 
torien und  Conferven,  sowohl  der  Anordnung  der  innern  Organisation  als  der  Bewegungsrichtung  zufolge,    eine    queere  ist.      Diese 
queere  Gliederung  ist  aber  auch  ein  Character  der  Vibrionien  und  Closterinen.     Was  die  Organisation  der  Conjugatae,  Juga- 
les,    Zygnemata   oder  Spirogyrae   selbst   anlangt,    so  ist  dieselbe  neuerlich  noch  immer  von  Mohl  1836   als   viel  einfacher  darge- 
stellt worden,   als  sie  wirklich  ist,   worauf  Meten  in  der  Linnea,  Zeitschrift  you  v.  Schlechtendal,    1827.  p.  410.  Tafel  VII. 
aufmerksam  machte.     Die  Bewegungs- Härchen,  welche  Schrank  in  den  Nov.  Act.  Nat.  Cur.  XL  p.  531.   1823  an  Bacillarien 
wieder  sah,  sind  Meyen  niemals  vorgekommen  (p.  418.),  aber  die  Bewegungen  der  Spirogyren  (Sp.  quinina)  hat  er  vielfach  auch 
beobachtet.     Er  nennt  zwar  auch  p.  421.  den  anatomischen  Bau  der  Conferven   „den  einfachsten,    den   man  sich  nur  denken  kann," 
allein  er  hat  doch  es  besser  erkannt  und  in  flüchtigen  Umrissen  gezeichnet.     Der  Bau  der  Spirogyren  ist  auffallend  zusammengesetzt 
und  zeigt  in  dieser  Zusammensetzung  einen  vom  gewöhnlichen  Pflanzenbaue  sehr  verschiedenen  Character,    einen  Character,    welcher  an 
den  Bau  der  ähnlichen  Thiere  allerdings  stark  erinnert.     Jede  Zelle  besitzt  ein  blasenartiges  grosses  Centralorgan,  welches  durch  strah- 
lenartige Canäle  nach  allen  Seiten  der  Zelle  hin  wirksam  erscheint.     Die  grünen  körnigen  Spiralbänder   stellen  in  directem  Zusammen- 
hange mit  dem  Centralorgane.     In  alten  Spirogyren  ist  es  farblos,  in  jungen  blassgriinlich,  und  aus  den  Spiralbändern  zieht  sich  der 
grüne  Inhalt  später  in  diese  Centralblase  zurück,    um  die  glatte  oder  strahlige  Kugel  zu  bilden,   welche  zuletzt  in  den  einzelnen  Glie- 
dern einzeln  sichtbar  ist.     Man  würde,  wollte  man  leichtsinnig  Aehnlichkeiten  erfassen,    von  Uterus,  männlicher  Sexualblase,  Eileitern, 
Samendrüsen  sprechen  können.     Allein  alles  ist  starr.     Die  den  Samendrüsen  der  Infusorien   vergleichbaren  hellen  grösseren  Kugeln  der 
grünen  Bänder  sind  grobkörnig,    es  giebt  keine  sichtlich  offene  Mündung  der  Zellen.     Es  giebt  keine  Selbsttheilung,   nur  Knospenbil- 
dung und  Abfallen  der  Knospen.     Es  liegt  in  den  Spirogyren  das  Geheimniss  des  Pilanzenorganismus    weniger    dunkel,    als  in  allen 
übrigen  Pflanzenzellen.      Vieler   der    angestrengtesten  Untersuchungen   ungeachtet   bin  ich  nicht  zu  klarer  Erkenntniss   gekommen,    aber 
auch  nicht  zu  dem  Gefühl,  das  Vorhandene  erschöpft  zu  haben.     Die  Conferven  sind  nicht  das  Einfachste,    sie   sind  das  Interessan- 
teste, das  Wichtigste  der  Pflanzenwelt  für  die  jetzige  Forschung.    Viel  unklarer  bleiben  die  Oscillatorien.    Sie  sind  wegen  zu  zar- 
ter Feinheit  dem  Urtheile  weniger  zugänglich  als  die  Spirogyren,   im  Uebrigen   aber   scheinen  sie   mir  einen  sehr  ähnlichen  Bau  zu 
verrathen.     Die  Bewegung  scheint  mir  eine  unwillkürliche  oder  doch  nicht  thierische,  bedingt  durch  rasches  Wachsthum  und  Knospen- 
bildung an  den  Spitzen  und  durch  Lichtreiz,  welcher  viele  Bewegungen  bei  allen  Pflanzen  vermittelt.     Sie  ist  vorhanden  und  oft  über- 
raschend,  nie   aber  fand  ich  sie  der   thierischen,    selbst  nicht   der  der  Bacillarien   gleich.     Mein  beiläufiges  Urtheil  über  die  Natur 
der  Oscillatorien  und  Spirogyren  oder  Conjugaten  rücksichtlich  ihrer  Stellung   bei  den  Infusorien   und  also  bei  den  gepanzer- 
ten Vibrionien,  schliesst  sie  von  den  Thieren  für  jetzt  aus.     Ihre  Pflanzennatur  beruht  auf  folgenden  Gründen:    1)    Sie  haben  keine 
offenen  Mündungen;  2)  sie  pflanzen  sich  nie  durch  Selbsttheilung  fort,  ihre  Theilung  ist  nur  ein  Abfallen  der  Knospen;  3)  ihr  Wachs- 
thum geschieht,    auch  wo  es  als  Gliederung  erscheint,    nur  durch  Knospenbildung;    4)    sie   haben  die  äussere  und  innere  Starrheit  des 
Pflanzen -Organismus;  5)  ihre  bei  den  Spirogyren  vorhandene  Copulation   ist   eine  gleichgültige  Fortpflanzungsform,    welche  bei  Pil- 
zen, Syzygites,  von  mir  1818  (Sym6.  mycolog.  Dissert.  inaug.  und  Verhandl.  d.  Berl.  Naturf.  L)  auch  beobachtet  wurde  und  die 
ich  neuerlich  auch  bei  Thieren,  Closterium  1833,  erkannte.     Es  ist  der  einfachen  Gemmenbildung  ähnlich,   die  bei  Thieren  und  allen 
Pflanzen  gleichartig  auftritt.     Für   die   Stellung   entscheidet   es   nicht;    6)  sie  bilden  im  Innern  spiessige  Crystalle,   wie   viele  Pflanzen- 
zellen,  aber  kein  Thierkörper.     Ich  habe  diess  häufig   an  Spirogyra  princeps  beobachtet;  7)  ihre  Bewegung  ist  keine  deutlich  frei- 
willige.    Diese  Gründe  sind  es,  welche  mich  veranlassen,   die  Oscillatorien  und  Conjugaten  von  den  Infusorien  auszuschliessen. 


ioo 

SECHSTE    FAMILIE:    AENDERLINGR 

Astasiaea»    Astasiees. 


CHAR  ACTER:  Animalia  polygastrica  anentera  (tubo  intestinali  destituta),  gymnica  (11011  appendicuiata), 
nee  loricata,  formam  caudatam  aut  eeaudem  sponte  niutantia,  apertura  corporis  uniea. 

CARACTERE:  Animaux  evidemment  ou  vraisemblablement  polygastriques^  sans  canal  alimen- 
taire^  sans  appendices  {sans  ramißcations)  du  corps,  sans  carapace  et  changeant  ä 
leur  gre  la  forme  ^  ayant  une  seule  Ouvertüre  du  corps  et  souvent  une  queue. 

Die  Familie  der  Aenderlinge  nimmt  alle  solche  geschwänzte  oder  ungeschwänzte  Thierchen  auf, 
welche  deutlich  oder  mit  Wahrscheinlichkeit  viele  Magenzellen  ohne  deutlichen  Darmkanal  besitzen,  die  kei- 
nen Panzer,  keine  besondern  Körperanhänge«,  eine  einzige  OefFnung  haben,  und  welche  willkührlich  ihre  Ge- 
stalt verändern  können. 

Zu  dieser  Familie  gehören  für  jetzt  23  bis  24,  in  6  Gattungen  vertheilte,  Thierarten:  Euglena  mit 
11  Arten,  Astasia  mit  4  bis  5,  Distigma  mit  4,  Colacium  mit  2  Arten,  und  Amblyophis  und  Chlor  o- 
gonimn  jede  mit  1  Art.  Ihre  Formen  sind  unter  den  am  frühesten  entdeckten  Infusorien.  Schon  Harris 
und  Leeüwenhoek  haben,  ersterer  1696  vermuthlich  Euglena  viridis ,  letzterer  1701  vermuthlich  dieselbe 
und  Euglena  sanguinea,  beobachtet.  Die  Familie  wurde  1830  in  den  Abhandlungen  der  Berliner  Akade- 
mie p.  38.  mit  den  beiden  Gattungen  Astasia  und  Euglena  und  10  bis  12  Arten,  als  den  Monadinen  zu- 
nächst stehend,  gegründet.  Bis  dahin  waren  einige  wenige,  6 — 7  dieser  Körper,  in  den  Gattungen  Vibrio^ 
Enchelys^  Cercaria  und  Proteus  von  Müller,  in  denen  von  Cercaria^  Raphanella  und  Virgulina  bei 
Bory  de  St.  Vincent,  und  Enchelys  und  Phaeus  bei  Nitzsch  verzeichnet  worden.  Die  Gattung  Astasia 
wurde  zuerst  in  Poggendorffs  Annalen  der  Physik  1830.  p.  508.  characterisirt.  Die  Gattung  Distigma 
war  schon  1828  auf  den  Tafeln  der  Symbolae  physicae  gestochen,  wurde  aber  erst  1831  im  Texte  zur 
Familie  der  Astasiaeen  gestellt.  In  den  Abhandlungen  der  Berlin.  Akad.  wurde  1831  die  Gattung  Am- 
blyophis hinzugefügt.  Die  Gattung  Colacium  wurde  1833  ebenda  aus  dem  Stentor?  pygmaeus  gebildet, 
und  die  Gattung  Chlorogonium  ist  an  gleichem  Orte  1835  zuerst  angezeigt.  In  gegenwärtigem  Werke 
wird  die  Familie  mit  2  Arten  der  Gattung  Euglena  vermehrt. 

Der  Organisationsgehalt  der  Familie  ist  ansehnlich  weit  ermittelt,  aber  noch  nicht  hinreichend  er- 
schöpft. —  Als  Bewegungsorgane  sind  bei  4  Gattungen  fadenartige  Rüssel  erkannt,  welche  bei  3  einfach, 
bei  1  doppelt  sind.  Vermuthlich  wird  auch  die  5te  Gattung,  Colacium^  bei  geschärftem  Nachforschen  ei- 
nen Rüssel  erkennen  lassen,  aber  bei  Distigma  erwarte  ich  keinen.  —  Als  wahrscheinliche  Ernährungs- 
organe sind  in  allen  Gattungen  viele  blasenartige  Zellen  erkannt  worden,  allein  nie  hat  eine  Art  irgend  ei- 
ner Gattung  gefärbte  Nahrung  ganz  deutlich  aufgenommen,  obschon  ich  bei  Euglena  viridis  undeutlich  blau 
und  auch  roth  gefärbte  sehr  kleine  Zellen  zuweilen  zu  bemerken  glaubte.  Desshalb  diese  Formen  nicht  für 
Tiiiere  zu  halten,  verbietet  der  übrige  Organisationsgehalt  sammt  den  deutlichen  Rüsseln  und  Bewegungen 
auf  das  Bestimmteste,  es  muss  daher  irgend  ein  anderer  Grund,  dessen  Aufsuchung  die  Mühe  lohnen  wird, 
hier  sowohl  als  bei  den  Kugelthieren,  Panzermonaden,  Bacillarien  und  Closterien  diese  Weige- 
rung bedingen.  In  manchen  Fällen  half  stärkere  Vergrösserung,  die  aber  hier  vielleicht  zu  dunkel  wird,  um 
die  Farben  zu  unterscheiden.  —  Der  sexuelle  Organismus  tritt  in  allen  Gattungen  deutlich  in  einem  seiner 
Theile,  in  vielen  höchst  vollständig  hervor.  Die  Hälfte  der  Gattungen  zeigen  direct  eine  Duplicität  des  Ge- 
schlechts oder  Hermaphroditismus.  Die  Gattungen  Astasia 5  Distigma  und  Colacium  haben  bisher  nur  ei- 
nen, dem  weiblichen  Sexualtheile  vergleichbaren,  Apparat  erkennen  lassen.  In  der  Gattung  Euglena  sind, 
ausser  den  grünfarbigen  Eikörpern  und  Samendrüsen,  auch  contractilen  Samenblasen  vergleichbare  Organe 
erkannt.  —  Vom  Empfindungsorganismus  sind  sehr  auffallende  Spuren  bei  5  Gattungen  meist  als  grosse 
schönrothe  Augenpunkte  ermittelt,  unter  denen  bei  Amblyophis  und  Euglena  longicauda  ein  weisslich  drü- 
siger Knoten  die  unmittelbare  Anschauung  von  Nervenmasse  neuerlich  unter  allen  polygastrischen  Infusorien 
zuerst  dargeboten  hat,  —  Das  Gefässsystem  entzog  sich  bisher  noch  aller  Forschung. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Familie  ist  über  ganz  Europa,  auch  im  sibirischen  Asien,  in  Don- 
gala Nubiens  und  vielleicht  im  Oceane  bei  Brasilien  beobachtet. 

Ueber  die  merkwürdigen  Erscheinungen,  welche  diese  Familie  der  Infusorien  durch  ihre  zahllosen 
und  erstaunenswerthen  Mengen  von  gleichzeitig  entwickelten  Individuen  als  grünes  und  blutrothes  Gewässer 
hervorbringt  j  ist  in  den  Gattungen  Astasia  und  Euglena  und  im  Nachtrage  das  Speciellere  angezeigt. 


_ toi   

Uebersicht  der  Gattungen  in  der  Familie  der  Aenderlinge: 

Au§cnlosc Astasia 

(  (,  .  j,nit  1  Rüssel ....  j^T^o«..  .•  •  •  •  Amblyophis 

lmit  1  Aiio-c    ....  '  '  '  '  )  |  geschwänzte    ....   Euglena 

Augenfülirende   .  .  .  <     '  &      •  *  *  •  \  |  m\t  2  Rüsseln Chlorogonilim 

1  '  an  Stielen  festsitzende Colacium 

(mit  2  Augen Distigma 


ZWEIUNDDREISSIGSTE     GATTUNG:      AENDERLING. 

Astasia.    Astasie. 

CHARACTER:    Animal  e  familia  Astasiaeorum ,  liberum,  ocello  destitutum,  breviter  aut  longe  caudatum. 
CARACTERE:   Animal  de  la  f anritte  des  Aslasiees,  libre,  sans  oeil  et  a  queue  longue  ou  petite. 

Die  Gattung  der  Aenderlinge  umfasst  alle  die  lang  oder  kurzschwänzigen,  geschwänzten  Formen 
der  Familie  der  Aenderlinge,  welche  sich  frei  bewegen  und  augenlos  sind. 

Die  Beobachtung  deutlicher  Augenpunkte  bei  den  Euglenen  veranlasste  im  Jahre  1830  die  Tren- 
nung der  ähnlichen  augenlosen  Formen  in  die  Gattung  Astasia.  Diese  Gattung  wurde  zuerst  in  Poggen- 
dorfp's  Annalen  der  Physik  1830.  p.  508.  mit  3  Arten  characterisirt  und  zu  den  Rotaloriis  ntonotrochis 
fraglich  gestellt.  Bald  darauf  wurde  sie  mit  4  bis  6  Arten  in  einer  eigenen,  dicht  bei  den  Monadinen 
der  Polygastrica,  wo  sie  noch  jetzt  steht,  angereihten,  Familie  der  Astasiaeen  in  den  Abhandlungen  der 
Berlin.  Akademie  1830  verzeichnet.  Die  Gattung  Astasia  war  eine  Frucht  der  russischen  Reise  mit  Herrn 
Alexander  von  Humboldt  1829,  indem  sie  zur  Characteristik  der  Astasia  haematodes  und  viridis  diente, 
welche  von  mir  am  Altai  beobachtet  wurden.  In  Poggendorff's  Annalen  fügte  ich  in  dem  Aufsatze  über 
die  blutartigen  Erscheinungen  Astasia  sanguinea  und  Ast.?  lacuslris  nach  andern  Beobachtern  hinzu,  die 
ich  beide  jetzt  für  Synonyme  von  Euglena  sanguinea  halte.  In  den  akademischen  Abhandl.  ward  die  Ast. 
euchlora  von  Berlin  hinzugesetzt.  Ebenda  wurde  1831  die  Gattung  auf  4  sichrere  Arten  beschränkt:  A. 
euchlora,  haematodes,  viridis  und  eine  neue,  A. ßavicans.  Als  5te  zweifelhafte  Art  wurde  Paramecium 
oceanicum  von  v.  Chamisso's  Weltumsegelung  mit  Kotzebue  angesehen.  Im  Jahre  1833  wurde  in  densel- 
ben Schriften  Ast.  pusilla  als  neue  Art  verzeichnet  und  1835  wahrscheinlich  doch  die  frühere  Ast.  eu- 
chlora als  besondere  Gattung  Chlorogonium  beschrieben.  So  besteht  die  Gattung  jetzt  aus  4  bis  5  Ar- 
ten, von  denen  1  grün  und  roth,  2  nur  grün,  1  gelb  und  1  farblos  sind. 

Der  Organisationsgehalt  der  Gattung  ist  noch  nicht  hinlänglich  scharf  ermittelt,  indem  die  am  frucht- 
barsten gewordene  Art,  A.  euchlora,  ausgeschieden  ist.  —  Magenblasen  sind  bei  Astasia  pusilla  allein  mit 
Wahrscheinlichkeit  anschaulich  geworden.  'Wahrscheinliche  Eikörperchen  sind  bei  den  4  farbigen  Arten  in 
der  feinkörnigen  Farbe  vorhanden,  und  bei  Ast.  haematodes  sind  sie  deutlicher  beobachtet.  Nur  bei  Ast. 
pusilla  ist  ein  deutlicher  Rüssel  als  fadenartiges  Bewegungsorgan  erkannt.  Andere  Structurverhältnisse  sind 
bisher  nicht  zur  Klarheit  gekommen. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  ansehnlich  wreit  beobachtet.  Die  rothen  Infusorien, 
welche  Leeuwenhoek  1701  in  Delft  in  Holland  fand,  und  die  grünen,  welche  Harris  1696  in  London 
beobachtete,  rechne  ich,  der  grossen  geographischen  Entfernung  der  in  Europa  noch  nicht  sicher  beobachte- 
ten A.  haematodes  und  viridis  halber,  lieber  zu  Euglena  sanguinea  und  viridis,  indem  man  das  Auge 
damals  übersehen  haben  würde,  wenn  es  auch  noch  grösser  gewesen  wäre.  Sicher  ist  das  Vorkommen  der 
Ast.  haematodes  in  der  Steppe  Sibiriens  am  Altaigebirge.  AJ  viridis  ebendaher  ist  weniger  sicher.  Das 
brasilianische  Seethierchen  mag  rücksichtlich  seiner  Stellung  noch  zweifelhaft  seyn.  Zwei  Arten  le- 
ben bei  Berlin. 

Diese  Gattung  enthält  Thierchen,  welche  durch  ihre  schnelle  Entwicklung  zu  zahllosen  Mengen  und 
ihre  rothe  Farbe  ganzen  Wassermassen  eine  blutrothe  Färbung  geben  können,  eine  Erscheinung,  welche  oft 
ganze  Ortschaften  in  Angst  und  Entsetzen  gebracht  hat. 

116.    Astasia  haematodes,  Mutfarlbiger  Aeitderling.    Tafel  VII.  Fig.  I. 

A.  expansa  fusiformis,  brevissime  caudata,  33tiam  lineae  partem  longa,  primo  viridis,  dein  sanguineo- rubra. 

Astasie  sanglante,  s  etendmit  en  forme  de  ftiseau,   a  queue  tres-courte,   egalant  1/io  millirnetre  en 
longueur,  d'  abord  verte,  plus  tard  rotige  de  sang. 

36 


f08    

Astasia  haematodes ,  Pog&e^dorff's  Annalen  d.  Physik  1830.  p.  506  —  508. 

Astasia  haematoiles,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  38,  54,  61,  68.    1831.  p.  70. 

Aufenthalt:     In  Lachen  der  Platowskischen  Steppe  zwischen  Barnaul  und  Koliwan  im  östlichen  Sibirien. 

Diese  Form  wurde  im  Juli  1829  auf  der  Reise  mit  Herrn  Alexander  von  Humboldt  beobachtet.  Sie  bildete  einen  sehr 
intensiv  blntfarbigen  Schleim  auf  einer  Wasserlache  in  den  Vertiefungen  der  Steppe  bei  einer  Station  zwischen  Barnaul  und  Koliwan. 
Dieser  Schleim  war  im  Wasser  selbst  ganz  vertheilt,  bildete,  aber  am  Rande  eine  dicke  Lage,  welche  ich,  in  2  bis  3  Linien  Dicke, 
wie  eine  Fetthaut,  ablieben  konnte  und  die  unmittelbar  auf  dem  Moder  des  Grundes  aufsass.  Ich  zog  etwas  davon  auf  weisses  Papier 
und  liess  es  antrocknen,  anderes  nahm  ich  in  feuchtem  Schlamme  mit  bis  Schlangenberg,  wo  ich  es  mikroskopisch  untersuchte  und  die 
ganze  Farbe  von  lebenden  Thierchen  gebildet  fand,  die  wie  Kugeln  erschienen,  sich  aber  bald  dehnten  und  sehr  wunderliche  Gestalten 
annahmen,  welche  denen  der  Euglena  viridis  sehr  glichen.  Ich  fand  ganz  gleichlörmige  grüne  und  rothe,  auch  halbgrüne  und  halb- 
rothe.  Die  damals  vielfach  gezeichnete  Form  ist  sehr  abweichend  von  der  Form  der  Euglena  sangimiea,  obschon  die  Verwandlun- 
gen ganz  ähnlich  waren.  Ein  Rüssel  wurde  damals  nicht  erkannt  und  nicht  vermuthet,  so  wie  überhaupt  die  neuere  Schärfe  der  Un- 
tersuchung damals  nicht  angewendet  wurde.  Die  Organisation  ist  daher  nur  mangelhaft  beobachtet.  Die  ähnlichen  Beobachtungen  rother 
ähnlicher  Thiere  aus  Norwegen,  Halle,  Delft  und  Frankreich  sind  bei  Euglena  sanguinea  zu  vergleichen,  weil  diess  die  europäische 
Form  ist.   Vielleicht  findet  sich  aber  auch  diese  Astasia  noch  in  Europa,  und  dann  ist  die  Synonymie  nach  bester  Ueberzeugung  zu  theilen. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  VII.  Fig.  I. 

4 

Es  sind  14  Thierchen  in  13  verschiedenen  Lebensformen  in  Schlangenberg  gezeichnet.  Einige  sind  kugelartig  zusammengezogen,  andere  spin- 
delartig gestreckt,  einige  herzförmig,  blattförmig,  eiförmig,  halbmondförmig,  nierenförmig  u.  s.  w.  Die  mit  *  bezeichnete  Figur  ist  im  Sterben  durch 
Platzen.   Ob  die  hervortretenden  Kugeln  Eier  sind,  ist  zweifelhaft,  ich  halte  sie  lieber  für  mit  Eierstockmasse  umhüllte  Magenzellen.  Vergrösserung  450mal. 

11?.    Astasia  flavicans9  gellber  Aenderling»    Tafel  VII.  Fig.  IL 

A.  corpore  expanso  conico-cylindrico,  36tam  lineae  partem  longo ,  antico  fine  rotundato,  cauda  brövissima  obtusa,  ova- 
rio  flavicante. 

Astasie  jaunätre,   s  etendant  en  forme   de  cone  presque  cylindrique,    egalant  Vis  mülimetre  en  Ion- 
gueur,  arrondie  au  bout  anterieury  a  queue  tres-petite  oötuse,  ä  ovaire  jaunätre. 

Astasia  flavicans,  Abhandl.   der  Akademie  d.  W'issensch.  zu  Berlin,    1831.    p.  70.  1833.  p.  231. 

Aufenthalt:    Berlin. 

Ich  fand  diese  Art  im  Frühling  1831  im  Thiergarten  bei  Berlin  als  dichten  Ueberzug  eines  ockergelb  gefärbten  Wassergra- 
bens. Sie  hat  ganz  die  Form  der  Euglena  viridis  oder  hyalina^  ist  aber  kleiner  und  hat  keinen  rothen  Augenpunkt.  In  einem 
Uhrglase  voll  Wasser  waren  viele  Tausende.  Der  vordere  abgerundete  Kopf  zeigt  zuweilen  einen  Ausschnitt,  vermuthlich  den  zweilip- 
pigen  Mund.  Ein  Rüssel  war  nicht  zu  erkennen.  Viele  Thierchen  hatten  an  den  Extremen  und  in  der  Mitte  farblose  Stellen.  Die 
mittlere  mag  wohl  die  Samendrüse  seyn,  die  vordere  ist,  der  nahen  Analogie  der  Euglenen  nach,  der  Kopf,  die  hintere  stumpf  ge- 
spitzte der  Schwanz.  Der  übrige  Raum  wird  vom  gelblichen  Eierstocke  erfüllt,  welcher  die  Magenzellen  umschliesst  und  undeutlich 
macht.  Dass  die  gelbliche  Farbe  von  genossener  Nahrung  herrührt,  ist  hier  unwahrscheinlich,  weil  die  Magenzellen  selbst  dann  deut- 
licher seyn  würden.   Farbenahrung  nahm  sie  nicht  auf.    Grösse  bis  Vsg  Linie.   Formveränderung  mannigfach,  wie  bei  Euglena  viridis. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  VII.  Fig.  IL 

Es  sind  12  Thierchen  in  verschiedenem  Alter  und  in  ihren  verschiedenen  Formveränderungen  dargestellt.  Die  scheinbar  kreuzartigen  entste- 
llen durch  Anziehung  des  Hintertheils  an  den  Vordertheil  und  Ausweitung  der  Mitte.  Ziehen  sich  auch  die  Extremitäten  ein,  so  bildet  sich  eine  Kugel, 
welche  alsbald  durch  Ausdehnung  wieder  zur  Fischform  wird.     Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

118.    Astasia  pusilla,  kleiner  Aenderling.    Tafel  VII.  Fig.  ni. 

A.  corpore  expanso  conico,  72dam  lineae  partem  longo,  antica  parte  turgida  rotundata,  hyalino,  cauda  brevissima  sub- 
acuta. 

Astasie  naine,  a  corps  (etendu)  conique,  egalant  y36  mülimetre  en  longtieur,  elargi  et  arrondi  au  bout 
anterieury  hyalin ,  a  queue  tres-petite  presque  aigue, 

Astasia  pusilla,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1833.  p.  231. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Am  27.  Mai  1832  und  6.  April  1833  im  Thiergarten  bei  Berlin  als  Ueberzug  der  Frühlingsgewässer  entdeckt.  Ich  hatte 
in  einem  Uhrglase  Tausende,  vielleicht  Millionen  dieser  Thierchen,  welche  sich  an  die  Oberfläche  zogen  und  eine  Haut  bildeten.  Man 
könnte  sie  für  Junge  der  Ast.  flavicans  halten,  allein  die  grossen  Blasen  in  ihrem  Innern,  welche  Magenzellen  zu  seyn  schienen,  sah 
ich  bei  der  grösseren  Form  nie  so  gross,  auch  liess  diese  keinen  Rüssel  erkennen.  Bei  der  kleinen  dagegen  war,  sobald  ich  Farbe 
zum  Wasser  that,  ein  deutlicher  Strudel  am  Vordertheile  sichtbar,  und  ich  erkannte  schon  1833  den  fadenförmigen  Rüssel  von  der 
Hälfte  der  Körperlänge.  Zuweilen  schien  mir  der  ganze  Körper  zu  flimmern.  Im  Fall  der  Bewimperung  würde  diese  Form  in  die  Fa- 
milie der  Kranz  thierchen,  Peridinaea,  zu  stellen  seyn.  Aufnahme  von  Farbenahrung  fand  nicht  statt.  Körpergrösse  Vi2o  bis 
V72  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  VII.   Fig.  III. 

Es  smd  12  Thierchen  in  2  Gruppen  nach  2  verschiedenen  Vergrösserungen  abgebildet.  Die  obere  Gruppe  von  9  Thierchen  ist  nach  Zeich- 
nungen von  1832  und  1833  mit  dem  1833  beobachteten  Rüssel  nach  300maliger  Vergrösserung,  die  verschiedenen  Zustände  der  Formveränderung  dar- 
stellend.    Ein  und  dasselbe  Thierchen  macht  beständig  alle  diese  Evolutionen  der  Form. 

Die  untere  Gruppe  *  von  3  Thierchen  ist  nach  Vioooma%er  Vergrösserung  des  Durchmessers  und  1833  gezeichnet. 


- 103    

119.    Astasia*  viridis,  grüner  Aenderling.    Tafel  VH.  Fig.  iv. 

A.  corpore  expanso  ovato - ohlongo ,  75 tarn  lineae  partem  longo,   medio  turgidulo,   viridi,  cauda  brevissima  acuta. 

Astasie?  verte,  a  corps  (etendu)  ovale-oblong ,  egalant  %7  millimetre  en  longueur^  un  peu  gonflee  au 
milieu,  verte,  a  queue  tres-petite  aigue. 

Astasia  viridis^  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.  p.  61,  67.   1831.  p.  71. 

Aufenthalt:    Syrjanofskoi  im  Altaigebirge. 

Diese  Art  wurde  1829  auf  der  Reise  mit  Herrn  von  Humboldt  im  Juli  zwischen  Conferven  bei  Syrjanofskoi  entdeckt.  Sie 
könnte  leicht  eine  junge  Form  einer  Euglena  seyn,  indem  ich  damals  die  rotken  Augenpunkte  schwieriger  sah  als  jetzt.  Auf  meiner 
Zeichnung  finde  ich  auch  einen  feinen  fadenförmigen  Rüssel  angezeigt ,  was  aber  ebenfalls  für  die  Gattung  nicht  entscheidet.  Ich  habe 
nur  wenig  Individuen,  und  diese  auf  der  Reise,  gesehen.      Grösse  Vioo  —  ilis  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  VII.  Fig.  IV. 
Es  sind  2  Formen  des  in  Syrjanofskoi  beobachteten  Thierchens  nach  Zeichnungen  von  1829.     Beide  450mal  vergrössert. 


Uebersicht   aller  Artnamen  für  die   Gattung   Astasia. 

Es  sind  von  mir  seit  1830  für  diese  Gattung  8  Artnamen  theils  als  sicher,  theils  als  wahrscheinlich  derselben  zugehörig,  be- 
trachtet worden,  von  denen  ich  aber  2,  A.  lacustris  und  sanguinea,  jetzt  zu  Euglena  sanguinea  zu  stellen  vorziehe,  einen  als 
eigene  Gattung,  Chlorogonium ,  abtrenne,  und  1,  A.  oceanica,  als  unentscheidbar,  nur  nebenbei  bemerke.  Astasia  lacustris  grün- 
dete sich  auf  Volvotc  lacustris  von  Girod  Chantrans,  den  neuerlich  der  Londoner  Mechanikus  Pritchard  Folv.  Calamus  ge- 
nannt hat.  Ast.  sanguinea  gründete  sich  auf  Enchelys  sanguinea  aus  Bonn  1826  von  Nees  und  Goldfüss,  die  ich  ebenfalls  zu 
Euglena  ziehe,  und  ebendahin  stelle  ich  die  roth werdende  Cercaria  viridis ,  welche  1701  Leeuwenhoek  in  Delft,  1790  Weber 
in  Halle  und  1791  Strom  in  Norwegen  beobachteten.  Es  wäre  möglich,  dass  späterhin  sich  die  Thierchen  von  Besangon,  Lon- 
don, Bonn,  Eger  in  Norwegen  und  Delft  zur  Astasia  haematodes  oder  als  eigene  Art  aufstellen  Hessen.  Das  Paramecium  ocea- 
nicuniy  welches  v.  Chamisso  1815  an  der  Küste  von  Brasilien  im  starkriechenden  Seewasser  des  offenen  Meeres  fand  und  1820  in 
Act.  Nat.  Cur.  X.  p.  371.  beschrieb,  nannte  Eschscholtz  1825  (Isis  p.747.)  Arthonema  und  hielt  es  für  den  lebenden  Samen 
einer  Pflanze.  Vielleicht  war  es  doch  eine  Astasia,  welche  das  Meerwasser  grün  färbte.  Endlich  ist  Müller's  Proteus  tenaa  noch 
zu  vergleichen,  welcher  liier  als  Distigma  teriacc  aufgeführt  ist. 


DREIUNDDREISSIGSTE     GATTUNG:      STUMPFAUGE, 

AmMyopbis.    AmMyophide. 

CHARACTER:    Animal  e  familia  Astasiaeorum,   ocello  singulo  instructum,   liberum,   proboscide  filiformi 
simplici,  ecaude  {Euglena  ecaudis). 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Astasiees,   Ubre,   ayant  un  seul  oeil,   une  trompe  fili- 
forme simple  et  point  de  queue  (Euglene  sans  queue). 

Die  Gattung  der  Stumpf  äugen  unterscheidet  sich  in  der  Familie  der  Aenderlinge  durch  ein  einzel- 
nes Auge,  freie  Bewegung,  einfachen  fadenförmigen  Rüssel  und  Mangel  an  Schwanz.  (Es  sind  Au  gen - 
thierchen  ohne  Schwanz.) 

Es  ist  nur  eine  grünfarbige  Art  dieser  Gattung  beobachtet  worden.  Die  Gattung  selbst  wurde  1831 
in  den  Abhandl.  d.  Berliner  Akad.  aus  dem  Grunde  von  Euglena  abgesondert,  weil  Daseyn  und  Mangel  ei- 
nes namhaften  Organs  Gattungscharactere  vorzugsweise  abgiebt. 

Die  Organisation  der  einzigen  Art  ist  als  mannigfach  zusammengesetzt  leicht  zu  erkennen.  —  Als 
Bewegungsorgan  ist  ein  einfacher,  fadenartiger,  kurzer  Rüssel  von  etwa  »/s  der  Körperlänge  ermittelt  wor- 
den. —  Das  Ernährungsorgan  ist,  wahrscheinlich  von  den  grünfarbigen  Eiern  dicht  umhüllt,  unklar  geblie- 
ben, doch  ist  eine  weite  Spalte  am  Grunde  des  Rüssels  leicht  wahrnehmbar,  welche  eine  Suppige  Mund- 
öffnung  anzeigt,  deren  Oberlippe  den  Rüssel  trägt.  —  Als  Fortpflanzungsorganismus  ist  eine  sehr  dicht  ge- 
drängte Masse  grüner  Körnchen  anzusehen,  welche  den  ganzen  Körper,  mit  Ausnahme  des  vordem  Endes 
oder  des  Kopfes,  erfüllt  und  grün  färbt.  Diese  körnige  grüne  Masse  lässt  sich  für  eine  Eimasse  halten. 
Ueberdiess  erkennt  man  im  Körper  noch  zweierlei  sehr  bestimmt  geformte  Organe.  Eins  derselben  bildet 
einen  grossen,  hellen,  rundlichen  Fleck  in  der  Mitte,  andere  sind  5  stabartige  Körperchen,  deren  2  vor,  3 
hinter  der  hellen  Stelle  liegen.  Diesen  ganzen  Apparat,  dessen  Zusammenhang  noch  nicht  klar  ermittelt 
ist,  kann  man  vorläufig  für  den  männlichen  Organismus  halten.  Weil  dergleichen  Stäbchen  ohne  die  mitt- 
lere hellere  Stelle  bei  mehreren  Arten  der  Gattung  Euglena  vorkommen,  die  letztere  also  da  seyn  und  feh- 


104 — 

leii  kann ,  so  sind  hier  besonders  die  stabartigen  Organe  für  Samendrüsen  gehalten.  Contraetile  Samenbla- 
sen sind  nicht  erkannt,  auch  Selbsttheilung  noch  nicht  beobachtet.  —  Das  Empfindungssystem  ist  bei  die- 
ser Form  unter  allen  polygastrischen  Infusorien  am  deutlichsten  und  schönsten  repräsentirt.  Es  befindet  sich 
nämlich  bei  allen  Individuen  am  vordem  hellen  Ende  hinter  dem  Rüssel,  da  wo  die  Eiermasse  anfängt,  im 
Innern,  ein  sehr  lebhaft  roth  gefärbter  Fleck  von  cons tanter  Farbe,  meist  länglich  von  Gestalt,  und  an  Ge- 
stalt sowohl  als  an  Stellung  und  Farbe  dem  Auge  der  Räder thiere  und  der  Entomost/raca  gleich,  ja 
neuerlich  liess  sich  unter  demselben  im  hellen  Räume  eine  besondere  drüsige,  kugelförmige  Masse  erken- 
nen, welche  mit  dafür  spricht,  dass  dieser  Fleck  ein  auf  Nervenmasse  ansitzendes  Auge  ist.  Da  das  Auge 
die  Rückenseite  bezeichnet,  so  ist  der  Rüssel  auf  der  Oberlippe  befestigt. 

Die  Verbreitung  dieser  Form  ist  über  Berlin  hinaus  mit  Sicherheit  noch  nicht  beobachtet. 

12©.     AmblyopUis  viridis,  grünes  Stumpfauge.    Tafel  VII.  Fig.  V. 

A.  corpore  magno,    elongato,    cylindrieo,   turgido  aut  compresso,   postico  fine  subito  rotundato,   viridi,  capite  hyalino, 
ocello  magno  laete  rubro. 

Ambly oplhide  verte,  a  corps  grand,  allonge,  cylindrique,  tantöt  gonfle,  tantöt  comprime,  arrondi  su- 
bitement  au  botet  posterieur,  vert9  a  tete  hyaline,  ayant  im  grand  oeil  d'un  beau  rouge. 

AmhlyopMs  viridis,  Abhandl.  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  73,  152.  Taf.  II.  Fig.  VIT.  1835.  p.  15,  29.  Taf.  I.  Fig.  XVII. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Dieses  Tliierclien  ist  häufig  zwischen  den  Arten  der  Gattung  Euglena  und  besonders  im  Frühjahr  leicht  zu  haben,  aber  von 
mir  zu  allen  Jahreszeiten  beobachtet,  auch  öfter  überwintert.  Es  lebt  immer  nur  einzeln  am  Boden  der  Geftisse,  und  nur  selten  fin- 
det man  2  in  einem  Tropfen.  Es  zeichnet  sich  besonders  durch  Trägheit  in  seinen  Bewegungen  aus.  Ich  habe  es  nie  schwimmen  ge- 
sehen, meist  windet  es  sich  langsam  und  kriecht.  Zuweilen  breitet  es  sich  in  eine  runde  Scheibe  aus,  ist  manchmal  bandförmig,  manch- 
mal cylindrisch,  manchmal  gerad,  manchmal  schraubenartig  gewunden.  Man  verwechselt  es  in  seinen  Evolutionen  wohl  leicht  mit  Eu- 
glena Spirogyra,  die  aber  gefurcht  ist  und  einen  Schwanz  hat.  Die  Jungen  sind  schwer  von  E.  deses  zu  unterscheiden,  indem  diese 
ihr  Schwänzchen  oft  einzieht.  Die  Organisation  ist  bei  dem  Gattungscharacter  erläutert.  Ich  sah  sehr  kleine  Tliierclien  von  Voö  Li- 
nie Grösse,  die  ich  für  Junge  dieser  Form  halten  konnte.  Die  grössten  hatten  Vio  Linie  Länge,  am  häufigsten  sind  sie  Vis  bis  */i2 
Linie  lang,  meist  immer  grösser  als  Euglena  viridis. 

Erklärung   der  Abbildungen    Tafel  VII.   Fig.  V. 

Es  sind  3  Thierchen  in  verschiedenen  Grössen  und  Veränderungen  dargestellt,  alle  300mal  vergrössert.  Die  grössten  sind  die  Normalform 
und  stellen  3  Veränderungen  eines  und  desselben  Individuums  vor,  eine  gestreckte,  eine  leicht  spiralförmig  gebogene,  eine  scheibenartig  abgeplattete  Form. 
Ueberdiess  sind  2  junge  Thierchen  dabei,  welche  man  leicht  mit  E.  deses  verwechselt. 


VIERUJNTDDREISSIGSTE     GATTUNG:     AUGENTHIERCHEN. 

ESuglena.    Eugene. 

CHARACTER:    Animal  e  familia  Astasiaeorum,   ocello  singulo   instructum,   liberum,  proboseide  filiformi 
simplici  et  caudatum. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Astasiees,  libre,  pourvu   d'un  seul  oeil,  tfune  Irompe 
filiforme  simple  et  dune  queue. 

Zur  Gattung  der  Augenthierchen  gehören  alle  Formen  der  Familie  der  Astasiaeen,   welche  ein 
einzelnes  Auge  führen,  freie  Bewegung,  einen  einfachen  fadenartigen  Rüssel  haben  und  geschwänzt  sind. 

Es  sind  bisher  11  Arten  dieser  Gattung  bekannt  geworden,  von  denen  9  immer  grünfarbig  mit  ro- 
them  Auge  vorkommen,  eine  aus  der  grünen  Farbe  in  die  blutrothe  übergeht  und  eine  ganz  farblos  ist.  Die 
Gattung  wurde  1830  in  Poggendorff's  Annalen  der  Physik  p.  508.  mit  5  Arten  angezeigt,  aber  in  den  Ab- 
handl. der  Berlin.  Akademie  1830.  p.  39.  erst  systematisch  begründet  und  auf  6  Arten  erhöht.  Ebenda 
ward  1831  eine  7te  Art  zugefügt  und  1833  daselbst  die  Zahl  auf  9  erhöht.  Zwei  neue  Arten  werden 
hier  zuerst  mitgetheilt.  Die  Arten  dieser  Gattung  waren  zum  Theil  schon  früher  bekannt,  und  eine  dersel- 
ben, E.  viridis,  gehört  offenbar  zu  den  ersten  beobachteten  Infusorienformen,  indem  die  fischähnlichen  läng- 
lichen Thierchen,  welche  Harris  1696  in  grünem  Wasser  beobachtete,  wohl  ohne  wichtiges  Bedenken  hier- 
her zu  ziehen  sind.  Da  E.  viridis  gewöhnlich  die  E.  sanguinea  begleitet,  so  sind  die  länglichen  grünen 
Thierchen,  welche  Leeowenhoek  1701  mit  dieser  sah,  wohl  auch  zum  Theil  hierher  zu  ziehen.  In  Mül- 
ler's  grösserem  Infusorien  werke  sind  4  bis  5  Arten,  2  als  Cercaria  viridis  und  Pleuronectes,  eine  als 
Enchelys  deses,  eine  als  Vibrio  Acus  und  eine  vielleicht  als  Vibrio  Sagitta  verzeichnet.  Den  Vibrio 
Acus  nannte  Schrank  1803  Vibrio  Subula  und  Nitzsch  1817  Closterium  Acus.  Oken  verzeichnete  1815 
Euglena  viridis  wahrscheinlich  als  Cercaria  viridis  und  auch  als  Enchelys  viridis  und  Enchelys  Pul- 


— t05    — 

visculus,  den  Vibrio  Acus  aber  als  Enchelys  Subula.  Schrank  nannte  1823  den  Vibrio  Actis  Bacilla- 
ria  Acus.  Bory  de  St.  Vincent  hat  1824  Vibrio  Actis  und  Sqgitta  in  die  Gattung  Lacrymatoria^  Cer- 
curia  vtridis  in  die,  viele  heterogene  Formen  enthaltende ,  Gattung  Rap/ianella,  Cercaria  Pleuronectes 
mit  Vyclidium  in  die  Gattung  Virgulina  gestellt,  Enchelys  deses  aber  in  der  Gattung  Enchelys  gelassen. 
Wahrscheinlich  ist  auch  seine  Cercaria  maadata  einerlei  mit  Vibrio  Sagitta^  und  seine  Enchelys 
amoena  einerlei  mit  seiner  Raphanelfa  urbicola  und  urbica^  die  er  sogar  von  Conferva  dissiliens^  sei- 
nem Cadmus,  nicht  scharf  unterscheidet,  da  er  sie  alle  für  Samen  hält.  Euglena  sanguinea  wurde  182Ö 
von  Nees  und  Goldfüss  vermuthlich  mit  dem  Namen  Enchelys  sanguinea  belegt,  und  Nitzsch  zog  in  sei- 
ner Zertheilung  der  Gattung  Cercaria  1827  die  Cerc.  viridis  zur  Gattung  Enchelys  und  bildete  aus  Cerc. 
Pleuronectes  die  Gattung  Phacus,  wie  er  es  schon  1817  p.  4.  angezeigt  hatte.  Die  übrige  speciellere  Sy- 
nonymie  ist  bei  den  Arten  und  im  Anhange  zur  Gattung  angezeigt. 

Von  der  Organisation  sind  viele  Details  bereits  glücklich  ermittelt,  einige  wesentlichere  Punkte  sind 
noch  im  Rückstand  und  müssen  künftiger  Wissenschaftlichkeit  empfohlen  werden.  —  Als  Bewegungsorgane 
sind  bei  9  der  11  Arten  einfache  fadenförmige  Rüssel  erkannt.  Nur  E.  hyalina  und  E.  Pyrum  haben 
dergleichen  noch  nicht  erkennen  lassen,  weil  beide  seltner  beobachtet  wurden.  Bei  E.  sanguinea  wurden 
einmal  2  gesehen,  aber  der  Vorbereitung  zur  Selbsttheilung  zugeschrieben.  —  Als  Ernährungsorgane  sind 
bei  E.  hyalina,  E.  Pleuronectes  und  longicauda  viele  besondere  Zellen  meist  deutlich,  einige  auch  bei 
E.  Spirogyra  zu  sehen,  bei  den  übrigen  Arten  ist  es  schwieriger,  dieselben  direct  zu  erkennen,  vermuth- 
lich weil  sie  von  grüner  Eiermasse  dicht  umhüllt  sind.  Farbeaufnahme  ist  noch  nie  ganz  deutlich  gewor- 
den, obwohl  sie  bei  E.  viridis  zuweilen  vorhanden  zu  seyn  schien.  —  Ziemlich  vollständig  lässt  sich  der 
Geschlechtsorganismus  durch  viele  Arten  nachweisen.  Bei  allen  farbigen  Arten,  deren  sind  10,  besteht  die 
grüne  Farbe  aus  sehr  kleinen  dicht  gedrängten  inneren  Körnchen  von  gleicher  Grösse,  die  man,  zufolge  der 
Aehnlichkeit  mit  grösseren  Infusorien,  als  Eier  betrachten  kann.  Bei  der  einzigen  farblosen  Art  lassen  sich 
ebenfalls  sehr  feine  farblose  oder  weissliche  Körnchen  oder  Eierchen  erkennen.  Ausser  diesen  Eiern,  als 
weiblichen  Theil,  welcher  allen  Individuen  zukommt,  lassen  sich  bei  5  Arten  noch  andere  bestimmte  innere 
Organe  erkennen,  welche  man  berechtigt  ist  dem  männlichen  Sexualorganismus  zuzuschreiben.  Bei  E.  Pleu- 
ronectes und  longicauda  sind  es  einzelne  linsenförmige  grosse  Drüsen,  bei  E.  Acus  sind  es  viele  stabar- 
tige helle  Körperchen,  bei  E.  deses  sind  es  polyedrischen  Cry stallen  ähnliche,  viele  Körperchen  und  bei  E. 
Spirogyra  findet  man  häufig  2  ringartige,  grosse,  hellere  Körper  im  Innern,  welche  sich  ebenfalls  auf 
solche  Organe  beziehen  lassen.  Ueberdiess  sind  bei  E.  Pleuronectes  und  longicauda  contractile  rundliche 
Samenblasen  erkannt,  welche  aber  bei  den  übrigen  noch  nicht  beobachtet  wurden.  Selbsttheilung  ist  als 
Längstheilung  nur  bei  E.  Acus  direct  gesehen  worden.  Eine  Vorbereitung  dazu  schien  auch  die  Duplicität 
des  Rüssels  bei  einer  E.  sanguinea  zu  seyn.  —  Als  Organe  der  Empfindung  sind  rothfarbige  Augenpunkte 
mit  grösster  Deutlichkeit  vorhanden,  und  bei  E.  longicauda,  der  flachsten  Art  unter  den  grösseren,  gelingt 
es  auch,  wie  bei  Amblyophis,  den  hellen  Markknoten  direct  zu  erkennen,  welcher  dem  rothen  Pigment- 
flecke so  zur  Basis  dient,  wie  diess  bei  Cyclops,  den  einfachen  Augen  der  Daphnien  und  bei  sehr  vielen 
Räderthieren  der  Fall  ist  Schon  Müller  sah  bei  E.  Acus  diese  Punkte  richtig,  erkannte  sie  aber  nicht 
für  das,  was  sie  wirklich  sind.  —  Gefässe  blieben  ihrer  Feinheit  halber  bisher  unerkannt. 

Die  geographische  Verbreitung  dieser  Gattung  ist  durch  ganz  Europa  beobachtet,  nur  vielleicht  E. 
Acus  ist  ausser  Europa  gefunden.  Dass  Euglena  sanguinea  in  Aegypten  vorkomme,  ist  Vermuthung.  Alle 
leben  im  Süsswasser,  nur  Vibrio  Sagitta,  eine  zweifelhafte  Art,  lebt  allein  im  Meerwasser  der  Ostsee. 
Müller  fand  auch  E.  Acus  im  salzigen  (brakischen)  Wasser  der  Festungsgräben  von  Copenhagen. 

Ueber  die  Verwechselung  einiger  Formen  der  Gattung  mit  Samen  von  Algen,  und  über  die  darauf 
gebauten  Hypothesen  über  Verwandlung  von  Pflanzen  in  Thiere  und  von  Infusorien  in  Pflanzen,  ist  das  No- 
tlüge unter  Euglena  viridis  und  im  Nachtrage  zur  Familie  zu  finden. 

1S1.     Muglena  sanguinea,  Mutfarftiges  Augenttoierclien,     Tafel  VII.  Fig.  VI. 

E.  corpore  extenso  oblongo,  eylindrico  aut  fusiformi,  capite  valde  rotundato,  cauda  brevi  conica  subacuta,  proboscide 
corpus  extensum  longitudine  superante,  colore  priinum  viridi,  dein  sanguineo  rubro. 

Euglene  sanglante,  a  corps  (etendu)  oblong ,  cylindrupie  on  en  forme  de  fuscmi>  h  feie  trhs-arron- 
die,  a  queue  courte  conique  presr/ue  aigue\  la  trombe  surpassant  en  longueur  le  corps  elendu  ; 
couleur  d 'abord  verte ,  pnh  rotige  de  sang. 

Blutige  Färbung  des  Nilwassers  zu  Mosis  Zeit  in  Aegypten?    2  Buch  Mosis,  Cap.  7. 

Rothe  Thiercken  im  Dachriimenwasser ,  Leeuwenhoek,  1701.  Continuatio  Are.  Nat.  p.  382.  (1702.) 

Cercaria  viridis,  (Müller),  Weber  1790  in  Wagener's  Naturwunder  und  Ländermerkwiirdigk.   4  Th.  p.  143.  1804. 

__  —       (Müller),  H.Strom,  Skrivter  af  Naturhistorie  Selskabet,  1.  Bd.   2det  Hefte,   p.  24.   Tab.  X.   Fig.  1-7.   Kioben- 

havn  1791. 
Volvooc  lacuslris,  Girod  Chastrans,  Bullet,  des  sc.  nat.  de  la  soc.  philomat.   Nr.  6.  p.  43.  1797. 

3? 


io« 

Vohojp  lacustris,  GrROD  Chantrans,  Recherches  sur  ies  Conferves,  p.  54.  PL  VIIL   Fig.  17.   An.  X.  (1802.) 
Enchelys  sanguinea  9  Frikdr.  Nees  und  Golüfuss,  Kästners  Archiv  für  die  Naturlehre,     VII.  116.    1826. 
Euglena  sanguinea,  Poggendorff^s  Annalen  d.  Physik,  1830.  p.  508. 

—  —  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  71,  151.    Taf.  I.   Fig.  4. 

Volvox  Valamus,  Pritchard,  Natural  hist.  of  Animalcules,  p.  39.  1834. 

Aufcntlialt:    In  Halle!,  Berlin !,  Eilaii!,  in  Delft?,  Eger  in  Norwegen?,  Besangon?,  Bonn?,  London?,  Aegypten? 

Es  ist  gar  nicht  unwahrscheinlich,  dass  die  blutartige  Farbe,  welche  zahllose  Mengen  dieses  Thierchens  auf  ganzen  Teichen 
hervorbringen,  die  Veranlassung  gewesen,  dass  man  schon  zu  Mosis  Zeit  eine  directe  Anschauung  von  Infusorien  hatte  und  auf  dieselbe 
aufmerksam  war»  Der  mit  grossen  Mengen  derselben  verbundene  modrige  und  widerliche  Geruch  des  Wassers,  sammt  dem  Sterben  der 
Fische  dadurch,  passt  recht  wohl  auf  die  historischen  Nachrichten  aus  jener  Zeit,  doch  könnte  nicht  das  Flusswasser,  sondern  es  wür- 
den nur  alle  Teiche,  Bassins  und  Gräben  von  der  Färbung  inficirt  gewesen  seyn,  so  dass,  anstatt  Ueberfluss  an  Trinkwasser,  kurz 
nach  der  Ueberschwemmung  im  ganzen  Lande  nur  Modergeruch  und  blutartige  Trübung  der  stagnirenden  Gewässer  vorhanden  war,  eine 
Erscheinung,  die  sich  in  wenig  Tagen  einstellen  und  auf  das  Unglaublichste  steigern  und  verbreiten  kann.  Ob  gerade  jenes  Färbende 
Euglena  sanguinea  oder  Astasiu  haematodes  war,  ist  natürlich  nicht  zu  entscheiden,  bis  eine  dieser  Formen  dort  wieder  beobach- 
tet seyn  wird.  Ich  selbst  habe  mit  Dr.  Hemprich  in  Aegypten  drei  Arten,  das  Wasser  und  feuchte  Erde  rothfärbender,  Organismen 
beobachtet:  Sarcoderma  sanguineum  ^  Geocharis  nilotica  und  Sphaeroplea  annulina^  und  das  rothe  Meer  bei  Tor  in  Arabien 
durch  Trichodesimum  erythraeum  in  weiter  Ausdehnung  an  der  Küste  blutartig  gerötbet  gesellen,  allein  kein  rothes  Infusorium  beob- 
achtet, was  bloss  Folge  der  Periodicität  ihrer  Entwickelung  seyn  kann.  (Vergl.  Poggendorff's  Annalen  der  Physik  1830.  über  blut- 
artige Erscheinungen  p.  503.  seq.) 

Erst  fast  100  Jahre  nach  der  Erfindung  des  Mikroskops  entdeckte  Leeuwenhoek  am  25.  August  1701  in  einer  bleiernen 
Dachrinne  seines  Hauses  in  Delft  in  stagnirendem  Regenwasser  direet  ein,  das  Wasser  durch  seine  Menge  rothfärbendes,  Thierchen, 
und  beschrieb  sehr  umständlich  die  Nebenuinstände  der  Erscheinung.  Es  war  offenbar  eine  Astasia  oder  Euglena ,  und  da  die  letz- 
tere in  Deutschland  häufig,  die  erstere  nur  in  Sibirien  beobachtet  ist,  so  hat  man  die  Beobachtung  auf  die  deutsche  Form  vorläufig  zu 
beziehen«  Am  15.  Juli  1790  beobachtete  der  Kämmerer  Weber  in  Halle  die  blutrothe  Färbung  eines  Teiches  bei  Giebichenstein 
als  durch  mikroskopische  sehr  kleine  Thierchen  bedingt,  welche  deutlich  Euglena  sanguinea  waren,  und  gleichzeitig  sah  der  Professor 
der  Theologie  Strom  in  Eger  in  Norwegen  einen  Fischteich  blutartig  gefärbt,  dessen  Farbe  er  durch  Müller' s  rothwerdende  Cfer- 
caria  viridis  bedingt  angiebt.  Er  sah  es  im  Juni,  Juli  bis  zum  August  1790  anhaltend,  und  gab  die  erste  Abbildung  des  Thierchens 
bei  zu  geringer  Vergrösserung.  Girod  Chantrans  beobachtete  eine  gleiche  Erscheinung  1797  bei  Besangon.  Er  sah  das  Wasser 
von  prächtig  rother  Farbe  (rouge  eclatant) ,  deren  Nuance  zwischen  Zinnober  und  Carmin  war.  Unter  dem  Mikroskope  erkannte  er, 
dass  die  Färbung  aus  Thierchen  bestand,  die  er  Volvotc  lacustris  nennt.  Er  sammelte  den  rothen  Bodensatz  eines  Gefässes,  70  Gran 
an  Gewicht,  liess  ihn  trocknen  und  bereitete  sich  eine  rothe  Farbe  daraus,  welche  ihm  vollkommen  dienlich  war,  das  Thierchen  selbst 
damit  zu  malen.  Er  erhielt  diese  Menge  aus  etwa  1  Maass  Wasser  (pinte  de  Paris).  Er  vermuthet,  dass,  wenn  man  Bassins  mit 
diesem  Thierchen  erfüllen  wollte,  was  durch  ihre  eigene  rasche  und  enorme  Vermehrung  leicht  sey,  man  sie  wie  Cochenille  als  schö- 
nen Farbekörper  würde  brauchen  können.  Essigsäure  tödtete  die  Thiere  und  machte  die  Farbe  braun,  Salpetersäure  löste  sie  getrock- 
net mit  Brausen  auf  (der  Kalkgehalt  des  Wassers  brauste  wohl  nur),  und  änderte  die  Farbe  in  schmuzig  Gelb.  Der  Rückstand  be- 
trug llz  des  Ganzen  und  gab,  verbrannt,  den  Geruch  von  verbranntem  Hörne.  Nach  der  Calcination  fand  er  noch  etwas  Eisen  und 
giebt  die  chemischen  Bestandteile  so  an:  0,60  Kalk,  0,02  Eisen,  das  Uebrige  Wasser  und  verbrennliche  Stoffe.  Getrocknet,  mit  Al- 
kohol Übergossen,  gab  die  Masse  dem  Alkohol  eine  schöne  Orangefarbe,  die  sich  bei  langsamem  Eintrocknen  erhielt,  mit  Wasser  ge- 
mischt aber  an  der  Sonne  ausbleichte.  Blosse  Auflösung  der  rothen  Farbe  in  Wasser  zum  Malen  widerstand  der  Sonne,  und  ge- 
färbtes Papier  änderte  die  Farbe,  auch  dem  starken  Lichte  ausgesetzt,  nicht  bedeutend.  Später  (1802)  beobachtete  derselbe,  dass  Con- 
ferva  glomerata  sich  in  diesem  Volvoa)  auflöse ,  und  hielt  Hallers  rothe  Conferve  der  Schweizer  Seen  mit  Unrecht  für  dasselbe, 
welche  wahrscheinlich  Oscillatoria  rubescens  war,  die  wieder  1825  den  Murten-See  rotli  färbte.  Er  gab  auch  eine  unkenntliche  Ab- 
bildung des  Thierchens.  Tiefer  im  Wasser  lebende  sollten  blasser  seyn,  und  sie  lebten,  getrocknet,  nach  4  Jahren  wieder  auf  (p.  168). 
Ueber  die  vielfach  unrichtigen  Beobachtungen  Girod  Chantrans  rücksichtlich  der  Verwandlungen  von  Bacillarien  in  Oscillato- 
rien  u.  s.  w.  ist  aber  die  Familie  der  Bacillarien  nachzusehen. 

Im  Jahre  1826  beobachteten  Friedr.  Nees  yon  Esenreck  und  Goldfüss  im  botanischen  Garten  zu  Bonn  in  einem  Was- 
sergefässe  im  September  ein  ähnliches  Thierchen,  welches  sie  Enchelys  sanguinea  nennen.  Das  dunklere  Auge  haben  sie  nicht  be- 
zeichnet, allein  es  ist  erst  deutlich,  wenn  man,  von  seiner  Existenz  und  Stellung  überzeugt,  es  aufsucht,  und  es  ist  der  Farbe  halber 
bei  grünen  Thierchen  leichter  zu  unterscheiden  als  bei  rothen.  Im  Jahre  1830  stellte  ich  in  Poggendorff's  Annalen  der  Physik  die 
mir  damals  bekannten  Nachrichten  über  blutartige  Erscheinungen  kritisch  zusammen  und  erwähnte  auch  der  Euglena  sanguinea^ 
aber  nicht  aus  eigner  Anschauung.  Erst  bald  darauf,  im  October  1830,  erhielt  ich  auf  meine  Bitte  durch  Herrn  Professor  Goeppert 
in  Breslau  ein  rothes  Wasser  aus  einem  Teiche  bei  Eilau  ohnweit  Sprottau  in  Schlesien  zur  Post,  worin  dergleichen  rothe  Thierchen 
befindlich  waren,  welche  Herr  Goeppert  im  September  oder  Anfang  Octobers  daselbst  beobachtet  hatte.  Diese  Thierchen  hatten 
sämintlich  ein  deutliches  rothes  Auge  und  unterschieden  sich  sehr  von  der  sibirischen  Astasia.  Ich  habe  sie  über  einen  Monat  lang  in 
Berlin  lebend  erhalten.  Seitdem  habe  ich  dasselbe  Thierchen  auch  bei  Berlin  selbst  in  seiner  ganzen  überraschenden,  oft  ziegelrothen, 
Massenfärbung  beobachten  können,  und  habe  es  in  den  letzten  Jahren  (1834  und  1836)  an  derselben  Stelle  in  den  Chausseegräben  und 
den  Sumpf- Lachen  am  Eintritt  der  Birkenstrasse  in  die  Jungfernheide  immer  wieder  aufgefunden.  Im  Jahre  1834  fand  es  sich  am 
20.  Juli  bis  zum  1.  August,  im  Jahre  1836  im  Juni  und  noch  am  16.  October.  (Mittheilungen  d.  naturforsch.  Freunde  zu  Berlin 
1836.  p.  30.)  Neuerlich  will  es  auch  der  Mechaniker  Pritchard  in  London  gesehen  haben  und  hat  daraus  eine  neue  Art  mit  dem 
Namen  Volvotc  Calamus  gebildet,  aber  keine  Zeichnung  gegeben,  während  er  alle  übrigen  nach  den  Vorbildern  abgebildet  hat. 

Die  Bewegung  dieser  bald  fischartigen,  bald  kugelartigen,  bald  anders  gestalteten  Thierchen  ist  langsam,  aber  oft  schwim- 
mend und  dabei  um  die  Längsaxe  drehend.  Manche  sind  noch  ganz  grün,  andere  halbroth  und  halbgrün  oder  gefleckt.  Im  Innern  er- 
kennt man  viele  körnige  Kugeln.  Ich  halte  diese  für  mit  farbigen,  erst  grünen,  dann  rothwerdenden,  Eiern  dicht  umhüllte  Magenzel- 
len. Ein  sehr  feiner  fadenartiger  Rüssel  von  mehr  als  Körperlänge  will  sorgfältig  gesucht  seyn.  Er  ist  Verlängerung  der  Oberlippe 
und  scheint  einziehbar  zu  seyn,  oft  sucht  man  ihn  durchaus  umsonst.  Seine  Thätigkeit  sieht  man,  wenn  man  das  Wasser  durch  Farbe 
trübt.  Beim  Antrocknen  einzelner  Thierchen  auf  recht  klares  Glas  kann  man  ihn  sehr  schön  und  deutlich  zur  Ansicht  erhalten.  Ein- 
mal sah  ich  2  Rüssel.     Unter   dem  Rüssel  ist  ein  21ippiger  Mund,   dahinter  im   farblosen  Kopfe   das   rothe  Auge  auf  der  Rüsselseitc. 


lO?    — - 

Oft  bleiben  nlle  Thierchen  sehr  lange  in  der  Contraction  und  sind  dann  ganz  kugelförmig.  Sie  sind  immer ,  wenn  sie  rotli  sind,  grös- 
ser als  E.  viridis.  Selbsttlieilung  ist  nicht  beobachtet.  Getrocknete  Thierclien,  lange  dem  Lichte  ausgesetzt,  verloren  ihre  rothe  Farbe 
und  wurden  grünlichgelb.  Ebenso  sind  die  1829  gesammelten  und  auf  Papier  getrockneten  der  sibirischen  Astasia  jetzt  (1837)  fast 
ganz  verbleicht.  Ueber  die  rotlien  Färbungen  der  Gewässer  im  Allgemeinen  ist  im  Nachtrage  zur  Familie  Nachricht  gegeben.  —  Grösse 
V24  bis  V20  Linie,  oft  kleiner. 

Erklärung    der   Abbildungen    Taf.  VII.    Fig.  VI. 

Es  sind  11  Thierchen  in  verschiedenen  Formveränderungen  dargestellt.  Die  2  oberen  sind  im  Schwimmen  begriffen,  die  mittleren  Formen 
kommen  beim  Schwimmen  seltner,  öfter  beim  Kriechen  vor.  Bei  ß.  ist  ein  ganz  kugelförmig  contrahirtes  mit  vielleicht  eingezogenem  Rüssel  gezeichnet. 
Fig.  a.  ist  das  einzige  beobachtete  Thierchen  mit  2  Rüsseln.     Ein  platzendes  Exemplar  ist  mit  *  bezeichnet.     Vergrösserung  300mal. 

122.  Xjuglena  hyalina,  farbloses  Augenthierclieii.    Tafel  VII.  Fig.  VII. 

E.  corpore  extenso  fusiformi,  capite  attenuato,  obtuso,  bilabiato,  cauda  brevi  subacuta,  colore  hyalino  albicante. 

Euglene  hyaline,  s  etendant  en  forme  d'un  fuseau  a  tete  amincie  obtuse,  fendue  au  bout,  a  queue 
courte  aigue;  couleur  hyaline  blanchätre. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin,  vielleicht  von  Schrank  1780  (p.  475.)  bei  Passau  unter  Enchelis  viridis  beobachtet. 

Diese  farblose  Art  ist  mir  nie  häufig  vorgekommen.  Ich  habe  sie  früher  immer  für  Eugle?ia  viridis  nach  dem  Eierlegen 
gehalten,  allein  ich  habe  neuerlich  sie  wieder  mit  Meridion  vernale  am  14.  März  1835  beobachtet  und  besondere  Eikörnchen  auch 
in  ihr  entdeckt;  ich  halte  sie  daher  jetzt  für  eine  eigene  Art.  Spuren  von  runden  Blasen  mögen  die  Magenzellen  seyn.  Der  Rüssel 
und  die  Theilung  sind  nicht  beobachtet.      Das  hellrothe  grosse  Auge  lässt  diese  Form  im  Mikroskope  sehr  angenehm  erscheinen. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  VII.    Fig.  VII. 

Es  sind  2  Exemplare  bei  300maliger  Vergrösserung  dargestellt.  Das  spindelförmige  schwimmt,  das  eiförmige  liegt  ruhig  und  ist  zusammen- 
gezogen. 

123.  Euglena  deses,  träges  Augenthierclieii.    Tafel  VII.  Fig.  VIII. 

E.  corpore  extenso  cylindrico,  capite  subito  rotundato,  obsolete  bilabiato,  cauda  brevissima  apiculata;  viridis ,  deses, 
rependo  flexuosa,  nunquam  natans. 

Euglene  paresseuse,  s9 etendant  en  forme  d?un  cylindre,  a  tete  subitement  arrondie,  legerement 
echancree,  a  queue  en  forme  de  tres-petite  pointe;  verte>  paresseuse  dans  ses  mouvements,  tor- 
tueuse  en  rampant^  ne  nageant  jamais. 

Enchelys  deses,  Müller?  Animalc.  infus,   p.  55.  Tafel  IV.  Fig.  45.    1786. 

—  —     Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  38.  1803. 

—  —     Bory,  Encycl.  meth.   1824. 

Euglena  Actis  var.,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.   Tafel  I.  Fig.  III.  g. 
Euglena  deses,  —  —  —  —       1833.  p.  248.   Tafel  VII.  Fig.  VIII. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  Paris,  vielleicht  auch  bei  Copenhagen  und  Landshut. 

Früher  habe  ich  diese  Form  der  Augenthierchen  als  einen  Zustand  der  Euglena  Actis  angesehen  und  sie  auch  1831  unter 
dieser  abgebildet.  Seit  1832  halte  ich  sie  für  eine  eigene  Art,  weil  ich  sie  in  grossen  Mengen  sehr  constant  sah,  und  ich  gab  schon 
1833  eine  characteristische  Abbildung,  welche  1835  noch  um  wesentliche  Details  verbessert  wurde.  Ob  Müllers  Enchelys  deses 
dieses  Thierchen  ist,  lässt  sich  nicht  entscheiden.  Ich  habe  seine  Abbildung  auch  zu  Monas  deses  citirt.  Müller  sah  es  im  Win- 
ter in  einem  Aufgusse  von  Meerlinsen,  aber  unbiegsam.  Schrank  sah  es  bei  Landshut  im  August  zwischen  Meerlinsen  und  biegsam. 
-Bory  de  St.  Vincent  beschreibt  es  in  äusseren  Characteren  am  deutlichsten,  hielt  es  aber  für  Samen  (Zoocarpes)  der  Conferva 
rivularis  oder  C.  fr  acta  ^  mit  denen  gemeinschaftlich  er  es  bei  Paris  fand. 

Der  stets  schlaffe  Körper  gleicht  einem  nicht  elastischen  Faden,  ist  nie  spindelförmig,  sondern  cylindrisch,  und  schwimmt  nie. 
Er  windet  sich  langsam  ohne  Haltung  von  einem  Orte  zum  andern  und  bildet  nur  selten,  aber  doch  zuweilen,  die  knotenartigen  An- 
schwellungen, welche  der  .#.  viridis  die  auffallende  Form  eines  Schnellrädchens  geben.  Alle  Bewegungen  sind  träge  und  spannungs- 
los. Ein  flacher  Ausschnitt  am  vordem  Ende  bildet  die  Mundöffnung,  deren  Oberlippe  einen  fadenförmigen  Rüssel  von  V4  bis  l/3  der 
Körperlänge  führt.  Dieser  Rüssel,  1833  noch  vermuthet,  ist  seit  1834  beobachtet.  Er  macht  einen  deutlichen  Wirbel.  Beide  En- 
den des  Körpers  sind  in  geringer  Ausdehnung  farblos,  der  ganze  mittlere  Körper  ist  durch  grüne  sehr  feine  Körnchen  erfüllt,  die  zum 
Theil  Magenzellen  zu  umhüllen  scheinen.  Dazwischen  aber  liegen  viele,  polyedrischen  Crystallen  ähnliche,  grössere  helle  Körper,  die 
ich  mit  den  stabartigen  der  E.  Actis  vergleiche  und  für  Samendrüsen  halte,  welche  reihenweis  verbunden  zu  seyn  schienen,  was  aber 
nicht  klar  wurde.  Der  Schwanztheil  gleicht  einem  sehr  kurzen  Spitzchen  und  ist  oft  eingezogen.  Grösste  Länge  V20  Linie,  kleinste 
beobachtete  Ve*  Linie.     Dicke  6-  bis  12mal  in  der  Länge. 

Erklärung   der  Abbildungen   Taf.  VII.   Fig.  VIII. 

Es  sind  8  Thierchen  in  verschiedenen  Bewegungen  und  Grössen  abgebildet,  alle  300mal  vergrössert.  Einige  haben  den  Schwanztheil  ganz 
eingezogen,  aber  dessen  Undeutlichkeit  ist  auch  oft  nur  Folge  der  Körperlage. 

1£4.    Euglena  viridis,   grünes    Vugciitliicrclien.    Tafel  VII.  Fig.  IX. 

E.  corpore  extenso  fusiformi,  capite  breviter  attenuato,  bilabiato,  cauda  brevi  conica  (nee  fissa);  colore  viridis,  utro- 
que  fine  hyalina. 

Euglene  verte,  s  etendant  en  forme  (Tun  fuseau,  ä  tete  amincie  courte ,  fendue  au  bout,  a  queue 
courte  conujiie  (point  fendue);  couleur  verte>  hyaline  au&  deua;  bouts. 


lOS 


Grünes  Wasser,  Harris,  Pliilosophical  T  r  ans  actio  ns,  p.  254.  1696. 

Grüne  Thierchen  im  rotJien  Wassw,  Leeuwenhoek,  Continuatio  Arcanorum  Natura«,  p.  382.  1702. 

Enchelis  tertia ,  Hill,  History  ofAnimals,  1751.  ? 

Schleimige  grüne  Haut  (a  fllmy  niatter) ,  Priestley,  Experiments  and  observ.  —  o  n  air,   Vol.  IV.  V  1779.* 

Enchelys  viridis,  Schrank,  Neue  philos.  Ab  ha  ndl.  d.  Münchner  Ak  ad.  IL  p.  472.  1780.     Tab.  I.  Fig.  IV —  X. 

Runde  und  eiförmige  grüne  Wasserthierchen ,  Fontana,  1781.  Memor.  di  matemat.  ed  fisica  della  soc.  ital.   T.  L  p.  705.  1782. 

Fischartige  grüne  Insecten,   \ 

Conferva  rivularis,  (   Ingenhousz,  Vermischte  Schriften,  IL  p.  164.  218  seq.  Tafel  IL  Fig.  V.  (1779.)  1784. 

Tremella  Nostoc,  j 

Vorticella  rotatoria  juv. ,  Schrank,  Naturforscher,   XVIII.    1782.  p.  81. 

Cetraria  viridis,  Müller,  Animalc.  infus,  p.  126.  Taf.  XIX.   Fig.  6—13.   1786. 

—  —       Weber  1790  in  Wagener's  Naturw.  und  Ländermerkwürdigk.  1804. 
_          _        Strom  1790,  Skrivter  af  Naturhist.  Selsk.    Kiobenh.  1791. 

Volvox  inconnu,  Girod  Chantrans,  Recherches  sur  les  Tremelles,  1802.  p.  72.  Tab.  X.  Fig.  Vf.?  cfr.  p.  168. 

Cercaria  viridis,  Schrank,  Fauna  boica  IIL  2.  p.  80.  1803. 

Grüne  und  runde  Körper  der  grünen  Materie  des  Wassers,  Treviranus?  Biologie,  IL  p.  340.  seqq.  1803. 

Furcocerca  viridis,  Lamarck,  Systeme  des  anim.  sans  vert.  1815.  I. 

Enchelys  viridis,  Nitzsch,  Beiträge  z.  Infusorienkunde,  p.  4.  1817. 

Cercaria  viridis,         \ 

Conferva  bipartita,     \    Bory  de  St.  Vincent,  Diction.   classiq.   d'hist.  nat.    Article  Arthrodiees.     Vol.  I.   p.  597.   1822.     Encycl. 

Tiresias  crispa,         i  meth.  p.  81.  1824. 

Cadmus  dissiliens,     J 

RaphmeOa  urlica  >  BoRY  D£  ^  VlKC  EncycI.  m6tK  m4m 

Enchelys  amoenae   S 

—  —  Bory  de  St.  Vincent,   Dict.  classique.     Art.  Matiere.     p.  271.  1826.     Raphanella  urbicola  1828.    Planche  LVL  X. 

Fig.  18.    Planche  LVIIL  XXIII.  Fig.  46. 
Enchelys  viridis,  Nitzsch,  Encyclopädie  von  Ersch  und  Gruber.     Cercaria  1827. 

Grüne  aus  Pflanzen  entstandene  Infusorien,  Meyen,  Linnea  v.   Schlechtendal,  1827.  p.  428.  und  431.?     Taf.  VII.    Fig.  15,  16. 
Euglena  viridis,  Poggendorff,s  Annalen  d.  Phys.  1830.  504. 

—  —        Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  39,  82.  Tafel  VI.  Fig.  III.     1831.  p.  16.  71.    1832.  p.  438. 

1833.  p.  249. 
Protococcus  viridis,  Meyen,  in  Nees  v.  Esenbeck  Robert  Brownes  vermischten  bot.  Schriften,  IV.  p.  331.  337.  cfr.  445.  1830. 
Euglena  viridis,  Rudolph  Wagner,  Isis,  1832.  p.  390.  393. 
Enchelys  Pulvisculus, 
Monas  Pulvisculus? 
Protococcus  Monas, 

Palmella  botryoides,        }   Kützing,  Linnea  v.  Schlechtendal,  VIII.  p.  342.  361.  367.    Taf.  VI.   Fig.  I.   1833. 
Oscillaria  brevis , 
Protonema  Barbulae , 
Barbula  muralis, 

Aufenthalt:    Beobachtet  in  Winclielsea  in  Sussex?,   Delft!,   London!,  Passau!,  Landshut!,  Copenhagen!,  Halle!,   Besan<jon?,  Pa- 
ris!, Berlin!,  Erlangen!,  Bonn?,  Eger  bei  Christiania  in  Norwegen?,  Florenz?,  Jena!,   Delitzsch  bei  Leipzig!. 

Die  Geschichte  des  niedlichen  grünen  Augenthierchens  mit  Vollständigkeit  auch  nur  kurz  anzugeben,  würde  mehrere 
Bogen  füllen.  Ich  halte  aber  für  nöthig  und  nützlich,  die  mir  bekannt  gewordenen  wesentlichsten  Verschiedenheiten  der  Ansichten  frü- 
herer Beobachter  hier  zu  berühren  und  übersichtlich  zusammenzustellen.  Die  Geschichte  dieser  Form  verschmilzt  sehr  häutig  untrennbar 
mit  der  Geschichte  der  grünen  Staubmonade,  Chlamidomonas  Pulvisculus,  und  begreift  wahrscheinlich  auch  andere  grüne  Infu- 
sorien. Man  hat  ihm  in  seinen  wahren  und  eingebildeten  verschiedenen  Zuständen  und  Formen  wohl  nicht  weniger  als  17  verschiedene 
Gattungsnamen  und  19  Artnamen  gegeben,  und  hat  es  zu  den  Infusorien,  zu  den  Räder t liieren,  zu  den  Algen  und  neuerlich 
zu  den  Moosen  gestellt,  ja  Priestley  scheint  es  zu  den  Erden,  den  Mineralien,  gerechnet  zu  haben.  Diese  kleine  niedliche 
Thierform  bleibt  ein  merkwürdiges  Denkmal,  wie  irrige  Beobachtungen  auf  irrige  Theorieen,  und  irrige  Theorieen  wieder  auf  falsche 
Beobachtungen  leiten,  bis  zuletzt  ein  Thurmbau  zu  Babel  entsteht  und  ein  einfacher  Körper  17,  scheinbar  rechtmässige,  Gattungsnamen 
erhält,  alle  3  Naturreiche  durchläuft,  die  wunderlichsten  Verwandlungen  eingeht,  ein  neues  vergängliches  Reich  gründet,  und  am  Ende 
doch  wieder  zu  einem  einfachen  niedlichen  und  harmlosen  Thierchen  wird. 

Die  länglichen  grünen  Infusorien,  wrelche  Harris  1696  in  Winclielsea  sah,  bleiben  etwas  zweifelhaft;  allein  unter  den  grü- 
nen Thierchen,  welche  Leeuwenhoek  am  25.  August  1701  im  rothen  Wasser  einer  bleiernen  Dachrinne  in  Delft  beobachtete,  gab 
es  dergleichen  mit  einem  2spitzigen  Hintertheile.  Diese  Bemerkung,  welche,  obwohl  irrig,  doch  von  Ingenhousz,  Müller,  Schrank 
und  Nitzsch  wiederholt  wird,  scheint  bezeichnend  für  diese  Art.  Hill,  welcher  als  Systematiker  nur  die  Form  berücksichtigte,  rech- 
nete diese  Körper  wohl  unter  seinen  dritten  Typus  der  Gattung  Enchelis.  Erst  fast  80  Jahre  nach  Leeuwenhoek: s  Beobachtung 
erhielt  die  grüne  Färbung  des  Wassert  durch  Priestley  ein  neues  unerwartetes  Interesse,  weil  diese  grüne  Materie,  welche  er  an- 
fangs für  unorganisch  hielt,  Lebensluft,  oder  dephlogistisirte  Luft,  in  grosser  Menge  ausströme.  Es  nahmen  sich  nun  Physiker  und  Phy- 
siologen, welche  nicht  hinreichende  Kenntniss  der  organischen  Formen  hatten,  dieser  Sache  lebhaft  an,  daher  erhielten  gleich  anfangs 
die  Untersuchungen  eine  schiefe  Richtung.  Schrank' s  Beobachtungen  waren  in  sich  selbst  nicht  genug  befestigt,  um  Widerstand  zu 
geben.  Ingenhousz  bildete  offenbar  diese  Thierchen  sammt  Chlamidomonas  Pulvisculus  als  Grund  der  Priestley'schen  grünen 
Materie  des  Wassers  ab,  sah  an  ersterer  den  gespaltenen  Schwanz  wieder,  wie  Leeuwenhoek,  und  behauptete  ganz  irrig,  dass  beide 
sich  in  bekannte  Pflanzen,  Conferva  rivularis  und  Tremella  Nostoc,  verwandelten,  auch  aus  diesen  durch  ihr  Zerfallen  wieder  her- 
vorkämen. Von  Seiten  der  Philosophie  kam  man  in  derselben  Zeit  diesen  Beobachtungen  entgegen,  wenn  letztere  nicht  schon  Folge  je- 
ner aus  Needham's  Zeit  her  waren.  Fontana's  Beobachtung  citirt  auch  schon  Ingenhousz.  Schrank  erklärte  1782  seine  frü- 
here Enchelys  viridis  für  junge  Rädert  liiere  und  behauptete  die  Entwicklung  verfolgt  zu  haben.  Er  sah  wahrscheinlich  Räder- 
thier-Eier  umgeben  von  Euglenen,  wie  es  sehr  gewöhnlich  ist,  und  sah  deren  Entwickelung.  (Vergl.  Hydatina  senta  Taf.  XL VII.) 
Müllers  nüchterne  und  in  aller  Hinsicht  vortreffliche  Beobachtungen  der  mikroskopischen  Organismen  stellten  zwar  bald  darauf  fest, 
dass  die  grünen  Färbungen  des  Wassers  wirkliche  besondere  Thiere  seyen,  und  er  verzeichnete  sie  theils  als  Monas  Pulvisculus  und 
Enchelys  Pulvisculus,  theils  als  Cercaria  viridis,  allein  er  unterliess  jene  Verhandlungen  über  das  grüne  Wasser  mit  seinen  Beob- 
achtungen scharf  zu  vergleichen  und  danach  zu  beurtheilen.  Erst  nach  seinem  Tode  wurden  seine  Untersuchungen  der  Cercaria  viri- 
dis bekannt.  Weber  und  Strom  beobachteten  dann  rothe,  sehr  intensiv  blutartige  und  grüne  Färbungen  von  Teichen,  wobei  sie  ne- 
ben der  rothen,  jung  ebenfalls  grünen,  Euglena  sanguinea  gewiss  auch  Engl,  viridis  sahen,  wie  denn  letzterer  in  Eger  bei  Chri- 
stiania das  rothe  und  grüne  Thierchen  mit  demselben  Namen,  Cercaria  viridis,  benennt. 


UM* 

Mit  Anfang  des  jetzigen  Jahrhunderts  hat  man  den  grünen  Färbungen  der  Gewässer  und  ihrer  Niederschläge  fortdauernd  grosse 
Aufmerksamkeit  geschenkt,  allein  nicht  mehr  in  jener  Beziehung  wie  Priestley,  sondern  in  der,  wie  es  Ingenhoüsz  tliat.  Man 
wollte  Verwandlungen  der  Infusorien  in  Pflanzen  sehen.  Sehr  viele  irrige  Beobachtungen  über  dergleichen  Verwandlungen  machte  Gi- 
rod  Chantrans,  ein  französischer  Offizier  in  Besancor.  und  Paris,  welcher  auch  beobachtet  haben  wollte,  dass  Cercaria  viridis, 
in  Schatten  gestellt,  nach  einigen  Tagen  lebend  grau  werde,  p.  186-  (vergl.  E.  hyalina  und  sanguinea).  Umständlich  hat  1803 
Schrank  wieder  vom  rein  naturhistorischen  Gesichtspunkte  aus  diese  Verhältnisse  betrachtet  und  unter  7  namhaften,  das  Was- 
ser grünfärbenden,  Substanzen  die  Cercaria  viridis  obenan  gestellt,  Treviranus  wiederholte  die  Beobachtungen  von  Ingenhoüsz 
gleichzeitig  und  befestigte  die  Idee  von  den  Verwandlungen.  Er  scheint  Englena  viridis  nicht  in  ihrer  ausgestreckten  Gestalt,  oder 
nur  Chlamidomonas  gesehen  zu  haben.  Lamarck  hat  sie  wohl  nicht  selbst  beobachtet,  gab  aber,  des  gespaltenen  Schwanzes  hal- 
ber, den  besondern,  sprachwidrig  gebildeten,  Gattungsnamen  Furcocerca.  Professor  Hitzsch  in  Halle,  welcher  1817  Müllers 
Gattuno*  Cercaria  in  12  Gattungen  sonderte,  zog  Cercaria  viridis  mit  Cercaria  Podnra  in  die  Gattung  Enchelys  und  war 
ebenfalls  der  Ansicht,  dass  beide  Formen  durch  getheilten  Hintertheil  übereinstimmten  (siehe  1827);  allein  schon  Bory  de  St.  Vin- 
cent erkannte,  dass  Raphanella  urbica,  wie  er  diess  Thierchen  nennt,  sich  von  Cercaria  Podura,  die  er  Furcocerca  nennt, 
durch  Mangel  an  Gabelschwanz  unterscheidet.  Ueberdiess  war  Bory  you  der  Idee  der  Verwandlungen  der  Thiere  in  Pflanzen  und  der 
Pflanzen  in  Thiere  so  sehr  eingenommen,  dass  er  ein  Reich  der  Doppelseelen  {Regne  psychodiaire)  darauf  gründete,  und  so  rech- 
nete er  denn  auch  diess  Augenthierchen  zu  den  Arthrodieen,  die  bald  wirkliche  Pflanzen,  bald  wirkliche  Thiere  wären.  Bory  gab 
diesem  Thierchen  wahrscheinlich  5  verschiedene  Namen,  indem  er  2  Thierchen  daraus  bildete,  Raphanella  urbica  und  Enchelys 
amoena,  und  diese  den  Samen  von  Tiresias  crispa  (Conferva  bipartita  Dillw.)  und  von  Cadmus  dissiliens  (Conferva  dis- 
siliens  Dillw.)  ganz  gleich  erklärte.  Auch  hielt  er  eine  gewisse  Art  von  Ulven  für  Produet  dieser  Thiere  {Diel,  class.  Mattere, 
272.).  Aehnliche  Ansichten  verbreiteten  sich  durch  irrige  Beobachtung  der  Staubmonade  (s.  Chlamidomonas).  In  Deutschland 
hat  Herr  Meyen  seit  1827  diese  Ideen  neuerlich  noch  verfolgt.  Er  sah,  wie  er  sagt,  Conferven  in  farblose  und  grüne  Thierchen 
zerfallen,  und  bildet  1827  das  Auskriechen  eines  solchen  länglichen  Thierchens  aus  dem  Eie  ab.  Aus  den  Zeichnungen  sieht  man 
wohl,  dass  das,  was  er  sah,  kein  Ei  eines  Infusoriums,  sondern  irgend  etwas  unklar  Beobachtetes,  weniger  Feines  war.  War  das, 
was  er  sah,  eine  Panzermonade  (Trachelomonas)  in  ihrer  Schaale,  die  er  zufällig  zerdrückte,  oder  hielt  er  die  contrahirte  Eu- 
glena  viridis,  wie  sie  Kützing  abbildet,  für  ein  Ei?  Noch  1833  erklärt  derselbe  Beobachter  die  von  Ingenhoüsz  und  Trevira- 
nus bezeichneten  Thierchen  für  Protococcus  viridis ,  welche  Körperchen  er  als  Pflanzen  betrachtet,  die  zwischen  Thier  und  Pflanze 
schwanken  und  freie  Bewegung  aus  innerer  Ursache,  wie  Thiere,  besässen,  aber  deren  Bewegung  zwecklos  sey.  Gerade  so,  als  Irri- 
tabilität, bezeichnete  ehedem  Needham  die  Bewegung  der  Infusorien.     (Vergl.  Abhandl.  der  Berlin.  Akad.  1833.  p.  157.) 

Zuerst  1830  wurde  in  Poggendorff's  Annalen  die  wahre  Natur  der  Euglena  viridis  7ä\  erläutern  versucht  und  sie  der 
Eugl.  sanguinea  nah  verwandt  erklärt.  Ich  stellte  beide  damals,  der  Form  des  Auges  und  des  Mangels  an  Selbsttheilung  halber, 
zu  den  Räderthieren,  allein  in  demselben  Jahre  veranlasste  mich  die  erneute  Beobachtung  und  das  Auffinden  noch  anderer  augen- 
führender Infusorien,  eine  Familie  der  Astasiacen  in  der  Nähe  der  Monaden  zu  bilden,  deren  Glied  sie  wurden,  wie  sie  es  noch 
sind;  auch  gab  ich  eine  deutlichere  Abbildung,  als  die  bisherigen  waren.  Im  Jahre  1831  suchte  ich  die  Natur  der  Augenpunkte  (p.  16.) 
fest  zu  begründen,  und  1832  entdeckte  und  beschrieb  ich,  es  1833  wiederholend,  den  Rüssel  als  Bewegungsorgan.  Düjardin  hat 
letzteren  1836  bei  Euglena  longicauda  bestätigt.  Es  schlössen  sich  hieran  1832  die  tüchtigen  bestätigenden  Beobachtungen  des  Pro- 
fessors Rudolph  Wagner  in  Erlangen,  welcher  das  rothe  Auge  der  Euglena  viridis  sehr  deutlich  auch  sah.  Er  sah  Priestlevsche 
grüne  Materie  aus  Euglena  viridis  gebildet,  aber  sie  war  und  blieb  todt.  Conferven  wuchsen  zwischen  ihr,  aber  nicht  aus  ihr.  Durch 
ein  weniger  gutes  Mikroskop  verleitet,  hat  Kützing  1833  den  Weg  von  Girod  Chantrans  wieder  betreten  und  den  Grundsatz  von 
Neuem  geltend  zu  machen  versucht,  dass  kleine  Körper  sich  je  nach  den  Einflüssen  in  verschiedene  grössere  Formen  entwickeln  könn- 
ten. Unter  dem  Namen  Enchelys  Pulvisculus  und  wohl  auch  Monas  Pulvisculus  giebt  er  eine  erkennbare  Zeichnung  von  Eu- 
glena viridis,  worin  selbst  der  Augenpunkt  bemerkt  ist,  und  behauptet,  diese  Form  sich  in  Protococcus  Monas,  Palmella  botryoi- 
des, Oscillaria  brevis,  Prot07iema  Barbulae  und  aus  dem  letzteren  in  ein  Laub -Moos,  in  Bar  bula  muralis,  verwandelnd  beob- 
achtet zu  haben,  eine  Beobachtung,  die  offenbar  nur  Folge  des  nicht  hinreichenden  Mikroskops  war,  da  der  fleissige  Algolog  damals 
dieses  nöthigen  Hülfsmittels  noch  entbehrte.  Im  Jahre  1835  erhielt  ich  Zeichnungen  und  Nachrichten  des  Herrn  Dr.  Werneck  in 
Salzburg,  aus  denen  hervorgeht,  dass  diese  Form  mit  rothem  Augenpunkte,  sammt  E.  sanguinea,  gerade,  wie  ich  sie  hier  kenne, 
auch  dort  existirt.     Einen  einfachen  fadenartigen  Rüssel  hat  auch  er  beobachtet. 

Das  grüne  Augenthierchen  wird  bis  V20  einer  Linie  gross,  lebt  zwischen  Conferven  am  Boden  der  Gewässer  den  ganzen  Win- 
ter hindurch  und  ist  oft  von  mir  unter  dem  Eise  hervorgeholt  worden.  Schon  im  Februar  und  März  färbt  es  zuweilen  bei  Berlin  die 
Oberfläche  der  Gewässer,  häufiger  im  warmen  April  und  den  ganzen  Sommer  und  Herbst  hindurch.  Oft  färbt  es  mit  Chlamidomonas 
Pulvisculus  die  Wasserkufen  und  Rinnsteine  der  Strassen  grün.  Nur  im  Freien  ist  es  meist  in  Begleitung  anderer  Arten  derselben 
Gattung.  Unter  dem  Eise  fand  ich  es  mit  Conferven  am  15.  Januar  1836  und  wiederholt  im  Januar  und  Februar  1837  mit  E.  Pleu- 
ronectes,  longicauda  und  Spirogyra.  In  Jena  und  Delitzsch  sah  ich  es  im  September.  Nach  Gewittern  finden  sich  oft  in  2  Ta- 
gen schon  alle  Wasserkufen  und  Lachen  davon  grün  gefärbt.  Sein  Grün-  ist  dunkler  als  das  der  Chlamidomonas  oder  des  Chloro- 
gonium.  Zuweilen  ist  der  Körper  ganz  grün  mit  rothem  Punkte  (strotzend  von  Eiern),  oft  ist  es  vorn  und  hinten  wasserhell.  Zu- 
weilen hat  es  ein  helles  Band  in  der  Mitte,  zuweilen  hat  es  nur  wenig  grüne  Körnchen  in  verschiedenen  Haufen.  Diess  mögen  Zu- 
stände vor  und  nach  dein  Eierlegen  seyn.  Ich  glaubte  sonst,  dass  es  auch  ganz  farblose  gebe.  Diess  mag  der  Fall  auch  seyn,  allem 
es  giebt  eine  farblose  Art,  die  man  nicht  verwechseln  darf,  welche  farblose  oder  weissliche  (Eier)  Körnchen  in  sich  führt  (E.  hy  ahnet). 
Der  rothe  Augenpunkt  ist  immer  an  derselben  Stelle,  ist  kein  äusserer  Farbepunkt,  sondern  innerlich  in  einer  hellen  Stelle  des  Vorder- 
theils  auf  gleicher  Seite  mit  dem  fadenartigen  Rüssel.  Als  Auge  bezeichnet  er  die  Rückenseite,  und  der  Rüssel  ist  mithin  Oberlippe 
oder  Stirn.  Dicht  unter  der  Rüsselbasis  ist  eine  leichte  Queerspalte,  welche  die  Mundstelle  bezeichnen  mag.  Im  Jahre  1830  glaubte 
ich  Aufnahme  von  Indigo  und  Carmin  in  kleinen  inneren  Zellen  zu  beobachten,  habe  mich  aber  neuerlich  nie  weder  davon  so  überzeu- 
gen können,  wie  es  bei  vielen  andern  Infusorien  leicht  ist.  Zuweilen  sah  ich  crystallartige ,  helle,  polyedrische  Körper,  wie  die  bei 
E.  deses,  nie  aber  Selbsttheilung,  halte  auch  Müllers  Fig.  7.  nicht  für  Queertheilung,  sondern  für  veränderliche  Einschnürung.  Der 
Rüssel  ist  von  der  Körperlänge,  beim  Ruhen  oft  nur  tastend,  beim  Schwimmen  wirbelnd.  Die  Bewegung  ist  fischartig  schwimmend, 
oft  um  die  Län^saxe  drehend,  und  wird  durch  Wirbeln  des  Rüssels  vermittelt,  dessen  Basalmuskeln  wohl  einen  grossen  Theil  des  vor- 
dem hellen  Fleckes  bilden  mögen.  Auffallend  sind  die  häufigen  Veränderungen  der  Körperform  durch  lokale  Anschwellungen  und  Stri- 
doren,   welche  aber   der  ganzen  Familie    eigen   sind.     Der   2spitzige  Schwanz,    welchen  Leeuwenhoek,    Ingenhoüsz,    Müller, 

28 


HO 

Schrank  und  Nitzsch  gesehen  liaben  wollen,  ist  schon  von  Bory  zurückgewiesen  und  existirt  bei  keiner  Art.  Er  mag  durch  Ver- 
wechselung mit  Cercaria  Podura  {Ichthydium  der  Räder thier che n)  in  die  Beschreibungen  gekommen  seyn.  Junge  Thierchen 
liaben  oft  ein  sehr  blasses  rotlies  Auge  und  können  leicht  für  Astasia  viridis  oder  Monas  deses  gehalten  werden.  Sie  sind  nicht 
rund,  sondern  schon  den  alten  ähnlich.  Oft  werden  plötzlich  alle  Individuen  birnförmig  und  allmälig  kugelförmig,  ohne  je  wieder  sich 
zu  entfalten.  Diess  scheint  Folge  von  Unbehaglichkeit  bei  chemischer  Veränderung  des  Wassers  zu  seyn,  welche  sie  tödtet.  Wenn 
Rädert  liiere  {Hydatina  sentci)  mit  diesem  Thierchen  gleichzeitig  leben,  so  sieht  man,  wie  jene  deren  Leib  anbeissen  und  aussau- 
gen, die  Haut  aber  oft  wieder  wegwerfen.  Grosse  Mengen  von  Euglena  viridis  bilden,  sterbend  in  Kugelfonn  contrahirt,  eine  grüne 
zähe  Haut  des  Wassers,  welche  erst,  wie  im  Leben,  einen  spermatischen,  dann  einen  modrigen  Geruch  verbreitet  und  sich  so  lange 
bei  Kälte  senkt  und  abwechselnd  bei  Wärme  hebt,  als  Blasenbildung,  d.  h.  Zersetzung  der  kleinen  Körper  und  Gasentwickelung,  statt 
findet.  Zuletzt  zerfällt  die  Masse  in  grauen  Staub,  welcher  die  sehr  kleinen  Eierchen  ohne  Hülle  zu  enthalten  scheint.  Vielleicht  ist 
also  öfter  kein  anderes  Austreten  der  Eier  aus  dem  Körper,  als  mit  völliger  Auflösung  desselben,  und  das  Wiederaufleben  der  Thier- 
chen aus  getrockneter  grüner  oder  rotlier  Materie,  wie  es  Girod  Chantrans  nach  4  Jahren  bei  E.  sanguinea  angiebt,  oder  das 
Rückkehren  der  Tremella  Nostoc  in  Priestley'sche  Materie  bei  Ingenhousz,  mag  nichts  anderes  seyn,  als  das  Auskommen  der  nicht 
getödteten  Eier  nach  dem  Tode  der  Mutterthiere.  Auch  ist  diese  grüne  Haut  aus  todten  Euglenen  sehr  oft  ganz  erfüllt  von  den  gros- 
sen Eiern  der  Rädert  liiere,  deren  Entwickelang  man  ja  nicht  mit  Schrank  für  Verwandlung  kalten  darf.  Beim  Verbrennen  auf 
Platinblecli  geben  sie  einen  animalischen  empyreumatischen  Geruch,  werden  erst  braun,  dann  schwarz,  verlieren  alle  Form  und  lassen 
sich  ohne  deutlichen  Rückstand  verflüchtigen.  Oft  finden  sich  aber  zwischen  ihnen  so  viele,  aus  dem  Wasser  niedergeschlagene,  mikro- 
skopische Crystalle  von  kohlensaurem  Kalk,  dass  sie  mit  Säuren  deutlich  brausen,  was  man  nicht  ihnen  selbst  zuschreiben  darf,  wie  es 
Girod  Chantrans  bei  E.  sanguinea  gethan.  Getrocknet  auf  Glas  oder  Glimmer,  erhalten  sie  ihre  Form  selten  ganz  glatt,  aber 
der  Rüssel  bleibt  deutlich,  die  grüne  Farbe  verbleicht  allmälig  etwas,  aber  nickt  ganz,  das  rotlie  Pigment  des  Auges  erhält  sicli  jedoch 
selten  über  8  Tage.  —  Beobachtete  Grösse  Vog  —  V20  Linie.     Eikörnchen  V2000  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  VII.   Fig.  IX. 

Es  sind  11  Thierchen  in  verschiedenen  Grössen  und  Formverwandlungen  dargestellt,  alle  300mal  vergrössert. 
Die  fischförmigen  schwimmen,   die  birn-,  kugel-  und  herzförmigen  sammt  dem  in  Form  eines  Schnellrädchens    liegen  still,    oder   bewegen  sich  langsam 
kriechend  und  mit  dem  Rüssel  tastend.     Die  ganz  kugelförmigen  haben  oft  den  Rüssel  völlig  eingezogen  oder  neben  sich  unsichtbar  angelegt. 

1£5.     Muglena  ®pirogyra9   gewundenes  Aiigenthierclien.    Tafel  VII.  Fig.  X. 

E.  corpore  extenso  subcylindrico ,  postice  in  caudam  brevem  aeutam  attenuato,  fuscesccnte  viridis,  capite  subtruncato, 
corpore  subtilissime  sulcato  et  granulato,  saepe  tortuoso. 

Englene  Spirogyre,  s etctidant  presqii  en  forme  de  cylindre,  aigu  au  bout  posterieur  par  une  queue 
courte,  a  couleur  verte  brunätre,  ayant  la  töte  presque  tronquee  et  le  corps  tres-finement  raye 
et  granule,  souvent  tortueiiac. 

Euglena  Spirogyra,  Poggendorff's  Annalen  d.  Physik,  1830.  p.  508. 

Euglena  Spirogyra,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  83.  Tafel  VI.  Fig.  IV.  1831.  p.  72.  1835.  p.  165.  Tafel  I.  Fig.20. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin ,  Jena  und  Salzburg. 

Diese  grösste  Form  der  Augentbierchen  lebt  nicht  in  Wasserkufen.  Ich  fand  sie  nur  zwischen  Conferven  und  Bacillarien 
in  abflicssendem,  oder  doch  mit  Vegetation  erfüllten  Wasser.  Sie  ist  sehr  träge  und  bewegt  sich  fast  wie  E.  deses,  hat  immer  eine 
bräunlichgrüne  Farbe  und  ist  meist  durch  feine  gewundene  und  etwas  gekörnte  Furchen  ausgezeichnet,  wodurch  es  wie  mit,  auf  der 
Halbansicht  14,  Spirallinien  überzogen  scheint.  Ich  sah  diese  Linien  oft  ganz  parallel  und  durch  Winden  des  Körpers  unter  den  Au- 
gen spiralförmig  werden.  Der  Schwanz  ist  dornartig  gespitzt,  der  Körper  meist  cylindrisch,  oft  gefaltet,  zuweilen  bandartig,  immer 
schlaff.  Der  kurze  Rüssel  ist  etwa  %  des  Körpers  lang.  Im  Innern  hat  diese  Form  2  ringartige  grosse  Organe,  welche  ich  mit  den 
stabartigen  der  Amblyophis  vergleichbar  fand  und  für  2,  sehr  eigen thümlich  gebildete,  Samendrüsen  halte  (s.  1835).  Sie  findet  sich 
zu  allen  Jahreszeiten,  aber  nie  sehr  gesellschaftlich.  Ich  beobachtete  sie  neuerlich  wieder  am  1.  März  und  21.  Juni  1835,  am  15.  Ja- 
nuar 1836  unter  dem  Eise  im  Thiergarten  bei  Berlin  und  im  September  1836  mit  Monas  Okenii  bei  Jena.  Auch  im  Januar  und 
Februar  1837  wieder  unter  dem  Eise  bei  Berlin.  —  Grösse  V20  bis  V10  Linie  beobachtet. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  VII.  Fig.  X. 

Es  sind  6  Thierchen  in  verschiedenen  Stellungen  und  Grössen  abgebildet,  SOOmal  vergrössert.  Das  grössere,  x/io  Linie  grosse,  hat  den 
Rüssel  eingezogen  oder  neben  sich  verborgen. 

1*6.     Ewglena  Pyrum,  birnförmiges  Augenthierclieii.     Tafel  vn.  Fig.  XL 

E.  corpore  extenso,  ovato,  turgido,  pyriformi,  oblique  sulcato,  viridi,  cauda  corporis  longitudinem  fere  aequante,  acuta. 

Englene  Poire,  a  corps  {etendu)  ovale,  gonfle  en  forme  de  poire,  sillonne  obliqiiement,  vert,  a  queue 
aigue  de  la  longueur  du  corps. 

Euglena  Pyrum,  Abhandl.  d.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  72.  151.    Tafel  I.   Fig.  V. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  Form  lebt  ebenfalls  einzeln  und  findet  sich  nur  selten  zwischen  den  andern  im  freien,  mit  Vegetation  erfüllten,  Was- 
ser. Man  kann  leicht  E.  viridis,  wenn  sie  in  ihren  Lebensfunctionen  gestört  ist,  für  diese  Form  halten,  die  aber  wesentlich  verschie- 
den ist.  Sie  bewegt  sich  langsam  um  die  Längsaxe  wälzend,  hat  jedoch  den  zu  vermuthenden  Rüssel  noch  nicht  direct  erkennen  las- 
sen. Die  Körperveränderungen  sind  gering.  Sie  wird  zuweilen  kugelartig,  zuweilen  lang  birnartig.  Am  15.  Januar  1836  fand  ich  sie 
mit  andern  Arten  auch  unter  dem  Eise  wieder.  Der  im  Verhältniss  sehr  lange  Schwanz  ist  characteristisch.  —  Ganze  Grösse  Voc  bis 
V72  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  VII.   Fig.  XL 
Es  sind  4  Individuen  abgebildet,  welche  die  verschiedenen  Grössen  und  Formen  darstellen,  300mal  vergrössert. 


111  

121.    JEuglena  Pleuronectes,  scbollenartlges  Aogeiitliiercheii.    Tafel  VII.  Fig.  xil. 

E.  corpore  compresso,  orbiculari,  ovato,  foliaceo,  longitudinaliter  striato,  viridi,  cauda  tenui,    acuta ,  corporis  tertiam 
fere  quartamve  partem  aecjuante,  hyalina. 

Euglene  Pleuronecte,    a  corps  comprime,   ovale -orbiculaire,  foliace,   raye  longitudinalement ,    vert ; 
r/ueue  grele,  aigue,  egalant  le  tiers  ou  le  r/uart  du  corps ,  hyaline. 

Cercaria  Pleuronectes ,   Müller,  Vermium  hist  p.  36.  1773.     Zoolog,  dan.  prodr.  2488. 

—  —  Müller?  Animalc.  infus,  p.  139.  Tab.  19    Fig.  19—2).    (786. 

—  —  Schrank?  Fauna  boica,  III.  2.  p.  85.  1803. 

Phacus  Pleuronectes,  Nitzsch?  Mikrosp.  Beiträge  z.  Infusorien  künde,  1817.  p.  4. 
Virgulina  Pleuronectes,  Bory?  Encycloped.  m  etil  od.  1824.     Dict.  classique  1830. 
PJiacus  Pleuronectes,  Nitzsch,  Encyclopädie  v.  Ersch  und  Gruber,  Cercaria  1827. 
Euglena  Pleuronectes ,  Poggetsdorff's  Annalen  d.  Physik,   1830.  p.  508. 

—  —  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1830.   p.  39,  83.  Tab.  VI.  Fig.  V.    1831.  p.  72.  1835.  p.  164. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin !,  Copenhagen?,  Landshut?,  Halle  ?,  Salzburg. 

Es  könnte  mancher  Zweifel  entstellen,  ob  Müllers  Cercaria  Pleuronectes  wirklich  Euglena  Pleuronectes  sey,  allein 
ich  bin  dieser  Meinung,  wie  Anfangs,  so  jetzt.  Jene  soll  farblos  seyn,  erst  im  Tode  grün  werden  und  2  Augenpunkte  vorn  haben. 
Schrank  spricht  nicht  von  der  Farbe  und  von  den  Augen,  Bory  übersetzt  nur  Müller's  Beschreibung  und  es  ist  auch  unsicher,  ob 
Nitzsch  das  Thierchen  selbst  gesehen  hat.  Müller  hat  seiner  ersten  Beschreibung  später  nichts  zugefügt  und  war  ungewiss,  ob  die 
beiden  Augenpunkte  nicht  Anzeigen,  Winkel,  des  Mundes  wären,  wie  es  wirklich  der  Fall  ist.  Die  blassgrüne  Farbe  des  Thierchens  kann 
leicht,  wie  bei  Gonium,  von  ihm  bei  der  Bewegung  noch  blasser  oder  gar  nicht  gesehen  worden  seyn  und  die  Ruhe,  wo  er  es  grün 
sah,  hielt  er  vielleicht  für  Tod.  Er  sah  es  in  mehr  als  6  Wochen  lang  stehendem  Wasser.  Schrank  fand  es  im  August  mit  Was- 
serlinsen bei  Landshut.  Bei  Berlin  ist  es  sehr  häufig  zwischen  Conferven.  Ich  beobachtete  es  zu  allen  Jahreszeiten,  neuerlich  am 
23.  Februar  1825  und  am  15.  Januar  1836  unterm  Eise  im  Thi ergarten.  Es  erhält  sich  auch  den  ganzen  Winter  hindurch  zwischen 
Conferven  in  der  Stube.  Der  flache,  eiförmige  oder  fast  scheibenartige,  von  der  Seite  zusammengedrückte,  Körper  ist  vorn  flach,  etwas 
schief  ausgerandet  und  daselbst  lässt  sich  ein  fadenartiger  Rüssel  von  1/2  oder  2/3  der  Körperlänge  erkennen,  welcher  am  längeren  Vor- 
dertheile  ansitzt,  wo  sich  auch  das  grosse,  schönrothe  Auge  befindet  und  der  mithin  Stirn  oder  Oberlippe  ist.  Jede  Körperseite  hat 
13  Streifen.  Grüne  Körnchen  erfüllen  den  ganzen  Körper  wohl  als  Eier.  Jn  der  Mitte  ist  eine  unveränderliche  matt  helle  Stelle,  die 
schon  Müller  sah  und  welche  ich  als  linsenförmige  Samendrüse  erklärt  habe.  Eine  andere  helle  klare  Stelle  daneben  ist  veränderlich, 
verschwindend  und  wiederkehrend,  diese  scheint  Samenblasc  zu  seyn.  Kleinere  Bläschen  zwischen  den  grünen  Körnchen  mögen  Magen- 
zellen seyn.  Neben  dem  Auge  ist  oft  noch  ein  dreieckiger,  veränderlicher,  heller  Fleck  (2te  Samenblase?).  Das  unbiegsame  Schwänz- 
chen beträgt  1/3^  oft  nur  %  der  Körperlänge.  Bewegung  langsam,  wankend.  Die  Formveränderungen  bestehen  im  Umbiegen  des  Kör- 
pers zu  einer  halben  Schraubenwindung,  wie  in  Fig.  XIII.,  die  nicht  bloss  im  Schwimmen,  sondern  auch  in  der  Ruhe  eintritt.  Es 
lebt  nur  einzeln.  Diese  Form,  oder  wahrscheinlich  E.  tric/uetra,  beobachtete  Dr.  Werneck,  wie  ich  aus  seinen  Zeichnungen  ersehe, 
auch  in  Salzburg.  —  Grösse  1/g6  bis  V40  Linie.     (Ei-?)  Körnchen  Vsoo — ^1000  Linie. 

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  VII.   Fig.  XII. 

Es  sind  8  Thierchen  in  verschiedenen  Grössen  abgebildet,  alle  300mal  vergrössert,  die  6  breiten  von  der  Seite,  die  2  schmalen  vom  Rücken 
(der  Kante)  gesehen. 

t28.    Euglena  longicauda,  langscliwänziges  Angentbierclien.    Tafel  VII.  Fig.  xm. 

E.  corpore  compresso,  elliptico  (foliaceo),  viridi,  cauda  corporis  longitudine,  hyalina,  subulata. 

Euglene  caudee,    a  corps  comprime,   elliptü/iic  (foliace),  vert,    a  c/ueue  hyaline  ^    subulee^  de  la  lon- 
gueur  du  corps. 

-Euglena  longicauda,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  83.  1831.  p.  72.  151.  Taf.  I.   Fig.  VI.  1835.  p.  164.  Taf.  I.  Fig.  XIL 
—  —  Düjardin,  Comptes  rendus  hebd.  de  TAcademie  de  Paris,   1.  Febr.  1836.  p.  104.  Nr.  5. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  vielleicht  bei  Paris  beobachtet. 

Diese  1830  entdeckte  Art  wird  viel  grösser  als  vorige  und  gehört  wegen  ihrer  sanften  Farben,  ihres  grellrothen  grossen  Au- 
ges und  ihres  offen  liegenden  vielen  Organisationsdetails  zu  den  interessantesten  Erscheinungen  des  Mikroskops.  Man  erkennt  in  dem 
blattartig  flachen  und  steifen  meist  elliptischen  Körper  eine  innere  aus  Körnchen  bestehende,  gelblich  grüne  Färbung,  die  vermuthliche 
Eiermasse.  Vorn,  dem  Schwänze  entgegengesetzt,  ist  ein  Einschnitt  am  Körperrande,  an  dessen  mehr  vorragendem  Theile  ein  faden- 
förmiger höchst  zarter  Rüssel  von  %  der  Körperlänge  (ohne  den  Schwanz)  ansitzt,  und  wirbelt.  Wegen  der  Lage  des  Auges  schien 
es  mir  fast;  als  ob  bei  dieser  Art  der  Rüssel  der  Unterlippe  angehöre  und  der  mehr  vorragende  Theil  dem  Kinn  vergleichbar  sey.  Die 
breiten  Seiten  des  Körpers  haben  14  bis  15  Längsstreifen.  Zwischen  den  grünen  Körnchen  sieht  man  im  Innern  viele  runde  Bläschen, 
welche  Magenzellen  seyn  mögen.  In  der  Mitte  des  Körpers  ist  eine  grosse,  trübe,  runde  Stelle  und  auf  dieser,  auch  zuweilen  neben 
dieser,  ein  sehr  heller,  periodisch  verschwindender  Fleck.  Ein  eben  solcher  heller  Fleck  ist  neben  dem  rothen  Auge.  Die  trübe 
Scheibe  lässt  sich  als  Samendrüse  betrachten  und  die  contractilcn  Blasen  lassen  sich  für  2  Samenblasen  ansehen.  Neuerlich  sah  ich 
noch  bei  dieser  Art  und  bei  Amblyophys  einen  hellen,  scharf  umgrenzten,  Markknoten  (Ganglion)  unter  dem  rothen  Augenpunkte. 
(Vergl.  die  Bemerkung  zur  Erklärung  der  Abbildung  von  Colacium  stentorimim  134.)  Der  unbewegliche  Schwanz  ist  sehr  spitz.  Der 
Körper  kann  sich  spiralförmig  winden,  aber  nicht  verkürzen.  Die  Bewegung  ist  frei,  meist  wankend ,  durch  Schwingen  des  Rüssels 
vermittelt.  Sie  lebt  zu  allen  Jahreszeiten  einzeln  bei  Berlin  zwischen  Conferven  im  frischen  Wasser  mit  Bacillarien.  Ganze  Grösse 
V24  bis  V10  Linie,  der  grünen  Körnchen  (Eier?)   Vsoo  —  V1000  Linie. 

Dujardin,  ein  junger  Mann  in  Paris,  welcher  sich  sehr  absprechend  als  Gegner  der  Infusorien -Organisation  aufwarf,  glaubt 
1836  den  Rüssel  entdeckt  zu  haben  und  führt  diese  seine  Beobachtung  als  Hauptbeweis  an,  dass  er  mehr  zu  sehen  im  Stande  sey, 
als  man  gesehen  haben  wolle.  Es  war  aber  eine  der  wenigen  richtigen  Beobachtungen  unter  allen  von  ihm  mitgetheilten,  und  war 
nur  Bestätigung  des  schon  Bekannten.  Schon  1832  war  bei  den  Euglenen  und  Monaden  diess  Organ  beobachtet  und  1832, 
1833  und  1835  wiederholt  bekannt  gemacht,  auch  waren  diese  Verhandlungen  an  die  Pariser  Akademie  von  mir  eingesendet. 


— -  113   

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  VII.  Fig.  XIII. 

Es  sind  5  Thierclien  bei  3Q0maliger  Vergrösserung  abgebildet.  Davon  sind  3  von  der  Seite  (der  breiten  Fläche)  gesehen,  eins  vom  schma- 
len Rücken  (der  Kante)  und  eins  im  gewundenen  Zustande,  den  es  im  Schwimmen  und  im  Ruhen  beibehält,   aber  verändern  kann. 

1£9.     Euglena  triquetra,   dreiseitiges  Augentliierclien.     Tafel  VII.  Fig.  xiv. 

E.  corpore  ovato,  foliaceo,  carinato,  triquetro,  viridis    cauda  corpore  breviore  hyalina. 

Euglene  trilaterale^    a  corps  ovale>  foliace^   carine^   trilateral,   vert;    la  queue  plus  courte  r/ue  Je 
corps  ,  hyaline. 

Buglena  triquetra,    Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  249.   Tafel  VII.  Fig.  VII. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  vielleicht  bei  Salzburg  beobachtet. 

Diese  ausgezeichnete  Art  wurde  am  14.  April  1832  zwischen  Lemna  minor  im  Thiergarten  von  Berlin  entdeckt  und  fand 
sich  eben  da  am  27.  Juni  wieder.  Ich  habe  sie  seitdem  sehr  oft  immer  einzeln  gesehen  und  fand  sie  am  15.  Januar  1836  mit  mehre- 
ren Arten  der  Gattung  in  Conferven,  die  ich  unter  dem  Eise  hervorzog.  Nach  einer  Zeichnung  des  Dr.  Werneck  findet  sich  diese 
Form  wahrscheinlich  auch  bei  Salzburg.  Sie  bewegt  sich  mit  Hülfe  eines.,  dem  breiten  Körpertheil  an  Länge  fast  gleichen  Rüssels,  hat 
ein  kurzes,  farbloses  Schwänzchen  und  auf  dem  Rücken  eine  kammartige,  einfache  Leiste,  welche  es  dreiseitig  macht  und  ihm  eine  sehr 
verschiedene  Körperform  von  der  der  vorigen  Arten  giebt,  die  auch  vermittelnd  zwischen  die  breiten  und  cylindrischen  Formen  der  Gat- 
tung tritt.  Dass  der  hinzutretende  dritte  Flügel  ein  seitlicher  Fortsatz  sey,  habe  ich  früher  gemeint,  jetzt  verlassen,  vielmehr  halte 
ich  die  schmale  Bauchseite  der  E.  Pleuronectcs  liier  für  in  die  Queere  erweitert.  Ganz  neuerlich  habe  ich  (im  Januar  1837)  noch 
einige  Structurdetails  mehr  beobachtet,  als  die  Abbildung  der  Tafel  enthält,  indem  ich  ausser  den  grünen  Eikörnchen  auch  Blasen  sah, 
die  ganz  an  die  Structur  von  E.  Plearonectes  antreten.  Streifen  habe  ich  nicht  erkannt,  doch  sehe  ich  diese  in  der  Zeichnung  des 
Herrn  Werneck  von  Salzburg,  von  1835,  angegeben,  wo  auch  der  Rüssel  gezeichnet  ist,  der  bei  allen  von  diesem  sorgfältigen  Beo- 
bachter gezeichneten  Arten  vorn  ein  Knötchen  führt,  welches  ich  nicht  sah  und  doch  für  optische  Täuschung  halte. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  VII.  Fig.  XIV. 

Es  sind  6  Thierchen  bei  280maliger  Vergrösserung  gezeichnet,  drei  breitere  von  der  Rückenseite,  das  schmalere  vou  der  rechten  Lateral- 
Flache,  das  stumpfdreiseitige  halb  verkürzt  von  hinten,  das  spitzdreiseitige  ganz  verkürzt  von  hinten. 

130.    JEuglena  Acus,  nadeMiSriniges  Angentiliierclten.     Tafel  VII.  Fig.  XV. 

E.  corpore  fusiformi,  tenui,  subulato,  stricto,  medio  viridi,  capite  attenuato,  subtruncato  et  cauda  valde  acuta  hyalinis. 

Euglene  Aiguille,    a  corps  en  forme  de  fuseau  mince^    subtile,   droits   ve?%t  au  milieu;   tele   amincie 
presf/ue  tronquee   et  queue  tres-aigue,  Vune  et  V  autre  hyalines. 

Vibrio  Acus,  Müller,  Animalc.  infus,  p.  59.  Tab.  VIII.   Fig.  9.  10.  1786. 
Vibrio  Subula,  Schränk,  Fauna  boica,  III.  2.   p.  47.  ohne  Eichhorjs's  Synonym.    1803. 
Closierium  Acus,  Nitzsch,  Beiträge  z.  Infus orienk.  1817,  nicht  1833  bei  Kützing. 
Lacrimatoria  Achs,  Bory,  Encycl.  method.  1824.     Dict.  classique,  1826» 

Euglena  Acus,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  39,  53,  62,  83.     1831.  p.  72,  151.  Tafel  I.  Fig.  III.    1835. 

p.  165.    Tafel  I.  Fig.  XVIII. 

Aufenthalt:    Bei  Copenhagen  im  brakischen  Wasser,  bei  Landshut,  Halle,  Berlin!  und  Catharinenburg  am  Ural? 

Diese  Form  ist  ebenfalls  eine  der  lieblichsten  im  Mikroskop,  obschon  sie  durch  Steifheit  oft  einen  mehr  vegetabilischen  Cha- 
racter  annimmt,  den  aber  die  fortruckende  Bewegung  und  das  grell  rothe  Auge  beseitigen.  Müller  beobachtete  sie  im  Salzwasser  oder 
brakischen  Wasser  der  Festungsgräben  in  Copenhagen,  wo  ich  auch  Meerlinsen  wachsen  sah,  und  wo  Paramecien  lebten.  Er  bildet 
die  Körperfarbe  gelblich  ab  und  nennt  die  Farbe  des  Auges  bald  roth,  bald  schwarz.  Das  blasse  Grün  ist  bei  starker  Vergrösserung 
gelblich  und  so  hängt  auch  die  Farben -Nuance  des  Auges  etwas  vom  Grade  der  Vergrösserung  und  der  Intensität  ab.  Ebenso  haben 
die  altern  Individuen  des  Cyclops  scheinbar  schwarze  Augen,  die  jungen  haben  grell  rothe.  Schrank  fand  sie  im  August  bei 
Landshut  mit  Meerlinsen,  beobachtete  aber  das  Auge  nicht.  Er  sah  es  auch  nicht  bei  Euglena  viridis  und  Plearonectes.  Die  von 
Nitzsch  angegebene  grosse  Beweglichkeit  beweist,  dass  er  1817  diese  Form  meinte,  aber  1833  ein  wahres  Closterium  gezeichnet 
hatte.  Bory  hat  nur  Müller  übersetzt  und  diese  Form  mit  ganz  heterogenen  Thierchen  vereinigt  (s.  Lacrymaria).  Im  Jahre  1829 
habe  ich  sie,  ohne  das  Auge  zu  erkennen,  wenn  es  nicht  Navicula  Acus  war,  bei  Catharinenburg  im  Ural  auf  der  Reise  mit  Herrn 
von  Humboldt  flüchtig  gesehen  und  gezeichnet.  Im  Jahre  1830  erwähnte  ich  p.  83  der  Selbsttheilung.  Im  Jahre  1831  gab  ich 
eine  mehrfache  Abbildung  ohne  Rüssel,  deren  Fig.  9.  aber  zu  E.  deses  gehört,  und  1835  habe  ich  eine  einfache  skizzirtc  Abbildung 
mit  dem  Rüssel  gegeben,  den  ich  erst  nach  dem  Stich  dieser  Tafel  fand.  Eichhorns  Pfriemenwurm  Tab.  V.  B.,  welchen  Schrank 
citirt,  ist  eine  gelbliche,  gegliederte,  harte  Dipteren -Larve,  welche  häufig  zwischen  Meerlinsenwurzeln  lebt  und  die  vielleicht  schon 
Hill  1752  als  Macrocercus  septimus  abbildete.  Mit  Bacillarien  lebt  E.  Acus  zuweilen  schon  im  März  in  grosser  Menge  bei- 
sammen, doch  bildet  sie  nie  allein  eine  grünliche  Farbe  des  Wassers.  Nur  selten  zeigt  sie  die  Form  Veränderungen  der  übrigen  cylia- 
drischen  Euglenen,  allein  ich  sah  es  hinreichend  oft  ebenfalls.  Nur  bei  dieser  Art  habe  ich  Selbsttheilung  als  Längstheilung  beobachtet. 
Im  innern  Körper  sind  helle,  vielleicht  kettenartig  verbundene  Stäbchen,  die  ich  als  Sameudrüsen  betrachte  (vergl.  Stentor).  Die 
grünen  Körnchen  mögen  Eier  seyn.  —  Grösse  von  V48  bis  Vis  Linie  beobachtet.  Man  verwechsele  Navicula  Acus  und  Closterium 
setaceum  nicht. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  VII.   Fig.  XV. 

Es  sind  9  Thierchen  bei  300maliger  Vergrösserung  des  Durchmessers  in  verscldedenen  Grössen  und  Formverwandlungen.  Einige  haben  sich 
in  der  Mitte  ausgeweitet  und  um  soviel  verkürzt,  als  sie  an  lokaler  Breite  zugenommen,  eins  ist  fast  zirkeiförmig  gebogen.  'Die  geraden  sind  schwim- 
mende Individuen.  Eins  davon  ist  dicker  als  gewöhnlich  und  offenbar  zur  Selbsttheilung  vorbereitet,  welche  bei  2  Thierchen  weiter  entwickelt  dargestellt 
ist.    Die  stabartigen  Samendrüsen  sind  mit  t  bezeichnet. 


113    

131.    JEuglena  rostrata,  geselmälbeltes  Augentbierrfien.    Tafel  VII.  Fig.  XVI. 

E.  corpore  elongato  conico,  postice  in  caudam  sensim  attenuato,  viridis  capite  rostrato,  cauda  brevissima. 

Englene  rostree,  ä  corps  allonge  conique>  s  amincissant  peu  a  peu  en  c/nene  au  bout  posterieur,  vert, 
*  a  tete  brusquement  amincie  en  forme  ds  un  bec  et  d  queue  tres  -petite. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  fand  diese  Form  zwischen  Bacillarien  und  Oscillatorien  am  11.  Februar  1835.  Sie  zeichnete  sich  durch  einen 
vorn  schief  abgestumpften  conischen  Körper  sehr  aus  und  war  in  gleicher  Gestalt  zahlreich  mit  anderen  Euglenen  vorhanden.  Der  vor- 
dere Stirntlieil,  oder  die  Oberlippe,  ist  bei  dieser  Form  schnabcl-  oder  hornartig  zugespitzt.  Unter  dieser  Spitze,  in  der  Vertiefung, 
kommt  ein  Rüssel  von  %  oder  der  Hälfte  der  Körperlänge  hervor,  welcher  wirbelt.  Schwanzspitze  und  Stirnschnabel  waren  farblos, 
das  übrige  innen  grün,  das  Auge  schön  roth.     Weitere  Details  sind  nicht  beobachtet.     Grösse  von  lj^  bis  V*o  Linie. 

Diese  letzten  5  Arten  blieben  im  Tode  ausgestreckt,  alle  übrigen  contraliiren  sich  zu  Kugeln.  Wären  sie  gepanzert  ?  Ich 
habe  diess   nicht  wahrscheinlich  finden  können.     Die  flachen  Formen  scheinen  sich  nicht  allein  als  Genus  Phacus  absondern  zu  lassen. 


ten  dar. 


Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  VII.   Fig.  XVI. 

Die  5  abgebildeten  Individuen  sind  300mal  vergrössert.    Sie  stellen  die  grössten  und  kleinsten  beobachteten  Thierchen  von  verschiedenen  Sei- 


Nachtrag   zur   Gattung   der   Augenthierchen. 

Ausser  den  hier  verzeichneten  Arten  der  Gattung  Euglena  ist  wohl  ohne  Zweifel  Vibrio  Sagitta  von  Müller,  welchen 
schon  Baker  1742  abbildete  und  den  Bory  de  St.  Vincent  doppelt,  als  Lacrimatoria  Sagitta  und  Lacrimal  maculata, 
auch  als  Cercaria  maculata  verzeichnet,  dieser  Gattung  angehörig.  Ob  noch  die  breiten  Cercarien  von  Müller,  welche  Bory 
als  4  Arten  seiner  Gattung  Virgulina  auffuhrt,  die  aber  Nitzsch  1817  und  1827  in  3  Gattungen,  Macrocercus,  Phacus  und 
Cyclidium  vertheilt  und  die  ich  im  Nachtrag  fraglich  zur  Gattung  Bodo  der  Monadenfamilie  gezogen  habe ,  hier  ihre  richtigere  Stelle 
finden,  muss  erst  eine  erneute  sorgfältigere  Beobachtung  derselben  lehren.  Mir  sind  sie  bisher  unbekannt  geblieben.  Die  als  farblos 
bezeichneten  Arten  könnten  recht  wrohl  eine  grünliche  Farbe  und  ein  Auge  besitzen,  welche  schon  oft  übersehen  worden  sind.  Es  kommt 
besonders  darauf  an,  zu  beobachten,  ob  sie  Augen  besitzen  und  ob  ihre  Körperform  veränderlich  ist.  Bestätigt  sich  der  Mangel  von 
beiden,  so  sind  es  wohl  Bodonen,  sind  sie  formändernd  und  augenlos,  so  gehören  sie  wohl  zu  Astasia,  sind  sie  augenführend,  zu 
Euglena.  (Siehe  Cercaria  im  Nachtrage  zur  Familie  der  Astasieen.)  Es  wäre  auch  wohl  möglich,  dass  Hill's  Brachiurus  pri- 
mus  und  quintus  zur  Gattung  Euglena  gehörten;  ersterer  könnte  sogar  E.  Pleuronectes^  letzterer  E.  viridis  seyn:  dieser  ist  aber 
wohl  der  Grösse  halber  eine  Notommata  oder  Diglena,  jener  eine  Euchlanis  oder  Pterodina  der  Rädert hiere  gewesen.  — 
Ueber  die  Massenverhältnisse,  die  grünen  und  rothen  Färbungen  der  Gewässer  durch  Astasieen  und  Euglenen,  siehe  den  Nachtrag  zur 
Familie. 


FÜNFUNDDREISSIGSTE     GATTUNG;      NIXENTHIERCHEN,    NIXCHEN. 

Chlor  ogonium.    Chlorogone. 

CHARACTER:     Animal  e  familia  Astasiaeorum,  ocello  singulo  instructum,  liberum,  nee  pedicello  aifixuni, 
eaudatum,  proboseide  filiformi  duplici. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Astasiees,  pourvu  (Tun  seul  oeil>  nageant  librement  (ne 
s  attachant pas  ä  un  pedicule  fixe),  et  ayant  une  queue  et  une  trompe  filiforme  double. 

Die  Gattung  der  Nixehen  umfasst  diejenigen  geschwänzten  Formen  der  Familie  der  Aenderlinge, 
welche  ein  einfaches  Auge  besitzen ,  sich  frei  im  Wasser  bewegen  (ohne  am  Stiele  festgeheftet  zu  seyn) 
und  die  einen  doppelten  fadenartigen  Rüssel  haben. 

Es  ist  nur  eine  Art  dieser  Gattung  bekannt ,  welche  von  schön  grüner  Farbe  ist.  Die  Gattung  wurde 
1835  in  den  Abhandlungen  der  Berliner  Akademie  vorläufig  angezeigt,  und  wird  hier  zuerst  fester  begrün- 
det. Die  Art  war  früher,  schon  1830,  als  Astasia  euchlora  verzeichnet.  —  Der  Organisationsgehalt  ist 
ziemlich  ansehnlich  ermittelt.  —  Als  Bewegungsorgan  dient  ein  doppelter  fadenförmiger  wirbelnder  Rüssel.  — 
Als  Ernährungsorgane  sind  viele  blasenartige  Zellen  im  Körper  erkannt,  aber  die  Aufnahme  von  farbigen 
Stoffen  und  Excretion  unerkannt  geblieben.  —  Als  Fortpflanzungsorgane  sind  sehr  feine  grüne  innere  Körn- 
chen leicht  zu  sehen,  welche  den  Eiern  vergleichbar  sind  und  die  Farbe  geben.  Ausser  diesen  weiblichen 
Sexualtheilen  sind  noch  Organe  darstellbar  gewesen,  welche  sich  männlichen  Samendrüsen  vergleichen  las- 
sen. Eine  solche  kugelförmige  matt  helle  Drüse  findet  sich  in  der  Mitte  jedes  Körpers  und  füllt  fast  die 
ganze  Dicke  aus.  Contractile  Blasen  sind  nicht  ermittelt  Eine  Selbsttheilung  ist  in  Form  mehrfacher  schie- 
fer Queertheilung  beobachtet.  —  Als  Empfindungsorgan  tritt  in  allen  Individuen  ein  schönrother  Augenpunkt 
im  vorderen  Körper  hervor.     Gefässe  blieben  unerkannt. 

2» 


114    

Die  geographische  Verbreitung  ist  bisher  ausser  Berlin  nicht  bekannt  geworden. 
Diese  Form  gehört  bei  Berlin    zu  den  hauptsächlichsten  Urhebern  der  grünen  Färbung   stehenden 
Wassers,  so  dass  etwa  10000  Individuen  in  einem  Tropfen  Wassers  nicht  selten  sind. 

132.     Chlorogonium  eucftlorum,,  scböngrünes  UTixcIien.    Tafel  VIL  Fig.  xvn. 

Ch.  corpore  fusifoftni ,  utrinque  valde  acnto,  breviter  candato,  laete  viridi. 

Chlor ogone  euchlore,   a  corps  en  forme  (Pimfuseau,  tres-aigu  auzc  deux  bouts,  a   (/neue  petile  et 
a  couleur  d'un  vert  vif. 

Astasia  euchlora,  AbhandL  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  38.   1831.   p.  70. 

Aufenthalt:    Bei  und  in  Berlin, 

Entdeckt  wurde  diese  Form  1827  in  Berlin  in  Sturmfässern  der  Strassen,  welche  sie  ganz  grün  färbte.  Sie  wurde  zuerst 
1830  und  1831  als  Astasia  euchlora  characterisirt.  Später  ging  es  mit  dieser  Form  gerade  so  wie  mit  Monas  tingens  und  Gle- 
nomorum  tingens.  Ich  fand  nämlich  anstatt  der  augenlosen  Astasia,  die  ich  seit  1830  oft  genug  wieder  besah ,  aber  nie  anders 
fand,  am  18.,  19.,  20.  und  21.  Juni  1835  alle  Wasserkufen  Berlin's  yoIL  von  einer  sehr  ähnlichen,  aber  augenführenden  Form.  Diese 
beschrieb  ich  als  Chlorogonium  und  hielt  sie  anfangs  für  ganz  verschieden  von  der  Astasia  euchlora.  Seit  jener  Zeit  habe  ich 
sie  1835  und  1836  noch  unzählige  Male  wieder  gesehen  und  nun  bin  ich  der  Meinung,  dass  beide  Formen  ein  und  dasselbe  Thierchen 
sind  und  dass  ich  sie  nur  jetzt  besser  zu  beobachten  gelernt  habe,  als  ich  es  früher  verstand.  Das  Auge  ist  zwar  sehr  scharf  bezeich- 
net, aber  sehr  fein,  daher  übersieht  man  es  leicht,  ehe  man  seine  Existenz  weiss.  Beim  Sterben  ziehen  sie  sich  nicht  zusammen  und 
beim  Antrocknen  auf  sehr  reines  Glas  oder  Glimmer  behalten  sie,  wo  sie  einzeln  liegen,  die  Form  ziemlich  gut,  zeigen  auch  dann  die 
2  Rüssel  ganz  schön.  Die  Farbe  der  Eier  verbleicht  etwas,  die  der  Augen  verschwindet  ganz.  Sie  geben  aber  getrocknet  ein  sehr 
hübsches  mikroskopisches  Object.  Die  übrige  Organisation  ist  bei  der  Gattungs-Characteristik  angezeigt.  Besonders  autfallend  und 
merkwürdig  ist  die  mehrfache,  aber  vollkommen  abschliessende,  schiefe,  spontane  Queertheilung  dieser  Form,  welche  an  Closterium 
und  Vibrionien  oder  Gonium  erinnert.  Ich  sah  oft  2-,  3-,  4-,  auch  5-Theilung.  In  der  Contraction  gleicht  der  Körper  oft  einer 
spindelförmigen  Weintraube.  Die  Contractilität  des  Körpers,  welche  zwar  oft,  wie  bei  Euglena  Actis,  sehr  gering  scheint,  zu  ge- 
wissen Zeiten  jedoch  ganz  deutlich  wird,  und  Mangel  an  Panzer,  schliessen  dieses  Thierchen  sowohl  von  der  Gattung  Glenomorum 
der  Monadinen,  als  von  den  Volvocinen,  Vibrionien  und  Closterinen  aus.  Es  hängt  sich  oft  mit  den  Schwänzen  in  rollende 
Gesellschaftskugeln  zusammen,  wie  Glenomorum,  und  lebt  gemeinschaftlich  mit  Chlamidomonas  und  Euglena  viridis  in  den  Was- 
serkufen. Letztere  hat,  wo  sie  allein  ist,  ein  dunkleres  Grün,  aber  erstere  ist  von  dieser  an  der  Farbe  nicht  zu  unterscheiden,  obschon 
icli  diese,  wo  sie  ganz  überwiegend  war,  doch  etwas  gelblicher  fand.  Wo  sie  sehr  entwickelt  ist,  wird  das  Wasser  ganz  dick,  grü- 
ner Oelfarbe  gleich  und  hat  einen  eben  so  spermatischen  Geruch,  wie  das  von  Chlamidomonas  und  Euglena.  Sie  bildet  eine  dichte 
Priestleysche  grüne  Masse.     Grösse  Voo  bis  V24  Linie  ohne  den  RüsseL 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  VII.    Fig.  XVII. 

Diese  Abbildungen  des  Nixenthierchens  sind  absichtlich  aus  ganz  verschiedenen  Perioden  der  Beobachtung  entlehnt.  Alle  rüssellosen  Thier- 
chen sind  die  ehemalige  Astasia  euchlora  von  1830,  alle  rüsselführenden  sind  nach  Zeichnungen  von  1835,  und  gehören  dem  damaligen  C/dorogonimn 
an.     Jene  sind  200mal,  diese  300mal  vergrössert. 

Die  obere  Reihe  bei  174-  sind  kleinere,  zum  Theil  contrahirte,  Formen.  Alle  gekörnten  Figuren  sind  Contractions -Zustände,  alle  in  die 
Queere  eingeschnürten  sind  Theilungs -Zustände,  wobei  keine  Schaale  sichtbar  wird.  Zuweilen  iiess  sich  erkennen,  dass  sich  erst  der  grüne  Eierstock 
innerlich  mehrfach  abtheilt  und  dass  die  Stricturen  des  äusseren  Körpers  erst  später  folgen,  wie  in  der  mittleren  der  3  rüsselführenden  Figuren  links. 
Der  sternartige  Haufe  in  der  Mitte  ist  eine,  um  eine  todte  Vorticelle  angehäufte,  Menge  dieser  Thierchen,  die  sich  mit  dem  Schwänze  befestigt  ha- 
ben. Die  übrigen  beiden  Haufen,  zu  3  und  6,  bestehen  aus  jungen  und  alten  Thieren  und  rollen  sich  im  Wasser  fort.  0  bezeichnet  das  Auge,  0"'  den 
Eierstock,  v¥  die  Magenzellen,  t  die  männliche  Samendrüse. 


SECHSÜNDDREISSIGSTE     GATTUNG:     FLOHFREUND. 

Colacium.    Colace. 

OHARA  CTER:    Animal  e  familia  Astasiaeorum,   ocello  singulo  praeditum,  pedicello  simplici  aut  (e  divi- 
sione  spontanea)  ramoso  affixum. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Astasiees,  orne  dun  seul  oeil,  s  attachant  par  un  pedi- 
cule  simple  ou  ramifie  {par  la  division  spontanee  du  corps). 

Die  Gattung  Floh  freund  unterscheidet  sich  von  den  ihr  zunächst  verwandten  der  Familie  der 
Aenderlinge  durch  ein  einzelnes  Auge  und  durch  Festsitzen  auf  einem  Stiele,  welcher  sich  durch  Selbst- 
theilung  des  Körpers  verästet. 

Es  sind  nur  2  grüne  Arten  dieser  Gattung  bekannt,  welche  beide  parasitisch  auf  Wasserflöhen  (Cy~ 
clops)  leben  und  diese  oft  ganz  mit  grüner  Farbe  überziehen.  Die  Gattung  wurde  1833  in  den  Abhand- 
lungen der  Berliner  Akademie  zuerst  beschrieben  und  auf  den,  1831  zuerst  verzeichneten,  Stentor?  pyg. 
maeus  gegründet.  —  An  Organisationsverhältnissen  ist  noch  mancherlei  zu  entwickeln,  einiges  ist  bereits 
aufgefunden.  —  Bewegungsorgane  sind  an  sich  noch  nicht  erkannt,  allein  ihre  Wirkung  zeigt  sich  als  Wir- 
bei  im  farbigen  Wasser  am  Vordertheile  des  Körpers.     Wahrscheinlich  ist  ein  fadenförmiger  einfacher  Rüs- 


115 

sei  vorhanden,  weil  der  Wirbel  zu  einem  mehrfachen  nicht  stark  genug  ist.  —  Ernährungsorgane  sind  wohl 
als  die  vielen  inneren  Zellen  oder  Bläschen  erkannt,  welche  besonders  bei  Col.  vesiculosum  vorhanden 
sind.  —  Als  weibliches  Fortpflanzungsorgan  (Eier)  lassen  sich  grüne  Körnchen  ansehen,  welche  in  beiden 
Arten  die  grüne  Farbe  bilden.  Männliche  sind  nicht  erkannt,  —  Als  Empfindungsorgan  ist  der  rothe  Augen- 
punkt bei  C.  stentorinum  deutlich.  —  Gefässe  sind  unerkannt. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  nicht  über  Berlin  hinaus  bekannt. 

Diese  Gattung  ist  besonders  dadurch  merkwürdig,  dass  sie  Epizoen  auf  Wasserflöhen  (Entotno- 
stracis)  und  Räderthieren,  d.  i.  Infusorien  als  Schmarotzerthiere  von  Infusorien,  oder  Infusorien- 
läuse darstellt.  Aehnliches  ist  bei  Gomphonema,  Volvox,  Vortwella  und  Brachionus  zu  vergleichen. 
Bei  letzterer  Gattung  sind  auch  Infusorien  als  Eingeweidewürmer  von  Infusorien  sicher  beobachtet,  wie 
sie  bei  Closterien  und  Bacillarien  es  zweifelhaft  sind. 

133.     Colacium?  vesiculosum,  blasiger  Flobfreund.    Tafel  VIII.  Fig.  i. 

C.  corpore  ovato-fusiformi,  variabili,  laete  viridi,  vesiculis  internis  distinctis,  pedicello  bravissimo,    raro  ramoso. 

Colace  vesiculeutC)   a  corps  ovale- fasele,    variable,   d'un  beau  vert,    ayant  des  vesicules  internes  di- 
stinctes  et  un  pedicule  tres  -  court ,   rar  erneut  rameucc. 

Sientor?  pygmaeus,  Ab  ha  ndl.  der  Akademie  d.  Wissenseh.  zu  Berlin,  1831.  p.  100. 
Colacium  vesiculosum,        —  -  —  -  —  -  —        1833.  p.  288. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  Art  ist  bisher  nur  auf  Wasserflöhen,  Cyclops  quadricomis ,  und  deren  Larven  oder  Jungen  zuerst  am  5.  Mai 
1832  unterschieden  worden.  Letztere  sind  aber  bei  Berlin  zuweilen  von  den  sie  überziehenden  Schmarotz  er  thierchen  ganz  grün. 
Alle  Thierchen  sitzen  auf  kurzen  Stielen  fest;  die  ich  Anfangs  mit  dem  verlängerten,  sich  mit  einer  Saugscheibe  ansaugenden ,  Leibe 
der  Trompetenthierchen  vergleichbar  fand,  welche  ich  aber  seitdem,  besonders  bei  der  zweiten  Art,  so  deutlich  stielartig  sah, 
dass  ich  sie  jetzt  mit  den  Stielen  der  Vorticellen  und  Gomphonemen  in  eine  Reihe  stelle.  Die  Thierchen  selbst  sind  kleine, 
grüne,  einer  Astasia  ähnliche,  längliche  Körper,  welche  mit  einem  verdünnten  Ende  festsitzen,  mit  dem  andern,  etwas  weniger  spi- 
tzen, nie  so  breit  erweiterten  Ende  als  bei  der  2ten  Art,  wie  Vorticellen,  einen  schwachen  Wirbel  machen.  Löst  man  sie  vom 
Standorte  ab,  so  kriechen  sie,  unbehülflich  sich  windend,  wie  Euglena  deses.  Den  rotten  Augenpunkt  habe  ich  auch  neuerlich,  am 
23-  Mai  1835,  umsonst  aufgesucht,  allein  ich  bin  doch  von  seinem  Mangel  noch  nicht  überzeugt,  da  er  bei  der  andern  Art  existirt 
und  die  Untersuchungen  zuweilen  durch  subjective  Zustände  unfruchtbar  werden.  Auch  das  Wirbelorgan  habe  ich  nicht  deutlicher  er- 
mitteln können,  obschon  seine  Wirkung  sehr  klar  ist.  Die  Bläschen  im  Innern  könnten  Magenzellen  seyn.  Die  grüne  Färbung  be- 
steht aus  inneren  (Ei)  Körnchen.  Der  Körper  kann  sich  spindelförmig  ausdehnen  und  kugelförmig  zusammenziehen.  Ich  glaube  frei- 
willige Längstheilung  beobachtet  zu  haben.  —  Grösse  bis  x/72  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  VIII.   Fig.  I. 

Es  sind  2  Gruppen  dieses  Thierchens  von  34  Individuen  in  zwei  verschiedenen  Vergrösserungen  dargestellt. 
Fig.  1.     ist  ein  ganz  junger,    aber  schon  vollendet  entwickelter   Cyclops  ijuadricornis  oder  Wasserfloh  von  der  Bauchseite,    welcher  mit  Colacium 

dünn,    aber   auf   allen  Theilen,    den   Fühlern,    den  Schwanzborsten,  den  Füssen,  dem  Rückenschilde  u.  s.  w.,  besetzt  ist,    */3  Linie   gross,  300mal 

vergrössert. 
Fig.  2.    ist  ein  Theil  des  Rückenschildes  eines  andern,  500mal  vergrössert,  mit  10  Thierchen,  wovon   eins   kurz  uach  der  Längstheilung  doppelt,   ein 

anderes  bei  a  ganz  ausgestreckt  wirbelnd  dargestellt  ist. 

134.     Colacium  stentorinum,  trompetenformiger  Floltfreund.    Tafel  Till.  Fig.  iL  und 

Tafel  LIV.  Fig.  II.  3. 

C.  corpore  minore,  subcylindrico ,  expanso,  conico  et  fere  infundibuliformi,    variabili,   laete  viridi,  obsolete  vesiculoso, 
pedicellis  saepius  ramosis. 

Colace  Stentor,   plus  petit,  plus  cylindrique ,    s*  etendant  en  forme  de  cöne   on  d * entonnoir ,    variable, 
d*  un  beau  vert,  aya?it  les  vesicules  internes  moins  distinctes,   les  pedicules  souvent  rameuzc. 

Stentor?  pygmaeus,   Abliandl.    der  Akademie   d.   W'issensch.   zu  Berlin,    1831.    p.  100. 

Colacium  aequahile  und  C.  stentorinum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissenseh.  zu  Berlin,  1833.  p.  227,  289.  Tafel  XI.   Fig.  II. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Früher  wurden  von  mir  beide  Formen  unter  dem  Namen  Ste?itor?  pygmaeus  verwechselt.  Entdeckt  wurden  sie  1831  und 
wieder  beobachtet  am  5.  Mai  (nicht  März)  und  30.  Sept.  1832  auf  Wasserflöhen.  Später  habe  ich  sie  im  Frühjahr,  Sommer  und 
Herbst  beobachtet.  Am  20.  Nov.  1832  fand  ich  diese  Form  auch  auf  einem  Räder  thierchen,  Polyarthra  Trigla  (sesepennis), 
auf  dem  ich  sie  am  oben  angeführten  Orte  nebenbei  mit  abbildete.  Diese  Art  ist  etwas  kleiner  und  mehr  gelblich  grün  als  die  erste, 
und  ich  habe  an  ihr  auch  neuerlich,  im  Mai  1835,  den  rothen  Augenpunkt  wieder  gefunden,  obschon  ich  ihn  ebenfalls  lange  suchen 
musste,  da  er  sehr  blass  ist.  Er  befindet  sich  am  Rande  der  grünen  Eiermasse,  wo  der  vordere  farblose  Kopftheil  beginnt.  Ob  das 
Thierchen,  welches  in  farbigem  Wasser  deutlich  wirbelt,  einen  Rüssel  oder  Wimpern  habe,  liess  sich  auch  nicht  entscheiden.  In  seiner 
Form  gleicht  es,  wenn  es  wirbelt,  durch  den  erweiterten  Vorderrand  sehr  einer  Vorticelle  oder  Stentor.  Es  bildet  zuweilen  ganz 
ansehnliche  verzweigte  Bäumchen  von  2  bis  12  Thierchen,  die  durch  spontane  Längstheilung  des  Körpers,  wie  bei  Vorticellen,  zu 
entstehen  scheinen.  Gestört  zieht  es  sich  in  Kugelform  zusammen.  Ich  fand  diese  Form  häufiger  auf  hüpfenden  Larven  des  Cyclops, 
die  Müller  sonst  Amymone  und  Nauplius  nannte.  —  Grösse  des  Körpers  bis  Voö  Linie. 


_    tl6    

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  VIII.  Fig.  IL 

Es  sind  115  Thicrchen  in  4  Gruppen  und  einige  einzelne  abgebildet,  erstere  300mal,  letztere  500mal  vergrössert. 
Fig.  L    ist  ein  Nauplius,  d.i.  eine  Larve  des  Cyclops  quadricornis,  welche  mit  den  grünen  Schmarotzerthierchen  überall  besetzt  ist,  die  aber  nicht 

ganz  entfaltet  sind. 
Fig.  2.    ist  eine  Stelle  des  Rückenschildes  von  einem  andern  Nauplius.    Das  Thierchen  bei  a  wirbelt,   das   daneben  befindliche  hat  sich  erweitert  und 

will  eben  anfangen  zu  wirbeln,  die  übrigen  sind  noch  nicht  entfaltet. 
Fig.  3.     sind  unentfaltete  ähnliche  Thierchen  mit  längeren  Stielen. 

Fig.  4.     sind  dergleichen  mit  baumartig  verzweigten  Stielen.     Das  Bäumchen  bei  a  enthält  11  Thiere,  das  bei  ß  4,  und  hat  2  davon  verloren. 
Fig.  5.  bis  8.     sind  gewaltsam  abgelöste  freie  Thierchen,  500mal  vergrössert.     Fig.  6.  ist  ganz  entfaltet,  Fig.  7.  und  8.  sind  zusammengezogen. 

Die  auf  Tafel  LIV.  abgebildeten  Thierchen  sind  auf  der  Polyarthra  Trigla,  einem  Räderthierchen.  Der  Name  Colacium  aequabile 
anstatt  stentorinum  war  1833  nur  ein  Versehen. 

Der  Cyclops  und  Nauplius,  kleine  Wasserkrebschen,  welche  hier  dargestellt  sind,  können  mit  dazu  dienen,  das  so  ganz  ähnliche  Ver- 
hältniss  der  rothen  Augen  dieser  Krebschen  und  der  Infusorien  vergleichbar  zu  machen.  Beim  jungen  Cyclops  (Nauplius)  sind  sie  roth  und  völlig  de- 
nen eines  Brachionus  (Tafel  LXIII.)  ähnlich.  Beim  erwachseneren  Cyclops  werden  sie  dunkler  roth,  fast  schwarz.  Den  Nervenknoten  sieht  man  un- 
ter beiden,  wie  bei  Notommata  und  Brachionus, 


SIEBEN  ÜNDDREISSIGSTE     GATTUNG:      DOPPELPUNKT. 

Distigma.    Distigme, 

CHAR ACTER:    Animal  e  familia  Astasiaeoruin,  liberum ,  ocellis  duobus  insigne. 
CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Astasiees^  libre^  ayant  deux  yeux. 

Die  Gattung  Distigma^  Doppelpunkt,  uinschliesst  alle  diejenigen  Formen  der  Familie  der  Aender- 
linge,  welche  sich  frei  bewegen  und  2  Augenpunkte  besitzen. 

Diese  Gattung  enthält  4  Arten,  deren  1  grünfarbig,  1  gelblich  und  2  farblos  sind.  Sie  wurde  1828 
in  den  Symbolis  physicis  von  Hemprich  und  Ehrenberg  Evertebrata  I.  auf  den  Tafeln  als  Distigma  Pia- 
naria  aus  Nubien  verzeichnet  und  1831  im  Texte  dazu  beschrieben.  In  den  Abhandlungen  der  Berliner 
Akademie  wurde  die  Gattung  1831  mit  3  Arten  verzeichnet,  und  eine  vierte  wurde  ebenda  1833  fraglich 
hinzugefügt.  —  Der  Organisationsgehalt  ist  noch  nicht  hinreichend  ermittelt. —  Bewegungsorgane  sind  nicht 
darstellbar  gewesen,  und  es  scheint,  dass  äusserlich  keine  existiren.  Es  schwimmt  keine  dieser  Formen. 
Sie  machen  auch  keinen  Wirbel  in  farbigem  Wasser.  Sie  kriechen  vielmehr  wie  Egel  und  verändern  dabei 
die  Körpergestalt  Proteus -artig,  ohne  jedoch  wirkliche  veränderliche  Fortsätze  oder  Scheinfüsse,  wie  Amoeba^ 
hervorzutreiben.  Die  Formveränderungen  sind  wie  bei  Euglena  viridis ,  nur  des  weicheren  Körpers  halber 
noch  etwas  stärker.  Es  sind  nur  beliebige  Anschwellungen  und  Stricturen  in  dem  Längsdurchmesser  des 
Körpers.  Sie  scheinen  in  allen  Verhältnissen,  auch  im  Mangel  des  Rüssels,  sich  an  Amoeba  anzuschlies- 
sen.  —  Als  Ernährungsorgane  lassen  sich  zahlreiche  Bläschen  betrachten,  welche  bei  2  Arten,  D.  tenax 
und  Proteus ,  beobachtet  sind,  aber  eine  Anfüllung  derselben  durch  farbige  Substanzen  gelang  nicht.  —  Als 
Fortpflanzungsorgane  sind  nur  bei  D.  viride  grüne  Körnchen  deutlich  geworden,  bei  den  übrigen  Hessen 
sich  eiartige  Körperchen  nicht  scharf  unterscheiden,  auch  sind  keine  andern  Sexualtheile  erkannt.  —  Als 
Empfindungsorgane  kann  man  2  schwärzliche,  sehr  feine  Pünktchen  am  vordem  Körperende  ansehen,  die 
den  Augen  der  verwandten  Formen  analog  gestellt  und  gebildet  sind. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  von  1  Art  in  Dongala  in  Afrika  und  von  3  Arten  in 
Berlin  beobachtet,  von  einer  derselben  wohl  auch  in  Copenhagen,  letztere  im  Süsswasser  und  vielleicht  im 
Seewasser  der  Ostsee. 

135.    Distigma  f  tenaac,  zäher  Doppelpunkt.    Tafel  vni.  Fig.  III. 

D.  corpore  proteiformi ,  majore,  flavicante-hyalino,   vicissiin  Mc  illic  valde  turgido  aut  valde  constricto,  ocellis  parum 
distinctis. 

D istig me?  tenace,  a  corps  proteiforme,  plus  grand  que  les  untres  especes,  jaunätre- hyalin,  alter  na- 
tivement  de  edle  et  d9 aiitre  tres-gonße  o?t  tr  es -etr  angle,   ayant  les  yeucc  peu  distinets. 

Proteus  tenax i  Müller,  Animalc  infus,  p.  10.     Tab.  II.   Fig.  13  — 18.  1786. 

—  —      Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  29.  1803. 

Amiba  RaphaneUa,  Bory  ,  Dict.  classiqne,  1822. 
Pupella  (tenax),  Bory,  Encycl.  m  etil  od.  1824.  p.  45.  Amiba. 

Raphanella  Proteus,  Bory  de  St.  Vincent,  Encyclop.  method.  1824.    Dict.  class.   1828. 

Distigma?  tenax,   Symbolae  physicae,  Hemprich  u.  Ehrenbero.     Evertebrata  I.  ■   Polygastrica,  Text.    Fol.  c.  ß.  1.     1831. 
—  —      Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  73.  1833.  p.  243. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin!,  Copenhagen!  und  Ingolstadt?  beobachtet. 

Der  Bruder  des  Etatsraths  Müller,  welcher  sämmtliche  Zeichnungen  des  dänischen  grossen  Infusorienwerkes  gezeichnet  und 
gestochen  hat/  fand  das  Thierchen  zuerst  im  November  1779  im  Flusswasser  mit  Conferva  nitida  (Zygnema)  einmal,  und  dann  im 
October  1781  wieder  im  Seewasser.  Vielleicht  war  aber  letzteres  eine  andere  Art.  Schrank  scheint  einen  wahren,  veränderliche 
Fortsätze  bildenden,  Proteus  {Amoeba)  bei  Ingolstadt  mit  dieser  Form  verwechselt  zu  haben.      Müller  selbst  citirt   eine  Figur    von 


— lltf  

S^MV  lhe  "iCllt  ,1allln'  S°ndern  VielleieLt  ™  Am°eba  difflUenS  gel,Ört'  DaS  am  20-  Juni  1«32  ™  Tluer^arten  bei  Berlin 
zw sehen  Lemna jmnor  beobachtete  Thierehen  unterschied  sieh  von  dem  eigentliehen  Proteus,  oder  den  Anheben,  auf  das 
Wes  nthehste  hatte  nur  die  einfahre  Veränderlichkeit  eines  Egels  und  kam  ganz  mit  der,  von  Mi^ER  gegebenen,  Abbildung  des 
waSSer  herclens  iiberein.  Bort  de  St.  Vincknt  hat  diesem  Thierchen  zuletzt,  ohne  es  selbst  beobachtet  zu  haben,  seine 
ÄteJJung  ziemlich  nchüg  angewiesen.  Es  kann  nur  entweder  zu  den  augenlosen  Euglenen  {Astasid),  seinen  Raphanellen,  oder 
vlZ     lSmrj     r',  ^^«^olt  im  ganz  ausgestreckten  Zustande   des  Vorderteils    2  scharf  umschriebene  schwärzliche 

7  a       ,u       '  '         gössen  Verwandtschaft  der  Erscheinung  mit  den  Doppelpunkten  halber,  gern  festhalte,  obschon  es  nöthig 

ist,  dasselbe  noch  öfter  und  noch  schärfer  zu  beobachten.  Das  Thierchen  ist  ausgedehnt  %  Linie  gross,  sehr  weich  und  hat  einen 
Massgeblichen  Farbeton,  welcher  vielleicht  den  Eiern  angehört,  die  nicht  direct  unterschieden  sind.  Im  Körper  liefen  viele  Blasen 
welche  Magenzellen  seyn  mögen.  Die  Formveränderung  beschränkt  sich  auf  willkührliches  Anschwellen  und  Einschnüren  des  Ursprün- 
gen fadenartigen  Körpers  mit  Beibehalten  des  Vorn  und  Hinten,  oder  derselben  Axenrichtung  des  Körpers,  wie  bei  den  Contractionen 
eines  Blutegels,,  was  bei  Amoeia  nicht  der  Fall  ist,  aber  bei  Astasie*  stattfindet.  Farbige  Nahrung  wurde  nicht  aufgenommen,  und 
es  ist  kein  Wirbel  und  kein  Rüssel  sichtbar  geworden.     Ich  sah  nur  ein  Kriechen  und  sich  Winden  als  Bewein-. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  YIII.  Fig.  III. 

Es  sind  6  Thierchen  in  verschiedenen  Evolutionen  ihres  Körpers  dargestellt,  alle  300mal  vergrössert. 
*ig.  1.    zeigt  die  in  der  Mitte  willkührlich  angeschwellte  cylindrische  Grundform,  und  auf  dem  der  Zahl  zunächst  stehenden  Ende  2  kleine  runde  Punkte: 
*ig.  2     is    ein  ähnliches  oder  dasselbe  Thierchen,  vorn  und  hinten  verdickt,  in  der  Mitte  eingeschnürt,  wobei  die  Augen  nicht  sichtbar  sind; 
tig.  J.    ist  vorn  lang  ausgestreckt  und  hinten  noch  verdickt;  vorn  sind  die  beiden  Punkte  sichtbar; 
Fig.  4.    ist  vorn  verdickt  und  hinten  gestreckt; 
Fig.  5.  und  6.     sind  wie  Fig.  2.,  mehr  zusammengedrängt,  sich  der  Kugelform  nähernd. 

136.    Ißt  Stigma  Proteus,  farbloser  Doppelpunkt.    Tafel  vm.  Fig.  IV. 

D.  corpore  proteiformi  minore,   hyalino,   utrinque  obtuso,   vicissim  hie  illic  valde  turgido   aut  valde  constricto,   ocellis 
distinetis. 

Distigme  Protee,   a  corps  proteiforme  petzt,  hyalin,   obtus  aucc  deute  bouts,   alternativ ement  de  cöte 
et  d'autre  ires-gonfle  ou  tr  es -etr  angle,  ayant  les  yeu&  distinets. 

Bistigma  Proteus,  Symbolae  physicae,  Hemprich  u.  Ehrenberg.    Evertebrata  I.    Polygastrica,  Text  Fol.  c.  ß.  1.    1831. 
Distigma  Proteus,  Abhandl.   der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  73,  152.  Taf.  II.  Fig.  11.    1833.   p.  243.  ' 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Im  Jahre  1831  wurde  diese  Art  zuerst  beschrieben  and  ich  beobachtete  sie  wieder  im  April  1832  zwischen  Conferven  bei  Ber- 
lin. Sie  ist  ganz  farblos,  daher  schwer  zu  sehen,  kleiner  als  D.  tenaze  und  grösser  als  die  folgende  Art.  Es  macht  langsame  Evo- 
lutionen seines  Körpers,  um  zu  kriechen,  und  verwechselt  sich  sehr  leicht  mit  Amoeba  diffluens.  Die  beiden  schwärzlichen  Pünkt- 
chen am  Vordertheile  waren  constant  und  cliaracteristisch.  Im  innern  Körper  waren  viele  verhältnissmässig  grosse  Bläschen  als  Magen- 
zellen sichtbar.  Weitere  Details  blieben  der  Beobachtung  verschlossen.  —  Kleinste  Grösse  %,  stärkste  %  Linie  im  ausgedehnten 
Zustande. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  VIII.   Fig.  IV. 

Es  sind  8  Formen  eines  und  desselben  Thierchens  300mal  vergrössert  dargestellt. 
Fig.  1.,  4.,  5.,  7.  und  8.    sind  vorn  verdünnt,  hinten  verdickt; 
Fig.  2.     vorn  und  hinten  verdickt; 
Fig.  3.  und  6.    sind  vorn  verdickt,  hinten  verdünnt. 

13*.    Bistigma  viride,  grüner  Doppelpunkt.    Tafel  VIII.  Fig.  V. 

D.  corpore  proteiformi  minimo,  granulis  viridibus  repleto,   vicissim  hie  illic  valde  turgido  aut  valde  constricto,    ocellis 
distinetis. 

Distigme  vert,   a  corps  protetforme  tres-petit,   rempli  de  granules  vertes,   altemativement  de  cöte  et 
d  autre  tres-gonfle  ou  tres  -  etr  angle ,  ayant  les  yeu&  distinets. 

Distigma  viride,  Symbolae  physicae,  Hemprich  u.  Ehrenberg.    Evertebrata  I.    Polygastrica,   Text  Fol.  c.  ß.  1.  1831. 
Distigma  viride,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1831.  p*  73,  152.  Taf,  II.  Fig.  12.    1833.  p.  243. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Der  grüne  Doppelpunkt  ist  kleiner  als  der  farblose,  mit  dem  er  zu  gleicher  Zeit  entdeckt  wurde.  Er  kann  nicht 
wohl  der  fruchtbare  Zustand  des  andern  seyn,  weil  dieser  grösser  ist,  es  müsste  denn  der  farblose  den  Zustand  nach  dem  Eierlegen 
darstellen,  wobei  zugleich  die  früher  eingehüllten  Magenzellen  sichtbar  würden.  Die  grüne  Farbe  rührt  auch  offenbar  nicht  von  genos- 
sener Nahrung  her,  weil  sie  aus  gleichartigen  Körnchen  besteht  und  nicht  in  sichtbare  Magenzellen  eingeschlossen  ist.  Ich  halte  die 
Form  auch  jetzt  noch  für  eine  eigene  Art.  Die  2  vordem  schwärzlichen  Punkte  waren  besonders  deutlich-  Die  Bewegung  und  Form- 
veränderung hatte  nichts  Abweichendes.  —  Grösse  nicht  über  V48  Linie  beobachtet. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  VIII.   Fig.  V. 

Es  sind  6  Darstellungen  der  Formen  des  grünen  Doppelpunktes^  SOOmal  vergrössert. 
Fig  1.,  4.,  6.    haben  den  Vordertheil  verdünnt,  den  Hintertheil  (Rücken)  verdickt; 
Fig.  2.  und  3.    haben  den  Vordertheil  verdickt; 
Fig.  5.    verdickt  sich  in  der  Mitte. 

30 


11§ 

138.    nistig ma  Planaria,    egelartiger  Doppelpunkt.     Tafel  vni.  Fig.  vi. 

D.  corpore  proteiformi  parvo,  hyalino,  linearis  utrinque  acuto,  stricturis  tumoribusque  levioribus,    ocellis  distinctis. 

D istig me   Planaire,   a  corps  proteiforme,  petita   hyalin ,   lineaire^   aigu  au&  deuaz  bouts,   ayant  les 
etranglemens  et  les  gonflemens  plus  legers  et  deux  yeuoo  distincts. 

Distigma  Planaria,  Symbolae  physicae,   Hemprich  u.  Ehrenberg.    Evertebrata  I.    Phytozoa,  Tab.  I.  Fig.  VII.    1828.     Text,  Poly- 

gastrica,  Fol.  c.  ß.  1.   1831. 
Distigma  Plcmaria,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1829.  p.  9$  16,  20.    1831.  p.  73. 

Aufenthalt:    Bei  Suckot  im  nnbischen  Afrika. 

Diese  Art  wurde  im  Jahre  1822  auf  meiner  Reise  mit  Dr.  Hemprich  von  mir  zwischen  Conferven  des  Nilwassers  bei  Suckot 
in  Nubien  entdeckt.  Gleichzeitig  war  Rotifer  vulgaris  zugegen.  Sie  war  farblos,  vorn  und  hinten  sehr  spitz,  und  hatte  übrigens 
viel  AehnKchkeit  mit  einem  jungen  Rotifer  ^  nur  dass  dieser  die  beiden  hintern  Fussspitzen  nie  verläugnet.  Die  Augenpunkte  wurden 
wiederholt  scharf  beobachtet,  aber  die  Beobachtung  nur  bei  lOOmaliger  Vergrösserung  gemacht.  Die  Bewegung  war  nur  kriechend, 
gleich  der  einer  Planaria^  und  die  abwechselnden  Anschwellungen  und  Einschnürungen  des  Körpers  waren  wie  bei  Euglena  viridis^ 
aber  schwächer.  Ein  Exemplar  hatte  eine  stärkere  Trübung  des  Körpers  und  in  der  vordem  Hälfte  einen  klaren  Fleck  oder  Gürtel. 
—  Grösse  in  der  Ausdehnung  1/2o  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  VIII.  Fig.  VI. 

Es  sind  6  Formen  des  Thierchens  bei  lOOmaliger  Vergrösserung  vorgestellt,  überdiess  2  isolirte  Kopftheile.  Die  Zeichnungen  wurden  1822 
von  mir  in  Dongala  gemacht. 

Fig.  1.    ist  ausgestreckt  mit  anschwellendem  Kopfende; 
Fig.  2.    ist  in  der  Mitte  zusammengeschnürt; 
Fig.  3.  und  4.     sind  einzelne  Köpfe; 
Fig.  5.    ist  ein,  mit  gleichförmiger  Trübung  erfülltes,  Exemplar  in  linienartiger  Form  und  mit  einem  hellen  grossen  Flecke. 


Nachtrag  zur   Gattung   Distigma. 


Müller  erwähnt  2  Augenpunkte  bei  Enchelys  punctifera,  allein  ich  habe  diese  Form  als  Miwoglena,  und  einen  der 
Punkte  als  einen  Mundwinkel  bezeichnet.  Ferner  erwähnt  er  zweier  Augenpunkte  bei  Cercaria  Pleuronectes.  Letztere  sind  die  bei- 
den Mundwinkel  der  Euglena  Pleuronectes ,  deren  wahres  Auge  er  übersah.  Müllers  Cercaria  inc/uieta  und  Cercaria  Lemna, 
welche  ebenfalls  2  Augenpunkte  haben,  sind  Saugwürmer  (Trematodea)  der  Gattung  Histrionella ,  wohin  ich  sie  1831  in  den 
Symbolis  physicis,  Entozoa,  gestellt  habe.  Zu  bemerken  ist  auch,  dass  ungeübte  Beobachter  bei  schwachen  Vergrösserungen  leicht 
Räderthiere  {Rotifer)   für  Arten  dieser  Gattung  halten  könnten. 


Nachtrag    zur   Familie   der   Astasiaeen. 

Ueber  die  rothen  und  grünen  Färbungen  der  Gewässer,    und  über  meteorische  Infusorien. 

Die  blutartigen  und  grünen  wirklich  gefärbten  Gewässer  haben  ihre  Farbe  oft  von  Infusorien  oder  auch  von  feinen  Wasser- 
fäden, Wasserseide,  aus  der  Pflanzengattung  Oscillatoria  und  deren  Verwandten,  welche  sich  zahllos  in  ihnen  entwickeln,  und  die 
Beobachtung  hat  gelehrt,  dass  die  thierischen  Färbungen  häufig  von  Arten  der  Familie  der  Aenderlinge  gebildet  werden.  Nicht  alle 
farbigen  Gewässer  sind  durch  Organismen  gefärbt.  Sowohl  ruhendes  als  fliessendes  Wasser  wird  zuweilen  durch  unterliegende  bunte 
Erdschichten  und  Wasserpflanzen,  oder  von  überhängenden,  sonderbar  farbigen  oder  sonderbar  erleuchteten  Ufern,  auch  von  Spiegelung 
der  Luft  täuschend  gefärbt,  zeigt  sich  aber  im  Glase  farblos  und  klar.  Ein  gelblichweisser  Boden  färbt  ein  über  ihn  stehendes  oder 
fliessendes  bläuliches  klares  Wasser  schön  grün,  wobei  der  Reflex  der  Luftbläue  noch  vermehrend  wirkt.  Andere  Gewässer  sind  nach 
Regen  oder  wegen  Zuflusses  reissender,  über  lockern  farbigen  Boden  laufender,  Gebirgsbäche  periodisch  oder  immer  trübe  und  gelblich, 
grünlich,  auch  röthlich  gefärbt,  verlieren  aber,  im  Glase  ruhend,  sehr  bald  die  Färbung,  welche  als  Bodensatz  niedersinkt.  So  sind 
alle  angeschwollenen  Flüsse  meist  gelblich  und  in  Schlesien  führt  die  Neisse  der  Oder  zuweilen  rothes  Wasser  zu  (Kündmann,  Sel- 
tenheiten d.  Nat.  u.  Kunst,  p.  549).  Ausser  diesen  hier  gleichgültigen  Färbungen  giebt  es  wirkliche  Färbungen  durch  zahllose,  das 
ganze  Gewässer  erfüllende,  dem  blossen  Auge  einzeln  unsichtbare,  sehr  zarte,  grüne  oder  rothe  Pflänzchen  und  Thiere,  und  besonders 
auch  Infusorien.  Die  grünen  Färbungen  dieser  Art  haben  erst  in  neuester  Zeit  die  Aufmerksamkeit  erregt,  während  die  rothen  schon 
im  tiefen  Alterthume  als  Wunderzeichen  und  Schrecknisse,  den  Kometen  und  Feuermeteoren  gleich,  bemerkt  worden  sind.  Die  neue- 
sten Zusammenstellungen  der  historischen  Nachrichten  über  blutfarbige  Meteore  und  rothes  Gewässer  linden  sich  in  des  geistreichen 
Chladni's  wichtigem  Buche  über  die  Feuermeteore  von  1819,  und  noch  viel  reichhaltiger  mit  grosser  Belesenheit  in  der  Abhandlung 
des  verdienstvollen  Präsidenten  der  Academia  Leopoldina ,  Nees  von  Esenbeck,  im  ersten  Bande  von  Robert  Browns  vermisch- 
ten botanischen  Schriften  von  1825,  p.  343.  und  571.  Nach  meiner  Rückkehr  aus  Aegypten  und  Sibirien  habe  ich  zuletzt  in  einem 
Aufsatze:  Neue  Beobachtungen  über  die  blutartigen  Erscheinungen  in  Aegypten,  Arabien  und  Sibirien,  in  Poggendorff's  Annalen  der 
Physik  1830.  p.  477  ff.  sowohl  den  historischen  Kreis  der  Erscheinungen  zu  erweitern  versucht,  als  auch  mich  bemüht,  die  einzelnen 
Thatsachen  naturhistorisch  zu  prüfen  und  zu  erläutern,  welches  ich  hier  in  beiden  Beziehungen  fortsetze. 

Für  die  älteste  historische  Erfahrung  blutartiger  Gewässer  durch  lebende  Organismen  kann  man  vielleicht  die  aus  der  mosai- 
schen Geschichte  ansehen,  welche  ganz  das  Gepräge  einer  wirklichen  Thatsache  an  sich  trägt.  Auf  unmittelbare  Einwirkung  Gottes 
durch  Moses,  heisst  es,  wurden  alle  Seen  und  Wassersümpfe  des  (ausgetretenen)  Nilstroms  und  seiner  Bäche  in  Blut  verwandelt,  dass 
die  Fische  starben  und  der  Strom  stank,   so  dass  die  Aegypter  sein  Wasser  nicht  trinken  konnten,   und   es   war  Blut  in  ganz  Aegyp- 


119    

tenland  (2  B.  Mos.  Cap.  7.).  Aehnliche  Erscheinungen  werden  der  unmittelbaren  göttlichen  Einwirkung  auch  bei  den  heidnischen  Schrift- 
stellern der  frühesten  Zeit  zugeschrieben,  welche  sie  zu  den  Schrecknissen,  Trauer-  und  Ungliickszeichen  rechnen.  So  bei  Homer 
Ilias  XL  52.,  wo  Jupiter  durch  blutigen  Morgenthau  den  Griechen  ein  blutiges  Treffen  verkündet,  und  Ilias  XVI.  459.,  wo  Kro- 
nion, als  Vater  des  Sarpedon,  blutigen  Regen  träufelt,  weil  Patroclus  diesen  im  Kampfe  zu  tödten  im  Begriff  ist.  Ebenso  bei 
Liviüs  und  Pliniüs.  Sehr  viele  ähnliche,  Furcht  und  Schrecken  erregende,  Fälle  von  blutigen  sogenannten  Meteoren,  auch  blutfar- 
bigen Teichen  mit  Sterben  der  Fische,  finden  sich  in  den  oben  genannten  Schriften  zusammengestellt.  Am  meisten  der  ägyptischen  Er- 
scheinung ähnlich  wäre  aber  die  braune  ätzende  Farbe  des  ausgetretenen  Oderwassers  in  Schlesien  1736  gewesen,  welche  zur  grossen 
Landplage  wurde  und  in  Kundmanns  angeführtem  Werke  p.  547.  ziemlich  umständlich  angezeigt  ist.  Die  damals  viel  besprochenen, 
lange  zurückgebliebenen,  Watte-  und  Papier -artigen  fingerdicken  Ueberzüge  aller  Niederungen,  welche  auch  dem  Kaiser  nach  Wien  zur 
Ansicht  geschickt  wurden,  waren  offenbar  ursprünglich  grüne,  dann  ausgebliebene  verfilzte  Conferven  oder  Wasserfäden.  Ebenso  merk- 
würdig ist  die  von  Decandolle  beschriebene  rothe  Färbung  des  Murten-Sees  in  der  Schweiz  im  Februar  und  März  1825  durch  Oscil- 
latoria  rubescens,  welche  auch  Fische  tödtete  und  ihnen  rothe  Knochen  verursachte ,  die  aber  Bory  unrichtig  als  Ose.  Pharaonis 
mit  der  ägyptischen  Erscheinung  vergleicht,  weil  nicht  das  ganze  Wasser  roth  war,  sondern  es  nur  viel  grüne  und  rothe  Flecke  gab, 
wie  1815  im  See  von  Lubotin  in  Preussen.  Auch  der  im  Jahre  1819  in  der  Reise  des  Cap.  J.  Ross  nach  der  Baffins-Bay  erwähnte 
rothe  Schnee,  welcher  viel  Aufsehen  erregt  hat,  war  den  alten  Griechen  schon  bekannt.  Ausser  röthlichen  haarigen  Schneewürmern 
bemerkt  schon  Aristoteles  das  Rothwerden  des  liegenden  Schnees  in  Griechenland  {Hist.  anim.  V.  Cap.  XIX.).  Neuerlich  wurde 
er  wieder  von  Thienemann  1821  in  Island,  von  Lessing  1831  in  Lappland  auf  dem  Wege  nach  Lairo-Fjaell,  und  von  Webster 
1830  am  Cap  Hörn  beobachtet.  (Brewster,  Edinb.  Journ.  III.  1830.  p.  30.)  Dieser  rothe  Schnee  ist  kein  Thier,  sondern, 
meinen  eigenen  vielfachen  Untersuchungen  nach,  ein  auf  dem  Schnee,  wie  auf  feuchtem  Boden  wachsender,  Pilz  der  Gattung  Lepra- 
ria, Lepraria  nivalis ,  welche  in  ihrer  Erscheinung  etwas  einer  Flechte  {Liehen)  Aehnliches  besitzt.  Vielleicht  gehört  die  Form 
aber  doch,  wie  Tremella  meteorica  (Anhaldtia,  Actinomyce)  ursprünglich  zu  den  Wasserpflanzen,  und  dann  wäre  sie,  als  Sp/iae- 
rella  nivalis  nach  Sommerfeld,  zu  den  Algen  zu  zählen.  Sehr  mit  Unrecht  ist  auch  dieser  rothe  Schnee  die  Veranlassung  gewor- 
den, dass  Chladni  alle  ähnlichen  rothen  Färbungen  zu  den  unorganischen  Atmosphärilien  und  Meteoren  rechnen  wollte.  Schon  Nees 
von  Esenbeck  beschränkte  diese  Ansicht  und  leitete  die  Aufmerksamkeit  auf  organische  Atmosphärilien,  die  vielleicht  im  Lufträume 
gebildet  periodisch  zur  Erde  kämen.  Die  vorurtheilsvollen  früheren  Beobachtungen  erlauben,  wie  mir  es  scheint,  die  bisherigen  Nach- 
richten über  Meteor -Organismen  noch  sämmtlich  auf  rein  terrestrische  Körper  zurückzuführen,  allein  es  ist  höchst  wünschenswerth,  dass 
alle  solche  Erscheinungen  vielseitig  genau  beachtet  und  mikroskopisch  untersucht  werden  mögen,  ehe  sie  chemisch  oder  auf  andere 
Weise  zerstört  werden.  Einfaches  Antrocknen  auf  weisses  Papier  oder  reines  Glas  erlaubt  meist  eine  Versendung  und  noch  eine  späte 
entscheidende  Untersuchung. 

Es  sind  von  mir  in  Poggendorff's  Annalen  d.  Physik  1830.  23  terrestrische  Körper,  darunter  7  Thiere  und  12  Pflanzen, 
namhaft  gemacht  worden,  welche  man  historisch  nachweisslich  oder  sehr  wahrscheinlich  für  blutige  Meteore  irrthümlich  gehalten  hat,  und 
welche  in  vielen  Ländern  Verwunderung,  Bestürzung  und  Schrecken  verbreitet  haben.  Unter  den  7  Thieren  waren  4  Arten  von  Infu- 
sorien aus  der  Familie  der  Aenderlinge,  von  denen  jetzt  3  als  ein  und  dasselbe  Thierchen  angesehen  werden,  wogegen  aber  neuer- 
lich 2  andere  Infusorien  dazu  gekommen  sind.  Die  4  Infusorien,  welche  die  Erscheinung  blutartiger  Färbung  des  Wassers  wirklich 
verursachten,  sind: 

1)  Euglena  sanguinea.  Obwohl  wahrscheinlich  1701  schon  von  Leeuwenhoek  direct  beobachtet,  wurde  sie  doch  erst 
im  Jahre  1790  auf  eine  sehr  merkwürdige  Weise  auffallend  einflussreich.  Sie  entwickelte  sich  im  Juli  1790  gleichzeitig  bei  Halle  und 
bei  Eger  in  Norwegen  zu  so  grosser  Menge,  dass  sie  ganze  Teiche  blutartig  und  florentinerlackartig  färbte.  Vielleicht  war  sogar  die 
Beobachtung  des  Volvos  lacustris  von  Girod  Chantrans  aus  Besangon,  welche  1797  bekannt  gemacht  wurde,  ebenfalls  aus  jenem 
Jahre.  Aus  Weber's  Beschreibung  des  Thierchens  von  Halle  lässt  sich  der  Character  der  Gattung  und  auch  der  Art  sicher  erkennen. 
Die  Enchelys  sanguinea  {Astasia?  sanguinea)  der  Professoren  Fr.  Nees  und  Goldfuss  zu  Bonn  von  1826  halte  ich  jetzt  für 
dasselbe  Thierchen,  welches  auch  Professor  Goeppert  1830,  einen  Teich  bei  Eilau  färbend,  beobachtete.  Letzteres  habe  ich  selbst 
untersucht  und  sah  auch  in  den  Jahren  1833,  1834  und  1836  von  ihm  Lachen  und  Gräben  bei  Berlin  erst  ziegelroth,  dann  lackroth 
und  blutartig  gefärbt.  Vom  Herrn  Regierungsrath  Hagen  in  Königsberg  hörte  ich,  dass  1802  ein  zum  Bleichen  benutzter  Teich  da- 
selbst zur  grossen  Bestürzung  der  Fabrikanten  eine  blutartige  Farbe  annahm.  Prof.  Hagen  senior  fand  das  Wasser  mit  Thierchen 
erfüllt,  und  auf  seinen  Rath  warf  man  Salz  hinein,  wodurch  sie  verschwanden.  Es  mag  wohl  die  Euglena  gewesen  seyn,  und  man 
wird  denselben  Zweck  durch  Asche,  Lauge,  Branntweinspülig  und  alle  ähnlichen  scharfen,  geistigen  und  sauren,  besonders  schnell  misch- 
baren Dinge  auch  erreichen.  Durch  Probiren  in  Gläsern  wird  man  leicht  die  jedesmal  zweckmässigste  Methode  herausfinden,  da  fast 
alles  das  Wasser  Verändernde  diese  Thierchen  zu  Boden  senkt  und  tödtet.  Oscillatorien  vertilgt  man  auf  diese  Weise  aber  nicht;  da 
gilt  es  vielleicht,  zum  Bleichen  den  frühen  Morgen  zu  benutzen,  um  gutes  Wasser  in  Kübel  zu  schöpfen,  denn  mit  der  Sonnen  wärme 
entwickelt  sich  das  Gas  der  Pflänzchen,  welches  sie  vom  Boden  an  die  Oberfläche  hebt  und  durch  wenig  Salz  u.  s.  w.  nicht  entfernt  wird. 

2)  Astasia  haematodes  wurde  1829  auf  der  Reise  mit  Herrn  Alexander  von  Humboldt  in  der  Platowskischen  Steppe 
am  Altai  als  intensiv  blutiges  Wasser  bildend  von  mir  beobachtet. 

3)  Monas  vinosa  wurde  seit  1830  als  weinrothe  Flecke  in  Wassergläsern  auf  infundirten  Substanzen  in  Berlin  beobachtet. 

4)  Monas  OJcenii  wurde  1836  als  intensiv  rothe  handgrosse  Flecke  am  Boden  eines  Baches  in  Ziegenhayn  bei  Jena  beob- 
achtet und  in  der  Versammlung  der  Naturforscher  daselbst  betrachtet. 

Das  Rothwerden  des  Sumpfwassers  durch  Mückenlarven  kannte  schon  Aristoteles,  und  der  blutartige  Schlamm,  aus  dem 
sich  diese  Mückenlarven  entwickelten,  war  vielleicht  Euglena  sanguinea  {Hist.  anim.  V.  Cap.  XIX.).  Andere  auf  diese  Weise 
bekannt  gewordene  Thierchen  sind  die  kleinen  krebsartigen  Wasser  flöhe,  Daphnia  Pulezc  und  Cyclops  quadricomis ,  deren  er- 
steren  schon  Swammerdam  1680  bei  Vincennes  in  Frankreich  und  Prof.  Schuyl  in  Leyden  bewunderten,  und  welchen  Linne  und 
Schaeffer  als  Monoculus  Pulecc  ebenfalls  im  rothen  Wasser  sahen.  Agardh  hat  neuerlich  (1824)  nur  den  Cyclops  so  gefunden, 
welchen  auch  ich  seit  1826  jährlich  bei  Berlin  in  rothen  kleinen  Lachen  beobachtete.  Die  Farbe  des  Cyclops  ist  durch  periodische  rothe 
Oeltröpfchen  bedingt,  welche  sich  im  innern  Körper  mehr  oder  weniger  entwickeln.  Endlich  hat  man  rothe  Meeresfärbung  durch  Mam- 
maria  scintillans,  eine  kleine  Leuchtmeduse  von  der  Grösse  eines  Stecknadelknopfes,  in  deren  Laichzeit  beobachtet.  Bei  Ha  vre 
sah  es  Dr.  Suriray.  Sie  gab  auch  vielleicht  die  bläuliche  Färbung,  welche  Scoresby  1820  bei  Grönland,  und  die,  welche  Quox 
und  Gajmard  im  Südmeere  sahen,  letztere  aber  einer  (jungen)  Salpa-Art  zuschrieben.  Sie  vermutheten  nur,  dass  diese  das  rothe 
Meer  roth  färben  möge,  was  nie  beobachtet  worden. 


ISO   - 

Unter  den  Erzählungen  von  blutigen  Gewässern  sind  einige,  welche  die  Erscheinung  zu  bestimmten  Perioden  wiederkehrend 
darstellen.  Der  Jacobs -Brunnen  bei  Sichein  in  Palästina  soll  alle  3  Monate  sich  rotli  und  grün  färben.  Aelmliches  wird  von  einem 
Brunnen  bei  Schleiz  im  Voigtlande  gemeldet.  Schon  Plinius  sagt  L.  31.  c.  Y.,  ein  See  bei  Babylon  sey  im  Sommer  11  Tage  lang 
roth.  Ich  habe  selbst  beobachtet,  dass  rothe  Gräben  an  einzelnen  Zwischentagen  ganz  klar  waren,  oder  am  Morgen  klar  waren  und 
gegen  Mittag  erst  immer  röther  wurden,  was  wohl  täglich  so  wechselte.  Der  Grund  lag  da  im  Auftauchen  und  Untertauchen  der  In- 
fusorien je  nach  der  Luftwärme,  und  in  dem  periodischen  Erscheinen  verschiedener  Generationen.  Hatte  ich  rothes  Infusorienwasser  in 
Gläsern,  so  senkte  sich  die  Farbe  oft  zu  Boden,  und  setzte  ich  sie  an  die  Sonne  oder  nur  aus  Fenster,  so  verbreiteten  sich  die  Thier- 
chen  im  Wasser  und  sammelten  sich  als  intensivere  Farbe  wieder  an  der  Oberfläche.  —  Sehr  oft  ist  Blutthau  und  Blutregen  offenbar 
nichts  anderes  gewesen,  als  Auswurf  der  Bienen  oder  Schmetterlinge  beim  ersten  Ausfliegen,  den  man  tropfenweise  am  Boden  u.  s.  w. 
fand.  Oft  sind  diese  Tropfen  halb  roth,  halb  weiss,  daher  die  Sagen  von  Milch-  und  Bluts -Tropfen  (lade  et  sanguine  phiisse). 
Dass  die  rothe  Lepraria  kermesina  als  Infusorium  lebend  aus  der  Atmosphäre  falle  und  dann  zur  Pflanze  werde,  ist  eine  unbegrün- 
dete Hypothese  von  Wrangel  1823,  gleich  der  von  Ramond,  dass  Glimmerschiefer  sich  in  sie  organisire  (Gehlen's  Journ.  VI.  1806). 

Die  grünen  Färbungen  der  Gewässer  haben  weniger  das  Volk  als  die  einzelnen  Gelehrten  beschäftigt.  (Die  ältesten  Nach- 
richten sind  wohl  bei  Plinius,  welcher  den  Namen  der  filzigen  und  röhrigen  (blasigen)  Conferva  der  Alpenflüsse  von  ihrer  Heilkraft 
bei  Knochenbrüchen,  a  conferruminando ,  ableitet  [Htst.  nat.  L.  37.  c.  8.].)  Imperati  kannte  dasselbe  als  Wasser  flachs, 
Linum  aquaticum ,  Bauhin  als  grünen  Tang,  Alga  viridis.  Feinere  Unterschiede  solcher  grünen,  das  Wasser  färbenden,  nicht 
zu  den  Kräutern  und  nicht  zu  den  Moosen  passenden,  Körper  sind  erst  nach  Erfindung  des  Mikroskops  sehr  zahlreich  gemacht  worden. 
Schon  1696  fand  Harris  ein  grünes  Wasser  in  Winchelsea  in  Sussex  nicht  durch  fasrige  Conferven,  sondern  durch  frei  bewegte  In- 
fusorien gefärbt.  Es  war  wohl  ohne  grossen  Zweifel  die  erste  Beobachtung  der  Chlamidomonas  und  Euglena  viridis.  Leeuwen- 
hoek  fand  1701  grüne  und  rothe  Infusorien  im  Wasser  zu  Delft.  Die  Oscillatorien  unterschied  Arderon  in  Norwich  bei  Baker 
gegen  das  Jahr  1745,  und  1767  beobachtete  sie  auch  Adanson.  Erst  im  Jahre  1779  wurde  durch  den  hochverdienten  englischen 
Physiker  Priestley  eine  grosse  Aufmerksamkeit  auf  diese  grünen,  sonst  unscheinbaren  Wasserfärbungen  rege,  indem  er  mit  Verwun- 
derung bemerkte,  dass  dieselben  geradeso  reines  Sauerstoffgas  (Oxygen,  dephlogistisirte  Luft,  reine  Luft,  Lebensluft,  wie  man  es  ver- 
schieden nannte),  in  grosser  Menge  entwickelten,  wie  er  es  bei  den  Pflanzenblättern  entdeckt  hatte.  Da  er  keine  Specialkenntniss  die- 
ser Naturkörper  besass,  so  ist  gar  nicht  zu  entscheiden,  welchen  organischen  grünen  Stoff  des  Wassers  er  vor  sich  hatte,  und  er  scheint 
selbst  zu  verschiedenen  Zeiten  verschiedene  gehabt  zu  haben.  Erst  1781  nannten  ihm  Belwt  die  Substanz  Conferva  fontinalis  (Oscil- 
latoria),  und  Forster  Byssus  botryoides  Linnei  (  =  Palmella?  Prolococcus?).  Sennebier,  berühmter  Physiker  und  Biblio- 
thekar in  Genf,  behauptete  1781,  dass  Priestleys  sauerstoffgasgebende  grüne  Materie  nur  eine  Conferve  (Conjugata?)  sey  (Jour- 
nal  de  Physique  1781.  1.  210.).  Ingenhousz,  Leibarzt  in  London,  wiederholte  und  bestätigte  ebenfalls  Priestley\s  Erfahrun- 
gen, allein  er  leitete,  aus  einem  gleichen  Mangel  an  Specialkenntniss  dieser  Organismen,  auf  einen  sehr  einflussreich  gewordenen  Irr- 
weg, welcher  die  Kräfte  vieler  späteren  Physiologen  und  Botaniker  absorbirt  hat,  nämlich  auf  die  sich  nicht  bestätigende  Verwandlung 
grüner  Infusorien  in  grüne  Pflanzen,  und  auf  das  rückgängige  Zerfallen  grüner  Wasserpflanzen  in  Infusorien.  Seinen  nicht  hinreichend 
vergrösserten  Abbildungen  nach  gingen  diese  Beobachtungen  von  Chlamidomonas  Pulvisculus  und  Euglena  viridis  aus,  die  sich  in 
Conferva  rivularis  und  Tremella  Nostoc  verwandeln  sollten.  Ingenhousz  behauptet  auf  das  Bestimmteste,  dass  er  sowohl  aus 
den  Thieren  als  aus  den  Pflanzen  reines  Sauerstoffgas  erhalten  habe  {Journal  de  Physic/ue  1784.  und  in  seinen  Vermischten 
Schriften  1784).  Seit  jener  Zeit  nennt  man  häufig  in  den  Büchern  die  grünen  Ueberzüge  und  Absätze  des  Wassers  ganz  verschiede- 
ner Art  Priestley'sche  grüne  Materie. 

Otto  Fr.  Müller,  der  dänische  Fürst  mikroskopischer  Forschung,  hatte  schon  1773  die  grün  färbenden  Infusorien  als  Mo- 
?ias  Pulvisculus  (M.  Lens  war  in  Rücksicht  auf  Eichhorn's  grüne  Wasser  lause  wohl  ein  Irrthuin)  und  Enchelys  viridis  ver- 
zeichnet, aber  von  Verwandlungen  derselben  nichts  beobachtet,  nichts  erwähnt  (Historia  Vermium  1773).  Franz  v.  Paula  Schrank 
beschrieb  1780  unter  dem  Namen  Enchelys  viridis  ein  hautbildendes  grünes  Thierchen,  welches  er  1784  aber  für  Samen  (Eier)  des 
Räderthieres  hielt  und  welches  Müller  1786  als  Cercaria  viridis  besonders  beschrieb,  ohne  je  sehr  speciell  auf  das  Verhältnis» 
der  Infusorien  zur  Priestleyschen  grünen  Materie  einzugehen  (s.  Euglena  viridis).  Girod  Chantrans  zahlreiche  specielle  Beob- 
achtungen der  Verwandlung  von  grünen  Infusorien  und  Bacillarien  in  Oscillatorien  und  Conferven  waren  vom  Jahre  1797  und 
wurden  1803  besonders  publicirt  (vergl.  Euglena  sanguinea  und  E.  viridis).  Unter  seinen  vielen  irrigen  Beobachtungen  wird  auch 
Gonium  pectorale  als  Frucht  der  Conferva  fontinalis  (Oscillatoria)  1803.  p.  62.  erwähnt.  Im  Jahre  1797  beschrieb  Schrank 
das,  was  Forster  für  Byssus  botryoides  erklärt  hatte,  als  Lepra  hifusionum  in  Usteri's  Annalen  der  Botanik  IX.  p.  4.,  und 
derselbe  nahm  1803  den  naturhistorischen  übersichtlichen  Gesichtspunkt  dieser  grünen  Färbemassen,  besonders  in  der  Fauna  boica  HL 
2.  p.  80.  unter  Cercaria  viridis ,  wieder  auf.  Er  machte  8  verschiedene  Körper  namhaft,  welche  grüne  Materie  bilden,  2  Pflanzen: 
Lepra  hifusionum  und  Conferva  Infusiontim,  und  6  Infusorien:  Vibrio  vegetalis  (Oscillatoria),  Cercaria  viridis  (Euglena), 
Lima  pruniformis  (Ophrydium) ,  vorzüglich  aber  Enchelys  Pulvisculus  (Chlamidomonas?),  Enchelys  viridis  (wohl  ebenfalls 
Euglena  viridis?)  und  selten  Gonium  pectorale.  Schon  damals  hielt  Schrank  nur  die  beiden  Pflanzen  und  vielleicht  die  Oscil- 
latorie,  wrelche  er  für  ein  Thier  ansah,  für  Sauerstoffgas  entwickelnd,  was  durch  Thomson  (Graf  Rumford)  und  Sennebier  erwie^ 
sen  sey,  die  Infusorien  aber  für  unsicher  in  dieser  Beziehung.  Gleichzeitig  theilte  Treviranus  in  seinem  übrigens  überaus  verdienst- 
vollen Werke:  Biologie,  2r  Band,  1803.  viele  Erfahrungen  in  dem  andern  Sinne  von  Ingenhousz  mit,  welche  jene  Ideen  der  Ge- 
neratio spontanea  und  Verwandlung  in  Deutschland  sehr  befestigen  halfen.  Eine  specielle  Feststellung  der  beobachteten  Organismen 
scheint  er  sogar  für  unnöthig  und  unmöglich  gehalten  zu  haben.  Schrank  überarbeitete  denselben  Gegenstand  als  entschiedener  Geg- 
ner der  Generatio  aequivoca  (Non  generant  aquilae  columbas)  1811  und  1813  in  den  Schriften  der  Münchner  Akademie,  und 
suchte  noch  mehr  die  specielle  Formenkenntniss  der  concurrirenden  Organismen  zu  vermehren  und  zu  befestigen.  Anstatt  der  früheren 
8  verzeichnete  er  1811  13  massenweis  grünfärbende  Organismen  des  Wassers,  indem  er  die  Lepraria  Infusionum,  wie  er  sie  dann 
nennt,  und  die  er  als  Wasserform  von  der  Lepraria  botryoides  als  Luftform  unterscheidet,  sammt  mehreren  Arten  der  Gattung  Con- 
jugata  der  Conferven  (=Zygnema,  die  er  Jugalis  nennt),  als  alleinige  Oxygengas  gebende  Formen  ansieht.  Zu  den  bloss  grün 
färbenden  schon  genannten  6  Infusorien  fügt  er  noch  5  neue  hinzu:  Vibrio  Lunula  (Closterium),  Volvosc  Globator,  Volvoao  Pun- 
ctum (Monas),  Volvos  Granulum  (Gyges?  Monas?)  und  V.  Morum  (Pandorina).  Ausdrücklich  bemerkt  er,  dass  alle  diese 
Thiere  ihm  kein  Sauerstoffgas  zu  entwickeln  scheinen,  ohne  jedoch  eigene  Versuche  gemacht  zu  haben.  Im  Jahre  1813  beschrieb  er 
ebenda  besonders  4  Arten  der  Gattung  Jugalis  (Conjugata,  deren  Vaücher  14  kannte),  als  die  gewöhnlicheren  und  massenartig 
häufigeren  Formen.     Seine  Vaucheria  microscopica  mag  wohl  der  Jugendzustand  von  Ulva  (Tetraspora)  lubrica  gewesen  seyn. 


tat 

Die  von  Ingenhottsz  neu  angeregte  Aristotelische  Idee  der  Generatio  spontanen,  und  der  Verwandlungen  wurde  1810  von 
Goldfuss  in  den  Abliandl.  d.  Erlang,  physic.  Soc.  I.  p.  40.  und  von  Gruithuisen  1812  in  den  Beiträgen  z.  Physiognos.  u.  Eau- 
tognosie  p.  321.  aus  der  Priestley'schen  Materie  weiter  entwickelt.  Nees  von  Esenbeck  schrieb  in  diesem  Sinne  sein  geistreiches 
Buch  über  die  Algen  des  süssen  Wassers  1814,  die  er  als  nächste  Fortbildung  der  Priestley'schen  Materie  aus  Infusorien  ansah.  Agardh, 
der  verdiente  schwedische  Algolog,  schrieb  1820  seinen  vielbesprochenen,  diess  erweiternden,  Aufsatz  über  die  Metamorphose  der  Al- 
gen (im  1820.),  worin  er  durch  specielle  Beobachtungen  begründen  wollte,  dass  sich  Infusorien  in  Pflanzen,  Pilze  in  Aken,  Algen 
in  Lichenen  verwandelten,  dass  einfachere  Conferven  in  zusammengesetzte  übergingen  und  dass  die  Stengel  der  Narcissen  und  Lilien 
aus  Conferva  rivularis  zusammengesetzt  seyen.  Enchelys  Pulvisculus  (Euglena.  viridis?)  soll  sich  in  Oscillatoria  limosa, 
Zygnema  quininum  in  grüne  Infusorien  und  diese  in  Ulva  bullosa,  Oscillatoria  fieauosa  sich  in  Vibrionien?  verwandeln. 
Herr  Apotheker,  Professor  Wiegmann  in  Braunschweig  wollte  1820  {Flora,  bot.  Zeit.  p.  86.)  den  Volvo  jo  Globator  als  Basis 
der  Priestley'schen  Materie  und  der  Verwandlungen  erkennen,  sagt  aber  in  einer  späteren  Mittheilung  desselben  Jahres  (N.  Acta  Nat. 
Cur.  X.  p.  718.),  dass  er  einen  Wasserfloh,  Cypris  detecta,  für  den  Volvoco  gehalten.  Nach  Hornsghugh's  Mittheilungen 
1821  verwandelten  sicli  Infusorien  (s.  Chlamidomonas)  in  Priestley'sche  Materie  und  diese  durch  confervenartige  Gebilde  in  Moose 
(N.  Acta  Nat.  Cur.  X.  IL  517.).  Seit  1822  (Dich  classique  d'hist.  nat,  Art.  Arthrodiees)  hat  Bory  de  St.  Vincent 
diese  Verwandlungen  ganz  besonders  umständlich  entwickelt  und  zu  bekräftigen  gesucht.  Im  Jahre  1823  erschienen  detaillirte  Beobach- 
tungen über  die  elementarischen  Organismen  als  Schimmel-  und  Infusorienbildung  von  Carüs  lind  Nees  von  Esenbeck  in  N.  Acta 
Nat.  Cur.  XI.  II.  Ebenda  behauptete  Wiegmann  wieder,  die  Priestley'sche  Materie  gehe  bald  in  thierische,  bald  in  vegetabilische 
Formen  über.  Aus  grünem  Wasser  (von  Infusorien?)  gingen  Conferva  setiformis  und  mutabilis%  Cypris  detecta  und  Cyclops 
quadricornis  u.  s,  w.  hervor,  und  aus  den  todten  Cypriden  bildete  sich  Ulva  compressa  und  Lepraria  Infusionum  u.  s.  w.  Diese 
Untersuchungen  wurden  wahrscheinlich  ohne  ein  zweckmässiges  Mikroskop  angestellt  und  es  fehlt  ihnen  daher  die  Schärfe  der  Begrün- 
dung. Viel  Aufsehen  machten  1823  Gaillons,  Zolleinnehmers  in  Dieppe,  Beobachtungen  über  die  Conferva  comoides,  welche  in 
Thiere  zerfalle  und  durch  Aneinanderreihen  von  Thieren,  Juxtaposition,  wieder  zur  Pflanze  werde,  was  durch  das  Dict.  classique, 
Art.  Diatoma  und  Nemazoaires,  verbreitet  worden  war,  was  aber  Türpin  1827  (Mem.  du  Mus.  d'hist.  nat.)  gründlich  wider- 
legt hat.  Gleichzeitig  (1824)  behauptete  Desmazieres  in  Lille,  ein  ähnliches  Aneinanderreihen  von  Monaden  zu  Conferven  in  der 
Bier-  und  Weinhefe  beobachtet  zu  haben,  deren  Körperchen,  die  schon  von  Leeüwenhoek  und  Gruithuisen  beobachtet  waren,  er 
Mycoderma  nennt,  und  welche  Agardh  1828  zu  Hygrocrocis  zieht.  Raspail  hat  schon  1827  diese  irrigen  Ansichten  gut  wider- 
legt {Bulletin  des  sc.  nat.  XII.  p.  43.).  Prof.  Friedr.  Nees  v.  Esenbeck  machte  dann  1824  sehr  richtig  auf  die  Unzulässig- 
keit  aufmerksam,  die  Conferven  und  die  ihnen  ähnlichen,  von  Hornschuch  verwechselten,  Mooskeime  für  ein  und  dasselbe  zu  halten, 
und  sprach  sich  gegen  die  Meinung  aus,  dass  alle  Priestley'sche  Materie,  wie  Cassebeer  so  eben  mitgetheilt  hatte,  von  Mooskeimen 
entstehe  (JV.  Acta  Nat.  Cur.  XII.  p.  180.).      Bort  de  St.  Vincent   hat  darauf  im  Dict.  classique,    Art.  histoire  naturelle, 

1825  ein  eigenes  Naturreich   aus   solchen  Formen  gegründet,    die   abwechselnd  Thier  und  Pflanze   wären,    Regne  psychodiaire ,   und 

1826  ebenda  Art.  Mutiere,  Metamorphose  und  Mycoderme,  die  Priestley'sche  Materie  als  eine  besondere  Art  der  Materie  über- 
haupt, Malier e  vegetative,  bezeichnet,  wobei  er  heftig  kämpft,  dass  die  Verwandlung  keine  zufällige  und  grenzenlose  sey,  vielmehr 
scheint  er  sie  als  eine  begrenzte,  der  individuellen  Entwickelung  zugehörige,  anzusehen.  Doch  hat  er  selbst  viele  Verwandlungen  anerkannt, 
welche  der  späteren  Prüfung  nicht  widerstanden  haben  (s.  Chlamidomonas,  Euglena).   Vergl.  auch  Burdach's  Physiologie  I.  1826. 

Im  Jahre  1827  schienen  Dr.  Ungers  fleissige  Beobachtungen  der  Ectosperma  clavata  den  Uebergang  von  Thieren  in 
Pflanzen  und  umgekehrt  zur  Evidenz  zu  bringen,  allein  es  war  offenbar  nur  eben  solche  Samenentwickelung,  wie  die  von  Gruithui- 
sen 1821  mitgetheilte  der  Conferva  f er aa>  (Saprolegnia) ,  N.  Acta  Nat.  Cur.  XIII.  p.  789.  Gleichzeitig  hat  auch  Meyen  in 
der  bot.  Zeitschrift  Linnea  die  Priestley'sche  Materie  weitläufig  beschrieben  und  behauptet,  dass  sie  nicht  aus  Infusorien,  sondern  als 
Pflanze  entsteht,  als  Pflanze  fortlebt  und  sich  unter  günstigen  Umständen  in  Infusorien  umwandeln  kann  (1827.  p.  369.).  Dabei  ver- 
wandele sie  sich  aus  Protococcus  viridis  in  Priestleya  viridis  (so  nennt  er  die  Conferva  botryoides),  und  aus  dieser  in  Ulva 
terrestris.  Später  weicht  er  selbst  von  dieser  Ansicht  wieder  ab.  Agardh  vertheidigt  seine  systematischen  Bestimmungen  und  Ver- 
wandlungsbeobachtungen gegen  vielfache  Angriffe  in  den  Species  Algarum,  Vol.  IL  1.  1828.  p.  XLIV.  sowohl  p.  XXIX. 
als  XXXV.  besonders  gegen  Bory  und  Turpin,  und  in  den  Icones  Algarum  europaearum  1828  gegen  Schrank  (Flora  1823). 
Er  behauptet,  nicht  als  Regel,  sondern  nur  ausnahmsweise,  eine  Zusammensetzung  der  grossen  aus  kleinen  Organismen  durch  Juxta- 
position, die  er  bei  Conferva  mueoroides  1820  (Metamorphosis  Alg.),  Syncollesia  1824,  beobachtet  hatte,  und  hauptsächlich 
eine  Entwickelung  ganz  in  dem  Sinne  von  Türpin  (1827)  gemeint  zu  haben.  Im  Jahre  1830  schrieb  Meyen  dem  Protococcus  ein 
infusorielles  Leben  zu  und  verwechselte  ihn  wahrscheinlich  mit  Euglena  viridis  (s.  E.  viridis).  Eine  nähere  Bestimmung  der  grün- 
färbenden Infusorien,  auch  des  Trichodesmium  Flos  ac/uae,  erschien  1830  in  Poggendorff's  Annalen  und  in  den  Abhand- 
lungen der  Berl.  Akademie  d.  Wissensch.  1830  und  1831.  Rudolph  Wagner  hat  darauf  1832  (in  der  Isis)  Priestley'sche  Ma- 
terie aus  Euglena  viridis  gut  beobachtet,  und  ebenfalls  nicht  aus  ihr,  sondern  nur  zwischen  ihr  wachsende  Conferven  gesehen.  In 
gleichem  Jahre  theilte  Gravenhorst  ältere  Beobachtungen  über  Infusionen  und  Infusorien  mit,  bei  denen  aber  die  Bestimmung  der 
Formen  sehr  wenig  sicher  zu  seyn  scheint.  Sein  Volvos  Globator  war  ein  ganz  anderes  Thier  (N.  Acta  Nat.  Cur.  XVII.  1833). 
Zuletzt  hat  der  fleissige  Algolog,  Herr  Kützing,  in  der  Linnea  die  Entwickelung  der  Euglena  viridis  als  Priestley'sche  Materie 
in  verschiedene  Algenformen  bis  zur  Bildung  eines  Laubmooses,  der  Barbula  muralis,  verfolgt,  wobei  er  offenbar,  gleich  allen  ähn- 
lichen Beobachtern,  durch  ein  zu  schwaches  und  unklares  Mikroskop  nicht  hinreichend  unterstützt  worden  ist  (vergl.  Chlamidomonas 
und  Euglena  viridis). 

Auch  die  grünen  Färbungen  der  Gewässer  sind  zuweilen  mit  dem  Absterben  der  Fische  verbunden  gewesen,  wie  mein  Freund 
Prof.  Kunze  einen  solchen  Fall  in  einem  Fischteiche  bei  Leipzig  1823  ?  beobachtet  hat.  Er  nennt  den  färbenden  Körper  (Flora,  bot. 
Zeit.)  beiläufig  Granularia  ichthyoblabe,  Fischtödter,  welcher  Name  1824  in  Steudels  Nomenciator  botanicus  übergegangen. 
Jetzt  ist  er  geneigt,  ihn  Palmella  ichth.  zu  nennen.  Coccodea  viridis  Pullis.  (Dict.  d.  sc.  nat.  IX.)  und  eine  Nachricht  des 
Gesellschafters  (Zeitschrift)  1822.  p.  183.  aus  Petersburg  scheint  ihm  dahin  zu  gehören.  Ein  ähnlicher  Fall  veranlasste  wohl  das 
auffallende  Fischsterben  zur  Cholera-Zeit  1831  in  Ostpreussen,  welches  in  der  Spener'schen  Zeitung  v.  5.  Octob.  angezeigt  ist. 

Sowohl  die  grünen,  als  die  rothen  oder  violetten  Färbungen  grösserer  Wasserflächen  pflegen  die  Landleute  das  Blühen  des 
Wassers  zu  nennen.  Die  grüne  hautartige  Wasserblüthe  nannte  Linne  JByssus  Flos  aquae $  Roth  Conferva  Flos  aquae, 
Agardh  Oscillatoria  Flos  aquae.  Eine  blaugrüne  schrieb  Lyngbte  der  zerfallenden  Nostoc  Flos  aquae  zu.  Letztere  ist  mit 
Palmella  ichthyoblabe ,  Trichodesmium  Flos  aquae  und  vielleicht  Coccodea  wohl  die  eigentliche  Wasserblüthe,  da  sie  wie  kleine 

31 


12%    _ _ 

grüne   und  bläuliche  Flocken   das  Wasser  ganzer  Seen   erfüllt.     Gerade  so   erfüllt   das   erst  grüne ,   dann  rothe  Trichodesmium  ery- 

thraeum  das  ganze  Seewasser  der  Buchten  des  rotlien  Meeres ,  und  vielleicht  dieselbe  Art  dieser  Gattung  sah  v.  Chamisso,  den  vor- 

25.  Nov. 
liegenden,  auf  Papier  angetrockneten,  Exemplaren  zufolge,  als  grüne  Streifen  im  Meere  zwischen  Teneriffa  und  Brasilien  am    y-yj — 

1815.  Es  giebt  aber  ausser  den  rotlien,  grünen  und  bläulichen  Färbungen  des  Wassers  durch  Infusorien  auch  gelbe,  deren  ich  bei 
Monas  und  Astasia  flavicans  und  M.  ochracea  erwähnte,  auch  milchartige,  deren  bei  Polytoma  Uvella  gedacht  ist,  und  schwarz- 
braune, fast  schwarze,  wie  dunkelbrauner  Kaffee,  welche  bei  Berlin  der  Stentor  niger  und  Ophryoglena  atra  nicht  selten  in  gros- 
sen Lachen  hervorbringen. 

Sehr  auffallend  für  das  Volk  pflegt  das  periodische  schnelle  Wechseln  solcher  Erscheinungen  zu  seyn.  Ein  gestern  klarer 
See  ist  heute  grün,  morgen  farblos  und  übermorgen  wieder  farbig,  oder  am  Morgen  und  Abend  farblos  klar,  am  Mittag  (oder  in  grös- 
seren Perioden)  abwechselnd  trübe  und  gefärbt.  Hiermit  verbindet  sich  wohl  auch  ein  plötzliches  Sterben  aller  Fische.  Diese  Umstände 
sind  leicht  erklärlich  durch  die  schnelle  alles  erfüllende  Vermehrung  und  Gasentwickelung  der  kleinen  Algen  und  der  zahllosen  Cada- 
ver der  Infusorien,  welche  durch  Wärme  periodisch  vermehrt,  durch  Kälte  vermindert  und  unterbrochen  wird.  Durch  die  Gasbläschen 
werden  die  Körperchen  zur  Oberfläche  getragen;  hört  deren  Bildung  auf,  so  sinken  sie  plötzlich  alle  zu  Boden.  Auch  am  Boden  kön- 
nen sich  die  den  Fischen  schädlichen  Palmellen  und  Oscillatorien  ungewöhnlich  stark  vermehren,  ohne  an  der  Oberfläche  sichtbar  zu 
werden.  Oscillatorien  bilden  oft  mit  Conjugaten  meist  Zoll-  oder  Hand -grosse  kleine  schwimmende  Inseln.  Wenn  grüne  Färbungen 
technischen  Zwecken  schädlich  werden,  so  lassen  sich  die  thierischen  ebenfalls  durch  Kali-Lauge  oder  Koch-Salz  zerstören  oder  beschrän- 
ken, die  pflanzlichen  sind  früh  geringer  als  Mittags,  und  können  Mittags  mit  Rechen  und  Netzen  von  der  Oberfläche  entfernt  werden. 
Die  grünen  Absätze  sind  neuerlich  (1834  und  1835)  von  französischen  Chemikern  unter  dem  Namen  Baregine  als  Quellenschleim,  ge- 
rade so  wie  ehemals  die  Priestley'sche  Materie,  ohne  Kenntniss  der  Substanz,  vielfach  analysirt  worden;  man  hat  sie  auch  Zoogene 
und  Glairine  genannt.  (Vergl.  Daubeny,  Linn.  Transact.  XVI.  p.  587.  1834.  Longchamp,  Annal.  d.  C/iim.  1836.)  Chemische 
Analysen  existiren  schon  von  Fontana  und  Scherer  1786,  und  über  die  rothe  Oscillatorie  des  Murten-Sees  von  Colladon  und  Macaire- 
Prinsep,  über  die  violette  Farbe  des  Sees  von  Lubotin  von  Klaproth,  welcher  einen  dem  Indigo  ähnlichen  Stoff  darin  fand.  Reine 
Infusorien-Färbungen  sind  noch  nicht  sorgfältig  analysirt  worden.   Mit  Infusorienbildung  sind  jene  nur  irrig  in  Verbindung  gebracht  worden. 

Folgende  grüne  Infusorien  sind  von  mir,  als  intensive  grüne  Färbungen  grösserer  Wassermassen  bedingend,  wirklich  beobach- 
tet worden:  1)  Monas  bicolor  ;  2)  Uvella  Bodo;  3)  Glenomorum  tingens;  4)  Phacelomonas  Pulvisculus;  5)  Cryptomonas 
glaaca;  6)  Cryptoglena  conica\  7)  Pandorina  Morum;  8)  Gonium  Pectorale\  9)  Chlamidomonas  Pulvisculus;  10)  Kol- 
vosc  Globator  ;  11)  Astasia  sanguinea  jung;  12)  Euglena  sanguinea  jung;  13)  Euglena  viridis;  14)  C/dorogonium  euchlo- 
rum;  15)  Ophrydium  versatile.  Durch  alle  diese  einzelnen  Formen,  nur  7),  8),  10)  und  15)  ausgenommen,  habe  ich  das  Was- 
ser einer  dicken  grünen  Oelfarbe  gleich  verdichtet  gesehen.  Ophrydium  bildet  Faust-  und  Kopf- grosse  schöngrüne  Gallertkugeln, 
welche  zuweilen,  der  Tetraspora  lubrica  gleich,  dicht  gedrängt  das  Wasser  färben.  Pandorina,  Gonium  und  Volvoa  geben  eine 
blassgrüne  Färbung,  die  nur  am  Rande  von  Gefässen  dicht  und  dunkel  wird. 

Als  dicker  grüner  Ueberzug  aller  unter  Wasser  befindlichen  Gegenstände  haben  sich  folgende  Infusorien  zuweilen  beobachten 
lassen:  1)  Arthrodesmus  quadricaudatus  und  pectinatus;  2)  Euastra  verschiedener  Art ;  3)  Closteria  verschiedener  Art;  4)  Sten- 
tor polymorphus\  5)  Vorticella  chlorostigma.  Als  blauer  Ueberzug  ist  Stentor  caeruleus ,  als  schön  orangefarbener  ist  Stentor 
aureus ,  als  rostfarbener  sind  Gallionella  ferruginea,  Naviculae  und  Gomp/ionemata  beobachtet.  Als  tief  schwarzer  erscheint  zu- 
weilen Stentor  niger,  wenn  er  sich  festsetzt;  als  weisser,  schimmelartiger  Ueberzug  erscheinen  Vorticellen. 

Rücksichtlich  der  bisher  wirklich  beobachteten  Meteororganismen  und  meteorischen  Infusorien,  welche  sich  auf  Kolpoda  Py- 
rum  nach  Gleichen,  auf  unbestimmte  Infusorien  nach  Bory  und  auf  Furcidaria  rediviva,  Monas  Termo  und  M.  Lens  nach 
Schültze  beschränken  und  sämmtlich  unsicher  sind,  vergleiche  man  die  Abhandl.  d.  Berlin.  Akad.  d.  Wissensch.  1829.  p.  13.  und 
Poggendorff's  Annalen  1830.  p.  512.  Ueber  ein  Tausend  rein  und  einzeln  beobachteter  Schneeflocken,  Regentropfen  und  anch  in 
Afrika  untersuchter  Thautropfen  gaben  mir  selbst  noch  keine  Anschauung  von  Infusorien  der  Atmosphäre. 


SIEBENTE    FAMILIE:     WIRBEL -MOOSTHIERCHEN. 

6HiioI>r.viii;i.    IMiiol>i\yine*. 

CIIARACTER:  Animalia  aperte  aut  verisimiliter  polygastrica,  anentera  (tubo  intestinali  destituta,  corpo- 
ris unica  apertura  instructa),  gymnica  (non  appendiculata),  formaiu  sponte  mutantia  et  lori- 
cata  (=  Astasiaea  loricata). 

CARACTERE:  Awimaux  distinctement  ou  vraisemblablement  polygastriques,  sans  canal  intesti- 
nal {ayant  une  seule  Ouvertüre  du  corps),  sans  appendices  (sans  ramifications)  du 
corps  et  changeant  ä  leur  gre  la  forme,  mais  ayant  une  carapace  (==  Astasiees  a 
carapace). 

Die  Familie  der  Wirbelmoosthierchen  wird  aus  allen  solchen,  deutlich  oder  wahrscheinlich  po- 
lygastrischen, Thierchen  gebildet,  welche  eine  einzige  Körperöffnung  und  einen  deutlichen  Darmkanal  be- 
sitzen, keine  besondern  Körperanhange  führen,  willkührlich  ihre  Gestalt  verändern  können  und  gepanzert 
sind  (gepanzerte  Astasiaeen). 


_ ±2S    — — 

Diese  kleine  Familie,  welche  physiologisch  und  systematisch  sehr  ausgezeichnet  ist,  enthält  nur  2 
Gattungen  mit  3  Arten.  Eine  ihrer  Formen  wurde  1831  als  Vaginicola%  socialis  in  den  Abhandl.  d.  Ber- 
lin. Akademie  zuerst  beschrieben,  aber  schon  als  eigene  Gattung  bezeichnet,  eine  andere  wurde  ebenda  als 
Cocconema?  Utriculus  beschrieben.  Im  Jahre  1833  wurde  an  gleichem  Orte  p.  279.  die  neue  Familie 
zuerst  mit  Einer  Gattung,  Dinohryon^  characterisirt  und  dieser  eine  2te  Art  hinzugefügt.  Jetzt  folgt  eine 
zweite  Gattung. 

Der  Organisationsgehalt  der  Familie  ist  nicht  hinreichend  ermittelt,  doch  fehlt  es  nicht  an  einzelnen 
Details.  —  Als  Bewegungsorgan  ist  bei  einer  Form  der  Gattung  Dinohryon  ein  einfacher  fadenartiger  Rüs- 
sel erkannt. —  Der  Panzer  ist  bei  allen  ein  Büchschen  {Urceolus\  in  welchem  das  kleine,  sehr  contractile, 
einer  Euglena  ähnliche,  Thierchen  wie  das  der  Vaginicola  oder  des  Tintinnus  mit  dem  Rücken  angehef- 
tet ist.  —  Ernährungsorgane  sind  nur  unsicher,  als  wenig  scharf  umschriebene  helle  Bläschen,   erkannt.  

Grünliche  oder  gelbliche  feine  Kornchen  scheinen  in  allen  Individuen  den  Eierstock  zu  bilden.  Drüsen  sind 
nicht  erkannt,  aber  eine  helle  Blase  im  Körper  der  Epipyxis  könnte  die  contractile  Samenblase  seyn.  Sehr 
einflussreich  für  die  Form  ist  die  Knospenbildung  des  Panzers  oder  des  Mantels  bei  Dinohryon ,  welche 
der  der  Halcyonellen  oder  Bryozoen  (Moosthiere)  analog  ist.  Es  entstehen  dadurch  frei  schwim- 
mende Bäumchen.  —  Als  Empfindungsorgan  ist  bei  Dinohryon  ein  rother  feiner  Augenpunkt  am  vordem 
Körper  anschaulich  geworden,  welcher  der  andern  Gattung  fehlt. 

Sämmtliche  Formen  sind  nur  bei  Berlin  sicher  beobachtet  worden,  Epipyxis  vielleicht  auch  in 
Stuttgart. 


ACHTUNDDREISSIGSTE     GATTUNG:     HERMENTHIERCHEN. 

Epipyxis.    Epipyxide. 

CIIARACTER:    Animal  e  familia  Dinobryinorum,  ocello  destitutum  (sessile). 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Dinobryines,  depourvu  dun  oeil  {et  sessile). 

Die  Gattung  Epipyxis  enthält  solche  Formen  der  Familie  der  Wirbelmoosthierchen,  welche  kein 
Auge  besitzen  (und  angeheftet  sind). 

Die  einzige  Art  dieser  Gattung  wurde  im  Jahre  1831  als  Cocconema?  Utriculus  verzeichnet.  An 
Organisation  hat  sich  kein  Bewegungsorgan,  nur  ein  feinkörniger  Eierstock  von  gelblicher  oder  bräunlicher 
Farbe  erkennen  lassen.  Ein  trichterförmiges  Erweitern  und  Oeffnen  des  vordem  Korperendes  und  ein  Con- 
trahiren  desselben  sind  die  deutlichsten  thierischen  Charactere  geblieben,  doch  findet  sich  im  hintern  Leibe 
jedes  Thieres  zuweilen  ein  helles  Bläschen,  welches  ich  für  eine  Samenblase  halten  möchte.  Selbsttheilung 
ist  nicht  beobachtet.  Der  weiche  Körper  sitzt  in  einem  nicht  viel  härteren,  häutigen,  nicht  kieselhaltigen 
Büchschen,  und  letztere  ist  fuss-  oder  stielartig  festgeheftet  auf  Conferven.  Form  einer  Herme  oder  Stand- 
säule.    {Epipyxis  =  Pyxidis  incola.) 

Ob  die  von  v.  Martens  entdeckte  Frustulia  crinita^  welche  Kützing  1833  Arislella  minuta 
nannte,  hierher  gehört,  bleibt  zu  untersuchen.  Man  durfte  ihr  die  fehlenden  Charactere  nicht  beilegen  und 
die  überflüssigen,  welche  von  einer  Hygrocrocis  kommen  konnten,  nicht  entziehen. 

Verbreitung  ausser  Berlin  nicht  sicher,  vielleicht  in  Stuttgart  beobachtet. 

139.     JEpipyocis  Utriculus,  schlauchartig'es  Hermenthierclieii.     Tafel  VIIL  Fig.  VIL 

E.  parva,  54tam  lineae  partem  alta,  urceolo  conico,  pedicellato,   gramilis  flavicantibus  foeta. 

Epipyxide  Ontre^  petite,   egalant  V27  mittimetre  en  hauteur,   a  carapace  conif/ue,   urceolce,  pedicel- 
lee^  remplie  de  granules  jannätres. 

Frustulia  crinita?  v.  Martens  in  Steudel  et  Hochstetter,  Enum.  plant,  germ.  p.  178.  1855.  ° 
Cocconema?  Utriculus,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  89. 
Aristella  minuta?  Kützing,  Linnea,  1833.  p.  563.  Tab.  XV.  Fig.  42. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  vielleicht  in  Stuttgart 

Die  sichere  Form  wurde  1831  zuerst  in  Berlin  beobachtet.  Sie  war  gleichzeitig  mit  Synedra  U/na  auf  Conferva  rivu- 
laris.  Am  6.  Febr.  1835  fand  sie  sich  sehr  häufig  wieder  auf  alter  Conjugata  quinina.  Wirbel  und  Rüssel  wurden  nicht  beobach- 
tet, aber  ein  deutliches  Erweitern  und  Verkürzen  des  Vorderendes  gesehen.  Magenzellen  waren  nicht  deutlich.  Farbige  Nahrung  wurde 
nicht  aufgenommen.  Eine  helle  Blase  im  Körpergrunde  fand  sich  bei  fast  allen  Individuen.  Die  in  der  Expansion  conische  Gestalt 
wird  in  der  Contraction  keulen-  oder  birnförmig  (vergl.  Dinohryon  sociale). 

Zufolge  der  Zeichnung  bei  Kützing  beobachtete  v.  Martens  1825  am  5.  April  ein  sehr  ähnliches  Thierchen  auf  Con- 
ferva glomerata  in  Stuttgart  in  einem  Stadtbrunnen,  und  wieder  am  24.  Juni  1827,  sah  aber  oft  an  jedem  Körperchcn  einen  Faden, 


- — 134 

der  auch  oft  ganz  fehlte.  Beim  Trocknen  wurden  sie  unsichtbar,  was  gegen  die  Natur  der  Diatomeen  sey.  Wäre  der  unsichere 
Faden  etwas  Zufälliges,  so  passte  das  Uebrige  ganz,  aber  der  Name  Aristella  könnte  docli  nicht  bleiben,  da  er  auf  einem  Irrthum 
beruht,  was  auch  mit  dem  Specialnamen  crinita  der  Fall  wäre;    der  andere  ist  später  als  Utricidus. 

Erklärung   der   Abbildungen   Taf.  VIIL   Fig.  VII. 

Es  sind  28  Thierchen  auf  einem  Stück  der  alten  Conjugata  quinina  abgebildet,   das  Ganze  300mal  vergrössert. 
Bei  a  ist  ein  Thierchen  mit  fast  ganz  offenem  Büchsenrande,  bei  ß  mit  ganz  offenem.     Bei  y  sitzt  ein  Thierchen,  wohl  nur  zufällig,  auf  einem  andern. 
Bei  d  ist  ein  contrahirtes  Thierchen. 


NEUNUNDDREISSIGSTE     GATTUNG:      WIRBEL-MOOSTHIERCHEN. 

Dinobryon.     Dinobrye. 

CHARACTER:    Animal  e  familia  Dinobryinonmi,    ocello  instructimi  (libere  vag  ans  3    gemmificatione  frati- 
eulosum). 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Dinobryines^  ayanl  un  oeil  {nageant  librement  et  paus- 
sant  par  la  gemmification  en  forme  d9  un  arbrisseau). 

Die  Gattung  Dinobryon  umfasst  alle  Formen  der  Familie  der  Wirbelmoosthierchen,  welche  ein  Auge 
besitzen  (freie  Ortsbewegung  behalten  und  durch  Knospenbildung  zu  bäumchenartigen  Monadenstöcken  werden). 

Es  sind  2  Arten  der  Gattung  bekannt,  deren  eine  1830,  die  andere  1833  beschrieben  wurde,  Ueber 
den  Organisationsgehalt  vergleiche  die  Familiencharacteristik  und  die  Arten.  Das  Büchschen  ist  deutlicher 
gesondert  vom  Thiere,  als  bei  Epipyxis^  und  einfache  Knospenbildung  am  obern  Rande  ohne  Ablösung  giebt 
dichotoinische,  verästelte ,  frei  schwimmende  Monadenstöcke,  welche  Bäumchen  gleichen.  Die  kleinste  Co- 
rallenstockbildung  durch  unvollkommene  Selbsttheilung  ist  bei  Vibrionien,  Polytoma  der  Monadinen  und 
den  Kugelt  liieren;  Dinobryon  bildet  den  kleinsten  Corallenstock  durch  unfreie  Knospen.  Volvox  = 
Astraea;  Dinobryon  =  Oculina. 

Die  Verbreitung  ist  ausser  Berlin  nicht  beobachtet.  Es  wäre  möglich,  dass  D.  Sertularia  als  Haupt- 
form  dieser  Gattung  bliebe  und  D.  sociale ,  wegen  Mangels  des  Auges,  getrennt  werden  müsste.  Die  Be- 
stätigung wird  man  aus  der  verhältnissmässigen  Entwdckelung  der  übrigen  Organisation  mit  Sicherheit  beur- 
theilen  können. 

140.  Dinobryon  Sertularia,  wedelformiges'WirTbeliiioosthiercIien*  Tafel  VIIL  Fig.  VIIL 

D.  fruticulosuin,  majus,  loricae  singulae  prope  finem  constrietae  ostio  dilatato,  leviter  exciso. 

Dinobrye  Sertulaire,  plus  gründe,   se  developpant  en  forme  d'un  arbrisseau,    a/ya?it  les  carapaces 
etranglees  vers  V  e&tremite ,  dilatees  ä  la  bouche  et  leger ement  ec/iancrees. 

Dinobryon  Sertularia,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  280. 

Aufenthalt:     Bei  Berlin. 

Diese  Art  wurde  1832  am  2.  und  3.  März  und  5.  April  zuerst,  dann  sehr  oft  wieder,  so  im  Febr.  1835,  am  2.  und  13. 
März  1837,  beobachtet.  Sehr  zahlreich  fand  ich  es  an  der  staubigen  Oberfläche  sumpfiger  Gewässer  mit  Naviculis,  auch  zwischen 
Conferven.  Das  ganze  Bäumchen,  so  auffallend  seine  Gestalt  und  Grösse  erscheint,  ist  sehr  schwer  zu  sehen,  weil  alle  Panzer  cry- 
stallhell  sind  und  die  Thierchen  eine  sehr  zarte  Farbe  haben.  Die  wälzende  und  fortrückende  Bewegung  der  Bäumchen  bringt  sie  erst 
zur  leichteren  Anschauung.  Im  Innern  jedes  crystallhellen  Panzers  ist  ein  blassgelbes  Thierchen  von  der  Gestalt  einer  sehr  jungen 
Euglena  viridis  oder  vielmehr  eines  Chlorogonium,  welches  sich  spindelförmig  ausstrecken  und  fast  kugelartig  zusammenziehen  kann, 
aber  nicht  aus  dem  Panzer  ragt.  Am  vorderen  Körperende  ist  ein  deutlicher  rother  Punkt  als  Auge.  An  der  erweiterten  Mündung 
des  hinter  derselben  zusammengezogenen  Panzers  bemerkt  man  im  farbigen  Wasser  einen  Wirbel.  Das  Wirbelorgan  ist  ein  einfacher, 
langer,  aus  dem  Panzer  hervorragender,  Fadenrüssel  von  mehr  als  Körperlänge.  Im  innern  Körper  sieht  man  undeutliche  helle  Stel- 
len (Magenblasen),  umhüllt  von  sehr  feinen  gelblichen  Körnchen,  welche  zuweilen  2  Längsbinden  zu  bilden  scheinen.  Die  Baumform 
entsteht  durch  Knospenbildung  der  letzten,  jüngsten  Thiere.  Aus  dem  obern  Rande  jedes  Panzers  (Mantels)  pflegt  nur  ein  junoes 
Thier  als  Knospe  hervorzutreten,  zuweilen  sieht  man  aber  auch  2.  Oft  sind  die  untern  Mutterthiere  der  kleinen  Corallenstöcke  ge- 
storben und  die  übrigen  schleppen  die  Schaalen  derselben  lebenslang  mit  sich  herum,  wie  junge  Corallenthiere  die  Knochen  der  alten 
als  Stiel  oder  Fuss  benutzen.  Die  Bewegung  ist  wie  bei  Volvoa  durch  gemeinsame  Anstrengung  und  zufällige  oder  willkührliche 
Uebereinstimmung  aller  Einzelthiere.  —  Grösse  der  Bäumchen  V12  bis  V10  Linie,  der  Einzelthierchen  V48  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  VIIL    Fig.  YIII. 

Fig.  i.    ist  ein  vielfach  verästetes,  durch  Knospenbildung  entstandenes,  durch  Wirbeln  der  Einzelthiere  schwimmendes  Bäumchen.,  oder  ein  Monadenstock 

aus  19  Thieren,  300mal  vergrössert.     Die  untern  Mutterthiere  sind  gestorben. 
Fig.  2.     ist  ein  freies  Einzelthierchen,  500mal  vergrössert. 


135    

141  •    JDinobryonf  sociale 9  geselliges  Wirbelmoosttoierclieii,    Tafel  VXIL  Fig.  IX. 

D.  fruticulosum,  minus,  loricae  singulae  simpliciter  conicae  ostio  truncato. 

Dinoörye?  sociale,  plus  petite,   se  developpant  en  forme  ctun  arbrisseau,   ayant  les  carapaces  sim- 
plement  coniques  et  tronquees  au  bout. 

Vaginicola?  socialis,  Abliandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.  (1831.)  p.  72.  1831.  p.  93. 
Dinobryon?  sociale,  Abliandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  94.   1833.  p.  279. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  zweite  Art  unterscheidet  sich  von  der  vorigen  durch  eine  einfacher  conische  Panzerform  und  durch  Mangel  des  Auges. 
Letzteren  Character  halte  ich  aber  für  unsicher,  bis  erst  das  Wirbelorgan  ebenfalls  beobachtet  seyn  wird.  Es  scheint  die  Differenz 
mehr  subjectiv  als  objectiv  zu  seyn.  Schon  im  Jahre  1831  erwähnte  ich  dieses  sonderbaren  Thierchens  im  Anhange  zur  Abhandlung 
von  1830.  Ich  habe  es  1831  und  am  10.  Juli  1834  noch  öfter  beobachtet,  aber  nie  so  häufig  gesehen,  als  die  später  entdeckte  grös- 
sere Art.  Ich  fand  es  ebenfalls  an  der  staubigen  Oberfläche  des  Bassins  im  Thiergarten.  Den  Wirbel  sah  ich  im  farbigen  Wasser 
deutlich,  aber  weder  den  Rüssel,  noch  das  Auge.  Im  Jahre  1831  war  diess  Thierchen  wegen  seiner  Ergänzung  des  Parallelismus  der 
gepanzerten  und  panzerlosen  Gruppen  der  Infusorien  interessant  und  ist  es  noch.  Ich  sah  nie  so  grosse  Bäumchen,  wie  bei  voriger, 
deren  freie  Bewegung  und  Natur  sonst  gleichartig  ist.  —  Grösse  der  Bäumchen  V24  Linie,  des  Thierchens  lj12  Linie. 

Erklärung   der  Abbildung    Taf.  VIII.   Fig.  IX. 

Es  ist  ein  Bäumchen  oder  Monadenstock  aus  7  Thieren  abgebildet,  welcher  sein  erstes  Mutterthier  verloren  hat  und  wirbelt.  Vergrößerung 
300mal. 


ACHTE    FAMILIE:    WECHSELTHIERCHEN, 

imoebaea.    imoebees. 

CHARACTER:  Aniraalia  polygastrica,  anentera  (tubo  intestinali  destituta,  apertura  corporis  unica),  pro- 
cessibus  variabilibus  appendiculata  et  ramosa  (proteiforinia),  nee  loricata. 

CARACTERE:  Animaux  polygastriques,  sans  canal  alimentaire  (ä  une  seule  Ouvertüre  du  corps), 
ayant  des  appendices  du  corps  variables  en  forme  de  ramifications  ou  de  pieds,  (ä 
corps  proteiforme),  depourvus  dune  carapace. 

Die  Familie  der  Weehselthierchen  zeichnet  sieb  unter  den  polygastrischen,  darmlosen,  mit  ein- 
facher Körperöffnung  versehenen,  Thieren  durch  veränderliche  Fortsätze,  welche  eine  ästige,  beständig  wech- 
selnde, Körperform  bedingen,  und  überdiess  durch  Mangel  eines  Panzers  aus. 

Es  giebt  nur  eine  bekannte  Gattung  dieser  Familie,  welche  die  früheren  Beobachter  Proteus  nann- 
ten, die  von  Bory  de  St.  Vincent  Amiba  benannt  worden  ist.  Die  Familie  der  Amoebaeen  wurde  1830 
in  den  Abhandlungen  der  Berl.  Akad.  d.  Wissensch.  gegründet  und  umfasste  damals  nur  2  Arten,  jetzt  sind 
deren  4  unterschieden.  Sie  bildete  als  panzerlose  Gruppe  den  Gegensatz  gegen  die  zahlreiche  Gruppe  der 
gepanzerten  Bacillarien.  An  Organisation  ist  bereits  mancherlei  ermittelt.  —  Besondere  Bewegungsorgane 
fehlen.  Die  rundlichen,  gallertigen,  sehr  contractilen  Körper  dieser  Formen  haben  die  Fähigkeit,  an  jeder 
beliebigen  Körperstelle  fussartige  Fortsätze  bervorzuschieben,  mit  denen  sie  ihre  Ortsveränderung  bewirken 
und  deren  Natur  bei  Amoeba  prineeps  genauer  erörtert  wird.  Durch  diese  Eigenthümlichkeit,  welche  von 
der  blossen  Constriction  und  lokalen  Expansion  nur  in  der  Längsaxe  des  Körpers  der  Astasiaeen  u.  s.  w. 
ganz  verschieden  ist,  wird  eine  beständige  höchst  auffallende  Formänderung  bedingt,  welche  viel  Bewunde- 
rer gefunden,  und  die  man  mit  dem  Formenwechsel  des  griechischen  Proteus  verglichen  hat.  —  Ernährungsorgane 
sind  als  viele  Magenzellen  theils  durch  natürliche,  theils  durcli  künstliche  Füllung  bei  allen  Arten  anschaulich 
geworden.  —  Als  Fortpflanzungsorgane  sind  bei  A.  prineeps  allein  eiartige  Körnchen  direct  erkannt.  Bei 
A.  verrucosa  schien  auch  eine  kugelförmige  männliche  Samendrüse  vorhanden  zu  seyn,  und  bei  derselben 
und  A.  diffluens  hat  sich  auch  wohl  eine  contractile  Samenblase  erkennen  lassen.  Bei  A.  diffluens  ist 
Selbsttheilung  beobachtet.  —  Empfindungsorgane  und  Gefässe  sind  noch  nicht  beobachtet. 

Die  Verbreitung  der  Familie  und  einzigen  Gattung  ist  durch  ganz  Europa  von  Italien  bis  in  das  si- 
birische Asien  beobachtet. 


32 


130 


VIERZIGSTE     GATTUNG:     WECHSELTHIERCHEN. 

Amoeba.    Amoebe. 
CHARACTER:    Animal  Amoebaeorum  familiae  eharacteribus  instructum. 
CARACTERE:    Animal \  aycml  les  car  acter  es  de  la  famille  des  Amoebees. 

Die  einzige  Gattung  der  Familie  der  Wechselthierchen  ist  durch  die  Charactere  der  Familie  selbst 
bezeichnet. 

Man  hat  sehr  viele  ganz  heterogene  Thiere,  nicht  weniger  als  89 ,  mit  den  Namen  Proteus  und 
Amiba  belegt,  welche  im  Nachtrage  zur  Gattung  gesichtet  sind.  In  die  gegenwärtige ,  später  physiologisch 
begrenzte,  Gattung  Amoeba  haben  sich  bisher  nur  4  Arten  einreihen  lassen.  A.  diffluens  wurde  1755  von 
Rösel  entdeckt  und  Proteus  genannt,  auch  1778  von  Gleichen  beobachtet.  Erst  1786  nahm  sie  Müller 
als  Proteus  diffluens  in  sein  systematisches  Verzeichniss  auf  und  verband  sie  mit  Distigma  tenax.  Schrank 
vermehrte  1803  die  Gattung  Proteus  um  2  Arten.  Bory  de  St.  Vincent  unterdrückte  1822  den  Namen 
Proteus,  weil  er  schon  für  Amphibien-  und  Pflanzengattungen  verbraucht  sey,  und  wählte  den  Namen  Amiba^ 
unter  welchem  er  aber  sehr  viele  ganz  unvereinbare  Körper  verzeichnete.  Losana  beschrieb  1825  nicht 
weniger  als  69  unhaltbare  Arten  der  Gattung  Proteus.  Die  Gattung  im  gegenwärtigen  Sinne  wurde  1830 
in  den  Abhandl.  d.  Berlin.  Akad.  d.  Wissensch.  mit  der  erstgenannten  Art  und  einer  neuen 5  A.  radiosa^  be- 
gründet. Ebenda  wurde  1831  A.  princeps  zuerst  beschrieben.  Eine  4te  Art,  A.  verrucosa  *>  wird  hier 
hinzugefügt.  Der  Organisationsgehalt  ist  im  Allgemeinen  im  Familiencharacter  schon  angezeigt  und  findet 
sich  im  Einzelnen  bei  den  Arten  angegeben. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  die  der  Familie. 

142.    Amoeba  princeps,  grosses  Weehselthierchen,  ISriareus.     Tafel  VIII.  Fig.  X. 

A.  major,  dilute  flavicans,  sextam  Hneae  partein  replcns,  processibus  variabililus  numcrosis,  cylindricis,  crassis  et  apice 
rotundatis. 

Amoebe  Chef,  grande,  jaunätre,  egalant  lU  millimetre>  pourvu  (F appendices  variables  nombreiitc,  cy- 
lindric/ues ,  epais  et  arrondis  au  bout. 

Amoeba  piinceps,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  28,  79. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Es  ist  zwar  von  Rösel  eine  grössere  Art  von  Proteus  beschrieben  worden,   welcher   der  Dimension  nach  mit  diesem  über- 
einstimmt, allein  die  stumpfen  dicken  Fortsätze  dieser  in  Berlin  vorkommenden  Art  scheinen  mir  nicht  ganz  vereinbar  mit  Rösel's  Ab- 
bildungen,   welche    sich  doch  wohl  nur  auf  grössere  Individuen   der  A.   diffluens  beziehen,  wohin   sie    schon  Müller   zog   und   auch 
Schrank    stellte.      Vielleicht  ist  Rösel's  Thierchen   noch   eine   besondere  Art.     Für   diese    würde   der  Name  A.  Roeselii  vorzuzie- 
hen seyn,  weil  Bory  diesen  als  Amiba  Roeselii ,  freilich  ohne  Begründung  des  Unterschiedes,  gegeben  hatte.     Der  kleine,  mit  blos- 
sem Auge  schon  etwas  sichtbare,   Körper  hat  eigentlich  eine  Kugelform,   kann   aber  jede  beliebige  Körperstelle   erschlaffen  lassen  und 
durch  Contraction  des  übrigen  Körpers   die   innern  Theile   nach   dieser  Stelle   beliebig  bintreiben,   wodurch    eine  Verlängerung   daselbst 
entsteht,  welche  man  sehr  befriedigend   mit   einem  Bruche   vergleichen  kann,   in   den   die  Eingeweide   hineingedrängt  werden.     Solcher 
Fortsätze  kann  das  Thierchen  gleichzeitig  viele,  10  bis  12  bilden,  oft  hat  es  nur  2  bis  3.;      Es   drängt   sichtlich  in  diese  scheinbaren 
Füsse  den  ganzen  Inhalt  des  innern  Körpers,  oft  auch  die  mit  ganz  deutlich  erkennbaren  verzelirten  Stoffen  erfüllten  Magenzellen.    Diess 
ist  offenbar  das  ganze  Geheimniss  des  Formenwechsels  dieser  Thierchen.      Sehr   deutlich  waren  die  Magenzellen  im  innern  Körper  mit 
Doxococcus  ruber  und  Confervenkeimen  und  andern  leicht  erkennbaren  Nahrungsstoffen  erfüllt.     Viele  andere  wasserhelle  Blasen  wa- 
ren mit  blossem  Schleim  erfüllte  gleiche  Zellen.     Nicht  eben  so  bestimmt  Hess  sich  die  Mundstelle   erkennen,   auch  wurden  Samendrü- 
sen und  Samenblasen  nicht  klar  anschaulich.     Dagegen  war  der  ganze  Körper  mit  kleinen,  farblosen,  etwa  Viooo  Linie  grossen,  Körn- 
chen durchwirkt.     Alle  veränderlichen  Fortsätze  waren  am  Ende  heller  und  fast  farblos,    aber  nie  spitz. 

Im  Jahre  1831  entdeckte  ich  diese  Art,  l/6  Linie  gross,  einzeln  im  Thiergarten  bei  Berlin  zwischen  Naviculis  im  Frühling. 
Im  Jahre  1832  fand  ich  sie  am  8.  April  und  1.  Mai  wieder  einzeln,  doch  nur  Vi 2  Linie  gross.  Ich  habe  sie  dann  wieder  am  19.  März 
1835  beobachtet.  —  Grösse  von  V12  bis  Ve  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  VIII.  Fig.  X. 

Es  ist  ein  und  dasselbe  Individuum  in  3  Formveränderungen  abgebildet,  300mal  vergrössert.  Fig.  1.  fast  ganz  zusammengezogen;  Fig.  2. 
sich  in  3  veränderliche  Fortsätze  ausdehnend;  Fig.  3.  in  10  bis  12  Fortsätze  zackig  ausgedehnt 

143,    Amoeba  verrucosa,  kurzfüssiges  Wechselthierchen.    Tafel  VIH.  Fig.  XI. 

A.  expansa  minor,   20mam  lineae   partem  non  superans,   hyalina,   pigra,   processibus  variabilibus  brevissimis,  obtusis, 
verrucosa. 

Amoebe  verru(jUeuse,  {etendue)^  petite,  ne  surpassant  pas  V10  millimetre,  hyaline,  paresseuse,  ayant 
des  appendices  variables  obtus  et  tres-petits  en  fo7*me  de  verrues. 
Aufenthalt:    Bei  Berlin. 


12?    

Das  hier  zuerst  beschriebene  kurzfüssige  Wechselthierchen  hat  so  wenig  Füsse  als  die  andern  Arten ,  aber  die  veränderlichen 
Fortsätze  dienen  als  Füsse.  Ich  habe  es  im  Januar  1835  in  einem  überwinterten  Gefässe  mit  Micrasterien  in  grosser  Menge  beob- 
achtet und  1836  in  demselben  Gefässe  den  ganzen  Sommer  hindurch  erhalten.  Nie  sah  ich  Fortsätze,  welche  nur  die  Hälfte  der  Kör- 
perdicke erreicht  hätten.  Oft  lag  es  lange  regungslos.  Dabei  war  es  sehr  gefrässig,  indem  in  allen  Thierchen  Oscillatorien  oder  Na- 
viculae,  meist  halb  verdaut,  zu  erkennen  waren.  Erst  sah  ich  in  einigen,  später  in  allen  Individuen  einen  runden,  drüsigen,,  ansehn- 
lich grossen  Körper,  und  bei  vielen  auch  eine  contractile  sich  auszeichnende  Blase,  welche  ich  für  männliche  Samendrüsen  und  Samen- 
blasen halte.     Die  kurzen  warzenartigen  Fortsätze  waren  immer  sehr  stumpf.     Viele   zerstreute   leere  Blasen   schienen   Ma^enzellen   zu 

seyn.     Bestimmte  Eikörnchen  waren  nicht  deutlich  in  der  sehr  schwachen  Trübung  des    crystallhellen  Körpers  zu  erkennen.   Grösse 

bis  1/20  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen   Taf.  VIII.   Fig.  XL 

Es  sind  4  verschiedene  Exemplare  iu  verschiedenen  Formen  abgebildet,  300mal  vergrössert.  Fig.  1.  hat  einen  Magen  mit  3  Naviculis  und 
einer  zusammengerollten  Oscillatorie  erfüllt.  Fig.  2.  hat  einen  Magen  bei  °  mit  einer  Oscillatorie,  einen  andern  bei  **  mit  einer  einzelnen  Navicula  er- 
füllt. Fig.  3.  hat  nur  eine  grössere,  spiralförmig  zusammengelegte,  Oscillatorie  verschlungen.  Fig.  4.  hat  irgend  ein  anderes  goldgelbes  Opfer  in  einem 
seiner  Magen. 

144.  Amoeba  diffluens,  schmelzendes  Wecliseltliierclieii,  Proteus.  Tafel VIII.  Fig.  XIL 

A.  expansa  24tam  lineae  partem  raro  superans,  kyalina,  processibus  variabilibus  subacutis,  longiusculis ,  validis. 

Arno  ehe  rameuse,    surpassant  (etendue)  rarement  V12  millimetre,    etant  de  couleur  di  eau  et  ayant  les 
appendices  variables  assez  longs,  robustes  et  presque  aigus. 

Der  Meine  Proteus,  Rösel,  Insectenbelust.  III.  p.  621.  T.  101.  A-—W.  1755. 

Volvox  Chaos,  Linn£,  Systema  Nat.   ed.  X.  1758. 

Volvox  Proteus,  Pallas _,  Elenclius  Zoophyt.  p.  417.  1766. 

Chaos  Proteus,  Linise,  Syst.  Nat.  ed.  XII.  1767. 

Volvox  Sphaerula,  Müller,  Hist.  Vermium  p.  31.  1773. 

Kugelthierchen  und  Proteus,  Gleichen,  Infusionstli.  p.  151.  168.  Tab.  28.  Fig.  18.  1778. 

Vibrio  Proteus,  Gmelin,  Linne's  Syst.  Nat.  ed.  XIII.  1788. 

Proteus  diffluens,       1  MÜLLER    Animalc,  infuSe  p,  9,  Tab,  IL   Fig.  ±^±%  1786. 

—  (Gleichenii)? ) 
Proteus  diffluens,       \ 

—  crystalUms,  I   ScHRANK    Fauna  boica  III.  2.  p.  24  —  25.  1803. 

—  Gleichenii ,     / 

—  tenaoc,  ) 
Amiba  Roeselii,       \ 

—  divergens,    (   Bory  de  St.  Vincent,  Diction.  classiq.  d' bist.  nat.   1822. 

—  Gleichenii,    \ 

Amiba  Mülleri,  Bort  de  St.  Vincent,  Encycl.  meth.  1824. 

Proteus  (69?  Arten),  Losana,  Memorie  di  Torino,  XXIX.  1825. 

Proteus  diffluens,  M.  Surirai,  Blainville,  Dict.  des  sc.  naturelles  1826. 

Amoeba  diffluens,  Abbandl.  der  Akademie  d.  Wissenscli.  zu  Berlin,  1830.  p.  39,  61,  68,  75.    Taf.  I.  Fig.  V.    1831.  p.  79. 

Aufenthalt:    Bei  Nürnberg!,  Copenhagen!,  auf  dem  Greifenstein  ob  Bonnland ,  bei  Ingolstadt!,  in  Paris?,  bei  Turin!,    bei  Havre!, 
bei  Berlin!,  bei  Saratof  an  der  Wolga!   und  bei  Catliarinenburg  im  Ural. 

Nachdem  Baker  die  Lacrimatoria  Olor  unter  dem  Namen  Proteus  beschrieben  hatte,  nannte  doch  Rösel  dieses  ganz  an- 
dere Thierchen  aus  der  Gegend  Yon  Nürnberg  auch  den  kleinen  Proteus  im  Gegensatze  des  grossen  der  griechischen  Mythologie, 
und  gab  \iele  Abbildungen  seiner  Verwandlungen.  Linne  nannte  Rösei/s  Thierchen,  das  er  nicht  selbst  gesehen,  Volvotc  Chaos, 
dann  Chaos  Proleus.  Pallas  nahm  Rösel's  früheren  Specialnamen  auf  und  nannte  diess  Thierchen  Volvoa;  Proteus,  den  Baker  - 
sehen  Proteus  als  Brachionus  verzeichnend.  Müller  zweifelte  anfangs,  ob  nicht  sein  Volvozc  Sphaerula  Rösel's  Proteus  sey, 
unterschied  diesen  daher  nicht  als  besondere  Art.  Erst  etwa  1784  fand  er  ihn  selbst  bei  Copenhagen  und  errichtete  (1786)  die  eigene 
Gattung  Proteus,  welchen  Namen  freilich  schon  1768  Laurenti  dem  wunderbaren  unterirdischen  Kiemen- Salamander  gegeben  hatte. 
Müller  glaubte  3  Arten  für  seine  Gattung  zu  haben:  P.  diffluens ,  tenax  und  {Gleichenii?),  eine  von  Gleichen  auf  dem  Grei- 
fenstein beobachtete  und  abgebildete  Art.  Den  ersten  und  letzten  halte  ich  für  ein  und  dasselbe  Thier,  der  mittlere  ist  Distigma? 
tenasc.  Er  gab  neue  Abbildungen  der  von  ihm  beobachteten  Form  des  P.  diffluens.  Schrank,  welcher  den  wahren  P.  tenaco  kaum 
kannte,  scheint  dieselbe  Art  bei  Ingolstadt  gefunden  und  in  4  zerspalten  zu  haben.  Bory  in  Paris  gab  demselben  Thierchen,  das  er 
nur  in  der  verkümmerten  Form  des  P.  Gleichenii  kannte,  noch  unnöthig  3  neue  Namen,  änderte  aber  mit  Recht  den  Gattungsnamen 
in  Amiba,  den  er  jedoch  auf  sehr  heterogene  Thierchen  zu  weit  ausdehnte.  Am  unglücklichsten  für  die  Geschichte  der  Wissenschaft 
ist  Losana's  Bemühung  gewesen,  welcher,  wenn  nicht  69,  doch  wohl  sicher  10  besondere  Namen  für  die  einzige  Art  gegeben,  je 
nachdem  sie  verschiedenfarbige  Nahrung  genossen  und  verschiedene  Formen  angenommen  hatte.  Wegen  sichtlichen  Mangels  einer  phy- 
siologischen Critik  der  Erscheinungen  (vergl.  Volvosc  u.  s.  w.)  lassen  sich  die  von  ihm  bemerkten  oft  scheinbar  wichtigen  Unterschiede 
für  weniger  wichtig  halten,  zumal  da  alle  seine  Abbildungen  sehr  roh  gefertigt  sind.  Der  einzige  wissenschaftliche  sichere  Nutzen  sei- 
ner Mittheilüng,  welcher  statt  haben  kann,  ist,  das  geographische  Vorkommen  der  Gattung  bei  Turin  befestigt  zu  haben.  Er  sah  das 
Thierchen  zu  allen  Monaten  des  Jahres  im  Wasser  des  Po  und  seiner  Seen,  auch  unter  dem  Eise.  Blainville  theilte  dann  aus  den 
Manuscripten  des  sehr  geübten  mikroskopischen  Beobachters  Dr.  Surirai  in  Havre  mit,  dass  dieser  den  P.  diffluens  bei  Havre  beob- 
achtet habe.  Ich  selbst  hatte  1826  schon  öfter  das  Thierchen  bei  Berlin  gesehen  und  fand  es  im  letzteren  Jahre  wieder  auf  der  Reise 
mit  Herrn  von  Humboldt  in  Russland  bei  Catliarinenburg  im  Juli  und  bei  Saratof  im  August,  wovon  ich  damals  Zeichnungen  entwarf 
und  genaue  Messungen  machte.  Im  Jahre  1830  gab  ich  die  ersten  Darstellungen  des  Ernährungsorgans  dieser  Art,  und  habe  sie  seit- 
dem noch  sehr  häufig  in  allen  Monaten,  ausser  im  Winter,  beobachtet.  Nicht  selten  fand  ich  sie  mit  Chlamidomonas  Pulvisculus, 
und  von  deren  sichtlichem  Genuss  ganz  grün  gefärbt.     Künstlich  habe  ich  sie  oft  blau  und  roth  gefärbt. 

Die  Erscheinung  dieser  Art  ist  am  meisten  und  immer  sehr  abentheuerlich  beschrieben  worden,  und  ist  allerdings  sehr 
unterhaltend  für  den  Beobachter.  Ein  oft  sehr  durchsichtiges,  zuweilen  trübes,  Klümpchen  Schleim  bildet  den  Körper,  und  diess  reckt 
sich  und  dehnt  sich  etwa  wie  ein  in  einen  Sack  eingesperrtes  vielfüssiges  träges  Thier,  so  dass  bald  hier,  bald  da  sich  langsam  Zacken 
bilden,  die  abwechselnd  wieder  eingezogen  werden,   und  wovon  bereits   gemeldet  wurde.      Besonders  merkwürdig  ist  Rösel's  Beobach- 


tag 

tung  seiner  Selbstth  eilung,  die  ich  nie  sah.  Surirai  sah  nach  Blainville  bei  der  Formverwandlung  keine  Ortsveränderung ,  was 
wohl  zufällig  war,  da  ich  sie  häufig  sali.  Rösel  fand  sein  Thierchen  mit  Volvocc  Globator  in  ziemlicher  Menge,  und  er  beobach- 
tete Exemplare  von  etwa  lj2  Linie  Grösse,  wie  er  sagt  und  abbildet.  Verletzt  zerfloss  es  in  Körnchen,  wie  viele  andere  Infusorien 
es  aucli  thun.  Ich  selbst  habe  Exemplare  beobachtet  und  schon  1830  abgebildet,  die  Stäbchen  der  Synedra  Ulna  verschlungen  hat- 
ten, welche  4-  bis  6mal  so  lang  waren,  als  ihr  ganzer  Körper  und  sich  daher  in  einen  Ueberzug  dieser  Stäbchen  verwandelt  hatten, 
dabei  aber  auch  noch  Zacken  bildeten.  Die  contractile  helle  Stelle,  welche  ich  damals  für  den  Mund  hielt,  halte  ich  jetzt  für  verschie- 
den von  diesem,  obschon  der  Mund,  wenn  er  sich  öifnet,  ihr  ganz  ähnlich  ist.  Der  wahre  Mund  öffnet  sich  aber  nur  im  Acte  des 
Verschlingens  oder  Auswerfens  und  bleibt  nicht  so  lange  offen,  als  diese  helle  Stelle  ausdauert.  Schrank  fand  seine  Thierchen  im 
Mai,  Juni  und  August  1794  und  1795  im  Donauwasser  mit  Ceratophyllum ;  die  GleichenscIic  Form,  welche  dieser  in  Gerstenaufguss 
gefunden,  sah  Schrank  im  Aufguss  des  Eisenhütchens  (Aconitum)  nicht  selten  im  Juni.  —  Grösse  von  V2  Linie  (?)  selten,  häufig 
V24  bis  V48  Linie  gross. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  VIIL    Fig.  XII. 

Es  sind  7  Formen  dargestellt,  welche  zwar  von  mehreren  Thieren  entlehnt  sind,  aber  ebensowohl  als  blosse  Veränderungen  eines  und  des- 
selben Individuums  gelten  können.  Alle  sind  380mal  vergrössert.  Fig.  1.  ist  der  ganz  contrahirte  Zustand.  Fig.  2.  ist  dasselbe  Thierchen,  nachdem 
es  3  Hörnchen  hervorgeschoben;  beide  mit  Indigo  gefüttert.  Fig.  3.  ist  ein  anderes  Thierchen,  welches  eine  Synedra  Ulna  und  eine  Navicula  gra- 
cilis  verschlungen  hat  und  welches  ich  vielfach  abbildete.  Fig.  4.  ist  dasselbe  zackentreibend;  beide  würden  contrahirt  der  Fig.  1.  gleichen.  Fig.  5.  ist 
ein  4zackiges  Thierchen  ohne  farbige  Nahrung.  Fig.  6.  und  7.  sind  andere  Formen  mit  Farbe  genährter  Individuen,  welche  wieder  an  Fig.  1  sich 
anreihen. 

145.    Amoeba  radiosa,  strahliges  Wechselfthierclieii.    Tafel  Vin.  Fig.  XIII. 

A.  minor,  20mam  lineae  partcm  fere  aequans,  processibus  tenuibus,  longis,  crebris,  acutis,   radiatis  varians,    hyalina, 

Arno  ehe  rayonnante,  petite,  egalant  a  peu  pres  */io  millimetre,  ayant  des  appendices  variables  nom- 
breuasy  longs,  greles,  en  forme  de  rayons  et  aigus,  a  couleur  hyaline. 

Amoela  radiosa,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  39.  1831. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin,  vielleicht  auch  bei  Turin  beobachtet. 

Ich  entdeckte  diese  sehr  ausgezeichnete  Form  vor  dem  Jahre  1830  bei  Berlin  im  Sommer  zwischen  Meerlinsen,  jedoch  nur 
einzeln.  Ich  habe  sie  seitdem  einzeln  öfter  im  Sumpfwasser  beobachtet.  Das  Besondere  der  Art  besteht  in  dem  spitzen  Auslaufen  der 
Fortsätze,  welches  auch  im  conträhirteren  Zustande  deutlich  bleibt.  Bei  grosser  Expansion  könnte  man  das  Thierchen  einem  Stachel- 
schweine vergleichen,  zusammengezogen  ist  es  von  der  gemeineren  A.  diffluens  nicht  zu  unterscheiden,  bildet  aber  sehr  bald  und  im- 
mer wieder  seine  dünnen,  langen,  stachelartigen  Strahlen  und  schreitet  dabei  gar  nicht  langsam  vorwärts.  Es  gehört  zu  den  leicht  mit 
farbiger  Nahrung  zu  füllenden  Infusorienformen.     Eier,  Samenblasen  u.  s.  w.  waren  nicht  deutlich.      Grösse  V20  Linie. 

Lqsana's  ähnliche  Formen  sind  unsicher  in  der  Auffassung,  und  die  so  wenig  sorgfältig  gezeichneten  Abbildungen  könnten 
auch  nur  zufällig  spitzer  gerathen  seyn,  als  sie  in  der  Natur  waren.  Ich  wage  nicht,  das  Vorkommen  dieser  Art  bei  Turin  durch  jene 
Abbildungen  für  sicher  gestellt  zu  halten.  Es  mag  desshalb  die  flüchtig  beobachtete  und  gezeichnete  A.  diffluens  gewesen  seyn,  weil 
diese  überhaupt  am  meisten  verbreitet  ist. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  VIIL  Fig.  XIII. 

Es  sind  4  Zustände  eines  und  desselben  Thierchens  dargestellt,  alle  380mal  vergrössert 
Fig.  1.  und  2.    sind  in  der  stärksten  Ausdehnung; 
Fig.  3.  und  4.    contrahirt. 


Nachtrag   zur   Gattung  und   Familie   der  Wecliselthierchen   {Amoebaea). 

Die  89  Artnamen  der  Gattungen  Proteus  und  Amiba,  von  denen  nur  4  liier  angewendet  werden  konnten,  sind  in  der  übri- 
gen grossen  Mehrzahl  folgendermassen  zu  verstehen:  1)  Baker's  Proteus  ist  =  Lacrimaria  Olor.  Von  Müller's  3  Arten  ist 
eine  benutzt:  2)  Proteus  diffluens;  sie  ist  die  Stammform  Amoeba  diffluens  ;  3)  P.  tenacc  =  Distigma?  ten.  4)  P.  (Gleiche- 
nii)  =  P.  diffluens  sind  eingezogen.  Scpirank's  neue  Art  5)  P.  crystallinus  ist  wohl  =  Amoeba  diffluens.  Bory's  Gattung 
Amiba  für  Proteus  enthält  nach  ihm  11  Arten  mit  12  Namen,  davon  sind  4:  6)  A.  Roeseliiy  7)  Amiba  diver gens  (1822),  8) 
A.  Mulleri  (1824)  und  9)  A.  Gleichenii  nur  als  Synonyme  Einer  Art,  der  Amoeba  diffluens ,  angesehen,  die  übrigen  gehören 
ganz  andern  Gattungen  an;  10)  A.  oc/irea  ist  =  Trac/ielius?  oder  Amphileptus?  11)  A.  Anser  und  12)  A.  Cygnus  =  Am- 
phileptus  Anser;  13)  A.  Olor  =  Lacrimaria  Olor;  14)  A.  Anas,  15)  A.  Solea  und  16)  A.  Joblotii  sind  =  Trachelius 
Anas;  17)  A.  cydonea  ist  Kolpoda  Cucullus.  Losana's  69  Arten  gehören  wohl  ebenfalls  zum  Theil  ganz  andern  Gattungen  an: 
18)  Proteus  comosus,  19)  flavescens,  20)  humilis,  21)  infundibuliformis,  22)  rostratus  und  23)  sinicus  könnten  Synonyme 
von  Amoeba  princeps  seyn ;  24)  P.  cataphractus,  25)  hirtiis  und  26)  macherophorus,  den  er  selbst  für  P.  diffluens  hält,  könn- 
ten zu  Amoeba  radiosa  gehören;  27)  P.  Cyclidium  könnte  ein  Cyclidium,  28)  P.  praeeeps  eine  Form  der  Stylonychia  seyn; 
alle  übrigen  58,  29)  bis  86),  und  auch  alle  69  zusammen,  könnten  verschiedenartige  Zerrbilder  der  Amoeba  diffluens  seyn.  —  Ich 
habe  seit  1830  den,  vielen  heterogenen  Dingen  gegebenen,  Namen  Amiba  sprachgemässer  in  Amoeba  umgewandelt,  und  die  genannten 
zahlreichen  und  die  zahllosen  ungenannten  Gestalten  auf  die  obigen  3,  physiologisch  zu  characterisirenden,  neuen  Arten  87)  bis  89) 
beschränkt. 

Dujardin's  wunderliche  Behauptung  (Annal.  des  sc.  nat.  IV.  1835.  p.  352.),  den  Proteus  tenaa>l  in  der  Bauchhöhle 
des  Regenwurms  gefunden  zu  haben,  mag  sich,  wie  auch  Wiegmann  (Archiv  1836.  II.  184.)  bemerkt,  auf  ein  Entozoon  beziehen. 


139    — 

üeber   das   künstliche  Wechselthierchen,   den   künstlichen  Proteus. 

Zu  den  merkwürdigen  Sonderbarkeiten  gehört  die  Verwirklichung  der  seit  alter  Zeit  spukenden  Idee,  dass  man  Xnfnsionsthier- 
chen  machen  könnte.  Linne's  und  anderer  Meinung  nach  waren  Oeltröpfchen  im  Wasser  schon  an  sich  gleich  den  Infusorien.  Auch 
neuerlich,  noch  1833,  glaubte  Dütrochet  (E  agent  immediat  du  mouvement  vital) ,  alle  kugelförmigen  oder  elliptischen  Infuso- 
rien wären  den  durch  electrische  Strömung  bewegten  Bläschen  (des  Pflanzensaftes)  gleich,  und  somit  wären  sie  künstlich  zu  machen. 
Cagniard -Latour  glaubte  sie  sogar  noch  1834  aus  ölbildendem  Gas  (Kohlenwasserstoffgas)  bereitet  zu  haben,  aber  die  ihm  unbe- 
kannten, von  ihm  fabricirten,  Thiere  erkannte  Aüdoüin  für  Branchiopoden,  Wasserflöhe5  Krebse,  und  theilte  gewiss  nicht 
jene  Ansicht  der  Bildung  (E  Institut,  lournal,  17.  Mai  1834).  Diese  offenbar  ganz  irrigen  Beobachtungen  und  Ansichten,  welche 
bei  meist  all  den  Schriftstellern  mehr  oder  weniger  schroff  wiederkehren,  welche  die  Generatio  spontanea  und  die  Verwandlungen  ver- 
teidigen, von  denen  im  Nachtrage  zu  den  Astasiaeen  gehandelt  ist,  beruhen  auf  nicht  hinlänglich  scharfer  Bestimmung  und  Kennt- 
niss  der  beobachteten  Gegenstände  und  auf  Mangel  am  Gebrauche  guter  Mikroskope. 

Viel  interessanter,  als  diese  verfehlten  Bemühungen,  und  wirklich  merkwürdig  ist  die  Bildung  des  künstlichen  Proteus,  welche 
Herr  Prof.  v.  Bonsdorff  aus  Helsingfors  in  der  Versammlung  der  deutschen  Naturforscher  in  Stuttgart  1834  mitgctlicilt  hat,  und  die 
ich  bald  darauf  in  Berlin  zu  meiner  grossen  Freude  von  ihm  bereiten  sah.  Tropft  man  nämlich  die  Auflösung  von  salzsaurer  Thonerde 
in  Kali -Auflösung,  so  entstehen  durch  Fällung  und  Wiederauflösung  der  Thonerde  im  Ueberschuss  des  Kali's  chemische  Wirkungen 
und  Reactionen  in  den  Tropfen  der  Thonauflösung,  welche  dieselben  ganz  den  Evolutionen  einer  Amoeba  diffluens gleich  gestalten  und 
völlig  lebendig  aussehen.  Tanzende  Bewegungen,  aber  keine  Evolutionen,  zeigen  Kamphertheilchen  auf  Wasser  und  ein  Kupfervitriol- 
Crystall  auf  Quecksilber  in  etwas  Kochsalzauflösung,  wenn  diese  durch  Eisen  nach  Runge's  Methode  berührt  und  in  chemische  Thä- 
tigkeit  gebracht  wird,  wie  ähnlich  es  Erman  und  Herschel  auf  andere  Weise  früher  auch  beobachteten  (s.  Poggejvdorff's  Anna- 
len  VIII.  1826.  p.  106.).  Dem  scharfsinnigen  Entdecker  dieses  niedlichen  Proteus  ist  es,  wie  es  sich  versteht,  nie  wahrscheinlich 
gewiesen,  dass  der  ähnliche  künstliche  Körper  irgend  eine  andere  als  blosse  Form  Verwandtschaft  mit  dem  thierischen  habe  und  sich  zu 
ihm  anders  als  die  Puppe  oder  das  Uhrwerk  zum  Kinde  verhalte. 


NEUNTE    FAMILIE:     KAPSELTHIERCHEN. 

Arcellina,    Arcellines. 

CHARACTER:  Animalia  polygastrica,  anentera  (tubo  intestinali  destituta,  unica  apertura  instructa),  lo- 
ricata,  corpore  processibus  variabilibus  pediformibus  appendicuiato,  inuitiformi;  loricae  uni- 
valvis,  urceolatae  aut  scutellatae  apertura  unica.  =  Amoeba  lorica  urceolata  inclusa  aut  scu- 
tello  obtecta. 

CARACTERE :  Animaux  polygastriques ,  sans  canal  alimentaire,  ayant  une  seule  Ouvertüre  du 
corps,  pourvus  £  une  carapace  et  changeant  la  forme  du  corps  par  des  appendices 
variables  semblables  aux  pieds;  carapace  univalve  urceolee  ou  scutellee  a  Ouvertüre 
simple.    =  Amebe  en  carapace  urceolee  ou  defendue  par  un  bouclier. 

Zur  Familie  der  Kap  seit  hier  eben  gehören  alle  solche  polygastrische  Thiere,  welche  bei  einfacher 
Körperöffnung  keinen  deutlichen  Darmkanal  erkennen  lassen,  die  gepanzert  und  nur  am  Vordertheile  des 
Körpers  mit  willkührlich  veränderlichen  fussartigen  Fortsätzen  versehen  sind,  und  deren  Panzer  ein  geschlos- 
senes, mit  einer  einzelnen  Oeffnung  versehenes,  Büchschen  oder  Schildchen  bildet.  =  Mit  büchsenartigem 
oder  schildartigem  Panzer  versehene  Wechselthierchen. 

Es  gehören  von  bis  jetzt  bekannten  Thieren  9  bis  10  Arten  zu  dieser  Familie,  welche  in  3  Gat- 
tungen vertheilt  sind:  Difflugia  mit  4  bis  5,  Arcella  mit  4  Arten  und  Cyphidium  mit  einer  Art.  Die 
ersten  Formen  der  Familie  wurden  im  Jahre  1815  von  Leon  Leclerc  in  den  Memoires  du  Museum  cf/iist. 
nat.  Vol.  II  beschrieben.  Er  hatte  in  Laval  2  bis  3  Arten  beobachtet  und  gab  der  Gattung  den  Namen 
Difflugia.  Lamarck  stellte  1815  diese  Formen  als  Difflugia  proteiformis  zu  den  Cristatellen  der 
Moosthiere,  Oken  1817  zu  Melicerta  der  Räderthiere  und  Ach.  Richard  1824  fraglich  zu  den  An- 
nulaten;  Raspail  hielt  sie  1827  für  Halcyonellen-Eier,  Bory  stellte  sie  1828  in  sein  Reich  der  Dop- 
pelseelen. Die  richtigste  Ansicht  hatte  der  Entdecker  selbst,  er  hielt  sie  für  dem  Proteus  verwandte  Infu- 
sorien. Die  besondere  Familie  wurde  im  Jahre  1830  in  den  Abhandl.  der  Berlin.  Akad.  d.  Wissensch.  mit 
2  Generibus,  Arcella  und  Difflugia,  und  5  Arten  im  Gegensatz  der  nackten  Amoebaeen  gegründet.  Ebenda 
wurde  1831  eine  dritte  Art  der  Gattung  Difflugia  zugefügt.  Das  dritte  Genus  wurde  1835  a.  a.  O.  an- 
gezeigt und  wird  hier  zuerst  genauer  beschrieben.  Ueberdiess  ist  hier  jeder  der  beiden  früheren  Gattungen 
noch  eine  neue  Art  zugefügt. 

Als  Organisationsgehalt  der  Familie  ist  ungeachtet  der  Schwierigkeit   des    meist  undurchsichtigen 
Panzers  Folgendes  ermittelt:  —   Der  Panzer  selbst  ist  als  Körperbedeckung  ein  bald  mehr  häutiges,  bald 

33 


130 

mehr  festes,  oft  undurchsichtiges  Büchschen  mit  einer  einzigen  Öeffnung,  oder  ein  Schüsselchen.  Zuweilen 
soll  er  etwas  spiralartig  seyn.  Der  eigentliche  Körper  ist  eine  äusserst  weiche  Gallerte ,  welche  beständig 
nach  verschiedenen  Richtungen  aus  der  Panzeröifnung  hervorzufliessen  scheint.  —  Als  Bewegungsorganismus 
sind  bei  allen  Arten  aller  Gattungen  zarte  wechselnde  Fortsätze  am  vordem  Körper  beobachtet  worden, 
welche  bald  eingezogen,  bald  vorgeschoben,  bald  einfach,  bald  verästet  sind.  Es  sind  weder  Fiisse  noch 
Fühlhörner,  sondern  ein  eigentümlicher  Bewegungs- Apparat.  Oft  erscheint  er  wie  kleine  Ströme  einer 
fliessenden  Gallerte  und  ist  zuweilen  schwer  zu  erkennen.  —  Der  Ernährungsorganismus  ist  als  viele  innere 
Magenblasen  bei  den  4  Arten  der  Gattung  Arcella  und  bei  Difflugia  Enchelys  erkannt,  bei  den  übrigen 
4  Arten  noch  nicht  ermittelt.  Alle  jene  haben  farbige  Nahrungsstoffe  aufgenommen,  einige  haben  grosse  Bacil- 
larien  verschlungen.  —  Vom  Fortpflanzungsorganismiis  ist  keine  deutliche  Anschauung,  selbst  nicht  von 
Eiern,  gewesen.  Nur  Arcella  dentata  und  Oypkidium  aureolum  verdanken  wold  ihre  Farbe  einer  Ei- 
nlasse, bei  den  übrigen  schien  sie  nur  dem  Panzer  anzugehören.  Selbsttheilung  und  Knospenbildung  fehlen, 
doch  könnte  die  erstere,  wie  bei  Vaginicola ,  innerhalb  der  Schaale,  ohne  deren  Theilnahme,  stattfinden. 
Ob,  was  ich  1830  bei  Arcella  vulgaris  für  den  Mund  gehalten,  nicht  vielleicht  abwechselnd  eine  männ- 
liche contractile  Blase  war,  habe  ich  noch  nicht  weiter  entscheiden  können.  Der  wahre  Mund  ist  sehr  ähn- 
lich gestaltet,  aber  bleibt  nie  so  lange  geöffnet.  —  Nerven  und  Gefässe  sind  spurlos  unerkannt. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Familie  ist  in  Frankreich,  Preussen  und  Russland  bis  nach  To- 
bolsk  in  Sibirien  beobachtet. 

Ganz  neuerliche  Untersuchungen  haben  fossile  Verhältnisse  vermuthlich  dieser  Familie  hervortreten  las- 
sen, welche  in  der  Gattung  Arcella  genauer  bezeichnet  werden. 

Uebersicht   der   Gattungen   in   der  Familie   der   Kapselthierchen: 

_.,,„.       I Panzer  ein  kugel-  oder  tonnenartiges  Büchschen  .  .  Difflugia 
Veränderliche  Jbortsatze  straluenartig .  meist  vieistrahlig .  \^>  •     c<  i  ••     i  i  i      c  i  -n  i  *       11 

ö>  ö      (ranzer  ein  JSchussekhen  oder  JSchüdchen Arcella 

Veränderliche  Fortsätze  breit,  ungctheilt,  wie  ein  Schneckenfnss CyphidillUl 


EINUNDVIERZIGSTE     GATTUNG:     SCHMELZTHIERCHEN. 

Difflugia.    »ifflugie. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Arcellinorum  5  proeessibus  variabiiibus  numerosis  aut  multifidis  in  corpo- 
ris antica  parte  sola,  lorica  subglobosa  aut  oblong  a  (subspirali?)  ureeolata. 

CARA4JTERE:  Animal  de  la  famille  des  Arcellines^  ayant  les  appendices  variables  nombreux 
ou  fendus  seulement  au  bout  anterieur  et  la  carapace  spherique  ou  oblongue  (quel- 
t/uefois  spiralet}  tirceolee. 

Die  Gattung  der  Schmelzthierchen  gehört  zur  Familie  der  Kapselthierchen  und  umfasst  diejeni- 
gen Formen  derselben ,  welche  bei  strahligen  veränderlichen  Fortsätzen  ein  kugel-  oder  tonnenartiges,  viel- 
leicht auch  spirales  Büchschen  als  Panzer  haben. 

Die  Gattung  entdeckte  und  gründete  Leon  Leclerc  1815  a.  a.  O.  Er  gab  ihr  den  sprachwidrig  ge- 
bildeten Namen  Difflugia  (a  diffluendö),  welcher  sich  nicht  mehr  verbessern,  aber  doch  aussprechen  lässt 
und  bezeichnend  ist.  Er  erkannte  ganz  richtig  die  Form  für  ein  dem  Proteus  ähnliches  Infusionsthier  mit 
einer  Schneckenschaale,  und  glaubte  2  bis  3  Arten  bei  Laval  unterscheiden  zu  können.  Den  Specialnamen 
nennt  Lamarck  einfach  D.  proteiformis,  doch  vereinigte  er  die  D.  acuminata  und  vielleicht  eine  5te  be- 
sondere Art.  Schweigger  erkannte  die  richtige  Stellung  nach  Leclerc  1820  an;  Bory  de  St.  Vincent 
schloss  aber  die  Gattung  von  den  Infusorien  aus.  In  den  Abhandlungen  der  Berliner  Akademie  von  1830 
wurde  ihre  Stelle  bei  den  polygastrischen  Infusorien  mit  2  Arten  durch  analoge  Formen  physiologisch  be- 
festigt, und  1831  ward  eine  dritte  Art  ebenda  zugefügt.  Eine  vierte  Art  wird  hier  zuerst  verzeichnet  und 
dabei  auf  die  Wahrscheinlichkeit  der  Existenz  einer  schon  von  Leclerc  beobachteten  5ten  Art  aufmerksam 
gemacht. 

An  Organisation  haben  die  bisherigen  Arten  wenig  mehr  als  die  veränderlichen  Bewegungsorgane 
erkennen  lassen.  Der  undurchsichtige  Panzer  hindert  die  Erkenntniss  weiteren  Details.  Doch  hat  neuerlich 
die  wohl  hierher  gehörige  D.  Enchelys,  deren  Panzer  durchsichtiger  ist,  viele  innere  Magenblasen  gezeigt, 
woraus  sich  auf  deren  Anwesenheit  bei  den  übrigen  sehr  leicht  schliessen  lässt     Was  Leclerc   für  Begat- 


— -    131 — 

tung  hielt,  kann  diese  nicht  gewesen  seyn.  Bei  D.  proteiformis  und  acuminala  ist  der  Panzer  äusser- 
licli  mit  Sandkörnchen  dicht  beklebt,  so  dass  er  einer  kleinen  Phryganeen- Hülse  ähnlich  erscheint,  bei  D. 
oblonga  und  Enchelys  ist  er  glatt.  Leclerc  will  unter  dem  üeberzuge  eine  spiralförmige  Kapsel  (Schnek- 
kenh ansehen)  beobachtet  haben,  was  mir  nicht  gelang,  vielleicht  war  es  eine  besondere  Art,  die  auch  wohl 
Joblot  schon  beobachtet  hat. 

Die  Verbreitung  dieser  Gattung  ist  in  Frankreich,   in  Berlin  und  in  Tobolsk  in  Sibirien  beobachtet. 

146.    Difflugia  proteiformis,    veränderliches  Sehmelztliierclieii.    Tafel  ix.  Fig.  I. 

D.  lorica  ovata  et  subglobosa,  lapillis  aspera,  nigricans  aut  virescens,  dorso  rotundata  (nee  spiralis),  20mam  lineae 
partem  attingens,  processibus  hyalinis  singulis  denisque. 

Difflugie  proteiforme^  a  carapace  ovale  et  presque  spherique^  recouverte  de  petits  grains  de  sable, 
noirätre  ou  verdätre  {sans  spirale),  egalant  Vio  millimetre  en  longueur,  appendices  variables 
hyalins  d*un  seul  jusqtt  h  dico. 

Dijflugia,  Leclerc,  Memoires  du  Museum  d'hist.  nat.  II.  p.  478.  PI.  17.  Fig.  2.  und  3.  excl.  reliq.  1815. 

Difflugia  proteiformis  (Limnopolypi) ,  Lamarck,  Systeme  des  anim.  sans  vert.  I.  1815. 

Melicerta  (proteiformis),  Oken,  Isis,  1817.  p.  980. 

Difflugia  proteiformis,  Schweigger  1819.  und  Handb.  d.  Naturgesch.  d.  skeletlosen  Thiere,  p.  404.  1820. 

Difflugia  Annelide?  Ach.  Richard,  Dict.  classique  d'hist.  nat.  1S24. 

Alcyonellae  stagnorum  pullus,  Raspail,  Memoires  de  la  soc.  d'hist.  nat.  de  Paris,  IV.  1827. 

Difflugia  (Psychodiaire) ,  Bory,  Dict.  class.    Art.  Psyckodiaire,  p.  333.  1828. 

Difflugia  proteiformis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  40,  62,  70.     1831.  p.  90. 

Tuhularla  sultana?  Meyen,  Isis  1830.  p.  187. 

Aufenthalt:    Bei  Laval  in  Frankreich,  hei  Berlin  und  hei  Tobolsk  in  Sibirien  beobachtet 

Unter  Leclerc's  Figuren  findet  sich  die  hier  bezeichnete  Art  sehr  deutlich  vor.  Er  beobachtete  sie  bei  Laval  in  klarem 
Wasser  zwischen  Wasserpflanzen.  Ich  fand  sie  bei  Berlin  seit  1826  sehr  häufig  zwischen  Naviculis  im  Bodensatze  klarer  Frühlings- 
gewässer und  zwischen  Oscillatorien.  Im  Juli  1829  fand  ich  sie  in  Tobolsk  in  Sibirien ,  Vso  Linie  gross ,  auf  der  Reise  mit  Herrn 
v.  Humboldt.  Im  Sept.  1831  bei  Berlin  sehr  zahlreich  unten  an  den  Blättern  der  Nymphaea  alba.  Im  April  1832  und  im  April 
1835  fand  ich  sie  zwischen  Oscillatorien  besonders  häufig.  Zuweilen  fanden  sich  in  einem  Uhrglase  voll  verdünnten  Bodensatzes  Hun- 
derte dieser  Thierchen.  Die  verschiedenen  Meinungen  der  Beobachter  rühren  von  Mangel  an  eigener  oder  von  flüchtiger  Beobachtung 
her.  Ich  habe  bei  dieser  Art  nie  die  spirale  Krümmung  des  Büchschens  beobachtet,  welche  Leclerc  angiebt,  und  halte  diess  daher 
für  Character  einer  andern  Art  oder  Gattung.  Ich  zählte  bis  6  veränderliche ,  crystallhelle,  schwer  sichtbare,  aber  dicke  Füsse,  die 
sich  zuweilen  plötzlich  verästeten  oder  auch  sich  auf  mehr  als  die  Panzerlänge  ausdehnten.  Leclerc  giebt  bis  10  an,  hat  aber  bei 
dieser  Form  nur  5  als  Maximum  gezeichnet.  Die  Orts  Veränderung  ist  sehr  langsam.  Sie  erscheinen  unter  dem  Mikroskope  gewöhn- 
lich wie  ein  rauhes  Sandkörnchen,  das  unbeweglich  liegt.  Die  veränderlichen  Fortsätze  kommen  nach  einiger  Ruhe  erst  zum  Vorschein. 
—  Grösse  bis  V20  Linie.     Leclerc  giebt  zwar  */io  Linie  an,  allein  das  bezieht  sich  wohl  auf  D.  acuminata,   die  er  verwechselte. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  IX.  Fig.  I. 

Es  sind  5  Darstellungen  von  4  Individuen  gemacht.    Fig.  #.,  £.,  c.  300mal,  Fig.  «?.,  e.  380mal  vergrössert. 
Fig.  a.  und  b.    ist  ein  und  dasselbe  Thierchen,  a.  von  der  Seite,  b.  von  hinten  gesehen.    Fig.  c.  ist  ein  anderes  von  der  Seite.   Diese  3  sind  in  Ber- 
lin beobachtet. 
Fig.  d.  und  e.    sind  2  Zeichnungen,  welche  ich  in  Tobolsk  gefertigt  habe,  380mal  vergrössert. 

14».    Difflugia  oblonga,  längliches  Sclimelztliierclicii.    Tafel  IX.  Fig.  IL 

D.  lorica  ovato- oblonga,  dorso  rotundato,  laevis,  fuscescens,  18vam  lineae  partem  longa,  processibus  crassioribus 
(paucioribus)  hyalinis. 

Difflugie  oblongue^  a  carapace  ovale  oblongue^  lisse,  brunätre,  a  dos  arrondi,  egalant  Vg  millimh- 
trey  ayant  les  appendices  variables  plus  epais,  moins  nombreua)  et  hyalins. 

Difflugia  ohlonga,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  90. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Im  Jahre  1831  fand  ich  diese  Form  zuerst  einzeln  in  ähnlichen  Verhältnissen  als  die  vorige,  und  habe  sie  dann  öfter  gese- 
hen. Ihrer  Grösse  und  Gestalt  halber  kann  sie  nicht  die  abgeriebene  oder  sandlose  vorige  Art  seyn,  auch  die  dicken,  langen  und  we- 
niger verästeten,  2-  bis  3fachen  Fortsätze  sprechen  dagegen.  Leclerc  scheint  sie  unter  seinen  glatten  Formen  nicht  gehabt  zu  ha- 
ben, weil  er  denen  allen  die  Spirale  zuschreibt.  —  Grösse  bis  Vis  Linie  beobachtet. 

Erklärung  der  Abbildungen    Tafel  IX.   Fig.  II. 
Es  sind  4  Formen  eines  und  desselben  Individui  dargestellt,  alle  300mal  vergrössert. 

148.    Difflugia  acuminata,  spitziges  Schmelzthierclieii.    Tafel  IX.  Fig.  in. 

D.  lorica  ovato -oblonga,  dorso  acuminato,  lapillis  aspera,  6tam  lineae  partem  attingens,  processibus  hyalinis. 

Difflugie  aigue,  ä  carapace  ovale  oblongue^  aigue  au  dos,  recouverte  de  petits  grains  de  sable 
egalant  V3  millimetre,  pourvu  d'  appendices  hyalins. 

Difflugia  al.  sp.,  Leclerc,  Mem.  du  Museum  d'hist.  nat.  I.  p.  478.  PL  17.   Fig.  5.  1815. 

Difflugia  acuminata,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  40,  75.    1831.  p.  90. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  bei  Laval  in  Frankreich. 


— - —    13»    — 

Leclerc  kannte  diese  Form  schon  1815.  Ich  beobachtete  sie  1830  zuerst  und  habe  sie  am  25.  Febr.  1835  wieder  gefun- 
den. Sie  ist  bei  Berlin  sehr  selten  und  ich  sah  nur  leere  Schaden.  Leclerc  hat  aber  auch  das  Thier  selbst  gesehen  und  abgebildet. 
Es  gleicht  dem  der  D.  oblonga.  Wahrscheinlich  beziehen  sich  Leclerc's  höhere  Grössenangaben  von  Vio  Linie  bei  D.  proteifor- 
mis  auf  diese  Form.  —  Grösse  bis  Ve  Linie. 

Erklärung   der  Abbildung    Taf.  IX.   Fig.  III. 

Es  ist  eine  leere  Schaale  des  Thierchens,  welche  doch  wohl  dem  zurückgezogenen  lebenden  Thiere  völlig  gleicht,  von  Ys  Linie  Grösse  ab- 
gebildet.   Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

149.    nijfflugia  JEncJtelfjs,  walzenartiges  Sclimelztliierciieii,    Tafel  IX.  Fig.  IV. 

D.  minima,  lorica  ovata,  dorso  rotundato,  glabra,  pellucida,  hyalina,  46tam  lineae  partem  longa,  processibus  hjalinis 
tenuibus  parvis,  apertura  laterali. 

Difflugie  Enchelide,  tres-petile,  a  carapace  ovale ,  arrondie  an  dos,  lisse,  transparante  et  hyaline, 
egalant  V23  millimetre  en  longueur^  pourvue  d appendices  hyalins  greles  et  petits,  et  dune  Ou- 
vertüre laterale. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  Art  wurde  am  25.  Mai  1835  in  einem  überwinterten  Wasser  auf  der  Stube  entdeckt  und  lebte  gleichzeitig  mit  Micra- 
sterien  und  Euastris.  In  demselben  Gefässe  fand  ich  sie  noch  bis  zum  Sommer  des  Jahres  1836.  Sie  zeichnet  sich  durch  ihre 
seitliche  Panzeröffnung  von  allen  übrigen  Arten  bedeutend  aus  und  gewährte  durch  ihre  Durchsichtigkeit  den  Vortheil  der  Anschauung 
des  polygastrischen  Ernährungsapparates  als  viele  Blasen  im  innern  Körper.  Ich  fand  auch  in  einzelnen  Thierchen  verschlungene  Ba- 
cillarien.  Die  veränderlichen  Fortsätze  waren  sehr  dünn  und  kürzer  als  die  Schaale,  etwa  %  derselben.  In  einem  Tropfen  des  Bo- 
densatzes hatte  ich  oft  10  bis  20  Thierchen ,  die  ganz  einer  ruhenden  Enchelys  glichen.  —  Grösse  XU6  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  IX.   Fig.  IV. 

Es  sind  2  Exemplare  des  Thierchens  unter  300maliger  Vergrösserung  abgebildet. 
Fig.  a.    von  der  Bauchseite  mit  eingezogenen  Fortsätzen,  im  Innern  2  verschluckte  Naviculas  zeigend. 
Fig.  b.    von  der  Seite  gesehen,  mit  vielen  leeren  Magenzellen  und  2  vorgeschobenen  veränderlichen  Fortsätzen. 


Nachtrag  zur  Gattung  der   Schmelzthierchen. 

Es  ist  wahrscheinlich,  dass  es  noch  eine  besondere  Art  der  Gattung  Difflugia  giebt,  deren  cylindrisches  Büchschen  in  eine 
Spiralwindung  umgebogen,  einem  Planorbis  der  Wass  ersehn  ecken  ähnlich  ist.  Schon  Joblot  bildete  eine  solche  Form  ab,  und 
Bory  de  St.  Vincent  nannte  sie  Spindina  Ammonis.  Eine  ähnliche  Form  beobachtete  Raspail  1827  (ßlem.  de  la  soc.  d'hist. 
not.  de  Paris  Vol.  IV.  T.  12.)  mit  der  Alcyonella  stagnorum  und  nannte  sie  Trichoda  Bomba,  welche  Form  Müller's  wohl  ein  Sten- 
tor  mit  seiner  Mandspirale  war  (vergl.  Spirillum  und  Spirodiscus).  Leclerc  hat  eine  ganz  ähnliche  Bildung  bei  einer  Difflugia  beob- 
achtet und  war  der  Meinung,  dass  es  ein  allen  Formen  seiner  Gattung  zukommender  Character  sey.  Die  Abbildungen,  welche  er  giebt, 
sind  für  die  Form  ausführlich.  Sie  kommt  mit  und  ohne  Sandüberzug  vor,  was  vielleicht  auch  bei  den  andern  Arten  berücksichtigt 
werden  muss,  vielleicht  auch  2  Arten  einer  besondern  Gattung  bezeichnet.  Sie  gleicht  sehr  der  eigentlichen  D.  proteiformis.  Man 
könnte  sie  D.  Planorbis  nennen,  wenn  ihr  nicht  der  Name  Difflugia  oder  Spirulma  Ammonis  beizubehalten  wäre,  der  aber  aller- 
dings einem  blossen  jungen  Planorbis  gegeben  seyn  mag,  da  Joelots  Beobachtung  und  Abbildung  ohne  Schärfe  ist. 

Difflugia  ist  mit  einem  halben  Closterium  nicht  vergleichbar,    weil  dessen  Bewegungsorgane  feste  Zahl  haben. 


ZWEIUNDVIERZIGSTE     GATTUNG:      KAPSELTHIERCHEN. 

Aredia.    Areelle. 

CHARACTER:    Animal  e  familia  Arcellinorum,   processibus  variabilibus  nuinerosis  aut  inultifidis  sparsis- 
que,  lorica  depressa  scutellata. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Arcellines^  pourvu  d  appendices  variables  nombreux  ou 
fendus  et  epars^  ayant  une  carapace  deprimee  en  forme  de  bouclier. 

Zur  Gattung  der  Kapselthierchen  gehören  alle  Formen  der  Familie  der  Kapselthierchen,  welche 
zahlreiche  oder  vielstrahlige  veränderliche  Fortsätze  zerstreut  führen  und  einen  niedergedrückten  schildarti- 
gen oder  schüsselartigen  Panzer  besitzen. 

Diese  Gattung  wurde  1830  mit  3  Arten  in  den  AbhandL  der  Berliner  Akademie  zuerst  angezeigt. 
Sie  war  eine  Frucht  der  Reise  mit  Herrn  von  Humboldt  nach  Sibirien,  wurde  in  Tobolsk  und  Catharinen- 
burg  entdeckt  und  später  erst  in  Berlin  auch  beobachtet.  Erst  neuerlich  ist  eine  4te  Art,  auch  von  mir, 
beobachtet  worden ,  welche  hier  zuerst  beschrieben  wird. 


_____ ___    133    - - - 

Die  Organisation  ist  besonders  bei  A.  vulgaris  mehrseitig  zu  entwickeln  gewesen.  Der  Panzer  ist 
bei  den  verschiedenen  Arten  verschieden  gebildet  und  hat  bei  der  ersteren  sehr  regelmässige  feine  Facet- 
tirung.  Bei  __.  dentata  hat  er  grössere  crj  stallartige  Facetten.  Bei  A.  aculeala  besteht  er  aus  einem  Ge- 
wirr von  Stäbchen,  bei  __.  hyalina  ist  er  homogen,  klar.  —  Der  Bewegungsorganismus  besteht  überall  aus 
ausschiebbaren  und  einziehbaren,  veränderlichen,  strahlenartigen  Fortsätzen.  —  Der  Ernährungsorganismus 
zeigt  sich  in  allen  Arten  als  zahlreiche  Magenblasen,  welche  auch  leicht  farbige  Nahrung  aufnahmen.  — 
Der  weibliche  Fortpflanzungsorganismus  ist  nur  in  der  Farbe  bei  __.  dentata,  die  wohl  dem  Eierstocke  an- 
gehört, anschaulich  geworden.  Spuren  eines  männlichen  hat  __.  vulgaris  als  contractile  (Samen-?)  Blase 
erkennen  lassen.  —  Empfmdungs-  und  Circulationsorgane  sind  unerkannt. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  von  Berlin  bis  Tobolsk  in  Sibirien  beobachtet. 

Ueber  die  fossilen  Verhältnisse  wahrscheinlich  hierher  gehöriger  Formen  vergl.  den  Nachtrag. 

15©.    Arcella  vulgaris,  scheibenförmiges  MapseltWerclien.     Tafel  IX.  Fig.  v. 

A.  campanulato-orbicularis,   hemisphaerica  aut   dorso   umbonata,    lorica   laevis,    c  graualis  minimis   seriatis  constituta, 

flava  aut  rufo-fusca. 
Arcelle  vulgaire,  campanulee,  orbiculaire,  souvent  hemispherif/ue  ou  gonflee  au  dos,  a  carupace  lisse 

constiluee  de  tres-petits  grains  colles  en  series  regulier  es,  jaune  ou  brune-rougeätre. 

Aredia  vulgaris,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1830.   p.  40,  Gl,  69,  70,  75.  Taf.  I.  Fig.  VI.    183t.  p.  90. 

Aufenthalt:     Bei  Berlin,  bei  Catharinenburg  im  Ural  und  bei  Tobolsk  in  Sibirien. 

Diese  sehr  auffallende,  kleine,  bald  flachere,  bald  convexere  TMerform,  welche  einem  runden,  scheibenförmigen  Pflanzen- 
Samen  gleicht,  aber,  von  der  Seite  gesehen,  flach  glockenartig  oder  schüsselartig  mit  eingebogenem  Rande  ist,  findet  sich  sehr  häiii'U 
an  Meerlinsen  und  andern  Wasserpflanzen,  auch  zwischen  Conferven.  Thut  man  dergleichen  Pflanzen  in  ein  Glas,  so  sammeln  sich  die 
Arcellen  am  Boden  und  kriechen  allmälig  am  Glase  selbst  wieder  in  die  Höhe,  so  dass  die  Lichtseite  des  Glases,  mit  der  Lupe  be- 
sehen, oft  dicht  schwarz  punktirt  erscheint;  diese  Pünktchen  sind  meist  Are.  vulgaris.  Lässt  man  sie  auf  dem  Objectträgcr  des  Mi- 
kroskops im  Wassertropfen  einige  Zeit  (»/♦  Stunde)  in  Ruhe,  so  strecken  sie  ihre  cry stallhellen,  langen,  veränderlichen  Fasse  weit  her- 
vor und  kriechen  sehr  langsam  herum.  Ich  fand  sie  in  Catharinenburg  und  Tobolsk  1829  im  Juli  von  '/wo  bis  '/so  Linie  Durchmes- 
ser. In  Berlin  habe  ich  sie  in  allen  Monaten  beobachtet  und  öfter  zahlreich  überwintert.  Besonders  zahlreich  sah  ich  sie  am  26.  Juni 
1834  und  am  20.  März  1835  mit  Conferven.  Schon  im  Jahre  1830  gelang  die  Darstellung  der  polygastrischen  Structur  durch  Indi- 
gofütterung. Ich  zählte  bis  98  mit  Indigo  erfüllter  runder  Blasen.  Man  sieht  nirgends  einen  Wirbel  dabei,  vielmehr  öffnet  sich  von 
Zeit  zu  Zeit  eine  Stelle  des  innern  weichen  Körpers  und  schliesst  sich  wieder.  Solcher  Stellen  habe  ich  neuerlich  oft  2  gesehen,.  Die 
erste  hielt  ich  für  den  Mund,  die  zweite,  welche  länger  geöffnet  bleibt,  halte  ich  jetzt  für  eine  contractile  Samenblase.  In  einigen  in 
Tobolsk  gezeichneten  Figuren  habe  ich  auch  einen  drüsigen  runden  Körper  von  '/s  bis  »/*  des  ganzen  Durchmessers  angemerkt,  der 
vielleicht  eine  Samendrüse  war,  die  ich  aber  neuerlich  nicht  wieder  fand.  Besondere  Eikörnchen  wurden  nicht  beobachtet,  der  innere 
Körper  erschien  mir  immer  farblos  und  ohne  körnige  Trübung.  Sehr  oft  sah  ich  auch  ganz  grosse  Exemplare  von  Naviculis  im  In- 
nern lebender  Thiere,  was  an  die  ähnliche  Gefrässigkeit   der  Amoeba  diffluens  erinnerte. 

Besondere  Bemerkung  verdient  die  regelmässige,  fein  facettirte,  oder  aus  kleinen  6eckigen  Zellen  oder  Körperchen  gebildete, 
Structur  des  meist  cirkelrunden ,  zuweilen  auch  etwas  unregelmässigen  Panzers,  welcher  bei  geringer  Vergrösserung  radienartig  fein  ge- 
streift erscheint,  bei  grösserer  aber  spiralförmige  oder  in  concentrischen  Kreisen  gestellte  Facetten  erkennen  lässt.  Im  Umkreis  eines 
Vio  Linie  grossen  Panzers  zählte  ich  238.  —  Grösse  Vioo  Linie  bis  V«  Linie  beobachtet,  Mehrzahl  Vis  bis  V_o  Linie,  gross. 

Erklärung  der  Abbildungen   Taf.  IX.   Fig.  V. 

Es  sind  6  Darstellungen  der  Arcella  vulgaris  in  verschiedener  Grösse  und  Form,  wovon  a.,  b.,   _.,  e.  und/,  in  Berlin   beobachtet  und 

300mal  vergrössert  sind,  d.  in  Tobolsk  beobachtet  und  380mal  vergrössert  ist. 

Fig.  a.    ist  Vio  Linie  gross,  300mal  vergrössert,  und  hat  grosse  verschluckte  Bacillarien  im  Leibe.     Die  fleischigen  Fortsätze  sind  eingezogen. 

Fig.  b.  ist  ebenfalls  ein  in  seiner  Schaale  eingezogenes  Thierchen,  aber  die  Schaale  so  durchsichtig,  dass  sich  die  Grenze  des  Körpers  und  13  seiner 
strahlenartigen  Fortsätze  wie  ein  Stern  erkennen  lassen.  Der  helle  runde  Fleck  in  der  Mitte  ist  bei  allen  Figuren  die  mittlere  und  untere  Panzer- 
Öffnung.    Das  Thierchen  hat  4  seiner  Magen  mit  Indigo  erfüllt.  _ 

Fig.  c.  hat  einen  noch  durchsichtigeren  Panzer  und  98  mit  Indigo  erfüllte  Magenzellen,  dabei  die  Mundstelle  und  die  contractile  Blase  erweitert.  Der 
Umriss  des  Körpers  in  der  Schaale  ist  zu  erkennen,  und  er  hat  2  seiner  Fortsätze  lang  hervorgeschoben. 

Fig.  d.  ist  eine  der  besondern,  in  Sibirien  beobachteten,  Formen  und  entworfenen  Zeichnungen.  Aehnliche  Formen  habe  ich  seitdem  auch  m  Berlin 
gesehen.    Häufiger  ist  diese  Form  bei  Are.  dentata.  , 

Fig.  e.  ist  ein  kleineres,  */48  Linie  grosses,  300mal  vergrössertes ,  Thierchen,  welches  7  Magenzellen  mit  Indigo  erfüllt  und  7  Strahlen  hervorgescho- 
ben hat. 

Fig./.    ist  von  der  Seite  gesehen. 

151.    Arcella  aculeata,  stacMiges  Kapseltliierclieii.    Tafel  IX.  Fig.  VI. 

A.  hemisphaerica,  saepe  diffbrmis,  margine  aculeata,  lorica  e  fibris  bacillaribus  brevibus  (paleaceis)  constante,  flavicans. 
Arcelle  epineuse,    hemispherique ,    souvent  difforme,   epineuse  au   bord,   ayant  la  carapace  formee 
de  fibres  bacillaires  courtes,  comme  de  paille  menue. 

Arcella  aculeata,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  40.  1831.  p.  91. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  ausgezeichnete  Form  ist  im  Ganzen  seltner  als  vorige,  doch  zuweilen  auch  häufig  bei  Berlin.  Seit  1830  habe  ich  sie 
oft  wieder  gefunden,  besonders  zahlreich  auch  am  26.  Juni  1834  und  am  20.  März  1835,   meist  gleichzeitig  mit   der   andern.     Unter 

34 


— _ 134    

jedem  Stachel  schien  mir,  wie  unter  einem  Halbcylinder,  ein  weicher  Fortsatz  zu  liegen,  doch  sali  ich  auch  dergleichen  Fortsätze,  aber 
immer  nur  einzeln,  an  der  entgegengesetzten  Seite.  Die  Stacheln  sind  öfter  nur  auf  einer  Hälfte  des  Scheibenrandes,  und  die  mitt- 
lere Panzeröffnung  ist  meist  ausser  der  Mitte.  Ich  sah  6  bis  8  meist  gebogene  Stacheln,  zuweilen  3,  2  und  1.  Magenzellen  Hessen 
sich  im  Innern  deutlich  auch  mit  Indigo  erfüllt  erkennen,  weshalb  schon  1830  das  Thierchen  zu  den  sicheren  Magenthierchen  ge- 
zählt wurde.  Beim  Yerkoklen  wurde  die  Form  des  aus  kurzen  starren  Fasern,  wie  aus  Spreu,  gebildeten  Panzers  schwer  zerstört.  — 
Grösse  bis  zu  Vis  Linie  beobachtet  (ohne  die  Stacheln). 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  IX.  Fig.  VI. 

Es  sind  3  Individuen  von  verschiedenen  Formen  dargestellt,  alle  300mal  vergrössert.  Die  Stäbchen  in  Fig.  a.  sind  nicht  verschluckte  Na- 
viculae^  sondern  die  Fibern  der  Panzermasse.  Die  Bläschen  dazwischen  sind  Magenzellen.  Der  grosse  helle  runde  Fleck  ist  die  untere  Panzeröffnung. 
Fig.  b.     hat  3  Stacheln,  einen  entgegengesetzten  contractilen  Fortsatz  und  mittlere  Magenzellen. 

Fig.  c.     ist  eine  leere  schiefe  Schaale.     Die  letzteren  2  Figuren  sind  rücksichtlich  der  Panzerstructur  nicht  homogener  als  die  erste,  sondern  nur  nicht 
in  der  Zeichnung  ausgeführt.    Alle  haben  die  Stacheln  auf  der  linken  Seite. 

152.  Arcella  dentata,  gezahntes  Kapselttaierclieii.    Tafel  IX.  Fig.  VII. 

A.  hemisphaerica,  anguloso-polygonia,  hinc  margine  dentata,  lorica  inembranacea ,  homogenea,   flavicans  aut  virescens. 

Ar celle  dentee,   hemispherü/ue ,    anguleuse  et  polygone^  parcela  deniee  an   bord,   a  carapace  mem- 
braneuse  homogene  ,  jaunätre  ou  verdätre. 

Arcella  dentata ,  Ab  ha  ndl.  d,  Akademie  d.  Wissen  seh.  zu  Berlin,  1830.  p.  40.   1831.   p.  90. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Auch  diese  Art  wurde  schon  1830  als  eine  polygastrische  Thierform  durch  Indigonahrung  physiologisch  begründet.  Ich  fand 
sie  zuerst  im  Juli  zwischen  Conferven,  und  habe  sie  neuerlich  mehrmals,  doch  nicht  oft  und  immer  einzeln,  beobachtet.  Ich  habe  bis 
jetzt  in  dieser  Art  3  verschiedene  Formen  vereinigt,  welche  leicht  besondere  Arten  seyn  könnten.  Eine  scharf  zehnkantige  Form  mit 
10  vorspringenden  Winkeln  gleich  so  viel  Zähnen  am  Rande,  mit  abgerundetem  Obertheil;  eine  Skantige  Form  mit  abgestutztem  Ober- 
theil  und  scharfen,  aber  wenig  vorspringenden,  Winkeln;  und  eine  12kantige  Form  mit  facettirtem  Obertheil  und  überall  abgerundeten 
Kanten,  gleich  einer  Maulbeere.  Mehrere  beobachtete  Zwischenformen  zwischen  diesen  einzelnen  Extremen  haben  mich  bisher  vorziehen 
lassen,  sie  für  Abänderungen  einer  und  derselben  eckigen  Thierart  zu  halten,  welche  sich  übrigens  ganz  so  verhält,  wie  die  vorigen 
Arten.     Ich  beobachtete  5  Strahlen  des  Bewegungsorgans.  —  Grösse  J/4s  bis  V20  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  IX.    Fig.  VII. 

Es  sind  in  5  Darstellungen  die  3  Hauptformen  nach  3  verschiedenen  Individuen  abgebildet;  alle  sind  300mal  vergrössert. 
Fig.  a.    eine  lOkantige  Form,  l/20  Linie  gross,  vom  Rücken  gesehen; 
Fig.  b. —  c.     eine  8k antige  Form,  b.  vom  Rücken,  c.  von  der  linken  Seite  gesehen; 
Fig.  d. — e.     eine  12kantige  stumpfeckige  Form,  d.  vom  Rücken,   e.  von  der  rechten  Seite  gesehen. 

153.  Arcellaf  liyaLlina,  farbloses  KapseltMerclieii.    Tafel  IX.  Fig.  vm. 

A.  minor,  subglobosa  laevis,  lorica  inembranacea  hyalina. 

Ar  celle  hyaline,  plus  petite  que  les  precedentes ,  presqne  spherique,   lisse,   a  carapace  membraneuse 
hyaline. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  beobachtete  diese  Art  im  Bodensatze  eines  überwinterten  Glases  mit  Micrasterien  und  Cyphidium  aureolum  häufig 
am  15.  April  1835  und  den  folgenden  Monat  lang  fort.  Die  zahlreichen  polygastrischen  Blasen  im  Innern  waren  sehr  deutlich,  andere 
Organe  Hessen  sich  aber  mit  Sicherheit  nicht  erkennen.  Die  veränderlichen  Fortsätze  waren  zuweilen  von  der  Länge  des  Panzers,  meist 
3  bis  4.  Im  Ganzen  unterschied  sich  diese  Form  besonders  durch  die  nahe  Kugelgestalt  des  Panzers,  doch  fanden  sich  auch  halb- 
kugelförmige. Vielleicht  gehört  diese  Art  zur  Gattung  Diffliigia,  deren  Character  in  den  nur  um  den  Mund  gestellten  veränderlichen 
Organen  mehr,  als  in  der  Panzerform,  physiologisch  begründet  seyn  mag,  —   Grösse   y96 — V48  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  IX.   Fig.  VIH. 

Es  sind  6  Darstellungen  ebensoviel  verschiedener  Thierchen  in  verschiedenen  Stellungen  und  Grössen,  300mal  vergrössert. 
Fig.  a.y  6.,  c.  und  e.  mit  4  veränderlichen  Fortsätzen;   Fig.  d.  und/I  mit  3  dergleichen. 

Am  18.  April  1837  beobachtete  ich  diese  Form  zahlreich  mit  Conferven  des  Thiergartens  und  sah  bis  30  wimperartige  Füsse. 


Nachtrag    zur   Gattung   der  Kapseltliierchen. 

Man  könnte  vermuthen,  dass  die  Hauptmasse  des  bei  Oran  vorkommenden  Tripels,  worin  Fisch  Versteinerungen  der  Alosa 
elongata  Agassiz  liegen,  eine  Form  der  Gattung  Arcella  sey,  welche  sich  nahe  an  Are.  vulgaris  anschliesst.  Schwierigkeit  da- 
bei ist,  dass  die  Panzer  der  lebenden  Arten  keine  Kieselerde  enthalten  und  nicht  feuerbeständig  sind,  während  diess  hier  der  Fall  ist. 
Vielleicht  sind  die  zelligen  fossilen  flachen  Schüsselchen  von  Oran  also  doch  aus  der  Familie  der  Bacillarien,  und  zunächst  wieder 
vergleichbar  den  Gallionellen.     (Siehe  Gallionella  und  Actinocyclus.) 


t35 

DREIUNDVIERZIGSTE     GATTUNG:      HÖCKERTHIERCHEN 

Cypliidiiiiii.    Cypliide. 

CHARACTER:    Aniinal  e  familia  Arcellinoram  (?)5    processu  variabili  dilatato  unico  integerrimo ,    lorica 
urceolata  (gibbosa). 

CARACTERE:    Animal  de   la  famille  des  Areellines  (?),  pourvu  dun  seul  appendice   variable 
large  et  simple  et  d'une  carapace  urceolee  (bossue). 

Die  Gattung  der  Hock  er  t  hier  che  n  umfasst  Thiere  aus  der  Familie  der  Kapselthierchen(?)!)  welche 
einen  ungetheiltcn  einfachen  veränderlichen  Fortsatz  als  Bewegungsglied ?  und  einen  büchsenartigen  (höckri- 
gen)  Panzer  haben. 

Diese  Gattung,  welche  nur  eine  Art  enthält,  wurde  1835  in  den  Abhandl.  d.  Berlin.  Akademie  zu- 
erst bezeichnet.  Sie  bildet  den  Uebergang  der  Familie  der  Kapselthierchen  zur  Familie  der  Stabthier- 
chen  durch  ihren  einfachen  schneckenfussartigen  Bewegungsorganismus,  und  gehört  eigentlich  wohl  zu  den 
Formen  der  Desmidiaceen- Gruppe,  wo  ihrer  auch  erwähnt  wird,  die  aber  einer  tieferen  physiologischen 
Characteristik  noch  ermangelt.  Die  Organisationsverhältnisse  sind  noch  nicht  weit  ermittelt.  Die  Kör- 
perbedeckung ist  ein  sonderbar  unregelmässig  köckriger,  verbrennlicher  Panzer,  welcher  meist  viereckig  er- 
scheint und  einem  kleinen  Würfel  mit  einem  kurzen  conischen  Stiele  gleicht.  —  Als  Bewegungsorgan  ist 
ein  gallertiger  breiter,  sichtlich  bewegender  Fuss  von  wechselnder,  aber  immer  ganzrandiger,  Gestalt  an- 
schaulich geworden,  der  freilich  eben  so  gut  der  Leib  einer  Amoeba  verrucosa  seyn  konnte,  welche  den 
Würfel  verschlungen  hatte.  Die  Oeffnung  ist  nicht  direct  beobachtet,  eben  so  wenig  sind  Magenzellen  er- 
kannt. —  Der  weibliche  Fortpflanzungsorganismus  mag  durch  die  goldgelbe,  nicht  dem  Panzer,  sondern  dem 
innern  Thierleibe  angehörige,  Farbe  als  Eierstock  angedeutet  seyn,  der  männliche  ist  unerkannt.  —  Ein- 
pfindungs-  und  Circulationsorgane  sind  unerkannt. 

Die  Beobachtung  der  geographischen  Verbreitung  ist  auf  Berlin  beschränkt. 

154.     CypMdium  aureolum,   goldfarbenes  MocRertliierclien.    Tafel  IX.  Fig.  IX. 

C.  cubicuni  gibbosiim  aureolum,  processu  liyalino. 

Cyphide  dore,  cubic/ue,  bossu,  dore,  ayant  im  appendice  variable  hyalin. 

Cyphidium  aureolum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissenscli.  zu  Berlin,  1835. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Am  1.  März  1835  beobachtete  ich  zuerst  viele  Hunderte  dieser  Körperchen  in  einem  überwinterten  Glase  mit  Micraste- 
rien,  demselben,  worin  später  Arcella  hyalina  und  worin  vorher  Amoeba  verrucosa  häufig  waren.  Alle  Körperchen  lagen  sehr 
still,  wechselten  aber  doch  langsam  den  Ort,  und  ungeachtet  der  grossen  Mengen  sah  ich  nur  einmal  das  vorgeschobene  Bewegungsor- 
gan, doch  nie  die  Oeifnung  für  dasselbe.  Diese  Oeffnung  scheint  auf  einer  der  Kanten  zu  seyn,  indem  oft  das  Thierchen  so  auf  der 
Kante  fest  ruht,  dass  es,  ohne  sich  anzusaugen,  nicht  stehen  könnte  und  dass  man  6  Höcker  der  8  des  Würfels  auf  einmal  sieht. 
Der  würfelartige  Panzer  hat  nämlich  auf  jeder  seiner  8  Ecken  einen  rundlichen,  oft  gezahnten,  Höcker.  Liegt  er  auf  der  Fläche,  so 
sieht  man  deren  4,  von  der  Kante  gesehen  aber  sieht  man  2  mittlere  und  jederseits  2  seitliche.  Die  Spitze  scheint  Hintertheil  zu  seyn. 
Zuweilen  ist  auch  vorn  eine  kleinere  Spitze.  Bei  manchen  Individuen  waren  die  Höcker  etwas  unregelmässig  und  fehlten  bei  einein.  — 
Grösse  V48  bis  V36  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  IX.    Fig.  IX. 

Es  sind  6  Formen  nach  5  Individuen  dargestellt,  alle  300mal  vergrössert. 
Fig.  a.    ist  von  hinten,  der  Spitze  aus,  gesehen. 

Fig.  b.  und  c.    ist  dasselbe  Thierchen,  auf  einer  Kante  ruhend,  und  mit  gezahnten  Höckern,  c.  nachdem  es  das  Bewegungsorgan  vorgeschoben. 
Fig.  d.    ist  auf  der  Kante  ruhend,  mit  glatten  Höckern. 
Fig.  e.    ist  halb  auf  der  Kante  ruhend,  eine  kleine  Form  mit  schiefer  Spitze. 
Fig./*.    ist  ein  höckerloses  Exemplar. 


Nachtrag   zur  Familie   der   Kapselthierchen   oder   Arcellinen. 

Düjardin  hat  neuerlich  {Cowptes  rendus  des  seances  de  V  Academie  des  sc.  de  Paris  1835.  I.  p.  338.  und  1836 
Fevr.,  besonders  Annales  des  sc.  nat.  IIL  —  1V.  p.  108.  1835.)  im  Canal  von  Frankreich  und  England  {la  Manche)  einige  der 
ldeinen  Polythalamien  von  Fichtel  und  Moll,  welche  der  fleissig  und  genau  beobachtende  französische  Gelehrte  d?  Orbigny 
(Tabl  method.  des  Cephalopodes ,  Annales  d.  sc.  nat.  1826.)  Foraminiferen  nannte,  lebend  wieder  beobachtet  und  behauptet, 
sie  wären  den  Infusorien  näher  verwandt,  als  den  Dintenfisehen,  wohin  sie  Linne  zog  und  welche  Stellung  als  zweifelhaft  schon 
vielfach  bezeichnet  war.  Er  stellt  sie  unter  dem  neuen  Namen  Rhizopödesy  der  aber  schon  in  der  Botanik  mehrfach  verwendet  ist, 
in  die  Nähe  von  Proteus,  und  hält  sie  für  Thiere  ohne  Oberhaut  (sans  epithelium),  deren  wurzelartige  Fortsätze  beliebig  sich  nicht 
bloss  verlängern  und  verästen,  sondern  auch  verschmelzen  können.      Herr  Düjardin  läugnet   auch  die  wahre  Organisation  der  Infuso- 


rien  und  Iiält  die  farbigen  Spectra  seines  wahrscheinlich  nicht  achromatischen  Mikrosko])s  jenen  Anfüllungen  mit  Indigo  und  Carmin 
■gleich,  die  er,  wie  nach  ihm  Peltier  (ebenda  1836),  für  optische  Täuschung  hält.  Die  Magen  der  Infusorien  nennt  er  daher  va- 
euoles  und  findet  sie  bei  Fadenwiirmern,  Saugwürmern,  Flustren  überall.  Diese  Vorstellungen,  welche  offenbare  Effecte  ei- 
nes nicht  vorurtheilsfreien  Gebrauchs  eines  nicht  mehr  zeitgemässen  Mikroskops  sind,  eignen  sich  auch  nicht,  jenen  Beobachtungen  über 
Miliola,  die  er  lebend  in  Paris  gehabt  hat,  Vertrauen  zu  bereiten.  Hätten  die  kleinen  Poly thalamien  wirklich  den  von  ihm  ver- 
mntheten  Bau,  so  würden  sie  zu  den  gepanzerten  Amoebaeen  oder  den  Arcellinen,  vielleicht  in  besonderer  Familie,  zu  stellen 
»  seyn,  deren  physiologischer  Cliaracter  von  ihm  nicht  erkannt  wurde.  Es  wären  dann  nämlich  Corallenstock-bildende  Arcelli- 
nen, deren  Oberhaut  gewiss  nicht  fehlt.  Es  scheint  mir,  dass  den  wahren  Nautiliten  der  schon  vorhandene  Name  Cephalopoda 
mulülocularia  als  lateinischer  Name  einer  Abtheilung  zukommt,  dass  aber  der  griechische,  ebenfalls  vorhandene,  Name  Polythalamia 
den  kleinen,  bisher  schwierig  zu  erklärenden,  physiologisch  noch  unklaren,  Formen  zu  ertheilen  ist,  wenn  sie  als  besondere  Familie 
betrachtet  werden  sollen.  Ich  selbst  habe  viele  dieser  Formen  im  Sande  und  an  den  Corallen  des  rothen  und  Mittelmeeres  gesammelt, 
glaubte  auch  1823  ein  Thierchen  mit  mehrfachen  (6 — 8)  Fühlfäden  nur  in  den  Randzellen  des  Nautilus  {gyzehensis  var.  Forsk.)  suezen- 
sis  zu  erkennen,  allein  ich  hielt  es  für  eine  den  Fhistris  verwandte  Form,  und  die  Entstehung  der  kleinen  Scheibe  den  ähnlichen  For- 
men durch  Knospenbildung  bei  den  Bryozoen  gleich.  Ich  wage  noch  nicht,  von  dieser  nicht  völlig  festgestellten  Ansicht  abzugehen, 
und  finde  einen  starken  Gegengrund  gegen  Düjardin's  Ansicht  darin,  dass  die  Poly  thalamien  eine  Kalkschaale  besitzen  und  es 
bisher  noch  keine  Kalks  ch  aalen  bildenden  Infusorien  giebt,  wohl  aber  Bryozoen  (Moos  t  liiere,  d.i.  Flustra%  Eschara  u.  s,  w.). 


ZEHNTE    FAMILIE:     STABTHIERCHEN. 

Sacillaria»    Hactllarles* 

CHARACTER:  Animalia  aperte  aut  verisimiliter  polygastrica  anentera  (tubo  intestinali  destituta),  lori- 
cata,  corpore  (distinete  aut  verisimiliter)  processu  variabili  indiviso  appendiculato,  eoque  hiuI- 
tiformi;  lorica  (utplurimum  prismatica  et  silicea)  aperturis  unica  pluribusve  perforata,  saepe 
divisione  spontanea  (longitudinali)  imperfecta  in  polyparia  articulata  dividua. 

VARACTERE:  Animaux  distinetement  ou  vraisemblablement  polygastriques^  sans  canal  intesti- 
nal^ pourvus  cF  une  carapace  et  {evidemment  ou  vraisemblablemenf)  d appendices 
du  corps  variables  point  divises^  ayant  par  cela  un  corps  multiforme.  La  carapace 
{souvent  prismatique  et  siliceuse)  ayant  une  ou  plusieurs  ouvertures  et  se  divisant 
souvent  par  division  spontanee  imparfaite  {longitudinale)  en  polypiers  articules. 

Die  Familie  der  Stabthierclien  umfasst  alle  solche  deutlich  oder  wahrscheinlich  polygastrischen 
Thiere  ohne  Darmkanal,  welche  gepanzert  und  mit  einem  deutlich  erkennbaren  oder  wahrscheinlichen  un- 
geteilten veränderlichen  Fortsatze  (Bewegungsorgane)  versehen,  daher,  ungeachtet  eines  harten  Panzers,  von 
veränderlicher  Körperform  sind,  deren  Panzer  (meist  prismatisch  und  kieselhaltig,  crystallartig)  eine  oder 
mehrere  Oeffnungen  besitzt  und  zuweilen  durch  unvollkomnine  spontane  (Längs-)  Theilung  gegliederte  Mona- 
denstöcke bildet.' 

Die  Familie  der  Stabthierclien  ist  sehr  zahlreich  und  enthält  geognostisch  höchst  merkwürdige  For- 
men. Sie  enthält  bis  jetzt  etwa  168  Arten,  welche  von  mehr  als  80  Gattungsnamen  hier  auf  34—35  Genera 
reducirt  sind.  Die  Familie  der  Bacillarien  wurde  unter  diesem  Namen  1830  bis  1832  in  den  Abhandlungen  der 
Berlin.  Akad.  d.  Wissensch.  zuerst  als  eine  Familie  der  polygastrischen  Thiere  physiologisch  begründet.  Im 
Allgemeinen  hat  die  Bearbeitung  dieser  Familie  ungemein  viel  Theilnahme  gefunden,  indem  mir  nahe  an  60 
selbstthätige  Schriftsteller  über  dieselbe  bekannt  geworden  sind.  —  Obwohl  die  ersten  Beobachter  dieser  For- 
men sie,  ganz  den  neuesten  Ansichten  gemäss,  für  Thiere  hielten,  so  hat  doch  bei  Weitem  die  grösste 
Menge  der  späteren  Beobachter  sie  für  Pflanzen  gehalten,  und  so  ist  auch  die  grösste  Ent Wickelung  der  For- 
menkenntniss  von  Seiten  der  Botaniker  ausgegangen,  die  zuletzt  den  fremden  Pflegling  liebgewannen.  Eine 
specielle  geschichtliche  Uebersicht  der  Entwickelung  der  Kenntnisse  ist  bei  den  einzelnen  Gattungen  und  im 
Nachtrage  zu  finden.  Hier  mögen  nur  die  Folge  der  Genera  und  die  hauptsächlichsten  Meinungen  in  kurzer 
Uebersicht  eine  Stelle  finden.  —  Die  ausführlicheren  Citate  sind  bei  den  betreffenden  Arten  der  Gattungen 
nachzusehen. 


Gescbieiuiicbe  Krläuferiing  der  Familie  der  Bacillarien. 

Die  ersten  Formen  der  Familie  entdeckten  wohl  schon  Leeuwenhoek  1702  und  Joblot  1716  in  der  Symdra  Ulna,  die 
sie  freilich  nicht  scharf  genug  von  Vibrio  Bacillus  unterschieden;    dann  beobachtete  Baker  1754   wohl  Navicula  fulva?  und  Act- 


±37   

neta  tuberosa.  O.  F.  Müller  beobachtete  1773  als  alleinige  Form  dieser  Familie  das  Gomphonema  trnncatum,  welches  er  als 
Vorticella  pyraria  mit  einem  Carchesium  verwechselte.  Schrank  scheint  1776  ebenfalls,  seiner  Abbildung  nach,  Nav.  fulva 
als  Chaos  infusorium  gemeint  zu  haben.  O.  F.  Müller  beschrieb  1779  wohl  Achnanthes  brevipes  als  Behaarung  seiner  Con- 
ferva  hirta,  die  er  in  Pyrmont  gefunden.  Im  Jahre  1782  entdeckte  derselbe  im  Meerwasser  der  Ostsee  das  sonderbare  Stabthierehen, 
Bacillaria,  welches  aus  vielen  sich  an  einander  verschiebenden  Stäbchen  besteht,  und  beschrieb  es  1786  als  Vibrio  pa&illifer.  Diese 
Form  gab  das  erste  physiologische  besondere  Interesse  für  die  Familie.  Prof.  Hermann  in  Strassburg  machte  1784  ältere  Beobach- 
tungen zweier  Enchelys  {Navicula  gracilis?  und  N.  phoeuicentero?i?)  und  eines  Vibrio  {N.  Librile?)  bekannt,  welche  dieser 
Familie  angehören,  gab  aber  zu  kleine  Zeichnungen.  Müller  beschrieb  1783  eine  Fragilaria  und  eine  Gallionella  als  Pflanzen 
unter  den  Namen  Conferva  pectinalis  und  armillaris.  In  seinem  nachgelassenen  Infusorienwerke  1786  führt  er  neben  dem  Vibrio 
pa&illifer  noch  V.  bipunctatus  {Synedra  Ulna?)  und  V.  tripunctatus  {Navic.  gracilis)  als  Synonym  von  Herj>tann?s  En- 
chelys und  als  Thiere  auf,  hat  auch  eine  Acineta  als  Vortic.  tuberosa  bezeichnet.  Colombo  beschrieb  1787  dasselbe  Gompho- 
nema  truncatum  als  ein  pflanzenartiges  Thier.  Gmelin  nahm  1788  Müllers  gelenkiges  Stabthierehen  als  eigene  Gattung  1)  Ba- 
cillaria parado&a,  im  Thierreiche  auf.  Vahl  in  der  Flora  danica  und  die  Herausgeber  der  English  botany  beschrieben  dann 
mehrere  Bacillarien  als  Pflanzen,  aber  Schrank  mehrte  1796  die  Zahl  ihrer  Formen  im  Thierreiche,  indem  er  2  Naviculas  als 
Vibrio  turrifer  und  Fusus,  und  ein  Cocconema  als  Kolpoda  Luna  beschrieb.  Auch  Kammacher  bildete  1798  (in  Adams 
Micrographie)  eine  Navicula  {gracilis)  bei  den  Thieren  ab.  Seit  dem  Jahre  1797  kam  eine  einflussreich  gewordene  Neuerung  durch 
Girod  Chantrans  in  diese  Kenntnisse,  welcher  durch  fleissige,  aber  critiklose,  Beobachtungen  unterstützt,  behauptete,  dass  viele 
Algen  bewegte  Thiere  hervorbrächten  und  diese  Thiere  wieder  zu  bewegungslosen  Algen  erstarrten,  oder  dass  die  Conferven  Polypen- 
stöcke wären.  Die  Naviculae  entständen  aus  Oscillatorien  und  bildeten  durch  ihre  Eier  den  Byssus  Flos  aquae  u.  s.  w.  Sehr  aus- 
führlich wurde  diess  von  ihm  1802  bekannt  gemacht.  Seitdem  hat  man  nun,  durch  Ingenhousz  ähnliche  Nachrichten  empfänglich  ge- 
macht (siehe  Ast asiacen),  fast  allgemein  den  bewegten  oder  thierischen  Zustand  dieser  Körperchen  dem  bewegungslosen  oder  pflanz- 
lichen untergeordnet  und  mit  mehr  oder  weniger  bestimmten  Ausdrücken  in  diesen  Formen  einen  Indifferenzpunkt  des  Thier  -  und  Pflan- 
zen- und  sogar  auch  des  Mineralreichs  als  feststehend  betrachtet.  Roth,  Decandolle,  Dillwyne,  Drapparnaüd,  Grateloüp, 
Hornemann,  Thore,  Agardh  und  Hooker  bezeichneten  dann  Formen  dieser  Familie  als  Pflanzen.  Decandolle  gab  1805  den 
Namen  2)  Diatoma,  welchen  Loureiro  schon  einer  phanerogamischen  Pflanze  gegeben  hatte,  zwei  generisch  verschiedenen  Formen, 
einer  Striatella  und  einer  Fragilaria.  Achariüs  gab  1803  den  strahlenartig  gehäuften  länglichen  Eiern  eines  kleinen  Wasserthie- 
res  3)  den  Namen  Echinella  radiosa,  und  hielt  sie  für  eine  Alge.     Agardh  gab  1812   den  neuen  Gattungsnamen  4)  Gloionema. 

Wichtig  waren  dann  die  Untersuchungen  von  Nitzscii  1816  —  17,  welcher  die  Diatomen  und  prismatischen  Vibrionen  sammt 
den  verwandten  Conferven  der  Botaniker  in  die  schon  bestehende  ältere  Gattung  Bacillaria  der  Thiere  wieder  zusammenstellte.  Er 
war  dabei  der  Ansicht,  dass  einige  dieser  Arten  einer  und  derselben  Gattung  ganz  vegetativ,  pflanzlich,  andere  ganz  animalisch  wären. 
Rüdolphi  sprach  sich  1821  (Physiologie  I.  p.  231.)  gegen  diese  Ansicht  als  Princip  in  systematischer  Hinsicht  aus  (vergL  Navicula). 
Die  Botaniker  Jürgens,  Moügeot  und  Nestler,  Desvaux,  Lyngbye  und  Agardh,  welche  sich  speciell  mit  dem  Beobachten  die- 
ser Formen  beschäftigten,  fuhren  fort,  dieselben  unter  den  Algen  aufzuzählen.  Lyngbye  bildete  1819  die  Gattung  5)  Bangia  und 
6)  Fragilaria,  erstere  zum  Theil,  letztere  ganz  aus  Bacillarien,  und  erweiterte  die  neubegrenzte  Gattung  Echinella.  Agardh  er- 
klärte sich  1820  für  die,  durch  Ingenhousz  und  Girod  Chantrans  besonders  lebhaft  erfasste,  Idee  der  Verwandlungen  ganz  ver- 
schiedenen Arten,  Gattungen,  Classen  und  Reichen  angehöriger  Organismen  in  einander,  indem  er  Nees  von  Esenbecks  Idee  über 
die  Algen  von  1814  weiter  und  kühner,  aber  nicht  glücklich  ausführte.  Link  bildete  1820  zwei  Algengattungen:  7)  Hydrolinum 
und  8)  L?jsigonium,  welche  vielleicht  den  Gattungen  Schizoneina  und  Gallionella  entsprechen,  aber  nicht  hinreichend  kenntlich  cha- 
racterisirt  waren.  Bonnemaison  bildete  1822  die  beiden  Pflanzengattungen  9)  Vaginaria  und  10)  SpeAnogonia ,  welche  wohl 
ebenfalls  Schizonemen  entsprachen.  Gleichzeitig  errichtete  Bory  de  St.  Vjncent  die  Gattungen  11)  Achnanthes,  12)  Ne- 
matoplata  {Fragilarid)  und  13)  Styllaria  {Cocconema)  in  seiner  Familie  der  Arthrodiees,  die  er  abwechselnd  zwischen  Pflanzen 
und  Thieren  stehend  meinte,  auch  die  Gattung  13)  Navicula  in  seiner  Familie  der  B aciliar  iees ,  die  er  zwar  zu  den  Infusorien 
stellte,  wobei  er  aber  seine  Psych odien  meinte,  da  er  sie  in  der  Uebersicht  der  Infusorien  nicht  erwähnt.  Im  Jahre  1823  bildete 
Nees  v.  Esenbeck  aus  den  Bacillarien  sammt  den  Oscillatorien  u.  and.  eine  Mittelklasse  zwischen  den  Pilzen  und  Algen  der  Pflan- 
zen unter  dem  Namen  Hydronemata.  Schrank  dagegen  erklärte  von  Neuem  die  Bacillarien  für  wahre  Thiere,  und  theilte  Mül- 
lers Gattung  Vibrio  in  Bacillaria,  Oscillaria  und  Vibrio.  Gaillon  in  Dieppe,  wahrscheinlich  durch  Girod  Chantrans  ver- 
leitet, theilte  1823  ein  von  ihm  angeblich  beobachtetes  Zerfallen  von  Conferven  des  Meeres  in  Naviculas,  und  von  Vereinigen  der 
Naviculae  {Vibrio  bipunctatus)  durch  blosses  Aneinanderreihen  (Juxtaposition)  in  Algen  {Girodella  [Conferva]  comoides)  mit, 
und  bildete  eine  Familie  der  Nemazoaires>  als  Conferven,  die  sich  aus  Monaden  oder  Naviculis  zusammenreihten.  Bort  de  St. 
Vincent  bildete  1823  die  Gattungen  15)  Heterocarpella  (s.  Euastrum)  und  16)  Helierella  (s.  Micrasterias)  in  seiner  Algenfa- 
milie  der  Cahodinees  {Chaos) ,  und  in  seiner  Familie  der  Confervees  die  Gattung  16)  Gaillonella. 

Agardh  errichtete  1824  aus  den  Bacillarien,  die  er  Diatomeae  nannte,  eine  Ordnung  der  Algen  und  gründete  die  Gattun- 
gen 17)  Frustulia,  18)  Meridion,  19)  Meloseira  {Gallionella),  20)  Schizonema  {Girodella),  21)  Desmidium  und  22)  Gom- 
phonema in  derselben.  Auch  stellte  er  in  die  Ordnung  der  Nostochinae  die  beiden  hierher  gehörigen  Gattungen  Echinella  {Eua- 
strum) und  Gloionema.  Link  billigte  1824  diese  Anordnung,  stellte  nur  auch  letztere  2  Gattungen  zu  den  Diatomeen  und  Pflanzen 
und  fugte,  auf  Dr.  Leo's  (Bestätigung  von  Girod  Chantrans)  Beobachtungen  bauend,  die  Oscillatorien  als  Mutterform  der  Navicu- 
lae hinzu.  Treviranüs,  Steudel,  Fries  und  Sprengel  erwähnen  dann  die  Bacillarienformen  als  pflanzliche  Körper.  Fries  hob 
das  crystallinische  Ansehen  auch  als  mineralischen  Indifferenzpunkt  des  Organischen  hervor.  Blainville  nahm  1825  Gaillons  Untersu- 
chungen, die  bis  dahin  wenig  bekannt  waren,  im  Detail  im  Biet,  d'hist.  not.  Art.  Nemazoaires,  auf.  Bory  de  St.  Vincent 
gründete  1825  aus  den  Arthrodieen  ein  neues  Naturreich  der  Doppelseelen,  Psychodies,  (müsste  Dipsychica  heissen,)  dessen 
Körper  abwechselnd  Thier  und  Pflanze  wären.  Lyngbye  widerlegte  (nach  Bory,  Biet,  class.  XI.  p.  505.)  Gaillons  Ansichten 
1826.  Agardh  unterschied  1827  die  Gattungen  23)  Micromega,  24)  Licmophora  {Echinella),  25)  Homoeocladia  (?)  und 
26)  Oncobyrsa{?)  in  der  Familie  der  Diatomeen,  und  27)  Micrasterias  in  der  Pflanzenfamilie  der  Ulvaceen.  Leirlein  billigt 
1827  ebenfalls  diese  Stellung  der  Bacillarien  bei  den  Algen,  und  fügte  den  Diatomeen  die  Gattung  Closterium  zu.  Greville  bildete 
1827  die  Gattungen  28)  Exilaria  {Echinella),  29)  Monema  {Naunema)  und  30)  Berkeley a  {Naunema).  Turpin  untersuchte 
darauf  in  Dieppeund  Havre  selbst  Gaillons  Beobachtungen,  ohne  sie  zu  bestätigen.     Er  erklärte  vielmehr  Girodella  comoides  für 

35 


138 

eine  einfache  Pflanze,  und  die  im  Innern  eingeschlossenen  Thiere  für  eine  besondere  Form  des  Pflanzenstoffes  {Globuline),  den  er  Na- 

viculine  nennt. 

Sprengel  hielt  1827  Achnanthes,  Frustulia,  Meridian  und  Gloeonema  für  Eier  oder  Brut  von  Thieren.  Schon  die 
Gattung  Diatoma,  welche  er  mit  Fragilaria  und  Schizonema  bei  den  Pflanzen  aufführt,  sey  zu  zweideutig.  Bory  sprach  1827 
gegen  Gaillon  im  Article  Nemazoaires  des  Dict.  class.  d?  hist.  not.  Aber  Meyen  behauptete  wieder ,  wie  Leo  und  Girod 
Chantrans,  dass  die  Bacillarien  aus  den  Oscillatorien  entständen  {Linnea  IL  401.  1827.).  Agardh  billigte  1828  die  Stellung 
des  Closterium  von  Leiblein  und  war  auch  nicht  abgeneigt,  die  Spongilla  lacustris  zu  den  Diatomeen  (Bacillarien)  zu  stellen 
(Species  Algarum  IL  p.  XXV.  XXVIII).  Im  Jahre  1828  bildete  auch  Meyen  die  Gattungen  31)  Pediastrum  {Micraste- 
rias), 32)  Scenedesmus  {Arthrodesmus) ,  33)  Staurastrum  und  34)  Sphaerastrum,  welche  er  als  Spiele  der  bildenden  Natur 
ansah  und  als  Pflanzen  beschrieb.  Reichenrach  stellte  die  Bacillarien  in  die  Familie  der  Confervaceen.  Türpin  errichtete  die  Gat- 
tung Surirella  {Navicula)  als  eine  zwischen  Pflanzen  und  Thieren  schwebende  Form,  und  nannte  die  Gattungen  35)  Stomatella 
{Micrasterias) ,  36)  Tessarthonia  {Tessararthra),  37)  Ursinella  {Euastrum)  und  38)  Gemmella  {Euastrum).  Losana  bil- 
dete 1829  eine  Thier-Gattung  39)  Oplarium  aus  denselben  und  ähnlichen  Micrasterienformen.  Agardh  schrieb  1830  seine  fleissige 
erste  akademische  Gelegenheitsschrift  über  die  Familie  der  Diatomeen,  worin  er  den  Namen  Frustulia  in  40)  Cymbella  umänderte. 
Auch  Blainville  erklärte  1830  die  Bacillarien  für  Pflanzen.  In  gleichem  Jahre  wurde  von  mir  die  Familie  der  Bacillarien  zu  den 
poly gastrischen  Thieren  gezogen,  ein  harter  glasiger  zweischaaliger  Panzer  bezeichnet,  und  die  Familie  mit  den  Gattungen  41)  Syne- 
dra  und  42)  Cocconema  vermehrt.  Die  Bedeutung  der  Gattung  Echinella  wurde  physiologisch  zu  befestigen  gesucht.  Leiblein 
stellte  die  Spongilla  lacustris  zu  den  Diatomeen.  Morren  bildete  die  Gattung  43)  Crucigenia  (B aciliar ia?).  Agardh  gab 
1831  die  Fortsetzung  seines  Conspectus  Diatomacearum.  Gray  bildete  die  Gattung  44)  Biddulphia  aus  der  Conferva  biddul- 
phiana  und  oblic/uata  {Isthmia).     {Arrangement  of  brit.  pl.] 

Im  Jahre  1831  gelang  mir  durch  neue  Beobachtungen  die  Stellung  der  Bacillarien  im  Thierreiche  zu  befestigen  und  ich  bildete 
die  Gattung  45)  Euastrum.  Agardh  fügte  1832  die  Gattungen  46)  Isthmia,  47)  Odoniella,  48)  Striatella  und  49)  Grammo- 
nema  {Fragilaria)  hinzu.  Im  gleichen  Jahre  setzte  ich  die  detaillirteren  Mittheilungen  fort  und  vermehrte  die  Kenntniss  dieser  Familie 
um  die  Gattung  50)  Xanthidium.  Im  Jahre  1833  bearbeitete  Kützing  eine  Synopsis  Diatomacearum  und  verzeichnete  die  neuen 
Gattungen  51)  Sigmatella  {Navicula),  52)  Encyonema  {Monema),  53)  Psygmatella  {Eailaria),  54)  Trochiscia  {Tessararthra) 
und  55)  Aristella  {Epipyscis).  Derselbe  fand  auf  chemischem  Wege,  dass  die  glasartige  Härte  des  Panzers  vieler  dieser  Formen  durch 
Kieselerde  bedingt  sey  und  behandelte  sie  sämmtlich  als  Pflanzen.  Ich  untersuchte  mit  Prof.  H.  Rose  und  bestätigte  diese  chemische 
Eigenthümlichkeit.  Wallroth  versuchte  die  weniger  glücklichen  lateinischen  Namen  Frustulia  und  Fragilaria  durch  die  griechi- 
schen Rhabdium  und  Temachium  zu  ersetzen,  hielt  aber  diese  Formen  in  einem  Anhange  zu  den  Pflanzen  als  Hygrophylozoa  zu- 
sammen. Gaillon  gab  1834  eine  neue  Uebersicht  der  Nemazoaires  mit  vielen  durchgehend  neuen  und  sehr  sprachwidrigen  generi- 
schen  Namen  für  alle  schon  benannten  Formen,  welche  der  Yergessenheit  zu  übergeben  sind.  Audi  Corda  gab  1835  viele  neue  Gat- 
tungsnamen, welche  auf  obwohl  fleissiger,  doch  nicht  hinreichend  critischer,  Beobachtung  und  Mangel  an  Vergleichung  des  schon  Be- 
kannten beruhten,  als:  56)  Pharyngoglossa  {Navicula),  57)  Cosmarium  {Euastrum),  58)  Colpopelta  {Euastrum),  59)  Stau- 
ridium  {Micrasterias),  60)  Sphaerozosma  {Odoniella),  61)  Syrina  {Fragilaria),  62)  Paradesmus  {Fragilaria),  63) 
Pleurosicyos  {Closterium)  und  64)  Scalptrum  {Navicula).  Derselbe  Beobachter  spricht  von  Mundöflnungen,  Geschlechtsöffnungen, 
einem  fadenartigen  Darmkanal  und  sogar  von  einer  Zunge  mehrerer  Formen,  ohne  jedoch  diese  Verhältnisse  wissenschaftlich  festzustel- 
len. Auch  ein  Oeffnen  und  Schliessen  der  beiden  Schaalen  wird  als  beobachtet  angezeigt ,  was  ebenfalls  nicht  statt  finden  kann.  Im 
Allgemeinen  hält  er  diese  Formen  nicht  für  Pflanzen,  sondern  für  Thiere,  und  schliesst  ihnen  die  Oscillatorien  an.  In  gleichem  Jahre 
machte  ich  auf  die  characteristischen  Merkmale  vieler  Arten  aus  ihrer  Streif ung  und  deren  Zahl  aufmerksam.  Henle  glaubte  wunder- 
barerweise  dergleichen  Formen  in  den  innern  Fortpflanzungsorganen  grösserer  Thiere  beobachtet  zu  haben.  Jürgens  zählte  1835  diese 
Formen  wieder  in  der  Flora  von  Norderney  auf.  Meten  erklärte  wiederholt  die  Closterien  und  Pediastra  für  Pflanzenzellen. 
In  weiterer  Entwicklung  der  früheren  Ansichten  über  Infusorien,  deren  wachsendes  Interesse  gerade  an  diese  Familie  fesselte,  habe  ich 
1835  die  Gattungen  65)  Pentasterias,  66)  Cocconeis,  67)  Py&idicula,  68)  Podosphenia,  69)  Tessella  und  70)  Syncyclia 
hinzugefügt,  und  in  gleichem  Jahre  wurden  die  10  Tafeln  dieses  Werkes  gestochen,  welche  den  Bacillarien  gewidmet  sind. 

Seit  1836  sind  die  Formen  dieser  Familie  besonders  durch  ihr  gleichzeitiges,  geographisch  sehr  getrenntes,  Vorkommen  glei- 
cher Arten  im  Mineralwasser  zu  Carlsbad,  in  Salinen  und  im  Meerwasser  merkwürdig  geworden,  zu  deren  vergleichender  Untersuchung 
die  Combinationen  mich  hinleiteten.  Zur  weiteren  intensivesten  Beobachtung  und  Mittheilung  der  Carlsbader  Umgebungen  dieser  Art 
durch  mich  veranlasst,  entdeckte  Herr  Fischer  die  Bacillarien  im  Franzensbader  Kieseiguhr.  Weitere  Combinationen  Messen  mich 
die  Formen  dieser  Familie  im  Polirschiefer  suchen  und  linden.  Ja  die  Halbopale  und  Feuersteine  haben  sich  demnächst  zu  organischen 
überreichen  Denksteinen  der  Bacillarien  umgestaltet,  und  ausgedehnte  Felsmassen,  deren  jeder  Cubikzoll  40  Tausende  Millionen  Thier- 
chen  umschliesst,  sind  die  unleugbaren  Zeugen  des  grossen  Einflusses  der  mikroskopischen  auf  die  grössere  Formen  weit  geworden.  Es 
ist  ein  vergebliches  Bemühen,  wenn  man  durch  Mangel  an  Uebung  in  mikroskopischer  Beobachtung,  oder  durch  unvollkommene  Mi- 
kroskope, oder  durch  Lust  am  Widerspruch  verleitet,  jetzt  noch,  nachdem  von  allen  Seiten  das  Material  herbeidrängt  und  schon  ver- 
arbeitet vorgelegt  ist,  die  fossilen  vollgebildeten  mikroskopischen  Thierformen  für  zerriebene  Theile,  für  bloss  verkleinerte  organische 
Ueberreste,  für  gewöhnlichen  Schutt  halten  will.  Türpin  hat  1837  das,  von  mir  durch  Herrn  v.  Humboldt's  Vermittelung  dem 
französischen  Institute  übersandte,  Material  zu  einem  um  so  beklagenswertheren  Widerspruch  verwendet,  da  aus  seinen  grossen,  aber 
nicht  correcten  Abbildungen  auch  nur  eben  hervorgeht,  dass  er  alles  ungefähr  eben  so  gesehen,  nur  unrichtig  gedeutet,  Xanthidium 
und  Peridinium  verwechselt  und  letzteres  verkehrt  gezeichnet  hat.      (Vergl.  Xanthidium  und  Peridinium.) 

Neuerlich  sind  von  mir  in  den  Berichten  der  Berliner  Akademie  der  Wissenschaften  1837  die  Gattungen  Actinocyclus  und 
Eunotia  hinzugefügt  worden,  und  auf  gegenwärtigen  Tafeln  wurden  schon  im  Jahre  1835  die  Namen  Scenedesmus  und  Monema 
sprachrichtiger  Arthrodesmus  und  Naunema  geschrieben;    die  Ute  Tafel  ist  1837  gestochen. 

Der  Organisationsgehalt  der  Familie  ist,  der  Lichtbrechung  und  Härte  des  Panzers  halber,  schwierig  zu  erkennen,  doch  ha- 
ben sich  folgende  Kenntnisse  allmälig  entwickeln  und  zu  grosser  Wahrscheinlichkeit  bringen  lassen:  Der  characteristische  Panzer  aller 
Formen  ist  von  verschiedener  Natur.  Der  Masse  nach  theilen  sie  sich  in  harte  Formen  mit  starkem  Kieselgehalt  und  in  häutige,  kie- 
sellose, und  es  ist  sehr  bemerkenswerth,  dass  noch  keine  kalkhaltigen  vorgekommen  sind.  Bei  einigen  ist  der  Panzer,  wie  es  scheint, 
ein  Eisensilicat.  Manche  haben  um  den  harten  kieseligen  Panzer  noch  eine  weiche,  gallertige,  verschiedengeformte  Hülle  {Frustu- 
lia, Schizonema,  Micromega  u.  s.  w.).     Der  Gestalt  nach  sind  sie  büchsenartig  {urceoli)   mit  einfacher  OefFnung,   oder  zwei-  und 


139 


mehrschaalig  (ohne  Scliloss  verwachsen)  mit  mehreren  Oeffnungen.  Vorherrschend  ist  eine  runde  und  eine  prismatische  4seitige  Gestalt 
bei  den  kieselhaltigen,  und  eine  flache  Sseitige  und  5seitige  bei  den  kiesellosen.  Bewegungsorgane  sind  als  Fiihlorgane  bei  Acineta 
sehr  deutlich,  doch  weichen  sie  vom  Character  der  grossen  Gruppe  so  sehr  ab,  dass  sie  wohl  als  Typus  einer  eigenen  Gruppe  gelten 
können,  daher  diese  Gattung  vorläufig  als  Anhang  betrachtet  worden  ist.  Uebrigens  ist  nur  bei  Navicula-Arten  ein  schneckenfussarti- 
ges  unzertheiltes  Bewegungsorgan  beobachtet  worden,  und  es  scheint  am  öftersten  aus  der  Schaale  wenig  hervorzuragen.  Ob  die  be- 
wegten Körnchen  bei  einigen  Naviculis  (wie  bei  Closteriiim)  hierher  gehören,  ist  zweifelhaft.  —  Der  Ernährungsorganismus  ist  noch 
bei  keiner  Art  durch  farbige  Nahrung  in  seiner  Function  anschaulich  geworden,  hat  sich  aber  bei  vielen  Arten,  wie  es  scheint,  direct 
erkennen  lassen.  Es  finden  sich  bei  vielen  Formen  verhältnissinässig  grosse,  wasserhelle,  veränderliche,  farblose  Blasen  in  der  farbigen 
Eiermasse,  welche  ganz  den  Magenblasen  der  andern  polygastrischen  Thierchcn  gleichen,  und  welche  Girod  Chantrans  bei  Navicu- 
lis für  Eier  gehalten.  —  Als  annehmbare  Fortpflanzungsorgane  sind  bei  fast  allen  Gattungen  farbige,  bei  einigen  Formen  farblose  ei- 
artige  Körnchen  anschaulich  geworden.  Oft  ist  die  sehr  feinkörnige  gelb,  braun  oder  grün  gefärbte  innere  Masse  deutlich  in  2  bis  4 
Platten  oder  Schläuche  vertheilt,  welche  in  der  Körpermitte  vereinigt  sind,  so  bei  Navicula,  Cocconema,  Naunema  u.  s.  w.,  oft 
ist  sie  in  viele  kleine  unter  einander  zart  verbundene,  rundliche  Haufen  oder  Beutelchen  vertheilt,  die  sich  späterhin,  wie  bei  Achnan- 
t/ies,  zuweilen  als  ein  Kreuz  (4theilig),  oder,  wie  bei  Desmidium,  3 — 6theilig  vereinen,  zuweilen  einfach  zusammenballen  und  entleeren, 
so  bei  Gallionella ,  Pyx;idicula>  Isthmia  u.  s.  w.  Bei  einigen  scheint  ein  einfacher,  den  ganzen  Körper  erfüllender,  Eierschlauch 
vorhanden  zu  seyn,  welcher  die  Magenzellen  und  übrigen  Organe  umhüllt.  So  bei  Xanthidium,  Euastrum,  Micrasterias.  Manche 
dieser  Formen  scheinen  nach  dem  einmaligen  Eierlegen  zu  sterben,  viele  entwickeln  die  Eier  erst,  wie  es  scheint,  dann  zu  völliger 
Reife,  nachdem  sie  sich  sammt  dem  Eierstocke  vielfach  unvollkommen  getheilt,  zu  Monadenstöcken  umgestaltet  und  wieder  völlig  ge- 
trennt haben,  ein  Umstand,  welcher  die  Ursache  von  all  den  vielen  Verwandlungsbeobachtungen  der  Tliiere  in  Pflanzen  u.  s.  w.  gewor- 
den ist.  Selbst  ein  männlicher  Sexnalorganismus  scheint  sich  vorgefunden  zu  haben.  Kugelförmige  einfache  oder  doppelte,  Samendrü- 
sen vergleichbare,  Organe  zeigen  die  Gattungen  Micrasterias ,  Arthrodesmus,  Tessararthra,  Xanthidium  und  die  verwandte  Aci- 
neta. Contractile  Samenblasen  sind  nirgends  sicher  erkannt.  Zu  den  Fortpflanzungsverhältnissen  gesellt  sich  besonders  die  Selbstthei- 
lung,  wTelche  immer  Längstheilung  zu  seyn  scheint,  so  dass  die  confervenartigen  Formen  nicht  fadenartig  lang  und  schmal  sind,  wie 
Pflanzen,  sondern  fadenartig  breit  und  kurz.  Die  unvollständige  Theilung  geschieht  aber  zuweilen  vom  Rücken  zum  Bauche  hin,  wo- 
durch Bänder  entstehen,  indem  die  Seiten  an  einander  bleiben  {Navicula,  Fragilaria) ,  zuweilen  von  Seite  zu  Seite,  wodurch  andere 
(halbmondartige)  Formen  entstehen,  wie  bei  Eunotia,  Cocconema.  Bei  den  doppelt  umhüllten  theilt  sich  meist  nur  der  innere  eigentliche  Pan- 
zer, die  äussere  Hülle  wächst  und  entwickelt  sich,  wie  die  Hülle  der  Kugelt  liiere,  nach  andern  Gesetzen.  Oft  bilden  diese  For- 
men Monadenstöcke,  Bacillaricnstöcke,  als  Conferven-  und  Fucus- ähnliche  Bäumchen,  welche  die  Botaniker  daher,  nicht  ohne  allen  Schein 
des  Rechtes,  zu  den  Pflanzen  zogen. —  Von  Empfindungs-  und  Circulationsorganen  ist  bisher  noch  keine  Spur  in  der  Familie  erkannt. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Familie  ist  weit  über  Europa  hinaus  ermittelt.  Island  und  Isle  de  France,  die  Philippinen,  der  Altai 
und  Teneriffa  geben  die  Grenzen  der  Beobachtung.  In  geologischer  Hinsicht  ist  ihre  Verbreitung  nicht  auf  die  Jetztwelt  beschränkt,  sondern  er- 
streckt sich  durch  die  geognostische  Tertiärbildung  der  Erde  deutlich  und  sicher  bis  in  die  Kreidegebilde  der  Secundärformation,  und  durch  ihr 
Vorkommen  in  Halbopalen  älterer  vulkanischer  Massen  wohl  in  noch  tiefere  und  ältere  Perioden  der  Erdbildung.  Ihr  Kiesel-  und  Eisengehalt 
macht  sie  geeignet,  die  tiefen  Geheimnisse  der  Erdbildung  und  Entwicklung  mehr  enthüllen  zu  helfen,  als  der  leichter  auflösliche  Kalkgehalt 
der  kalkhaltigen  Organismen  es  vermag.     (V er gl.  Xanthidium,  Pya;idicula>  Gallionella ,  Actinocyclus ,  Navicula,  Eunotia.) 

Die  Familie  theilt  sich  in  4  Sectionen:  1)  Desmidiaceen,  2)  Naviculaceen,  3)  Echinelleen,  4)  Lacernaten. 

üebersicht   der   35   bis    36   Gattungen   der   Familie   der  Bacillarien: 

|  dreiseitige Desmidiuill 

/vierseitige . Staurastrum 

(fünfseitige Pentasterias 

Monadenstöcke  perlschnurartig Tessararthra 

beerenartig Sphaerastrum 

stachlige Xanthidium 

gedrängt  an  einander  liegende ArthrodesmilS 

mit  Zapfen  verbundene ..   Odoiltella 

viele  in  jeder  Scheibe     .  .  .  . Micrasterias 

zwei  in  jeder  Scheibe Euastrum 

einzeln  plattenartig Microtheca 

Pyxidicula 

(einzellige,  gliederfadenartige Gallionella 

I  concentrisch  vielzellige ActillOCycIllS 

mit  6  Panzeröffnungen Navicula 


freie 


einfach  ge-  / 
panzerte    \ 


prismati- 
sche .  . 


einschaali-  /runde  .  . 
ge :    Des-  < 
midiacea 

flache  .  . 


runde  .  . 


datte 


bandartige 

|  scheibenartige    oder   plat- 
tenartige     

einfach  kugelartige  .  .  .  , 
Corallenstock  bildende 


2  oder 
mehrschaa- 
lige:   Na^ 
viculacea  ]Pnsrnati- 
sche  •  . 


einzeln  breiter  als  lang 
stiellos  an- 
ange-     \  l    sitzend   . 

heftete:    /einzeln 
Echi-    \  länger    als 
nellea    J  breit  .  .  .  \  gestielt 


vollkommen  selbsttheilige, 


nie  bandartige 


mit  4  Panzeröffnungen Eunotia 

mit  1  Panzeröffnung CoCCOneiS 


unvollkommen     selbstthei-  (  gelenkbildende 


i  stabartige 


)  plattenartige 


li^^"     Seriöse,      brt-  (gerade  Bänder 


bildende,  bandartige 


*  (        chige 1  spirale  Bänder   .  . 


Bacillaria 

Tessella 

Fragilaria 

Meridion 

Isthmia 

Synedra 

Podosphenia 

Gomphonema 


l 


(stabförmig 

i  keilförmig 

,  .  \  durch  Längstheilung  dichotomisch  .  .  , 

ö |  durch  Längstheilung  gewirtelt Ecllinella 

lanzenförmig,  gerade  aufsitzend Cocconema 

fahnenartig,     schief    auf-  j  mit  mittlerer  Oeffnung Achnanthes 

sitzend |  ohne  mittlere  Oeffnung Striatella 


140 

),         n  ii    i.  i         i  zerstreute FYiKstiilia 

von  formloser  ixallerte  umgeben  •  <    .        ,.  ,      ,  nuaiunu 

°  1  ringartig  verbundene Syncyelia 

/   .  p   _         ..  _.,  (gerade  Stäbchen Naunenia 

,..  r  i         1T    ,.       T)..1       einfach  verästete  Röhren f  c,...   1  ^dUUUUd 

von  häutigen  oder  gallertigen  Roh-  J  (krumme  Stabchen Gloeonema 

ren  umhüllt \  ..  (büschelartig  zerschlitzt    .  .  .  .  Sdlizoiieiua 

I  verbundene  bundelartige  Rohren   .  .  < ,  .-»*..  ™. 

\  ö  /baumartig  gerastet Micromega 

Anhang:  einfach  gepanzert,  einzeln  gestielt,  weichschaalig,  mit  vielen  zurückziehbaren  nicht  wirbelnden  Fühlfädcn  .  Acineta 


EBSTE    S  JB  €  T  I  O  ST:     nMlSJBLMMJLCalJi. 

VIERUNDVIERZIGSTE     GATTUNG:      KETTENSTÄBCHEN. 

Besmidium.    Besmide. 

CIIARACTER:    Animal  e  familia  Bacillariormn,  liberum,  lorica  simplici,  univalvi,  triquetra  inelusum,  saepe 
cateniforme. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Racillaries,  libre,  ayant  une  cctrapace  simple  urceolee, 
trilaterale,  souvent  multiplie  en  forme  d'une  chaine. 

Die  Gattung  der  Kettenstäbclien  umfasst  alle  die  Formen  der  Familie  der  Stabthierchen,  welche 
frei  sind  und  einen  einfachen  und  einschaaligen  dreiseitigen  Panzer  führen  ?  oft  auch  lange  schnurenartige 
Ketten  bilden. 

Die  Gattung  Besmidium,  welche  hier  5  Arten  enthält,  bildete  Agardh  1824  aus  der  Conferva 
dissiliens  der  English  bolany  mit  2  Arten.  Greville  bezeichnete  1827  eine  dritte  nicht  haltbare  Art. 
1834  wurden  in  den  Abhandl.  d.  Berlin.  Akad.  3  neue  Arten  beschrieben,  wozu  hier  eine  4te  kommt.  Der 
Organisationsgehalt  ist  schwierig  zu  ermitteln  geblieben.  Die  Analogie  mit  den  Gallionellen  und  Nävi- 
cutis  muss  jetzt  noch  das  Fehlende  oder  Zweifelhafte  übertragen.  Der  eng  anschliessende  Panzer  bildet  die 
Oberhaut  und  ist  pergamentartig.  In  der  Mitte  jedes  Gliedes  befindet  sich  eine  weite  Oeffnung.  Ob  deren 
auch  an  den  Spitzen  sind,  ist  nicht  erkannt.  Noch  ist  auch  nicht  ganz  sicher,  ob  nicht  2  Glieder  erst  ein 
Einzelthier  bilden.  Bewegungsorgane  sind  nicht  erkannt,  aber  sehr  langsame  Ortsveränderung  beobachtet. 
—  Ais  polygastrische  Ernährungsorgane  lassen  sich  Bläschen  bei  D.  Sivartzii,  orMculare  und  aculeatum 
betrachten,  welche  farblos  in  grüner  Eierraasse  liegen.  —  Als  Fortpflanzungsorgan  ist  die  grüne  kornige 
Färbung  zu  betrachten,  welche  den  Körper  erfüllt  und  im  jungen  und  alten  Zustande  sich  3 — 6strahlig  um 
die  Mitte  lagert.     Männliche  Drüsen  sind  nicht  erkannt. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  nur  im  Süsswasser  Europa's,  in  England,  Schweden, 
Preussen,  Frankreich  und  vielleicht  im  Seewasser  der  Nordsee  beobachtet  {DJ  tenax). 

155.     Hesmidium,  Swartzii,  Swartzen's  Kettenstäfrchen.     Tafel  X.  Fig.  VIXI. 

D.  corpusculis  laevibus,  a  dorso  ventreque  quadrangularibus,  obtuse  emarginatis,  a  latere  triangularibus,  lateribus  re- 
ctiusculis,  apieibus  obtusis,  ovariis  viridibus. 

Desmide  de  Swart%,  a  corpuscules  lisses,  quadrangulaires  au  dos  et  au  venire,  leger  ement  echan- 
cres  et  arrondis  aucc  bouts,  triangidaires  auze  cötes,  ayant  les  flancs  droits,  les  bouts  obtus 
et  T  ovaire  vert. 

Diafoma  Sivartzii,  Agardh  ,  Swensk  bot.   491.   F.  1.  2.  3. 

—  —         Lyngbye,  Hydroph.  dan.  t.  61.   p.  177.   1819. 

—  —         Turpin,  Dict.  des  sc,  nat.   1820.?    Plantes  acotyledonees.     Tab.  10.    (Copie.) 
Desmidium  Swartzii,  Agardh,  Synopsis  Algarum,  1824.   p.  9. 

—  —         Greville,  Scot.  crypt.  Flor.    t.  292.  V.   1827. 

—  '  —         Agardh,  Conspectus  criticus  Diät.  p.  56.   1832. 

—  —         Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1832.  p.  291. 

—  —        Kützing,  Synops.  Diatom.   1833.  p.  613. 

Aufenthalt:     In  England,  in  Schweden,  in  Dänemark,  Holstein?,  Stattgart?,  Berlin  beobachtet. 

Diese  niedliche  Forin  ist  bei  Berlin  häufig  zwischen  Conferven  der  Torflachen,  docli  nie  sehr  zahlreich,  beisammen,  oft  als 
einzelne  Glieder,  zuweilen  als  einzelne  lange  grüne  Schnüre,  die  einer  Conferve  gleichen.  Die  dreiseitige  Eigentümlichkeit  der  Form 
entdeckte  Lyngbye  zuerst,  und  er  erhielt  Exemplare  aus  England  als  Conferva  dissiliens  Dillw.  Er  fand  sie  in  Dänemark  und 
hielt  die  Bandform  für  Hauptsache;  dasselbe  thaten  dann  Agardh  und  Greville  später.  Kützing,  der  sie  nicht  selbst  beobachtete, 
gab  ihr,  nach  der  Abbildung  der  Conferva  dissiliens  von  Smith  in  der  English  botany,  die  einen  ganz  andern  Körper  darstellt, 
noch  einen  gallertigen  Schlauch  als  Hülle,  welchen  ich  nie  sah,  und  erwähnt  ihr  Vorkommen  in  Holstein  und  Stuttgart.  —  Erst  seit 
1832  habe  ich  gewagt,  diese  mir  früher  bekannt  gewesene  Form  zu  den  Bacillarien  zu  stellen,  nachdem  ich  freiwillige  Längstheilung 
beobachtet  hatte.  Die  einzelnen  Glieder  der  Fäden  sind  die  Grundform.  Es  sind  kurze  3seitige  Prismen,  die  von  den  Kanten  aus 
einer  Selbsttheilung  fähig  sind,  und  daher  von  da  aus  oft  mehr  oder  weniger  tief  eingeschnitten  (getheilt)  erscheinen.    Die  Selbsttheilung 


_ — 141 

ohne  vollkommene  Absonderung  bringt  mehr  oder  weniger  kammartig  gezahnte  Bänder  hervor ,  die  eine  secundäre,  keine  primäre  Form, 
auch  nicht  nothwendig  sind.  Ob  es  eine  beständig  einzahnige  (nie  eingeschnittene)  Form  giebt,  die  sich  also  nicht  von  der  Spitze  ans 
tlieilt,  sondern  von  der  Mitte  aus  ihre  Ecken  allmälig  verlängert  (eine  besondere  Art),  bin  ich  im  Zweifel,  und  habe  für  ein  solches 
Wachsthum  allerdings  sprechende  Beobachtungen  gemacht.  Ich  vermuthe  Oeffnungen  an  den  Ecken,  konnte  sie  aber  nicht  sehen.  Bei 
leeren  Schaalen  sieht  man  eine  grosse  runde  OefFnung  in  der  Mitte  der  dreieckigen  Seite,  welche  die  Glieder  verbindet.  Ortsverän- 
derung, welche  ich  nach  einiger  Zeit  wahrnahm,  bleibt  doch  unsicher.  Im  Innern  befindet  sich  eine  grüne,  zähe,  oft  deutlich  feinkör- 
nige Masse,  welche  sich  oft  in  mehr  oder  weniger  regelmässige,  zuweilen  3-  bis  östrahlige,  Häufchen  gegen  die  Mitte  sammelt.  Ue- 
berdiess  sieht  maa  zuweilen  helle  farblose  Bläschen  (Magenzellen?).  Die  einzelnen  Glieder  von  der  Seite  (Anheftungsfläche)  gesehen, 
sind  dreiseitig  mit  oft  etwas  concaven,  zuweilen  geraden,  gleichen  Seiten  und  immer  mit  stumpfen  Spitzen.  Von  oben,  dem  Rücken, 
gesehen  sind  sie  länglich,  stumpf  4seitig,  kurz  nach  der  Theilung  dreimal  so  lang  als  breit,  kurz  vor  derselben  lV^mal  so  lang  als 
breit.  Ich  sah  Ketten  von  mehr  als  40  Gliedern.  Zahlreich  fand  ich  sie  am  20.  Juni  1832,  am  15.  Juni  1835  und  am  2.  März 
1837.  —  Breite  der  Kette  oder  Länge  des  Kettengliedes  (Thieres)  Vi 92  —  Voe  Linie,  selten  Y48  Linie. 

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  X.   Fig.  VIII. 

Es  sind  18  Thierchen  in  verschiedenen  Stellungen  und  Formen  300mal  vergrössert  dargestellt. 
Fig.  a.     ist  in  etwas  gewendeter  Aufsicht  eine  Kette  von  13  Thierchen,  welche  in  der  schwachen  Ausbuchtung  einen  Anfang  zur  Selbsttheilung  zeigen, 

die  sich  nie  sehr  bedeutend  stärker  äusserlich  ausspricht,   obwohl  die  geschehene   innere  Trennung  durch  grössere  Breite  des  Gliedes   erkennbar  wird. 

Zwei  etwas  kürzere  Glieder  mögen,  von  der  Mitte  aus,  halb  knospenartig,  entwickelt  seyn. 
Fig.  b.     ist  die  gewöhnliche,  normale  Seitenansicht.    Fig.  c.     sind  3  Glieder  in  halber  Wendung.     Fig.  d.    ist  eine  Form  mit  fast  scharfen  Ecken,  die 

mir  nur  einmal  vorgekommen,  vielleicht  einer  andern  Art  gehörig,  vielleicht  nur  abnorm.     Fig.  e.     sind  2  Glieder  in  der  geraden  Aufsicht. 

156.    Desmidium  orMculare,  scheltoenartiges  Kettenstälbclieii,    Tafel  x.  Fig.  IX. 

D.  corpusculis  laevibus  obtuse  triquetris,  lateribus  turgidis,  hinc  geininis  a  dorso  suborbicularibus,    nee  late  socialibus. 

Desmide    orbiculaire^    a   corpuscules   lisses   triangrdaires   arrondis,    gonfles   aux>  cötes  et  par   cela 
deux)  a  dcu&,  vus  du  dos,   orbiculaires  ;  jamais  tres-sociau&. 

Desmidium  orbiculare,  Ab  ha  ndl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1832.  p.  292. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  am  11.  Mai  1832  bei  Berlin  zwischen  Confervcn  zuerst  beobachtete  Form  gleicht  von  manchen  Seiten  sehr  einem  Eua- 
strum,  ist  aber  dreiseitig.  Ich  sali  nie  mehr  als  2  Glieder  zusammenhängen  und  diese  nie  gezahnt.  Wahrscheinlich  fallen  sie  ausein- 
ander und  bilden  dann  erst  durch  Selbsttheilung  wieder  die  Duplicität.  Die  innere  grüne  Färbung  war  deutlich  körnig,  kann  mithin 
Eiermasse  seyn.     Ich  sah  bei  einigen  Exemplaren  viele  schwärzliche  bewegte  Körperchen  im  Innern,  ob  Brut?  —   Grösse  ^48  Linie. 

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  X.    Fig.  IX. 

Es  sind  4  Formen  in  verschiedenen  Stellungen  dargestellt,  alle  SOOmal  vergrössert. 
Fig.  a.     Rückenansicht  oder  Aufsicht,  vergleichbar  der  Fig.  VIII.  e.      Fig.  b.    Seitenansicht,  etwas  gewendet.     Fig.  c.    Rückenansicht,   etwas  gewen- 
det, fast  als  auf  einer  der  Kanten  ruhend.    Fig.  d.     halbe  Seitenansicht. 

ISA.    Desmidium  fteacaceros ,  §ecli§hörniges  IKettenstWbcUen.    Tafel x.  Fig.  x. 

D.  corpusculis  scabris,  gerninatis,  argute  triquetris,  tri-radiatis,   radiis  apice  truncatis. 

Desmide   he&aceros,  a  corpuscules  binaires  scabres,  trilaterauzc^  ayant  les  pointes  amincies  en  trois 
cornes  et  tronc/uees  au  bout. 

Desmidium  heocaceros ,  Abliandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1832.  p.  292. 

Auf  enthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  Art  bildet  nie  lange  Fäden ,  sondern  nur  selten  sind  2  bis  4  Glieder  zusammenhängend.  Der  Körper  ist  klein,  aber 
die  3  Ecken  bilden  3  Strahlen  oder  Hörner,  und  wo  2  zusammenhängen,  wie  es  gewöhnlicher  ist,  6  Hörner.  Sie  fand  sicli  in  Torf- 
lachen zwischen  Oscillatorien  im  August  1832,  im  August  1834,  am  2.  Februar  und  am  16.  März  1837.  Die  ganze  Oberfläche  ist 
chagrinirt,  die  Spitzen  sind  abgestutzt,  oft  farblos,  und  nur  der  mittlere  Theil  innen  grün.  Die  leere  Schaale  ist  farblos  mit  deutli- 
cher mittlerer  Oeffnung.  —  Grösse  bis  V^s  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  X.    Fig.  X. 

Es  sind  6  Gruppen  bei  300maliger  Vergrösserung  dargestellt. 
Fig.  a.     sind  2  Paar  Körperchen  im  Zusammenhange,  vom  Rücken  gesehen.    Fig.  b.     ist  ein  einzelnes  Paar  (ein  durch  Selbsttheilung  verdoppeltes  Ein- 
zelthier?).    Fig.  c.    ist  ein  ähnliches,  von  der  Seite  gesehen.     Fig.  d.    ist  ein  dergleichen,  halb  gewendet.     Fig.  e.     ist  vom  Rücken  gesehen,  mit 
farblosen  Spitzen.     Fig.  /.    ist  ein  etwas  schief  gegen  einander  stehendes  Paar  von  der  Seite,   mit  sternartig  sechsstrahligem  grünen  Inhalte. 

158.    Desmidium,  MJidum,  doppelzahniges  Mettenstäfochen.     Tafel  X.  Fig.  XL 

D.  corpusculis  laevibus,  a  dorso  linearibus  integris,  a  latere  tri  -  radiatis ,  apieibus  fissis  acutis. 

Desmide  fendu,  ä  corpuscules  lisses,  vus  du  dos  lineaires,  ayant  les  pointes  amincies  en  trois  cornes, 
fendues  au  bout  aigu. 

Desmidium  bifidum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1832.   p.  292. 
Desmidium  didymum,  Corda,  Almanac  de  Carlsbad,  1835.  Tafel  IV.   Fig.  43.  44. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  Carlsbad. 

Icli  beobachtete  nur  ein  einfaches  Exemplar  am  29.  Juni  1832  zwischen  Conferven.  Es  war  eine  farblose  Schaale  mit  klei- 
nem grünen  Kerne  und  grosser  runder  mittlerer  Oeffnung,  welche  Corda,  der  eine  lange  Kette  sah,  Darm  nennt.  —  Grösse  %  Linie. 

36 


— 142 

Erklärung   der  Abbildung   Taf.  X.   Fig.  XL 
Es  ist  das  einzige  beobachtete  Exemplar,  300mal  vergrössert,  von  der  Seite  gesehen.     Der  Name  D.  bidens  ist  als  bifidum  zu  lesen, 

159.  JDesmidmm  aculeatum,  stachliges  Ketfenstäjbclieii.    Tafel  X.  Fig.  xn. 

D.  corpnsculis  acnleatis  a  latere  tri- radialis,  apicibns  saepe  tri-aculeatis,  truncatis« 

Desmide  epineucc,  a  corpuscules  epineucc  trilaterausc,  ayant  les  pointes  amincies  en  trois  comes  fro?i- 
quee&)  souvent  surmontees  de  trois  epines. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  sehr  ausgezeichnete  neue  Art  wurde  von  mir  erst  am  30.  Mai  1835  bei  Berlin  in  Torfwasser  entdeckt.  Sie  ist  schön 
grün  erfüllt  und  hatte  helle  Bläschen  dazwischen  (Magenzellen?),  Die  grüne  Farbe  war  körnig.  Ich  sali  später  einige,  die  nur  we- 
nig solche  conische  Stacheln  hatten,  aber  alle  Exemplare  hatten  3  dergleichen  an  den  Spitzen  der  Hörner.  Man  hat  sich  zu  hüten, 
nicht  cylindrische  Hygrocrocis  -  Anflüge  für  solche  Stacheln  oder  Borsten  zu  halten.  —  Grösse  V48  Linie. 

Erklärung    der  Abbildung    Taf.  X.   Fig.  XII. 
Es  ist  ein  Doppelthierchen  in  halber  Wendung  abgebildet,  300mal  vergrössert. 

160.  Desmidium  apiculosum,  rauhes  Kettenstäbclieii. 

D.  corpnsculis  undique  apiculatis,  a  dorso  ellipticis,  laterum  apicibus  ternis  valde  rotundatis. 
Desmide  apre,   a  corpuscules  apres ,   tres - arrondis  ausc  trois  pointes,   vus  du  dos  elliptif/ues. 
Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  ebenfalls  neue  Art  fand  sich  erst  ganz  neuerlich  in  ähnlichen  Verhältnissen  am  2.  März  1837.  Sie  lebt  nur  als  ein- 
zelne, nicht  als  Doppel -Form,  und  hat  viel  Aehnlichkeit  mit  D.  orbiculare,  ist  aber  überall,  wie  es  t  scheint  in  regelmässigen  Reihen, 
mit  kleinen  Spitzen  besetzt,  die  kein  Anflug  von  Hygrocrocis  sind.     Die  mittlere  Oefihung  war  sehr  deutlich.  —  Grösse  V72  Linie. 

Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  gegeben  werden,  da  die  Tafel  längst  gestochen  war. 


Nachtrag   zur   Gattung   Desmidium. 

Es  sind  noch  2  hier  übergangene  Arten  dieser  Gattung  angegeben  worden.  Das  Desmidium  tenaze  der  Ostsee  von  Agardh 
wurde  gleich  anfangs  1824  vom  Entdecker  als  zweifelhaft  erklärt,  und  1832  hat  er  denselben  Zweifel  wiederholt  ausgesprochen.  Er 
hielt  es  für  ein  Gloeonema.  Ausserdem  hat  Greville  1827  ein  D.  cylindricum  verzeichnet,  welches,  da  es  nicht  3seitig,  son- 
dern länger  als  dick  ist,  zur  Gattung  Arthrodesmus  als  besondere  Art  gehören  mag.  Was  die  Conferva  dissiliens  von  Dillwyne 
anlangt,  so  ist  sowohl  diese,  als  die  andere  der  English  botany  von  Smith,  dieser  Gattung  offenbar  fremd.  Jene  ist  wohl  eine 
Gallionella,  diese  wohl  eine  unklare  Conferve  gewesen,  mit  der  man  das  Desmid.  Swart%ii  verwechselte.  —  Wahre  Bacillarien 
bilden  zuweilen  dreistäbige  Figuren,  die  ein  Ungeübter  für  ein  Desmidium  halten  könnte.  Künstliche  Bewegung  des  Objects  im  Was- 
ser lässt  die  wahre  Natur  solcher  Körper  erkennen. 


FÜNFUND  VIERZIGSTE     GATTUNG:     KREUZSTERN. 

Staurastriim.    Staurastre. 

CHARACTER:    Animal  e  faniilia  Bacillariorum,  liberum,  lorica  siinplici  univalvi,  quadrangulari  (interdum 
forsan  in  catenaui  filiformem  multiplicatum). 

CARACTERE:    Animal  de  la  fotmille  des  Bacittaries,  libre^  ayant  une  carapace  simple  univalve, 
quadrangulaire  (poussant  peutetre  quelquefois  en  chaine  filiforme). 

Die  Gattung-  der  Kreuzsterncken  gehört  zur  Familie  der  Stabthierchen  und  unterscheidet  sich 
durch  freie  Selbstständigkeit,  einfachen  und  einschaaligen  Panzer  und  dessen  prismatische  4seitige  Form. 
Sie  mag  auch  bandartig  oder  kettenartig  erscheinen  können. 

Diese  Gattung  wurde  1829  von  Meyen  mit  Einer  Art  gebildet,  die  er  für  ein  Naturspiel  von  einer 
einfachen  Pflanzenzelle  hielt.  Die  jetzige  Stelle  wurde  dieser  Form  1832  angewiesen.  Kützing  zog  sie 
1833  zur  Gattung  Micrasterias  und  gab  bessere  Abbildungen  unter  noch  3  andern  neuen  Namen.  Eine 
4te  und  5te  ähnliche  Form,  welche  er  gleichzeitig  beschrieb,  waren  offenbar  nur  Zwillings -Crystalle  des 
verdunsteten  Wassers.  Es  werden  nun  hier  2  Arten  als  sicher  anerkannt.  An  Organisation  ist  jedoch  noch 
wenig  entwickelt.  Das  grünkörnige  Innere  könnte  ein  Eierstock  seyn.  Bei  St.  dilatatum  ist  eine  mittlere 
OefFnung  beobachtet.  Selbsttheilung  ist  bis  jetzt  hier  der  Hauptcharacter  für  die  thierische  Natur.  Es 
könnte  auch  Arten  geben,  die  sich,  wie  Desmidium^  zu  langen  Ketten  entwickelten.     Ortsveränderung  ist 


143 

nicht  beobachtet     Der  Panzer  ist  eine  zähe  häutige  Hülle,   die  man  oft  farblos  (nach  dem  Eierlegen?  oder 
leer  nach  dem  Tode?)  sieht  und  die  sich  verbrennen  lässt. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  bei  Potsdam,  Berlin,  Weissenfeis,  Carlsbad  und  Turin?  beobachtet. 

161.  Staurastrum  dilatatum,  Ibreites  Kreuzsternchen.    Tafel  x.  Fig.  xm. 

St.  corpusculis  membranaceis  quadratis,  granulatis,  singulis  binisve. 

Staurastre  aplati,  ä  corpuscules  membr mietete ,  quarres^  grawuleuw ,  solitaires  ou  binaires. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  Art  wird  liier  zuerst  verzeichnet.  Ich  fand  sie  im  Sommer  1835  und  wieder  am  2.  März  1837  zwischen  Conferven, 
bewegungslos.  Bei  einer  von  den  grünen  Eikörnchen  entleerten  oder  todten  Schaale  sah  ich  in  der  Mitte  eine  cirkelrunde  Oeffnung. 
Ein  zweigliedriges  Exemplar  war  noch  ganz  mit  feinkörniger  grüner  Masse  erfüllt.  Die  Höckerchen  der  Oberfläche  sind  in  regelmäs- 
sige Reihen  geordnet.  —  Grösse  1/^s  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  X.   Fig.  XIII. 

Fig.  a.     ist  ein  einfaches,  entleertes  Gehäuse  mit  mittlerer  Oeffnung.     Fig.  b.    ist  eine  zweigliedrige  Form  mit  ihrem  Inhalte,  halb  gewendet.     Beide 
sind  300mal  vergrössert. 

162.  Staurastrum  paradoacum,  scblanfces  KreiiEsterncIieii.    Tafel  x.  Fig.  XIV. 

St.  corpuscnlis  asperis  solitariis  binisve,  cornibns  4  festucaeeis  crucis  formam  aemulantibus. 

Staurastre  grele,    a  corpuscules   apres  solitaires  ou  binaires  ^   ayant  4  cornes  setaeees  en  forme  de 
croi&. 

Staurastrum  paradoxum?  Meyen,  Nova  Acta  Na t.  Cur.  XIV.  p.  777.  Tab.  43.    Fig.  37,  38.   1829. 
Staurastrum  paradowum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  (1832.)  p.  314. 
Micrasterias  Staurastrum,         \ 

tetracera,  I  Kütziisg,  Synopsis  Diatom.  in  v.  Schlechtendal's  Linnea,  VIH.  p.  599,  602.    Tafel  XX.   Fig.  83,  84, 

—  ß  didicera,    f  85.    1833. 

tricera ,  / 

Aufenthalt:    Bei  Berlin!,  Potsdam ?,  Weissenfeis?. 

Die  von  Meyen  bei  Potsdam  beobachtete  und  als  Alge  beschriebene  Form  wurde  nicht  hinreichend  vergrössert  beobachtet  und 
abgebildet,  um  den  Special -Character  der  körnigen  rauhen  Oberfläche  erkennen  zu  lassen,  doch  sind  Queerstriche  (radii  articulati) 
angegeben,  welche  darauf  hindeuten.  Ktjtzxng's  bei  Weissenfeis  beobachtete  3  Formen  sind  ganz  glatt  gezeichnet,  was  ebenfalls  Folge 
zu  geringer  Vergrösserung  seyn  mag.  Ich  sah  grüne  und  goldgelbe  Formen,  auch  ganz  farblose  Schaalen,  die  lebendig  nach  dem  Eier- 
legen oder  todt  seyn  konnten.  Die  Grössen  wechselten  von  Vioo  bis  V^s  Linie  im  Durchmesser.  Ich  beobachtete  diese,  mir  schon  frü- 
her bekannten,  Formen  mit  Micrasterien  wieder  am  20.  Juni  und  16.  Aug.  1832  besonders  zahlreich,  dann  am  3.  Aug.  1834  und 
am  2.  März  1837.     Ungeübte  können  vierstäbige,   in  ein  Kreuz  gebogene,    wahre  Bacillarien  leicht  mit  solchen  Formen  verwechseln. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  X.  Fig.  XIV. 

Es  sind  5  einfache  Formen  mit  300maliger  Vergrösserung  dargestellt. 
Fig.  a.  und  b.     sind  gelblich  erfüllt.    Fig.  c.  und  d.    grün.    Letztere  hat  etwas  schief  stehende  Hörner  und  mag  wohl   von  Kützing  als  Micr.  tri- 
cera beschrieben  seyn.     Fig.  e.     ist  ein  kleines  Exemplar. 


Nachtrag    zur   Gattung   Slaurastrum. 

Ich  hielt  1833  a.  a.  O.  Kützings  Micrasterias  cruciata  und  paradocca  für  wahre  Organismen,  daher  vermuthete  ich 
in  ihnen  2  neue  Arten  dieser  Gattung  und  nannte  letztere,  der  Collision  des  Namens  halber,  St.  Kützingii.  Neuerlich  habe  ich  mich 
aber  überzeugt,  dass  jene  farblosen  kreuzartigen  Bildungen  nur  Zwillingscrystalle  irgend  eines  Salzes  sind,  die  bei  verdunstendem  Was- 
ser oft  zahlreich  anschiessen  und  sich  wieder  auflösen,   wenn  neues  Wasser  hinzukommt. 

Meten  hat  1835  in  Wiegmann's  Archive  f.  Naturgesch.  I.  p.  248.  noch  ein  St.  circulare  angezeigt  und  behauptet,  dass 
dergleichen  Formen  mit  3,  4,  5  bis  8  Strahlen  vorkämen.  Eigne  Beobachtungen  zeigten  mir  von  den  früheren  Beobachtern  nicht  er- 
kannte Oeffnungen  und  innere  nicht  starre  Bläschen,  die  keineswegs  Pflanzenzellen  seyn  können.  Man  darf  das  offenbar  hier  wichtige 
und  nicht  veränderliche,  nicht  zufällige,  Zahlenverhältniss  bei  diesen  Formen  nicht  gering  achten.  Körper  mit  5  Strahlen  sind  Penta- 
sterien;  mit  6  bis  8  Strahlen  würden  sie  besondere  Gattungen,  etwa  Hezcasterias ,  Heptasterias>  Octasterias,  Polyasterias  {St. 
circulare)  bilden.  Die  mir  bis  jetzt  bekannt  gewordenen  ähnlichen  Formen  haben,  wie  es  hier  vorliegt,  ausser  den  Zahldifferenzen 
auch  noch  andere  Charactere,  welche  jene  Ansicht  scharf  begründen. 

Losana's  Oplarium  crueiforme^  das  ich  für  unsicher  halte,  könnte  die  Anwesenheit  der  Gattung  bei  Turin,  Cordas 
Micrasterias  falcata  sie  bei  Carlsbad  anzeigen.     (S.  Micrasterias^) 


-    144    — — 

SECHSUNDVIERZIGSTE     GATTUNG:      FÜNFSTRAHL. 

Peilt asterias.    Pentasterie. 

CHAR ACTER:     Animal  e  familia  Bacillariorimi,   liberum,   lorica  simplici,  umvalvi,    qiiinquangulari  (inter- 
duin  forsan  in  catenam  filiformem  abiens). 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  B  aciliar  ies^  Uhre^  ayant  une  carapace  simple^  univalve, 
pentagone  (poussant  peutetre  quelquefois  en  chame  filiforme). 

Die  Gattung  Fünfstrahl  unterscheidet  sich  von  allen  übrigen  der  Familie  der  Stabthierchen  durch 
freie  Selbstständigkeit ,  einfachen  und  einschaaligen  Panzer  und  dessen  prismatische  fünfeckige  Form.  Zu- 
weilen mag  sie  Ketten  bilden. 

Diese  Gattung  wurde  1835  entdeckt  und  in  den  Abhandlungen  der  Berl.  Akad.  zuerst  angezeigt, 
gleichzeitig  aber  auf  Tafel  X.  dieses  Werkes  gestochen.  An  Organisation  ist  nichts  weiter  ermittelt,  als 
dass  in  dem  5 strahligen,  aus  einer  zähen  Pergamenthaut  gebildeten,  Panzer  eine  runde  Oeffnung  in  der 
Mitte  ist,  wodurch  sich  diese  Form  an  Besmidium  anschliesst. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  ausser  Berlin  nicht  beobachtet 

163.     Pentasterias  margaritticea,  geperlter  FiinfstraM.     Tafel  X.  Fig.  XV. 

P.  supcrlicic  granulosa,  radiis  crassis,    obtusis. 

Pentaster  ie  mcirgaritifere^  a  surface  granidec  et  a  rayons  epais  et  oötus. 

Pentaslerias  Nov,  Gen.,  Abb  an  dl.  der  Akademie  <1.  Wissensch.  zu  Berlin,  1835.  p.  173. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  Form  wurde  am  14.  Juni  1835  zwischen  Confcrven  beobachtet,  und  hat  sich  ebenfalls  aufbewahren  lassen.  Es  waren 
mehrere  farblose  Exemplare.  Vielleicht  waren  es  lebende  Thicrc  nach  dem  Eierlegen  <,  vielleicht  auch  nur  leere  Schaalen.  Eine  an- 
sehnliche mittlere  runde  Oeffnung  war  deutlich  zu  erkennen.  —  Grösse  V45  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  X.    Fig.  XV. 
Es  ist  ein  Individuum  in  seiner  Seitenlage  abgebildet,  300mal  vergrössert. 


SIEBENUNDVIERZIGSTE     GATTUNG:      KUGELKETTE. 

Tessarartbra'.    TessarartliFe. 

CHARACTER:    Animal  e  familia  Bacillariorum,  liberum,  lorica  simplici,  univalvi,  globiüari,  laevi,  (e  di- 
visione  spontanea)  quaternatim  aut  catenatim  filiforme. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Bacillaries,  libre,  ayamt  une  carapace  simple^  univalve, 
globulaire,  lisse,  poussant  (par  la  diviston  sponlanee)  en  ligne  de  quatire  ou  en  chame 
de  plusieurs  individus  filiforme. 

Die  Gattung-  der  Kugelkette  umfasst  die  Formen  der  Familie  der  Stabthierchen,  welche  freie  Selbst- 
ständigkeit haben  und  einen  einfachen  einschaaligen  und  kugelförmigen  glatten  Panzer  besitzen,  auch  durch 
unvollkommne  Selbsttheilung  reihenweise  4gliederig  oder  kettenartig  vielgliederig  werden. 

Diese  Gattung  stellte  Türpin  1828  unter  dem  Namen  TessarUionia^  welcher  bezeichnend,  aber  ganz 
sprachwidrig  gebildet  ist,  bei  den  Pflanzen  auf.  Schon  vor  ihm  hatte  Bory  de  St.  Vincent  1825  dieselbe 
Form  als  Heterocarpella  geminata  bezeichnet,  und  Türpin  führte  auch  diese  Form  besonders  auf.  Kützing 
verzeichnete  1833  beides  als  besondere  Formen  in  den  2  Gattungen  Scenedesmus  und  Trochiscia  eben- 
falls bei  den  Algen,  wohin  es  auch  Meyen  1828  ohne  Namen  gestellt  hatte.  Unter  dem  sprachrichtigeren 
Namen  Tessararthra  wurde  die  Gattung  1835  in  den  Abhandl.  d.  Berlin.  Akad.  aus  dem  Grunde  zu  den 
Infusorien  gezogen,  weil  Selbsttheilung  als  entschieden  thierischer  Character  angesehen  wurde,  auch  wenn 
keine  Ortsveränderung  u.  s.  w.  beobachtet  sey.  An  thierischer  Organisation  ist  bisher  wenig  erkannt.  Die 
Kleinheit  und  der  Panzer  sammt  den  dichten  innern  grünen  Körnchen  könnten  vor  Augen  hegende  Hinder- 
nisse dabei  seyn.  Das  Gesetz  der  Analogie  verweist  diese  Formen,  nach  entschiedenem  Austritt  der  Na- 
viculaceen  und  Echinelleen  aus  dem  Pflanzenreiche,  in  das  Thierreich,  und  so  könnte  die  grüne  kör- 
nige innere  Färbung  Eier,  die  helle  mittlere  Stelle  eine  kugelförmige  Samendrüse  seyn.  Doch  verlangen 
diese  Verhältnisse  noch  weitere  Untersuchung. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  von  Paris  bis  Berlin  beobachtet. 


145 

164.     Tessararthra  moniliformis,  perlschnurartige  Kugelkefte.    Tafel  X.  Fig.  xx. 

T.  corpusculis  viridibus,  binis  aut  in  linea  recta  quaternis. 

Tessararthre  moniliforme,  d  corpuscules  verts,   deucv  ou  qnatre  reunis  en  ligne  droite. 

Heterocarpellct  geminata ,  Bory  de  St.  Vincent,  Diction.   classiq.   <T  hist.  nat.    1825. 

Tessarihonia  moniliformis,  Turpin,  Memoires  du  Museum  d'hist.  nat.    T.  XVI.    p.  310.    Tab.  13.    Fig.  18.    1828.     Dict.    des  sc.  nat. 

Vegetaux  acotyled.    Tab.  7.   Fig.  1. 
Heterocarpella  hijuga ,  Turpin,  Memoires  du  Mus.  T.  XVI.   p.  314.    Tab.  13.  Fig.  13.   1828. 
Alge, .Meten,  Nov.  Act.  Nat.  Cur.  XIV.  Tab.  43.  Fig.  25.?   1829.  (1828.) 
Scenedesmus  monßiformis,    I  KÜTZIN&    Linnea  v.  Schlechtendal,  VIII.  p.  593,  607.    1833. 
Trochiscia  hijuga,  J 

Tessararthra,  Abhandl.    der  Akademie  d.   Wissensch.   zu  Berlin,    1835.   p.  173. 

Aufenthalt:    Bei  Paris!«,  Potsdam?  und  Berlin!. 

Türpin  beobachtete  diese  Form  bei  Paris  zwischen  Conferven;  ich  habe  sie  bei  Berlin  mit  Arthrodesmen  und  Micra- 
sterien  oft  gesehen.  Es  sind  runde  glatte  kleine  Kugeln  zu  2  bis  4  in  Einer  Reihe  zusammenhängend,  innen  mit  grüner  körniger 
Masse  erfüllt  und  in  der  Mitte  mit  einer  helleren  (drüsigen)  kleinen  Kugel  versehen.  Manchmal  bilden  je  2  zwischen  sich  2  kleinere 
Kugeln  aus.  Gehörten  je  2  Kugeln  zu  Einem  Organismus,  so  wäre  die  letztere  Bildung  reine  Selbsttheilung.  Ist  aber  vielleicht  Bo- 
ry's  Heterocarpellct  monadina  (ebenda)  die  einfache  Grundform?  —   Grösse  der  einzelnen  Kugeln  V144  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  X.  Fig.  XX. 

Es  sind  2  viergliederige  Ketten  bei  300maliger  Vergrösserung  abgebildet.  Fig.  a.  ist  die  einfache  regelmässige  Form.  Fig.  b.  ist  wohl 
durch  Trennung  und  Auseinandertreten  von  2  Gliedern  entstanden,  welche  zwischen  sich  Junge  bilden  und  die  Vierzahl  wieder  herstellen. 


Nachtrag   zur   Gattung    der   Kugelkette   {Tessararthra). 

Es  ist  hier  eine  nahe  Verwandtschaft  dieser  Gattung  mit  manchen  von  den  Wassergebilden  zu  bemerken,  welche  die  Algo- 
logcn  Protococcus  genannt  haben.  Gewisse  Formen  des  Protococcus  könnten  sich  leicht  zu  Tessararthra  gerade  so  verhalten,  wie 
Navicula  zu  Fragilaria  oder  Py&idicula  zu  Gallionella.  Ganz  direct  zeigt  Bory's  Heterocarpella  monadina,  die  wohl  einer- 
lei mit  Trochiscia  solitaris  von  Kützxng-  ist,  auf  diess  Verhältniss  hin,  doch  fehlt  es  an  scharfen  Beobachtungen  und  Sehmitteln, 
jetzt  mehr  hierüber  mit  Gründlichkeit  festzustellen.  Die  Gattung  Cyphidium  der  Arcellinen  könnte  leicht  den  entschieden  thierischen 
Typus  für  alle  diese  Formen  abgeben.  Endlich  müssen  weniger  geübte  Beobachter  nicht  blosse  ähnliche  Pflanzenfragmente,  als:  geglie- 
derte Fäden  von  zerfallenen  Linkien  und  Nostoc  dergL ,  für  selbstständige  Körper  dieser  Abtheilung  halten.  —  Die  Tessararthra  fi- 
liform™ der  Tafel  X.  ist  als  Odontella  verzeichnet. 


ACHTUNDVIERZIGSTE     GATTUNG:     KUGELSTERN. 

Spltaerasfrum.    Spherastrec 

CHARACTER:    Animal  e  familia  Bacillarioruin,  liberum,  lorica  simplici,  univalvi,  turgida,  laevi;  (divisione 
spoiitanea  imperfecta)  in  acervos  consociatum. 

CÄRACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Bacillaries,   libre,   ayant  une  carapace  simple,    uni- 
valve,  gonfiee,  lisse  se  groupant  (par  division  spontanee  imparfaite)  en  differentes 
formes  sociales). 

Die  Gattung  der  Kugelsterne  gehört  zur  Familie  der  Stabthierchen  und  umfasst  solche  Formen, 
die  bei  freier  Selbstständigkeit  einen  einfachen,  einschaaligen,  rundlichen,  glatten  Panzer  besitzen  und  (durch 
unvollkommene  Selbsttheilung)  verschiedene  Gruppen  bilden. 

Diese  Gattung  bildete  Meyen  1829  als  Algengattung.  Schon  Schrank  könnte  1776  unter  seinem 
Volvox  Globator  (s.  V.  slellatus)  eine  ähnliche  Form  beobachtet  haben.  Bory  nannte  einen  physiologisch 
gleichwertigen  Körper  1825  Heterocarpella  tetracarpa,  und  denselben  nannte  wohl  Türpin  1828  He- 
terocarpella quadrijuga.  Auch  bei  Losana  kommen  1829  ähnliche  Formen  als  Oplarium  und  Volvox 
vor.  Ich  habe  sie  erst  seit  1835  kennen  gelernt.  Der  Organisationsgehalt  ist  noch  nicht  weit  ermittelt. 
Ihre  geringe,  aber  doch  beobachtete,  Orts  Veränderung  lässt,  wenn  überhaupt  an  thierischen  Organismus 
zu  denken  ist,  auf  einen  den  Wechselthieren  oder  Stabthieren  ähnlichen  Bau  schliessen.  Die  grüne  Fär- 
bung könnten  Eier  seyn.  Einen,  den  männlichen  Samendrüsen  der  Infusorien  ähnlichen,  mittleren  Körper 
in  jedem  Gliede  sah  schon  Bory,  und  hat  auch  Türpin  bei  Het.  quadrijuga  grell  gezeichnet. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  in  Paris,  Potsdam  und  Berlin  beobachtet. 

3» 


140 

165.  jgphaerastrum  pictwm,  runder  Kugelstern. 

Spli.  corpusculis  ovatis  viridibus,  in  acervos  moriformes  globosos  abeuntibtis. 

Spherastre    globuleuat,     a   corpuscnles   ovales   verts,    passant  en    grappes   spherir/ues   de   !a  forme 
cfr  nne  müre. 

Sphaerastrum  <pictum,  Meyen,  Nov.  Act.  Nat.  Curios.  XIV.  p.  776.  T.  XLIII.  Fig.  23.  24.    1829.    Isis  1830.   p.  163. 

Aufenthalt:    Bei  Potsdam  und  Berlin. 

Meyen  beobachtete  diese  Art  1829  mit  Micrasterien  und  Artlirodesmen  bei  Potsdam;  in  ganz  ähnlicher  Gesellschaft 
fand  ich  sie  1835  am  1.  Sept.  bei  Berlin,  und  in  demselben  überwinterten  Glase  bis  1836  in  grosser  Menge  wieder.  Bewegung  ist 
von  Meyen  selbst  1830  beobachtet.  —  Grösse  der  Einzelglieder  Vieo  Linie,  deren  Beeren  V40  Linie. 

Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  aufgenommen  werden,  weil  die  Tafel  schon  gestochen  war. 

166.  Sphaerastrum  quadrijugum,  vierstraMig,er  Hugelstern. 

Sph.  corpusculis  oblongis,  viridibus,  quaternis,    in  cubum  saepe  medio  perforatum  concretis. 

Spherastre  c/uadrijague,  a  cor piiscules  oblong s,  verts,  (juatre  reimis  en  cube  sonvent  perce  au  miheu. 

Helerocarpella  tetracarpa,  Bory  de  St.  Vincent,  Dict.  classique,  1825. 

Hcterocarpella  quadrijuga,  I  TuKplN)  M6m#  du  MnJ#  xyL     ;  314>    Taf<  13_   Fig<  14>   1828. 

amara,         S 

Trochiscia  quadrijuget,  Kützing,  Linnea  VIII.  p.  593.   Taf.  XVIII.  Fig.  76.   1833. 

Aufenthalt:    In  Paris  und  Berlin. 

Dass  Bory's  und  Tüupin's  Pariser  Form  von  der  Berliner  verschieden  sey,  wäre  wohl  möglich,  aber  bis  jetzt  nicht  zu  be- 
gründen. Die  sehr  grosse  Abbildung  bei  Türpin  lässt  jene  Form  detailürt  erkennen.  Bory  könnte  ein  Euastrum  damit  verwech- 
selt haben.  Die  in  Berlin  vorkommende  Form  hat  4  länglich  eiförmige,  als  eine  Röhre  so  verbundene  Körper,  dass  ein  Canal  in  der 
Mitte  offen  bleibt,  wie  bei  Het.  amara  Turpin  auch  angegeben  ist.  Der  helle  runde  Körper  in  der  Mitte  jedes  Gliedes,  welchen 
sowohl  Bory  sali,  als  Türpin  abbildete,  und  welcher  eine  thierische  Samendriise  seyn  kann,  war  auch  in  der  Berliner  Form  deutlich. 
Bewegung  ist  von  Türpin  bei  der  jungen  Het.  amara  beobachtet,  aber  diese  vielleicht  mit  Monaden  verwechselt.  Der  innere  grüne 
Inhalt  ist  feinkörnig.     Beobachtet  mit  voriger  Art  am  5.  Nov.  1836.  —  Grösse  V48  Linie,  der  einzelnen  eiförmigen  Glieder  Vioo  Linie. 

Eine  Abbildung  hat  nicht  mehr  aufgenommen  werden  können. 


Nachtrag    zur    Gattung    Sphaerastrum. 

Die,  einem  Sphaerastrum  ähnliche,  Conferva  echinulata  Smith  der  English  bot.  t.  1378.,  welche  Agardh  Echi- 
nella  articulata  und  Kützing  Micrasterias  artic.  nennen,  gehört  nicht  in  diese  Gattung,  scheint  eine  gegliederte  Oscillatorien- 
Form  (Trichodestmum?)  zu  seyn.  —  Losanas  Arten  (vergl.  VolvoxJ)  sind  nicht  zu  entziffern.  (Memorie  di  Torino  XXXIII. 
1829.     Ins  1832.   p.  765.) 


NEUNUNDVIERZIGSTE     GATTUNG.      DOPPELKLETTE. 

Xanthicliuiii.    Xantbide. 

CHARACTER:  Aniinal  e  familia  Raeillariorum,  liberum,  lorica  simplici,  univalvi,  globulari,  aculeata  aut 
setosa,  solitarium ;  geininatum  aut  quaternarium  (an  eateniforme?). 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Bacillaries^  libre^  a  carapace  simple ,  univalve,  glo- 
bulaire,  herissee  d?  epines  ou  de  soies;  solitaire,  hinaire  ou  quaternaire  {peutetre 
aussi  e?z  forme  de  chaine). 

Die  Gattung  der  Doppelkletten  unterscheidet  sich  in  der  Familie  der  Stabthierchen  durch  ein- 
fachen, einschaaligen,  kugelförmigen  und  stachligen  oder  borstigen  Panzer,  und  besteht  aus  einzelnen  oder 
doppelten  (vielleicht  auch  aus  kettenartig  vereinten)  Gliedern. 

Diese  Gattung  wurde  1832  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  mit  3  Arten  gegründet.  Jetzt  zählt  sie 
6  Arten.  Die  Organisationsverhältnisse  sind  noch  nicht  hinreichend  ermittelt.  Selbsttheilung  ist  bisher  der 
entscheidendste,  aber  ein  wichtiger,  Character  für  die  thierische  Natur  geblieben.  Grüne  Körnchen,  welche 
den  innern  Raum  erfüllen,  lassen  sich  als  Eier  deuten.  Eine  drüsige  hellere  mittlere  Kugel  im  Innern,  de- 
ren bei  X.  aculeatum  sogar  in  jedem  Gliede  4  sind,  lassen  sich  als  Samendrüsen  betrachten.  Der  Panzer 
ist  ein  glasartiges  oder  pergamentartiges,  mit  einfachen  oder  ästigen  Borsten  ringsum  besetztes,  Rüchs- 
chen  (?).  Oeffnungen  und  Bewegungsorgane  sind  noch  nicht  erkannt.  —  Platte  Xanthidien  sind  Euastra, 
lind  runde  stachlige  Euastra  sind  Xanthidien. 


14? 

Die  geographische  Verbreitung  der  lebenden  Arten  der  Gattung  ist  ausser  Berlin  noch  nicht  beob- 
achtet 5  allein  sie  wird  zu  einer  der  merkwürdigsten  Erscheinungen  durch  das  Vorkommen  ihr  völlig  ver- 
gleichbarer Körper  in  den  Feuersteinen  der  Kreide ,  welche  auf  den  Feldern  bei  der  Kreisstadt  Delitzsch 
zwischen  Leipzig  und  Dessau  liegen,  und  vielleicht  gleichartig  auf  der  grossen  norddeutschen  Ebene  Ge- 
schiebe bilden.  Herrn  Türpins  Ansicht  von  1837,  als  wären  die  Xanthidien  des  Feuersteines  sammt  den 
Peridinien  desselben  einerlei  mit  Cr  is  tat  eilen-  Eiern,  ist  als  ein  nicht  wohl  zu  entschuldigender,  aus 
Unkenntnis»  all  dieser  lebenden  Formen  entsprungener,  Missgriff  unter  Xanth.  ramomm  erörtert. 

16?.     Xanthid&um  hir&utmm,,  Itaarige  HoppelMette.    Tafel  X.  Fig.  XXII. 

X.  corpusculis  globosis,  viridibus,  singulis  binisve,  simplieiter  pilosis. 

Xanthide  poilu,  h  corpuscules  globuleutc,  verts,  solitaires  ou  binaires,    simplement  poilus. 

Xanthidium  lürsutum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  318. 

Xantliidium  (pilosum),  Bericht  der  Berl.  Akad.  d.  Wissensch.  1836.  p.  114.   Amtlicher  Bericht  über  die  Versammlung  d.  deut- 
schen Naturforscher  in  Jena  1836.  21.  September,   p.  76. 

Auf  enthalt:    Bei  Berlin, 

Diese  Art  lebt  mit  Micrasterien  und  Des  midien  im  Torfwasser  bei  Berlin,  und  wurde  im  Sommer  1832  zuerst,  und 
nur  einmal,  beobachtet.  Es  waren  zwei  vereinte  haarige  grüne  Kugeln  ohne  sichtliche  Bewegung.  Eine  der  sichtbaren  Halbflächen  ei- 
ner Kugel  konnte  leicht  100  Haare  besitzen.  Die  innere  grüne  Färbung  war  feinkörnig,  sonst  wurde  vom  Organismus  nichts  ermittelt. 
Das  Gesetz  der  Analogie  scheint  diesem  Körper  hier  die  Stelle  anzuweisen.  —  Grösse   73 g  Linie. 

Sehr  merkwürdig  ist  das  Vorkommen  ganz  ähnlicher  Körper  von  7og  bis  V^s  Linie  Grösse  in  der  Masse  der  Feuersteine  von 
Delitzsch.  Sie  sind  nie  in  solcher  Menge,  wie  die  dem  X.  ramosum  ähnlichen,  aber  kommen  nicht  eben  selten  einzeln  mit  diesen 
vor.  Sie  unterscheiden  sich  nur  durch  einfach,  nicht  doppelt,  kugelartige  Gestalt,  ein  Character,  der  auch  bei  den  lebenden  Formen 
dieser  Gattung  vorkommt.  Sie  finden  sich  gleichzeitig  mit  einer  ganz  entschieden  deutlichen  Art  der  Gattung  Peridinium  und  könn- 
ten selbst  dieser  Gattung  angehören,  wenn  sich  deren  sehr  bestimmter  Character  nachweisen  liesse.  Es  ist  aber  nur  eine  Verwechselung 
ähnlicher,  heterogener  Formen,  wenn  man  diese  infusoriseheii,  ganz  wohl  erhaltenen ^  Gestalten  für  Fragmente  anderer  erklärt.  Frei- 
lich kommen  sie  auch  zuweilen  zerbrochen  vor,    wie  alle  Fossilien. 

Erklärung   der  Abbildung    Taf.  X.    Fig.  XXII. 
Das  abgebildete  Individuum  ist  das  bisher  einzig  beobachtete,  SOOmal  vergrössert. 

168.  Xantliidium,  aculeatum,   stachlige  Doppelklette.    Tafel  X.  Fig.  xxin. 

X.  corpusculis  globosis,  viridibus,  singulis  binisve  aut  quaternariis,  aculeatis,  aculeis  brevibus  sparsis  acutis. 

Xanthide  epineua)^  a  corpuscules  globnleua)^  verts^  solitaires^    binaires  ou  quaternaires ,    epineueo^    a 
epines  courtes,  eparses  et  aigues. 

Xanthidium  acnleatum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1833.    p.  318. 

Xantliidium  aculeatum,   Bericht   der  Berlin.  Akad.  d.  Wiss.   1836.  p.  114.     Amtlicher  Bericht  über  die  Versammlung  d.  deut- 
schen Naturforscher  in  Jena  1838.  21.  September,   p.  76. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  entdeckte  diese  Form  im  Sommer  1832  mit  der  vorigen  und  der  folgenden  Art.  Es  sind  kleine  stachlige,  zuweilen  ein- 
fache, meist  doppelte,  Kugeln,  deren  kurze  conische  Stacheln  etwa  */s  bis  V*  des  Kugeldurchmessers  haben.  Die  Duplicität  liess  sich 
nach  nebeneinander  liegenden  allinäligen  Ueberffäna'en  als  Foke  von  Selbsttheilung  erkennen.  Einiarcmale  sah  ich  auch  4  kettenartiff 
zusammenhängende  Kugeln.  Die  Stacheln  waren  bei  einigen  über  die  ganze  Kugel  verstreut,  so  dass  ich  auf  der  sichtbaren  Kugel- 
hälfte  10  bis  12  zählte,  bei  andern  sali  ich  nur  6  —  8  Stacheln  am  Rande  in  fast  gleichen  Abständen.  In  der  Mitte  der  Einzelkugeln 
war  ein  grosser  hellerer  runder  Fleck,  bei  einigen  deutlicher  als  bei  andern,  vielleicht  eine  Samendrüse.  Bei  andern  waren  4  solcher 
Stellen.  Aehnliche  kleinere  Flecke  bilden  die  verkürzten  Stacheln  bei  der  Aufsicht.  Die  grüne  Farbe  bestand  aus  innern  Körnchen, 
welche  wohl  den  übrigen  Organismus  verdeckten.  —  Grösse  der  Einzelkugeln  1/3ö  —  V24  Linie. 

Auch  dieser  Art  ganz  ähnliche  Körper  wurden  von  mir  zu  Anfang  September  1836  in  Feuersteinen  in  Delitzsch  entdeckt, 
doch  waren  sie  seltener  als  X.  ramosum. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  X.   Fig.  XXIII. 

Es  sind  2  Doppelkugeln  und  eine  Kette  von  4  Kugeln  dieser  Art  abgebildet,    alle  SOOmal  im  Durchmesser  vergrössert. 
Fig.  a.     ist  eine  Kette  von  4,  nur  am  Rande  mit  Stacheln  besetzter,  Kugeln,  deren  Endglieder  6,   deren  Mittelglieder  4  Stacheln   führen.     Alle  haben 
4  helle  innere  Flecke  (Samendrüsen'?).     Fig.  b.     ist  eine  Doppelkugel,  die  überall  Stacheln  hat  und  7  bis  8  am  Rande  zeigt,  mit  weniger  scharf  um- 
schriebenem grossen  Mittelfleck.    Fig.  c.    ist  eine  Doppelkugel  mit  nur  je  6  Randstacheln  und  einem  einzelnen  drüsigen  Mittelfleck. 

169.  Xanthidium  fasciculatum,  gelfoüsclielte  »oppelklette.    Tafel  X.  Fig.  XXIV. 

X.  corpusculis  globosis ,  viridibus,  singulis  binisve ,  aculeatis ,  aculeis  fasciculatis  acutis. 

Xanthide  fascicule,  h  corpuscules  globuleucc^  verts,  solitaires  ou  binaires,  epineua,  ayani  les  epines 
aigues  en  faisecauje. 

Xantliidium  aculeatum,  Abhandl.  d.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  318. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  fand  diese  häufigere  Art  mit  der  vorigen  im  Sommer  1832.  Alle  Verhältnisse  sind  ähnlich,  nur  sitzen  die  Stacheln  zu 
2  oder  mehr  bündelweise,  so  dass  sich  4  bis  6  Bündel  im  Umkreise  zeigen.     Einige   dieser  Formen  hatten   stumpfe  Polyedergestalten. 


148    

Wie  weit  die  Variationen  der  Arten  hier  gehen,  habe  ich  noch  nicht  fest  ermitteln  können,  aber  das  häufige  und  beständige  Vorkom- 
men der  deichen  Formen  bestimmte  mich  neuerlich  zu  schärferer  Unterscheidung,  die  vielleicht  sogar  noch  verstärkt  werden  muss.  Fos- 
sil ist  diese  Form  noch  nicht  vorgekommen.  —  Grösse   'As  bis   V24  Linie.     Stacheln  etwa  x/3  der  Kugeldicke  lang. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  X.    Fig.  XXIV. 

Es  ist  eine  runde  und  eine  polyedrische  Doppelkugel  dieser  Art  abgebildet;  beide  sind  300mal  im  Durchmesser  vergrössert. 
Fig.  «.    ist  die  polyedrische  Form  (ß  polygonum)^  welche  sehr  an  Arthrodesmus  quadricornis  erinnert.    Fig.  b.  ist  die  runde  Normalform,  welche 
bei  t  die  grosse  helle  Drüse  zeigt. 

1*0.    Xanthidium  für catum,  gajblige  Doppelklette.    Tafel  X.  Fig.  xxv. 

X.  corpusculis  globosis,  viridibus,  singulis  binisve,  aculeatis,  aculeis  sparsis  apice  furcatis. 

Xatithide  fourchu,  a  corpusctdes  globuleucc^  verts^  solitaires  ou  binaires^  epineucc,   ayant  les  epines 
eparses,  en  fortreite  simple  au  bout. 

XantJädium  furcatum,  Ab  ha  ndl.   der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  318. 

Xanthidium  furcatum,  Bericht  d.  Berl.  Akad.  d.  Wissensch.   1836.   p.  114.    Amtlicher  Bericht  d.  Versamml.  d.  deutschen  Na- 
turforscher in  Jena  1836.  21.  September,  p.  76. 

Auf  enthalt:    Bei  Berlin. 

Auch  diese  Art  wurde  mit  vorigen  1832,  aber  seltener ,  beobachtet.  Die  Einzelkugeln  sind  rund.  Bei  eintretender  Längs- 
theilung werden  die  beiden  Hälften  jede  für  sich  länger  als  breit,  aber  die  ganze  Doppelkugel  wird  breiter  als  lang.  Die  Duplicität 
scheint  hier  Fortpflanzungs- Zustand  zu  seyn.  Bei  Euastrum  ist  sie  Character.  Ich  fand  Exemplare,  die  überall  mit  gabelförmigen 
Stacheln  besetzt  waren,  andere,  die  deren  nur  am  Rande  6  —  7  einzeln  oder  jederseits  hatten.  Manche  hatten  nur  einige  Stacheln  ga- 
belförmig, doch  waren  dann  die  meisten  andern  wenigstens  oben  breit  und  abgestutzt,  nur  hie  und  da  eine  zugespitzt.  Im  Allgemeinen 
schliesst  sich  diese  Form  zunächst  an  X.  aculeatum^  hat  aber  verhältnissinässig  längere  Stacheln.  Eine  grosse  Kugeldrüse  in  der 
Mitte  war  vorhanden.  —  Grösse   V^s — V24  Linie.     Länge  der  Stacheln  l(2  der  Körperlänge. 

Diese  so  auffallend  gebildete  Form  ist  noch  besonders  durch  das  fossile  Vorkommen  einer  ganz  ähnlichen  Gestalt  sehr  merk- 
würdig geworden,  welche  ich  im  Anfange  Septembers  1836  in  Delitzsch  in  den  dortigen  schwarzen  und  grauen  Feuersteinen  entdeckte. 
Grösse  und  Gestalt  der  Körperchen  im  Feuersteine  passen  höchst  auffallend  auf  diese,  noch  lebende  organische  Form,  nur  sind  die  fos- 
silen Körper  selten  doppelte,  meist  einfache,  überall  mit  gabiigen  Strahlen  besetzte  Kugeln.  Da  es  noch  andere  organische  Körper 
giebt,  welche  eine  etwas  ähnliche,  obwohl  nicht  so  gleiche,  Form  haben,  so  liegt  ein  Zweifel  über  die  hier  angenommene  Natur  der- 
selben nahe.  Ich  würde  auch  die  Aehnlichkeit  der  Form  nicht  hoch  anschlagen,  wenn  nicht  £>leichzeiti£  Peridinien  in  diesen  Kie- 
sehnassen  eingeschlossen  wären,  über  deren  völlig  sichere  Infusorien -Natur  kein  verständiger  Zweifel  mehr  obwalten  kann.  Uebrigens 
hat  auch  Xanthidium  (ramosum)  delitiense  zuweilen  gabiige  Stacheln,  doch  unterscheide  ich  diese  durch  ihre  immer  dazwischen  vor- 
kommenden wenigstens  3strahligen  Stacheln.  Nur  der  Zweifel  könnte  Berücksichtigung  verdienen,  ob  nicht  einige  der  stachligen  fos- 
silen Formen  zur  Gattung  Peridinium  gehören. 

Erklärung   der  Abbildungen    Tafel  X.   Fig.  XXV. 

Es  sind  2  Doppelkugeln  bei  300maliger  Vergrösserung  des  Durchmessers  dargestellt.  Fig.  a.  ist  kleiner  und  auch  auf  der  Seite  mit  Gabel- 
stacheln  besetzt;     Fig.  b.     grösser,  nur  am  Rande  mit  dergleichen  versehen. 

171.     Xanthidium?  ramosum,   ästige  I&oppelklette. 

1  X.  corpusculis  globosis,  singulis  binisve,  aculeatis,  aculeis  undiejue  sparsis,    apice  trifidis  aut  ramosis. 

Xanthide  rameusc,  a  corpusctdes  globuleucc^  solitaires  ou  binaires,  epineux^  ayant  les  epines  cparses 
en  tout  sens,  trifides  au  bout  ou  rameuses. 

Xanthidium  ramosum,  Bericht  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1836.  p.  114.     Xantlüd.  (delitiense),  Bericht,  Jena,  p.  76. 
Polypeneier,  Türpin ,  Comptes  rendus  de  l'Acad.  d.  sc.  de  Paris,  1837.  9.  Fevr.   p.  313.  Fig.  B.  C.  D. 

Aufenthalt:    In, den  Feuersteinen  der  Kreide. 

Diese  Art  ist  bisher  nur  fossil  sehr  häufig  im  Innern  der  Kiesclmasse  der  Feuersteine  von  Delitzsch,  und  neuerlich  auch  ein- 
mal einzeln  in  einem  Feuersteine  der  Mark  von  mir  beobachtet  worden.  Sie  ist  häufig  auf  das  allerschönste  ganz  erhalten  und  zuwei- 
len in  Gruppen  zu  8  bis  10  beisammen,  öfter  aber  einzeln  verstreut.  Viele  sind  nur  als  Fragmente  noch  übrig.  In  manchen  faust- 
grossen  Feuersteinknollen  liegen  sie  sammt  2  Arten  von  Peridinium  so  dicht  gedrängt,  dass  sie  mit  diesen  als  die  Feuerstein -Masse 
bildend  anzusehen  sind.  Die  Zahl  der  Stacheln  im  Umkreise  ist  verschieden  von  6  —  20,  und  die  Grösse  der  ganzen  Körperchen 
sammt  den  Stacheln  schwankt  zwischen  Voo  bis  V24  Linie,  die  des  Körpers  zwischen  Vm  bis  V48  Linie.  Wicht  selten  sind  die  Sta- 
cheln dem  Durchmesser  des  Körpers  gleich,  zuweilen  kürzer,  längere  sah  ich  nie.  Neuerlich  habe  ich  bei  einigen  Exemplaren  Spuren 
einer  Queerrinne  beobachtet.  Sollte  sich  dieses  Organisation -Verbältniss  durch  deutliche  (vielleicht  zufällig  von  ihren,  die  Betrachtung 
störenden,  Stacheln  entblösste)  Exemplare  fest  begründen  lassen,  so  würden  wohl  die  fossilen  Formen  dieser  Art  zur  Gattung  Peridi- 
nium zu  stellen  seyn.  Auch  Peridinien  werden  durch  Längstheilung  doppelt.  Von  Xanthid.  ramosum  sah  ich  viele  Hunderte 
schön  erhaltener  Exemplare,  und  auch  neuerlich  mehrere  doppelt. 

Herr  Türpin  in  Paris  hat  1837  mein  obiges  Urtheil  über  diese  fossilen  Formen  der  Xanthidien  und  Peridinien  ganz  auf 
die  Seite  geschoben  und  sie  für  Polypeneier  der  Cristatella  vagans  erklärt.  Derselbe  mikroskopische  Beobachter  hat  auch  früher  die 
Eier  eines  Räder thierchens,  wohl  der  Salpina  mucronata,  welche  an  Conferven  angeheftet  sind,  unter  dem  Namen  Bursella  oli- 
vacea  als  eigene  Pllanzengattung  beschrieben  und  im  Biet,  d'hisf.  nat.  Tab.  XL  Fig.  18.  abgebildet.  Auch  die  Eier  eines  andern 
R  ädert  hier  chens,  wohl  der  Triarlhra,  hat  er  als  Pllanzengattung  Erythrinella  anmdaris  ebenda  beschrieben  und  Fig.  17.  abge- 
bildet. Das  erstere  wurde  nebenbei  schon  im  Jahre  1831  bei  Gyges  (Abhandl.  der  Berl.  Akad.  1831.  p.  61.)  angezeigt.  Man  sieht 
daraus,  dass  auch  eine  vielfache  Uebung  im  mikroskopischen  Beobachten  ohne  gute  Critik  zu  starken  Fehlgriffen  leitet.  Im  Uebrigen 
ist  es  erfreulich,  dass  Herr  Türpin  die  Formen  keineswegs  als  Fragmente,    sondern   als  wohl  erhaltene  geschlossene  Organismen  mit- 


149     

erkannt  und  gezeichnet  hat.  Die  Täfelclien  des  Feuersteins ,  wonach  Herr  Türpin  seine  Zeichnungen  gemacht  hat,  hatte  ich  auf  den 
Wunsch  des  Herrn  v.  Humboldt  Herrn  Arago  und  der  Pariser  Akademie,  wie  es  auch  Herr  Turpin  meldet,  überreicht,  aber  ich 
hatte  auch  vorher,  was  dieser  nicht  meldet,  sowohl  Berichte,  als  noch  weit  detaillirtere  Zeichnungen  sowohl  im  September  1836  der 
Versammlung  der  deutschen  Naturforscher  in  Jena,  als  im  December  der  Berliner  Akademie  vorgelegt.  Die  Besorgniss  des  Herrn  Tur- 
pin, dass  die  damals  von  mir  gegebenen  Namen  das  Schicksal  rascher  Vergänglichkeit  mit  andern  theilen  und  der  Wissenschaft  lästig 
werden  möchten,  weswegen  ihm  nöthig  dünkt,  noch  andere  (unvergängliche)  Namen  zu  geben  (!),  scheint  nicht  nahe  zu  liegen..  Die 
Vergleichung  mit  Cristatellcn-Eiern,  deren  Form  nicht,  wie  man  daraus  schliessen  könnte,  Herr  Turpin  1837  entdeckt  hat,  sondern 
welche  der  englische  Gelehrte  Graham  Balzeil  im  Jahre  1834  (Jameson's  New  Edinb.  Philos.  Journal  XVII.  p.  411.)  zuerst 
beobachtete,  ist  desshalb  unstatthaft,  weil  die  fossilen  Körperchen  des  Feuersteins  eine  viel  geringere  und  sehr  variable  Grösse  haben, 
wie  sie  bei  Eiern  nur  als  seltene  Missbildung  vorkommt,  auch  nicht  linsenförmig  und  nicht  bloss  am  Rande,  sondern  überall  stachlig 
sind  (wie  überhaupt  die  Genauigkeit  von  Herrn  Turpin's  Abbildungen  der  fossilen  keinesweges  genügend  ist),  und  weil  sie  zuweilen 
doppelt  vorkommen.  Durch  eine  Missdeutung  der  kleinen  Federzeichnungen,  welche  ich  auf  die  Couverte  der  Täfelchen  zur  Orien- 
tirung  entworfen  hatte,  hat  Herr  Turpin  vermuthet,  dass  ich  die  mit  seiner  Fig.  C.  bezeichneten  Körper  eben  so  Peridinium  ge- 
nannt habe,  als  die  mit  seiner  Fig.  E.  bezeichneten.  Das  wird  ihm  aber  niemand  glauben,  da  nur  Fig.  E.  das  glatte  Peridinium 
(Kranzthierchen),  und  Fig.  C.  das  stachlige  Xanthidium  (Klettenthierchen)  seyn  kann.  Das  Peridinium  hat  Herr 
Turpin  verkehrt  abgebildet,  wodurch  es  allerdings  einer  Bischofsmütze  (!)  ähnlich  geworden.  Ein  ihm  wichtiges  äusseres  Organ  bei 
Fig.  C,  das  er  mit  a  bezeichnet  hat  und  wohl  unter  dem,  mit  dem  Penis  des  vegetans  (!)  p.  307.  zu  vergleichenden,  Organe  mit 
versteht,  scheint  mir  nur  einer  der  Stacheln  zu  seyn,  dessen  Wiederhaken  abgebrochen  sind.  Ich  erwartete  von  einem  Referenten  einer 
Akademie  gerechtere  Anerkennung,  und  sehe  in  Zurücksetzung  meiner  Mittheilungen  und  in  diesen  neuen,  von  Herrn  Turpin  den  von 
ihm  nicht  entdeckten  und  nicht  verbesserten  Dingen  gegebenen,  Namen  keinen  Yortheil  für  die  Naturwissenschaften. 
Eine  Abbildung  hat  nicht  mehr  auf  die  schon  1835  fertige  Tafel  X.  aufgenommen  werden  können. 

1¥£.     Xanthidium?  difforme,  unregelmässige  »oppelklette.     Tafel  x.  Fig.  xxvi. 

X.  corpusculis  turgidis,  ovatis,  viridibus,  singulis  binisve,  lacerato  -  aculeatis ,  aculeis  curvis  obtusis. 

Xanthide  difforme^    a  corpusciäes  gonfles,   ovales ,   verts,  solitaires  ou  binaires,    irregidwrement  epi- 
neu&)  ayant  les  epines  courbees  et  obiuses. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  kleine  Form  gleicht  einem  Packet  von  jungen  Glos terien,  scheint  mir  aber  hierher  zu  gehören,  da  die  kleinen  krum- 
men Hörner  in  der  Mitte  mit  einem  rundlichen,  nicht  platt  gedrückten,  Körper  zusammenhängen.  Wären  sie  flach,  so  würden  sie  zu 
Euastrum  gehören  können.  Ich  fand  sie  mit  Micrasterien  nicht  selten  bei  Berlin.  Meyen  könnte  diese  Form  unter  seinem  Scae- 
naedesmus  peclinatus  (Fig.  35.)  begriffen  haben,  und  Kützing  könnte  sie  Micrasterias  lacerata  genannt  haben  (s.  Arthrode- 
smns  pect.),  doch  passen  diese  Beobachtungen  nur  zum  Theil.  Ich  sah  wiederholt  2  solcher  Körper  zusammenhängen,  als  wären  sie 
durch  Selbsttheilung  so  eben  getrennt.  —  Grösse   V36  Linie. 

Erklärung   der   Abbildung    Tat  X.    Fig.  XXVI. 
Es  sind  2  noch  zusammenhängende,  aber  ganz  selbstständige,  Exemplare  abgebildet,  welche  SOOmal   vergrössert  wurden. 


Nachtrag    zur   Gattung    Xanthidium. 


Einige  vielleicht  mit  dieser  Gattung  in  näherer  Beziehung  stehende  Formen  habe  ich,  weil  sie  zusammengedrückt,  nicht  rund 
angeschwollen  sind,  zur  Gattung  Euastrum  gestellt.  Spätere  tiefere  Forschung  muss  erst  noch  mehr  Details  über  die  Organisation 
und  Entwicklung  geben,  che  diese  ähnlichen  Bildungen  ihre  sichere  systematische  Stelle  erlangen. 


FÜNFZIGSTE     GATTUNG:      YIERLING. 
Arfbro  de  sinus.    Artlirodesme. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Bacillariorum ,  liberum,  lorica  simplici  univalvi,  conipressa  aut  divisione 
spontanea  in  tabellae  aut  taeniae  compressae  articulatae  formam  abiens,  articulis  arete  con- 
tiguis. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  B  aciliar  ies,  libre,  ayant  une  carapace  simple,  univalve, 
comprimee,  ou  se  multipliant  par  la  division  spontanee  en  forme  de  lahlette  ou  de 
ruhan  comprime  et  articule,  ayant  les  articulalions  entierement  contigues  les  unes 
aux  autres. 
Die  Gattung  der  Vierlinge  zeichnet  sich  in  der  Familie  der  Stabthierchen  durch  freie  Selbststän- 
digkeit und  einen  einfachen  einschaaligen  Panzer  aus,  welcher  entweder  selbst  schon  flach  zusammengedrückt 
ist,  oder  durch  Selbsttheilung  zu  einem  flachen  gegliederten  Täfelclien  oder  Bande  wird,  dessen  Glieder  eng 

aneinander  anliegen. 

38 


ISO    

Die  Gattung  der  Vierlinge  wurde  1828  von  Türpin  in  Paris  zuerst  verzeichnet,  und  es  wurden 
von  ilan  unter  dem  Namen  Achnanlhes  9  Arten  als  Pflanzen  beschrieben  und  in  grossen  Abbildungen  dar- 
gestellt Im  Jahre  1829  bezeichnete  Meyen  5  gleiche  Arten  unter  dem  neuen  Gattungsnamen  Scenedesmus, 
den  er  auch  Scaenaedesmus  schrieb,  ebenfalls  als  Pflanzen,  und  gab  kleinere  wenig  detaillirte  Abbildungen. 
Herr- Meven  war  im  Herbste  1828  durch  mich  vom  Vorhandenseyn  der  Türpin  sehen  Namen  unterrichtet, 
hat  aber  nicht  für  nothig  gehalten,  die  seinigen  danach  abzuändern.  Güillemin  rügte  1830  {Bulletin  des 
sc.  nat.  XXL  p.  451.)  die  Vermehrung  der  Namen.  Meyen  antwortete  in  der  Isis  1830.  p.  162.  und  nannte 
diese  Gattung  Scaenedesmus.  Im  Jahre  1832  nahm  ich  diese  Formen,  ihrer  Selbsttheilung  halber,  bei  den 
polygastrischen  Infusorien  auf  und  zog  vor,  den  Namen  der  Gattung  sprachgemäss  Scenodesmus  zu  schreiben.  Im 
Jahre  1833  beschrieb  Kützing  16  Arten  der  Gattung  Scenedesmus  in  der  Linnea  wieder  als  Pflanzen,  de- 
ren er  aber  nur  8  selbst  beobachtet  hatte.  Eine  Critik  dieser  Arten  lieferte  ich  noch  in  einer  Note  zu  der 
1833  gedruckten  Abhandlung  von  1832.  Zuletzt  hat  Meyen  in  Wiegmanns  Archiv  1835.  I.  p.  250.  einiges 
über  seine  Pflanzengattung  Scenedesmus  nachgetragen.  Ich  habe  im  Jahre  1835  den  Namen  Scenedesmus, 
welcher  vom  Verfasser  selbst  eine  dreifache  Orthographie  erhalten  hatte  und  in  der  Meinung  gebildet  zu 
seyn  scheint,  dass  as^rrj  ein  Körper  und  Scenedesmus  ein  Körperbund  {congeries  corporuni)  lieisse,  in 
Arthrodesmus  umgewandelt,  denn  anders  als  domus  oder  tugurium  animae,  Hütte  der  Seele,  mag  wohl 
ozTJvf],  scena,  nirgends  einen  Körper  bezeichnen,  und  Scenedesmus  lässt  sich  nur  als  Zeltbund  oder  Hütten- 
bund übersetzen,  was  hart  wäre.  Im  gegenwärtigen  Werke  habe  ich  die  Zahl  der  Arten  auf  6  reducirt. 
—  An  thierisclier  Organisation  hat  die  Gattung  bedingungsweise  wohl  mehrere  Details  erkennen  lassen.  Zur 
Begründung  ihrer  Stellung  bei  den  Thieren  würden  diese  aber  an  sich  nicht  ausreichen.  Ortsveränderung 
und  PanzeröfFiiungen  sind  noch  nicht  beobachtet,  aber  ersteres  ist  auch  bei  Polypen  und  Austern  kein 
thierisclier  Character,  und  die  gepanzerten  Infusorien  haben  sämmtlich  Schwierigkeit  im  Erkennen  des  or- 
ganischen Details.  Der  thierische  Hauptcharacter  ist  die  Selbsttheilung  und  die  Analogie  ihrer  Bildung  und 
ganzen  Erscheinung  durch  die  Zellensternchen  {Micrasterias)  und  die  Sternscheiben  (Euastrum) 
mit  den  Naviculis.  Ihre  Verwandtschaft  zu  diesen  Thieren  ist  grösser,  als  zu  irgend  einer  Pflanze.  Ne- 
ben der  Analogie  mit  den  Navicidis  u.  s.  w.  in  Hinsicht  auf  die  äussere  Erscheinung  zeigen  sie  aber  auch 
einige  nicht  zu  übergehende  übereinstimmende  Details  im  Innern.  Die  grüne  innere  Färbung  der  pergament- 
artigen Zellen  besteht  aus  sehr  feinen  gleichartigen  grünen  Körnchen,  die  grosse  Aehnlichkeit  mit  Eiern  ha- 
ben, und  in  jeder  Zelle  befinden  sich  1  bis  3  hellere  drüsige  Körperchen,  welche  sich  mit  Samendrüsen 
allerdings  vergleichen  lassen,  oft  auch  finden  sich  daneben  mehrere  crystallhelle  Bläschen,  welche  den  po- 
lygastrischen  Magen  der  Infusorien  gleichen.  Diese  Verhältnisse  finden  sich  bei  allen  hier  verzeichneten  Arten. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  von  Paris  bis  Berlin  beobachtet. 

1*3.     Arthrodesmus  quadricaudatus ,    geschwänzter  Vierling.    Tafel  X.  Fig.  XVI. 

A.  viridis«,  corpuscnlis  oblongis,  divisione  spontanea  sensiin  quaternis  aut  octonis,  aequaliter  conjunetis,  mediis  apice 
rotundatis,  extremis  saepius  cornutis,  Jiinc  polypariis  saepe  quadricaudatis  raro  multicornibus. 

Arthrodesme  quadricaude,  a  corpuscides  oblongs,  souvent  par  division  spontanee  invparfaite  4  ou 
8  en  chaine  droits  ou  en  polypier,  a  qaatre  cornes  {ceucc  du  milieu  arrondis  au  bout^  les  cliefs 
de  file  souvent  seuls,  quelquefois  avec  dautres,  comus  des  deu&  cötes). 

Aclinanflies  bijuga ,  » 

—  quadrijuga,     \  Turpin,  Memoires  du  Museum  d'hist.  nat.  XVI.   p.  309.  seq.   PL  13.  Fig.  4,  5 ,  6.   1828. 

—  quadricauda }  ) 
Scenedesmus  magnus ,       \ 

—  longus,        |  Meyen,  Nov.  Act.  Nat.  Cur.  XIV.  p.  774.  Taf.  43.   Fig.  26,  27,  28,  29,  33.  1829.   (1828.) 

—  pectinatus?  ) 
Scenodesmus  quadricaudatus ,   l 

—  a  comutus,         }  Ab  h  an  dl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  (1832.)  p.  309,  311. 

—  ß  ecornis, 
Scenedesmus  magnus, 

—  longus , 

—  Leibleim,  ,    RÜTZ  Synops.  Diatom.  Linnea,  1833.  p.  607.    Tab.  XIX.   Fig.  97,  98,  99. 

—  minor,  i  '      J       r 

—  irijugatus , 

—  hijugatus , 
Scenedesmus  elUpiicm ,  i  CoRDAj  Almanac  de  Carlsbad,  1835.   Taf.  IV.  Fig.  48,  50. 

—  caudatus,  \ 

Arthrodesmus  quadricaudatus  in  Wiegmann's  Archiv  f.  Naturg.  1836.  II.  p.  185. 

Aufenthalt:    Bei  Paris,  Carlsbad,  Weissenfeis,  Potsdam  und  Berlin  beobachtet. 

Diese  Form  äst  mit  10  verschiedenen  Specialnamen  belegt  worden,  weil  ihre  Entwickclung  eine  grosse  Mannichfaltigkeit  der 
Gestalten  bedingt.  Türpin  hielt  die  Zahl  der  Stäbchen  und  die  Hörner  für  unveränderlich  und  machte  danach  verschiedene  Arten. 
Meten  und  Corda  nahmen  keine  Rücksicht  auf  die  Vorgänger.  Kützing  zertheilte  die  einzelne  Art  nach  ihren  Formverschiedenhei- 
ten in  6  Arten.  Sehr  zahlreiche  Beobachtungen  zahlloser  Mengen  dieser  Formen  haben  mich  überzeugt,  dass  weder  die  Zahl  der  Glie- 
der, noch  die  Anwesenheit   von  Hörnchen   unveränderliche  Charactere    sind.      Neuerlich   hat  Meyen   (Wiegmann's   Archiv  f.  Naturg. 


. 151 

1835.  I.  p.  250.)  wieder,  wie  anfangs,  auf  die  Grössen  besonderes  Gewicht  gelegt.  Zuweilen  aber  sind  einfache  Stäbchen,  auch  dop- 
pelte und  dreifache,  mit  und  ohne  Hörnchen,  gleich  gross  erwachsen,  zuweilen  giebt  es  von  allen  Formen,  auch  8theilige,  von  etwas 
kleinerer  Statur.  Die  Selbsttheilung,  welche  die  Vorgänger  nicht  beachteten  und  die  ich  nun  vielfach  gesehen,  kann  im  jüngeren  und 
im  älteren  Zustande  eintreten.  Die  Grundform  ist  ein  einfaches  eiförmiges  oder  cylindrisches  Stäbchen  und  dieses  wird  durch  Selbst- 
theilung oft  doppelt,  dreifach  bis  4fach,  zuweilen  8fach,  bandartig,  mit  den  Zwischenstufen,  daher  alle  diese  Formen.  Die  3fachen 
hielt  Meyen  für  eine  Monstruosität,  Kützing  für  besondere  Art.  Wer  flüchtig  beobachtet,  sieht  3,  wo  noch  ein  4tes  leeres  vorhan- 
den ist.  Gewöhnlich  bildet  es,  wenn  es  die  Selbsttheilung  abschliesst,  an  den  Endgliedern  je  2  (4)  Hörnchen  oder  fadenartige  Fort- 
sätze, doch  theilen  sich  zuweilen  die  mittleren  noch  fort.  Meyen  will  zwar  seine  anderen  Art-Namen  1835  damit  vertheidigen ,  dass 
quadricaudatus ,  vierhörnig,  nicht  allen  Individuen  zukomme,  allein  (a  potiori  fit  denominatiö)  Türpins  Name  war  recht  gut. 
Manchmal  bekommen,  doch  sehr  selten,  auch  die  mittleren  Stäbchen  Hörner,  zuweilen,  aber  noch  seltener,  haben  die  Endglieder  noch 
ein  Hörn  in  der  Mitte,  also  je  drei  (6)  Hörnchen.  Die  Länge  der  Hörnchen  ist  sehr  verschieden,  oft  fehlen  einzelne,  oft  sind  es  nur 
Warzen.  Zuweilen  sind  sie  doppelt  so  lang  als  die  Stäbchen.  Jedes  Stäbchen  besitzt  eine  (oder  2?)  besondere  Oeffnungen  an  den 
Enden,  wodurch  es  einzeln  den  grünkörnigen  Inhalt  entleeren  kann.  Im  Innern  jedes  Stäbchens  ist  ein  drüsiger,  heller,  rundlicher  Kör- 
per. Türpin  zeichnete  3,  und  Meten  nennt  sie  noch  1835.  p.  251.  drei  grosse  Sporidien  (Samen)  jeder  (Pflanzen-)  Zelle.  Es 
findet  sich  in  jedem  Stäbchen  ein  einzelner  gelblicher  Körper,  aber  daneben  sind  noch  oft  1  bis  2  grössere  vergängliche  cry stallhelle 
Bläschen ,  deren  ich  auch  6  bis  8  kleinere  zählte.  Ersterer  könnte  eine  Samendrüse  seyn,  letztere  lassen  sich  mit  Magenzellen  verglei- 
chen. Die  grüne  Farbe  wird  durch  sehr  feine  Körnchen  gebildet,  die  Eier  seyn  könnten  und  welche  eben  periodisch  entleert  werden. 
Die  leeren  Schaalen  oder  durchsichtigen  eilosen  Körperchen  habe  ich  öfter  den  ganzen  Winter  hindurch  sich  erhalten  gesehen.  Con- 
das  Zeichnung  des  Sc.  caudatus  ist  besser  als  die  von  Meyen  und  Türpin.  Ortsveränderung  ist  deutlich  nach  einiger  Zeit  zu 
beobachten,  doch  höchst  langsam  und  der  der  Closterien  ähnlich.  Ich  sah  sie  besonders  deutlich  am  5.  Aug.  1834  zuerst.  Ich 
habe  diese  Formen  mehrere  Jahre  lang  ununterbrochen  in  demselben  Gefässe  auf  der  Stube  fortdauern  und  sich  fortentwickeln  gesehen. 
Im  ersten  Frühling  sind  sie  häufig  zwischen  Oscillatorien.  Turpin  fand  sie  bei  Paris  mit  Conferven,  Meyen  mit  Halcyonella  sta- 
gnorum  in  Potsdam,  ich  in  Torflachen  mit  schleimigen  zerstörten  Pflanzentheilen  bei  Berlin.  Kützing  fand  sie  mit  Conferven  und 
Diatomeen  bei  Weissenfeis,  Corda  bei  Carlsbad.  —  Grösse  der  einzelnen  Stäbchen  7is2  bis  1/0q  Linie,  der  Ketten  —  748  Linie 
beobachtet. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  X.   Fig.  XVI. 

Es  sind  17  Gruppen  dieser  Art  in  verschiedenen  Entwickelungsgestalten  und  in  2  Vergrösserungen  vorgestellt.  Fig.  a.  ist  820mal,  alle  übri- 
gen sind  450m al  vergrössert. 

Fig.  a.  ist  eine  8gliederige  Kette  (mit  ihren  Eiern,  Samendriisen  und  Magenblasen?)  820mal  vergrössert,  von  der  Fläche  gesehen. 
Fig.  b.,  450m al  vergrössert,  eine  ähnliche  Gruppe;  Fig.  c.  dieselbe  von  der  Kante  gesehen;  Fig.  d.  eine  ungeschwänzte  ähnliche  Form;  Fig.  e.  eine 
viergliederige  sehr  langhörnige  Gruppe;  Fig./!  weniger  langhörnig;  Fig.  g.  ein  sehr  junges  viergliederiges  Exemplar,  ^182  Linie  gross;  Fig.  h.  mit 
warzenartigen  sehr  kurzen  Hörnchen;  Fig.  i.  ohne  alle  Hörnchen;  Fig.  k.  ein  jüngeres  Exemplar;  Fig.  /.  ein  viergliederiges  mit  einem  leeren  Stäb- 
chen; Fig.  m>  ein  anderes  mit  2  dergleichen;  Fig.  n.  ein  ganz  leeres  mit  convergirenden  Spitzen;  Fig.  0.  ein  2gliederiges  mit  abwechselnd  fehlenden 
Spitzen;  Fig.  p.  ein  2gliederiges  mit  4  Spitzen;  Fig.  q.  ein  3gliederiges  mit  3  Spitzen;  Fig.  r.  ein  4gliederiges  mit  6  Spitzen. 

1?4.    Arthrodesmus  pectinatus,  kammartiger  Vierlinge    Tafel  X.  Fig.  XVIL 

A.   corpusculis   viridibus ,    fusiformibus   aut   oblongis,    in  linea  recta  saepe    quaternis   et   octonis,    exterioribus   utrinque 
lunatis. 

Arthrodesme  p eigne,    a  corpuscules  verts,  fuseles,   souvent  4  ou  8  ussocies  en  ligne  droit e,    Ion  ex- 
ferieurs  scmilunaires. 

Achnanthes  dlmorpha,.    >  TuRpiNj  M6moires  du  Mug#  xyi        m  pi-  13#  Fig#  ±±_n.  1828. 

—  bilunuiata,    f 

Scenedesmus  pectinalus ,  Meyen,  Nov.  Act.  Na t.  Cur.  XIV.  p.  775.   Tab.  43.   Fig.  34.  1829. 
Scenedesmus  bilunulatus ,  h 

—  dimorphus,    >  Kützing-,  Synops.  Diät.  Linnea,  1833.   608.   Taf.  XIX.  Fig.  93. 

—  pedinntus,     i 

Scenodesmus  quctdrlcaudatus  ß  ecornis?  Abb  an  dl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.    |>.  34. 

Aufenthalt:    Bei  Paris ,  Weissenfeis ,  Potsdam  und  Berlin  beobachtet. 

Die  frühere  beste  Abbildung  dieser  Art  ist  die  erste  von  Turpin  ,  die  späteren  waren  zu  gering  vergrössert.  Die  3  hellen 
Flecke  in  der  ersteren  sind  aber  ja  nicht  etwa  für  Samen  zu  halten.  Einer  davon  ist  gelblich,  die  andern  beiden  sind  weiss,  und  es 
giebt  solche  weisse,  periodisch  verschwindende,  Stellen  noch  mehr.  Vielleicht  sind  diese  2  grösseren  doch  contractilen  Samenblasen 
vergleichbar.  Ich  habe  sie  bisher  richtiger  für  Magenzellen  halten  zu  dürfen  geglaubt.  Die  Selbsttheilung  tritt  bei  den  krummen  und 
geraden  Stäbchen  ein,  und  ich  sah  deren  zu  6  und  7.  Ich  beobachtete  diese  Form  erst  selbst  am  3.  und  5.  Aug.  1834  und  wieder 
am  2.  April  1835  zahlreich  mit  Micrastericn  bei  Berlin.  Türpin's  Name  dimorphus  hätte  die  Priorität,  allein  er  hat  deren  2 
gegeben.  Meyen  hat  unter  Sc.  pectinatus  wohl  3  verschiedene  Körper  vereinigt.  Fig.  33.  ist  wohl  Arthr.  r/uadricaudatus  oder 
vielleicht  Tessar arthr a>  Fig.  35.  könnte  Xanthidium  difforme  seyn.  Die  Abbildungen  erlauben  keine  sichere  Deutung.  —  Grösse 
Vq6  —  V72  Linie, 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  X.  Fig.  XVIL 

Es  sind  4  Gruppen  bei  450maliger  Vergrösserung  dargestellt. 
Fig.  a.  und  d.    sind  vierstäbige  Normalformen.    Fig.  6.    hat  auf  beiden  Enden  Selbsttheilung.    Fig.  c.     hat  3  Stäbchen  in  der  Selbsttheilung. 

1?5.     Arthrodesmus  acutus ,  wechselnder  Vierlinge     Tafel  X.  Fig.  XIX. 

A.  corpusculis  viridibus,  fusiformibus  aut  oblongis,  spontanea  divisione  in  linea  recta  alternis. 

Arthrodesme  alternant,   a  corpuscules  verts^   oblongs  ou  fuseles,   altemants  en  ligne  droit e  pur  di- 
vision  spontanee. 


— 15S 

rna,  1 

"    1 


Achnanihes  quadmlternn , 

—  octalterna,       }  Türpin,  Mein,  du  Museum  XVI.   p.  310.   PL  13.   Fig.  7,  8,  9.   1828. 

—  obliqua , 
Scmctlesmns  acutus,    l  ^  Noy-  Acfc  Nafc  Cnr#  XIV#        775.   Taf>  43#   Fjg.  30>  31>  39.   1829. 

—  obtusus,   I 

««■»oitemms  acutus,    J  A1)!lan(1L  der  Akademie  <1.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.   (1832.)    p.  310,  311. 

—  obtusus ,   1 
Scenedesmus  quadr  alter  ims ,    \ 

—  octaltermis ,         I 

—  <ic»/<is,  ^  KÜTZIN&,  Synops.  Diät.  Linnea,  1833.  p.  608,  609.    Tab.  XIX.  Fig.  94,  95,  96,  1.00.? 

—  obliquus ,  1 

—  '     duplex?  J 

Aufenthalt:     Bei  Paris ,  Weissenf eis ,  Halle ,  Potsdam,  Berlin. 

Turpin's  erste  Namen  für  diese  Form  wurden  von  Meyen  übergangen  und  sie  sind  zu  hart  gebildet,  als  dass  sie,  nachdem 
noch  andere  unnöthig  gegeben  worden,  wieder  herzustellen  wären»  Auch  bin  ich,  zahlloser  Beobachtungen  ungeachtet,  noch  nicht  im 
Stande,  die  Formen  überzeugend  zu  begrenzen.  Ich  habe  die  Sonderung  der  Art  nicht  herbeigeführt,  nur  angenommen,  weil  das  Ge- 
gentheil  unerweislich  blieb.  Die  Formen,  welche  2  geschiedene  Reihen  neben  einander  bilden  {Achn.  obliqua  Turp.,  Fig.  30.  Meten 
und  Scened.  duplexe  Kütz.),  könnten  durch  gerade  Quecrtheilung  eine  eigene  Art  oder. Gattung  seyn.  Giebt  es  schiefe  Queerthei- 
lun°  und  Längstheilung  in  der  Gattung  gleichzeitig?  Es  giebt  2 — 4stäbigc  und  8stäbige,  spitzere  stumpfere,  dickere  dünnere,  gera- 
dere krummere  Stäbchen.  Die  Organisation  ist  wie  bei  den  vorigen.  Häufig  im  Juli  mit  Oscillatorien.  Vielleicht  sind  auch  die  For- 
men dieser  Art  unter  die  früheren  zu  vertheilen,  wie  es  1835  wohl  aucli  Meyen  p.  251.  nun  scheint.  (Vcrgl.  d.  Nachtrag).  —  Grösse 
bis  l/4s  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen   Taf.  X.   Fig.  XIX. 

Es  sind  5  Bacillarienstöcke  zu  4  und  8  Stäbchen  abgebildet,  alle  450mal  vergrössert. 
Fig.  a.     eine  Sstäbige  Gruppe  mit  einem  gekrümmten  Endgliede.     Fig.  b.     ebenfalls  7-  bis  8stäbig  mit  2  gekrümmten  Endstäbchen.     Fig.  c.    eine  5stit- 
bige  Gruppe.     Fig.  d.     eine  7stäbige.     Fig.  e.     eine  4stäbige.  —  Es  ist  schiefe  Queertheilung  deutlich  zu  erkennen. 

1*6.    Arthrodesmus  convergens,  umarmender  Vierling.    Tafel  x.  Fig.  XVIII. 

A.  corpusculis  viridibus,    ovatis,    leviter  compressis,    geminis  aut  quaternis,    singulis   bicornibus,    geminorum    cornibus 
curvis  convergentibus. 

Arthrodesme  embr assani,    a  corpuscules  verts^   ovales ,   legerement  comprimes^   binaires   ou    quaier- 
naires,  ayant  chaeun  deacc  comes  courbees,  qui  s embrassent. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  ausgezeichnete  Form  habe  ich  1834  und  wieder  am  10-  Juni  1835,  auch  im  Sommer  1836  mit  Oscillatorien  einzeln 
bei  Berlin,  aber  öfter,  beobachtet.  Sie  gehört  vielleicht  einer  besondern  Gattung  an,  deren  Character  sich  an  Euastrum  anschliesst, 
und  ist  mit  den  beiden  folgenden  Arten  sehr  eng  verbunden.  Ob  zu  einem  Organismus  1  oder  2  Glieder  gehören,  ist  unklar  geblie- 
ben, letzteres  ist  bei  Euastrum  der  Fall.     Körnige  grüne  Masse  und  eine  mittlere  Drüse  waren  deutlich.'  —  Grösse  bis  Vis  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  X.   Fig.  XVIII. 

Fig.  a.    zweigliederig,  gleichartig.     Fig.  b.    4gliederig  mit  kleineren  Mittelgliedern  durch   knospenartige  Entwicklung  bei  Selbsttheilung.     Oefter  sah 
ich  auch  ungleiche  2gliederige  Formen,  aber  keine  grösseren  Bänder. 

!¥?.    Arthrodesmus  octocornis,  achtliorniger  Vierlfng. 

A.  corpusculis  viridibus,  leviter  compressis,  quadrangulis ,  binis,  singulis  quadricoraibus. 

Arthrodesme  octocorne^  a  corpuscules  veris,  legerement  comprimes,  quadr angulair es,  binaires^  cha- 
eun ayant  4  comes. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  fand  diese  Form  mit  Naviculis  und  Conferven  in  diesem  Frühjahre  am  2.  März  1837.  Sie  erinnert  an  ein  Xan/hi- 
dium  aculeatum  und  gleicht  in  der  Form  fast  ganz  dem  X.  fasciculatum  Fig.  a.>  ist  aber  4- ( —  5-) eckig,  nicht  rund,  sondern 
flach,  und  hat  einfache  Hörner,  zeigt  auch  nicht  die  bewegten  Körper  der  Euastren.  Ich  sali  im  Innern  eine  Längsreihc  von  5  hel- 
len Bläschen  und  das  Grün  feinkörnig.  Die  divergirenden  äusseren  Hörnchen  gleichen  kaum  dem  Queerdurchmesser  des  Einzelgliedes, 
die  inneren  2  convergiren.  —  Grösse  Voo  —  Vioo  Linie. 

Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  aufgenommen  werden. 

t?8.    Arthrodesmus  truncatus,  gestutzter  Vierlingv 

A.  corpusculis  viridibus,  leviter  compressis,  campanulatis ,  geminis,  extus  truncatis,   spinulosis. 

Arthrodesme  tronque,    a  corpuscules  verts>   legerement  comprimes,    campanules^    binaires ,    tronques 
au  bout  eceterieur  et  epineux. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  entdeckte  diese  Art  am  26.  Juni  1835  mit  Euglena  sanguinea,  sah  sie  wieder  am  17.  Juli  mit  Conferven  und  Eu- 
glenen,  und  fand  sie  am  2.  März  1837  mit  Xanthidiei}  und  Desmidien  wieder.  Sie  hat  grüne  Körnchen  und  eine  runde  helle 
Drüse  in  der  Mitte.  Die  Stacheln  gehen  vom  abgestutzten  Rande  senkrecht  aus,  2  bis  4.  —  Grösse  ohne  die  Stacheln  .%,  mit  die- 
sen V40  Linie. 

Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  aufgenommen,  werden. 


153    — 

Nachtrag    zur   Gattung   Arthrodesmus. 

Alle  diese  Formen  verlangen  noch  ein  genaueres  Studium  mit  starken  Vergrösserungen.  Den  auffallenden  Character  schiefer 
und  queerer  Selbsttli eilung ,  welchen  viele  Gestalten  zeigen,  die  ich  in  die  einzige  Species  Arthr.  acutus  vereinigt  habe,  während  die 
Haupt- Arten  gerade  Längstheilung  besitzen,  habe  ich  wegen  Mangels  an  eigener  Klarheit  der  Uebersicht  dieses  Verhältnisses  nicht 
stark  hervorgehoben,  ohschon  er  besondere  Aufmerksamkeit  verdient.  Ebenso  verdient  dergleichen  die  mittlere  Knospenbildun«-  bei  Arthr. 
convergens  und  eine  Spur  mittlerer  Zapfenbildung  bei  den  beiden  zuletzt  verzeichneten  Arten,  die  nahe  an  Odontella  antreten.  See- 
nedesmus  moniliformis  Kützing  ist  Tessararthra :-,  und  Sc.  stomatomorphus  Kützing  gehört  wohl  zu  Micrasterias  oder  ist 
die  einfachste  Form  von -Odontella.  Scenedesmus  Pyrus  von  Corda  (Almanac  de  Carls  b  ad  1835.)  gehört  wohl  zu  Arthr.  acu- 
tus, sein  $phaerozos?nä  aber  zu  Odontella.  Zur  Gattung  Arthrodesmus  könnte  Grevilles  Desmidium  cylindricum  gehören. 
Eine  von  mir  im  Juli  1829  in  Catharinenburg  im  Ural  gemachte  Zeichnung   scheint  zu  Arthr.  r/uadricaudatus  ecornis  zu  gehören. 


EINÜNDFÜNFZIGSTE     GATTUNG:      ZAPFENKETTE. 

Odontella.    Odontelle. 

CHARACTER:  Aninaal  e  familia  Bacillarioruui,  liberum,  lorica  simplici  univalvi,  eomplanata,  divisione 
spontanea  imperfecta  in  taenias  planas  articulatas  lacunosas  abiens,  articulis  singulis  pro- 
eessibus  pluribus  aut  singulo  coiijunctis. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Bacillaries,  libre,  ayant  une  carapace  simple,  univalve, 
comprimee,  se  mulMpliant  par  la  division  spontanee  imparfaite  en  forme  de  rubans 
aplalis  articules,  souvent  perce  ä  jour,  les  articulations  s  attachant  par  de  petits 
tenons. 

Die  Gattung  der  Zapfenketten  gehört  zur  Familie  der  Bacillarien  und  unterscheidet  sich  durch 
freie  Selbstständigkeit,  durch  einfachen,  einschaaligen,  flachen  Panzer  und  durch  eine  gegliederte  bandartige 
Stockbildung,  deren  einzelne  Glieder  nicht  anliegend,  sondern  durch  Zapfen  verbunden  sind,  daher  durch- 
brochene oder  buchtige  Bänder  bilden,  von  allen  übrigen  Formen  der  Familie. 

Die  Gattung  Odontella  bildete  Agardh  1832  aus  Lyngbye's  Biatoma  aurilum  und  Fragilaria 
fasciata  unter  den  Pflanzen.  Vielleicht  gehören  auch  hierher  die  Gattungen  Geminella  von  Türpin  1828 
und  Sphaero%osma  von  Corda  1835,  wenn  letztere  beide  nicht  Fragmente  von  Algen  sind.  Kützing  hat 
1833  die  Gattung  wieder  mit  Biatoma  verschmolzen.  Ich  habe  erst  nach  dem  Stich  der  lOten  Tafel  die 
deutliche  Anschauung  einer  solchen  Form  gehabt,  die  ich  daher  auf  Tafel  XVI.  noch  aufgenommen  und  als 
besondere  Gattung  Odontella  in  den  Abhandl.  d.  Berlin.  Akad.  1835  angezeigt  habe,  während  ich  vorher 
eine  andere,  weniger  deutliche,  auf  Tafel  X.  als  Tessararthra  filiformis  abbildete.  Jetzt  sind  3  bis  4  Ar- 
ten bekannt  Die  Arten,  welche  2  Zapfen  haben,  stellen  durchlöcherte  Bänder  vor.  —  An  Organisations- 
verhältnissen ist  Folgendes  ermittelt.  Die  innere  färbende  körnige  Masse  könnten  Eier  seyn.  Bei  O.  fili- 
formis sind  3  Bläschen  erkannt,  deren  mittlere  vielleicht  eine  Drüse,  die  seitlichen  vielleicht  Magenzellen 
sind.  Bei  O.  unidentata  ist  neuerlich  eine  solche  Drüse  noch  deutlicher  von  solchen  (Magen-)  Bläschen 
unterschieden  worden. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  in  der  Nordsee  bei  Dänemark  und  im  Süsswasser  bei 
Berlin  und  Carlsbad  beobachtet. 

1?9.     Odontella  HesmMmm,  bandartige  Zapfenkette.    Tafel  XVI.  Fig.  IV. 

O.  corpusculis  geminis  arete  connexis,  oblongis,  a  proximo  pari  processu  duplici,  lato,  foramen  ovale  includente ,  dis- 
junetis,  angulosis. 

Odontelle  Bcsmide,   a  corpuscules  oblongs,    binaires,  contigus,  anguleucc,   separes  des  autres  patres 
par  deute  tenons   larges  bordant  un  trou  ovale. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  sehr  liebliche  Form  fand  sich  zwischen  Conferven  am  26.  Juni  1835.  Es  war  ein  durchlöchertes  Band  von  13  in  der 
Mitte  eingeschnürten  (doppelten)  Gliedern  mit  grünem  feinkörnigen  und  blasigen  Inhalt.  Zwischen  je  2  Doppelgliedern  war  ein  ovales 
Loch.     Ich  sah  dann  noch  mehrere  kleinere  und  einzelne  freie  Glieder.  —  Grösse  der  Glieder  %q  —  XU%  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XVI.  Fig.  IY. 

Fig.  1.  ist  ein  durchlöchertes  12gliederiges  Band  Ton  der  flachen  Rückenseite;  .  Fig.  2.  ein  13gliederiges  von  der  Kante  gesehen,  beide  mit  hervor- 
tretendem Inhalte  des  letzten  Gliedes;  Fig.  3.  ist  ein  Einzelglied  von  der  Verbindungsseite  gesehen;  Fig.  4.  ein  anderes  von  der  flachen  Seite  (dem 
Rücken)  gesehen.    Alle  sind  300mal  vergrössert. 

39 


-      154    

ISO.     Odontellaf  filiformis,  fadenartige  Zapfenkette.    Tafel  x.  Fig.  xxi. 

O.  corjmsculis  geminis  arete  connexis,  ovatis,  a  proximo  pari  processu  duplici,  gracili,  foramen  quadratmn  includentc 
disjunetis. 

Odontelle?  filiforme,   ä  corpuscules  ovales   binaires  contigus,  separcs  des  autres  paires  par  deucc 
tenons  greles  bordant  un  trou  r/narre. 

Tessararthra  filiformis,  Tafel  X.   Fig.  XXI.  dieses  Werkes.   1835. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin, 

Ick  beobachtete  diese  Form  zuerst  am  20.  Juni  1835,  blieb  aber  lange  zweifelhaft,  ob  es  nicht  ein  Fragment  einer  zerfalle- 
nen Nostochinen-Alge  sey,  dergleichen  Corda  1835  im  Almanac  de  Carlsbad  als  Sphaerodesmus  abgebildet  hat.  Diese  haben 
aber  runde  Glieder  und  mehr  gallertige  Substanz  und  Ansehen.     Jene  hatten  flache  festere  Glieder.  —  Grösse  eines  Gliedes   Vios  Linie. 

Erklärung  der  Abbildung    Taf.  X.    Fig.  XXI. 
Es  ist  ein  Faden  von  18  Doppelgliedern,  300mal  vergrössert. 

181.     Odontellaf  unidentata,   einzalmige  Zapfenkette. 

O.  corpusculis  geminis  saepe  inaequalibus  ovatis,  processu  incdio  niiico  discretis. 

Odontelle?  unidentee,    a    corpuscules   ovales   binaires  souvent  inegaucc,    ayant    un  seul   tenon    au 
milieu. 

Sphaerozosma  elegans,   Corda?  Almanac  de  Carlsbad,  1835.  Taf.  IV.   Fig.  37. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin,  vielleicht  auch  bei  Carlsbad. 

Am  30.  Mai  1835  beobachtet.  Diese  Art  ist  auffallend  durch  ihre  Entwickelung.  Es  sind  immer  2  grosse  und  2  kleine 
Glieder  einander  abwechselnd  zugekehrt,  und  die  Zapfen  linden  sich  abwechselnd  zwischen  den  kleinen  und  grossen.  Diese  Entwicke- 
lung erinnert  an  Arthrodesmus  convergens  und  die  Euastra.  Corda' s  Form  mag  wegen  anderer  Gliederform  eine  andere  Art  die- 
ser Gattung  seyn.  Man  muss  sich  aber  sehr  vorsehen,  nicht  die  einzelnen  Gliederfäden  aufgelöster  Nostochinen- Algen  hierher  zu  zie- 
hen.    Die  Gleichheit  der  Glieder  ist  kein  sicherer  Character  einer  besondern  Art.  —  Grösse  der  Glieder  V120  Linie. 

Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  aufgenommen  werden. 


Nachtrag   zur   Gattung    Odontella. 

Die  Arten  dieser  Gattung  bedürfen  sämmtlich  noch  schärferer  Beobachtung.  Die  Hauptform,  welche  Agardh  meint,  Odont 
aurita,  ist  mir  unbekannt  geblieben,  aber  sehr  ausgezeichnet.  Sie  ist  bei  Lyngbye  (Ilydrophyt.  dan.  t.  62.  1819.)  abgebildet  und 
in  dem  Biet,  des  sc.  nat.  von  Türpin,  auch  in  der  Flora  danica  f.  1957.  (?)  copirt.  Sie  scheint  keinen  Kieselpanzer  zu  haben, 
was  zu  den  Desmidiaceen,  nicht  zu  Isthmia  passt.  Sie  fand  sich  (auf?)  zwischen  Ceramium  elongatum  im  Winter  bei  Däne- 
mark in  der  Nordsee  und  wurde  nur  von  Lyngbye,  und  nur  flüchtig,  gesehen.  Die  Fragilaria  fasciata  Lyngb.  könnte  eine  Ba- 
cillaria  seyn.  Das  Diatoma  biddulphiamim  Agardh  (Biddulphia  Gray),  siehe  Isthmia,  ist  ebenfalls  weiter  zu  prüfen.  Die 
beiden  zuletzt  verzeichneten  Arten  von  Arthrodesmus  sind  sammt  Cordas  Sphaerozosma  elegans  vielleicht  Formen  dieser  Gattung. 
Letzteres  soll  aber  rund  seyn.     (Man  vergleiche  auch  die  Gattung  Microtheca.) 


ZWEIUNDFUNFZIGSTE     GATTUNG:      ZELLENSTERNCHEN. 

Micrasterias.    Micrasterie. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Bacillariorum,  liberum,  lorica  simplici,  univalvi,  complanata,  (divisione 
spontanea  imperfecta  praecoce,  Gonii  inore?)  ad  certum  corpusculorum  uumerum  stellatim 
in  orbem  planum  eonsociatum. 

CARACTÜRE:  Animal  de  la  famille  des  B  aciliar  ies,  libre,  ayant  une  carapace  simple,  univalve, 
comprimee,  se  groupant  {par  la  division  spontanee  imparfaite  en  jeunesse,  comme 
Gone?)  par  nombres  definis  en  forme  d?  etoile  aplatie. 

Die  Gattung  der  Zellensternchen  in  der  Familie  der  Stabthierchen  wird  durch  ihre  freie  Selbst- 
ständigkeit, ihren  einfachen  einschaaligen  platten  Panzer,  und  durch  ihre  Gruppirung  (mit  Hülfe  unvollkom- 
mener Selbsttheilung  in  früher  Jugend,  wie  Gonium?)  in  eine  regelmässige  Zahl  von  sternartig  im  flachen 
Kreise  gestellter  Körper  characterisirt. 

Die  Gattung  Micrasterias ,  deren  Formen,  auch  unter  eigenen  Gattungsnamen,  schon  früher  bekannt 
waren,  bildete  Agardh  1827  als  ein  Glied  der  ülven- Familie  bei  den  Algen  mit  3  Arten:  M.  furcata,  ra- 
diosa  und  ricciaeformis ,  in  der  Regensburger  bot.  Zeitung  Flora.  Lyngbye  hatte  dergleichen  Formen 
unter  dem  Namen  Echinella  radiosa  1819  sammt  unterliegender  Gallerte  als  Pflanze  beschrieben.     Diese 


155    — 

nannte  Agardh  1 824  Echinella  ricciaeformis,  allein  seine  Micr.  ricciaef.  bezieht  er  auf  eine  Rivularia 
ricciaef.  der  English  botany  (?).  Schon  im  Jahre  1825  hatte  jedoch  Bory  de  St.  Vincent  diese  ähnli- 
chen Formen  als  Helierella  und  Beterocarpella  in  2  besondern  Gattungen  im  Biet,  classiq.  d bist,  nat. 
beschrieben,  von  denen  die  erstere  nur  ein  Euastrum,  die  letztere  aber  andere  Euastra  und  Mieraste- 
rien  und  noch  andere  unklare  Formen  enthielt.  Im  Jahre  1828  beschrieb  Tcrpin  3  Micrasterien  unter  dem 
Namen  Helierella  und  2  Euastra  unter  dem  Namen  Beterocarpella,  und  gab  sehr  grosse  und  deutliche 
Abbildungen.  Im  Jahre  1829  erschienen  neue  Namen  mit  weniger  detaillirten ,  aber  zahlreicheren,  Abbil- 
dungen für  dieselben  Körper  von  Meten.  Er  beschrieb  3  Arten  von  Micrasterias  unter  dem  Namen  Pe- 
diastrum als  Algen.  Gleichzeitig  benannte  Los  an  a  dieselben  Formen  sammt  Euastren  und  vielen  andern 
ganz  heterogenen  Körpern  mit  wieder  ganz  neuen  Namen  in  seiner  Gattung  Oplarium  der  Infusorien.  Es 
sind  dabei  etwa  10  Artnamen  für  Micrasterien -Formen.  Im  Jahre  1830  machte  ich  auf  eine  weit  grös- 
sere Organisation  der  Baeillarien- Formen  aufmerksam,  als  die  Vorgänger  annahmen,  und  bildete  1831  aus 
einigen  deutlicher  organisirt  beobachteten  grünen  Sternchen  die  den  Nameulis  analog  organisirte  Gattung 
Euastrum.  Ich  wählte  nicht  den  ältesten  Namen  Echinella,  weil  Lyngbye,  Greville  und  ich  selbst  1830 
diesen  schon  für  andere,  ihm  auch  zugehörige,  Körper  verbraucht  hatten,  und  nahm  den  zweiten  Namen 
Eelierella  nicht  auf,  weil  er  sehr  sprachwidrig  gebildet  und  völlig  unstatthaft  ist.  Der  dritte  Name  Hete- 
rocarpella  umfasste  noch  andere  sehr  verschiedene  Formen,  deren  anderen,  sich  auszeichnenden,  Theil  ich 
nach  Agardh  bestimmter  als  Micrasterias  bezeichnen  zu  dürfen  mich  berechtigt  meinte,  da  noch  andere 
Gattungsnamen  späteren  Ursprungs  waren.  Im  Jahre  1832  wurden  meine  physiologischen  Beobachtungen 
über  Micrasterias ,  welche  deren  bisherige  Ansicht  sehr  veränderten,  in  der  Berliner  Akademie  vorgetra- 
gen, aber  erst  1833  gedruckt,  nachdem  Kützing  über  die  Anwendung  des  Namens  Micrasterias  ein  ähn- 
liches ürtheil  eben  abgegeben  hatte.  Eine  andere  Darstellung  Meyen's  in  Wiegmann's  Archive  1835.  p.  247.  ist 
bemüht,  den  nicht  vorteilhaften  Namen  Pediastrum  (Fussangelstern«)  einzuführen.  Kützing  beschrieb  1833 
19  Arten  der  Gattung  Micrasterias  als  Algen.  Corda  nannte  1835  im  Almanac  de  Carlsbad  mit  nicht 
nachzuahmender  Willkühr  die  Euastra:  Cosmarium,  ein  JStauraslrum:  Micrasterias,  die  wahren  Blicrastc- 
rien:  Euastrum,  Stauridium  und  Pediastrum  als  3  besondere  Gattungen,  erklärte  sie  aber  auch  für 
Thiere. 

Was  die  Organisation  anlangt,  so  lassen  sich  mancherlei  Complicationen  derselben  nachweisen,  welche 
die  frühere,  auch  anderweitig  schwierig  zu  verteidigende,  Idee  von  einfachen  Pflanzenzellen  nicht  begün- 
stigen, wohl  aber  mit  der  Organisation  der  Infusorien  ungezwungen  in  Einklang  zu  bringen  sind.  Die  stern- 
artigen Körperchen  bestehen  aus  einer  Mehrzahl  abgeschlossener  Zellen,  die  eine  feste,  farblose,  verbrenn- 
iiche  Haut  haben,  und  in  deren  jeder  ein  sehr  weicher,  mit  grünen  Körnchen  erfüllter,  Körper  wohnt. 
Schon  Türpin  beobachtete  ein  Austreten  grüner  Körnchen  aus  den  Spitzen,  und  Meyen  sah  es  auch  (Isis 
1830.),  beide  erklärten  es  aber  für  Samenausstreuung.  Jedenfalls  sind  Oeffnungen  an  den  Spitzen.  Aber 
auch  die  mittleren  Körper  entleeren  einzeln  ihre  grünen  Körnchen,  es  ist  mithin  kein  noth wendiger  Zusam- 
menhang der  einzelnen  Theile  des  ganzen  Sternes.  —  Hervorstehende  Bewegungsorgane  sind  nicht  erkannt, 
aber  sehr  langsame  Ortsveränderung  vorhanden.  —  Als  Ernährungsorgane  lassen  sich  die  den  polygastrischen 
Magen  ähnlichen,  schon  Türpin  bekannten,  hellen  Bläschen  mehrerer  Arten  betrachten.  Sichtliche  Stoffauf- 
nahme ist  nicht  beobachtet.  —  Als  Fortpflanzungsorgan  spricht  die  eiartige  grüne  Körnermasse  an.  Ja  es 
hat  sich  mir  sogar  bei  den  meisten  Arten  in  jeder  Zelle  eine  einzelne  drüsige  Kugel  nachweisen  lassen 
(AbhandL  d.  Berlin.  Akad.  d.  Wissensch.  1835.),  welche  ich  früher  für  Samen  und  Oeltröpfchen  gehalten,  die 
aber  mit  der  männlichen  Samendrüse  vieler  Infusorien  ganz  wohl  vergleichbar  ist  und  die  periodisch  sich 
vergrössert.  Selbsttheilung  der  einzelnen  Zellen  scheint  nur  in  der  frühesten  Zeit  statt  zu  finden,  sie  er- 
scheint zuweilen  gehemmt,  vielleicht  nie  wuchernd,  das  Regelmässige  ist  aber  vorherrschend. 

Die  geographische  Verbreitung  dieser  Gattung  ist  von  Dänemark,  Frankreich,  England«,  Böhmen, 
Sachsen«,  Preussen  und  Russland  bis  zum  Ural  bekannt. 

a.     Ohne  Mittelzelle  strahlenartig  im  Kreise  gestellte   Körper:    Anaxis. 

182.    Micrasterias  Tetras,  vierstrahliges  Zellensteriiclien.     Tafel  xi.  Fig.  I. 

M.  corpusculis  qnaternis  in  media  Stella  contiguis,  margine  levius  emarginatis. 

Micrasterie   Tetras,   a  corpuscules  quaternaires  contigus  au  milieu  de  V ctoile,   ayant  le  bord  lege- 
rement  echancre. 

Heterocarpella  telracarpa,  Bort  de  St.  Vikcekt?  Dict.  classique  d'liist.  nat.  1825. 
Heterocarpella  polymorphn,  Kützing,  ex  parte,  Linnea,  1833.     Tafel  XIX.  Fig.  82. 
Micrasterias  Tetras,  Tafel  XI.  dieses  Werkes.  1835. 

Stauridium  Ucuspidalimx ,        1  CoRDA)  Almana0  de  Carlsbad,  1835.    Tafel  III.  Fig.  33.  34. 
—         Cru.v  melitensis,   ) 


156    

Aufenthalt:    Bei  Berlin,  Carlsbad  und  vielleicht  bei  Weissenfeis  beobachtet. 

Diese  niedliche  kleine  Form  scheint  Bory  zuerst  bei  Paris  und  Kützing  dann  bei  Weissenfeis  beobachtet  zu  haben.  Letz- 
terer stellte  sie  mit  Euastris  und  sehr  verschiedenen  andern  Dingen  in  der  Idee  einer  formwechselnden  Heterocarpella  poh/morpha 
zusammen.  Ich  vermuthe,  dass  sich  auch  noch  eine  Micrasterias  Trias  aus  seinen  Figuren  später  wird  herausstellen  lassen,  wenn 
es  nicht  Desmidium  bifidum  war.  Ich  unterschied  diese  Form  zuerst  am  5.  und  14.  August  1834  bei  Berlin,  und  Hess  sie  1835 
stechen.  Corda,  welcher  sie  vielleicht  gleichzeitig  bei  Carlsbad  beobachtete,  gab  ihr  2  Artnamen,  die  ich  erst  nach  dem  Stiche  der 
Tafel  kennen  lernte,  in  einer  besondern  Gattung,  die  er  aber  nicht  begründete.  Sie  ist  sehr  klein,  und  die  kleinen  Zähnchen  im  Um- 
kreis sind  bei  allen  Sternchen  etwas  anders,  daher  nicht  characteristisch.  —  Grösse  der  grössten  ganzen  Sterne  Vog  Linie,  der  klein- 
sten beobachteten  l/m  Linie.     Grösse  der  Einzelkörper  Vi  92  —  7384  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XI.    Fig.  I. 

Es  sind,  bei  gleicher  Vergrösserung  von  300mal  im  Durchmesser,  3  verschiedene  Formen  dieser  Art  abgebildet.  In  Fig.  a.  sind  die  drüsi- 
gen Körper,  welche  auch  Bory  und  Cokda  sahen,  deutlich.    Die  mehrfachen  Bläschen  bei  Cokda  (Fig.  34.)  halte  ich  für. Magenzellen. 


b.     Concentrisch  um   einen   oder   zwei   Mittelkörper  versammelte   Zellen: 
a.    Mit  einfachem  Kreise  von  Körperchen:    Monoaycliaei 

183.  Micrasterias  Coronula,  fünffache*  Zellensternchen.    Tafel  XI.  Fig.  IL 

M.  monocyclia,  corpusculis  quaternis  cum  quinto  medio  consociatis,  margine  vario  modo  excisis. 

Micrasterie  Couronne,  a  corpuscules  c/uaternaires  autoiir  d'un  cintjuieme,   ayant  les   bor  dz  diverse- 
ment  echancres. 

Pediastrum  simplcx,  Meten,  ex  parte?,  Nov.  Acta  Nat.  Cur.  XIV.  p.  772.   Taf.  43.  Fig.  1  —  2.   1829. 
Micrasterias  Napolconis  der  Tafel  XI.  dieses  Werkes.  1835. 

Aufenthalt:    Bei  Potsdam  und  Berlin. 

Diese  Art  ist  wohl  für  einfach  strahlig  angesehen  worden,  daher  nannte  sie  vielleicht  Meten  Ped.  simplere.  Es  sind  aher 
hier  4  zweihörnige,  nicht  8  einfach  conische  Körper  am  Rande.  Da  es  doch  einfach  conische  Körper  geben  könnte ,  die  dem  obigen 
Pediastrum  entsprechen,  so  habe  ich  diesen  Specialnainen  nicht  verwenden  können.  Die  unpaarige  Zahl  der  Strahlen,  wie  bei  Meyen 
Fig.  3.,  ist  mir  nie,  auch  keinem  andern  Beobachter,  vorgekommen.  War  sie  Fehler  der  Auffassung,  oder  Monstruosität ?  Der  Name 
M.  Napoleonis  gehört  der  folgenden  Art,  welche  Helierella  Nap.  von  Turpin  ist.  Ich  fand  sie  im  Sommer  1835  bei  Berlin  mit 
andern  Micrasterien  und  mit  Oscillatorien.     Sie  gehört  hier  zu  den  seltenen  Formen.  —  Grösse  der  Sternchen  V72  bis  7*8  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XI.   Fig.  IL 

Die  beiden  Figuren  wurden  später  auf  der  Tafel  eingeschaltet;  sie  sind  300mal  im  Durchmesser  vergrössert.  Fig.  a.  mit  doppelter  Mittel- 
zelle;   Fig.  6.    mit  fehlender  Mittelzelle  (als  Hemmungshildung?).    Für  Micrast.  Napoleonis  ist  zu  lesen  Micrast.  Coronula. 

184.  Micrasterias  Napoleonis  (heacactis),  Napoleons  Zellensternclien.  Tafel  XL  Fig.  in. 

M.  monocyclia,   corpusculis   senis   ordine  simplici  par  medium    corpusculorum   cingentibus,    margine   vario  modo  excisis 
aut  cornutis. 

Micrasterie  de  Napoleon,    a  sicc  corpuscules  entonrant  deute  du  milieu  en  simple  serie,    ayant  les 
bords  diversement  echancres ,  öu  comus. 

Helierella  Napoleonis,  Türpin,  Mein,  du  Museum,  Vol.  XVI.  p.  319.   Taf.  13.   Fig.  21.   1828. 
Pediastrum  duplex,  Meyen,  Nov.  Act.  Nat.  Cur.  XIV.  p.  772.   Tab.  43.  Fig.  11—12.   1829. 

Micrasterias  Napoleonis,  i  KÜT2IM&    Synops.  Diatom.  Linnea,  1833.    p.  002.   Tab.  XIX.   Fig.  92.  a. 

—  Selenaea,      \ 

Pediastrum  irreguläre,  Corda,  Almanac  de  Carlsbad,  1835.   p.  209.    Tab.  III.   Fig.  36. 
Micrasterias  Tiexactis,  in  Wiegmann's  Archiv  für  Naturg.  1836.  p.  185. 

Aufenthalt:    Bei  Paris,  Potsdam,  Halle,  Carlsbad  und  Berlin  beobachtet. 

Diese  Form  ist  bei  Berlin  häufig.  Den  Namen  erhielt  sie  von  Turpin  wegen  ihrer  Aehnlichkeit  mit  dem  Sterne  der  fran- 
zösischen Ehrenlegion.  Zuweilen  hat  sie  sehr  lange  stachelartige  Hörnchen  am  Rande,  zuweilen  zeigen  die  halbmondförmigen  Körper- 
chen kaum  eine  Spur  derselben.  Die  Mittelkörper  fehlen  zuweilen,  aber  an  ihrer  Stelle  ist  dann  ein  Loch.  So  sali  es  Türpin  zuerst. 
Das,  was  er  als  Perlenkranz  gezeichnet  hat,  sind  in  jedem  Körper  eine  mittlere  Drüse  und  wohl  zwei  daneben  liegende  Magenzellen. 
Die  Unterschiede  der  Körper  hat  er  übersehen.  Beide  mittlere  Körper  füllen  zuweilen  einen  6eckigen  Raum,  zuweilen  sind  sie  eiför- 
mig, vielleicht  giebt  es  auch  einzelne.  Im  Jahre  1834  beobachtete  ich  diese  Art  am  5.  und  14.  August;  1835  überwinterte  ich  sie 
und  sali  sie  in  jedem  Monat  des  Jahres.  —  Grösse  7»6  bis  7*8  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XL   Fig.  III. 

Es  sind  3  Hauptformen  der  Art  bei  300maliger  Vergrösserung  dargestellt.  Fig.  a.  und  6.  die  älteren,  zeigen  entwickelte  Drüsen,  welche 
mit  t  bezeichnet  sind.    Für  M.  hexaetis  ist  zu  lesen  M.  Napoleonis. 

185.  Micrasterias  heptactis9  sielbenstraliliger  Zellenstera.     Tafel  XL  Fig.  IV. 

M.  monocyclia,  corpusculis  septenis  par  medium  aut  singulum  corpus  ordine  simplici  cingentibus,  margine  vario  modo 
excisis. 

Micrasterie  heptactis,  a  sept  corpuscules  entourant  deua)  ou  im  seid  du  milieu,  ayant  les  bords  di- 
versement echancres. 


15?    

Micrasterias  furcata,  AgardhV  ex  parte,  Flora,  Regens  bürg.  bot.  Zeitung,  1827.  II.  p.  642. 
Helierella  renicarpa,  Turpin,  Memoires  du  Mus.   Vol.  XYI.   p.  318.   Tab.  13.   Fig.  20.   1828. 

Pediastrum  duplex,         |  Meyen,  Nov.  Act.  Na t.  Cur.  XIY.   p.  773.   Tab.  43.  Fig.  6,  15,  21.    1829. 

—  liradiatum,    i 
Oplarium  vasculosum,  \ 

—  hjncinthinum ,       i  Losana,  Memorie  di  Torino,  1829.  Yol.  XXXIII.    Isis,  1832.   p.  768.    Tab.  XIV.  Fig.  11,  13,  16. 

—  numismaticum ,     ) 

Micrasterias  Jieptaciis,  Abb  an  dl.  der  Akademie  d.  Wissen  seil,  zu  Berlin,   1833.  (1832.)    p.  300. 

Micrasterias  renicarpa,  »  KÜTZIKa    Synopsis  Diat.  Linnea,  1833.   p.  603. 

—  furcata,       \ 

Euastrum  hexagonum,  Corda,  Almanac  de  Carlsbad,   1835.   p.  206.    Tafel  III.  Fig.  31. 

Aufenthalt:    Bei  Carlsbad,  Paris,  Turin,  Potsdam,  Berlin  und  Catkarinenburg  im  Ural. 

Ich  bin  der  Meinung,  dass  Agardh  eine,  der  Fig.  IV.  a.  oder  der  Fig.  VII.  dieses  Werkes,  oder  der  Fig.  21.  von  Meyen 
ähnliche,  Form  unter  seiner  ersten  Micrasterias  furcata  vor  sich  gehabt  habe.  Denn  dass  er  die  Zwietheilung  eines  Euastrum  über- 
sehen haben  solle,  ist  weniger  glaublich,  obschon  er  offenbar  die  Euastra,  aber  nach  Abbildungen,  mit  zur  Gattung  Micrasterias 
zog.  Eben  so  urtheilte  Ktjtzing  ohne  meinen  Einfluss.  Auch  diese  Art  ist  sehr  wechselnd  in  der  Form  der  Randzähne.  Manche 
Formen  (Fig.  a.)  erinnern  auch  lebhaft  an  Lyngbye's  Echinella  radiosa  6.,  wo  jedoch  wohl  eine  ungleiche  Halbtheilung  des  Eua- 
strum angedeutet  ist.  Im  Juli  1829  beobachtete  ich  diese  Form  bei  Catliarinenburg  auf  der  Reise  mit  Herrn  v.  Humboldt  nach  Si- 
birien, wie  aus  der  gefertigten  Zeichnung  deutlich  hervorgeht.  Ich  unterliess  1830,  sie  unter  den  russischen  Infusorien  (Abhandl.  der 
Berl.  Akad.  1830.)  aufzuführen,  weil  ich  über  ihre  Stellung  bei  diesen  Körpern  mich  noch  nicht  entscheiden  wollte.  1831  sah  ich  sie 
im  Sommer  häufig  wieder  in  Berlin.  Sehr  zahlreich  am  18.  Juni  1832,  am  23.  und  25.  Juli  1834  mit  zerstörten  Conferven  und 
Oscillatorien  in  klarem  Wasser.  Die  meisten  der  von  mir  beobachteten  Exemplare  waren  sehr  klein.  Bei  vielen  schien  der  Mittelkör- 
per einfach  rund,  6eckig  oder  Teckig.  Zuweilen  war  er,  bei  grösseren,  deutlich  doppelt.  —  Die  Grösse  ist  von  Vog  —  V*8  Linie 
von  mir  beobachtet. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XI.   Fig.  IV. 
Es  sind  4  Exemplare  in  verschiedener  Form  und  Grösse  bei  SOOmaliger  Vergrösserung  abgebildet. 

ß.    Mit  doppeltem  Kreise  von  Körperchen:    Dicycliae: 

186.    Micrasterias  Moryama,  Kory's  Zellensterac&en.    Tafel  XL  Fig.  V. 

M.  dicyclia,    corpusculorum   denorum   circulo   externo,    quinorum   circulo   interno    singulum  medium  corpus   ambeunte, 
marginis  dentibus  variis  subacutis. 

Micrasterie  de  Bory,  a  di&  corpuscules  cm  rang  exterieur^   cinq  au  rang  Interieur  ^   im  au  milieu^ 
ayant  les  dentelures  du  bord  toujours  aigues. 

Helierella  Bonjana,  Turpin,  Mem.  du  Mus.  Vol.  XVI.   p.  319.   PI.  13.   Fig.  22.   1828. 

Pediastrum  simplex ,       1  Meten     Noya  Acta  Nat.  Cur.   XIV.  1829.  p.  772,  773.    Tab.  43.    Fig.  4,  7,  13,  14-16,  17,  18.     Isis,  1830. 

—  duplex,        >  p#  163i 

—  hiradiatum  9  J 
Oplarium  speciosum,  » 

—  formosissimum,    (  Losana,  Mem.  di  Torino,  XXXIII.  1829.    Isis,  1832.   p.  768.    Tab.  XIV.  Fig.  17,  18,  21. 

—  vcrticillatum ,        j 

Micraslerias  ßoryana,  Abliandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1833.  (1832.)  p.  300. 
Micrasterias  simplex ,  \ 

—  Boryi,     l  kützikg,  Linnea,  1833.  p.  601,  603,  604.    Tafel  XIX.   Fig.  92.  b. 

—  duplex ,    ( 

—  selenaea,  / 

Euastrum  penlangnlare ( ? )  I  Cq  AImana0  de  Carlsbad,  1835.   p.  206,  207.   Taf.  III.   Fig.  32,  35. 

Pediastrum  quadrangulum ,  ! 

Micrasterias  Boryana,  Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1835.    Tafel  I.   Fig.  VIII. 

Aufenthalt:    Bei  Paris,  Turin ,  Potsdam,  Berlin,  Halle  und  Catliarinenburg  im  Ural  beobachtet. 

Diese  und  M.  tricyclia  sind  bei  Berlin  die  gewöhnlichsten  Arten.  Sie  geben  bei  300maliger  Vergrösserung  überraschend 
augenehme  Objecte  für  das  Mikroskop.  Nicht  selten  sind  sie  so  häufig,  dass  man  4  bis  8  oder  noch  mehr  Sternchen  gleichzeitig  im 
Sehfelde  zählt.  Sie  leben  mit  andern  Bacillarien  im  Schleime  zwischen  Conferven  und  Oscillatorien.  Im  Jahre  1829  fand  ich  diese 
Form  auch  bei  Catliarinenburg  im  Ural  (vergl.  die  vorige  Art).  Am  17.  Juni  und  21.  Nov.  1832  beobachtete  ich  sie  besonders  zahl- 
reich bei  Berlin,  ebenso  am  23.  und  25.  Juli  1834.  Ich  habe  sie  2  Jahre  lang  überwintert  und  in  allen  Monaten  untersucht.  Sie 
bildet  ein  sehr  dünnes,  nicht  linsenartiges,  Blättchen.  Die  10  Randkörperchen  sind  meist  in  hörnchenartige  Spitzen  verlängert,  die  zu- 
weilen vorn  ein  Knöpfchen  führen,  nie  abgestutzt  sind.  Türpin  sah  nicht  selten  ans  den  Knöpfchen  staubartige  Körnchen  hervortre- 
ten, wenn  er  sie  an  einem  warmen  Orte  beobachtete.  Meyen  nennt  es  1830  Ausströmen  der  Sporenmasse  mit  Platzen  der  Zellen. 
Beide  hielten  die  Körper  für  Pflanzen.  Im  Innern  jedes  Körpers  sind  viele  Bläschen  (Magen  vergleichbar),  welche  schon  Türpin 
zeichnete.  Auf  die  (Samen-)  Drüse  in  jedem  einzelnen  Körper  habe  ich  1835  aufmerksam  gemacht.  Corda  erklärte  sie  in  Fig.  35. 
für  Oeltröpfchen,  Meyen  für  Sporen,  andere  Beobachter  haben  sie  übersehen.  Sehr  oft  sieht  man  diese  Art  mit  einzelnen  entleerten 
Zellen  (nach  dem  Eierlegen  der  Einzelkörper?),  welche  ein  Loch  vorstellen,  aber  bei  scharfer  Beobachtung  die  farblose  Haut  noch 
deutlich  erkennen  lassen.  Hierdurch  entstehen  viele  nur  scheinbar  verschiedene  Formen.  Nur  selten  fehlen  einzelne  Zellen  wirklich, 
oder  sind  auch  aus  ihrer  Reihe  verschoben.  Da,  wo  8  oder  9  Randzellen  waren,  schien  immer  etwas  zu  fehlen,  was  durch  Unregel- 
mässigkeit der  Form  angezeigt  war.  Die  llzelligen  habe  ich  ihrer  Regelmässigkeit  und  Constanz  halber  als  besondere  Art  betrachtet. 
Nicht  selten  sah  ich  ganz  farblose  (nach  dem  Eierlegen?  oder  todte?)  wohl  erhalten.  Einige  zeigten  rauhe  Pünktchen  auf  der  Panzer- 
haut, die  bei  andern  schwer  sichtbar  oder  unsichtbar  waren. —  Grösse  der  Sternchen  Vog  bis  Vis*  der  Körperchen  Viso  bis  V100  Linie. 

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  XI.    Fig.  V. 

Es  sind  11  verschiedene  Zellensternchen  in  vielen  Grössen  und  Formen  dargestellt,   alle  300mal  vergrössert. 
Fig.  a.y  c.,f.,  g.9  h^  k.  und  /.     sind  die  häufigere,  also  wohl  die  Normalforin  der  Art,  von  ähnlicher  Bildung  der  Randzellen,  und  unterscheiden  sich 
durch  mehr  oder  weniger  genaues  Anschliessen  der  Einzelzellen  an  einander,  und  durch  Grösse.    Bei/.,  g.  und  L    haben  einzelne  Zellen  ihren  grii- 

40 


_■   158 — — 

nen  Inhalt  entleert  (Eier  gelegt?);  erstere  hat  einen  rauhen  Panzer.  Fig.  h.  mit  nur  9  Randkörpern  zeigt  durch  ihre  Unregelmässigkeit  den  Defect 
der  lOten  Randzelle  an.    Bei  Fig.  c.    bezeichnet  t  die  Drüse,  v+  die  polygastrischen  Magenbläschen. 

Fig.  b.  und  i.  ist  eine  andere  Form  mit  quadratischen  Körpern,  an  welche  sich  Fig.  d.  als  schmächtigere  Entwicklung  anschliesst.  Alle  bilden  durch- 
löcherte Scheiben. 

Fig.  e.    ist  eine  dritte  geschlossene  Grundform  mit  halbmondartigen  Körpern. 

18*.    Micrasterias  angulosa9  gestutztes  Zellensternchen.    Tafel  XL  Fig.  vi. 

M.  dicyclia,  corpusculis  15  —  16  in  serie  duplici  singulum  medium  corpus  cingentibus,   margine  truncatis. 

Micrasterie  tronquee,  a  15  — 16  corpuscules  en  double  serie  autour  ctun  seid  da  milieu,   ayant  les 
bords  tronques. 

Micrasterias  angulosa,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissen  seh.  zu  Berlin,  1833.  (1832.)  p.  301. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  habe  diese  sich  auszeichnende  Form  im  Jahre  1832  und  1834  unter  den  andern  so  zahlreich  beobachtet,  dass  ich  sie  lie- 
ber als  Typus  einer  besondern  Art,  als  als  Abänderung  einer  andern  ansehen  mochte.  Dessenungeachtet  habe  ich  durch  fortgesetzte  Beob- 
achtungen neuerlich  das  Vertrauen  auf  die  Beständigkeit  dieser  Art  wieder  verloren.  Sollte  sich  die  Form  nicht  weiter  geltend  machen, 
so  Hessen  sich  Fig.  a.  zu  M.  Boryana,  Fig.  b.  und  c.  zu  Rotula  ziehen.  Bei  b.  ist  offenbar  ein  Defect  in  der  Unregelmässigkeit 
ausgesprochen.     Es  fehlt  die  Mittelzelle,  oder  sie  ist  verschoben.  —  Grösse  LI3Q  bis  V24  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XL    Fig.  VI. 

Vergrößerung  300mal  im  Durchmesser. 
Fig.  a.    enthält  10.  5.  1  Körperchen;     Fig.  6.     11.  5.  0.    Diese  Form  könnte  M.  Rotula  mit  fehlender  Mittelzelle,  aber  auch  M.  Boryana  mit  nach 
aussen  gedrängter  5ter  Zelle  der  zweiten  Reihe  seyn.    Fig.  c.    11.  5.  1. 

188.  Micrasterias  Motula,  radartiges  Zellensteriiclieii.     Tafel  XL  Fig.  VII. 

M.  dicyclia,  corpusculis  externis  undeeim,  internis  quinque,  medio  unico,  Ulis  saepe  longius  radiatis,  vario  modo  excisis. 

Micrasterie  Rouelle,  a  once  corpuscules  ezeterieurs ,  5  internes,   an  au  milieu,  les  ecoterieurs  et  les 
internes  souvent  allonges  et  rayonnants ,   ayant  les  bords  dwersement  echancres. 

Micrasterias  furcata,  Agardh,  ex  parte,  Flora,  Regensb.  bot.  Zeit.  1827. 

Pediastrum  duplex,         1  Meyen,  ex  parte,  Nov.  Act.  Nat.  Cur.  XIV.  p.  772,  773.    Tab.  43.   Fig.  8?,  18,  19?,  22.  1829.  (1828.) 

—  biradiatum,  \ 

Micrasterias  emarginata,  Abhandl.  der  Akademied.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.   (1832.)   p.  301.  ex  parte. 

Micrastenas  duVlex,    »  KÜTZINGj  Linnea,  1833.  p.  603,   604. 

—         furcata,    § 
Euastrum  sexangulare,  Corda?   Almanac  de  Carlsbad,   1835.    Tab.  III.   Fig.  30. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin.1,  Potsdam!  und  Carlsbad? 

Diese  radartige  Gestalt  ist  unter  den  lieblichen  Erscheinungen  im  Mikroskope  eine  besonders  ausgezeichnete ,  wozu  die  äus- 
serst zarte ,  gelblich  grüne,  schöne  Färbung  nicht  wenig  beiträgt.  Die  Form  ist  bei  jedem  Individuum  anders.  Ich  habe  die  Zahlen- 
Verhältnisse  zur  Characteristik  benutzt,  weil  sie  am  festesten  erschienen.  Je  4  Zähnchen  des  Randes  und  je  2  Speichen  des  inneren 
Raumes  bilden  einen  abgeschlossenen  Körper,  dessen  Grenzen  sich  erkennen  lassen.  Diese  Formen  passen  recht  wohl  auf  Agardh's 
erste  Definition  der  Micrasterias  furcata,  die  jedoch  auch  zu  M.  heptactis  citirt  ist  und  auch  wohl  zu  einigen  Formen  der  andern 
Arten  gezogen  werden  kann.  Ich  habe  bei  dieser  Art  die  (Samen-)  Drüsen  noch  nicht  beobachtet.  Meyen  hat  sie  in  seiner  Fig.  8. 
angegeben.  Ich  nannte  die  Form  sonst  M.  emarginata  im  Gegensatz  von  angulosa,  halte  aber  jetzt  das  Zahlen verhältniss  für  wich- 
tiger und  beständiger,  als  das  Formverhältniss ,  und  rechne  nicht  mehr  bloss  die  langhörnigen ,  abgestutzten  und  ausgerandeten  Formen 
zu  einer  besondern  Art  (vergl.  d.  Nachtrag).  Diese  Form  ist  oft  unregelinässig,  lässt  sich  aber  meist  leicht  erklären.  Diese  Zeich- 
nungen sind  nach  Exemplaren,  welche  ich  im  Juli  und  August  1834  beobachtete.  —   Grösse  der  Sternchen  y72  —  V36  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XL  Fig.  VII. 

Fig.  a.  und  d.  sind  als  Normalformen  angesehen.  Fig.  6.  ist  eine  Form  der  ehemaligen  Micr.  emarginata  von  1832  mit  10  Randkörpern  und  ei- 
ner leeren  Stelle  für  den  fehlenden  Uten.  In  der  Mitte  sind  3  undeutlich  geschiedene  Körper  mit  Raum  für  2  fehlende  des  2ten  Ranges  und  den  der 
Mitte  (Hemmungsbild ung).  Fig.  c.  ist  durch  Mangel  des  mittleren  Körpers  defect,  daher  auch  nicht  regelmässig.  Seine  Zahlen  sind  defect,  aber 
doch  richtig.    An  Needham's  zufällige  Naturspiele  ist  dabei  nicht  zu  denken. 

y.    Mit  dreifachem  Kreise  von  Körperchen:    Tricycliae: 

189.  Micrasterias  tricyclia9   dreireihiges  SEellenster  liehen.    Tafel  XL  Fig.  VIII. 

M.  tricyclia,  corpusculis  in  online  externo  15,  in  ordine  interno  8  — 10,  in  tertio  4 — 5,  margine  vario  modo  excisis. 

Micrasterie  tricycle,  a  trois  rangs  de  corpuscules,  dont  15  au  premier,   8  ä  10  aa  second,    4  a  5 
autour  du  milieu,  ayant  les  bords  diversement  echancres. 

Pediastrum  simplex,        i 

—  duplex,  >  Meyen,  Nov.  Act.  Nat.  Cur.  XIV.   p.  772,  773.   Tab    43.    Fig.  19?,  20.    1829. 

—  biradiatum,   ' 

Micrasterias  tricyclia,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  (1832.)  p.  301. 
Micrasterias  selenaea,  Kützing,  ex  parte,   Linnea,   1833.    p.  604.    Tab.  XIX.   Fig.  92.  c. 

Aufenthalt:    Bei  Potsdam,  Berlin  und  Halle. 

Diese  Art  ist  mit  M.  Boryana  die  gewöhnlichere  bei  Berlin.  Meyen  sammelte  sie  wohl  auf  Halcyonella  stagnorum  bei 
Potsdam.  Ich  fand  sie  sehr  häufig  zwischen  zarten,  etwas  flockig  gewordenen,  Conferven  aller  Art  im  Torfwasser,  zuerst  am  20-  Juni 
und  5.  Juli  1832,  dann  im  Juli  1834  und  1835,  überwintert  in  allen  Monaten.   Die  früheste  beste  Abbildung  dieser  Art  ist  voüNitzsch 


t59 

in  Halle ,  welche  Kützing  mittheilt.  Es  giebt  Formen  dieser  niedlichen  Gestalt,  welche  die  inneren  Körper  viertheilig  geordnet  ha- 
ben, es  sind  aber  wohl  Missbildungen.  Die  Zahlen  15.  10.  5.  1.  scheinen  die  Grundzahlen  zu.  seyn.  In  Fig.  b.,  a.  und  g.  habe 
ich  abnorme  Formen  sorgfältig  abgebildet,  welche  die  obigen  Zahlen  nur  fester  stellen.  Die  von  früheren  Beobachtern  abgebildeten  grü- 
nen Ringe  verschiedener  Arten  mögen  wohl  immer  der  Fig.  e.  gleich  gewesen,  nur  unvollständig  beobachtet  seyn.  Poly gastrische  Zel- 
len und  einzelne  Drüsen  sind  für  den  Suchenden  leicht  zu  finden.  Die  Erscheinung  dieses  Zellensternchens  ist  eine  der  schönsten.  — 
Grösse  der  Sternchen  Veo —  Vis  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XL   Fig.  VIEL 

Es  sind  10  Sternchen  in  verschiedenen  Lagen  und  Grössen  bei  gleicher,  SOOmaliger  Vergrösserung  abgebildet. 
Fig.  a.  regelmässige  Form  mit  wohl  ausgebrochenen  2  Feldern  der  zweiten,  und  1  der  dritten  Reihe.  Fig.  b.  mit  fehlendem  15ten  Randkörper  und 
mit  innerer  Viertheilung.  Fig.  c.  regelmässige  Form,  deren  einige  Körper  die  grünen  Körnchen  entleert  haben.  Fig.  d.  regelmässige  Form  mit 
entleertem  Mittelfleck.  Fig.  e.  regelmässige  Form  mit  entleerter  innerer  ganzer  Scheibe.  Fig./!  volle  Normalform,  jung.  Fig.  g.  verbildete  Form, 
deren  15ter  Randkörper  unregelmässig,  wie  es  scheint  doppelt,  gebildet  ist  und  auf  die  regelmässige  Zahl  der  übrigen  Körper  einen  verschiebenden 
Einfluss  ausgeübt  hat.  Fig.  k.  ist  die  defecte  Fig.  a.,  von  der  Seite  gesehen,  eine  etwas  nach  oben  ausgebogene  flache  Scheibe.  Fig.  i.  ist  eine 
der  Fig.  e.  ähnliche  Form,  halb  gewendet.    Fig.  k.    dieselbe  ganz  von  der  schmalen  Seite,  flach  (nicht  linsenförmig),  mit  auslaufenden  Spitzen. 

8.    Mit  mehrfachen  concentrischen  Körperreihen:   Polycycliaex 

19Ö.     Micrasterias  ettiptica,  längliches  Zellensteriacfcen.     Tafel  XL  Fig.  IX. 

M.  polycyclia,    elliptico-oblonga,    corpusculis  in  quatuor  ordines  dispositis,    primo  saepe  (an  semper?)  23  includente, 
mediis  corpusculis  binis. 

Micraslerie  elliptiqne,    elliptique  h  corpuscules  en  (juatre  rangs,    au  premier  souvent  {toujours?) 
23,  deute  au  milieu. 

Micrasterias  elliptica,  Ab  hau  dl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  (1832.)  p.  302. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Man  findet  diese  meist  etwas  längliche,  doch  auch  runde  Art  bei  Berlin  nicht  gar  selten  unter  den  andern.  Sie  ist  ihrer 
mehrfachen  Zellenkreise  halber  nicht  grösser  als  die  übrigen.  Es  giebt  auch  von  ihr  kleine  und  grössere  Sternchen,  und  die  grössten 
sind  ebenfalls  nur  so  gross,  als  bei  andern  Arten.  Die  Körperchen  selbst  sind  also  verhältnissmässig  kleiner,  als  bei  den  andern  Ar- 
ten. Manchmal  ist  es  schwer,  bei  dieser  Form  die  Grenzen  der  kleinen  Einzelkörper  zu  erkennen,  und  sie  bildet  zuweilen  eine  durch- 
löcherte, am  Rande  gezahnte,  zusammenhängende  Platte.  Bei  grösseren  farblosen  Schaalen  sieht  man  die  Oberfläche  chagrinirt.  (Sa- 
men-) Drüsen  und  Eikörnchen  vergleichbare  Theile  Hessen  sich  auch  erkennen.  Die  Zahlenverhältnisse  der  Kreise  fand  ich  (23.  18. 
13.  7.  2.)  bei  sehr  verschiedenen  Grössen  gleich«,  also  63  Körperchen  in  jedem  Sterne.  Die  Randzähnchen  dieser  Art  habe  ich  nie 
lang  gesehen.  —  Grösse  der  Sternchen  V24  bis  Vis  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XL    Fig.  IX. 

Fig.  a.    ein  jugendlich  kräftiges  Exemplar  mit  seinen  Drüsen  und  sehr  feinen  grünen  Körnchen.     Fig.  6,    ein  farbloses  grösseres,    vielleicht  eine  leere 
todte  Schaale.    Fig.  c.     ein  undeutlich  begrenztes  unregelmässiges. 


Nachtrag   zur   Gattung    der   Zellensterncliea 

Es  sind  für  Formen  dieser  Gattung  etwa  52  Specialnamen  gegeben  worden ,  welche  man  in  den  7  Gattungen  Heller  ella, 
Ileterocarpella ,  Micrasterias ,  Euastrum,  Stauridium,  Pediastrum  und  Oplarium  vertheilt  hatte.  Unter  dem  Namen  Hcli- 
erella  sind  3  Arten  Micrasterias  von  Türpin  genannt,  unter  Heterocarpella  2  von  Bory  und  Kützing ,  unter  Euastrum  3 
von  Corda,  unter  Stauridium  2  von  demselben«,  unter  Pediastrum  5  von  Meyen  und  Corda,  unter  Oplarium  15  von  Losana 
(s.  Mem.  di  Torino  1829.  Isis  1832.  Nr.  8  —  22.),  unter  Micrasterias  sind  29  von  Agardh,  mir  und  Kützing  verzeichnet, 
wozu  vielleicht  noch  das  Meridion  ovatum  von  Agardh  1824,  und  die  Stomatella  porosa  Türfins  1828  {Odontclla?)  kommen. 

Als  wirkliche  Arten  der  Gattung  Micrasterias  lassen  sich  nur  die  9  anerkennen,  welche  hier  abgehandelt  sind.  Ausser  den 
schon  unter  diesen  Arten  angegebenen  Synonymen  sind  folgende  als  ausgetreten  zu  bemerken:  1)  Micrasterias  articulata  Kützing 
ist  =  einer  dem  Trichodesmium  Flos  ar/uae  cähnlichen  Oscillatoria? ;  2)  M.  Boryi  Kützing  =  M.  Boryana;  3)  M.  cru- 
ciata  Kütz.  =  Salzcrystalle ;  4)  31  Crucigenia  Kütz.  =  Crucigenia?  (eine  voa>  hybrida  von  Möhren),  Bacillaria?  ;  5)  Mm 
ema7*ginata  Ehr.  =  Micr.  Rotida;  6)  M.  falcata  Corda  =  Staurastrum  paradoxerem?  ;  7)  M.  furcata  Agardh  =  Micr. 
heptactis?,  Rotula?,  aliae? ;  8)  M.  Heliactis  Kütz.  =  Alga  Nostochina;  9)  M.  heteactis  Ehr.  =  Micr.  Napoleonis;  10) 
M.  lacerata  Kütz.  =  Euastrum?,  Salzcrystalle?;  11)  M.  parado&a  Kütz.  =  Salzcrystalle ;  12)  M.  radiosa  Agardh  =  Eua- 
strum \  13)  M.  renicarpa  Kütz.  ==  M.  heptactis;  14)  M.  ricciaeformis  Agardh  =  Euastrum?;  15)  M.  Rosula  Kütz.  = 
Sphaerastrum? ;  16)  M.  selenaea  Kütz.  =  Micr.  Napoleonis,  Boryana  et  tricyclia;  17)  M.  simplem  Kütz.  =  Micr.  Co- 
ronida, Napoleonis,  tricyclia;  18)  M.  Sp/iaerastru?nKvTZo  =  Sphaerastrum  pictum;  19)  M.  Staurastrum  Kütz.  =  Staur- 
astrum parado&um;  20)  M.  tetraceraKÜTz.  =  Staurastrum  paradoscum;  21)  M.  tetrac.  ß  didicera  =  Staurastmmi  pa- 
radoxum;  22)  M.  tricera  Kütz.  =  Staurastrum  idem? . 

Es  ist  ferner  zu  bemerken,  dass  die  Schwierigkeit,  welche  in  der  Bestimmung  einiger  beobachteten  Formen  nach  den  Zahlen- 
verhältnissen der  Theile  vorhanden  ist,  entweder  darin  begründet  seyn  mag,  dass  sie,  wie  offenbar  mehrere  der  von  Losana  (vergl. 
Volvotc),  nicht  richtig  aufgefasst  seyn  mögen,  oder  dass  es  noch  unbefestigte  Zwischenarten  giebt.  So  scheinen  mir  die  abweichenden 
Figuren  bei  Meyen  und  Corda  nicht  sicher  in  der  Auffassung.  Euastrum  seteangulare  Fig.  30.  von  Corda  würde,  wäre  es  ganz 
richtig  aufgefasst,  eine  besondere  Art  der  Gattung  Micrasterias  (dicyclia)  seyn,  welche  die  Zahlen  (12.  6.  1.)  characterisiren.  Mette  ars 
Fig.  8.  hat  12.  5.  0.,    dessen  Fig.  4.  bat  9  im  Umkreis,    seine  Fig.  3.  hat  5V2,   was  (bei  regelmässiger  Form)  den  übrigen  bekann- 


160 

teil  Erscheinungen  widerstrebt.  Losana's  Bemühung  ist  so  flüchtig  und  uncritisch  gewesen,  dass  seine  Benennungen  (da  mithin  die 
Gegenstände  unsicher  sind  und  nur  zulällig  hie  und  da  passen  mögen)  aufzunehmen  nur  zu  unsicherer  haltloser  Synonymie  und  wissen- 
schaftlichem Nachtheil  gereicht.  Dass  einige  Formen  (wahrscheinlich)  bei  Turin  vorkommen,  ist  der  alleinige  Nutzen,  welcher  hier  da- 
von gezogen  werden  konnte.  —  Viele  Beobachtung  gab  mir  folgende,  weiterer  Prüfung  und  Anwendung  zu  empfehlende ,   Regeln: 

Die  Zahlenverhältnisse  der  niedlichen  Zellensternchen  scheinen,  wie  bei  Gonium  pectorale,  ein  fester  Character  der  Arten 
zu  seyn. 

Die  Grössenverhältnisse  nehmen  nicht  mit  den  Zahlverhältnissen  ab  und  zu.  Es  giebt  kleine  mit  grossen,  und  grosse  mit  klei- 
neren Zahlen  der  Theile. 

Formen,  welche  gleiche  Zahlen  und  Grössenverhältnisse  haben,  unterscheiden  sich  überdiess  nur  in  unwesentlichen  Theilen,  in 
schlankerer  dickerer  Zellenform,  Länge  oder  Kürze  der  Hörnchen  dergl.,    die  fast  an  allen  Individuen  verschieden  sind. 

Alle  mir  vorgekommenen  zahllosen  Formen  hatten  2spitzige,  keine  einzige  hatte  einspitzige  Körperchen  (kein  Pediastnim 
simpleoo). 

Es  mag  wohl  noch  ausser  den  hier  aufgezählten  andere  Zwischenzahlen  als  Artcharactere  geben,  von  denen  mir  zufällig  nur 
defecte  Exemplare  vorgekommen,  welche  sich  ebensogut  andern  Arten  einreihen  Hessen,  wie  ich  es  gethan. 

Reo-elmässigkeit  der  Form  ist  Character  der  Integrität,  aus  unregelmässigen  darf  man  keine  besonderen  Arten  bilden.  Nach 
Guillemin's  Vorschlage  1830  im  Bulletin  des  sc.  natur.  T.  XXI.  p.  450.  würde  man  wohl  zu  viel  Arten  bilden. 

Ueber  das  Thierische  dieser  Formen  sind  die  hier  befolgten  Grundsätze  vorn  mitgetheilt.  Das  Urtheil  beruht  auf  der  unge- 
zwungenen physiologischen  Analogie  vieler  anderer,  in  grosser  Reihe  immer  deutlicher  thierisch  organisirter ,  Körper.  Möge  man  fort- 
fahren, wie  es  hier  geschehen,  die  Gründe  umsichtig  und  sorgfältig  abzuwägen.  Blosse  Behauptungen  können  weder  für,  noch  gegen 
entscheiden,  und  in  ihren  tiefen  Gesetzen  ist  die  Natur  viel  grösser  und  herrlicher,  als  im  oberflächlichen  Zufall  und  Formcnspiel. 


DREIUNDFUNFZIGSTE     GATTUNG:      STERNSCHEIBE. 

Suastrum.    Euastre. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Bacillarionmi,  liberum,  lorica  shnplici,  univalvi,  complanata  munitum, 
geminatum,  in  orbem  tabulamve  bipartitam,  saepe  denticulatain  dispositum. 

CÄRACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Bacillaries,  libre,  ayant  une  carapace  simple,  univalve, 
comprimee,  etant  binaire  et  dispose  en  forme  de  disgue  ou  de  lablette  bilobee,  sou- 
vent  dentelee. 

Die  Gattung  der  Stern  Scheiben  zeichnet  sich  in  der  Familie  der  Bacillarien  durch  freie  Selbst- 
ständigkeit, einfachen,  einschaaligen,  zusammengedrückten  Panzer  und  Duplicität  des  Körpers  aus,  welche 
sternartig  gezahnte  zweitheilige  Scheiben  oder  verschieden  geformte  solche  Täfelchen  bedingt. 

Benannt  und  physiologisch  begründet  wurde  die  Gattung  Euastrutn  1831  in  den  AbhandL  d.  Berl. 
Akad.  d.  Wissensch.  mit  4  Arten,  jetzt  enthält  sie  deren  9.  Einzelne  ihrer  Formen  waren  früher  bekannt, 
Lyngbye  nannte  1819  zuerst  2  Arten  davon  {E.  angulosum?  und  E.  Crux  melitensis?)  Echinella  ra- 
diosa,  Agardh  1824  Eck.  ricciaeformis.  Bory  nannte  eine  derselben  1825  Heller ella  Lyrigbyi,  die 
andere  (E.  angulosum?)  Heterocarpella  botrylis  und  eine  dritte  (E.  margariliferum?)  Beter,  pulchra. 
Agardh  nannte  Lyngbyes  Formen  1827  Micrasterias  radiosa.  Türpin  beschrieb  1828  3  Arten  unter 
den  Namen  Heterocarpella  didelta,  binalis  und  Ursinella  margaritifera.  Losana  führte  1829  einige 
unsichere  Arten  in  seiner  Gattung  Oplarium  auf.  Agardh  beschrieb  1830  das  Euastrmn  margarilife- 
rum als  Cymbella  reniformis  nach  Leiblein.  Die  angezeigten  4  Arten  der  Gattung  Euastrum  von  1831 
stimmten  mit  keiner  jener  ersten  Formen  sicher  überein,  und  die  schon  vorhandenen,  anwendbaren  Gattungs- 
namen Helierella,  Heterocarpella  und  Ursinella  waren  theils  sprachwidrig  gebildet,  theils  für  andere,  zwei- 
felhafte Dinge  mit  verwendet,  denen  sie  noch  vorläufig  verbleiben.  Im  Jahre  1832  wurden  ebenda  3  andere 
Arten,  worunter  das  E.  margaritifertmi,  aufgeführt  Im  Jahre  1833  beschrieb  Kützing  4  Arten,  von  denen 
aber  wohl  2  zusammenfallen,  unter  dem  Namen  Heterocarpella.  Im  Jahre  1835  bemühte  sich  Meyen,  seinen 
Namen  Pediastrum  für  Micrasterias  wieder  einzuführen  und  erklärte  Euasfo^um  für  synonym  mit  Micra- 
sterias. Corda  verzeichnete  1835  9  bekannte  Arten  unter  den  2  neuen  Gattungsnamen  Cosmarium  und 
Colpopelta,  sämmtlich  auch  mit  neuen  Artnamen,  gab  den  Namen  'Micrasterias  einem  Staurastrum  und 
die  Namen  Euastrum  und  Stauridium  einigen  Arten  der  Gattung  Micrasterias.  Bei  dem  vorhandenen 
haltlosen  Schwanken  der  Begriffe  scheint  in  der  festeren  Namengebung  1831  kein  Unrecht  geschehen,  auf 
welche  desshalb  hier  weiter  fortgebaut  wird.  Alle  Vorgänger,  ausser  Losana  und  neuerlich  Corda,  haben 
diese  Formen  für  Pflanzen  erklärt  und  als  solche  unter  den  Algen  verzeichnet. 

Die  thierischen  Organisationsverhältnisse  müssen  noch  durch  analoge  Formenreihen  der  Bacillarien 
unterstützt  und  getragen  werden,  sind  aber  mannigfach  ansprechend.  Ob  jede  Hälfte  des  2theiligen  Kor- 
pers einen  abgeschlossenen  Organismus  bildet,  ist  noch  nicht  festgestellt.     Sicher  ist,  dass  sie  in  der  Mitte 


161    — 

offen  zusammenhängen  und  dass  bei  Verletzungen  der  einen  Hälfte  die  andere  sich  mit  entleert.  Es  scheint 
eine  nicht  geringe  Analogie  der  inneren  Bildung  mit  Navicula  stattzufinden.  Oeffnungen  sind  äusserlich 
noch  nicht  nachgewiesen  (über  Cordas  Bezeichnungen  des  Mundes  und  Darmes  vergl.  Euastr.  Pecten  und 
integerrimimi)^  scheinen  jedoch  nicht,  wie  bei  Micrasterias^  an  den  Spitzen,  sondern  in  dem  mittleren  Ver- 
bindung stheile  zu  liegen.  Der  Panzer  ist  eine  häutige,  feste,  verbrennliche,  farblose  Schaale.  Der  Korper  ist  ein 
crystallheller  innerer  contractiler  Schleim,  worin  grüne  Kornchen  liegen.  —  Ernährungsorgane  konnten  die 
vielen  kleinen  wasserhellen  Bläschen  seyn,  welche  in  der  innern  grünen  Masse  liegen.  —  Fortpflanzungs- 
organe könnten  die  sehr  feinen  grünen  Körnchen  seyn,  welche  die  innere  grüne  Farbe  bilden.  Dazwischen 
sind  noch  grössere  gelbliche  runde  Körper,  welche  eine  Mehrzahl  von  Drüsen  seyn  könnten  (wie  bei  Clo- 
sterium).  Selbsttlieilung  findet  so  statt,  dass  zu  jeder  Hälfte  sich  von  der  Mitte  aus  erst  eine  neue  Hälfte 
bildet,  ehe  diese  auseinanderfallen.  So  hängen  zuweilen  2  ungleiche  oder  auch  4  Halbscheiben  zusammen, 
deren  mittlere  kleiner  sind.  Langsame  Ortsveränderung  und  ein  Zittern  kleiner  Körper  im  Innern,  wie  bei 
Closterium  und  Fragilarien,  sind  beobachtete  Erscheinungen  einer  grösseren  Organisation. 

Die  geographische  Verbreitung  dieser  Formen  ist  von  Paris  und  Laval  in  Frankreich,  von  Hofmanns- 
gave  in  Dänemark,  von  Carlsbad  oder  Prag  in  Böhmen,  von  Würzburg  und  Berlin  in  Deutschland,  von  Ca- 
tharinenburg  im  Ural,  von  Tobolsk  in  Sibirien  und  von  Koliwan  am  Altai  bekannt. 

191.  JEuastrufm  Mota9  radförmige  Stermsclieitoe,  das  grüne  Kad.    Tafel  xil.  Fig.  I. 

E.  corpore  gemino,  lenticulato-orbiculari,  glabro,  margine  dentato-spinuloso. 

Euastr e  Rone,  h  corps  binaire,  lenticulaire ,  discotde>  lisse,  ayant  les  bords  denteles  ou  epineusc. 

Enrtsfrum  ttota,   Abhandl.    der  Akademie   d.   Wissensch.   zu   Bertin,    1831.    p.  82.     1833.    (1832.)    p.  245. 

>     }    Corda,   Almanac  de  Carlsbad,  1835.  p.  206.   Taf.  TT.  Fig.  22.  23. 
—  tvimcalum,    £ 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  Carlsbad. 

Der  Rand  ist  flacli  dichotomiscli  eingeschnitten  auf  jedem  Halbkreis  mit  28  bis  54  abgerundeten,  stumpfen  oder  zuweilen  dop- 
pelt stachelspitzigen  Zahnen.  Ein  mittlerer  Theil  der  Scheibe,  welcher  senkrecht  auf  der  Queertlieilung  steht,  bildet  den  eigentlichen 
Körper.  In  der  Mitte,  wo  die  Theilung  endet,  scheint  jederseits  eine  Ocffnung  zu  seyn.  Im  Innern  dicht  dabei  sind  bewegliche  kleine 
Pünktchen,  wie  bei  Closterium.  Der  kleine  Raum  zwischen  diesen  beiden  Punkten  ist  also  die  Länge,  und  die  viel  grösseren  Halb- 
scheiben sind  2  seitliche,  um  das  4-  und  5facbe  diese  überragende,  Flügel.  In  diesem  mittleren  kleinen  Haupttheile  des  Körpers  fin- 
det auch  die  Längstheilung  statt.  Die  ganze  innere  grüne  Färbung  scheint  ein  Stheiliger,  jederseits  4theiliger,  Eierstock  zu  seyn.  Da- 
zwischen sind  helle  Bläschen  (Magen?),  gelbliche  Kugeln  (Drusen?)  und  periodisch  bewegliche  dunkle  Pünktchen  (lebendig  zu  gebä- 
rende Brut?).  Selten  sind  beide  Halbscheiben  gleich  gross,  oft  sind  sie  sehr  ungleich,  zuweilen  hangen  2  ganze  Scheiben  an  einander, 
wie  Arthrodesmus ,  und  dann  sind  allemal  die  2  mittleren  Hälften  kleiner,  als  die  2  äusseren,  in  Folge  der  Entwickelung  aus  der 
Mitte.  Die  Beobachtung  der  Ortsveränderung  in  Gläsern,  an  denen  die  Scheiben  in  die  Höhe  steigen,  habe  ich,  wie  auch  die  Kettenform 
der  Scheiben,  schon  1832  angezeigt.  Eine  langsame  oscillirende  Bewegung  habe  ich  später  wieder  direct  beobachtet  Sie  lebt  im 
Mai  und  Juni  jährlich  bei  Berlin  häufig  zwischen  Conjugatcn.  —  Grösse  einer  Scheibe  V24— Vio  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XII.   Fig.  I. 

Es  sind  10  Sternscheiben  in  verschiedener  Entwickelung,  Form  und  Stellung  300mal  vergrüssert  dargestellt. 
Fig.  a.  eine  sehr  stumpfzahnige  Sternscheibe  in  queerer  Stellung;  Fig.  b.  eine  andere,  von  der  schmalen  Seite  gesehen;  Fig.  c.  eine  mehr  spitz- 
zahnige;  Fig.  d.  ein  Sternscheiben- Paar,  das  obere  in  der  Mitte  durchschnitten  und  beide  zwischen  Glasplatten  so  gedrückt,  dass  das  untere  am 
Rande  platzte  und  der  Inhalt  aus  beiden  hervortrat.  Bei  dem  untern  tritt  auch  der  grüne  Inhalt  aus  der  obern  Hälfte  durch  den  Verbindungstheil  in 
die  untere.  Fig.  e.  ein  unverletztes  Doppelpaar;  Fig.  f.  eine  jüngere  Sternscheibe  in  gerader  Stellung;  Fig.  g\  und  /i.  noch  jüngere  Exem- 
plare (=  Cosnu  truncatum  Corda),  vergl.  JE.  Cmx  melit. 

192.  JSEuastrum  apiculatum,  stachlige  Sternsclieilbe.    Tafel  XII.  Fig.  IL 

E.  corpore  gemino,  lenticulato,  orbiculari,  ubique  spinuloso,  margine  dentato-spinuloso. 

Euastr e  epineux^  d  corps  binaire^  lenticidaire^  diseoide,  epineucc,  ayant  les  bords  denteles  011  epineucc. 

Euastrum  apiculatum,  Abhandl.   der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  ßeriin,  1833.  (1832.)  p.  245. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Am  20.  Juni  1832  und  am  24-  Juli  1834  mit  voriger  einzeln  beobachtet.  —  Grösse  —  V12  Linie. 

ErkLärung  der  Abbildung    Tafel  XIL   Fig.  IL 
Das  abgebildete  Exemplar  ist  SOOmal  vergrössert.    Für  aculeatum  ist  zu  lesen  apiculatum. 

193.  lEuastrum  Cruoc  melitensis,   das  Malteserkreuz;.     Tafel  XIL  JFig.  IIL 

E.  corpore  gemino,   lenticnlato,   suborbiculari,  glabro,  profunde  laciniato,   Line  sex-radiato,   margine  dentato  aut  spi- 
nuloso. 

Euastr e  Croix  de  Malte^  a  corps  binaire,  lenticulaire,  diseoide,  lisse^  ayant  les  bords  profondement 
fendus  en  6  rayons  denteles  et  epineux. 

41 


163      

Kvh'meUa  radiasa,  Lytsgbye?  Ten  tarnen  Hy  drophy  t.  dan.  p.  208.    Tab.  69.   Fig.  E.  3.    1819. 

Ecldnella  ricäaeformis ,  Agardh?  Syst.  Alg.  1824.   p.  15.  ex  parte. 

Helierella  Lyngbyi,  Bory  de  St.  Vincent,  Diction.   classiq.   d' hist.  nat.   1825. 

Micraslcrias  radiosa,  Agardh?   Flora,  bot.  Zeitung",  1827. 

Euastrnm  Cmx  melitensis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissens  eh.  zu  Berlin,  1831.  p.  82. 

Micraslerias  ricciaeformis ,  Kützing?  Linnea  y.  Schlechten  dal,  1833.  p.  603. 

Aufenthalt:    Bei  Hofmannsgavc  auf  Fiilinen?,  bei  Berlin!. 

Einer  der  niedlichsten  mikroskopischen  Körper,  aber  .mit  schwer  bemerkbarer,  nur  periodischer  Bewegung.  Die  6  dichoto- 
' mischen  Strahlen  zeichnen  ihn  aus,  zuweilen  bildet  tiefere  Theilung  1  oder  2  Strahlen  mehr;  so  könnte  die  7strahlige  Form  bei  Lyng- 
bye  hierher  gehören.  Vielleicht  ist  sie  eine  besondere  Art.  Der  Jugendzustand  hat  weniger  Einschnitte,  wie  bei  E.  Mofa.  Alte  ha- 
ben oft  40  Randzähne,  Junge  nur  12,  mit  oder  ohne  Stachelspitzen.  Grüne  unbewegte  und  dunkle  bewegte  Körnchen,  Bläschen  und 
Kugeln  sind  wichtige  innere  Theile.  In  der  Mitte  sind  2  Stellen  mit  bewegten  Pünktchen,  wie  bei  Closterium.  Im  Mai  und  Juni 
zwischen  Conferven  mit  vorigen  besonders  häufig.  Ich  habe  vom  Juni  1834  bis  zum  Mai  und  Juni  1835  diese  Form  zahlreich  über- 
wintert.    Sie  giebt  auch  getrocknet  aufbewahrt  ein  hübsches  Objeet.  —  Grösse  V4S  —  Vi 6  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XII.    Fig.  III. 

Fig.  a.    ist  in  fast  gerader  Längsrichtung  nach  oben;     Fig.  b.     in  queerer;  beide  enthalten  viele  zitternde  dunkle  Körperchen  (Brut?).     Fig.  c.     ein 
jüngeres  Exemplar  mit  weniger  Randzähnen  und  kürzeren  Flügeln.  —  Diese  Form  schien  mir. in  jeder  Hälfte  einen  71appigen  Eierstock  zu  besitzen. 

194.  Euastrum  Pecten,  feammartige  Sternsclieilbe,  Kamm.    Tafel  xn.  Fig.  IV. 

E.  corpore  gemino,  lineari-oblongo,  glabro,  utrinque  obtuse  quinquelobo,  lobis  emarginatis. 

Euastre  Peigne,  h  corps  binaire,  line aire- oblong ,  lisse^    ayant  au  borcl  de  chaque  plaque  cinq  lobes 
obtus,  leger ement  echancres. 

Oplarium  plerophorum,  Losana?  Memorie  di  Torino  XXXUI.  1829.     Isis,  1832.    p.  768.   Tab.  XIV.    Fig.  25. 
Euastrum  Pecten ,  Abhandl.  der  Akademie  d.  W i s s e n s c h.  zu  Berlin,   183 1 .  p.  82. 
Cosmarium  sinnosum,  Corda,  Almanac  de  Carls  b  ad,  1835.   p.  206.    Tab.  II.    Fig.  21. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  Carlsbad,  vielleicht  bei  Turin. 

Losana's  Abbildung  ist  unkenntlich  und  unrichtig,  daher  die  Localität  unsicher.  Corda  hat  unnöthig  einen  2ten  Namen  ge- 
geben. Was  Corda  Mund  nennt,  war  wohl  ein  inneres  Bläschen.  Die  beiden  Seitenöffnungen,  welche  er  Füsse  nennte  hat  er  zu 
scharf  gezeichnet.  Es  sind  die  Stellen,  wo  die  schon  1832  p.  245.  seq.  von  mir  angezeigten  bewegten  Punkte  liegen  und  welche  wohl 
die  Enden  der  Längsaxe  des  Körpers  bilden.  Die  grösste  Länge  ist  die  Breite  des  Körpers.  Der  Körper  ist  also  3mal  so  breit  als 
lang.  Im  Innern  sind  oft  viel  bewegte  dunkle  Körperchen  zwischen  den  grünen  Körnchen.  Im  Juni  1831  und  am  30.  Mai  1835  beob- 
achtet. —  Grösse  bis  Vig  Linie. 

Erklärung   der  Abbildung   Taf.  XII.    Fig.  IV. 

Es  ist  ein  Exemplar  in  schiefer  Lage,  300mal  vergrössert. 

195.  Euastrum  verrueosum,   warzige  Sternsclieilbe.    Tafel  xn.  Fig.  V. 

E.  corpore  gemino,  ovato-oblongo,  scabro,  verrucis  tuberculato,    utrinque  leviter  trilobo. 

Euastre  verruqueutc,  a  corps  binaire,  ovale-oblong>  scabreucc^  tuberculeujc  par  des  verrues  et  ayant 
le  bord  de  chaque  moitie  legerement  trilobe. 

Euastrum  verrueosum >  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.    (1832.)    p,  247. 
Cosmarium  Pelta,  Corda?  Almanac  de  Carlsbad,  1835.   p.  206.    Taf.  II.  Fig.  25. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin,  vielleicht  auch  bei  Carlsbad. 

Ich  habe  nur  grüne  Körper  dieser  Art  gesellen.  Sie  sind  bei  Berlin  häufig  mit  Micrasterien  und  andern  Sternscheiben. 
Corda  bezeichnet  den  Inhalt  als  braun.  Sah  er  vielleicht  Cyphidium  doppelt?  Ich  sah  1829  einmal  E.  margaritiferum  braun. 
Ausser  am  11.  31ai  1832  beobachtete  ich  diese  Form  häufig  am  30.  Mai  und  1.  Juni  1835.  —   Grösse  bis  V24  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XII.   Fig.  V. 
Es  sind  3  Körper,  2  von  der  breiten,  1  von  der  schmalen  Seite  in  queerer  Stellung,  300mal  vergrössert. 

196.  Euastrum  ansatum,  zapfenartige  Sternsclieilbe,  Doppelgriff.  Tafel  xn.  Fig.  VI. 

E.  corpore  gemino,  ovato-lanceolato,  subfusiformi,  glabro,    utrinque  levissime  trilobo,   lobis  raro  leviter  emarginatis. 

Euastre   Tenon,   ä  corps  binaire,    ovale-lanceole,  presque  fusele,   lisse>   legerement  trilobe  ou  trefle 
des  deute  cotes,  ayant  les  lobes  rareme?it  echancres. 

Heterocarpella  didelta,  Türpin?  Memoires  du  Museum  d'hist.  nat.  VI.   p.  315.  Tab.  13.  Fig.  16. 
Euastrum  ansatum,  Abhandl.  d.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  82. 
Heterocarpella  polymorplia ,  Kützing,  ex  parte,  Linnea,  1833.  p.  598.    Tab.  XIX.   Fig.  87. 
Cosmarium  lagenarium,  Corda  ,  Almanac  de  Carls  bad,   1835.  p.  206.  Tab.  II.   Fig.  26. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  Carlsbad. 

Die  Form  dieser  Art  ist  etwas  gedehnter  oder  kürzer,   zuweilen }    aber  selten,   wie  eine  doppelte  Eichel  oder  Kleeblatt  (tre- 
fle).    Sie  scheint  einen  4theüigen  Eierstock  zu  haben,  in   dem   oft  dunkle  Körperchen  zittern.     Nach  1831    wieder  am  5.  April  und 
18.  Juni  1832  und  dann  öfter  mit  Conferven  beobachtet.  —  Grösse  %  Linie. 


_    t63    

Erklärung    der    Abbildungen    Taf.  XII.   Fig.  VI. 

Fig.  1.     hat  leicht  ausgerandete  Flügelspuren;     Fig.  2.    runde;     Fig.  3.     gar  keine;     Fig.  4,    eckige.     Es  besteht  gleichsam  nur  aus   dem  mittleren 
Theile  des  E.  Rota  u.  s.  w.,  alle  300mal  vergrössert. 

19?.    Euastrum  margaritiferum,  geperlte  (Sternscliellbe.     Tafel  xil.  Fig.  VII. 

E.  corpore  gemino,  oblongo-elliptico,  granulato,  utriuscjue  partis  semiorbicularis  margine  integro. 

Euastre   margaritifere^    a  corps  binaire^  oblong -elliptif/ue,  granule,    ayant  les  deute  plagues  semi- 
orbiculaires  a  bord  entier. 

Heterocarpella  pulchra,  Bory  de  St.  Vincent?   Dict.  class.   1825. 

Ursinella  margaritifera ,  Turpin  ,  Memoires  du  Mus.  XVI.  p.  316.   PI.  13.  Fig.  19.    1828. 

Cymbella  renifwmis,  Agardh,  Consp.  crit.  Diatom.  1830.  p.  10.   nach  Leiblein  Flora,  bot.  Zeit.  1830.  p.  315.    Tab.  I.  Fig.  2. 

Euastrum  margaritiferum,  Ab  ha  ndl.  der  Akademie  d.  Wissens  eh.  zu  Berlin,  1833.  (1832.)  p.  246,  320. 

Heterocarpella  tetrophthalma ,     1 

—  polymorplia,       >  Kützino,  Linnea,  1833.  p.  597.  seq.  Taf.  XIX.  Fig.  82.  zum  Theil  und  Fig.  87. 

—  ursinella ,  » 

Cosmarium  ddtoides,  Corda,  Almanac  de  Carlsbad,  1835.   Tab.  II.  Fig.  18.  nicht  19. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin,  Paris?,  Weissenfeis?,  Würzburg,  Carlsbad  und  bei  Catharinenburg  im  Ural  beobachtet. 

Die  Differenz  der  früheren  Beobachter  scheint  mir  mehr  in  der  Auffassung  als  im  Object  zu  liegen,  dessenungeachtet  habe  ich 
den  ersten  Namen  als  unsicher  ebenfalls  übergangen.  Auch  Turpin's  Figur  passt  nicht  ganz.  Der  niedliche  Körper  ist  zwischen  Con- 
ferven  bei  Berlin  sehr  gemein,  und  Zeichnungen,  die  ich  auf  der  Reise  mit  Herrn  v.  Humboldt  1829  im  Juli  in  Sibirien  machte, 
damals  aber  auf  Thiere  anzuwenden  Bedenken  trug,  passen  genau.  Ein  innen  braunes  Körperchen  von  daher  zeichne  ich  nicht  weiter 
aus.  Notirte  Beobachtungstage  sind  5.  April,  4.  Mai,  11.  Mai  1832;  3.  Aug.,  5.  Aug.  1834;  26.  Mai,  30.  Mai,  1.  Juni  1835; 
19.  April  1837.  Spontane  Ortsveränderung  beobachtete  ich  am  5.  Aug.  1834  und  26.  Mai  1835.  Innere  Molecularbewegungen  am 
19.  April  1837  wieder.  Die  Wiederergänzung  bei  der  Selbsttheilung,  welche  von  der  Mitte  aus  geschieht,  bedingt  2  aneinanderhän- 
gende  Körper,  deren  2  mittlere  Hälften  kleiner  sind.  Diese  1833  p.  320.  mitgetheilte  Beobachtung  wurde  1835  von  Corda  bestätigt. 
Der  Eierstock  jeder  Hälfte  scheint  2theilig  zu  seyn.     Zuweilen  sind  beide  Hälften  nierenförmig.  —  Grösse  Vi 20  bis  V24  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XII.   Fig.  VII. 

Es  sind  einzelne  Doppelscheiben  und  eine  paarige,  300mal  vergrössert. 
Fig.  1.  und  2.  sind  Normalformen  von  der  breiten  Seite  in  queerer  Stellung,  mit  zitternden  dunkeln  zerstreuten  Körperchen  erfüllt.  Jederseits  2  grüne 
Eierstöcke  sind  in  der  Mitte  verbunden.  Fig.  3.  ist  eine  solche  von  der  schmalen  Seite  gesehen.  Fig.  4.  zeigt  die  reihenförmig  körnige,  geperlte 
Oberfläche  deutlich.  Zuweilen  sind  noch  zwischen  den  Reihen  andere  zu  erkennen.  Fig.  5.  ist  ein  Doppelpaar.  Die  hellen  Flecke  in  jedes  Theiles 
Mitte  gehören  wohl  dem  farblosen  Körper  an.  Fig.  6.  hat  4  helle  Flecke  in  den  2  Ovarien,  Samendrüsen?  Der  farblose  Körper  bildet  den  hellen 
Mittelstreif.  —  Turpin's  oben  eingeschnittene  Figur  könnte  aus  Bory's  ähnlicher  Darstellung  entstanden  und  Auffassungsfehler,  auch  eine  andere 
Art  seyn. 

198.  JEuastrum  Botrytis,  fteerenartige  Sternscliellbe.     Tafel  xil.  Fig.  VIII. 

s 

E.  corpore  gemino,  ovato-lanceolato,  subfusiformi,  truncato,   granulato. 

Euastre  Grappe,  a  corps  binaire,  ovale -lanceole,  presr/ue  fusele,  grenu  a  la  surface. 

Eclünella  radiosa,  Lyngbye,  ex  parte,  Tent.  Hydrophyt.  dan.  p.  208.   Tab.  69.   Fig.  E.  2. 
Echindla  ricciaeformis >  Agardh,  Syst.  Alg.  1824.  p.  15.   ex  parte. 
Heterocarpella  botrytis,  Bory  de  St.  Vincent,  Dict.  classique,  1825. 
Micrasterias  radiosaj  Agardh,  Flora,  bot.  Zeit.    1827.  ex  parte. 
Micrasterias  ricciaeformis ,  Kützing,  Linnea  1833.  p.  603.    ex  parte. 
Euastrum  angulosum,  Tafel  XII.  dieses  Werkes,  1835. 

Cosmarium  deltoides ,  ex  parte,  1  CoRDA>  Almanac  de  Carlsbad,  1835.  p.  205.   Taf.  II.   Fig.  19,  20. 
—         bipes ,  \ 

Aufenthalt:    Bei  Hoffmannsgave  auf  Fühnen,  Berlin,  Carlsbad  und  bei  Koliwan  im  Altaigebirge. 

Diese  Art  verbindet  die  Gestalt  des  E.  ansatum  mit  der  gekörnten  Oberfläche  des  E.  margaritiferum.  Es  giebt  etwas 
eckige  Formen  des  letzteren,  die  aber  hier  nicht  gemeint  sind.  Ich  glaubte  das  sibirische,  mit  Herrn  v.  Humboldt  1829  erbeutete, 
E.  angulosum  unterscheiden  zu  müssen,  habe  aber  neuerlich  Uebergänge  der  Formen  bei  Berlin  gefunden.  Corda's  Form  ist  offen- 
bar auch  Ltngbte's  Echinella.  Corda  spricht  von  einem  4eckigen  Mund,  Füssen  und  äusseren  Strömungen,  die  aber  bei  dieser  et- 
was seltneren  Art  auch  nicht  leichter  direct  zu  sehen  waren.  (Vergl.  E.  Rota  und  Pecten.)  —  Grösse  des  Koliwaner  Körpers  Veo 
Linie,  des  Berliner  1/48  Linie. 

Erklärung   der  Abbildung   des   E.   angulosum:    Taf.  XII.   Fig.  VIII. 
Die  Zeichnung  ist  von  mir  in  Koliwan  gefertigt,  die  Längsaxe  nach  oben  gerichtet.    Vergrösserung  450mal.    Die  4  hellen  Flecke  sind  wohl 
2  Paar  Drüsen. 

199.  Huastrum  integerrimum,  glatte  Sternsclieilbe.    Tafel  xil.  Fig.  ix. 

E.  corpore  gemino,  oblongo-elliptico,  integerrimo,  glabro. 

Euastre  lisse,  a  corps  binaire,  oblong  -  elliptu/ue ,   ayant  les  bords  et  la  surface  e?itierement  lisses. 

Euastrum  integerrimum,  Tafel  XII.  dieses  Werkes,  1835. 

Cosmarium  Cucumis,    l   CoRDA>  Almanac  de  Carlsbad,  1835.   p.  206.   Taf.  II.   Fig.  27,   28. 

Colpopclta  viridis?        S 

Aufenthalt:  .  Bei  Tobolsk  in  Sibirien,  Catharinenburg  am  Ural  und  bei  Carlsbad  in  Böhmen  beobachtet. 

Auf  der  Reise  mit  Herrn  Alexander  v.  Humboldt  durch  Sibirien  1829  beobachtete  ich  diese  Form  im  Juli  in  Tobolsk 
und  Catharinenburo  zwischen  Confervcn,  zweifelte  aber  bis  1831  an  ihrer  thierischen  Organisation.     Corda  hat  eine  ganz  ähnliche  bei 


164    

Carlsbad  beobachtet.  Sie  schliesst  sich  offenbar  hier  natürlich  an.  Was  Corda  bei  Colpopelta  Mund  und  Darm  nennt ,  kann  beides 
nicht  wohl  seyn.  Letzterer  war  wohl  eine  grüne  Längsfalte  des  Eierstocks.  Vielleicht  giebt  die  chagrinirte  Oberfläche  dieser  Form 
einen  besondern  Ärtcharacter.  —  Grösse  der  sibirischen  V40  —  Vso  Linie. 

Erklärung   der   Abbildung    Taf.  XII.   Fig.  IX. 

Es  ist  die  Abbildung  aus  Tobolsk  nach  450maliger  Vergrösserung.     Die  beiden  mittleren  hellen  Stellen  sind  wohl  der  farblose  Körper,  das 
Grüne  der  Eierstock,  die  je  2  Paar  kleineren  hellen  Flecke  vielleicht  Drüsen. 


Nachtrag    zur   Gattung    Euastrum. 

Es  sind  bisher  14  Namen  für  Arten  dieser  Gattung  direct  gegeben  worden,  von  denen  9  aufgenommen,  5  ausgeschieden  sind. 
Letztere  sind  folgende:  1)  E.  aculeatum  E.  (1835)  =  JE.  apiculatum;  2)  E.  angulosum  E.  (1835)  ==  E.  Botrytis;  3)  E. 
fiezcagoniim  Corda  =  Micrasterias  fiept  actis ;  4)  E.  pentangulare  Corda  ==  Micrasterias  Boryana;  5)  E.  se&angidare 
Corda  =  Micrasterias  Boryana.  Die  übrige  Vertheilung  in  verschiedenen  Gattungsnamen  ist  bei  den  Arten  angegeben.  Als  viel- 
leicht eigene  Arten  sind  noch  folgende  Formen  einer  weiteren  Untersuchung  zu  empfehlen:  1)  Heterocarpella  pidchra  Bory;  2)  Ur- 
sinella  margaritifera  Turpin;  3)  Heterocarpella  binalis  Türpin;  4)  IL  didelta  Türpin;  5)  Colpopelta  viridis  Corda; 
6)  Micrasterias  ricciaeformis  Agardh;  7)  Ecfiinella  radiosa  Fig.  3.  Lyngbye,  die  vielleicht  mit  Oplarium  Zinnia  von  Lo- 
sana vergleichbar  ist.  Man  kann  aber  in  grossen  Irrthum  verfallen,  wollte  man  all  diese  Formen  critiklos  den  Zeichnungen  zufolge 
für  Arten  ansehen. 


-      V  I  E  R  IT  N  D  FÜNFZIGSTE     GATTUNG:      STACHELSCHEIBE. 

Hicrotlteca.    Ifficrotlieqiie, 

CHARACTER:    Aniinal  e  familia  Bacillariorum,  liberum,  lorica  simplici,  imivalvi,  coinplanata,  tabellare, 
solitarium. 

CARACTERE:    Animal  de   la  famitte  des  B  aciliar  ies,  libre>   ayant  une  carapace  simple ,   uni- 
valve^  comprimee,  en  forme  de  tahlette  soliiaire. 

Die  Gattung  der  Staclielscheiben  ist  in  der  Familie  der  Stabthierchen  durch  freie  Selbstständig- 
keit, einfachen,  einschaaligen,  zusammengedrückten  Panzer  und  einfache  tafelartige  Form  ausgezeichnet. 

Diese  Gattung  wird  hier  zuerst  characterisirt,  Sie  bestellt  aus  einer  einzelnen  Art,  welche  ich  im 
Jahre  1833  (1832)  zweifelhaft  für  die  gepanzerte  Form  eines  Räder thierchens  der  Gattung  Anwraea 
hielt  und  als  Anwraea?  octoceros  bezeichnete.  In  der  Abhandlung  über  das  Leuchten  des  Meeres  (1834) 
führte  ich  in  der  Tabelle  der  Leuchtthiere  und  p.  540.  die  Form  unter  dem  Namen  Microlheca  als  po- 
lygastrische Thierform  auf. 

An  Organisation  ist  eine  den  Gallionellen  und  Achnanthes  ähnliche  Structur  ermittelt,  die  viel- 
leicht dadurch  noch  ein  besonderes  Interesse  hat,  dass  sie  Lichtentwickelung  hervorzubringen  im  Stande  ist. 

Sie  ist  nur  im  Ostseewasser  des  Hafens  von  Kiel  beobachtet. 

200.    Microtheca  octoceros,  achthörnige  Staclielsclieilbe.     Tafel  XII.  Fig.  x. 

M.  lorica  quadrata,  acnleis  utrinque  4  oppositis  armata,  hyalina,  corpore  interno  colore  aureo  variegato. 

Mi  er  ot  her/ n  e   octoceros,    ä   carapace  (juarree,   hyaline,   munie  des  deux;  edles  de  4  epines  opposees, 
ayant  le  corps  interne  varie  de  couleur  jaune  d'or. 

Anuraea?  octoceros,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.    (1832.)   p.  199. 
Microtheca  octoceros,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1834.  p.  538,  540. 

Aufenthalt:     Im  Ostseewasser  bei  Kiel. 

Ich  erhielt  im  September  1832  leuchtendes  Meerwasser  aus  dem  Hafen  von  Kiel  durch  die  Güte  des  Herrn  Dr.  Michaelis 
daselbst.  Darin  fand  sich  am  23.  October  unter  mehreren  ganz  ähnlich  gefärbten,  wirklich  leuchtenden  Peridinien  auch  dieses  gelbe 
Körperchen,  welches  einer  eben  darin  lebenden  Anuraea  ziemlich  vergleichbar  erschien.  Ich  sah  es  aber  nie  wirbeln  und  habe  auch 
sein  Lichtentwickeln  nicht  direct  beobachtet,  weshalb  ich  es  später  überging.  Die  Vorstellung,  als  sey  die  Form  ein  in  seine  Schaale 
zurückgezogenes  Räderthierchen,  ist  mir,  der  damals  entworfenen  Zeichnung  zufolge,  später  unwahrscheinlich  geworden,  und  ich 
finde  allerdings  immer  mehr  Aehnlichkeit  mit  einem  Desmidiaceam.  Ortsveränderung  habe  ich  nicht  beobachtet.  Die  gelben  Kügel- 
chen  scheinen  ein  vielgelappter  Eierstock  zu  seyn,  dessen  4theilige  Form  gegen  die  Mitte  sichtbar  wird.  Oeffnungen  sind  nicht  erkannt. 
—  Grösse  ohne  die  Stacheln  V24,  mit  denselben  Vis  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen   Taf.  XII.   Fig.  X. 

Es  sind  4  Körperchen  bei  300maliger  Vergrösserung  abgebildet.  Fig.  a.  und  6.  sind  die  Normalformen;  Fig.  e.  eine  beobachtete  leere 
oder  farblose  Schaale  von  anderer  Gestalt;     Fig.  d.    ist  Fig.  a.,   von  der  schmalen  Seite  gesehen. 


_ 165     — 

Nachtrag    zur   Seetion    der   Desmidiaceen. 

Eine,  dem  Arthrodesmus  truncatus  der  Gestalt  nach  nahe  kommende,  Form  hat  sich  neuerlich  in  Polirschiefer  von  Oran  in 
Afrika  in  2  Arten  vorgefunden,  welche  ich  als  Dictyocha  Specialem  und  Fibula  in  dem  Berichte  der  Berliner  Akademie  d.  Wiss. 
1837.  13.  April  p.  61.  bezeichnet  habe.  Erstere  sind  netzartig  verbundene  Kieselfäden,  welche  ein  durchbrochenes  Körbchen  mit  Rand- 
stacheln  bilden.  Sie  kommen  gleichzeitig  mit  Gallionellen  und  Actinocyclus  vor,  haben  aber  freilich  noch  keinen  sichtbaren  syste- 
matischen Platz.  Aehnliche  netzartige  und  schnallenartige  Bildungen  kenne  ich  in  der  Haut  der  Holothurien  und  einiger  weichen 
Corallen,  Anthozoen,  allein  diese  alle  bestehen  aus  kohlensaurem  Kalk,  nicht  aus  Kieselerde.  Eine  dritte  Art  dieser  fossilen  Gat- 
tung fand  ich  in  Polirschiefer  von  Zante  und  nannte  sie  vorläufig  Dict.  Navicula. 


ZWEITE    S  E  C  T  I  O  JV:     WJL  VIC  ITXiJäCEA. 
FÜNFUNDFÜNFZIGSTE     GATTUNG:      KUGELDOSE. 

Pyxidicula.    Pyxidicwle. 

OHARA CTER:  Animal  e  familia  Bacillariorum ,  liberum,  lorica  simplici,  bivalvi  (silicea);  solitarium ,  glo- 
bosum  (==  Gallionella  divisione  spontanea  perfecta  aut  nulla). 

CARACTERE:  Animal  de  la  favnille  des  B  aciliar  ies^  libre,  ayant  une  carapace  simple ,  bivalve 
(siliceuse);  etant  solüaire  et  de  forme  globuleuse  (==  Gaillonelle  ä  division  spon- 
tanee  parfaite  ou  nulle). 

Die  Gattung  Pyxidicula  gehört  zur  Familie  der  Stabthierchen  und  unterscheidet  sich  durch  freie 
Selbstständigkeit,  einen  einfachen,  aber  zweischaaligen  (Kiesel-)  Panzer  und  durch  einfache  Kugelgestalt. 
(Sie  gleicht  einer  durch  Selbsttheilung  stets  vollkommnen  oder  gar  nicht  theilungsfähigen  Gallion  eile.) 

Die  Gattung  zählt  bis  jetzt  nur  eine  lebende  Art,  scheint  aber  noch  eine  oder  mehrere  fossile  Ar- 
ten zu  besitzen.  Sie  wurde  in  den  Abhandlungen  d.  Berl.  Akademie  1833  (1832)  p.  295.  bemerklich  ge- 
macht und  1835  p.  173.  bestimmter  hervorgehoben.  An  Organisation  ist  nur  soviel  ermittelt,  dass  sie  den 
Gallionellen  sehr  ähnlich  gebildet  erscheint,  eine  grüne  oder  gelbfarbige  vielgelappte  Körner-Traube  (Eier- 
stock) besitzt,  und  dass  ihr  kugelrunder  Panzer  sich  leicht  in  2  Hälften  trennt,  die  durch  eine  (durch- 
löcherte?) Furche  aneinandergrenzen. 

Die  geographische  Verbreitung  der  lebenden  Art  ist  nur  in  Böhmen,  Sachsen  und  Preussen  sicher 
beobachtet. 

Sehr  merkwürdig  ist  das  fossile  höchst  verbreitete  Vorkommen  einer  ähnlichen  Form  in  Feuerstei- 
nen und  Halbopalen. 

201.    Pyaoidicula  ope  venia  tu,   büchsenförmige  Kiigeldose.     Tafel  x.  Fig.  L 

P.  corpore  globoso  in  linea  media  fissili,  lorica  hyalina,  interancis  flavo-viridibus. 

Pytcidicule   opercnlee,   a  corps   spherir/ue  se  fendant  dam  une  ligue  mediane ,    ayant  la   carapace 
hyaline  et  les  organes  internes  verts  jaunätres. 

Frustulia  operculata,  Agardh,  Flora,  bot.  Zeit.  1827.  II.  p.  627. 

Cymbella  operculata,  Agardh,  Conspectus  crit.  Diatom.  1830. 

Gallionella?  {Pyxidicula)  operculala,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  (1832.)  p.  265. 

Frustulia  (Cyclolella)  operculata,  Kützing,  Linnea,  1833.  p.  535.    Tab.  XIII.  Fig.  1. 

Pyxidicula,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1835.  p.  173. 

Aufenthalt:    Bei  Carlsbad ,  Tennstädt  in  Thüringen,  Berlin,  vielleicht  auch  bei  Turin  beobachtet. 

Agardh  fand  diese  Form  an  feuchten  Felsen  bei  Carlsbad  mit  Frustulia  ventricosa  (Cocconema),  Kützing  bei  Tennstädt  mit 
Frustulia  cymbiformis  (Cocconema)  und  Oomphonema  dichotomum,  ich  bei  Berlin  selten  mit  Oscillatorien  und  Gallionel- 
len. Losana  nennt  1829  mit  vielen  andern  flüchtigen  Namen  einen  Volvotc  zonatus  von  Turin,  der  vielleicht  hierher  gehört  (Me- 
morie  di  Torino  XXXIII.  und  Isis  1832.  p.  766.  Tab.  XIV.  Fig.  14.).  Meine  Exemplare  waren  nicht  jugendlich,  viele  ganz 
farblos,  einige  hatten  einen  vielgelappten  gelbgrünen  Eierstock,  wie  Gallionella.  In  einigen  farblosen  Kugeln  sah  ich  einen  mittleren 
Ring  oder  drüsigen  runden  Körper,  den  auch  Kützing  erwähnt.  War  es  eine  Samendrüse?  Die  Körperchen  gleichen  einer  kugel- 
förmigen Seifenbüchse,  die  aus  2  Halbkugeln  gebildet  ist,  welche  sich  trennen  lassen.  Geglüht  behalten  sie  ihre  Form.  Bewegung  ist 
nicht  beobachtet.  Würden  sie  durch  unvollkommne  Selbsttheilung  zu  Ketten,  so  wären  sie  wahre  Gallionellen.  Sie  scheinen  gar 
keine  Selbsttheilung  zu  haben.  —   Grösse  Vi2o  bis  ^48  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  X.    Fig.  I. 

Es  sind  9  ganze  und  eine  halbe  Kugel  dargestellt,  alle  300mal  vergrössert.  Fig.  #.,  £.,  d.,f.  sind  von  der  Seite,  in  d.  die  Drüse; 
Fig.  c.    vom  Rücken  gesehen,  mit  der  Mittellinie;    Fig.  e.    eine  getrennte  Halbkugel. 

455 


166    

Nachtrag   zur   Gattung   Pyxidicula, 

Im  August  1836  entdeckte  ich  in  den  Feuersteinen  der  Berliner  Umgegend  sehr  viele  kugelförmige  Körper  von  ziemlich  glei- 
cher Grösse,  deren  Differenz  des  Durchmessers  nur  zwischen  %>  bis  %  Linie  schwankte.  Dieselben  fanden  sich  sehr  häufig  in  den 
Halbopalen  von  Champigny,  von  Steinheiin  in  Hessen  und  von  Kosemitz  in  Schlesien  (Bericht  der  Berl.  Akad.  d.  Wissensch.  18.  Au- 
gust 1836).  Ich  habe  dann  dieselben  runden  Körper,  welche  den  runden  stalactirischen  Concrctioncn  nicht  vergleichbar  sind,  bald  dar- 
auf in  dem  Schwimmstein  der  Mark  des  Herrn  Klöden  und  in  der  kieselerdigen  Rinde  der  Feuersteine  der  Mark  beobachtet  (Pog- 
gendorff's  Annalen  1836.  p.  464.).  Es  ist  höchst  wahrscheinlich,  dass  diese  Körper  zu  den  Kiesel-Infusorien  gehören,  da  sich  Kic- 
sclnadeln  von  Spongillen,  zuweilen  auch  Xanthidien  und  Peridinien  mit  ihnen  gleichzeitig  finden.  Ob  diese  Formen  der  Gat- 
tung Pyxidicula  wirklich  angehören,  ist  insofern  noch  zweifelhaft,  als  die  Quccrfarchc  der  2  Schaalenhiilftcn  nicht  erkannt  ist;  doch 
liisst  sich  nicht  selten  eine  äussere  Schaale  von  einem  inneren  Steinkerne  gesondert  sehen,  und  da  die  Quccrfurchc  nur  in  einer  bestimm- 
ten Lage  sichtbar  ist,  so  könnte  der  Mangel  durch  die  Schwierigkeit  der  Beobachtung  bedingt  seyn.  Ich  bin  dalier  geneigt,  diese  For- 
men mit  dem  Namen  Pyxidicula  prisca  vorläufig  hier  anzuschliesscn  und  sie  fernerer  Aufmerksamkeit  in  dieser  Beziehung  noch  mehr 
zu  empfehlen.  —  Pyxidicula  verhält  sich  zu  Gallionella  wie  Navicula  zu  Fragilaria  u.  dergl.  (Vergl.  Tessararihra  [Heto- 
rocarpella  mowidina].) 


S  E  C  H  S  U  N  D  F  ü  N  F  Z  I  G  S  T  E     GATTÜN  G:     DOSENKETTE. 

Oallioi&ella.    Cstailionelle. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Bacillariorum ,  liberum,  lorica  simplici,  bivalvi,  (silicea);  cylindricum, 
globosum  aut  diseiforme,  spontiinea  imperfecta  divisione  cateniforme. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Bacillaries,  Ubre,  a  carapace  simple,  hivalve,  (siliceuse), 
ayant  une  forme  cylindrique,  glohuleuse  ou  discoide  et  se  multipliant  par  la  division 
spontanee  imparfaite  en  forme  de  chalne. 

Die  Formen  der  Familie  der  Stabthierchen,  welche  freie  Selbstständigkeit  haben,  einen  einfachen 
2schaaligen  Kieselpanzer,  eine  länger  oder  kürzer  cylindrische  Gestalt  und  eine  kettenartige  Familienform 
durch  unvollkommne  Selbsttheilung  besitzen,  sind  Dosen  ketten. 

Bis  jetzt  besteht  die  Gattung  aus  7  lebenden  und  3  fossilen  Arten.  Gebildet  wurde  sie  1823  von 
Bory  de  St.  Vincent  als  Glied  seiner  Algenfamilie  der  Confervees,  im  Dict.  classique  (f  hist  nat.  ohne 
Angabe  der  Arten.  Der  Name  Galllonella  {Gaillonelle)  ist  nach  Herrn  Gaillon,  Zolleinnehmer  in  Dieppe, 
gebildet,  welcher  mit  vielem  Fleisse,  aber  ohne  scharfe  Critik,  die  Entwicklung  der  Naunemata  ver- 
folgt hat.  Eigentlich  ist  aber  der  Name  Lysigonium  von  Link  vorzuziehen,  welcher  1820  der  schon  län- 
ger bekannten  Conferva  moniliformis  und  lineata  als  Algengattung  gegeben  wurde,  der  wohlgebildet  und 
sehr  bezeichnend  ist.  Agardo  nannte  diese  Formen  1824  Meloseira  und  beschrieb  5  Arten  bei  den  Algen. 
Bory  verzeichnete  1825  im  Dict  classiq.  2  Arten  seiner  Gattung  Gaillonella,  welche  auch  Agardh  auf- 
geführt hatte,  und  rechnete  1827  (ebenda  Art.  Nema%oaires)  Gaillon's  Girodella  comoides  dahin,  welche 
ein  Naunema  ist.  Agardh  rügte  diess  1830  im  ersten  Theile  seines  Conspeclus  crit.  Diät  p.  12.  und 
hatte  1827  in  der  Flora  eine  neue  Art  beschrieben.  Im  Jahre  1833  (1832)  wurde  die  Gattung  unter  Bo- 
ry's  Namen  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  p.  294.  aufgenommen  und  zuerst  unter  den  Infusorien  verzeich- 
net, Links  bezeichnender,  von  ihm  selbst  1824  verlassener,  Name  wurde  nicht  aufgenommen,  weil  mir 
die  Conf.  moniliformis  unbekannt  war  und  physiologisch  verschieden  erschien.  Agardh  fügte  1832  eine 
neue  Art  zu  seiner  Gattung  Meloseira,  und  Kützing  verzeichnete  1833  7  Arten  als  Pflanzen  in  der  Lin- 
nea  unter  demselben  Namen,  worunter  3  neue  waren,  die  er  in  seinen  Decaden  getrockneter  Algen  vertheilt 
hat.  Seitdem  sind  die  fossilen  Verhältnisse  in  den  Berichten  der  Berliner  Akad.  d.  Wissenschaften  1836 
gemeldet  worden,  und  eine  neue  Art  ist  ebenda  1837  angezeigt. 

An  Structurverhältnissen  ist  ermittelt,  dass  die  kettenartigen  Fäden  aus  einzelnen  kieselhäutigen, 
kürzer  oder  länger  cylindrischen ,  zuweilen  scheibenartigen,  Einzelthieren  bestehen,  welche  in  einer  oder  2 
umlaufenden  aueerfurchen  (richtiger  Längsfurchen)  mehrere  Oeffnungen  besitzen.  Der  Panzer  ist  oft  wie 
eine  runde  Münze  gestaltet,  brüchig  und  unverbrennlich.  Bei  G.  ferruginea  erscheint  er  als  ein  Eisensili- 
cat.  Die  Einzelthiere  sind  mit  den  Seiten  aneinandergeheftet,  und  ihre  unvollkommene  Längstheilung  be- 
wirkt eine  cylindrische  Kettenform.  Im  Innern  ist  ein  4-  bis  vieltheiliges  gefärbtes,  wie  aus  soviel  Körner- 
häufchen oder  Zellen  traubenartig  gebildetes,  Organ,  welches  einem  Eierstocke  von  feinkörniger  Masse  ver- 
gleichbar ist.  Der  eigentliche  Körper  ist  farblos,  und  neuerlich  haben  sich  besondere,  ebenfalls  farblose, 
Bläschen  erkennen  lassen,  die  wohl  Magenzellen  sind.  Ortsveränderung  ist  nicht  beobachtet.  (Man  ver- 
gleiche Actinocyclus.)  Die  Selbsttheilung  geschieht  unter  einer  kieseligen  Oberhaut,  welche  eine  vergäng- 
liche Hülle  und  Röhre  für  die  Kettenform  bildet. 


_    to?    

Die  geographische  Verbreitung  der  lebenden  Arten  ist  von  Paris  und  Venedig?  bis  England  und  Schwe- 
den durch  ganz  Europa  beobachtet.  Im  fossilen  Zustande  sind  einige  derselben  in  Italien,  Böhmen  und  Finn- 
land vorgekommen  5  die  G.  ferruginea  vielleicht  in  Sibirien  und  Amerika.  Letztere  Form  ist  wegen  ihres 
Eisengehaltes  einer  der  merkwürdigsten  Naturkörper. 

2®2.     Gallionella  lineata,   gestreifte  Bosenfeette.     Tafel  x.  Fig.  IL 

G.  corpnsculis  utrinqiie  eonipressis,  stibcylindricis,  longitudinaliter  linearis,  ovario  flavo-viridi  aut  luteo. 

GaUlonelle  rayee,    a  corpuscules  comprimes   des  deute  cötes,  presr/ue   cylindrir/ues ,    rayes  longitudi- 
nalement,  ayant  l ovaire  jaimätre  ou  verdätre. 

Conferva  lineata,  Dillwyne?  Brit.  Confervae,  1809. 

-      nummuloides,  Smith?  Engl,  botany.    Tab.  2287.    1811. 
Fragilaria  lineata,  Lyngbye,  Tent.  Hydrophyt.  dan.  p.  184.   Tab.  63.  C.  1819. 
Lysigonium  lineatum,  Link,  Horae  physicae  berol.    Nees  ab  Esenbeck,  p.  4.  1820. 
Meloseira  moniliformis,  \ 

—  Jürgensii?        >  Agardh,  Syst.  Alg.  1824.  p.  8  —  9. 

—  lineata,  » 

Gaillonella  lineata,   Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  (1832.)  p.  294,  319. 

Aufenthalt:    Bei  Hoffmannsgave  auf  Fühnen,  in  England?   und  bei  Wismar  in  Mecklenburg  beobachtet. 

Diese  Art  ist  mit  G.  moniliformis  verwechselt  worden ,  welche  letztere  Müllers  Forin  bleiben  muss.  Agardhs,  aus  den 
Dimensionen  der  Glieder  genommene ,  Charactere  verschiedener  Arten  sind  unbeständig,  wie  die  Farbe.  Diese  Art  habe  ich  nur  im 
Ostseewasser  beobachtet  und  Ltngbte's  Figur  der  Fr.  lineata  passt  darauf;  auch  könnte  Dillwyne's  Form  in  brakischem  Wasser 
(des  Lea-Flusses  bei  London)  vorgekommen  seyn.  Mir  schien  der  Name  lineata  auch  desshalb  noch  nützlich,  weil  er  den  von  mir 
gefundenen  Character  anzeigt,  obschon  die  Linien,  welche  Dillwyne  und  Lyngbye  sahen,  nur  die  Mittelfurchen  und  Theilungslinien 
waren,  welche  die  andern  Arten  auch  besitzen.  Müller  beobachtete  bei  Copenhagen,  Dillwyne  in  England,  Lyngbye  auf  Fühnen 
im  Wasser  der  Nordsee,  Agardh  in  der  Ostsee,  ich  bei  Wismar  in  der  Ostsee  im  August.  —  Grösse  oder  Dicke  der  Kugeln  Vi 20 
bis  Vjg  Linie.  Diese  Dicke  ist  die  Länge  des  Thieres,  die  Axe  des  Gliederfadens  liegt  in  seiner  Breite.  Ketten  sind  bis  3  Zoll 
lang  beobachtet.     Jede  dergleichen  enthält  also  1266  bis  3720  Thierchen. 

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  X.    Fig.  IL 

Es  sind  3  Ketten  verschiedener  Länge  und  Dicke,  300mal  vergrössert. 
Fig.  a.     V120  Linie  dick,  mit  gelblichen  Eiertrauben;     Fig.  b.     Vae  Linie  dick;     Fig.  c.     lj12  Linie  dick,  mit  grünlichen  Eiertrauben. 

203.  Gallionella  nummuloides,  feuglige  »osenliette.   Tafel  X.  Fig.  III.  und  Tafel  XXI.  Fig.I. 

G.  corpusculis  utrinqiie  convexis,  subglobosis,  glabris,    ovario  flavo-viridi  aut  luteo. 

GaUlonelle   spherir/ue,    a   corpuscules   convetees  des   deute  edles ,  presr/ue  spherir/ues ,   lisses,    ayant 
V  ovaire  jaune  ou  verdätre* 

Conferva  nummuloides ,  Dillwyne?  British  Confervae,  1809. 
Meloseira  nummuloides,  »  A&ARDH>  gystema  Alg.  1824.  p.  8. 

—  discigera ,         ( 

Gaillonella  nummuloides,  Bory  de  St.  Vincent,  1825.   Dict.  class. 
Melosira  nummuloides,  Kützing,  Linnea,  1833.  p.  588.   Tab.  XVII.   Fig.  27. 

Aufentlialt:    In  England,  Norderney?,  Fühnen,  bei  Artern  in  Thüringen!. 

Es  ist  unmöglich,  mit  voller  Sicherheit  über  die  Synonyme  zu  entscheiden,  da  die  Autoren  die  Formen  selbst  verwechselten 
und  meist  mehrere  Arten  beisammenleben,  auch  die  bisherigen  Charactere  der  Arten  nur  verschiedene  Zustände  einer  und  derselben  Art 
bezeichnen.  Die  münzenförmig  gesehenen  Glieder  sind  rund  gezeichnet  und  müssen  also  kugelförmig  gewesen  seyn,  daher  habe  ich  die- 
sen Namen  einer  Form  gegeben,  welche  kugelförmige  glatte  Glieder  besitzt  und  im  Salzwasser  lebt.  Dillwyne's  Name  nummuloides 
ist  sprachwidrig  und  ich  würde  ihn  mit  Wallroth  in  nummulina  verwandeln,  wenn  er  nicht  dann  einen,  der  Art  nicht  gehörenden, 
Character  noch  mehr  bezeichnete.  Ich  sah  sie  lebend  in  dem  Soolrinnen-Schleime  von  Artern  in  Berlin  am  8.  Juli  1836,  wo  sie  auch 
Kützing  sammelte.  Ob  Dillwyne's  Form  sich  im  brakischen  Wasser  fand  und  nicht  vielmehr  G.  moniliformis  war,  ist  ungewiss. 
Ich  sah  sie  fusslange  Büschel  bilden,  welche  einer  dicken  fluthenden  Conferve  glichen  und  von  gelbgrüner  Farbe  waren.  Die  jugend- 
lichen Ovarien  bestehen  aus  4  grünlichen  Körnerhaufen  in  jeder  Kugelhälfte,  welche  sich  zuweilen  und  später  immer  mehrfach  zerthei- 
len.  Der  farblose  gallertige  Körper  liegt  zwischen  den  8  Körnerhaufen  in  der  Mitte  jeder  Kugel.  In  der  Queerfurche  der  Kette, 
welche  die  Längsfurche  des  Einzelthieres  ist,  ist  am  Rande  jederseits  in  jeder  Lage  eine  Oeffnung  zu  sehen.  Bei  eintretender  Selbst- 
theilung  entstehen  2  Queerfurchen  dicht  nebeneinander,  zwischen  denen  sich,  während  sie  immer  weiter  auseinanderrücken,  2  neue  Schaa- 
lenhälften  entwickeln.  So  entsteht  aus  der  Kugel  erst  ein  so  grosser  Cylinder,  dass  er  sich  in  2  Kugeln  absehliessen  kann.  Daher 
sind  die  Grössen -Verhältnisse  der  Glieder  nicht  constant  und  können  keinen  Artcharacter  abgeben.  Die  Entwickelung  der  neuen  Theile 
geschieht  unter  der  glasigen  Oberhaut,  welche  zwischen  den  Gliedern,  wie  eine  Röhre,  lange  stehen  bleibt,  dann  aber  allmähg  abbricht 
und  sich  verliert.  —  Grösse  der  Einzelkugel  V14*  bis  1/12  Linie. 

Erklärung    der  Abbildungen   Taf.  X.    Fig.  III.  und  Taf.  XXI.   Fig.  I. 

Es  sind  auf  Taf.  X.  4  Gallionellen -Ketten  in  verschiedener  Dicke  im  reiferen  Alter  bei  gleicher  Vergrössernng  von  300mal  im  Durchmesser 
abgebildet.  Die  neueren,  noch  glücklicheren,  Untersuchungen  über  die  allmäiige  Selbsttheilung  sind  an  jugendlichen  Formen  auf  Taf.  XXI.  Fig.I.  a.  -  e. 
dargestellt. 

204.  Gallionella  varians,  veränderliche  »osenfcette.  Tafel  x.  Fig.  IV.  und  Tafel  XXI.  Fig.  II. 

G.  corpusculis  utrinque  planis,  cylindricis  aut  nummiformibus ,  a  dorso  glabris,  a  latere  radiatim  striolatis,  ovariis  fla- 
vis  aut  flavo-viridibus. 


168 

Gaillonelle  variable,  a  corpuscules  plats  des  deute  cotes,  cylhndriqucs  ou  diseoides  en  forme  de  mon- 
naie,  lisses  au  dos,  a  raies  fines  rayonnantes  aucc  cotes,  ayant  les  ovaires  jaunes  ou  verdatres. 

Conferva  fasciaia,  Dillwyne?  Synopsis  of  brit.  Conferv.  1809    p.  44. 
Meloseira  varians,  Agardh,  Flora,  bot.  Zeitung,  1827.  II.  p.  628. 

Melosira  varians,       l  KÜTZIN&j  Linnea,  1833.    p.  70,  71,  588.     Tafel  XVII.  Fig.  69,  70. 

—       subflexilis,  I 
GaüloneHa  varians ,   Bericht   der  Berlin.  Akad.  d.  Wiss.  1836.  p.  83,  84.     Poggendorff's   Annalen   d.   Physik  und  Chem.    1836. 
p.  457,  460.       . 

Aufenthalt:    Lebend  in  England?,  hei  Carlsbad,  bei  Tennstädt,  bei  Berlin!,  bei  Dessau;  fossil  bei  Cassel  und  Bilin  beobachtet. 

Agardh  entdeckte  diese  Form  im  Tepelflusse  bei  Carlsbad  und  zog  gewiss  mit  Unrecht  die  Conf  lineata  von  Dillwtne 
und  die  C.  hyemalis  von  Roth  mit  ihr  in  Eine  Art.  Eher  möchte  Dillwyne's  C.  fasciata  hierher  gehören.  Kützing  fand  sie 
im  Darrwasser  bei  Tennstädt  in  Thüringen,  ich  im  Spreewasser  des  Schaafgrabens  bei  Berlin  im  Thiergarten.  Sehr  grosse  und  beson- 
ders instruetive  Exemplare  sammelte  Ihre  Königliche  Hoheit  die  Frau  Herzogin  von  Dessau  bei  Dessau  im  Juli  1836  mit  Ectosper- 
men.  Ich  sah  sie  mit  gelbem  und  grünem  Inhalte.  Ich  verdanke  Herrn  Kützing  Exemplare  seiner  beiden  Arten,  welche  durch  seine 
Decaden  getrockneter  Algen  vertheilt  sind,  und  bin  der  Meinung,  dass  ihm  die  Farbe  als  zu  wichtiger  Character  erschienen.  Der  Cha- 
racter,  dass  einzelne  Glieder  zuweilen  dicker  waren,  scheint  eine  Bildungsabweichung  oder  Monstruosität  zu  seyn.  Die  innere  körnige 
Färbung  ist  bis  auf  50  Häufchen  oder  Beutelchen  und  darüber  zertheilt.  Jedes  Glied  hat  meist  nur  1  Queerfurche  (Längsfurche)  mit 
jederseits  einem  hellen  Punkte  (Oeffnung)  am  Rande.  Zuweilen  sind  2  solcher  Furchen  und  4  Punkte.  Die  Breite  (Länge)  der  Glie- 
der ist  sehr  verschieden  vor  oder  nach  der  Theilung.  —  Grösse  der  Einzelglieder  (Dicke  der  Ketten)  Vi  92  bis  V40  Linie,  oft  V72  Linie. 

Besonders  merkwürdig  ist  das  Vorkommen  dieser  Form  im  Casseler  Polirschiefer.  Aehnliche  Gliederketten  und  einzelne  Glie- 
der finden  sich  in  den  Halbopalen  von  Bilin,  allein  weniger  gut  erhalten. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  X.   Fig.  IV.   und  Taf.  XXI.  Fig.  II. 

Auf  Tafel  X.  sind  5  Ketten  in  verschiedener  Dicke  bei  300maliger  gleicher  Vergrösserung  abgebildet,  deren  einige  ihre  Färbung  (Eier)  noch 
enthalten,  andere  entleert  haben. 

Auf  Tafel  XXL  ist  eine  stärkere  Kette  von  Dessau  dargestellt,  bei  welcher  die  Details  noch  deutlicher  geworden,  a.  vom  Rücken,  4  Glie- 
der zusammenhängend;   6.  von  der  Seite. 

£05.     Gallionella  moniliformis,  perlsclurarälinliclie  Dosenkette.     Tafel  x.  Fig.  v. 

G.  corpusculis  breviter  cylindricis,  utrinque  conicis  truncatis,    hinc  a  dorso  8-angularibus,   a  latere  circularibus ,    gla- 
bris,  ovariis  flavo-viridibus. 

Gaillonelle  moniliforme,   a  corpuscules  cylindriques  courts,   coniques   au&  cotes   et  tronques,   vus 
du  dos  8 - angulaires ,  du  cöte  circulaires,  lisses,  ayant  les  ovaires  verdatres. 

Conferva  moniliformis,  Müller,  Nov.  Act.  Holmens.  1783.  p.  80.   Tab.  3.    Fig.  1  —  5. 

—  inflextt,  Roth?  Catalecta  bot.  I.  p.  203.  teste  Lyngbyo.  (ramosa?)  1797. 

—  nummuloides ,  Dillwyne,  Brit.  Conferv.  Synops.  1809. 

—  moniliformis,  Flora  danica,  Hornemann,   Tab.  1548.   Fig.  1.  1818. 

—  nummuloides,  Lyngbye,  Tent.  Hydrophyt.  dan.    t.  63.   p.  184.   1819. 
Lysiyonium  moniliforme,  Link,  Horae  physicae  berol.,  ed.  Nees  ab  Esenbeck,  1820.   p.  4. 
Gaillonella  moniliformis ,  Bory  de  St.  Vincent,  Di  ct.  classique  d'hist.  nat.  1825. 
Melosira  moniliformis,  Kützing,  Linnea,  1833.   p.  69,  587.    Tab.  XVII.   Fig.  71. 

Aufenthalt:    Bei   Copenhagen,   London,   Holfmannsgave   auf  Fühnen,   im  adriatischen  Meere   bei  Venedig?  und    bei  Wismar  in   der 
Ostsee  beobachtet. 

Da  ich  mit  der  G.  lineata  gewöhnlich  diese  Art  in  grosser  Menge  in  der  Ostsee  sah  und  dieselbe  nirgends  weiter  gefunden 
habe,  so  bin  ich  der  Meinung,  dass  die  Copenhagener  Form  von  Müller,  welche  runde  Kugeln  enthält,  nicht  die  hier  abgebildete 
G.  nummuloides,  sondern  die  8eckige  moniliformis  gewesen,  deren  Character  übersehen  wurde.  So  habe  ich  denn  auch  die  balti- 
schen Formen  von  Hornemann,  Lyngbye  und  die  (der  Nordsee?)  von  Dillwyne  und  Roth  hierher  bezogen.  Der  Lea-Fluss 
mag  wohl  zur  Fluthzeit  an  jener  Stelle  brakisch  Wasser  führen  und  G.  lineata  und  moniliformis  ebenso  beherbergen,  wie  sie  im 
Süsswasser  des  Hafens  von  Wismar  vorkommen.  Die  venetianische  von  Martens  stelle  ich  nach  Kützing  desshalb  hierher,  weil 
Kützing's  Abbildung  dahin  zu  gehören  scheint.  Die  achteckige  Gestalt  der  Glieder  ist  nur  in  der  Rückenlage,  also  bei  der  Ketten- 
form, immer  vorhanden.  Einzelne  Glieder,  von  der  Seite  gesehen,  sind  cirkelrund.  Es  sind  also  kurze  Cylinder  mit  doppelter  coni- 
scher abgestutzter  Zuspitzung  nach  den  Seiten.     Jedes  Glied  hat  eine  Queerfurche  (in  seiner  Längsaxe)  und  darin  2  sichtbare  Oeffnun- 

gen,  wahrscheinlich  aber  deren  6 — 8.     Der  farbige  bald  gelbe,   bald  grüne  Inhalt  bildet  15  bis  20  Häufchen  in  jeder  Halbkugel.   

Dicke  der  Glieder  bis  V72  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  X,    Fig.  V. 
Es  ist  eine  gelbe  und  eine  grüne  Kette  300mal  vergrössert  dargestellt. 

206.     Gallionella  aurichalcea,  goldene  Dosenkette*    Tafel  x.  Fig.  vi. 

G.  corpusculis  longius  cylindricis,  utrinque  truncatis  planisque,  arete  contiguis,  glabris,  sulco  medio  perforato,  sim- 
plici  aut  duplici  contiguo,  ovariis  virescentibus ,  siccatis  aureis. 

Gaillonelle  doree,  a  corpuscules  allonges  cylindriques,  tronques,  aplanis  et  contigus  au&  cotes,  lisses 
partout,  ayant  u?ie  raie  percee  simple  ou  deute  contigues  au  milieu;  les  ovaires  verdätres  et  en 
etat  de  secher  esse  jaunes  d*or. 

Fragilaria  hyemalis,  Lyngbye  (zum  Theil),  Tent.  Hydrophyt,  dan.  1819.  p.  185.  Tafel  63.  E.  Fig.  5— 6. 

Conferva  orichalcea,  (Hertens  bei  Jürgens),  Agardh,  Syst.  Alg.  1824.  p.  86. 

Melosira  orichalcea,  Kützing,  Decad.  sicc.  Alg.  und  Linnea,   1833.   p.  72,  588.    Tab.  XVII.  Fig.  68. 

Aufenthalt:    Bei  Norderney  und  Wangeroge,   an  Felsen  auf  den  Faeroer- Inseln,   in  Thüringen,  Franken,   bei  Halle,    Weissenfeis, 
Leipzig,  Stuttgart  und  Würzburg  angegeben. 


109 

Es  scheint,  dass  diese  sehr  ausgezeichnete  Form,  welche  ich  1835  nur  aus  Exemplaren  von  Kutzing  kannte,  jetzt  aber  auch 
hei  Berlin  gefunden  habe,  noch  Berichtigung  ihrer  Synonymie  bedarf.  Die  Nordseeform  mag  wohl  eine  andere  Art  seyn,  und  dann 
würde  Kützing's  Art  wohl  G.  hyemalis  zu  nennen  seyn.  Sie  ist  auch  mit  G.  varians  im  Aeusseren  verwandt.  Nach  Kützxng 
findet  man  zuweilen  einzelne  Glieder  der  Ketten  stark  verdickt;  seine  Fig.  b.  und  c.  mögen  zu  G.  varians  gehören,  welche  dazwi- 
schen liegt.  Ihre  Farbe  ist  erst  grünlich  und  wird  beim  Trocknen  goldgelb.  Der  Hauptcharactcr  scheint  mir  in  zwei  mittleren  Fur- 
chen mit  Oeffnungen   anstatt   der  gewöhnlichen  einfachen  zu  bestehen,    wie  bei  G.  distans,   deren  Glieder  kürzer  sind.   Dicke   der 

Glieder  Vi  92  —  V144  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  X.    Fig.  VI. 
Es  ist  ein  Haufe  von  Gliederketten  verschiedener  Stärke,  bei  300maliger  Vergrösserung,  im  trocknen,  angefeuchteten  Zustande  abgebildet. 

207.     Oallmnella  ferruginea,   rostfarbene  Dosenkette.     Tafel  x.  Fig.  VII. 

G.  corpusculis  tenuissimis ,    utrinque  convexis,    ovatis,   glabris,    ferrugineis,    filis  articulatis,    saepe  conglutinatis,    sub- 
ramosis. 

Gaillonelle  ferrugineuse^  a  corpuscules  tres-minces,  convetees  des  deuaz  edles  ^   ovales,    lisses,  fer- 
rugineua)^  poussant  e?i  forme  de  fils  articnles  souvent  c olles  et  semblant  rameuat. 

Conferua  ochracea,  Roth?  Catal.  bot.  T.  p.  165.   Tab.  5.   Fig.  2.   1797. 

—  — ,        Schumacher?  Etui  meratio  plant.  Zeelandiae,  1803.  IL  p.  105. 

—  — ,        Dillwyne?  Synops.  of  brit.  Conferv.  1809.   PI.  62. 
Oscülatoria  ochracea,  Lykgbye?   Tent.  Hydrophyt.  dan.   T.  26.  C.  (nur  die  Unterlage.) 

—  —  V       Agardh?  Syst.  Alg.  1824.   p.  69.  incerta  species. 

Lyngbya  ochracea,  Leiblein!  Flora,  bot.  Zeit.  1827.  p.  260,  280. 
Gaillonella  \crrutjinea,  Tafel  X.  dieses  Werkes.   1835. 

Gallionella  ferrwjinea,  Bericht  der  Berl.  Akad.  d.  Wissensch.   1836.  27.  Jim.   p.  52,  84.  Pog&endorff's  Annalen  d.  Physik  u.  Che- 
mie, 1836.  p.217,  227.    Taf.  III.    Fig.  VI. 

Aufenthalt:  Bei  Berlin!,  bei  Halle!,  im  Oldenburgischen?,  in  England?,  auf  dänisch  Seeland?,  Jiitland,  Fülmen?,  in  Norwegen?, 
auf  den  Faeroer- Inseln?,  bei  Würzburg?,  bei  Carlsbad?,  in  allen  Eisenwässern?,  fossil  in  allem  Raseneisen?,  Gelberde?,  im 
gelben  Halbopal  von  Bilin?. 

In  vielen,  vielleicht  allen  Eisenwässern  und  auch  in  Torfwässern,  denen  man  Eisengehalt  weniger  bestimmt  beilegt,  lindet 
sich  dieser  sehr  merkwürdige  Körper,  welcher  dem  Eisenroste  gleicht  und  in  Mineralquellen  gewöhnlich  für  abgesetztes  Eisenoxyd  ge- 
halten wird.  Er  überzieht  alles,  was  unter  Wasser  ist,  und  bildet  ein  so  zartes,  flockiges  Wesen,  dass  es  bei  jeder  Berührung  zer- 
geht. Die  Botaniker  haben  diesen  Korper,  weil  er  zuweilen  Fäden  enthält  oder  bildet,  unter  die  Pflanzen  gestellt,  aber  nur  Dr.  Leib- 
lein  scheint  die  hier  gemeinte  färbende  Substanz  isolirt  erkannt  zu  haben,  oder  es  giebt  vielleicht  der  ähnlichen  verschiedene  Körper. 
In  jener  flockigen  gelben  Masse  sieht  man  nämlich  häufig  verschiedene  Conferven,  die  aber  nur  von  ihr  überzogen  sind,  neben  den  ver- 
schiedensten Infusorien.  Die  ersten  Beobachter  können  unter  Conferva  ochracea  leicht  eine  Hygrocrocis  gemeint  haben,  Lyngbye 
sah  eine  Oscillatorie  darin  und  hielt  sie  für  dazu  gehörige  Hauptsache.  Daher  hielt  Agardh  die  ganze  Art  für  unsicher.  Später  hat 
Leiblein  die  Form  als  einfache  geringelte  Fäden  beschrieben.  Er  sah  sie  wohl  also  nur  im  Sommer  in  schon  sehr  entwickeltem  Zu- 
stande.    Agardh  meint  1831  sie  wohl  als  Hygrocrocis  ochracea  von  Carlsbad  (Consp.  crit.  Diatom.  p.  45.). 

Im  Frühling  besteht  diese  Masse  aus  äusserst  zarten  blassgelben  Kügelchen,  welche  sich  leicht  von  einander  trennen.  Diese 
sind  reihenweis  in  sehr  kurzen  Kettchen  zusammenhängend  und  bilden  einen  iinregelmässigen  gallertigen  Filz  oder  flockiges  Wesen.  So 
habe  ich  die  Substanz  wieder  jetzt  am  10.  Mai  1837  vor  mir.  Gegen  den  Sommer  und  im  Herbst  entwickelt  sie  sich  zu  deutlicheren 
gegliederten  starren  Fäden  von  etwas  stärkerem  Durchmesser,  welche  ebenfalls  ein  Gewirr  bilden  und  die  durch  Aneinanderkleben  oder 
Ankleben  an  feine  Conferven  ästig  erscheinen.  Im  jüngeren  Zustande  erscheint  sie  bei  schwacher  Vergrösserung  wie  eine  homogene  zu- 
sammenhanglose Gallerte.  Nur  erst  bei  300maliger  klarer  Vergrösserung  erkennt  man  das  körnige  Gefüge,  und  nur  mühsam  überzeugt 
man  sich  vom  filzartigen  Gewebe  der  kleinen  Gliederketten.  Weit  deutlicher  erscheint  diess  im  Sommer.  Im  ersten  Frühjahr  ist  die 
Farbe  der  schleimigen  Flocken  ein  blasses  Ockergelb,  allein  es  röthet  sich  dann  bis  zum  intensivesten  Rostroth.  Die  stärksten  Ver- 
grösserungen  zeigen  in  den  deutlich  gegliederten  Fäden  eine  Structur,  welche,  so  weit  sie  erreichbar  ist,  sich  ganz  an  die  Gallionellen- 
Bildung  anschliesst.     Sie  zeigen  kugelförmige  oder  eiförmige  Glieder,    welche  röhrenartig  verbunden  sind. 

Durch  Anwendung  von  Salzsäure  fand  sich,  dass  die  Farbe  sich  auflöst,  ohne  dass  die  gegliederten  Fäden  verändert  wurden. 
Ich  glühte  dann  dergleichen  auf  Platinblech,  sah,  dass  die  gelbe  Farbe  sich  in  ein  dunkles  Rostroth  veränderte,  und  erkannte  auch 
nach  dem  Glühen  noch  die  kleinen  Glieder  und  Ketten.  Dasselbe  geschah  beim  blossen  starken  Erhitzen  auf  durchsichtigem  Glimmer. 
Es  lässt  sich  daraus  auf  einen  Kieselgehalt  der  Glieder  schliessen,  wie  er  bei  Gallionella  der  Grösse  halber  deutlicher  ist,  und  über- 
diess  auf  einen  Gehalt  von  Eisen.  Digerirt  man  die  Substanz  mit  Salzsäure,  so  giebt  die  filtrirte  Flüssigkeit  mit  Ammoniak  einen  star- 
ken Niederschlag  von  Eisenoxyd,  der  sich  durch  Hinzufügung  von  Schwefelwasserstoff- Ammoniak  in  schwarzes  Schwefeleisen  umwandelt. 
Verdünnt  man  aber  die  filtrirte  obige  digerirte  Flüssigkeit  mit  Wasser  und  setzt  man  Blutlaugensalz  hinzu,  so  giebt  sie  sehr  viel  Ber- 
linerblau. Da  nun  dieser  deutliche  Eisengehalt  der  kleinen  Gallionellen -artigen  Gliederfäden  im  Mikroskop  nicht  als  blosser  Nieder- 
schlag äusserlich  an  denselben  klebt,  sondern  als  Farbe  die  Glieder  durchdringt,  so  scheint  man  annehmen  zu  müssen,  dass  das  Eisen 
und  die  Kieselerde  als  ein  Eisensilicat  verbunden  sind,  oder  dass  das  Eisen  in  der  harten  Panzersubstanz  diese*  Thierchen  so  vorhan- 
den ist,  wie  der  phosphorsaure  Kalk  in  den  Knochen  der  grösseren  Thiere,  d.h.  abgelagert  in  besondern  Zellen.  Es  liegt  nahe,  hier- 
bei an  den  Kieselerdegehalt  des  Raseneisens  ?a\  denken,  und  die  Untersuchung  von  Gelberde  gab  mir  ebenfalls  einen  sehr  ansehnlichen 
Rückstand  von  aus  lauter  kleinen  sphärischen  Körpern  bestehender  Kieselerde.  Im  Eisenocker  des  Rasenerzes  war  dieser  ebenfalls  sehr 
deutlich,  zuweilen  in  Gliederketten  aneinanderhängend.  Man  könnte  wohl  hieraus  schliessen,  dass  die  Gallionella  f er rnginea  durch 
ihre  erstaunenswerte  Vermehrung  das  in  ihr  enthaltene  Eisen  in  den  Sümpfen  lokal  anhäufe,  und  dass  vielleicht  alles  Raseneisen  sammt 
der  Gelberde  sumpfiger,  oder  ehemals  sumpfiger,  Gegenden  nicht  sowohl  aus  verwitterndem  Eisenerze,  sondern  aus  zusammengebacke- 
nen Gallionellen  -Schaden  bestehe,  deren  Zusammensintern  das  Eisenerz  bilde.  Der  Kieselerdegehalt  des  Raseneisens  wäre  hierdurch 
erklärt,  der  Phosphorsäuregehalt  desselben  könnte  durch  andere  kleine  Organismen,  welche  phosphorsauren  Kdk  enthalten  und  zahlreich 
immer  gleichzeitig  lebten,  dazu  gekommen  seyn.V  So  enthalten  die  Zähne  und  Kiefer  der  Räder  thiere  dergleichen  (siehe  Abhandl. 
d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1833.  p.  319.).     Ob  aber  die  Gallionellen  das  Eisen  in  sich  organisch  bereiten,  oder  nur  aufnehmen  und  ab- 

43 


- -    ltfO    

lagern ,  ist  eine  Frage,  welche  jetzt  unbeantwortet  bleiben  muss,  und  noch  erlauben  die  bisherigen  Grundsätze  der  Chemie  nicht,  an  die 
erstere,  obwohl  hervordrängende ,  Ansicht  zu  denken.  Jedenfalls  scheint  jedoch  das  Sumpfeisen  sich  aus  dem  Ocker,  nicht  umgekehrt, 
so  zu  bilden,  wie  sich  der  Halbopal  aus  dem  Polirschiefer,  und  die  Feuersteine  aus  dem  Steinmark  der  Kreide  bilden.  Weitere  Fol- 
gerungen aus  diesen  Beobachtungen  bleiben  hier  ausgeschlossen  und  es  ist  nur  zu  warnen,  dass  nicht  leichtfertig  Schlösser  auf  diesem 
allerdings  interessanten  Boden  erbaut  werden,  den  erst  zu  ebnen,  zu  reinigen  und  zu  befestigen  die  Aufgabe  der  nächsten  Zeit  ist. 

Die  Eisen- Gallionellen  erscheinen  fast  in  allen  Mineralquellen,  auch  in  den  Salzquellen',  sehr  zahlreich,  und  in  Colberg  in 
Preussen  streicht  man,  nach  der  mir  erbetenen  offiziellen  Mittheilung  der  dortigen  Beamteten  am  Salzwerke,  mit  ihnen,  gleich  einer 
Eisenfarbe,  die  Häuser  an.  Die  besonders  reichen  Eisenquellen,  welche  säinmtlich  auf  diese  Form  zu  untersuchen  sind,  nämlich  13  in 
Deutschland,  12  in  der  Schweiz,  9  in  Frankreich,  9  in  Italien  und  8  in  England,  sind  in  „Osann's  Darstellung  der  bekannten  Heil- 
quellen, Berlin  1829."  verzeichnet.  Die  Betrachtung  des  Verhältnisses  dieser  Form  zu  den  Eisenquellen  führte  zur  Untersuchung  der 
Carlsbader  und  Eger  Quellwasser,  und  leitete  1836  zur  Auffindung  der  fossilen  Naviculae  und  Gallionellen  als  Kieseiguhr,  Bergmehl 
und  Polirschiefer  u.  s.  w.  (Vergl.  Amtlicher  Bericht  über  die  Versamml.  d.  deutsch.  Naturf.  in  Jena,  1836.  p.  71.  21.  Septemb.)  — 
Grosse  der  kleinsten  beobachteten  Glieder  weniger  als  V3000  Linie,  der  stärksten  V1000  bis  Vsoo  Linie.  Oft  sind  die  meist  eiförmigen 
Glieder  der  Ketten  ungleich  lang  (wegen  Selbsttheilung?),  oft  sind  einzelne  Glieder  dicker,  was  auch  bei  andern  Gallionellen  bekannt 
ist.  Auch  das  Angeheftetseyji  der  Ketten  an  andere  Pflanzen  und  an  einander  ist  bei  mehreren  Arten  der  Gattung  beobachtet,  scheint 
jedoch  nicht  ein  selbsttätiges,  wie  bei  Echinelleen,  zu  scyn.  Zu  einer  dicht  erfüllten  Cubiklinie  Gelberde  gehören,  wenn  jedes 
Körperchen  V1000  Linie  gleicht,  die  Cubikzahl  von  1000,  das  ist:  1000  Millionen  Körperchen,  welche  als  zur  Jetztwelt  und  auch 
schon  zur  geologischen  Tertiärbildung  der  Urwelt  gehörig,  obschon  durch  Kleinheit  dem  scharfen  Urlheil  über  Identität  schwer  zu- 
gänglich, doch  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  gleichartig  beobachtet  sind.     (Vergl.  d.  Nachtrag.) 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  X.   Fig.  VII.    und  Taf.  XXL   Fig.  III. 

Es  sind  auf  Taf.  X.  in  4  Gruppen  die  verschiedenen  Erscheinungen  dieses  Körpers  bei  verschiedenen  Vergrösserungen  dargestellt. 
Fig.  a.  und  b,     sind  verschiedene  Farbenzustände  der  looker  flockigen  Substanz,  ockergelb  und  Mass  fleischroth  mit  blossem  Auge   gesehen,  wobei   die 

rundliche  Anhäufung  nur  willkührliche  Zeichnungsgrenze  ist.     Man  denke  sich  den  Boden  ganzer  Lachen,  Gräben  und  Bäche  so  erfüllt. 
Fig.  c.     ist  der,  bei  300maliger  Vergrösserung  gezeichnete,  entwickeltere  Zustand  im  Sommer.     Fig.  d.     ist  ein  Theil  einer  Kette  bei  2000maliger  Ver- 
grösserung des  Durchmessers,  wobei  die  characteristische  Theilungsfurche  der  Gattung  noch  unerkannt  blieb. 

Auf  Taf.  XXL  Fig.  III.   sind  bei  a.  frühere,  bei  b.  ältere  Zustände  mit  800maliger  Vergrösserung  abgebildet. 

208.     Gallionella  distans,  getrennte  Dosenl&ette.     Tafel  xxT.  Fig.  IY. 

G.  corpusculis  breviter  cylindrieis,  utrinqne  truncatis  planisqnc,  arete  contigiiis,  glabris,    suleo  niedio  perforato  duplici 
seinper  distante. 

Gaill  oh  eile  distante,   a  corpuscules  cylindriques  courts,  tronques  ei  aplanis  aucc  deute  edles,  lisses, 
ayant  deute  raies  pereees,  toujours  separees  au  milieu. 

Gaillonella  distans,  Bericht  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1836.   30.  Juni.   p.  56.     Poggjendorff's  Annalen  d.  Physik  u. 

Chem.  1836.  p.  222.   Tafel  III.  Fig.  5. 

Aufenthalt:    Lebend  bei  Berlin!,   bildet   fossil  den  Polirschiefer   von  Bilin  in  Böhmen,   ist   einzeln  im  Polirschiefer   von  Cassel,   im 
Bergmehl  von  Santafiora  in  Toscana  und  von  Kymmene  Gärd  in  Finnland. 

Diese  fossile,  ganze  Felsmassen  fast  allein  bildende,  Infusorienform  ist  völlig  sicher  zur  Gattung  Gallionella  zu  zählen,  und 
vor  wenig  Tagen,  am  11.  Mai  1837,  hat  sich  eine,  ihr  sehr  entsprechende,  Form  sogar  auch  bei  Berlin  im  Thiergarten  an  der  Loui- 
seninsel in  zahlloser  Menge  noch  lebend  vorgefunden.      Sie  hat  ein  für  allemal  den  wesentlichen  Einfluss  der  mikroskopischen  Welt  auf 
die  dem  blossen  Auge  sichtbare  festgestellt.      Sie   bildet   fast   ausschliesslich   den  Polirschiefer   und   auch   den   festeren  Saugschiefer   von 
Bilin,    welcher,    bis    zu    14   Fuss   Mächtigkeit,    unterhalb    horizontal    geschichtet,    die    oberste   Lage   des   Tripelberges   bildet.      Sie 
kann  nur  mit  300maliger  Vergrösserung  des  Durchmessers  characteristisch  unterschieden  werden.     Sie  erscheint  als  kleine,   meist  etwas 
breitere  als  lange,  zuweilen  noch  kettenartig  lang  zusammenhängende,   Tönnchen,    deren  Breitendurchmesser  in  der  Längsaxe  der  Glie- 
derketten liegt,   mit  doppelter  mittlerer  Cirkelfurche,    in  deren  jeder   am  Rande  jederseits  ein  heller  Fleck,    eine  Oeffnung  ist.      Man 
sieht  in  jedem  Gliede  auf  einmal  immer  4,    aber  es  sind  im  Umkreise  jeder  einzelnen  Cirkelfurche   4   bis   8   solcher  Oeffnungen.      Oft 
sind  sie  so  lang  als  dick,  zuweilen  auch  etwas  dicker  als  lang.      Die  lebende  Form  ist  öfter  länger  als  dick.      Im  Mittel  besitzt  jedes 
Glied  eine  Grösse  von  V288  Linie,    oder  es  hat  Ve  der  Dicke  eines  menschlichen  Kopfhaares,   oder  fast  die  Grösse  eines  menschlichen 
Blutkiigelchens;  mithin  geboren  zur  Erfüllung  des  Raumes  einer  Cubiklinie,  wenn  alle  Individuen  gleich  wären,  die  Cubikzahl  von  288, 
d.  i.  23  Millionen  (23,887,872)  Thiere.     In  jedem  Cubikzoll  aber  sind  1728  Cubiklinien,  mithin  ist  jeder  Zoll  des  Biliner  Polirschie- 
fers   etwa   aus   41000  Millionen  Thieren   gebildet.      Ferner  fand   ich   beim  Wägen   eines  Cubikzolls   des   Polirschiefers   dessen  Gewicht 
3*/3  Quentchen  oder  220  Gran.     Mithin  gehen  von  den  41000  Millionen  Thierchen  etwa  187  Millionen  auf  einen  Gran,  oder  der  Kie- 
selpanzer eines  einzelnen  solchen  Thierchens  wiegt  etwa  Vis?  Milliontheil  eines  Grans.    —   Noch  grössere  Zahlen  ergeben  sich  bei  Be- 
rechnung der  Eisenthierchen.     In  einer  Cubiklinie  haben  deren  1000  Millionen  Raum,   mithin   gehören  zii  1  Cubikzoll  dichten  Ra- 
seneisenockers  oder  Gelberde  1  Billion  Thierchen,  und  1  Cubus  von  9  Fuss  Durchmesser  wird  deren  1  Drillion  enthalten.   —   Grösse 
der  Einzelglieder  V576  bis  7t2>  oft  V288  Linie.     (Vergl.  d.  Nachtrag.) 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XXI.   Fig.  IV. 

Es  sind  8  Darstellungen  von  fossilen  Einzelthierchen  des  Biliner  Polirschiefers,  und  Ketten  desselben  sammt  dem  jetztlebenden  bei  300maliger 
Vergrösserung  dargestellt. 
Fig.  a.  und  b.    sind  kurz  cylindrische  Einzelnere  der  fossilen,  vom  Rücken  gesehen,  mit  den  2  Cirkelfurchen  und  4  sichtbaren  Oeffnungen.     Fig.  c. 

und  d.     dieselben  von  der  Seite,   einen  Ring  darstellend.     Fig.  e.    halb  gewendet.     Fig.  f.  und  g.     kettenartig  noch  vereint.     Fig.  A.    die  lebende 

Form  als  Kette.    Fig.  i.     von  der  Seite. 

209.     Gallionella  sulcata,  queerstreifige  Dosenkette.    Tafel  XXL  Fig.  v. 

G.  corpusculis  breviter  cylindricis,  utrinque  truncatis  planisque,  extus  transversa  sulcatis,   tanquam  cellulosis. 

traillonelle  sillonnee,  a  corpuscules  cylindriques  courts,  tronques  aua;  deute  bouts  et  aplanis,  etete- 
rieurement  sillonnes  en  travers  et  en  forme  de  cellules. 


—  1^1    

GalUonella  sulmta ,   Bericht  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  13.  April  1837.    p.  61. 

Au fent halt:    Im  PoKrscliicfer  von  Oran  in  der  Barbarei. 

Diese  sehr  ausgezeichnete  Art  findet  sich  mit  Actinocyclus  nur  in  dem  afrikanischen  Polirschiefer,  welcher  wahrscheinlich 
den  Namen  Tripel  veranlasst  hat,  indem  er  über  Tripolis  in  den  Handel  kam.  Die  Ketten  sind  fast  doppelt  so  dick  als  die  Breite 
ihrer  Glieder.  Jedes  Glied  hat  jederseits  neben  der  Mittclfurche  2  Reihen  zellenartig  verbundener  Queerfurchen.  —  Grösse  Vor.  his 
V72  Linie. 

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  XXI.    Fig.  V. 

Fig.  a.     ist  eine  Rückenansicht  einer  4gliederigen  Kette.     Fig.  b.     ein  halbes  Glied  in  der  Halbansicht.     Fig.  c.     ein  Einzelthier  von  der  Seite,   alle 
300mal  vergrossert. 


Nachtrag   zur   Gattung    Gallionella. 

Es  sind  ausser  den  8  hier  verzeichneten  Arten  noch  2  bis  3  fossile,  vennuthlich  neue,  Arten  zu  erwähnen.  Eine  derselben, 
aus  dem  Bergmehl  von  Santafiora,  nannte  ich  im  Bericht  der  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1836.  27.  Jul.  p.  53.  G.  italica.  Sie  unter- 
scheidet sich  durch  einen  gekerbten  Cirkelrand  von  G.  distans,  könnte  aber,  da  ich  nur  wenige,  nicht  völlig  deutliche,  Exemplare  sab, 
zum  Jugendzustand  der  G.  varians  gehören.  —  Grösse  V384  Linie.  —  Eine  andere  Art  scheint  häufig,  aber  nicht  gut  erhalten,  im 
Polirschiefer  von  Riom  in  der  Auvergne  zu  liegen.  Sie  schien  3  Cirkelfurchen  mit  Oeffnungen  zu  besitzen  und  ähnelt  oft  Spongillen- 
Nadeln,  die  darin  aber  auch  vorkommen  (vergl.  Bericht  der  Versamml.  d.  deutsch.  Naturf.  zu  Jena,  1836.  21.  Sept.  p.  76.).  Eine 
dritte  Art  könnte  die  neuerlich  im  Polirschiefer  von  Zante  und  durch  Agassis  von  Oran  entdeckte  Aredia?  Patina  seyn,  welche  die 
Hauptmasse  desselben  bildet  (Bericht  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1837.  13.  April).  [Vergl.  Actinocyclus.]  Borys  G.  comoides 
(Dict.  dass.  Navicida  p.  473.  1827.)  gehört  zu  Naunema.     Zur  Structur  vergleiche  man  Actinocyclus. 

Die  als  besondere  Arten  in  der  Gattung  Meloseira  beschriebenen  Formen  erhalten  folgende  Synonymie:  1)  Meloseira  ae- 
cjualis  Agardh  (1831.  Consp.  crit.  p.  64.)  =  G.  aurichalcea?  ;  2)  M.  discigera  Agardh  (Syst.  Alg.  1824.  p.  8.)  =  G. 
moniliformis;  3)  M.  fragilis  Kützing  (Linnea  1833.)  =  Fragilaria?,  Meridian?;  4)  M.  Jürgensii  Agardh  (1824)  =  G. 
lineata?\  5)  M.  subfieeoilis  Kützing  (Linnea  1833.)  =  G.  varians.  Unter  dein  Gattungsnamen  Conferva  sind,  ausser  den  schon 
genannten  Artnamen,  dieser  Gattung  noch  angehörig:  7)  Conferva  infle&a  Roth  =  G.  moniliformis? ;  8)  C.  fasciata  Dillwyne 
=  G.  lineata?;  9)  C.  hyemalis  Roth  =  G.  varians?;  10)  C.  ochracea  Roth  =  G.  ferruginea? .  Als  Lyngbya  und  Os- 
cillatoria  ist  G.  ferruginea  verzeichnet  worden.  Mehrere  als  Fragilaria  beschriebene  Arten  sind  unter  den  genannten  Specialnamen. 
Als  11)  Volvotc  %onatus  war  wohl  G.  nummuloides  von  Losana  beschrieben. 

Aus  einer  schärferen  Auffassung  und  Vergleichung  der  fossilen  Verhältnisse  dieser  Gattung  haben  sich  noch  folgende  Betrach- 
tungen als  sehr  nahe  liegend  aufgedrungen,  welche,  ohne  auf  wissenschaftliche  streng  erwiesene  Festigkeit  ihres  Endresultates  Anspruch 
zu  machen,  hier  eine  Erwähnung  verdienen,  um  eine  fernere  Aufmerksamkeit  herbeizuführen.  Erstens  scheint  es,  als  ob  G.  distans*> 
welche  ganz  offenbar  und  völlig  deutlich  im  Biliner  Polirscliiefer  unverändert  vorliegt,  im  dortigen  Saugschiefer  einer  Auflösung  theil- 
weise  ausgesetzt  gewesen  ist.  Ferner  giebt  es  Halbopale  von  Bilin,  deren  Hauptmasse  noch  deutlich  dicht  aneinandergedrängte ,  etwas 
aufgelöste,  ähnliche  Gallionellen  erkennen  lässt,  die  die  grösseren  Formen  der  G.  varians  weniger  verändert  einschliessen.  Der  G. 
distans  sehr  ähnliche  Körperchen  lassen  sich  auch  in  dem  Steinmarke  erkennen,  welches  den  Edelopal  bei  Kaschau  umgiebt,  und  im 
gemeinen  Opale  von  Kosemitz  und  Kaschau  haben  sich  den  Gallionellen  oder  Py&idiculis  ähnliche  Körperchen  in  der  Substanz  auch 
erkennen  lassen.  Eine  solche  auffallende  Beziehung  von  Organismen  zu  eigenthiimlichen  edlen  Steinarten  schärfer  abzugrenzen,  ist  ge- 
wiss einer  weiteren  intensiven  Forschung  für  die  Zukunft  zu  empfehlen.  Sehr  auffallend  und  bemerkenswerth  ist  es  auch,  dass  die  Dia- 
manten mit  Steinmark  in  eisenocker-  (Gallionellen?-)  haltigem  Geröll  vorkommen.  Ich  begnüge  mich  und  scheue  mich  nicht,  auf  die 
übrigen  Resultate  gestützt,  die  Aufmerksamkeit  auf  diese  organischen  Verhältnisse  zu  lenken,  wo  die  intensivesten  anderweitigen  For- 
schungen aus  dem  Gesichtspunkte  des  rein  Unorganischen  an  Grenzen  geriethen,  welche  jede  Aussicht  auf  Lösung  der  interessanten 
Fragen  über  die  Bildung  dieser  Körper   zu   verschliesscn  scheinen. 


SIEBENÜNDFUNFZIGSTE     GATTUNG:      STRAHLENDOSE. 

Actiiiocyelus.    Actinocycle. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Bacillariorum,  liberum,  lorica  simplici,  bivalvi,  (silicea),  subcylindricimi 
(disciforine),  septis  internis  radiantibus  pluribus,  divisione  spontanea  imperfecta  eateniforme. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Bacülaries,  libre,  ayant  une  carapace  simple,  Mvalve, 
(siliceuse),  deforme  cylindrique  {discoide),  divise  ä  l'mterieur  par  plusieurs  parois 
rayonnants,  se  multipliant  par  division  spontanee  imparfaite  en  forme  de  chalne. 

Die  Gattung  der  Strahlendosen  zeichnet  sich  in  der  Familie  der  Stabthierchen  durch  freie 
Selbstständigkeit,  einen  einfachen  2schaaligen  (Kiesel-)  Panzer,  scheibenartige  (kurz  cylindrische)  Gestalt 
und  dadurch  besonders  aus,  dass  strahlenartige  Scheidewände  den  innern  Raum  in  mehrere  concentrische 
Zellen  theilen.    Durch  Selbsttheilung  wird  sie  kettenförmig. 


- ±72    

Die  Gattung  Actinocyclus  wurde  am  13.  April  1837  in  dem  Berichte  der  Berl.  Akad.  d.  Wissensch. 
bezeichnet ,  wird  aber  hier  zuerst  characterisirt  Sie  besteht  aus  2  Arten,  welche  beide  nur  fossil  als  Po- 
lirschiefer  vorkommen.  In  physiologischer  Hinsicht  sind  diese  Formen  durch  ihre  Erläuterung  der  Structur 
der  Gallionellen -Körper  merkwürdig,  in  geognostischer  Hinsicht  dadurch,  dass  sie  bisher  von  allen  zahlrei- 
chen fossilen  Infusorien  die  einzigen  sind,  welche  eine  besondere,  in  der  Jetztwelt  gar  nicht  beobachtete, 
Gattung  {Genus)  ausmachen.  In  ersterer  Rücksicht  erkennt  man,  dass  die  mit  mehreren  Oeffnungen  durch- 
brochene mittlere  Cirkelfurche  der  Gallionellen  zu  einem  strahlenförmig  organisirten  Innern  führt,  welches 
hier  deutliche  Scheidewände  für  die  einzelnen  Oeffnungen  zeigt.  Der  Bau  der  einzelnen  flach  schüsselarti- 
gen Körperplatten  ist  feinzellig  und  weicht  auch  dadurch  von  Gallionella  ab,  welche  Gattung  sich  aber 
durch  G.  sulcata  und  (G.?)  Arcella?  Patina  in  letzterer  Beziehung  doch  eng  anschliesst. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  nur  im  tertiären  Polirschiefer  von  Oran  in  Afrika  beobachtet,  wel- 
cher den  älteren  eigentlichen,  aus  Tripolis  bezogenen,  Tripel  auszumachen  scheint. 

fclO.    Actinocyclus  senarius,  sechszellige  Strahlendosen     Tafel  xxi.  Fi«,  vi. 

A.  lorica  cellulosa,  disciformi,  radiis  internis  cellulisqtie  senis. 

Actinocycle   sitcain,   a  carapace  celluleuse  >   discoidc,    ayant  sicc   cloisons  et  nutant  de  cellules  ?nlc- 
rieures. 

Actinocyclus  senarius,  Bericht  der  Akademie  d.  Wissens  ob.  zu  Berlin,   13.  April  1837.  p.  61.  > 

Aufenthalt:    Im  Polirschiefer  von  Oran. 

Der  Polirschiefer  von  Oran  enthält  in  grösster  Masse  scheibenförmige,  zellige,  sehr  dünne  Plättchen  von  Kieselerde.  Genau 
besehen  sind  es  keine  Scheiben,  sondern  flache  Schüsselchen.  Die  grösseren  und  grosszelligen  lassen  noch  im  Zweifel,  ob  sie  einzeln 
abgeschlossenen  Organismen  angehören.  In  diesem  Falle  könnte  man  sie  zu  den  Arcellis  stellen  (Arcella?  Patina).  Gehören  aber 
2  so  zusammen,  dass  sie  vereint  eine  flache  scheibenartige  hohle  Büchse  bilden,  so  würden  sie  wohl  zu  Gallionella  gehören,  indem 
auch  G.  sulcata  deutlicher  diese  Bildung  zeigt.  Mit  diesen  scheibenförmigen  Plättchen  findet  man  eben  so  zahlreich  noch  andere  nur 
wenig  kleinere  gleichzeitig,  deren  maschige  Textur  weniger  regelmässige  Spiralen  bildet  und  die  bei  scharfer  Betrachtung  unter  Wasser 
6  strahlenförmig  vom  Centrum  ausgehende  Speichen  erkennen  lassen,  wodurch  der  innere  Raum  in  6  gleichgrosse  concentrische  Kam- 
mern zerfällt.  Diese  sind  Actinocycli.  Von  diesen  gehören  offenbar  immer  2  Plättchen  zusammen  und  bilden  einen  flachen  Gallionel- 
len-artigen, wie  eine  Münze  gestalteten,  Körper.  Ich  habe  bei  angestrengtem  Nachforschen  dergleichen  noch  zusammenhängende  auch 
direct  beobachtet,  die  meisten  sind  zerfallen.  So  mag  es  auch  Ketten  geben,  wie  sie  bei  G.  sulcata  beobachtet  sind.  Häufig  sah  ich 
von  den  6  Feldern  zwischen  den  6  Speichen  3  dunkler,  3  abwechselnd  heller,  und  vermuthete,  dass  an  den  dunkeln  Feldern  beide 
Schaalen  noch  vorhanden  wären,  an  den  hellen  aber  nur  eine.  Vermuthung  blieb  auch,  dass  auf  der  schmalen  Seite  in  der  Verbin- 
dungslinie beider  Platten  (der  Cirkelfurche  der  Gallionellen)  ebensoviel  Oeffnungen  vorhanden  seyn  möchten,  als  Kammern  sind.  Sehr 
viele  dieser  Scheiben  haben  im  äussersten  Umkreis  einen  lösbaren,  eng  anschliessenden  Ring,  und  häufig  sieht  man  diese  Ringe  als 
feine  krumme  halbcirkelförmige  Stäbchen  einzeln  daneben  liegen.  Diese  Ringe  oder  Einfassungen  entsprechen  ganz  der  Verbindungshaut 
der  Gallionellen -Glieder,  und  da  ich  neuerlich  eine  Arcella?  Patina  auch  mit  solchem  Ringe  gesehen  zu  haben  meine,  so  schliesse 
ich  mit  grösserer  Wahrscheinlichkeit  jetzt  auf  ihre  nähere  Verwandtschaft  zu  Gallionella.  —  Grösse  Vog  bis  Vco  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXI.   Fig.  VI. 

Fig.  a.    ist  eine  Scheibe  von  der  Seite  gesehen.    Fig.  b.    eine  andere  vom  Rücken.    Fig.  c.    eine  halbe  von  der  Seite.    Fig.  d.    Fragmente  des  äus- 
seren Ringes,  alles  300mal  vergrössert. 

211.    Actinocyclus  octonarius,  achtteilige  Stralilendose.    Tafel  xxi.  Fig.  vn. 

A.  lorica  cellulosa,  discifonni,  radiis  internis  cellulisque  octonis. 

Actinocycle  haitain,  a  carapace  celluleuse,  discozde,  ayant  8  cloisons  et  8  cellules  interieures. 

Actinocyclus  octonarius ,   Bericht  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1837.   13.  April,  p.  61. 

Aufenthalt:    Im  Polirschiefer  von  Oran. 

Diese  ebenfalls  nur  fossile  Art  ist  etwas  grösser  und  weniger  häufig  mit  der  vorigen.  Abwechselnd  dunklere  und  hellere  Fel- 
der sah  ich  nicht.  Die  8-Theilung  war  auch  sehr  regelmässig. —  Grösse  V48  Linie.  Arcella?  (G all.?)  Patina  ist  meist  doppelt  so 
gross  (V24  Linie),  zuweilen  noch  grösser. 

Erklärung   der  Abbildung    Taf.  XXI.   Fig.  VII. 
Es  ist  ein  Exemplar  von  der  flachen  Seite,  300mal  vergrössert,  mit  seinem  Ringe. 


1¥3    - 

ACHTUNDFUN  FZ  IGSTE     GATTUNG:      SCHIFFCHEN. 

ÄTavicula.    UTavicwle. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Bacillarioram,  liberum,  solitariuin  aut  geminatum,  lorica  simplici,  bi- 
valvi  aut  multivalvi,  (silicea),  prismatica,  divisione  spontanea  nunquam  cateniforme,  aperturis 
loricae  singulac  senis. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Bacillaries^  libre^  isole  ou  binaire^  uya?it  une  carapace 
simple,  bivalve  ou  multivalve,  (siliceuse),  prismatique,  pourvue  de  six  ouvertures ;  ja- 
mais  reuni  en  forme  de  chaine  par  division  spontanee  parfaite. 

Die  Gattung  der  Schiffchen  unterscheidet  sich  in  der  Familie  der  Stabthierchen  durch  freie  Selbst- 
ständigkeit der  einzelnen  oder  doppelten  Körper,  und  durch  einfachen  zwei-  oder  mehrschaaligen  prismati- 
schen (Kiesel-)  Panzer 5  welcher,  ohne  je  mehr  als  2-  oder  4gliederige  Ketten  zu  bilden,  6  Oeifnungen 
besitzt. 


Crescliiclitliclie  Sirläufening  zur  Crattung  der  §cltiffc!ieii. 

Die  Gattung  Navicida  bildete  Bort  de  St.  Vincent  1822  im  Dict.  classique  d'hist.  not.  Art.  Bacillaries  als  Thier- 
gattung,  allein  1824  (richtiger  wohl  1825)  stellte  er  sie  in  der  Encyclopedie  method.  d' hist.  not.  mit  13  Arten  in  sein  Reich  der 
Psychodien,  die  abwechselnd  Thiere  und  Pflanzen  wären,  was  er  1827  im  Dict.  classique  wiederholte.  Jetzt  umfasst  die  Gattung 
etwa  40  Arten.  Leeuwenhoek's  und  Joblots  Stabthierchen  mögen  Synedrae  oder  Vibrio  Bacillus  gewesen  seyn.  Die  ersten 
sicheren  Formen  scheinen  Arderon  und  Baker  1754  als  Haberthier  (Nav.  fulva?)  beobachtet  zu  haben.  Schrank  beschrieb 
wohl  dasselbe  1776  als  Chaos  infusorium.  Herrmann  1784  und  O.  F.  Müller  1786  beobachteten  Nav.  gracilis  >  vielleicht 
auch  N.  phoenicenteron  und  Librile  als  Infusorien  der  Gattungen  Enchelys  und  Vibrio ,  mithin  als  Thiere.  Colombo  verwech- 
selte wohl  1787  in  Conegliano  eine  Navicula  mit  Synedris,  kann  aber  die  von  ihm  angegebenen  Oeffnungen  nicht  gesehen,  nur  ver- 
mutliet  haben  (Colombo,  mikrosk.  Beob.  übers.  1793.  p.  91.  Taf.  I.  Fig.  9.).  Schrank  beschrieb  1796  2  Arten  als  Vibrio  tur- 
rifer  und  V.  Fusus  (s.  Cocconema  und  Nav.  fulvä).  Eine  blosse  Abbildung  der  Nav.  gracilis  gab  Kammacher  in  Adam's 
Essay  on  microsc.  1798.  Taf.  XXVI.  Fig.  F.  Viele  fleissige,  aber  meist  unrichtige,  Beobachtungen  über  diese  Körper  machte 
Girod  Chantrans  zuerst  1797  und  umständlicher  1802  bekannt.  Weil  er  sie  immer  mit  Oscillatorien  fand,  so  hielt  er  sie  für  Ent- 
wickelungszustände  derselben,  beschrieb  und  zeichnete  in  unklaren  Figuren  den  Uebergang  der  Form  und  auch  das  Eierlegen.  Er  hielt 
die  Oscillatorien  für  die  Larven  der  Naviculae^  und  letztere  für  den  allein  fortpflanzungsfähigen  Zustand  jener  {Recherch.  sur  les 
Conferves  p.  41.).  [Vergl.  Nav.  fulva  und  gracilis.]  Seine  Figuren  Tafel  VI.  Fig.  VII.  erläutern  aber  das  BAKERsche  Ha- 
berthier, welches  ähnlich  und  eben  so  unkenntlich  aufgefasst  war.  Uebrigens  hielt  er  sie  für  entschiedene  Thiere  (p.  38.).  Durch 
die  kettenartige  und  fadenartige  Bildung  der  Fragilarien,  Achnanthes  und  Gallionellen,  welche  grosse  Aelmlichkeit  mit  Con- 
ferven  haben ,  glaubten  die  Botaniker  sich  seit  50  Jahren  berechtigt,  ähnliche  Formen  als  Pflanzen  aufzuführen,  und  O.  F.  Müller 
fing  1783  damit  an,  dass  er  Achnanthes  longipes?  und  Gallionella  moniliformis  als  Conferven  beschrieb.  So  verzeichneten  denn 
die  Botaniker  die  kettenartig  zusammenhängenden  Naviculas  immerfort  als  Algen ,  und  die  Zoologen  die  einzeln  lebenden,  bewegteren 
Schiffchen  als  Thiere.  Kein  Wunder,  dass  man  auf  die  Idee  gerieth,  die  Thier-  und  Pflanzennatur  wäre  in  diesen  Formen  unent- 
schieden oder  wechselnd  (s.  die  Einleit.  zur  Familie  p.  137.). 

Die  prismatische  Gestalt   der  Naviculae   erkannte   schon  0.  F.  Müller   bei  N.  gracilis;    sie   war   auch   die  Ursache  des 
Irrthums  über  ihre  Formveränderungen  bei  Girod  Chantrans,    allein  durch  Nitzsch  wurde  sie  1816   zu   einem  wichtigen  Character 
erhoben.     Der  auffallende  Umstand,  dass  diese  Thierchen  mit  dem  Tode  ihre  Gestalt  gar  nicht  verlieren,  sondern  den  lebenden  bis  auf 
den  Mangel  an  Bewegungsfähigkeit  völlig  gleich  bleiben,    was   durch   eine   glasartige    harte  Schaale    (den  Panzer)    bedingt  wird,   veran- 
lasste, dass  der  letztere  sie  p.  66.  mit  belebten  Crystallen  verglich  und  die  bewegungslosen  Formen   für   pflanzliche,    die  bewegten  aber 
für  thierisch- belebte  besondere  Arten  in  einer  und  derselben  Gattung  Bacillaria  verzeichnete,   in   welche   er  auch  die  wahren  B a cil- 
iar ien  und  Fragilarien  vereinigt  aufnahm.     Er  hielt  damals  sehr  richtig  die  bandartigen  Formen  für  Vervielfältigung  eines  ursprüng- 
lich einfachen  Stäbchens  (p.  72.).     [S.  Nav.  phoenicenteron.]     Gaillon  beschrieb  1820  in  den  Schriften  de«  Akad.  zu  Rouen  Na- 
vic.  gracilis'?   als  Vibrio  ostrearius.     Nitzsch  bearbeitete    1821    den  Artikel  Bacillaria  in  Ersch  und  Gruber's  Encyclopädie. 
Er  hielt  die  bandartigen  Fragilarien  aber  nun  für  Jugendzustände  der  Einzelstäbchen.    Bei  der  ersten  Sonderung  der  isolirten  schiff- 
artigen Körperchen  1822  gab  Bory  der  Gattung  3  Arten,  deren  eine  aber  aus  Spongillen-Nadeln  bestand  (Echinella  acuta).    Im 
Jahre  1824  beschrieb  Bory  13  Arten,  während  gleichzeitig  Agardh  im  Systema  Algarum  mehrere  dieser  Formen  mit  wahren  Fr  u- 
stulien,  Synedris  und  Podospheni^en   zur  Gattung  Frustulia  stellte.     Letzterer  hielt  eine  schleimige  Umhüllung  für  beständigen 
Gattungscharacter,  indem  er  wahrscheinlich  Naunemata  des  Salzwassers   und  wahre  Frustulien   häufiger  beobachtet  hatte,    während 
Bory  diese  nicht,  aber  wahre  freie  Naviculas  häufiger  gesehen.     Bory  scheint  um  dieselbe  Zeit  eine  Navicula  mit  Vibrio  Bacil- 
lus verwechselt  zu  haben  (s.  Vibrio).  —  Leo  in  Berlin  behauptete  1824  (nach  Link,  Abhandl.  d.  Bcrl.  Akad.  1824.  p.  45.)   wie- 
der  ein  Zerfallen   der  Oscillatorien   in  Navicidas^    und  Gaillon  in  Dieppe   hielt   schon  1823,    durch  Untersuchung   des  Naunema 
Dillwynii  (Conferva  comoides  Dillw.)  verleitet,  letztere  für  eine  wiilkührliche  Zusammenhäufung  von  Naviculis  in  Form  einer  Con- 
ferve,  die  später  wieder  in  Einzelthiere  zerfalle.     Aehnliches  geschehe  von  Monaden.     Er  nannte  diese  Bildungen  Nemazoones  oder 
Nemazoaires ,   und   theilte   erst  1825  im  Dict.  d?hist.  not.  Art.  Nemaz.   die  Details   ausführlicher  mit.      Die  Conferva   comoides 
nannte  er  als  besondere  Gattung  Oirodella  com.  (s.  Naunema).     Fries  in  Lund,   der  verdienstvolle  Mycolog,    sah  1825  noch  be- 
stimmter als  Nitzsch  die  prismatische  Form  der  Navicula  als  Grenze   des  Organischen   und  Unorganischen   an    {Syst.  Orbis  veget. 
p.  355.).     Bory  meldete  1825,   er  habe  dieselben  Navicula  -Arten  im  Niemen  und  in  Isle  de  France   beobachtet.     Man  unterschied 
sie  aber  damals  nicht  hinreichend  genau  (Dict.  class.  VII.  p.  254.). 

44 


174 

Turpin  untersuchte  1826  in  Dieppe  selbst  Gaillons  Beobachtungen  und  erldärte  sie  1827  sanmit  den  dadurch  erweckten 
Ideen  für  irrig.  Vielmehr  sey  jede  Navicula  eine  einfache  starre  Pflanzenzelle ,  eine  eingliederige  Conferve,  die  an  der  Grenze  des 
Thier-  und  Pflanzenlebens  stehe  und  welche  man  nothwendig  als  Pflanzenthier  zu  betrachten  habe.  So  seyen  die  runden  Kiigel- 
chen  im  Innern  der  Pflanzenzellen  ein  eben  solcher  selbstständiger ,  nur  in  geringem  Grade  belebter,  Pflanzenstoff,  den  er  Globuline 
nennt,  während  er  nun  vorschlägt,  die  schiffchenartigen  ähnlichen  inneren  Körperchen  der  Girodella  als  besonderen  Pflanzenstoff  Na- 
viculine  zu  nennen.  Das  selbstständige  Leben  der  Pflanzenzellen  hatte  derselbe  Beobachter  kurz  vorher  zu  erweisen  und  zu  befestigen 
gesucht.  —  Die  inneren  Bläschen  der  Naviculae  selbst  hält  Turpin,  wie  Girod  Chantrans,  für  Keimkörner,  die  er  an  den  En- 
den hervorschleudern  und  nach  einigen  Tagen  sich  bewegen  und  heranwachsen  sah,  was  er  auch  abgebildet  hat.  Dabei  nennt  er  N. 
scalprum  von  Gaillon  als  neue  Art  und  theilt  6  Namen  (p.  19.)  mit,  welche  Bory  einer,  wie  ihm,  aber  mit  Unrecht,  scheint,  ein- 
zelnen Art  gegeben  hat  (Mem.  du  Mus.  d'hist.  nat.  XV.  1827.  PL  10.).  [Vergl.  Nav.  gracilis.}  Agardh  beschrieb  1827  in 
der  Flora  wieder  noch  3  —  4  Arten  in  seiner  Gattung  Frustulia  als  Pflanzen.  Leiblein  verzeichnete  ebenda  1827  4  Arten  nach 
Nitzsch  als  Bacillariae  von  Würzburg,  und  nannte  die  Spongillen-Nadeln  Frustulia  asbestina.  Gleichzeitig  sprach  Curt 
Sprengel  (Syst.  Vegetab.)  seinen  Zweifel  darüber  aus,  ob  die  Frustulien  nicht  Eier  wären,  und  Meyen  erklärte  wieder  die  Ba- 
cillarien  für  Junge  der  Oscillatorien  (Linnea  2.  401.).  Turpin  beschrieb  1828  2  Naviculas ,  deren  eine  ein  Cocconema  ist,  und 
eine  dritte  Navicula  als  Bacillaria  conjugata.  Bacillarien  und  Naviculas  unterschied  er  nur  dadurch,  dass  jene  prismatisch 
abgestutzt,  diese  lanzetförmig  zugespitzt  wären«  Ferner  theiite  er  sehr  stark  vergrössertc  Abbildungen  der  Navicula  striatula  mit, 
die  er  als  Phytozoeiigattung  unter  dem  Namen  Surirella  beschrieb  {Mem.  du  Mus.  d'hist.  nat.  XVI.).  Gleichzeitig  bildete  der- 
selbe 8  Arten  Navicula  unter  10  Namen  im  Dict.  des  sc.  natur.  ab.  Agardh  theiite  1828  umständlichere  Nachrichten  über  einige 
seiner  Frustulien  in  den  Iconibus  Algar.  europ.  mit,  und  1830  und  1831  vergrössertc  er  in  seinem  Conspectus  crit.  Diatomac. 
die  frühere  Gattung  Frustulia ,  die  er  in  krumme  (Cymbellas)  und  gerade  (Frustulias)  theiite,  auf  23  Arten,  worunter  auch  eine 
brasilianische  nach  v.  Martiüs  (s.  Nav.  gracilis).  Ein  Versuch,  seine  Gattungen  von  Navicula  zu  unterscheiden  (p.  6.),  ist  nicht 
glücklich.  Beides  war  ursprünglich  offenbar  dasselbe.  Ueber  Gailloints,  Türpins  und  Bort's  Entwickelungs -Ideen  spricht  er  sich 
dabei  vergleichend  aus. 

Im  Jahre  1829  verzeichnete  ich  2,  1823  auf  der  Reise  mit  Dr.  Hemprich  im  sinaitischen  Arabien  beobachtete,  Naviculas 
als  Thiere  (Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  1829.),  und  im  Jahre  1830  wurde  die  Gattung  Navicula  unter  den,  mit  hartem  2schaaligen 
Panzer  versehenen,  Bacillarien  aufgeführt  (Symbolae  phys.  Evertebr.  I.  Hemprich  u.  Ehrenserg).  Im  Jahre  1830  wurden  auch 
7,  in  Russland  und  Sibirien  auf  der  Reise  mit  Herrn  v.  Humboldt  beobachtete,  Arten  der  Gattung  angezeigt,  von  denen  nur  3  bei 
Berlin  vorgekommen  (Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1830.).  Im  Jahre  1831  wurde  ebenda  der  Character  der  Queerstreifung  eini- 
ger Arten  zur  Unterabtheilung  benutzt  und  es  wurden  12  selbstbeobachtete  Arten  mit  der  Bemerkung  characterisirt,  dass  mehrere  russische 
und  sibirische  Arten  sich  nachher  noch  bei  Berlin  vorgefunden.  An  gleichem  Orte  wurden  1833  (1832)  noch  7  Arten,  worunter  5 
neue,  mit  vielem  Detail  über  die  Structur  und  mannigfacher  Kritik  hinzugefügt.  Kützing  beschrieb  1833  in  der  Linnea  55  Arten 
der  Gattung  Frustulia ,  worunter  jedoch  nur  14  Naviculae  waren,  die  übrigen  sind  theils  Synonyme  derselben  Arten,  theils  Arten 
der  Gattungen  Py&idicula,  Cocconema ,  Gomplionema,  Closterium,  Frustulia  und  Synedra.  Derselbe  entdeckte  den  Kieselge- 
halt des  Panzers,  was  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  1833.  p.  319.  noch  angezeigt  und  bestätigt  wurde.  Wallroth  nannte  1833 
die  Gattung  Frustulia  Rhabdium  (Flora  cryptog.  Germaniae  II.  116.).  Im  Jahre  1835  beschrieb  Corda  einige  Arten  Navi- 
cula unter  den  verschiedenen  Gattungsnamen  Surirella,  Navicula,  Frustulia  und  Pliaryngoglossa  im  Almanac  de  Carlsbad. 
Er  bezeichnete  einen  einfachen  Darm,  Füsse,  eine  Zunge  und  das  OefFnen  und  Schliessen  der  Schaalen,  wie  Baker  1754,  ohne  recht 
genaue  Unterscheidung  des  Gesehenen.  Eine  Beurtheilung  der  neuen  Namen  findet  sich  in  Wiegmann's  Archiv  für  Naturgesch.  1836. 
II.  ]).  185.  In  gleichem  Jahre  wurden  die  verwandten  Gattungen  Cocconeis,  Syncyclia  und  Frustulia  theils  gebildet,  theils  schär- 
fer characterisirt  (Abhandl.  d.  Berl.  Akad.),  und  die  Queerstreifung  der  Surirellen  numerisch  als  scharfer  Special -Character  ange- 
zeigt (Naturforsch.  Gesellsch.  zu  Berlin,  April  1835.  Spener'scIic  Zeitung,  25.  April  1835,  Nr.  96.).  In  derselben  Zeit  wurden 
die  13te  und  14te  Tafel  dieses  Werkes  gestochen. 

Die  geologisch  interessanten  und  fossilen  deutlicheren  Yerhältnisse  der  Infusorien  begannen,  nach  Gallionella  ferruginea,  mit 
dem  Erkennen  von  Navicula  striatula  und  andern  bekannten  Seethieren  dieser  Gattung  im  Mineral -Wasser  zu  Carlsbad,  und  bald 
darauf  anderer  Arten  im  Kieseiguhr  zu  Franzensbad  (Bericht  der  Berl.  Akad.  der  Wiss.  April  1836.  p.  32.  —  Wiegmann's  Archiv 
f.  Naturgesch.  1836.  I.  p.  240.).  Von  den  jetzt  lebenden  Arten  sind  14  Naviculae  bisher  im  fossilen  Zustande  aufgefunden  worden: 
N.  viridis,  gibba,  fulva,  striatula,  capitata,  Zebra,  gracilis,  phoenicenteron,  viridula,  Librile,  inaer/ ualis,  bifrons,  lan- 
ceolata  und  Scalprum.  Nicht  lebend  bekannte,  neue  Arten  fanden  sich  im  fossilen  Zustande  bisher  10:  N.  granulata,  Follis, 
Crucc,  Cari,  Trochus,  macilenta,  suecica,  trinodis,  dieephala,  Glans  (Bericht  der  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  Juni  1836. 
p.  53,  56  und  83.  1837.).  In  Poggendorff's  Annalen  der  Physik  und  Chem.  1836  wurden  auf  Tafel  III.  einige  fossile  abgebildet. 
Im  Februar  1837  wurden  die  beiden  lebenden  Arten  N.  turgida  und  Zebra  in  eine  besondere  Gattung,  Eunotia,  abgesondert,  wozu 
sich  noch  7  neue  fossile  Arten  aus  schwedischem  Bergmehl  gefunden  hatten,  und  diese  wurden  im  April  durch  noch  andere  Arten  des 
Kieselguhrs  von  Kyinmene  Gärd  in  Finnland  und  des  Polirschiefers  von  Oran  in  Afrika  vermehrt  (Bericht  d.  Beil.  Akad.  d.  Wissensch. 
Febr.  1837.  p.  45,  61.     Mittheil.  d.  Berl.  naturforsch.  Freunde,  April  1837.). 

An  Structurverhältnissen  ist  vielerlei  ermittelt,  doch  fehlt  es  noch  an  scharfen  Beweisen  für  die  Function  und  richtige  Deu- 
tung mancher  Hauptorgane ,  wodurch  Unsicherheit  in  Urtheil  und  Ausdruck  kommt.  Directe  Erkenntniss  und  das  Gesetz  der  Analogie 
leiten  dennoch  vereint  ziemlich  befriedigend  auf  folgende  Verhältnisse.  Ein  geschlossenes,  meist  deutlich  4seitig  prismatisches ,  hartes 
und  glasartiges,  aus  Kieselerde  bestehendes,  Kästchen  (testula  bivalvis),  welches  beim  Trocknen  oft  von  selbst  in  2  Hälften  klafft 
und  durch  leichten  Druck  meist  in  gleiche  Längs -Hälften  zerbrochen  wird,  bildet  den  Panzer.  Zuweilen  spaltet  es  sich  in  4  Längs- 
theile, und  beim  Queerschnitt  zerfällt  es  in  4  oder  8  Theile.  Diese  Theilbarkeit  ist  durch  sichtbare  feine  Längslinien  an  den  Thei- 
lungsstellen  vorbereitet,  die  aber  in  keinem  scharf  beobachteten  Falle  ein  bewegliches  Schloss  bilden,  obwohl  Baker  und  Corda  diess 
behaupten.  Die  Zahl  der  Theile  (Valven)  bestimmt  sich  zuweilen  nach  ebensoviel  Reihen  innerer  erhabener  Queerleisten  oder  Rippen, 
welche  besonders  in  den  Ecken  des  Prismas  liegen  und  die  Mitte  der  Valven  einnehmen.  Zuweilen  sind  alle  4  Ecken  innerhalb  mit 
kurzen  Rippen  versehen,  scheinbar  gefurcht,  dann  zerfällt  die  Schaale  in  4  gleiche  Theile;  zuweilen  sind  je  2  Rippenreihen  verschmol- 
zen und  2  Hälften  der  Schaale  zusammenhängend  queergefurcht,  dann  zerfällt  sie  in  2  Theile.  Jedoch  haben  viele  Arten  auch  gar 
keine  innern  Rippen;  die  aber,  welche  deren  haben,  zeigen  ein  sehr  constantes  Zahlen verhältniss  derselben  zur  Länge,  so  dass  Junge 
einer  und  derselben  Art  sich   von  Alten    durch  so  viel   weniger  Rippen   characterisiren,    als   sie  an  Grösse  nachstehen,    halb   so   grosse 


1V5 

durch  gerade  halb  so  viel,  —  Die  Längslinien,  in  denen  die  Theilung  geschieht,  scheinen  bei  einigen  Arten  stellenweise  durchbrochen 
zu  seyn.  Bei  allen  wahren  Arten  hat  der  Panzer  6  deutliche  Oeffnungcn.  Sie  liegen  auf  2,  Rücken  und  Bauch  oder  Seitenflächen,  je  2 
einander  gegenüber,  so  dass  jederseits  3  vorhanden  sind,  deren  eine  grössere  in  der  Mitte  liegt  und  deren  je  eine  kleinere  seitlich  an 
den  Enden  befindlich.  Durch  Glühen  auf  Platinblech  kann  man  die  inneren  thierischen  Theile  verbrennen  und  die  kleinen  Kieselpanzer 
ganz  rein  erhalten.     In  natürlichem  böhmischen  Kieselguhr  und  italischem  Bergmehl  sieht  man  sie  unter  Wasser  sehr  rein. 

Der   gallertige   farblose  Körper  ist  bei  allen  Naviculw  durch  die   ganze  Schaale    verbreitet,    bildet   aber   in    der  Mitte   einen 
dem  Hagel  im  Ei  ähnlichen,    schärfer  umschriebenen,    farblosen,    dalier  hellen,    Fleck.  —   Als  Bewegungsorgan   ist   von  mir  bei  Nav. 
fulva  ein  ungeteilter,   fleischiger,    aus  der  mittleren  Oeffnung  sich  weit  verbreitender,    aber   eng    an  der  Schaale    anliegender,    sohlen- 
artiger Fuss   beobachtet   worden,    der   einem  Schneckenfasse    der   Baum-    oder  Wegschnecke   gleicht.      Seine    Seite   nenne   ich   die 
Bauchseite.     Dieser  Fuss  dient  zum  Kriechen,  aber  auch  zum  Anziehen  und  Fortschieben  benachbarter  Substanzen  während  des  Ruhens. 
Bei  derselben  mittleren  Oeffnung  vereinigen  sich  die  4  Theile  des  Eierstocks,    und   so    mag   wohl  die  gegenüberliegende  zweite  mittlere 
Oeffnung  die  auf  dem  Rücken  liegende  Geschlechtsöffnung  seyn.      Ob   von   den  4  andern  Oeffnungcn   an  den  Spitzen  die  2  der  Bauch- 
seite Ernährungsöffnungen  (Münde) ,  die  2  der  Rückenseite  Respirationsöffnungen  sind,  ist  unentschieden.     Ja  bei  Nav.  fulva,  turgida 
und  splendida  sind  in  der  Nähe  dieser  Endöffnungen  innere  bewegte  dunkle  Körperchen,   welche    den  Papillen   der  Closterien   ähn- 
lich sind.     Wären  diess  innere  Tastorgane  im  Schlünde  oder   im  Respirations-Canale  ?   —    Ernährungsorganismus.      Eine    dircete   Ent- 
scheidung über  die  fungirenden  Ernährungsorgane  liess  sich  durch  farbige  Nahrung  bis  jetzt  nicht  erlangen,  allein  viele  zerstreute  innere 
veränderliche  farblose  Bläschen  sind  bei  vielen  Arten  der  Gattung  deutlich  sichtbar  und  diese  lassen  sich  ungezwungen  für  polygastrische 
Magenzellen  ansehen.     An  Oeffnungen  zur  Stoffaufnahine  fehlt  es  nicht,    nur  sind  die  fungirenden  noch  im  Zweifel,    wie  sie  es  bei  an- 
dern deutlichen  Thieren  auch  noch  sind.    Was  Corda  bei  Pharyngoglossa  für  Darm  hielt,  war  nur  die  mittlere  dunkle  Längsfurche 
des  Panzers  (s.  Nav.  Sigma) ;    was  er  für  Zunge  hielt,    mag  ein  anhängendes  fremdes  Körperchen  gewesen  seyn.   —    Als  Fortpflan- 
znngsorganismus  erscheint  ein  sehr  zusammengesetzter  Apparat  in  jeder  Navicula.      Es  beziehen  sich  darauf  die  gelben,    braunen  oder 
grünen  Färbungen  im  Innern.     Diese  farbigen  Organe  bestehen  aus  2  bis  4  (8?)  breiten  Binden,  welche  in  der  Mitte  sich  vereinigend, 
festgeheftet  an  den  Enden  frei  sind  und  nach  2  Richtungen  symmetrisch  entgegengesetzt  die  Navicula  oft  ganz  erfüllen.     Sie  sind  zwi- 
schen die  inneren  Rippen  des  Panzers  so  eingesenkt,  wie  die  Lungen  in  die  Zwischenräume  der  Rippen  der  Säugethiere  oder  die  Nie- 
ren der  Vögel  zwischen  die  Wirbelfortsätze.     Meist  sind  es  2  längere  dunkler  braune  und  2  kürzere  blassgelbe  Bänder,  welche  bei  N. 
Librile,   striatula,    bifrons  und  andern  am  Rande  gezahnt,    öfter  glatt  sind.      Diese   farbigen  Organe   sind   erfüllt   oder    gebildet  von 
gleichgrossen  feinen  Körnchen,  daher  Eierstöcken  leicht  vergleichbar.     Bei  jungen  kräftig  bewegten  Thierchen  sind  sie  gespannt  und  er- 
füllen fast  den  ganzen  inneren  Raum,    bei  älteren  nehmen  sie  sehr  verschiedene  contrahirte  Formen  an,   werden   dabei  röthlich  und  vio- 
let  (phoenicenteron)  und  verschwinden,  bei  noch  beweglichen  Schiffchen,  (durch  Entleeren  der  Eierchen?)  fast  ganz.     Girod  Chan- 
trans und  Türpin  wollen  das  Entleeren  der  Eierchen  an  den  Enden  der  Schiffchen   gesehen  haben,    allein   diese  Beobachtung   bedarf 
der  Bestätigung.     Ueberdiess  erkennt  man  in  vielen  Arten  2  bis  4  augenartige  runde  Bläschen,   welche   periodisch   da  sind   und   fehlen, 
aber  nicht  veränderlich ,   nicht  contractu  sind.     Diese  lassen  sich  vielleicht   sogar  mit  männlichen  Samendrüsen   richtig  vergleichen.      So 
fehlt  es  denn  keineswegs  an  Zusammensetzung   der  Organisation,    sondern   nur   noch   an    befestigter  Sicherheit   in   der  Beurtheilung  der 
Function.     Zum  Fortpilanzungs-Verhältniss  gehört  noch  die  Selbsttheilung.      Viele  Naviculae  haben  spontane  Längstheilung,  nie  eine 
Queertheilung  beobachten  lassen,  und  die,  welche  immer  eine  vollkommne,  sogleich  abschliessende,  keinen  Polypenstock  bildende,  Thei- 
lung   erkennen  lassen,    sind   eben    als   besondere    Gattung  Navicula   hier   vereinigt  worden.      Die  Theilnng   geschieht   unter  der  harten 
Epidermis,  wie  bei  Gallionella  und  Achnanthes,  welche  dann  abfällt.     Selten  nur  theilen  sich  beide  Hälften  vor  der  Trennung  wie- 
der,  aber  wo  mehr  als  4  beisammen  gesehen  werden,   habe  ich  die  Form  zu  Fragilaria  gezogen,   welche  Gattung   auch  noch  in  an- 
dern wichtigen  Characteren  abweicht.     Die  Längstheilung  ist  dorsal  oder  auch  lateral,  zuweilen  wohl  beides  zu  verschiedenen  Zeiten. 

Die  geographische  Verbreitung  der  lebenden  Arten  der  Gattung  ist  über  ganz  Europa,  in  Sibirien  und  im  sinaitischen  Ara- 
bien Asiens,  in  Isle  de  France  und  vielleicht  in  Brasilien  beobachtet.  Die  fossilen  Arten  sind  bisher  nur  in  den  neuesten  Erdschichten 
und  in  der  Tertiärbildung,  noch  keine  in  der  Kreide  vorgekommen.  Den  Kieselguhr  von  Franzensbad  bilden  sie  fast  ausschliesslich, 
auch  die  Bergmehle  von  Kymmene  Gärd  und  Degemfors.  Häufig  finden  sie  sich  im  Bergmehl  von  Santafiora  und  im  Polirschiefer  von 
Cassel,  seltener  in  dem  von  Bilin  und  Oran. 

a.     Innen  glatte,    rippenlose  Schiffchen:    Navicula: 

H12.    Navicula  phoenicenteron,  rotltliclieis  Schiffchen.     Tafel  XHL  Fig.  I. 

N.  laevis,  testula  lanceolata  elongata,  striis  longitudinalibus  raris,  apertura  media  transversa  oblonga. 

Navicule  rougissante,  lisse,  ä  carapace  lanceolee  allongee,  ayant  des  raies  longitudinales  rares  et 
V  ouverture  du  milieu  oblongue  en  travers. 

Enchelys,  Fig.  45.,  Herrmann?  Naturforscher,  Nr.  20.   p.  161.   1784. 

Bacillaria  phoenicenteron ,  Nitzsch,   Beiträge  zur  Infusorienkunde,   Tafel  III.   Fig.  12.  u.  14.    1816,    1817.    mit  Ausschluss  aller  übrigen 

Figuren. 
Cymbella  phoenicenleron ,  Agardh  ,  Conspectus  er  it.  Diatom.  1830.  p.  10    nach  Nitzsch. 
Navicula  phoenicenteron,  Bericht  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1836.  p.  53. 

Aufenthalt:    Lebend  bei  Berlin!,  vielleicht  bei  Strassburg,  Halle,  Paris  und  Buchtarina  im  Altaigebirge  beobachtet;  fossil  bei  Santa- 
fiora in  Toscana  und  Degernfors  in  Schweden. 

Diese  niedliche  Art  ist  schlanker  als  Nav.  fulva  und  breiter  und  spitzer  als  N.  gracilis,  wird  auch  grösser  als  beide.  Sie 
hat  einen  gelben,  braunen,  auch  im  Alter  röthlichen,  Eierstock,  und  ist  sehr  beweglich.  Der  Specialname  ist  willkührlich  auf  diese 
grössere  Form  übertragen  worden,  weil  er  vielen  verschiedenen  bewegungslosen,  daher  wohl  todten,  Panzern  gegeben  worden  war.  — 
Länge  V36  —  V12  Linie.     Dicke  4V2  bis  7mal  in  der  Länge. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XIII.    Fig.  I. 

Es  sind  3  lebende  Individuen  in  doppelter  Ansicht  und  ein  leerer  Panzer  bei  300maliger  Vergrösserung,  1  bei  450maliger,  dargestellt. 
Fig.  i.    ist  ein  in  der  lateralen  Längstheilung  begriffenes  Schiffchen,  von  der  schmalen  und  der  breiten  Seite,  dessen  Eierstock  schon  etwas  entleert, 
verfärbt  und  contrahirt  ist.     Fig.  2.     ein  frischeres  einfaches  Schiffchen,  dessen  4theiliger  Eierstock  bei  ß  auf  der  breiten  Seite  (Bauchfläche)  sichtbar 
ist.    Fig.  3.    ist  ein  in  dorsaler  Längstheilung  begriffenes  Schiffchen,    scharf  abgestutzt  mit  contrahirtem  Eierstock,    vielleicht  eine  andere  Art,    viel- 


i>je 

leicht  N.  gracilis  erwachsen  (man  vergleiche  Cocconema).  Fig.  4.  ist  eine,  bei  Buchtarma  in  Sibirien  beobachtete,  kleine,  450mal  vergrösserte, 
Form,  die  ich  früher  als  Nav.  gracilis  bezeichnete,  die  aber  auf  der  schmalen  Seite  nicht  abgestutzt  und  vielleicht  der  wahre  Vibrio  tripunctatus 
von  Müller  ist    Fig.  5.    ein  leerer  Panzer  eines  Berliner  Thierchens  mit  seinen  Oeffnungen. 

213.    Navicula  gracilis ,  scManfces  Schiffchen.    Tafel  Xffl.  Fig.  n. 

N.  laevis,  testula  lineari-lanceolata,  lateris  utroque  fine  truncato,  apertura  media  rotunda. 

Navicule  grele^  lisse,  a  carapace  lineaire-lanceolee)  tronquee  autc  deute  bouts  lateralis,  ayant  V Ou- 
vertüre du  milieu  ronde. 

Enchelys,  Fig.  44.,  Herrmann?  Naturforscher,  Nr.  20.  p.  161.    1784. 

Vibrio  tripunctatus ,  Müller?  Animalc  infus,  p.  52.    Tab.  VII.  Fig.  2.  1786. 

Infusorium  novum,  Kammacher  in  Adam's  Essay  onmicroscope,  Tafel  XXVI.  Fig.  F.  1798. 

Polypes  des  Conferves,  Girod  Chantrans,  Reclierclies  sur  les  Conferves,  1802.  PL  VI.   Fig.  11"  zum  Theil.    PL  VII.   add.  ad  Fig.  3. 

PL  IX.  Fig.  20'". 
BaciUaria  Palea,  zum  Theil,  .  NlTZSCHi  Beiträge  ZTir  lnfUSOrienkunde,  Taf.  III.  Fig.  1-3.  Fig.  19.  zum  Theil.   Taf.  IV.  Fig.  1-9. 

Vibrio  ostrearius,  Gaillon  ?  Act.  de  TAcad.  d.  sc.  de  Rouen,  1820. 
Navicula  ostrearia?      \ 

—  transversa*    \  BoRY,  EncycL  method.  1824.    Türpin,  Dict.  d'liist.   nat.   Planch.  I.   Fig.  2,  a.  2,  d.  PI.  XV.  Fig.  2  —  2,  a. 

—  tripunctata?  i  10^0, 

—  lineata?         ! 

Frustulia  conspurcans? ,  (nach  Martius  Flora  brasil.  ined.)  Agardh,  Conspect.  crit.  Diatom.  1831.  p.  46. 

Navicula  gracilis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  64.    1831.  p.  79.   1833.  (1832.)  p.  264,  265. 

Frustulia  multifasciata ,   \ 

—  oblonga,  \   Kützing,  Linnea,   1833.    Synops.  Diatom.   Tab.  XIII.  Fig.  16.    Tab.  XIV.  Fig.  21. 

—  Palea,  ) 

Navicula  gracilis,  Bericht  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1836.  p.  83.  1837.  p.  44. 

Aufenthalt:  Lebend  in  England ?,  Dcänemark,  Frankreich  bei  Besan^on?,  Dieppe?  und  Paris,  in  Preussen  bei  Halle,  Tennstädt, 
Berlin!,  in  Böhmen  zu  Teplitz,  in  Sachsen  bei  Weissenfeis,  in  Russland  bei  Catharinenburg  am  Ural  und  bei  Barnaul,  Schlan- 
genberg, Syrjanowskoi  und  Buchtarma  in  Sibirien,  vielleicht  in  Brasilien.     Fossil  bei  Cassel,  Degernfors  und  Kymmene  Gärd. 

Diese  sehr  allgemein  verbreitete  Art  lebt  sehr  zahlreich  zwischen  Oscillatorien.  Man  verwechselt  sie  leicht  mit  zerfallenen 
Synedris  oder  Fragilarien,  die  keine  mittlere  Oeffnung  haben;  auch  die  junge  Brut  anderer  Arten  verwechselt  man  leicht  damit. 
Die  Synonymie  der  früheren  Beobachter  ist  gross  und  unauflöslich.  Man  hat  aus  verschiedener  Vertheilung  des  Eierstockes  verschiedene 
unhaltbare  Arten  gebildet  und  die  gestreiften  Formen  nicht  unterschieden.  Die  mittlere  runde  Oeffnung  mehr,  als  die  Grösse,  unter- 
scheidet sie  von  der  vorigen  Art,  welche  ich  selbst  früher  für  die  erwachsene  Form  dieser  Art  hielt.  In  Russland  beobachtete  ich  sie 
1829.  Das  Thierchen,  welches  die  Austern  grün  färbt  und  wohlschmeckend  macht,  gehört  vielleicht  zu  dieser  Art  oder  zu  N.  Acus. 
Yon  Teplitz  sandte  mir  Herr  Alexander  v.  Humboldt  die  Form  1836  im  Wasser  des  Schlangenbades.  —  Länge  Vm  bis  '/so  Li- 
nie.    Grösste  Breite  5 — 7mal  in  der  Länge.     (Vergl.  N.  viridula.) 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XIII.   Fig.  II. 

Es  sind  6  Exemplare  in  10  Ansichten,  5  von  Berlin,  1  von  Barnaul. 
Fig.  1.    ist  ein  Exemplar  von  2  Seiten  dargestellt.     Fig.  2.    ist  die  Seitenansicht  von  Fig.  3.     Fig.  4.     ist  ein   anderes  von  der  Bauchseite.     Fig.  5. 
ist  die  Seitenansicht  von  Fig.  6.     Fig.  7.     sind  beide  Seiten  eines,   nur  y72  Linie  grossen,   Thierchens,   alle  300mal  vergrössert.     Fig.  8.     ist  von 
Barnaul,  450inal  vergrössert,  schärfer  rhomboidal. 

£14.    Navicula?  pellucida,   gefurchtes  Schiffchen.    Tafel  XIII.  Fig.  III. 

N.  laevis,  testula  lineari-lanceolata,   aciculari,   utrinque  subacuta,  longitudinaliter  sulcata,   sulco  singulo  in  quo  vis  la- 
tere  inter  costas  binas. 

Navicule  sillonnee,  lisse,  a  carapace  lineaire-lanceolee  en  forme  (Paiguille,  presque  aigue  aute  deute 
bouts ,  sillonnee  longitudinalement ,   ayant  de  chaque  cöte  un  sitton  bor  de  de  deute  cötes. 

Frustulia  pellucida,  Kützing,  Alg.  aquat.  Dec.  IX.  1833.  und  Linnea,  1833.  p.  543.    Tab.  XIII.  Fig.  11. 

Aufenthalt:    Bei  Weissenfeis  in  Sachsen. 

Ich  kenne  diese  Form  nur  aus  Exemplaren,  die  ich  von  Herrn  Kützing  trocken  erhielt.  Er  hat  sie  in  den  verkäuflichen 
Decaden  seiner  Algen  verbreitet.  Sie  liess  sich  scharf  beobachten,  doch  bin  ich  über  die  mittleren  Oelfnungen  in  Zweifel  geblieben. 
Sie  hat  einen  Kieselpanzer,  kann  daher  kein  Closterium  seyn.  Vielleicht  eigene  Gattung.  Sie  fand  sich  zahlreich  zwischen  Oscilla- 
torien und  war  beweglich.  —  Grösse  V24  bis  Vi 2  Linie.     Breite  9-  bis  12mal  in  der  Länoe. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XIII.    Fig.  III. 

Fig.  1.  und  3.     sind  2  Seiten  eines  Individuums.     Fig.  2.,  4.,  5.     sind  andere  von   verschiedener  Grösse,    alle  300mal  vergrössert.     Fig.  6.    ist  ein 
durchschnittenes  Exemplar.    Fig.  7.    ist  eine  ideale  queere  Dnrchschnittsfläche. 

215.    Navicula  Acus,  nadelformtges  Schiffchen.    Tafel  xiil  Fig.  IV. 

N.  laevis,  testula  angustissima,  lineari-lanceolata,  aciculari,  utrinque  valde  acuta. 

Navicule  Aiguille^  lisse,  a  carapace  treu  -  etroite ,  lineaire-lanceolee,  en  forme  d aiguille^  tres-aigue 
aute  deute  bouts. 

Navicula  Acus,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  (183f2.)  p.  264. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin,  vielleicht  auch  bei  Catharinenburg  am  Ural  (N.  velote,  1830). 


tan  

Diese  Art  hat  auch  grosse  Aelmliclikeit  mit  einer  zerfallenen  Fragilaria  oder  Synedra.  Frühere  Beobachter  mögen  sie 
sammt  Nav.  gracilis  als  Vibrio  tripunctatus ,  Bacillaria  Palea,  Navicula  Grammiiis  beschrieben  haben ,  die  wohl  zum  Tlieil 
Fragilarien  waren.  Ich  fand  sie  am  11.  Juli  1834  als  häutigen  Ueberzug  der  Gräben  im  Thiergarten,  dann  wieder  am  21.  März 
1835  mit  Meridion  und  Fragilarien,  auch  sehr  häufig  am  8.  April  1836.  Sie  ist  sehr  lebendig  in  ihrer  Steifheit.  Die  schmale 
Seite  ist  nicht  viel  schmäler  als  die  breite.  Erstere  ist  nicht  ganz  scharf,  aber  sehr  gespitzt,  letztere  abgestutzt.  Den  Eierstock  sah 
ich  immer  nur  in  der  Mitte  von  gelbbrauner  Farbe,  die  langen  Spitzen  farblos.  Die  Form  erinnert  an  Closlerium  setaceum.  We- 
gen der  Beobachtung  am  Ural  vergl.  Euglena  Actes.     Die  grösste  Breite  ist  etwa  20mal  in  der  Länge Länge  Vae  bis  V24  Linie, 

Dicke  V720' — ^480  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XIII.   Fig.  IV. 

Fig.  1.    ist  ein  Einzelthier  in  2  Ansichten.    Fig.  2.,  3.,  4.     sind  andere  Exemplare  von  der  Bauchseite,   alle  SOOinal  vergrössert. 

216.    Navicula  umbonata,  lunLopftragendeg  ^cbiffcben.    Tafel  XIIL  Fig.  V. 

N.  laevis,  testula  angusta  lineari,  unius  lateris  utroque  fine  constricto,  umbonato. 

Navicule  pommetee^    lisse,   etroite,   lineaire^   d'un  cöte  etranglee  aiicc  deute  bouts  en  forme  de  pom- 
mette  ou  de  tenon. 

Navicula  umhonata,  (Bericht  d.  Berl.  Akad.  d.  Wissensch.   1836.   p.  32.)   Wiegmans's  Archiv  f.  Naturgesch.  1836.  I.  p.  244. 

Aufenthalt:    Im  Ostseewasser  bei  Wismar  und  im  Mineralwasser  zu  Carlsbad. 

Diese  zuerst  im  Ostseewasser  bei  Wismar  im  Sept.  1834  von  mir  beobachtete  Form  fand  sich  im  April  1836  im  Carlsbader 
Mineralwasser  wieder  und  half  mit  Nav.  striatula  und  Hippocampus  das  Resultat  der  fossilen  Infusorien  herbeiführen.  Nicht  ein 
weisser  Fleck  an  jedem  Ende  ist  der  Character,  sondern  das  Zapfen-  oder  Knopfartige  der  Bildung  der  Panzer -Enden.  Im  Meer- 
wasser fanden  sich  Exemplare  ,  die  durch  leichte  Verengung  in  der  Mitte  an  N.  Librile  erinnerten. —  Länge  Vsg  —  V20  Linie,  grösste 
Breite  7 — 9mal  in  der  Länge. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XIII.   Fig.  V. 

Es  sind  3  Thierchen  des  Ostseewassers  300mal  vergrössert  abgebildet.  Fig.  1.  sind  2  Ansichten  Eines  Exemplares.  Fig.  2,  und  3.  sind 
Seitenansichten,  erstere  in  der  Mitte  verengt. 

21?.    Navicula  fulva,  gelbliches  Schiffchen.     Tafel  XIII.  Fig.  VI. 

N.  laevis,   testula  late  lanceolata,   utroque  fine  attenuato  producta,   subrostrata,    ovario  fulvo  aut   virescente,    apertura 
media  rotunda. 

N avicule  fanve^  lisse^  ä  carapace  largement  lanceolee^  amincie  et  allongee  ancc  deu&  bouts  en  forme 
de  bec,  ayant  Vovaire  fauve  ou  verdätre  et  Vonverture  da  milieu  ronde. 

Das  Haberlhier  (Oat-animal) ,  [Ardero:n  und]  Baker,  1754,  Beiträge  z.  nützlichen  Gebr.  d.  Mikroskops,  p.  315.   Tafel  X.  Fig.  VII. 

Chaos  infusorium,  Schrank,  Beiträge  zur  Naturgesch.  1776.  p.  110.    Taf.  IV.    Fig.  28  —  31. 

Vibrio  Fusus,  Schrank,  Sammlung  naturh.  und  physik.  Aufsätze,  1796.  p.  315.   Taf.  V.  Fig.  5.  Fauna  boica,  1803.  III.  2.  p.  45. 

Polypes  des  Conferves,  Girod  Chantrans,  Recherch.  sur  les  Conferves,  1802.  p.  41.  Tab.  VI.  Fig.  11",  11"',  11"'.    Tab.  IX.  Fig.  20.? 

Bacillaria  fulva,  *  Nitzsch,  Beiträge  zur  Infusorienkunde,   1817.  p.  87.  Tafel  III.   Fig.  8.,  9.,  13,,   14,   15,   16.   Tafel  IV. 

—       phoenicenteron ,    §  Fig.  17. 

Navicula  oblusa,  \  ^  _  .        >,,     .on. 

.      '  \  Bort,  Encycl.  meth.  1824. 

—  unvpunctata ,    \ 

Frustulia  minor,  Agardh,  Syst.  Alg.  1824. 

Bacillaria  fulva,  N.  Leiblein,  Flora,  bot.  Zeit.  1827.  I.  p.  258. 

Navicula  obtusa,  \ 

—  wiipunctata,       \  Turpin,   Dict.  des  sc  nat.   1828.   PL  Vegeto  -animaux,  f.  Fig.  2,  c;  2,  b.   II.  Fig.  3.  zum  Theil  ti.  Fig.  7. 

—  Scalprum  var. ,  y 

CymbelU  minor,  »  A&AR         c  crit>  m^om    im        g, 

—  fulva,    f  x 

Navicula  fulva,   Abhandl.   der  Akademie  d.   Wissensch.   zu   Berlin,    1830.    p.  64,  67,  69.     1831.   p.  79.    1833.    (1832.)  p.  254,  263, 

265,  266. 
Navicula  depressa!  \ 

—  aneeps  (juv.),  f 

—  parvula?  }  KÜTZING>  Linnea,  1833.   Taf.  XIII.  und  XIV. 

—  major  ?  j 

Navicula  fulva,  Bericht  der  Berl.  Akad.  d.  Wissensch.  1836.  p.  53,  83.  Poggendorff's  Annalen  d.  Physik  u.  Chemie,  1836.  p.  220. 

Aufenthalt:  Lebend  bei  Norwich  in  England,  bei  Besangon  und  Paris  in  Frankreich,  bei  Ingolstadt  und  Würzburg  in  Baiern,  bei 
Carlsbad  in  Böhmen,  bei  Weissenfeis  in  Sachsen,  bei  Berlin!,  Halle,  Tennstädt  in  Preussen  und  bei  Catharinenburg !  und  Buch- 
tarma!  im  asiatischen  Russland  beobachtet.     Fossil  bei  Franzensbad  in  Böhmen  und  im  Habichtswalde  bei  Cassel. 

Sie  findet  sich  oft  in  zahlloser  Menge  zu  allen  Jahreszeiten  zwischen  Oscillatorien  und  im  Schlamme  der  Gewässer,  wird  aber 
leicht  mit  N.  Amphisbaena  verwechselt.  An  Form  gleicht  sie  der  N.  lanceolata,  ist  aber  rippenlos.  Die  runde  mittlere  Deffnung 
ist  characteristisch,  und  man  erkennt  sie  beim  Trockenwerden,  noch  besser  beim  Glühen  der  Panzer.  Gewiss  auf  diese  Form  beziehen 
sich  Girod  Chantrans  misslungene  Verwandlungsbeobachtungen  in  Byssus  Flos  ac/uae.  Da  die  früheren  Beobachter  die  gestreiften 
Formen  nicht  unterschieden  und  die  wechselnde  Form  und  Farbe  des  Eierstocks }  auch  die  Grösse  als  Specialcharactere  ansahen,  so  ist 
die  Synonymie  nie  vollständig  und  sicher  zusammenzustellen.  Einiges  ist  hier  versucht,  das  weniger  sichere  ist  im  Nachtrage  zur  Gat- 
tung zu  finden.  Ueber  die  Structur  habe  ich  1832  p.  254.,  255.  und  263.  mancherlei  mitgetheilt.  Es  sind  6  runde  Oeffiiungen  im 
Panzer  vorhanden.  Der  Eierstock  besteht  aus  2  dunklen  und  2  hellen,  in  der  Mitte  zusammenhängenden,  goldgelben,  braunen,  oder 
auch  lebhaft  grünen,  Platten.  Dazwischen  ist  ein  contractiler  schleimiger  crystallheller  Körper.  Viele  helle  Bläschen  sind  zerstreut 
und  wechselnd,  zuweilen  nur  4,  oft  aber  ein  Kranz  oder  mehrere  Häufchen  derselben  in  der  Mitte  um  die  Oeffnung.  Häufig  sind  2 
augenartige  grössere  ausser  der  Mitte  symmetrisch  gestellt.  Diese  könnten  Samendriisen  seyn.  In  den  Spitzen  sind  bewegte  Pünktchen, 
wie  bei  Closterium.     Beim  Kriechen  mit  der  schmalen  Seite  nach  oben  bemerkt  man  an  der  ganzen  lanzetförmigen  breiten  ^  dann  seit- 

45 


1*8    — 

liehen,  Körperfiäche  einen  farblosen  sehr  durchsichtigen  abstehenden  Rand,  eine  vorgeschobene  Sohle,  welche  fremde  Körper  kräftig 
fortschiebt  oder  sich  an  sie  stützend  das  Schiffchen  selbst  fortbewegt.  Da  sie  wenig  vorragt,  so  sah  ich  sie  nie,  wenn  die  breite  Seite 
nach  oben  lag.  Sie  reicht  oft  bis  zu  den  Spitzen,  wo  ich  sie  an  der  Wirkung  zuerst  bemerkte,  gehört  aber,  wie  mir  jetzt  scheint, 
der  mittleren  Oeffnung  an,  ist  ganz  einziehbar  und  vielleicht  beiderseits  vorhanden.  Indigotrübung  im  Wasser  erleichtert  diese  schwie- 
rige Beobachtung  des  Organs  bei  300-  bis  500maliger  Vergrösserung,  dessen  Wirkung  leicht  zu  sehen  ist.  Die  Form  ist  sehr  be- 
weglich. Junge  dieser  Art  mögen  oft  für  andere  Arten  gehalten  werden.  Die  Durchsichtigkeit  des  glasartigen  Panzers  hat  offenbar  bei 
Baker  veranlasst,  dass  er  bei  der  Rückenlage  das  Ende  des  farbigen  Eierstocks  jederseits  für  das  Ende  einer  Schaale  hielt  und  sie 
daher  klaffend  zu  sehen  glaubte.  Den  Mitteltheil  vorn  und  hinten  hielt  er  für  eine  besondere  Röhre,  das  umwenden  auf  die  schmale 
Seite  für  Zuklappen.  Girod  Chantrans  hat  sich  wohl  bei  seinen  Verwandlungen  ebenso  getäuscht,  üeber  Cordas  Täuschung 
siehe  Nav.  slriatula.  Die  fossilen  Exemplare  aus  dem  Polirschiefer  von  Cassel  und  Kiesclguhr  von  Böhmen  sind  nur  jüngere  For- 
men, die  zwar  sehr  wahrscheinlich ,  doch  nicht  völlig  sicher,  zu  dieser  Art  gehören. —  Länge  Voe  bis  Vis  Linie.  Grösste  Breite  mehr 
als   l/*  und  weniger  als  xjz  der  Länge. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XIII.    Fig.  VI. 

Es  sind  9  Exemplare  von  Berlin  in  verschiedenen  Stellungen  und  Grössen,  300m al  vergrössert. 
Fig.  1.  ist  von  2  Seiten  dargestellt.  Fig.  2.,  4.,  6.,  8.,  9.  sind  gelbe  und  braune  Farben-  und  verschiedene  Formzustande  des  Eierstocks  von  der 
breiten  Bauchseite,  sämmtlich  nach  lebenden  beweglichen  Thieren.  Fig.  7.  ist  ein  unbewegliches,  todtes  Schiffchen.  Fig.  3.  Seitenansicht  mit  Dar- 
stellung der  abstehenden  bewegenden  Sohle,  der  durch  sie  erregten  langsamen  Strömung  und  der  Bewegungsrichtung  des  Schiffchens.  Die  Richtung 
der  Pfeile  zeigt  die  Entgegensetzung  der  erregten  Strömung  und  Bewegung,  wie  beim  Fisch.  Fig.  5.  ist  ein  Exemplar  mit  grünem  Eierstocke  von 
2  Seiten. 

£18*     Navicula  Amphi$baena9  zweischitähliges  Schiffchen.    Tafel  xm.  Fig.  vn. 

N.  laevis,    testula  ovato-lanceolata,    utroque  fine  obtuse  rostrata,   rostris  eubicis  aut  prismaticis,  apertura  media  orbi- 
culari. 

Navicnle   Amphisbene^    lissc,    a   carapace   ovale -lanceolee^    eiranglee  ance  deute  bonfs   cn  forme  de 
$  onton  terminal  cubique  ou  prismatique  ,  ayatit  /' ouverture  du  niUicu  von  de. 

Navicula  Amphisbaena,    Bory,  Encycl.  meth.   1824. 
Navicula  Ampliisbaena  y       i 

—  biiruncata,  \    Türpin,  Diction.  des  sc.  nat.   1828.    PI.  I.  2.   Fig.  2,  9.    PI.  II.   Fig.  3.  links. 

—  Scalprum  aar. ,     » 

Navicula  ventricosa,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  67. 

Navicula  Ampliisbaena  >  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1833.    (1832.)    p.  254.  zum  Theil. 

Frustulia  cuspidata ,  Kütziiüg,  Linnea,  1833.  p.  549.    Tab.  XIV.   Fig.  26. 

Aufenthalt:    Bei  Paris ,  Weissenfeis ,  Berlin,  Carlsbad  und  Teplitz  in  Europa,   und  bei  Buchtarma  am  Altai  in  Asien  beobachtet. 

Vielleicht  kannte  schon  Nitzsch  1817  diese  Form  als  Bacillar'ia  fulva  Fig.  18.  und  als  Bac.  phoenicenteron ,  auch 
Fig.  18.  Baker's  Haberthier  hielt  Bory  für  dieser  Art  verwandt,  ich  habe  es  zur  vorigen  Art  gestellt.  Auf  der  Reise  mit  Herrn 
v.  Humboldt  1829  beobachtete  und  zeichnete  ich  es  als  Nav.  (fulva  varj)  ventricosa.  Durch  ein  Versehen  wurde  die  Form  im 
allgemeinen  Verzeichniss  übergangen.  Auch  ist  vielleicht  N.  fulva  von  Catharinenburg ,  welche  der  Fr.  cuspidata  Kützings  ähn- 
lich ist,  hierher  zu  stellen.  Erst  seit  dem  19.  Mai  1832  halte  ich  diese  Art,  zahlloser  beobachteter  Mengen  halber,  für  sicher  ver- 
schieden von  der  vorigen.  Ich  verwechselte  aber  bis  1833  noch  die  seltner  darunter  lebende  gestreifte  N.  capitata  mit  dieser,  und 
daher  hielt  ich  sie  für  einerlei  mit  Turpin's  vermeinten  Jungen  der  Surirella  slriatula.  Bory's  Beschreibung  von  1824  und  Tür- 
pin's  Abbildung  von  1828  passen  auf  gegenwärtige  Form.  Das  zitternde  Organ,  welches  Bory  in  der  Mitte  gesehen  haben  will,  kann 
nur  der  schiebende  Fuss  gewesen  seyn.  Der  Eierstock  ist  meist  goldgelb,  und  die  mittleren  Lappen  sind  durch  eine  kreuzförmige  Spal- 
tung oft  4theilig,  so  dass  6  Platten  vorhanden  sind.  Helle  zerstreute  Bläschen  als  poly gastrische  Zellen  und  2  grössere  constante  au- 
genartige helle  Flecke  (vielleicht  Samendrüsen)  vervollständigen  den  Organismus.  Bewegliche  Körperchen  in  den  Zapfen  fehlen.  Die 
Ortsveränderung  geschieht  am  raschesten  hier,  wie  bei  allen  Arten,  auf  der  breiten  Seite,  weil  der  Fuss  dann  sich  unten  am  Boden 
anhält.  Die  directen  Wirkungen  des  Fusses  habe  ich  zahllose  Male  gesehen,  aber  der  Fuss  selbst  scheint  sehr  wenig  vorzuragen  und 
wurde  nie  an  sich  deutlich.  Die  mittlere  Oeffnung  ist  rund.  Durch  Herrn  v.  Humboldt's  Güte  erhielt  ich  im  Juli  1836  Wasser 
vom  Schlangenbade  und  der  Gartenquelle  zu  Teplitz,  worin  ich  in  Berlin  diess  Thierchen  lebend  fand.  Auch  im  Carlsbader  Mineral- 
wasser sah  ich  es  lebend  in  Berlin.  —  Länge  Vi4*  bis  V20  Linie  beobachtet.     Breite  mehr  als  V3  Ms  lk  der  Länge. 

Erklärung   der  Abbildungen   Taf.  XIII.   Fig.  VIL 

Es  sind  4  grössere  und  mehrere  kleinere  Exemplare  bei  300maliger  Vergrösserung  dargestellt. 
Fig.  1.     war  1/20  Linie  gross.     Es  zeigt  die  Längsspaltung  der  Eierplatten.     Der  grosse  helle  Fleck  in  der  Mitte  ist  wohl  eine  Magenzelle.     Fig.  2. 
ist  ein  und  dasselbe  sehr  bewegliche  Thierchen  von  2  Seiten  mit  deutlicherer  Queerspaltung   der  Eierplatten  und  2  augenartigen  Drüsen  (?).     Fig.  3. 
ebenso  mit  eingeschrumpftem  Eierstocke,    unbeweglich,    vielleicht  todt.      Fig.  4.     eine  andere  lebende  Form.     Fig.  5  —  6.     sind   sehr  kleine,    bis  zu 
yi44  Linie  lange,  Junge. 

219.    Navicula  platystoma,   toreitinündiges  Schiffchen.    Tafel  xm.  Fig.  VIII. 

N.  laevis,  testula  late  lineari  oblonga,  utroque  fine  obtuse  rostrato,    apertura  media  transversa  lineari. 

Navicnle  platystome,   lisse,   ä  carapace  lineaire   elargie^   oblongue>    etranglee   aua>   deiia;   bouts   en 
forme  de  bec  obtus,  ayant  V  Ouvertüre  du  milieu  transversale  lineaire. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  ausgezeichnete  Art  fand  sich  mit  N.  nodosa  und  amphisbaena  zuerst  im  März  1835,  dann  wieder  am  8.  April  1836 
zwischen  Oscillatorien.  Alle  Flächen  sind  gerade  und  parallel.  Seit  dem  April  1837  fand  ich  sie  im  ganzen  Mai  im  Thiergarten  häu- 
fig wieder.  Die  breite  mittlere  Queerspalte  zeichnet  sie,  getrocknet,  leicht  aus.  —  Länge  %  bis  V20  Linie  beobachtet.  Breite  weni- 
ger als  Vs>  mehr  als  %  der  Länge. 


1¥9    

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  XIII.   Fig.  VIII. 
Es  sind  4  Exemplare  verschiedener  Grosse,  alle  auf  der  breiten  Fläche  liegend,  SOOmal  vergrössert. 

220.  Wavicula  nodosa,  ausgeschweiftes  (Schiffchen.     Tafel  XIII.  Fig.  IX. 

N.  laevis,  testula  linearis  lateribus  mediis  tri-undulatis,  nodosis,  utroojue  fine  obtuse  rostrato,  apertura  media  rotunda. 

Navicule  noueuse,   lisse,    ä  carapace  lineaire^    ayant  trois  courbures  oa  noeuds  lateraucc  au  milieu, 
etranglee  aucc  bouts  en  forme  de  bec  obtus,  V  ouverture  du  milieu  ronde. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Auch  diese  Art  fand  sich,  aber  nie  häufig ,  mit  N.  amphisbaena  und  platy  Stoma  im  März  1835  bei  Berlin.  Sie  war 
deutlich  bewegt.  —  Länge  V36  Linie.     Grösste  Breite  mehr  als  %,  weniger  als  V3  der  Länge. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XIII.    Fig.  IX. 
Es  sind  3  Exemplare  von  der  breiten  Seite  bei  300maliger  Vergrösserimg  dargestellt. 

221.  Wavicula  Trocftus,   schnellradartig'es  Schiffchen.     Tafel  XXL  Fig.  VIIL 

N.  laevis,  testula  brevi,  media  parte  valde  tnrgida,  utroque  fine  valde  eonstricto  obtuse  et  valide  rostrata,    lineis   lon- 
gitudinalibus  paucis  exarata,  apertura  media  rotunda. 

N avicule  Toupie,  lisse,  a  carapace  tres-gonßee  au  milieu  et  tres-ctranglee  auzc  deute  bouts  en  forme 
de  bec  large  obtus,  aya?it  r/uelr/ues  raies  longitudinales  et  F  ouverture  du  milieu  ronde. 

Navicula  (incerta) ,  Bericht  d.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  20.  Febr.  1837.  p.  45. 

Aufenthalt:    Fossil  im  Bergmehl  bei  Degernfors  in  Schweden. 

Diese  ausgezeichnete  Form  ist  am  botnischen  Meerbusen  mit  N.  viridis,  den  Eunotien  und  andern  Formen  als  Bergmehl 
fossil  und  im  Jahre  1832  zu  Brod  verbacken  worden.  Herr  Berzeliüs  analysirte  dieses  Bergmehl  1833  und  fand  organische  Sub- 
stanz ,  Quellsäure  und  viele  Kieselerde  (Poggendorffs  Annalen  d.  Phys.  Band  29.  p.  261.).  Prof.  Retzius  erkannte  nach  Ent- 
deckung der  fossilen  Infusorien  die  Gegenwart  von  Infusorien  auch  liier,  was  von  mir  im  Febr.  1837  bestätigt  wurde.  —  Länge  1j-{1 
Linie.     Grösste  Breite  mehr  als  die  Längenhälfte. 

Erklärung  der  Abbildung    Taf.  XXI.   Fig.  VIIL 
Es  ist  ein  300mal  vergrössertes  Exemplar  von  der  Bauchfläche  a  und  der  Lateralfläche  ß  dargestellt. 

222.  Wavicula  IPollis,  schlauchartiges  $chiffchen. 

N.  laevis,  testula  brevi  depressa,  media  parte  valde  turgida,  utroque  fine  valde  eonstricto  rostrata,  nee  lineata. 

Navicule  Outre,  lisse,  ä  carapace  courte,  deprimee,   lateralement  tres-gonßee  au  milieu  et  tres-etran- 
glee  auze  deuev  bouts  en  forme  de  bec  etroit,  sans  raies  longitudmales. 

Navicula  Follis,  Bericht  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  27.  Juni  1836.  p.  53.  1837.  p.  44. 

Aufenthalt:    Im  Bergmehl  von  Santafiora  in  Toscana  fossil. 

Auch  diese,  der  vorigen  sehr  ähnliche,  Art  ist  noch  nicht  lebend  beobachtet.  Sie  ist  sehr  klein.  Man  muss  sich  hüten, 
Halbtheile  der  jungen  Nav.  Librile  mit  ihr  zu  verwechseln,  die  nur  ein  dünnes  Ende  haben.  Die  6  runden  Oeffnungen  sind  beob- 
achtet. —  Länge  V192  Linie.     Breite  etwas  mehr  als  die  Längenhälfte. 

Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  aufgenommen  werden.  Die  N.  Follis  des  Casseler  Polirschiefers  habe  ich  doch  als  be- 
sondere Art,  N.  Cruze,  und  die  von  Degernfors  als  N.  Trochus  verzeichnet. 

223.  Wavicula?  trinodis,  dreihäuchiges  Schiffchen. 

N.  laevis,  testula  lineari  elongata,  media  brevi  unius  lateris  parte  turgida,  utroque  fine  eonstricto  longe  rostrata,  api- 
eibus  tumidis. 

Navicule  trinode,  lisse,   a  carapace  lineaire  allongee,   ayant  d'un  cöte  un  gonflement  court  au  mi- 
lieu et  les  deute  bouts  etrangles  longs  a  boutons  terminaux). 

Navicula?  IrinodiSy  Bericht  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  April  1837.  p.  45. 

Aufenthalt:    Im  Bergmehl  von  Degernfors  in  Schweden,  von  Kymmene  Gärd  in  Finnland  und  von  Santafiora  in  Toscana  fossil. 

Diese  Form,  deren  andere  Seite,  wie  die  der  vorigen,  ganz  linear  und  parallel  ist,  könnte  zu  den  Fragilarien  oder  Ba- 
cillarien  gehören,  indem  sie  der  Seitenansicht  der  B.  tabellaris  nahe  kommt.  Die  Oeffnungen  des  Panzers  werden  diess  ent- 
scheiden.    Ich  konnte  sie  bisher  nicht  deutlich  erkennen.  —  Länge  xj12  bis  V40  Linie,  grösste  Breite  9-  bis  13mal  in  der  Länge. 

Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  aufgenommen  werden. 

224.  Wavicula  Cari9  Carus- Schiffchen. 

N.  laevis,  testula  lanceolata  gracili,  a  quo  vis  latere  acuta,  apertura  media  rotunda. 

Navicule  de  Carus,   lisse,  ä  carapace  lanceolee  grele,  aigue  des  r/uatre  cötes,   ayant  V ouverture  du 
milieu  ronde. 

Navicula  Cari,  Bericht  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1836.   p.  83. 

Aufenthalt:    Im  Polirschiefer  von  Cassel. 


—    ISO 

Diese  Art  giebt  die  Hauptmasse  des  silbergrauen  Polirschiefers  vom  Habichtswalde.  Sie  ist  der  N.  gracilis  ähnlich,  aber 
nicht  abgestutzt,  und  ist  durchgehend  kleiner.  Ich  fand  sie  zuerst  in  einem  Pröbclien  des  Gesteins ,  welches  mir  Herr  Hofrath  Carus 
in  Dresden  freundlich  zusandte  ,  dann  aber  viel  besser  erhalten  durch  Herrn  Dr.  Philippi  in  Cassel.  —  Länge  Voe  Linie.  Breite 
etwa  V*  der  Länge. 

Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  gegeben  werden. 

S£5#    Navicula  f  quadricostata,  vierriefiges  Schiffchen.    Tafel  XXI.  Fig.  ix. 

N.  laevis,  testula  ovato-oblonga,  tenui,  utrinque  truncata,  costis  longitudinalibus  quaternis,  apertura  media  duplici   in 
latere  uno. 

N avicule  quadricostee^  lisse,  a  carapace  ovale -oblongue,  mince,   tronquee  au&  deu&  bouts^   ayatit 
4  cötes  longitudinales  et  deuaz  ouvertures  du  müieu  au  meme  plan. 

Frustulia  appendiculata  Ag.^  Corda,  Almanac  de  Carlsbad,  1835.   Taf.  I.  Fig.  13,  nicht  Fig.  12. 

Navicula  quadricostata ,    Bericht   der  Berlin.  Akad.   d.  Wiss.  1836.  p.  33.      Ausführlicher   in  Wiegmann's   Archiv  1836.    I.    p.   244- 

II.   p.  185. 

Aufenthalt:    Im  Mineralwasser  zu  Carlsbad,  im  Soolwasser  zu  Schönebeck ,  vielleicht  auch  am  Sinai. 

Diese  Form  hat  viel  Aehnlichkeit  mit  dem  freigewordenen  Schiffchen  eines  Cocconema^  und  obwohl  dieselbe  keineswegs  in 
jene  Gattung  gehört,  so  zeigt  sie  doch  auch  nicht  unwichtige  Abweichungen  von  Navicula  in  der  Stellung  der  Oeffnungen,  deren  2 
mittlere  nicht  entgegengesetzt,  sondern  auf  derselben  Seite  nebeneinander  sind.  Die  Endöffnungen  sind  unklar  geblieben.  Das  Cocco- 
7iema  Cistula  vom  Sinai  ist  in  der  Zeichnung  dieser  Navicula  nicht  unähnlich.  Ich  fand  sie  lebend  in  Berlin  in  Carlsbader  Mine- 
ralwasser und  bald  darauf  in  Soolwasser  von  Schönebeck.  Agardh  kann  leicht  diese  Form  mit  zu  seiner  Frustulia  coffeaeformis 
gerechnet  haben,  wofür  seine  Abbildungen,  Icones  Älg.  europ.  IL  c.  und  e.  sprechen.  Agardh's  Frustulia  appendiculata  ist 
eine  wahre  Frustulia.  —  Länge  Vm  bis  V72  Linie.   Breite  meist  mehr  als  %  der  Länge,  zuweilen  auch  weniger.  (Vergl.  N.  lineolata.) 

Erklärung  der  Abbildungen    Tafel  XXI.   Fig.  IX. 

Es  sind  6  Darstellungen,  300mal  vergrössert 

226.    Navicula  haltica,  baltisches  Schiffchen.     Tafel  XIII.  Fig.  x. 

N#  laevis,  testula  sigmatoidea,  media  lineari  reeta,  utroque  extiino  fine  parumper  attenuato,    obtuso  ineurvo,  interancis 
aureis. 

N avicule  baltic/ue,   lisse,   a  carapace  sigmoidc,   droite  et  lineaire  au  milicu,   un  peu  amincie^   cour- 
bee  et  obtuse  ante  bouts,   ayant  les  intestina  jaunes  d'or. 

Navicula  laltica,  Abhandl.   der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  (1832.)  p.  258. 

Aufenthalt:    Bei  Kiel. 

Entdeckt  wurde  diese  Art  am  23.  Oct.  1832  in  Berlin  in  leuchtendem  Ostseewasser  von  Kiel,  welches  Herr  Dr.  Michae- 
lis zu  senden  die  Güte  hatte.  Die  Oeffnuiigen  und  Bewegung  sind  nicht  beobachtet.  Die  Stäbchen  sind  15-  bis  16mal  so  lang  als 
breit,  in  der  Mitte  gerade  linear,  an  den  letzten  Enden  entgegengesetzt  gekrümmt,  /förmig,  stumpf.  Eine  Längsfurche  bezeichnet  die 
Mitte,  und  ebenda  klaffen  die  beiden  goldgelben  Platten  (des  Eierstocks?).  Die  mittlere  Oeffnung  scheint  rundlich  und  klein  gewesen 
zu  seyn.  In  einem  Exemplare  war  die  goldgelbe  (Eier-)  Masse  auf  einer  Seite  in  6,  auf  der  andern  in  7  Flecke  vertheilt  (ein  Theil 
entleert?).  —  Länge  %  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XIII.   Fig.  X. 

Es  sind  2  1832  gezeichnete  Formen,  30Omal  vergrössert. 

2£8f.     Navicula  Hippocampus,  Seepferdchen.     Tafel  XIII.  Fig.  XI. 

N.  laevis,  testula  lanceolato- sigmatoidea,  longitudinaliter  lineolata,  ab  angusto  latere  reeta,  lineari. 

N  avicule  Hippocampe,   lisse,   a  carapace  lanceoMe - sigmoide ,   rayee  longitudinalement ,   lineaire  et 
droite  du  cöte  grele. 

Navicula  Sigma  und  fleoeuosa,  Abhandl.   der  Akademie  d.  Wissensch.   zu  Berlin,    1833.   (1832.)    p.  259.   267,  Nota, 

Navicula  attenuata-,  Kützing,  Linnea  1833.  Tab.  XIV.   Fig.  35. 

Navicula  Hippocampus  a  laevis,  ß  striata,  Tafel  XIII.  dieses  Werkes,  1835. 

Scalprum  siriatum,  Corda,  Almanac  de  Carlsbad,  1835.  p.  193.   Taf.  V.  Fig.  70. 

Navicula  Hippocampus  ß  striata,  in  Wiegmans's  Archiv  f.  Natur g.  1836.  p.  185. 

Aufenthalt:    Bei  Wismar  in  der  Ostsee!,  bei  Artern!  und  Carlsbad!  im  Salzwasser,  auch  bei  Weissenfeis?. 

Diese  Art  hat  Kützing-  zuerst  besonders  genannt,  allein  weil  der  Name  nicht  characteristisch  war,  und  die  Abbildung  keine 
Längsstreifen,  aber  Queerstreifen,  zeigte,  so  zog  ich  die  Form  früher  zu  N.  fleceuosa.  Aus  Exemplaren  des  Herrn  Kützing  ersah 
ich  aber  neuerlich,  dass  er  diese  Art  gemeint  hat,  und  die  Queerstreifen  sind  nur  Schattirungs  -  Mittel.  Da  ich  selbst  im  Carlsbader 
Wasser  diese  Art  beobachtete,  so  scheint  auch  Corda's  Form  hierher  richtig  bezogen.  Bei  Wismar  beobachtete  ich  sie  in  brakischem 
Wasser  des  Hafens  zahlreich.  Das  auffallende  gleiche  Vorkommen  bei  Carlsbad  und  in  der  Ostsee  veranlasste  die  fruchtbare  Combi- 
nation,  deren  Entwickelung  die  Entdeckung  der  fossilen  Infusorien  war.  Es  giebt  Formen  ohne  alle  sichtliche  Längsstreifung;  andere, 
welche  sie  beim  Trocknen  erst  erkennen  lassen.  Ich  zählte  16  bis  18  Streifen.  Kützing  behauptet,  sie  bei  Weissenfeis  auch  im 
süssen  Wasser  gefunden  zu  haben,  allein  Achnanthes  brevipes  war  gleichzeitig  da  und  ist  eine  Salzform.  Corda  nennt  die  End- 
öffnungen Fussblasen  und  zeichnet  das  Auswerfen  des  (Eierstocks?)  durch  die  mittlere  Oeffnung,  was  für  richtig  beobachtet  anzuerken- 
nen bedenklich  erscheint,  zumal  da  es  Turpin  durch  die  Endöffnung  sah  (s.  N.  Scalprum).  —  Grösse  '/s  bis  J/e  Linie.  Breite 
5— 8mal  in  der  Länge. 


181  — 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XIIL   Fig.  XL 


Es  sind  3  Exemplare,  davon  2  in  Doppelansicht,  dargestellt,  300mal  vergrössert. 
Fig.  1.     ist  die  gestreifte  Form  von  der  breiten  und  schmalen  Seite  mit  den  Oeffnungen.    Fig.  2.  und  3.     sind  glatte  Formen,  alle   aus   der  Ostsee. 
Fig.  2.    hat  im  Grunde  der  Hörner  jederseits  2  helle  Bläschen  (Drüsen). 

238.     Navicula  Sigma,  £§- Schiffchen.     Tafel  XIIL  Fig.  XIL 

N.  laevis,  testula  lanceolato- sigmatoidea,  nee  lineata,  ab  angusto  latere  lanceolato-Iineari. 

Navicule  Sigma,  lisse,  a  carapace  lanceolee -sigmöide,   sans  raies,   ayant  du  cöte  etroit  la  forme  li- 
neaire -  lanceolee. 

Bacillaria  fusiformis,  Symbolae  physicae,  Hemprich  u.  Ehrenberg.     Evertebrata  I.    1828. 

Navicula  fusiformis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1829.  p.  17,  20.    1830.   p.  56. 

Navicula  sigmoidea,  Symbolae  physicae,  Hemprich  u.  Ehrenberg.    Evertebrata  I.    Text  Polygastrica,  Fol.  e.  a.  1.    1830. 

Navicula  siamoidea*    \     k  ,  ,         , ,     , 

—        ilexuosa        \  AbIland1'  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  80. 

Navicula  Sigma,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  (1832.)  p.  259,  261. 
Fmstulia  acuminata,  Kützing,  Linnea,  1833.  Alg.  Dec.  IX.  und  Linnea.,  p.  27.   Tafel  XIV.   Fig.  36. 
Pharyngoglossa  sigmoidea ,    Corda,   Almanac  de  Carlsbad,  Taf.  I.  Fig.  16. 

Aufenthalt:     Im  Wadi  Essele  des  Sinaigebirges  in  Arabien,  bei  Berlin!,  bei  Uralsk  im  Ural  und  bei  Bucbtarma  und  Barnaul  in  Si- 
birien, bei  Carlsbad  (im  Süsswasser)  und  bei  Tennstädt  in  Thüringen  beobachtet. 

Diese  Art  wurde  in  Arabien  1823  von  Hemprich  und  mir  entdeckt  und  später  erst  auch  bei  Berlin  im  Januar,  Februar 
und  Mai  gefunden.  Die  Mangelhaftigkeit  der  früheren  Beobachtungen  liess  sie  mit  N.  sigmoidea  verwechseln;  später  wurden  N.  fle- 
xmosa  aus  Sibirien  und  N.  Hippocampus  der  Ostsee  von  ihr  getrennt,  deren  erstere  aber  in  ihrem  Character  der  Streifung,  den  ich 
aus  meinen  damals  entworfenen  Zeichnungen  schloss,  nicht  ganz  sicher  ist,  daher  hier  unterdrückt  wird.  Neuerlich  ist  auch  N.  Seal- 
prum  abgesondert  worden.  Corda  beschreibt  und  zeichnet  einen  einfachen  Darmkanal  und  eine  hervorhängende  Zunge.  Die  Mittel- 
leiste des  Panzers  hat  ihn  deutlich  beim  ersteren  getäuscht,  und  wohl  also  auch  irgend  ein  fremdes  anhängendes  Körperchen  beim  zwei- 
ten. Was  er  ohne  Begründung  After,  Analfuss  und  Geschlechtswarzen  nennt,  widerstrebt  der  Analogie  und  Kenntniss  der  vielen  an- 
dern Formen.  Die  41appigen  goldgelben  Platten  und  farblosen  Magenblasen  im  Innern  waren  deutlich,  auch  sah  ich  zuweilen  im  Innern 
frei  bewegte  Körperchen.  —  Grösse  Vis  bis  %  Linie.     Grösste  Breite  5 — 8mal  in  der  Länge. 

Erklärung   der   Abbildungen   Taf.  XIIL   Fig.  XIL 

Es  sind  5  Exemplare  bei  300maliger  Vergrösserimg  gezeichnet. 
Fig.  1.    ist  halb  gewendet;     Fig.  2.     zeigt  neben  den  gelben  (Eier-)  Platten  viele  zerstreute  Magenzellen;     Fig,  3.     nur  in  der  Mitte;      Fig.  4.     ist 
erfüllt  mit  bewegten  Körperchen;    Fig.  5.     ist  eine  Form  von  ihrer  schmalen  Lateral-  und  breiten  Bauchfläche. 

2£9.    Navicula  Scalprum,  Messer  -Schiff eben.     Tafel  XIIL  Fig.  XIII. 

N.  laevis,  testula  sigmatoidea  lanceolata,  nee  lineata,  ab  angusto  latere  lineari,   parva. 

Navicule  Tranchet,   lisse,   a  carapace  sigmoide  lanceolee ,   sans  rate*  longitudinales ,    ayant  du  cöte 
etroit  la  forme  lineaire. 

Navicula  Scalprum,  Gaillon,  nach  Turpin,  Mem.  du  Mus.   T.  XV.  PI.  10.  1827. 

Cymhella  Scalprum,  Agardh,  Consp.  er  it.  Diatom.  p.  11.   1830. 

Frustulia  Scalptrum,  Kützing,  Linnea,  1833.  p.  556. 

Navicula  Scalprum?,  Bericht  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1836.   30.  Juni.  p.  56. 

Aufenthalt:    Lebend  bei  Ha  vre  und  Dieppe  und  bei  Wismar  im  Seewasser;  fossil  im  Polirschiefer  von  Bilin?. 

Gaillon  entdeckte  diese  Art  wohl  bei  Dieppe,  Turpin  theilte  aus  dem  Manuscript  und  nach  eigener  Anschauung  mehrere 
Details  mit,  hielt  sie  aber  für  eine  einfache  Pflanzenzelle.  Er  verwechselte  auch  3  bis  4  Arten:  N.  Amphisbaena,  N.  fulva?  u.  s.  w. 
Türpin  will  das  Auswerfen  von  Saamen  (Eierlegen)  aus  der  Spitze  beobachtet  haben.  Vielleicht  hat  er  sich  aber  hier  durch  Micra- 
sterias  getäuscht,  er  hat  es  jedoch  abgebildet  (vergl.  N.  Hippocampus).  Seine  Figuren  sind  etwas  schlanker,  was  ich  als  Differenz 
der  Auffassung  ansehe.  Auch  die  fossilen  sind  etwas  schlanker.  Agardh  und  Kützing  beschrieben  sie  wieder  als  Pflanze,  ohne  sie 
aber  selbst  gesehen  zu  haben.  Ich  fand  sie  1834  bei  Wismar  sehr  häufig  im  Wasser  der  Ostsee  mit  Conferven.  Sie  ist  viel  kleiner 
und  gedrängter,  als  Nav.  Hippocampus,  deren  längere  Hörner  hier  nie  vorkamen.  Das  Doppelbläschen  (Doppeldrüse?)  war  aber 
auch  vorhanden.     4  braungelbe  Eierplatten.     Grösste  Breite  nur  4— 5mal  in  der  Länge.  —  Länge  736  —  Vm  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XIIL    Fig.  XIIL 

Es  sind  5  verschiedene  Formen  in  300maliger  Vergrösserimg  dargestellt. 
Fig.  1.  und  5.    sind  von  beiden  Seiten  gezeichnet.    Fig.  2.  und  4.    sind  andere  kräftig  kriechende  Formen.    Fig.  3.    ist  todt. 

230.    Navicula  curvula,  krummes  Schiffchen.    Tafel  XIIL  Fig.  XIV. 

N.  laevis,  testula  anguste  lineari  sublanceolata,  sigmatoidea,  nee  lineata. 

Navicule  courbee,  lisse,  ä  carapace  sigmoide  etroite  lineaire  leger ement  lanceolee ,   sans  raies  longi- 
tudinales. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  Form  gleicht  einer  Synedra  Ulna  oder  Fragilaria,  ist  auf  allen  4  Seiten  gleich  breit,  aber  s-  förmig.  Ich  fand  sie 
1835,  auch  im  Mai  1837  öfter,  beweglich,  immer  einzeln,  mit  Oscillatorien  und  den  andern  Formen  bei  Berlin.  Länge  V36  Linie. 
Grösste  Breite  14-  bis  15mal  in  der  Länge. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XIIL   Fig.  XIV. 

Es  sind  3  verschiedene  Exemplare,  300mal  vergrössert.    Fig.  2.    ist  von  2  Seiten  dargestellt. 

46 


182    

231.    Navicula  Arcus,  Bogen -Seliiffclieii.     Tafel  xxi.  Fig.  x, 

N.  laevis,  testula  anguste  lineari  arcuata,  media  inflexa,  ubique  umbonata. 

Navicule  Are,  lisse,  h  carapace  etroite  lineaire  arquee,  flechie  et  ombiliquee  an  milieu. 

Navicula  Arcus,  in  Wiegmann's  Archiv  für  Naturg.  1836.  I.  p.  243,  244. 

Aufenthalt:    Im  Mineralwasser  zu  Carlsbad. 

Diese  sehr  ausgezeichnete  Art  erinnert  durch  ihre  Gestalt  an  Achnanthes,  wo  das  Geknickte  der  Form  öfter  vorkommt.  Ich 
fand  sie  in  zahlloser  Menge  im  Wasser  der  Carlsbader  Mineralquellen,  welches  mir  Herr  Fischer  auf  meine  Bitte  nach  Berlin  brachte. 
Ich  sah  sie  in  Selbsttheilung,  aber  nie  bewegt.  Von  der  Seite  gesehen  haben  die  Enden  eine  Einschnürung  und  ein  Köpfchen.  Länge 
Vsoo  bis  V48  Linie.     Grösste  Breite  der  kleinen  2y2mal  in  der  Länge,  der  grossen  9  —  lOmal. 

,  Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXI.   Fig.  X. 

Es  sind  19  Formen  in  den  verschiedensten  Zuständen  abgebildet,  300mal  vergrössert. 


b.     Queer  gestreifte,  innerlich  gerippte  Schiffchen:   Surirella: 

H&H.    Navicula  sigmoidea,  Es -ähnliches  Schiffchen.    Tafel  XIII.  Fig.  XV.  Tafel  xxi.  Fig.  XI. 

N.  striata,  testula  anguste  lineari  sigrnatoidea,  apice  euneiformi  truncato. 

Navicule  sigmoide,  rayee,  a  carapace  lineaire  etroite  sigmoide,  tronquee  aux;  bouts  euneiformes. 

Bacillaria  sigmoidea,  Nitzsch,  Beiträge  z.  Infusorienkunde,  1817.  (1816.)  p.  104.   Leiblein,  Flora,  bot.  Zeitung,  1827.  I.  p.  258. 

Cymbella  sigmoidea,  Agardh,  Consp.  crit.  Diatom.  1830.  p.  11. 

Navicula  sigmoidea,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  (1832.)    p.  260. 

Sigmatella  Nitzschii)  Kützing,  Algarum  sicc.  Dec.  I.  1833. 

Frustulia  Nitzschii ,  Kützino,  Linnea,  1833.  p.  554.    Tafel  XIV.  Fig.  33. 

Aufenthalt:    Bei  Halle!,  Würzburg  !5  Sachsen,  Hildburghausen  in  Franken  und  bei  Berlin!  beobachtet. 

Diese  Form  ist  eine  der  grössten  und  dadurch  besonders  ausgezeichnet,  dass  sie  die  einzige  durch  kurze  Rippen  innerlich  zel- 
lioe  krumme  Art  ist,  aber  sie  beweist  auch,  dass  die  Krümmung  der  Schiffchen  kein  Cbaracter  ist,  nach  welchem  man  physiologische 
Abtheilungen  oder  gar  besondere  Genera  machen  dürfte.  Die  von  mir  1831  N.  sigmoidea  genannte  arabische  Art  ist  als  N.  Sigma 
abgesondert.  Nitzsch  hielt  diese  Art  für  pflanzlich  und  sah  nur  röthlichgelbe,  ich  sah  auch  schöngrüne  und  bewegte  in  beiden  Farben. 
Leiblein  fand  sie  bei  Würzburg  in  Baiern.  Ich  sah  sie  bei  Berlin  im  Januar,  März,  April,  Mai  und  Juni  häufig  und  oft  mit  einer 
parasitischen  kleinen  Cocconeis  besetzt,  welche  auch  bei  N,  Librile  die  Rolle  einer  Infusorienlaus  übernimmt.  Die  Queerstreifen  oder 
inneren  Zellwände  haben  folgende  feste  Verhältnisse  zur  Grösse:  Voo  Linie  Grösse  hat  10,  'As  14,  V40  15,  V30  20,  V24  27,  V12  54, 
7io  60,   7g  108,   lU  162,   7s  216  Streifen.  —  Länge   ljw  bis  7s  Linie  beobachtet,  Breite  etwa  20mal  in  der  Länge  des  Einzelnen. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XIII.   Fig.  XV.     Taf.  XXI.   Fig.  XL 

Es  sind  auf  Taf.  XIII.  3  Einzelthiere,  auf  Taf.  XXI.  1  in  300maliger  Vergrösserung  dargestellt 
Taf.  XIII.  Fig.  1.    ist  einfach  von  2  Seiten,    l/9  Linie  gross,  mit  70  Streifen.     Fig.  2.  ist  durch  Selbththeilung  doppelt,   auch  von  2  Seiten.     Fig.  3. 
ist  ein  sehr  junges,  7*0  Linie  gross,  mit  15  Streifen.    Taf.  XXI.    ist  ein  mit  Cocconeis  Pediculus  und  Hygrocrocis  besetztes  Exemplar. 

£33.     Navicula  viridis,  grünfarhiges  Schiffchen*     Tafel  xm.  Fig.  XVI.  Tafel  xxi.  Fig.  XII. 

N.  striata,  testula  reeta,  lineari,  utroque  fine  a  latere  truncato,  a  ventre  rotundato,  striis  (cellulis)  15  internis  in 
centesima  lineae  parte. 

Navicule  verle,  rayee,  a  carapace  droite,  lineaire ,  tronquee  aux;  deute  bouts  du  cöte  lateral,  arron- 
die  du  edie  ventral,  ayant  15  raies  (cellules)  internes  dans  chaque  centieme  d'une  ligne  de  sa 
longueur. 

Bacillaria  viridis,  1 

—  fulva,  \  Nitzsch,  Beiträge  zur  Infusorienkunde,  1817.  p.  97.   Tafel  VI.  Fig.  1  —  3. 

—  phoenicenteron,  ) 
Bacillaria  viridis ,  1 

Navicula  scatyrum,      \    Turpin,  Dict.  des  sc.  natur.    Plancli.  Vegeto-animaux,   I.  Fig.  1.  e.   Fig.  2.  d.  zum  Theil.   II.  Fig.  6.  1828. 

—  hifunetata ,     j 

Ad  Ciosieria  repellmda  forma,  Agardh,   Conspectus  crit.  Diatom.   1830.   p.  2. 

Navicula,  Surirella,  viridis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  81.  1833.  (1832.)  p.  255,  265.  Note. 
Frustulia  vindis,  Kützing,  Linnea,  1833.  p.  551. 

Frustulia  agrestis,  Corda?  Almanac  de  Carlsbad,  1835.   Tab.  I.  Fig.  14-  15.   p.  195. 

Navicula,  Surirella,  viridis,  Bericht  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1836.   p.  53,  83.  1837.   p.  44.     Poggendorff's  Annal, 

d.  Phys.  und  Chem.  1836.  p.  213.   Tafel  III.  Fig.  1. 

Aufenthalt:    Lebend  bei  Halle,  Paris,  Berlin!,  Carlsbad!.     Fossil  als  Erde  bei  Franzensbad  in  Böhmen,  Santafiora  in  Italien,  De- 
gernfors  in  Schweden,  Kymmene  Gärd  in  Finnland,  als  Polirschiefer  bei  Cassel. 

Der  Entdecker  dieser  Art,  Herr  Prof.  Nitzsch,  rechnete  sie  unter  seine  vegetabilischen  Bacillarien  und  hielt  die  grüne  Farbe 
für  wichtigen  Character,  daher  mag  er  unter  den  ähnlichen  Gestalten  der  B.  fulva  und  phoenicenteron  p.  97.  diese  gemeint  haben, 
wenn  sie  einen  gelben  oder  röthlichen  Eierstock  hatte.  Ich  habe  sie  zahllose  Male  deutlich  bewegt  gesehen,  obschon  sie  langsamer  ist, 
als  N.  fulva.  Turpin  und  Bory  mögen  sie  den  Abbildungen  nach  als  Nav.  bipunetata  und  obtusa?,  ersterer  auch  als  Scalprum 
mit  verzeichnet  haben.  Agardh  und  Kützing  referiren  nur  die  Beobachtungen  von  Nitzsch,  und  ersterer  ist  der  Meinung,  dass  es 
keine  grünen  Cymbellen  und  Frustulien  geben  könne,  während  jedoch  gelb,  braun  und  grün  sehr  oft  bei  gleichen  Arten  wechseln. 
Dass  Corda's  F.  agrestis  als  Junges  hierher  gehöre,  glaube  ich  desshalb,  weil  ich  im  Carlsbader  Sumpfwasser  die  N.  viridis  selbst 


183 

beobachtete.  Seit  1836  ist  diese  Form  besonders  dadurch  höchst  merkwürdig  geworden,  dass  sicli  bei  ihr  ausser  der  Form  auch  durch 
das  Zahlenverhältniss  der  Theile  die  Identität  der  fossilen  Naviculae  mit  den  lebenden  feststellen  liess.  Das  Hinwenden  der  Aufmerk- 
samkeit auf  die  Kieselinfusorien  der  Quellen  von  Carlsbad  bewirkte  die  Entdeckung  der  Naviculae  im  Kieseiguhr  zu  Franzensbad.  Die 
vorhergegangene  Beobachtung  deä  festen  Zahlenverhältnisses  der  Zellen  bei  den  gestreiften  Naviculis  bewirkte  die  sichere  sofortige 
Feststellung  der  Identität  der  lebenden  Navicula  viridis  mit  der  fossilen,  und  gerade  diese  grössere  Navicula  ist  eine  sehr  verbrei- 
tete Hauptform  der  fossilen  Infusorien  geworden.  —  Die  wie  feine  Queerstreifen  erscheinenden  inneren  Zellwände  des  Panzers  sind  in 
4,  den  Ecken  des  Panzers  entsprechende,  Längsreihen  geordnet,  welche  auf  der  schmäleren  (Bauch-  und  Rückseite)  breiter,  auf  der 
breiten  Seite  schmäler  sind.  Eingesenkt  in  diese  Zellen  sind  innerlich  nur  2  gelbgrüne,  am  Rande  etwas  gezahnte,  Blätter  des  Eier- 
stockes, welche  der  ganzen  Länge  gleichen.  Die  zwei  andern,  mittleren,  welche  andere  Arten  besitzen,  scheinen  hier  zu  fehlen,  oder 
befinden  sich  in  dem  mittleren  dunkleren  Theile.  Auf  der  Bauch-  und  Rückenseite  klaffen  beide  Platten  in  einem  Längsspalt,  und  von 
denselben  beiden  Seiten  aus  wird  die  Bewegung  vermittelt.  Viele  veränderliche  Bläschen  (Magen)  sind  im  Innern  verstreut  und  durch 
eine  irritable  crystallhelle  Gallerte  (den  Körper)  vereinigt,  daher  oft  zitternd.  Zuweilen  sah  ich  an  den  Enden  einige  besondere  beweg- 
liche dunkle  Punkte,  wie  bei  Closteriam  und  Nav.  fulva,  aber  nicht  immer,  also  wohl  anderer  Art.  Längstheilung  sieht  man  oft 
vom  Rücken  aus  unter  der  kieseligen  Oberhaut,  daher  hängen  denn  zuweilen  2  zusammen.  Corda  hat  diess  für  Begattung  der  N. 
agrestis  gehalten  und  2  Verbindungstheile  mit  2  mittleren  Oeffnungen  abgebildet,  welche  Beobachtung  in  allen  Einzelheiten  meiner  Er- 
fahrung widerstrebt  und  in  zu  rascher  Auffassung  ihren  Grund  haben  mag.  Die  6  Oeffnungen  des  Panzers  sind  zu  3  auf  der  Rücken- 
und  Bauchfläche  leicht  sichtbar,  die  mittlere  liegt  in  einer  tiefen  Grube  und  scheint  excentrisch,  neben  der  Mittellinie.  Schiffchen  von 
Vs  Linie  Grösse  haben  300  Streifen,  Ve  256,  %  192,  Vio  150,  V«  128,  Vie  96,  Vis  84,  %>  75,  V24  64—66,  %  42—44, 
V48  32,  Veo  25,  V72  21—22,  %  16  —  18,  V100  15,  7m  10  —  11,  Vm  8,  %*  5  —  6,  %Q  2—3,  W  1—2.  Die  gelbgrü- 
nen Körnchen  des  Eierstocks  haben  etwa  .  V2000  Linie  Durchmesser,  die  auskriechenden  Jungen  würden  also  1  bis  2  innere  Zellen  haben, 
sind  aber  nicht  beobachtet.  —  Länge  von  V96  his  1/6  Linie  beobachtet;  grösste  Breite  bei  Jungen  2*4,  bei  alten  6  —  7mal  in  der 
Länge.     (Vergl.  Nav.  gibba.) 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XIII.   Fig.  XVI.   und  Taf.  XXL    Fig.  XII. 

Fig.  1.  ist  ein  Einzelthier  mit  125  Streifen,  1/12 — x|13  Linie  gross,  in  3  verschiedenen  Lagen:  a.  von  der  breiten  Lateralfläche,  ß.  von  der  schmalen 
Bauch-  oder  Rückenfläche  mit  den  3  Oeffnungen,  y.  ist  halb  gewendet.  Fig.  2.  und  3.  ist  ein  todtes  Thierchen  vou  2  Seiten.  Fig.  4.  ist  mit  dem 
Messer  queer  durchschnitten  und  dadurch  in  4  Panzertheile  zerfallen,  welche  bei  f  zusammenhängen.  Die  beiden  Platten  des  Eierstocks  sind  frei  her*- 
vorstehend  und  haben  sich  umgebogen;  ein  abgeschnittener  Theil  liegt  bei  f  daneben.  Fig.  5.  ist  ein  leerer  Panzer  eines  todten  Thierchens,  von 
selbst  in  2  Theile  klaffend.  Fig.  6.  ist  in  der  Selbsttheilung,  erscheint  von  der  breiten  Seite  doppelt,  von  der  schmalen  Seite  her  einfach.  Fig.  7. 
ist  ganz  jung,  ^96  Linie  gross.    Fig.  8.  ist  eine  Ansicht  von  vorn.    Alle  sind  300mal  vergrössert  und  ein  Jahr  vor  Auffindung  der  fossilen  gestochen. 

Fig.  XII.  Taf.  XXI.  ist  nach  Auffindung  der  fossilen  gestochen:  1.  nach  lebenden,  durch  Glühen  gereinigten,  Panzern;  2.  ist  mit  vielen  Magenzellen 
erfüllt  und  hat  bei  +  vielleicht  2  männliche  Drüsen;  3.  ist  nahe  vor  seiner  Längstheilung,  daher  sehr  breit,  und  hat  2  grosse  Blasen  (Drüsen?). 
In  beiden  ist  der  mittlere  dichtere  Körper  sichtbar. 

£34.     Navicula  macilenta,  sclimäclitiges  Schiffchen.     Tafel  XXL  Fig.  xni. 

N.  striata,  testula  recta,  lineari,  angusta,  altero  latere  truncato,  altero  rotundato,  in  centesima  lineae  parte  striis  ccl- 
lulisve  23  notata. 

Navicule  maigre,  rayee,  a  carapace  droite,  lineaire,  grele,  tronr/uee  au  baut  du  cöte  plat,  arrondie 
de  Fautre,  ayant  dans  c/iar/ue  ceniieme  d'une  ligne  de  sa  longueur  23  raies  transversales  ou 
cellules  internes* 

Navicula  macilenta,  Bericht  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1837.   p.  45. 

Aufenthalt:    Im  Bergmehl  von  Degernfors  in  Schweden  und  von  Kymmene  Gärd  in  Finnland,  nur  fossil  beobachtet. 

Diese  Form  ist  der  Nav.  viridis  sehr  verwandt ,  aber  schmäler  und  dichter  gestreift.  Die  Streifungstafel  ist:  Vi*  Linie  hat 
190  Streifen,  Vis  126,  V20  115,  V24  96,  Vso  76,  %  63,  %  48,  Veo  38,  %  32,  %  24,  V100  23.  —  Länge  bis  V12  Linie. 
Breite  8-  bis  9mal  in  der  Länge  beobachtet. 

Erklärung    der  Abbildung    Taf.  XXL    Fig.  XIII. 
Es  ist  ein  Einzelthier  von  2  Seiten,  300mal  vergrössert, 

£35.   Navicula  viridula,  grünliches  Schiffchen.    Tafel  XIII.  Fig.  XVII.  und  Tafel  XXI.  Fig.xiv. 

N.  striata,  testula  recta  lanceolato- lineari  valde  angusta,  altero  latere  truncato,  altero  attenuato  obtuso,  in  centesima 
lineae  parte  striis  cellulisve  13  — 15  notata. 

Navicule  verdätre,  a  carapace  droite  lanceolee  lineaire^  tres-grele,  tronquee  au&  bouts  du  cöte 
plat>  amincie  et  obtuse  de  Fautre,  ayant  dans  chafjue  centihne  d'une  ligne  de  sa  longueur 
13  — 15  raies. 

Frustulia  viridula,  Küt.zin&,  Linnea,  1833.  p.  23.   Tab.  XIII.   Fig.  12. 

Navicula  viridis  var.,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  266.  Note. 

Navicula  viridula,  Bericht  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1836.  p.  53.    Poggendorff's  Annalen  d.  Phys.  und  Chemie, 

1836.  p.  220,  221. 

Aufenthalt:    Lebend  bei  Weissenfeis  in  Sachsen,  bei  Wismar  in  Mecklenburg  und  bei  Berlin.      Fossil  im  Kieseiguhr  bei  Franzens- 
bad in  Böhmen  und  im  Bergmehl  von  Santafiora. 

Das  grünliche  Schiffchen  wurde  von  mir  früher  für  eine  Abart  der  N.  viridis  gehalten,  undKÜTziNG's  Gründe  und  Zeich- 
nungen reichten  nicht  aus,  eine  besondere  Art  zu  begründen.  Ich  unterschied  sie  als  Art  zuerst  1834  im  brakischen  Ostseewasser  von 
Wismar,  wo  ich  sie  mit  N.  Scalprum  fand.  Seitdem  habe  ich  sie  bei  Berlin  unter  Oscillatorien  auch  zahlreich  gesehen,  und  jetzt 
eben,  am  1.  Juni  1837,  habe  ich  Tausende  davon  aus  dem  Thiergarten  lebend  vor  mir.  So  ziehe  ich  denn  Kützing's  Form  ohne 
vieles  Bedenken  hierher.     Die  Form  gleicht  sehr  der  Nav.  gracilis^   ist  mehr  schiffähnlich  als  N.  viridis,   und  hat  2  an  genähnliche 


—  184 

Organe  (Drüsen),  in  der  Mitte  genähert,  ist  auch  viel  lebhafter.  Die  Streifung  ist  jener  sehr  ähnlich:  V12  Linie  hat  110  Streifen, 
Vis  88,  V20  66,  V24  55,  %  44,  %  36,  V48  27,  Veo  22,  V72  18,  %  14,  V100  13  —  15.  —  Länge  V250  bis  V24  Linie.  Breite 
4-  bis  6mal  in  der  Länge. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XIII.   Fig.  XVII.   ujid  Taf.  XXI.   Fig.  XIV. 

Auf  Taf.  XIII.  sind  3  Exemplare  verschiedener  Grösse  aus  Wismar  abgebildet,  auf  Taf.  XXI.  ein  Exemplar  aus  Berlin,  beide  300mal  ver- 
grössert. 

236.    Navicula  inaequalis,  ungleiches  Schiff  eben.     Tafel  XIII.  Fig.  XVIIL 

N.  striata,  testula  ovato-lanceolata,  lateribus  inaequaliter  convexis,  utroque  fine  constricto  obtuso,  in  centesima  lineae 
parte  striis  10  — 11  insignis. 

N  avicule  inegale^    rayee9   a   carapace   ovale -lanceolee^    ayant  les  flaues  inegalement  convezees^    les 
bouts  etrangles  et  obtus  et  dam  chaque  centieme  dune  ligne  de  sa  longueur  10  — 11  raies. 

Navicula  inaequalis,  Bericht  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1836.    p.  53.     Poggendorff's  Annalen  der  Phys.  u.  Chem, 

1836.  p.  221.   Taf.  III.  Fig.  3.  2. 

Aufenthalt:    Lebend  bei  Berlin;  fossil  als  Bergmebl  bei  Santafiora  in  Toscana. 

Die  Form  war  schon  im  Jahre  1835  auf  Tafel  XIIL  gestochen  und  konnte  durch  die  1836  gefundene  fossile  Form  noch 
schärfer  beobachtet  und  berichtigt  werden.  Ich  entdeckte  die  lebende  im  Januar,  Februar  und  März  1835  und  sah  sie  am  8.  April 
1836  sehr  lebendig  bewegt  und  zahlreich  wieder  in  einem  überwinterten  Glase,  zuletzt  am  2.  Juni  1837.  Die  Endöffnungen  habe  ich 
erst  bei  den  fossilen  sehr  klaren  Panzern  erkannt.  Da  ich  die  lebende  Form,  wie  alle  übrigen,  getrocknet  aufbewahre,  so  Hess  sich 
die  directe  Vergleichung  machen.  Diese  Form  bildet  den  Uebergang  zur  Gattung  Eunotia.  Der  gelbliche  Eierstock  zeigt  2  Platten; 
zerstreute  Bläschen  erscheinen  als  Magenzellen,  und  am  verengten  Ende  ist  jederseits  ein  augenartiger  heller  Fleck  (Drüse?).  Strei- 
fen sind  bei  Vi«  Linie  Länge  70,  %  64,  %  48,  lU  35,  %  32,  %  26,  %  24,  %  21,  Veo  19.  —  Länge  %  bis  Vis  Linie 
beobachtet.     Breite  2  —  SV^nal  in  der  Länge. 

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  XIIL   Fig.  XVIIL 

Fig.  1.  ein  grösseres  lebendes  Exemplar  mit  70  Streifen.  Fig.  2.  und  3.  ist  ein  kleines  todtes  Exemplar,  2.  von  der  Bauchfläche,  3.  halb  gewendet 
von  der  convexeren  Seitenfläche.  Fig.  4.  und  5.  ist  ein  anderes  lebendes  Schiffchen.  Von  der  kleineren  Seitenfläche  aus  sieht  man  bei  Fig.  5.  die 
beiden  mittleren  Oeffnungen  gleichzeitig.    Unter  den  fossilen  sind  zuweilen  etwas  mehr  gestreckte. 

23?.    Navicula  gibba,  Hocker  -Schiff eben.     Tafel  xm.  Fig,  XIX. 

N.  striata,   testula  reeta,   lineari,    angusta,   media  parte  inflata,   gibba,    in   centesima   lineae    parte   striis   cellulisve   9 
notata. 

N avicule  bossue,   rayee,   a  carapace  droite,    lineaire^  grele,  gonflee  au  milieu^   bossue,   ayant  dans 
chac/ue  centieme  cFune  ligne  de  sa  longueur  9  raies. 

Navicula  gibba,        i   Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.   p.  64,  65,  68.   1831.  p.  80. 
—        uncinata,   \  r  r 

Frustulia  incrassata,  Kützikg,  Linnea,  1833.  p.  545.   Taf.  XIII.    Fig.  17. 

Navicula  gibba,  Bericht  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1836.   p.  53.     Pog&endorff's  Annalen  d.   Physik  und   Chem. 

1836.  p.  219,  221. 

Aufenthalt:    Lebend  bei  Tobolsk  in  Asien  (Sibirien),    bei  Orenburg  und  Catharinenburg  in  Russland,   bei  Berlin,  bei  Wismar,   bei 
Carlsbad  und  bei  Weissenfeis.     Fossil  im  Kieseiguhr  von  Franzensbad  und  Isle  de  France  und  im  Bergmelil  von  Santafiora. 

Ich  entdeckte  sie  1829  auf  der  Reise  mit  Herrn  v.  Humboldt  im  Juli  in  Sibirien  in  Tobolsk,  fand  sie  aber  dann  auch  bei 
Berlin  im  Mai  1832,  bei  Wismar  in  brakischem  Ostseewasser  im  August  1833,  bei  Berlin  wieder  am  10.  Febr.  1835  und  am  8.  April 
1836,  auch  am  20.  April  1836  im  Wasser  von  Carlsbad.  Kleine  Exemplare  sind  dem  Cocconema  gibbum  sehr  ähnlich.  Schon 
Nav.  viridis  hat  eine  kleine  Erweiterung  ihrer  Mitte,  doch  fehlt  sie  zuweilen  ganz.  Kützing  fand  sie  bei  Weissenfeis,  hat  aber  die 
Streifung  nicht  beobachtet.  Die  Nav.  uncinata  von  Orenburg  ist,  der  Zeichnung  nach,  vielleicht  doch  nur  eine  halbe  Schaale  die- 
ser Art  gewesen.  Die  Streifung  ist  nach  folgendem  Längenverhältniss :  %  Linie  hat  90,  %  75,  Vis  50,  %  45,  %  37,  %  30, 
736  25,  740  22,  V48  18,  Vso  18,  Veo  15,  V96  9,  V100  9.  Geringe  Differenzen  liegen  oft  in  der  Ungenauigkeit  des  Messens  und 
Zählens,  welche  zuweilen  schwierig  sind.  Grosse  Zahl-  und  Maass- Differenzen  geben  besondere  Artcharactere.  —  Länge  Vae  bis  V10 
Linie.     Grösste  Breite  2-  bis  5mal  in  der  Länge. 

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  XIIL  Fig.  XIX. 

Fig.  1.     ein  ganzes  Exemplar  von  Berlin.    Fig.  2.     ein  halbes.     Fig.  3.  und  4.    zwei  Exemplare  des  Ostseewassers  im  Hafen  von  Wismar. 

Ä38.    Navicula  f  Cruac,  kreuzartiges  Schiffchen. 

N.  striata,  testula  brevi,  gibbere  medio  laterali  in  crucis  formam  redaeta,  utroque  fine  constricto  obtuso,  in  centesima 
lineae  parte  17  striis  notata. 

Navicule?  Croi&9  rayee,  a  carapace  courte,  lateralement  tres- gonflee  au  milieu,  etranglee  et  obtuse 
aucc  bouts ,  en  forme  (T  une  croix^   ayant  dans  un  centieme  d'une  ligne  17  raies  transversales. 

Navicula  Crux }  Bericht  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1836.  p.  83. 

Aufenthalt:    Nur  fossil  im  Polirscliiefer  bei  Cassel,  selten. 

Es  ist  die   noch   mehr  verkürzte  und  in  der  Mitte   noch  mehr  erweiterte  Form   der  Nav.  gibba.     Streifungsverhältniss :   Vog 
Linie  hat  18,   748  also  36,  V10ü  17,   Vm  9  Streifen.  —  Länge  bis  %  Linie.     Grösste  Breite  lVamal  in  der  Länge. 
Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  gegeben  werden. 


185    

239.    Navicula?  €Hans9    eicltelartiges  Schiffchen. 

N.  striata,    testula  brevi,    gibbere  medio  in  glandis  quercinae  cum  calvce  formain    fere  redacta,    utroque  fine   constricto 
obtuso,  in  centesima  lineae  parte  2  —  3  striis  notata. 

Navicule?   Gl and ,   rayee,    a  carapace  courte,    ires-gonflee  au  milieu  en  forme  cPun  gla?id  de  diene, 
ou  cPune  croicc,  ayant  dans  im  centieme  d*  une  ligne  2  —  3  raies. 

Navicula  Glans,  Mitteilungen  der  Berl.  naturf.  Gesellseh.  31.  März  1837.    Berlin.  Staatszeit.  30.  März  1837. 

Aufenthalt:    Nur  fossil  im  Bergmehl  von  Kymmene  Gärd  in  Finnland  bei  Helsingfors  beobachtet. 

Es  fanden  sich  auch  Exemplare  oline  Streifen ,   die   ich  für   defect  halte,     Ist  vielleicht  Nav.  Follis   das  Junge    dieser  Art 
(defect?).     Länge  Voe  —  V*8  Linie,  grösste  Breite  ll/2mal  in  der  Länge.      Die  Oeffnungen  sind  bei  beiden  letzten  Arten  unbekannt. 
Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  gegeben  werden. 

24©.    Navicula  capitata,  i&natiffragendes  Schiffchen.    Tafel  XIIL  Fig.  xx. 

N.  striata ,  testula  brevi  ovato-lanceolata,   utroque  fine  constricta  obtusa,   in  centesima  lineae  parte  10  strias  offerens. 

Navicule  a  bouton,   rayee,    a  carapace  courte,  ovale -lanceolee ,  etranglee  et  obtuse  ante  deute  bouts, 
ayant  dans  chaque  centieme  d'une  ligne  de  sa  longueur  10  raies  transversales. 

Surirella  striatula  juven. ,    i  TuRpiN9  M(,m.  du  Mus    xy#  1827#     Dict#  des  sc#  nat#  plancnes  3.   Fig.  8.  1828. 

Navicula  Amphisbaena ,        f 

Navicula  Amphisbaena,  ex  parte,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  (1832.)  p.  254. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin!  und  vielleicht  bei  Havre  oder  Dieppe  beobachtet. 

Die  Form  ist  bei  Berlin  häufig,  aber  nie  grösser  als  V48  Linie,  meist  lebhaft  bewegt,  mit  gelbem  Eierstock.  Streifungsver- 
hältniss:  Vi 2  Linie  hat  84,  V24  42,  V48  21,  V72  14,  %  10.  —  Länge  Voe  —  Vis  Linie  beobachtet.  Grösste  Breite  3ll2mhl  in  der  Länge. 
Ich  sah  sie  1835  im  März,  1836  am  8.  April,  1837  am  I.Juni.   Von  der  Seite  gesehen  ist  sie,  der  N.  viridis  gleich,  lang  viereckig. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XIIL    Fig.  XX. 
Es  sind  5  Exemplare,  sämmtlich  von  der  Rücken-  oder  Bauchseite,  300mal  vergrössert. 

241.    Navicula  dicepliala,   doppelköpflg^es  fiteMffclieii. 

N.  striata,  testula  lineari- elongata,  utroque  line  constricta  obtusa,  in  centesima  lineae  parte  striis  19  notata. 

Navicule  dicephale,  rayee,  a  carapace  lineaire  allongee,  etranglee  et  obtuse  autc  deu&  bouts,  ayant 
dans  chac/ae  centieme  d'une  ligne  de  sa  longueur  19  raies  transversales. 

Navicula  dicepliala,  Bericht  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1837.  p.  45. 

Aufenthalt:    Nur  fossil  im  Bergmehl  von  Degernfors  in  Schweden  und  von  Kymmene  Gärd  in  Finnland  beobachtet. 

Diese  Form  gleicht  sehr  der  glatten  Navicula  platystoma,  ist  aber  schmaler  und  hat  eine  mittlere  runde  Oeftnung,  keine 
breite.  Die  Streifung  ist  nach  folgendem  Yerhältniss:  V24  Linie  hat  80,  Vse  53,  V40  45,  V*8  40,  V72  26,  Vse  20,  V100  19.  — 
Länge  V72 — V40  Linie,  Breite  4  —  5mal  kürzer.     (Vergl.  Eunotia.) 

Eine  Abbildung  ist  nicht  mehr  aufgenommen  worden. 

24£.    Wavicula  lanceolata,  lanzetförmlgres  Schiffchen.    Tafel  XIIL  Fig.  xxi. 

N.   striata,   testula  lanceolato - elongata ,    utroque  fine  sensim  valde  attenuata,    subacuta,   in   centesima   lineae   parte  13 
striis  insignis. 

Navicule   lanceolee,   rayee,   a  carapace  lanceolee  allongee,   amincie  peu  a  peu   au&  deute  bouts  e?i 
pointes  presc/ue  aigues,  ayant  dans  chaque  centieme  d'une  ligne  13  raies  transversales. 

Frustulia  lanceolata,  Kützin&,  Linnea,   1833.    p.  14.    Tab.  XIII.   Fig.  13.   zum  Theil. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin!  und  Halle?. 

Man  kann  diese  Art  eine  gestreifte  Nav.  fulva  nennen,  welcher  Form  sie  sehr  gleicht.  Die  Streifung  hat  folgendes  Ver- 
hältniss  zur  Länge:  Vi 2  Linie  Länge  hat  108  Streifen,  Vis  72,  %  54,  Vse  36,  V*8  27,  V72  18,  Voe  13,  V100  13.  Sie  ist  leb- 
haft bewegt  und  die  Streifung  oft  schwer  zu  sehen.  —  Beobachtet  sind  die  Längen  von  Voe  Ws  V24  Linie,  grösste  Breite  3 — 4mal 
in  der  Länge. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XIIL    Fig.  XXL 

Es  sind  7  Exemplare  in  verschiedenen  Grössen ,  bei  300maliger  Vergrösserung  im  Durchmesser,  abgebildet. 

£43.  Navicula?  JDibrile,  WägeschifFclien,  Wagelbalfcen-Scliiffclien.  Tafel  XIII.  Fig. XXII. 

N.  striata,  testula  elongata  latere  undulato,  medio  leviter  constricta  apieibus  subacutis,  dorsi  linearis  apieibus  triui- 
catis,  in  centesima  lineae  parte  strias  8  gerens.    • 

Navicule  Fleau,  rayee,  d  carapace  allongee,  legerement  etranglee  au  milieu,  aigu'e  au  bout  et  ondu- 
leuse  du  cöte  lateral,  lineaire  et  tronquee  au  bout  du  cöte  dorsal,  ayant  dans  chaque  centieme 
d'une  ligne  8  raies  transversales. 

Navicula  Librile,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  81.    1833.  p.  267.  Note. 
Frustulia  quinquepwnctata ,  Kützing,  Linnea,  1833.  p.  554.    Tab.  XIV.  Fig.  28. 
Navicula  Librile ,  Bericht  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1836.  p.  53. 

49 


ise 

Aufenthalt:    Lebend  bei  Berlin!,  Tennstädt,  Halle,  Weissenfeis.     Fossil  bei  Franzensbad  als  Kieseiguhr,  bei  Santafiora  als  Bergmehl. 

Ich  entdeckte  diese  Form  1826  bei  Berlin,  sah  sie  1830  wieder  nnd  beschrieb  sie  zuerst  1831.  Ich  sah  sie  dann  zahllose 
Male  wieder,  am  19.  Mai  1832,  im  Febr.  1835,  im  Januar,  Februar,  März,  April  1836,  und  habe  sie  besonders  wieder  jetzt  am 
31.  Mai  1837  in  lebhafter  Bewegung  zahlreich  beobachtet.  Sie  ist  nicht  selten  mit  Härchen  (Hygrocrocis?),  Cocconeis  Pediculus 
nnd  ihren  eigenen  Jungen  besetzt.  Die  beiden  Hauptplatten  des  Eierstocks  sind  am  Rande  gezahnt  und  von  der  Bauchseite  meist  wel- 
lenartig gebogen,  goldgelb.  Helle  Bläschen  sind  als  Magenzellen  betrachtet.  Die  6  Wellenlinien  des  Panzers  und  des  Eierstocks  bil- 
den zuweilen  auf  der  Seitenfläche  5 — 6  dunkle  Queerbinden,  daher  Kützing's  Name.  Sie  ist  bei  Santafiora  sehr  schön  erhalten  fossil. 
Streifen  sind  bei  V9  Linie  Länge  96,  bei  7io  84,  V12  72,  V20  42,  V24  36,  Vso  28,  %  24,  %  18,  Veo  14,  lj12  12,  %  9, 
7ioo  8.  —  Länge   V72  bis  Vo  Linie  beobachtet.     Grösste  Breite  3-  bis  lOmal  in  der  Länge. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XIII.   Fig.  XXIL 

Fig.  1.  und  2.  sind  2  kräftig  bewegte  grosse  Exemplare  von  der  Seiten-  und  Bauchfläche,  von  1/9  und  x/10  Linie  Grösse.  Fig.  3.  war  unbeweglich, 
todt.  Fig.  4.  und  5.  sind  2  Seiten  eines  jüngeren  lebenden  Thieres  von  V24  Linie  Grösse.  Fig.  6.  ist  ein  jüngeres  todtes  Thierchen.  Fig.  7. 
sind  ganz  junge,  den  Alten  oft  anhängende,  Thierchen  von  lj12  Linie  Länge,  alle  SOOmal  vergrössert. 

244.     Naviculaf  splendida,  OoIdscMffcheii.     Tafel  XIV.  Fig.  I. 

N.  striata,  testula  ovato-oblonga,  a  latere  ovata,  a  ventre  oblonga  tnincata,  media  leviter  constrieta,  in  centesima 
lineae  parte  striis  2  insignis. 

N  avicule  splendide,  rayee,  a  carapace  ovale -oblongue,  ovale  du  cöte  lateral,  da  cöte  ventral  ob- 
longue  tronquee  legerement  etranglee  au  milieu,.  ayant  dans  chac/ue  centieme  d'une  ligne  de 
sa  longueur  2  raies  transversales. 

Naviciäa  sylendida,  Abliandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  81.  cfr.  1833.  (1832.)  p.  255. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  schon  früher  beobachtete  Form  wurde  von  mir  1831  beschrieben  und  dann  oft  wieder,  immer  einzeln,  beobachtet.  Am 
8.  April  und  19.  Mai  1832  sah  ich  sie  wieder,  und  fand  1835  den  ganzen  Winter  hindurch  Exemplare  in  einem  überwinterten  Glase 
mit  andern  Naviculis.  Am  1.  Juni  1837  habe  ich  sie  zuletzt  beobachtet.  Sie  hat  grosse  Aehnlichkeit  mit  Türpins  Surirel/a 
striatula  des  Meeres  bei  Ha  vre,  unterscheidet  sich  aber  durcli  Form  und  Streifung.  Ich  sah.  sie  oft  bewegt.  Zwei  dunkle  äussere 
und  2  helle  innere  gezahnte  Platten  des  goldgelben  Eierstocks  lagen  dicht  aneinander,  den  mittleren  Raum  erfüllte  ein  gallertiger  irri- 
tabler farbloser  Körper  mit  hellen  Bläschen  (Magen).  Am  spitzen  Ende  der  Lateralfläche  waren  6 — 7  bewegte  dunkle  Pünktchen  in 
einer  umgrenzten  Blase,  wie  bei  Closlerium.  Neuerlich  sah  ich  auch  Selbsttheilung  auf  der  Bauchfläche  eines  daselbst  viel  breiteren 
Exemplares.  Wahrscheinlich  ist  auch  bei  N.  Librile  die  Selbsttheilung  nicht  seitlich,  wie  bei  N.  viridis  und  falva,  sondern  eben- 
falls von  der  Rücken-  oder  Bauchfläche.  Die  Streifen  oder  Rippen  und  Längen  verhalten  sich  wie  folgt:  Vo  Linie  hat  30  Rippen^ 
Vio  28,  V12  22,  Vis  15,  V20  14,  V24  11,  %  9,  Vse  7,  %  7,  %  4—5,  %0  4,  %  3,  %  2  —  3,  V100  2.  —  Länge  Vis  bis 
Vn  Linie,  grösste  Breite  2V2-  bis  3mal  in  der  Länge  beobachtet. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XIV.   Fig.  T. 

Es  sind  4  Exemplare  in  8  Ansichten  dargestellt. 
Fig.  1.     ist  ein  und  dasselbe  lebende  Individuum  in  3  Ansichten,    l/12  Linie  gross,   a  von  der  Bauchfläche ,   ß  halb  gewendet,    y  von  der  Lateralfläche. 
Fig.  2.     ist  ein,  Y10  Linie  grosses,  todtes  Exemplar  mit  28  Rippen.      Fig.  3.     ist  dasselbe  vom  stumpferen  Ende  gesehen,   mit  2  hellen  Flecken  bei 
X,  welche  Oeffnangen  gleichen.     Fig.  4.     ein  kleineres  Exemplar,  x/is  Linie  gross,  mit  15  Rippen,   alle  200mal  vergrössert.     Fig.  5.     ein  1/10  Li- 
nie grosses  Exemplar,  500mal  vergrössert,  bei  x  jederseits  2  helle  Flecke. 

£45.    Naviculaf  bifrons,  zweischnätoliges  Schiffchen.     Tafel  XIV.  Fig.  XL 

N.  striata,  testula  lanceolata,  a  latere  utrinque  acuta,  a  ventre  lineari,  truncata,  nee  constrieta,  in  centesima  lineae 
parte  striis  3'^  notata. 

Navicule  a  double  nez,  rayee,  a  carapace  lanceolee,  aigue  auaz  deute  bouts  du  cöte  lateral,  li- 
neaire  et  tronr/uee  du  cöte  ventral,  point  etranglee,  ayant  dans  le  centieme  de  chaque  ligne  de 
sa  longueur  3V2  raies. 

Navicula  bifrons ,  Abliandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  (1832.)  p.  259. 
Nawcula  bifrons,  Bericht  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1836.  p.  53. 

Aufenthalt:    Lebend- bei  Berlin!     Fossil  im  Kieseiguhr  von  Isle  de  France  und  im  Bergmehl  von  Kymmene  Gärd  in  Finnland?. 

Diese  am  19.  Mai  1832  entdeckte  Art  ist  seitdem  oft  wieder,  aber  einzeln,  beobachtet  worden.  Sie  fand  sich  mit  Oscilla- 
torien,  Micrasterien  und  Arthrodesmen  häufiger,  selten  zwischen  Conferven  des  Thiergartens.  Sie  hat  engere  und  mehr  Strei- 
fen, als  die  vorige  Art,  ist  auch  meist  kleiner.  Bei  Vo  Linie  Länge  sind  42  Streifen,  Vio  36,  V12  30,  Vis  24,  Vis  20,  V20  18, 
V24  15,  73o  12,  Vso  10,  V40  9,  'As  7,  Vso  7,  Veo  6,  7?2  5,  %  V/o,  V100  3f/2-  Bewegung  langsam,  aber  deutlich.  Eierplatten 
am  Rande  gezahnt.  —  Länge  Vis  bis  Vo*  öfter  klein  als  gross,  Breite  2lf2-  bis  5mal  in  der  Länge.  Eine  hierher  gezogene  Form 
hat  die  Ränder  in  der  Mitte  der  Lateralflächen  gerade  und  parallel,  während  die  Hanptform  sie  gebogen  hat.  Audi  sind  die  fossilen 
Formen  im  Zahlenverhältniss  der  Streifen  nicht  völlig  übereinstimmend.  Die  Insular- Form  hat  16  auf  'As  Linie  Länge,  die  nordische 
16  auf  Vis  Linie  Länge,  die  Gestalten  passen. 

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  XIV.    Fig.  IL 

Fig.  1.     ist  Vo  Linie  gross,  von  2  Seiten  dargestellt,  «  Lateralfläche,  ß  Bauchfläche.     Fig.  2.  und  3.     sind   2  todte  Exemplare,   letztere  Form   durch 
parallele  Seitenflächen  in  der  Mitte  ausgezeichnet. 


_    ig? 

246.    Naviculaf  st  via  Ulla,  gestreiftes  Schiffchen.     Tafel  XXI.  Fig.  XV. 

N.  striata,  testula  ovata,  a  latere  variabilis,  a  ventre  elliptica  aut  cuneata,  in  centesima  lineae  parte  13  strias  offercns. 

Nuvicule  striee,   rayee,  a  carapaee  ovale,  variable  du  cote  lateral,   elliptir/ue  ou  euneiforme  du  cote 
ventral,  ayant  dans  le  centieme  d'une  ligne  de  sa  longueur  13  raies  transversales. 

Surirella  slriatula,  Turfin,  Mem.  du  Mus.  d'hist.  nat.  XVI.   1828.   Diction.   des  sc.  nat.  T.  51.  p.  508.  Planches,  Botanique  Ve- 

•      getanx  acotyledons,  Vegeto-animaux   III. 
Navicula,  SurirelJa,  slriatula,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissens  eh.  zu  Berlin,  1831.  p.  81. 
Surirella  Venus,  Corda,  Almanac  de  Carlsbad,  1835. 

Navicula  slriatula,  in  Wiegmakn's  Archiv  f.  Naturgesch.  1836.  I.  p.  241.  II.  p.  185.    Vergl.  den  Bericht  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu 

Berlin,   1836.   p.  32,  53. 

Aufenthalt:    Lebend  bei  Havre  und  Carlsbad.     Fossil  bei  Franzensbad  in  Böhmen?. 

Dieses  niedliche  Schiffchen  entdeckte  Dr.  Surirat  im  August  1826  bei  Havre  und  erhielt  es  18  Monate  lebend.  Turpuy 
sah  und  beschrieb  es  als  Pflanze  und  Zoophyten  1827  und  gab  sehr  grosse  Abbildungen  davon  in  den  Mem.  du  Museum  1828,  die 
er  im  Diction.  des  sc.  nat.  1828  copirte.  Ich  beobachtete  eine  ähnliche  Form  im  Süsswasser  bei  Berlin,  Nov.  splendida,  und 
stellte  sie  1831  sammt  dieser  zu  den  Naviculis.  Eine  ähnliche  Art  aus  Carlsbad  beschrieb  dann  Corda  unter  neuem  Namen  und  mit 
abweichendem  Detail.  Im  April  1836  erhielt  ich  letztere  Form  dnreh  Herrn  Fischer  auf  meine  Bitte  im  Quellschleime  von  Carlsbad 
lebend  nach  Berlin  in  zahlloser  Menge,  und  erkannte  in  ihr  der  Form  nach  ganz  offenbar  das  kieselschalige  Seethierchen  der  französi- 
schen Küste  mit  noch  andern  Seethierchen  der  Ostsee.  Dieses  auffallende  Vorkommen  regte  mich  an,  das  Verhältniss  der  Infusorien 
zu  den  Quellen,  welches  mir  längst  ein  höchst  wichtiges  geschienen,  mit  erneutem  Eifer  zu  verfolgen,  und  es  war  die  Veranlassung 
weiterer  Beobachtungen  über  grossen  Einfluss  der  Infusorien  auf  das  Feste  der  Erde,  wobei  Herr  Fischer  die  Wissenschaft  auf  das 
glücklichste  unterstützte.  Turpin  hat  zwar  die  Grösse  seines  Thierchens  zu  '/io  Millimeter,  d.i.  ungefähr  Vs  Linie,  angegeben,  und 
hat  in  den  MSm.  du  Museum  in  allen  Figuren  15,  in  einer  nur  (Fig.  1.)  links  aus  Versehen  16  Streifen  oder  Rippen  gezeichnet; 
allein  das  ist  offenbar  alles  nur  eine  freie  wiederholte  Copie  einer  einzelnen  Beobachtung,  da  es  gegen  das  Entwicklungsgesetz  der 
ganzen  Abtheilung  streitet,  dass  grosse  und  kleine  Individuen  gleiche  Zahlen  in  den  Streifen  hätten,  und  seine  Grössenangabe  mag  sich 
auf  die  grössten  beobachteten,  aber  nicht  die  gezeichneten,  Formen  beziehen.  Dass  Herr  Turpin  auf  die  Details  der  Zeichnung  we- 
nig Genauigkeit  übertragen  hat,  ergebt  sich  bei  Vergleichung  seiner  Copieen  offenbar  derselben  Figuren  im  Dict.  d histoire  nat.,  wo 
Fig.  2.,  welche  offenbar  Fig.  1.  der  MSmoires  ist,  nicht  15,  sondern  18  Streifen  hat.  Auch  hat  er  überall  die  Streifen  als  äussere 
erhabene  Leisten  gezeichnet,  während  es  innere  Rippen  sind.  Eben  so  ist  es  mit  der  Angabe  der  Vergrösserung.  Aus  der  Grösse  der 
abgebildeten  Eier  (globales  reprodueteurs,  wie  er  sie  nennt),  sieht  man  mit  Ueberzeugung,  dass  er  zum  Theil  eine  sehr  starke  Ver- 
grösserung von  mehr  als  800  im  Durchmesser  angewendet  hat,  bei  welcher  ein  Körper  von  Vs  Linie  Länge  wenigstens  13  Zoll  lang 
hätte  erscheinen  müssen.  Er  selbst  nennt  MSm.  p.  363.  die  Vergrösserung  3O0mal,  hat  aber  doch  noch  viel  zu  klein  gezeichnet,  denn 
Vs  Linie  300mal  giebt  60  Linien  oder  5  Zoll  Länge.  Seine  Figuren  der  MSmoires  haben  1  Zoll  10  Linien,  die  des  Dict.  2  Zoll 
4  Linien  Länge.  Turpin's  Figuren  des  Dict.  d'hist.  nat.  sind  richtiger,  wenn  man  sie  auf  Körperchen  von  V:2  Linie  (Vi44  Millim.) 
Grösse  und  etwa  2000malige  Vergrösserung  im  Durchmesser  bezieht,  nur  was  er  für  Junge  hält  (Fig.  6.  bis  8.),  sind  ganz  andere 
Arten  (N.  viridula? ,  Amphisbaena?  und  capitata?),  aber  Fig.  9.  mag  ein  Junges  mit  unrichtiger  Streifung  seyn.  Exemplare  von 
V5  Linie  Länge  würden  264  Rippen  haben  müssen,  anstatt  der  18.  —  Corda's  Zeichnung  ist  auch  nicht  scharf  genug  aufgefasst. 
Bei  der  kleinen  Fig.  1.  zähle  ich  jederseits  29  Streifen,  bei  der  stärker  vergrösserten  Fig.  2.  23,  und  bei  der  grössten  Fig.  4.  18. 
Ferner  ist  bei  Fig.  1.  und  2.  die  Mittelleiste  ganz  übersehen.  Das  heimliche  Aufklappen  der  Schaalen  des  Nachts,  welches  er  gesehen 
haben  will  und  gezeichnet  hat,  ist  unmöglich,  er  mag  ein  todtes,  offenes,  durch  etwas  Fremdes  bewegtes,  Gehäuse  gesehen  haben,  wie 
ich  deren  viele  auch  sah  und  auch  bei  N.  viridis  abgebildet  habe.  Uebrigens  hat  sowohl  er,  als  Türpin,  nur  (todte)  Formen  mit 
zusammengeballtem  Eierstocke  gezeichnet.  Ich  habe  viele  Tausende  dieser  Art  gesellen.  Die  Form  zeigt  mannigfache  Verschiedenheiten 
in  allen  Uebergängen.  Ihre  Massen  bilden  einen  ockerartig  -  gelblichen  Schleim  in  den  Einfassungen  der  Mineral -Wasser  zu  Carlsbad. 
Der  Eierstock  ist  gelb  und  am  Rande  gelappt;  viele  grünliche  und  grüne  veränderliche  Kugeln  dazwischen  schienen  mir  dem  Ernah- 
rungsorganismus  anzugehören.  Der  Körper  ist  ein  sehr  durchsichtiger  farbloser  mittlerer  Theil.  Oeffnungen  schienen  an  beiden  Enden 
je  2  zu  seyn,  eine  mittlere  blieb  unerkannt.  Langsame  Bewegung  sah  ich  nur  bei  solchen  mit  ausgedehntein  Eierstocke.  Die  spon- 
tane Tkeilung  ist  dorsal.  Die  Streifung  zeigte  folgendes  Verhältniss:  Vw  Linie  hat  132  Streifen,  Via  U2,  Vio  66,  lU  56,  '/so  44, 
V«  33,  V«  28,  Veo  22,  '/72  18,  V«,  14,  Vi«,  13-  -  Länge  •/«.- V.  (?)  Linie  beobachtet.  Die  Carlsbader  Formen  sind  mei- 
stenteils V96—  V«,  Linie  gross.  Breite  l'/2-  bis  2l/2inal  in  der  Länge.  Die  fossile  Form  hatte  auf  Vso  Linie  Lange  14  Streuen, 
kann  also  eine  ändere  Art  seyn;  ich  sah  nur  ein  Exemplar. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  XXI.  Fig.  XV. 

Es  sind  24  Darstellungen  vieler  Individuen  und  Zustände.  .  , 

Für.  1.  VW"),  2-  ('As'")  ™d  3.  (>U")  sind  Doppelansichten  der  Hauptformen  in  lebendem  bewegten  Zustande.  Fig.  4.  (  Voo  )  eine  elliptisclie 
Form,  todt.  Fig.  5.  (•/„*)  lebende  Normalform  von  der  Lateralfläche.  Fig.  6.,  7.,  8.,  9.,  10.  ('/«■")  ähnliche  andere  in  verschiedener  Grosse, 
alle  unbewegt.  Fig.  11.  (>/«/"),  12.  (•/„")  lanzetfonnige  seltene  Varietäten,  ob  eigene  Art?  Fig.  13.,  14.  ausgerandete  monstrnose!  formen. 
Fig.  15.  spontane  Lateraltheilung.  Fig.  16.  leere  aufgeklappte  Schaale.  Alle  diese  sind  300mal  vergrössert.  —  Fig.  17.  ist  *ig.  ö.  von  Mi  »anen- 
fläche,  1200mal  vergrössert.  Fig.  18.  eine  ähnliche,  Vso  Linie  grosse,  Form  von  der  Lateralfläche,  lOOOmal  vergrössert.  Hg.  1«.  ist  big.  Z., 
1200mal  vergrössert.    Fig.  17.    ist  Corda's  und  Turpin's  Form. 

24*.     Navicula?  undulata,  Wellenschiffciien.     Tafel  XXI.  Fig.  XVI. 

N.  striata,  testula  a  latere  elliptica,  a  ventre  lineari  truncata,   flexuris  utrinque  4,   in  centesima  lineae  parte  4  strias 


gereiis. 


Navicnle  ondulee,  rayee,  a  carapaee  elliptic/ue  du  cötS  lateral,  lineaire  et  tromjuec  du  cöiS  ven- 
tral, ayant  de  char/ue  cote  4  plis  et  dans  chaoue  centieme  d'  une  ligne  4  raies  transver- 
sales. 


Aufenthalt:    Bei  Berlin. 


—    188    

Diese  sehr  eigentliiimliclie  Art  fand  ich  erst  kürzlich  am  1.  Juni  1837  zwischen  Oscillatorien  und  vielen  andern  Naviculis 
bei  Berlin  in  etwa  10  Exemplaren.  Sie  hat  mir  erst  die  Bildung  der  N.  Librile  recht  erkennen  gelehrt.  Die  Schaalen  haben  bei 
beiden  gerade  Ränder ,  aber  die  Flächen  sind  tief  gefaltet,  daher  von  der  schmalen  Seite  auch  im  geglühten  Zustande  Wellenlinien 
sichtbar  sind.  Hier  sind  4  abwechselnde,  bei  Librile  6  entgegengesetzte  Wellen,  deren  2  mittlere  flacher  sind.  Sie  bewegt  sich  lang- 
sam. Der  braungelbe  Eierstock  ist  ganz  in  rundliche  Lappen  zertheilt.  Rippen  sehr  fein:  Vis'"  tat  6,  V24'"  18,  Vae'"  12,  'As'"  9, 
Voe'"  4,  Vioo'"  4.  —  Grösste  beobachtete  Länge  Vis  Linie,  Breite  l/^mal  in  der  Länge.  Oeffnungen  sind  undeutlich  auf  der  schma- 
len Seite  etwa  im  Focus  der  Ellipse,  vor  dem  Ende,  jederseits  2.     Ebenso  scheint  es  bei  N.  Librile. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXI.    Fig.  XVI. 
Fig.  1.     von  der  Lateralfläche;     Fig.  2.     von  der  Bauchfläche;     Fig.  3.     halb  gewendet. 

248.  Waviculat  constricta,  geschnürtes  Schiffchen.     Tafel  XXI.  Fig.  XVIL 

N.  striata,  testula  oblonga,  bacillaris,  partim  latior  quam  alta,  a  venire- media  leviter  constricta,  apicibus  rotundato- 
truncatis,  striis  in  centesima  lincae  parte  3  —  4. 

Navicule  etranglee,  rayee,  a  carapace  oblongue,  bacillaire,  a  peine  plus  large  que  haute,  legere- 
ment  etranglee  au  milieu  du  cöte  ventral ',  obtusement  tronr/uee  ante  bouts,  ayant  dans  charjue 
centieme  de  ligne  3 — 4  raies. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Sie  lebt  mit  N.  splendida,  und  nicht  viel  seltener,  im  Thiergarten,  einzeln,  und  icli  hielt  sie  1836  für  eine  jüngere  Ent- 
wickelungsform  oder  Ahart  dieser,  allein  ich  sali  sie  neuerlich  wieder  am  30.  Mai  und  1.  Juni  zahlreich  und  halte  sie  nun  für  eigene 
Art,  da  ich  besonders  die  Streifung  constant  finde.  Rippen  sind  bei  Vis  Linie  Länge  jederseits  22,  bei  V24  16,  Vso  11 ,  'As  6 — 8> 
7? 2  5,   7ög  4,   Vioo  3  —  4.     Beobachtete  Grösse  nur   7is  Linie.     Grösste  Breite  etwa  4mal  in  der  Länge. 

Diese  letzten  6  Arten  (JSf.  Librile,  splendida,  bifrons,  striatula,  undulata  und  constricta  sammt  der  N.  sigmoidea) 
haben  keine  mittleren  Oeffnungen  erkennen  lassen,  und  auch  die  Endöffnungen  sind  undeutlich.  Ich  sah  bei  todten  geglühten  Panzern 
der  N.  Librile  Luftblasen  unter  Wasser  aus  2  Oeffnungen  im  Viertheil  der  Länge  jederseits  auf  der  schmalen  Seite  austreten.  Fer- 
ner ist  bei  all  diesen  Formen  die  schmale  Seite  der  Bauchfläche,  die  breite  der  Rückenfläche  der  übrigen  vergleichbar,  und  sie  haben 
keine  dorsale,  sondern  laterale  Längstheilung.  Man  muss  daher  wohl  diese  Formen  mit  Hülfe  dieser  vielen  wichtigen  Charactere  als 
Genus  Surirella  absondern  und  die  übrigen  gestreiften  Naviculas  von  ihnen  noch  trennen. 

Erklärung   der  Abbildungen   Taf.  XXI.    Fig.  XVIL 

Fig.  1.     von  der  Bauchfläche;     Fig.  2.     von  der  Lateralfläche;     Fig.  3.     halb  gewendet. 

249.  Navicula?  Amphora,   Tonnen  -Schiffchen.    Tafel  XIV.  Fig.  in. 

N.  striata,  testula  ovata,  inaequalis,  altero  latere  turgida,  altero  complanata  apice  truncata,  striis  in  quavis  centesima 
parte  9  transversis  subtilissimis. 

Navicule  Amphore,  rayee,  a  carapace  ovale,  inegale,  gonße'e  d*un  cöte,  aplanie  de  T autre  cöte, 
ayant  dans  char/ue  centieme  d'une  ligne  de  sa  longuear  9  raies  transversales  tres-ßnes. 

Bacillaria  plwenicenteron  var.,  Fig.  20.  Nitzsch?  Beiträge  zur  Infusorien  künde,    1817. 

Navicula  Amphora,  Ab  h  an  dl.  der  Akademie  d.  Wissens  eh.  zu  Berlin,   1831.  p.  80.   1833.  p.  266. 

Fruslulia  ovalis         i  KÜTZ  Linnea,  1833.  p.  539,  541.    Tab.  XIII.   Fig.  5,  6. 

—         copulataf  \ 

Au  (enthalt:    Bei  Berlin!,  vielleicht  auch  bei  Halle  und  Weissenfeis  beobachtet. 

Man  verwechselt  diese  Art  leicht  mit  Cocconema  Cistula,  wenn  es  stiellos  ist.  Letzteres  ist  deutlich  ejueer  gerieft,  diese 
aber  so  fein  gestreift,  dass  ich  sie  lange  für  ganz  glatt  gehalten.  Sie  hat  meist  2  helle  augenähnliche  Punkte  (Drüsen?)  in  einem 
hellen  mittleren  Längsstreifen.  Der  gelbbraune  2])lättige  Eierstock  und  farblose  polygastrische  Bläschen  waren  deutlich.  Der  Panzer 
hat  einige  Längsstreifen.  In  der  Mitte  leerer  Panzer  sieht  man  2  Oeffnungen  nebeneinander.  Ich  verglich  es  sonst  mit  N.  inaer/ualis. 
Streifen  zählte  ich  bei  Vio  Linie  Länge  96,  dann  wären  bei  */12  80,  Vis  52,  V20  48,  '/24  40,  Vse  26,  74s  20,  Voo  16,  %  13, 
7»6  10,   Vioo  9-  —  Länge   Vso  bis  V10  Linie  beobachtet. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  XIV.  Fig.  III. 

Die  sämmtlichen  14  Abbildungen  sind  300mal  vergrössert. 
Fig.  1.  und  2.     sind  die  häufigeren  lebenden  Normalformen;     Fig.  3.  und  4.    liegen  auf  der  Seite;     Fig.  5.,  6.,  7.     sind  ebenfalls  lebende  Formen; 
Fig.  8.  und  12.     sind  todt;    Fig.  9  —  11.     sind  Junge. 

250.  Naviculaf  lineolata,  linirtes  Schiffchen.     Tafel  XIV.  Fig.  IV. 

N.  testula  ovata,  longitudinaliter  subtilissime  lineata^  inaequali,  a  ventre  complanata,'  a  dorso  convexa,  utroque  fine 
truncata. 

Navicule  lineolee,   a  carapace  ovale,   lineolee  longitudinalement  en  lignes  tres-ßnes,   inegale,   com- 
primee  du  cöte  du  venire,  convesce  au  dos,  tronqtiee '  aua>  deute  bouts. 
Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Seit  dem  11.  Juli  1834  habe  ich  diese  Form  öfter  bei  Berlin,  aber  nur  todt,  beobachtet.  Es  mögen  sogar  von  mir  2  Ar- 
ten zusammengefasst  seyn,  deren  eine  glatt  mit  spaltartiger  queerer  mittler  Oeffnung,  die  andere  bei  runder  Oeffnung  längsgestreift  ist. 
Die  Feinheit  der  Streifung  Hess  mir  auch  bei  der  rundmündigen  sie  schwer  erkennen,  vielleicht  fehlt  sie  also  auch  der  andern  nicht, 
aber  die  Oeffnungen  unterscheiden  sie  doch  wohl.   Man  könnte  die  letztere  N.  rimosa  nennen.   Ich  zählte  bei  der  gestreiften  13  Streifen 


ISO    

zwischen  den  mittleren  Oeffnungen.  Queerstreifen  sah  ich  hei  keiner,  hielt  sie  aber  auch  lieher  für  zu  fein,  als  für  fehlend,  da  die 
andere  Form  sie  ebenfalls  schwierig  erkennen  Hess.  Diese  2  oder  3  Arten  mögen  wohl  wieder  einer  besondern  Gattung  anheimfallen, 
indem  die  4  Endöffnungen  der  Naviculae  unerkannt  blieben,  vielleicht  fehlen,  und  die  2  mittleren  auf  derselben  Seite  sind.  Man 
könnte  sie  Ampltora  ocellata,  lineolata  und  rimosa  nennen.  Sie  lassen  sich  mit  freien,  stiellosen  Cocconematen  vergleichen. 
Diese  sehr  schwierigen  und  zeitraubenden,  aber  interessanten,  Untersuchungen  müssen  später  fortgesetzt  werden.  —  Grösse  V24  bis  '/i-> 
Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XIV.    Fig.  IV. 

Fig.  1.     ist  ein  leerer  Panzer  der  JY.  lineolata  von  der  Bauchseite ;     Fig.  2.     N.  rimosa  ebenso  mit  zusammengeballtem  Eierstocke. 


Nachtrag    zur   Gattung   Navicula. 

Ausser  den  38  bis  39  hier  verzeichneten  Arten  sind  noch  31  andere  Specialnamen  direct  gegeben  worden,  welche  Synonyme 
der  genannten  sind,  oder  andern  Gattungen  angehören.  Mach  critischer  Untersuchung  erhalten  die  letzteren  folgende  Synonymie :  1)  Na- 
vicula acuta  Bort  (1822.  Biet,  class.)  =  Spongilleu- Nadeln;  2)  N.  biconifera  Morren  ist  unklar  und  unstatthaft,  da  keine 
Navicula  conisch  seyn  kann  {Annales  des  sc.  nat.  1835.  p.  174.  se</.)  =  ?  ;  3)  N.  bieeps  Bort  (1824.  Encycloped.  method.) 
=  N.  viridis?;  4)  N.  bipunetata  Bort  (1824)  =  N.  gracilis;  5)  N.  bitruncata  Turpiw  (Biet,  des  sc.  nat.  1828.)  =  N, 
Amphisbaena?,  capitata?;  6)  N.  ciliata  Corda  (Almanac  de  Carlsbad  1835.)  =  Cocconema  Cislula? ,  Frustulia  coffeae- 
formis  Agardh?  mit  Hygrocrocis  besetzt;  7)  N.  costata  Corda  (1835)  =  idem;  8)  N.  conjügata  Türpiiv  (1828.  Mem. 
XVI.)  =  N.  fulva?  Seitenansicht;  9)  N.  flexuosa  N.  (1830)  =  N.  Sigma;  10)  N.  festinans?  Bort  (1824.  p.  565.)  =?; 
11)  N.  fusiformis  H.  u.  E.  (1830)  =  N.  Sigma;  12)  N.  Fusus  Bort  (1824)  =?;  13)  N.  Gaillonii  Bort  (1824)  =  Syn- 
edra  Gallionii;  14)  N.  geminata  Turpin  (Mem.  du  Mus.  1828.)  =  Cocconema  Cistula?;  15)  N.  grammiiis  Bort  (1824) 
=  N  gracilis?,  Synedra  ülna? ;  16)  N.  granulataJU.  (1836.  Bericht  d.  Berl.  Akad.)  =  Eunotia  grau.;  17)  N.  interrupta 
H.  u.  E.  (1830)  =  Fragilaria  rhabdosoma;  18)  N.  lineata  Bort  (1824)  =  N.  gracilis  Ventralansicht?;  19)  N.  nootkana 
Bort  (1824)  =  N.  fulva? ;  20)  N.  oblü/ua  Turpin  (Biet.  1828.)  =  Cocconema  Cistula?;  21)  N.  obtusa  Bort  (1824)  = 
N.  fulva;  22)  N.  ostrearia  Bort  (1824)  =  N.  gracilis?;  23)  N.  pieta  N.  (1833)  =  Eunotia  turgida;  24)  N.  transversa 
Bort  (1824)  =  N.  gracilis;  25)  N.  tripunetata  Bort  (1822)  =  N.  gracilis;  26)  N.  turgida  N.  (1830)  =  Eunotia  tur- 
gida; 27)  N.  uncinata  N.  (1830)  =  N.  gibba;  28)  N.  unipunetata  Bort  (1824)  =  N.  fulva;  29)  N.  velox  N.  (1830) 
=  N.  Acus?,  Euglena  Acus? ;  30)  N.  ventricosa  N.  (1830)  =  N.  Amphisbaena;  31)  N.  Westermanni  N.  (1833)  =  Eu- 
notia Westerm.;  32)  N.  Zebra  N.  (1833)  =  Eunotia  Zebra.  Die  Synonyme  aus  den  Gattungen  Vibrio,  Bacillaria,  Frustu- 
lia u.  s.  w.  sind  bei  diesen  Gattungen  zu  vergleichen ,  Cymbella  bei  Frustulia. 

Die  Zahl  der  Arten  der  Gattung  Navicula  ist  wahrscheinlich  noch  bei  weitem  nicht  erschöpft.  Das  Studium  dieser  liebli- 
chen Formen  ist  äusserst  wichtig,  da  sie  tief  in  die  Bildung  des  Erdfesten  eingreifen,  allein  es  ist  auch  äusserst  schwierig  und  sehr 
anstrengend,  wenn  es  wissenschaftlich  betrieben  wird.  Nur  höchste  Genauigkeit  und  scharfe  Unterscheidung  werden  wichtige  Nachträge 
liefern.  Ich  that,  was  ich  konnte,  vielleicht  mehr,  als  ich  durfte  für  diesen  einzelnen  Gegenstand,  ich  hielt  ihn  aber,  der  geologischen 
Beziehung  dieser  Formen  halber,  schon  seit  längerer  Zeit  für  so  wichtig,  dass  ich  die  viele  ihm  geopferte  Zeit  doch  nützlich  verwen- 
det und  der  künftigen  Forschung  vieles  vorbereitet  zu  haben  meine.    Ueber  die  nun  beobachtete  Stotfaufnalime  s.  d.  Nachtrag  z.  Familie. 

Die  fossile  Navicula  suecica  des  Bergmehls  von  Degernfors  (Bericht  d.  Berl.  Akad.  1837.  p.  45.)  ist  eine  wahre  gestreifte 
Navicula,  die  in  den  verzeichneten  nicht  begriffen  ist,  die  40ste  Art  der  Gattung.  Sie  ist  auf  Tafel  XXI.  Fig.  XVIII.  nachträg- 
lich abgebildet. 


NEUNUNDFUNFZIGSTE     GATTUNG.      PRACHT  SCHIFFCHEN. 

Kunotia.     Kimotie. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Bacillarioruin,  liberum,  solitarium  aut  geminätum,  lorica  simplici,  bivalvi 
aut  multivalvi  (silicea),  prismatica,  a  ventre  plana,  a  dorso  convexa,  saepe  dentata,  divi- 
sione  spontanea  nunquam  cateniforme,  aperturis  loricae  singulae  in  utroque  apice  unins  la- 
teris  binis. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Bacillaries,  libre,  isole  ou  binaire,  ayant  une  coro- 
pace  simple ,  bivalve  ou  multwalve  (siliceuse),  prismatique,  pourvue  de  4  ouvertures 
sur  le  meme  cöte,  deux  ä  chaque  öoul;  plat  au  ventre,  convexe  et  souvent  dentele 
au  dos,  jamais  reuni  en  forme  de  chatne  par  division  spontanee  parfaite. 

Die  Prachtschiffchen  unterscheiden  sich  als  Stabthierchen  durch  freie  Selbstständigkeit  der  ein- 
zelnen oder  doppelten  Körper,  durch  einfachen,  zweischaaligen  oder  mehrschaaligen  prismatischen  (Kiesel-) 
Panzer,  welcher,  ohne  je  mehr  als  2-  oder  4gliederige  Ketten  zu  bilden,  4  Oeffnungen,  je  zwei  an  den 
Enden  einer  und  derselben  Seite,  besitzt,  auf  der  Bauchseite  platt  und  auf  der  Rückenseite  convex  und  oft 

hübsch  gezahnt  (svvwtoq)  ist, 

48 


lOO    

Die  Gattung  Eunotia  wurde  1837  in  dem  Berichte  der  Berlin.  Akad.  d.  Wissenscli.  p.  45.  zuerst 
erwähnt,  Sie  gab  den  ersten  Fall  einer  fossilen  neuen  Gattung  und  auffallenden  Form  von  Infusorien  im 
essbaren  Bergmehl  von  Degernfors,  allein  es  fanden  sich  doch,  als  zu  gleicher  Bildung  gehörig,  auch  einige 
lebende  schon  beschriebene  Arten  von  Navicula.  Neuerlich  haben  die  Gattungen  Äctinocyclus  und  Di- 
ctyocha  aus  Oran  sich  als  rein  fossile  Gattungen  gezeigt.  Die  Gattung  Eunotia  wurde  sogleich  mit  2  le- 
benden und  7  fossilen  Arten  gegründet.  Jetzt  sind  3  lebende  und  10  fossile,  also  13  Arten  vorhanden. 
An  Form  und  Organisation  sind  die  lebenden  Formen  den  Nameulis  sehr  ähnlich.  Sie  haben  aber  keine 
mittleren  Panzeröffnungen.  Mit  den  Surireilen,  wie  ich  sie  hier  bezeichnet  habe,  sind  sie  zunächst  ver- 
wandt, sind  aber  unsymmetrisch  gestaltet  und  haben  ihre  4  Oeffnungen  alle  auf  der  flachen  Bauchseite. 
Durch  ihre  flache  Bauch-  und  dieser  entgegenstehende  convexe  Rückenseite  sind  sie  zu  einer  ganz  eigen- 
thümlichen  Lebensweise  geschickt,  indem  sie,  wie  Schildläuse  (Coccus),  an  Algen  umherkriechen  und  de- 
ren Parasiten  bilden.  Die  ersten  lebenden  Formen  wurden  von  mir  1829  in  Sibirien  entdeckt,  andere  bei 
Berlin,  eine  1833  in  Copenhagen,  und  als  Navicula  turgida  ^  Zebra  und  Westermanni  beschrieben. 
KCtzing  beschrieb  2  dieser  dann  als  Frust ulien. 

Die  geographische  Verbreitung  der  lebenden  ist  vom  mittleren  Europa  durch  das  östliche  bis  zum 
sibirischen  Asien  beobachtet.  Fossile  fanden  sich  im  Bergmehl  zu  Santafiora  in  Italien,  zu  Franzensbad  in 
Böhmen,  zu  Degernä  in  Schweden  und  zu  Kymmene  Gärd  in  Finnland. 

251.  Munotia  turgida,  schwellendes  Frachtschiff  eben.     Tafel  XIV.  Fig.  V. 

E.  striata,  testula  semi-lanceolata,  elongata,  utrinque  truncata,   striis  in  quavis  centesima  lineae  parte  8,    sulco  Lite- 
rn in  longitudinali  medio. 

Eunotie  gonflee,  rayee,  a  carnpace  semi-lanceolee ,  allongee,  tronc/uee  auso  deua>  bouts,  ayant  dans 
chaque  centieme  d'une  ligne  8  raies  et  un  sillon  longitudinal  au  milieu  des  cotes  rayes. 

Echinella  ohtusa,  Jürgexs?  Dec.  Alg.  sicc.  XVII.  exclus.  synon.  nach  Agardh. 

Navicula  turgida,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissenscli.  zu  Berlin,   1830.    p.  (54,  68,  69,  70.   1831.    p.  80.    1833.    (1832.)    p.  261,  266. 

Frustulia  Jürgensii,  Agardh?  Consp.  crit.  Diatom.  1831.  p.  44. 

Frustulia  pieta,  Kützing,  Linnea,  1833.   p.  544.   Taf.  XIII.  Fig.  18. 

Navicula  turgida ,  Tafel  XIV.    Fig.  V.  dieses  Werkes.   1835. 

Eunotia  turgida,  Bericht  der  Akademie  d.  Wissenscli.  zu  Berlin,   1837.   p.  45. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin !,  Copenhagen!,  Halle,  Jever  und  bei  Orenburg  am  Ural!  und  im  Samara -Flusse  beobachtet. 

Entdeckt  wurde  diese  Form  auf  der  Reise  mit  Herrn  Alex.  v.  Humboldt  1829  am  Ural  und  bei  Saratof,  wo  sie  in  Ue- 
bergängen  zu  N.  gibba  vorzukommen  schien,  was  mir  jetzt  nicht  mehr  wahrscheinlich  ist.  Die  Orenburger  Form  ist  von  den  russi- 
schen die  am  sichersten  hierher  gehörige.  Sie  lebt  auf  Vaucherien  und  andern  Conferven,  an  denen  sie  der  Länge  nach  anliegt.  Da- 
her ist  wohl  Agardh5 s  Form  dieselbe,  und  dass  Kützing  auch  diese  gemeint  habe,  ersehe  ich  aus  den  mir  gesandten  trocknen  Ex- 
emplaren. Weil  ich  keine  Mittelöffnung  fand  und  über  deren  Mangel  unsicher  blieb,  stellte  ich  sie  an's  Ende  der  Naviculae  auf  Ta- 
fel XIV.  dieses  Werkes.  Seit  Entdeckung  der  Eunotien  im  schwedischen  Bergmehl  1837  finde  ich  den  Mangel  der  mittleren  Oeff- 
nung  characteristisch.  Vier  Platten  eines  bei  Jungen  gelben,  bei  Alten  grünen,  Eierstocks  und  veränderliche,  oft  sehr  grosse,  polyga- 
strische Blasen  sind  in  die  Augen  fallende  bunte  Organisationstheile.  Specielleres  ist  späterer  Forschung  oifen.  Die  Panzerrippen  ha- 
ben folgendes  Verhältniss  der  Zahl  zur  Länge  ergeben:  l/20  Linie  hat  42,  V24  35,  Vsg  23,  V40  21,  lks  17,  Veo  14,  1/12  11,  ljQ0 
8,  V100  8.  An  Conferven  im  botanischen  Garten  zu  Copenhagen  fand  ich  sie  1833,  und  nach  den  von  dort  nach  Berlin  lebend  trans- 
portirten  Exemplaren  sind  die  Zeichnungen  gemacht.  Ich  fand  sie  dann  bei  Berlin  häufig  wieder.  —  Länge  Vog  bis  V20  Linie  beob- 
achtet.    Grösste  Breite  der  Einzelthiere  3-  bis  6mal  in  der  Länge. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XIV.   Fig.  V.    (Navicula  turgida.) 

Fig.  1.  ist  ein  Stück  der  Conferva  rivularis^  besetzt  mit  Eunotien,  die  meisten  sind  E.  turgida^  bei  •+■  und  ++  ist  JE.  Westermanni.  Uebri- 
gens  ist  die  Conferve  noch  mit  Hygrocrocis ? -Fasern  besetzt.  Fig.  2.  ist  ein  in  der  dorsalen  Längstheilung  begriffenes  Schiffchen,  dessen  ein 
Theil  eine  grüne  Farbe  des  Eierstocks  angenommen  hat,  wie  sie  bei  grösseren  Individuen  vorkommt,  während  der  andere  noch  gelb  ist.  Fig.  3.  ist 
ein  todtes  von  der  Seitenfläche,  etwas  gewendet.  Fig.  4.  ist  eine  sehr  junge  Schaale.  Fig.  5.  ist  eine  leere  Seh  aale  eines  J/14  Linie  grossen  Thier- 
chens  mit  65  Rippen,  «  von  der  Seiten-,  ß  von  der  Bauchfläche.  Bei  XX  sind  Oeffnungen,  aber  bei  X  die  Mitte  geschlossen.  Fig.  6.  ist  eine 
Rückenansicht  eines  Doppelthieres  von  7is  Linie  Grösse,  800mal  vergrössert.  Fig.  7.  ist  ein  Verticaldurchschnitt  des  Panzers.  Fig.  8.  ist  ein  der 
Fig.  6.  ähnliches,  x/18  Linie  grosses,  Thierchen,  1200mal  vergrössert. 

252.  Eunotia   Westermanni,  Westermaim's  Prachtschiffchcn.     Tafel  XIV.  Fig.  vi. 

E.  striata ,  testula  semilanceolato-ovata,  utrinque  truncata,  striis  in  quavis  centesima  lineae  parte  10,  sulco  laterali. 

Eunotie  de  West  ermann^  rayee^  a  carapace  semilanceolee-  ovale  >   tronquee  aucc  deu&  boutsy   ayant 
10  raies  transversales  dans  chaque  centieme  dune  ligne  avec  un  sillon  longitudinal. 

Navicula  Westermanni,  Abhandl.   der  Akademie  d.  Wissenscli.  zu  Berlin,  1833.  p.  261,  266. 
Frustulia  adnata,  Kützing,  Alg.  sicc.  Dec.  V.  und  Linnea  1833.  p.  544.   Tab.  XIII.   Fig.  15. 

Aufenthalt:    Bei  Copenhagen ! ,  bei  Berlin!,  in  Thüringen  und  an  Conferven  des  russischen  Samaraflusses  nahe  der  Wolga  beobachtet. 
Vielleicht  fossil  in  Santafiora. 

Ich  betrachtete  diese  Form  früher  als  Jugendzustand  der  N.  turgida,  allein  ich  erkannte  dann  gleichgrosse  Junge  der  letz- 
teren in  ihrer  ganz  andern  Form.  In  Copenhagen  fand  ich  sie  im  botanischen  Garten  an  Conferva  rivularis  in  grosser  Menge  und 
nannte  sie  nach  dem    dort  für  Entomologie   sehr   thätigen  Westermann,    dessen   reiche  Sammlung   den  Naturforschern    zuvorkommend 


191    

geöffnet  ist.  Bei  Berlin  ist  sie  häufig  auf  Vaucherien,  Couferva  glomerata  und  rivularis^  wenn  sie  alt  werden,  meist  mit  voriger 
zusammen,  zuweilen  ganz  bedeckend.  Sie  ist  der  vorigen  sehr  ähnlich  im  innern  Bau.  Gelbe  Eierplatten  und  grünliche  grosse  (Ma- 
gen-) Blasen  sind  sehr  deutlich  und  machen  sie  sehr  bunt.  Ich  sah  zuweilen  4,  aber  nie  mehr,  zusammenhängend  durch  dorsale  Längs- 
theilung. Vorn  und  hinten  schienen  2  Oeffnungen  zu  seyn.  Was  ich  1833  Rücken-  und  Bauchseite  nannte,  das  nenne  ich  jetzt  La- 
teralflächen und  umgekehrt.  Eine  nachträgliche  Untersuchung  der  1829  gesammelten  russischen  Conferven  ergab  diese  Form  neben  E. 
turgida  auch.  Streifung  Tto  24,  'As  20,  Vco  16,  7so  12,  Vqo  10,  Viuo  10.  —  Länge  7qg  bis  %  Linie.  Breite  3-  bis  4mal  in 
der  Länge* 


'öv 


Erklärung    der   Abbildungen    Taf.  XIV.   Fig.  VI.     (Navicula    fFestermanni.) 

Fig.  1.  ist  ein  Stück  von  Conferva  rivularis  mit  Eunotien,  bei  x  und  XX  ist  auch  E.  turgida.  Fig.  2.  ist  vom  Rücken  gesehen  in  Selbst- 
theilung.    Fig.  3.    von  der  Seite.    Fig.  4.    Rückenansicht.    Fig.  5.    Viertheilung  und  Rückenansicht. 

253.    Munotia  Zebra,  Zelbra-PracMscIllffcIieii.     Tafel  XIV.  Fig.  VIL  Tafel  XXI.  Fig.  xix. 

E.  striata,  testula  semi-lanceolata  oblonga,  utrinque  truncata,  striis  in  centesima  lineae  parte  5. 

Eunotie   Zebre,    rayce,    a  carapace  semi-lanceolee  oblongue,    tronc/uee  aua>  deua>  bouts,    ayant  dans 
chac/ue  centieme  d'une  ligne  5  raies  transversales. 

Navicula  Zebra,  Abhandl.    der  Akademie  d.   Wissensch.   zu  Berlin,   1833.  p.  262. 
—  —        Bericht  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1837.  p.  53. 

Aufenthalt:    Lebend  bei  Berlin  mit  vorigen.     Fossil  im  Bergmehl  von  Santafiora. 

Diese  Art  unterscheidet  sich  durch  die  weiteren  Zwischenräume  der  Streifen,  so  dass  Panzer  von  V^s  Linie  Grösse  nur  11 
Streifen  haben,  während  gleichgrosse  der  vorigen  Art  deren  20  zeigen.  Lebende  sind  schwer  zu  unterscheiden,  aber  getrocknete  und 
leere  Panzer  sind  es  leicht,  weil  dann  die  Streifen  leichter  zählbar  sind.      Streif ung  V24  22,   Vso  16,  Vso  14,    7*o  13,    7*8  10  — 11, 

7so  10,  Veo  8,  V72  7,  Voe  5,  V100  5.  —  Länge  Vi 6 4  bis  V48  und  V20  Linie  beobachtet.     Breite  'S  —  ^lojml  in  der  Länge. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XIV.   Fig.  YIL      Taf.  XXL   Fig.  XIX.     (Navicula  Zebra.) 

Fig.  1.  ist  Vso  Linie  gross  mit  15  —  16  Streifen,  von  der  Seite,  300mal  vergrössert.  Fig.  2.  ein  anderes  von  der  Baiichfläche,  200mal  vergrössert, 
mit  17  Streifen.  Fig.  3.  ist  74s  Linie  gross  mit  11  Streifen,  300mal  vergrössert.  Fig.  4.  war  fast  Vso  Linie  gross  und  hat  16  Streifen,  200mal 
vergrössert.  Die  leeren  Panzer  findet  man  oft  zwischen  Micrasterien  und  Oscillatorien  am  Boden.  Bei  einigen  fossilen  Formen  im  Bergmehl  von 
Santafiora  zählte  ich  bei  Vis  Linie  Länge  18  Streifen,  das  war  wohl  JE.  Westermanni. 

£54.    JElunotia  granulata,  gekörntes  PracMscIiiffcIieii.     Tafel  XXL  Fig.  XX. 

E.  striata,  testula  semi-lanceolata  elongata,  utrinque  truncata,  striis  in  quavis  centesima  lineae  parte  5  validioribus, 
superficie  granulata. 

Eunotie  grenue,  rayee,  a  carapace  semi -  lanceolee ,  allongee*  tronc/uee  ante  deu&  bouts,  ayant  dans 
chac/ue  centieme  d'une  ligne  5  raies  plus  distinetes  et  toute  la  surface  grenue. 

Navicula  grwiulata,    Bericht  der  Berl.  Akad.   d.  Wissensch.   1836.  p.  53.      Pog&endorff's  Annalen  d.  Physik  u.  Chemie,  1836. 

p.  220,  221.    Taf.  III.  Fig.  2. 

Aufenthalt:    Im  Torfmoor  zu  Franzensbad,  vielleicht  lebend;  fossil  im  Kieseiguhr  daselbst  und  im  Bergmehl  von  Santafiora. 

Die  Streifung  hat  folgendes  Gesetz:  7«  Linie  hat  11—12  Streifen,  mithin  712  44,  72o  24,  XU  22,  7so  17,  7s6  14,  % 
12,  7eo  8,  772  7,  7q6  5,  7ioo  5.  —  Länge  1I20  bis  7i2  Linie.     Breite  5  —  7mal  in  der  Länge- 
Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XXL   Fig.  XX. 
Fig.  1.    ist  eine  grössere,    Fig.  2.     eine  kleinere  Form,  300mal  vergrössert.     a.  Seitenansicht ,  ß.  Bauchansicht. 

355.    Eunotiaf  Faba,  Ibohnenartiges  Praclitscliiffclieii.     Tafel  XXL  Fig.  XXL 

E.  striata,  testula  semi-ovata,  fabacea,  striis  9  in  centesima  lineae  parte. 

Eunotie  Feve,  rayee,  a  carapace  semi- ovale  en  forme  de  feve>  ayant  9  raies  dans  chac/ue  centieme 
d'une  ligne  de  sa  longueur. 

Eunotia  Faba,    Bericht   der  Berlin.   Akad.   d.   Wiss.   1837.   p.  45. 

Aufenthalt:    Fossil  im  essbaren  ßergmehl  bei  Degernfors  in  Schweden  und  bei  Kymmene  Gärd  in  Finnland. 

Diese  Form  könnte  man  auch  berechtigt  scheinen  zu  Cocconema  zu  stellen,  allein  ihre  Gesellschaft  und  der  Mangel  der  mitt- 
leren Oeffnung  sprechen  dagegen.  Fossile  Cocconemata  sind  stiellos.  Die  sehr  zarte  Streifung  der  fossilen  ist  sehr  schwer  zu  sehen. 
—  Länge  7oe  —  748  Linie.     Breite  3-  bis  7mal  in  der  Länge.     Auf  7og  Linie  gehen  10  Streifen,  748  20,  7?2  15. 

Erklärung   der   Abbildungen    Tafel  XXL   Fig.  XXL 
Es  ist  ein  kleineres  und  ein  grösseres  Exemplar  in  beiden  Ansichten  300mal  vergrössert  dargestellt. 

256.     Eunotia  Arcus,  toogenartiges  Praclitscliiffclieii.    Tafel  XXL  Fig.  XXIL 

E.  striata,  testula  elongata  semi-lanceolata,  latiore  quam  alta,  a  latere  prope  finem  utrinque  constrieta,  areiformis, 
striis  in  centesima  lineae  parte  11. 

Eunotie  Are,  rayee,  a  carapace  allongee  semi -lanceolee,  plus  large  que  haute  >  etranglee  au  cöte 
lateral  proche  auze  deute  bouts  (ou  ä  deute  boutons  terminaua;),  en  forme  cFarc,  ayant  11  raies 
dans  chaque  centieme  d'une  ligne  de  sa  longueur. 


192    

Eunotia  Arcus ,  Bericht  d.  Akademie  d.  W i s s e n s c h.  zu  Berlin,   1837.  [>.  45. 

An f enthalt:    Fossil  im  Bergmehl  bei  Degernfors  in  Schweden  und  bei  Kymmene  Gärd. 

Selir  verwandt  dieser  Art  ist  Navicula  iurgida,  welche  aber  höher  und  stärker  gestreift  ist.  Die  sehr  zarte  Streif ung  kann 
liier  leicht  übersehen  werden,  indem  sich  anch  das  geübte  Auge  oft  erst  an  das  Sehen  gewöhnen  muss.  —  Länge  V*o  bis  Vu  Linie« 
Breite   3  —  6mal   in   der  Länge,      Streifung:    Voe  Linie   hat   12  Streifen,    mithin   V24  Linie   48,    Vsg  32,    V40  28,    Vts  24,    j/eo  19? 

V72     16,     VlOO     IL 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXL   Fig.  XXII. 
Fig.  1.     eine  grössere,     Fig.  2.     eine  kleinere  Form,  a.  Seitenansicht,  ß.  ßauchfläche ,  300mal  vergrössert 

%&%.     Eunotia  niodon,  zweizaefciges  Prachtschiffclieii.     Tafel  XXI.  Fig.  XXIII. 

E.  striata,    testula  elongata,    ventre  plana,    medio  dorso  emarginata  öbtuse  bidentata. 

Eunotie  Diodon,   rayee,    a  carapace  allongee^  plate  au  venire ,   echancree  et  obtusenietit  bidentee  au 
milieu  du  dos, 

Eunotia  Diodon,  Bericht  d.  Akad.  d.  Wissenscb.  zu  Berlin,   1837.   p.  45. 

Aufenthalt:    Fossil  im  Bergmehl  von  Degernfors  in  Schweden  und  von  Kymmene  Gärd  in  Finnland. 

Die  Streifung  zeigte  folgendes  Verhältniss:  %  Linie  Länge  hat  40  —  48  Streifen,  V72  30  —  32,  %  20-— 24,  V100  19. 
—  Länge  von  1jm  zu  V48  Linie  beobachtet.     Breite  4  —  5mal  in  der  Länge. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXL   Fig.  XXIII. 
Fig.  1.     Seitenansicht;    Fig.  2.    Bauchfläche,  300mal  vergrössert. 

£58«     Eunotia  Triodon,  dreizackiges  Prachtschiffclienu     Tafel  XXL  Fig.  xxiv. 

E.  striata,  testula  brevi  aut  elongata,  semilunari«,  ventre  piano  aut  coneavo,  dorsi  convexi  dentibus  3  obtusis. 

Eunotie  Triodwn,   rayee,    a  carapace  courte  ou  allongee,  semi-lunaire,  a  venire  plat  ou  coneave  et 
a  3  dents  obtuses  au  dos  conve&e. 

Eunotia  Triodon,  Bericht  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1837.  Febr.  p.  45. 

Aufenthalt:    Fossil  im  Bergmehl  von  Degernä  in  Schweden  und  von  Kymmene  Gärd  in  Finnland. 

Diese  durch  Retzius  entdeckte,  von  mir  bestätigte,  Form  ist  die  häufigste  Art  der  Gattung  im  schwedischen  Bergmehle,  auch 
zahlreich  im  finnischen.  Sie  ist  bei  gleichen  Zahlen  der  Ausschnitte  bald  schmäler  und  länger,  bald  breiter  und  kürzer.  Ich  sah  auch 
Längstheilung  von  der  Dorsalseite,  aber  keine  längeren  Ketten.  Die  4  Oeffnungen  waren  deutlich.  Streifung  und  Länge  verhielten 
sich,  wie  folgt:  V*8  Linie  hatte  48,  V72  32,  Voe  24,  V100  23  Streifen.  —  Länge  Vqö —  V48  Linie.  Breite  2V2-  bis  5mal  in  der 
Länge. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XXI.   Fig.  XXIV. 

H  o  ö 

Fig.  i.     ist  eine  breitere  Form  in  2  Ansichten,  a.  Lateralfläche,  ß.  Bauchfläche.     Fig.  2.     eine  schmälere  Form  von  der  Seite,  300mal  vergrössert. 

£59.     Eunotia   Tetraodon,  vierzacfclges  Prachtschiffclien.     Tafel  XXI.  Fig.  xxv. 

E.  striata,  testula  semi-lunari  brevi,  ventre  piano  aut  coneavo,  dorsi  convexi  dentibus  obtusis  quatuor. 

Eunotie   Tetraodon,   rayee,   a  carapace  semi-lunaire  courte ,   aplanie  ou  coneave  au  ventre,    ayant 
4  dents  arrondies  au  dos  convetee. 

Eunotia  Tetraodon,  Mittheilungen  der  Berl.  naturforscli.  Freunde.     (BerJ.  Staatszeitung  April  1837.) 

Aufenthalt:    Fossil  im  Bergmehl  von  Kymmene  Gärd  in  Finnland. 

Ich  habe  diese  Form  nicht  im  Bergmehl  von  Degernfors  gefunden,  doch  mag  sie  da  auch  vorkommen.  Streifung:  Vis  Linie 
48,  V/2  32,  Vo6  24,  Vioo  23.  —  Länge  Vqg —  V48  Linie.     Breite  2V2Uial  in  der  Länge. 

Erklärung   der   Abbildung    Taf.  XXI.   Fig.  XXV. 
Ein  Exemplar  in  2  Ansichten,  300mal  vergrössert. 

26©.     Eunotia  Pentodon*  fünfeackiges  Pracbtscbiffcben.     Tafel  xxi.  Fig.  xxvi. 

E.  striata,  testula  semi-lunari  brevi,  dorsi  convexi  dentibus  5. 

Eunotie  Pentodon,  rayee,  a  carapace  semi-lunaire  courte,  ayant  5  dents  au  dos  conve&e. 

Eunotia  Pentodon,  Bericht  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1837.  p.  45. 

Aufenthalt:    Fossil  im  Bergmehl  von  Degernfors  (Degernä)  am  botnischen  Meerbusen. 

Die  Streuungen  dieser  Form  sind,  wie  bei  allen  Arten,  sehr  zart,  und  Vog  Linie  Länge  hat  deren  24,  also  V48  48,  l/72  32, 
Vioo  23  u.s.  w.  —  Länge  Vqg — JAs  Linie.     Breite  3  —  5mal  in  der  Länge. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XXI.   Fig.  XXVL 

Fig.  1.     Seitenansicht;     Fig.  2.     Baiichansicht,  300mal  vergrössert. 


lbl 


193    — 

£61.    Munotia  Diadema,  diademartiges  PracMscftiffcIieii.     Tafel  XXI.  Fig.  xxvil. 

E.  striata,  testula  scmi-lunari  brevi,  dorsi  convexi  dentibus  6,  obtusis. 

Eunotie  Diademe,  rayee,  a  carapace  courte  semi-lunaire,  ayant  6  dents  obtuses  au  dos  convecce. 

Eunotia  Diadema,  Bericht  d.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1837.  p.  45. 

Aufenthalt:    Fossil  im  Bergmehl  von  Degernfors  und  von  Kyinniene  Gärd  am  botnischen  und  finnischen  Meerbusen. 

Prof.  Retzius  entdeckte  diese  Form  in  schwedischem  Bergmehle;  ich  fand  sie  ebenda  und  in  finnländischem.  Sie  ist  sehr 
ausgezeichnet  und  nicht  allznhäufig.  Die  Streifung  hat  folgendes  Vcrhältniss:  in  %  Linie  sind  20  Streifen,  in  »/„  80,  Vao  64,  Vse 
52,  V*8  40,  7eo  32,  ljii  25,  Vao  20,  Vioo  19.  —  Länge  Voo  —  Vj*  Linie.     Breite  2%-  bis  4mal  in  der  Länge. 

Erklärung   der  Abbildungen   Taf.  XXI.  Fig.  XXVII. 
Fig.  I.    i/96  Linie  gross,  «.  Seitenansicht,  ß.  Bauchansicht;    Fig.  2.    1/24  Linie  gross,  SOOmal  vergrössert. 

2U2.    .Eunotia  ®erra,  sägenartiges  PracMscIiiffclien.     Tafel  xxi.  Fig.  xxvin. 

E.  striata,  testula  lineari  elongata  leviter  curvata,  serrata,  dorsi  leviter  convexi  dentibus  12  — 13,  obtusis. 

Eunotie  Scie,  rayee,   a  carapace  lineaire  allongee,  legerement  coitrbe'e,   ayant  12  a  13  dents  arron- 
dies  au  dos  convecce  et  par  cela  la  forme  d'  une  scie. 

Evmoiia  Serra,  Bericht  d.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1837.  p.  45. 

Aufenthalt:    Im  Bergmehl  von  Degernfors  an  den  Lappmarken  von  Schweden. 

Biese  ausgezeichnete  Art  der  Gattung  ist  mit  der  vorigen  die  grösste  derselben.  Ich  habe  sie  nur  in  schwedischem  Bergmehl 
beobachtet,  wo  sie  sehr  selten  ist.  Ich  zählte  12,  und  einmal  13  Zähne,  indem  die  Enden  (aller  Arten)  zuweilen  einfach  abgerundet, 
zuweilen  selbst  wieder  ausgeschweift  sind,  und  diese  Einschnitte  leicht  auch  für  Zähne  gelten.  Ich  halte  12  für  richtiger.  Die  Strei- 
fung ist  viel  feiner  als  bei  E.  Diadema:  Vm  hat  80,  %>  64,  Vse  52,  %  40,  Vao  32,  V72  26,  Vog  20,  Vioo  19  Streifen.  Ich 
zahlte  in  Voe  Linie  20  Streifen.  —  Länge  Vso  — V2*  Linie.     Breite  8  — 9mal  in  der  Länge. 

Erklärung    der   Abbildungen    Taf.  XXI.   Fig.  XXVIII. 
Fig.  1.  und  2.     Seitenansichten;    a.  Bauchflüche  der  letzteren,  SOOmal  vergrössert. 


SECHSZIGSTE     GATTUNG:      SCHILDSCHIFFCHEN. 

Coccoiiei§.    CoccoEteiile. 
CHARACTER:    Animal  e  fainilia  Bacillariorum,  liberum,  solitariuin,   lorica  simplici  bivalvi  (silicea),  pris- 
matica  aut  keinisphaeriea,  divisione  spontanea  nunquam  cateniforme  (nee  geininatum),   aper- 
tura  loricae  singulae  media  utrinque  singula  (*). 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Racillaries,  libre,  solitaire,  ayant  une  carapace  simple 
bivalve  (siliceuse),  prismatique  ou  hemispherique ,  pourvue  dune  seule  Ouvertüre  au 
miheu  des  deux  cötes  de  chaque  carapace  (?),  jamais  ni  reunis  en  forme  de  chaine, 
ni  double  par  la  division  spontanee. 

Die  Gattung  der  Schild  Schiffchen  urafasst  alle  freien  einzelnen  Stabthierchen ,  welche  einen  ein- 
fachen, zweischaaligen,  prismatischen  oder  Kugelsegment  -  artigen  (Kiesel-)  Panzer  besitzen,  der,  ohne  Glie- 
derketten zu  bilden,  vielleicht  ohne  alle  Selbsttheilung,  sich  durch  jederseits  eine  einzelne  (?)  mittlere  Ocff- 
nung  auszeichnet. 

Die  erste  Erwähnung  dieser  Gattung  geschah  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1835.  p.  173. 
Sie  gründete  sich  damals  auf  2,  1834  bei  Wismar  im  Ostseewasser  entdeckte,  Arten.  Im  Jahre  1836 
fand  sich  eine  derselben  fossil  im  Bergmehl  von  Santafiora.  Seitdem  sind  noch  2  fossile  neue  Arten  im 
Pohrschiefer  von  Cassel  und  im  Kieseiguhr  von  Franzensbad  vorgekommen,  und  eine  5te  und  6te  Art  sind 
parasitisch  auf  Conferven  und  Naviculis  lebend  beobachtet  worden.  —  Die  Form  des  Panzers  gleicht  einem 
wenig  erhabenen  Schildchen,  an  Form  den  Schildläusen  (Coccus)  sehr  ähnlich,  deren  Lebensart  sie  nur  als 
Wasserthiere,  auch  sehr  nachahmen.  Alle  bekannte  Arten  haben  dueer-  oder  Längsstreifen,  deren  erstere 
innere  Rippen  zu  seyn  scheinen.  Der  Panzer  ist  kieselhaltig  und  besteht  aus  2  kahnartigen,  in  einer  Mit- 
telfurche zusammenhängenden,  seitlichen  Platten,  deren  untere  (Bauch-)  Seite  flach,  deren  obere  (Rücken) 
etwas  gewölbt  ist.  Bei  einigen  hat  jede  Platte  einen  scharfen  Rand,  wie  eine  planconvexe  Linse,  zuweilen 
ist  der  Rand  schroff  und  die  Form  flach  wie  eine  Scheibe.  Halbe  Cocconeiden  gleichen  einem  Cocconema 
oder  einer  Eunotia.  Auf  der  flachen  Unterseite  scheint  ein  kriechender  Fuss  aus  der  Mittelöffnung,  die 
zugleich  Mundöffnung  seyn  würde,   zu  treten,   der  nicht  beobachtet  ist.     Die  obere  Rückenöffnung  mag  Ge- 

4» 


—    194    — — — — 

sclileclitsöfFniing  seyn.  Die  übrige  Organisation  der  lebenden  Arten  gleicht  ganz  den  Naviculis.  Der  Eier- 
stock ist  grün  oder  gelb  und  erscheint  oft  in  2  Platten.  Auch  wahrscheinliche  polygastrische  Bläschen  sind 
beobachtet.     Ortsveränderung  ist  nie  zu  bemerken ,  aber  nach  einiger  Zeit  sichtlich  eingetreten. 

Die  geographische  Verbreitung  der  lebenden  Arten  der  Gattung  ist  von  Franzensbad  in  Böhmen,  bei 
Berlin,  bis  zur  Ostsee  bei  Wismar  beobachtet.  Fossil  ist  eine  lebende  Art  der  Ostsee  in  Italien  erkannt, 
und  2  neue  fossile  Arten  sind  bei  Franzensbad  und  Cassel  vorgekommen. 

263.     Cocconeh  ScuteUum,  hängen -Scliildclien.     Tafel  XIV.  Fig.  VIII. 

C.  testula  elliptica,  dorso  leviter  convexa,  extus  granulosa,  intus  transverse  striata. 

Cocconeide  Bouclier,  a  carapace  elliptigue,  legerement  convecce  au  dos,  e&terieurement  granuleuse, 
rayee  transversalement  a  V  Interieur. 

Coeconeis  Scuiellum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1835.  p.  173. 

Aufenthalt:   Lebend  bei  Wismar  in  Mecklenburg  und  in  den  Schären  bei  Gothenburg.  Fossil  im  Polirschiefer  des  Habichtswaldes  bei  Cassel. 

In  dichter  Menge  überzieht  diese  Form  die  Glieder  des  Ceramium  diaphanum  der  Ostsee  bei  Wismar  und  auch  der  Nord- 
see im  Cattegat  bei  Gothenburg.  Es  ist  meist  in  sehr  verschiedenen  Grössen  beisammen.  Auf  Vioo  Linie  Länge  kommen  10  — 11 
Streifen,  auf  V40  zählte  ich  28  bis  30,  auf  V24  48.  Daher  folgende  Verhältnisse  statt  finden:  V20  60,  V24  48,  V3G  36,  V40  30, 
V48  24,  Veo  20,  V72  18,  Vo6  12,  Vioo  11.  Den  innern  Lamellen  scheinen  äussere  Körnerreihen  zu  entsprechen.  Ich  sah  nur  Eine 
mittlere  Oefthung.  Der  Rand  ist  fast  scharf.  —  Länge  Vq6 — V20  Linie  beobachtet;  Breite  meist  nicht  völlig  %  der  Länge;  Höhe 
*/e  der  Länge. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XIV.   Fig.  VIII. 

Fig.  1.     ist  ein  Glied  des  Ceramium  diaphanum,  300mal  vergrössert,  überall  mit  der  Coeconeis  besetzt;    Fig.  2.  und  4.    sind  bei  gleicher  Vergrös- 
ser ung;     Fig.  3.    500mal  vergrössert  gezeichnet. 

£64.     Coeconeis  undulata,  Wellen -Scliildclien.    Tafel  XIV.  Fig.  XL  (ix.) 

C.  testula  elliptica,  dorso  leviter  convexa,  extus  lineis  concentricis  undulatis  exarata,  nee  transverse  striata. 

Cocconeide  ondaleuse,  a  carapace  elliptique,  legerement  conveaze  au  dos,  ayant  des  lignes  onduleu- 
ses  tres-fines  concentriques  au  dehors,  point  de  raies. 

Coeconeis  undulata,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1835.   p.  173. 

Aufenthalt:    Im  Ostseewasser  bei  Wismar  in  Mecklenburg. 

Diese  lebt  mit  der  vorigen  gemeinsam,  aber  seltener,  auf  Ceramium  diaphanum.  Ich  zählte  ausser  dem  doppelten  Con- 
tour  des  Randes  9  bis  10  Linien  in  jeder  Hälfte.  —  Länge  V36  Linie;  Breite  nicht  ganz  2/3  der  Länge;  Höhe  etwa  Ve  der  Länge. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XIV.  Fig.  XL   (IX.) 

Es  sind  2  Exemplare  bei  300maliger  Vergrösserung. 

265.  Coeconeis  Placentula,  Kucben-Schilclclien. 

C.  testula  elliptica  plana,  margine  abrupto,  extus  et  intus  laevis. 

Cocconeide  Gate  au,  a  carapace  elliptique  plate,  escarpee  au  bord,  escterieuremetit  et  interieurement 
lisse. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Auf  Vaucherien  und  Lemna- Wurzeln  findet  sica  diese  Form  zuweilen  sehr  zahlreich  bei  Berlin,  Ich  sah  sie  auch  am  Bys- 
ms  des  Mytilus  polymorphus.  —  Länge  V120  Linie;  Breite  mehr  als  %  der  Länge;  Höhe  V*  bis  Vs  der  Länge. 

Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  gegeben  werden.     (Vergl.  Conferva  pennatula,  Vahl,  Flora  danica,  T.  945.  1792.) 

266.  Coeconeis  Pediculus,  Schmarotzer -$cliildclien.     Tafel  XXL  Fig.  XL 

C.  testula  ovata,  dorso  valde  convexo,  semi-globosa,  extus  et  intus  laevis. 

Cocconeide  Pou,  a  carapace  ovale,  bien  convecce  au  dos,  hemispherique,  lisse  en  dedans  et  au  de/iors. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  habe  diese  besondere  Art  nur  auf  andern  Naviculis  beobachtet.  N.  Librile  und  sigmoidea  sind  zuweilen  davon  ganz 
bedeckt  und  kriechen  damit  herum.  Die  Eierstöcke  sind  von  Farbe  bräunlich.  Die  mittlere  Oeffnung,  auch  die  Längsfurche  des  Pan- 
zers, sind  bei  dieser  und  der  vorigen  Art  deutlich.  —  Länge  V192  Linie;  Breite  mehr  als  die  Hälfte  der  Länge;  Höhe  Vs  der  Länge. 

Erklärung   der  Abbildungen    Tafel  XXI.  Fig.  XL 
Auf  Nav.  sigmoidea  sind  viele  Exemplare  bei  300maliger  Vergrösserung  abgebildet. 

36 ¥.     Coeconeis?  Jtnnica,  finnisches  Schildschiffchen. 

C.  testula  ovato-oblonga,  parurnper  convexa,  extus  laevis,  intus  striata. 

Cocconeide  de  Finlande,   a  carapace   ovale -oblongue,   un  peu  convexe>   exterieurement  lisse,   in- 
terieurement  rayee. 


-    195    — 

Aufenthalt:    Im  finnischen  Berginehl  von  Kynimene  Gärd. 

Die  im  genannten  Ber<nnehl  selten  vorkommenden  flachen  Schaden  könnten  halbe  Naviculae  seyn,  indem  ich  jederseits  auch 
kleine  Endöffnungen  in  der  Mittellinie,  aber  doch  nie  ganz  deutlich,  unterschied.  Die  Streifung  zeigte  auf  Vqg  Linie  Länge  22  Striche, 
also  auf  V4s  44,  auf  Veo  35,  auf  l/72  29,  auf  V100  21.  —  Länge  V48  Linie;  Breite  nicht  völlig  die  Hälfte  der  Länge;  Höhe  kaum 
Ve  der  Länge. 

Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  aufgenommen  werden. 

268.    Cocconehf  Clypeus,  Mund- Schilderen. 

C.  testula  orbiculari,  ampla,  plana,  leviter  involuta,  extus  laevi,  intus  interrupte  radiata. 

Cocconeide?    Cfojpee,    h  carapace   orbiculaire,   grande,  plate,    leger ement  courbee^    e&terieurement 
lisse^  interieur  ement  rayee. 

Aufenthalt:    Fossil  im  Kieseiguhr  von  Franzensbad  in  Böhmen, 

Zwischen  der  Navicula  viridis  von  Franzensbad  findet  es  sich  selten  als  runde  strahlige  Scheiben  von  ansehnlichem  Durch- 
messer. Man  könnte  in  dieser  grössten  Art  der  Gattung  eine  Verwandschaft  zu  Actinocychis  linden.  Sie  besteht  aus  2  eng  aneinander  lie- 
genden, sehr  dünnen,  flachen,  runden  Platten,  welche  so  gebogen  sind,  als  ob  sie  sich  an  einen  cylindrischen  Pflanzentheil  eng  ange- 
schlossen hätten.  In  der  Mitte  ist  eine  ungestreifte  längliche  Stelle  und  in  deren  Mitte  wieder  eine  längliche  klaffende  Oeffhung;  ich 
sah  sie  aber  nur  auf  Einer  Seite.  Nach  dem  Rande  hin  sind  2  Reihen  durch  einen  glatten,  unregelmässigen,  bandartigen  Zwischen- 
raum getrennte  Streifen  oder  innere  Leisten,  welche  unterbrochenen  Strahlen  gleichen.  Diese  sehr  besondere  Form  mag  wohl  bei  noch 
schärferer  Auffassung  der  Charactere  eine  besondere  Gattung  verlangen.  Die  Streifen  sind  weniger  regelmässig,  als  bei  den  Naviculis. 
Ich  sah  kleinere  mit  5  —  6  Streifen  auf  Voe  Linie,  und  grössere  mit  3.  —  Durchmesser  der  Scheibe  Vae  —  V20  Linie. 

Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  aufgenommen  werden. 


EINUNDSECHZIGSTE     GATTUNG:      ZICKZACKTHIERCHEN. 

Bacillaria.    ISacillaäre. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Bacillarioruni ,  liberum,  (saepe  implexum,  nee  affixuin),  lorica  simplici 
bivalvi  aut  multivalvi  (silicea),  prismatica  Naviculam  aequans,  sed  spontanea  loricae  perfe- 
cta, corporis  imperfecta  divisione  in  catenas  dehiscentes  perticae  plicatulis  similes,  seu  in 
polyparia  angulose  cateniformia,  articulis  mobilibus  bacillaribns  instrueta  abiens. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Bacillaries,  libre,  (souvenl  enlortille :,  jamais  attache), 
ayant  une  carapace  simple  bivalve  ou  multivalve  (siliceuse),  prismatique,  a  V  instar 
cFune  Navicule,  mais  se  developpant  par  division  spontanee  imparfaite  de  la  cara- 
pace et  par  division  parfaite  du  corps  en  forme  de  chaines  baillantes,  ou  de  toises 
ä  charniere,  cest  a  dire  de  polypiers  cateniformes  en  %ig%ag,  ayant  les  chainöns 
mobiles  bacilliformes. 

Die  Gattung  der  Zickzackthierchen  hat  mit  den  Navicidis  in  der  Familie  der  Stabthierchen 
freie  Selbstständigkeit  und  einen  einfachen,  zwei-  oder  mehrsch aaligen,  prismatischen  (Kiesel-)  Panzer  ge- 
mein, zeichnet  sich  aber  durch  vollkommne  Selbsttheilung  des  harten  Panzers  bei  unvollkommner  Selbstthei- 
lung  des  weichen  Körpers  aus,  wodurch  klaffende  Ketten  in  Form  eines  gelenkigen  Maassstabes,  oder  zick- 
zackförmig  gebogene  Monadenstöcke  entstehen,  deren  Glieder  an  einander  festgeheftet,  aber  beweglich  und 
stabförmig  sind. 


Geschichtliche  Erläuterung  zur  Gattung  Jßacillaria. 

Otto  Friedrich  Müljler  entdeckte  diese  TMerformen  1782  im  Ostseewasser  bei  Copenhagen,  und  nannte  sie  das  son- 
derbare Stabthierclien  oder  Stäbgentliier,  ohne  Zusatz  eines  systematischen  Namens.  Es  schien  ihm  unklar,  ob  das  Ganze 
Ein  Thier  oder  ein  Verein  von  vielen  Thieren  sey.  Er  bewunderte  die  Evolutionen  des  Körpers  und  hielt  ihn  für  physiologisch  höchst 
interessant.  In  Müxier's  Opus  posthumum:  Animalcula  infusoria  1786.  ist  die  Form  als  Vibrio  paxillifer  aufgenommen,  allein 
Gmelin,  welcher  in  der  XHIten  Ausgabe  von  Linne's  Systema  Naturae,  die  1788  erschien,  deren  6ter  Band  aber  wohl  1786 
schon  gedruckt  war,  dieses  Werk  nicht  mehr  benutzen  konnte,  verzeichnete  dieselbe  Form  als  besondere  Infusorien- Gattung  unter  dem 
Namen  Bacillaria  paradoxa,  welches  nur  eine  Uebersetzung  von  Müiler's  erstem  Namen  war.  Roth  beschrieb  1797  vielleicht 
B.  iabellaris  als  Conferva  floeculosa  (und  Bort  de  St.  Yincent  wohl  als  Conf.  rhomboidalis?).  Girod  Chantrans  gab  1802 
die  erste  Abbildung  der  B.  vulgaris  als  Polype  a  chamieres.  Schrank  beschrieb  dann  1803  ähnliche  Thierchen  (Stäbegevier) 
aus  dem  Süsswasser  bei  Landshut  in  Baiern,  und  hielt  diese  irrig  für  Müixer's  Vibrio  paaillifer ,  aber  auch  für  Thiere.  Decan- 
doixe  verzeichnete  1805  Bac.  vulgaris  als  Diatoma  maritmm  in  der  Flore  frangaise.  Dilxwyne,  Smith,  Weber 
und    Mohr,     Wahlenberg    und    Hornemann    beschrieben    dann    dergleichen    Formen    als    Pflanzen    unter    dem    Namen    Con- 


106 

ferva  ßocculosa  n.  s.  w.  Der  Name  Bacillaria  ist  erst  1816  (1817)  durch  Nitzsch  von  Neuem  in  Aufnahme  gekommen  und  in 
seinem  Begriff  erweitert  worden.  Nitzsch  vereinigte  die  Fragilarien  und  Baeillarien  bei  Halle  in  seine  Bacillaria  pectinalis 
und  hielt  seine  Bac.  Palea  für  einerlei  mit  Müllers  Stäbchenthier.  Ueberdiess  begriff  er  in  derselben  Gattung  Stäbling  die 
Naviculas,  Synedras,  Cocconemata  und  Gomphonemata ,  deren  Formenkenntniss  von  ihm  vorbereitet  wurde.  Schrank' s  Vibrio 
pa&illifer  hielt  er  für  Bacill.  pectinalis  (p.  87.),  weshalb  ich  die  von  beiden  beobachtete  Form  mit  diesem  Namen  auch  verzeichnet 
habe,  Nitzsch  stellte  seine  Bac.  Palea  (als  Vibrio  pazcillifer)  zu  den  thierischen,  die  Bac.  pectinalis  zu  den  vegetabilischen 
Arten  seiner  Gattung.     Im  Jahre  1817  führt  Agardii  2  Arten  in  seiner  Pflanzengattung  Diatoma  auf. 

Reich  an  Beobachtung  war  wieder  Lyngbye  1819,  welcher  jedoch  ebenfalls  diese  Formen  als  Pflanzen  in  der  Gattung  Dia- 
toma mit  mehreren  heterogenen  Körpern  zusainmenfasste  und  sie  an  Conferven  angeheftet  abbildete.  Nitzsch  verzeichnete  seine  frü- 
heren Arten  wieder  in  der  Encyclopädie  von  Ersch  und  Grüber  1821 ,  hielt  aber  nunmehr  die  Ketten  für  Jugendzustand  der  Ein- 
zelthiere.  Bort  de  St.  Vincent  errichtete  1822  seine  Familie  der  Bacillariees  bei  dert  Infusorien,  die  er  aber  von  1824  an  in 
sein  Reich  der  Psych odien  stellte.  Er  stellte  die  Synedra  Ulna  als  zweite  Art,  Bacillaria  communis,  zur  Bac.  paradoxa. 
Schrank  beschrieb  1823  12  Arten  der  Gattung  Bacillaria,  Schleichthierchen,  als  Thiere,  worunter  er  jedoch  keine  wahren 
Zickzackthierchen,  sondern  Naviculas,  Closteria,  Euglenen  und  noch  andere  sehr  verschiedene  Formen  verstand,  Müller' s  Ba- 
cillaria nannte  er  Oscillaria  paccillifera.  Im  folgenden  Jahre  verzeichnete  Bort  in  der  Encyclopedie  method.  8  Arten  der  Gat- 
tung Bacillaria  mit  neuen  Namen,  verstand  aber  darunter  auch  die  prismatischen  abgestutzten  Naviculas  sammt  den  Synedris.  Die 
wahren  Baeillarien  nennt  er  zum  Theil  Diatoma  und  verzeichnet  im  Dict.  class.  2  Arten,  giebt  aber  6  —  8  als  ihm  bekannt  an.  Die 
Fragilarien  nennt  er  Nematoplata  und  rechnet  sie  alle  nicht  zu  den  Infusorien.  Agardh  hat  seit  1824  die  Baeillarien  als  Dia- 
toma zu  den  Pflanzen  gestellt  und  unter  dem  Namen  Diatomeae  eine  grössere  Gruppe  gebildet.  Die  späteren  Algologen  sind  ihm  ge- 
folgt. Leiblein  führte  1827  den  Namen  Bacillaria  anstatt  des  Namens  Diatoma  in  der  Botanik  ein  und  nahm  ihn  ganz  im  Sinne 
von  Nitzsch.  Türpin  folgte  1827  und  1828  Borys  Vorgange  und  nannte  die  abgestutzten  Naviculas  Bacillaria,  die  Baeilla- 
rien aber  Diatoma.  Im  Jahre  1828  zog  ich  die  Baeillarien  zuerst  zu  den  Panzer -Infusorien,  indem  ich  9  von  mir  und  Hemprich 
1820  gesammelte  Arten  des  Mittelmeeres  von  der  ägyptischen  Küste  in  den  Tafeln  der  Symbolae  physicae,  Evertebrata  I.  abbil- 
dete. Sie  waren  damals  im  Sinne  Bory's  benannt,  wurden  daher  später  (1831)  auf  2  Arten  reducirt.  Im  Jahre  1830  und  1831 
wurde  diese  Stellung  der  Gattung  in  gleichnamiger  Familie  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  mit  6  Arten  fester  begründet.  Im  Jahre 
1831  und  1832  gab  Agardh  der  Gattung  Diatoma,  wie  früher,  16  Arten,  von  denen  aber  nur  3  bis  4  hierher  gehörige  feste  Spe- 
cies  sind.  Er  hielt  sie  für  gestielt,  ansitzend.  Im  Jahre  1833  (1832)  wurden  von  mir  2  neue  Arten  der  Gattung  als  Infusorien  be- 
schrieben, und  1833  verzeichnete  Kützing  12  Arten  der  Gattung  Diatoma  nach  Agardh  und  Lyngbye  wieder  bei  den  Algen. 
Mehrere  derselben  gehören  andern  Gattungen  an.  Zuletzt  hat  Morren  in  Gent  eine  Bacillaria  glauca  in  den  Annales  des  sc. 
nat.  1835.  p.  26.  genannt,  aber  nicht  näher  bezeichnet.  Mehrfache  Spuren  fossiler  Baeillarien  sind  seit  1836  in  den  Berichten  der 
Berl.  Akad.  und  Poggendorff's  Annalen  angezeigt  worden.     Ueberhanpt  sind  hier  10  Arten  der  Gattung  verzeichnet. 

An  Organisation  ist  zunächst  ein  Kieselpanzer  jedes  Einzelthieres  beobachtet,  dessen  prismatische  4seitige  Form  schon  Nitzsch 
1817  erkannte,  aber  das  Zweischaalige  des  harten  Panzers  wurde  1830  und  1831  zuerst,  und  der  Kieselgehalt  1833  p.  319.  in  den 
Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  angezeigt.  —  Als  die  Bewegung  vermittelnd  sind  zapfenartige  weiche  Fortsätze,  welche,  aus  einer  Längsspalte 
ragend,  die  Glieder  verbinden,  sehr  deutlich  erkannt;  wahrscheinlich  giebt  es  noch  andere  an  einigen  der  Endöffnungen.  —  Als  Er- 
nährungsorgane sind  innere,  den  polygastrischen  Magen  vergleichbare,  farblose  Bläschen  bei  Bac.  tabellaris  1833.  p.  232.  zuerst  mit 
Sicherheit  angegeben  worden.  Schon  1817  beobachtete  Nitzsch  dergleichen  nach  p.  67.  seiner  Schrift,  sie  gehörten  aber  wohl  Na- 
viculis  an.  Bis  dahin  glaubte  man  allgemein,  dass  kein  Mund  existire  und  die  Hautabsorption  die  Ernährung  vermitteln  müsse.  Allein 
die  von  mir  nachgewiesenen  je  2  Panzeröffnungen  an  den  Enden  jedes  Stäbchens  zeigen  die  Möglichkeit  einer  Stoffaufnahme  durch  ei- 
nen Mund,  welche  direct  weiter  zu  verfolgen  noch  nicht  gelang.  Diese  Oeffnungen  sah  schon  Bory  bei  Bacillaria  crassa  1824, 
es  war  aber  wohl  Fragilaria  grandis.  —  Als  Sexualorgane  sind  die  gelben  oder  grünen,  im  Alter  gelappten  Eierplatten,  wie  bei 
Navicula,  in  allen  Arten  sichtbar.  Vielleicht  sind  auch  bei  B.  tabellaris  da,  wo  nur  2  unveränderliche  Bläschen  in  jedem  Stäbchen 
den  Eierstock  einfassen,  diese  nicht  Magen,  sondern  (freilich  erst  weiter  zu  begründende)  Samendrüsen.  Bory  beschreibt  sie  1824  bei 
Diatoma  vulgaris  im  Dict.  class.  Ausserdem  glaubte  schon  Nitzsch  1817  an  Entstehen  der  Kettenform  durch  Selbsttheilung,  und 
er  hatte  sie  bei  Bac.  Palea,  die  aber  wohl  Fragilaria  rhabdosoma  war,  beobachtet.  Später,  1821,  ist  er  davon  abgewichen. 
Diese  Selbsttheilung  ist  allemal  Längstheilung,  welche  jedoch  als  Queertheilung  der  so  entstehenden  Ketten  erscheint.  Dass  allemal 
alle  Glieder  Einer  und  derselben  Kette  genau  gleich  lang  waren,  erschien  schon  Müller  und  Nitzsch  als  ein  wichtiger  Grund  gegen 
die  Ansicht,  dass  die  Ketten  durch  Aneinanderreihen  der  Einzelthiere  entständen.  Alle  spontane  Längstheilung  der  Baeillarien  ist,  wie 
es  scheint,  dorsal,  so  dass  die  aneinanderhängenden  Flächen  die  Seitenflächen  sind.  Bei  den  wahren  Naviculis  ist  sie  meist  lateral. 
Schwache  Biegung  und  Orts  Veränderung  der  Ketten  findet  auch  bei  den  Süsswasserformen  statt,  und  schon  Schrank  beobachtete  sie 
1803.  Sehr  auffallend  ist  sie  bei  Bacillaria  paradozea  des  Meeres.  Ganz  richtig  erklärt  Nitzsch  1817  p.  75.  diese  Bewegung 
als  Trennungs versuche,  die  aber  doch  wohl  bald  zur  Gewohnheit  werden.     Abgerissene  Einzelstäbchen  laufen  schnell,  wie  Naviculae. 

!  Die  geographische  Verbreitung  der  lebenden  wahren  Baeillarien  ist  von  den  canarischen  Inseln  und  der  afrikanischen  Küste 
des  Mittelmeeres  an  über  ganz  Europa  bis  nach  Sibirien,  auch  im  sinaitischen  Arabien  Asiens  im  Meer-  und  Süsswasser  beobachtet. 
Fossile  Spuren  sind  in  Isle  de  France  und  Franzensbad  vorgekommen. 

5869.     Bacillaria  paradoaoa,  Wunder -Ziekzacktliierclieii.     Tafel  XV.  Fig.  I. 

B.  striata,  testula  anguste  lineari,  saepe  15ies  fere  longiore  quam  lata,  flava,  in  (juavis  centesima  lineae  parte  9  striis 
notata,  bacillis  singulis  alacriter  mobilibus. 

Bacillaire  paradoacale  (porte  pieu),  rayee,  a  carapace  li?ieaire  tres-grele,  souvent  pres  de  15 
fois,  plus  longue  c/ue  large,  jaune,  ayant  dans  chaque  centieme  d'une  ligne  9  raies  et  les  ba- 
guettes  vivement  mobiles. 

Sonderbares  Stäbgenthier ,  Müller,  Müller's  Kleine  Schriften  v.  Göze,  p.  1.   Taf.  I.   Fig.  1—8.   1782. 
Pinddyr,  Nye  Sämling  af  Dansk.  Vidensk.  Saelsk.  Skrift.  IL  p.  277. 
Vibrio  raooillifer,  Müller,  Animalc.  infus,  p.  54.    Tab.  VIT.   Fig.  3—7.   1786. 
Bacillaria  paradoxa,  Gmelits  ,  Linnei  Syst.  Nat.  ed.  XIII.  Vol.  VI.    1788. 
Vibrio  pamllifer,  Lamarck  ,  Systeme  des  anim.  sans  vert  1815. 


£9?    

Bncillaria  Palen,  Nitzsoh,  zum  Theil ,  Beitrage  zur  In  f  n  sori  en  kn  r\  i\  e  ,  1817.     Kncyclopä  die  v.  Ersch  u.  Gruber,  1821. 
Bacillaria  paradooca,  Bory  de  St.  Vimcest,  Dict.  classique,  1822. 

—       Mülleri,  Bory,  Encycl.  meth.  1824. 
Oscillnria  paocillifera ,  Schrank,  Nov.  Act.  Nat.  Cur.  XI.  2.  p.  534 3  539. 

Bncillaria  Mülleri,  Turpiis  ,  Dict.  des  sc.  natur.     Vegetaux  acotyledons,  1828.     Planch.  Vegeto-anim  aux,   I.  1. 
Bacillaria  paradooca,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  83.  1833.  p.  319.    (nicht  Symb.  phys.  Evertebrata  I.) 

Aufenthalt:    Bei  Copcnhagen,  Kiel,  niederländisch  Seeland  und  Insel  Süd-Bewcland  ?,  bei  Wismar  in  Mecklenburg  und  Gothenburg 
in  Schweden  im  Meerwasser. 

Müller  fand  sie  auf  Viva  latissima  bei  Copcnhagen,  ich  zwischen  Ceramien  und  CalJithamnicn.  Schrank  glaubte  diese 
sehr  characteristische  Form  auch  als  Vibrio  pa&illifer  bei  Landshut,  Nitzsch  als  BacilL  Palea  bei  Halle,  und  ich  in  den  $ym- 
bolis  physicis  1831.  als  BacilL  paradoaia  bei  Berlin  gefunden  zu  haben,  allein  das  war  BacilL  pectinalis  und  elongata.  Ich 
erhielt  im  Jahre  1831  die  wahre  Form  zuerst  durch  Herrn  Dr.  Michaelis  aus  Kiel  mit  Leuchtthieren  lebend  nach  Berlin,  und  sah 
sogleich  den  grossen  Unterschied.  Kützing  hat  sie  auch  irrig  als  Diatoma  tenue  paradoamm  bei  Mannsfeld  angegeben.  Ich  er- 
hielt sie  dann  wieder  lebend  von  Copenhagen  und  Gothenburg  nach  Berlin  und  beobachtete  sie  selbst  sehr  zahlreich  bei  Wismar  in  der 
Ostsee.  Bory  giebt  an,  sie  bei  holländisch  Seeland  und  Siid-Beweland  beobachtet  zu  haben,  hat  aber  die  versprochene  Abbildung  zu- 
rückgehalten. Türpins  Abbildungen  scheinen  nur  freie  Copieen  der  MÜLLER/schen  Figuren  aus  den  beiden  Schriften  zu  seyn.  Die 
Lebendigkeit  der  Form  ist  höchst  auffallend,  ganz  wie  beim  Proteus ,  nur  steifer,  bald  bandartig,  bald  stabartig,  bald  plattenartig,  bald 
Zickzack-  und  blitzartig.  Sie  können  sich  nicht  selbstthätig  trennen,  aber  getrennt  leben  sie  einzeln  fort  und  bilden  neue  Ketten.  Sie 
lebt  tausendweis  beisammen,  ist  aber  sehr  fein.  Die  Streifen  verhalten  sich  wie  folgt:  V20  Linie  hat  51,  V24  38,  Vso  36,  V36  22,  V40 
25,  V48  19,  Veo  17,  V72  11?  Vog  9,  V100  9  Streifen.  Die  Seitenflächen  sind  schmal  kahnförmig,  die  Rücken-  und  Bauchfläche  li- 
nienförmig  abgestutzt.  Der  mittlere  helle  Fleck  jedes  Stäbchens  ist  der  farblose  Thierleib,  das  gelbe  sind  4  Eierplatten,  die  nicht  ganz 
bis  an?s  Ende  reichen,  im  Alter  zusammenschrumpfen  und  wie  farbige  Punkte  erscheinen.  —  Länge  Vog  Ws  V20  Linie;  Breite  11-  bis 
22mal  in  der  Länge;  Breite  der  Höhe  ziemlich  gleich. 

Erklärung   der   Abbildungen   Taf.  XV.    Fig.  I. 

Es  sind  von  mir  selbst  beobachtete  Formen  der  Ostsee,  500mal  vergrössert. 
Fig.  1.     sind  9  bewegliche  Stäbchen  als  Polypenstock;     Fig.  2.     sind  17  Stäbchen  in  2  verschiedenen  Stellungen;     Fig.  3.     sind  5  Stäbchen  in  2  ver- 
schiedenen Stellungen;     Fig.  4.  und  5.     sind  2  Einzelstäbchen,  jedes  in  2  Ansichten,   a.  Dorsalfläche,  ß.  Lateralfläche. 

2¥0.    Macillaria  vulgaris,  gewöhnliches  KidtzacKtfiiercIieii.     Tafel  XV.  Fig.  IL 

B.  striata,  testula  late  lineari,  vix  ter  quaterve  longiore  quam  lata,  fuscescente ,  olivacea,  striis  in  quavis  centesima 
lineae  parte  13. 

Bacillaire  vulgaire,  rayee,  a  carapace  oblongue  Mneaire3  a  peine  3  011  4  fois  plus  longue  c/ue 
large,  brunatre,  olivälre  ou  verte,  ayant  dans  chaque  centieme  d'une  ligne  de  sa  longueur  13 
raies  transversales. 

Polype  h  chamleres,  Girod  Chantrans,  Recherc lies  sur  les  Conferves,  1802.   p.  23.    PI.  III.   Fig.  5. 

Confwva  floeculosa,  Dillwyne,  British  Co nf er vae,  1809.    Tab.  28.  Fig.  A.   (nur  die  untere  Figur.) 

Diatoma  flocculosum,  Decandolle?  Flore  francaise,    1815.    II.    p.  49. 

Conferva  floeculosa,  Flora  danica,  Hornemann,   1818.   Tab.  1487.   Fig.  1. 

Diatoma  tenue  ß  marinum,  Ltngbye,  Ten  tarnen  Hydro  pliyt.  dan.   p.  179.    Tab.  61.   1819. 

Diatoma  vulgaris,  l  Bory,  Dict.  ciassiq.  1824.   Tab.  LI.   Arthrodiees.   Fig.  1.  a,  b,  c.     Besser  im  Dict.   d'  bist.  nat.    1828.    Botaniqne 

—  danica,     f  Planch.  20.   Fig.  1. 

Diaioma  flocculosum,   zum  Theil,    >  AgardHj  Syst  Alg.  1824.  p.  4.     Consp.  crit.  Diatom.  1831.  1832. 

—  Lynglyiy  S 

Bacillaria  floeculosa,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.   p.  84. 
Diatoma  tenue,  Greville?  Scottish  cryptog.  Flora,  Vol.  VI.   t.  354.* 
Diatoma  fenestmlum,  Kützing,  Algae  sicc.  Dec.  1.  1833. 

Diatoma  vulgare,         i  kützing,  Linnea,  1833.  p.  580,  582.   Taf.  XVII.    Fig.  60,  61,  66. 

—  tenue  a,  ß,   ( 

Bacillaria  vulgaris?,   Bericht  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1836.  p.  53,  56. 

Aufenthalt:    Lebend   in   Frankreich    hei  Besan^on,   Avignon   in    der  Rhone,    der  Küste    von  Caen?,   Paris,    in  England,    Dänemark, 
Schweden,  im  Süsswasser  Deutschlands,  im  brakischen  Hafenwasser  bei  Wismar!,  bei  Berlin!.    Fossil  in  Islc  de  France  und  Bilin. 

Ich  besitze  Exemplare  dieser  Art  von  Avignon  durch  Prof.  Kunze  in  Leipzig,  welche  den  Berliner  Stäbchen  ganz  gleichen, 
und  sah  auch  andere  lebend  in  der  Ostsee.  In  der  Rhone  überzieht  sie  die  Conferva  glomerata  als  dichter  schleimiger  Filz.  Ebenso 
fand  sie  Kützing  in  Thüringen,  bei  Halle,  bei  Magdeburg,  bei  Leipzig  und  bei  Hildburghausen  in  Franken.  Bei  Berlin  ist  sie  in 
einzelnen  Ketten  unter  Oscillatorien;  auch  Lyngbye  fand  sie  auf  Ose.  chthonoplastes.  Decajvdolle  fand  sie  wohl  bei  Caen  im  Meere. 
Es  ist  oft  schwer  zu  unterscheiden,  ob  die  kleinen  Ketten  frei  durcheinander  gewirrt,  oder  an  Einem  Ende  angeheftet  sind.  Letzteres 
ist  öfter  abgebildet,  scheint  mir  aber  unrichtig.  Es  ist  völlig  unmöglich  zu  entscheiden,  was  fast  alle  die  früheren  Botaniker  unter 
Conferva  floeculosa,  Diatoma  vulgaris  u.  s.  w.  gemeint  haben.  Alle  haben  sie  als  verschiedene  Arten  verwechselt.  Da  ich  Roths 
abgebildete  Form  floeculosa  nenne,  so  habe  ich  diese  mit  Bort  vulgaris  genannt.  Das  Diät,  danicum  des  letzteren  ist  nur  durch  Man- 
gel des,  in  seiner  Zeichnung  gar  nicht  angegebenen,  Characters  der  2  mittleren  Bläschen  (Drüsen?  Magen?)  verschieden,  die  periodisch 
auch  jener  Art  fehlen,  wo  Kützing  und  ich  sie  nicht  sahen.  Getrocknet  wird  sie  meergrün.  In  Vco  Linie  Länge  zählte  ich  jeder- 
seits  20  Streifen,  in  %  13.  Also  ist  folgendes  Verhältniss  vorhanden:  Vae  30,  %  28,  'As  27,  Veo  20,  %  15,  V9o  14,  %  13, 
Vioo  13  Streifen.  —  Länge  der  Einzelstäbchen  %8  bis  Vae  Linie  beobachtet;  Breite  2  —  4inal  in  der  Länge;  Höhe  etwas  schmäler  als 
die  Breite.  Der  weiche  Verbindungstheil  der  Stäbchen  ist  sehr  deutlich.  Die  fossile  Form  lässt  sich  auch  mit  Fragilaria  pectinalis 
vergleichen,  die  überhaupt  nah  verwandt  ist. 

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  XV.   Fig.  IL 

Fig.  1.    Dorsalfläche  und  Zickzack  eines  Monadenstocks.    Fig.  2.    Lateralfläche  einer  ganz  ausgezogenen  Kette.    Fig.  3.     regelmässige  zufällige  Figur. 
Fig.  4.    Lateralfläche  eines  stumpferen  Einzelstäbchens.    Fig.  5.    a.  Rücken-  und  ß.  Lateralfläche  eines  spitzeren  Stäbchens. 

50 


198    

2*1.     Macillaria pectinalis,  feammartiges  Zic&zacfetliierclien.    Tafel  XV.  Fig.  IV. 

B.  striata,  testula  graciliore  lineari,  saepius  ter  aut  sexies  longiore  quam  lata,  intus  ilavo-fusca,  in  centesima  lineae 
parte  9  striis  insignis. 

Bacillaire  Peigne,  rayee,  h  carapace  plus  grele  lineaire,  tres-souvent  3  a  6  fois  plus  Iongue  que 
large,  jaune  d'or  en  dedans,  ayant  9  raies  dam  chaque  centieme  d'une  ligne  de  sa  longuenr. 

Vibrio  pawillifer,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  1803. 

Diatoma  tenue ,  Agardh,  Decad.  Nr.  10.  et  Svenslc.  bot.  491.  Fig.  4.  et  5.    Synopsis  Algar.  1817. 
Bacillaria  pectinalis,  Nitzsch,  Beitrage  zur  Infusorienkunde,  1817.   Kammbazillarie,  zum  Theil. 
Diatoma  tenue  «,  Lyngbye,  Tent.  Hydro phyt.  dan.  1819. 

Diatoma  tenue,  \  Agardh,  Syst.  Alg.  1824.  p.  4.    Conspectus  crit.  Diatom.  1832. 

—  sulphurascens ,  S 

Bacillaria  pectinalis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1831.  p.  83. 

Diatoma  tenue  a,  ß,  tf,  e,    *  KÜTZING,5  Alg-  aqllat.  sicc#  1833.  Dec#  nl.  26.   Linnea,  1833.  p.  580,  583.   Tafel  XVII.  Fig.  60,  61,  63,  64. 

—  sulphurascens,  j 

Aufenthalt:    Bei  Landslmt  in  Baiern,  im  Süsswasser  Schwedens,   in  Dänemark,   bei  Halle,   bei  Berlin!  und  in  andern  süssen  Wäs- 
sern Deutschlands ,  auch  im  salzigen  See  bei  Rollsdorf,  in  der  Ostsee  bei  Wismar  und  der  Nordsee  bei  Gothenburg. 

Schrank  scheint  diese  etwas  schlankere  Art  als  B.  vulgaris  zuerst  beobachtet  und  mit  B.  parado&a  verwechselt  zu  ha- 
ben. Nitzsch  hielt  sie  für  einerlei  mit  Conferva  pectinalis  von  Müller,  welche  jedoch  deutlich  eine  Fragilaria  gewesen.  Agardh 
nannte  sie  wohl  Diatoma  tenue.  Lyngbye  verband  sie  mit  B.  vulgaris  und  elongata  als  Diatoma  tenue.  Er  fand  sie  auf  Con- 
ferva glomerata.  Agardh  unterschied  1832  ein  D.  sulphurascens  von  Stockholm,  das  wohl  hierher  gehört,  da  der  Character  der 
Queertheilnng  doch  gewiss  ein  Irrthum  ist.  Kützing  hat  früher  die  besten  Abbildungen  gegeben,  allein  seine  var.  y.  cuneatum  ist 
eine  besondere  Art,  und  seine  var.  e.  parado&um  aus  dem  Rollsdorfer  Salzsee  bei  Mannsfeld  ist  keineswegs,  wie  er  glaubt,  Vibrio 
pa&illifer>  welcher  viel  feiner  und  immer  sehr  beweglich  ist.  Er  fand  sie  an  Conf.  flavescens.  Ich  habe  sie  bei  Wismai'  in  der 
Ostsee  beobachtet  und  erhielt  sie  in  Wasser  aus  den  Schären  von  Gothenburg  lebend  nach  Berlin,  wo  sie  auch  zu  allen  Zeiten  im 
Süsswasser  nicht  selten  ist.  Der  bräunlichgelbe  Eierstock  bildet  jung  2  Reihen  punktartiger  Lobuli,  alt  wird  er  dunkler  gefärbt,  rech- 
licher und  bildet  einen  einzelnen  Haufen  oder  Strich  in  der  Mitte.  Der  weiche  Verbindungstheil  der  Stäbchen  ist  deutlich  zu  sehen. 
(Vergl.  Fragilaria  pectinalis.}  Die  Streifung  hat  in  Vafc  Linie  Länge  25,  xk&  20,  V48  18,  Veo  15,  V72  12,  x\m  10,  3/o6  9,  V100  9, 
i/120  7  —  $y  yi35  6  —  7,  V270  3  —  4,  V^so  2,  Vqöo  1  Streifen.  —  Länge  der  Einzelstäbchen  beobachtet  V270  —  Vse  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XV.    Fig.  IV. 

Fig.  1.,  2*,  6.,  7.,  8.     sind  durch  Selbsttheilung  von  Einzelstäbchen  entstandene  Polypenstöcke  von  der   Dorsalseite.     Fig.  9.     von  der  Lateralfläche. 
Fig.  3.     ein  Einzelstäbchen  von  2  Seiten.     Fig.  4.  und  5.    sehr  junge  Stäbchen«  letzteres  lj21{)  Linie  lang,  alle  SOOmal  vergrössert. 

££3.     Bacillaria  elongata,  langes  Zicfczacfctliierclieii.     Tafel  XV.  Fig.  V. 

B.   striata,   testula   lineari   gracili,   media  parte  angustiore,  apieibus  parumper  dilatatis,   intus  dilute  flavo-fusca,   8ies 

—  24ter  longior  quam  lata,  striis  in  quavis  centesima  lineae  parte  12. 

Bacillaire  allongee,  rayee,  a  carapace  lineaire  grele,  legerement  amincie  au  milieu,  gonflee  un 
peu  atiM  bouiS)  brune  jaunätre  en  dedans,  8  a  24  fois  plus  Iongue  que  large,  ayant  VI  raies 
transversales  dans  chaque  centieme  d  une  ligne  de  sa  longueur. 

Diatoma  tenue  y  elongatum,  Lyngbte,  Tent.  Hydropliyt.  dan.    1819.    p.  179.   Tab.  61. 

Diatoma  elongätum,  Agardh,  Syst.  Alg.  1824.  p.  4. 

Bacillaria  elongata,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  62.   1831.  p.  83. 

Diatoma  elongatum,  Kützing,  Linnea,  1833.  p.  583.    Tafel  XYJI.  Fig.  65. 

Aufenthalt:    Auf  Fiihnen  in  Dänemark, .  bei  Tennstädt,  Weissenfeis,  Halle,  Berlin!  und  bei  Tobolsk  im  sibirischen  Asien  beobachtet. 

Man  findet  diese  Art  auf  Fühnen  in  grossen  Massen,  und  ich  besitze  sie  von  dort  als  Diät,  tenue  Lyngbye  durch  Herrn 
Hoffmann  Bang  von  Hoffmannsgave.  Sie  bildet  zuweilen  lange  geschlossene  Bänder,  die  einer  Fragilaria  gleichen,  genau  besehen 
zeigt  sie  aber  schon  den  Character.  Bei  Berlin  ist  sie  mit  Gomphonema  truncatum,  wie  in  Thüringen  und  Sachsen,  einzelner. 
Eben  so  einzeln  fand  ich  sie  1829  mit  Herrn  von  Humboldt  in  Tobolsk  in  Sibirien  im  Tobolflusse.  Agardh  hat  sie  1832  im 
Conspectus  crit.  Diät,  übergangen.  Kützing  hat  sie  deutlich  abgebildet.  Wo  nur  3  oder  4  Stäbchen  zusammenhängen,  könnte  man 
die  kleineren  Exemplare  wohl  zuweilen  für  Desmidien- Glieder  oder  Staurastra,  Pentasterien  dergl.  halten,  was  sich  aber  bei 
Bewegung  des  Objects  im  Wasser  leicht  entscheiden  lässt.  —  Streifung  zur  Länge  V20  54,  V24  50,  Vau  40,  Vao  30,  V40  27,  xks  25, 
Veo  20,  V72.15,  ^96  12 — 13,  V100  12.  Im  trocknen  Zustande  ist  die  Streifung  deutlicher.  —  Länge  der  Einzelstäbchen  xIq6  —  V20 
Linie  beobachtet. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XV.   Fig.  V. 

Fig.  1.    ein  unvollkommen  getheilter  Polypenstock  in  zufälligem  Zickzack.     Fig.  2.    ein  geschlossenes  Band  von  4  Stäbchen.     Fig.  3.    ein  dreifaches, 
wie  ein  Des  midien- Glied  gefaltetes,  Stäbchen. 

3?3.    Bacillaria  euneata,  keilförmiges  Zickzacktltierclieii.    Tafel  XV.  Fig.  vi. 

B.  striata,  testula  pyramidali-cuneata,  truncata,  subquadrata,   alternis  apieibus  dilatatis,  intus  laete  flavo -  viridis. 

Bacillaire  euneiforme,  rayee,  d  carapace  pyramidale -euneiforme,  tronquee,  presque  quarree,  clar- 
gie  aux  bouts  alter nes^  verte  jaunätre  en  dedans. 

Diatoma  tenue  y  cuneatum,  Kützing,  Linnea,  1833.  p.  580. 

Aufenthalt:    In  Deutschland  (Thüringen)  in  süssen  Gewässern,    auch  bei  Berlin  beobachtet. 

Diese  sehr  characteristische  kleine  Form  ist  leicht  zu  übersehen,  kommt  aber  nicht  selten  mit  B.  pectinalis  vor.     Kützing 
hielt  die  kleinen  kurzen  Kettenstäbchen  der  letzteren  für  Uebergänge  zu  dieser  Form,    allein  das  scheint  nicht  der  Fall  zu  seyn.      Sie 


109 

hat  schiefe  Läiigstheilimg  in  abwechselnder  rechter  oder  linker  Abweichung  von  der  Axe.      Ich  zählte  bei  Vög  Linie  Länge  5  Streifen, 
bei  Vioo  4,  was  eine  wesentliche  Abweichung  dieser  Zahlenverhältnisse  von  B.  pectinalis  giebt,   wie  folgt:    V.™  13,    7*8  10,    Vso  8, 

Veo  7,   7? 2  6  —  7,   7og  5,   7ioo  4.  —  Länge   7qg — 7ioo  Linie  beobachtet. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XV.    Fig.  VI. 
Fig.  1.     eine  geschlossene,     Fig.  2.     eine  klaffende  Kette;     Fig.  3.,  4.     Einzelthiere  in  der  Selbsttheilung ,   alle  300mal  vergrössert. 

■  J5V4.    Macillaria  €leopatrae9   ZickzacktMerchen  der  Cleopatra,     Tafel  XV.  Fig.  in. 

B.  laevis,  testula  oblongo-lineari,  bis  qnaterve  longiore  quam  lata,  intus  aurea. 

Bacillaire  de  Cleopatre,  lisset  a  carapace  oblongue,   lineaire  a  peine  2  ou  4  fois  plus  longue  que 
large,  en  dedans  jaune  d'or. 

Bacillaria  Cleopatrae,  Hemprich  u.  Ehresberg-,  Symbolae  physicae.    Evertebrata  I.    Phytozoa,  Tab,  III.    Fig.  V.  2.  1828.    Text  1831. 

Fol.  b.   Polygastrica. 
Bacillaria  Cleopatrae,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1829.  1831.  p.  84. 

Aufenthalt:    Bei  Alcxandrien  im  libyschen  Mittelmcerc. 

Ich  fand  sie  in  der  Nähe  der  sogenannten  Ruinen  der  Bäder  der  Cleopatra,  und  auch  im  neuen  Hafen  bei  Alexandrien  in 
Aegypten  auf  der  Reise  mit  Hemprich  1820  im  Mittelmeere.  Ich  habe  in  Spiritus  aufbewahrte  Exemplare  zur  Revision  im  Jahre 
1831  vor  mir  gehabt,  und  gebe  hier  diese  neueren  Zeichnungen.  Der  Mangel  der  Streifung  ist  ein  wichtiger  Character,  ohne  den  sie 
der  vorigen  gleicht.     Die  lebenden  Exemplare  waren  immer  goldgelb,  die  todten  farblos.  —  Grösse   lh8  bis   V40  Linie  beobachtet. 

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  XV.    Fig.  III. 

Fig.  1  —  3.     sind  verschiedene  Grössen  bei  gleicher  Vergrösserung  von  300mal  im  Durchmesser,  nach  1820  gesammelten,  in  Spiritus  aufbewahrten,  Ex- 
emplaren in  Berlin  1831  gezeichnet. 

295.     Macillariaf  tabellaris,   tafelförmiges  Zic&zaefetliierclieii.     Tafel  xv.  Fig.  vii. 

B.  laevis,  testula  lineari,  angusta,   media  parte  inflata,   in  tabellas  quadratas  variae  longitudinis  dchiscens,    ovario  lo- 
bato  flavicantc. 

Bacillaire  Tablette,    lisse,    a  carapace  lineaire ,    etroite3  gonflee  an  milieu,  se  fendant  en  tabletles 
quarr  ees  de  longueur  variable ,  ayant  V  ovaire  divise  jaunätre. 

Conferva  flocculosa,  Roth?  Catalecta  bot.   I.   p.  192.   Tab.  IV.  Fig.  4.  und  Tab.  V.   Fig.  6.    1797.     Flora  german.   III.  p.  523.  1800. 

Conferva  rhomhoidalis ,  Bort,  Memoire.    Nach  A&ardh. 

Conferva  flocculosa,        *  gM  EngL  bot   1807.   T.  1761  gut.  1762.  zum  Theil. 

—       hiddulphiana  *  ) 
Conferva  flocculosa,  Dillwyke,  Brit.  Conferv.  1809.   Tab.  28.  Fig.  A.  nur  die  oberste  Figur. 
Bacillaria  pectinalis,  Nitzsch,  1817.  Beiträge  z.  Infusorienkunde,  zum  Theil. 

Diatoma  flocculosum,  Agardh,  Dispositio  Algar.  suec.  p.  35.  1812.     Synopsis  Algarum  Scandinaviae,  1817.  p.  119, 
Diatoma  flocculosum,  Lymgbye,  Ten  tarnen  hydroph.  dan.  1819.   p.  179.   Tab.  61. 
Diatoma  flocculosum,  Agardh,  Syst.  Algarum,  1824.     Consp.  erit.  Diatom.  1832.    (s.  B.  vulgaris.) 
Bacillaria  tabellaris,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1833.  (1832.)  p.  232. 
Diatoma  jlocculosum,  Kütziing,  Linnea,  1833.  p.  584.    Taf.  XVII.   Fig.  67. 
Diatoma  fencslratum ,  Corda,  Almanac  de  Carsbad,  1835.   Tab.  IV.  Fig.  38. 

Aufenthalt:    Bei  Bremen,  in  Norfolk  in  England,  in  Dänemark,  bei  Naes  in  Norwegen,  in  Frankreich?,  bei  Berlin!,  bei  Carlsbad. 

Diese  Art  zeichnet  sich  vor  den  übrigen  so  sehr  ans,  dass  sie  vielleicht  als  Tabellaria  eine  besondere  Gattung  bilden  kann. 
Ich  habe  diese  Form  früher,  wie  Andere,  mit  B.  floccidosa  verbunden,  allein  es  giebt  eine  ihr  sehr  ähnliche  Form  bei  Berlin,  welche 
keine  erhabene  Stelle  in  der  Mitte  hat.  Dieser  letztere  Character  ist  bei  Roth  so  wenig,  als  bei  andern  früheren  Beobachtern,  ange- 
geben, die  die  viereckigen  Täfelchen  fälschlich  für  Einzelthiere  hielten,  daher  bildete  ich  1832  diese  besondere  Art.  Durch  die  mittlere 
Anschwellung  geht  eine  Röhre,  welche  mit  dem  äusseren  Wasser  in  Verbindung  ist.  Dijllwyne,  Smith  und  Lyngbye  haben  diese 
Form  gemeint,  auch  Corda  hatte  deutlich  dieselbe  in  Carlsbad  vor  sich.  Ich  besitze  durch  Hoffmann  Bang  Exemplare  aus  Nor- 
wegen, welche  ganz  passen.  Rotii's  zweite  Zeichnung  hat  Mertens  gemacht.  Er  fand  sie  auf  Conferva  glomerata  bei  Bremen. 
Dillwxne  und  Woods  fanden  sie  bei  Hamstead-heath  und  Turner  in  Norfolk.  Den  mittleren  Canal  erhält  man  völlig  klar  zur  An- 
sicht, wenn  man  trockne  Ketten  mit  Wasser  befeuchtet.  Dann  bleibt  eine  cylindrische  Luftblase  im  holden  Canale.  Um  die  mittlere 
Röhre  liegen  oft  viele  Bläschen  (Magen),  zuweilen  jederseits  ein  ausgezeichneteres  (Drüse?).  Der  Eierstock  bildet  oft  mehrere  Punkte, 
zieht  sich  aber  zuletzt  um  die  mittlere  Röhre  zusammen.  Diese  Röhre  ist  keineswegs  ein  Darm,  wie  Corda  glaubt.  Der  gekerbte 
Rand  enthält  an  jedem  Ende  2  Oeffnungen.  Die  Einzelstäbchen  haben  Aehnlichkeit  mit  Navicula?  trinodis  und  diesen  ähnlichen  For- 
men. Bei  Berlin  sah  ich  sie  im  Februar,  März,  April,  Mai  und  Juli  mit  Desmidien  und  Micrasterien.  —  Länge  der  Einzel- 
stäbchen (Breite  der  Bänder)  Vqb — Vso  Linie.     Breite  5-  bis  8mal  in  der  Länge. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XV.    Fig.  VII. 

Fig.  1.  und  2.     sind  300mal  vergrössert;    Fig.  3.    500mal;    Fig.  4.    Lateralfläche  eines  Einzelstäbchens. 

%% 6.    Bacillaria  flocculosa,   flockenartiges  SEicfczac&tliierclieii.    Tafel  XV.  Fig.  ix. 

B.  laevis,  testula  lata  subquädrata  nee  media  inflata,  latitudine  variabili,  ovario  flavicante. 

Bacillaire  a  flocons,   lisse,   a  carapace  large,  presque  quarree^  point  gonflee  au  milieu,   variable 
en  largeur,  d  ovaire  jaunätre. 

Conferva  flocculosa,  Roth?  Catalecta  bot.  I.  p.  192.   Tab.  IV.   Fig.  4.  und  Tab.  V.  Fig.  6.  1797.    (s.  B.  tabellaris.) 

Diatoma  floeculosum,  Decandolle?  Flore  fr ancaise,  1815.  II.  (s.  B.  vulgaris.) 

Bacillaria  flocculosa,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  84.  zum  Theil. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin!,  Bremen?,  Würzburg?,  Caen?. 


Diese  Form  ist  von  der  vorigen  sehr  verschieden,  allein  ich  habe  sie  neuerlich  nicht  nieder  beobachtet,  dalier  auch  nur  eine 
frühere  Zeichnung  mittheilen  können.  Sie  ist  der  B.  Cleopatrae  am  nächsten  verwandt,  aber  noch  quadratischer,  sogar  breiter  als 
lang.  Ich  fand  sie  sonst  bei  Berlin  nicht  selten  und  unterschied  sie  schon  immer  von  der  vorigen.  Junge  Formen  der  B.  pectinalis 
und  vulgaris  haben  innere  Streifen.  —  Lcänge  der  Einzelstäbchen  Vi  20  Linie.  Leibleins  Bac.  ßoeculosa  von  Würzburg  und  Zell 
in  Baiern  gehörten  zu  dieser  oder  der  vorigen  Art  {Flora  1827.  I.  288.). 

Erklärung   der  Abbildung    Taf.  XV.   Fig.  IX. 

Es  ist  eine  1826  entworfene  Zeichnung,  nach  lOOmaliger  Vergrösserung* 

%H¥.    Macillaria  seriata,  geflecktes  Zic&zackthierclieii.    Tafel  XV.  Fig.  Vffl. 

B.   laevis,    testula  lineari  gracili  aequali,    octies  ad  novies  longiorc  quam  lata,   interaneis   iu   4  —  5    macularum  seriem 
dispositis  fulvis. 

Bacillaire  a  serie,  lisse,  a  carapace  lineaire  grele  egale,   8  a  9  fois  plus  longue  c/ue  large,   ayant 
V  ovaire  en  4  a  5  täches  et  en  simple  serie. 

Batillaria  scriata,  Ab  ha  ndl.  der  Akademie  d.  Wissen  seh.  zu  Berlin,    1833.    (1832.)    p.  232. 
Frustulia  punctata,  KützingV  Linnea,  1833.    Tab.  XIV.   Fig.  29. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Zunächst  steht  diese  Art  der  B.  elongata.  Sie  hat  aber  keine  Queerstreifen.  Wäre  sie  nicht  im  Zickzack  klaffend,  so 
könnte  man  sie  für  eine  Synedra  halten.  Letzteres  hindert  diess  bestimmt.  Die  Vertheilung  der  Einlasse  ist  nicht  so  wichtig.  — ■ 
Länge   Vso  Linie.     Ich  fand  sie  am  20.  Juni  1832  zwischen  Conferven  des  Thiergartens. 

Erklärung   der   Abbildung    Taf.  XV.    Fig.  VIXL 
Es  sind  6  in  eine  Kette  verbundene  Stäbchen  bei  300inaliger  Vergrösserung. 

2 ¥8.    Bacillaria  Ptolemaei,   ptolemäisclies  Zicfezacfetliierclieii.     Tafel  XV.  Fig.  x. 

B.  laevis?,  testula  minima,  lineari  oblonga,  vix  bis  terve  longiorc  quam  lata,    pallida. 

Bacillaire  de   Ptolemce,    lisse?3   ä  carapace  tres-petite,   lineaire   oblongue,   a  peine  deute  ou  trois 
fois  plus  longue  r/ue  large,  pale. 

Batillaria  Ptolemaci,   Hemprtch  u.  Ehrenberg,  Symbolae  physicae.     Evertehrata  I.     Tab.  III.  Fig.  V.  1.    1828.     Ab  ha  ndl.   der  Aka- 
demie d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1829.   p.  15.     1831.    p.  83.     Symbolae  phys.   Text.   1831. 

Aufenthalt:    Im  Mittelmeer  der  libyschen  Küste  bei  Alexandrien. 

Diese  sehr' kleine  Form  hatte  nur  Vsoo  Linie  Lcänge  der  Stäbchen   und   konnte   nicht  hinlänglich  vergrössert  werden,    um   die 
Structur  sicher  zu  ermitteln.     Vielleicht  ist  sie  der  Jugendzustand  einer  andern  Art,  vielleicht  selbst  der  B.   Cleopatrae. 

Erklärung   der   Abbildung    Taf.  XV.   Fig.  X. 

Es  ist  eine  Kette  von  16  Thierchen,  von  denen  6   in  der  Längstheilung  begriffen,   oder  doppelt,   nicht  klaffend  sind,   iu  Alexandrien   1820 
gezeichnet,  lOOmal  vergrössert. 


Nachtrag    zur   Gattung   der   Zickzackthierchen. 

Es  sind  bisher  45  verschiedene  Specialnamen  für  Körper  der  Gattung  Bacillaria  direct  gegeben  worden,  welche  hier  auf  die 
obigen  10  reducirt  sind.      Die   übrigen   35   haben  nach   meinem  Urtheil   folgende  Synonymie:    1)  Bacillaria  Actis  Schrank  (1823) 
=  Buglena  Acus;  2)  B.  acerosa  Schr.  (1823)  =  Closterium;   3)  B.  bipunetata  Schr.  (1823)  =  Synedra  Ulna;   Bort 
(1824)  ==  Bacterium?  ;  Türpin  (1828)  =  Navicula  fulva,  viridis;  .Hemprich  und  Ehrenb.  (1828)  =  Fragilaria;  4)  B. 
Cistula  (Symb.  phys.  1828.)  =  Cocconema;   5)  B.  communis  Bory    (1822)  =  Synedra  Ulna;   6)   B.   conjugata   Turpin 
(1828)  =  Navicula  viridis?;  7)  B.  crassa  Bory  (1824)  =  Fragilaria  grandis?  ;   8)  B.  diophihalma  (Sy?ub.  phys.  1828.) 
=  Fragilaria;   9)  B.  Eruca  Schrank  (1823)  =  Enchelys?;   10)  B.  fulva  Nitzsch  (1817)   =   Navicula;    11)  B.  Fusus 
Schrank  (1823)  =  Navicida  fulva;  12)  B.  fusiformis  (Symb.  phys.  1828.)  =  Navicula  Sigma;  13)  B.  glauca  Morren 
(Annal.  des  sc.  nat.  1836.)  =  ?;    14)  B.  Hystrico  Bory  (1824)  =  Synedra  fasciculata;    15)  B.  interrupta   {Symb.  phys. 
1828.)  =  Fragilaria;  16)  B.  intestinum  Schrank  (1823)  =  Enchelys?;  17)  B.  Lagena  Schrank  (1823)  =  Enchelys?  ; 
18)  B.  Lunula  Schrank  (1823)  =  Closterium;  19)  B.  Lyngbyi  Bory  (1824)  =  Synedra?,   Fragilaria? ;  ,10)  B.  major 
(Bericht  d.  Berl.  Akad.  1836.  53.)  =  Nov.  sp.;   21)  B.  Mülleri  Bory  (1824)  =  B.  paradoxa;  22)  B.  multistriata  (Symb. 
phys.  1828.)  =  Closterium;    23)  B.  multipunetata  {Symb.  ph?ys.  1828.)  =  Fragilaria;   24)  B.  Palea  Nitzsch   (1817)  = 
Navicula  gracilis  und  Fragilaria?;    25)   B.  Paxillum  Boby  (1824)  =  Synedra  Ulna;    26)    B.  phoenicenteron  Nitzsch 
(1817)"=  Navicida;  27)  B.  sigmoidea  Nitzsch  (1817)  =  Navicula;  28)  B.  taeniaefor?ms 'Nitzsch  (1817.  p.  117.)  =  Te%- 
sella? ;  29)  B.  thurifera  Schrank  (1823)  =  Cocconema;  30)  B.  tripunetata  Schrank  (1823)  =  Navicida;  31)  B.  Ulna 
Nitzsch  (1817)  =  Synedra;    32)   B.   Vermiculus  Schrank  (1823)   =   Bursaria  Banarum? ;    33)   B.   vermina  Schrank 
(1823)  =  Trachelius?;  34)  B.  viridis  Nitzsch  (1817)  =  Navicula;  35)  B.  vitrea  Bory  (1824)  =  Synedra  Ulna. 

Da  die  Gattung  Diatoma  neuerlich  ganz  im  Sinne  von  Bacillaria  gebraucht  worden  ist  und  dieser,  der  phanerogamischen 
Botanik  verfallene,  Name  keine  Anwendung  weiter  linden  konnte,  wenn  man  nicht  den  Namen  Bacillaria  bloss  für  die,  durch  ihre 
lebhaften  Bewegungen  sehr  ausgezeichnete,  B.  parado&a,  und  Diatoma  für  die  übrigen  Arten  verwenden  wollte  (welche  alle  sehr  we- 
nig Spur  von  Orts  Veränderung  zeigen,    daher   vielleicht  auch  eine  etwas,   aber  nicht  nachweislich,   verschiedene  Organisation   besitzen), 


£01    — 

so  scliliesse  ich  liier  die  noch  vorhandene  Synonymie  der  Gattung  Diatoma  mit  ebenfalls  35  Specialnamen  an:  1)  Diatoma  arcua- 
tum  {Flora  dan.  1812.)  =  Striatella? ,  Tessetta?;  2)  D.  auritum  Lyngbye  (1819)  =  Odontetta;  3)  D.  biddiäphianum 
Agardh:  (1824)  =  Tessetta?,  Odontetta?  ;  4)  D.  crystallinum  Agardh  (1824)  =  Synedra;  5)  D.  danica  Bort  (1824)  == 
Bacittaria  vulgaris;  6)  D.  elongatum  Agardh  (1824)  =  Bacillaria;  7)  D.  fasciatum  Agardh  (1824)  =  Tessetta? ;  8) 
D.  fasciculata  Agardh  (1817)  =  Synedra;  9)  D.  fenestratum  Lyngbye  (1819)  =  Bacillaria  fenestr.?  ;  Corda  (1835) 
=  Bacitt.  tabellaris;  Kützing  {Algae  sicc.  1833.)  =  BacilL  vulgaris;  10)  D.  flabellatum  Jürgens  {Algae  sicc.  VIL) 
=  Gomphonema  paradoteum;  11)  D.  floeculosum  Decandoixe  (1815)  =  BacilL  vulgaris? \  tabellaris?  >  ßoeculosa? ;  12) 
D.  floeculosa  Agardh  (1817)  =  Bacillaria  tabellaris^  ßoeculosa?;  13)  D.  interstitiale  Agardh  (1832)  ==  Bacillaria?, 
Tessetta? ;  14)  D.  latruneularium  Agardh  (1824)  ==  Tessetta?;  15)  D.  Liber  v.  Sühr  (1831)  =  Isthmia;  16)  D.  Lyng- 
byi  Agardh  (1824)  =  BacilL  vulgaris;  17)  D.  marimim  Lyngbye  (1819)  ==  Tessetta?,  Bacillaria?;  18)  D.  moniliforme 
Kützing  (1831)  =  Bacitt.  vulgaris;  19)  DJ  oblü/uatum  Lyngbye  (1819)  =  Isthmia;  20)  D.  parasiticum  Agardh  (1832) 
=  Synedra  fasciculata? ;  21)  D.  pectinalis  Agardh  (1817)  ==  Fragilaria  pect.;  22)  D.  ramosum  Agardh  (1832)  =  Gom- 
phonema?, Echinella? ;  23)  B.  rigidum  Decandolle  (1815)  =  Achnanthcs  arcuata? ;  24)  D.  Scolaris  Grateloup  (1806) 
=  Fragilaria;  25)  D.  striatulum  Agardh  (1824)  =  Tessetta?,  Striatella  arcuata?;  26)  D.  sulphurascens  Agardh  (1832) 
==  Bacitt.  pectinalis?;  27)  D.  Swartzii  Agardh  (1817)  =  Desmidium;  28)  D.  tabulatum  Agardh  (1832)  =  Synedra?, 
Echinella?;  29)  B.  laeniaeforme  Agardh  (1832)  =  Tessetta?;  30)  D.  tenuis  Agardh  (1812)  =  Bacitt.  pectinalis?,  vul- 
garis?, elongata?;  31)  D.  unipunetatum  Agardh  (1824)  =  Tessetta?;  32)  D.  variegatum  Agardh  (1832)  =  Echinella 
fulgens?;  33)  D.?  vesiculosum  Agardh  (1824)  =  Isthmia?;  34)  D.  Vexillum  Jürgens  {Alg.  sicc.  Fl.)  =  Achnanthes 
longipes;  35)  D.  vulgaris  Bory  (1824)  =  Bacillaria.  Die  Namen  Diatoma  dissiliens  Agardh  und  stipitatum  Ag.  in  Steü- 
del's  Nomenciator  botan.   sind  Schreibfehler. 

Aus  diesen  Reihen  der  Namen  sind  vielleicht  noch  3  Arten  für  die  Gattung  Bacillaria  in  der  Zukunft  festzustellen:  1)  Dia- 
toma fenestratum  Lyngbyes  wäre  durch  Rauhigkeit  der  Panzer  in  der  Mitte ,  2)  D.  marinum  durch  Rauhigkeit  der  ganzen  Ober- 
fläche allerdings  gut  characterisirt.  Beide  möchten  zu  den  ungestreiften  Arten  gehören.  3)  Bacillaria?  major  ist  eine  fossile  Form 
aus  dem  Kieseiguhr  von  Isle  de  France,  gestreift  5-  bis  6mal  länger  als  breit,  mit  9  Queerstreifen  auf  Vioo  Linie  der  Länge.  — 
Länge  bis   V24  Linie.     Es  kann  freilich  auch  eine  Fragilaria  seyn. 


ZWEIUNDSECHZIGSTE     GATTUNG:      PLATTENKETTE. 

Tessella.    Tesselle. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Baeillarioruni,  liberum  (saepe  implexum  nee  affixum),  lorica  simplici, 
bivalvi  aut  multivalvi  (silicea),  prisinatica,  coinpressa  in  tabellam  dilatata,  spontanea  loricae 
perfecta,  corporis  imperfecta  divisione  in  catenas  seu  polyparia  alternatim  dehiscentia,  arti- 
culis  mobilibus  tabellaribus  instrueta  abiens. 

CARACTtZRE:  Animal  de  la  famille  des  Bacillaries,  Ubre  (souvenl  enlortille,  jamais  attac/ie), 
ayant  une  carapace  simple,  bivalve  ou  multivalve  (siliceuse),  prismatique,  comprimee 
et  elargie  en  forme  de  tablette^  se  developpant  par  division  spontanee  imparfaile  du 
corps,  mais  parfaite  de  la  carapace  en  forme  de  chalnes  baillantes  ou  de  poli/piers 
cateniformes  en  %ig%ag,  ayanl  les  chalnons  mobiles  tabellaires. 

Die  Gattung  der  Plattenketten  gehört  zu  den  freien  Stabthierehen,  hat  einen  einfachen,  2-  oder 
mehrschaaligen,  prismatischen  (Kiesel-)  Panzer,  zeichnet  sich  aber  durch  plattenartig  breite  flache  Form 
desselben  und  durch  Entwickelung  in  zickzackartige  Ketten  aus,  deren  Glieder,  der  unvollkommnen  Selbst- 
theilung  des  Körpers  bei  vollkommner  des  Panzers  halber,  an  einander  beweglich  sind  und  keine  Stäbchen, 
sondern  Platten  bilden. 

Diese  Gattung  wurde  1835  in  den  Abhandlungen  der  Berl.  Akademie  p.  173.  zuerst  genannt;  hier 
wird  sie  zuerst  schärfer  bezeichnet.  Es  sind  mir  seitdem  3  Arten  bekannt  geworden,  und  vielleicht  noch 
3  scheinen  in  früher  beschriebenen  Formen  verborgen  zu  liegen.  —  Die  Organisation  steht  zwischen  der 
von  Aclmanlkes  und  von  Bacillaria.  Die  Oeffnungen  des  Panzers  sind  noch  nicht  deutlich  beobachtet. 
Es  scheinen  Längsspalten,  keine  Löcher  zu  seyn,  und  dieser  Character  ist  dann  der  wichtigere.  In  der 
Form  gleichen  sie  der  Bacillaria  tabellaris  sehr,  aber  bei  dieser  ist  jedes  Täfelchen  ein  Bündel  von  Ein- 
zelthieren.  Hier  ist  es  ein  einzelnes  Individuum.  Es  giebt  Formen  mit  glattem  und  mit  innerlich  gerieftem 
Panzer.  —  Der  Eierstock  ist  vieltheilig  gelappt  und  erscheint  wie  eine  Vielzahl  rundlicher  gelbgrüner  Flek- 
ken,  die  aber  nicht  Eier  sind,  sondern  sie  erst  enthalten.    Das  Uebrige  ist  der  Bacillaria  u.  s.  wT.  analog. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  auf  Fühnen  in  Dänemark,  bei  Gothenburg  in  Goth- 
land,  auf  den  Faeroer  Inseln  und  bei  Norwegen,  vielleicht  auch  bei  den  canarischen  Inseln,  nur  im  Meere 
beobachtet. 

51 


&Ö3    — 

2*89.    Tessella  €atena9  gestreifte  Plattenfeette.    Tafel  XX.  Fig.  VII. 

T.  testula  laminari,  saepe  latiore  quam  longa,  striaram  transversa™»!  scriebus  longitudinalibus  numero  4  ad  24. 

T  es  seile  C/iaine9  a  carapace  laminaire^  souvent  plus  large  que  longue,  ayant  4  a  24  series  longitu- 
dinales  de  raies  transversales. 

Tessella  Catenn,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissen  seh.  zu  Berlin,   1835.  p.  173. 

Aufenthalt:    Im  Wasser  der  Schären  bei  Gothenburg,  zwischen  Gcramicn  lebend  zu  Berlin  beobachtet. 

Vielleicht  ist  diese  Form  doch  die  Fragilaria  unipimctaia  Lyngbye's.  Neben  den  grünen  Zerspaltungcn  des  Eierstocks, 
die  sich  später  in  grosse  Kugeln  vereinen,  sah  ich  farblose  Bläschen  (Magen).  Neuerlich  sah  ich  die  wellenartigen  Längsreihen  der 
Striche  etwas  spiralförmig  gestellt.  Die  2  Reihen  krummer  Linien,  welche  abwechselnd  stehen,  könnten  Stigmate  (Oeffnungen)  seyn. 
Bei  Vse  Linie  Länge  der  Platte  zählte  ich  28  Queerstreifen,  bei  V20  48.  Mithin  hat  V24  42,  V30  32,  %  28,  %0  24,  Vis  21, 
7eo  16,  V72  14,  Vöe  10,  Vjoo  10  Streifen.  —  Länge  der  Tafeln,  d.  i.  Breite  der  Bänder,.1^ —  V20  Linie  beobachtet.  Zwischen 
von  Herrn  Dr.  Loven  gesendeten  Algen,  hat  sie  sich  vom  September  bis  zum  Deccmber  1835  in  Berlin  lebend  erhalten. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XX.    Fig.  VIT. 

Fig.  1.  eine  Kette  von  6,  V20  Linie  langen,  Einzelthieren ,  300mal  vergrössert.  Fig.  2.  eine  andere  von  2  dergl.,  500mal  vergrössert,  bei  «.  Seifen- 
fläche. Fig.  3.  eine  Kette  von  5,  V48  Linie  grossen,  Platten,  300mal  vergrössert.  Die  Selbsttheilung  geschieht  unter  der  glasigen  Oberhaut  mit 
Erweiterung  der  nächsten  Theile. 

280.  Tessella  arcuata,  glatte  Plattende tte. 

T.  testula  subquadrata,  longitudinaliter  continuo  lineolata  nee  transverse  striata. 

Tesselle  arc/uee^  a  carapace  presqüe  quarr  ee^  longitudinalement  lineolee  a  lignes  continnes  sans  raies 
transversales. 

Diatoma  arcuatum,  Hornemann  ,  Flora  danica,   T.  1598.   Fig.  2.   1812. 
Dicttoma  arcuatum,  Lyngbye,  Ten  tarn.  Hydroph.  dar»,  p.  180.  Tab.  62.    1819. 
Diatoma  striatulum,  A&ardh,  Syst.  Alg.  1824.   p.  6. 

Striatella  arcuata,  Agardh,   Conspectus  er  it.  Diatom.   1832.    p.  6i.   zum  Theil. 
Achnnnthes  arcuata,  Kützing,  Linnea,  1833.  p.  574.  zum  Theil. 

Aufenthalt:    Bei  Hoffmannsgave  auf  Fühnen. 

Ich  erhielt  durch  Herrn  Hoffmann  Bang  eine  grosse  Menge  davon,  offenbar  Lyngbye's  Pflanze,  die  auch  Hornemann's 
war.  Sie  überzieht  Ceramium  rubrum  und  elongatum.  Agardi-i  und  Kützing  haben  sie  mit  der  Striatella  verwechselt,  welche 
gestielt  ist  und   von  der  ich  ein  Originalexemplar  von  Kützing  besitze.  —  Länge  der  Täfelchen  V36  Linie. 

Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  gegeben  werden. 

281.  Tessella  interrupta,  «nterlbrocliene  Platten&ette. 

T.  testula  subquadrata,  longitudinaliter  interrupte  lineolata,  nee  transverse  striata. 

Tesselle  interrompue,   a  carapace  presque   quarree^   longitudinalement  lineolee,   a  lignes  interrom- 
pues  au  milieu,  alternes,  sans  raies  transversales. 

Aufenthalt:    Bei  Hoffmannsgave  auf  Fühnen. 

Diese  Art  ist  mit  voriger  gemischt,  aber  sehr  verschieden.  Sie  ist  immer  kleiner.  Ist  diese  Form  vielleicht  als  Diatoma 
marinum  von  Jürgens  (getrocknete  Algen,  Heft  19.  9.)  gegeben,  welche  mit  der  breiteren  Conferva  taeniaeformis  gemischt  seyn 
soll?     (S.  v.  Martens,  Flora,  1830.  p.  411.)  —  Länge  der  Täfelchen  Vis  Linie. 

Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  aufgenommen  werden. 


Nachtrag    zur   Gattung    Tessella. 

Diatoma  fasciatum,  D.  biddulphianum? ,  D.  interstitiale ,  D.  lairuncularium ,  D.  marinum,  D.  taeniaeforme  und 
D.  unipunetatum  sind  vielleicht  noch  andere  Arten  dieser  Gattung  und  sämmtlich  Seethiere,  welche  icli  nicht  sah. 


DREI  UN  »SECHZIGSTE     GATTUNG:      BRUCHSTÄBCHEN. 

Fragilaria.    Fragilaire. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Bacillariorum,  liberum,  lorica  simplici  bivalvi  aut  inultivalvi  (silicea), 
prismatica,  Naviculam  aequans,  sed  spontanea  corporis  et  loricae  imperfecta  divisione  in  ca- 
tenas  taeniaeformes  integras,  fragiles  abiens. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Bacillaries,  libre,  ayant  une  carapace  simpk  bivalve  ou 
multivalve  {siliceuse\  prismatique,  semblable  a  une  Navicule,  mais  se  döveloppant  par 
la  division  spontanee  imparfaite  de  la  carapace  et  du  corps  en  forme  de  chatnes 
serreeS)  semblables  a  des  rubans  fragiles. 


aos   

Die  Gattung  der  Bruchs täbchen  umfasst  solche  Formen  der  Familie  der  Stabthierchen,  welche 
durch  freie  Selbstständigkeit  und  einen  einfachen,  prismatischen,  zwei-  oder  vielschaaligen  (Kiesel-)  Panzer 
den  Schiffchen  gleichen,  aber  durch  unvollkommene  Selbsttheilung  des  Panzers  und  Körpers  geschlossene 
bandartige,  brüchige  Ketten  bilden. 

Die  ersten  deutlichen  Formen  der  Gattung  beobachtete  O.  F.  Müller  1779  und  er  beschrieb  sie  1785 
als  Conferva  pectinalis  in  den  Schriften  der  Petersburger  Akademie  unter  mikroskopischen  Pflanzen.  Un- 
ter demselben  Namen  beschrieben  spätere  Botaniker  verschiedene  Korper,  und  diese  stellte  Agardh  1812 
zur  Gattung  Diatoma.  Erst  1817  wurden  diese  Formen  von  Nitzsch  mit  der  thierischen  Bacillaria  pa- 
radoxa  in  ein  und  dasselbe  Reich  und  in  Eine  Gattung  gestellt  Mit  dem  Namen  Fragilaria  sonderte  sie 
Lyngbye  1819  zuerst  von  den  Diatomeen  ab,  und  er  zog  sie  wieder  zu  den  Pflanzen,  indem  er  8  Arten  der 
gleichen  Gattung  feststellte,  die  aber,  ausser  jener  einzigen  Art,  theiis  Gallionellen,  theils  Tessellen 
waren.  Seit  1822  nannte  dann  Bory  de  St.  Vincent  die  wahren  Fragilarien  Nematoplata  und  bildete 
mit  ihr  eine  Tribus  der  Fragillaires  in  der  Familie  der  Arthrodiees,  die  er  seit  1824  nicht  mehr  zu  den 
Infusorien  und  Thieren,  sondern  zu  den  Psycho  dien,  seinem  neuen  Naturreiche,  rechnete.  Er  führte  1824 
2  Arten  der  Gattung  Nematoplata  auf,  von  denen  aber  die  N.  bronchialis  eine  Gallionella  gewesen. 
Agardh  nahm  1824  Lyngbye's  Gattung  Fragilaria  mit  3  Arten  bei  den  Algen  auf,  und  Bory  gab  seiner 
Gattung  Nematoplata  1827  noch  eine  dritte  Art:  N.  subquadrata  {Conf.  hyemalis  Roth),  und  eine 
vierte  Art:  N.  caudata  {Fr.  striatula  Lyngbye),  deren  erstere  wieder  eine  Gallionella*,  deren  letztere 
aber  unklar  ist;  jedenfalls  wurden  zu  wissenschaftlichem  Nachtheil  beiden  neue  Namen  gegeben.  Seit  1829 
wurden  die  Formen  dieser  Gattung  in  den  Abhandl.  der  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  zu  den  Infusorien  gestellt,  und 
1831  daselbst  9  Arten  verzeichnet.  Im  Jahre  1832  stellte  Agardh  im  Conspeclus  crit.  Diatom.  Fra- 
gilaria striatula  in  seine  neue  Gattung  Grammonema,  und  fügte  an  deren  frühere  Stelle  eine  an- 
dere dritte  Art  der  Gattung  Fragilaria  hinzu.  Kützing  nahm  die  Gattung  Grammonema  1833  nicht  auf, 
und  verzeichnete  sammt  ihren  Formen  5  Arten  von  Fragilaria.  In  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  wurde 
1833  Fr.  rhahdosoma  beschrieben.  Corda  nannte  1835  eine  der  Fragilaria  turgidula  oder  pectinalis 
ähnliche  Art  Frag,  undulata.    Hier  werden  9  Arten  aufgeführt. 

An  Organisationsverhältnissen  ist  bei  allen  Arten  ein  innen  glatter  oder  geriefter  Kieselpanzer  er- 
mittelt, welcher,  bei  den  grösseren  deutlich,  nur  an  jedem  Ende  2  Oeffnungen  in  derselben  Ebene  besitzt,  so 
dass  die  Berührungsflächen  der  Kettenglieder  Lateralflächen  sind  und  die  Theilung  dorsal  ist.  Ganze  Ketten 
richten  sich  zuweilen  langsam  auf  und  wenden  sich  um;  einzelne  freigewordene  Glieder  haben  fortschrei- 
tende Bewegung.  —  Polygastrische  Magenzellen  sind  bei  Fr.  grandis^  pectinalis^  turgidula  und  neuerlich 
bei  rhabdosoma  beobachtet.  —  Die  Fortpflanzungsorgane  bestehen  in  1  bis  2  bandartigen,  grünlichen  oder 
gelblichen  Eierplatten,  welche  auch  oft  unterbrochene  Massen  bilden  und  im  Alter  röthlichbraun  erscheinen. 
Nicht  selten  sind  darin  dunkle  bewegte  Körperchen,  vermuthlich  lebendig  zu  gebärende  Brut.  Bei  Fr.  gran- 
dis,  turgidula ,  scalaris,  diophthalma  und  pectinalis  sind  2  bis  4  augenartige  unveränderliche  farblose 
Flecke  beobachtet,  welche  männliche  Sexualdrüsen  seyn  könnten.  Die  sichtlichste  Vermehrung  der  Indivi- 
duen geschieht  durch  dorsale  Längstheilung.  Bei  den  meisten  Arten  wächst  die  Forin  in  und  nach  der  Thei- 
lung, bei  Fr.  striatula  scheint  nach  der  Theilung  das  Wachsthum  aufzuhören,  daher  wohl  die  geringere 
Breite  des  Basaltheils,  im  Fall  sie  nicht  optische  Ursachen  hatte. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  über  ganz  Europa  bis  zum  Altai  der  Tartarei,  am  Sinai  Asiens 
und  im  rothen  Meere  beobachtet.  Fossile  Formen  fanden  sich  seit  1836  im  Bergmehl  von  Isle  de  France 
und  im  Polirschiefer  von  Cassel,  mithin  in  der  Tertiärformation  der  Erdrinde. 

282.     Fragilavia  grandis,  grosses  Bruchstäbclien.     Tafel  xv.  Fig.  XL 

F.   striata,   ainpla,   longitiidine  lOmam  lineae  partein  attingens,  a  latere   lanceolata,  apieibus  obtusis,    striis   in   lineae 
lOOma  parte  11. 

Fragilaire  grandey  rayee,  gründe,  egalant  en  longuenr  jusqu9  a  7s  millimetre,  lanceolee  et  obtuse 
auat  Souls  du  cöte  lateral,  ayant  11  raies  dans  chac/ue  lliw?ne  d'nne  ligne. 

Baällaria  crassa,  Bory?  Encycloped.  method.  1824.     (Navicula  viridis?) 

Fragilaria  grandis ,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  84. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin!,  vielleicht  auch  bei  Paris. 

Im  März  fand  ich  die  Form  zuerst  im  Thiergarten  und  wieder  am  18.  Mai  1832 ,  bei  Picheisberg  ohnweit  Spandau  mit 
Spongillen  im  Juli.  Die  Streifung  hat  folgendes  Verhältnisse  7io  L™e  hat  114,  7i2  96,  Vis  64,  72ü  57,  V**  48,  Vsg  32,  748 
24,  Vso  22,  Veo  19,  772  16,  796  12,  7ioo  11  Streifen.  —  Beobachtete  Längen  der  EinzeMähehen  74s  —  7io  Linie;  Breite  3  — 14- 
mal  in  der  Länge.     Länge  der  Bänder  aus  2  bis  33  Stäbchen  beobachtet.     (Vergl.  F.  pectinalis.) 


304 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XV.   Fig.  XL 

Fig.  1.  bandartiger  Polypenstock  von  33  schmalen  Stäbchen,  bei  x  abgeschnitten,  mit  vorhängenden  Eierplatten.  Fig.  2.  ein  ähnlicher  yon  5  breiten 
Stäbchen,  beide  mit  vielen  Magenzellen  durchwirkt.  Fig.  3.  ein  etwas  grösseres  Einzelstäbchen  von  der  Lateralfläche.  Fig.  4.  ein  jüngeres  Band 
von  4  Stäbchen.  Fig.  5.  ein  Einzelstäbchen  in  der  Selbsttheilung.  Fig.  6.  ein  einfaches,  a.  von  der  Seitenfläche  mit  4  mittleren  männlichen  Se- 
xualdrüsen 2  Magenzellen  ?,  ß.  von  der  Dorsalfläche.  Alle  sind  300mal  vergrössert.  Bei  Fig.  2.  o'.o'.  sind  die  4  Oeffnungen  deutlich  erkannt  und 
bezeichnet. 

£83.     Wragilaria  rftabdosoma,  gemeines  firuchstäbclien,     Tafel  XV.  Fig.  xil 

F.  laevis,  gracilis,  bacillis  singulis  V48  —  Vis  lineae  longis,  5  —  20ies  longioribus  quam  latis,  a  latere  utrinque  acutis 
acieularibus. 

Fragilaire  rhabdosome,  lisse,  grele,  chaque  corpuscule  ayant  V24 — lkme  de  ligne  en  longueur,  5 
ä  20  fois  plus  de  longueur  que  de  largeur,  aigu  aucc  deute  bouts  du  cöte  lateral  en  forme 
d  aiguille. 

Vibrio  tripimetatus ,  Mülier,  An i male,  infus.  1786.  zum  Theil. 
Bacillaria  Palea,        \ 

—  Ülna,         \   Nitzsch,   Beiträge  zur  Infusorienkunde,  1817.    zum"  Theil. 

—  pectinäliSf  ) 

Bacillaria  Lyngbyi,  Bory,  Encyclopedie  meth.  1824.     Türptn,  Dict.  (V  Ivist.  nat.   Taf.  1.  Fig.  b.  1.   1858. 
Fruslulia  viridis,  Agardh,  Systema  AI  gar  um,  1824. 

Frustulia  Ulm,  1  KÜTZING>  Linnea,   1833.   p.  552.    Tab.  XIV.   Fig.  21,  22. 

—  tenuissima,  f 

Fragilaria  rhabdosoma ,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissens cli.  zu  Berlin,  1833. 

—  —  Mittheilungen  der  Berl.  Gesellsch.  naturf.  Freunde,  1836.  p.  51. 

Aufenthalt:     Bei  Copenhagen,  Berlin !,  Halle,  Tennstädt  und  in  Schweden.     Fossil  im  tertiären  Polirschiefer  von  Cassel. 

Diese  sehr  verbreitete  Art  ist  früher  mit  Bacillarien,  Synedris  und  Naviculis  verwechselt  worden.  Zuweilen  bildet  sie 
sehr  feste  Bänder,  zuweilen  findet  man  sie  in  lauter  einzelne  Stäbchen  zerfallen,  die  lebendig  umherkriechen.  Für  Ungeübte  ist  die 
Form  schwer  von  Synedra  und  den  ähnlichen  Naviculis  zu  unterscheiden.  Oft  bleiben  auch  dem  Geübten  Zweifel;  doch  giebt  es  «ine 
Möglichkeit  scharfer  Unterscheidung,  wenn  man  Zeit  und  Mühe  daran  wenden  will,  durch  die  Zahl  und  Stellung  der  Oeffnungen.  Nicht 
selten  löst  sich  der  Eierstock  in  braune  bewegte  Kügelchen  auf,  welche  den  Panzer  erfüllen.  Die  Stäbchen  sind  breiter  und  schmäler, 
sehr  verschieden.  Hier,  wie  bei  den  Naviculis ,  ist  der  Eierstock  zuweilen  lebhaft  grün,  oft  gelb  oder  bräunlich.  —  Länge  der  Ein- 
zelstäbchen V48  bis   Vis  Linie  beobachtet;  Breite  5  —  20mal  in  der  Länge.     Bänder  oft  V2  bis  mehrere  Linien  lang. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XV.   Fig.  XIL 

Fig.  1.  bandartiger  Polypenstock  mit  grünem,  im  Alter  braunem,  Eierstock.  Fig.  2.  grössere  Form  mit  deutlicheren  Oeffnungen  an  den  Enden.  Fig.  3. 
a.  Bauchfläche  eines  Einzelstäbchens,  ß.  Lateralfläche.  Fig.  4.  in  der  Selbsttheilung  begriffenes  Band  mit  abwechselnd  stärkeren  Queerlinien.  Fig.  5. 
Eierstock,  durch  grosse  einzelne  Magenzellen  (?)  eigentümlich  zertheilt,  mit  angleich  breiten  Stäbchen.  Fig.  6.  enthält  in  einigen  Stäbchen  bei  x 
bewegte  Pünktchen  (Brut?)  anstatt  des  Eierstocks.  Fig.  7.  andere  Form  des  grünen  Eierstocks  mit  deutlichen  2  —  4  Platten.  Fig.  8.  gelber  Eier- 
stock in  2  Platten.  Fig.  9.  Form  mit  je  2  farblosen  Blasen  (Drüsen?)  in  jedem  Stäbchen.  Zuweilen  sind  noch  einzelne  zerstreute  ähnliche,  wohl 
Magenzellen,  sichtbar.  Fig.  10.  sind  grössere  ganz  zerfallene  Stäbchen,  welche  schwer  von  Synedra  ZJlna  zu  unterscheiden  sind.  Fig.  11.  ist 
eine  lange  Bandkette,  in  der  Mitte  gewendet.  Die  optische  Verkürzung  durch  Wenden  der  Bandform  hat  wohl  auch  bei  Müller' s  Conferva  pecti- 
nalis  und  L^ngbye's  Fr.  striatula  die  abnehmende  Form  bedingt.  —  Alles  300mal  vergrössert. 

284.     Wragilaria  turgidula,  Ibreites  IBruchstäjbclieii.     Tafel  XY.  Fig.  XIII. 

F.  striata,  bacillis  latioribus,  bis  terque  longioribus  quam  latis,  striis  in  quavis  centesima  lineae  parte  9. 

Fragilaire  elargie^  rayee,  a  corpuscules  elargis,  2  d  3  fois  plus  longs  que  larges,  ayant  9  raies 
dans  chaque  centieme  d'une  ligne  de  sa  longueur. 

Fragilaria  turgidula,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  86. 
Fragilaria  undulata,  Corda?  Almanac  de  Carlsbad,  1835.  Taf.  IV.  Fig.  39,  40. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin!,  vielleicht  auch  bei  Carlsbad. 

Im  September  1831  bei  Berlin  entdeckt,  im  Febr.  1835  und  dann  öfter  wieder  beobachtet.  Eierstock  grünlich.  Streifung: 
V48  Lin^  20,  Veo  16,  V72  13,  %  10,  V100  9,  V120  8,  V240  4.  —  Länge  der  Einzelstäbchen  beobachtet  7im  —  V120  — V48  Linie. 
Breite  2-  bis  3mal  in  der  Länge. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XY.   Fig.  XIII. 

Fig.  1.  Kette  von  */144-  Linie  Breite-,  Fig.  2.  von  J/120  Linie  Breite;  Fig.  3.  von  l/4a  Linie  Breite.  Die  4  Bläschen  in  jedem  sind  wohl  Samen- 
drüsen ?.    Vergrösserung  300mal. 

£85.     Wragilaria  muUipunetata*  pimktirtes  Bruchstäfrclieii.     Tafel  XV.  Fig.  xiv. 

F.  laevis?,  bacillis  angustis,  8 — 16ies  longioribus  quam  latis,  ovario  aureo  multipartito. 

Fragilaire  pointillee,  lisse?,  ä  corpuscules  gretes,  8  a  16  fois  plus  longs  que  larges9  ayant  Vovaire 
jaune  dor  decoupe  en  plusieures  parties. 

Bacillaria  multiptmetata ,  Symbolae  physicae,  Hemprich  u.  Ehrenber&.   1828.   Tab.   Evertebrat.  I.   Phytozoa. 

Fragilaria  multipunetata ,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zn  Berlin,  1829.  p.  16,  20.  1831.  p.  85.    Symb.  physic.  Text.  1831. 

Fol.  d.  Polygastrica. 

Aufenthalt:    Wadi  Essele  des  Sinaigebirges  in  Arabien. 

Vielleicht  ist  diese,  1823  zwischen  Conferven  entdeckte,  Form  doch  mit  Fr.  rhabdosoma  zu  vereinen. —  Länge  J/48_ ../^ 
Linie  beobachtet.     Die  kleineren  kettenartig,  die  grösseren  mehr  einzeln. 


305    

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XV-   Fig.  XIV. 

Fig.  i.     l/48  Linie  breites  Band;     Fig.  2.     V2*  Linie  breites  Band.     Beide  200mal  vergrössert.     Die  Zeichnungen  sind  von  mir  in  Tor  am  Sinai 
gefertigt. 

286.    Fragilaria  hipunctata,   «oppelpiiiikt-llriieli^täliclien.     Tafel  XV.  Fig.  XV. 

F.  laevis?,  bacillis  crassioribus  brevibus,  4  ad  5ies  longioribus  quam  latis,  ovario  aureo  in  maculas  duas  punctiformes 
contracto. 

Fragilaire  a  deucc  points,  lisse,  a  corpuscules  epais  courts  4  a  5  fois  plus  longs  que  larges^  ayant 
V  ovaire  jaune  d9or,  serre  en  forme  de  deute  taches  arrondies. 

Bacillaria  hipimctata,  Symbolae  physicae,  Hemprich  u.  Ehrenberg.  1828.   Tab.  Evertebrata  I.   Tab.  II.   Fig.  IV.  11. 
Fragilaria  Mpwictata,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissenscli.  zu  Berlin,   1829.  p.  16,  20.   1830.  p.  63,  69.  1831.  p.  85.    Symbolae 

physic.  Text.  1831.  Evertebrata  Fol.  d.  Polygastrica. 

Aufenthalt:    Im  Wadi  Essele  des  Sinaigebirges  und  bei  Catharinenburg  im  Ural  beobachtet. 

Auch  diese  Form  ist  vielleicht  von  Fr.  rhabdosoma  nicht  zu  trennen.  Die  früheren  Beobachtungen  derselben  erlauben  aber 
keine  sichere  Entscheidung.  —  Beobachtete  Länge  der  Einzelstäbchen  x/e4  Linie  am  Sinai,  V100  Linie  am  Ural.  Breite  4 — 5mal  in 
der  Länge. 

Erklärung  der  Abbildung    Taf.  XV.   Fig.  XV. 
Es  ist  die  am  Sinai  beobachtete,  200mal  vergrösserte,  Form. 

£8¥.    Wragilaria  angusta,  schmales  Ilruclistäbclien.     Tafel  XV.  Fig.  XVI. 

F.  laevis?,  bacillis  gracilibus,  5  ad  6ies  longioribus  quam  latis,  ovario  fulvo.  aut  viridi. 

Fragilaire   etroite3    lisse?9   ä  corpuscules  greles,   5  ä  6  fois  plus  longs  que  larges9   ayant  Vovaire 
fauve  ou  vert. 

Fragilaria  angusta,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissenscli.  zu  Berlin,  1830.  p.  62,  68,  70.   1831.  p.  85. 

Aufenthalt:    Im  Tobol  bei  Tobolsk  in  Sibirien  und  im  Samara-Flusse  hinter  Saratof  in  Russland. 

Auch  diese  Form  ist  nicht  sicher  als  besondere  Art.    Sie  kann  zu  Fr.  rhabdosoma  gehören,  im  Fall  sie  wirklich  ungestreift 

war.  —  Länge  bei  Tobolsk  V40>  bei  Saratof  V48  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XV.  Fig.  XVI. 
Fig.  1.    Zeichnung,  die  ich  in  Tobolsk  entworfen;    Fig.  2.    von  Saratof,  beide  250mal  vergrössert. 

288.  Fragilaria  Scolaris,  leiterformiges  Bruclistälbclieii.     Tafel  XV.  Fig.  XVII. 

F.  laevis?,  bacillis  gracilibus,  7  ad  8ies  longioribus  quam  latis,  ovario  fulvo. 

Fragilaire  Echelle,  lisse?,  ä  corpuscules  greles,  7  ä  8  fois  plus  longs  que  larges,  ayant  V  ovaire  fauve. 

Fragilaria  Scolaris,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  63,  68,  69.  1831.   p.  85. 

Aufenthalt:    Bei  Saratof  an  der  Wolga  und  bei  Catharinenburg  im  Ural  Asiens. 

Sie  wurde  mit  den  übrigen  russischen  Formen  auf  der  Reise  mit  Herrn  Alex.  v.  Humboldt  1829  beobachtet,  ist  aber 
wohl  auch  nur  eine  Form  der  Berliner  Fr.  rhabdosoma  gewesen.  Bei  Catharinenburg  waren  die  Bänder  V75  Linie,  bei  Saratof  y48 
Linie  breit.     Die  beiden  Bläschen  in  jedem  Körperchen  sind  wohl  Drüsen?. 

Erklärung   der  Abbildung    Tafel  XV.   Fig.  XVII. 
Es  ist  die  in  Saratof  von  mir  beobachtete  und  gezeichnete  Form,  250mal  vergrössert. 

289,  Fragilaria  diophthalma,  zweiäugiges  Brnchstälbclien.     Tafel  XV.  Fig.  XVIII. 

F.  laevis?,    bacillis  latioribus,   ter  quaterve  longioribus  quam  latis,    ovario  aureo   in  maculas  duas   discretas  punctifor- 
mes disporsito. 

Fragilaire  diophthalme^   lisse?,   ä  corpuscules  elargis,    trois  ou  quatre  fois  plus  longs  que  larges, 
ayant  Vovaire  jaune  dor,  dispose  en  deute  taches  en  forme  de  points  separes. 

Bacillaria  diophthalma ,  Hemprich  u.  Ehrenberg,  Symbolae  physicae.    Evertebrata  I.    Tabulae  1828.   Tab.  III.   Fig.  VI.  4. 
Fragilaria  diophthalma,  Abhandl.   der  Akademie  d.  Wissenscli.  zu  Berlin,  1829. 
Diatoma  Navicula,  Corda,  Almanac  de  Carlsbad,  1835.   Taf.  IV.   Fig.  41,  42. 

Fragilaria  diophthalma,    1  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  85.     Mittheilungen  der  Berl.  Gesellsch. 
—        fissa,  f  naturforsch.  Freunde,  1836.  p.  51. 

Aufenthalt:    Lebend  im  rothen  Meere  bei  Tor  am  Sinai  Arabiens?,  bei  Berlin!  und  Carlsbad.     Fossil  im  Polirschiefer  von  Cassel. 

Diese  Art  wurde  1823  von  mir  auf  der  Reise  mit  Dr.  Hemprich  in  Arabien  beobachtet.  Die  Charactere,  welche  ich  da- 
mals bis  1831  für  wichtig  zur  Unterscheidung  der  Alten  hielt,  sind  es  jetzt  nicht  mehr,  und  obwohl  ich  die  Form  jetzt  lieber  als 
blosse  Abänderung  der  Fr.  rhabdosoma  ansehen  möchte,  so  ziehe  ich  doch  vor,  die  Entscheidung  aufzuschieben,  bis  eine  neue,  wenn 
auch  späte,  Beobachtung  an  jenem  Orte  eingetreten  seyn  wird.  Die  Frag,  fissa  von  Berlin  steht  der  arabischen  an  Gestalt  nahe,  und 
die  Form  des  Eierstocks  kommt  bei  ihr  zuweilen  eben  so  vor.  Letztere  ist  ohne  Streifen  und  könnte,  sammt  der  fossilen  Form,  frag- 
lich auch  der  Jugendzustand  der  Fr.  rhabdosoma  gewesen  seyn  (vergl.  den  Nachtrag).  —  Länge  der  Einzelstäbchen  bei  Tor  Vsu  Li- 
nie, bei  Berlin  Voe  Linie.     Vielleicht  gehörte  auch  Fr.  diophthalma  des  rothen  Meeres  zur  Bacillaria  Cleopatrae. 

52 


306    

Erklärung   der  Abbildung    Taf.  XV.   Fi*.  XVIII. 

O  <s  o 

Es  ist  ein  Exemplar  der  F.  fissa  von  1831  aus  dem  Thiergarten  bei  Berlin,  SOOmal  vergrössert.  Den  Namen  erhielt  sie  wegen  des  in  2 
Längshälften  gespaltenen  Eierstocks.  Jedes  Stäbchen  hat  4  augenartige  Drüsen,  wie  F.  turgidula.  Die  arabische  Form  ist  in  den  Symbolis  physi- 
ch abgebildet. 

29©.    mmgilaria  pectinalis,  kammartiges  Bruclistäfociieii.     Tafel  xvi.  Fig.  i. 

F.  striata,  bacillis  latis,  bis  quaterve  longioribus  quam  latis,  a  latere  tnrgido -lauceolatis ,  ovario  fulvo,  striis  in  qna- 
vis  centesima  longitudinis  parte  8. 

Fragilaire  P  eigne,  rayee,  a  corpuscules  larges,  2  a  4  fois  plus  längs  r/ue  larges,  gonflee  et  hin- 
ceolee  du  cöte  lateral,  ayant  V  ovaire  fauve  et  8  raies  dans  char/ue  centieme  d'une  ligne.de  sa 
longueur. 

Conferva  pectinalis,  Müller  (1779),  Acta  nov.  Acacl.  Petropolit.  TIT.  p.  91.    Tab.  I.    Fic,".  4 7.    1785.  zum  Theil. 

Diatomit  pectinalis,  Agardh,  Disposit.  Algar.  Sueciae,  1811. 

Bacillaria  pectinalis,  Nitzsch,  Beiträge  zur  Infusorienkunde,  1817.  zum  Theil. 

Fragilaria  pectinalis ,  Lyngbye,  Tent.  Hydrophyt.  dan.   p.  185.    Tab.  63.    Fig.  D.   1819. 

Fragilaria  pectinalis,  Agardh,  Syst.  Algarn  in,  p.  7.  1824.  zum  Theil. 

Nematoplata  pectinalis       i  BoRY>  Diofc  classi  1822>   Arthrotliö         1827.    Nematoplata. 

—         bronchialis,    \ 
Fragilaria  pectinalis,  Abhandl.  der  Akad.  d.  Wissens  eh.  zu  Berlin,  1830.   p.  53,  63,  68.    1831.  p.  85.    (1833.   p.  319.) 
Fragilaria  pectinalis,  Kützing,  Linnea,  1833.    p.  73,  586. 

Fragilaria  pectinalis,  Brebisson  ?  Comptes  rendus  de  TAcad.  d.  sc.  de  Paris,    1836.    Nr.  20.  p.  577.      Türpim  ibid.  p.  579. 
Fragilaria  pectinalis,  Bericht d.  Akademie  d,  Wissensch.  zu  Berlin,  1837.  p.  45. 

Aufenthalt:  Lebend  in  den  Bächen  Dänemarks  und  der  Faeroer  Inseln,  bei  Halle,  Berlin!,  in  Deutschland  sehr  verbreitet,  bei  Pa- 
ris, bei  Saratof  an  der  Wolga  in  Russland  und  im  Altai  auf  dem  Gipfel  der  Prochotnoi-Alpe  in  Asien  beobachtet.  Fossil  viel- 
leicht in  Isle  de  France  im  neueren  Bergmehl,  deutlicher  im  Bergmehl  von  Degernfors  in  Schweden. 

Bei  Berlin  ist  diese  Form  nicht  so  häufig,  als  Fr.  rhabdosoma,  und  viele  Synonyme  der  Conferva  pectinalis  dergl.  sind 
unsicher.  Ich  habe  Lyngbye's  Abbildung  als  Typus  angenommen,  da  Müller' s  Zeichnung  nicht  fein  und  bestimmt  genug  ist,  und 
ich  besitze  Exemplare  von  den  Faeroer  Inseln,  wo  sie  Lyngbye  angiebt,  durch  Hofmann  Bang's  Güte,  unter  dem  wohl  zufälligen 
Namen  Fr.  hyemalis.  Das  Abnehmen  der  Breite  der  Bänder  gegen  die  Basis,  welches  auch  bei  Fr.  striatula  angegeben  wird,  halte 
ich  (auch  bei  Müller)  für  optische  Täuschung  durch  Wenden  der  Bänder,  obschon  geringere  Differenzen  in  der  Breite  vorkommen. 
Die  Form  des  Altai  war  lebhaft  grün,  und  in  Berlin  wiederholt  geprüfte  trockne  Exemplare  von  da  zeigen  keinen  Unterschied  von  der 
Berliner  Form.  Im  fossilen  Zustande  sind  Bacillarien  und  Fragilarien  bis  jetzt  nicht  zu  unterscheiden.  Die  Seitenflächen  sind 
bei  den  fossilen  Formen  verschieden,  mehr  der  Bac.  vulgaris  ähnlich.  Streifung:  Vse  Linie  hat  24,  'As  also  18,  Vso  16,  7oo  14> 
7?2  12,  V96  9,  Vioo  8,  7i92  4  —  5  Streifen.  —  Länge  der  Einzelstäbchen  von  7i92  bis  7se  Linie  beobachtet.  Brebisson  nennt 
den  innern  weichen  Körper  Sarcode  und  Chromule,  und  theilt  sehr  spät  (1836)  mit,  dass  er  vor  Kützing  (1833)  den  Kicselgchalt  der 
Panzer  gekannt  habe.  Aus  diesem  Kieselgehalte  bestimmt  er  2  Abtheilungen  der  Diatomaceen,  negativ  Desmidiees,  positiv  Diato- 
mees.  Ich  habe  diesen  chemischen  Unterschied  absichtlich  ausgeschlossen,  obschon  er  oft  leitend  ist  für  die  richtige  Stellun",  und 
schon  1833  von  Kützing  und  mir  (p.  319.)  auf  ihn  aufmerksam  gemacht  worden  war. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XYI.   Fig.  I. 

Es  sind  am  Altai  1829  in  Riddersk  gezeichnete  Abbildungen  bei  310maliger  "Vergrösserung  des  Durchmessers. 
Fig.^  1.  ist  ganz  ausgeführt  mit  seiner  Streifung,  wie  man  sie  im  trocknen  Zustande  sieht.  Fig.  2.  ist  lebend,  wobei  die  Streifung  nur  schwer  erkannt 
wird,  mit  vielen  inneren  Bläschen,  deren  Mehrzahl  Magen  zu  seyn  scheinen.  Die  4  mittleren  sind  vielleicht  Drüsen.  Bei  x  Ansicht  der  Lateral- 
fläche. Fig.  3.  eine  ältere  Form.  Fig.  4.  und  5.  verschiedene  Bildung  und  Grösse  desselben.  Fig.  6.  in  der  Selbsttheilung  begriffen,  mit  schein- 
bar quadratischen  Stäbchen,  deren  jedes  aber  schon  8  Oeffnungen  hat.  Das  mittlere  ist  bereits  abgetheilt.  +  Lateralfläche.  Bei  den  Lateralflächen 
sehe  ich  jetzt  die  Queerstreifung  ohne  Unterbrechung  durchgehen. 


Nachtrag    zur   Gattung   Fragilaria. 

Die  hier  aufgezählten  9  Arten  sind  noch  nicht  hinlänglich  begründet,  und  es  fehlt  am  Material  dazu.  Als  sicher  sehe  ich 
die  4  Arten:  F.  grandis,  rhabdosoma,  turgidula  und  pectinalis  an.  Die  übrigen  5  ausländischen  sind  vielleicht  mit  der  inländi- 
schen F.  rhabdosoma  zu  vereinen.  Die  früheren  Unterscheidungsmerkmale  haben  jetzt  ihre  Gültigkeit  verloren.  Im  Ganzen  hat  man 
bisher  der  Gattung  22  Artnamen  direct  gegeben.  Ausser  den  hier  aufgezählten  9  Arten  sind  es  folgende  13  Namen:  1)  Fragilaria 
affinis  Hoffmann  Bang  (1824)  =  Oscillatoria  Flos  ar/uae  Agardh  (Syst.  Alg.  1824.);  2)  F.  fasciata  Lyngbye  (1819) 
=  Tessella?;  3)  F.  fissa  E.  (1831)  =  Frag,  diophthalma;  4)  F.  hyemalis  Lyngbye  (1819)  =  Frag,  pectinalis,  F.  rhab- 
dosoma?, Gallionella  aurichalcea  (Fig.  5  —  6.);  5)  F.  Jürgensii  Kützing  (1833.  p.  587.)  =  Tessella? ;  6)  F.  latruneula- 
ria  Lyngbye  (1819)  =  Tessella? ;  7)  F.  lineata  Lyngbye  (1819)  =  Gallionella  lineata;  8)  F.  nummuloides  Lyngbye 
(1819)  =  Gallionella  moniliformis;  9)  F.  salina  Kützing  (1833.  p.  72.)  =  Achnanthes  brevipes;  10)  F.  striatula  Lyng- 
bye (1819)  =  Fragilaria?;  11)  F.  tenuis  Agardh  (1832)  =  Frag,  rhabdosoma?;  12)  F.  nndulata  Corda  (1835)  ==  Frag. 
turgidula? ;  13)  F.  unipunetata  Lyngbye  (1819)  =  Tessella?  (s.  Achnanthes). 

Corda's  Gattungen  Syrina)  annulatum  (?)  und  Paradesmus  Foliolum  (1835.  Almanac  de  Carlsbad,  Taf  IV.)  sind 
wohl  undeutliche  Arten  von  Fragilaria.  Grammonema  Agardh  (1832)  s.  Tessella  arcuata.  Conferva  bronchialis  Roth  scheint 
mir  keine  Fragilaria,  sondern  eine  Gallionella  gewesen  zu  seyn. 


~ —  %m  

VIERUNDSECHZIGSTE     GATTUNG:      FÄCIIERSTABCHEN. 

Meridion.    Meride. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Bacillariorum,  liberum,  lorica  simplici,  bivalvi  aut  multivalvi  (silicea), 
prismatica,  cuneata,  divisione  spontanea  imperfecta  in  catenas  spiriformes,  subcirculares, 
fragiles  abiens. 

CARACTERE:  Animal  de  lafamille  des  Bacillaries,  libre,  ayant  une  carapace  simple ,  bivalve 
ou  multiivalve  (siliceuse),  prismatique,  cuneiforme,  se  developpant  par  la  division  spon- 
tanee  imparfaite  en  forme  de  chatnes  spirales  presque  circulaires ,  fragiles. 

Die  Gattung  der  Fach  er  st  ab  eben  enthält  freie  Formen  der  Stabthierchen,  welche  bei  einfachem, 
zwei-  oder  mehrschaaligem  (Kiesel-)  Panzer  eine  keilförmig  prismatische  oder  verkehrt  pyramidale  Form 
haben  und  daher  bei  eintretender  unvollkommner  Selbsttheilung  spiralförmige,  fast  ringartige,  brüchige  Ket- 
ten oder  Bänder  bilden. 

Die  Gattung  Meridion  errichtete  Agardh  1824  als  Algengattung,  besonders  aus  Lyngbye's  Echt- 
nella  olivacea,  mit  3  Arten;  die  ausgezeichnetste  4te  Art  entdeckte  schon  früher  1820  Greville  in  Schott- 
land bei  Edinburg,  und  nannte  sie  1822  Echinella  circularis  als  Pflanze.  Diese  Art  ist  von  jenen  frühe- 
ren allein  geblieben.  Bory  hielt  die  Gattung  1827  für  Urschleim  {Chaos)  mit  Echinellen  (Biet,  classiq). 
Düby  hatte  sie  1828  Frustulia  circularis  genannt.  Leiblein  nannte  sie  1830  Meridion  vemale.  Agardh 
gab  ihr  1831  den  Namen  Meridion  circulare.  Im  Jahre  1830  wurden  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad. 
2  russisch -asiatische  Formen  dieser  Gattung  zuerst  unter  den  Infusorien  als  Exilaria  Flabellum  und  pan- 
duriformis  angezeigt,  1833  (1832)  aber  ebenda  p.  297.  zu  Meridion  gezogen.  Kützing  nahm  1833  das 
M.  circulare  und  ovatum^  nur  ersteres  sicher,  wieder  bei  den  Pflanzen  auf,  und  Corda  beschrieb  1835 
ein  Meridion  cordatum  als  Thier.  Nur  Eine  Art  der  Gattung  ist  scharf  beobachtet.  Die  Organisation  ist 
der  der  Fragilarien  sehr  ähnlich,  doch  habe  ich  nur  immer  vorn  am  breiten  Ende  jedes  Stäbchens,  nicht 
am  schmalen,  2  Oeffnungen  gesehen,  was  ein  wichtiger  Character  seyn  würde.  Ein  4blätteriger  Eierstock 
und  viele  Magenzellen  sind  beobachtete  Organisationstheile.  Die  Cirkelform  ist  nicht,  wie  Kützing  angiebt, 
die  natürliche,  sondern  eine  erworbene,  und  ist  sogar  nur  optische  Täuschung,  indem  das  spiralförmige  Band, 
in  der  Schraubenaxe  gesehen,  nur  so  ringartig  erscheint,  wie  es  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  1835.  p.  173. 
angezeigt  wurde. 

Die  geographische  Verbreitung  der  wahren  Formen  dieser  Gattung  ist  über  ganz  Europa  bis  nach 
dem  sibirischen  Asien  beobachtet.  Einzelne  Stäbchen  sind  schwer  von  Gompkonema-  Stäbchen  zu  unter- 
scheiden,  doch  haben  letztere  noch  eine  mittlere  Oeffnung  ausser  den  2  vorderen. 

291.     Meridion  vermale»  Frühlings  -Fäcnerstäbchen.     Tafcixvi.Fig.il. 

31.  corpusculis  euneatis  striatis,  apice  truncatis  crenatis,   polyparii  spiris  saepe  in  circulos  perfectos  convolutis. 

Meride  du  printemps,  a  corpuscules  euneiformes  rayes,  tronr/ues  et  denteles  au  bout  anterieur,  pre- 
sentant  les  tours  de  spirale  de  son  polypier  souvent  parfaitement  circulaires. 

Echinella  circularis,  Greville  in  Wernerian  Society,  IV.  p.  213.  Taf.  VIII.  Fig.  2.  1822.     Scott,  cryptog.  Flora,   I.  Taf.  35.  1823. 

Frustulia  circularis^  Duby,  Botanicon  Gallicum,  p.  991.  1828. 

Echinella  ventilatoria,  Desmazi:eres  (1828.?),  nach  Agardh. 

Exilaria  Flabellum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.   p.  62,  68.    1831.   p.  86. 

Meridion  vernale'i ,  Leiblein,   Flora,  bot.  Zeitung,  1830.   I.   p.  308.   Tab.  I.   Fig.  1.  a— g. 

Meridion  circulare,  Agardh,  Consp.  crit.  Diatom.  p.  40.  1831. 

Meridion  Flabellum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1833.  (1832.)   p.  297. 

Meridion  circulare,  Kützing,  Linnea,  1833.  p.  558.   Taf.  XV.   Fig.  37. 

Meridion  cordatum,  Corda?  Almanac  de  Carlsbad,   1835.    Taf.  IV.   Fig.  51,  52. 

Meridion  vemale,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1835.  p.  173.   l'odosphenia. 

Aufenthalt:    In  Schottland ,  Frankreich,  Belgien,  auf  Fiihnen  in  Dänemark,  bei  Christiania  in  Norwegen,  bei  Wiirzburg,  bei  Erfurt, 
Weissenfeis  und  im  Thüringer  Walde,  bei  Carlsbad  ?,  bei  Berlin!  und  hinter  Saratof  in  der  Samara  im  östlichen  Russland !  beobachtet. 

Der  Entdecker  dieser  sehr  auffallenden  organischen  Bildung  hielt  die  Ringform  für  geschlossen  und  für  besonders  interessant. 
Dieselbe  Ansicht  hatten  Agardh,  Leibiein  und  vorzüglich  neuerlich  Kützing.  Die  nicht  geschlossenen  Ringe  hielt  man  für  Frag- 
mente. Diese  Ansicht  muss  man  aber  umkehren.  Es  giebt  gar  keine  geschlossenen  Ringe  und  kann  keine  geben,  und  die  scheinbaren 
Cirkelfragmente  sind  meistens  die  Anfänge  von  Spiralbändern,  entstanden  durch  Längstheilung  keilförmiger  Stäbchen.  Bei  zu  schwacher 
Vergrösserung  bleibt  die  Spiralform  oft  unklar,  bei  starker  lässt  sie  sich  immer  erkennen.  Die  russischen  Formen  hielt  ich  sonst 
(1829)  für  eine  eigene  Art,  M.  Flabellum.  Seit  ich  das  wahre  Mer.  vemale  bei  Berlin,  wo  es  Herr  Dr.  Focke  entdeckte,  in 
zahlloser  Menge  fand,  halte  ich  die  russische  Art  für  dieselbe.  Desmazieres  hat  es  nach  Agardh  in  Belgien,  Hof*mann  Barg 
(dessen  Güte  auch  ich  Original-Exemplare  verdanke),  in  Fühnen,  Butt  bei  Christiania,  Leibjlein  hat  es  bei  Würzburg  im  Main,  und 
Kützing  bei  Erfurt  Weissenfeis  und  im  Thüringer  Walde  beobachtet.  Corda's  Mer.  cordatum  hätte  bei  stärkerer  Vergrösserung 
oder  schärferer  Beobachtung  sich  wohl  als  dasselbe  gezeigt.     Da  er  doch  wohl  die  Queerstreifung  übersehen  hat,  mag  es  auch  mit  den 


308 

t 

3  vorderen  Zähnen  derselbe  Fall  seyn.  Die  bemerkten  Organisationsverliältnisse  der  Gattung  beziehen  sich  auf  diese  Form.  Streifung: 
V20  Linie  Länge  hat  35,  XU  32,  '/so  24,  Vae  21,  V40  18,  V48  16,  %  14,  Veo  12,  %  10,  Vog  8  —  9,  V100  7  Queerstreifen.  — 
Beobachtete  Länge  der  Stäbchen  l/96  — 1/20  Linie.  Massenbildend  sah  ich  sie  bei  Berlin  nur  im  Februar  und  März  1835,  einzelne 
Stäbchen  und  Ringsegmente  sah  ich  zu  allen  Zeiten. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XVI.    Fig.  II. 

Fig.  1.,  2.,  5.,  7.,  8.,  10.  sind  bandartige  krumme  Monadenstöcke  von  verschiedener  Länge  und  verschiedener  Grösse  der  Stäbchen.  Fig.  8.  Yog? 
Fig.  10.  Yis  Linie  gross,  dieses  mit  Magenzellen.  Fig.  3.,  4.5  9.  sind  ringartige  Spiralbänder,  durch  fortschreitende  Entwickelnng  jener  entstanden. 
Alle  diese  von  1  — 10.  sind  von  der  Bauch-  oder  Rückenfläche  gesehen.  Fig.  6.  eine  zerfallende  Form,  worin  2  Stäbchen  von  der  Seitenfläche  sicht- 
bar sind.  Fig.  11.  ein  kleines  Einzelthierchen  in  einfacher  Selbsttheilung  von  der  Bauchfläche,  x  von  der  Seitenfläche.  Fig.  12.  dasselbe  von  oben 
und  vorn,  zeigt  einen  4theiligen  Eierstock  in  den  4  Ecken.  Fig.  13.  ein  Einzelthierchen  von  oben  und  vorn.  Alle  diese  sind  von  Berlin,  300mal 
vergrössert.    Fig.  14 — 17.     sind  in  Saratof  1829  von  mir  gemachte  Zeichnungen. 

292.    Meridian?  pandwriforme 9   ^eigenartiges  Fächerstälbclieii.     Tafel  XYI.  Fig.  III. 

M.  corpusculis  panduriformi-cuneatis  capitatis,  capitulo  turgido  subacuto. 

Meride  Violon^  a  corpuscules  cuneiformes  sinueu&9  de  la  forme  d'un  violon^  termine  en  bonton  (tele) 
gonfle  legerement  aigu. 

Eooüaria  panduriformis >  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  62.   1831.  p.  86. 
Meridion  panduriforme ,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  (1832.)  p.  297. 

Aufenthalt:    In  der  Iset  bei  Catharinenburg  im  Ural  Asiens. 

Die  Form  fand  sich  1829  auf  der  Reise  mit  Herrn  von  Humboldt.  Aus  früheren  Zeichnungen  von  Berlin  sehe  ich,  dass 
ich  schon  1827  eine  ähnliche  Form  bei  Berlin  beobachtete.  Beide  bin  ich  aber  jetzt  geneigter  für  Echin eilen  zu  halten,  die  unvoll- 
ständig beobachtet  wurden.     Die  Form  der  Stäbchen  erinnert  an  Gomphonema  acaminatum.  —  Länge  der  Einzelstäbchen  V36  Linie» 


Nachtrag   zur   Gattung   Meridion. 


Es  sind  7  verzeichneten  Arten  dieser  Gattung  8  Specialnamen  gegeben  worden,  wovon  nur  2  hier  angewendet  sind  und  nur 
einer  sicher  ist.  Für  die  sichere  Art  wurde  zuerst  der  Name  circidaris^  ringartig,  gegeben;  da  derselbe  aber  einen  falschen  Begriff 
einschliesst  und  verbreitet  hat,  so  habe  ich  den  ebenfalls  vacanten  Namen  vemale  vorgezogen,  weil  er  der  erste  und  Hauptname  von 
Agardh's  Gattung  Meridion  war.  Die  übrigen  Namen  deute  ich;  wie  folgt:  1)  Meridion  cir ciliare  Agardh  (1831)  =  Meridion 
vemale ;  2)  M.  cordatum  Corda  (1835)  =  Merid.  vernale? ;  3)  M.  Fla&ellumE.  (1830)  =  Merid.  vemale;  4)  M.  ovatnm 
Agardh  (1824)  =  Arthrodesmns?  >  Micrasterias?  ;  5)  M.  radialis  Agardh  (1824)  =  Echinellae  variae  species;  6)  M.  ver- 
nale Agardh  (1824)  =  Gomphonema  olivaceam;  7)  Echinella  ventilatoria  Desmazieres  (1828?)  =  ßleridion  vernale. — 
Melosira  fragilis  Kützing  (1833)  könnte  auch  wohl  ein  Achnanthes  gewesen  seyn,   kaum  ein  Meridion. 


Fest   angeheftete,   unfreie   Stäbchen. 

FÜNFÜNDSECHZIGSTE     GATTUNG:      ISTHMENTHIERCHEN,    ISTHMIE. 

Isthmia.    Isthmie. 

OHARA CTER:  Animal  e  familia  Bacillariorum,  altero  fine  loco  affixum,  divisione  spontanea  longitudinali 
imperfecta  coneatenatum,  lorica  (silicea)  simplici,  singula  latiore  quam  longa,  catenae  arti- 
culis  hiantibus,  isthmo  connexis  (=  Baeillaria  loco  affixa). 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  B  aciliar  ies,  attache  par  un  de  ses  bouts,  se  develop- 
pant  par  la  division  spontanee  imparfaite  longitudinale  en  forme  cCune  chaine,  ayant 
la  carapace  (siliceuse)  simple,  plus  large  que  longue,  les  chainons  des  polypiers  bau- 
lants  et  reunis  par  un  lsthme. 

Die  Gattung  der  Isthmentliiercken  unterscheidet  sich  in  der  Familie  der  Stabthierchen  durch  An- 
geheftetseyn  mit  einem  ihrer  Körperenden,  durch  Kettenbildung  aus  unvollkommner  spontaner  Längsthei- 
lung, durch  einen  einfachen  Kieselpanzer  der  Einzelthierchen  von  mehr  Breite  als  Länge,  und  durch  Klaffen 
und  Aneinanderhängen  der  breiten  Kettenglieder  vermittelst  eines  verengerten  Theils  (Isthmus). 

Die  Gattung  Isthmia  sollte  eigentlich  Biddulphia  heissen.  Denn  Agardh  bildete  jene  erst  im  Jahre 
1832  aus  der  Conferva  obliquata  der  English  botany,  und  gesellte  dazu  sein  Diatoma  vesiculosum  als 
2te  Art,  welche  beide  Gray  schon  1831  in  seiner  Gattung  Biddulphia  abgesondert  hatte,  und  unterdrückte 


20!>    — 

diesen  Namen  durch  den  neuen ,  indem  er  Gray's  3te  Art,  Biddulphia  pulchella,  als  Diatoma  hiddul- 
phianum  verzeichnete.  Kützing  hat  1833  in  der  Linnea  die  Gattung  Biddulphia  wieder  hergestellt,  in- 
dem er  das  Dial.  biddulphianum  sammt  dem  Diät,  vesiculosum  darin  verzeichnete,  die  Conferva  obli- 
quata  aher  allein  in  der  Gattung  Isthmia  beibehielt.  Hier  wird  dieselbe  Ansicht  noch  mehr  befestigt,  aber 
die  Gattung  Biddulphia,  als  auf  bestimmten,  aber  noch  nicht  hinlänglich  beobachteten,  Formen  und  Cha- 
racteren  beruhend,  noch  tibergangen,  da  die  Arten  eine  weiche  Haut,  keinen  Kieselpanzer  haben  sollen. 
Eine  2te  Art  dieser  Gattung  wurde  1836  in  den  Mitteilungen  der  Berliner  naturf.  Gesellschaft  beschrieben. 
—  Vom  Organisationsgehalt  ist  Folgendes  beobachtet:  Der  Panzer  ist  eine  geschlossene  zellige  einschaalige 
flache  Büchse,  welche  nur  da  eine  seitliche  OefFnung  zu  haben  scheint,  wo  der  Fuss  oder  Isthmus  ist. 
Die  Glühhitze  und  Säuren  zerstören  den  Panzer  nicht.  Im  Innern  ist  ein  in  viele  kleine  Flocken  zertheil- 
ter,  dem  Eierstock  ähnlicher,  Theil,  welcher  sich  periodisch  in  eine  grosse  mittlere  Kugel  zusammenzielst. 
Besondere  Magenzellen  sind  nicht  erkannt,  aber  Selbsttheilung  in  der  kürzeren  Körperaxe,  welche  als  Queer- 
axe  erscheint,  aber  eigentlich  Längsaxe  ist,  oft  beobachtet. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  sehr  weit  ermittelt.  Isthmia  ohliguata  soll  im  Südmeere  vor- 
kommen, ist  wahrscheinlich  bei  den  Canarischen  Inseln,  ist  bei  England,  den  Faeroer  Inseln,  bei  Gothen- 
burg und  Island  beobachtet     Bei  Gothenburg  ist  auch  die  2te  Art  gefunden. 

£93.    Isthmia  obliquata,  geripptes  Isthmenthiercben.     Tafel  xvi.  Fig.  v. 

I.  corpusculormn  forma  fere  quadrata,  trapezoi'de,  compressa,  media  cellulosa  utroque  fine  late  transversim  striata. 

Isthmie  oblir/ue^    a  corpuscules  presque  quarr  es,  trape%oides^  comprimes,   cettuleucc  au  milieu^  ä  /ar- 
ges bordures  transversalement  rayees. 

Conferva  obliquata^  Smith,  English  botany,  Tab.  1869.   1808. 
Diatoma  obliquatum,  Lyt^gbye,  Ten  tarnen  hydroph.  dan.  1819.  Tab*  62. 
Diatoma?  obliquatum,  Agardh,  Systema  Algarum,  1824.  p.  6. 
Diatoma  Liier,  v.  Suhr?,  Regensb.  bot.  Zeitung,  Flora,  1830. 
Biddulphia  obliqua,  Gray,  Arrandgment  ofbrit.  plants,  1831. 
Isthmia  obliquata,  Agardh,  Conspectus  er  it.  Diät.  p.  55.  1832. 
Isthmia  obliquata ,  Kützing,  Linnea,  1833.  p.  579.    Tab.  59. 

Aufenthalt:    Im  Südmeere,  vielleicht  hei  den  canarischen  Inseln  im  atlantischen  Meere,  häufig  bei  den  Faeroer  Inseln,  bei  England, 
bei  Gothenburg  in  der  Nordsee  und  bei  Island. 

Dieser  sehr  ausgezeichnete,  grosse  Körper  sitzt  häufig  auf  Seealgen.  Auf  Ptilota  flaeeida  des  Siidmeeres  fand  ihn  Graf 
Caspar  Sternberg  nach  Agardh,  auf  Sphaerococcus  comeus  von  den  canarischen  Inseln  von  Suhr,  auf  Ptilota  plumosa, 
Plocamium  coccineum  und  Delesseria  alata  und  sinuosa  der  Faeroer  Inseln  Lyngbye.  Ich  selbst  fand  ihn  auf  Callithamniivm 
fruticulosum  von  Gothenburg,  und  habe  beide  Arten  der  Gattung  über  4  Monate  lang  in  Berlin  lebend  erhalten.  Er  bildet  zickzack- 
artige Ketten,  welche  oft  in  grosser  Menge  beisammen  angeheftet  sind,  zuweilen  auch  durch  wiederholte  Selbsttheilung  eines  und  des- 
selben Thierchens  verzweigt  werden.  Der  anheftende  Fuss  ist  ohne  Kieselpanzer,  weich,  und  neben  ihm  scheint  in  der  Schaale  die 
Hauptöffnung  des  Thieres  zu  seyn,  die  ich  aber  nie  völlig  scharf  sah.  Die  Selbsttheilung  geschieht  in  der  Mitte  unter  der  glasigen 
Oberhaut,  welche  dann  abspringt,  wie  bei  Achnanthes,  Gallionella  u.  s.  w.  Der  erst  grüne  Eierstock  wird  später  violet  und  schwärz- 
lich. Ich  zählte  auf  jeder  Hälfte  seitlich  12  bis  13,  zuweilen  anastomosirende ,  Sehnen  (innere  Rippen?).  Ich  vergleiche  die  Bildung 
mit  einer  kürzern  als  breiten  Navicula  {Surirella)  splendida.  Sühr's  Diatoma  Liber  der  canarischen  Inseln  passt  der  Beschrei- 
bung nach  nicht  übel,  allein  Agardh  scheint  dasselbe  später  als  Diät,  interstitiale  beschrieben  zu  haben,  welches  denn  verschieden 
wäre.  Mein  Freund,  Dr.  Thienemann  in  Dresden,  hat  sie  bei  Island  gesammelt  und  mir  gesendet.  —  Grösse  der  Einzelthierchen 
bis  x/&  Linie.     Breite  bis  doppelt  grösser  als  die  Länge. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  XVI.  Fig.  V. 

Es  sind  3  kettenartig  verbundene  und  verzweigte  Thierchen  von  der  breiten  Seite,  Lateralfläche?,  und  1  bei  x  von  der  schmalen  (Rücken-) 
Fläche?,  150mal  vergrössert. 

294.     Isthmia  euer  vis,  glattes  Istlimesitlilerclieii.      Tafel  XVI.  Fig.  VI. 

I.  corpusculorum  forma  elongata,   multo  latiore  quam  longa,   trapezoi'de,   turgida,   media  cellulosa,   utroque  latere  late 
reticulata  nee  striata. 

Isthmie  lisse^  a  corpuscules  allonges,   beaueoup  plus  larges   que  longs,   trapezozdes,  gonfles,   cellu- 
leucc au  milieU)  largement  reticules  sans  raies  au&  deute  bouts. 

Isthmia  mervis^  Mitteilungen  der  Berl.  Gesellsch.  naturf.  Freunde,  1836.  p.  4. 

Aufenthalt:    Bei  Gothenburg  im  Kattegat. 

Ich  hatte  beide  Formen  lebend  beisammen,  die  letztere  aber  viel  häufiger.  Bei  dieser  Art  habe  ich  besonders  die  Selbstthei- 
lungsverhältnisse  sehr  scharf  beobachtet.  —  Grösse  bis  */s  Linie.  Länge  zur  Breite  oft  wie  1  zu  3  und  6.  Die  ganz  schmalen  (var. 
ß  gracilis)  hielte  ich  gern  für  eine  besondere  Art,  allein  ich  sehe  alle  Uebergänge  vor  mir  und  keinen  andern  wichtigen  Character. 

53 


>io  

Erklärung   der  Abbildungen    Tat  XVI.   Fig.  VI. 

Auf  der  Spitze  eines   Callithamnium  -  Zweiges  sind    Fig.  1.   ein  Einzelthier,    Fig.  2.    eine  Kette   abgebildet,     rh  der  Fuss    {Isthmus 
A«  Alton),    X   innere  Selbsttheilung.* 


Nachtrag   zur   Gattung   Isthmia. 


Durch  die  Güte  des  Herrn  Gutsbesitzers  Hofmann  Bang  auf  Hoffmannsgave  in  Fiihnen  habe  ich  so  eben  noch  trockne  Ex- 
emplare des  schönen  Diatoma  aiiritiim  Lyngbyes  erhalten,  und  sehe,  dass  dieses  keineswegs  der  Abtheilung  der  Dcsmidiacecn 
angehört,  sondern  als  besondere  Art  zur  Gattung  Isthmia  gezogen,  oder  in  besonderer  Gattung  bei  den  Echin eile en  aufgeführt  wer- 
den muss.  Da  nun  der  Name  Odontella  zwar  nicht  dem  Gegenstande,  aber  doch  dem  Sinne  des  Gründers  gemäss  hier  schon  ander- 
weit verwendet  worden,  so  bezeichne  ich  das  Diatoma  aiiritiim  als  Denticella  anrita  nun  durch  seine  nahe  Verwandtschaft  mit 
Isthmia  und  gezahntem  Kieselpanzer  mit  stachliger  Oeffnung  in  der  Mitte  der  Berührungsflächen  der  Kettenglieder  {Lorica  silicea, 
singula  latiore  quam  longa ,  dentata,  apertura  lateris  conti gui  media  spinös a).  Biddulphia  pulchella^  Diatoma  Liber^ 
vesiculosum,  fasciatum^  Fragilaria  (Tessella?)  unipanctata ,  latrmwularia,  striatula  sind  mir  unbekannte  Formen,  welche, 
wenn  sie  festsitzend  waren,  auch  wohl  der  Gattung  Isthmia  angehören  könnten.    Auch  Microtheca  ist  für  Denticella  zu  vergleichen. 


SECHSUNDSECHZIGSTE     GATTUNG:      ELLENTHIERCHEN. 

Synedra.    Synedre. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Bacillarioruin,  lorica  simplici  (silicea)  prismatica,  primum  altcro  fine-loco 
affixum,  dein  saepe  liberum,  longius  quam  latum,  pedicello  parvo  hemisphaerico  aut  nullo. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  B aciliar ies^  ä  carapace  simple  (siliceuse),  altache  en  jeu- 
nesse  par  un  de  ses  bouts,  plus  tard  souvent  libre^  plus  long  que  large,  sans  pied  ap- 
parent  ou  ä  pied  peu  mar  que  hemispherique^  ayant  la  forme  de  baguette  prismatique. 

Die  Charactere  der  Gattung  der  Ellenthierchen  aus  der  Familie  der  Stabthierchen  bestehen  in 
einfachem  (Kiesel-)  Panzer,  in  anfänglichem  Festsitzen,  wie  Austern,  mit  einem  ihrer  Körperenden,  obwohl 
sie  später  oft  frei  sind,  in  grösserer  Länge  als  Breite  des  Körpers,  im  Mangel  eines  deutlichen,  mehr  als 
warzenartigen,  Fusses,  und  in  prismatischer  Stabform, 

Die  Formen  der  Gattung  Synedra  können  leicht  zu  den  am  frühesten  beobachteten  Infusorien  ge- 
hören. Die  von  Leeüwenhoek  1702  und  von  Joblot  1716  dem  Vibrio  Bacillus  ähnlichen  gezeichneten 
Körper  könnten  leicht  Synedra  Ulna  gewesen  seyn;  auch  könnte  dieselbe  Müllers  Vibrio  bipunetatus 
gewesen  seyn.  Die  erste  deutlichere  Form  wurde  unter  dem  Namen  Conferva  pennatula  in  der  Flora 
Danica,  t.  945.  1792.  abgebildet.  Grateloup  beschrieb  eine  Form  dieser  Gattung  wohl  1806  als  Dia- 
toma  Scolaris.  Im  Jahre  1817  beschrieb  Nitzsch  dieselbe  Art  als  Bacillaria  Ulna^  und  Agardh  die  S. 
fasciculata  als  Diatoma  fasciculatum  ;  Lyngbye  1819  wohl  dieselben  Arten  unter  den  Namen  Echinella 
obtusa  und  fasciculata.  Bory  de  St.  Vincent  beschrieb  1822  Synedra  Ulna  als  Bacillaria  communis 
zuerst  bei  den  Infusorien,  nahm  diess  aber  1824  zurück,  und  brachte  diese  Formen  zu  den  Psychodien. 
Als  Bacillaria  Lyngbyi^  communis,  vilrea,  Hystrix  und  Paxillum  verzeichnete  er  Synedra  Ulna  und 
Gallionii.  Gleichzeitig  beschrieb  er  S.  Gallionii  als  Navicula,  was  Türpin  1828  wiederholte;  Agardh  gab 
einige  Arten  1824  als  Frustulia  obtusa  und  parasitica,  Diatoma  fasciculatum  und  D.  crystallinum. 
Greville  zog  1827  diese  Formen  sammt  den  Ec hineilen  in  seine  Gattung  Exilaria.  Im  Jahre  1830 
wurden  sie  in  den  Abhandlungen  d.  Berl.  Akad.  p.  40.  zuerst  fest  zu  den  Infusorien  gestellt  und  in  der  be- 
sondern Gattung  Synedra  abgesondert.  Im  Jahre  1831  wurden  ebenda  5  Arten  dieser  Gattung  eharacteri- 
sirt,  und  1833  (1832)  noch  2  Arten  hinzugefügt.    Agardh  stellte  1831  mehrere  Arten  als  Frustulia,  und 

1832  5  Arten   der  Gattung  in   seiner  Gattung  Diatoma  in   besonderer  Abtheilung  auf,   welcher  Kltzing 

1833  den  generisehen  Namen  Exilaria  wieder  mit  6  Arten  zutheilte.  Wallroth  nannte  wohl  S.  Ulna 
1833  Rhabdium  obtusum.  Im  Jahre  1835  wurde  die  Gattung  Podosphenia  von  Synedra  getrennt,  und 
1836  wurden  fossile  Arten  der  Gattung  Synedra  erkannt.  Hier  werden  7  Arten  der  Gattung  aufgenom- 
men. —  An  Organisation  sind  Oeflfnungen  an  den  Enden  der  theils  glatten,  theils  innen  gerippten  Kiesel- 
panzer beobachtet,  keine  mittleren  OefFnungen  erkannt.  Der  Eierstock  ist  zuweilen  in  2—4  Blätter,  zu- 
weilen in  viele  kleine  Beutel  (Lappen)  zertheilt,  vorhanden.  Auch  Magenzellen  als  Bläschen  sind  mehrfach 
erkannt. 


311 — 

Die  geographische  Verbreitung  ist  in  Isle  de  France  und  über  ganz  Europa  im  Süsswasser  und  Meer- 
wasser bis  in  das  sibirische  Asien  beobachtet 

295.  Synedra  JDlna,  gewöhnliches  Klleiitluerclieii.     Tafel  xvil.  Fig.  I. 

S.  striata,  corpusculis  linearibus,  a  latere  truncatis,  a  dorso  ventreque  obtusis,  rectis,  adultorum  lateribus  apice  parum- 
per  dilatatis. 

Synedre  Aune,   rayee,   a  corpuscules  lineaires,  droits ,  tronques  du  cöte  lateral \  obtuses  du  cöte  ven- 
tral et  dorsal,  se  dilatant  un  peu  auac  bouts  laterauco  avec  V  äge. 

Leeuwenhoek,  Philosopliical  Transactions,  1703.  (1702.)  Fig.  8.  L.  K. 

Joblot,  Observations  faites  ayec  le  microscope,  (1714  — 1716.)  1754.  p.  67.   Tab.  8.    Fig.  14. 

Vibrio  bipunctatus,  Müller?  Animalc.  infus.  1786.  p.  52.   Tab.  VIT.  Fig.  1.  Baclerium? 

Diatoma  scalaris,  Grateloup,  Hist.  de  la  soc.  Media  Montpellier,  1806.° 

Bacillaria  Ulna,  Nitzsch,  Beiträge  zur  Infusorienkunde,   1817.  p.  99.   Taf.  V. 

Echinclla  obtusa,  Ltngbte,  Tent.  Hydrophyt.  dan.   p.  208.  Tab.  69.   1819. 

Bacillaria  communis,  Bort,  Di  ct.  class.  1822. 

Bacillaria  commtmis,    \ 

—  Lyngbyi,      f    ß  m  ^ 

—  vitrea,         i  ' 

—  Paocillum ,    J 

Frustulia  oltum,        »  Aga  g      t  Alg.  1824.  p.  t-% 

—  parasitiert,  \ 

Echinella  fasciculata  ß  truncata,  Greville,  1823.   Scottish  erypt.  Flor.  I.    Taf.  XVI. 
Exilaria  fasciculata,  Greville,  1827.  Scottish  crypt.  Flor.  V.  Fol.  291.  b. 
Bacillaria  Ulna,  Leiblein,  Flora,  1827.  I.  p.  258. 

Navicula  Ulna,    1  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  64.   1831.   p.  87.   1833.   p.  265,  267,  273,  319. 

Synedra  Ulna,     ( 
Frustulia  obtusa,  \ 

—  Jürgensii ,  I 

—  quadrangula? ,    >   Agardh,  Conspectus  crit.  Diatom.  1831.  p.  44. 

—  fasciala?,  k 

—  Ulna,  ) 

Diatoma  parasiticum ,  Agardh,  Consp.  crit.  Diatom.   p.  50.   1832. 
Rhabdium  obtusum,  Wallroth,  Flora  cryptog.  Germaniae,  116.  1833. 
Exilaria  truncata,  \ 

r,   "7,.    crJ*iallina>  ™n.TTheil>  >  Kützing,  Linnea,  1833.  p.  560.    Tafel  XIV.  Fig.  21,  22.   XV.  Fig.  38,  39,  41,  zum  TheiL 
Frustulia  Ulna,  zum  Theil,  (  r 

—  splendens ,  i 

Synedra  Ulna,  Bericht  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1836.  p.  53. 

Aufenthalt:  Sicher  bei  Halle ,  in  den  Gräben  auf  Fühnen,  in  Dänemark ,  in  Schottland,  bei  Weissenfeis,  bei  Wismar  in  der  Ost- 
see, bei  Berlin,  bei  Catharinenburg  am  Ural  beobachtet.  Wahrscheinlich  auch  in  Isle  de  France  und  den  Mascarenen- Inseln,  in 
Belgien,  bei  Paris,  bei  Dax  in  Frankreich,  bei  Delft  in  Holland,  bei  Würzburg  in  Baiern,  bei  Jever,  Carlsbad,  Triest,  in 
Schweden.     Fossil  im  Bergmehl  von  Santafiora. 

Das  sehr  verbreitete  gewöhnliche  Ellenthierchen  ist  leicht  mit  einer  Navicula,  noch  leichter  mit  Fr  agil  arien- Gliedern  zu 
verwechseln,  daher  das  Schwanken  der  Namen  bei  den  früheren  Beobachtern.  Am  sichersten  ist  die  noch  an  Conferven  ansitzende  Form 
zu  beurth eilen,  während  die  frei  umherliegenden  und  bewegten  eine  viel  schärfere,  oft  nicht  befriedigende,  Untersuchung  verlangen.  Die 
Yertheilung  des  Eierstocks  haben  Bort  und  Agardh  zu  Artcharacteren  benutzt,  welche  nicht  brauchbar  sind,  auch  ist  die  Streifung 
meist  übersehen,  und  bei  den  grösseren  Individuen  von  Kützing  als  besonderer  Character  der  Fr.  splende?is  betrachtet  worden,  deren 
Originalexemplare  ich  besitze.  Durch  Selbsttheilung  der  Dorsaltlächen  bildet  diese  Art  Fächer  und  Büschel,  zuweilen  Kugeln,  welche 
Bildung  keinen  Unterschied  macht.  Deshalb  sind  auch  Bac.  Hystria,  Paccillum  und  dergl.  keine  besonderen  Arten.  Der  Panzer 
ist  2-  oder  4schaalig,  innen  sehr  fein  queergestreift.  Die  Streifung  verhält  sich  wie  folgt:  l/Q  Linie  Länge  hat  268,  Vio  246,  V12 
192—208,  Vis  134,  V20  123,  %  96  —  104,  %  82,  Vse  67,  V45  54,  %  48—52,  Veo  41,  V72  33,  Voe  24—26,  V100  23—24 
Streifen.  Auf  der  breiten  Seite  der  Stäbchen  sind  an  den  etwas  erweiterten  Enden  3  stumpfe  Zähne  und  dazwischen  2  Oeffnungen. 
Hervorstehende  Bewegungsorgane  sind  nicht  beobachtet,  auch  keine  Aufnahme  von  Farbe  in  den  Darm.  Die  schmale  Seite  ist  an  den 
Enden  abgerundet.  —  Bei  Berlin  ist  die  Form  sehr  häufig  auf  Leinna- Wurzeln,  Vaucherien  und  andern  Conferven,  bei  Wismar  war 
sie  eben  so  häufig  im  brakischen  Hafenwasser  auf  Ceramium  diaphanum,  Zostera  und  selbst  auf  den  Stielen  des  lebenden  Carche- 
sium  polypinum,  ja  zuweilen  sassen  Büschel  von  kleinen  auf  den  grossen  derselben  Art  (s.  S.  fasciculata).  —  Länge  xj2iir — */<,  Li- 
nie beobachtet;  Breite  10-  bis  24mal  in  der  Länge. 

Erklärung    der   Abbildungen    Taf.  XVIL   Fig.  I. 

Fig.  1.  ist  eine  Lemna- Wurzel  von  Berlin^  mit  Syn.  Ulna  besetzt.  «.  Dorsalfläche;  ß.  Lateralfläche  desselben  Thierchens  mit  seinem  Fusse;  y,  d. 
ebenso,  etwas  dünnere  Form,  mit  Magenzellen  und  getheiltem  Eierstocke;  e.  in  der  Selbsttheilung  begriffenes,  l/18  Linie  grosses,  Stäbchen;  f.  Late- 
ralfläche mit  Magenzellen  und  2 -blätterigem  Eierstock;  ij.  von  der  Lateralfläche  mit  in  der  Mitte  einfach  getheilten  Eierstockplatten;  &.  eine  andere 
Form. 

Fig.  2.  eine  lebende  Vorticelle  {Carchesium  polypinum)  von  Wismar,  mit  Indigo  gefüttert  und  mit  38  Synedris  besetzt,  welche  beim  Zusammen- 
schnellen der  ersteren  eine  stachlige  Kugel  bilden.  «.  ein  älteres  Exemplar,  trägt  einen  Fächer  von  jüngeren;  ß.  ein  anderes,  auf  welchem  Podo- 
sphenia  gracilis  sich  entwickelt  hat.  Läuse  auf  Läusen  von  Infusorien.  In  einem  der  grössten  Exemplare  waren  bewegte  braune  Körperchen  an- 
statt des  Eierstocks.    Alles  ist  300mal  vergrössert,  die  Meerlinsenwurzel  ist  etwas  schmäler  gezeichnet,  als  sie  wirklich  ist. 

296.  Synedra  capitata,  breitfcSSpfiges  Ellenthierclieii.     Tafel  XXL  Fig.  XXVIII. 

S.  striata,  corpusculis  linearibus,  apicibus  dilatatis,  capitatis,  subacutis,  rectis. 

Synedre  a  tete  large,  rayee,   a  corpuscules  lineaires,  droits,  elargis  au&  deucc  bouts  en  forme  de 
tete  obtusement  pointue. 

Synedra  capitata,    Bericht  der  Berl.  Akad.  d.   Wissensch.    1836.  p.  53.      Pog&endorff's  Annalen  d.  Physik   u.  Chemie,   1836. 

p.  221.  Taf.  III.   Fig.  3.    Mittheiiungen  der  Berl.  Gesellsch.  naturf.  Freunde,  1836.  p.  50. 


»1» 

Aufenthalt:    Lebend  bei  Berlin,  fossil  im  Berginehl  von  Saniafiora  in  Toscana. 

Diese  zuerst  fossil  als  Hauptmasse  des  italienischen  Bergmehls  beobachtete  Form  fand  sich  am  18.  Deceinber  1836  unter  dem 
Eise  bei  Berlin  lebend  an  Vaucherien,  und  hat  sich  seitdem  bis  zum  Juni  1837  als  eine  sehr  häufig  im  Thiergarten  vorkommende  Form 
gezeigt.  Ihre  Lateralfläche  ist  breiter  als  die  Rückenfläche  und  hat  eine  Mittelfurche  in  der  Länge,  wodurch  der  Panzer  4-theilig 
wird.  Bauchfläche  gleichbreit,  an  den  Enden  abgestutzt.  Seitenfläche  an  den  Enden  etwas  erweitert,  stumpf  zugespitzt.  Die  Streifung 
zeigt  21  Queerstreifen  auf  Vioo  Linie  der  Länge:  Vio  231,  Vi*  176,  Vi 6  154,  Vis  132,  %  115,  XU  88,  Vse  66,  V*s  44,  Vso  42, 
Voo  38,  Voe  22,  Vioo  21.  Der  Eierstock  scheint  aus  4  Platten  zu  bestehen,  ist  gelbgrünlich,  und  hat  zwischen  sich  helle  Bläschen 
(Magenzellen?).  Die  Dorsal-  und  Bauchfläche  ist  an  den  Enden  schwach  3-zahnig  und  hat  2  Oeffhungen  jederseits.  Ich  vermuthe 
noch  eine  offene  Längsspalte.     Grösstc  beobachtete  Länge  Vio  Linie.     Grösste  Breite  des  Kopfes  14  —  17mal  in  der  Länge. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXI.   Fig.  XXVIII. 

Fig.  1.    lebende  Form  von  Berlin,  Vi 2  Linie  gross;  «.  Bauchseite,  ß.  Lateralfläche,  x   Oeffntmgen.     Fig.  2.    jüngere  Exemplare;   a.  m  Selbsttheilung 
auf  einer  Vaucherie. 

29S.     Synedra  Gallionii*  Oallion's,  Kllenthierclien.    Tafel  xvn.  Fig.  IL 

S.  laevis,    corpusculis  bacillaribus,   magnis  gracilibus,   a  dorso  linearibus  truncatis,   a  latere   utrinque    attenuatis  obtu- 
sis,  rectis. 

Synedre  de  Gaillon,   lisae,    a   corpuscules   bacillaires  loitgs  grcles,   droits ,    lineaires   et  tronr/ues   au 
cöte  du  dos^  amincis  et  obtus  aii&  deute  bouts  du  cöte  lateral. 

Conferva  pennatula  (flavescens?) ,  Vahl,  Flora  danica,  Tab.  945.   1792.   Nur  die  Behaarung.     (S.  PodospJienia  gracilis.) 

Diatoma  fasciculata,  Agardh,  Disposit.  Alg.  Scand.  p.  35.  1817.     Decad.  Alg.  sicc.   Nr.  9.    Synopsis  Algar.  p.  120.    Syensk.  bot. 

T.  491.  Fig.  6  —  7. 
Echinella  fasciculata,  Lyngbye,  Tent.  Hydrophyt.  dan.  1819.  p.  210.  T.  70. 
Echinella  fasciculata ,  Greville?  Scott,  crypt.  Flora,    1823.    Vol.  I.    T.  16.    (vergl.  8.  Ulna.) 
Diatoma  fasciadalum,  l  A(,  §yst   A        1824<    Co  crit   Diatom>  1832.       50 

—      tabulatum  (1832  i  )  ,  f 
Navicula  Gaillmii,  Bory,  Encyciopedie  methodique,  1824.    Turpin,   Mem.   du  Mus.   XVI.  1828.     Dict.   d'hist.  nat.    Botanique 

acot.  PL  24.  Fig.  4.    1828. 
Bacillaria  Hystrix,  Bort,  Encyciopedie  methodique,   1824.  von  Isle  de  France. 
Synedra  baltica,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.   p.  87. 
Synedra  Gallionii,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1833.  (1832.)  p.  273, 

Aufenthalt:    Im  Meerwasser  des  atlantischen  Meeres  bei  Havre,   der  Nordsee  bei  Gothenburg  und  Schottland ,    der  Ostsee  bei  Wis- 
mar, vielleicht  auch  des  Südmeeres  bei  Isle  de  France,  und  des  Mittelmeeres  bei  Venedig?  nach  Agardh. 

Die  glatte  schlanke  Panzerform  zeichnet  diese  Art  aus,  welche  vielleicht  oft  mit  Echinella  crystallina  {fulgens)  verwech- 
selt worden  ist.  Ich  habe  bei  den  stärksten  Vergrösserungen  auch  heute  keine  Queerstreifen  bemerkt.  Agardh  hat  in  seiner  Diät, 
fasciculata  die  zugespitzten  Formen  vereinigt,  deren  es  noch  eine  andere  kleinere  und  spitzere  im  Siisswasser  giebt.  Für  die  Sce- 
form  habe  ich  Bory's  Namen  gewählt,  für  die  Süss  wasserform,  welcher  Kützing  2  Namen  gegeben,  habe  ich  Agardh's  Namen  fest- 
gehalten. Der  Eierstock  bildet  meist  eine  einfache  Reihe  runder  gelber  Flecken.  Breite  bis  28mal  in  der  Länge.  Länge  bis  Vio  Li- 
nie beobachtet. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XVII.   Fig.  II. 
Fig.  1.     sind  4  Stäbchen  von  der  Lateralfläche;     Fig.  2.     eins  von  der  Dorsalfläche. 

298.     Synedra  fasciculata,  büschelartiges  Kllentliiei  elien.     Tafel  XVII.  Fig.  HL 

S.  laevis,  corpusculis  navicularibus,  utrinque  ab  utroque  latere  attenuatis  subacutis,   rectis. 

Synedre  a  faisceauat,  lisse,  ä  corpuscules  naviculaires ,   droits,   amincis  vers  ses  deute  extremites  et 
legerement  aigus  a  toutes  cotes. 

Synedra  fasciculata,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1831.  p.  86. 

Evilaria  rauoheriae,  .  KüTZI*&,  Linnea,  1833.  p.  560,  561.   Tab.  XV.  Fig.  38,  40. 

—       fasciculata  «,  zum  Theil,  I 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  Weissenfeis  beobachtet. 

Das  ursprüngliche  Diatoma  fäsciculatum  Agardh's  hat  sich  neuerlich  als  in  mehrere  Arten  zertheilbar  gezeigt  Die  Haupt- 
form war  die  des  Seewassers,  allein  Agardh's  Diagnose  passt  auch  auf  die  Süsswasserform,  wohin  sie  mit  mir  auch  Kützing  gezogen 
hat,  und  die  Salzform  hatte  Bory  schon  anders  benannt.  Ich  habe  daher  jetzt  Bory's  Namen  Gallionii  für  erstere  festgehalten, 
und  die  Süsswasserform  seit  1831  fasciculata  genannt.  Aus  Kützing's  Exemplaren  ersehe  ich,  dass  er  dieselbe  Form  gemeint  hat. 
Das  Büschelförmige  ist  ein  nur  zufälliger  Character.  Ich  habe  diese  Art  nie  gross  gesehen.  Kützing  sah  sie  parasitisch  auf  Vau- 
cherien,  auch  auf  Gallionella  varians  und  aurichalcea  und  auf  Echinella  crystallina?  als  Infusorienläuse.  —  Länge  bis  V72  Li- 
nie; Breite  5  —  lOmal  in  der  Länge. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XVII.   Fig.  III. 

Es  sind  2  Confervenfäden  mit  Gruppen  der  S.  fasciculata  nach  einer  früheren  Zeichnung. 

Ä99,     Synedra  lunaris,  sichelförmiges  Ellentliierclien.    Tafel  XVII.  Fig.  iv. 

S.  laevis,  corpusculis  linearibus,  falcato-lunatis,  obtusis,  fasciculatis ,  apicibus  convergentibus. 

Synedre  lunaire,   lisse,  d  corpuscules  lineaires,   courbes  en  forme  semilunaire,  obtus  et  associes  en 
faisceaux  a  bouts  convergens. 


— 313 

Lunulina  Mougeotii,  BoryV  Encyclo ped  ie  method.  1824.  —   Cocconemn? 

Synedra  lunaris,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissenscli.  zu  Berlin,  1831.  p.  87. 

All  feilt  halt:    Bei  Berlin,  vielleicht  auch  in  den  Vogcsen. 

Diese  bei  Berlin  zuweilen  häufig   Conferva  rivularis   und  Vaucherien  bedeckende  Art   erinnert  sehr  an  Eunotia  Faba  und 
Arcus ,  verhält  sich  aber  sonst  im  Innern  wie  S.  Ulna.  —  Länge  bis  V36  Linie;  Breite  8  —  lOmal  in  der  Länge. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XVII.   Fig.  IV. 

Fig.  1.     Conferva  rivularis  mit  11  Stäbchen  der  S.  Imiaris,    Fig.  2.     ein  dichter  Büschel  von  11  Stäbchen,  einzeln.     Fig.  3.    sind  4  Stäbchen  mit 
Magenblasen  und  mehr  entwickeltem  Eierstock.     Alles  300mal  vergrössert. 

300.    Synedra  MEunaris,  doppeltkrummes  Ellenthierclieii.     Tafel  XVII.  Fig.  v. 

S.  lacvis,  eorpusculis  elongatis,  duplici  curvatnra  flexuosis. 

Synedre  bilunaire,  lisse,  a  corpuscnles  allonges,  ä  double  courbure  en  demicercle. 

Synedra  bilmaris,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissenscli.  zu  Berlin,   1831.   p.  87. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Es  lebt  mit  der  vorigen  Art,    aber  seltener ,   auf  Conferva  rivularis 9   und   erinnert  in   seiner  Form   zunächst  an  Eunotia 
Diodon,  welche  fossil  in  Schweden  und  Finnland,  aber  nicht  lebend  beobachtet  ist. —  Länge  bis  V48  Linie;  Breite  %  —  Vs  der  Länge. 

Erklärung    der   Abbildungen    Taf.  XVII.    Fig.  V. 
Es  sind  2  einfache  und  3  doppelte  Exemplare  bei  300maliger  Vergrösserung  dargestellt. 


Nachtrag   zur   Gattung   Synedra. 


Ausser  den  hier  verzeichneten  Arten  sind  noch  Synedra  baltica  1831  und  S.  euneata  1832  beschrieben  worden.  Erstere 
ist  Synonym  von  Synedra  Gallionii^  und  letztere  ist  in  die  folgende  besondere  Gattung  Podosphenia  gestellt.  Die  Einzelthiere  der 
Fragilarien  und  Echinellen  sind  oft  schwer  zu  unterscheiden.  Kützing's  Frustulia  Ulna  ist  Fragilaria  rhabdosoma.  Die 
jungen  Echinellen  haben  kurze  Stiele  und  werden  immer  schwer  zu  bestimmen  bleiben. 


SIEBE  NUNDSECHZIGSTE     GATTUNG:      KEILSCHÜPPCHEN. 

Podosphenia.    Podosphenie. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Bacillariorum,  lorica  simplici  (silicea),  altero  fine  prima  aetate  affixum, 
dein  saepe  liberum,  longius  quam  latum,  pedicello  hemisphaerico  parvo  aut  nullo,  forma  euneata. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  B aciliar ies,  h  carapace  simple  (siliceuse)^  attache  dam 
la  jeunesse  par  un  de  ses  bouts,  plus  tard  souvent  Höre,  plus  long'  que  large,  ayant 
un  petit  pedicule  hemispherique  ou  point  de  pedicule  et  la  carapace  euneiforme. 

Die  Gattung  der  Keils chüppchen  ist  in  der  Familie  der  Stabthierchen  durch  einfachen  (Kiesel-) 
Panzer,  anfängliches  Festsitzen  mit  einem  Körperende,  grössere  Länge  als  Breite,  Mangel  an  deutlichem, 
mehr  als  warzenartigen  Fuss  und  durch  keilförmige  Gestalt  characterisirt. 

Die  erste  Form  dieser  Art  hat  Vahl  als  Fiedern  der  Conferva  pennatula  1792  abgebildet,  die 
vielleicht  nur  C.  fluviatilis  mit  Bacillarien  {Cocconeis  und  Podosphenia  oder  Synedra)  war.  Lyngbye 
beschrieb  1819  die  erste  gesonderte  Form  als  Echinella  euneata,  und  der  Apotheker  Bonnemaison 
schlug  dann  vor,  aus  einer  ähnlichen  Art  eine  besondere  Gattung  zu  errichten  (Bory).  Bory  de  St. 
Vincent  nannte  2  andere  Formen  1824  Echinella  strieta  und  ventilatoria.  Agardh  nannte  1824 
die  erstere  Frustulia  euneata  und  eine  andere  wohl  Meridion  radians.  Türpin  bildete  Bory's  Art  1828 
als  Echinella  striata  (wohl  Schreibfehler)  ab.  Agardh  stellte  diese  Formen  1831  theils  zu  Diatoma, 
theils  mit  den  Echinellen  vereint  in  seine  Gattung  Licmophora,  namentlich  L.  Jurgensii,  theils  auch  in 
die  Gattung  Styllaria  mit  3  Arten.  Alle  diese  Beobachter  waren  Botaniker  und  hielten  sie  für  Pflanzen. 
Im  Jahre  1832  nahm  ich  Lyngbye's  Art  als  Synedra  euneata  bei  den  Infusorien  auf.  Kützing  verzeich- 
nete 1833  Agardh's  Formen  in  der  Unterabtheilung  Sphenella  seiner  Algengattung  Frustulia  mit  Gom- 
phonema  olivaceum  auch  als  Gomphonemata  und  Exilaria  truncata.  Unter  dem  Namen  Podosphenia 
wurde  zuerst  1835  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  die  jetzige  schärfer  umschriebene  Gruppe  ab- 
gesondert, wird  aber  hier  erst  genauer  characterisirt  und  mit  3  lebenden  Arten  und  einer  fossilen  versehen. 

54 


314 

—  Der  Organisationsgehalt  ist  mannigfach  ermittelt  Der  zweischaalige  Kieselpanzer  hat  nur  vorn  am 
breiten  Ende,  welches  Agardh  1824  für  das  hintere  hielt,  2  Oeffnimgen,  und  unterscheidet  sich  durch  den 
Mangel  anderer  Oeffnungen  wesentlich  von  Synedra,  Meridion  und  Gomphonema.  Der  gelbgrüne  Eier- 
stock ist  in  der  Jugend  in  viele  Häufchen  oder  Lappen  zertheilt,  im  Alter  (oft  sternartig)  in  1  oder  2  grös- 
sere Massen  vereint.  Zwei  grössere  Kugeldrüsen  scheinen  männliche  Sexualorgane  zu  seyn.  Magenblasen 
habe  ich  selten  recht,  doch  einigemale  deutlich,  erkannt.  Spontane  Längstheilung  ist  eine  häufige  Fortpflan- 
zungsart. —  Fragmente  von  Meridion  und  Echinellen  kann  man  leicht  für  Podosphenien  halten. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  im  atlantischen  Meere,  in  der  Nord-  und  Ostsee  und  im  mittel- 
ländischen Meere  beobachtet.  Süsswasserformen  sind  nicht  bekannt.  Eine  fossile  Art  hilft  den  Biliner  Po- 
lirschiefer  bilden. 

301.     Podosphenia  gracilis,   schlankes  Keilscbiippclteii.     Tafel  XVII.  Fig.  VI. 

P.  laevis,  corpusculis  lineari-cuneatis,  longitudinaliter  lineolatis,  a  latere  apice  rotnndatis,   clavatis. 

Podosphenie  grele,  lisse,   a  corpuscules  lineaires - cuneiformes ,  rayes  longitudmalement L,  arrondis  au 
bout  du  cöte  lateral  en  forme  de  massue. 

Conferva  pennatula,  Vahl?  Flora  danica,  T.  945.  1792.    (S.  Synedra  Gallionii.) 

Echinella  ventilatoria ,  »  BoRy  ?  Encyclopgd.  m£thod.  1824.   Dict.  classique,  1824.    Tab.  LIV.  Bacillaries,  Fig.  11. 

—        stricta,  \ 

Echinella  striata,  Turpin,  Dict.  d' hist.  natur.    Botanique  acotyl.  T.  L  Fig.  4.  1828. 

Aufenthalt:    Bei  Wismar  in  der  Ostsee,  bei  Dänemark?,  an  der  französischen  Küste?. 

Diese  Ali  überzieht  zarte  Algen  und  selbst  Vorticellen  und  Sertularien.  Da,  wo  sie  Calothri&  -  Arten  dicht  be- 
setzt, ist  sie  zuweilen  schwer  von  wirklichen  gestielten  Echinellen  zu  unterscheiden,  und  Agardh' s  Licmophora  radians  mag 
eine  solche  Form  zum  Theil  wohl  seyn.  Vahl  s  Form  kann  leicht  eine  falsche  Zeichnung  einer  Synedra  seyn.  Bory's  und  Tun- 
pin's  Formen  passen  eben  so  gut  auf  abgefallene  Echinellen-Glieder.  —  Länge  der  Stäbchen  oft  V24  Linie,  Vqö  bis  Vi 2  Linie 
beobachtet;  Breite  zur  Länge  selten  wie  4,  oft  wie  5  oder  8  zu  1. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XVII.   Fig.  VI. 

Fig.  1,  ist  ein  Carchesium  polypinum  lebend  mit  13  lebenden  Podosphenien  besetzt.  Es  sitzt  auf  Ceramium  diaphanum  mit  Calöthrix-Y'k- 
den ,  die  auch  dicht  bedeckt  sind.  Fig.  2.  ist  ein  solcher  Faden,  den  man  leicht  für  den  Stiel  einer  EcMnella  hält.  Oberhalb  hat  sich  durch  Selbst- 
theilung  eine  Rose  oder  Kugel  gebildet.  Beides  300mal  vergrössert.  Fig.  3.  ist  ein  Einzelthierchen  von  der  Rücken-  oder  Bauchseite,  welches  in 
der  Mitte  die  Selbsttheilung  vorbereitet,  mit  4-theiIigem  Eierstock,  und  darin  2  Drüsen.  Fig.  4.  dasselbe  von  der  Lateralfläche.  Beide  800mal 
vergrössert. 

30£.    Podosphenia  ahbreviata,  rhombisches  Meilschüppclieii.     Tafel  xvn.  Fig.  VII. 

P.  laevis?,  corpusculis  cordato-cuneatis,  a  latere  ovato-rhomboidibus,  subacutis. 

Podosphenie  rhomboidale,   lisse? ',  a  corpuscules  cuneiformes  courts^  rhomböidaua)  et  legerement  ai- 
gus  du  cöte  lateral. 

Licmophora  abbremala,  Agardh,  Conspect.  er  it.  Diatom.  1832.  p.  42. 
Gomphonema  abhreoiatum ,  Kützisg,  Linnea,  1833.  p.  572. 

Aufenthalt:    Im  mittelländischen  Meere  bei  Venedig  und  Palermo,  in  der  Ostsee  bei  Wismar  und  auf  Fühnen  beobachtet. 

Ich  erhielt  die  ersten  Exemplare  dieser  Art  durch  Herrn  Kützing's  Güte  aus  der  Sammlung  des  Herrn  v.  Märten s  in 
Stuttgart,  von  Palermo.  Agardh  entdeckte  sie  bei  Venedig  und  hielt  die  Stiele  für  dazu  gehörig.  Ich  habe  sie  am  1.  Sept.  1834 
in  Wismar  in  grosser  Menge  selbst  lebend  an  Ceramium  diaphanum  gefunden.  Auf  Ectocarpus  littoralis  erhielt  ich  sie  von  Füh- 
nen. Hätte  ich  diese  Art  früher  in  der  Ostsee  gefunden,  als  die  folgende,  so  würde  ich  sie  für  EcMnella  euneata  L.  gehalten  ha- 
ben, allein  die  folgende  ist  häufiger.  Ich  habe  neuerlich  äusserst  zarte  Queerstreifen  unsicher,  aber  wiederholt,  bemerkt.  Der  goldgelbe 
Eierstock  ist  in  viele  rundliche  Häufchen  zertheilt  und  wird  zuletzt  sternartig  mit  6  — 10  Strahlen.  Der  Panzer  hat  vorn  2  Oefthun- 
gen.     Schwerlich  ist  EcMnella  paradozea  Lyngbye's  dieselbe  Form.  —  Länge  bis  V20  Linie;   Breite  l1/*  —  l3Ainal  in  der  Länge. 

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  XVII.    Fig.  VII. 

Fig.  1.  ein  Stück  des  Ceramium  mit  parasitischen  Hygrocrocis? ,  auf  welchen  die  Podosphenien  sitzen.  Fig.  2.  Bauchseite  eines  älteren  Einzel- 
thieres.  Fig.  3.  Lateralfläche  desselben.  Fig.  4  —  5,  andere  Formen  der  Lateralfläche.  Fig.  6.  strahliger  Eierstock,  Bauchfläche.  Fig.  7.  Late- 
ralfläche.   Fig.  8.    Lateralfläche  eines  jüngeren  Thierchens. 

303.    Podosphenia  euneata,  breites  Keilscbiippcheii.     Tafel  xvn.  Fig.  vra. 

P.  striata,  corpusculis  latius  euneatis  elongatis,   a  latere  clavato-rhomboidibus  subacutis. 

Podosphenie  euneiforme,  rayee,  ä  corpuscules  cuneiformes  larges  et  allonges^    ayant  du  cöte  late- 
ral la  forme  cPune  massue  legerement  aigue  rhomboidale. 


Echinella  euneata,  Lyngbye?  Ten  tarnen  Hydropliyt.  dan.   1819. 

Echinella  euneata-  1  n  c,       xr  0    ^ .    ,       ,  <ono     t>      «h 

.      „     .  M  Bory  de  St.  Vincent?   Dict.  class.   1822.    Bacillariees. 

Styflaria  euneata,  S 

Frustulia  euneata,  Agardh?  Syst.  Alg.  1824. 

Frustulia  euneata ,  Na  c  c a  r  i  ?   A 1  g  o  1  o  g  i  a  a  d  r  i  a  t.  i  828.  ö 

Ucmophcra  Jiirgensii,  »  AsARDH?  ConS,.ectnS  crit.  Diatom.   1831.   P.  38,  42. 

btyllaria  euneata,  \ 

Synedra  euneata,  Abhandl.  d  er  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  (1832.)    p.  272. 

Frustulia  Lynybyei,  Kützivg?  Linnea,  1833.  p.  557.   Taf.  XIV.    Fig.  32. 


315    — 

Aufenthalt:    In  der  Nordsee,  Ostsee  und  im  mittelländischen  Meere  bei  Venedig,   in  Cadix  und  Teneriffa  beobachtet. 

Ltngbye  fand  diese  Form  im  Canal  von  Odense  auf  Fühnen  an  Ceramium  rubrum;  Bory  de  St.  Vincent  sagt,  sie 
bei  Cadix  und  Teneriffa  gefunden  zu  haben,  Naccari  und  v.  Martens  sahen  sie  bei  Venedig,  Jürgens  und  v.Suhr  an  Delesseria 
Plocamium  der  Ostsee  nach  Kützing.  Ich  selbst  sammelte  sie  lebend  bei  Copenhagen  und  Wismar  auf  Ceramium  diaphamim 
und  Sertularia  geniculata,  und  erhielt  sie  von  Gothenburg  durch  Dr.  Loven  lebend  nach  Berlin.  Weil  sie  die  verbreitetste  Form 
der  Nord-  und  Ostsee  ist,  hielt  ich  sie  für  die  wahre  E.  euneata.  —  Länge  bis  Vi 2  Linie;  Breite  2-  bis  4mal  in  der  Länge. 

Erklärung   der  Abbildungen   Taf.  XVII.    Fig.  VIIL 

Fig.  1.  ist  ein  znsammengezogenes  Thier  der  Sertularia  geniculata  mit  Podosphenien  bedeckt,  200mal  vergrössert  Fig.  2.  Lateralfläche  eines 
Einzelthieres,  300mal  vergrössert.  Fig.  3.  Rückenfläche  eines  in  der  Selbsttheilung  begriffenen  Einzelthieres  mit  4  vorderen  Oeffnungen.  Eierstock 
queer-  und  längsgetheilt  mit  2  rundlichen  Drüsen.  Fig.  4.  und  5.  ein  und  dasselbe  Thier  von  2  Seiten  mit  vieltheiligem  Eierstock,  in  der  Längs, 
theilung  begriffen;  5.  ist  nicht  ausgeführt.     Queerstreifung  deutlich,  x/96  Linie  der  Länge  zeigt  21  Streifen. 

3©4.    Podosphenia?  nana,  kleines  Keilschüppchen. 

P.  laevis,  corpusculis  lineari-euneatis  angustis  ininorihus,  a  latcre  clavatis  nec  lineolntis. 

Podosphenie?  naine,  lisse,  d  corpuscules  lineaires - euneiformes 9    etroits,  pelits,   sans  raies  longifudi- 
nales,  ayant  du  cote  lateral  la  forme  cPune  massue. 

Podosphe?iia  nana,   Bericht  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1836.  p.  56. 

Aufenthalt:    Nur  fossil  im  Biliner  Polirschiefer. 

Diese  Form  bildet  mit  Gallionella  distans,   abwechselnd    überwiegend,    die  Hauptmasse   des  Polirschiefcrs    von  Bilin,   worin 
auch  Leuciscus  papyraceus,   eine   ausgestorbene  Fischart,  vorkommt.  —   Länge  V192  —  V144  Linie;   Breite  6  —  8mal  in  der  Länge. 
Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  aufgenommen  werden. 


Nachtrag    zur    Gattung    Podosphenia. 

Die  Arten  dieser  Gattung  sind  vielleicht  schon  jetzt  (vergl.  die  Synonyme)  zahlreicher  bekannt ,  als  sie  hier  verzeichnet  sind, 
allein  den  Beschreibungen  fehlt  bisher  das  Beachten  des  Characteristischen.  —  Für  freie  fusslose  Keilschiippchen  ist  die  Gattung  Meri- 
dian, auch  wenn  sie  keine  Spiralen  Bänder  bilden,  vorläufig  genügend,  doch  sind  noch  keine  sicher  beobachtet.  Langgcstielte  Keil- 
schüppchen  sind  unentwickelte  Echinellen.  Gomphonemata  haben  mehr  den  Bau  der  Naviculae,  aber  Meridia,  Podospheniae 
und  Echinellae  den  der  Fragilarien. 


ACHTUNDSECHZIGSTE     GATTUNG:      KEILBÄÜMCHEN, 

Gomphonema.    (Jomphoneme. 

CHARACTER:     Animal   e  familia  Bacillarioruin,   lorica  simplici  (silicea),  pedicello  filiformi  distineto  affi- 
xum,  rectum,  euneatum,  spontanea  divisione  dichotomum ,  fruticulosum. 

CARACTERE:   Animal  de  la  famille  des  Bacillaries,  ä  carapace  simple  (siliceuse),  droit,  eunei- 
forme,   attache  sur  un  pedicule  distinet,  filiforme,   se  developpant  par  la  division 
spontanee  en  forme  cPun  arbrisseau  dichotome. 

Die  Keilbäumchen  der  Familie  der  Stabthierchen  sind  mit  einfachem  Kiesel-Panzer  versehene,  an 
einen  deutlichen  fadenartigen  Stiel  oder  Fuss  festgeheftete,  gerade,  keilförmige  Stäbchen,  und  bilden  durch 
Selbsttheilung  dichotomisch  verästete  Bäumchen. 

Agardh  errichtete  1824  die  Gattung  Gomphonema  aus  2  Echinellen  Lyngbye  s,  die  Formen  der 
Gattung  waren  aber  schon  seit  früher  Zeit  bekannt.  Schon  1773  beschrieb  O.  F.  Müller  das  Gompho- 
nema tnmeatum  als  Vorticella  pyraria,  verwechselte  es  aber  mit  wahren  Vorticellen.  Colombo  be- 
schrieb dann  1787  wohl  dasselbe  als  röthlichgelbes,  sehr  träges,  strauchartiges  Glockenthierchen.  So 
wurden  die  Formen  als  Thiere  {Vorticella  pyraria)  fort  aufgezählt  bis  zum  Jahre  1817,  wo  Nitzsch  sie 
als  vegetabilische  Bacillaria  phoenicenteron  (Fig.  16.)  halb,  und  1819,  wo  Lyngbye  sie  als  Echinella 
geminata  ganz  zu  den  Pflanzen  zog.  Draparnaud  hatte  für  diese  und  andere  Bacillarien- Formen  den  Na- 
men Styllaria  gebildet,  welchen  Bory  de  St.  Vincent  1822  auf  die  2  gestielten  Echinellen  allein  an- 
wendete, die  er  anfangs  als  Infusorien  betrachtete,  aber  schon  1824  zu  den  Halbpflanzen,  Psychodien, 
zog.  Bory  trennte  zugleich  die  St.  truncata  ab  und  stellte  sie  unter  3  verschiedenen  Artnamen  mit  wah- 
ren Vorticellen  (Epistylis)  in  Eine  Gattung  Dendrella.  Agardh  nahm  1824  dieselben  2  Formen  in  der 
Pflanzengattung  Gomphonema  seines  Systema  Algarum  auf,  und  beschrieb  1827  eine  Art  als  Licmo- 
phora  minuta  von  München.    Greville  bildete  gleichzeitig  das  G.  minutissimum.     Leiblein  verzeichnete 


316 

1827  das  Gomphonema  truncatum  in  der  Flora  von  Würzburg,  und  1830  noch  mehrere  ähnliche  For- 
men in  skizzirten  Abbildungen  ohne  Specialnamen.  Duby  beschrieb  1828  eine  Art  als  Styllaria  Lenor- 
mandi(?).  In  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  wurden  1830  4  neue  Arten  als  Infusorien  beschrieben.  Sommer- 
feld nannte  (nach  Agardh  1831)  G.  truncatum:  Crystallia  pulvinata.  Agardh  ertheilte  1831  der  Gat- 
tung Gomphonema  11  Arten  5  zählte  aber  dazu  die  Cocconemata.  Mit  Ausschluss  dieser  verzeichnete  ich 
1831  6  Arten  jener  beiden  Infusorien.  Kötzing  hat  1833  21  Arten  als  Pflanzen  angegeben,  die  er  in  drei 
Subgenera  vertheilt:  a)  Cymbophora^  b)  Paltonophora  =  Cocconema,  und  c)  Sphenophora  =  Gom- 
phonema. Letztere  Abtheilung  enthält  17  Arten.  Zu  meiner  Anschauung  sind  bis  jetzt  8 — 9  Arten  ge- 
kommen. —  Die  Organisation  ist,  obwohl  nicht  vollständig,  doch  mannigfach  ermittelt.  Der  Panzer  ist  eine 
keilförmige  Kieselschaale,  welche  aus  2  bis  4  Längstheilen  besteht.  Dieser  Körper  hat  an  der  breiteren 
Vorderseite  2,  und  in  der  Mitte  der  Rücken-  und  Bauchfläche  jederseits  eine  OefFnung,  ist  mithin  eine  nach 
hinten  verkümmerte  Navicula^  die  auf  einem  Stiele  sitzt.  Der  Stiel  ist  ein  excernirter  unbeweglicher  Horn- 
stoff,  und  ihm  entspricht  keine  OefFnung  im  Panzer.  Das  Thier  kann  sich  von  ihm  losmachen  (wie  Vorti- 
c eilen)  und  frei  umherkriechen ,  wahrscheinlich  auch  einen  neuen  bilden.  Bei  einigen  Arten  ist  der  Pan- 
zer innen  queer  gestreift,  bei  andern  ist  diess  nicht  erkennbar.  Ein  2 — 4-theiliger  Eierstock  und  polyga- 
strische Magenzellen  lassen  sich  aus  den  inneren  Theilen  abnehmen.  Spontane  Längstheilung  bildet  dicho- 
tomische  Bäumchen. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  im  adriatischen  Meere  und  in  der  Nordsee,  in  den  Bächen  Ita- 
liens, Schottlands,  Schwedens,  Deutschlands  und  Norwegens,  Russlands  und  des  asiatischen  Sibiriens  beob- 
achtet. Fossil  sind  G.  truncatum ,  paradoxum  und  clavatum  im  Kieseiguhr  von  Franzensbad  und  im 
Bergmehl  von  Santafiora,  G.  acuminatum  im  letzteren  und  im  Bergmehl  von  Degernfors  und  Kymmene 
Gärd,  aber  keine  neuen  Arten  vorgekommen. 

305.     Gomphonema  truncatum,  abgestutztes  lieillmumelicii.     Tafel  xvilL  Fig.  i. 

G.  striatum,  corpusculis  ovato-cuneatis,    a  latere  sub  apice  truncato  leviter  constrictis. 

Gomphoneme  troiic/ue,  rayey  a  corpuscules  ovales  -  cuneiformes  ^   tronr/ues  et  legerement  etra?igles  au 
cöte  lateral  pres  du  botet  large. 

Vorticella  pyraria,  Müller,  Vermium  hist.  1773.   p.  126.   zum  Theil,  ohne  die  Synonyme,     Animalc.  infus.   1786.  p.  324.  Tab.  XLVL 

Fig.  1—4. 
Röthlichgelhes  träges  GlocJcenlhierchen ,    Colombo,    Osservaz.   microsc.  in  Giornale  per  serv.  alia  stör,  raggion.   della  medecina, 

T.  IV.  Yenez.  1787.  p.  1.   besonders  übersetzt  Leipz.  1793.  p.  62.   T.  I.   Fig.  4, 
Echpiella  geminata,  Lyngbye,  Ten  tarn.  Hydroph.  dan.    1819. 

Styilaria  geminata,  Bory,  Di  ct.  class.  1822.  Bacillariees.     Encyclop.  meth.  1824.   Styllaria. 
Dendrella  Lynghyi,      \ 

—  geminata,       >  Bory,  Encyclop  ed.  method.  1824. 

—  styllarioides, ) 

Gomphonema  geminatum,  Agardh,  Syst.  Algarum,  p.  12.  1824.    Leibleik,  Flora,  bot.  Zeitung,  1827.  I.  p.  259.     Greville,  Scottish 

cryptog.  Flora,  V.   T.  244.  b.  1827. 
Crystallia  pulvinata ,  Sommerfeld,  nach  Agardh  1831. 

Gomphonema^  constrictum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  63. 
Gomphonema  geminatum,  Agardh,  Conspectus  criticus  Diatom.  p.  35.  1831. 

Gomphonema  tmneatum,     i  AbhändL  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1831.  p.  88.   1833.    p.  319. 

—  paradoxum,  \ 

Gomphmema  gemmaUm,      »  KÜT  Linnea)  1833.  p.  569,  570.   Taf.  XVJ.    Fig.  50. 

—  pohliaeforme ,  f 

Gomphonema  paradoxum,  Bericht  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1836.  p.  53.  Fossil. 

Aufenthalt:  In  Bächen  Dänemarks,  der  Faeroer  Inseln,  Schwedens,  Schottlands,  Norwegens,  in  Italien,  bei  Würzburg  in  Baiern, 
bei  Berlin,  Tennstädt  und  in  der  Iset  bei  Catharinenburg  am  Ural,  auch  im  brakischen  Wasser  der  Ostsee  bei  Wismar  beobach- 
tet.    Fossil  bei  Franzensbad  und  Santafiora  als  Berjnnehl  und  Kieseiguhr. 

Nur  neuerlich  erst  ist  es  gelungen,  festere  Charactere  für  die  Arten  der  Gattung  zu  finden,  daher  das  frühere  Schwanken  im 
Urlheil  und  Namen.  Die  Art  sollte  wohl  Gomph.  pyrarium  heissen,  allein  die  vielen  Verwechselungen  erlauben  gar  keine  sichere 
Synonymie  festzustellen,  selbst  nicht,  wenn  man  Originalexemplare  vor  sich  hat,  da  die  Beobachter  zu  verschiedenen  Zeiten  andere  Kör- 
per sammelten  und  oft  mehrere  Arten  dicht  beisammen  leben.  Die  Charactere,  womit  ich  früher  G.  constrictum  von  Catharinenburg 
und  parado&um  von  Berlin  unterschied,  halte  ich  jetzt  für  unzulänglich.  Colombo  fand  die  Form  bei  Conegliano  an  Lemna-Wiix- 
zeln.  Bei  Berlin  lebt  sie  an  Vaucherien,  Lemna,  an  Glechoma  heder  acea,  Myriophyllum ,  Ceratophyllum  und  andern  unter 
Wasser  befindlichen  Bachpflanzen,  welche  sie  zuweilen  wie  ein  brauner  Schleim  dicht  überzieht.  Bei  Wismar  fand  ich  sie  im  Hafen  an 
Conferven.  Abgefallene  Einzelthiere  leben  ohne  Stiel  fort  und  bewegen  sich  deutlich.  Die  Streifung  Hess  24—26  Striche  auf  %6  Li- 
nie zählen.  —  Länge  Vi4* — 'As?  selten  V24  Linie  beobachtet.     Breite  IV2-  bis  3mal  in  der  Länge. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XVIIL   Fig.  I. 

Fig.  1.  ist  ein  mit  diesen  Thierchen  besetzter  Pflanzentheil  von  Berlin,  woran  sie  in  verschiedenen  Grössen,  Stellungen  und  Entwickelungsformen  haf- 
ten, a.  die  MüLLER'sche  Form  mit  langen  Stielen;  ß.  ein  kürzeres  Bäumchen;  7.  ein  junges,  erst  einfach  getheiltes,  Thier  mit  bevorstehender  2ter 
Theilung;  d.  hat  einige  Thiere  verloren;  *.  einfache  Form;  £.  Echinellen-artige  Form;  rj.  einfache  Theilung;  &.,  t.,  X.  kurzfüssige  Junge 
oder  einen  neuen  Fuss  bildende  Thiere;  x.  Bauchfläche  derselben.  Fig.  2.  Lateralfläche  mit  den  beiden  vordem  Oeffnungen  und  sichtbarem  Canale 
im  Stiele.  Fig.  3.  leerer  Stiel.  Diess  alles  300mal  im  Durchmesser  vergrößert.  Fig.  4—6.  500mal  vergrössert,  oV  die  Oeffnungen  der  Late- 
ralfläche. Fig.  5.  und  6.  Bauchflächen  mit  Mangel  der  damals  noch  nicht  erkannten  mittleren  Oeffnungen,  wie  in  Fig.  IV.  6.  In  diesen  letzteren 
Figuren  sind  zwischen  dem  gelbbraunen  Eierstocke  farblose  Magenbläschen  sichtbar. 


_ __    31^ 

30®.     Gompftonema  capitatum*  rundkopfiges  KeiHhäumclien.     Tafel  XVIIL  Fig.  II. 

G.  striatum,  corpusculis  cuneatis  elongatis,  a  latere  sab  apice  rotundato  constrictis. 

Gomphoneme  a  tete,   rayc,    a  corpuscules  allonges  cnneif armes ,    ayant  au  cote  lateral  un  etrangle- 
ment  pres  du  bout  arrondi. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  im  Frühjahre. 

Diese  schlankere  Art  zeichnet  sich  auch  durch  ihre  doldenartigen,  bis  Vs  Linie  hohen.,  Bäumchen  aus,  deren  Thicre  sehr 
gleichmässig  fortwachsen.  In  Voe  Linie  Länge  waren  ebenfalls  26  Qucerstreifen.  Die  längere  Einschnürung  sondert  den  vordem  Kopf- 
theil  deutlicher,  als  bei  voriger  Art.  Oft  findet  man  beide  Formen  durch  einander  wachsend,  was  ihre  Bestimmung  erschwert.  —  Länge 
Vi44  Ms  V4oj  selten  V24  Linie.     Grösste  Breite  4  —  5mal  in  der  Länge. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XVIIL   Fig.  IL 

Fig.  1.     ein  Bäumchen  von  %  Linie  Höhe,  SOOmal  vergrössert.     Fig.  2.     ein  Einzelthierchen  in  der  Selbsttheilung.     Fig.  3.    Lateralfläche  mit  den  4 
Oeffnungen.    Fig.  4.     Bauchfläche,  in  deren  Mitte  eine  runde  Oeffnung  befindlich  ist,  beide  SOOmal  vergrössert. 

3©^.     Cfomphonema  gracile,   schlankes  Meiifräumcfieii.     Tafel  XVIIL  Fig.  III. 

G.  laeve?,  corpusculis  elongatis,  cuneatis,  a  latere  lanceolatis,  obtusis. 

Gomphoneme  grele,  lisse?,  a  corpuscules  allonges ,  euneiformes,  lanceoles  et  obtus  au  cote  lateral. 

Gomphonenia  dichotomum,  KützingV  Linnea,  1833.   p.  569.  Tab.  XV.   Fig.  48. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin,  vielleicht  auch  bei  Tennstädt  in  Thüringen. 

Diese  Art  bildet  mit  der  vorigen  einen  braungelben  Schleim  auf  lebenden  Wasserpflanzen  sehr  verschiedener  Art,  besonders 
im  ersten  Frühjahre,  ist  aber  einzeln  zu  allen  Zeiten  vorhanden.  Da  ich  die  Queerbinden,  welche  Kützing  bei  der  Thüringer  Form 
angiebt,  nie  sah,  so  habe  ich  Anstand  genommen,  seinen  Namen  zu  verwenden.  Die  dichotomische  Verästelung  ist  auch  gar  kein  Cha- 
racter,  sondern  bei  allen  Arten  periodisch  stark  entwickelt.  Neuerlich  sah  ich  doch  wiederholt  auch  hier  sehr  feine  Queerstreifung.  — 
Länge  der  Stäbchen  Vog  bis  V72,  selten  V40  Linie  beobachtet.     Breite  4  —  5mal  in  der  Länge. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XVIIL    Fig.  III. 

Fig.  1.    ist  ein  Bäumclien  von  1/G  Linie  Höhe,  SOOmal  vergrössert.    Fig.  2.     ein  Thierchen  in  der  Selbsttheilung.     Fig.  3.     ein  einfaches  von  der  La- 
teralfläche.    Fig.  4.     Rücken-  oder  Bauchfläche,  auf  welchen  sich  neuerlich  ebenfalls   in  der  Mitte  eine  runde  Oeffnung  hat  erkennen  lassen. 

308.     Gomplionema  acuminatum,  spifzköpftges  Kellftäumelieii.    Tafel  xvin.  Fig.  IV. 

G.  striatum,  corpusculis  elongatis  cuneatis,  a  latere  sub  apice  turgido  acuminato  constrictis. 

Gomphoneme  pointu,  raye,   a  corpuscules  allonges  euneiformes,   ayant  au  cote  lateral  un  cir  angle- 
ment  pres  du  bout  gonfle  et  pozntu. 

Gomphonenia  acuminatum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  86.    Bericht  der  Akademie  d.  Wissensch. 

zw  Berlin,  1836.  p.  53.  1837.  p.  44. 

Aufenthalt:    Lebend  bei  Berlin;    fossil  häufig  im  Bergmehl  von  Santafiora  in  Toscana,    von  Degernfors   in  Schweden   und  Xymmene 
Gärd  in  Finnland. 

Mit  der  vorigen  findet  sich  auch  diese  so  scharf  characterisirte  Form  im  Frühjahre  bei  Berlin  in  zahlloser  Menge  als  filzar- 
tiger gelbbrauner  Schleim  auf  den  Wasserpflanzen,  und  ist  eine  der  Formen,  welche  keinen  Zweifel  übrig  lassen,  dass  die  fossilen  und 
jetzt  lebenden  Infusorien  identisch  sind.  Der  kopfartige  Vordertheil  des  Panzers  geht  in  einen  scharfen  Kamm  oder  Spitze  aus;  2  vor- 
dere Oeffnungen  der  Lateralseite,  2  mittlere  Oeffnungen  der  Rücken-  und  Bauchseite,  ein  zweiblätteriger  Eierstock,  viele  Magenzellen 
sind  beobachtete  Organisationstheile.  In  1/06  Linie  der  Länge  zählte  ich  bei  lebenden  und  fossilen  24  innere  Queerstreifen,  mithin  hat 
V48  Linie  48,  Vgo  38,  V72  32,  l/ioo  22.  Die  fossile  Form  ist  etwas  grösser  und  scheint  gestreckter,  als  die  lebende,  allein  ich  habe 
auch  lebende  von  sehr  ähnlicher  Form  und  Grösse  unter  den  andern  gesehen.  —  Länge  meist  V72  Linie,  zuweilen  von  Vi-u  bis  V36 
Linie.     Breite  4  —  5mal  in  der  Länge. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  XVIIL  Fig.  IV. 

Fig.  1.    ein  älteres  Bäumchen.     Fig.  2  —  3.     jüngere  Bäumchen,  sämintlich  300mal  vergrössert.     Fig.  4.  und  6.     Rücken-  oder  Bauchfläche.     Fig.  5. 
halb  gewendete  Lateralfläche  eines  vom  Stiel  abgefallenen  jüngeren  Einzelthierchens  5  SOOmal  vergrössert. 

309*     GompTionema  minutissimum,  krummes  Meilfräumchen.     Tafel  xvin.  Fig.  V. 

G.  laeve?,  corpusculis  cuneatis  curvatis,  a  latere  clavatis. 

Gomphoneme  courbe,    Izsse? ,   a  corpuscules  euneiformes  courbes,    ayant  au  cote  lateral  la  forme 
d'une  massue. 

Gomphonenia  minutissimum ,  Greville?,  Scott,  crypt.  Flora,  V.  1827.  T.  244.  1. 
Gomphonenia  (jeminatum  var.,  Leibjlein,  Flora,  bot.  Zeit.  1830.  p.  312.   Tafel  I.   Fig.  5,  6,  9. 
Gomphonenia  ahbreviatnm  9     » 

—  subramosum,    \    Agardh,  Conspectus  er  it.  Diatom.  1831.  p.  33,  34. 

—  septatum,         ) 
Gomphonenia  septalum,  i 

—  minutissimum,   5  Kützing,  Linnea  1833.  p.  570.   Tab.  XV.   Fig.  43t  47.  XVI.   Fig.  51. 

—  curvatum,  » 

Aufenthalt:     Bei  Berlin,   Würzburg,   im   salzigen  See   bei  Rollsdorf  (Mannsfeld),   Tennstädt,   Weissenfeis,    bei   Wismar  in   (iraki- 
schem Ostseewasser  und  in  Schottland.  * 

55 


: US  

* 

Icli  fand  diese  sehr  bestimmt  unterschiedene  Form  zuerst  im  Aug.  und  Sept.  1834  bei  Wismar,  und  im  Januar  1835  bei 
Berlin  an  Conferven  und  Vaucherien,  welche  auf  und  um  den  Mytilus  polymorphus  sassen,  mit  Badllaria  vulgaris  und  Cocco- 
neis  Placentula.  Leiblein  fand  sie  als  gelblichen  Schleim  auf  Steinen  im  seichten  Main-FlusSe  im  Frühjahre  bei  Würzburg.  An 
Conferva  flavescens,  fr  acta  und  glomerata  fand  sie  Kützing  bei  Mannsfeld  u.  s.  w.,  Greville  in  Schottland  an  Conferven.  Die 
verschiedenen  Entwickelungszustände  hat  man  für  Arten  gehalten.  Ich  sali  stiellos  ansitzende,  und  neuerlich  eben  so  gross  baumartig 
verzweigte,  wie  Fig.  IV.  1.  Der  schillernde  breite  Rand  der  Körperchen,  verräth  eine  sehr  feine  Queerstreifung,  die  sich  aber  nicht 
beobachten  liess.  Ich  besitze  Exemplare  des  G.  minutissimum  und  clavatum  von  Kützing,  welche  übereinstimmen.  Greville 
scheint  G.  clavatum  mit  diesem  für  einerlei  gehalten  zu  haben.  —  Länge  der  Einzelthierchen  ohne  den  veränderlichen  Stiel  meist  xl1% 
Linie,  oft  7m4?  selten  V36  Linie  gross.     Bäumchen  bis  %  Linie  hoch. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XVIII.    Fig.  V. 

Es  sind  12  Thierchen  in  verschiedener  Entwickelung  auf  einer  Conferve  der  Ostsee  dargestellt.  Die  Zeichnung  wurde  1834  in  Wismar  ge- 
macht. Neuerlich  habe  ich  grössere  beobachtet.  «.  stiellos;  ß9  y.  mit  kleinerem  und  grösserem  Stiele;  d.  in  der  Selbsttlieilung;  e.  verästet.  Ver- 
grösserung  300mal  im  Durchmesser. 

310.     Gomphonema  clavatum,  keulenförmiges  Keilbäumcbeii.    Tafel  xvill.  Fig.  vi. 

G.  laeve?,  corpusculis  euneatis  brevibus,  a  latere  clavatis,  oblongis. 

Gomphonhme  Massue,    lisse? ,    a  corpuscüles  euneiformes  courts,   ayant  au   cöte  lateral  la  forme  de 
massue  oblongue. 

Gomphonema  clavatum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  63.  1831.  p.  88. 

Gomphonema  geminatum  var.>  Leiblein,  1830.  Flora,  bot.  Zeit.   Tab.  I.  Fig.  4. 

Gomphonema  Leibleini,  Agardh,  Conspect.  er  it.  Diatom.  1831.  p.  33. 

Gomphonema  Leibleini,         \  rr..  r  .  .orio  ^0    r^     _  ,     ,rTr     ir.m       ,.     ._ 

'  7  '        \  Kützing,  Lmnea,   1833.    p.  568,  570.    Tab.  XV.   Fig.  44,  46. 

—  subramosum,  \  l  ' 

Gomphonema  clavatum,  Bericht  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1837.   p.  53. 

Aufenthalt:    Lebend  bei  Orenburg  am  Ural,  bei  Berlin,  bei  Würzburg,  Tennstädt,  Weissenfeis  und  Schleusingen  beobachtet;    fossil 
im  Bergmehl  von  Santafiora  und  bei  Franzensbad  im  Kieseiguhr. 

Diese  Art  ist  nur  im  Süsswasser  beobachtet.  Sie  ist  auch  als  Bäumchen  kleiner  als  G.  gracile.  —  Länge  der  Körperchen 
nicht  über  Veo  Linie  gross;  Breite  etwa  3mal  in  der  Länge.  Bäumchen  bis  l/io  Linie  hoch.  Die  fossile  Form  unterscheidet  sich  durch 
sehr  feine  Queerstreifen,  allein  Spuren  davon  habe  ich  neuerlich  auch  bei  der  lebenden  gesehen.  Yom  G.  Leibleini  hatte  Kützing 
Originalexemplare  von  Leiblein,  ich  besitze  deren  von  Kützing. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  XVIII.   Fig.  VI. 
Die  Abbildungen  sind  1831  in  Berlin  gefertigt.    Fig.  1.     eine  laxere,  mehr  einzelne,  Form;     Fig.  2.     ein  gedrängteres  Bäumcheu,   300mal 


vergrössert 


311.  Gomphonema  rotundatum,  abgerundetes  Meilbäiimclieii.    Tafel  XVIII.  Fig.  VII. 

G.  laeve?,  corpusculis  euneatis  brevibus,  a  latere  obovatis. 

Gomphonhme   arrondi,    lisse? ,    ä   corpuscüles   euneiformes    Courts,   ayant  au   cöte  lateral  la  forme 
d'une  massue  ovale. 

Gomphonema  rotundatum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  63.  1831.  p.  88. 
Gomphonema  oculatum,  Kütziisg?  Linnea,  1833.  p.  568.   Tafel  XV.  Fig.  45. 

Aufenthalt:    Bei  Saratof  in  der  Samara,  und  vielleicht  in  üechteritz  bei  Weissenfeis  beobachtet. 

Sie  fand  sich  auf  der  Reise  mit  Herrn  von  Humboldt  1829  im  südöstlichen  Russland  zuerst  an  Lemna-  Wurzeln.  Neuer- 
lich fand  Kützing  eine  sehr  ähnliche  Form  in  Sachsen  im  April  1832.  —  Länge  des  Köpfchens  bis  V20  Linie;  Breite  2  —  3mal  in 
der  Länge;  Stiel  verschieden. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XVIII.    Fig.  VII. 

Es  sind  die  von  mir  in  Saratof  gezeichneten  Exemplare,  250mal  vergrössert;   bei  x  ein  todtes  Einzelthierchen  ohne  Stiel. 

312.  Gomphonema  discolor,  farMoses  Meilj&äuincheii.     Tafel  XVIII.  Fig.  vill. 

G.  laeve?,  corpusculis  euneatis,  pumilis,  apice  leviter  excisis,  hyalinis. 

Gomphonhme  discolore,  lisse?,  a  corpuscüles  euneiformes  tres - petits ,    leger ement  echancres  au  hont 
tronqtie  et  hyalins. 

Gomphonema?  discolor,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.   p.  63.    1831.  p.  88. 

Aufenthalt:    Bei  Troizk  in  Sibirien. 

Diese  farblose  Form  wurde  auf  der  Reise  mit  Herrn  v.  Humboldt  1829  beobachtet,  könnte  aber  leicht  zum  G.  trunca* 
tum  gehören.  —  Grösse  der  Körperchen  %  Linie;  Breite  21/2  —  3mal  in  der  Länge. 

Erklärung  der  Abbildung    Taf.  XVIII.   Fig.  VIII. 

Die  Zeichnung  ist  von  mir  in  Troizk  gemacht,  250mal  vergrössert. 

313.  Gomphonema?  olivacewm,  olivenbraunes  MeiHbäumcIien.    Tafel  xvin.  Fig.  ix. 

G.  laeve?,  corpusculis  euneatis  brevibus,  a  latere  ovatis,  pedicellis  crystallinis  densis,  Stratum  gelatinosuin  referentibus. 
Gomphonhme  olivätre,    lisse?,    ä  corpuscüles  euneiformes  courts,    au  cöte  lateral  ovales,    ayant  des 
pedicules  crystallina  serres,  semblant  d'une  couche  gelatineuse. 


319    

Viva  olivacea,  Hor^emans  ,  Flora  danica,    Tab.  1429.    i8(0.    mag  wohl  hierher  gehören. 

Echinella  olivacea,  Lyngbye,  Ten  tarnen  hydroph.  dan.  1819.   p.  209.   Tab.  70.   Fig.  1 3     Hiclit  4. 

Meridian  vernale,  A&ardh,  Systema  Alg.  1824.  p.  2.     Conspect.  er  it.  Diät.  1831.  p.  39. 

Dendrella  (olivacea),    )  BoRY ^  Encyclopedie  m  eth.   Dendrella  Mougcotii.    1824.     Die t.  classic,  ue     Art    Meridion     18°6 
Styllaria  (olivacea) ,     1  x       '         '  '     '     -  ■ 

Frustulia  olivacea,  Kützing,  Linnea,  1833.   p.  556.   Taf.  XIV.  Fig.  31. 

Aufenthalt:    In  HofFmannsgave  auf  Fühnen,   Schleswig,  Seeland  (Dänemark),  Schweden,  England, 

Diese  Art  bildet  einen  gallertigen,  mehrere  Zoll  breiten,  bräunlichen,  grünen  Schleim  an  Steinen  und  Pflanzen  {Potamoge- 
fori)  der  Flüsse,  besonders  in  Dänemark,  Ich  sah  sie  nie  lebend,  erhielt  aber  Exemplare  aus  Schleswig  durch  Herrn  Kützing  uud 
aus  Föhnen  durch  Herrn  Hoffmann  Bang.  Beim  Aufweichen  mit  Wasser  erkannte  ich  öfter  stielartige  Anhänge  der  Körperchen,  und 
auch  bei  den  übrigen  Formen  bilden  die  Stiele  zuweilen  eine  anscheinende  Gallerte,  die  der  Durchsichtigkeit  halber  schwer  zu  zerlegen 
ist.  Zwischen  dem  Gomphonerna  stehen  auch  zuweilen  Cocconema  Cistula  und  Synedra  Ulna  sammt  verschiedenen  Naviculis. 
Das  Cocconema  ist  Fig.  4.  bei  Lyngbye;  nur  dieses  hat  auch  Bory  Lunulina  olivacea  genannt.  —  Länge  der  Körperchen  V192 
—  V72  *Lürie;  Breite  2 —  3V2inal  jn  der  Länge.  Schon  Kützing  bemerkt  richtig  gegen  Agardh,  dass  die  Stäbchen  keine  Halbcirkel 
(wie  Meridion)  bilden,  sondern  nur  höchstens  zu  4  beisammen  sind.  Wären  mehr,  so  träte  der  Character  von  Echinella  ein  (vergi. 
Cocconema  Cistula).     Fucus  (Sarcop/iylla  olivacea)  Stackhouse  (1801)  wird  von  Steüdel  wohl  irrig  citirt. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XVIII.   Fig.  IX. 

Die  Zeichnung  ist  1834  nach  sehr  jungen  Exemplaren  aus  Schleswig  gemacht.     Ich   erhielt   vor  Kurzem   grösser  entwickelte   aus  Fühnen. 
Fig.  1.     ein  aufgeweichtes  Stück  der  Gallerte,  300inal  vergrössert.     Fig.  2.     ein  getheiltes ' Exemplar  mit  einem  Stiele.     Fig.  3  —  4.     ein  stielloses  van 
2  Seiten,  beide  500mal  vergrössert.    In  Fig.  3.  und  2.   sind  die  2  Oeffnungen  angegeben. 


Nachtrag   zur   Gattung    Gomphonerna. 

Der  Name  Styllaria  (1822)  war  früher,  als  der  Name  Gomphonerna  (1824),  allein  es  gab  schon  eine  Gattung  Stylaria 
(Lamarck  1816)  bei  den  Naidinen,  und  jener  Name  ist  noch  dazu  sprachwidrig  gebildet.  Die  Zahl  der  directen  Specialnamen 
für  diese  Gattung  beträgt  32,  wozu  noch  manche  indirecte  kommen.  Man  würde  sehr  unrecht  thun,  wollte  man  critiklos  alle  diese  Na- 
men für  so  viele  Arten  halten.  Nach  Läuterung  und  Befestigung  der  Principien  für  die  Artbildung  hat  sich,  ausser  den  9  oben  ver- 
zeichneten Arten,  folgende  Synonymie  der  übrigen  23  Namen  als  wahrscheinlich  richtig  ergeben:  1)  Gomphonerna  abbreviatum 
Agardh  (1824)  =  G.  minutissimum;  2)  G.  abbreviaftmi  KvTzmo  (1833)  =  Synedra?  >  Echinella;  3)  G.  anguslum  Agardh 
(1831)  =  G.  gracile? ;  4)  G.  argentescens  Kützxng  (1833)  =  Echinella  flabellata;  5)  G.  brevipes  Kützxng  (1833)  = 
Echinella  abbreviata;  6)  G.  curvatum  Kützxng  (1833)  =  G.  minutissimum;  7)  G."  dichotomum  Kützing  (1833)  =  G. 
gracile?;  8)  G.  ßaöellatum  Kvtzijso  (1833)  =  Echinella  flabellata;  9)  G.  fulgens  Kützxng  (1833)  =  Echinella  fulgens; 
10)  G.  fulvum  Lexblein  {in  litleris  1831  nach  Kützing)  =  Cocconema  Cistula;  11)  G.  geminatzim  Agardh  (1824)  = 
Cr.  truncatum  und  capitatum;  12)  G.  lanceolatum  Agardh  (1831)  =  Cocconema  lanceolatum;  13)  G.  Leibleini  Agardh 
(1831)  =  G.  clavatum;  14)  G.  minutum  Agardh  =  G.  capitatum,  juvenile? ;  15)  G.  oculatum  Kützing  (1833)  =  G. 
rotundatum;  16)  G.  paradoscum  Agardh  (1824)  =  Echinella  paradoooa;  17)  G.  pohliaeforme  Kützing  (1833)  =  G.  ca- 
pitatum; 18)  G.  ramosum  Kützing  (1833)  =  Synedra;  19)  G.  semiellipticum  Agardh  (1831)  =  Cocconema  Cistula; 
20)  G.  septatum  Agardh  (1831)  =  G.  minutissimum,  clavatum? ;  21)  G.  simplere  Kützxng  (1833)  =  Cocconema  cymbi- 
forme? ;  22)  G.  subramosum  Agardh  (1831)  =  G.  minutissimum;  23)  G.  tinetum  Agardh  (1831)  =  Gomphonerna?  nov. 
spec,  Echinella? .  —  Die  Synonymie  der  Gattung  Styllaria  gehört  ebenfalls  hierher,  obschon  Agardh  den  Character  dieser  Gat- 
tung, seines  Gomphonerna  halber,  ganz  in  Synedra  umgewandelt  hatte:  1)  Styllaria  hidentata  Agardh  (1831)  =  Synedra  cu- 
neata? ;  2)  St.  euneata  Bory  (1822)  =  Synedra  euneata;  3)  St.  geminata  Bory  (1822)  =  Gomphonerna  truncatum ;  4) 
St.  Lenormandi  Duby  (1828)  =  Echinella?;  5)  St.  {olivacea)  Bory  (1826.  Biet,  class.  Meridion.)  =  Gomphonerna  oli- 
vaceum;  6)  St.  paludosa  Agardh  (1831)  =  Synedra  n.  sp.?;  7)  St.  parado&a  Bory  (1822)  =  Echinella  paradoxa.  — 
Die  Synonymie  von  Dendrella  s.  bei  Epistylis. 


NEUNUND  SECHZIGSTE     GATTUNG:      PALMENTHIERCHEN. 

Kefimella.    Hcbinelle. 

CHARACTER:  Animal  e  fainilia  Bacillariorum,  lorica  siinplici  (silicea),  altero  fiue  loco  affixum,  pedieel- 
latuin,  longius  quam  latum,  euneatum,  divisione  spontanea  flabelliforme  aut  verticillatum. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  B aciliar ies^  a  earapaee  simple  (siliceuse),  allache  par 
un  de  ses  houts  a  un  pedicule,  ayant  le  corps  plus  long  que  large,  euneiforme,  se 
developpant  par  la  division  spontanee  en  forme  d  eventail  ou  de  verticilles. 

Die  Gattung  der  Palmenthierchen  begreift  in  der  Familie  der  Stabthierchen  die  einfach  gepanzer- 
ten 5  mit  einem  Körperende  festsitzenden  gestielten  Formen,  welche  länger  als  breit  sind,  eine  keilartige 
Körpergestalt  haben,  und  durch  unvollkommene  Selbsttheilung  fächerartige  oder  gewirtelte  Monadenstöcke  bilden. 


%2Q 

Der  Character  dieser  lieblichen  Gattung  besteht  darin,  dass  nicht  die  Selbsttheilung  regelmässig  mit 
auf  die  Spaltung  des  Stieles  Einfluss  hat,  sondern  sich  oft  der  Körper  wiederholt  theilt,  ohne  dass  der  Stiel 
Theil  nimmt.  Es  ruht  während  der  Theilung  des  Körpers  die  Ausscheidung  des  Stieles  periodisch  oder  für 
immer.  Junge  Echinellen  sind  daher  von  Gomphonematen  schwer  zu  unterscheiden,  und  stiellose  Formen 
beider  leicht  mit  Synedris  zu  verwechseln,  wie  alle  junge  Thiere  oft  sehr  abweichen  von  den  alten. 


CiJcscIiielitlicIie  Erläuterung  zur  Cratfung  Echinella. 

Den  Namen  Echinella  gab  Acharius  1803  (in  Weber's  Beiträgen  z.  Naturk.  2.  B.  p.  340.  Taf.  4.  Fig.  9  —  15.)  den 
stralilenartig  «^häuften,  in  einer  Gallerte  liegenden,  cylindrischen  grauen  Eiern  eines  kleinen  Wasserthieres ,  die  er  für  eine  Pflanze 
hielt.  Meten  behauptet  in  Wiegmann's  Archiv  1835.  I.  p.  249.,  er  habe  daraus  Naiden  zu  Hunderten  hervorkommen  gesellen, 
allein  die  Naiden  (Nais,  Stylaria,  proboseidea)  heften,  nach  meiner  Erfahrung,  beutelartige  häutige  Eiersäcke  an  Pflanzen,  -welche 
mit  jener  gallertigen  Form  nichts  gemein  haben.  Diese  Echinella  radiosa  nahm  Agardh  1811  in  seine  Dispositio  Algarum  auf, 
vermuthete  aber  1817,  dass  es  wohl  ein  Infusionsthier  sey  {Synops.  Alg.  Scand.  p.  XL.).  Nees  von  Esenbeck  beobachtete  die 
Echinella  bei  Würzburg  1814  grün,  hatte  aber  wohl  Ophrydium  versatile  (Algen  des  süssen  Wassers).  Ltngbte  beschrieb  1819 
unter  gleichem  Namen  ganz  andere  Körper  als  Pflanzen,  und  gab  der  Gattung  Echinella  in  einem  andern  Sinne  9  Arten.  Bory  de 
St.  Vincent  (Biet.  das*.  Bacillariees)  verwendete  1822  den  Namen  Echinella  nur  für  E.  cimeata,  die  übrigen  Arten  stellte 
er  in  4  andere  Gattungen:  Sty Ilaria,  Navicula,  Lunulina,  Achna?ithes.  Derselbe  trennte  1823  noch  andere  Formen  in  seine 
Gattungen  Helierella  und  Heterocarpella  der  Cahodineen  ab.  Im  Jahre  1824  gab  er  der  Gattung  Echinella  3  Arten,  sämratlicli 
Synedrae.  Agardh  nahm  1824  Acharius  Form  sammt  1  Eliastrum,  1  Oscillatoria  und  fraglich  noch  2  verschiedenen  Infusorien 
in  die  Gattung  Echinella  als  5  Arten  bei  den  Pflanzen  auf,  bildete  aus  der  Echinella  paradozea  die  Gattung  Gomphonema,  und 
verzeichnete  1  Art  als  Diatoma  crystallinum.  Greville  beschrieb  1822  das  ßleridion  vernale  als  Echinella  circnlaris,  und 
bildete  aus  2  neuen  Arten  von  Echinella  und  1  Synedra  mit  dieser  1827  die  Gattung  Eccilaria,  während  Agardh  für  ähnliche 
Formen  in  der  Flora  die  Gattung  Licmophora  bildete.  Auf  den  Tafeln  der  Symbolae  physicae  von  Hemprich  und  Ehrenberg 
wurde  1828  eine  Echinella  splendida  des  rotten  Meeres  dargestellt  und  1830  im  Texte  besetrieben.  Gleichzeitig  wurde  in  den 
Abtandl.  d.  Berl.  Akad.  1830.  p.  40.  der  Begriff  von  Echinella  auf  die  liier  angewendete  Weise  bei  den  Infusorien  festgestellt,  so 
dass  von  Lyngbye's  Arten  nur  E.  parado&a  als  Stamm  angeseten  wurde.  Im  Jahre  1831  wurde  nur  E.  splendida  ebenda  p.  89. 
als  sichere  Art  angeführt.  Agardh  beschrieb  1831  einige  Arten  dieser  Gattung  als  Gomphonema,  andere  als  Licmophora  wieder 
als  Pflanzen.  Im  Jahre  1833  (1832)  wurde  in  den  Abtandl.  d.  Berl.  Akad.  Ech.  capitata  besetrieben.  Kützing  nannte  1833  in 
der  Lin?iea  wieder  die  (Insecten-)  Eier  des  Acharius  Echinella  Acharii,  und  beschrieb  die  Ectinellen  als  Gomphonemata  genuina 
bei  den  Algen.  Wallroth  fütrt  Echinella  Acharii  1835  {Flora  crypt.  Germaniae,  p.  121.)  ebenfalls  als  thüringische  Algen- 
form auf.  Corda  beschrieb  1835  eine  Ech.  crenulata*  und  Agardh  bildete  2  als  Licmophora  argentescens  und  paradoxa  in 
den  Iconibus  Alg.  europ.  ab.  —  Die  Organisationsverhältnisse  sind  ganz  denen  von  Synedra  gleich  und  eben  so  weit  ermittelt  bis 
auf  die  vermeintlichen  Samendrüsen ,  welche  liier  nicht  erkannt  sind.  Corda  hat  noch  jederseits  3  Seitenöffhungen  abgebildet,  welche 
bei  keiner  andern  Art  existiren,  auch  bei  der  von  ihm  beobachteten  Art  nicht  wohl  vorhanden  seyn  können. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Palmenthierchen  ist  aus  dem  rotten  Meere  bei  Tor  in  Arabien,  aus  dem  Mittelmcere  bei 
Venedig,  Genua  und  Malaga,  aus  der  Nordsee  bei  Fühnen  und  Helgoland,  aus  dem  atlantischen  Meere  bei  Schottland  und  Frankreich 
aus  der  Ostsee  und  aus  dem  Süsswasser  von  Berlin,  Weissenfeis,  Halle  und  Carlsbad  bekannt. 

314.     Mchinella  Jlubcllaia,  Fächer -Palmentliierclieii.     Tafel  xix.  Fig.  I. 

E.  laevis,  frutescens,  corpusculis  lineari-cuneatis  truncatis,  obtase  tridentatis  lineolatis,  in  ramulorum  apieibus  tumidis 
coacervatis  flabellifonnibus. 

Ec  hin  eile  en  eventail,    lisse,  fruticuleuse ,    a  corpuscitles  lineaires  euneiformes  tronr/ues,   obtusement 
tr  idenies ,  longiindinalement  rayes,  disposes  en  cventail  au  bont  gonfle  des  ramauze. 

Meridian  radialis,  Agardh,  Systema  Algar.  1824.  p.  3.  zum  Theil. 
Echinella  jlnbeUata ,  Carmtchael  3827.  nach  Greville. 

Exilana  flahellata,  Greville,  Scottish  crypt.  Flora,  V.  Tab.  289.   1827. 
Licmophora  argentescens ,  Agardh  _,  Flora,,  bot.  Zeit.  1827.  If.  p.  628. 
Gomphonema  Flahellum,  Chauvin  1828?  nach  Agardh  1831. 

Licmophora  fiabOUtta,        i  Agärdh>  Con.peofc  crifc  Diatom.  1831.  p.  41. 

—  argentescens ,   ( 

Gomphonema  argentescens,  »  KÜT  Linnea,  1833.  p.  571. 

—  fiabellatum,     ( 

Licmophora  argentescens,  Agardh,  Icones  Algarum  europaearum,  1835.   Tab.  31. 

Aufenthalt:     Im  adriatischen  Meere  bei  Venedig,   im  atlantiseben  Meere  bei  Quimper  in  Frankreich,    an  der  Westküste  von  Schott- 
land und  bei  Malaga  angegeben,  von  mir  bei  Helgoland  in  der  Nordsee  beobachtet. 

Die  auffallend  liebliche  Form  dieses,  wie  ein  goldfarbener  Duft  verschiedene  Meeresalgen  überziehenden,  Körpers  macht  ihn 
zu  einem  besonders  interessanten  Gegenstande  des  Mikroskops,  wozu  eben  die  grünliche  Goldfarbe  seines  Eierstockes  noch  vermehrend 
beiträgt.  Der  sehr  dicke,  aber  äusserst  zarte,  gallertige,  baumartig  verästete  Fuss  verhält  sich  ganz  wie  ein  Vorticellen-Stiel,  hat 
offenbar  kein  eigenes  organisches  Leben,  wie  ein  Pilanzenstamm,  sondern  ist  nur  ein  Absonderungs-Product  der  keilartigen  Körperchen. 
Trennen  sich  diese  natürlich  von  ihm,  oder  werden  sie  gewaltsam  getrennt,  so  treibt  er  nicht  neue  Körperchen  aus  sich  knospenartig 
hervor,  sondern  er  stirbt  ab  und  vergeht.  Die  Verästelung  des  Stieles  ist  oft  dichotomisch ,  zuweilen  aber  wirteiförmig,  was  unter  dem 
Mikroskope  gegenständig  erscheint.  Agardh  trennt  nach  dem  Character  der  Verästelung  seine  gegenständige  Licm.  argentescens  von 
der  dichotomischen  Ech.  flabellata,  allein  dieser  Character  ist  nicht  haltbar;  beide  sind  daher  nur  Eine  Art.  Jedes  Keil- Stab chen 
hat  vorn  3  stumpfe  Zähne  und  dazwischen  2  Oeffnungen.      Bei  eintretender  Selbsttheilung  entstehen   vor  der  Theilung  6  Zähne  und  4 


. — 331 — — 

Oeffnungen.  Der  Eierstock  ist  meist  in  2,  zuweilen  auch  in  4  Theile  vertheilt,  welche  2  oder  4  gelbe  Flecke  bilden.  Ursprünglich 
besteht  er  aus  2  Längsplatten,  wie  bei  Fragilaria.  Die  keilförmigen  Körperchen  sind  sehr  dünn  und  haben  feine  Längsstreifen,  keine 
Queerstreifen;  getrocknet  haben  sie  einen  Seidenglanz.  Der  Stiel  enthält  keine  Kieselerde  und  verbrennt.  —  Länge  der  Körperchen 
ohne  den  Stiel  Vio  Linie;  Breite  Vs  bis  Vv  der  Länge;  Höhe  V*  — Vs  der  Breite.     Höhe  der  Bäumchen  1  —  1%  Linien. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XIX.   Fig.  L 

Es  sind  die  Thierchen  aus  Helgoland  dargestellt.  Fig.  1.  in  natürlicher  Grösse,  auf  einer  Alge  sitzend;  Fig.  2.  bei  schwacher  Vergrösserung  einer 
Spitze  der  Alge;  Fig.  3.  ein  einzelnes  Bäumchen  mit  wirteiförmigen  und  dichotomischen  Aesten,  mit  einzelnen  und  fächerförmigen  ansitzenden  und 
gestielten  Stäbchen,  300mal  vergrössert;    Fig.  4.    ist  ein  Einzelthierchen,  500mal  vergrössert;  ct.  Bauch-  oder  Rückenseite,  b.  Lateralfläche  desselben. 

315.     fflcMnella  splendida,  Pracht  -Palmentbier eben.     Tafel  xix.  Fig.  IL 

E.  laevis,  frutescens,  corpusculis  lineari-clavatis,  apice  rotundatis,   sparsis  aut  in  ramulorum  apieibus  tumidis   acerva- 
tis  et  flabelliformibus. 

Echinelle  splendide,  lisse,  rameuse,   a  corpuscules  lineaires  en  forme  de  massue,   arrondis  au  bout, 
eparses,  ou  en  eventail  au  bout  gonfle  des  rameaux). 

Echinella  splendida,   Hemprich  u.  Ehrenberg,  Symbolae  physicae.    Evertebrata  F.    Phyto zoa.   Tab.  III.   Fig.  VI.  5.   1828. 
Echinella  splendida,  Abliandl.   der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1831.    p.  89. 

Aufenthalt:    Bei  Tor  im  rotlien  Meere. 

Diese  ebenfalls  goldgelbe,  etwas  kleinere,  Form  verhält  sich  in  ihren  Einzelheiten  ganz  wie  die  vorige,  wurde  aber  nur  bei 
schwacher  Vergrösserung  1823  von  mir  beobachtet.  Die  abgerundeten  Stäbchen  scheinen  ein  hinreichend  wichtiger  Character  zu  seyn, 
um  die  spätere  E.  flabellata  von  ihr  zu  unterscheiden.  —  Länge  der  Stäbchen  V48  Linie,  der  Bäumchen  bis  Vi 2  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XIX.   Fig.  TL 

Es  sind  die  Zeichnungen,  welche  ich  1823  in  Tor  am  Sinai  fertigte.  Fig.  1.  ein  ganzes  Bäumchen,  iOOmal  vergrössert;  Fig.  2.  ein  Einzelstäbchen, 
150mal  vergrössert. 

31©.     Mehinellaf  paradoaca,  Merz-Palmentliierclieii. 

E.  laevis,  frutescens,  corpusculis  cordato-euneatis,  apice  tridentatis,  truncato- rotundatis,  in  ramulorum  gracilium  apice 
singulis  aut  flabelliformibus. 

Echinelle  parado&ale,  lisse,  rameuse,  ä  corpuscules  euneiformes  en  coeur,   ayant  3  denis  au  bout 
tronr/ue  et  leghrement  arrondi,  solifaires  ou  en  eventail ',  au  bout  des  rameaticc  greles. 

Echinella  paradoxa,  Lyngbye,  Tent.  Hydrophyt.  dan.   1819.  p.  211.   Tab.  70. 

Biatoma  flalellatum,  Jürgens,  Alg.  siccat..  Dec.  VII.  6.° 

Styllaria  paradoxa,  Bory  de  St.  Vincent,  Dict.  classique,  1822.   Baciilariees.     Encycloped.  metli.    1824. 

Echinella  paradoxa,  Greville,  Scott,  cryptog.  Flora,    I.  Taf.  25.  1823. 

Gomphonema  paradoxum,  Agardh,  Syst.  AI  gar  um,  1824. 

Gomphonema  paradoxumy  Agardh,  Consp.  er  it.  Diatom.  1831.  p.  34. 

Gomphonema  paradoxum,  Kützing,  Linnea,  1833.  p.  569. 

Licmophora  paradoxa9  Agardh,  Icones  AI  gar.  europ.   T.  32.   1835. 

Aufenthalt:    Bei  Fühnen,  bei  Schottland,  bei  Jever,  in  der  Ostsee,  bei  Venedig  und  Genua  beobachtet. 

Erst  vor  Kurzem  fand  ich  Exemplare  dieser  ausgezeichneten  Form  unter  der  Echinella  crystallina,  die  icli  aus  Fühnen 
von  Herrn  Hoffmann  Bang  erhalten.  Agardh  vermuthete  1824,  es  sey  eine  Vorticelle,  allein  sie  gehört  deutlich  zur  Gattung 
Echinella  und  ist  eine  sehr  wohl  characterisirte  Art  mit  Kieselpanzer,  die  allerdings  öfter  den  Character  eines  Gomphonema  hat. 
Schon  Bory  bemerkte  1824  {Encycl.  meth.)  richtig,  dass  sie  mit  E.  euneata  (Podosphenia  euneatd)  grosse  Aehnlichkeit  habe, 
und  er  urtheilte  nach  trocknen  Exemplaren  von  Ltngbye.  Lyngbye  sammelte  sie  auf  Hutchinsia  violacea,  auf  Ceramien  fanden 
sie  Agardh  bei  Yenedig  und  Jürgens  bei  Jever,  in  der  Ostsee  fand  sie,  nach  Kützing,  von  Suhr,  und  bei  Genua  von  Mar- 
xens. —  Länge  der  Stäbchen  V48  Linie,  Breite  ^mal  in  der  Länge. 

Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  gegeben  werden. 

31¥.    JEcMnella  capitata,  Schirm -Palmentliierelieii*     Tafel  xix.  Fig.  in. 

E.  laevis,  stipitata  nee  ramosa,  corpusculis  linearibus,  utrinque  rotundatis  nee  euneatis,  in  capitulum  flabelliforme  con- 
sociatis. 

Echinelle  en  chapiteati,  lisse,  pediculee  jamais  rameuse,  a  corpuscules  lineaires,  arrondis  au&  deute 
bouts,  point  euneiformes,  se  developpant  en  forme  de  chapiteau  ou  d*  eventail. 

Echinella  capitata,  Abliandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1833.  (1832.)   p.  244. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  entdeckte  diess  Thierchen  am  11.  Juni  1832  auf  einem  Fiederblättchen  der  Hottonia  palustris.  Es  befanden  sich  4 
bis  6  gelbliche  Stäbchen  auf  einem  gemeinschaftlichen,  unterhalb  farblosen,  oberhalb  gelblichen,  Stiele.  Sie  hatten  einige  Aehnlichkeit 
mit  der  stiellosen  Synedra  fasciculata.  Die  Form  der  Stäbchen  glich  aber  mehr  der  Navicula  gracilis.  Sollten  sich  später  die 
Arten  der  Gattung  sehr  mehren,  so  würde  diese  Form  wohl  als  ein  fächerbildendes  Cocconema  eine  besondere  Berücksichtigung  ver- 
dienen. Cocconemata  haben  aber  mittlere  Oeffnungen.  Ich  erkannte  auch  die  vorderen  hier  nicht,  doch  waren  2,  den  2  Platten  des 
Eierstocks  vergleichbare,  Organe  sichtbar,  Länge  der  Stäbchen  ohne  den  Stiel  Vse  —  Hw  Linie,  Breite  4 — 5mal  in  der  Länge.  Höhe 
des  Ganzen  —  V24  Linie. 

56 


«88 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XIX-   Fig.  IIL     (E.   abbreviata.) 

Die  kleinere  Figur  könnte  man  auch  Gomphonema  oder  Cocconema  nennen,   die  längere  aber  ist  eine  Echinella,   daher  auch  jene  nur 
in  Entwickelungszustand  dieser.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser.    Der  Name  ist  auf  der  Tafel  verwechselt. 


ein 


318.  EchineUaf  abbreviata,  fcurzfiissiges  Palmentliierclieii.     Tafel  xix.  Fig.  IV. 

E.  laevis,  brevissime  stipitata  nee  ramosa,  corpusculis  euneatis,  obtuse  tridentatis,  in  capitulum  flabelliforme  coacerva- 
tis,  singulisve. 

Echinelle  a  pied  court,  lisse,  a  pedicule  court  point  rameusc,  a  corpuscules  euneiformes,  obtusement 
tridentes,  se  developparit  en  forme  d'cvenfail. 

Gomphonema  abbreviatum,  Agardh,  Conspectus  er  it.  Diät.  p.  34.  1831. 

Licmophora  minuta,  Kützing,  Algar.  sicc.  Dec.  III.  Nr.  23.  1833. 

Gomphonema  brevipes,  Kützing,  Linnea,  1833.  p.  568.    Tab.  XV.   Fig.  47. 

Echinella  crenulata,  Corda,  Almana c  de  Carlsbad,   1835.    p.  208.    Taf.  IV.   Fig.  54,  55. 

Aufenthalt:    In  einem  Brunnen  bei  Weissenfeis ,  auch  bei  Halle ,  und  vielleicht  bei  Wüxzburg  und  Carlsbad  beobachtet. 

Ich  kenne  diese  Form  aus  trocknen  Exemplaren ,  die  ich  von  Herrn  Kützing  erhielt.  Sie  wächst  auf  Conferva  fontana  K. 
und  scheint  mir  ganz  verschieden  von  dem  Gomphonema,  welches  Leiblein  abgebildet  hat,  das  ich  für  das  junge  G.  minutissimum 
halte,  da  es  offenbar  gekrümmte  Stäbchen  hatte.  Vielleicht  verwechselte  Leiblein  diese  beiden  Formen,  wenn  Kützing  dergleichen 
Exemplare  etwa  bei  ihm  sah.  —  Länge  der  Stäbchen  Vog  —  x\ii  Linie;  Breite  3mal  in  der  Länge. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XIX.  Fig.  IV.      (E.   capitata.) 

Nach  trocknen  Exemplaren  von  Kützing,  300mal  vergrössert,  gezeichnet. 

319.  Xlchinetta  fulgens,  blinkendes  Palmenthierchen. 

E.  striata,  brevissime  stipitata,  nee  ramosa,  corpusculis  linearibus  utrinque  truncatis,  nee  euneatis,  in  capitula  flabelli- 
formia  consociatis. 

Echinelle  brillante ,    rayee,   a  pedicule  court  sans  rameaua,   a  corpuscules  lineaires,   tronr/ues  azcoc 
deute  bouts,  point  euneiformes,  se  developpant  en  eventail. 

Echinella  fulgens ,  Carmichael  nach  Greville,  1827. 

Eimlaria  fulgens,  Greville,  Scott,  er ypt.  Flora,   V.   1827.    T.  291. 

Diatoma  crystallinum ,  >  A&ARDHj  Consp.  crit.  Diatom,  1832.  p.  51,  52.    nee  Syst.  Alg.  1824. 

—       variegatum ,     \ 
Gomphonema  fulgens,  Kützing,  Linnea,  1833.   p.  572. 

An f enthalt:    An  der  Küste  Schottlands,  auf  Fühnen  und  bei  Venedig  beobachtet. 

Manche  Seealgen  sind  ganz  überzogen  mit  nadelartigen,  sehr  feinen,  senkrecht  abstehenden,  starren  Körperchen.  Dieser  Ue- 
berzng  ist  häufig  von  Synedra  Gallionii  und  von  Echinella  fulgens.  Werden  sie  trocken,  so  glänzen  sie,  wegen  der  Millionen 
sie  umstrahlender  Kieselpanzer,  wie  Silber  oder  Seide.  Es  scheint  noch  mehrere  Arten  zu  geben,  welche  bisher  verwechselt  wurden. 
Agardh  nannte  wohl  die  Synedra  Gallionii  zuerst  1812  Diatoma  fasciculata,  allein  dieser  Specialname  ist  neuerlich  einer  Süss- 
wesserform  gegeben  worden  als  Synedra  fasc.  Später  (1824)  trennte  Agardh  Lyngbyes  Echinella  fasciculata  von  der  seinen 
und  nannte  diese  Diatoma  crystallinum.  Neuerlich  (1832)  scheint  Agardh  unter  Diät,  fasciculatuin  die  Synedra  Ulna  ver- 
standen zu  haben,  und  unter  D.  crystallinum  hat  er  die  Synedra  Gallionii  sammt  der  Echinella  fulgens  vereinigt.  Ich  erhielt 
nämlich  durch  Herrn  Hoffmann  Bang  Exemplare  von  Lyngbyes  E.  fasciculata  und  Agardh's  Diät,  crystallinum ,  welche  2 
sehr  bestimmt  verschiedene  Formen  sind,  erstere  Syn.  Gallionii)  letztere  die  oben  beschriebene  Form,  beide  von  Fühnen  bei  Hoff- 
mannsgave.  Auch  von  Venedig  erhielt  ich  durch  Herrn  Dr.  Focke  die  Ech.  fulgens,  welche  daher  auch  als  E.  fasciculata  von 
v.  Martens  (Reise  nach  Yenedig  II.  p.  646.)  und  von  Naccari  {Alg.  adriat.  p.  8.)  verzeichnet  seyn  mag.  Kützing's  E&ila- 
ria  crystallina  aus  der  Soole  von  Artern  mag  wohl  die  grössere  Synedra  Ulna  seyn.  Die  viel  dickeren,  halb  so  hohen  als  brei- 
ten, Stäbchen  der  E.  fulgens  sind  ganz  verschieden  von  allen  mir  bekannten  Formen.  Sie  sind  bis  Ve  einer  Linie  lang  und  bis  Vi4* 
Linie  breit,  also  bis  24mal  so  lang  als  breit.  An  den  Seiten  sind  sie  (bei  500-  bis  800maliger  Vergrösserung)  sehr  fein  gestreift. 
In  Vög  Linie  Länge  liegen  28  Queerstreifen.  Zwei  vordere  OefFnungen  und  jederseits  1  seitliche  und  2  vertikale  Längsfurchen,  welche 
den  Panzer  in  6  Längstheile  theilen,  sind  erkennbare  Verhältnisse.  Die  schmalen  Lateralilächen  sind  an  den  Spitzen  sehr  stumpf  ab- 
gerundet. 

Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  aufgenommen  werden. 


Nachtrag    zur   Gattung   Echinella. 


Der  Gattung  Echinella  hat  man  bisher  24  Artnamen  zugetheilt,  von  denen  nur  6  hier  aufgenommen  werden  konnten.  Die 
übrigen  18  haben  folgende  Synonymie:  1)  Echinella  Acharii  Agardh  (1824)  =  Insecteneier;  2)  E.  acuta  Lyngbye  (1819)  = 
Spongilla  lacustris ,  zerfallen;  3)  E.  annulata  Corda  (1831?)  =  Achnanthes  unipunetata? ;  4)  E.  artieulata  Agardh 
(1824)  =  Oscillatoria?;  5)  E.  circularis  Greville  (1822)  =  Meridian  vernale;  6)  E.  crenulata  Corda  (1835)  =  Echi- 
nella abbreviata?  1)  E.  euneata  Lyngbye  (1819)  =  Podosphenia  euneata;  8)  E.  fasciculata  Lyngbye  (1819)  ==  Syne- 
dra  Gallionii  und  wohl  S.  Ulna;  9)  E.  geminata  Lyngbye  (1819)  =  Gomphonema  truncatum;  10)  E.  Gruithuiseni 
Agardh  (1824)  =  Uvella  Uva? ;  11)  E.  obtusa  Lyngbye  (1819)  =  Navicula? ,  Fragilaria?;  12)  E.  olivacea  Lyngbye 
(1819)  =  Gomphonema  olivaceum  und  Cocconema  Cistula;  13)  E.  radiosa  Achariüs  (1803)  =  Insecteneier;  radiosa  Lyxg- 
bye  (1819)   =   Euastrum  Botrytis  und   Crucc  melitensis;    14)  E.   ricciaefoi*mis  Agardh  (1824)  =  Euastrum  Botrytis   und 


^5^3    — 

E.  Crux  melitensis?;  15)  E.  stipitata  Lyngbste  (1819)  =  Achnanthes  brevipes  ;  16)  E.  striata  Türpin  (1828)  =  Ech. 
striata  Bort;  17)  E.  stricta  Bory  (1824)  —  Podosphenia  gracilis;  17)  E.  ventilatoria  Bort  (1824)  =  Podosphenia  cu- 
neata? ;  ventilatoria  Desmazieres  (1828)  =  Meridian  vemale;  18)  E.?  versatilis  Agardh  (1824)  =  Ophrydium  versatile. 

Die  hierher  gehörige  Gattung  Licmophora  (Agardh  1827),  welcher  Name,  wenn  man  nicht  den  eben  so  guten,  älteren 
Namen  Echinella  Preis  geben  will,  keine  Stelle  findet,  hat  folgende  Synonymie:  1)  Licmophora  abbreviata  Agardh  (1831)  = 
Podosphenia  abbreviata? ;  2)  L.  argentescens  Agardh  (1827)  =  Echinella  flabellata;  3)  L.  flabellata  Agardh  (1831)  = 
Echinella  flabellata;  4)  L.  Jürgensii  Agardh  (1831)  =  Synedra? ',  Echinella?;  5)  L.  minuta  Agardh  (1827)  =  Gompho- 
nema  capitatum? ;  minuta  Kützing  (Algae  sicc.  Dec.  III.  Nr.  23.)  =  Echinella  abbreviata. 

Die  Gattung  Eccilaria  (Greviile  1827)  erlischt  ebenfalls,  auch  ist  der  Name  nicht  sprachlich tig  gebildet.  Ihre  Synony- 
mie ist  folgende:  1)  Exilaria  circularis  Greviixe  =  Meridion  vemale;  2)  E.  crystallina Kützing  (1833)  =  Synedra  Ulna 
und  Echinella  fulgens;  3)  E.  fasciculata  Greville  =  Synedra  Ulna;  E.  fasciculata  Kützing  (1833)  =  Synedra  Ulna 
und  S.  Gallionii?;  4)  E.  flabellata  Greville  (1827)  =  Echinella  fl.;  5)  E.  Flabellum  (Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  1830.)  = 
Meridion  vemale;  6)  E.  fulgens  Greville  (1827)  =  Echinella  folg.;  7)  E.  panduriformis  (Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  1830.) 
=  Meridion  panduriforme ;  8)  E.  tabulata  Kützing  (1833)  =  Synedra?,  Echinella? ;  9)  E.  truncata  Greville  (1828) 
=  Synedra  ülna;  10)  E.  variegata  Kützing  (1833)  =  Echinella  fulgens? ;  11)  E.  Vaucheriae  Kützing  (1833)  =  Syn- 
edra fasciculata. 

Die  organische,  wenn  auch  nur  periodische,  Fälligkeit  zur  Ausscheidung  einer  stielartigen  Masse  ist  der  physiologische  Cha- 
racter  der  Echinellen  im  Gegensatze  der  Synedräe,  die  wohl  einen  Fuss,  aber  nie  einen  Stiel  (keine  fortdauernde  Ausscheidung) 
haben.  Unentwickelte  Exemplare  wird  man  oft  verwechseln,  bis  noch  tiefere  Forschung  noch  speciellere  Charactere  dieser  Organismen 
festgestellt  haben  wird. 


SIEBZIGSTE     GATTUNG:      STELZKORN. 
€occonema.     Cocconeme. 

CH  AR  ACTER:  Animal  e  familia  Bacillariorum,  lorica  simplici,  bivalvi  aut  multivalvi  (silicea),  altero 
fine  affixuin,  pedicellatum,  long  ins  quam  latiim,  pedicello  corporis  axin  fulciente.  (Navicu- 
lae  pedicellatae.) 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Bacillaries,  ayant  une  carapace  simple,  hivalve  ou 
multivalve  (siliceuse),  aMache  par  un  de  ses  bouts  et  pedicule,  a  corps  plus  long  que 
large,  ayamt  le  pedicule  dans  la  direction  de  Taxe  du  corps.   (Navicules  pediculees.) 

Die  Gattimg  Stelzkorn  enthält  solche  Formen  der  Bacillarienfamilie,  die  einen  einfachen  2-  oder 
vielschaaligen  (Kiesel-)  Panzer  besitzen,  mit  einem  Ende  festgeheftet  und  gestielt  sind,  eine  grössere  Länge 
als  Breite  ihres  Körpers  haben,  und  lanzenartig  den  Stiel  in  der  Verlängerung  der  Körperaxe  führen.  (Ge- 
stielte Schiffchen.) 

Der  Name  Cocconema  wurde  1829  und  1830  in  den  Schriften  der  Berliner  Akademie  zuerst  an- 
gewendet. Agardh  beschrieb  1830  eine  neue  Art  als  Vymbella  cymbiformis,  und  1831  wurden  an  obi- 
gem Orte  2  Arten  der  Gattung  Cocconema  bezeichnet.  Eine  vierte  Art  beschrieb  Agardh  1831  als  Gom- 
phonema  lanceolalum,  und  das  Cocconema  Cistula  als  Gomph.  semiellipticum.  Eine  fünfte  ist  wieder 
an  ersterem  Orte  1833  (1832)  beschrieben  worden.  Die  erste  Kenntniss  dieser  Formen  hatten  wohl 
Schrank  1796,  welcher  sie  Vibrio  turrifer  und  Kolpoda  Luna  nannte,  und  Nitzsch  1817,  welcher  ein 
Exemplar  als  Varietät  von  Bacillaria  phoenicenteron  abbildete.  Lyngbye  zeichnete  1819  dieselbe  als 
eine  Abart  seiner  Echinella  olivacea,  welche  Bory  als  Lunulina  olivacea  1822,  Turpin  als  Navicula 
obliqua  1828  beschrieb.  Neuerlich  hat  wohl  Kützing  (1833)  4  Arten  als  Frustulias  und  Gomphonemata 
verzeichnet.  Vielleicht  sind  auch  Corda's  Navicula  cüiata  und  costata  1835  nur  abgefallene  Körper  des 
Cocconema  Cistula  oder  gibbum.  Seit  1836  sind  fossile  Formen  beobachtet  worden.  —  Die  Organisa- 
tion ist  vielfach  ermittelt.  Der  2-  bis  4schaalige,  aussen  glatte,  innen  queer  gefurchte,  Kieselpanzer  hat  2 
mittlere  und  4  Endöffnungen,  sehr  ähnlich  wie  Navicula,  aber  ohne  die  Symmetrie  der  Körperhälften,  wie 
sie  jedoch  bei  Nav.  inaequalis  ebenfalls  vorhanden  ist.  —  Als  Ernährungsorgane  sind  polygastrisclie  Bläs- 
chen erkannt.  —  Als  Fortpflanzungsorgane  ist  ein  4theiliger  bräunlicher  oder  grünlicher  Eierstock  sehr  auf- 
fallend. Als  Samendrüse  ist  vielleicht  bei  einigen  eine  helle  Stelle  in  der  Mitte  des  Rückens  anzuseilen, 
bei  andern  sind  2  rundliche  helle  Drüsen  im  Drittheil  der  Länge.  Selbsttheilung  als  ventrale  Längstheilung 
ist  sehr  deutlich.  Die  Hälften  trennen  sich  vor  der  Wiederherstellung  der  ursprünglichen  Form.  Einige  In- 
dividuen bilden  diese  nie  wieder  aus  und  bleiben  als  Hälften  bogenartig  oder  halbmondförmig.  Nach  der 
Theilung  klaffen  die  beiden  Hälften  und  nehmen  eine  scheinbar  schiefe  Richtung  gegen  den  Stiel,  allein  diese 
bezieht  sich  auf  die  sich  dann  vorbereitende  Verzweigung  des  Stieles  wieder  eben  so  gerad.  Von  ihren  Stie- 
len isolirte  Körperchen  haben  freie  Bewegung. 


334 

Die  geographische  Verbreitung  der  lebenden  Arten  ist  vom  sinaitischen  Arabien  bis  Norwegen ,  und 
von  Paris  bis  nach  Sibirien  beobachtet.  Durch  fossiles  Vorkommen  zeichnen  sich  von  den  lebenden  Arten 
C.  cymhiforme  und  Cistula  aus,  welche  bis  zum  tertiären  Polirschiefer  von  Cassel  und  Jastraba  reichen, 
deren  erstere  aber  auch  im  neueren  Bergmehl  von  Santafiora  häufig  ist.  Beide  bilden  mit  Spongillen  und 
Fragilarien  den  ganzen  Polirschiefer  von  Jastraba.  Im  Bergmehl  von  Degernfors  und  Kymmene  Gärd  ist 
eine  lebend  nicht  bekannte,  besondere  Art  gefunden. 

320.     Cocconema  Boeckii,  Boecfc's  (Stelzfeorn.     Tafel  XIX.  Fig.  V. 

C.  striatnm,  frutescens ,  strictnm,  corjmsculis  majoribns,  lanceolatis,  rectis,  acutis. 

Cocconeme  de  Boeck,  raye,  rameuat,  raide,  a  corpuscules  lanceoles^  gra?ids,  droits ,  aigus. 

Cocconema  Boeckii,  Ab  ha  ndl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  (1832.)   p.  241. 

Aufenthalt:    In  der  Ostsee  bei  Wismar  und  Copenhagen,  und  in  der  Nordsee  bei  Norwegen  beobachtet. 

Icli  beobachtete  diese  durch  ihre  Grösse  sich  auszeichnende  Form  im  August  1833  auf  Sertularia,  Monopy&is,  geniculata 
und  Ceramium  diaphanum  im  Seewasser  bei  Wismar,  und  sah  sie  einige  Tage  später  bei  Copenhagen  wieder.  In  Christiania  sah 
ich  sie  bald  darauf  in  den  Handzeichnungen  des  Herrn  Dr.  Boeck  ohne  weitere  Bezeichnung,  welcher  mithin  der  Entdecker  ist.  Das 
Thier  bildet  durch  Längentheilung  und  Stielentwickelung  sparrige  steife  Bäumchen  von  Vg  Linie  Höhe,  deren  Aeste  an  jeder  Spitze 
eine  Navicula  tragen,  die  der  N.  p/ioenicenteron  ähnlich  ist.  Die  Gestalt  der  Körperchen  ist  lanzetförmig  rhomboidal  mit  zwei 
schmäleren  lanzetförmigen  Flächen,  welche  in  der  Mitte  einen  breiten  glatten  Raum  haben,  und  2  breiteren  rhomboidalen,  welche  nur 
eine  schmale  glatte  Längslinie  haben;  aller  übrige  Raum  ist  queergestreift.  Eine  mittlere  Oeffnung  habe  ich  nie  sehen  können,  aber 
auf  der  breiteren  (Bauch-)  Seite  war  an  jedem  Ende  eine.  Demnach  wäre  die  schmale  Seite  die  Lateralfläche.  Die  Streifung  zeigt 
in  Vioo  Linie  Länge  26  Queerstreifen,  in  Vis  136,  V20  132,  V24  H2,  Vso  68,  'As  56,  Veo  44,  %  28.  —  Länge  der  Einzelstäb- 
chen V36  bis  Vis  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XIX.   Fig.  V. 

Es  sind  4  Bäumchen  in  verschiedener  Entwicklung.  Fig.  1.  Jugendzustand  mit  einfachem  Stiele  in  der  Selbsttheilung;  Fig.  2.  nach  der  ersten  Selbst- 
theilung;  Fig.  3  —  4.  nach  doppelter  Selbsttheilung;  Fig.  5.  Bauchfläche  eines  todten  Einzelthierchens;  Fig.  6.  ein  Körperchen  von  2  Seiten: 
#.   Lateralfläche,    b.  Bauchfläche.     Vergrößerung  300mal  im  Durchmessen 

331.     Cocconema  lanceolatum,  lanzenartiges  Stelzkorn.     Tafel  xix.  Fig.  vi. 

C.  striatnin,  frutescens,  strictnm,  corjmsculis  magnis,  semi-lanceolatis,  rectis,  obtusis. 

Cocconeme  lanceole^  raye,  rameutC)  raide,  d  corpnscules  grands,  semi- lanceoles ,  droits^  obtus. 

Vibrio  turrifer,  Schrank?  Sammlung  naturh.  u.  physik.  Aufsätze,  p.  315.   Taf.  V.   Fig.  1 — 2.   1796. 
Gomphonema  lanceolatum,  Agardh,  Conspectus  crit.  Diatom.  1831.  p.  34. 
Gomphonema  (Pallonophora)  lanceolatum,  Kützing-,  Linnea,  1833.   p.  38. 

Aufenthalt:    Bei  Friedrichshald  in  Norwegen  im  brakischen  Süsswasser,  bei  Berlin  im  Thiergarten ! ,  bei  Ingolstadt  in  Baiern?. 

Diese  Art  ist  im  Süsswasser  bei  Berlin  mit  Gomphonema  trmicatiim  zuweilen  häufig,  noch  häufiger  findet  man  stiellose 
frei  umherkriechende  Einzelthiere ,  welche  in  der  Form  der  Navicula  phoenicenteron  gleichen,  aber  queergestreift  sind.  Früher  sah 
ich  nur  die  mittleren  2  ovalen  Oeffnungen,  allein  neuerlich  auch  2  runde  an  jedem  Ende,  ganz  wie  bei  Navicula  inaequalis.  Die 
die  Oeffnungen  verbindende  Längenlinie  scheint  ein  offener  Spalt  zu  seyn.  Eierstock,  Magenblasen,  vielleicht  auch  2  Samendrüsen  sind 
beobachtet.  Die  Streifung  zeigt  24  Queerlinien  in  Vioo  Linie  der  Länge,  in  Vio  248,  Vis  152,  Vis  128,  V24  96,  Vjg  64,  V*s  48, 
Veo  38,  Vog  24.  Eunotia  turgida  ist  dieser  Form  sehr  ähnlich,  hat  aber  keine  mittlere  Oeffnung  und  ist  nie  gestielt.  —  Länge 
Vis  bis  Vio  Linie;  Breite  4 — 7mal  in  der  Länge. 

Erklärung   der  Abbildungen    Tafel  XIX.   Fig.  VI. 

Fig.  1.  ist  ein  Däumchen  mit  12  Thierchen  und  2  leeren  Stielen  durch  Abfallen  oder  Freiwerden  ihrer  Thierchen.  Fig.  2.  ist  ein  grösseres  freies 
Exemplar  von  der  Bauchfläche  mit  vielen  Magenblasen  in  der  Mitte.  Der  mittlere  helle  Fleck  ist  wohl  der  Haupttheil  des  farblosen  Körpers,  die  bei- 
den entfernteren  Kugelu  könnten  Samendrüsen  seyn.  Der  Eierstock  ist  gelblich.  Fig.  3.  ist  eine  ähnliche  Form  von  der  Lateralfläche.  Fig.  5. 
Bauchfläche  eines  freigewordenen  Theiles  der  in  der  Selbsttheilung  befindlichen  Fig.  6. 

322.     Cocconema  Cistula,  kästcbenartiges  Stelzfcorn.    Tafel  xix.  Fig.  VII. 

C.  striatnin ,  frutescens,  laxe  ramosum,  corpusculis  parvis,  semi-ovatis. 

Cocconeme  Cassette,  raye,  rameua}^  a  rameaucc  reläches  et  d  corpuscules  petits,  semi-ovales. 

Kolpoda  Lima,  Schrank?  Sammlung  naturh.  u.  phys.  Aufsätze,  1796.  p.  315.   Taf.  V.  Fig.  3,  4. 

Bacillaria  phoenicenteron ,  Nit z s ch ,  Beiträge  zur  In fusorienkun de,   1817.   Taf.  IV.   Fig.  19 ,  20. 

Echinella  olivacea  ß  dilutior ,  Lyngbye,  Tent.  Hydrophyt.  dan.    1819. 

Lunulina  olivacea,  Bory  de  St.  Vincent,  Dict.  class.  Bacillariees,  1822.    Encyclop.  meth.  1824.   Dict.  ciass.  1826.  Lunulina. 

Navicula  obliqua,  Turpin  ,   Dict.  des  sc.  nat.   1828.   Tab.  1.   Fig.  3,  b.  zum  Theil. 

Bacillaria  Cistula,  Hemprich  u.  Ehrenberg,  Symbolae  physicae.    Evertebrata  I.    Phytozoa.   Tab.  II.  Fig.  IV.  10.    1828. 

Cocconema  Cistula,  Abhandl.   der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1829.  p.  15.   1830.  p.  53,  62. 

Cymbella  cymbiformis? ,  Agardh,  Consp.  crit.  Diatom.  p.  10.  1830. 

Gomphonema,  Leiblein,  Flora,  bot.  Zeit,  1830.  I.  p.  327.   Tab.  I.   Fig.  8. 

Gomphonema  semielUpticum ,  Agardh,  Conspectus  crit.  Diät.  1831.  p.  33. 

Cocconema  Cistula,  Symbolae  physic.   Text.   1831.     Abhandl.   der  Akademie  d.  Wissensch.   zu  Berlin,    1831.   p.  89.    1833.   p.  263, 

266,  319. 
Gomphonema  semielUpticum,  \ 

FrustuHa  r^oulata?  ^    Ta,  XI|I.   Fig,  4>  8>  10. 

—  cymbiformis,  zum  Tlieii,    (  '  '        .        l 

—  fuloa? ,  '  ,         j 


335    

Navicula  costata,  Corda?  Almanac  de  Carls b ad,  1835.   Taf.  I.   Fig.  9—11. 

Cocconema  Cistula,  Bericht  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1836.  p.  53.     Mittheil  angen   der  Berl.   Gesellsch.   natur- 
forscli.  Freunde,  1836.  p.  51. 

Aufenthalt:  Lebend  bei  Berlin !,  Halle !,  Ingolstadt?,  auf  Seeland  und  Fühnen,  in  Schoonen,  bei  Würzburg  (Zell),  in  Thüringen, 
bei  Paris,  bei  Catharinenburg  im  Ural  und  in  Wadi  Essele  des  Sinaigebirges  in  Arabien  beobachtet.  Fossil  im  Bergmehl  von 
Santafiora  in  Italien,  Degernfors  in  Schweden  und  Kymmene  Gärd  in  Finnland,  so  wie  im  Polirscliiefer  von  Cassel  in  Hessen  und 
von  Jastraba  in  Ungarn. 

Diese  sehr  verbreitete  Art  ist  bei  Berlin  die  gemeinste  und  zu  allen  Jahreszeiten  vorhanden.  Sie  überzieht  mit  Gomphonema 
alle  Arten  von  Wasserpflanzen,  Conferven,  Yaucherien,  Lemna,  Potamogeton,  Gräser  u.  s.  w.  als  ein  gelbbräunlicher  Schleim.  Ich 
beobachtete  die  einzelnen  stiellosen,  V32 —  V24  Linie  langen,  Körper  wohl  zuerst  im  Sinaigebirge  1823,  ohne  jedoch  die  Streifung  zu 
erkennen.  Eben  so  sah  und  zeichnete  ich  im  Juli  1829  in  Catharinenburg  amUral  V125  und  Vso  Linie  lange.  Die  mittleren  Panzeröifnun- 
gen  waren  sehr  deutlich,  aber  die  Endöffnungen  habe  ich  noch  nie  erkannt.  Besonders  deutlich  war  bei  der  Berliner  Form  die  Thei- 
lung  des  Eierstocks  in  4  Platten,  deren  jede  2  Enden  kat,  deren  äussere  mehr  bräunlich  queergetheilt  mit  2  hufeisenartig  rückgebo- 
genen Enden  in  entgegengesetzter  Richtung  verlaufen,  während  die  inneren  längsgetheilt  und  blassgrün  sind.  In  V100  Linie  Länge  sind 
15  Queerstreifen,  in  V36  42,  Vto  37,  Vis  31,  Voo  25,  V72  21,  Vjg  15.  Auch  bei  den  fossilen  zählte  ich  auf  Vog  Linie  15  Strei- 
fen. —  Länge  der  Körperchen  V36  —  Vo6  Linie  beobachtet;  Breite  2  —  4mal  in  der  Länge,  Junge  sind  halbscheibenförmig.  Die  freien 
Thierchen  gleichen  an  Gestalt  der  Emiotia  Faba. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XIX.   Fig.  VII. 

Fig.  1.  ein  junges  Einzelthierchen  mit  einfachem  Stiele;  Fig.  2.  in  der  Selbsttheilung;  Fig.  3.  kurz  nach  der  Selbsttheilung;  Fig.  4.  ein  grösse- 
res Bäumchen  mit  6  Thierchen;  Fig.  5  —  6.  kleinere  mit  einigen  entleerten  Aesten;  Fig.  7.  Ventralansicht;  Fig.  8.  von  der  convexen  Lateral- 
fläche; Fig.  9.  von  der  abgeflachten;  Fig.  10.  mit  zusammengeballtem . Eierstock.  Alle  diese  Figuren  sind  300mal  im  Durchmesser  vergrössert. 
Fig.  11.  und  12,     500mal  vergrössert,  erstere  von  der  convexen,  letztere  ein  leerer  Panzer  von  der  coneaven  Lateralfläche;   X   Oeffnungen. 

3S3.     Cocconema  cymhiforme,   feattitartiges  Stelzfeorii,     Tafel  XIX.  Fig.  VIII. 

C.  striatum,  saepius  simplex,  corpusculis  anguste  lanceolatis,  utrinque  attenuatis,  subacutis. 

Cocconeme  Nacelle,   raye,  plus  souvent  simple ,   a  corpuscules  lanceoles  etroits,    amincis   et  presc/ue 
aigus  ance  deute  bouts. 

Frustulia  cymbiforniis ,   1 

—  gastroides,     i   Kützin&,  Linnea,  1833.  p.  540,  543,  565.    Taf.  XV.   Fig.  9,  10.    XVI.  52. 
Gomplionemn  simplex,  ) 

Cocconema  cymbiforme,    Bericht  der  Berl.   Alcad.   d.   Wissensch.    1836.    p.   53.       Mitteilungen    der   Berl.   Gesellsch.    naturf. 
Freunde,   1836.   p.  51. 

Aufenthalt:  Lebend  bei  Tennstädt,  Halle,  Merseburg,  Eilenburg  und  Berlin;  fossil  bei  Santafiora  im  Bergmelil,  und  bei  Cassel  und 
Jastraba  im  Polirscliiefer. 

Ich  erhielt  diese  Form  zuerst  von  Herrn  Kützing  als  Frustulia  cymbiformis  aus  Thüringen,  sali  jedoch  unter  den  Ex- 
emplaren auch  schon  kurz  gestielte.  Seitdem  habe  ich  bei  Berlin  einzelne  Stäbchen  vorgefunden.  Sehr  zahlreich  sah  ich  sie  seit  1836 
(stiellos)  im  fossilen  Zustande.  Der  gelbe  Eierstock  ist  verschieden  zertheilt,  dem  der  vorigen  Arten  aber  ähnlich.  In  Vioo  Linie  der 
Länge  zählte  ich  14  Queerstreifen,  in  Vis  80,  724  60,  %  40,  V*o  36,  y4s  30,  %  24,  V72  20,  Voe  15.  Eine  mittlere  und  2 
runde  Endöffnungen  des  Panzers  sind  beobachtet.  —  Länge  V&o —  Vis  Linie  beobachtet;  Breite  5  —  6mal  in  der  Länge. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XIX.  Fig.  VIII. 

Fig.  1  —  6.    verschiedene  Zustände  und  Grössen,  Bauchfläche;     Fig.  7.     Seitenfläche  der  Fig.  6.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

334.     Cocconema?  gibhum,  Ibancliiges  StelzKorn.     Tafel  XIX.  Fig.  IX. 

C.  striatum,  frutescens,  patulum,  corpusculis  parvis  semi-ovatis,    ad  utrumejue  finem  parumper  constrictis. 

Cocconbme  bossu,   raye,   rameutc,  etale,  a  corpuscules  petits  semi- ovales,    leger  ement  etrangles  aua 
deute  bouts. 

Frustulia  ventricosa ,  Agardh ?  Flora,  bot.  Zeitung,  1827.   II.  p.  626. 
Cymbella  ventricosa,  Agardh?  Consp.  crit.  Diatom.  1830.  p.  9. 

Frustulia  ventricosa,  1  KÜTZING?  Linneaj  i833.  p.  539,  545.    Tafel  XIII.  Fig.  7,  14. 

—  inflata,        f 

Navicula  ciliata,  Corda?  Almanac  de  Carlsbad,  1835.   Tab.  I.  Fig.  5 — 8. 

Cocconema  gibbum,  Mitteilungen  der  Berl.  Gesellsch.  naturf.  Freunde,  1836.  p.  51. 

Aufenthalt:  Lebend  bei  Wismar!,  Carlsbad!,  Berlin!,  Halle.  Fossil  im  Bergmelil  von  Santafiora  in  Italien,  und  im  Polirscliiefer 
von  Cassel  in  Hessen  und  Jastraba  in  Ungarn. 

Diese  Körperchen  sind  nicht  selten  einzeln  stiellos  und  frei  bewegt  unter  den  Naviculis,  haben  aber  ursprünglich  einen  Stiel 
und  bilden  Bäumchen.  So  sah  ich  sie  zuerst  im  brakischen  Wasser  bei  Wismar  an  Conferven.  Die  früheren  Beobachter  mögen  Na- 
vicula  Amphisbaena,)  Frustulien  undEunotien  mit  diesen  zusammengefasst  haben.  Von  Carlsbad  erhielt  ich  sie  auch  lebend 
nach  Berlin,  und  ich  beobachtete  sie  bei  Berlin  selbst.  Bei  Halle  fand  sie  Kützing.  Streifen  sind  in  Vioo  Linie  Länge  12,  in  V*o 
30,  V48  25,  %  20,  %  12,  V192  6-  —  Länge  beobachtet  von  Vm  —  V40  Linie;  Breite  2  —  3mal  in  der  Länge.  Doppelte  sind  oft 
fast  scheibenförmig,  erinnern  an  Cocconeis. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XIX.    Fig.  IX. 

Fig.  1.  ein  Bäumehen  (Polypenstock)  von  Wismar;  Fig.  2—4.  Einzelthiere;  Fig.  5—6.  in  der  Selbsttheilung.  Vergrösserung  300mal  im  Durch- 
messer. 

5? 


33©     

325.     Cocconemaf  Pusidium,   spindelartiges  Stelzfcorn. 

C.  laeve?,  corpnscnlis  anguste  lanceolatis,  utrinque  attenuatis,  subacutis. 

Cocconeme  Fuseau,  lisse?,  a  corpuscules  lanceoles  etroits,  amincis  et  presr/ue  aigus  auac  deua  bouts. 

Cocconema  Fusidium,  Bericht  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1837.  p.  45. 

Aufenthalt:    Nur  fossil  im  Bergmehl  von  Degernfors  in  Schweden  und  Kymmene  Gärd  in  Finnland. 

Die  Form   gleicht   sehr  dem  Cocconema  cymäiforme,    doch  sah  ich  nie  Queerstreifen,    welche  bei  jenem  sehr  stark  sind. 
Jedenfalls  müssen  sie,  im  Fall  sie  doch  da  wären,  viel  feiner  seyn.  —  Länge  Vög  —  Vsz  Linie;  Breite  4  —  5mal  in  der  Länge. 
Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  aufgenommen  werden. 


Nachtrag   zur  Gattung    Cocconema. 

Ausser  den  genannten  Arten  ist  1831  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  p.  89.  ein  Cocconema?  Utriculus  fraglich  verzeich- 
net worden.  Dieses  ist  hier  als  Epipyccis  Utriculus  in  besonderer  Gattung  der  Wirb elmoosthier che n  auf  Tafel  VIII.  abgebil- 
det. Ob  Fucus  Sarcophylla  olivacea  der  Nereis  britannica  von  Stackhoüse  (1795),  ein  Cocconema  oder  Gomphonema, 
eine  Echmella  oder  Frusttdia  gewesen,  Hess  sich  nicht  entscheiden. 


EINUNDSIEBZIGSTE     GATTUNG:      FAHNENTHIERCHEN. 

Achnanthes.    Achnanthe. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Baeillariorum,  lorica  simplici,  bivalvi  aut  multivalvi  (silicea),  prismatica, 
longius  quam  latum,  pedicello  obliquo  ventrali  simplici  loco  affixum,  apertura  in  corpore  me- 
dia, divisione  spontanea  imperfecta  longitudinali  in  catenas  (tabellas  taeniasve)  simpliciter 
stipitatas,  vexilli  formam  referentes  abiens. 

CARACTERE:  Animal  de  lafamille  des  Bacillaries^  ayant  une  carapace  simple ,  bivalve  ou  mul- 
livalve  (siliceuse),  prismatique \  plus  long  que  large^  attache  par  un  de  ses  bouts  et 
pedicule^  a  pedicule  oblique  ventral  toujours  simple  et  h  Ouvertüre  au  milieu  du 
corps ,  se  developpant  par  la  division  spontanee  imparfaite  longitudinale  en  forme 
de  chaines  (tablettes  ou  rubans)  simplement  pediculees  ä  V instar  de  petits  drapeaux. 

Die  Gattung  der  Fahjnenthierchen  zeichnet  sich  in  der  Familie  der  Stabthierchen  durch  einfachen 
2-  oder  vielschaaligen  prismatischen  (Kiesel-)  Panzer,  grössere  Länge  als  Breite  des  Körpers ,  Festsitzen 
mit  einem  der  Körper -Enden  auf  einem  schief  angehefteten  einfachen  Stiele  der  Bauchseite,  und  durch  mitt- 
lere Körperöffnung  aus,  und  bildet  durch  unvollkommene  spontane  Längstheilung  des  Körpers  einfach  ge- 
stielte Ketten  (Täfelchen  oder  Bänder)  in  Form  von  Fahnen. 

Die  Gattung  Achnanthes  bildete  Bory  de  St.  Vincent  1822  im  Dict.  classique  (Thist.  nat.  mit 
3  Arten,  die  er,  wie  Agardh  1832  richtig  bemerkt,  aus  Lyngbye's  Figuren  der  Echinella  stipilata  gebil- 
det hat.  Erst  1824  lernte  sie  Bory  an  Ulven  von  Dieppe  durch  Gaillon  kennen  {Encycl.  meth.).  Die 
ersten  Formen  der  Gattung  (A.  brevipes)  beschrieb  vielleicht  Dillenius  in  seiner  Hisloria  Muscorum 
1741.  als  Conferva  upon  Conferva  s.  C.  marina  brevissima  glauca  {Tab.  85.  Fig.  21.),  deutlicher 
aber  O.  F.  Müller  1779  als  Conferva  hirta  von  Pyrmont  und  1783  als  Conferva  ar?nillaris  der  Ost- 
see (A.  longipes).  Gmelin,  Weber  und  Mohr,  und  Smith  führten  sie  mit  gleichem  Namen  oder  als  Con- 
ferva stipitata  ferner  in  der  Botanik  fort.  Roth  beschrieb  wohl  1797  eine  Art  als  Conferva  Mucor, 
und  1806  A.  brevipes  als  Kapseln  des  Ceramium  verrucosum  von  Göttingen.  Jürgens  vertheilte  A.  lon- 
gipes  in  seinen  Algis  sicc.  VI.  6.  als  Diatoma  Vexillum.  Erst  1819  sonderte  Lyngbye  sie  mit  vielen 
heterogenen  Körperchen  von  den  Conferven  ab  in  die  Gattung  Echinella ,  indem  er  A.  brevipes  als  E.  sti- 
pitata beschrieb.  Den  noch  specielleren  Widmen  Achnanthes,  welchen  man  Schaumblümchen  oder  Wol- 
lenblümchen (Lanugo ßosculosa)  übersetzen  kann,  gab  Bory  1822  und  dachte  an  Pflänzchen,  die  nur 
aus  Staubfäden  (Antheren)  beständen,  und  eine  zarte  Behaarung  der  Conferven  bildeten.  Nees  v.  Esen- 
beck  zog  1823  {Nova  Act.  Nat.  Cur.  XI.  II  p.  512.)  Achnant/ies  zu  Diatoma  seiner  Hydronemateen. 
Agardh  fing  1824  mit  dieser  Gattung  sein  Systema  Algarum  an  und  verzeichnete  2  bekannte  Arten  mit 
neuen  Namen.  Derselbe  beschrieb  1827  in  fax  Flora  eine  dritte  neue  Art  (Striatella?) ,  welche  verzweigt 
seyn  sollte,  und  Greville  bildete  die  Striatella  arcuata  als  Achnanthes  unipunctata  in  seiner  Scottish 


22y  

Flora  ab.  Türpin  verzeichnete  1828  in  den  Memoires  du  Mus.  et /äst.  nat.  XVI.  9  Arten  dieser  Gat- 
tung, deren  aber  keine  dabin  gebort.  Es  sind  Arl/irodesmus  quadricaudatus ,  pectinatus  und  acutus 
mit  einer  unklaren  Micrasterias  oder  Odontella.  Vom  Namen  Achnanthes  sagt  er  p.  308.:  nom  die  au 
hazard.  Leiblein  verzeichnete  1830  eine  neue  Art  in  der  Flora- Zeitung.  Agardh  beschrieb  1832  im 
Vonsp.  crit.  Diät.  5  Arten  der  Gattung.  Erst  seit  1832  entschied  ich  mich  über  die  thierische  Natur  die- 
ser bis  dahin  für  Pflanzen  erklärten  Körper  in  den  Abhandl.  der  Berl.  Akad.  1833.  (1832.)  p.  282.  Zu- 
letzt hat  Kützing  in  der  Linnea  1833.  10  Arten  wieder  als  Pflanzen  verzeichnet,  worunter  mehrere  neue 
sind,  die  aber  zum  Theil  andern  Gattungen  angehören.  Hier  sind  5  Arten  aufgenommen.  —  An  Organisa- 
tion ist  ermittelt,  dass  der  Panzer  kieselhaltig  ist  und  in  der  Mitte  auf  der  Einbiegungsstelle  bei  allen  grös- 
seren Arten  eine  grosse  OeiFnung  hat.  Im  Innern  ist  ein  in  viele  rundliche  Theile  zertheilter  Eierstock  er- 
kannt. Neuerlich  sind  auch  blasige  Zellen,  farblose  Magen,  bei  A.  brevipes  beobachtet.  Die  Selbsttheilung 
geschieht  als  Längstheilung  unter  der  glasigen  Oberhaut,  welche  dann  abfällt.  Verzweigung,  wie  bei  Isth- 
mia,  kann  nicht  statt  finden. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  im  atlantischen  Meere  bei  Frankreich  und  England,  in  der  Nord- 
see bei  Fühnen,  Wangeroge  und  Norwegen,  in  der  Ostsee  bei  Wismar,  Copenhagen  und  Flensburg,  und  im 
mittelländischen  Meere  bei  Triest  und  Venedig,  so  wie  in  verschiedenen  Mineral-  und  Soolquellen  Deutsch- 
lands beobachtet.  A.  exilis  und  minutissima  finden  sich  im  süssen  Sumpfwasser  Deutschlands.  Auch 
scheint  es  eine  fossile  Art  in  dem  Bergmehl  von  Degernfors  und  Finnland  zu  geben. 

336.    Achnanthes  longipes,  langfiissiges  Fahnenthiercben.     Tafel  xx.  Fig.  I. 

A.  bacillis  striatis,   singulis  mediis  inflexis,  a  dorso  ventreque  apice  rotundatis,    pedicello  crasso,    bacillis  saepc  dnplo 
et  (juintuplo  longiore. 

Achnanthe  a  pied  long,   a  corpuscules  rayes,  flechis  au  milieu,    arrondis  auas  bouts  du  cöte  dorsal 
et  ventral,  ayant  un  pedicule  epais  2  d  5  fois  plus  long  r/ue  le  corps. 

Co7iferva  upon  Conferva,  Dillen.?  Historia  Muscorum,  Taf.  85.  Fig.  21.   1741.  Synedra? 

Ctmferva  armülaris,  Müller,  Nov.  Acta  Holm.  1783.  Tab.  3.  Fig.  67.      Liisne,    Syst.  Nat.   ed.  Gmelin  XIII.   1788.     Weber  und  Mohr, 

Archiv  f.  d.  Naturgesch.  1804.  I.   p.  139. 
Ctmferva  siipitala,  Smith,  Engl.  bot.    T.  2488.    1813. 

Diatoma  rit/idum,  Decandolle?  Flore  franc.  li.  p.  48.   1805,   (s.  Striatella.) 
Biatoma  vexillum,  Jürgens,  Alg.  sicc.  Decad.   VI.  6.   1817.° 
Achnanthes  longipes,  Agardh,  Syst.  Algar.  1824.  p.  1.     Conspectus   crit.  Diatom.   p.  58.   1832.    Abhandl.   d.  Akad.  <L  Wissensch. 

zu  Berlin,  1833.    (1832.)   p.  283.    Kützing,  Linnea,  1833.  p.  576. 

Aufenthalt:    In  der  Ostsee  bei  Copenhagen!  und  Wismar!,  in  der  Nordsee  bei  England  und  Wangeroge,  im  Kattegat!  und  bei  Droe- 
bak  in  Norwegen!,  im  atlantischen  Meere  bei  Dieppe?,  im  Mittelmeere  bei  Triest!. 

Diese  sehr  niedliche  Form  überzieht  bei  Wismar  im  August  das  Ceramium  diaphanum  oft  ganz.  Ich  habe  sie  an  allen 
mit  !  bezeichneten  Punkten  selbst  beobachtet.  Miss  Biddülph  und  Miss  Hill  sammelten  sie  nach  Smith  1812  im  Juli  an  verschie- 
denen Conferven  bei  Southampton  zuerst.  Der  gelbliche  Eierstock  ist  jung  (nicht  alt,  wie  ich  1832  glaubte)  vielen  zerstreuten  Kugeln 
gleich,  dann  sammelt  sich  die  Masse  sternartig  in  der  Mitte,  wo  die  OefFnung  deutlich  ist,  aber  sich  nie  ein  hervorstehendes  Organ, 
auch  nicht  in  Farbe,  bemerkbar  machte.  Ich  sah  nicht  bloss  2 -gliederige  Fähnchen  (wie  Agardh),  sondern  6-  und  neuerlich  auch 
8 -gliederige.  Kurz  vor  der  Selbsttheilung  sind  die  Stäbchen  doppelt  so  breit  als  sonst,  dann  tritt  innerhalb  der  äusseren  Glashaut  die 
abschliessende  Thätigkeit  ein.  Eine  Zeitlang  bleibt  die  glasige  Yerbindungshaut  der  getrennten  Glieder  nach  der  Theilung,  dann  fällt 
sie  ab.  Bauch-  und  Rückenüäche  sind  an  den  Enden  abgerundet.  Die  Bauchseite  scheint  einen  offenen  Längsspalt  zu  haben.  Der 
Mund  bildet  einen  breiten  Queerspalt.  Der  Stiel  ist  steif,  aber  nicht  kieselhaltig,  sondern  verbrennlich.  Die  Streifung  zeigt  in  jedem 
Vioo  Linie  der  Länge  9  Queerlinien,  in  Vio  90,  Vi 2  75,  Vis  52,  V24  37,  Vae  25,  Vis  18,  Veo  15,  V72  12,  Voe  9.  —  Länge  der 
Stäbchen  ohne  den  Stiel  1/48  —  Vio  Linie;  Breite  3 — 8mal  in  der  Länge. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XX.   Fig.  I. 

Es  sind  10  mehr  und  weniger  polypenstockartig  zu  Ketten  entwickelte  Fähnchen  mit  langen  und  kurzen  Stielen  auf  Ceramium  diaphanum 
von  Wismar.  Fig.  1.  a.  jugendliches  Einzelthierchen;  ß.  leerer  Stiel;  y.  jugendliche  Form  nach  einfacher  Längstheilung;  ö.  nach  doppelter  Längsthei- 
lung; e.  langstielige  Form  kurz  vor  der  Selbsttheilung;  £.  fünfgliederige  Fahne  kurz  vor  und  während  der  Selbsttheilung;  77.  grosses  Einzelthierchen;  #. 
sehr  kleines,  junges  Einzelthierchen.  Fig.  2.  Rückenfläche.  Fig.  3.  Seitenfläche.  Fig.  4.  Bauchfläche  eines  und  desselben  Einzelneres,  0'  Mund. 
Bei  einigen  ist  die  Eimasse  in  viele  gelbliche  Flecke  vertheilt,  hei  andern  in  die  Mitte  zusammengezogen.     Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

3£ff.     Achnanthes  brevipes,  fcurzfiissiges  Fabnentliierclieii.     Tafel  xx.  Fig.  II. 

A.  bacillis   striatis  singulis  mediis  inflexis,  a  dorso  ventreque  apice  subaentis,   pedicello  crasso,   bacillis  semper  longe 
minore. 

Achnanthe  a  pied  court,  a  corpuscules  ray es,  flechis  au  milieu,   arrondis  aua>  bouts  du  cöte  dorsal 
et  ventral^  ayant  un  pedicule  epais  toujours  beaueoup  plus  court  c/ue  le  corps. 

Confcrva  hirta,  Müller's  Beschäftigungen  der  Berl.  naturf.  Gesellsch.   B.  IV.   1779.   c.  Fig. 

Conferva  Mucor,  Roth?  Catalecta  bot.  I.  1797.   p.  191. 

Ceramium  verrueosum,  Roth!  Catalecta  bot.   III.   1806.    nach  Agardh,  Consp.  crit.  Diatom.   1832.  p.  59. 

Echinclla  stipüata,  Lytsgbye,  Tent  Hydrophyt.  dan.  1819.  p.  210.  T.  70. 

Achnanthes  adnata,  i 

—  bacillarioides ,  }  Bory  de  St.  Vincent,  Dict.  classique,  1822. 

—  dubia , 


. 238 

Achnanthes  brevipes,  Agardh,  Syst.  Algarum,  1824.  p.  1.     Greville,  Scottish  cryptog.  Flora,   T.  295.   1827.     Hornemanm,   Flora 

danica,  Tab.  1840.  1828. 
Achnanthes  brevipes  1  Aga  c  crit  Diatom.  1832.       59.    kützino,  Linnea,  1833.  p.  573,  574.   Taf.  XVI.  Fig.  57,  58. 

—         multiarticulata  ,  S  - 

Fragilaria  salina,  Kützing,  Linnea,  1833.  p.  72. 

Aufenthalt:    Im  atlantischen  Meere,  in  der  Nordsee  und  Ostsee,  im  adriatischen  Meere  bei  Venedig  und  in  den  Soolquellen  bei  Göt- 
tingen, Kötschau!,  Artern!  und  Diirrenberg!,  und  in  den  Mineralquellen  von  Pyrmont. 

Es  war  diese  Art  ohne  Zweifel,  welche  Müller  in  Pyrmont  entdeckte,  und  die  Conferva  Mucor  mag  wohl  auch  hierher 
gehören.  Ganz  deutlich  sah  Roth  später  diese  Thierchen  für  die  Samenkapseln  des  Ceramium  verrucosum  an;  schon  Agardh  er- 
kannte es  1832  durch  von  ihm  erhaltene  Exemplare.  Lvngbye  verwechselte  1819  diese  Art  mit  der  vorigen  und  gab  ihr  Smith's 
Namen  derselben.  Bory  beschrieb  dann  die  Form,  ohne  sie  zu  kennen,  nach  Lfngbye,  und  gab  dessen  Abbildungen  3  Artnamen. 
Agardh  ordnete  die  Synonymie,  und  ihm  folgten  die  Andern.  Allein  1832  bildete  er  aus  einem  unwesentlichen  Character  die  neue 
Art:  A.  multiarticulata  von  Venedig,  und  Kützing,  wohl  aus  derselben  Form,  seine  Fragilaria  salina.  Kützing  hat  1833 
später  seine  Art  selbst  eingezogen,  aber  Agardils  Art  beibehalten.  Corda  hat  sie  auch  in  Sturm' s  „Flora  Deutschlands "  abge- 
bildet. —  Ich  besitze  Exemplare  von  Kützing  und  beobachtete  diese  Art  selbst  millionenweise  lebend  in  den  Soolwässern  von  Artern, 
Dürrenberg,  Kötzschau,  wie  in  der  Ostsee.  Der  gelbe  Eierstock  bildet  anfangs  4  Kugeln,  dann  spaltet  er  sich  oft  mehr,  zuletzt  zer- 
fällt er  zuweilen  in  viele  bewegte  Körperchen.  Die  Ketten  sind  zuweilen  mehrere  Zoll  lang,  confervenartig  und  bilden  fluthende 
dicke  Büschel.  Die  Streifung  hat  in  V100  Linie  der  Länge  10  Queerlinien,  in  Vis  68,  Vis  66,  V24  44,  V36  33,  V48  22,  Veo  17? 
V72  14,  Vo&  IL  —  Länge  der  Stäbchen  7t  2 — Vis  Linie  beobachtet.  Stiel  nie  halb  so  lang  als  der  Körper.  Breite  2 — 4mal  in 
der  Länge. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XX.   Fig.  IL 

Fig.  1.  Ketten  verschiedener  Länge  auf  einer  alten  Vaucheria.  a.  jung,  mit  4gliederiger  Kettenfahne  und  2theiligeni  Eierstocke;  ß.  etwas  grösser, 
2  und  2  noch  verbunden;  y.  30gliederige  Fahne  mit  4theiligem  Eierstocke.  Fig.  2.  grössere  Individuen,  bei  0'  der  Mund,  Seitenfläche.  Fig.  3. 
Bauchseite,  o"  Mund.     Fig.  4.    kleineres  Exemplar,  Rückenseite.    Vergrösserung  300mal. 

32®.     Achnanthes  subsessilis,  schmales  H'aliiieiitlilerclieii,     Tafel  XX.  Fig.  in. 

A.  bacillis  striatis,  minoribus,    angustioribus,    singulis  medio  levius  inflexis,  a  dorso  ventreque  apice  rotundatis,   pedi- 
cello brevissimo,  crasso. 

Achnanthe  etroite,    a  corpuscules  rayes,    t7%es-greles  et  trcs-petits,  flechis  au  milieu,    arrondis  aua> 
bouts  du  cöte  ventral  et  dorsal \  ayant  un  pedicule  tres-court,  epais. 

Achnanthes  brevipes  aquae  dulcis  Scandinaviae ,  Agardh?  Conspect.  crit.  Diatom.   1832.  p.  59. 

Achnanthes  subsessilis,  Kützing,  Algar.  sicc.  Decas  V.  Nr.  42.  1833.  und  Linnea,  1833.  p.  576.    Taf.  XVI.  Fig.  55. 

Aufenthalt:    Am  salzigen  See  bei  Rollsdorf  auf  Süsswasser-Conferven!  und  in  Schweden?. 

Ich  kenne  diese  Art  nur  aus  trocknen  Exemplaren  des  Herrn  Kützing.  Agardh  scheint  diese,  oder  eine  sehr  ähnliche, 
Art  auf  Conferven  des  Süsswassers  in  Schweden  gesehen  zu  haben.  Kützing  sammelte  sie  auf  Zygnema  littoreum  Lyngb.  und 
giebt  2  innere  braune  Flecke,  also  einen  2theiligen  Eierstock  an.  Streifen  fand  ich  auf  jedem  Vioo  Linie  der  Länge  15,  auf  x/36  42, 
V40  37,  7*8  31,  7*o  30,  7go  25,  772  21,  Vog  15.  Die  mittlere  Oeffnung  war,  wie  bei  den  vorigen,  deutlich. —  Länge  7og — 7sg 
Linie  beobachtet;  Breite  3  —  5mal  in  der  Länge;  Fuss  kaum  7s  der  Länge  der  Stäbchen. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XX.   Fig.  111. 

Fig.  1.  ein  Stück  Conferve  mit  6  Fähnchen,  jedes  zu  1  oder  2  Stäbchen.  Auch  Kützing  sah  nicht  mehr  als  3,  doch  mag  es  auch  mehr  geben. 
Fig.  2.    Bauchseite.     Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

339.     Achnanthes  eaoUis,  zartes  FalmeiiMiiercliei».     Tafel  XX.  Fig.  IV. 

A.  bacillis  laevibus?,  teneris  medio  levius  inflexis,    a  dorso  ventreque  acutis,  pedicello  elongato  gracili  bacillum  longi- 
tudine  saepe  superante. 

Achnanthe  menue,    a   corpuscules   lisses? ',    tres-menus,    legerement  flechis   au  milieu,   arrondis   amc 
bouts  du  cöte  ventral  et  dorsal,  ayant  un  pedicule  allonge  grele  souvent  plus  long  que  le  corps. 

Achnanthes  —  ?,  Leiblefm?,  Flora,  bot.  Zeit.  1830.  f.  y.  328.  Taf.  I.  Fig.  10. 

Achnanthes  Leibleini,  Agardh?   Conspectus  crit.  Diatom.   1832.  p.  59. 

Achnanthes  exüis ,  Kützing,  Algar.  sicc.  Decas  II.   Nr.  12.   1833.    Linnea,  1833.  p.  577.  Taf.  XVI.   Fig.  53. 

Aufenthalt:    Bei  Würzburg  und  Tennstädt  bei  Halle. 

Leiblein  entdeckte  diese  Art  auf  Conferva  rivularis,  und  seiner  Form  gab  Agardh  den  Namen  Leibleini.  Es  bleibt 
zweifelhaft,  ob  Kützing's  spätere  Art  dieselbe  war,  doch  ist  es  wahrscheinlich.  Kützing  fand  seine  Art  auf  Conferva  floccosa 
und  globulina  im  Bruchteiche.  Er  scheint  einen  2theiligen  gelblichen  Eierstock  beobachtet  zu  haben,  den  er  als  2  Bänder  beschreibt. 
Streifung  ist  nicht  zu  erkennen.  —  Länge  der  Stäbchen  x/96  —  ^s.  Linie;  die  Breite  4 —  6mal  in  der  Länge.  Die  mittlere  Oeffnung 
war  deutlich.     Kützing  beobachtete  meist  4 —  6gliederige  Fähnchen,   ich  1  —  llgliederige  nach  seinen  Exemplaren. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XX.  Fig.  IV. 
Es  ist  ein  Confervenfragment  mit  7  Fähnchen  abgebildet.   In  a.  ist  bei  0'  der  Mund  bezeichnet;  ß.  ist  Bauchfläche.    Vergrösserung  SOOrnal  i.D. 

33©.     Achnanthes  minutissima,  Zwerg -Fabnenthierclieii.     Tafel  XX.  Fig.  v. 

A.  bacillis  laevibus?,  minimis,  medio  levius  inflexis,  a  dorso  ventrcque  obtusis,  pedicello  bacillum  vix  aequante. 

Achnanthe  naine,  a  corpuscules  lisses?,   nains,   legerement  flechis  au  milieu,   arrondis  aux  bouts  du 
cöte  ventral  et  dorsal,  ayant  un  pedicule  grele  a  peine  de  la  longueur  du  corps. 


22p    

Achnanthes  minitüssima,  Kützing,  AI  gar.  sicc.  Decas  VIII.  1833.    Linnea,  1833.  p.  578.    Tafel  XVI.    Fig.  54. 

Aufenthalt:    Bei  Aschersleben  in  Thüringen  und  bei  Berlin. 

Kützing   fand   diese  Art  im  Juni   an  Zygnema  mit  Synedra  ZJlna,    ich  fand  sie  sehr   zahlreich  an  einem  Zygnema  bei 
Berlin  am  20.  und  23.  Februar  1835.     Zugleich  fand  ich  grosse  Mengen  abgefallener  einzelner  Stäbchen ,    von  denen  zuweilen  noch  5 

zusammenhingen.     Einige  waren  gelblich,  andere  grünlich.     Die  Oeffnung  war  nicht  deutlich.  —  Länge  der  Stäbchen  Vioo V72  Linie. 

Breite  %  bis  Vs  der  Länge. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  XX.  Fig.  V. 

Fig.  i.    ist  ein  Fragment  eines  Zygnema  mit  4  Fähnchen.     Fig.  2 — 5.     sind  verschiedene  Zustände  und  Ansichten  frei  umherliegender  Stäbchen  mit 
gelblichem  Eierstock,  sämmtlich  300mal  vergrössert.    Fig.  6.    ist  ein  Stäbchen  von  Fig.  1.,  800mal  vergrössert,  mit  grünlichem  Eierstock,  von  2  Seiten. 

331.     Achnanthes?  inaequalis,  ungleiches  Falmenthierclieii. 

A.  corpusculis  laevibns,  extra  medium  inflexis,  inaequaliter  curvatis,   a  latere  utrinque  attenuatis  et  subacutis. 

Achnanthe?  inegale,   a  corpuscules  lisses,  hors  du  milieu  flechis  et  inegalement  courbes^  amincis  et 
presque  aigus  auas  deu&  etctremites  du  cöte  lateral. 

Achnanthes  inaequalis9  Bericht  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1837. 

Aufenthalt:    Nur  fossil  im  Bergmehl  von  Degernfors  und  Kymmene  Gärd  beobachtet. 

Die  Form  hat  Aehnlichkeit  mit  Eunotia  Faba,  ist  aber  ausser  der  Mitte  eingeknickt.     Sie  bedarf  noch  schärferer  Beobach- 
tung vielleicht  besser  erhaltener  Exemplare. 

Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  aufgenommen  werden. 


Nachtrag   zur   Gattung   Achnanthes. 

Es  sind  überhaupt  24  Artnamen  in  dieser  Gattung,  meist  von  Botanikern,  bisher  gegeben  worden,  von  denen  nur  6  annehmbar 
geschienen  und  von  mir  beobachtet  worden.  Die  übrigen  18  haben  folgende  Svnonymie :  1)  Achnanthes  adnata  Bort  (1822)  =  A. 
brevipes;  2)  A.  arcnata  Kützing  (1833)  =  Striatella  arcuata;  3)  A.  bacillarioides  Bory  (1822)  =  Achn.  brevipes;  4) 
A.  bijaga  Türpin  (1828)  =  Arthrodesmus  quadricaudatus  ;  5)  A.  bilimulata  Türpin  (1828)  ==  Arthrodesmus  pectina- 
tus;  6)  A.  ddmorpha  Türpin  (1828)  =  Arthrod.  pectinatus;  7)  A.  dubia  Bory  (1822)  =  Achnanthes  brevipes;  8)  Ä.  in- 
termedia Kützing  (1833.  Alg.  sicc.  Dec.  III.  und  Linnea)  ==  Achnanthes  subsessilis? ;  9)  A.  Leibleini  Agardh  (1832)  = 
A.  e&ilis?;  10)  A.  multiarticulata  Agardh  (1832)  =  A.  brevipes;  11)  A.  oblü/ua  Türpin  (1828)  =  Arthrodesmus  acu- 
tus; 12)  A.  octalterna  Türpin  (1828)  =  Arthrodesmus  acutus;  13)  A.  quadralterna  Türpin  (1828)  =  Arthr.  acutus; 
14)  A.  quadricauda  Türpin  (1828)  =  Arthrodesmus  quadricaudatus ;  15)  A.  quadrijuga  Türpin  (1828)  =  Arthrod. 
quadricaudatus;  16)  A.  seriata  Agardh  (1827.  Flora,  bot.  Zeit.  IL  p.  626.)  =  Striatella! ',  Isthmia?;  17)  A.  stomato- 
morpha  Turpin  (1828)  =  Micrasterias?,  Odontella? ;  18)  A.  unipunctata  Greville  (1827)  ==  Striatella  arcuata! . 

Achnanthes  intermedia  wurde  Herrn  Kützing  auf  Viva  (Scytosiphoii)  intestinalis  von  einem  Berliner  Botaniker  zuge- 
sendet, ist  aber  schwerlich  von  Berlin,  wo  auch  die  Ulve  fehlt.  Diese  Form  und  A.  Leibleini  könnten  noch  besondere  Arten  seyn. 
Kützing's  Melosira  fragilis  {Linnea  1833.  p.  72.)  verdient  ihrer  gekrümmten  Glieder  (?)  halber  hier  bemerkt  zu  werden,  lieber- 
diess  hat  Navicula  Arcus  einige  Aehnlichkeit  mit  Achnanthes  -  Stäbchen. 


ZWEIUNDSIEBZIGSTE     GATTUNG:      ZICKZACKFÄHNCHEN. 

Striatella.    Stria  teile. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Bacillariorum,  lorica  simplici  (silicea),  altero  fine  loco  affixum,  longius 
quam  latum  aut  subquadratum,  pedicello  obliquo  sufFultum,  vexilli  forinam  referens,  corpus- 
culis saepe  longe  concatenatis  5  articulis  interdum  (Bacillariae  more)  hiantibus,  apertura  me- 
dia destitutis.     (=Bacillaria  pedicellata.) 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  B  aciliar  ies,  ayant  une  carapace  simple  (siliceuse),  at- 
tache  par  un  de  ses  bouts,  plus  long  que  large  ou  presque  quarre^  obliquement  pedi- 
eule  en  forme  dun  petit  drapeau^  se  developpant  en  chaines  souvent  baillantes^  sans 
Ouvertüre  au  milieu  des  corpuscules.     ( =  Racillaire  pediculee^) 

Die  Gattung  der  Zickzackfähnchen  ist  in  der  Familie  der  Stabthierchen  durch  einfachen  (Kie- 
sel-) Panzer ?  durch  Angeheftetseyn  mit  einem  Körperende ,  durch  grössere  Länge  als  Breite  des  fast  qua- 
dratischen Körpers ?  und  durch  schief  ansitzenden  Stiel  bezeichnet,  unterscheidet  sich  aber  durch  fahnenar- 
tige Entwickelung  von  Ketten  mit  oft  klaffenden  Gliedern  ohne  mittlere  Körperöffnung.  (Es  sind  gestielte 
Zickzackthierehen.) 

58 


330    

Die  erste  Form  dieser  Gattung  entdeckte  vielleicht  Decandolle  1815  bei  Dieppe  und  nannte  sie 
Diatoma  rigidum,  doch  konnte  es  auch  ein  Achnanthes  und  noch  anderes  gewesen  seyn.  Lyngbye  be- 
schrieb 1819  wohl  ein  Fragment  der  Striatula  arcuata  als  Fragilaria  unipunetata.  Agardh  beschrieb 
1824  dasselbe  als  Diatoma  unipunetatum.  Greville  bildete  1827  zuerst  diese  Art  vollständig  als  Ach- 
nanthes unipunetata  von  Carmichael  ab,  und  Agardh  stellte  sie  1832  mit  der  Conferva  striatula  der 
Engl,  bot  als  2te  Art  in  die  neue  Gattung  Striatella,  in  welche  er  das  stiellose  Diatoma  arcuatum 
{Tessella)  mit  der  gestielten  Achnanthes  unipunetata  als  2  Arten  zusammenfasste.  Kützjng  nannte  1833 
auch  das  Diatoma  arcuatum  von  Lyngbye  Achnanthes  arcuata^  und  die  Fragilaria  unipunetata  mit 
Greville  Achnanthes  unipunetata^  verwechselte  aber  ebenfalls,  wie  Agardh,  die  Charactere  beider  For- 
men, so  dass  er  den  Stiel  der  letzteren,  die  er  selbst  sah,  durch  Agardhs  Verwechselung  verleitet,  auch 
der  ersteren  zutheilt,  die  er  nicht  sah.  Ich  erhielt  von  Herrn  Kützing  Exemplare  seiner  Achnantltes  ar- 
cuata der  Ostsee  und  sah  sie  später  lebend  in  der  Nordsee.  Erst  neuerlich  habe  ich  mich  überzeugt,  dass 
Lyngbye's  Diatoma  arcuatum,  welches  ich  von  Hoffmann  Bang  erhielt,  eine  Agardh  s  Striatella  arcuata 
und  Kützing's  Achnanthes  arcuata  zwar  sehr  ähnliche,  aber  von  ihr  ganz  verschiedene,  Form,  eine  Tes- 
sella ist,  die  ich  als  Tessella  arcuata  verzeichnet  habe.  Smith's  Conferva  striatula  der  English  bot. 
1808.  Tab.  1928.  ist  entweder  dieselbe,  oder,  was  ich  jetzt  vorziehe,  Tessella  Catena  gewesen.  Ich  bin 
daher  nun  der  Meinung ,  dass  Achnanthes  arcuata  Kützing  derselbe  Körper  ist,  welchen  Lyngbye  Fragi- 
laria unipunetata  nannte,  sicher  aber  wohl  derselbe,  welchen  Greville  Achnanthes  unipunetata  nannte, 
und  dass  die  Gattung  nur  die  eine  bekannte  Art  besitzt,  welche  Str.  unipunetata  heissen  sollte.  Dennoch 
müssen  erst  Original -Exemplare  von  Lyngbye's  Fragilaria  und  Greville's  Achnanthes  zu  Rathe  gezogen 
werden.  —  An  Organisation  ist  ein  mit  innern  dueerriefen  versehener,  platter,  tafelartiger  Kieselpanzer  er- 
mittelt, dessen  Oeffnungen,  wie  bei  Tessella,  unklar  blieben.  Der  wahrscheinliche  Eierstock  ist  anfangs  in 
viele  rundliche  Häufchen  zertheilt,  und  ballt  sich  später  in  eine  grosse  Kugel  zusammen. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  wegen  vorhandener  Verwechselung  von  2  ähnlichen  Formen  un- 
sicher beobachtet.  Die  hier  beschriebene  Form  lebt,  meinen  directen  Anschauungen  zufolge,  bei  Flensburg 
in  der  Ostsee  und  bei  Gothenburg  in  der  Nordsee. 

33£.     Striatella  arcuata,  gekrümmtes  Zickzackfälmcheii.     Tafel  XX.  Fig.  VI. 

St.  loricae  singulae  tabellaris  subquadratae  lineis  longitiidinalibiis  internis   transversc   sulcatis.  3  —  7,   polypariis    (vexil- 
lis)  taeniaeformibus  saepe  curvatis. 

Striatelle  arr/uee^  ä  carapace  tabellaire  presc/ue  quarr ee,  ayant  3 — 7  lignes  longitudinales  internes 
transversalement  rayees  et  les  polypiers  {drapeauai)  en  forme  de  rubans  souvent  couröes. 

Diatoma  rigidum,  Decandolle?  Flore  francaise,  1815.  II.  p.  49.    s.  Achnanthes  longipes,  Tessella,  Bacillaria. 

Fragilaria  unipunetata,  Lyngbye,  Ten  tarn.  Hydroph.  dan.    1819.  p.  183.  Tab.  62. 

Diatoma  unipunetatum ,  A gar d h ?  S y s t e m a  A 1  g a r um ,  1824.  p.  6. 

Achnanthes  unipunetata,  Carmichael  nach  Greville,  Scottisli  crypt.  Flora  1827.   Tab.  287. 

Striatella  arcuata  exclus.  synon. ,  \    .  n  .  ,    ^ .     ,  ^Qo0 

J         '  l  Agardh.  Consp.  cnt.  Diatom.  1832. 
—  unipunetata,  \ 

Achnanthes  arcuata! ,  i  ,...  T  .  .ODO        r-0    r~4 

3         K  Kutzisg,  Linnea,  1833.  p.  573.  574. 
—         unipunetata,     S 

Striatella,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1835.  p.  173. 

Aufenthalt:    Sicher  im  Flensburger  Meerbusen  und   in   den  Gothenburger  Schären,   vielleicht   auch   im  Mittelmeere   und   bei  England 
und  Norwegen  beobachtet. 

Ich  habe  diese  Form  gleichzeitig  mit  Tessella  Catena  1835  lange  in  Berlin  lebend  erhalten.  Sie  sass  auf  Callithamnium 
fruticulosum  von  Gothenburg.  Bewegung  zeigte  sie  natürlich  gar  nicht.  Die  Form  von  Flensburg  auf  Rltodomela  subfusca,  von 
Fröhlich  gesammelt,  erhielt  ich  trocken  durch  Kützing,  der  sie  auf  Ceraminm  und  Hutchinsia  sah.  Nach  ihm  sammelte  v.  Suhr 
sie  auf  Fühnen,  Naccari  bei  Venedig,  v.  Martens  bei  La  Spezzia.  Carmichael  fand  sie  bei  Schottland,  und  Lyngbye  bei 
Norwegen  auf  Ectocarpus  siliculosus.  Die  Krümmung  ist  ein  nur  zufälliger  Character,  entstehend  durch  das  Streben  zur  klaffenden 
Zickzackbildung  der  Bänder.  Der  Eierstock  ist  grünlichgelb,  und  wenn  er  sich  zusammenballt,  wird  er  röthlich  und  violet.  Die  Thei- 
lung  geschieht  nicht  immer  in  gleichen  Abständen.  Bei  flüchtiger  Betrachtung  ist  man  geneigt,  jede  Längslinie  für  eine  Grenze  eines 
Stäbchens  zu  halten,  allein  die  wahren  Grenzen  sind  breiter  und  auch  bei  oetrockneten  durch  Anfeuchten  zu  erkennen.  Auf  Vioo  Li* 
nie  der  Länge  zählte  ich  9  Queerstriche,  auf  Vis  52,  V20  48,  %*  40,  736  26,  7*s  20,  %  16,  l/72  13,  Vog  10.  —  Länge  der 
Stäbchen  748 — 7is  Linie;  Breite  oft  der  Länge  gleich,  kurz  nach  der  Theilung  schmäler,  kurz  vor  derselben  scheinbar  breiter.  — 
Vielleicht  hat  man  sich  diese  Formen  als  zusammengedrückte  Gallionellen  zu  denken.  —  Die  zur  Gattung  Tessella  angezogenen, 
von  mir  nicht  beobachteten,  Formen  sind  sämmtlich  auch  hier  zu  vergleichen.  Die  Synonyme  der  Str.  arcuata  Agardh  gehören  zur 
Tessella  arcuata. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XX.   Fig.  VI. 

Auf  einer  Spitze  des  Callithamnium  sind  4  Fähnchen  abgebildet:  a.  ein  jüngeres,  kleineres,  aus  6  Täfelchen  (Einzelthieren)  bestehendes; 
ß.  ein  älteres,  zur  Zickzackbildung  geneigtes;  y.  ein  grösseres,  aus  2%  Täf eichen  gebildetes;  S.  ein  grösseres  Einzelthierchen.  Die  allzuschmalen  Tä- 
felchen, welche  an  den  Enden  vorkommen,  mögen  abgebrochene  Fragmente  seyn.     Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 


331  — 

V  EMU  T  JE    S  m  €  T  E  O  J¥:     XtACEVMWAT'A. 
DREIUNDSIEBZIGSTE     GATTUNG:      GALLERTSCHIFFCHEN. 

Frustulia.    Frustulie. 

CHARACTER:    Anirnal  e  fanülia  ßatillariorum,  involucro  duplici  indutum,  lorica  propria  silicea,    lacerna 
gelatinosa,  diffornti;  corpusculis  sparsis  aut  acervatis. 

CARACTERE:   Animal  de  la  famille  des  Bacillaries ,   ayant  une  enveloppe  double ,   la  carapace 
siliceuse  et  un  manteau  gelatineux  difforme;  a  corpuscules  epars  ou  grouppes. 

Die  Gattung  der  Gallert  Schiffchen  unterscheidet  sich  in  der  Familie  der  Stabthierchen  durch  dop- 
pelte Hülle,  einen  eigentlichen  Kieselpanzer  und  einen  gallertigen  unförmlichen  Mantel,  in  welchem  die  Kör- 
perchen zerstreut  oder  haufenweise  eingehüllt  sind. 

Agardh  gab  den  sprachlich  nicht  ansprechenden  Namen  Frustulia  1824  einer  Gruppe  von  Körpern, 
die  er  für  Algen  hielt,  die  aber  Bory  de  St.  Vincent  schon  1822  unter  dem  Namen  Navicula  zum  Theil 
abgesondert  hatte.  Beide  Beobachter  sahen  die  Formen  zuweilen  in  Gallerte  gehüllt.  Agardh,  welcher 
meist  Seekörper  beobachtete,  hielt  den  Schleim  für  dazu  gehörig,  Bory  für  zufällig.  Agardh  hielt  daher 
seine  Körperchen  für  ganz  andere  Dinge,  und  diese  Umstände  haben  zu  einiger  Leidenschaftlichkeit  auf  bei- 
den Seiten  geführt.  Wie  gewöhnbeh  hatten  beide  Beobachter  recht  und  unrecht.  Nur  erst  im  Jahre  1835 
habe  ich  wirkliche  Frustulien  im  Sinne  Agardh's  kennen  gelernt,  während  ich  sonst  oft  die  allerverschie- 
densten  Naviculas  im  Schleime  von  Froschlaich  und  andern  ähnlichen  Dingen,  zuweilen  in  dichter  Menge, 
fand,  wie  auch  Agardh  verschiedene  Arten  als  beisammenlebend  bezeichnet  hat;  diese  waren  Naviculae. 
Uebrigens  sollten  die  Frustuliae  1824  in  fadenartigen  Schleim  gehüllt  seyn,  es  waren  also  wohl  Naune- 
mata  hauptsächlich  beobachtet  worden.  Agardh  änderte  1830  bis  1832  seine  Ansicht  dahin,  dass  er  ei- 
nen gestaltlosen  Schleim  als  Basis  derselben  ansah,  und  er  unterschied  die  gekrümmten  Arten  als  Cymbellct 
von  den  geraden  Frustulien.  Die  Naviculas  verwies  er  in  das  Reich  der  Psychodien.  Bory  scheint  wahre 
Frustulien  nie  gesehen  zu  haben,  auch  Kützing  hat  keine  beobachtet,  daher  hat  letzterer  den  Unterschied 
der  Naviculae,  Cymbellae  und  Frustuliae  ganz  fallen  lassen  und  allesammt  (55  Arten)  Frustulia  ge- 
nannt, was  aber  dann  hätte  Navicula  heissen  müssen.  In  den  Abhandlungen  der  Berliner  Akademie  1833- 
(1832.)  wurde  p.  293.  die  Gattung  Frustulia  zweifelhaft  angenommen  und  zuerst  bei  den  Infusorien  ver- 
zeichnet. Seitdem  ist  sie  von  mir,  aber  nur  in  zwei  Arten,  vielfach  beobachtet  worden.  Wallroth's  Vor- 
schlag 1835,  den  nicht  glücklichen  Namen  Frustulia  in  Temachium  abzuändern,  ist  zu  verwerfen,  weil 
der  erstere  Name  doch  nicht  geradehin  sprachwidrig  ist.  —  An  Organisationsverhältnissen  ist  bei  den  wah- 
ren Frustulien  ausser  der  Gallerthülle  ein  Kieselpanzer  beobachtet,  welcher,  ganz  dem  von  Navicula  gleich, 
6  zu  2  sich  gegenüberstehende  Oeffnungen  besitzt,  deren  zwei  die  Mitte,  vier  die  Enden  einnehmen.  Ein 
2-  bis  4blätteriger  farbiger  Eierstock  und  Magenbläschen  sammt  2  hellen  drüsigen  Stellen,  vielleicht  männ- 
lichen Samendrüsen,  sind  andere  Theile  des  Organismus. 

Die  geographische  Verbreitung  der  GallertschifFchen  ist  bis  jetzt  nur  in  der  Nordsee  bei  Gothenburg, 
bei  Carlsbad  im  Mineralwasser  und  bei  Königsborn  im  Soolwasser  sicher  beobachtet  worden.  Für  fossile 
Formen  giebt  es  noch  kein  Unterscheidungszeichen  von  Naviculis,  da  die  Gallerthülle  zerstörbar  ist, 

333.     Frustulia  appendiculata,   »räunliches  Oallertscniffchen. 

F.  corpuscnlis  laevibus?,  lineari-lanceolatis,  obtusis,  in  gelatina  difformi  sparsis. 

Frust ulie  brunätre,  a  corpuscules  lisses?,  lineaires-lanceoles,  obtus,  epars  dans  une  gelatine  amorphe. 

Frustulia  appendiculata,  Agardh,  Flora,  bot.  Zeitung,  1827.  II.  p.  626.    Icones  Algarum  europaear.  Tab.  I.  1828. 

Cymbella  appendiculata,  Agardh,  Conspect.  crit.  Diatom.  1830.  p.  9. 

Frustulia  appendiculata,  Kützing,  Linnea,  1833.  p.  542. 

Frustulia  appendiculata,  in  Wiegmann's  Archir  für  Natuvg.  1836.   I.  p.  244.   II.   p.  185. 

Aufenthalt:    An  feuchten  Wänden  des  Mineralwassers  in  Carlsbad  ausserhalb  des  Wassers. 

Agardh  hat  von  dieser  Form  eine  ziemlich  gute  Abbildung  gegeben,  ohne  jedoch  ihr  Verhältniss  zur  Gallerte  darzustellen. 
Warum  er  sie  später  zu  Cymbella  zog  und  sie  halbmondförmig  nennt,  ist  nicht  einzusehen.  Ich  vernuithe  eine  Verwechselung  im 
Schreiben.  Die  Form  gleicht  der  Navicula  gracüis  sehr,  ist  aber  auf  der  Bauch-  und  Rückenseite  mehr  abgerundet,  auf  den  JLa- 
teralflächen  paralleler  und  kleiner.  In  der  Gallerte  liegt  sie  zerstreut,  ohne  besondere  Zellen.  Ich  erhielt  sie  auf  meine  Bitte  durch. 
Herrn  Fischer  lebend  nach  Berlin.  Ihre  Eingeweide  lassen  sie  sehr  lebhaft  bunt  erscheinen  und  sind  ein  bräunlichgrüner  Eierstock 
mit  2  augenartigen  grossen  männlichen  Drüsen  und  einigen  hellen  Magenblasen.      Ihre  mittlere  Oeffnung  ist  ein  breiter  Queerspalt,    die 

andern  sind  rund.     Streifung  Hess  sich  nicht  bemerken.     Längstheilung  war  oft  sichtbar Länge  V500  bis  Voo  Linie;  Breite  4  —  5mal 

in  der  Länge. 

Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  aufgenommen  werden. 


232    

334.  Wrustulia  maritima,  See-Oallertscliiffclieii. 

F.  coqmsculis  laevibus?,  linearibus,  utrinque  rotundatis,  in  cellulis  gelatinosis  contigiüs  acervatim  nidxilantibus. 

Frustulie  maritime,  a  corpuscules  lisses? ,  lineaires,  arrondis  aua  deux  e&tremites  et  se  mulii- 
pliant  par  grouppes  en  cettules  gelalineuses  separees  contigues. 

Conferva  multicapsularis  var.,  Dillwtne?  Brit.  Conferv.  1809.  p.  59.  Sup.  PL  D. 

Aufenthalt:    Im  Nordseewasser  von  Gothenburg  und  vielleicht  bei  Swansea  in  England, 

Diese  Form  ist  sehr  ausgezeichnet  und  hat  die  grösste  Aehnlichkeit  mit  Syncyclia  Salpa.  Sie  hat  mich  erst  völlig  über- 
zeugt, dass  die  Gallertschiifchen  wirklich  existiren.  Vielleicht  beobachtete  sie  Agardh  1824,  verwechselte  sie  aber  schon  damals  mit 
Naviculis.  Diese  Art  bildete  mehrere  Zoll  grosse  Gallerthaufen  von  bräunlicher  Farbe  an  Gläsern  voll  lebender  Seepflanzen  und  See- 
wasser aus  Gothenburg /die  ich  durch  Herrn  Dr.  Loven's  Güte  erhalten,  8  Monate  nach  ihrer  Ankunft  in  Berlin.  In  den  einzelnen 
unregelmässigen  Gallertzellen  waren  1 —  20  Naviculae  oft  in  deutlicher  Längstheilung.  Der  blassgelbliche  Eierstock  hatte  2  äussere 
etwas  dunklere,  2  innere  hellere  Platten,  und  darin  je  2  helle  Kugeldrüsen.  —  Grösse  der  Naviculae  Vioo  —  Vqg  Linie;  Breite  lU 
—  lls  der  Länge.     Streifung  war  nicht  zu  erkennen.     Die  Form  ist  fast  gar  nicht  lanzetförmig. 

Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  aufgenommen  werden. 

335.  Frustulia  salina,  Nalz-Oallertsdiiffcben. 

F.  corpusculis  angustissime  linearibus,  ab  uno  latere  utrinque  subito  acutis,  ab  altero  rotundatis,  in  gelatina  continua 
dense  sparsis,  transverse  striatis. 

Frustulie  saumätre,  a  corpuscules  lineaires  tres-etroits,  brusquement  aigus  aua>  deux  bouts  d?un 
cöte,  obtus  de  V  autre  cöte,  ayant  des  raies  transversales  et  se  developpant  bien  serres  dans 
une  gelatine  continue. 

Aufenthalt:    Im  Soolwasser  von  Königsborn.' 

Ich  erhielt  diese  Form  in  grosser  Menge  millionenweise  aus  der  preussischen  Saline  Königsborn  im  Soolwasser  lebend  nach 
Berlin.  Hier  ist  offenbar  auch  die  farblose  Gallerte  nur  mit  Einer  Art  von  Navicula  erfüllt  und  gehört  dieser  als  Mantel  an.  Es 
sind  sehr  feine  Stäbchen  wie  Navicula  Acus,  aber  weniger  spitz.  Die  Farbe  des  Eierstocks  ist  sehr  blassgelb.  Ich  zählte  23  Strei- 
fen in  Voo  Linie  der  Länge.  —  Länge  der  Stäbchen   V192  —  l\m  Linie;  Breite  5  —  lOmal  in  der  Länge. 

Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  aufgenommen  werden. 


Nachtrag    zur   Gattung    Frustulia. 

Nachdem  Agardh  1824  im  Systema  Algarum  mit  Gründung  der  Gattung  7  Arten  (eine  im  Anhange)  verzeichnet  hatte, 
beschrieb  er  noch  8  in  der  Flora  oder  botanischen  Zeitung  1827 ,  trennte  diese  15  Arten  aber  1830  im  Conspectus  criticus  Dia- 
iomacearum  in  Cymbella  und  Frustulia.  Der  Gattung  Cymbella  gab  er  1830  allein  17  Arten,  und  der  Gattung  Frustulia  1831 
ebenda  6  Arten,  zusammen  23  Allen.  Er  hatte  alle  Naviculas,  die  Einzelthierchen  einiger  Cocconema,  Synedra,  Podosphenia* 
die  Pyccidicula  und  noch  andere  Formen  in  jene  Gruppen  vereinigt.  Leiblein  beschrieb  wohl  1827  I.  p.  259.  in  der  Flora  die 
Spongillennadeln  als  Fr.  asbestina,  und  Düby  nannte  1828  im  Botanicon  gallicum  das  Meridion  vernale:  Frustulia  circula- 
ris.  Kützing  beschrieb  dann  1833  in  der  Linnea  VIII.  diess  fast  alles  in  der  einzigen  Gattung  Frustulia  als  55  Arten  derselben. 
Corda  hat  1835  im  Almanac  de  Carlsbad  auch  2  neue  Namen  gegeben,  die  aber  Naviculis  angehören.  Hier  konnte  von  mir  von 
allen  früheren  Namen  nur  1  angewendet  werden,  und  es  sind  2  neue  Artnamen  dazu  gekommen;  im  Ganzen  sind  der  Gattung  66  Art- 
namen ertheilt  worden,  von  denen  3  haltbar  sind.  Folgendes  ist  ein  Versuch  zur  Deutung  der  übrigen  63  Namen:  1)  Frustulia  acu- 
minata  Kützing  =  Navicula  Sigma;  2)  F.  acuta  Agardh  (1824)  =  Spongillarum  aciculae;  3)  F.  adnata  Kützing  = 
Eunotia  JFestermanni  ;  4)  F.  aequalis  Kützing  =  Fragilaria  r/iabdosoma? ,  Synedra  Ulna?  ;  5)  F.  agrestis  Corda  = 
Navicula  viridis?;  6)  F.  anceps  Kützing  =  Nav.  fulva;  7)  F.  appendiculata  Corda  =  Nav.  quadricostata ;  8)  F. 
asbestina  Leiblein  ==  Spongilla  lacustris?  ;  9)  F.  attenuata  Kützing  =  Nav.  Hippocampus;  10)  F.  bidentata  Kützing 
=  Podosphenia  gracilis? ;  11)  F.  circularis  Düby  =  Meridion  vernale;  12)  F.  coffeaeformis  Agardh  (1827)  =  Nav.  qua- 
dricostata?, Frustulia? ,  Cocconema? ;  Kützing  =  Cocconema  cymbiforme;  13)  F.  conjugata  Kützing  =  Nav.  fulva? ; 
14)  F.  conspurcans  Martiüs  [Agardh]  (1831)  =  Nav.  gracilis;  15)  F.  copulata  Kützing  =  Cocconema  Cistula;  16)  F. 
cuneata  Agardh  (1824)  =  Podosphenia  cuneata;  11)  F.  cuspidata  Kützing  =  Nav.  Amphisbaena;  18)  F.  crinita  v.  Mar- 
xens (Kützing)  =  Epipyzcis  Utriculus;  19)  F.  cymbiformis  Kützing  =  Cocconema  cymb.;  20)  F.  depressa  Kützing  == . 
Nav.  fulva;  21)  F.  elliptica  Agardh  (1824)  [Addenda]  =  Frustulia?,  Cocconema?-,  25)  F.  fasciata  Agardh  (1827)  = 
Synedra  Ulna?;  23)  F.  fulva  Kützing  =  Cocconema  Cistula;  24)  F.  gastroides  Kützing  =  Cocconema  cymbiforme; 
25)  F.  geminaia Kützing  =  Cocconema  Cistula? ;  26)  F.  hyalinaKvTzmG  =  Nav.  gracilis?;  27)  F.  incrassataKvnzma 
=  Nav.  gibba;  28)  F.  inflata  Kützing  =  Cocconema  gibbum? ;  29)  F.  lurgensii  Agardh  (1831)  =  Eunotia  turgida?, 
Synedra  Ulna?;  30)  F.  lanceolata  Agardh  (1827)  =  Nav.  lanceolata;  31)  F.  latefasciata  Kützing  =  Nav.  fulva;  32) 
F.  Lyngbyei  Kützing  =  Podosphenia  cuneata?,  Echinella? ;  33)  F.  maculata  Kützing  =  Cocconema  Cistula?;  34)  Fm 
major  Kützing  =  Nav.  fulva;  35)  .F.  minor  Agardh  (1824)  =  Nav.  fulva;  36)  F.  multifasciata  Kützing  =  Nav.  gra- 
cilis; 37)  F.  Nitzschii  Kützing  =  Nav.  sigmoidea;  38)  F.  novilunaris  Agardh  (1827)  =  Frustulia?,  Cocconema*;  39) 
F.  oblonga  Kützing  =  Nav.  gracilis?;  40)  F.  obtusa  Agardh  (1824)  =  Synedra  Ulna;  41)  F.  olivacea  Kützing  = 
Echinella  olivacea;  42)  F.  operculata  Agardh  (1827)  =  Pyccidicula  operc;  43)  F.  ovalis  Kützinö  =  Coccon.  Cistula?, 
Nav.  striatula?;  44)  F.  Palea  Kützing  =  Nav.  gracilis;  45)  F.  paludosa  Kützing  =  Podosphenia?,  Synedra?;  46)  F. 
parasitica  Agardh  (1824)  =  Synedra  Ulna;  47)  F.  parvula  Kützing  =  Nav.  fulva;  48)  F.  pellucida  Kützing  =  Nav. 


333        — 

pellncida;  49)  F.  picta  Kützing  =  Eunotia  turgida;  50)  F.  punctata  Kützing  =  Nov.  viridis?;  51)  F.  (/iiadrangula 
Agardh  (1827)  =  Synedra  Ulna? ;  52)  F.  cjuinquepnnctata  Kützing  =  Nav.  Librile ;  53)  F.  Scalptrum  Kützing  = 
Nav.  Scalprum;  54)  F.  splendens  Kützing  =  Synedra  Ulna;  55)  F.  subtilis  Kützing  =  Closterium  rostratum?  ;  56)  F. 
subulata  Kützing  =  Closterium  rostratum  juv.;  57)  F.  tenuissima  Kützing  =  Fragilaria  rhabdosoma;  58)  F.  Ulna 
Agardh  (1831)  =  Synedra  Ulna;  59)  F.  ventricosa  Agardh  (1827)  =  Cocconema  gibbum? ,  Nav.  Amphisbaena? ;  60) 
F.  vermicularis  Kützing  =  Nav.  ciirvula? ;  61)  F.  viridescens  Corda  =  Nav.  gracilis;  62)  F.  viridis  Agardh  (1824) 
=  Nav.  viridula?;  Kützing  =  Nav.  viridis;  63)  F.  viridula  Kützing  =s=  Nav.  viridula.  —  Die  Synonyme  der  Gattung 
Cymbella  sind  hinter  Cocconema  nachzusehen.  Frustidia  coffeaeformis,  elMptica  und  novilunaris  sind  weiter  zu  vergleichende, 
vielleicht  hierher  gehörige,  Arten.     Zwischen  wahre  Frustulien  fressen  sich  andere  Stabthierchen  {Naviculae)  nur  selten  ein. 


VIERUNDSIEBZIGSTE     GATTUNG:      RINGSCHIFFCHEN. 

Syncyclia.    Syncyclie. 

CHARACTER:  Aninial  e  familia  Baeillariorum,  involucro  duplici,  lacerna  externa  gelatinosa  difFormi  et 
lorica  (silieea)  naviculari  indutum,  corporis  divisione  spontanea  decussata  intra  gelatinam  in 
annulos  Salpae  prolem  referentes  consoeiatum. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Bacillaries,  ä  double  enveloppe^  ayant  im  manteau  ge- 
latineux  exterieur  difforme  et  une  carapace  naviculaire  {siliceuse)^  se  developpant 
par  la  division  spontanee  croisee  (?)  du  corps^  en  forme  de  petils  cercles  plonges 
dam  la  gelatine^  semblables  aux  petits  des  Biphores. 

Die  Gattung  der  Ringsehiffchen  enthält  Stabthierchen  mit  einer  doppelten  Hülle,  einem  Schiff- 
artigen  (Kiesel-)  Panzer  und  einem  äusseren  formlosen  gallertigen  Mantel,  die  durch  kreuzweise  (?)  Selbst- 
theilung  des  Korpers  kleine  geschlossene,  in  der  Gallerte  liegende,  Cirkel  bilden,  welche  den  Jungen  der 
Salpen-Mollusken  gleichen. 

Die  Gattung  Syncyclia  wurde  1835  in  den  Abhandlungen  der  Berliner  Akademie  zuerst  bezeich- 
net, und  sie  enthält  bis  jetzt  nur  eine  einzige  Art  —  Von  Organisation  ist  ausser  dem  Kieselpanzer  und 
seiner  Hülle  nur  der  grüne  Eierstock  in  derselben  Form  erkannt  worden,  wie  er  bei  den  Naviculis  zu  seyn 
pflegt.  Doch  sind  nie  mehr  als  2  Theile  desselben  beobachtet.  Zwei  Oeffnungen  schienen,  wie  bei  Nav. 
quadricostata  und  Amphora ,  auf  derselben  Seite  in  der  Mitte  zu  liegen,  waren  aber  nie  deutlich. 

Die  Kenntniss  der  geographischen  Verbreitung  ist  bis  jetzt  auf  den  Hafen  von  Wismar  beschränkt. 

336.     Syncyclia  Salpa,  salpenartiges  Kingscliiffclieii.     Tafel  xx.  Fig.  XL 

S.  corpusculis  semi-ovatis,  laevibus,  saepius  senis,  in  tubulos  breves  s.  annulos  conjunctis,  ovario  laete  viridi. 

Syncyclie   Biphore^    a   corpuscules    semi-ovales,    lisses,    souvent  si&  a  sia)  joints  en  tuyaucc  courts 
semblables  a  des  anneaujc,  ayant  V  ovaire  vivement  vert. 

Syncyclia  Salpa,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1835.   p.  174. 

Aufenthalt:    Bei  Wismar  in  der  Ostsee. 

Ich  entdeckte  diese  Form  im  August  1834  als  grünlichen  Schleim  an  Fucis,  und  habe  sie  recht  wohl  aufbewahrt  vor  mir. 
Die  kleinen  Panzer  sind  un verbrennlich y  die  Gallerte  verbrennt.  Erstere  sind  biegsam,  haben  daher  beim  Trocknen  Längsfalten,  die 
den  lebenden  fehlen.  Auch  treten  beim  Trocknen  die  Enden  zapfenartig  hervor.  Queerstreifung  fehlt.  Oft  sind  2,  oft  3,  meist  6, 
zuweilen  8  verbunden.  Die  Gallertlüille  ist  etwas  grünlich.  —  Länge  der  Stäbchen  Vi  9  2  —  V48  Linie  beobachtet;  Breite  der  halb -eiför- 
migen Einzelthiere  3 — 4mal  in  der  Länge. 

Erklärung   der   Abbildungen   Taf.  XX.    Fig.  XL 

Eine  Gruppe  der  lebenden  Thierchen  mit  ihrer  Gallerte,  a.  ein  junges  Doppelthierchen ;  ß.  ein  halb  -  eiförmiges  Einzelthierehen ;  y.  ein  grösseres  Doppel- 
thierchen;  d.  ein  Ring  von  6  Thierchen  mit  2theiligem  Eierstocke,  von  der  Seite  gesehen;  e.  ein  Ring  von  8  Thierchen;  £.  ein  Ring  von  6  Thier- 
chen, von  vorn  gesehen.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 


FÜNFUNDSIEBZIGSTE     GATTUNG:      RÖHRENSCHIFFCHEN. 

lanaema.    Hanne  nie. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Bacillariorum,  involucro  duplici ,  lacerna  externa  tubulosa  mucosa  et  lo- 
rica (silieea)  naviculari  mdutiim,  spontanea  divisione  corporis  et  loricae  perfecta,  lacernae 
imperfecta  in  tubulos  filiformes  discretos,  saepe  ramosos,  Confervas  aemulantes  abiens. 

59 


334    

CARACTERE:    Animal  de  la  f anritte  des  Bacillaries^   ä  double  enveloppe^   aycmt  U7ie  carapace 

naviculaire  (siliceuse)  et  im  manteau  gelatineux  exterieur  tubnleux^   se  developpcmt 

par  la  division  sponfanee  parfaite  du  corps  et  de  la  carapace  ,  mais  imparfaite  du 

manteau,  en  tuyaux  filiformes  separes,  souvent  rameux  et  donnant  T  aspect  des  Con- 

ferves. 

Die  Gattung  der  Röhrenschiffehen  enthalt  Stabthierchen  mit  doppelter  Hülle,  einem  schiffarti- 
gen (Kiesel-)  Panzer  und  einem  äusseren  röhrenförmigen  Mantel,  welche,  durch  vollkommene  Selbsttheilung 
des  Körpers  und  Panzers,  aber  unvollkommene  des  Mantels,  sich  zu  fadenartigen,  oft  verzweigten,  geson- 
derten Röhren  entwickeln,  die  ganz  das  Ansehen  von  Conferven  haben. 

Die  Gattung  Naunema  wird  hier  zuerst  characterisirt,  es  waren  aber  schon  Formen  derselben  un- 
ter den  Namen  Conferva,  Bangia^  Schizonema,  Monema  u.  s.  w.  beschrieben.  Letzteren  Namen  hat  Gre- 
ville  1827  für  diese  Körper  gegeben,  allein  da  er  doch  in  Mononema  umgeändert  werden  müsste  und 
dann  doch  noch  den  falschen  Begriff  von  einfachen  Fäden  hervorhebt,  so  habe  ich  das  ähnliche  Naunema 
(filum  naviculis  repletum)  dafür  gesetzt.  Die  ersten  Arten  der  Gattung  beschrieb  Trentepohl  bei  Roth 
{Catal  bot.  HL  1806.)  als  Conferva  rutilans,  und  Roth  selbst  als  Conf.  rufa,  vielleicht  auch  C.  sub- 
divisa.  Ferner  nannte  Smith  in  der  Engl,  bot  1806.?  eine  Art  Conferva  comoides,  und  gleichzeitig  Gra- 
telolp  in  Dax  {Observ.  sur  Vete  de  1806)  eine  andere  Ceramium  lucidum.  Wieder  andere  beschrieb 
1809  Dillwyne  als  Conferva  comoides  und  vielleicht  Conf.  paradoxa.  Diese  nannte  Agardh  1817 
Scytonema  comoides.  Lyngbye  vereinigte  diese  Körper  1819  in  seiner  Gattung  Bangia,  die  er  von  Gloeo- 
nema  Agardh's  1812  und  von  dessen  Scytonema  comoides  unterschied.  Bonnemaison  in  Quimper  nannte, 
wie  Agardh  glaubt,  1822  eine  Art  Spermogonia ,  eine  andere  Gloionema  fucicola.  Bory  de  St.  Vin- 
cent zog  1822  diese  Formen  zu  den  Arthrodien  und  Zoocarpen  in  sein  Reich  der  Psychodien  (Biet, 
class.  I.  p.  597.).  Lamoüroux  stellt  sie  ebenda  {Vol.  IL  p.  184.)  zu  den  Hydrophyten.  Gaillon  be- 
schrieb 1823  eine  wohl  hierher  gehörige  Form,  die  er  für  Conferva  comoides  von  Dillwyne  hielt,  als 
Girodella  comoides  (s.  Schizonema),  die  aber  erst  1825  durch  das  Biet,  des  sc.  not.  Nemazoaires  be- 
kannt wurde.  Agardh  sonderte  1824  Lyngbye's  Gattung  Bangia  in  Bangia  und  Schizonema,  und  ver- 
einigte viele  der  hierher  gehörigen  Formen  in  der  letzteren  mit  10  Arten.  Scytonema  comoides  hielt  er 
gesondert.  Türpin  erklärte  die  Girodella  1827  für  eine  gewöhnliche  Alge  mit  besonderer  sehiffahnlicher 
Körnermasse.  Bory  hielt  1827  die  Conferva  comoides  fälschlich  für  eine  Gallionelle  {Biet,  class.  Na- 
vicule  p.  473.),  und  bald  darauf  (p.  474.)  für  ein  Gloeonema,  das  er  nur  für  Urschleim  {Chaos)  ansah, 
worin  sich  zufällig  Naviculae  eingenistet  hätten,  die  ihn  auch  durchfurchten  und  verästeten.  Neue  Arten 
von  Naunema  beschrieb  Agardh  1827  als  Schizoneina  pumilum  und  tenue,  und  er  trennte  die  Gattung 
Micromega  ab.  Greville  spaltete  1827  die  Gattung  Schi%onema  in  Berkeleya,  Monema  und  Schizo- 
nema, letztere  2  gerade  in  dem  Sinne,  welcher  hier  befolgt  wird,  und  rechnete  zu  Naunema  {Monema) 
4  Arten,  Dillwynii,  quadripunetatum,  micans  und  apiculatum.  Die  Gattung  Berkeley a  {Micromega?) 
ist  vielleicht  auch  nur  ein  Naunema  mit  dickeren  Gallerthüllen,  und  1829  hat  er  noch  Monema  comoi- 
des abgebildet,  welches  Agardh  Schiz.  Grevillii  nennt.  Chauvin  vertheilte  unter  den  Algen  der  Normandie 
1828  eine  Art  als  Schi%onema  helminthosum.  Diese  führt  Bory  1829  mit  andern  Röhrenschiffehen  als 
Arten  der  Gattung  Schizonema  auf  {Biet,  class).  Agardh  beschrieb  dann  1830  unter  19  Arten  seiner 
Gattung  Schizonema  eine  überwiegende  Zahl  von  Formen  der  Gattung  Naunema.  —  An  Organisation  ist 
so  viel  ermittelt,  dass  der  eigentliche  Panzer  der  einzelnen  Schiffchen  aus  Kieselerde  besteht,  die  gallertige 
Hülle  aber  verbrennlich  ist.  Die  Schiffchen  sind  den  Nameulis  in  allen  Dingen  höchst  ähnlich,  haben  aber 
von  den  6  Oeffnungen  nur  die  2  mittleren  erst  direct  erkennen  lassen.  Zuweilen  schien  von  der  Spitze 
jeder  Navicula  ein  Canal  nach  dem  Rande  der  Röhre  zu  gehen.  Die  gelblichgrünen  2 — 4  Platten  der  Eier- 
stöcke sind  sammt  der  Längstheilung  sehr  deutlich.  Bei  N.  simplex  sind  auch  Samendrüsen  ähnliche  Or- 
gane beobachtet.     (Vergl.  Schizonema.) 

Die  geographische  Verbreitung  scheint  sehr  gross  zu  seyn,  die  Formen  sind  aber  zahlreich  und  nicht 
scharf  genug  von  den  verwandten  Gattungen  geschieden  worden.  Ich  selbst  kenne  sie  aus  der  Nordsee  und 
Ostsee.  An  den  westlichen  Küsten  von  Schottland  und  Frankreich  erscheinen  sie  avoM  im  atlantischen 
Meere.  Auch  im  Mittelmeere  bei  Triest  und  Venedig  sind  sie  beobachtet,  und  eine  zweifelhafte  Art  lebt 
im  Gloeonema  des  Süsswassers  bei  Berlin  (vergl  N.  Hojfmanni). 

33¥.     Naunema  simpler,   einfaches  Itöliren^clii Hollen.    Tafel  XX-  Fig.  XII. 

N.  naviculis  oblongis  apice  rotundatis ,  nee  lanceolatis,  laevibus,   in  singula  serie  tubulos  filiformes  flexiles  replentibus. 
Nauneme  simple ,    a  navicules  oblong  ues,   arrondies  au&  bouts,  point  lanceolees,   lisses,   disposees  en 
simple  serie  dans  les  tuyaucc  filiformes  fle&ibles. 


—    235    — 

Schizonema  tenue,  Agardh?  Flora,  bot.  Zeit.  1827.  II.  p.  627.    Icones  Algar.  europ.  1828.   Tab.  3. 

Aufenthalt:    Bei  Wismar  in  der  Ostsee!  und  vielleicht  bei  Triest  im  mittelländischen  Meere. 

Ich  fand  diese  Form  am  1.  Sept.  1834  an  Ceramium  hyalinum.  Die  inneren  Thierchen  sind  denen  von  N.  Arbusciäa 
am  meisten  ähnlich,  aber  gar  nicht  lanzetförmig  und  auf  allen  4  Seiten  fast  ganz  gleich  (?).  Die  Eierplatten  waren  bräunlich  und  2 
sich  schief  gegenüberstehende  helle  Kugeln  schienen  Samendriisen  zu  seyn.  —  Länge  der  Schiffchen  Vog  —  V*8  Linie;  Breite  4  —  5mal 
in  der  Länge.     Ich  sah  dieselbe  Form  nie  anders. 

Erklärung   der  Abbildung   Taf.  XX.   Fig.  XII. 

Es  ist  eine  kurze  Röhre  auf  Ceramium  angeheftet,  mit  4  inneren  Schiffchen,  bei  300maliger  Vergrösserung  abgebildet. 

338.     Naunema  imitrymi,  Dillwyne's  «öliren^cliifrclicn.     Tafel  XX.  Fig.  xm. 

N.  naviculis  oblongis  minoribus,  a  dorso  ventreque  apice  rotundatis,  a  latere  truncatis,  nee  lanceolatis,  laevibus,  in 
tubulis  ramosis  acervatim  dense  consociatis. 

Nauneme  de  Dillwyne,  a  navicules  oblongues,  petites,  arrondier  aucc  bouts  du  cöte  dorsal  et  du  cöte 
ventral^  tronquees  aucc  bouts  lateraucc,  point  lanceolees,  lisses,  serrees  en  plusieurs  rangs 
dans  les  tuyaucc  simples  rameucc. 

Conferva  rutilans,  Trentepohl?  in  Roth,  Catalecta  bot.  III.  p.  179.  1806. 

Conferva  foetida,  Dillwyne?  British  Conf.  T.  104.  1809.  —  Jürgens,  Alg.  sicc.  Dec.  X.   Nr.  8.    1817.* 

Conferva  rutilans,  Jürgens?  Alg.  sicc.  Dec.  I.  Nr.  3.    1816. 

Schizonema  Dillwynü,  l  A(JARDH?  Syst>  A,  Q    10-   1824 

—  rutilans,    S 

Monema  Dillwynü,  Greville!   Scottish  crypt.  Flor.   1827.   Tab.  297. 

Aufenthalt:    Bei  Helgoland!,  wahrscheinlich  auch  bei  Oldenburg,   Norderney,   an  der  Küste  von  Schottland,   bei  Fühnen  und  in  der 
Ostsee  bei  Copenhagen!  und  Wismar!  beobachtet. 

Die  gallertigen  Schläuche  dieser  Art  sind  zuweilen  ganz  einfach  fadenartig,  oft  aber  stark  verästet,  und  sie  bilden  auch  con- 
fervenartige  dicke  Büschel.  Sie  sind  immer  mit  einem  Ende  festsitzend.  Die  Synonymie  ist  auch  durch  Originalexemplare  nicht  zu 
entziffern.  Es  scheint  mir,  dass  man  dieser  Form  sehr  viele  Namen  gegeben  hat.  Der  Eierstock  bildet  2  grünliche  Platten.  Ueber 
das  Physiologische  der  Polypenstockbildung  vergl.  Schizonema.  Die  glatten  fast  weichen,  aber  doch  kieselhaltigen  kleineren  Panzer 
characterisiren  diese  Art,  welche  auch  schon  Lyngbye  mit  Bangia  quadripunetata  verwechselt  zu  haben  scheint,  da  ich  schöne 
Exemplare  von  Hoffmann  Bang  unter  dem  Namen  Bangia  quadripunetata  Lyngbye  erhielt. —  Länge  der  Schiffchen  Vm —  Vao 
Linie;  Breite  3 — 4mal  in  der  Länge. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XX.    Fig.  XIII. 

Fig.  1.    ist  ein  dichter  Büschel  auf  einem  schwärzlichen  Algenfragment  von  Copenhagen  in  natürlicher  Grösse;     Fig.  2.     ist  ein  Stück  der  verästeten 
Röhrenschiffchen  bei  300maliger  Vergrösserung. 

339«     Naunema  Moffmanni,  MoffmaniTs  RohrenscbifFcben. 

N.  naviculis  minoribus,  laevibus,  a  dorso  ventreque  lanceolatis  obtusis,  a  latere  truncatis  linearibus,  in  tubulis  (saepe) 
ramosis,  dense  confertis. 

Nauneme  de  Ho  ff  mann,  a  navicules  petites,  lisses,  lanceolees  et  obtuses  au  dos  et  au  venire,  li- 
neaires  et  tronquees  aucc  cötes  lateraucc,  tres-nombreuses  et  serrees  dans  les  tuycmcc  rameutc. 

Bangia  rutilans,  Lyngbye,  Tentamen  hydroph.  dan.  1819.   p.  84.   Tab.  24. 
Schizonema  rutilans,  A&ardh,  Syst.  Alg.  1824. 

—  Hoffmami ,  Agardh ,  Conspect.  crit.  Diatom.  1830.  p.  17. 

Aufenthalt:    Auf  Fühnen  und  den  Faeroer  Inseln. 

Diese  Art  ist  im  Aeusseren  wegen  dünnerer  oder  dickerer  Röhren  oft  sehr  abweichend,  allein  es  scheint  nur  magerer  oder 
fetterer,  einfacherer  oder  ästigerer  Wuchs  zu  seyn.  Auch  der  Seidenglanz  ändert  darnach  ab.  Letzterer  entsteht  durch  die  kleinen 
"Kieselpanzer  der  inneren  Naviculae.  Roth's  C.  rutilans  mag  die  vorige  Art  gewesen  seyn,  weil  ich  sie  von  Helgoland  beobachtete. 
Diese  sah  ich  nur  von  Fübnen  durch  die  Güte  von  Hoffmann  Bang,  des  Entdeckers,  dessen  Exemplare  Lyngbye  und  Agardh 
beschrieben.  Die  Form  der  prismatischen,  nicht  cylindrischen  Naviculae  ist  wie  bei  N.  balticum,  aber  nicht  so  spitz  und  kleiner. 
—  Länge  der  Schiffchen  Voe  Linie;  Breite  4mal  in  der  Länge.  Es  lebt  im  Frühjahre  im  brakischen  Wasser  der  Bäche  und  hat  oft 
einen  röthlichen  Glanz,  gewöhnlicher  ist  es  grünlich  oder  gelblich.  —  Eine  dieser  Art  sehr  ähnliche  Form  lebt  in  den  Röhren  des 
Gloeonema  als  Parasit  und  ist  vielleicht  als  N.  parasiticum  abzusondern. 

Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  aufgenommen  werden. 

340.     Naunema  Arhuscula,  baumartiges  RöhrenscMffclieii.     Tafel  XX.  Fig.  XIV. 

N.  naviculis  validioribus  striatis,  a  dorso  ventreque  lanceolatis,  obtusis,  a  latere  linearibus  truncatis,  in  tubulis  fruti- 
culosis  erectis  dense  consociatis. 

Nauneme  Arbrisseau,  a  navicules  robustes  rayees,  lanceolees  et  obtuses  au  dos  et  au  venire,  li- 
neaires  et  tronquees  au  cöte  lateral,  tres-nombreuses  et  serrees  dans  les  tuyaucc  dresses  en 
forme  d?  arbrisseau. 

Aufenthalt:    Bei  Helgoland. 

Die  kleinen  gallertigen  Bäumchen  dieser  Art  sind  ziemlich  steif  und  machen  den  Uebergang  zu  Micromega,  ohne  jedoch, 
wie  diese,  aus  vielen  dicht  an  einander  gedrängten  Röhren  zu  bestehen.  Jeder  Ast  ist  eine  einzelne  Röhre.  —  Länge  der  Schiffchen 
7™  Linie;  Breite  4mal  in  der  Länge.     Queerstreifen  etwa  18  in  V?*  Linie  der  Länge,  also  13  in  %. 


23© 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XX-   Fig.  XIV. 

Fi«-.  1*     natürliche  Form  nnd  Grosse.     Fig.  2.*     eine  verästete  Spitze,  300inal  vergrössert.     Bei  +  sind   die  Röhren   angezeigt,  welche   zuweilen  als 
Canäle  jeder  Navicula  nach  aussen  sichtbar  wurden.     Audi  die  mittlere  Oeffnung  der  Ventralfläche  war  hier  am  deutlichsten,  sammt  den  2  Eierplatten. 

341.     Naunema  battieum,  baltisches  RöhrenscWffclien.     Tafel  XX.  Fig.  xv. 

N.  naviculis  majoribus  striatis,  ab  omni  latere  angustius  lanceolatis,  a  ,  dorso  ventreque  subacutis,  a  latere  truncatis, 
in  tubulis  laxe  intricatis  ramosis  flexilibns  dense  confertis. 

Nauneme  baltique,  a  navicules  grandes  rayees,  etroitement  lanceolees  de  tous  cotes,  presque  ai- 
gues  au  cote  dorsal  et  au  cote  ventral,  tronquees  au  cote  lateral,  tres-nombreuses  et  serrees 
dans  les  tuyauze  rameutc,  flexibles,  etales  ou  leger  ement  touffus. 

Bangia  micans,  Lyngbye?  Tentamen  hydroph.  dan.  1819.  p.  84.  Tab,  25.  nach  Agardh. 

Schizonema  micans,      1    Agardh?  SystemaAlgar.  1824.  Addenda.     Flora,  bo  tan.  Zeit.  1827.  II.  p.  627.     Conspect.  er  it.  Diät.  1830. 

—  pumüum,  \  p#  17?  19a 

—  Grevülii,   ) 

Girodella  comoides,   Gaillon?    Blainville,   Diction.   des   sc.  nat.    Art.  Nemazoaires.   1825.     Türptn,  Mem.  du  Mus.  d'hist.  nat, 

T.  XV.   PI.  10.  et  11.   1827. 
Monema  comoides,  Greviile,  Scott,  er ypt.  Flora,   VI.   T.  368.  1829.? 
Scliizonema  ballicum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  (1832.)  p.  311. 

Aufenthalt:    Bei  Wismar  in  der  Ostsee,  auf  F  Minen,  bei  Kullaberg  und  vielleicht  bei  Dieppe. 

Ueber  die  Namen  früherer  Beobachter  ist  nicht  genau  zu  entscheiden.  Aus  Hoffmann's  Exemplaren  der  LYNGBYE'schen 
JB.  micans  fand  Agardh  deren  grosse  Abweichung  von  der  Beschreibung ,  und  aus  Turpin's  Abbildung  erkenne  ich  die  Aehnlichkeit 
der  Girodella  comoides  mit  dieser  Form,  auf  welche  auch  Agardh's  Beschreibung  passt.  Grevilles  Abbildung  konnte  ich  nicht 
vergleichen,  da  dieser  Band  hier  noch  fehlt.  Die  Farbe  der  Eierplatten  war  immer  bräunlich.  Die  Zahl  der  Queerstreifen  war  18—20 
auf  Voo  Linie  der  Länge.     Länge  V72  Linie;  Breite  5  —  6mal  in  der  Länge. 

Erklärung   der   Abbildung    Taf,  XX.   Fig.  XV. 
Es  ist  die  Spitze  einer  Röhre,  wo  ein  Zweig  abgeht,  bei  300maliger  Vergrösserung. 


Nachtrag    zur   Gattung   Naunema. 

Bei  weitem  die  meisten  der  19  Arten  der  Gattung  Schizonema  von  Agardh  scheinen  der  Gattung  Naunema  anzugehören, 
wie  schon  Greville  sie  vielfach  richtig  zu  Monema  zog.  Yiele  Arten  sind  aber  offenbar  auf  physiologisch  nicht  wichtige  Charactere 
gegründet  und  vielleicht  nur  Abänderungen  einiger  andern.  Ich  habe  bei  der  Unmöglichkeit,  die  bisher  auf  unwesentliche  Charactere 
gegründete  Synonymie  zu  berichtigen,  und  bei  der  Wahrscheinlichkeit,  dass  es  doch  eine  nicht  geringe  Anzahl  verschiedener  Arten  giebt, 
die  nicht  völlig  klar  zu  ermittelnden  in  Frage  gelassen  und  vorgezogen,  den  von  mir  beobachteten  neue  Namen  zu  geben,  da  die  alten 
Namen  doch  wohl  noch  ihre  Anwendung  linden  mögen.  Als  vielleicht  noch  aufzunehmende  Arten  erkenne  ich  bis  jetzt  nur  etwa  Mo- 
nema quadripunetatum  Grev.  und  Berkeley a  fr agilis  (Micro?nega?)  desselben. 


SECHSUNDSIEBZIGSTE     GATTUNG:      RÖHRENKORN. 

Oloeonema.    Oloeoneme. 

* 

CHARACTER:  Animal  e  fainilia  Baeillariorum,  involucro  duplici,  lorica  (silicea)  et  lacerna  tubulosa  ex- 
terna indutum,  tubulis  simplieibus ,  saepe  ramosis,  corpusculis  curvis  ( =  Cocconema  tubulo 
inclusum). 

CARAQTERE:  Animal  de  la  famille  des  Bacillaries,  a  double  enveloppe,  ayant  une  carapace 
(siliceuse)  et  un  manteau  tubuleux^  a  tuyaux  simples  souvent  rameux  et  ä  corpus- 
cules  conrbes  (=  Cocconeme  en  tuyau). 

Die  Gattung  der  Röhrenkörner  gehört  zu  den  Bacillarien  und  hat  eine  doppelte  Hülle,  einen  ei- 
gentlichen Kieselpanzer  und  einen  röhrenartigen  einfachen  oder  verästeten  Gallertmantel,  mit  gekrümmter 
Form  der  Körperchen,  gleich  in  Röhren  liegenden  Körpern  der  Stelzkörne r  (Cocconema). 

Die  Gattung  Gloeonema  ist  seit  1812  von  Agardh  mit  1  Art  gebildet,  und  1817  gab  derselbe  3 
Arten  an.  Lynch ye  nahm  eine  derselben  1819  zweifelnd  auf  und  hielt  auch  diese,  das  Gl  paradoxum, 
doch  für  eine  Bangia.  Agardh  war  1824  im  Systema  Alg.  noch  zweifelhaft,  ob  es  nicht  Insecteneier 
wären,  führte  nur  1  Art  auf  und  stellte  sie  zu  den  Nostochinen- Algen.  Link  zog  sie  dagegen  zuerst  rich- 
tiger zu  den  Diatomeen,  die  er  auch  für  Pflanzen  hielt.  Bory  nahm  1825  im  Biet,  classiq.  die  Gattung 
nicht  an,  sondern  hielt  die  3  Formen  für  Zoocarpen  und  Chaodineen.  Greville  beschrieb  1822  ein 
Micromega  als  Gloeon.  apiculatum,   und  bildete  es  1823  ab.     Roberge  soll  1827  in  den  Mem.  de  la 


—    £3? 

Soc.  Linn.  zu  Paris  p.  XLV1I.  erwiesen  haben,  dass  es  Thiere  wären.  Bonnemaison  sandte  1827?  ein 
Schizonema  als  Gloionema  fucicola  an  Agardh.  Bory  nannte  1827  Girodella  comoides  und  Carmi- 
chael  die  Berkeley a  ein  Gloionema.  Leiblein  beobachtete  1830  eine  Form  bei  Würzburg,  welche 
Agardh  1830  als  Gl.  Leibleini  beschrieb.  Ueberhaupt  ist  Agardh  auch  neuerlich  noch  im  Zweifel  über 
die  Natur  dieser  Körper  und  beschreibt  4  Arten,  wobei  aber  von  den  3  ersten  nur  eine  ist.  Kützing  hat 
1833  in  der  Linnea  das  Gl.  paradoxum  in  2  verschiedenen  Gattungen  beschrieben,  als  Encyonema  pa- 
radoxum  in  der  Familie  der  Diatomeen,  und  als  Gloeonema  in  der  Familie  der  Desmidiaceen.  Zur  Gat- 
tung Gloeonema  stellt  er  3  Arten  von  Agardh  und  zieht  die  vierte,  Leibleini^  zu  Gl.  paradoxum.  Sein 
Gloeonema  sind  aber  Insecteneier.  Hier  wird  nach  eigener  Beobachtung  nur  1  Art  aufgenommen.  —  An 
Organisation  habe  ich  sehr  ähnliche  Verhältnisse  wie  bei  Cocconema  ermittelt,  doch  sind  Unterschiede. 
Ein  Kieselpanzer,  eine  verbrennliche  Röhre,  zwei  Eierplatten,  zwei  Kugeldrüsen  und  Selbsttheilung  sind 
beobachtete  Organisationsverhältnisse. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  im  Süsswasser  Schwedens,  Dänemarks  und  Deutschlands  beobach- 
tet, vielleicht  auch  bei  Paris. 

342.     Gloeonema  paradoacum,   wunderliches  Röhrenfcorn. 

G.  naviculis  semi-ovatis  curvisepie,    a  latere  quadrato  - oblongis  striatis,    ovariis  viridibus,  dein  fuscis,  tubulis  simplici- 
bus  aut  parce  ramosis  liyalinis. 

Gloeoneme  paradoxale,  a  navicides  semi-ovales  et  courbees,  rayees^  qiiadrangulaircs-oblongues  au  cote 
lateral^  ayant  Vovaire  d*  abord  vert  puis  fauve^  les  tuyaux  hyalins  simples  rareme?it  rameux. 

Glojonema  paradoxum,  Agardh,  Dispositio  Algar.   Sueciae,   1812.    p.  45.     Synopsis  Alg.  Scandin.   1817.     Lyngbye,  Tent.  Hy- 

drophyt.  dan.   1819.  p.  212.  86.  Tab.  70.     A&ardh,  Syst.  Algarnm,  1824.   p.   16. 
Gloioneina  paradoxum?,  Leiblein!  Flora,  bot.  Zeit.  1830.  I.  p.  334.   Tab.  I.   Fig.  11. 

Gloionema  paradoxum,  t  A&ARDH>  Conspectus  crit.  Diät.  1830.  p.  31. 

—        Leibleini ,       ( 
Encyonema  paradoxum,  Kützing,  Linnea,  1833.   p.  589.   Taf.  XVIII.  Fig.  73. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin!,  Würzburg!,  Merseburg!,  wahrscheinlich  auch  bei  Ratzeburg,  in  Schweden,  Dänemark  und  Paris. 

Es  ist  höchst  wahrscheinlich,  dass  schon  Agardh  ähnliche  Insecteneier  und  diese  Form  kannte  und  verwechselte.  Dass 
Kützing  dergleichen  Eier  als  Gl.  paradoxum  beschrieben  und  abgebildet  hat,  ist  völlig  sicher,  da  ich  von  ihm  Exemplare  erhielt 
und  er  dergleichen  in  den  Decaden  getrockneter  Algen  vertheilt  hat.  Es  giebt  kleine  Miickenarten,  die  solche  Eier  legen.  Leiblein 
hat  sehr  deutlich  bei  Wiirzburg  die  wahre  Bacillarienform  beobachtet,  auch  ist  Kützing's  Encyonema  die  rechte  Form.  Ich  fand 
sie  sehr  zahlreich  zwischen  Mytilus  polymorphus  auf  Conferva  rivularis  bei  Berlin,  sali  einfache  und  ästige  Fäden,  und  nur  sel- 
ten die  Körperchen  in  2  Reihen,  meist  in  einer.  Ein  höchst  auffallender  Umstand  ist,  dass  ich  sehr  oft  in  denselben  Röhren  zweier- 
lei Naviculas  fand:  eine  sehr  feine  gerade  Art,  die  offenbar  ein  Naunema  war,  und  die  grosse  gekrümmte.  Ich  kann  mir  bis  jetzt  die  Er- 
scheinung nicht  erklären,  denn  beide  Formen  waren  in  grosser  Menge  und  ganz  rein  von  andern  beisammen,  so  dass  an  zufälliges  Schma- 
rotzen nicht  wohl  zu  denken  ist.  Die  feine  Form  ist  sehr  blass.  Sollte  es  ein  Geschlechtsunterschied  seyn  und  die  kleinen  wären 
Männchen  oder  Zwitter?  Auch  diess  ist  sehr  paradox.  Queerstreifen  waren  in  V72  Linie  der  Länge  33,  in  Vog  25.  —  Länge  V192 
—  V72  Linie;  Breite  ziemlich  die  Hälfte  der  Länge.  Der  Panzer  scheint  in  der  etwas  angeschwollenen  Mitte  2  Oeffnungen  auf  einer 
Seite  zu  haben,  doch  blieb  es  unklar.  Der  Eierstock  hat  2  Platten,  erfüllt  erst  grünlich  den  ganzen  Raum  und  zieht  sich  dann  als 
eine  bräunliche  Kugel  in  die  Mitte  zusammen.  In  der  Jugend  erkennt  man  2  helle  Kugeldrüsen  gleichsam  im  Focus  der  Körperellipse. 
Die  kleinere  Nebenform  ist  schmal,  lanzetförmig,  spitz,  kaum  V100  Linie  lang  und  etwa  Vs  so  breit,  ohne  sichtliche  Streifung  und  dem 
Naunema  Hoffmanni  etwas  ähnlich. 

Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  aufgenommen  werden. 


Nachtrag  zur   Gattung    Gloeonema. 

Die  bisher  gegebenen  10  Artnamen  haben  folgende  Synonyme:  1)  G.  apiculata  Greville  (1822)  =  Micromega  apic; 
2)  G.  chthonoplastes  Agardh  (1817)  =  Oscillatoria;  3)  G.  comoides  Bort  (1827)  .=  Naunema  balticum?  ;  4)  G.  foeti- 
dum  Agardh  (1817)  =  Schizonema  Smithii?  ;  5)  G.  fragilis  Carmichael  (1827)  [Greville]  =  Naunema? ;  6)  G.  fuci- 
cola Bonnemaison  (1827?)  =  Schizonema? ;  7)  G.  globiferum  Agardh  (1830)  ==  Gloeonema  paradoxum? ;  8)  G.  Leib- 
leini  Agardh  (1830)  =  G.  parado&um;  9)  G.  paradoxum  Agardh  (1830)  =  Ova  Insecti  et  Gloeonema  paradoxum; 
Kützing  =  Ova  Insecti;  10)  G.  vermiculare  Agardh  (1830)  —  Gloeonema  paradoxum? '. 


60 


338 

SIEBENUNDSIEBZIGSTE     GATTUNG:      STRÄHLENSCHIFFCHEN. 

Schizonema.    Scbizoneme. 

CHÄRACTER:  Animal  e  familia  Bacillariorum,  involucro  duplici,  lorica  (silicea)  et  lacerna  tubulosa  ex- 
terna indutam,  tubulis  faseiculatim  coiiglutinatis,  hie  illic  fatiseendo  ramosis,  eorpuseulis  na- 
vieularibus. 

CARACTjERE:  Animal  de  la  famille  des  Bacillaries,  ä  double  enveloppe^  ayant  uns  carapace 
{siliceuse)  et  un  manleau  tubuleux,  a  tuyaux  colles  en  faisceaux,  $a  et  Ih  fendus  et 
rameux  par  les  fissures;  h  corpuscules  naviculaires. 

Die  Strählen  Schiffchen  sind  Formen  der  Bacillarienfamilie  mit  doppelter  Hülle  5  einem  Kiesel- 
panzer und  einem  röhrenförmigen  Gallertmantel,  dessen  Röhren  bündelweise  zusammenkleben  und  durch  Klaf- 
fen astig  erscheinen;  die  eigentlichen  inneren  Körperchen  sind  schiffartig. 


Oescbichtlicbe  KSrläuterung  zur  Ctattiing  Schi&onema. 

Agardh  hat  1824  diese  Gattung  mit  10  Arten  gegründet,  die  Formen  selbst  waren  aber  schon  bekannt  bis  auf  eine  neue. 
Eine  Ute  Art  nannte  er  Scytonema  comoides,  eine  12te  Hydrurus  Vaucherii.  Die  erste  Art  scheint  Vaugher  1803  beobach- 
tet zu  haben,  der  sie  Ulva  foetida  nannte,  aber  Conferva  foetida  V^llars  1789  war  eine  Oscillatoria.  Smith  {Engl.  bot. 
2101.)  nannte  sie  1816  Ulva  foetida.  Man  hat  dann  die  Formen  dieser  Gattung  und  der  Gattung  Naunema  viel  mit  der  Conferva 
comoides  verwechselt,  welche  Dillwyne  1806  (1809)  und  Smith  1807  beschrieben.  Unter  diesem  Namen  erwähnen  auch  Ficinüs 
und  Schübart  eine  unklare  Form  aus  der  Weisseritz  bei  Dresden  1823  (Flora  von  Dresden,  p.  205.).  Lyngbye  verzeichnete  diese 
Formen  unter  dem  Namen  Bangia  und  Scytonema  1819.  Link  gab  1820  der  Ulva  foetida  sammt  der  Conferva  rutilans  und 
Hermanni  den  neuen  Gattungsnamen  Hydrolinum  nahe  bei  Oscillatoria  der  Algen  {Horae  physicae,  Nees  ab  Esenbeck).  Unter 
Agardh' s  Schizonemen  von  1824  sind  nur  Seh.  Smithii  und  lacustre  Arten  dieser  Gattung,  wie  sie  seit  1827  von  Greville  schär- 
fer begrenzt  worden  ist,  welcher  ausser  diesen  2  Arten  noch  Hydrurus  Vaucherii  Ao.  {Ulva  foetida  Vauch.)  als  dritte  bezeichnet. 
Agardh  hat  dann  1827  die  Gattung  Schizonema  in  seinem  früheren  Sinne  auf  3  Arten  vermehrt  und  1830  19  Arten  derselben  be- 
schrieben, worunter  nur  3  Arten  der  hier  so  genannten  Gattung  befindlich  sind,  die  vierte  hat  er,  nach  Greville,  wieder  als  Hydru- 
rus  Vaucherii  verzeichnet.  Im  Jahre  1833  wurden  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wissensch.  p.  311.  2  neue  Arten  zuerst  als 
Infusorien  beschrieben,  deren  eine  jedoch  jetzt  zu  Naunema  gezogen  worden  ist.  Die  andere,  Seh.  Agardhi,  ist  die  einzige  mir 
selbst  anschaulich  gewordene  Art  dieser  Gattung,  die  ich  hier  allein  anführe.  Die  einzige  gute  Abbildung  einer  Art  der  Gattung  ist 
ausserdem  in  Greville's  Scott,  crypt.  Flora  T.  298.  als  Seh.  Smithii.  —  Die  Organisation  ist  der  von  Naunema  sehr  ähnlich. 
Die  2  Eierplatten  sind  auch  deutlich  gesehen.    .Grössere  Details  sind  noch  nicht  beobachtet. 

Obwohl  die  Formen  der  Gattung  Sehi%onema  schon  früher  bekannt  waren,  so  entdeckten  doch  erst  im  Jahre  1823  Agardh 
bei  Stockholm  {Conspectus  crit.  Diatom.  1830.  p.  12.)  und  Gaillon  in  Dieppe  gleichzeitig,  dass  es  confervenähnliche  Körper 
{Naunema ,  Schizonema)  wären,  die  Frustulien  oder  Naviculas  in  sich  wie  Fruchtkörner  eingeschlossen  enthielten.  Agardh 
nannte  sie  Schizonema,  Gaillon  nannte  sie  Girodella.  Jeder  von  beiden  baute  darauf  eine  eigene  Idee  von  der  Bildung  der  Algen 
im  Allgemeinen,  welche  viel  besprochen  worden  sind.  Agardh  hielt  diese  Körper  für  einen  Beweis,  dass  gewisse  und  endlich  alle 
Formen  von  Algen  aus  andern  Algen,  als  ihren  Organen,  zusammengesetzt  seyen,  und  hielt  die  einfacheren  für  Eiern entarformen,  die 
zusammengesetzteren  für  Potenzirungen  (nicht  Juxtaposition,  sondern  Duplicaturen)  derselben.  Diese  von  ihm  weit  und  mit  dialectischer 
Gewandtheit  verfolgte  Idee  sollten  die  Icones  Algarum  europaearum  1828,  von  denen  nur  wenige  Lieferungen  erschienen,  anschau- 
lich machen.  Schon  jetzt  lässt  sich  aber  erkennen,  dass  sie  nicht  glücklich  war.  —  Gaillon  hielt  die  Girodellen  für  willkührlich 
vereinte  Thiere,  Naviculas,  die  sich  fadenförmig  in  Schleim  hüllten,  eine  Zeitlang  ruhig  blieben,  so  eine  wahre  Alge  vorstellten  und 
den  Schleim  dann  wieder  verliessen.  Auch  die  runden  Körnchen  anderer  Algen  hielt  er  für  erstarrte  Monaden.  Er  war  nicht  abgeneigt, 
diese  längst  vor  ihm  ausgesprochene  Idee,  nach  welcher  eine  Pflanze,  oder  ein  Mensch,  ein  Haufe  von  Infusorien  ist,  für  durch  seine 
Beobachtung  erwiesen  zu  erkennen.  Dass  seine  Schlüsse  und  zum  Theil  seine  Beobachtungen  unrichtig  waren }  bewiesen  später  Tür- 
pins,  in  Dieppe  selbst  angestellte,  Nachuntersuchungen  {Mem.  du  Mus.  XV.  1827.),  der  jedoch  in  den  andern  Fehler  verfiel,  die 
inneren  Naviculas  für  einen,  dem  Amyltim  {Globuline)  ähnlichen,  Pflanzenstoff  zu  erklären,  den  er  Naviculine  nennt  und  welchem 
er,  wie  allen  einzelnen  Pflanzenzellen,  einen  gewissen  Grad  selbstständigen  Lebens  zuertheilte.  Nach  der  hier  vorgelegten  Ansicht  sind 
diese  Körper  Polypenstöcke  von  Naviculis  ähnlichen  Thieren  mit  Kieselpanzer,  welche  oft  die  Form  einer  Pflanze  täuschend  nachah- 
men, aber  keine  nähere  Verwandtschaft  zu  einer  Pflanze  besitzen,  als  ein  Corallenstock,  ein  Vorticellen-Büschel  oder  eine  zusam- 
mengesetzte A  sei  dien- Molluske. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  erst  weiter  festzustellen.  Sie  sind  bisher  nur  in  der  Nordsee  bei  Norwegen 
und  bei  Schottland  beobachtet.     Die  Süsswasserform  von  Dresden  ist  unsicher. 

343.     Sclüzoticma?  Agardhi,  Agardh's  SträMenschifFcben,     Tafel  XX.  Fig.  XVI. 

Seh.  naviculis  angustissimis  utrinque  acutis ,   tubulo  suo  crassioribus  in  serie  simplici  dispositis,   tubulis   faseiculatim  in 
iilum  simplex  conjunetis. 

Schi%oneme   d'  Agardh,    a  navicules   tres - etroites ,    aigues  ante  deuao  bouts,    en  simple  serie  et  plus 
grosses  que  le  tuyau  enveloppant,  ayant  les  tuyaua  reunis  en  faisceau  filiforme  simple. 

Scldzonema  Agardhi,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  (1832.)   p.  311. 

Aufenthalt:     In  der  Nordsee  bei  Droebak. 


339    

Diese  Form  fand  ich  im  Meerbusen  von  Christiania  an  einem  Fucus  im  August  1833.  Es  waren  5  —  6  in  ein  liaarartiges 
Bündel  vereinigte  gallertige  Fäden,  die  einzeln  abwechselnd  angeschwollen  waren  und  an  den  verdickten  Stellen  eine  lange  nadelartige 
Navicula  enthielten.  Jede  Navicula  war  etwa  6mal  so  lang  als  dick,  leicht  schiffförmig,  an  beiden  Enden  gespitzt,  fast  gleichför- 
mig dünn,  gelb  mit  farblosem  Mittelfleck.  Die  einzelnen  Röhren  schienen  noch  von  einer  besondern  Gallerte  umhüllt,  oder  hatten  sehr 
dick  gallertige  Wände  mit  enger  Höhle  (s.  Micromegä).  —  Länge  einer  Navicula  Vco  Linie;  Dicke  der  fadenförmigen  Bündel 
—  V48  Linie. 

Erklärung   der   Abbildung    Taf.  XX.    Fig.  XVI. 

Es  ist  ein  Tlifeil  eines  fiulen artigen  Bündels  bei  300maliger  Vergrösserung  abgebildet. 


Nachtrag   zur   Gattung    Schi%onema. 

Von  den  25  der  Gattung  zugeschriebenen  Artnamen  haben,  ausser  der  hier  aufgenommenen,  die  übrigen  24  folgende  Synonymie : 
1)  Schkonema  adriaticum  Agardh  =  Namiema? ;  2)  Sc/i.  apiculatum  Agardh  (1824)  =  Micromegä  apiculatum;  api- 
culatum  Chauvin  (Algae  sicc.  Norm.  [Agardh]  1828.)  =  Micromegä  ramosissimum  Ag.;  3)  Seh.  comoides  Agardh  (1830) 
=  Schizonema  Smithii;  4)  'Sek  corymbosum  Bonnemaison  [Agardh]  (1824)  =  Schizonema  Smithii?;  5)  Seh.?  cupreum 
Agardh  (1830)  =  Naunema?,  Schizonema?;  6)  Sc/i.  Dilhvynii  Agardh  (1824)  =  Naanema;  7)  Sc/iJ  fucicola  Agardh 
(1830)  =  Naunema?,  Sc/iizonema?;  8)  Seh.  Grateloupii  Agardh  (1824)  =  Naanema?,  Schizonema? ;  9)  Seh.  Grevillii 
Agardh  (1830)  =  Naunema;  10)  Seh.  helminthosum  Chauvin  (1828)  =  Naunema? ;  11)  Seh.  Hofmanni  Agardh  (1830) 
=  Naunema;  12)  Seh.  lacustre  Agardh  (1824)  =  Schizonema;  13)  Seh.?  majusculum  Agardh  (1830)  =  Naunema? \ 
Schizonema?,  Oscillatoria? ;  14)  Seh.  mieans  Agardh  (1824)  [in  addendis\  =  Schizonema?;  15)  Seh,  penicillata  Chauvin 
(1828)  [Agardh]  =  Micromegä  penicill,  Schizonema  corymbos.?  ;  16)  Seh.  pumilum  Agardh  (1827)  =  Schizo?iema? ;  17) 
Seh.  (jaad/ripunetatum  Agardh  (1824)  =  Naunema? ;  18)  Seh.  radians  Agardh  (1827)  ==  Schizonema? ;  19)  Seh.  ramo- 
sissimum Agardh  (1824)  =  Micromegä  ram.;  20)  Seh.  reticulatum  Agardh  (1830)  =  Gloeodictyon  Blyttii;  (1830)  = 
Schizonema?\  21)  Seh.  rntilans  Agardh  (1824)  =  Naunema;  22)  Seh.?  subdivisum  Agardh  (1830)  =?;  23)  Seh.  Smithii 
Agardh  (1824)  =  Schizonema  Smithii ;  24)  Seh.  tenue  Agardh  (1827)  =  Naunema  simplem?. 

Ob  die  Gattung  Gloeodictyon  von  Agardh  1830  {Consp.  crit.  Diät.  /?.  25.),  des  Anastomosirens  der  Bündel  halber,  zu 
trennen  sey,  ist  weiter  zu  ermitteln.  Ebenso  ist  die  Gattung  Homoeocladia  (H.  Martiana  1827.  Icones  Alg.  europ.  Tab.  5. 
1828.)  wohl  nicht  durch  wesentliche  Charactere  von  Schizonema  oder  Micromegä  verschieden. 


ACHTUNDSIEBZIGSTE     GATTUNG:     RÖHRENBÄUMCHEN. 

Micromegä.    Slicromege. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Baeillariorum,  involuero  duplici  vel  triplici,  lorica  nimirum  (silicea)  et 
lacerna  tubulosa  fasciculatim  gelatina  connexa  indutum,  fruticulosum,  rigidulum. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Bacillaries,  ayant  une  enveloppe  double  ou  triple,  a  ca- 
rapace  (siliceuse)  et  a  manteau  lubuleux,  serre  en  faisceaux  reunis  par  une  gela- 
Une  et  se  developpant  en  forme  dun  arbrisseau  raide. 

Die  Gattung  der  Röhrenbäuinchen  in  der  Familie  der  Stabthierchen  unterscheidet  sich  durch  dop- 
pelte oder  dreifache  Hülle,  einen  (Kiesel-)  Panzer  und  einen  röhrenförmigen ,  bündelweise  durch  eine  Gal- 
lerte verbundenen 5  Mantel,  welcher  die  Form  von  steifen  Bäumchen  bedingt. 

Agardh  bildete  diese  Gattung  1827  in  der  botanischen  Zeitung  Flora  II.  p.  628.  mit  2  neuen  Ar- 
ten. Die  erste  Art  entdeckte  aber  wohl  schon  Greville  1822,  und  er  beschrieb  sie  als  Gloeonema  api- 
culatum in  Tr  ansäet,  of  Wernerian  Society  IV.  p.  215.  t.  18.  Agardh  nahm  diese  Form  1824  als 
Schizonema  apic.  in  sein  Systema  Algarum  auf  und  erwähnte  da  aucli  einer  Calcotrix  ramulosa  von 
Desvaux  als  Schiz.  ramosissimum.  Chauvin  nannte  eine  neue  Art  1828  Schizonema  penicillata,  und 
Agardh  hat  die  Gattung  1830  mit  einer  6ten  Art  vermehrt.  Es  sind  Formen,  welche  im  Aeusseren  ganz 
einer  Species  der  Gattung  Sphaerococcus  unter  den  Fucis  gleichen,  aber  aus  reihen  weise  in  Röhren  lie- 
genden Naviculis  bestehen.  Sie  bilden  die  grössten  Polypenstöcke  der  Infusorien.  Agardh  wurde  durch 
diese  Bildung  sehr  überrascht  und  sah  darin  die  höhere  Entwicklung  eines  Schizonema  zu  einem  Fucus, 
wie  er  in  Schizonema  schon  die  höhere  Entwicklung  der  isolirten  Navicula  in  eine  Conferve  zu  sehen 
meinte.  So  hielt  er  also  Micromegä  für  die  dritte  Potenz  der  Entwicklung  einer  Navicula  oder  Cym- 
bella.  Da  er  nun  alle  diese  Formen  für  Pflanzen  hielt,  so  bestärkte  diese  Bildung  ihn  in  der  Meinung,  die 
kleinen  Pflanzen  kehrten  immer  als  Organe  der  grösseren  wieder.  Die  Bildung  ist  aber  nur  die  eines  Co« 
rallenstocks,    und  man  darf  an  solche  Potenzirungen  gar  nicht  denken,   so  nahe  sie  auch  liegen.     Es  sind 


— £40 

generische  Eigentlittmlichkeiten ,  wobei  Navicula  nicht  niedriger  steht,  als  Micromega,  nur  anders  ist,  wie 
etwa  ein  Haushuhn  mit  seinen  4  Zehen  und  seinen  Flügeln  nicht  höher  entwickelt  ist,  als  ein  2zehiger 
und  flügelloser  Strauss,  und  umgekehrt  ein  grosser  Strauss  der  Grösse  halber  nicht  höher  steht,  als  ein 
Sperling,  nur  anders  ist  in  gleicher  Sphäre.  Noch  näher  liegen  die  Vergleichungen  mit  Fungia  (JVavicula), 
Oculina  (Schizonema) ,  Astraea  {Micromega) ,  der  vielstrahligen  Corallenthiere,  und  mit  Anthelia,  Ke- 
nia und  Lohularia  der  8strahligen.  —  An  Exemplaren  in  Weingeist  habe  ich  von  Organisation  folgendes 
selbst  beobachtet.  In  einer  gemeinsamen  festen  und  brüchigen  Gallerte  liegen  parallele,  mit  Naviculis  in 
einfacher  Reihe  erfüllte,  Röhren.  Röhren  und  Gallerte  sind  verbrennlich,  die  Naviculae  haben  einen  pris- 
matischen Kieselpanzer  und  gleichen  zum  Verwechseln  der  Navicula  gracilis.  OefFnungen  Hessen  sich,  der 
Kleinheit  und  Durch  sichtigkeit  halber,  nicht  erkennen,  auch  keine  Queerstreifung.  Allein  die  2  Platten  des 
gelblichen  Eierstocks,  ein  mittlerer  heller  Fleck  (der  weiche  Körper)  und  spontane  Längstheilung  der  Schiff- 
chen waren  deutlich  zu  beobachten. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  nur  im  Meere,  an  den  Küsten  der  Normandie,  bei  England,  Nor- 
wegen und  im  adriatischen  Meere  bei  Triest  und  Venedig  beobachtet. 

344.     Micromega  corniculatum,   zackiges  I&öhrenfräumclieii, 

M.  tnmco  communi  cartilagineo  ramosissimo,  tereti,  ultra  lineain  crasso,  ramis  divaricatis  brevissimis,  naviculis  angiiste 
lanceolatis. 

Micromege  fourchu,   a  frone   eommun   cartilagineucc  ^   trbs-rameusc  ef  cylindrique^   aijant  plus  de  2 
millimetres  en  epaisseur,  a  rameauze  ecartes  tres-coiirts  ef  a  navieules  lanceolees  etroites. 

Micromega  corniculatum  y   A&ardh,  Flora,   bot.  Zeit   1827.   II.   p.  628.     Icones  Algarum  europaearom,   1828.   Tab.  4.*   Conspect 

crit.  Diatom.  1830.  p.  24. 

Aufenthalt:  Im  adriatischen  Meere  bei  Triest  und  Venedig- 
Ich  erhielt  Exemplare  dieser  Art  von  einem  fleissigen  Naturforscher,  Herrn  Dr.  Focke,  jetzt  in  Bremen,  aus  Venedig,  welche 
mit  Agardhs  Abbildung  ganz  übereinstimmen«  Sie  sind  in  Weingeist  sehr  wohl  erhalten  angekommen.  Die  strauchartigen  Bäumchen 
sind  kugelförmig  etwa  1  Zoll  Loch  und  ringsum  verästet.  Stamm  und  Aeste  sind  gallertig  und  brüchig,  und  sie  bestehen  aus  dicht  an- 
einander in  einer  Gallerte  liegenden  Röhren,  welche  einfache  Reihen  theils  einzelner,  theils  in  der  Längstheilung  begriffener,  Schiffchen 
enthalten.  Die  Schiffchen  sind  wenig  über  ^96  Linie  lang  und  6 — 7mal  so  lang  als  breit,  ziemlich  spitz  an  den  Enden  und  von  allen 
Seiten  schmal  lanzetförmig,  aber  von  2  Seiten  stumpfer.  Streifung  Hess  sich  bei  den  stärksten  Vergrösserungen  auch  nicht  erkennen, 
aber  auch  die  Oeffnungen  blieben  unerkannt.  Die  Schaalen  sind  sehr  dünn  und  etwas  biegsam.  Beim  Verbrennen  blieben  die  Schiff- 
chen unverändert,  die  Gallerte  verschwand,  Hess  aber  viele  kleine  lose  Partikelchen  von  Kieselerde  (?)  zurück. 
■  Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  aufgenommen  werden. 


Nachtrag    zur   Gattung   Micromega. 

Obwohl  von  mir  nur  eine  Art  dieser  Gattung  beobachtet  wurde,  so  scheint  es  doch  mit  ziemlicher  Gewissheit  mehrere  Arten 
zu  geben.  Ja  es  könnten  leicht  ausser  den  6  von  Agardh  aufgezählten  sich  noch  einige  unter  seinen  Arten  der  Gattung  Schizonema 
befinden,  wie  Seh.  radialis.  Ebenso  ist  Seh.  Agardhi  hier  zu  vergleichen.  Die  5  übrigen  Arten  Agardh' s"  sind:  1)  M.  apicu- 
lafum  von  der  schottischen  Küste  (s.  Greville,  Scott,  erypt.  Flora ,  f.  30.);  2)  M.  Blyttii  im  Meerbusen  bei  Trondhjem;  3)  31. 
pallidum  bei  Triest  (1827);  4)  M.  penicillatum  an  der  Küste  der  Normandie;  5)  M.  ramosissimum  ebenda.  Auch  die  Gattung 
Berkeley a  fr agilis  von  Greville  1827  {Scott.  Flora  T.  294.)  könnte  leicht  nur  eine  Art  der  Gattung  Micromega  umfassen,  da 
das  Hervorragen  der  Spitzen  für  Verästelung  eines  kurzen  dicken  Stammes  angesehen  werden  kann.    (S.  Agardh,  Comp.  crit.  Diät?) 


JLJVMJLNG  ZUM  FJLMIIiim  MJli   SV  MBTirii/lllMMlX. 

NEUNUNDSIEBZIGSTE     GATTUNG:      STRAHLENBAUMCHEN. 

Acineta.     Vkinele. 

CHARACTER:    Animal  Bacillariorum  familiae  affine,  pedicellatum,   lorica  simplici  membranacea,  tentacu- 
lis  inultis  subinde  retractis,  nee  vibrantibus  radiattim. 

CARACTERE:    Animal  voisin  de  la  favnille  des  B  aciliar  ies,  pedicule,  ä  carapace  simple  membra- 
neuse,  ayant  de  nombreux  tentacules  rayonnants  retractiles  et  point  vibrants. 

Die  Gattung  der  Strahlenbäumchen  ist  der  Familie  der  Stabthierchen  verwandt,  hat  einen  ein- 
fachen häutigen  Panzer  und  viele  strahlenartige,  zurückziehbare,  nicht  wirbelnde  Fühlfäden. 


341 

Die  Gattung  Acineta  (oucnrftri,  die  Wirbellose)  wurde  1833  (1832)  in  den  Abhandlungen  der  Berl. 
Akad.  d.  Wissensch.  mit  den  heutigen  3  Arten  gegründet,  aber  fraglich  zur  Familie  der  Kranzthierehen 
{Peridinaed)  gestellt.  Eine  ihrer  Formen  war  aber  schon  Müller  und  vielleicht  Baker  bekannt,  die  sie 
jedoch  beide  mit  Vorticellen  verwechselten.  Baker  beschrieb  1752  unter  seinen  Trauben -Polypen 
(p.  441.  Tafel  XIII.  Fig.  X.— XII.)  eine  Form,  welche  Pallas  1766  Brachionus  tuber osus  nannte  und  als 
ganz  steif  beschrieb,  während  sie  nach  Baker  wirbelte  und  eine  Epistylis  gewesen  seyn  kann.  Müller 
nahm  1786  dieselbe  Form  als  VorMcella  tuber osa  bei  den  Infusorien  auf,  hatte  sie  aber  nicht  büschelför- 
mig, sondern  einzeln  gesehen.  Gmelin  nannte  sie  gleichzeitig  VorMcella  tuber osa  ohne  eigene  Beobach- 
tung. Schrank  beobachtete  dieselbe  oder  eine  ähnliche  Form  1803  bei  Ingolstadt.  Bory  de  St.  Vincent 
beschrieb  1824  in  der  Encyclopedie  method.  eine  Epistylis  aus  Preussen  als  Volverella  astoma,  und  ci- 
tirte  fälschlich  dazu  die  VorMcella  tuber  osa  von  Müller.  Eine  besondere  Art  beschrieb  ich  1831  als 
Cothurnm?  mystacina  von  Berlin.  —  An  Organisation  ist  ausser  der  häutigen  Hülle,  dem  hohlen  Stiele 
und  einer  Vielzahl  von  mit  einem  Knöpfchen  am  Ende  versehenen,  nicht  wirbelnden,  einziehbaren  Fühlfä- 
den, bei  allen  3  Arten  ein  (gelblicher)  innerer  gekörnter  Eierstock  beobachtet.  Magenblasen  sind  bei  A. 
Lyngbyi  und  A.  mystacina ,  und  ein,  einer  Samendrüse  ähnlicher,  linsenförmiger  Körper  bei  A.  tuber  osa, 
ein  runder  bei  A.  mystacina  beobachtet.     Selbsttheilung  ist  nicht  erkannt. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  in  England,  Dänemark,  Baiern,  bei  Wismar  in  der 
Ostsee  und  bei  Berlin  im  Süsswasser  beobachtet. 

345.  Acineta  Lyngbyi,  Iiynglbye's  StraMembäumelieii.     Tafel  xx.  Fig.  vin. 

A.  corpusculo  globoso,  anteriore  parte  undique  tentaculata,  pedicello  crasso. 

Akinete  de  Lyngbye,  ä  corpuscule  spheriqne,  tentacule  an  front,  at/ant  un  gros  pedicule. 

Acineta  Lyngbyi,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.    (1832.)   p.  285. 

Aufenthalt:    Bei  Copenliagen  in  der  Ostsee. 

Diese  Form  fand  sich  im  Sept.  1833  auf  Sertularia  genietdata  bei  Copenliagen;  im  September  1835  erhielt  ich  sie  von 
ebendaher  auf  Ceramium  diaplianum  lebend  nach  Berlin.  Die  runden  strahligen  blassgelben  Köpfchen  mit  ihren  dicken  crystallhellcn 
Stielen  gleichen  einer  eingezogenen  grossen  Vorticelle.  Die  Strahlen  sind  nur  an  der  Vorderseite  und  einziehbar,  wie  ein  Fernrohr. 
Die  Dicke  des  Stieles  war  fast  Vs  der  Körperdicke,  seine  Länge  3— 5mal  der  Körperdicke  gleich.  Nach  einer  leichten  Strictur  am 
obern  Ende  erweitert  sich  der  hohle  Stiel  schüsselförmig  zur  Basis  des  Köpfchens.  Das  Innere  der  Kugel  war  deutlich  mit  runden  hel- 
len Blasen  erfüllt,  zwischen  denen  eine  feinkörnige  gelbliche  (Eier-)  Masse  lag.  Der  Mund  ist  nicht  beobachtet,  aber  das  langsame 
Einziehen  und  Ausstülpen  der  einzelnen  Fühlfäden  liess  sich  oft  erkennen.  Die  Form  gleicht  einem  gestielten  Sonnenthierchen 
{Actinophrys  Sol).—  Dicke  der  Köpfchen  bis  Vse  Linie.   Länge  des  Ganzen  Vs  —  Ve  Linie.    Grösse  der  Eiereben  unter  V2000  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XX.   Fig.  VIII. 

Es  sind  3  Thierchen  auf  Ceramium  sitzend,  300mal  vergrössert.  Fig.  «.  zeigt  die  obere  Strictur  des  Stieles  und  bei  +  einen  halb  einge- 
zogenen Fühlfaden;    Fig.  y.    ist  von  hinten  gesehen. 

346.  Acineta  tuberosa,  gedorntes  Strahlenlbäumclieii.    Tafel  xx.  Fig.  ix. 

A.  corpusculo  triangulari  compresso,   antica  parte   dilatato   truncato,    obtuse   bicorni   aut  tricorni,   cornnbus   lateralibus 
tentaculatis,  pedicello  simplici  graciliore. 

Akinete  bossue,  a  corpuscule  triangulaire  comprime,  dilate  et  troiu/ue  au  bout  anterieur,  ayant  deucc 
ou  trois  bosses  obtuses  au  front,  les  bosses  laterales  tentaculees  et  im  pedicule  simple  plus  grele. 

Closterings  Pohjpes,  Ni.  XI.— ■XII.,   Baker,   Employment  for  tlie  microscope,   1752.     Uebersetzt  Augsburg,    1754.    p.  441.    Taf.  XIII. 

Fig.  XI.— XII. 
Brachionus  tuberosus,  Paiias,  Elenchus  Zoophytorum,  1766.  p.  105. 
Voriicella  tnberosa,  Müiier,  Animalc.  Infusor.  p.  308.   Tab.  XLIV.  Fig.  8-9.  1786.     Gmelin,  Linnei  Syst.  Nat.  ed.  XIII.  1788.  zum 

Theil. 
Vorticella  tuberosa,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  128.  1803. 

Volverella  astoma,    Bort,  Encyclopedie  metk.  1824.  und  Dict.  classique.   (War  eine  Epistylis.) 
Acineta  tuberosa,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  285. 

Aufenthalt:    Im  brakischen  Wasser  Englands?,  Dänemarks?,  in  der  Ostsee  bei  Copenliagen!  und  Wismar!,  vielleicht  auch  in  Baiern. 

Ich  beobachtete  diese  Form  im  August  1833  auf  Ceramium  diaphanum  und  Fucus,  Scytosip/ion ,  Filum  bei  Wismar 
häufig,  und  fand  sie  ebenda  im  Sept.  1834  wieder,  erhielt  sie  auch  im  Sept.  1835  lebend  von  Copenliagen  nach  Berlin.  Sie  gleicht 
sehr  dner  bewimperten  Vorticelle,  aber  die  Wimpern  wirbeln  nie.  Baker  hat  eine  der  Gestalt  nach  sehr  ähnliche  Form  in  Eng- 
land beobachtet,  verwechselte  aber  offenbar  2  ganz  verschiedene  Körper,  deren  einer  (Fig.  X.)  eine  wirbelnde  ästige  steife  Epistylis, 
deren  anderer  (Fig.  XI.  und  XDI.)  eine  einfache  3höckerige  nicht  wirbelnde  Acineta  war,  denn  die  Vorticellen  werden  zwar  bei 
der  Selbsttheilung  2höckerig,  aber  nie  3höckerig.  Pilus  nahm  nur  Bakers  Beobachtung  in  sein  System  auf.  Müiler  beobach- 
tete aber  bei  Copenhagen  selbst  ein  ähnliches  Thierchen  im  (vielleicht  brakischen)  Sumpfwasser.  Die  Form  des  letzteren  passt  ganz 
auf  diess  Thierchen  der  Ostsee,  und  vom  Wirbeln  sagt  Müixer  nichts.  Aus  Schrank's  Beschreibung  ging  hervor,  dass  er  eine 
ästige,  nicht  wirbelnde,  Form  des  Süsswassers  beobachtete.  Vielleicht  war  es  Ac.  mystacina.  Borx  citirt  zwar  Müllers  Namen, 
hat  aber  eine  Epistylis  dafür  gehalten.  Die  Fühlfäden,  15—20  an  Zahl  auf  jeder  Seite,  kann  das  Thierchen  als  2  Büschel  diver- 
girender  Strahlen  ausbreiten  und  als  2  Bündel  paralleler  Fäden  ganz  einziehen.     Diese  Bewegung  ist  sehr  langsam.     Der  Körper  ist 

61 


343 

mit  gelblichen  Eierchen  erfüllt.  Ich  fand  auch  ganz  farblose  Exemplare,  wohl  nach  dem  Eierlegen.  Der  Mund  scheint  in  dem  mitt- 
leren^ Höcker  zu  liegen.  Die  helle  mittlere  runde  Stelle  halte  ich  ffir  Samendrüse.  Der  Stiel  ist  unbiegsam,  der  Körper  kann  sich 
etwas  verkürzen  und  die  Höcker  ganz  einziehen.—  Grösse  des  Körpers  ohne  den  Stiel  %  —  %  Linie,  mit  dem  Stiele  Vis— Vo  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XX.    Fig.  IX. 

Es  sind  6  Thierchen  in  verschiedenen  Zuständen  auf  Ceramium  diaphanum  zwischen  Calothrix-  Fäden  abgebildet,  «.und  e.  sind  aus- 
gedehnt;   y.     von  der  Seite;     8.    will  sich  ausdehnen  oder  fängt  an  sich  einzuziehen;     ß.    ist  ganz  eingezogen;     ?.    ist  nach  dem  Eierlegen. 

348* *     Acineta  mystacina*  langtoärtiges  StraMenlbäumclieii.     Tafel  XX.  Fig.  x. 

A.  corpusculo  ovato,    subgloboso,    obsolete  cornuto,   tentaculorum  fasciculis  duobus  elongatis,    pedicello  simplice,    gra- 

ciliore. 
A  hin  et  e  h  moustache,  a  corpuscide  ovale-sphcru/ue,  ayant  les  bosses  du  fro?d  peu  prononcecs,  deute 

faisceantc  de  tentacules  allonges  et  un  pedicule  plus  grele. 

VorUccIla  iuherosn >  Schrank?  Fauna  boica,  III.  2.  j>.  128.  1803. 

Cothumia?  mystacina,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissen  seh.  zu  Berlin,  1831.  p.  94. 

Acineta  mystacina,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wisse  lisch,  zu  Berlin,  1833.    (1832.)    p.  284. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin!,  vielleicht  auch  bei  Ingolstadt. 

Sie  fand  sich  zuerst  im  Juni  und  Juli  1831  auf  Oedogonium,  und  wieder  im  Sept.  1832  auf  Wurzeln  der  Meerlinsen 
{Lemna  minor)  bei  Berlin.  Am  15.  Januar  1836  fand  ich  sie  im  Thiergarten  unter  dem  Eise  an  Vaucherien.  Ich  habe  nach  letz- 
teren sehr  grossen  Exemplaren  neue  vollständigere  Zeichnungen  entworfen,  die  nicht  mehr  aufgenommen  werden  konnten.  Nie  sah  ich 
ein  verästetes  Thierchen.  Sie  fanden  sich  gleichzeitig  mit  Vaginicola  crystallina^  Synedris  und  Vorticellen.  Die  feinkörnige 
Eiermasse  ist  gelblich,  dazwischen  sah  ich  neuerlich  viele  grössere  Bläschen,  die  ich  für  Magenblasen  halte,  und  in  der  Mitte  war  eine 
hellere  drüsige  Kugel.  Der  umhüllende  häutige  Panzer  ist  bei  dieser  und  der  vorigen  Art  sehr  deutlich,  undeutlicher  bei  der  ersten 
Art.  Ich  zählte  in  jedem  Bündel  von  Fühlfäden  bis  8,  zuweilen  nur  6.  Länge  der  früheren  ganzen  Körper  V48  —  V72,  der  zuletzt 
beobachteten  bis  zu  V10  Linie.     Die  Fiihlfäden  sind  länger  als  der  Körper,    zuweilen  selbst  länger  als  dieser  sammt  dem  Stiele. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XX.   Fig.  X. 
Es  sind  3  Thierchen  auf  Oedogomum  nach  Zeichnungen  von  i832,  von  V48— V72  Linie  Länge,  300mal  vergrössert. 


Nachtrag    zur   Gattung   Acineta. 


Die  grosse  Aehnlichkeit  dieser  Körper  mit  Actinophrys  und  andern  Formen  der  Familie  der  Enchelien  könnte  wahrschein- 
lich machen,  dass  dieselben  gepanzerte  Enchelien  wären,  allein  die  Bildung  des  Ernährungssystems  spricht  dagegen.  Die  Form  der 
vielen  festen,  nicht  veränderlichen  Fiihlfäden  schliesst  diese  Körper  auch  aus  der  Familie  der  Stabthierchen  aus,  und  der  Mangel  des 
Wirbelvermögens  erlaubt  nicht,  sie  zu  den  Kranzthierchen  zu  stellen.  Es  mag  also,  was  ich  schon  1833  aussprach,  die  kleine 
Gruppe  wohl  richtiger  eine  besondere  Familie  der  Strahlenbäumchen  bilden,  welche  zwischen  den  Stabthierchen  und  Kranzthier- 
chen in  der  Mitte  steht. 


Nachtrag    zur   Familie   der   Stabthierchen. 

Es  ist  von  einigem  Interesse ,  dass  es  mir  während  des  Druckes  dieser  Bogen  noch  gelungen  ist,  bei  mehreren  Gattungen  die- 
ser Familie  die  Aufnahme  farbiger  Stoffe  in  den  Ernährungscanal  direct  zu  beobachten,  wodurch  aller  Zweifel  über  den,  obwohl  sonst 
schon  hinreichend  deutlichen,  thierischen  Character  dieser  Organismen  beseitigt  ist.  Mohren  in  Gent  und  Meten  in  Berlin  haben  in 
den  Annales  des  sc.  naturelles  1835.  und  in  Wiegmann's  Archiv  für  Naturg.  1837.  die  alte  Meinung  festgehalten,  dass  es  Pflan- 
zen wären,  allein  das  Urtheil  war  nur  Folge  noch  nicht  hinreichend  genauer  Untersuchungen  (vergl.  Closterium).  Mischt  man  Indigo 
in  Wasser,  worin  viel  Naviculae  u.  s.  w.  sind,  und  lässt  dasselbe  einige  Tage  stehen,  so  sieht  man  gewöhnlich  keine  Stoffaufnahme, 
giesst  man  aber  dann  diess  Wasser  von  den  Thierchen  ab  und  thut  neues -Wasser  und  neuen  Indigo  an  dessen  Stelle,  so  nehmen  sie 
die  farbige  Nahrung  auf.  Auf  diesen  geringfügig  scheinenden  Umstand  bin  ich  erst  nach  6jähriger  fruchtloser  Bemühung  aufmerksam 
geworden,  und  ich  verdanke  ihm  die  Lösung  der  Aufgabe.  Ich  sah  die  aufgenommene  Nahrung  bei  7  Arten  der  Gattung  Navicula> 
nämlich:  1)  Nav.  gracilis,  2)  N.  Amphisöaetia,  3)  N.  viridala,  4)  N.  fulva,  5)  N.  Nitzschii,  6)  N.  lanceolcda,  7)  N.  ca- 
pitata. Ferner  sah  ich  sie  bei  Gomphonema  paradoecum  und  bei  Arthrodesmus  quadricaudatus  ß  ecornis.  Auch  bei  Closte- 
rium acerosum  gelang  es  auf  ähnliche  Weise,  innere  blaue  Zellen  zu  beobachten.  Es  ist  hierdurch  zugleich  festgestellt,  dass  bei  den 
Navicidis  und  Gomphonemen  eine  der  beiden  mittleren  Oeffnungen  die  Mundöffnung  ist,  und  somit  wird  also  die  entgegengesetzte 
Rückenöffnung  der  Mitte  die  Sexualöffnung  seyn.  Die  je  2  Endöffnungen  aber  werden  den  Bewegungsfunctionen  besonders  angehören. 
Bei  Arthrodesmus  und  Closterium  giebt  es  keine  mittleren  Oeffnungen,  daher  fungiren  die  Endöffnungen  auf  verschiedene  Weise. 
In  dem  mittleren  hellen  Flecke  der  Naviculae  und  Gomphonemala  (so  eben  sehe  ich  es  auch  bei  Cocconema  Cistidä)  füllten  sich 
4 — 20  Magenzellen  an.  Bei  Arthrodesmus  waren  die  Zellen  zerstreut,  bei  Closterium  nur  hinter  einem  der  Enden.  Bei  todten 
Thieren  färben  sich  zuweilen  die  inneren  Theile  ohne  Unterschied,  das  kann  und  muss  man  unterscheiden. 

Rücksichtlich  der  fossilen  Infusorien -Formen  ist  hier  zu  bemerken,  dass  deren  aus  der  Familie  der  Stabthierchen  bis  heute 
76  Arten  bekannt  sind.  Sie  vertheilen  sich  in  15  Gattungen.  Die  Gattung  1)  Navicula  enthält  24  fossile  Arten,  wovon  13  noch 
lebend  sind;  in  der  Gattung   2)  Eunotia  sind  11  fossile,   wovon  2  noch  lebend;    in  der  Gattung  3)  Gallionella  sind  7  fossile,    von 


343     

ihnen  4  lebend.     In  der  Gattung  4)  XantMdmm  sind  6  fossile,  von  denen  2  noch  leben.      In  den  3  Gattungen  5)  Cocconema,   6) 
Cocconeis  und  7)  Fragilaria  sind  je  4  fossile  Arten;  bei  Cocconema  und  Fragilaria  sind  3,  bei  Cocconeis  2  noch  lebend.    Bei 
8)  Gomphonema  sind  3  fossile  Arten  sämmtlich  noch  lebend;  bei  9)  Synedra  sind,  von  3,  zwei  noch  lebend;  bei  10)  Bacillaria^ 
von  3,  1.     Die  Gattung  11)  Dictyocha  hat  3  nur  fossil  gekannte  Arten.     Die  Gattung  12)  Actinocycliis  hat  2  nur  fossile  Arten; 
13)  Podosphema,  14)  Aclmanthes  und  15)  Pyaidiciäa  haben  jede  eine  nirgends  lebend  beobachtete  fossile  Art.   Arcella?  Palma 
wird  hierbei  zu  Gallionella  gerechnet.     Von  diesen  fossilen  Formen  bilden  22  Arten    das  Bergmehl   von  Santa fiora:    1)  Navi- 
cnla capitata;  2)  N.  Follis;  3)  N.  gibba;  4)  N.  inaer/ualis;  5)  N.  Librile;  6)  N.  phoenicenteron;  7)   iV.  trinodis;  8)  iV. 
viridis;   9)  iV,  viridula;   10)   Synedra  capitata;   11)   Ä.  £////#;   12)  Eunotia  granulata;   13)   i£.  Zebra;    14)   U.   Wester- 
mannt;  15)  Cocconeis  undulata;  16)  Gallionella  italica;  17)  6r.  varians;   18)  Gomphonema  aenminatum;   19)  Cr.  clava- 
tum;  20)  Cr.  truncatam;  21)  Cocconema  cymbiforme;  22)  C.  gibbum.     Das  Bergmehl  von  Degernfors  in  Schweden  bil- 
den: 1)  Navicula  Follis;  2)  iV.  phoenicenteron;  3)  iV.  viridis;  4)  iV.  gracilis;  5)  iV.  trinodis;  6)  iV.  dicephala;  7).N.  ma- 
cilenla;  8)  iV.  suecica;  9)  Synedra  hemicyclus;  10)  Eunotia  Faba;  11)  E.  Arcus;  12)  1£.  Diodon;  13)  1£.  Triodon;  14) 
J£.  Tetraodon;    15)  7?.  Penlodon;    16)  2£.  Diadema;   17)   jE7.  Serra;   18)  Gomphonema   acuminatum;   19)  6?.  trtmeatum; 
20)  Cocconema  Fusidium;  21)  Fragilaria  pectinalis;  22)  Aclmanthes  inaer/ualis.    Den  Kiesel guhr  von  Isle  de  France 
bilden:    1)  Navicnla  gibba;   2)  N.  fulva? ;   3)  iV.  bifrons;  4)  Cocconeis  undulata;    5)  Bacillaria  vulgaris;    6)    #.  major. 
Den  Kiesel  guhr  von  Franzensbad  bilden:  1)  Navicnla  gibba;  2)  N.  Librile;  3)  iV.  viridis',  4)  iV.  viridnla;  5)  A7.  fulva; 
6)  iV.  striatula;  7)  Eunotia  granulata;  8)  Cocconeis?  Clypeus;  9)  Gallionella  distans;  10)  Gomphonema  clavatnm;  11) 
Cr.  iruncatum.     Den  Kieseiguhr  von  Kymmene  Gärd  bilden:    1)  Navicnla  Follis;   2)  iV.  phoenicenteron;   3)  iV.  viridis; 
4)  iV.  bifrons;   5)  iV.  trinodis;   6)  iV.  dicephala;   7)  iV.  macilenta;   8)  iV.  Gl  ans ;   9)  iV.? —  10)  Eunotia  Faba;    11)  i?. 
Arcus;   12)  1£.  Diodon;   13)  Ü7.  Triodon;   14)  12.  Tetraodon;   15)  .257.  Diadema;    16)  Cocconeis  finnica;    17)  Gallionella 
distans;  18)  Gomphonema  acuminatum;  19)  Cocconema  Fusidium;  20)  Aclmanthes  inaequalis.    Den  Polir  schief  er  von 
Gas  sei  bilden:  1)  Navicula  viridis;  2)  iV.  Cari;  3)  iV.  Cruzc;  4)  iV.  fulva;  5)  iV.  gracilis;  6)  iV.  lanceolata ;  7)  iV.  Stria- 
tula? ;  8)  Cocconeis  Scutellum;  9)  Gallionella  varians;  10)  Cr.  distans;  11)  Cocco?iema  cymbiforme;  12)  C   Cistula;  13) 
C.  gibbum;   14)  Fragilaria  rhabdosoma;   15)  .F.  diophthalma.     Den  Polirschiefer  und  Halbopal  von  Bilin  bilden:    1) 
Navicula  gracilis ;  2)  N.  Scalprum;  3)  Synedra  Ulna;  4)  Gallionella  varians;  5)  Cr.  distans ;  6)  G.  ferruginea? ;  7)  Ba~ 
cillaria  vulgaris;   8)  Podosphenia  nana.      Den  Polirschiefer   von  Riom  der  Auvergne   hilft  Gallionella  gallica   bilden. 
Den  Polirschiefer  von  Jastraba  in  Ungarn  bilden:  1)  Navicula  gracilis ;  2)  N.  fulva;  3)  Eunotia  fVestermanni  ;  4)  6W- 
lionella  varians;  5)  Cr.  distans;  6)  Cocconema  cymbiforme;   7)  C7.  Cistula;   8)  6'.  gibbum;  9)  Bacillaria  hungarica;    10) 
Fragilaria  gibba.     Den  Polirschiefer   vonZante  helfen  1)    Gallionella?  Patina,    2)  Dictyocha  Navicula   bilden.      Den 
Polirschiefer  von  Oran  bilden:    1)  Navicula  africana;    2)  iV.  Bacillus;   3)  Synedra  Ulna;    4)  Gallionella?  Patina;   5) 
6r.  sulcata;  6)  Dictyocha  Fibula;  7)  D.  Speculum;  8)  Actinocycliis  senarius;  9)  -4.  octonarius.    Im  Saugschiefer  vom 
Menilmontant  findet  sich  Py&idicula?  prisca.      Den  Feuerstein  und  Schwimmstein    der  Kreide  helfen  1)  Pyccidicula? 
prisca,    2)  Xanthidium  hirsutum,    3)  X.  furcatum,   4)  X.  ramosum,   5)  JT.  bulbosum^   6)  X.  tubiferum^   7)  X.?  (C/iaeto- 
typhla?  pyrphora)   bilden.      Letztere  sind  neue,    vorn  noch  nicht  angezeigte,   Arten  (vergl.  Peridinium).     Im  Opal   und  Stein- 
mark  finden   sich  Gallionella  distans?  und  Pyccidicula?  prisca.      Im  Raseneisen  und   der   Gelberde   ist  die  überaus  kleine 
Gallionella  ferruginea  herrschend. 

In  die  Familie  der  Bacillarien  oder  Stabthierchen,    welche  Agardh  Diatomeen  nennt,   hat  man  mehrere  (noch  55!)  Gattun- 
gen gestellt,  die  hier  nicht  aufgenommen  worden  sind.     Ganz  ausgeschlossen  ist  die  Gattung  Hydrurus  Agardh  1824  (1830);  diese 
ist  mir  bekannt  und  ich  halte  ihre  Formen   für  der  Ulven- Familie  zugehörige  Algeiu     Eben  so   schliesse   ich  die  Gattung  Oncobyrsa 
von  Agardh  {Flora  1827.)  als  wahre  Pflanze  hier  aus,  obschon  ich  sie  nicht  selbst  sah*     Auch  die  Gattungen  Oscillatoria,    Melo- 
to?nus,  Ophiothritc  und  Sphaerodesmus ,  welche  neue  Namen  Corda  1835    den  längst  anders  benannten  Körpern  als  Thieren  gege- 
ben hat,  sind  hier  als  Pflanzen  betrachtet,  da  eine  Thierstructur  bei  ihnen  nicht  nachgewiesen  ist  (Almanac  de  Carlsbad).      [Vergl. 
Closterium^     Zwei  von  Türpin  (1828)  in  die  Nähe  dieser  Körperchen  gestellte  Formen,  welche  als  besondere  Pflanzengattungen  bei 
ihm  die  Namen  Bursella  olivacea  und  Erythrinella  annularis  führen,   sind  Eier  von  Räder  thieren  (vergl.  Xant/iidium).     Die 
Gattung  Closterium  (Lunulina,  Pleurosicyos)  enthält  zwar  thierische  Formen,  ist  aber,  als  den  Bacillarien  fremd,  in  der  besondern 
Familie  Closterina  eingereiht.     Ausserdem  haben  Agardh  6,  Bort  3,  Türpin  5,  Greville  4,  Bonnemaison  2,  Decandolle., 
Desvaüx,  Losana,  Sommerfeld,  Meten  und  Morren  jeder  1,  Wallroth  2,  Link  2,  Kützing  4  und  Corda  8  Gattungs- 
namen gegeben,    welche,    obwohl  direct  hierher  gehörig,   hier  nicht  aufgenommen  werden  konnten,    und  diese  44  Namen  haben  nun  fol- 
gende Synonymie:  1)  Berkeley a  Greville  (1827)  =  Naunema?  >  Micromega?;  2)  Biddulphia  Grev ille  (1831)  siehe  Isthmia 
und  Tessella;   3)  Calcotrico  Desvaüx,   nach  Agardh  =  Naunema;  4)  Colpopella  Corda  (1835)  =  Euastrum;    5)  Cosma- 
rium  Corda  (1835)  =  Euastrum;  6)  Crucigenia  Morren  (1831)  $>.  Micrasterias^  Bacillaria?;  7)  Crystallia  Sommerfeld, 
nach  Agardh  (1830)  =  Gomphonema^  8)  Cymbella  Agardh  (1830)  s.  Frustulia  und  Cocconema^  9)  Diatoma  Decandolle 
(1805)  s.  Bacillaria;  10)  Encyonema  Kützing  (1833)  s.  Gloeonema;  11)  E&ilaria  Greville  (1827)  s.  Echinella;  12)  Ge- 
minella  Turpin   (1828)   s.  Odontella?;    13)  Girodella  Gaillon   (1823)   s.  Naunema;   14)  Gloeodictyon  Agardh   (1830)    s. 
Schizonema;    15)  Grammonema  Agardh  (1832)  s.  Fragilaria  und  Tessella;    16)  Helierella  Bory  (1825)   s.  Euastrum  und 
Micrasierias ;  17)  Heterocarpella  Bort  (1825)  s.  Euastrum  und  Micrasterias ;  18)  Homoeocladia  Agardh  (1830)  s.  Micro- 
mega;  19)  H?jdrolinum  Link  (1820)  s.  Schixonema;  20)  Licmophora  Agardh  (1827)  s.  Echinella;  21)  Lysigonium  Link 
(1820)  s.  Gallionella]  22)  Meloseira  Agardh  (1824)  s.  Gallionella;  23)  Monema  Greville  (1827)  s.  Naunema;  24)  iVe- 
matoplata  Bory   (1822)   s.  Fragilaria;   25)    Oplarium  Losana    (1829)    s.   Micrasterias   und  Euastrum;    26)   Paradesmus 
Corda  (1835)  s.  Fragilaria;  27)  Pharyngoglossa  Corda  (1835)  s.  Navicula  Sigma;    28)  Psygmatella  Kützing  (1833)  s. 
Echinella;  29)  RhabdiumWALLROTii  (1835)  s.  Fragilaria;  30)  Scalpirum  Corda  (1835)  s.  Navicula  Scalprum;  31)  Scac- 
naedesmus  Meyen  (1829)  s*  Arthrodesmus ;  32)  Sigmatella  Kützing  (1833)   s.  Navicula  Sigma;  33)  Spermogonia  Bon- 
nemaison,  nach  Agardh  s.  Naunema;   34)  Sphaerozosma  Corda   (1835)    s.  Odontella;    35)  Stauridium  Corda   (1835)   s. 
Micrasterias;    36)  Stomatella  Türpin  (1828)  s.  Odontella? \   Micrasterias? ;    37)  Sty Maria  Bory   (1822)   s.  Gomphonema; 
38)  Surirella  Türpin  (1827)  s.  Navicula;    39)  Syrinw  Corda  (1835)   s.  Fragilaria;    40)   Temachium  Wallroth   (1835) 
s.  Synedra;  41)  Tessarthonia  Turpin  (1828)  s.  Tessararthra;  42)   Trochiscia  Kützing    (1833)   s.  Euastrum;   43)    ÜW«- 
<rc<?//#  Türpin  (1828)  s.  Euastrum;  44)  Vaginaria  Bonnemaison,  nach  Agarph  s.  Sclmonema. 


-      -  -      --    244 

Riicksichtlich  des  höchst  merkwürdigen  Eisengehaltes  der  Gallion  eilen  haben  die  fortgesetzten  Untersuchungen  neuerlich 
noch  auffallende  Resultate  ergeben  •  obschon  bei  der  Kleinheit  der  Körperchen  der  G.  ferruginea  noch  immer  Schwierigkeiten  bleiben. 
Ein  starker  Eisengehalt  zeigte  sich  auch  in  der  grossen  Gallionella  aurichalcea,  welche  beim  Glühen  roth  wird,  aber  auch  hier  blieb 
der  Zustand  des  Eisens  und  sein  Verhältniss  zum  Thiere  noch  unklar.  Bei  den  Gliederfäden  des  Wiesen- Ockers  (Gallion.  ferrug.), 
den  ich  ganz  neuerlich  auch  aus  der  Freiberger  Grube  Beschert- Glück  von  1106  Fuss  Teufe  sehr  schön  erhielt,  lösen  sich  zuweilen  die 
Gliederfäden  in  Salzsäure  unter  dem  Mikroskope  scheinbar  ganz  auf,  dennoch  enthält  die  Masse  mehr  als  6 — 12  pG.  Kieselerde.  Auch 
ehe  diese  Körperchen  die  Kettenform  annehmen,  bleibt  bei  dem  Auslaugen  mit  Säuren  der  Kieselpanzer  nicht  immer,  wie  bei  den  grös- 
seren Gallion  eilen,  ganz  zurück,  sondern  kleinere  Theilchen  bleiben  sichtbar.  Es  scheinen  diese  Differenzen  auf  Entwickelungszu- 
ständen  zu  beruhen,  welche  weiterer  Nachforschung  bedürfen.  So  eben  wird  eine  genaue  chemische  Analyse  dieser,  von  nur  gesammel- 
ten und  ausgewählten,  Substanzen  im  Laboratorium  des  Herrn  Prof.  H.  Rose  von  Herrn  Barker  vollendet,  deren  Resultate  in  Kur- 
zem in  Poggendorff's  Annalen  der  Physik  und  Chemie  umständlich  vorgelegt  werden  können.  Die  bei  weitem  grösste  Masse  der 
Körperchen  besteht  geradezu  aus  Eisen,  welches  sammt  den  6  — 12  Procenten  Kieselerde  den  Panzern  oder  Schaalen  der  Thierchen 
allein  angehören  mag. 

Wenn  es  endlich  bisher  höchst  auffallend  war,  dass  es  14  Fuss  mächtige  Lager  fossiler  Kiesel -Infusorien  giebt  (s.  Gallio- 
nella distans))  während  die  lebenden  in  so  überaus  grossen  Mengen  nicht  beobachtet  werden,  so  haben  meine  fortgesetzten  Untersu- 
chungen auch  hier  einiges  Licht  gewonnen.  Allerdings  sind  auch  jetzt  noch  die  lebenden  Kieselinfusorien  durch  ihr  Massenverhältniss 
erstaunenswerth.  Obwohl  nämlich  zu  einem  Cubikzolle  ihrer  Masse  viele  Tausend  Millionen  Individuen  gehören  und  Hunderte  Millionen 
erst  einen  Gran  wiegen,  so  gelang  es  mir  doch  in  diesem  Sommer,  sie  in  solcher  Menge  lebend  zu  beobachten,  dass  ich  in  etwa  1/2 
Stande  1  Pfd.  solcher  unsichtbaren  Schaalen  lebender  Thiere  selbst  sammeln  konnte,  und  dass  es  gar  nicht  übertrieben  ist,  zu  behaup- 
ten, man  könne,  im  Fall  es  darauf  ankäme,  in  wenig  Stunden  */*  bis  XJ2  Centner  dieser  Kieselpanzerchen  zusammenhäufen.  Die  Kie- 
sel-Infusorien bilden  nämlich  den  Moder  der  Oberfläche  stehender  Gewässer,  Stadtgräben,  Bassins  und  Teiche.  Entweder  werden  sie 
durch  Oscillatorien  in  handdicke,  oft  mehrere  Fuss  breite,  schwarze,  graue  oder  gelbe  Rasen  vereinigt,  oder  die  Gallionellen  tre- 
ten selbst  rasenförmig  auf.  Beides  war  in  diesem  Vorsommer  bei  Berlin  im  Thiergarten  ausgezeichnet  der  Fall.  Sie  verbreiten  aber 
dann  einen  lästigen  Sumpfgeruch.  Man  reinigt  die  Bassins  von  ihnen  durch  einige  an  einander  gebundene,  einfache  oder  rechenartig 
nach  unten  gezahnte  und  durchflochtene ,  schwimmende  Latten,  welche  man  durch  Bindfäden  an  ihren  Enden  langsam  fortbewegt.  Am 
Ufer  zieht  man  sie  mit  durchflochtenen  Rechen  ans  Land.  Hat  man  die  Oberfläche  gereinigt,  so  erscheint  am  andern  oder  dritten 
Tage  schon  dieselbe  Masse  wieder,  weil  die  Sonne  den  Boden  der  flachen  Gewässer  dann  wieder  freier  erwärmt  und  Gasentwickelung 
am  Grunde  eintritt,  welche  die  dort  befindlichen  ähnlichen  Massen  zur  Oberfläche  hebt.  Eine  Karre  voll  solchen,  von  der  Ober- 
fläche genommenen,  Schlammes  giebt  wohl  10  — 15  Pfd.  reine  Infusorienschaalen.  Fortgesetztes  Reinigen  bezwingt  doch  diese  Pro- 
duetion,  und  der  gewonnene  Moder  ist  geradehin  guter  Tripel  oder  Kieselerde.  Nur  erst,  wenn  der  Moder  an  der  Luft  völlig  hart 
getrocknet  ist,  sind  die  Thierchen  todt.  Ich  fand  sie  nach  6  Wochen  ausser  dem  Wasser  noch  lebend  in  der  kaum  etwas  feuchten 
Erde,  welche  sie  selbst  bildeten.  (S.  Bericht  der  Berl.  Akad.  d.  Wissensch.  1837.  Juli.  Vergl.  p.  122.  dieses  Werkes.)  Alle  Ar- 
ten dieser  Familie  lassen  sich  aufbewahren. 


EILFTE    FAMILIE:     SCHEIBENTHIERCHEN. 

Cyclidina«    Cyclidines. 

OHARACTER:    Animalia  polygastrica,  anentera  (tubo  intestinal i  destituta,  apertura  corporis  unica),  ciliis 
setisve  appendiculata,  nee  loricata. 

CARACTERE:    Animaux  polygastriques,    sans  canal  intestinal  (ayant  une  seule  Ouvertüre  du 
corps),  pourvus  d' appendices  en  forme  de  eils  ou  de  soies,   depourvus  de  carapace. 

Zur  Familie  der  Scheibenthierchen  gehören  alle  deutlich  oder  wahrscheinlich  polygastrischen 
Thiere  ohne  Darmkanal,  welche  wimper-  oder  haarförmige  Anhänge  des  Körpers  haben  und  panzerlos  sind. 

Die  kleine  Familie  der  Scheibenthierchen  umfasst  nur  9  bekannte  Thierformen,  welche  in  3  Gat- 
tungen vertheilt  sind.  Die  ersten  Formen  erkannte  und  beschrieb  wohl  Joblot  1716  in  Paris,  allein  Hill 
beobachtete  sie  in  England  und  nannte  sie  1752  zuerst  Cyclidium.  Die  beiden  andern  Gattungen  wurden 
1831  sammt  der  besondern  Familie  in  den  Abhandlungen  der  Berl.  Akad.  d.  Wissenschaften  gegründet,  wo 
1830  Cyclidium  zu  den  K ranzt hierchen  (Peridinaea)  gestellt  worden  war.  —  Für  den  Organisations- 
gehalt ist  auch  nur  die  Gattung  Cyclidium  hinreichend  ergiebig  gewesen,  da  alle  Formen  der  Familie  klein 
sind  und  zu  dieser  Gattung  die  grösseren  gehören.  —  Zum  Bewegungssystem  gehören  die  äusseren  borsten- 
artigen Wimpern,  deren  verschiedene  Gruppirung  Charactere  der  Gattungen  giebt.  Ein  besonderer  Rüssel 
ist  nicht  beobachtet.  —  Das  Ernährungssystem  ist  bei  2  Arten  der  Gattung  Cyclidium  ausführlich  erkannt, 
polygastrisch,  mit  Auswerfen  aus  der  Mundöffnung.  —  Das  weibliche  Sexualsystem  ist  weniger  scharf  er- 
mittelt, als  das  männliche.  Nur  bei  Pantotrichum  Enchelys  sind  gelbliche  Eierchen  (?)  direct  erkannt, 
allein  die  1 — 2  runden  männlichen  Drüsen  des  Cyclidium  Glaucoma  sammt  einer  contractilen  Blase  und 
die  einfache  des  CJ  lentiforme,  vielleicht  auch  des  Pantotrichum  Enchelys,  waren  ausser  allem  Zwei- 
fel. —  Augen  sind  noch  bei  keiner  Gattung  beobachtet, 


— 345     - 

Die  geographische  Verbreitung  ist  durch  Europa,   in  Dongala  Nubiens,  im   siiiaitischcn  Arabien   und 
im  Ural  des  nördlichen  Asiens  beobachtet, 

Uebersicht   der   Gattungen    der   Scheibenthierchen: 

!  flache  Form  und  einfacher  Wimperkranz Cyclidium 
rundliche  Form,  überall  zerstreute  Wimpern     ....   Pantotriclllim 
mit  Borsten  besetzt Chaetomonas 


ACHTZIGSTE     GATTUNG:      SCHEIBENTHIERCHEN. 

Cyclidium.    Cyclide. 

CHARACTER:    minimal  e  familia  Cyclidinoruin ,    corpore  compresso,    ciliorum   singula  serie  circulari  in- 
structo. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Vyclidinesv  h  corps  comprime^  pourvu  de  cils  en  sim- 
ple rang  circulaire. 

Die  Gattung  der  Scheibenthierchen  unterscheidet  sich  in  der  gleichnamigen  Familie  durch  flachen 
Körper  und  einen  einfachen  Wimperkranz  um  denselben. 

Der  Gattung  Cyclidium  werden  hier  4  Arten 5  aber  nur  eine  ganz  sicher 3  zugewiesen;  man  hatte 
in  ihr  bisher  nicht  weniger  als  98  verzeichnet.  Joblot  und  Hill  beobachteten  wohl  die  erste  Art  1716 
und  1752  5  und  letzterer  gründete  die  Gattung  Vyclidium  mit  4  Arten,  von  denen  jedoch  nur  die  2te  hier- 
her gehört  ,  die  übrigen  andern  Gattungen  anheimfallen.  Müller  gab  1773  der  Gattung  7  Arten  und  1786 
auch  7  5  von  denen  jedoch  2  neu  waren  und  an  die  Stelle  von  eben  so  viel  ausgeschiedenen  der  früheren 
kamen.  Später  wurden  nur  Müllers  Arten  hier  und  da  wiederholt  verzeichnet.  Nitzsch  zog  1817  Cer- 
caria  Cyclidium  und  Cerc.  Discus  in  diese  Gattung  ,  und  Bory  de  St.  Vincent  vermehrte  die  Zahl  der 
Arten  1824  mit  4  neuen  Namen.  In  den  Symholis  physicis  von  Hemprich  und  Ehrenberg  wurden  1828 
3  neue  Arten  aus  Dongala  und  der  libyschen  Amnions -Oase  abgebildet,  und  1829  wurden  von  Losana  all- 
ein 78 5  leider  ganz  unhaltbare,  Arten  aus  Piemont  benannt  und  abgebildet.  In  den  Abhandlungen  der  Ber- 
liner Akad.  d.  Wissenschaften  wurde  dann  1830  der  Character  der  Gattung  physiologisch  festgestellt  und 
ebenda  1831  eine  neue  Art  hinzugefügt,  die  Zahl  der  Arten  aber  im  Ganzen  auf  nur  4  beschränkt,  indem 
auch  eine  der  libyschen  Formen  im  Texte  zu  den  Symbolis  physicis  1831  zu  Monas  gezogen  worden 
war.  —  An  Organisation  ist  das  polygastrische  Ernährungssystem  deutlich,  am  vollständigsten  bei  C.  Glau- 
coma  erkannt.  Der  Mund  ist  eine  rundliche  Oeffnung  auf  der  Bauchseite  dicht  am  vordem  Ende,  oder  ge- 
gen die  Mitte.  —  Die  Bewegungsorgane  sind  weder  blosse  Rüssel,  noch  blosse  Mundwimpern,  sondern,  wie 
bei  Kerona  und  Stylonychia^  eine  Vielzahl  von  wimperartigen  Füssen  am  Bauchrande.  Diess  ist  jedoch 
nur  bei  Einer  Art  scharf  beobachtet,  Es  schienen  neuerlich  auch  noch  Längslinien  (Längsreihen  von  sehr  zarten 
Wimpern?)  überdiess  vorhanden  zu  seyn,  so  dass,  wenn  sich  eine  besondere  Analöffnung  noch  vorfände, 
Cycl.  Glaucoma  sich  wohl  den  Oxytriehinen  anreihen  Hesse.  —  Die  weiblichen  Sexualorgane  sind  noch 
nicht  direct  erkannt  oder  übersehen,  die  männlichen  sind  als  eine,  bei  der  dueertheilung  doppelte,  grosse 
rundliche  Drüse  bei  C.  Glaucoma  und  lentiforme  deutlich.  Auch  eine  contractile  Blase  ist  bei  beiden  er- 
kannt.    Spontane  Queertheilung  ist  häufig,  Längstheilung  noch  nicht  beobachtet. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  die  bei  der  Familie  angegebene,  grosse. 

348.     Cyclidium  Glaucoma,  bläuliches  ScheitoentliierclieBL     Tafel  xxil  Fig.  I. 

C.  corpore  oblongo-elliptico  integro,  ciliorum  ventris  Corona  ampla,  dorsi  lineis  obsoletis,  subtilissimis,  motu  Gyrinorum. 

Cyclide  Glaucome,   a  corps  oblong •- elliptique ,    ayant  le  cercle   de  cils  autour   du   venire   Inen  large, 
les  raies  du  dos  tres-delicates  et  le  mouvement  des  Gyrins. 

Fourmiliere  de  tres  petits  animaux,  Joblot?  Observat.  avec  le  Microscope,    PI.  5.   Fig.  3.    1716.    ed.  II,  1754.  p.  34. 
Cyclidium  (secwndum)  ,  Hill,  History  ofanimals,    III.   p.  3.   Fig.  2.  1752. 

Cyclidium  Glaucoma,  Müller,  Vermium  bist.  1773.   p.  38.    Animalc.  infus.    1786.   p.  80.   Tab.  XI.  Fig.  6—8. 
Oualthierchen? ,  Gleichen,  Abbandl.  üb.  Infusionsth.  zum  Theil,  Taf.  XIV.  Fig.  3.  E.   XIX.  D.  III.  XXVIII.  Fig.  7.   1778. 
Volvox  Glaucoma,  Bory  de  St.  Vincent,  Encyclopedie  method.  1824.    Art.  Microscopiques,   Volvox. 
Bursaria  Ovulum,  Hemprich  u.  Ehrenber&,  Symbolae  pliysicae.   Evertebrata  I.    Phytozoa.   Tab.  II.   Fig.  III.  2.   IV.  4.    1828. 
Cyclidium  Glaucoma,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1829.  p.  15.  1830.   p.  56,  62,  74.   Taf.  I.  Fig.  4.    1831.  p.  74. 
Symb.  physic  Text.  1831. 

Aufenthalt:    In  Frankreich?,   England,  Dänemark,   auf  dem  Greifenstein  ob  Bonnland,    bei  Berlin,  bei  Tor  am  Sinai  Arabiens  und 
in  Petersburg. 

62 


340    — 

Diese  Form  gehört,  ihrer  eigenthümliehcn  Bewegungen  halber,  zu  den  sich  auszeichnenden  des  Mikroskops.  Man  vergleicht 
die  Bewegung  sehr  richtig  nach  Müller  mit  der  raschen  umherschweifenden  und  plötzlich  ruhenden  des  Gyrinus  natator,  eines  be- 
kannten kleinen,  2  Linien  grossen,  schwarzen  Wasserkäfers,  welcher  truppweise,  silberglänzend  an  der  Oberfläche  des  Wassers  auf 
schattigen  Gräben  schwimmt.  Zuweilen  ist  die  Bewegung  überaus  rasch  durcheinanderfahrend,  oft  stehen  sie  plötzlich  still  und  springen 
gleichsam  dann  im  Bogen  an  einen  andern  Ort.  Bei  starker  -Vergrösserung  sieht  man,  dass,  wenn  sie  still  stehen,  sie  wirbeln  und 
Nahrung  aufnehmen,  dabei  stützen  sie  sich  auf  die  schwer  sichtbaren  Randborsten,  welche  ihnen,  wie  den  Wassermücken  die  Füsse, 
zum  Ruhen  auf  dem  Wasser  und  auch  zum  Klettern  dienen.  Sie  hängen  aber  im  Wasser  mit  dem  Rücken  nach  unten.  Sie  nehmen 
sehr  leicht  farbige  Nahrung  auf,  linden  sich  in  allen  Aufgüssen  und  gehören  zu  den  verbreitetsten  und  zahlreichsten  Formen.  Man  ver- 
wechselte sie  früher  wohl  oft  mit  Glaucoma  scintillans,  welches  viel  grösser  ist,  und  die  Abbildungen  erlauben  keine  sichere  Ent- 
scheidung darüber.  Schon  1830  gab  ich  viele  schärfere  Abbildungen  dieses  Thierchens.  Neuerlich  habe  ich  den  Mund  und  die  Samcn- 
driisen  sammt  der  contractilen  männlichen  Blase  noch  erkannt.  Diese  Blase  bezeichnet  schon  Müiiek  als  hellen  Punkt;  was  er  aber 
Darm  nennt,  mag  irgend  eine  verschluckte  Substanz  gewesen  seyn.  Die  Queertheilung  hat  Müller  auch  schon  gesehen.  —  Län«e 
7240 —  /96  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXII.   Fig.  I. 

Es  sind  3  Gruppen  bei  3  verschiedenen  Vergrösserungen  abgebildet.  A.  ist  310mal  vergrössert,  mit  Indigo  genährt.  B.  ist  800mal  vergrössert.  Bei 
4.  sind  3  verschiedene  Ansichten  Eines  Thierchens.  Fig.  5.  ist  in  der  Queertheilung  begriffen.  C.  sind  etwas  grössere  Exemplare  von  %  Linie 
Länge,  800mal  vergrössert.  Fig.  1.  einfach  mit  seinen  Schwimmborsten,  seiner  Kugeldrüse,  contractilen  Blase,  Magen  und  Streifen.  Fig.  2.  in 
der  Queertheilung  mit  2  Kugeldrüsen.    Fig.  3.    Seitenansicht. 

349.  Cyclidium  margaritaceum»  perlfarbiges  Scheibenthierchen.    Tafel  xxn.  Fig.  II. 

C.  corpore  orbiculari-elliptico,  postica  parte  leviter  exciso,  dorso  distinetius  lineato,  ciliis  obsoletis,  colore  margaritaeeo. 

Cyclide  Perle,  a  corps  orbiculaire-elliptir/ue,   leger  erneut  echancre  au  bout  posterieur,  plus  distinete- 
ment  raye  au  dos,  ayant  les  eils  peu  visibles  et  la  couleur  gris  de  perle. 

Cyclidium  margaritaceum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.  p.  62.   1831.  p.  74. 

Aufenthalt:    Bei  Catharinenburg  im  Ural  und  bei  Berlin. 

Die  Form  wurde  im  Juli  1829  auf  der  Reise  mit  Herrn  Alexander  von  Humboldt  nach  Sibirien  entdeckt,  seitdem  aber 
auch  häufig  bei  Berlin  in  verschiedenen  Aufgüssen  beobachtet.  Sie  ist  breiter  und  kürzer  als  vorige,  hinten  leicht  ausgeschweift  und 
hat  da  eine  contractile  helle  Blase.  Die  Form  ist  zuweilen  schwer  von  Oxytricha  Cicada  zu  unterscheiden  und  könnte  wohl,  aber 
doch  kaum,  ein  Jugendzustand  derselben  oder  der  Euploea  Charon  seyn.  Der  Mund  ist  eine  grosse  ovale  Oeffnung  fast  in  der  Mitte. 
Die  Wimpern  habe  ich  oft  an  ihrer  Wirkung,  nie  an  sich,  sehen  können.  Sie  füllt  sich  leicht  mit  Farben,  lebt  mehr  einzeln  und  hat 
nicht  die  rasche  Bewegung  der  vorigen.  —  Länge  Vis  5  —  ^s«  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXII.  Fig.  II. 

A.  ist  eine  in  Catharinenburg  gezeichnete  Gruppe,  250mal  vergrössert;  B.  ist  von  Berlin.  Die  beiden  kleineren  Figuren  sind  300-,  die  4  grösse- 
ren 500mal  vergrössert.  Fig.  1.  ist  vom  Rücken,  Fig.  2.  von  der  Seite  gesehen,  wirbelnd;  Fig.  4.  ist  in  der  Queertheilung;  alle  zeigen  die 
Mundoftnung  deutlich.    Fig.  3.     hat  Indigo  aufgenommen.     In  dieser  und  der  oberen  kleineren  Figur  ist  die  contractile  Blase  angezeigt. 

350.  Cyclidium  f  planum,  flaches  Scheibenthierchen.     Tafel  xxn.  Fig.  III. 

C.  minus,  corpore  ohlongo-elliptico,  laevi,  ciliis  obsoletis. 

Cyclide?  plat,  plus  petit  r/ue  le  pr emier,  h  corps  ovale -ellipiir/ue,   lisse,  ayant  les  eils  peu  marr/ues. 

Cyclidium?  planum,  Hemprich  u.  Ehrenberg,  Symbolae  physicae.    Evertebrata  I.    Phytozoa,  Tab.  I.  Fig.  III.    1828.    Text,  1831. 
Cyclidium?  planum,  Abhandl.  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1829.   p.  15,  20.   1831.  p.  74. 

Aufenthalt:    In  Dongala  Nubiens  im  Nil. 

Ich  beobachtete  es  mit  Dr.  Hemprich  im  März  1822  in  Kasr  Dongala.  Ich  würde  die  Form,  welche  an  Bewegung  und 
Gestalt  ganz  dem  C.  Glaucoma  gleich  war,  für  jene  Art  halten,  wenn  nicht  die  Grösse  zu  verschieden  gewesen  wäre.  Den  Mangel 
der  Wimpern  halte  ich  für  Mangel  an  Beobachtung.  —  Grösse  V220  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXII.  Fig.  III. 

A.  ist  die  von  mir  in  Dongala  gefertigte  Zeichnung,  zwei  vom  Rücken,  eins  von  der  Seite;  Vergrößerung  200mal.  B.  sind  Skizzen  derselben  Fi- 
guren auf  den  Maassstab  von  600mahger  Vergrösserung  erhöht,  zur  Vergleichung  mit  den  andern  Arten;  +  Seitenansicht. 

351.  Cyclidium»  lenliforme,  linsenförmiges  Scneinenthierchen.    Tafel  xxn.  Fig.  IV. 

C.  minus,  corpore  orbiculari-elliptico,  laevi,   ciliis  obsoletis. 

Cyclide  Lentille,  plus  petit  aue  le  second,  ä  corps  orbiculaire-elliptique,  sans  echancrure,  sans  raies 
et  sans  eils  distinets. 

Cyclidium  lenliforme,  Hkmfrich  u.  Ehrender*,  Symbolae  physicae.  Evertebrata  I.  Phytozoa,  Tab.  I.   Fig.  II.   1828.   Text  1831. 
Cyclidium  lentiforme,  Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1829.  p.  15,  20.   1831.  P.  75. 

Aufenthalt:    In  Dongala  Nubiens  am  Nil. 

i  u  17  EiS  jJmdJ.Bich  zwischen  Nil-Conferven  auf  der  Insel  Argo  in  Dongala,  wo  ich  mit  Dr.  Hemprich  im  März  1822  einige  Zeit 
lebte. .us  Hatte  die  rasche,  zitternde,  dann  schnell  ruhende  Bewegung  des  Cyclidium  Glaucoma,  und  in  der  Mitte  zuweilen  einen 
deutlich  umschriebenen  runden  Körper  (Samendrüse?),  den  ich  damals  für  verschluckte  Confervensaamen  hielt.  C.  lendiforme  ist  un- 
richtig.    Es  ist  viel  kleiner  als  C.  margaritaceum.  —  Grösse  %65  Linie. 


___ .    24$ — 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXII.    Fig.  IV. 

A.     ist  die  von  mir  in  Dongala  gefertigte  Zeichnung.     Die  schmäleren  sind  von  der  Seite  gesehen;  Vergrüsseruug  200mal.     li,    sind  Skizzen  derselben 
Figuren  nach  dem  Maassstabe  600-  und  800maliger  Vergrößerung ,  zur  Vergleichung  der  übrigen. 


Nachtrag    zur   Gattung    Cyclidium. 

Die  96  Artnamen  der  Gattung  Cyclidium,  welche  nur  etwa  4 — 5  Arten  wirklich  enthalten,  sind  besonders  durch  Losanas 
75  Namen  hervorgebracht,  welche  derselbe  in  dem  Memorie  di  Torino  Vol.  XXXIII.  1829.  bekannt  machte  und  abbildete,  wobei  zum 
Glück  3  Namen  in  der  Eile  übergangen  wurden,  indem  es  78  seyn  sollten.  Sie  sind  in  der  Isis  1832.  p.  769.  copirt  und  können, 
da  die  Abbildungen  den  jetzigen  Ansprüchen  auf  Darstellung  gar  nicht  entsprechend  und  unkenntlich  sind,  auch,  wie  es  scheint,  keine 
einzige  Form  zur  Gattung  Cyclidium  gehört,  hier  füglich  übergangen  werden.  Derselbe  Verfasser  hat  in  den  Gattungen  Volvoac, 
Proteus,  Kolpoda,  Paramecium  und  Oplarium  fast  300  unbrauchbare  Namen,  und  auch  für  die  scheinbar  entsprechenden  Zeichnun- 
gen einiger  Formen  keine  Bürgschaft  treuer  wissenschaftlicher  Auffassung  gegeben.  Die  4  ersten  Cyclidia,  welche  Hill  1751  ver- 
zeichnete, nahm  Müller  in  sein  System  unter  den  Namen  1)  Monas  Lens,  2)  Cyclidium  Bulla,  3)  C.  Nucleus  und  4)  C.  ra- 
dialis (auch  Leucophra  vesiculifera)  auf.  Bory  de  St.  Vincent  hat  1824  von  Müllers  10  Cyclidien  von  1786  nur  3  dafür 
erkannt:  C.  hyalinum,  Nucleus  und  nigricans,  die  übrigen  nennt  er  Monas  Bulla,  Bursaria  rostrata,  JSurs.  Pediculus  (auch 
Peritricha  polyporum),  Bursaria  dubia  und  Völvocc  Glaucoma*  Das  C.  fluitans  und  Milium  sind  übergangen.  Die  beiden 
Cyclidia,  welche  Nitzsch  1827  in  Ersch  und  Grüber's  Encyclopädie  (Cercaria)  hinzufügte,  hat  Thon  ebenda  {Cyclidium)  1829 
übergangen.  Folgendes  ist  die  Synonymie  der  17,  ausser  obigen  75,  hier  zurückgewiesenen  Namen:  1)  Cyclidium  Bulla  Müller  (1773) 
==  Cyclidium?,  Monas  Guttulal ;  2)  C.  cercarioides  Bory  (1824)  =  Trichoda!,  Enchelys!  ;  3)  C.  Cyclidium  Nitzsch 
(1817)  [1827]  =  Cyclid.  margaritaceum?  ;  4)  C.  Discus  Nitzsch  (1817)  [1827]  =  Bodo?,  Euglena? ;  5)  C  dubium  Mül- 
ler (1786)  =  Paramecium?  ;  6)  C  enchelioides  Bory  (1824)  =  Monas  tremula?  ;  7)  C.  fluitans  Müller  (1786)  =  C. 
margaritaceum?,  Euplotes? ;  8)  C.  hyalinum  Müller  (1786)  —Bodo?;  9)  C.  inane  (Symbolae  physicae  1828.)  =  Monas 
inanis;  10)  C.  Milium  Müller  (1773)  =  Paramecium  Milium;  11)  C.  mutabile  Bory  (1824)  =  Cycl.  Glaucoma?,  Mo- 
nas!;  12)  C.  nigricans  Müller  (1786)  =  Monas;  13)  C.  Nucleus  Müller  (1773)  =  Enchelys?,  Monas? ;  14)  C  obtu- 
sans  Bory  (1824)  =  Enchelys?,  Trichoda? ';  15)  C  Pediculus  Müller  (1773)  =  Trichodiua  Pediculus;  16)  C.  radialis 
Müller  (1773)  =  Leucophrys  Ovum?;  17)  C.  rostratum  Müller  (1773)  =  Enchelys! .  (Vcrgl.  Isis  1833.  p.  243.  1834.) 
Von  Losanas  Figuren  gehören  vielleicht  Cycl.  bilobum,  crenatum,  praemorsum,  Pullastrum ^  reniforme,  striatum  und  ver- 
rucosum,  also  7  Arten,  zu  Kolpoda  Cucullus ;  Cycl.  gibbosum,  glaucum  und  nasutum  zu  Amphileptus  Fasciola,  und  Cycl. 
saliens  zu  Glaucoma  scintillans\  C.  cucidlatum,  aduncum,  albicans,  bullatum  zu  Chilodon  Cucullukis;  C.  ornatum  zu 
Chilodon  uncinatus,  so  wie  man  etwa  die  willkürlichsten  einfachen  Umrisse  auf  irgend  eine  Infusorienform  wird  deuten  können. 


EINUNDACHTZIGSTE      GATTUNG:      MUFFTHIERCHEN. 

Pantotriclmni.    Pantotriquie. 

CHARACTER:    Animal  e  faniilia  Cyclidinorum,  corpore  ciliis  mobilibus  undique  hirto,  turgido. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Cyclidines,  a  corps  gonfle  et  partout  garni  de  cils  mo- 
biles. 

Die  Gattung  der  Muffthierehen  gehört  zur  Familie  der  Scheibenthierchen,,  zeichnet  sich  aber  durch 
überall  mit  beweglichen  Wimpern  behaarten  gerundeten  Körper  aus. 

Die  Gattung  Pantotrichum  wurde  1830  in  den  Abhandlungen  der  Berl.  Akad.  der  Wissenschaften 
errichtet  und  mit  1  Art,  1831  mit  5  Arten  versehen.  Bei  2  derselben  fand  sich  bald  darauf,  dass  sie 
durch  eine  harte  Schaale  gepanzert  waren,  sie  wurden  daher  1833  (1832)  ebenda  in  die  besondere  Gat- 
tung Chaetotyphla  der  Familie  der  Kränzt  hier  eben  gestellt.  Es  scheint,  dass  keine  der  Arten  früher 
bekannt  gewesen,  wenn  nicht  Leucophra  viridis  Müllers  von  1786  vielleicht  einerlei  ist  mit  Pant.  Fol- 
vox.  Dass  Leuc.  scintillans  und  aurea  sammt  Trichoda  horrida  Müllers  zu  Pantotrichum  gehören, 
ist  mir  jetzt  fast  unwahrscheinlich  (s.  Isis  1833.  p.  253.).  —  Die  Organisation  ist  noch  nicht  hinreichend 
ermittelt.  Nur  bei  P.  Enchelys  sind  Magenzellen  undeutlich  beobachtet.  Die  Eiermasse  des  Geschlechts- 
organismus ist  nicht  direct  erkannt.  Nur  ist  es  wahrscheinlich,  dass  die  grüne  Farbe  des  P.  Volvox  und 
die  gelbliche  der  2  andern  Arten  den  Eiern  angehören.  Der  helle  grosse  Fleck  im  Hintertheile  des  P.  En- 
chelys könnte  Samendrüse  seyn,  dieselbe  hat  auch  Längstheilung  gezeigt.  Der  Mangel  einer  doppelten  OefF- 
nung  ist  noch  nicht  erwiesen,  aber  auch  nicht  ihre  Existenz. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  über  Berlin  s  Umgegend  hinaus  unsicher. 


*  348    — 

352.  Pantotrichum  Enchelys,  längliches  Maffthierchen.     Tafel  xxil  Fig.  VII. 

P.  corpore  cylindrico-oblongo,  utrinque  rotundato,  pallide  flavicante,  media  parte  turbido  utrinque  hyalino. 

Pantotrir/ue  Enchelide,  a  corps  cylindrique  oblong,  arrondi  aucc  deute  bouts,  jaunätre  pale,  trou- 
ble  au  milieu  et  hyalin  au&  deute  bouts. 

Pantotrichum  Enchehjs ,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  75. 

Aufenthalt:     In  Berlin. 

Diese  Art  lebt  in  faulem  Fleisch wasser,  rohen  Fleisch- Infusionen ,  in  zahllosen  Mengen.  Sie  nahm  nie  Farbe  -  Nahrung  auf. 
Die  undeutlichen  Magenzellen  liegen  dicht  umhüllt  von  einem  gelblichen  Eierstock  (?)  in  der  Mitte.  Vorn  und  hinten  ist  der  Körper 
hell,  vorn  durch  den  Mundraum,  hinten  durch  eine  männliche  Samendrüse?.  Ich  sah  Längstheilung,  vielleicht  auch  Qneertheilung  und 
oft  traubenartiges  Zusammenhängen,    ob  in  Folge  unvollkommener  Selbsttheilung ? .     Bewegung  um  die  Längsaxe  drehend  und  gleitend. 

—  Länge  bis  ljg6  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XXII.   Fig.  VII. 

Es  sind  29  Thierclien  in  verschiedenen  Lagen  und  Zuständen,  300mal  vergrössert  Fig.  1.  einfache  Form;  Fig.  2.  in  der  Queertheilung  ( ? ) ;  Fig.  3. 
in  der  Längstheilung;  Fig.  4.  traubenartig,  sämmtlich  mit  anliegenden  Wimpern,  scheinbar  glatt;  Fig.  5.  traubenartig  mit  gespreizten  Wimpern,  alle 
schwimmend.     Bei  +  ist  ein  Thierchen  von  vorn  gesehen.     Trübt  man  das  Wasser  mit  Indigo,  so  sieht  man  bei  allen  die  Wimpern. 

353.  JPantotrichum  Volvoac,  wälzendes  Unffthierclieii.     Tafel  xxil.  Fig.  viil 

P.  corpore  ovato-globoso,  viridi. 

Pantotrique  Volvoce,  a  corps  ovale -spherique,  vert. 

Leucophra  viridis,  Müller?  Animalc.  infus,  p.  143.  Tab.  XXI.   Fig.  9  —  11.  1786.    Bory,  Encycl.  meth.  1824. 
Pmtotrichum  Volvox ,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.  p.  39.   1831.   p.  75. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin,  vielleicht  auch  im  brakischen  Wasser  bei  Copenhagen. 

Diese  Form  ist  noch  nicht  vielfach  beobachtet  und  kann  daher  eine  Bursaria  oder  Leucophra  seyn,  wenn  sie  2  Oeffnun- 
gen  .zeigte,  was  man  bei  dem,  bisher  nicht  gelungenen,  Füttern  mit  Farbestoffen  durch  die  Aufnahme-  und  Abgangsstelle  erkennen  wird. 

—  Grösse  bis  J/72  Linie. 

Erklärung   der  Abbildung   Taf.  XXIL   Fig.  VIIL 

Ein  Exemplar  bei  SOOmaliger  Vergl-össerung. 

354»    Pantotrichum  JLagenula,  flaschenförmiges  Maffthierclieii.    Tafel  xxil.  Fig.  ix. 

P.  corpore  ovato,  utrinque  aequaliter  rotundato,  flavicante,    cute  ciliata  in  Collum  seu  rostrum  truncatum  producta. 

Pantotrique  Lagenelle,   a  corps  ovale,   egalement  arrondi  ante  bouts,  jaunätre,  ayant  la  peau  ci- 
liee  avancee  en  forme  de  goulot  de  bouteille  ou  de  bec. 

Pantotrichum  Lagenula,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  76. 

Aufenthalt:     Bei  Berlin. 

Diese  Art  lebt  mit  der  vorigen  zwischen  Conferven  im  Juli,  beide  sehr  einzeln.  Bewegung  beider  langsam,  um  die  Längs- 
axe wälzend.     Eine  panzerlose  bewimperte  Lagenella.  —  Grösse  Voo  —  V48  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXIL   Fig.  IX. 
Es  sind  3  Exemplare  verschiedener  Grösse  bei  300maliger  Vergrösserung. 


Nachtrag    zur   Gattung   Pantotrichum. 

Ausser  den  verzeichneten  3  Arten  haben  die  zwei  andern,  früher  hierher  bezogenen,  jezt  folgende  Synonymie:  1)  Pantotri- 
chum asperum  (1831)  =  Chaetotyphla  asper a;  2)  P.  armatum  (1831)  =  Cimet,  armata.  Die  obigen  zwei  Leucophra- 
Arten  und  Trichoda  horrida  von  Müller  sind  für  diese  Gattung  weiter  zu  vergleichen. 


ZWEIUNDACHTZIGSTE     GATTUNG:      BORSTENMONADE. 

C  IiaetoEEiona^.    Cbetomonade. 

CHARACTER:     Animal    e   familia  Cyclidinorum,   ore  vibrante,    corporis  setis  non  vibrantibus,   lente  pro- 
grediens  et  saliens. 

CARACTERE:   Animal  de  la  famiUe  des Oyclidines,  vibrant  a  la  boucke,  avanqant  lentement  et 
sautant  par  le  moyen  de  soies  non  vibrantes  du  corps. 


349 

Die  Gattung  der  Borstenmonaden  unterscheidet  sich  in  der  Familie  der  Scheiben thierchen  durch 
Wirbeln  am  Munde,  langsame  Bewegung  und  Hüpfen  mit  Hülfe  nicht  wirbelnder  Körperborsten. 

Die  Formen  dieser  Gattung  sind  erst  seit  1831  bekannt,  wo  sie  in  den  Abhandl.  der  Berl.  Akad. 
d.  Wiss.  als  dieselben  2  Arten  verzeichnet  wurden,  welche  hier  aufgeführt  werden.  —  An  Organisation  ist 
noch  wenig  mit  Sicherheit  ermittelt.  Es  sind  Monaden  -  ähnliche  sehr  kleine  Thierchen,  die  nur  in  faulem 
Fleischwasser  und  im  Leibe  todter  Infusorien  leben,  daher  die  Aufnahme  farbiger  Nahrung  verschmähen  und 
schwer  zugänglich  sind.  Die  graue  körnige  Farbe  der  Ch.  Globulus  Hess  auf  farblose  oder  weissliche  Eier 
und  sehr  kleine  Magenzellen  schliessen,  die  aber  nicht  scharf  unterschieden  wurden.  Ein  sehr  feiner  Wir- 
bel leitet  auf  die  Mundstelle  am  vordem  Ende.  Ob  ein  Rüssel,  ob  Wimpern  ihn  erregen,  blieb  unerkannt. 
Bei  Ch.  constrictum  ist  vielleicht  Queertheilung  sichtbar  gewesen. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  ausser  Berlin  noch  nicht  beobachtet. 

355.  Chaetomonas  Globulus,  kuglige  Borstenmonade.     Tafel  xxil.  Fig.  V. 

Ch.  major,  subglobosa,  cinerascens,   setulosa. 

Chetomonade  Globule^  plus  grande,  presqne  spherh/ue^  cendrce,  garnie  de  so? es. 

Chaetomonas  Globtthts,  Abhandl.  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1831.    p.  77. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Sie  lebt  in  übelriechenden  Fleisch -Infusionen  mit  Pantotrichum  Enchelys^  ich  fand  sie  aber  auch  im  Innern  eines  noch 
mit  bewegten  Papillen  versehenen  Closterium  acerosum  allein  und  auch  in  todten  Räderthieren.  Sie  hat  oft  die  Gestalt  der  Mo- 
nas Guttula,  ist  aber  kleinen  Durch  das  Hüpfen  bemerkt  man  erst  die  wahre  Natur  und  sieht  dann  auch  die  Borsten.  Zuweilen 
hängen  auch  2  zusammen,     Bodo  socialis  hat  nur  1  Borste.     Selbsttheilung  ist  nicht  beobachtet.  —  Grösse  V240  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXIL   Fig.  V. 

Es  sind  30  Thierchen  bei  300maliger  Vergrösserung  im  Durchmesser. 
Fig.  1.   ist  aus  einem  todten  Räderthierchen;   Fig.  2.  wurde  im  Januar  1830  mit  Monas  Termo  in  stinkendem  Fleischaufgusse  beobachtet;    Fig.  3. 
ist  ein,  am  4.  Mai  1832  beobachtetes,  Closterium  acerosum ,  dessen  Entozoen  sie  bildet.     Bei  +  war  es  geborsten,  lebte  aber  noch.   (Vergl.  Bodo 
viridis.) 

356.  Chaetomonas  constricta,  eingeschnürte  Borstenmonade.     Tafel  XXIL  Fig.  vi. 

Ch.  minor ,  oblonga,  medio  leviter  constricta,  hyalina,  setis  duabus. 

Chetomonade  etranglee^    plus  petite>    oblongue,    legerement  etranglee  au   milieu^    hyaline 9    ayant 
deute  soies. 

Chaetomonas  constricta,  Abhandl.  d.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.   p.  77. 

Aufenthalt:     Bei  Berlin. 

Ich  habe  diese  Art  öfter  zahlreich  mit  Monas  Crepusculum  im  Körper  der  todten  Hydatina  senta  beobachtet,  habe  aber 
nicht  ganz  entscheiden  können,  ob  die  eingeschnürte  Gestalt  durch  Queertheilung  entsteht,  oder  Grundgestalt  ist.  Sehr  grosse  Durch- 
sichtigkeit verhinderte  bisher  bei  der  Kleinheit  eine  Erkenntniss  der  specielleren  Organisation.  —  Grösse  '/«so  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XXIL   Fig.  VI. 
Es  sind  6  Thierchen  bei  300maliger  Vergrösserung  im  Durchmesser. 


ZWÖLFTE    FAMILIE:     KRANZTHIERCHEN. 

Peridinaea.    Peridines. 


CHARACTER:  Animalia  aperte  aut  verisimiliter  polygastrica,  anentera  (tubo  intestinali  destituta),  lori- 
cata,  vibrantia,  cilüs  setisve  in  corpore  aut  lorica  sparsis  appendiculata,  saepe  ciliorum 
cingulo  vel  Corona  ornata,  loricae  apertura  unica. 

CARACTERE:  Animaux  distinetement  ou  vraisemblablemenl  polygastriques^  sans  canal  intesti- 
nal^ ayant  une  carapace  et  des  soies  ou  des  eils  epars  sur  le  corps  ou  sur  la  cara- 
pace, souvent  en  forme  de  ceinture  ou  de  couronne,  pourvm  tfune  seule  Ouvertüre 
de  la  carapace  et  vibrants. 

Die  Familie  der  Kranzthierchen  umfasst  alle  deutlich  oder  wahrscheinlich  polygastrischen  Thier- 
chen ohne  Darmkanal,   welche  gepanzert  sind  und  auf  dem  Körper  oder  Panzer  zerstreute   wimper-  oder 

63 


-    250         

borstenartige  Fortsätze,  oft  in  Form  eines  Gürtels  oder  Winipernkranzes ,  besitzen,  eine  einzige  Panzeröff- 
nung  führen  und  wirbeln. 

Die  Familie  der  Kranztliierchen  gehört  zu  den  interessantesten.  Sie  wird  jetzt  von  17  Thier- 
arten  gebildet,  welche  in  4  Gattungen  vertheilt  sind.  Gegründet  wurde  sie  1830  in  den  Abhandl.  d.  Berl. 
Akad.  d.  Wiss.  mit  den  5  Gattungen  Peridmium,  Cyclidium,  Pantotrichum,  Gonium  und  Volvox,  die 
seitdem  in  3  Familien  vertheilt  worden  sind.  Die  S  ch  ei  bent  hier  eben  wurden  1831  (ebenda)  abgeson- 
dert, und  1833  (1832)  die  Kugelthiere.  Die  ersten  Formen  beobachtete  O.  F.  Müller  1773  als  Bur- 
saria hirundinella  und  Vor ticella  cineta,  und  1776  als  Cercaria  Tripos,  welche  sämmtlich  Arten  der 
Gattung  Peridmium  waren.  Schränk  beschrieb  1793  2  Arten  der  Gattung  Peridiniwm  als  Ceratium  und 
1803  eine  dritte.  Nitzsch  nannte  1827  Müllers  Cercaria:  Ceratium  Tripos.  Bory  de  St.  Vincent, 
welcher  Müller's  Abbildungen  neu  classificirte ,  nannte  1824  die  Bursaria:  Hirundinella  quadricuspis, 
die  Cercaria:  Tripos  Müllerin  die  Forticeila  war  ihm  unklar.  Im  Jahre  1831  waren  2  Arten  der  Fa- 
milie als  Pantotricha  beschrieben.  Im  Jahre  1833  wurde  aus  ihnen  die  Gattung  Chaetotyphla  gebildet 
und  gleichzeitig  die  Gattung  Chaetoglena  errichtet.  Im  Jahre  1835  wurde  die  Gattung  Glenodinium  hin- 
zugefügt. Seit  1836  sind  fossile  Arten  beobachtet.  —  Die  thierische  Organisation  ist  in  ziemlicher  Vollen- 
dung ermittelt.  —  Als  Bewegungsorgan  ist  ein  fadenförmiger  Rüssel  bei  4  von  den  5  Gattungen  ermittelt. 
Ausserdem  ist  ein  Wimpernkranz  um  die  Körpermitte,  oder  es  sind  zerstreute  Wimpern  oder  doch  Borsten, 
kleine  Spitzen  u.  dergl.  Anhänge  vorhanden.  —  Stoffaufnahme  in  innere  Behälter  gelingt  schwer  zu  beob- 
achten, nur  hei  Peridmium  Pulvisculus  und  P.  cinetum  ist  sie  erkannt.  Die  polygastrischen  Behälter  sind 
ausserdem  meist  durch  die  farbige  Eiermasse  sehr  verdeckt.  —  Das  Sexualsystem  ist  theilweise  bei  allen 
Arten  aller  Gattungen  erkannt,  bei  Peridin.  Tripos  ist  auch  die  männliche  Sexualdrüse  beobachtet.  Alle 
Arten  aller  Gattungen  sind  farbig,  grün,  gelblich  oder  braun,  und  bei  mehreren  Arten  besteht  diese  Färbung 
deutlich  aus  inneren  eiartigen  Körnchen.  Contractile  männliche  Blasen  sind  noch  nicht  erkannt. —  Ein  Ein- 
pfindungssystem  ist  bei  4  Arten  durch  rothe  Augenpunkte  bezeichnet  und  diese  sind  zu  Characteren  zweier 
Gattungen  benutzt. 

Die  geographische  Verbreitung  der  lebenden  Formen  ist  nur  in  Europa,  jedoch  im  Süsswasser  und 
auch  im  Seewasser  der  Ostsee,  beobachtet.  Zwei  ganz  deutliche  fossile  Formen  der  Gattung  Peridmium 
finden  sich  in  den  Feuersteinen  der  Kreide  mit  Xanthidien  und  Algen.  Ganz  besonders  interessant  ist 
auch  die  durch  Dr.  Michaelis  1830  entdeckte  Fähigkeit  der  Lichtentwickelung  bei  mehreren  Arten  dieser 
Familie,  welche  in  den  Abhandlungen  der  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1834  bestätigt,  und  auf  5  Arten  der  Gat- 
tung Peridmium  ausgedehnt  wurde.     (S.  den  Nachtrag.) 

Uebersicht   der   4   Gattungen    der   Kranztliierchen: 

Panzer  mit  steifen  Borsten  oder  Spitzen  besetzt,  ohne  Qaeerforche  .  .  i  <>h™  Au8enl)U"kt Chaetotyphla 

|  mit  Augenpunkt Chaetoglena 

Panzer  glatt  oder  rauh,  mit  einer  bewimperten  Queerfurche j  oLne  AvWnkt  •  •  ■ Peridinium 

)  mit  Augenpunkt ........  Glenodinium 


DREIUNDACHTZIGSTE     GATTUNG:     KLETTENTHIERCHEN. 

Chaetotyphla.     Ch^totyphle. 

CHARACTER:    Animal  e  familia  Peridinaeorum ,  lorica  (silicea)   hispida  aut  rigide  pilosa,   integra  (sulco 
transverso  nullo),  nee  ocellatum. 

CARACTERE:   Animal  de  la  famille  des  Peridines,  a  carapace  (siliceuse)  herissee  de  pointes  ou 
garnie  de  poils  raides,  saus  sillon  transversal,  sans  oeil. 

Die  Gattung  der  Klettenthierchen  unterscheidet  sich  in  der  Familie  der  Krauzthierchen  durch 
gleichförmigen  steif  behaarten  oder  rauhen  (Kiesel-)  Panzer  (ohne  aueerfurche),  und  durch  Mangel  eines 
Augenpunktes. 

Diese  Gattung  wurde  1833  in  den  Abhandlungen  der  Berliner  Akad.  d.  Wiss.  mit  2  Arten  zuerst 
publicirt.  Ihre  beiden  Formen  waren  1831  ebenda  ohne  Erkennen  des  Panzers  unter  den  Arten  der  Gat- 
tung Pantotrichum  verzeichnet  worden.  Die  Organisation  ist  noch  nicht  hinreichend  ermittelt.  Es  sind 
Monaden  ähnliche  frei  bewegte  Körperchen,  deren  Panzer  die  Durchsichtigkeit  beschränkt,  Beim  Druck 
zwischen  geschliffenen  Glasplatten  platzt  dieser  und  lässt  das  innere  Thierchen  frei.      Seine  Oberfläche  ist 


351    — 

überall  mit  kleinen  Spitzen  und  Borsten  besetzt,  die  sicli  bei  beiden  lebenden  Arten  am  hintern  Ende  et- 
was verstärken.  —  Die  um  die  Längsaxe  drehende  Bewegung  mag  wohl  doch  ein  fadenförmiger  einfacher 
Rüssel  am  vorderen  Ende  vermitteln ,  doch  konnten  es  auch  mehrere  Wimpern  seyn.  Das  Wirbeln  daselbst 
ist  beobachtet,  die  Organe  sind  unklar  geblieben.  —  Vom  Ernährungssystem  ist  nichts  speciell  unterschie- 
den. Gefärbte  Nahrung  ward  nicht  aufgenommen.  —  Vom  Sexualsysteme  ist  nur  die  braune  innere  Färbung, 
welche  dem  Thierleibe  angehört,  als  vermuthliche  Eiermasse  wahrnehmbar  geworden.  —  Man  kann  sie  als 
borstige  Panzermonaden  betrachten,  und  sie  würden  auch  in  dieser  Familie  eine  passende  Stelle  finden. 
Die  geographische  Verbreitung  beschränkt  sich  bis  jetzt  auf  die  Umgegend  von  Berlin.  Vor  Kurzem 
hat  sich  in  Feuersteinen  von  Delitzsch  eine  längliche,  den  Doppelkletten  (Xanthidiuni)  untermischte, 
Form  gefunden,  welche  auch  wohl  eine  Art  dieser  Gattung  seyn  konnte  {ChJ  Pyritae).  Die  lebenden 
unterscheiden  sich  von  Xant/iülium  durch  Wirbeln  und  Schwimmen.  Sind  vielleicht  alle  fossilen  Xanthi- 
dien  Chaetotyphlae?  Dann  würde  der  Kieselpanzer  dieser  Formen  sich  zum  Feuerstein  genau  wie  der 
von  Gallionella  zum  Halb -Opal  verhalten. 

35 #•     ChaetotypMa  armata,  stachliges  KlettentMercIieii,     Tafel  xxil.  Fig.  x. 

Ch.  corpore  ovato  subgloboso,  utrincjue  rotmulato,  fiisco,  ubiquc  setis  brevibus   liispirio,  Corona  npiculorum  postica  nigra. 

Chetotyphle  armee,  a  corps  ovale  presr/ne  spherir/ue,  arrondi  aucc  deucc  bouts,  brun,  garni  de  soies 
raides  courtes  et  ayant  une  couronne  de  pointes  uoircs,  courtes  ei  grosses  au  bout  posterieur. 


Pantotrichum  armalum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1831.   p.  76. 
ChaetotypMa  armata,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1833.   (1832.)    ]>.  287. 


Auf  enthalt:     Bei  Berlin. 

Man  findet  diese  von  mir  im  Juli  1830,  zuletzt  am  16.  Febr.  1837  beobachteten,  Formen  mit  den  Panzermonaden,  Peridi- 
nien  und  Navicidis  in  klaren  Wässern  zwischen  Conferven.  Die  kurzen  Stacheln  am  hintern  Körper  sind  an  Zahl  nicht  immer  gleich, 
zuweilen  8  als  regelmässiger  Stern,  oft  mehr.  Die  Haare  oder  feinen  Borsten  der  übrigen  Oberfläche  sind  zuweilen  undeutlich.  — 
Länge  bis  V52  Linie,  Dicke  wenig  geringer. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XXIL    Fig.  X. 

Fig.  1.     sind  2  haarige,  eine  davon  eine  wirbelnde  Form.     Fig.  2.     ist  glatt  und  wirbelnd,  sämmtlich  Seitenansichten.     Fig.  3.     ist  vom  hintern   Ende 
gesehen,  alle  sind  300mal  vergrössert. 

358.  ChaetotypMa  aspera,  rauhes  lOettentliiercIieii.     Tafel  xxil  Fig.  XL 

Ch.  corpore  oblongo,  fusco,   utrinque  rotundato,   ubique  setis  brevibus  hispido,    apiculis  posticis  minoribus    sine  online 
sparsis. 

Chetotyphle   apre,   ä  corps  oblong,    brun,   arrondi  aucc  deu&  bouts,  apre  de  soies  courtes,  ayant  de 
petites  epines  eparses  sans  ordre  au  bout  posterieur. 

Pantotrichum  asperum,   Abhandl.   der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1831.    p.  76. 
ChaetotypMa  aspern,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  (1832.) 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  mehr  walzenförmige  Art  lebt  mit  der  vorigen  gleichzeitig.  Im  Juli  1830  und  am  13.  März  1835  war  sie  besonders 
'häufig.  —  Länge  ^48  Linie;  Dicke  doppelt  in  der  Länge. 

Erklärung    der   Abbildungen    Taf.  XXIL    Fig.  XL 
Es  sind  2  Exemplare  bei  300maliger  Vergrösserung  des  Durchmessers. 

359.  Chaeiotyphlaf  Pyritae,  Feuerstein -Klettenthierclieii. 

Ch.  corpore  oblongo  cylindrico,  apieibus  rotundatis,  setis  subtilibus  elongatis,  apiculis  nullis. 

Chetotyphle?  du  Pyromaque,  a  corps  oblong  -  cylindrique,  arrondi  au&  bouts,  pourvu  de  soies  fines 
allongees,  depourvu  d'epines. 

Aufenthalt:    Nur  fossil  in  Feuersteinen  bei  Delitzsch. 

Diese  Art  findet  sich  ziemlich  selten  zwischen  den  Xanthidien  und  Peridinien.  Sie  könnte  zur  ersteren  Gattung  gehö- 
ren/kann  aber  auch  veranlassen,  dass  alle  Xanthidien  für  Chaetotyphlae  oder  Chaetoglenae  zu  halten  sind.  —  Grösse  Vge  Li- 
nie; zweimal  so  lang  als  dick. 

Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  aufgenommen  werden. 


252 


VIERUNDACHTZIGSTE     GATTUNG:      BORSTENAUGE. 

Chaetoglena.    Chetoglene. 

CHARACTER:    Animal  e  familia  Peridinaeorum,   lorica  (silicea)  hispida  aut  rigide  pilosa,   integra  (sulco 
trausverso  nullo)  et  ocello  instructum. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Peridines,   ä  carapace   (siliceuse)  herissSe  de  pointes 
ou  garnie  de  poils  raides,  sans  sitton  transversal,  pourvu  (Tun  oeil. 

Die  Gattung  der  Borstenaugen  zeichnet  sich  in  der  Familie  der  Kranzthierchen  durch  rauhen  oder 
steif  behaarten  (Kiesel-)  Panzer,  Mangel  einer  Queerfurche  und  Besitz  eines  Augenpunktes  aus. 

Die  Gattung  wurde  1833  zugleich  mit  der  vorigen  gegründet,  und  zu  der  einzigen  Art  hat  sie  seit- 
dem keine  zweite  erhalten.  —  An  Organisation  hat  sich  mehr  als  bei  voriger  Gattung  erkennen  lassen.  Ein 
peitschenartiger  einfacher  Rüssel  bildet  das  Bewegungsorgan.  —  Das  Ernährungssystem  liess  sich  in  zer- 
streuten Bläschen  als  polygastrischen  Magen  erkennen.  —  Eine  bräunlichgrüne  innere  körnige  Färbung  ver- 
rieth  das  weibliche  Sexualsystem  als  Eierstock.  Eine  helle  grossere  Stelle  im  Körper  lässt  sich  als  männ- 
liche Drüse  ansehen,  und  der  rothe  Punkt  im  vordem  Körper,  bei  Rücksicht  auf  die  vielen  ähnlichen  Ver- 
hältnisse, als  Auge  betrachten.  Selbsttheilung  ist  nicht  beobachtet.  —  Borstige  oder  behaarte  Rüsselmo- 
naden {Trachelomonas)  sind  Chaetoglenen,  glatte  Chaetoglenen  sind  Rüsselmonaden. 

Die  geographische  Verbreitung  der  einzigen  bekannten  Art  ist  ausser  bei  Berlin  auch  bei  Salzburg 
beobachtet.    Die  fossile  Chaelotyphla  könnte  auch  eine  Chaetoglena  oder  ein  Xanthidium  gewesen  seyn. 

360.     Chaetoglena  volvocina,  wälzendes  Borstenauge.    Tafel  xxn.  Fig.  XII. 

Ch.  corpore  ovato,  ovulis  fnsco-viridibus,  ocello  laete  rnbro. 

Chetoglene  Volvoce,  a  corps  ovale,   ayant  Vovaire  brun-verdätre  et  un  oeil  rouge. 

Chaetoglena  volvocina,  Abhandl.   der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.   (1832.)   p.  286. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  Salzburg. 

Ich  entdeckte  diese  Form  am  20.  April  1832  zwischen  Conferven  des  Thiergartens  bei  Berlin ,  sali  sie  dann  wieder  am  14. 
Mai  sehr  zahlreich,  ferner  am  13.  März  und  29.  Juni  1835,  und  zuletzt  am  16.  Febr.  1837.  Im  Jahre  1835  sendete  mir  Herr  Dr. 
Werneck  sehr  saubere  Zeichnungen  derselben  Form  aus  Salzburg.  Der  Rüssel  ist  ziemlich  von  der  Körperlänge,  einziehbar.  Zwi- 
schen der  Schaale  und  dem  weichen  Körper  ist  beim  lebenden  Thiere  ein  schön  rother  Ring  sichtbar,  gerade  wie  bei  Trachelomonas 
volvocina,  welche  zu  vergleichen  ist.  Farbeaufnahme  sah  ich  nicht,  aber  die  kleinen  Magenzellen  deutlich.  Auch  das  Körnige  des 
Eierstocks  liess  sich  erkennen.  Man  vergleiche  die  Gattungs-Charactere.  Der  Mund  bildet  vorn  eine  ausstiilpbare  kurze  abgestutzte 
Röhre,  wie  bei  Lagenella ,  wo  sie  aber  fest  ist.  —  Länge  bis  Vqb  Linie.     Kaum  doppelt  so  lang  als  dick. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXII.    Fig.  XII. 
Es  sind  6  Exemplare  bei  300maliger  Diameter -Vergrösserung  abgebildet. 


FÜNFUNDACHTZIGSTE     GATTUNG:      KRANZTHIERCHEN. 

Peridiniiim.    Peridine. 

CHARACTER:    Animal  e  familia  Peridinaeorum,  loricae  (membranaceae)  sulco  transverso  ciliato  insigne, 
nee  ocellatum. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Peridines,  ayant  autour  de  la  carapace  {membraneuse) 
un  sitton  transversal  cilie  et  point  d  oeil. 

Die  Gattung  der  Kranzthierchen  in  der  gleichnamigen  Familie  unterscheidet  sich  durch  eine  be- 
wimperte aueerfurche  um  den  (häutigen)  Panzer  und  durch  Mangel  eines  Augenpunktes. 

Diese  Gattung  ist  1830  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  mit  2  Arten  gegründet  worden. 
Im  folgenden  Jahre  wurden  ebenda  4  Arten  verzeichnet,  und  im  Jahre  1833  wurden  daselbst  noch  5  neue 
hinzugefügt,  von  welchen  9  Arten  1834  5  sammt  einer  lOten  neuen  Art  als  Leuchtthiere  des  Meeres  ab- 
gebildet wurden.  Im  Jahre  1835  wurde  die  Gattung  Glenodinium  davon  getrennt.  Jetzt  sind  in  der  Gat- 
tung der  Kranzthierchen  allein  9  lebende  und  2  fossile  Arten  zu  verzeichnen.  Die  ersten  Formen  be- 
schrieb Müller  1773  als  Vorticetta  cineta  und  Bursaria  Hirundinella,  und  1776  im  Prodromus  Zoo- 
logiae  danicae  als  Cercaria  Tripos.     Schrank  nannte  wohl  P  cornulum  1793  Ceratium  tetraceros, 


353 

und  1803  Ceratium  macroceros.  Lamarck  stellte  1816  die  Vorticella  cincta  zu  Urceolaria,  die  er 
nicht  für  Infusorien,  sondern  für  Polypen  hielt.  Nitzsgh  stellte  1817  und  1827  Cerc.  Tripos  zur  Gattung 
Ceratium.  Bory  de  St.  Vincent  nannte  1824  die  Bursaria  hirundinella  {P.  cornutum):  Hirundinella 
quadricuspis ,  und  die  Cercaria  Tripos:  Tripos  Mülleri  als  besondere  Gattungen,  ohne  sie  aber  gesehen 
zu  haben.  Die  Vorticella  cincta  blieb  ihm  unklar  und  ausgeschlossen  von  seiner  Beurtheilung.  Losana 
hat  dergleichen  Formen  wohl  1829  Volvox  trisectus  genannt  Ausgezeichnet  interessant  waren  1830  die 
Beobachtungen  des,  auch  als  Arzt  rühmlichst  bekannten,  Dr.  Michaelis  in  Kiel  über  das  Lichtentwickelungs- 
vermögen  der  Cercaria  Tripos  und  noch  2  Kranzthierchen,  die  er  nicht  benannte.  Die  Zahl  und  das  Ver- 
hältniss  der  Leuchtthierchen  konnte  ich  durch  seine  Vermittelung  1833  und  1834  vermehren  und  noch  fe- 
ster stellen.  Zuletzt  sind  2  auf  das  Vortrefflichste  erhaltene  fossile  Formen  dieser  Gattung  massenweise  in 
den  Feuersteinen  der  Kreide  bei  Delitzsch  von  mir  beobachtet,  und  seit  1836  in  den  Monats -Berichten  der 
Berliner  Akad.  d.  Wissensch.  publicirt  worden.     An  Organisationsverhältnissen  ist  ansehnlich  viel  ermittelt. 

—  Das  Bewegungssystem  ist  äusserlich  in  einem  Wimperkranze  und  einem  fadenartigen  Rüssel  bezeichnet. 

—  Das  polygastrische  Ernährungssystem  ist  bei  P  Pulvisculus  und  P.  cinctum  nach  Aufnahme  von  Indigo 
und  Carmin  in  seiner  Function,  ohne  Stoff- Aufnahme  bei  P.  acuminatum,  fulvum  und  cornutum  beob- 
achtet. Ein  peitschenartiger  einfacher  Rüssel  dient  als  wirbelndes  Fangorgan  und  Schwimmorgan.  Er  ist 
bei  5  Arten  bereits  erkannt.  Der  Mund  liegt  in  einer  Vertiefung  wie  bei  Bursaria ,  ziemlich  in  der  Kör- 
permitte, und  dient  auch  zum  Auswerfen  des  Unverdaulichen. —  Das  Sexualsystem  ist  in  seinem  Dualismus 
erkannt.  Der  weibliche  Theil  als  Eierstock  ist  bei  allen  lebenden  Arten  durch  seine  Färbung  leicht  kennt- 
lich, meist  braun  oder  gelbbraun,  bei  P  cinctum  und  cornutum  grün,  zuweilen  sehr  blass.  Der  männ- 
liche Theil  ist  als  ovale  Samendrüse  bei  P  Tripos  von  mir  selbst  erkannt  und  bei  P  Fusus  vielleicht  von 
Herrn  Michaelis  beobachtet.  Contractile  Blasen  sind  noch  unerkannt.  Ferner  ist  Selbsttheilung  sicher  als 
Längstheilung  von  mir  bei  P  Pulvisculus  und  fuscum,  vielleicht  auch  als  Queertheilung  bei  P  Fusus  und 
Tripos  von  Herrn  Michaelis  beobachtet. 

Die  geographische  Verbreitung  der  lebenden  Gattung  ist  nur  im  Süsswasser  in  Dänemark,  Baiern, 
in  Piemont?  und  bei  Berlin,  und  im  Seewasser  Europas  nur  in  der  Ostsee  beobachtet.  Die  fossilen  Arten 
sind  sehr  zahlreich  in  Feuersteinen  bei  Delitzsch,  aber  nur  einzeln  und  sehr  selten  in  Feuersteinen  bei  Ber- 
lin beobachtet. 

«.  Ungehörntc  Kranzthierchen,  Peridinium: 

361.     Peridinium,  cinctum,,  grünes  Hxanztliierclien.     Tafel  XXII.  Fi»,  xm. 

P.  viride,  noctu  non  lucens,  lorica  subglobosa,  laevi,    subtriloba,  ecorni. 

Peridine  ccint,  vert,  point  lumineua,  dam  la  nuit,   ä  carapace  presque  globuleuse,   lisse,   legerement 
trilobce,  sans  corne. 

Vorticella  cincta,  Müller,  Vermium  fluv.  histor.  1773.  p.  105.    Animalc.  Infusor.   1786.  p.  256.   Tab.  XXXV.  Fig.  5  —  6. 

Urceolaria  cincta,  Lamarck,  Animaux  sans  vert.  IL  1816.  p.  41. 

Cruslode? ,  Bory,  Encyclopedie  meth.  1824.    Dict.  classique.   Microscopiq ues,   p.  541. 

Volvox  trisectus,  Losana?  Mein,  di  Torino,  XXXIII.  1829.    Isis,  1832.   p.  766.   Tab.  XIV.  Fig.  10. 

Peridinium  cinctum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.    p.  38.    1831.   p.  74. 

Aufenthalt:    In  Dänemark  und  bei  Berlin  sicher,  vielleicht  auch  bei  Turin  beobachtet. 

Diese  Art  ist  weniger  häufig  bei  Berlin  als  die  folgende.  Der  grüne  körnige  Inhalt  lässt  sich  ungezwungen  für  Eier  halten. 
Dazwischen  sind  grössere  Bläschen,  die  ich  einmal  mit  Indigo  gefüllt  beobachtete,  aber  nicht  zeichnete.  Das  Wirbeln  an  der  mittleren 
Queerfurche  sah  ich  oft.  Die  Bewegung  ist  langsam  wankend  und  wälzend.  Der  Rüssel  ist  noch  nicht  dircct  beobachtet,  auch  keine 
Theilung.  Häufiger  als  diese  Art  ist  bei  Berlin  Glenodinium  cinctum,  welches  icli  früher  nicht  unterschied.  Sie  leben  zwischen 
Conferven  des  Thiergartens.  —  Grösse  V48  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXII.   Fig.  XIII. 
Es  sind  4  Exemplare  bei  SOOmaliger  Vergrößerung.    Fig.  1.    wirbelt;    Fig.  2.    Seitenansicht. 

3©£.     Peridinium  Pulvisculus»  staulbartiges  Kranztliierchen.    Tafel  xxn.  Fig.  xiv. 

P.  fuscum,  minimum,  non  lucens,  lorica  subglobosa,  laevi,   subtriloba,  ecorni. 

Peridine  Poussier,  brun,  tres-petit,  point  lumitieux,  a  carapace  presque  spherique,  lisse,  legerement 
trilobee,  sans  corne. 

Peridinium  Pulvisculus,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zn  Berlin,  1830.   p.  38.    1831.  p.  74. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  häufig  in  Gesellschaft  der  Staubmonade  {Chlamidomonas  Pulvisculus)  in  zahlloser  Menge  im  Frühjahre  vorkom- 
mende Form  war  in  den  Jahren  1833  —  1835  sehr  selten,  am  19.  März  und  12.  Aug.  1837  sah  ich  sie  wieder  legionenweis.  Nicht 
gar  selten  war  sie  in  der  Längstheilung  begriffen.  Bei  den  einfachen  Thieren  waren  meist  die  Hälften  durch  die  Queerfurche  ungleich 
getheilt.  Ich  sah  nach  Indigo-  oder  Carminfütterung  (1830)  über  20  sehr  kleine  Magen  erfüllt.  Seit  1835  habe  ich  auch  einen  Rüs- 
sel beobachtet.  —  Länge  llm  —  llw  Linie;  Dicke  fast  der  Länge  gleich. 

64 


254    

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXII.   Fig.  XIV. 
Es  sind  8  einfache  und  ein  Doppelthier  bei  300maliger  Vergrössernng  in  verschiedenen  Grössen.    Fig.  2.    ist  von  vorn  gesehen. 

363.     JPeridinium  fuscum,  Ibraungellbes  Kranzthierchen.     Tafel  xxn.  Fig.  XV. 

P.  fuscum,  nee  micans,  lorica  ovata,  leviter  compressa,  laevi,  anteriore  parte  acuta,  postica  rotundata,   eeorni. 

Peridine  brun,  point  lumineusc,   brun,  ä  carapace  ovale  legerement  comprimee,  lisse,   aigu'e  au  bout 
atiterieur,  arrondie  au  bout  posterieur ,  sans  come. 

Peridinium  fuscum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  (1832.)  p.  270. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Sie  ist  von  der  Grösse  des  P.  cinetum  und  zuweilen  doppelt  grösser.  Die  lebhaft  gelbbraune  Farbe  gehört  dem  körnigen 
Eierstock.  Dazwischen  waren  viele  wenig  auffallende  Magenzellen.  Ein  Rüssel  war  nicht  zu  erkennen.  An  der  Längs-  und  Queer- 
furche  war  ein  Wirbeln  mit  Wimpern  sichtbar.  Ein  Exemplar  war  in  der  Längstheilung  vorn  klaffend,  hinten  noch  ungetheilt.  — 
Länge  V36 —  V24  Linie  beobachtet. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XXII.   Fig.  XV. 

Es  sind  4  einfache  und  1  Doppelthierchen  bei  300maliger  Vergrösserung.  Fig.  2.  ist  von  der  Seite  gesehen,  die  übrigen  von  der  Bauch- 
fläche.   Die  Spitze  ist  vorn. 


b.     Gehörnte   Kranzthierchen,    Ceratium: 

364.  M*eridinium?  pyrophorum,  Feuerstein -Mranzthierclieii. 

P.  lorica  ovata  subglobosa,  postico  fine  acuta,  antico  mucrone  duplici  parvo,  areolata  et  subtilissime  granulata. 

Peridine  pyromaque,  a  carapace  ovale-spherique,  aigu'e  au  bout  posterieur •,  ayant  deuoo  petites  poin- 
tes  au  bout  cvnterieur,  trhs-finement  grenue  et  parquetee. 

Peridinium  pyropliorum ,   Amtlicher  Bericht  über   die  Versamml.    d.  Naturforscher  zu  Jena,  1836.  p.  76.    Monatsbericht  der 

Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1836.  p.  114.  Mittheil.  d.  Berlin,  naturf.  Geselisch.  1836.  p.  47. 
Oeuf  de  Cristatella  Miicedo,  Türpin  (!),  Comptes  rendus  de  TAcad.  des  scienc.  de  Paris,  1837.  9.  Fe\r.  p.  313.  Fig.  E. 

Aufenthalt:    Nur  in  den  Feuersteinen  der  Kreide  bei  Delitzsch  und  Berlin. 

Diese  Art  hat  viele  Aehnlichkeit  mit  Glenodinium  tabulatum,  ist  aber  hinten  einförmig  gespitzt  ohne  Stacheln.  Uebrigens 
lassen  fossile  Glenodinien  sich  von  Peridinien  nicht  scharf  unterscheiden.  Die  fossile  Art  ist  offenbar  ein  Seethierchen  gewesen,  da 
sie  mit  Fucis  zusammen  vorkommt.  Sie  bildet,  in  zahllosen  Mengen  dicht  an  einander  gelagert,  die  Hauptmasse  grosser  Feuersteine. 
Hatte  sie  daher  einen  Kieselpanzer?  Bei  den  lebenden  Arten  ist  bisher  nur  ein  derber  häutiger  Panzer  beobachtet,  welcher  beim  Glü- 
hen verbrennt.  Sie  findet  sich  gleichzeitig  mit  Perid.  delitiense  und  den  X an thi dien.  Bei  durchgehendem  Lichte  erscheint  sie 
gelblich.  —  Grösse  V48  —  V40  Linie.     (Vergl.  Xanthidium  ramosum  p.  148.) 

Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  aufgenommen  werden. 

365.  M*eridinium?  delitiense,  liranztliierclieii  von  Delitzsch» 

P.  lorica  ovata  subglobosa,  postico  fine  acuminata  et  mucrone  laterali  parvo  armata,  cellulosa. 

Peridine  de  Delitzsch,  a  carapace  ovale -spherique,  celluleuse^  aigue  au  bout  posterieur ;,  ayant  une 
petite  pointe  raide  laterale  au  milieu. 

Peridinium  (priscum) ,  Amtlicher  Bericht  d.  Naturforscher  zu  Jena,  1836.  p.  76. 

Peridinium  delitiense,  Bericht  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1836.  p.  114.   Mittheil.  derBerl.  naturf.  Geselisch.  1836.  p.  47. 

Aufenthalt:    In  den  Feuersteinen  bei  Delitzsch. 

Es  liegt  mit  voriger  Art  so  dicht  gedrängt  in  den  Feuersteinen  bei  Delitzsch,  dass  es  ein  constituirender,  nicht  zufälliger  Be- 
standtheil  derselben  zu  seyn  scheint,  wobei  aber  wieder  die  Schwierigkeit  hervortritt,  dass  der  Panzer  ein  Kieselpanzer  gewesen  seyn 
müsste,  wenn  es  sich  zu  den  Feuersteinen  verhalten  soll,  wie  Gallionella  distans  und  varians  zu  den  Halbopalen  von  Bilin.  Mit 
reflectirtem  Lichte  erscheint  es  weiss,  mit  durchgehendem  Lichte  schwarz  und  zellig,  netzartig.  Es  ist  selten  so  schön  erhalten,  als 
voriges.  —  Grösse  V36  —  V24  Linie. 

Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  aufgenommen  werden. 

366.  Peridinium,  aeuminatum,  spitziges  liraiiztliierclieii.     Tafel  xxn.  Fig.  XVI. 

P.  flavo-fuscurn,  micans?,  lorica  ovato- subglobosa,  leviter  triloba,  laevi,  postico  fine  parvo  mucrone  armata. 

Peridine  piquant,   brun-jaunätre,  luisant? ,   ä  carapace  ovale -spherique,   legerement  trilobee,   lisse, 
ayant  une  petite  pointe  au  bout  posterieur. 

Peridinium  acuminatum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1834.  p.  541,  575.  Taf.  IL  Fig.  V. 

Aufenthalt:    Im  Ostseewasser  bei  Kiel. 

Ich  erhielt  diese  Art  in  leuchtendem  Seewasser  aus  Kiel  durch  Herrn  Dr.  Michaelis  im  August  1834  in  Wismar.  Es 
war  sehr  wahrscheinlich,  dass  die  Lichtfunken,  welche  ich  sah,  von  ihr  ausgingen.  Sie  ist  das  kleinste  der  bekannten  Leuchtthierchen 
des  Meeres  und  gleicht  sehr  dem  Peridinium  Pulvisculus.  Ein  fadenartiger,  wirbelnder,  einziehbarer  Rüssel  von  fast  der  Körper- 
länge war  vorn  bemerklich,  wo  eine  Längsspalte  senkrecht  auf  die  Queerfurche  der  Mitte  gerichtet  war  und  diese  wohl  berührte.    Gelbe 


355    

rundliche  Partikeln  im  Innern   schienen  dem  Eierstock   anzugehören,    zwischen   dem   helle  Bläschen,    die  Magenzellen,    sichtbar   waren. 
Bewegung  schwankend  mit  Rotation  um  die  Längsaxe.  —  Länge  Vso —  V*8  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Tafel  XXII.   Fig.  XVI. 
Fig.  i.     von  der  Bauchseite;    Fi°\  2.    von  vorn;    Fig.  3.    vom  Rücken,  alle  SOOmal  vergrössert,  in  Wismar  gezeichnet. 

36*.     Peridinium  cornutum,  gehörntes  MranztMercIien.     Tafel  xxil.  Fig.  XVII. 

P.  viride,  nee  micans,    lorica  rhomboide  coneava  scabra,  cornuta,    cornibus  anterioribus  singulo  vel  duobus  (tribusve?) 
rectis,  posteriore  unico  saepe  curvo. 

Peridine  comu,  verdätre,  point  luisant,  a  carapace  rhomboidale  coneave,  apre,  comue,  ayant  1  oa 
2  ( —  a  3?)  cornes  droites  au  front ,  une  seide  come  souvent  courbee  au  bout  posterieur. 

Bursaria  hirundinella 9  Müller,  Vermium  terr.  et  fluv.  hist.   1773.   p.  63.     Animalc.  infus.   1786.   p.  117.    Tab.  XVII.   Fig.  9  —  12. 
Ceratium  tetraceros,  Schrank,  Naturforscher,  XXVII.   1793.    Fauna  boica,  III.  2.  p.  76. 

—        macroceros,  Schrank?  Natur  hist.  Briefe  an  Nau,  1802.  p.  374.   Taf.  2.   Fig.  4.    Fauna  boica,  III.  2.  p.  77. 
Hirwndinella  quadricuspis ,  Bory  de  St.  Vincent,  Encyclopedie  methodique,   1824. 
Peridinium  cornutum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  75. 

Aufenthalt:    Bei  Copenhagen,  Berlin  und  Ingolstadt. 

Wo  C/iara- Arten  wachsen,  hält  sich  diese,  mir  erst  seit  dem  15.  April  1831  bekannte,  Form  zuweilen  häufig  zwischen 
Conferven  auf.  Ich  beobachtete  sie  zahlreich  wieder  am  4.  Juni  1832,  am  1.  und  25.  Juni  1835  und  im  Frühjahre  1836.  Sie 
schwimmt  langsam  wankend  mit  Hülfe  des  Wimperkranzes  und  eines  peitschenartigen  Rüssels.  Müller's  Bursaria  war  wohl  doch 
diese  Form  von  sehr  blasser  Farbe.  Noch  sicherer  ist  Schrank/ s  Ceratium  tetraceros  hierzu  gehörig,  und  da  die  Länge  der  Hörn- 
chen sehr  wechselnd  ist,  ich  oft  nur  2,  einmal  nur  1  und  auch  zuweilen  Spuren  des  4ten  sah,  so  halte  ich  auch  C.  macroceros, 
beide  aus  Ingolstadt,  für  eine  langhörnige  Abart  derselben  Form.  Letztere  fand  sich  mit  Ophrydium  versatile.  Der  Mund  ist  eine 
schiefe  breite  Längsspalte,  welche  in  der  coneaven  Fläche  parallel  mit  dem  äusseren  ablaufenden  Basalrande  des  grossen  Stirnhörnchens 
läuft.  Ich  sah  daraus  zweimal  eine  sehr  grosse  häutige  Blase  treten  und  unterschied  beim  Wirbeln  ganz  deutlich  einen  peitschenartigen 
Rüssel  von  weniger  als  der  Körperhälfte  Länge.  Farbeaufnahme  sah  ich  nicht,  aber  öfter  eine  Vielzahl  heller  Magenblasen.  Die  grüne 
Farbe  ist  körnig,  gehört  daher  wohl  der  Eiermasse.  Sie  erstreckt  sich  bis  tief  in  die  Basis  der  Hörner,  deren  Spitze  aber  oft  davon 
leer,  daher  farblos  ist.  Auf  die  Entwickelung  von  Licht  habe  ich  sie  seit  1835  oft  umsonst  geprüft.  Die  Schaale  ist  verbrennlich.  — 
Länge  mit  den  Hörnchen  V24 —  Vi 2  Linie  beobachtet.     Am  gewöhnlichsten  verkümmern  die  seitlichen  Stirnhörner. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXIL    Fig.  XVII. 

Es  sind  7  Exemplare  bei  SOOmaliger  Vergrösserung  dargestellt.  Fig.  1.,  3.  und  6.  vom  Rücken;  Fig.  2.  und  7.  vom  Bauche,  mit  sichtbaren  Magen- 
zellen; Fig.  4.  und  5.  Seitenansichten;  Fig.  6.  zweihörnige  Abart;  Fig.  7.  einhörnige  ohne  Stirnhörnchen;  Fig.  2.  und  5.  zeigen  die  Blasen 
des  Mundes,  bei  +,  1.,  3.,  4.  und  7.  den  Rüssel. 

368.     Peridinium  Tripos,   dreihörniges  Hraiiztliierclieii.     Tafel  XXII.  Fig.  xvm. 

P.  flavum,  noctu  splendide  lucens,  lorica  urceolari  late  excavata,  laevi,  tricorni,    cornibus  longissimis  duobus  frontali- 

bus  reeurvis,  tertio  postico  recto. 
Peridine   Trepied,  jaune,    brillant  dans  la  nuif,    a   carapace  urceolaire,    largement  coneave,    lisse, 

tricome,  ayant  deute  cornes  frontales  tres-longues  recourbees,  la  troisieme  droite  en  arriere. 

Cercaria  Tripos,  Müller,  ProdromusZoologiaedanicae,  1776.  2489.    Animalc.  infus.  1786.  p.  136.  Tab.  XIX.  Fig.  22.  (nicht  Tri- 

clioda  Tripos.) 
Ceratium  Tripos,  Nitzsch,  Beiträge  zur  Infus  orienkunde,  1817.  p.  4.    Encyclopädie  v.  Ersch  u.  Gruber,  1827.   Cercaria. 
Tripos  Mülleri,  Bory  de  St.  Vincent,  Encycloped.  meth.  d' hist.  nat.    1824. 

Cercaria  Tripos,  Michaelis,  Ueber  das  Leuchten  der  Ostsee,  1830.  p.  38.  Taf.  I.  Fig.  unten  rechts. 
Peridinium  Tripos,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1833.  (1832.)   p.  272.    1834.  p.  504,  537,  573.   Taf.  II.  Fig.  I. 

Aufenthalt:    In  der  Ostsee  bei  Copenhagen  und  Kiel  beobachtet. 

Der  Entdecker  dieser  Art,  Müller,  sab  sie  nur  selten  im  Seewasser.  Zahlreich  und  als  höchst  wahrscheinliches  Leuchtthier- 
chen  des  Meeres  fand  sie  Dr.  Michaelis  in  Kiel.  Seiner  Güte  verdanke  ich  im  Jahre  1832  im  August  und  September  bis  zum  October 
die  Ansicht  der  lebenden  Thierchen,  welche  sich  einen  Monat  lang  in  Berlin  am  Leben  und  ihre  Leuchtfälligkeit  erhielten.  Ihre  Fä- 
higkeit  der  Lichtentwickelung  ist  ausser  allen  Zweifel  gestellt,  da  ich  9mal  hinter  einander  ein  Lichtpünktchen  auf  einem  Federpinsel 
aus  dem  Wasser  gehoben  leuchten  sah,  und  in  solchen  Tröpfchen  Wassers  9mal  nichts  anderes  als  ein  einzelnes  dieser  Thier- 
chen fand.  Der  Körper  gleicht  einer  in  der  Länge  halb  durchgeschnittenen  Vase.  Die  ganze  Form  ist  steif,  schwimmt  wankend  und 
sich  um  die  Längsaxe  drehend.  Die  Länge  der  Hörnchen  ist  nicht  ganz  fest,  zuweilen  kaum  von  der  Körperlänge,  zuweilen  viel  län- 
ger. Ich  sah  kein  Thierchen  ohne  sämmtliche  Hörnchen,  und  ich  habe  wohl  100  beobachtet.  Die  characteris tische  Queerfurche,  aber  ohne 
die  Wimpern,  und  den  peitschenartigen  Rüssel  sah  schon  Herr  Michaelis  ;  er  bildete  letzteren  als  einen  Büschel  Fasern  in  den  mittle- 
ren Figuren  des  Tropfens  ab.  Es  war  die  optische  Erscheinung,  nach  welcher  man  einen  einfachen  rasch  geschwungenen  Stab  mehr- 
fach sieht.  Ebenda  sind  von  demselben  öfter  2  zusammenhängende  Thierchen  dargestellt.  War  diess  Queertheilung  ?  Die  ovale  grosse 
männliche  Drüse  im  Körper  hat  derselbe  Beobachter  auch  schon  in  der  Zeichnung  angemerkt.  Die  gelblichen  Parthieen  gehören  der 
sehr  zertheilten  Eiermasse  an  und  scheinen  auch  dem  Lichtentwickelungsprocesse  zu  dienen,  da  ihre  Farbe  und  Anordnung  allen  Leucht- 
thieren  gleichartig  und  vorzugsweise  gemein  sind.  Eine  sich  auszeichnende  männliche  contractile  Blase  habe  ich  umsonst  gesucht.  Einen 
Darmkanal  giebt  es  nicht,  aber  eine  Vielzahl  von  Magenzellen  liess  sich  deutlich  erkennen.  —  Grösse  der  ganzen  Körper  bis  Vi 2  Li- 
nie, ohne  die  Hörnchen  V36  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXIL   Fig.  XVIII. 

Es  sind  5  Exemplare,  die  am  23.  Oct.  1832  in  Berlin  in  Ostseewasser  lebend  beobachtet  und  gezeichnet  wurden,  bei  300maliger  Vergrösse- 
rung. Fig.  1.  und  2.  Bauchseite.  Fig.  i.  t.  ist  die  männliche  Sexualdrüse.  Die  Insertionsstelle  des  Rüssels  bei  Fig.  2.  ist  der  Mund.  Fig.  3.  Rük- 
kenansicht.    Fig.  4.    rechte  Seitenansicht.    Fig.  5.    Stirnansicht.    Die  verschiedenen  Längenverhältnisse  der  Hörnchen  sind  absichtlich  ausgewählt. 


256    

369.     Peridinium  Michaelis,  Michaelis- Kr anztWerclien.     Tafel  xxn.  Fig.  xxx. 

P.  flavum,  noctu  splendide  lucens,  lorica  sub^lobosa  laevi,  tricorni,  cornibns  brevissimis  rectis,  uno  frontaÜ(?),  duo~ 
bus  posticis. 

Peridine  de  Michaelis,  jaune,    brillant  dans  la  nuit,    a  carapace  ovale -spherique  lisse,    tricorne, 
ayant  les  comes  droites  tres  -  courtes  9  une  au  front  (?),  deucc  en  arriere. 

Volvox — ?,  Michaelis,  Leuchten  der  Ostsee,  1830.  p.  88.   Taf.  I.   Fig.  oben  links. 

Peridinium  Michaelis,  Abhandl.   d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.   (1832.)   p.  271.   1834.  p.  504,  537,  575.   Taf.  II.  Fig.  IV. 

Aufenthalt:    Nur  im  Ostseewasser  bei  Kiel  beobachtet. 

Ich  erhielt  diese,  von  Herrn  Michaelis  entdeckten,  Thierchen  in  leuchtendem  Ostseewasser  aus  Kiel  lebend  nach  Berlin. 
Gerade  an  dieser  Art  Latte  Herr  Dr.  Michaelis  das  Selbstleuchten  von  Infusorien  entschieden.  Ich  habe  desslialb  der  Species  zum  An- 
denken an  diese  wichtige  Beobachtung  seinen  Namen  gegeben.  Ich  habe  an  dieser  Form  das  Leuchten  nicht  selbst  wiedererkannt,  weil 
ich  zu  wenig  Exemplare  zur  Prüfung  hatte,  habe  es  aber  an  mehreren  andern  Arten  auch  scharf  beobachtet.  Die  characteristische  Furche 
und  den  Wimpernkranz  darin,  den  Eierstock  und  helle  Magenblasen  habe  ich  mehrmals  gesehen,  aber  den  höchst  wahrscheinlich  vorhan- 
denen Rüssel  auch  nicht  erkannt.  Das  Erkennen  des  Rüssels  wird  über  das  Yorn  und  Hinten  erst  sicher  entscheiden.  Die  Hörnchen 
sind  kürzer  als  V3  des  Körpers.     In  der  optischen  Verkürzung  ist  es  zuweilen  breiter  als  lang.  —  Länge  V48  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXII.   Fig.  XIX. 

Es  sind  2  Exemplare  in  verschiedener  Stellung  bei  300maliger  Vergrösserung  abgebildet. 

3¥0.     JPeridinium  Pusus9  spindelförmiges  liianztliierelien.     Tafel  XXII.  Fig.  XX. 

P.  flavum,  noctu  eximie  splendens,  lorica  ovato-oblonga  laevi,  bicorni,  cornibus  fere  rectis  oppositis  fusiformi. 

Peridine  Fuseau,  jaune,  tres -  brillant  dans  la  nuit,  a  carapace  ovale -oblongue  lisse,  bicome,  ayant 
les  cornes  presque  droites  opposees  en  forme  de  fuseau. 

Cercaria — ?,  Michaelis,  Leuchten  der  Ostsee,  1830.  p.  88.  Taf.  I.  Fig.  nnten'in  der  Mitte. 

Peridinium  Fusus,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  (1832.)   p.  271.  1834.  p.  604,  537,  574.  Taf.  II.  Fig.  III. 

Aufenthalt:    Im  Hafen  bei  Kiel. 

Auch  diese  Art  entdeckte  Dr.  Michaelis  in  leuchtendem  Seewasser.  Das  mir  auf  meine  Bitte  gesandte  LeucJitwasser  von 
Kiel  enthielt  deren  viele,  und  es  gelang  mir  4mal,  es  in  Berlin  scharf  isolirt  leuchten  zu  sehen.  Es  lebte  1832  fast  zwei  Monate 
lang  in  Berlin  vom  September  bis  nach  dem  24.  November.  Den  wirbelnden  Rüssel  und  die  Queerfurche,  vielleicht  auch  die  Samen- 
drüse, sah  schon  der  Entdecker,  ersteren  aber  als  Büschel,  was  optische  Vervielfältigung  war.  Ich  erkannte  die  Wimpern  der  Furche, 
das  Einfache  des  Rüssels,  den  vieltheiligen  gelben  Eierstock  und  die  hellen  zahlreichen  Magenblasen.  Ein  Einschnitt  des  Panzers  an 
der  Insertionsstelle  des  Rüssels  bezeichnet  den  Mund.  Die  Länge  der  Hörnchen  ist  sehr  verschieden,  zuweilen  sind  sie  leicht  gekrümmt. 
—  Grösse  mit  den  Hörnchen  Vio —  x/s  Linie;  Körper  V3  —  Vi 6  der  ganzen  Länge. 

Erklärung   der  Abbildungen   Taf.  XXII.   Fig.  XX. 
Fig.  1.    hat  den  Mund  nach  rechts  und  oben  gerichtet;    Fig.  2.,  3.,  4.  und  5.    haben  ihn  nach  rechts  und  unten;    Fig.  4.    wirbelt. 

3*1.     Peridinium,  Purca,  gabelförmiges  JiraiiztMercIieii.     Tafel  xxn.  Fig.  xxi. 

P.  flavum,   noctu  eximie  lucens,   lorica  urceolari,   laevi,   tricorni,   cornibus  rectis,   postico   longiore    et  duobus  parvis 
frontalibus  furcato. 

Peridine  Fourche^  jaune^  tres-luisant  dans  la  nuit,  a  carapace  urceolaire,  lisse,  tricome,  ayant  les 
cornes  droites ,  une  plus  longue  en  arribre>  deua>  courtes  au  front  en  forme  de  fourche. 

Peridinium  Fwrca,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  (1832.)  p.  270.  1834.  p.  537,  574.    Tafel  II.   Fig.  II. 

Aufenthalt:    Bei  Kiel  in  der  Ostsee. 

Ich  fand  am  24.  November  1832  ein  Thierchen  dieser  Art  im  leuchtenden  Seewasser  von  Kiel  in  Berlin.  Ich  hob  nämlich 
einen  Lichtfunken  auf  einem  feinen  Federpinsel  aus  dem  Wasser  frei  in  die  Höhe  und  fand  im  Tröpfchen  nur  diess  Thierchen,  welches 
bis  dahin  nie  beobachtet  war.  Ich  sah  nur  ein  Exemplar.  Es  gleicht  einer  zweizackigen  Gabel,  deren  Zacken  auf  einem  Knoten 
sitzen,  und  erinnert  vielfach  an  P.  Tripos,  dessen  Abart  es  aber  schwerlich  seyn  kann.  Der  Eierstock  und  die  hellen  Magenblasen 
waren  wie  bei  P.  Tripos.  —  Länge  des  Ganzen  Vio  Linie.     Körper  V*  der  ganzen  Länge. 

Erklärung   der  Abbildung    Taf.  XXII.    Fig.  XXL 
Das  einzige  beobachtete  Exemplar  von  der  Bauchseite,  300mal  vergrössert. 


Nachtrag  zur  Gattung   Peridinium. 

Man  hat  einzelne  gehörnte  Formen  dieser  Gattung  früher,  1793,  Ceratium,  und  dieselben  1824  Hirundinella  genannt.  Der 
Name  Peridinium  wurde  1830  ungehörnten  Formen  zuerst  gegeben.  Mit  näherer  Bekanntschaft  der  gehörnten  Formen  fand  ich  1831, 
dass  sie  keinen  wesentlichen  Gattungsunterschied  haben,  sondern  dass  ihr  Hauptcharacter  von  den  früheren  Beobachtern  nur  unbeachtet 
geblieben«     Daher  ist  Ceratium,   welcher  Name  auch  1803  von  Albertini  und  Schweinitz  fälschlich  für  eine  Pilzgattung  verwen- 


.    25? - 

det  worden  war,   nur  als  Subo-enus   angewendet.     Der  Name  Hirundinella  ist  überflüssig.     Ueber   das   Leuchten  und   die  fossilen 
Verhältnisse  der  Kranzthierchen  s.  d.  Nachtrag  zur  Familie.     P.  tabulatum  s.  Glenodin.     Ceratium  pleuroccros  =  Arcella? . 


SECHSÜNDACHT  ZIGSTE     GATTUNG:      AUGENKRANZTHIERCHEN. 

Glenodinium.    Olenodine. 

CHARACTER:    Animal  e  familia  Peridinaeorum,  ciliis  mobilibus  in  sulco  transverso  positis  et  ocello  insigne. 
CARACTERE:    Animal  de  la  famüle  des  Peridines,   ayant  des  eils  mobiles  dans  un  sillon  trans- 
versal et  un  oeil. 

Die  Gattung  der  Augenkranzthierchen  zeichnet  sich  in  der  Familie  der  Kranzthierchen  durch 
eine  gewimperte  wirbelnde  Queerfurche  und  Besitz  eines  Augenpunktes  aus. 

Diese  Gattung  ist  seit  1835  in  den  Abhandl.  der  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  und  in  den  gleichzeitig  ge- 
stochenen Tafeln  dieses  Werkes  gegründet.  Eine  ihrer  Arten,  vielleicht  alle  3  bis  jetzt  bekannte  Arten, 
verwechselte  man  wohl  bisher  mit  Vorticella  cineta  Müller,  und  ich  selbst  hielt  sie  früher  für  Peridi- 
nium  cinetum  und  Pulvisculus.  Schon  1831  aber  trennte  ich  eine  ihrer  Arten  als  Peridinium  tabula- 
tum  ab.  Erst  seit  1834  erkannte  ich  das  Auge.  —  Die  Organisation  ist  wie  bei  voriger  Gattung.  Ein  fa- 
denförmiger, aus  der  Mitte  kommender,  Rüssel  ist  ausser  dem  Wirbeln  des  Wimperkranzes  nur  bei  G.  cin- 
etum beobachtet,  aber  wahrscheinlich  bei  allen  Arten  vorhanden.  Der  Panzer  ist  verbrennlich.  —  Viele 
Magenblasen  waren  besonders  bei  G.  apiculatum,  aber  auch  bei  den  übrigen,  deutlich.  —  Die  feinkörnige 
Eiermasse  ist  bei  allen  Arten  erkannt,  gelb  bei  G.  cinetum,  grün  bei  den  andern.  Vom  männlichen  Theile 
dieses  Systems  ist  noch  keine  Anschauung  erlangt.  Spontane  Selbsttheilung  ist  nur  als  vollkommene  Längs- 
theilung bei  G.  cinetum  beobachtet.  —  Ein  rothes  Auge  als  länglicher  Punkt  oder  hufeisenförmiger  Fleck 
ist  die  Anzeige  eines  isolirten  Nervensystems  und  Character  der  Gattung. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  nur  erst  bei  Berlin  im  Süsswasser  beobachtet. 

3» %.     Glenodinium  cinetum,  gelbes  Augenferanzthierclieii.     Tafel  xxn.  Fig.  xxn. 

G.  ovatum  aut  subglobosum,  flavum,  lorica  laevi,  obtusa,  ocello  magno  semi-lunari  transverso. 

Glenodine  ccint,   ovale  ou  presr/ue  spherique,  jaune,   ayant  la  carapace  lisse  et  obtuse  et  im  grand 
oeil  semi-kmaire  transversal. 

Glenodinium  cinetum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1835.  p.  174. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Im  Februar  und  am  27.  März  1835  entdeckte  ich  diese  Art  zuerst,  und  ich  sah  sie  am  16.  Febr.  1837  wieder  zwischen 
Naviculis  und  Oscillatorien  der  süssen  Frühlings  -  Gewässer.  Sie  ist  dem  P.  Pulvisculus  sehr  ähnlich,  aber  noch  einmal  so  gross. 
Stoffaufnahme  von  Indigo  und  Carmin  gelang  noch  nicht  zu  beobachten.  Ein  fadenförmiger  Rüssel  von  der  Körperlänge  ragt  aus  der 
Vereinigungsstelle  der  halben  Längsfurche  mit  der  Queerfurche  hervor;  da  also,  in  der  Körpermitte,  ist  der  Mund.  Viele  Magenzellen 
waren,  vom  Eierstocke  umhüllt,  undeutlich  sichtbar.  Das  halbmondförmige  oder  hufeisenartige  braunrothe  Auge  umgiebt  die  Mundstelle 
mit  seiner  coneaven  Seite,  so  dass  die  convexe  der  Stirn  zugewendet  ist.  Ein  Theil  des  weissen  Fleckes  beim  Auge  mag  wohl  der 
Hirnknoten  unmittelbar  selbst  seyn,  wie  man  ihn  noch  deutlicher  bei  Amblyophis  viridis  sieht.  —   Grösse  'As  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXII.   Fig.  XXII. 

Es  sind  6  einfache  und  1  doppeltes  Exemplar,  300mal  vergrößert.    Fig.  1.,  6.  und  7.     sind  von  der  rechten  Seite  gesehen,   o  das  Auge,  o'  der  Mnnd 
mit  dem  Rüssel;    Fig.  2.  und  3.    Bauchseite;    Fig.  4.    Selbsttheilung;    Fig.  5.    Rückenseite;    Fig.  6.    wirbelnd  in  Indigowasser. 

3 «3.    Glenodinium  tabulatum,  getäfeltes  Augenferanztliierclieii.  Tafel  xxn.  Fig.  xxm. 

G.  ovatum  llavo-viride,    lorica  granulosa  et  lineis  elatis   retiformibus  tabulata,    nee  hispida,    fronte   bidentata,   postice 

truncata  aut  subacuta,  denticulata,  ocello  oblongo. 
Glenodine  parquete,  ovale,  vert  jaunätre,  a  carapace  grenne,   reticidee  et  parquetee  de  lignes  ele- 

vees,  point  herissee,  tronquee  ou  presr/ue  aigue  et  dentelee  ä  V  extr&mile  posterieure,  ayant  deux 

dents  au  front  et  un  oeil  oblong. 

Peridinium  tabulatum?,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1831.  p.  74. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  Art  wurde  1831  zuerst  beschrieben,  aber  erst  1834  sah  ich  den  rothen  Augenpunkt.  Vielleicht  sind  hier  noch  2  Ar- 
ten verwechselt.  Es  giebt  nämlich  vorn  und  hinten  abgestutzte  Formen  mit  ganz  ähnlichen  Felderabtheilungen ,  und  andere,  welche 
hinten  gespitzt  und  gezähnelt  sind.  Die  abgestutzten,  welche  bei  der  Rücken-  oder  Bauchlage  ein  Sechseck  bilden,  sah  icli  1831 
häufig,   und  ich  sah  in  ihnen  kein  Auge;    die   eiförmigen   sah  ich   1834  mit  einem  Auge.     Giebt  es   also   doch   ein   Per  id.   tabula- 

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858   

tum  überdiess,  wie  ein  P.  cinctum?  Das  Getäfelte  ist  im  leeren  Panzer  besser  zu  sehen,  als  im  vollen.  Auch  in  diesem  Netze  sind 
auffallend«  Differenzen  der  Bildung  vorgekommen.  Die  schön  gelbgrüne  Eiermasse,  viele  Magenzellen  und  das  Wirbeln  am  Wimper- 
kranze sammt  dem  sckönrothen  Auge  sind  beobachtet.  Ein  Rüssel  ist  nicht  erkannt.  Oft  findet  man  farblose  leere  Schaalcn.  Das  fos- 
sile Peridinium  pyrophorum  der  Feuersteine  hat  die  überraschendste  Aehnlichkeit  mit  dieser  Art,  war  aber  ein  Scethierchcn  und  lässt 
sich  unterscheiden.  —  Grösse  l/^8  —  V36  Linie. 

Erklärung  der   Abbildungen    Taf.  XXII.    Fig.  XXIII. 

Fig.  1.  und  2.     sind  1834  beobachtete  Formen,  1.  Bauchseite,  2.  Rückenseite.    Fig.  3.  ist  wirbelnd.    Das  Vorn  ist  nach  unten.    Fig.  4.     Seitenansicht. 
Fig.  5.    Rückenansicht.    Letztere  3  Formen  sind  die  var.  hexagona  von  1831.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

3^4.  Glenodinium  apiculatwm,  stacMIges  An^eiiferamatlilerclien.  Tafel  xxn.  Fig.  xxiy. 

Gr.  ovatum,  flavo-viride,  lorica  laevi,  sulcis  margine  hispidis  tabulata,  utrinque  obtusa,  ocello  oblongo. 

Glenodine  herisse^   ovale^  vert-jaunätre^    a  carapace  lisse,  parquetee  par  des  sillons  herisses  aucc 
bordsj  obtuse  aucc  deuao  bouts  et  ayant  im  oeil  oblong. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin, 

Diese  Art  ist  im  Frühling  bei  Berlin  seit  1834  häufig.  Ich  beobachtete  sie  wieder  im  April  1835  und  auch  1836.  Sie  fin- 
det sich  zwischen  Conferven,  wo  Chara  wächst.  Sie  schwimmt,  wie  alle  übrigen  Arten,  wälzend  um  die  Längsaxe.  Der  grüne  Eier- 
stock, das  rothe  Auge,  viele  helle  Magenblasen  und  Wirbeln  um  die  mittlere  Queerfurche  sind  erkannt.  Der  Rüssel  ist  noch  nicht 
beobachtet.  —  Grösse  V48  —  V36  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXII.  Fig.  XXIV. 
Fig.  1.,  2.,  3.    Bauchansicht;     Fig.  4.    Rückenansicht;    Fig.  2.    leere  Schaale.    Vergrösseruug  300mal. 


Nachtrag   zur   Familie   der   Kranzthierchen. 

1.     Ueber  die  Lichtentwickelung  der  Infusorien   als  Meeresleuchten. 

Zu  den  ergreifendsten,  lieblichsten  und  merkwürdigsten  Naturerscheinungen  gehört  das  Leuchten  und  Funkeln  des  Meeres,  das 
viele  Bewohner  des  Festlandes  bei  Küstenreisen  und  kleinen  Seefahrten  nie  kennen  lernen,  und  welches  selbst  Weltumsegier  nicht  im- 
mer in  seiner  ganzen  Pracht  sehen.  Dieses  überaus  ergreifende  Meeresleuchten  ist  immer  durch  lebende  Organismen,  meist  durch  Aka- 
lephen  oder  Medusen,  zuweilen  durch  Mollusken,  hie  und  da  durch  zahllose  Mengen  von  Infusorien  bedingt.  So  sah  es  zuerst 
Dr.  Baster  1757  in  Ciricsee  auf  Neu -Seeland  in  Holland,  durch  Räderthiere  und  Vorticellen,  nicht  durch  Peridinien  bedingt 
{Philosophie  al  Transuctions ,  1757.  p.  258  —  280.  und  Basteri  Opuscula  subseeiva,  1760.  I.  p.  31.  Tab.  IV.).  Viviani 
behauptete  1805  ein  Leuchten  durch  Infusionsthiere  bei  Genua  {Phosphorescentia  Maris ,  Genua  1805.),  ohne  jedoch  deren  Formen 
zu  characterisiren.  Peron  war  1807,  nach  seiner  Weltumsegelung  mit  Baüdin,  geneigt,  das  zusammenhängende  Leuchten  des  Oceans 
durch  mikroskopische  Thiere  (Infusorien)  zu  erklären.  Bory  de  St.  Vincent  hat  sich  1824  (Encyclopedie  method.  Zoophytes. 
p.  541.,  copirt  im  Dict.  classic/ue  cFhist.  nat.  Mer.)  heftig  gegen  Peron's  Ansicht  erklärt,  dessen  Reisegefährte  er  war,  und  be- 
hauptet, dass  nie  ein  Infusorium  leuchtend  im  Meere  gesehen  worden  sey;  er  kannte  aber  Baster' s  Beobachtungen  nicht,  dessen  Ab- 
bildungen sehr  überzeugend  sind,  und  sein  Grund,  dass  die  See -Infusorien  nicht  leuchten  könnten,  weil  kein  Süsswasser- Infusorium 
leuchtet,  ist  natürlich  sehr  unzureichend.  Tilesius  beschrieb  zwar  1814  in  den  Annalen  der  Wetterauer  Gesellsch.  6  Arten  von 
Gleba,  1  Mammaria,  1  Leucophra  und  3  Arten  Trichodav  als  11  Arten  von  Leucht- Infusorien  des  Oceans  von  seiner  Welt- 
umsegelung mit  Krüsenstern,  allein  keine  einzige  dieser  Formen  scheint  ein  wahres  Infusionsthier  gewesen  zu  seyn.  Diese  Angele- 
genheit wurde  erst  1830  durch  Dr.  Michaelis  in  Kiel  (Ueber  das  Leuchten  der  Ostsee,  Kiel  1830.)  völlig  entschieden,  indem  die- 
ser umsichtige  Naturforscher  wirklicke  Infusorien  erkannte  und  zeichnete,  deren  Lichtentwickelung  er  zum  Theil  scharf  isolirt  beobach- 
tet hatte.  Es  waren  besonders  5  Arten,  nämlich  3  Arten  der  Gattung  Peridinium ,  das  Prorocentrum  micans  und  ein  Räder- 
thierchen,  Synchaeta  baltica.  Eine  dieser  Formen,  welche  ich  Peridinium  Michaelis  genannt  habe,  hat  er  entschieden  isolirt 
lichtgebend  gesehen,  die  andern  in  ganz  ähnlichem  Verhältniss  zum  Meeresleuchten  beobachtet.  In  demselben  Jahre  erbat  ich  mir  von 
ihm  Kieler  Seewasser  mit  Lichtfunken  nach  Berlin  und  fand  darin  sein  leuchtendes  Rädert  hier,  Synchaeta  baltica,  aber  nicht 
leuchtend;  1832  erst  gab  mir  eine  neue  Sendung  von  Leuchtwasser  Gelegenheit,  das  Prorocentrum  und  die  Peridinien  kennen  zu 
lernen.  Ich  habe  von  den,  von  Michaelis  bezeichneten,  3  Kranzthierchen  2  entschieden  lichtgebend  auch  gesehen,  und  überdiess 
eine  neue  Art  sicher,  und  eine  andere  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  in  gleicher  Thätigkeit  beobachtet.  Neuerlich,  1835,  hat  Dr. 
Focke  in  Bremen  Synchaeta  baltica  oder  eine  verwandte  Art  bei  Venedig  leuchten  gesehen.  So  sind  denn  bis  jetzt  7  —  8  namhafte 
Arten  von  Infusorien  aus  3  —  4  Gattungen  mit  Sicherheit  oder  grosser  Wahrscheinlichkeit  leuchtend  gesehen  worden:  1)  Prorocen- 
trum micans  ist  von  Dr.  Michaelis  wahrscheinlich,  von  mir  sicher,  2)  Peridiniimi  Michaelis  von  Dr.  Michaelis  sicher,  3)  P. 
Tripos  und  4)  P.  Fusus  von  Dr.  Michaelis  wahrscheinlich,  von  mir  sicher,  5)  P.  Furca  von  mir  sicher,  6)  P.  acuminatum 
von  mir  wahrscheinlich,  7)  Synchaeta  baltica  von  Baster,  Michaelis  und  Dr.  Focke  wahrscheinlich,  und  8)  vielleicht  eine  Art 
der  Gattung  Stentor  von  Baster  wahrscheinlich  als  lichtgebend  beobachtet  worden.  Was  man  von  leuchtenden  Monaden,  Volvoa 
und  Vibrionen  gesprochen  hat,  ist  ohne  hinreichende  Bürgschaft  für  scharfe  Unterscheidung  der  Formen.  Ausser  diesen  Infusorien 
scheint  nur  die  einem  Volvoa,  und,  bei  geringer  Kenntniss  dieser  Formen,  selbst  einer  Monade  vergleichbare,  Mammaria  scintil- 
lam,  eine  kleine  kugelartige,  wasserhelle  Akalephe,  welche  erwachsen  die  Grösse  eines  Stecknadelknopfes  erreicht,  in  so  zahlloser 
Menge  dicht  gedrängt  die  Oberfläche  des  Meeres  zuweilen  zu  bevölkern,  dass  ein  gleichzeitiges  Lichtentwickeln  ihrer  Massen  ein  Auf- 
blitzen grosser  Meeresstrecken  verursacht.  Die  Lichtentwickelung  selbst  ist  offenbar  ein  organischer  Lebens -Process,  welcher  bei  In- 
fusorien als  ein  momentaner  einzelner  Lichtfunke  erscheint,  der  nach  kurzer  Zeit  der  Ruhe  sich  wiederholen  kann.  Sie  gleicht  ganz 
und  gar  einer  kleinen  electrischen  Entladung,  wie  man  sie,  ohne  Lichtentwickelung,   beim  Zitterrochen  und  Zitterwels,  ebenfalls  Was- 


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serthieren,  wohl  kannte.  Neuerlich  hat  man  auch  bei  diesen  grösseren  Thieren  durch  metallene  Leiter  Funken  dabei  sichtbar  gemacht. 
So  ist  denn  derselbe  Process  welcher  im  Blitzen  der  Wolke  waltet,  unverkennbar  im  Funkeln  des  Infusoriums  vorhanden,  und  das  ge- 
meinsame Aufblitzen  vieler  Tausend  Millionen  und  Billionen,  dem  blossen  Auge  des  Menschen  nicht  mehr  erreichbarer,  thierisch  selbst- 
ständio-er,  durch  eine  leise  über  die  Oberfläche  des  Wassers  hingleitende  Luftwelle  nach  schwüler  Windstille  erregter,  Organismen  be- 
wirkt die  Erscheinung  des  Aufblitzens  der  Meeresfläche  auf  eine  jeden  Beobachter  ergreifende  Weise. 

Die  kleinsten  Leuchtinfusorien,  welche  bis  jetzt  beobachtet  worden,  haben  Voe  —  1lts,  die  grössten  Vs  Linie  Länge.  Zwar 
lassen  sich  verschiedene  Methoden  des  scharfen  Isolirens  so  kleiner  leuchtender  Körperchen  ersinnen,  allein  es  wird  nützlich  seyn,  die 
anzugeben,  welche  bis  jetzt  befolgt  wurden.  Herr  Dr.  Michaelis  hat  das  leuchtende  Seewasser  in  sehr  feinen  langen  Glasröhrchen 
im  Dunkeln  in  die  Höhe  steigen  lassen,  die  Stelle  eines  darin  mit  aufsteigenden  Lichtpunktes  bezeichnet  und  unter  dem  Mikroskope  be- 
trachtet. Er  hat  sich  auf  diese  Weise  einmal  scharf  überzeugt,  dass  Peridinium  Michaelis  sich  gerade  an  der  Stelle  befand,  wo  der 
Lichtpunkt  gewesen  war.  Mir  war  diese  Methode  nicht  scharf  genug  isolirend.  Ich  fand  die  Körperchen  in  der  Röhre  nie  einzeln  ge- 
nug, und  die  Stelle  des  Lichtpunktes  Hess  sich  bei  der  Beweglichkeit  des  lebenden  Thierchens  und  im  Finstern  nicht  sicher  festhalten. 
Ich  habe  daher  vorgezogen,  mit  der  fein  abgestutzten,  pinselartig  geformten,  Spitze  der  Fahne  einer  Schreibfeder  in  Form  einer  klei- 
nen, etwa  1  Linie  breiten,  dreieckigen  Schaufel  am  Ende  des  Fahnenstiels  (s.  die  Einleitung)  so  lange  einzelne  Wassertröpfchen  aus 
dem,  in  ein  Uhrglas  gegossenen,  Leuchtwasser  in  die  Höhe  zu  heben,  bis  auf  der  Spitze  der  Feder  sich  ein  Lichtpünktchen  frei  über 
das  Wasser  gehoben  zeigte.  Dieses  Tröpfchen  mit  seinem  einzelnen  Lichtpünktchen  wurde  auf  ein  Glastäfelchen  abgesetzt  und  ich  fand 
auf  diese  Weise  (von  Infusorien)  9mal  Peridinium  Tripos,  4mal  P.  Ftisus,  lmal  P.Furca  und  Imal  Prorocentrum  micans  ganz 
allein,  aber  nie  ein  anderes  Infusorium  allein  in  solchen  Tröpfchen.  Ferner  gab  der  Zusatz  eines  Tröpfchens  Spiritus  mit  Hülfe  eines 
eingetauchten;  Glasstäbchens  im  Finstern  auf  dem  Glastäfelchen  wieder  ein  einzelnes  Lichtpünktchen  als  Gegenprobe.  Durch  Filtriren 
des  leuchtenden  Wassers  lassen  sich  die  Leuchtthierchen  noch  mehr  zusammenlaufen.  Die  kleineren  Leuchtinfusorien  gehen  aber  zu- 
weilen mit  durch  das  Filtrum.  Brandtwein,  Säure  oder  warmes  Wasser,  zu  leuchtendem  Seewasser  gemischt,  bewirken  ein  plötzliches 
Aufblinken  aller  Leuchtthierchen,  aber  auch  sogleich  deren  Tod  und  für  das  Wasser  den  Verlust  der  Lichtentwickelung.  Die  ausführ- 
lichste Literatur  über  das  Leuchten  der  Organismen,  und  eine  kurze  critische  Uebersicht  der  Beobachtungen  und  Meinungen  von  427 
Schriftstellern  und  Beobachtern,  findet  sich  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1834  (1836).  Dr.  Fockk's  neuere  Beobachtung 
ist  aus  seinen  Briefen  von  mir  in  den  Mittheilungen  der  Berl.  naturf.  Gesellsch.  1836.  p.  16.  publicirt.  Man  vergleiche  auch  Alexan- 
der von  Humboldt  in  Poggendorff's  Annalen  d.  Phys.  u.  Chem.  1836. 

2.    Uebersicht  der  fossilen  Formen  der  Familie  der  Kranzthierchen. 

Ueber  die  fossilen  Formen  der  Stabthierchen  ist  im  Nachtrage  zur  Familie  der  Bacillarien  eine  Uebersicht  gegeben. 
Die  Familie  der  Kranzthierchen  unterscheidet  sich  von  jenen  Yerhältnissen  dadurch  auf  sehr  merkwürdige  Weise,  dass  ihre  Formen  we- 
der in  den  neuesten  Infusorien  -  Lagern ,  noch  auch  in  den  tertiären  der  Polirschiefer  irgendwo  beobachtet  sind,  dass  sie  vielmehr  einer 
älteren  Erdperiode  angehören,  nämlich  den  Kreidelagern  der  Sekundärformation.  Gleichzeitig  mit  ihnen  lebten  von  Panzerinfusorien  nur 
die  Xanthidien  und  Pyoddiculae  der  Bacillarien -Familie.  Aber  Navicidae  und  Gallionellae,  Eunoiiae,  Cocconemata,  Syn- 
edrae  und  Gomphonemata  dergl.  sind  bis  jetzt  noch  nie  in  den  Sekundär-Lagern  beobachtet  worden.  Nur  Spongillen  -  Nadeln  und 
(Fucoideen)  Algen  sammt  Polythalamien  sind  als  gleichzeitige  Organismen  erkennbar  gewesen.  Zwei  Gattungen  der  Familie  der  Kranz- 
thierchen allein  liefern  die  bisher  bekannten  3  fossilen  Arten,  welche  Chaetotyphla?  Pyritae  und  Peridinium  pyrophorum  und  deli- 
tiense  genannt  worden  sind.  Nur  von  der  ersten  Gattung,  wenn  es  nicht  ein  Xanthidium  war,  haben  die  lebenden  Arten  einen  Kie- 
selpanzer; die  lebenden  Peridinien  weichen  durch  ihren  häutigen  Panzer  von  den  fossilen  Arten,  im  Fall  diese  wirklich  einen  Kiesel- 
panzer besassen,  ab.  Obwohl  das  P.  pyrophorum  eine  überraschende  Aehnlichkeit  mit  Glenodinium  tabulatum  hat,  so  ist  es  doch 
ein  Seethierchen,  und  noch  kein  Glenodinium  ist  im  Meerwasser  beobachtet  worden,  Vielleicht  waren  es  dem  Perid.  Michaelis  zu- 
nächst stehende  Leuchtthierchen  des  Meeres,  welche  jetzt  als  Feuersteine  auf  andere  Weise  Funken  geben.  Auch  die  jetzt  lebenden 
sind  in  zahlloser  Menge  beisammen,  und  nach  ihrem  Tode  findet  man  die  leeren  Panzer  am  Boden  der  Gefässe.  Von  den  Feuerstein- 
Organismen  sind  Pyxidicula  prisca,  Chaetotyphla?  Pyritae  und  die  Spongillen -Nadeln  die  alleinigen  bis  jetzt  ermittelten  Formen, 
welche,  wie  die  Gallionellen  des  Halbopals,  die  Kieselmasse  der  Feuersteine  hätten  hergeben  können.  Alle  übrigen  darin  vorkom- 
menden Formen,  alle  Xanthidien  und  Peridinien  sind,  wie  es  scheint,  nur  zufällig  eingehüllt.  Uebrigens  ist  aber  Daseyn  und  Man- 
gel von  Kieselgehalt  im  Panzer  (weich  oder  hart)  beim  Mangel  anderer  Charactere  kein  physiologisch  wichtiger,  kein  generischer  Cha- 
racter,  sondern  nur  ein  Character  verschiedener  Arten  einer  und  derselben  Gattung.  (Vergl.  die  monatl.  Berichte  der  Akad.  d.  Wiss. 
zu  Berlin  1836,  den  amtlichen  Bericht  über  die  Versamml.  d.  Naturf.  zu  Jena,  1836.  p.  69.  und  den  Vortrag  in  der  Berl.  Akad.  d. 
Wiss.  vom  3.  Aug.  1837.;   das  Uebrige  bei  den  Arten  und  in  der  Einleitung.) 

Vielleicht  sah  doch  schon  Leeuwenhoek  1676  am  27.  Juli  im  Seewasser  bei  Schevelingen  ein  zweihörniges  Peridinium. 
Vielleicht  war  es  aber  auch  ein  junger  Krebs,  eine  Zo'e  {Phil.  Tr ansäet.  1677.  p.  826.). 


DREIZEHNTE    FAMILIE:     GLOCKENTHIERCHEN 

Vorticellina.    Vorticellines. 

CHARACTER:  Animalia  polygastrica,  enterodela  (tubo  intestinal!  distineto  instrueta),  oris  anique  apertu- 
ris  discretis  in  fovea  communi  unica  positis  (anopistliia),  lorica  destituta,  solitaria  libera  aut 
affixa  et  saepe  socialia,  spontanea  imperfecta  divisione  eleganter  fruticulosa. 

CARACTERE:  Aniwiaux  polygastriques,  ayant  un  canal  alimentaire  dütinet,  la  bouche  et 
Torißce  de  tanm  separees,  mais  reunies  dam  une  menw  et  seule  fossette,   ä  corps 


30O   

sans  carapace,  solitaires  et  libres,  ou  attaches  et  sociaux,  se  developpant  par  la  dl- 
vision  spontanee  imparfaite  souvent  en  forme  de  beaux  petits  arbrisseaux. 

Die  Familie  der  Glockenthierchen  umfasst  alle  polygastrischen  Thierchen,  welche  einen,  die  Ma- 
gen verbindenden,  Speisecanal  besitzen,  die  Mund-  und  Auswurfsöffnung  gesondert,  aber  in  einer  und  der- 
selben Korpergrube  beisammen  haben,  also  ohne  Hintertheil  sind,  die  keinen  Panzer  führen  und  entweder 
einzeln  sich  frei  bewegen,  oder  festgeheftet  und  gesellig  durch  unvollkommene  Selbsttheilung  oft  zu  niedli- 
chen kleinen  Sträuchen  und  Bäumchen  werden. 

Die  jetzige  Familie  der  Vorticellinen  ist  seit  1830  physiologisch  begründet.  Sie  enthält  35  Arten 
in  8  Gattungen.  Eine  ähnliche  Familie  der  Vorticellen  umgrenzte  Goldfuss  1820  in  seinem  Handbuche  der 
Zoologie,  schärfer  als  seine  Vorgänger,  nach  äusseren  Characteren.  Er  vereinte  aber  mit  mehreren  der  hier 
zusammengestellten  Gattungen  die  Panzervorticellen  und  auch  die  Gattung  Limnias  der  Räderthiere, 
wogegen  von  ihm  die,  meist  aus  Fragmenten  von  Vorticellen  gebildete,  Gattung  Ecclissa  zu  den  Räder- 
thierchen,  als  nur  einer  andern  Familie  der  Infusorien,  gezogen  wurde.  Bory  de  St.  Vincent  hat  seit 
1823  ebenfalls  eine  ähnliche,  wieder  verschieden  umgrenzte,  Familie  der  Vorticellaires  aufgeführt  {Biet, 
classique,  Art  Convallarina).  Damals  hielt  er  sie  zu  den  Infusionsthieren,  allein  1824  bezeichnete  er 
sie  in  der  Encycloped.  method.  p.  782.  specieller,  und  stellte  sie  zu  den  Halbpflanzen  in  sein  Reich 
der  Doppel seelen,  Psych odien.  Seitdem  hat  er  sie  von  den  Infusorien  ganz  ausgeschlossen.  Er  verei- 
nigt mit  mehreren  wahren  Vorticellinen  in  seinen  Gattungen  Dendrella  und  Volverella  der  Vorticellaires 
des  Psychodien -Reiches  gestielte  Bacillarien  aus  den  Gattungen  Gomphonema  und  Acinela,  und  hat  die 
frei  gewordenen  Körper  der  gestielten  Vorticellinen  sammt  den  freien  Trompetenthierchen  (Sientor) 
und  einigen  Rädert  liieren  (Lacinularia)  in  die  besondere  Familie  der  UrceolarUes  des  Thierreiches  bei 
den  Infusorien  gebracht.  Die  Formen  der  Gattung  Urocentrum  (Turbinella)  findet  man  bei  seinen  Cer- 
carieen,  die  der  Gattung  Trichodina  bei  Paramecium  in  der  Familie  der  Polytricha,  andere  bei  den 
Mystacinen  in  der  Gattung  Ophrydia,  und  die  Gattung  Kerobalana  in  seiner  Familie  der  Urodieen 
der  Infusorien,  üeberhaupt  hatte  Bory  bis  zum  Jahre  1830  die  Formen  dieser  Familie  in  19  Gattungen, 
8  Familien  und  2  Naturreiche  vertheilt. 

Die  lieblichen  Gestalten  der  Glockenthierchen  haben  seit  den  ersten  Zeiten  der  mikroskopischen 
Beobachtung  die  grösste  Theilnahme  gefunden.  Sie  haben  oft  baumartig  verästete  gemeinsame  Stämme,  an 
denen  ihre  glockenförmigen  wirbelnden  Körper,  wie  belebte  Früchte,  zierlich  angeheftet  sind,  und  der  son- 
derbare Stiel  ihrer  Leiber,  sammt  der  wurzelartigen  Sprossenbildung,  hat  sogar  veranlasst,  dass  man  sie 
neuerlich  noch  für  halbthierische  Pflanzen  hielt.  Leeüwenhoek  entdeckte  schon  1675  zu  Anfang  Mais  in 
stehendem  Regenwasser  die  Vorticella  Convallaria  oder  microstoma,  und  beschreibt  sie  mit  vieler  Theil- 
nahme. Er  sah  vielleicht  auch  schon  gleichzeitig  Trichodina  Grandinella  als  4te  Form,  und  Trichod. 
Pediculus,  auch  Epistylis  scheint  er  am  25.  Dec.  1702  zuerst  gesehen  zu  haben.  Joblot  meinte  wohl  eben- 
falls 1716  unter  den  Namen  Sauteur  und  Pirouette  die  Trichodina  Grandinella.  Deutlicher  bildete 
Rösel  1755  zuerst  die  Trichodina  Pediculus  ab.  Die  ersten  Formen  der  Gattungen  Stentor,  Carche- 
sium  und  Zoothamnium  beobachtete  Trembley  1747.  Baker  beschrieb  1752  Opercularia  zuerst,  und 
das  Urocentrum  wurde  durch  Müller  1786  zuerst  bekannt.  Ganz  besonders  steigerten  Rösel's  schone 
Abbildungen  dieser  Körper  von  1755  die  Theilnahme  für  dieselben,  ja  für  die  ganze  Lehre  von  den  Infu- 
sorien, denn  sie  gewannen  allein  von  allen  ähnlichen  Darstellungen  Linne's  Aufmerksamkeit,  und  auch  Pal- 
las nahm  nun  diese  RöSELschen  Formen  als  sichere  Organismen  in  sein  System  der  Zoophyten  auf.  — 
Die  thierische  Organisation  ist  in  dieser  Familie  mit  Ausschluss  der  Gefässe  und  Nerven  sehr  klar  erkenn- 
bar gewesen.  Alle  Formen  besitzen  viele  Wimpern  am  Munde  als  wirbelnde  Bewegungsorgane,  meist  (nur 
Trichodina  nicht  immer)  in  Form  eines  Wimperkranzes.  Bei  einigen  (Vorticella,  Carchesium,  Oper- 
cularia) sind  Längs-  und  Queermuskeln  erkannt.  Stentor  ist  ausserdem  überall  bewimpert.  —  Das  poly- 
gastrische Ernährungssystem  ist  bei  allen  Gattungen  durch  Aufnahme  von  Farbestoffen  fest  begründet.  Der 
Verlauf  des  Darmkanals  ist  nur  erst  bei  Stentor ',  Opercularia ,  Carchesium,  Vorticella,  Epistylis  und 
Zoothamnium,  doch  der  Mehrzahl  der  Gattungen,  ausser  Zweifel  gestellt.  Trichodina  und  Urocentrum 
blieben  unklar.  Ueberall  sind  aber  deutlich  Mund-  und  Auswurfsöifnung  in  derselben  seitlichen  Grube.  — 
Das  Fortpflanzungssystem  ist  bei  allen  Gattungen,  mit  alleiniger  Ausnahme  der  seltenen  Zoothamnien, 
bei  den  meisten  in  hermaphroditischer  Duplicität,  erkannt  worden.  Eine  weibliche  Eiermasse,  männliche  Sa- 
mendrüsen und  eine  contractile  Blase  sind  seine  Bestandtheile.  Spontane  Selbsttheilung  ist  an  allen  Gat- 
tungen beobachtet.  Durch  unvollkommene  Selbsttheilung  entstehen  bei  4  der  8  Gattungen  die  Formen  sehr 
zierlicher  Bäumchen.     Eine  dritte  Fortpflanzungsart  ist  Knospenbildung.   —    Das  Empfindungssystem  ist  in 


3ei 

keiner  bekannten  Gattung  durch  Augen  bezeichnet,   aber  eine  grosse  Irritabilität  bei  allen  sogar  characteri- 
stisch.  —  Gefässspuren  sind  noch  nicht  ermittelt 

Die  geographische  Verbreitung  der  Familie  ist  in  Europa,  Asien,  Afrika  und  Amerika  beobachtet. 

Uebersicht   der   8    Gattungen   der   Familie   der   Glockenthierchen: 

{(Körper  überall  bewimpert Stentor 
ungesclnvanzt j^,^.  ^  ^  nmhr(im  Wirbelapparat Trichodina 
geschwänzt ürocentrum 

![  .      .  I  einfach  .  Vorticella 

alle   gestielten  Körper   aleich-  |  Stiel  spiralförmig  biegsam {..  .•  ^       , 

... " .  i      &         i  i  »      &  j  astig   .  .  Carchesmm 

fornn« Stiel  nnbiegsam Epistylis 

■  ,        v         c  |  Stiel  nnbiegsam Opercularia 

verschriene  Körperform   .  .  .     ^      iralförjni    M  Zoothamninm 


SIEBENÜ  N  D  ACHTZIGSTE     GATTUNG:     TROMPETENTHIERCHEN. 

Stentor.    Stentor. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Vorticellinorum,  corpore  ecaudi,  nee  pedicellato,  libenmi  aut  dorsi  in 
conum  produeti  apice  sessile,  ciliis  in  Corona  frontali  majoribus  undique  liirtum,  apertura 
spirali. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Vorticellines,  h  corps  sans  qaeue  et  sans  pedicule,  libre 
ou  sessile  par  la  pointe  du  dos  allonge  en  cöne,  ayant  tout  le  corps  garni  de  eils 
et  une  couronne  frontale  de  plus  grands  eils,  enßn  V  Ouvertüre  en  spirale. 

Die  Gattung  der  Trompetenthierchen  umfasst  in  der  Familie  der  Glockenthierchen  die  Formen, 
welche  ungeschwänzt  und  stiellos,  bald  frei,  bald  mit  der  Spitze  des  conisch  verlängerten  Rückens  ange- 
heftet sind,  die  überall  mit  Wimpern  behaart,  noch  einen  besondern  Wimperkranz  an  der  Stirn  führen  und 
einen  spiralförmigen  Mund  besitzen. 

Den  Namen  der  Gattung  Stentor  gab  Oken  1815,  den  deutschen  Namen  Trompetenthier  hatte 
schon  Eichhorn  1775  gegeben.  Die  Gattung  enthält  bis  jetzt  6 — 8  Arten.  Die  ersten  Formen  beobachtete 
Trembley  1744,  und  Reaumur  nannte  sie  ihm  Polypes  en  entonnoir,  Trichterpolypen.  Es  wa- 
ren 3  Arten:  grüne,  blaue  und  weisse.  Die  grünen  sah  auch  Baker  1752.  Rösel  bildete  1755  den  weis- 
sen Stentor  Mülleri  als  schalmeiähnlichen  Afterpolypen  ab,  und  Linne  nahm  diesen  1758  unter  dem 
Namen  Hydra  stentorea  in  sein  Systema  Naturae  auf.  Pallas  sah  1766  Trembley's  3  Arten  für  Varie- 
täten des  Brachionus  stentoreus  an.  Müller  beschrieb  1773  3  Arten  der  Gattung,  eine  schwarze  als 
Vorticella  nigra ,  die  grüne  als  V.  polymorpha  und  die  weisse  als  V.  stentorea.  Hierzu  fügte  er 
1786  V.  multiformis  und  V.  Vucullus.  Schrank  verzeichnete  1803  mit  dem  Namen  Trompetenthier 
2 — 3  Arten  als  Ecclissa  nigra  und  viridis,  und  als  Linza  stentorea,  Posaunenthier.  Oken  bildete 
1815  die  Gattung  Stentor  aus  3  sehr  verschiedenen  Körpern,  dem  St.  Mülleri,  der  Lacinularia  socialis, 
einem  Rädert hiere,  und  dem  Ophrydium  versatile,  einer  Panzervorticelle.  Bory  de  St.  Vincent 
gab  1824  aus  Unbekanntschaft  mit  den  Vorarbeiten  diesen  Formen  den  neuen  Gattungsnamen  Slentorina, 
wozu  er  7  Arten  stellte,  und  worunter  ebenfalls  die  Lacinularia  socialis  und  Vorticella  Vucullus  waren. 
Einen  8ten  Namen,  St.  hierocontica,  gab  er  1826  einer  früher  von  ihm  selbst  schon  «Inders  benannten 
Form.  Dr.  Thienemann,  der  verdiente  Reisende  in  Island,  änderte  1828  den  Namen  Stentor  in  Tubaria 
viridis  um,  weil  er  passender  für  die  Brüllaffen  von  Geoffroy  verwendet  sey.  Allein  diese  waren  schon 
von  Illiger  Mycetes  genannt.  Seit  1830  ist  die  Gattung  Stentor  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  physio- 
logisch schärfer  umgrenzt  worden.  Sie  erhielt  3 — 4  Arten,  welche  1831  ebenda  mit  einer  fraglichen  5ten 
Art  (jetzt  Colacium  stentorinum)  specieller  characterisirt,  und  1833  abgebildet  wurden.  Zu  jenen  4 
Stammarten  haben  sich  neuerlich  noch  2  schöne  neue  gefunden,  und  Vorticella  multiformis  und  Cucullus 
Müller  1786  bilden  vielleicht  eine  7te  und  8te  Art.  —  Die  thierische  Organisation  ist  sehr  genügend  er- 
mittelt. —  Bewegungsorgane  sind  die  zahllosen  Wimpern  der  Oberfläche  sammt  dem  Wimperkranze  der 
Stirn  als  speciellerem  Fangorgane.  Ihren  Längsreihen  liegen  sichtbare  Längsstreifchen  von  Muskelfasern  zum 
Grunde,  an  der  Stirn  aber  Cirkelstreifen.  Der  Stirnkranz  endet  trichterförmig  im  Munde.  Ueberdiess  geht 
vom  Munde  bei  einigen  Arten  franzenartig  eine  Reihe  langer  Wimpern  bis  zur  Mitte  des  Körpers.  Die  co- 
nische Spitze  des  Rückens  (scheinbares  hinteres  Ende)  hat  einen  Saugnapf  zum  Anheften  am  Ende.  —  Er- 

66 


36&       

iiähruiigsorgane  sind  eine  sichtlich  aufnehmende  spiralförmige  Mundöffnung  5  welche  zugleich  als  Auswurfs- 
öffnung dient 5  ein  perlschnurartiger,  daher  besonders  schwierig  erkennbarer,  vom  Munde  aus  durch  den  Kör- 
per gehender  und  wieder  im  Munde  endender 5  Darin,  welcher  nur  immer  theilweise  gefüllt,  nie  bandartig 
und  überall  mit  beerenartigen  Magenzellen  besetzt,  einer  gekrümmten  Traube  gleicht  Oscillatorien,  Ba- 
cillarien,  Räderthiere,  Monaden  sind  in  den  Magenzellen  häufig  zu  erkennen,  (üeber  Focke's  Ein- 
wurf s.  St.  Mülleri.)  —  Fortpflanzungsorgane  sind  doppelter  Art  bei  allen  Arten  sichtbar.  Der  weibliche 
Eierstock  bestellt  aus  einer  netzartig  die  Magenzellen  dicht  umhüllenden  Körnermasse  von  weisser,  grüner, 
blauer,  gelber,  rother  oder  dunkel  grünlichbrauner  Farbe.  Das  Gebähren  ist  (immer?)  ein  Zustand  des  Zer- 
fliessens.  Der  männliche  Theil  ist  doppelt,  eine  bei  den  verschiedenen  Arten  verschieden  gestaltete  runde 
bandartige  oder  perlschnurartige  gegliederte  Drüse,  und  eine  einfache  oder  doppelte  grosse  contractile  runde 
Blase,  Ejaculationsblase.  Ueberdiess  ist  spontane  vollkommene  Längs-  und  schiefe  Queertheilung,  letztere 
schon  von  Trembley  und  Göze,  beobachtet.  —  Augen,  Nerven  und  Gefässe  sind  nicht  erkannt. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  in  Holland,  Frankreich,  Baiern,  Dänemark  und  Preussen  beobachtet. 

3¥5.     Stentor  Mülleri,  Müller^  Trompetentierchen.     Tafel  xxm.  Fig.  i. 

St*  lineam  dimidiam  attingens,  ovulis  albis,  glandula  mascula  articulata,  cateniformi,  ciliorum  Corona  frontali  interrupta, 
crista  laterali  distincta. 

Stentor  de  Muller 5  egalani  jusr/iia  1  millim.  en  longuenr,  ayant  V ovaire  blanc,  la  glandule  mascu- 
line  en  chapelet,  la  couronne  de  cils  au  front  interrompue  et  la  crete  laterale  distincte. 

White  Tunnel-like  Polypi,  Trembley,  PliilosopMcal  Transactions,  XLTIL  1746.  p.  169.  (1744.) 
Polypes  en  enlonnoir ,  Reaumur  nach  Trembley.    Anhang  zu  Trembley's  Polyp,  (übers,  v.  GÖze,  1775.)  II.  p.  483. 
Schahneyähnlicher  Afterpolyp ,  Rösel,  Insectenbelus tigung,  III.  p.  595.  Taf.  94.  Fig.  7.  (8.?)  1755.    Ledermüller's  Microsc.  1760. 
Hydra  stentoria,  Ltnise,  Systema  Naturae,    ed.  X.    1758.  —  Yergl.  Berlin,  wöchentl.  Relationen,  1753.  p.  14.  und  1261.   Fig.  2. 
*    Brachümus  stentor eus ,  Pallas,  var.  alba,  Elenchus  Zoophytorum,  1766.  p.  95. 

Vorticella  slentorea,  Müller,  Verminm  fluv.  hist.  1773.   p.  120.     Animalc.  infus.   1786.   p.  302.   Tab.  XLIII.  Fig.  6—12. 

Das  Trompetenthür ,  Eichhorn,  Beiträge  z.  Naturg.  d.  Wasserth.  p.  37.   Taf.  III.  Fig.  F.  Q.   1775. 

Schalmeyenthiere ,  Göze,  Boxet's  Abhandlungen  aus  der  Insectologie,  II.  Anhang,   p.  463.  1774. 

Linza  stentorea,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  314.  1803. 

Stentor  solitarius,  Oken  ,  Lehrbuch  der  Naturgesch.  1815.  III.  p.  45. 

Stentor  Ina  Mülleri,  \ 

—  Roeselii,         \    Bory  de  St.  Vincent,  Encyclopedie  m eth od.  1824.    S.  Isis,  1834.  p.  1207. 

—  hierocontica ,  \ 

Stentor  Mülleri,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1830.  p.  41.    1831.  p.  99.    1833.   (1832.)   p.  327.    Taf.  V.   Fig.  1. 

1835.  p.  160,  165.   Taf.  I.  Fig.  XVI.    Focke,  Isis,  1836.   p.  785. 

Aufenthalt:     In  Holland,  bei  Copenhagen,  Nürnberg,  Ingolstadt,  Quedlinburg,  Danzig,  in  Frankreich  und  bei  Berlin. 

Das  weisse  Trompeteiitliierclien  der  früheren  Beobachter  kann  auch  Stentor  Roeselii  gewesen  seyn,  wahrscheinlich  verwech- 
selten alle  die  beiden  Arten.  Ich  habe  diess  Thierchen  zu  allen  Jahreszeiten  bei  Berlin  an  Meerlinsen,  an  Yaucherien-Conferven,  an 
faulen  Pllanzenth eilen  sehr  verschiedener  Art,  selbst  unter'm  Eise  beobachtet.  Keine  Art  der  Gattung  kommt  in  Infusionen  vor,  wes- 
halb auch  Joblot  und  Gleichen  sie  nicht  kannten.  Der  erste  Beobachter,  Trembley,  fand  es  wohl  im  Haag,  Rösel  und  Le- 
dermüller  bei  Nürnberg,  Göze  bei  Quedlinburg,  Eichhorn  bei  Danzig,  Müller  bei  Copenhagen,  Schrank  bei  Ingolstadt,  Bory 
de  St.  Vincent  in  Frankreich.  Schwimmend  ist  es  eiförmig,  ruhend  streckt  es  sich  in  Form  einer  Trompete  aus,  um  sich  mit  dein 
dünnen  Ende  anzuheften.  Hat  man  viele  in  einem  Glascylinder  schwimmend,  so  heften  sie  sich  allmälig  irgendwo  dicht  beisammen  an, 
was  einen  Gesellschaftssinn  und  jedenfalls  eine  Geistesthätigkeit  voraussetzt.  Dr.  Focke  hat  1835  behauptet,  der  von  mir  angegebene 
Darm  verlauf  sey  anders,  es  gebe  keinen  Darm,  die  inneren  mit  Farbe  erfüllten  Blasen  könnten  auf-  und  absteigen.  Allein  die  Con- 
tractilität  des  sehr  weichen  gallertigen  Körpers  vieler  Infusorien,  besonders  der  Vorticellinen,  bewirkt  beständige  Verschiebungen  der 
inneren  Theile  in  ihrer  Lage  gegen  einander.  Diese  Verschiebungen,  welche  in  dem  Maasse  auffallend  gross  sind,  in  welchem  der  Kör- 
per ausdehnbar  ist,  haben  gar  kein  physiologisches  oder  anatomisches  Interesse.  Wer  sie  zum  ersten  Male  sieht,  möchte  glauben,  dass 
alles  innerlich  mit  lebenden  Thieren  erfüllt  sey,  und  manche  Beobachter  haben  es  aucli  so  ausgesprochen.  Es  ist  aber  ein  Irrthum  im 
Urtheil  über  das  Gesehene  gerade  in  der  Art,  wie  im  Scheeren-  oder  Zangenspiele  der  Kinder,  wo  die  auf  netzartig  verbundene  Schee- 
renarme  gestellten  Bäumchen  oder  Thiere  beim  Bewegen  der  Scheerenarme  ihren  Ort  sehr  zu  verändern  scheinen,  ohne  irgend  aus  ih- 
rer wahren  und  festen  Stelle  wegzukommen.  Ein  solches  Auf-  und  Niederbewegen  ist  kein  actives,  sondern  ein  passives,  und  kann  mit 
jeder  beliebigen  Dannform  recht  wohl  bestehen.  Das  Thierchen  nimmt  Indigo  leicht  auf,  und  wirft  durch  dieselbe  Mundöffnung  wieder 
aus.  Die  grünen  und  bunten  Theile  im  inneren  Körper  sind  Monaden,  Naviculae,  Peridinien,  Gomphonemata ,  Doscococcus, 
Fragilarien  u.  s.  w.,  meist  erkennbar  verschlungene  Infusorien,  jedes  einzeln  oder  mehrere  zusammen  von  besonderer  Magenzelle  um- 
hüllt und  von  einem  farblosen  Verdauungssaft  umgeben.  Den  durch  Speise  bunt  gefleckten  Leib  sah  schon  Eichhorn.  Die  grosse 
einzelne  contractile  Blase  ist  etwas  unterhalb  des  Mundes.  Die  übrigen  Organe,  Eierehen,  gegliederte  Samendrüse,  Wimperkamm,  spi- 
ralförmiger Mund  und  Afterstelle,  sind  leicht  zu  erkennen.  Selbsttheilung  ist  bei  dieser  Art  noch  nicht  beobachtet,  aber  als  Vorberei- 
tung vielleicht  eine  doppelte  contractile  Blase.  (Siehe  die  Abbildung  von  1833.)  Hält  man  diese  Thierchen  lange  in  cylindrischen  Glas- 
röhren, so  setzen  sie  sich  allmälig  an  den  Wänden  fest,  bilden  um  sich  eine  schleimige  Hülle  und  sterben.  So  sah  sie  wohl  Schrank, 
als  er  sie  zu  den  Röhren  thieren,  Lima,  stellte.  —  Grösse  ausgedehnt  bis  xj2  Linie,  contrahirt  Vio  —  %  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXIII.   Fig.  I. 

Fig.  1.  ist  eine  Gruppe  dieser  Thierchen  bei  75maliger  Vergrösserung  des  Durchmessers.  Fig.  2.  ist  300mal  vergrössert,  in  Indigowasser  wirbelnd, 
halb  contrahirt.  Fig.  3.  ist  ganz  ausgedehnt.  Fig.  4.  ist  eiförmig  contrahirt  und  im  Eierlegen  durch  Ausscheiden  eines  ganzen  Körpertheils  sammt 
seinem  Magen  begriffen.  Die  mit  Speise  gefüllten  Magenblasen  sind  abgerissen  vom  Darme  und  haben  sich  elastisch  abgerundet  und  geschlossen.  Ver- 
grösserung bei  beiden  300mal.  Auch  die  Glieder  der  Samendrüse  werden  so  einzeln  mit  ausgeschieden.  Es  erfolgt  meist  bei  wenig  Wasser  im  Tro- 
pfen-, thut  man  neues  Wasser  hinzu,  so  schliesst  sich  oft  die  Stelle  wieder  und  das  Thierchen  schwimmt  munter  weiter,  zuweilen  zerfliesst  es  dann  ganz. 


363    -  - 

3*86.     Stentor  Rocsclii,  Rösers  Trompeteotliierclien.     Tafel  XXIV.  Fig.  II. 

St.  habitu    mao-nitndinc ,  crista  et  colore  Stentoris  Müllen,  glandula  mascula  taeniaefonni  uraelonsa,  nee  articnlata. 

Stentor  de  ßoesel,    aymd  Fe&teriei&r,   la  grandeur ,   la  crete  et  la  couleur  de  St.  Müllerin    mais  la 
fflandule  en  forme  de  ruban  tres-allo?ige  saus  articidations. 

Stentor  Roeselii,  Abhandl.   der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1835.  p.  179.   Tai.  I.  Fig.  XIV. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  Form  unterschied  ich  zuerst  am  6.  Febr.  1835,  wo  ich  sie  zu  Tausenden  unter  dem  Eise  im  Thiergarten  an  flockigen 
faulen  Schilfblättern  fand.  Einzeln  fand  ich  sie  am  10.  Juli  wieder,  und  ich  sah  sie  im  Winter  zu  1836  in  zahllosen  Mengen,  auch 
einzelnem  Frühjahre  1837.  Sie  ist  bis  auf  die  auffallende  Differenz  der  Samendrüse  der  vorigen  ganz  gleich,  nur  an  Farbe  vielleicht 
etwas  mehr  gelblichweiss,  und  ich  sah  sie  nie  so  schlank  ausgestreckt  als  jene,  obschon  sie  auch  schön  trompetenartig  wurde.  Borys 
Stentorina  Roeselii  ist  schwerlich  diese,  sondern  wohl  die  vorige  Art.  Zuweilen  erhebt  sich  in  der  Mitte  der  Stirn  ein  Knopf.  Ich 
sah  an  ihr  schiefe  cjueere  Selbsttheilung.  Die  Samendrüse  theilte  sich  erst  spät.  —  Grösse  Vu  bis  %  Linie  beobachtet.  Die  gross- 
en würden,  mehr  ausgestreckt,  leicht  auch  L/2  Linie  erreicht  haben. 

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  XXIV.    Fig.  IL 

Fig.  1.  stark  ausgedehnte  Form;  t  Samendrüse,  darüber  2  grosse  Magenblasen.  Auf  der  andern  Seite  des  Kammes  unter'm  Munde  ist  die  contractile 
Blase.  Fig.  2.  ist  dasselbe  Thier,  mehr  contrahirt.  Fig.  3.  ein  jüngeres  mit  dem  mittleren  Stirnknopfe.  Fig.  4.  in  der  Selbsttheilung.  Alle 
300mal  vergrössert. 

3?  ff.     Stentor  caeruleus,  Maues  Trompetenthierclieii.     Tafel  xxm.  Fig.  iL 

St.  habitu  et  magnitudine  priorum,  ovulis  pallide  caeruleis,  glandula  articulata  cateniformi,  crista  laterali  et  ciliorum 
Corona  frontali  continua. 

Stentor  bleu,  ayant  V  e&terieur  et  la  grandeur  des  precedents,  mais  Vovaire  bleu,  la  glandule  e?i 
forme  de  chapelet,  une  crete  laterale  et  la  coaronne  frontale  de  eils  continue. 

Bitte  Tmnel-like  Polypi,  Trembley,  Philos.  Transact.  XLTII.  1746.  (1744.)  p.  169. 
Brachionus  stentoreus,  Pallas,  var.  caerulea,  Elen  eh.  Zoophyt.  1766.  p.  95. 

Sientor  caeruleus,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.   p.  41.    1831.   p.  99.   1833.   p.  326.    Taf.  IV.    Fig.  U.    1835. 
p.  165. 

Aufenthalt:    In  Holland  und  bei  Berlin  beobachtet. 

Das  blaue  Trompetenthierchen  ist  bei  Berlin  zu  allen  Jahreszeiten,  besonders  aber  im  Winter  und  Frühjahre,  häufig  zwischen 
Vaucherien  und  Meerlinsen,  auch  an  faulen  Schilfblättern  unter'm  Eise.  Zuweilen  ist  es  einzeln,  zuweilen  bildet  es  tausendweise  bei- 
sammensitzend einen  blauen  Ueberzug.  Im  Schwimmen  gleicht  es  meist,  wie  die  übrigen,  einer  eiförmigen  Bursaria  oder  einem  Spi- 
rostomum.  In  Gläsern  heftet  es  sich  oft  büschelweise  an  die  Wände  an.  Es  verschlingt  weiche  und  gepanzerte  Infusorien,  auch  In- 
digo. Besonders  zahlreich  sah  ich  es  am  26.  Mai  und  4.  Juni  1832,  am  7.  December  1832  und  im  Januar  1835.  Unter  dem  Munde 
ist  eine  strahlenlose  contractile  Blase.  Selbsttheilung  ist  noch  nicht  beobachtet.  —  Die  Länge  ist  bis  zu  V*  Linie  beobachtet,  und  es 
kann  sich  länger  ausdehnen. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XXIIL   Fig.  IL 

Fig.  1.  eine  75mal  vergrösserte  Gruppe.  Fig.  2.,  3.  und  4.  300mal  vergrösserte,  verschiedene  Gestalten  desselben  Thierchens.  Fig.  3,  ist  ein  Ex- 
emplar, welches  im  Gebären  einen  Theil  seines  Körpers  verloren  hat,  dessen  Stelle  aber  vernarbt  ist. 

3Y8.    Stentor  polymörphus,  grünes  Trompetentierchen.     Tafel  xxiv.  Fig.  i. 

St.  habitu  et  magnitudine  priorum,  ovulis  laete  viridibus,  glandula  articulata  cateniformi,  crista  laterali  obsoleta  et  ci- 
liorum Corona  frontali  interrupta. 

Stentor  verty  ayant  Vhabitus  et  la  grandeur  des  precedents,  mais  Vovaire  d'un  beau  vert,  la  glan- 
dule en  forme  de  chapelet,  point  de  crete  laterale  distinete  et  la  couronne  frontale  de  eils  in- 
terrompue. 

Green  Tmnel-Kke  Polypi,  Trembley,  Philos.  Transact.  XLTII.  1746.  (1744.)  p.  169. 

The  Funnel-Animal,  Baker,  the  Microscope,  p.  340.   Tab.  13.   Fig.  1.  f.  g.   1752. 

Brachionus  stentor eus ,  Pallas,  var.  viridis,  Elenclins  Zoophyt.  1766.  p.- 95. 

Vorticella  polymorpha,  Müller,  Vermium  fluviat/ bist.  1773.  p.  104.     Beschäftig,  d.  Berl.  naturf.  Gesellsch.  N.   p.  20.    t.  1.    1775. 

Kleine  Schriften,   I.   p.  3.   1782.     Animalc  infus.  1786.  p.  260.   Tab.  XXXVI.   Fig.  1-13. 
Vorticella  polymorpha? ,  Herrmann,  Naturforscher,  XIX.  1783.  p.  52.    Taf.  II.   Fig.  14. 
Ecclism  viridis,  Schrank?  Fauna  boica  III.  2.  p.  102.  1803. 
Stentorina  polymorpha,  Bory  de  St.  Vincent,  Encycloped.  method.   1824. 

Tubaria  viridis,  Thienemann,  Lehrbuch  der  Zoologie,  1828.  p.  12.  . 

Stentor  polymörphus,   Abhandl.   der  Akademie  d.  Wissensch.   zu  Berlin,    1830.    ».  41.     1831.   p.  99.    1833.   p.  32b.    Tat.  IV.   Fig.  ?. 

1835.   p.  165. 

Aufenthalt:    In  Holland  im  Haag ,.  in  England,  Dänemark,  in  Baiern  bei  Ingolstadt?,  in  Frankreich  bei  Lille,  im  Elsass  bei  Strass- 
burg,  in  Sachsen  bei  Dresden  und  in  Preussen  bei  Berlin  beobachtet. 

Von  allen  Arten  der  Gattung  ist  diese  die  häufigste  bei  Berlin;  sie  scheint  auch  die  geographisch  am  weitesten  verbreitete 
Art  zu  seyn.  Trembley  entdeckte  sie  in  Holland,  Baker  in  England,  Müller  bei  Copenhagen,  Herrmann  wohl  bei  Strassburg, 
Schrank  wohl  bei  Ingolstadt,  Bort  bei  Lille,  Thienemann  wohl  bei  Dresden,  ich  habe  sie  bei  Berlin  beobachtet.  Sie  bildet 
nicht  selten  in  Torfgruben  einen  schöngrünen  Ueberzug  aller  unter  Wasser  befindlichen  lebenden  nnd  todten  Pflanzen,  worin  sie  mit 
Vorticella  chlorostigma  wetteifert.  Ich  beobachtete  sie  so  jährlich,  im  Jahre  1832  am  überraschendsten  am  7.  und  13.  December, 
5.  April  und  20.  Juni,   im  Winter  1833   an  unter'm  Eise  liegenden  Holze.     Früher,   1831,   hielt  ich    sie   fälschlich  für  glatt.      Den 


S64     

seitlichen  Wimperkamm  habe  ich  noch  nicht  deutlich  erkannt,  zuweilen  aber  doch  vermuthet.  Indigo  nimmt  es  nicht  leicht,  endlich 
aber  doch  auf.  Die  übrigen  Organisationstheile  sind  leicht  zu  erkennen.  Ich  sah  auch  queere  Selbsttheilung.  Müller  bemerkt  bei 
diesem  Thierchen  mit  besonderer  Tiefe  des  Gemüths  den  unbeschreiblichen,  bewundernswürdigen  Formenwechsel,  welcher  jedoch  von  dem 
der  Amoeba  princeps  übertroffen  wird.  Die  Drüsenkette  hat  er  schon  gesehen.  Den  cirrus  seiner  Fig.  12.  kann  ich  nicht  deuten. 
War  es  ein  Wimperkamm?  Müller  sah  auch  schon  das  Zerfliessen  beim  Eierlegen,  welches  der  grünen  Eier  wegen  hier  besonders 
auffallend  ist.  In  Gläsern  sieht  man  auch,  dass  viele  Thierchen  die  Eier  allmälig  verlieren  und  fast  oder  ganz  farblos  werden.  Die 
Entwickelung  der  Jungen  aus  den  Eiern  ist  noch  nicht  beobachtet.  Farblose  St.  polym.  sind  mit  St.  Mülleri  zu  verwechseln,  doch 
bleiben  immer  einzelne  grüne  oder  weisse  Eierchen  zurück.  —  Grösse  J/io  —  1k  Linie  beobachtet,    leicht  auch  zu  1/2  Linie  ausdehnbar. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXIV.   Fig.  L 

Fig.  1.  ist  ein  Pfianzentheil  unter  Wasser  mit  solchen  Thierchen  besetzt,  nur  2mal  vergrössert,  in  fast  natürlicher  Grösse;  Fig.  2.  ein  Theil  davon, 
75mal  vergrössert;  Fig.  3.  ein  junges  Thierchen  schwimmend;  Fig.  4.  ein  grösseres  einfaches  Thierchen;  Fig.  5.  ein  anderes  in  der  Selbstthei- 
lung.   Letztere  3  300mal  vergrössert. 

3f  9.     Stentor  igneus,  feuefffarfoenes  Trompetentltlerclieii. 

St.  prioribus  dimidio  minor ^  ovulis  flavo  -  viridibus ,  cute  subinde  e  flavo  cinnabarina^  glandula  globosa^  crista  latcrali 
nulla>  ciliorum  Corona  frontali  continua. 

Stentor  rotige  de  feu,  plus  petit  de  moitie  r/ue  les  precedents,  ayant  les  oeafs  jaunes  verdätres,  la 
peau  d'une  couleur  jaune  vif  et  de  vermillon,  la  glande  splierique ,  point  de  crete  laterale  et 
la  couronne  de  cils  frontale  continue. 

Stentor  aureus,  Abhandl.  d.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1835.  p.  164.     (Schreibfehler  für  igneus,) 

Aufenthalt:     Bei  Berlin. 

Ich  entdeckte  diese  sehr  schöne  Art  in  zahllosen  Mengen  erst  im  Sommer  1835  und  im  April  und  Mai  1836 ,  zu  spät,  um 
sie  noch  in  die  Abbildungen  dieses  Werkes ,  dessen  Zierde  sie  geworden  wäre,  mit  aufnehmen  zu  können.  Sie  überzog  in  einem  tor- 
fägen  Bruche  in  grosser  Ausdehnung  die  ganzen  Blätter  und  Pflanzen  der  Holtonia  palustris  mit  lebhaft  zinnoberrother  Farbe  und  war 
in  der  Ruhe,  wie  die  vorigen  Arten,  sehr  lang  trompetenartig.  In  ein  Gefäss  gebracht,  blieb  nichts  an  den  Blättern  der  Hottonia 
sitzen,  alle  schwammen  umher,  waren  eiförmig  und  glichen  dann  mehr  dem  St.  niger ;  nach  kurzer  Zeit  setzten  sie  sich  wieder  an 
die  Pflanze  oder  das  Glas  und  bildeten  kleine  wirbelnde  schlanke  Trompeten.  Ich  sah  queere  Selbsttheilung,  wobei  vor  der  Abschnü- 
rung die  Drüse  nierenförmig  ausgebuchtet  war.  Viele  waren  nur  an  der  Stirn  roth,  einige  nur  gelb,  einige  grünlich.  Die  rothe  Farbe 
gehörte  nicht  den  Eiern,  sondern  einem  feinen  körnigen  Pigmente  der  Haut  an.  Im  Innern  sah  ich  verschluckte  Naviculas.  Einige 
röthliche  Formen,  welche  ich  früher  beobachtete,  hielt  ich  für  Farbenabänderungen  der  folgenden  Art.  —  Grösse  bis  Vc  Linie. 

Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  gegeben  werden. 

380.    Stentor  niger,  schwarzbraunes  Trompetentbferclien.    Tafel  xxm.  Fig.  III. 

St.  parvus,  oetavam  lineae  partem  vix  attingens,  ovulis  oli vaeeis  cute  subinde  e  flavo -fusco  nigricante,  glandula  glo- 
bosa,  crista  laterali  nulla,  ciliorum  Corona  frontali  continua. 

Stentor  noirätre,  petit,  egalant  a  peine  XU  millimbtre ,  ayant  V ovaire  olivätre,  la  peau  de  couleur 
brun-jaunätre  ou  noirätre,  la  glandule  spherü/ue,  point  de  crete  laterale  et  la  couronne  de 
cils  frontale  continue. 

Vorlicella  nigra,  Müller,  Verminm  fluv.  liistoria,   1773.  p.  102.    Berl.  Beschäftig.  IV.   y.  47.   1779.    (Pyrmont.)     Animalc.  Infus. 
1786.  p.  263.   Tab.  XXXVII.   Fig.  1  —  4. 
—  —      Schrank,  Naturforscher,  XVIII.  1782.  p.  81.    Taf.  III.    Fig.  C. 

Ecclissa  nigra,  Schrank,  Fauna  hoica  III.  2.  p.  101.  1803. 
Stmtorina  Infundibulum,  Bory  de  St.  Vincent,  Encycloped.  meth.  1824. 
Stentor  niger,  Abhandi.   der  Akad.  d.  Wiss.  zu  Berlin,  1830.  p.  41.  1831.  p.  100.  1833.  p.  327.  Taf.  V.  Fig.  II.  1835.  p.  164.  Taf.  I.  Fig.  V. 

Aufenthalt:    In  Dänemark,  bei  Ingolstadt  i*  in  Baiern,  bei  Pyrmont  und  bei  Berlin  beobachtet. 

Diese  Form  färbt  bei  Berlin  im  Sommer  grosse  Lachen  in  torfigen  Brüchen  zuweilen  dunkelschwarz ,  wie  CafFee-Aufguss. 
In  jedem  Tropfen  sind  dann  20  bis  50  Thierchen.  Zu  gewissen  Tageszeiten  schwimmen  sie  umher,  zu  andern  ruhen  sie  an  allen  un- 
ter Wasser  befindlichen  Pflanzentheilen  angeheftet,  welche  wie  mit  Riiss  besetzt  erscheinen.  Schwimmend  haben  sie  oft  eine  nach  hin- 
ten sehr  spitze  kreiselartige  Gestalt,  ruhend  Averden  sie  auch  trompetenförmig,  und  je  mehr  sie  ausgedehnt  sind,  desto  mehr  fällt  ihre 
Farbe  in's  Braune  und  Olivengrüne,  vielleicht  giebt  es  auch  gelbe.  Ich  bin  daher  nicht  mehr  ganz  sicher,  ob  nicht  einige  der  hier 
abgebildeten  Formen  zu  der  rothen  Art  gehören.  Vielleicht  sind  nur  die  nach  hinten  spitzeren  Formen  zum  St.  niger  gehörig,  wel- 
cher auch  einen  scheinbar  wichtigen  Character  in  der  Längstheilung  hat,  während  bei  St.  igneus  die  Selbsttheilung  eine  queere  ist. 
Die  beiden  Arten  scheinen  mir  sehr  bestimmt  verschieden  zu  seyn,  da  sie  im  Vorkommen  sich  in  so  enormen  Massen  isoliren.  Man 
mnss  also  nicht  jeden  gelblichen  St.  niger  sogleich  für  St.  igneus,  und  nicht  jeden  bräunlichen  St.  igneus  für  St.  niger  halten. 
Uebrigens  sind  diese  beiden  Formen  durch  ihre  kugelartige  Drüse  und  ihren  bestimmten  Mangel  des  seitlichen  Wimperkammes  von  den 
übrigen  sehr  geschieden.  Sollte  sich  bei  St.  polymorphus  der  Wimperkamm  noch  auffinden  lassen,  so  würde  ich  für  jene  beiden  Foi> 
men  die  Trennung  von  den  übrigen  physiologisch  gerechtfertigt  glauben.  Schwimmend  sieht  man  alle  Arten  der  Gattung  mit  blossem 
Auge  sehr  wohl.  —  Grösse  bis  Vs  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXIII.   Fig.  IIL 

Fig.  1  —  3.  sind  verschiedene  Einzelthierchen ;  letztere  ist  die  Normalform  der  Art.  Fig.  4.  und  5.  sind  in  der  spontanen  Längstheilung  begriffen. 
Alle  sind  300mal  vergrössert,  haben  eine  dunkle  Kugeldrüse,  eine  männliche  helle  contractile  Blase,  viele,  zum  Theil  (Fig.  2.)  mit  Peridinien  er- 
füllte, Magenzellen  und  Eikörnchen.  In  Fig.  2.  sah  ich  den  Wimperkranz  nicht  geschlossen.  Fig.  6.  ist  bei  lOOOmaliger  Vergrößerung  gezeichnet, 
ein  Stückchen  des  Leibes  mit  seinen  Wimperreihen,  seinen  netzförmig  und  kettenartig  verbundenen  Eiern  und  seinen  schwarzbraunen  Pigmentkörnchen. 


365 


Nachtrag   zur   Gattung  Stentor. 


Es  scheinen  noch  2  Arten  schon  von  Müller  1786  gekannt  zu  seyn;  beide  sind  Seethierchen.  Der  meergrüne  St.  {Vor- 
ticella)  multiformis  würde  sich  nach  Müller's  Abbildung   {Animalc.  Infus.    Tab.  36.   Fig.  14 23.),    der  ihn  bei   Copenhagen 

fand,  durch  eine  oder  2  männliche  Drüsen  von  dem  sehr  ähnlichen  St.  polymorphus  unterscheiden.  Bort  fand  ihn  wie  er  sagt, 
auch  bei  Cadix  zwischen  Sainte  Marie  und  dem  Hafen  von  Santa  Catharina,  das  ganze  Wasser  färbend.  Die  andere  Art  ist  röthlich- 
gelb  und  könnte,  wäre  sie  nicht  auch  ein  Seethierchen,  für  St.  igneus  gelten;  es  ist  Vorticella  Cucullus  von  Copenhagen  (ebenda 
Tab.  37.  Fig.  5 — 8.).  Vielleicht  war  auch  Müller's  Trichoda  Bomba  ein  Stentor  oder  ein  Vorticellenleib.  Ausser  den  hier 
aufgezählten  6  Arten  sind  noch  folgende  6  auszuschliessende  Artnamen  in  dieser  Gattung  gegeben  worden:  1)  Stentor  aureus  (1835), 
Druckfehler  für  St.  igneus;  2)  für  St.  caerulescens  (1831)  lies  caeruleus;  3)  St.  penniformis  Okeiv  =  Ophrydium  versa- 
tile;  4)  St.?  pygtnaeus  (1831)  =  Colacium  stentorinum ;  5)  St.  socialis  Oken  (1815)  =  Megalotrocha  oder  Lacinularia 
jung;  6)  St.  solitarius  Oken  (1815)  ==  St.  Mütteri.  Ueberdiess  gehen  in  dieser  Gattung  2  frühere  Gattungsnamen  ein,  Tubaria 
Thienemann  (1828)  und  Stentorina  Bort  (1824),  zu  deren  9  Arten  ich  folgende  Zusammenstellung  der  Synonyme  gebe:  1)  S/ett- 
torina  biloba  =  Lacinularia  socialis  jung;  2)  St.  Cucullus  =  Stentor?  Cuc;  3)  St.  hierocontica  =  Stentor  Mütteri;  4) 
St.  Infundibulum  =  Stentor  niger;  5)  St.  multiformis  =  Stentor?  multif.;  6)  St.  polymorpha  =  Stentor  polym.;  7)  St. 
Roeselii  =  Lacinularia  socialis  jung?;  8)  St.  stentorea  =  Stentor  Mütteri;  9)  Tubaria  viridis  =  Stentor  polymorphus. 
Lamarck  stellte  1816  die  Trompetenthierchen  in  seine  Gattung  Urceolaria.     Baster  sah  wohl  1757  einen  Stentor  leuchtend. 

Alle  Arten  der  Gattung  lassen  sich  in  der  eiförmigen  Gestalt  recht  wohl  auf  Glas  oder  Glimmer  trocken  aufbewahren,  so  dass 
man  die  Farbe,  die  Form  der  Drüsen,  den  spiralförmigen  Mund,   die  Wimpern  und  dergl.  ganz  schön  erhalten  sehen  kann. 


ACHTUNDACHTZIGSTE     GATTUNG:     URNENTHIERCHEN. 

Tricliortiiia.    Tricbodine. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Vorticellinorum,  cauda  et  pedicello  destitutum,  corpore  non  ubique  ci- 
liato,  ciliorura  fasciculo  aut  Corona  vibrans,  oris  apertura  non  spirali. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Vorlicellines ,  sans  queue  et  sans  pedicule,  depourvu  de 
cils  ä  la  surface  du  corps,  mais  vibrant  par  le  moyen  dun  faisceau  ou  dune  cou- 
rönne  de  cils  au  front,  ayant  V Ouvertüre  de  la  bouche  simple,  non  spirale. 

Die  Gattung  der  Urnenthierchen  unterscheidet  sich  in  der  Familie  der  Glockenthierchen  durch 
Mangel  an  Schwanz  und  Stiel,  so  wie  durch  Mangel  an  Wimperbehaarung  des  ganzen  Körpers,  durch  Wir- 
beln mit  einem  Büschel  oder  Kranze  von  Wimpern,  und  durch  einfache  nicht  spirale  Mundöffnung. 

Vier  Arten  umfasst  bis  jetzt  die  Gattung  der  Urnenthierchen,  welche  1830  mit  3  Arten  von  mir 
gegründet  wurde.  Die  ersten  Formen  scheint  schon  Leeuwenhoek  1675  zu  Anfang  Mais  in  Tr.  Grandi- 
nella und  1703  in  Tr.  Pediculus  gesehen  zu  haben.  Joblot  nannte  dieselbe  erste  Art  wohl  1716  Sau- 
leur  und  Pirouette,  Müller  seit  1773  Trichoda  Grandinella.  Sehr  bekannt,  aber  nicht  scharf  von  Ke- 
rona  Polyporum  unterschieden,  ward  besonders  bald  die  zweite  Art,  Trichodina  Pediculus,  die  soge- 
nannte Polypenlaus,  welche,  nach  Leeuwenhoek,  Trembley  1742,  Baker  1743,  Rösel  1755,  Wilke 
1761  (als  Volvox  dimidiatus),  Göze  1775  beschrieben,  Müller  aber  1773  als  Cyclidium  Pediculus 
und  wohl  auch  als  Vorticella  discina  und  stellina  bezeichnete.  Diese  Formen  wurden  bisher  mit  frei  ge- 
wordenen stiellosen  Vorticellen- Leibern  verwechselt,  und  es  bleiben  eine  Anzahl  unsicherer  Synonyme 
übrig.  Hill  mag  solche  Formen  1750  in  seiner  Gattung  Craspedarium  mit  gemeint  haben.  Lamarck 
nannte  dergleichen  1816  Urceolaria  und  Trichoda.  Bory  de  St.  Vincent  führte  1822  und  1824  die  For- 
men dieser  Gattung  als  Urceolaria  Grandinella,  Bursaria  Pediculus,  Peritricha  Parhelia  und  Urceo- 
laria discina,  also  in  wenigstens  3  Gattungen  verschiedener  Familien  auf.  Die  von  mir  1830  aufgestell- 
ten 3  Arten  aus  Russland  und  Sibirien  wurden  1831  durch  noch  3  Arten  von  Berlin  auf  6  vermehrt,  all- 
ein hier  ist  T.  comosa  zu  T.  Grandinella,  T.  stellina  zu  T.  Pediculus  gezogen.  Die  T.  Pediculus 
nannte  1832  Carüs  wieder  mit  dem  neuen  Namen  Nummulella  conchyliospermatica.  Schon  1831  wurde 
auf  die  vielleicht  zu  grosse  Verschiedenheit  im  Baue  der  Arten  dieser  Gattung  aufmerksam  gemacht,  welche 
man  aber  doch  nicht  zu  eilig  zu  ebensoviel  neuen  Generibus  umgestalten  darf,  da  leicht  die  Differenz  in 
der  Unvollständigkeit  der  Beobachtung  liegt.  —  An  Organisation  ist  besonders  bei  T.  Pediculus  das  We- 
sentlichste klar  ermittelt.  Der  scheibenförmige,  schüsselförmige  oder  conische  Körper  hat  bei  3  Arten  vorn 
einen  Wimperkranz  um  die  Stirn,  in  dem  seitlich  eine  einfache  Mundöffnung  liegt.  T.  Pediculus  allein  hat 
das  Rückenende  nicht  conisch  gespitzt,  sondern  auch  flach  abgestutzt,  wie  die  Stirn,  und  mit  einem  Kranze 
von  hakenartigen  Füssen  bewaffnet.  Eine  solche  Saug-  oder  Anheftungsstelle  am  Rückenende,  wie  Stentor, 
scheinen  3  Arten  zu  besitzen.      T.  tentaculata  hat  nur  einen  Wimperbüschel  am  Munde,   keine  deutliche 

Saugstelle  am  Rücken  und  eine  Art  von  Rüssel,  welcher  bei  den  übrigen  nocli  nicht  beobachtet  ist. Der 

6* 


360 

Ernälirimgsapparat  ist  als  poly gastrische  Darmschlinge  bei  T.  Pediculus  und  Grandinella  durch  Farbenah- 
rung  anschaulich  geworden,  bei  den  übrigen  ohne  diese.  —  Vom  Sexualsystem  ist  der  männliche  Theil  deut- 
licher geworden,  als  der  weibliche.  Ein  sehr  feinkörniger  weisslicher  Eierstock  ist  nur  bei  T.  Pediculus 
erkannt.  Keine  Art  der  Gattung  hat  farbige  Eier,  alle  sind  wasserhell.  Eine  nierenförmige  Sexualdrüse  ist 
ebenfalls  nur  bei  T.  Pediculus  beobachtet  —  Nerven  und  Gefässe  sind  unerkannt. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  gross.  T.  Pediculus  ist  durch  ganz  Europa  und  in 
Barnaul,  nahe  am  Altai  Asiens,  und  T.  Grandinella  ebenfalls  in  Europa  und  auf  der  Prochodnoi-Alpe  des 
Altaigebirges  selbst  von  mir  gesehen. 

381«     Trichodina?  tentaculata,  tastendes  llrnenthiercben.     Tafel  XXIV.  Fig.  III. 

T.  corpore  disciformi,  ciliormn  fasciculo  vibrans,  Corona  nulla,   proboscide  stiliformi. 

Trichodine  tentaculee,  a  corps  discoide,  n  ayant  point  de  couronne,  mais  un  faiscean  de  cifo  vibrants 
et  une  trombe  styliforme. 

Trichodina?  tentacüUUa,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  98. 

Aufenthalts     Bei  Berlin. 

Diese  Form  fand  sich  1830  mit  Vorticellen  und  Trichodina  Gra?idinella  zwischen  Conferven  in  nur  wenig  Exemplaren, 
und  ist  seitdem  nicht  wieder  beobachtet.  Ich  zählte  5  —  6  borstenartige  Wimpern  und  ein  dickes  gritfelförmiges  und  riisselartiges ,  zu- 
riickziehbares  Organ  in  deren  Mitte.  Im  Innern  waren  zum  Theil  mit  erkennbaren  Monadinen  erfüllte,  zum  Theil  leere,  Magenbla- 
sen sichtbar.  —  Grösse  V24  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXIV.  Fig.  III. 
Fig.  1,    vom  Rücken  gesehen.    Fig.  2.    von  der  Bauchseite  und  wirbelnd.    Vergrösserung  300mal. 

382.  Trichodina  Pediculus,  Polypenlaus,  parasitisches  Urnenthierclieii.  Tafel  XXIV. 

Fig.  IV. 

T.  corpore  depresso,  urceolato- disciformi,  ciliorum  Corona  frontali  vibrans,    dorso  uncinis  mobilibus  coronato. 

Trichodine  Pou  de  Polype,    a  corps  deprime,    urceolaire-discoide,    ayant  une   couronne  de  cifo  vi- 
brants an  front  et  une  autre  de  petits  crochets  mobiles  au  dos, 

Animalcules  on  body  of  Polypes,  Leeuwenhoek,  Philo s.  Transact.  1703.  XXIII.  Nr.  283.  p.  1308. 

Aninialcules  des  Polypes,  Trembley,  Histoire  des  Polypes,  1744.   Tab.  VII.   Fig.  10,  11. 

Minute  insects  ahout  the  body  of  Polypes,  Baker,  An  attempt  towards  a  Natur,  hist.  of  the  Polyp e,  1743.  p.  118.  c.  Fig. 

Polypenläuse ,  RÖsel,  Insectenbelustigung,  III.  p.  525.   Taf.  LXXXVI.  Fig.  m.  n.  o.    Ledermülxer,  1760.  Copie. 

Polypenläuse ,  Schäffer,  Die  Armpolypen,  1754.  p.  14.  Taf.  I.   Fig.  10.  C. 

Voloox  dimidiatus,  Wilke,  Acta  Holm.  1761.   p.  287.   cum  Fig. 

Cyclidium  Pedicuhis,  Müller,  Verm.  fluv.  historia,  1773.    Animalc.  infus.   1786.    Tab.  XI.   Fig.  15  — 17. 

Polypenläuse,  Göze,  Trembley's  Abhandl.  über  Polypen,  übersetzt  1775.  p.  183.   Taf.  VII.   Fig.  12.    Berlin.  Beschäftig.   1.   p.  398. 

1775.   2.  p.  281.   Taf.  8.  Fig.  13.   1776. 

Vorhcella  discina  et  stellina,  Müller,  Animalc.  infus.   1786.  p.  270,  271.   Tafel  38.  Fig.  1 — 5. 

Urceolaria  disciim,  Lamarck,  An  im.  sans  vert.  II.  p.  44.  1816. 

Bursaria  Pediculus,  Bory  de  St.  Vincent,  Dict.  classique,  1822. 

Urceolaria  discina.      1   „  o      ™-  ü  ■       'j        /,.     40oi 

n    _  ,/      X  Bory  de  St.  Vincent,  Encycloped.  metn.  1824. 

—  Parnelia,    f 

Trichodina  Pediculus,  1  AbhandL  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  65.   1831.   p.  98.  1833.  p.  163.   1835.   p.  164. 

—  stellina,      J  '  y  1 

Nummulella  conchyliospermatica  ,  Carus,   Nova  Acta  Nat.  Cur.   XIV.  1.  p.  80.    Tab.  III.    Fig.  IX.   1832.   gute  Abbildung. 

Aufenthalt:    Bei  Delft,   im  Haag,  in  England,   bei  Nürnberg,   bei  Regensburg,   bei  Quedlinburg,    bei  Stockholm,    bei   Copenhagen, 
bei  Paris,  bei  Eferlin,  bei  Dresden  und  bei  Barnaul  in  Sibirien  beobachtet. 


Schon  Leeuwenhoek,  der  Entdecker  der  Armpolypen  (Hydra),  beobachtete  die  auffallende  Erscheinung  parasitischer 
noch  kleinerer  TMerchen  auf  denselben.  Seit  Trembley's  denkwürdigen  physiologischen  Experimenten  an  den  Armpolypen,  wonach 
sie  durch  Zerstückeln  und  Umkehren,  wie  ein  Handschuh,  fortlebten  und  ihre  Theile  und  sich  selbst  ganz  aus  ihren  Theilen  regenerir- 
ten,  gewannen  auch  deren  sie  oft  tödtende  Parasiten  noch  besondere  Theilnahme.  Trembley  selbst,  und  nach  ihm  Baker  und  Schäf- 
fer, gaben  undeutliche  Abbildungen.  Die  erste  bessere  Abbildung  gab  Rösel,  und  er  unterschied  auch  schon  2  Arten.  Noch  besser 
war  die  Abbildung  von  Wilke,  der  unter  dem  Namen  Volvoa:  dimidiatus  dasselbe  TMerchen  von  den  Schwänzen  der  Froschlarven 
beschrieb.  Göze  gab  dann  eine  gute  Abbildung  zuerst  in  seiner  Uebersetzung  des  Trembley,  dann  in  den  Berliner  Beschäftigungen. 
Müller  scheint  seine  Notaten  und  Zeichnungen  dieser  Art  nicht  in  Ordnung  gehabt  zu  haben.  Seine  Beschreibung  ist  besser,  als  seine 
Abbildung,  und  erstere  von  Cyclid.  Pediculus  bezieht  sich  vielleicht  geradehin  auf  die  Abbildung  der  Vorticella  discina,  die  ein 
Seethierchen  seyn  soll,  wozu  er  aber  Herrmann's  Süsswasserthierchen  citirt.  Schrank' s  Cyclid.  Pediculus  1803  ist  Kerona  Po- 
lyporum.  Ich  beobachtete  sie  oft  an  Hydra  vulgaris  und  viridis  meist  im  August  bei  Berlin,  meist  gleichzeitig  mit  Kerona  po- 
h/porum.  Im  Jahre  1829  sah  ich  sie  auf  der  Reise  mit  Herrn  von  Humboldt  auch  auf  den  Kiemenblättern  einer  Anodonta  des 
Ob  bei  Barnaul,  und  bezeichnete  sie  1830  als  T.  stellina.  Im  Jahre  1832  fand  sie  mein  hochverehrter  Freund,  Herr  Hofrath  Ca- 
rus, an  den  Eierstöcken  der  Unio  batava,  littoralis  und  pictorum  bei  Dresden  und  hielt  sie  für  ein  unbekanntes  Infusorium,  wel- 
ches er  neu  benannte  und  für  eine  physiologisch  einfache  animalische  Ursubstanz  erklärte.  Im  Jahre  1835  fand  ich  sie  zahlreich  an 
dem  kleinen  Gyrodactylus  coronatus  in  den  Kiemen  der  Karauschen  (Cyprinus  Carassius),  und  öfter,  fast  jährlich,  fand  ich  sie 
auch  frei  im  Wasser,  aber  immer  nur  einzeln.  Es  hat  rasche  kräftige  Bewegung,  wie  Vorticellen-Leibcr.  Das  Thierchen  der 
Polypen  habe  ich  viele  Male  mit  Indigo  genährt,  und  ich  habe  viele  Magen  blau  erfüllt  gesehen.  Der  Mund  ist  eine  seitliche  coni- 
sche Grube  und  ebenda  findet  auch  das  Auswerfen  statt.  Es  läuft  immer  auf  dem  Rücken,  wo  es  einen  Kranz  von  24—28  bewegli- 
chen Häkchen  hat,  den  Mund  und  wirbelnden  Wimperkranz  von  48—64  Wimpern  nach  oben  gerichtet.     Es   scheint  mit  den  kleinen 


—    36» 

Krallen  seines  Rückens  die  Körnchen  der  lockern  Polypenliaut  auszugraben  und  zu  verzehren.  Vielleicht  schadet  es  dem  Polypen 
auch  besonders  durch  Abfressen  der  feinen  Fangfäden  und  Angeln  seiner  Arme,  so  dass  er  nicht  mehr  fangen  kann.  Es  lebt  auf  allen 
Theilen  des  Polypen.  Dicht  neben  seinem  Munde  liegt  am  Rande  eine  etwas  trübe  niercnförmige  Drüse,  doch  wohl  die  männliche 
Sexualdrüse.  Eine  einfach  contractile  Blase  habe  ich  neuerlich  auch  beobachtet.  —  Grösse  ^48  bis  V24  Linie.  (Verd.  Kerona  Po- 
lyporum.)  Man  muss  sich  hüten,  die  stachligen  Polypeneier  für  parasitische  Thiere  derselben  anzusehen,  wie  sie  z.  B..  Bort  de  St. 
Vincent  als  Infusorien  {Peritricha  Polyporum)  verzeichnet  hat. 

Erklärung   der  Abbildungen   Taf.  XXIV.   Fig.  IV. 

Fig.  i.  Hydra  vulgaris  aurantiaca  mit  diesen  Parasiten  besetzt,  von  Berlin,  6mal  vergrössert.  Fig.  2.  und  3.  Art  des  Ansitzens  und  Fio-  4 
Seitenansichten.  Fig.  5.  Ansicht  vom  Rücken.  Mund  ist  die  gekrümmte  trichterförmige  Stelle  nach  unten,  daneben  rechts  die  trübe  gekrümmte  Drüse 
Viele  zerstreute  Magenzellen.  Die  der  Drüse  gegenüberliegende  Zelle  ist  an  der  Stelle  der  neulich  beobachteten  contractilen  Blase.  In  der  Mitte  ist 
der  Hakenkranz  des  Rückens,  am  Rande  der  Wimpernkranz  der  Stirn.  Fig.  6.  dasselbe  Thierchen  von  der  rechten  Seite.  Am  Rande  in  der  Mitte 
ist  der  Mund.  Stirn  rechts,  breiter  abgestutzt  als  der  Rücken,  dessen  Fläche  sich  beim  Schwimmen  verengt,  beim  Kriechen  erweitert.  Fig.  7.  Von 
der  Stirn  gesehen.    Fig.  8.    vom  Rücken  gesehen,  mit  unterwärts  zusammengefaltetem  Wimpernkranze.     Alle  Vergrösserungen  300mal. 

383.  Trichodina  voraac,  gefräßiges  Urnentbierchen.     Tafel  xxiv.  Fig.  v. 

T.  corpore  oblongo  cylindrico-conico,  fronte  convexa,  ciliis  coronata,  dorso  attenuato  obtuso  inenni. 

Trichodine  vorace,  a  corps  oblong  cylindrique  legerem  ent  conique,  ayant  le  front  conve&e  couronne 
de  cils,  le  dos  aminci  et  obtus  lisse. 

Trichodina  voraoe,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  98. 

Aufenthalt:     Bei  Berlin. 

Diess  Tbiercben  fand  ich  1831  öfter  zwischen  Conferven.     Es  war  der  folgenden  Art  sehr  ähnlich ,    aber  immer  länger     fast 
walzenförmig,  und  ich  fand  mehrmals  es  in  den  Gehäusen  der  Cotharnia  imberbis,  die  es  zu  verzehren  schien.    Es  ist  in  seinen  Be- 
wegungen sehr  rasch  und  kräftig,  zeigte  innere  Magenzellen,  wurde  aber  nicht  mit  Farbe  geprüft.    Ich  zählte  etwa  12  — 15  Wimpern 
die  keinen  völlig  geschlossenen  Kranz  machten.  —  Grösse  V^s  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXIV.   Fig.  V. 

Fig.  1.    von  der  Stirn;    Fig.  2.     ganz  von  der  Seite;    Fig.  3.    halb  von  hinten;     Fig.  4.    halb  von  vorn;     Fig.  5.     im  Acte  des  Verzehrens  der  Co- 
thurnia  begriffen.    Vergrösserung  300inal. 

384.  Trichodina  Grandinella,  Hageltliierclien.     Tafel  xxiv.  Fig.  VI. 

T.  corpore  conico  subgloboso,  fronte  truncata  ciliis  coronata,  dorso  subacuto  inermi. 

Trichodine  Gresil,    a  corps  conique  presc/ue  spherique,   ayant  le  front  tronque  et  couronne  de  cils 
le  dos  brusquement  aminci  et  sans  armure. 

Animalcula  iVr.  4. ,  Leeuwenhoek,  Philosoph.  Transact.  1677.  XI.  p.  821.  (1675.) 

Le  sauteur  et  la  pirouette,  Joblot,  Observat.  avec  le  Microscope,    (1718.)    1754.  p.  64,  65.   PI.  7.   Fig.  9  —  VI.  und  15. 

Craspedarium  secwidum,  Hill,  History  ofanimals,    1752.   Fig.  2. 

Trichoda  Grandinella,  Müller,  Verm.  fluv.  hist.  1773.  p.  73.     Animalc.  infus,  p.  160.  Tab.  XXITT.    Fig.  1  —  3.   1786. 

Trichoda  Grandincila,  Schrank,  Neue  philos.  Abhandl.  d.  Akad.  z.  München,  II.  1780.  p.  470.  Tab.  I.  Fig.  1,  2.    Fauna  boica    III 

2.  p.  92.  1803.    Lamarck  1815. 
Trichoda  —  ?,  Herrmann,  Naturforscher,  20.  1784.  p.  152.    Taf.  III.   Fig.  29. 
Vrccolaria  Grandinella,  Bort  de  St.  Vincent,  Encycloped.  method.  1824. 

Trichodina  Grandinella,    l  AbhandL  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  41,  54,  65.  1831.  p.  97.   1833.   p.  307 

—         comosa,  J  r 

Aufenthalt:     Bei  Delft  in  Holland,  bei  Paris,  in  England,  bei  Copenhagen,  bei  Strassburg?,  bei  Wien  und  in  Baiern,  bei  Berlin! 
in  Petersburg!  und  auf  der  Prochodnoi-Alpe  des  Altai!  beobachtet. 

Wer  nicht  sehr  geübt  ist  im  Beobachten,  wird  die  abgerissenen  frei  schwimmenden  Körper  der  Vorticellen  häufig  mit  die- 
sen Formen  verwechseln,  wesshalb  denn  auch  keine  wissenschaftliche  Sicherheit  in  den  Synonymen  ist.  Der  wesentliche  Character,  wo- 
durch sich  diese  Form  von  Vorticellen  unterscheidet,  scheint  mir  in  dem  nicht  geschlossenen  Wimperkranze  zu  liegen,  allein  es  ist 
sehr  schwer,  die  optische  Form,  welche  auch  den  geschlossenen  Kranz  zeigt,  von  der  wirklichen  scharf  zu  isoliren.  Ein  Nebencha- 
racter  liegt  in  der  sehr  kräftigen,  raschen,  der  eines  Kreisels  gleichenden,  Beweglichkeit.  Diess  Thierchen  wird  vorzugsweise  von 
Actinophrys  und  Podophrya  gefangen  und  ausgesaugt.  An  der  Oberfläche  bestäubten  Wassers  im  Thiergarten  fand  ich  es  jährlich 
vom  April  an,  den  Sommer  über,  meist  mit  den  genannten  Feinden.  Es  nahm  leicht  Indigonahrung  auf.  Ich  sah  auch  ein  Exemplar 
mit  einer  verschluckten,  aber  noch  doppelt  so  lang,  als  es  selbst  war,  aus  dem  Munde  hervorragenden,  Oscillatorie  umherwirbeln.  (Vergl. 
Chilodon  und  Bursaria  auf  Taf.  XXXIV.  und  XXXVI.)  —  Grösse  Vm  —  V72  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXIV.   Fig.  VI. 

Fig.  1.  ist  die  conische  Normalform  von  der  Seite.  Fig.  2.  die  gewöhnliche  characteristische  Erscheinung,  hei  welcher  der  geschlossene  Wimperkranz 
des  sich  kreiselartig  rasch  drehenden  Thierchens  eine  optische  Vervielfältigung  ist.  Fig.  3.  ist  die  wahre  Gestalt  des  Wimperkranzes.  Fig.  4.  eine 
jüngere  Form.    Fig.  5.    mit  verschluckter  Oscillatorie.    Einige  sind  mit  Indigo  genährt,  alle  SOOmal  vergrössert. 


Nachtrag   zur   Gattung    Trichodina. 

Ausser  den   schon   aufgezählten  Arten  und  Synonymen  könnten  noch  Trichoda  Cometa  und  Trochus,   so   wie  Vorticella 
bursata  von  Müller  zu  dieser  Gattung  gehören   (s.  Isis  1833.  p.  255.).     Bory  verzeichnet  diese  Formen  als  Trichoda  Cometa 


___^_ 2GS 

Ophrydia  Trockus  und  Rinella  mamillaris  (vcrgl.  Isis  1834.  p.  1201.  seq.).     Eichhorns  Fig.  N.  Taf.  VII.  kann  Tr.  Gran- 
dinella  von  Danzig  gewesen  seyn. 


NEUNUNDACHTZIGSTE     GATTUNG:     KREISELTHIERCHEN. 

Urocentrum.    ürocentre. 

CHARACTER:    Animal  e  fainilia  Vorticellinorum,   pedicello  semper  destitutum,   stilo  caudatum,   liberum, 

corpore  non  ciliato,  fronte  ciliis  coronata,  ore  siinplici. 
CARACTERE:  Animal  de  la  familte  des  Vorticellines,  toujours  sans  pedicule,  pourvu  (Fun  poinqon 

en  forme  de  queue,  libre,  riayant  le  corps  pas  garni  de  cils,  mais  une  couronne  de 

cils  au  front  et  la  bouche  simple. 

Die  Kreis elthier ch en  zeichnen  sich  unter  den  Glockenthierchen  durch  Mangel  eines  Stiels,  aber 
Besitz  eines  schwanzartigen  Griffels  aus,  sind  frei,  ohne  Körperwimpern,  haben  einen  Wimperkranz  um  die 
Stirn  und  eine  einfache  Mundöffnung. 

Den  Namen  der  Gattung  Urocentrum  bildete  Nitzsch  1817,  um  die  Cercaria  Turbo  von  den  Cer- 
carien  abzusondern.  Diese  Sonderung  machte  er  damals  bekannt,  aber  den  Namen  theilte  er  erst  1827 
mit,  Bory  de  St.  Vincent  kannte  diese  Arbeit  nicht  und  gab  1823  derselben  Form  den  Namen  Turbi- 
nilla  und  seit  1824  Turbinella,  welchen  schon  1801  Lamarck  der  Voluta  Turbinellus  überwiesen  hatte. 
Kaüp  gab  den  Namen  Urocentron  1826  (Isis)  einer  amerikanischen  Eidechsenart,  welche  Cüvier  Dorypho- 
rus  nannte.  Wagler  und  Wiegmann  sind  Kauf  gefolgt.  So  wäre  denn  aber  doch  Urocentrum  hier,  und 
Doryphorus  bei  den  Amphibien  zu  verwenden.  Es  ist  mir  nur  eine  Art  der  Gattung  bekannt.  Die  erste 
Kenntniss  derselben  hatte  Müller  1786,  welcher  sie  Cercaria  Turbo  nannte.  Bis  1831  stellte  ich  diese 
Form  zur  Familie  der  Monaden,  allein  der  seitdem  öfter  beobachtete  Bau  hat  mich  nun  vorziehen  lassen, 
sie  den  Vorticellen  anzureihen,  obschon  die  characteristische  Darmschlinge  noch  nicht  direct  scharf,  nur  bis 
zu  grosser  Wahrscheinlichkeit  ermittelt  ist. —  An  Organisation  sind  Bewegungs  -  und  Wirbel-Organe,  die  auch 
zum  Fangen  dienlich,  erkannt.  —  Das  Ernährungssystem  ist  als  polygastrisch  mit  einfacher  Oeffnung  durch 
Farbenahrung  festgestellt.  —  Von  Sexualtheilen  ist  ein  undeutlicher  sehr  blassgelblicher  Eierstock  und  eine 
contractile  Blase  ermittelt,  welche  den  Hermaphroditismus  festzustellen  scheint.  Ueberdiess  ist  queere  voll- 
kommene Selbsttheilung  beobachtet.  —  Müller  glaubt  noch  2  seitliche  Stirnaugen  beobachtet  zu  haben,  da 
er  aber  den  Wimpernkranz  der  Stirn  gar  nicht  sali,  so  mögen  die  beiden  Punkte  dessen  Spuren  gewesen 
seyn.  Ich  sah  keine  Augen  an  der  Stirn.  Vielleicht  verwechselte  auch  Müller  einmal  Glenophora  Tro- 
chus  oder  irgend  ein  anderes  junges  2äugiges  R  ädert  hierchen  hiermit. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  und  einzigen  Art  ist  bei  Copenhagen  und  Berlin  allein 
sicher  beobachtet. 

385.     Urocentrum  Turbo,  Müller's  KreiseMiierclieii.    Tafel  XXV.  Fig.  VII. 

U.  kyalinum,  corpore  ovato  triquetro,  stilo  tertiam  corporis  partem  aequante. 

Ürocentre  Toupie,  hyalin,  h  corps  ovale  trilateral,  ayant  le  poingon  de  la  longueur  dun  tiers  du  corps. 

Cercaria  Turbo,  Müller,  Animalc.  Infusor,  1786.  p.  123.  Tab.  XVIII.  Fig.  13  —  16. 

Urocentrum  Turbo,  Nitzsch,  Beiträge  z.  Infusorienkunde,  1817.  p.  4.    Brsch  und  Grüber's  Encyclopäd.  Cercaria.  1827. 

Turbinilla  maculigera,  Bort  de  St.  Vincent,  Dict.  class.  Cercariees,  1823.    Encyclop.  meth.  1824.  Turbinella. 

Urocentrum  Turbo,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  38!,  54?,  66?.  1831.  p.  66.  1833.  p.  174.  1835.  p.  160. 

Aufenthalt:    Bei  Copenhagen  und  Berlin,  wohl  nicht  in  Sibirien  beobachtet. 

Bei  Berlin  ist  diess  Thierchen  nicht  eben  häufig,  doch  zuweilen  in  grosser  Menge  gleichzeitig  zwischen  Meerlinsen,  wie  am 
26.  April,  20.  Juni  und  5.  Juli  1832,  und  es  gelang  auch  die  Aufnahme  von  Farbenahrung  zu  bewirken.  Ob  das  grüne  Thierchen, 
dessen  Zeichnung  ich  auf  der  Reise  mit  Herrn  von  Humboldt  bei  Tobolsk  entwarf,  nicht  vielmehr  Euglena  triquetra  war,  bin  ich 
neuerlich  sehr  zweifelhaft  geworden,  und  jetzt  möchte  ich  diess  Urtheil  geradehin  vorziehen,  da  ich  das  wahre  Urocentrum  zu  lau- 
senden und  nie  grün  gesehen  habe,  meine  Beobachtungs- Methode  und  Fähigkeit  sich  auch  seit  1829  sehr  verbessert  hat.  Eine  sehr 
blassgelbliche  Farbe  bei  grösseren  Exemplaren,  die  aber  keine  deutlichen  Körnchen  enthielt,  war  wohl  Anzeige  des  Eierstocks  bei  der 
Berliner  Form.  Ich  zählte  bis  25  Magenzellen  von  ansehnlicher  Grösse,  sie  bilden  die  von  Müller  angezeigten  Flecke.  Dicht  über 
der  Schwanzbasis  ist  eine  grosse  contractile  sehr  helle  Blase,  vermuthlich  zum  männlichen  Sexualsysteme  gehörig.  Mischt  man  Farbe 
zum  Wasser,  so  erkennt  man  durch  den  Wirbel  den  seitlichen  Mund  und  um  die  vordere  flache  Stirnfläche  einen  wirbelnden  Wimper- 
kranz. Augen  sah  ich  nicht.  Oefter  kamen  Exemplare  mit  einer  mittleren  Einschnürung  vor,  die  in  queere  Selbsttheilung  überging. 
Zuweilen  wurde  die  Einschnürung  durch  eine  etwas  erhabene  Cirkelwulst  in  2  Theile  getheilt.  Das  Schwänzchen  ist  kein  ablöslicher 
Vorticellenstiel  und  auch  kein  unabgesetzter  Schwanz,  sondern  ein  eingelenkter  Griffel  am  Rücken  (?),  vielleicht  ein  Fuss.  —  Grösse 
Vse—  XA*  Linie. 


269 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XXIV.   Fig.  VII. 

Fig.  1.     von  der  Seite  gesehen,  Bauchfläche  rechts  mit  dem  Munde  am  vorderen  Rande;     Fig.  2.    vom  Rücken  und  oben;      Fig.  3.     ist  in   der  Queer- 
theilung  mit  Cirkelwulst;    Fig.  4.    von  der  Stirn;    Fig.  5.    vom  Griffelende;     Fig.  6.     Queertheilung  abschliessend. 


NEUNZIGSTE     GATTUNG:      GLOCKENTHIERCHEN. 

Vorticella.    Vorticelle. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Vorticellinorum,  campanulatum,  ciliorum  Corona  frontali,  prima  aetate 
pedicellatum,  post  primain  divisionem  spontaneam  solutum,  corpusculis  pedicellatis  forma  con- 
gruis,  pedicello  in  spiram  subito  flexiii,  nunquam  ramoso. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Vorticellines ,  campanule^  cowronne  ile  cils  au  front '9 
pedicule  en  jeune  äge^  libre  apres  la  premiere  division  spontan^  les  formes  des  cor- 
puscules  pedicules  egales^  le  pedicule  suhitement  contractile  en  spirale^  jamais  rameux. 

Die  Gattung  der  Glockenthierchen  zeichnet  sich  in  der  Familie  der  Glockenthierchen  durch  an- 
fangs gestielten,  nach  der  ersten  Selbsttheilung  aber  stiellosen,  glockenförmigen  Körper  mit  wirbelndem  Stirn- 
kranze, durch  gleichartige  Körperform  und  spiralförmig  zusammenschnellenden,  nie  verästeten  Stiel  aus. 


Oeschicbtllelie  Erläuterung  zur  Gattung   Vorticella. 

Die  Gattung  Vorticella,   deren  erste  Formen  (s.  Vortic.  Convallarid)  Leeuwenhoek   1675    entdeckte    und  die  Joblot 
1718,  Trembley  1744,  Unger  1746  und  die  meisten  andern  frühesten  mikroskopischen  Beobachter  beschrieben  und  abbildeten,  grün- 
dete Linne    1767  in   der   12ten  Ausgabe   seines  Systema  Naturae  mit  11  Arten  von  Infusorien   (nach  Rüsei/s    und  Trembley's 
Abbildungen),  mit  der  Doldenfeder,  Umbellidaria  Encrinus,  der  Seepalme,  Encrimis  europaeas,  und  einer  unklaren  Pennatula  oder 
Corallina  des   Oceans.     Man  nannte  sie,  nach  Reaumur's  Vorschlag  an  Trembley,    1744  zuerst  als  den  Hydris  verwandte  For- 
men, Polypen  (Strausspolypen,  Afterpolypen  dergl.).     Hill  hatte  dieselben  1752  gestielt  Macrocercus,  ungestielt  Craspe- 
darium  genannt.     Linne  nannte  sie  früher  (1758)  Hydra,  Pallas  1766  Brachionus.    Müller  befestigte  1773  den  Namen  Vor- 
ticella  bei  den  Infusorien  und  schloss  die  Encriniten   aus.      Er  verzeichnete  38    von  ihm  selbst  beobachtete  Arten.      Maratti  und 
Modeer  haben  zwar  bis  1790  fortgefahren,  die  Encriniten  Vorticella  zu  nennen,  allein  Gmelin  nahm  Müllers  Gattungscharacter 
und  Arten  in  die  13te  Ausgabe  des  Systema  Naturae  Linnaei  auf  und  Müller  selbst  vermehrte  die  Zahl  der  Arten  der  Infusorien- 
gattung  1786  auf  75.      Ganz  besonderer  Theilnahme   erfreute   sich   die  mit  Trembley  beginnende,    von  Bonnet,    Baker,    Rösel, 
Spallanzani,  Göze,  Colombo  und  Müller  fortgesetzte,  Beobachtung  der  physiologischen  Erscheinungen  an  den  Vorticellen,  welche 
neuerlich  Schrank  1803  und  Grüithüisen  1812,  vielleicht  auch  Bory  de  St.  Vincent  1824  wieder  aufgenommen  hatten.    Herr- 
mann,  Gmelin,   Modeer,  Schrank,   Abildgaard,   Blumenbach,   Bosc,   Dutrochet  vermehrten  die  Artnamen  auf  mehr  als 
100-     Modeer  sonderte  aus  dieser  Formenmasse  zuerst  1790  Ecclissa,  und  Schrank  1796  und  1803  Linza  und  Rotifer  als  be- 
sondere Gattungen  ab.    Lamarck  trennte  1816,  ohne  Schrank's  Arbeiten  zu  benutzen,  die  Gattungen  Follicidina,  Eurcularia,  Ur- 
ceolaria  und  Tubicolaria,   letztere  nach  Dutrochet,    und  behielt  nur   28  Arten  in  der  Gattung  Vorticella.       Gleichzeitig   trennte 
Oken  die  Gattung  Stentor  mit  mehreren  andern,  die  er  aher,  nach  einem  philosophischen  Ideale  strebend,  weniger  glücklich  systema- 
tisch abgrenzte  und  benannte.     Goldfuss  gab  1820  zu  einigen  derselben  annehmlichere  Namen,    nämlich  Campanella,    Opercularia, 
Coronella  und  Valvularia,   immer  jedoch  in  jenem  älteren  Sinne  von  einfachen  Organismen  und  Prototypen    oder  Skizzen  der  ausge- 
bildeteren Thiere.    Bory  de  St.  Yincent  zerspaltete  mit  vielem  Fleisse  und  auch  vieler  Bestimmtheit,  aber  ohne  verhältnissmässige  in- 
tensive Beobachtung,   Müller's  sämmtliche  Infusorien  1824  in  sehr  viele  kleine  Gattungen;    die  Gattung  Vorticella  allein,  ohne  Be- 
rücksichtigung der  vielen  früheren  Namen  und  meistens  nur  nach  den  äusseren  Characteren   der  Abbildungen,    in    17  Gattungen,    die    er 
in  8  Familien  vertheilte.     In  seiner  Gattung  Vorticella  behielt  er  14  Arten.     In  dem  hier  festgehaltenen  Sinne  und  auf  bis  dahin  un- 
bekannte oder  weniger  beachtete  innere  Charactere  der  Formen  gestützt,   wurde  die  Gattung  Vorticella  zuerst  1830  mit  5  Arten  auf- 
gestellt.    Bis  eben  dahin  hatte  man  theils  Räder  thiere  und  physiologisch  sehr  abweichende  polygastrische  Thiere  in  einer  und  dersel- 
ben Gattung  Vorticella  mit  einander  vereinigt,   theils  auch  aus  den  verschiedenen  Zuständen  einer  und  derselben  Vorticellen -Art  viele 
Arten  und  Gattungen  gebildet.     Diese  wurden  sämmtlich  nach  neuen  Untersuchungen  in  die  ihnen  zukommenden  Classen,  Familien,  Gat- 
tungen und  Arten  vertheilt.     Die   erste  Anzeige   dieser  neuen  Ansichten  geschah   in  einem  1830  gedruckten  Vortrage  in  der  Akademie 
der  Wissenschaften  zu  Berlin,  und  eine  vorläufige  Nachricht  davon  kam  in  die  Isis  1830.  p.  168.,  ein  ausführlicherer  Auszug  ist  eben- 
da p.  758.     Es  wurde  zuerst  bemerkt,  dass  bis  12  MÜLLER'sche  Arten  der  Gattung  Vorticella  nur  verschiedene  Zustände  eines  13ten 
Thieres   sind,   und   dass  Modeer,   Lamarck  und  besonders  Bory   de  St.  Vincent   6   verschiedene  Gattungen  daraus  gebildet  ha- 
ben,   nämlich  Ecclissa  S.,    Urceolaria  L.,   Rinella,   Kerobalana^    Craterina,    Ophrydia  B.      Bei  vielen  Vorticellen  Müllers 
wurden  Muskeln,  ein  einfacher  Darm,  Zähne,  Drüsen,    Gefässe,   Eierstock  und  männliche  Sexualtheile  in  bestimmten  scharfen  Formen 
nachgewiesen  und  diess  an  Vorticella  senta  erläutert.     Alle   diese  Formen  wurden   als  Räderthiere  von  den  polygastrischen  Vorti- 
cellen abgesondert.     Das  damals  auf  den  innern  Bau  gegründete  System  der  Infusorien  ist  noch  dasselbe,    welches    hier   beibehalten  ist. 
Die  Vorticellen  Müller's  und  auch  die  Arten  der  aus  denselben  getrennten  Gattungen  Bort's  sind  in  die  allerverschiedensten  Gattun- 
gen und  Familien  vertheilt,    sehr  viele  sind  als  Räderthiere  festgestellt,    und  aus  den  verschiedensten  Gattungen   (Cyclidium,    Cer- 
caria,  Trichoda,  Enchelys  u.  s.  w.)  sind  die  Formen  zur  Familie  und  Gattung  der  Vorticellen  herbeigezogen  worden.      Diese   sehr 

68 


6 


— wo  

schwierig  zu  entwickelnde  Synonymie  ist  versucht  worden,  im  Nachtrage  übersichtlich  zu  machen.  Der  1831  festgestellte  Unterschied 
der  Gattung  Vorticella  von  Carchesium  ist  aber  nach  neueren  Beobachtungen  hier  abgeändert.  Auch  erstere  hat  keinen  soliden,  son- 
dern beide  haben  einen  hohlen  Stiel  mit  innerem  Schnellmuskel.  Der  physiologische  Unterschied  beider  Gattungen  besteht  jetzt  in  der 
Fortentwickelung  des  Stieles  nach  der  Selbsttheilung  des  Körpers  ohne  Trennung  bei  Carchesium,  und  im  periodischen  Abschliessen 
der  Stielentwickelung  und  Trennung  des  Körpers  von  demselben  mit  der  ersten  Selbsttheilung  bei  Vorticella,  wodurch  hier  nur  ein- 
fache Stiele,  dort  baumartig  verästete  entstehen.      Jetzt  enthält  die  somit  geläuterte  Gattung  Vorticella  9  Arten. 

Die  Organisation  der  Gattung  ist  reichlich  ermittelt.  Als  Bewegungssystem  ist  ein  Wimperkranz  um  die  abgestutzte  Stirn  und 
ein  in  dem  hohlen  Stiele  befindlicher  Längsmuskel  erkannt,  welcher  dessen  spirale  schnellende  Contraction  bewirkt.  Periodisch  erscheint 
noch  ein  zweiter  Wimperkranz  am  hintern  Körpertheile.  Der  Stiel  ist  ein  ablöslicher  besonderer  Anhang,  kein  Schwanz  und  wohl  auch 
kein  Fuss.  —  Als  Ernährungsorgane  dienen  sichtlich  zunächst  viele  Magenzellen,  welche  sich,  wie  schon  Gleichen,  aber  unklar  und 
unrichtig,  sah,  leicht  mit  Farbe  füllen,  und  man  kann  sich  ein  allmäliges  Fortrücken  der  Speise  in  einem  schlingenartigen  Darmschlauche 
mühsam  deutlich  machen,  wobei  jedoch  das  Zusammenschnellen  sehr  störend  ist.  Leichter  beobachtet  es  sich  bei  Epistylis  und  Oper- 
cularia.  (Gleichen  [Infus,  p.  141.]  hielt  die  gefüllten  Magenzellen  für  Eier  oder  innere  Thiere,  die  er,  wie  neuerlich  Dr.  Focke  bei 
Sientor,  in  selbstständiger  Bewegung  zu  sehen  meinte.)  Mund  und  AuswurfsöfFming,  beide  geschieden,  finden  sich  in  einer  und  derselben 
grossen  Grube  am  vordem  Stirnrande.  Der  vordere  Rand  des  glockenartigen  Körpers  umfasst  keine  Aushöhlung,  sondern  eine  flache 
und  geschlossene  Stirnebene.  Innere  Magenzellen  zählte  ich  bis  40. —  Als  Fortpflanzungsorgane  sind  sowohl  periodische  farblose,  gelb- 
liche oder  grüne  Eikörnchen,  als  auch  eine  längliche  Drüse  und  eine  contractile  runde  Blase,  mithin  Hermaphroditismus,  erkannt.  Was 
der  fleissig  beobachtende  Freiherr  von  Gleichen  Sekundeneier  der  Yorticellen  nannte  (p.  154.),  waren  eben  so  wenig  Eier,  als  der 
Stiel  eine  Legeröhre  war,  wie  er  diesen  nennt.  Er  beobachtete  nämlich,  wie  seine  grossen  sehr  dunkeln,  mit  dicken  schwarzen  Rän- 
dern versehenen,  gewiss  treuen,  Abbildungen  zeigen,  mit  zu  starker  und  unklarer  Vergrösserung ,  wobei  er  denn  offenbar  im  Urtheil 
über  das  Gesehene  sich  verirrte.  Er  sah  die  durch  die  Contraction  des  Stieles  in  dessen  Innern  bewirkten  Einschnürungen  des  Längs- 
muskels für  runde  Theilchen,  und  deren  Verschwinden  beim  Ausdehnen  für  Fortrücken  dieser  Eierchen  an.  Besonders  bewunderte  man 
schon  frühzeitig  die  spontane  Selbsttheilung  dieser  Thierchen.  Schon  Trembley  erkannte  sie  bei  Epistylis  und  Carchesium  -Arten, 
und  die  Vorticellen  mag  er  für  Junge  der  letzteren  gehalten  haben.  Bonnet,  Spallanzani,  Göze  und  Colombo  verfolgten  die 
Selbsttheilung  besonders  scharf  bei  den  baumartigen  Carchesien,  aber  auch  bei  einfachen  Yorticellen,  bei  denen  es  auch  Gleichen 
abbildete.  Die  meisten  Beobachter  sahen  nur  Längstheilung  und  in  Folge  dieser  dichotomische  Bäumchen.  Colombo  sah  sehr  richtig 
den  Hergang  bei  wahren  Vorticellen.  Spallanzani  allein  sah  schon  1776  auch  Knospenbildung,  was  nach  ihm  Gruithuisen  1812 
erst  wieder  sah  (V.  ConvalL).  Erst  1830  wurde  bei  wahren  Vorticellen  mit  Bestätigung  der  Längstheilung  und  Knospenbildung  auch 
Queertheilung  nachgewiesen,  welche  nur  bei  Stentor  von  Trembley  beobachtet  war,  deren  Unbekanntschaft  aber  bei  den  wahren  Vor- 
ticellen zu  systematischen  Verirrungen  verleitet  hatte.  Wurzelschosse  oder  Stolonenbildung  und  das  Nachwachsen  der  Thiere  aus  dem 
Stiele,  wie  Blumen  aus  dem  Stamme  einer  Pflanze,  sind  irrige  Ansichten  gewesen,  die  sich  neuerlich  nicht  bestätigen  liessen  und  schon 
von  Colombo  gründlich  widerlegt  wurden.  Wenn  das  Thier  sich  vom  Stiele  ablöst,  was  periodisch  freiwillig  geschieht,  so  vergeht 
der  Stiel,  weil  er,  wie  die  Krebsschaale  oder  wie  Nägel  und  Haare,  ein  vom  Thiere  allmälig  ausgeschiedenes,  stützendes,  aber  ent- 
behrliches einseitiges  Organ  ist. 

Die  geographische  Verbreitung  der  einfachen  schnellenden  Vorticellen  ist  über  ganz  Europa,  im  sibirischen  und  arabischen 
Asien,  so  wie  in  Nubien  Afrika's  im  Süsswasser,   auch  im  Ostseewasser  und  im  Mittelmeere  beobachtet. 

386.      Worticella  nebulifera,  x  nelbelartiges  Olockenthierchen,    Bfelbelglocliclien. 

Tafel  XXV.  Fig.  I. 
V.  corpore  conico  cainpanulato,  albo,  frontis  margine  dilatato  corpus  superante,  corporis  contracti  annulis  nullis. 

V orticelle  nebuleuse,  a  corps  conique-campanule,  blaue,  ayant  le  bord  du  front  elargi  et  saülant, 
point  d9  anneautc  dans  V  etat  de  contraction  du  corps. 

Einfache  schnellende  Glockentliierchen  auf  Meerlinsen,  Anonymus,  Philo s.  Transact.  XXIII.  p.  1496.  1703. 

Einfache  Strausspolypen ,  Unger,  Göttinger  Zeitung  von  gelehrt.  Sachen,  1746.  p.  469. 

Zweite  Art  von  Polypen  hei  Leipzig,  Kästner,  Hamburg.  Magazin  (LB.  1748.  p.  411.)  III.  B.  p.  3t9.  1752 

Bell-animals,  Baker,   Employment  forthemicroscope,   p.  428.   Tab.  XIII.   Fig.  1.   1764.  (1754.) 

Glockenpolypen,  Schäffer,   Die  Armpolypen  des  süssen  Wassers,  p.  5.  Taf.  I.  Fig.  4.  1754. 

Der  Meine  becherförmige  Afterpolyp,  Rösel,  Insectenbelustigung,  III.  p.  597.  Taf.  97.  Fig.  2.  und  4  —  7.  1755.    Lkdermüller,  1760. 

Hydra  Convallaria,  Linne,  SystemaNaturae,    ed.  X.  1758.  zum  Theil. 

Brachionus  campanulatus  >  Pallas,  Elenchus  Zoophytorum,  1766.  zum  Theil.    Schrank,  Beitrage  z.  Natur g.  1776.  p.  106. 

Vorticella  Convallaria,  Linke,  SystemaNaturae,  ed.  XII.  1767.  zum  Theil. 

Vorticella  nebulifera,  i  Müller,  Vermium  fluv.  hist.  p.  129,  130.  1773.    Animalc.  infus,  p.  315,  317.  Tab.  XLV.  Fig.  !. 

—        Convallaria,  zum  Theil,  (  1786. 

GÖze  in  Bonnet's  Abhandlungen  aus  der  Insectologie,  p.  517.   Taf.  VII.  Fig.  8 — 9.  copirt  aus  Ledermüller,  1775. 
Animali  ä  campanelle,  Spallanzani,  Opuscolidiphysica,  I.  p.  199.   Tab.  II.  Fig.  12.  1777. 

Campanelle  a  piede  semplice,  2 — 4fo  spezie,  Colombo,  Osserv.  microsc.  Giornale  della  medic.  Venez.  1787.  p.  165.  Deutsch  p.  65.  1793. 
Vorticella  Convallaria  (marina),  Cavolini,  Memoriede'  Polipimarini,  p.  253.  Tab.  IX.  Fig.  13.   1785.  ed.  Sprengel,  p.  118. 
Vorticella  Convallaria,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  115.  1803. 
Convallarina  Convallaria,  Bort  de  St.  Vincent,   Biet,  class.  1823.  zum  Theil. 
Vorticella  nebulifera,  Bort  de  St.  Vincent,  Encycloped.  method.  1824.   mit  Ausschluss  seiner  Beobacht. 

orice  a  co   urnaa,         i    jjemprich  u#  jeHRENBERGj  Symbolae  physicae.  Evertebrata  I.  Phytozoa.  Tab.  I.  Fig.  XIV.  und  XV.  Tab.  IL 
Vrceolaria  3Lw,  i  Fig'  XV,L  1828"  Text  1831'   Vorticella  ^allaria. 

Vorticella  Convallaria,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1829.  p.  17.  1830.  p.  66.  1831.  p.  92.  zum  Theil. 
Carchesium  nebüliferum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  41.  1831.   p.  93. 

Aufenthalt:    Bei  London,  Göttingen,  Nürnberg,  Leipzig,  Paris,  Neapel,  Reggio,   Conegliano,   Quedlinburg,   in  Baiern,  bei  Copen- 
tagen,  Wismar,  Berlin,  bei  Nisline  Tagil  und  Catharinenburg  im  Ural,  in  Dongala  und  bei  Tor  am  Sinai  in  Arabien  beobachtet. 

Alle  früheren  Beobachtungen  von  einfachen  schnellenden  Vorticellen  auf  lebenden  Pflanzen  und  Thieren  müssen  wohl  vorläufig, 
nachdem  Müller  diese  in  2  Arten  zerspalten  hat,  entweder  als  Junge  zu  Carchesium  polypinum,  oder  zu  dieser  Art,  nicht  zu 
V.  Convallaria,  gezogen  werden.  Die  V.  nebulifera  bildet  für  das  blosse  Auge  ein  weisses  Wölkchen  oder  nebelartigen  Ueberzug 
um  die  Wasserpflanzen,  besonders  häufig  dicht  um  die  Wurzeln  der  Meerlinsen  (Lemna),  um  die  Blätter  des  Ceratophyllum ,  der 
Hottonia  palustris,  um  Zoster a  marina  u.  s.  w.     Man  erkennt  sie  schon  leicht  in  Gläsern,  wenn  man  die  darin  befindlichen  Pflan- 


3*1 

zen  gegen  die  Erde,  einen  Banm  oder  irgend  etwas  Dunkles  besieht.  In  Ulirgläsern  auf  dem  in  der  Einleitung  bezeichneten  schwarzen 
Bretchen  als  Unterlage  sind  sie  gar  schön  zu  erkennen.  Oft  sitzen  sie  auch  an  lebenden  Schnecken  und  Insecten  und  an  todten  Pflan- 
zentheilen  im  Quellwasser.  Wo  aber  Pflanzen  faulen  und  das  Wasser  riecht,  halten  sie  sich  nicht.  Man  findet  da  andere  ähnliche  Ar- 
ten, V.  Convallaria  und  microstoma.  Eine  der  Figuren  bei  Leeuwenhoek  1703  lässt  fast  vermuthen,  dass  er  diese  Art  bei  Belft 
auch  kannte,  doch  kann  es  ein  starrer  Büschel  einer  jungen  Ephtylis  gewesen  seyn.  In  gleichem  Jahre  hat  sie  aber  ein  Engländer 
bei  London  an  Meerlinsen  und  lebenden  Wasserinsecten  beobachtet.  Tremblet  scheint  sie  im  Haag  für  junge  Strausspolypen  ge- 
halten zu  haben.  Unger  fand  sie  1746  bei  Göttingen,  Kästner  auf  Meerlinsen  bei  Leipzig,  Baker  auf  Froschlaich  in  England, 
Schäffer  bei  Re<rensburg  an  Meerlinsen,  Rösel  auf  einem  noch  lebenden  Armpolypen,  auf  Schnecken  und  Wasserflöhen, 
Schrank  1776  auf  Planarien,  Spallanzani  auf  Meerlinsen  bei  Reggio,  Müller  an  Seeconferven  und  Meerlinsen,  Ceratophyllum  und 
Schnecken  bei  Copenhagen,  Göze  bei  Quedlinburg,  Colombo  bei  Conegliano,  Cavolini  an  einer  jungen  Venus -Muschel  im  Meere 
bei  Neapel,  Schrank  im  Mai  und  Sommer  (bei  Ingolstadt?)  auch  an  Conferven.  Ich  beobachtete  sie  1818  bei  Leipzig,  bei  Delitzsch 
und  bei  Berlin  an  Wasserpflanzen,  1822  in  Dongala  in  Nubien,  1823  in  Tor  in  Arabien  an  Conferven  mit  Dr.  Hemprich,  und  be- 
nannte sie  1828  nach  Bory's  damals  herrschendem  Systeme,  an  dem  ich  noch  nicht  ändern  wollte.  Bory  de  St.  Vincent  scheint 
die  Convallarina  Convallaria  der  Wasserpflanzen  nicht  gesehen  zu  haben,  und  die  Vortic.  nebulifera,  welche  er  selbst  sah,  war 
offenbar  nur  die  im  Aufguss  von  Fucis  aus  Chili  und  Neuholland  entwickelte  Fort.  Convallaria.  Im  Jahre  1829  sah  ich  diese  Form 
wieder  bei  Nishne  Tagil  und  Catharinenburg  im  Ural  auf  der  Reise  mit  Herrn  von  Humboldt  und  trennte  sie  nicht  von  V.  Conval- 
laria. Die  bei  Berlin  sehr  häufige  Form  hat  mir  später  in  allen  Jahreszeiten  zu  vielen  physiologischen  Untersuchungen  gedient,  und 
ich  bin  seit  1831  um  so  mehr  geneigt,  die  in  Aufgüssen  vorkommende  breitstirnige  Vorticella  für  eine  andere  Art  zu  halten,  als  ich 
1833  die  erstere  (nebulifera)  auch  bei  Copenhagen  und  Wismar  häufig  an  Zostera  und  Scytosiphon  Filum  der  Ostsee  sah.  Da 
nun  die  geringelte  Form  nie  in  frischem  Seewasser  und  Flusswasser  vorzukommen  scheint,  so  sondere  ich  sie  von  der  nebulifera  als 
V.  Convallaria  hier  ab,  obschon  Linne  den  letzteren  Namen  zuerst  nur  für  Rösel's  Figuren  gab.  Schon  1767  hat  er  aber  beide 
Formen  damit  gemeint,  wie  nach  ihm  Müller. 

Das  Thierchen  lebt  im  Winter  unter'm  Eise  sehr  zahlreich.  Bei  zu  schwacher  Vergrösserung  sieht  man  keine  Wimpern.  Nur 
wenn  man  mit  einem  Pinsel  etwas  Indigo-  oder  Carmin- Tusche  aufgelöst  iirs  Wasser  auf  das  Objectglas  thut,  sieht  man  sogleich  die 
überraschendste  Wirkung  des  Wimperkranzes,  den  man  schon  bei  300maliger  Vergrösserung  auch  direct  erkennt.  Die  Richtung  des 
Wirbels  lässt  die  seitliche  Mundöffnung  leichter  beobachten.  Die  Lage  des  Mundes  ist  wie  bei  Stentor,  seine  Form  nicht  spiralartig. 
Man  sieht  bis  über  20,  anfangs  mit  furchtsamen  Widerstreben  und  oftmaligem  Zusammenschnellen,  dann  muthiger,  jedenfalls  über 
Nacht,  durch  den  Mund  allmälig  sich  mit  Farbe  füllende ,  Magenzellen,  eine  sehr  helle  einzelne  langsam  contractile  männliche  Se- 
xualblase, eine  bandartige  Sexualdrüse,  viele  zerstreute  weisse  (Ei-)  Körnchen.  Sehr  oft  sieht  man  an  einzelnen  Individuen  gleichzei- 
tig die  allmälig  fortrückende  spontane  Längstheilung  der  Körper  und  das  Ablösen  beider,  indem  kurz  vorher  beim  hintern  Körperende 
besondere  Wimpern  hervorgetreten.  Knospenbildung  sah  ich  bei  andern  Arten,  aber  nicht  bei  dieser.  Bei  allen  Arten  der  Gattung 
wiederholen  sich  die  genannten  Entwickelungszustände  und  deren  Formen,  die  ich  mit  den  früher  für  sie  irrig  gebildeten  besondern  Gat- 
tungsnamen bezeichne.  1)  Kreiselform:  abgelöster  Körper  mit  dem  Hintertheile  nach  vorn  schwimmend,  mit  dem  hintern  Wirbel- 
kranze wirbelnd,  den  vordem  eingezogen,  hinteres  Ende  platt  oder  gerundet,  Ecclissa  Schrank.  Dieselbe  Form  mit  conisch  vor- 
ragendem hinteren  Ende  (der  Stielbasis)  nach  vorn  schwimmend:  2)  Nasenform,  Rinella  Bort.  3)  Becherform:  still  liegend  mit 
überall  eingezogenen  Wimpern,  aber  becherartig,  Craterina  Bory;  jedoch  fehlten  bei  den  Formen  der  früheren  Beobachter  die  Wim- 
pern meist  nicht,  sie  wurden  nur  nicht  bemerkt,  daher  gab  es  bewegliche.  4)  Urnenform,  Urceolaria  Lamarck,  ist  die  umge- 
kehrte Ecclissa,  indem  der  Stirnkranz  wirbelt  und  enger  ist  als  der  Hintertheil.  Wenn  der  breite  Hintertheil  auch  seine  Wimpern 
hat,  so  entsteht  die  5)  Krallenform,  Kerobalana  Bory.  Die  aus  den  Knospen  entstehenden  kreiseiförmigen  Jungen  nannte  Bory 
6)  Ophrydia,  ich  nenne  sie  Knospenform.  7)  Walzenform  (Enc/ielys):  zur  Queertheilung  hinneigend.  Alle  diese  Formen 
können  abgelöste  Körper  aller  Arten  der  Gattungen  Vorticella,  Carchesium,  Epistylis,  Opercalaria  und  Zoothamnium  seyn.  Die 
vielen  Synonyme  jener  irrigen  Gattungen  sind  vorn  nicht  erwähnt,  sie  finden  sich  im  Anhange  übersichtlich  zusammengestellt.  —  Der 
fadenartige  hohle,  am  Ende  zuweilen  schüsselartige,  Stiel  der  Vorticellen  verliert  mit  der  Ablösung  des  Körpers  seine  Contractilität, 
wird  meist  gerad,  gleicht  einer  Hygrocrocis- Alge,  welkt  und  vergeht.  —  Grösse  des  Körpers  ohne  den  Stiel  bis  V^  —  i/^  Linie. 
Stiel  4— 5mal  länger  als  der  Körper,  schraubenförmig  in  6—10  Windungen  schnellend.  Der  conische  Zustand  des  noch  gestielten 
Körpers  ist  der  kräftigere,  das  Mattwerden  bringt  die  mehr  kugligen  Formen,   welche  man  für  andere  Arten  hielt. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XXY.    Fig.  I. 

Fig.  1.  ist  eine  300mal  vergrösserte  Gruppe  auf  der  Spitze  einer  Meerlinsenwurzel  von  Berlin,  links  mit  blauer,  rechts  mit  rother  Farbe  genährt;  ei- 
nige haben  ihre  natürliche  Speise  (grünliche  Monaden)  in  sich.  a.  ganz  ausgestreckte  wirbelnde  Form,  o  Mund,  s  Sexualblase,  t  Sexualdrüse, 
Magen  und  Eier  füllen  den  übrigen  Raum;  ß.  im  Begriff  den  Wimperkranz  zu  entfalten;  y.  zurückschnellend ,•  S.  sich  wieder  ausdehnend;  e. 
Anfang  der  Selbsttheilung;  £.  fast  vollendete  Theilung.  Das  Individuum  &.  (Krallenform,  Kerobalana)  hat  sich  eben  von  ^  losgerissen;  /.  Ur- 
nenform {Urceolaria),  daneben  eine  Ecclissa,  welche  beide  noch  kurz  zuvor  auf  dem  leeren  Stiele  h  sassen;     x.    Nasenform. 

Fig.  2.    ist  die  natürliche  Grösse  vieler  Gruppen  auf  Meerlinsenwurzeln. 

38*.     Vorticella  eilt  Ina,  gelbes  Olocfcenthierclieii.    Tafel  XXY.  Fig.  n. 

V.  corpore  hemisphaerico  et  conico-campanulato,  citrino,    frontis  margine  dilatato  corpus  valde  superante. 
Vorticelle  jaune  (citrine),  a  corps  hemisplierique  et  legerement  conique-campanule,  jaune,  ayant  le 
bord  du  front  dilate  et  tres ■-  saillant. 

Vorticella  citrina,  Müller,  Vermium  fluviat.  List.  1773.  p.  123.    Animalc.  infus.  1786.  p.  306.   Tab.  XL1V.   Fig.  1  —  7. 

Vorticella  citrina9  \ 

Vrceolaria^  \   Bory  de  St.  Vincent,  Encyclopedie  method.  1824.   nach  Müller's  Abbildungen. 

Vorticella  citrina,  Abliandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1830.   p.  41,  81,   Tafel  V.  Fig.  B.    1831.  p.  91. 

Aufenthalt:    In  Dänemark  und  bei  Berlin  beobachtet. 

Diese  sehr  liebliche  zarte  Form  lebt  bei  Berlin  selten  zwischen  der  vorigen  an  Meerlinsen,   sie  bildet  immer  kleine  Gruppen 
für  sich,  und  ist  viel  grösser.     Schon  1830  gelang  mir  ihr  Ernähren  mit  Indigo.     Ihre  grösseren  Magenzellen  und  ihre  Durchsichtig- 


2I9Z   — 

keit  erlaubten  schon  damals  eine  directe  Anschauung  des  Darmkanals,  welcher  die  Magen  verbindet.  Ich  habe  seitdem  es  wieder  mit 
Carchesium  fasciculatum  {Forticeila  patellind)  beobachtet  und  auch  die  Höhlang  und  den  Muskel  des  feinen  Stiels,  aber  den  Wim- 
pernkranz nur  einfach,  gesehen.  In  der  Grösse  des  Körpers  ist  diese  Art  auffallender  verschieden,  als  andere.  Die  Oberfläche  schien 
fein  gekörnt  und  die  gelbe  Farbe  nicht  von  den  Eikörncken,  sondern  von  einem  feineren  körnigen  Pigment  herzurühren.  —  Grösse  des 
Körpers  Vs6 — Vis  Linie,     Stiel  3 — 4mal  länger  als  der  Körper. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXV.  Fig.  IL 

Es  ist  eine  mit  Indigo  gefütterte  Gruppe,  300mal  vergrössert,  auf  einer  Meerlins enwurzel. 
Fig.  «o    im  Begriff  sich  abzulösen,   Krallenform,   o    der  seitliche  Mund,  s  die  contractile  Blase,  +  ist  eine  längliche,  über  dem  schwach  durchscheinen- 
den Darme  liegende,  männliche  Drüse.     Fig.  ß.    Urnenform  mit  scheinbar  doppeltem  Wimpernkranze. 

388.  Vorticella  microstoma,  Memmündi^es  CUoe&entltierctieii.    Tafel  XXV.  Kg.  HL 

V.  corpore  ovato,    utrinque  angustiore,   cinerascente-albo,    frontis  angustae  margine  non  prominulo,   corpore  contracto 
annulato. 

Vorticelle  microstome^  a  corps  ovale,  aminci  au&  deute  bouts,  blanc  grisätre^   ?i  ayant  le  bord  du 
front  etroit  point  saillant^  et  le  corps  dans  la  contraction  annule. 

Vorticella  monadica,  Schrank,  Fauna  boica  III.  2.  p.  117.  1803.   zum  Theil,  jung. 

Vorticella  microstoma,  Abhandl.  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.  p.  66.    1831.   p.  92. 

Aufenthalt:    Bei  Bogoslowsk  im  Ural,  bei  Landshut  und  bei  Berlin  beobachtet. 

Diese  von  mir  auf  der  Reise  mit  Herrn  von  Humboldt  und  Gustav  Rose  im  stagnirenden  Wasser  aus  der  Turia  bei  Bo- 
goslowsk im  Ural  1829  entdeckte  Form  hat  sich  seitdem  als  die  gemeinste  bei  Berlin  beobachten  lassen.  Sie  lebt  meist  nur  in  sehr 
übelriechendem  Wasser  der  Rinnen ,  oft  auch  in  den  Wasserkübeln  auf  den  Strassen,  wenn  sie  mit  Priestley'scher  grüner  Haut  be- 
deckt sind,  die  oft  aus  Chlamidomonas  oder  Chlorogonium  besteht.  In  Mistpfiitzen  und  an  ähnlichen  Orten  findet  sie  sich  häu- 
fig in  den  Dörfern  um  Berlin.  In  faulenden  Infusionen  kann  man  sie  leicht  auf  dem  Zimmer  haben.  Man  hat  sie  bisher  wahrschein- 
lich mit  V.  Convallaria  für  Eine  Art  gehalten,  die  ich  aber  meist  getrennt  lebend  fand.  Zusammengemischt  erkannte  ich  die  Formen 
leicht  an  der  Farbe  und  Gestalt.  Sie  hat  ein  mehr  graues  oder  bläuliches  Weiss  und  bei  durchgehendem  Lichte  eine  etwas  gelbgraue 
Farbe,  während  V.  Convallaria  klar  und  weiss  ist.  Ich  habe  die  ganze  Entwickelung  dieser  Art  ausführlich  dargestellt,  da  ich  sie 
eben  so  in's  Einzelne  verfolgt  habe,  als  die  der  V.  Convallaria,  bei  welcher  sie  1830  abgebildet  wurde*  Mund,  Magen,  Farben- 
aufnahme,  männliche  Samenblase,  Samendriise,  Eikörnchen,  Längsmuskel  des  Stieles  u.  s.  w.  sind  beobachtet,  eben  so  spontane  Längs- 
und Queertheilung  und  auch  Knospenbildung.  Der  Jugendzustand  ist  bis  zu  V192  Linie  der  Körpergrösse,  vielleicht  bis  zur  Eigrösse 
direct  beobachtet.  Wimpern  zählte  ich  im  Stirnkranze  20  —  24.  —  Grösse  des  Körpers  (Viooo?)  Vi 9 2  —  V20  Linie.  Länge  des  Stiels 
bis  6mal  der  Körperlänge  gleich.     Eierkörnchen  Vi 000  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXY.  Fig.  in. 

Fig.  1.  ist  eine  Gruppe  von  vielen  Exemplaren  aller  Grössen  und  Gestalten,  deren  einige  Indigo  verzehrt  haben.  Die  Basis  bildet  ein  feinkörniger 
Schleim,  dessen  Körnchen  zittern.  Vielleicht  ist  es  die  jüngste  Brut  von  der  Grösse  der  Eier.  Dazwischen  sind  bei  a.  sehr  kleine  schon  schnellende 
und  wirbelnde  Vorticellen  {V.  monadica  Schrank),  die  sich  an  feine  Fäden  angeheftet  haben,  V192  Linie  gross;  ß.  ein  etwas  grösseres  Junges; 
y.  ein  ähnliches  etwas  contrahirt;  d.  ein  erwachsenes  wirbelndes  Exemplar;  e.  ein  anderes,  welches  die  Mundöffnung  oberhalb  und  die  contractile  Blase 
in  der  Mitte  deutlich  zeigt;  £.  sich  zur  Selbsttheilung  vorbereitend;  r\.  eine  abgelöste  Urnenform;  #.  eiae  Krallenform ;  u  ein  sammt  dem  Stiele  schwim- 
mendes Thierchen. 

Fig.  2.  ist  die  ganze  Entwickelung  der  Formen  durch  Knospenbildung,  a.  Knospenanfang;  ß.  Vollendung;  y.  Ablösung  [Ophrydid);  d.,  £♦  andere 
Formen,  das  Oben  ist  hinten;  f.  Krallenform;  'ij.  Kreiselform;  #.  Nasenform  als  umgekehrte  Kreiselform;  t.,  x.,  1.  andere  Gestalten  eines  und  dessel- 
ben Individuums;  (*.,  v.,  '§.  sind  weitere  Entwickelungen  dieser  Gestalten  zur  Queertheilung. 

Fig.  3.  ist  die  ganze  Entwickelung  der  Formen  durch  Längen -Selbsttheilung.  a.  Vorbereitung;  ß.  Eintritt;  y.  Halbtheilung;  d.  Vollendung;  f.  Ablö- 
sung; +  rückgebliebenes  Einzelthier  nach  der  Selbsttheilung  mit  doppelt  gedrehtem  Stiele,  0'  Mund,  s  Samenblase,  t  Samendrüse. 

Fig.  4.     sitzt  auf  einem  todten,  noch  gekrümmten  Stiele. 

Fig.  5.    ist  im  Trocknen  zusammengeschrumpft  und  zeigt  die  Ringe  deutlich. 

389.  Vorticella  Campanula,  grosses  Crlocfeenthierctoen.     Tafel  XXV.  Fig.  IV. 

V.  corpore  hemisphaerico  amplo,  campanulato,  caerulescente-albo,  frontis  late  truncatae  margine  vix  prominulo,  anim- 
lis  nullis. 

Vorticelle  Clochette,  a  corps  hemispliericjue,  gratid,  campamäe,  blanc  bleuätre,  ayant  le  front  large 
tronr/ue  sans  bord  evidemment  saillant,  point  d?  anneau&. 

Vorticella  lunaris,  Müller?  Vermium  fluv.  histor.  1773.  p.  128.    Animalc.  Infus.   1786.   p.  314.   Tab.  XLIV.  Fig.  15. 

Campanelle  a  piede  semplice,  prima  spezie,  Colombo,  Osservaz.  microscop.  in  Giornale  della  medicina,  Venez.  1787.  p.  165.  Deutsche 

Uebersetz.  (von  Eschenbach)   1793.  p.  68. 
Vorticella  lunaris,  Bory,  Encyclopedie  methodique,  1824. 

Carchesium  fasciculatum y  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.   p.  62,  68. 
Vorticella  Campanula,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  92.   1835.   p.  165. 

Aufenthalt:    Bei  Conegliano  in  Italien,  Copenhagen,  Berlin,    vielleicht  auch  bei  Paris  und  bei  Orenburg. 

Diese  grösste  Art  der  Gattung  hat  viel  Aehnlichkeit  mit  der  steifen  Epistylis  grandis,  in  deren  Gesellschaft  ich  sie  am 
7.  Dec.  1832  und  am  11.  März  1835  wieder  sah.  Sie  bildet  ein  dichtes  bläuliches  Gewebe  um  die  Wasserpflanzen,  und  ihre  einzel- 
nen Thierchen  sind  schon  mit  blossem  Auge  erkennbar.  Die  sehr  dicken  Stiele  zeigen  die  innere  Höhlung  ganz  deutlich.  Der  Wim- 
perkranz erscheint  meist  doppelt,  doch  sah  ich  einmal  deutlich,  dass  diess  nur  optische  Verdoppelung  ist.  Die  bläuliche  Farbe  gehört 
den  Eiern.  Magen,  Samenblase  und  bandartige  Samendröse  sind  vorhanden.  Die  Stiele  sind  oft  mit  braunen  Flocken,  oft  auch  mit 
jungen  Vorticellen,  vielleicht  der  eigenen  Brut,  besetzt.  Meine  Zeichnung  des  Carches.  fasciculatum  von  Orenburg  passt  besser 
hier.  —  Grösse  bis  Vio  Linie.     Stiel  bis  7mal  länger  als  der  Leib.     (S.  V.  patellina.) 


27S 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXV.    Fig.  IV. 

Fig.  1.     eine  Gruppe  mit  der  Lupe  4mal  vergrossert    Fig.  2.     natürliche  Grösse.    Fig.  3.     300mal  vergrösserte ,  mit  Indigo  genährte,  Gruppe,     a.  ein 
sich  wieder  ausdehnendes  Thier;  /?.,  y.  Ablösung  vom  Stiele,  Urnenform,  o'  Mund,  s  Sexualblase;  J.  contrahirt,  s  männliche  Sexualblase,  t  Drüse. 

390.  Vorticella  ftamata,  hakenartiges  CtfocfceittMerclieii.     Tafel  XXV-  Fig.  V. 

V.  corpore  ovato  utrinque  attenuato,  parvo,  liyalino,  pedicello  oblique  affixo  ideoque  liamato. 

Vorticelle  Hamegon,  a  corps  petita  ovale,  aminci  au&  bouts,  hyalin,   ayant  le  pedicule  obliqaement 
attacM  de  sorte  a  former  un  hamegon. 

Vorticella  liamata,  Abliandl.   der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1831.  p.  92.    (F.  hamata  Müller  s.  Convallaria.) 

Aufenthalt:    In  Berlin. 

Diese  in  Infusionen  im  Juni  1830  beobachtete  Form  sitzt  an  Fragmenten  aller  Art  fest.  Ich  sah  sie  wieder  im  Januar  1837 
mit  Cyclidium  Glaucoma  und  Chilodon  Cucullulus,  und  sie  nahm  auch  Carmin  alsbald  auf.  Zwischen  ihr  fanden  sich  junge  Ex- 
emplare der  F.  microstoma  und  Convallaria.  Die  krummen  Formen  blieben  aber  immer  krumm.  Müjller's  Fort,  inclinans  war 
eine  Epistylis.  Ausser  den  Wimpern,  Mund,  Magen  und  der  Selbsttheilung  ist  die  übrige  Organisation  nicht  ermittelt.  —  Grösse 
des  Körpers  bis  Vts  Linie;  Stiel  wenig  länger,  oder  kürzer  als  der  Körper. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXV.   Fig.  V. 
Fig.  a.    vielleicht  eine  junge  Fort,  microstoma;    ß.    einfach,  ausgedehnt;    y.    zusammengezogen;     ö.    in  der  Selbsttheilung.    300mal  vergrossert. 

391.  Vorticella  chlorostigma,  grünes  CHocfeenthiercIieii.     Tafel  xxvi.  Fig.  I. 

V.  corpore  ovato  -conico,  campanulato,  annulato,  ovario  viridi,  frontis  margine  exserto. 

Forticelle  verte,  a  corps  ovale -conir/ue  et  campanule,  annule,  ayant  Vovaire  vert  et  le  bord  du  front 
saillant. 

Vorticella  fasciculata,  Müller?  Vermium  flu v.  bist or.  1773.  p.  134.    Animalc.  Infus,  p.  320.   Tab.  XLV.  Fig.  5  —  6. 

Convallarina  viridis,  Bory?  Dict.  class.  1823.    Encyclop.  meth.  1824. 

CarcJiesivm  chlorostigma,  Abliandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  92. 

Aufenthalt:    Bei  Copenliagen?,  Paris?  und  Berlin!. 

Diese  liebliche  grüne  Vorticelle  überzieht  bei  Berlin  zuweilen  alle  Gräser  und  Binsen  der  Wiesengräben  mit  schöngrüner  Farbe, 
indem  sie  sie  dicht  umhüllt.  Oft  bildet  sie  einzelne  Büschel  an  den  Meerlinsenwurzeln.  Ich  sammelte  sie  am  12.  Aug.  1831,  am 
4.  Juni  1832,  am  13.  Mai  1835  und  im  Juli  1837.  Zuweilen  war  ihre  Menge,  wie  die  des  Stentor  polymorphus,  alles  bedeckend. 
Müller  sah  sie  im  Frühjahre  als  eine  grüne  gallertige  Masse  auf  Gräben  und  an  Conferven,  Bory  auf  Zygnema  genuflexmm  im 
Herbst.  Als  ich  den  Namen  chlorostigma  gab,  hielt  ich  die  früheren  Synonyme  für  nicht  dazu  gehörig,  indem  ich  die  F.  Convalla- 
ria  und  microstoma  oft  von  grünen  Monaden,  die  sie  verschlungen  hatten,  ganz  grün  sah.  Die  früheren  Beobachter  haben  diess 
nicht  scharf  unterschieden,  daher  gab  ich  1830  einer  farblosen  Art  den  Namen  Carchesium  fasciculatum,  weil  sie  der  MüllerscIigii 
Art  an  Gestalt  näher  kam,  und  darum  zog  ich  1831  vor,  dieser  mit  grünen  Eikörncken  gefärbten  Art  einen  besondern  Namen  zu  ge- 
ben. Doch  bin  ich  jetzt  der  Meinung,  dass  jene  wohl  denselben  Körper  vor  sich  hatten,  obschon  sie  auch  keine  Wimpern  sahen.  — 
Ich  habe  an  dieser  Form  den  ganzen  Verlauf  des  Darmes  einmal  auch  erkannt.  Mund,  Wimpern,  contractile  Blase,  grüne  (Ei?-) 
Körnchen  sind  beobachtet.  Die  Samendrüse  blieb  unerkannt,  auch  sah  ich  keine  Selbsttheilung,  noch  Knospen.  —  Grösse  des  Körpers 
bis  V20  Linie;  Stiel  bis  5mal  von  der  Körperlänge. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXVI.   Fig.  I. 

Fig.  a.    natürliche  Grösse  auf  einem  abgestorbenen  Scirpus.    Fig.  b.    300mal  vergrösserte  Gruppe,  wovon  1  Exemplar  reichlich  Indigo  aufgenommen, 
Mund,  Samenblase  und  den  Darmverlauf  erkennen  lässt. 

392.  Vorticella  patellina,   scIiüsselfSrmiges  CHockenmiercIieii.     Tafel  XXVI.  Fig.  IL 

V.  corpore   hemisphaerico ,   campanulato,    albo,    nee  aperte  annulato,    frontis  maxime  düatatae  margine  latissimo  saepc 

reflexo. 
Forticelle  Parasol,  a  corps  hemispherü/ue,  campanule,  blanc,  sans  anneaux  distinets,  ayant  le  front 

tres-elargi  ä  bord  tres- saillant  souvent  courbe  en  arriere. 

Dritte  neue  Polypenart  aus  der  Spree  bei  Berlin,  Berl.  wöchentl.  Relationen,  1753.  p.  14.  Fig.  3.  YVVi 

Vorticella  patelUna,    Müller?   Zoolog,   danicae  prodromus,  1776.    addend.  p.  281.    Zool.   danica,  I.  p.  45.    Icones,  Tab.  XXXV. 

Fig.  3.    1779.    Animalc.  Infus.  1786.  p.  312. 
Vorticella  lunaris,  i  MÜLLER?  yerm#  fluy#  hist  1773.  p,  i28,  132.    Animalc.  Infus.  1786.  p.  314,  316.  Tab.  XLIV.  Fig.  15,  17. 

—  nutans,    f 

Vorticella  patellina,  »  BoRy?  B  j      6d.  method.  i824. 

—  hmans,     ( 

Convallarina  nutans,  Bort,  Dict.  class.  1823.    Encycloped.  meth.   1824. 

Carchesium  fasciculatum ,   Abliandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.    p.  41.    nicht  p.  62.    (7.  tampamla.)    1831.  p.  93. 
1835.  p.  165. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin,  bei  Copenhagen  und  bei  Wismar  beobachtet. 

Biese  an  Meerlinsenwurzeln,  der  V.  nebulifera  gleich,  angeheftete  Form  zeichnet  sich  durch  kurzen  und  breiten  schüssel- 
artigen Körper  und  dicken  Stiel  aus.  Im  dicken  Stiele  sah  ich  schon  1830  den  Canal,  und  desshalb  stellte  ich  sie  zur  Gattung  Car- 
chesium. Jetzt  ist  dieser  Character  auch  allen  Vorticellen  zuerkannt.  Für  Jugendzustand  der  V.  Campanula  möchte  ich  sie  der 
grossen  Eikörner  wegen  nicht  halten.  Müxier's  F.  lunaris  habe  ich  auch  zu  Campanula  citirt,  seine  patellina  fand  er  in  lang 
aufbewahrtem  Seewasser  (vielleicht  nicht  in  faulem,  sondern  durch  Confemn- Vegetation  frisch  erhaltenem).    Da  ich  eine  gleiche  Form 

69 


^4    

im  Ostseewasser  bei  Wismar  fand,  so  Labe  ich  Müllers  Namen  anwendbar  geglaubt.  Im  August  1826  sali  icli  diese  Form  zuerst, 
dann  wieder  1830  und  am  11.  März  und  23.  Juli  1835.  Sie  nimmt  Indigo  etwas  schwer  auf,  lässt  man  sie  aber  über  Nacbt  in  ge- 
färbtem Wasser,  so  ist  sie  am  Morgen  erfüllt.  Viele  Magenzellen,  Mund,  Eier  und  beide  männlichen  Sexualtheile  sind  erkannt.  Der 
Wimpernkranz  erscheint  bei  der  Bewegung  doppelt,  ist  aber  einfach.  —  Körpergrösse  V24  Linie;  Stiel  bis  7mal  länger.  Eikörnchen 
V384  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf,  XXVI.  Fig.  II. 

a.    eine  300mal  vergrösserte  Gruppe,  mit  Indigo  genährt. 
h*     eine  einzelne  Urnenform,  t  männliche  Drüse. 

393.     Vorticella  Convallaria,  itlalMumentliiercIieii.     Tafel  XXVI.  Fig.  in. 

V.  corpore  ovato-conico  campanulato,  hyalino  -  albido ,  annulato,  frontis  dilatatae  margine  expanso  parumper  prominulo« 

Vorticelle  Muguet,   a  corps  ovale -conique,    campanule ,   hyalin-blanchätre,  annule,   ayant  le  front 
large  a  bord  quelque  peu  saillant* 

Animalcules  first  size,  Leeuwenhoek,  Philos.  Transact.  London  1677.  p.  821.  (1675.) 

Bell-like  animals,  Philos.  Transact.  1703.  p.  1357.   Fig.  E.  und  M.   (zum  Theil,  V.  microstoma.) 

Aveugle,   Chabot,  Bouteille,  Pot  au  lait,  AnUmnoir,   Joblot,   Observat.   mieroscop.    1718.   Tab.  5.  Fig.  2.  H.  I.  L.    Tab.  7.   Fig.  4,   13. 

Tab.  8.  Fig.  7,  10.  Tab.  10.   Fig.  21. 
Polypen  von  Leipzig ,  erste  neue  Art,  KÄstne-r,  Hamburger  Magazin  (I.  B*   1748.  p.  411.),  III.  B.   1752.  p.  318. 

Macrocercus  1.,  i  H  History  of  animals,  1751.    cum  Fig. 

Craspedarium  1  —  2. ,  | 

Bell  -  Animals ,  Baker,  Employment  for  the  micr  ose.   p.  330.   1752.  Tab.  XIII.  Fig.  1.  0 

Animalcules,  Baker,  t-h«  Mieroscop e  made  easy,  1752.  p.  72.   Tab.  VII.   Fig.  VII.  1.  2. 

Polypus  peduneulo  spiraliter  ineurvo,  Wrisberg,  Observ.  de  Animalc.  infus.  1765.  p.  34.   Tab.   Fig.  XIII. 

Brachionus  campanulxttus ,  Pallas,  Elencli.  Zoophyt.  1766.  p.  97.   zum  Theil,  s.  V,  nebulifera. 

Vorticella  Convallaria,  Linne,  System  a  Naturae,  editio  XII.  1767.  zum  Theil.    (Hydra  Convall.  1758.  s.  F.  nebulifera.) 

Vorticella  Convallaria ! ,  crateriformis  (citrina?)?,  gemellal,  globularia!,  hians!,   nasuta? ,   truncatella? ,   Müller,  Vermium  fluv.  bist.   1773. 

(Fig.  1786.) 
Enclielys  Fritillusl,  Müller,  Vermium  fluv.  bist.   1773.    (Fig.  1786.) 
Animal  a  frutto  di  Rosaio,  Corti,  Osservaz.  microsc.  1774.  p.  181.   Tab.  II.   Fig.  16. 
Glockenpolyp,  GÖze,  in  Bonnet's  Insectologie,  p.  517.  1774.    Trembley's  Polypen,  p.  473,  475.   1775. 
Molinhanne >  Schwärmer,  Wasserkruke ,  Wasserei,  Eichhorn,  Beiträge  z.  Natur g.  d.  Wassert h.  1775.  p.  27,  42,  71,  74.  Taf.  I.  Fig.  10. 

Taf.  III.  R.  S.    Taf.  VI.  C.  c.   Taf.  VII.  D. 
Entia  perianihio  infivndibuliformi  similia,  Terechowsky,  Dissert.  de  Chao  infus.  1775.  p.  31. 
Animali  a  bulbo,  Spallanzani,  Opuscoli  di  fisica,  1776.  p.  157.    Tab.  I.  Fig.  5  —  9.    (1777.  ed.  franc.  p.  182.) 
Glockenthierchen,  Gleichen,    Mieroscop.  Entdeckungen,   1781.   Taf.  50.   Fig.  21  —  22.     Inf usionsthierchen,  p.  140.    Taf.  XX1IT.  b. 

Fig.  1.  m.  p.  154.   Taf.  XXIX.  Fig.  10—15.  1778. 
Vorticella  —  ?,  Herrmann,  Naturforscher,  XIX.  p.  52.   Taf.  II.  Fig.  15.  1783.   Strassburg. 

Vorticella  cyatliina  (1776)/,  cirrata? ,  fritillinal ,  hamata? ,  papillaris?,  saeculus? ,  scyphina? ,  varia? ,  Müller,  Animalc.  Infus.   1786.   c.  Fig. 
Trichoda  Diota? ,  Gyrinus? ,  Müller,  Animalc.  Infus.   1786.    cum  Fig. 
Ecclissa,  Vortic.  gemella,  Modeer,  Neue  schwed.  Abhandl.  XI.  1790.  p.  227.  XII.   p.  19. 

Vorticella  Pila? ,  papillaris?,  globularia? ,  nutans? ,  hians!,  monadica! ,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  113  — 117.  1803. 
Ecclissa  nasuta? ,  truncatella?,  saeculus!,  scyphina?,  crateriformis? ,  Arenarium,  Schrank  ibid.  p.  103  — 105. 
F.  Convallaria,  hians,  crateriformis,   Girod  Chantrans,    Observat.  sur  la  T  rem  eile,   1802.  p.  69.    PI.  X.   Fig.  1.  und  2.    Essay  phy- 

sique  du  Depart.  du  Doubs,   1810.   I.   p.  297. 
Urceolaria,  Lamarck,  Hist.  nat.  d.  Animaux  sans  vertebres,   II.  1816. 
Vorticella  Convallaria,  Agardh,  Nov.  Act.  Nat.  Cur.    X.   I.    p.  129.   1820. 
Vorticella  hians,  Carus  ,  Nova  Act.  Nat.  Cur.  XI.  II.  p.  506.  1823. 
Convallarina ,  Bory  de  St.  Vincent,  Dict.  class.  1823.    Encycloped.  meth.   1824. 
Craterina  >      s 
Kerobalana ,    1 

Ophrydia,       \  Bqry  ^  Encyclopgdt  m£thod.  1824.     (Vergl.  d.  Nachtrag.) 
Jtiinella ,  ' 


Urceolaria , 

Vorticella , 

Vorticella  Convallaria,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1830.    p.  66,  79.   Taf.  V.  A.    1831.   p.  92. 

Wunderbare  und  kluge  Infusorien,  Enslen,  üeber  die  Lichtbrechung  der  Lufthülle,  1834.  p.  77,  78. 

Aufenthalt:    In  ganz  Europa  und  im  sibirischen  Asien  beobachtet. 

Es  scheint,  dass  diese  Form  das  erste  Infusionsthierchen  gewesen  ist,  welches  Leeuwenhoek,  der  Entdecker  derselben,  in 
Delft  in  stagnirendem  Regenwasser  im  April  1675  beobachtete.  Viele  mit  ihren  Stielen  an  denselben  Punkt  befestigte  Thierchen  bilde- 
ten Kugeln,  die  sich  ausdehnten  und  zusammenzogen,  eine  Erscheinung,  welche  auch  Kästner  in  Leipzig  hervorhob,  und  die  beson- 
ders Professor  Enslen  in  Berlin  (1834)  sehr  auffallend  fand.  Dieses  Zusammenschnellen  vieler  Thierchen  bei  Erschütterung  in  eine 
Kugel  und  das  strahlenartige  Ausbreiten  derselben  in  der  Ruhe  ist  besonders  beim  Sonnenmikroskop  höchst  überraschend.  Man  findet 
die  Thierchen  an  der  Oberfläche  vegetabilischer  Aufgüsse  häufig  mit  der  birnförmigen  V.  microstoma,  von  der  sie  sich  durch  breite 
Stirn  unterscheiden,  welche  ihnen  eine  Glockengestalt  giebt.  Sie  findet  sich  auch  zwischen  Lemna  und  in  stehenden  Gräben,  doch 
selten,  daher  habe  ich  die  unauflöslichen  zahlreichen  Synonyme  danach  geordnet,  dass  ich  alle  mit  lebenden  Pflanzen  angezeigten  als 
V.  nebulifera  ansehe,  und  nur  die  in  Infusionen  vorgekommenen  hierher  bezogen  habe.  Ob  man  die  microstoma  scharf  genug  un- 
terschied, bleibt  zweifelhaft,  da  in  der  Contraction  beide  sich  gleichen,  doch  ist  die  gegenwärtige  Art  weniger  grau  oder  gelblich,  und 
durchsichtiger.  Die  hier  angehäuften  Synonyme  schienen  an  dieser  Stelle  am  zweckmässigsten  zur  Uebersicht  und  Erinnerung  gebracht. 
Die  fehlenden  sind  im  Nachtrag.  Nur  Buglena  viridis  vielleicht  unter  allen  Formen  des  Thierreiches  wetteifert  mit  ihrer,  aus  Man- 
gel an  Critik  der  Beobachter  gehäuften,  Namenmenge,  und  wird  an  Artnamen  sehr  übertroffen.  Besonders  fleissig  und  merkwürdig  sind 
die  Beobachtungen  von  Spallanzani,  Göze  und  Colombo  über  die  Selbsttheilung  und  Knospenbildung.  Gleichen  hat  sie  zuerst 
mit  Carmin  gefüttert,  aber  die  Magen  für  Eier  und  den  Stiel  für  einen  Legestachel  gehalten.  Die  Queerringe  des  Muskels  im  Stiel 
hielt  er  für  Eigränzen.  Agardh  hielt  den  Wirbel  und  die  Anziehung  durch  denselben  für  eine  Zauberkraft,  weil  er  ein  nicht  hinreichend 
vergrösserndes  Mikroskop  gebrauchte,  wobei  er  nur  die  Wirkung  der  Wimpern,  aber  diese  nicht  selbst,  sah.  Eine  sehr  irrige  Erklä- 
rung des  Wirbels  durch  Athmen  gab  Raspail  1828  (Annales  des  sc  natur.  XIV.  p.  163.),  weil  er  den  Gegenstand  nicht  hinrei- 
chend scharf  beobachtete.  Carus  beschrieb  1823  ihr  Entstehen  durch  generatio  spontanea  aus  Oel.  Die  Beobachtung  war  eine  zu- 
fällige Infusion  von  Oelfarbe  mit  Brunnenwasser,  wobei  die  Erscheinung  auch  auf  natürlichem  Wege  verständlich  wird.   Absichtliche  In- 


W1& 

fusionen  gerade  für  diese  Form  schlagen  eben  so  oft  und  öfter  feil,  als  sie  gelingen.  Bory  de  St.  Vincent  bildete  aus  allen  For- 
men der  verschiedenen  Entwicklungsstufen  besondere  Genera.  Diese  Formenentwickelung  ist  1830  berichtigt  und  im  Detail  dargestellt. 
Man  findet  diese  Art  häufig  zwischen  grünen  Infusorien  und  dann  ist  sie  ganz  grün  erfüllt,  jedoch  kann  man  die  genossenen  TJiiere 
deutlich  erkennen,  sogar  noch  deren  Augenpunkt  unterscheiden.  —  Der  polygastrische  Darm  ist  sammt  dem  Verbindungscanale  direct 
beobachtet,  Samenblase  und  Eikörnchen,  meist  nach  hinten  dichter  liegend,  sind  erkannt,  aber  noch  keine  Samendrüse  deutlich  unter- 
schieden. In  der  Contraction  sieht  man  Queerringe.  Den  Muskel  im  Stiel  habe  ieh  bei  dieser  Art  nun  auch  erkannt.  —  Grösse  des 
Körpers  V36 — V20  Linie,  Stiel  bis  6mal  so  lang.     (S.  d.  ausführliche  Beschreibung  in  d.  Abb.  d.  Berl.  Akad.  1830.) 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XXVI.   Fig.  III. 

a.  eine  Gruppe  300mal  vergrössert,  mit  Indigo  genährt;  0'  a  Mund  und  After,  s  Samenblase,  i  Darm. 

b.  eine  Kerobalanenform  derselben  Art,  500mal  vergrössert,  in  der  halben  Contraction. 

394.     Vorticella  picta,  buntes  Glockenthierchen.     Tafel  XXVI.  Fig.  IV. 

V.  corpore  ovato-conico,  campanulato,   hyalino  -  albido ,   frontis  dilatatae  margine  expanso  parumper  prominulo,    stipitc 
subtilissime  rubro-punctato. 

Vorticelle  p einte,   a  corps  ovale -conique  et  campanule,   hyalin- blanchätre,   ayant  le  front  large  a 
bord  quelque  peu  saillant  et  le  pedicule  tres-grele  marque  de  points  rouges. 

Carchesium  pidum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  93. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  beobachtete  diese  sehr  liebliche  Form  nur  auf  Salvinia  natans,  welche  ich  1831  bei  Picheisberg  in  der  Nähe  von  Span- 
dau in  der  Spree  sammelte.  Sie  fand  sich  zahlreich,  war  der  V.  nebulifera  sehr  ähnlich,  aber  zarter,  und  die  rothen  Körnchen, 
welche  den  Stiel  durchwirkten,  waren  sehr  lebhaft  gefärbt.  Der  Stiel  war  am  Ende  etwas  erweitert,  und  ich  zog  sie  des  innern  Ca- 
nals  im  Stiele  halber  zu  Carchesium.     Sie  nahm  Indigo  leicht  auf.  —  Grösse  des  Körpers  Voe — V48  Linie;  Stiel  4 —  5mal  so  lang. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXVI.   Fig.  IV. 
Eine  mit  Indigo  genährte  Gruppe  ist  bei  300maliger  Vergrösserung  des  Durchmessers  dargestellt. 


Nachtrag  zur  Gattung    Vorticella. 

Es  sind  für  die  Gattung  Vorticella  indirect  142,  direct  120  Artnamen  gegeben  worden,  wovon  nur  9  hier  aufgenommen 
werden  konnten.  Auch  diese  9  Arten  sind  bisher  in  8  so  wenig  natürliche  Genera  zerspalten  worden,  dass  jede  einzelne  Art  die  Cha- 
ractere  aller  8  Genera  in  ihrem  Formen -Cyclus  besitzt.  Diese  grosse  Formverschiedenheit  der  frei  gewordenen  Körper  jeder  einzelnen 
Art  und  deren  Aehnlichkeit  mit  den  freien  Körpern  steif  gestielter  und  stielloser  oder  verästeter  Gattungen  giebt  viele,  zuweilen  unüber- 
windliche, Schwierigkeit  für  das  Feststellen  ihrer  wahren  Namen  und  der  darauf  bezüglichen,  zuweilen  interessanten  und  wichtigen,  Mit- 
theilungen früherer  Beobachter.  Folgendes  ist  ein  mühsamer  Versuch  zur  critischen  Anwendung  der  110  hier  ausgeschlossenen  Namen, 
von  denen  Linne  1767  (Syst.  Nat.  ed.  XII.)  14,  Müller  1773  und  1786  68,  Maratti  {de  planus  Zooph.  et  Lithoph.)  1776 
1,  Herrmann  1783  (Naturforscher  XIX.)  1,  Gmelin  (Syst.  Nat.  Lirm.  ed.  XIII.)  1788  3,  Esper  (Pflanzenthiere) ,  nach 
Schweigger,  2?,  Abildgaard  1793  (Skrivter  of  naturhist.  Selsk.  B.III.p.70.)  1,  Blumenbach,  nach  Cüvier,  1,  Mo- 
deer (Abhandl.  d.  schwed.  Akad.)  1790  2,  Bosc  (Buffon  ed.  Deterville  1803.)  1,  Schrank  {Fauna  boica)  1803  7,  Dutro- 
chet  (Annales  du  Mus.  XIX.)  3,  Bory  (Eticycloped.  method.)  1824  4,  Delle  Chiaje  1833  1,  Hemprich  und  Ehrenberg 
(Symbolae  physicae,  Tabulae)  1828  2  gegeben  haben:  1)  Vorticella  acinosa  Müller  (1773)  ==  Epistylis  umbellaria  (fla- 
vicans?);  acinosa  Schrank  (1793)  =  Epistylis  anastatica? ;  2)  V.  albina  Müller  (1786)  =  Trichodina? ,  Vorticella?; 
3)  V.  albivestita  Dütrochet  (1812)  =  Vaginicola  crystallina?;  4)  V.  Ampulla  Müller  (1786)  =  Vaginicola  —  ? ;  5)  V. 
Anastatica  Linne  (1767)  ==  Carchesium,  Zoothamnhtm  und  Epistylis  Anastatica;  Müller  (1773)  =  Epistylis  Anast. ;  6)  V. 
annularis  Müller  (1773)  =  Epistylis  plicatilis? ;  7)  V.  arabica  Hempr.  u.  Ehrenb.  (1828)  =  Epistylis;  8)  V.  auricu- 
lata  Müller  (1773)  =  Notommata  lacinulata;  9)  V.  aurita  M.  (1786)  =  Notommata  aurita;  10)  V.  bellis  M.  (1773)  = 
Epistylis;  11)  V.  berberina  Linne  (1767)  =  Opercularia? ;  12)  V.  brevipes  Hempr.  u.  Ehrenb.  (1828)  =  V.  Conval- 
laria; 13)  V.  bursata  M.  (1786)  =  V.  chlorostigma? ;  14)  V.  canaliculata  M.  (1773)  =  V.  Convallaria?;  15)  V.  Cani- 
cula  M.  (1786)  =  Diglena? ;  16)  V.  Catulus  M.  (1773)  =  Diglena? ;  17)  V.  Cavolini  Delle  Chiaje  (1833)  =  V.  nebu- 
lifera; 18)  V.  cincta  M.  (1773)  =  Peridinium;  19)  V.  cirrata  M.  (1786)  =  V.  Convallaria?;  20)  V.  confervicola  Dü- 
trochet (1812)  =  Vaginicola;  21)  V.  conglomerata  Linne  (1767)  =  Pennatula? ,  Corallina? ;  22)  V.  constricta  M. 
(1786)  =  Notommata?;  23)  V.  cornuta  M.  (1773)  =  Leucophrys;  24)  V.  cothumata  Hempr.  n.  Ehrenb.  (1828)  =  V. 
Convallaria;  25)  V.  crataegarialuiwi.  (1767)  =  Epistylis;  26)  V.  crateriformis  M.  (1773) '=  V.  citrina? ,  Convallaria?; 
27)  V.  Cucullus  M.  (1786)  =  Stentor? ;  28)  V.  cyathina  M.  (1776)  =  V.  Convallaria;  29)  V.  digitalis  Linne  (1767) 
=  Epistylis  dig.;  30)  V.  discina  M.  (1786)  =  Trichodina  Pediculus? ;  31)  V.  Doliolum  Bosc  (1802)  =  Epistylis  Ana- 
statica; 32)  V.  Encrina  Maratti  (1776)  =  ümbellularia  Encrinus;  33)  V  Encrinus  Linne  (1767)  =  ümbell.  Encri- 
nus;  34)  V.  fasciculata  M.  (1773)  =  V.  chlorostigma?;  35)  V.  Felis  M.  (1773)  =  Diglena?,  Notommata  Felis?;  36)  V. 
ßosculosa  M.  (1773)  =  Lacinularia  socialis? ;  37)  V.  folliculata  M.  (1786)  =  Vaginicola?,  Cothumia? ;  38)  V.  fraai- 
nina  M.  (1786)  =  Epistylis;  39)  V.  fritillina  M.  (1786)  =  V.  Convallaria;  40)  V.  furcata  M.  (1773)  =  Diglena?,  Fur- 
cularia?;  41)  V.  gemella  M.  (1773)  =  V.  Convallaria!;  42)  V.  glomerata  s.  conglomerata;  43)  V.  hians  M.  (1773)  = 
V.  Convallaria;  44)  V.  hyacinthina  Gmelin  (1788)  =■  Floscularia  ornata? ;  45)  V.  inclinans  M.  (1773)  =  Epistylis; 
46)  V.  iners  Schrank  (1803)  =  Epistylis  Botrytis?;  47)  V.  lacinulata  M.  (1773)  =  Notommata  lacinulata-,  48)  V. 
Larva  M.  (1786)  =  Diglena  conura? ;  49)  V.  Umacina  M.  (1773)  =  Epistylis?;  50)  V.  limosa  Bory  (1824)  =  Vorti- 


3*0   

cella  Convallaria!  und  Epistylis? ;  51)  V.  longiseta  M.  (1786)  =  Notommata  longis.;  52)  V.  lunaris  M.  (1773)  =  V. 
patellina?,  Campanida? ;  53)  V.  lunifera  M.  (1786)  =  Peridinium? ,  fragmentum  Sientoris?,  Oscytrichae?  ;  54)  V.  mar 
croura  Herrmann  (1783)  =  Acthmrus  neptimius;  55)  V.  monadica  Schrank  (1803)  =  V.  microstoma? ,  Conv aMaria? ; 
56)  V.  multiformis  M.  (1786)  =  Stentor;  57)  V.  nasuta  M.  (1773)  =  V.  Convallaria;  58)  V.  nigra  M.  (1773)  =  Sten- 
tor niger;  59)  V.  nutam  M.  (1773)  =  V.  patellina;  60)  V.  ocreata  M.  (1786)  =  Stentor  Mülleri  deformis?  ;  61)  V. 
operculina  Linne  (1767)  [operculata,  opercidaria  auct.]  =  Opercidaria  articulata;  62)  Z7.  ovifera  Linne  (1767)  =  En- 
crinus? ;  63)  V.  ovifera  Modeer  (1790)  ==  Zootliamnium  Arbuscula;  64)  V.  papillaris  M.  (1786)  =  V.  Convallaria ;  65) 
V.  parasitica  Hempr.  u.  Ehrenb.  (1828)  =  Episiylis;  66)  V.  pentagona  Esper  [nach  Schweigger]  (1791  ?)  =  Encrinus 
Caput  Medusae ;  67)  V.  pigra  Schrank  (1803)  =  Cocconema? ',  Ec/iinella? ;  68)  J7".  P«7«  Schrank  (1803)  ==  Trichodina? , 
Fort.  Convallaria?  ;  69)  F".  polymorphe  M.  (1773)  =  Stentor  pol.;  70)  F".  polypina ;  Linne  (1767)  =  Carchesinm  pol.; 
71)  Z7".  punctata  Abildgaard  (1793)  =  Cbfe/w  hirtus;  72)  ^.  putrida  Gmelin  (1788)  =  Epistylis  puirina;  73)  f.  /m- 
trinaM.  (1776)  =  Epistylis  p.;  74)  J7".  pyraria  Linne  (1767)  =  Epistylis  pyraria;  Müller  (1773)  ==  Gomphonema  trun- 
catum  und  Epistylis;  75)  /^.  piriformis  M.  (1773)  =  Carchesinm?,  Vorticella?  juv.;  76)  Z7".  c/uadricircularis  Dütrochet 
(1812)  =  Melicerta  ringens;  77)  Z7".  quadricomis  Schrank  (1803)  =  Epistylis  pyraria;  78)  Z7".  racemosa  M.  (1773)  = 
Zoothamnium?  ;  79)  Fl  ringens  M.  (1773)  =  Epistylis;  80)  Z7".  rotatoria  M.  (1773)  =  Rotifer  vulgaris;  81)  ^.  rotula- 
ris  Esper  [nach  Schweigger]  (1791?)  =  Encrinus;  82)  Z7-  Saccidus  M.  (1786)  =  /^.  Convallaria? ;  83)  Z7".  scyphina  M. 
(1786)  =  f.  Convallaria?;  84)  Z7!  «ewto  M.  (1773)  ■=  Hydatina  senta;  85)  Z7".  jS^kT*  Schrank  (1803)  =  Arcella? ',  /)?/- 
flugia  acuminata? ;  86)  Z7".  socialis  M.  (1773)  =  Megalotrocha  alba  aut  Lacinularia  socialis  juv.;  87)  F".  spectabilis 
Bory  (1824)  =  Carchesium  polypinum;  88)  Z7*.  sphaeroidea  M.  (1786)  =  Enchelys? ;  89)  'F.  Sputarium  M.  (1786)  = 
Epistylis,  corpus? ;  90)  Z7".  stellata  Linne  (1767)  =  Sertidaria  unißora?  (Clytia);  91)  Z7*.  stelKna  M.  (1786)  =  Tricho- 
dina  Pediculus  ;  92)  F".  stentorial^m^k  (1767)  =  Stentor  Mülleri  et  Roeselii? ;  93)  F*.  succollataM.  (1786)  =  Salpina? , 
Notommata? ;  94)  Z7",  tetrapetala  Blumenbach  [nach  Cüyier]  (1798)  ==  Melicerta  ringens;  95)  FV  tetrodon  Schrank 
(1803)  =  Z7".  Convallaria? ;  96)  F".  togata  M.  (1786)  =  Furcularia  Notommata?,  Diglena  caudata? \  Euchlanisl ;  97) 
Z7.  tremida  M.  (1786)  =  Synchaeta  trem.;  98)  f.  truncatella  M.  (1773)  =  Z7*.  Convallaria? ;  99)  Fl  tuber osa  M.  (1786) 
=  Acineta  tub.;  100)  Z7".  ttmbellaria  Linne  (1767)  —  Epistylis  {ßavicans?);  101)  Z7".  umbellata  Bort  (1824)  =  Episty- 
lis; 102)  ^.  Umbellula  Bory  (1824)  =  Epistylis  (flavicans? ) ;  103)  ^.  urceolaris  Linne  (1767)  =  Brachionus  urceola- 
ris;  104)  Z7".  utriculata  M.  (1786)  =  Ophrydium  versatile? ;  105)  jK  vaginata  M.  (1786)  =  Tintinnus?  ;  106)  Z7".  ##%*# 
M.  (1786)  =  Stentor?,  Monocerca  valga? ;  107)  Z7*.  «wW«  M.  (1786)  =  Convallaria? ;  108)  Z7".  vermicidaris  M.  (1773)  = 
Notommata  decipiens? ;  109)  Z7".  versatilis  M.  (1786)  =  Ophrydium  versatile;  110)  Z7".  viridis  M.  (1773)  =  Trichoda? ; 
111)  Z7*.  Volvosc  Schrank  (1803)  =  Epistylis  vegetans. 

Hieran  schliessen  sich  die  Synonyme  der  8  unhaltbaren  Gattungen ,  welche  Hill,  Modeer,  Lamarcxsl  und  Bory  de  St. 
Vincent  aus  den  Entwickelungsformen  dieser  Gattung  gebildet  hatten: 

I.  Ecclissa  Modeer  (Abhandl.  d.  schwed.  Akad.  d.  Wiss.  1790.  deutsch  p.  228-  XII.  p.  15.)  mit  74  Arten,  deren  er 
zum  Glück  nur  3  namentlich  verzeichnet  hat.  Schrank  beschrieb  aber  1803  {Fauna  boica  III.)  15  Arten  >  wovon  11:  1)  jE7. 
albin a,  2)  cornuta,  3)  crateriformis,  4)  Felis,  5)  lacinulata,  6)  nasuta,  7)  nigra,  8)  Saccidus,  9)  scyphina,  10)  £ra//- 
catella,  11)  viridis  sich  auf  Müller's  Vorticellen  beziehen  und  deren  Verbreitung  in  Baiern  anzeigen ,  4  aber  neue  Arten  darstel- 
len: 12)  jE".  Arenarium  =  Vorticella  Convallaria? ;  13)  E.  Hermanni  =  Notommata  lacinidata? ;  14)  J57.  Pyrum  = 
Stentor  Mülleri? ;  15)  i£.  reversa  =  Vorticella  Convallaria? .  Goldfüss  (Handbuch  d.  Zoologie  I.)  fügte  1820  noch  1  Art 
hinzu:  16)  2J7.  utrictdata  =  Vort.  Müller.     Modeer  nannte  257.  canalicularis ,  cingidata  und  flabellaris. 

II.  Urceolaria  Lamarck  1801  [Systeme  des  anim.  sans  vertebres)  und  1816  (Hist.  nat.  des  anim.  sans  vert. 
Vol.  II).  In  dieser  Gattung  sind  bisher  32  Namen  gegeben  worden.  Lamarck  gab  deren  1816  26  nach  Müller's  Vorticellen: 
1)  £7.  bursata,  2)  cincta,  3)  cirrata,  4)  er  uteri formis,  5)  Cuadlus,  6)  discina,  7)  fritillina,  8)  hamata,  9)  hmifera, 
10)  multiformis,  11)  nasuta,  12)  nigra,  13)  ocreata,  14)  papillaris,  15)  polymorphe,  16)  Saccidus,  17)  scyphina,  18) 
sphaeroidea,  19)  Sputarium,  20)  stellina,  21)  truncatella,  22)  utricidata,  23)  versatilis,  24)  valga,  25)  varia,  26)  #/rz- 
fi&a9,  und  1801  hatte  er  den  Rotifer  vulgaris  27)  Urceolaria  rediviva  genannt.  Bory  hat  1824  in  der  Encycloped.  methodir/. 
Zoophytes  4  neue  Artnamen  zugefügt:  28)  27.  Cyclopus  =  Vorticella  Convallaria? ;  29)  £7.  fuscata  =  Vorticella  micro- 
stoma?\  30)  27.  Grandinella  =  Trichodina  Grand.;  31)  27.  nigrina  =  /^örf.  Convallaria? .  Einen  Namen  gab  ich  1828 
nach  der  bis  dahin  üblichen  Ansicht  dieser  Formen  in  den  Symbolis  physicis:  32)  27.  Israelitarum  =  Vorticella  nebulifera. 

III.  Rinella  Bory  1824  {Encycloped.  method.),  Rhinella  Bory  (Biet,  classir/ue  1828.).  Es  sind  vom  Grün- 
der der  Gattung  allein  3  Arten  verzeichnet:  1)  Ä.  mamillaris  =  Vorticella  chlor ostigma? ;  2)  .ß.  myrtilina  =  Vortic.  Con- 
vallaria?;  3)  iJ.  Nasus  =  ^brjf.   Convallaria? . 

IV.  Kerobalana  Bory  1824  (Encycloped.  method.).  Es  sind  nur  2  Artnamen  gegeben:  1)  K.  Mülleri  =  F.  27ö//- 
vallaria? ;  2)  Ä.  lobloti  =  V.  Convallaria? . 

V.  Cr  uterina  Bory  1824  (Encycloped.  method.)  mit  4  Arten:  1)  27.  ^Wöfo?  =  Cryptomonas? ;  2)  27.  Fritillus 
=  Vorticella  Convallaria;  3)  C.  Lagenida  =  Enchelys?,  Vorticella  microstoma? ;  4)  27.  stentor ea  =  Trachelius  tricho- 
phorus?.     Eine  5te  Art  nannte  er  1826  (DzVtf.  c/^as.  Microscopir/ues)  5)  27.  margarina  =  Coleps  hirtus?. 

VI.  Convallarina  Bory  1823  (2>^.  classique,  auch  1831)  und  1824  (Encycloped.  meth.).  Es  sind  von  dieser 
Gattung ,  welche  alle  die  gestielten  und  einfachen,  schnellenden  oder  steifen  Vorticellen  umfasst,  bei  denen  man  die  Wimpern  des  Stirn- 
randes übersehen  hatte,  11  Arten  verzeichnet:  1)  27.  anmdaris,  2)  Convallaria,  3)  globularis,  4)  inclinans,  5)  nutans,  6)  ^p*- 
tf/w/:  sind  Müllers  gleichnamige  Vorticellen;  neue  Namen  sind:  7)  27.  biloba  (1823)  =  Vortic.  Convallaria;  8)  27.  bilobata 
(1824)  =  Eadem;  9)  (7.  nicotianina  (1824)  =  Epistylis?  inclinans;  10)  27.  proboseidea  (1831)  =  Epistylis?;  11)  27.  ^W- 
e&Ä  (1823)  =  Vortic.  chlorostigma? . 

VII.  Craspedarium  Hill  1751  (History  of  Animals)  mit  3  Arten:  1)  27.  1.  =  Vortic.  Convallaria;  2)  27.  2. 
=  l^brÄc.  Conv  all.?,  Trichodina  Grandinella;  3)  27.  3-  =  Fbrflfc.  Convallaria?,  Enchelys?. 

VIII.  Macrocercus  Hill  1751  (History  of  Animals)  mit  7  Arten:  1)  ü/.  1.  =  Vorticella  Convallaria?,  mi- 
crostoma?; 2)  i*f.  2.  =  Vorticella  Conv  all.? ;  3)  ü!/.  3.  =  IWo?,  Spermato%oon? ;  4)  -«f.  4—6.  =  Cercaria?,  Histrio- 
nella? ;  7)  M.  7.  =  Larva  articidata  Insecti. 


3W    

Die  Gattungen  Brachiomis  und  Ophrydia,  Enchelys,  Trichoda  u.  a.  umfassen  ebenfalls  Formen  der  Gattung  Vorticella^ 
sind  aber  in  diesem  Werke  als  noch  bestehende  Gattungen  aufgeführt  und  enthalten  die  hierher  gehörigen  Synonyme  an  ihrem  Orte.  Die 
ausgeschlossene  Gattung  Cercaria,  welcher  ebenfalls  einige ,  dieser  Familie  und  Gattung  zugehörige,  Formen  einverleibt  wurden,  ist 
hinter  Eacldanis  zu  vergleichen*     Das  Physiologische  ist  bei  den  folgenden  Gattungen  nocli  mehr  entwickelt. 


EINUNDNEUNZIGSTE     GATTUNG:     GLOCKENBÄÜMCHER 

Carchesium.     Carcbese. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Vorticellinorum ,  pedicellum  in  spiram  flexilem  et  spontanea  imperfecta 
divisione  ramosum  excernens,  corpusculis  pedicellatis  similibus.    (  =  Vorticella  frutieulosa.) 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Forticelimes ,  poussant  un  pedicule  ßexible  en  spirale 
et  rameux  par  la  division  spontanee  imparfaite^  ayant  tous  les  corpuscules  pedicu- 
les  de  la  meme  forme.    (=  Vorticelle  rameuse.) 

Die  Gattung  der  Glockenbäumclien  enthält  in  der  Familie  der  Glockenthierchen  die  Formen, 
welche  einen  spiralförmig  biegsamen  und  durch  ihre  unvollkommene  Selbsttheilung  baumartig  verästeten  Stiel 
auszuscheiden  vermögen ,  und  deren  gestielte  Körper  überdiess  alle  von  derselben  Gestalt  sind.  Es  sind 
baumartige  zusammenschnellende  Glockenthierchen. 

Die  zusammenschnellenden  Glockenbäumclien  gehören  zu  den  anregendsten  unter  den  lieblichsten 
Erscheinungen  des  Mikroskops,  und  sie  sind  auch  schon  frühzeitig  beobachtet  worden.  Es  scheint  nur  Eine 
Art  dieser  Gattung  bisher  beobachtet  zu  seyn.  Schon  Leeüwenhoek  mag  sie  in  Holland  1703  mit  Säu- 
lenglöckchen  (Epistylis)  an  Meerlinsen  gesehen  haben,  doch  erwähnt  er  des  Zusammenschnellens  nicht. 
Die  allgemeine  Form  beschäftigte  schon  an  sich  seine  Phantasie.  Specieller  und  deutlicher  bezeichnete  sie 
1703  ein  anonymer  Landbesitzer  in  England.  Mit  physiologischem  Scharfsinn  beachtete  sie  dann  Trembley 
1744,  und  er  nannte  sie  zuerst  nach  Reaumürs  Vorschlag  Strausspolypen  {Polypes  ä  bouquet).  Den 
ersten  systematischen  Namen  gab  Linne  1758,  nachdem  Ellis  sie  im  Meere  beobachtet  hatte,  als  Sertula- 
ria  polypina;  derselbe  gab  aber  noch  einen  zweiten  Namen  für  die  gleiche  von  De  Geer  im  Süsswasser 
bei  Stockholm  beobachtete  Art,  welche  er  1761  Isis  Anastatica  und  1767  Vorticella  Anastatica  nannte. 
Daneben  behielt  er  auch  die  Seewasserform,  Vorticella  polypina  bei.  Pallas  verzeichnete  sie  als  Bra- 
chionus  ramosissimus  und  Anastatica.  Müller  nahm  sie  auch  beide  gesondert  1773  in  seinem  systema- 
tischen Infusorien  werke ,  mit  andern  Characteren,  als  Vorticella  polypina  und  anastatica  auf.  Neuerlich 
hat  zuerst  Goldfüss  1820  die  baumartigen  Vorticellen  unter  dem  Namen  Campanella  in  eine  besondere 
Gattung  gestellt,  aber  die  steifgestielten  oifenbar  nicht  absichtlich  gesondert.  Bory  de  St.  Vincent  theilte 
1824  die  verästeten  und  biegsamen  Vorticellen  in  solche  mit  wirbelnden  Wimpern  und  ohne  diese.  Die  be- 
wimperten stellte  er  zur  einfachen  oder  verästeten  Gattung  Vorticella ,  die  wimperlosen  nannte  er  Den- 
drella  und  vereinigte  damit  gestielte  Bacillarien,  welche  er  andererseits  zum  Theil  als  Sty Ilaria  abson- 
derte. Der  von  ihm  berücksichtigte  Mangel  an  Wimpern  lag  aber  bloss  an  mangelhafter  Beobachtung  und 
überdiess  an  Verwechselung  von  gestielten  Bacillarien  mit  Vorticellen.  Seit  1825  schloss  er  sie  von  den 
Infusorien  und  Thieren  aus  und  stellte  sie  in  sein  Reich  der  Psychodien.  Das  Carchesium  führte  er  als 
2  Arten  der  verästeten  Vorticellen  auf.  Im  Jahre  1830  wurde  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  die 
Gattung  Carchesium  (Becherthierchen)  von  Epistylis  und  Vorticella  geschieden,  und  mit  3  Arten  in 
die  Familie  der  Panzervorticellen  gestellt,  weil  der  eigentliche  Stiel  als  von  einer  Scheide  umhüllt  an- 
gesehen wurde.  Allein  die  fortgesetzten  Untersuchungen  haben  1831  ergeben,  dass  der  Faden  im  Stiele 
der  Schnellvorticellen  ein  queerstreifiger  Muskel  ist,  den  die  wahren  Vorticellen  in  ihrem,  nur  oft  zarte- 
ren, Fusse  auch  führen,  der  aber  den  steifen  Säulenglöckchen  {Epistylis)  abgeht.  Die  Gattung  Carche- 
sium wurde  daher  1831  zuerst  zur  Vorticellenfamilie  gezogen  und  mit  4  unverästeten  und  einer  baumför- 
migen  Art  verzeichnet.  Da  sich  aber  neuerlich  die  Anwesenheit  des  innern  Muskels  im  Fusse  aller  schnellen- 
den Vorticellen  gleichartig  festgestellt  hatte ?  so  ist  jetzt  der  Character  der  unvollkommenen  Selbsttheilung 
als  Unterschied  zwischen  Carchesium  und  Vorticella  hervorgehoben  worden,  wonach  die  früheren  unver- 
ästeten Carchesia  zur  Gattung  Vorticella  übertragen  worden  sind.  Hierdurch  ist  denn  nur  Eine  Art  in 
der  Gattung  verblieben.  —  Die  Organisation  ist  noch  nicht  so  vollständig  zu  entwickeln  gelungen,  als  bei 
Vorticella  und  Epistylis ,  doch  ist  ein  einfacher,  beim  raschen  Wirbel  doppelt  erscheinender,  Wimperkranz 
um  die  Stirn,  und  periodisch  überdiess  ein  Rückenkranz,  auch  ein  in  der  Contraction  queerfaltiger  faden- 
artiger Muskel  im  Stiele  erkannt  —  Der  seitliche  Mund  und  der  polygastrische  Darm  sind  scharf  ermittelt 

90 


293 

als  Ernälirungsorgane.  —  Vom  Sexualsystem  sind  weissliche  Eikörncheii  und  eine  contractile,  zuweilen  strah- 
lige Blase  im  vordem  Körper  beobachtet.  Eine  Drüse  liess  sich  nicht  scharf  unterscheiden.  Ganz  beson- 
ders wichtig  für  seine  Gestaltung  ist  die  unvollkommene  spontane  Längstheilung,  üeberdiess  ist  Knospen- 
bildung beobachtet  Das  periodische  Ablösen  der  Körper  von  den  Stielen  bedingt  freie  Formen,  wie  sie  bei 
Vorticella  angezeigt  sind. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  über  ganz  Europa  beobachtet. 

395-     Carchesium  polypinum,  schnellendes  CiUoekeiilmiuncIieii.    Tafel  XXVI.  Fig.  V. 

C.  corpore  conico-campanulato,  albo,  fronte  lata  truncata,1  margine  prominulo,  fruticulo  sub-umbellato. 

Garchese  Polype,   a  corps  conigue-campanule,   blanc^  ayant  le  front  large  troncjue  a  bord  saillant 
et  les  rameuuco  presque  en  ombelle. 

Bell-like  animälcula ,  Leeuwenhoek,  Philo s.  Transact.  XXIII.  1703.  p.  1304. 

Lilly  -  Animalcula  of  root  of  Lens  palustris ,  Anonymus,  Philosoph.  Transact.  1703.  p.  1496. 

Pohjpes  H  bouquet,  Taembley,  Philosoph.  Transact.  (1744.)  1746.  Vol.  XLIII.  Nr.  474.  p.  169.  und  Vol.  XLIV.  p.  627. 

Polypen  an  Wasserfiöhen  (Cyclops),  De  Geer,  Vetenskaps  Academ.  Handling.  1747.   p.  229.  Taf.  6.   Fig.  2—5.    Memoires  des  In- 

sectes,   Tom.  VII.  Tab.  30.  Fig.  9  —  12.  p.  914.  1778. 
Vierte  neue  Polypenart  aus  der  Spree,  Berliner  Relationen,  1753.   p.  33.  und  1261. 

Clostering  Pohjpes,  Baker,  Employment  ofthe  microsc.   p.  334.  (438.)    Tab.  XIII.   Fig.  IV.  1752.    Vergl.  Zoothamnium. 
Glockenpolypen  an  Meerlinsen,  Schäffer,  Die  Armpolypen  um  Regensburg,  p.  5.  Taf.  I.   Fig.  3.    1754. 
Der  kleine  gesellige  hecJierförmige  Afterpolyp ,  Rösel,  Insectenbelustigungen,  III.  p.  598.   Taf.  XCVII.  Fig.  3.    1755. 
Corallina  omnium  minima,  Ellis,  An  Essay  towards  a  natur.  bist,  of  the  Corallines,  p.41.  n.  22.   Taf.  13.   Fig.  b.  B.  c.  C.   1755. 
Polypus  dichotomus,    Linke,    Amoenit.  Acad.  Vol.  II.   p.  57.  Nr.  4.  u.  5.  1755.     Flora  Friedrichsdal.   p.  238.   1757.?   nach  Modeer, 

p.  243. 

Martini,  Magazine  of  Arts  and  Sciences,  Oct.  1757.  nach  Baster. 

Sertularia  polypina,  Linne,  Syst.  Naturae,   ed.  X.   1758. 

Sertularia  polypina,  Baster,  Opuscula  subseciva,  I.  Lib.  1.  Tab.  3.  Fig.  1.  a.  b.  c.   1758. 

Isis  Anastaiica,  Linke,  Fauna  suecica,  ed.  II.  1761. 

Brachionus  ramosissimits .  %  -n  „4       -r,,         ,         „         i     i.        no  -  nn    ^^ß 
'  X  Palias,  Elenchus  Zoophyt.  p.  98,  99.   1766. 
—         Anastatica,       f  r  r 

Vorticella  polypina,      i  Lisrf    Sygt#  Rat#  ^  m  im 

—  Anastatica,  | 

Vorticella  polypina,  Müller,  Verm.  fluv.  historia,  1773.    Animalc.  infus.   1786.    p.  328.   Tab.  XLVI.   Fig.  7—9. 

Strausspolypen y  Göze,  in  Bonnet's  Abhandl.  aus  der  lnsectologie,  II.  p.  460.  1774. 

Animali  alberetti9  Spallanzani,  Opuscoli  di  fisica  anim.  I.  p.  176.  (202.)  Taf.  2.  Fig.  12—14.  1776. 

Der  Baum,  Eichhorn,  Beiträge  z.  Kenntniss  der  kl.  Wasserth.   1775.  zum  Theil.    Taf.  5.   Fig.  F. 

Sertularia  polypina,  Slabber,  auf  Monoculns  Taurus  (Zoe?) ,  Physik.  Belustig.  1778.  p.  37.  deutsch  p.  17. 

Alberetti  animali,  prima  spezie,  Colombo,  Osservaz.  microscop.  im  Giornale  della  medicina,  Venezia  1787.  deutsch  1793.  p.  9.  Fig.  1. 

Vorticella  anastatica,  Modeer,  Neue  Abhandlungen  d.  schwedischen  Akademie,   1790.   Vol.  XII.   p.  1. 

Vorticella  polypina,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  119.  1803. 

Campanella,  Goldfüss,  Handbuch  der  Zoologie,  1820.  I.  p.  71. 

VcrticelU  spectaMis,  »  BoRT  DB  gi<  yIN  Encycloped.  metli.  1824. 

—  polypi7ia ,     § 

Carchesium  polypinum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.   p.  41.   1831.    p.  94. 
Bell -Polypus,  Varlet,  Improvements  in  the  microscope,  1832.  p.  56.   Tab.  V.   Fig.  27,  28. 

Aufenthalt:     In  Holland,  England,  Dänemark,  Schweden,  Norwegen,  Preussen,  Baiern,  Frankreich  und  Italien  im  Siisswasser,  auch 
im  Seewasser  der  Ostsee,  der  Nordsee  und  des  atlantischen  Meeres,  nach  Linne  auch  des  Mittelmeeres,  beobachtet. 

Das  schnellende  Glockenbäumchen  findet  sich  oft  einzeln  an  Meerlinsen  und  allen  Arten  von  Quellpflanzen,  zuweilen  überzieht 
es  in  dichten  Gruppen  deren  Oberfläche  und  erscheint  dann  dem  blossen  Auge  schon  als  ein  weisser  schimmelartiger  oder  nebelartiger 
Ueberzug.  Es  ist  immer  deutlicher  sichtbar  als  das  nebelartige  Glockenthierchen,  mit  dem  es  oft  zusammenlebt.  Die  Höhe 
der  ganzen  Bäumchen  beträgt  %  his  4/5  Linie.  Es  lebt  auch  im  Seewasser  an  Corallinen,  wo  es  Ellis  bei  England  beobachtete.  Ba- 
ster sah  es  bei  Ciricsee  in  Holland  an  Austern,  und  sein  Freund  Slabber  an  einem  jungen  Seekrebs,  den  er  Monoculus  Tau- 
rus nennt,  Müller  an  Fucus  nodosus  der  Ostsee.  Ich  sah  es  1833  bei  Wismar  an  Zostera,  Ceramium,  Scytosiphon  Filum  und 
andern  Seepflanzen ,  auch  im  Meerbusen  von  Christiania  im  Seewasser,  ohne  es  von  dem  bei  Berlin  lebenden  unterscheiden  zu  können. 
Zuweilen,  doch  seltener,  findet  es  sich  auf  lebenden  Schnecken,  Wasser  flöhen,  Phryganeen-Larven  und  andern  Wasserthie- 
ren,  deren  parasitische  Baum-Vorticellen  meist  Epistylis  -  Arten  sind.  Bei  Berlin  ist  es  an  Ceratophyllum  und  Meerlinsen  sehr  häu- 
fig und  schon  seit  1753  bekannt.  Trembley  fand  es  im  Haag,  machte  aber  seine  Theilungsbeobachtungen  an  Epistylis  Anastatica 
und  Zoothamnium.  Spallanzani  hat  die  Fortpflanzung  an  dieser  Art  erst  scharf  beobachtet;  noch  schärfer  hat  Colombo  die  Na- 
turgeschichte derselben  ermittelt.  Alle  neueren  Mittheilungen  darüber  sind  nur  Wiederholungen  jener  Entdeckungen.  Man  hatte  jedoch 
keine  Kenntniss  der  individuellen  Organisation.  Im  Jahre  1830  theilte  ich  die  ersten  Resultate  meiner  angestrengten  Untersuchungen 
darüber  in  einem  systematischen  Schema  mit,  und  diese  sind  später  noch  fortgesetzt  und  erweitert  worden.  Carchesium  polypinum 
gehörte  zu  den  durch  Farbenahrung  schon  bis  1830  geprüften  Formen  mit  deutlichem  Ernährungsapparat.  Die  von  Spallanzani  ge- 
zeichnete und  auch  von  Colombo  angegebene  mittlere  Oeffnung  des  vorderen  Trichters  wurde  als  irrig  erwiesen,  aber  die  Entwicke- 
lung  durch  Selbsttheilung  ergab  sich  gerade  so,  wie  Tremblex  und  Spallanzani  sie  erkannt  hatten.  Die  Kerobalanenform,  welche 
schon  Colombo  beschreibt,  wurde  sammt  all  den  bei  Vorticella  erwähnten  Entwickelungsformen  beobachtet,  und  überdiess  sah  ich 
auch  Knospenbildung.  Beobachtungen  dieser  Entwicklung  gewähren  das  höchste  Interesse,  und  oft  habe  ich  Nächte  lang  sie  mit  nie 
ermüdendem  Auge  verfolgt.  Trembley  band  die  mit  Yorticellen  besetzten  Pflanzentkeile  an  einen  nackten  Federkiel,  bog  ihn  in  das 
Glas  und  benutzte  seine  Spannkraft,  um  sie  unter  Wasser  fest  an  die  Wand  des  Glases  zu  drücken,  wo  er  sie  dann  mit  einer  festen 
Lupe  betrachtete.  In  einem  flachen  Uhrglase  kann  man  bei  nur  lOOmaliger  Vergrösserung  dasselbe  im  Compositum  leicht  erreichen. 
Die  Organisation  erkennt  man  erst  bei  300maliger  Vergrösserung  des  Durchmessers  zur  Ueberzeugung.  Die  Magenzellen  sind  leicht  zu 
beobachten.  Der  seitliche  Mund  erscheint  beim  Zumischen  von  Indigo  ins  Wasser  wie  ein  rauchender  Schiott,  und  auch  das  periodi- 
sche Niederschlucken  im  Schlünde  und  das  Fortrücken  der  Farbe  im  Darme  wird  deutlich,  nur  bleibt  der  Darm  nicht  gefüllt,  sondern 
jeder  Bissen  oder  Mundvoll  rückt  rasch  von  einer  Magenzelle  zur  andern,  gerade  so  wie  die  Speise  im  menschlichen  Schlünde  nicht 
verweilen  kann,  sondern  rasch  durchgeführt  wird.     Andererseits   ist  der   dreitheilige  Magen  der  Wiederkäuer  mit  dieser  polygastrischen 


279    

Einrichtung  vergleichbar.  Durch  den  Mund  wird  gewöllartig  das  Unverdaute  in  Kugelform  wieder  ausgeworfen.  Die  weissen  sehr  feinen, 
500mal  zu  vergrössernden,  Eikörnchen  sind  bei  durchgehendem  Lichte  gelblich.  Die  contractile  Samenblase  ist  deutlich  im  vordem 
Körper  und  zuweilen  gelappt,  fast  strahlig.  Auch  heute  (4.  Sept.  1837)  gelang  es  mir  nicht,  die  Samendriise  direct  zu  erkennen, 
wohl  weil  ihre  Lichtbrechungskraft  zu  wenig  ausgezeichnet  ist.  Sehr  merkwürdig  ist  der  schon  1830  von  mir  bemerkte,  sich  in  der 
Contraction  queerfaltende,  fadenartige  Muskel  in  dem  mittleren  Canale  des  Stieles.  Diese  Queerrunzeln  (ganz  denen  der  Muskelfasern 
der  grösseren  Thiere  ähnlich)  scheint  schon  Gleichen  bei  V.  Convallaria  gesehen,  aber  für  Eiergrenzen  im  Legestachel  gehalten 
zu  haben.  Der  Mechanikus  Varley  hat  sie  zuletzt  richtig,  aber  etwas  greller  dargestellt,  als  sie  gesehen  werden.  Zuweilen,  nicht 
immer,  ist  der  Stiel  am  Ende  stark  tellerförmig  erweitert.  Ich  sah  diese  Form  am  7.  Dec.  1832  und  im  Januar  1835  unter'm  Eise 
sehr  zahlreich  und  munter  an  Pflanzen,  sonst  zu  allen  Zeiten,  besonders  im  Herbst  bei  Berlin.  Die  Form  der  Verästelung  ist  wech- 
selnd. Junge  Zoothamnien  haben  kleinere  Thiere,  sind  schwer  zu  unterscheiden.  —  Grösse  des  erwachsenen  Körpers  Vis  bis  V36 
Linie,  der  Eikörnchen  V2Ü00  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  XXVI.   Fig.  V.   und  Taf.  XVII.  Fig.  I.  und  VI. 

Fig.  #.,  ^.,  c.  ein  schirmartiges  oder  doldenartiges  Bäumchen  bei  SOmaliger  Vergrössenmg  des  Durchmessers,  6.  zum  Theil,  c.  ganz  contrahirt.  Fig, 
d.  und  e.  sind  die  ersten  Entwickelungs- Gruppen  eines  Einzelthierchens  zum  Baum:  «.  sass  auf  dem  leeren  Stiele,  trennte  sich  ab,  lief  wirbelnd  um- 
her und  setzte  sich  dann  nicht  weit  davon  fest;  ß.  ist  nach  12  Stunden  aus  «.  entstanden,  welches  unter  sich  den  Stiel  ausgeschieden  hat;  y.  und  d. 
ist  ein  solches  Einzelthier,  welches  einer  Vorticelle  gleicht,  mit  entwickelten  Eikörnchen  und  nach  seiner  ersten  spontanen  Längstheilung,  bei  S.  links 
ist  die  contractile  Blase  buchtig  (strahlig),  rechts  rund;  f.  ist  eine  doppelt  getheilte  Form,  der  Anfang  zum  Baum,  bei  </  der  Mund;  £.  ist  noch  mehr- 
fach getheilt  und  contrahirt;  77.  ist  eine  einfache  Form  mit  Knospenbildung,  0'  der  Mund,  g"  die  Knospe;  &.  Ecclissa  oder  Hineilen -Form;  /.  Ke- 
robalanen-Form  kurz  nach  der  Ablösung  vom  Stiele.  Fig.  f.  ist  ein  entwickeltes,  mit  Carmin  genährtes,  Bäumchen.  Alle  diese  Formen  sind  300- 
mal  im  Durchmesser  vergrössert.    Auf  Taf,  XVII.  sind  2  lebend  mit  Bacillarien  besetzte  Bäumchen  der  Ostsee  bei  Wismar. 


Nachtrag  zur  Gattung   Carchesium. 

Fast  alle  Beobachter  sprechen  von  mehreren  Arten  zurückschnellender  baumartiger  Vorticellen,  dessenungeachtet  bin  ich  nicht 
geneigt,  viele  Arten  als  bekannt  anzunehmen,  da  ich  nur  Eine  sehr  verbreitet  sah.  Linne  hielt  die  Seeform  für  verschieden  von 
der  Süsswasserform.  De  Geer  verwechselte  sammt  Linne  offenbar  auch  die  steifen  Formen  mit  den  schnellenden,  in  deren  besonderm 
Muskelgliede  ein  generischer  guter  Character  liegt.  Am  ansprechendsten  könnte  die  zweite  Art  scheinen,  welche  Colombo  beschreibt 
und  Fig.  2.  abbildet.  Allein  ich  mag  lieber  glauben,  dass  er  das  Zoothamnium  vor  sich  hatte,  welches  schon  Tremblet  gut  un- 
terschied, dessen  Knollenbildung  er  vielleicht  für  parasitische  Körper  hielt.  Bory  nennt  sogar  4  contractile  Arten.  Die  Süsswasser- 
form, welche  er  in  Königsberg  in  Preussen,  in  Brüssel  und  Lille  gesehen,  Vort.  spectabilis,  die  bis  2  Linien  lang  seyn  soll,  ist 
ohne  Zweifel  das  von  mir  beobachtete  Carchesium ,  nur  sah  ich  es  nie  so  gross.  Seine  Fort,  polypina  ist  eine  Seewasserform  der 
französischen  Küste  (Epistylis?),  deren  Stiel  nur  an  den  Enden  contractu  seyn  soll,  allein  ich  habe  den  ganzen  Stiel  der  Form  der  Ost- 
und  Nordsee  in  zahlloser  Menge  contractu  gesehen,  und  nur  ein  wenig  dicker  als  bei  der  Berliner  Form  gefunden,  die  aber  auch  darin 
wechselt.  Eine  dritte,  bis  2%  Linie  hohe  (?),  Art  ist  eine  Süsswasserform  von  Belgien  und  Flandern,  Vort.  umbellata^  war  aber 
gewiss  eine  Epistylis  (E.  plicatilis?,  Galea?).  Endlich  verzeichnet  er  eine  Dendrella  Mülleri  mit  steifem  Stamme  nnd  contracti- 
len  Aesten  aus  dem  nördlichen  Europa,  die  vielleicht  das  Zoothamnium  war.  Da  die  Körper  der  Einzelthiere  sich  unter  gewissen 
Umständen  von  ihren  Stielen,  die  dann  vergehen,  ablösen  und  stiellos  frei  umherschwimmen,  dabei  aucli  alle  die  Formen  annehmen, 
welche  bei  den  Vorticellen  vorkommen,  so  mögen  unter  den  Namen  Ecclissa^  Urceolaria,  Rinella  u.  s.  w.  auch  diese  Thierchen  ge- 
meint seyn,  und  es  wird  selbst  bei  noch  feinerer  Detailkenntniss  des  Baues  immer  schwierig  bleiben,  die  Arten  und  Gattungen  im  ab- 
gelösten Zustande  scharf  zu  sondern.  Das  gleichzeitige  Vorkommen  der  Stammformen  erleichtert  und  sichert  das  richtige  Erkennen.  — 
Der  Anonymus  von  1753  fand  das  Carchesium  bei  Berlin  an  Wasser  Schnecken  und  Wasserspinnen,  und  machte  die  interes- 
sante Beobachtung,  dass  etwas  Zucker,  in's  Wasser  gebracht,  sogleich  alle  Thiere  von  dem  Bäumchen  absprenge.  Die  Beobachtung 
ist  von  mir  nicht  mit  Glück  wiederholt  worden.  Ich  sah  sie  nur  einschrumpfen.  Den  tödtlichen  Einlluss  des  Zuckers  auf  Infusorien 
kannte  schon  Leeuwenhoek.  —  Die  4  früheren  Arten  der  Gattung  Carchesium  haben  folgende  Synonymie:  1)  C.  chlorostigma 
(1831)  =  Vorticella  chl;  2)  C.  fasciculatum  (1830)  =  Vort.  patellina;  3)  C.  nebuliferum  (1830)  =  Vort.  neb.;  4)  C 
pictum  (1831)  =  Vort.  picta.     Carchesium  pygmaeum^  eine  zweite  Art,  siehe  im  Nachtrag  z.  Familie. 


ZWEIUNDNEUNZIGSTE     GATTUNG:     SÄULENGLÖCKCHEN. 

Epistylis.    Epistylide. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Vorticellinorum,  pedicellum  rigidum  simplicem  aut  spontanea  imperfecta 
divisione  ramosum  excernens,  corpusculis  pedicellatis  similibus.  (  =  Vorticella  aut  Car- 
chesium stipite  rigido  s.  musculo  stipitis  destitutum.) 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Vorlicellines 5  poussant  un  pedicule  rigide  simple  ou  ra- 
meux  par  la  division  spontanee  imparfaite^  ayant  tous  les  corpuscules  pedicules  de  la 
meme  forme.  (=  Vorticelle  ou  Carchese  ä  pedicule  rigide  [sans  muscle  inUrieur 
du  pedicule.]) 

Die  Gattung  der  Säulenglöckchen  unterscheidet  sich  in  der  Vorticellenfamilie  durch  Ausscheiden 
eines  steifen  einfachen,  oder  bei  unvollkommner  Selbsttheilung  verästeten5  Stieles  und  durch  Gleichförmigkeit 


3SO 

der  gestielten  Körper.    Es  sind  Glockenthierchen  oder  Glockenbäumclien  mit  starrem  Stiele,  d.  i.  ohne  Mus- 
kel im  Stiele. 

Die  Gattung  der  Säulenglöckchen  besteht  jetzt  aus  12  sichern  Arten,  und  ist  zuerst  im  Jahre  1830 
in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  mit  3  Arten  gegründet  worden.    Im  Jahre  1831  erhielt  sie  ebenda 
11  Arten.     Die  ersten  Formen  beschrieb  Leeüwenhoek  aus  Holland   1703,   und  ein  anonymer  Engländer 
fand  sie  in  gleichem  Jahre  bei  London  auch.     Umständlicher  beobachtete  sie  der  scharfsinnige  Trembley  im 
Haag  1744.   Seine  für  die  damalige  Zeit  ausgezeichneten,  und  allgemeine  Aufmerksamkeit  erregenden,  Beob- 
achtungen über  die  Ent Wickelung  der  Strausspolypen  durch  Theilung  machte  er,  wie  es  scheint,  an  Epi- 
stylis Anastatica,  und  er  wiederholte  sie  an  Zoothamnium  Arbuscula.    Sehr  schöne,  noch  jetzt  vortreff- 
liche, Abbildungen  von  5  Epistylis-  Arten  gab  der  Maler  Rösel  von  Rosenhof  iu  Nürnberg  1755,  und  diese 
sind,  von  Linne  und  Pallas  an,  bis  in  die  neueste  Zeit  die  Grundlage  der  Systematik  für  die  Glockenthier- 
chen  geblieben.     Baker  scheint  nur  1   Carchesium  und  1  Zoothamnium  gesehen  zu  haben.     Linne  nahm 
1758  diese  5  Arten  in  seine  Gattung  Hydra,  und   1767  in  seine  Gattung   Forticeila  auf.     Pallas  ver- 
zeichnete sie  als  5  Arten  seiner  Gattung  Brachionus  1766.     Müller  wiederholte  die  Theilungs- Beobach- 
tungen 1773  an  Epistylis  Anastatica,   die  er  Fort,  racemosa  nennt,   und  nur  durch  den  schuppenlosen 
Stiel  unterscheidet,  wobei  er  zu  dem  von  keinem  späteren  Beobachter  bestätigten  Resultate  kam,  dass  der 
verlassene  Stiel,   wie  ein  Pflanzenstamm,   auch  wieder   neue  Thiere  treiben  könne.     Er  unterschied   1773 
10  Arten  mit  starrem  Stiele,  1786  14,  überdiess  eine  als  Volvox  vegetans.     Colombo  unterschied   1787 
2  Arten,  deren  Selbsttheilung  er  beobachtete,  eine  langgestielte  an  Meerlinsen  (E.  Anastatica),  die  andere 
mit  kurzem  Stiele  an  Schneckenschaalen  und  Daphnien  (EL  digitalis).    Goldfuss  bildete  1820  die  Gattung 
Vorticella  aus   steifen  und  schnellenden  einfach  gestielten,   und  die  Gattung  Campanella  aus  steifen  (und 
schnellenden)  verästeten  Formen.  Bory  de  St.  Vincent  verzeichnete  1824  6  Arten  als  Dendrella  und  Digitalina 
ohne  Wimpern,   und  7  als  Vorticella  mit  Wimpern  bei  den  Infusorien,   stellte  sie  aber  seit  1825  in  sein 
Reich  der  Halbpflanzen.     Ueberdiess  bildete  er  aus  einigen  Formen  die  Gattungen  Myrtilina,  Mespilina  und 
Anthophysis,  und  verzeichnete  die  freigewordenen  Leiber,  obwohl  ihm  dieses  Verhältniss  nicht  fremd  war, 
doch  offenbar  mit  in  seinen  Gattungen   Urceolaria,  Rinella,  Kerobalana  u.  s.  w.     Die  speciellere  Syno- 
nymie  ist  im  Anhange  übersichtlich  gemacht.  —  Die  thierische  Organisation,  seit  1830  vollständig  ermittelt, 
zeigt  als  Bewegungssystem  einen  einfachen  beständigen  Wimperkranz  an  der  Stirn  und  einen  periodischen 
am  Rücken  bei  8  Arten,   nur  den  vorderen  bei  3  Arten,  E.  arabica,   Botrytis  und  vegetans,   bei  deren 
letzterer  er  nur  in  der  Wirkung  erkannt  ist.     Bei  einer  Art  fehlt  die  Beobachtung.    Der  Stiel  scheint  über- 
all eine  hohle  Röhre  zu  seyn.  —  Die  polygastrische  Structur  des  Ernährungssystems  ist  sammt  der  verei- 
nigten Mund-  und  Analstelle  bei  allen  Arten  durch  Farbenahrung  ausser  Zweifel  gestellt.    Bei  E.  plicatilis 
ist  der  ganze  Darmverlauf  direct  beobachtet.  —  Vom  weiblichen  Sexualsystem  sind  bei  6  Arten  die  Eikörn- 
chen  erkannt  und  gemessen,   rückständig  sind:   E.  nutans,  digitalis,  Botrytis,  parasitica,  arabica,  ve- 
getans.   Eine  contractile  männliche  Blase  ist  bei  E.  ßavicans,  leucoa  und  nutans,  neuerlich  auch  bei  Ana- 
statica  und  plicatilis  beobachtet;   schon  Rösel  zeichnete  sie  bei  E.  ßavicans?.     Eine  kurze  bandartige 
männliche  Drüse  ist  bei  E.  plicatilis,  ßavicans  und  leucoa,  bei  K  nutans  aber  eine  kugelförmige  beob- 
achtet.    Selbsttheilung  ist  von  mir  bei  E.  Anastatica,  Galea,  plicatilis ,  ßavicans ,  leucoa,  digitalis  und 
nutans  beobachtet.    Die  freien  Formen  haben  vielleicht  auch  Queertheilung,  die  aber  noch  nicht  beobachtet 
wurde.    Knospenbildung  sah  ich  nur  bei  E  nutans  und  plicatilis,   bei  keiner  Art  sah  ich  den  Stiel  selbst 
Knospen  treiben.    Die  freien  Körper  nehmen  die  Form  von  Ecclissa,  Urceolaria,  Rinella,  Kerobalana  und 
Ophrydia  an. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  über   ganz  Europa  und  in  Carolina  in  Amerika  im  Süsswasser, 
im  Seewasser  der  Ostsee  und  Nordsee  und  im  ganzen  rothen  Meere  von  Sues  bis  Habessinien  bekannt. 

396.    Epistylis  Galea,  lielmartiges  Säulenglöckcheii.    Tafel  XXVII.  Fig.  I. 

E.  corpore  maximo  conico,  plicatili,  ore  laterali  rostrato,  pedicello  fruticuloso  crasso,  articulato. 

Epistylide  Casque,  ä  corps  ires-grand  conique,  pliant,  ayant  la  bouche  laterale  mutante  en  forme 
de  bec  et  le  pedieule  epais,  rameuai,  articule. 

Vorticella  umbellata,  Bory  de  St.  Vincent?  Encycloped.  meth.   1824. 

Epistylis  Galea,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1831.  ]>.  97. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  vielleicht  in  Belgien  und  Flandern. 

Diese  sehr  grosse  und  ausgezeichnete  Art  bildet  fast  2  Linien  grosse  Bäumchen  an  Ceratophyttum  bei  Berlin,  ist  aber  sehr 

?Mh  ?  fand  Sie  nU1  im  ÄUgUSt  1831  nnd  1835*  Nur  %  des  Körl)ers  sind  eierführend,  das  hintere  Drittheil  hat  Längsfalten 
(Muskeln.),  keine  Eier,  und  wird  bei  der  Contraction  stark  gucergefaltet.  Der  Anfang  des  Wiinperkranzcä  ist  unter  dem  Munde,  sein 
Ende  über  demselben.     Der  dicke  Stiel  hat  innen  einen  breiten  Canal  und  bei  jeder  Theilungsstelle  einen  Absatz*    Die  männlichen  Or- 


381    

gane  blieben  wegen  Mangels  an  hinreichender  Durchsichtigkeit  des  Körpers  und  Frequenz  der  Beobachtung  unerkannt.  —  Körpergrösse 
bis  Vio  Linie.     Eier  Vsoo  Linie* 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXVII.   Fig.  I. 

Es  ist  ein  300mal  im  Durchmesser  vergrössertes  Bäumchen  dargestellt,   der  Stiel  aber  abgekürzt,  auch  ist  es  nur  ein  Theil  des  Bäumchens,     Die  mit- 
telste Figur  unter  der  Nummer  zeigt  die  runde  Mundöffnung  en  face,  die  andern  zeigen  sie  meist  im  Profil. 

39**     Epistylis  Anastatica,  straussartiges  Säulenglöckclten.    Tafel  xxvn.  Fig.  IL 

E.   corpore  parvo   conico,    nee  plicato,    frontis  dilatatae  margine   prominulo,    pedicello    diehotomo  laevi   aut  particulis 
alienis  squamuloso. 

Ep'istylide  Rose  de  Jericho,  a  corps  conique  sans  plis,  ayant  le  bord  du  front  large  saillant  et  le 
pedicule  dichotome  lisse  ou  herisse  de  petiis  corps  etrangers. 

Bell-like  Animalcula,  Leeuwenhoek,  Philos.  Transact.  1703.   Vol.  XXIII.  Nr.  283.   p.  1308.  Fig.  8. 

PolyVes  a  louquet,  Tremblet,  Philos.  Transact.   Vol.  XLIII.   p.  171.   Tab.  XI.    Fig.  5—7.   1744.    Deutsch  in  Trembl.  Polypengesch. 

von  Göze,  p.  476.    Taf.  XIV.   Fig.  I— III. 
Besondere  Art  von  Wasserthieren ,  de  Geer,  Abhandl.  der  schwed.  Akademie  d.  Wissensch.  1746.  Taf.  6.  Fig.  2  —  5. 
Der  arlessbeerförmige  Afterpolyp,  Rösel,  Insectenbelustigungen,  III.  p.  604.  Taf.  XCVIII.  Fig.  1  —  3.  1755. 
Hydra  crataegaria,  Linne,  SystemaNatnrae,  ed.  X.  1758. 

Brachionus  crataegarius  und  acinosus,  Pallas,  Elenchus  Zoophytorum,  p.  100.  und  101.   1766. 
Vorticella  anastatica  und  crataegaria,  Linne,  Systema  Naturae,    ed.  XII.   1767. 
Vorticella  Anastatica,  crataegaria,  ringens,  Müller,  Vermium  fluv.  bist.  1773.  p.  139.     Shael-Snurreren,  N.  Saml.  af  Dansk.  V.  Saelslc, 

Skrift.   II.  p.  254.    Anim.  Infus.  1786.   Tab.  XLIV.  Fig.  10.   XLVI.  Fig.  5.   XXXVIII.   Fig.  18. 
Die  Bimpolypen,  Eichhorn,  Beiträge  zur  Kenntniss  d.  kl.  Wasserth.   p.  35.   Taf.  III.  Fig.  A.  B.   1775. 

Polypi  (Alberetti)  a  mazzetto,  a  fioeco,  Colombo,  Osserv.  microsc.  Giornale  delia  medic.  Venez.  1787.   Deutsch  p.  57.   Fig.  ITI. 
Vorticella  polypina  und  crataegaria,  Modeer,  Abhandl.  der  schwed.  Akademie  d.  Wissensch.   1790.  B.  XI.  p.  241.   XII.   p.  8. 
Vorticella  acinosa,  Schrank,  Naturforscher,  XXVII.  p.  26.   Taf.  3.   Fig.  10  —  15.   1793. 
Vorticella  crataegaria,  acinosa  und  tetrodon,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  123.  1803. 
Campanella,  Goldfcjss,  Handbuch  d.  Zoologie,  1820.  I.  p.  71. 
Vorticella  ringens,         l 

Myrtilina  crataegaria,  >  Bort  de  St.  Vincent,  Encyclopedie  meth.  Vers,  und  Di  ct.  class.  1824. 
Digitalina  anastatica,  I 
Epistylis  Anastatica,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.   p.  41.    1831.  p.  96. 

Aufenthalt:    Sicher  nur  bei  Copenhagen,  hei  Conegliano  in  Italien,  in  Frankreich  und  bei  Berlin  beobachtet,  vielleicht  auch  bei  Delft 
in  Holland,  im  Haag,  bei  Nürnberg,  bei  Danzig,  in  Schweden  und  Baiern. 

Diese  bei  Berlin  auf  Ceratophyllum  und  auch  auf  kleinen  Wasser -Schaalthieren  im  Sommer  und  Herbst  häufige  Form  passt 
am  besten  auf  Müllers  Abbildung  der  V.  anastatica.  Schon  Leeuwenhoek's  Abbildung  einer  steifen  verästeten  Vorticelle  von 
1703  lässt  sich  auf  diese  sehr  verbreitete  Form  anwenden,  welche  Bory  de  St.  Vincent  sogar  auf  alten  Karpfen  gefunden  haben 
will.  Tremblex  scheint,  seiner  Abbildung  nach,  mit  dieser  Art  seine  ersten  berühmt  gewordenen  Beobachtungen  der  Selbsttheilung 
gemacht  zu  haben.  De  Geer  hat  sie  wohl  bei  Stockholm  mit  Carchesium  gemischt  auf  Wasserflöhen  beobachtet,  und  scheint 
nach  dem  Carchesium  seine  Beschreibung,  aber  nach  dieser  Epistylis  seine  Abbildung  entworfen  zu  haben.  Rösel  hat,  wie  mir 
scheint,  diese  Art  von  Nürnberg  auf  Wasserflöhen  {Cyclops  ' quadricomis)  zierlich  abgebildet.  Linne  gab  dieser  einzelnen 
Art  2  Namen,  1  nach  Rüsel's  und  einen  nach  De  Geer's  Beobachtung.  Letzterer  ist  Vorticella  anastatica  1767.  Linnes  Isis 
anastatica  1761  ist  aber  offenbar  Carchesium  gewesen,  welches  er  auch  Vorticella  polypina  nannte.  Modeer  hat  diess  schon 
weitläufig  erörtert  und  daher  den  auf  diese  starre  Form  von  Linne  1767  selbst  übertragenen  Namen  der  sich  abwechselnd  entfaltenden 
und  schliessenden  Jericho-Rose,  Anastatica,  an  die  Vorticella  polypina,  das  Carchesium,  zurückgegeben.  Müller  hat  die  starre 
Form  anastatica^ genannt,  und  um  nicht  die  Verwirrung  der  Synonyme,  welche  auch  Müller  auf  Linne  schiebt,  zu  mehren,  ziehe 
ich  vor,  Müller  zu  folgen.  Hier  wird  demnach  die  Epistylis  anastatica  nicht  ihrer  Contractilität  halber  anastatica  genannt,  son- 
dern weil  sie  mit  dem  Carchesium,  oder  der  Isis  Anastatica  Linne's,  die  meiste  Aehnlichkeit  in  der  Körperform  hat.  Schrank 
bildete  unter  dem  Namen  Vort.  acinosa  eine  ähnliche  Art  ab,  die  er  am  Kopfe  der  Larve  der  Waffen-Fliege  (Stratiomys  Cha- 
maeleon)  in  Baiern  fand.  —  Die  kleinen,  nicht  immer,  aber  zuweilen  vorhandenen,  Schuppen  am  Stiele  {V.  monadica  Schrank) 
sind  Junge,  Brut;  ich  sah  sie  bei  Carchesium  schon  ganz  der  Mutter  gleich,  nur  kleiner,  so  dass  um  die  Hälfte  kleinere  Vortic ei- 
len mit  an  den  Stielen  der  grossen  sassen.  Hieraus  erklärt  sich  wohl  auch  Müller' s  Irrthum  mit  dem  Knospentreiben  der  Stiele. 
Zuweilen  scheint  sich  auch  die  Brut  von  Carchesium  an  Epistylis  zu  setzen  und  dadurch  die  Erscheinung  zu  bedingen,  als  sassen 
contractile  Zweige  an  starren  Stämmen,  welches  letztere  ich  bei  scharfer  Critik  nie  bestätigen  konnte  (s.  E.  plicatilis).  Ueberdiess 
heften  zuweilen  Räderthiere  ihre  Eier  an  die  Zweige,  was  man  nicht  für  verschiedene  Körperform,  wie  bei  Opercularia,  halten 
darf.  —  Magenzellen,  Stoffaufnahme,  vereinte  Mund-  und  Auswurfsöffnung  sind  ausser  Zweifel  gestellt,  der  Canal  des  Darmes  ist  noch 
nicht  direct  gesehen.  Eikörnchen  sind  beobachtet  als  weisse,  bei  durchgehendem  Lichte  gelbliche,  Körner  von  etwa  Viooo  Linie  Grösse. 
Eine  sich  auszeichnende  helle  Blase,  männliche  Sexualblase,  ist  oft,  aber  ihre  Contraction  nicht  gesehen.  Eine  Drüse  ist  noch  nicht 
beobachtet.  Selbsttheilung  ist  als  Längstheilung  schon  von  Trembley  gut  beobachtet.  Knospenbildung  ist  noch  nicht  gesehen.  — 
Körpergrösse  bis  %  Linie;  Höhe  der  Bäumchen  Vi*  —  4/«  Linie;  Grösse  der  Eier  etwa  Viooo  Linie;  Entwickelungscyclus  also  Viooo 
— 1/24  ( — %)  Linie.     Auf  Thieren  entwickeln  sich  die  Stiele  nicht  so  lang,  als  auf  Pflanzen. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXVII.  Fig.  IL 

Fig.  1.  ist  ein  ausgedehntes  Bäumchen,  dessen  Thiere  wirbeln  und  mit  Indigo  genährt  sind.  Fig.  2.  ist  dasselbe  bei  Erschütterung,  wo  sich  alle 
Thiere,  aber  nicht  die  Zweige  contrahiren,  letztere  sich  nur  einander  nähern.  Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser.  Fig.  3.  ist  Cyclops  Castor 
mit  dieser  Form  besetzt,  12mal  vergrössert. 

398.     Epistylis  plicatilis,  faltiges  Säulenglöckclien.     Tafel  xxvm.  Fig.  I. 

E.   corpore  parvo   conico  -  elongato ,  plicatili,   frontis    dilatatae   truncatae   margine  vix  prominulo,    pedicello   diehotomo 
laevi  aut  particulis  alienis  squamuloso,  saepc  coryraboso. 

91 


232 

Epistylide  pliante^  a  corps  petit,  conique - allonge \  pliant,  ayant  le  bord  du  front  elargi  et  tronr/ue 
d  peine  saillant9  le  pedicule  dichotome  lisse  ou  charge  de  petits  corps  etrangers,  souvent  deve- 
loppe  en  fausse  ombelle. 

Der  hirnförmige  Afterpolyp,  Rösel,  Insectenbelust.  III.  p.  606.   Taf.  XCVIII.  Fig.  2.  d. 

Hydra  pyraria,  Linke,  Syst.  na t.   ed.  X.  1758. 

Brachionus  pyriformis,  Pallas,  Blencli.  Zoophyt.  p.  102.  1766. 

Vorticella  pyrariay  Linke,  Syst.  nat.    ed.  XII.  1767. 

Vorticella  annularis  und  pyraria,  Müller,  Vermium  fluviat.  hist.  1773.  p.  133,   138.     Animalc.  infus.   1786.  p.  318,  324.   Tab.  XLY. 

Fig.  2,  3.    Tab.  XL  VI.  Fig.  1.  nicht  Fig.  2. 
Vorticella  quadricornis.  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  123.  1803. 

Vorticella  pyraria  (Myrtilina?) ,  Bory  de  St.  Vincent^  Encycloped.  method.  Vers  1824. 
Epistylis  plicatilis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  96. 

Aufenthalt:    Sicher  bei  Berlin,  wahrscheinlich  auch  bei  Nürnberg,  Copenhagen,  Landshut  beobachtet. 

Diese  dem  blossen  Auge  weisse,  im  Mikroskope  etwas  gelbliche,  Art  ist  der  vorigen  sehr  ähnlich  und  findet  sich  an  densel- 
ben Orten,  ist  aber  etwas  grösser,  länger  und  durch  ihre  ringartigen  Falten  bei  der  Contraction,  so  wie  durch  ihre  meist  quastenarti- 
gen  Bäumchen  ausgezeichnet.  Sie  lebt  besonders  gern  auf  kleinen  Wasserschnecken.  Ich  vermuthe,  dass  sie  von  Rösel  beobach- 
tet worden,  dessen  Abbildung  ziemlich  passend  ist.  Die  starren  Stiele  sind  zuweilen  mit  gestielten  Kügelchen  (der  Brut?)  besetzt. 
Durch  Indigofiitterung  liessen  sich  sehr  grosse  Magenzellen  besonders  deutlich  sehen,  auch  gelang  es  oft,  den  ganzen  Darmkanal  rasch 
durchlaufende  Bissen  und  deren  sofortiges  Auswerfen  durch  die  Mundstelle  zu  beobachten,  so  dass  die  Form  des  Ernährungscanais  ganz 
klar  wurde.  Ich  rathe  daher,  diese  stillsitzende  Vorticelle  ganz  besonders  zum  Studium  zu  wählen.  Gelbliche  Eikörnchen  sah  ich  erst 
kürzlich,  aber  eine  contractile  männliche  Blase  und  eine  längliche,  zuweilen  bandartige,  Drüse  liessen  sich  früh  erkennen.  Wenn  der 
am  Stiele  sehr  verdünnte  Leib  sich  ringelt,  scheint  es  wohl,  als  falte  sich,  wie  Müller  sagt,  der  Stiel  selbst,  allein  es  ist  nicht  der 
Stiel,  sondern  nur  der  Leib.  Der  Wimperkranz  an  der  Stirn  ist  einfach,  erscheint  aber  meist  doppelt.  Es  giebt  Exemplare  dieser 
Art  mit  sehr  viel  dickerem  Stiele  als  andere,  wie  ich  diese  Differenz  auch  bei  Carchesium  bemerkt  habe.  Die  innere  Röhre  des  Stiels 
habe  ich  nun,  20.  Sept.  1837,  auch  sammt  Knospenbildung  erkannt.  Die  Krall  enfor  in  dieser  Art  schien  mir  immer  3  Reihen  Rük- 
kenwimpern  zu  entfalten.  —    Grösse  des  Körpers  V24  bis  Vis  Linie,  der  Eikörnchen  Viooo>  der  Bäumchen  bis  \%  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXVIIL  Fig.  I. 

Fig.  1.  ist  ein  Theil  eines  quastenartigen  Bäumcliens  mit  wirbelnden  Thieren,  bei  a  t  die  männliche  Drüse.  Fig.  2.  ist  ein  dickgestieltes  Einzelthier 
kurz  nach  der  ersten  Selbsttheilung,  zu s ammenschnellend.  Fig.  3.  sind  zwei  dünngestielte,  contrahirte  Thiere.  Fig.  4.  ist  die  freie  Krallenform. 
Fig.  5.  Bauchseite.  Fig.  6.  Rückenseite  in  der  Contraction.  Fig.  7.  der  sichtbare  Ernährungscanal.  Alle  diese  Figuren  sind  SOÖmal  im  Durch- 
messer vergrössert.     Fig.  8.     sind  5  Bäumchen  auf  einem  jungen  Eimnaeus  palustris  in  natürlicher  Grösse. 

399.  Epistylis  grandis,  grosses  Säulenglöckcheii.     Tafel  XXYII.  Fig.  III. 

E.  corpore  amplo,   late  campanulato,  stipite  decumbente  tenui,  laevi,  laxe  ramoso,   latissime  caespitoso  nee  articulato. 

Epistylide  gründe^   a  corps  ample,  largement  campanule \    ayant  le  pedicule  grele  reiombant,    lüse^ 
les  rameaux;  läches  et  ecartes  sans  articulations  et  formant  de  tres-grandes  ton  ff  es. 

Epistylis  gra7idis,  Abhandl.  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1831.   p.  97. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  Potsdam. 

Unter  allen  bekannten  Formen  des  Süsswassers  ist  dieses  sehr  grosse  Glockenthierchen  die,  welche  die  grössten  zusammen- 
hängenden Massen  bildet.  Man  kann  sie  mit  den  Gallion  eilen  vergleichen.  Eigentlich  ist  ihre  Farbe  ein  bläuliches  Weiss,  doch 
wird  sie  durch  genossene  grüne  Stoffe  oft  grünlich  oder  gelblich.  An  ihre  durcheinandergewirrten  schlaffen  und  weitläufig  verästeten 
Stiele  hängen  sich  bald  allerlei  bräunliche  moderige  Stoffe,  die  dem  Ganzen  eine  bräunliche  Farbe  geben.  So  überzieht  diese  Form  zu- 
weilen Ceratophylla  und  Nymphaeen- Wurzeln  auf  mehrere  Fuss  Länge  als  ein  2  bis  3  Zoll  dicker,  brauner,  oben  bläulich  weisser 
Schleim,  der  bei  der  Berührung  leicht  zerreisst.  Ich  entdeckte  diese  Form  1830,  und  fand  sie  wieder  am  4.  Juli  1834  im  neuen 
Garten  zu  Potsdam,  auch  am  11.  JVfärz  1835  im  Bassin  des  Thiergartens  nahe  am  Thore  bei  Berlin.  Auch  in  den  Gräben  der  Torf- 
stiche fand  ich  sie  öfter  in  grosser  Ausdehnung.  Das  erste  Anfüllen  der  Magen  durch  den  Mund  zeigt  hier  besonders  auffallend  den 
Darmkanal  als  eine  lange  blaue  Strasse.  Die  männlichen  Sexualtheile  sind  noch  nicht  deutlich  geworden,  die  Eier  aber  leicht  zu  er- 
kennen.    Der  doppelte  Wimperkranz  ist  optische  Verdoppelung.  —  Grösse  des  Körpers  V12  —  V10  Linie. 

Erklärung  der   Abbildungen    Taf.  XXVII.    Fig.  III. 

Fig.  1.  ist  eine  Gruppe  von  einem  einfach  verästeten  und  2  ganz  einfachen  Thieren;  a.  nimmt  Indigo  auf,  ß.  ist  eingezogen  und  zeigt  den  zusammen- 
gefalteten Wimperkranz,  y.  wirbelt,  ist  von  der  Mundseite  dargestellt  und  zeigt  das  Einströmen  der  Nahrung  in  einen  der  hintersten  Magen,  J,  ist 
von  der  Seite  gesehen,  bei  0'  der  Mund,  unten  entleert  sich  ein  Magen  in  einen  andern  durch  ein  Stück  des  Darmes.  Fig.  2.  ist  eine  Krallenform. 
Fig.  3.  ist  durch  grünliche  und  gelbliche  Nahrungsstoffe  farbig.  Sämmtliche  Figuren  sind  300mal  im  Durchmesser  vergrössert.  Fig.  4.  natürlicher 
Zustand  der  Massen  dieser  Form  auf  CeratophyUum. 

400.  Epistylis  fiavicans,  gelbliches  Säulenglockclieii.    Tafel  xxvill.  Fig.  II. 

E.  corpore  amplo ,  late  campanulato,  stipite  stricto,   laevi,  ramis  coaretatis,  ad  axillas  dilatatis,  ovulis  flavicantibus. 

Epistylide  j  aunätre,  a  corps  ample>  largement  campanule \  ayant  le  pedicule  dresse  hsse,   a  rami- 
ßcations  resserrces ,  elargi  auaß  aisselles^  V  ovaire  jaunätre. 

Der  Mispelförmige  Afterpolyp,  Rösel?,  Insectenbelustigungen,  III.  p.  614.  Taf.  C.  1755.    Ledermüller,  Taf.  88.  Fig.  t.  u.  1763. 

Hydra  umhellaria,  Litsne,  Systema  Naturae,  editio  X.  1758. 

Brachiomis  acinosus,  Pallas,  Elench.  Zoophyt.  p.  100.  1766.   zum  Theil,  s.  E.  anastatica, 

Vorticella  umhellaria,  Linke,  Systema  Naturae,  editio  XII.  1767. 

Vorticella  aänosa,  Bellis?,   Müller,  Vermium  fluv.  hist.   1773.   p.  135,  136.    Animalc.  Infus.   1786.  p.  319,  323.   Tab,  XLV.    Fig.  4. 

Vorticella  timbellaria,  Modeer,  Abhandl.  d.  schwed.  Akad.  d.  Wiss.  1790.  XI.  p.  237. 

Vorticella  umhellaria,   Girod  Chantrans,  Essay  sur  la  Geographie  physique  du  Depart.  du  Doubs,   1810,  I.  p.  297. 

Campanella  umhellaria,  Goldfuss,  Handbuch  d.  Zoologie,  1820. 


383    

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Epistylis  flavicans,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1831.   p.  97. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin!,  vielleicht  auch  bei  Nürnberg,  Besangon  und  Paris  beobachtet. 

Bei  Berlin  ist  diese  sehr  scharf  characterisirte  grosse  Art  nicht  selten  auf  Lemna,  Ceratophyllum  und  abgestorbenen  Jim- 
cus-  oder  Scirpus  -  Arten  unter  Wasser  in  Torfgräben.  Rösel's  schöne  Abbildungen  würde  ich  unbedingt  hierher  bezogen  haben,  wenn 
es  nicht  mehrere  verwandte  Formen  gäbe  und  wenn  nicht  Müller  derselben  Forin  einen  zweiten  und  Bort  einen  dritten  Namen  ge- 
geben hatte.  Die  s -förmige  helle  Stelle,  welche  Rösel  in  den  einzelnen  Körpern  gezeichnet  hat,  scheint  mir  die  männliche  Sexual- 
drüse gewesen  zu  seyn.  Die  contractile  männliche  Blase,  die  Eier  und  Magenzellen  hat  er  schon  1755  recht  gut  gesehen,  nur  nicht 
richtig  beurtheilt.  Der  doldenförmige  Wuchs  von  Rösel's  Hauptfigur  ist  vielleicht  nur  zufällige,  mehr  nach  oben  gedrängte,  Ent- 
wicklung der  Zweige  gewesen.  Der  starre  Stiel  hat  an  den  Verzweigungsstellen  keine  queeren  Zwischenwände  in  seinem  Canale,  son- 
dern die  beiden  Aeste  machen  nur  allemal  eine  kleine  Biegung  nach  aussen.  Der  Canal  ist  sehr  deutlich.  Ich  beobachtete  sie  am 
19.  April  1831,  1832  und  1833  im  Sommer,  1835  im  April,  am  10.  Juni  und  24.  Juli,  1837  am  23.  Aug.  mit  Euglena  sau- 
guinea  an  Torfwasserpflanzen.  —  Körpergrösse  (ausgedehnt)  bis  Vie  Linie;  Bäuinchen  bis  1%  Linie  hoch. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXVIII.  Fig.  IL 

Es  ist  ein  Bäumchen  bei  300maliger  Vergrösserung  des  Durchmessers  dargestellt,   o'  der  Mund,  t  die  männliche  Drüse,  neben  welcher  die 
grosse  helle  Stelle  die  contractile  Blase  bezeichnet.     Die  meisten  Thierchen  haben  ihre  natürliche  grüne  Füllung  der  Magen,   eins  hat  Indigo  gekostet. 

401.     JEpistylis  leueoa,  weissfeorniges  &äulesiglöcfcclien.     Tafel  xxvill.  Fig.  III. 

E.  corpore  amplo,  late  campanulato,  stipite  erecto,  minus  stricto,  rainoso- capitata,  articulato,  laevi,  ovulis  albis. 

Epistylide   blanche,    a  corps   ample,   largement  carnpanule,   ayant  le  pedicule    erige,   lisse,    moins 
dresse,  articule,  a  rameaua  en  capitule,  Vovaire  blanc. 

Volvox  Sphaerula,  Müller?  Vermium  fluv.  histor.  p.  8.  1773.    Animalc.  Infus,  p.  16.  Tab,  III.  Fig.  10.   1786. 
Paramaecium  marginatum,  Müller?  Animalc.  Infus,  p.  92.  Tab.  XII.  Fig.  28,  29.  1786. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin,  vielleicht  auch  bei  Copenhagen. 

Diese  grosse  Form  entdeckte  ich  im  Januar  1832  bei  Berlin,  und  beobachtete  sie  wieder  zahlreich  im  Januar  1835  auf  fau- 
len Schilfblättern  unterm  Eise  im  Thiergarten.  Alle  Exemplare  hatten  etwas  gebogenes  und  zeichneten  sich  von  der  verwandten  E. 
flavicans  durch  weisse  Eierchen  aus,  die  bei  durchgehendem  Lichte  grau  erschienen.  Bei  jeder  Verzweigung  zeigt  der  Stiel  einen  Ab- 
satz oder  Gliederung.  Die  Thierchen  haben  eine  auffallend  gewölbte  Stirn,  deutliche  Eikörnchen,  einen  einfachen  Wimperkranz,  eine 
runde  Mundöffnung  in  demselben,  eine  runde  contractile  Blase  und  eine  s- formte  ffebo«ene  bandartige  Samendriise.  Einige  verliessen 
ihre  btiele,  indem  sie  sich  rasch  umdrehten  und  ablösten,  andere  entfalteten  auf  den  Stielen  schon  den  hintern  Wimperkranz.  Der 
Grösse  wegen  möchte  ich  wohl  Müllers  Paramaecium  marginatum  und  Volvos  Sphaerula  geradehin  für  diese  Species  erken- 
nen, denn  dass  Beide  Vorticellen -Leiber  waren,  scheint  mir  kaum  zu  bezweifeln.  Herrmann's  und  Spallanzani's  von  Müller 
dabei  citirte  Formen  mögen  aber  Pandorinen  oder  Uv  eilen  gewesen  seyn.  Wenn  die  Vorticellen -Leiber  still  liegen,  verändern  zu- 
weilen die  inneren  Magenzellen  durch  die  Körper- Contractionen  beständig  ihre  Lage  gegeneinander,  was  für  Ungeübte  die  Täuschung 
veranlasst,  als  hätten  diese  inneren  Blasen  eine  willkührliche  Bewegung.  Bei  den  grossen  Formen  ist  diess  auffallender  als  bei  kleinen. 
—  Körpergrösse  V12  —  V10  Linie;  Bäumchen  bis  lj2  Linie;  Eier  V*so —  Vsoo  Linie;  Entwickelungscyclus  mithin  Väoo —  V10  Linie* 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXVIII.  Fig.  in. 

Fig.  1.     ein  Bäumchen;     Fig.  2.     eine  freie  Krallenform;     Fig.  3.    eine  ganz  contrahirte  Kugelform  mit  abgewendetem  Wimperkranz,  sämmtlich  300- 
mal  im  Durchmesser  vergrössert. 

40Ä.  Epistylis  Digitalis,  Fingerhut  -Säulenglockchen.  Tafel  XXVIII.  Fig.  IV.  Tafel L.  Fig.  VII. 

E.  corpore  parvo,  cylindrice  campanulato,  stipite  dichotomo  subtiliter  annulato. 

Epistylide  Digitale,  a  corps  petit,   cylmdrü/ue  et  campanule,   ayant  le  pedicule  dichotome  finement 
annale. 

Der  dütenförmige  Afterpolyp,  Rösel,  Insectenbelust.  Vol.  III.  p.  607.   Taf.  98.  Fig.  4.  1755. 

Hydra  digitalis,  Linne,  Systema  Naturae,  ed.  X.  1758. 

Ledermüller,  Microsc.  Gemütas-  und  Augenergötz.   Taf.  88.  Fig.  M.   1760. 

Brachionus  digitalis,  Pallas,  Elencli.  Zoophyt.   1766.  p.  104. 

Vorticella  digitalis,  Linne,  Systema  Naturae,  ed.  XII.   1767. 

Afterpolyp  der  gezüngelten  Naide,  Müller,  Würmer  des  süssen  u.  salz.  Wassers,   1771.   p.  71. 

Vorticella  digitalis  (ringens?  und  inclinans?  1773),  Müller,  Animalc.  Infusor.  p.  327.   Tab.  XLVI.   Fig.  6.   1786. 

Vorticella  digitalis,  Schrank,  Fauna  boica  III.  2.  p.  124.  1803. 

Campanella,  Goldfüss,  Handbuch  d.  Zoologie,  1820.  p.  71. 

Digitalina  Roeselii ,    )  ~  n      ^T  ^ .  ,  Jnni 

.  J  Bory  de  St.  Vincent,  Dict.  class.  und  Encyclop.  meth.  Vers.  1824. 

—         Simplex,  I  '  j        l 

Epistylis  digitalis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  41.  1831.  p.  96. 

Aufenthalt:    Bei  Nürnberg!,  Copenhagen!,  Landshut,  Paris?,  Danzig?  und  Berlin!  beobachtet. 

Diese  sehr  ausgezeichnete  Art  lebt  auf  Cyclops  quadricomis ,  dem  Wasser  floh,  im  Sumpfwasser  bei  Berlin  häufig,  und 
ist  durch  ihren  geringelten  Stiel  nur  mit  E.  nutans  verwandt,  welche  auf  Wasserpflanzen  lebt.  Sie  überzieht  den  Cyclops  zuweilen 
ganz,  doch  scheint  sie  nicht  für  ihn  tödtlich  zu  seyn.  In  ihren  Bäumchen  nistet,  wie  ein  Vogel  im  Pflanzenstrauche,  die  Notommata 
Petromyzon,  ein  grosses  Rädert  hier,  welches  seine  Eier,  die  grösser  sind  als  die  erwachsene  Epistylis,  an  deren  Zweige  heftet 
und  die  Thiere  vom  eigenen  Baume  frisst.  Oft  sind  die  Sträucher  sehr  dicht  und  stark  verästet,  man  findet  sie  aber  in  allen  Ent- 
wickelungsstufen  neben  einander,  oft  auch  einfach  auf  sehr  kurzen  Stielen.  Der  Spalt  im  Vordertheil,  welchen  die  früheren  Beobach- 
ter hervorhoben,  ist  nur  der  Mund  bei  der  Seitenansicht.  Obwohl  ich  früher  im  Zweifel  war,  ob  es  nicht  doch  wimperlose  Formen 
gebe,    die  in  die  Gattung  Digitalina  passen,   so  bin  ich  doch  jetzt  überzeugt,   dass  der  Character  jener  Gattung  nur  auf  Mangel  an 


384    

Beobachtung  beruht  Die  Gattung  Cawvpanella  ist  in  Carchesium  und  Epistylis  zerlegt.  Ledermüller's  Figur  ist  wahrschein- 
lich nur  eine  freie  Copie  von  Rösejl,  und  mit  Unrecht  von  Bort  zur  besondern  Art  erhoben.  Nach  Müller  (8.  Novemb.  1784) 
sollen  zuweilen  mehr  als  2  Köpfe  auf  einem  Stiele  sitzen  (?).  Schrank  fand  sie  bei  Landshut  auch  an  den  Stratiomys-Tuürven 
und  an  Ceratophyllum%  verwechselte  aber  vielleicht  andere  Arten.  —  Farbestoff  wurde  leicht  aufgenommen ,  und  ich  zählte  bis  15 
ziemlich  grosse  Magenzellen.  Die  Sexualorgane  sind  noch  nicht  direct  erkannt,  obwohl  es  nur  an  Aufmerksamkeit  dafür  fehlen  mochte. 
Selbsttheilung  und  Ablösen  der  Körper  sind  beobachtet.  Ich  zählte  früher  die  auf  Tafel  LXIII.  Fig.  III.  und  Tafel  LXIV.  Fig.  I. 
abgebildeten,  auf  Brachionen  sitzenden,  Formen  hierher,  doch  bin  ich  jetzt  geneigter,  sie  für  eine  neue  Art  von  Carchesium  zu 
halten,  welches  ich  in  diesen  Tagen  erst  auf  Cyclops  quadricomis  recht  schön  entwickelt  fand  (s.  C.  pygmaeum  im  Anhang  zur 
Familie).  —  Körpergrösse  V24  —  V20  Linie;  Bäumchen  bis  %  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXVIII.   Fig.  IY. 

Fig.  1.    ein  stark  verzweigtes  Bäumchen;    Fig.  2.    Krallenform,  beide  mit  Indigo  genährt;    Fig.  3.    junge  einfache  Thierchen.   Vergrösserung  300mal 
im  Durchmesser. 

Auf  Tafel  L.  Fig.  VII.  ist  das  Eierlegen  der  Notommata  in  diese  Sträucher  dargestellt. 

403.  ISpistyMs?  nutans9  nickendes  Säulenglöcfeclien.     Tafel  xxix.  Fig.  I. 

E.  corpore  parvo  ovato,   utrinque   attenuato,   ore  distinctius  bilabiato,  labiis  prominulis,   corpore   stipiteque   annulatis, 
fruticulosa. 

Epistylide  flechissante^    a   corps  petit  ovale ,   aminci  aucc  deute  bouts^   ayant  Ja  houche   h  deueo 
levres  tres -  distinetes  et  saillantes  et  le  corps ,   ainsi  que  iout  le  pedicule  rameua},  anmde. 

Epistylis  nutans,  Abliandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  96. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  entdeckte  diese  Art  am  17.  Aug.  1831  auf  Wasserpflanzen  bei  Berlin,  und  beobachtete  sie  sehr  zahlreich  wieder  am 
11.  Juni  1832  auf  Myriophyttum  und  am  30.  Januar  1835  auf  Hottonia  palustris  unterm  Eise.  Vor  wenig  Tagen,  am  7.  Sept. 
1837,  fand  ich  sie  wieder  mit  Carchesium  polypinum  und  Fort.  nebuUfera  auf  Ceratophrßlum.  Diese  Form  hat  viele,  von  den 
andern  stark  abweichende,  Eigentümlichkeiten  im  Baue  ihres  Organismus.  Ihre  Stirn  ist  beweglich,  wie  bei  Opercularia^  kann  aus- 
und  eingestülpt  werden,  ohne  jedoch  hinten  sich  in  die  Höhe  zu  heben,  und  ohne  sichtbaren  stielartigen  Längsmuskel.  Sie  ist  eine  of- 
fenbare Oberlippe,  welcher  eine  eben  so  grosse  ausstülpbare  Unterlippe  entspricht,  und  zwischen  beiden  kann  das  Thier  eine  Blase  her- 
vorschieben, wie  (si  parva  licet  co?nponere  magnis)  ein  Kameel  sein  Gaumensegel.  Die  ganze  Stirn  kann  eingezogen  werden.  Ue- 
berdiess  sind  im  ersten  Magen  (Schlundkopfe?)  3  —  4  bewegliche  Falten,  Wimpern  oder  vielleicht  Zähne.  Endlich  hat  es  keine  band- 
artige männliche  Sexualdriise,  sondern  eine  fast  kugelartige  eiförmige.  Es  hat,  wie  Müller' s  Vortic.  inclinans,  überdiess  die  son- 
derbare Eigentümlichkeit,  bei  der  Contraction  des  Körpers  sich  krumm  zu  biegen  und  mit  dem  starren  Stiele  einen  Haken  zu  bilden. 
Der  Körper  ist  auch  in  der  grössten  Ausdehnung  birnförmig,  fast  spindelartig,  hat  sehr  feine  gekörnte  Ringe,  mehr  als  20  Magenzel- 
len und  eine  sehr  deutliche  runde  contractile  Sexualblase.  Eier  liessen  sich  nicht  unterscheiden.  Ich  sah  Selbsttheilung  und  Knospen- 
bildung.  Vielleicht  steht  diese  Art  richtiger  bei  Opercularia,  oder  verlangt  einst  eine  besondere  Gattung.  —  Körpergrösse  bis  y36 
Linie;  Bäumchen  V2  —  %  Linie,  meist  sehr  schön  dichotomisch. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXIX.  Fig.  I. 

Fig.  1.  ein  grösseres  ganzes  Bäumchen  mit  Carmin  genährt.  Fig.  2.  ein  kleineres  mit  Indigo  genährt,  in  der  dritten  Theilung  begriffen,  bei  x  eine 
Knospe,  die  sich  dann  ablöst  und  frei  wird,  bei  °  ein  verlassener  Stiel.  Fig.  3.  ist  dasselbe  in  der  Contraction;  alle  300mal  vergrössert.  Fig.  4—9. 
sind  Thiere  in  allmälig  abnehmender  Ausdehnung.  In  gleicher  Folge  ist  bei  den  3  ersten  die  männliche  Sexualblase  abnehmend.  Fig.  6.  hat  in  der 
Mitte  noch  4  grosse  innere  Borsten,  wahrscheinlich  um  bald  als  Krallenform  aufzutreten;  alle  haben  die  grosse  rundliche  Drüse  und  die  3  —  4  Magen- 
oder Schlund -Wimpern.  Sonach  wäre  von  da  bis  zur  Lippe  die  Rachen-  oder  Mundhöhle.  Fig.  7.  mit  warzenartigem  Vordertheil  und  ausgedehnter 
Sexualblase.  Fig.  8.  bei  der  Contraction  über  den  Stiel  gestülpt,  was  selten  geschieht;  bei  s  die  Sexualblase,  bei  t  die  männliche  Drüse.  Fig.  9. 
hakenartig  umgebogen. 

404.  XJpistylis  Botrytis,  Sotrytis-Säulen^lockclieii.     Tafel  XXVII.  Fig.  IV. 

E.  corpore  minimo  ovato  albo,  fronte  ciliis  coronata,  cörpusculis  in  stipite  hyalino  simplici  acervatis  capitulifonnibus. 

Epistylide  JSotrytide9   a  corps  trbs-petit  ovale^   blanc^   ayant  le  front  couronne  de  eils  et  les  corr 
puscules  evi  grappe  serree  sur  tin  pedicule  hyalin  simple. 

Vorticella  iwers,  Schrank?  Fauna  boica,  III.  2.  p.  127.  1803, 

Anthophysis  solitaria,  Bort  de  St.  Vincent?  Encyciopedie  method.  1824. 

Epistylis  Botrytis,  Abliandl.  der  Akademie   d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1831.  p.  95. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  vielleicht  bei  Landshut  und  Paris. 

Ich  beobachtete  diese  sehr  kleine  und  niedliche  Art  am  15.  Aug.  1831  an  Ceratophyllum ,  sah  sie  aber  nie  an  todten  Cy- 
clops- Leibern,  wo  Schrank  eine  ähnliche  Art  fand.  Boinrs  vielleicht  gleiche  Form,  die  er  aber  von  den  Infusorien  ausschliesst 
und  in  faulem  Wasser  fand,  war  mir  unbekannt,  als  ich  den  Namen  gab;  der  erste  Name  wäre  E.  iners.  Gruithuisen  hat  1812 
auch  unter  dem  Namen  Traubenthierchen  in  seinen  Beiträgen  z.  Pkysiognosie  Taf.  II.  Fig.  18  —  22.  eine  Form  abgebildet,  die 
man  hierher  ziehen  könnte,  allein  ich  halte  sie  für  eine  Uvella  mit  zufälligem  Anhange.  Die  Körperchen  sind  um  Vs  grösser  als  die 
der  folgenden  Art,  und  ich  glaubte  mich  durch  Indigo  völlig  zu  überzeugen,  dass  sie  einen  Wimperkranz  führten.  Ich  zählte  2  — 10 
Thierchen  auf  einem  Stiele,  und  der  Stiel  schien  auch  oben  nicht  verzweigt  zu  seyn.  Diese  Bildung  hat  mich  veranlasst,  die  einfach 
gestielten  starren  Vorticellen  nicht  von  Epistylis  so  abzusondern,  wie  die  einfachen  schnellenden  von  Carchesium  abgesondert  sind, 
da  diess  eine  Mittelform  ist,  die  einen  physiologischen  Uebergang  bildet.  Bei  der  folgenden  Art  findet  dasselbe  statt.  Will  man  hier 
trennen,  so  muss  man  sogleich  nutzlos  3  Gattungen  aus  der  einen  machen.  Die  Körperchen  lösten  sich  ab  und  liessen  den  leeren  Stiel 
zuletzt  übrig.     Dunkle  Punkte  im  Innern  mochten  mit  Farbe  erfüllte  Magen  seyn.     Die  Kleinheit  erlaubte  damals  keine  schärfere  Auf- 


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fassung,  und  neuerlich  ist  sie  nicht  wieder  vorgekommen. —  Grösse  des  Körpers  bis  V200  Linie ,  des  Bäumchens  V20  Linie.    Form  der 
Sehiinmelgattung  Botrytis.  — ■  Die  Jungen  der  grösseren  Arten  mögen  oft  dieser  ähnlich  seyn. 

Erklärung   der  Abbildungen   Taf.  XXVII.    Fig.  IV. 
Es  sind  3  Bäumchen  bei  300maliger  Vergrösseruug  des  Dnrchmessers  dargestellt. 

405.  Epistylis?  vegetans,  pflanzenartlges  Säiilenglöcfcclieii.     Tafel  XXVII.  Fig.  V. 

E.  corpore  minimo  ovato,  aJbo,  fronte  ciliis  (?)  coronata,  corpusculis  in  pediculo  flavicante  ramoso  acervatis,  capitatis. 

Epistylide  vegetante,  a  corps  tres-petit  ovale,  blanc,  ayant  le  front  couronne  de  cils  (?)  et  les  cor- 
puscules  en  grappe  serree  sar  un  pedicule  jaune  et  souvent  rameux;. 

Volvox  vegetans,  Müller,  Animalc.  infus.   1786.  p.  22.  Tafel  III.  Fig.  22—25. 

Volvox  Splxaerula,  Schrank,  Oberdeutsche  Beiträge,  1787.   p.  141.  Taf.  2.   Fig.  F.    Briefe  an  Nau,  1802.   Taf.  I.  Fig.  12.? 

Conferva  divergens,  Roth?  Catalecta  botan.   III.   p.  180.    1801.   nach  Bory. 

Vorticella  Volvox,  Schrank,  Fauna  boica,   III.  2.  p.  125.  1803* 

Anlhophysis  Müllen,       1  ßoRT  D£  gT#  VlNCENTj  Dict.  class.  l822.    Encycloped.  meth.  1824. 

—  dichotoma,  i 

Epistylis  vegetans,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  95. 

Aufenthalt:    Bei  Copenhagen,  Landshut,  Lüttich,  Berlin!. 

Müller  beobachtete  diese  Form  im  November  1779  und  1780  im  Flusswasser  bei  Copenhagen,  ausfuhrlich  beschrieben  sie 
dann  Schrank  aus  Baiern  und  Bory  aus  Belgien.  Wahrscheinlich  ist  diese  Form  manchem  neueren  Beobachter  vorgekommen,  wel- 
cher das  Lebendigwerden  der  Atome  der  Pflanzenfaser  direct  zu  sehen  gemeint,  denn  das  plötzliche  Umdrehen  und  rasche  Fortschwim- 
men dieser  kleinen,  erst  festsitzenden,  dann  den  Monaden  ganz  ähnlichen,  Körper  ist  allerdings  überraschend.  Wer  aber  viele  Yorticellen 
beobachtet  hat,  dem  ist  es  keine  neue  täuschende  Erscheinung.  Schrank  fand  sie  an  Schneckenauswurf,  Bory  im  Herbst  in  den  belgi- 
schen Canälen  und  überwinterte  sie.  Er  theilte  sie  in  eine  kleinere  und  grössere  Art,  die  ich.  aber  für  nicht  verschieden  halte,  da  ich 
auch  verschiedene  Grössen  sah.  Ob,  wie  Bory  aus  Original -Exemplaren  auf  Glimmer  erkannte,  Roth's  Conferva  divergens  die 
leeren  Stiele  dieser  Art  sind,  bleibt  zu  beachten.  Bei  Berlin  fand  ich  sie  auf  Ceratophyllum  zuweilen  sehr  häufig,  besonders  am 
15.  Aug.  1831.  Färbte  ich  das  Wasser  mit  Indigo,  so  entstanden  an  allen  Köpfchen  starke  Strömungen,  und  es  liess  sich  ein  Wir- 
belorgan an  jedem  einzelnen  Körperchen  erkennen.  Ob  aber  diess  Organ  ein  Wimperkranz  oder  ein  einfacher  Rüssel  war,  blieb  zwei- 
felhaft. Auffallend  war,  dass  sich  hinter  allen  Köpfchen  dicke  Farbe  äusserlich  anhäufte.  Auch  in  den  kleinen  Körpern  schienen  dunkle 
Pünktchen,  gefüllte  Magen,  zu  entstehen.  Oft  lösten  sich  einzelne  Thierchen,  nie  aber  ganze  Röschen  ab,  welches  letztere  Müller 
und  Bory  behaupten.  Sollte  das  Wirbelorgan  ein  einfacher  Rüssel  seyn,  so  würde  die  Form  an  Uvella  und  die  Monaden  anzu- 
schliessen  seyn  und  dort  eine  besondere  Gattung  und  Abtheilung  bilden;  allein  die  nahe  Verwandtschaft  der  vorigen,  wo  die  Wimpern 
mehrfach  erschienen,  lässt  mich  daran  zweifeln.—  Körpergrösse  bis  V2S8  Linie;  Stiel  doppelt  so  dick  als  ein  einzelner  Körper;  Bäum- 
chen bis  V12  Linie.  —  Vielleicht  beschrieb  schon  Leeuwenhoek  1695  diese  Art  (Arcan.  Not.  Contin.  Epist.  96.  p.  34.). 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXYIX.    Fig.  V. 
Es  ist  eine  Gruppe  verschiedener  Formen  bei  300maliger  Vergrösserung  des  Durchmessers. 

406.  Epistylis  f  parasitica,  schmarotzendes  Säulenglöckclien.    Tafel  XXVII.  Fig.  VI. 

E.  corpore  parvo  conico-campanulato,  solitario,  pedicello  simplici,  laevi. 

Epistylide  Parasite,  a  corps  petit,  conique,  campanule,  solitaire,  ayant  le  pedicule  simple  lisse. 

Vorticella  parasitica,  Hemprich  u.  Ehrenber&,  Symbolae  physicae.    Evertebrata  I.    Phytozoa,  Tab,  III.  Fig.  10.  1828.    Abhandl.  d. 

Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1829.   p.  18. 
Epistylis  parasitica,  Symbolae  physicae,  Text  1831.    Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  95. 

Aufenthalt:    Bei  Sues  im  rothen  Meere. 

Ich  sammelte  diese  Form  auf  meiner  afrikanischen  Reise  mit  Dr.  Hemprich  bei  Sues  an  Zoobotryon  pellucidus,  einer 
Halcyonellen-Form  des  rothen  Meeres,  welche  man  bisher  als  Valonia  unter  den  Algen  verzeichnet  hat.  Ich  habe  an  den  in  Wein- 
geist aufbewahrten  Exemplaren  des  letzteren  noch  einige  Specimina  wiedergefunden  und  danach  die  auf  der  Reise  entworfene  Abbildung, 
welche  in  den  Symbolis  gegeben  ist,  ergänzt.  Die  Form  ähnelt  sehr  einem  Gomphonema,  allein  die  faltigen  biegsamen  Körper  spre- 
chen dagegen.  —  Körperlänge  V48  Linie;  ganze  Länge  x/io  —  1k  Linie.     (Vergl.  Vortic.  Physaliae  im  Nachtrag.) 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXVII.   Fig.  VI. 

Es  sind  6  Exemplare  in  verschiedener  Form  bei  300maliger  Linearvergrösserung  dargestellt. 

40*.     Epistylis  arabica,   arabisches  SänlenglöcRclien.     Tafel  XXVII.  Fig.  VII. 

E.  corpore  parvo  ovato  -  campanulato ,  hyalino,  pedicello  parce  ramoso  laevi  hyalino. 

Epistylide  arabique,   a  corps  petit,    ovale,  campanule,  blanc,   ayant  le  pedicule  peu  rameua,   hsse 
et  hyalin. 

Vorticella  arabica,  Hemprich  u.  Ehrenberg,  Symbolae  physicae.    Evertebrata  I.    Phytozoa.    Tab.  III.   Fig.  9.    1828.    Abhandl.  der 

Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1829.  p.  18.  ... 

Epistylis  arahkay  Symbolae  physicae,  Text  1831.  Fol.  c.  /?.  2.    Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1831.  p.  95. 

Aufenthalt:    Bei  Tor  im  rothen  Meere. 

Ich  beobachtete  diese  Form  im  December  1823  an  den  Analborsten  der  Serpula  sanguinea,  eines  Ringel  wurme  s  des 
rothen  Meeres.  Folgendes  habe  ich  damals  im  Tagebuche  lateinisch  niedergeschrieben:  „Ich  sah  2,  3,  nie  über  5  Thierchen  baum- 
artig vereinigt.     Alle  Theile  waren  farblos  {Iiyalinae),  im  Körper  war  ein  netzartiges  Gewebe.     Der  obere  Rand  war  mit  sehr  zarten 

»2 


386   

wirbelnden  Wimpern  ausgezeichnet.  Sonst  sah  ich  keine  Bewegung,  ausser  etwa  zuweilen  ein  zweifelhaftes  Schwanken  des  ganzen  Bäum- 
chens.  Grösse  des  Bäumchens  Vi 2  Linie. «  Nach  der  entworfenen  Zeichnung  betrug  das  Köpfchen  lU  bis  V3  des  Ganzen,  also  V48 
—  Vso  Linie,  und  die  Magenzellen  sind  deutlich  angezeigt. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XXVII.   Fig.  VII. 
Es  sind  nach  den  in  Tor  gefertigten  Zeichnungen  2  Bäumchen  bei  80maliger  Vergrösserung  dargestellt.     (Vergl.  Epistylis  Anastatica^ 


Nachtrag   zur   Gattung  Epistylis. 

Ausser  den  hier  verzeichneten  12  Arten  sind  vielleicht  noch  4 — 5  schon  beobachtet,  welche  mir  nicht  anschaulich  wurden. 
Schon  1703  zeichnete  Leeuwenhoek  eine  büschelartige  Form  mit  einfachen  Stielen  auf  Lemna,  die  man  freilich  für  eine  schnellende 
Vorticella  nebulifera  zu  halten  sehr  eingeladen  wird,  deren  Bewegung  er  aber  nicht  angezeigt  hat.  Von  Rösel's  Abbildungen  sind 
die  meisten  unter  den  hier  verzeichneten,  von  mir  beobachteten,  Arten  wohl  ziemlich  sicher  untergebracht,  aber  die  Vorticella  berbe- 
rina Taf.  99.  nicht  erwähnt.  Sie  könnte  eine  besondere,  sich  durch  nach  oben  erweiternde  Stiele  auszeichnende,  auf  Wasserkäfern 
lebende,  Art  der  Gattung  Epistylis  seyn.  Allein  seit  ich  die  Opercularia  beobachtet  habe,  bei  welcher  Rösel  auch  den  Stiel  irrig 
nach  vorn  erweitert  gezeichnet  hat,  möchte  ich  diesen  Character  der  Zeichnung  dem  Thiere  mit  Sicherheit  um  so  weniger  beilegen,  als 
es  physiologisch  nicht  wohl  erklärlich  ist,  wie  eine  solche  Bildung  des  Stieles  nicht  knotenartige  Erweiterungen  an  den  Theilungsstellen 
bedingte,  die  doch  Rösel  nicht  gezeichnet  hat.  Ich  halte  demnach  die  Auffassung  nicht  für  gelungen  und  bemerke  nur,  dass  vorzugs- 
weise aus  dieser  Form  Goldfüss  seine  Gattung  Campanella  gebildet,  und  dass  Bort  sie  als  Dendrella  berberina  und  auch  als 
Digitalina  simplem  bezeichnet.  Muller's  Vorticella  inclinans^  limacina,  fra&inina  und  crataegaria,  besonders  letztere, 
könnten  junge  oder  selbstständige  Arten  seyn,  auch  Schrank's  V.  acinosa  der  Waffenfliegen-Larve,  die  ich  oft  immer  umsonst 
gesucht,  ist  weiter  zu  vergleichen,  und  endlich  ist  die  von  Jürine  (Histoire  des  Monocles  1820)  auf  Cyclops  Castor  beobachtete 
langeylindrische,  vielleicht  zu  E.  digitalis  gehörige,  Form,  und  die  von  v.  Olfers  an  den  Knoten  der  Senkfäden  bei  Physalia  Are- 
thusa  beobachtete  Vorticelle  (Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1831.  p.  171,  184.  Taf- II.  Fig.  8.)  hier  zu  vergleichen,  denn  letz- 
tere^ war  wohl,  weil  sie  sich  in  Weingeist  erhält,  keine  contractile  Art  (vergl.  E.  parasitica).  Der  Brachionus  cernuus  von  Pal- 
jlas  1774  war  keine  Vorticelle,  vielleicht  eine  Sertularia  oder  Clytia.  In  Baker's  Strausspolypen  (Clustering  Polypes)  finde 
ich  das  Carchesium  polypinum  mit  grösseren  Thieren,  das  Zoothamnium  mit  kleineren  Thieren,  und  eine  dritte  unklare  Form, 
welche  Müller  Vorticella  tuberosa  nennt,  die  aber  nicht  Acineta  tuberosa ,  sondern  eine  wirbelnde  Form  war.  Ob  diese  eine 
Epistylis  gewesen,  bleibt  zweifelhaft,  er  erwähnt  nichts  von  der  Starrheit  des  Stieles,  spricht  aber  kurz  zuvor  vom  Zusainmenschnel- 
len  der  andern.  Bory,  welcher  diese  1824  Volverella  astoma  nennt  und  ganz  wie  eine  Epistylis  beschreibt,  will  sie  in  Ostpreussen, 
bei  Marienwerder  und  bei  Brüssel  gesehen  haben,  verwechselte  aber  ohne  Zweifel  eine  wahre  Epistylis  mit  der  ihm  vielleicht  auch  vor- 
gekommenen Acineta  des  Salzwassers,  wie  er  auch  aus  Bakers  Zoothamnium  seine  starre  Dendrella  Balceri  bildet,  während  Ba- 
ker das  Zusammenschnellen  des  Stieles  ausdrücklich  anzeigt.  Nach  meiner  dringenden  Vermuthung  ist  sogar  Rösel  s  Deckel polyp 
und  Berberspolyp  ein  und  derselbe  Körper. —  Da  die  7,  zu  Epistylis  vorzugsweise  gehörigen,  Gattungen:  Anthophysis  (Dict. 
classiq.  1822.),  Dendrella ,  Digitalina,  Mespilina,  Myrtilina  und  Volverella  von  Bory  {Encycloped.  meth.  1824.),  und  die 
Gattung  Campanella  von  Goldfüss  (Handb.  d.  Zoologie,  I.  1820.)  nicht  aufgenommen  werden  konnten,  so  folgt  hier  die  lieber- 
sicht  ihrer  Synonyme:  I.  Anthophysis:  1)  A.  dichotoma  (1822)  =  Epistylis  vegetans;  2)  A.  Mülleri  (1822)  =  E.  ve- 
getans; 3)  A.  solitaria  (1824)  =  E.  Botrytis?,  Uvella? .  IL  Campanella:  4)  C  berberina  (1820)  =  Opercularia  ar- 
ticulata? ;  5)  C.  umbellaria  (1820)  =  E.  ßavicans.  III.  Dendrella:  6)  D.  Baker i  (1824)  =  Zoothamnium  Arbuscula? ; 
7)  D.  berberina  (1824)  =  Opercularia  artic;  8)  D.  geminella  (1824)  =  Gomphonema  truncatum;  9)  D.  Lyngbyi  (1824) 
=  Gomphonema  truncatum;  10)  D.  Mougeotii  (1824)  =  Gomph.  olivaceum;  11)  D.  Mülleri  (1824)  =  Zoothamnium  Ar- 
buscula? ;  12)  D.  styllarioides  (1824)  =  Gomph.  truncat.  IV.  Digitalina:  13)  D.  anastatica  (1824)  =  Epistylis 
Anast.;  14)  D.  Roeselii  (1824)  =  Epist.  Digitalis;  15)  D.  simplem  (1824)  =  Epist.  Anastat J .  V.  Mespilina:  16) 
M.  [umbellata]  (1824.  p.  245.)  =  Epist.  ßavicans?.  VI.  Myrtilina:  17)  M.  crataegaria  (1824)  =  Epist.  Anastat. 
jung?;  E.  n*  spJ;  18)  M.  fraxinina  (1824)  [fra&inea:  Dict.  classic/.  1826.]  =  Epistylis?;  19)  M.  limacina  (1824)  = 
Epistylis?  jung,  Carchesium  pygmaeum? .  VII.  V olverella:  20)  V.  astoma  (1824)  =  Epistylis  Anastat.?  und  Acineta 
tuberosa? .  —  Die  Bäumchen  der  Epistylis  lassen  sich  auf  Glimmer  gut  aufbewahren,  und  ich  besitze  die  meisten  Arten  in  meiner 
Sammlung. 


DREIUNDNEUNZIGSTE     GATTUNG:      SCHIRMGLÖCKCHEN. 

Opercularia.    Operculaire. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Vorticellinorum,  pedicellimi  rigidum  spontanea  imperfecta  divisione  ra- 
mosuin  excernens,  corpusculis  pedicellatis  disshnilibus,  plurimis  bilabiatis,  labio  superiore  ob 
musculum  fuleientem  umbraculiformi.     (  =  Epistylis  corpusculis  dissimilibus.) 

CARACTERE:   Animal  de  la  famille  des  Vorticellines,  poussantun  pedicule  raide  et  rameux  par 
la    division    spontanee    imparfaite,    ayant   les    corpuscules  pedicules   de   differentes 
formes,  la  plüpart  a  deux  levres,  dont  la  superieure,  portee  par  un  muscle,  est  en 
forme  de  parasol.    (  =  Epistylide  h  corpuscules  de  differenle  formet) 


—    2$%    

Die  Gattung  der  Schirmglöckchen  ist  in  der  Familie  der  Gloekenthierchen  durch  Ausscheiden  ei- 
nes starren,  in  Folge  unvollkommener  Selbsttheilung  baumartigen,  Stieles  characterisirt,  dessen  gestielte 
Körperchen  verschiedene  Formen  haben,  wovon  aber  die  Mehrzahl  zweilippig  ist  mit  einer  schirmartig  von 
einem  Muskelstiel  getragenen  Oberlippe.     Es  sind  Säulengiöckchen  mit  doppelgestaltigen  Körpern. 

Die  Gattung  Opercularia  bildete  Oken  1815  und  gab  ihr  den  Namen  Tickel.  Goldfüss  gab  1820 
den  Namen  Opercularia  articulata.  Es  scheint  nur  Eine  Art  der  Gattung  bisher  beobachtet  zu  seyn,  ob- 
wohl die  Darstellung  sich  auf  2  vertheilen  liesse.  Die  erste  Entdeckung  dieser  Form  machte  Frisch  1730 
in  Berlin j  indem  er  an  dem  grossen  schwarzen  Wasserkäfer,  Hydrophilus  piceus,  immer  im  Frühjahr 
einen  zähen  weissen  Schimmel  bemerkte  und  beschrieb.  Arderon  fand  sie  nach  Baker  wohl  1745,  und 
dessen,  den  deckelartigen  Fangapparat  bewundernde,  detaillirte  Beschreibung  wurde  bald  darauf  von  Rösel 
1755  nach  neuen  Beobachtungen  mit  musterhaften  Zeichnungen  vermehrt  und  übertroffen.  Rösel  scheint 
dasselbe  Thierchen  im  contrahirten  Zustande  als  berbersbeerförmigen  Afterpolypen  noch  einmal  be- 
schrieben zu  haben.  Linne  nannte  es  1758  Hydra  opercularia ,  Pallas  1766  Brachionus  operculalus 
und  Linne  1767  Vorticella  opercularia.  Müller  hat  es  nicht  gesehen  and' nicht  in  sein  System  aufge- 
nommen. Eichborn  beobachtete  es  bei  Danzig  wieder  1775,  und  Schrank  bis  1803  bei  Landshut.  Nach- 
dem Oken  und  Goldfüss  es  schon  in  besonderer  Gattung  abgegrenzt  hatten,  gab  Bory  de  St.  Vincent  1824 
den  andern  Gattungsnamen  Operculina  und  theilte  die  Form  in  2  Arten  nach  den  vorhandenen  Abbildungen. 
Erst  1835  wurde  sie  von  mir  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  als  besondere  Gattung  aufgenommen.  —  Die 
Organisation  ist  seit  1835  ziemlich  ausreichend  ermittelt.  Der  Bewegungsorganismus  besteht,  ausser  dem 
Wimperkranze  der  Stirn,  in  einem  tief  in  den  Körper  hinabreichenden  Längsmuskel,  welcher  die  Stirnebene 
nach  Art  einer  Oberlippe  in  die  Höhe  schieben  und  herabziehen  kann.  Dabei  wird  im  Heraufschieben  der 
Mund  weit  aufgesperrt.  —  Der  Ernährungsorganismus  ist  überraschend  deutlich  und  eigenthümlick.  Bei  In- 
digonahrung sieht  man  das  Erfüllen  vieler  runder  Magenzellen  in  Gürtelform  durch  den  einfachen  seitlichen 
grossen  Mund  neben  der  Stirn,  einen  deutlichen  Darmkanal,  der  wieder  zum  Munde  umbiegt,  wo  das  Un- 
verdaute auch  ausgeworfen  wird.  —  Der  Sexualorganismus  ist  als  hermaphroditisch  in  beiden  Theilen  er- 
kannt. Ein  Eierstock  liegt  im  hintern  Körper  als  Körnermasse.  Die  männliche  Drüse  ist  nicht  bandartig, 
sondern  kugelförmig?,  und  eine  contractile  runde  Blase  vorhanden,  üeberdiess  ist  Selbsttheilung  und  freie 
Ablösung  der  Körper  vom  Stiele  zu  beobachten.  Sehr  überraschend  aber  ist,  dass  es  unter  den  gewöhnli- 
chen Körpern  immer,  besonders  in  den  Achseln  der  Zweige,  einzelne  sehr  viel  grössere  giebt,  und  dass  noch 
grössere  eiartige,  4-  bis  5mal  die  übrigen  übertreffende,  mit  an  der  Spitze  verdickten  Haaren  besetzte  Kör- 
per dasind,  die  nur  eine  kleine  runde,  nicht  wirbelnde,  Oeffnung  haben.  Letzteres  könnten  parasitische 
fremde  Körper  seyn,  ersteres  nicht,  und  die  Analogie  der  folgenden  Gattung  nöthigt  auch  hier  zur  Berück- 
sichtigung dieser  Bildung.     Gefässe  und  Nerven  sind  noch  nicht  beobachtet. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  und  einzigen  Art  ist  bei  Berlin,  in  England,  bei  Nürn- 
berg, bei  Danzig,  bei  Landshut  und  vielleicht  bei  Paris  beobachtet. 

408.     Opercularia  articulata,  gegliedertes  Scnirmglöckclieii. 

O.  arbusculis  2 —  3  linearibus,  albis,  dichotomis. 

Operculaire  articulee,  a  forme  <T arbrisseau  de  2 —  3  lignes  de  hauteur,  blanc  et  dichotome. 

Schimmel  auf  dem  grossen  sclnvarzen  Wasserkäfer,  Frisch,  Beschreib,  von  allerlei  Insecten  Deutschlands,  bis  1738.   Heft  IV.   p.  32. 

Ciustcring  Polypes,  Arderon  bei  Baker,  Employment  of  the  microsc.   p.  351.   Tab.  XIII.  Fig.  13,  14.  1752.    Deutsch  p.  442. 

Der  Afterpolyp  mit  dem  Deckel,  Rösel,  Insectenbelustig.   III.  p.  609.  Taf.  98.  Fig.  5  —  6.  1755. 

Der  berbersbeerförmige  Afterpolyp,  Rösel?   ebenda  p.  413.    Tafel  99. 

Hydra  opercularia  und  berberina? ,  Linke,  System a  Naturae,   editio  X.   1758. 

Brachionus  operculalus  und  berberiformis? ,  Pallas,  Elenchus  Zoophyt.  1766.  p.  104!,  103?. 

Vorticella  opercularia  und  berberina'?,  Linne,  Systema  Naturae,  editio  XII.   1767. 

Polyp  mit  der  Klappe,  Eichhorn,  Beiträge  z.  Naturg.  d.  kl.  Wasserth.  p.  85.  Taf.  VII.  Fig.  T.  U.  1775. 

Vorticella  opercularia  Linnei,  Müller,  Naturforscher,  IX.    Eichhorn's  Synonyme,  p.  214.   1775. 

Vorticella  opercularia,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  122.  1803. 

Opercularia  articulata,  l 

Campanella  berberina,  \  Goldfüss,  Handb.  d.  Zoologie,   I.   1820.  p.  71,  72,  73. 

Valvularia  bilineata,      ) 

Operculina  Roeselü  und  Bakeri,  Bort  de  St.  Vincent,  Encyclopedie  metkodique,  Vers.  1824. 

Opercularia  articulata,  (Isis  1834.  p.  1201.)     Abhandl.  d.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1835.  p.  174. 

Auf  enthalt:     Auf  dem  Festlande  Europa's  sehr  verbreitet  und  in  England  beobachtet. 

Erst  im  Frühjahre  1835  gelang  es  mir,  diese  sehr  ausgezeichnete  Form  bei  Berlin  auch  kennen  zu  lernen.  Ich  fand  sie  auf 
einem  Dyticus  marginatus ,  dessen  Hintertheil  und  Schenkel  wie  mit  Schimmel  überzogen  schienen.  Seitdem  habe  ich  sie  am  7.  März 
1836  auf  Hydrophilus  piceus  und  am  10.  April  1837  noch  unterm  späten  Eise  auf  Dyticus  marginatus  wiedergefunden.  Nie  sah 
ich  sie  an  Wasserpflanzen.  Sie  nahm  sehr  leicht  Carmin  und  Indigo  auf,  und  zeigte  dabei  eine  ganz  eigenthümliche  Vertheilung  der 
Magenzellen  und  des  Darmkanals  im  Körper.  Es  füllten  sich  nämlich  bis  44  kleine  Magen  an,  welche  einen  Gürtel  in  der  Mitte  des 
Leibes  darstellten,  hinter  dem  die  Eiermasse  lag  und  vor  dem  die  contractile  Blase,  die  runde  Samendrüse  und  ein  grosser  Rachen  den 
Raum  erfüllten.     Auch  war  meist  der  ganze  Verlauf  des  Darmes  durch  die  Farbe  scharf  bezeichnet,   wie   es   nur  wenig  Infusorien  er- 


»88   

kennen  lassen«  Da  diese  Thierchen,  wenn  sie  matt  sind,  den  Deckel  nickt  liervorscliieben  und  nicht,  oder  sehr  schwach,  wirbeln,  so 
bin  ich,  der  von  Rösel  gezeichneten  runden  Samendrüse  wegen,  sehr  geneigt,  die  Vorticella  berberina  der  Autoren  auf  diese  Form 
mit  zu  beziehen,  zumal  da  sie  gerade  so  auf  dem  Dyticus  lebt,  wie  ich  sie  selbst  gefunden  habe.  Sehr  bemerkenswerth  ist,  dass  ich 
zuletzt  gleichzeitig  einen  andern  Dyt.  marg.  fand,  welcher  nur  die  birnförmigen  grossen  haarigen  Körper  in  Menge  auf  dem  Hinter- 
theile  der  Flügeldecken  trug,  deren  Entwickelung  in  Bäumchen  ich  nicht  beobachten  konnte.  Es  schien  mir  sogar,  als  wären  die  ge- 
knöpften Haare  dieser  Körper,  welche  die  früheren  Beobachter  nicht  gesehen  haben,  einziehbar,  und  dann  könnten  diese  eine  parasiti- 
sche Acineta  vorstellen.     Auch  sah  ich  ein  starkes  griffeiförmiges  Organ  nicht   fern  vom  Munde  im  Innern.     (Vergl.  Zoothamnium.) 

—  Der  Stiel  der  Einzelthiere  ist  nach  vorn  nicht  erweitert,  sondern  nur  der  letzte  Rand  ist  etwas  breiter,  wie  ein  schmales  Mund- 
stück, worauf  der  Körper  sitzt.  Uebrigens  ist  der  Stiel  sehr  fein  in  die  Länge  gestreift  und  zeigt  an  den  Gabelstellen  eine  Queerlinie, 
wie  Gliederung.  Eigenthümlich  ist,  dass  viele  Endthiere  nicht  bloss  der  Selbsttheilung  halber  breiter  sind,  sondern  in  allen  Theilen 
grössere  Dimensionen  haben,  besonders  sind  die  Magenzellen  auch  viel  grösser.  Wenn  ich  solche,  die  mit  Carmin  gefüttert  waren,  in. 
klares  Wasser  brachte  und  ihnen  dann  unter'm  Mikroskope  Indigo  zuthat>  so  war  der  Verlauf  des  Darmes  ganz  überraschend  zu  sehen. 

—  Baker,  Eichhorn  und  Schrank  sahen  ihre  Thiere  auf  Conferven,  andern  Wasserpflanzen  oder  freischwimmend.  Es  könnte  nö- 
tliig  scheinen,  wie  schon  Schrank  bemerkt,  jene,  auch  der  längern  Form  wegen,  abzusondern,  allein  nach  meinen  Beobachtungen  bin 
ich  nicht  dafür,  und  Bory  will  auch  die  O.  Roeselii  auf  Pflanzen  gesellen  haben.  —  Grösse  des  ausgedehnten  Körpers  bis  V36  Linie, 
des  Bäumchens  2  —  3  Linien. 

Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  aufgenommen  werden. 


VIERUNDNEUNZIGSTE     GATTUNG:     DOPPELGLÖCKCHEN. 

Zootliaiiinium.     Zootliamiie. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Vorticellinorum,  pedicellum  musculo  interno  in  spiram  flexilem  et  spon- 
tanea  imperfecta  divisione  fruticulosum  excernens,  corpusculis  pedicellatis  dissimilibus  ,  ore 
laterali  simplice.     (  =  Carchesium  corpusculis  dissimilibus.) 

CARACTERE:   Animal  de  la  famille  des  Vorticellines ,  poussant  un  pedicule  flexible  en  spirale 
par   le  moyen   (Tun  muscle  inlerne   et  rameux  par   la  division   spontanee  impar- 
faite,   ayant  les  corpuscules  pedicules  de  differentes  formes  mais  h  bouche  laterale 
simple.     (  —  Carchese  a  corpuscules  de  differente  formet) 

Die  Gattung  der  Doppelglöckchen  zeichnet  sich  in  der  Familie  der  Glockenthierchen  durch  Aus- 
scheidung eines  spiralförmig  biegsamen  5  mit  innerm  Muskel  versehenen,  Stieles  aus,  welcher  durch  unvoll- 
kommene Selbsttheilung  baumartig  wird  und  auf  dem  verschieden  gestaltete  Thierkörper  leben.  Es  sind 
Gloekenbäumchen  mit  doppelgestaltigen  Körpern. 

Die  Gattung  Zoothamnium  bildete  Bory  de  St.  Vincent  1824,  ohne  sie  selbst  gesehen  zu  haben, 
aus  der  Vorticella  ovifera  der  Encyclopedie  methodique  von  Bruguieres,  in  seiner  neuen  Bearbeitung 
desselben  Werkes.  Um  dieselbe  Zeit,  1825,  beobachtete  ich  im  rothen  Meere  bei  Habessinien  eine  Vorti- 
celline,  die  ich  Zoocladium  niveum  nannte.  Diese  beiden  Formen  machen  den  jetzigen  Stamm  der  Gat- 
tung aus.  Die  erste  Kenntniss  solcher  Körper  hatte  nicht,  wie  Bory,  durch  einen  Schreibfehler  bei  Modeer 
verleitet,  wo  Spallanzani  statt  Needham  steht,  angiebt,  Spallanzani  bei  Brüssel,  sondern  Trembley  im 
Haag  1744,  welcher  sie  1746  als  Polypes  ä  bulbe  auch  in  Needham's  nouvelles  decouvertes  microsc.  so 
ausführlich  und  umsichtig  beschrieb,  dass  seine  Beobachtungen  die  grösste  Aufmerksamkeit  der  Physiologen 
erregten.  Baker  scheint  sie  1752  als  gemeinste  Strausspolypen  in  England  gekannt  zu  haben.  Erst 
1755  beschrieb  sie  Dr.  Brady  aus  Brüssel,  der  Leibarzt  des  Prinzen  von  Lothringen,  als  sensible  Pflanze 
mit  pomeranzenartigen  Früchten.  Pallas  nahm  diese  Form  1766  als  Brachionus  Anastalica  auf,  und 
Linne  zog  jene  Beobachtungen,  mit  der  von  De  Geer,  1767  zu  seiner  Isis  Anastatica,  die  er  dann  Vor- 
ticella Anastatica  nannte.  Müller  nannte  diese  Körper  seit  1773  Vorticella  racemosa,  verwechselte 
sie  aber  mit  Epistylis  Anastatica.  Eichhorn  beschrieb  sie  1775  unter  dem  Namen  der  Baum.  Den  Na- 
men Vorticella  ovifera,  welcher  von  Linne s  gleichnamigem  fusslangen  Encrinus  ganz  verschieden  ist,  gab 
Modeer  1790,  und  von  ihm  hat  ihn  Brügüieres  entlehnt.  Modeer  nannte  nur  Trembley's  und  Eichhorn's 
Thierchen  so,  dagegen  Brady's  Bäumchen  Vort.  racemosa  nach  Müller.  Derselbe  letztere  Name  wurde 
von  Lamarck  1816  beibehalten.  Erst  Bory  de  St.  Vincent  änderte  1824  den  Gattungsnamen,  schloss  aber 
die  Form  von  den  Infusorien  aus  und  stellte  sie  zu  seinen  Psychodien.  Im  Jahre  1828  wurde  in  den  $ym- 
bolis  physicis  eine  neue  Art  als  Zoocladium  der  Infusorien  abgebildet,  und  im  Text  1831  für  die  ältere 
Art  der  Name  Zoocl  Arbuscula  nach  Eichhorn  vorgezogen,  der  auch  in  den  Abhandl.  der  Berl.  Akad.  d. 
Wiss.  1831  beibehalten  wurde.  Hier  ist  der  Name  Zoothamnium,  weil  er  der  früher  gegebene  ist,  für 
die  Gattung  aufgenommen.  —  An  Organisation  ist  Folgendes,  aber  nur  an  Einer  Art,  ermittelt.  Ein  Kranz 
von  Wimpern  um  die  Stirn  bildet  das  Bewegungssystem  des  Körpers,    und  ein  besonderer  Muskelstrang 


28®    — 

verlauft  in  allen  Zweigen  und  im  Stamme  des  Stieles.  —  Als  Ernährung  sorg  ane  sind  viele  runde  Magenzel- 
len durch  Farbenahrung  ausser  Zweifel  gestellt,  auch  die  vereinte  Mund-  und  Auswurfsöffnung  direct  er- 
kannt; der  verbindende  Ernährung scanal  ist  nicht  anschaulich  geworden.  —  Die  Fortpflanzungsorgane,  Ge- 
wisse und  Nerven  sind  noch  nicht  sicher  ermittelt,  aber  einfache  und  mehrfache  Selbsttheilung  beobachtet, 
welcher  letzteren  eine,  dieser  und  der  vorigen  Gattung  eigen thümliche,  Kiiollenbildung-  vorangeht. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  in  Holland,  bei  Danzig  und  bei  Berlin  sicher,  und 
wahrscheinlich  auch  in  England,  überdiess  im  südlichen  rothen  Meere  beobachtet. 

409.  Zoothamnium  Ar'hMS€ulm9  $>&iiin&Ftig,e§  DoppelglSckdien«    Tafeixxix.Fig.il. 

Z.  arbusculorum  ramis  racemoso-umbellatis,  animalculis  candidis,  pedicellis  crassitie  insignibus. 

Zoothamne  Arbrisscaii,  a  rameauw  des  arbrisseautc  en  grappe  011  en  omhelle,  les  corpuscules  ölancs, 
les  pedicules  tres-gros. 

Polype  h  Bulle,  Trembley,  Philo s.  Trans act.  Nr.  484.   Vol.  XLIV.  p.  627.   Tab.  I.  Fig.  7—9.    (1744.)   1747. 

Clustering  Polypes,  Baker,  Employment  of  the  Microscope,  1752. 

Plant  indued  tvith  sensibüity ,  Brady  und  Mitchell,  Philos.  Transact.   Vol.  XLIX.   p.  249.    Tab.  VII.   Fig.  1—6.   1756.    (1755.) 

Polypes  ä  hübe,  Bonnet,  Considerations  surles  corps  organises,   1762.  Artik.  201.  ist  nur  nach  Trembley. 

Brachionus  Anastatica,  Pallas,  Elen  eh.  Zoophyt.   1766.  p.  99. 

Vorticella  Anastatica,  Linne,  Systema  Naturae_,   editio  XII.  1767. 

Vorticella  racemosa,  Müller?  Vermium  fluv.  hist.   1773.   p.  140. 

Der  Baum,  Eichhorn,  Beiträge  z.  Kenntniss  d.  kl.  Wassert  liiere,  p.  31.   Taf.  II.  Fig.  K.    nicht  Taf.  V.   1775. 

Klase-Snurreren,   Müller,    Act.  nov.  Havniens.    2.   p.  252.   Tab.  I.  Fig.  5.  a.  b.   1780.      Animalc.  infus.    1786.    p.  330.    Tab.  XLVI. 

Fig.  10  —  11. 
Alberetti  animali  altera  spezie,  Colombo,  Osservaz.  microscop.  in  Giornale  della  medicina,  Venez.  1787.     Deutsch  p.  41. 
Vorticella  ovifera  und  racemosa,  Modeer,  Ab  h  an  dl.  der  schwed.  Akademie  d.  Wissens  eh.  1790.  XI.  p.  238.  und  XII.  p.  16. 

Zoothamnia  ovifera,  \  Bqry  de  St^  yINCENT    Encyclopedie  methodique,  Vers.  1824.    Zootliammia,  Diel,  classiq.   1831.   Tab.  expl. 
Dendrella  Mülleri,     ) 

Zoocladium  Arhuscula,   Hemprich  u.  Ehrenberg-,   Symbolae  physicae.    Evertebrata  I.    Phytozoa.    Text  1831.     Abhandl.   der  Aka- 
demie d.  Wissen  seh.  zu  Berlin,  1831.  p.  94.     Isis  1834.    Bory's  Synonyme  p.  1216. 

Aufenthalt:     Im  Haag,  in  England,  bei  Brüssel,  bei  Danzig,  in  Italien  bei  Conegliano  und  bei  Berlin  beobachtet. 

Das  besonders  herrliche,  einem  schönen  Fcderbusche  ähnliche,  Bänmchen  zeichnet  sich  sogleich  durch  die  starken  Zweige  aus, 
hat  aber  einen  wesentlicheren  Charactcr  vor  Carcliesüim  in  den  knollenartigen,  hie  und  da  meist  in  den  Gabelungen  sitzenden,  Ku- 
gelt liieren.  Die  Aeste  sind  bald  rein  dichotomisch,  bald  doldenartig  gestellt,  und  es  liegt  darin  kein  Charactcr.  Stamm  und  Aestc 
sind  hohl  und  wahrscheinlich  mit  einem  sehr  hellen  Muskelstrauge  erfüllt,  den  ich  nicht  speciell  erkannte.  Die  besondern  Stiele  der 
Einzelthierchen  sind  viel  kürzer  als  bei  Carcliesium ,  und  ich  sah  die  Knollen  auch  schon  bei  kleinen  Bänmchen.  Diese  letzteren  darf 
man  freilich  nicht  mit  Rädcrthier-Eiern  im  Carcliesium  verwechseln,  die  man,  so  wie  ganze  Räderthiere  {Notommata  Petro- 
myxon,  Brachionen  u.  s.  w.)  oft  in  allen  baumartigen  Vorticellinen  findet.  Trembley  beobachtete  schon  1744  (deutsch  p.  521.), 
dass  die  knollenartigen  Anhänge  sich  theilten  und  in  24  Stunden  durch  Selbsttheilung  110  Thiere  entwickelten,  welche  allmälig  von 
der  Gestalt  der  übrigen  wurden.  An  den  Enden  der  Zweige  blieben  immer  grössere  Thierchen  (wie  ich  es  bei  Heteropora  der  Antho- 
zoen  bemerkt  habe).  Letzteres  konnte  ich  bei  grossen  Bäumchen  nicht  bestätigen,  aber  ich  sah  es  bei  Opercularia.  Dass  zur 
Selbsttheilung  eines  Einzelthierchens  3/*  —  1  Stunde  (p.  509.)  gehört,  habe  ich  auch  selbst  öfter  erfahren.  Wenn  Trembley  die  Knol- 
len, den  Gallen  und  Blüthen  der  Pflanzen  gleich,  aus  den  Stielen  hervorwachsend  angiebt  (p.  525.),  so  habe  ich  vielmehr  beobachtet, 
dass  es  rückständige  Einzelthiere  sind,  die  sich  nicht  rasch  forttheilen,  wie  die  übrigen,  sondern  dafür  dicker  werden,  endlich  aber 
auch  sich  ablösen.  Ich  konnte  ihre  Entwickelung  nicht  sehen,  bemerkte  aber,  dass  sie  immer  etwas  unterhalb  der  Dichotomieen  an- 
sitzen. Das  Schwesterthier  der  Knolle  hat  sich  also  alsbald  nach  der  Abtheilung  von  ihr  wiedergetheilt  und  Enkel  entwickelt,  wäh- 
rend die  Knolle  (Tante)  ohne  Selbsttheilung  blieb.  Wo  2  Knollen  hinter  einander  am  Stiele  unter  Einer  Gabelung  sind,  hat  das  Schwe- 
sterthier sich  nur  mit  Einer  Hälfte  entwickelt  und  die  Spaltung  gehört  schon  dem  Enkelthiere  der  untersten  Knolle  an.  Auffallend  ist, 
dass  schon  Linne  seine  Fort.  Anastatica  starr  nennt  und  dabei  Bradt  citirt,  und  dass  Müller  Brady's  Abbildung,  welche  auch 
Bruguieres  copirte,  zu  seiner  starren  Fort,  racemosa  zieht,  deren  Selbsttheilung  er  in  Copcnhagen  sah,  obschon  Brady  die  Bieg- 
samkeit ausdrücklich  angiebt.  Baker's  Beobachtung  ist  nur  wegen  Kleinheit  der  Thierchen,  deren  Wimpern  ihm  daher  unsichtbar 
blieben,  hierher  gebracht.  Er  hielt  wohl  die  Knollen  für  parasitische  Thiere,  oder  Unrath.  Pallas  sah  es  selbst  in  Brüssel,  und 
Eichhorn  fand  es  sammt  dem  Carcliesium,  das  er  nicht  unterschied,  in  Danzig.  Schrank' s  Fort,  racemosa  von  Ingolstadt  war 
Epistylis  Anastatica.  Bory  scheint  sie  nicht  selbst  gesehen  zu  haben.  Ich  fand  sie  im  Sommer  auf  Ceratopliyllum  bei  Berlin, 
doch  nie  häufig.  Dass  die  Bänmchen  nicht  regelmässig  doldenförmig  sind,  bemerkte  schon  Trembley,  und  dass  die  Knollenthierchen 
auch  einen  Wimperkranz  haben,  sah  schon  richtig  Mitchell  mit  Brady.  Letzterer  erkannte  auch  die  zuweilen  vorhandene  schüssel- 
artige Ausbreitung  des  Fusses,  und  vielleicht  eine  bandartige  innere  Samendrüse  des  Körpers  nach  seiner  Fig.  2.  Ich  habe  diese  orga- 
nischen Verhältnisse  theils  bestätigt,  theils  mit  neuen  Beobachtungen  geläutert  und  vermehrt.  Die  Resultate  sind  bei  der  Gattungscha- 
racteristik  angegeben.  Schon  1831  gelang  mir  die  Indigo  aufnähme  in  bis  22  Magen  zu  beobachten.  Die  Doldenform  des  Bäumchens 
entsteht,  wenn  auf  die  erste  Theilung  sehr  rasch  sich  andere  folgen  und  dann  die  Schnelligkeit  der  Selbsttheilung  abnimmt,  während 
der  Stiel  fortwährend  ausgeschieden  und  verlängert  wird.  Nach  einiger  Zeit  lösen  sich  alle  Thierchen  ab,  und  der  kahle  besenartige 
Stamm  welkt  und  vergeht.  —  Körpergrosse  bis  Vsg  Linie;  Bänmchen  bis  3  Linien;  Stiel  V*  der  Körperdicke;  Stamm  bei  der  Ver- 
zweigung doppelt  so  dick  als  ein  einzelner  Körper,  nach  hinten  ablaufend. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XXIX.   Fig., IL 

Fig.  1.     ein  kleines  doldenförmiges  Bäumchen,   150mal  vergrössert,   mit  Indigo  genährt.     Fig.  2.     ein  3G0mal  vergrössertes  Einzelthierchen,   bei  o   der 
seitliche  Mund.    Fig.  3.    ein  grösseres,  nur  8mal  im  Durchmesser  vergrössertes,  Bäumchen  in  seiner  Contraction.    Fig.  4.     dasselbe  ausgedehnt. 

410.  Ztootlmmnium  miveum,  babessinisclies  »oppelglöcfcclieii.    Tafel  XXIX.  Fig.  HL 

Z.  arbusculorum  ramis  brevibus  alternis  subverticillatis,  animalculis  niveis  ad  ramulorum  apices  acervatis  oblongis,  non- 
nullis  globosis,  in  trunco  sparsis,  majoribus. 

?3 


»90 

Zoothamne  d* Abyssinie^  a  rameaucc  des  arbrisseaux  courts,  alternes,  presque  verticilles,  les  ani- 
malcides  blaues,,  oblongs,  serres  au  bout  des  rameau&>  quelques  uns  plus  grands,  attaches  au 
tronc,  spheriques. 

Zoocladium  niveum,  Hemprich  u.  Ehrenber&,  Symbolae  physicae.  Evertebrata  I.   Pliytozoa.  Tab.  III.  Fig.  6.  1828.   Text  1831.     Ab- 

handl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1829.  p.  18.  1831.  p.  94. 

Aufenthalt:    Auf  der  Insel  Massauali  der  liabessiniselien  Küste  im  rotlien  Meere. 

Icli  fand  diese  Art  im  Juli  1825  an  Steinen  auf  der  Südseite  der  Insel  Massauali  im  Meerwasser,  welche  davon  wie  mit  Schim- 
mel überzogen  waren.  Bei  der  Berührung  zogen  sich  alle  Bäumchen  zusammen  und  verschwanden  dem  Auge.  Da  ich  sie  eine  Strecke 
in  wenig  Wasser  bei  grosser  Hitze  zu  tragen  hatte,  so  entfalteten  sie  unter  dem  Mikroskope  die  Wirbelkränze  nicht  mehr.  Folgendes 
schrieb  ich  damals  in  mein  und  Hemprichs  Reisejournal  in  lateinischer  Sprache  ein:  „.Der  entfaltete  Stamm  ist  3  —  5  Linien  lang, 
nicht  selten  zweitheilig,  farblos,  rund  mit  alternirenden  Zweigen.  Die  unteren  Zweige  sind  oft  fadenförmig,  nackt,  farblos,  die  oberen 
tragen  keulenförmige,  vorn  abgerundete,  nicht  eingeschnürte,  Wärzchen.  Diese  Wärzchen  (Thiere)  sind  mit  einer  flüssigen,  feinkörni- 
gen, weissen,  dunkeln  Masse  erfüllt.  Bei  ausgedehnten  Thieren  sah  ich  in  der  stumpfen  Spitze  der  Keulen  eine  Oeffnung.  Am  Stamme 
zwischen  den  Aesten  sassen  einzelne  Thierchen  von  grösserer  und  runder  Gestalt,  jeder  Zweig  schloss  mit  einem  Thierchen.  Der  ganze 
Stamm  zog  sich  plötzlich  in  ein  weisses  Knötchen  zusammen  und  dehnte  sich  wieder  in  eine,  dem  blossen  Auge  gut  sichtbare,  Feder 
aus.  Die  keulenförmigen  Thierwärzchen  waren  dicker  als  der  Stamm  und  konnten  sich  einzeln  aufrichten,  biegen  und  verschieden  be- 
wegen, und  sie  fielen  im  Sterben  (?)  vom  Stamme  ab."  —  Körpergrössc  bis  Vis  Linie. 

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  XXIX,    Fig.  III. 

Die  Zeichnungen  sind  von  mir  in  Massauah  gefertigt,     Fig.  1.    natürliche  Grösse  auf  einem  Steinfragmente.     Fig.  2.    ein  20mal  im  Durchmesser  ver- 
grössertes  Bäumchen.    Fig.  3.    dasselbe  contrahirt.    Fig.  4.    verschiedene  abgefallene  Thierchen  5  lOOmal  vergrössert. 


Nachtrag   zur   Familie   der   Glockenthierchen. 

Ein  in  die  Augen  fallender,  und  oft  für  die  frei  schwimmenden  Einzelthiere  zu  deren  richtigem  Beurtheilen  führender,  Character 
aller  Thierchen  dieser  Familie  ist  eine  zuckende  Bewegung  in  ihrem  Körper,  welche  die  Folge  von  überwiegenden  Längsmuskeln  zu 
seyn  scheint,  da  sie  sich  bei  den  Räder  thieren,  wo  diese  deutlich  sichtbar  sind,  auch  findet.  Nur  bei  Epistylis  Galea  und  Vor- 
ticella Conv aMaria  glaube  ich  im  Hintertheile  des  Körpers  die  Längsfasern  direct  gesehen  zu  haben.  Mit  dieser  grösseren  Reizbar- 
keit, die  dem  Erschrecken  ähnliche  Erscheinungen  bewirkt,  stimmt  auch  die  grössere  Schnelligkeit  in  den  Bewegungen,  welche  selbst 
die  festsitzenden  Thierchen  in  hohem  Grade  zeigen,  sobald  sie  frei  werden. 

Man  hat  neuerlich  (Rüd.  Wagner)  das  Ringeln  der  contrahirten  Muskelfasern  bei  kleinen  Thieren  geläugnet.  Wer  den  Stiel 
des  Carchesium  genau  ansieht,  wird  daran,  selbst  bei  diesen  polygastrischen  Infusorien,  nicht  mehr  zweifeln.    (S.  Euchlanis  triquetra^) 

Merkwürdig  ist  bei  dieser  Familie  eine  Art  von  Metamorphose,  mit  der  vielleicht  sogar  eine  Häutung  verbunden  ist,  obschon 
ich  letzteres  nie  zu  völlig  klarer  Anschauung  erhielt,  wie  ich  es  wohl  bei  Kolpoda  Cucullus  deutlich  sah.  Die  Metamorphose  ist 
nicht  zu  läugnen,  aber  sie  ist  dadurch  wesentlich  verschieden  von  der  bei  den  Insecten  und  Krebsen,  dass  sie  für  das  Individuum  ein 
wiederkehrender,  cyclischer  Zustand  ist.  Die  Vorticelle  entwickelt  einen  Stiel,  theilt  sich  (und  häutet  sich?),  entwickelt  Rückenwim- 
pern, löst  sich  ab  vom  Stiele,  schweift  umher,  zieht  (nach  2ter  Häutung?)  die  Rückenwimpern  wieder  ein  oder  verliert  sie,  und  setzt 
sich  fest,  um  wieder  einen  Stiel  auszuscheiden,  einen  Stammbaum  zu  bilden  und  dasselbe  unablässig  zu  wiederholen.  Diese  Erscheinung 
hat  offenbar  ein  hohes  physiologisches  Interesse.  Sie  ist  ein  wiederkehrender  Verwandlungskreis,  eine  Rückkehr  in  einen  früheren 
Zustand,  dem  ähnlich,  wenn  ein  Schmetterling  plötzlich  seine  Flügel  und  Fühler  verlöre  und  wieder  zur  Raupe  würde,  um  dann  wie- 
der Puppe  und  Schmetterling  zu  werden,  oder  wenn  ein  Greis  zum  Kinde  würde,  um  seine  Laufbahn  von  Neuem  zu  beginnen.  Es  ist 
die  physiologisch  begründete  und  wirklich  hier  vorhandene  ewige  Verjüngung  des  alternden  Individuums  durch  den  einfachen  organischen 
Process  der  Selbsttheilung.  Millionen  Theile  sterben,  einzelne  bleiben.  Ich  habe  diese  Verhältnisse  nie  ohne  lebhaftes  Interesse  betrach- 
ten können  und  nicht  absichtlich  poetisch  ausgeschmückt.  Sonach  wäre  nicht  der  Baum,  sondern  die  Kerobalanen-Form  der  entwickelte 
Zustand  der  Vorticellinen.     Die  Corallenstöcke  zeigen  nicht  dasselbe,  nicht  die  Metamorphose,  nicht  die  cyclische  Ablösung. 

Die  besten  Beobachtungen  über  die  so  merkwürdige  Selbsttheilung  und  baumartige  Monadenstockbildung  der  Vorticellinen  mach- 
ten früher  Trembjley  an  Epistylis  Anastatica  und  Zoothamnium  Arbuscula,  Spallanzani  an  Vorticella  nebulifera  und  Car- 
chesium polypinum,  Baker  an  Carchesium  und  Zoothamnium,  Colombo  an  Carchesium  polypinum,  Zoothamnium ,  Epi- 
stylis Anastatica  und  digitalis.  Gleichen  an  Vorticella  Convallaria,  Müller  an  Epistylis  Anastatica?  (Vort.  racemosa), 
Gruithuisen  an  Vort.  Convallaria  und  microstoma  (Beiträge  zur  Physiognosie  und  Eautognosie,  1812.  p.  309.  Taf.  I.  Fig.  16, 
17.).  Ich  habe  sie  an  fast  allen  hier  dargestellten  Arten  noch  viel  detaillirter  beobachtet  und  1830  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad, 
bei  Vort.  Convallaria  sammt  allen  Verwandlungen  umständlich  abgebildet. 

Es  sind  dieser  Familie  ausser  den  hier  verzeichneten  8  Gattungen  noch  25  Gattungsnamen  zuertheilt  worden,  welche  hier  aus- 
geschieden und  auf  folgende  Synonyme  bezogen  sind:  1)  Anthophysis  Bory  siehe  Epistylis;  2)  Campanella  Goldfuss  s.  Episty- 
lis; 3)  Convallarina  B.  s.  Vorticella;  4)  Craspedarium  Hill  s.  Vorticella;  5)  Cr  uterina  B.  s.  Vorticella;  6)  Dendrella 
B.  s.  Epistylis;  7)  Diceratella  cornuta  B.  =  Vortic.  chlorostigma?  ;  8)  Digitalina  B.  s.  Epistylis;  9)  Ecclissa  Modeer 
s.  Vorticella;  10)  Kerobalana  B.  s.  Vorticella;  11)  Lin%a  Schrank  s.  Stentor;  12)  Macrocercus  Hill  s.  Vorticella;  13) 
Mespilina  B.  s.  Epistylis;  14)  Myrtilina  B.  s.  Epistylis;  15)  Nummulella  Carus  s.  Trichodina;  16)  Operculina  B.  s. 
Opercularia;  17)  Ophrydia  B.  s.  Ophrydium;  18)  Rinella  B.  s.  Vorticella;  19)  Stentorina  B.  s.  Stentor;  20)  Tubaria 
Thienemann  s.  Stentor;  21)  TurbmellaB.  s.  Urocentrum;  22)  Urceolaria  Lamarck  s.  Vorticella;  23)  Valvularia  Gold- 
füss s.  Opercidaria;  24)  Volverella  B.  s.  Epistylis;  25)  Zoocladium  s.  Zoothamnium.  —  Bory's  Gattungen  sind  in  die  8 
Familien  der  Arthrodiees,  Vorticellaires ,  Bursariees,  Cercariees,  Urodiees,  My statines,  Urceolariees  und  Trichodiees  ver- 
teilt, von  denen  die  ersten  2  in  das  Psychodien- Reich,   die  übrigen  in  das  Thier-Reich  gestellt  sind. 


391 

Es  ist  ferner  noch  einer  neuen  Art  von  Carcheshim  zu  erwähnen,  welche  sich  in  diesen  letzten  Tagen  ausser  Zweifel  ge- 
stellt hat  und  die  auch  schon  von  früheren  Beobachtern  gekannt  zu  seyn  scheint.  Ich  nenne  sie  C.  pygmaeum.  Sie  lebt  auf  Daph- 
nien, Cyclops^  an  den  Kiemen  der  Ephemeren-Larven  und  an  Brachionen.  Sie  ist  sehr  klein,  ihr  birnförmiger  Körper  über- 
steigt nicht  Voe  Linie,  ihr  Stiel  ist  selten  3-  bis  4raal  so  lang.  Ihre  Bäumchen  sind  oft  1-  bis  3köpfig,  selten  4  —  5köp%.  Auf 
Tafel  LXIII.  Fig.  III.  und  LXIV.  Fig.  I.  der  Räder  tili  er  che  n  ist  ihre  einfache  Form  dargestellt.  Müller- s  Vorticella  piri- 
formis mag  wohl  dieselbe  Form  gewesen  scyn,  auch  könnte  V.  globularia  dahin  gehören,  beide  aber  nur  als  die  einfache  Jugend- 
form.    Ich  hielt  sie  bisher  für  die  junge  Epistylis  Anastatica. 

Bei  baumartigen  Vorticellen  habe  ich  neuerlich  besonders  häufig  junge  an  alten  beobachtet  und  bei  Carchesium  polypinum 
es  so  auffallend  gesehen,  dass  sich  Müller's  Täuschung  mit  dem  Wiederausschlagen  leerer  Aeste,  was  er  bei  V.  racemosa  p.  331. 
angiebt,  wohl  erklären  lässt.  Auch  sah  ich  neuerlich  im  Sept.  1837  besonders  häufig  Eier  der  Notommata  Petromy%on  in  Carche- 
£^/fc-Bäumchen  sammt  der  Mutter  sitzen.  Sonst  sah  ich  sie  öfter  in  den  Epistylis- Bäumchen.  Diese  muss  man  nicht  für  Zoo- 
thamnien-Thiere  halten.  Dass  sich  die  abgelösten  Thierkörper  nach  einiger  Zeit  wieder  an  die  leeren  Zweige  setzten,  ist  nur  ein  selt- 
ner Zufall  bei  einzelnen  (s.  Müller,  p.  330.).  Leeüwenhoek's  Beobachtung  eines  baumartigen  Thierchens  1695  und  dessen  Ent- 
wickelung  aus  Knötchen  gehört  schwerlich  zu  Zoothamnium,  wohin  es  Müller  p.  326.  zieht.   (Vergl.  Epistylis  vegetans  und  Uvella.) 

Wenn  die  Theilung  der  Vorticellen,  welche  nach  Trembley's  und  meinen  Beobachtungen  3/4  —  1  Stunde  Zeit  bedarf,  re- 
gelmässig fortginge,  so  würden  in  weniger  als  10  Stunden  aus  einem  Thierchen  1000,  in  20  Stunden  eine  Million  und  in  24  Stunden 
16,776816.  Man  sieht  nun  wohl  bei  einzelnen  in  3  Stunden  8,  auch,  jedoch  seltener,  in  6  Stunden  64  entstehen,  allein  es  treten 
gewöhnlich  immer  längere  Zwischenräume  und  bald  völliger  Stillstand  ein,  so  dass  ich  nicht  viel  über  200,  in  24  Stunden  aus  einem 
Carclwsiurn  -  Thierchen  entstehende,  Individuen  taxire;  Tremblet  zählte  nur  110.  Da  nun  überdiess  die  Yorticellen  viele  Eier  ha- 
ben, so  scheint  bei  ihnen  die  rascheste  Massenentwickelung  möglich  zu  seyn.  Dessenungeachtet  sieht  man  diese  Formen  nie  in  so  er- 
staunenswerther  Menge,  als  andere  Thierchen,  deren  Vermehrung  langsamer,  aber  allgemeiner  und  anhaltender  ist  (s.  Paramecium). 


VIERZEHNTE     FAMILIE:     PANZER  -  GLOCKENTHIERCHEN. 

Opltrydlna.    Oplirydines. 

CHARACTER:  Animalia  polygastriea,  enterodela  (tubo  intestinali  distincto  instructa),  oris  anique  apertu- 
ris  discretis  in  fovea  communi  unica  positis  (anopisthia),  loricata,  solitaria  aut  aggregata. 
(  =  Vorticellina  loricata.) 

CARACTERE:  Animaux  polygastriques ,  solitaires  ou  agreges,  ayant  un  canal  alimentaire 
distinct,  une  bouche  et  un  orifice  de  Tanus  separes,  mais  reunis  dans  une  meme  et 
seule  fossette,  le  corps  enveloppe  (Tune  carapace.    (=  Vorticellines  ä  carapace.) 

In  der  Familie  der  Panzer -Glockenthierchen  vereinigen  sich  solche  polygastrische  Thiere,  welche 
einen  die  Magen  verbindenden  Speisecanal  besitzen,  Mund-  und  Auswurfsöffnung  gesondert,  aber  in  einer 
und  derselben  Körpergrube  beisammen  haben,  die  mit  einer  besondern  Hülle  gepanzert  sind  und  einzeln  le- 
ben oder  Monadenstöcke  bilden. 

Es  sind  bis  jetzt  nur  9  bis  11  Arten  bekannt,  welche  hier  in  4  Gattungen  vertheilt  sind:    Ophry- 
dium  mit  1  Art,    Tintinnus  mit  2,    Vaginicola  und  Cothurnia  jede  mit  3 — 4  Arten.     Gegründet  wurde 
die  Familie  1830  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  mit  den  4  Gattungen  Carchesium,  Ophrydium, 
Vaginicola  und  Tintinnus.     Schon   1831   wurde  aber  Carchesium  zu   den  panzerlosen  Glockenthierchen 
gestellt,  indem  der  Fuss  als  Muskelscheide  mit  Unrecht  für  einen  Panzer  gehalten  worden  war,  dafür  aber 
die  Gattung  Cothurnia  hinzugefügt.      Die  ersten  Formen  kannte  schon  Leeüwenhoek  in  der   Vaginicola 
crystallina  1703.    Die  Gattung  Ophrydium  entdeckte  vielleicht  Linne,  sicher  Gleditsch  1767  als  Pflanze; 
Müller  nannte  sie  Vorticella  versatilis.    Die  Gattung  Tintinnus  beschrieb  Müller  1776  zuerst  als   Tri- 
choda  inquilinus,  und  die  erste  Form  der  Gattung  Cothurnia  kannten  Müller  als  Trichoda  innata  und 
Schrank  als  Tubularia  vaga  1776.   Schrank  nannte  1802  das  Ophrydium:  Lin%a  und  bildete  1803  die 
Gattung  Tintinnus,  welche  Lamarck  1815  mit  seiner  Vaginicola  verband,  neben  der  er  die  Gattung  Fol- 
liculina  bildete.     Goldfüss  zog  1820  die  Vort.  ingenita  zur  Gattung  Limnias.     Bory  nannte   1824  die 
Lin%a:    Ophrydia,  und  nahm  die  Gattungen  Vaginicola  und  Folliculina  auf,    die  er   sammt  einer  neuen 
Gattung  Bakerina  (einer  Mückenlarve)  in  die  3  Familien  Mystacinae,    Thikideae  und  Rotiferae  ver- 
teilte.    Nach  physiologischer  Sichtung  der  Formen  und  Gründung   der  Familie  1830  wurde  1831  von  mir 
die  Gattung  Cothurnia  zugesellt.  —  Die  Organisation  ist  der  der  Vorticellen  ganz  ähnlich.     Es  sind  in 
ein  gallertiges  oder  häutiges,  nicht  feuerbeständiges,  Büchschen  eingeschlossene,   wahre  Vorticellen  oder 
Stentor,  welche  auch  zum  Theil  Thierstöcke  bilden.  —   Ein  Wimperkranz  um  die  Stirn  ist  ein  allen  ge- 


g93    

meinsanaes  Bewegungsorgan.  Ophrydium  zeigt  einen  zweiten  Wimperkranz  am  Rücken ,  und  Tintinnm 
liat  einen  Schnellmuskel  im  Fasse.  —  Die  polygastriscken  Ernährung  sorg  ane  sind  durch  Farbenahrung  überall 
leicht  anschaulich  geworden,  der  Darmkanal  aber  nur  bei  Ophrydium  direct  erkannt.  —  Der  Herrn aphro- 
ditismus  des  Geschlechts  ist  bei  Ophrydium  mit  grünen  Eiern,  einfacher  Samenbiase  und  bandartiger  Drüse 
klar  ermittelt,  bei  den  übrigen  Gattungen  sind  nur  Eikörnchen  als  weiblicher  Theil  beobachtet.  Es  giebt 
grüne,  gelbliche  und  weisse  Eierchen.  Ueberdiess  ist  bei  Vaginicola  und  Cothurnia  Langstheilung  des 
Körpers  ohne  den  Panzer,  bei  Ophrydium  mit  demselben  und  Queertheilung  (?)  beobachtet.  Nerven  und 
Gefösse  sind  wegen  Feinheit  noch  nicht  erkannt. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Familie  erstreckt  sich  den  jetzigen  Beobachtungen  nach  über  ei- 
nen grossen  Theil  von  Europa,  zwischen  Paris,  Berlin  und  Norwegen. 

Uebersicht   der   4   Gattungen   der  Panzer-Glockenthierchen: 

Monadeiistockbilduug  durch  unvollkommene  Selbsttlieilung  des  Panzers     Ophrydium 

Körper  im  Panzer  gestielt  ^  schnellend TintinnilS 

Einzelthieve  ohne  Selbsttlieilung  des  Panzers  .  \       %  l  Panzer  stiellos  • Vaginicola 

,     oipei  s  le  os j  Panzer  gestielt Cothurnia 


FÜNFUNDNEUNZIGSTE     GATTUNG:      GALLERTGLÖCKCHEN. 

Opbrydiiim.     ©pliryde. 

CHARAGTER:    minimal  ex  Ophrydinorum  familia,   lorica  gelatinosa,    spontanea  corporis  perfecta,   loricae 
imperfecta  divisione,  in  globos  gelatinosos  consociatuni. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Ophrydines,    ayant  une  carapace  gelatineuse  et  sat- 

troupant  par  la  division  spontanee  parfaite  du  coiys^   mais  imparfaite  de  la  cara- 
pace en  globes  gelatineux. 

Die  Gattung  der  Gallertglöckchen  unterscheidet  sich  in  der  Familie  der  Panzer-Glockenthierchen 
durch  gallertigen  Panzer  und  kuglige  Monadenstockbildung  mit  Hülfe  vollkommener  Selbsttlieilung  des  Kör- 
pers, aber  unvollkommener  des  Panzers. 

Die  Gattung  Ophrydium  wurde  1830  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  mit  dieser  Einen  Art 
errichtet.  Eine  Gattung  Ophrydia  mit  ganz  andern  Characteren  und  meist  aus  Vortic eilen- Leibern  be- 
stehend, hatte  Bory  1824  gegründet  und  bis  1827  auf  6  Arten  vermehrt.  Die  erste  Beobachtung  dieser 
Form  machte  vielleicht  schon  Linne  1745,  der  sie  Viva  pruniformis  des  Mälarsees  nannte.  Gleditsch 
beschrieb  sie  deutlicher  1767  als  Kugelpflanze  oder  Seepflaume,  Fucus  subglohosus.  Dann  ist  sie  vielleicht 
von  Haller  als  Conferva  globosa  und  von  Weigel  und  Retziüs  wieder  als  Viva  pruniformis ,  von  an- 
dern Botanikern  als  Tremella  und  Linckia  beschrieben  worden.  Sprengel  hat  unter  dem  Namen  Cocco- 
chloris  stagnina  1807  offenbar  auch  dieses  Thierchen  als  Pflanze  beschrieben,  später  aber  eine  Ulva  so 
genannt.  Neuere  Botaniker  haben  eine  wirkliche  Pflanze  Nosloc  pruniforme  genannt,  und  diese  ist  von 
Lyngbye  1819  abgebildet.  Zuletzt  hat  Agardh  1824  das  Thierchen  als  Pflanze  fraglich  in  der  Gattung 
Echinella  verzeichnet,  wenn  es  nicht  noch  als  Coccochloris  und  Palmella  hy alina  hie  und  da  gemeint 
worden  ist.  Den  thierischen  Gharacter  erkannte  zuerst  Müller  (1786),  desshalb  nannte  er  den  Körper 
Vorticella  versatilis.  Schrank  nannte  ihn  1802  Lin%a  pruniformis ,  Lamarck  1816  ürceolaria  und 
Bory  1824,  ohne  ihn  zu  kennen,  Ophrydia  nasuta^  zum  Theil  auch  Raphanella.  Seit  1830  ist  der 
Name  Ophrydium  versatile  angenommen.  Die,  schon  bei  den  Familien-Characteren  angezeigten,  organischen 
Verhältnisse  sind  von  mir  reichlich  ermittelt.  Besonders  wichtig  für  die  äussere  Erscheinung  ist  die  Selbst- 
tlieilung, wonach  jeder  Körper  sich  oft  wiederholt  so  theilt,  dass  die  beiden  Theile  sich  ganz  trennen,  aber 
der  zellenartige  Panzer  nur  eine  Scheidewand  erhält.  Sehr  schnell  bilden  sich  auf  diese  Weise  Tausende 
und  Millionen  zusammenhängende ,  gallertige  Thierzellen,  die  faustgrosse  Gallertmassen  darstellen,  welche 
ganz  einem  Nostoc  gleichen. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  im  mittleren  und  nördlichen  Europa  in  Landseen,  Teichen  und 
in  Gräben  beobachtet,  worin  Chara  wächst. 


293    

411.     Ophrydium  ver sattle 9  grünes  Oallertglockclieii.     Tafel  XXX.  Fig.  T. 

0.  corpusculis  elongatis,  utrinque  attenuatis,  laete  viridibus,  in  polypariis  subglobosis,  glabris,  hyalinis,  liberis  ant 
affixis  ad  pisi  pugnive  magnitudinem  consociatis. 

Ophryde  versatile,  a  corpuscules  allonges,  amincis  ante  deute  bouts^  vivement  veris,  sociautc  dans 
des  polypiers  lisses,  globiileucc ,  hyalin®,  libres  ou  attaches,  de  la  grandeur  dun  pois  ou  d'im 
poing. 

Ulva  pruniformis,  Linke?,  Flora  suecica,  1745.     Tremella  pruniformis? ,  Syst.  Nat.   ed.  XII.   1767. 

Fucus  suhßobosus ,  Kugelpflanze,  Seepflaume,  Gleditsch!  Vermischte  Abhandl.  1767.  III.  y.  1 — 16. 

Conferva  globosa.  Haller?  Historia  stirp.  helvet.   n.  2110.   1768.* 

Ulva  pruniformis,  Weigel?  Observat.  botan.  1772.   Tab.  II.   Fig.  4.*    Retzius?  Flora  scand.  prodr.   1779. 

Linckia  pruniformis,  Wiggers?  Primit.  flor.  holsat.  1780.*     Schumacher?  Enum.  plant.  Seeland.  1801.* 

VorUcella  versaWs,  Müller!  Animalc.  Infnsor.  1786.  p.  281.   Tab.  XXXIX.  Fig.  14  —  17. 

Tremella  pruniformis,  Roth?  Flor,  german.   III.   p.  548.   1788.* 

Linza  pruniformis,  Schrank!  Briefe  an  Nau,   1802.  p.  91.   Taf.  IL   Fig.  1  —  12.    Fauna  boica,  III.  2.  p.  313.  1803. 

Coccochloris  stagnina,  Sprengel,  Jung\s  Observat.  bot.  in  Floram  halens.  1807.     Kützing,  Linnea,  1833.  p.  380.  Tab.  III.  Fig.  22. 

Urceolaria  versatilis,  Lamarck,  Hist.  nat.  des  animaux  sans  vert.  II.  1816. 

Echinella?  versatilis,  Agardh!  SystemaAlgarum,  p.  16.  1824. 

p  iryt  ta  nasu a,      \  Bory  de  St.  Vincent!  Encycloped.  m  etil  od.  Vers.  1824. 
Rapnanella  urbica,  (  l 

Ophrydium  versatile,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.   p.  41.  1831.  p.  91.  1835.   p.  161,   164.     Mittheilu  n  - 

gen  der  Berl.   Gesellsch.    naturf.  Freunde,    1836.   p.  52. 

Aufenthalt:    In  Norwegen  bei  Dröback,    den  Seen  der  Chur-  und  Neu -Mark,    bei  Ingolstadt,    bei  Halle,    Berlin   und  Inowraslaw, 
vielleicht  auch  in  Holstein,  Dänemark,  Pommern  und  in  Schweden  im  Mälarsee,   immer  nur  im  Siisswasser  beobachtet. 

Ich  fand  sonst  diese,  einer  grossen  lebhaft  oder  blass  grünen  Gallertalge  mit  der  Consistenz  des  Froschlaiches  sehr  ähnlichen, 
Vorticellenstöcke  nur  im  August  frei  schwimmend  im  Plötzensee  bei  Berlin;  seit  1835  habe  ich  sie  aber  zu  allen  Jahreszeiten  im  Tkier- 
garten,  sogar  im  December  unterm  Eise,  auch  oft  an  Pflanzen  angeheftet  gefunden.  Ich  sah  Exemplare,  die  4 — 5  Zoll  im  Durch- 
messer hatten,  also  kopfgross  waren,  und  zuweilen,  besonders  im  Mai  1837,  wohl  Hunderte  von  faustgrossen  Knollen,  die  durch  in- 
nere Gasentwickelung  periodisch  an  die  Oberfläche  gehoben  und  vom  Winde  an  den  Rand  der  Gewässer  geführt  wurden.  Eine  solche 
meist  ungleiche,  aber  glatte  Kugel  ist  von  vielen  Millionen  Thieren  gebaut,  deren  jedes  etwa  Voe  Linie  Dicke  hat,  aber  bis  Vio  Linie 
lang  ist.  In  der  Fläche  einer  Quadratlinie  haben  9216  Thierchen  Raum,  auf  der  Oberfläche  einer  Cubiklinie  6mal  mehr,  also  55296, 
auf  der  eines  Cubikzolles  nahe  an  8  Millionen,  nämlich  7,962624.  Im  Wasser  bilden  alle  diese  Thierchen  eine  einfache  dicht  ge- 
drängte Reihe  oder  Fläche,  wie  beim  Volvozc;  bei  Erschütterung  ziehen  sich  viele  nach  innen  zwischen  die  andern,  und  so  entstehen 
3  —  5  Reihen.  Anfangs  scheinen  alle  Gallertzellen  im  Centrum  durch  Fäden  verbunden  zu  seyn,  die  später  verschwinden  und  die  Ku- 
gel in  der  Mitte  hohl  mit  Wasser  erfüllt  lassen.  Gleditsch  hat  in  seiner  langen  Abhandlung  desshalb  viel  Unrichtiges,  weil  er  die 
Form  mit  der  Seepomeranze,  dem  Halcyonium  des  Meeres  von  Imperati,  vergleichen  zu  müssen  glaubte,  und  seine  varietas  albi- 
cans sind  wohl  die  von  den  Thieren  verlassenen  weissen  Gallerten,  in  denen  sich  dann  Oscillatorien ,  Bacillarien  und  Conferven  ansie- 
deln. Er  fand  den  Körper  in  den  Seen  der  Mark  bei  Trebnitz,  und  beschrieb  ganz  irrig  weibliche  und  männliche  Fructificationstheile 
und  Samen.  AssENs.und  Müller  fanden  ihn  bei  Dröback  im  Sumpfwasser  im  August.  Müller  hielt  sonderbarerweise,  wohl  durch 
die  Aehnlichkeit  mit  Froschlaich  angeregt,  die  Gallertkugeln  für  Eierhaufen  der  kleinen  dann  freiwerdenden  urnenförmigen  Thiere  und 
bildete  sich  ein,  dass  diese  also  unendlich  klein  gelegt  würden,  dann  aber  (wie  Froschlaich)  anschwöllen,  und  dass  zuletzt  auf  höchst 
eigenthümliche  Weise  die  Eierhaufen  unendlich  vielmal  und  selbst  die  langgestreckten  Jungen  2  —  3mal  grösser  wären,  als  die  Mutterthiere, 
zu  deren  Grösse  sie  also  erst  wieder  zusammenschrumpfen  müssten.  Aehnliche  Wunderlichkeiten  finden  sich  auch  bei  Schrank,  wel- 
cher (p.  100.)  die  ihre  Zellen  verlassenden  und  sich  an  den  Wänden  des  Glases  festsetzenden  Thiere  irrig  mit  Bienenschwärmen  ver- 
glich, die  sich  neue  Häuser  bauten,  aber  eine  demokratische  Regierungsform  ( ! )  hätten.  Auch  haben  sie  keine  grünen  Haare,  sondern  grüne 
Eier.  Salpetersäure  löste  die  Masse  nicht  auf,  färbte  das  Grün  rostgelb  und  gab  einige  Luftbläschen.  Mit  Recht  vermuthet  er,  dass 
der  Kalkgehalt  dem  Wasser  angehören  möchte.  Ich  sah  oft  kleine  Kalkcrystalle  an  der  äusseren  Fläche  alter,  zum  Theil  leerer,  Ku- 
geln sitzen,  und  sah  bei  Anwendung  von  Weingeist  und  Säuren  auch  nur  ein  starkes  Einschrumpfen  und  Gelbwerden.  Bory  hat  die 
Gallerte  für  nicht  dazu  gehörig  gehalten,  weil  er  den  Körper  nicht  selbst  sah  und  ihn  mit  Euglenen  verwechselt.  Kützing  hat 
eine  Abbildung  von  Sprengel's  Coccochloris  1833  nach  trocknen  Exemplaren  aus  dessen  Herbarium  gegeben.  Auch  diese  Körner 
können  leicht  die  Eier  der  Thierchen  seyn.  Schon  1830  zählte  ich  das  Thierchen  unter  den  mit  Indigo  geprüften  polygastrischen  For- 
men auf,  und  1835  habe  ich  auch  die  männlichen  Sexualtheile  angezeigt.  Selbsttheilung  habe  ich  als  Längstheilung  oft  gesehen  und 
vermuthe,  dass  Schrank's  Angabe  der  Queertheilung,  die  nebenbei  auch  vorhanden  seyn  könnte,  doch  ein  Irrthum  war.  —  Grösse 
der  grünen  Einzelthierchen  ausgedehnt  bis  Vio  Linie;  sie  sind  eben  so  lang,  als  die  Zellen  und  die  Dicke  der  Gallertschicht  der  Ku- 
geln im  ausgedehnten  Zustande.  Contrahirt  sind  der  letzteren  Wände  oft  3  —  4  Linien  dick  und  beliebig  dicker,  dann  sind  aber  die 
Zellen  zwischen  und  hinter  einander  geschoben.  Die  sehr  durchsichtigen  Ränder  der  Oeffnungen  der  Zellen  habe  ich  noch  nie  direct 
sehen  können,  habe  aber  oft  genug  die  Thiere  lang  hervorragen  gesehen.  —   Grösse  der  Kugeln  bis  5  Zoll  Durchmesser. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXX.    Fig.  I. 

Fig.  1  —  3.  sind  Gallertkugeln  oder  Polypenstöcke  verschiedener  Grösse  im  natürlichen  Zustande,  ohne  Vergrösserung.  Fig.  3.  ist  ansitzend.  Fig.  4. 
ist  ein  Stück  der  Oberfläche  bei  4maliger  Linearvergrösserung.  Fig.  5.  ist  ein  Durchschnitt  einer  contrabirten  jungen  Kugel.  Fig.  6.  ist  ein  Rand- 
theil  mit  seinen  Thieren  bei  lOOmaliger  Linearvergrösserung.  Fig.  7.  ist  ein  durch  ein  aufgelegtes  Glasblättchen  etwas  ausgebreiteter  Theil  dessel- 
ben, wobei  die  eigentlichen  Panzergrenzen  als  Gallertzellen,  die  Magen  und  Sexualblase  sichtbar  werden;  links  ist  ein  Thierchen  in  der  Selbsttheilung. 
Fig.  8.  ist  ein  wirbelndes  ganz  ausgestrecktes  Thier;  t  die  Sexualdrüse,  über  welcher  zunächst  1  oder  2  contractile  Sexualblasen  liegen,  die  übrigen 
Blasen  sind,  zum  Theil  mit  Indigo  erfüllte,  Magen.  Fig.  9.  hat  die  Rückenwimpern  hervorgeschoben  und  die  helle  Sexualblase  in  der  Mitte.  Fig.  10. 
ebenso  mit  eingezogenen  Stirnwimpern,  contrahirt.  Fig.  11.  excernirend,  mit  heller  Samenblase.  Fig.  12.  contrahirt,  Hintertheil  nach  oben  (Zii- 
nella).  Fig.  13.  zeigt  die  Mundöffhung.  Fig.  14.  ist  ganz  kugelartig  contrahirt.  Fig.  15.  Krallenform  mit  Sexualblase.  Fig.  16.  Knospen- 
form?.    Fig.  8—- 16.     sind  300mal  linear  vergrössert.    Fig.  6  — 16.    zeigen  grüne  Eikürnchen. 


?4 


294: 

Nachtrag   zur  Gattung   Ophrydium. 

Von  Herrn  Landrath  v.  Wolanski  erhielt  ich  1832  Zeichnungen  dieser  Form  ans  Inowraslaw  (Neu-Breslau)  im  Bezirk 
Posen.  Wahrscheinlich  war  auch  die  grüne  Echinetta  radiosa  von  Nees  von  Esenbeck  aus  Erlangen  (Algen  des  süssen  Wassers 
1812)  dieser  Körper.  Bory's  6  Arten  der  Gattung  Ophrydia  haben  folgende  Synonymie:  1)  O.  clavata  (1824)  =  Trichodina? , 
Fort,  nebulif.  gemma? ;  2)  O.  Gyrinus  (1824)  =  Trichodina?,  Vorticellae  gemma?;  3)  O.Lagenulata  (1824),  Lagenula 
(1827)  =  Vorticellae  corpus;  4)  O.  nasuta  (1824)  =  Ophrydium  versatile;  5)  O.  Trochus  (1824)  =  Trichodina?,  Vor- 
ticellae gemma?;  6)  O.  vorticellina  (1826)  [Essay  dune  classif.  des  microsc]  =  Ophryd.  versat. 


SECHSUNDNEÜNZIGSTE     GATTUNG:     KLÖPPELGLÖCKCHEN. 

Tintinnus.    Itattant. 

CHARACTER:  Animal  e  familia  Ophrydinorum,  solitarium,  corpore  dividuo,  lorica  urceolari  non  dividua, 
corpore  intra  loricam  pedicello  flexili  instructo  (pistillum  tiutinnabuli  referente). 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Ophrydines,  solitaire,  divisant  le  corps,  non  la  cara- 
pace  urceolaire,  le  corps  ayant  dans  l  interieur  de  la  carapace  un  pedicule  flexible 
(semblable  au  battant  cPune  clocliette). 

Die  Gattung  der  Klöppelglöckchen  ist  in  der  Famiüe  der  Panzer -Glockenthierchen  durch  Theil- 
barkeit  des  Körpers,  aber  Untheilbarkeit  des  büchsenartigen  Panzers,  mithin  Mangel  an  Bestockung  chara- 
cterisirt,  und  hat  einen  schnellenden  Fuss  am  Körper  innerhalb  des  Panzers.  Der  Körper  gleicht  dem  Klöp- 
pel in  einem  Glöckchen. 

Die  Gattung  ist  von  Schrank  1803  mit  3  Arten  gebildet,  von  denen  2  in  andere  Gattungen  gehö- 
ren. Sie  sollte  sprachrichtiger  Tintinnabulum  heissen.  Die  einzige  Art  entdeckte  Müller  1776  und 
nannte  sie  Trichoda  inquilinus.  Oken  nahm  1815  Schrank's  Gattung  Tintinnus  auf,  aber  Lamarck,  un- 
bekannt mit  diesen  Arbeiten,  gab  1816  den  neuen  Namen  Vaginicola,  unter  welchem  sie  auch  Bort  1824 
aufgeführt  hat.  Die  jetzige  Begrenzung  erhielt  die  Gattung  1830,  wo  ihr  nur  eine  von  Schrank's  Arten, 
die  genannte  Trichoda  inquilinus  Müller's,  zuertheilt  ward.  Eine  zweite,  neue  Art  gab  ich  1832,  wenn 
nicht  auch  diese  ein  Synonym  von  Müllers  Vorticella  vaginala  ist.  An  Organisation  sind  ein  Wimper- 
kranz um  die  Stirn  und  ein  schnellender  Stiel  für  die  Bewegung,  sich  sichtlich  anfüllende  Magenzellen 
sammt  einer  seitlichen  Mund-  und  zugleich  Anal-Oeffnung  für  die  Ernährung,  und  eine  gelbliche  Trübung 
im  Körper  als  Spur  von  Eierstock  erkannt.    Die  Selbsttheilung  hat  Müller  beobachtet. 

Die  geographische  Verbreitung  der  beiden  Arten  beschränkt  sich  bis  jetzt  auf  das  Wasser  der  Ostsee. 

412.  Tintinnus  inquilinus,  cylindrisclies  Klöppelglocfcclien.    Tafel  XXX.  Fig.  IL 

T.  corpore  hyalino  aut  flavicaute,  lorica  cylindrica,  hyalina. 

Battant  locataire,  ä  corps  hyalin  ou  jaunäire,  la  carapace  cylindrique,  hyaline. 

Trichoda  inquilinus,  Müller,  Zoolog,   danicae.  prodromus,   addend.  p.  281.  1776.    Zool.  dan.  Icones,   Tab.  IX.  Fig.  2. 

Eremit -Spilleren,  Dannemark  og  Norg.  Dyr-Historie,   I.  B.   p.  34." 

Tintinnus  inquilinus,  Schrank,  Fauna  boica  III.  2.  p.  317.  1803. 

Vaginicola  inquilina,  Lamarck,  Hist.  nat.  d.  Anim.  sans  vert.  1816.  II.    Bort  de  St.  Vincent,  Encycloped.  meth.  1824. 

Tintinnus  inquilinus,  Abhandl.  der  Akad.  d.  Wissenscli.  zu  Berlin,  1830.  p.  41.  1831.   p.  95.   1833.  p.  273. 

Aufenthalt:    Im  Seewasser  bei  Copenhagen  und  Kiel. 

Diese  interessante  Form  ist  ausser  von  Müller  und  mir  nicht  beobachtet  worden.  Ich  fand  sie  1830  und  1832  in  Kieler 
Seewasser,  welches  mir  Dr.  Michaelis  mit  Leuchtthiereu  sandte,  und  1833  beobachtete  ich  es  in  Copenhagen  selbst  im  Hafenwasser. 
Die  letzteren  Thierchen  schwammen  alle  frei  im  Wasser,  die  ersteren  sassen  zum  Theil  an  Pflanzenfragmenten  fest.  Sie  nahmen 
leicht  Indigo  auf.  Müller  sah  und  zeichnete  auch  2  Individuen  in  Einer  Zelle,  mithin  Selbsttheilung.  Die  gelbliche  Farbe  des  Kör- 
pers der  Kopenhagener  Form  schien  mir  den  Eiern  anzugehören.  —  Körpergrösse  ohne  den  Stiel  V48  Linie,  mit  dem  Stiel  V20;  Pan- 
zer V48  Linie.     Dicke  des  Panzer  -Cylinders  zuweilen  kaum  2mal,   zuweilen  mehr  als  3mal  in  der  Länge. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXX.   Fig.  IL 

Fig.  1—3.    sind  Formen  aus  Kiel,  die  ich  in  Berlin  nach  dem  Leben  gezeichnet;  einige  sind  ausgedehnt,  andere  eingezogen.     Fig.  4—5.     sind  von 
mir  in  Copenhagen  gezeichnet.    Linearvergrösserung  300mal. 

413.  Tintinnus  suhulatus,  spitziges  Klöppelglöckcheii.     Tafel  XXX.  Fig.  in. 

T.  liyalinus,  lorica  conica,  postica  longe  subulata. 

Battant  aigu,  hyalin^  ä  carapace  coni(jue>  allongee  en  pointe  longue  posterieivre. 


395   

Vorticella  vaginata,  Müller?  Animalc.  Infus.  1786.   p.  310.  Tab.  XLIV.    Fig.  12  —  13. 
Tintinnus  subulatus,  Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissenseh.  zu  Berlin,   1833.   p.  774. 

Aufenthalt:    Im  Seewasser  bei  Copenhagen ?  und  Kiel!. 

Ich  beobachtete  die  Form  im  October  1832  mit  Leuchtthierchen  aus  Kiel,  und  fand  in  einem  der  Gläser  bis  6  freie  Exem- 
plare, aber  nur  2  lebend,  4  als  leere  Schaalen.  Der  Panzer  zeigte  bei  einigen  leichte  Qtieerriefen.  Der  cylindrische  Körper  der  Thier- 
chen  war  farblos  und  sass  auf  einem  spiralförmigen  zuckenden  innern  Stiele.  Der  Panzer  war  äusserst  durchsichtig,  daher  das  Ganze, 
obwohl  gross,  doch  schwer  zu  sehen.  Müllers  Vorticelle  war  ansitzend  und  schien  ihm  nicht  in  die  Scheide  zurückziehbar ,  war 
daher  vielleicht  eine  nicht  günstig  beobachtete  Epistylis.  Lamarck  verzeichnete  sie  als  Folliciilina  vaginata,  Bory  als  Vagini- 
cola Vorticella.  Wäre  die  Zuspitzung  des  Panzers  dieser  Form  ein  Stiel  zu  nennen,  so  verlangte  die  Consequenz  einen  besondern 
Gattungsnamen,  doch  blieb  ich  darüber  ungewiss.  Ich  sah  es  nicht  schwimmen,  auch  nicht  sich  bis  über  den  Rand  der  Schaale  entfal- 
ten, aber  es  entfaltete  innerhalb  seine  Wimpern,  zog  sie  wieder  ein,  zuckte  zusammen  und  zeigte  innere  Magenblasen.  —  Länge  des 
Panzers  bis  Vs  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXX.   Fig.  III. 
Fig.  1.    sich  ausdehnend  nach  dem  Zusainmenschnellen.    Fig.  2.  mit  gerade  ausgedehntem  Stiele.    Fig.  3.   leere  Schaale,    Vergröss.  300mal  im  Durchm. 


SIEBENUNDNEUNZIGSTE     GATTUNG:     MANTELGLÖCKCHEN. 

Vaginicola.     Vaginicole. 

CHARACTER:    Aniinal  ex  Ophrydinorum  familia,    solitarium,   corpore  dividuo,   loriea  urceolari  non  divi- 
dua,  corpore  loricaque  sessilibus. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Ophrydines,   solitaire^  divisant  le  corps,  non  la  cara- 
pace  urceolaire,  nayant  ni  le  corps  ni  la  carapace  pedicules. 

Die  Mantelglöckchen  sind  einfache  Panzer -Glockenthierchen,  welche  neben  der  Selbsttheilung 
des  Körpers  keine  Theilbarkeit  des  Panzers  haben,  und  die  weder  am  Korper  noch  am  Panzer  einen  Stiel 
besitzen. 

Die  von  Lamarck  1816  gegründete  Gattung  Vaginicola  umfasste  in  3  Arten  diese  und  auch  die 
vorige  und  folgende  Gattung.  Erst  1830  wurde  die  jetzige  Umgrenzung  mit  3,  1  alten  und  2  neuen,  Ar- 
ten festgestellt,  die  sich  seitdem  nicht  vermehrt  haben,  und  es  wurde  auf  etwa  eben  so  viele,  von  Andern 
beobachtete,  Arten  hingewiesen.  Die  erste  Kenntniss  der  Formen  hatte  schon  Leeüwenhoek  1702.  Dann 
beobachtete  dieselben  erst  Eichhorn  wieder  1775  5  und  Müller  hielt  dessen  Zeichnung  damals  für  Stentor 
(Vortic.  stentor ea).  Später  sali  sie  auch  Müller  selbst ?  und  er  beschrieb  1786  wohl  2  Arten  als  Tri- 
choda  ingenita  und  Vorticella  Ampulla.  Colombo  1778  und  Kammacher  1798  bildeten  dann  2  oder  3 
Arten  namenlos  ab.  Schrank  nannte  dergleichen  1802  und  1803  Linza  stentor  ea  und  gleichzeitig  Tintin- 
nus sessilis.  Lamarck  gab  1816  einer  von  Müllers  Arten  den  Namen  Vaginicola ,  der  andern  den  Na- 
men Folliculina.  Goldfüss  stellte  1820  Müllers  Trichoda  in  die  Gattung  Limnias,  und  Bory  de  St. 
Vincent  folgte  1824  bis  1830  Lamarck,  mit  Zusatz  der  Vag.  Vorticella,  Müllers  Vort.  vaginata.  — 
Der  Organismus  dieser  Formen ?  seit  1830  entwickelt,  gleicht  ganz  dem  der  Vorticellen  und  Stentor 
ohne  den  Mantel.  Die  abgestutzte  Stirn  umgiebt  ein  Wimperkranz,  und  in  diesem  am  Rande  liegt  der 
Mund.  Der  polygastrische  Ernährung scanal  wurde  bei  allen  3  Arten  schon  1830  mit  Aufnahme  von  Farbe- 
stoffen erwiesen.  Das  Fortrücken  der  Speisen  und  Wiederkehren  zur  Mundöffnung  war  deutlich.  Bei  V. 
crystallina  sind  grüne  periodisch  sich  verlierende  Eikörnchen  sichtbar,  welche  bei  den  übrigen  Arten  weiss 
zu  seyn  scheinen.  Die  männlichen  Sexualorgane  wurden  bei  keiner  Art  deutlich,  doch  könnte  man  aus 
Müller  s  Abbildung  der  V.  crystallina  eine  bandartige  Drüse  abnehmen.  Spontane  Längstheilung  ist  bei 
allen  Arten  beobachtet 

Die  geographische  Verbreitung  der  Mantelglöckchen  ist  in  Holland,  Dänemark,  England,  Baiern  und 
bei  Berlin  im  Süsswasser  beobachtet,  vielleicht  giebt  es  auch  eine  Art  im  Meere. 

414.     Vaginicola  crystallina,  crystallenes  Mantelglockclien.     Tafel  XXX.  Fig.  V. 

V.  loriea  crystallina,  urceolari,  reeta,  ovulis  viridibus. 

Vaginicole  crystalline,  ä  carapace  crystallhie,  urceolaire ,  droits^   les  oeufs  verU. 

Bell-Me  animalcula,  Leeüwenhoek,  Philo s.  Transact.  XXIII.  Nr.  283.  p.  1304.   Fig.  8.  O.  P.  Q.  R.    (1702.)  1703. 

Das  Trompetenihier ,  Eichhorn,  Beiträge  z.  Kenntniss  der  kl.  Wasserth.  p.  73.   Taf.  3.  Fig.  F.   1775. 

Vorticella  stentorea,  Müller,  Naturforscher,  IX.  p.  209.  1775. 

Trichoda  ingenita,  Müller?  Animalc.  infus,  p.  219.   Tab.  XXXI.   Fig.  13— 15.   1786. 

Rotiferi  ad  astuccio,  altera  spezie,  Colombo,  Osserv.  microsc.  1787.   deutsch  1793.   p.  88.  Fig.  7. 

Animalcula,  Kammacher,  in  Adam's  Essay  onthe  Microsc.  p,  570.  Fig.  B.  Taf.  XXVI.  ed.  II.  1798. 


296 

Linza  stmtorea,  Schrank,  Naturhist.  Briefe  an  Naü,  1802.  p.  103.    Fauna  boica,  IIL  2.  p.  314. 

Tintinnus  sessilis,  Schrank,  Fan  na  boica,  III.  2.  p.  317.  1803. 

Vaginicola  ingenita,  Lamarck,  Hist.  nat.  des  an.  sans  vert.  II.   1816.    p.  27. 

Limnias  ingenita,  Goldfuss,  Handbncli  der  Zoologie,  1820.  I.  p.  71. 

Vaginicola  ingenita,  Bory  de  St.  Vincent,  Encycloped.  meth.   1824. 

Vaginicola  crystallina,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.  p.  41.    1831.  p.  93. 

Aufenthalt:    Im  Süsswasscr  bei  Delft,  Danzig,  Conegliano,  Ingolstadt?,  London  und  Berlin,  und  im  Seewasser  bei  Copenliagen. 

Man  findet  diese  Tliiercben  an  Meerlinsen,  Conferven  und  Ceratophyllum  bei  Berlin,  zuweilen  in  ausserordentlicher  Menge. 
Am  23.  Juli  1835  sah  ich  sie  am  zahlreichsten,  sonst  einzeln.  Leeuwenhoek  hat  sicher  dieselbe  Art  beobachtet,  und  auch  Co- 
iombo  und  Kammacher  hatten  dieselbe.  Eichhorn's  Figur  könnte  man  zu  Cothurma  ziehen  wollen,  allein  es  ist  gerade  ein  Cha- 
racter  dieser  Art,  dass  ihr  Panzer  sich  dicht  am  Ende  etwas  verengt,  ohne  einen  Stiel  zu  bilden.  Diess  mag  bei  Eichhorn,  der 
auch  den  Stentor  Mülleri  (seine  Fig.  Q.)  damit  verwechselte,  etwas  grell  gezeichnet  seyn.  Die  Wärzchen  an  der  Schaalc  sind  eben- 
falls übertrieben,  aber  sonst  richtig;  es  sind  die  Auswürfe  des  Thieres,  welche  hie  und  da  hängen  bleiben.  Ob  Müllers  Seethier- 
chen  sainmt  Lamarck's  und  Bort's  Synonymen  hierher  gehören,  ist  nicht  ganz  sicher;  auch  ist  Schränk*  Nachricht  wunderlich, 
der  sie  Seethiere  nennt  und  in  der  Bairischen  Fauna  beschreibt,  doch  wohl  also  nicht  sah.  Ich  habe  sie  oft  mit  Indigo  und  Carmin  an- 
gefüllt gesehen  und  immer  2  Formen  beisammen  beobachtet,  die  sich  stark  unterschieden,  eine  mit  grünen  Eierchen  und  eine  ganz  farb- 
lose. Ich  habe  mich  nach  langem  Schwanken  dafür  entschieden,  dass  es  nicht  2  Arten  sind,  sondern  die  farblose  dieselbe  unbefruch- 
tete Art  ist,  wie  die  grüne.     Beide  Formen  sah  ich  oft  in  Selbsttheilung.  —  Panzerlänge  bis  Vis  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen   Taf.  XXX.   Fig.  V. 

Es  sind  auf  Zygnema  quininum  4  Exemplare  bei  300maliger  Linearvergrösserung  abgebildet.     Fig.  1.    mit  grünen  Eikörnern;     Fig.  2.     ohne  diese, 
beide  in  der  Selbsttheilung;     Fig.  3.     in  natürlicher  Farblosigkeit  und  zurückgezogen;     Fig.  4.    jung. 

415.  Waginicola  tineta,  braunes  Mantelglöcfcclieii.     Tafel  XXX.  Fig.  IV, 

■  V.  lorica  flavo-fusca,  urceolari,  reeta,  corpore  hyalino. 
Vaginicole  t  einte,  a  carapace  brune-jaunätre,  urceolaire,  droite,  le  corps  hyalin. 

Vaginicola  tineta,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.  p.  41.  1831.  p.  95. 

Aufenthalt:     Bei  Berlin. 

Diese  auf  Zygnema  deeiminum  häufiger  vorkommende  Art  findet  sicli  auch  an  Wurzeln  der  Lemna.  Ich  sali  sie  sonst 
öfter  einzeln,  aber  am  23.  Juli  1835  sehr  zahlreich  mit  den  übrigen  Arten  zusammen.  Ich  habe  Stoffaufhahme,  Selbsttheilung  und  Ju- 
gend und  Alter  beobachtet.  —  Panzergrösse  V24  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXX.  Fig.  IV. 

Es  sind  3  Exemplare  in  verschiedenen  Zuständen,  auch  in  Selbsttheilung,  bei  300maliger  Linearvergrösserung  auf  Zygnema  deeiminum 
{Conjugata,  Spirogyra)  abgebildet. 

416.  Waginicola  decumbens,  liegendes  Mantelglocfeclien.     Tafel  xxx.  Fig.  vi. 

V.  lorica  flavo-fusca,  ovata,  compressa,  decumbente,  corpore  hyalino. 

Vaginicole  couchee,  a  carapace  brune-jaunätre,  ovale,  comprimee,  couchee  et  a  corps  hyalin. 

Vaginicola  deenmbens,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  41.  1831.   p.  93. 

Aufenthalt:     Bei  Berlin. 

Sie  lebt  mit  den  vorigen  und  ist  leicht  zu  übersehen.  Sie  bildet  braune  Schüppchen  an  Meerlinsenwurzeln  oder  Conferven, 
und  zeichnet  sich  durch  halbmondförmige  Panzeröffnung  sehr  aus.  Das  innere  farblose  Thierchen,  welches  ich  auch  in  Selbsttheilung 
sah,  ist  sonst  wenig  verschieden.  —  Panzerlänge  bis  7*4  Linie.  Horizontale  Polypenstöcke  solcher  Form  würden  ganz  das  Bild  von 
Flustren  und  Cclliporen  geben.     Giebt  es  nicht  vielleicht  dergleichen  unter  diesen? 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXX.   Fig.  VI. 

Ein  Stück  Meerlinsenwurzel  enthält  3  dieser  Thierchen,  davon  eines  in  Selbsttheilung,  eines  zurückgezogen.   Vcrgrössenmg  300mal  im  Durch- 


messer. 


Nachtrag   zur   Gattung    Vaginicola. 

Als  vermuthliche  Arten  der  Gattung  lassen  sich  etwa  noch  Vorticella  Ampulla  Müller,  und  eine  bei  Kammacher  und 
Adams  gezeichnete,  in  der  Mitte  verengte,  Form  ansehen  {V.  constrieta).  Auch  könnte  die  Seeform,  welche  Müller  Trich.  in- 
genita nennt,  doch  eine  besondere  Art  seyn.  Endlich  sind  die  grüne  und  farblose  Form  der  crystallina  noch  weiter  im  Auge  zu  be- 
halten. Die  Synonyme  der  ausgeschlossenen  Arten  der  Gattung  sind  übrigens  folgende:  1)  Vaginicola  folliciäata  Bort  (1824)  = 
Cothurnia;  2)  V.  ingenita  Lamarck  (1816)  =  V.  crystallina?;  3)  V.  innata  Lamarck  (1816)  ==  Cothurnia?  ;  4)  V.  in- 
(juilina  Lamarck  (1816)  =  Tintinnus  inquil.;  5)  V.  longicauda  Schweigger  [Naturgesch.  d.  skelettlosen  Thiere]  (1820)  = 
Notommata  longic;  6)  VJ  socialis  (Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  1831.  p.  92.)  =  Dinobryon;  7)  V.  Vorticella  Bory  (1824), 
vorticellina  (1826)  [Essay]  =  Tintinnus?,  Epistylis? . 

Hier  mögen  auch  die  Homonyme  der  eingegangenen  Gattung  Folliculina  Lamarck  folgen:  1)  F.  Ampulla  Lam.  (1816) 
=  Vaginicola? ;  2)  F.  BaJceri  Bory  (1824)  =  einer  Mückenlarve  mit  ihrer  Puppe,  deren  Beobachtung  ein  Anonymus  1746  in 
rohen  Abbildungen  an  Baker  geschickt  hatte,  der  sie  {Employment  of  the  Microsc.   T.  XIV.  Fig.  8 — 12.)  stechen  liess.     Bory 


39? 


nannte  dasselbe  im  gleichzeitigen  Article  Microscopiques  der  Encycl.  meth.  Bakerina  dipteriphora  als  Räder  tili  er,  und  1828 
im  Biet,  class.  Rotifere  theilt  er  mit,  dass  er  es  seitdem  auch  (bei  Paris)  gefunden.  Ich  halte  die  Räder  bei  Baker  für  die  Schwanz- 
borsten einer  verkehrt  gezeichneten  Mückenlarve ,  deren  Verpuppung  ( ! )  ausdrücklich  dort  als  beobachtet  angegeben  und  gezeichnet  ist. 
3)  F.  folliculata  Lam.  (1816)  =  Cothurnia  imberbis?;  4)  F.  vaginata  Lam.  (1816)  ==  Tintinnus?,  Fpistylis? '. 


ACHTUNDNEUNZIGSTE     GATTUN  G:      STELZENGLÖCKCHER 

Cothurnia.     Cotburnie. 

CHARACTER:    Animal  e  faniilia  Ophrydinorum ,  solitarium,  corpore  dividuo,  lorica  urceolari  non  dividua, 
pedicello  loricae  rigido  cothurnatum. 

CARACTERE:   Animal  de  la  famille  des  Ophrydines,  solitaire,   divisant  le  corps,   non  la  cara- 
pace  urceolaire  et  s  erigeant  sur  un  pedicule  exterieur  raide. 

Die  Stelzenglockchen  gehören  zur  Familie  der  Panzer-Glockenthierchen,  leben  einzeln  durch  Selbst- 
theilung  des  Körpers  ohne  Theilung  des  Panzers,  und  haben  einen  starren  Cothurn  -  artigen  Stiel  am  Panzer. 

Die  Gattung  wurde  1831  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  gegründet  und  enthielt  zuerst  2 
Arten,  deren  eine  aber  1833  (ebenda  p.  284.)  als  Acineta  mystacina  abgesondert  wurde.  Jetzt  sind  ihr 
doch  3— 4  Arten  zugeschrieben.  Da  ich  Eichhorns  Trompetenthier  Fig.  F.  zur  Vagin.  crystallina  gezo- 
gen, so  scheint  die  älteste  bekannte  Form  Schrank  1776  als  Tubularia  vaga  beobachtet  und  beschrieben 
zu  haben,  und  bald  darauf,  1777«,  nannte  Müller  eine  wahrscheinliche  Form  der  Gattung  Trichoda  in- 
nata,  und  eine  zweite  1786  Vorlicella  folliculata.  Auch  Colombo  hat  1787  eine  Art  beschrieben.  Schrank 
nannte  1803  Müller's  Trichoda:  Tintinnus  pedicellatus ,  ohne  seiner  früheren  Art  zu  erwähnen.  La- 
marck  bildete  1816  2  Gattungen  mit  diesen  Formen.  Müllers  Trichoda  nannte  er  Vaginicola  innata, 
und  dessen  Vorticella:  Folliculina  folliculata.  Bory  de  St.  Vincent  hat  zuletzt  1824  auch  die  Follic. 
follic.  zu  Vaginicola  gestellt,  wodurch  die  Gattung  Folliculina  alle  Arten  verloren  hat.  Von  den  seit 
1831  und  1833  der  neuen  Gattung  zuertheilten  3  Arten  sind  die  erste  und  dritte  sehr  ausgezeichnet,  die 
zweite  könnte  aber  Abart  der  ersten  seyn.  —  Die  Organisation  ist  wie  bei  der  vorigen  Gattung  gleich  weit 
ermittelt.  Ein  Wimperkranz  um  die  platte  Stirn,  der  Mund  seitlich  im  Wimperkranze  vereint  mit  der  Anal- 
öffnmig,  der  Körper  schnellend  oder  zuckend  im  steifen  Panzer,  Stoffaufnahme  in  einen  polygastrischen  Er- 
nährungs- Apparat  und  Längen -Selbsttheilung  sind  bei  2  Arten  beobachtet.  Männliche  Sexualtheile  sind  un- 
erkannt; zweifelhaft  ist  bei  einer  Art  die  gelbliche  Eiermasse  erkannt. 

Die  geographische  Verbreitung  der  hier  als  sicher  aufgeführten  Arten  ist  in  Italien,  bei  Linz  und 
bei  Berlin  im  Süsswasser,  und  in  der  Ostsee  bei  Wismar  und  Copenhagen  beobachtet. 

41?.     Cothurnia  imberbis,  bartloses  SftelzenglöcKclieii.     Tafel  xxx.  Fig.  VII. 

C.  pedicello  lorica  hyalina  multo  breviore,  corpore  liavicante. 

Cothurnie  saus  barbe,  ayant  le  pedicule  beaueoup  plus  court  que  la  carapace  et  le  corps  jaunätre. 

Tubularia  vaga,  Schrank,  Beiträge  zur  Naturgesch.   1776.  p.  104. 

Vorticella  folliculata,  Müiier,  Animalc.  infus,  p.  285.   1786.  sine  icone. 

Rotifero  ad  astuccio  terza  spezie,  Coiombo,  Osservaz.  microscop.  im  Giornale  della  medicina,  1787.  deutsch  p.  89.  Fig.  8.  1793. 

Folliculina  folliculata,  Lamarck,  1816.     Vaginicola  folliculina,  Bort,  1824. 

Cothurnia  imberbis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  94.  1833.  p.  285. 

Aufenthalt:    Bei  Linz,  Copenhagen,  Conegliano  in  Italien  und  bei  Berlin  beobachtet. 

Ich  habe  diese  Art  nie  anders  als  auf  lebenden  Wasser  flöhen,  Cyclops  quadricornis ,  bei  Berlin  gesehen;  gerade  da 
fand  auch  Müller  seine  Art  bei  Copenhagen.  Schrank  fand  seine  Form  bei  Linz  frei  schwimmend,  und  Colombo  bei  Conegliano 
an  Meerlinsenwurzeln.  Schrank's  Abbildung  passt  ganz  auf  diese  Art,  welche  dalier  C.  vaga  heissen  sollte,  allein  ich  habe  diese 
Synonymie  erst  später  aufgefunden,  nachdem  der  Name  imberbis,  welcher  sich  auf  die  bärtige  Acineta  mystacina  bezog,  langst  pu- 
blicirt  war.  Man  mag  später  den  ersten  Namen  vorziehen.  Die  Längstheilung  war  häufig  zu  sehen.  Bei  all  diesen  Formen  löst  sich 
nach  der  Theilung  ein  Individuum,  welches  oft  etwas  kleiner  ist,  ganz  ab,  überlässt  dem  andern  die  Zelle  allein,  schwimmt  fort  und 
baut  sich  eine  eigene.  Ich  sah  das  TMerchen  im  December  1830,  am  6.  April  1832  und  im  Januar  1835.  Es  hatte  öfter  grüne 
Monaden  verschluckt  und  nahm  auch  Indigo  auf.     Trichodina  voran  ist  der  Feind  dieser  Art.  —  Panzerlänge  — V24  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXX.  Fig.  VII.  und  Taf.  XXIV.  Fig.  V. 

Es  ist  ein  Wasserfloh,  Cyclops  quadricornis ,  mit  mehreren  Cothurnien  besetzt,  bei  300maliger  Linearvergrösserung  dargestellt.  Der 
Wasserfloh  ist  durch  rothe  Oeltröpfchen  innerlich  gefärbt,  jener  Zustand,  in  dem  er  Blutwässer  bedingt.  Auf  Tafel  XXIV.  Fig.  V.  ist  eine  Co- 
thurnia mit  der  Trichodina  dargestellt. 

95 


— 298 

418.  Cothurnia  maritima,  See-Stelzenglocfcelieii,     Tafel  xxx.  Fig.  vm. 

C.  pediccllo  lorica  hyalina  multo  hreviore,  corpore  hyalino-albo. 

Cotlinrnie  maritime^  a  pedimde  beaucoup  plus  court  r/ae  la  carapace  hyaline  et  a  corps  blanchätre 
hyalin. 

Aufenthalt:    Bei  Wismar  in  der  Ostsee. 

Ich  fand  diese  Form  im  August  1834  sehr  zahlreich  an  den  Gabelspitzen  des  Ceraminm  diaphanum.  Sie  schien  mir  im- 
mer kleiner  zu  seyn  als  vorige,  und  war  nie  gelblich ,  sondern  sehr  durchsichtig.  Andere  Charactere  habe  ich  bis  jetzt  nicht  ermitteln 
können,  halte  sie  aber  doch  für  eine  besondere  Art^  weil  ich  zahllose  übereinstimmende  Exemplare  von  beiden  Arten  sah.  Auch  sie 
war  häufig  in  der  Sclbstthcilung  und  nahm  leicht  Farbe  auf.  —  Panzerlänge  bis  V48  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXX.  Fig.  VIII. 

Die  Darstellung  zeigt  eine  Gabelspitze  des  Ceramium  mit  den  Thierchen  besetzt,  300mal  vergrössert.  Fig.  1.  eiufach;  Fig.  2.  und  3. 
in  Sclbstthcilung. 

419,  Cothurnia  havniensis,  Copenhagener  Stelzeiiglilelielieii.     Tafel  xxx.  Fig.  IX. 

C.  pedicello  lorica  hyalina  multo  longiore,  corpore  albicantc. 

Cothurnie  de  Copenhague,  a  pedicule  beaueoup  plus  long  fjue  la  carapace  hyaline  et  a  corps  blan- 
chätre. 

Aufenthalt:    Bei  Copenhagen  in  der  Ostsee. 

Diese  Art  lebte  mit  Acineta  Lyngbyei  an  Ceramium  und  Sertularien  und  glich  ihres  langen  Stieles  und  kurzen  Kör- 
pers wegen  mehr  einer  Epistylis^  während  die  andern  Arten  der  Stentor-  Gestalt  näher  stehen.  Ich  sah  Magenzellen ,  hatte  aber  auf 
der  Reise  keine  Zeit  mehr,  sie  mit  Indigo  zu  prüfen.  Der  grosse  Abstand  des  äusseren  Contours  vom  inneren  Körper  Hess  mir  einen 
Panzer  vermuthen.  Die  wirbelnden  Wimpern  zog  es  öfter  ganz  ein.  Für  eine  Epistylis  schien  mir  auch  der  Stiel  zu  fein.  —  Grösse 
des  Glöckchens  ohne  den  Stiel  V24  Linie;  Stiel  mehr  als  doppelt  so  lang. 

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  XXX.   Fig.  IX. 
Es  sind  2  Exemplare  bei  300maliger  Linearvergrössenmg. 


Nachtrag    zur   Familie   der   Panzer -Glockentliierchen. 

Die  sich  bei  der  Selbsttheilung  ablösenden,  eine  kurze  Zeit  panzerlos  frei  schwimmenden,  Formen  dieser  Familie  mögen  leicht 
zu  Irrungen  führen.  Wissenschaftliche  Beobachter  thun  besser,  die  diesen  Panzerglockenthierchen  ähnlichen  Gestalten  lieber  mit  glei- 
chen Namen  zu  nennen,  als  die  Synonyme  aufs  Ungewisse  zu  mehren  (s.  Trichoda  Vibrio).  Nur  wo  man  Gelegenheit  hat,  ähnliche 
Formen  in  voller  Entwickelung  und  vollem  Organisations-Detail  als  abweichend  zu  beobachten,  ist  man  berechtigt,  sie  abzusondern.  Die 
in  dieser  Familie  sich  verlierende  Gattung  Folliculina  ist  bei  Vaginicola  mit  ihren  Homonymen  zu  vergleichen.  Tubicolaria  La- 
otarck  gehört  zu  den  Räderthieren.     Müjller's  Trichoda  innata  ist  wohl  eine  4te,  von  Cotk.  maritima  verschiedene,  Art. 


FÜNFZEHNTE    FAMILIE:     WALZENTHIERCHEN. 

Enclielia.    Encheliens. 

CHARACTER:  Animalia  polygastrica,  enterodela  (tubo  intestinali  distineto  instrueta),  oris  anique  aper- 
turis  in  corporis  axi  longitudinali  oppositis,  terminalibus  (enantiotreta)  nee  loricata.  (  =  Co- 
lepina  nuda.) 

CARACTERE:    Animaux  polygastriques,  ayanl  un  canal  digestif  distinet,  une  bouche  et  un  ort- 
fice  d'arnts  opposes  aux  deux  extrömites  du  corps  et  point  de  carapace. 

Die  Familie  der  Walzenthierchen  umfasst  alle  Magenthierchen,  die  einen  deutlichen  Darracanal 
mit  in  der  Längsaxe  des  Körpers  entgegengesetzter  Mund-  und  After- Oeffnung  besitzen  und  keinen  Pan- 
zer haben. 

Erst  seit  1830  ist  eine  Familie  der  Enchelien  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  mit  7  Gat- 
tungen physiologisch  begründet  worden,  welche  16  Arten  enthielten.  Jetzt  sind  30  Arten  in  10  Gattungen 
vertheilt,  obwohl  die  Gattung  Coleps  seit  1831,  weil  sich  bei  ihr  ein  Panzer  hat  erkennen  lassen,  mit  5 
Arten  zur  eigenen  Familie  erhoben,  und  die  Gattung  Burmria^  jetzt  mit  7  Arten,  in  der  Familie  der  Hals- 


399    

thierchen  eingereiht  worden  sind.  Beide  waren  zuvor  Glieder  der  Enclielien- Familie.  Die  jetzigen  Gattun- 
gen sind:  Enehelys  mit  4  Arten ,  Disoma  mit  1  Art,  Äctinophrys  mit  3,  Trichodiscus  mit  1,  Podo- 
phrya  mit  1?  Trichoda  mit  6,  Lacrymaria  mit  35  Leucophrys  mit  6,  Holophrya  mit  3  und  Proro- 
dort  mit  2  Arten.  Die  ersten  Formen  der  Familie 5  so  weit  diess  erkennbar  ist,  beobachtete  Joblot  1716 
in  Holophrya  ambigua,  Trichoda  Pyrum  und  Enehelys  Pupa,  wenn  nicht  Trichoda  pura  und  Z^- 
cophrys  pyriformis  und  camium  schon  unter  den  Monaden  waren,  welche  Leeüwenhoek  sah.  Die  Gat- 
tung Enehelys  gründete  Hill  1751  wohl  mit  Vibrionen,  Anguillulis,  Euglenen  und  Oscillatorien. 
Erst  mit  Müllers  schärferer  Critik  der  Formen  von  1773  an  lassen  sich  mit  Sicherheit  bestimmte  Formen 
der  Familie  geschichtlich  nachweisen,  so  Äctinophrys  Sol,  Enehelys  Farcimen  und  Spathula.  Bis  1786 
kannte  Möller  noch  Leucophrys  patula,  pyriformis ,  Enehelys  Pupa,  Podophrya  fixa  und  Trichoda 
Pyrum,  vielleicht  auch  Trichodiscus  Sol,  also  9  Arten,  die  er  in  seinen  Gattungen  Enehelys,  Trichoda, 
Vibrio  und  Kolpoda  vertheilt  hatte.  Uebrigens  war  Müller  1773  der  Gründer  der  Gattung  Trichoda 
und  1786  der  Gattung  Leucophra.  In  dem  neueren  ausführlichsten  Systeme  von  Bory  de  St.  Vincent 
1824  ist  die  Gattung  Enehelys  mit  vielen  heterogenen  Formen  in  der  Familie  der  Kugelt  liiere  {Volvo- 
ciens)  abgehandelt  und  Müller's  übrige  Formen  sind  in  noch  16  andere  Familien,  der  Trichodees,  Mysta- 
eines,  Vibrionides  u.  a.,  vertheilt.  Bory  gründete  die  Gattung  Lacrymaria,  die  er  Lacrimatoria  nannte. 
Seit  1836  sind  die  übrigen  6  Gattungen  von  mir  gebildet.  —  Rücksichtlich  der  Organisation  sind  seit  1830 
alle  thierischen  Systeme  in  den  Gattungen  Enehelys,  Leucophrys  und  Prorodon  ermittelt.  —  Bewegungs- 
organe sind  in  allen  Gattungen  und  ausser  2  in  allen  Arten  beobachtet,  nirgends  wirbelnde  Rüssel,  bei  den 
meisten  eine  Vielzahl  wirbelnder  Wimpern,  bei  den  3  Gattungen  Äctinophrys,  Trichodiscus  und  Podophrya 
langsam  bewegte  Taster. —  Die  Ernährungsorgane  sind  bei  7  Gattungen  durch  Aufnahme  von  Farbestoffen  ausser 
Zweifel  gestellt,  wobei  zwar  nur  in  einer  Gattung  der  ganze  Verlauf  eines  Ernährungscanais  direct  beob- 
achtet wurde,  allein  bei  den  meisten  übrigen  das  Auswerfen  des  Abgangs  an  dem  dem  Munde  entgegenge- 
setzten Korperende  die  Darmform  hinreichend  erläuterte.  Bei  allen  Gattungen  mit  alleiniger  Ausnahme  der 
arabischen  Disoma  ist  der  polygastrische  Bau  direct  anschaulich  geworden.  —  Sexualorgane  doppelter  Art 
sind  bei  Enehelys,  Leucophrys  und  Prorodon  beobachtet,  bestehend  in  gleichartig  vertheilten  gleichgros- 
sen  (Ei-)  Körnchen,  einer  kugelförmigen  oder  bandartigen  (männlichen)  Drüse  und  einer  contractilen  Blase. 
Ueberdiess  ist  Selbsttheilung  als  vollkommene  Längs-  oder  dueertheilung  häufig  beobachtet.  Nie  sind  Knos- 
pen beobachtet,  und  keine  Gattung  bildet  durch  unvollkommene  Theilung  Polypenstöcke.  Augen  oder  Ner- 
ven und  Blut-Gefässe  oder  Kiemen  sind  noch  künftiger  Forschung  vorbehalten;  erstere  scheinen  allen  be- 
kannten Gattungen  zu  fehlen.  Merkwürdig  ist  das  doppelleibige  Disoma  und  der  zahnführende  Prorodon. 
Die  geographische  Verbreitung  der  Familie  ist  in  Europa,  dem  arabischen  und  sibirischen  Asien  und 
im  libyschen  Nordafrika  bis  jenseit  des  Wendekreises  in  Nubien  beobachtet. 


r 


Mund 
zahnlos 


Uebersicht   der    10  Gattungen   der   Familie   der  Walzenthierchen: 


Mund   gerade   al>- 


.  f  ,   ,  w.  ,_     1     (Körper  einfach Enehelys 

wirbelnde  Wimpern  am  Munde  j^^  doppdt? ^^ 


~..       fl..  ,  ,       )      gestutzt,    keine  {   .    __        ,.     _    _.,      ,    .     (  ,.  „  j  allseitige  Strahlen.  Äctinophrys 

Korperflache       ohne )      %  )  staudenartige  Tastfaden,  kein     stiellos  .  .     Rnm1sfrn]llnn  m  m  m  m^j^^ 


wirbelnde  Wimpern 


Lippe 


Wirbeln 


/Randstrahlen  .  .  .   Trichodiscus 


mit  Stiel 


Podophrya 

Mund  schief  abge-  j  halslos Trichoda 

stutzt,  mit  Lippe  jmit  Hals Lacrymaria 

Körperfläehe  mit  wir-  (Mund  schief  abgestutzt,  mit  Lippe Leucophrys 

belnden  Wimpern     JMund  gerade  abgestutzt,  ohne  Lippe Holophrya 

Mund  gezahnt Prorodon 


NEUNUND- NEUNZIGSTE     GATTUNG:      WALZENTHIERCHEN. 

Enehelys.    Xlnchelitle. 

CHARACTER:    Animal  e  familia  Encheliorum,  corpore  simplici  superficiei  ciliis  vibrantibus  millis,  ore  in- 
ermi  ciliato,  recte  truneato. 

CARACTERE:    Animal  de   la  famille  des  Encheliens,    a  corps  simple  sans  eils  vibrants   ä   la 
surface,  ayant  la  bouehe  sans  dents,  mais  ciliee  et  brusquement  tronquee. 


Die  Gattung  der  Walzenthiercheii  unterscheidet  sich  in  der  gleichnamigen  Familie  durch  einfa- 
chen Körper  ohne  wirbelnde  Behaarung  und  gerade  abgestutzten,  mit  wirbelnden  Wimpern  besetzten,  ge- 
bisslosen Mund. 

Die  von  Hill  1751  gegründete  Gattung  umfasste  die  aalartigen  langgestreckten  Thierchen  wahr- 
scheinlich der  Gattungen  Anguillula,  Euglena  und  Vibrio  mit  Oscillatorien.  Er  gab  ihr  4  Arten.  Müller 
verzeichnete  20  Jahre  später,  1773,  11  Arten  und  1786  27  Arten,  wobei  er  den  Character  der  Gattung 
nur  in  einer  kürzeren  Walzenform  feststellte.  Schrank  vermehrte  die  Gattung  1803  um  6  Arten,  Oken 
1815  um  1,  Nitzsgh  1817  um  2,  Bory  1824  um  9,  Nees  und  Goldfdss  1826  um  1,  Hemprich  und  Eh- 
renberg 1828  um  1,  ich  1830  noch  um  1  Art.  So  sind  allmälig  48  Arten  entstanden,  von  denen  aber 
nach  der  neueren  Critik  nur  4  der  Gattung  sicher  verbleiben.  Eine  Deutung  der  übrigen  Namen  ist  im  Nach- 
trage versucht.  —  Die  Organisation  ist  in  den  4  Arten  mannigfach  und  im  Allgemeinen  vollständig  entwik- 
kelt.  Ein  Wimperkranz  um  den  Mund  ist  bei  3  Arten  deutlich,  bei  1  undeutlich  beobachtet.  —  Der  Darm- 
canal  ist  bei  E.  Pupa  in  seiner  Form  scharf  beobachtet;  bei  allen  sind  die  polygastrischen  Zellen  und  die 
Mund-  und  Auswurfs  stelle  erkannt.  —  Von  Sexualorganen  sind  bei  E.  Papa  und  nebulosa  sehr  feine  (Ei-) 
Körnchen  und  bei  E.  Farcimen  eine  contractiie  männliche  Blase  erkannt.  Eine  männliche  Sexualdrüse 
blieb  unbeobachtet.  Selbsttheilung  ist  nur  als  vollkommene  dueertheilung  gesehen.  Die  Enchelien-Forni  der 
Vorticellen  unterscheidet  sich  durch  ihre  zuckende  Bewegung  beim  Ruhen  und  Auswerfen  durch  den  Mund. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  in  Europa  und  vielleicht  im  nördlichen  Afrika  im  Süsswasser  fest- 
gestellt. 

420.  JEnchelys  Pupa,  puppeMtförmiges  Walzentlilerclieiio    Tafel  XXXI.  Fig.  I. 

E.  corpore  clavato,  turgido,  antica  parte  attenuato,  ovulis  pallide  flavo  -  virescentibus. 

Enchelide  Poupee,    a  corps  en  massue,  gonfle,   aminci  au  bout  antcriear,   ayant  les  ovales  jaunes- 
verdätres  päles. 

Massue,  Joblot?  Observat.  avec  le  Microscope,    (1718.)    ed.  1754.  p.  51,  74.   Tab.  VI.  Fig.  5.   Tab.  X.  Fig.  6.    (Trachclius?) 

Enchelis  Pupa,  Müller,  Animalc.  Infusor.  1786.  p.  42.   Tab.  V.   Fig.  25,  26. 

Enchelis  Scytale,  Schrank?  Fauna  boica  III.  2.  p.  40.  1803. 

Enchelis  Pupa,  Bory  de  St.  Vincent?  Encycloped.  meth.    1824. 

Enchelys  Pupa,  Abliandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.  p.  75.    Taf.  IT.   Fig.  I.   1.,  2.,  3.,  5.  und  15.   1831.  p.  100. 

Aufenthalt:    Bei  Paris ,  Copenliagen  und  Berlin,  vielleicht  auch  bei  Ingolstadt. 

Diese  grosse  und  träge  Art  habe  ich  nie  wieder  so  häufig  gesehen  als  vor  1830,  wo  sie  im  stehenden  Sumpfwasser  des  Tliier- 
gartens  und  in  verschiedenen  Infusionen  vorkam.  Ich  habe  den  Verlauf  des  Darmkanals  bei  Canninfütterung  1830  umständlich  beobach- 
tet und  gezeichnet,  sie  aber  damals  mit  E.  Farcimen  verbunden,  die  ich  nun  absondere.  Die  Trägheit  in  der  Bewegung  ist  Folge 
des  Mangels  an  verhältnissmässigen  Bewegungsorganen.  Der  Körper  ist  zwischen  den  Magenzellen  mit  einer  feinkörnigen  grüngelblichen 
Masse  erfüllt,  die  man  für  den  Eierstock  halten  kann.  Samendrüse  und  Samenblase  sind  nicht  deutlich  erkannt,  doch  könnte  letztere 
die  am  hintern  Ende  in  Fig.  I.  beobachtete  helle  Stelle  seyn.  —  Länge  bis  V12  Linie;  Dicke  2  —  2%— 4mal  in  der  Länge. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXI.   Fig.  I. 

Fig.  1—3.    verschiedene  Formen  des  erwachsenen  Thierchens,  1.  wirbelnd,  3.  auswerfend.    Fig.  4.     ist  der  durch  das  Fortrücken  der  Speisen  allmälig 
mühsam  erkannte,  aber  im  Zusammenhange  gezeichnete,  Verdauungscanal ;  0'  Mund,  co  After.     Vergrösserung  300mal  im  Diameter. 

421.  Enchelys  Farcimen,  wurstförmiges  Walzenthierclaee.    Tafel  xxxi.  Fig.  IL 

E.  corpore  cylindrico  aut  clavato,  gracili,  antica  parte  attenuato,  ovulis  albicantibus. 

Enchelide  Boudin^  a  corps  cylindrique  ou  en  massue,  grhle,  aminci  au  bout  anterieur,  ayant  les  ova- 
les blanchätres. 

La  petite  Solle,  Joblot?  Observat.  avec  le  microscope,  1718.    (ed.  1754.  p.  67.)   PL  8.  Fig.  11.    (Amphileplus?) 

Enchelis  Farcimen,   Müller,  Vermium  fluv.  hist.   1773.   p.  11.    Animalc.  Infus.   1786.  p.  37.    Tab.  V.    Fig.  7,  8. 

Vibrio  Intestinum,  Müller,  Vermium  fluv.  hist.   1773.   p.  27.    Animalc.  Infus.  1786.  p.  51.    Tab.  VI.   Fig.  12  —  15. 

Gleichen,  Infusionsthierclien,  Taf.  XXVIII.   Fig.  3.   1778. 

Enchelis  Farcimen,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  39.  1803. 

Pupella  Farcimen,  Bort  de  St.  Vincent,  Encyclopedie  method.  1824. 

Condylostoma  afrum,  Hemprich  u.  Ehrenberg,  Symbolae  physicae.    Evertebrata  I.     Tab.  IL  Fig.  9.    1828.    Text  1831.  Euch.  Pupa. 

Enchelys  Pupa,  Abliandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1829.  p.  16.  1830.  p.  75.   Taf.  II.   Fig.  4.  u.  6  —  14.  1831.  p.  100. 

Aufenthalt:    In  Paris,   Copenliagen,   auf  dem  Greifenstein,   bei  Ingolstadt  und  in  Berlin,  vielleicht  auch  in  Nord -Afrika  in  der  Ju- 
piter Amnions -Oase  beobachtet. 

Die  Geschichte  dieser  Art  ist  unsicher,  weil  sie  sich  als  Form  wenig  auszeichnet,  auch  habe  ich  selbst  früher  für  besser  ge- 
halten, sie  geradehin  für  den  Jugendzustand  der  vorigen  gelten  zu  lassen,  allein  ich  habe  sie  dann  in  so  grosser  Menge  ohne  die  grös- 
sere Form  gesehen,  dass  ich  sie  nun  für  eine  selbstständige  Art  halte.  Ich  habe  schon  1830  die  Gehässigkeit  derselben  anschaulich 
gemacht,  indem  sie  mit  einem  Ansatz  Thiere  verschlingt,  die  dicker  sind  als  sie  selbst,  wodurch  auch  ihre  eigene  Gestalt  ganz  verän- 
dert wird.  Joblot's  Figur,  welche  Müller  citirt  und  von  Bory  und  Schrank  nur  nachgeschrieben  wurde,  bezieht  sich  auf  ein 
ganz  anderes  Thierchen,  einen  Vibrio.  Auch  Gleichen^  Citat  bei  Müller  ist  unpassend;  doch  scheinen  Joblot  und  Gleichen 
diese  Form  allerdings  gesehen  zu  haben.  Joblot  fand  es  in  Stroh-  und  Kornähren -Aufguss,  Gleichen  in  Brunnenwasser,  vielleicht 
in  Bonnland  beim  Greifenstein,    Müller  in  lang  stehendem  Wasser,    Schrank  mit  Ophrydium  bei  Ingolstadt,    ich  in  Gräben   des 


aol 

Tliiergartens  und  in  Infusionen  mit  Brunnenwasser  bei  Berlin,  und  1820  bei  Siwa  in  der  libyschen  Oase  im  Abfluss  des  Sonnenquells. 
Die  belle  Blase  (Samenblase?)  am  Hinterende  sah  schon  Schrank,  welcher  irrig  von  einem  Panzer  spricht.  Ich  gewann  durch  Far- 
benahrung  die  Ansicht  vieler  Magenzellen.  Es  hat  weissliche  Körnchen  und  ist  fast  cylindrisch,  gewöhnlich  4mal  so  lang  als  dick,  oft 
etwas  Länger;  nur  wenn  es  grosse  Körper  verschlungen  hat,  wird  es  dicker,  bis  sie  verdaut  sind,  —  Körperlänge  —  Vse  Linie. 

Erklcärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXI.  Fig.  IL 

Fig.  1.    wirbelnd;     Fig.  5  —  7.    allmäliges  Verschlingen  eines  Chilodon  Cucullulus;    Fig.  8  — 10.     sind  andere  Gestalten  desselben.     Linearvergrös- 
serung  300mal. 

433.     lünclielyg  imfuscatm,  braunmündiges  Walzeiitliiercfoeii,     Tafel  xxxi.  Fig.  III. 

E.  corpore  ovato  subgloboso,  albido,  ore  infuscato  nee  prominulo. 

Enchelide  Moustache,  a  corps  ovale  ou  spherique,  blanchätre,  la  bouche  entouree  d?nn  cercle  brun 
et  point  saillante. 

Enchelys  inficscata,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  101. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  Art  hat  Aehnlichkeit  mit  Leucophrys  patula,  ist  aber  glatt  und  hat  einen  engen  vordem  Mund,  der  einen  gelblich- 
braunen vertriebenen  Umkreis  und  undeutliche  Wimpern  hat.  Die  grossen  Magenzellen  füllen  sich  leicht  mit  Indigo,  und  ich  zählte  bis 
27.     Andere  Organe  wurden  nicht  deutlich.  —  Grösse  V24  —  V20  Linie.     Ich  fand  sie  im  Sumpfwasser  mit  langsamer  Bewegung. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXI.   Fig.  III. 
Es  sind  2  Exemplare  bei  300maliger  Linearvergrösserung,  mit  Indigo  gefüttert,  dargestellt,     o'  Mund,  w  Auswurfsstelle. 

4S3.     Mnclielys  nebmlosa9  nelbelaxtig'es  WalEenttolercIieii.     Tafel  xxxi.  Fig.  IV. 

E.  corpore  ovato  hyalino,  ore  produeto  subacüto. 

Enchelide  nebuleuse,  a  corps  ovale  hyalin,  la  bouc/ie  saillanie  en  forme  de  bec. 

Enchelys  nehilosa,  Müller,  Vermium  fluv.  hist.  1773.  p.  12.    Anim.  Infus,  p.  27.  Tab.  IY.  Fig.  8.  1786. 

Gleichen,  Infusionstierchen,  Taf.  XVII.  Fig.  D.  II.  c.   1778. 

Enchelys  nehulosa,  Bory  de  St.  Vincent,  Encyclopedie  meth.  1824. 

Enchelys  nebulosa,  Abhandl.  der  Akademie  cl.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  101. 

Aufentbalt:    Bei  Copenhagen,  auf  dem  Greifenstein  und  bei  Berlin. 

Gleichen  fand  diese  Form  in  einem  Gerstenaufguss ,  Müller  im  Wasser  mit  Cyclidium  Glaucoma,  icli  habe  sie  Inin- 
dertweise  zwischen  Saprolegnien  in  offenen  Infusionen  um  todte  Fliegen  beobachtet.  Sie  nimmt  leicht  Carmin  und  Indigo  auf,  ich 
zählte  bis  19  erfüllte  grosse  Magen.  Nur  bei  dieser  Art  habe  ich  spontane  Queertheilung  häufig  gesehen.  Trichoda  pura  ist  schlan- 
ker und  hat  einen  schiefen  Mund,  Leucophrys  carnium  und  pyriformis  sind  bewimpert.  Diese  4  Formen  sind  oft  schwer  zu  un- 
terscheiden. —  Grösse  V192  bis  y48  Linie. 

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  XXXI.   Fig.  IV. 
Es  sind  4  blau    und  2  roth  genährte  Thierchen  bei  SOOmaliger  Vergrösserung  des  Durchmessers  dargestellt,  2  in  Queertheilung. 


Nachtrag    zur   Gattung    Enchelys. 


Die  44  hier  ausgeschlossenen  Artnamen  sind  auf  folgende  Körper  ganz  anderer  Gattungen,  oft  Familien ,  zuweilen  Classen 
und  Reiche,  bezogen:  1)  Enchelys  amoena  Bory  (1824)  =  Euglena? ',  Astasia? ;  2)  E.  Bacillus  Oken  (1815)  =  Vibrio; 
3)  E.  caudata  Müller  (1786),  Schrank  (1803)  =  Amphileptus? ',  Uroleptus?;  4)  E.  Clava  Schrank  (1803)  =  Euglena?  ; 
5)  E.  constricia  M.  (1786)  =  Ilonas?;  6)  E.  cycloides  Bory  (1824)  ==  Trichoda?;  7)  E.  deses  M.  (1786)  =  Euglena?, 
Monas?;  8)  %E.  diconus  Schrank  (1803)  =  Navicula?,  Closterium  acerosum? ;  9)  E.  Epistomiam  M.  (1773)  =  Phialina; 
10)  E.  festinans  M.  (1776)  =  Navicula?',  11)  E.  Fritillus  M.  (1773)  =  Vorticella  Convallaria?  ;  12)  E.  Fusus  M.  (1773) 
=  Navicula  gibba? ,  Cocconema?  ;  13)  E.  Gallinula  Bory  (1824)  =  Lo&odes? \  Chilodon? ;  14)  E.  gemmata  M.  (1786) 
=  Trachelias  Anas? ;  15)  E.  gliscens  Schrank  (1803)  =  Gomphonema  truncatum;  16)  E.  immota  Schrank  (1803)  = 
Cocconema?,  Eunotia?  ;  17)  E.  Index;  M.  (1786)  =  Trachelias?,  Paramecium  Aurelia  po st  partum? ;  18)  E.  inerta  {inerte) 
Bory  (1824)  =  Euglena? ,  Monas  deses?;  19)  E.  intermedia  M.  (1786)  =  Monas  didyma;  20)  E.  Lagenula  Bory  (1824)  = 
Leucophrys;  21)  E.  Larva  M.  (1786)  =  Uroleptus? ;  22)  E.  microsoma  Hemprich  et  Ehrenb.  {Tab.  1828)  =  Monas 
sciniillans;  23)  E.  monadina  Bory  (1824)  ==  Chlamidomonas  Pulvisculus;  24)  E.  Ovulum  M.  (1773)  =  Trichoda  pura?; 
25)  E.  Palea  Schrank  (1803)  =  Navicula  viridis?;  26)  E.  Pirum  s.  Pyrum;  27)  E.  Podura  Nitzsch  (1827)  ==  Ich- 
thydium  Podura;  28)  E.  Pulvisculus  Müller  (1786)  =  Monas  bicolor;  29)  E.  punetifera  M.  (1786)  =  Distigma? ',  Mi- 
croglena  punetifera? ;  30)  E.  Papula  Müller  (1773)  =  Trachelias  Anaticula? ;  31)  E.  pyriformis  Bory  (1824)  =  Leu- 
cophrys pyriformis;  32)  E.  Pyrum  M.  (1773)  =  Trichodina? ,  Leucophrys? ;  E.  Pyrum  Schrank  (1782.  Natiirf.  XVIII. 
p.  80.)  =  Amphileptus  Anser? ;  33)  E.  Rafanella  und  Raphanella  Bory  (1824)  =  Amphileptus  Anser? ;  Fasciola? ;  34) 
E.  retrograda  M.  (1776)  =  Lacrymaria? ',  Phialina? ;  35)  E.  sanguinea  Nees  et  Goldfuss  (1826)  -.==  Euglena  sangui- 
nea?;  36)  E.  Scytale  Schrank  (1803)  =  E.  Pupa? ;  37)  E.  Seminulum  M.  (1773)  =  Enchelys?,  Monas?;  38)  E.  sero- 
tinaM.  (1780)  =  Monas?,  Enchelys?;  39)  E.  similis  M.  (1786)  =  Doaococcus? \  Holophrya? ;  40)  E.  Spathula  M.  (1773) 
=  Leucophrys  Spathula;  41)  E.  Tiresias  Bory  (1824)  =  Conferva  bipartita;   42)  E.  tremula  M.  (1786)  —  Monas  tr.; 

96 


30ä 

43)  JE.  Truncus  M.  (1788)  =  Kolpoda  Cucuttus  post  partum* ;  44)  E.  viridis  M.  (1773)  =  Cryptomonas  ovafa?;  E.  vi- 
ridis Nitzsch  (1827)  =  Euglena?,  Ichthydium? .  Die  4  Formen,  welche  Hill  1751  als  Typen  aufstellte,  waren  wohl  Nr.  1. 
Anguittula,  Nr.  2.  Oscillatoria,  Nr.  3.  Vibrio,  Nr.  4.  Euglena.  Bort's  Gattung  Kondyliosioma  {Condylostoma)  s.  bei  Leu- 
cophrys*  Die  eingehende  Gattung  Pupetta  Bory  (1824)  ist  hier  zu  erwähnen.  Die  9  Arten  haben  folgende  Synonyme:  1)  Papella 
annulans  B.  (1824),  annulata  (1826)  =  Larva  Insecfi? ;  2)  P„  clavaia  B.  (1824)  =  Enclielys  Farcimen?  ;  3)  P.  Farci- 
men B.  (1824)  =  Enclielys*;  4)  P.  Indexe  B.  =  Trachelius? ',  Paramecium  Aurelia? ;  5)  P.  Lntra  B.  =  JJroleptus?  ;  6) 
P.  P///?rt*  B.  =  Kolpoda  Cucuttus?;  7)  P.  £o/0#  B.  =  Trachelius  trichophorus? ;  8)  P.  tenaw  B.  =  Dhtigma  tenasc;  9) 
P.  vermintts  B.  =  Trachelius  Lametta? . 


HUNDERTSTE      GATTUNG:      DOPPELLEIB. 

Bi§oma.    IMsome. 

CHARACTER:    Animal  ex  Encheliorum  fainilia5   corpore  duplici,   nudo,   ore  inermi  solo  ciliato  recteque 
truncato.     (  =  Enclielys  corpore  duplici.) 

CARACTERE:   Animal  de  la  famille  des  Encheliens,  ä  corps  double,  depourvu  de  eils,  la  bouche 
sans  dents,  ciliee  et  brusquement  tronquee.     (  =  Enchelide  a  corps  double?) 

Die  Gattung  der  Doppelleiber  unterscheidet  sich  in  der  Familie  der  Walzenthierchen  durch  dop- 
pelten wimperlosen  Korper  an  einem  bewimperten  gerade  abgestutzten  Munde. 

Diese  Gattung  wurde  auf  meiner  und  IIemprich's  Reise  von  mir  1823  bei  Tor  in  Arabien  in  stag- 
nirendem  Seewasser  beobachtet  und  1828  publicirt.  Es  ist  nur  Eine  Art  bekannt  und  die  Beobachtung  der- 
selben zwar  mit  vieler  Anstrengung  und  Sorgfalt  gemacht,  allein  ohne  hinreichende  Vergrösserung5  um  die 
Structur  des  Organismus  zu  erkennen.  Es  bleiben  daher  Zweifel 5  ob  diese  Form  nicht  doch  eine  in  der 
Längstheilung  begriffene  Enclielys  war.  Die  Gründe ,  welche  für  die  Selbstständigkeit  der  Gattung  spre- 
chen, sind  das  gleichzeitig  beobachtete  Vorkommen  und  die  dennoch  verschiedene  Erscheinung  des  Trache- 
lius Lametta i  des  am  nächsten  verwandten  Thieres,  und  der  Umstand,  dass  damals  keine  Einzelthiere  vor- 
kamen und  dass  auch  bis  heute  noch  bei  keiner  solchen  Gattung  der  Enchelien- Familie,  die  einen  gerade 
abgestutzten,  also  am  Ende  der  Körperaxe  befindlichen,  Mund  haben,  Längstheilung  beobachtet  ist.  —  An 
Organisation  ist  ein  Wirbel  in  der  Mitte  beider  Körper  an  ihrem  Vereinigungspunkte  vorn  erkannt.  Im  In- 
nern sind  viele  kleine  Zellenbläschen  (Magen)  beobachtet  und  am  hintern  Ende  jedes  Korpers  schienen  Ex- 
cremente  ausgeworfen  zu  werden. 

Was  den  doppelten  Leib  als  cons tauten  Bildung scharacter  anlangt,  so  ist,  nachdem  diess  Thierchen 
gefunden  und  publicirt  war,  auch  bei  den  Saugwürmern  von  Nordmänn  (Micrograph.  Beiträge  1832)  eine 
Form  gefunden  und  unter  dem  Namen  Diplozoon  paradoxum  vortrefflich  beschrieben  worden,  wo  immer 
2  Leiber  in  der  Mitte  vereinigt  sind  und  wovon  ich  selbst  seit  nun  6  Jahren  Hunderte  von  Exemplaren 
beobachtet  habe.  Ein  drittes  Doppelthier  habe  ich  in  vielen  Exemplaren  lebend  beobachtet  und  unter  dein 
Namen  Amphicora  Sabella  in  den  Mittheilungen  der  Berl.  naturf.  Gesellsch.  1836  beschrieben,  davon  ist  in 
den  Comptes  rendus  der  Pariser  Akademie  1837  eine  Skizze  gegeben.  Eine  4te  Form  nannte  v.  Siebold 
1836  Syngamtis  trachealis^  widerrief  sie  aber  1837  in  Wiegmann's  Archiv  I.  p.  66.  als  zur  Gattung  Stron- 
gylus  gehörig.  Dass  die  ganze  Gruppe  der  Terebratulen  doppelleibig  sey,  hat  sich  neuerlich  auch  nicht 
befestigen  lassen.  So  giebt  es  demnach  bis  jetzt,  nächst  dem  Bisoma,  nur  noch  2  doppelleibige  sichere 
Thierformen. 

Als  geographische  Verbreitung  ist  nur  das  rothe  Meer  bei  Tor  bekannt. 

424.     Hisoma  vacitlans,   seit  wankender  Uoppelleil*.     Tafel  XXXI.  Fig.  V. 

D.  corpusculis  binis  clavatis,  gracilibus  teretibus,  hyalinis,  antica  parte  attenuatis. 

Disome  branlant,  a  corpuscules  binaires,  filiformes,  en  massae  grele,  hyalins  et  amincis  au  bout  an- 
terieur. 

Bisoma  vacillans >  Hemprich  u.  Ehrenbero,  Symbolae  physicae.     Evertebrata  1.     Pliytozoa,   Tab.  III.   Fig.  VI.  3.    1828.   Text  1831. 

Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1829.   p.  9,  12,  16,  19.    1831.  p.  101. 

Aufenthalt:    Im  Seewasser  des  rothen  Meeres  bei  Tor  am  Sinai  Arabiens. 

Diese  doppelleibige  sehr  interessante  Form  fand  sich  in  einem  Gefässe  mit  Meerwasser  ein,  welches  ich  gegen  Ende  Octobers 
1823  in  Tor  absichtlich  mit  andern  zur  Infusorienbeobachtung  hingestellt  hatte.  Erst  am  8ten  Tage  sah  ich  einige  derselben,  dann 
wimmelte  das  ganze  Gefäss  davon.  Dazwischen  waren  Euplotes  {Stylonychid)?  Cimea,  Trachelius  Lametta,  Vibrio  Rugula, 
Monas  Termo,  Cyclidium  Glaucoma.  Ich  hielt  anfangs  das  Thierchen  für  Trachelius  Lametta  {Kolpoda  platyurd)  in  der 
Selbsttheilung,  allein  die  daneben  befindlichen  Einzelthiere  des  Trachelius  zeigten  sich  bald  als  ganz  verschieden.    Sie  machten  keinen 


303     

Wirbel  am  vordem  Ende  und  waren  hinten  platt.  Dann  imponirte  die  Frequenz  und  Uebereinstiinmung  der  Form  immermchr,  um  darin 
eine  eigene  physiologisch  höchst  interessante  Erscheinung,  ein  Thier  mit  coiistant  doppeltem  freien  Leibe  an  Einem  Munde,  zu  erken- 
nen. Ich  habe  die  lateinischen  Worte  der  ausführlichen  Beschreibung  des  Tagebuchs  in  den  Symbolis  physicis  mitgctheilt  und  bis 
heute  noch  keine  ähnliche  Erscheinung  wieder  gesehen,  obschon  Müller's  Vibrio  verminus  {Trachelius  Lameila)  in  der  Selbst- 
theilung  wohl  ähnlich  ist.  Dieses  letztere  Thier  hängt  aber  bei  der  Theilung  an  sehr  verschiedenen  Körperstellen  zusammen,  bald  vorn, 
bald  hinten,  bald  in  der  Mitte,  was  ich  bei  dem  arabischen  nie  sah.  So  bin  ich  denn,  ungeachtet  der  damals  schwachen  Vergrösse- 
rung,  noch  immer  der  Meinung,  dass  jene  arabische  eine  eigen thümliche  merkwürdige  Form  war.  Häufig  schwammen  beide  Leiber 
parallel  nebeneinander  so,  dass  sie  sich  um  die  JLängsaxe  drehten  und  wankend  rasch  fortbewegten.  Zuweilen  klafften  beide  Körper 
weit  auseinander,  doch  nie  bis  zur  geraden  Linie.  Ich  glaubte  das  Auswerfen  am  hintern  Körperende  zu  sehen  und  sah  innere  Zellen. 
Ein  Wirbel  war  nur  vorn  an  der  Vereinigungsstelle,  aber  deutlich  zu  sehen. —  Grösse  V32  —  V2 4  Linie.    (Vergl.  Trachelocerca  bieeps.) 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XXXI.   Fig.  V. 

Es  sind  4  Doppelfchierchen  bei  lOOmaligcr  Linearvergrösserung.     Fig.  2.  und  3.    sind  die  gewöhnlichsten  Stellungen;     Fig.  1.    stärker  klaffend;    Fig.  4. 
stärkstes  Klaffen  und  Wirbeln  am  mittleren  Munde. 


HUNDERTERSTE     GATTUNG:      SONNENTHIERCHEN. 

Actinoplirys.    Actlnopbre. 

CHARACTER:  Animal  ex  Enehelioram  fanulia,  corpore  ciliis  vibrantibus  destituto,  tcntaculis  setaeeis  im- 
dique  hirto,  ore  truneato. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Encheltens,  ä  corps  depourvu  de  eils  vibrants,  mais 
herisse  de  tentacules  setaces,  rayonnants  de  tous  cöfes,  ayant  la  bouche  brmquemenl 
tronquee. 

Die  Gattung  der  Sonnentliierchen  zeichnet  sich  in  der  Familie  der  Walzenthierchen  durch  Man- 
gel an  Fuss  und  wirbelnden  Wimpern,  aber  durch  Besitz  von  strahlenartig  überall  hervorstehenden  Fühlbor- 
sten und  gerade  abgestutzten  zahnlosen  Mund  aus. 

Müller  sah  zuerst  und  beschrieb  1773  das  weissliche  Sonnentliierchen  als  Trichoda  Sol,  meinte 
aber  schon,  obwohl  er  Joblot's  Trichodina  damit  verwechselte,  dass  es  der  Stamm  einer  besondern  Gat- 
tung; sey.  Eichhorn  beobachtete  es  sehr  umständlich  seit  1776.  Gruithoisen  sah  es  1812.  Bory  de  St. 
Vincent  führte  es  1824  mit  sehr  verschiedenen  Thieren  in  seiner  Gattung  Peritricha  auf.  In  der  beson- 
dern Gattung  Actinophrys  wurde  es  1830  zuerst  mit  einer  2ten  Art  verzeichnet.  Eine  dritte  Art  ist  seit 
1832  hinzugefügt.  —  An  Organisation  ist  schon  seit  1773  der  Mund  undeutlich,  seit  1783  aber  von  Eich- 
horn deutlich  und  auch  Stoffaufnahme  gesehen.  Letzterer  sah  auch  schon  1777  das  Aufrichten  und  Senken 
der  Fühlborsten  und  die  Ortsveränderung;.  Den  polygastrischen  Bau  und  die  dem  Munde  entgegengesetzte 
Auswurfsstelle  bemerkte  ich  seit  1830,  wo  auch,  jedoch  nur  bei  A.  Sol,  ein  Rüssel  angezeigt  ward.  Eine 
körnige  Trübung  mochte  bei  allen  Arten  dem  Eierstock  angehören,  was  die  grüne  Färbung  derselben  bei  A. 
viridis  bestätigt.   Eine  runde  Samendrüse  sah  vielleicht  schon  Müller,  und  Eichhorn  sah  schon  Selbsttheilung. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  bei  Copenhagen,  in  Baiern,  bei  Berlin,  Danzig  und 
Catharinenburg  im  Ural  Asiens  beobachtet. 

435.    Actinophrys  Sol,  weissliclies  Soonenttoierclaen.     Tafel  xxxi.  Fig.  Vi. 

A.  corpore  globoso,  albido,  radiis  diametro  corporis  aequalibus ,  rarioribus. 

Actinophrc  Soleil,  a  corps  spherique  blanchätre,   les  rayons  moins  frcf/uents  egalant  le  diametre  dtt 
corps. 

Trichoda  Sol,  Müiier,  Venu.  fhiv.  hist.  1773.  p.  72.    Animalc.  Infus.  1786.  ]>.  164.  Tab.  XXIII.  Fig.  43  —  45. 

Der  Stern,  Eichhorn,   Beitrüge  zur  Kenntniss   d.   kl.  Wasserth.    Zugabe  1783.    p.  15.    Mit  einer  Abbildung. 

Trichoda  Sol,  Schrank,  Fauna  boica,    III.   2.   p.  93.   1803. 

Haarigies  Iraumjelbes  Kuyellhier,  Gruithuisen,  Beiträge  z.  Physiogn.  und  Eatitogn.  1812.  p.  315.  Taf.  II.  Fig.  2j. 

Peritricha  Sol,  Bort  de  St.  Vincent,  Encycloped.  meth.  Vers.  1824. 

Actinophrys  Sol,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissenscli.  zu  Berlin,  1830.  p.  42,  53,  61,  76.    Taf.  2.   Fig.  4.   1831.  \>.  101. 

Aufenthalt:-  Bei  Copenhagen,  Danzig,  Ingolstadt,  Berlin  und  Catharinenburg  im  Ural. 

An  der  staubigen  Oberfläche  der  Infusionen  oder  auch  in  ähnlichen  Verhältnissen  im  Freien  lebt  diess  Thierchen  sehr  zahl- 
reich das  ganze  Jahr  hindurch  in  und  bei  Berlin.  Im  April  1827  fand  ich  es  besonders  zahlreich  mit  Monas  Pulvisculus.  Im  Juli 
1829  sah  und  zeichnete  ich  es  in  Catharinenburg  auf  der  Reise  mit  Herrn  von  Humboldt.  Eichhorn  beobachtete  es  bei  Danzig 
im  December,  Januar  und  Februar  1776  —  1777  und  sah  es  unterm  Eise  lebend.  Da  es  fast  unbeweglich  ist,  so  wird  es  leicht  über- 
sehen. Seine  Bewegung  ist  sehr  langsam,  wie  die  eines  Seeigels.  Durch  Luftaufnahme  kann  es  auch  schnell  zur  Oberfläche  getragen 
werden  und  durch  Entlassen  der  Luft  schnell  zu  Boden  sinken,  wie  es  schon  Eichhorn  sah.  Die  Strahlen  sah  ich,  das  Bengen  ab- 
gerechnet, sich  verlängern  und  verkürzen  und  am  Ende  mit  einem  Knöpfchen  versehen.  Sie  dienen  zum  Fühlen,  Gehen  und  Fangen, 
und  haben  eine  sehr  auffallende  schnell -tödtende  Wirkung.  Meten  will  abgeschnittene  Strahlen  sich  windend  gesehen  haben,  kann  abg- 
leicht Vibrio  Bacillus  dafür  gehalten  haben,   der  meist  gleichzeitig  da  ist  {Isis  1828.  p.  1232.).      Der  Mund  hat   einen   ausstülp- 


304    

baren  Rüssel,  ist  gross  und  rund.  Diesen  Rüssel  hielt  vielleicht  Eichhorn  (Fig.  2.)  für  ein  besonderes  Thier.  Eichhorn  sali  es 
ganze  "Wasserflöhe  verschlingen.  Ich  habe  es  Carmin  und  Indigo  oft  verzehren  gesehen.  Es  geschieht  ruckweise  ohne  Wirbeln,  und 
ich  zcählte  bis  16  erfüllte  Magen.  Die  helle  runde  Stelle  in  der  Mitte,  welche  Müller  beim  Eintrocknen  sah,  kann  die  männliche 
Sexualdrüse  gewesen  seyn,  die  mir  nie  recht  deutlich  geworden.  Die  von  Eichhorn  zuerst  beobachtete  Selbsttheilung  habe  ich  zahl- 
lose Male  bestätigt  und  es  schien  mir  nicht  Längstheilung,  d.  h.  Halbirung  des  Mundes,  zu  seyn.  —  Grösse  Vioo  bis  V36  Linie  beobach- 
tet. Eichhorn  scheint  viel  grössere  gesehen  zu  haben,  da  er  sie  mit  blossen  Augen  sehen  konnte  und  darin  ganze  (!)  kleine  Wasser- 
flöhe fand.     Auch  gelang  ihm  das  Zerschneiden  derselben,  welches  ihn  zur  Beobachtung  der  Reproduktion  binnen  5  Stunden  führte. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXI.   Fig.  VI. 

Es  sind  4  einfache  und  ein  durch  Selbsttheilung  doppeltes  Thierchen,  mit  Indigo  und  Carmin  genährt,  bei  380maliger  Vergrösserung  darge- 
stellt.    Fig.  1.     o'  zeigt  den  Rüssel,  w  die  Analstelle  an. 

426.     Actinophrys  viridis,  grünes  §onnent!tier€ben.     Tafel  xxxi.  Fig.  VII. 

A.  corpore  globoso,  virente,  radiis  diametro  corporis  brevioribus,  densioribus. 

Actinophre   verte,    a  corps  spherir/ue   verdätre,    les  rayons  plus  courts   r/ue  le  diametre  du  corps  et 
tres  -frequents. 

Triclioda  Chaetophora ,  Schrank?  Fauna  boica,  III.  2.  p.  93.  1803. 

Actinoplmjs  viridis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1833.  (1832.)  p.  228. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin,  vielleicht  auch  bei  Ingolstadt  beobachtet. 

Im  April  und  am  14.  Juni  1832  zwischen  Conferven  im  Bassin  des  Thiergartens  in  mehreren  Exemplaren  beobachtet.  Spe- 
ciellere  deutliche  Details  der  Organisation  wurden  nicht  erkannt.  Die  grüne  Färbung  schien  Eikörnchen  anzugehören.  Die  Strahlen 
hatten  nur  die  Hälfte  des  Körperdurchmessers.  Schrank's  Form,  die  ich  früher  übersehen,  mag  doch  wohl  dieselbe  Art  gewesen 
seyn,  und  dann  wäre  sein  Artname  vorzuziehen.  —  Durchmesser  des  Körpers  allein  V52  —  V24  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXI.   Fig.  VII. 

Es  sind  2  Exemplare  verschiedener  Grösse  bei  300maliger  Linearvergrösserung  abgebildet.  Die  Strahlen  sind  allseitig,  aber  nur  am  Rande 
sichtbar. 

4££.     Actinophrys  dijgjTormis,  ungleiches  Sonnenthierclieii.     Tafel  xxxi.  Fig.  vm. 

A.  corpore  inaequali  lobato,  hyalino,  radiis  partim  diametro  longioribus. 

Actinophre  difforme,  ä  corps  inegal,  lobe,  hyalin,  quelques  rayons  plus  longs  que  le  diametre. 

Actinophrys  diffbrmis,  Abhandl.   d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.  p.  42.   1831.   p.  101. 

Aufenthalt:    In  Berlin. 

Diese  Form  habe  ich  nur  an  der  Oberfläche  von  verschiedenen  Aufgüssen  zuerst  am  10.  Nov.  1828,  dann  noch  einigemale 
zahlreich,  aber  neuerlich  nicht  wieder  beobachtet.  Sie  ist  von  sehr  unregelmässiger  Gestalt,  vielleicht  in  Folge  immer  mehrfacher  gleich- 
zeitiger Selbsttheilung.  Spuren  von  Magenzellen  waren,  wie  bei  voriger  Art,  aber  nicht  deutlich  sichtbar.  —  Grösse  ohne  die  Strah- 
len ^48  —  V24  Linie. 

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  XXXI.   Fig.  VIII. 

Es  sind  2  Exemplare  bei  300maliger  Vergrösserung  abgebildet. 


Nachtrag   zur   Gattung   Actinophrys. 

Die,  mit  Actinophrys  verwandte,  Gattung  Peritricha  von  Bory  1824,  welche  sehr  heterogene  Formen,  auch  Polypeneier, 
enthält  und  1831  im  Dict.  classique  von  ihm  auch  Politricha  genannt  wurde,  dürfte  leicht  ganz  eingehen.  Folgende  Synonyme  schei- 
nen zu  den  15  Artnamen  zu  gehören:  1)  P.  Candida  (1824.  Encycl.  meth.)  =  Trachelius  Lamella? ;  2)  P.  Cometa  (1824)  = 
Podophrya  fi&a  ß  salsa;  3)  P.  cylindracea  (1824)  =  Leucophrys  patula;  4)  P.  Farcimen  (1826.  Essay)  =  Leuc.  pa- 
tula;  5)  P.  fixa  (1828)  =  Podophrya;  6)  P.  Granula  (1824)  =  Actinophrys?,  Trichodina  Grandinella? ;  7)  P.  Medusa 
(1824)  =  Trichodiscus  Soll;  8)  P.  Ovulum  (1824)  =  Paramecium  Chrysalis;  9)  P.  Parhelia  (1824)  =  Trichodina  Pe- 
diculus? ;  10)  P.  Pleuronectes  (1824)  =  Paramec.  Aurelia;  11)  P.  Polyporum  (1824)  =  Ova  Hydrae;  12)  P.  signata 
(1824)  =  Bursaria?;  13)  P.  Sol  (1824)  =  Actinophrys;  14)  P.  solaris  (1828.  Dict.  class.)  =  Trichodiscus  Sol?;  15)  P. 
vacillans  Hempr.  et  Ehrenb.  (1828.  Symb.  phys.)  =  Paramecium  Chrysalis. 


HUNDERTZWEITE     GATTUNG:     STRAHLENSCHEIBE. 

Trichodiscus.     Tricodisque. 

CHARACTER:     Animal  ex  Encheliorum  familia,  ciliis  non  vibrans,  ore  inermi  recte  truncato,  corpore  de- 
presso,  non  pedicellato,  tentaculorum  setaeeorum  sola  serie  margmali  radiato. 


305    

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Encheliens,  sans  vibrations  de  cils,  h  bauche  sans  denls, 
brusquement  tronquee,  a  corps  deprime  sans  pedicule  et  ä  tentacules  setaces  en  Se- 
rie simple  au  bord  du  corps. 

Die  Gattung  der  Strahle n seh eibe  ist  in  der  Familie  der  Walzenthierchen  durch  Mangel  an  wir- 
belnden Wimpern,  durch  zahnlosen  gerade  abgestutzten  Mund,  abgeplatteten  stiellosen  Körper  und  durch 
eine  einfache  Reihe  borstenartiger  strahlender  Randfühler  characterisirt. 

Die  Gattung  ist  seit  1830  aufgestellt  und  enthält  nur  eine  bekannte  sichere  Art.  Sie  war  eine 
Frucht  der  Reise  mit  Herrn  von  Humboldt  nach  Sibirien.  Seitdem  ist  sie  aber  auch  bei  Berlin  vorgekom- 
men und  es  scheint,  dass  man  Müllers  Trichoda  solaris,  welche  Bory  de  St.  Vincent  mit  in  seiner  Gat- 
tung Peritricha  als  P  Medusa  und  solaris  aufführte,  wenn  nicht  auf  die  Art,  doch  auf  die  Gattung  be- 
ziehen könnte.  —  An  Organisation  ist  zwar  mancherlei,  aber  nicht  viel  Entschiedenes  ermittelt.  Der  flache 
Körper  ist  scheibenartig  und  hat  manche  Aehnlichkeit  mit  der  Gattung  Arcella,  ist  aber  schaalenlos,  weich 
und  hat  steife  borstenartige  Strahlen.  Eine  mittlere  Mundöffnung  und  vielleicht  eine  seitliche  grosse  Drüse 
sali  ich  in  Berlin.  Viele  Magenzellen  und  Eikörnchen«  sah  ich  undeutlich  in  Catharinenburg.  Farbeaufnahme 
gelang  nicht.    Die  Analstelle  ist  unsicher. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  bei  Berlin,  bei  Kischtym  im  Ural,  bei  Barnaul  am  Altai  und  viel- 
leicht bei  Copenhagen  beobachtet. 

428.     Tvichodiscus  Sot,  sonnenartige  Strahleiisclieilbe.     Tafel  xxxi.  Fig.  XX. 

T.  corpore  depresso  suborbiculari,  hyalino  aut  flavicante,   radiis  variis. 

Tricodisque  Soleil,    a  corps  deprime  presque  oröiculaire,   hyalin  ou  jaunätre,    les  rayons  variables. 

Triclwdiscus  Sol,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  54,  65.  1831.  p.  103. 

Aufenthalt:    Bei  Kischtym  im  Ural,  hei  Barnaul  am  Altai  Asiens  und  hei  Berlin  beobachtet. 

Dieses  Thierchen  gehört  zu  den  Formen,  welche  in  andern  Welttheilen  gesucht  und  entdeckt  worden,  und  dann  erst  (seit  1830) 
in  der  Heimath  in  Europa  auch  gesehen  sind.  Es  ist  sehr  träge,  oft  lange  ganz  bewegungslos,  und  seine  Bewegung  ist  nie  anders  als 
höchst  langsam  mit  Hülfe  des  Senkens  und  Hebens  der  Strahlen.  Ich  fand  es  zwischen  Conferven  immer  nur  einzeln  im  Juni  und  Juli. 
MüiiER  beobachtete  ein  ähnliches  Thierchen  im  Meerwasser,  das  ganz  die  Gestalt  einer  todten  Oceanea  microscopica ,  jener  kleinen 
Leucht-Akalephe,  hat,  die  ich  im  Categat  beobachtet  habe  (Leuchten  des  Meeres  p.  130.).  Ich  wage  nicht,  es  als  eine  sichere 
Art  hier  aufzunehmen.  Die  Organisation  ist  oben  erwähnt.  —  Grösse  %  —  Vis  Linie  im  Durchmesser  ohne  die  Strahlen,  deren  ein- 
zelne grösser  sind  als  der  Durchmesser,  aber  nicht  in  die  Augen  fallen.  Nur  die  Form  von  Kischtym  war  gelblich  und  körnig,  wohl 
von  den  Eiern,  die  andern  waren  farblos. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXI.    Fig.  IX. 
Fig.  1—3.    sind  in  Kischtym  im  Ural  gezeichnet;    Fig.  4.    in  Berlin;    Fig.  5.    in  Barnaul  am  Altai.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 


HUNDERTDRITTE     GATTUNG:      STRAHLENFUSS. 

Podophrya.    PodopSire. 

CHARACTER:  Animal  ex  Encheliorum  familia,  non  vibrans  ciliis,  ore  inermi  recte  truncato,  corpore  glo- 
boso  pedicellato  (libero),  tentaculis  setaeeis  undique  piloso.     (  =  Actinophrys  pedicellata.) 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Encheliens,  sans  eils  vibrants,  h  bouche  sans  dents, 
brusquement  tronquee,  ä  corps  spherique  pedicule  (libre)  et  herisse  de  tous  cötes  de 
tentacules  setaces,    (  =  Actinophre  a  pedicule^) 

Die  Gattung  Strahlenfuss  aus  der  Familie  der  Walzenthierchen  zeichnet  sich  durch  Mangel  an 
wirbelnden  Wimpern,  zahnlosen  gerade  abgestutzten  Mund,  kugligen,  (frei)  gestielten  und  von  allen  Seiten 
mit  borstenartigen  Fühlern  behaarten  Körper  aus.     (Gestielte  Strahlenkugel.) 

Die  seit  1833  von  mir  zur  Gattung  erhobene  einzige  Form  kannte  wohl  schon  Müller  1784  und 
er  nannte  sie  1786  Trichoda  fixa.  Bory  führte  sie  mit  in  seiner  Gattung  Peritricha  unter  2  Namen 
auf.  —  An  Organisation  hat  dieses,  ganz  einer  steif  gestielten  Actinophrys  ähnliche,  Thierchen  langsam 
und  einzeln  bewegte  Strahlen,  einen  deutlichen  Mund,  deutliche  Magenzellen  und  feine  dunkle  Eikörnchen 
erkennen  lassen.     Stoffaufnahme  und  die  Stelle  des  Afters  sind  nicht  beobachtet.     (S.  d.  Anhang  z.  Familie.) 

Die  geographische  Verbreitung  ist  bei  Berlin  und  Copenhagen  erkannt. 


306    

429.     Podopftrya  ßaca,  süsser  Stralilenfuss.     Tafel  xxxi.  Fig.  x. 

P.  corpore  globoso  albicante,  turbido,  pedicello  apice  sublobato  hyalino,    setis  corpus  aequantibus  capitatis. 

Podophre  affichee,  a  corps  spherir/ue  blanchätre^  obscur^  ayant  un  pedicide  hyalin  legerement  echan- 
cre  au  bout  et  les  rayons  a  bouton  e galant  le  diametre  du  corps. 

Triclioda  fixa,  Müller,   Animalc.  infus.    1786.    p.  217.    Tab.  XXXI.  Fig.  11  —  12. 

Peritricha  Comcta,  Bory  de  St.  Vincent,  1824.  Encyclopediemethodique,  fixa  1828.  Di  ct.  classiq. 

Podophrya  fiwa  et  dulcis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensck.  zu  Berlin,  1833.  (1832.)   p.  306. 

Aufenthalt:     Bei  Berlin  im  Süsswasser,   vielleicht  auch  bei  Copenhagen  im  Seewasser. 

Ich  fand  diess  Thierchen  am  26.  und  28.  April  1832  zahlreich  frei  an  der  Oberfläche  bestäubten  Wassers  aus  dem  Thicr- 
garten  in  meiner  Wohnung.  Es  hat  manche  Aehnlichkeit  mit  der  Gattung  Acineta  und  würde  dieser  Gattung  angehören,  wenn  sich 
der  Mangel  einer  Analstelle  bestätigte.  Ich  habe  die  Aehnlichkeit  mit  Actinophrys  vorgezogen.  Müllers  ähnliches  Thierchen  fand 
sich  im  Seewasser,  hatte  ein  zweilappiges  Fussende  und  keine  Knöpfchen  an  den  Borsten.  Ich  sondere  es  daher  noch  als  va- 
rietas  ß  salsa  ab.  Besonders  interessant  ist  die  Fangkraft  des  Thierchens,  welche  schon  Müller  bewunderte.  Sobald  das  rasch 
wirbelnde  Ha  gel  thierchen,  Trichodina  Grandinella,  welches  gleichzeitig  häufig  zu  seyn  pflegt,  an  seine  Fühlborsten  stösst,  so 
ist  es  sogleich  gefangen,  hört  plötzlich  auf  zu  wirbeln  und  streckt  die  Wimpern  rückwärts  aus  {Opisthotonus).  Es  wird  dann  immer 
näher  an  den  Körper  gezogen,  bleibt  so  lange  Zeit  hängen,  wird  innen  sichtlich  ausgeleert  und  die  Haut  fällt  dann  ab.  Müller 
nannte  ein  daran  hängendes  Thierchen  Leucophra  signata.  Ich  sah  das  Beugen  und  Verkürzen  der  Strahlen,  sonst  keine  Bewegung, 
kein  Wirbeln  in  farbigem  Wasser  und  keine  Aufnahme  von  Carmin,  aber  deutliche  Magenzellen.  Eine  helle  contractile  Stelle  hielt  ich 
für  den  Mund  und  vermuthete,  weil  der  Stiel  nicht  in  der  Längsaxe  liegt,  die  Analstelle  dem  Munde  entgegengesetzt,  wodurch  der 
Stiel  wohl,  als  Bauchglied,  sich  Fuss  nennen  lässt.  Stiel  schief  angesetzt,  mehr  als  doppelt  so  lang  als  der  Körper,  am  Ende  abge- 
stutzt, etwas  erweitert  (auch  wohl  gelappt).  —   Grösse  der  Kugel  V36  Linie. 


gefangen. 


Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XXXI.  Fig.  X. 
Es  sind  6  Thierchen  in  verschiedenen  Grössen  bei  300maliger  Diametervergrösserung  abgebildet.     Fig.  1.  und  5.     haben  Hagelthierchen 


HUNDERT  VIERTE     GATTUNG:      HAARTHIERCHEN. 

Trichoda.    Tricode. 

CMARACTER;    Animal  ex  Encheliorum  familia,   corpore  nudo,  ore  edentato  ciliis  vibrante,  oblique  trun- 
cato,  labiato  nee  collo  suffulto. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Encheliens,   ä  corps  sans  poils  ou  eils,   a  bouche  sans 
dents,  ciliee,  vibrante,  obliquemenl  tronquee,  h  levre  et  sans  cou. 

Der  Character  der  Gattung  der  Haarthierehen  besteht  in  einem  unbehaarten   und   wimperlosen 
Körper,  und  einem  unbewaffneten  bewimperten  schief  abgestutzten  Munde  mit  Lippe  ohne  Hals. 

Die  Gattung  Trichoda  ist  schon  1773  von  Müller  für  die  nur  halb  behaarten,  nicht  radartig  wir- 
belnden, Infusorien  gebildet  worden,  und  hat  seitdem  zu  einem  Sammelplatz  aller  unklaren  bewimperten 
und  behaarten  Infusorien,  Rädert hiere  und  auch  vieler  andern  Dinge  gedient,  zumal  da  schon  der  Grün- 
der der  Gattung  Wimpern  und  Haare  verwechselte.  So  sind  allmälig  mehr  als  126  Artnamen  in  dieser  Gattung 
entstanden,  von  denen  nur  6  hier  aufgenommen  sind,  und  auch  diese  nicht  alle  als  sichere  Arten  betrachtet 
werden  können.  Zuerst  brachte  Hill  1751  2  solcher  Formen  in  seine  Gattung  Scelasius,  Fussthierchen, 
denen  er  die  Brachionos,  Armthierchen  (Räderthiere),  in  seiner  Familie  der  Arthonien,  Glieder- 
thierchen,  entgegensetzte.  Miller  nahm  jenen  Namen,  der  sprachlich  nicht  gut  gebildet  ist,  nicht  auf, 
gab  seiner  Gattung  Trichoda  1773  sogleich  40  Arten  und  bis  1786  vermehrte  er  die  Namen  auf  100, 
die  Artenzahl  auf  89,  d.  i.  V*  aller  ihm  bekannten  Infusorien.  Schrank  hat  dann  1803  12  neue  Art- 
namen gegeben.  Nitzsch  gab  1817  1,  Bory  1824  noch  5,  und  8  wurden  von  mir  später  hinzugefügt. 
Schon  Schrank  sonderte  1803  von  Trichoda  die  Gattung  Tintinnus  ab  und  nahm  eine  Art  als  Vagina- 
ria auf.  Lamarck  nannte  1816  eine  Art  Cercaria  und  bildete  aus  den  übrigen  die  4  Gattungen  Trichoda, 
Trichocerca,  Vaginicola  und  Rattulus.  Schweigger  schlug  1820  vor,  Müller's  Gattung  in  6  Genera 
zu  spalten  (Handb.  d.  Naturg.  d.  skeletl.  Th.  p.  405.).  Bory  de  St.  Vincent  sonderte  sie  1824,  nur 
nach  äusseren  Verschiedenheiten,  in  28  Genera,  die  er  in  9  Familien  vertheilte.  Dabei  behielt  er  26  Ar- 
ten in  der  Gattung  Trichoda.  Seit  1830  ist  die  Abtheilung  dieser  zahlreichen  Formen  nach  ihrer  inneren 
Organisation  von  mir  versucht  worden,  wobei  eine  ansehnliche  Zahl  von  Arten  in  die  Klasse  der  Räder- 
thierchen  verwiesen  worden  ist,  die  übrigen  aber  in  sehr  verschiedene  Gattungen  vertheilt  wurden.  — 
Die  organischen  Verhältnisse  der  jetzigen  Gattung,   welche  nur  Eine  inländische  mir  bekannte  Art  besitzt, 


30¥ 

sind  unvollständig  beobachtet  Eine  Mehrzahl  von  Wimpern  am  Munde  sind  die  alleinigen  Bewegungsorgane. 
—  Ein  polygastrischer  Ernährungsapparat  ist  durch  Farbenahrung  ausser  Zweifel  gestellt,  auch  die  hintere 
Analstelle  ermittelt  Die  schiefe  Mundfläche  bildet  eine  characteristische  Oberlippe.  Sexualtheile  sind  un- 
deutlich beobachtet  ?  nur  bei  Trick.  Pyrum  ist  Selbsttheilung  erkannt     Alle  Arten  sind  farblos. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  in  ganz  Europa 5  im  libyschen  Afrika,  in  Dongala  Nubiens  und 
im  sinaitischen  Arabien  beobachtet.  Noch  könnten  etwa  8  Arten  dieser  Gattung  von  Müller  mir  unbekannt 
gebliebene  Formen  aus  Dänemark  seyn. 

430.  Trichoda  pmra,  reinliciies  Maartltiercben,     Tafel  XXXL  Fig.  XL 

T.  corpore  oblongo,  clavato,  antica  parte  attenuato,  ore  laterali  ventriculisque  parvis. 

Tricode  pure,  a  corps  oblong  en  massue,  aminci  au  botet  anterieur,   la  bouche  laterale  et  les  venlri- 
cules  petits. 

Kolpoda  Purum  9  Müller?  Animalc.  Infus.   1786.    (s.  Leucophrys  pyriformis  und  Trick.  Pyrum.) 
Trichoda  pura,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissenscli.  zu  Berlin,  1831.  p.  104, 

Aufenthalt:    In  und  bei  Berlin. 

Diese  Form  findet  sich  in  vegetabilischen  Aufgössen  häufig  sehr  zahlreich  mit  Cyclidium  Glaucoma  und  gleicht  der  etwas 
grösseren  Leucophrys  piriformis  sehr,  welche  ganz  bewimpert  ist.  Sie  nimmt  leicht  Farben  auf,  unterscheidet  sich  aber  von  ähnli- 
chen Thierchen  durch  ihre  kleinen,  mehr  als  20,  Magenzellen.  Früher  verwechselte  ich  jene  beiden  Arten  und  sah  oft  einen  hellen 
runden  Fleck  in  der  Mitte  ihres  Körpers,  welcher  eine  Samendrüse  gewesen  zu  seyn  scheint,  die  ich  neuerlich  nur  bei  der  Leuco- 
phrys deutlich  wiedersah.  Sie  schwimmt,  sich  langsam  um  ihre  Längsaxe  drehend,  weil  sie  nur  geringe  Bewegungsmittel  hat.  Eine 
ähnliche  Leucophrys  lebt  in  übelriechendem  Fleischwasser  (carnium  impura).  Man  vergleiche  auch  Glaucoma  scintillans  und 
Chilodon  Cucullulus  wohl.  —  Grösse  bis  Vöo  Linie,  meist  doppelt  so  gross  als  das  Cyclidium. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXL  Fig.  XL 

Es  sind  11,  mit  Farbe  genährte,  Specimina  bei  SOOmaliger  Vergrösserung  dargestellt.  Fig.  5.  ist  ein  Cyclidium  Glaucoma  darunter  mit 
seinen  grösseren  Magenzellen. 

431.  Trichoda  Nasamonum,  litoysches  Maarfbiercben.     Tafel  XXXL  Fig.  XII. 

T.  corpore  cylindrico  utrinque  aequaliter  obtuso,  ore  laterali  elongato  maxiino. 

Tricode  libyr/ue,  a  corps  cylindrique  egalement  obtus  au&  deute  ecctremiles  et  a  bouche  laterale  tres- 
grande  allongee. 

Condylostoma  Nasamonum y  Hemprich  u.  Ehrenber&,  Symbolae  physicae.   Evertebrata  I.   Zoopliyta,    Tab.  II.   Libyca,  Fig.  10.   1828. 
Trichoda  Nasamonum,  Abhandl.  der  Akad.  d.  Wissenscli.  zu  Berlin,    1829.  p.  17,  19.   1831.    p.  104.     Symb.  phys.   Text  1831. 

Aufenthalt:    In  der  libyseben  Wüste  bei  Siwa,  dem  ehemaligen  Lande  der  Nasamonen. 

Auf  meiner  libyseben  Reise  mit  Dr.  Hemprich  sali  und  zeichnete  ich  1820  diese  Form  im  November  in  Siwa,  der  Am- 
nions-Oase.  Sie  könnte  auch  eine  O&ytricha  gewesen  seyn,  da  sie  nicht  hinreichend  vergrössert  beobachtet  worden.  —  Grösse  bis 
V24  Linie. 

Erklärung   der   Abbildung    Taf.  XXXL    Fig.  XII. 
Es  ist  ein  in  Siwa  gezeichnetes,  lOOinal  vergrössertes ,  Thierchen. 

432.  Trichoda  ovata,  eiförmiges  Haarthierclien.    Tafel  xxxi.  Fig.  XIII. 

T.  corpore  ovato  turgido,  antica  parte  attenuato  utrinque  rotundato,  ore  laterali  parvo. 

Tricode  ovale,  d  corps  ovale  gonfle,  aminci  au  bout  anterieur,  arrondi  aua>  exlremites,  la  bouche  la- 
terale petiie. 

Condylostoma  ovatum,  Hemprich  u.  Ehrenberg,  Symbolae  physicae.    Evertebrata  I.    Phytozoa.    Tab.  I.   Fig.  8.    1828. 
Trichoda?  ovata,  Abhandl.  d.  Akademie  d.  Wissenscli.  zu  Berlin,  1829.  p.  17,  19.   1831.   p.  104. 

Aufenthalt:    Bei  Bulak  und  Caliira  in  Aegypten. 

Es  wurde  von  mir  auf  der  Reise  mit  Dr.  Hemprich  im  Jahre  1821  bei  Bulak  und  Caliira  in  stehendem  Wasser  beobachtet 
und  gezeichnet.  Es  ist  dicker  und  kürzer  als  T.  pura  und  vorn  stumpfer  als  T.  Pyrum,  wurde  aber  nicht  hinreichend  vergrössert. 
—  Grösse  V40  Linie. 

Erklärung   der  Abbildung    Taf.  XXXI.   Fig.  XHL 

Es  ist  das  von  mir  im  Februar  in  Bulak  gezeichnete,  lOOmal  im  Durchmesser  vergrösserte,  Exemplar. 

433.  Trichodaf  aethiopica,  aetbiopisclies  HaartWerdien.     Tafel  XXXL  Fig.  xiv. 

T.  corpore  oblongo  postice  subacuto,  ventre  piano,  ore  amplo. 

Tricode  aethiopique,  a  corps  oblong,  aminci  au  bout  posterieur,  a  ventre  plat  et  a  bouche  ample. 

Trichoda  aethiopica,  Hemprich  u.  Ehrenberg,  Symbolae  physicae.    Evertebrata  I.    Phytozoa.     Tab.  I.   Fig.  10.   1828.     Text  1831. 
Trichoda  aethiopica,  Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1829.   p.  17,  20.    1831.  p.  104. 

Aufenthalt:    Nil  bei  der  Insel  Argo  in  Dongala. 


308    

Von  Dr.  Hemprich  und  mir  im  April  1822  in  Nubien  zwischen  Conferven  des  Nils  beobachtet.  Es  war  wenig  beweglich, 
stand  oft  still,  lief  dann  hin  und  her  und  warf  sich  auf  fremde  Körper  hastig  mit  ausgespreizten  Wimpern.  Im  Innern  waren  ver- 
schluckte Dinge  sichtbar.  Die  ausführliche  Beschreibung  meines  Tagebuches  ist  in  den  Symbolis  physicis  mitgetheilt.  Es  könnte 
eine  bei  zu  geringer  Vergrösserung  betrachtete  O&ytricha  gewesen  seyn.  —   Grösse  Vso  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Tat  XXXI.  Fig.  XIV. 

Es  sind  3  Exemplare,  bei  lOOmaliger  Diametervergrösserung,  auf  der  Insel  Argo  gezeichnet.  Eines  davon  hat  sich  an  das  hintere  Ende  des 
andern  angeklammert.    Es  war  keine  Selbsttheilung. 

434.     Trichoda  asiatica,  asiatisches  Maarthierchen.     Tafel  XXXI.  Fig.  XY. 

T.  corpore  ovato-oblongo  utrinque  rotundato,  tereti,  ore  parvo. 

Tricode  asiatique,  a  corps  ovale  oblonge  cylindrique ,  arrondi  aucc  bouts^   la  bouche  petite. 

Condylostoma  asiaticum,   Hemprich  u.  Ehrenberg,   Symbolae  physicae.    Evertebrata  I.    Phyto zoa.  Tab.  II.    Sinait.   15.    1828. 
Trichoda  asiatica,   Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissens  eh.  zu  Berlin,  1829.  p.  17,  20.   1831.  p.  104. 

Aufenthalt:    In  Wadi  Essele  des  Sinaigebirges  in  Arabien. 

Es  fand  sieb  1823  auf  meiner  Reise  mit  Dr.  Hemprich  im  November  zwischen  Conferven  des  kleinen  Baches  Wadi  Essele 
am  Sinai ,  die  ich  in  Tor  untersuchte.  —  Grösse  lj12  Linie. 

Erklärung   der  Abbildung   Taf.  XXXI.   Fig.  XV, 
Ein  von  mir  in  Tor  bei  lOOmaliger  Linearvergrösserung  gezeichnetes  Exemplar. 

435.     Trichoda  Pyrum,  birnformiges  Haarthierchen.     Tafel  XXXI.  Fig.  XVI. 

T.  corpore  ovato  turgido,  antica  parte  subito  acuto. 

Tricode  Poire,  a  corps  ovale  gonfle,  brusquement  aigu  au  bout  anterieur. 

Cornemuse,  Joblot?  Observations  faites  avec  le  microsc.   1716.  p.  59.   Tab.  7.  Fig.  2. 

Animaluzzi  sferici  dal  Professor  Ginevrino,  Spallanzani?  Opuscoli  di  Fisica  anim.   I.  p.  152.   Tav.  I.   Fig.  4.  1776. 

Ovalthierchen ,  Gleichen,  Abhandl.  üb.  Samen-  und  Infusionsth.    p.  150.   Tab.  XXVII.   Fig.  18  —  20.  1778. 

Paere-bugter,  Müller,  Nye  Saml.  af  Dansk.  Vidensk.  Saelsk.  Skrift.  1780.  II.   p.  245,,  273.  Taf.  I.  Fig.  1. 

Kolpoda  Pirum,  Müller,  Animalc.  Infusor.  1786.  p.  108.   Tab.  XVI.  Fig.  1  —  5. 

Enckelis  pyriformis,  Bory  de  St.  Vincetst,  Encycloped.  meth.  1824. 

Colpoda  Pyrum,  Hemprich  u.  Ehrenber&,  Symbolae  physicae.     Evertebrata  I.    Phytoz.    Tab.  II.  sinait.   Fig.  2. 

Trichoda  Pyrum,  Abhandl.   der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1829.   p.  8,  17,  20.  1831.   p.  104. 

Aufenthalt:    Bei  Paris  und  Modena,  auf  dem  Greifenstein,  bei  Copenhagen  und  wohl  in  Wadi  Essele  am  Sinai  Arabiens  beobachtet. 

Unter  dem  Namen  Trichoda  Pyrum  begriff  Müller  offenbar  viele  verschiedene  Körper:  Trichoda  pura,  Leucophrys 
pyriformis  und  carnium  sammt  den  Theilungszuständen  der  Glaucoma  scintillans,  Chilodon  Cucullulus,  Paramecium  Kol- 
poda und  anderer,  denn  alle  diese  Formen  können  auf  seine  Charactere  passend  erscheinen.  Alle  früheren  Synonyme  sind  unsicher  und 
auf  Abbildungen  ist  sich  nicht  zu  verlassen,  da  man  die  Charactere  übersah.  Alles,  was  ich  früher  für  Trichoda  Pyrum  bei  Berlin 
gehalten,  bin  ich  jetzt  geneigter  für  Leucophrys  pyriformis  anzusehen,  deren  allgemeine  Behaarung  nicht  erkennbar  ist,  wenn  man 
nicht  Farbe  in's  Wasser  mischt.  Ich  verweise  daher  auf  diese  Form.  Joblot  hat  Längstheilung  für  Begattung  gehalten,  und  Spal- 
lanzani,  Gleichen  und  Müller  haben  Queertheilung  beobachtet.  Joblot  kann  auch  die  Jungen  der  Kolpoda  Cucullus  gemeint 
haben.  Er  sah  sie  in  Sellerie -Aufguss.  Ich  sah  sie  mit  Dr.  Hemprich  im  November  1823  in  Tor  zwischen  Conferven.  Bewegung 
langsam  drehend.    Auch  Trichoda  pura  in  der  Queertheilung  kann  solche  Formen  geben.  —  Grösse  der  arabischen  Form  Vioo  Linie. 

Erklärung  der  Abbildung    Taf.  XXXI.  Fig.  XVI. 
Es  ist  das  in  Tor  gezeichnete  Exemplar  bei  lOOmaliger  Vergrösserung  des  Durchmessers  dargestellt.     Etwas  zu  gross  gesehen. 


Nachtrag  zur  Gattung   Trichoda. 


Die  Gattung  Trichoda  ist  mit  einem  volkreichen  berühmten  Orte  zu  vergleichen,  der  mit  der  Zeit  zu  einem  Dorfe  herab- 
gesunken und  verödet  ist.  Folgendes  ist  ein  critischer  Versuch  der  Deutung  ihrer  verlorenen  120— 134  Artnamen:  1)  Trichoda  Acarus 
Müller  (1773)  =  Keronae  pars;  2)  T.  ambigua  M.  (1786)  =  Spirostomum  ambig.;  3)  T.  Anas  M.  (1773)  =  Trache- 
Mus  A.;  (1776)  [Prodr.  Zool.  dan.]  =  Chaetonotus  Larus;  4)  T.  angulus  M.  (1773)  =  O&ytricha  Pellionella?  ;  5)  T. 
Augur  M.  (1786)  =  Stylonychiae  pars-,  6)  T.  aurantia  M.  (1786)  =  Loxodes  Cucullulus?  ;  7)  T.  Bacillus  Bort  (1824) 
=  Enchelys?  Paxillus;  8)  T.  barbata  M.  (1776)  =  Trachelius;  9)  T.  bicaudata  Schrank  {Fauna  boica  1803.)  =  No- 
tommata  longiseta? ,  aequalis?  ;  10)  T.  bicomis  Schrank  (1803)  =  Vorticellae  corpus  (Kerobalana)  ;  11)  T.  bidens 
Schrank  (1803)  =?,  Euglena? ;  12)  T.  biloba  Schrank  (1803)  =  Vorticella  frei  schwimmend;  13)  T.  bilunis  Müller 
(1786)  =  Diglena?;  14)  T.  Bomba  M.  (1773)  =  Stentor? ;  15)  T.  Bulla  M.  (1786)  =  Euplotes;  16)  T.  Calvitium  M. 
(1773)  =  Kerona?,  Stylonychia?  ;  17)  T.  Camelus  M.  (1773)  =  Occytrichae  pars;  18)  T.  Chaetophora  Schrank  (1803) 
=  Actinophrys  viridis;  19)  T.  Charon  M.  (1773)  =  Euplotes  Charon;  20)  T.  Cicada  M.  (1786)  =  Oaytricha;  21)  T. 
ciliata  M.  (1776)  =  Stylonychiae  aut  Keronae  pars;  22)  T.  Cimea  M.  (1773)  =  Oaytricha?  ;  23)  T.  Clava  M.  (1773) 
=  Oxytricha?,  üroleptus?  ;  24)  T.  Clavus  M.  (1773)  =  ?,  Bodo?;  25)  T.  Cometa  M.  (1773)  =  Trichodina?  mit  zufälli- 
gem Anhange;  26)  T.  comuta  M.  (1786)  =  Lepadella  c;  27)  T.  Cricetus  Schrank  (1803)  ==  Monocerca  Rattus ;  28)  T. 
crinita  M.  (1786)  =  Oaytricha?  ;  29)  T.  Cuniculus  M.  (1773)  =  Üroleptus?,  Notommata?  ;  30)  T.  Cursor  M.  (1786)  = 
Stylonychia;  31)  T.  Cyclidium  M.  (1773)  =  Oaytricha;  32)  T.  Cypris  M.  (1773)  =  Stylonychiae  pars;  33)  T.  Delphi- 


309    

m/s  M.  (1773)  =  Uroleptus;  34)  T.  Delphis  M.  (1786)  =  Occytricha  oder  StylomjcMa  Vordertheil ;  35)  T.  diota  M.  (1786) 
=  Vorticella  Convallaria? ,  microstoma?  ;  36)  T.  erosa  M.  (1786)  =  StylomjcMa  Hintertlieil ;  37)  T.  Farcimen  M.  (1786) 
=  Leucophrys? ,  Bursaria  mit  Bläsdien -Krankheit;  38)  T.  jFcä*  M.  (1786)  =  Uroleptus? ,  Amphileptus?  ;  39)  T.  fimbriata 
M.  (1786)  =  Occytricha  oder  StylomjcMa  Vordertheil;  40)  T.  ficca  M.  (1786)  =  Podophrya  f.;  41)  T.  Floccus  M.  (1786) 
=*  Räderthier?,  junge  Halcyonella?  ;  42)  T.  /oeta  M.  (1786)  =  Uroleptus?,  Trichoda? ;  43)  T.  Forceps  M.  (1786)  =  tf^y- 
frec//«,  Theil;  44)  T.  For/c^  M.  (1786)  =  Occytricha,  Theil;  45)  T.  foveata  M.  (1786)  =  Kerona?  ;  46)  T.  Gallina  M. 
(1786)  =  Occytricha?,  Notommata?  ;  47)  T.  g-«'^«  M.  (1786)  =  Occytricha? ;  48)  T.  Globulus  Schrank  (1803)  =  jtfo- 
*mw?,  Bodo?;  49)  T.  Granata  M.  (1773)  =  Actinophrys? ',  Trichodina?;  50)  T.  Grandinella  M.  (1773)  =  Trichodina 
G.;  51)  T.  Gyrinus  M.  (1786)  =  Trichodina?,  Vorticella  Convallaria,  Knospenform?;  52)  T.  /7»*Wo  Schrank  (1803)  = 
StylomjcMa;  53)  T.  horrido  M.  (1786)  ==  Pantotric/ium ;  54)  T.  ^-mfa  M.  (1786)  =  Bursaria  Cithara? ,  lateritia?  ;  55) 
21.  IndeccM.  (1786)  =  Occytricha,  Theil;  56)  T.  ingenitaM.  (1786)  ==  Vaginicola  crystallina?;  57)  T.  innataM.  (1786) 
=  Cothurnia  i. ;  58)  T.  inr/uilinus  M.  (1776)  =  Tinti?inus  int/.;  59)  T.  Joblotii  Bory  (1824)  =  StylomjcMa  pustulata, 
Hintertheil;  60)  T.  Lagena  M.  (1786)  =  Trachelius? ,  Enchelys? ;  61)  T.  £oro«  M.  (1784)  [Naturforsch.  XX.]  =  C7/«c^o- 
moAm  Lotus;  62)  T.  Ze/ws  M.  (1773)  =  Occytricha  L.;  63)  T.  Lichen(or)um  Bort  (1824)  =  Occytricha  Pellionella  ;  64) 
T.  Xtor  M.  (1773)  ==  Occytricha;  6b)  T.  longicauda  M.  (1786)  =  Scaridium  l;  66)  T.  iWs'o  M.  (1773)  =  Stylomj- 
cMa, Theil;  67)  T.  fanorä  M.  (1786)  ==  Rattulus  km.;  68)  T.  Lyncaster  M.  (1776)  =  Euplotes?;  69)  T.  Lynceus  M. 
(1773)  =  Aspidisca  L.;  70)  T.  »&<?/«&?#  M.  (1786)  =  Phialina? ,  Lacrymaria? ;  71)  T.  Musculus  M.  (1773)  =  tfrofe- 
^s?,  Rattulus?,  Monocerca?;  72)  T.  Mytüus  M.  (1773)  =  StylomjcMa  M.;  73)  T.  Navicula  M.  (1786)  =  Euplotes?; 
74)  T.  wg-m  M.  (1786)  =  Trichoda? ;  75)  T.  0r#*  M.  (1773)  =  ?,  Aspidisca?;  76)  T.  Paramecium  [Abhandl.  der  Berl. 
Akad.]  (1830)  =  CMlomonas;  77)  T.  P«te/fe  M.  (1773)  =  Euplotes  P.;  78)  T.  patens  M.  (1786)  =  Uroleptus  p.;  79)  T. 
jpofeAt  M.  (1786)  =  Leucophrys  p.;  80)  T.  Paccillus  M.  (1786)  =  Enchelys?  Pacc.;  81)  T.  Pellionella  M.  (1773)  = 
Occytricha  P;  82)  T.  J%ci«  M.  (1773)  =  Uroleptus  P;  83)  T.  Pocillum  M.  (1776)  =  Dinocharis  P;  84)  T.  praeceps 
M.  (1786)  =  Occytricha?  Theil;  85)  T.  iVröna  M.  (1786)  =  Euplotes?;  86)  T.  Proteus  M.  (1786)  =  Phialina?,  Lacry- 
maria?; 87)  T.  Pz/fo*  M.  (1773)  =  Trichoda?;  88)  T.  /Woz;  M.  (1773)  =  Occytricha;  89)  T.  Pullaster  M.  (1773)  = 
Occytricha;  90)  T.  P«/?«  M.  (1773)  =  Kolpoda,  Theil;  91)  T.  Py/w  Schrank  (1803)  =  Amphileptus  Anser ;  92)  T.> 
AattusM.  (1776)  =  Monocerca  R.;  93)  T*.  rostrata  M.  (1786)  =  StylomjcMa,  Theil;  94)  T.  &  M.  (1776)  =  Occytricha?, 
Uroleptus?;  95)  T.  &oto  M.  (1773)  =  Käronae  pars?;  96)  T*.  Semiluna  M.  (1773)  =  Occytricha,  Vordertheil?;  97)  r. 
setifera  Nitzsch  [Ersch  u.  Gruber's  Encycl.  Cercaria]  (1827)  =  Occytricha?,  Uroleptus? ;  98)  T.  Silurus  M.  (1773)  = 
Occytricha;  99)  T.  sinuata  M.  (1786)  =  Occytricha?;  100)  T.  Äo/  M.  (1773)  =  Actinophnjs  S.;  101)  T.  *o/«r^  M. 
(1786)  =  Trichodiscus  Sol? ;  102)  T.  sp7taeroidea*Ron.T  (Encycl.  1824)  =  Enchelys?,  Monas?;  103)  T.  striata  M.  (1786) 
=  Leucophrys  sanguinea;  104)  T.  succisaM.  (1786)  =  Occytricha,  Vordertheil;  105)  T.  sulcataM.  (1776)  =  Euplotes?; 
106)  T.  Syncaster  Gmelin  (Linne's  £y«r.  iVaf.  1788.)  s.  Lyncaster;  107)  T.  2%ri»  M.  (1786)  =  Notommafa  T.;  108) 
T.  Tme«  M.  (1773)  =  Occytricha,  Theil?;  109)  27.  transfuga  M.  (1776)  =  Occytricha?;  110)  T.  Ävg-o««  M.  (1773)  = 
Trichoda?;  111)  T.  Trochus  M.  (1786)  =  Trichodina-,  112)  T.  Tromba  Bort  (1830.  Z>/cA  c/«»*.)  =  Stenior? ;  113)  T. 
Urinarium  M.  (1773)  =  Phialina?;  114)  T.  (/««&  M.  (1773)  [Ursula,  Gmelin  1788.]  =  Vorticella?;  115)  T.  £W/« 
M.  (1773)  =  Occytricha?;  116)  T.  vermicularis  M.  (1786)  =  Phialina;  117)  T.  versatilis  M.  (1786)  =  Phialina?;  118) 
T.  vestianella  Schrank  (1803)  =  Vorticella?;  119)  T.  ftfrto  Schrank  (1803)  =  Vaginicola  ohne  Schaale?;  120)  T.  ««- 
^r«e«  Bory  (1824)  =  Occytricha,  Ausserdem  sind  14  Artnamen  121)  — 134)  von  Lamarck  (1815)  aus  Müllers  Leucophris 
gebildet  worden.  —  Bory's  viele  Doppelnamen  der  MÜLLER'schen  Arten  habe  ich  in  der  Am  1834.  />.  1182.  «e^y.  beurtheilt. 


HÜNDERTFÜNFTE     GATTUNG:     THRÄNENTHIERCHEN. 

Iiacrymaria.    iJacryniaire. 

CHARACTER:    Animal  ex  Encheliorum  familia,  corpore  non  ciliato,  collo  tenui  instructum ,  clavatuni,  ore 
inermi  labiato  turgido  et  ciliis  vibrante  capitatum. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Encheliem,   a  corps  sans  cils  pourvu  tfun  cou  etroit, 
termine  par  une  bouche  ä  levre,  sans  denls,  gonflee  en  bouton  et  ciliee. 

Die  Thränenthierchen  zeichnen  sich  als  Gattung  der  Familie  der  Walzenthierchen  durch  unbe- 
wimperten  keulenförmigen  Körper,  einen  engen  Hals,  einen  kopfartig  angeschwollenen,  mit  Lippe  versehe- 
nen und  bewimperten  Mund  und  durch  Mangel  an  Zähnen  aus. 

Eine  Gattung  Lacrimatoria  bildete  Bory  de  St.  Vincent  1824,  erst  mit  6,  später  mit  8  Arten, 
welche  aber  nur  vielleicht  1  der  jetzigen  Gattung  enthält,  die  übrigen  gehören  zu  Euglena,  Phialina  und 
Trachelocerca.  Sie  sollte  ohne  Wimpern  seyn.  Ganz  ähnliehe  Formen  mit  Wimpern  am  ölunde  nannte 
er  Phialina.  Seit  1830  ist  der  sprachlich  vorzuziehende  Name  Lacrymaria  einer  physiologisch  schärfer 
bestimmten  andern  Gruppe  mit  2,  und  1831  mit  3  Arten  ertheilt  worden,  deren  eine  1833  als  besondere 
Gattung  Trachelocerca  von  mir  abgetrennt,  sogleich  aber  durch  eine  neue  ersetzt  worden  ist.  Die  ersten 
wahren  Formen  beschrieb  Müller  1786  unter  den  Namen  Vibrio  strictus{?),  Trichoda  Proleus  und  T. 
versatilis.  Früher  mögen  diese  von  Baker,  Eichhorn  und  Mlller  selbst,  bis  1775,  als  Proteus,  mit  Tra- 
chelocerca Olor  vereinigt  worden  seyn.     Nur  L.  Proteus  war  eine  früher  gekannte,  hier  aufgenommene, 

»8 


310 

Art;  die  beiden  andern  sind  seit  1830  entdeckt;  eine  derselben  kannte  vielleicht  Bory  de  St.  Vincent.  — 
Der  Organisationsgehalt  ist  noch  weiter  zu  ermitteln.  —  Als  Bewegungsorgane  dienen  der  lang  ausschieb- 
bare  Hals,  die  Dehnbarkeit  des  egelartigen  Korpers  und  Wimpern  am  Munde.  Der  wahre  Hals  trägt  den 
Mund  am  Ende  und  umschliesst  den  einfachen  langen  Schlund  (s.  Trachelius).  Der  Mund  wird  durch  eine 
sehr  kurze,  zuweilen  deutlich  eingelenkte,  rüsselartige  Lippe  nur  wenig  überragt,  üeberdiess  sind  polyga- 
strische Magenzellen  durch  Farbeaufnahme  fest  ermittelt  und  die  Analstelle,  dem  Munde  entgegengesetzt, 
bei  Einer  Art  erkannt.  —  Von  Sexualorganen  sind  bei  einer  andern  Art  nur  grüne  (Ei-?)  Körnchen  beob- 
achtet.    Zwei  Arten  sind  farblos,  weisslich,  eine  grün. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  im  Süsswasser  bei  Copenhagen  und  im  duellwasser  bei  Berlin 
beobachtet,  eine  Art,  Vibrio  strictus{?)>  lebt  wohl  in  der  Ostsee. 

436.    JLaevy murin  Proteus 9  proteusartiges  Ttiränentliiercheii.    Tafel  XXXI.  Fig.XYII. 

L.  corpore  oblongo  tnrgido,  subtilissime  transversc  plicato,  collo  longissimo. 

Lacrymaire   Protee ?     a   corps   oblong  gonfle^    pourvu    de  plis   transversaux>  tres  -  delicats  et  a   cou 
tres  -  long. 

Trichoäa  Proteus,  Müller,  Animalc.  infus,  p.  176.   Tab.  XXV.   Fig.  1—5.  1786. 

Phialina  Proteus,  Bory  de  St.  Vitscest?  E  n  cyclo  p  ed.  m  etil  od.   1824. 

Lacrymaria  Proteus,  Ab  ha  ndl.   der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1833.    (1832.)   p.  252. 

Aufenthalt:    Bei  Copenhagen,  Paris?  und  Berlin. 

Diese  von  Müller  im  Winter  1779  mit  Trachelocerca  gleichzeitig  zwischen  Meerlinsen  beobachtete  Form  unterschied  ich 
zuerst  am  30.  April  1832  bei  Berlin  zwischen  Conferven.  Ich  sah  und  zeichnete  sie  auch  schon  im  April  1827.  Bory  sah  vielleicht 
nur  die  Lacrym.  rugosa.  —  Sie  gleicht  sehr  der  Trachelocerca  Olor^  hat  aber  ein  abgerundetes  Hintertheil  und  die  Analstelle  in 
der  Mitte  desselben,  während  jene  eine  schwanzartig  über  die  Analstelle  hinausragende  Spitze  hat.  Bei  Queertheilung  der  Trachelo- 
cerca mag  der  abgelöste  Vordertheil  eine  Zeitlang  ganz  einer  Lacrymaria  gleichen.  Eine  einzelne  Form  ist  deshalb  immer  schwer 
zu  beurtheilen.  Diese  Art  nahm  neuerlich  auch  Indigo  in  ihre  Magenzellen  durch  den  vordem  Mund  auf.  Nur  sehr  kleine  Theilchen 
wurden  schnell  durch  den  engen  Schlund  in  die  Magen  gebracht.  Eikörnchen,  Drüse  und  contractile  Blase  blieben  unklar.  —  Grösse 
des  ausgedehnten  Thierchens  bis  V12  Linie,  des  Körpers  allein  — V36  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXI.   Fig.  XVII. 

Ein  mit  Indigo  genährtes  Thierchen.     Fig.  1.    halb  eingezogen;     Fig.  2.     ganz  ausgedehnt;     Fig.  3.     ganz  eingezogen,  bei  o'  der  Mund,   bei  w  die 
Afterstelle.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

43*.     JLacrymaria  Gutta  9  tropfenartiges  Thränenthierdien.     Tafel  xxxi.  Fig.  XVIII. 

L.  corpore  subgloboso  laevi,  collo  longissimo. 

Lacrymaire  Goutle,  a  corps  presque  spherique  lisse>  le  cou  tres-long. 

Lacrymaria  Gutta,  Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1831.   p.  105. 

Aufenthalt:     Bei  Berlin. 

Diese  durch  ihre  Schnelligkeit  und  Behendigkeit  ausgezeichnete  Art  fand  ich  1831  ebenfalls  mit  Conferven  bei  Berlin.  Viele 
Magenblasen  im  innern  Körper  waren  deutlich,  doch  nahm  sie  keine  Farbe  auf.  Ich  habe  sie  seitdem  nicht  wieder  gesehen.  —  Grösse 
des  Körpers  Vög  Linie,  sammt  dem  ausgedehnten  Halse  — Vis  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXI.   Fig.  XVIIL 

Es  ist  1  Thierchen  in  3  Formen,  300mal  linear  vergrössert,  dargestellt.    Fig.  1.    grösste  Ausdehnung;    Fig.  2.  halbe  Ausdehnung;    Fig.  3.    schwan- 
halsartige  Biegung  bei  der  schnellen  Bewegung. 

438.     JLacrymaria  rugosa,  rundliches  Thränenthierclieii.     Tafel  xxxi.  Fig.  XIX. 

Le  corpore  subgloboso  ruguloso,  collo  mediocri,  ovulis  viridibus. 

Lacrymaire  ridee>  a  corps  presque  splierique ,  ride9  le  cou  mediocre,  les  ovules  verts. 

Phialina  Proteus,  Bort,  Encycloped.  method.   Vers.  1824.    (Vergl.  Lacrym.  Proteus.) 
Lacrymaria  rugosa,   Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1831.    p.  105. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  vielleicht  bei  Paris. 

Ich  beobachtete  die  ersten  Thierchen  1828  zwischen  Conferven  bei  Berlin  und  sah  sie  im  Jahre  1831  wieder.  Diese  Form 
war  die  1830  erwähnte  zweite  Art.  Ihre  Bewegung  war  oft  ein  Wälzen  um  die  Längsaxe  des  Körpers.  Der  nur  selten  bis  zur  dop- 
pelten Körperlänge  ausgedehnte  Hals  ist  weniger  lebhaft  bewegt  und  alle  Bewegung  langsamer.  Im  Innern  ist  eine  feinkörnige,  mehr 
oder  weniger  entwickelte,  grüne  Masse  (Eiermasse)  mit  darin  verstreuten  Bläschen,  Magenzellen,  sichtbar.  Stoffaufnahme  gelang  nicht 
zu  beobachten.  Der  Hals  ist  vorn  keulenartig  verdickt  und  schief  abgeschnitten  und  gekerbt,  ohne  deutlichen  Knopf,  auch  blieben  die 
Wimpern  unerkannt.  Die  Queerrunzeln  sind  viel  stärker  als  bei  L.  Proteus.  Bory  scheint  diese  Form  mit  und  ohne  grüne  Eier- 
chen  gesehen  zu  haben,  wenn  es  nicht  mehrere  Arten  waren.  —  Grösse  des  Körpers  bis  1I4S^  des  Ganzen  bis  */24  Linie  beobachtet. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXI.  Fig.  XIX. 

Es  ist  1  Thierchen  in  4  verschiedenen  Stellungen  und  Zuständen  bei  300maliger  Linear -Vergrösserung  abgebildet. 


31t 

Nachtrag   zur   Gattung-  Lacrymaria. 

Bort's  8  Arten  der  Gattung  Lacrimatoria  haben  folgende  Synonyme:  1)  L.  Actes  (1824)  =  Euglena  Actis;  2)  L. 
delphiniformis  =  Phialina?  (retrograda) ;  3)  L.  Epistonium  =  Phialina? ;  4)  L.  maculata  (1831.  Dict.  class.)  =  Eu- 
glena?; 5)  L.  Olor  =  Trachelocerca;  6)  L.  retrograda  (1826.  2>wtf.  c/«ss.)  =  Phialina;  7)  X.  Sagifta  —  Euglena?; 
8)  Z*.  stricla  =  Lacrymaria? .  Hierher  gehören  auch  zum  Theil  die  langhalsigen  Arten  von  Bort's  Gattung  Phialina  (s.  Phia- 
lina). Nur  Müllers  Vibrio  strictus  (vergl.  Trachelius  trichophorus)  könnte  noch  eine  schon  beobachtete  Art  dieser  Gattung  seyn. 
Die  Gattungen  Trachelocerca,  Trachelius  und  Amphileptus  enthalten  sehr  ähnliche  Gestalten,  die  man  sorgfältig  zu  vergleichen  hat. 


HUNDERTSECHSTE     GATTUNG:      WIMPERTHIERCHEN. 

lencopbrys.    üeucopbre. 

CHAR ACTER:    Animal  ex  Encheliorum  familia,    corpore  undique  ciliato,   undique  vibrante,   ore   inermi 
oblique  terminali,  labiato. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Encheliens,  ä  corps  cilie  et  vilwant  de  tous  cötes,  ayant 
la  bouche  sans  dents,    ohliquement  terminale  et  pourvue  dune  espece  de  levre. 

Die  Gattung  der  Wim  p  er  t  hier  eben  hat  in  der  Familie  der  Walzenthierehen  als  Character  einen 
tiberall  bewimperten  und  wirbelnden  Körper,  einen  zahnlosen  vorderen  schief  ablaufenden  und  daher  mit  ei- 
ner Art  von  Lippe  versehenen  Mund. 

Schon  1776  gründete  O.  F.  Müller  eine  Gattung  der  Infusorien  unter  dem  Namen  Leucophra  mit 
4  Arten  in  der  Zoologia  danica,  und  verzeichnete  1786  26  Arten,  deren  einige  er  früher  unter  den  Na- 
menf Vofoox^  Cyclidium  und  Vorticella  beschrieben  hatte.  Schrank  vermehrte  1803  die  Zahl  um  1  Art, 
Lamarck  verschmolz  sie  1815  mit  Trichoda.  Bory  fügte  1824  8  neue  Namen  hinzu,  und  seit  1830  sind 
noch  4  andere  Arten  von  mir  in  dieser  Gattung  aufgeführt  worden,  so  dass  die  Gesammtzahl  der  Artnamen 
jetzt  39  beträgt.  Allein  ein  genaueres  Studium  der  Organisation  dieser  Formen  hat  1830  nur  3  der  frü- 
heren Arten  in  eine  und  dieselbe  Gattung  vereinbar  gefunden,  und  seitdem  ist  die  Zahl  der  generisch  ver- 
wandten Formen  auf  6  gestiegen.  Der  Name  Leucophra  ist  in  Leucophrys  umgewandelt,  weil  jener  Um- 
laut zu  Verwechselungen,  wie  Leucophora  (Goldfüss  1820.)  und  Leucophrus  (Cüvier)  schon  geführt  hatte. 
Die  ersten  dieser  fortbestehenden  Formen  mögen  wohl  Joblot  und  Gleichen  beobachtet,  aber  nicht  von  Tri- 
choda Pyrum  unterschieden  haben.  Die  sichere  Geschichte  der  Gattung  geht  nicht  über  Müller  1773 
hinaus.  —  Die  Organisation  ist  reichlich  ermittelt.  Reihenweis  über  den  ganzen  Körper  gestellte  kleinere 
Wimpern  und  ein  Kranz  um  den  Mund  gestellter  grösserer  dienen  zu  einer  sehr  kräftigen  Bewegung.  — 
Ein  schlangenförmig  gekrümmter  Darm  mit  traubenartig  anhängenden  vielen  (mehr  als  50)  Magenzellen  und 
mit  dem  Munde  entgegenstehender  Afteröffnung  bilden  das  Ernährungssystem.  —  Als  weibliche  Sexualorgane 
sind  zahllose  Körnchen  bei  3  Arten  beobachtet,  welche  sich  mit  Eiern  vergleichen  lassen,  und  bei  ebenso- 
viel Arten  sind  1 — 2  kugelartige  männliche  Samendrüsen  und  1—3  contractile  einfache  Blasen  erkannt. 
Selbsttheilung  ist  als  Queer-  und  Längstheilung  beobachtet.  Eine  der  Arten  ist  blutroth  durch  Eier,  die  an- 
dern sind  weiss  oder  farblos.  (Vergl.  die  sehr  nah  verwandte  Gattung  Bursaria) 
Die  geographische  Verbreitung  ist  bei  Copenhagen  und  Berlin  beobachtet. 

439.     JLeucophrys  patula,  weitmündiges  Wimperthierchen.     Tafel  xxxil.  Fig.  I. 

L.  corpore  ovato  campanulato,  hyalino  aut  albo,  turgido,    ore  amplo,  patulo. 

Leucophre  bäillante,  a  corps  ovale,  campanule,  hyalin  ou  blanc,  gonße,  la  bouche  ample,  bäillante. 

Trichoda  patula,  Müiler,  Animalc.  Infus,  p.  181.  Tab.  XXVI.  Fig.  3—5. 

Kondyliosloma  Lagenula,  Bort,  Encyclop.  meth.  Vers.  1824. 

Leucophrys  patula,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zn  Berlin,    1830.  p.  42,  76.    Taf.  IL   Fig.  2.    1831.  p.  105.   1835.   p.  164. 

Aufenthalt:    Bei  Copenhagen  im  Süsswasser  und  Seewasser,  und  in  Berlin. 

Diese  Form  gehörte  zu  denen,  welche  bis  zum  Jahre  1830  durch  Indigofütterung  die  polygastrische  Structur  am  deutlichsten 
erkennen  Hessen.  Schon  früher  sah  ich  Anfüllung  der  Magenzellen  mit  grünen  Monaden.  Ich  fand  sie  in  Wassertonnen  am  30.  März 
1830  und  den  Sommer  hindurch,  auch  1831,  aber  nicht  1832.  Ich  sah  sie  erst  wieder  am  3.  Mai  1835  mit  Chlamidomonas  und 
am  7.  Juni  1836.  Sie  hat  Aehnlichkeit  mit  einem  Vor ticellen- Leibe,  aber  eine  ganz  andere,  nie  zuckende,  kräftig  wälzende  Be- 
wegung. Die  Magenzellen  sind  sehr  gross  und  füllen  sich  oft  unregelmässig,  wo  dann  an  Zahl  weniger  sichtbar  werden.  Ich  zählte 
bis  über  50  blau  erfüllte  Magen.  Wenn  sie  beim  Fressen  ruhig  liegen,  sieht  man  das  Fortrücken  der  Speise  in  dem  schlangenförmi- 
gen  Darme,  woran  die  Magen  wie  Beeren  sitzen,  deren  Stiele  nur  dann  sichtbar  werden,  wenn  sie  den  Inhalt  der  Masren  ein-  oder 
auslassen,  geradeso  wie  der  Schlund  aller  Tliiere  nur  zum  raschen  Durchgange  sich  erweitert,  vor  und  nachher  aber  zusammenfällt. 
Der  Mund  ist  eine  sehr  grosse  Spalte,  die  eine  Art  grosser  beweglicher  Lippe  hat,  zuweilen  einer  Vor  ticellen-  Stirn  ähnlich.    Die 


313    

Län<rsreihen  der  Wimpern  sind  bei  grösseren  zahlreicher,  zuweilen  um  das  Doppelte  verschieden  an  Zahl,  zuweilen  bis  40  in  der  Halb- 
ansicht. Die  Eierchcn  sind  bei  auffallendem  Lichte  weiss,  bei  durchstrahlendem  bräunlich.  In  der  Körpermitte  liegt  eine  nicht  sehr 
errosse  kugelartige  männliche  Drüse,  welche  ich  neuerlich  bei  Queertheilung  erst  verlängert,  dann  eingeschnürt  und  zuletzt  mit  getheilt 
.sah.  Ueberdiess  sind  1—2  contractile  Sainenblasen  im  Körper,  deren  eine  nahe  am  Munde,  die  andere  nahe  am  After  ist.  In  eini- 
gen Exemplaren  sah  ich  fast  einen  Kreis  von  10  —  12  grossen  crystallhellen  Blasen,  die  wohl,  wie  bei  Nassida  die  violetten,  einen 
farblosen  Digestionssaft  enthalten.  Selbsttheilung  war  häufig  als  Queertheilung  sichtbar.  —  Körpergrösse  V24  — Vs  Linie.  Dicke  selten 
2mal  in  der  Länge,  meist  etwa   lVamal.     (Vergl.  Bursaria  Vorticella.) 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXII.    Fig.  I. 

Fig.  1.,  5.,  7.,  8.,  9.,  10.  sind  1830  gezeichnete  Formen;  Fig.  2.,  3.,  4.  und  6.  sind  von  1835.  Fig.  1.,  5.,  7.,  8.  und  9.  sind  mit  Indigo  ge- 
füttert- die  übrigen  haben  ihre  natürlichen  Speisen  in  den  Magen,  o'  bezeichnet  den  Mund,  o>  die  Äuswurfsstelle,  die  bei  Fig.  7.  fungirt,  t  die  männ- 
liche Drüse  **die  Samenblase  in  Fig.  6.  Fig.  5.  wirbelt.  Fig.  1.,  5.  und  7.  sind  Seitenansichten;  2.  und  4.  von  der  Bauchseite;  3.  und  6. 
vom  Rücken.  Fig.  3.  zeigt  den  Blasenkranz  für  den  Digestionssaft.  Fig.  8.  ist  in  Queertheilung.  Fig.  9.  ein  eben  abgelöster  Theil.  Fig.  10. 
ist  der  allmälig  zur  Ansicht  gekommene  Darmverlauf.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

44©.     Sjeucoplirys  ®patlmla9  sp&telfformiges  Wimperttiierclieii.    Tafel  xxxn.  Fig.  IL 

L.  corpore  lanceolato,  compresso,  albido,  antico  fine  membranaceo,  oblique  truncato  dilatato,  ibioue  oris  rima  perforato. 

Leucophre  Spathule,   a  co?*ps  lanceole,   comprime,    blanchätre,    elargi  membraneua)^   et  obliquement 
tronque  au  bout  anterieur,  ayant  V  orifwe  de  la  bouche  etroit  au  meme  bout. 

Enclielis  Spathula,  Müller,  Verm.  fluv.  hist.  1773.  p.  19.    Animalc.  Infus.  1786.  p.  40.  Tab.  Y.  Fig.  19,  20. 

Enchelis  dilatata,  Bory  de  St.  Vincent,  Encycloped.  meth.   Vers.  1824. 

Leucophrys  Spathula,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  42.   1831.  p.  105.    Loscodes,  Focke,  Isis  1836. 

Aufenthalt:    Im  Süsswasser  bei  Copenhagen,  Berlin  und  Bremen  (?). 

Müller  sali  diese  Form  1773  zwischen  Meerlinsen  und  erkannte  zwar  die  Reihen  der  Wimpern,  aber  nicht  diese  selbst. 
Er  nennt  sie  vollkommen  cylindrisch,  was  auf  das  hintere  Ende  allein  passt.  Er  sah  schon  die  Magen,  nennt  sie  aber  5  Eier,  und 
hat  entweder  2  contractile  Samenblasen  gesehen,  oder  eine  mittlere,  mir  nicht  deutlich  gewordene,  runde  Samendriise  schon  beobach- 
tet ohne  sie  richtig  zu  deuten,  und  nur  die  hintere  Samenblase  auch  gesehen.  Ich  zählte  auf  der  Halbansicht  mit  den  Rändern  9  Rei- 
hen Wimpern  und  führte  schon  1830  die  Form  als  eine  solche  auf,  welche  durch  Indigonahrung  blaue  Magenzellen  zeigte.  Dr.  Focke 
hat  1835  3  contractile  Blasen  gesehen  (Isis  1836.  p.  786.).  —  Körpergrösse  —  Vi 2  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXII.   Fig.  IL 

Fig.  1.  von  der  Seite  gesehen;  Fig.  2.  vom  Rücken  gesehen,  oben  halb  gewendet.  Den  höheren  Mimdtheil  nenne  ich  bei  all  diesen  Formen  Ober- 
lippe und  seine  Körperseite  den  Rücken,  weil  bei  Ophryoglena  die  Stellung  des  Auges  darauf  deutet.     Vergrösserung  linear  300mal. 

441.  leucophrys  sanguinea,  rotlies  Wimpertftierclteii.     Tafel  xxxn.  Fig.  III. 

L.  corpore  cylindrico,  utrinque  rotundato,  sanguineo. 

Leucophre  rouge^  a  corps  cylindrique,  arrondi  aucc  deua>  bouts,  rotige  de  sang. 

Trichoda  striata,  Müller?  Animalc.  Infus.  1786.  p.  183.  Tab.  XXVI.    Fig.  9,  10. 

Leucophrys  sanguinea,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  (1832.)  p.  253. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin!,  vielleicht  auch  bei  Copenhagen. 

Dass  Müller' s  gelbes  Thierchen  diese  Form  gewesen,  wäre  wohl  möglich,  doch  durfte  ich  das  nicht  geradehin  annehmen. 
Ich  fand  sie  am  23.  April  1832  im  Thiergarten  bei  Berlin  und  sie  vermehrte  sich  in  Gläsern  auf  der  Stube  sehr  zahlreich  durch 
Queertheilung.      Daher  fanden  sich  viele   eiförmige   und  selbst  kugelrunde  Formen  dazwischen.      Der  Körper  hatte   in   der  Halbansicht 

13 19  Längsreihen   von  Wimpern   und   längere   am  Munde.      Der  Mund   war  eine   enge   und  lange  Längsspalte   am   vorderen  Ende. 

Zahlreiche,  zum  Theil  mit  Futter  erfüllte,  Magenblasen  lagen  im  Körper,  nahmen  aber  keinen  Indigo  auf.  Die  rothe  Farbe  in- 
härirte  einem  feinkörnigen  Wesen  im  innern  Körper,  welches  der  Eierstock  zu  seyn  schien.  Ausserdem  waren  2  helle  contractile  runde 
Blasen  sichtbar,  deren  je  eine  bei  der  Selbsttheilung  in  jeder  Hälfte  blieb.  Eine  Sexualdrüse  entging  der  damaligen  Beobachtung,  die 
sie  nicht  eifrig  genug  aufsuchte.  —  Körpergrösse  bis  Vi 2  Linie,  der  Halbtheile  — V24  Linie,  der  Eikörnchen  weniger  als  V1000  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXII.   Fig.  III. 

Fig.  1.  und  3-  sind  2  ausgebildete  Exemplare,  bei  0'  ist  der  Mund,  bei  s  die  Samenblasen,  bei  w  die  Afterstelle.  Fig.  2.  ist  eine  nach  der  Selbst- 
theilung heranwachsende  Hälfte.  Fig.  4.  und  5.  sind  in  der  Selbsttheilung.  Bei  Fig.  3.  und  5.  sind  die  Wimperreihen  unerkannt,  nicht  fehlend, 
sondern  mehr  zurückgezogen.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

442.  leucophrys  piriformis,  Mrnformiges  Wimpetllüerelteii.    Tafel  xxxn.  Fig.IY. 

L.  corpore  ovato  albido,  antico  fine  subacuto,  ventriculis  amplioribus. 

Leucophre  pyriforme,  a  corps  ovale,  blanchätre,  presque  aigu  au  bout  anterieur,  ayant  les  ventri- 
eules  elargis. 

Kolpoda  Pirum,  Müller?  Anim.  Infus,  p.  108.   Tab.  XVI.   Fig.  1  —  5.   1786.    (S.  Trichoda  Pyrum.) 

Enchelis  pyriformis,  Bory  de  St.  Vincent?  Encyclopedie  meth.  Vers.  1824. 

Leucophrys  pyriformis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  76.   Tafel  II.  Fig.  III.   1831.  p.  105.   1835.  p.  164. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin,  Copenhagen« 

Da  die  Wimpern  dieser  Art  bei  weniger  achromatischen  Mikroskopen  nur  wie  ein  etwas  breiterer  schwarzer  oder  weisser  Rand 
erscheinen,  so  mögen  die  früheren  Darstellungen  der  Trichoda  Pyrum  sich  auch  hierher  beziehen  lassen.  Vielleicht  ist  auch  Enche- 
lis Ovulum  von  Müller  diese  Form  gewesen.     Zuletzt  sah  ich  das  schon  1830  mit  Farbe   genährte  Thierchen  am  21.  April  1835 


313 

zahlreich  wieder  mit  Euplotes  Charon  und  Polytoma  in  einer  Wassertonne,  und  erkannte  die  Sexualtheile  als  Eier,  kuglige  Samen- 
drüse und  Samenblase.  Ich  zählte  9  — 12  Wimperreihen  in  der  Halbansicht  und  sah  Queertheilung  ohne  Längstheilung.  —  Grösse  iiU8 
—  V24  Linie;  Eikörnchen  Voco  Linie.     (S.  Leuc.  carnium.) 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXIL    Fig.  IV. 

Es  sind  7  Exemplare  in  verschiedener  Grösse  und  Stellung  nach  Indigonahrung,  300mal  linear  vergrössert,  dargestellt;  0'  der  Mund,  w  die  Afterstelle, 
t  die  männliche  Sexualdrüse,  s  die  Samenblase.  Fig.  2.  wirbelt.  Fig.  3.  Selbsttheilung.  Fig.  5.  abgelöster  Theil.  Fig.  7.  Anfang  der  Selbst- 
theilung. 

443.  leucophrys  camium,  Fleiscb-WimpertMerchen.     Tafel  xxxn.  Fig.  v. 

L.  corpore  ovato  oblongo,  albido,  antico  fine  subacuto,  ventriculis  angustioribus. 

Lencophre  des  viandes,  a  corps  ovale-oblong,  blanchätre,  presque  aigu  au  boat  anterieur,  ayant  les 
ventricules  etroits. 

Kolpoda  Pyrum,  Müller?  Animalc.  Infus,  p.  108.   1786.    (Vergl.  Trichoda  Pyrnm.) 

Trichoda  camium,  Abhandl.  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  75.  Tafel  I.  Fig.  VII.  1831.  p.  103. 

Leucophrys  carnium,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1835.  p.  164. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  Copenliagen  beobachtet. 

Diese,  in  faulem  Fleischwasser  und  in  Mistpfützen  in  zahlloser  Menge  sicli  entwickelnde,  Form  habe  ich  erst  neuerlich  am 
26.  April  1835  auch  überall  bewimpert  gesehen,  während  ich  sie  früher  für  glatt  hielt  und  desshalb  als  Trichoda  beschrieb.  Nur  bei 
Färbung  des  Wassers  sieht  man  die  Wimpern.  Neuerlich  habe  ich  auch  die  Sexualtheile,  als  Eier,  eine  runde  Drüse  und  eine  ein- 
fache contractile  Blase  beobachtet.  Die  sich  mit  Farbe  füllenden  sehr  kleinen  Magen  beschrieb  ich  schon  1830.  Wimperreihen  waren 
etwa  10  auf  der  Halbansicht.  Ich  sah  Längstheilung  und  Queertheilung.  —  Grösse  Vi 20  —  V36  Linie  beobachtet;  Eikörnchen  V20Ü0  Li- 
nie; Entwickelungscyclus  demnach  V2000  —  V36  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXII.   Fig.  V. 

Fig.  1.  und  4.     einfache  Thierchen;     Fig.  2.    Längstheilung;     Fig.  3.     Queertheilung.     Erstere  giebt  schlankere,  letztere  rundere  und  kleinere  Gestal- 
ten, als  die  Normalform  ist.    Lineare  Vergrösserung  300mal. 

444.  leucophrys?  Anodontae,  Muschel  -  Wimpertliierelieii.     Tafel  XXXII.  Fig.  vi. 

L.  corpore  ovato  turgido  hyalino,  utrinque  valde  obtuso. 

JLeucophre  des  moules,  a  corps  ovale  gonfle,  hyalin,   tres-arrondi  aucc  deute  bouts. 

Leucophra  fluida,  Müller?  Zoolog,  danica,   1776.   Fase.  II.  p.  44.   Tab.  LXXIII.  Fig.  1  —  6.    Animalc.  Infus.  1786.  p.  156. 
Leucophrys?  fiuida,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1830.   p.  53,  63,  69.   1831.  p.  106. 

Aufenthalt:    Bei  Barnaul  am  Altai  Sibiriens!  und  bei  Copenliagen?. 

Diese  Form  ist  jedenfalls  ein  Infusorium,  könnte  aber  bei  noch  genauerer  Untersuchung  sich  vielleicht  zur  Gattung  Bursa- 
ria stellen  lassen.  Müller's  im  Wasser  des  Mytilus  edulis  beobachtete  Seethierchen  können  leicht  blosse  Fragmente  der  wirbelnden 
Kiemensubstanz  des  Muschelthieres  gewesen  seyn.  Ich  beobachtete  sie  auf  der  Reise  mit  Herrn  Alexander  von  Humboldt  1829 
im  August  im  Wasser  einer  Anodonta  des  Ob  bei  Barnaul.  Ich  unterschied  über  den  Körper  zerstreute  Wimpern,  grosse  Magenzel- 
len und  feine  Körnchen  (Eier),  und  glaubte  den  Mund  etwas  seitlich  am  Vorderende  zu  sehen.  In  Kiemenfragmenten  sind  keine  gros- 
sen Zellen,  auch  sind  sie  selten  regelmässig  rund.  —  Grösse  V36  Linie.  —   Die  Bewegung  aller  Arten  ist  um  die  Längsaxe  wälzend. 

Erklärung   der  Abbildungen   Taf.  XXXIL    Fig.  VI. 
Die  Figur  ist  1829  in  Barnaul  von  mir  gezeichnet  worden  und  290mal  linear  vergrössert. 


Nachtrag    zur   Gattung  Leucophrys. 

Die  35 — 36  von  den  bisher  gegebenen,  hier  nicht  angewendeten,  Special-Namen  für  diese  Gattung,  mit  denen  zum  Theil  Rä- 
derthiere,  Halcyonellen  und  Kiemenfragmente  von  Muscheln  belegt  wurden,  und  unter  denen  vielleicht  noch  einige,  aber  gewiss 
nur  eine  sehr  kleine  Zahl,  wirklicher  Arten  verborgen  liegen  mögen,  haben  etwa  folgende  Synonyme:  1)  Leucophra  acuta  Müller 
(1786)  =  Leucophrys?;  2)  L.  Armilla  M.  (1776.  Zool.  dan.)  =  Kiemenfragment  des  Mytilus?;  3)  L.  aurea  M.  (1786)  = 
Holophrya?;  4)  L.  bursata  M.  (1786)  =  Holophrya  Ovum?;  5)  L.  Candida  M.  (1786)  =  Trachelius  Lamella?  ;  6)  L. 
Conflictor  M.  (1786)  =  Leucophrys  patula? ,  Bursaria? ;  7)  L.  cornuta  M.  (1786)  =  theils  Stentor? ,  theils  Ophrydium? , 
kaum  Leucophrys;  8)  L.  crinita  Bory  (1826.  Essay)  =  Leucophrys?,  Oaytricha?  ;  9)  L.  dilatataM.  (1786)  =  Stentor?, 
Turbellaria? ;  10)  L.  fluida  M.  (1776)  =  Leucophrys  Anodontae? ,  Kiemenfragment?;  11)  L.  flucca  M.  (1776)  =  Kiemen- 
fragment  des  Mytilus;  12)  L.  fossulata  Bort  (1824)  =  Bursaria  (pertusa)?;  13)  L.  fraeta  M.  (1786)  =  Fragment  von 
Stentor,  Bursaria  oder  Paramecium;  14)  L.  globulifera  M.  (1786)  =  Holophrya  Coleps? ,  Leucophrys? ;  15)  L.  hetero- 
clita  M.  (1786)  =  junge  Halcyonellen;  16)  L.  horrida  Bory  (1824)  =  Holophrya  discolor? ,  Pantotrichum? ,  Kiemen- 
fragment?;  17)  L.  hydrocampa  Bory  (1824)  =  Spirostomum  ambiguum? ;  18)  L.  Joblotii  Bory  (1824)  =  Spirostomum 
ambiguum;  19)  L.  Larus  Bory  (1824)  =  Chaetonotus  Laras;  20)  L.  Lumbrici  Schrank  (1803)  =  Paramecium  com- 
pressum;  21)  L.  Mamilla  M.  (1786)  =  Bursaria?,  Ophryoglena  atra? ;  22)  L.  nodulata  M.  (1776)  =  Bursaria?;  23) 
L.  notata  M.  (1786)  =  Ophryoglena? \  24)  L.  pertusa  M.  (1786)  =  Bursaria? ;  25)  L.  posthumaM.  (1786)  =?;  26)  L. 
Pupella  Bory  (1824)  =  Leucophrys?;  27)  L.  pustulata  M.  (1786)  =  Holophrya?,  Pantotrichum?;  28)  L.  scintillans  M. 

?9 


314 

(1786)  =  Holophrya?  >  Pauiotrichum?  ;  29)  L.  signafa  M.  (1786)  =  Bursaria?;  30)  L.  triangularis  Bory  (1831.  Dict. 
class.)  =  Fragmentuni  Holophryae  (aureae)? ;  31)  L.  trigona  M.  (1781)  =  Fragm.  idem;  32)  L.  turbinata  M.  (1786) 
=  Leucophrys? \  Holophrya?  ;  33)  X.  vesiculifera  M.  (1786)  ==  Bursaria? ',  Holophrya? ;  34)  X.  viresceus  M.  (1786)  = 
Bursaria?)  Holophrya?  ;  35)  X.  viridis  M.  (1786)  =  Pantotrichum  Volvooo? . 

Die  eingehende  Gattung  Kondyliostoma  (Condylostoma)  von  Bort  1824  hat  folgende  Synonyme:  1)  C.  afrum  Hemprich 
und  Ehrenb.  (1828.  Symb.  physic.  Tabulae)  =  Enchelys  Pupa;  2)  C.  asiaticum  {Symb.  phys.  1828.)  =  Triclioda  as.; 
3)  A".  cijpraea  Bort  (1826.  Essay)  =  Trichoda  sulcata  M.;  4)  Ä~.  Lagenida  Bort  (1824)  =  Triclioda  patula  M.;  5) 
Ä".  limacina  Bort  (1824)  =  Trichoda  patens  M.;  6)  C.  Nasamonum  (Symb.  phys.  1828.)  ==  Trichoda  Nas.;  7)  C.  o##- 
f//:/rc  (Symb.  phys.  1828.)  =  Trichoda  ovata. 

Tilesius  beschrieb  L.  echinoides  =  Oceania?  als  Leuchtthierchen  des  Oceans  (Wetterauer  Annalen,  1814.). 


HUNDERTSIEBENTE     GATTUNG:     WOLLTHIERCHEN. 

Holophrya.    Holophre. 

CHARACTER:  Animal  ex  Encheliorum  faniilia,  corpore  undique  ciliato,  ore  recte  truncato,  terminali,  nee 
labiato,  inermi.     (  =  Enchelys  undique  ciliata.) 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Encheliens^  h  corps  vibranl  et  cilU  de  tous  cötes,  ayanl 
la  bouche  terminale  brmquement  tronquee^  sans  levre  et  sans  denls.  (  =  Enchelide 
ciliee  de  tous  edles.) 

Formen  der  Familie  der  Walzenthierchen,  welche  einen  überall  mit  Wimpern  wirbelnden  Körper, 
einen  gerade  abgestutzten  Mund  am  vordem  Ende,  mithin  keine  Lippe ,  und  die  auch  keine  Zähne  haben, 
sind  Wollthierchen.     Es  sind  bewimperte  Walzenthierchen. 

Die  Gattung  Holophrya  wurde  1831  in  den  Abhandl,  d.  Berl.  Akad.  d.  Wissensch.  mit  3  Arten  ge- 
gründet, von  denen  eine  1833  ebenda  als  eigne  Gattung  abgetrennt  und  durch  eine  andere  Art  ersetzt 
wurde.  Ob  schon  Müller  unter  dem  Namen  Leucophra  bursata  1786  die  Hol.  Ovum>  und  unter  Tri- 
choda horrida  1786  Hol.  discolor  gemeint  habe,  ist  mir  unklar  geblieben.  Ebenso  konnte  er  als  Leuc- 
ophra globulifera  die  Hol.  Coleps  gesehen  haben.  Die  Form  ist  aber  nicht  entscheidend,  sondern  die 
Structur.  —  An  Organisation  sind  Mund  und  Analstelle  bei  2  Arten,  Magenzellen  bei  allen  beobachtet.  — 
Die  wirbelnden  Wimpern  stehen  in  Längsreihen.  —  Als  Sexualorgane  sind  grüne  Eierchen  bei  H.  Ovum 
allein  erkannt,  auch  scheint  dicht  am  After  eine  contractile  Blase  vorhanden  zu  seyn.  Es  scheint  queere 
Selbsttheilung  zu  geben  (H.  discolor). 

Die  geographische  Verbreitung  ist  für  die  sicheren  Arten  der  Gattung  nur  bei  Berlin  bekannt. 

445.  Holophrya  Ovum,  eiförmiges  WoUtliierclieii.    Tafel  XXXIL  Fig.  YII. 

H.  corpore  ovato  utrinque  subtruncato,  subcylindrieo ,  ovario  viridi. 

Holophre  Oeuf,   a  corps  ovale,  presque  tronque  au&  deute  bouts  en  forme  d'un  cyliudre  court,   Vo- 
vaire  vert. 

Leucophra  hursata,  Müller?  Animalc.  infus,  p.  143.   Tab.  XXI.  Fig.  12.  1786. 
Holophrya  Ovum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  102. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin!,  vielleicht  auch  im  Seewasser  bei  Copenhagen. 

Ich  fand  das  Thierchen  zwischen  Meerlinsen  und  Conferven  im  Frühjahre  1831  bei  Berlin.  Müller  fand  seine  Form  im 
Seewasser.  Ich  sah  im  Innern  verschluckte  Do&ococcas  ruber  und  Chlamidomonas ,  und  auch  deren  Auswerfen.  Die  hintere  helle 
Stelle  kann  auch  eine  cloakenartige  Darmerweiterung  seyn.  In  der  Halbansicht  waren  11  — 17  Wimperreihen  zu  zählen.  Der  Mund 
war  immer  farblos.  —  Grösse  x/4s  —  Vis  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXIL   Fig.  VII. 
Es  sind  4  Exemplare,  300mal  vergrössert.    Fig.  1.  und  2.    Normalforinen  in  natürlicher  Farbe.    Fig.  3.    auswerfend.     o>   Mund,  eo  After. 

446.  Holophrya  discolor,  kegelförmiges  Wollthierchen,    Tafel  xxxil.  Fig.  VIII. 

H.  corpore  ovato -conico  albo,  postica  parte  subacuta,  ciliis  rarioribus  longioribus. 

Holophre  conique,   a  corps  ovale,  conique,   blanc,  presque  aigu  au  bout  posterieur,   ayant  les  eils 
ecartes  et  fort  longs. 

Trichoda  horrida,  Müller?  Animalc.  Infusor.  1786.  p.  169.  Tab.  XXIV.   Fig.  5.    Kiemenfragment? 
Holophrya  discolor,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  251. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin!,  bei  Copenhagen  im  Mytilus  Modiolus?. 


315    

Diese  Art  fand  sicli  im  Juni  1832  bei  Berlin  zwischen  Conferven  in  mehrfachen  Exemplaren.  Ich  zählte  10  — 12  Wimper- 
reihen bei  der  Halbansicht.  Zahlreiche  Magenblasen  im  Innern  waren  zum  Theil  mit  grünen  Monaden  (Chlamidomonas?)  erfüllt. 
Der  vorn  breite  abgestutzte  Körper  hatte  einen  kleinen  vordem  Mund.  Bewegung  kräftig  um  die  Längsaxe  wälzend,  bedächtig-  — 
Grösse  bis  V20  Linie,     Es  gab  kürzere  und  längere ,   vielleicht  durch  queere  Selbsttheilung. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXII.   Fig.  YIII. 

Es  sind  4  Exemplare  bei  300maliger  Vergrösserung  im  Durchmesser  dargestellt,     d  Mund,  w  After. 

44V«     Holophrya  Coleps,  cylindrisclies  Wollthierchen.     Tafel  xxxil  Fig.  ix. 

H.  corpore  oblongo  cylindrico,  utrinque  rotundato,  albo. 

Holophre  cylindrique^  a  corps  oblong ■- cylindrique ,  arrondi  ante  deuoD  bouts,  blanc. 

Leucophra  glolulifera,  Müller?  Ani male.  Infus.  1786.  p,  149,   Tab.  XXII.  Fig.  4. 
Holophrya  Coleps,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  102. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  vielleicht  bei  Copenhagen. 

Dieses ,  einem  Coleps  ganz  .ähnliche,  Thierchen  ist  panzerlos,  weich  und  beim  Anstossen  biegsam.  Es  fand  sich  zwischen 
Conferven  in  mehreren  Exemplaren.  Ich  zählte  8  —  9  Wimperreihen  und  sah  einige  grosse  Magenblasen  im  Innern,  welche  nicht  con- 
tractu waren.  Müller  verwechselte  es  mit  der  viel  grösseren  Bursaria  intestinalis  im  Darme  der  Frösche.  —  Grösse  Vae — V24 
Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXII.   Fig.  IX. 

Es  sind  3  Exemplare  300mal  diametral  vergrössert. 


Nachtrag   zur   Gattung   Holophrya. 

Müllers  Leucophra  aurea,  pustulata,    scintillans,   trigona,   turbinata,   vesiculifera  und  mrescens  könnten  noch 
einige  Arten  dieser  Gattung  verbergen,  welche  auch  mit  Pantotrichum  leicht  verwechselt  wird. 


HUNDERTACHTE     GATTUNG:      ZAHN  WALZE. 

Prorodon.    Prorodon. 

CHARACTER:    Animal  ex  Encheliorum  familia,  corpore  ciliis  undique  vibrante,   ore  recte  truncato,  den- 

tiuin  Corona  interna  circumvallato. 
CARACTERE:    Animal  de   la  famille  des  Encheliens,   a  corps   vibrant  et  cilie  de  tous  cötes, 

ayant  la  bouche  brusquement  tronquee  et  garnie  dune  couronne  de  dents  interne. 

Die  Gattung  der  Zahn  walzen  zeichnet  sich  in  der  Familie  der  Walzenthierchen  durch  tiberall  be- 
wimperten Körper,  gerade  abgestutzten  Mund  und  einen  Kranz  von  Zähnen  darin  aus. 

Gegründet  wurde  die  Gattung  Prorodon  1833  in  den  Abhandl.  der  Berl.  Akad.  d.  Wissensch.  mit 
den  2  Arten,  welche  sie  noch  jetzt  allein  besitzt.  Sie  scheinen  auch  früher  nicht  beobachtet  worden  zu 
seyn.  _  Die  Organisation  ist  sehr  vollständig  erkannt.  Als  Bewegungsorgane  dienen  reihenweis  gestellte 
wirbelnde  Wimpern  am  ganzen  Körper.  —  Ein  reich  polygastrischer  Darm  mit  vorderem  Munde  und  hinte- 
rem After  bildet  das  Ernährungssystem  und  nahm  neuerlich  auch  Farbestoffe  auf.  —  Eine  lange  bandartige 
Drüse  und  eine  grosse  contraetüe  Blase  in  der  Aftergegend  sind  als  männliche,  und  eine  den  Körper  durch- 
wirkende Körnermasse  als  weibliche  Sexualtheile  nur  bei  P.  niveus  erkannt  (s.  Nassulä). 

Die  geographische  Verbreitung  ist  nur  bei  Berlin  beobachtet. 

448.     Prorodon  niveus,  weisse  Zabnwalze.     Tafel  xxxn.  Fig.  X. 

P.  corpore  amplo,  albo,  elliptico  compresso,  dentium  corona  oblonga,  compressa. 

Prorodon  neige,   a  corps  ample,  tres- blanc,  elliptique-comprime,  ayant  la  couronne  des  dents  ob- 
longue  comprimee. 

Prorodon  niveus,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  308,  322.  Taf.  IL  Fig.  II.   1835.  p.  165. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Das  Thierchen  fand  sicli  im  Sommer  1832  zwischen  Conferven  in  Torflachen,  und  1835  sah  ich  es  zahlreich  wieder.  An 
den  letzteren  Exemplaren  Hessen  sich  die  bei  den  ersten  unbekannt  gebliebenen  Organisationstheile  recht  glücklich  vervollständigen.    Es 


316 

«•elano*  Farbeaufnahme  in  die  sehr  zahlreichen  Magenzellen,  worin  auch  verschluckte  Räderthiere  (Rotifer  oder  Philodina  mit  ihren 
characteristischen  Zähnen)  lagen,  und  im  Innern  fand  sich  die  bandförmige  lange  männliche  Drüse.  Ich  zählte  auf  der  Halbansicht  30 
Reihen  Wimpern  und  im  Zahncylinder  83  Zähne,  doch  kann  ich  auch  2  der  letzteren  immer  für  1  gehalten  haben.  Früher  zählte  ich 
70  in  der  Halbansicht.  Sie  sind  schwer  zu  zählen.  Bewegung  wankend  und  um  die  Längsaxe  drehend.  Die  Eikörnchen  sind  etwa 
V2000  Linie  gross.  —  Grösse  bis  Ve  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXXII.  Fig.  X. 

Fig.  1.    von  der  flachen  Seite,  in  der  Mitte  die  bandförmige  Sexualdrüse,  o'  Mund,  s  Befruchtungsblase  und  daneben  die  Afterstelle;     Fig.  2.    Bauch- 
oder Rücken -Ansicht;    Fig.  3.    Zahncylinder  allein.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

449.     Prorodon  teres,  cylindriscftte  Zahn  walze.     Tafel  xxxn.  Fig.  XI. 

P.  corpore  ovato-tereti  albo,  dentium  Corona  tereti,   cylindrica. 

Prorodon  cylindrique,  a  corps  ovale-cylindrique,  gonfle,  blaue,  ayantla  courönne  des  dents  cylindrique. 

Prorodon  teres,  Abhandl.  d.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  308,  322.  Taf.  II.   Fig.  III. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  entdeckte  die  Form  am  11.  Juni  1832  und  sah  sie  wieder  am  11.  August  in  demselben  stagnirenden  Torfwasser.  Sie 
ist  nur  halb  so  gross  als  vorige.  Der  Körper  ist  meist  auf  beiden  Enden  gleichmässig  abgerundet,  zuweilen  hinten  dünner.  Ich  zählte 
20  —  30  Wimperreihen  auf  der  Halbansicht.  Mund  und  After  bilden  die  Enden  der  Längsaxe.  Farbeaufnahme  gelang  leicht,  schon 
1832.  Die  polygastrischen  Magen  sind  auch  hier  überaus  zahlreich  und  geben  dem  weissen  Thierchen  oft  ein  sehr  buntes  Ansehen. 
Im  Zahncylinder  zählte  ich  20  Zähne,  beim  Zerfliessen  zählte  ich  bis  40.  Wenn  der  Tropfen  verdunstet  und  der  abgeplattete 
Körper  reisst,  so  werden  die  inneren  Theile  kräftig  fortgeschleudert  und  die  Zähne  schiessen  wie  Pfeile  fort.  Es  erinnert  an  die  Mus- 
kelkraft der  Holothurien- Hülle,  all  ihre  Eingeweide  herauszudrängen.  —  Grösse  bis  V12  Linie.  Bewegung  um  die  Längsaxe 
wälzend. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXII.   Fig.  XI. 

Fig.  1.    natürliche  Normalform,    o'  Mund,  o>  After.    Fig.  2.    in  wenig  Wasser  abgeplattet,  die  Zähne  d  wegschiessend.    Fig.  3.    seltnere  Kegelform. 
Vergrösserung  im  Durchmesser  300mal. 


Nachtrag    zur   Familie   der   Walzenthierchen. 

Nur  Enchelys  nebulosa,  Leucophrys  carnium  und  pyriformis  erscheinen  aus  dieser  Familie  zuweilen  so  zahlreich,  dass 
sie  grosse  Wassermassen  milchig  färben,  und  Holophrya  sanguinea  könnte  wohl  unter  günstigen  Umständen  blutiges  Gewässer  bilden. 

An  die  Gattung  Podophrya  schliesst  sich  die  Gattung  Acineta  der  B a ciliar ien  an,  welche  nur  eine  Körperöffnung,  keine 
besondere  Analöffnung  hat.  Eine  neue,  in  diesen  Tagen  entdeckte,  sehr  ausgezeichnete  Form,  welche  ich  Dendrosoma  radialis, 
strahlendes  Wunderb äumchen,  nennen  mag,  gehört  zu  einer  der  beiden  Formen-Gruppen  und  scheint  auch  keine  besondere  Anal- 
öffnung haben  zu  können.  Es  sind  ästige,  unten  dickere,  vielköpfige,  festsitzende  Stämme,  deren  jedes  Köpfchen  einer  Actinophrys 
gleicht.  Ich  halte  jetzt  eine  Absonderung  der  Acineta  von  den  Bacillarien  für  nöthig  und  bilde  mit  ihr  und  Dendrosoma  die  be- 
sondere neue  Familie  der  Acinetinen  zwischen  den  Bacillarien  und  Vorticellinen,  wohin  vielleicht  denn  auch  Podophrya  und 
Trichodiscus  gehören.  —  Die  3  leuchtenden  Trichoda-  Arten  des  Oceans  von  Tilesiüs  1814:  T.  clava,  granulifera,  triangu- 
laris,  sind  wohl  Fragmente  von  Akalephen.     (S.  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  1834.    Ueber  das  Meeresleuchten,  p.  474.) 


SECHZEHNTE    FAMILIE:     BÜCHSENTHIERCHEN. 

Colepina.    Colepines. 

CHARACTER:  Aiiimalia  polygastrica,  enterodela  (tubo  intestinali  distineto  instrueta),  oris  anique  aper- 
turis  in  corporis  axi  longitudinali  oppositis,  terminalibus  (enantiotreta),  et  lorica  involuta. 
(  =  Enchelia  loricata.) 

CARACTERE:  Animaux  polygastriques,  enveloppes  dune  carapace  et  ayanl  un  canal  digestif 
distinet,  la  bouche  et  V  orifice  d'  anus  opposes  aux  deux  extremites  du  corps.  (= 
Encheliens  a  carapace?) 

Zur  Familie  der  Büehsenthierchen  gehören  alle  Magenthierchen,  die  einen  deutlichen  Darmca- 
nal  mit  in  der  Längsaxe  des  Körpers  entgegengesetzter  Mund-  und  After- Oeffnung  führen  und  von  einem 
Panzer  umhüllt  sind.    Es  sind  gepanzerte  Walzenthierchen. 


; —    B1% 

Die  Familie  ist  seit  1831  gegründet,  wo  erst  der  Panzer  dieser  Formen  erkannt  wurde.  Sie  ent- 
hielt damals  1  Gattung  mit  3  Arten.  Dieselbe  Gattung  ist  noch  allein ,  hat  aber  seit  1833  5  Arten.  Im 
Jahre  1830  wurde  die  Gattung  von  mir  in  der  Enchelien- Familie  verzeichnet.  Die  ersten  Formen  der- 
selben beschrieb,  wenn  nicht  schon  Leeuwenhoek,  Möller  1786  als  Cercaria  hirta.  Abildgaard  be- 
schrieb dieselbe  Form  1793  als  Vorticella  punctata.  Nitzsgh  theilte  1827  (1816)  Müllers  Gattung  Cer- 
caria in  12  Gattungen  und  bildete  aus  C.  hirta  die  Gattung  Coleps.  Bory  de  St.  Vincent  nannte  die- 
selbe alte  Form  1824  wieder  mit  den  beiden  neuen  Namen  Diceratella  ovata  und  Cr  uterina  margarina. 
Seit  1830  habe  ich  den  Namen  Coleps  festgehalten.  —  An  Organisation  ist  noch  einiges  durch  Beobachtung 
zu  ergänzen.  Der  Panzer  in  Form  eines  Tonnchens  ist  aus  reihenweis  gestellten  Platten  (Feldern)  oder  aus 
Ringen  gebildet,  zwischen  denen  Wimpern  hervorzustehen  scheinen  (testula  multipartita).  "Vorn  ist  er  ab- 
gestutzt, glatt  oder  gezahnt,  und  der  Körper  (Mund)  daselbst  länger  bewimpert,  hinten  endet  er  in  3  —  5 
kleine  Spitzen.  —  Zur  Ernährung  dient  ein  vielzelliger  (polygastrischer)  Apparat,  welcher  auch  leicht  vorn 
Farbe  aufnimmt  und  hinten  auswirft.  —  Von  Sexualtheilen  ist  nur  ein  vermuthlicher  Eierstock  bei  C.  viri- 
dis durch  grünliche  Farbe  kenntlich  geworden,  bei  den  übrigen  ist  er  farblos.  Queere  vollkommene  Selbst- 
th eilung  ist  bei  einer  Art  beobachtet. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Familie  und  einzigen  Gattung  ist  in  Europa  sehr  gross  und  bis 
zum  Ural  und  Altai  Asiens  beobachtet. 


HUNDERTNEUNTE     GATTUNG:      BÜCHSENTHIERCHEN. 

Coleps.    Coleps. 

CHARACTER:    Animal  Colepinorum  familiae  characteribus  instructum. 

CARACTERE:    Animal  pourva  des  car  acter  es  de  la  famille  des  Colepines. 

Die  Gattung  der  Büchsenthierchen  ist  durch  die  Familien -Char acter e  der  Büchsenthierchen  be- 
zeichnet. 

Die  Gattung  Coleps  deutete  Nitzsch  1817  (1816)  mit  Müllers  Cercaria  hirta  an,  was  er  1827 
ausführlicher  bezeichnete.  Bory  nannte  sie  1824  mit  dem  sprachlich  unzulässigen  Namen  Diceratella  un- 
ter Räderthieren,  und  gleichzeitig,  mit  dem  Namen  Craterina,  unter  Vorticellen.  Sie  wurde  1830 
von  mir  mit  3  Arten  in  der  Familie  der  Walzen  thi  er  eben  begründet,  und  2  davon  wurden  als  Farbe- 
stoffe aufnehmend  verzeichnet.  Im  Jahre  1833  fügte  ich  noch  2  Arten  hinzu.  —  Die  Organisation  ist  bei 
der  Familien -Characteristik  angezeigt  Bewegung  um  die  Längsaxe  wälzend.  (S.  Holophrya  Coleps  und 
Pantotrichum) 

Die  geographische  Verbreitung  ist  die  der  Familie. 

45®.     Coleps  hirtus,  haariges  Büchsenthiercbeii.    Tafel  xxxili.  Fig.  I.  Taf.  xxxy.  Fig.  I. 

C.   corpore    ovato,   albo,   lorica   tabulata   ciliorum   seriebus   transversis   et  longitudinalibus  intereepta,   posticis   apiculis 

tribus. 
Coleps  herisse,   a  corps  ovale,   blaue,   ayant  la  carapaee  parc/uetee  et  interrompue  par  des  series 

de  eils  transversales  et  longitudinales  ,  terrninee  en  trois  pointes* 

Cercaria  Urta,  Müller,  Animalc.  infus,   p.  128.   Tafei  XIX.   Fig.  17  —  18.   1786. 

Vorticella  punctata 9  Abildgaard,  Skrivt.  af  Natura.  Selskabet.   3  Bind.   I.   p.  79.    Tab.  III.  Fig.  1.    179?. 

Coleps  Mrtus,  Nitzsch,  Beiträge  zur  Infusorienkunde,  1817.   (1816.)  p.  4.     Encyclopädie  v.  Ersch  u.  Gruber,  1827.    Cercaria. 

Diceratella  ovata,  Bory  de  St.  Vincest,  En  cyclo  p  ed.  meth.   Vers.   1S24. 

Craterina  margarina,  Bory,  ibid.  Artic.  Microscopiques.    Dict.  class.   1826.    Microscop.  Planclies,  Fig.  XVII.  und  Fig.  XXXVIII.  5. 

Coleps  hirtus,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  42.  nee  p.  62.   (viridis.)   1831.   p.  100. 

Aufenthalt:    Bei  Copenhagen,  Paris  und  Berlin. 

Man  findet  diese  Thierclien  liäufig  zwischen  Conferven,  besonders  im  Sommer,  mehr  einzeln,  selten  4  bis  5  in  einem  Tropfen 
des  Bodensatzes  im  Uhrglase.  So  länge  sie  schwimmen,  ist  es  schwer,  ihren  Panzer  zu  erkennen.  Lässt  man  sie  aber  antrocknen 
oder  breitet  man  sie  zwischen  2  Glasplatten  durch  Druck  aus,  so  sieht  man  die  kleinen  Felder  deutlich,  deren  Starrheit  man  durch 
cjueere  Risse  daneben  erkennt.  Vorn  endet  der  abgestutzte  offene  Panzer  mit  19  Zähnchen,  hinten  mit  3.  Ich  zählte  13  Queerreihen  der 
Panzerschildchen,  es  sind  daher  19mal  13  oder  247.  Im  Schwimmen  sieht  man  die  Oberfläche  durch  zarte  Wimpern  flimmern  und  wir- 
beln. Es  nimmt  Indigo  in  grosse  Magenzellen  auf,  deren  ich  nur  bis  5  zählte.  Der  Mund  hat  eine  Vielzahl  etwas  längerer  Wimpern, 
Die  Eicrclicn  scheinen  es  weiss  zu  färben.  Müller  fand  seine  Art  im  Ostseewasser,  Abildgaard  in  einer  Infusion  mit  Arundo 
liambos  am  16.  Juni  1790.  Sollte  die  Seeform  verschieden  seyn,  so  würde  der  Name  punctata  dieser  Art  zukommen.  Gehört  viel- 
leicht Leeüwenhoek's  Figur  (Contin.  Arcan.  Not.  p.  382.   Fig.  3.    1702.)  hierher?  —  Grösse  V48  — Vse  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XXXIII.    Fig.  I.   und  Taf.  XXXV.   Fig.  I. 

Es  sind  8  Exemplare,  300mal  diametral  vergrössert.     Fig.  5—7.    sind  die  schwimmenden  Thierchen  in  Seitenansicht;     Fig.  8.     von  hinten;      Fig.  4. 
mit  wenig  Wasser;    Fig.  1  —  3.    getrocknet.    Auf  Taf.  XXXV.  sind  2  Exemplare  im  Leibe  der  Bursaria  vorax. 

8© 


318 

451.     Coleps  viridis,  grünes  Büchsentbierclieii»     Tafel  xxxiii.  Fig.  n. 

C.  corpore  ovato,  tabulato,  ciliato,  viridi,  apiculis  tribus  terminato. 

Coleps  vert,  a  corps  ovale,  parquete,  cilie,  vert,  termine  en  3  pointes. 

Coleps  Urtus  var.  viridis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  62. 
Coleps  viridis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch,  zu  Berlin,   1831.  p.  101.    1833.   p.  243. 

Auf  enthalt:    Bei  Berlin ,  Bogoslofsk  im  Ural  und  bei  Syrjanofsk  im  Altai, 

leb  beobachtete  diese  Form  am  1.  Mai  1827  bei  Berlin,  im  Juli  1829  auf  der  Reise  mit  Herrn  Alexander  ton.  Hum- 
boldt  bei  Bogoslofsk  und  im  August  bei  Syrjanofsk,  Sie  lebt  zwischen  Conferven.  Ick  kielt  sie  bis  1830  für  die  mit  grünen  Mo- 
naden erfüllte  vorige  Art,  allein  ick  sak  dann  im  Juni  1830,  dass  die  Färbung  aus  feinen  Körnchen  zwischen  den  31agenzellen  be- 
steht. Farbeaufnahme  gelang  noch  nicht  zu  erkennen.  Die  Sckildcken  sind  gewölbter.  Ick  zäklte  11  Queerreihen  und  14  — 15  Längs- 
reihen,  also  etwa  160  Schildchen.  —  Grösse  bis  1/8o  Linie  in  Sibirien,  bis  V48  Linie  bei  Berlin  beobachtet.  Kleiner  als  vorige  Art, 
deren  fruchtbarer  Zustand  sie  mithin  nicht  wohl  seyn  kann. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXIII.   Fig.  II. 

Es  sind  3  bei  Berlin  beobachtete  Exemplare,  300mal  im  Durchmesser  vergrössert. 

45Ä.     Coleps  elongatus,  langes  Büclisentliierclieii.     Tafel  xxxm.  Fig.  in. 

C.  corpore  cylindrico  elongato,  tabulato,  ciliato,  albo,  apiculis  tribus  terminato. 

Coleps  allonge,  a  corps  cijlindrique  allonge,  parquele,  eilte ',  blanc,   termine  en  trois  pointes. 

Coleps  elongatus,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  42.  1831.  p.  101.  1833.  p.  243. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Bei  dieser  Art  kabe  ick  queere  Selbsttkeilung  häufig  beobachtet.  Sie  kam  meist  okne  C.  hirtus,  zuweilen  mit  ikm,  im  Som- 
mer zwiseken  Conferven  vor.  Sie  ist  immer  verkältnissmässig  viel  scklanker,  okne  länger  zu  seyn,  kann  dalier  nickt  der  verlängerte 
Zustand  jener  seyn.  Bei  der  Tkeilung  siekt  man  den  Panzer  weit  klaffen  und  die  beiden  Mittelstücke  panzerlos.  Ick  zäklte  13  Längs- 
reiken  und  11  Queerreiken  von  Täfelcken,  also  143.  Sckon  bis  1830  sak  ick  Aufnakme  von  Indigo  in  die  grossen  Magenzellen.  — 
Grösse  V48  —  V36  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXXIII.    Fig.  HI. 

Fig.  1  —  3.    sind  einfache  Normalformen  mit  vorgeschobenen  und  zurückgezogenen  Wimpern;     Fig.  4.  und  5.     sind  Theilungszustände.     Vergrösserung 
300mal  im  Durchmesser. 

453.  Coleps  ampftacantftus ,  gekröntes  BüchseMtfaierctoen.    Tafel  xxxm.  Fig.  IV.  und 

Tafel  XXXVI.  Fig.  I. 

C.  corpore  ovato,  annulato,  fronte  dentibus  inaequalibus  coronata,  aculeis  posticis  tribus  validis. 

Coleps  couronne,  a  corps  ovale,  annale,  le  front  couronne  de  dents  inegales,   trois  epines  fortes  au 
bout  posterieur» 

Coleps  amphacanihus ,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1833.   p.  241. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Es  fand  sich  am  15.  Juni  zuerst  im  Leibe  des  Spirostomum  virens  und  ist  nur  gleichzeitig  noch  in  2  Exemplaren  zwi- 
schen Conferven  vorgekommen.  Es  ist  grösser,  als  die  andern  Arten,  und  kat  vorn  jederseits  2  längere  Spitzen.  Ick  sak  nur  Queer- 
fureken  des  Panzers,  keine  Längsfurcken,  und  auck  keine  Wimpern,  ausser  am  Munde.  Waren  sie  eingezogen?  Ick  zählte  12  — 14 
Panzerringe  und  10  — 11  grosse,  mit  Speise  erfüllte,  Magen.  Einige  leere  Blasen  gehörten  vielleicht  dem  Sexualsystem  an.  —  Grösse 
V24  Linie. 

Erklärung  der   Abbildungen    Taf.  XXXIII.    Fig.  IV.  und  Taf.  XXXVI.  Fig.  I. 
Es  sind  2  Exemplare  in  3  Stellungen,  300mal  diametral  vergrössert.    Auf  Tafel  XXXVI.  ist  ein  drittes  Exemplar  im  Leibe  des  Spirostomum. 

454.  Coleps  ineurvus*  gekrümmtes  Müeliseiithierelieii.     Tafel  xxxm.  Fig.  V. 

C.  corpore  oblongo,  subeylindrico ,  leviter  ineurvo,  tabulato,  albo,  apiculis  5  terminato. 

Coleps  courbe,  a  corps  oblong,  presque  cylindriqae ,  legerement  courbe,  parquete,   blanc,   termine  en 
5  pointes. 

Coleps  ineurvus,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1833.  p.  242. 

Aufentkalt:    Bei  Berlin. 

Diese  zwiseken  Conferven  im  Tkiergarten  1832  am  20.  Juni  beobacktete  Art  war  selten,  und  ist  seitdem  nickt  wieder  vor- 
gekommen. Die  Sckildcken  sind  sekr  convex.  Ick  zäklte  16  Längsreiken  und  ebensoviel  Queerreiken,  also  256  Schildchen.  Der 
Stirnrand  war  fein  gezahnt.  Hinten  waren  5  Spitzen.  Die  Körperoberfläche  wirbelte  auch  in  Indigofärbung  nicht.  Ich  sah  2  —  3 
grosse,  mit  Speise  erfüllte,  Magen,  keine  Indigoaufnakme.  —  Grösse  V36  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXXIII.  Fig.  V. 
Es  sind  2  Exemplare  in  300maliger  diametraler  Vergrösserung  dargestellt. 


319 

SIEBZEHNTE     FAMILIE:     HALSTHIERCHEN. 

Traclteliita.    Traclieliens. 

CHARACTER:    Animalia  polygastrica  enterodela  (tubo  intestinali  distincto  instructa),  orificio  duplici,  sola 
ani  apertura  terminali  (allotreta),  nee  loricata. 

CARACTERE:    Animaux  polygastriques  sans  carapace,    ayant  un   canal  alimenlaire   h   deux 
orißces  distinets,  dont  seulement  celui  de  V  onus  est  terminal. 

Die  Familie  der  Halstliierchen  enthält  alle  die  panzerlosen  Magenthierehen,  welche  einen  Barm 
mit  zwei  Mündungen,  oder  doch  die  letzteren,  deutlich  haben,  bei  denen  aber  nur  die  Aftermündung  an 
einem  Körperende  liegt. 

Die  Familie  wurde   1830  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akademie  d.  Wissensch.  mit  9  Arten  in  3  Gat- 
tungen:   Trachelius,  Loxodes,    Glaucoma,   gegründet,   und   1831   ebenda  mit  22  Arten  in  5  Gattungen 
(mit  Bursaria  und  Phialina)  bezeichnet.     Im  Jahre  1833  wurde  sie  ebenda  mit  noch  2  Gattungen,    Chi- 
lodon  und  Nassula,   vermehrt,   und  hier  umfasst  dieselbe  8  Gattungen  mit  38  Arten,   nämlich  Bursaria 
mit  14  Arten,  Trachelius  mit  8,  Loxodes  und  CMlodon  jede  mit  4,  Nassula  mit  3,   Spirostomum  und 
Phialina  jede  mit  2,  und  Gkmcoma  mit  1  Art.     Die  ersten  Formen  der  Familie  beobachtete  schon  Leeü- 
wenhoek  deutlich.    Er  sah  wohl  CMlodon  Cucullulus  am  10.  Juni  1675,  aber  sehr  entschieden  Bursaria 
intestinalis  und  cordiformis  am  26.  Juli  1683  im  Darmschleime  der  Frösche.      Sehr  deutlich  beschreibt 
dann  1718  Joblot  das  Glaucoma  scintillans  zuerst,   auch  scheint  er  Trachelius  Anas  und  trichopho- 
rus,  vielleicht  auch  Lametta,  gekannt  zu  haben,  und  das  Spirostomum  ambiguum  hat  ihn  sammt  CMlo- 
don Cucullulus  viel  beschäftigt.     Die  ersten  Formen  der  Gattungen  Loxodes  und  PMalina  hat  Müller 
beobachtet,  und  die  Formen  der  Gattung  Nassula  sind  erst  seit  1833  durch  mich  bekannt.—  Systematisch 
verzeichnete  Hill  Thierchen  dieser  Familie  zuerst  1751  in  seinen  Gattungen  Cyclidium  und  Paramecium, 
Linne  und  Pallas  haben  sie  ganz  übergangen.     Müller  gründete   1773  die  Gattung  Bursaria  und  ver- 
theilte  bis  1786  die  meisten  Formen  in  seinen  Gattungen  Trichoda,    Kolpoda,   Leucophra  und  Vibrio. 
Schrank  bildete   1803  die  Gattung   Trachelius,   und  Bory   1824  die  Gattung  PMalina.     Die  Gattungen 
Glaucoma  und  Loxodes  wurden  1830,  und  CMlodon  1831  von  mir  errichtet.     Zuletzt  wurden  1833  von 
mir  die  Gattungen  Spirostomum  und  Nassula  hinzugefügt.     Bory  de  St.  Vincent  hatte  die  Formen   der 
ganzen  Familie  nur  nach  den  äusseren,  von  den  Beobachtern  oft  unrichtig  aufgefassten ,  Characteren  in  19 
Genera  vertheilt  (s.  den  Nachtrag).    Die  Gattung  Opalina,  von  Purkinje   1835,  war  schon  1833  Fronto- 
nia  als  Subgenus  von  Bursaria  genannt.  —  Die  innere  Organisation  einiger  Formen  dieser  Familie  ist  seit 
langer  Zeit  ziemlich  gut  gesehen,  aber  in  der  neuesten  Zeit  aus  theoretischen  Gründen  ausser  Acht  gelas- 
sen worden  (s.  CMlodon).    Seit  1830  ist  sie  zum  Eintheilungsprincip  benutzt.  —  Alle  Formen  sind  frei  be- 
wegt.   Als  Bewegungsorgane  finden  sich  ausser  Phialina  bei  allen  Gattungen  über  den  ganzen  Körper  ver- 
teilte wirbelnde  Wimpern,  meist  in  Längsreihen  geordnet  und  am  Munde  etwas  länger.     Bei  Trachelius 
ist  kein  Hals,   sondern  die  Stirn  in  eine  rüsselartige,  lange,   und  bei  Loxodes  und  CMlodon  in  eine  beil- 
artige, breite  Lippe  verlängert,  sonst  giebt  es  keine  äusseren  Organe,  doch  ist  bei  der  Gattung  Glaucoma 
eine  zitternde  Mundklappe,  und  bei  CMlodon  und  Nassula  ragen  zuweilen  die  Zähne  des  Mundes  vor.     Die 
Gattungen  Bursaria  und  Nassula  besonders  haben  einen  dicken  Stirnhöcker  vor  dem  Munde,  welcher  der 
mit  Eingeweiden  erfüllte  vortretende  Rücken  ist.   —   Als  Ernährungsorgane  sind  bei  allen  Gattungen  viele 
Magenzellen  sichtbar,  und  die  directe  Aufnahme  fester  Stoffe  in  dieselben  durch  den  Mund,  so  wie  das  Aus- 
werfen am  hintern  Körperende  ist  bei  allen  Gattungen  ohne  Ausnahme  beobachtet.     Sehr  merkwürdig  sind 
die  deutlichen  Zähne  im  Munde  der  Gattungen   CMlodon  und  Nassula,   und  besonders  auch  der  violette 
Verdauungssaft  (Galle)  bei  Nassula,  welchen  die  übrigen  Formen  oft  farblos  auch  erkennen  lassen.     Spiral- 
förmig ist  der  Mund  bei  Spirostomum.  —  Die  Sexualorgane  sind  doppelgeschlechtig  bei  allen  Gattungen  er- 
kannt.   Den  Körper  erfüllende,   periodisch  vorhandene,  Ei -Körnchen  sind  in  verschiedenen  Farben,   weiss, 
grün,   mennigroth  und  gelb,  überall  beobachtet,   und  auch  das  Auswerfen  derselben,  jedoch  immer  nur  mit 
Zerfliessen  eines  Körpertheils,  gesehen.     Die  männlichen  Drüsen  sind  theils  rund,  theils  oval,  schnür-  oder 
perlschnurförmig  in  allen  Gattungen,  ausser  PMalina,  erkannt,  aber  die  contractilen  Blasen  fehlen  auch  dieser 
Gattung  nicht.     Sehr  häufig  ist  eine  vollkommene  spontane  Selbsttheilung  sowohl  in  der  Queere  als  Länge. 
Letztere  haben  frühere  Beobachter  für  Begattung  gehalten.     Knospen  sind  nicht  vorgekommen;   auch  giebt 
es  keine  Thierstöcke.  —  Augen  fehlen,  und  andere  Empfindungsorgane  sind  sammt  den  Circulationsorganen 
der  Beobachtung  noch  entgangen. 


330    — 

Die  geographische  Verbreitung  der  Familie  ist  durch  ganz  Europa,  im  sibirischen  Asien  und  im  See- 
wasser des  rotlien  Meeres  beobachtet. 

Uebersicht   der   8   Gattungen    der   Familie   der   Halsthierchen: 

/  /  (     .,       v     0h    ,.         l riissclförmig  lang Trachelius 

.    .         .„       ,     \  Stirn  im-  )  Mund  einfach    .  .  )  s  lluai  xSe        ci  lppe  ^  beilartig  breit Loxodes 

i  keine  zitternde    1    .  <  )    ,.        ,.  ,     .     ,      t^..  ,  t>  • 

Mund      J     M     ,,  <  abgesetzt    J  ( stirnartig  vortretender  Rucken Bursaria 

zahnlos    \       jJim     Ü^)Q     j  \Mund  spiralförmig Spirostomum 

f  Stirn  zapfenartig  abgesetzt Phialina 

zitternde  Mundklappe GlailCOma 

Mund       (stirnartig  vortretende  Oberlippe Ghilodon 

gezahnt    i  stirnartig  vortretender  Rücken   ,  . Nassuia 


HUNDERTZEHNTE     GATTUNG:      HALSTHIERCHEN. 

Tracbelius.     Traclaele. 

CHARACTER:    Animai  e  Trachelinorum  familia,    corpore  undique  ciliato,   ore  simplici  inerini,   labio  su- 
periore  praelongo,  proboseidis  forma  insignL 

CARACTERE:    Animai  de  la  famille  des  Tracheliens^  h  corps  cilie  de  tous  cötes^  ayant  la  hauche 
simple  sans  dents,   la  levre  superieure  tres-allongee  en  forme  d'une  trompe. 

Die  Gattung  der  Halsthierchen  umfasst  solche  Formen  der  gleichnamigen  Familie,  welche  einen 
überall  mit  Wimpern  besetzten  Körper  haben  und  deren  einfacher ,  gebissloser  Mund  eine  zur  Gestalt  eines 
Rüssels  verlängerte  Oberlippe  führt. 

Schrank  bildete  1803  eine  Gattung  Trachelius  mit  8  Arten  aus  6  Arten  der  Gattung  Vibrio  von 
Müller,  deren  einige  Specials! amen  er  uunöthig  abänderte,  und  2  neuen.  Nur  2  davon  können  Arten  der 
jetzigen  Gattung  gewesen  seyn,  die  übrigen  gehörten  zu  Amphileptus  und  Trachelocerca.  Er  hielt  den 
vordem  rüsselartigen  Theil  für  einen  Hals  und  gab  daher  den  unpassenden  Namen  Halsthierchen,  wel- 
chen ich  nun,  um  ihn  beizubehalten,  metaphorisch  nehme.  Oken  nahm  1815  die  Gattung  auf  und  fügte 
den  PALLAs'schen  Brachionus  Proteus  {Trachelocerca  Olor)  als  neunte  Art,  T.  Proteus ,  hinzu.  Bory 
verzeichnete  diese  Formen  1824  grösstenteils  in  seinen  Gattungen  Kolpoda,  Paramaecium  und  Lacrima- 
toria.  Ich  vermehrte  1830  die  physiologisch  fester  gestellte  Gattung  um  2  Arten  von  Müller9»  THchoda; 
1831  verzeichnete  ich  6  Arten,  1833  fügte  ich  noch  3  Arten,  und  1835  eine  4te  Art  hinzu.  Eine  der 
früheren  Arten  ist  jetzt  zur  Gattung  Spirostomum  gezogen  und  Tr.  Foix  zu  Amphileptus  Fasciola;  so 
ist  die  Zahl  der  Arten  hier  auf  8  festgestellt.  Die  ersten  Beobachtungen  von  Formen  dieser  Gattung  machte 
Joblot,  welcher  Trach.  Anas^  vielleicht  auch  trichophorus  und  Lametta  gezeichnet  hat.  —  An  Organi- 
sation ist  die  Gattung  ergiebig  gewesen.  Bei  5  Arten  sind  die  Wimpern  des  Körpers  erkannt,  bei  3  Arten 
sind  sie  unsicher  geblieben.  Der  rüsselartige  Vordertheil,  welcher  den  Mund  nicht  an  der  Spitze,  sondern 
am  Grunde  führt,  dient  bei  2  der  letzteren  vorzugsweise,  bei  den  übrigen  nebenbei,  zur  Ortsveränderung. 
—  Der  polygastrische  Darm  ist  bei  4  Arten  durch  farbige  Nahrung  direct  anschaulich  geworden,  auch  die 
After  stelle  bei  3  Arten  direct  beobachtet,  bei  den  übrigen  wegen  Abrundung  des  Hintertheils  nur  ebenda 
vermuthet.  Der  Mund  am  Grunde  des  Rüssels  ist  bei  4  Arten  direct  erkannt.  Der  überall  farblose  Ver- 
dauungssaft ist  bei  T.  Meleagris  blassroth.  —  Der  Geschlechtsorg anisraus  ist  als  hermaphroditisch  bei  2  Ar- 
ten vollständig,  und  bei  noch  5  Arten  zum  Theil  erkannt.  Es  sind  Eikörnchen  und  1 — 2  runde  oder  ovale 
Drüsen  nebst  einfachen  contractilen  Blasen.  Auswerfen  der  Eikörnchen  ist  bei  T.  Ovum  und  Meleagris 
beobachtet.     Selbsttheilung  ist  bei  2  Arten  nur  als  Queertheilung  gesehen. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  über  ganz  Europa  bis  Tobolsk  in  Sibirien,  und  bei 
Tor  am  Sinai  Arabiens  beobachtet 

4S5.     Trachelius  Anas,  £  an*  ähnliches  Halsthierchen,   CUins.     Tafel  XXXIII.  Fig.  vi. 

To  corpore  clavato  -  cylindrico ,  albo,  proboseide  crassa  obtusa  diinidio  corpore  breviore,  oris  apertura  proxime  ad  basin 
proboseidis. 

Trac  fiele  Oie>  a  co?*ps  cylindric/iie  en  ma&sue,  blaue,  ayant  une  trompe  cpaisse,  arrondie  an  boui,  plus 
courte  r/tie  la  mottle  du  corps  et  la  bouche  justement  a  la  base  de  la  trompe. 


331 

Poisson  H.,  Joblot,  Öbservations  faites  avec  le  microsc.   1718.   (ed.  IL  1754.)   II.  p.  19,  26.   Tab.  3.  Fig.  H.    Tab,  4.   Fig.  Ii. 
Solle  doree,  Joblot,  ibid.  p.  66.    Tab.  8.  Fig.  5.    Massue,    Tab.  6.   Fig.  D.?    Tab.  10.  Fig.  6.? 

Trkhoda  Anas,     1  Müller,  Vermium  fluv.  bist.  1773.  p.  100.   Animalc.  Inf usor.  1786.  p.  193.  Tab.  XXVII.  Fig.  14  —  15.  (excl.  synon.) 
Trichoda  Index,    i  et  Fig.  5  —  6.   p.  190. 

Trichoda  Anas,  Schrank,  Fauna  boica,   III.  2.  p.  91.  1803. 
Amiba  Solea  et  Joolotii,    i 

Raphanella  Johlotii,  >   Bory  de  St.  Vincent,  Encycloped.  meth.  Vers.  1824. 

Trichoda  Anasy  ) 

Trachelius  Anas,  Abbandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.   p.  42,  54,  65,  79.    Taf.  IV.  Fi°\  V.   1831     p   107.    1835 

p.  164.  *  A 

Aufenthalt:    Bei  Copenhagen,  Berlin,  Paris  und  Petersburg  beobachtet. 

Es  scheint  wohl,  dass  diese  in  den  Infusionen  häufige  Form  schon  unter  Joblot's  Fischen  war,  die  er  1711  beobachtete 
und  1718  beschrieb,  denn  die  Zeichnungen  passen  ziemlich  gut,  obschon  er  sie  etwas  breiter  als  dick  sah,  denn  die  Form  ist  verän- 
derlich; die  aus  dem  Auster wasser  konnte  aber  auch  ein  Kiemenfragment  seyn.  Ich  fand  sie  bei  Berlin  zu  allen  Jahreszeiten  in  offenen 
Infusionen,  auch  zwischen  Conferven,  und  sie  vervielfältigte  sich  oft  sehr  durch  queere  Selbsttheilung.  Der  biegsame  Rüssel  ist  eine 
angenehme  Erscheinung.  Die  flimmernden  Körperhaare  erkannte  schon  Schrank  richtig,  obwohl  sie  Müller  nur  vorn  am  Rüssel 
sah.  Schon  1830  zeigte  ich  die  Farbeaufnahme  in  den  Körper  an  und  gab  ausführliche  Abbildungen,  die  zum  Theil  hier  wiederholt 
werden  konnten.  Die  beiden  runden  Drüsen  hielt  ich  damals  für  etwas  grössere  Magen  und  die  hintere  Blase  für  Erweiterung  des  Dar- 
mes. An  den  in  Petersburg  1829  auf  der  Reise  mit  Herrn  v.  Humboldt  beobachteten  Exemplaren  sah  ich  Eikörnchen.  Unter  den 
von  mir  1828  am  1.  Mai  gezeichneten  Figuren  finden  sich  dergleichen,  welche  der  Trichoda  Index  ganz  ähnlich  sind.  Bewegung 
schwimmend,  wälzend  und  kriechend.  —  Grösse  l/2*  —  l/io  Linie  beobachtet. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXXIII.  Fig.  VI. 

Fig.  1.  mit  nur  einer  mittleren  Drüse  und  der  hinteren  contractilen  Blase  sammt  vielen  Magen.  Fig.  2.  wirbelnd  in  Indigo  wasser,  o'  der  Mund. 
Fig.  3.  mit  gekrümmtem  Rüssel,  wie  ein  Gänsehals;  o'  der  Mund.  Fig.  4.  gestreckte  Form,  auswerfend;  tt  zwei  männliche  Drüsen;  bei  4.  der 
Mund.  Fig.  5.  etwas  buchtig,  wohl  nach  dem  Eierlegen.  Fig.  6.  in  der  Queertheilung.  Fig.  7.  ein  Junges,  Hintertheil  nach  der  Queertheilung. 
Fig.  8.  ein  ähnliches,  Vordertheil.  Fig.  9.  Verkuppelung  als  Trichoda  Index.  Zuweilen  ist  die  Behaarung  sehr  stark,  zuweilen  gar  nicht  sieht- 
bar,   auch  an  demselben  Individuum.    Linearvergrösserung  300mal. 

456.     Trachelius  voraao,  gefräss.%es  Halsthterchen.     Tafel  xxxm.  Fig.  VII. 

T.  corpore  clavato,   ovato,   turgido,    albo,   proboseide  crassa  obtusa,    dimidio  corpore  breviore,    oris   apertura   a  pro- 
boseidis  basi  remota  in  raedio  corpore. 

Trachele  vorace,  a  corps  ovale  en  massue,  blanc,  gonfle,  ayant  la  trompe  epaisse  obtuse,  plus  courle 
que  la  moitie  du  corps  et  la  bouche  eloignee  de  la  base  de  la  trompe  au  milieu  du  corps. 

Trachelius  voraoe,  Abhandl.  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1833.  p.  275.  1835.   p.  161. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  fand  diese  Form  am  6.  Juni  1832  zwischen  Conferven.  Sie  hat  eine  viel  grössere,  mehr  in  der  Körpermitte  gelegene, 
MundöfFnung,  und  verschlang  ganze  Exemplare  des  Lotcodes  Bursaria,  deren  ich  4—6  in  eben  so  viel  einzelnen  innern  Magen  lie- 
gen sah.  Die  weisse  Körpersubstanz  war  etwas  trübe,  zeigte  aber  keine  deutlichen  Körnchen,  üeber  dem  Munde  am  Rücken  glaubte 
ich  eine  contractile  Blase  zu  sehen,  und  neuerlich  sah  ich  in  einem  Exemplare  deutlich  eine  runde  Drüse  über  dem  Munde.  Eine  helle 
Stelle  am  hintern  Körperende  schien  den  After  anzuzeigen.  Farbe  nahm  es  nicht  auf.  Die  Bewegung  ist  sehr  trag  kriechend  und  sich 
drehend.     Die  Wimpern  sind  sehr  fein.     Man  sieht  sie  nur  durch  Färbung  des  Wassers.  —   Grösse  Vio  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXXIII.  Fig.  VII. 

Es  sind  3  Exemplare,   300mal  diametral  vergrössert.    Fig.  1.    ist  im  Begriff,  einen  Loxodes  zu  verschlingen,  und  hat  deren  schon  6  im  Innern.    Bei 
t  die  Sexualdrüse,  bei  co  die  helle  vermuthliche  Afterstelle. 

45*.     Trachelius  Meleagris,  geperltes  Halsthierclieii.    Tafel  XXXIII.  Fig.  Vin. 

T.  corpore  compresso  lanceolato,  saepe  sigmoideo,  albo,  proboseide  crassa,  obtusa,  dimidio  corpore  breviore,  vesicu- 
larum  serie  dorsuali  insignis. 

Trachele  Meleagre,  a  corps  comprime  lanceole,  souvent  courbe  en  forme  d*un  &,  blanc,  ayant  la 
trompe  epaisse  obtuse,  plus  courte  que  la  moitie  du  corps  et  se  distinguant  par  une  serie  de 
vesicules  en  ßl  de  perles  dans  le  dos. 

Trachelius  Meleagris,  Abhandle  d.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1835.  p.  164,  178.   Taf.  I.   Fig.  VI. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  an  Amphileptus  Meleagris  erinnernde  Form  fand  sich  1835  und  auch  1836  ziemlich  häufig  im  Frühjahr  zwischen 
Naviculis  und  Oscillatorien  an  der  Oberfläche  der  Gräben  im  Thiergarten.  Sie  schwimmt  leicht,  aber  langsam,  vorwärts  und 
rückwärts,  selten  sich  wendend.  Die  Organisation  ist  bei  ihr  am  klarsten  entwickelt.  Ausser  den  polygastrischen  Magen  ist  eine  Reihe 
röthlich  erfüllter  Zellen  perlschnurartig  im  Rücken,  welche  dem  Verdauungssafte  oder  der  Galle  wohl  so  angehört,  wie  es  bei  Nas- 
sula  noch  augenscheinlicher  ist.  Zwei  eiförmige  männliche  Drüsen,  Eier  und  2  contractile  runde  Blasen  sind  anschaulich  geworden. 
Die  beiden  Drüsen  deuten  auf  Queertheilung,  welche  nicht  beobachtet  ist.  Der  Mund  ist  eine  schiefe  Queerspalte.  Ein  leichter  Ein- 
schnitt bezeichnet  oft  die  Afterstelle.  —  Grösse  Vs — Ve  Linie;  der  Eier  V336  —  V288?  Linie.     (Vergl.  Tr.  Falte.) 


Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXXIH.  Fig.  VIII. 

v 

81 


Es  sind  5  Exemplare  bei  300maliger  Linearvergrösserung  dargestellt.     Fig.  1 — 3.     Normalformen;     Fig.  4.     von  der  Bauchseite;     Fig.  5.     ist  wohl 
nach  dem  Eierlegen  eingeschrumpft. 


333    

458.  Trachelius  £<amella,  ^palinalinlichesllal^tliiereli^ii,  Spalm.  Tafel  xxxm.  Fig. IX. 

T.  corpore  depresso,  lamellari,  lanceolato-lincari,  antico  fine  saepius  truncato,  postico  rotundato. 

Tra ekele  Lame,  a  corps  deprime,   lamme,  lineaire-lanceole ' ,    souvent  tronque  au  bout  antcrieur,  ar- 
rondi  a  V  autre  bout. 

Poisson  3,  Joblot?  Observat.  fait.  avec  le  microscope,  1718.    (ed.  IL   1754.  p.  51.)   PI.  6.   Fig.  3. 

Kolpoda  LameJla,   Müller,  Vermium  fluv.  liist.   1773.   p.  45.    Animalc.  Infus.   1786.  p.  9?.    Tab.  XIII.    Fig.  1—5. 

EgeWmlicJie  Thierchen,  Gleichen,  Infusionstierchen,  p.  153.    Taf.  XXIX.   Fig.  4.  und  6.    1778. 

Paramecium  lamellinum,  (Lameila  1826.),  Bory  de  St.  Vincent,  Encyclopedie  methodique,  Yers.  1824. 

Colpoda  platyura,  Hemprich  u.  Ehrenberg,  Symbolae  physicae.    Evertebrata  I.    Phytozoa.     Tab.  III.   Fig.  VI.  2.  1828. 

Trachelius  Lamella,  Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1829.  p.  17.  1830.  p.  54,  56,  65,  70.   1831.   p.  107. 

Aufenthalt:    In  Paris?,  Copenhagen!,  auf  dein  Greifenstein,  in  Berlin!,  Petersburg!  und  im  rothen  Meere  bei  Tor. 

Diese  häufig  in  Infusionen  vorkommenden,  sehr  durchsichtigen  Thierchen,  welche  wohl  Joblot  in  Basilicum-Aufguss,  Mül- 
ler in  frischem  Wasser,  Gleichen  in  Schneewasser,  ich  in  Siisswasser- Infusionen  in  Berlin  und  Petersburg  und  in  Seewasser -Auf- 
guss  in  Tor  am  Sinai  Arabiens  fand,  könnten  der  Jugendzustand  des  Amphileptus  Fasciola  seyn,  doch  ist  es  mir  nicht  möglich  ge- 
wesen, diess  völlig  ins  Klare  zu  bringen.  In  Tor  war  ihr  Verhältniss  zn  Disoma  vacillans  merkwürdig,  indem  diese  Einzclthiere, 
obwohl  sehr  ähnlich,  doch  mit  den  Hälften  jenes  Doppelthieres  nicht  übereinstimmten.  Es  macht  einen  feinen  Wirbel  nicht  an  dem 
meist  abgestutzten,  zuweilen  fast  spitzen,  Rüsselende,  sondern  fast  in  der  Mitte,  wie  Amphileptus,  aber  die  Afterstelle  ist  am  Ende 
und  dicht  davor  eine  helle  Samenblase,  die  auch  Gleichen  sah,  Farbeaufnahme  gelang  nicht.  Auch  muss  es  bewimpert  seyn,  weil 
es  ohne  gewaltsame  Bewegungen  schwimmt.  Am  5.  Nov.  1833  beobachtete  ich  es  sehr  zahlreich  in  süssem  Wasser,  welches  ich  aus 
dem  botanischen  Garten  zu  Copenhagen  mit  nach  Berlin  genommen  hatte.  —  Grösse  am  Sinai  Y24  Linie,  in  Petersburg  V75  —  lU%>  in 
Berlin  und  Copenhagen  1/3q  —  V24  Linie.     (Vergl.  Leucophra  Candida  Müller,    [Peritricka  c.  Bory]  und  Uroleptus  Lamella.) 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXXIII.  Fig.  IX. 
Es  sind  7,  in  Berlin  von  mir  gezeichnete,  Exemplare  aus  dem  Copenhagener  Wasser,  hei  300maliger  Vergrösserung  des  Durchmessers. 

459.     Trachelius  Anaticula9  kleines  Halsthiercfaen,  flanschen.     Tafel  xxxm.  Fig.x. 

T.  corpore  parvo,  ovato,  pyriformi,  albo,   antico  fine  attenuato  diaphano. 

Trackele  Oison,  a  corps  petit,  ovale,  pyriforme,  blanc,  aminci  et  diapkane  au  baut  anterieur* 

Trachelius  Anaticula,   Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1833.  p.  274. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Es  fand  sich  am  26.  April  1832  zwischen  Conferven  sehr  zahlreich,  und  glich  einer  Leucophrys ,  liess  aber  nur  am  Grunde 
des  dicken  Rüssels  eine  sehr  leichte  Grube  als  Mund  erkennen.  Es  für  Junge  des  Track.  Anas  zu  halten,  hinderte  die  Menge  ohne 
Begleitung  und  Entwickelung  grösserer  Formen  und  die  (cjueere)  Selbsttheilung,  obschon  ich  jetzt  weiss,  dass  auch  junge  Thiere  sich 
theilen.  Indigo  nahm  es  nicht  auf.  Einen  Einschnitt  am  Hintertheile  hielt  ich  für  After,  eine  helle  Blase  dabei  halte  ich  jetzt  für 
Sexualblase.  Ich  erkannte  im  trüben  Körper  undeutliche  Grenzen  von  Magenblasen  und  feine  Eikörnchen.  Die  Wimpern  bildeten  10 
— 12  Reihen  auf  der  Halbansicht.     (Vergl.  Trichoda  Pyrum  (Gleichen)  und  Leucophrys  pyriformis.)  —  Länge  V48  —  V2*  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen   Taf.  XXXIII.   Fig.  X. 
Es  sind  4  Einzelthierchen  und  2  in  Selbsttheilung  bei  300maliger  Linearvergrösserung. 

460.  Trachelius?  trichophorus,  peitschenförmiges  Halstlüerclieii.  Tafeixxxill.  Fig. XL 

T.  corpore  cylindrico,  variabili,  subclavato,  proboseide  flagelliformi  tenuissima  capitata. 

Trackele?  Fouet,    a  corps  cylindrique,  variable,   souvent  en  massue,   la  trompe  en  forme   de  fouet 
tres-minces  avec  un  petit  bauton. 

Solle  et  Pain  de  sucre,  Joblot?  Observat.  fait.  avec  le  Microscope,   1718.    (ed.  II.   1754.  p.  60,  61.)   Tab.  7.  Fig.  3,  6. 

Kugelthierchen  und  Proteus,  Gleichen?  Infnsionsthierchen,  p.  151.  und  168.   Taf.  XXVIII.  Fig.  18.  1778. 

Vibrio  strictus? ,   Proteus  (Gleichenii) ? ,  Müller,   Animalc.  infus,   p.  11,  71.   1786. 

Proteus  Gleichenii,   Schrank,  Fauna  boica  III.  2.  p.  27.  1803. 

Amiba  Gleichenii,        1 

Craterina  stentorea,  \   Bory  de  St.  Vincent,  Encycloped.  meth.   1824.    Auch  Lacrimatoria  strieta?  u.  a.  m. 

Pupella  Solea,  j 

Trachelius?  trichophorus ,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  54,  65,  70. 

Aufenthalt:    In  Paris,  bei  Copenhagen,  auf  dem  Greifenstein  bei  Berlin  und  bei  Tobolsk  in  Sibirien  beobachtet. 

Dieses  sehr  interessante,  sehr  häufige  und  sehr  verbreitete  Thierchen  scheint  auch  von  den  früheren  Beobachtern  öfter  ange- 
zeigt, nur  selten  richtig  aufgefasst  zu  seyn.  Vielleicht  ist  es  auch  Müller's  Enchelis  Farcimen  1773.  Dazu  gehören  denn  all' die 
Synonyme,  welche  neuerlich  durch  Bort  gegeben  worden  sind.  Am  häufigsten  hat  man  den  Rüssel  übersehen,  welcher  äusserst  zart 
ist  und  dessen  tastendes  Köpfchen  meist  sehr  entfernt  vom  Körper  kleine  Bewegungen  bewirkt.  Das  Thierchen  ist  sehr  gefrässig  und 
verschlingt  grosse  Körper  mit  einer  Oeffnung  am  Grunde  des  feinen  Rüssels.  Hinten  ist  es  oft  abgestutzt  und  erscheint  dann  wie  ein 
Zuckerhut.  Zuweilen  schiebt  es  das  Hintertheil  voraus.  Sehr  oft  ist  es  einem  Proteus  oder  Astasia  ganz  ähnlich,  bis  man  den  Rüs- 
sel erkennt.  Joblot  sah  es  in  Paris  wohl  zuerst,  dann  nannte  es  Müller  vielleicht  Enckelis,  Gleichen  Proteus.  Ich  habe  es 
bei  Berlin  im  Mai  1826  zuerst  gesehen,  1829  fand  ich  es  auf  der  Reise  mit  Herrn  von  Humboldt  bei  Tobolsk,  und  1833  hatte 
ich  es  im  September  häufig  im  Süsswasser   des   botanischen  Gartens  in  Copenhagen.     Zuweilen   schien   es   mir  bewimpert,    doch  fehlte 

meist  aller  Wirbel  in  Farbeauflösungen.     Das  Auswerfen  der  Nahrung  ist  noch  nicht  beobachtet,  aber  eine  contractile  Blase  erkannt 

Grösse  des  Körpers  V100— Vso  Linie  beobachtet.    Die  russische  Form  war  mehr  eiförmig,  kürzer  und  kleiner,  und  ich  habe  kein  Knöpf- 
chen am  Rüssel  gezeichnet. 


333 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXIII.    Fig.  XI. 
Fig.  1 — #.,  6.  und  9.    sind  in  Berlin,    Fig.  5.,  7.  und  8.    in  Copenhagen  von  mir  beobachtet.    Vergrösserung  300m al  im  Durchmesser. 

461.     Trachelius?  globulifer,  Kugelförmiges  Malstbierchen.     Tafel  xxxni.  Fig.  XII. 

T.  corpore  «loboso  hyaline»,  proboscide  flagelliformi  tenuissima  acuta. 

Trachble?  globifbre,  a  corps  spherique ,  hyalin,  la  trompe  en  fouet  tres-fine,  aigue. 

* 

Trachelius?  globulifer,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  65,  70.  1831.  p.  108. 

Aufenthalt:    Bei  Tobolsk  in  Sibirien  im  Irtisch. 

Diese  zwar  weiche,  aber  doch  vielleicht  zu  Trachelomonas  gehörige,  Form  fand  sich  auf  der  Reise  mit  Herrn  von  Hum- 
boldt 1829  zwischen  Conferven  des  Irtisch.  Bewegung  langsam  schleichend,  nicht  nach  Art  der  Panzermonaden  rollend.  Ich  sah 
keine  Wimpern.  —  Grösse  des  Körpers  Vioo  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXIII.   Fig*  XII. 
Es  sind  die  von  mir  in  Tobolsk  gefertigten  Zeichnungen  nach  380maliger  Vergrösserung  des  Durchmessers. 

46£.     Trachelius  Ovum,  eiartiges  Malstliierclieii.     Tafel  XXXIII.  Fig.  XIII. 

T.  corpore  amplo  ovato,  aiitico  fine  late  aperto,  subcampanulato,  proboscide  brevi  rostrato,  albo. 

Trachble  Oeuf,  a  corps  blanc,  ample,  ovale,  largement  ouvert  au  bout  anterieur  en  clochetie,  ayant 
une  petite  trompe  en  forme  de  bec. 

Die  gespitzte  Kugel ,  Eichhorn,  Beiträge  z.  Kennt n.  d.  kl.  Wassert h.   1775.  p.  56.   Taf.  V.   Fig.  S. 

Bursana  rostellata,  Abildgaard?  Skrivter  af  naturh.  Selskab.  Bind  III.  H.  1.  p.  88.   Tab.  III.  Fig.  B.  1793. 

Trachelius  Cicer,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  60.  1803. 

Ophryocerca  Ovum,  Abhandl.   der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  112. 

Trachelius  Ovum,  Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  277.   1835.  p.  165,  166. 

Aufenthalt:    Bei  Danzig?,  Berlin  und  vielleicht  bei  Copenhagen  und  Landshut. 

Bei  Berlin  findet  sich  dieses  sehr  grosse  Thierchen  zuweilen  häufig  in  stehendem  Sumpfwasser.  Eichhorn  und  Abildgaard 
haben  ein  ähnliches,  letzterer  aber  mit  weit  längerem  Rüssel,  bei  Copenhagen  und  Danzig  gesehen.  Schrank  sah  es  vielleicht  im 
August  bei  Landshut.  Bis  1831  hielt  ich  den  Rüssel  für  einen  Schwanz,  weil  es  oft  verkehrt  schwimmt.  Seit  dem  20.  Juni  1832 
und  13.  Oct.  1833  habe  ich  aber  den  Mund  und  die  Organisation  deutlich  beobachtet,  und  somit  die  Gattung  Ophryocerca  aufgelöst. 
Es  hat  viel  Aehnlichkeit  mit  Bursaria  truncatella,  und  darf  auch  nicht  mit  Amphileptus  moniliger  verwechselt  werden.  Bei  kei- 
nem polygastrischen  Thierchen  ist  der  Darm  an  sich  so  direct  zu  sehen,  als  bei  diesem.  Es  ist  ein  verzweigter  baumartiger  Canal, 
dessen  Aeste  blind  enden  und  an  den  Enden  sich  kugelartig  zu  Magenblasen  von  beliebiger  Grösse  ausdehnen.  Auch  die  feinsten  Zweige 
sind  der  unerwartetsten  Erweiterung  fähig.  Der  grosse  Mund,  die  hintere  grosse  contractile  Blase  über  dem  Darm -Ende,  viele  kleine 
Magenblasen  und  überall  zerstreute  Körnchen  als  Eiermasse  fallen  in  die  Augen.  Eine  bandartige  Drüse  sah  ich  neuerlich.  Die  Wim- 
pern Hessen  in  der  Halbansicht  mehr  als  30  Reihen  erkennen.   Vielleicht  muss  der  Specialname  geändert  werden.  —  Grösse  bis  Ve  Lune. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXXIII.  Fig.  XIII. 

Drei  Exemplare  300mal  diametral  vergrössert.    Fig.  1.    Normalform;    Fig.  2.    zusammengefallen  (durch  Eierlegen?);    Fig*  3.    im  Eierlegen  durch  Zer- 
fliessen  begriffen,  wonach  es  wieder  munter  weiter  schwamm;  2  Magen  sind  sehr  ausgedehnt. 


Nachtrag   zur   Gattung    Trachelius. 

Ausser  den  verzeichneten  8  Arten  sind  noch  10  Namen  direct  gegeben  worden,  deren  Homonyme  hier  folgen:  1)  Trachelius 
ambiguus  (Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  1831.)  =  Spirostomum;  2)  T.  Anhinga  Schrank  {Fauna  boica  1803.)  ==  Trachelo- 
cerca  Olor;  3)  T.  Cicer  Schrank  (1803)  =  Trach.  Ovum?;  4)  T.  Colymbus  Schrank  (1803)  =  Amphileptus?,  Trach. 
Meleagris?;  5)  T.  Cygnus  Schrank  (1803)  =  Amphileptus;  6)  T.  Fala  Schrank  (1803)  =  Trachelius;  7)  T.  Plana- 
ria  Schrank  (1803)  =  Amphileptus  Fasciola ;  8)  T.  Proteus  Oken  (1815)  =  Trachelocerca  Olor ;  9)  T.  stylatus  Schrank 
(1803)  =  Amphileptus;  10)  T.  Utriculus  Schrank  (1803)  =  Amphileptus  Fasciola.  —  Halbe  Amphileptus  kurz  nach  der 
Theilung  hält  man  leicht  fälschlich  für  trachelius.  Ein  einzelnes  Thierchen  erlaubt  keine  sichere  Entscheidung.  Wo  2  Drüsen  sind, 
ist  die  Form  wahrscheinlich  erwachsen. 

Als  vielleicht  zur  Gattung  Trachelius  gehörige  Formen  sind  zu  vergleichen:  Enchelys  gemmata,  Indea,  Papula, 
Vibrio  verminus,  Utriculus,  Falcc,  intermedius,  Linter,  Rolpoda  ochrea,  Trichoda  barbata,  ambigua,  Lagena, 
Leucophra  dilatata,  Candida  von  Müller. 


HUNDERTEILFTE     GATTUNG:      LIPPENTHIERCHEN. 

IjoxocleSc     lioxocle. 

CHARACTER:    Aninial  e  Trachelinorum  familia,  corpore  undique  ciliato,  ore  simplici  inermi,  labio  supe- 
riore  continuo,  dilatato,  cultrato. 


334 

CARACTERE:   Animal  de  la  famitte  des  Tracheliens^  ä  corps  cilie  de  tous  cötes,  ayant  la  bouche 
simple  sans  dents^  la  levre  superieure  contlnue  et  elargie  en  forme  de  hache. 

Die  Lippenthierchen  zeichnen  sich  in  der  Familie  der  Halsthierchen  durch  überall  bewimperten 
Körper,  einfachen  gebisslosen  Mund  und  eine  unabgesetzte  erweiterte  beilartige  Oberlippe  aus. 

Die  Gattung  wurde  1830  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  mit  4  Arten  gegründet;  1831 
wurden  6  Arten  verzeichnet,  von  denen  L.  Cucullulus  1833  als  eigene  Gattung  Chilodon  abgesondert, 
und  L.  Qucullio  zu  Kolpoda  gestellt  worden  ist.  Hier  sind  4  Arten  aufgenommen.  Die  erste  Kenntniss 
der  beiden  früher  bekannten  Formen  hatte  Müller,  als  Kolpoda  Rostrum  1770  und  vielleicht  als  Tri- 
choda  aurantia  1786,  dieBoRY  als  Paramaecium  und  Plagiolricha  verzeichnet  hat.  —  Die  organischen 
Systeme  sind  zahlreich  erkannt.  Als  Bewegungsorgane  sind  Wimperreihen  und  längere  Mundwimpern  vor- 
handen. —  Das  polygastrische  Ernährungssystem  ist  bei  3  Arten  durch  Aufnahme  fester  Nahrung  ermittelt, 
auch  bei  1  Art  das  Auswerfen  durch  die  Afterstelle  gesehen.  —  Sexualorgane  sind  in  doppelter  Geschlechts- 
form bei  L.  Rursaria  als  Eikörnchen,  eine  ovale  Drüse  und  2  contractile  runde  Blasen  beobachtet,  bei  2 
andern  sind  Eikörnchen  allein  erkannt.  —  Selbsttheilung  ist  nur  als  Queertheilung  beobachtet;  doch  hat 
Müller  bei  Trichoda  aurantia  auch  Längstheilung  gesehen. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  bei  Copenhagen,  Landshut,  Berlin  und  Tobolsk  beob- 
achtet. 

463.     JLoacodes  Mostrum,  gesclmäfreltes  l^ippentJiiercIieii.     Tafel  xxxiv.  Fig.  I. 

L.  corpore  albo,  lanceolato,  propter  labium  lateraliter  uncinatum  leviter  sigmoideo. 

JLoxode  JSec,  a  corps  blanc,  lanceole,  legerement  courbe  en  forme  d'un  ä,  par  la  levre  lateralement 
crochue. 

Kolpoda  Rostrum,  Müller,  Vermium  fluv.  historia,  p.  46.  1773.    Animalc.  Infus,  p.  94.   Tab.  XIII.  Fig.  7—8.    1786. 

Colpoda  Rostrum,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  70.  1803. 

Paramaecium  Solea,  Bory,  Encycloped.  method.   Vers.  1824. 

Loccodes  Rostrum,  Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.  p.  42.   1831.   p.  108. 

Aufenthalt:     Bei  Copenhagen ,  Berlin,  Landslmt  beobachtet. 

Bei  Berlin  sah  ich  diese  Form  nur  zwischen  Conferven  1831  im  Juli,  1832  am  26.  April.  Sie  wird  sehr  gross,  doch  sah 
icli  auch  kleinere  gleichzeitig  mit  grossen  in  der  Queertheilung.  Ich  sah  oft  im  Innern  grosse  verschluckte  Navicidas  und  $i/?iedras9 
auch  Chlamidomonas.  Farbe  nahm  es  nie  auf.  Der  Mund  ist  am  Grunde  des  beilförmigen  Rüssels,  der  rechts  eine  Falte  hat.  Die 
Eierchen  bilden  oft  2  Streifen  zu  beiden  Seiten  des  Leibes.  Männliche  Organe  wurden  nicht  klar.  Auch  die  Wimpern  sind  sehr  zart, 
doch  sah  ich  sie  neuerlich  über  den  ganzen  Körper.  —  Grösse  V12  —  Vs  Linie;  Eierchen  weniger  als  V2000  Linie  gross. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXIV.   Fig.  I. 

Es  sind  6  Exemplare  bei  300maliger  Linearvergrösserung  abgebildet.  Fig.  1.  grössere  Form  mit  gebogener  Rüsselfalte.  Fig.  2.  wirbelnd;  o'  der 
Mund  hat  eine  Navicula  viridis  und  eine  Synedra  Ulna  verschlungen,  Bauchansicht.  Fig.  3.  Rückenansicht.  Fig.  4.  und  5.  gebogen.  Fig.  6. 
in  der  Queertheilung. 

464L     JDoacodes  Cifhara,  harfenförmiges  Lippeiitliiorclien.     Tafel  XXXIV.  Fig.  IL 

L.  corpore  triangulo  compresso,  albo,  in  fronte  dilatata  oblique  truncato,  postice  attenuato. 

Loccode  Harpe,  a  corps  triangulaire  comprime>  blanc,  elargi  et  obliquemevit  tronque  an  front,  aminci 
au  botet  posterieur. 

Trichoda  aurantia,  Müller?  Animalc.  Infus,  p.  185.  Tab.  XXVI.  Fig.  13  —  16.    (Vergl.  Chilodon  Cucullulus.) 
Loxodes  Cithara,   Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1831.    p.  108. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin,  vielleicht  auch  bei  Copenhagen. 

Dieses  flache  dreieckige  Thierchen,  welches  eine  Harfenform  hat,  zeigt,  nachdem  es  verschiedene  Nahrung  genossen,  eine  ver- 
schiedene Farbe,  ist  aber  eigentlich  weiss.  Vielleicht  war  Müller' s  Thierchen,  das  er  1784  mit  Lemna  fand,  eine  besondere  Art, 
vielleicht  auch  Chilodon.  Bory  nennt  es  Plagiotricha.  Gegenwärtiges  gleitet  am  Grunde  des  Wassers  und  zwischen  andern  Kör- 
pern hin,  und  verschlingt  auch  Bacillarien.  Am  7.  Juni  1836  fand  ich  ein  ähnliches,  aber  weniger  plattes,  Thierchen  in  einem 
grünen  Wassertümpel  in  Schönhausen  bei  Berlin  mit  Phacelomonas,  Gonium  und  Leucophrys  patula.  An  diesem  sah  ich  deutlich 
in  der  Halbansicht  11  — 12  Längsreihen  von  Wimpern,  vorn  eine  ovale  Drüse  und  eine  contractile  Blase  am  zugespitzten  Ende,  auch 
sah  ich  da  das  Auswerfen  genossener  Monaden  am  hintern  Ende,  doch  schien  mir  der  Mund  am  stumpfen  Winkel  der  abgestutzten 
Seite  zu  liegen,  was  mehr  für  Bursaria  passt.  —  Grösse  V36  —  Vis  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf,  XXXIV.  Fig.  IL 
Es  sind  3  Zeichnungen  von  1830  mitgetheilt,  da  die  späteren  nicht  mehr  aufgenommen  werden  konnten.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

465.     XfOaoodes  Bursaria,  grünes  Iiippentbierchen.     Tafel  XXXIY.  Fig.  m. 

L.  corpore  oblongo  viridi,  antico  fine  depresso  et  oblique  truncato,  postico  rotundato  turgido. 

Lo&ode  vert,  a  corps  oblong  vert,  obliquement  tronque  et  deprime  au  bout  anterieur,  arrondi  et  gon- 
fle  au  bout  posterieur. 


335 

Paramecium  Chrysalis  var.  viridis,  Ab  ha  ndl.   der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1830.  p.  65,  70. 

Loxodes  Bursaria,     \  AbhandL  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  109,  111.   1835.   p.  164. 

Bursaria  Chrysalis,  \ 

Paramecium  Bursaria,  Focke,  Isis  1836.  p.  786. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin,  Bogoslofsk  im  Ural  und  bei  Bremen  (?). 

Vielleicht  ist  diese  bei  Berlin  sehr  gemeine  Form  doch  das  Paramecium  versutum  von  Müller,  nicht  Schrank,  und 
ohne  die  Synonyme.  Ich  beobachtete  es  jährlich  im  April,  Juni,  Juli,  .September  und  October,  und  auf  der  Reise  mit  Herrn  voiv 
Humboldt  in  Sibirien  1829  zeichnete  ich  es  in  Bogoslofsk  im  Ural  im  Juli.  Es  lebt  in  sumpfigen  Wässern  und  vermehrt  sich  in 
Gläsern  durch  queere  Selbsttheilung  sehr  schnell.  Es  schwimmt  gerade  oder  sich  um  die  Längsaxe  drehend,  und  kriecht  an  den  Wän- 
den der  Gläser  wie  Kerona  pustulata,  oft  auf  kurzem  Wege  hin  und  her  schweifend.  Schon  1831  zählte  ich  es  unter  den  mit  In- 
digo geprüften  Formen  auf.  Seit  1835  habe  ich  auch  eine  eiförmige  grosse  Drüse  in  der  Körpermitte  und  2  contractile  runde  Blasen 
erkannt,  deren  eine  in  der  Mitte,  die  andere  nahe  am  Hintertheile  ist.  Diese  hat  Dr.  Focke,  ein  sehr  fleissiger  Beobachter  in  Bre- 
men, strahlig  gesehen,  und  hält  diess  für  Character  eines  Paramecium.  Allein  die  Stellung  der  Analöffnung  am  Ende  kann  für  jetzt 
diess  allein  entscheiden,  da  die  Sexualorgane  in  allen  Gattungen  bedeutende  Abweichungen  bei  den  Arten  zeigen.  Die  grüne  Farbe  sind 
grosse  runde  (Ei-)  Körnchen,  die  zuweilen  dicht,  zuweilen  sparsam  sind,  und  welche  Dr.  Focke  sammt  den  blauen  Magen  sich  be- 
wegen (verschieben)  sah  (vergl.  Stentor).  —  Grösse  des  Uralthierchens  V25  Linie,  des  Berliner  V24  Linie;  Eierchen  (?)  V240  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXIV.   Fig.  HL 

Fig.  1.  und  3.     sind  vom  Bauche,    Fig.  2.    vom  Rücken  gesehen;    Fig.  4.    von  der  rechten  Seite,  wirbelnd;    Fig.  5.    in  Queertheilung.     Linearver- 
grösserung  300mal.    Die  Körperwimpern,  oft  schwer  zu  erkennen,  sind  in  gefärbtem  Wasser  deutlich  und  scheinen  sehr  dichte  Reihen  zu  bilden. 

466.     JLoaoodes  plicatus,  faltiges  liippentbierchen.     Tafel  xxxiv.  Fig.  IV. 

L.  corpore  elliptico  depresso,  medio  turgidulo,  labio  uncinato,  abdomine  obsoleto  sulcato  et  plicato. 

Loccode*  plie,  a  corps  elliptique  deprime,  gonfle  im  peu  au  milieu,  la  levre  crochue,  le  corps  legere- 
ment  plie. 

Loxodes  plicatus,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  109. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  entdeckte  es  im  März  1830  zwischen  Conferven  in  Sumpfwasser.  Es  nahm  keine  Farbe  auf  und  hatte  viel  Aehnlichkeit 
mit  Oscytricha  Cicada,  auch  manches  mit  einer  Aspidisca.  Ich  sah  undeutliche  Magenzellen  und  Körnchen  im  Innern,  und  unter- 
schied 6  gekrümmte  schwache  Leisten  am  etwas  breiteren  Hintertheile.  —  Grösse  V36  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXIV.  Fig.  IV, 
Fig.  1.    schwimmend;    Fig.  2.    kriechend.     Linearvergrösserung  300mal. 


Nachtrag   zur   Gattung   Loxodes. 

Tric/ioda  aurantia,  Kolpoda  Gallinula,  Cucullio,  mucronata,  Cyclidium  dubium  und  Gonium  rectanguhim  und 
obtusangulum  von  Müller  könnten  noch  dieser  Gattung  angehören,  sie  könnten  aber  auch  sämmtlich  Synonyme  der  hier  beschriebe- 
nen Arten  oder  der  Gattung  Chilodon  seyn.  Lotcodes  Cucullio  1831  ist  zu  Kolpoda,  Loxodes  Cuculhelus  zu  Chilodon  gezo- 
gen, Loxodes  Spathula  Focke  (1836.  Isis,  p.786.)  ist  als  Leucophrys  Sp.  verzeichnet,  weil  die  von  dem  scharfsichtigen  Beob- 
achter gesehenen  3  contractilen  Blasen  nach  den  hier  angenommenen  Eintheilungsprincipien  keinen  Gattungscharacter  bilden. 


HUNDERTZWÖLFTE     GATTUNG:      BÖRSENTHIERCHEN. 

ISursaria.    Boursaire. 

CHARACTER:    Animal  e  Trachelinorum  familia,    corpore  undique  ciliato,   fronte  turgida   protensa,    ore 
simplici  dentibus  destituto,  appendice  tremula  nulla.     ( =  Leucophrys  ore  laterali.) 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Tracheliens,   a  corps  eilte  de  tous  edles,  le  front  gon- 
fle depordant  la  bouche  simple  sans  dents  et  sans  lame  tremblante. 

Die  Gattung  der  Börsenthierchen  gehört  der  Familie  der  Halsthierchen  an  und  zeichnet  sich 
durch  überall  bewimperten  Körper,  und  über  den  einfachen  und  zahnlosen  Mund  vorragende  dicke  Stirn,  so 
wie  durch  Mangel  einer  zitternden  Klappe  am  Munde  aus. 

Müller  bildete  die  Gattung  Bursaria  1773  mit  2  Arten,  und  vermehrte  diese  1786  auf  5  Arten. 
Abildgäard  fügte  1793  1,  und  Schrank  1803  noch  2  neue  Arten  hinzu.  Lamarck  stellte  1815  eine  Vor- 
ticelle  Müllers  in  diese  Gattung.  Sehr  zahlreich  mehrte  die  Arten  Bory  de  St.  Vincent  1822  im  Biet, 
ckissique,  aber  nur  durch  Umändern  von  8  Namen  Müllers  aus  den  Gattungen  Kolpoda,   Paramecium, 

8£ 


330 

Oyclidium,  Enchelis  und  Trichoda.  Von  Mlller  s  Arten  behielt  er  nur  3.  Im  Jahre  1824  verzeichnete 
derselbe  im  Ganzen  nur  9  Arten ,  worunter  eine  neu  ist  Ich  habe  seit  1828  12  Artnamen  hinzugefügt 
So  sind  35  Artnamen  entstanden,  von  denen  jedoch  die  physiologische  Umänderung  des  Gattungscharacters 
seit  1830  jetzt  nur  14  Arten  aufzunehmen  gestattet.  Die  Homonyme  der  übrigen  finden  sich  im  Nachtrage, 
Die  erste  sichere  Kenntniss  von  Formen  dieser  Gattung  findet  man  schon  bei  Leelwenhoek,  welcher  1683 
2  Arten,  B.  intestinalis  und  cordiformis ,  aus  dem  Darmcanale  der  Frösche  abbildete.  Im  Jahre  1832 
schlug  ich  schon  vor,  B.  spirigera  als  besondere  Gattung  Spirostomum  zu  sondern,  und  die  Formen  mit 
kleinerer,  entfernter  vom  Stirnende  liegender,  Mundöffnung  als  Subgenus  Frontonia  abzutrennen,  indem  ich 
Müllers  beutelartiger  Hauptform,  der  B.  truncatella^  den  Namen  Bursaria  liess.  Purkinje  und  Valen- 
tin haben  1835  die  Bursarien  des  Froschdarmes  unter  dem  Gattungsnamen  Opalina  wieder  als  neu  be- 
schrieben. Die  Organisation  ist  reichhaltig  ermittelt.  Als  Bewegungsorgane  dienen  meist  reihenweis  über 
den  Körper  gestellte  Wimpern,  und  etwas  grössere  bilden  meist  einen  Kranz  oder  Einfassung  um  den  Mund. 
In  gefärbtem  Wasser  erkennt  man  sie  deutlicher.  —  Als  Ernährungsorganismus  dient  ein,  mit  vielen  kugel- 
förmigen gestielten  Beuteln  traubenartig  besetzter,  Darm,  der  oft,  vielleicht  immer,  vorn  eine  Krümmung 
in  den  Stirnhöcker  macht  und  am  hintern  Körperende  mündet.  Der  Mund  ist  eine  grosse  Oeffnung,  die 
nicht,  wie  bei  Leucophrys^  das  vordere  schief  ablaufende  Ende  bildet,  sondern  ganz  seitlich  ist,  so  dass 
die  Stirn  entweder  weit  darüber  vorragt,  oder  doch  das  Ende  bildet.  Ein  weisser  und  röthlicher  Ver- 
dauungssaft ist  häufig  erkannt.  —  Der  Sexualorganismus  ist  als  hermaphroditisch  bei  3  Arten  vollständig, 
und  bei  5  Arten  tlieil  weise  ermittelt.  Nur  weibliche  Ei -Körnchen  sind  überdiess  bei  noch  3  Arten,  wahr- 
scheinliche Sexualtheile  also  bei  11  Arten  beobachtet.    Längs-  oder  Queertheilung  ist  bei  5  Arten  erkannt. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  in  Holland,  Dänemark,  Frankreich,  Baiern,  Preussen 
und  dem  sibirischen  Russland  nur  im  Süsswasser  beobachtet.  Eine  Art  lebt  in  der  Eisenquelle  bei  Doberan 
in  Mecklenburg. 

A.     Subgenus   Bursaria. 
Der  untere   (nicht  vordere)  Mund  bis   an  den   Stirnrand  reichend. 

4ßff.     Mursaria  truncmtella,   abgestutztes  Ilörsentliierclteii.      Tafel  XXXIV.  Fig.  V. 

B.  corpore  maximo,  ovato,  turgido,  albo,  fronte  late  excavata,  truncata,  ciliorum  ordine  simplici. 

Boursaire   troncatelle^    a  corps  tres-grand,    ovale ,  gonße,    hlanc^    tronque  et  largement  creuse  au 
fronte  qui  a  im  simple  rang  de  cils* 

Bursaria  irunvatella ,  Müller,  Verm.  flav.  lüst.   1773.   p.  54.    Animalc.  Infus.   1786.   p.  115.   Tab.  XVIT.    Fig.  1  —  4. 

Bursaria  truncalella,  Bory  de  St.  Viscest,  Dict.  class.  1822.   Bursaire.     Encyciopedie  meth.  1824. 

Bursaria  truncatella,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1831.   p.  110.   1833.   p.  237.    1835.   p.  164. 

Aufenthalt:    Bei  Copenhagen  und  Berlin  beobachtet. 

Im  Frühjahre  fand  diese  Form  Müller  bei  Copenhagen  in  Waldgräben  mit  faulen  Buchenblättern,  ich  fand  sie  auch  im  März 
und  Februar  häufig  in  Torfgruben  bei  Berlin.  Sie  gleicht  einem  Ei,  das  vorn  seitlich  eine  grosse  offene  Tasche  hat,  und  schwimmt 
langsam,  senkrecht  stehend.  Der  ganze  Körper  ist  mit  schiefen,  Spiralen  (?)  Reihen  von  Wimpern  besetzt,  und  die  Fangtasche,  an  deren 
Grunde  in  der  Körpermitte  der  Mund  liegt,  hat  nur  auf  der  rechten  Seite  und  vorn  grössere  Wimpern.  Das  grosse  sehr  weiche  Thier 
zeigt  oft  nur  einige  dunklere  Linien  und  Blasen  im  Körper,  allein  wenn  es  mehrere  Magen  stark  angefüllt  hat,  ist  es  oft  sehr  bunt. 
Ich  sah  in  einzelnen  Magen  ganze  frische  und  halbverdaute  Rädert  liiere  {Rotifer  oder  Philodina  den  Zähnen  nach)  liegen,  auch 
grosse  Pflanzenstoffe,  und  ich  konnte  den  Darm  mit  Carmin  sich  anfüllen  sehen,  aber  nicht  seinen  ganzen  Verlauf  verfolgen.  Um  die 
Speise  ist  immer  eine  klare  Flüssigkeit  in  den  einzelnen  Magen,  welche  ich  den  Verdauungssaft  (Magensaft)  nenne.  Zuweilen  sah  ich 
am  hintern  Ende  sehr  dicht  anliegende,  zum  Auswerfen  bereite,  Massen,  aber  nie  das  Auswerfen  selbst.  Eine  grosse  helle  Blase  ist 
hinter  dem  Munde  etwas  links,  und  auf  der  linken  Seite  liegt  auch  eine  grosse  band-  oder  schnurartige,  gebogene,  ungegliederte  Drüse, 
welche  bis  in  die  Stirn  reicht.  Zahllose  kleinere  Magen  und  eine  sehr  feinkörnige  weisse  (Eier-?)  Masse  füllen  den  Leib,  worin  je- 
doch linkerseits  noch  krumme  Linien  sichtbar  waren,  deren  Bedeutung  unklar  blieb.  Vielleicht  biegt  sich  der  Darm  schlingenartig  in 
der  Stirn  um.  —  Grösse  V*  bis  Vs  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XXXIV.   Fig.  V. 

Fi°\  1.    Ansicht  von  der  Bauchseite,   mit  natürlicher  Speise  erfüllt  und  Indigo  aufnehmend;    bei  v-\*   ein  mit  einem  Rad  er  thier  erfüllter  Magen.     Am 
Munde  biegt  die  Strömung  im  rechten  Winkel  ab,  einiges  geht  in  den  Darm;  bei  t  Samendrüse.     Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

468.     Bursaria  Vorticella,  sIocKenähiiliches  ISorsenthierclieii.    Tafel  xxxiv.  Fig.  VI. 

B.  corpore  magno  subgloboso  campanulato  turgido  albo,  fronte  late  excavata  truncata,  ciliorum  ordine  duplici. 

Boursaire  Vorticelle^   a  corps  grand  presque  spherique,   campanule,  gonfle^  blanc,  tronque  et  lar- 
gement creuse  au  front ,  qui  a  im  double  rang  de  cils. 

Bursaria  Vorticella,  Abhandl.  d.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  237. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich   fand   diese   ausgezeichnete   langsam  schwimmende   Form   mit   Chlamidomonas  Pulvisculus  und  Gonium  pectorale  in 
Löschkübeln  auf  den  Strassen  Berlins  zuerst  am  28.  Sept.  1833.     Sie  hat  eine  sehr  grosse  Aehnlichkeit  mit  Leucophrys  patiila,  so 


S27 — 

dass  ich  fast  fürchte,  die  neueren  Abbildungen  der  letzteren  (Fig.  2.,  3.,  4.  und  6.  Tafel  XXXII.)  mögen  der  Bursaria  Vorticella 
angehören.  Ich  habe  nämlich  so  eben,  am  20.  Oct.  1837,  wieder  zahlreiche  Exemplare  vor  mir,  die  ich  für  jene  Leucophrys -For- 
men allem  Detail  nach  erkenne  und  die  des  in  der  seitlichen  Spalte  tief  liegenden  Mundes  halber  Bursarien  benannt  werden  könnten. 
Ich  muss  das  Urtheil  noch  suspendiren  und  mache  nur  auf  mein  eigenes  Schwanken  aufmerksam.  Bei  der  ursprün «liehen  Form  habe 
ich  Sexualtheile  nicht  unterschieden,  aber  die  Ernährungsorgane  sammt  Mund  und  Afterstelle  sehr  deutlich  erkannt.  Ein  wichtiger  Un- 
terschied der  Bursaria  von  der  Leucophrys  liegt  vielleicht  auch  in  dem  Mangel  der  Wimpern  bei  ersterer  an  der  dreiecki°en  rech- 
ten Klappe  am  Mundrande,  und  so  sind  beide  nah  verwandte  Formen  vielleicht  doch  speciell  und  genetisch  verschieden.  Von  der  Spitze 
der  dreieckigen  Klappe  geht  eine  zweite  Reihe  einzelner  sehr  langer  Wimpern  ab,  deren  ich  nur  4  zählte.  Ich  meinte  schiefe  Queer- 
reihen  von  Wimpern  zu  sehen.     Bei  B.  truncatella  ist  der  rechte  Mundrand  bewimpert,  der  linke  kahl.  —   Grösse  bis  x/9  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Ta f.  XXXIV.    Fig.  VI. 

Fig.  1.  Ansicht  der  Bauchseite  eines  im  Zerfliessen  (Eierlegen?)  begriffenen  Exemplares,  welches  bei  Zuthun  neuen  Wassers  sich  wieder  abrundete  und 
munter  fortschwamm;  Mundspalte  verengert,  Fig.  2.  Ansicht  vom  Rücken,  bei  o'  der  Mund.  In  2  Magen  liegen  Gonium  pectorale,  in  andern 
Chlamidomonas,    Fig.  3.    Ansicht  von  der  Bauchseite.     Excretion.    Mundspalte  sehr  geöffnet.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

469.     Bursaria  voraac,  gefrässiges  Börsenthierchen.     Tafel  XXXV.  Fig.  I. 

B.  corpore  oblongo  utrinque  rotundato  magno,  oris  rima  ampla,  corporis  tertiam  partem  longa,  apicem  frontis  attingente. 

Boursaire  vorace,  a  corps  oblong,  grand,  arrondi  au&  deux>  bouts,  ayant  V orifice  de  la  bouche  am- 
ple,  du  tiers  de  la  longueur  du  corps  et  touchant  la  sommite  du  front. 

Bursaria  vorax,  Abliandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  110. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Dieses  grosse  Thierchen  findet  sich  im  Sommer  im  schlammigen  Wasser  bei  Berlin.  Ich  sah  schon  1831  im  Juli  es  mit 
Coleps  hirtus  angefüllt,  und  es  nahm  auch  sogleich  Farbestoffe  auf,  welche  sehr  schnell  aus  einem  Magen  in  den  andern  gingen  und 
hinten  an  einer  erweiterten  Stelle  und  unter  einer  contractilen  Blase  ausgeworfen  wurden.  Bei  wenig  Wasser  zerfloss  es  sehr  leicht, 
und  setzte  ich  neues  hinzu,  so  schwamm  es  in  unförmlichen  Formen  aller  Art,  die  es  annahm,  munter  weiter.  Ich  sah  iiberdiess  den 
Körper  voll  (Ei-)  Körnchen.  Diese  Form  hat  sehr  grosse  Aehnlichkeit  mit  Urostyla  grandis  und  Stylonychia  lanceolata,  deren 
Krallen  und  Griffel  oft  eingezogen  sind.     Ich  habe  sie  neuerlich  nicht  wieder  gesehen.  —  Grösse  V12  —  Vo  Linie. 

Erklärung,  der  Abbildungen    Taf.  XXXV.   Fig.  I. 
Fig.  1,    Seitenansicht;    Fig.  2.    Bauchseite;    Fig.  3.    eine  monströse  Form  nach  dem  partiellen  Zerfliessen.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

4?0.     Bursaria  Jttnlozoon,  Wurm-Borsenthierchen.     Tafel  xxxv.  Fig.  m. 

B.  corpore  cylindrico  turgido,  utrinque  fere  aequaliter  rotundato,  magno,  oris  rima  parva  sub  apice. 

Boursaire  Entozoe,   a  corps  cylindrü/ue ,  grand,  gonfle,   arrondi  ä  peu  pres  egalement  au&  deu& 
bouts,  la  bouche  petite  sous  le  front. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  in  dem  Darme  der  Frösche. 

Müller  hat  vielleicht  mit  der  Varietät  seiner  Leucophra  globulifera,  die  er  (bei  Göze)  in  Quedlinburg  im  Darme  der 
Frösche  sah,  diese  Form  gemeint,  doch  scheint  er  vielmehr  alle  Darmthierchen  mit  diesem  Namen  und  Vibrio  vermiculus  genannt 
zu  haben.  Es  ist  viel  dicker  und  gleichförmiger  cylindrisch,  als  die  folgende  Art.  Eine  hellere  Stelle  am  hintern  Ende  sah  ich  bei 
einer  durch  halbes  Zerfliessen  verkümmerten  Form,  und  hielt  sie  für  die  Analstelle.  Viele  Magenblasen,  zum  Theil  mit  farbigen  Stof- 
fen erfüllt,  und  Eikörnchen,  so  wie  die  reihenweis  gestellten  Wimpern  (23  —  24  Reihen)  sind  von  mir  beobachtet.  Es  findet  sich  ge- 
wöhnlich mit  dem  folgenden  im  Mastdärme  der  Rana  temporaria  im  Winter  und  Sommer,  seltener  als  die  andern.  —  Grösse  bis 
Vs  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  XXXV.   Fig.  m. 
Fig.  1.  und  2.    sind  1826  entworfene  Zeichnungen;    Fig.  3.    ist  1835  gezeichnet.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

4*1.     Bursaria  intestinalis,  Darm- Bor sentliierciieii.     Tafel  xxxv.  Fig.  IV. 

B.  corpore  cylindrico,  gracili,  postico  fine  attenuato,  oris  rima  parva  sub  apice. 

Boursaire  intestinale,  h  corps  cylindrique ,  grele,  aminci  au  bout  posterieur,  la  bouche  petite  sous 
le  front. 

Animalcula  in  stercore  Ranarum,  Leeuwenhoek,  Opera  omnia,  p.  49.  Fig.  A.  1683. 

Vibrio  vermiculus,  Müller,  Verra.  fluv.  hist.  p.  25.  1773.    Animalc.  Infus.  1786.  p.  50.   Tab.  VI.   Fig.  10,  11. 

Flimmerwalzen  (Leucophrae)  im  Froschdarme,  Göze,  Naturgescli.  d.  Einge  weidew.  1782.  p.  111,  431.    Taf.  XXXIV".   Fig.  8. 

Hirudo  intestinalis,  Bloch,  Abliandl.  über  die  Erzeug,  d.  Eingeweidewürmer,   1782.   p.  36.    Tab.  X.   Fig.  10. 

Leucophra  globulifera,  Müller,  Anim.  Infus,   p.  149.   Tab.  XII.   Fig.  4.   1786. 

Paramaecium  Incubus,  Schrank,  Fauna  boica  III.  2.  p.  68.  1803. 

Leucophra  globulifera,  Bort  de  St.  Vincent,  Encyclopedie  method.  1824. 

Bursaria  intestinalis,  Abhandl.  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1835.   p.  164.   nicht  1831.    (s.  B.  Nucleus.) 

Opalina  Ranarum,  Purkinje  et  Valentin,  de  phaenomeno  inotus  vibratorii,    1835.  p.  43,  59. 

Aufenthalt:    In  Holland,  Sachsen,  Preussen  nnd  Baiern  im  Darme  der  Frösche  beobachtet. 

Dieses  Thierchen  entdeckte  vor  154  Jahren  am  26.  Juli  1683  Leeuwenhoek  in  Delft  im  Darmschleime  der  Frösche. 
Müller  zog  es  1773  zu  seinem  Vibrio  vermiculus,  der  wohl  eine  Insectenlarve  des  Sumpfwassers  war.  Göze  in  Quedlinburg 
nannte  es  1782  Leucophra,  und  gleichzeitig  beschrieb  es  Dr.  Bloch  in  Berlin  als  Hirudo  intestinalis,  welcher  erste  Specialname 
beizubehalten  ist.     Schränk  fand  es  dann  in  Baiern  wieder  und  gab  unnöthig  einen  neuen  Namen.    Bort  meint,  die  Frösche  hätten 


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es  «efressen,  hat  es  also  wolil  nicht  gesehen.  Ich  habe  es  sehr  häufig  hei  Berlin  besonders  im  Februar  wieder  beobachtet  in  Kröten 
(Bufo  einer  eus)  und  zwei  Frosc harten,  Rana  tempöraria  und  esculenta.  Durch  den  Namen  Bursaria  verleitet,  dessen  Be- 
triff aber  seit  1831  ganz  anders  gestaltet  ist,  hielten  Purkinje  und  Valentin  1835  das  Thierchen,  weil  es  keine  Tasche  habe, 
für  eine  ganz  neue  Form,  und  gaben  den  neuen  Gattungs-  und  Specialnamen  Opalina  Ranarum.  Die  Wimpern  liegen,  wenn  das 
Thierchen  gerade  ausgestreckt  schwimmt,  in  geraden  Längsreihen,  es  windet  sich  aber  oft,  beim  Trocknen  zuweilen  wie  ein  Pfropfen- 
zieher,  und  dann  sind  auch  diese  Wimperreihen  mehr  oder  weniger  spiralförmig,  zuweilen  sogar  erscheinen  sie  dann  als  Queerreihen. 
Die  vordere,  aber  untere  Mundöffnung  ist  klein  und  schwer  zu  erkennen,  auch  spät  erst  ist  eine  ovale  männliche  Drüse  von  mir  er- 
kannt worden.  Viele  Magenblasen  und  Eikörnchen  sind  deutlich  geworden,  aber  das  Auswerfen  noch  nicht  beobachtet,  da  es  keine 
Farbestoffe  aufnahm.  Nur  bei  dieser  Ali  der  Gattung  ist  von  mir  queere  Selbsttheilung  beobachtet.  Man  darf  also  die  kürzeren  gleich- 
zeitigen Formen  nicht  für  andere  Arten  halten.  —  Grösse  V20  —  V10  Linie,  der  Eier  — */62s  Linie. 

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  XXXV.   Fig.  IV. 

Fig.  1  —  4.  sind  lebende  Nonnalformen,  0'  der  Mund,  w  die  wahrscheinliche  Afterstelle,  t  die  männliche  Sexualdrüse.  Fig.  5.  und  6.  Queertheihmg. 
IV.  7.  ein  sich  verlängernder  Hintertheil.  Fig.  8.  und  9.  sind  eintrocknende  Exemplare.  Oft  sind  die  Wimperreihen  nicht  sichtbar,  obwohl  sie  da 
sind.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

4¥£.     Bursaria?  cordiformis,  herzförmiges  llöi  seilt  Iiicrelieii.     Tafel  XXXV.  Fig.  VI. 

B.  corpore  reniformi,  albo,  fronte  depressa,  ore  subspirali. 

Boursaire?    Coeur,    a   corps   en  forme  cPun  rognon,    blaue,   le  front  deprime,  la  bouche  legerement 
courbee  en  spirale. 

Animalcula  in  stercore  Ranarum,  Leeuwenhoek,  Opera  omnia,  p.  49.  Fig.  B.   1683. 

Chaos  intestinalis  cordiformis,  Bloch,  Abliandl.  über  die  Erzeug1,  d.  Ein ge weide w.  1782.  p.  36.  Tab.  X.  Fig.  11.  nicht  12.  (s.  B.  Nucleus.) 

Flimmerquadrate  (Leucophrae)   im  Mastdarme  der  Frösche,    Göze,   Naturgesch.   d.  Eingeweidew.    1782.   p.  431.   Taf.  XXXIV.  Fig.  10. 

(s.  B.  Ranarum.) 
Paramaecium  Nucleus,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  67.  1803.   zum  Theil. 
Bursaria  Entozoon,  Abliandl.  der  Akademie  d.  Wissen  seh.  zu  Berlin,  1835.  p.  164. 

Aufenthalt:    In  Holland ,  Sachsen,  Preussen  und  Baiern  im  Mastdärme  der  Frösche. 

Diese  und  die  vorige  Art  sind  auch  mir,  sammt  der  B.  Ranarum,  als  die  gemeinsten  in  Fröschen  und  Kröten  vorge- 
kommen. Sie  ist  überdiess  für  die  Erkenntniss  der  Organisation  sammt  B.  vernalis  die  fruchtbarste  gewesen.  Ich  sah  die  Bewegungs- 
Wimpern,  aber  nicht  ihre  Reihen,  viele  Magenblasen,  Eikörnchen,  eine  sehr  grosse  nierenförmige  männliche  Sexualdrüse  und  3  con- 
tractile  Blasen,  wie  bei  Cliilodon.  Die  gekrümmte  fast  spiralförmige  3Iundöifnung  nähert  diese  Form  an  Spirostomum.  Bloch  sagt, 
er  habe  aus  ihr  oder  B.  Nucleus  viele  Junge  ausschlüpfen  gesehen,  allein  das  war  wohl  partielles  Zerfliessen,  welches  beim  Eierlegen 
statt  findet  (s.  B.  flava  und  vernalis).  —  Grösse  bis  Vis*  Eierchen  Vjgs  Linie.     So  eben  finde  ich  es  auch  im  Laubfrosch. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXV.   Fig.  VI. 

Fig.  1.  Ansicht  der  Bauchfläclie ;  Fig.  2.  Seitenfläche;  Fig.  3.  Rückenfläche;  Fig.  4.  Seitenfläche  verkehrt;  o'  Mund,  t  Sexualdrüse,  s  Sexual- 
blasen,  co  Äfterstelle.     Linearvergrösserung  300mal.     Die  Sexualdrüse  liegt  im  Stirntheile  des  Rückens  sehr  eigenthümlich. 

4£3.     Bursaria  lateritia,   ziegelrothes  Borsentluerchen.     Tafel  XXXV.  Fig.  VIII. 

B.  corpore  compresso,  ovato-triangulari,  pallide  lateritio,  fronte  cristata  acuta. 

Boursaire  rouge,  a  corps  comprime,  ovale -triangulaire,  d'un  rouge  pale,  le  front  en  crete  aigue. 

Glöd- Spilleren,  Müller?  Nye  Saml.  af  Dansk.  Vidensk.  Saelsk.  Skrift.  1780.  II.   p.  268.  Taf.  II.  Fig.  IX.* 

Trichoda  ignita,  Müller?  Animalc.  Infus.   1786.  p.  186.    Tab.  XXVI.   Fig.  17  —  19. 

Ypsistomon  salpina,  Bory?  (auch  Ipsistoma),  Encycloped.  metkod.  Vers.  1824.    Di  ct.  class.  1831.     Hypsistomon,  Essay,  1826. 

Bursaria  lateritia,  Abliandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.   p.  110.     Isis,  1834. 

Aufenthalt:     Bei  Berlin,  vielleicht  auch  bei  Copenhagen  und  Paris  beobachtet. 

Ich  würde  dieses  niedliche  Thierchen  geradehin  Bursaria  ignita  genannt  haben,  wenn  nicht  Bort  es  wieder  zahlreich  beob- 
achtet zu  haben  berichtete,  und  auch  2,  aber  hintere  Hörner,  und  alles,  nur  umkehrend,  ebenso  beschriebe,  wie  Müller.  Dennoch 
halte  ich  jetzt  beide  Körper  für  einerlei  und  die  Hörner  für  eine  optische  Verdichtung  der  Wimpern,  was  Müller  selbst  an  die  Hand 
giebt.  Müller  fand  sein  Thierchen  1777  und  1778  im  Winter  mit  Lemna,  Bory  mit  Oscillatorien,  ich  fand  es  im  December  1830 
und  am  21.  Nov.  1832  ziemlich  zahlreich  mit  Conferven  des  Thiergartens  bei  Berlin.  Ich  sah  es  in  sehr  verschiedenen  Grössen,  aber 
nie  in  Selbsttheilung.  Müller  sah  Queertheilung  und  Längstheilung,  die  er  mit  Unrecht  anfangs  für  Begattung  hielt.  Bory  hielt 
das  Hintertheil  für  die  Stirn,  die  contractile  Blase  für  den  Mund  und  meint,  sie  steckten  sich  willkührlich  dutenartig  in  einander,  wie 
die  Salpen.  Müller  hielt  die  hintere  Blase  schon  fälschlich  für  eine  offene  Grube.  Wenn  ich  alle  diese  falschen  Ansichten  als 
stattgefunden  annehme,  so  ist  diess  Thierchen  die  Trichoda  ignita.  Ich  konnte  es  schon  1830  leicht  zur  Indigoaufnahme  bringen, 
und  sah  dadurch  auch  den  sehr  nach  hinten  gelegenen  Mund.  Viele  Magenzellen,  Eierchen,  welche  die  Farbe  zu  geben  schienen,  und 
eine  grosse  contractile  innere  Blase,  die  keineswegs  ein  Loch  war,  am  hintern  Ende  sind  die  von  mir  erkannten  organischen  Details. 
Die  Behaarung  fand  ich  als  11  — 18  Längsreihen  von  Wimpern  auf  der  seitlichen  Halbansicht.  Der  After  schien  an  einer  leicht  aus- 
gebuchteten  hintern  Stelle  zu  seyn,  doch  sah  ich  das  Auswerfen  nicht.  —  Grösse  V36  —  l\i%  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXXV.    Fig.  VIII. 

Fig.  1.,  2.,  4.,  5.  Seitenansichten.  Fig.  1.  wirbelnd;  d  Mund,  w  After.  Fig.  4.  mit  ausgedehnter  contractiler  Blase.  Fig.  3.  Ansicht  von  der 
Bauchseite,     Fig,  6.    ebenso D  kriechend  an  einem  Zygnema-  Faden.    Verschiedene  Grössen  bei  gleicher  300maliger  Linearvergrösserung. 


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B.     Subgenus   Frontonia. 
Körper  (Stirn)   höckerartig   über  den  Mund  und   seine  Lippen  hinausragend. 

4?4.     Mursaria  vernalis,  Frühlings -Borsenthierclien.     Tafel  xxxiv.  Fi*.  VII. 

B.  corpore  ovato  oblongo  turgido,  viridi,  utrinque  rotundato,  postica  parte  paullo  tenuiore,  ore  tertia  quartave  corpo- 
ris parte  superato. 

Boursaire  du  printemps^  a  corps  ovale-oblong^  gonfle^  vert,  arrondi  aucc  deute  bouts>  aminci  en  ar- 
riere^  la  bouche  depassee  par  le  tiers  ou  le  quart  du  corps. 

LeucopTira  virescens,  Müller?  Animalc.  Infus.    1786.  p.  142.  Tab.  XXI.   Fig.  6  —  8.    Bory,  Encycloped.  metliod.  Vers.  1824. 
Bursaria  vernalis,   Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1833.  p.  235.    1835.    p.  164. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  vielleicht  im  Seewasser  hei  Copenhagen  und  Cadix. 

Bei  Berlin  lebt  diese  Form  häufig  zwischen  Oscillatorien  im  Frühjahre.  Ich  sah  sie  am  25.  März  und  am  26.  und  29.  Mai 
bis  zum  2.  Juni  1832  und  1833,  auch  im  Sommer  1835.  Müller' s  Form  unterscheidet  sich  durch  den  Aufenthalt  im  Seewasser, 
wo  sie  auch  Bory  bei  Cadix  gesehen  zu  haben  berichtet,  und  durch  verdünntes  Vordertheil.  Ich  zweifle  an  einer  Verschiedenheit  der 
Art,  aber  glaubte  nicht  berechtigt  zu  seyn,  sie  völlig  zu  vereinen.  Diese  Art  ist  von  mir  sehr  glücklich  beobachtet.  Die  Bewegung 
ist  ein  Wälzen  um  die  Längsaxe  und  gerades  bedächtiges  Schwimmen.  Der  Körper  ist  mit  wirbelnden  Wimpern  ohne  deutliche  Längs- 
reihen dicht  besetzt  und  mit  prismatischen  kleinen  Stäbchen  durchwirkt.  Der  Mund  hat  einen  Kranz  von  starren  kurzen  Borsten,  die 
last  Zähnen  gleichen.  Viele  innere  Magenblasen  sind  oft  mit  sehr  grossen  Oscillatorien  und  Naviculis  erfüllt,  und  führen  einen  deut- 
lichen rothlichen  Darmsaft.  Ich  zählte  bis  10  grosse  Naviculas  im  Leibe  eines  Thierchens.  Eine  grosse  ovale  männliche  Sexual- 
drüse  und  2  runde  contractile  Blasen  bilden  den  männlichen  Geschlechtsorganismus.  Grüne  Eikörnchen,  welche  mit  ganzen  Körpertei- 
len, des  Lebens  unbeschadet,  durch  ein  partielles  Zerfliessen  periodisch  ausgeschieden  werden,  füllen  den  Körper.  Ueberdiess  sah  ich 
spontane  Längstheilung.  Besonders  interessant  und  wichtig  war  der  leicht  zu  beobachtende  Verdauungsprocess  der  Oscillatorien,  die  erst 
elastisch  und  starr  schön  blaugrün  waren,  dann  sichtlich  schlaff,  biegsam  und  hellgrün,  dann  gelbgrün  wurden  und  in  einzelne  Glieder 
zerfielen,  die  zuletzt  inissfarbig  gelb  waren.  Beim  Verdunsten  des  Wassers  zerfliessen  die  Körper  leicht  ganz,  und  oft  bleiben  die 
Magen  mit  ihrem  Inhalte  dabei  krampfhaft  geschlossen,  wie  freie  abgelöste  Kugeln.  —  Länge  V12  —  V10  Linie,  Eierchen  V480 —  %s 
Linie.     Entwickelungscyclus  V52S  —  V10  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Tafel  XXXIV.  Fig.  VII. 

Fig.  1.  kleinere  Form,  hat  10  Exemplare  der  Navicula  viridis  verschluckt,  ist  hinten  nicht  verengert,  0  der  Mund.  Fig.  2.  Stirn  nach  oben,  hat 
viele  Oscillatorien  verschluckt,  0  Mund,  s  contractile  Blasen.  Fig.  3.  Stirn  nach  unten.  Fig.  4.  Längstheilung  im  Umriss.  Fig.  5.  Act  des  Zer- 
fliessens.    s/+  freigewordene  Magen  mit  ihrem  Inhalte,  t  die  männliche  Drüse,  b  Stäbchen,  p"  Wimpern,  0"  Eikörnchen.    Linearvergrösserung  300mal. 

4¥5.     Bursaria  JLeucas,  weisses  SSrsentliierctaen.     Tafel  XXXIV.  Fig.  VIII. 

B.  corpore  albo  oblongo  subeylindrico,    utrinque   fere  aequaliter  rotundato,    ore  corporis  quinta  sextave  parte  superato. 

Boursaire  Leucas^  a  corps  blanc^  oblong ',  cylindrique ,  presque   egalement  arrondi  ante  deu&  bonfs, 
la  bouche  depassee  par  le  cinquieme  ou  le  si&ieme  du  corps. 

Bursaria  Leucas,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1833.  p.  233. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  entdeckte  diess  Thierchen  am  29.  Mai  1832  und  sah  es  wieder  zahlreich  am  11.  Juli  1834  mit  Oscillatorien  und  im 
staubigen  Ueberzuge  des  Wassers  im  Thiergarten.  Ich  sali  es  ganz  erfüllt  mit  kleinen  Körnchen  (Eierchen)  und  Magenblasen,  und  be- 
merkte eine  sehr  auffallende  strahlige  contractile  Blase  neben  der  langen  offenen  Mundfalte.  Besonders  merkwürdig  wurde  mir  diess 
Thierchen  durch  ein  Exemplar,  welches  einen  Oscillatorienfaden  von  seiner  eigenen  doppelten  Leibeslänge,  krumin  gebogen,  so  ver- 
schlungen hatte ,  dass  der  ihn  aufnehmende  Magen  sich  auch  so  ausgedehnt  und  gebogen  hatte,  dass  er  ziemlich  die  doppelte  Länge  des 
Thierkörpers  besass,  dem  er  angehörte.  Man  vergleiche  hierzu  Amoeba  diffluens^  wo  diese  Ausdehnung  noch  auffallender  ist,  Tri- 
chodina>  Chilodon>  Kerona  und  die  folgende  Art,  und  man  denke  an  Schlangen,  die  Frösche  und  Hirsche  fressen.  Ueber- 
diess sah  ich  ungleiche  Längstheilung.     Der  Magensaft  ist  farblos,  der  After  am  hintern  Ende.  —  Grösse  Vi 2  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XXXIV.   Fig.  VIII. 

Fig.  1  —  3.     sind  einfache  Thierchen,  mit  Oscillatorien  erfüllt;    0'  der  Mund,  s  die  sternförmige  contractile  Blase.     Fig.  3.     hat  einen  Magen  zu  seiner 
doppelten  ganzen  Körperlänge  ausgedehnt.    Fig.  4.     ungleiche  Längstheilung,  Stirn  nach  unten.    Linearvergrösserung  300mal. 

4¥6.     Bursaria  Pupa9   puppenartiges  Börsenthierclten.     Tafel  XXXIV.  Fig.  ix. 

B.  corpore  albo,  ovato -oblongo,  postica  parte  subacuta,  ore  infero,  apici  propiore. 

Boursaire  Poupee,    a  corps  blanc^   ovale -oblonge  presqtie  aigu  au  bout  posterieur>    la  bouche  infe- 
rieure  proche  du  bout  anterieur. 

Bursaria  Pupa,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  111.  1833.   p.  234. 

Aufenthalt:    Im  eisenhaltigen  Mineralquell  zu  Doberan  in  Mecklenburg  und  bei  Berlin. 

Ich  entdeckte  diese  Form  im  Mai  1831  in  Doberan  und  sah  sie  wieder  am  7.  Mai  1832  bei  Berlin  mit  Naviculis  und 
Oscillatorien.  Ich  sah  viele  Magen,  16  — 18  Wimperreihen  in  der  Halbansicht  und  die  weite  ovale  Mundöffnung.  Die  Berliner  Ex- 
emplare hatten  Navicula  gracilis  verschlungen,  eines  davon  eine  starre  Synedra  Ulna,  die  länger  war  als  es  selbst  und  die  da- 
her vorn  und  hinten  eine  Spitze  am  Körper  bildete.  Der  After  war  am  hintern  Ende.  Farbe  nahmen  diese  3  Arten  nicht  auf.  — 
Grösse  V24  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXIV.   Fig.  IX. 
Fig.  1  —  2.    in  Detershagen  bei  Doberan  gemachte  Zeichnung.    Fig.  3  —  4.    aus  Berlin,  0'  der  Mund.     Linearvergrösserung  300maL 

83 


330    

4*».     MSursaria  ftava,  Massgelbes  Borsenthierclien.     Tafel  xxxv.  Fig.  iL 

B.  corpore  ovato - oblongo ,  flavo,  saepe  postica  parte  paullo  tenuiore,  subacuta,  ore  corporis  aliqua  parte  superato. 

Boursaire  j aunätre,  a  corps  ovale-oblong  jaune,  souvent im  peu  aminci  et  aigu  au  bout  posterieur, 
la  bouche  depassee  par  nne  partie  du  corps. 

Bursaria  ßavay  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissens  eh.  zu  Berlin,   1833.   p.  233. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Entdeckt  im  März  1830  im  Sumpfwasser  bei  Berlin.  Wieder  beobachtet  am  4.  Juni  1832  und  im  Juli  1834.  Dicht  hin- 
ter der  runden  Stirn  ist  der  Mund  als  eine  flache  Grube.  Der  Körper  ist  überall  bewimpert,  doch  Hessen  sich  keine  Reihen  unter- 
scheiden. Dicht  gedrängte  blassockergelbe,  etwa  V232  Linie  grosse,  Bläschen  machen  den  Körper  undurchsichtig.  Sind  diess  so  grosse 
Ei-Körnchen?  Es  wären  dann  die  grössten.  Etwas  grössere  dazwischen  liegende  fast  farblose  Blasen  schienen  Magenzellen  zu  seyn. 
Ueberdiess  erkannte  ich  eine  weit  grössere  sehr  helle  contractile  Sexualblase,  und  beim  Zerfliessen  sah  ich  eine  ovale  Drüse.  Farbe- 
stoffe nahm  es  nicht  auf.  Die  Afteröffnung  ist  noch  nicht  direct  beobachtet,  aber  durch  eine  hellere  Stelle  und  Einbiegung  wohl  deut- 
lich geworden.  —  Grösse  V12  —  Vs  Linie,  der  Eierchen(?)  V232  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXXV.    Fig.  II. 

Fig.  1.    Normalform  von  der  rechten  Seite,  0'  der  Mund,  w  die  Afterstelle.     Fig.  2.     drängt  sich  dicht  an  einen  festen  Körper  an.    Fig.  3.    platzt  und 
zerfliesst,  bei  s  die  contractile  Blase,  bei  t  die  Drüse.     Linearvergrössernng  300mal. 

4?8.     Bursaria  Nucleus,  mandelartig'es  Hi$rsentliiercliei&.     Tafel  XXXV.  Fig.  V. 

B.  corpore  ovato  minore,  albo,  utriiKjue  rotundato,  antica  parte  subacuta,  ore  aliqua  corporis  parte  superato. 

Boursaire  Am  and e,  a  corps  ovale  petita  blanc,  aminci  au  bout  anterieur ,  arrondi  aucc  deute  bouts, 
la  bouche  depassee  par  une  partie  du  corps. 

Chaos  intestinalis  cordiformis,  Bloch,  Abhandl.  üb.  die  Erzeng.  d.  Eingeweidewürmer,  1782.   p.  36.   Taf.  X.   Fig.  12.  nicht  11. 

Die  Bouteillen  (LeucopJirae) ,  Göze,  Natnrgesch.  der  Eingeweidewürmer,   1782.   p.  431.    Tab.  XXXIV.    Fig.  9. 

Paramecium  Nucleus,   Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  67.    1803.    (s.  Burs.  cordiformis.) 

Bursaria  intestinalis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1831.   p.  111.   nicht  1835.    (s.  B.  intestinalis.) 

Aufenthalt:     Bei  Berlin  und  wohl  bei  Quedlinburg  und  in  Baiern,  im  Mastdarme  der  Frösche. 

Bloch  und  Schrank  scheinen  B.  cordiformis  und  Nucleus  für  Eine  Art  gehalten  zu  haben,  Göze  hat  sie  gut  unter- 
schieden. Ich  fand  sie  in  Rana  temporaria  und  esculenta  im  Juni  und  October  1827  und  1831,  dann  häufig  öfter.  Ich  sah  nur 
die  Wimpern,  die  Magenzellen,  die  Eier  und  den  Mund.  In  einer  Zeichnung  von  1827  habe  ich  noch  eine  grössere  rundliche  Blase 
oder  Drüse  in  der  Mitte  des  Körpers  angemerkt.  Besonders  auf  diese  Form  scheint  sich  Blochs  irrige  Beobachtung  des  Lebendig- 
gebährens zu  beziehen  (vergl.  B.  cordiformis).  So  eben  sehe  ich  in  einem  frisch  untersuchten  Frosche  Thierchen,  weicheich  hier- 
her rechne,  die  eine  deutliche  ovale  Sexualdrüse,  2  contractile  Blasen  mit  geperltem  Rande  und  eine  sehr  spitze  dreikantige  Stirn  ha- 
ben, auch  ein  wenig  länger  sind.  Etwa  80  sehr  dichte  und  feine  geperlte  Wimperreihen  waren  auf  der  Halbansicht  des  trocknen  Thier- 
chens  (October  1837).  —  Grösse  V20  — Vis  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXY.   Fig.  V. 

Es  sind  4  Exemplare  bei  300maliger  Linearvergrösserung,  bei  0'  der  Mund. 

4*9.     Bursaria  Manarum,  Frosch -Börsentbierclieii.     Tafel  XXXV.  Fig.  VII. 

B.  corpore  ovato  lenticularis  compresso,  magno,  albo,  ventre  dorsoque  carinatis,  antica  parte  subacuta,  postica  saepe 
truncata,  ore  infero  frontis  apici  propincjuo. 

Boursaire  des  Grenouilles,  a  corps  ovale  lenticulaire ,  comprime,  grand,  de  couleur  blanc,  le  ven- 
tre et  le  dos  en  carene,  presque  aigu  au  front,  souvent  tronque  ä  V autre  bout,  la  bouche  infe- 
rieure  pres  de  la  pointe  du  front. 

Flimmerquadrate  (Leucophrae)  ,  Göze,  Natnrgesch.  d.  Eingeweide  w.   1782.  p.  431.    (s.  B.  cordiformis.) 
Bursaria  Ranarum,  Abhandl.   d.  Akad.  d.  Wrissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  110.   1835.   p.  164. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  Quedlinburg?  im  Mastdarme  der  Frösche. 

Zuweilen  ist  diese  grosse  platte  Form  die  gemeinste  in  den  Fröschen.  Ob  Göze  diese  Art  oder  die  B.  cordiformis  oder 
beide  meinte,  ist  unsicher.  Ich  zählte  32  —  33  Längsreihen  von  Wimpern  auf  der  Halbansicht,  doch  kann  ich  leicht  2  für  eine  ge- 
nommen haben.  Beim  Eintrocknen  sieht  man  sie  deutlicher,  kann  sie  aber  dann  nicht  mehr  richtig  zählen.  Im  Innern  lagen  viele 
grosse  Magenzellen,  und  der  ganze  Körper  ist  mit  Eikörnchen  erfüllt,  die  ihm  die  weisse  Farbe  geben.  Vorn  unter  der  Stirn  ist  eine 
flache  spaltartige  Grube,  wo  der  Wirbel  hinführt,  als  Mund.  Hinten  in  der  Mitte  der  abgestutzten  Stelle  sah  ich  oft  eine  kleine  Ein- 
biegung, wie  sie  bei  andern  Formen  die  Afterstelle  characterisirt.  Ueberdiess  erkannte  ich  in  der  Mitte  zuweilen  eine  bandartige  dünne 
und  kleine  gekrümmte  Drüse.  Farbestoffe  nahmen  sie  nie  auf.  Oft  lagen  sie  kugelartig  in  Schleimzellen,  und  bei  der  Entwicklung 
daraus  nahmen  sie  erst  geschwollene  ovale  Formen  an,  sich  später  abplattend.  — ■   Grösse  Vis  his  %  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XXXV.    Fig.  VIT. 

Fig.  1.    Normalform,  o'  Mund,  w  After,  Seitenansicht;     Fig.  2.     Bauchansicht;     Fig.  3.     kleinere  Form  mit  Drüse;     Fig.  4.     Seitenansicht;     Fig.  5. 
Rückenansicht;     Fig.  6.     sich  aus  Fig.  7.  entwickelnde  Form.     Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

4SO.  Bursaria?  aurantiaca,  pomeranzenfarlbenesBorseiitbierelieii.  Tafel  XXXV.  Fig.  ix. 

B.  corpore  ovato  oblongo,  postica  parte  subacuta,  antica  obtusa,  aurantiaco,  macula  oris  cinerea. 

Boursaire?  orangee,  a  corps  ovale-oblong,  presque  aigu  au  bout  posterieur,  obtus  au  front,  orange, 
avec  u?ie  fache.  ce?idree  autour  de  la  bouche. 


331 

Bursaria  awantiaca,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   183!.    p.  111. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  beobachtete  diese  Form  am  31.  Juli  und  13.  August  1831  mehrfach  zwischen  Oscillatoricn  und  sah  sie  wieder  am  15. 
Juni  1832.  Die  hochzeihe  Farbe  war  nicht  von  Nahrung,  sondern  gehörte  kleinen  Körnchen,  vennuthlich  den  Eiern,  an.  Ich  habe 
beide  Male  versäumt,  die  Wimpern  genauer  zu  beachten.  Viele  Magenblasen  waren  deutlich  vorhanden,  auch  die  gelben  (Fi-)  Körn- 
chen waren  deutlich.  Den  Mund  sah  ich  als  grosse  Grube  in  einem  grauen  Flecke  und  ich  vermuthete,  dass  das  Thierchen  .einen  Kau- 
apparat besitze,  wie  Nassula  (s.  Nassuld).  —  Grösse  V24  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXV.  Fig.  IX. 

Es  sind  3  Exemplare  bei  SOOmaliger  Vergrösserung  des  Durchmessers  abgebildet,  d  der  Mund,  w  die  vermutliche ,  zuweilen  etwas  ausge- 
randete,  Afterstelle. 


Nachtrag   zur   Gattung  Bursaria. 

Der  Name  Bursaria  ist  bei  den  Infusorien  zuerst  gegeben.  Die  Bursaria  spinosa,  eine  pentandrische  Pflanzengattung  aus 
der  Familie  der  Pittosporeen,  ist  1798  von  Cavanijlles  errichtet  und  muss  mithin  einen  andern  Namen,  etwa  Bursarina,  bekommen. 

Die  23  von  den  bisher  gegebenen,  hier  ausgeschlossenen,  Artnamen  sind  in  folgende  critische  Uebersicht  gebracht:  1)  Bur- 
saria Bulla  Müller  (1776)  [Prodrom.  Zool  dan.  add.]  =  Euplotes? ;  2)  B.  bullina  M.  (1786)  =  Bursaria?;  3)  B.  Cal- 
ceolus  Bory  (1826.  Essay)  =  Paramecium  Aurelia;  4)  B.  Chrysalis  Bory  (1822,  Biet,  class.)  =  Paramecium  Ch. ;  B. 
Chrysalis  (Abhandl.  der  Berl.  Akad.  1832.  p.  111.)  =  Lozcodes  Bursaria;  5)  B.  Oucullio  Bory  (1822)  =  Kolpoda  C.;  6) 
B.  Cuculus  Bory  (1822)  =  Chilodon  Cucullulus  ;  7)  B.  Drupella  Bory  (1822)  =  Euplotes?;  8)  B.  dubia  B.  (1822)  = 
Loaodes?;  9)  B.  duplella  Müller  (1786)  =  Euplotes?;  10)  B.  Epistomium  Bory  (1822)  =  Phialina?  ;  11)  B.  FritiUus 
Lamarck  (1815)  =  Vorticella  ConvalL?  ;  12)  B.  glohina  Müll.  (1786)  =  Enchelys?  ;  13)  B.  hirudinoides  Bory  (1824) 
=  Kolpoda  Oucullio;  14)  B.  Hirimdinella  Müll.  (1773)  =  Peridhiium  cornutum  ;  15)  B.  navicularis  Schrank  (1803) 
=  Navic.  fulva? ;  16)  B.  oblü/uata  Bory  (1824)  =  Euplotes?;  17)  B.  Ovulum  {Symb.  physic.  1828.)  =  Cyclid.  Glau- 
coma;  18)  B.  Pediculus  Bory  (1822)  =  Trichodina  Pedic;  19)  B.  Pileus  Schrank  (1803)  ==  Bursaria  Vorticella?;  20) 
B.  Prisma  Bory  (1822)  ==  Euplotes?;  21)  B.  rostellata  Abildgaard  (1793)  =  Trachelius  Ovum?;  22)  B.  rostrata  Bory 
(1822)  =  Enchelys?;  23)  B.  spirigera  (Abhandl.  der  Berl.  Akad.  1833.)  =  Spiroslomum  virens.  In  diese  Gattung  sind  die 
Gattungen  Ypsistomon  salpina  Bory  (1824)  =  Bursaria  lateritia?  und  Opalina  Ranarum  Purkinje  und  Valentin  (1835) 
=  Bursaria  Entozoon,  jede  mit  einer  Art  aufgenommen  worden.  —  Als  weiter  zu  berücksichtigende  Formen  der  Gattung  Bursa- 
ria sind  besonders  anzusehen  Leucophrys  Anodontae  und  L.  Conßiclor,  Mamilla,  nodulata,  pertusa,  vesiculifera  und  vtre- 
scens  von  Müller. 

Mehrere  Eingeweidewürmer  im  Darmcanale  der  Frösche,  Kröten  und  Salamander  gehören  zur  Gattung  Bursaria. 
Nirgends  weiter  sind  bisher  im  thierischen  Speisecanale  dergleichen  mit  Sicherheit  beobachtet.  Man  findet  sie,  indem  man  den  Mast- 
darm der  Frösche  aufschneidet  und  den  Inhalt  sammt  dem  Schleime  mit  wenig  Wasser  verdünnt.  Müller  scheint  geglaubt  zu  haben, 
dieselben  Thierchen  fänden  sich  auch  frei  im  Wasser,  wie  man  sonst  irrig  die  Spulwürmer  im  Menschen  für  verschluckte  Regen- 
würmer hielt  und  die  Bandwürmer  im  Sumpfwasser  suchte.  Er  hat  sie  nicht  als  besondere  Arten  verzeichnet.  Auch  Bory  de 
St.  Vincent  geht  in  diese  Ansicht  ein,  spricht  aber  nicht  von  eigener  Anschauung  {Leucophr.  globulifera  1824.).  Frisch  ausge- 
worfene Excremente,  welche  ein  Thicr  vom  andern  häufig  auffrisst,  mögen  die  Fortpflanzung  in  den  Thierkörpern  befördern.  Im  freien 
Wasser  in  Uhrgläsern  halten  sich  diese  Formen  selten  über  24  Stunden  am  Leben.  Sammt  den  Excrementen  lebten  sie  zuweilen  2 
Tage  fort.  Sehr  beachtenswerth  ist  die  Art  der  Entdeckung  dieser  Thierchen  durch  Leeüweniioek.  Er  machte  Beobachtungen  über 
das  Blut  der  Frösche  und  fand  gleichzeitig  Thierchen.  Ein  weniger  umsichtiger  Beobachter  würde  nun  von  Thierchen  im  Blute  viel 
gesprochen  haben,  allein  an  Umsicht  gewöhnt,  untersuchte  er  erst  die  Umstände  genauer  und  überzeugte  sich,  dass  sein  Blut  niebt  rem 
aus  den  Gefässen  geflossen,  sondern  mit  Darm -Inhalt  vermischt  war.  Er  untersuchte  nun  den  letzteren  besonders,  erkannte  den  ersten 
Irrthum  und  entdeckte  das  wichtige  feststehende  Factum  lebender  Infusorien  im  Darmcanale  lebender  Wirbelthiere.  Uebrigens  sah  er 
4  Arten:  B.  Entozoon,  B.  cordiformis,  Vibrio  Bacillus?  und  Bodo  Ranarum.  Bloch  und  Göze  sahen  die  Thierchen  100 
Jahre  später  wieder,  ersterer  2  Arten  in  Fröschen,  letzterer  6  Arten  in  Fröschen,  Land-  und  Wasserkröten  und  Salaman- 
dern. Er  sah  wohl  1)  Bodo  Ranarum,  2)  Bursaria  Enlozoon,  3)  B.  Nucleus,  4)  B.  {Spiro stomum?)  cordiformis,  5)  B. 
intestinalis,  6)  B.  Ranarum.  Ich  selbst  habe  in  Fröschen  und  Kröten  7  Arten,  nämlich,  ausser  denen  von  Göze,  neuerlich 
noch  Vibrio  Bacillus  gesehen,  und  habe  iiberdiess  noch  eine  kleine  Anguillula  (Fadenwurm)  sehr  zahlreich  beobachtet.  Im 
menschlichen  Darmschleime  sollen  nach  Leeüwenhoek  3  Infusorien -Arten  vorkommen,  die  ich  öfter  umsonst  gesucht  habe.  Er  scheint 
Vibrio  Bacillus,  einen  Bodo  oder  Monade  und  eine  Acaride  (Schleimhautfragment?)  gesehen  zu  haben.  Auch  in  Hühner-  und 
Tauben -Excrementen  fand  er  eine  Monade  {Anatomia  et  Contemplat.  /?.  38.  1684.).  Dieselbe  sehr  verbreitete  Monade  sammt 
Vibrio  Bacillus  mögen  wohl  auch  in  Geschwüren  und  Jauche  mancher  Art  hie  und  da  vorgekommen  seyn.  Neuerlich  hat  Rud.  YV  ag- 
ner ihre  Existenz  im  Lippenkrebs  angezeigt  (Fragmente  zur  Physiologie  d.  Zeugung,  1836.  p.  7.).  Ich  habe  dergleichen  nie  ge- 
sehen, und  auch  von  Geübten  sind  passiv  bewegte  Partikelchen  und  wirbelnde  Theilchcn  der  Schleimhaut  für  Thierchen  gehalten  wor- 
den. Donnes  geschwänzte  Thierchen,  Trichomonas  vaginalis,  in  weiblichen  Ausflüssen  hielt  ich  für  Ac ariden  und  würde  sie 
nur,  wie  Läuse,  bei  sehr  schinuzigen  oder  hülflosen  Personen  suchen.  Herr  R.  Froriep  hat  sich,  nach  eigenen  Untersuchungen, 
mit  mir  für  die  letztere  Ansicht  erklärt  (Froriep's  Notizen,  1837.  p.  88.).  Ist  es  der  Bodo  intestinalis  von  Leeüwenhoek? 
B.  Ranarum?  Im  Darme  der  Regenwurm  er  leben  andere  Thierchen  (vergl.  Paramecium  compressum).  Noch  andere  leben  im 
Darme  der  Naiden  {Leucophr a  nodulata). 


333    

HUNDERTDREIZEHNTE     GATTUNG:      SCHNECKENTHIERCHEN. 

Spirostomiim.    Spirostome. 

CHARACTER:    Animal  e  Trachelinorum  familia,  corpore  imdique  ciliato,  fronte  contiima,  ore  inernri,  spi- 
rali5  valvula  tremula  nulla. 

CARACTERE :    Animal  de  la  famille   des    Tracheliens 5   ayant  le  corps  eilte  de  tous  cötes,    le 
front  continu,  la  bouche  en  spirale,  sans  dents,  point  de  lame  tremhlante. 

Die  Sehneckeiitliiereheii  bilden  eine  Gattung  der  Familie  der  Halsthierchen,  welche  sich  durch 
überall  bewimperten  Körper,  ununterbrochen  fortlaufende  Stirn,  zahnlosen  spiralförmigen  Mund  und  Mangel 
einer  zitternden  Klappe  daran  unterscheidet 

Die  Gattung  wurde  1833  von  mir  in  den  Abhandl.  d.  BerL  Akad.  vorgeschlagen.  Sie  enthält  nur 
2  Arten,  vielleicht  aber  doch  eine  dritte.  Die  erste  Kenntniss  einer  ihrer  Formen  hatte  wahrscheinlich 
schon  Joblot  1718,  welcher  wohl  das  Spirostomum  ambigumn  vielfach  beobachtet  und  gezeichnet  hat. 
Eine  Art  ist  erst  1833  entdeckt  und  als  Bursaria  beschrieben,  aber  die  fragliche  dritte  Art  (s.  Bursaria 
cordifomiis)  würde  die  älteste  seyn,  indem  sie  schon  Leeuwenhoek  1683  abbildete.  —  Die  Organisation 
ist  sehr  glücklich  ermittelt.  lieber  den  ganzen  Körper  reihenweis  vertheilte  Wimpern  sind  die  zahllosen 
Bewegungsorgane,  welche,  am  schiefen  Stirnrande  etwas  länger,  einen  spiralförmig  sich  in  den  Mund  sen- 
kenden Kranz,  wie  bei  Stentor,  bilden.  Bei  Sp.  amhiguum  sind  Stirn  und  Kranz  unverliältnissmässig 
lang.  —  Viele,  bis  90,  poly gastrische  Magenzellen  sind  durch  Farbestoffe  bei  beiden  Arten  ausser  Zweifel 
gestellt,  auch  ist  die  dem  Munde  entgegengesetzte  {Sientor  fehlende)  Afteröffnung  ermittelt.  —  An  Fort- 
pflanzungsorganen haben  alle  Arten  Hermaphroditismus  erkennen  lassen.  Eine  bandartige  dicke  Drüse  zeigte 
Sp.  virens,  eine  perlschnurartige  Sp.  amhiguum  und  die  fragliche  Art  hat  eine  nierenförmige.  Erstere  be- 
sitzt auch  eine  grosse  contractile  Blase.  Grüne  Eikörnchen  hat  Sp.  virens,  weisse  Sp.  amhigutim  sammt 
der  dritten  Art.  Selbsttheilung  ist  noch  nicht  beobachtet,  aber  sehr  wahrscheinlich  als  Queertheilung  vor- 
handen. 

Die  geographische  Verbreitung  der  sichern  Arten  ist  in  Paris,  Copenhagen  und  bei  Berlin  beobachtet. 

481.     Spirostomum  virens,  grünes  &e!mecfeentliierclien.     Tafel  XXXVI.  Fig.  i. 

Sp.  corpore  ovato-oblongo,  depresso,  antico  fine  truncato,  postico  rotundato. 

Spirostome  vert,  a  corps  ovale  -  oblong ,  deprime,  tro7ic/ue  au  bout  anterieur ,  arrondi  en  arriere. 

Bursaria  spirigera,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  234. 
Spirostomum ,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1833.   p.  252,  313. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  entdeckte  diese  Art  am  14.  und  15.  Juni  1832  zwischen  Conferven  bei  Berlin,  und  fand  sie  am  2.  Sept.  wieder.  Sie 
hat  grosse  Aehnlichkeit  in  der  Form  mit  Stentor  polymorphus ,  Bursaria  vernalis  und  Leucophrys  patula,  ist  aber  deutlich  ver- 
schieden. Der  Mund  ist  in  einer  grossen  seitlichen  Grube  am  vordem  Ende,  welche  nicht,  wie  bei  Leucophrys,  der  Mund  selbst 
ist,  sondern  sich  ganz  auf  die  Bauchseite  hinab  trichterartig  verengend  in  einen  schneckenförmigen  Mund  endet,  und  nicht,  wie  bei 
Stentor,  auch  zum  Auswerfen  dient,  sondern  welchem  eine  AfteröfFnung  am  hintern  Ende  entgegensteht.  In  einem  der  vielen,  auch 
sich  mit  Farbestoffen  anfüllenden,  Magen  des  Thierchens  entdeckte  ich  den  ersten  Coleps  amphacanthus.  Ich  zählte  auf  der  Halb- 
ansicht 20  bis  30  Längsreihen  von  Wimpern,  und  vom  Munde  abwärts  eine  Fortsetzung  des  längeren  Wimperkranzes  der  Stirn,  wie 
bei  Stentor  Mülleri.  Letzteres  ist  mir  später  unklar  geworden,  indem  ich  den  anfangs  beobachteten  breiten,  vom  Munde  abgehenden, 
Schlund- Canal  später  für  eine  daselbst  liegende  grosse  cylindrische  Drüse  anzuerkennen  vorgezogen,  und  da  sich  auf  deren  Dunkelheit 
die  Wimpern  deutlicher  sehen  Hessen,  so  könnte  die  erst  beobachtete  Fortsetzung  des  Wimperkranzes  nur  dieselbe  Drüse  gewesen  seyn. 
Am  hintern  Körperende  dicht  am  After  ist  eine  grosse  langsam  contractile  Blase,  neben  welcher  ich  das  Auswerfen  der  genossenen 
Stoffe  sah.  Der  Körper  ist  mit  grünen  (Ei-)  Körnchen  durchwirkt,  welche  ich  bei  einigen  in  sehr  geringer  Zahl,  bei  andern  ganz 
fehlend  sah.     Die  Bauchseite  ist  flach,  die  Rückenseite  gewölbt.  —  Grösse  bis  Vio  Linie,  der  Eierchen  Vsoo  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XXXVI.   Fig.  I. 

Es  sind  3  Exemplare  bei  SOÖmaliger  Linearvergrösserung  dargestellt.  Fig.  1.  Bauchseite.  Im  Auswerfen  bei  w  begriffenes  Exemplar.  Im  Innern  liegt 
ein  Coleps  amphacanthus  in  einer  grossen  Magenzelle,  umgeben  von  farblosem  Magensafte.  Die  sehr  ausgedehnte  Sexualblase  mag  die  Afterstelle 
zur  Seite  gedrängt  haben.  Fig.  2.  rechte  Seitenansicht.  Fig.  3.  körnerloses  Exemplar,  welches  gegen  90  Magen  mit  einzelnen  Chlamidomonas 
und  etwas  Indigo  erfüllt  hat.     Jeder  Magen  enthält  viel  Verdauungssaft,     o    Mund,  t  männliche  Drüse,  s  Sexualblase,  to  Afterstelle. 

4855.  Spirostomum  amhiguum,  wurmförmlgesScIiiiecfeeiitliierclien.  Tafeixxxvi.Fig.il. 

Sp.  corpore  filiformi  tereti,  plicatili,  albo,  antico  line  obtuso,  postico  truncato,    maxiina  parte  frontem  referente. 

Spirostome  Vert,  a  corps  blanc,  filiforme,  cylindrujue,  pliant,   obtus  au  bout  anterieur ,   tronc/ue  en 
arriere,  le  corps  depasse  la  bouche  en  forme  de  front  tres -  allonge. 

Poissons:  Chenille  doree ,  Chaussette  ou  Guetre,  Comet  a  bouquin ,  Nasse,  Bouffon,  Massue,  Sauässe,  Rognon,  Carolte,  Elegant,  Boulcille,  Joblot, 

Observat.  fait.  avec  le  microsc.  1718.   (ed.  1754.  p.  82.)    Taf.  XII.   Fig.  A— Y. 


333 

Lencoplira,  i  Müller,  Animalc.  Infus.  1786-  p.  140.  nota.   p.  200.   Tab.  XXVIII.   Fig.  li  — 16. 

Trichoda  ambigua? ,   | 

Leucophra  hydrocampa  und  Joblotii,  Bory  de  St.  Vincent,  Encycloped.  meth.   Vers.   1824. 

Oxitricha  ambigua,  Bory  de  St.  Vincent,  Encycloped.  metli.  Vers.  1824. 

Tracheltus  ambiguus,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.   p.  42.   1831.   p.  107. 

Holophrya  ambigua,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  102. 

Bursaria?  ambigua,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  252,  276. 

Spirostomum  ambiguum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1835.   p.  165. 

Aufenthalt:    Bei  Paris  und  Berlin  im  Süsswasser,  vielleicht  auch  im  Irtisch  bei  Tobolsk  und  im  Seewasser  bei  Copenhagen. 

Diess  sehr  grosse  fadenartige  weisse  Thierchen  findet  sich  bei  BerKn  häufig  in  den  Gräben  des  Thiergartens ,  besonders  in 
solchen,  worin  faulende  Eichenblätter  und  faules  Holz  liegen.  Gerade  dieser  Umstand  bewog  mich,  ohne  Rückhalt  Joblot's  Fische, 
die  er  mit  so  viel  wunderlichen  Namen  belegt  hat,  hierher  zu  beziehen,  obschon  sie  der  Form  nach  auf  Turbellarien,  Stentor  und 
allerlei  andere  Thiergattungen  passen  könnten.  Er  fand  sie  im  Aufguss  von  Eichenrinde.  Müller  fand  seine  Trichoda  in  klarem 
Seewasser,  vielleicht  aber  doch  in  schwach  salzigem  mit  Holzfäule,  wovon  sie  leben.  Ich  sah  es  1827,  1828,  1830,  1831,  am  21. 
April,  14.  Juni,  5.  Juli  1832  und  seitdem  jährlich  den  ganzen  Sommer  und  Herbst  hindurch.  Im  Jahre  1829  fand  ich  ein  sehr  ähn- 
liches Thierchen  in  Sibirien  bei  Tobolsk,  doch  könnte  diess  auch  eine  Turbellaria  gewesen  seyn.  Schon  bis  1830  hatte  ich  durch 
Farbestoffe  die  polygastrische  Natur  der  sonst  den  Turbellarien  sehr  ähnlichen  Thierchen  erkannt.  Allein  sehr  allmälig  hat  sich  erst 
die  weitere  Kenntniss  des  Organismus  entwickelt,  weshalb  ich  es  1831  noch  in  2  Gattungen  vertheilte,  aber  1833  (p.  276.)  kannte 
ich  es  schon  besser  und  hatte  auch  die  perlschnurartige  Samendrüse  ermittelt.  Vorn  bilden  die  etwas  längeren,  wirbelnden  Wimpern 
oft  eine  kegelförmige  Erscheinung,  die  man,  wie  Müller,  leicht  für  einen  besondern  Zapfen  oder  Rüssel  hält.  Sehr  eigentümlich 
ist  die  Bildung  des  Körpers,  wonach  der  ganze  Körper  mit  allen  Eingeweiden,  zu  4/s  der  ganzen  Länge,  die  Stirn  bildet,  an  deren 
Grunde  ganz  hinten  der  spiralförmige  Mund  nicht  weit  vom  After  liegt.  Vom  Munde  bis  zur  stumpfen  Spitze  der  Stirn  geht  eine  län- 
ger bewimperte  Furche.  Der  Hintertheil  vom  Munde  an  ist  halbcylindrisch  ausgehölt.  Ich  zählte  wenigstens  14  — 15  Längsreihen  von 
Wimpern  auf  der  Halbansicht,  doch  können  leicht  viel  mehr  seyn.  Der  sehr  biegsame  Körper  kann  alle  die  Formen  annehmen,  welche 
Joblot  bewunderte  und  zeichnete.  Es  schwimmt  meist  lang  ausgestreckt,  und  ist  dem  blossen  Auge  sehr  gut  sichtbar.  —  Grösse  fast 
1  ganze  Linie,  etwa  *ls"9  Eierchen  Viooo  Linie.     (Vergl.  üroleptus  Fihim.) 

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  XXXVI.    Fig.  IL 

Fig.  1  —  3.     sind  die  Formen,  welche  ich  1830  Trachelius  ambiguus  nannte,  1/s  Linie  gross. 

Fig.  4  —  6.  sind  die,  welche  ich  1831  Holophrya  ambigua  nannte,  und  zugleich  der  erwachsenere  Zustand  der  vorigen,  o'  Mund,  +  zapfenartiges 
zufälliges  Wimperbündel,  to  After,  t  männliche  perlschnurartige  Drüse.  Magenzellen  und  Eierchen  sind  deutlich,  die  contractile  Blase  noch  nicht  beob- 
achtet   Vergrösser ung  300mal  im  Durchmesser. 


HUNDERTVIERZEHNTE     GATTUNG:      ZAPFENTHIERCHEN. 

IMiialina.    Pbialine. 

CHARACTER:  Animal  e  Trachelinorum  familia  (corpore  ciliis  destituto),  fronte  sulco  circulari  (collo) 
ciliato  a  corpore  discreta,  ore  inermi,  laterali,  simplici.  (  =  Lacrymaria  ore  laterali  co- 
ronato.) 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Tracheliens  (sans  cils  du  corps),  le  front  separe  du 
corps  par  un  etranglement  (cou)  cilie,  la  bouche  laterale,  simple,  sans  dents. 

Die  Gattung  der  Zapfen  thierchen  unterscheidet  sich  in  der  Familie  der  Halsthierchen  (durch  Man- 
gel an  Bewimperung  des  Körpers),  durch  eine  ringartige  bewimperte  Einschnürung  am  Munde  hinter  der 
Stirn,  und  durch  einen  zahnlosen,  seitlichen,  einfachen  Mund.  (  =  Th r an en thierchen  mit  seitlichem 
bekränzten  Munde.) 

Eine  Gattung  Phialina  ist  von  Bory  de  St.  Vincent  1824  mit  5  Arten  errichtet  worden,  von  de- 
nen aber  nur  1  mit  Sicherheit  in  der  jetzigen  Gattung  verbleibt,  3  der  übrigen  sind  fraglich  beibehalten; 
die  von  ihm  gemeinte  Hauptform  aber  ist  Trachelocerca  Olor.  Seit  1831  ist  die  Gattung  von  mir  mit 
2  selbstbeobachteten  Arten  physiologisch  schärfer  umgrenzt  worden;  dieselben  2  Arten  bilden  sie  noch  jetzt. 
Eine  dieser  Formen  beobachtete  zuerst  Müller  1786,  die  andere  ist  von  mir  1830  entdeckt.  —  An  Orga- 
nisationstheilen  sind  schon  1831  Farbestoff  aufnehmende  Magenzellen  erkannt.  Bei  beiden  Arten  ist  die 
Afterstelle  durch  die  helle  Sexualblase  bezeichnet.  —  Die  behende  Bewegung  geschieht  durch  das  Wirbeln 
des  kräftigen  Wimperkranzes  am  Halse,  dicht  über  dem  Munde,  doch  könnten  auch  sehr  feine  Wimpern 
über  den  ganzen  Körper  vorhanden  seyn,  wie  sie  Müller  bei  Trichoda  melitea  gesehen  hat. —  Als  Fort- 
pflanzungsorgane Hessen  sich  nur  grüne  oder  weisse  Körnchen  als  Eier,  und  bei  beiden  Arten  eine  grosse, 
schon  Müller  bekannte,  contractile  Blase  am  hintern  Körperende,  vielleicht  sogar  2,  wahrnehmen,  welche 
wohl  den  Hermaphroditismus  anzeigen.  Selbsttheilung  ist  als  Queertheilurig  wahrscheinlich  vorhanden,  aber 
nicht  direct  beobachtet. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  bei  Berlin  und  Copenhagen  bekannt. 

S4 


334    

483.  Phialina  vermicularis,  weisses  ZapfentWerclien.    Tafel  xxxvi.  Fig.  III. 

PIi.  corpore  ovato-cylindrico,  antica  parte  sensim  tenuiore,  albo,  collo  brevissimo. 

Phialine  blanche,   a  corps  blanc,   ovale -cylindrique^  peu  a  peu  aminci  au  bont  anterieur,    ayant  le 
cou  trbs-court. 

Trichoda  vermicularis,  Müller,  Animalc.  infus,  p.  198.   Tab.  XXVIIL  Fig.  1—4.   1786. 
PMalina  hirudinoides ,   Bort  de  St.  Vincen T,Encycloped.  method.   Vers.  1824. 
Phialina  vermicularis,  Abliandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  111. 

Aufenthalt:    Bei  Copenhagen  und  Berlin. 

leb  habe  diese  Form  im  Juli  1830  zuerst  zur  Aufnahme  von  Indigo  gebracht.  Es  ist  offenbar  dieselbe,  welche  Müller  im 
Flusswasser  Dänemarks  beobachtete.  Ich  fand  sie  mit  Meerlinsen.  Die  kräftige  Bewegung  ihrer  Wimpern  ist  der  der  Trichodina 
Grandinella  ähnlich.  Nur  in  gefärbtem  Wasser,  das  über  Nacht  gestanden  hatte,  nahm  sie  endlich  Farbestoffe  auf.  Ihre  weisse 
Farbe  gehört  den  Eiern.  In  der  Mitte  des  Körpers  sah  ich  bei  einigen  Thierchen  eine  2te  contractile  Blase  ausser  der  am  hintern 
Ende.  Vielleicht  war  es  Vorbereitung  zur  queeren  Selbsttheilung ,  worauf  auch  längere  und  kürzere  gleich  dicke  Körperformen  deute- 
ten. —  Grösse  bis  V20  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXVI.   Fig.  III. 
Es  sind  5  Exemplare,  300mal  diametral  vergrössert,  in  verschiedenen  Stellungen  und  Grössen;  0'  der  Mund,  w  der  After,  *  die  Sexualblasen, 

484.  Phialina  viridis,  grünes  Zapfenthier  ehern    Tafel  XXXVL  Fig.  IV. 

Ph.  corpore  ovato,  lageniformi,  viridi,  antica  parte  subito,  postica  sensim  attenuata,  collo  brevissimo. 

Phialine  verte>  a  corps  ovale  en  bouteille,  vert,   brusquement  aminci  au  bout  anterieur,  peu  a  peu 
aminci  en  arriere,  ayant  le  cou  tres-court. 

Phialina  viridis,  Abliandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  111. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Seit  1831  beobachtet.  Die  etwas  abweichende  Körperform  könnte  doch  zufällig  seyn,  da  ich  nicht  viele  Individuen  gesehen 
habe.  Sie  ähnelt  noch  mehr,  als  vorige  Art,  in  der  Gestalt  einem  Echinorhynchus  der  Entozoen.  Die  grüne  Farbe  kommt  von 
den  grünen  (Ei-)  Körnchen  der  Körpermasse  her.  Magenzellen  und  eine  contractile  hintere  Blase  waren  deutlich,  Farbeaufnahme  er- 
folgte nicht.  —  Grösse  —  Va*  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXVI.   Fig.  IV. 

Es  sind  2  Exemplare  bei  300maliger  Linearvergrösserung,  wie  vorige. 


Nachtrag  zur  Gattung  Phialina. 


Die  von  den  bisher  gegebenen  7  Artnamen  nicht  angewendeten  5,  welche  sämmtlich  Bory  1824  gab,  haben  folgende  Syn- 
onyme: 1)  Phialina  Cygnus  Bory  (1824)  =  Trachelocerca  Olor;  2)  Ph.  hirudinoides  B.  =  Phial.  vermicularis;  3)  Ph. 
Proteus  B.  =  Lacrymaria?  ;  4)  Ph.  Pupa  B.  =  Kolpoda- Fragment;  5)  Ph.  versatilis  B.  =  Lacrymaria? ,  Phialina?.  Als 
weiter  zu  berücksichtigende,  schon  beschriebene,  mir  aber  nicht  vorgekommene,  Arten  dieser  Gattung  sind:  1)  Müllers  Trichoda 
versatilis  (Phialina  Bory);  2)  Tr.  melitea  {Stravolaema  Bory);  3)  Müllers  Enchelis  Epistomium  {Lacrimatoria  Bory) 
und  4)  Ench.  retrograda  (Lacrimatoria  Bory)  anzusehen.  Die  von  Bory  1824  gebildete  Gattung  Stravolaema  Echinorhyn- 
chus (Trichoda  melitea  Müller)  scheint  durch  keinen  physiologisch  wichtigen  Character  unterschieden  zu  seyn  und  müsste  Phialina 
oder  Lacrymaria  melitea  heissen  (vergl.  Lacrymaria)* 


H  U  N  D  E  R  T  F  U  N  F  Z  E  H  N  T  E     GATTUNG:     PERLENTHIERCHEN. 

Olaiicoma,    €rlaueome. 

CHARACTER:    Animal  e  Trachelinorum  faniilia,   corpore  undique  ciliato,  ore  inermi,  valvula  tremula  oc- 
cluso. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Tracheliens,   ayant  le  corps  cilie  de  lous  cötes  et  la 
bouche  sans  dents  garnie  cPune  lame  tremblante. 

Die  Gattung  der  Perlenthierchen  zeichnet  sich  in  der  Familie  der  Halsthierchen  durch  tiberall 
bewimperten  Körper  und  einen  Mund  ohne  Zähne  mit  einer  zitternden  Klappe  aus. 

Gegründet  wurde  die  Gattung  1830  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  mit  einer  Art,  welche 
bis  jetzt,   bis  auf  eine  zweifelhafte  2te  Art,   die  einzige  geblieben.     Die  Form  ist  schon  1718,   vielleicht 


335   — 

schon  1678,  von  Jorlot,  und  1777  von  Gleichen  deutlich  erkannt,  und  ist  eine  der  am  meisten  verbrei- 
teten Arten,  indem  ihre  Form,  Grösse,  hin-  und  herfahrende  rasche  Bewegung  und  zitternde  Klappe  eine 
einfach  scharfe  Characteristik  abgeben.  Miller  unterschied  sie  nicht  scharf  und  nannte  sie  wohl  1773 
Cyclidium  Bulla;  Bory  de  St.  Vincent  hat  sie  1824  als  Monas  und  1830  als  2  Arten  von  Volvox  ver- 
zeichnet. —  Die  Organisation  ist  neuerlich  sehr  vollständig  von  mir  ermittelt  worden.  Der  Körper,  den  ich 
früher  für  glatt  hielt,  ist  mit  Längsreihen  von  Wimpern  besetzt  und  hat  überdies  eine  zitternde  Klappe 
am  Munde.  —  Als  Ernährungsorgane  sind  polygastrische  Magenzellen  mit  hinterer  AfteröfFnung ,  folglich  ei- 
nem Darmcanale,  deutlich.  Der  Mund,  fast  in  der  Körpermitte  gelegen,  hat  eine  zitternde  Klappe.  —  Als 
Sexualorgane  sind  eine  grosse  eiförmige,  männliche  Drüse,  eine  sternartige  contractile  Blase  und  Eikörn- 
chen  beobachtet.     Selbsttheilung  ist  als  vollkommene  Queer-  und  Längstheilung  erkannt. 

Die  geographische  Verbreitung  der  einzigen  sichern  Art  ist  über  ganz  Europa  beobachtet. 

485.     Glaucoma  scintillans,  zitterndes  Perlentbierchen.     Tafel  XXXVI.  Fig.  V. 

GL  corpore  leviter  depresso  elliptico  aut  ovato,  ventriculis  magnis. 

Glaucome  scintillant^  a  corps  leger  ement  deprime  elliptique  ou  ovale ,  avee  de  gros  ventricules. 

Poisson  h  mouvement  du  coeur  und  Spheroide,  Joblot,  Observation  faites  avec  le  microsc.  1718.  (ed.  1754.  p.  36.)  Tab.  5.   Fig.  4.  Q. 

p.  74.   Tab.  10.   Fig.  S. 
Ovales,  Joblot,  ibid.   p.  13.    Tab.  2.  Fig.  A— T.   p.  18.   Tab.  3.  D.  p.  34.  Tab.  5.   Fig.  3.  N.    p.  63.   Tab.  7.  Fig.  5. 
Cyclidium  2.,  Hill?  History  of  animals,  1751.   III.   p.  3.   (vergl.  Cyclid.  Glaucoma.) 

Cyclidium  Bulla,  Müller,  Vermium  fluv.  bist.  p.  36.  1773.    Naturforscher,  IX.  1776.  p.  205.    Animalc.  Infasor.  1786.  p.  78. 
Hey-Würmer,  Eichhorn?  Beiträge  z.  Kenntniss  d.  kl.  Wasserthiere,  1775.   p.  48.   Taf.  V.  Fig.  D. 
Animali  ovipari,  Spallanzani?  Opuscoli  di  fisica  anim.  I.  p.  187.  Taf.  2.  Fig.  16.  N.  O.    1776.    (s.  Chüodon  Cucullulus.) 
Grosse  Ooalthierchen,  Gleichen,  Mikroskopische  Entdeck.  1777.  p.  48.  Taf.  XXII.  Fig.  8.  a.  b.  c.    Infusionstierchen,  1778.  p.  140. 

Taf.  XXIII.  b.  Fig.  e.  f.  g.  und  1  —  3.  p.  151.   Taf.  XXVIII.  Fig.  19. 
Btirsaria  lullina,  Schrank?  Fauna  boica,   IIL  2.   p.  78.  1803. 
Monas  Bulla,  Bory  de  St.  Vincent,  Encycloped.  meth.   Vers.   1824. 

Cyclidium  saliens,  Losana?  Memorie  di  Torino,  XXXIII.  1829      Isis,   1832.   p.  770.   Fig.  36, 
Volvox  3  species  de  Joblot,  Bory  de  St.  Vincent,  Biet,  classique,  1830.   Volvoce. 

Glaucoma  scintillans,  Abhandl.   der  Akademie  d.   Wissensch.   zu   Berlin,    1830.   p.  53,  63,  70,   78.    Taf.  IV.  Fig.  I.    1831.   i>.  112. 

1835.    p.  164. 

Auf  enthalt:    In  Paris,   auf  dem  Greifenstein,   bei  Berlin  und  in  Petersburg   sicher   beobachtet,   wahrscheinlich   auch  in  Delft,   Eng- 
land, Danzig,  Copenhagen,   Landshut  und  vielleicht  bei  Turin  gesehen. 

Die  erste  Beobachtung  dieser  Form  machte  wohl  Joblot  1678  mit  Hartsoeker,  als  dieser  die  ersten  geschmolzenen  Glas- 
linsen nach  Paris  brachte,  in  Pfefferaufguss ,  wo   sie   auch  vielleicht  schon   1675  und   1676  Leeuwenhoek   {Philosoph.  Transact. 
1677.  Vol.  XL  p.822,  828.)  als  ovale  Thierchen  mit  andern  bezeichnete.     Joblot  beschrieb  sie  erst  1718.     Er  nannte  sie  Ovales, 
übersah  wohl  anfangs  den  wichtigeren  Character,  welchen  er  aber  später  bei  den  Thierchen  eines  Aufgusses  von  Himbeerstielen  erkannte 
und  für  Systole  und  Diastole,  oder  das  Schlagen  des  Herzens  hielt.     Es  war  das  Zittern  der  Mundklappe.     Ebendieses  sah  er  wieder 
bei  Ovalt  hier  eben  (Spherotdes)  eines  Aufgusses  von  Eichenrinde.     Bei   seinen  übrigen  Ovalthierchen  hat  er   diesen  Character 
nicht  angemerkt,  aber  schon  anfangs  die  Wimpern  erkannt.     Ausserdem  sind  nur  Gleichen's  Beobachtungen  und  Zeichnungen  eben  so 
scharf  characterisirend.     Etwas  ähnliches  sagt  Schrank  von  seiner  Bursaria  bullina.     Alle  übrigen  Beobachter  vor  1830  sind  nicht 
so  sicher,  doch  ist  Eichhorns  Abbildung  und  Bezeichnung  der  Thierchen  im  Heuaufguss  sehr  wahrscheinlich  hierher  zu  beziehen,  und 
diese  nannte  Müller  in  seiner  Synonymik  (im  Naturforscher)  Cyclidium  Bulla,  in  welcher  Art  er  Monas  Guitiila  mit  vereint  haben 
mag.     Müller  scheint  es  auch  mit  Cyclid.  Glaucoma  verwechselt  zu  haben,    welches  ähnlich,   aber  nur  halb  so  gross  ist  und  klei- 
nere Magenzellen  hat.     Gleichen,  welcher  dieses  Thierchen  schon  1777  mit  Carmin  fütterte,  hielt  die  Magen  bald  für  Eier,  bald  für 
kleinere  Thiere  in  den  grösseren  und  bezweifelte,   dass  die  ausgeworfenen  Kugeln  Excremente   seyn  könnten   (177,8.  p.  140.).     (Vergl. 
den  Nachtrag  zur  Familie  der  Kolpodinen.)     Die  Auswurfsstelle  sah  er  deshalb  bald  hinten,  bald  an  der  Seite,""  weil  er  Thiere  ganz 
verschiedener  Familien,   welche  den  After  in  ganz  verschiedenen  Körpergegenden  haben,    für  einerlei  hielt,    oder  gleichartig  beurtheilte, 
namentlich  Trachelinen  mit  Kolpodinen  verwechselte.   Derselbe  Beobachter  sah  wohl  eine  2te  und  3te  Art  der  Gattung  in  Regen- 
würmern, diese  erste  aber  im  Aufguss  von  Waizenbrand.    Ich  habe  sie  seit  früher  Zeit  in  den  verschiedensten  vegetabilischen  Aufgüs- 
sen in  zahllosen  Mengen  beobachtet  und  am  Zittern   der  Mundklappe,    die  ich   seit   1830  als  äusseres  Organ  erkannte,   unterschieden. 
Im  Jahre  1829  sah  ich  sie  mit  Monaden  sehr  zahlreich  in  Petersburg  auf  der  Reise  mit  Herrn  von  Humboldt,  wo  ich  sie  eben- 
falls durch  das  zitternde  Organ  unterschied  und   zeichnete.     Umständliche   viele  Abbildungen    der  Form   und   Anfüllung   der  Magen   mit 
Indigo  gab  ich  1830,   wo  ich  anch  queere  Selbsttheilung  anzeigte.     Eine  weitere  Untersuchung  hat  mir  seitdem  noch  einen  ansehnlich 
tieferen  Blick  in  den  Organismus  thun  lassen.     Ich  habe  noch  die  Längsreihen  der  Wimpern  über  den  ganzen  Körper,   eine   sternartig 
contractile  männliche  Sexualblase,  eine  eiförmige  Sexualdrüse  und  Eikörnchen,  auch  überdiess  Längstheilung  erkannt.     Das,  was  Spal- 
lanzani  für  Eier  gekalten,   sind  doch  wohl  die  Magen  gewesen,  und  das  Eierlegen  war  ein  Zerfliessen,   wobei  ihn  nur   die   grossen 
Magenzellen  beschäftigten  und  in  Irrthum  führten,  wie  Gleichen.     Die  zitternde  Klappe  scheint  mir  ein  halbovales  rüssel-  oder  zun- 
genartiges Blättchen  mit  vorderem  steifen  Rande  zu  seyn.     Die  Körperwimpern   sieht  man   bei  Farbetrübung,   wenn  das  Thierchen  sich 
abplattet,  und  beim  Antrocknen.   —  Grösse  —  V2«  Linie,  der  Eierchen  V2000  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXVI.    Fig.  V. 

Es  sind  17  verschiedene  Zustände  und  Formen  bei  300maliger  Vergrößerung  abgebildet.  Fig.  1.  grösste  Normalform,  Bauchseite,  d  der  Mund  mit 
der  Klappe,  daneben  die  grosse  ovale  Drüse,  darunter  die  sternartige  Sexualblase,  Magen  und  Eierchen.  Fig.  2.  auswerfend,  Rückenansicht.  Fig.  3- 
Seitenansicht.  Fig.  4.  Vorbereitung  zur  Längstheilung.  Fig.  5—10.  allmäliges  Vollenden  der  Theilung  mit  Anfang  als  Theilung  der  Drüse. 
Fig.  8.  eine  ungleiche  Theilung.  Fig.  11.  und  12.  durch  Längstheilung  entstandene  Einzelthiere.  Fig.  13.  und  14.  kleine  Formen,  die  nur  aus 
Eiern  entstanden  seyn  können.    Fig.  15  —  16.    queere  Selbsttheilung. 


336 


Nachtrag    zur   Gattung    Glaucoma. 


Vielleicht  ist  Müller's  Leucophra  nodulata  eine  Art  dieser  Gattung,  Gleichen  sagt  (Infusionsth.  p.  151.):  er  habe 
das  zitternde  Organ  auch  beim  Knopfthierchen  des  Regenwurms  gesehen,  und  Müller  hält  diess  für  einerlei  mit  seinen  Thierchen 
aus  der  Nah  der  Ostsee.  Es  giebt  also  wohl  noch  ein  Gl.  ?iodulatum  und  intestinale.  Das  Insect  mit  den  Flossfedern  von  Ingen- 
housz  (Vermischte  Schriften,  II.  p.  166.  1784.)  war  wohl  Cyclidium  Glaucoma  zwischen  Euglenen?    (Vergl.  Cyclid.  Glaucoma?) 


HUNDERTSECHZEHNTE     GATTUNG:      SEITENSCHNABEL. 

Chilodon.     Chilodon. 

CHARACTER:  Animal  e  Trachelinorum  fainilia,  corpore  undique  eiliato,  ore  dentium  fasciculum  tubulo- 
sum  includente,  fronte  in  labium  late  membranaeeum  aut  auriculatum  (oblique  rostratum) 
producta. 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Tracheliens,  ayant  le  corps  cilie  de  tous  cdtes,  la  bouche 
remplie  cFun  faisceau  tubuleux  de  dents  et  le  front  avanfant  en  forme  (Fune  levre 
elargie  membraneuse  ou  garnie  d'une  oreillette  en  fomne  de  bec  lateral. 

Die  Gattung  der  Seitenschnäbel  unterscheidet  man  in  der  Familie  der  Hals  thierchen  durch  überall 
bewimperten  Körper,  durch  einen ,  mit  einem  hohlen  röhrenartigen  Bündel  von  Zähnen  ausgekleideten,  Mund 
und  durch  eine  vorstehende,  breite,  ein  seitliches  Ohr  oder  einen  Schnabel  bildende,   stirnartige  Lippe. 

Die  Gattung  wurde  1831  mit  einer  Art  gegründet,  aber  1832  mit  2  Arten  versehen;  jetzt  hat  sie 
deren  4.  Die  ersten  Formen  scheint  schon  Leeüwenhoek  in  dem  Ckilodon  Cucullulus  gekannt  zu  haben, 
welches  eine  der  verbreitetsten  Infusorienformen  ist,  alle  übrigen  Arten  sind  von  mir  erst  seit  1832  ent- 
deckt. Die  erste  Abbildung  des  Chil.  Cucullulus  gab  ein  Anonymus  1703  in  England,  diese  copirte  Hill 
und  nannte  sie  1751  mit  dem  ersten  systematischen  Namen  Paramecium  secundum.  Dieselbe  Form  nannte 
dann  Ellis  1769  Volvox  Torquilla.  Müller  gab  1786  den  systematischen  Namen  Kolpoda  Cuculhdus^ 
und  Bory  nannte  sie  Paramaecium  Jcolpodinum^  vielleicht  auch  Plagiotricha  aurantia.  Ich  nannte  sie 
1830  Loxodes  ^  aber  1833  Chilodon^  weil  nur  bei  dieser  Art  der  Gattung  Loxodes  sich  Zähne  fanden. 
(Vergl.  Chil.  Cucullulus?)  —  Die  Organisation  ist  sehr  vollständig  ermittelt.  Viele  Längsreihen  von  Wim- 
pern dienen  als  Bewegungsorgane.  —  Als  Ernährungsorganismus  sind  ein  gerader  Darmcanal  mit  traubenfor- 
mig  ansitzenden  vielen  Speisebeuteln  (Magen)  bei  einer  Art,  letztere  allein  bei  allen  anschaulich  geworden. 
Der  Mund  liegt  nicht  am  vordem  Korperende,  sondern  am  Grunde  einer  vorragenden  breiten  meist  häutigen 
Lippe,  und  zeichnet  sich  durch  eine  röhrenartige  Auskleidung  von  dicht  aneinander  liegenden  Stäbchen  aus, 
welche  härter  als  die  übrigen  Körpertheile  sind,  und  deren  Röhre  zur  Aufnahme  der  Nahrung  dient.  Es  ist 
offenbar  ein  Fischreusen-  oder  Moos -Peristora- ähnlicher  Cylinder  von  Zähnen.  Die  Auswurfsstelle  ist  direct 
beobachtet  und  die  Magen  wurden  schon  1830  als  Farbestoffe  aufnehmend  bezeichnet.  —  Als  Sexualorgane 
sind  Eikörnchen  bei  3  Arten,  eine  runde  oder  ovale  Sexualdrüse  bei  allen  4,  und  contractile  Blasen  bei  3 
Arten  direct  erkannt.  Von  letzteren  zeigten  Ch.  Cucullulus  3,  Ch.  aureus  und  ornatus  eine,  die  bei  der 
letzten  Art,  wie  bei  Nassula  ornata,  am  Rande  geperlt  ist.  Nur  bei  Einer  Art  ist  Queer-  und  Längsthei- 
lung beobachtet,  diese  zuweilen  so  ungleich,  dass  es  an  Knospenbildung  grenzte.  (Vergl.  Loxodes  und  den 
Nachtrag  zur  Familie  der  Kolpodinen.) 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  über  ganz  Europa  bis  tief  in  das  sibirische  Asien  am 
Altai  bekannt. 

48©.     Chilodon  Cucullulus,  helmartiger  Seitenschnahel.     Tafel  XXXVI.  Fig.  VI. 

Ch.  corpore  depresso,  oblongo,  utrinque  rotundato,  antica  dextra  parte  levius  auriculato  sive  rostrato. 

Chilodon  Capuchon,    ä  corps  deprime  oblong,   arrondi  aux  deucc  bouts,   le  front   avangant  au  cote 
droit  en  bec  ou  oreillette  legere. 

Living  creature  like  a  Mussei- shell,    Leeüwenhoek?  Philos.  Transact.   Vol.  XI.  p.  815.    Nr.  133.   1677.    (1675.)     Arcana  Nat.   Epist. 

ad  Ho oki um,  Nov.  1680.  p.  23.?  (Selbsttheihing  als  Begattung.) 
Animalcula  in  Dunghill  -  water  Fig.  N.9  Anonymus,  Philos.  Transact.  1703.  Nr.  284.  p.  1371. 
Peiites  huitres,  Tourterelles ,   Joblot?   Observat.  fait.  avec  le  microsc.  1718.  («d.  II.  1754.  P.  II.  p.  21,  35.)  PI.  4.  Fig.  p.  q.  PI.  5.  Fig.  4. 

Cgchdium  3.,       \  Hjll?  Histcry  of  Animals,  1751.  (ed.  1773.   p.  4.)    Tab.  I.    Copie  von  1703. 

Paramecium  2. ,  J  r  r 

Hag-  Water  Animalcule,  sliape  of  a  Melon,  Baker,  The  Microscope  made  easy,  p.  77.    1742.    Copie  von  1703. 

Voloox  Torquilla,  Ellis,  Philos.  Transact.    1769.   p.  138.   Fig.  2. 

Kolpoda  Cucullus,  Müller,  Vermium  flu v.  hist.  p.  58.  1773.   zum  Theil. 

ThiercJien  der  Bocksbart- Infusion,  Schrank?  Beiträge  zur  Naturgesch.    1776.   p.  17.    Taf.  I.  Fig.  21.    (s.  Paramaec.  Cotyoda.) 

Animale  a  heccuccio,  Spallatszani,  Opuscoii  di  Fisica  anim.   I.  p.  187.   Tav.  II.   Fig.  XVI.  M.   1776.    (s.  Glaucoma,  Colpoda  Ouc.) 


—    33?    — — 

Kotpoda  CucullulM     1  MÜL1K       Animalc.  Infus.    1786.  p.  105.   Tab.  XV.  Fig.  7-11.  imd  .,.  185.   Tab.  XXVI.   Fig.  13-16. 

Trtcnoda  aurantia? ,  S  l 

OvaWüerchen ,  Gleichen,  Infusionstierchen,   Taf.  XXVII.  Fig.  6,  7.  XXVIII.   Fig.  5,  8,  9,  10.   XXIX.   Fig.  3.   1778.    Auserlesene 

Entdeck.   1781.   Taf.  48.  Fig.  1—11. 
Colpoda  Cucullulus,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  73.  1803. 

Ovalthierchen,  Gruithutsen,  Beiträge  zur  Physiogn.  n.  Eautognosie,   1812.   p.  302.   Taf.  I.    Fig.  8,  12,  14. 
Bursaria  Cuculus,  Bory  de  St.  Vincent,  Diction.  classique  d'lüstoire  naturelle,  1822. 
Paramaecmm  hOpodhmm,     \  BoKY>  EncycIo      m6tK  Vers.  1824. 
Plagiotricha  aurantia?,         J 

Cyclidium  cucullatum,  aduncum ,  albicans,  lullatum,  Los ana,  Memorie  di  Torino,  1829.    Isis,   1832.   p.  770. 
Loxodes  Cucullulus,  Abhandl.  d.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.    p.  42,  53,  56,  63,   78.    Taf.  IV.   Fig.  III.    1831.    p.  109, 

150.  1832.  p.  437.   (Kolpoda  Cucnllus.)     Isis,  1833.  p.  412. 
Euodon  Cucullulus,     \    Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1833.    p.  169,   174,   176,  287,   322.   Taf.  II.  Fig.  I.  a— g. 
Chilodon  Cuculluliis,    i  1835,  p.  164,  166.     Euodon  war  Schreibfehler. 

Aufenthalt:    In  Delft,  bei  London 9  in  Paris ,  Copenhagen ,  Ingolstadt ,  Modena,  auf  dem  Greifenstein,  in  Landshut ,  München,  Tu- 
rin, Berlin,  Dröbak  in  Norwegen,   in  Ilezkaja  Saschtschita  bei  Orenburg,    bei  Smei'nogorsk  und  Syrjanofskoi  am  Altai  beobachtet. 

Leeuwenhoek's  Thierchen  konnte  auch  Stylonychia  Mytilus  gewesen  seyn,   weil  er  es  sehr  gross   nennt.      Jedenfalls  ist 
aber  diese  von  mir  in  mehr  als  100  verschiedenen  Infusionen  zu  allen  Jahreszeiten,    und  frei   in  den  verschiedensten  Verhältnissen  von 
Berlin  bis  zum  Altai  Sibiriens  beobachtete,  Form  eine  sehr  verbreitete,  und  es  ist  erlaubt,    viele  ähnliche  Nachrichten  und  Abbildungen 
früherer  Beobachter,    besonders  von  Infusionen,    eher  auf  diese  als  eine  andere  Form  zu  beziehen,   jedoch  kommen  bei  Infasions- Beob- 
achtern  oft  Collisionen   mit  Colpoda  Cticullus  und  Paramecium  Colpoda   vor,    welche   sich   nicht   entscheiden   lassen.      Den   ersten 
systematischen  Namen  gab  Ellis,  und  so  sollte  die  Form  Chil.  Torquilla  heissen,  allein,  da  die  Sicherheit  der  Deutung  nicht  unbe- 
grenzt ist,  so  habe  ich  die  Aenderung  von  Müllers  Namen  lieber  unterlassen.     Schon  Leeuwenhoek  sah  bei  einer  ähnlichen  Form 
des  Pfefferaufgusses  die  Selbsttheilung  und  hielt  sie  1680  für  Begattung.     Joblot  war  1718  (p.  22.  1754.)  derselben  Meinung  in  ei- 
nem ähnlichen  Falle  und  hielt  diese  Thierchen  für  junge  Austern.     Der  Anonymus  von  1703  fand  sie  in  englischen  Mistpfützen,  und 
Hill  und  Baker  copirten  seine  Abbildung.      Spallanzani  hielt  die  innern  Magenblasen  für  Eier   und  das  Zerilicssen  für  ein  Gebä- 
ren dieser  Eier.      Gleichen  unterschied  diese  Form  nicht  scharf  von  Colpoda  Cticullus  und  vielen  andern,  und  obwohl  Gruithüi- 
sen  ausdrücklich  sagt,    er  glaube,    dass  die  Formen  der  Infusorien  sich  alle  in  einander  verwandelten,    so    hat  er  doch  recht  gute  Ab- 
bildungen der  Längen-  und  Queer-Theilung  doch  wohl  dieser  Art  gegeben,  welche  er  in  Grasinfusion,  Speichelinfusion  und  in  Sumpf- 
wasser mit  JLemna  und  faulen  Conferven  bei  München  immer  wieder  fand.      Schon   1830    gab   ich   viele  Abbildungen  dieser  Form  und 
ihrer  Selbsttheilung  als  Lo&odes  Cucullulus  und  zeigte  die  Anfüllung  der  Magen  mit  Indigo,  Carmin  und  Naviculis  an.    Eine  Ver- 
stärkung meines  Mikroskops  liess  mich  1831    (1.  c.  p.  150.)    die   ganz   unerwarteten  Zähne    eines    polygastrischen  Thierchens  erkennen, 
und  ein  Freund,    dem  ich  meine  Freude  darüber  zuerst  mittheilte  und  den  ich  zum  ersten  Zeugen   dieser  physiologisch  wichtigen  Beob- 
achtung nahm,  erkannte,  dass  es  nicht  Mos  neben  einander  liegende  Zähne,  sondern  noch  mehr,  ein  hohler  Cylinder  von  Stäbchen  sey, 
was   ich   nur  bestätigen   konnte    (s.    Chlamidodon   Mnemosyne).     Die  Selbsttheilung   wird   gewöhnlich  in  1/2  bis  1  Stunde  vollendet, 
sobald  sie  angefangen  hat,  zuweilen  verzögert  sie  sich  auf  viele  Stunden.      Queertheilung   scheint   etwas   mehr  Zeit   zu  bedürfen,    nicht 
unter  1  Stunde.     Die  Längspieilung  geht  meist  von  hinten  nach  vorn,  zuweilen  von  vorn  nach  hinten,   ist  meist  zu  gleichen,  zuweilen 
zu  ungleichen  Theilen;  immer  theilt  sich  erst  die  mittlere  Sexualdrüse.     Der  gerade  traubenartige  Ernährungscanal,    oft  mit  vielen  und 
grossen  Naviculis  erfüllt,   3  contractile  Sexualblasen  und   die    grosse   ovale -Sexualdrüse   des   mittleren  Körpers  wurden  von  mir  schon 
1833  umständlich  beschrieben  und  abgebildet.     Auch  die  Eikörnchen  wurden  beobachtet.     Der  farblose,    die  Speisen  in  jedem  einzelnen 
Magen  umgebende,   Verdauungssaft,   sowie  die  Auswurfsstelle,    welche  über  die  Form    des  Ernährungscanais  entscheidet,    wurden  direct 
nachgewiesen,  so  dass  hier  wenig  hinzuzusetzen  ist,  aber  alles  bestätigt  werden  kann.      Längsreihen   der  Wimpern  zählte  ich  auf  einer 
der  breiten  Flächen  12  bis  18.      Im  Zahncylinder  waren   16  Stäbchen   oder  Zähne  zu   zählen.     Derselbe    konnte   sich   vorn   erweitern, 
um  grosse  lebende  Körper  als  Speise  aufzunehmen,  und  wenn  sie  hindurchgeglitten  waren,  konnte  er  sich  vorn  verengen  und  den  Rück- 
weg versperren.     Die  Zähne  dienen  nicht  zum  Zermalmen,    sondern  zum  Festhalten,   sind  aber  offenbar  wahre  Zähne.     Düjardin  hat 
sie  wohl  nicht  gesehen  und  ganz  mit  Unrecht  für  etwas  Unklares  anderes  gehalten.      Das  Schwimmen  ist  ein  Gleiten,  kein  Drehen  um 
die  Längsaxe.      Der  convexere  Rücken  ist,   wenn  sie  an  der  Oberfläche  des  Wassers   schwimmen   oder  kriechen,    nach   unten   gekehrt. 
Die  Wimpern  erkennt  man  in  gefärbtem  Wasser  leicht,  die  Reihen  sieht  man  beim  Antrocknen.     Ich  sah  ein  Thierchen  mit  einer  ver- 
schluckten Oscillatorie  umherschwimmen,   die  ihm  um  das  3fache  seiner  Länge  noch  aus  dem  Munde   hervorragte,   und   an   der   es   wie 
gespiesst   erschien.     Es  verdaute  sie  aber  nicht,    sondern  liess   sie   nach    einiger  Zeit   wieder  fahren.      (Vergl.  Bursaria.)     Im  Jahre 
1829  fand  ich  es  (vergl.  1830)  in  Schlangenberg  am  Altai  im  Bergwerk,    56  Lachter  tief.     Die  Zeichnungen  der  Reise  mit  Herrn  v. 
Humboldt  passen,  bis  auf  den  Mangel  der  Zähne,  sehr  wohl.     In  Dröbak  sah  ich  es  1833  im  Seewasser.  —  Grösse  Vqg  —  V12  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXVI.   Fig.  VII. 

Es  sind  24  Darstellungen  hei  300maliger  Linearvergrösserung.  Fig.  1.  vom  Rücken;  Fig.  2.  vom  Bauche,  Fig.  3.  von  der  Seite;  sind  grosse 
Normalformen;  0'  der  Mund,  s  die  contractilen  Blasen,  t  die  Sexualdrüse.  Fig.  1.  mit  Indigo  genährt,  zeigt  den  ganzen  Darm  verlauf.  Fig.  2.  ist 
im  Auswerfen  begriffen  und  ist  mit  vielen  grossen,  von  Magensaft  umgebenen,  Naviculis  (N.  gracilis  und  Librile)  nebst  Oscillatorien  erfüllt 
Fig.  3.  zeigt  die  hintere  dritte  contractile  Blase.  Fig.  4 — 7.  andere  kleinere  Formen,  die  Sexualblasen  in  verschiedener  Expansion  zeigend.  Fig.  8. 
ein  Exemplar  mit  linkem  Schnabel  und  rückgebogener  Lippe.  Fig.  9.  ein  ähnliches,  wirbelnd,  Seitenansicht.  Fig.  10—12.  kleinere  Formen,  mit 
Indigo  und  Carmin  gefüttert.  Fig.  13—15.  Längstheilung  von  hinten  nach  vorn.  Fig.  16  —  18.  Queertheilung;  bei  beiden  hat  jedes  Doppelthier 
2  Drüsen.  Fig.  19.  ungleiche  knospenartige  Längstheilung.  Fig.  20.  ein  mit  einer  4mal  seine  Grösse  überragenden  Oscillatorie,  wie  aufgespiesst, 
umherlaufendes  Thierchen.    Fig.  21—24.    Darstellung  der  Thätigkeit  des  Zahncylinders  beim  Schlingen. 

48 ?.     Chilodon  uncinalus,  hakenartiger  Seitenschnabel.     Tafel  XXXVI.  Fig.  VIII. 

Ck.  corpore  depresso  oblongo,  utrinque  rotundato,  antica  dextra  parte  uncinato. 

Chilodon  crochu,   a  corps  deprime,   oblong,   arrondi  aucc  deute  öouts,   crochu   au  cote  d?*oit  du  bout 
anterieur. 

Chilodon  uncinatus,  Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1835.   p.  164. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

85 


338 

Diese  der  vorigen  ähnliche,  aber  kleinere  und  vorn  hakenartig  gekrümmte  Form  lebt  ebenfalls  in  Pilanzenaufgüssen  verschie- 
dener Art.  Sic  ist  sehr  durchsichtig,  und  ich  konnte  die  Reihen  der  Körperwimpern  nicht  unterscheiden;  doch  zweille  ich  nicht  an  ih- 
rer Existenz.  Ich  zählte  nur  8  Zähne  im  Munde  und  fand  diesen  immer  mehr  seitlich  an  der  Ausrandung  gelegen.  Eine  grosse  kug- 
lige  Drüse  und  4  —  6  Magenblasen  waren  deutlich.  Ich  unterschied  sie  erst  am  13.  April  1835. —  Grösse  bis  V36  Linie.  Losana's 
Cyclidium  ornatum  gehört  sehr  unsicher  hierher. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXVI.   Fig.  VIII. 
Es  sind  4  Exemplare,  300mal  diametral  vergrössert;  t  die  Sexualdrüse. 

488.  Chilodon  aureus,  goldfarbiger  Seifensclinalbel.     Tafel  XXXVI.  Fig.  VI. 

Ch.  corpore  ovato  coiiico^  turgido,  aureo,  antica  parte  dilatata  obtuse  rostrata,  postica  subacuta. 

Chilodon  dore,  a  corps  ovale- conir/ue,  gonfle,  jaime  d'or,  elargi  et  courbe  en  bec  obtus  au  bout  an- 
terieur  5  aminci  au  bout  posterieur. 

Nassula  aurea  var.  c.  und  e. ,  Ab  ha  ndl.  cl.  Akad.  d.  Wissens  eh.  zu  Berlin,   1833.   p.  322.   Taf.  II.   Fig.  III. 
Chilodon  aureus,  Abhandl.  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1835.   p.  164. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  beobachtete  diese 9  von  der  vorigen  sehr  abweichende,  Art  schon  1832  gleichzeitig  mit  Nassula  aurea  und  hielt"  sie  für 
eine  Abart  derselben.  Allein  ich  habe  sie  1834  und  1835  ohne  jene  wieder  beobachtet  und  den  vorn  ausgeschweiften,  hinten  schmä- 
leren, Körper  constant  gesehen.  Ich  halte  sie  jetzt  für  eine  von  jener  verschiedene  Thierart  und  reihe  sie  hier  an.  Ich  zählte  14 — 16 
Zähne.  Die  gelbe  Farbe  des  JKörpcrs  rührt  von  den  Körnchen  (Eiern?)  her,  welche  ziemlich  gross  sind.  Eine  grosse  runde  Drüse 
und  eine  runde  contractile  Blase  sind  zwischen  einer  Mehrzahl  vermuthlicher  Magenblasen  die  beobachteten  Structarverhältnisse. — •  Grösse 
bis  Vi 2  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XXXVI.   Fig.  VI. 

Es  sind  3  Darstellungen  eines  Thierchens  von  1835  bei  300maliger  Vergrösserung.    Fig.  3.    ist  halb  gewendet;  co  die  vermutliche  Afterstelle. 

489.  Chilodon  ornatus,  bunter  Seitensclinaliel.     Tafel  xxxvi.  Fig.  IX. 

Ch.  corpore  ovato  subcylindrico ,  aureo,  utrinque  aeejualiter  rotundato,  rostro  levi,  macula  nuchae  laete  violacea. 

Chilodon  ome,   a  corps  ovale- cylijidric/ue ,   jaune  d'or,  egalement  arrondi  aua>  deucc  bouts,    avec  un 
bec  leger  et  une  tacJie  vivement  violette  a  la  nur/ue. 

Leucophra  notata>  Müller?   Animalc.  infus,   p.  152.    Tab.  XXII.   Fig.  13—16.  1786. 
Chilodon  omatus,   Abhandl.   der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1835.  p.  164. 

Aufenthalt:     Bei  Berlin !,  ob  auch  in  der  Ostsee  bei  Copenhagen? 

Ich  entdeckte  diese  Form  am  6.  Juni  1835  in  Torfgruben  bei  Berlin.  Sie  hat  manche  Aehnlichkeit  mit  Nassula  aurea, 
allein  der  schnabelartige  Vordertheil  liess  mir  vorziehen ,  sie  hierher  zu  stellen.  Sie  hat  gelbe  Eikornchen,  eine  grosse  kuglige  Drüse, 
eine  am  Rande  abwechselnd  geperlte  contractile  Blase,  wie  Nass.  ornata,  und  ein  schönviolettes,  aus  einem  Haufen  von  Bläschen  be- 
stehendes, Saft-  (Gall-?)  Organ  im  Nacken,  wie  Nass.  elegaus.  Ich  zählte  12  — 16  Zähne  im  Munde.  Diese  und  die  vorige  Art 
zeichnen  sich  von  den  ersten  dieser  Gattung  durch  Drehen  um  die  Längsaxe  beim  Schwimmen  sehr  aus.  Sie  würden  vielleicht  besser 
zu  Nassula  gestellt.  Beide  nehmen  keine  Farbe  auf.  Ich  zählte  16  —  20  Wiinperreihen  auf  der  Halbansicht  bei  beiden.  —  Grösse 
bis  Vi 5  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXVI.   Fig.  IX. 

Es  sind  3  Darstellungen  eines  Thierchens  bei  300maliger  Vergrösserung  in  seiner  natürlichen  Färbung,  o'  der  Mund  mit  den  Zähnen, 
t  die  Drüse,  s  die  contractile  geperlte  Blase,  cd  der  After.    Die  übrigen  Blasen  sind  wahrscheinlich  Magen. 


HUNDERTSIEBZEHNTE     GATTUNG:      REUSENTHIERCHEN. 

ATassula.    Hasselle. 

CHARACTER:    Animal  e  Trachelinorum  familia,  corpore  undique  ciliato,   ore  dentibus  in  nassae  formam 
coalitis  munito,  fronte  turgida  prominula,  nee  auriculata. 

CARACTERE:   Animal  de  la  famille  des  Tracheliens,  ayant  le  corps  eilte  de  tous  cötes,  la  bouche 
garnie  de  dents  en  forme  de  nasse  et  le  front  gonfle  avangant  sans  oreillette  ou  bec. 

Die  Gattung  der  Reusenthierchen  ist  in  der  Familie  der  Halsthierchen  durch  überall  bewimper- 
ten Körper,  fisclireusenähnliche  Zähne  im  Munde  und  eine  angeschwollene  vorragende  Stirn,  ohne  Ohr  oder 
Schnabel  bezeichnet. 

Errichtet  wurde  die  Gattung  1833  (1832)  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akademie  d.  Wissensch.  mit  3 
ganz  neuen,  1832  entdeckten,  Arten,  und  diese  sind  auch  seitdem  an  Zahl  nicht  vermehrt  worden.  Nur 
vielleicht  Rösel  kannte  eine  der  Arten  als  sein  violettes  Kugelthier.  —   Die  Organisation  dieser  Formen 


339 

ist  sehr  befriedigend  und  überraschend  gross  anschaulich  geworden.  Sie  gehören  zu  den  Körpern,  deren 
Bekanntwerden  plötzlich  helles  Licht  auf  viele  bisher  dunkle  oder  zweifelhafte  Kenntnisse  warfen,  und  zu 
den  prachtvollen  Erscheinungen  im  Mikroskop.  —  Das  Bewegungssystem  ihres  Organismus  besteht  in  vielen 
Längsreihen  von  Wimpern  über  den  ganzen  Körper.  —  Das  Ernährungssystem  tritt  als  mit  fischreusenarti- 
gen Zähnen  ausgekleideter  Mund  hinter  einer  dicken  vorragenden  Stirn,  und  als  viele  polygastrische  Ma- 
genzellen bei  allen  3  Arten  hervor.  Die  Mundseite  ist  die  Bauchseite.  Die  Afterstelle  ist  bei  2  Arten  di- 
rect  erkannt,  üeberdiess  ist  bei  diesen  Formen  zuerst  ein  ganz  neues  Organensystem  anschaulich  gewor- 
den, welches  auch  bei  mehreren  andern,  vielleicht  allen  übrigen  Magenthierchen,  nur  weniger  deutlich 
sichtbar,  vorhanden  zu  seyn  scheint.  Es  verrichtet  die  Absonderung  eines  hier  violet  gefärbten,  der  Ver- 
dauung sichtlich  dienenden,  mithin  der  Galle  ähnlichen,  Saftes,  und  ist  ausserdem  nur  bei  Chilodon  orna- 
tus  und  Chlamidodon  gleichartig  vorhanden,  ähnlich  aber  auch  bei  Bursarm  vernalis,  Trachelius  Me- 
leagris,  Amphileptus  margaritifer,  Meleagris  und  longicollü  beobachtet,  und  mag  mit  den,  oft  blasigen, 
Drüsen  am  Magen  der  Räderthiere  vergleichbar  seyn. —  Das  Sexualsystem  ist  in  seinem  Dualismus  deut- 
lich geworden.  Zwei  Arten  haben  den  Körper  mit  zum  Theil  grossen  zahlreichen  Körnchen  (Eiern)  erfüllt. 
Alle  3  Arten  haben  eine  grosse  ovale  oder  kuglige  Drüse  im  Körper,  und  eine  Art  hat  2 — 3,  zwei  Arten 
haben  1  contractile  einfache  Blase,  welche  die  Befruchtung  vermitteln  mag.  Bei  N.  ornata  wird  sie  am 
Rande  geperlt.  Es  ist  nur  Queertheilung  beobachtet.  —  Augen,  Nerven  und  Gefässe  sind  noch  weiter  zu 
ermitteln;  erstere  scheinen  zu  fehlen. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  bei  Berlin  und  vielleicht  bei  Nürnberg  beobachtet. 

490.  Nassula  elegans,  zierliches  Keiisentfeierclien.     Taf.  xxxvil.  Fig.  I. 

N.  corpore  cylindrico  aut  ovato,  antica  parte  paullo  tenuiore,  utrinque  obtusissimo ,  albo  aut  virescente,   vesiculis  vio- 
laceis  picto. 

Nasselle  elegante,  a  corps  cylindric/ue  ou  ovale,  im  peu  aminci  vers  le  front,  tres-obtus  aux  deua 
bouts,  blanc  ou  verdätre,  tachete  de  vesicules  violettes. 

Nassula  elegans,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1832.  p.  438.  Nota.  1833.  p.  176,  179,  303,  321.  Taf.  I.  Fig.  I. 

1835.  p.  164. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  entdeckte  dieses  überaus  niedliche  Thierchen  am  24.  April  1832  und  erhielt  es  bis  zum  29.  April  in  Gläsern  am  Leben, 
fand  es  aber  auch  in  der  Zwischenzeit  wieder  im  Thiergarten  an  derselben  Stelle  in  einem  mit  Meerlinsen  und  Conferven  erfüllten  Wie- 
sengraben. Ebenda  fand  ich  es  wieder  zahlreich  am  4.  Mai.  Am  21.  April  1833  fand  ich  eine  zahllose  Menge  in  einem  kleinen  Gra- 
ben der  Pflanzschule  beim  Bassin  am  Brandenburger  Thore.  Im  Jahre  1834  fand  ich  keine,  aber  im  April  1835  wieder  sehr  viele  an 
der  Luiseninsel.  Im  März  1836  fand  ich  sie  mit  Oscillatorien  und  Vaucherien  häufig,  aber  1837  war  keines  zu  linden.  Es  gleicht 
sehr  dem  Paramecinm  Aurelia,  ist  aber  durchsichtiger,  daher  schwerer  zu  unterscheiden.  Der  schlanke  cylindrische  etwas  keulen- 
förmige Körper  ist  3  — 4mal  so  lang  als  dick,  allein  durch  oueere  Selbsttheilung  entstehen  auch  ovale,  vorn  gespitzte  und  fast  kuglige 
Formen.  Die  Farbe  ist  eigentlich  ein  blasses  Grün,  weil  der  weissliche  Körper  von  grünen  Eiern  locker  durchwirkt  ist;  zuweilen  feh- 
len diese,  und  dann  ist  er  milchweiss  oder  farblos.  Dazwischen  liegen  im  Innern  schön  violette  Bläschen  verschiedener  Grösse,  und  ein 
ganzes  Häufchen  derselben  ist  im  Nacken,  von  wo  aus  eine  besondere  Reihe  violetter  oder  crystallheller  Bläschen  längs  des  Rückens 
zum  After  verläuft,  üeberdiess  sieht  man  meist  hier  und  da  mit  zum  Theil  erkennbarer  Speise  erfüllte  Magenzellen,  oft  Chlamido- 
monas  enthaltend.  —  In  der  Mitte  des  Körpers  liegt  eine  ovale  grosse  männliche  Drüse  in  schräger  Richtung  und  es  finden  sich  vorn 
neben  dem  Munde  2  einfache  contractile  Sexualblasen;  eine  dritte  sah  ich  auf  der  mittleren  Drüse.  Das  Thierchen  schwimmt  mit  Dre- 
hen um  seine  Längsaxe  nach  vorn  und  nach  hinten,  und  ich  zählte  auf  der  Halbansicht  15  —  20  Wimperreihen.  Der  Mund,  durch 
die  Strömung  heim  Wirbeln  in  Indigowasser  leicht  erkennbar,  ist  etwas  entfernt  vom  vordem  Ende  und  ist  durch  einen  Cylinder  von 
26  Stäbchen  oder  Zähnen  erfüllt,  die  willkührlich  vorn  langsam  divergiren  oder  convergiren.  Ungefähr  im  hintern  Drittheil  des  Kör- 
pers vermischt  sich  der  violette  Saft  mit  dem  Inhalte  der  Magenzellen,  und  er  wird  mit  ihm  ausgeschieden.  So  wie  er  das  Wasser 
berührt,  verliert  er  seine  schöne  Farbe  ganz,  üebrigens  ist  er  zuweilen  mehr  blau,  zuweilen  röther.  Ich  sah  ganz  farblose,  abgelebte 
Thierchen,  die  aber  doch  noch  im  Nacken  ein  kleines  Häufchen  violetter  Bläschen  hatten.  Die  Selbsttheilung  traf  die  Stelle  der  Drüse 
und  schien  diese  in  2  Hälften  zu  theilen.  —  Grösse  Vi2 —  Vio  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXXVIL   Fig.  I. 

Vergrösserung  aller  Figuren  300mal  im  Durchmesser.  Färbung  natürlich,  ohne  Farbenahrung.  Fig.  1.  Seitenansicht  nach  dem  Eierlegen,  hinten  aus- 
werfend.  Fig.  2.  Normalform,  Ansicht  der  Rückenseite.  Fig.  3.  kurz  vor  dem  Auswerfen,  ohne  Eier.  Fig.  4.  Vorragen  des  Zahncylinders  bei 
der  Seitenansicht  und  eine  mittlere,  dritte,  contractile  Blase,  vergl.  Paramecium  Aurelia.  Fig.  5.  Queertheilung  mit  Ausbildung  des  neuen  Mundes 
und  der  Zähne  vor  der  Trennung.  Fig.  6  —  7.  heranwachsende  Theile.  Fig.  8.  zeigt  die  Reihe  violetter  Rückenblasen.  Fig.  9.  zeigt  dieselben 
farblos.    Fig.  10 — 12.    Contraction  des  Zahncylinders. 

491.  Nassula  ornata,  buntes  »euseiitliierclieii.     Tafel  xxxtii.  Fig.  IL 

N.  corpore  ovato,  depresso,  suborbiculari,  fusco-viridi,  vesiculis  violaceis  numerosis  variegato. 
Nasselle  ornee,  a  corps  ovale,  deprime,  presque  orbiculaire,  vert-brunätre,   tacliete  de  nombreuses 
vesicules  violettes. 

Eiförmiges  schön  violblaues  grösseres  Kugellhier,  RÖsei?  Insectenbelustig.  III.  p.  620.  1755. 


340    

Nassula  omata,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1832.  p.  438.  Nota.  1833.   p.  169.  seqq.  172.  seqq.  179.  seqq.   304* 

321.   Taf.  I.  Fig.  IL  1835.   p.  164. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  vielleicht  bei  Nürnberg. 

Diese  Art  wurde  in  einem  Wiesengraben  des  Thiergartens  am  13.  April  1832  zuerst  entdeckt,  und  das  weitere  Sueben  nach 
mehreren  Exemplaren  führte  die  Kenntniss  der  andern  Arten  herbei.  Sie  ist  die  grösste  der  Arten.  Ich  fand  sie  wieder  am  25.  und 
29.  April  am  gleichen  Orte.  In  den  Jahren  1833  und  1834  sah  ich  kein  Exemplar,  aber  am  28.  April  und  19.  Mai  1835  fand  ich 
sie  wieder  zahlreich  an  der  Luiseninsel  mit  der  ersten  Art  zwischen  schwimmenden  Oscillatorienhaufen.  Auch  im  Mai  1836  war  sie 
häufig,  fehlte  jedoch  1837.  Der  Körper  ist  von  der  Rückenseite  und  Bauchseite,  wo  der  Mund  liegt,  zusammengedrückt,  daher  von 
der  Lateralfläche  gesehen,  schmäler,  was  seine  Bewegung  bei  dem  Drehen  um  die  Längsaxe  wankend  erscheinen  lässt.  Das  schon  mit 
blossen  Augen  recht  wohl  sichtbare  grosse  Thierchen,  welches  mit  Stentor  niger  und  Ophryoglena  atra  im  Aeusseren  Aehnlichkeit 
hat,  ist  dunkelbraun,  aber  unter  dem  Mikroskope  zeigt  es  bei  300maliger  Vergrösserung  die  prächtigsten  sanftesten  Farben  und  eine 
bewundernswerthe  Organisation.  Ich  habe  nun  viele  Hunderte  von  Exemplaren  gesehen.  Der  Körper  ist  äusserlich  mit  Längsreihen 
von  Wimpern  besetzt,  deren  auf  der  Rücken-  oder  Baiichfläche  bis  24  zählbar  waren,  und  zwischen  welchen  noch  ähnliche  Reihen  et- 
was stärkerer  Borsten  abwechselnd  standen.  Der  Mund  ist  auf  einer  der  flachen  breiteren  Seiten,  die  ich  deshalb  die  untere  oder  Bauch- 
flache  nenne,  in  einer  breiten  Grube,  wie  bei  Bursaria ,  und  ist  mit  einem  etwas  vorstehenden  hohlen  Kegel  oder  Cylinder  von  20 
bis  27  Zähnen  ausgefüttert.  Die  Afterstelle  erscheint  am  hintern  Ende  als  leichter  Ausschnitt  und  ist  von  mir  auch  mehrfach  im  Aus- 
werfen direct  thätig  gesehen  worden.  Im  innern  Körper  erkennt  man  bei  300maliger  Vergrösserung  viele  braune,  grüne,  gelbe  und 
violette  Kugeln  oder  Blasen,  welche  sehr  verschiedener  Natur  sind.  Alle  braunen  und  gelben,  auch  die  grösseren  und  unregelmässigen 
grünen,  sind  mit  Nahrung,  grünen  Monaden,  erfüllte  Magen,  oft  sieht  man  auch  lange  Oscillatorien- Stücke  und  Naviculas  dazwi- 
schen. Ueberdiess  aber  ist  zuweilen,  nicht  immer,  der  Körper  mit  sehr  gleichartigen,  verhältnissmässig  sehr  grossen,  runden,  grünen 
Körnern  erfüllt,  welche  ich  für  Eier  hielt.  Gruppenweis  zwischen  diesen,  in  zahllosen  Magenzellen  liegenden,  grünen  und  gelben  (ver- 
dauten) Speisemassen  und  zwischen  den  Eierchen  liegen  herrlich  violett  gefärbte  Kugeln,  ganz  denen  der  vorigen  Art  ähnlich.  Es  sind 
mit  einem  violetten  Safte  erfüllte  Bläschen,  die  offenbar,  anstatt  bei  voriger  Art  nur  1  Centralpunkt  im  Nacken  zu  haben,  hier  6  —  8  Haupt- 
gruppen im  weiten  Kreise  um  den  Mund  bilden.  Dieser  violette  Saft  wird  mit  den  Excrementen  ausgeworfen,  erscheint  dabei  im  Was- 
ser wie  Oeltröpfchen  und  entfärbt  sich  sogleich.  Bei  Bursaria  vernalis  sah  ich  deutlich,  dass  er,  sobald  er  zu  den  grünen  Speisen 
tritt,  diese  gelb  färbt  und  zersetzt.  In  der  Mitte  dieser  Gruppen  und  des  Körpers  liegt  allemal  eine  grosse  Kugeldrüse,  und  dicht 
daneben  öffnet  und  schliesst  (erweitert  und  verengt)  sich  periodisch  eine  grosse,  der  Selbstbefruchtung  dienende,  Sexualblase,  welche  in 
grösster  Contraction  und  Expansion  einfach  ist,  in  den  Mittelzuständen  aber  einen  geperlten  Rand  zeigt.  Ich  verglich  den  geperlten 
Rand  mit  den  Strahlen  des  ähnlichen  Organs  bei  Paramecium  Aurelia,  nur  seien  wohl  die  Canäle  kürzer.  Nicht  gar  selten  sah  ich 
auch  freiwillige  Queertheilung  des  Körpers  und,  wie  bei  voriger  Art,  gerade  an  der  Stelle,  wo  das  unpaarige  Organ,  die  männliche 
Sexualdrüse,  liegt.  Das  Entstehen  und  Abschliessen  der  Queertheilung  sammt  Ausbildung  der  beiden  Drüsen  der  neuen  Mundöffnung 
und  der  neuen  20  —  27  Zähne  schien  mir  1832  das  bewundernswerthe  Werk  von  2  Stunden  organischer  Thätigkeit  zu  seyn  (1833. 
p.  172.).  —  Grösse  bis  Vs  Linie,  der  Eierchen  V400  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXVII.    Fig.  IL 

Es  sind  bei  300maliger  Linearvergrösserung  gezeichnete  Formen,  ohne  künstliche  Farbenahrang.  Fig.  1.  Ansicht  der  Rückenseite,  Fig.  4.  der  Bauch- 
seite, beide  im  Schwimmen.  Fig.  3.  etwas  abgeplattet,  in  wenig  Wasser  ruhend  und  Excremente  entleerend;  Bauchseite.  Fig.  5.  rechte  Seitenan- 
sicht und  Richtung  des  Wirbels  zum  Munde.  Fig.  2.  Queertheilung,  nur  rechts  sind  die  Eierchen  zwischen  den  Magen  angedeutet.  Fig.  6  —  9. 
grösste  Ausdehnung  und  allmälige  Contractionsformen  der  contractilen  Sexualblase.  Fig.  10.  der  Zahncy linder  besonders,  d  Mund,  w  After,  t  Se- 
xualdrüse, s  contractiles  Organ. 

492.     Nassula  aurea9  goldgelbes  Ileuseiitliierclioii.    Tafel  XXXVII.  Fig.  in. 

N.  corpore  ovato-oblongo,  subeylindrico  ,  aureo,  utrinque  obtusissimo. 

Na% seile  doree,  a  corps  ovale -oblong,  presc/ue  cylindrique^  dore,  tres-obtus  auze  deute  bouts. 

Nassula  aurea,  Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  183.2.  p.  43^.  Nota.  1833.  p.  169.  seqq.  172.  seqq.  305.  322.  Taf.  I.  Fig.  III. 

exclus.  Fig.  c.  e.  1835.  p.  164. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  dritte  Art  der  merkwürdigen  Gattung  fand  sich  zuerst  am  7.  und  9.  Juni  1832  in  Torfgruben  bei  den  Pulvermagazinen 
Berlins.  Ich  fand  sie  später  sehr  zahlreich  wieder  am  1.  Mai  1835  und  am  16.  Juni  1836  einzeln.  In  den  Jahren  1834  und  1837 
sali  ich  nirgends  dergleichen.  Die  Thierchen  haben  äusserlich  viel  Aehnlichkeit  mit  Stentor  igneus  und  Ophryoglena  flavicans, 
noch  ähnlicher  aber  sind  sie  dem  Chilodon  aureus,  von  welchem  ich  sie  erst  1834  unterschied.  Der  kurzcylindrische,  vorn  und  hin- 
ten fast  abgestutzte,  Körper  ist  auf  der  Halbansicht  mit  20  bis  24  Wimperreihen  behaart.  Der  Mund  mit  seinem  hohlen  Cylinder  von 
Zähnen  liegt  nicht  in  einer  deutlichen  Vertiefung,  sondern  an  der  gewölbten  Bauchfläche.  Im  Innern  sieht  man  ein  feinkörniges  leb- 
haft bräunlichgelbes  fleckiges  Wesen,  was  ich  auch  1835,  freilich  ohne  grosse  Schärfe  der  Untersuchung,  nicht  recht  klar  erkennen 
konnte.  Die  Magen  schienen  sehr  zahlreich  mit  einer,  der  Farbe  des  Eierstocks  ganz  gleichartigen,  Masse  erfüllt,  wodurch  denn  die 
Grenzen  der  Einzelheiten  undeutlich  wurden.  Sehr  deutlich  war  nur,  ausser  dem  Zahncylinder  mit  20  und  21  Zähnen,  die  runde  mitt- 
lere Drüse  und  eine  grosse  einfache  contractile  Blase  daneben.  Besondere  Organe  eines  Yerdauungssaftes  wurden  nicht  klar.  —  Grösse 
Vio  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen   Taf.  XXXYII.   Fig.  III. 

Es  sind  4  Exemplare  bei  300maliger  diametraler  Vergrösserung.  Fig.  1.  von  der  rechten  Seite.  Fig.  2.  Bauchfläche.  Fig.  3.  eine  hinten  spitzere 
Form,  vielleicht  zu  Chilodon  gehörig.    Fig.  4.    linke  Seitenansicht,    o'  der  Mund,  t  Sexualdrüse,   s  contractile  Blase  in  verschiedener  Ausdehnung. 


341 


Nachtrag    zur   Familie  der  Halsthierclieii. 


Im  Jahre  1797  beobachtete  Herr  Alexander  von  Humboldt    vielleicht  Formen    dieser   Familie,    Bursarien,    mit  Tri- 
c  ho  den,  Cyclidien  und  Vibrio  Gliäinis  in  faulen  Morcheln  (Gereizte  Muskel-  und  Nervenfaser,  L  p.  179.). 


ACHTZEHNTE    FAMILIE:     SCHWANENTHIERCHEN. 

Opliryocercina.    Opltryocerqties. 

CHARACTER:    Animalia  polygastrica  enterodela  (tubo  intestinali  distineto  instrueta),  oriiicio  duplici,  sola 
oris  apertura  terminali  (allotreta)  nee  loricata. 

CARACTERE:    Animaucc  polygastriques  sans  carapace,    ayant  un   ccmal  alimentaire  a   deux 
orißces  distinets,  dont  seulement  celui  de  la  bouche  est  terminal. 

Die  Familie  der  Schwanenthierchen  begreift  alle  solche  polygastrischen  panzerlosen  Tliierchen 
mit  bestimmtem  Darmcanal  und  doppelter  Mündung  desselben,  bei  denen  nur  die  Mundöffnung  an  einem  Kör- 
perende liegt. 

Diese  Familie  wurde  1831  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wissensch.  mit  einem  einzelnen  aus- 
gezeichneten Tliierchen,  der  Ophryocerca  Ovum,  gebildet.  Später  fand  sich,  dass  der  schwanzartige,  den 
Character  gebende,  Theil  nur  beim  Verkehrtschwimmen,  welches  häufig  geschieht,  hinten  ist,  und  die  Form 
wurde  1833  zur  Gattung  Traclielius  gezogen.  Gleichzeitig  fanden  sich  aber  andere  Formen  auf,  deren  Or- 
ganisation in  die  leer  gewordene  Stelle  der  Familie  passte,  und  es  wurde  schon  1833  die  Gattung  Tra- 
chelocerca  mit  3  Arten  allein  in  diese  Familie  gestellt,  wo  sie  auch  bis  jetzt  nicht  vermehrt  worden  sind. 
Die  erste  bekannt  gewordene  Form  der  Familie  ist  der  viel  besprochene  Proteus  von  Baker,  welcher  1752 
zuerst  beschrieben  wurde,  die  beiden  andern  Arten  sind  von  mir  entdeckt.  Höchst  merkwürdig  ist  beson- 
ders die  dritte  Art,  weil  sie  den  Anschein  einer  monstruösen  Doppelbildung  hat  und  doch  vielleicht  normal 
gebildet  ist.  —  Die  Organisation  ist  schon  mannigfach,  aber  noch  nicht  vollständig  ermittelt.  Für  die  ziem- 
lich rasche  Körperbewegung  haben  sich  bisher  nur  geringe  Wirbelorgane  am  Munde  erkennen  lassen,  allein 
allerdings  ist  der  lange  peitschenartige  Hals  durch  seine  schnellen  Bewegungen  fähig,  auch  allein  das  Schwim- 
men zu  bewirken.  Vielleicht  giebt  es  aber  doch  feine  Wimpern  am  Körper.  —  Ein  wirbelnder  Mund  am 
Ende  eines  wahren  Halses  und  ein  polygastrischer,  Farbestoffe  aufnehmender,  Darmcanal  mit  vor  dem  zu- 
gespitzten Körperende  oberhalb  befindlichen  After  bilden  das  Ernährungssystem.  —  Grüne  und  weisse  eiar- 
tige  Körnchen  sind  bei  allen  Arten  erkannte  Sexualtheile  als  Eier.  Vielleicht  zeigte  T.  bieeps  eine  con- 
tractu^ Blase.  Selbsttheilung  ist  nicht  beobachtet.  (Vergl.  Amp/iileptus.)  Keine  bekannte  Form  entwickelt 
sich  massenweis. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Familie  ist  in  England  und  dem  Festlande  von  Europa  beobachtet. 


HUNDERTACHTZEHNTE     GATTUNG:      SCHWANENTHIERCHEN. 

Trachelocerca.    Traclielocerque. 
CHARACTER:    Animal  Ophryocercinorum  familiae  characteribus  insigne.     ( =  Lacrymaria  caudata.) 

CARACTERE:    Animal  ayant  tous  les  car  acter  es  de  la  famille  des  Qphryocercines.    (=Lacry- 
maire  a  queue.) 

Die  Gattung  der  Schwanenthierchen  ist  durch  die  Charactere  der  Familie  der  Schwanenthierchen 
bezeichnet.     Es  sind  geschwänzte  Thränenthierchen. 

Die  seit  1833  in  den  Abhandlungen  d.  Berliner  Akad.  d.  Wiss.  gegründete  Gattung  Trachelocerca 
enthält  noch  jetzt  die  ihr  schon  damals  zuertheilten  3  Arten,  deren  eine  seit  1752  durch  Baker  unter  dem 
Namen  Proteus  bekannt  ist,  die  andern  aber  von  mir  entdeckt  sind.  Rösel  gab  den  Namen  Proteus  1755 
einem  ganz  andern  Thiere,  der  Amoeba  diffluens.  Pallas  nannte  jenen  Proteus  des  Baker  1 766  Brachi- 
onus  Proteus.     Müller   nannte  ihn  1773  Vibrio  Proteus;  Eichhorn  beschrieb  ihn   1775  als  Wasser- 

86 


«4/^ 

schwan.  Müller  änderte  seine  Meinung  1786  und  nannte  ein  dem  BAKERschen  ähnliches  Thierchen 
Trichoda  Proteus ,  welches  aber  eine  schweiflose  Lacrymaria  war;  den  eigentlichen  Proteus  von  Baker 
nannte  er  Vibrio  Olor  und  stellte  dazu  unrichtig  den  von  Göze  beobachteten  Amphileptus  margaritifer. 
Gmelin  nannte  die  Ämoeha  Rösels  und  die  Trachelocerca  Bakers  1788  zusammen  Vibrio  Proteus. 
Schrank  bildete  für  diese  Formen  wohl  vorzugsweise  seine  neue  Gattung  Trachelius  1803,  allein  die  Mehr- 
zahl seiner  Arten  waren  Amphilepti.  Bory  de  St*  Vincent  nannte  den  BAKERschen  Proteus  1822  Ämiba 
Olor  und  1824  Lacrimatoria  Olo?%  und  unterschied  davon  noch  Phialina  Cygnus  ^  wozu  er  ebenfalls 
den  BAKERschen  Proleus  citirt.  Ich  hatte  die  Form  1830  mit  Lacrymaria  vereinigt,  —  Was  an  Organi- 
sation ermittelt  worden ,  ist  schon  bei  der  Familie  angezeigt.  Queere  Selbsttheilung  dieser  Formen  kann 
leicht  den  Thränenthierchen  eine  Zeitlang  ähnliche  Gestalten  bedingen.  (Vergl.  auch  Amphileptus  und 
Phialina?) 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  der  der  Familie  gleich. 

493.  Trachelocerca  Olor,  weisser  Schwan.     Tafel  xxxvill.  Fig.  VII. 

T.  corpore  fusiformi,    albo,  collo  longissimo  simplici,  valde  agili,  in  capitulo  os  ciliatum  includente  terminato. 

Trachelocerque    Cygne,    ä   corps  fasele,   blanc,    ayant  le  cou  simple   e&cessivement  long  et  mobile, 
termine  par  im  bouton  leger,  contenant  la  bonche  ciliee. 

The  Proteus,  Baker,  Employment  for  the  Microscope,  1752.    Deutsch  p.  340.   Taf.  X.   Fig.  XI.  1  —  6. 

Hrachionvs  Proteus,  Pallas,  Elench.  Zoopliyt.   1766.  p.  94. 

Vibrio  Proteus,  Müller,   Vermium  fluviat.  hist.  p.  45.    1773.     Proteus  -  Straeltkeren. 

Der  Wassersclnvan,  Eichhorn,  Beiträge  z.  Kenntn.  d.  kl.  Wasserth.  p.  33.   Taf.  II.  M.  N.   p.  73.   Taf.  VII.   Fig.  C.   1775. 

Vibrio  Cygnus,  Müller,  Synonyme  zu  Eichhorn,  Naturforscher,  IX.  1776.     Schrank,  Abhandl.  d.  baier.  Akad.   1780.   p.  478. 

Vihrio  Proteus,  Hermann  und  Müller,  Naturforscher,  XX.   p.  160.    Fig.  42.   1784. 

Vibrio  Olor,  Müller,  Animalc.  infus,  p.  75.   Tab.  X.   Fig.  12  —  15.   1786.   excl.  Syn.  Göze. 

Vibrio  Proteus ,  Gmel in  ,  Lin  n  e's  S  y  s  t  e  m  a  N  a  t  u  r  a  e ,   ed .  XIII.    1788.  zum  Theil. 

Trachelius  Anhinget,  Schrank,  Fauna  boica,  1803.  III.  2.  p.  56.     Tr.  Proteus,  Oken?  Naturg.  1815.  =  Cercaria? 

Amiba  Olor,  1 

Lacrimatoria  Olor,     >    Bory  de  St.  Vincent,  Encycloped.  meth.    Vers.   1824. 

Phialina  Cygnus,         ) 

Lacrymaria  Olor,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.   p.  42.  1831.  p.  105. 

Trachelocerca  Olor,  Abhandl.   der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  316. 

Aufenthalt:    In  England,  bei  Copenhagen,  Danzig,  Passau,  Strassburg,  Landsliut  und  Berlin  beobachtet. 

Diess  Thierchen  hat  seines  langen,  sehr  beweglichen  und  zierlichen,  bald  eingezogenen,  bald  um  das  4-  und  5fache  der  Kör- 
perlänge vorgestreckten,  Halses  wegen,  besonders  aber  auch  wegen  einer  klaren  Absichtlichkeit  in  seinen  tastenden  Bewegungen,  die 
Aufmerksamkeit  und  gemiithliche  Theilnahme  aller  der  mikroskopischen  Beobachter  erregt,  welchen  es  vorgekommen.  Bei  Berlin  ist  es 
nicht  häufig  und  immer  einzeln  zwischen  Conferven,  doch  wo  ich  eins  sali,  konnte  ich  gewöhnlich  mehrere  finden,  wenn  ich  darnach 
suchte.  Es  kriecht  am  Boden,  setzt  sich  in  Uhrgläsern  am  Grunde  fest  und  schwimmt  unbehülflich,  schlängelt  sich  aber  lieblich  um 
Meerlinsen -Wurzeln  und  andere  zarte  Theile.  Zuweilen  hat  es  die  Form  eines  Schwans,  es  wechselt  aber  die  Lage  und  Biegung 
des  Halses  beständig.  Contrahirt  zeigt  es  Queerfalten.  Im  Innern  sind  viele  ziemlich  grosse  Blasen,  deren  ich  bis  20  und  darüber 
zählte,  und  welche  sich  schon  1830  bei  den  Farbenahrungsversuchen  als  Magen  erkennen  Hessen.  Ueberdiess  sah  ich  zuweilen  noch 
feine  weisse  Körnchen,  welche  Eier  seyn  mochten,  oft  aber  fehlten  sie  ganz.  Besondere  contractile  Blasen  und  Sexualdrüsen  gelang 
mir  noch  nicht  deutlich  zu  unterscheiden,  obschon  sie  wohl  ohne  Zweifel  vorhanden  sind.  Das  Auswerfen  der  verdauten  Stoffe  sah  ich 
dicht  vor  dem  Afterende  auf  der  (dem  Munde  entgegenstehenden)  Rückenseite,  weshalb  der  Schwanz  dieser  Thierchen  kein  wahrer,  keine 
Rückenverlängerung,  sondern  ein  Fussrudiment,  ein  Bauchglied  ist.  —  Grösste  Ausdehnung  bis  Vs  Linie,  des  Körpers  ohne  den  Hals 
V24  —  V20  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XXXVIII.    Fig.  VII. 

Es  sind  5  Thierchen  in  verschiedenen  Stellungen  abgebildet,  3  wirbelnd;  o'  der  Mund,  to  der  After;  einige  haben  Indigo  verzehrt.  Ver- 
grösserung  300mal  linear. 

494,  Trachelocerca  viridis,  grüner  Schwan.     Tafel  xxxvill.  Fig.  VIII. 

T.  corpore  fusiformi,  viridi,  collo  longissimo  valde  agili,  in  capitulo  os  ciliatum  et  labiatum  includente  terminato. 

Trachelocerc/ue  verte,  a  corps  fasele,  vert,  ayant  le  cou  simple •,  tres- agile  et  tres -long-,  termine  en 
bouton,  contenant  la  bouche  a  levre  ciliee. 

Trachelocerca  viridis^  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  317. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Es  fand  sich  am  22.  April  1832  zwischen  Lemna  im  Thiergarten  und  zeichnet  sich  durch  seine  grünen  Eikörnchen,  aber 
auch  durch  eine  Art  von  eingelenkter  Lippe  aus,  wie  sie  bei  Lacrymaria  vorkommt  und  auch  an  Phialina  erinnert.  Im  ausgedehn- 
ten Zustande  erkennt  man  die  Bildung  richtig.  Das  schlanke  liebliche  Thierchen  ist  kleiner  als  die  vorige  Art,  und  kann  daher  nicht 
wohl  deren  fruchtbarer  Zustand  seyn.  Ich  sah  mehrere  Exemplare  gleichzeitig,  aber  dann  keines  wieder.  Der  sehr  gespitzte  Hintertheil 
lässt  nicht  glauben,  dass  gerade  die  Spitze  die  Afterstelle  sey.  Der  Körper  zeigt  sich  kreuzende  feine  Queerfalten.  Dunkle  verloschene 
Stellen  im  Innern  zeigten  undeutlich  Magen  an.  —  Grösste  Länge  —l/10  Linie,  contrahirt  732  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXVIII.   Fig.  VHI. 
Es  sind  7  verschiedene  Zustünde  eines  und  desselben  Thierchens  dargestellt,     o'  Mund,  w  After.     Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 


343 

495.     Traclielocerca  Mceps,  doppelfeiSpffi^er  Scbwan.     Tafel  XXXVIIL  Fi*.  IX. 

T.  corpore  fusiformi,  albo,  eollo  longo,  apice  bifido,  ore  duplici,  discreto. 

Trachelocerr/ue   a   deua>    tetes,   a  corps  ßtsele,    blanc 5    ayant  Je  cou  long,  fendu  eu  fourche  avec 
deute  tefes  et  hon  dies   separeex. 

Traclielocerca  lieeps,  Ab  ha  ndl.  der  Akad.  d.  Wissen  seh.  zn  Berlin,   1833.   p.  316. 

Au fent halt:    Bei  Berlin. 

Ich  fand  ein  einzelnes  Thierchen  dieser  Art  am  4.  Mai  1832  zwischen  Conferven  des  Thiergartens  und  habe  nie  ein  zweites 
gefunden.  Wäre  die  Form  constant,  so  nüisste  es  der  physiologischen  Wichtigkeit  des  Characters  wegen  als  eigene  Gattung  abgeson- 
dert werden,  allein  bis  es  öfter  beobachtet  ist,  schien  es  besser,  die  Synonyme  zu  sparen.  Es  könnte  nämlich  doch  eine  Monstruosi- 
tät  oder  Ueberbildung  seyn,  obschon  dergleichen  ausserdem  bei  den  Infusorien  unerhört  sind.  Nur  eine  Mehrzahl  von  Augenpunkten  bei 
Rotifer  vulgaris  ist  mir  zuweilen  als  solche  vorgekommen,  wahrend  das  Zerfliessen,  die  Selbsttheilung  und  das  Zusammenfallen  der 
Körper  nach  dem  Eierlegen  oft  mangelhafte  und  verkrüppelte  oder  zusammengesetzte  Formen  geben,  welche  aber  einen  ganz  andern 
Character  haben.  An  eine  Vorbereitung  zur  spontanen  Längstheilung  einer  Track.  Olor  war  nicht  füglich  mit  Recht  zu  denken,  weil 
der  Körper  dazu  keine  verhältnissmässige  grössere  Breite  hatte,  auch  besonders  der  übrige  Hals  gar  keine  Vorbereitung  dazu  zeigte.  Es 
schien  mir  am  zweckmässigsten,  die  sehr  interessante  Form  hier  einzureihen,  da  ihre  deutlichen  Eikörnchen  bei  T.  Olor  selbst  nicht 
so  zahlreich  vorgekommen  waren.  Die  hinterste  helle  Blase  im  Körper  scheint  eine  Sexualblase  gewesen  zu  seyn,  weil  sie  verschwand. 
Der  Hals  war  in  beständiger  Bewegung,  so  dass  die  2  Theile  sich  zu  schlagen  schienen.  —  Grösste  Länge  */i6  Linie,  des  Körpers 
allein  V32  Linie.     (Vergl.  Disoma.) 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXVIIL    Fig.  IX. 
Es  ist  ein  Exemplar  in  3  Stellungen,  300mal  diametral  vergrossert. 


NEUNZEHNTE    FAMILIE:     SCHILDTHIERCHEN. 

AspiiUscIna.    Äspiiliscines» 

CHARACTER:     Animalia  polygastrica  loricata  enterodela  (tubo  intestinali  distineto  instrueta),  orificio  du- 
plici,  sola  ani  apertura  terininali. 

CARACTERE:    Animaux  polygastriques  ä  carapace,  ayanl  un  canal  intestinal  dislinct  ä  double 
orifice^  dont  seulement  celui  de  Vanus  est  terminal. 

Die  Familie  der  Schildthierchen  begreift  alle  gepanzerten  Magenthierchen,  welche  einen  deut- 
lichen Darmcanal  mit  doppelter  Mündung  und  nur  die  Afteröffnung  an  einem  der  Körperenden  haben. 

Die  Familie  wurde  im  Jahre  1830  in  den  Abhandl.  d.  Berliner  Akad.  d.  Wissensch.  mit  einer  ein- 
zelnen Gattung  und  Art  gegründet.  Dasselbe  ausgezeichnete  Thierchen  hat  erst  neuerlich,  1833,  noch  ei- 
nen Gesellschafter  erhalten.  So  besteht  jetzt  die  Familie  aus  2  Thierarten  einer  einzelnen  Gattung.  Die 
erste  Kenntniss  solcher  Formen  hatte  Müller  1773,  er  nannte  eine  derselben  Trichoda  Lynceus.  Bory 
de  St.  Vincent  hat  dieses  Thierchen  1824  sonderbarerweise  in  seine  Gattung  Ratulus  {Rattulus)  gestellt 
und  daher  wohl  den  nur  scheinbaren  Schnabel  für  ein  Schwänzchen  und  das  Hintertheil  für  das  Vordertheii 
gehalten.  —  An  Organisation  ist  ein  festeres,  sehr  durchsichtiges,  flaches,  verbrennliches  Schildchen  erkannt, 
worin  der  Körper  liegt,  welches  nur  vorn  über  den  Mund  hinausragt,  hinten  aber  mit  dem  Körper  am  Af- 
ter endet.  Biegsame  längere  Borsten  an  der  Bauchfläche  dienen  zum  Klettern,  und  feinere  kürzere  Wim- 
pern am  Munde  zum  Wirbeln  und  Schwimmen.  —  Als  Ernährungsorganismus  sind  Farbestoffe  aufnehmende 
viele  Magenzellen  direct  ermittelt  und  das  Auswerfen  am  hintern  abgestutzten  Rande  gesehen.  —  Als  Se- 
xualtheile  sind  Eikörnchen  und  eine  ovale  Drüse  bei  1  Art,  und  eine  einfache  contractile  Blase  bei  beiden 
Arten  erkannt.  Selbsttheilung  scheint  Müller  beobachtet  und  für  Begattung  gehalten  zu  haben.  Keine 
Form  der  Familie  entwickelt  sich  in  grossen  Massen. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  in  Dänemark,  Preussen  und  Russland  an  der  Grenze  des  nördli- 
chen Asiens  im  Süsswasser  und  im  Meere  beobachtet. 


344 


H  UN  DERTNEUNZEHNTE     GATTUNG:      SCHILDTHIERCHEN. 

Aspidisca.    Aspidisque. 

CHARACTER:    Animal  Aspidiscinorum  familiae  eliaraeteres  prae  se  ferens.     (=  Euplotes  ano  terminali.) 
CARACTERE:    Animal  pourvu  de  tous  les  car  acter  es  de  la  famille  des  Aspidiscines* 

Die  Gattung  der  Schildthierchen  trägt  alle  Charactere  der  Familie  der  Schildthierchen. 

Die  Gattung  Aspidisca  wurde  gleichzeitig  mit  der  gleichnamigen  Familie  1830  zuerst  genannt  und 
enthielt  damals  nur  1  bekannte  Art  Das  Geschichtliche  ist  weiter  bei  der  Familie  angezeigt.  Die  Ver- 
wandtschaft der  Formen  mit  den  Entomostracis ,  welche  Müller  nur  beiläufig  erwähnt ,  hat  seinen  Grund 
in  einer  Täuschung,  indem  der  scheinbare,  dem  des  Lynceus  ähnliche,  Schnabel  nur  eine  helle,  vom  Schild- 
chen {ßcutellum)  überdeckte,  geschlossene  Stelle  ist,  etwa  wie  bei  Bursaria  cordiformis  oder  Loxodes 
erscheinen  würde,  wenn  sie  ein  Rückenschild  trügen.  Es  ist  die  zum  Munde  führende  Furche  des  Körpers. 
Diese  Thierchen  haben  die  meiste  Aehnlichkeit  mit  Euplotes  ^  allein  bei  letzteren  überragt  das  Schildchen 
den  Körper  auch  nach  hinten,-  so  dass  die  Afterstelle  so  wenig  als  die  Mundstelle  am  Ende  liegen.  Die 
Bewegung  ist  sehr  rasch  im  Kreise  drehend,  hüpfend,  kletternd  und  schwimmend.  —  Die  Organisation  ist 
bei  der  Familie  angegeben  und  bei  den  Arten  zu  vergleichen. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  die  der  Familie. 

496«  Aspidisca  jLynceus,  gesclmalieltes  Scbildtluepchen,  lynceus.  Tafel  xxxix.  Fig.  I. 

A.  scutello  suborbiculari,  postico  fine  truncato,  fronte  uncinata. 

Aspidisque  Lyncee,  h  carapace  presque  orbiculaire,  tronquee  au  bout  posterieur ,   le front  crochu* 

Trichoda  Lynceus ,  Müller,   Vermium   fluv.  historia,   p.  86.   1773.    Los-Spilleren.     Nye  Sa  ml.  af  Dansk.  Vidensk.  Saelsk.  Skrift. 

D.  2.  p.  259.  Taf.  I.   Fig.  VI.   1780.?    Animalc.  Infus,   p.  225.    Tab.  XXXIL  Fig.  1-2.    1786. 
Ralulus  Lynceus ,  Bory,  Encycloped.  method.   Vers.  1824. 
Aspidisca  Lynceus ,  Ab  ha  ndl.   der  Akademie   d.  Wissens  eh.  zu  Berlin,    1830.  p.  42,  53,  61.   1831.   p.  21 ,  106. 

Aufenthalt:    Bei  Copenhagen ,  Berlin,  Wismar,  Uralsk  und  Catbarinenburg  im  Ural. 

Der  Lynceus  scheint  eine  der  gemeinsten  und  am  weitesten  verbreiteten  Infusorienformen  zu  seyn,  obsebon  er  nie  in  grossen 
Massen  beisammenlebt.  In  bestäubten  Infusionen  ist  er  mir  seit  1826  im  Winter  und  Sommer  vorgekommen ;  früher  sah  ich  ihn  selten. 
Er  lebt  auch  häufig  zwischen  Wasserlinsen  und  Conferven.  Ich  sah  ihn  1826  ganz  grün,  mit  Chlamidomonas  erfüllt,  in  grünen  Was- 
serkübeln. Im  Jahre  1829  zeichnete  ich  ihn  auf  der  Reise  mit  Herrn  von  Humboldt  in  Uralsk  und  Catbarinenburg.  An  letzterem 
Orte  glaubte  ich  mehrere  Längslinien,  Wimperreihen  (?)  über  dem  Körper  zu  sehen.  Die  Anfüllung  mit  Indigo  gelang  schon  1830. 
Am  19.  Nov.  1834  sali  ich  ihn  im  Ostseewasser  bei  Wismar  und  am  20.  April  1835  mit  Euplotes  turritus  in  Berlin.  Ausser  Mül- 
ler hat  ihn  vorher  niemand  beobachtet,  und  dieser  sah  die  sehr  durchsichtige  Schaale  nicht.  Was  er  von  der  Begattung  sagt,  dazu  ver- 
führte ihn  seine  Vergleichung  mit  den  Lynceus- Krebschen.  Er  sagt,  beide  Thierchen  hingen  mit  den  Hintertheilen  zusammen,  und 
giebt  die  Lage  der  Sexualtheile  an,  die  er  nicht  gesehen  haben  kann.  Er  scheint  also  Queertheilung  oder  von  vorn  nach  hinten  ge- 
hende Längstheilung  im  Moment  der  Abschliessung  beobachtet  zu  haben,  was  mir  nicht  gelang.  Was  er  als  Darm  beschreibt,  könnte 
die  wirbelnde  Wimperreihe  am  Munde  gewesen  seyn.  Das  Thierchen  schwimmt  meist  mit  dem  Rücken  nach  unten,  oder  es  kriecht 
verkehrt  an  der  Oberfläche  des  Wassers.  Am  Munde  sind  feine  Wimpern.  Der  Körper  hat  auf  der  freien  Bauchfläche  hinten  5  —  6 
Griffel  und  vorn  5  —  8  Haken,  wie  Euplotes  oder  Stylonychia.  Viele,  bis  20,  kleine  Magenzellen  füllen  den  mittleren  Körper, 
worin  in  der  Nahe  des  Mundes  eine  contractile  Blase  liegt.  Den  übrigen  Raum  füllen  Eierchen.  Auf  Platinblech  oder  Glimmer  ist  es 
spurlos  verbrennlich.  —  Grösse  bei  Berlin  V72  —  V48  Linie,  bei  Wismar  1/48/",  bei  Uralsk  Vo6w,  bei  Catbarinenburg  Vioo  —  1j16  Linie 
beobachtet. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXIX.    Fig.  1. 

Fig.  1 — 3.     sind  mit  Indigo  genährte  Exemplare  von  Berlin.    Fig.  4.  und  5.     sind  von  Wismar  aus  der  Ostsee.     Vergrösserung  300mal  im  Durchmes- 
ser,    s  die  Sexualblase. 

49?.     Aspidisca  denticulata,  gezäbneltes  Scftildtliierclieii.     Tafel  xxxix.  Fig.  IL 

A.  scutello  suborbiculari,  antico  et  postico  fine  rotundatis,  sinistro  latere  truncato,  denticulato. 

Aspidisque  denticulee,    a  carapace  presque  orbiculaire,   arrondie  aueo  deute  bouts,   le  cöte  gauche 
tronque  et  denticule. 

Aspidisca  denticulata,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  231. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Es  fand  sich  am  16.  Juni  1832  rasch  bewegt  und  kletternd  zwischen  Wasserlinsen  im  Tbiergarten  bei  Berlin  und  seitdem 
nicht  wieder.  Das  Schildchen  gleicht  dem  abnehmenden  Vollmonde  in  den  ersten  Tagen.  Der  linke  Seitenrand  ist  abgestutzt  und  ge- 
zahnt, der  übrige  Umfang  gerundet,  glatt.  Am  gezahnten  Rande  sind  wirbelnde  Wimpern,  und  am  hintern  Ende  von  deren  Reihe, 
beim  hintersten  Randzahne,  schien  der  Mund  zu  liegen.  Nach  innen  sind  2  grosse  helle  Flecke,  deren  einer  eine  stete  ovale  Drüse, 
der  andere  eine  contractile  runde  Sexualblase  zu  seyn  schien.  Der  Rücken  ist  gewölbt,  die  Bauchseite  flach,  und  an  dieser  sind  beim 
Klettern  Haken  oder  Griffel  sichtbar,  welche  beim  Ruhen  und  Schwimmen  unsichtbar  blieben.     Die  den  scheinbaren  Schnabel  bedingende 


1 


345 

Körperfurchc  der  vorigen  Art  fehlt.      Die  Afterstelle  ist  nicht  beobachtet,   mithin   könnte   die  Form   zu  Euplotes   gehören.   —   Grösse 
/48  Linie.     (Vergl.  Lo&odes  plicatus.) 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXIX.  Fig.  IL 

Es  sind  3  Stellungen  eines  Exemplares.    Fig.  L    Bauchseite,    Fig.  2.    rechte,    Fig.  3.     linke  Seitenansicht;  letztere  beide  Formen  kletternd,     t  wahr- 
scheinliche Sexualdrüse,  *  contractile  Blase.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 


ZWANZIGSTE     FAMILIE:     BUSENTHIERCHEN. 

Colpodea.    Kolpodes. 

CHARACTER:    Animalia  polygastrica  lorica  destituta,   enterodela,   tubi  cibarii  orificiis  duobus,   discretis, 

neutro  terminali  (catotreta). 
CARACTERE:    Animaux  polygastriques  sans  cara/pace,   ayant  deux  orifices  separes  au  canal 

alimentaire ,  aucun  aux  bouts  du  corps. 

Die  Familie  der  Busenthierchen  umfasst  alle  panzerlosen  Magenthierchen,  welche  einen  deut- 
lichen, durch  2  getrennte  Mündungen  bezeichneten,  Ernährungscanal  haben,  bei  denen  aber  keine  dieser 
Mündungen  an  einem  Körperende  liegt. 

Eine  Familie  der  Kolpodinees  bildete  Bory  de  St.  Vincent  1824  in  der  Encyclopedie  methodique 
dhist  nat.  Art.  Microscopiques  mit  den  4  Gattungen  Triodonta,  Kolpoda,  Amiha  und  Paramaecium, 
und  obwohl  diese  auf  ganz  andere  Charactere  gegründet  war,  so  passen  doch  viele  Formen  auch  in  die  je- 
tzige Familie.  Diese  wurde  1830  nach  den  Structurverhältnissen  mit  den  3  Gattungen  Colpoda,  Parame- 
cium und  Amphileptus  begründet,  wozu  1831  noch  die  Gattungen  Uroleptus  und  Ophryoglena  gefügt 
worden  sind.  Diese  5  Gattungen  mit  27  Arten,  nämlich  Paramecium  und  Amphileptus  jede  mit  8,  Uro- 
leptus mit  5,  und  Colpoda  sammt  Ophryoglena  jede  mit  3  Arten,  bilden  auch  hier  die  Familie.  Wohl 
schon  Leeuwenhoek  beobachtete  1676  die  ersten  Formen  der  ihrer  Verbreitung  halber  besonders  merkwür- 
digen Gattungen  Colpoda  und  Paramecium,  welche  Joblot  1718  deutlicher  gezeichnet  hat.  Joblot  un- 
terschied auch  zuerst  Formen  der  Gattung  Amphileptus.  Mehrere  Urolepti  (Piscis  und  Musculus)  wur- 
den von  Müller  1773  zuerst  beobachtet  und  als  Trichoda  beschrieben.  Sämmtliche  Arten  der  Gattung 
Ophryoglena  sind  erst  seit  1831  von  mir  beobachtet.  —  An  Organisation  ist  in  dieser  Familie  eine  beson- 
ders reiche  Ausbeute  für  die  Beobachtung  gewesen.  —  Bei  allen  5  Gattungen  sind  Bewegungsorgane  als 
Längsreihen  von  Wimpern  ermittelt.  Das  beständige  Wirbeln  der  Bewegungsorgane  dient  zugleich  zum  Her- 
anziehen der  Nahrung  an  den  Mund.  —  Als  Ernährungsorgane  sind  sehr  zahlreiche  polygastrische  Magen  bei 
allen  5  Gattungen  durch  Farbenahrung  ausser  Zweifel  gestellt.  Auch  sind  2  Mündungen  eines  Darmcanals 
direct  ermittelt.  Der  Verdauungssaft  ist  überall  farblos.  —  Als  Sexualtheile  sind  bei  sämmtlichen  Gattungen 
Eikörnchen  so  beobachtet,  dass  der  Eierstock  den  grösseren  Körperraum  erfüllt  und  von  ihm  alle  übrigen 
Organe  dicht  umgeben  und  eingehüllt  sind.  Bei  Colpoda  ist  das  Auswerfen  der  Eierchen  beobachtet.  Aus- 
serdem sind  männliche  Sexualtheile  in  doppelter  Form  sichtbar  geworden.  Die  seit  1831  von  mir  als  männ- 
liche contractile  Sexualblasen  angesehenen,  strahligen  oder  runden,  veränderlichen  hellen  Stellen  kannte  schon 
Spallanzani,  welcher  sie  1776  (I.  p.  214.  Tab.  II.  Fig.  XVIII.)  für  Respirationsorgane  hielt.  Bei  den  Vor- 
ticellen  bildete  sie  Rösel  schon  1755  ab.  Die  eigentlichen  Sexualdrüsen  erkannte  ich  zuerst  bei  Stentor 
und  Chilodon,  dann  auch  in  dieser  Familie.  Beide  Organe  sind  hier  bei  vielen  Arten  von  4  Gattungen  er- 
mittelt, bei  einer  noch  unerkannt.  Die  strahlige  Form  der  Blasen  findet  sich  bei  2  Gattungen,  die  runde 
bei  den  übrigen.  Die  Form  der  Drüsen  ist  rund,  oval  oder  perlschnurförmig,  und  all  diese  Formen  finden 
sich  schon  in  der  alleinigen  Gattung  Amphileptus.  Vollkommene  Selbsttheilung  ist  in  der  Familie  häufig. 
Frühere  Beobachter  hielten  sie  für  Begattung.  Sie  tritt  sowohl  als  Clueertheilung,  als  als  Längstheilung 
nicht  selten  abwechselnd  bei  einem  und  demselben  Individuum  auf.  Nirgends  giebt  es  Thierstockbildung, 
auch  sind  keine  Knospen  beobachtet.  —  Die  von  Grüithuisen  angegebene  Blutbewegung  in  Paramecium 
Aurelia  {Isis  1828.  p.  506.)  kann  nur  Darmbewegung  gewesen  seyn.  Ich  glaubte  früher  zuweilen  ein  feines 
Gefässnetz  auf  dem  Körper  derselben  zu  sehen,  es  mochten  aber  die  inneren  Eierschnüre  seyn.  —  Das  Em- 
pfindungssystem ist  bei  einer  Gattung,  Ophryoglena,  durch  Augenpunkte  bezeichnet.  —  Sehr  merkwürdig 

8» 


346 

ist  das  von  Müller   zuerst  beobachtete  Häuten  der  Colpoda  Cuculhis  (des  BracMonus  mucronattis  und 
des  Vibrio  Anguillula).    Bei  Anguillula  ßuviatilis  sah  ich  es  am  24.  Juli  1830  ebenfalls  selbst. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Familie  erstreckt  sich  über  ganz  Europa,  das  nordwestliche  Asien, 
und  ist  im  südwestlichen  Asien  Arabiens  erkannt.   Kolpoden  leben  auch  in  lichtlosen  Tiefen  der  Bergwerke. 

Uebersicht   der   5    Gattungen   der  Familie   der   Busenthierchen: 

(    .t  ,..,  ,  ,  „  |  w.  i  am  Rücken  fehlend Colpoda 

An»e„l        )         a"SStu¥,arer  kHrZei*         gC    *  '  '  I  1,em    i  überall  vorhanden Parailiecium 

ugen  os .  \  4  mjt  j^üsscj  umi  scjiwanz    Amphileptus 


|  ohne  Zunge I 


mit  Schwanz  ohne  Rüssel  .  • Uroleptus 

Mit  einem  Augenpunkte    .  .  •  . • Ophryogiena 


HUNDERT  ZWANZIGSTE     GATTUNG:      BUSENTHIERCHEN. 

Colpoda.    Kolpode. 

CHARACTER:    Animal  e  Colpodeorum  familia,  ocello  destitutum,  lingua  brevi,  venire  ciliato,  dorso  nudo. 

CARACTERE:   Animal  de  la  famille  des  Kolpodes^  sans  oeil^  pourvu  tfune  petite  langue,  le  ven- 
ire garni  de  cils,  le  dos  nu. 

Die  Gattung  der  Busenthierchen  ist  in  der  gleichnamigen  Familie   durch  Mangel  an  Augen  ,   Be- 
sitz einer  kleinen  Zunge,  bewimperte  Bauchfläche  und  nackten  Rücken  bezeichnet. 

Miller  gründete  die  Gattung  1773  mit  5  Arten  und  definirte  sie  als  einfache  durchsichtige  flache 
mikroskopische  Würmchen  mit  busenartig  ausgebuchtetem  Rande,  Jetzt  sind  101  Artnamen  vorhanden,  von 
denen  nur  3  hier  angewendet  werden  konnten.  Joblot's  Zeichnungen  der  Colpoda  Cucullus  sammt  der 
eigenen  Ansicht  des  Thierchens  lagen  offenbar  Müller  s  Idee  bei  der  Gattung  hauptsächlich  zum  Grunde.  Die 
erste,  obwohl  unklare,  Kenntniss  der  Formen  hatte  wahrscheinlich  schon  Leeüwenhoek  im  Pfefferaufgus s. 
King  1693  und  ein  Anonymus  in  England  von  1703  gaben  unklare  Abbildungen;  erst  Joblot  theilte 
1718  unverkennbare  Zeichnungen  davon  mit.  Sie  bevölkern  häufig  die  vegetabilischen  Aufgüsse  in  erstau- 
nenswerther  Menge,  sind  aber  im  Freien  nie  häufig,  obschon  sie  in  allen  Gewässern  einzeln  sehr  ver- 
breitet erscheinen.  Hill  verzeichnete  dergleichen  1751  als  Parainecium  secundum  und  tertium*,  und  co- 
pirte  die  Zeichnungen  von  1703.  Ellis  verband  wohl  solche  Formen  1769  unter  dem  Namen  Volvox  Tor- 
4/uilla  mit  Chilodon.  Nach  Müllers  Begründung  der  Gattung  Kolpoda  1773  haben  Spallanzani,  Schrank, 
Gleichen,  Göze,  Herrmann,  Abildgaard  und  Swaning  neue  Beobachtungen  darüber  mitgetheilt  Müller 
verzeichnete  1780  noch  3  neue  Arten  seiner  Gattung  und  mit  Herrmann  1784  noch  eine  4te,  aber  1786 
im  Ganzen  14.  Pallas  und  Linne  nahmen  keine  dieser  Formen  in  ihre  Systeme  auf.  Gmelin  verzeichnete 
1788  in  Linnes  Systema  Natur,  ed.  XIII.  Müllers  5  Arten  Kolpoda  von  1773.  Bosc  wiederholte  1801 
in  Blffons  Naturgesch.  (ed.  in  duodec.)  Müllers  Arten  von  1786.  Schrank  verzeichnete  1803  7  Arten 
aus  eigener  Beobachtung,  worunter  eine  neue  war.  Lamarck,  Oken  und  die  späteren  Systematiker  haben 
Müllers  Arten  wiederholt.  Bory  de  St.  Vincent  änderte  1824  viel,  indem  er  22  Arten  seiner  Gattung 
Kolpoda  beschrieb,  aber  nur  4  von  Müller  darunter  aufnahm,  wovon  nur  1  Art  hier  beibehalten  werden 
konnte;  dagegen  hat  er  die  wahre  Hauptform  als  Amiba  und  Bursaria  doppelt  verzeichnet.  Vibrionen 
von  Müller  und  Figuren  von  Joblot  haben  seine  Artenzahl  hergegeben.  Gleichzeitig  (1823)  1825  hat  Lo- 
sana in  Turin  64  Arten  mit  neuen  Namen  beschrieben  und  sämmtlich,  aber  in  rohen  Umrissen  und  völlig 
unkenntlich,  abgebildet.  Seit  1830  ist  versucht  worden,  die  innere  Organisation  als  Character  der  Gattung, 
und  Colpoda  Cucullus  als  Normalform  festzustellen.  —  Die  Organisation  ist  sehr  mannigfach,  aber  voll- 
ständig nur  bei  einer  Art,  ermittelt,  Wimpern  auf  der  Bauchfläche  vor  und  hinter  dem  Munde  dienen  als 
nicht  zahlreiche  Bewegungsorgane,  daher  ist  die  Bewegung  ohne  Lebhaftigkeit.  —  Die  Ernährungsorgane 
sind  ein,  durch  Mund  und  After  bezeichneter,  Darm  mit  vielen  polygastrischen  Blasen,  welche  bei  1  Art 
Farbe  aufnahmen.  Beide  Mündungen  des  Darmes  sind  neben  einander  auf  der  ausgeschweiften  Bauchfläche. 
Der  Mund  hat  eine  warzenartig  hervorschiebbare  Zunge  oder  Gaumenfläche.  —  Als  Sexualorgane  sind  sehr 
feine  netzartig  verbundene  weissliche  Eierschnüre  und  deren  Auswerfen  durch  die  Afteröffnung  bei  Einer 
Art  direct  beobachtet.  Bei  2  Arten  ist  eine  helle  contractile  runde  Blase,  und  bei  der  dritten  Art  sind  de- 
ren 2,  auch  ist  eine  grosse  runde  oder  ovale  Drüse  im  mittleren  Körperraume  bei  2  Arten  von  mir  erkannt 


—    34*    

Queer-  und  Längstheilung  ist  von  mehreren  Beobachtern  angegeben.  Die  starke  Anfüllung  des  Körpers  mit 
Eiermasse  und  Magenzellen  hat  bisher  nicht  erlaubt ,  noch  andere  Details  zu  erkennen ,  aber  ein  Häuten 
wurde  von  Müller  bei  C.  Oucullus  beobachtet  und  von  mir  bestätigt. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  in  Holland ,  England,  Frankreich ,  Dänemark,  Preus- 
sen.  Baiern,  Elsass,  Piemont,  Russland,  Sibirien,  Italien  und  Nordafrika  beobachtet.  C.  Cucullus  und  Cu- 
cullio  leben  auch  in  lichtlosen  Tiefen  der  Bergwerke  des  Altai. 

498.     Colpoda  Cucullus,  kappenartiges  Busentliierclieii.     Tafel  xxxix.  Fig.  v. 

C.  corpore  turgido  levius  compresso,  reniformi,  antica  parte  saepe  tenuiore. 

Kolpode   Capuce,    a   corps  gonfle^    leger ement   comprime^    en  forme  de   rognon,    sonvent   aminci   au 
botet  anterieur. 

Oval  Animals  (creatures)  in  Pepper-water ,  Leeuwenhoek?  Philosoph.  Transact.  1677.  Nr.  133.  Vol.  XI.  p.  824.  p.  831.  13.  Juni  1675? 
7—8  sorts  of  Animälcula  in  Rainwnter  wiih  Oats,  Ed.  Kin&,  Philos.  Transact.   Vol.  XVII.   1693.   p.  861.    Fig.  1. 
Odly  made  Animälcula,  Anonymus?  Philosoph.  Transact  XXIU.  1703.  Nr.  284.   p.  1371.  Fig.  N.    (siehe  Chilodon.) 

Rognons  argentez,  Cornemuse,  petites  Huitres,  gros  Poissons,  Cucurbite  doree,  Joblot,  Observat.  fait.  avec  le  microsc.    1718.  p.  17.  PI.  3. 
Fig.  F.  p.  26.   PI.  4.  Fig.  p.  q.  p.  32.  PI.  5.  Fig.  6.  p.  37.   PI.  5.  Fig.  S.  PI.  6.  Fig.  4.   p.  65.  PI.  8.  Fig.  A.  B.  C. 
Animalcule  shape  of  an  Emmets  Egg,  Baker,  the  Microsc.  made  easy,   1742.   ed.  V.   p.  76. 
Paramecium  secundum ,  Hill  ,  Natural  liistory  of  Animals,  1751.    Figur  copirt  von  1703. 
Volvox  Torquitta,  Ellis?  Philosoph.  Transact.   LIX.   p.  149.   Fig.  2.   1769. 
Kolpoda  Cucullus,  Müller,  Haette -hugteren ,  Verm.  fliiY.  bist.  1773.  p.  58. 

Infusorj  del  riso  con  un  acuto  beccuccio,  Spallanzani?  OpuscolidiFisicaanim.   I.   p.  187.   Tav.  II.   Fig.  XVI.   M.   1776.   Chilodon? 
Grosse  InfusionstHerchen  im  Aufguss  des  Brandstaubes,  Schrank?  Beiträge  zur  Natu rg esc h.   1776.   p.  17.   Taf.  I.    Fig.  21. 
Göze,  Beschäftig,  d.  Berlin,  naturf.  Gesellsch.  III.  p.  376.   Taf.  8.  Fig.  1—6.    1777. 
Pandeloquenthierchen,    Gleichen,   Infusionstierchen,  p.  131.   Taf.  XV.   Fig.  E.  IT.  III.  Fig.  6.   Taf.  XVTU.    Fig.  B.  III.   Taf.  XX.   Fig. 

C.  III.   Taf.  XXI.  Fig.  B.  C.  D.  E.  F.  III.   Taf.  XXVII.  Fig.  3.   1778. 
Haettebugteren,  Müller,  Nye  Saml.  af  Dansk.  Vidensk.  Saelsk.  Skr.    III.    p.  6,  24.   Tab.  I.  Fig.  1.  c,  2.   Tab.  II.   Fig.  1.  d,  2.  c,  3.  c. 

Kolpoda  Hippocrepis,  »  HerrmaK]S  et  MÜLLER}  Naturforscher,  XX.   p.  169.    Taf.  III.   Fig.  27.  c.  60.   1784. 

Cyclidium ,  ( 

Kolpoda  Cuctdlus,  Müller,  Animalc.  Infus.  1786.  p.  102.   Tab.  XIV.   Fig.  7—14. 

Kolpoda  Cucullus,  Abildgaard,  Skrivter  af  naturh.  Selskab.  Bind  III.   H.  1.   p.  77,  82.    1793. 

Infusie  Dierties,  Swanins,  Naturkund.  Verhandel.  van  de  Maatsch.  te  Haariem.  Deel.  1.  St.  I.  p.  49.  Taf.  XVII.  Fig.  III.  VI.  1798. 

Colpoda  Cucullus,  Schrank,  Fauna  boica  III.  2.  p.  72.   1803. 

Grosse  Pendeloque,  Gruithuisen  ,  Beiträge  z.  Physiognosie  und  Eautognosie,  p.  318.    Taf.  II.   Fig.  34.   1812. 

Kolpode  Coucou,  Lamarck,  Hist.  nat.  des  an.  sans  vert.  I.   p.  430.    1815. 

Bursaria  Cuculus,  Bory  de  St.  Vincent,  Dict.  class.  d'hist.  nat.   1822. 

Amiba  cydonea  et  Bursaria  Cuculus,  Bory  de  St.  Vincent,  Encyclopedie  meth.  Vers.  1824. 

Kolpoda,  Losana,  Memorie  di  Torino,  1825.   (gelesen  1823.)    Vol.  XXIX.    p.  189.  seq.    (Vergl.  Proteus.) 

Colpoda  Cucullus,  Hemprich  u.  Ehrenberg,  Symbolae  physicae.    Evertebrata  I.     Phytozoa.     Tab.  II.  3.   Fig.  3.   1828.    Text  1831. 

Kolpoda  Cucullus,   Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1829.  p.  16.  1830.  p.  53,  56,  63,   77.   Taf.  III.   1831.  p.  113. 

1835.   p.  164. 
Kolpoda,  Purkinje,  Kastner's  Archiv  f.  Physik,  III.   p.  88.   1831. 
Colpoda  Cucullus,    Gravenhorst,   Nova  Acta  Nat.  Cur.   XVI.  p.  865.  1832. 

Aufenthalt:  In  Delft?  und  Haariem!,  bei  London!,  in  Modena,  in  Paris!,  Strassburg?,  Turin!,  in  Copenhagen!,  auf  dem  Grei- 
fenstein!, in  München,  bei  Linz?  und  Landshut ! ,  bei  Berlin!,  Quedlinburg?  und  Breslau?,  in  Petersburg!  und  Uralsk!,  im  Berg- 
werke von  Smei'nogorsk!  und  in  Tobolsk!  Sibiriens,  auch  in  Tor  am  Sinai  Arabiens!  beobachtet. 

Diese  Thierchen  gehören  zu  den  gemeinsten  in  allen  Aufgüssen  von  Pflanzenstoffen  und  damit  stimmt  auch  sehr  wohl  ihre  über- 
aus grosse  geographische  Verbreitung  überein.     Es  mögen  also  die  Formen  dieser  Art  in  allen  Brunnen  und  Bächen  mehr  oder  weniger 
zahlreich  vorhanden  seyn,    stündlich  eingeschöpft  und  mitgetrunken  werden.      Dessenungeachtet   finden   sie  sich  keineswegs  immer  und  in 
allen  Infusionen.     Bis  zum  Jahre  1831  fand  ich  sie  überaus  häufig  in  denselben  in  Berlin,    seitdem  ist  es  mir  nur  2mal  gelungen,    sie 
zahlreich  zu  erhalten.    Es  mag  an  meiner  Lokalveränderung  liegen.    Leeüwenhoek  sah  sie  wohl  im  Pfeffer-,  King  im  Haberaufguss, 
Joblot  fand  sie  in  Kornähren-,  Fenchel-,  Kornblumen-,  Sennesblätter-,  Nelken -Infusion  und  im  Austerwasser.   Letzteres  war  vielleicht 
Paramecium  compressum.     Er  nennt  sie   Dutelsäcke,    Silbernieren,    Gold-Kürbisse,    grosse    Fischchen   und   kleine 
Austern.      Wahrscheinlich   sah    er   zuerst  Längen -Selbstth eilung.       Hill    copirte    1751    nur    die    früheren   Beobachtungen   des    ano- 
nymen Engländers  von  1703.     Ellis  in  London  nannte  es  wahrscheinlich  mit  Chilodon  Cucullulua:    Volvos  Torquitta >  und  beob- 
achtete vielleicht  zuerst  queere  Selbsttheilung.     Müller  fand  es  in  Copenhagen  in  alten  Heu  -  Aufgüssen ,  verglich  irrig  die  Magenbla- 
sen mit  den  inneren  Kugeln  bei  Volvotc  Globator,   die  er  für  Junge  hielt,   und  sprach  1786    (gegen  Göze)    die,    von   den  Späteren 
leider  als  Auctorität  benutzte,   Meinung  aus,    dass  kein  guter  Beobachter  ein  wirkliches  Verschlingen   von  Thieren  bei  Infusorien  gese- 
hen habe.     Das  Platzen  beim  Verdunsten  des  Wassers  hielt  er  für  Auswerfen  der  Brut,  und  er  glaubte  ein  Häuten  beobachtet  zu  haben. 
Dass  man  zuweilen  2  optische  Bilder  (umbram  unius,  p.  81.)  sieht,    wusste  er  selbst.      Spallanzani    kann    auch   leicht  Chilodon 
und  Kolpoda  mit  seinen  eierlegenden  Schnabelthieren  gemeint  haben.      Schrank   sah  es  in  Aufgüssen  von  Brandstaub  der  Pflan- 
zen 1776  in  Linz,  und  in  stinkenden  Heu- Aufgüssen  1803   in  Landshut,    scheint  aber  besonders  Paramecium  Colpoda   damit  ver- 
wechselt zu  haben.    Göze  sah  in  Quedlinburg  1776  dergleichen  Formen  von  einer  Bursaria  oder  Stylonychia?  gefressen  werden,  was 
Müller  nicht  anerkannte.      Herrmann's  Figuren  aus  Strassburg  sind  unklar.      Sehr  deutliche,   ja  die  besten  Abbildungen  vor  Mül- 
ler gab  Gleichen  zahlreich  von  seinem  Schlosse  Greifenstein  als  Pandeloquenthierchen.      Er  fand  sie  in  Aufgüssen  von  Korn, 
Gerste,  Erbsen  und  besonders  von  Hanfsamen,  und  hielt  sie  für  die  Alten  aller  kleineren  Infusorien,    sah  auch  vielleicht  das  Eierlegen 
oder  Auswerfen  schon,  nur  unklar,  und  hat  die  contractile  Blase  als  hellen  Fleck  richtig  angegeben.     Abildgaard  fand  sie  wieder  in 
Heu -Aufgüssen,  stehendem  Wasser,  in  Aufgüssen  von  bornholmer  Kreide,  sächsischer  Walkerde  und  isländischer  Lava,    auch  wenn  er 
Mercurius  sublimatus  beimischte.     Swaning  gab  oberflächliche  Beobachtungen  und  Abbildungen  aus  Haariem.     Gruithuisen  beob- 
achtete die  Queertheilung  wieder  und  gab  die  bisherige  beste  Abbildung.    Lamarck  nannte  sie  fälschlich  Kukukst liiere,  weil  Mül- 
ler irrig  Leeuwenhoek's  Vergleichung  mit  Kukukseiern  citirt  hatte.     Bory  folgte  Lamarck  und  beobachtete  sie,  wie  er  sagt,  in 
Paris  selbst.     Losana  scheint  sie  in  Turin  auch  gesehen  zu  haben,   hat   aber   viele    ganz  unbrauchbare  Namen  und  Abbildungen  gege- 
ben.    Im  Jahre  1823  fand  ich  sie  auf  der  Reise  mit  Dr.  Hemprich  in  Tor  am  Sinai  in  3tägigem  Pfefferaufguss,  und  1829,  auf  der 
Reise  mit  Herrn  von  Humboldt  in  Sibirien,  erwachsen  deutlich  in  Tobolsk,  als  jüngere  Form  in  56  Saschenen  (Lachter)  Teufe  des 


: •    348    

Bergwerks  von  Smei'nogorsk  am  Altai  (s.  1830)  und  in  Petersburg.  Im  Jahre  1830  theilte  ich  sehr  umständliche  Beobachtungen  und 
Abbildungen  dieser  Art  in  den  AbhandL  d.  Berl.  Akad.  der  Wissensch.  mit  und  machte  darauf  aufmerksam,  dass  nur  allein  diese  Form 
der  Infusorien  als  eine  in  den  verschiedensten  Erdgegenden  vorgekommene  nahmhaft  zu  machen  sey.  Purkinje  sah  1830  in  Breslau 
ein  Luftbläschen  bei  einer  Colpoda  allmälig  verschwinden  und  schloss  daraus  auf  Athmen  derselben,  was  jedoch  allzu  unsicher  war. 
Gravenhorst  hat  neuerlich  1832,  ohne  Rücksicht  auf  die  neueren  Kenntnisse  der  Formen,  diess  Thierchen  in  Breslauer  Infusionen 
auch  beschrieben.  Seit  1830  —  35  ist  von  mir  die  hier  bezeichnete  Organisation  angezeigt,  welche  bei  den  Gattungscharacteren  aufgezählt 
ist.  Der  Mund  ist  durch  eine  kleine  fleischige  Zunge  geschlossen,  wie  es  deutlicher  bei  Paramecium  Aurelia  sichtbar  ist.  Beson- 
ders merkwürdig  ist  das  Verändern  der  Gestalt  nach  dem  Eierlegen  durch  Zusammenfallen  und  Faltung  des  Körpers.  Sehr  junge  For- 
men sind  von  Trichoda  und  Monaden  schwer  zu  unterscheiden  (vergl.  Monas  Colpoda).  —  Grösse  in  Berlin  Vm —  V24  Linie,  in 
Petersburg  Vi 4 4  —  lhs'">  in  Uralsk  — V100"',  in  Tobolsk  V100  —  V75'",  in  Smei'nogorsk  — V100'",  in  Tor  — V32  Linie  beobachtet. 
Eierchen  V1000  Linie.     Treviranus  Thierchen  aus  Bremen  (Biologie  II.  p.  322.  1803.)  konnte  wohl  auch  diese  Art  seyn. 

Erklärung  der  Abbildungen    Ta f.  XXXIX.    Fig.  V. 

Es  sind  alle  Figuren  nach  300maliger  Linearvergrösseruug  gezeichnet    Sie  stellen  den  ganzen  Entwickelungs-Cyclus  des  Thierchens  dar  und  zei- 
gen die  Wirkung  von  farbiger  Nahrung  mit  Carmin  und  Indigo,  wie  sie  1830  von  mir  zuerst  vorgelegt  wurde.     Erst  nachdem  die  Tafel  gestochen  war, 
entdeckte  ich  auch  in  allen  Individuen  die  runde  Samendrüse.     Ich  habe  daher  dieselbe  in  die  meisten  Figuren  nachträglich  einzutragen  für  gut  gehalten, 
was  ich  hier  bemerke.     Gelb,  golden,  erscheinen  sie  bei  durchgehendem  Lichte,  wenn  sie  viel  weisse  Eierchen,  silbern,  farblos,  wenn  sie  wenig  haben. 
Fig.  1 — 5.,  7  —  8.  und  10.     sind  grössere  kleinere  Normalformen  von  der  Seite,  letztere  Excremente  auswerfend;     Fig.  6.    vom  Rücken;     Fig.  9.   von 
der  Bauchfläche;     Fig.  11.     ist  Fig.  7.,   im  Eierlegen  begriffen,   mit  den  netzförmigen  Eischnüren;      Fig.  12.     dasselbe  nach  dem  Eierlegen  (munter 
bewegt);     Fig.  13  — 17.     ähnliche  Formen  nach  wiederholtem  beobachteten  Eierlegen,    die  man   sonst  für  andere  Thiergattungen  halten  würde   und 
welche  zeigen,  wie  untergeordnet  die  Form  dem  Character  der  Thiere  ist;     Fig.  18.     ein  fast  ovales  Thierchen;     Fig.  19.     eine  Gruppe  junger  Thier- 
chen, welche  an  Trichoda  piriformis  erinnert,     o'  Mund,  00  After,  s  contractile  Blase,  t  männliche  Drüse. 

499.  Colpoda?  Iten,  liieren  förmig  es  JBusentliiercIieii.     Tafel  xxxix.  Fig.  III. 

C.  corpore  ovato  -  cylindrico  ,  reniformi,  utrinque  rotundato. 

Kolpode?  Rognon,  a  corps  ovale -cylindrique  en  forme  de  rognon,  arrondi  aucc  deute  boufs. 

Kolpoda  Ren,   Müller,    Nyrebugteren ,    Verm.  fluv.  bist.  p.  57.   1773.     Animalc.   Infus.  1786.  p.  107.   Tab.  XV.    Fig.  20—22.   exclns. 

Synon.  —  Bory,  Di  ct.  class.  1826. 
Kolpoda  Reit,  Abhandl.  d.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  53,  63.   1831.   p.  113.    1835.   p.  164. 

Aufenthalt:    In  Copenhagen  und  Petersburg  beobachtet. 

Müller  fand  sein  Thierchen  in  frischem  Heuaufguss  nur  einmal ,  wie  es  scheint.  Sein  Citat  von  Joblot  gehört  aber  zur 
vorigen  Art,  und  das  von  Gleichen  war  wohl  eine  Enchelys.  Seine  Zeichnung  der  ovalen  Drüse  hat  mich  bestimmt,  mein  Thier- 
chen mit  seinem  Namen  zu  nennen.  Er  sah  auch  Queertheilung,  könnte  aber  Paramecium  Aurelia  in  der  Queertheilung  vor  sich 
gehabt  haben.  Ich  beobachtete  2  runde  contractile  Blasen,  und  diesen  Character  halte  ich  am  festesten  samint  der  ovalen  grossen  Drüse. 
Wimpern  sah  ich  gar  nicht,  auch  die  Zunge  nicht,  und  es  fehlt  daher  einige  Sicherheit  für  diese  Gattung,  für  welche  die  Form 
spricht.  Ich  fand  es  im  Newa -Wasser  zu  Petersburg  auf  der  Reise  mit  Herrn  v.  Humboldt  1829  im  Winter.  —  Grösse  V24  Li- 
nie.    (Vergl.  Paramecium  Colpoda.) 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXIX.   Fig.  III. 

Es  sind  2  in  Petersburg  gezeichnete  Figuren  nach  390maliger  Linearvergrösserung.     t  die  männliche  Drüse,   s  die  Samenblasen. 

500.  Colpoda?  Cucullio,  elliptisches  Busenthierclieii.     Tafel  xxxix.  Fig.  IV. 

C.  corpore  compresso,  piano,  elliptico,  sub  fine  antico  parumper  sinuato. 

Kolpode?  elliptiquey  a  corps  comprime,  plat,  elliptique>  leghrement  echancre  pres  du  bout  anterieur. 

Kyse-Bugter,  Müller?  Nye  Saml.  of  Dansk.  Vidensk.  Saelsk.  Skrift.  III.  p.  15.  1780.? 

Kolpoda  Cucullio,  Müller?  Animalc.  Infus,  p.  106.    Tab.  XV.  Fig.  12  —  19.   1786.    Abildgaard,  I.  g.  p.  79.  1793.    Schrank,  1803. 

Bursaria  hirudinoides  et  Cuculio,  Bory  de  St.  Vincent,  Encycloped.  meth.   1824. 

Loxodes  Cucullio,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  53,  56,  58,  63.   1831.  p.  109. 

Aufenthalt:    Im  Bergwerke  zu  Smei'nogorsk  am  Altai,  bei  Copenhagen  und  Landshut. 

Ich  beobachtete  diese  Form  1829  auf  der  Reise  mit  Herrn  von  Humboldt  im  August  im  Schleime,  den  ich  von  der  Zim- 
merung des  Bergwerks  bei  56  Lachter  Teufe  in  absichtlich  durch  starkes  Erhitzen  von  aller  Feuchtigkeit  vorher  befreiten  Gläschen 
mit  mir  genommen  hatte.  Müllers  Art  ist  wohl  ein  Gemisch  von  mehreren,  von  C.  Cucullus  und  auch  von  Chüodon  Cucullulus, 
und  einem  Trachelius  oder  Lo&odes.  Er  fand  sie  in  Birnenaufgüssen  und  mit  Wasserlinsen.  —  Eine  sich  auszeichnende  kleine  helle 
Blase  am  hintern  Ende  mag  die  contractile  Sexualblase  gewesen  seyn.  Ueberdiess  waren  Spuren  von  Magenzellen  und  Eierchen  vor- 
handen. Es  krümmte  sich  beim  Kriechen  wie  Egel.  Die  Stellung  in  der  Gattung  ist  nicht  sicher,  weil  ich  bei  der  Eile  der  Reise 
keine  Wimpern  und  die  Zunge  nicht  erkannte.  —  Grösse   —  x/76  Linie. 

Erklärung  der   Abbildungen    Taf.  XXXIX.    Fig.  IV. 
Es  sind  3  in  Sibirien  gezeichnete  Figuren  eines  Exemplares,  390mal  vergrössert    Fig.  i.    von  der  Seite;     Fig.  2.    vom  Rücken;     Fig.  3.    kletternd. 


Nachtrag  zur   Gattung    Colpoda. 


Von   den   102  Artnamen   dieser  Gattung  sind   99  hier  zurückgewiesen.     Von  diesen  würden  Losana' s  64  Namen,    als    auf 
ganz  unklare  Beobachtungen  gegründet,   nur  zum  Schaden    für   die  Wissenschaft  gedeutet  werden.     Die  übrigen  35    erlauben  folgende 


349       

Feststellung  ihrer  Homonyme:  1)  C.  Anas  Bory  (1824)  =  Amphileptus  Anas;  2)  C.  assimilis  Müller  (1786)  =  Amphi- 
leptus Meleagris;  3)  C.  bibullata  Bort  (1824)  =  Trachelius  {Falz;)?,  Amphileptus  Fasciola? ;  4)  C.  Cosmopolita  Bory 
(1824)  ==  Leucophrys  turbinata? ;  5)  C.  crenulata  Bory  (1824)  =  Amphileptus  Meleagris;  6)  C.  Cucullulus  Müller 
(1786)  =  Chilodon  C;  7)  C.  Cuneus  Müller  (1786)  =  Nov.  Gen.? ,  Loccodis  pars?;  8)  C.  dilatata  Bory  (1824)  =  Leuc- 
ophrys Spalhula;  9)  C.  fasciolaris  Bory  (1824)  =  Amphileptus  Fasciola;  10)  C.  Gallinula  Müller  (1786)  =  Loxodes 
(G.)?;  11)  C.  Hippocrepis  Herrjvtann  (1784)  =  C.  Cucwllus ;  12)  C.  hirudinoides  Bory  (1824),  hirudinacea  (1826)  = 
Amphileptus  Meleagris;  13)  C.  Joblotii  Bory  (1824)  =  Trachelius  Anas;  14)  C.  lacrimiformis  Bory  (1824)  =  Amphi- 
lepitis  Fasciola;  15)  C.  Lametta  Müller  (1773)  =  Trachelius  L.;  16)  C.  limacina  Bory  (1824)  =  Amphileptus  {Cyg- 
nus);  17)  '(?.  Unter  Bory  (1824)  =  Trachelius  (L.);  18)  C.  2^«  Schrank  (1796)  =  Cocconema  Cistula? ;  19)  C.  Me- 
leagris Müller  (1773)  =  Amphileptus  31.;  20)  C.  mucronata  Müller  (1786)  =  Loccodes?  ;  21)  C.  Nucleus  M.  (1779?) 
=  Trichoda?,  Enchelys?;  22)  C.  ochrea  Müller  (1786)  =  Amphileptus  longicollis?  ;  23)  C.  ovifera  Bory  (1824)  =  Bur- 
saria?; 24)  C.  Pirum  Müller  (1780?)  =  Trichoda  F.;  25)  C.  planeriformis  Bory  (1824)  =  Trachelius  infermedius; 
26)  C.  platyura  {Symbolae  phys.  1828.)  =  Trachelius  Lametta;  27)  C.  Rastettum  Müller  (1786.  p.  109.)  =  Euplotes? , 
Fragmentum  Keronae? ;  28)  C.  Rostrum  Müller  (1773)  =  Loxodes  R.;  29)  C.  Solea  Bory  (1824)  =  Colp.  Cucullus; 
30)  C.  striata  Müller  (1786)  =  Trichoda?;  31)  C.  triangulata  Bory  (1824)  =  Loxodes? ;  32)  C.  trü/uetra  Müller 
(1786)  =  Colpoda? ;  33)  C.  truncata  Bory  (1824)  =  Trachelius  {ütriculus);  34)  C.  versuta  Bory  (1824)  =  Bursaria 
{versuta);  35)  C.  Zigaena  (Zygaena)  Bory  (1824)  =  Amphileptus  ßleleagris.  —  Yiele  Cyclidia  Losana's  sind  Colpoda 
Cucullus  (s.  Isis  1832.  /?.  770.  Tab.  XK). 

Die  aus  Müller's  Kolpoda  Cuneus  allein  gebildete  Gattung  Triodonta  holpodina  von  Bory  1824  ist  nur  einmal  bei 
Copenhagen  im  Sumpfwasser  beobachtet  und  kann  leicht  ein  blosser  Theil  eines  Amphileptus  oder  Loxodes  dergl.  gewesen  seyn, 
müsste  auch  TV.  Cuneus  genannt  werden.  Ebenso  ist  von  Bory  aus  Müllers  Kolpoda  Rastettum,  welche  Fabricius  Kerona 
R.  nannte,  1824  eine  besondere  Gattung  Tribulina  Rast,  gebildet  worden;  die  Form  scheint  aber  auch  nur  ein  Fragment  einer  Ke- 
rona, Stylonychia  oder  ein  Euplotes  gewesen  zu  seyn.  —  Bursarien  unterscheiden  sich  durch  hintere,  nicht  untere,  Aftcrstclle. 

Die  Infusionsthiermutter  von  Göze  (in  Bonnet's  u.  a.  Auserlesenen  Abhandlungen,  1774.),  welche  Müller  tax  Kolpoda 
Nucleus  zog,  waren  vielleicht  Enchelys  Pupa  oder  Leucophrys  patula,  und  was  er  für  die  Jungen  hielt,  waren  ohne  Zweifel  die 
beim  Zerfliessen  frei  werdenden  Magen.  Uebrigens  mag  er  wohl  damals  Junge  aus  Eiern  in  Monadenform  bei  den  Alten  gesehen  haben. 
Dieselbe  Form  waren  auch  wohl  Leeuwenhoek's  Kukuks-Eier  1675  {Philosoph.  Tr ansäet.  1677.  XI.  p.  829.).  Dieser  sah 
auch  schon  ihr  Platzen. 


HUNDERTEINUNDZWANZIGSTE      GATTUNG:      LÄNGETHIERCHEN. 

Paramecinm.    Faramece. 

CHARACTER:    Animal   e  Colpodeorum  familia,   undique   ciliatum,    ocello  nullo,   lingua  (papilliformi)  in- 
struetum. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Kolpodes,   cilie  de  tous  cötes,  sans  oeil,   mais  pourvu 
d'une  petite  langne. 

Die  Gattung  der  Längethierchen  zeichnet  sich  in  der  Familie  der  Busenthierchen  durch  überall 
bewimperten  Körper,  Mangel  eines  Augenpunktes  und  Besitz  einer  (warzenartigen)  Zunge  aus. 

Den  Namen   der  Gattung  bildete  Hill  in  England   1751   mit  4  Arten  ohne  besondere  Namen,    und 
es  scheint,  dass  die  von  ihm  gemeinte  Normalform  noch  jetzt  denselben  Rang  hat.     Miller  gab  1773  der 
Gattung  nur  2  Arten,    aber   1776  eine  dritte.     Drei  neue  Arten  bildete  Herrmann  1783  und  1784,    und 
1786  verzeichnete  Müller  5  Arten.     Gmelin  nahm  1788  Herrmann's  Arten  auf.    Schrank  vermehrte  1803 
diese  Zahl  um  6  Arten,    v.  Chamisso  1820  um  1  Art.     Lamarck  verzeichnete   1815   nur  Millers  Arten. 
Bory  de  St.  Vincent  gab  1824  7  neue  Namen  nach  schon  bekannten  Formen  und  nahm  12  Arten,   aber 
nur  2  von  Müller,   in  der  Gattung  auf.     Losana  bildete  1829  27  neue  Namen,   die  nicht  brauchbar  sind. 
Seit  1828   habe  ich  6  Artnamen   hinzugefügt,    und   1833    hat  diese  Zahlen  Gravenhorst  durch  einen  ver- 
mehrt.    Im  Ganzen  sind   56  Artnamen  gegeben  worden.     Nach  der  seit   1830  versuchten  physiologischen 
Characteristik  der  Gattung  sind  davon  nur  8  vereinbar  geblieben.     Die  erste  Kenntniss  solcher  Thierchen 
hatten  schon  Leeüwenhoek  1676  und  Joblot  1718,  und  alle  Beobachter  von  Aufgüssen  haben  dergleichen 
beschrieben  und  abgebildet,    aber  Linne   und  Pallas  sahen  sie  noch  nicht  für  Thiere  an.      Sie  vermehren 
sich  überall,   wo  sich  im  stehenden  Wasser  Pflanzentheile  zersetzen,   durch  Theilung  und  Eier   zu  so  zahl- 
losen Mengen,    dass  sie  die  Idee  begründen  halfen,    als  könnten  sie  plötzlich  aus   den  Urstoffen  entstehen. 
Seit  1831  ist  aber  nachgewiesen,  dass  ihre  3fache  Selbsttheilung  in  24  Stunden  schon  hinreicht,  um  aus  1 
Thierchen  in  7  Tagen   eine  Million  zu  bilden,   was  die  Noth wendigkeit  jener  Idee  sehr  beschränkt  (s.  den 
Anhang).     Eine  Art  lebt  im  Darmcanale  der  Regenwürmer  und  in  Schnecken.  —   Die  Organisation  ist 
reichlich  ermittelt  und  wenn  auch  erst  neuerlich  klar  geworden,    doch  schon  frühzeitig  in  vielen  Details  er- 
kannt. —  Viele  Längsreihen  von  Wimpern,    die  zuweilen  am  Munde  länger  sind,   dienen  bei  allen  Arten, 

88 


350 

zwei  unsichere  ausgenommen ,  allein  der  Bewegung.  Besonders  merkwürdig  sind  die  langen  Mundwimpern 
des  P  Chrysalis.  —  Als  Ernährungsorgane  sind  sehr  zahlreiche,  bis  mehr  als  100,  beerenartig  an  einen 
(gekrümmten)  Canal  gereihte,  Magenzellen  bei  5  Arten  durch  Farbestoffe,  und  bei  einer  6ten  durch  natür- 
liche grüne  Nahrung  direct  ermittelt.     Der  Mund  und  die  Zunge  sind  bei  5  Arten,   und   die  Afterstelle  bei 

4  Arten  direct  erkannt.  —  Als  Sexualorgane  Hess  sich  eine  dicht  im  Körper  vertheilte  kornige  Masse  als 
Eier  bei  2  Arten  direct  erkennen,  und  bei  7  Arten  von  den  8  sind  den  männlichen  vergleichbare  Organe,  bei 

5  Arten  sowohl  1 — 2  Drüsen  als  2 — 4  contractile  Blasen,  bei  2  Arten  letztere  allein  aufgefunden.  Ganz 
besonders  auffallend  und  physiologisch  interessant  sind  die  schon  Spallanzani  bekannt  gewordenen  sternar- 
tigen Formen  dieser  Blasen  bei  den  grösseren  Arten.  Bei  4  Arten  ist  vollkommene  Queer-  und  Längsthei- 
lung abwechselnd  beobachtet. —  Circulations  -  und  Respirations-  Organe  sind  so  wenig  als  Empfindungsorgane 
bisher  direct  erkannt  worden.  Besonders  merkwürdig  sind  vielleicht  noch  kleine  cry stallartige,  periodisch 
vorhandene,  schwarze  Körperchen  im  vordem  Körper  bei  P.  Aurelia. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  durch  ganz  Europa  bis  in  das  sibirische  und  arabi- 
sche Asien  und  bis  in  das  tropische  Nordafrika  auch  im  Seewasser  beobachtet. 

501.     Paramecium  Aurelia,  Pantoffelthierclieii.     Tafel  XXXIX.  Fig.  VI. 

P.    corpore    cylindrico,    subclavato,    antica   parte   paullo   tenuiore,    plica   longitudinali   obliqua   in    os   multum    recedens 
exeunte,  utrinque  obtuso. 

Paramece  Anreite^    a   corps   cylindrique 5    legerement  aminci  au  bout  anterieur   en  forme  de  massue 
obtase  autc  deute  bouts,  ayant  im  pli  longitzidinal  oblique ,  aboutissaut  a  la  boache  tres-reculce. 

Lütle  animals  longer  ihan  an  oval,  13.  Juni  1675,  Leeüwekhoek?  Philosoph.  Trans  act.  XI.  Nr.  133.  1677.  p.  825. 

Animalcula  in  Pepper  Water,  Anonymus?  Philosoph.  Trans  act.  Nr.  284.  p.  1368.  1703.  Fig.  F.    Slyhnychia  Mytilus ,  zum  Theil. 

Cfmusson,  Joblot,  Observat.  fait.  avec  Ie  Microscope,   p.  79.   Tab.  10.  Fig.  23.   1718. 

Anirnalcules  in  Pepper  Water  first  sort,  Baker,  The  Microscope  made  easy,  1742.  ed.  5.  1769.  p.  72.  PI.  Vir.   Fig.  1.  Copie  von  1703. 

Paramecium  species  3.  et  1.? ,  Hill,  History  of  Animals,  1751.  III.  p.  4.  Tab.  1.  Fig.  3.  et  1.?     Ersteres  Copie  von  1703. 

Wärmer  in  Heuwasser,  Ledermüller,  Microsc.  Gemüths-  und  Augenergötz.    p.  88.    Taf.  48.   Fig.  1.    1760. 

Animalculum  piseiforme,  Wrisbero,  Observat.  de  animalc.  Infus,  satura,   Fig.  7.  a.  E.   1765. 

Volvox  Terebella,  Ellis,  Philosoph.  Trans  act.  1769.  p.  138.  Fig.  5. 

Paramaecium  Aurelia,  Puppe- Aflang er en,  Müller,   Vermium  fluv.  hist.    p.  54.    1773. 

Pantoffel-artige  Thiere  in  Heuinfusionen,  Göze,  in  auserles.  Abhandl.  aus  der  Ins ec toi.  p.  427.  1774. 

KarJcassenpolyp ,  Pelissojs?  Beschäftig,  d.  Berl.  naturf.  Gesellsch.    B.  1.   p.  332.   1775. 

Animali  elittici  7iiassimi  a  due  slelluzze,  Spallaszatsi  ,  Opus  coli  di  Fisica  anim.   I.   p.  214.   Tav.  II.    Fig.  XVIII.   1776. 

Pandeloquenthierchen,  Gleichen,  Microscop.  Entdeck.   1777.   p.  48.   Taf.  XXII.   Fig.  7.  g. 

Pantoffel-  und  Pandeloquenthierchen,  Gleichen,  Inf  usionsthierchen ,  p.  128,  139,  152.    Taf.  XVII.  E.   II.  b.   XIX.  E.   I.  a.   XXIII.  b.  Fig. 

a.  b.  g.  h.  1.  2.  3.   XXIX.   Fig.  1.  2.   1778. 
Paramecium  Aurelia,  Herrmann,  Naturforscher,  XX.   p.  157,  159.   Fig.  41.  a.   37.  c.   1784. 
Paramaecium  Aurelia,  Müller,  Animalc.  Infus,   p.  86.    Tab.  XII.    Fig.  1  — 14.    1786. 
Paramaecium  Aurelia,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  65.  1803. 
Paramaecium,  Treviranus,  Biologie,  II.  p.  325.  1803. 

Grosse  Pcndeloquen,  Gruithuisen,  Beiträge  z.  Physiogn.  u.  Eautognos.    1812,   p.  312.   Taf.  II.   Fig.  23.     Isis,  1828.  p.  506. 
Paratnaecium  Aurelia  ,  1824.      j 

Peritricha  Pleuronectes,  1824.   \   Bory  de  St.  Vincent,    Encyclopedie   inethod.    1824.     Essay  d'une   Classificat.   des  microscop. 
Bursaria  Calceolus,  1826.         /  1826.    Dict.  class.    Explicat.  des  Planches,   1831. 

Polytricha  Pleuronectes,   1831.    /  / 

Paramaecium  plures  spec,  Losana,  Memorie  di  Torino,  Vol.  XXXIII.  1829.   p.  1  —  48.   Taf.  II.    Isis,  1832.  p.  772.   Tab.  XV. 
Paramaecium  Aurelia,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.   p.  25,    43,   54,   56,   64.     1831.   p.   9,  11,  114.    1833. 

p.  172,  176,  179,  323.    Taf.  III.   Fig.  1.   1835.   p.  145,  164.   Taf.  I.  Fig.  X. 
Paramaecium  Aurelia,  in  Poggendorff's  Annalen  d.  Physik,   1832.    Taf.  I.   Fig.  5. 
Paramaecium  Chrysalis,  Rud.  Wagner,  Isis,  1832.  p.  389. 
Paramecium  Aurelia  et  piseiforme,  Gravenhorst,  Nova  Acta  Nat.  Curios.  XVI.  p.  860.  1833.  unklar. 

Aufenthalt:  In  Europa  in  Delft?,  London!,  Paris!,  Copenliagen ! ,  Modena!,  Göttingen?,  Nürnberg?,  Quedlinburg!,  Berlin!, 
Strassburg?,  Landshut?,  München,  Turin!,  Bremen?,  Wismar!,  Petersburg,  Erlangen!,  Königsberg  und  Breslau,  in  Asien  in 
Syrjanowskoi !  beobachtet. 

Das  Pantoffelthierchen  findet  sich  ganz  besonders  häufig  in  den  vegetabilischen  Aufgüssen  und  ist  wohl  von  allen  Beobachtern 
derselben  angezeigt  worden.  Viele  hielten  es  freilich  für  die  Alten  der  kleinen  Infusorien,  und  auch  noch  1812  war  Gruithuisen 
der  Meinung,  dass  an  keine  Artbestiminung  zu  denken  sey  (p.  3 19-).  Leeuwenhoek  sah  sie  wohl  in  Delft  in  gestandenem  Regen- 
wasser, der  Anonymus  bei  London  in  Pfeiferaufguss,  Joblot  zuerst  sicher  im  Aufguss  von  Eichenrinde  zu  Paris,  Ledermüxler 
in  Heuaufguss  in  Nürnberg,  Wrisberg  undeutlich  im  Aufguss  von  Apium  palustre  in  Göttingen,  Ellis  sah  sie  in  London  zuerst 
in  Queertheilung.  Müller  sah  sie  in  vegetabilischen  Aufgüssen  und  zwischen  Meerlinsen  im  Freien  bei  Copenhagen  zuerst  in  Längen- 
theilung.  Göze  sah  sie  in  Quedlinburg  in  Heuinfusionen,  Pelisson  fand  sie  wohl  in  Berlin,  Spallanzani  sah  sie  deutlich  in  Mo- 
dena  und  beobachtete  die  sternartigen  Sexualblasen  zuerst,  welche  er  für  Athmungsorgane  hielt.  Gleichen  fand  sie  1777  im  Aufguss 
von  Brandstaub  und  sah  sie  Carmin  aufnehmen,  stellte  sich  aber  ein  Durchdringen  der  Masse  davon  vor,  wie  Krapp  die  Knochen  färbe, 
hielt  die  roth  gefüllten  Magen  zweifelhaft  für  Eier  oder  lebendige  Junge,  und  war  nicht  geneigt,  den  rothen  Abgang  für  Excremente 
zu  halten.  Derselbe  hielt  1778  die  contractile  Sexualblase  für  ein  Herz,  sah  aber  die  Strahlen  nicht  (p.  152.).  Er  scheint  die  wah- 
ren Eierchen  als  schwarze  Pünktchen  (p.  152.)  auch  schon  gesehen  zu  Laben.  Den  wahren  Act  des  Gebährens  beobachtete  er  nach 
p.  142.,  blieb  aber  über  sein  Wesen  im  Zweifel,  und  hielt  P.  compressum  des  Regenwurms  für  dasselbe.  Herrmann's  Beob- 
achtungen aus  Strassburg  sind  unklar.  Müller  hielt  1786  die  Längstheilung  für  wahre  Begattung,  beschrieb  die  Queertheilung  sehr 
genau  und  sah  auch  die  Zunge  des  Mundes  schon,  welche  er  für  einen  Sexualtheil  (vulvam  Cucullani  referens)  hielt.  Auf  Glei- 
chen^ Beobachtung  des  Fressens  gab  er  nichts  und  er  erwähnt  sie  nicht,  sprach  sich  aber  bei  Kolpoda  Cucullus  stark  dagegen  aus 
(p.  103.  auch  Praefatio  p.  XII.).  Die  wahren  Eierchen  sah  er  als  schwarze  Erdtheilchen  zwischen  den  (Magen-)  Blasen,  wenn  es 
nicht   die   kleinen  CrystaHe   waren.     Er  sah   die  Längstheilnng  (einmal)  in   12  Stunden  noch  nicht  beendet,  ein  andermal  in  2  Stunden 


351        

unverändert,  daher  schloss  er  auf  Begattung.     Er  fand  sie  1776,  1777,  1780  im  Juni,    November  und  December  mit  Lemna,    1781 
den  ganzen  Winter  durch  und  in  den  meisten  Aufgüssen.     Ueberdiess   hielt   er  mit  Gleichen   das  Paramecium   des   Regenwurms 
(P.  compressuni)   für   diese  Art.      Schrank  beobachtete  ersteres  bei  Landshut  in  allen  faulen  Pflanzenaufgüssen.      Treviranus  sah 
es  unklar  im  Aufguss  von  Wasserlilien  in  Bremen.      Gruithuisen   gab  1812  Abbildungen  der  Qucertheilung   aus  München,    hielt  die 
Bursarien  des  Froschdarmes  auch  für  diese  Art  und  behauptete  1828  eine  Saftcircnlation   gesehen  zu  haben,    die    aber   nur  Darmbe- 
wegung gewesen  seyn  kann.     Bory   theilte   1824  Müller's    behaarte  Formen   als  Peritricha,    auch  Polytriclta  Pleuronectes ,    von 
den  glatten  ab,  obschon  dieser  Character  nur  in  der  Zeichnung  liegt,  und  bildete  aus  Joblots  Figur  eine  besondere  Art  der  Gattung 
Bursaria.     Die  ganz  glatte  Form  behauptet  er  zwischen  Conferven  zählreich,    die  behaarte    nicht   gesehen  zu  haben.      Von  Losana's 
unkenntlichen  Abbildungen  mögen  sich  einige  auf  diese  Art  von  Turin  beziehen,    v.  Baer  erkannte  1826  in  Königsberg  die  wahre  Mund- 
stelle (JV.  Acta  Nat.  Curios.  XIII.  p.  639.),   gab  sie  aber  p.  756.   selbst  wieder  auf.      Die    hier  zum  Grunde   liegenden,    von   den 
früheren  ganz  abweichenden,   Ansichten  der  Organisation  habe   ich  seit  1830   in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  entwickelt.      Der  Mund, 
die  Zunge  oder  Rüssel,  die  vielen  (über  100),  durch  Farbeaufnahme  ausser  Zweifel  gestellten,  Magenblasen  sammt  der  Afterstelle  und 
den  Wimperreihen  wurden  schon  1830  angezeigt  und  1831  abgebildet.     Der  Darmcanal  ist  sehr  schwer  zu  erkennen,  weil  er  nicht  die 
Speise  behält,  sondern  nur  wie  ein  Schlund  schnell  zu  den  Magen  führt,  welche  die  Ruhepunkte  sind.    Die  Krümmung  sah  ich  zu  ver- 
schiedenen Zeiten  verschieden.     Im  Jahre  1831  wurden  in  den  Schriften   der  Akademie   umständliche  Beobachtungen   über  die  Vermeh- 
rung durch  Selbsttheilung  mitgetheilt,    aus  denen  sich  eine  direct  beobachtete  lOtägige  Lebensdauer   und  die  beobachtete  Verachtfachung 
eines  Emzelthierchens  in  24  Stunden  durch  blosse  Selbsttheilung  ergab,  was  eine  mögliche  Vermehrung  jedes  Einzelthierchens  in  4  Ta- 
gen zu  4096,  und  in  nicht  völlig  7  Tagen  zu  einer  Million  zeigt.      Die  Theilung  schliesst  sich  zuweilen  in  2  Stunden   ab,    verzögert 
sich  aber  oft  auf  Ykle  Stunden.     Die   sternartigen  Organe  fand  ich  erst  1832  (1833),    aber   fast   gleichzeitig   auch  die  bis  dahin  ganz 
unbekannt  gebliebene  grosse  ovale  Drüse  (p.  176.).     Ganz  neuerlich  habe  ich  crystallartige   kleine  dunkle  Körper,    besonders  häufig  in 
der  Stirn,  gesehen,  und  ich  bin  geneigt,  diese  für,  wenn  auch  zweifelhafte,    Anzeigen  dort  liegender  Nervenmasse  zu  halten,  wie  der- 
gleichen Crystalle  sie  oft  begleiten.     Eben  so  interessant  ist  der  neuerlich  von  mir  beobachtete  Geschmackssinn  dieser  Thierchen,  indem 
ich,  wenn  ich  blaue  und  rothe  Farbe  zusammenmischte,  zuweilen  sah,  dass  einige  Thierchen  einzelne  Magen  nur  mit  Roth,  andere  nur 
mit  Blau  erfüllten,  obschon  viele  ihre  Magen  mit  Violett  erfüllt  zeigten.     Professor  Wagner   in  Erlangen  hat  1832  (Isis)  jene  Fär- 
bungsversuche  nach  meiner  Methode  glücklich  wiederholt,  und  sein  Thierchen  konnte  der  Grösse  halber  wohl  nur  diese  Art  seyn.     Diese 
Thierchen  lassen  sich  recht  leicht  mit  ihren  gefärbten  Magen  auf  Glimmer  oder  Glas  auftrocknen,    wenn  man  sie  nur  isolirt.      Bei  der 
Selbsttheilung  schnürt  sich  erst  innerlich  die  ovale  Drüse  in  2  Theile  ab,    dann  trennt  sich  der  äussere  Körper.      Meist  sieht  man  nur 
2  contractile  Blasen,   bei  bevorstehender  Längstheilung  bilden  sich  aber  erst  4.     Ich   sah   auch   einmal   eine    dritte  sternartige  Blase  in 
der  Mitte.     Die  Strahlen  der  Sterne  halte  ich  für  die  hier  nur  sehr  langen,    vielseitig   in  das  Ovarium   gehenden,    Samencanäle,   du- 
ctus  spermatici.      Die  Verbindungscanäle  mit  der  Samendrüse  sind  mir  noch  nicht  deutlich  geworden.      Die  Function    der  contra  etilen 
Blase  und  ihr  Zusammenhang  erläutert  sich  deutlich  durch  die  Räder tliiere.    Für  Herz  und  Lungen  spricht  keine  physiologisch  nahe 
Analogie.     Das  Auswerfen  der  Eier  sah  ich  oft,  wie  schon  Gleichen,  als  partielles  Zerfliessen,  und  die  dabei  erscheinenden,  nur  pe- 
riodisch vorhandenen,  zahllosen  Körnchen  hielt  ich  für  die  Eier.     Die  Mutterthiere  werden  dann  falti«;  und  ranz  verändert,  schwimmen 
aber  eben  so  munter  fort.     Eierführende  Thierchen  sind  bei  auffallendem  Lichte  weiss,  bei  durchgehendem  gelb,  daher  die  oft  vorkom- 
mende Bezeichnung  bei  Joblot  als  Gold-  und  Silber-Fischchen.      Eierlose  sind  farblos.      Die  Entwickelung    der   Eier   ist   noch 
nicht  beobachtet,  aber  sehr  kleine  beobachtete  Thierchen  sprechen  dafür.     Die  plötzliche  grosse  Vennehrung  in  Infusionen  scheint  öfter 
Folge  der  Selbsttheilung.     Das  Gefässnetz,    welches  ich  1833  (p.  179.)  zu  erkennen  meinte,    scheint  mir  jetzt   das  durchschimmernde 
Eierschnur-Netz  zu  seyn.    Die  Bewegung  ist  nach  vorn  und  rückwärts,  um  die  Längsaxe  wälzend.    Mengen  bilden  Schwärme,  wie  Mük- 
ken.      Einzelne  kriechen  auch.      Die  Wimpern  erscheinen  meist  erst,    wenn   man    das  Wasser    durch  Farbe  trübt.      Jede  Wimper  sitzt 
auf  1  Knötchen,  welche,  auf  der  Halbansicht  etwa  26,  52  Längsreihen  bilden.    In  einigen  Reihen  zählte  ich  60—70,  das  gäbe  70mal  52, 
etwa  2640  Bewegungsorgane.   —    In  Berlin  ist   es  zu  allen  Jahreszeiten  in  den  vegetabilischen  Infusionen,    in   den  Wasserkübeln   der 
Strassen  und  im  Freien,    auch  oft  im  Winter,    von  mir  gesehen.      Im  Winter  sah  ich  es  auch  1829  in  Petersburg  auf  der  Reise  mit 
Herrn  v.  Humboldt,  auch  in  Syrjanowskoi  im  Altai  im  August,  und  1833  in  Wismar  im  Süsswasser  im  September.      Vielleicht  ge- 
hört auch  die  Dongalanische  Form  des  P.  Ckrysalis  hierher.  —  Grösse  Vio  —  %  Linie  oder  kleiner,   der  Eierchen  Viooo  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Tafel  XXXIX.   Fig.  VI. 

Alle  Figuren  sind  SOOmal  im  Durchmesser  vergrössert.  Fig.  1.  ruhendes  Thierchen  bei  wenig  Wasser  mit  nach  oben  gekehrtem  Munde  o  und  stern- 
artigen Sexualblasen  *,  bei  t  die  Drüse;  vorn  sind  Eierchen.  Fig.  2.  wirbelt  im  Indigo wasser,  bei  o  der  Mund.  Fig.  3.  in  Längstheilung  durch 
den  Mund  begriffen,  schwimmend,  mit  4  Sexualblasen  und  2  schon  getrennten  Drüsen.  Fig.  4.  schwimmend,  mit  Carmin  erfüllt.  Fig.  5  —  6.  Pan- 
toffel artige  Formen  in  natürlicher  Farbe.  Fig.  7.  ruhend,  bei  wenig  Wasser  abgeplattet  und  mit  seitlichem  Munde  o',  die  Zuuge  vorgestreckt,  blau 
genährt.  Fig.  8.  strotzend  von  Indigonahrung  und  bei  w  auswerfend,  d  der  Mund,  s  die  veränderlichen  Blasen.  Fig.  9.  hat  Roth  und  Blau  in 
verschiedene  Magenzellen  selbst  gesondert,'  was  man  auch  künstlich  dadurch  leicht  bewirken  kann,  dass  man  Thierchen  aus  Blau,  dann  in  Roth  setzt. 
Dasselbe  Thierchen  ist  durch  eine  dritte  Sternblase  in  der  Mitte  merkwürdig.  Fig.  10.  jüngeres  Thierchen,  welches  nicht  durch  Selbsttheilung  ent- 
standen seyn  kann.  Fig.  11.  ideale  Zeichnung  des  beobachteten  Verlaufes  des  Darmes,  doch  sah  ich  auch  zuweilen  ihn  vom  Munde  erst  nach  hinten 
und  dann  nach  vorn  gehend  in  doppelter  Schlinge;  c!  Mund,  w  After.  Fig.  12.  Vorbereitung  zur  Queertheilung  durch  den  Mund  mit  schon  geseil- 
ter, noch  nicht  getrennter,  Drüse.    Fig.  13.  und  14.    frei  gewordene  Theile 5  letzterer,  ein  Hintertheil,  bildet  schon  eine  2te  Sternblase. 

502.  Paramecium  caudatum,  geschwänztes  IB  a  nt  o  fiel  tili  er  clien.  Tafel  XXXIX.  Fig.  VII. 

P.  corpore  fusiformi,  antica  parte  obtusiore,  postica  magis  attennata. 

Paramece  a  gueue,  a  corps  fusele,  obtus  au  bout  anterieur^  plus  aminci  au  bout  posterieur. 

Paramecium  caudatum,  Herrmann,  Naturforscher,  XX.  p.  157.    Taf.  III.    Fig.  38.  1784.    AmpMleptus? 

Paramaecium  caudatum,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  66.   1803. 

Paramecium  caudatum,  Abhandl.   d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  268,  323.   Taf.  III.   Fig.  IL 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  vielleicht  bei  Strassburg  und  Landshut. 

Diese  Art  ist  der  vorigen  sehr  ähnlich,  meist  aber,  auch  bei  auffallendem  Lichte,  gelblichweiss,  und  findet  sich  nicht  in  In- 
fusionen, sondern  im  Freien  zwischen  faulen  Schilfblättern  und  Conferven,  auch  im  Winter.  Ich  entdeckte  sie  am  11.  Juni  1832.  Es 
giebt  zuweilen  ziemlich  ähnliche  Formen  auch  unter  P.  Aurelia ,   diese  sind  aber  nicht  die  hier  gemeinte  Art.     Der  Organismus  ist 


353 

«anz  wie  bei  voriger  Art,    nur  sah  ich  die  Blasen  nie  sternartig.   —    Grösse  bis  Vio>    Eierclien  Vsoo  Linie  beobachtet.     Herrmann's 
Synonym  ist  unsicher. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XXXIX.   Fig.  VII. 

Fig.  1.,  2.  und  4.     Einzelnere  mit  und  ohne  Indigofütterung;    Fig.  2.     auswerfend;     Fig.  3.     in  der  Längstheilung,     o'  Mond,  to  After,  $  contractile 
Blasen,  t  männliche  Drüse.    Vergrösserung  300mai  im  Durchmesser. 

503.     $*arameeium  Chrysalis  9   Wymplientliierclieii.     Tafel  XXXIX.  Fig.  VIIL 

P.  corpore  oblongo,  cylindrico,  utrinque  aequaliter  rotundato,  oris  ciliis  longissimis. 

Paramece   Chrysalide,    a  corps   oblong   cylindrique ,    egalement  arrondi  auac  deute  bonfs,    ayant  les 
cils  de  la  bouche  tres-longs. 

Ovales  dores,    Joblot?  Observations  faites  avec  le  Microsc.    1718.   ed.  1754.   TT.   p.  13.   PI.  TT.  B.  D.  K.  TL  O.  R.  L. 
Paramaecium  Chrysalis  et  oviferum,  Müller,  An i male,  infus,   p.  90,  91.   Tab.  XU.    Fig.  15  —  20.  und  25  —  27.    1786. 
B  ursaria  Chrysa  lis , 


Paramaecium  Chrysalis,       Bqry^  Dict    clagg>  1822#     Encycloped.  method.  Vers.  1824. 

Peritricha  Ovulum,  / 

Kolpoda  ovifera,  / 

Bursaria  Chrysalis,  I    Hemprich  u.  Ehrekber&,  Symbolae  physicae.     Evertebrata.     Phytozoa,   Tab.  I.    Fig.  5—9.    Text  1831.     Para- 

Peritricha  vacillans,   »  maecium  Chrysalis. 

Parameäum  Chrysalis,   Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.   zu  Berlin,    1829.   p.  17.    1830.    p.  25,  43,  54,  56,   65,   78.    Tab.  TV. 

Fig.  IL   1831.  p.  114.   1835.  p.  164. 
(Paramaecium  Chrysalis,  R.  "Wagner,  Isis,  1832.  ist  P.  Aurelia.) 

Aufenthalt:    In  Europa  in  Paris ?,    Copenhagen?,   bei  Berlin  und  Petersburg,   in  Asien  in  Bogoslowsk  im  Ural,   in  Afrika   auf  der 
Nilinsel  Argo  in  Nubien,  in  Dongala  und  bei  Caliira  und  Bulak  in  Aegypten  beobachtet. 

Müller  fand  seine  Form  im  Seewasser  der  Ostsee  häufig  im  Herbst  und  bemerkt,  dass  sie  auch  im  Süsswasser  fortlebte, 
während  P.  Aurelia  im  Salzwasser  starb.  Eine  andere  ähnliche  Form  sah  er  mit  Meerlinsen  im  Süsswasser  und  nennt  sie  P.  ovife- 
rum,  weil  er  die  Magenblasen  für  Eier  hielt.  Auch  ich  habe  häufig  ein  dem  Pantoffelthierchen  sehr  ähnliches,  kürzeres  und  weniger 
schlankes,  Thierchen,  aber  nur  im  Süsswasser,  beobachtet,  welches  auf  Müller' s  Abbildung  ziemlich  passt.  Diess  habe  ich  denn  P. 
Chrysalis  genannt.  Bei  Berlin  ist  es  abwechselnd  in  Aufgüssen  und  Wasserkübeln  auch  im  Winter  häufig,  und  ich  fand  1822  eine 
ähnliche  Form  im  subtropischen  und  tropischen  Nordafrika  zwischen  Conferven  des  Nilwassers  und  sah  sie  wieder  in  Petersburg  und 
Bogoslowsk  auf  der  Reise  mit  A.  von  Humboldt  1829.  Ich  theilte  1830  von  dieser  Art  bereits  viele  Abbildungen  und  Organisations- 
Details  mit.  Anfüllung  von  120  Magenzellen  mit  Farbestoffen,  die  Längsreihen  der  Wimpern ,  Mund,  Zunge  und  After  waren  erkannt. 
Seitdem  habe  ich  2  neben  einander  liegende  contractile  runde  Blasen,  eine  runde  Sexualdrüse  und  sehr  lange  merkwürdige  Mundwim- 
pern beobachtet,  die  einer  wellenartig  bewegten  Membran  gleichen,  auch  Längstheilung  und  Queertheilung  gesehen.  Es  bildet,  wie  die 
Pantoffelthierchen,  zuweilen  durch  zahllose  Mengen  milchiges  Wasser,  und  im  Wasser  selbst  bildet  es  den  Mückenschwärinen  ähnliche 
Gesellschaften,  die  auf-  und  absteigen.  Durch  leichte  Erschütterung  kann  man  diese  sogleich  hervorbringen.  —  Grösse  in  Berlin  bis 
Vau*  in  Argo  V20*  in  Dongala  und  Bulak  x\iq  Linie, 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXIX.   Fig.  VIII. 

Es  sind  4  einfache  Einzelthiere ,  eines  in  Queertheilung  und  eines  in  Längstheilung,  bei  300maliger  Linearvergrösserung  abgebildet.      Fig.  1.     zeigt  die 
Afterstelle;     Fig.  5.    bei  d  den  Mund,  bei  s  die  Sexualblasen;    Fig.  2.     hat  die  natürliche  Farbe,  die  übrigen  haben  farbige  Nahrung  verzehrt. 

504.     Paramecium  Colpoda,  Busen -I^ängetliierclieii.     Tafel  XXXIX.  Fig.  IX. 

P.  corpore  ovato,  leviter  compresso,  utrinque  obtuso,  antico  fine  attenuato,    obtuse  uncinato. 

Paramece  Kolpode,    d  corps  ovale.,   legerement  comprime,    obtus  mite  deute  bouts,   aminci  et  obtuse- 
ment  crochu  au  bout  anterieur. 

Colpoda  Cucidlus,  Schrank,  Beiträge  zur  Naturgescli.  p.  23.  Taf.  I.  Fig.  21.  1776.    Fauna  boiea. 
Kolpoda  Ren,  Müller  und  Schrank  zum  Theil? 

Paramaecium  Kolpoda,   Abhandl.   der  Akademie  d.  Wissenscli.  zu  Berlin,    1831.   p.  114.   1833.   p.  174,  324.   Taf.  III.   Fig.  III.  1835. 

p.  164. 

Aufenthalt^  Bei  Berlin!,  Linz?  und  Copenhagen?. 

Diess  Thierchen  findet  sich  bei  Berlin  in  Aufgüssen  lebender  Pflanzen  zuweilen  häufig,  besonders  zahllos  vermehrte  es  sich 
1832  in  Brennnessel -Aufguss.  Schrank  und  Müller  könnten  in  Linz  und  Copenhagen  leicht  diese  Form  mit  Kolpoda  Ren  ver- 
wechselt haben.  Yiele  frühere  Beobachter  könnten  sie  auch  für  Colpoda  Cucullus  gehalten  haben.  Von  diesem  unterscheidet  sie  sich 
durch  bewimperten  Rücken ,  mehr  nach  hinten  gelegenem  After,  Mangel  des  zuugenförmigen  Theils  zwischen  Mund  und  After,  und  den 
kürzeren  Schnabel;  von  C.  Ren  durch  2  neben  einander  stehende  contractile  Blasen,  1 — 2  runde  Drüsen  und  die  Behaarung.  Der 
Mund  ist  vorn  unterm  Schnabel,  der  Ausschnitt  ist  also  auf  der  Bauchseite.  Die  Abbildungen  von  1833  waren  noch  ohne  die  Sexual- 
drüsen; diese  sind  seit  1835  ermittelt  und  hier  nachträglich  eingetragen.  Queer-  und  Längstheilung  sind  beobachtet.  Letztere  giebt 
sehr  schlanke,  erstere  sehr  rundliche  Formen.  Zwei  Drüsen  scheinen  bevorstehende  Selbsttheilung  anzuzeigen.  P*  Colpoda,  P.  Chry- 
salis und  Colpoda  Ren  sind  ihrer  doppelten  Sexualblasen  halber  physiologisch  merkwürdig.  —  Grösse  bis  V20  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXXTX.   Fig.  IX. 

Es  sind  7  einfache  Thierchen,  i  in  Queertheilung,  2  in  Längstheilung  und  1  in  3  umrissen,  bei  300maliger  Linearvergrösserung.    Fig.  1.    wirft  aus; 

0'  Mund,   t  Sexualdriise,  s  Sexualblase,   w  After.    Fig.  2.    Bauchseite.  Fig.  3.  bis  5.     Seitenansichten,  2  wirbelnd.    Fig.  6.     Queertheilung.     Fig. 

7—8.    Längstheilung.     Fig.  9  —  10.    jüngere  Formen.      Fig.  11-12.  Skizze  für  die  männlichen  Sexualtheile ,  die  Contractilität  der  Blasen  erläu- 
ternd.   Fig.  11.     Expansion.     Fig.  13.     Contraction. 


353    

505.  JParamecium?  sinaiticum,  l^ängethierclien  des  Sinai.     Tafel  XXXIX.  Fig.  X. 

P.  corpore  compresso  elliptico,  dorso  ventreque  carinatis,    ciliorum  Corona  incerta. 

Paramece  sina'itique,   a  corps  comprime   aua>  flaues,    ellipiique,   le  dos  et  le   venire   en   carene,    la 
conronne  de  eils  au  front  poi?it  distinete* 

Paramaecium?  sinaiticum,   Hemprich  et  Ehrenberg,   1828.    Symbolae  physicae.    Evertebrata.  Phyto  zoa.   Tab.  IL    Sinaitica.   Fig.  5. 

Text  1831. 
Paramecium  sinaiticum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissenscli.  zu  Berlin,  1829.  p.  17.  1831.   p.  114. 

Aufenthalt:    Im  Wadi  Ess'le  des  Sinai -Gebirges. 

Ick  beobachtete  die  Form  im  Jahre  1823  -mit  Dr.  Hemprich  in  Tor  am  Sinai  Arabiens  zwischen  Conferven  des  Baches 
Wadi  Ess'le.  Ich  sah  sie  nur  auf  der  flachen  Seite  kriechen ,  nicht  schwimmen.  Die  lateinische  Beschreibung  des  Tagebuchs  findet 
sich  in  den  Symbolis  physicis.     Auf  der  rechten  schmalen  Seite  war  eine  Falte.  —  Grösse  Y24  Linie.     (Vcrgl.  P.  compressum.) 

Erklärung   der  Abbildung    Taf.  XXXIX.   Fig.  X. 
Es  ist  ein  Exemplar  in  3  Stellungen,  bei  lOOmaliger  Vergrösserung  des  Durchmessers,  1823  in  Tor  gezeichnet. 

506.  Parameciumf  ovatum,  eiförmiges  läiigethierclieii.     Tafel  XXXIX.  Fig.  XL 

P.  corpore  ovato,  turgido,  antico  fine  obtuse  attenuato. 

Paramece  ovale,  a  corps  ovale ,  gonfle,  aminci  et  obtus  au  hout  antcrieur. 

Paramecium  ovatum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissenscli.  zu  Berlin,   1830.  p.  65.   1831.  p.  115. 

Aufenthalt:    In  Petersburg. 

Diese  Art  fand  ich  im  Winter  1829  auf  der  Reise  mit  Herrn  von  Humboldt  in  Petersburg  in  stehendem  Newawasser.  Sie 
kann  nicht  wohl  ein  Fragment  einer  andern  Art  seyn,  ist  zu  gross  für  einen  Theil  von  P.  Chrysalis,  aber  nicht  oft  beobachtet;  auch 
wurden  die  Wimpern  nicht  erkannt.  Die  von  vorn  zum  Munde  laufende  Falte ,  viele  Mage nz eilen ,  eine  hellere  hintere  Blase  und  eine 
feinkörnige  Trübung  als  Eiermasse  Hessen  sich  wahrnehmen.  —  Grösse  V24  Linie.     (Vergl.  P.  C/irysalis.) 

Erklärung  der  Abbildung   Taf.  XXXIX.   Fig.  XL 
Es  ist  das  1829  in  Petersburg  gezeichnete  Exemplar,  390mal  vergrössert;  s  die  Sexualblase. 

50 Ä.     JParamecium  compressum,  flaclies  längetliierclien.     Tafel  xxxix.  Fig.  xn. 

P.  corpore  compresso,  elliptico  aut  reniformi,  fronte  ciliis  longioribus  oblique  coronata. 

Paramece   comprime,    a  corps  comprime,   elliptique  ou   echancre  en  forme   de  rognon,    ayant  une 
couronne  oblique  de  eils  allonges  au  fro?it. 

Bohnenihierchen  (Glasthierchen  wnd  Netzihiercheri)  im  Regenwürme,  Gleichen,  Mikroskopische  Entdeck,  p.  58.  Taf.  XX VII.  Fig.  2,  4.  1777. 

Paramaecium  Aurelia ,  Müller,  Animalc.  infus,  p.  89.   1786. 

Leacophra  Lumbrici,  Schrank,  Fauna  boica,   III.  2.  p.  101.  1803. 

Paramaecium  compressum,  Abhandl.   der  Akademie  d.  Wissenscli.  zu   Berlin,   1830.  p.  65.    1831.  p.  114.    1835.    p.  164. 

Aufenthalt:    Auf  dem  Greifenstein  ob  Bonnland,  bei  Landshut,  Berlin  und  in  Uralsk  im  Ural  Asiens  beobachtet. 

Diess  Thierchen  fand  ich  zuerst  im  Innern  einer  lebenden  Flussmuschel,  Mya,  des  Uralflusses  1829  auf  der  Reise  mit  Alex, 
ton  Humboldt.  Erst  1837  fand  ich  die  Thierchen  im  Darme  der  Regenwurm  er  bei  Berlin,  welche  Gleichen  entdeckt  hat,  und 
sah  sie  so  übereinstimmend,  dass  ich  beide  Thierparasiten  nun  vereinige.  Ob  es  bei  den  Muschelt liieren  auch  im  Darme  lebt,  habe 
ich  nicht  ermittelt,  verrnuthe  es  aber.  Das  bei  Berlin  nicht  häufige  Regenwurmthierchen  zeigt  ebenfalls  eine  grosse  ovale  Drüse,  eine 
contractile  Blase  dicht  am  Munde  und  die  Magenzellen  besonders  im  hintern  Theile  des  Körpers,  wo  ich  auch  grüne  Nahrungsmittel 
darin  erkannte.  Der  vordere  Theil,  die  Stirn  scheint  mehr  für  die  Entwickelung  eingerichtet  und  hat  in  seiner  Mitte  fast  strahlige 
helle  Zellen,  deren  Natur  mir  zweifelhaft  blieb.  Sind  es  noch  Magen?  Der  Mund  liegt  in  der  Mitte  des  Körpers,  wo  der  Wimper- 
kranz endet,  in  einer  mehr  oder  weniger  leichten  Einschnürung  und  hat  ein  zungenartiges  Wärzchen.  Besonders  das  Vordertheil  sah 
ich  oft  verkrüppelt,  durch  Eierlegen  zusammengefallen  und  ausgebuchtet.  Ich  zählte  16  Reihen  Wimpern  auf  der  Halbansicht.  Glei- 
chen sah  vielleicht  Queertheilung.  —  Grösse  des  Regenwurmthierchens  bis  V20  Linie,  der  Eierchen  Vioou  Linie,  des  Muschelthierchens 
*/18  Linie.     (Vergl.  P.  sinaiticum,  Kerona  Polyporum  und  den  Nachtrag.) 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXXIX.   Fig.  XII. 

Es  ist  nur  das  Thierchen  von  Uralsk  aus  der  Mya  des  Ural  dargestellt,  nach  Zeichnungen  von  1829.  Fig.  1.  breite  linke  Seitenfläche;  o'  Mund,  s 
Sexualblasen,  t  Sexualdrüse.  Fig.  2.  schmale  Bauchfläche.  Neuere  Zeichnungen  des  Regenwurmthierchens  konnten  nicht  mehr  aufgenommen  werden. 
Vergrösserung  390mal  im  Durchmesser. 

508.     Paramecium  Milium,  Hirsethierclieii.     Tafel  XXXIX.  Fig.  xm. 

P.  corpore  parvo,  oblongo,  triquetro,  utrinque  fere  aequaliter  rotundato. 

Paramece  Mille  t,  a  corps  petit,  oblong,  trilateral,   egalement  arrondi  au&  deua)  bouts. 

Cyclidium  Milium,  Müller,  Vermium  fluv.  hist.  p.  37.  1773.    Animalc.  lnfusor.  p.  79.  Tab.  XI.  Fig.  2,  3.  1786. 
Monas?  Milium,  in  der  Isis,  1833.  p.  243.    Synonyme  von  Müller. 

Aufenthalt:    Bei  Copenhagen  und  Wismar. 

Ich  erhielt  diess  Thierchen  zuerst  am  10.  October  1834  in  einer  Sendung  brakischen  Seewassers  der  Ostsee  von  Wismar 
durch  die  Güte  des  Herrn  Dr.  Ferd.  Rose,  und  erkannte  sogleich  die  Aehnlichkeit  von  Müllers  Zeichnung.  Im  Juni  1836  erhielt 
ich  es  mit  Wasser  aus  Copenhagen,  welches  gar  keinen  Salzgeschmack  hatte.    In  Berlin  habe  ich  es  noch  nicht  in  Infusionen  gesehen. 

89 


354 

Müller  fand  sein  Tliierclien  mit  Paramecium  Aurelia  und  Conferva  fluviatilis.  Es  färbte  bei  mir  zuletzt  das  ganze  Wasser  mil- 
cliijr  und  lebte  besonders  zahlreich,  als  diess  einen  unerträglichen  Genich  annahm,  starb  aber  bei  weiterer  Zunahme  der  Fäulniss  des 
Wassers.  Es  war  in  Gesellschaft  des  Euplotes  striatus  und  nahm  Indigo  in  viele  kleine  Magenzellen  auf.  Der  Mund  war  in  der 
vordem  Gegend  des  Körpers,  und  am  Ende  der  dicken  Längsfalte,  welche  Müller  als  Strich  bezeichnet  hat,  schien  die  Afterstelle 
zu  seyn,  neben  der  eine  helle  contractile  Blase  lag.  Der  ganze  Körper  wirbelt  in  Farbe.  Die  Zunge  ist  undeutlich  geblieben,  wie 
bei  Amphileptus.     Ich  sah  auch  Queertheilung.  —    Grösse  Vq6  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXIX.   Fig.  XIII. 

Es  sind  9  in  Berlin  beobachtete  Tliierclien  aus  Wismar  mit  Indigofüllung,  bei  300maliger  Vergrösserung  gezeichnet.     Fig.  3.  zeigt  bei  o'  den  nur  durch 
den  Wirbel  erkennbaren  Mund,  bei  s  die  Sexualblase.     Fig.  6.*  ist  in  Queertheilung  begriffen. 


Nachtrag    zur   Gattung    Paramecium. 

Die  Homonyme  der  48  von  den  56  bisherigen  Artnamen,  welche  nicht  angewendet  werden  konnten,  sind  mit  Ausschluss  der 
nicht  wohl  zu  deutenden  25  neuen  Namen  von  Losana  etwa  folgende:  1)  Paramecium  acutum  Herrmann  (Naturforsch.  XX.  1784.) 
=  Amphileptus  Fasciola?  ;  2)  P.  aneeps  Herrmann  (1784)  =  Amphileptus  Fasciola?  ;  3)  P.  Cohjmbus  Bory  (1824)  = 
Amphileptus?  ;  4)  P.  dubium  Bory  (1824)  =  Euplotes?;  5)  P.  Fasciola  Müller  (1776)  =  Amphileptus  F.;  6)  P.  Fusus 
Schrank  (1803)  =  Trachelius  Lametta?,  Amphileptus? ;  7)  P.  Histrio  Müller  (1773)  =  Stylonychia  H.;  8)  P.  Incu- 
bus  Schrank  (1803)  —  Bursaria  intestinalis;  9)  P.  kolpodinum  Bory  (1824)  s.  Colpoda  Cucullulus  ;  10)  P.  Lametta 
Schrank  (1803),  Bory  (1826)  =  Trachelius  Lametta;  11)  P.  lamellinum  Bory  (1824)  =  Tr.  Lametta;  12)  P.  margi- 
natum  Müller  (1786)  =  Vorticella?  >  Spirostomum?  ;  13)  P.  Nucleus  Schrank  (1803)  =  Bursaria  cordifurmis;  14)  P. 
oceanicum  Chamisso  (N.  Acta  N.  C.  X.  p.  371.  1820.)  =  Astasia?;  15)  P.  oryziformis  Bory  (1824)  =  Monas?,  Bursaria?; 
16)  P.  oviferum  Müller  (1786)  ==  P.  Chrysalis?  ohne  Eierchen;  17)  P.  parado&um  Bory  (1824)  s.  Cyclidium  dubium; 
18)  P.  pigrum  Schrank  (1802.  Naturhist.  Briefe  an  Nau)  =  Amphileptus  Fasciola?;  19)  P.  piseiforme  Gravenhorst  (1833) 
=  P.  Aurelia;  20)  P.  Solea  Bory  (1824)  =  Loscodes  Rostrum;  21)  P.  Terebra  Schrank  (1803)  =  Amphileptus;  22) 
P.  versutum  Müller  (1786)  =  Bursaria  vernalis? ;  23)  P.  viride  Schrank  (1803)  =  Euglena  deses? ,  Astasia?.  —  Die 
4  von  Hill  ohne  Namen  bezeichneten  Arten  waren  wohl  1)  und  3)  =  P.  Aurelia  und  Stylonychia  Mytilus,  2)  Chilodon  Cucul- 
lulus, 4)  Amphileptus  Fasciola?.  —  Paramecia  ohne  Zunge  sind  Amphilepti.  —  Paramecium  ist  richtiger  als  Paramaecium. 

lieber  die  lebenden  Infusorien  im  Darme  des  lebenden  Regenwurms. 

Der  Freiherr  v.  Gleichen  entdeckte  im  November  1776  beim  Durchschneiden  von  Regenwürmern  mit  der  Scheere  in 
dem  ausgelaufenen  Tröpfchen  Safte  lebende  Thiere.  Er  fand  sogleich  bei  fortgesetzter  Untersuchung  7  Arten  lebender  Thiere  im  Re- 
genwurme. Unter  50  Regenwürmern  hatte  etwa  der  dritte  Theil  dergleichen.  Er  hat  ein  Tagebuch  seiner  Beobachtungen  (p.  64. 
seiner  Mikrosp.  Entdeckungen)  geliefert.  Die  von  ihm  genannten  7  Thierarten  würde  ich  auf  3  Arten  von  Infusorien,  1  Fadenwurm 
und  1  Saug  wurm  deuten,  nämlich:  1)  Knopfthierchen  =  Glaucoma  nodulalum? ;  2)  Netz  tliierclien  =  Paramecium  com- 
pressum  alt?;  3)  Glasthierchen  ==  Param.  compressum  in  Queertheilung?;  4)  Bohnen  tliierclien  =  Param.  compressum 
junger;  5)  Aelchen  =  Anguillula  intestinalis? ;  6)  Egel  =  Distomum?  ;  7)  Perlenthierchen  =  Glaucoma?  intestinale? 
diese  Perlen  waren  nur  die  optische  Erscheinung  des  wellenförmigen  Flimmerns.  Nach  Gleichen  hat  die  Tliierclien  Schrank,  eben- 
falls in  Baiern ,  wieder  gesehen;  er  nennt  sie  Leucophra  Lumbrici  und  fand  sie  im  Darmcanale  und  Magen.  Ich  habe  bei  Berlin 
viele  Hunderte  von  Regenwürmern  zerschnitten,  aber  erst  im  September,  October  und  November  dieses  Jahres  (1837),  wo  ich  wie- 
der nahe  an  100  Stück  untersuchte,  sie  endlich  in  5  Exemplaren  mit  Anguillula  intestinalis  nur  im  hintern  Darme  zahlreich  gefun- 
den. Ich  habe  aber  immer  nur  die  Bohnen  tliierclien  und  Aelchen  gesehen;  letztere  sind  Fadenwürmer,  erstere  wahre  Infu- 
sorien und  hier  als  Paramecium  compressum  verzeichnet.  Die  Tliierclien  im  Darme  der  Frösche  sind  Bursarien  und  Bodo- 
nen.     (Vergl.  Bursaria.) 


HUNDERTZWEI  UNDZ  WANZIGSTE    GATTUNG:    DOPPELHALSTHIERCHEN. 

Amphileptus.     Ampbilepte. 
CHARACTER:    Animal  e  Colpodeorum  familia,   ocello  et  lingua  destitutum,   proboseide  caudaque  insigne. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Kolpodes^   ri ayant  ni  oeil,   ni  langue,  pourvu  dune 
trompe  et  d'une  queue. 

Die  Gattung  der  Doppelhalsthierchen  unterscheidet  sich  in  der  Familie  der  Busenthierchen  durch 
Mangel  an  Auge  und  Zunge,  neben  dem  Besitz  eines  Rüssels  und  Schweifes  (Fusses). 

Die  Gattung  ist  1830  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  mit  2  Arten  gegründet,  erhielt  1831 
ebenda  4,  1833  6  Arten  und  wird  seit  1835  mit  8  Arten  verzeichnet.  Die  ersten  Formen  kannte  Joblot 
1718.  Hill  nannte  dergleichen  (?)  1751  zuerst  Paramecium  quarlum,  Ellis  1769  Volvox  vorax,  Müller 
1773  Vibrio  Anser,  Fasciola,  Colymbus  caet.  und  Kolpoda  Meleagris.  Schrank  nannte  sie  1803 
TracfieUm.    Bory  hat  sie  neuerlieh  als  Kolpoda,  Paramaecium  und  Amiba  verzeichnet.  —   Die  Orga- 


___ 355 

nisation  ist  reichlich  ermittelt.  —  Als  Bewegungsorgane  dienen  sehr  zahlreiche,  bei  3  Arten  in  Längsreihen 
gestellte,  nur  bei  1  Art  unerkannte,  Wimpern,  und  überdiess  haben  die  verdünnten  Körperenden  oft  eine 
grosse  Beweglichkeit.  Zuweilen  sind  Schwanz  (Fuss)  und  Rüssel  (Stirn)  nur  stumpfe  Vorsprünge.  —  Als 
Ernährungsorgane  sind  bei  5  Arten  viele  Magenzellen  mit  erkennbaren  Nahrungsstoifen  erfüllt  gesehen;  ein 
deutlicher  Mund  ist  bei  7,  und  eine  AuswurfsöiFnung  bei  5  Arten  beobachtet.  Alle  Arten  haben  einen  farb- 
losen Magensaft,  nur  A.  margaritifer  hat  ihn  blass  rosenroth.  —  Als  Sexualorgane  sind  Eikörnchen  bei 
7  Arten  erkannt,  bei  einer  von  Farbe  grün,  bei  den  übrigen  weisslich.  Ferner  sind  bei  4  Arten  contractile 
Blasen  und  bei  3  Arten  Sexualdrüsen  erkannt,  kugelförmig  und  doppelt  bei  2,  perlschnurförmig  bei  der  drit- 
ten,    dueer-  und  Längstheilung  ist  bei  1  Art,  Queertheilung  allein  bei  einer  zweiten  beobachtet. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  über  ganz  Europa  bis  Petersburg  und  bis  zum  Ural 
Asiens  erkannt. 

&09.    AmpMleptus  Anser,  weisser  Doppellials,  Scliwanengans.    Tafel  xxxvil.  Fig.  IV. 

A.  corpore  turgido  fusiformi,  albido,  proboscide  corporis  longitudine  obtusa,  cauda  brevi  acuta. 

Amphilepte  Oie,   a  corps  fasele,  gonfle,   blanchätre,  pourvn  d'une  trompe  obüise  de  la  longueur  du 
corps  et  (ffune  queue  courte  aigue. 

Sygnes,  Joblot,  Observations  faites  avec  le  microsc.  ed.  1754.    IT.   p.  66.    Tab.  8.   Fig.  8.   1718. 

Vibrio  Anser,     \  Müller,  Vermium  fluyiat.  bist.  p.  46 ,  47.    1773.    Gaase-StraeMceren.   Suane  -  Straetäeren.   Animalc.  infus,  p.  72.  73. 

—     Cygnus,  )  Tab.  X.   Fig.  6  —  11.   1786. 

Der  gemeine  Wasser  -  Schwan ,  Eichhorn?  Beiträge  z.  Kenntn.  d.  kl.  Wassertb.  1775.   p.  73.   Taf.  VII.   Fig.  C.     (s.  Trachelocerca.) 
Trachelius  Cygnus,  Schrank,  Fauna  boica,  1803.  III.  2.  p.  56. 

Amiba  Anser  et  Cygnus,  Bory  de  St.  Vincent,  Dict.  classique  d'liist.  nat.  1822. 
Kolpoda  limacina,  Bory  de  St.  Vincent,  Encycloped.  metb.   Vers.   1824. 
AmphUeptus  Anser,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830,   p.  43.  1831.   p.  116.   1833.   p.  230.    1835.  p.  164. 

Aufenthalt:    In  Paris ,  Copenhagen,  Landshut,  Danzig  und  Berlin  beobachtet. 

Dieses  ganz  liebliche  schwanenartige  weisse  Thierchen  steht  an  Schlankheit  andern  Arten  der  Gattung  nach  und  lässt  sich 
daher  mit  einer  Gans  vergleichen.  Es  lebt  zu  allen  Jahreszeiten  zwischen  Wasserlinsen  und  an  abgestorbenen  Schilf  blättern.  Der 
halsähnliche  Rüssel  ist  kein  Hals,  sondern  eine  Stirn  oder  Oberlippe,  indem  der  Mund  an  der  Basis  ist.  Die  Afteröifnung  glaubte  ich 
einmal  oberhalb  des  Schwanzes  auf  der  Riickenseite  zu  sehen.  Farbestoffe  nahm  es  nicht  auf,  aber  ich  sah  erkennbare  Chlamidomo- 
nas  Pulvisculus  schon  1830  in  einigen  Magen.  Viele  Magenblasen,  Eierchen,  eine  runde  contractile  Blase  und  2  runde  Sexualdrü- 
sen sind  erkannte  Organisationsglieder.  Die  Bewegung  des  Körpers  ist  träge,  aber  die  des  Rüssels  nach  allen  Seiten  ziemlich  lebhaft. 
Die  Ordnung  der  Wimpern  Hess  sich  nicht  erkennen.  Obwohl  ich  fast  glaube,  dass  Müjller's  V.  Anser  die  folgende  Art  war,  so 
fehlen  doch  die  Charactere  auch.  Sein  Vibrio  Anas  war  wohl  A.  Fasciola.  Sein  V.  Cygnus  war  als  Eichhorn's  Thierchen 
(Naturforscher  IX.)  diese  Art.  Seine  characteristischen  Knötchen  sind  die  angeschwollenen  Mundränder,  Lippe.  Müller  hat  queere 
Selbsttheilung  innerhalb  einer  Stunde  völlig  abgeschlossen  gesehen.  —  Grösse  bis  Vio  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXVIL   Fig.  IV. 

Es  sind  4  Darstellungen  verschiedener  Thierchen  bei  300maliger  Vergrösserung.  Mehrere  haben  grüne  Monaden  verzehrt,  o'  Mund,  co 
After,  s  Sexualblase,  t  Drüsen. 

510.     AmphUeptus  margaritifer 9  Perlen  -Scliwan.     Tafel  XXXVIL  Fig.  V. 

A.  corpore  gracili,  fusiformi,  albido,  vesicularum  serie  recta  ornato,  proboscide  corpus  aecpante,    caudaque  brevi  sub- 
acutis. 

Amphilepte  ä  perles,    le  corps  grele,  fasele,    blanc,   gafni  dune  serie  de  vesiciäes  cn  fil  de  perles, 
la  trompe  de  la  longueur  du  corps,  presque  aigue  comme  la  c/ueue  courte. 

Das  SicheliMer,  Proteus,  Göze,  in  Bonnet's  Abhandl.  aus  der  Insectologie,  deutsch.    Anhang,  p.  38t.  1773.   Taf.  IV.  Fig.  9. 
AmphUeptus  Anser  ß  margaritifer,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  230. 

Aufenthalt:    Bei  Quedlinburg  und  Berlin  beobachtet. 

Diese  niedliche  Form,  welche  schon  Göze  mit  gemüthvoller  Theilnahme  beschrieb,  lebt  bei  Berlin  zuweilen  häufig  zwischen 
Vorticellen-Colonieen,  an  Meerlinsen  und  Ceratophyllis.  Ich  sah  sie  im  August  1826,  am  25.  April  1832  und  dann  öfter,  auch 
am  22.  Oct.  1837.  Das  Knöpfchen  am  Rüssel  bei  Göze  halte  ich  für  optische  Verdickung  durch  Senkung  der  Spitze.  Müller  zog 
diesen  zu  Vibrio  Anser,  allein  die  Perlenreihe  der  Saftbläschen  für  den  farblosen  Digestionssaft  und  ihr  Mangel  schien  mir  characte- 
ristischer,  als  alle  Form.  Ich  sah  im  Innern  verschluckte  grüne  Monaden  in  einzelnen  der  zahlreichen  Magenzellen,  eine  Reihe  von 
6_16  hellen  Saftbläschen  und  Eierchen,  auch  eine  einfache  contractile  Blase,  erkannte  aber  noch  keine  Drüsen.  Der  After  schien 
durch  eine  leichte  Vertiefung  oberhalb  der  Schwanzbasis  (also  des  Fusses)  bezeichnet.  Die  geschwollenen  Mundränder  sind  auffallend. 
Die  Ordnung  der  nur  in  farbigem  Wasser  leicht  sichtbaren  Wimpern  blieb  dunkel.  Die  Beweglichkeit  und  der  beständige  Formwechsel 
sind  bei  der  schlanken  Gestalt  überaus  lieblich.  Es  hat  kriechend  immer  neue,  immer  fesselnde  Gestalten,  und  schwimmt  nur  langsam. 
Schon  1826  sah  ich  einmal  ein  Zerfliessen  in  2  Hälften,  —  Grösse  bis  %  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXVIL  Fig.  V. 

Es  sind  7  Darstellungen,  bei  300maliger  Linearvergrösserung ,  in  verschiedenen  Grössen  und  Bewegungen,    o'  der  Mund,  +  +  die  Reihe  der  Saftblasen, 
s  die  Sexualblase.    Fig.  7.    ist  1826  im  Zerfliessen  gezeichnet.    Beide  Hälften  schwammen  dann  lange  so  herum. 


356    

511.  AmpMleptus  moniliger,  Ketten  -Gans.     Tafel  xxxvm.  Fig.  L 

A.  corpore  turgido,  amplo,  albo,  proboscide  caudaque  brevibus,  glandula  rnoniliformi. 

Amphilepte  monilifere,   ä  corps  gonfle,   ample,   blanc,   la  trompe  et  la  queue  courtes,   la  glandule 
en  forme  de  fil  de  perles. 

Amphileptus  moniliger,  Abhandl.  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1835.  p.  165. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  sich  sehr  auszeichnende  Art  fand  ich  am  13.  März  1835  zwischen  Wasserlinsen  einzeln  zu  wiederholten  Malen.  Sie 
hat  grosse  Aehnlichkeit  mit  Trachelius  Ovum,  von  dem  sie  das  Spitzchen  am  Hintertheil  und  die  Perlendrüse  wesentlich  unterschei- 
den. Farbe  nahm  es  nicht  auf.  Die  Mundstelle  war  kenntlich ,  der  After  undeutlich,  schien  aber  auf  der  Rückenseite  des  Spitzchens 
zu  seyn.  Eierchen  und  grosse  Magenblasen  füllten  den  Körper,  dessen  Wimpern  deutlich,  aber  ohne  sichtliche  Ordnung  waren.  — 
Grösse  % — 1/6  Linie. 

Erklärung   der  Abbildung    Taf.  XXXVIIL    Fig.  I. 

Ein  Exemplar  in  300maliger  Linearvergrösserung.     Seitenansicht,     o'  Mund,  co  After,  t  Kettendrüse. 

512.  AmpMleptus  viridis,  grüne  $cliwanengan§.     Tafel  xxxvm.  Fig.  IL 

A.  corpore  turgido,  fusiformi,  viridi,  proboscide  caudaque  hyalinis,    brevibus. 

Amphilepte  vert,  a  corps  fusele,  gonfle,  vert,  la  trompe  et  la  queue  hyalines,  courtes. 

AmpMleptus  viridis,  Abhandl.   der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  229. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Am  16.  April  1832  zwischen  Lemna  minor  im  Thiergarten  entdeckt.  Der  Körper  hatte  15  —  20  Längsreihen  von  Wim- 
pern auf  der  Halbansicht.  Die  grüne  Farbe  war  durch  innere,  im  Rüssel  und  Schwänze  fehlende,  grüne  Körnchen ,  Eierchen  bedingt. 
Eine  lebhaft  abstechende  helle  contractile  Blase  war  im  hintern  Körper  sichtbar  und  viele  Magenzellen  schimmerten  undeutlich  durch  die 
Eiermasse.  Farbe  nahm  es  nicht  auf.  Bewegung  langsam  schwimmend,  um  die  Längsaxe  drehend  und  kriechend.  —  Grösse  */io  — 1[$ 
Linie,  der  Körnchen  Viooo  Linie,  mithin  Cyclus  der  Entwickelung  wohl  Viooo —  Vs  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXXVIIL  Fig.  IL 

Fig.  1.    gerade  ausgestreckt,  wirbelnd;    o'  der  Mund,  cd  der  After?.     Fig.  2.     mit  gebogenem  Halse.     Fig.  3.     eingezogen.     Linearvergrösserung 
300mal. 

513.  AmpMleptus  Fasciola,  SBindentbierchen.     Tafel  xxxvm.  Fig.  in. 

A.  corpore  albido,  depresso,  lineari-lanceolato,  venire  piano,  dorso  turgidulo. 

Amphilepte  Bandelette,  a  corps  blanchätre,  deprime,  lineaire-lanceole,  le  ventre  plat,  le  dos  convexe. 

Pelites  huitres,  Joblot?   Observat.  fait.  avec  le  microsc.  ed.  1754.  p.  26.  PL  4.  Fig*.  m.  n.  o.  1718. 

Paramecium  quartum,  Hill?  History  of  Animals,  1751.   p.  5.    Tab.  I.   Fig.  4.    (Figur  Copie  der  Stylonycli.  Mylilus  Yon  1703.) 

Vibrio  Fasciola,  Müller,  Vermium  fluv.  hist.   Igle  -  StraekJceren.    p.  48.   1773. 

Der  Wasserbohr,  Eichhorn,  Beitrage  z.  Kenntniss  der  kl.  Wasserth.   p.  34.    Taf.  2.   Fig.  T.   1775. 

Paramaecium  Fasciola,   Müller,  Zoolog,   dan.  prodr.    1776.   p.  280. 

Paramecium  acutum  et  anceps,  Herrmann,  Naturforscher,  XX.  p.  157,  158.   Tab.  III.  Fig.  39,  40.   1784. 

Vibrio  Anas,  Fasciola  und  intermedius,  Müller,  Animalc.  Infus,  p.  69,  72.   Tab.  IX.   Fig.  18—20.   Tab.  X.   Fig.  3—5.   1786. 

Trachelms  Planaria,  i  Schrank,  Fauna  boica  III.  2.  p.  59,  65,  66.  1803. 

Paramecium  pigrum  et  Terebra,  | 

Kolpoda  fasciolaris,  planairiformis  et  lacrimiformis,  \ 

Paramaecium  acutum  et  anceps,  \    Bort  de  St.  Vincent,  Encycloped.  meth.  Vers.   1824. 

Enchelis  Raplianella  et  rafanella,  ) 

Trachelius  Fasciola,  Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.   p.  54,  65,  78.   Taf.  IV.  Fig.  IV. 

Amphileptus  Fasciola,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1831.  p.  116.   1835.  p.  164. 

Aufenthalt:    In  Paris?,  London?,  Copenhagen ! ,   Danzig?,   Strassburg?,  Landshut,  Berlin,   Petersburg,   ferner  in  Uralsk  und  Ca- 
tliarinenburg  an  der  Grenze  von  Asien.     Im  Süsswasser  und  Seewasser  beobachtet. 

Diess  Thierchen  ist  in  Berlin  in  allen  Infusionen  und  allen  Gewässern  zu  allen  Jahreszeiten  sehr  verbreitet  und  gemein,  und 
es  ist  von  mir  1829  bis  an  die  Grenze  des  nordwestlichen  Asiens  beobachtet  worden.  Am  häufigsten  ist  es  in  einer  kleineren  Form, 
doch  sah  ich  diese  neuerlich  sich  ansehnlich  grösser  entwickeln,  so  dass  sie  dem  Vibrio  Anas  ganz  vergleichbar  wurde.  Schon  Jo- 
blot fand  es  im  Austerwasser  (Seewasser)  und  sah  queere  Selbsttheilung,  die  er  für  Verbindung  hielt.  Hill  sah  es  im  Aufguss  der 
Zittwer- Wurzel  {Zedoariae  radia)  und  in  Teichwasser  in  England.  Müller  nannte  es  mit  3  Namen,  sah  es  im  Seewasser  und 
Süsswasser  bei  Copenhagen,  sah  Queertheilung  und  Längstheilung,  die  er  für  Begattung  hielt,  und  auch  die  contractile  helle  Blase. 
Eichhorn  fand  es  bei  Danzig,  Herrmann  bei  Strassburg,  Schrank  bei  Landshut,  und  dieser  gab  ihm  auch  3  Namen  in  2  Gat- 
tungen. Bory  hat  es  nicht  gesehen  und  nach  den  Abbildungen  6  Namen  in  3  Gattungen  gegeben.  Schon  1830  sah  ich  Aufnahme 
von  Indigo,  1831  sah  ich,  dass  ganz  ausgebildete  Exemplare  den  After  nicht  am  Ende  hatten  und  zog  es  daher  von  der  Gattung  Tra- 
chelius zu  Amphileptus.  Später  habe  ich  die  Organisation  sehr  detaillirt  erkannt.  Die  Wimpern  bilden  10  — 12  Längsreihen  in  der 
Halbansicht.  In  der  Mitte  sind  2  runde  Drüsen,  nach  hinten  ist  eine  Sexualblase.  Feine  Eikörnchen  sind  zwischen  den  Magenzellen. 
Ich  sah  Queertheilung  und  Längstheilung,  letztere  häufiger.  Es  schweift  langsam  hin  und  her,  kriecht  oft  und  biegt  sich.  —  Grösse 
XU* —  Vi2  Linie,  in  Petersburg  1J369  Uralsk  %,  Catharinenburg  Veo —  V25  Linie.     (Vergl.  Trachelius  Lamella.) 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXXVIIL  Fig.  in. 

Fig.  1-4.     grössere  Form  von  Berlin,   1834.      Fig.  5  —  14.     kleinere  Form,    nach  Zeichnungen  von  1826  und  1830.     Einige  mit  Indigo  und  Carmin 
gefüttert,  andere  in  Queer-  und  Längstheilung,  wirbelnde,  kriechende,  junge  und  alte,     o   der  Mund,  a)  der  After,  t  Drüse,  ,v  Sexualblase. 


— 35? 

514.  Amphiieptus  Meleagris,  gefleckter  Doppelhals,  Perlhuhn.   Tafel XXXVIIL  Fig.  IV. 

A.  corpore  magno,  compresso,  membranaceo,  late  lanceolato,  albido,  dorsi  crista  denticulata. 

Amphilepte  P  int  ade,    h  corps  grand,   comprime,   membraneucc,    largement  lanceole,   blanchätre,    la 
crete  du  dos  denticulee. 

Kolpoda  Meleagris }  Müller,  Vermium  fluv.  historia,   p.  59.  1773.     Animalc.   Infus.   Kalkun- Bug leren,  p.  99.   Tab.  XIV.   Fig.  1—6. 

et  XV.  Fig.  1-5.  1786. 
Kolpoda  Zygaena,  Meleagris,  hirudinacea,  Bory,  Encycloped.  method.   1824. 
Amphiieptus  Meleagris,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1830.  p.  43.   1831.  p.  115. 

Aufenthalt:    Bei  Copenhagen,  Brüssel  und  Berlin  beobachtet. 

Müller  fand  das  Thierchen  mit  Wasserlinsen  im  Herbst  1773,  1783  und  1784  bei  Copenhagen,  Bort  fand  es  bei  Brüs- 
sel nicht  selten,  machte  aber  aus  Müller' s  Abbildungen  3  Arten.  Ich  sah  es  oft  bei  Berlin.  Es  gleicht  einer  kleinen  Planaria, 
kriecht  und  windet  sich  langsam.  Schon  1830  sah  ich  verschluckte  Naviculas  und  grüne  Monaden  in  den  polygastrischen  Magen- 
zellen und  erkannte  auch  das  Auswerfen  derselben  entschieden  an  der  dein  Munde  entgegengesetzten  Rückenseite,  wodurch  der 
Schwanz,  der  nur  Rückenverlängerung  seyn  kann,  zum  Fusse  wird.  Der  Mund  ist  eine  kleine  Längsspalte.  Ich  sah  13  — 18  Längs- 
reihen von  Wimpern,  eine  nicht  immer  deutliche  Reihe  von  8  — 10  hellen  farblosen  Flecken  (Saftblasen)  auf  der  Bauchseite,  und  am 
Rücken  7  —  8  stumpfe  Zähne.     Ueberdiess  habe  ich  Queertheilung  beobachtet.     Farbe  nahm  es  nicht  auf.  —    Grösse  bis  Ve  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XXXVIIL   Fig.  IV. 

Es  sind  4  Darstellungen  bei  300maliger  Linearvergrösserung.  Fig.  1.  Seitenansicht,  wirbelnd,  auswerfend;  of  der  Mund  und  die  Bauchseite,  co  After 
und  Rückenseite.  Fig.  2.  sich  umbiegend.  Fig.  3.  schmale  Rückenfläche,  beim  Kriechen  auf  der  rechten  Seite.  Fig.  4.  Queertheilung,  mit  der 
Blasenreihe  auf  der  Bauchseite. 

515.  Amphiieptus  longicollis,  langhalsiger  Doppelhals.     Tafel  XXXVIIL  Fig.  V. 

A.  corporis  postica  parte  turgida,  dilatata,  antica  in  proboscidem  s.  frontem  longam  ensiformem  attenuata. 

Amphilepte  ä  long  cou^  le  corps  gonfle  et  elargi  au  bout  posterieur,  aminci  et  allonge  au  front  en 
forme  de  sabre. 

Der  Ochsenhopf,  Eichhorn?  Beiträge  z.  Kenntniss  d.  kl.  Wasserthiere,  p.  55.  Taf.  V.  Fig.  O.  P.  Q.  1775. 

Kolpoda  OcJirea,  i  Müller?   Animalc.  infus,   p.  95,  213.    Tab.  XIII.  Fig.  9—10.  Tab.  XXX.  Fig.  15.  1786.    Kolpoda  ochrea  et  Oxitncha 

Trichoda  Felis,     f  Felis,  Bory,  1824. 

Amphiieptus  longicollis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1831.  p.  115. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin!,  Danzig  und  Copenhagen?. 

Auch  diese  sehr  ausgezeichnete  Form  hat  deutlich  Mund  und  After  auf  entgegengesetzter  Körperseite.  Ich  fand  sie  1831 
zwischen  Meerlinsen  und  am  2.  Mai  1832  wieder,  sah  überall  Wimpern,  Eikörnchen,  viele  Magenblasen,  eine  Reihe  (9  — 10)  heller 
farbloser  Saftblasen,  Mund  und  Auswerfen,  aber  die  männlichen  Sexualorgane  blieben,  ie  bei  voriger  Art,  unerkannt.  Bewegung- 
träge,  fast  proteusartig.  —  Grösse  Vio — -Vs  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XXXVIIL   Fig.  V. 

Fig.  1.  rechte  Seitenansicht,  Stirn  nach  unten;  Fig.  2.  linke  Seitenansicht,  Stirn  nach  oben;  Fig.  3.  umgebogen.  Vergrösserung  300mal  im  Durch- 
messer. 

516.  Amphiieptus?  papillosus,  gefranzter  »oppelhals.    Tafel  XXXVIIL  Fig.  VI. 

A.  corpore  depresso,  lanceolato,  papilloso-cirroso,  proboscide  caudaque  laevibus. 

Amphilepte?  a  papilles,  le  corps  deprime,  lanceole,  herisse  de  papilles  greles  au  bout,  la  trompe  et 
la  r/ueue  lisses. 

Amphiieptus  papillosus,  Abhandl.  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.   p.  228,  263. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Zwischen  Conferven  des  Thiergartens  sah  ich  ihn  zuerst  in  4  Exemplaren  im  Mai  1832,  dann  zahlreich  wieder  am  12.  März 
1835  zwischen  Oscillatorien  und  Naviculis.  Ich  glaubte  früher,  diess  Thierchen  habe  eine  Navicula  fulva  verschluckt;  seit  ich  es 
aber  zahlreich  immer  wieder  so  sah,  habe  ich  diese  Ansicht  ganz  aufgeben  müssen.  Dass  es  eine  Navicula  mit  fleischigem  Ueber- 
zuge  sey,  mit  einem  Mantel,  wie  ihn  die  Cypräen- Mollusken  haben,  ist  mir  möglich  erschienen,  aber  auch  nicht  deutlich  gewor- 
den, doch  war  eine  gewisse  Starrheit  sichtlich.  Ich  wage  noch  nicht,  dem  Körperchen  eine  andere  Stellung  zu  geben.  Farbe  nahm 
es  nicht  auf.  Der  Mund  schien  am  Grunde  des  Rüssels  zu  seyn  uud  der  After  am  Grunde  des  Schwänzchens.  Bewegung  kriechend 
oder  gleitend,  wie  Trachelius  trichophorus  ohne  Wirbeln.  —  Grösse  Vso  —  V36  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XXXVIIL  Fig.  VI. 

Es  sind  4  Darstellungen  bei  300maliger  Linearvergrösserung  mit  mehr  oder  weniger  ausgedehnten  Papillen,  welche  dicken  Wimpern  gleichen, 
Rüssel  und  Schwanz.    0'  der  Mund?,  co  der  After?. 


Nachtrag   zur  Gattung   Amphiieptus. 

Die  Formen   dieser  Gattung   geben  leicht  Anlass  zu  Irrungen  und   vielen  unnützen  Namen,   wenn  weniger   geübte  Beobachter 
dergleichen  zu  geben  geneigt  sind,  indem  bei  Queertheilungen  die  beiden  Hälften  andere  Gattungen  darstellen.     Das  Vordertheil  ist  ein 

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Trachelius,  das  Hiiitcrtlieil  ein  Uroleptus.  Es  ist  daher  hei  Bestimmung  der  Formen  die  Umsicht  auf  die  Umgebungen  nöthig.  Be- 
sonders A.  Faxciola  ist,  da  er  sehr  gemein  und  oft  in  Theilung  ist,  leicht  in  seinen  Thcilen  für  einen  Trachelius  zu  halten.  Fin- 
den sich  neben  Atnphileptis  ihnen  ähnliche  Trachelicn,  oder  neben  Trachclien  AmpJälepti,  so  ist,  um  Missgriffe  zu  vermeiden, 
ihr  Wechsclverhältniss  genau  zu  beachten. 

Diese  Gattung  wurde  1835  in  den  Berl.  akad.  Abhandl.  zu  den  Ophryocercinen  gezogen,  ist  daher  auf  den  Tafeln  zwi- 
schen die  Familien  der  Tr ach el inen  und  Ophryocercinen  gestellt,  sie  gehört  aber  ziu  den  Kolpodeen. 


HUND  ER  TDREIUNDZWANZIGTE    GATTUNG:  SCHLEPPTHIERCHEN. 

Uroleptus.    Urolepte. 

CHARACTER:    Animal  e  Colpodeonim  familia,  ocello,  Lingua  et  proboseide  carens,  caudatum. 
CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Eolpodes,  n  etyant  ni  oeil,  ni  langue,  ni  trompe,  mais 
pourvu  dune  queue. 

Die  Gattung  der  Schleppthierchen  ist  neben  den  Characteren  der  Familie  der  Busentbierchen 
durch  Mangel  an  Augen,  Zunge  und  Rüssel,  und  durch  Besitz  einer  schwanzartigen  Schleppe  ausgezeichnet. 

Die  Gattung  ist  1831  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  zuerst  mit  4  Arten  aufgestellt,  und 
1833  wurden  ebenda  noch  2  Arten,  eine  fraglich,  hinzugefügt.  Die  zweifelhafte  der  letzteren  Arten,  U. 
patens,  ist  hier  zu  Oxylricha  gezogen,  und  somit  sind  5  übrig  geblieben.  Die  ersten  Formen  beobachte- 
ten Joblot  1714  und  Müller  als  Trichoda  Musculus  und  vielleicht  Plscis  und  Delphinus  1773.  Eine 
Art  entdeckte  Schrank  1780;  Müller  nannte  sie  Enchelis  caudata.  Bory  de  St.  Vincent  hat  Müller's 
Formen  als  Ratulus,  Raphanella  und  Trichoda,  Joblot's  als  Enchelis  verzeichnet.  —  An  Organisation 
sind  bei  allen  Arten  Wimpern  als  Bewegungsorgane,  bei  3  Arten  auch  deren  reihenweise  Anordnung  direct 
erkannt.  —  Bei  2  Arten  sind  die  polygastrischen  Ernährungsorgane  durch  farbige  Nahrung  schon  1831  von 
mir  ausser  Zweifel  gestellt.  Der  Mund  ist  bei  allen  Arten  beobachtet,  die  Afterstelle  aber  nur  mit  grosser 
Wahrscheinlichkeit  festgestellt.  —  Weibliche  Sexualtheile  sind  als  feine  grünliche  Körnchen  bei  2  Arten  er- 
kannt, männliche  sind  nicht  direct  beobachtet,  doch  hat  Müller  bei  U.  Piscis?  eine  contractu^  Blase  ge- 
zeichnet. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  von  Berlin  und  wohl  Linz,  Landshut,  Copenhagen  und  Paris  bekannt. 

51V.     Uroleptus  Piscis,  das  Fischchen.     Tafel  XL.  Fig.  I. 

U.  corpore  tereti  subturbinato,  postica  parte  sensim  in  candam  crassam  attemmta,  ovulis  virescentibns. 

Urolepte   Poisson,    a  corps   presc/ue   en  forme  de  toupie  allongee,    la  partic  posterieure  peu   h  peu 
amincie  en  ff  neue  grosse,  les  ovules  verdätres. 

Massue,  Jobiot?  Observat.  fait.  avec  Ie  microsc.  p.  74.  Tab.  10.  Fig.  ö.  17(8. 

Trichoda  Piscis,  Müiler?  Verm.  fluv.  hist.  p.  68.  1773.    Anim.  Infus,  p.  2(4.   Tab.  XXXI.   Fig.  1  —  4.   1786.    Bory,  1824. 

Enchelis,  Bory  de  St.  Vincent,  Encycloped.  meth.  Vers.  1824. 

Oxißricha  Piscis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1830.   p.  43. 

Uroleptus  Piscis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  117. 

Aufenthalt:    Bei  Paris,  Copenhagen  und  Berlin. 

Es  lebt  bei  Berlin  im  Februar  und  März  zwischen  dem  flockigen  braunen  Ueberzuge  der  abgestorbenen  Scbilfblätter  mit  Chla- 
midomonas  und  Cryptomonas.  Müllers  Thierchen  war  etwas  abgeplattet,  daher  vielleicht  eine  Oxytricha  (O.  rubra?).  Er 
fand  es  zwischen  Conferven  etwa  20mal,  zuerst  im  Anfang  von  1773.  Joblot  fand  sein  Thierchen  1714  in  Paris  in  Eichenrindenaufguss. 
Bory  hat  es  nicht  gesehen.  Schon  1830  gelang  mir  Farbeaufnahme  zu  bewirken,  auch  sah  ich  verschluckte  grüne  Monaden  in  in- 
nern  Magenzellen.  Der  Mund  ist  eine  grosse  Längsspalte  unter  der  Stirn  und  ist  mit  etwas  längern  Wimpern  umgeben.  Zwischen 
den  Magenzellen  sind  blassgrüne  Körnchen  als  Eier.  Der  ganze  Körper  ist  überall  bewimpert.  Bewegung  um  die  Längsaxe  wälzend. 
Müller's  Thierchen  war  gelb,  ob  durch  weisse  Eierchen  beim  durchgehenden  Lichte,  ob  durch  gelbe?  Ich  sah  viele  kleinere  und 
krüppelhafte  Formen  zwischen  den  grösseren,  auch  mehrere  durch  partielles  Zerfliessen  mit  mancherlei  bruchartigen  Höckern.  —  Grosse 
V24  —  V12  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XL.   Fig.  I. 

Fig.  1.,  2.,  3.,  7.  und  8.    Normalformen.    Fig.  4.,  5.,  6.    Monstra  durch  partielles  Zerfliessen  oder  Eierlegen.    Einige  mit  Carmin  und  Indigo  genährt. 
co  der  After? 

518.     Uroleptus  Musculus,   die  Wassermaus.     Tafel  XL.  Fig.  iL 

U.  corpore  albo,  tereti,  pyriformi,  postica  parte  incrassata  et  subito  in  caudam  attenuata. 

Urolepte   Souris,   a  corps   blatte,   cylindricyue,   en  forme  de  poire,   elargi  vers  le  bout  posterieur  et 
brusc/uement  termine  par  tme  queue. 

Trichoda  Musculus,  Möhek,  Muus  -  Spilleren ,  Vermium  fluv.  hist.   p.  74.    1773.    Animalc.  infus,  p.  210.   Tab.  XXX.  Fig.  5  —  7.   1786. 
Trichoda  Musculus,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.   p.  89.   1803. 


359    

Ratulus  ßlusculus ,  Bort  de  St.  Vincent,   Kncyclopedie  methodiqn  e,   Vers.  1824. 
Uroleptus  Musculus,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1831.   p.  117. 

Aufentlialt:     Bei  Copenhagen,  Landslmt  und  Berlin, 

Diese  Art  fand  sich  1831  mit  Oscillatorien.  Müller  sali  sie  nur  2mal  in  altem  Heuaufguss.  Bory  hat  sie  nicht  gesehen. 
Es  gelang  mir  sogleich  die  Aufnahme  von  Indigo  zu  bewirken.  Die  Magenzellen  hat  schon  Müller  gezeichnet  und  es  von  den  Seiten 
abgeplattet  gesehen.  Dass,  Müller  ein  Reädert  hier  beobachtet  habe,  wäre  freilich  auch  möglich,  doch  passen  die  Magen  nicht  dazn. 
Ich  sah  4  Exemplare  von  ziemlich  gleicher  Gestalt  und  Grösse.  Ihre  Körper  hatten  9  —  11  Reihen  von  Wimpern  auf  der  Halbansicht. 
Der  Mund  war  eine  sehr  lange  Spalte  unter  der  Stirn  in  einer  flachen  Grube.  Da  das  farblose  Schwänzchen  keine  Blasen  enthielt,  so 
liess  sich  auf  die  Lokalität  des  Afters  vor  der  Schwanzbasis  wohl  schliessen.  Bewegung  wälzend,  nicht  lebhaft  und  steif.  —  Grösse 
Vis  Linie,  ohne  den  Schwanz  V20  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XL.    Fig.  IL 
Es  sind  *  Stellungen  Eines  Thierchens,  welches  3  Magen  mit  Indigo  erfüllt  hat,  bei  SOOmaliger  LinearvergrBsserung.     0   Mund,  co  After? 

519.  Uroleptus  Mospes9  der  Gast*     Tafel  XL.  Fig.  HL 

U.  corpore  virescente,    ovato  -  oblongo  ,   turbinato,    antica  parte  oblique  truncata  et  excavata,   postica   in   caudam  styli- 
formem  acutam  attenuata. 

Urolepte  Hote,  a  corps  verdätre,  ovale-  oblong ,  en  forme  de  toupie^  obliquement  tronque  et  creua>  au 
botet  anterieur ,  termine  en  qneue  stil-i forme  aigue. 

Uroleptus  Hospes,  Abhandl.  der  Akademie  d,  Wissensch.  zu  Berlin,   1831.   p.  116. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  fand  ihn  1831  im  April  in  den  Zellen  des  ausgekrochenen  Froschlaichs,  kugelartig  zusammengeballt,  und  im  August  in 
leerem  Schncckenlaich  in  zahllosen  Mengen,  seitdem  nicht  wieder.  In  jeder  Zelle  war  1  Thier."  Gewaltsam  befreit,  dehnten  sie  sich 
lang  aus.  Einige  schwammen  schon  frei  daneben.  Indigo  tödtete  sie.  Ich  erkannte  einen  grossen  Mund  als  Längsspalte  unter  der 
Stirn  in  einer  breiten  Grube,  und  zählte  mehr  als  20  Magenblasen.  Die  Wimpern  bildeten  8  —  10  Längsreihen  auf  der  Halbansicht. 
Die  Afterstelle  ist  nur  vermuthet.  Ich  sah  viele  Krüppel.  Die  blassgrüne  Farbe  schien  sehr  feinen  Ei -Körnchen  oder  einem  Pigment, 
was  ich  nicht  deutlich  unterschied,  jedenfalls  nicht  den  Magen  anzugehören.  —  Grösse  V20  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  XL.  Fig.  III. 

Fig.  6.    ist  der  Zustand  im  Schneckenlaich,  bei  lOOmaliger  Linearvergrösserung,     Fig.  1—5.  und  9.     sind  freigemachte  Thierchen.     Fig.  7.,  8.,   10. 
sind  Monstra  durch  partielles  Zerfliessen.    Fig.  11.     eine  einzelne  Zelle  mit  ihrem  zusammengeballten  Thierchen;  letztere  sämmtlich  300mal  vergrossert 

520.  Uroleptus?  I,amella9  der  Span.     Tafel  XL.  Fig.  IV. 

U.  corpore  hyalino,  depresso,  lineari-lanceölato,   piano,  tenuissimo. 

Urolepte?  Lame,  a  corps  hyalin,  deprime,  plat,  lineaire - lanceole ,  tres-mince. 

Uroleptus  Lamella,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1831.  p.  117. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  fand  1831  diess  Thierchen  mehrmals  in  Infusionen,  dann  nicht  wieder.  Vorn  sah  ich  dicht  unter  der  Stirn  eine  breite 
ovale  Mundöffnung,  in  der  Mitte  sehr  feine  Magenbläschen  oder  Eierchen,  sonst  war  alles  durchsichtig.  Bei  co  hörte  alle  innere  Trü- 
bung auf,  weshalb  ich  da  den  After  vermuthe.     Indigo  nahm  es  nicht  auf.  —  Grösse  bis  Vis  Linie. 

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  XL.    Fig.  IV. 

Es  sind  5  Darstellungen  in  verschiedener  Grösse,  Ausdehnung  und  Wendung.  0'  der  Mund,  w  vermutliche  Afterstelle.  Vergrösserung  300- 
mal  im  Durchmesser. 

521.  Uroleptus  Mlum,  das  Fadenfhier.    Tafel  XL.  Fig.  V. 

U.  corpore  filiform!,  tereti,  alhido,  antico  fine  rotundato,  postico  in  caudam  longam  reetam  attenuato. 

Urolepte  Fil9  a  corps  filiforme >  cyli^idrir/ue^  blanc,  arrondi  au  b out  anterieur^  aminci  en  longue  queue 
droite  au  bout  posterieur. 

Vibrio,  EgelschneckenähnlicJies  ScJileuderthier ,  Schrank,  Neue  philos.  Abhandl.  d.  Baierischen  Akad.  d.  Wiss.   II.   p.  479.   Taf.  I.    Fig. 

18-22.    1780. 
Enchelys  cemdata,  Müller?  Animalc.  Infusor.  p.  34.   Tab.  IV.   Fig.  25,  26.    1786- 
Enchelis  caudata,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  44.  1803. 
Raphrmella  rapuneuloides ,  Bory ,  Encyclop.  meth.  Vers.  1824. 
Uroleptus  FOum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1833.   p.  277. 

Aufenthalt:    Bei  Wien  oder  Linz?,  Copenhagen?  und  Berlin!. 

Ein  sehr  ähnliches  Thierchen  scheint  Schrank  1780  wohl  bei  Linz  in  lange  stehendem  Wasser  entdeckt  zu  haben;  dann 
hat  wohl  Müller  im  Oct.  1784  im  Sumpfwasser  bei  Copenhagen  ein  ähnliches  beobachtet.  Bort  hat  offenbar  nicht  selbst  eins  gese- 
hen, nur  Müller's  Beschreibung  sehr  frei  übersetzt.  Ich  fand  es  am  11.  Juni  1832  in  stagnirendem  Quellwasser  des  Thiergartens. 
Es  hat  viel  Aehnlichkeit  mit  Spirostomum  ambiguum,  hat  aber  einen  ganz  andern  Bau.  Es  schwimmt  gerade  ausgestreckt,  ohne 
Biegungen.  Der  Körper  ist  in  der  vordem  Hälfte  weiss  und  trübe,  in  der  hintern,  schwanzartig  verdünnten,  farblos  und  durchsichtig. 
Der  Mund  liegt  als  Längsspalte  in  der  Mitte  der  Vorderhälfte.  Der  After  scheint  nur  am  Anfang  des  farblosen  Theiles  liegen  zu  kön- 
nen, indem  da  die  den  Vordertheil  erfüllenden  polygastrischen  Zellen  aufhören.     Farbe  nahm  es  nicht  auf.     Ich  zählte  12  Längsreihen 


— 360    

von  Wimpern  in  der  Halbansicht.      Männliche  Sexualorgane  blieben  unerkannt,    die   weisse  Trübung   mqclite   aber  wohl  vom  Eierstocke 
kommen.  —  Grösse  bis  V*  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen   Taf.  XL.   Fig.  V. 
Es  sind  2  Exemplare  bei  300maliger  Linearvergrösserung.    o'  Mund,  w  After?. 


HUNDERTYIERUNDZWANZIGSTE     GATTUNG:      WIMPERAUGE. 

Ophryoglena.     Opltryoglene. 

CHARACTER:    Animal  e  Colpodeorum  fanrilia,  undique  ciliatura  et  ocello  frontali  instruetum. 
CARACTERE:   Animal  de  la  famille  des  Kolpodes^  eilte  de  Ions  edles  et  ponrvu  etnn  oeil  an  front. 

Die  Gattung  Wim p eräuge  zeichnet  sieh  in  der  Familie  der  Busenthierchen  durch  überall  bewim- 
perten Körper  und  Besitz  eines  Stirn -Auges  aus. 

Die  Gründung  der  Gattung  geschah  1831  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wissensch.  mit  1  Art, 
und  1833  wurden  ebenda  noch  2  neue  hinzugefügt,  welche  Dreizahl  seitdem  nicht  vermehrt  worden  ist. 
Sämmtliche  Arten  waren  vorher  wohl  unbekannt,  doch  könnte  eine  4te  unter  Müllers  Infusorien  als  Lenc- 
ophra  notata  befindlich  seyn,  die  aber  auch  zu  Chilodon  ornatns  gehören  könnte.  —  Die  reiche  Organi- 
sation ist  schon  seit  1833  von  mir  mitgetheilt.  —  Viele  Längsreihen  von  Wimpern  bilden  die  äusseren  Be- 
wegung sorgane.  —  Als  Ernährungsorgane  sind  zahlreiche  polygastrische,  oft  mit  Navicnlis  erfüllte,  Zellen  bei 
allen  Arten  beobachtet,  und  bei  1  Art  gelang  Aufnahme  von  Indigo.  Der  Mund  ist  in  einer  Grube  unter 
der  Stirn,  und  die  Afterstelle  ist  auf  der  Rückenseite  an  der  Basis  des  Schwänzchens  beobachtet.  —  Das 
Sexualsystem  ist  sehr  vollständig  ermittelt.  Braune  Eikörnchen  sind  bei  1  Art  direct  gesehen,  und  bei  den 
andern  verräth  sie  die  gelbe  und  schwarze  Farbe.  Eine  grosse  mittlere  Drüse  ist  bei  1  Art  deutlich,  viel- 
leicht auch  bei  den  andern  undeutlich,  gesehen,  und  contractile  Sexualblasen  sind  bei  2  Arten  sehr  in  die 
Augen  fallend,  bei  einer  sternartig,  bei  der  andern  rund.  Ueberdiess  ist  bei  1  Art  dueer-  und  Längsthei- 
lung beobachtet.  —  Als  directes  Empfindungsorgan  ist  ein  an  der  Stirn  befindlicher,  nie  fehlender,  grosser, 
rother  oder  fast  schwarzer  Augenpunkt  annehmlich,  wie  es  bei  den  Euglenen  und  Räderthieren  häufig, 
und  bei  letzteren  mit  wissenschaftlicher  Sicherheit,  der  Fall  ist. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  nicht  ausser  Berlin  sicher  ermittelt. 

5£2*     Ophryoglena  atra,  schwarzes  Wimperauge.     Tafel  XL.  Fig.  VI. 

0.  corpore  ovato  compresso  atro,  postico  fine  acuto,  ocello  frontis  atro  marginali,  ciliis  albidis. 

Ophryoglene  noire,    a  corps  ovale  comprime,   noir^   aigu  au  bout  po&tericur,   pourvu  de  eils  blaues 
et  d'u?i  oeil  noir  au  bord  du  fr  out. 

Leucophra  MammiUa,  Müller?  Animalc.  Infus,   p.  141.   Tab.  XXT.   Fig.  3  —  5.    1786. 

Ophryoglena  atra,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  2(35.    Taf.  VII.   Fig.  IX. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin,  wohl  kaum  bei  Copenhagen. 

Nachdem  ich  1831  die  gelbe  Art  zuerst  entdeckt  hatte ,  fand  ich  im  folgenden  Jahre  am  16.  April  1832  die  braune  und  am 
24.  Juni  diese  schwarze  Art.  Letztere  ist  mir  dann  am  4.  Juli  1834,  am  5.  Juni  1835  und  am  5.  Mai  1836  in  derselben  Gegend 
in  Torfgruben  wieder  zahlreich  vorgekommen.  An  denselben  Orten  leben  die  form  verwandten  Nassula  aurea,  Chilodon  aureus  und 
Stentor  niger.  Zwei  Ophryoglenen  zeichnen  sich  durch  ihre  platte  Gestalt  und  dadurch  bedingtes  Wanken  bei  der  etwas  schwerfälli- 
gen Bewegung  aus.  Der  Körper  ist  von  den  Seiten  zusammengedrückt,  so  dass  Bauch  und  Rücken  fast  scharfe  Kanten  bilden.  Hin- 
ten schliesst  sich  der  Körper  abnehmend  in  eine  kleine,  nicht  verlängerte  Spitze.  Die  Anordnung  der  überall  sichtlichen  Wimpern, 
welche  bei  den  andern  Arten  Längsreihen  bilden,  habe  ich  neuerlich  hier  unbeachtet  gelassen.  Den  Mund  bildet  eine  Grube  dicht  un- 
ter der  Stirn,  über  der  auf  der  Rückenseite  das  röthlich  schwarze  Auge  steht.  Die  Mundgrube  geht  trichterförmig  tief  in  den  Körper, 
und  es  schien  mir  neuerlich,  als  ob  sich  daran  eine  ovale  helle  Drüse  schlösse,  welche  ich  1833  und  in  der  Zeichnung  noch  als  Mund- 
raum  dargestellt  habe.  Da,  wo  diese  helle  Stelle  aufhört,  befindet  sich  gegen  den  Rücken  hin  eine  sternartig  contractile  Blase.  Die 
dunkle  Farbe  gehört  inneren  sehr  feinen  Körnchen  an, 'welche  zu  Eierchen  fast  zu  fein  sind,  und  sie  erlaubt  keine  scharfe  Unterschei- 
dung der  übrigen  Organe,  doch  sah  ich  einige  dunklere  Körper  (Nahrungsstoffe  in  den  Magenzellen)  durchschimmern.  Schon  1832 
beobachtete  ich  Queertheilung,  aber  1836  sah  ich  auch  Längstheilung,  und  bei  letzterer  eben  sah  ich  die  mittlere  helle  Stelle  ziemlich 
deutlich  als  langovale  Drüse,  welche  sich  auch  bei  der  Queertheilung  theilt.  Ich  halte  sie  nicht  mehr  für  den  hintern  Mundraum.  Zeich- 
nungen der  neuen  Ansicht  konnten  nicht  mehr  aufgenommen  werden.  Bei  Längstheilung  erweitert  sich  erst  der  Mund,  theilt  sich  und  es 
bildet  sich  gleichzeitig  sogleich  ein  2tes  Auge  im  Bauchtheile,  während  der  Rückentheil  das  alte  behält.  Bei  der  Queertheilung  bildet 
sich  lange  vor  der  Trennung  eine  2te  Sternblase,  das  neue  Auge  aber  erst  spät.  Die  weissen  Wimpern  erscheinen  als  ein  Silberring 
um  den  Körper,  besonders  vorn.  Müllers  Thierchen  war  kuglig  und  hatte  die  Spitze  vorn,  war  also  wohl  ein  anderes.  Beim  Zer- 
fliessen  sieht  man  Magen  und  Körnchen.  —  Grösse  der  Einzelthiere  Vis  Linie,  bei  Queertheilung  —  Vs  Linie. 


361    

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XL.    Fig.  VI. 

Fig.  1     rechte  Seitenansicht;    Fig.  2.     schmale  Bauchfläche;     Fig.  3.    queere  Selbsttheilung.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser.     Fig.  3.     hat  in 
der  hintern  Hälfte  5  dunkel  erfüllte  Magen. 

523.     Opftryoglena  acuminata,  geschwänztes  Wimperauge*     Tafel  XL.  Fig.  VII. 

O.  corpore  fusco,  ovato,  compresso,  postico  iine  breviter  caudato,  acuto,  ocello  frontis  rubro. 

Op/iryoglene  a  queue,  le  corps  örun,  ovale,  comprime,  avec  une  petite  queue  aigue  et  im  oeil  rouge 
au  front. 

Ophryogtow  acuminata  (nigricans),  Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  174,  268.  Taf. VII.  Fig.  X.  1835.  p.  164. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Am  16.  April  1832  in  Torfgruben  bei  den  Pulvermiihlen  entdeckt.  Die  Stirn  überragt  den  Anfang  des  Mundes  um  V«  der 
Körperlänge.  Hinten  endet  der  Körper  in  eine  verlängerte  scharfe  Spitze.  Ich  sah  15  —  20  Wimperreihen  auf  der  Halbansicht.  Die 
schon  1833  angezeigten  2  hellen  Flecke  haben  sich  neuerlich  1835  als  1  grössere  kugelförmige  Drüse  und  1  kleinere  runde  Sexual- 
blase ergeben.  Im  Innern  sah  ich  oft  beim  Abplatten  nnd  Zerfliessen  des  Körpers  viele  Naviculas  graciles  und  die  braune  Farbe  als 
Körnchen,  auch  leere  Magenblasen.  —  Grösse  Vis  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XL.   Fig.  VII. 

Fig.  1.  und  4.    linke  Seitenansicht;    Fig.  2.    Bauchfläche;    Fig.  3.    abgeplattet  und  zerfliessend.    o  Auge,  o'  Ende  des  halbseitlichen  Mundes,  t  Drüse, 
s  Sexualblase. 

5£4.     Opftryoglena  flavicans,   seil* es  Wimperaugeo    Tafel  XL.  Fig.  vill. 

O.  corpore  flavicante,  ovato,  turgido,  postico  fine  attenuato  obtuso,  ocello  rubro  frontali. 

Ophryoglbne  jaunätre,  h  corps  jaunätre,  ovale,   gonfle,  aminci  et  ohlus  au  bout  posterieur,    avec 
un  oeil  rouge  au  front. 

Ophryoglena  flavicans,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  18,  117,  152.   Taf.  II.   Fig.  IX.   J833.  p.  174,  266. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Im  Sommer  1831  wurde  diese  Art  von  allen  zuerst  in  Torfgruben  entdeckt,  und  es  gelang  sogleich  die  Aufnahme  von  In- 
digo zu  bewirken.  Sie  glich  einer  Bursaria  und  ich  unterschied  sie  von  dieser  mir  durch  den,  bis  dahin  in  der  Familie  unerhörten, 
constanten  Augenpunkt,  dessen  physiologische  Wichtigkeit  ich  festhielt.  Der  von  der  Stirn  abgehende  Mund  bildet  eine  tiefe  Tasche, 
und  daneben  war  immer  ein  heller,  aber  nicht  so  deutlicher,  Fleck,  als  bei  den  vorigen  Arten.  Bei  einem  Exemplare  sah  ich  dicht 
über  der  hintern  Spitze  ein  Bläschen  hervortreten,  welches  bald  verschwand.  War  diess  Gasentwickelung  aus  dem  Darme  ?  Es  ist  mir 
nur  diese  eine  ähnliche  Beobachtung  vorgekommen.  Die  Mundwimpern  waren  etwas  länger,  als  bei  den  vorigen  Arten,  und  ich  zählte 
12—16  Längsreihen  von  Wimpern  auf  der  Halbansicht  des  Körpers.  —  Grösse  Vi2  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XL.  Fig.  VIII. 
Fig.  1.  und  2.     sind  halbe  Seitenansichten  mit  und  ohne  Farbenahrung.    Fig.  3.     volle  Seitenansicht. 


Nachtrag   zur   Familie   der   Kolpodeen. 

Ueber  die  Erscheinung  und  Auffassung  des  Ernährungscanais  der  polygastrischen  Infusorien. 

Die  Kolpoden  und  Paramecien  gehören  zu  den  grösseren,  allgemeiner  verbreiteten,  daher  leichter  sichtbaren  Infusorienformen, 
und  es  gelingt  leicht,  durch  Farbestoffe  ihre  inneren  Ernährungsorgane  anschaulich  zu  erhalten.  Seit  ich  1830  die  Resultate  der,  mit 
wissenschaftlicher  Schärfe  angestellten,  Versuche  bekannt  gemacht  habe,  hat  es  zwar  viele  bestätigende,  aber  dennoch  auch  einige  schwan- 
kende und  widersprechende  Beobachter  gegeben,  und  es  liegen  überdiess  einige  Schwierigkeiten  in  der  nie  zu  übersehenden  früheren  Ge- 
schichte. Ich  halte  daher  für  nützlich,  eine  kurze  Uebersicht  über  den  Stand  dieser  Kenntnisse  zusammenzufassen,  werde  diese  aber 
an's  Ende  des  Werkes  bringen.  Hier  nur  einige  Fingerzeige  für  die  zum  Grunde  dieser  Darstellungen  liegenden  Experimente  und  de- 
ren Schwierigkeiten.  Schon  die  ersten  Beobachter  der  Infusorien  haben  vom  Fressen  dieser  Thiere  gesprochen  und  lange  vor  Glei- 
chen hat  es  schon  Joblot  1718  bei  Stylomyc/iia  pustulata  abgebildet  (p.  78,  Tab.  8.  Fig.  9.).  So  wie  aber  Linne  und  Pallas 
durch  die  erkannten  vielen  und  groben  Irrthümer  der  Beobachter  überhaupt  abgehalten  wurden,  auch  das  von  diesen  berichtete  Wahre 
für  wahr  zu  halten  und  aufzunehmen,  so  reichten  auch  Gleichen's  Färbe  versuche  der  Infusorien  (1777),  so  glücklich  sie  auch  einer- 
seits waren,  der  unphysiologischen  wunderlichen  Ansichten  halber,  welche  er  damit  verband,  so  wenig  als  Corti's  und  Gözes  ähn- 
liche detaillirte  Nachrichten  über  Stylonychia  pustul.  1774  und  1777,  oder  Rotifer  vulg.  1773  hin,  Müller's  ürtheil  für  sich  zu 
gewinnen,  und  dieser  letztere,  offenbar  gewichtigste,  Zeuge  schrieb  noch  am  Ende  seines  Lebens  nieder,  dass  kein  guter  Beob- 
achter ein  Fressen  der  Infusorien  gesehen  habe  (s.  Colpoda  Cucullus).  So  fand  ich  die  Kenntnisse  1830,  und  ich  ver- 
suchte sie  mit  umsichtiger  Prüfung  zu  befestigen  oder  zu  bekämpfen. 

Die  Schwierigkeiten,  welche  die  früheren  Beobachter  in  Irrthum  führten,  waren  folgende :  1)  hielt  man  die  vielen  runden  Bläs- 
chen im  Innern,  die  Magen,  für  Eier  oder  Junge,  weil  sie  beim  Zerfliessen  der  Thiere  zum  Theil  ganz  liegen  blieben,  und  Glei- 
chen hat  mit  der  ernstesten  Anstrengung  ihr  Auskriechen  zu  beobachten  versucht,  obschon  er  Farbe  darin  sah  (s.  Colpoda  Cucullus 
und  Paramec.  Aurelia).  Ich  habe  nun  diesen  Bläschen,  wenn  sie  gefüllt  waren,  einzeln  eine  scharfe  Beobachtung  geschenkt  und  ge- 
sehen, dass  sie  nach  einer  kurzen  Zeit  sich  entleeren   und  dass  ihr  früherer  Inhalt  von  einem  Bläschen  zu  einem  andern  wandert,   wo- 

91 


362    

durch  es  scheint ,  als  hätten  die  Bläschen  seihst  eine  freiwillige  Orts  Veränderung ,  die  sie  gar  nicht  haben.  Diese  Beobachtung  wieder 
ist  leicht  und  schwer.  Oft  verändert  sich  so  ein  Bläschen  stundenlang  nicht  und  man  tlint  wohl,  mit  gewissen  Thierchen  gar  nicht  die 
Zeit  und  Kraft  zu  verschwenden,  wenn  sie  nicht  alsbald  das  Gewünschte  zeigen.  Durch  Abändern  der  Verhältnisse  und  wiederholtes 
Nachforschen  kann  man,  so  scheint  es  mir,  es  bei  allen  Arten  so  erreichen,  wie  ich  es  bei  sehr  vielen  schon  erreicht  habe.  Auffallend 
ist  ein  sich  Abschliessen  dieser  kleinen  Magen,  bei  Verletzung  des  Darmes  oder  beim  freiwilligen  Zeriliessen,  in  freie  runde  Kugeln, 
fällt  aber  dem  weniger  auf,  welcher  oft  Regenwurm  er  dergl.  zerstückelt  gesehen  hat,  wo  jedes  noch  so  kleine  Stück  sich  sogleich  an 
den  Enden  so  zusammenzieht,  dass  wenig  Saft  ausfliesst.  So  wirkt  auch  dort  die  Contraction  auf  diese  Theile.  Ferner  2)  sah  man 
keinen  verbindenden  Canal  zwischen  den,  die  Nahrungsstoffe  enthaltenden,  Bläschen.  Dieser  Canal  ist  bei  einigen  Thieren  aber  wirk- 
lich zu  sehen  und  es  kommt  nur  darauf  an,  diese  gerade  nachzuuntersuchen.  Bei  vielen  ist  er  allerdings  nie  zu  sehen,  allein  der  Grund 
liegt  nicht  im  Mangel,  sondern  in  der  Art  seiner  Thätigkeit,  indem  dieser  Canal,  wie  der  Schlund  der  grösseren  Thiere,  nur  zum 
Durchlassen  der  Speisen,  nicht  zu  ihrer  Aufbewahrung  und  Verdauung  dient,  welche  letztere  nur  in  den  Magenblasen,  und  sichtlich, 
stattfinden  (s.  Bursaria  vemalis).  Er  erweitert  sich  zum  Durchlassen  der  Speise  ganz  beliebig,  wie  der  kleine  Mund  und  Schlund  ei- 
ner Schlange,  die  ein  Kaninchen  verzehrt,  und  fällt  sogleich  wieder  zusammen  und  wird,  der  optischen  Schwierigkeiten  halber, 
völlig  unsichtbar,  wenn  er  nicht  in  Thätigkeit  ist.  Auch  hat  man  3)  darin  Schwierigkeit  gefunden,  dass  die  Beobachter  wohl  ein  Aus- 
werfen von  Excrementen  oder  vermeinten  Eiern  sahen,  dieses  aber  nicht  bloss  hinten,  sondern  auch  an  der  Seite,  bald  oben,  bald  un- 
ten und  auch  vorn,  beobachteten.  Gleichen  fand  sich  namentlich  durch  diese  Schwierigkeit  in  seinem  Urtheil  aufgehalten,  und  Dtr- 
jardin  hat  es  neuerlich  zur  Opposition  benutzt.  Der  Grund  dieser  Ungleichheit  liegt  aber  nicht  in  den  Thieren,  sondern  in  der  man- 
gelhaften Critik  der  Beobachter  für  ihre  Objecte.  Gleichen  und  viele  neuere  bis  auf  Grüithüisen  und  noch  spätere  hielten  alle 
Infusorien  für  mehr  oder  weniger  complicirte  Entwickelungsformen  der  thierischen  Ur- Materie  des  Chaos,  daher  hat  selbst  der  wür- 
dige Tre viranus  in  seiner  reichen  Biologie  die  Formen,  welche  er  zu  den  wichtigsten  Experimenten  benutzte,  mit  Namen  zu  benen- 
nen, für  unnöthig  gehalten;  andere  thaten  es  sparsam  oder  critiklos.  So  verwechselte  man  die  heterogensten  Thiere  eines  und  desselben 
Tropfens.  Sah  man  nun  ein  Auswerfen  am  hintern  Körperende,  hatte  man  also  etwa  eine  Enclielys  vor  sich,  und  sah  man  dann  wie- 
der ein  Auswerfen  auf  der  Seite  oder  in  der  Mitte,  so  wrar  diess  nicht  eine  andere  Lokalität  dieses  Actes,  sondern  man  beobachtete 
dann  ein  anderes  Thierchen  einer  ganz  andern  Familie  und  Gattung,  eine  Kolpodee.  Sah  man  es  aber  vorn,  so  war  es  ein  Stentor, 
eine  Vorticelline,  oder  irgend  ein  dannloses  Thierchen,  Anenteron>  wenn  es  auch  in  der  allgemeinen  Form  dem  ersten  ähnlich 
war.  Diess  war  es,  wras  man  nicht  unterschied.  Endlich  hat  man  4)  Bewegung  der  Kugeln  im  Leibe  gesehen  und  sie  deshalb,  an- 
statt für  Magen,  für  innere  Monaden  oder  Junge  gehalten.  Diese  Bewegungen,  welche  neuerlich  (s.  Stentor)  wieder  angeregt  wurden, 
beruhen  entweder  auf  dem  blossen  Fortrücken  der  Speisen,  sind  also  völlig  ungegründet,  oder  sie  beruhen  auf  den  Contractionen  des  weichen 
Körpers,  zuweilen  auch  im  blossen  Umdrehen  um  seine  Axe.  Wer  den  Darmcanal  mit  einiger  Deutlichkeit  sehen  will,  muss  genau  bei 
den  hier  angewendeten  klaren  Vergrösserungen  folgende  Formen  zu  erhalten  suchen :  1)  grosse  Exemplare  des  gemeinen  Chilodon  Ca- 
culluhiS)  2)  Trachelius  Ovum^  3)  Epistylis  plicatilis^  4)  Vorticella  chlorostigma ,  5)  Vort*  Convallaria,  6)  Opercularia 
articulata^  7)  Stylonychia  Mytilus.  Bei  diesen  7  sehr  verbreiteten  Formen  habe  ich  den  Canal  so  deutlich  gesehen,  dass  ich  ihn 
abzeichnen  konnte.  Ferner  habe  ich  ihn  bei  folgenden  Formen  durch  allmäliges  Fortrücken  der  Speisen  mir  am  leichtesten  deutlich  ma- 
chen können:  8)  Enchelys  Papa,  9)  Leucophrys  pattila,  10)  Ophrydium  versatile,  11)  Paramecium  Aarelia.  Bei  letzterer 
habe  ich  seinen  ganzen  Verlauf  einmal  auch  direct  gesehen.  Besonders  empfehle  ich  Vorticella,  Epistylis  und  Opercularia,  vorzüg- 
lich letztere  2,  weil  diese  ganz  still  sitzen,  und  wenn  man  etwas  Indigo  oder  Carmin  ins  Wasser  mischt,  bald  wirbeln,  ihn  stromartig 
an  den  grossen  Mund  ziehen,  in  ihre  grossen  Magen  bringen  und  bald  wieder  auswerfen. 


EINÜNDZWANZIGSTE    FAMILIE:     HECHELTHIERCHEN. 

Oxytricltina.    Oxytriques. 

CHARACTER:  Animalia  polygastrica,  lorica  destituta,  enterodela  (tubo  intestinali  distineto),  orifieiis  dis- 
cretis,  neutro  terminali  (catotreta),  ciliis  vibrantibus  et  setis,  stylis  aut  uncinis  non  vibran- 
tibus  niunita. 

CARACTERE:  Animaux  polygastriques  sans  carapace,  ayant  un  canal  digesttf  ä  deux  orißces 
separes,  aueun  aux  bouls  du  corps,  pourvus  de  cih  vibrants  et  de  soies,  de  styles 
ou  de  crochets  non  vibrants. 

Die  Familie  der  Hechelthierchen  umschliesst  alle  panzerlosen  Magenthierchen,  die  einen  Darm 
mit  2  getrennten,  nicht  an  den  Körpereuden  gelegenen,  Mündungen,  oder  doch  letztere  deutlich,  erkennen 
lassen,  und  welche  neben  wirbelnden  Wimpern  auch  nicht  wirbelnde  Borsten,   Griffel  oder  Haken  führen. 

Sämmtliche  Formen  dieser  Familie  sind  mehr  oder  weniger  platt  und  haben  durch  ihre,  nur  oder 
hauptsächlich  auf  der  flachen  Bauchseite  befindlichen,  Bewegungsorgane  und  kräftigen  Bewegungen  nicht 
wenig  Aehnlichkeit  mit  den  Wasser -Asseln,  Oniscis,  welche  letztere  jedoch  zu  den  krebsartigen  ein- 
darmigen  Pulsthieren,  Sphygmo%ois,  mit  getrenntem  Geschlecht  gehören.  Die,  seit  1830  in  den  Abhandl. 
d.  Berl.  Akad.  mit  9  Arten  in  4  Gattungen  gegründete,  Familie  begreift  einen  Theil  der  Familie  der  My- 
stacinees  von  Bory  de  St.  Vincent,   deren  Formen  hier  zum  Theil  in  sehr  heterogene  Familien  vertheilt 


363    

werden  mussten.  Im  Jahre  1831  wurde  mit  unwesentlichen  Abänderungen  dieselbe  Zahl  der  Gattungen 
und  Arten  verzeichnet.  Eine  5te  Gattung,  Ceratidium^  wird  hier  hinzugefügt  und  die  Zahl  der  Arten  auf 
17  vermehrt.  Es  werden  in  der  Gattung  Oxytricha  8,  in  Stylonychia  6  und  in  den  Gattungen  Cerati- 
dhim,  Kerona  und  Urostyla  in  jeder  1  Art  verzeichnet.  Die  erste  Kenntniss  solcher  Formen  (der  Styl- 
Onychia  Mylilus?)  hatte  vielleicht  schon  Leeüwenhoek  sogleich  in  den  ersten  Tagen  der  Entdeckung  der 
Infusorien  im  April  und  Mai  1675.  Joblot  hat  dergleichen  1718  deutlich  abgebildet.  Hill  gründete  1751 
eine  Familie  der  Arthronien  (Gliederthiere)  für  alle  haarigen  Mag enthierchen  und  die  Räderthiere, 
in  welche  er  unter  dem  Gattungsnamen  Scelasius  (Fussthiere)  solche  Formen  stellte.  Müller  nahm  die- 
sen, sprachlich  unrichtigen,  Namen  nicht  auf,  sondern  verzeichnete  die  Formen  in  seinen  Gattungen  Tri- 
choda  und  Kerona ^  wozu  später  die  Gattung  Himanlopus  kam,  welche  ich  zu  den  gepanzerten  Euplolis 
zähle.  Bory  zertheilte  Müller's  Formen  in  seine  5  Gattungen  Oxitricha^  Coccudina^  Mystacodella^ 
Plagiotricha  und  Trihulina,  die  aber  mit  den  hier  aufgestellten  5  Gattungen  nicht  vergleichbar  sind  (s. 
d.  Nachtrag).  Die  Organisation  der  Familie  ist  reichlich  ermittelt.  Bewegungsorgane  als  Wimpern,  Griffel, 
Borsten  und  Haken  (s.  d.  folgenden  Erläuterungen)  sind  überall  beobachtet,  und  sie  werden  mit  vieler  Ener- 
gie bewegt.  —  Als  Ernährungsorgane  dienen  pölygastrische  Zellen  an  einem  Darmschlauche,  welche  ich 
schon  1830  bei  den  älteren  Gattungen  durch  Farbestoffe  ausser  Zweifel  stellte;  bei  Ceratidium  allein  sind 
sie  noch  unklar.  Mund-  und  After  Öffnungen  sind  bei  4  Gattungen  erkannt.  —  Als  Fortpflanzungsorgane  sind 
periodische  eiartige  Körnchen  bei  4  Gattungen  ermittelt,  und  auch  männliche  Organe  als  Drüsen  und  Se- 
xualblasen sind  bei  4  Gattungen  erkannt,  üeberdiess  ist  vollkommene  dueer-  und  Längstheilung  bei  3  Gat- 
tungen, aber  nirgends  sind  Knospen  beobachtet.  —  Augen  sind  bei  keiner  Gattung  vorgekommen. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Familie  ist  über  ganz  Europa  bis  in  das  sibirische  Asien  beob- 
achtet. 

Uebersicht   der   5   Gattungen   der   Familie   der   Hechelthierchen: 

Mit  Wimpern  und.  Borsten,  ohne  Griffel  und  Haken.  .  .  <  «,.         .J_\T..  ^   ^  ,. ,. 

1  |  Stirn  mit  Hörnern Ceratidium 

imit  Haken  ohne  Griffel Kerona 
mit  Griffeln  ohne  Haken Urostyla 
mit  Griffeln  und  Haken Stylonychia 


Erläuterung  der  verschiedenen  Arten  der  äusseren  Bewegungsorgane  dieser  Familie. 

Besonders  in  dieser  und  der  folgenden  Familie  treten  verschiedene  Formen  von  äusseren  Bewegungsorganen  kräftig  hervor, 
welche  eine  Unterscheidung  gestatten  und  verlangen.  1)  Wimpern  (cilia)  sind  Haare,  welche  auf  einer  verdickten  zwiebelartigen  Ba- 
sis (bulbus)  sitzen  und  eine  wirbelnde  Bewegung  dadurch  machen,  dass  sie,  während  die  Basis  sich  nur  in  ihrer  Gelenkpfanne  oder 
um  ihren  Befestigungspunkt  dreht,  mit  der  Spitze  fortwährend  sehr  schnell  einen  grösseren  Kreis  beschreiben.  Alle  so  wirbelnden 
Haare  sind  Wimpern.  Einige  von  diesen  bilden  mit  der  Zwiebelbasis  ein  continuum,  cilia  continua,  andere  sind  in  letztere  einge- 
lenkt und  können  von  der  Basis  abfallen  {cilia  articiäata).  Letztere  Form  ist  bei  Paramecium  Aurelia,  erstere  bei  Stylonychia 
Mytilus  sehr  deutlich.  2)  Borsten  (setae)  sind  den  Wimpern  ähnliche,  bewegliche  steife  Haare,  die  nicht  zum  Wirbeln  dienen, 
aber  zum  Stützen  und  Klettern  mit  verwendet  werden.  Sie  sind  zuweilen  ohne  verdickte  Basis,  wie  bei  Actinophrys,  zuweilen  in  der- 
gleichen eingelenkt,  wie  die  3  hintersten  Borsten  bei  Stylon.  Mytilus,  zuweilen  sind  sie  spitz  (mbulata),  zuweilen  mit  einem  Knöpf- 
chen am  Ende  (capitata).  3)  Griffel  (styli)  sind  dickere  gerade  Borsten,  welche  bei  einigen  Formen,  wie  die  Schwanzfedern  der 
Vögel,  am  hintern  Körpertheile  am  Bauche  sitzen,  die  nie  wirbeln,  keine  zwiebelartige  Basis  haben,  nicht  hakenartig  sich  biegen,  aber 
ebenfalls  zum  Stützen  und  Klettern  dienen.  4)  Haken  (tincini)  sind  gebogene  hakenartige  dickere  und  kürzere  Borsten,  welche  auf 
der  Bauchseite  die  Stelle  der  Füsse  sehr  anschaulich  vertreten.  Sie  wirbeln  nicht,  haben  eine  Zwiebelbasis,  die  eine  allseitige  Bewe- 
gung erlaubt,  und  obwohl  sie  ungegliedert  sind,  sind  sie  doch  vieler  Bewegungen  der  Gliederfüsse  bei  den  Gliedert  liieren  fähig  (ver- 
gleiche die  Einleitung). 


HUNDERTFÜNFUNDZWANZIGSTE     GATTUNG:      HECHELTHIERCHEN. 

Oxytricha.     Oxytrique. 

CHARACTER:    Animal  ex  Oxytrichinorum  familia,  stylis  uncinisque  destitutum,  nee  comutum. 

CARACTERE:   Animal  de  la  famille  des  Oxytriques^  sam  styles  et  sans  crochets,   depourvu  de 
cornes. 


364 

Die  Gattung  der  Hechelthierchen  unterscheidet  sich  in  der  gleichnamigen  Familie  durch  Mangel 
an  Griffeln  und  Haken,  und  durch  ungehörnte  Form. 

Die  Gattung  Oxytricha  {Oxitricha)  bildete  Bory  de  St.  Vincent  1824  in  der  Encyclopedie  me- 
thodique  d7iistoire  naturelle  aus  12  Triclioda  -  und  Kerona-  Arten  von  Müller  und  aus  einem  Infuso- 
rium  von  Joblot  mit  14  Arten.  Davon  sind  hier  2  beibehalten ,  einige  aber  zu  den  Gattungen  Spirosto- 
mum,  Kerona  und  Uroleptus  gezogen.  Seitdem  1830  die  Organisation  zum  Abtheilungsgrunde  der  Gat- 
tungen gelegt  ist,  wurden  erst  4  Arten  in  dieselbe  aufgenommen,  diese  aber  1831  zum  Theil  wieder  ent- 
fernt und  durch  andere  Formen  auf  5  erhöht.  Eine  6te  Art  wurde  1833  als  Uroleptus?  patens  und  Oxy- 
tricha caudata  beschrieben.  Eine  7te  Art  wurde  1836  in  den  Mittheilungen  der  Beil.  naturforsch.  Ge- 
sellsch.  angezeigt,  und  hier  ist  die  Zahl  der  Arten  auf  8  erhöht.  Die  ersten  Formen  beobachtete  wohl  Jo- 
blot 1718.  —  Die  Organisation  besteht  aus  Wimpern  und  Borsten  als  Bewegungsorganen  bei  allen  Arten, 
wobei  jedoch  die  letzteren  mehr  als  starre  Haare,  die  ersteren  allein  durch  Wirbeln  zur  Bewegung  dienen. 
Die  Bewegung  ist  oft  stossweis  vorwärts  und  rückwärts,  kriechend,  schwimmend  und  kletternd.  —  Als  Er- 
nährung sorg  ane  sind  sichtlich  feste  Stoffe  aufnehmende,  polygastrische  Magenzellen  bei  5  Arten  erkannt, 
die  Zellen  allein  auch  bei  allen  übrigen.  —  Als  Fortpflanzungsorgane  sind  periodische,  eiartige  Körnchen 
bei  5  Arten,  rundliche,  männliche  Sexualdrüsen  bei  4  Arten,  und  runde  Sexualblasen  bei  5  Arten  erkannt 
Ctueer-  und  Längstheilung  ist  bei  O.  Lepus  und  Pellionella,  letztere  allein  bei  O.  Cicada  und  vielleicht 
Pullaster  ermittelt. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  durch  ganz  Europa  bis  zum  Ural  und  Altai  Nord- 
asiens, und  auch  im  Seewasser  der  Ostsee  bekannt. 

525.     Oocytricha  rubra,  rothes  Hecheltliiercheii.     Tafel  XL.  Fig.  IX. 

O.  corpore  lineari,  subtus  piano,  utrinque  aequaliter  rotundato ,  lateritio-rubro. 

O&ytrique  rouge,  a  corps  rouge  -  briquefe ,  lineaire^  plat  au  venire^   egalement  arrondi  auzc  bouts. 

Triclioda  Piscis  et  patens,  Müller?  vergl.  Uroleptus  Piscis. 

Oxytricha  rubra,   Mittheil.   d.  Berlin,  naturf.  Gesellsch.   1836.   p.  3.  und  5.    Abliandl.   d.  Akademie  d.  Wissenscli.  zu  Berlin, 

1835.  p.  164. 

Aufenthalt:    Bei  Copenkagen  und  Gothenburg  in  der  Ostsee  und  Nordsee. 

Ich  fand  diese  Art  im  Deccmber  1835  in  Berlin  mit  Monuris  im  Seewasser  aus  Gotlienbnrg,  welches  seit  Monat  August  da- 
selbst angekommen  war,  und  worin  sich  noch  mehrere  andere  kleine  liebliche  Seethiere  lebend  erhalten  hatten.  Ich  zeigte  sie  am  19. 
Januar  in  der  naturforschenden  Gesellschaft  lebend  vor.  Dieselbe  Art  fand  ich  dann  auch  im  Seewasser  aus  Copenhagen.  .  In  beiden 
Gefässen  lebten  auch  Viva  Lactuca  und  Callithamnien.  Sie  waren  im  Januar  1836  in  solcher  Menge,  dass  sie  das  Wasser  röth- 
licli  färbten.  Viele  sassen  an  der  Wand  der  Gläser  ruhig,  nur  sich  in  kleinem  Räume  stossweis  yor-  und  rückwärts  bewegend,  wie 
Stylonychia  Mytilus  oder  Paramec.  Aurelia  es  auch  thun.  Die  Farbe  der  ziemlich  gleich  breiten,  bandartigen,  unten  flachen, 
oben  etwas  gewölbten,  Thierchen  war  mehr  oder  weniger,  zuweilen  lebhaft,  ziegelroth,  und  beim  Tode  der  Thierchen  noch  vor  dem 
Eintrocknen  wurde  sie  gelbroth.  Sie  gehört  sehr  feinen  innern  Körnchen,  Eierchen,  an.  Der  ganze  Körper  war  glatt,  nur  am  Bauche 
befanden  sich  2  Reihen  Wimpern  und  Borsten,  welche  eine  hellere  breite  Furche  einfassten,  und  die  auch  zum  Klettern  dienten.  Eine 
grosse,  1/i  des  Körpers  einnehmende,  Spalte  unter  der  Stirn  bildete  den  Mund,  und  um  dessen  vordem  und  rechten  Rand  standen 
wahre  Wimpern.  Die  übrigen  Haare  der  beiden  Bauchreihen  waren  zwar  beweglich,  aber  nicht  wirbelnd.  Im  Innern  waren  ausser  den 
dicht  gedrängten  rothen  Körnchen  viele  Blasen,  Magenzellen,  dazwischen  2  grosse  runde  Drüsen.  Die  contractile  Blase  blieb  unklar. 
Die  Form  der  Thierchen  war  oft  gewunden.  Vermuthlich  vermehrten  sie  sich  durch  Queertheilung.  Müller' s  gelbe  Trichodae  wa- 
ren vielleicht  nur  im  durchgehenden  Lichte  von  weissen  Eierchen  gelb.  Tr.  Piscis  war  aus  dem  Süsswasser,  Tr.  patens  aus  dem 
Ostseewasser.     Letztere  war  vielleicht  doch  diese  Form.  —  Grösse  V12  —  Vio  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XL.   Fig.  IX. 

Fig.  1.    Bauchfläche;    die  helleren  grösseren  Flecke  in  der  Mitte  sind  2  Drüsen.     Fig.  2.     contrahirt,    sterbend,  in's  Gelbe  übergehend.     Fig.  3.    halb 
gewendet.     Fig.  4.     kletternd,  Seitenansicht.     Vergrösserung  300inal. 

526.     Oocytricha  Pellionella,  Pelzthierclien.    Tafel  XL.  Fig.  x. 

0.  corpore  albido,  laevi,  leviter  depresso,  utrinque  aequaliter  rotundato,  medio  saepe  paullo  latiore,  capite  non  dis- 
creto,  ore  ciliato,  cauda  setosa. 

Otcytrique  Pellionelle^  a  corps  blanchätre,  lisse,  legerement  deprime,  egalement  arro?idi  aua>  deucc 
bouts  >  souvent  plus  large  au  milieu,  ayant  la  tete  continue,  la  bouche  ciliee^  la  queue  gamie 
de  soies. 

Poule  hnppce,  Navette  de  Tisserand,  Joblot,  Observat.  fait.  avec  le  Microsc.   p.  14.    Tab.  II.   Fig.  1.  und  6.   1718.    (siehe  0.  Pullaster.) 
Scelasius  secundus ,  Hill?  History  of  animals,  1751.    edit.  1773.   p.  10.    PI.  I.    Fig.  2. 
Triclioda  Pellionella,  Müller,  Vermium  fluY.  hist.   p.  80.    Peltz  -  Spilleren. 

Die  Wassertatze,  Eichhorn,  Beiträge  zur  Kenntniss  d.  kl.  Wasserth.    p.  61.   Taf   VJ.  Fig.  L.  21.   1775. 
Triclioda  Pellionella,  Müller,  Animalc.  Infus,   p.  222.   Tab.  XXXI.   Fig.  21.    1786. 

Polypenläuse,  Gruithuisen,  Beiträge  zur  Physiogn.  u.  Eautognosie,  1812.  p.  317.  Taf.  II.  Fig.  31.  nicht  Fig.  27.  (s.  Styloiu  pustulata.) 
Oxitricha  pelionella  et  Joblolii,  Bort  de  St.  Vincent,  Encycloped.  method.   Vers.  1824. 
Oxytricha  Pullaster,  Abliandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.   p.  54,  65.   nicht  p.  43. 

Oxytricha  Pellionella,  Abhandl.  d.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.   p.  43.  1831.  p.  118.  1833.  p.  174,  325.  Taf.  III.  Fig.  VI. 

1835.   p.  164. 


365 

Aufenthalt:    In  Europa  in  Paris,  England,  Copenhagen,  Danzig,  München  und  Berlin,   in  Nordasien  in  Uralsk  beobachtet. 

Diese  Art  hat  eine  sehr  grosse  geographische  Verbreitung,  obschon  sie  auch  noch  öfter  mit  Stylonychia  pustulata  verwech- 
selt worden  seyn  mag.  Ich  habe  schon  1833  Abbildungen  der  Form  und  Ernährungsorgane  gegeben,  aber  seitdem  noch  vollständigere 
Anschauungen  der  Structur  erlangt.  Die  Längen-Selbsttheilung  bildete  vielleicht  Joblot  ab,  aber  eine  Queertheilung  scheint  vor  mir  nie- 
mand sicher  beobachtet  zu  haben,  indem  Gruithüisen,  der  es  angiebt,  offenbar  2  Thiere  verwechselte.  Joblot  fand  es  in  Pfeffer- 
aufguss,  Hill  in  Sumpfwasser,  Müller  in  Infusionen,  Eichhorn  in  Schlamm.  Letzterer  glaubte  vorn  ein  Auge  zu  sehen,  es  ist 
aber  wohl  ein  dunkel  gefüllter  Magen  gewesen.  Bory  fand  es  in  Heu -Infusionen  und  Pfefferaufguss.  In  Berlin  ist  es  in  allen  Infu- 
sionen und  im  stehenden  Wasser  eines  der  gemeinsten  Thierchen.  Farbenahrung  zeigt  unwiderleglich  viele  runde  Magenzellen.  Jedes 
Thierchen  hat  2  ovale  männliche  Drüsen  und  zwischen  diesen  eine  einzelne  runde  Sexualblase.  Bei  bevorstehender  Länjvstheilunff  ent- 
wickeln  sich  erst  4  Drüsen  und  dann  theilt  sich  die  Blase.  Auch  glaube  ich  einmal  die  Vorbereitung  zur  Queertheilung  gesehen  zu 
haben,  wobei  ebenfalls  der  Blase  die  Theilung  bevorstand.  Eine  monstruöse  Längstheilung  ist  hier  abgebildet.  Ich  zählte  vorn  bis  10 
Wimpern,  hinten  4  —  5  Borsten.  Die  Afterstelle  ist  an  der  Basis  der  Borsten.  —  Grösse  %  bis  %  Linie,  in  Uralsk  ^  Linie. 
(Vergl.  Stylon.  pustulata  und  Oa>.  gibba.) 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  XL.  Fig.  X. 

Fig.  1—4.  Einzeiligere  in  verschiedenen  Graden  der  Ausdehnung  ihrer  Sexualblasen.  Fig.  2.  mit  eingezogenen  Borsten.  Fig.  5.  ist  wohl  zur  Queer- 
theilung geneigt.  Fig.  6.  ist  in  der  Längstheilung.  Fig.  7.,  8.,  10  —  11.,  14.  und  15.  sind  jüngere  Formen.  Fig.  9.  ist  monstruöse  Längsthei- 
lung.    Fig.  13.     ist  ein  Hintertheil  nach  partiellem  Zerfliessen.     Fig.  16.     ist  gewunden,     t  die  Drüsen. 

52  V.     $$xytriclMi  caudata,  geseliwäit&tes  Hechelthiercbeii.   .  Tafel  XL.  Fig.  XL 

O.  corpore  albido,  laevi,  lineari-lanceolato,  antica  rotundato,  postica  in  caudam  setosam  attenuato. 

0 ccytrique  a  (/neue,    blanche ,   Itsse,   lineaire-lanceolee^   arrondie  au  front L,   le  bout  posterieur  aminci 
en  forme  de  queue  garnie  de  soies. 

Uroleptus  patens,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  278.   exclus.  Synon. 
Oopytricha  caudata,  Abhandl.  d.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  279. 

Aufenthalt:     Bei  Berlin  und  Wismar. 

Diese  ziemlich  grosse  Form  fand  sich  am  26.  April  1832  im  Süsswasser  bei  Berlin,  und  am  19.  Nov.  1834  sali  ich  eine 
ähnliche  viel  kleinere  Form  im  Ostseewasser  aus  Wismar,  welches  ich  mit  nach  Berlin  genommen  hatte.  Im  Jahre  1833  vereinigte 
ich  die  grössere  mit  einein  andern  hier  übergegangenen  grossen  Thierchen  aus  Wismar,  und  nannte  beide  Uroleptus?  patens.  Die 
letztere  habe  ich  hier  ganz  abgesondert  und  gar  nicht  aufgenommen,  weil  ich  über  die  richtige  Stellung  zweifelhaft  geworden  bin,  ob- 
schon sie  eine  ausgezeichnete  Gestalt  und  Organisation  hat,  indem  sie  zu  den  wenigen  Infusorien  gehört,  welche  perlschnurförmige  männ- 
liche Drüsen  haben,  wie  Stentor  polymorphus.  Die  jetzige  Oaytr.  caudata  ist  der  Oaytr.  rubra  sehr  ähnlich  gebildet,  nur  hin- 
ten spitzer,  und  ich  erkannte  in  der  Mitte  der  Bauchfläche  an  der  breiten  Längsfurche  keine  Borsten,  sondern  nur  vorn  am  Munde 
Wimpern  und  hinten  5  Schwanzborsten.  Der  Körper  zeigte  innen  viele  Magenblasen,  jedoch  liess  sich  bei  der  grösseren  Form  weder 
eine  contractile  Blase,  noch  eine  Drüse  deutlich  unterscheiden.  Bei  der  kleineren  dagegen  waren  2  helle  Stellen  ausgezeichnet,  eine 
grössere  allemal  in  der  Mitte,  welches  wohl  eine  Kugeldrüse  war,  und  eine  kleinere,  nicht  in  allen  Individuen  vorhandene,  die  also 
eine  contractile  Sexualblase  gewesen  seyn  mag.     Eierchen  sind  nicht  erkannt.  —  Grösse  der  Berliner  Form  Vi 2  —  Vio>  der  Ostseeform 

4S 


1I  —  Linie. 


Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XL.  Fig.  XL 
Fig.  1  —  3.     ist  das  grössere  Berliner  Thierchen;     Fig.  4  —  6.     das  kleinere  aus  Wismar.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

528.  OaeyMcha  platystomu,   fl>reitm!iisclig,e§  Mecbeltbiercben.     Tafel  XLI.  Fig.  I. 

O.  corpore  albido,  ovato-oblongo,  ventris  plani  margine  undique  setoso,   ore  ciliato  maximo. 

O ztytrique  platystome,  a  corps  blanc,  ovale-oblong,  plat  au  venire  et  garni  de  soies  au  bord,  ayant 
la  bouc/ie  tres-  gründe  ciliee* 

Oanjtricha  platystoma,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wrissenscli.  zu  Berlin,  1831.   \).  111. 
Oxytricha  eury Stoma  der  Tafel  XLI. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin.  * 

Ich  beobachtete  diese  Art  am  23.  Januar  1832  in  stehendem  Sumpfwasser  auf  der  Stube.  Es  hätten  wohl  Junge  der  Uro- 
styla  grandis  seyn  können,  doch  waren  sie  flacher.  Der  Rücken  war  glatt,  aber  der  ganze  Umkreis  der  Bauchfläche  am  Rande  bor- 
stig. Hinten  und  vorn  waren  die  Borsten  etwas  länger.  Der  innere  Körperraum  war  sehr  dicht  mit  20  —  30  Magenzellen  erfüllt,  de- 
ren einige  gelbe  Do&ococcus  oder  Trachelomonas  zu  enthalten  schienen.  Die  grosse  ovale  breit  geöffnete  Mundöffnung  unter  der 
Stirn,  von  mehr  als  Vs  der  Körperlänge,  war  mit  wirbelnden  Wimpern  besetzt,  der  Körper  nach  hinten  etwas  abnehmend.  Von  Se- 
xualorganen wurden  nur  eiartige  Körnchen  erkannt.  Bewegung  um  die  Längsaxe  wälzend,  wankend,  oder  auf  dem  Rücken  schwim- 
mend und  kriechend.  —  Grösse  V20  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XLI.   Fig.  I.     (O.   eurystoma.) 
Fig.  1—2.  und  4.    Ansichten  der  Bauchfläche.    Fig.  3.    rechte  Seitenfläche.    Linearvergrösserung  300mal. 

529.  Oacytricfta  gibba,  buckliges  Hecbeltbiercben.     Tafel  XLI.  Fig.  IL 

O.  corpore  albo,  lanoeolato,  utrinque  obtuso,   medio  ventricoso,   venire  piano,   setarum  serie  duplici  insigni,  ore  am- 
plo  rotundato. 

9£ 


366    

O&ytriqne   bossue,   a  corps   blanc,   lanceole,   obtus   aua  deua)  bouts,   brusquement  elargi  au  milien 
avec  deucc  series  de  cils  au  venire  plat,  la  bouche  large  ronde. 

Trichoda  gibba  et  foeta?,  Müller?  Animalc.  Infus,  p.  179,  180.    Tab.  XXV.  Fig.  16  —  20.  et  11  —  15.  1786. 
Oxiiricha  gibbosa  et  gibba,  Bory  de  St.  Vincent,  Encycloped.  meth.  Vers.   1824.    Dict.  class.  1826. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  vielleicht  bei  Copenhagen  beobachtet. 

Es  ist  der  Oa.  Pellionella  sehr  ähnlich ,  aber  durch  die  Borstenreihen  und  die  2—3  contractilen  Blasen,  mitten  auf  eben- 
soviel Sexualdrüsen,  gar  sehr  ausgezeichnet.  Ich  sah  es  früher  und  wieder  am  11.  Febr.  1835  zwischen  Oscillatorien  und  Naviculis. 
Müller  fand  sein  Thierchen  im  brakischen  Küsten wasser  der  Ostsee,  und  ein  ähnliches  im  Süsswasser.  Bort  gab  wohl  nur  eine  zu 
freie  Uebersetzung  von  Müller's  Beschreibung.  Der  Hintertlieil  ist  kahl,  die  Borsten  sind  ziemlich  fern  vom  Ende  ausgehend  und 
sind  zuweilen  sehr  kurz  und  eingezogen.  Ich  sah  im  innern  Körper  Eierchen,  viele  Magenzellen  und  verschluckte  Naviculas,  beson- 
ders auflallend  aber  waren  2  —  3  helle  contractile  Blasen,  deren  jede  unmittelbar  über  einem  runden  drüsigen  Körper  lag.  Die  Mund- 
wimpern gehen  in  die  2  Reihen  von  Bauchborsten  über  und  schliessen  mit  4  —  5  verlängerten  Schwanzborsten.  Es  wirbelt  oft  ruhig 
auf  dem  Rücken  liegend,  oft  hin  und  her  stossweis  bewegt,  und  kann  schnell  laufen.  Die  geringere  oder  grössere  Durchsichtigkeit  des 
Körpers  rührt  von  mehr  oder  weniger  Eierchen  her.  Schon  Müller  sah  das  plötzliche  Zerfliessen.  —  Grösse  bis  V20  Linie,  Eier- 
chen V2000  Linie.  —  (Vergl.  Cercaria  se/ifera.) 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  XLI.  Fig.  II. 

Fig.  1.    Bauchfläche,   und  3  contractile  Blasen  auf  3  hellen  drüsigen  Flecken  zeigend.      Fig.  2.  und  3.    haben  jedes  2  Drüsen  und  Blasen.     Fig.  4. 
Seitenansicht  beim  Kriechen.     Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

530.  Onytricha  Pullaster 9   das  Wasserhiiliiiclieii.     Tafel  XLI.  Fig.  m. 

0.  corpore  albicante,  lanceolato,  utrinque  obtuso,  venire  medio  nudo,  capite  aliquantum  discreto  caudaque  hirtis,  oris 
rima  angusta. 

O&ytrique  Poularde,    a  corps  blancliätre,    lanceole,   obtus  au&  deua  bouts,   le  venire  au  milieu  nit, 
la  töte,  marquee  par  un  etranglement,  ainsi  que  la  queue  poilues,  la  bouche  en  fossette  etroite. 

Poule  huppee,  Joblot?  Observat.  fait.  avec  le  microsc.   p.  14.  PI.  II.  Fig.  1.   1718.    (vergl.  Ooc.  Pellionella.) 

Trichoda  Pullaster ,   Müller,  Verm.  fluv.  bist.  Nr.  81.  1773.  Hane- Spilleren. 

Vorläufer  vom  Radmacher,  Eichhorn?  Beiträge  z.  Kenntn.  d.  kl.  Wasserth.  p.  35.   Tab.  II.   Fig.  Q,. 

Kerona  Pullaster,  Müller,  Animalc.  Infus,  p.  241.  Tab.  XXXIII.  Fig.  21—23.  1786. 

Oxitricha  Pullaster,  Bory  de  St.  Vincent,  Encyclopedie  meth.  Vers.  1824. 

Oocytriclia  Pullaster,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  43.   (nicht  p.  54.  65.)   1831.  p.  118. 

Aufenthalt:    Bei  Paris,  Copenhagen,  Danzig  und  Berlin  beobachtet. 

Die  früheren  Beobachter  dieses  Thierchens,  welches  bei  Berlin  nicht  eben  häufig  in  stehenden  Wassergefässen  und  Pflanzen- 
infusionen  seit  dem  Juni  1827  von  mir  beobachtet,  aber  nach  1830  nicht  wieder  gefunden  ist,  unterschieden  die  verwandten  ganz  verschie- 
denen Thierchen  nicht  scharf  genug,  und  die  Abbildungen  sind  zum  Theil  abenteuerlich.  Es  ist  der  Form  nach  vom  vorigen  wenig 
verschieden,  doch  sah  ich  auch  noch  neuerlich  keine  Borsten  am  Leibe.  Vom  Pelz  thierchen  unterscheidet  es  nur  die  kopfartige 
vordere  Anschwellung,  die  oft  schwach  ist.  Magenzellen,  Eikörnchen,  Wimpern  am  Munde  und  etwa  10  Schwanzborsten  sind  erkannt, 
auch  sah  ich  1830  Farbeaufnahme,  ohne  es  in  der  Zeichnung  damals  anzumerken.  Nach  dem  Eierlegen  wird  es  sehr  klein  und  bildet 
Gestalten,  welche  der  Vorticella  Sputarhtm  gleichen,  was  auch  Stylonychia  pustulata  thut.  Joblot. fand  es  in  Paris  in  Pfeffer- 
aufguss  und  sah  Längstheilung  (vielleicht  Pellionella  oder  beides),  Müller  mit  Wasserlinsen  bei  Copenhagen.  Im  October  1779  und 
December  1780  sah  er  ganz  behaarte  (also  andere  Arten),  und  er  sah  das  Zerfliessen.  Eichhorn  sah  es  im  Schlamme  bei  Danzig, 
und  hat  es  mit  Schnabel,  Kamm  und  Auge  als  Hühnchen  abgebildet.  Die  russische  Form  habe  ich  seit  1832  zu  Pellionella  gezogen. 
—  Grösse  —  V36  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XLI.    Fig.  III. 
Fig.  1—4.    sind  Zeichnungen  von  1830,  300mal  linear  vergrössert.    Fig.  5  — 6,    sind  von  1827,  2Q0mal  vergrössert. 

531.  Oocytriclia  Cicada,  die  Wassergrille.     Tafel  XLI.  Fig.  IV. 

O.  corpore  albo,  ovato,  fere  hemisphaerico ,  ventre  piano,    dorso  sulcato  crenatoque. 

Oscytrique  Cicade,  a  corps  ovale^  presque  Mmispherique 9  plat  au  ventre,  raye  et  deniicule  au  dos. 

Trichoda  Cicada,  Müller,  Verm.  fluv.  hist.   Nr.  85.    Vaeggeluus- Spüleren.   1773.  zum  Theil. 
Trichoda  Cicada,  Müller,  Animalc.  Infus,  p.  232.   Tab.  XXXII.   Fig.  25—27.  1786. 
Trichoda  Cicada,  Schrank,  Fauna  boica  III.  2.  p.  96.  1803. 

Coccudina  Cicada,  Bory  de  St.  Vincent,  Encycloped.  meth.  Vers.   1824.   p.  540. 
Oocytricha  Cicada,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  119. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin,  wahrscheinlich  auch  bei  Copenhagen  und  Landshut  beobachtet. 

Schon  1831  gelang  mir  das  Anfüllen  der  zahlreichen  Magenbläschen  mit  Indigo.  Ich  zählte  deren  25.  Die  Form  gleicht 
einer  halben  Erbse  oder  Bohne  und  klettert  mit  borstenartigen  Organen  der  Bauchfläche  ziemlich  rasch.  Der  Rücken  ist  gefurcht  und 
alle  Leisten  sind  gekerbt.  Ich  zählte  deren  8  —  13.  Die  früheren  Beobachter  haben  es  wohl  mit  Euplotes  -  Arten  verwechselt.  Beim 
Zerfliessen  sieht  man,  dass  der  ganze  Körper  weich  ist.  Mund  und  After  sind  nicht  deutlich  erkannt,  aber  die  Stellung  der  Borsten 
und  Wimpern  passt  hierher.  Ich  sah  Längstheilung.  (Man  vergleiche  Cyclidium  margarilaceum.)  Sexualtheile  sind  nicht  unter- 
schieden. Die  gelbliche  Farbe  bei  Müller  kann  von  weissen  Eierchen  kommen.  Er  fand  es  im  Flusswasser,  ich  an  der  Oberfläche 
stehenden  Wassers,  Schrank  im  August  mit  Conferven.  —  Grösse  V120  —  V72  Linie  beobachtet. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XLI.   Fig.  IV. 
Fig.  1—3.    sind  Abbildungen  von  1832.    Fig.  4—8.    von  1830.    Fig.  4.  und  6.    sind  in  Längstheilung.     Vergrösserung  des  Durchmessers  300mal. 


36? 

533.     Oxytricha  JDepus,  der  Wasserhase»     Tafel  XLL  Fig.  v. 

0.  corpore  albicante,  elliptico,  glabro,  piano  ^  fronte  ciliata,  cauda  setosa. 

Oxytrique  Lihvre,    a  corps  blanchätre^    elliptique,   glabre,   plat,   cilie  au  front,  garni  de   soies  au 
bout  posterieur. 

Trichoda  Lepus,  Müller,  Vermium  fluv.  hist.  p.  89.  1773.   Nye  Saml.  ofDansk.  Yidensk.  Saelsk.  Skrift.  II.  Tab.  I.  Fig.  II.  1788.? 

Emma  Lepus,  Müller,  Animalc.  Infus,  p.  243.  Tab.  XXXIV,  Fig.  5  —  8.     (Köhler  1781.  =  Stylon.  pust.) 

Trichoda  Lepus ,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  100. 

Oxitricha  Lepus,  Bort  de  St.  Vincent,  Encyclopedie  metliodique,  Vers.  1824. 

Oxytricha  Lepus,  Abliandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.    p.  54,  65.   1831.   p.  118. 

Aufenthalt:    Bei  Copenhagen,  Berlin,   Landslmt  und  Syrjanofskoi  im  Altai  Asiens. 

Bei  Berlin  lebt  diese  Art  nicht  häufig  in  stehendem  bestäubten  Wasser.  Am  Altai  fand  ich  wohl  dieselbe  1829  auf  der  Reise 
mit  Herrn  v.  Humboldt  zwischen  Conferven,  und  1830  ebenso  bei  Berlin,  ganz  angefüllt  mit  Naviculis.  Ich  habe  sie  seitdem  nicht 
wieder  gesehen.  Sie  ist  viel  durchsichtiger  als  Stylonychia  pustulata,  mit  welcher  sie  Köhler  in  Dresden  1781  verwechselte,  wie 
die  von  ihm  sehr  richtig  gezeichneten  2  Sexualdrüsen  beweisen.  Müller  fand  sie  in  Mistpfützen  und  animalischen  und  vegetabilischen 
Infusionen,  Schrank  nicht  selten  in  Sumpfwasser  und  Pflanzenaufgüssen.  Ich  sah  nur  vorn  und  hinten  Haare,  viele  deutlich  Stoffe 
aufnehmende  Magenzellen  und  Eierchen.  Mund  und  Afterstelle  blieben  unklar,  und  ich  erkannte  keine  männlichen  Sexualtheile.  — 
Grösse  y45 —  Vs  Linie.     Müller  sah  Längstheilung;  ich  habe  Queertheilung  beobachtet. 

Erklärung    der   Abbildungen    Taf.  XLL   Fig.  V. 
Fig.  1.    ist  nach  einer  Zeichnung  von  1830;  Vergrösserung  300mal.    Fig.  2—3.    von  1827;  Vergrosserung  des  Durchmessers  20QmaI. 


Nachtrag   zur   Gattung    Oxytricha. 

Die  hier  ausgeschlossenen  14  der  bisherigen  22,  meist  von  Bort  1824  nach  MÜLLER'schen  Trichodis  gegebenen,  Artnamen 
haben  folgende  Homonyme:  1)  Oxytricha  ambigua  Bort  (1824)  =  Spiro  st omum  ;  2)  O.  Bulla  Bory  =  Euplotes?  ;  3)  O. 
eurystoma  s.  platystoma;  4)  O.  Felis  Bory  =  Uroleptus? ,  Amphileptus? ;  5)  O.  Gattina  Bory  =  Oxytricha? \  Notom- 
mata?  ;  6)  O.  gibbosa  Bory  s.  gibba;  7)  O.  Joblotii  Bory  =  O.  Pellionella?,  Stylonychia  pustulata?:  8)  O.  pelionetta 
Bory  s.  Pellionella;  9)  O.  Piscis  (Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  1830.)  =  Uroleptus;  10)  O.  Pulex  Bory  =  Oxytricha? ;  11) 
ö.  pullicina  Bory  =  Oxytricha  Pulex?;  12)  O.  tramfug a  Bory  =  Oxytricha? ;  13)  O.  variabilis  Bory  =  Oxytr.  prae- 
ceps?  Theil?;  14)  O.  Volutator  Bory  =  Stylonychiae  pars?  {Ilimantopus  Müller).  Die  fraglich  dieser  Gattung  noch  zuge- 
schriebenen Formen  können  lebende  Fragmente  von  Stylonychia  pustulata  gewesen  seyn. 


HUNDERTSECHSUNDZWANZIGSTE    GATTUNG:    HORNTHIERCHEN. 

Ceratidium.     Meratide. 

CHARACTER:   Animal  ex  Oxytrichinoruin  familia,  ciliatum,  stylis  uncinisque  destitutum,  fronte  cornutum. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des   Oxytriques,   garni  de  cils,    depourvu  de  styles  et  de 
crochets,  ayant  des  cornes  au  front. 

Die  Gattung  der  Hornthierchen  umfasst  die  Formen  der  Familie  der  Hechelthierchen ,  welche,  ne- 
ben dem  Besitz  von  Wimpern  und  dem  Mangel  an  Griffeln  und  Haken,  eine  in  Hörner  verlängerte  Stirn 
führen. 

Diese  Gattung  wird  hier  zuerst  aufgenommen  und  enthält  nur  eine,  von  keinem  früheren  Beobach- 
ter gekannte,  Art.  Ich  entdeckte  sie  im  Jahre  1820  bei  Berlin  und  habe  sie  bisher  übergangen,  weil  ich 
sie  nicht  wieder  fand.  Die  auffallende  Bildung  lässt  mich  aber  nun  vorziehen,  sie  hier  anzureihen.  —  An 
Organisations- Detail  ist  noch  wenig  scharf  ermittelt.  Bewegungsorgane  waren  nur  auf  der  Bauchseite  als 
vordere  Wimpern  und  hintere  Borsten  deutlich,  doch  ist  ihre  Natur  noch  weiter  zu  entwickeln.  Im  Innern 
waren  unbestimmte  Dunkelheiten,  welche  wohl  grösstenteils  den  Magenzellen  angehörten.  Die  Stellung  der 
Form  ist  zwar  wahrscheinlich  hier  richtig,  aber  nicht  sicher;  sie  muss  stärker  vergrössert  beobachtet  werden. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  ausser  Berlin  nicht  bekannt. 

533.     Ceratidium,  cuneatum,  Keilförmiges  Horntliierelieii.     Tafel  XLL  Fig.  VI. 

C.  corpore  cuneato,  fronte  bicorni  cornibusque  truncatis. 

Keratide  cuneiforme,  a  corps  triangulaire,   le  front  bicorne  tronque,  ainsi  que  les  cornes  memes. 
Aufenthalt:    Bei  Berlin. 


36S    

Ich  fand  das  oberhalb  glatte  weissliche  Thierchen  1820  zwischen  Conferven,  und  habe  es  neuerlich  nicht  wieder  gesehen. 
Die  ausgezeichnete  Form  des  Körpers  wird  es  leicht  wieder  erkennen  lassen.  Es  wirbelt«,  läuft  und  klettert  schnell,  wie  Euplotes 
Charon.  —  Grösse  Vse  Linie. 

Erklärung   der  Abbildung    Taf*  XLI.   Fig.  YL 
Es  ist  ein  Thierchen  in  2  Ansichten ,  hei  lOOmaliger  Linearvergrösserung. 


HÜNDERTSIEBENÜNDZWANZIGSTE     GATTUNG:      KRALLENTII1ERCHEN. 

Meroita.    Merone. 

CHARACTER:     Animal  ex  Oxytrichinorum  familia,  uncinosum  et  ciliatum,  stylis  destitutum. 

CARACTERE:   Animal  de  la  famille  des  Oxytriques^   ayant  des  cils  et  des  crochets^  point  de 
styles. 

Die  Gattung  der  Krallenthierchen  zeichnet  sich  in  der  Familie  der  Hechelthierchen  durch  Besitz 
von  Wimpern  und  Krallen,  so  wie  durch  Mangel  an  Griffeln  aus. 

Die  Gattung  Kerona  ist  von  Müller  1786  mit  14  Arten  gegründet  worden,  von  denen  er  7  schon 
1773  in  der  Gattung  Trichoda  beschrieben  hatte.  Eine  8te  hatte  er  dann  1776  und  eine  9te  Art  1779 
angezeigt,  die  übrigen  5  waren  neu.  Aiuldgaard  beschrieb  1793  ein  Rädert  hier,  Anuraea^  als  Kerona. 
Schrank  zog  1803  die  Gattung  zu  Trichoda;  Lamarck  vereinigte  1815  Himantopus  mit  ihr.  Bory  de 
St.  Vincent  zertheilte  1824  Müllers  Formen  in  seine  5  Gattungen  Tribidina^  Kerona^  Ploesconia^  Oxi- 
tricha  und  Coccudina.  In  die  Gattung  Kerona  nahm  er  20  Arten  auf,  indem  er  zu  9  beibehaltenen  Ar- 
ten von  Müller  noch  5  von  dessen  Himantopoden  und  6  Trichoden  stellte.  Seit  1830  ist  nur  1  Art, 
K.  pustulata^  in  der  Gattung  verzeichnet,  und  neuerlich  ist  auch  diese,  nach  schärferer  Beobachtung,  ent- 
lassen und  zu  Stylonychia  gezogen  worden,  wogegen  eine  andere,  bisher  unklar  gewesene,  Thierart  die 
Charactere  der  Gattung  hat  erkennen  lassen.  Diese  Form  ist  zuerst  von  Rösel  unterschieden,  vielleicht 
aber  schon  Leeöwenboek  bekannt  gewesen.  —  Die  Organisation  ist  reich  und  fast  befriedigend  ermittelt. 
Der  ganze  Korper  ist  überall  bewimpert,  auf  der  Bauchseite  sind  überdiess  Krallen  und  vielleicht  einige 
Borsten.  —  Zahlreiche  Magenzellen  zeigen  den  polygastrischen  Bau  des  Ernährungsorganismus.  Der  Mund 
und  wahrscheinlich  auch  die  Analstelle  sind  beide  auf  der  Bauchfläche.  —  Das  Fortpflanzungs- System  zeigt 
Dualismus  als  Eierchen  und  2  Drüsen  sammt  einer  contractilen  Blase.      Selbsttheilung  ist  nicht  beobachtet. 

Die  geographische  Verbreitung   der  Gattung  und  einzigen  Art  ist  mit  Sicherheit  nur  bei  Nürnberg, 
Landshut  und  Berlin  beobachtet. 

534.     Merona  I*olyporum9    ovale  Polypenlaus.     Tafel  XLI.  Fig.  VII. 

K.  corpore  albicante,  depresso,  elliptico-reniforini,  ciliorum  serie  frontali  sub  os  producta  longiore. 

Kerone  des  Polypes,   h  corps  blancliätre,   depri?ne,   elliptic/ue,   echancre  en  forme  de  rognon,    ayant 
une  serie  de  cils  allouges  au  front  terminee  sans  la  bouche. 

Animalcules  on  body  of  Polypös,  LeeuwenhoekV  Philosoph.  Transact.  Vol.  XXIII.  Nr.  283.  1703.    (vergl.  Trichodina  Pediculus.) 

Animalcules  des  Polypes ,  Trembley?  Histoire  des  Polyp  es,  Tab.  VII.   1744.    (vergl.  Trichodina.    Nicht  Gözes  Thierchen.) 

Ovalrunde  Polypenläuse,  Rösel,  Insectenbelustig.   III.   p.  503.   Taf.  LXXXIII.   Fig.  4.   1755. 

Cyclidium  Pediculus,  Schränk!  Fauna  boica,  III.  2.  p.  64.  1803. 

Polypenläuse ,  Gruithuisek  ,  Beiträge  z.  Physiognosie  und  Eautognosie,   p.  315.    1812.    (verwechselt  mit  Stylonychia.) 

Cyclidium  Pediculus,  v.  Olfers?  de  animatis  et  veget.  corporibus  in  animat.  corp.  reper.  p.  67.  1816. 

Veränderte  Polypenkörner?,  Schweigger,  Handb.  d.  Naturg.  p.  325.  1820.    (v.  Baer,  N.  Act.  Nat.  Cur.  XIII.  p.  723.  1827.  s.  Trichodina.) 

Kerona  Polyporum,  Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1835.   p.  164. 

Aufenthalt:    Delft?,  der  Haag?,  Nürnberg!,  Landshut!,  München,  Berlin!. 

Diess  Thierchen  fand  ich  erst -am  11.  April  1835  auf  sehr  vielen  Exemplaren  der  Hydra  vulgaris  und  oligaclis  bei  Ber- 
lin, und  sah  es  wieder  am  3.  Mai.  Ich  habe  es  seitdem  auch  im  Sommer  1836  frei  in  Gefassen  angetroffen,  worin  damit  behaftete 
Polypen  lebten.  Es  läuft  beständig  auf  allen  Theilen  des  Körpers,  auch  auf  den  Fangarmen,  auf  und  nieder,  ist  unten  ganz  flach 
und  hat  daselbst  vorn  3  —  4,  hinten  5  —  6  Krallen,  von  denen  3  bis  4  der  letzteren  mehr  borstenartig  sind.  Der  Rücken  ist  ein  we- 
nig gewölbt  und  überall  bewimpert,  wobei  ich  neuerlich  undeutliche  Längsreihen  erkannte.  Der  Mund  ist  eine  schmale  Spalte  in  der 
Ausbuchtung,  überragt  vom  länger  bewimperten  Rande.  Der  After  ist  nicht  direct  beobachtet,  aber  sehr  wahrscheinlich  vor  dem  hellen 
Ende.  Es  Messen  sich  mehr  als  40  Magenzellen  zählen,  von  denen  viele  mit  bräunlichen  (halb  verdauten  grünen?)  Monaden  erfüllt 
waren.  Zwischen  denselben  liessen  sich  Eikörnchen  unterscheiden.  Zwei  grosse  durchscheinende  Kugeldrüsen  und  eine  strahlenlose  con- 
tractile  Blase  in  der  Körpermitte  nahe  am  Mundrande  vollendeten  den  Organismus.  Schwimmen  wankend.  Man  hat  es  früher  mit  Tri- 
chodina Pediculus  verwechselt,  aber  schon  Rösel  unterschied  die  ovalrunden  und  tellerförmigen,  oder  Theeköpgen- artigen  Poly- 
penläuse, und  Schrank  hat  sie  auch  scharf  gesondert.  Gruithuisen  muss  diese  wohl  auf  Polypen  bei  München  gesehen  haben, 
weil  er  sie  richtig  mit  Stylonychien  vergleicht,  obschon  er  den  Namen  Polypenläuse  für  letztere  ganz  fehlerhaft  verwendet.  Die 
Polypen  sterben,  wenn  sich  diese  Parasiten  sehr  vermehren  (vergl.  Trichodina  Pediculus,  p.  266.).  —   Grösse  bis  Vi 2  Linie. 


369 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XLT.   Fig.  VII. 

Fig.  1.    Bauchseite.    Fig.  2.    Rückenseite;  t  Drüsen,  *  Sexualblase.    Fig.  3.  und  4.    kletternd;  siimmtlicu  bei  300maliger  Linearvergrössenmg.    Fig.  5. 
eine  kleine  Hydra  oligactis  mit  den  Thierchen  besetzt,  12mal  vcrgrössert. 


Nachtrag   zur   Gattung   Kerona. 


Von  den  bisher  gegebenen  27  Artnamen  haben  die  liier  ausgeschlossenen  26  folgende  Synonyme:  1)  Kerona  Acarus  La- 
marcic  (1815)  =  Kerona?,  Stylonychia?  Theil;  2)  K.  Calvitium  Müiier  (1786)  =  Kerona?,  Stylonychia? ;  3)  IL  Co- 
rona Lamarck  (1815)  =  Himantopus  Charon,  pars?;  4)  K.  Cypris  M.  (1786)  =  Stylonychiae  pars;  5)  IL.  depauperata 
Bort  (1824.  Encycloped.  method.)  =  Kerona?  \foveatd);  6)  K.  erosa  Bort  (1824)  =  Stylonychia,  Hintertheil ;  7)  K.  fim- 
briata  Bort  (1824)  =  Stylonychia?  Vordertheil;  8)  K.  Haustellum  Müller  (1786)  =  Stylonychia,  Vordertheil;  9)  IL  Hau- 
strum M.  (1786)  =  Stylonychia,  Vordertheil;  10)  K.  Histrio  M.  (1786)  =  Stylonychia;  11)  K.  larvoides  Bort  (1824)  s. 
Himantopus  Larva;  12)  K.  Lepus  M.  (1786)  =  Trichoda  L.;  13)  IL  Ludio  Lamarck  (1815)  s.  Himantopus;  14)  IL 
Ly  neuster  M.  (1786)  =  Euplotes? ;  15)  IL  Mytilus  M.  (1786)  =  Stylonychia  M.;  16)  IL  octoceras  Abiidgaard  (1793) 
=  Anuraea  quadrata? ;  17)  K.  Patella  M.  (1786)  =  Euplotes;  18)  K.  pectinata  Bort  (1824)  s.  Trichoda  ciliata,  Kie- 
men-Fragment?; 19)  K.  Pullaster  M.  (1786)  =  Occytricha;  20)  IL  pustulata  M.  (1786)  =  Stylonychia;  21)  IL  Bastei lum 
M.  (1786)  =  Euplotes?,  Aspidisca'i;  22)  IL  rostrata  Bort  (1824)  s.  Trichoda  rostrt;  23)  IL  Sannio  Lamarck  (1815) 
=  Keronae  pars?;  24)  IL  Silurus  M.  (1786)  =  Occytricha;  25)  K.  truncata  Bort  (1824)  s.  Trichoda  Augur;  26)  K. 
Vannus  M.  (1786)  =  Euplotes.  —  Da  es  oft  schwer  hält,  die  sämmtlichen  Bewegungsorgane  zu  erkennen,  so  lässt  sich,  den  bis- 
herigen Nachrichten  nach,  mit  Sicherheit  nicht  von  andern  Arten  der  Gattung  sprechen.     Die  Abbildungen  sind  oft  mangelhaft. 


HUNDERTACHTUNDZWANZ1GSTE     GATTUNG:      GRIFFELTHIERCHEN. 

ITrostyla.    Urostyle. 

CHARACTER:    Animal  ex  Oxytrichinorum  faniilia,  ciliatum,  stylis  niunitum,  uncinis  carens. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Oxytriques,  gami  de  eils,  pourvu  de  styles,  depourvu 
de  crochets. 

Die  Gattung  der  Griffelthierchen  ist  in  der  Familie  der  Hechelthierclien  durch  den  Besitz  von  Grif- 
feln neben  Wimpern,  und  durch  den  Mangel  an  Haken  ausgezeichnet. 

Die  Gattung  wurde  1830  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  mit  2  Arten  gegründet,  die  aber 
schon  1831  in  eine  verschmolzen  wurden,  und  es  ist  noch  keine  zweite  beobachtet.  Es  scheint  auch,  dass 
die  Form  früher  nicht  bekannt  gewesen.  —  An  Organisation  ist  die  einzige  Art  befriedigend  reich.  —  Als 
äussere  Bewegungsorgane  des  fast  walzenförmigen  Körpers  dienen,  ihn  überall  in  dichten  Reihen  bedeckende, 
zahllose  Wimpern,  welche  zu  beiden  Seiten  der  langen  Mundspalte  grösser  sind.  Auch  am  hintern  Körper- 
ende auf  der  Bauchseite  ist  eine  kleinere  Spalte,  welche  mit  nicht  wirbelnden  Griffeln  eingefasst  ist.  —  Im 
innern  Körper  bezeichnen  viele  runde  Magenblasen  das  Eroährungssystem,  welches  leicht  Farbe  und  feste, 
auch  grosse,  Körper  aufnimmt.  —  Eine  Drüse  in  der  Mitte  des  Körpers  und  eine  contractile  Sexualblase 
sammt  einer  feinkörnigen,  überall  verteilten,  Eiermasse  bilden  das  männliche  und  weibliche  Fortpflanzungs- 
system,   üeberdiess  ist  queere  Selbsttheilung  beobachtet. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  mit  Sicherheit  nur  in  Berlin  bekannt. 

535.     trostyla  grandis,  grosses  Oriffelthiercben.     Tafel  XLI.  Fig.  VIII. 

ü.  corpore  albo,  semicylindrico ,  subclavato,  utrinque  rotundato,  antica  parte  levins  incrassata,  stylis  brevibus. 

Urostyle  gründe,  a  corps  blatte,  scmicylindriijuc,  arrondi  ausc  deute  bonts,  presque  en  forme,  de  mas- 
sue  par  un  gonflement  leger  du,  front,  ayani  les  stylen  courts. 

Vrostyla  grandis,  Abhandl.   d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.  p.  43.   1831.  p.  119. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diess  Thierchen  hielt  ich  anfangs  für  Trichoda  patens,  welche  ich  nun  als  Uroleptus  verzeichnet  habe.  Es  lebt  im  Früh- 
ling zahlreich  an  schleimigen  abgestorbenen  Schilfblättern  der  langsam  fliessenden  Gewässer.  Am  23.  März  1835  sah  ich  wieder  Hun- 
derte, und  ebenso  am  15.  April  1836.  Früher  fand  ich  es  auch  im  Mai.  Es  ist  der  walzenförmigen  Bursaria  voracc  und  der  kral- 
lenführenden Stylonychia  lanceolata  sehr  ähnlich.  Der  Körper,  am  Bauche  flach,  ist  reihenweis  eng  bewimpert,  weiss,  bei  durch- 
gehendem Lichte  gelblich.  Hinten  und  vorn  schienen  einige  längere  Borsten  zwischen  den  Wimpern  zu  seyn.  Die  vordere  Mundspalte 
ist  sehr  gross,  V*  —  %  der  Körperlänge,  und  auf  beiden  Seiten  mit  längeren  Wimpern  besetzt.     Hinten  bezeichnet  eine  kleinere  Spalte 

93 


370   

offenbar  den  After,  und  diese  ist  nur  links  mit  5  —  8  kleinen  Griffeln  (die  keine  Zwiebelbasis  haben)  eingefasst-  Es  nahm  leicht  In- 
digo auf  und  hatte  im  natürlichen  Zustande  gewöhnlich  viele  Magen  mit  Chlamidomonas ,  Bacillarien  und  auch  Rädert  liieren 
erfüllt,  so  dass  es  oft  sehr  bunt  aussah.  Der  Magensaft  ist  farblos.  In  der  Körpermitte  erkannte  ich  eine  Kugeldrüse  und  am  Grunde 
des  Mundes  rechts  eine  runde  contractile  Blase.  Die  Bewegung  war  meist  stossweis,  bald  vorwärts,  bald  rückwärts,  auch  schwimmend 
mit  Drehen  um  die  Längsaxe.  Weisse  Eierchen  geben  die  Undurchsichtigkcit  und  Grundfarbe.  Ich  sah  Queertheilung  mit  vorangehen- 
der Theilung  der  Sexualdrüse.  Die  Jungen  sind  etwas  flacher  als  die  Alten.  Trichoda  Uva  von  Müller  könnte  daher  ein  Junges 
seyn.  —  Grösse  Vi 2 — Vs  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Tafel  XLL   Fig.  VIIL 

Es  sind  5  Exemplare  in  verschiedenen  Zuständen  bei  gleicher  300maliger  Linearvergrösserung  dargestellt.  Fig.  1 — 2.  Bauchseite;  2  mit  angezeigter 
Strömung  in  den  Mund  beim  Wirbeln,  t  Sexualdrüse,  s  Sexualblase.  Beide  haben  Indigo  aufgenommen,  und  mehrere  verschluckte  Naviculas^  um- 
geben von  farblosem  Magensafte,  im  Innern.  Fig.  3.  ist  in  Queertheilung,  Rückenseite;  tt  die  schon  getheilte  Drüse.  Bei  +  ein  verschluckter  Ro- 
tifer  vulgaris ,  <m  seinen  Zähnen  und  Augen  kenntlich.     Fig.  4.  und  5.    sind  Junge. 


HUNDERTNEUNUNDZWANZIGSTE     GATTUNG:     WAFFENTHIERCHEN. 

Stylonychia.     Styloiiyque. 

CHARACTER:    Animal  ex  Oxytrichinorum  familia,  ciliatum,  stylis  uncinisque  armatum. 
CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Oxytriques,  eilte  et  garni  de  styles  et  de  crochets. 

Die  Waffen thi er ch en  der  Familie  der  Hechelthierchen  unterscheiden  sich  durch  Griffel  und  Kral- 
len neben  den  Wimpern. 

Diese  Gattung  ist  seit  1830  von  mir  vorgeschlagen  worden  und  hatte  anfangs  2  Arten,  welche  jetzt 
auf  6  vermehrt  worden  sind.  Sie  enthält  sehr  verbreitete  und  sehr  ausgezeichnete,  daher  schon  frühzeitig 
bekannt  gewordene,  Formen.  Leeüwenhoek  scheint  schon  1675  Stylonychia  Mytilus  gesehen  zu  haben, 
und  Joblot  hat  dieselbe  oder  St.  pustulala  1718  noch  deutlicher  gezeichnet.  Hill  nahm  solche  Formen 
wahrscheinlich  unter  den  Namen  Paramecium  quartum  und  vielleicht  tertium,  auch  wohl  als  Scelasius 
auf.  Ellis  beschrieb  Styl,  pustulala  wohl  1769  als  Volvox  Oniscus.  Müller  nannte  sie  1773  Trichoda 
und  1786  Kerona  und  Himantopus.  Müller  ist,  obwohl  er  mit  rühmlichst  anzuerkennendem  Fleisse  beob- 
achtete, doch  in  viele  Irrthümer  dadurch  gerathen,  dass  er  die  Selbsttheilung  und  das  Zerfliessen  dieser 
Formen  sammt  den  daraus  entwickelten  Gestalten  nicht  allgemein  genug  erkannte.  Deshalb  hat  er  aus  den 
Hälften  viele  besondere  Arten  gebildet.  Bory  de  St.  Vincent  hat  1824  diesen  üebelstand  dadurch  noch 
vergrössert,  dass  er  die  vermeinten  Arten  neu  classificirt  und  daraus  sogar  neue  Gattungen  gebildet  hat. 
So  ist  denn  in  diese  Formen  eine  grosse  Verwirrung  der  Namen  gekommen,  welche  jedoch  durch  die  vor- 
trefflichen Abbildungen  von  Müllers  Bruder,  verbunden  mit  angestrengten  neuen  Naturbeobachtungen,  man- 
nigfach ausgeglichen  ist  und  sich  wird  vollends  überwinden  lassen.  —  Die  Organisation  ist  sehr  befriedigend 
ermittelt.  Als  Bewegungsorgane  dienen  überall  Wimpern,  Borsten,  Griffel  und  Krallen,  bei  einer  Art  sind 
sie  zählbar  gewesen.  —  Als  Ernährungsorgane  sind  bei  1  Art  Darmcanal  und  viele  Magenzellen  in  ihrem 
ganzen  Verlaufe  und  Verbindungen  scharf  ermittelt,  bei  allen  übrigen  sind  Magenzellen  und  Stoffaufnahme 
beobachtet.  —  Als  Fortpflanzungsorganismus  ist  ein  dicht  gekörnter  Eierstock  bei  allen  Arten  erkannt.  Als 
männliche  Organe  sind  bei  2  Arten  je  2  Drüsen,  und  bei  4  Arten  contractile  Blasen  beobachtet.  Queer- 
und  Längen -Selbsttheilung  ist  bei  2  Arten,  queere  allein  bei  einer  dritten  ermittelt.  Bei  St.  pustulata  ist 
wohl  Knospenbildung  gesehen.  Die  Lebensdauer  und  Schnelligkeit  der  Vermehrung  ist  bei  St.  Mytilus  und 
pustulata  direct  beobachtet. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  über  ganz  Europa  bis  tief  in  das  nordwestliche  Asien 
erkannt. 

536.     Stylonychia  Mytilus»  Musclieltliierclieii.     Tafel  XLL  Fig.  ix. 

St.  corpore  albo,  utroque  fine  hyalino,  piano,  oblongo,  medio  leviter  constricto,  fronte  dilatata  obliqua,  forma  Mytili. 

Stylonyque  Mottle,    a  corps  blanc,    hyalin  aucc   deua>   bouts,  plat,   oblong,    legerement  etrangle   au 
milieu ,  elargi  au  front  oblique ,  en  forme  de  moule. 

Living  crealure  like  a  Mussei- Shell,  Leeüwenhoek,  Philosoph.  Transact  XI.  p.  825.  (1675.)  1677.    (vergl.  Chilcdon.) 
Animalcula,  Anonymus,  Philosoph.  Transact.  XXIII.  Nr.  284.  1703.  p.  1368.  Fig.  F.    copirt  von  Baker  und  Hill  (vergl.  Paramecium  Au- 
relia.) 
Le  Pirouetteur  coneave  et  coiwexe,  Joblot?  Observat.  fait.  avec  le  Microscope,  p.  81.  PI.  M-  F>£-  -*•    vordertheil.   1718. 

Paramecium  terlium  et  quartum,  \  „  kt    ±         i  i  •    *  c  a     •        i       Air-t     rr;n-    ,™  -fim 

_    ,    .  „  '  '  \  Hill,  Natural  history  of  Animals,  1751.   big.  von  l/ua. 

iicelasius  prinuisf  | 

Trichoda  Mytilus,  Cypris,  Sannio,  Acorus,  Müller,   Vermium  fluv.  bist.    1773. 

IMe  Mauersüge,  Eichhorn,  Beiträge  z.  Kenntn.  <1.  kl.  Wasserth.  p.  49.   Taf.  V.   Fig.  E.    1775. 


3¥1     

Trichoda  Cimex,  Göze,  Beschäftig,  d.  Berl.  natnrf.  Gesellsch.   III.   p.  376.   Taf.  8.   1777.   (St.  pmhtlata?) 

Trichoda  Mytihts,  Herrmann,  Naturforscher,  XIX.   p.  51.   Tab.  II.  Fig.  12.   1783. 

Kerona  Mytihts,  Möubr,  Animalc.  Infus,   p.  242.    Tab.  XXXIV.    Fig.  1  —  4.    1786.   Normalform. 

Kerona  Cypris,  F/ausIrum,  tlanstellum,  Müller,  Animalc.  infus,   c.  Fig.  Vordertheil. 

Trichoda  fimbriala,  Vonlertheil,  erosa,  rostrata,  Hintertheil ,  Müller,  Animalc.  Infus,   c.  Fig. 

Himantojms  Acarns,  Ludio,  Sannio,  Corona,  Müller,  Animalc.  Infus.  Fragmente. 

Trichoda  Mytihts,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  99.   1803.  / 

Kerona  Mytihts,    Cypris,    Hamtnmi,  HausteVum,   fmibriata,   crosa,  rostrata,  Acants,  Ludio,    Sannio,  Corona,   Bort,   Encycloped.  m  etil  od. 

Vers.  1824. 
Plagiotricha  Diana,   Bort,    Encyclopedie   method.   Vers.  1824. 
Stylonychia  Mytilus,  Abhandl.   der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  43.  1831.   p.  10,  30,  120.   1833.   p.  174,  330.   Taf.  VI. 

Fig.  II.   1835.  p.  164. 

Aufenthalt:  In  England?,  Holland?,  Paris?,  Copenkagen!,  Danzig!,  Quedlinburg?,  Strasburg,  Landslmt,  Charenton?  und  Berlin!. 
Diess  Thierchen  ist  im  freien  Wasser  zwischen  Oscillatorien  und  in  Infusionen  bei  Berlin  zu  allen  Jahreszeiten  sehr  gemein, 
und  ist  auch  sehr  deutlich  von  früheren  Beobachtern  beschrieben  und  abgebildet  worden.  Zweifelhaft  könnte  Leeüwenhoek's  ,  sich 
wohl  in  Chilodon  theilende,  Beobachtung  seyn,  aber  vergleicht  man  die  Beschreibung  aus  England  von  1703  und  hält  man  Müller's 
Abbildung  der  St.  Mytilus  mit  der  Fig.  F.  vou  1703  zusammen,  so  ergiebt  sich  eine  kaum  zu  bezweifelnde  Gleichheit  dieser  Formen. 
Hill  und  Baker  haben  diese  Figur  copirt,  und  ersterer  hat  aus  der  Seitenansicht  eine  besondere  Art,  Paramecium  quartum,  ge- 
bildet. In  dieser  Figur  mag  auch  wohl  1703  Paramecium  Aurelia  mit  gemeint  seyn.  Hin  fand  es  auch  im  Aufguss  von  Nua> 
vomica.  Eichhorn's  Abbildung  aus  Danzig  ist,  obwohl  roh,  doch  sprechend,  und  Müller's  Abbildung  ist  völlig  genügend  für  eine 
geringere  Vergrösserung.  Diess  grosse  Thierchen  zerfliesst  sehr  leicht,  theilt  sich  und  verändert  sich  beim  Eierlegen  sehr  bedeutend. 
Daher  kommt  es,  dass  es  schon  Müller  mit  11  Namen  in  3  Gattungen  belegt  hat.  Schon  1773  sah  Müller  das  Auswerfen  der 
Excremente.  Eichhorn  sah  schon  1755  die  helle  Sexualblase,  viele  Magcnzellen  und  vielleicht  auch  die  beiden  Drüsen.  Eine  Drüse 
mit  der  Sexualblase  sah  Müller  bei  Tr.  Haustellum,  und  er  zeichnete  auch  vielleicht  bei  Himant.  Sannio  eine  Drüse  1786. 
Bort  übersetzte  Müller's  Beschreibung  so  frei,  dass  es  unsicher  bleibt,  ob  er  die  Drüse  selbst  gesehen  hat.  Diess  ist  bei  allen  die- 
sen Formen,  auch  bei  der  Hauptform,  K.  Mytilus,  der  Fall;  das  Hintertheil  (K.  erosa)  hat  er  allein  in  der  Marne  bei  Charenton 
ausdrücklich  selbst  gefunden.  Schrank  fand  das  Thierchen  in  allen  Aufgüssen  in  Landshut.  Wahrscheinlich  meint  es  Gruithuisen 
auch  als  Polypenläuse  (s.  St.  pustulata).  Sonderbar  ist,  dass  es  Gleichen  nicht  deutlich  bezeichnet  hat.  Schon  1830  habe  ich 
die  systematische  Stellung  dieses  Thierchens  physiologisch  zu  befestigen  gesucht,  allein  besonders  1833  (1832)  habe  ich  seine  Lebens- 
verhältnisse so  detaillirt  mitgetheilt,  dass  diese  mühsamen  Darstellungen  vorläufig  als  Typus  für  die  ähnlichen  Infusorien  gelten  konnten. 
Ich  habe  auch  diese  Beobachtungen  1835  und  hier  noch  weiter  vermehrt.  Der  sehr  flache  Körper  ist  vorn  und  hinten  sehr  durchsich- 
tig, so  dass  man  ein  Rückenschild  za.  sehen  glaubt,  allein  es  sitzen  daran  Wimpern  und  es  ist  sehr  weich  und  biegsam.  Eine  in  der 
Mitte  jederseits,  wie  eine  8  etwas  eingebogene,  schlingenartige  Reihe  von  wirbelnden  Wimpern  bildet  die  Einfassung  des  ganzen  Kör- 
pers. Ich  zählte  solcher  Wimpern  bei  10  Exemplaren  122  bis  144,  und  fand  bei  jedem  andere  zwischen  diesen  Extremen  liegende 
Zahlen.  Die  übrigen  Organe  hatten  feste  Zahlen.  Eine  leichte  Trübung  lag  als  Streif  unter  den  Knötchen  der  ganzen  Wimperreihe, 
und  ich  halte  diess  für  die  bewegende  Muskellage.  Am  hintern  Ende  waren  keine  Wimpern,  sondern  3  auf  Knötchen  sitzende  beweg- 
liche Borsten  standen  in  grösseren  Zwischenräumen.  Wo  eine  fehlte,  erkannte  ich  es  am  Zwischenräume.  Ueberall  waren  5  Griffel 
von  ungleicher  Länge  an  der  Afterstelle,  überall  waren  auf  der  Bauchseite  rechts  18  fussartige  Haken,  paarweis  von  vorn  nach  hinten 
verlaufend.  Einzelne  Borsten  fand  ich  zuweilen  ausgefallen;  so  mag  es  auch  mit  den  Wimpern  seyn,  deren  Lücken  schwieriger  zu  ent- 
decken sind.  Der  Mund,  fast  in  der  Körpermitte  gelegen,  führt  in  einen  gerade  zum  After  verlaufenden  weiten  Darm,  an  welchem, 
wie  Beeren  an  der  Traube,  über  20  Magen  als  kleine  Beutel  angeheftet  sind.  Der  Magensaft  ist  deutlich  farblos.  Farbeaufnahme  ge- 
lang schon  1830.  Den  ganzen  mittleren  Körper  füllten  in  den  Zwischenräumen  sehr  feine  weisse  Körnchen,  die  ich  für  Eier  halte  und 
welche  oft  fehlten  (unentwickelt  oder  entleert  waren).  An  den  hellen  Stellen  vorn  und  hinten  fehlten  sie  immer,  dahin  also  reicht  der 
Eierstock  nicht.  Links  in  der  Einbiegung  der  Wimperreihe,  ausgeschlossen  von  dieser,  war  eine  runde  helle  contractile  Blase,  und 
die  1833  noch  vermisste  Drüse  habe  icli  später  ebenfalls  beobachtet,  sogar  immer  doppelt  gesehen.  Sie  ist  von  Gestalt  oval.  Beson- 
ders interessant  sind  die  Selbsttheilung  und  das  partielle  Zerfliessen  als  Bedingungen  sehr  verschiedener  auffallender  Formveränderungen. 
Ich  sah  nur  Queertheilung.  Das  so  eben  abgeschnürte  Vordertheil  gleicht  vollständig  der  Kerona  Haustrum  Müller's,  und  das  Hin- 
tertheil der  Trichoda  erosa.  Beim  Zerfliessen  bildeten  sich  die  wunderlichsten  munter  fortlebenden  Fragmente,  welche  ganz,  den  Hi- 
mantopoden  Müller's  vergleichbar  waren.  Ich  habe  diese  Form  Veränderungen  umständlicher  bei  St.  pustulata  abgebildet.  Die 
Bewegung  ist  meist  ein  vor-  und  rückwärts  Stossen,  doch  klettern,  laufen  und  schwimmen  sie  auch  behend,  den  Bauch  meist  nach  oben. 
Nach  den  am  14.  Nov.  1830  gemachten,  1831  mitgetheilten,  Beobachtungen  lebte  ein  einzeln  abgesondertes  Thierchen  dieser  Art  9 
Tage  lang  fort,  nachdem  es  sich  durch  Queertheilung  in  24  Stunden  in  3  ganze  Thiere  getheilt  hatte.  Aus  diesen  3  Thieren  wurden, 
nach  24  Stunden  Ruhe,  wieder  in  24  Stunden  durch  Queertheilung  12.  Es  ist  mithin  durch  blosse  Theilung  (ohne  die  Eier)  eine 
Verdreifachung  und  Vervierfachung  in  24  Stunden,  also  Möglichkeit  der  Vermehrung  jedes  Einzelthieres  zu  1  Million  in  10  Tagen, 
beobachtet.     Reichliche  Nahrung  begünstigte  die  Vermehrung.  —  Grösse  V20  —  x/8  Linie  beobachtet.     (Vergl.  St.  pustulata.) 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XLI.  Fig.  IX. 

Fig.  1.  Rückenseite.  Fig.  2.  Bauchseite;  Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser.  0'  der  Mund,  w  After,  •  Darmcanal,  v  Magenbeutel,  *  männliche 
contractile  Sexualblase,  t  Sexualdrüsen,  +  hintere  Borsten.  Fig.  3.  ein  frei  bewegtes  Exemplar  mit  einer  verschluckten,  durch  den  Darm  bis  tief  in 
einen  Magen  reichenden  und  sammt  diesem  den  Körper  mit  ausdehnenden,  Oscillatorie ,  welche  noch  lang  ans  dem  Munde  vorsteht.  Fig.  4.  Rucken- 
seite. Fig.  5.  Seitenansicht  beim  Klettern  {Paramecium  quartum  Hill).  Fig.  6.  Queertheilung.  Fig.  7.  freigewordenes,  sich  bald  wieder  er- 
gänzendes, Vordertheil  {Kerona  Haustrum).  Fig.  8.  Hintertheil  {Trichoda  erosa).  Fig.  9.  Theilung  durch  Zerfliessen.  Fig.  10.  ein  sich 
wieder  ergänzendes  Vordertheil,  kein  Uroleptus. 

53?.     Stylonychia  pustulata,  (blasiges)  Flundertliierclien.     Tafel  XLII.  Fig.  i. 

St.  corpore  albo,  turbido,  elliptico,  utrinque  attenuato,  obtuso,  uncinorum  fascia  media. 

Stylonyr/ue  pustuleuse,   ä  corps  blanc,  trouble,   elliptigue,   aminci  et  obtus  auos   bonts,   ayant  um 
bände  de  crochets  au  milieu  du  venire. 

Smal  oval  creatures  witli  little  feet,  Leedwenhoek?  16.  Juni  1675,  Philos.  Transact.   XI.   p.  8'28.   1677. 
Animal  sliaped  like  a  Flunder,  Anonymus,  Philosoph.  Transact.  XXIII.   p.  1368.  Fig.  G.  1703. 


373    

Grosse  araignee  aquatique,  Goulu,  Joblot,  Observations  faites  avec  Ie  Microsc.    ed.  1754.   p.  14,  67,  78.   PI.  2.  Fig.  3,  4,  5.   PI.  8. 

Fig.  9.  PI.  10.  Fig.  19.  1718. 
A  third  sorl  resemlling  a  Flunder,  Baker,  the  Microsc.  made  easy,   1742.   ed.  1795.   p.  73.   Fig.  3.  Cop.  von  1703. 
AnimnleUi  in  contatto,  Beccarta  1765.  bei  Spallanzani,  Opuscoli  di  fisica  anim.  I.  p    145.  Tav.  I.  Fig.  III.   1776. 
Volvow  Oniscus,  Ellis,  Philosoph.  Transact.   LIX.   p.  150.    Fig.  4.   1769. 
Trichoda  Silurus,  Cyclidium,  Pulex,  Calvitium,  Pullaster?,  Müller,  Vermium  fluv.  bist.    1773. 
/  grossi  Spinosi,  Corti,  Osservaz.  microsc.  sulla  T  reine  IIa,   p.  100.    Tav.  II.   Fig.  13.   1774. 

Hurtiges  Thierclien  mit  2  Stacheln,  Eichhorn?  Beiträge  z.  Kenntniss  der  kl.  Wasserth.   p.  35.    Taf.  II.   Fig.  R.   1775.    (s.  Chaetonotus.) 
Trichoda  Acarus,  Müller,  Naturforscher,   IX.   Synonyme,   p.  208.    1776. 

Trichoda  Cimex ,  Göze,  Beschäftig,  d.  Berlin,  naturf.  Gesellsch.    III.  p.  376.   Taf.  8.    1777.    (St.  Mytilus?) 
Trichoda  Lepus,  Köhler,  Naturforscher,  XVI.  p.  71.    1781.   Taf.  III.    Fig.  a  — h. 
Cyclidium  radians,  Hermann,  Naturforscher,  XX.   p.  151.    Fig;  27.  i.   1784. 
Trichoda  foveata? ,  Augur,  Cyclidium,  Cursor,  Pulex,    \ 

Kerona  Silurus  ^pustulata ,  Calvitium,  Pullaster?  \   Müller,   Animalc.  Infus.   1786.   abgebildet. 

Himantopus  Larva,  Volutator,  ) 

Trichoda  Cyclidium,  Schrank,  Fauna  boica  III.  2.  p.  97.  1803. 

Grosse  Polypenlänse ,  Gruithuisen,  Beiträge  z.  Physiogn.  u.  Eautognos.   p.  314.   Taf.  II.  Fig.  25,  27,  besonders  28.    1812. 
Oxitricha  Pulex,  pullicina ,   Volutator,  Pullaster?  » 

Kerona  pustulata,  Augur,  foveata,  Silurus ,  Calvitium,   larooides ,  \    Bory  de  St.  Vincent,  Encycloped.  meth.   Vers.    1824. 
Mystacodella  Cyclidium ,  \ 

Kerona  pustulata,  Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.   p.  53,  63.    1831.   p.  119. 
Stylonychia  pustulata,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1835.   p.  164. 

Aufenthalt:    In  England,  Paris,   Turin,    Modena,  Copenliagen ! ,  Danzig!,  Quedlinburg?,  Dresden!,  Landsliut,  München!,  Berlin!, 
Freiberg,  Petersburg!  und  Catharinenburg  im  Ural!  beobachtet. 

Diess  Thierclien,  bei  Berlin  in  allen  Infusionen  und  in  freiem  Wasser  mit  Oscillatorien  stets  häufig,  auch  1833  in  Copenlia- 
gen im  Seewasser  und  neuerlich  im  Grubenwasser  von  Freiberg,  1829  in  Petersburg  und  Catbarinenburg  von  mir  selbst  beobachtet,  ist 
deshalb  eine  der  merkwürdigsten  Infusorienformen,  weil  man  sehr  frühzeitig  seine  Organisation  und  Selbsttheilung  bemerkte  und  diese 
oft  wieder  beobachtete.  Queertheilung  sah  man  schon  1703  (als  Begattung).  Joblot  bildete  Queer-  und  Längstheilung  ab.  Ellis 
sah  wieder  Queertheilung,  Beccaria  hielt  es  in  Turin  für  Begattung,  Müller  sah  dasselbe,  Köhler  beobachtete  1781  in  Dresden 
genau  die  Dauer,  V*  Stunde  für  die  Abschnürung  und  im  Ganzen  3/*  Stunde  bis  zum  völligen  Auswachsen  der  Theile.  Gruithuisen 
hat  Queertheilung  auch  beschrieben.  Ferner  hat  man  an  dieser  Form,  wTie  es  scheint,  schon  frühzeitig  öfter  das  Verschlingen  anderer 
Infusorien  gesehen.  Schon  Joblot  hat  es  abgebildet,  Corti's  und  Göze's  Abbildungen  stimmen  sehr  mit  jener  überein,  doch  könnte 
man  St.  Mytilus  gemeint  haben.  Köhler  hat  ganz  deutlich  schon  1781  die  beiden  männlichen  Drüsen  gesehen,  welche  Müller 
noch  1786  bei  St.  Histrio  für  Eier  hielt.  Auch  Gruithuisen  hat  2  grosse  ovale  drüsige  Körper  gezeichnet.  Im  Jahre  1830  be- 
schrieb ich  die  Ernährungsorgane  umständlich  und  gab  Abbildungen  der  Magen  nach  Farbenahrung  unter  dem  Namen  Kerona.  Die 
Sexualtheile  als  Eierchen,  zwei  ovale  Drüsen  und  1  runde  Sexualblase  habe  ich  1831  und  1835  vollständig  angezeigt  und  wissenschaft- 
lich erwiesen.  Auf  den  grossen  Formenwechsel  dieser  sehr  verbreiteten  Art  habe  ich  bei  der  Synonymik  von  Müller  und  Bory  de 
St.  Vincent  (Isis  1833.  p.  242.  und  1835.  p.  1194.)  aufmerksam  gemacht.  Erst  spät  habe  ich  bei  dieser  Form  auch  die  Krallen 
erkannt,  woran  ich  sonst  St.  Histrio  unterschied.  Ich  habe  Queertheilung,  Längstheilung  und  Knospenbildung,  auch  durch  das  die 
Eierausscheidung  begleitende  partielle,  Leben  und  Bewegung  nicht  unterbrechende,  Zerfliessen  eine  zahllose  Formenmenge  hervorgehen 
gesehen,  deren  viele  man  früher  als  besondere  Arten  und  Gattungen  beschrieb.  —  Grösse  bis  Vi 2  Linie,  Eierchen  V200Ü  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen   Taf.  XLIL    Fig.  I. 

Es  sind  26  verschiedene  Gestalten  und  Zustände  dieses  Thierchens  bei  300maliger  Linearvergrösserung.  Fig.  1.  und  3.  Bauchseite;  Normalformen. 
Fig.  2.  Rückenseite;  0'  Mund,  t  Drüsen,  s  Sexualblase.  Fig.  4.  Bauchseite  bei  bevorstehender  Queertheilung.  Fig.  5.  Seitenansicht  im  Klettern. 
Fig.  6.  Queertheilung.  Fig.  7.  Knospenbildung.  Fig.  8.  ein  munteres  Vordertheil  nach  dem  Zerfliessen  {Trichoda  succisa).  Fig.  9.  Längs- 
theilung von  hinten  nach  vorn.  Fig.  10.  Act  des  Zerfliessens  und  Freiwerdens  der  Eierchen.  Fig.  11.  Vordertheil  kurz  nach  vollendeter  Theilung. 
Fig.  12.  Fragment  nach  dem  Zerfliessen.  Fig.  13.  Auswerfen  durch  den  After,  60 — 70  Magen.  Fig.  14.  verschluckte  Navicula  viridis.  Fig.  15. 
verschluckte  Osciilatorie.  Fig.  16.  Längstheilung  von  vorn  nach  hinten.  Fig.  17.  Hintertheil  kurz  nach  der  Theilung.  Fig.  18.  ungleiche  Längs- 
theilung. Fig.  19.  freie  Hälfte  nach  Längstheilung,  erinnert  an  Oxytricha  Pellionella.  Fig.  20  —  21.  vorderes  Zerfliessen.  Fig.  22.  Form 
der  Oxytricha  Pullaster  durch  Zerfliessen,  nach  einer  von  mir  in  Petersburg  gemachten  Zeichnung.  Fig.  23.  fortgesetztes  Zerfliessen  derselben. 
Fig.  24.  zerflossener  Theil  in  Form  des  Himantopus  Ludio  und  Larva.  Fig.  25.  und  26.  zerflossenes  Thierchen  in  Form  der  Trichoda  For- 
ceps, Forfex  und  Index,  die  aber  aus  allen  Arten  der  Gattung  entstehen  können.  Die  Krallen  sind  oft  eingezogen  und  sammt  den  Griffeln  und 
Borsten,  besonders  bei  der  Rückenansicht,  unkenntlich.  Die  Figuren  1.,  3.,  4.,  16.  sind  neuerlich  scharf  beobachtet,  die  übrigen  sind  als  ältere 
Skizzen  zu  betrachten.     16  — 18  Stirnwimpern,  14  Haken,  5  Griffel  und  3  Borsten  schienen  Normalzahlen  zu  seyn. 

538.     Stylonychia  Silurus,  Welsthiercheii.     Tafel  XLIL  Fig.  IL 

St.  corpore  albo,  forma  Mytili,  minore,  ciliis  uncinisque  praelongis. 

Sfylonytjne  Silur e,  ä  corps  blaue,  peiil,  en  forme  de  Mottle,  ayant  les  eils  ei  les  crochets  bieu  Jungs. 

Trichoda  Silurus,  Müller?  Vermium  flnv.  liist.  1773.  p.  88. 

Kerona  Silurus,  Müller?.  Animalc.  lnfusor.  p.  244.  Tab.  XXXIV.  Fig.  9  — 10.  1786.    Bort,   1824. 

Aufenthalt:    In  Copenliagen ,  vielleicht  auch  bei  Berlin. 

Ich  fand  diese  Form  Anfang  Septembers  1833  im  Süsswasser  des  Copenhagener  botanischen  Gartens,  und  beobachtete  sie  in 
mitgenommenem  Wasser  zu  Ende  Sept.  und  am  5.  Nov.  noch  in  Berlin,  wo  ich  sie  mit  Chlamidomonas  nährte.  Müller  selbst  war, 
wie  Fabriciüs  (p.  244.)  sagt,  unsicher  über  die  Charactere  seiner  Arten.  Lepus,  Silurus,  Calvitium  und  pustulata  -werden  preis- 
gegeben. Ich  war  daher  in  Anwendung  der  Namen  nicht  beschränkt,  habe  jedoch  hier  die  Lokalität  zum  Anhalt  genommen.  Sie  gleicht 
einer  kleinen  St.  Mytilus  und  ist  sehr  lebhaft.  Weisse  Eierchen,  grün  erfüllte  Magen,  eine  contractile  Blase,  Queer-  und  Längs- 
theilung sind  beobachtet.  —  Grösse  y24 —  Vis  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XLIL   Fig.  IL 

Fig.  6.  ist  eine  bei  Berlin  gesehene  Monstruosität  durch  Zerfliessen,  die  übrigen  sind  aus  dem  Copenhagener  Wasser.  Fig.  3.  Längentheil.  Fig.  5. 
und  7.     Queertheüe.     Linearvergrösserung  300mal.     20  Stirnwimpern,  8  Haken,  5  Griffel,  3  Borsten  sind  wohl  Normalzahlen n 


— 3^e 

539,  StylonycMa  appendiculata,  Sporentbiercheii.     Tafel  XLIL  Fig.  Hl. 

St.  corpore  elliptieo,  albo,  piano  ,  parvo,  ciliis  stylisque  longis,   setis  oblique  affixis,  faseieulatis. 
Stylonyque  a  eperons,  le  corps  elliptif/ue,  blaue,  petit  et  plat,  ayant  les  eils  et  les  slyles  longs,  les 
soies  en  faisceau  oblique. 

Aufenthalt:    Bei  Wismar  in  der  Ostsee. 

Ich.  fand  es  am  30.  August  1834  auf  der  kleinen,  ehemals  befestigten,  Insel  Walfisch  bei  Wismar  zahlreich  in  einer  Lache. 
Es  war  bei  durchgehendem  Lichte  durch  viele  weisse  Eierchen  gelblich.  Die  sehr  abgerundete  Gestalt,  die  langen  Bewegungsorgane, 
der  grosse  helle  Mund  und  die  dicht  beisammenstehenden  und  schief  gerichteten  3  hintern  Borsten  gaben  auffallende  Charactere.  Ich 
zählte  auch  6,  in  einer  Reihe  kammartig  neben  einander  stehende,  fast  gleichlange,  Griffel.  Haken  sah  ich  nur  2  —  3  auf  der  bewim- 
perten (!)  Mundseite.  —  Grösse  V24  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XLIL   Fig.  III. 
Fig.  1 — 2.     Bauchseite;     Fig.  3.    Rückenseite.     Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

540,  Stylonychia  Histrio,  die  Maske.     Tafel  XLIL  Fig.  IV. 

St.  corpore  albo,  elliptieo,  niedio  turgidnlo,  uncinis  in  acervum  anticum  congestis,    setis  nullis. 

Stylonyque  masquee,  ä  corps  blaue,  elliptique,  leg  er  erneut  gonfle  au  milieu,  ayant  un  amas  de  cro- 
chets  pres  da  botet  anterieur  et  poiut  de  soies. 

Paramaecium  Histrio ,  Müller  ,  Vermium  f  1  u v  i a t.  li i  s  t.  p.  55.   1773. 

Kerona  Histrio,  Müller,   Animalc.  infus,   p.  235.    Tab.  XXXIII.    Fig.  3,  4.   1786. 

Trichoda  Histrio,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  99.   1803. 

Kerona  Histrio,  Bory  de  St.  Vincent,  Encycloped.  meth.   Vers.   1824. 

Stylonycliia  Histrio,  Ab  ha  ndl.  der  Akademie  d.  Wissens  eh.  zu  Berlin,   1830.   p.  43.    1831.   p.  120. 

Aufenthalt:     Bei  Copenliagen,  Landslmt  und  Berlin  beobachtet. 

Diese  Art  ist  der  St.  pustulata  sehr  ähnlich,  schien  mir  aber  durch  nur  vorn  unter  der  Stirn  angehäufte,  nicht  über  die 
ganze  Baiichfläche  vertheilte,  Haken,  durch  Mangel  der  3  Endborsten  und  durch  mehr  nach  der  Mitte  gerückten  Mund  ausgezeichnet. 
Müller's  Abbildung  des  zwischen  Conferven  gefundenen  Thierchens  passt  ziemlich  gut.  Er  hat  sogar,  nach  Fig.  4.,  2  Drüsen  und 
eine  contractile  Blase  erkannt,  zugleich  freilich  ein  Häkchen  gezeichnet,  welches  auf  St.  pustulata  deutet.  Müller  sah  ein  stark 
verstümmeltes  Thierchen,  welches  in  %  Stunde  die  verlorne  Stelle  wieder  ersetzte  (Reproduction).  Ich  sah  dergleichen  1830  bei  St. 
Mytilus.  Ich  habe  Queertheilung  und  Längstheilung  beobachtet,  auch  partielles  Zerfliessen  gesehen*  Wenn  man  viele  Thierchen  in 
einem  Tropfen  hat  und  das  Wasser  verdunsten  lässt,  dicht  vor  dem  völligen  Trocknen  aber  neues  Wasser  zuthut,  so  erhält  man  lauter 
halb  zerflossene,  munter  bewegte,  Krüppel  (Himantopoden)  aller  Art.  Die  Längstheilung  von  hinten  nach  vorn  sah  auch  Schrank. 
Ich  fand  sie  zwischen  länge  stehenden  lebenden  Conferven  häufig.  Merkwürdig  ist  bei  dieser  und  der  folgenden  Art  der  Mangel  der  3 
hintern  Borsten,  welche  alle  andern  haben.  Ich  sah  3  —  4  Griffel  und  6 — 8  Haken.  Die  Bewegung  geschieht  auf  dem  Rücken  schwim- 
mend, stossweis  vorwärts  und  rückwärts.  —  Grösse  V24 —  Vis  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XLIL  Fig.  IV. 

Fig.  1.  und  3.  sind  ganze  Normalformen,  Bauchseite.  Fig.  2.  anfangende,  Fig.  4.  fast  beendete  Längstheilung.  Fig.  5.  Queertheilung.  Vergrös- 
serung 300mal  im  Durchmesser. 

541,  Stylonychia  lanceolata,  tanzet  -  Waffentliierclieii.     Tafel  XLIL  Fig.  V. 

St.  corpore  magno,   pallide  virescente,   lanceolato,   utrinque  aequaliter  obtuso,   venire  piano,  uncinis  prope  os  acerva- 

tis,   stylis  nullis. 
Stylonyque  lanceolee,   a  corps  grand,   verdätre,  pale,   lanceole,   egalement  obtus  aua  deu&  bouts, 

plat  au  venire,  ayant  les  crochets  reunis  pres  de  la  bouche,  point  de  styles. 

Stylonychia  lanceolata,  Abhandl.  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1835.  p.  164. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  fand  diese  Form  am  5.  Sept.  1832  zwischen  Conferven  und  habe  sie  vielleicht  früher  mit  für  die  krallenlose  Urostyla 
grandis  gehalten,  allein  ich  sah  am  23.  März  1835  Hunderte  davon  sammt  dieser  mit  Oscillatorien ,  und  halte  sie  seitdem  für  ein 
nah  verwandtes  ganz  anderes  Thierchen.  Die  grünliche  Farbe  kommt  von  den  Eierchen.  Der  Körper  (Rücken?)  ist  mit  Längsreihen 
von  Wimpern  bedeckt,  16  —  18  auf  der  Halbansicht.  1832  sah  ich  nur  den  Mund  mit  längeren  Wimpern  besetzt,  1835  aber  konnte 
ich  die  Reihe  bis  um  den  Hintertheil  auf  der  Bauchseite  verfolgen.  Bei  jenen  sah  ich  vorn  5  Haken,  bei  diesen  3,  bei  beiden  sah 
ich  hinten  4  Griffel.  Die  feinen  Wimpern  waren  zuweilen  schwer  zu  erkennen.  Bei  den  letzteren  Exemplaren  sah  ich  eine  einfache 
contractile  Blase  links  unter  dem  Munde,  und  daneben  eine  grosse  ovale  Drüse.  Das  gefrässige  Thierchen  hatte  viele  grüne  Mona- 
den und  Bacillarien,  meist  Navic.  graeilis  und  Junge  der  N.  viridis,  oft  einzeln,  oft  mehrere  beisammen,  in  seinen  zahlreichen 
Magen,  umgeben  von  farblosem  Magensafte.  Ich  sah  auch  freiwilliges  partielles  Zerfliessen  häufig  und  völliges  Zergehen  beim  verdun- 
stenden Wasser.  War  diese  Form  vielleicht  das  gefrässige  Thierchen  der  früheren  Beobachter  Joblot  und  Corti  (s.  St.  pustulata)? 
Bewegung  stossweis  vorwärts  und  rückwärts,  schwimmend  und  auch  kletternd.  —  Grösse  Vi 2  —  V10  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XLIL    Fig.  V. 

Fig.  1.  Zeichnung  von  1835;  0  Mund,  s  Sexualblase,  t  männliche  Drüse,  to  After.  Fig.  2.  von  1832.  Fig.  3.  dieselbe  von  der  Seite,  kletternd. 
Fig.  4.  ein  vorn  partiell  zerfliessendes  (Eierlegendes)  Exemplar,  f  frei  werdender  Eierstock  mit  abgelösten,  noch  mit  Speise  erfüllten,  Magen,  +  ein 
sich  ablösender,  noch  gestielter,  Magen  neben  einer  Kralle.    Linearvergrösserung  300mal. 

94 


—    3¥4    

Nachtrag    zur   Gattung   Stylonychia   und   der   Familie   der   OxytricMnen. 

Ausser  den  liier  verzeichneten  6  Arten  der  Gattung  nannte  ich  1829  (1830)  noch  eine  Art,  Styl.  Cime&;  diese  ist  hier  zu 
Euplotes  gezogen. 

Bei  der  Familie  der  Oxytrichinen  sind  einige,  von  Bory  de  St.  Vincent  1824  aus  Müller's  Trickodis,  Leucophris 
caet.  errichtete,  Gattungen  zu  erwähnen,  welche  hier  nicht  aufgenommen  werden  konnten,  weil  ihre  Charactere  keine  physiologische  Fe- 
stigkeit haben.  L  Mystacodella  mit  5  Arten:  1)  31.  Bipes  =  Tr.  Forfea  =  Fragment  der  Stylonych.  pustulata? ;  2) 
M.  Cyclidium  ==  Styl,  pustulata?;  3)  M.  Forceps  =  Styl,  pustul? ;  4)  M.  Indecc  =  Styl.  pustul.?  ;  5)  M.  oculata  =  Tr. 
Uvula  —  Urosiyla  grandis,  pullus? .  Alle  diese  Formen  können  auch  O&ytrickae  und  Kerouae  seyn.  IL  Plagiotricka 
mit  15  Arten:  1)  P.  annularis  (1826)  =  Leucopkra  Armilla  (Kiemenfragment?);  2)  P.  Armilla  (1824)  =  idem;  3)  P.  au- 
rantia  =  Chilodon  Cucullulus? ;  4)  P.  Camelus  =  O&ytrichae  pars? ;  5)  P.  cercarioides  =  Cer curia  sctifera  (O&y- 
tricka?);  6)  P.  Diana  =  Stylonychia  Mytilus^  Vordertheil ? ;  7)  P.  Jcolpodina  —  Kolp.  triquetra  {Loazodes?);  8)  P.  La- 
gena  =  Trick.  Lagena  {Trackelius? ,  Enckelys?);  9)  P.  Pkoebe  =  Vorticella  lunifera  {Stenloris? ,  Occytrickae  pars?, 
Peridinium?);  10)  P.  setifera  (1826)  =  P.  cercarioides ;  11)  P.  sinuata  =  Trick,  sinuata  (Kcronae? ,  Oxytrickae? ',  Sty- 
lonych. pustulatae  pars?);  12)  P.  striata  =  Trick,  striata  {Leucopkrys  sanguinea?);  13)  P.  succisa  —  Trick.  succm 
(Oxylricliae? ',  Stylonych.  pustulatae  pars?);  14)  P.  vibrionides  =  Trick,  bar 6 ata  (Trackelius?);  15)  P.  viridis  —  Vor- 
tic.  viridis  (Trickoda?).  Coccudina  und  Tribulina  gehören  zur  folgenden  Familie,  Trinella  wohl  zu  den  Rädert  liie- 
ren* —  Alle  Formen  dieser  Familie  sind  schwer  getrocknet  aufzubewahren,   weil  sie  leicht  zerfliessen,    doch  gelang  es  mir  mit  vielen. 


ZWEIUNDZWANZIGSTE     FAMILIE:      NACHENTHIERCHEN. 

Euplota.    Buplotes. 

CHARACTER:    Animalia  polygastrica  loricata,   enterodela  (tubo  intestinal!  distineto),    orifieiis  discretis, 
neutro  terminali.     (  =  Aspidiscina  neutro  orificio  terminali,  s.  Oxytricliina  loricata.) 

CARACTERE:    Animaux  polygaslriques ,    ä  carapace,   ayant  un  canal  alimentaire  ä  deux  ort- 
fices  separes,  dont  aueun  aux  bouts  du  corps. 

Zur  Familie  der  Nachentkierchen  gehören  alle  gepanzerten  Magenthierchen,  welche  einen 
Ernährungscanal  mit  2  getrennten  und  ausserhalb  der  Körperenden  gelegenen  Mündungen,  oder  letztere  all- 
ein deutlich  erkennen  lassen. 

Diese  Familie  ist  seit  1830  in  den  Abhandlungen  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  abgesondert  und  hatte  an- 
fangs nur  1  geprüfte  Art  in  1  Gattung,  Euplotes.  Im  Jahre  1831  fügte  ich  in  den  Symbolis  physicis  die 
Gattung  Discocephalus  mit  1  Art  hinzu,  und  verzeichnete  an  ersterem  Orte  nun  2  Gattungen  mit  4  Arten. 
Seit  1833  ist  eine  dritte  Gattung  Himantopus  {Himantophorus)  mit  1  Art  aufgenommen,  und  seit  1835 
ist  eine  4te  Gattung  Chlamidodon  mit  1  Art  verzeichnet.  Hier  werden  6  neue  Arten  von  Euplotes  hin- 
zugefügt, welche  Gattung  nun  9  Arten  zählt.  Die  Familie  hält  jetzt  12  Arten  in  4  Gattungen.  Die  ersten 
Formen  der  Familie  finden  sich  Aielleicht  schon  bei  Joblot,  wenn  nicht  gar  die  zu  Stylonychia  pustulata 
gezogenen,  sich  theilenden,  Fussthierchen  von  1675  und  1703  auch  zu  Euplotes  Charon  gehören.  Die 
erste  ziemlich  sichere  Abbildung  ist  wohl  Euplotes  Charon  1718,  dann  bei  Müller  1786.  Der  letztere  Beob- 
achter gab  theils  schon  1773,  theils  1786  die  ersten  systematischen  Namen  als  THchoda  Charon^  Cimex, 
Patella,  Himantopus  Charon,  vielleicht  auch  als  Kerona,  Bursaria  und  Cyclidium.  Bory  de  St.  Vin- 
cent verzeichnete  sie  1824  in  seinen  Gattungen  Ploesconia,  Coccudina  und  wohl  Tribulina  mit  Schaal- 
Rädert liieren  in  seiner  Familie  Citharoidees ,  und  letztere  als  Gymnodes.  —  Die  Organisation  ist  seit 
1830  reichhaltig  ermittelt.  Die  mannigfachen  kräftigen  äusseren  Bewegungsorgane  sind  denen  der  vorigen 
Familie  ähnlich,  und  des  Panzers  halber  lassen  sich  die  Formen  dieser  Familie  nach  mehrfachen  Beziehun- 
gen mit  den,  jedoch  sehr  verschiedenen,  Wasser-Asseln,  Asellus,  oder  mit  Entomostracis  vergleichen, 
so  dass  sie,  ihrer  kräftigen  Gestaltung  nach,  zum  Schlussstein  der  Classe  der  Magenthierchen  ganz  pas- 
send erscheinen.  —  Das  polygastrische  Ernährungssystem  ist  deutlich  bei  3  Gattungen  ermittelt,  deren  eine 
sogar  durch  einen  Cylinder  von  stabartigen  Zähnen  und  einen  schön  rosenfarbenen  Verdauungssaft,  wie  JVas- 
sula,  ausgezeichnet  ist.  —  Der  Fortpflanzungsorganismus  ist  als  Dualismus  bei  3  Gattungen  erkannt.  Eier- 
chen  sind  bei  2  Gattungen  direct  erkennbar  gewesen.  Männliche  Drüsen  bei  2  Gattungen,  contractile  Bla- 
sen bei  3.  Selbsttheilung  ist  überdiess  als  vollkommene  Queer-  und  Längstheilung  bei  1  Gattung  beobach- 
tet.    Knospen  sind  nicht  vorgekommen.     Nur  eine  Form  der  Familie  ist  grün,    alle  übrigen  sind  weisslich, 


3*5    

farblos.    Einige  Euplotae  sind  in  den  Infusionen  sehr  zahlreich,   keine  Form  ist  durch  Massenentwickelung 
auffallend. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Familie  ist  durch  ganz  Europa,   auch  im  Meere,   und  2  Formen 
sind  im  Wasser  des  rothen  Meeres  bei  Tor  am  Sinai  beobachtet. 

Uebersicht   der   4   Gattungen   der  Familie   der  Nachenthierchen: 

Mit  Wimpern  ohne  Griffel |Mund  oIine  Zäline  •  jThne  ZiTonlrung'  !  !  !  !  !  HimantTp^irus 

(Mund  mit  Zähnen Chlamidodon 

Mit  Wimpern,  Krallen  und  Griffeln « Euplotes 


HUNDERTDREISSIGSTE    GATTUNG:     SCHEIBENKOPF. 

Discocephalus.    Discocephale. 

CHARACTER:    Animal  ex  Euplotorum  familia,  stylis  dentibusque  carens,  uncinosum,  capitatum. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Euplotes,  riayant  ni  styles,  ni  denls,  mais  des  crochels 
et  la  tele  distinguee  du  tronc. 

Die  Gattung  Scheibenkopf  ist  in  der  Familie  der  Nachenthierchen  durch  Mangel  an  Griffeln  und 
Zähnen,  Besitz  von  Haken  und  durch  Kopfsonderung  characterisirt. 

Die  einzige  Art  der  Gattung  wurde  von  mir  auf  der  Reise  mit  Dr.  Hemprich  in  Arabien  1823  beob- 
achtet, und  1828  von  mir  in  den  Symbolis  physicis  abgebildet  und  genannt.  Die  Form  ist  nicht  hinläng- 
lich vergrössert  beobachtet,  aber  in  Menge  gesehen.  —  An  Organisation  sind  nur  wirbelnde  (und?)  haken- 
artige mehrfache  Bewegungsorgane  speciell  beobachtet. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  ausser  Arabien  unbekannt. 

542.     Discocephalus  rotatorius,  wirbelnder  Scneifrenkopf.    Tafel  XLn.  Fig.  vi. 

D.  hyalinus,  planus,  capite  angustiore  quam  corpus,  utrogue  rotundato. 

Discocephale  vibrant,  h  corps  hyalin,  plat,  lalete  plus  petite  f/ue  le  corps,  Fun  et  Fautre  arrnndis. 

Discocephalus  rotatorius,  Hemprich  et  Ehrekberg,  Symbolaephysicae.    Evertebrata  I.   Phytozoa.  Tab.  III.  Fig.  8.  Mari«  rubri.    Text 

1831.   Fol.  c.  a. 
Discocephalus  rotatorius,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1829.  p.  9,  16.  1831.  p.  119. 

Aufenthalt:    Bei  Tor  in  Arabien  im  rothen  Meere. 

Das  Thierchen  fand  sich  1823  Ende  Novembers  im  Wasser  des  offenen  Meeres  zwischen  den  Corallenthieren,  die  ich 
in  Gefässen  zum  Ufer  trug.  Ich  sah  es  oft,  beschrieb  und  zeichnete  es  sogleich,  es  ist  aber  nicht  scharf  genug  beobachtet.  Die  la- 
teinische Beschreibung  des  Tagebuchs  ist  in  den  Symbolis  physicis  1831  abgedruckt.  Ich  zählte  damals  (1823)  sorgfältig  8  Haken, 
die  ich  für  die  Wimpern  hielt,  weil  sie  bei  dem  Wirbeln  wie  zahllos  erschienen.  Es  mögen  aber  wohl  diese  8  Haken  zwischen  den 
wirbelnden  Wimpern  gelegen  haben,  welche  letztere  ich,  der  zu  schwachen  Vergrössernng  halber,  nicht  sah.  Zwei  dieser  Haken  wa- 
ren am  Kopfe,  3  Paar  am  Leibe  eingelenkt.  Dass  es  ein  Euplotes  in  der  Theilung  gewesen  sey,  liegt  nahe,  ist  mir  aber  deshalb 
schwierig,  weil  ich  nie  gleichzeitig  ähnliche  Einzelthiere ,  diese  (ungleiche)  Doppelform  aber  häufig  sah.  Im  umgekehrten  Falle  würde 
ich  es  jetzt  für  Euplotes  zu  erklären  kein  Bedenken  tragen  (vergl.  Eupl.  Cimecc).  —  Grösse  Vai  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XLII.   Fig.  VI. 

Fig.  1.    Bauchseite;    Fig.  2.    Seitenansicht.    Vergrösserung  lOOmal  im  Durchmesser.    Zeichnung  von  Tor  am  Sinai  1823. 


HÜNDERTEINÜNDDREISSIGSTE     GATTUNG:     PEITSCHENFUSS. 

Himantoplioriis.     Hfmantophore. 

CHARACTER:    Animal  ex  Euplotorum  familia,   stylis  dentibusque  carens,  capite  discreto  destitutum,   un- 
cinis  numerosis  insigne.    (  =  Kerona  loricata.) 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Euplotäs,  sans  styles  et  sans  dents,  pöurvu  de  nomhreux 
crochets,  nayant  pas  la  tele  distinguee  du  tronc. 

Die  Gattung  Peitschenfuss  unterscheidet  sich  in  der  Familie  der  Nachenthierchen  durch  Mangel 
an  Griffeln,  Zähnen  und  Kopfsonderung,  und  durch  Besitz  von  (langen)  Hakenfüssen. 


376    

Den  Namen  Himantopus  gab  Fabricius  1786  für  eine  Gruppe  von  Infusorien,  welche  Müller  als 
besondere  Gattung  in  seinen  nachgelassenen  Papieren  bezeichnet,  aber  nicht  genannt  hatte.     Die  meisten  je- 
ner Formen  sind  nur  Fragmente  von  Thieren  der  vorhergehenden  Familie.     Eine  nur  ist  eine  selbstständige 
Form.     Diese  nannte  ich  denn  1833  mit  Fabricius  Himantopus  Charon,  allein  da  der  Name  Himantopus 
von  Brisson  schon  1756  für  eine,  jetzt  allgemein  aufgenommene,    Gattung   der  Strandvögel  angewendet 
und  derselbe  von  Plinjls  schon  für  diesen  Vogel,  den  Charadrius  Himantopus  Linne's,  gebraucht  worden 
ist,  so  habe  ich  hier  eine,  an  den  ersten  Namen  doch  erinnernde,  Abänderung  vorgezogen.  —   Die  Organi- 
sation ist  nicht  genügend,  aber  mannigfach  erkannt.     Lange  gebogene  Haken  bilden  fast  paarweis  ein  brei- 
tes Band  auf  der  Bauchseite  als  Bewegungsorgane,  daneben  ist  eine,  vom  Munde  bis  weit  nach  hinten  rei- 
chende, Wimperreihe.  —   Viele  Magenzellen,  welche  sichtlich  feste  Stoffe  aufgenommen  hatten,   mit  deutli- 
chem Mund  und  After,   bilden  das  Ernährungssystem.  —   Am  hintern  Rande  befindet  sich  eine  grosse  con- 
tractile  Blase,  und  rechts  neben  der  Wimperreihe  am  Rande  eine  Reihe  drüsiger  Flecke.      Eine,    die  Zwi- 
schenräume der  Magen  erfüllende,    Trübung   könnte    dem  Eierstocke    angeboren.      Selbsttheilung    ist   nicht 
beobachtet. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  wohl  bei  Copenhagen  im  Seewasser  und  bei  Berlin 
im  Flusswasser  beobachtet. 

543.     fflimantopfoorus  €Xmron9  der  grosse  Charon.     Tafel  XLIL  Fig.  VII. 

H.  corpore  hyalino,  piano ,  elliptico,  antico  fine  leviter  oblique  truncato,  ciliis  parvis,   uncinis  gracilibus  longis. 

Himantophor e  Charon,   a  corps  hyalin,  plat,  elliptique,   leger ement  tronque  et  oblique  au  bout  an- 
terieur,  ayant  les  cils  petits,  les  crochets  greles  et  longs. 

Himantopus  Charon,  Müller,  Animalc.  Infusor.  p.  252.   Tab.  XXXIV.   Fig.  22.    1786. 

Kerona,  Lamarck,  Hist.  nat.  des  an.  sans  vert.  I.   p.  442.    1815. 

Ploesconia  Area,  Bory  de  St.  Vincent,  Encyclopedie  methodique,  Vers.  1824. 

Himantopus  Charon  ß  glaber,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1833.  p.  296,  325.   Taf.  III.  Fig.  8. 

Aufenthalt:    Bei  Copenhagen  in  der  Ostsee  und  bei  Berlin. 

Das  grosse,  einer  Stylonychia  Mytilus  ähnliche,  mehr  elliptische  und  durchsichtigere  Thierchen  sah  ich  selten,  zuerst  am 
29.  März  1832  in  einem  überwinterten  Wassergefässe.  Ich  habe  nur  diese  Form  bei  der  Gattung  im  Sinne,  und  die  Anwendung  von 
Müllers  Namen  ist  untergeordnet.  Müller  fand  sein  Thierchen  im  Seewasser  und  sah  eine  Streifung  des  Panzers,  wie  sie  bei  Eu- 
plotes- Arten  bekannt  ist.  Die  Mundöffnung  fängt  vorn  im  Winkel  der  3eckigen  hellen  Stelle  an,  aber  die  eigentliche  Schlundöffnung 
scheint  ganz  hinten  am  Ende  der  Wimperreihe  im  Innern  des  umgebogenen  Panzers  zu  liegen.  Die  hintere  Darmöffnung  ist  nicht  weit 
davon  an  der  Basis  der  letzten  Haken,  welche  zu  4 — 6  kammartig  neben  einander  stehen  und  die  Stelle  der  Griffel  vertreten.  Im 
Ganzen  zählte  ich  22  —  27  Hakenfüsse,  die  beim  Klettern  nicht  alle  in  Anwendung  zu  kommen  schienen.  Die  Reihe  von  drüsigen 
Knötchen  rechts  könnten  gelblich  erfüllte  Gallenbläschen  gewesen  seyn,  wie  bei  Amphilept.  margaritifer.  Eine  männliche  Drüse  und 
bestimmte  Eikörnchen  blieben  unerkannt.  Es  schwimmt  in  der  Rückenlage.  Bory  hat  es  nicht  gesehen.  Vielleicht  ist  das  Seethier- 
chen  von  Müller  als  var.  striata,  die  Süsswasserform  vorläufig  als  var.  glabra  zu  bezeichnen.  —  Grösse  —  Vis  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XLIL   Fig.  VII. 

Fig.  i.     Seitenansicht,    kletternd.     Fig.  2.    Bauchfläche,   s  Sexualdrüse ,    co  After.    Abbildung  von  1833.     Eine  Abbildung  von  1832  ist  1833  von  der 
Rückenseite  mitgetheilt.    300malige  Linearvergrösserung, 


Nachtrag   zur   Gattung   Himantophorus. 

Die  6  hier  ausgeschlossenen  von  den  7  Arten  der  Gattung  Himantopus  in  Müllers  Nachlass,  welche  Lamarck.  sämmt- 
lich  zur  Gattung  Kerona  zog,  und  von  denen  Bort  5  Arten  zu  Kerona  und  eine  zu  O&ytricha  stellte,  haben,  meiner  jetzigen  An- 
sicht nach,  folgende  Synonyme:  1)  II.  Acarus  —  Stylonychiae  pustulatae?  pars;  2)  H.  Corona  =  Stylonychiae  Mytili  pars? ; 
3)  H.  Larva  =  Stylonych.  pustulatae  pars;  4)  //.  Ludio  =  Idem;  5)  H.  Sannio  =  Styl.  Mytili  pars? ;  6)  H.  Voluta- 
tor  =  Oxylrichae  s.  Styl,  pustulatae  pars?.  Ich  bemerke,  dass  ich  in  den  Synonymen  in  der  Isis  1833  und  1834  unter  Ke- 
rona die  Kerona  pustulata,  jetzt  Stylonychia,  verstand. 


HUNDERTZWEIUNDDREISSIGSTE     GATTUNG:     GEDENKTHIERCHEN. 

Cblamidodon.     Chlamidodon. 

CHARACTER:    Animal  ex  Euplotorum  familia,   stylis  uncinisque  carens,   ciliis  et  oris  dentibus  gaudens. 
(  =  Oxytricha  loricata  et  dentata.) 

CARACTÜRE;    Animal  de  la  famille  des  Euplotes,   sans  styles  et  sans  crochets,   ayant  des  cils 
et  des  denls  h  la  bouche. 


3?7 

Die  Gattung  der  Gedenkthierchen  zeichnet  sich  in  der  Familie  der  Nachenthierchen  durch  Man- 
gel an  Griffeln  und  Haken ,  und  durch  Besitz  von  Wimpern  und  Zähnen  im  Munde  aus. 

Die  Gattung  wurde  1835  zuerst  in  den  Abhandlungen  der  Berliner  Akad.  d.  Wiss.  genannt  und  cha- 
racterisirt.  Sie  enthält  bis  jetzt  nur  1  Art.  Die  Form  war  früher  nicht  bekannt.  Ich  entdeckte  sie  am 
26.  Aug.  1834  im  Wasser  der  Ostsee  bei  Wismar.  —  Die  Organisation  ist  überraschend  reichhaltig  ermit- 
telt. Ein  ovales  farbloses  Schildchen  bedeckt  den  Rücken  und  überragt  allseitig  den  Körper.  Der  Körper 
ist  rings  am  Rande  dicht  an  der  Stirn  etwas  länger  bewimpert.  Zwischen  den  Wimpern  sind  hinterwärts 
vielleicht  kurze  Kletterborsten.  Als  Ernährungsorganismus  tritt  ein  polygastriseher,  aus  vielen  Bläschen  ge- 
bildeter, Apparat  im  Körper  hervor,  und  vorn  in  der  Mitte  liegt  ein  den  Mund  einfassender,  hohler  Cylin- 
der  von  Zahnstäbchen.  —  Ueberdiess  bezeichnen  bei  der  einzigen  Art  schön  rosenrothe  Bläschen  den  farbi- 
gen Verdauungssaft.  —  Grüne  Trübung  durch  sehr  feine  Eikörnchen  (?)  und  eine  grosse  ovale  helle  mittlere 
Drüse  sind  die  erkannten  Theile  des  Fortpflanzungssystems.     Selbsttheilung  ist  nicht  beobachtet. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  ausser  Wismar  nicht  bekannt. 

544.     Chlamidodon  Mnemosyne,  die  Hose,  Mnemosyne.     Tafel  XLIL  Fig.  YDI. 

Cli.  corpore  piano,  elliptico  aut  antico  fine  latiore  ovatoque,  laete  viridi  aut  hyalino,  vesiculis  roseis  eleganter  picto. 

Chlamidodon   Mnemosyne,   a   coi*ps  plat,    elliptifjue    on   elargi  au    baut  anterieur  en  forme  ovale, 
vert  clair  ou  hyalin,  peint  de  vesicnles  couleur  de  rose  brillant. 

CMamidodon  Mnemosyne,  Ab  ha  ndl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1835.   p.  175. 

Aufenthalt:    Bei  Wismar  in  der  Ostsee. 

Vom  26.  August  bis  6.  Sept.  hatte  ich  diess  niedliche  schöngriine  und  rosenfarbene  Körperchen  mit  Zostera  und  Scytosiphon 
zahlreich  lebend  in  Wismar,  und  ich  erinnerte  mich  dabei  der  bei  Chilodon  Cucullulus  mir  und  der  Wissenschaft  gewordenen  Beleh- 
rung, erkannte  auch  sogleich  wieder  die  ganze  Rundung  des  Cylinders,  welchen  die  Zähne  wie  dort  bilden.  Ich  sah  mit  grünen  Körn- 
chen erfüllte  und  auch  farblose  Thierchen  (nach  dem  Eierlegen?),  alle  aber  hatten  carminrothe  innere  Bläschen,  ähnlich  den  violetten 
bei  Nassula  ornata  und  elegans.  Ueber  den  ganzen  Körper  sah  ich  sehr  feine  Längslinien  gehen,  die  dem  Panzerhäutchen  anzuge- 
hören schienen.  Der  Körper  allein  hatte  links  eine  leichte  Ausbuchtung  in  der  Mitte.  Ich  zählte  16  Zahnstäbchen.  Eine  contractile 
Blase  und  das  Auswerfen  der  Nahrung  blieben  unbeobachtet.  Das  überragende  Panzerhäutchen  lässt  aber  die  Stelle  des  letzteren  unbe- 
zweifelt.   Die  rosenfarbenen  Blasen  waren  hinter  der  Körpermitte.  Bewegung  rasch  und  kräftig,  wie  Euplotes.  —  Grösse  ^48  —  V20  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XLIL    Fig.  VIII. 

Fig.  1.  und  3.    Rückenansichten;     Fig.  2.     Bauchfläche,  grüne  Eierchen  führend;     Fig.  4.    farbloses,  steriles?  Thierchen.    Vergrösserung  300mal  im 
Durchmesser.    Fig.  5.    Zahncylinder,  800mal  vergrössert. 


HUNDERTDREI  UNDDRE  ISSIGSTE     GATTUNG:      NACHENTHIERCHEN. 

Euplotes.    Euplote. 

CHARACTER:    Animal  ex  Euplotorum  familia,  ciliis,  stylis  uncinisque  instruetum,  dentibus  carens.     (  = 
Stylonychia  loricata.) 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Euploles,  pourvu  de  eils,  de  styles  et  de  crochets,  point 
de  dents. 

Die  Gattung  der  Nachenthierchen  ist  in  der  gleichnamigen  Familie  durch  Besitz  von  Wimpern, 
Griffeln  und  Haken,  so  wie  durch  Mangel  an  Zähnen  des  Mundes  kenntlich. 

Diese  Gattung  wurde  in  der  jetzigen  physiologischen  Begrenzung  1830  unter  dem  Namen  Euploea 
mit  1  geprüften  Art  eingeführt.  Obwohl  aber  dieser  letztere  Name  bei  den  Lepidopteris ,  wo  er  von  Fa- 
briciüs  zuerst  gegeben  wurde,  von  Latreille  in  Danais  verwandelt  worden  ist,  so  scheint  er  doch  für 
diese  noch  beizubehalten,  ich  habe  daher  den  Namen  seit  1831  Euplotes  geschrieben.  1831  verzeichnete 
ich  3  Arten;  hier  sind  9  aufgezählt.  Bory  de  St.  Vincent  hatte  1824  aus  mehreren,  hierher  gehörigen, 
Keronis  und  Trichodis  von  Müller  sammt  ffimanlopus  zwei  besondere  Gattungen,  Ploesconia  und  Coc- 
cudina,  errichtet,  welche  beide  Namen  aber  sprachlich  nicht  annehmbar  schienen.  —  Die  ersten  Formen  der 
Gattung  mögen  schon  von  Leeüwenhoek  und  den  ältesten  Beobachtern  gesehen  und  unklar  bezeichnet  seyn, 
da  mehrere  von  ähnlichen  Thierchen  mit  Füssen  sprechen,  und  gerade  bei  diesen  sehr  verbreiteten  Formen 
die  Bewegungsorgane  kräftig  entwickelt  und  leicht  sichtbar  sind.  Doch  habe  ich  diese  Beobachtungen  bei 
Stylonychia  pustulata  angeführt.  Eine  Abbildung  bei  Joblot  schliesst  sich  näher  hier  an,  allein  die  ersten 
sicheren  Bezeichnungen  sind  von  Müller  1773  unter  den  systematischen  Namen:  Trichoda  Charon,  VI- 
mex,  Patella;  derselbe  hat  später  noch  mehrere  Formen,  zum  Theil  in  andern  Gattungen,  verzeichnet,  als 

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3*8   

Bursaria  bullina,  daplella,  Trichoda  Prisma^  Navicula  Bulla^  Cyclidium  fluitans,  und  er  hat  auch 
1786  die  ersten  völlig  sicheren  Abbildungen  gegeben.  Die  späteren  Systeinatiker  folgten  Müller,  oder  ver- 
zeichneten die  Formen  als  Trichoda  und  Kerona.  Bory  hat  Müllers  Arten  als  Ploesconia,  Coccudina, 
Bursaria^  Trichoda,  Oxytricha  und  Gyges  wohl  in  6  Gattungen  verzeichnet  —  Die  Organisation  ist  in 
vielem  Detail  schon  erkannt.  Die  Bewegungsorgane  sind  mannigfach  und  kräftig  als  Wimpern,  Haken,  Bor- 
sten und  Griffel  vorhanden.  —  Die  polygastrischen  Ernährung  sorg  ane  sind  bei  4  Arten  durch  Farbenahrung 
ausser  Zweifel  gestellt,  bei  allen  übrigen  sind  sie  als  deutliche  helle  Bläschen  erkannt.  Die  Afterstelle  ist 
bei  1  Art  durch  Auswerfen,  bei  den  übrigen  durch  das  überragende  Schildchen  ermittelt  und  bezeichnet 
Der  Verdauungssaft  ist  farblos.  —  Die  Sexualorgane  sind  im  Dualismus  bei  7  Arten  erkannt,  vollständig 
aber  nur  bei  1  Art  Eier  sind,  sämmtlich  weiss,  bei  4  Arten,  eiförmige  oder  runde  einfache  Drüsen  bei  3 
Arten,  einzelne  contractile  Blasen  bei  5  Arten,  bei  einer  6ten  sind  2  beobachtet  Selbsttheilung  ist  als 
dueer-  und  Längstheilung  bei  1  Art,  als  blosse  Queertheilung  bei  2 — 4  andern  gesehen.  Müllers  Bemer- 
kung, dass  sie  die  Eier  unter  dem  Bauche  tragen,  wie  Onisci,  ist  irrig,  so  wie  das  von  ihm  bemerkte 
Auge  (s,  E.  Charori). 

Die  geographische  Verbreitung  ist  über  ganz  Europa,  auch  im  Seewasser,  und  im  rothen  Meere 
beobachtet 

545.  JEuplotes  Patella,  scliüsselartiges  ISTacIieiitliiercIieii.     Tafel  XLII.  Fig.  IX. 

E.  testula  ampla  suborbiculari,  antico  fine  leviter  truncata,  margine  late  prominula,  hyalina,  dorso  in  gibbum  elato, 
striis  laevibus  obsoletis  paucis  insigni. 

Euplote  Patelle,  a  carapace  ample,  presque  orbiculaire ,  legerement  tronquee  au  bout  anterieur,  les 
bords  hyalins  depassant  de  beaucoup  le  corps,  le  dos  hausse  en  bosse,  ayant  quelques  raies  fi- 
nes  et  lisses. 

Trichoda  Patella,  Müller,  Verminm  fluv.  historia,   p.  95.  1773. 

Kerona  Patella,  Müller,   Animalc.   Infus,   p.  239.   Tab.  XXXIII.  Fig.  14  —  18.  1786. 

Coccudina  Jceronina  et  clausa,  Bory  de  St.  Vincent,  Encycloped.  meth.  Vers.  1824.  p.  540.    Dict.  class.  Microscopiques. 

Euplotes  Patella,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  118, 

Aufenthalt:    Bei  Copenliagen  und  Berlin  beobachtet. 

Der  crystallhelle  Panzer  und  die  Grösse  der  Form  zeichnen  sie  vor  den  ähnlichen  der  Gattung  sehr  aus.  Müller  entdeckte 
sie  1773  im  Sumpfwasser,  und  sah  sie  wieder  1776  und  1777  im  Winter  in  Gefässen  mit  Lemna  (Wasserlinsen)  in  seiner  Wohnung. 
Im  October  1784  sah  er  eine  nach  hinten  schmälere  Varietät.  Ich  fand  sie  auch  im  stehenden  Wasser  schon  im  August  1828,  dann 
im  Januar  1831  —  35  mit  Conferven,  und  am  15.  Januar  1836  mit  Lemna  unteren  Eise  im  Thiergarten.  Bory  scheint  sie  nicht 
selbst  gesehen  zu  haben.  Der  Körper  bildet  eine  leichte  gelbliche  Trübung  in  der  crystallenen  Panzerschaale,  welche  auf  der  convexen 
Seite  7  feine  Leisten  hat.  Die  gelbliche  Trübung  mag  von  den  weissen  Eierchen  kommen,  die  ich  nicht  gesondert  unterschied.  Der 
Mund  ist  links  und  auswärts  mit  Wimpern  eingefasst,  der  Schlund  hinter  der  Körpermitte,  der  After  hinter  der  Basis  der  Griffel* 
Meist  waren  etwa  30  —  32  Magenzellen  zählbar,  welche  sich  auch  oft  mit  Farbe  füllten.  In  der  Mitte  war  eine  grosse  ovale  Drüse 
und  dahinter  eine  einfache  contractile  Blase.  Von  Bewegungsorganen  waren  vorn  8  Hakenfüsse  und  2  linkerseits  hinten.  Am  hintern 
Ende  waren  4  Griffel  von  gleicher  Länge  in  gleicher  Ebene,  und  daneben  rechts  noch  2  abgesonderte  Griffel,  vielleicht  Borsten.  10 
Haken,  4  Griffel,  2  Borsten,  20  —  30  Wimpern.  Sie  schwimmen  wankend,  ruhen  wirbelnd  und  laufen  oft  an  der  Oberfläche  des 
Wassers  verkehrt,  mit  dem  Rücken  nach  unten.  —  Grösse  V24  —  Vis  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XLII.    Fig.  IX. 

Fig.  1.    Bauchfläche,  wirbelnd;  o'  Mund,  w  After,  t  Drüse,  s  Sexualblase.     Fig.  2.     Seitenansicht,   kletternd  auf  Zygnema  deciminum.     Fig.  3, 
Rückenfläche.    Der  vordere  erste  Krallenfuss  links  deckt  den  zweiten,  soll  doppelt  seyn. 

546.  XJuplotes  Charon,  geperltes  Waclieiithierclien,  der  kleine  Charon.  TafelXLll.Fig.x. 

E.  testula  minore,  ovato-elliptica,  antico  fine  oblique  subtruncata,  dorsi  striis  granulatis. 

Euplote  Charon,  a  carapace  petite,  ovale-elliptique,  legerement  tronquee  au  bout  anterieur,  ayant 
des  raies  grenues  au  dos. 

Peiite  Araignee  aquatique,  Joblot,  Observat.  fait.  avec  le  microsc.  ed.  II.  p.  77.  PI.  10.  Fig.  15.  1718. 

Trichoda  Charon,  Müller,  Verm.  fluv.  hist.  p.  83.  1773. 

Faerye- Spilleren,  Müller,  Nye  Saml.  afDansk.  Vidensk.  Saelsk.  Skrift.   II.   p.  270.   Tab.  2.  Fig.  XI.* 

Trichoda  Charon,  Müller,  Anim.  Infus,  p.  229.   Tab.  XXXII.   Fig.  12  —  20.   1786. 

Ploesconia  Charon,  Bort,  Encyclop.  meth.  Vers.  1824. 

Enploea  Charon,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.  p.  43,  82.    Taf.  VI.   Fig.  II. 

Euplotes  Charon,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  118.   1835.  p.  164. 

Aufenthalt:    Bei  Paris!,  Copenliagen!  und  Berlin!. 

Diess  Thierchen  ist  eines  der  gewöhnlichsten  in  lange  stehendem  staubigen  Wasser  und  in  Infusionen.  Vielleicht  sind  schon 
Leeüwenhoek's  und  Ellis,  von  mir  zu  Stylonychia  pustulata  gezogene,  Beobachtungen  mit  andern  dort  erwähnten  hierher  zu  be- 
ziehen. Sicher  scheint  Joblot's  Bezeichnung  erst  zu  seyn.  Ferner  mag  man  wohl  (Schrank,  Göze?  und  andere)  diese  häufigere 
Form  oft  Trichoda  Cimeac  genannt  haben,  wie  sie  denn  deutlich  Müller  selbst  nicht  scharf  unterschied,  und  die  ähnlichen  Formen 
des  Seewassers  ohne  Unterschied  Tr.  Charon,  die  des  Süsswassers  Tr.  Cimev  nannte  (vergl.  E.  appendiculatus).  Ich  habe  diese 
Form  auch  im  Ostseewasser  in  Copenliagen   selbst  gesehen,   und  weil  sie   die  gewöhnlichere   ist,   so   halte   ich   sie   für  Müller's  Art. 


3*9 

Bort  sagt  nicht,  dass  er  sie  selbst  gesehen,  und  was  er  berichtet,  ist  von  früheren  beobachtet  oder  gezeichnet.  Schon  Joblot 
erkannte  die  Streifang  des  Panzers  und  das  Verhältniss  der  Bewegungsorgane.  Längstheihing  hielt  Müller  für  Begattung,  und  nur 
die  Queertheilung  für  wahre  Selbsttheilung.  Da  er  von  einer  Vergleichung  mit  Entomostracis  (Lynceus)  und  Oniscis  ausging,  so 
glaubte  er  zuweilen  ein  Auge  zu  sehen,  und  sah  einen  Eiersack  unter  dem  Bauche  hängen,  den  er  auch  abgebildet  hat.  Beides  ist 
nicht  vorhanden,  obschon  der  Leib  zuweilen  durch  volle  Magen  dicker  ist,  und  ein  vorn  dunkler  erfüllter  Magen  oder  ein  Wimperbim- 
del  am  Rande  gar  oft  ein  Auge  vorzustellen  scheint.  Ich  habe  schon  1830  viele  Abbildungen  des  durch  Farbestoffe  entschieden  be- 
zeiclineten  Ernährungsapparats  "sammt  der  Längs-  und  Queertheilung  gegeben,  kenne  jetzt  aber  den  Organismus  noch  weit  specieller, 
weshalb  hier  bestimmtere  neue  Zeichnungen  gestochen  sind.  6  —  7  gekörnte  Rückenleisten  (oft  scheinbar  5),  8  Krallenfüsse  (oft  schein- 
bar 7),  5  ziemlich  gleiche  Griffel,  etwa  30  Wimpern  sind  vorhanden.  Ich  zählte  20  und  auch  40  Wimpern,  fand  aber  ihre  Zahl 
überall  am  schwierigsten  sicher  zu  bestimmen.  Borsten  sah  icli  nicht.  Weisse  Eierchen,  Sexualdrüse  und  contractile  Blase  sind  neuer- 
lich seit  1835  direct  beobachtet.  —  Grösse  %6  —  V24  Linie  bekannt. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XLII.  Fig.  X. 

Fig.  1.  Bauchfläche,  Eierchen,  10  After.  Fig.  2.  Rückenfläche.  Fig.  3.  Rückenfläche,  wirbelnd,  0'  Mund,  t  Drüse,  s  Sexualblase.  Fig.  4.  Sei- 
tenansicht, kletternd.  Fig.  5.  Längstheihing  mit  gegen  einander  gewendeten  Mundstellen,  obere  Hälfte  vom  Rücken,  die  andere  von  der  Bauchseite. 
Ich  sah  es  auch  gleichseitig.    Fig.  6.    Queertheilung,  Rückenseite.    Fig.  7.    zackiges  partielles  Zerfliessen  sammt  dem  Panzer. 

54».     Muplotes  striatus,  gestreiftes  afachenthierclien.     Tafel  XLII.  Fig.  XI. 

E.  testula  oblongo-elliptica,  antica  parte  oblique  leviter  truncata,  uncinis  in  postica  corporis  parte  sola  positis,  striis 

dorsi  4  laevibus. 
Euplote  strie,  ä  carapace  oblongue - elliptique ,  legerement  tronquee  au  bout  anterieur,  ayant  les  cro- 

chets  seulement  ä  la  partie  posterieure  du  corps,  et  4  raics  du  dos  lisses. 

Aufenthalt:    Bei  Wismar  in  der  Ostsee. 

Ich  beobachtete  diese  Art  überaus  häufig  im  Seewasser  von  Wismar  in  Berlin  am  10.  Oct.  1834,  nachdem  es  14  Tage  alt 
war,  mit  Paramecium  Milium.  Ich  hatte  E.  Charon  daneben  und  unterschied  ihn  sogleich.  Am  auffallendsten  ist  die  verschiedene 
Lage  des  Mundes,  bei  Charon  links,  hier  rechts.  Vielleicht  habe  ich  mich  hier  und  bei  der  folgenden  Art  darin  aber  geirrt,  doch 
stimmt  es  mit  Himantophorus ,  wie  Charon  mit  Patella.  Die  linke  Seite  des  Panzers  war  etwas  ausgeschweift,  die  4  Rückcnlei- 
sten  glatt  und  auch  gebogen.  Vorn  sah  ich  gar  keine  Haken,  in  der  Mitte  3—  4  und  hinten  5  —  6  Griffel.  Sie  nahm  Indigo  auf, 
und  ich  zählte  25  —  30  Magen.  Eine  contractile  Blase  war  hinten,  und  Eikörnchen  waren  überall  zerstreut.  War  diess  Müllers 
Himantopus  Charon?  —  Grösse  —  V20  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XLII.  Fig.  XI. 

Fig.  1.    Bauchseite;    Fig.  2.    Rückenfläche;    Fig.  3.    Seitenansicht,  kletternd.     Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

548.  Muplotes  appendicutatus,  gesporntes  Hacnenthiercneii.     Tafel  XLII.  Fig.  XII. 

E.  testula  ovato-oblonga,  utroque  fine  rotundato,  postico  angustiore,  stylis  obliquis,  setis  posticis  quatuor  marginalibus. 
Euplote  a  Operons,  ovale  -  oblong ,   arrondi  aux  deux  bouts,  pourvu  de  styles  obliques  et  de  4  sozes 
au  bout  posterieur  plus  etroit. 

Trichoda  Charon,  MüiierV  Vermium  fluv.  hist.  p.  83.   1773.  nicht  1786. 

Euptotes  appendicmlalws,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1835.  p.  164. 

Aufenthalt:    Bei  Copenhagen  im  Ostseewasser. 

Ich  fand  diess  Thierchen  im  Januar  1836  im  Seewasser  von  Copenhagen  zu  Berlin.  Müller's  Ausdruck:  „puppis  rotun- 
data,  fasciculo  pilorum  inflexo,  pendulo;  prora  angustior,  setis  duabus  vel  tribus  porrectis  imtruitur«  lässt  kaum  zweifeln, 
dass  er  zuerst  mit  dein  Charon  diese  Form  gemeint  habe.  Später  hat  er,  der  Abbildung  nach,  aber  offenbar  mehrere  Arten  verwech- 
selt. Ich  zählte  5  glatte  Panzerstreifen,  20  Wimpern,  4  Griffel,  3  Haken  und  4  Borsten,  sah  viele  Magen  und  weisse  Eierchen 
sammt  einer  runden  mittleren  Drüse.  —  Grösse  V20  Linie.     Lebensart  wie  Charon. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XLII.  Fig.  XII. 

Fig.  1.  und  3.    Bauchfläche?    Fig.  2.    Rückenfläche?    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

549.  Muplotes  truncatus,  gestutztes  afachenthierclieii.     Tafel  XLII.  Fig.  xffl. 

E.  testula  oblonga,  striis  laevibus,  antico  fine  inaequaliter  truncata,   denticulata,   uncinis  crebris,   stylis  rectis  setisque 

insignis. 
Euplote  tronque,   a  carapace  oblongue,  marquee  de  raies  lisses,  inegalement  tronquee  et  denticulee 

au  bout  anterieur,  ayant  de  nombreua>  crochets,  des  styles  droits  et  des  sotes. 

Aufenthalt:    Im  Seewasser  bei  Wismar. 

Die  Form  dieses  Thierchens  ist  eigenthüinlich  parabolisch.  Ich  fand  es  am  14.  Nov.  1834  im  Ostseewasser  aus  Wismar  in 
Berlin,  und  wieder  am  1.  Mai  1835  in  demselben.  Es  ist  sehr  durchsichtig  und  hat  besonders  rechts  eine  grosse  durchsichtige  3eckige 
Stelle'als  Mundöffnung.  Das  vordere  Ende  ist  ungleich  abgestutzt  und  hat  links  einen  Weinen  spitzen  Zahn  als  Vorragung  der  Leiste. 
Der  Mund  ist  links.  Daneben  sind  vorn  6  Haken  und  ein  7ter  in  der  Mitte,  5  Griffel,  4  Randborsten  hinten.  Glatte  Panzerstreifen 
sah  ich  6.     Ausserdem  sind  Eierchen,  Magenblasen  und  eine  contractile  Blase  beobachtet.  —  Grösse  V20  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  XLDI.  Fig.  XIII. 
Fig.  i.    Rückenfläche;    Fig.  2.    Seitenansicht;    Fig.  3.    Bauchfläche.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 


380 

550.  XJuplotes  mono styhts,  geschwänztes  Utochenthierclieii«     Tafel  XLII.  Fig.  XIV. 

E.  testula  elliptica,  utrinque  rotundata,  nee  striata,  xmeinis  nullis,  stylo  singulo  caudatus. 

Euplote  monostyle^  ä  carapace  elliptique,  arrondie  au&  deu&  bouts,  sans  raies,  ayant  im  seid  style 
en  forme  de  queue>  point  de  crocliets. 

Aufenthalt:    Bei  Wismar  in  der  Ostsee. 

Diese  sehr  ausgezeichnete  Art  mag  wohl  später  als  besondere  Gattung  abzutrennen  seyn.  Der  Panzer  ist  unten  mehr  geschlos- 
sen und  hat  daselbst  vorn  einen  flachen  Ausschnitt  und  rechts  seitlich  eine  enge  Spalte  für  die  Wimpern,  ebenso  hinten,  wie  es  schien, 
eine  Oeffnung  für  den  einzelnen  Griffel.  Sie  hat  überdiess  2  Sexualblasen  und  keine  Hakenfüsse.  Sonst  ist  sie  in  Bewegung  und  Le- 
bensweise den  andern  ähnlich.  Ich  sah  auch  Queertheilung,  und  es  erfolgte  leicht  Farbeaufnahme  in  viele  kleine  Magen.  Eiereken  und 
Drüsen  blieben   unklar.     Beobachtet  am  24.  August  und  im  September  1834  im  Seewasser   zu  Wismar.   —    Grösse  V40  —  V24  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XLII.  Fig.  XIV. 

Fig.  1.    Rückenseite  des  jüngeren  Thieres;     Fig.  2.     Seitenansicht;     Fig.  3.     Bauchfläche  des  älteren;     Fig.  4.    Seitenansicht;     Fig.  5.    queere  Selbst- 
theilung,  s  männliche  Sexualblase.    300malige  Linearvergrösserung. 

551.  Muplotes  aculeatus,  stachliges  IVaclientliierelieii.     Tafel  XLII.  Fig.  XV. 

E.  testula  oblonga,  utrinque  rotundata,  subquadrata,  dorsi  cristis  duabus,  altera  medio  aculeo  brevi  insigni. 

Euplote  epineuw^  a  carapace  oblongue,  arrondie  au&  deuao  bouts9  presque  quarree^  ayant  deute  cre- 
tes  au  dos,  dont  Vune  porte  u?i  aiguillon  au  milieu. 

Aufenthalt:    In  der  Ostsee  bei  Kiel. 

leb  fand  das  Thierchen  am  9.  Sept.  1834  im  Seewasser,  welches  mir  Herr  Dr.  Michaelis  mit  Leuchtthierchen  von 
Kiel  nach  Wismar  sandte,  in  wenigen  Exemplaren  mit  Peridiniam  acuminatum.  Die  Krümmung  des  Häkebens  am  Rücken  sah  rück- 
wärts. Es  hat  Wimpern,  viele  (6 — 8)  auf  der  Baucbfläche  zerstreute  Haken,  und  schien  auch  4 — 5  Griffel  zu  haben,  doch  blieben 
diese  Details  unklar;  auch  sah  ich  von  andern  Organen  nur  viele  Magenzellen  deutlich.  War  diess  Thiercben  vielleicht  Müllers  Ke- 
rona  Mastellum?  —  Grösse  — */36  Linie. 

Erklärung  der   Abbildungen    Taf.  XLII.   Fig.  XV. 

Fig.  1.    Seitenansicht;    Fig.  2.    halb  von  hinten;    Fig.  3.     ganz  von  hinten;     Fig.  4.    Rückenfläche.     Vergrösserimg  300mal  im  Durchmesser. 

55£.     XJuplotes  turritus,  Cliiiiesenmütze.    Tafel  XLII.  Fig.  XVI. 

E.  testula  suborbiculari,  laevi,  dorsi  aculeo  medio  longissimo  erecto. 

Euplote   Toumelle,   a  carapace  lisse,  presque  orbiculaire,    ayant  un  aiguillon  tres-long  et  debout 
au  milieu  du  dos. 

Ewplotes?  turritus,  Abhandl.  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1831.   p.  118. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  Wismar  im  Siisswasser  und  Seewasser. 

Schon  im  August  1828  beobachtete  und  zeichnete  ich  diess  auffallende  Thierchen  bei  Berlin  zwischen  Conferven,  allein  erst, 
nachdem  ich  es  öfter  wieder  gesehen,  nahm  ich  es  1831  zweifelhaft  als  Art  dieser  Gattung  auf.  Seitdem  habe  ich  es  wieder  und  zahl- 
reich bei  Wismar  mit  Aspidisca  Lynceus  auch  im  Seewasser  gefunden,  namentlich  häufig  am  19.  Nov.  1834,  und  da  sah  ich  ausser 
den  Magenblasen  5  hintere  Griffel,  5  vordere  Haken,  und  neben  dem  leicht  gekrümmten  sehr  spitzen  Rückenstachel  eine  contractile 
Blase.  Vorn  hatte  der  Körper  einen  nasenartigen  Ausschnitt,  wie  der  Lynceus.  Die  grosse  Schnelligkeit  erlaubte  nicht,  in  den  ein- 
zelnen kurzen  Momenten  der  Ruhe  die  Wimpern  zu  erkennen.  Die  frühere  Berliner  Form  hatte  einen  kürzeren,  abgestutzten  Stachel. 
Ob  zu  Aspidisca  zu  stellen?  —  Grösse  Vßo  —  V36  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  XLII.  Fig.  XYI. 

Fig.  1.    Seitenansichten;    Fig.  2.    Rückenfläche;    Fig.  3.   halb  gewendet,  sämmtlich  Formen  der  Ostsee.    Fig.  4.   Berliner  Thierchen  von  1831.    Ver- 
grösserung  wie  vorige. 

553.     Euptotes  Cimeoo,  glattes  UFachentliiercIieii.     Tafel  XLII.  Fig.  XVII. 

E.  testula  oblonga,  elliptica,  laevi,  ciliis,  stylis  uncinisque  munitus. 

Euplote  lisse,  d  carapace  oblongue^  elliptique^  lisse^  pourvu  de  cils^  de  styles  et  de  croc/iets. 

Trichoda  Cimex%  Müller,  Vegge  luus  -  Spilleren ,  Vermium  fluv.  bist  p.  84.  1773.     Nye  Saml.  af  Dansk.  Vidensk.  Saelsk.  Skrift. 

II.  p.  270.  III.  p.  32.     Animalc.  infus,   p.  231.    Tab.  XXXII.  Fig.  21—24.   1786. 
Trichoda  Cimex,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  97.  1803. 

Coccudina  Cimex,  Bort  de  St.  Vincent,  Encycloped.  method.  Vers.  1824.  p.  540.    Dict.  class.  Microscopiques. 
Coccudina  Cimex,  Hemprich  u.  Ehrenberg,  Symbolae  physicae.    Evertebrata  I.    Phytozoa  I.    Tab.  III.  Maris  rubri.  Fig.  7.    1828. 
Stylonychia?  Cimex,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1829.   p.  12,  17. 
Ewplotes  Charon,  Hemprich  u.  Ehrenberg,  Symbolae  physicae.     Text  1831.    Fol.  c.  2.  ß. 

Aufenthalt:    Bei  Copenbagen,  Landsbut,  Berlin  und  im  Seewasser  bei  Tor  im  rothen  Meere  beobachtet. 

Diese  Art  bedarf  noch  einer  schärferen  Feststellung,  da  es  noch  keine  einzige  hinreichend  scharfe  Beobachtung  dafür  giebt, 
vielmehr  alle  bisherigen  leicht  aus  zu  flüchtiger  Betrachtung  des  E.  Charon  entstanden  seyn  könnten.  Freilich  habe  ich  auch  bei  Ber- 
lin dergleichen  ganz  glatte  Formen  gesehen,  wie  sie  Müller  gezeichnet  hat,  allein  ich  sah  auch  oft,  wie  schon  Müller  selbst  be- 
merkt, dass  dergleichen  scheinbar  glatte  Thierchen  beim  Verdunsten  des  Wassers  ihre  Streifungen  erst  erkennen  lassen,  die  keines- 
wegs blosse  Runzeln  sind.     Müller  beobachtete  gleiche  Queertheilung,    die  er  für  Begattung  hielt,   und   sah,   dass   ein  Tropfen  See- 


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wasser  sie  tödtete.  Er  sagt  dabei  selbst:  „Charonti  nimis  similis«  und  jenes  Experiment  scheint  um  so  weniger  entscheidend,  als  er 
sie  auch  in  salzigem  Mistwasser  fand.  Göze  hat  sein,  1777  für  Trich.  Cimea  gehaltenes,  Thierchen  selbst  1778  (Neueste  Manniehfal- 
tigkeiten,  I.  p.  710.)  als  Stylonych.  Mytilus  angesehen.  Joblot's  gestreiftes  Thierchen  war  E.  Charon.  Was  die  arabische  Form 
anlangt,  so  hat  sie  manches  specielle  Interesse.  Ich  habe  1828  sie  zu  Borys  Coccudina  gestellt,  1829  aber  frao-Iicli  zu  Styl- 
onychia  gezogen,  weil  ich  bei  diesen  irrig  ein  Rückenschild  zu  sehen  glaubte.  Seitdem  habe  ich,  das  beobachtete  Schildchen  festhal- 
tend, 1831  die  Form  mit  Euplotes  Charon  vereinigt.  Neuerlich  habe  ich  aber  für  besser  gehalten,  auch  die  nicht  beobachtete  Strei- 
fung hervorzuheben,  und  die  Form  lieber  zu  der  ebenfalls  zweifelhaften  Trichoda  Cimetc  ferner  zuzugesellen,  wie  ich  es  anfangs  für 
recht  hielt.  Die  ausführliche  lateinische  Beschreibung  meines  Tagebuches  von  Tor  habe  ich  in  den  Symbolis  physicis  abdrucken  las- 
sen. Ich  habe  sie  damals  mit  vieler  Aufmerksamkeit,  aber  zu  schwacher  Vergrösserung,  beobachtet  und  als  durchaus  verschieden 
vom  Discocephalus  angesehen,  den  ich  gleichzeitig  vor  mir  hatte.  Ich  zählte  1823  12  Wimpern  vorn,  hinten  4  längere  Griffel  und 
am  Bauche  4  kürzere  Hakenfüsse.  Im  Innern  sah  ich  Zellen  (Magenbläschen).  Ich  vermuthete  sogar  eine  gefressene  Navicula  im 
Innern  zu  sehen.  Sie  fand  sich  auf  meiner  Reise  mit  Dr.  Hemprich  in  Tor  am  Sinai  Arabiens  im  November  1823  in  8tägigem,  ab- 
sichtlich zur  Infusorienbeobachtung  hingestellten,  bestäubten  Seewasser  (vergl.  1829).  —   Grösse  der  von  Tor  Vaa  — V24  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Tafel  XLII.    Fig.  XVII. 

Fig.  1.     ßiiuchfläche;     Fig.  2.     Seitenansicht;     Fig.  3.     Rückenfläche.     Vergrösserung  100m al  im  Durchmesser.     Zeichnung  und  Beobachtung  aus  Ara- 
bien von  1823. 


Nachtrag    zur   Gattung    Euplotes. 

Die  2 —  3,    von  Bory  de  St.  Vinceät  1824  für  Formen  dieser  Gattung  gebildeten,    Gattungen  Ploescoma,    Coccudina 
und  Tribulina  haben  folgende  Synonyme  ihrer  Arten:  Ploesconia  1)  Area  =  Himantophorus  Charon;  2)  PL  Charon  =  Eu- 

C\    Cicada  = 
Euplotes  Pa- 


Aspidisca  ? 


Zweiter  Nachtrag    zur  Familie  der  Bacillarien. 

Von  Brebisson  und  Godey  ist  im  Jahre  1835  eine  fleissige  und  dankenswerthe  Aufzählung  der  Algen  von  Falaisc  in  Frank- 
reichs Normandie  bekannt  gemacht  worden,  worin,  nach  Agardhs  und  Kützings  Weise,  auch  die  Bacillarien  als  Pflanzen  aufgenom- 
men worden  sind.  Ich  habe  sie  zu  spät  zur  Ansicht  bekommen,  um  an  ihrem  Orte  diese  Zusätze  und  Benennungen  einzuschalten.  Sie 
haben  das  Interesse  der  Lokalität  als  geographischen  Verbreitungspunkt.  Die  Abbildungen  sind  nicht  elegant,  aber  doch  kenntlich,  nur 
fast  alle  nicht  hinreichend  vergrössert.  Auf  Kützings  Synonyme  ist  besonders  Rücksicht  genommen,  und  auch  dessen  Irrthiiiner,  so 
wie  seine  Zeichnungen,  sind  öfter  ganz  oder  doch  fast  copirt.  Auch  sind  die  Salzcrystalle,  welche  Kützing  Micrasterias  cruciata 
und  parado&a  nannte,  aufgenommen  und  durch  Binatella  Calcitrapa  vermehrt.  Gonium  pectorale  ist  als  Trochiscia  pectora- 
lina  beschrieben.  Auf  die  von  mir  seit  1830  gegebenen  Namen  derselben  Körper  ist  keine  Rücksicht  genommen.  Eine  neue  Gattung 
mit  dem  Namen  Binatella  umfasst  19  Arten;  es  sind  aber  Des  midien,  Staurastra,  Xanthidien  und  Salzcrystalle.  Folgendes 
ist  das  critische  Verhältniss  von  134,  als  Pflanzen  verzeichneten,  Thierarten  von  Falaise   sammt  den  Homonymen: 

1)  Achnanthes  etcilis; 

2)  Binatella  aculeata:  Xanthidium  fascic;  3)  B.  b  aciliar  is?  ;  4)  B.  calcitrapa:  Crystalli;  5)  B.  cruciata: 
Staurastrum  cruc?  ;  6)  B.  dejeeta? ;  7)  B.  duplicata:  Desmidium  Swartzii;  8)  B.  hispida:  Xanthidium  hirsutum  et  Sphaer- 
astrum  hispid.? ;  9)  B.  ineurvata? ;  10)  B.  ineus?  ;  11)  B.  muricata? ;  12)  B.  muiica:  Desmidium  Swartzii;  13)  B.  prae- 
morsa?  ;  14)  B.  retusa?  ;  15)  B.  rotundata?  ;  16)  B.  tetracantha?  ;  17)  B.  tetracera:  Staurastrum  parad.;  18)  B.  tri- 
cornis:  Desmidium  Swartzii ;  19)  B.  tricuspidata:  Desmidium  aculeatum? ;  20)  B.  tumida? ; 

21)  Closterium  (Acus):  rostratum;  22)  CL  (baculum):  Trabecula;  23)  Cl.  {lamellosum) :  Digitus?,  Trabe- 
cula?  ;   24)   Cl.  (Leibleini):  Lunula;   25)  Cl.  Lunula;  26)  CL  (subrectum):  acerosum?  ;  27)  CL  (tenue):  Dianae?  ; 

28)  Cymbella  adnata:  Eunotia  tVestermarmi;  29)  C*  apperidiculata:  Navicula  amphisbaena? ;  30)  C.  avena- 
cea:  Nav.  gracilis;  31)  C.  copulata:  Cocconema  Cistula;  32)  C  cymbiformis:  Cocconema;  33)  C.  fulva:  Cocconema  ; 
34)  C.  gastroides:  Cocconema  cymbifi;  35)  C.  geminata:  Cocconema;  36)  C.  inflata:  Coccon.  gibbum? ;  37)  C.  incrassnta: 
Nav.  gibba?;  38)  C.  maculata:  Cocconema;  39)  C.  oUvacea:  Gompho?iema;  40)  C  operculata:  Pyccidicula;  41)  C.  Ma- 
lis: Cocconema?,  Navicula?;  42)  C.  pieta:  Eunotia  turgida? ;  43)  C.  5- punctata:  Nav.  Librile;  44)  C.  Solea:  Idem; 
45)  C.  ventricosa:    Cocconema  gibbum; 

46)  Desmidium   aptogonum:    Aptogonum  Desmidium^  Nov.  Genus? ;   47)   D.  cylindricum:  Arthrodesmus ;   48) 

D.  mueosum:    Odontella  Desmidium  et  Tessararthra  ßliformis;   49)  D.  Swarteii  PL  IL;   50)  D.  (Swartzii  PL  V.):  bifi- 
dum;   51)  D.  vertebratum:  Odontella  unidentata; 

52)  Diatoma  elongatum:  Bacillaria  eL  et  tabellaris;  53)  D.  fenestratum:  Bacillaria  pectinalis?  ;  54)  D.  floc- 
culosum:    Idem;    55)  D.  tenue:   Bacill.   euneata;   56)  D.  vulgare:    Bac.  vulg.?  ; 

57)  Encyo7iema  parado&um:  Gloeonema; 

58)  E&ilaria  crystallina:  Synedra  Ulna;  59)  E.  curvata:  Syn.  lunaris;  60)  E.  rubiginea:  Podosphenia? ;  61) 

E.  truncata:  Synedra  fasciculata? ;  62)  E.  Vaucheriae:  Syn.  Ulna;  63)  E.  viridescens:  Syn.  Ulna?; 

64)  Fr  agilar ia (capucinaBEsm  aziekes):  rhabdosoma; 65) F.  (hiemalis) : pectinalis;  66)  F.  (pectinalis) : rhahdmoma ; 

96 


38» 

67)  Frustulia  acnia:  Aciculae  Spongillae?  ;  68)  F.  aequalis:  Synedra? ,  Fragilaria? ;  69)  F.  anccps:  Navi- 
cula gracilis?;  70)  F.  major:  Navic.  viridis;  71)  F.  multifasciaia:  Nav.  gracilis?;  72)  F.  oblonga:  Nav.  gracilis?;  73) 
F.  obtusa:  Nav.  viridis  juvJ ,  Synedra? ;  74)  F.  pellncida:  Navic;  75)  F.  punctata:  Nav.  viridis?;  76)  F.  splendens: 
Synedra  Ulnu;  77)  F.  subquadrata:  Meridian  v er male? ;  78)  F.  subtilis:  Nav.  Actis? ;  79)  F.  subulata:  Closterium  rostrJ ; 
80)  F.  tenuissima:  Fragil,  rhabdos.;  81)  F.  Ulna:  Idem; 

82)  Gomphonema  (Clavus):  acuminalum;  83)  G.  {curvatum):  minutissimum  ;  84)  G.  {dichotomiim):  gracile; 
85)  G.  {geminatum):  truncatum;  86)  G.  (pohliaeforme) :  minutissimum;  87)  G.  rostratum:  Cocconema?;  88)  G.  semi- 
ellipticum:  Cocconema  lanceolatum? ;   89)  G.  simplecc:  Cocc.  cymbi forme? ;    90)    G.    {subramosum):  truncatum; 

91)  Heterocarpella  binalis:  Euastrum  verrucosum?  ;  92)  H.  bioculata:  Euastr.  inlegerrimum?  ;  93)  //.  po- 
lymorpha:  Euastr.  ansatum;  94)  H.  letrophthalma:  Euastr.  Botrytis; 

95)  Meloseira  minutula  Chauvin:  Gallionella  ferruginea? ;  96)  M.  moniliformis:  Gallion.  aurichalcca?  ;  97) 
M.  orichalcea:  Idem;  98)  M.  subfleccilis:  Gallion.  varians;  99)  M.  varians:  Idem; 

100)  Meridian  {circulare):  vemale; 

101)  Micrasterias  cruciata:  Zwillingscrystalle  eines  Salzes;  102)  M.  deniieulata  {Echinella  rolata  Greville, 
Brit.  Flora  2.  p.  398):  Euastrum  Rota;  103)  M.  heliactis:  Alge;  104)  M.  margaritifera:  Euastrum;  105)  M.  paradocca: 
Salzcrystalle;  106)  M.  (reuicarpa):  heptactis;  107)  31.  ricciaeformis :  Euastrum;  108)  M.  (selenaea):  Bonjana;  109)  M. 
sinuata   {Echinella  oblonga  Greville  ibid.):  Euastrum  Pecten; 

110)  Scenedesmus  bilumdatus:  Arthrodesmus pectinatus ;  111)  Sc.  dimorphus:  Idem;  112)  Sc.  duplex:  Arthr. 
acutus;  113)  Sc.  Leiblcini:  Arthr.  quadric.  ecaudis;  114)  Sc.  minor:  Idem;  115)  Sc.  moniliformis:  Tessar arthr a;  116) 
Sc.  octodacrys? ';  117)  Sc.  ovaltemus?;  118)  Sc.  pectinatus:  Arthrod.;  119)  Sc.  q  uadr  alter  nus:  Arthr.  acutus;  120)  Sc. 
quadricauda:  Arthrod.  quadricaudatus ;  121)  Sc.  quadrirenalis :  Micrasterias? ',  Euastrum?;  122)  Sc.  stomatomorphus : 
Odontella?;  123)  Sc.  tetradacrys? ;  124)  Sc.  tetrapenion? ; 

125)  Sigmatella  acuminata:  Navicula  Sigma;  126)  £.  attenuata:  Nav.  Hippocampus;  127)  S.  Nitxschii:  Nav. 
sigmoidea;  128)  *S".  vermicnlaris:  Nav.  curvula?  ; 

129)  Surirella  biseriata:  Nav.  bieeps; 

130)  Trochiscia  bijuga:  Tessararthra ;  131)  T.  dimidia/a:  Pyxidicula? ;  132)  T.  pectoralina:  Gonium  pe- 
ctorale;    133)    T.  quadrijuga:   Sphaerastrum? ,    Tetraspora  lubrica? ;    134)  T.  solitaris:    Tessararthra. 

Die  Gattung  Aptogonum  würde  sich  bei  Odontella  anreihen  als  ein  Desmidium  mit  Zapfen  an  den  Ecken  ohne  Mittelcanal. 
Die  Gattung  Motellina  von  Serres    (Comptes  rendns  de  V Institut  de  Paris,    18.  Juill.  1836)    war   wohl  Euastrum 
oder  Micrasterias. 

Sehr  auflallend  ist  eine,  von  dem  gelehrten  Plott  1683  in  den  Soolwässern  von  Staflbrdshirc  gemachte,  Beobachtung,  wo- 
nach der  Sandgehalt  (Pfannenstein?)  der  englischen  Soolwässcr  von  lebendigen  prismatischen  (Bacillarien  -  )  Tliierchen  herkäme  {A  Na- 
tural history  of  Stoff ordshire,  p.  96.). 

Man  vergleiche  auch  Mohl  über  die  Symmetrie  der  Pflanzen,  Rcgensburger  bot.  Zeitung,  Juli  1837.  p.  388.  Der  sehr  ver- 
diente Verfasser  betrachtet  Achnanthes,  Meridion,  Diatoma  und  Frustulia  {Navicula)  immer  fort  als  Pflanzen,  ohne  auf  die  wich- 
tigen Gegengründe  einzugehen,  und  erkennt  ebenfalls  darin  ein  deutlich  Rechts  und  Links,  wie  bei  den  Thieren.  Sollten  aber  wohl 
Pflanzen,  welche  Rechts  und  Links,  Mund,  Magen  und  Füsse  haben,  fressen  und  kriechen,  nicht  geradehin  desshalb  eben  zu  den  Thie- 
ren zu  zählen  seyn?  Fänden  sich  diese  Characterc  bei  allen  Pflanzen,  würde  man  dann  nicht  alle  Pflanzen  mit  allem  Rechte  zu  den 
Thieren  zählen? 


Kurze  Uebersieht  über  die  Entwicklung  der  Kenntnisse  von  der  Paarung  und  Fortpflanzung 
der  Magenthierchen  durch  Selbsttheilung,  Knospen  und  befruchtete  Eier. 

Schon  Leeuwenhoek  sah  von  1680  an  öfter  die  Verbindung  zweier  Tliierchen  im  Pfefferwasser  und  hielt  es  für  Paarung: 
ac  ubi  duo  animalcula  sibi  invicem  implicita  natantia  aut  decumbentia  viderem,  tuue  ea  coire  {mihi  videbatur),  „und 
wo  ich  2  Tliierchen  sich  umschlingend  schwimmen  oder  ruhen  sah,  hielt  ich  es  für  Paarung"  {Experimenta  et  Contemplat.  p.  22. 
Epist.  ad  Hookium,  vergl.  Chilodon  Cucullidus).  Derselbe  sagt  ebenda  p.  255.  1692:  videbam  multa  ecc  Ins  animalculis  in 
cottu  constttuta  ac  dm  tn  eo  statu  manere  —  adeo  ut  nunc  manifestius  ac  unquam  antea  horum  animalculorum  vide- 
rem eoztum,  „ich  sah  viele  von  diesen  Tliierchen  in  der  Paarung  und  darin  lange  verweilen  —  so  dass  ich  nun  klarer  als  irgend 
vorher  die  Paarung  dieser  Tliierchen  beobachtet  habe"  (vergl.  Stylonychia  pustulata).  Aehnliches  sagt  er  Continuat.  Are.  natu- 
rae  p.  21.  1795.  und  p.  36.  Ebenso  verglich  bei  Stylonych.  pustulata  der  Anonymus  von  1703  die  gesehene  Erscheinung  zwei 
zusammenhängender  Tliierchen  mit  der  Paarung  der  Fliegen,  und  Joblot,  welcher  es  1718  bei  Stylonychia  pustulata,  Oxy- 
tricha  Pullaster,  Colpoda  Cucullus  und  Chilodon  Cucullulus  sah,  hielt  es  auch  für  Paarung,  wie  Baker  1742.  Erst  durch 
Tremblets  vortreffliche  Beobachtungen  der  Glocken  tliierchen  (Vorticcllen)  1744  wurde  bekannt,  dass  diese  letzteren  sich 
zur  Vermehrung,  ihrer  ganzen  Länge  nach  wiederholt  in  2  Theile  theilcn,  die  Trompetentierchen  {Stentor)  aber  eine  schiefe 
Queertheilung  eingehen.  Seitdem  sind  diese  Verhältnisse  vielseitig  gesucht  und  erkannt  worden.  Zwar  hielt  der  Pater  Beccaria  iu 
Turin  1765  noch  ein  solches  Doppelthierchen  der  Stylonychia  pustulata  für  in  der  Paarung  begriffen,  aber  Rösel  sah  1755  die 
allmälig  vor  sich  gehende  Selbsttheilung  beim  Proteus,  Amoeba  diffluens,  und  Saussure  erkannte  durch  genaue  Beobachtung  der 
allmäligen  Veränderung  bei  2  Arten  1765,  dass  Beccarias  Beobachtung  keine  Begattung,  sondern  eine,  den  Infusorien  wie  den 
Strausspolypen  {Vorticelld)  eigentümliche,  Vermehrungswcise ,  eine  Trennung  sey  (Spallanzani  ,  Opusc.  di  fisica  anim.  I. 
p.  148,  149.).  Ellis  machte  dann  1769  schon  mehrfache  Beobachtungen  von  spontaner  Queertheilung  als  Fortpflanzungsweisc ,  bei 
Amphtleptus  Fasciola,  Paramecium  Aurelia,  Chilodon  Cucullulus,  Leucophrys  piriformis?,  Trichoda  pura  und  einer  Mo- 
nade. Vielseitig  erkannte  dasselbe  Otto  Friedr.  Müller  schon  1773  bei  Monas  Lens,  Enchelis  Seminulum,  Cyclidium 
Glaucoma,  Paramecium  Aurelia,  Vorticella  crateriformis  und  Fort,  racemosa  immer  als  Tlieilung,  aber  bei  Trichoda  Lyn- 


_ —    383    

cens  glaubte  er  doch  eine  wirkliche  Paarung  zu  beobachten.  Spallanzani  und  Colombo  sahen  ebenfalls  Doppelgestalten,  allein  sie 
erkannten  dieselben  mit  Sicherheit,  wie  Saussure,  als  Folge  der  Sclbsttheilung,  welche  nach  Trembiets  Entdeckung  eine  beson- 
dere Art  der  thicrischen  Fortpflanzung  bildet.  Spallanzani  sali  1776  14  Arten  von  Infusorien  in  Sclbsttheilung.  Er  sah  Längs- 
theilung wie  Trembley,  Queertlieilung  wie  Saussure,  und  noch  überdiess  entdeckte  er  die  Knospenbildung  bei  Vorticellen.  Dass 
die  Theilung  nicht  ein  unfreiwilliges  Zerstückeln  durch  Verletzung  oder  ein  Platzen  zum  Freilassen  der  Brut  sey,  wie  Ellis  meinte, 
hat  er  schon  gründlich  befestigt  (Spallanz.  /.  c.  p.  155.  ser/.).  Corti  glaubte  1774,  wie  Saussure,  eine  Viertheilung  bei  2  be- 
haarten Thieren  zu  sehen,  allein  kein  späterer  Beobachter  hat  diese  auffallende  Nachricht  der  sonst  treuen  und  bedächtigen  Beobachter 
bisher  bestätigen  oder  erläutern  können,  denn  jene  Thierchen  konnten  keine  Polytoma  oder  Chlamidomonas  seyn  (Qsservaz.  microsc. 
p.  73.).  Gleichen  nannte  die  gesehene  Verbindung  1778  wieder  Paarung,  aber  ohne  scharfe  Beobachtung.  Eine  sehr  genaue  Beob- 
achtung einer  solchen  Queertlieilung  machte  Köhler  in  Dresden  1781  wieder  an  Stylonychia  pustulata  bekannt.  Eichhorn  sah 
die  Sclbsttheilung  bei  Actinophrys  Sol  1783.  Ungeachtet  aber  dieser  und  anderer  so  mannigfacher  sorgfältiger  Beobachtungen  blie- 
ben doch  in  Müllers  Opus  posthunium  von  1786  auffallende  Unsicherheiten  und  Widerspruch,  wozu  mit  beitragen  mochte,  dass  einige 
Beobachter,  auch  Leeuwenhoek  und  Wrisberg,  noch  ein  Verschmelzen  kleiner  Infusorien  zu  grösseren  gesehen  zu  haben  meinten. 
Müller  sagt  in  seinem  nachgelassenen  Werke  bei  9  Infusorienarten,  dass  er  ihre  Paarung  gesehen,  ausdrücklich,  und  unterscheidet 
sie  von  der  häufigeren  Sclbsttheilung.  Es  sind  Vibrio  Fasciola,  Paramaecium  Aurelia,  Trichoda  Cimetc,  Lynceus,  Prisma, 
ignila,  aurantia  und  Kerona  Vannus;  ganz  umständlich  spricht  er  sogar  vom  getrennten  doppelten  Geschlecht  bei  Trichoda  CAa- 
ro?i.  Völlig  im  Widerspruche  nun  mit  diesen  Nachrichten  ist  dagegen,  was  er  in  der  Vorrede  p.  XI  und  XII  desselben  Werkes 
sagt,  wo  er  die  Beobachter,  welche  von  Paarung  und  Verschmelzung  sprechen,  scharf  tadelt,  weil  sie  die  Sclbsttheilung  für  Paarung 
gehalten.  Er  sagt  in  der  Note:  Juncta  vidi  saepissime,  at  observatio  pertinacc  successivam  partitionem  —  copulam  nu-llam 
doeuit,  „Doppelthiere  habe  ich  oft  gesehen,  aber  eine  anhaltende  Beobachtung  zeigte  mir  allmälige  Trennung  —  nie  eine  Paarung» u 
Dagegen  sagt  er  ebenda  p.  VI:  quid,  quod  coitum  paucissimoriim  vize  dubium,  (addam),  „ich  bemerke,  dass  sogar  die  Paa- 
rung bei  einigen,  wenn  auch  sehr  wenigen,  kaum  zweifelhaft  ist."  Nun  sind  zwar  in  der  neueren  Zeit  die  Theilungscrscheinungen 
wieder  beobachtet,  aber,  ausser  von  Gruithuisen  1812  in  dessen  Beiträgen  zur  Physiognosie,  von  Niemandem  mit  hinreichender  Ver- 
grösserung  überzeugend  revidirt  worden.  Gruithuisen's  Abbildungen  des  Chilodon,  der  Stylonychia  u.  s.  w.  zeugen  von  intensiver 
Beschäftigung  mit  dem  Gegenstande,  aber  er  sah  keine  Paarung,  nur  Sclbsttheilung  in  allen  Richtungen.  Seit  1830  habe  ich  meine 
eigenen,  auf  den  innern  Organismus  gelenkten,  Beobachtungen  auch  über  die  Sclbsttheilung  bekannt  zu  machen  angefangen,  und  es  hat 
kein  früherer  Beobachter  ebensoviel  directe  Beobachtungen  angestellt.  Es  giebt  aber  hiernach  durchaus  keine  Verschmelzung  noch  Paa- 
rung, wenn  sich  auch  zufällig  einzelne  Thierchen  an  einander  anklammern.  Alle  Individuen  haben  vielmehr  bei  den  zahlreichen, 
der  intensiven  Nachforschung  bisher  zugänglich  gewesenen,  Arten  einen  so  überzeugenden,  in  den  Tafeln  dargestellten,  Hermaphrodi- 
tismus in  ihren  Organen  selbst  erkennbar  werden  lassen,  dass  die  Frage  von  getrenntem  Geschlecht  und  Paarung  verneinend  hier  als 
gelöst  erscheinen  dürfte.  Auch  die  bei  einigen  Mollusken  bekannte  Paarung  hermaphroditischer  Thiere  ist  mir  nicht  vorgekommen. 
Gerade  Queertlieilung  und  Längstheilung,  die  ich  bald  gleich,  bald  ungleich  sah,  kann  man  jetzt  als  fast  allgemeinen,  wenn  auch  noch 
nicht  überall  beobachteten,  Character  der  Magenthierchen  annehmen.  Schiefe  Queertlieilung  ist,  ausser  bei  Stentor,  auch  bei 
Chlorogonium  und  Arthrodesmus.  Knospen  entdeckte  Spallanzani  bei  Vorticellen,  Gruithuisen  sah  sie  1812  wieder  und 
ich  habe  sie  ebenda  und  auch  bei  Dinobryon  und  Stylonychia  pustulata  erkannt.  Durch  die,  seit  1832  von  mir  in  den  Abhandl. 
d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  nachgewiesene,  1835  aber  ebenda  durch  Vergleichung  mit  grösseren  Thieren  wissenschaftlich  festgestellte,  An- 
wesenheit von  männlichen  Sexualdrüsen  und  Eiern  in  allen  Individuen  der  Arten,  und  deren  Verhalten  bei  der  Selbsttheilung  glaube  ich 
eine  wissenschaftlich  feste  Basis  für  diese  Untersuchungen  und  Meinungen  gewonnen  zu  haben,  und  die  Existenz  der  Befruchtung,  welche 
Schweigger  noch  1820  als  wichtigen  Gegengrund  gegen  das  Anerkennen  von  wahren  Eiern  ansah,  findet  in  diesen,  auch  durch  die  merkwür- 
digen contractilen  Blasen  gesicherten,  Verhältnissen  so  lange  eine  unläugbare  starke  Stütze,  bis  völlig  nachgewiesen  seyn  wird,  dass 
die  von  mir  für  Eier  gehaltenen  Körnchen  entweder  wirklich  monadenartige  Junge  ausschlüpfen  lassen,  oder  bis  eine  bestimmt  zu  er- 
weisende andere  Natur  derselben  festgestellt  seyn  wird.     Meinungen  ohne  scharfe  Beobachtungen  haben  freilich  hierbei  gar  keinen  Werth. 


>0G^= 


CLASSE     DER     RAEDERTHIERE. 

Rotatorla*    Rotatoires. 


CHARACTER:    Animalia  emedullaria,   asphycta,   tabulata,   forma  definita,  androgyna,  rotatoria,   pseudo- 

poda,  processu  pediformi  singulo  aut  nullo. 

Medulla  spinali  carentia,    vasorum  pulsu  destituta,   intestino  simpliciter  tubuloso,    nee  fissa   nee  gemmipara,    sin- 
gtila  sexus  utriusque  organis  et  organis  rotatoriis  instrueta,  vere  articulatis  pedibns  orba. 

CARACTERE:  Animmix  sans  moelle  epiniere^  sans  pulsatiom  des  vaisseaux^  ayant  un  canal 
alimentaire  simple  tubuleux^  la  forme  definie  (ni  gemmes  ni  division  spontanee)^  ä 
double  sexe  reuni >  pourvus  $  organes  rotatoires  et  depourvus  de  vrais  pieds  articu- 
leS)  ayant  souvent  un  seul  faux-pied. 

Rädert hiere  sind  rückenmarklose  und  pulslose  Thiere  mit  einfach  schlauchförmigem  Ernährung s- 
canal,  den  Insecten  und  Rückenmarkthieren  gleich  abgeschlossener  Form,  mit  doppeltem  vereinten 
Geschlecht  und  Räder  Organen  5  ohne  wahre  Gelenk  -Füsse  und  meist  mit  einem  einzelnen  Scheinfusse. 


Rotatoria 

sunt: 
Polygastrica  tubulata,  nunquam  dividua; 

Acalepliae    tubulatae,  organis  rotatoriis; 

Itfematoidea  organis  rotatoriis,  et  androgyna ; 

Bryozoa    nunquam  gemmipara; 
Mollusca   asphycta  (ecordia); 

Insecta  (Entomostraca)    asphycta,    pseudo- 
poda,  androgyna; 

Piscei»  emedullares,  asphyeti,  androgyni,  ro- 
tantes. 


I*es  Rotatoires 

soat: 
Polygastriaues    ä    canal    intestinal    simple, 

sans  division  spontanee; 
Acalephes   ä  canal  intestinal   simple,    pour- 

vues  d' organes  rotatoires; 
iVcmatoidcs    ä  organes   rotatoires  et  ä  dou- 
ble sexe  reuni; 
BIryozoes    sans  gemmes; 
Moiiusques    sans    pulsations    des    vaisseaux 

(sans  coeur); 
Insectes   (Kntoinostraces)    sans    pulsations 

des    vaisseaux,    ä   faux- pieds  et  ä  double 

sexe  reuni; 
Poissons   sans   moelle   epiniere,    sans  coeur, 

ä   double   sexe   reuni,    ayant   des    organes 

rotatoires. 


IMe  Bäderthiere 

sind: 

Magenthiere  mit  einfach  schlauchartigem 
Darmcanale  und  ohne  Selbsttheilung ; 

(iualieii  mit  einfach  schlauchartigem  Darm- 
canale und  Räderorganen; 

Fatlenwürmer  mit  Räderorganen  und  ver- 
eintem doppelten  Geschlecht; 

Moosthiere  ohne  Knospenbildung ; 

Schnecken  ohne  Gefäss  -  Pulsationen  (ohne 
Herz) ; 

Insecten  (Flohkrebse)  ohne  Puls  und  ohne 
Gelenkfiisse ,  mit  vereintem  doppelten  Ge- 
schlecht; 

Fische  ohne  Rückenmark,  ohne  Herz,  mit 
vereintem  doppelten  Geschlecht  und  Rä- 
derorganen. 


Uebersicht   der   8  Familien   der   Classe   der   Räderthiere: 

panzerlose 

gepanzerte 


Einfacher    zusammenhängender  Wimperkranz 
Monotrocha* 


ganzrandiger   Wimperkranz : 

Holotrocha, 

Einräderthiere: 


Ringräderthiere: 


ausgeschweifter   Wimperkranz :  i  panzerlose 
Schizotrocha, 
Kerbräderthiere: 


Mehrfacher  oder  getheilter  Wimperkranz: 
Sorotrocha, 
Haufräderthiere: 


vieltheiliger  Wimperkranz : 

Polytrocha> 

Vielräderthiere: 

zweitheiliger  Wimperkranz : 

Zygotrocha^ 

Doppelräder  thiere: 


|  gepanzerte 

panzerlose 
I  gepanzerte 

panzerlose 
gepanzerte 


Ichthydina 
Oecistina 

Megalotroehaea 
Floscularia 

Hydatinaea 
Euchlanidota 

Philodinaea 
Brachionaea 


385 

Erläuterungen  zur  Classe  der  Rädertliiercheii. 

Die  Classe  der  Rädertliiere  umfasst  jetzt  169  Arten  in  55  Gattungen  und  8  Familien.  Davon  haben  die  Familien  der 
Hy datin aeen  18  Gattungen  mit  71  Arten,  die  der  Euchlanidota  11  Gattungen  mit  36  Arten,  die  der  Floscularia  6  Gattungen 
mit  7,  der  Philodinaea  7  mit  17  Arten,  die  Iclithydina  und  Brachionaea  jede  4  Gattungen  mit  6  und  27,  die  Megalotrochaea 
3  Gattungen  mit  3,  die  Oecistina  2  mit  2  Arten,  so  dass  die  erstercn  2  Familien  bei  weitem  überwiegend  in  der  Natur  vorbanden 
sind.  Die  ersten  Formen  der  Rädertliiere  beobachtete,  wie  die  der  Magenthiere,  auch  schon  Leeuwenhoek,  welcher  1680  und 
1703  Rotifer  vulgaris  und  Melicerta  ringens  so  vortrefflich  untersuchte,  dass  seine  Angaben  noch  jetzt  brauchbar  und  sogar  mu- 
sterhaft sind.  Andere  sah  und  beschrieb  Joblot  flüchtiger  1718.  Unter  seinen  Figuren  erkennt  man  die  Formen  von  Ichlhydium 
Podura,  Brachionus  Pala,  B.  amphiceros,  Rotifer  vulgaris  und  R.  citrinus\ ?,  Euchlanis?  und  Notommata  gibba? .  Hill 
kannte  1751  Leeuwenhoek's  2  Arten,  nannte  sie  Brachionus  und  stellte  sie  mit  borstigen  Magen thicrchen  (Scelasius)  in  die 
Familie  der  Arthronia  seiner  Classe  der  Animalcula.  Baker  beschrieb  und  zeichnete  1752  flüchtig  8  —  9  Arten,  nämlich  1  P/n- 
lodina,  2  Rotiferen,  3  Brachionos ,  1  Euchlanis? ',  1  Notommata?  und  1  Floscularia.  Ein  Anonymus  von  Berlin  gab  1753 
eine  sehr  gute  Abbildung  der  Lacinularia  socialis.  Eben  so  vortreffliche  Zeichnungen  und  musterhafte  Beobachtungen  über  Räder- 
tliiere lieferten  dann  besonders  Rösel  1755  über  dieselbe  Lacinularia  und  Mcgalotrocha ,  und  gleichzeitig  vor  allen  vorzüglich 
Schäffer  von  Melicerta  ringens.  Brady  gab  wieder  1756  eine  Abbildung  der  Mcgalotrocha.  JLinne  überging  sie  bis  zur  X. 
Ausgabe  seines  Syslema  Naturae  1758,  wo  er  2  aufnahm,  Rösels  Lacinularia  als  Hydra  socialis  und  Schaffers  Melicerta 
als  Serpula  ringens.  Baster  fand  1759  eine  Form  unter  den  Leuclittlrierchen  der  Nordsee,  welche  an  Synchaeta  baltica  er- 
innert. Pallas  nahm  1766  in  einer  und  derselben  Gattung  mit  Yorticellen  und  Tracheioc  er  ca  6  Arten  in  sein  System  der  Zoo- 
phyten  auf:  Brachionus  tubifecc  =  Melicerta,  B.  capsulißorus  =  B.  urceolaris,  B.  calycißorus  =  B.  Pala  et  Bakeri, 
B.  Iiyacinthinus  =  Floscularia  ornata,  B.  socialis  =  Lacinularia  und  B.  roiatorius  =  Rotifer  vulgaris.  Linne  nahm 
1767  (Syst.  Nat.  ed.  XII.)  nur  3  auf:  Vorticella  urceolaris  =  Brach,  urc,  Hydra  socialis  =  Lacinularia,  und  die  Me- 
licerta als  Sabella  ringens  wieder  mit  Helicc  und  Trochus  unter  den  Seh  aal- Mollusken.  In  der  Fauna  suecica  hatte  er 
1761  Schaffer's  Brachionus  erst  Tubipora  urceus  genannt.  Müller  beschrieb  1773  18  Arten,  3  als  Cercaria,  2  als  Tri* 
choda,  7  als  Vorticella  und  6  als  Brachionus.  Derselbe  kannte  deren  bis  zu  seinem  Tode  1784  56  Arten,  die  er  auch  da  noch 
von  den  Magenthierchen  nicht  scharf  unterschied,  indem  er  9  als  Cercarien,  9  als  Trichoden,  15  als  Vorticellen  und 
23  als  Brachionen  verzeichnete.  Ausserdem  sind  von  Eichhorn,  Abildgaard,  Schrank,  Kammacher,  Dütrochet  und 
Morren  nur  wenige  Arten  hinzugefügt  worden;  auch  Bory  de  St.  Vincent,  welcher  1824  etwa  80  Arten  aufstellte,  hat  diess 
mehr  durch  eine  flcissige  Revision  der  vorhandenen,  nicht  immer  glücklichen,  Abbildungen  von  Joblot,  Baker  und  der  andern,  als 
durch  eigene  Untersuchung  erreicht  (vergl.  Isis,  1834.  p.  1182.). 

Alle  genau  bekannte  Rädertliiere,  und  es  sind  nur  sehr  wenige  einzelne  Formen  unklar  gehlieben,  stimmen  so  sehr  in  der 
Organisation  überein  und  unterscheiden  sich  so  bestimmt  von  allen  übrigen  Thiereh,  dass  sie  ebenfalls,  wie  die  Magenthierchen, 
eine  der  natürlichsten  Thierclassen  hilden.  Gewöhnlich  sind  sie  grösser,  als  die  Magenthierchen,  doch  übersteigt  auch  hier  keine 
Form  ungefähr  eine  Linie,  und  auch  unter  jenen  giebt  es  viele  eben  so  grosse,  wie  unter  diesen  auch  sehr  kleine.  Dass  sie  nur  im 
Wasser  leben  könnten,  ist  unrichtig.  Manche  leben  amphibisch  in  feuchter,  oft  scheinbar  trockner  Erde,  und  diese  haben  die  Fabel 
unterhalten,  als  lebten  sie  getrocknet  nach  Jahren  wieder  auf  (s.  Rotifer).  Im  Allgemeinen  ist  der  Organismus  der  Rädertliiere  leich- 
ter zu  durchschauen,  als  der  der  Magenthiere.  Der  Grund  davon  liegt  in  der  grösseren  Einfachheit  des  Ernährungscanais  und  Eier- 
stocks, neben  denen  man  bei  ihnen  leicht  noch  die  Muskeln,  Gefässe  u.  s.  w.  ihres  durchsichtigen  Körpers  erkennt,  während  die  grosse 
Ausdehnung  der  fischrogenartigen  Eiermasse,  sammt  der  grossen  Menge  von  besondern  Magenzellen,  bei  den  Magenthierchen  alle 
übrigen  innern  Theile  derselben  so  dicht  umhüllen  und  zusammendrängen,  dass  es  schwer  hält,  sie  optisch  zu  sondern.  Der  Organismus 
der  Rädertliiere  dagegen  lässt  1)  bei  einer  grossen  Anzahl  der  Formen  völlig  deutliche  innere  Muskeln  für  alle  einzelnen  ihrer  mannig- 
fachen äusseren  Bewegungsorgane  und  Körperveränderungen  erkennen  (s.  Ilydatina).  Ein  fussartiger,  aber  ungegliederter,  obwohl  oft 
wie  ein  Fernrohr  in  sich  einschiebbarer,  Fortsatz  an  der  Bauchseite  des  hintern  Körpers  dient  sehr  allgemein,  durch  eine  Saugscheibe 
oder  eine  Zange  an  seinem  Ende,  zum  Festhalten  des  Körpers  während  des  Wirbeins,  welches  letztere  ohne  diess  eine  Ortsveränderung, 
ein  Fortschwimmen  des  Körpers  hervorbringen  würde.  Dieser  Zangen-  oder  Gritfei- Fuss  ist  kein  Schwanz,  weil  er  eben  nirgends  eine 
Verlängerung  der  Rückenseite  ist,  sondern  die  Auswurfsöffnung  allemal  über  sich  hat.  Die  wichtigsten  Bewegungsorganc  sind  die  ein 
Räderwerk  bildenden  und  wirbelnden  Wimpern.  Diese  Räderorgane  bestehen  aus  lokal  gehäuften  und  geordneten  Wimpern,  deren 
jede  einzelne  sich  nur  um  ihre  Basis  dreht,  welche  aber  bald  1  oder  2  einfache  Cirkelreihen  bilden,  deren  Gesammt- Bewegung  einem 
laufenden  Rade  gleicht,  bald  auch  durch  Krümmungen  ihrer  Reihen  blumenartige  Formen  darstellen.  Andere  dieser  Organe  sind  form- 
los gehäuft  und  verschieden  gruppirt.  Diese  Bildungen  sind  hier  zum  Abtheilungs-Grunde  benutzt.  (S.  Mcgalotrocha,  Ilydatina  und 
Rotifer.)  2)  Bei  allen  Formen  ist  ein,  in  48  Gattungen  mit  unzweifelhaften  Zähnen,  als  bewegten  Kauorganen,  versehener  Ernäh- 
rungscanal  anschaulich,  dessen  Form  im  Ganzen  nicht  sehr  differirt,  nur  bald  schmäler,  bald  dicker,  bald  mit,  bald  ohne  einen  ein- 
zelnen, durch  eine  Einschnürung  gesonderten,'  Magen  ist.  Zuweilen  findet  sich  eine  Erweiterung  am  hintern  Ende  (Rotifer),  die  den 
eigentlichen  Dickdarm  {Rectum)  bildet  (Ptygura).  Zuweilen  auch  sind  mehrere  Blinddärme  vorhanden  (Diglena  lacustris ,  Mcga- 
lotrocha). Mund  und  Auswurfsöffnung  sind  immer  getrennt.  Die  grosse  Mehrzahl  der  Formen  hat  dicht  hinter'm  Schlünde  2  grosse, 
meist  eiförmige,  selten  cylindrische  oder  gabelförmige,  den  pankreatischen  vergleichbare,  Drüsen,  zuweilen  giebt  es  auch  fadenartige 
Gallgefässe  (?)  (s.  Enteroplea).  3)  Ein  sehr  deutlicher  Dualismus  des  Geschlechtssystems  zeigt  sich  so,  dass  man  in  den  meisten 
einzelnen  Formen  einen  kürzeren  oder  längeren,  zuweilen  bandartigen,  Eierstock  mit,  wie  bei  Vögeln  und  Amphibien,  nur  wenig 
gleichzeitig  entwickelten  grösseren  Eiern  erkennt  (s.  Hydatina  sentd),  dass  man  2  fadenartige  und  vorn  keulenförmig  dickere  männ- 
liche Sexualdrüsen  sieht,  die  ganz  den  Organen  gleichen,  welche  bei  Cyclops  die  Männchen  von  den  Weibchen  unterscheiden,  und 
dass  es  bei  ihnen  eine,  den  Hermaphroditismus  vermittelnde,  contractile  Blase  (zur  Selbstbefruchtung)  in  der  Nähe  der  hintern  Darm- 
Mündung  giebt,  welche  allen  nicht  hermaphroditischen  Thieren  zu  fehlen  scheint,  die  sich  aber  bei  den  Magenthierchen  auch  sehr 
bestimmt  entwickelt  zeigt.  Alle  Individuen  sind  eierbildend  und  eierlegend,  einige  sind  periodisch  lebendig  gebährend.  Selbsttheilung 
findet  nie  statt,  auch  giebt  es  keine  Knospenbildung.  Eigrösse  oft  xjz,  das  lebende  neugeborne  Junge  zuweilen  %  des  Mutterthieres. 
4)  Ein  Gelässsystem  hat  sich  als  parallele  Queergefässe ,  welche  scheinbare  Ringe  (Scheingliederung)  bilden,  erkennen  lassen,  mit  de- 
nen durch  innere  freie  Längsgefässe  der  Bauchseite  ein,  unter'm  Mundrande  hie  und  da  deutliches,  Gefässnetz  in  Verbindung  steht,  und 
von  dem  fadenartige  Canäle  zum  Darme  gehen.     Eine,  auch  zwei  Reihen  symmetrisch  gestellter,  oft  die  Sexualdrüsen  begleitender  (Hy- 

99 


386 

datina),  zuweilen  an  eigene  freie  Röhren  gehefteter  {Notommata,  Cotiochilus),  zitternder  ovaler  Körperchen  scheinen  inneren  Kiemen 
vergleichbar,  deren  zitternde  Bewegung  von  äusseren  Blättchen  abhängt.  Zur  Aufnahme  von  Wasser  in  den  innern  Körper  scheint  eine 
Ocffimng  im  Nacken  zu  dienen,  welche  bei  sehr  vielen  Arten  in  eine  oder  zwei  spornartige  Röhren  verlängert  und  mit  Wimpern  versehen 
ist,  die  also  als  Respirationsröhren  dienen  könnten,  wodurch  Wasser  in  den  Körper  ein-  und  ausströme.  5)  Als  Empfindungsorgane 
sind  1,  2,  3,  4,  selten  mehr,  rothfarbige  Augenpunkte  entweder  an  der  Stirn  oder  im  Nacken  so  vorherrschend,  dass  sie  bei  42  Gat- 
tungen und  150  Arten  bereits  beobachtet  sind.  Oft  sieht  man  sie  deutlich  auf  ein  drüsiges  Knötchen  (Hirn,  Augenganglion)  gerade  so 
angeheftet,  wie  es  bei  Cyclops -Kr eb sehen  der  Fall  ist,  wo  man  sie  schon  längst  und  mit  Recht  für  wahre  Augen  gehalten  hat. 
Sie  sind  unter  der  durchsichtigen  Oberhaut  frei  beweglich,  wie  es  auch  das  deutliche  zusammengesetzte  Auge  der  Daphnien-Krebs- 
chen ist.  Ueberdiess  sind  noch  andere,  mit  Nervenganglien  und  mit  Nervenfäden  vergleichbare,  Organe  hie  und  da,  besonders  auch 
eine  Nervenschlinge  im  Nacken,  entschieden  ermittelt;  bei  den  andern  Formen  mögen  sie  nur  etwas  schwieriger  erkennbar  seyn  (s.  Hy- 
datina  senta,  Diglena  lacnstris,  Notommata  Myrmeleo  u.  a.  m.). 

Ein  Räderthierchcn  im  Allgemeinen  lässt  sich  demnach  einigermassen  (pmne  simile  Claudicat)  mit  einer  Daphnia  verglei- 
chen, deren  flu  od  artige,  zuweilen  häutige,  Schaalen  (grösste  Respirationsblätter?)  am  Bauche  nicht  offen,  sondern  verschmolzen  sind, 
und  welche  die  Kiemen  nach  innen  eingeschlossen  und  die  Respirationsöffnung  für  dieselben  im  Nacken  oder  an  der  Kehle  hat.  Es  ist 
mich  nicht  getrennten  Geschlechts,  sondern  hermaphroditisch  und  ohne  Herzschlag.  Sehr  merkwürdig  ist  der  durchgehende  Parallelismus 
panzerloser  und  gepanzerter  Formenreihen. 

Ausser  den  hier  zu  Unterabtheilungen  angewendeten  Verschiedenheiten  der  organischen  Bildung  der  Räderthiere  Hessen  sich 
auch  wohl  die  Darmbildung,  und  selbst,  wie  bei  den  grossen  Säugethieren  Linne  versuchte,  die  Zahnbildung  benutzen.  Beides  ist 
auch  bei  der  Umgrenzung  der  Gattungen,  wo  es  nicht  für  im  Uebrigen  allzu  natürliche  Gruppen  trennend  und  störend  war,  hier  berück- 
sichtigt worden,  doch  sind  manche  dieser  Verhältnisse  erst  einer  künftigen,  immer  tiefer  greifenden,  Forschung  zu  empfehlen.  Nach 
der  Dannbildung  zerfallen  die  sämmtlichen  Formen  der  Räderthiere  in  4  Hauptgruppen:  1)  mit  langem  fadenartigen,  die  Speise  nur 
rasch  durchlassenden,  nicht  anhaltenden,  Schlünde  und  verhältnissmässig  kürzerem  unabgeschnürten  conischen  Darme  ohne  Magen, 
Schlund -Räderthiere,  Trachelogastrica,  wie  Ichthydium  und  Chaetonatus;  2)  mit  sehr  kurzem  Schlünde  und  langem,  nach 
hinten  conisch  abnehmenden,  Darme  ohne  Magen,  Darm-Räderthiere,  Coelogastrica,  wie  Hy datina  und  Synchaeta;  3)  mit 
einer  bestimmten  magenartigen,  durch  Form  oder  Einschnürung  scharf  abgegrenzten,  Kammer  oder  Erweiterung  des  Darmes,  Magen- 
Räderthiere,  Gasterodela,  wie  Euchlanis,  Brachioniis,  Lepadella,  Enteroplea,  Diglena,  Megalotrocha  u.  s.  w.;  und  4) 
mit  undeutlichem  Schlünde,  aber  einem  fadenartigen,  sehr  langen,  die  Speise  in  sich  anhaltenden,  Dünndarme  und  einem  kugelartigen 
Dickdarme  dicht  an  der  Auswurfsöffnung,  Fadendarm-Thierchen,  Trachelocystica,  wie  Rotifer,  Actinurus,  Philodinaw.  s.  w. 
(vergl.  die  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1831c  p.  40.). 

Nach  dem  Zahnbau  zerfallen  die  Räderthiere  in  3  Haupt -Gruppen:  in  Zahnlose,  Agomphia,  Freizahnige,  Gymno- 
gomphia,  und  Haftz ahnige,  Besmogomphia.  Bei  jenen  sind  die  Zähne,  wie  die  Finger  einer  Hand,  hinten  an  das  Kiefergerüst 
angeheftet,  vorn  frei;  bei  diesen  sind  sie,  wie  der  Pfeil  auf  einem  Bogen,  auf  dem  Kiefertheile  queer  angeheftet.  Die  Freizahnigen 
sind  entweder  einzahnig  in  jedem  der  beiden  Kiefer,  oder  mehrzalmig;  die  Haftzahnigen  entweder  doppelzahnig  in  jedem  Kiefer,  oder 
vielzahnig.  So  entstehen  folgende  5  Gruppen:  1)  Zahnlose,  Agomphia,  wie  Ichthydium? ,  Chaetonotus? ,  Enter oplea;  2)  Ein- 
zahnig e,  Monogomphia,  wie  Pleurotrocha ,  Furcularia,  Cycloglena,  Monostyla,  Lepadella;  3)  Viel  zahnige,  Polygom- 
phia,  wie  Hy  datina,  Notommata  zum  Theil,  Euchlanis,  Stephanoceros ,  Brachionus  u.  s.  w.;  4)  Doppelzahnige,  Zygo- 
gomphia,  wie  Callidina,  Rotifer,  Actinurus,  Philodina,  Monolabis  und  Pterodina;  und  5)  Reih  enz  ahn  ige,  Lochogom- 
phia,  wie  Ptygura,  Megalotrocha,  Melicerta.  Ob  man  die  Arten  einiger  sehr  natürlich  scheinenden  Gattungen,  der  Differenz 
ihrer  Zahnbildung  halber,  trennen  dürfe,  muss  eine  spätere  intensivere  Beobachtung  lehren.  Ueber  die  Zahnlosen  vergleiche  man 
Chaetonotus.     (S.  d.  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1831.  p.  46.) 

Die  Formen  der  Classe  der  Räderthierchen  sind  in  Europa  überall  sehr  verbreitet,  und  in  Nordafrika,  im  nördlichen  und  west- 
lichen Asien,  und  auch  (Rotifer?)  in  Amerika  in  Carolina  beobachtet. 


ERSTE    FAMILIE:     WIMPERFISCHCHEN. 
Iclttliydtiia.    Iclttliydieiis. 

CHARACTER:     Aiiimalia  rotatoria,  nuda,  organo  rotatorio  unico,  continuo,  nee  margine  lobato. 

CARACTERE:  Animaux  rotatoires,  sans  carapace,  avec  un  seul  organe  rotatoire  continu,  sans 
echancrures  au  bord. 

Die  Wim perfise liehen  bilden  eine  Familie  der  gepanzerten  Räderthiere  mit  einzelnem  ganz- 
randigen  Wirbelorgan  ohne  Ausbuchtungen. 

Die  1830  mit  3  Arten  in  den  2  Gattungen  Ichthydium  und  Chaetonotus  gegründete  Familie  um- 
fasst  jetzt  6  Arten,  welche  in  4  Gattungen  geschieden  sind,  Ptygura^  Ichthydium  und  Glenophora  jede 
mit  1  Art,  und  Chaetonotus  mit  3  Arten.  Diese  Thierchen  gehören  zu  den  verbreitetsten  Infusorienformen. 
Schon  Joblot  bildete  1718  deutlich  Ichthydium  Podura  ab,  und  Chaetonotus  Larus  zeichnete  wohl 
Eichhorn  1775.  Ptygura  und  Glenophora  sind  1831  von  mir  zuerst  angezeigt.  Müller  nahm  diese  Kör- 
perchen zuerst,  jenen  unter  dem  Namen  Cercaria  Podura  1773,  und  diesen  als  Trichoda  Anas  1776, 
in  der  systematischen  Zoologie  auf,   und  änderte  den  letzteren  Namen  1784  in   Trichoda  Larus.     Die 


38? 

Cer curia  verzeichnete  Lamarck  1815  in  seiner  Gattung  Furcocerca,  und  Nitzsch  zog  sie  1817  (1827) 
mit  Euglena  viridis  zu  Enchelys.  Bory  de  St.  Vincent  hat  die  beiden  älteren  Formen  1824  als  Furco- 
cerca  Podura  und  Leucophra  Larus,  letztere  1826  als  Diceratella  Larus  aufgeführt.  Die  Organisa- 
tion der  Familie  ist  reichhaltig  ermittelt,  aber  noch  zu  vervollständigen.  Ein  kreisförmiges  Räderorgan  (Rad) 
dient  bei  Ptygura  und  Glenophora  der  Bewegung,  ein  bandartiges  lang -elliptisches  am  Bauche  bei  Chae- 
tonotus  und  Ichthydium.  Ein  Gabelfuss  ist  bei  Chaelonotus  und  Ichthydium,  ein  einfacher  bei  Ptygura 
und  Glenophora.  Ein  einfach  conischer  Darm  mit  langem  dünnen  Schlünde  ohne  Zähne  (?)  des  Mundes 
findet  sich  bei  Ichthydium  und  Chaelonotus,  mit  2  einzelnen  Zähnen  und  einem  kurzen  Schlünde  bei 
Glenophora,  mit  je  3  Zähnen  und  einem  abgeschnürten  Magen  bei  Ptygura.  Pancreatische  Drüsen  sind 
nur  bei  Chaelonotus  und  Ptygura  beobachtet.  Blinddärme  und  Gallengefässe  fehlen.  Die  männlichen  Se- 
xualtheile  sind  noch  bei  keiner  Form  beobachtet,  aber  wahrscheinlich  nur  übersehen.  Als  weiblicher  Se- 
xualorganismus ist  bei  2  Gattungen  ein  Eierstock  mit  wenigen  grossen  Eiern  erkannt.  Als  Anzeigen  eines 
Nervensystems  sind  die  beiden  rothen  Stirnaugen  bei  Glenophora  deutlich  geworden.  Auffallend  ist  die 
borstige  Behaarung  des  Rückens  bei  Chaelonotus. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Familie  ist  über  ganz  Europa  und  in  Dongala  des  tropischen  Nord- 
afrika's  beobachtet. 

üebersicht  der  4  Gattungen  der  Wimperfischchen: 

ij^.. ,     ,      ,  j       ,                          (einfach  abgestutzter  Schwanzfuss  {Pseudopodium)  Ptygura 
]  gabelartiger  Schwanzfuss     Ichthydium 
Rücken  mit  borstigen  Haaren  besetzt ChaetonotuS 

Mit  2  Stirn-Augen    Glenophora 


ERSTE     GATTUNG:      FALTENSCHWANZ. 
Ptygura.    Ptygure. 

CHARACTER:    Animal  ex  Ickthydinorum  familia,  ocellis  destitutum,  nee  pilosum,  pseudopodio  tereti,  sim- 
pliciter  truncato. 

CARACTERE:   Animal  de  la  famille  des  Ichthydiens,    depourvu  dyeux  et  de  poils,   ayant  im 
faux-pied  cylindrique,  simplement  tronque. 

Die  Gattung  Faltenschwanz  zeichnet  sich  in  der  Familie  der  Wimperfischchen  durch  Mangel  an 
Augen  und  an  Behaarung,  so  wie  durch  einen  einfach  abgestutzten  drehrunden  Schwanzfuss  aus. 

Die  Gattung  wurde  1831  in  den  Abband!  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  mit  1  Art  aufgestellt,  und  ist 
seitdem  nicht  formenreicher  geworden.  Ja,  es  sind  Zweifel  bei  mir  selbst  rege  geworden,  ob  diese  Formen 
nicht  junge  Thiere  anderer  Gattungen  sind.  Die  Organisation  ist  mannigfach  ermittelt.  Ein  Räderorgan  als 
einfacher  fast  geschlossener  Ring,  ein  Schlundkopf  mit  vielen  Haftzähnen,  zwei  pancreatische  Drüsen,  ein 
kleiner  enger  Schlund,  ein  langgestreckter  Magen  und  ein  kugelförmiger  Dickdarm  sammt  Auswurfsöffnung 
an  der  Basis  des  Schwanzfusses  bilden  das  Ernährungssystem.  Ein  kurzer  geknäuelter  Eierstock  liegt  ne- 
ben dem  Darme,  und  neben  dem  kugelförmigen  Dickdarme  war  eine  contractile  Blase  undeutlich  bemerkbar. 
Innere  contrahirende  Längsmuskeln  wurden  sammt  andern  organischen  Details  nicht  scharf  unterschieden, 
weil  die  Formen  nicht  häufig  und  nicht  zu  bequemer  Zeit  für  strengere  Untersuchung  vorkamen,  doch  wur- 
den Augenpunkte  umsonst  mühsam  aufgesucht. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  ausser  bei  Berlin  nicht  bekannt. 

1.    Ptygura  Melicerta,  der  Faltenschwanz.    Tafel  XLIIL  Fig.  ! 

Pt.  corpore  tereti  clavato,  antica  parte  turgido,  hyalino,  ore  bicorni,  tubulo  cervicis(P)  unico,  brevi. 

Ptygure  Melicerte,   a  corps  cylindrique  en  forme  de  massue,   gonfle  vers  le  bout  anterieur,   hyalin, 
ayant  deute  petites  cornes  crochues  a  la  bouche  et  im  seul  petit  tube  a  la  nuque  (?). 

Ptygura  Melicerta,  Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  122. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  entdeckte  das  Thierchen  in  mehreren  Exemplaren  im  Frühjahre  1831  mit  Ceratophyllum ,  nnd  sah  es  im  Sommer  noch 
einige  Male,  aber  nie  zu  sehr  günstiger  Zeit  für  die  specielle  Beobachtung  aller  einzelnen  Systeme  des  Organismus.  Es  nahm  sicht- 
lich Indigo  in  seinen  ursprünglich  grün  erfüllten  Darm  auf  und  hatte  neben  dem  Darme  in  seinem  farblosen  klaren  Körper  einen  weis- 
sen, weniger  durchsichtigen,  kurzen  Eierstock  mit  einem  fast  reifen  Eie.     Der  cylindrische  dicke  Schwanzfuss  blieb  immer  queergefaltet. 


388 

Beim  Schwimmen  entwickelte  es  ein  ringförmiges  einfaches  Wirbelorgan,  das  am  Munde  einen  seitlichen  Einschnitt  hatte.  Augen  suchte 
ich  umsonst.  Ich  vermuthete  anfangs,  es  könnte  ein  Junges  der  Melicerta  ringen*  sevn,  dem  es  in  der  Form  überaus  ähnlich  ist, 
allein  der  Mangel  der  Augen  und  der  zweiten  Respirationsröhre  nöthigten  mich,  diese  Vcrglcichung  fallen  zu  lassen,  obschon  ich  die 
anfangs  als  verschieden  gebildet  erschienenen  Zähne  später  sehr  ähnlich  fand.  Die  beiden  Kiefer  des  Schlundkopfes  haben  viele  Haft- 
zähne, sind  also  reihenzahnig.  Die  beiden  krummen  Hörnchen  am  Munde  könnten  die  gespaltene  Unterlippe  darstellen.  Es  kriecht 
auch  wie  ein  Egel.  —  Ganze  Länge  etwa  Vi 2  Linie,  Ei  Veo  —  lUs  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen   Taf.  XLIIL   Fig.  I. 

Fig.  i.  Seitenansicht  bei  entfaltetem  Wirbelorgan.  An  der  Schwanzbasis  zeichnet  sich  links  auf  der  Rückenseite  die  Afterstelle,  und  oben  hinter'm  Rä- 
derorgan die  Respirationsröhre  aus.  Fig.  2.  Bauchfläche,  beim  Wirbeln  in  Indigo -Wasser.  Fig.  3.  contrahirt  in  derselben  Lage,  wie  Fig.  1.  Bei 
.y  neben  dem  grünen  kugelartigen  Dickdarme  die  contractile  Blase,  co  Afterstelle,  sollte  unter  s  stehen,  ist  auf  der  falschen  Seite  der  richtigen  Kör- 
pergegead  angezeigt.    Vergrößerung1  300mal  im  Durchmessen 


ZWEITE     GATTUNG:      WIMPERFISCHCHEN. 
Iclttliydium.    Ichtbyde. 

CHAR ACTER:    Animal  ex  Ichthydinorum  familia,  ocellis  carens,  nee  pilosum,  pseudopodio  furcato  termi- 
natum. 

CARACTERE:    Animal  de  la famille  des  Ichthydiens^ sans  oeil  et  sans  poils^  ayant  le  faux-pied 
au  bout  posterieur  fendu  en  fourche. 

Die  Gattung  der  Wimperfisehchen  unterscheidet  sieh  in  der  gleichnamigen  Familie  durch  Mangel 
an  Augen  und  an  Behaarung,  neben  dem  Besitz  eines  gabelförmigen  hintern  Schwanzfusses. 

Die  Gattung,  seit  1830  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  mit  1  Art  aufgestellt,  hat  seitdem 
nicht  mehr  Arten  erhalten.  Diese  einzige  Form  ist  auch  schon  1718  von  Joblot  vielleicht  als  Poisson  h 
tete  treflee  gezeichnet  worden.  Müller  nannte  sie  zuerst  systematisch  1773  Cercaria  Podura.  Lamärck 
nahm  sie  1815  in  seine  sehr  gemischte  und  unhaltbare  Gattung  Furcocerca  auf.  Nitzsch  zog  sie  dann 
18175  durch  den  Schein  des  Gabelfusses  bei  Euglena  viridis  verleitet,  mit  dieser  zu  Enchelys,  und  1824 
hatte  Bory  de  St.  Vincent  sie  mit  Lamarck  als  Furcocerca  Podura  verzeichnet  Die  Organisation  ist 
nur  erst  theilweis  ermittelt.  Vorn  an  der  Mundöffnung  und  längs  dem  Bauche  ist  ein  Wirbel  deutlich  ge- 
worden, welcher  auf  ein,  sich  wohl  über  die  ganze  Bauchfläche  hinziehendes,  auch  zum  Kriechen  dienen- 
des, Wirbelorgan  schliessen  lässt.  Ein  langer  Schlund,  ein  dicker  einfacher  conischer  Darm,  und  in  einzel- 
nen Fällen  ein  grosses  entwickeltes  einzelnes  Ei  sind  die  bisher  erkannten  Details.  Giebt  es  im  Munde 
vielleicht  einen  zuweilen  vorgestreckten  Cylinder  von  stäbchenartigen  Zähnen? 

Die  geographische  Verbreitung  der  einzigen  Art  der  Gattung  ist  im  westlichen,  nördlichen  und  öst- 
lichen Europa,  und  auch  im  tropischen  Dongala  Nordafrikas  beobachtet. 

2.     IcMhydium  Podura,  das  Wimperfisehchen.     Tafel  XLIIL  Fig.  IL 

I.  corpore  lineari-oblongo,  sab  apice  turgido  interdum  trilobato  saepe  leviter  constricto,  furca  postica  brevi. 

Ichthyde  Podure,   a  corps  lineaire- oblonge   souvent  leger  ement  etrangle  pres  du  bout  anterieur  gon- 
fle  et  quelquefois  trefle>   ayant  le  bout  posterieur  en  fourche  petite. 

Poisson  h  la  tele  treflee,  Joblot,  Observation  faites  avec  le  Microsc.    1718.   ed.  II.   1754.   p.  79.  PL  10.   Fig.  22. 

Cercaria  Podura,  Müller,  Vermium  flnv*  liist.  I.  p.  66.  Loppe-haleren.  1773.     Animalc.  lnfusor.    p.  124.  Tab.  XIX.  Fig.  1  —  5.  exclus. 

Fig.  3.  ?  1786. 
Cercaria  Podura?,  Herrmann,  Naturforscher,  XX.   p..  164.    Tab.  III.   Fig.  50.   1784. 
Furcocerca  Podura,  Lamarck,  Hist.  nat.  d.  An  im.  sans  vert.  I.  p.  447.  1815. 

Encliebjs  Podura,  Nitzsch,  Beiträge  z.  Inf  u  sorienkunde,  1817.  p.  6.     Pirsch  und  Gruber's  Kncyclop#d.  Cercaria.  1827. 
Furcocerca  Podura,  Bory  de  St.  Yincent,   Encycloped.  meth.  Vers.  1824. 

Diurella  Podura,  Hemprich  et  Ehrenberg,  Symbolae  physicae.     Evertebrata.    Phytozoa.   Tab.  I.   Fig.  11.    Text  Ichtfoß.  Pod.  1831. 
Xchihjdimn  Podura,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1829.  p.  8,  16.   1830.  p.  44.   1831.   p.  50,  121. 

Aufenthalt:    In  Europa  bei  Paris,  Copenhagen,  Strassburg  und  Berlin,  im  tropischen  Nordafrika  in  Dongala  beobachtet. 

Joblot  fand  das  Thierchen  zuerst  bei  Paris  im  Aufguss  von  Eichenrinde  im  December  1714.  Müller  fand  es  im  Nov. 
und  Dec.  mit  Meerlinsen  bei  Copenhagen,  und  sah  es  zuweilen  haarig,  verwechselte  es  also  mit  Chaetonotis ,  oder  sah  das  Räderor- 
gan am  Bauche  zuweilen.  Herrmann  sah  es  einzeln  im  Meerlinsenwasser  bei  Strassburg.  Bory  de  St.  Vincent  fand  es  in  stag- 
nirendem  Meerlinsenwasser  bei  Paris.  Ich  sah  es  zuerst  in  Dongala  Nubiens  zwischen  Conferven  des  Nilwassers.  Die  damals  1821 
entworfene  Zeichnung  ist  in  den  Symbolis  physicis  mitgetheilt.  Einen  Wimperkranz  am  Munde  habe  ich  in  Dongala  deutlicher  ge- 
sehen, als  neuerlich,  es  kann  aber  der  Wirbel  bei  der  zu  geringen  Vergrösserung  mir  damals  als  Wimperkranz  erschienen  seyn.  Seit 
1826  kenne  ich  das  Thierchen  aus  dem  freien  Gewässer  bei  Berlin,  und  seit  1831  halte  ich  das  dongalanische  für  dasselbe.  Es  ist 
farblos  oder  weisslich,  aber  oft  durch  Anfüllung  des  breiten  Darmes  gelblich.  Die  Bauchfläche  ist  platt  und  bewimpert,  die  Rücken- 
fläche gewölbt  und  unbehaart.     Ich  sah  sehr  grosse  Exemplare  ohne  Spur  von  Rückenbehaarung,   auch  ist   das  Thierchen   viel  seltner, 


339 

als  die  folgende  (behaarte)  Gattung.  Icli  sali  es  zuletzt  am  7.  Juni  1837  mit  Oscillatorien.  Einigemale  sah  icli  deutlich  ein  Band 
von  Wimpern  längs  der  Bauchfläche ;  bei  dem  grössten  beobachteten  Thiercben  habe  ich  mich  aber,  freilich  wohl  nicht  intensiv  genug, 
umsonst  bemüht,  es  direct  zu  erkennen,  obschon  ich  am  Bfunde  einen  deutlichen  Wirbel  sah.  Bei  Chaetonotus  habe  icli  neuerlich  den 
Mund  auffallend  starr  geöffnet  und  am  Rande  gekerbt,  auch  röhrenartig  vorstehend  gesehen,  so  dass  ich  auf  den  Gedanken  kam,  es 
könnte  wohl  ein  Zahncylinder ,  wie  bei  Nassula,  dort  und  hier  vorhanden  seyn,  dessen  "Vorschieben  denn  auch  die  dreieckige  Kopf- 
form periodisch  bedingt.  Dass  es  noch  ein,  diesem  ähnliches,  grünes  Thierchen  gebe,  welches  den  wiederholten  Irrthum  mit  dem  Ga- 
beischwanze der  Buglena  viridis  hervorgerufen  hat,  ist  mir  wegen  des  Mangels  jenes  Formenwechsels  kaum  wahrscheinlich,  wäre  aber 
doch  möglich.  Einigemale  sah  ich  im  hintern  verdickten  Körper  ein  grosses  entwickeltes  dunkles  Ei,  sonst  aber  blieb  die  Organisation 
unerkannt.     Es  schwimmt  seltner,  als  es  kriecht.  —  Grösse  »/so  bis  V«  Linie  beobachtet.     Furcocerca  triloba,  Bory,  ist  dasselbe. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XLIII.   Fig.  IL 

Fig.  1.    ein  %  Linie  grosses  Exemplar,  vorn  wirbelnd  von  der  Bauchseite.     Fig.  2.     ein  kleineres  eiertragendes  von  der  Rückenseite.     Fig.  3.    ein 
ähnliches,  Bauchseite.     Fig.  4.     Seitenansicht  mit  den  Wimpern  der  Bauchfläche.    Vergrößerung  300mal  im  Durchmesser. 


DRITTE     GATTUNG:      BÜRSTENFISCHCHEN. 
Chaetonotus.    Cnetonote. 
CHARACTER:    Animal  ex  Ickthydinorum  familia,  ocellis  destitutum,  dorso  pilosum,  pseudopodio  furcato. 
CARACTERE:   Animal  de  la  famille  des  lchthydiens,  depourvu  tfyeux,  garni  de  poils  au  dos, 
fendu  en  fourche  au  boui  posterieur. 
Die  Gattung  der  Bürstenfisch chen  ist  in  der  Familie  der  Wimperfischchen  durch  Mangel  an  Au- 
gen und  durch  Besitz  von  Rückenborsten  mit  einem  gabelförmigen  Schwanznisse  ausgezeichnet. 

Die  Gattung  wurde  mit  der  vorigen  1830  gegründet  und  enthielt  damals  2  Arten.  Seit  1831  habe 
ich  eine  dritte  grössere  beobachtet,  die  zur  Erkenntniss  der  Organisation  sehr  förderlich  gewesen  ist.  Die 
ersten  Formen  sah  vielleicht  Eichhorn  1775  als  sein  haariges  Thierchen  mit  2  Stacheln.  Schrank  nannte 
es  1786  Brachionus  pilosus.  Müller  nannte  es  auch  1776  Trichoda  Acarus  und  1784  Trichoda  La- 
rus.  Bory  verzeichnete  es  1824  als  Leucophra  Larus  und  1826  als  Diceratella  Larus.  Die  Organi- 
sation ist  mannigfach,  aber  nicht  vollständig  ermittelt.  Die  Bewegung  wird  durch  eine  doppelte  Wimper- 
reihe der  Bauchfläche  vermittelt,  welche  ein  bandartiges  Räderorgan  bildet.  Die  Borsten  des  Rückens  wir- 
beln nicht,  können  nur  sicli  sträuben  und  anlegen,  dienen  auch  wohl  nicht  zum  Kriechen.  Der  Gabelfuss 
hat  wenig  Thätigkeit.  —  Zur  Ernährung  dient  ein  röhrenartiger,  vielleicht  mit  einem  Zahncylinder,  bei  Ch. 
Larus  mit  8  Zähnen,  ausgelegter  Mund,  ein  langer  dünner  Schlund  und  ein  langer  conischer  Magen  {Tra- 
chelogastricum),  an  dessen  oberem  dicken  Anfange  bei  der  grossen  Art  2  halbkuglige  Drüsen  sitzen.  Pe- 
riodisch bilden  sich  neben  dem  Darme  nach  hinten,  in  einem  nicht  direct  beobachteten  Eierstocke,  1  bis  3 
einzelne  grosse  Eier.  Der  männliche  Sexualorganismus  blieb  unerkannt.  Die  Behaarung  stört  die  Untersu- 
chung.    Die  Bewegung  ist  meist  ein  langsames,  auch  rasches  Kriechen,  selten  ein  Schwimmen. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  nur  in  Preussen,  Baiern  und  Dänemark  sicher  beobachtet. 

3.     Chaetonotus  maeeimus,  grosses  Biirstenfischclien.     Tafel  XLIII.  Fig.  III. 

Ch.  corpore  elongato,  sub  apice  turgido  obtuseeme  triangulo  leviter  constricto,  dorsi  setis  brevibus  acqualibus. 
Chetonote  grand,   ä  corps  allonge,   leg'erement  etr  angle  pr  es  du   bout  anterieur  gonfle  ei  ob/usement 
trefle\  ayant  les  poils  du  dos  courts  et  de  meme  longueur. 

Chaetonotus  mammus,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.   p.  153.    Taf.  III.   Fig.  6. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  beobachtete  diese  grössere  Form  später  als  die  andern  erst  im  Herbst  des  Jahres  1831,  dann  wieder  am  6.  April  1832 
und  am  27.  Nov.  1834.  Sie  nahm  auch  leicht  Farbestoffe  auf,  wobei  besonders  der  lange  Schlund  als  Strasse  zum  Magen  recht  deut- 
lich wurde.  Den  Mundrand"  sah  ich  neuerlich  schwach  gezahnt  und  zählte  mehr  als  8  Zähnchen.  Die  Vertheilung  der  Borsten  sah 
ich  bei  einigen  in  deutlichen  Längsreihen,  bei  andern  schienen  sie  schiefe  Queerreihen  zu  bilden.  Mehreremale  sah  ich  ein  einzelnes 
grosses  Ei  im  hintern  sehr  ausgedehnten  Körper,  erkannte  auch  in  dem  Eie  deutlich  das  Keimbläschen.  Einmal  sah  ich  das  Legen  des 
Eies  durch  die  Auswurfs-  und  Sexualöffnnng  dicht  über  dem  Zangenfusse.  Ich  sali  nur  langsames  Kriechen  als  Bewegung.  Schon  im 
Jahre  1831  theilte  ich  eine  weniger  vollständige  Abbildung  des  Darmcanals  mit.  —  Grösse  Vis  —  Vio  Linie,  des  Eies  Vso  Linie,  Ent- 
wickeluiigscvclus  also  V30  —  Vio  Linie. 

Corti's  haariges  Animaluxzo  motte  {Osservaz.  microsc.  snlla  Tremella,  ¥31%.  p.S7.  Tab,  II.  Fig.  11.)  kann  nicht 
wohl  ein  Magenthierchcn  gewesen  seyn,  da  er  einen  Dann  gezeichnet  bat  und  es  grosse  Eier  legen  sah.  War  es  vielleicht  das 
grosse  Bürstenfischchen,  dessen  Gabelschwanz  er  übersah?     Er  wäre  dann  der  erste  Beobachter  der  Art  und  Gattung  in  Modena. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XLIII.   Fig.  III. 

Fig.  J.  Seitenansicht  nach  einer  Zeichnung  von  1834,  Indigo  aufnehmend;  0  Mund,  <o  Auswurfsöffnung,  gp  pancreatische  Drüsen.  Fig.  2.  dasselbe 
Thier  vom  Rücken.  Fig.  3.  Rückenansicht  nach  einer  Zeichnung  von  1831.  Fig.  4.  eiführendes  Thier,  Rückenansicht,  1832.  Fig.  5.  ein  ge- 
legtes Ei  mit  seinem  Keimbläschen. 

98 


390 

4.  Chaetonotus  Ikarus,  Moyen-Fisclicbeii.    Tafel  XLIII.  Fig.  IV. 

Ch.  corpore  elongato,  sub  apice  turgido,  obtuse  triangulo,  leviter  constricto,  dorsi  setis  posterioribus  longioribus. 

Chetonote  Goeland,  a  corps  allonge^  legerement  etrangle  pres  du  front  gonfle  et  obtusement  triangu- 
laire^  ayant  les  soies  posterieures  du  dos  plus  longues. 

Borstiges  Thierchen  mit  2  Stacheln,  Eichhorn?  Beiträge  zur  Kenntniss   d.   kl.  Wasserth.   p.  35.   Taf.  IT.  Fig.  R.   1775.    (vergl.   Styl- 

onychia.) 
Trichoda  Acarus,  Müller,  Naturforscher,  IX.   p.  208.    1776. 
Trichoda  Anas,  Müller,  Zoolog,   dan.  prodr.   ad  den  d.   p.  281.   1776. 

Brachionus?  pilosus,  Schrank,  Beiträge  zur  Naturgesch,   p.  111.    Taf.  IV.  Fig.  32.   1776. 
Trichoda  Latus  (Müller  bei)  Herrmann,  Naturforscher,  XX.  p.  170.   Tab.  III.  Fig.  61.   1784. 
Trichoda  Larus,  Müller,  Animalc.  Infus,    p.  215.   Tab.  XXXI.  Fig.  5  —  7.   1786. 
Trichoda  Larus,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  90.   1803. 
Leucophra  Larus,  Bory  de  St.  Vincent,  Encycloped.  m  etil  od.  Vers.  1824. 

Diceratella  Larus,  Bory  de  St.  Vincent,  Essay  d'une  Classification  des  microscopiques,  1826. 
Chaetonotus  Larus,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  44.  1831.  p.  40,  42,  44,  123. 

Aufenthalt:    Bei  Danzig?,  Copenhagen!,  Strassburg?,  Linz?,  Landshut!,  Berlin!. 

Diess  häufige,  und  über  Europa  weit  verbreitete,  Thierchen  ist  wahrscheinlich  von  früheren  Beobachtern  mit  Ichthydium  ver- 
wechselt worden,  da  die  Borsten  bei  geringen  Vergrösserungen  nicht  erkannt  werden.  Ja,  es  könnte  sogar  zu  dem  Irrthume  mit  dem 
Gabeischwanze  der  Euglena  viridis^  welcher  schon  bei  Leeüwenhoek  vorkommt,  die  Veranlassung  gegeben  haben,  indem  es  durch 
genossene  grüne  Monaden  zuweilen  den  breiten  Darm  sehr  mit  grüner  Farbe  gefärbt  zeigt  (vergl.  Ichthydium  und  Euglena  viridis). 
Corti's  Animaluz%o  molle  1774  hat  gleichlange  Borsten,  ist  daher  bei  der  vorigen  Art  erwähnt.  Eichhorn's  Form  von  Danzig 
zog  Müller  anfangs  zu  seiner  Trichoda  Acarus^  dann  1784  auch  zu  Tr.  Larus,  aber  der  Name  Tr.  Anas  war  ein  Schreibfeh- 
ler, wie  er  an  Herrmann  gemeldet,  für  Larus.  Herrmann  hat  auch  die  Borsten  übersehen,  oder  ein  Ichthydium,  wenn  nicht 
gar  eine  Diglena,  vor  sich  gehabt.  Schrank5  s  Abbildung  von  Linz  ist  die  erste  gute,  passt,  der  gleich  langen  Borsten  halber,  aber 
mehr  auf  die  vorige  Art,  obschon  er  später  sie  zu  Tr.  Larus  selbst  citirt,  deren  Beschreibung  anzeigt,  dass  er  die  rechte  Form  bei 
Landshut  sah  und  mit  Ophrydium  fand.  Bory  hat  es  wohl  nicht  gesehen.  Das  Thierchen  lebt  im  freien  schlammigen  Gewässer  der 
Gräben,  kriecht  beweglich,  schwimmt  selten,  kann  aber  seine  Borsten  spreitzen  und  anlegen.  Ich  sah  es  1826,  1827,  1828,  1830, 
1831  im  Sommer,  am  23.  Juni  1832  und  am  1.  Juni  1837  bei  Berlin,  auch  1830  schon  Indigo  aufnehmen.  Ich  habe  immer  nur  1 
entwickeltes  grosses  Ei  gesehen  und  eiertragende  Individuen  waren  nach  hinten  dicker,  eierlose  hatten  den  Kopf  dicker  als  den  Lei{). 
Das  Ei  hatte  etwa  V3  der  ganzen  Körperlänge.  Den  Mund  schien  mir  eine  Rohre  von  8  Zähnchen  auszukleiden.  Pancreatische  Drü- 
sen blieben  unklar.     Die  in  Längsreihen  geordnete  Behaarung  störte  die  Durchsichtigkeit.  —  Grösse  Veo  —  Vis  Linie  beobachtet. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XLIII.    Fig.  IV. 

Fig.  1.  Rückenansicht;  to  Afterstelle.  Fig.  2.  Seitenansicht  mit  Wirbeln  der  Wimpern  am  Bauche;  o'  Mund.  Fig.  3.  ein  jüngeres  Thierchen.  Fig.  4. 
linke  Seitenansicht,  gebogen.  Fig.  5.  Rückenansicht.  Letztere  beide  mit  einem  entwickelten  Eie.  Fig.  6.  Zahncylinder?  Mundröhre.  Vergrös- 
serung  300mal  im  Durchmesser. 

5.  Chaetonotus  hrevis,  kurzes  Bürstenfiscliclieo,     Tafel  XLIII.  Fig.  V. 

Ch.  corpore  ovato-oblongo,  sub  apice  turgido,  leviter  constricto,  dorsi  setis  rarioribus,  posticis  longioribus,  ovulis  parvis. 

Chetonote  court,  ä  corps  ovale-oblong,  legerement  etrangle  pr es  du  front  gonfle,   ayant  les  soies  du 
dos  plus  rares  et  les  posterieures  plus  longues ,  les  oeufs  petits. 

Chaetonotus  Irevis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  44.  1831.  p.  123. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  mit  der  vorigen  bei  Berlin,  aber  seltner,  in  sumpfigen  freien  Lachen  lebende  Art  unterscheidet  sich  ausser  dem  kürze- 
ren Körper  von  ihr  durch  kleinere  und  gleichzeitig  zahlreicher  entwickelte  Eier.  Ich  zählte  bis  3  Eier  gleichzeitig,  deren  jedes  etwa 
Vs  der  ganzen  Länge  des  Thierchens  hatte.  —  Grösse  Vse  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  XLIII.  Fig.  V. 

Fig.  1.     Seitenansicht;    Fig.  2.    Rückenansicht.    Vergrösserung  SGOmal  im  Durchmesser. 


Nachtrag   zur   Gattung    Chaetonotus. 

Bory's  Gattung  Diceratella  von  1824  und  1826,  welche  3  Arten  aus  3  verschiedenen  Gattungen  und  2  Thierclassen  ent- 
hielt, hat  folgende  Synonyme:  1)  D.  Larus  =  Chaetonotus;  2)  D.  ovata  =  Coleps  hirtus;  3)  D.  triangularis  =  Stentor 
polymorphus?,  Ophrydium?  (vergl.  Leucophra  comutaM.). —  Eine  Respirationsröhre  im  Nacken  scheint  dieser  Gattung  zu  fehlen. 


391 

VIERTE     GATTUNG:      AUGENKREISEL. 
Glenopbora.     €ü£nophore. 

CHARACTER:    Animal  ex  Ichthydinorum  familia,    ocellis  duobus  frontalibns  instrnctnm,    organo  rotatorio 
frontali  circulari,  pseudopodio  truncato. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Ichthydiens,  ayant  deux  yeux  au  front,  Forgane  ro- 
tatoire  circulaire  et  frontal,  le  faux-pied  tronque. 

Die  Gattung  der  Augenkreisel  zeichnet  sich  in  der  Familie  der  Wimperfischchen  durch  2  Stirn- 
augen, ein  radförniiges  Räderorgan  an  der  Stirn  und  einen  abgestutzten  Schwanzfuss  aus. 

Die  Gattung  wurde  1831  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wissensch.  mit  1  neuen  Art  gegründet, 
und  ist  seitdem  nicht  vermehrt  worden.  —  Die  Organisation  ist  noch  schärfer  zu  ermitteln.  Erkennbar  war 
damals  ein  einfacher  Wimperkranz  an  der  Stirn  als  Räderorgan  und  einziges  Bewegungsorgan.  —  Als  Er- 
nährungsorganismus war  ein,  bei  einigen  Individuen  farbloser,  bei  andern  grün  erfüllter,  kurzer  und  dicker 
conischer  Darm  sichtbar,  und  2  in  der  Mitte  des  Räderorgans  hervortretende  zangenartige  Spitzen  gehörten 
wohl,  als  2  Zähne,  2  einzahnigen  Kiefern  an.  Der  grüne  Darm  endete  an  der  Basis  des  abgestutzten 
Schwanzfusses.  —  Mehrere  knotenartige  trübe  Körper  im  Innern  neben  dem  Darme  Hessen  sich  auf  den  un- 
entwickelten Eierstock  und  2  pancreatische  Drüsen  beziehen.  —  Zwei  scharf  umschriebene  Punkte  an  der 
Stirn,  dicht  hinter  dem  Räderorgane,  sprachen  als  2  Augen  an.     Eine  Respirationsröhre  blieb  unerkannt. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  nur  bei  Berlin  sicher  beobachtet. 

6.     Glenophora  Trochus,  Nonnen -Fischchen.     Tafel  XLra.  Fig.  VI. 

Gl.  corpore  ovato-conico,  fronte  turgida  et  pseudopodio  attenuato  truncatis,  ocellis  nigricantibus. 

Glenophore    Toupie,    ä  corps  ovale -conique,    tronque    au  front  gonfle    et   au  fati£c-pied  aminci, 
ayant  les  yeucc  noirätres. 

Glenophora  Trochus,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  123. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diess  bei  Berlin  nur  selten  zwischen  Meerlinsen  beobachtete  Tliierchen  könnte  leicht  ein  Junges  einer  andern  Gattung  seyn, 
doch  hat  sich  keine  ähnliche  Form  bisher  ermitteln  lassen,  die  als  Erwachsenes  gälte.  Fände  es  sich  mit  entwickelten  eignen  Eiern, 
so  wäre  es  als  selbstständige  Form  sicher.  Es  schwimmt  rasch,  wie  eine  Trichodina  oder  ein  abgelöster  Vorti cell en -Leib.  Die 
Gattungen  Monolabis  und  Microcodon  haben  ähnliche  Formen.     Die  Organisation  ist  bei  der  Gattung  erläutert.  —  Grösse  %  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XLm.  Fig.  VI. 

Fig.  1.    mit  der  Stirn  nach  unten  gewendet.     Fig.  2.    nach  oben  gewendet.     Fig.  3.    etwas  eingezogen  und  mit  grüner  Speise  erfüllt;    co  wahrschein- 
liche Afterstelle.    Fig.  4.    Seitenansicht.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser.    Zeichnungen  von  1831., 


ZWEITE     FAMILIE:      HÜLSENFISCHCHEN. 

Occistliia.    Oecistines. 

CHARACTER:    Animalia  rotatoria  monotrocha,  organi  rotatorii  margine  integro,  loricata. 

CARACTERE:    Animaux  rotaloires  avec  un  seid  organe  rotatoire  ä  bord  entier  et  avec  une 
ewveloppe  au  corps. 

Die  Familie  der  Hülsenfischchen  ist  in  der  Classe  der  Räderthiere  durch  ein  einfaches  und  ganz- 
randiges  Räderorgan,  und  durch  Besitz  einer  besondern  Körperhülle  characterisirt, 

Diese  Familie  wurde  1833  (1832)  in  den  Abhandl.  der  Berl.  Akad.  d.  Wissenschaften  zuerst  mit 
denselben  beiden  Gattungen  und  Arten  aufgestellt.  Sie  war  besonders  interessant  durch  die  Vervollständi- 
gung der  Reihe  der  gepanzerten  Räderthiere  im  Verhältniss  zu  den  panzerlosen.  Dütrochet  entdeckte  und 
beschrieb  vielleicht  1812  eine  Form  der  Gattung  Oecistes  als  Rotiföre  confervicole ,  die  Lamarck  1815 
Tubicolaria  nannte.  Möglich  wäre  es  auch,  dass  der  unbekannte  gute  Beobachter  zu  Berlin  1753  schon 
den  hier  häufigen  Conochilus  kannte,   wenn  es  nicht  Junge  der  Lacinularia  waren.  —   Die  Organisation 


392  -    — -- 

der  Familie  ist  reichlich  ermittelt. —  Bewegungsorgane  mit  innern  Muskeln  und  einem  zangenlosen  Schwanz- 
fusse,  Ernährungsorg ane  mit  reihenzahnigen  Kauapparaten  und  2  pancreatischen  Drüsen,  so  wie  Eient Wicke- 
lung und  Eierlegen  sind  bei  beiden  Formen  beobachtet.  Männliche  Sexualtheile  sind  noch  unerkannt.  Ge- 
wisse 5  2  fadenartige  zitternde  Organe ,  Kiemen?  und  Nervenfäden  mit  Ganglien  sind  bei  Conochilus^  rothe 
Augenpunkte  bei  beiden  ermittelt.     Die  verschiedene  Panzerform  giebt  Gattungscharactere. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Familie  ist  sicher  nur  bei  Berlin,   vielleicht  aber  auch  bei  Paris 
beobachtet. 

Uebersicht   der   2    Gattungen   der   Familie   der  Hülsenfischchen: 

,  ..„      (einzeln  gesondert  für  iedes  EinzeltLicr  .  .  Geeistes 
lanzerhijlle    <  .  w^im^a 

)  gehäuft^  oder  gemeinsam  für  viele  EinzcltLicre  Conochilus 


FÜNFTE     GATTUNG:     HÜLSENFISCHCHEN. 

Oecistes.    ©eciste. 

ClIARACTER:    Animal  ex  Oecistinorum  familia,   lorica  singulis  singula  discreta,    ocellis  duobus  frontali- 
bus,  provectiore  aetate  obsoletis. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Oecistines^  etyant  chaeun  son  enveloppe  particuliere  se- 
paree  et  deux  yeux  au  front \  qui  sejfacent  avec  Vage. 

Die  Gattung  der  Hülsenfischchen  zeichnet  sich  in  der  gleichnamigen  Familie  durch  einen  freien 
besondern  Panzer  für  jedes  Einzelthier  und  durch  Besitz  von  2  Stirnaugen  aus,  die  im  Alter  undeutlich 
werden. 

Die  Gattung   Geeistes  wurde   1833  (1832)   in  den  Abhandlungen  der  Berliner  Akad.  der  Wiss.  mit 

1  Art  errichtet,  welche  sie  noch  jetzt  allein  enthält,  wenn  nicht  Tuhicolaria  confervicola  Lamarcr's 
vielleicht  eine  zweite  Art  bildet.  —  An  Organisation  sind  innere,  in  den  langen  schwanzartigen  Fuss  ver- 
laufende, Längsmuskeln,  ein  einfacher  Wimperkranz  an  der  Stirn,  ein  einfacher  schlauchartiger  eingeschnür- 
ter Speisecanal  mit  langem  Magen,  mit  2  reihenzahnigen  Kiefern  im  Schlundkopfe,  2  pancreatische  Drüsen, 
ein  Eierstock  mit  einzeln  sich  entwickelnden  Eiern,  und  2  Augenpunkte  an  der  Stirn  erkannt;  letztere  sind 
beim  Jungen  roth,  beim  Alten  farblos.  Der  Panzer  ist  eine  gallertige  cylindrische  klebrige  Büchse  {Urceo- 
lus),  in  die  sich  das  Thier  ganz  zurückziehen  kann,  an  die  es  nur  mit  dem  untern  Fuss -Ende  angeheftet 
ist  und  die  es,  beunruhigt,  verlässt,  um  sich  wohl  eine  andere  zu  bilden. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist,  ausser  Berlin,  vielleicht  in  Frankreich  beobachtet. 

?.     Geeistes  crystallinus,  crystallenes  Hülsenfischclien.     Tafel  XLIIL  Fig.  VII. 

Oe.  lorica  hyalina  viscosa,  floecosa,  corpore  crystallino. 

Oeciste  crystallina    a  carapace  hyaline  visc/ueuse ,   vehie  de  flocons  etrangers  et  a  corps  crystallina 

Oecistes  crystalUnus,  Abhandl.  d.  Akademie  d.  Wissens  eh.  zu  Berlin,  1833.  (1832.)  p.  223. 
Oeästes  hyalinus,  Tafel  XLIH.  dieses  Werkes. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  Form  wurde  am  10.  Juni  1832  auf  den  Blättern  der  lebenden  Hotlonia  palustris  bei  Berlin  entdeckt,  und  am  30. 
Sept.  1832  wieder  an  Meerlinsen -Wurzeln  gefunden.  Sie  ist,  obwohl  nicht  klein,  doch  ihrer  gallertigen  Natur  und  Durchsichtigkeit 
halber  schwer  zu  erkennen.  Sie  konnte  sich  ganz  in  den  Cylinder  zurückziehen,  wobei  der  Fuss  dicker  und  kürzer  wurde.  Stark  be- 
unruhigt verliess  sie  von  selbst  die  Hülle,  und  schwamm  unbehülflich  kreisend  umher.  Der  einfache  Wimperkranz  schloss  sich  mit  einer 
offenen  Stelle  an  den  Mund  an.  Die  2  reihenzahnigen  Kiefer  des  Schlundkopfes  hatten  je  3  stärker  entwickelte  Zähne.  Der  Schlund, 
sehr  kurz,  ging  sogleich  in  einen  langen,  vorn  mit  2  Päncreasdrüsen  ohrartig  besetzten,  Magen  über,  welcher  immer  bräunliche  Spei- 
sen enthielt,  und  durch  eine  Einschnürung  von  einem  kurzen  kugelartigen  Dickdarme  getrennt  wurde,  worin  gröbere  NahrungsstofFe  la- 
gen. Die  Auswurfsöffnung  war  da  in  Thätigkeit  sichtbar,  wo  der  Körper  sich  plötzlich  in  den  Fuss  verdünnt,  und  durch  einen  leich- 
ten Vorsprung  kenntlich.  Neben  dem  Darme  lagen  innerlich  trübe  Körper,  welche  Tlieile  des  Eierstocks  waren,  zuweilen  auch  ein 
schon  ganz  entwickeltes  cylindrisches  Ei.  Ausgeschiedene  Eier  fanden  sich  oft  2  —  5  in  den  Cylindern  neben  dem  Fusse.  Im  Innern 
Körper  waren  überdiess  noch  2  lange  bandartige  Muskelstreifen  kenntlich,  die  von  der  Gegend  des  Schlundkopfes  an  bis  zur  Fussbasis 
und  von  da  bis  tief  in  den  Fuss  sichtbar  waren.  Vier  unter  dem  Räderonmne  liegende  grosse  Knoten  hielt  ich,  ihrer  Thätigkeit  nach, 
für  die  Contractions  -  und  Expansions -Muskeln  desselben.  Eine  sehr  wenig  vorspringende  Respirationsröhre  sah  ich  zuweilen,  aber  nie 
recht  deutlich,  in  ihrer  wahren  Lage.     Dütrochet's  Art  dieser  Gattung,   wenn  es  nicht  ein  Junges  einer  andern  Gattung  war,    hatte 

2  solche  Röhren  {Oe.  confervicola).     Besonders  interessant  war  die  Eientwickelung.     In  einigen  Eiern  sah  ich  schon  sogleich  2  dunkle 
Funkte  neben  den  bereits  entwickelten  Kiefern,    und  beim  gelinden  Drucke  platzten  sie,    uud  ich  sah  das  Junge  frei  neben  der  Schaalc 


— —    393 

mit  2  rothcn  Augenpunkten.  Ich  suchte  letztere  dann  beim  Mutterthiere  und  fand  nur  bei  contralrirtem  Räderorgane  2  farblose  ähn- 
liche Flecke  an  der  Stirn.  —  Eilänge  V20  Linie ,  Körper  ohne  den  Schwanz  Via,  mit  demselben  xjz  Linie.  Hülle  %  Linie.  Ent- 
wickelungscyclus  V20  —  V3  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XLIII.   Fig.  VII.    {Geeistes   hyalinus.) 

Fig.  1.  etwas  contrahirt,  im  Begriff  sich  wieder  zu  entfalten.  Fig.  2.  entfaltet;  co  Afterstelle,  /'  Panzer.  Fig.  3.  Schlundkopf  mit  den  Zähnen  und 
4  Muskelparthieen ,  durch  Druck  ausgebreitet;  sämmtlich  300mal  vergrössert.  Fig.  4.  ein  Blattwirtel  der  Hottonia  palustris  in  natürlicher  Grösse) 
mit  Thierchen  besetzt.    Fig.  5.    eine  Blattfieder  mit  der  Lupe  vergrössert. 


SECHSTE     GATTUNG:     LIPPENKREISEL. 
Conocliilu*.    Cono  Chile. 

CIIARACTER:    Animal  ex  Oecistinorum  familia,    sociale ,   loricis  acervatis  contiguis,   ocellis  duobus  fron- 
talibus  persistentibus. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Oecistines,   social,   ayant  les  enveloppes  conglomerees 
•     et  contigues,  pourvu  de  deux  yeux  persistanls  au  front. 

Die  Gattung  der  Lippenkreisel  umfasst  Thiere  der  Familie  der  Hülsenfischcben,  welche  in  haufen- 
weis eng  an  einander  schliessenden  Futteralen  gesellschaftlich  leben  und  2  bleibende  Stirn -Augen  führen. 

Die  Gattung  wurde  1833  (1832)  mit  der  vorigen  zuerst  bekannt  gemacht  und  hatte  schon  damals 
nur  die  eine,  hier  zu  verzeichnende,  Art.  Ob  schon  frühere  Beobachter  diese  Form  kannten,  oder  ob  sie 
die  Jungen  der  Lacinularia  als  besondere  Arten  beschrieben,  ist  schwer  zu  entscheiden,  doch  passt  die 
Beschreibung  immer  mehr  auf  letztere  (vergl.  Lacinularia).  —  Die  Organisation  ist  reichlich  ermittelt  und 
bei  der  Familien  -Charakteristik  schon  angezeigt,     Specieller  ist  sie  bei  der  Artbeschreibung  angegeben. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  mit  Sicherheit  nur  von  Berlin  s  Umgegend  bekannt. 

8.    Conocftüus  Toivojc,  wälzender  Xippenkreisel,  Kiigelfiscliclieii.  Tafel  XLIII.  Fig.  VIII. 

C.  corpusculis  albis  loricisque  gelatinosis  hyalinis,  radiatim  in  spliaeram  libere  volutantem  albidam  conjunetis. 

Conochile   Volvoce,  les  corpuscides  blaues  et  les  enveloppes  gelatineuses  hyalines ,   reunis  en  sphere 
rayonnante  blanche,  librement  tournoyante. 

ConocJälus  Volvoxy  Ab  ha  ndl.  d.  Akad.  d.  Wissen  seh.  zu  Berlin,   1833.    (1832.)    p.  224. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  entdeckte  die  ersten  4—5  Exemplare  am  4.  Juni  1832  im  Wasser  des  Plötzen-Sees  bei  Berlin,  und  am  10.  Mai  und 
15.  Juni  1834  fand  ich  wohl  über  100  in  einer  Torfgrube  bei  den  Pulvermagazinen.  Seitdem  fand  ich  das  Thierchen  zahlreich  wie- 
der am  13.  und  26.  Juni  1835,  am  10.  Mai,  30.  April,  15.  Juni,  1.,  2.  und  30.  Juli  1836,  und  im  ganzen  Sommer  und  Herbst 
bis  zum  3.  December  1837  unterm  Eise  an  denselben  Orten.  Es  gleicht  einem  weissen  Volvosc  Globator  und  ist  nie  festsitzend. 
Hätte  der  anonyme  Beobachter  von  1753  bei  Berlin  nicht  gleichzeitig  sehr  ausführlich  die  Lacinularia  beobachtet  und  beschrieben,  so 
würde  ich  eine  seiner  Formen  für  diese  Art  halten,  es  mögen  aber  Junge  jener  gewesen  seyn.  Eben  so  ist  Müllers  Vorticella  so- 
Cialis  und  Sghrank's  Lin%a  Hippocrepis  wohl  nicht  diese,  sondern  jene  Form  gewesen.  In  3  Cubikzoll  Wasser  schöpfte  ich  zu- 
weilen 20  bis  30  Kugeln.  Jede  Kugel  bestand  aus  10 — 40  Tbieren.  Der  eiförmige  oder  kurz  cylindrische  Körper  endet  in  einen 
dünneren,  langen  und  ziemlich  starken  cylindrischen  Fuss  ohne  Zange,  mit  einer  Saugwarze  am  Ende.  Jede  Kugel  hat  in  der  Mitte 
einen  gallertigen  Kern,  welcher  in  gefärbtem  Wasser  leicht  sichtbar,  sonst  oft  unsichtbar,  zuweilen  aber  durch  grüne  parasitische  Mo- 
naden gefärbt  ist.  Dieser  Kern  ist  der  gemeinsame  Panzer,  in  dessen  Zellen  sich  die  Einzelthiere  ganz  zurückziehen  können,  wobei 
sie  den  Fuss  verdicken  und  krümmen.  Die  Stirn  der  Thiere  ist  etwas  breiter,  als  der  Körper,  abgestutzt  und  mit  einem  fast  cirkel- 
runden  Wimperkranze  umgeben,  der  beim  seitlichen  Munde  etwas  absetzt.  In  der  Mitte  dieser  Stirnfläche  erheben  sich  4  conische  dicke 
Warzen,  auf  deren  Spitze  je  eine  Borste  eingelenkt  ist,  die  manchmal  nur  auf  den  beiden  vordem  erscheint.  Sie  bilden  vielleicht  eine 
gespaltene  Oberlippe,  während  das  Räderorgan  den  Stirnrand  darstellt.  Ein  4muskeliger  Schlundkopf  mit  2  reihenzahnigen  Kiefern  und 
je  4  bis  5  stärkeren  Zähnen  liegt  dicht  hinter  dem  Munde,  geht  in  einen  kurzen  engen  Schlund  und  einen  ovalen  Magen  über,  wel- 
cher durch  eine  Einschnürung  von  einem  fast  gleichgrossen  ovalen  Dickdarme  abgesondert  wird  {Gaster odela).  Neben  dem  Schlünde 
am  Magen  liegen  2  kugelige  pancreatische  Drüsen  oder  Speicheldrüsen,  und  hinten  über  dem  Dickdarme  liegt  der  oft  mit  einem  gros- 
sen entwickelten  Ei  erfüllte  Eierstock.  Die  Auswurfs-  und  LegeöfTnung  ist  an  der  Fussbasis,  wo  der  meist  mit  farbiger  Speise  sicht- 
lich erfüllte  Dickdarm  endet. 

Sehr  eigenthümlich  ist  die  Anordnung  der  Muskeln  im  innern  Körper.  Es  giebt  keine  vorderen  Muskeln,  aber  3  Paar  hin- 
tere, welche  nach  vorn  gehen,  ohne  das  Räderorgan  zu  erreichen,  ein  Rückenpaar  und  2  Seitenpaare.  Sie  laufen  hinterwärts  bis 
an  das  Ende  des  Fusses.  Im  Fusse  selbst  liegen  2  grosse  keulenförmige  drüsige  Organe,  wie  sonst  die  Zangenmuskeln  sind.  Hier 
scheinen  aber  die  männlichen  Sexualdrüsen  diese  Stelle  einzunehmen.  Eine,  gewiss  nicht  fehlende,  contractile  Sexualblase  war  nicht  zu 
erkennen.  Für  Gefässe  hielt  ich  mehrere,  besonders  im  hintern  Körper  hervortretende,  Queer-Canäle,  die  zum  Theil  eine  sich  kreu- 
zende Richtung  hatten,  und  welche  mir  mit  je  2  vordem  seitlichen  Längsgefässen  in  Verbindung  zu  seyn  scheinen,  die  wohl  von  einem 
bisher  nicht  erkannten  Gefässnetze  des  Kopfes  entspringen,   wie  bei  Hydatina.     Neuerlich  sah  ich   auch  zitternde  sehr  eigenthümliche 

99 


394 

Kiemen  in  Form  von  2  gewundenen  Spiralbändern  im  liintern  Körper.  Endlich  sind  noch  nervenälmliclie  Gebilde  erkannt.  Zwei  schön- 
rotlie  deutliche  Augenpunkte  liegen  im  Nacken  dicht  hinter  dem  Wimperkranze  jedes  Thierchens,  und  in  der  hintern  Körpergegend  las- 
sen sich  2  kleine  ovale  Ganglien  als  verdickte  Stellen  von  2  Fäden  erkennen ,  die  leicht  Nerven  seyn  mögen.  —  Die  gespaltene  Ober- 
lippe mag  wohl  eine  Verschmelzung  des  einfachen  Wimperkranzes  aus  2  ursprünglich  getrennten  Räderorganen  andeuten,  wie  so  vieles 
Unpaare  der  Organisationen  ursprünglich  paarig  ist.  Oder  sind  es  abweichend  gestellte  Respirationsröhren ?  Das  Thierchen  nimmt  leicht 
Carmin  und  Indigo  auf,  ist  aber  meist  mit  goldgelblicher  Nahrung  erfüllt.  —  Grösse  der  Kugeln  bis  1%  Linie,  der  Individuen  — V* 
Linie,  der  Eier  Vsg  Linie.     Entwickelungscyclus  von  V36  —  Vs  Linie. 

Erklärung    der   Abbildungen    Taf.  XLIII.    Fig.  VIII. 

Fig.  1.  ist  ein  Theil  einer  300mal  vergrösserten  Kugel,  worin  6  Thierchen  liegen.  Fig.  1 — 3.  in  verschiedenen  Graden  der  unvollkommenen  Aus- 
dehnung. Fig.  4.  ganz  ausgedehnt;  Rückenseite.  Fig.  5.  Seitenansicht,  co  After.  Fig.  6.  wie  Fig.  3.  Bauchseite.  Fig.  2.  ist  eine  neuere  Zeich- 
nung nach  schärferer  Beobachtung,  Bauchseite,  mit  den  Kiemenspiralen,  den  hinterwärts  dazwischen  liegenden  2  Ganglien  u.  s.  w.  Fig.  3.  eine 
schwimmende  Kugel  mit  halb  eingezogenen  Thieren.  Fig.  4.  eine  ähnliche  mit  ganz  ausgedehnten  Thieren,  20mal  vergrössert.  Fig.  5.  sind  die 
beiden  Kiefer  mit  den  Zähnen,  300mal  vergrössert.  ~~ 


DRITTE     FAMILIE:     SONNENSCHIRMTHIERCHEN. 

Megalotrocliaea»    Megalotroclies» 

CH  AR  ACTER:    Animalia  rotatoria  monotrocha,  organi  rotatorii  margine  inciso  aut  flexuoso,  nee  loricata. 

VARACTERE:    Animaux  rotatoires,  sans  carapace  ou  enveloppe^  ayant  V Organe  rotaloire  sim- 
ple >  mais  sinueux  ou  echancre  aux  hords. 

Die  Familie  der  Sonnenschirnithierchen  unterscheidet  sich  in  der  Gasse  der  Rädert  liiere 
durch  einfaches,  am  Rande  buchtiges,  oder  eingekerbtes  Räderorgan,  und  durch  Mangel  einer  besondern 
Hülle. 

Diese  Familie  wurde  1830  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  mit  2  Arten  in  2  Gattungen 
Microcodon  und  Megalotrocha  gegründet,  und  bildete  den  Gegensatz  zur  Familie  der  gepanzerten  Blu- 
menrädchen.  Jetzt  wird  die  Familie  durch  3  Arten  in  3  Gattungen  repräsentirt,  indem  die  1832  ent- 
deckte Gattung  Vyphonautes  zugefügt  ist.  Die  erste  Kenntniss  solcher  Thierchen  hatten  wahrscheinlich  Rö- 
sel  und  Brady  1755  in  der  Megalotrocha,  die  ersterer  aber  mit  der  Lacimäaria  verwechselte.  Die- 
ser gab  auch  Bory  1824  den  Namen  Megalotrocha,  obwohl  Schrank  sie  schon  1803  Linza  und  Schweig- 
ger 1820  Lacinularia  genannt  hatten.  Müller  scheint  sie  als  Vorticella  socialis  mit  den  Jungen  der 
Lacinularia  und  Vonochilus  gemeint  zu  haben,  im  Fall  er  sie  kannte.  Die  Formen  der  Gattungen  Micro- 
codon  und  Vyphonautes  sind  von  mir  entdeckt  worden.  - —  Die  Organisation  ist  sehr  reichlich  bei  Mega- 
lotrocha^ etwas  karger  bei  den  andern  ermittelt.  Ein  ununterbrochener,  nicht  ganz  geschlossener,  am  Rande 
buchtiger  Wimperkranz  bildet  das  Organ  für  die  Ortsveränderung,  das  Schwimmen  und  Heranziehen  der 
Nahrung;  deutliche  innere  Muskelbänder  dienen  sichtlich  der  Formveränderung  des  Körpers.  —  Der  Ernäh- 
rungsorganismus ist  bei  allen  Formen  in  seiner  Function  beobachtet.  Bei  Megalotrocha  ist  der  Speisecanal 
mit  einem  Magen  und  2  kleinen  Blinddärmen,  vorn  aber  mit  zwei  reihenzahnigen  Kiefern  versehen,  hat 
auch  2  pancreatische  Drüsen;  bei  den  beiden  andern  Gattungen  ist  es  ein  einfacher  Canal  ohne  Magen  und 
ohne  Blinddärme,  mit  2  einzahnigen  Kiefern  bei  Microcodon,  zahnlos  bei  Vyphonautes,  auch  bei  ersterem 
ohne  deutliche  Darm -Speicheldrüsen.  —  Die  Fortpflanzungsorgane  sind  bei  allen  Gattungen  als  Eierstock  er- 
kenntlich, welcher  wenig  grosse  Eier  ausbildet.  Nur  Megalotrocha  trägt  die  Eier  an  Fäden  angeheftet. 
Männliche  Sexualtheile  sind  noch  bei  keiner  Gattung  klar  erkannt.  —  Gefässe  sind  nur  bei  Megalotrocha 
deutlich,  auch  innere  zitternde  Kiemen  sind  da  beobachtet.  —  Empfindungsorgane  sind  bei  2  Gattungen  als  roth- 
farbige Augen  sehr  deutlich,  bei  der  dritten  ist  ein  Ganglion  an  derselben  Stelle  gesehen,  auch  sind  bei 
Megalotrocha  dem  Hirn  vergleichbare  strahlige  Markknoten  und  überdiess  4  dunkle  drüsige  Kugeln  in  der 
Nähe  des  Mundes  erkannt.     Letztere  wurden  1830  fälschlich  für  4  Augen  gehalten. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Familie  ist  nur  bei  Berlin  und  Kiel  im  Süsswasser  und  Ostsee- 
wasser, wahrscheinlich  auch  bei  Brüssel  und  Nürnberg  bekannt 

Uebersicht   der   3   Gattungen   der   Familie   der   Sonnenschirmthierchen: 

Angcnlos Cyphonautes 

Arv  A  jinit  1  Auge    ....  Microcodon 

Mit  Augen    .  .  {    .,  ~    A  „       ,   J        , 

ö  mit  2  Augen  ....  Megalotrocha 


395 

SIEBENTE     GATTUNG:     BUCKELFISCHCHEN. 

Cyphonautes.    Cypbonante. 

CHARACTER:    Animal  e  Megalotrochaeorum  familia,  ocellis  omnino  earens. 

CARACTERE:   Animal  de  la  famille  des  Megalotroches ,  toujours  sans  yeux. 

Die  .Gattung  der  Buckelfisehchen  enthält  die  völlig  augenlosen  Formen  der  Familie  der  Sonnen- 
schirmthierchen. 

Cyphonautes  wurde  zuerst  1833  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  der  Wissenschaften  als  Glied  der 
Familie  der  Blumen r ad chen  mit  nur  1  neuen  Art  beschrieben,  deren  Körper  eine  besondere  Hülle  zu 
haben  schien.  Da  aber  die  letztere  doch  vielleicht  nur  die  Oberhaut  des  Körpers  ist,  so  ist  die  Gattung 
wohl  zweckmässiger  liier  untergebracht.  —  Die  Organisation  der  auffallenden  Form  ist  wegen  Mangels  viel- 
facher Beobachtung  etwas  unklar  geblieben,  doch  mannigfach  ermittelt.  Als  Bewegungsorganismus  dienen 
ein  ununterbrochener,  aber  buchtiger  Wimperkranz  und  innere  bandartige  Muskeln.  —  Als  Ernährungsorgane 
erkennt  man  einen  zahnlosen  Schlund  und  einen  Indigo  aufnehmenden  Darm,  vielleicht  auch  eine  Pancreas- 
drüse.  Als  Sexualorgan  ist  ein  Eierstock  mit  einem  einzelnen  grossen  entwickelten  Eie  sichtbar  gewor- 

den; männliche  Organe  sind  nicht  erkannt.  —  Gefässe  sind  nicht  beobachtet,  auch  keine  zitternden  Kiemen. 
Ein  runder  drüsiger  Knoten  am  Schlünde  ist  vielleicht  eine  Nervenmasse. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  und  einzigen  Art  ist  nur  im  Ostseewasser  bei  Kiel  be- 
kannt. 

9.     Cyphonautes  compressus,  dreieckiges  Buckelfiscliclieii.     Tafel  XLIV.  Fig.  II. 

C.  corpore  eoinpresso,  obtuse  triangulo,  albo,  fronte  truncata,  dorsi  gibbere  subacuto. 

Cyphonaute  comprime,  a  corps  comprime,  obtusement  triangulaire ,  blanc,  trow/ue  au  front,  hausse 
en  bosse  presque  aigue  au  dos. 

Cijphonautes  compressus,  Abhandl.  d.  Akademie  d.  Wissenscli.  zu  Berlin,  1833.  p.  204. 

Aufenthalt:    Bei  Kiel  in  der  Ostsee. 

Herr  Dr.  Michaelis  in  Kiel  sandte  mir  im  Herbst  1832  auf  meine  Bitte  leuchtendes  Ostseewasser  nach  Berlin,  und  in  ei- 
nem der  Fläschchen  fand  ich  am  25.  November  auch  2  Exemplare  dieses  Thierchens,  welche  aber  nicht  leuchteten.  Im  folgenden 
Jahre  meldete  mir  Herr  Michaelis  die  eigne  Beobachtung  desselben  Thierchens  mit  sehr  umständlichem,  von  dem  meinen  zwar  etwas 
abweichenden,  aber  vielfach  bestätigenden,  Detail.  Denkt  man  sich  einen  kurzen  Kegel  von  2  Seiten  zusammengedrückt,  so  hat  man 
die  Form  des  Körpers  dieses  Thierchens.  Ich  glaubte  früher,  weil  es  steif  war,  einen  festeren  Panzer  als  Umkleidung  annehmen  zu 
müssen,  allein  ich  habe  die  Beobachtung  nicht  scharf  genug  darauf  gelenkt,  um  viel  Gewicht  darauf  zu  legen.  Ich  färbte  das  umge- 
bende Wasser  mit  Indigo  und  sah  das  Wirbeln  der  ganzen  vordem  Seite,  au  deren  einem  Ende  ein  grosser  dunkler  Knoten  einen  Schlund- 
kopf vorstellte.  An  diesem  waren  zwei  stärkere  und  2  dünnere  Borsten  (zuweilen  schienen  es  mehr  zu  seyn)  in  einer  greifenden  Be- 
wegung, wie  Zähne.  Ein  starker  Strom  der  Farbe  ging  am  Schlundkopfe  vorbei  oder  durch  ihn  in  einen  grossen  innern  Raum,  und 
es  füllte  sich  nach  hinten  ein  schmaler  Canal  mit  Farbe,  welcher  in  der  Spitze  des  Rückens  umbog  und  auf  der  dem  Schlundkopfe 
entgegenstehenden  Seite  nach  vorn  zurückging,  sich  aber  noch  vor  dem  Vorderrande  endete.  Da  wurde  die  Farbe  wieder  ausgeworfen. 
Den  innern  Winkel  des  sich  umbiegenden  Darmes  nahm  ein  dunkler  drüsiger  grosser  Körper  ein,  vielleicht  ein  Pancreas,  und  am  Aus- 
gange des  Darmes  nach  vorn  lag  ein  anderer  grösserer  trüber  Körper  mit  einem  dunkleren  kleineren.  Diesen  letzteren  hielt  ich  für 
den  Eierstock  mit  einem  Eie.  In  der  Mitte  des  Schlundkopfs  lag  noch  eine  Kugcldrüse,  die  vielleicht  Hirn-  oder  Augenganglion  war; 
ein  mit  Pigment  gefärbtes  Auge  war  nicht  vorhanden.  Vom  Schlundkopfe  ging  jederseits  ein  bandartiger  Muskel  zur  Rückenspitze, 
welche  in  eine  veränderliche  (Saug?-)  Warze  endete.  Das  Räderorgan  ragte  mit  2  wirbelnden  Fortsätzen  nach  innen.  Ein  trüber 
Streifen  dicht  unter  dem  Wimperkranze  war  wohl  die  bewegende  Muskellage.    Es  schwimmt  wankend.  —  Grösse  %  Linie;  Ei  %  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XLIV.   Fig.  II. 

Fig.  2.±_    Seitenansicht;  m'  Schlundkopf,  g'  Hirn-  oder  Augenganglion,  m"  Muskel,  oe  Schlund,  gp  pancreatische  Drüse,  i  Speisecanal,  o""  Eier- 
stock,  m  Ausmündung  des  Darmes.    Fig.  2.^   Stirnansicht;  o  Mund,  w  Auswurfsöffnung.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 


ACHTE     GATTUNG:     GLOCKENFISCHCHEN. 
Micro co don.    Hicrocodon. 
CHARACTER:    Animal  e  Megalotrochaeorum  familia,  ocelto  unico  instructum. 
CARACTJERE:    Animal  de  la  famille  des  Megalotroches^  ayant  an  seul  oeü. 

Die  Gattung  der  Giockenfischchen  enthält  die  Formen  der  Familie  der  Sonnenschirmthierchen  mit 
einem  Auge. 


396    

Die  1830  zuerst  angezeigte  Gattung  enthält  auch  jetzt  nur  1  Art,  und  scheint  nie  vorher  beobach- 
tet zu  seyn.  —  Die  Organisation  ist  weniger  reichlich  ermittelt.  —  Der  einfache  Wiinperkranz  um  die  Stirn 
ist  in  der  Mitte  etwas  eingebogen  und  bildet  fast  eine  queerliegende  8.  —  Der  Speisecanal  ist  ein  dicker 
gerader  Schlauch  ohne  Magen,  dessen  vorderes  Ende  ein  ohne  Schlund  ansitzender  Schlundkopf  bildet.  Zwei 
einzahnige  Kiefer,  wie  es  scheint,  bilden  einen  Kauapparat.  —  Ein  trüber  Eierstock  füllte  den  Körper  ne- 
ben dem  Darme.  Männliche  Organe  sind  nicht  beobachtet.  —  Gefässe  sind  unbekannt.  —  Dicht  hinter  dem 
Räderorgane  liegt  an  der  Stirn  ein  kleiner  rother  Augenpunkt.  Ueberdiess  ist  ein  röthlicher  Knoten  im 
mittleren  Körper  der  einzigen  Art,  dessen  Natur  unklar  blieb.     (Vergl.  Floscularia.) 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  nur  bei  Berlin  bekannt. 

10.     Microcodon  Clavus,  das  &lockenfiscbchen.     Tafel  XLIV.  Fig.  1. 

M.  corpore  canipanulato ,  pedicellato,  pedc  styliformi  corpus  aequante  et  superante. 

Microcodon  Clou,   a  corps  campanulc,   pcdiculc,    ayant  Ic  pied  styliforme   de  la  longueur  du  corps 
ou  plus  long. 

Microcodon  Clavus,  Ab  ha  ndl.  der  Akademie  d.  Wissen  seh.  zu  Berlin,   1830.  p.  45.   1831.    p.  124. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  1830  entdeckte  Form  fand  ich  1831  wieder  und  am  16.  Aug.  1832,  so  wie  im  März  1835  nochmals,  immer  einzeln. 
Müljler's  Trichoda  Clavus  scheint  vielmehr  ein  Bodo  gewesen  zu  seyn,  da  sie  sehr  klein  war.  Die  grosse  Beweglichkeit  und  Sel- 
tenheit der  Form  hat  noch  nicht  alles  Detail  des  Organismus  zu  ergründen  erlaubt.  Das  Räderorgan  bildet  einen  etwas  überragenden 
Rand  des  glockenartigen  Körpers,  und  in  der  Mitte  der  Stirn  sind  2  Büschel  steifer  Borsten.  Zwei  zangenartige  Spitzen,  die  wohl 
Zähne  waren,  ragten  aus  der  Mitte  des  Räderorgans  und  waren  wohl  mit  den  röthlichen  Kiefern  in  Verbindung,  die  unmittelbar,  ohne 
Schlund,  auf  dem  Darme  sassen.  Pancreatische  Drüsen  blieben  unerkannt.  Die  Auswurfsöffnung  schien  am  Ende  des  grünen  Darmes 
auf  der  augenführenden  Rückenseite  zu  seyn.  Der  Eierstock  enthielt  einmal  ein  deutliches  entwickeltes  Ei  von  fast  der  Körperlänge. 
Im  mittleren  Körper  war  ein  schwärzlicher  oder  röthlicher  runder  Körper,  wie  er  bei  mehreren,  besonders  jungen,  Thieren  {Lacinu- 
laria, Enteroplea,  Notommata  granularis)  beobachtet  ist,  dessen  Natur  aber  unklar  blieb.  Der  Schwanzfuss  endete  in  eine  scharfe 
Spitze  und  zeigte  2  Schein -Gelenke,  war  aber  nur  am  Grunde  biegsam.  —  Grösse  V24  —  Vis  Linie  ohne  den  Fuss.     Ei  V24  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XLTY.    Fig.  I. 

Fig.  1.  a.     Rücken  ansieht;    Fig.  1.  b.    rechte  Seitenansicht;    Fig.  1.  c.    linke  Seitenansicht.    Bei  c  ist  wahrscheinlich  die  Auswnrfsstelle.    Linearver- 
grösserung  300mal, 


NEUNTE     GATTUNG:     SONNENSCHIRMTHIERCHEN. 
Megalotrocha.    Megalotrocbe. 

CHARACTER:    Animal  e  Megalotrochaeorum  fainiüa,  ocellis  duobus  provectiore  aetate  interdum  obsoletis 
insigne. 

CARACTERE:   Animal  de  la  famille  des  Megalolroches^  ayant  deux  yeux  qui  s  effacent  quelque- 
fois  avec  rage. 

Die  Gattung  der  Sonnenschirmthierchen  unterscheidet  sich  in  der  gleichnamigen  Familie  durch 
Besitz  von  2  Augen,  die  im  Alter  oft  unsichtbar  werden. 

Diese  Gattung  ist  1830  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  gegründet  worden.  Zwar  gab 
schon  1824  Bory  de  St.  Vincent  den  Namen  Megalotrocha  socialis  der  Vorticella  socialis  Millers, 
allein  diese  war  schon  von  früheren  Beobachtern  Linza  und  Lacinularia  genannt,  und  war  offenbar  meist 
nur  das  Junge  der  Vorticella  ßosculosa  (siehe  Lacinularia  socialis).  Die  hier  mit  diesem  Namen  bezeich- 
nete Form  kannten,  wenn  nicht  Arderon  1745,  doch,  wie  es  scheint,  schon  Rösel  und  Brady  1755,  spä- 
ter wurde  sie  aber  nur  von  Eichhorn  wieder  scharf  bezeichnet.  —  Die  Organisation  ist  seit  1828  von  mir 
sehr  reichlich  ermittelt.  —  Ein  21appiges  Räderorgan;  ein  Speisecanal  mit  Magen,  Blinddärmen  und  Dick- 
darm, und  mit  einem,  2  reihenzahnige  Kiefer  führenden,  Schlundkopfe;  zwei  pancreatische  Drüsen;  ein  kur- 
zer geknäuelter  Eierstock  mit  wenig  gleichzeitig  entwickelten  Eiern;  drei  Paar  vordere  und  2  Paar  hintere 
Längsmuskeln;  2  Contractions- Muskeln  des  Räderorgans;  4  Schlundmuskeln ;  4  queere  Cirkelgefässe;  4  zit- 
ternde Kiemen  im  Kopfe;  zwei,  beim  Jungen  rothfarbige,  Stirnaugen  und  zwei  vieltheilige  und  strahiige,  in 
der  Scheibe  des  Räderorgans  vertheilte,  Markmassen  als  Hirn-  und  Nerven -artige  Empfindungsorgane  sind 
die  erkannten  Organisationsglieder.  Vier  weisse  undurchsichtige  kugelartige  Körper  am  Grunde  des  Räder- 
organs sind,  ihrer  Natur  nach,  unklar,  vielleicht  Kalkbeutel,  vielleicht  männliche  Sexualdrüsen?  Früher 
hielt  ich  sie  irrig  für  4  Augenganglien. 


39?    

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  vielleicht  in  England,  sicher  aber  in  Baiern ,  Belgien 
und  Preussen  bekannt 

11.  Megalotrocha  alho-fiavicams,  g'el^licIiesISoiieeiiscliiFmfbiercIien.  TafelXLlV.Fig.Ill. 

M.  socialis,  in  globulos  racliatim  consociata,  juvenis  alba,  libera,  adulta  flavicans,  affixa. 

ßlegalofroche  j aunätre,    sociale,   reunie  en  globules  rayonne,    blanche  et  lihre  en  jeune  äge,  jau- 
nätre  et  attachee  plus  tard. 

Der  gesellige  Keulenförmige  Afterpolyp,  RÖsei,  Insectenbelnst.   III.   p.  585.   Taf.  XCV.  XCVF.  nicht  XCIV.  {Lacinularia.)    1755.  (1754.) 

Jnsect  lilce  a  Jiltle  flat  round  leaf,  with  crownd  heads,  Braut,  Plülos.  Transact.   XLIX.   Tab.  7.    Fig.  1. .  p.  248.    1756.    (1755.) 

Hydra  socialis,  Linke,  System a  Natur ae,   ed.  X.  zum  Theil.   1758.    ed.  XII.    1767.   zum  Theil  Lacinularia. 

Bracliionus  socialis,  Pallas,  Elencli.  Zoophyt.   p.  96.   1766.    zum  Theil. 

Keulenförmiges  Schlammtliierclien ,  Ledermüller,  Mi  er  ose.  Gemüths-  und  AugenergÖtz.   p.  174.   Taf.  88.  Fig.  f.  g.   1763. 

Vorticella  socialis,  Müller,  Vermium  fluv.  hist.   p.  112.    1773.  zum  Theil. 

Der  Sternpolyp,  Eichhorn,  Beiträge  z.  Kenntniss  der  kl.  Wasserth.  p.  24.   Taf.  I.   Fig.  6.  1775. 

Vorticella  socialis ,  Müller,  Naturforscher,  IX.  p.  207.  1776.  ganz!    Animalc.  Infus,  p.  304.  1786.  zum  Theil.   excl.  Fig. 

Linza  Hippocrepis,  Schrank,  Fauna  boica  III.  2.  p.  314.  zum  Theil.  1803. 

Lacinularia  socialis,  Schweigger,  Handb.  d.  Naturg.  d.  skeletl.  T liiere,  p.  408.  1820.  zum  Theil. 

Stentor  socialis,  Goldfuss,  Handbuch  d.  Zoologie,  I.  p.  70.   1820.  zum  Theil. 

Megalotrocha  socialis,  Bory  de  St.  Vincent,  Encycloped.  method.  Vers.   p.  536.   1824.     Dict.  class.   Art.  Rotiferes.   1828. 

Megalotrocha  alba,  Hemprich  u.  Ehrenberg,  Symbolae  physicae.    Evertebrata  I.     Tab.  VI.  Fig.  5.    1828.    Text  1831. 

Megalotrocha  alba,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  45.  1831.  p.  33,  51,  126,  153,  154.   Taf.  III.  Fig.  15. 

Taf.  IV.   Fig.  26. 
Megalotrocha  flavicans,   Tafel  XLIV.   Fig.  III.  dieses  Werkes.  1835. 

Aufenthalt:    Bei  Nürnberg,  Brüssel,  Danzig?  und  Berlin!. 

Rösel  entdeckte  wahrscheinlich  in  den  Jahren  1753  und  1754  diese  Form  und  beobachtete  sie  sehr  umständlich  bei  Nürn- 
berg, und  1754  soll  sie,  nach  Brady,  der  Opticus  Symoy  bei  Brüssel  zuerst  gefunden  haben.  Vielleicht  ist  aber  das  Thierchen 
noch  früher,  schon  1745,  von  Arderon  nach  Baker  in  England  entdeckt,  der  es  Clustering  Polypes  nannte  und  das  Räderorgan 
für  einen  Deckel  hielt  (vergl.  Opercularia).  Rösel  publicirte  seine  Beobachtung  1755  und  Brady  1756.  Rösel  verwechselte  sie 
gleich  anfangs  mit  der  Lacinularia ,  und  alle  sich  auf  seine  schönen  Abbildungen  stützenden  Systematiker  thaten  dasselbe.  Leder- 
müller hat  wohl  dieser  Form  viele  innere  Eier  beigegeben,  die  aber  aussen  ansassen.  Eichhorn  kann  auch  Rösels  Verwechselung 
getheilt  haben,  da  junge  Thiere  schwer  zu  unterscheiden  sind  und  bleiben  werden.  Die  4  vorderen  weissen  Drüsen  und  das  Ansitzen 
der  Eier  am  Körper  sind  sichere  Unterschiede  der  Megalotrocha  von  der  Lacinularia,  und  die  Abwesenheit  des  gallertigen  Mantels 
(Kernes)  lässt  sich  durch  Farbetrübung  des  Wassers  auch  leicht  zur  Anschauung  bringen.  Müller  hat  bei  Copenhagen  wohl  nur  die 
Jungen  der  Lacinularia  gesehen,  wie  Schrank  bei  Landshut,  der  vielleicht  aber  den  Conochilus  vor  sich  hatte.  Ich  gab  die  erste 
ausführliche  Abbildung  und  Beschreibung  des  Thierchens  von  Berlin  1828  in  den  Symbolis  pliysicis.  Es  bildet  kleine  gallertige  Ku- 
geln um  die  feinen  Zweige  oder  Blattfiedern  der  Wasserpflanzen  Ohara,  Ceratophyllum,  Hottonia,  Ranunculus  dergl.,  oft  auch 
um  die  Meerlinsen -Wurzeln,  die  einem  Ndstoc  (Linckia)  oder  Chaetophora  gleichen.  Eine  solche  Kugel  besteht  aus  oft  20  bis 
30,  mit  den  schwanzartigen  Füssen  an  einen  gemeinsamen  Punkt  befestigten,  Thierchen  von  conischer  oder  keulenförmiger  Gestalt.  In 
der  Ruhe  strecken  sich  diese  Thierchen  lang  aus  und  entwickeln  vorn  ein  sehr  grosses  hufeisenförmiges  Wirbelorgan,  das,  wie  ein  Son- 
nenschirm, den  Körper  weit  überragt.  Das  Ausstrecken  und  Einziehen  geschieht  mittelst  5  Paar  innerer  bandartiger  Längsmuskeln,  von 
denen  3  Paar  (1  Paar  Rückenmuskeln  und  je  1  Paar  Seitenmuskeln)  im  vordem  Körper  liegen,  und  2  Paar  die  hintere  Hälfte  mit 
dem  Fusse  verbinden,  bis  in  dessen  abgestutzte,  mit  Wimpern  behaarte,  Spitze  verlaufen  und  seine  Verkürzung  bewirken,  so  wie  die 
ersteren  das  Räderorgan  und  den  ganzen  Vordertheil  nach  der  Mitte  einziehen.  Die  4  hintern  Muskeln  sind  unmittelbare  Fortsetzungen 
der  beiden  Rücken-  und  der  beiden  obern  Seitenmuskeln.  Das  Räderorgan  besteht  aus  einer  einfachen  Reihe  von  Randwimpern,  unter 
der  ein  trüber  Streifen  liegt,  welcher  Muskelsubstanz  zu  seyn  scheint.  Durch  2  sich  kreuzende  Muskelbänder,  deren  eines  parallel  von 
oben  nach  unten  gerichtet  und  auf  der  Bauchseite  2gablig  ist,  deren  anderes  von  der  Mitte  nach  rechts  und  nach  links  sich  gegenübersteht, 
wird  die  Spannung  und  Faltung  des  Räderorgans  bewirkt.  Den  übrigen  Theil  des  Räderorgans  füllen  markige  Massen  und  Fäden,  die 
wohl  Nervenmasse  sind.  Das  Ernährungsorgan  fängt  im  Munde  mit  einem  4muskeligen  Schlundkopfe  an,  worin  2  reihenzahnige  Kiefer 
liegen,  in  denen  je  4  Zähne  stärker  sind.  Die  Kiefer  werden  beim  Kauen  seitlich  horizontal  gegen  einander  bewegt  und  beissen  deut- 
lich ab.  Hinter  dem  Schlundkopfe  liegt  zunächst  ein  kurzer  enger  Schlund,  auf  diesen  folgt  ein  langer  weiter  Magen,  welcher  vorn 
2  grosse  kugelartige  Drüsen,  die  oft  innen  blasig  sind  (pancreatische  Drüsen),  angeheftet  trägt,  hinten  aber  2  kurze  Blindfortsätze  hat. 
Eine  kurze,  aber  starke,  Verengerung  scheidet  den  Magen  von  einem  fast  kugelförmigen  Dickdarme,  welcher  unmittelbar  an  die  Aus- 
wurfsöffnung stösst.  Neben  diesem,  sammt  dem  Magen  mit  farbiger  Speise  gefüllten,  Dickdarme  liegt  ein  trüber  grosser,  mehr  oder 
weniger  verlängerter,  weisslicher  Körper,  der  Eierstock,  welcher  oft  ein  ganz  entwickeltes  Ei  mit  seinem  Keimbläschen  einschliesst 
und  beim  Druck  8  — 10  stufenweis  weniger  entwickelte  Eikeime  zeigt.  Sehr  selten  sind  2  Eier  gleichzeitig  entwickelt.  Diese  Eier 
werden  bei  Contraction  des  Körpers  aus  der  Darmöffnung  ausgeschieden,  bleiben  aber  mit  einem  Faden  am  Körper  hängen,  so  dass  die- 
ser zuweilen  4 — 5  grosse  Eier  in  der  Aftergegend  an  sich  trägt,  welche  sich  daselbst  weiter  ausbilden  und  die  ich  am  Leibe  auskrie- 
chen sah.  Die  männlichen  Sexualorgane  habe  ich  noch  nicht  deutlich  ermittelt.  Sind  vielleicht  die  vordem  4  weissen  Knoten  in  der 
Nähe  des  Schlundkopfes  zwei  doppelte  Samendrüsen?  Bei  Lacinularia  ist  die  Drüsenform  anders.  Vom  Gefässsysteme  habe  ich 
bis  jetzt  nur  4  queere  Cirkel-Gefässe  in  der  Mitte  des  Leibes  erkannt,  und  im  entwickelten  Räderorgane  liegen  in  einer  geraden  quee- 
ren  Reihe,  an  die  hirnartigen  Massen  angeheftet,  4  zitternde  Körperchen,  welche  ich  als  Kiemen  ansehe  (vergl.  Notommata  Myr- 
meleo).  Als  Empfindungsorgane  sind  bei  sehr  jungen  Thieren  vor  Entwickelung  des  grossen  Räderorgans  2  rothe  Stirnaugen,  runde 
Punkte,  deutlich  sichtbar,  und  ich  habe  sie  oft  schon  in  den  noch  geschlossenen  Eiern  erkannt.  Jedes  sitzt  auf  einem  farblosen  drü- 
sigen Knötchen,  dem  Augenganglion.  Durch  die  Entwickelung  des  grossen  Räderorgans  scheiden  sich  in  dessen  Fläche  mehrere  mar- 
kige Massen,  die  sehr  nervenmarkartig  erscheinen.  Neben  dem  Schlundkopfe  nach  der  Einbuchtung  des  Räderorgans,  der  Bauchfläche, 
hin  liegt  eine  grosse  41appige  Markmasse,  welche  2  flügelartige  keulenförmige  Fortsätze  nach  beiden  Seiten  in  die  Mitte  des  Räderor- 
gans verbreitet,  wovon  jederseits  3  Markfäden  zum  Rande  gehen.  In  dieser  Verbreitungslinie  liegen  die  wahrscheinlich  an  besondere 
Geiässe  angehefteten  Zitterorgane,  üeberdiess  ist  der  ganze  Rand  des  Räderorgans  unter  dem  Muskelsaume  mit  einem  Marksaume  ein- 
gefasst,  welcher  jederseits  7  markige  Warzen  hat.  Die  rothen  Punkte  bei  Rösel  beziehen  sich  nicht  auf  die  Augen,  sondern  auf  die 
zuweilen  bräunlichen  Kiefer. 

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398    

In  den  Eiern  entwickelt  sich  im  Eierstock  erst  ein  heller  Eikeim  als  runder  heller  Fleck  ,  in  diesem  entwickelt  sich  ein  trü- 
ber Kern,  welcher  anfangs  mit  einem  breiten  hellen  Rande  von  Flüssigkeit  umgeben  ist.  In  dem  Keimkerne  als  Dottermasse  er- 
scheint allmälig  noch  im  Eierstock  ein  mittleres  helles  Keimbläschen.  Mit  diesem  wird  das  Ei  ausgeschieden.  Im  Keimbläschen  ent- 
wickelt sich  ausserhalb  der  Embryo  sehr  rasch,  wird  aber  erst  deutlich  erkennbar,  wenn  schon  das  Dotter  aufgezehrt  ist.  Dann  er- 
scheint zuerst  eine  trübe  Stelle  in  der  Mitte,  die  sich  zum  Schlundkopfe  und  den  Zähnen  ausbildet,  gleichzeitig  erkennt  man  einen 
schwärzlichen  körnigen  ovalen  Körper  im  Hintertheile  und  allmälig  röthet  sich  das  Pigment  der  beiden  Augen,  womit  gleichzeitig  Wim- 
perbewegungen sichtbar  werden,  und  nach  einigen  Stunden  dreht  sich  der  ganze  Fötus,  welcher  in  halbspiraler  Lage  liegt.  Die  Ei- 
schaale  platzt,  das  Junge  kriecht  aus  und  heftet  sich  zwischen  die  alten,  die  leere  Schaale  bleibt  oft  lange  am  Mutterthiere  sitzen. 
Die  jungen  Thiere,  welche  nur  2  weisse  vordere  Drüsen  und  ein  kleines  faltiges  einfaches  Räderorgan,  wie  die  Wirnperfischchen, 
haben,  sondern  sich  nach  einiger  Zeit  in  besondern  Gesellschaften  von  den  alten  ab  und  schwimmen  als  rollende  Kugeln,  wie  Cono- 
chilus,  frei  im  Wasser,  heften  sich  aber  nach  einigen  Stunden  an  feste  Körper  an.  —  Grösse  der  Einzelthiere  bis  xjz  Linie,  der  Ku- 
geln bis  2  Linien. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XLIV.  Fig.  III. 

Fig.  3.  a.  ist  ein  200mal  vergrösserter  Theil  eines  Thierhaufens ,  welcher  4  Alte  und  1  Junges  enthält.  Links  ist  ein  altes  Thierchen  mit  ganz  ent- 
faltetem Räderorgane  von  der  Rückenseite,  welches  3,  schon  völlig  reife  und  augenführende  Fötus  enthaltende ,  Eier  an  sich  trägt,  und  am  Fusse  ne- 
ben sich  ein  eben  ausgekrochenes  Junges  mit  2  Augen,  2  Drüsen,  dem  dunklen  Körperchen,  mit  bewimpertem  Fuss-Ende  und  kleinem  ungelappten 
Räderorgane  hat.  Die  mittlere  grosse  Figur  ist  ein  Altes  mit  zusammengefaltetem  Räderorgane  und  2  anhängenden  Eiern,  deren  eines  ß  eben  aus- 
kriecht. Das  hinter  diesen  beiden  liegende,  rechts  gewendete,  Thierchen  ist  in  der  rechten  Seitenansicht.  Rechts  bei  3.  a.  ist  ein  ganz  contrahirtes 
Thierchen  dargestellt.  Fig.  3.  b.  zeigt  die  beiden  Kiefer  mit  den  Zahnreihen.  Die  Kiefer  sind  mit  3  Bügeln  {arcus  superior^  medius^  inferior) 
in  die  Muskelsubstanz  befestigt.  Vergrösserung  300mal.  Die  Erscheinung  des  Ganzen  ist  dem  blossen  Auge  wie  Fig.  IV.  #.,  und  mit  der  Lupe  wie 
Fig.  IV.  b.  dieser  Tafel. 


VIERTE     FAMILIE:     BLÜMENFISCHCHEN. 

Floscularia»    FlosculaFies* 


CHARACTER:    Aniinalia  rotatoria,   monotrocha,   loricata,    organi  rotatorii  liiargine  flexuoso,   lobato  aut 
inultifido. 

CARACTERE:  Animaux  rotatoires  enveloppes  dun  fourreau,  ayanl  un  seul  or gerne  rotatoire  a 
bord  flexueux^  lobe  ou  divise. 

Die  Familie  der  Blumenfischchen  umfasst  Räderthiere  mit  einer  besondern  Hülle  (Futteral) 
und  mit  einfachem,  am  Rande  wellenförmigen,  gelappten  oder  tief  gespaltenen  Räderorgane. 

Die  aus  wenig  übereinstimmenden,  sehr  auffallenden  Formen  gebildete  Familie  ist  1830  mit  3  Arten 
in  den  3  Gattungen  Lacinularia,  Floscularia^  Melicerta  physiologisch  begründet  worden.  Im  Jahre  1831 
wurden  noch  2  Arten  in  den  früheren  Gattungen,  und  die  neue  Gattung  Stephanoceros  mit  1  Art  zugefügt. 
Im  Jahre  1833  ist  die  Gattung  (Jyphonautes  mit  einer  Art  dazu  gestellt,  und  eine  neue  Floscularia  zu- 
gebracht worden.  Hier  besteht  die  Familie  aus  7  Arten  in  6  Gattungen:  Lacinularia^  Tubicolaria^  Ste- 
phanoceros ^  Melicerta  und  Limnias  jede  mit  1  Art,  Floscularia  mit  2  Arten.  Die  ersten  Formen  der 
Familie  fand  schon  Leeuwenhoek,  welcher  die  Melicerta  ringens  sehr  kenntlich  beschrieb.  Baker  ent- 
deckte 1752  die  Floscularia  ornata.  Ein  anonymer  Beobachter  in  Berlin  entdeckte  1753  die  Lacinula- 
ria  socialis.  Die  Gattung  Stephanoceros  hat  Eichhorn  1775  entdeckt.  Die  Gattung  Limnias  entdeckte 
Schrank  1803,  und  die  Gattung  Tubicolaria  vielleicht  Dütrochet  1812.  —  Die  Organisation  der  Familie 
ist  sehr  vollständig  erkannt.  Schon  Leeuwenhoek  machte  sehr  genaue  und  umständliche  Beobachtungen  an 
Melicerta ,  die  von  Schäffer  bestätigt  wurden.  Dann  ist  Lacinularia  vielseitig,  besonders  von  Rösel, 
sehr  glücklich  beobachtet  worden.  Zuletzt  erhielten  Dutrochet's  Beobachtungen  viel  Theilnahme  von  La- 
marck,  Cüvier,  Savigny,  Schweigger,  allein  weil  er  die  früheren,  schon  sehr  ausführlichen,  Beobachter 
der  Melicerta  nicht  kannte,  so  ist  von  ihm  nur  geringe  Frucht  geblieben.  Rücksichtlich  der  Organisa- 
tion ist  diese  Familie,  wie  die  ersten  3,  durch  die  Anordnung  und  Bildung  ihrer  männlichen  Sexualtheile 
von  den  3  folgenden  ansehnlich  abweichend,  auch  ist  die  Stellung  der  zitternden  Organe  eigenthümlich.  — 
Das  Räderorgan  ist  mehr  oder  weniger  tief  entweder  2-,  4-,  5-  oder  6 -spaltig.  Bei  letzteren  Formen  fast 
mehrfach  zu  nennen.  Seine  Theilungen  bilden  den  Corollen  der  Blumen  ähnliche  liebliche  Gestalten.  Bei 
einigen  ist  seine  Bewegung  nur  periodisch  wirbelnd,  oft  lange  ausgestreckt  ruhend.  —  Der  Speisecanal  ist 
meist  mit  einem  Magen  und  überall  mit  gezahnten  Kiefern  versehen.    In  4  Gattungen  sind  die  Kiefer  reihen- 


—    399    

zahnig,  bei  Floscularia  doppelzahnig ,  bei  Slephanoceros  freizalmig.  Ohne  Magen  ist  nur  die  Gattung 
Floscularia.  Nur  bei  der  Gattung  Lacinularia  sind  2  Blinddärme  oder  Zipfel  am  Magen  beobachtet.  Pan- 
creatische  Drüsen  sind  bei  allen  Gattungen  in  ovaler  oder  halbkugliger  Form  erkannt.  —  Von  Fortpflanzungs- 
organen  ist  bei  allen  Gattungen  ein  kurzer  Eierstock  mit  wenig  gleichzeitig  entwickelten  Eiern  beobachtet, 
die  überall  in  die  Futterale  abgelegt  werden.  Besondere  männliche  Sexualtheile  sind  als  Drüsen  bei  Laci- 
nularia und  Melicerta,  vielleicht  auch  bei  Floscularia  und  Slephanoceros  gesehen,  contractile  Blasen 
sind  noch  nirgends  deutlich  erkannt.  Unerkannt  sind  sie  bei  Tuhicolaria  und  Limnias  geblieben.  —  Ge- 
fässe  sind  nur  bei  Lacinularia  als  4  queere  Cirkelcanäle  des  Leibes,  und  ein  starkes  Gefässnetz  am  Grunde 
des  Räderorgans  anschaulich  geworden.  Zitternde  kiemenartige  innere  Organe  sind  bei  Lacinularia  und 
Slephanoceros  bisher  allein  beobachtet,  bei  beiden  nur  am  Grunde  des  Räderorgans  und  in  demselben.  — 
Empfindungsorgane,  als  Augenpunkte,  sind  bei  allen  Gattungen  und  Arten  ausser  Tuhicolaria  vorhanden, 
Hirn-  und  Nerven -artige  Massen  überdiess  bei  Lacinularia,  Limnias  und  Melicerta  gesehen.  Innere  freie 
Muskeln  sind  überall  nur  2  Paar  unterschieden,  die  vorzugsweise  den  Körper  nach  hinten  contrahiren.  Die 
Räderorgane  von  Lacinularia  und  Melicerta  haben  eigene  besondere  Muskeln.  Die  Entwickelung  der  Jun- 
gen im  Ei  ist  wie  bei  Hydatina,  und  ist  bei  5  Gattungen  direct  beobachtet. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Familie  ist  in  Holland,  England,  Frankreich,  Dänemark,  Italien, 
Baiern  und  Preussen  bekannt.    Alle  sind  Süsswasserthiere. 

Uebersicht   der   6   Gattungen   der  Familie   der   Blumenfischchen: 
Ohne  Augen Tuhicolaria 

Mit  1  Auge  (in  der  Jugend) StephanocerOS 

fn-i  -I-        i  «.,.,.        (Hüllen  der  Einzeltliiere  gesondert     .  .  .  Limnias 

wx  0    *„„„„    /•     l  üaderorgan  im  Erwachsenen  2theihg  .  <„..!,       -,      -p.      ,., .  , ..  t,  v       .      ,     . 

Mit  2  Augen    (in  )  °  ö     |  Hüllen  der  Einzeltliiere  gehäuft  .....  Lacinularia 

der  Jugend)       \  Räderorgan  im  Erwachsenen  4theilig Melicerta 

^ Räderorgan  im  Erwachsenen  5  —  ötheilig Floscularia 


ZEHNTE     GATTUNG:     FUTTERALRÄDCHEN. 
Tuhicolaria.     TuMcolaire. 

CHARACTER:    Animal  e  Flosculariorum  familia,  ocellis  omni  aetate  destitutum  (?),  organo  rotatorio  qua- 
drilobo,  urceolo  gelatinoso. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Floscularies ,   depourvu  dyeux  en  tout  äge(?),  ayant 
T  Organe  rotatoire  a  quatre  lobes  et  le  fourreau  gelatineux. 

Die  Gattung  der  Futteralrädchen  umfasst  die  augenlosen  Formen  der  Familie  der  Blumenfisch- 
chen, welche  ein  41appiges  Räderorgan  und  ein  gallertiges  Futteral  haben. 

Lamarck  gründete  1816  diese  Gattung  auf  Dutrochets  Beobachtungen  mit  3  Arten,  wozu  er  noch 
3  Arten  aus  Müller's  Vorticellen  geseilte.  Seine  Formen  waren  aber  Melicerta-,  Limnias-  und  Epi- 
stylis-Arten,  mit  vielleicht  einer  Art  der  jetzigen  Gattung.  Bory  hat  1824  noch  einen  Artnamen  zugefügt, 
womit  er  aber  wohl  eine  Halcyonelle  beschrieb,  und  Cüvier  hat  1830  Blimenbach's  Vorlicella  tetra- 
pelala  hierher  bezogen.  Die  einzige  mir  bekannt  gewordene,  von  den  schon  früher  vorhandenen  Gattungen 
abweichende  und  hier  aufzunehmende,  Form  nannte  ich  1831  Lacinularia  Melicerta.  Da  der  Jugendzu- 
stand unbekannt  blieb,  so  könnte  der  Mangel  der  Augen  kein  fester  Character  seyn,  allein  die  Viertheilung 
des  Räderorgans,  das  einfach  gallertige  Futteral  und  der  doppelte  Sporn  (Respirationsröhre*)  würden  im- 
mer die  Form  generisch  isoliren.  —  Die  bekannten  Organisationsverhältnisse  der  einzigen  Art  sind:  ein 
41appiges  Räderorgan  und  4  hintere  Längsmuskeln;  —  ein  Speisecanal  mit  langem  Magen  ohne  Zipfel  und 
kurzem  rundlichen  Dickdarme,  ferner  mit  einem  4muskeligen  Schlnndkopfe,  2  reihenzahnigen  Kiefern  und 
2  halbkugligen  pancreatischen  Drüsen;  —  ein  Eierstock  mit  einzeln  entwickelten  grossen  Eiern  (männliche 
Sexualtheile  sind  unerkannt);  —  zwei  vorn  auf  der  Bauchseite  stehende  Respirationsröhren. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  nur  bei  Berlin  sicher  bekannt,  vielleicht  aber  in  Frank- 
reich auch  beobachtet. 

tfc.     Tuhicolaria  Najas,  die  Mantel  -STaJ ade.     Tafel  XL V.  Fig.  I. 

T.  urceolo  et  corpore  hyalinis. 

Tubicolaire  Najade,  a  fourreau  et  a  corps  hyalins. 


400 

Rotifer  alhivestitus ,  (Du  Trochel)  Dütrochet?  Annales  du  Museum  d'hist.  nat.  XIX.  p.  375.   PL  18.  Fig.  9.  et  10.   1812. 

Tubicolaria  alba,  Lamarck?  Hist.  nat.  des  an.  sans  vert.  II.  p.  53.    1816. 

Melicerta  alba,  Schweigger?  Handbuch  d.  Naturgesch.  d.  skeletl.  T  liiere,  p.  408.  1820. 

Tubicolaria  alba,  Bory  de  St.  Vincent,  Encyelopedie  methodique,  Vers.  1824. 

Lacinularia  Melicerta,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  124. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin!  und  vielleicht  bei  Chateau  Renaud  in  Frankreich. 

Ich  entdeckte  diese  Form  1831  an  Wasserpflanzen  bei  Berlin  nur  in  1  Exemplare.  Sie  zeichnete  sich  von  den  bekannten 
sogleich  sehr  aus  und  schien  ganz  neu  zu  seyn.  In  Betrachtung  der  Veränderungen,  welche  die  Räderorgane  der  erwachsenen  Thier- 
chen  dieser  Familie  oft  im  Verhältniss  zu  den  jungen  eingehen,  habe  ich  aber  neuerlich  das  von  Dütrochet,  damals  Arzt  in  Chateau 
Renaud,  beschriebene  Thierchen  als  Junges  derselben  Art  ansehen  zu  können  geglaubt,  dessen  Rcäderorgan  noch  nicht  entwickelt  war, 
obsclion  der  gezahnte  Rand  des  Futterals  in  seiner  Zeichnung  auch  erlaubt,  sein  Thierchen  für  das  Junge  der  Melicerta  oder  Lim- 
nias  zu  halten.  Ich  habe  mein  Thierchen  am  30.  Juni  1835  auf  Lemna- Wurzeln  wieder  in  einigen  Exemplaren  gefunden,  aber  nie 
ganz  entwickelte  Eier  gesehen.  Die  speciellc  Organisation  ist  schon  bei  der  Gattung  angeführt.  Die  Kiefer  sind  4zahnig  und  haben 
anstatt  der  bogenförmigen  Fortsätze  jeder  einen  stachelartigen  Stiel.  Die  beiden  Respirationsröhren  sind  vorn  behaart.  In  der  Form 
von  1831  war  das  Räderorgan  äusserlich  am  Grunde  durch  einen  tiefen  Einschnitt  vom  Körper  geschieden,  an  den  späteren  war  diess 
nicht  der  Fall.    Die  zum  Le^en  reifen  Eier  zeigten  in  der  Mitte  einen  hellen  runden  Fleck.  —  Grösse  bis  xjz  Linie,  des  Eies  V36  Linie. 


uö^«        *- ~«     ^^         , ^v 


Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  XLY.    Fig.  I. 


Fig.  1.  ist  ein  in  sein  Futteral  zurückgezogenes  Thierchen.  Fig.  2.  dasselbe  ausgedehnt,  ohne  sein  Futteral;  beide  209mal  vergrössert.  Der  Mund 
ist  am  Grunde  des  Räderorgans  über  den  beiden  Respirationsröhren,  die  Auswurfs-  und  Sexualöffnung  ist  bei  Fig.  2.  am  Grunde  des  innern  Eies. 
Fig.  3.  mit  Stephanoceros  auf  einer  Lemna  polyrrhi%a  in  natürlicher  Grösse.  Fig.  4.  Schlundkopf  und  Kiefer,  300mal  vergrössert.  Fig.  5. 
ist  mit  Stephanoceros  auf  einer  Meerlinsenwurzel  mit  der  Lupe  vergrössert. 


Nachtrag   zur  Gattung    Tubicolaria. 

Die  8  der  bisherigen  9  Artnamen  dieser  Gattung,  welche  hier  nicht  aufgenommen  werden  konnten,  haben  folgende  Homonyme: 
1)  Tubicolaria  alba  Lamarck  (1816)  =  T.  Najas  jiwenis?,  Limnias? ,  Geeistes?;  2)  T.  co?/fervicola  Lamarck  =  Lim- 
nias?,  Geeistes?;  3)  T.  crataegaria?  Lam.  =  Epistylis  juvJ ;  4)  T.  fraxinina?  Lam.  =  Epistylis  juv.? ;  5)  T.  lima- 
cina?  Lam.  =  Epistylis?;  6)  T.  quadriloba  Lam.  =  Melicerta  ringen* ;  7)  T.  tetrapetala  (Cüvier,  Regne  Animal  1830. 
III.  /?.  325.)  =  Melicerta  ringens;  8)  T.  Thorii  Bory  (1824)  =  Halcyonella  articulata? .  Letztere  Form  hat  der  Botaniker 
Thore  zwischen  Ceratophyllum  bei  Dax  gefunden;  sie  soll,  wie  Lemna  trisulca^  netzartig  verbunden  und  violet  seyn,  war  daher 
wohl  gar  kein  Räderthierchen,  sondern  ein  Moosthierchen. 


E1LFTE      GATTUNG:      KRONENRÄDCHEN. 
Stepbanoceros.     Stephanoceros. 

CHARACTER:    Animal  e  Flosculariorum  familia,  ocello  unico  instructuin  (organo  rotatorio  profunde  fisso, 
ciliis  verticillato). 

CARACTERE:   Animal  de  la  famille  des  Floscularies,  ayant  un  seul  oeil  {et  un  organe  rotatoire 
profondement  divise  en  lobes^  garnis  de  cüs  verticilles). 

Die  Gattung  der  Kronenrädchen  enthält  die  Blumenfischeken  mit  1  Auge  (und  mit  tief  gespal- 
tenem, mit  Wimpern  wirteiförmig  besetzten,  Räderorgane). 

Diese  Gattung  wurde  1831  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wissensch.  bei  den  Räderthieren  phy- 
siologisch festgestellt.  Die  sehr  liebliche  und  interessante,  einem  Armpolypen  oder  Moosthierchen  ähn- 
liche, einzige  Form  entdeckte  zuerst  Eichhorn  1761  bei  Danzig  und  er  gab  1775  eine  erkennbare  Abbil- 
dung, welche  O.  F.  Müller  1776  für  eine  Tubularia  erklärte.  Seitdem  ist  die  Form,  wie  es  scheint, 
ganz  übergangen  worden,  und  nur  Oken  und  Goldfüss  haben  sie  aufgenommen.  Oken  stellte  sie  1815 
zwischen  Hydra  und  Tubularia^  und  nannte  sie  Kronel.  Goldfüss  stellte  sie  1820  ebenso  mit  Coryna 
und  Crütatella  zu  den  Polypen,  und  nannte  die  Form  Coronella  fimbriata.  Da  der  Name  Coronella 
schon  in  der  Botanik  und  Amphibiologie  doppelt  vorhanden  war,  und  auch  noch  als  Coronilla  in  der  Bo- 
tanik und  als  Coronula  in  der  Zoologie  gebraucht  wird,  so  habe  ich  das  niedliche  Thierchen,  den  Ent- 
decker ehrend,  Stephanoceros  Eüchhomii  genannt.  —  Die  Organisation  der  einzigen  Art  der  Gattung  ist 
bereits  reichlich  ermittelt  und  1833  umständlich  beschrieben  und  abgebildet.  —  Das  Bewegungssystem  ist 
ein  durch  tiefe  Einschnitte  vielarmiges  Wirbelorgan.  Innere  sichtliche  Längsmuskeln  bewirken  die  Contra- 
ction  und  Expansion  des  Körpers.  —  Das  Ernährungssystem  zeigt  einen  einfachen  Darm  mit  Magen  und  klei- 
nem Dickdarm.     Der  Schlundkopf  hat  freizahnige  Kiefer,   die  man  als  4  ansehen  kann.     Vorn  am  »lagen 


— 401    

sind  2  Drüsen.  Vor  dem  Schlundkopfe  ist  ein  grosser  kropfartiger  Rachen.  —  Das  Fortpflanzungssystem 
zeigt  einen,  wenig  Eier  gleichzeitig  ausbildenden,  Eierstock  und  vielleicht  2  männliche  Sexualdrüsen.  Eine 
contractile  Blase  ist  noch  unerkannt,  —  Vom  Gefässsystem  sind  nur  erst  eine  Reihe  zitternder  Kiemen  am 
Kopfe  ermittelt.  Als  Empfindungssystem  ist  ein  rother  Augenpunkt  mit  einer  Reihe  von  Markknoten -Paa- 
ren am  Grunde  des  Räderorgans  anschaulich  geworden.  Junge  haben  einen  kleinen  drüsigen  dunklen  Kör- 
per im  Innern. 

Die  geographische  Verbreitung  der  einzigen  Art  der  Gattung  ist  nur  in  Preussen  bekannt. 

13.     Stephanoceros  JEichhornii,    EicMioriTs  Kronenrädclieii,    die  Krone.     Tafel 

XLV.  Fig.  IL 
St.  urceolo  hyalino,  organi  rotatorii  lobis  bracliiatis  verticillatim  ciliatis  quinis. 

Stephanoceros  d' Eichhorn,  ä  fourreau  hyalin,  ayant  Vorgane  rotatoire  divise  en  5  lobes  de  forme 
de  bras  et  gamis  de  cils  verticilles. 

Der  Kron-Pohjp,  Eichhorn,  Beiträge  z.  Kenntn.  d.  kl.  Wassertli.   1775.  p.  20.  Taf.  I.  Fig.  1. 

Tubulnria  n.  sp.,  O.  F.  Müller,  Naturforscher,   IX.   p.  207.    1776. 

Kronel,  Oken,  Lehrbuch  d.  Naturgeschichte,  III.  1.  p.  52.    Abbildung  copirt  nach  Eichhorn  und  verkleinert.    1815. 

Corondla  fimbriata,  Goldfuss,  Handbuch  d.  Zoologie,  I.  p.  77.  1820. 

Slephanoceros  Eiclihormi,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  125.  1833.   p.  336.   Taf.  XI.  Fig.  1. 

Aufenthalt:     Bei  Danzig  und  Berlin. 

Der  Pastor  Eichhorn  in  Danzig  entdeckte  sein  Thierclien  am  20.  Juli  1761  an  "Wasserkraut,  wahrscheinlich  Ceratophyl- 
lum,  dann  sah  er  es  wieder  am  14.  Aug.  1763  und  am  19.  Dec.  1772.  Ich  habe  es  im  September  1831  an  den  Blättern  der  Nym- 
phaea  alba  an  den  Pulvermühlen  bei  Berlin  entdeckt,  fand  es  wieder  im  Januar  1835  unter'm  Eise  an  abgestorbenen  Calmus -Blät- 
tern, und  am  7.  und  17.  Sept.  1837  überaus  zahlreich  an  lebendem  Ceratophyllum  und  Lemna  im  Thiergarten  mit  Carchesium. 
Das  periodische  Wirbeln  der  oft  lange  ruhenden  Wimpern  sah,  wie  ich,  schon  Eichhorn.  Was  ich  1833  fraglich  für  einen  Augenpunkt 
in  den  Eiern  hielt,  war  keiner,  sondern  der  kleine  dunkle  Körper,  welcher  bei  den  Jungen  der  Megalotrocha  schon  erwähnt  worden. 
Wahre  Augen,  Kiemen  und  Nerven  habe  ich  erst  neuerlich  erkannt.  Das  Thierclien  kann  die  fangarm  artigen  Theile  des  Räderorgans 
horizontal  ausbreiten  und  auch  an  den  Spitzen,  oder  ganz,  einziehen.  Wenn  die  Spitzen  des  noch  ausgestreckten  Räderorgans  convergi- 
rcn,  entsteht  die  liebliche  Gestalt  einer  Krone.  Ich  zählte  15  Wirbel  von  Wimpern  an  jedem  Arme.  Das  crystallhelle  Büchschen, 
worin  jedes  Thierclien  sitzt,  ist  oft  schwer  zu  sehen,  durch  Indigotrübung  aber  sogleich  anschaulich.  Die  neuerlich  gefundenen  Kie- 
men sind  6  ovale  Körperchen  im  Grunde  des  Räderorgans  in  gleicher  Horizontalebene.  In  der  Basis  jedes  Räderarmes  sind  2  markige 
Knoten  (Nerven?);  sind  das  5  Ganglienpaare?  Der  Schlundkopf  ist  sehr  eigentümlich ,  und  die  Form  der  vielleicht  2paarigen  Kie- 
fer noch  nicht  ganz  festgestellt.  Die  beiden  muskelartigen  Keulen  im  Fusse  könnten  männliche  Sexualdrüsen  seyn.  Im  Schlünde  und 
Darme  sah  ich  oft  grosse  Naviculas,  auch  Gonium  pectorale  und  andere  erkennbare  Formen,  sah  auch  das  Fangen  eines  Stentor 
mit  den  Armen.  Ich  sah  schon  im  Leibe  die  Eier  ganz  entwickelt,  daher  kann  es  auch  lebendig  gebährend  seyn.  Der  Fuss  hat  (zu- 
weilen) weiche  stachelartige  Anhänge.  Bei  einem  4armigen  Individuum  sah  ich  1831  einen  kleinen  Höcker  als  Rudiment  des  5ten  Ar- 
mes.    War  es  Missbildung  oder  Verstümmelung?  —  Grösse  bis  Vs  Linie,  des  Eies  V20  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XLV.  Fig.  IL 

Fig.  1.  ist  ein  halb  in  sein  Futteral  zurückgezogenes  Thierchen  mit  kronenartig  convergirenden  Armen,  erkennbaren  Speisen  im  Schlünde  (Navicula^ 
Gomum),  und  2  völlig  reifen,  mit  Augen  versehenen,  Eiern,  deren  vorderer  ovaler  dunkler  Fleck  jener  zweifelhafte  Körper  ist,  von  dem  oben  die 
Rede  war.  Dieser  Körper  ist  im  Hintertheile  des  Fötus.  Ein  drittes  kleineres  Ei  hat  das  Keimbläschen  deutlich.  Bei  w  ist  die  Auswurfsöffnung. 
Fig.  2.  ist  ein  fast  ganz  ausgedehntes  erwachsenes  Thierchen  mit  2  reifen  und  2  unreifen  Eiern,  o  das  Auge,  b  die  Kiemen,  dicht  über  welchen 
die  (Nerven-)  Markknoten  liegen.  Fig.  3.  ist  ein  jüngeres  Thierchen  mit  eingezogenen  Räderarmen  und  wenig  entwickeltem  Eierstocke.  Fig.  4.  ist 
die  erwähnte  Missbildung  mit  4  Räderarmen.  Fig.  5.  ist  der  beobachtete  Act  des  Fangens  eines  Stentor  mit  den  Armen.  Fig.  6.  ein  gelegtes 
Ei,  x  der  zweifelhafte  hintere  Körper.  Alle  diese  Darstellungen  sind  200mal  vergrössert.  Fig.  7.  ist  die  Zeichnung  des  Schlundkopfes  mit  den  Kie- 
fern von  1831.  Fig.  8.  ist  von  einem  erwachsenen  1835,  und  Fig.  9.  von  einem  Jungen.  Vergrösserung  300mal.  Fig.  10.  ist  ein  mit  Tubico- 
laria  an  einer  Lemna-  Wurzel  sitzendes,  mit  der  Lupe  vergrössertes ,  Thierchen.    In  natürlicher  Grösse  erscheint  es  wie  Fig.  1.  3.  dieser  Tafel. 


ZWÖLFTE     GATTUNG:     WASSER-DÜTCHEN. 

Umnias.    Limniade. 

CHARACTER:    Animal  e  Flosculariorum  familia,   ocellis  duobus  insigne,  urceolo  solitario,   organo  rota- 

torio  bilobo. 
CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Floscularies ,   avec  deux  yeux,   a  fourreau  solitaire 
et  pourvu  ä"un  organe  rotatoire  h  deux  lobe». 
Die  Gattung  derWasser-Dütchen  zeichnet  sich  in  der  Familie  der  Blumenfischchen  durch  Besitz 
von  2  Augen,  durch  Einzelheit  des  kleinen  Futterals  und  durch  ein  21appiges  Räderorgan  aus. 

Die  Gattung  Limnias  ist  von  Schrank  1803  gebildet  worden,  und  hat  auch  jetzt  nur  noch  dieselbe 
einzige  Art.  Goldfuss  bildete  1820  aus  Vaginicola  crystallina  eine  2te,  aber  nicht  haltbare,  Art,  Lim- 
nias ingenita.  Dass  Dütrochet's  Rotifer  albivestitus  und  confervicola  dieselbe  sehr  häufige  Form  waren, 

101 


40S   

welche  dann  Lamarck  Tubicolaria  nannte ,  ist,  obwohl  es  gegen  die  Zeichnungen  und  Mittheilungen  an- 
stösst,  doch  möglich,  fast  wahrscheinlich.  Ich  verzeichnete  1831  dasselbe  Thierchen  als  Melicerta  biloba. 
—  An  Organisation  ist  bereits  vielerlei  ermittelt.  Das  Wirbelorgan  des  Erwachsenen  bildet  eine  queere,  in 
der  Mitte  eingeschnürte,  Ellipse.  —  Das  Ernährungsorgan  ist  ein  einfacher  Darm  mit  Magen,  zwei  reilien- 
zahnigen  Kiefern  im  Schlundkopfe  und  zwei  pancreatischen  Dtüsen.  Der  After  ist  an  der  Basis  des  langen 
abgestutzten  Schwanzfusses.  —  Am  hintern  Darmtheile  liegt  ein  Eierstock  mit  wenig  gleichzeitig  entwickel- 
ten grossen  Eiern,  welche  in  das  Futteral  gelegt  werden  und  sich  da  entwickeln.  Männliche  Sexualtheile 
sind  noch  nicht  erkannt,  wie  Kiemen  und  Gefässe.  —  Empfindung sorgane  sind  deutlich  bei  Jungen  vorhan- 
den als  2  Augenpunkte  mit  rothem  Pigment,  die  schon  in  den  Eiern  durch  die  Eischaale  sichtbar  sind,  bei 
den  Alten  aber  nicht  zu  erkennen  waren.  Audi  zeigt  das  ganz  entfaltete  Räderorgan  in  seiner  Mitte  4 
grosse  Markknoten,  die  wohl  das  Gehirn  bilden. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  und  einzigen  Art  ist  nur  in  Baiern  und  Preussen  sicher 
beobachtet,  vielleicht  aber  auch  bei  Paris  gefunden. 

14.     Jjimnias  Ceratopliylli,  das  Wasser -Dütclien*  Hütchen.     Tafel  XL  VI.  Fig.  IV. 

L.  urceolo  primum  albido,  dein  fusco  aut  nigricante,  glabro,  aut  viscoso  et  alienis  corpusculis  hispido. 

Limniade  du  Ceratophylle,  a  fourreau  d abord  blanc,  plus  tard  bnm  ou  noirätre,  lisse  ou  par  sa 
viscosite  couvert  de  corpuscules  etrangers. 

Limnias  Ceratophylli ,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  311.  1803. 

Rotifer  albivestitus  et  confervicola ,  Dutrochet?  Annales  du  Mus.  d'hist.  nat.  XIX.  p.  375.  PL  18.  Fig.  IX.  X.  XI.  1812. 

Tuhicolaria  alba  et  confervicola,  Lamarck?  Hist.  nat.  des  animaux  sans  vert.  II.   1816. 

Limnias  Ceratophylli,  Oken,  Lehrb.  d.  Naturgesch.  1815.  p.  48.     Goldfuss,  Handb.  d.  Zoologie,  p.  71.  1820. 

Melicerta  biloba,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  126. 

Aufenthalt:    Bei  Landsliut  oder  Ingolstadt  und  Berlin,  vielleicht  auch  in  Holland,  England,  Italien  und  Frankreich. 

Schrank  fand  sein  Thierchen  überaus  häufig  den  ganzen  Sommer  hindurch  an  Ceratophyllum  in  Baiern,  und  beschrieb  es 
sehr  ausführlich  und  sehr  richtig.  Oken  und  Goldfuss  verwechselten  es  mit  Eichhorns  Stentor  Millleri  und  Vaginicola  cry- 
stallina. Dutrochet  verwechselte  es  vielleicht  mit  den  von  ihm  gleichzeitig  beobachteten  Tubicolaria  Najas  und  Geeistes  cry- 
stallinus,  woraus  sich  denn  die  Zusammensetzung  seiner  Skizzen  aus  ganz  heterogenen  Characteren  erklären  Hesse.  Die  beiden  Re- 
spirationsröhren nahm  er  von  der  Najas,  das  einfache  Räderorgan  von  dem  Oecistes,  das  zweilappige  von  der  Limnias.  Wie  un- 
sicher er  beobachtete,  geht  auch  aus  seinen  gestielten  Augen,  seinem  ganz  falschen  Verlaufe  und  Form  des  Darmes  u.  s.  w.  hervor. 
Uebrigens  entschuldigt  die  Schwierigkeit  dieser  Beobachtungen  die  Beobachter  mannigfach.  Schon  Schrank  bemerkt,  dass  dieses  Thier- 
chen keinen  Zapfen  (Respirationsröhre)  wie  das  Räderthier  habe.  Auch  ich  sah  keine  vorstehende  Röhre,  aber  doch,  wie  bei  vielen 
Räderthieren  (s.  Hydatina),  eine  markirte  Stelle,  welche  durchbohrt  seyn  mag.  Ich  sah  1831  Aufnahme  von  Indigo  in  den  Speise- 
canal,  der  gewöhnlich  mit  grüner  oder  brauner  Nahrung  erfüllt  ist.  Beim  Durchschneiden  der  kleinen  conischen  Röhren,  die  immer  am 
Grunde  etwas  heller  sind,  fielen  oft,  wenn  das  Thier  sich  dann  bewegte,  2 —  5  Eier  heraus.  In  allen  reifen  Eiern  hatten  die  Jungen 
2  deutliche  rotte  Augenpunkte  und  völlig  entwickelte  Kiefer.  Durct  leietten  Druck  gelang  es  oft,  die  Eisctaale  zu  platzen,  wo  dann 
die  freien  Jungen  nact  Auflieben  des  Druckes  umtersetwammen.  Sie  tatten  ein  ganzrandiges  Räderorgan  und  2  setr  deutlicte  Stirn- 
augen. Man  darf  solcte  Ttiercten  niett  für  Ptygura- Arten  talten.  Ict  sali  immer  nur  3  stärkere  Zähne  in  jedem  Kiefer.  Die 
Befestigung  des  Thieres  in  seinem  Futterale  scheint  willkührlich ,  und  der  Bau  aller  dieser  ähnlichen  Futterale  durch  die  Auswurfsöff- 
nung zu  geschehen,  was  ich  bei  Melicerta  direct  beobachtet  habe.  Ich  fand  es  bei  Berlin  am  15.  Aug.  1831,  im  Sommer  1832, 
1833,  am  7.  Juli  1835,  im  ganzen  Sommer  1836  und  am  7.  Sept.  1837  an  Ceratophyllum  und  Meerlinsen,  auch  an  Hottonia. 
Dutrochet  fand  sein  Thierchen  an  Ranunculus  aquatilis.  —  Grösse  des  Ganzen  etwa  l/2  —  2/s  Linie,  des  Futterals  etwa  % — -Vs 
Linie.     Dicke  5  —  6mal  in  der  Länge. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XLVI.  Fig.  IY. 

Fig.  1.  ist  ein  erwachsenes  Thierchen  mit  ausgedehntem  wirbelnden  Räderorgane  in  seinem  Futteral.  Fig.  2.  ist  ein  ähnliches  mit  zerschnittenem  Fut- 
teral, woraus  5  reife  Eier  kamen;  a  ist  ein  solches,  durch  leichten  Druck  entleertes,  Ei,  ß  ist  das  freigewordene  Junge  mit  seinen  beiden  Stirnaugen 
und  ringförmigem  Räderorgane,  «+■  ist  das  hintere  Stück  des  Futterals.  Fig.  3.  ist  ein  mit  Indigo  genährtes,  aus  seinem  Futterale  hervorgezogenes, 
Thierchen  mit  contrahirtem  Räderorgane.  Bei  w  ist  die  Afterstelle;  auf  der  gegenüberstehenden  Körperseite  ist  in  der  Nähe  des  Schlundkopfs  eine 
etwas  vorspringende  Stelle,  die  ich  für  die  Respirationsöffnung  hielt.  Der  Eierstock  deckt  den  hintern  Darmtheil.  Im  Fusse  erkannte  ich  Spuren  von 
2  (4?)  Längsmuskeln.  Vergrösserung  200mal.  Fig.  4.  Schlundkopf  mit  den  Zähnen  von  vorn.  Fig.  5.  derselbe  in  Seitenansicht,  300mal  ver- 
grössert. 


Nachtrag   zur  Gattung   Limnias. 

Leeuwenhoek  beobachtete  schon  im  December  1702  Räderthiere  mit  einem  doppelten  Rade  und  glatten  Futteralen  an 
Meerlinsenwurzeln  in  Delft.  Diese  sind  hier  zu  Vaginicola  crystallina  gezogen.  Ob  die  ähnlichen  Formen,  welche  er  1704  im 
Juli  und  August  ebenda  gleichzeitig  mit  Melicerta  fand,  eben  jene  wieder,  oder  ob  sie  Limnias  waren,  ist  zweifelhaft.  Die  1706 
in  den  Philos.  Transact.  XIV.  Nr.  295.  p.  1784.  gegebene  Beschreibung  und  Abbildung  einer  solchen  Form  passt  allerdings  mehr 
auf  Limnias,  doch  blieb  mir  die  Sache  deshalb  unklar,  weil  er  nur  die  4räderigen  Melicerten  vorzugsweise  beobachtet  und  ihre 
Structur  vielleicht  auf  Vaginicola  übertragen  hat.    Hill  hat  1751  Leeuwenhoek's  Figuren  mit  2  Rädern  als  Brachionus  primus 


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copirt,  in  der  Beschreibung  als  12armig  bezeichnet  und  mit  Rotifer  critiklos  verwechselt.  Baker  hat  auch  nur  Leeuwenhoek  s 
Figuren  und  Beobachtungen  raitgctheilt.  Coiombo  sah  vielleicht  auch  Limnias  bei  Conegliano.  Ich  habe  diese  Beobachtungen  theils 
bei  Vaginicola,  theils  bei  Melicerta  angezeigt.     Dutrochet's  Rotifer  cruciger  ist  unklar  beobachtet,  aber  auch  zn  vergleichen. 


DREIZEHNTE     GATTUNG:      HUFEISENTHIERCHEN. 

Lacinularia.    JLacinulairc. 

CHARACTER:  Animal  e  Floscularioruin  familia,  ocellis  duobus  insigne  (in  statu  juvenili),  urceolis  acer- 
vatis  coalitisque,  organo  rotatorio  bilobo.     ( =  Megalotrocha  basi  gelatinosa  carens.) 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Floscularies,  avec  deux  yeux  {etant  jeune),  a  four- 
reaux  conglomeres  et  colles,  pourvu  d'un  organe  rotatoire  ä  deux  lobes.  (  =  Me- 
galotroche  sans  Aase  gelatineuse.) 

Die  Gattung  der  Hufeis cnthierchen  ist  in  der  Familie  der  Blumenfiscbchen  durch  Besitz  von  2 
Augen,  durch  haufenweis  verschmolzene  Futterale  und  durch  ein  21appiges  Räderorgan  ausgezeichnet.  (  = 
Sonnenschirmthierchen  ohne  Gallertbasis.) 

Die  Gattung  Lacinularia  bildete  Oben  1815  mit  dem  Namen  Lappel  aus  Müllers  Vorticella 
flosculosa;  die  Jungen  aber  nannte  er  Sientor  socialis.  Schweigger  nannte  sie  1820  Lacinularia  und 
nahm  2  Arten  auf.  Aus  denselben  Formen  hatte  schon  1803  Schrank  2  Arten  seiner  Gattung  Linza  ge- 
bildet, und  eben  diese  nannte  Bory  1824  mit  4  Artnamen  in  3  Gattungen  Megalotrocha  socialis,  Stenlo- 
rina  Roeselii,  biloba  und  auch  Synanlherina  socialis.  Goldfcss  zog  sie  wohl  zu  Stentor  socialis.  Ich 
fügte  1831  die  Lacin.  Melicerta  (jetzt  Tubicolaria  Najas)  als  neue  Art  hinzu.  Cards  nannte  1831  die 
Vorticella  flosculosa:  Lacinularia  fluvialilis.  Es  ist,  nach  critischer  Sichtung,  von  den  4  Artnamen  nur 
1  Art  für  die  Gattung  übrig  geblieben.  Der  Entdecker  dieser  Form  war  ein  unbekannter  sehr  treuer  Beob- 
achter aus  dem  Jahre  1753  (1752)  in  Berlin.  Nach  ihm  hat  sie  Rösel  1755  noch  ausführlicher  beschrie- 
ben, aber  mit  Megalotrocha  verwechselt.  Linne  und  die  späteren  Beobachter  haben,  auch  Müller,  die 
Jungen  als  besondere  Art  betrachtet  und  zum  Theil  durch  verschiedene  Benennung  der  verschiedenen  Ab- 
bildungen die  Form  noch  mehr  zerspalten.—  Die  Organisation  der  einzigen  Art  ist  seit  1828  sehr  vollstän- 
dig ermittelt  und  festgestellt  worden,  war  aber  von  den  frühesten  Beobachtern  schon  mannigfach  sehr  er- 
freulich beachtet  und  erkannt  worden.  Das  Hauptbewegungsorgan  ist  ein,  bei  den  Jungen  ganzrandiges,  bei 
den  Erwachsenen  zweilappiges,  hufeisenförmiges  Wirbelorgan,  ganz  wie  bei  Megalotrocha,  und  im  innern 
Körper  liegen  bandartige  Längsmuskeln.  —  Das  Ernährungssystem  besteht  aus  einem  grossen  4muskeligen 
Schlundkopfe  mit  2  reihenzahnigen  Kiefern,  aus  einem  engen  und  kurzen  Schlünde,  einem  langen  Magen 
ohne  blinddarmartige  Zipfel,  einem  kurzen  kugligen  Dickdarme  und  aus  2  vorderen  eiförmigen  pancreatischen 
Drüsen.  —  Das  Fortpflanzungssystem  ist  wahrscheinlich  in  seinem  Dualismus  erkannt.  Ein  deutlicher  Eier- 
stock mit  wenig,  aber  grossen,  Eiern  liegt  im  hintern  Körperraume  und  hat  mit  dem  Darme  einen  und  den- 
selben Ausgang  daselbst.  Als  männliche  Sexualdrüsen  lassen  sich  4  markige  Massen  im  obern  Theile  des 
schwanzartigen  Fusses  ansehen.  Eine  eontractile  Blase  ist  zwar  nicht  erkannt,  aber  wahrscheinlich  vom 
Darme  und  Eierstock  bedeckt,  und  nur  schwer  zu  erkennen.  Am  Dickdarme  liegt  noch  ein  unpaares  drü- 
siges Organ  mit  1  oder  einigen  dunklen  Körnchen.  —  Das  Gefässsystem  ist  durch  queere  Cirkelcanäle  des 
Leibes,  ein  Gefässnetz  am  Grunde  des  Räderorgans,  vielleicht  mit  einem  breiten  Cirkelcanäle  daselbst  und 
durch  zitternde  kiemenartige  Körper  bezeichnet.  —  Das  Empfindungssystem  spricht  sich  durch  2,  auf  Markknöt- 
chen  ruhende,  rothe  Augenpunkte  der  Jungen  im  Ei  und  vor  Entwickelung  des  Räderorgans  aus,  bei  Er- 
wachsenen sah  ich  nur  einigemale  2  schwärzliche  Punkte,  sehr  oft  habe  ich  sie  ganz  umsonst  gesucht.  Ue- 
brigens  liegt  eine  4— Ötheilige  markige,  dem  Gehirn  vergleichbare,  Masse  am  Schlundkopfe,  und  dieser  hat, 
wie  bei  Megalotrocha,  2  flügelartige  strahlige  Fortsätze  in  der  Mitte  der  beiden  Theile  des  Räderorgans, 
wo  unter  der  Muskellage  des  Wimperkranzes  noch  eine  Reihe  von  Mark-Knötchen  liegt,  deren  2  grösste 
auf  der  Bauchseite  sind. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  und  einzigen  Art  ist  in  Preussen,  Holland,  Baiern,  Dä- 
nemark, Frankreich  und  Sachsen  beobachtet. 

15.    JLacinuMaria  socialis,  das  Hufeiscntliierclien.    Tafel  XLIV.  Fig.  IV. 

L.  urceolis  gelatinosis  flavicantibus,  in  globulum  coacervatis,  organo  rotatorio  latissimo,  ferri  couini  forma. 
Lacinulaire  sociale,  a  fourreaux  sociaux,  gelatineux,  jaunätres,  reunis  en  globale,  Vorgarn  ro- 
tatoire tres-large  en  forme  de  fer  a  cheval. 


404    — 

Nene  Art  von  Polypen  aus  der  Spree  hei  Berlin,  Anonymns,  Berliner  wöchentliche  Relationen,  3.  Januar  1753.  p.  11,  35.   Fig.  1. 

Der  gesellige  Keulenförmige  Aflerpolyp,  Rösel,   Insectenbelustigungen,  III.  p.  585.   Taf.  XCIV.   Fig.  1  —  6.    1755. 

Hydra  sotialis  et  stentoria,  Linke,  Syst.  Naturae,   ed.  X.   1758.   ed.  XII.  1767. 

ßrachionus  social is ,  Pallas,  Elench.  Zoophyt.  p.  96.   1766. 

Hydra  socialis,  Otto  Fr.  Müller,  Flora  Friedrichsdaliana,  appendix,  Fauna,  p.  238.  1767. 

Vortkella  socialis  et  floscnlosa,  Müller,  Vermium  fluviat.  hist.  p.  112,  113.   1773.    Animalc.  infus,  p.  304.  Tab.  XLIII.   Fig.  13— -20. 

1786.    zum  Theil. 
Linza  ilosculosa  et  Hippocrepis,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  314.   1803. 

Stenlor  socialis,     i  0ken,  Lehrbuch  der  Naturgesch.  1815.  III.  p.  45,  49. 

Lappel,  nov.  Genus,  \ 

Vortkella  socialis  et  flosculosa,  Lamarck,  Histoire  nat.  des  an  im.  s.  vert.  IL  p.  47,  48.   1816. 

Stentor  socialis,  Goldfüss,  Handbuch  der  Zoologie,  p.  70.   1820. 

Lacinularia  flosculosa  et  socialis,  Schweigger,  Handbuch  d.  Naturg.  p.  408.  1820. 

MegalotrocJia  socialis,  \ 

Stento7wa  Roeselii  et  biloba,  \    Bory  de  St.  Vincent,  E n cyclo p ed.  meth.   Vers.   1824. 

Synantherina  socialis,  \ 

MegalotrocJia  socialis,  Hemprich  u.  Ehrenberg,  Symbolae  physicae.     Evertebrata  I.     Phytozoa.    Tab.  VI.   Fig.  IV.   1828.   Text  1831. 

Lacinularia  socialis,  Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissens  eh.  zu  Berlin,   1830.   p.  45.    1831.   p.  35,  124. 

Lacinularia  (luviatilis,  Carus,  Erläuterungstafeln  z.  Entwickelungsgeschichte,  III.  Taf.  I.  Fig.  7.  1831. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin,  Nürnberg,  Delft,  Copenhagen,  Gera,  Landslmt,  Paris  und  Dresden  beobachtet. 

Diese  Form  scheint  allerdings  über  ganz  Europa  sehr  verbreitet  zu  seyn.  Der  erste  Beobachter  gab  sogleich  eine  sehr  sau- 
bere Abbildung  aus  Berlin  und  eine  gut  detaillirte  Naturgeschichte.  Rösel  widmete  dann  dem  Thierchen  eine  neue  noch  grössere  und 
glücklichere  Aufmerksamkeit  bei  Nürnberg.  Den  Schlundkopf  erkannte  Rösel  als  solchen  oder  als  Magen  in  einem  röthlichen  Flecke, 
der  in  seiner  Zeichnung  wie  ein  Auge  dargestellt  ist.  Das  Wirbeln  des  Räderorgans  sahen  beide,  nur  ersterer  sah  die  Wimpern. 
Rösel  sah  junge  Schwärme  sich  aus  den  alten  entwickeln  und  beschreibt  die  Eier,  allein  er  verwechselte  oifenbar  Megalotrocha  und 
glaubte,  die  Eiercanal-Mündung  sey  dicht  am  Munde  oder  im  Munde  selbst.  Das  Absondern  eines  jungen  Schwarmes  dauerte  1  Stunde. 
Ich  fand  es,  wie  Rösel,  auf  Meerlinsen,  aber  auch  häufig  auf  Ceratophyllum,  Rammculus  und  Chara  im  Thiergarten  und  im 
Plötzensee  im  Juni  und  Juli  bei  Berlin,  besonders  häufig  aber  auf  Stratiotes  bei  Picheisberg  in  der  Spree.  Pallas  fand  es  oft  erb- 
sengross  und  sehr  zahlreich  an  Ceratophyllum  in  einem  Canale  bei  Delft  in  Holland.  Müller  fand  es  im  September  und  oft  im 
Frühjahr  (mit  Volvos  Globator)  an  Ceratophyllum  bei  Copenhagen.  Schrank  fand  es  selten  bei  Gera  an  Wasserlinsen,  die  junge 
Form  aber  mit  Chara  als  frei  schwimmende  Kugeln  bei  Landshut  (?).  Bory  de  St.  Vincent  scheint  es  auf  Myriophylhim  und 
Potamogeton  bei  Paris  gesehen  zu  haben,  und  hält  den  röthlichen  Schlundkopf  für  ein  Herz.  Carus  fand  das  Thierchen  bei  Dres- 
den. Es  bildet  kleine  Gallertkugeln  an  den  Zweigen  oder  Blättern  der  Wasserpflanzen,  die  man  mit  blossem  Auge  recht  wohl  erkennt, 
deren  Thierchen  aber  erst  mit  der  Lupe  deutlich  werden.  Man  findet  in  jedem  Häufchen  10  —  60  und  noch  mehr  Thiere,  die  mit  den 
seh  wanzartigen  Füssen  strahlenartig  convergiren.  Jedes  sitzt  in  einer  Gallertzelle,  in  die  es  sich  ganz  zurückziehen  kann.  Sind  die 
Thierchen  ausgedehnt,  so  erscheinen  ihre  Gallertzellen  (Panzer,  Futterale)  wie  ein  Klümpchen  Schleim  in  ihrer  Mitte.  In  diese  Gal- 
lertzellen legen  die  Thierchen  auch  ihre  Eier,  zuweilen  7 — 8  in  jede.  Diese  Eier  bleiben  nicht,  wie  bei  Megalotrocha ,  mit  Fäden 
am  Körper  befestigt,  und  finden  sich  daher  nie  zahlreich  oben  am  Körper  oder  in  demselben.  Die  ausgekrochenen  Jungen  setzen  sich 
zwischen  die  Alten  fest;  wenn  aber  mehrere  gleichzeitig  auskriechen,  so  heften  sie  sich  mit  den  Schwanzflossen  aneinander,  bilden  selbst 
eine  strahlige  Kugel  und  schwimmen  von  den  Eltern  weg,  um  sich  irgendwo  anzuheften  und  zum  Eierlegen  Futterale  zu  bilden.  Die- 
ses Abschwärmen,  wie  bei  den  Bienen,  hat  schon  Rösel  umständlich  und  richtig  erkannt.  Die  jungen  Schwärme  hat  Linne  schon 
1758  als  besondere  Thiere,  Hydra  stentoria^  zu  Stentor  gezogen,  und  Müller  Vorticella  socialis  genannt,  auch  neuerlich  hat 
wieder  Bory  sie  als  Synantherina  socialis  in  eine  besondere  Gattung  gestellt,  wogegen  schon  Pallas  1766  eiferte  und  worin  auch 
Linne  1767  nachgab.  Ungeübtere  Beobachter  können  solche  freie  Kugeln  freilich  leicht  für  unbekannte  Formen  halten,  oder  mit  Co- 
nochilus  und  Megalotrocha  verwechseln.  Sie  haben  den  Character  der  Gattung  noch  nicht,  sind  aber  doch  Lacinulariae,  wie  junge 
Frösche  ohne  Füsse  und  mit  Kiemen  und  Schwänzen  doch  Frösche  bleiben  müssen.  Die  Organisation  ist  in  der  Gattungscharacte- 
ristik  angezeigt  und  in  der  Abbildung  dargestellt.  Die  grössere  Entwickelung  des  Räderorgans  bei  den  Erwachsenen,  welche  von  dem 
Verkümmern  der  Augenpunkte  begleitet  zu  seyn  scheint,  bildet  eine  Art  von  Verwandelung,  die  vielleicht  auch  mit  Häutung  verbunden 
seyn  mag,  obschon  letztere  nicht  deutlich  anschaulich  geworden.  Das  Auswerfen  der  Eier  geschieht  durch  die  hintere  Darmmündung  an 
der  Basis  des  Schwanzfusses.  In  Wassergefässen  halten  sie  sich  selten  8  Tage.  Sie  sterben  und  fallen  zu  Boden,  auch  wenn  Pflan- 
zen darin  wachsen.  Die  erste  grössere  Abbildung  des  Berliner  Thierchens  gab  ich  in  den  Symbolis  physicis  1828.  Ueber  die  Rä- 
derorgane habe  ich  1831  p.  35.  umständlich  gehandelt. —  Grösse  bis  %  Linie;  der  Eier  %6  Linie;  Entwickelungscyclus  Vsg  —  ^s  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Tafel  XLIV.  Fig.  IV. 

Fig.  4.  a.  ist  ein  Stämmchen  der  Chara  mit  5  Gallertkugeln  der  Lacinularia  (oder  auch  Megalotrocha)  in  natürlicher  Grösse.  Fig.  6.  ist  eine 
dergleichen  der  Lacinularia,  mit  der  Lupe  vergrössert.  Fig.  <?.  ist  ein  Theil  der  letzteren,  200mal  im  Durchmesser  vergrössert.  Ein  ganz  ausge- 
dehntes Thierchen  ist  in  der  Mitte  vom  Rücken  aus,  ein  anderes  hinter  diesem  von  der  linken  Seite  gesehen.  Darunter  ist  ein  älteres  Thierchen  mit  ein- 
gezogenem Räderwerk;  oberhalb  rechts  ist  ein  sich  eben  entfaltendes  Thierchen  mit  scheinbar  4theiligem  Räderwerke.  Diese  4  sind  von  2  jungen  be- 
gleitet und  bis  zur  Hälfte  in  die  gallertige  Hülle  eingesenkt,  in  deren  Grunde  mehrere  Eier  liegen,  o  die  Augen,  b  die  Kiemen,  co  der  After,  x  der 
unbekannte  Körper,  «  ein  reifes  Ei  mit  demselben  unbekannten  Körper.  Fig.  4.  d.  Kauapparat,  300mal  vergrössert.  Das  seitliche  erwachsene  Thier- 
chen hat  seine  Augen  noch,  die  andern  nicht. 


VIERZEHNTE     GATTUNG:      VIERBLATT. 
Melicerta.    Meücerte. 

CHARACTER:    Animal  e  Flosculariorum  familia,   ocellis  duobus  (in  statu  juvenili  certe)  instruetum,   ur- 
ceolis  solitariis,  organo  rotatorio  quadrilobo. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Floscularzes,  ayant  deux  yeux  {au  moins  dans  la  Jeu- 
nesse),  ä  fourreaux  solitaires  et  avec  un  organe  rotatoire  a  quatre  lobes. 


405    

Zur  Gattung  des  Vierblattes  gehören  die  Formen  der  Familie  der  Blumenfischchen ,  welche  (be- 
sonders jung)  2  Augen,  vereinzelte  Futterale  und  ein  41appiges  Räderorgan  haben. 

Die  Gattung  Melicerta  ist  von  Schrank  1803  gegründet  worden  und  besitzt  auch  jetzt  nur  die  da- 
malige einzelne  Art,  obschon  7  verschiedene  Artnamen  darin  gegeben  worden  sind.  Die  erste  Kenntniss 
der  sehr  ausgezeichneten  und  blumenartigen  Form  hatte  schon  Leeuwenhoek,  und  seine  Beobachtungen  sind 
musterhaft  umsichtig  gewesen.  Ob  Hill  unter  seinem  ersten  Brachionus  mit  dem  Futterale  diese  Form 
oder  Limnias  gemeint  habe,  ist  unsicher,  da  keine  von  beiden  in  trocknem  Schlamme  und  auf  den  Dächern 
lebt,  und  er  nur  Leeüwenhoek's  Nachrichten  benutzte.  Die  ausführlichste  eigne  Beschreibung  und  die  bis- 
herigen besten,  und  für  alle  Zeiten  loben swerthen,  Abbildungen  des  Malers  Bez  publicirte  Schäffer  1755 
aus  Regensburg.  Diesen  erst  gab  Linne  volles  Vertrauen,  und  er  nahm  das  Thierchen  als  Serpula  ringens 
1758  in  die  Xte  Ausgabe  seines  Systema  Naturae  unter  die  Schaalthiere  auf.  Pallas  nannte  es  1766 
Brachionus  tubifex  und  zählte  es  zu  den  Zoophyten.  Linne  blieb  1767  dabei,  es  zu  den  Mollusken 
zu  stellen,  nannte  es  aber  nun  Sabella.  Müller  hielt  es  auch  für  eine  Sabella.  Colombo  gesellte  es  wie- 
der zu  den  Rotiferen.  Schrank  bildete  aus  den  Halcyonellen  und  den  Räderthieren  sammt  Ma- 
gent liieren  mit  Futteralen  eine  Familie  oder  Classe  der  Röhrenthiere,  worein  er  seine  Gattung  Meli- 
certa versetzte.  Blumenbach  hat  es  dann  als  Vorticella  aufgeführt.  Neuerlich  zog  es  Dutrochet  1812 
sammt  mehreren  ähnlichen  Panzer -Räderthieren  zur  Gattung  Rolifer,  Lamarck  sonderte  aus  diesen  wieder 
1816  die  Gattung  Tubicolaria  ab  und  nahm  in  dieselbe  auch  diese  Form  auf.  Cuvier  1817  und  Bory 
de  St.  Vincent  1824  folgten  ihm.  Oken  führte  1815  Schrank's  Namen  in  Deutschland  fort,  und  ihm  folg- 
ten Schweigger  und  Goldfüss  bis  1820.  —  Die  Organisation  wurde  schon  von  Leeuwenhoek  als  keines- 
wegs einfach  erkannt,  und  obwohl  Schäffer  die  Polypen  als  einfachere  Thiere  definirte,  so  beschrieb  er 
doch  schon  viele  organische  Details  dieser  lieblichen  Form  ganz  richtig.  —  Das  Wirbelorgan  ist  auch  im 
ausgedehnten  Zustande  in  4  tief  getheilte,  aber  nicht  getrennte,  blumenblattartige  Lappen  gespalten.  Freie 
Längsmuskeln  für  die  Körpercontractionen  liegen  im  Innern.  —  Das  Ernährungssystem  ist  ein  einfacher  brei- 
ter Darmschlauch  mit  einer  Magenabtheilung  und  einem  4muskeligen  Schlundkopfe  mit  2  reihenzahnigen  Kie- 
fern, deren  Kauthätigkeit  manche  für  Herzschlag  gehalten  haben.  Vor  dem  hintern  Schlünde  am  Magen  sind 
2  pancreatische  Drüsen.  Der  Mund  ist  unter  den  grossen  Blättern  des  Räderorgans,  die  Auswurfsöffnung 
an  der  Fussbasis.  —  Das  Fortpflanzungssystem  besteht  in  einem,  wenig  grosse  Eier  gleichzeitig  entwickeln- 
den, Eierstocke.  Als  männlichen  Theil  hat  man  vielleicht  die  in  dem  Schwanzfusse  liegenden  drüsigen  Kör- 
per anzusehen,  und  eine,  bisher  nicht  erkannte,  contractile  Blase  zu  suchen.  —  Vom  Gefässsystem  ist  noch 
keine  Anschauung  gelungen,  aber  zwei  unter  dem  Munde  an  der  Kehle  (Brust)  liegende  zapfenartige  Röh- 
ren könnten  wohl  Respirationsröhren  seyn.  —  Vom  Empfindungssysteme  sind  in  den  Eiern  und  Jungen  2 
Stirnaugen  erkannt,  und  das  mittlere  gebogene  drüsige  Band  in  jedem  Theile  der  grossen  Wirbelorgane 
könnte  leicht  Nervenmasse  seyn,  die  vielleicht  mit  der  mittleren,  beerenartig  unebenen  Markmasse,  als  einem 
Gehirn,  zusammenhängt. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  in  Holland,  Baiern,  Italien,  Frankreich  und  Preussen, 
vielleicht  auch  in  England  beobachtet. 

16.     Melicerta  ringens,  Rachen  -blumiges  VierTblatt.     Tafel  XLYI.  Fig.  m. 

M.  urceolo  conico,  favoso  -  granuloso ,  rufescente,  corpore  crystallino  aut  albido. 

Melicerte   Fleur  en  gueule,   a  fourreau  conitjue,  gramdeuoc,  ressemblant  a  un  gaufre,   le  corps 
crystallin  ou  bla?ichätre. 

Animalcula  wilh  case  or  sheath,  Leeuwenhoek,  Philosoph.  Transact.  Vol. XIV.  Nr.  295.  p.  1784.  1706.  (1704.)  Fig.  3—4. 

Animalculum  hospitans  in  theca,  Leeuwenhoek,  Bpistolae  physiologicae,  VII.  p.  64.  1713.    Philosoph.  Transact.   Vol.  XXVIII.  337. 

Animalcule  with  four  Wheels  in  a  sheath  or  case,  Baker,  The  Microscope  in  ade  easy,  p.  91.  PI.  VI  II.   Fig.  4,  5.    1742.  Copie. 

Brachionus  primus,  Hill,  a  Natural  history  of  Animals,  1751.   c.  Fig.    Copie  von  Leeuwenhoek.    Limnias? 

Blnmenpolyp ,  Schäffer,  Die  Blumenpolypen  der  süssen  Wasser,  1755.    Mit  vielen  musterhaften  Abbildungen. 

Serpula  ringens,  Linne,  Systema  Naturae,  editio  X.  1758. 

Brachiomts  tubifex ,  Pallas,  Elench.  Zoophyt.  p.  91.  1766. 

Sabella  ringens,  Linne,  Systema  Naturae,  editio  XII.  1767. 

Der  Blumenpolyp,  Eichhorn,  Beiträge  zur  Kenntniss   d.  kl.  Wasserth.   p.  52.   Taf.  V.  Fig.  3.   1775. 

Sabella  ringens,  Müller,  Naturforscher,  IX.  p.  210.   1776.  ' 

Rotifero  ad  astnccio,  Colombo,   Osservaz.  microscop.  in  Giornale  della  medicina,   T.  IV.   Venez.  1787.  deutsch  p.  72.  Fig.  6.  1793. 

Melicerta  ringens,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  310.  1803. 

Vorticella  tetrapetala,  Blumenbach,  nach  Cuvier.    Briefliche  Mittheilung?    Vor  1817. 

Rotifer  quadricircularis,  Dutrochet  (Du  Trochel),  Annales  du  Museum  d'hist.  nat.  XIX.  p.  355.  PI.  18.  Fig.  1—8.  1812.  Vol.  XX.  1813. 

Brachions  on  Roliferes  de  Dutrochet  (et  Ledere),  Savkjny,  Memoires  sur  les  anim.  sans  vertebres,  II.  p.  65.  1816. 

Tubicolaria  quadriloba,  Lamarck,  Hist.  nat.  d.  Anim.  sans  vert.  II.  p.  53.  1816. 

Melicerta  ringens,  Oken,  Lehrbuch  d.  Naturgesch.  III.  p.  49.  1815.     Cfr.  Isis,  1817.  p.  980.  über  Leclerc's  Difflugia. 

Tubicolaria  tetrapetala,  Cuvier,  Regne  Animal,  ed.  I.  1817.  ed.  II.  Vol.  III.  p.  335.  1830. 

Melicerta  quadriloba,  Goldfüss,  Handb.  d.  Zoologie,  p.  76.  1820. 

Melicerta  quadriloba,  Schweigger,  Handb.  d.  Naturgesch.  d.  skeletl.  Thiere,  jp.  408.  1820. 

Tubicolaria  quadriloba,  Bory  de  St.  Vincent,  Encycloped.  method.  Vers.  1824.    Dict.  classique,  Rotifere,  1828. 

Tubicolaria  qnadrihbata ,  Blainville,  Diction.  d'hist.  naturelle,  1828. 

Melicerta  ringens,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  45.  1831.  p.35,  51,  126.  Taf.  IV.  Fig.  25. 

1©£ 


406 

Aufenthalt:    In  Delft  in  Holland,    bei  Regensburg  und* Ingolstadt  in  Baiern,   bei  Conegliano  (Venedig)   in  Italien,    bei  Chäteau  Re- 
nand  in  Frankreich  und  bei  Danzig  und  Berlin  in  Preussen,  yielleicht  auch  in  England  beobachtet. 

Leeüwenhoek  entdeckte  diese  Thierchen  im  Juli  1704  an  Wasserlinsen  in  Delft  und  sah  sie  im  August  wieder,  ebenso 
sah  er  sie  im  Juli  und  August  1712.  Nach  ihm  hat  sie  erst  Schäffer  1755  wieder  bei  Regensburg  beobachtet.  Hierauf  erkannte 
sie  Eichhorn  1775  bei  Danzig  an  Wasserpflanzen,  und  etwas  später  fand  sie  Colombo  an  Meerlinsen  in  Italien  1787.  Schrank 
beobachtete  sie  vor  1803  bei  Ingolstadt  zuweilen  häufig.  Dütrochet  hat  sie  dann  1812  bei  Chäteau  Renaud  in  Frankreich  an  Ra- 
nunculus  ar/uatilis  gesehen.  Ich  habe  sie  bei  Berlin  jährlich  sehr  häufig  an  CeratophyMum ,  Rammculus,  Hottonia,  Lemna, 
Stratiotes  und  Myriophyllum  im  Frühjahr,  Sommer  und  Winter  beobachtet.  Die  übrigen  Schriftsteller  sind  wohl  nur  Referenten  und 
Systematiker.  An  Meerlinsenwurzeln  und  fein  zertheilten  Pflanzenblättern  sieht  man  sie  mit  blossem  Auge  schon  als  kleine,  senkrecht 
abstehende,  braune  Spitzen  oder  Borsten,  oft  einzeln,  zuweilen  aber  zu  20  —  30  an  einem  Würzelchen,  oft  sind  sie  mit  Limnias  ge- 
mischt, zuweilen  auch  mit  Vaginicola  und  Vorticellen,  wie  sie  schon  Leeüwenhoek  fand.  Man  erkennt  die  Röhren  am  leich- 
testen, wenn  man  dergleichen  feine  Wasserpflänzchen  in  weissen  Porzellan-Untertassen  in  klares  Wasser  thut.  Die  Thierchen  aber  sieht 
man  nur  gegen  einen  dunklen  oder  schwarzen  Grund  in  Uhrgläsern  dergl.,  und  nur  mit  der  Lupe.  Jede  Röhre  hat  etwa  die  Dicke 
eines  Kopfhaars,  ist  3 — 4mal  so  lang  als  dick,  und  unterscheidet  sich  sogleich  von  allen  ähnlichen  Körpern  durch  ihre  scheinbar  wa- 
benartige, zcllige,  aber  richtiger  aus  Kiigelchen  bestehende,  Structur.  Leeüwenhoek  erkannte  schon  das  41appige  bewimperte  Wir- 
belorgan, den  Speisecanal,  die  Aufnahme  von  Speise  durch  den  Mund,  einen  hornartigen  Zapfen,  wie  beim  Stör  (eine  der  Respira- 
tionsröhren?), und  sah  den  Bau  des  Futterals  durch  Ansetzen  neuer  Körner  mit  dem  Munde,  auch  den  Tod  der  Thierchen  durch  in 
seine  Schaale  und  seinen  Körper  sich  einbohrende  Würmer  (wahrscheinlich  Naidinen).  Schäffer  verglich  die  Thierchen  mit  den 
Yom  Grafen  Marsigli  abgebildeten  Corallenblüthen,  welche  nach  Peyssonel's  Entdeckung  keine  Blumen,  sondern  Thiere  waren,  und 
glaubte,  wie  jener,  durch  Scheide wasser  ein  Aufbrausen,  also  Kalkgehalt,  auch  bei  diesen  Futteralen  zu  erkennen,  eine  mir  so  wenig 
als  Dütrochet  gelungene  und  wohl  unrichtige  Beobachtung.  Vortrefflich  aber  studirte  Schäffer  die  äussere  Form  des  Thierchens, 
und  sein  Maler  Bez  war  von  ihm  sehr  wohl  instruirt  und  unterstützte  ihn  sehr  tüchtig.  Er  erkannte  die  beiden  Respirationsröhren  als 
Fühlhörner,  die  beiden  Kauorgane  (Kiefer),  welche  er  für  2  Zähne  hielt,  die  beiden  Spitzen,  die  er  wohl  ganz  richtig  als  Lippen  be- 
zeichnet und  welche  auch  hier  für  eine  gespaltene  Oberlippe  angesehen  werden.  Den  wahren  Magen  scheint  er  erkannt,  und  den  da- 
neben liegenden  Eierstock  für  den  zweiten  Beutel  gehalten  zu  haben,  welcher  zur  Ausleerung  durch  den  Mund  diene.  Ausleerung  und 
eine  zweite  Darmmündung  sah  er  nicht.  Den  Dickdarm  hielt  er  für  den  Behälter  der  Masse  zum  Bau  der  Röhre,  und  die  Grenze  zwi- 
schen dem  Eierstock  und  Darme  für  ein  herzartiges  Rückengefäss.  Die  Körner  des  Futterals  hielt  er  für  6eckige  linsenförmige  Tafel- 
chen und  glaubte  irrig,  dass  die  Röhren  Knospen  trieben,  indem  er  an  Alten  sitzende  Junge  mit  den  der  Armpolypen  verglich,  während 
es  nur  ein  zufälliges  Anheften  war.  Den  Fuss  sah  er  am  Ende  schwach  zangenförmig.  Man  erkennt,  wie  mühsam  und  sorgfältig 
Schäffer  diese  Untersuchungen  machte,  auch  da,  wo  er  sich  geirrt  hat.  Eichhorn  hielt  die  Körnchen  der  Futterale  für  5eckig, 
sah  die  Zapfen  am  Halse  und  bemerkte  schon,  dass  die  Futterale  nicht  Knospen  treiben,  sondern  dass  sich  Junge  an  sie  ansetzen. 
Schäffer  und  Eichhorn  wussten  schon,  dass  eine  geringe  Verletzung  der  Röhre  die  Thierchen  frei  heraustreibt  und  die  Beobach- 
tung erleichtert.  Colombo  sah  wieder  die  beiden  Hörnchen  und  Spitzen,  hatte  aber  die  wunderliche  Meinung,  dass  die  Zähnchen  des 
Räderorgans  auf  dessen  Rande  selbst  herumliefen.  Er  sah  die  Kiigelchen  des  Futterals  immer  von  6  andern  umgeben.  Getrocknet  leb- 
ten sie  nicht  wieder  auf.  Eier  sah  er  nicht,  aber  zuweilen  zweiräderige  Thierchen  (Limnias?,  Vaginicola?),  die  er  für  eine  ver- 
schiedene Art  hielt.  Schrank  sah  die  Röhre  aus  Sechsecken  bestehend  und  fand  auch,  dass  die  Thiere  in  etwas  matt  gewordenem 
Wasser  bald  sterben. 

Dütrochet  sah  die  Körnchen  des  Futterals  und  behauptete  ebenfalls  irrig,  dass  die  Zähne  des  Räderorgans  eine  laufende 
Bewegung  hätten:  »Le  mouvement  de  transport  des  dents  de  la  rotte  sur  la  circonference  simiense  da  pavillon  immobile 
est  cependant  un  fait,  dont  il  ri  est  pas  possible  de  douter.«  Die  beiden  seitlichen  Hörner  hielt  er  unrichtig  für  gestielte  Au- 
gen mit  2  schwarzen  Punkten,  und  die  beiden  Spitzen  hielt  er  für  2  Tentakeln.  Er  glaubte  auch  das  Ein-  und  Ausstülpen  der  Au- 
gen, wie  bei  den  Schnecken,  zu  sehen.  Den  vordem  Schlundkopf  mit  kauenden  Kiefern  hielt  er  anfangs  für  ein  Herz,  dann  aber 
für  ein  Kauorgan.  Er  sah  das  Thier  im  Futteral  sich  um  seine  Längsaxe  drehen.  Durch  Zerschneiden  des  Futterals  erhielt  er  es 
frei.  Die  specielle  Form  der  Kiefer  blieb  ihm  fremd.  Er  sah  den  engen  Schlund,  den  weiten  Magen  und  den  Dickdarm,  letzteren 
hielt  er  aber  für  den  Eierstock,  und  den  wahren  unentwickelten  Eierstock  scheint  er  für  ein  Ei  gehalten  zu  haben.  Die  untere  Darm- 
mündung hat  er  zwar  beschrieben  und  abgebildet,  kann  sie  aber  so  wenig  so  gesehen  haben,  als  er  den  Oviduct,  den  er  angiebt,  aber 
nicht  gezeichnet  hat,  gesehen  haben  kann.  Auch  das  selbstbewegte  Ei,  welches  er  beobachtet  zu  haben  glaubt,  kann  nur  irgend  etwas 
anderes  gewesen  seyn.  Passender  zu  den  jetzigen  Kenntnissen  ist,  was  er  von  den  Eiern  sagt,  die  er  beim  Zerschneiden  der  Futterale 
fand.  Sie  wurden  nach  2  Tagen,  oder  auch  am  6ten  und  7tenTage,  erst  zu  ausgebildeten  Räderthieren,  wobei  er  aber  keine  Schaale 
rückbleiben,  sondern  nur  eine  Entfaltung  sah.  Er  nennt  daher  das  Thierchen  lebendig  gebährend,  was  es  nicht  ist.  Alle  Jungen  waren 
ohne  Futterale.  Die  Futterale  zeigten  in  Salpetersäure  kein  Aufbrausen  und  kein  Geräusch  beim  Zerdrücken.  Er  hielt  sie  für  zusam- 
mengeleimte fremde  Körper.  Sie  lebten  nur  14  Tage.  Savigny,  der  Melicerta  nicht  selbst  sah  und  auch  Leclerc's  Difflngia> 
wie  Oken,  damit  verwechselte,  verglich  sie  im  Baue  nicht  glücklich  mit  den  Ascidien,  wozu  ihn  Dütrochet  verleitet  hatte.  Cu- 
vier  folgte  beiden.     So  war  denn  schon  Vieles,  nur  unklar  und  widersprechend,  von  der  Organisation  erkannt. 

Meinen  eigenen  Beobachtungen  zufolge  sind  die  Futterale  aus  linsenförmigen  Körperchen  zusammengeheftet,  welche  das  Thier, 
wie  Leeüwenhoek  undeutlich  sah,  ich  aber  deutlich  ermittelte,  aus  der  hintern  Darmmündung  ausscheidet  und  mit  derselben  festklebt. 
Daher  ist  das.  Futteral  immer  von  der  Höhe  dieser  Gegend  des  Thieres.  Diese  Körnchen  sind  keine  fremden  Körper,  wie  am  Phry- 
g an een- Gehäuse,  und  keine  Excremente,  sondern  ein  eigener  mit  letzteren  gemischter,  klebriger,  im  Wasser  erhärtender,  Stoff.  Man 
kann  sie  eben  so  richtig  für  Sechsecke  als  für  Fünfecke  ansehen,  indem  sie  durch  zähen  Schleim  verbundene  Linsen  sind,  die  verschie- 
dene, oft  6,  erfüllte  Ecken  zwischen  sich  übrig  lassen.  In  diese  Röhre  zieht  sich  das  weiche  Thierchen  zurück,  und  aus  ihr  entfaltet 
es  sein  blumenartiges  Räderwerk.  Die  radartige  Bewegung  des  4theiligen  Wirbelorgans  entsteht  keineswegs  durch  laufende  Wimpern, 
sondern  jede  einzelne  Wimper  dreht  sich  nur  um  ihre  Basis  und  bildet  einen  scheinbar  vielstrahligen  Trichter,  welcher  m  der  Gesammt- 
wirkung  scheinbar  radartig  läuft  und  einen  Strudel  im  Wasser  macht,  den  die  Reihenfolge  der  Wimpern  zum  Munde  dirigirt  (vergl. 
1831.  p.  35.).  Der  Mund  ist  im  Grunde  der  Spalte  der  beiden  grossen  Theile  des  Wirbelorgans,  die  daher  Bauchtheile  sind,  und  da 
die  Augenpunkte  bei  den  beiden  krummen  Spitzen  stehen,  so  sind  diese  einer  gespaltenen  Oberlippe  der  Rückenseite  auch  hierin  ver- 
gleichbar, indem  sie  der  Mundseite  entgegengesetzt  sind.     Auf  der  Seite  der  Augen  und  Spitzen  ist  auch  die  Auswurfsöffnung,    die  ich 


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oft  in  Function  sah  und  die  mithin  auf  der  Rückenseite  ist,  wodurch  der  schwanzartige  Hinterthcil,  den  ich  nie  deutlich  am  Ende  ga- 
belförmig sah,  zum  Bauchgliede  oder  Fusse  wird.  Das  ungleich  viertheilige  Räderorgan  verglich  Linne  mit  einer  Lippen-  oder  Ra- 
chen-Blume. Die  beiden,  von  Dutrochet  für  Augen  gehaltenen,  Zapfen  am  Halse  sind  2  Röhren,  die  ich  früher,  als  Sexualtheile, 
Sporen  (calcar)  nannte,  jetzt  aber  als  Respirationsröhren  betrachte.  Im  innern  Körper  sah  ich  nur  4,  im  hintern  Theile  und  im 
Schwanzfusse  deutlichere,  Längsmuskeln.  Die  beiden  pancreatischen  Drüsen  waren  bisher  unbekannt.  Von  dem  übrigen,  schon  vorn 
bei  der  Gattung  erwähnten,  Organisationsdetail  füge  ich  hier  nur  hinzu,  dass  ich  sehr  oft  durch  leichten  Druck  die  in  dem  Futterale 
zu  3  —  4  liegenden  Eier  zum  Auskriechen  veranlasst  habe,  wobei  eine  sehr  deutliche  Schaale  liegen  bleibt  und  ein  einräderiges  Junges 
ohne  Futteral  frei  wird,  welches  man  leicht  für  Ptygtira  halten  könnte,  was  aber  2  ganz  bestimmte  rothfarbige  Stirnaugen  besitzt,  die 
ich  bei  den  Alten  oft  umsonst  gesucht,  zuweilen  aber  doch  auch  noch  gefunden  habe.  Die  Entwickelung  der  Eier  geschieht  immer  aus- 
serhalb des  Körpers.  Im  August  1831,  am  8.  April  1833  und  am  5.  Juni  1835  fand  ich  fast  alle  Thierchen  mit  vielen  Eiern.  — 
Grösse  der  Futterale  Vs  —  %  Linie,  der  Thierchen  %  —  1  Linie,  der  Eier  V20  —  Hi%  Linie.     Entwickelungscyclus  V20  — 1  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XLVI.  Fig.  IIL 

Fig.  1.  ist  ein  in  sein  Futteral  zurückgezogenes,  sich  wieder  zu  entfalten  beginnendes,  Thierchen.  Fig.  2.  ein  ähnliches  halb  ausgestrecktes  mit  ent- 
faltetem Räderorgan,  vom  Rücken  gesehen.  Fig.  3.  rechte  Seitenansicht  eines  ganz  ausgestreckten  Thierchens  mit  blossem  Umriss  des  Futterals,  wo- 
durch das  Verhältniss  der  Aftergegend  zum  Rande  des  Futterals  anschaulich  wird.  0'  Mund,  s'  2  Respirationsröhren,  gp  2  pancreatische  Drüsen,  w 
Auswurfsöffnung  des  Speisecanals  und  Eierstocks.  Diese  3  Futterale  sitzen  auf  einem  Stück  Meerlinsenwurzel.  Fig.  3.  hat  in  seinem  Innern  4  ge- 
legte Eier,  deren  2  schon  ganz  entwickelte  Fötus  mit  Augen  und  Zähnen  erkennen  lassen.  Erst  erkennt  man  die  Zähne,  später  das  Pigment  der 
Augen.  Fig.  4.  ein  aus  dem  Futterale  herausgenommenes  ausgestrecktes  Thierchen  in  rechter  Seitenansicht,  co  Afteröffnung  der  Rückenfläche.  Im 
Fusse  sind  die  vermuthlichen  Sexualdrüsen  sichtbar.  Vergrösserung  dieser  sämmtlichen  Figuren  200mal.  Fig.  5.  sind  die  beiden  reihenzahnigen  Kie- 
fer mit  je  3  entwickelten  Zähnen,  ihren  Kieferbögen  und  4  Schlundmuskeln.  Fig.  6.  ist  eine  Figur  von  Schäffer,  wo  viele  Thierchen,  wie  die 
Knospen  der  Armpolypen,  auf  einander  sitzen,  wobei  aber  nicht  an  Knospenbildung  zu  denken  ist.  Bei  starker  Frequenz  mögen  diese  parasitischen 
Zusammenhäufungen  vorkommen,  die  ich  selbst  nie  sah.  In  natürlicher  Grösse  gleicht  das  Thierchen  der  Fig.  I.  3.*  derselben  Tafel.  —  Das  Räder- 
organ ist  übrigens  in  seinem  speciellen  Baue  wahrscheinlich  dem  der  Lacinularia  ähnlich,  daher  noch  weiter  zu  beobachten. 


Nachtrag   zur   Gattung  Melicerta. 

Sghrank's  Gattungsname  Melicerta  von  1803  ist  des  honigkuclien-  oder  wabenartigen  Baues  des  Futterals  halber  gegeben 
worden,  und  der  von  Peron  bei  den  Acalephen  verwendete  gleiche  Name  ist  späteren  Ursprungs.  Letzteren  hat  Oken  1815  in 
Melicertum  umgeändert,  und  so  ist  er  in  Eschscholtzs  System  der  Acaleplien  aufgenommen.  Cuvier  und  Lamarck  haben 
Peron's  Namen  nicht  angenommen,  sondern  die  Form  zu  Aec/uorea  und  Cycmaea  gezogen.  Auch  Rafinescjüe  nannte  1810  einen 
sicilianischen  Fisch  Melicertus  Tigris,  welcher  Name  mithin  bei  den  Fischen  besser  für  immer  zu  unterdrücken  ist.  Der  deutsche 
Name  Blumenpolyp,  den  Schäffer  und  Schrank  brauchten,  wird  besser  bei  den  Halcyonellen,  wie  Armpolyp  bei  den  Hy- 
dren verwendet. 

Von  den  7  Artnamen,  welche  bisher  für  die  Gattung  gegeben  waren,  haben  die  6  ausgeschlossenen,  von  denen  Oken  1817 
in  der  Isis  1,  Schweigger  1820  3,  Goldfüss  1820  1  und  ich  1831  1  gegeben  haben,  folgende  Homonyme:  1)  Melicerta  alba 
Schweigger  =  Tubicolaria? ',  Limnias? ;  2)  M.  biloba  E.  =  Limnias  Ceratophylli;  3)  M.  confervicola  Schweigg.  =  Oe- 
eistest ;  4)  M.  enteigera  Goldfüss  =  Limnias? ;  5)  M.  {proteiformis)  Oken  =  Diffhigia;  6)  M.  quadriloba  Schweigg. 
und  Goldfüss  =  ßl  rij/gens. 


FÜNFZEHNTE     GATTUNG:     BLUMENRÄDCHEN. 
Floscularia.    Flosculaire. 

OHARA CTER:    Animal  e  Flosculariorum  familia,   in  statu  juvenili  ocellis  duobus  insigne,   ureeolis  solita- 
riis,  organo  rotatorio  multifido,  lobis  ultra  4. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Floscularies ,   ayant  deux  yeux   {surtout  dans  la  Jeu- 
nesse),  ä  fourreaux  solitaires,  V Organe  rotatoire  en  plus  de  4  lobes. 

Die  Gattung  der  Blumenrädchen  umfasst  alle  die  Formen  der  Familie  der  Blumenfisehchen,  welche 
(in  der  Jugend  wenigstens)  2  Augen  haben,  die  vereinzelt  leben  und  ein  mehr  als  4spaltiges  Räderorgan 
besitzen. 

Diese  Gattung  hat  Oken  1815  mit  1  Art  gebildet.  Eine  2te  neue  Art  habe  ich  1833  zugefügt; 
beide  sind  noch  jetzt  die  einzigen.  Oken's  erste  Form  entdeckte  wohl  Baker  vor  1752.  Pallas  nannte 
sie  1766  Brachionus  hyacinthinus ,  Gmelin  1788  Vorticella  hyacinthina.  Umständlicher  beschrieb  die- 
selbe Eichhorn  1775.  Müller  nannte  sie  1776  Cercaria,  nahm  sie  aber  nicht  in  das  System  der  Infu- 
sorien auf,  was  erst  durch  Oken  als  Floscularia  geschehen.  Bei  Bory  de  St.  Vincent  finde  ich  sie  nicht 
erwähnt.  Die  physiologische  Begründung  der  Gattung  geschah  erst  1830.  Peltier  meldete  1836,  er  habe 
eine  neue  Art  gefunden,   allein  die  angegebenen  Charactere  passen  auf  die  alte.  —  Die  Organisation  ist 


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reichlich  erkannt ,  aber  noch  weiter  zu  verfolgen.  Diese  niedlichen  Thierchen  sitzen  in  gallertigen  Futtera- 
len einzeln  an  Wasserpflanzen  fest.  Das  Futteral  ist  oft  sehr  durchsichtig  und  schwer  zu  seilen.  —  Das 
Räderorgan  ist  wohl  immer  6spaltig  und  von  einer  eigenthümlichen  Beschaffenheit,  welche  weniger  umsich- 
tige Beobachter  verleiten  kann,  es  gar  nicht  für  ein  Räderwerk  zu  halten,  wie  es  auch  schon  von  Peltier 
geschehen  ist.  —  Der  Ernährungsorganismus  ist  als  ein  einfach  conischer  Darm  {Caelogmtrica)  erkannt, 
welcher  bei  einer  Art  deutlich,  bei  der  andern  weniger  deutlich,  einen  mit  2  doppelzahnigen  Kiefern  verse- 
henen, zweiten  Schlundkopf  hinter  einem  zahnlosen  ersten  hat,  auch  vorn  2  pancreatische  Drüsen  führt 
Besonders  merkwürdig  ist  bei  beiden  Arten  der  doppelte  Schlundkopf.  —  Als  Fortpflanzungsorganismus  ist 
ein  Eierstock  mit  wenig  grossen  Eiern  bei  beiden  beobachtet.  Männlichen  vergleichbare  Organe  blieben  noch 
unerkannt,  wenn  nicht  die  2  muskelartigen  Körper  im  Fasse  vielleicht  Sexualdrüsen  sind.  Die  Eier  wer- 
den in  s  Futteral  gelegt.  —  Gefässe  sind  noch  nicht  ermittelt.  —  Empfindungsorgane  sind  als  2  rothe  Au- 
genpunkte bei  den  Jungen  und  beim  Fötus  im  Ei  beider  Arten  erkannt.  Die  Formen  haben  Aehnlichkeit 
mit  Acineta. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  nur,  aber  mannigfach,  in  Europa  gekannt. 

Iff.     Floscularia  proboscidea,  Müssel  -Hlumenrädclieii.     Tafel  XL  VI.  Fig.  I. 

F.  major,  urceolo  liyalino,  lobis  rotatoriis  brevius  ciliatis  6,  proboscidem  mecliam  ciliatam  ambeuntibns. 

Floscitlaire  h  trompe^   plus  grande,    a  gahie  hyaline,   ayant  sitc   lohes  rotatoires   a  cils  courts  en- 
tourant  une  trompe  ciliee. 

Floscularia  proboscidea,  Ab  ha  ndl.  d.  Akademie  d.  Wissenscli.  zu  Berlin,   1833.   p.  207. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  seltnere  Art  entdeckte  ich  am  10.  Juni  und  15.  August  1832  in  vielen  Exemplaren  auf  den  Blättern  der  Hottonia 
palustris  in  Torfgräben  bei  Berlin,  und  habe  sie  seitdem  nicht  wieder  gesehen.  Sie  hat  mir  zur  Erläuterung  der  älteren  2ten  Art 
sehr  gedient.  Das  gallertige,  cylindrische,  abgestutzte  Futteral,  worin  das  Thierchen  lebt,  ist  äusserst  durchsichtig,  daher  ohne  Trü- 
bung des  Wassers  nur  sehr  unsicher,  eigentlich  gar  nicht,  zu  sehen.  Zuweilen  verrathen  es  anhängende  fremde  Körper.  Der  eiförmige 
Körper  hat  vorn  ein  manschettenartiges  ötheiliges  Räderorgan  und  hinten  einen  langen  griffeiförmigen  contractilen  Fuss,  welcher  sich 
am  Grunde  des  Futterals  ansaugt.  Im  ganz  ausgedehnten  Zustande  ragt  der  ganze  Körper  und  noch  ein  Theil  des  Fusses  aus  dem 
Futterale  hervor.  Aus  der  Mitte  des  6theiligen,  zuweilen  scheinbar  5th eiligen,  Räderorgans  ragt  eine  grössere  cylindrische  etwas  bieg- 
same Röhre  hervor,  welche  vorn  eine  grosse  Oeffnung  zu  haben  schien.  Das  vordere  Ende  dieser  rüsselartigen  Röhre  und  die  geknöpf- 
ten Zacken  des  Räderorgans  tragen  lange  träge  Wimpern,  welche  nur  partiell  kräftig  wirbeln,  wenn  sie  Nahrung  fühlen.  Man  könnte 
desshalb  dieses  Räderorgan  als  ein  vielfaches  betrachten,  jedoch  schien  mir  die  krausenartige  Basis,  welche  offenbar  dazu  gehört  und 
eine  muskelartige  Beschaffenheit  hat,  es  zu  vertheidigen ,  die  Formenverwandtschaft  mit  Stephanoceros  jener  andern  von  Metopidia 
oder  Colurus  vorzuziehen.  Die  Wimpern  sind  im  ausgedehntesten  Zustande  etwa  um  das  Doppelte  länger,  als  die  Basis.  Ein  deut- 
licher kugelförmiger  Schlundkopf  mit  4  Muskelparthieen  und  doppelten  2zahnigen  Kiefern  (Zygogomphia) ,  ein  enger,  sehr  kurzer, 
nur  angedeuteter  Schlund,  ein  grosser  einfacher  conischer  Darm  und  ein  kurzer  Eierstock  mit  meist  1  entwickeltem  Eie  sind  innere  Or- 
gane. Von  Darmdrüsen  hat  sich  nur  eine  Spur  als  weissliche  Ohren  am  vordem  Darme  erkennen  lassen.  Besonders  merkwürdig  er- 
schien ein  doppelter  Schlundkopf,  indem  vor  dem  schon  beschriebenen  zahnführenden  noch  ein  2tes  schluckendes  Organ  mit  2  zahnlosen 
Kiefern  befindlich  war.  Im  Innern  der  Futterale  fanden  sich  nicht  selten  2  —  5  ausgeschiedene  Eier  und  in  einigen  ganz  entwickelte, 
sich  bewegende,  Embryonen  mit  2  rotlien  Augenpunkten,  welche  beim  Erwachsenen  nicht  sichtbar  waren.  —  Länge  des  ausgedehnten 
Körpers  %  Linie,  des  Futterals  %  Linie,  Ei  V24  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XLVL   Fig.  I. 

Fig.  1.  ist  ein  in  sein  Futteral  zurückgezogenes  Thierchen,  welches  3  Eier  neben  sich  hat.  Fig.  2.  oberer  Theil  eines  ganz  ausgedehnten  Thierchens 
ohne  sein  Futteral;  ein  Theil  des  untern  Fusses  ist  weggelassen,  o'  vorderer  erster  Schlundkopf,  co  hintere  Darmmündung,  s  ein  Theil  des  Eier- 
stocks oder  vielleicht  eine  männliche  Sexualblase,  200mal  vergrössert.  Fig.  3.  ein  Wirtel  der  Hottonia  palustris ,  mit  beiden  Arten  von  Floscu- 
laria reichlich  besetzt,  in  doppelter  natürlicher  Grösse.  Fig.  4.  Spitze  einer  Blattfieder  mit  3  Thierchen  in  verschiedener  Ausdehnung,  mit  der  Lupe 
vergrössert.    Fig.  5.     Schlundkopf  und  Kiefer,  300mal  vergrössert. 

18.     Floscularia  ornata,  Schmuck -Rädchen.     Tafel  XL  VI.  Fig.  IL 

F.  minor,  urceolo  hyalino,  lobis  rotatoriis  6  longius  ciliatis,  proboscide  nulla. 

Flosculatre  ornee,  plus  petite,  ä  gaine  hyaline,  ayant  si&  lobes  rotatoires  a  cils  longs,  sans  trompe 
au  milieu. 

Animalcula ,  Baker?  Employment  for  the  Microscope,  p.  302.   Deutsch  p.  381.    Taf.  XII.   Fig.  2.   1752. 

Brachionus  hyacinthinus,  Pallas?  Elen  eh.  Zoophyt.  p.  93.   1766. 

Der  Fänger,  Eichhorn?  Beiträge  z.  Kenntniss  d.  kl.  Wasserthiere,   p.  39.   Taf.  III.  Fig.  G  — L.   1775. 

Cercaria  nov.  spec,  Müller,  Naturforscher,  IX.  p.  209.   1776. 

Trichterpolyp ,  Beseke?  Leipziger  Magazin  d.  Naturk.  IV.  St.  3.  Nr.  2.  Fig.  14.  1784. 

Vorticella  hyacinthina >  Gmelin  ,  L'inne's  Systema  Naturae,  ed.  XIII.   1788. 

Floscularia  hyacinthina,  Oken  ,  Lehrbuch  d.  Natur g.  III.  p.  49.  1815. 

Floscularia  ornata,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  45.   1831.  p.  35,  125.   1833.  p.  207,  332.   Taf.  VIII. 

Fig.  II. 
Nouvelle  espece  de  Flosculaire,  Peltier,  L'Institut,  23.  Nov.  Nr.  183.  1836. 

Aufenthalt:    In  England,  bei  Danzig,  bei  Mietau  in  Curland,  bei  Berlin  und  Paris  beobachtet. 

Ob  Baker' s  Thierchen  aus   einer  bleiernen  Cisterne  im  Sommersetgarten   zu  London  diese  Form  war,   ist  zweifelhaft.     Es 
schwamm  frei,  wirbelte  stark  und  schien  vorn  eine  härtere  Schaale  zu  haben.     Die  Abbildung  passt  jedoch  auffallend  und  die  Beschrei- 


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hing  scheint  er  einige  Jahre  später,  wie  er  selbst  sagt,  erst  gemacht  zu  haben.  Eichhorn's  Thierchen  war  wohl  diese  Art  sammt 
der  vorigen.  Er  hat  zwar  in  einigen  Figuren  weniger  und  mehr  Theile  des  Räderorgans  (4  — 10)  gezeichnet,  als  hier  vorkommen? 
allein  die  Zahl  der  Theile  ist  etwas  schwer  zu  ermitteln.  Er  fand  es  zuerst  am  27.  Mai  1767  und  wieder  am  7.  und  12.  Mai  1769 
in  Menge,  und  beschrieb  es  sehr  umständlich  und  gut.  Weder  Baker  noch  Eichhorn  sahen  die  Futterale  der  Thierchen,  auch  er- 
sterer  nicht  ihre  Wimpern  die  der  letztere  aber  sehr  richtig,  obwohl  unklar,  bemerkte;  beides  ist  ohne  gefärbtes  Wasser  sehr  schwer 
zu  erkennen.  Eichhorn  sah  auch  ein  periodisches  Wirbeln  und  das  Räderorgan  erschien  ihm  wie  ein  Netz,  welches  das  Thierchen 
zum  Fan<r  ausbreite  und  plötzlich  zusammenklappe.  Eichhorn  fand  sein  Thierchen  bei  Danzig  in  Gefässen  mit  Wasserpflanzen,  die 
etwas  gestanden  hatten,  frei  an  der  Oberfläche,  wie  andere,  sonst  in  Futteralen  festsitzende,  Thiere  allerdings  auch  vorkommen,  wenn 
das  Wasser  matt  und  trübe  wird.  Die  Steutor  bauen  sich  aber  ein  Futteral,  um  darin  zu  sterben.  Der  dritte  bisherige  Beobachter 
war  wohl  Prof.  Beseke  in  Mietau,  dessen  Thierchen  freilich  eine  Acineta  seyn  konnte.  Auch  er  sali  weder  das  Futteral,  noch  die 
Wimpern.  Oken  verband  zuerst  Baker's  und  Eichhorn's  Thierchen.  Die  erste  physiologische  Umgrenzung  der  Gattung  und  der 
jetzige  Warne  wurden  dieser  Art  1830  gegeben,  weil  Baker' s  und  Eichhorn's  Formen  doch  andere  Arten  seyn  könnten,  und  so 
scheint  es  noch  jetzt  zweckmässig,  sie  beizubehalten.  Neuerlich  hat  Peltier  vor  der  Pariser  Akademie  über  eine  neue  Art  gespro- 
chen, aber  offenbar  nur  in  der  Absicht,  eine  Opposition  gegen  die  seit  1830  veröffentlichten  Organisationsverhältnisse  der  Infusorien  zu 
bilden,  ohne  tüchtige  Beobachtung  und  ohne  Beachtung  der  schon  seit  60  Jahren  vorhandenen  Kenntnisse  von  dieser  Form. 

Bei  Berlin  ist  diess  niedliche  Thierchen  zu  fast  allen  Jahreszeiten  sehr  häufig.  Ich  fand  es  im  Sommer  1830,  am  18.  Aug. 
1831,  am  24.  April  und  20.  Juni  1832,  am  12.  März  1835,  am  4.  Sept.  1837  oft  an  Conferven,  noch  öfter  an  Ceratophtßlum, 
meist  in  Gemeinschaft  mit  Vortic eilen  oder  gestielten  B aciliar ien.  Das  crystallhelle  Futteral  ist  meist  schwer  zu  erkennen,  bei 
Färbung  des  Wassers  aber  sogleich  anschaulich.  Das  Thierchen  ist  sehr  träge,  entfaltet  sich  langsam,  zieht  sich  aber  oft  rasch  zu- 
sammen und  verbirgt  sich  in  sein  Häuschen.  Eichhorn  hielt  diess  für  ein  Fangen,  allein  es  ist  nur  ein  Erschrecken  und  Einziehen 
der  Glieder  beim  Niederschlucken.  Das  Fangen  geschieht  nur  bei  ganz  offenem  Räderorgan  und  ist  mit  einem  oft  schwachen,  zuwei- 
len kräftigen,  Wirbel  begleitet,  welcher,  wie  bei  allen  Räderthieren,  die  Nahrung  zum  Schlundkopfe  führt,  während  das  glockenartig 
entfaltete  Räderorgan  selbst  den  Mund  bildet.  Neuerlich  habe  ich,  wie  bei  der  vorigen  Art,  vor  dem  deutlicheren  Kieferapparate  noch 
ein  zweites  vorderes  Schlingorgan  erkannt,  aber  bei  keinem  ganz  deutlich  Zähne  gesehen,  vermuthe  jedoch  in  den  hintern  Kiefern  eben- 
falls je  2  Zähne,  deren  Spuren  ich  sogar  direct  erkannte.  Das  Räderorgan  hat  meist  deutlich  6  Einschnitte,  und  jeder  Theil  hat  ein 
verdicktes  Knöpfchen,  worauf  5  —  8  sehr  lange  Wimpern  sitzen,  die  meist  steif  ausgestreckt  sind,  aber  wenn  sie  Nahrungsstoffe  füh- 
len, mit  einigen  raschen  und  kräftigen  Schwingungen  diese  in  den  Mund  bringen.  Bei  der  Contraction  bilden  die  Wimpern  ein  dickes 
langes  Bündel,  welches  immer  aus  dem  Futterale  hervorragt,  aber  auch  nicht  sehr  in  die  Augen  fällt.  Das  Verschlingen  grösserer  Kör- 
per, Naviculac  dergl.,  geschieht  mit  Contraction  des  ganzen  Körpers.  Chlamidomonas  ist  eine  Lieblingsnahrung.  Der  Schlundkopf 
sitzt  ohne  Schlund  auf  dem  Darme  und  hat  neben  sich  2  helle  Flecke,  die  wohl  pancreatische  Drüsen  sind.  Der  After  ist  da,  wo  der 
grünlich  erfüllte  Darm  hinten  endet  und  wo  auch  meist  i  Ei  liegt.  Das  Ei  bildet  bei  durchgehendem  Lichte  eine  dunkle,  bei  rück- 
strahlendem Lichte  eine  weisse  Masse,  der  Eierstock  liegt  als  trüber,  weniger  dunkler,  Körper  daneben.  Oft  fand  sich  überdiess  in 
dieser  Gegend  ein  brauner  ovaler  Körper,  dem  ähnlich,  welcher  bei  Microcodon  vorkommt,  auch  bei  Lacinularia,  Enter oplea  und 
Notommata  gr anularis  wohl  vorhanden  ist.  Im  Fasse  sah  ich  2  keulenförmige  trübe  lange  Körper,  die  vielleicht  Muskeln,  viel- 
leicht aber  auch  männliche  Sexualdrüsen  sind,  neben  denen  erst  die  Muskeln  liegen.  Andere  Theile  blieben  bisher  unklar.  Die  Eier 
werden  in  die  Futterale  gelegt,  worin  ich  bis  5  vorfand.  Meist  waren  einige  Eier  ganz  entwickelt,  zeigten  Bewegung  der  Fötus  und 
2  rothe  Augenpunkte.  Bei  leichtem  Drucke  platzte  die  Schaale,  und  das  Junge  kroch  schwach  wirbelnd  hervor.  Die  Wimpern  waren 
noch  kurz  und  unklar,  aber  der  Schlundkopf  schluckte.  Der  Fuss  der  Alten  war  am  hintern  Ende  abgestutzt  und  zuweilen  verdickt, 
bei  der  Contraction  queergefaltet.  —  Grösse  des  Körpers  bis  Vo  Linie,  des  Eies  V48  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen   Taf.  XLVI.   Fig.  IL 

Fig.  i.  ist  nach  einer,  1835  etwas  abgeänderten,  Zeichnung  von  1832  mit  scheinbar  5theiligem  Räderorgane.  Bei  0'  ist  das  vordere  Schlingorgan, 
darunter  das  2te  grössere.  Im  Körper  ist  ein  Ei,  und  ein  ausgeschiedenes  Ei  mit  ganz  entwickeltem  2äugigen  Jungen  liegt  im  Futterale.  Im  Fusse 
sind  die  beiden  Muskeln  oder  Drüsen.  Fig.  2.  hat  ein  normales  6theiliges  Räderorgan,  im  Darme  eine  Navicula  gracilis  mit  Chlamidomonas^ 
und  daneben  den  unentwickelten  Eierstock.  Bei  w  ist  die  Afterstelle.  Fig.  3.  ist  zurückgezogen,  hat  1  Ei  im  Leibe  und  3  im  Futterale,  überdiess 
den  braunen  Körper  neben  dem  Darme.  Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser.  In  natürlicher  Grösse  gleicht  das  Thierchen  der  Fig.  I.  3.*  dersel- 
ben Tafel,  ist  aber  viel  durchsichtiger  und  daher  weniger  zu  sehen.    Der  Körper  in  der  Conferve  bei  x  drehte  sich. 


Nachtrag   zur  Familie   der   Blumenfischchen. 

In  die  Nähe  dieser  Formen  würde  die  Gattung  Bakerina  dipteriphora  gehören,  welche  Bort  de  St.  Vincent  1824  aus 
einem  von  Baker  beobachteten  Thierchen  gebildet  hat,  das  er  auch  gleichzeitig  Folliculina  Bakeri  nannte,  welches  aber  eine  Miik- 
kenlarve  war,  deren  Verpuppung  Baker  selbst  dabei  anzeigt  (s.  Folliculina  p.  296.). 

Was  die  Massenentwickelung  sämmtlicher  Formen  dieser  Familie  anlangt,  so  ist  sie  bei  keiner  bisher  besonders  in  die  Augen 
fallend  beobachtet  worden.  Sie  sind  einzeln,  wie  seltene  schöne  Blumen  auf  einer  Wiese,  und  erfreuen  gleich  ihnen  das  Auge  des 
Beobachters.  Alle  lassen  sich  trocken  aufbewahren,  selbst  Stephanoceros  besitze  ich  recht  deutlich  erhalten,  nur  muss  man  dazu  bei 
einigen  das  Thier  aus  seinem  Futterale  herausnehmen. 


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FÜNFTE    FAMILIE:     CRYSTALLFISCHCHEN. 

Mydatmaca.    Hyilatiiies» 

CHARACTER:     Animalia  rotatoria,  polytrocka,  nuda. 

CARACTERE:    Animaux  rotatoires^   depourvus  de  carapace  ou  de  gaine^   ayant  V Organe  rata- 
toire  partage  en  plusieurs  serles  ou  en  plus  de  deux  parties  separees. 

Die  Familie  der  Crystallfi  schoben  aus  der  Classe  der  Rädcrthiere  unterscheidet  sich  durch  ein 
mehrfaches  oder  wirklich  getheiltes.  mehr  als  zweitheiliges 5  Räderorgan  und  durch  Mangel  an  einer  beson- 
dern Hülle  oder  Panzer. 


Uelberslclitllclie  Erläuterung  zur  Familie  der  CrystallfiscHclien. 

Diese  Familie  ist  die  stärkste  der  Classe  der  Rädertliiere.      Sie   ist   1830   in   den  Abliandl.   d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.   zuerst 
festgestellt  worden,    und  enthielt  damals  32  Arten  in  16  Gattungen.      Seitdem   ist   sie   zu   71  Arten   in  18  Gattungen  herangewachsen, 
obwohl  eine  der  früheren  Gattungen  mit  1  Art,   Zoobotryon  pellucidus  (eine  Form,    welche  die  Botaniker  bisher  als  Valonia  unter 
den  Algen  verzeichnet  hatten),  zu  den  Halcyonellcn  der  Classe  der  Moosthierchen  gestellt  worden  ist,  und  eine  2te  Gattung  mit 
3  Arten,  Dinocharis,  in  die  Familie  der  Euchlanidota  aufgenommen  worden  ist.     Der  Gehalt  der  Gattungen  an  Arten  ist  jetzt  fol- 
gender:  Notommata  mit  27  Arten,  Diglena  mit  8,   Furcidaria,  Synchaeta,  Distemma  jede  mit  4  Arten,    Pleurotrocha,  Mo- 
nocerca,   Eosphora  jede  mit  3  Arten,   Hydatina,   Polyarthra,    Triarthra,    Cycloglena,    Theorus  jede  mit  2  Arten,    Entero- 
plea, Scaridium,  Rattulns,  Triophthalmus ,  Otoglena  jede  mit  1  Art.     Es  sind  also  die  Formen  der  Gattungen  Notommata  und 
Diglena ,   welche  allein  die  Hälfte  bilden,  als  besonders  characteristisch  zu  betrachten.     Die  erste  Kenntniss  solcher  Formen  hatte  Jo- 
blot 1718,    der   wohl  Notommata  gibba  abbildete.     Die   erste  Form   der  Gattung  Synchaeta   beobachtete   wohl  Baster  1759  als 
Leuchtthierchen  der  Nordsee.     Eine  unkenntliche  Art,    vielleicht  Diglena  caudata,    bildete  Ledermüjller  1763  ab.      Müller  hat 
1773  die  Formen  der  Gattungen  Hydatina  und  Cycloglena  entdeckt.     Eichhorn  hat  1775  zuerst  Monocerca  (und  Triarthra?) 
beobachtet.     Die  ersten  Formen  der  Gattungen  Scaridium,  RaUulus  und  Distemma  hat  Müller  1786  bezeichnet.     Die  Gattungen 
Enteroplea,  Pleurotrocha ,  Furcularia9  Theorus,  Eosphora,  Triophthalmus  (Norops)  wurden  1830  hinzugefügt.     Die  Gattung 
Triarthra  ist  vielleicht  1831  entdeckt,  die  Gattung  Polyarthra  1833,  und  seit  1835  ist  Otoglena  angezeigt  worden.    Von  der  ganzen 
Formen -Masse  nahm  Linne  gar  keine,    Pallas    aber    1766  nur  die  Notommata?  Baker's    als  Brachionus  rotatorius  {llotifer*) 
auf.     Müller  verzeichnete  1773  in  seinem  Systeme  2  Arten  als  Cercaria  und  5  Arten  als  Vorticetta.     Derselbe  hat  1786  25 — 26 
Arten,    6  als  Cercaria ,    5  als  Trichoda,    14  als   Vorticetta ,    1  vielleicht  als  Brachionus ,    benannt.      Lamarck   hat  im  Material 
nichts  geändert,  nur  1815  und  1816  die  Gattungsnamen  Furcocerca  und  Furcidaria  eingeführt.      Nitzsch  gab  den  Namen  Dicra- 
nophorus,   vcrgl.  Diglena,  1817.     Bory  de  St.  Vincent  verzeichnete  1824  dieselben  26  Arten  von  Müller.     Er  nannte  3  Ar- 
ten Cephalodella,   2  Arten  Diurella9    1  Filina,   2  Furcocerca,    11  Furcidaria,   3  Leiodina,  2  Monocerca,  1  Ratulus  und 
1   Urceolaria   oft   mit    polygastrischen  Infusorien   in  denselben  Gattungen  oder  Familien.      Möhren  hat  noch  1830  den  Namen  Dcki- 
nia,  und  Corda  1835  den  Namen  Cystophthalmus  einzuführen  gesucht    (s.  Diglena  und  Notommata).      Die  früheren  Bemühungen 
bis  1830  beruhten  auf  mehr  oder  weniger  genauer,   meist  sehr  oberflächlicher,    Beachtung  der  äusseren  Form.     Die  innere  Structur  ist 
erst  seit  1830  zum  Unterscheidungsmerkmal  auch  dieser  Thiere  mühsam  studirt  und  benutzt  worden.     Ich  nannte  die  Form,  an  der  ich 
sie  zuerst  ausführlicher  erkannte,  Enteroplea.  —   Alle  diese  Thierformen  stimmen  darin  iiberein,    dass   sie  einen   weichen  und  glatten 
Körper  besitzen,  der  vorn  ein  zusammengesetztes  Wirbelorgan  trägt.     Diese  Zusammensetzung  besteht  hauptsächlich  darin,  dass  es  nicht 
eine  blosse  einfache  Cirkel-  oder  Halbcirkel-Reihe  von  Wimpern  ist,  sondern  mehrere,  nach  innen  hinter  einander  liegende,  Reihen  oder 
Gruppen  sind,  oder  die  Gruppen  doch  völlig  getrennt  und  mehr  als  2  sind.   Alle  Formen,  Polyarthra  ausgenommen,  haben  einen  fussartigen 
griffeiförmigen  oder  zangenförmigen  Fortsatz  am  hintern  Bauche,  welcher  einem  Schwänze  ähnlich,  aber  keine  Verlängerung  des  Rückens 
ist.     Einige  sind  mit  besondern  Griffeln,  Borsten  und  Barten  versehen,  die  wohl  an  die  Arme  der  Daphnien  erinnern,  aber  ohne  Ge- 
lenke sind,    wie  auch  der  Fuss  zwar  Gliederung,    aber  keine  Gelenke  hat.      Sehr  deutlich  sind  bei  vielen  Gattungen  und  Arten  innere 
Muskeln  für  die  Formveränderungen  des  Körpers.  —  Das  Ernährungsorgan  ist  bei  allen  Gattungen  völlig  deutlich  ermittelt.     Es  ist  ein 
meist  einfach  conischer  Schlauch  als  Speisecanal,    der  mehrentheils  ohne  Magenabschnürung  ist  (Coelogastrica) ,    doch  haben  Diglena 
catellina,  Polyarthra  und  Triarthra  longisetu  wirkliche  abgeschnürte  Magen,    während  bei  Enteroplea,  Notommata  Myrmeleo, 
Syrina:,  clavidata,  den  Synchaetis  und  Diglena  lacustris  ein  magenartig  erweiterter  Darm  mit  oft  schnell  abnehmendem  Auswurfs- 
canale  und  langem   Schlünde   vorhanden  ist   (Gasterodela).      Nur    Enteroplea  hat  besondere    strahlige   Gefässe    am   Schlünde,    und 
nur  Notommata  clavidata  und  Diglena   lacustris  haben  besondere  Blinddärme   am  Magen,    der  jedoch  kein  wahrer  abgeschnürter 
Magen,    sondern  ein  offener  runder  Darm  ist.      Der  Anfang  des  Speisecanal  ist  bei  16  der  18  Gattungen  ein,    mit  deutlichen  Kiefern 
und  Zähnen  versehener,  muskulöser  Schlundkopf.     Nur  die  Gattung  Enteroplea  hat  sicher  keine  Zähne,  bei  Rattulus  sind  sie  vielleicht 
noch  zu  linden.   Die  zahnführenden  16  Gattungen  haben  meist  freie  Zähne  (Freizahnige,  Gymnogomphiä),  allein  von  den  Arten  der  Gat- 
tungen sind  einige  einzahnig,  andere  vielzahnig,   Triarthra  ist  doppelzahnig  (Zygogomphia).    Die  pancreatischen  Drüsen  am  Anfange  des 
Speisecanals  sind  bei  allen  Gattungen,  aber  zum  Theil  in  sehr  eigenthümlicher  Form  bei  einzelnen  Arten,  vorhanden.   Die  gewöhnlichste  Form 
ist  halbkuglig  oder  eiförmig,  allein  bei  Notommata  Myrmeleo  sind  sie  halbmondförmig  oder  nierenförmig,  bei  Not.  Brachionus  und 
Synchaeta  tremula  conisch,    bei  Not.  clavidata  walzenförmig,    bei  Diglena   lacustris   gabelförmig.   —    Das  Fortpflanzungssystem 
ist   überall   und  bei  15  Gattungen  deutlich  hermaphroditisch  erkannt.     Der  Eierstock   ist   bandartig,    meist  geknäuelt,    nur  bei  Notom- 
mata Myrmeleo  und  clavidata  und  bei  Diglena  lacustris  entfaltet.     Er   bildet   wenig   grosse  Eier   aus  und  öffnet  sich  mit  kurzem 
Eileiter  in  der  hintern  Darmmündung.     Keine  Art  ist  lebendig  gebärend.     Die   männlichen  Sexualtheile   bestehen   aus   2  fadenartia:  <re- 


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streckten  keulenförmigen  Drüsen  und  einer  sie  verbindenden,  beim  Eierstocke  gelegenen,  contractilen  Blase.  Diese  Drüsen  sind  bei  vie- 
len Arten  von  12  Gattungen  erkannt,  in  6  Gattungen  mit  einzelnen  oder  wenig  Arten  unbekannt.  Die  contractilen  Blasen  sind  immer 
mit  Drüsen,  aber  auch  bei  5  der  scheinbar  drüsenlosen  gesehen.  Besonders  merkwürdig  ist  eine  doppelte  Eiform,  bald  mit  weicher  und 
glatter,  bald  mit  härterer  und  stachliger  oder  höckeriger  Schaale,  welche  letztere  liier  Winter -Eier  genannt  werden  und  die  von  Tür- 
pin als  besondere  Pflanzengattungen  Bursella  und  Erithrinella  verzeichnet  worden  sind  (s.  Hydatina,  Triarthra  und  Notommata 
Parasita  und  vergl.  Brachionus  und  Anuraea).  Nur  Notomm.  Bracliionus  und  die  Gattungen  Polyarthra  und  Triarthra  tra- 
gen ihre  Eier,  wie  die  Krebse,  angeheftet  mit  sich  herum.  Notommata  Parasita,  gr anularis  und  Petromyzon  heften  sie  auf 
andere  lebende  Infusorien,  N.  WernecMi  bildet  Pflanzen -Gallen.  —  Das  Gefässsystem  ist  bei  11  der  18  Gattungen  direct  erkannt, 
bei  7  unbekannt.  Es  besteht  aus  Queergefässen,  Längsgefässen,  einem  Nackengeflecht  und  zitternden  freien  Organen,  welche  Corti  zuerst 
unklar  erkannte  und  die  hier  Kiemen  genannt  werden  (s.  Hydatina).  Mit  diesem  Systeme  scheint  eine  Zapfen-  oder  Sporn-artige  Röhre 
oder  auch  blosse  Oeffmmg  im  Nacken  vieler  dieser  Thiere  (in  7  Gattungen)  in  Verbindung  zu  stehen,  welche  bei  keinem  doppelt  ist 
und  die  hier  Respirationsröhre  genannt  wird.  —  Das  Empfindungssystem  ist  bei  allen  Arten  von  15  Gattungen  dieser  Familie  durch 
Augen  mit  meist  rothem  Pigment  und  darunter  liegenden  Markknoten  (Hirn)  ausgesprochen.  Sie  sind  immer  am  obern  vordem  Körper- 
rande oder  im  Nacken,  dem  Munde  gegenüber,  und  bestimmen  die  Rückenseite  der  Thiere.  Ueberdiess  sind  bei  mehreren  Arten  der 
Gattungen  Notommata  und  Diglena,  bei  Enteroplea  und  Triarthra,  besonders  aber  bei  Hydatina,  (Nerven-)  Mark -Knötchen 
in  Verbindung  mit  nervenartigen  Fäden  erkannt.  —  Einige  Arten  der  Gattung  Synchaeta  haben  die  Fähigkeit,  Licht  zu  entwickeln, 
und  bilden  die  Leuchtthiere  des  Meeres.  Die  Massen  -Entwicklung  der  Hydatina  senta,  Diglena  catellina  und  Triarthra  bildet 
zuweilen  milchig  trübes  Wasser. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Familie  ist  über  ganz  Europa  von  Italien  bis  Norwegen  und  Russland,  aber  auch  in  Nord- 
afrika und  im  nördlichen  Asien  beobachtet. 

Uebersicht   der   18   Gattungen  in   der  Familie   der  Hydatinaea: 

(  unbewaffneter  Mund Enteroplea 

Augenlose  .  .  .  K     ^^  bewaffiieter  Mund  j  viekahnige  Kiefer Hydatina 

(  /einzahnige  Kiefer Pleurotrocha 

mit  1  Stirnauge Furcularia 

mit  Griffclfuss Monocerca 

vj   i         i  \  (  mit  Stirnwimpern  ohne  Haken  noch  Griffel    •  Notommata 

^  mit  1  Nackenauge  <mit  Zangenfuss     .  /  —  —  mit  Griffeln Synchaeta 

(  —         —  mit  Haken Scaridium 

ohne  Fuss,  mit  vieltheiligen  Barten  oder  Flossen Polyarthra 

/  /  j  mit  Zangenfuss Diglena 

Augenführende    <(mit  2  A      Jmit  2  Stirnaugen     ^  ^^  ^  ^  jmit  Barten Triarthra 

)     ^  \  /ohne  Barten Rattulus 

^mit  2  Nackenaugen  und  Zangenfuss Distemma 

3  stiellose  Augen  i3  NackenailSen Triophthalmus 

mit 3 Augen  /  '         b      \2  Stirnaugen,  1  Nackenauge Eospliora 

(2  Stirnaugen  gestielt,  1  Nackenauge  stiellos Otogleiia 

mit  einfach  gehäuften  vielen,  mehr  als  3,  Augen Cycloglena 

mit  doppelt  gehäuften  vielen,  mehr  als  3,  Augen TheorilS 


SECHSZEHNTE     GATTUNG:     ORGANENFISCHCHEN. 

Enteroplea,    Enteroplee. 
CHARACTER:    Animal  ex  Hydatinaeorum  familia,  oculis  dentibusque  carens,  pede  furcato. 
CARACTERE.    Animal  de  la  famille  des  Bydatines,  sans  yeux  et  sans  dents,  le  pied  fourchu. 

Die  Gattung  der  Organenfischchen  umfasst  solche  Formen  der  Familie  der  Crystallfischchen, 
welche  weder  Augen  noch  Zähne,  aber  einen  Gabelfuss  haben. 

Der  Name  der  Gattung  wurde  1828  auf  den  Tafeln  der  Symbolae  physicae  zuerst  mit  einer  Ab- 
bildung gegeben  und  1830  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  systematisch  verzeichnet.  Die  Gattung 
enthielt  damals,  wie  jetzt,  nur  1  Art,  allein  es  wurden  3  sehr  verschiedene  Thierchen  noch  mit  einan- 
der verwechselt.  Erst  1831  im  Texte  zu  den  Symbolis  physicis  wurde  der  weitere  Erfolg  der  Unter- 
suchungen umständlich,  und  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  gleichzeitig  kurz  mitgetheilt.  Die  1828  gege- 
bene Abbildung  wurde  da  Diglena  lacuslris,  und  die  dritte  Form  Notommata  clavulata  genannt,  die  wirk- 
lich äugen-  und  zahnlose  Form  aber  als  Enteroplea  Hydatina  beibehalten.  Die  Fülle  der  sichtbaren  Or- 
gane in  diesen  Thierchen  hatte  den  Namen  hervorgerufen.  —  Die  Wimpern  ^es  Wirbelorgans  bilden  keine 
einfache  Reihe,  sondern  getrennte,  in  halbkugelige  Muskeln  eingesenkte,  Bündel.  Mehrere  Längsmuskeln 
bewegen  den  Körper  und  andere  die  Fusszange.  —  Der  Speisecanal  fängt  mit  einem  zahnlosen  Schlundkopfe 
an,   dem  ein  langer,   in  der  Mitte  mit  einem  strahligen  (Gefäss?-)  Fadenkranze  umgebener,   Schlund  folgt. 


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Ein  conischer,  hinten  plötzlich  sehr  abnehmender,  vorn  mit  2  ohrenartigen  pancreatischen  Drüsen  versehe- 
ner, Darm  endet  da,  wo  die  innern  Fussmuskeln  anfangen.  —  Der  Fortpflanzungsorganismus  lässt  einen 
länglichen  Eierstock  und  2,  bis  nach  vorn  reichende,  dünne  keulenförmige  Sexualdrüsen  sammt  einer  con- 
tractilen  Blase  an  der  Fusswurzel  erkennen.  —  Das  Gefässsystem  ist  sehr  deutlich  durch  viele  parallele 
queere  Cirkelcanäle  bezeichnet,  und  neben  der  contractilen  Blase  liegt  im  hintern  Körper  der  einzigen  Spe- 
cies  ein  zitterndes^  auffallend  grosses,  einer  Kieme  vergleichbares,  Organ.  —  Als  Empfindungsorgan  scheint 
ein  grosser,  neben  dem  Schlünde  liegender,  Hirnknoten  zu  dienen,  welcher  einen  dicken,  schlingenartig  um- 
kehrenden, Markfaden  auf  die  Rückenseite  zum  2ten  Queergefässe  schickt,  wo  wahrscheinlich  die  Respi- 
rationsöffnung ist.  —  Ueberdiess  befindet  sich  im  hintern  Körper  neben  dem  Darme  ein  körniges,  dunkles, 
in  seiner  Function  unklares,  Organ,  wie  es  auch  bei  Lacinularia^  Microcodon^  Floscularia^  im  Ei  des 
Stephanoceros  und  bei  Notommata  granularis  angezeigt  ist. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  und  einzigen  Art  ist  nur  in  Preussen  bekannt. 

19.     Enteroplea  Mydatimi,  crystallenes  ©rganenfisciiclieii.     Tafel  XLVIL  Fig.  L 

E.  corpore  conico  liyalino,  pede  fnrcato  parvo,  Hydatinae  sentae  sirnillima. 

Enter  oplee  Hydatinc,  a  corps  conir/ue  hyalin  avec  im  petit  pied  fourcltu^  tres  semblable  a  VHyda- 
tine  couronnee. 

Enleroplea  lacustris,   Hemprich  u.  Ehrekberg,    Symbolae  physicae.     Evertebrata  I.     Pliytoz.    Tab.  III.  VI.   Fig.  11.   1828.    (Der  Name 

zum  Theil,  nicht  die  Figur.)     Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  46,  zum  Theil. 

Enleroplea  Hydatina,  Hemprich  u.  Ehrenberg,  Symbolae  physicae.  Text  1831.  Phytozoa  Polypi,  Fol.  b.  Abliandl.  der  Aka- 
demie d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1831.   p.  40,  50,  128.   Taf.  III.   Fig.  9.  Abbild,  des  Speisecanals. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Im  Jahre  1828  theilte  ich  unter  dem  Namen  Enteroplea  meine  Zeichnungen  von  einer  Berliner  Infusorienform  mit,  um  die 
Structur  des  Zoobotryon  des  rothen  Meeres  zu  erläutern,  aber  die  fortgesetzten  Untersuchungen  vermehrten  bald  meine  Kenntnisse  der- 
selben noch  ansehnlich  und  schon  1831  gab  ich  in  den  Symbolis  phy stets  eine  detaillirte  Unterscheidung  von  3  ähnlichen  Formen, 
welche  jede  sogar  besondern  Gattungen  angehörten.  Der  bereits  1830  festgestellte  Character  der  Enteroplea  entschied  darüber,  dass 
die  1828  gegebene  Zeichnung  davon  zu  entfernen  und  zu  Diglena  zu  stellen  sey.  Die  wahre  Enteroplea  fand  ich  wieder  am  26. 
April  1836  mit  Hydatina  senta  und  pflege  sie  seitdem,  wenn  diese  häufig  ist,  oft  einzeln  darunter  zu  finden.  Am  3.  Juni  und  29. 
Aug.  1836  fand  ich  sie  in  Schönhausen  bei  Berlin  mit  Phacelomonas.  Es  ist  das  einzige  (!)  Räderthierchen,  von  dem  ich  mit  voller 
Sicherheit  weiss,  dass  es  keine  Zähne  hat,  denn  bei  Chaetonotus  und  Ichthydium  sammt  Rattulus  u.  a.  scheint  nur  die  Untersuchung 
derselben  schwierig  zu  seyn,  und  Cyphonautes  habe  ich  zu  wenig  gesellen.  Im  Wirbelorgane  zählte  ich  8,  in  ebensoviel  Muskel-Beu- 
tel gesenkte,  Wimperbiindel  zu  je  5  Wimpern,  was  sich  mit  der  Bildung  der  Muskel -Scheiden  für  die  Fussborsten  bei  Annula  ten 
vergleichen  lässt.  Vier  Längsmuskeln  sind  nur  im  vordem  Körpertheile  und  reichen  bis  zur  Mitte,  es  sind  1  Rücken-,  1  Bauch- 
muskel und  2  sich  gegenüberliegende  Seitenmuskeln.  Zwei  innere  kurze  keulenartige  Muskeln  bewegen  den  Zangenfuss.  Ich  zählte 
10  — 11  Cirkel-Canäle  des  Gefässsystems.  Das  übrige  ist  bei  der  Gattung  angezeigt.  Neuerlich  fand  ich  auch  zwischen  Eiern  der 
Hydatina  solche  mit  einem  innern  dunkeln  Flecke  und  ich  überzeugte  mich  durch  Druck,  dass  das  ausgebildete  Junge  zahnlos  war, 
weshalb  ich  diese  für  Eier  der  Enteroplea  zu  halten  volles  Recht  hatte,  denn  der  dunkle  Fleck  ist  das  körnige  characteristische  Or- 
gan dieses  Thierchens.  Auch  diese  reifen  Fötus  hatten  so  wenig  Augen,  als  die  der  Hydatina.  Enteroplea  ist  immer  kleiner,  als 
Hydatina  senta.  —  Körpergrösse  bis  Vio  Linie,  des  Eies  bis  V48  Linie. 

Erklärung    der   Abbildungen    Taf.  XLVII.   Fig.  I. 

Fig.  1.  1.  ist  ein  auf  dem  Rücken  liegendes,  fast  erwachsenes,  Thierchen;  ph  der  Schlundkopf;  oe  der  Schlund;  v  die  strahlenartigen  Gefässe,  welche 
sich,  obwohl  in  der  Lage  auffallend  abweichend,  mit  manchen  Gall - Gefässen  kleiner  Thiere  vergleichen  lassen;  gp  die  pancreatischen  Drüsen;  i  der 
Speisecanal;  lo  die  hintere  Mündung  desselben  und  des  Eierstocks;  0  +  der  unentwickelte  Eierstock;  *  die  contractile  männliche  Sexualblase;  t  die  bei- 
den männlichen  Drüsen;  c  das  Hirnganglion  mit  seiner  nach  *',  der  Respirationsöffnung?,  gerichteten  Nervenschlinge;  x  der  dunkle  körnige  Körper. 
Die  10 — 11  queeren  Cirkelgef ässe ,  die  4  freien  längsstreifigen  innern  Muskeln,  die  halbkugligen  Muskeln  des  Räderorgans  und  die  2  keulenförmigen 
des  Zangenfnsses  finden  sich  deutlich.     Fig.  2.    ist  ein  jüngeres  Thierchen.    Fig.  3.    ein  Ei  mit  reifem  Fötus.     Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 


SIEBZEHNTE     GATTÜ  N  G:      CRYSTALLFISCHCHEN. 

Hydatina.    Hy  da  tine. 

CHARACTER:    Aniinal  ex  Hydatinaeoruin  familia,  oculis  carens,  maxillarum  binarum  dentibus  liberis  nu- 
merosis  (polygomphicum)  et  pede  furcato  insigne. 

CARÄCTERE:    Animal  de  la  famille  des  Hydatines,   sans  yeux^    ayant  les  deux  mächoires  ä 
dents  libres  et  nombreuses,  le  pied  fourchu. 

Die  Gattung  der  Crystallfischchen  zeichnet  sich  in  der  gleichnamigen  Familie  durch  Mangel  an 
Augen  und  Besitz  von  2  vielzahnigen  Kiefern  nebst  Gabelfuss  aus. 

Die  Gattung  Hydatina  wurde  1828  auf  den  Tafeln  der  Symbolae  physieae  zuerst  genannt  und 
hatte  damals  nur  1  Art;  1830  wurden  5,  2  sichere  und  3  fragliche,  Arten,  1833  aber  eine  6te  Art  in  den 


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Abliandl.  d.  Berl.  Akad.  verzeichnet ,  wovon  liier  nur  2  Arten  aufgenommen  sind.  Die  erste  Formenkennt- 
niss  hatte  schon  Mlller  1773  unter  dem  Namen  Vorticella  genta.  Die  erste  und  beste  bisherige  Abbil- 
dung gab  Corti  1774  von  derselben  Eyd.  senta  als  Rotifero  a  cono.  —  Die  Organisation  ist  vorzugs- 
weise an  ff.  senta  von  mir  studirt  und  entwickelt  worden,  so  dass  dieselbe  schon  1830  als  Typus  der  Or- 
ganisation für  die  Räderthiere  aufgestellt  werden  konnte.  —  Der  Bewegungsorganismus  besteht  in  einem 
mehrfachen  Räderorgan ,  einem  Zangenfuss  und  innern  Muskeln,  welche  letztere  bei  ff.  senta  am  zahlreich- 
sten beobachtet  sind.  —  Der  Speisecanal  hat  einen  kugelartigen  4muskeligen  Schlundkopf  mit  2,  bei  beiden 
Arten  5zahnigen,  Kiefern.  Ein  kurzer  Schlund  verbindet  diesen  bei  ff.  senta  mit  einem  einfach  conischen, 
bei  der  andern  Art  mit  einem  eingeschnürten  Darme,  an  dessen  vorderem  dickeren  Ende  2  ohrenartige  kug- 
lige  Drüsen  sitzen.  —  Der  Sexualorganismus  lässt  einen  (bei  H.  senta  deutlich  bandartigen,  aber)  geknäuel- 
ten  Eierstock  mit  grossen  und  wenigen  gleichzeitigen  Eiern  erkennen.  Als  mannliche  Organe  sind  bei  bei- 
den Arten  2  dünne  keulenartige,  in  eine  contractile  Blase  mündende,  Drüsen  beobachtet.  —  Das  Gefäss- 
sy stem  ist  nur  bei  ff.  senta,  aber  sehr  weit,  sammt  den  Kiemen  ermittelt.  —  Vom  Empfindungssysteme  ist 
bei  beiden  Arten  das  Hirnganglion  mit  seiner  Nacken schlinge  gesehen,  andere  zahlreiche  Details  sind  nur 
bei  ff.  senta  beobachtet.  —  Die  ganze  fortschreitende  Entwicklung  des  Jungen  im  Ei  ist  bei  ff.  senta  seit 
1835  bekannt.  Im  Gröberen  war  die  Eibildung  für  die  numerische  Fortpflanzung  schon  1831  umständlich 
beobachtet. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  über  ganz  Europa  von  Italien  bis  Norwegen,  und  die 
3  zweifelhaften  Arten  sind  im  sibirischen  Asien  beobachtet. 

20.    Hydatina  senta,  grosses  Crystallfiscliclieii.     Tafel  XLVIL  Fig.  IL 

H.  corpore  conico,  hyalino,  organi  rotatorii  margine  ciliato,  pede  furcato  validiore. 

Hydatine  couronnee^   a  corps  conir/ue^  hyalin ,  ayant  le   bord  de   V or gerne  rotatoire  eilte  et  le  pied 
fourchn  robuste. 

Vorticella  senta,  Müller,  Vermium  flnv.  hist  Timie-Snnrreren.  p.  109.  1773.     Zoolog,  dan.  prodr.   1776. 

Animaluzzo  a  cono  et  Gran  rotifero  a  cono,  Corti,  Osservaz.  microsc.  sulla  Tremella,   p.  86,  180.    Tav.  II.   Fig.  IX.  und  XV.   1774. 

Vorticella  senta,  Müller,  Animalc.  lnfusor.    p.  290.  Tab.  XLT.  Fig.  8  — 14.  1786. 

Furcularia  senta,  Lamarck,  Hist.  nat.  des  an.  sans  vert.  II.   p.  38.    1816. 

Furcularia  senta,  Bory  de  St.  Vincent,  Encyclopedie  methodique,  Vers.  1824. 

Hydatina  senta,  Hemprich  u.  Ehrenberg,  Symboiae  physicae.    Evertebrata  I.    Phytozoa.     Tab.  VI.  Fig.  I.    1828.    Text  1831. 

Hydatina  senta,  Abliandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  27—33,  45,   86.    Taf.  VIII.    1831.   p.  3  —  9,  36,  40,  44, 

127,  154.   Taf.  IV.   Fig.  2.   1835.  p.  169. 
Hydatina  senta,  Rud.  Wagner,  Isis,  1832.   p.  383.   Tafel  IV.    Fig.  1  —  3. 
Hydatina  senta,  Czermac,  Beiträge  z.  Lehre  v.  d.  Spermatozoon,  1833.  p.  15.  Note. 
Hydatina  senta,  Grant,  Thomson's  British  Annal.,  1838.  p.  272.  mit  Copien  und  idealen  Skizzen  in  Holzschnitt. 

Aufenthalt:    Bei  Copcnliagen ! ,  Reggio!,  Berlin!  und  Delitzsch?,  Erlangen,  Wien?,  London?  und  bei  Cliristiania !  beobachtet. 

Ich  halte  für  nützlich,  diese  Form,  welche  in  Europa  weit  verbreitet  ist,  als  Typus  aller  Räderthierchen  detaillirt  zu  beschreiben. 
Müller  und  Corti  entdeckten  wahrscheinlich  gleichzeitig  dieses  Thierchen  in  Dänemark  und  Italien.  Letzterer  hat  es  weit  umständ- 
licher und  glücklicher  beobachtet,  ohne  dass  ersterer  davon  Kenntniss  erhielt.  Müller  fand  es  mit  Meerlinsen,  erkannte  die  Zusam- 
mensetzung des  Räderorgans  recht  gut,  sah  den  Schlundkopf  {musculus  deglutorius)  deutlich,  den  Speisecanal  aber  und  den  Eier- 
stock unklar,  wie  er  denn  auch  kein  Verschlingen  sah.  Drei  hintere  Spitzen  an  der  Fussbasis  waren  wohl  nur  Hautfalten.  Er  fand 
es  wieder  im  Winter  von  1776  zu  1777  in  nur  2  Exemplaren.  Corti  entdeckte  es  bei  zerstörter  Chara  im  Modenesischen,  sah  das 
Wirbelorgan  weniger  klar,  aber  den  Schlundkopf,  Schlund,  Speisecanal,  den  Eierstock  und  die  pancreatischen  Drüsen,  ja  sogar  auch 
schon  4  Kiemen  {fistolette) ,  obwohl  er  von  all  diesen  Organen  keine  klare  Vorstellung  bekam.  Er  hielt  die  Drüsen  für  Eier  und 
die  Kiemen  für  Herzen,  verwechselte  auch  mit  diesen  wahren  Kiemen  den  zitternden  Rachen  bei  Brachionus  urceolaris  und  Diglena 
aurita?.  Besonders  wichtig  war  Cortis  Beobachtung  des  Auskriechens  der  Jungen  aus  den  Eiern  mit  Rückbleiben  der  leeren  Ei- 
schaale,  und  selbst  des  Eierlegens  durch  die  hintere  Darmmündung,  obschon  er  dabei  sagt:  (escono  per  h,  almeno  in  apparenzd) 
es  scheine  wenigstens  so.  Ich  habe  es  wahrscheinlich  zuerst  im  Stadtgraben  zu  Delitzsch,  zwischen  Leipzig  und  Wittenberg, 
1818  mit  Oscillatorien,  dann  von  1826  an  jährlich  in  Berlin  in  sehr  grossen  Mengen  in  den  Sturmfässern  der  Strassen  beobachtet. 
Im  Jahre  1833  fand  ich  es  zahlreich  in  Cliristiania  in  Norwegen  in  einem  kleinen  Süsswassertümpel,  nur  wenige  Schritte  vom  Fiord. 
Bei  Berlin  sah  ich  es  auch  häufig  mit  Volvos  Globator  oder  Chlamidomonas  (11.  April  1836)  im  Freien,  und  mit  Phacelomonas 
in  Schönhausen  am  3.  Juni  und  29.  Aug.  1836.  Ich  habe  das  Thierchen  öfter  überwintert,  und  habe  eben  jetzt,  am  19.  Januar  1838, 
viele  Hunderte  lebend  zur  Disposition  auf  meiner  Stube.  Diess  Thierchen  hat  mich  1818,  wo  ich  den  erfüllten  Darm  und  das  Fressen 
und  Ausleeren  schon  erkannte,  im  Detail  zwar  noch  unklar,  aber  schon  auf  das  Bestimmteste  überzeugt,  dass  es  in  den  Infusorien  eine 
grosse  Complication  der  Organisation  gebe,  nur  könnte  die  damalige  Form  auch  Eosphora  Najas  gewesen  seyn,  deren  Augen  ich  über- 
sehen haben  würde.  Andere  Beschäftigungen  und  die  6jährigen  Reisen  in  Afrika  reiften  zwar  in  mir  von  andern  Seiten  her  dieselben 
Ideen,  aber  die  directen  Beobachtungen  gerade  auch  dieser  Formen  nahm  ich  erst  1826  wieder  auf,  wo  ich  sie  in  Berlin  wieder  fand. 
Ich  beobachtete  zunächst  das  Auskriechen  der  Eier  mit  völliger  Klarheit,  wie  es  schon  Corti  auch  gesehen  hatte,  und  sah  die  zurück- 
gelassene leere  Schaale,  unterschied  auch  den  Eierstock  im  Innern  des  Thieres  und  die  beiden  Drüsen  etwas  genauer  als  Corti.  Diese 
Beobachtungen  theilte  ich  in  Zeichnung  1828  in  den  Symbolis  physicis  mit.  Schon  1828  aber  dehnte  sich  meine  Kenntniss  dieser 
Form  bei  wiederholter  angestrengter  Untersuchung  sehr  aus,  und  nur  die  Reise  mit  Herrn  v.  Humboldt  nach  dem  Ural  und  Altai 
1829  unterbrach  die  Nachforschung,  welche  dafür  in  andern  Erdgegenden  neues  wichtiges  Material  für  die  gleichen  Zwecke  fand.  Im 
Jahre  1830  konnte  ich  in  den  Abliandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  schon  eine  ziemlich  vollständige  Anatomie,  auch  schon  die  Muskeln 
und  Zähne  und  männlichen  Sexualorgane,  der  Hydatina  senta  sammt  einer  ganzen  Tafel  voll  Abbildungen  davon  mittheilen,  und  1831 

104 


414  

vermehrte  ich  diese  Mitteilungen  im  Texte  der  Symbolae  physicae.  Die  auf  18  Tage  direct  ermittelte  Lebensdauer  einzelner  Indi- 
viduen, und  die  directe  Beobachtung  der,  einer  gener  atio  spontanen  ähnlichen,  und  eine  solche  ersetzenden,  überraschenden  Vermehrung 
durch  Eibildung,  wonach  aus  jedem  Individuum  unter  den  günstigsten  Verhältnissen  sich  in  je  10  auf  einander  folgenden  Tagen  1  Mil- 
lion entwickeln  könne,  habe  ich  1831  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  mitgetheilt,  auch  beiläufig  über  die  Einwirkung  von  Giften  auf 
dasselbe  Thierchcn  gemeldet.  Ueber  die  kiemenartigen  zitternden  Organe,  deren  einige  schon  Corti  kannte,  aber  mit  dem  Rachen- 
Canale  anderer  verwechselte,  habe  ich  1833  (1832)  ausführliche  Beobachtungen  mitgetheilt,  und  zuletzt,  1835,  habe  ich  den  Gefäss- 
kränz  am  Kopfe  beschrieben.  Einige  der  Entwickeln ngs-  und  Strnctur- Beobachtungen  wiederholte  Herr  Rudolph  Wagner  1832,  be- 
sonders die  Eientwickelung,  mit  gleichem  Glück,  wie  Herr  Czermac  die  der  Organisation  in  Wien  1833.  —  Die  Gesammtorganisation 
des  kleinen  Wesens  besteht  nun,  der  jetzigen  Einsicht  nach,  in  Folgendem: 

Das  sehr  veränderliche,  im  ausgedehnten  Zustande  stets  bewegte,  Wirbelorgan  wird  aus  einem  einfachen,  äusseren,  am  Munde 
etwas  unterbrochenen,  Wimperkranzc  und  aus,  wie  es  jetzt  scheint,  11  innern  Bündeln  von  Wimpern  gebildet,  welche  sämnitlich  ein- 
zeln in  Muskclscheiden  stecken.  Im  Jahre  1830  zählte  ich  während  der  Bewegung  17  Bündel,  es  war  die  vielleicht  etwas  contra- 
Iiirte  Erscheinung  eines  abgeschnittenen  Kopfes.  Seit  1831  habe  ich  an,  in  der  Ausdehnung  (im  Tetanus)  gestorbenen  Thierchen  die 
Theile  besser,  wie  ich  glaube,  unterschieden,  indem  die  früher  beobachtete  äussere  Reihe  von  9  Wimpcrbündeln  sich  so  in  einen,  schon 
Müller  bekannten,  einfachen  äusseren  Kranz  ausbreitete,  und  die  innern  Bündel  nun  nur  noch  11  Gruppen  darstellten.  Riicksichtlick 
der  Längsmuskcln  im  innern  Körper  hat  sich  ebenfalls  einiges  in  der  Vorstellung  geändert.  Ich  zählte  anfangs  8  Muskelbänder,  finde 
aber  doch  neuerlich  9,  indem  ich  immer  eins  der  seitlichen  früher  mit  dem  Rückenbande  verwechselte.  Diese  Muskeln  sind  nun  1  obe- 
rer oder  vorderer  Rückenmuskel  (kein  unterer  oder  hinterer),  2  vordere  Bauchmuskeln  und  2  sich  daran  schliessende  hintere,  1  rech- 
ter vorderer  Seitenmuskel  nebst  dessen  Fortsetzung  als  hinterer,  und  1  linker  ähnlicher.  Die  5  vorderen  Muskeln  entspringen  zwischen 
den  Muskelbündcln.des  Räderorgans,  die  meisten  am  Rande,  der  Rückenmuskel  aber  in  der  Mitte  neben  dem  Hirnknoten.  Säinintliche 
5  vordere  Muskeln  heften  sich  in  der  Mitte  des  Körpers  mit  etwas  erweiterten  Enden  zwischen  dem  4ten  und  5ten  Queergefässe  an  die 
innere  Bauchhaut.  Ebenda  entspringen  die  4  hintern  Muskeln  unmittelbar  neben  ihnen  und  heften  sich  an  das  hintere  Ende  der  Bauch- 
haut da,  wo  der  Zangenfuss  aus  derselben  hervortritt.  Dicht  unter  dem  äussern  Wimperkranze  liegt  eine  Muskellage,  und  jedes  der 
11  innern  Wimperbündel  ist  eingehüllt  in  eine  fast  kuglige  Muskelscheide.  Zwei  langgestreckte  Maskeischeiden  umhüllen  die  innern 
Wurzeln  des  Zangenfasses.  Sowohl  diese  Muskelscheiden,  als  die  des  Räderorgans,  haben  an  ihrem  Grunde  fadenartige,  an  die  Bauch- 
haut geheftete,  Fortsätze,  welche  vielleicht  nur  Anheftungsbänder  sind,  vielleicht  aber  auch  die  zu  den  Muskeln  gehenden  Gefässe  und 
Nerven  enthalten,  deren  Feinheit  eine  weitere  Isolirung  nicht  erlaubt.  Ueberdiess  bilden  noch  4  dicke  Muskelparthieen,  zu  2  gegen- 
überstehend, den  kugligen  Schlundkopf.  Ein  Kranzmuskel  an  der  hintern  Darmmündung  und  ein  blasenartiges  Muskelorgan  als  Samen- 
schneller sind  andere,  zum  Bewegungsorganismus  gehörende,  erkennbare  Gebilde.  Die  bandartigen  Längsmuskeln  lassen  ihre  Faserbil- 
dung sehr  deutlich,  zuweilen  auch  Queerrunzeln  der  Fasern  erkennen,  wie  sie  irgend  bei  den  grossen  Thieren  beobachtet  sind.  Bei 
der  Contraction  des  Körpers  werden  sie  kürzer  und  breiter,  bei  der  Expansion  länger  und  dünner,  wie  eine  elastische  gespannte  Schnur, 
wodurch  sie  sich  von  andern  faden-  oder  bandartigen  Organen,  welche  bei  der  Contraction  des  Körpers  nur  gekrümmt  werden  (sich 
passiv  verhalten),  leicht  und  scharf  unterscheiden.     (Vergl.  Carchesium  und  Eiichlanis  trir/uetra.) 

Das  Ernährungssystem  besteht  aus  einem,  durch  das  Wirbelorgan  grösstentheils  als  Oberlippe  umgebenen  und  gebildeten,  gros- 
sen Mundraume,  in  dessen  Grunde,  näher  der  Bauchseite,  der  kuglige  4muskelige  Schlundkopf  mit  2  vielzahnigen  Kiefern  liegt.  In 
jedem  Kiefer  sind  fast  bandförmig  5  conische,  am  Grande  etwas  convergirende,  an  Grösse  nach  innen  abnehmende,  Zähne.  Zuweilen 
scheint  auch  ein  kleinster  6ter  Zahn  sich  geltend  zu  machen.  Ich  hielt  sie  1830  für  2spitzig,  weil  ich  sie  nicht  scharf  genug  isolirte. 
Die  5  Zähne  jedes  Kiefers,  welche  sich  beim  Zerdrücken  des  Körpers  zwischen  geschliffenen  Glasplatten  als  alleinige  harte  und  feste 
Theile  erkennen  lassen,  sind  an  ein  knorpliges  Gerüst  eingelenkt,  welches  den  Muskeln  zum  Ansatz  dient  und  die  Form  eines  Schul- 
terblattes hat.  Diess  ist  der  eigentliche  Kiefer,  welcher  aus  mehreren  Theilen  besteht.  Nach  innen  sind  beide  Kiefer  mit  einem  Ge- 
rüst von  knorpligen  Schlund -Bögen  in  Verbindung,  welches  sehr  zusammengesetzt  ist  und  mehr  zur  Stütze  und  zum  Ansatz  der  Kau- 
31uskeln,  als  zu  eigener  Thätigkeit  vorhanden  zu  seyn  scheint.  Auf  den  Schlundkopf  folgt  ein  enger  und  kurzer  Canal  als  Schlund 
(Oesophagus),  und  auf  diesen  ein  vorn  dicker,  hinten  conisch  abnehmender,  Darm  ohne  Magen,  welcher  gewöhnlich  mit  grüner  oder 
brauner  Nahrung  erfüllt  ist,  deren  Bestandteile  sich  oft  als  andere  Infusorienformen,  besonders  Bacillarien,  erkennen  lassen,  der 
aber  auch  leicht  Carmin  oder  Indigo  aufnimmt.  Die  ganze  innere  Fläche  dieses  Speisecanals  ist  mit  wirbelnden  feinen  Wimpern  besetzt, 
welche  oft  die  feineren  Speisen  in  eine  kreisende  Bewegung  bringen,  als  drehten  sich  Monaden  im  innern  Körper  umher.  Zuweilen 
erscheint  der  Darm  durch  innere  halbmondförmige  Klappen  (Valvulae),  die  seitlich  kleine  Taschen  bilden,  welche  wie  Magen  dienen, 
undeutlich  traubenartig.  Am  hintern  Ende  vor  der  Mündung  innerlich  ist  ein  Kranzmuskel  (spinnet er)  da,  wo  sich  Darm  und  Eier- 
gang  vereinen.  Zum  Ernährun^sapparat  gehören  noch  2  drüsige,  kugelförmige,  weisse  Körper,  welche  2  Ohren  oder  Hörner  am  An- 
fange des  Darmes  bilden,  die  Corti  für  Eier  hielt,  die  aber  durch  Farbe,  Form  und  Anheftungsweise  mit  der  Bauchspeicheldrüse 
(Pancreas)  höherer  Thiere  mehr  Aehnlichkeit  haben,  als  mit  irgend  etwas  anderem.  Sie  sind  fest  an  den  Darm  geheftet  und  haben  nach 
vorn  ein  feines  Band,  welches  sie  an  die  innere  Körperhaut  befestigt  und  ihnen  wohl  Gefässe  zuführt.  Beim  Zerlegen  des  Thieres 
bleiben  sie  am  Darmcanale,  nicht  an  der  Bauchhaut  und  nicht  am  Eierstocke  sitzen.  Für  Nieren  wird  sie  wohl  schwerlich  ein  umsich- 
tiger Physiolog  halten,  obschon  sie  deren  Gestalt  einigermassen  haben.  Neuerlich  haben  sich  noch  Gefässe  für  den  Darm  direct  erken- 
nen lassen«, 

Der  Fortpflanzungsorganismus  ist  deutlich  hermaphroditisch  bei  jedem  Individuum.  Der  weibliche  Theil  besteht  aus  einem,  im 
unbefruchteten  Zustande  platten,  rundlichen  oder  viereckigen,  auch  herzförmigen,  drüsenartigen  Eierstocke,  welcher  mit  seiner  Ent- 
wicklung scheinbar  zweihörnig  wird,  eigentlich  aber  bandförmig  und  schlangenartig  eng  zusammengefaltet  ist.  Die  Eier  sind  in  einfa- 
cher Reihe  hintereinander  und  entwickeln  sich  ain  ersten  zunächst  dem  kurzen  Eiergange,  wo  sie  auch  nur  befruchtet  werden  können. 
Die  am  meisten  entwickelte  Seite  des  Eierstocks  ist  rechts  gelegen.  Es  sind  gleichzeitig  selten  2,  noch  seltner  3  oder  4  Eier  reif, 
aber  der  übrige  Eierstock  stellt  zuweilen  noch  mehr  eiartige  Höcker  vor.  Der  unbefruchtete  Eierstock  umgiebt,  wie  eine  Leber,  die 
Mitte  des  Darmcanals  und  endet  mit  einem  stielartigen  Eieraanae  vor  dem  Schliessmuskel  in  den  Darm;  der  befruchtete  erfüllt  zuwei- 
len  den  grossten  Theil  des  Leibes.  Die  Eier  kriechen  nie  im  Körper  der  Mutter  aus,  sondern  werden  vorher  gelegt,  wie  Vogeleier. 
Die  erste  Entwickelang  des  Eies  im  Eierstock  ist  ein  helles  Bläschen,  der  Eikeim,  3  —  4  Stunden  nach  dem  Auskriechen;  in  diesem 
bildet  sich  nach  2  —  3  Stunden  seines  ersten  Erscheinens  schon  ein  mittlerer  trüber  Kern,  welcher  Dottersubstanz  ist,  und  um  den 
herum  5  —  6  Stunden  lang  ein  breiter  heller  Ring  (von  Eiweiss)  sichtbar  ist.  Junge  Eierstöcke  stellen  daher  meist  nur  eine  drüsige 
Masse  mit  6—10  augenartigen  hellen  Flecken  vor.      In  dem  Keimkerne,    welcher  allmälig   sammt   dem  Eikeime  wächst  und  dabei  das 


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Eiweiss  (den  hellen  Ring)  immer  melir  schmälert  und  verdrängt,  bildet  sich,  nachdem  alles  Ei  weiss  aufgezehrt  oder  verdrängt  ist,  und 
das  Ei  nun  schon  eine  ansehnliche  Grösse  erlangt  bat,  erst  in  der  Mitte  ein  anderer  runder  und  heller  Fleck,  das  Keimbläschen. 
Solche  Eier  sind  reif  und  werden  nun  gelegt.  Beim  Legen  zieht  sicli  das  Thierchen  plötzlich  zusammen,  presst  das  noch  weiche  nach- 
gebende Ei  sehr  schnell  durch  die  hintere  Darm-  und  Eierstock -Oeffnuiig  und  streckt  sich  sogleich  wieder  aus-  diess  alles  ist  die  Thä- 
tigkeit  eines  Moments.  Häufig  ist  es  dabei  mit  dem  Zangenfusse  irgendwo  angeheftet  und  legt  mehrere  Eier  auf  denselben  Fleck.  Zu- 
weilen kehrt  es  auf  den  ersten  Fleck  zurück,    wenn  es  neue  Eier  legen  will.      Das  Legen  folgt   sich  zuweilen  in  4 5  Minuten,    oft 

in  1  Stunde  oder  mehr  Zwischenraum.  In  Cylinder-  Gläsern  legen  die  Thierchen  meist  ibre  Eier  an  das  Glas  dicht  unter  den  Was- 
serrand, nicht  selten  20  bis  30  neben  einander  im  Kreise,  oft  legen  auch  andere  ihre  Eier  zu  den  ersten,  wobei  eine  Beurtheilung, 
wenigstens  eine  Erkenntniss  und  eine  Absicht,  auch  ein  Gesellschafts -Sinn,  unläugbar  erscheinen.  Da,  wo  sich  Priestley'sche  Haut  an 
der  Oberfläche  oder  ein  Bodensatz  von  todten  Thieren  bildet,  legen  sie  sie  oft  zwischen  diese.  Die  Entwickelung  gelegter  Eier  ge- 
schieht so,  dass  nach  1  —  2  Stunden  der  mittlere  belle  Fleck  sich  trübt,  und  nach  3  Stunden  mit  einer,  der  Dottermasse  sehr  ähnli- 
chen, Substanz,  dem  Embryo,  ganz  erfüllt  ist,  so  dass  Embryo  und  Dotter  dann  nicht  optisch  zu  unterscheiden  sind.  Gleichzeitig  ent- 
steht ein  kleiner  länglicher  heller  Fleck  am  Rande  vorn.  In  der  5ten  Stunde  nach  dem  Legen  erkennt  man  in  der  Mitte  des  Eies  an 
der  Stelle,  wo  vorher  der  helle  Fleck  war,  einen  dunkeln  Fleck,  welcher  nach  noch  1  Stunde  schon  deutlich  als  Schlundkopf  erkannt 
wird,  und  von  da  an  immer  deutlicher  die  Umrisse  der  Kiefer  und  Zähne  ausbildet.  Erst  gegen  die  Ute  Stunde  nach  dem  Legen  er- 
kannte ich  freie  Bewegungen  des  Fötus,  die  im  Wirbeln  mit  den  vordem  Wimpern,  dicht  am  Rande  der  Eischaale,  bestanden.  Nach 
12  Stunden  Hess  sich  die  spirale  Lage  des  Körpers  im  Ei  erst  erkennen,  indem  der  Zangenfuss  gegen  das  Räderorgan  umgebogen  ist* 
wie  ich  es  schon  1828  darstellte.  Gleichzeitig  erfolgten  Umwendungen  des  ganzen  Körpers  und  auch  deutliches  Kauen  mit  den  Kie- 
fern und  Schlucken.  Das  Platzen  der  Eischaale  durch  einen  Queerriss  verzögerte  sich  aber  oft  noch  2  Stunden.  Der  ganze  Verlauf 
der  Eientwickelung  ist  desshalb  von  der  ersten  Keimbildung  an  bis  zum  Auskriechen  das  Werk  einer  24stündigen  organischen  Tbätig- 
keit,  deren  Hälfte  innerhalb  des  Mutterleibes  vor  sich  geht.  Raschere  Entwickelung  habe  ich  bei  meinen,  obwohl  zahllosen,  Beobach- 
tungen nie  gesehen,  aber  sehr  oft  viel  langsamere.  Den  raschesten  Verlauf  kann  man  dadurch  berbeiführen,  dass  man  sie  in  kleine 
Glasröhren  setzt  und  ihnen  reichliche  Nahrung  von  Chlamidomonas  Pulviscidus  oder  Euglena  viridis  dergl.  giebt.  Das  Wirbeln 
des  Jungen  im  Ei  ist  keine  Respiration,  sondern  hier  ein  Wirbeln  zum  Fressen,  was  sich  aus  der  Bewegung  des  Schlundkopfes  wohl 
deutlich  ergiebt.  Auch  der  Fötus  der  Säugethiere  und  selbst  der  Mensch  schluckt  im  Ei  die  ihn  umgebende  Flüssigkeit  ein,  denn  die 
Woll-Haare  seiner  Oberhaut  finden  sich  massenweis  in  den  ersten  Ausleerungen  des  Kindspechs-  nach  der  Geburt.  —  Manche  Eier  der 
Hydatina  haben  eine  doppelte  Schaale,  welche  an  einem  der  Enden  einen  hellen  Zwischenraum  zwischen  sich  lassen.  Dergleichen 
Eier  kommen  bei  vielen  Räderthieren  in  verschiedener,  oft  zackiger,  Form  vor.  Diese  haben  eine  viel  langsamere  Entwickelung,  und 
ich  nenne  sie  daher  Dauer -Eier  oder  Winter -Eier.  Andere  überziehen  sich  mit  einer  Hygrocrocis-  Alge  und  erscheinen  ganz  haarig* 
Man  hat  solche  Eier  schon  öfter  auch  bei  andern  Thieren  für  normal  und  bewimpert  gehalten  (s.  Wagner,  Isis),  allein  die  Wim- 
pern sind  fremde,  ihnen  anhängende,  Algen,  die  sie  oft  verderben.  Eine  andere  Krankheit  der  Eier  ist  Blasenbildung  im  Dotter,  diese 
kommen  nicht  aus.  —  Die  männlichen  Befruchtungsorgane  bestehen  aus  2  keulenförmigen,  vom  Kopfe  anfangenden,  auf  beiden  Seiten 
im  Körper  herabsteigenden  und  sich  fadenförmig  verdünnenden,  geschlängelten  Samendrüsen;  sie  enden  dicht  hinter  der  Mündung  des 
Eierstocks  im  Halse  eines  blasenförmigcn  contractilen  Organs,  welches  fast  den  Herzen  der  Daphnien  gleich  thätig,  aber  ohne  allen 
Rhythmus  ist.  Diese  krampfhafte,  contractile,  faltige  Muskelblase  lässt  sich  mit  den  ebenfalls  krampfhaft  contractilen  Samenblasen  der 
grösseren  Thiere  vergleichen,  und  scheint  die  Befruchtung  direct  zu  vermitteln.  Ihre  Anwesenheit  ist  jetzt  so  vielseitig  bei  den  Räderthie- 
ren erkannt,  dass  sie  sich  nur  zuweilen  noch  der  Beobachtung  entzogen  zu  haben,  nirgends  zu  fehlen  scheint.  An  die  keulenförmigen 
Sexualdrüsen  sind  die  zitternden  Kiemen  und  wahrscheinlich  auch  grosse  Gefässstämme  angeheftet.  Zuweilen  erscheinen  sie  desshalb 
wohl  wie  aus  gewundenen  Canälen  zusammengesetzt.  Spermatozoen  habe  ich  bisher  umsonst  gesucht.  Sie  mögen  sehr  klein  seyn,  aber 
wohl  kaum  fehlen.  Um  diese  letzteren  Theile  zu  sehen,  muss  man  solche  Individuen  wählen,  die  nicht  zu  stark  mit  Speise  oder  Eiern 
erfüllt  sind. 

Das  Gefässsystem  der  kleinen  Körper  ist  überraschend  deutlich  in  seinen  Haupttheilen.  Diese  sind  parallele  Queergefässe  und 
Zitterorgane.  Queere  Ringgefässe  zählt  man  leicht  9,  und  sie  erscheinen  beim  flüchtigen  Anblick  wie  Körperringe  der  Glied  er- 
thiere.  Bei  genauer  Aufmerksamkeit  sieht  man  sie  nicht  in  der  Contraction  des  Thierchens  am  besten,  wo  solche  Ringe  verstärkt 
werden  müssten,  sondern  in  der  Expansion,  wo  sie  verschwinden  sollten,  und  man  erkennt  auch  leicht,  dass  die  äussere  gespannte  Haut 
ganz  glatt  und  faltenlos  ist,  jene  Queerlinien  aber  an  der  Innenseite  der  Bauchhaut  sitzen,  ja  bei  gewissen  Bewegungen  sieht  man  so- 
gar die  Innenseite  der  Bauchhaut  durch  die  Muskeln  nach  innen  von  der  äusseren  etwas  mehr  abgezogen,  was  eine  doppelte  Haut,  eine 
äussere  und  eine  innere,  anzeigt,  und  wonach  die  Queerlinien  der  innern  angehören.  Alle  grösseren  gut  beobachteten  Räderthiere  zei- 
gen dergleichen  Queerlinien,  und  bei  mehreren  sieht  man  sie  sehr  stark  und  als  unbezweifelte  Röhren  oder  Canäle.  Ich  glaubte  1830 
bei  Hydatina  einen  mittleren  Längscanal  zu  sehen,  welcher  die  Queergefässe  verbindet,  allein  ich  habe  mich  mit  den  Längsmuskeln 
wohl  offenbar  getäuscht,  da  ich  jetzt  keinen  dergleichen  mehr  finde.  Dagegen  habe  ich  seit  1835  ein  kranzartiges  Gefässnetz  am  Kopfe 
beobachtet,  von  dem  aus  ganz  offenbar  freie  gefässartige  Fäden  auf  der  Bauchseite  zu  den  Queergefässen  gehen.  Ich  habe  sie  an  den 
3ten  und  4ten  Ring  gehend  erkannt  und  meine,  sie  weniger  klar  auch  für  noch  tiefere  gesehen  zu  haben.  Ausser  dieser  directen  Verbindung 
der  Gefässe  unter  einander  erkannte  ich  1835  noch  auf  der  Rückenseite  aus  der  Mitte  jedes  Queergefässes  einen  (Gefäss-)  Faden  zum 
Speisecanale  gehend,  und  ihm  zugleich  als  Befestigungsband  dienend.  Diese  mögen  denn  wohl  die  Chylus-Canäle  vertreten,  wenn  solche 
Analogie  durchgeht.  Ein  lockeres  Gefässnetz  umgiebt  noch  überdiess  den  Darm,  wie  ich  ganz  neuerlich  sah,  und  vor  des  letzteren 
Mitte,  der  Rückenseite,  sah  ich  2  gefässartige,  einfache,  parallele  Fäden  zwischen  das  7te  und  8te  Cirkelgefäss  gehen,  und  da  wieder 
vom  Anheftungspunkte  2  feinere  Fäden  nach  innen  gerichtet.  Diese  könnten  auch  Nerven  seyn,  so  wie  die  schiefe  Nervengabel  in  der 
Basis  des  Zangenfusses  Gefässe  seyn  könnten.  Ausser  diesen  directen  Gefässbeobachtungen  gelang  mir  1832  eine  klarere  Anschauung 
der  zitternden  Körperchen  zu  erlangen,  welche  schon  Corti  1774  sah  und  zweifelnd  für  4  Herzen  hielt.  Ich  fand  deren  hier  8,  je 
4  auf  jeder  Seite  in  2  Reihen,  an  die  Sexualdrüse  angeheftet.  Bei  andern  Räderthieren  sah  ich  dergleichen  noch  viel  mehr  und  an 
ein,  von  den  Drüsen  frei  abgesondertes,  starkes  Gefäss  angeheftet  (vergl.  Notommata  Syrina),  clavulatd).  Diese  zitternden  Kör- 
perchen sind  kleine,  birnförmige,  freie,  nur  mit  einem  Ende  angeheftete,  nach  allen  Seiten  bewegliche  Beutelchen,  welche  entweder  auf 
sich  eine  längere  spiralförmige,  oder  in  sich  3 — 4  gesonderte  kleine  zitternde  Falten  haben,  die  detf  Willkühr  des  Thieres  entzogen 
sind.  Man  sieht  sie  nur  deutlich,  wenn  man  die  Thierchen  durch  ein  aufgelegtes  sehr  dünnes  und  leichtes  Glasblättchen  etwas  ausbrei- 
tet, ohne  sie  zu  zerdrücken.  Bei  Hydatina  schienen  diese  zitternden  Valven  innerhalb  des  Beutelchens  zu  liegen,  bei  Notommata 
collaris  habe  ich  sie  neuerlich  über  den  Rand  etwas  hervorragend  gesehen  und  musste  daher  glauben,  dass  sie  äusserlich  sitzen.    Ueber- 


410    —        

diess  scheint  eine,  im  Nacken  der  Hydatina  befindliche,  Oeffnung  in  einer  wichtigen  directen  Verbindung  mit  diesen  Organen  zu  ste- 
hen, die  bei  vielen  andern  Rädcrthiercn  in  eine  spornartige  Röhre  ausläuft.  Dicht  um  diese  Oeffnung  legt  sich  die  Nervenschlinge  des 
Nackens,  und  ein  Markring  scheint  sie  als  Ganglion  zu  umgeben.  Beobachtet  man  nun  das  Thierchen,  so  wird  es  bald  faltig,  bald 
ganz  angeschwollen,  und  im  letzteren  Falle  sind  alle  Organe  durch  eine  dazwischen  liegende  klare  Flüssigkeit  frei  gesondert.  Es  scheint 
also  das  Thierchen  durch  die  Nackenöffnung  reines  Wasser  in  seinen  innern  Körper  abwechselnd  aufzunehmen  und  auszustossen,  und  so 
mögen  denn  auch  allerdings  jene  Zitterorgane  kleine  innere  Kiemen  seyn,  welche  das  Athmen  vermitteln,  während  eine  Circulation  der 
Säfte,  des  geringen  Durchmessers  der  Gefässe  halber  und  wegen  Durchsichtigkeit  und  Feinheit  der  Blutkiigelchen,  noch  unerkannt  blieb, 
aber  höchst  wahrscheinlich  nicht  fehlt.  Zuweilen  sah  ich  auch  (bei  kranken  Thieren?)  fremde  Körperchen  frei  im  Wasser  der  Bauch- 
höhle fluetuiren.  —  Viele  der  froheren,  auch  neuere,  Beobachter,  welche  von  einem  Herzen  der  Räderthiere  sprechen,  sahen  den  Schlund- 
köpf  dafür  an.  Corti  hat  den  zitternden  Rachen  und  die  Kiemen  dafür  gehalten.  Ausserdem  aber,  dass  kein  wahres  Herz  bisher  di- 
rect  erkannt  ist,  ist  es  auch  anwahrscheinlich,  dass  es  später  noch  werde  gefunden  werden,  weil  die  verwandten  Thiere  sämmtlich  keines 
haben,  sondern  durch  ein  Zittern  der  innern  Gefässwände  die  Bewegung  des  Blutes  herbeiführen. 

Das  Empfindungssystem  oder  Nervensystem  ist  ebenfalls  schon  mannigfach  als  ein  keineswegs  verschmolzenes,  sondern  scharf 
gesondertes  Organensystem  zu  erkennen  gewesen.  Es  scheidet  sich  der  Form  nach  in  Fäden  und  markige  Knoten.  Die  grössten  Mark- 
knoten liegen,  als  Hirnmark,  im  Kopfe  zwischen  den  Muskeln  des  Räderorgans,  und  ich  glaubte  neuerlich  deren  besonders  3,  vielleicht 
5,  mit  einander  verbundene  zu  erkennen,  welche  auf  der  Rückenseite  des  Mundes  und  der  Stirn  einen  halbmondförmigen  Körper  bilden. 
Das  mittlere  Ganglion  ist  das  grösste,  und  von  diesem  aus  geht  ein  dicker  Markfaden  zu  der  Respirationsöffnung  im  Nacken,  legt  sich 
da  an,  bildet  eine  leichte  Anschwellung  oder  einen  Markring  um  die  Oeffnung,  und  kehrt  wieder  zum  Hirnmark  zurück,  eine  Schlinge 
bildend.  Diese  Schlinge  verhält  sich  bei  den  Bewegungen  des  Thicres  nicht  wie  ein  Muskel,  sondern  erscheint  bei  der  Contraction  ge- 
bogen, erschlafft  und  passiv.  Aus  der  Anschwellung  im  Nacken,  welche  gerade  an  der  Körperstelle  ist,  wo  viele  Räderthiere  ihr  ro- 
thes  Nacken -Auge  tragen,  entspringen  2  feine,  nach  der  Stirn  gehende,  Fäden  und  heften  sich  an  dieselbe  gerade  da  an,  wo  viele 
Räderthiere  ihre  Stirnaugen  führen.  Augen  sind  übrigens  bei  Hydatina  nicht  vorhanden,  auch  nicht  in  der  Jugend,  doch  sind  viel- 
leicht die  Stellen,  wo  die  Markmasse  sich  an  die  Haut  anlegt,  auch  einer  Lichtempfindung  fähig,  wofür  die  Geschicklichkeit  der  Be- 
wegungen und  das  Wiederauffinden  der  Eier  wohl  sprechen.  —  Ausserdem  sind  zu  beiden  Seiten  des  Kopfes  je  eine  scharf  umschrie- 
bene Stelle,  von  welcher  strahlenartig  einzelne  Fäden  zu  den  einzelnen  Muskelbündeln  des  Wirbelorgans  gehen,  vielleicht  ein  Ganglion 
mit  Nervenfäden.  —  Endlich  finden  sich  auf  der  Bauchseite  zwei  vorn  Gehirn  kommende  Fäden,  die  in  der  Nähe  der  pancreatischen 
Drüsen  jeder  eine. ovale  Anschwellung  haben,  sich  etwas  unter  dem  4ten  Queergefässe  in  einen  dickeren  Markknoten  vereinen,  aus  wel- 
chem ein  mit  vielen  kleinen  Anschwellungen  versehener  einfacher,  einer  einfachen  gegliederten  Nervenröhre  ähnlicher,  Faden  zwischen 
den  Bauchmuskeln  herab  bis  zum  8ten  Queergefässe  verläuft,  dann  aber  sich  schief  und  gabelförmig  zur  Rückenfläche  des  Zangenfusses 
wendet.  So,  etwas  anders  als  1830,  erscheinen  mir  jetzt  die  schwer  zu  entwickelnden  Verhältnisse,  bei  deren  Betrachtung  mir  nur 
immer  klarer  wurde,  dass  ich  früher  noch  viel  zu  wenig  von  der  vorhandenen  Organisation  erkannte  und  auch  jetzt  noch  sie  bei  wei- 
tem nicht  erschöpft  habe.     Die  von  Hr.  Grant  1838  abgebildete  Kette  von  6  Ganglien  um  den  Schlund  kann  nur  ideal  seyn. 

Dass  so  hoch  organisirte  Thiere  auch  in  ihrer  Erscheinung  etwas  Kräftiges  und  thierisch  Selbstständiges  sogleich  erkennen 
lassen  werden,  ist  wahrscheinlich,  und  wer  eine  Hydatina  seilt a  bei  SOOmaliger  Vergrösserung  nur  einmal  betrachtet  hat,  wird  sich 
sogleich  sagen,  dass  solche  Kraft  in  der  Bewegung  und  Assimilation  nicht  von  einem  einfachen  Häutchen  ausgehen  kann,  sondern  aller- 
dings gerade  jene  Organisation  voraussetzt.  Besonders  instruetiv  für  die  Anschauung  der  Kraft  des  Wirbelorgans  ist,  ein  wenig  Indigo 
in  das  Wasser  zu  mischen.  Jedenfalls  über  Nacht,  oft  auch  nur  1  Stunde  lang  in  gefärbtem  Wasser  lebend,  zeigen  sie  den  Darm  er- 
füllt, und  gleichzeitig  erkennt  man  bei  ihren  Bewegungen  in  dem  farbigen  Wasser  eine  Schleimabsonderung  der  Haut,  wie  bei  Schnek- 
ken,  wodurch  bleibende  Streifen  entstehen.  Will  man  die  Kraft  der  Assimilation  gut  sehen,  so  gebe  man  der  Hydatina  etwas  mit 
Euglena  viridis  dicht  erfülltes  Wasser.  Sic  beisst  mit  ihren  Zähnen  sichtlich  die  grossen  Euglenen  entzwei,  verschluckt  den  In- 
halt und  wirft  den  leeren  Balg  weg.  Die  rasche  Kaubewegung  des  Schlund kopfes  gleicht  dann  allerdings  einem  Herzschlage.  Die 
Zähne  sieht  man  am  besten,  wenn  man  in  klarem  Wasser  das  Thiercheu  zwischen  2  geschliffene  Glasplättchen  legt.  Gleichzeitig  sieht 
man  dann  die  Zitterorgane  sehr  gut.  Ohne  Druck  beobachtet  man  sie  am  besten  einzeln  in  einem  sehr  kleinen  Tröpfchen  Wasser,  so 
dass  sie  sich  ausdehnen,  aber  nicht  schwimmen  können.  In  kleinen  Cj lindergläsern  von  der  Dicke  starker  Federspulen,  2  Zoll  lang, 
sind  sie  sehr  gut  zu  beobachten  und  schon  mit  blossem  Auge  erkennbar.  Haben  sie  darin  Nahrung,  so  legen  sie  alsbald  dicht  unter 
dem  "Wasserrande  ihre  horizontal  gelegten  Eier  am  Glase  ab,  die  man  mit  der  Lupe  deutlich  erkennt  und  unter  dem  Mikroskop  im  ver- 
stöpselten weissen  Glase  beobachten  kann.  Mit  einer  pinselartigen  Federspitze  kann  man  sie  abnehmen,  auf  ein  flaches  Glas  bringen  und 
offen  betrachten.  Schon  nach  2 — 3  Tagen  sieht  man  reichliche  Vermehrung  der  Thiere  und  leere  Eischaalen  unter  den  vollen  Eiern,  lie- 
ber das  Erkenntniss vermögen,  die  Wahlfähigkeit  und  den  Ortssinn,  auch  einen  Gesellschaftssinn  dieser  Thierchen  kann  kein  Zweifel 
bei  denen  bleiben,  welche  sie  mit  Lust  beobachten.  Man  mag  diese  Erscheinungen  Instinct  oder,  wie  man  will,  nennen,  so  bleiben  es 
jedenfalls  Geistesthätigkeiten,  die  man  doch  nur  aus  Eitelkeit  gern  niedriger  stellt,  als  sie  sind.  Ob  der  Hermaphroditisinus  dieser 
Thiere  Zuneigung  zu  einander  gestattet,  könnte  in  Frage  gestellt  und  ihnen  ein  grauenhaft  isolirtes,  überall  feindliches,  Leben  zuge- 
schrieben werden,  allein  sie  legen  ihre  Eier  gern  zusammen  und  hierin  spricht  sich  eine  wenigstens  ihrer  Gemüthlichkeiten  aus,  deren 
sie  leicht  noch  viele,  bisher  entgangene,  haben. 

Zwei  Arten  von  Krankheiten  zerstören  die  Hydatina  und  die  meisten  Räderthiere:  1)  Blasenbildung,  wobei  man  überall 
kleine  Ringe  (Bläschen)  sieht.  Sie  erstreckt  sich  auch  auf  die  Eier.  2)  Körnerbildung,  wobei  alle  innern  Organe,  wie  aus  feinen 
Körnchen  zusammengesetzt,  chagrinirt  erscheinen.  Epizoen  und  Entozoen  sah  ich  nie,  aber  bei  todten  Thierchen  sehr  oft  den  Leib 
mit  Monas  Crepuscuhim  dicht  erfüllt.  Auch  Eier,  die  offenbar  todt  waren,  sah  ich  oft  voll  Monaden.  Eine  dritte  Krankheit  (der 
Eier)  kann  der  Ueberzug  von  Algen  seyn.     Faules  Wasser  tödtet  sie.     (Vergl.  den  Anhang:  Gifte,  Electricität  u.  s.  w.) 

Ein  junges  Thierchen  bildet  schon  nach  2  —  3  Stunden  nach  dein  Auskriechen  die  ersten  Eikeime  aus,  und  binnen  24  Stun- 
den sah  ich  aus  2  Individuen  durch  Eibildung  8  entstanden,  4  aus  einem  grösseren,  2  aus  einem  kleineren.  Bei  gleicher  Fortbildung 
von  täglich  4  Eiern  und  deren  Ausschlüpfen  giebt  diess  in  10  auf  einander  folgenden  Tagen  eine  mögliche  Production  von  1  Million 
48,576  Individuen  von  einer  Mutter,  am  folgenden  Uten  Tage  aber  von  4  Millionen.  Neuerlich  schien  es  mir,  dass  einige  an  Ei- 
nem Tage  8  — 10  Eier  gelegt  haben  mussten,  das  gäbe  eine  Möglichkeit  der  Production  einer  Million  von  1  Mutterthiere  in  je  7 —  6 
Tagen.  Dergleichen  Berechnungen  sind  nun  zwar,  besonders  für  längere  Zeiträume,  desshalb  sehr  unsicher,  weil  eine  solche  Producti- 
vität  bei  einem  und  demselben  Organismus  nie  sehr  lange  anhält,  so  wie,  obwohl  die  Möglichkeit  da  ist,  doch  selten  von  einem  und  dem- 
selben Weibe  in  den  25  sich  dazu  eignenden  Jahren  20  bis  30  Kinder  geboren  werden,  allein  wenn  es  sich  um  die  Erklärung  der  fast 


41tf    

plötzlichen  Erscheinung  grosser  und  auffallender  Mengen  solcher  Organismen  handelt,  so  gehen  die  obigen  Erfahrungen  dem  nüchternen 
Bcurtheiler  Mittel  an  die  Hand,  um  alle  eingebildete  Zauberei  und  Mystik  in  das  Gleis  der  gewöhnlicheren,  an  sich  weit  mächtiger  er- 
greifenden, wahren  Naturgesetze  zu  bringen.  —  Grösse  des  Erwachsenen  bis  */*  und  selten  l/3  Linie,  der  Eier  V20  Linie,  des  auskrie- 
chenden Jungen  %  der  Muttergrösse. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XLVII.   Fig.  IL 

Diese  Tafel  stellt  die  ganze  Organisation,   das  Eierlegen  und  die  allmälige  Entwicklung  des  Eies  dar  und  soll  für  die  Bildung  aller  übrigen 
Rädcrthiere  eine  Normal -Uebersicht  geben,   da  die  andern  nur  in  weniger  wesentlichen  Dingen  von  diesem  Typus  abweichen. 

Fig.  1.  ist  ein  ganz  entfaltetes  wirbelndes  Thierchen  von  der  Bauchseite,  in  dessen  Speisecanale  bei  x  eine  kreisende  Bewegung  des  Inhalts  (Speise- 
breies) sichtbar  ist,  die  vom  Wirbeln  der  innern  Darmwimpern  herrührt  und  nicht  Monaden-Bewegung  ist.  Fig.  2.  rechte  Seitenansicht  nach  den 
neueren  Beobachtungen;  0  Mund,  co  After.  Der  Speisecanal  ist  mit  erkennbaren  Infusorien:  Navicula,  Fragilaria,  Gomphonema,  Chlamido- 
monas?  erfüllt.  In  der  Mitte  der  Fussbasis  fehlt  das  9te  Queergefäss,  welches  bei  Fig.  1.  und  3.  angezeigt  ist.  Die  sichtbaren  Muskeln,  Ganglien 
und  Gefässe  sind  mit  Nummern  in.  ihrer,  von  vorn  nach  hinten  gehenden,  Ordnung  gezählt.  Fig.  3.  ähnliche  Seitenansicht  mit  Weglassung  des  Dar- 
mes und  Eierstocks,  welche  bei  0"'  und  i  als  abgeschnitten  zu  denken  sind,  damit  die  Muskeln  und  männlichen  Bcfruchtungstheilc  deutlicher  vor  Au- 
gen liegen.  Es  sind  die  neueren  Beobachtungen  in  einem  früheren  Umriss.  Fig.  4.  ist  das  Thierchen  im  Moment  des  Eierlegens.  Fig.  5.  ist  der 
Vordertheil  eines  Thierchens,  dessen  ELintertheil  mit  feinem  Messer  abgeschnitten  ist  und  dessen  Eierstock  und  Darm  als  freie  Organe  hervortreten, 
also  keineswegs  blosse  Aushöhlungen  in  einer  Schleimmasse  sind.  Der  umgestülpte  Darm  i  lässt  sehr  deutliche  wirbelnde  Wimpern  an  seiner  innern 
Fläche,  und  am  Rande  Strömung  erkennen,  sobald  nur  etwas  Indigo  in's  Wasser  gemischt  wurde  (Figur  von  1830).  Der  Eierstock  hat  1  stark  ent- 
wickeltes Ei  und  6  Eikeime.  Fig.  6.  ist  der  Hintertheil  eines  Thierchens,  dessen  Wirbelorgane  vorn  abgeschnitten  sind,  wobei  der  vordere  Theil 
des  Darmes  sammt  dem  Eierstocke  ganz  frei  hervortreten.  Fig.  7.  ist  eine  Ansicht  der  innern  Organe  in  ihrer  wahren  Lage,  von  der  Rückenseite, 
mit  Weglassung  der  Körperbedeckung  und  Bewegungsorgane,  bei  stark  entwickeltem  Eierstocke.  Bei  +  ist  die  sichtbare  Insertionsstelle  der  Samen- 
gefässe  in  die  contractile  Samenblase.  Bei  f  sind  conische  breite  Umhüllungen  des  hintern  Theiles  der  Samengefässe.  Diese  sämmtlichen  Figuren  sind 
300mal  im  Durchmesser  vergrössert.  Fig.  8.  ist  die  ideale  Zeichnung  der  eigentlichen  bandartigen  Gestalt  des  Eierstocks  sammt  den  männlichen  Se- 
xnaldrüsen.  Fig.  9.  ist  der  isolirte  Speisecanal,  an  dessen  Grunde  die  Fortpflanzungsorgane  nur  angedeutet  sind.  Beides  bei  geringer  Vergrösserung. 
Fig.  10.  ist  die  richtige  Lage  der  Zähne  und  des  Kiefer-  und  Schlund  köpf -Gerüstes  von  der  Bauchseite  aus,  nach  starkem  Druck.  Fig.  11.  das- 
selbe bei  noch  stärkerem  Drucke,  mit  dadurch  unrichtig  gewendetem  Kiefer  -  Gerüst.  Beides  300mal  vergrössert.  a  handartige  Zähne,  ß  schulterblatt- 
artiger Kiefer,  y  ohrartiger  Fortsatz,  S  Schlundmuskel- Gerüst,  e  Schlundröhre.  Fig.  12.  ist  ein  Haufe  von  Eiern,  die  in  Priestley'sche  Materie  aus 
Chlamidomonas  (ß)  und  Chlorogonium  (a)  gelegt  worden  sind,  als  Theil  des  grünen  Häutcbens  einer  Wasserfläche  zu  denken,  an  der  unten 
bei  ++  ein  eierlegendes  Mutterthier  und  bei  +  ein  eben  ausgekrochenes  Junges  sitzen.  Das  Ganze  ist  lOOmal  vergrössert. 
Fig.  13  — 19,  ist  die  beobachtete  Entwickelungsgeschichte  des  Eies.  Fig.  13.  ein  junger  Eierstock  in  der  6ten  Stunde  nach  dem  Auskriechen  des 
Thieres,  mit  8  Eikeimeu,  welche  schon  Kerne  haben.  Fig.  14.  ein  ähnlicher,  mehr  entwickelt,  mit  schon  1  reifem  Ei.  Fig.  15.  ein  ausgeschiede- 
nes Ei  mit  seinen  2  hellen  Stellen  im  körnigen  Dotter.  Im  mittleren  Flecke,  dem  Keimbläschen,  entwickelt  sich  der  Embryo  rasch  durch  dessen  Trü- 
bung. In  der  Zeit  zwischen  der  lsten  und  5ten  Stunde  nach  dem  Legen  erscheint  das  Ei  homogen  trübe,  wie  Fig.  20.  —  Fig.  16.  und  17.  ein 
rundliches  und  ein  längliches  Ei  mit  schon  vom  Embryo  ganz  aufgezehrtem  Dotter  und  schon  in  die  Augen  fallender  Entwickelung  des  Schlundkopfs, 
5  Stunden  nach  dem  Legen,  17  Stunden  nach  dem  Auskriechen  des  Mutterthieres.  Fig.  18.  ist  ein  zum  Auskriechen  reifer  Fötus  im  Ei,  in  der 
12ten  Stunde  nach  dem  Legen,  der  24sten  seit  dem  Auskriechen  des  Mutterthieres.  Fig.  19.  ist  der  eben  vollendete  Act  des  Auskriechens  sammt 
der  Eischaale  {Chorion).  Fig.  20.  ist  ein  doppelschaaliges  Winter-Ei  mit  Ueberzug  von  einer  Hygrocrocis  -  Alge  (vergl.  Brachionus  urceola- 
ris).     Fig.  21.    ist  ein  krankes  Ei  mit  Blasenbildung. 

Die  sich  gleichen  Zeichen  der  verschiedenen  ähnlichen  Organisationstheile  der  Figuren  bedeuten: 


U     Branchiae,  Kiemen. 

c     Cerebrum,  Gehirn. 

c'     Cauda  {Pseudopodium) ,  Schwanzfuss  (Zangenfuss). 

g     Ganglion,  Nervenmark -Knoten. 

gp  Glandulae  pancreaticae,  Bauchspeicheldrüsen. 

i      Intestinum,  Speisecanal. 

m     Musculus ,  Muskel. 

mL  Musculus  dorsualis  anterior  sinister,  linker  vorderer  Rücken- 
muskel. 

m  2  Musculus  dors.  anterior  dexter,  rechter  vorderer  Rückenmuskel. 

m3  Musculus  lateralis  anterior  dexter ,  rechter  vorderer  Seiten- 
muskel. 

m*  Musculus  lateralis  anterior  sinister,  linker  vorderer  Seiten- 
muskel. 

m5  Musculus  abdominalis  anterior  sinister,  linker  vorderer  Bauch- 
muskel (Brustmuskel). 

m°  Musculus  abdominalis  anterior  dexter,  rechter  vorderer  Bauch- 
niuskel  (Brustmuskel). 

m1  Musculus  lateralis  posterior  sinister  ^  linker  hinterer  Seiten- 
muskel. 

ms  Musculus  lateralis  posterior  dexter ,  rechter  hinterer  Seiten- 
muskel. 

m9  Musculus  abdominalis  posterior  dexter ,  rechter  hinterer 
Bauchmuskel. 


m10  Musculus  abdominalis  posterior  sinister,  linker  hinterer  Bauch- 
muskel. 

m-^r     Musculus  pedis,  Muskel  des .  Schwanzfusses. 

7n+-\*  Musculus  circularis ,  Sphi?icter ,  Kranz -Muskel. 

n        Nervus,  Nerv. 

o         Os,  Mund,  Bauchseite. 

o"       Ovum,  Ei. 

0'"       Oviductus ,  Eileiter. 

0+      Ovariiwn,  Eierstock. 

oe       Oesophagus,  Schlundröhre. 

ph       Pharynx,  Schlundkopf. 

r'       Mete,  Gefässnetz. 

.9  Vesicula  seminalis ,  Samenblase,  contractiles  Organ,  Ejaculations- 

organ. 

*  Sipho  {Calcar),  Respirations  -  Oeffnung  (Respirations  -  Röhre, 
Sporn). 

sp        Vasa  spermatica,  Samengefässe. 

t  Testiculi,  männliche  Drüsen. 

v  Vasa  longitudinalia,  Längengefässe. 

v"       Vasa  transversa,  Queergefässe. 

#++  Vitellum,  Eidotter,  Keimkern. 

vm     Vesicula  Ovi,  Keimbläschen  im  Eidotter. 

co        Anus,  hintere  Darm-  und  Eiercanal- Oeffnung,  Rückenseite. 


21.     Mydatina  hraehyäactyla,  kleines  Crystallfischclieii.     Tafel  XLVII.  Fig.  ffl. 

H.  corpore  ad  pedis  basin  subito  decrescente ,  digitis  minoribus. 

Hydatine  a  doigts  courts,  le  corps  bnispuement  aminei  de  la  base  du  pied>  les  doigls  trbs-courts. 

Ilydaiina  hmchßactyla ,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissenscli.  zu  Berlin,   1833.    p.  208. 

Aufenthalt:     Bei  Berlin. 

Diese  kleinere  Art  fand  sich  zuerst  am  21.  Juni  1832  bei  Berlin  zwischen  Meerlinsen  im  Flusswasser,  dann  wieder  am 
23.  Juli  1835  zwischen  Vorticellen  ebenfalls  an  Meerlinsen  im  Thiergarten.  Nachmals  fand  ich  sie  am  15.  April  1836  mit  Sfen- 
tor  aureus  an  Hottonia  in  einem  toriigen  Wiesengraben  nahe  bei  der  Jungfernheide,  immer  nur  in  wenig  Exemplaren.  Der  walzen- 
förmige Körper  ist  vorn  gerade   abgestutzt,    nach  hinten   etwas   dicker  und   dann  plötzlich   sehr   verengt   zum  Zangenfusse   übergehend. 

105 


— 418    

Der  nach  vorn  und  hinten  abnehmende  Körper  unterscheidet  diese  Form  schon,  aber  sie  ist  besonders  durch  eine  Abschniirung  des  Dar- 
ines scharf  characterisirt,  welche  denselben  in  einen  langen  Magen  und  einen  kurzen  kugligen  Dickdarm  scheidet.  Der  Magen  war  zu- 
weilen ganz  mit  Chlamidomonas  erfüllt.  Die  Kiefer  des  Schlundkopfs  erschienen  mir  1832  einzahnig,  später  aber  je  6zahnig.  Das 
vielfache  Räderorgan,  der  kuglige  Schlundkopf,  die  2  kugligen  pancreatischen  Drüsen,  der  Eierstock,  2  keulenförmige  Sexualdrüsen 
und  die  contractilen  Blasen  waren  den  ähnlichen  Organen  der  ersten  Art  sehr  gleich,  auch  die  augenlose  Nervenschlinge  im  Nacken 
war  deutlich.  Die  Form  des  Kiefer-  und  Schlundkopf- Gerüstes  ist  sehr  abweichend,  auch  die  sehr  kleine  Zange  am  Fusse  characteri- 
stisch.     Muskeln,  Kiemen  und  Gefässe  blieben  bis  auf  die  Fuss-  und  Wirbel -Muskeln  unbekannt.  —  Grösse  V12  Linie,  Ei  Vae  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  XLVII.    Fig.  III. 

Fig.  1.     Seitenansicht;  *  Respirationsöffnung-?,  w  Auswurfsüffnung.     Fig.  2.    Rückenansicht.     Fig.  3.    neuere  Ansicht  des  Schlundkopfes,  von  1835. 
Fig.  4.     ältere  Ansicht  der  Kiefer.    Fig.  5.    neueste  Zeichnung  der  Zähne  von  1836.     Vergrößerung  300m  al  im  Durchmesser. 


Nachtrag   zur   Gattung    der   Crystallfischchen. 

Ausser  den  hier  verzeichneten  2  Arten  sind  früher  von  mir  selbst  noch  4  andere  genannt  worden.  Von  diesen  ist  H.  gibba, 
ihrer  einzahnigen  Kieferbildung  halber,  hier  als  Pleuroirocha  verzeichnet,  aber  3  Arten,  die  ich  auf  der  Reise  mit  Herrn  v.  Hum- 
boldt 1829  in  Sibirien  beobachtete  und  zeichnete,  und  1830  und  1831  als  H.  laticauda,  leptocerca  und  terminalis  in  den  Ab- 
liandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wissensch.  fraglich  aufnahm,  habe  ich  hier  ganz  weggelassen,  weil  ich  immer  festerer  glaube,  dass  ich  da- 
mals die  Augen  dieser  Formen  übersah,  welche,  obschon  keine  sichere,  doch  mehr  Aehnlichkcit  mit  den  Arten  der  Gattungen  Diglena 
und  Furcularia  haben.     (S.  Diglena  grandis,  Digl.  conura  und  Furcularia  gracilis.) 


ACHTZEHNTE     GATTUNG:     PFRIEMENZAHN. 

Plenrotrocha.  Pleurotrocbe. 

CHARACTER:    Animal  ex  Hydatinaeorum  familia,    ocellis  carens,    dentibus  in  singula  mandibula  singulis 
instructum,  pede  furcato.     (  =  Hydatina  mandibulis  unidentatis.) 

CARACTERE:   Animal  de  la  famille  des  Hydatines,  sans  yeux,  ayant  une  seule  dent  dans  chaque 
mächoire  et  le  pied  fourchu. 

Die  Gattung  Pfriemen  zahn  ist  in  der  Familie  der  Crystallthierchen  durch  Mangel  an  Augen,  durch 
einzahnige  Kiefer  und  einen  Gabelfuss  bezeichnet. 

Im  Jahre  1830  bildete  ich  die  Gattung  Pleurotrocha  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  aus 
einer,  nur  scheinbar  äugen-  und  zahnlosen,  Art  mit  seitlichem  Räderwerke,  PI.  Petromyzon.  Diese 
Form  ist  jetzt  zur  Gattung  Notommata  gestellt.  Im  Jahre  1831  fand  und  beschrieb  ich  noch  2  neue  Ar- 
ten in  gleichem  Sinne.  Seitdem  fand  ich  Zähne  im  Schlundkopfe  dieser  Arten  und  zog  vor,  das  seitliche, 
aber  auch  hei  Notommata-  und  Diglena-  Arten  ähnlich  beobachtete,  Räderwerk  dem  Zahnbau  systematisch 
unterzuordnen.  Die  Folge  davon  war,  dass  Hydatina  gibba  zur  Gattung  Pleurotrocha  gestellt  werden 
musste.  So  sind  denn  wieder  3  Arten  in  der  Gattung,  deren  keine  früher  bekannt  war.  —  Die  Organisa- 
tion ist  mannigfach,  aber  bei  weitem  weniger  vollständig,  als  bei  Hydatina  bekannt.  —  Das  Räderorgan 
ist  kein  einfacher  Wimperkranz,  sondern  besteht  aus  bündelweis  neben  einander  in  besonderen  Muskelbäl- 
gen vertheilten  Wimpern,  üeberdiess  sind  die  2  Fussmuskeln  bei  P.  gibba,  bei  allen  aber  die  4  Schlund- 
kopfmuskeln erkannt.  —  Ein  kugliger  Schlundkopf  mit  2  einzahnigen  Kiefern,  eine  kurze  Schlundröhre  und 
ein  einfach  conischer  Darm,  an  dessen  vorderem  Theile  2  kugelförmige  Bauchspeicheldrüsen  sitzen,  bildet 
bei  allen  3  Arten  das  Ernährungssystem,  dessen  hintere  Mündung  an  der  Fussbasis  auf  der,  dem  Munde 
gegenüberliegenden,  Rückenseite  ist.  —  Das  Fortpflanzungssystem  besteht  aus  einem,  neben  dem  Darme  lie- 
genden, geknäuelten  Eierstocke  mit  wenig  grossen  Eiern.  Von  männlichen  Sexualtheilen  ist  nur  bei  P.  le- 
ptura  eine  contractile  Blase  erkannt.  —  Empfindungsorgane  sind  nicht  mit  Sicherheit  beobachtet,  und  die 
Nervenschlinge  im  Nacken  der  Hydatina  scheint  hier  ganz  zu  fehlen.  Ein  zapfenartiges  Organ  zwischen 
den  Muskeln  im  Kopfe  der  P.  leptura  scheint  das  Hirnganglion  zu  seyn. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  nur  bei  Berlin  bekannt. 

22.     Pleurotrocha  gibba,   der  »icke.     Tafel  XLVII.  Fig.  IV. 

P.  corpore  a  fronte  ad  pedis  basin  increscente,  tunc  subito  decrescente,  digitis  minoribus  turgidis,  fronte  truncata. 

Pleurotroche  bossue,  a  corps  s' elargissant  du  front  vers  la  Aase  du  pied,  dela  brusquement  s  atnin- 
cissant,  les  doigU  courts  et  gonßea,  le  front  tronque. 


419    

Hydatina  gibhtt,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.    p.  46.   1831.  p.  127. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Das  Thierclien  ist  bei  Berlin  ziemlich  häufig,  aber  immer  einzeln,  und  hat  viel  Ähnlichkeit  mit  Hydatina  brachydactyla 
und  in  der  Körperform  mit  Furcularia  gibba  oder  Diglena  catellina.  Es  lebt  um  Meerlinsen  im  Sommer,  aber  1836  fand  ich  es 
auch  schon  am  17.  Februar.  Der  Rücken  überragt  höckerartig  die  Fassbasis.  Die  gerade  abgestutzte  Stirn  schien  6  Wirbelorgane, 
vielleicht  auch  einen  äusseren  Wimperkranz  zu  haben.  Am  Munde  war  ein  schnabelartiger  Fortsatz  als  Unterlippe.  Der  kuglige  Schlimd- 
kopf  mit  2  einzahnigen  Kiefern,  eine  kurze  Schlundröhre,  ein  conischer  grün  erfüllter  Darm  mit  2  kugligen  pancreatischen  Drüsen  und 
ein  länglicher  weisser  Eierstock  mit  8  —  15  Eikeimen  und  einzelnen  grösseren  Eiern  wurden  deutlich  erkannt.  In  der  Fussbasis  waren 
auch  die  Zangenmuskeln  deutlich.  —  Grösse  yl8  Linie,  Ei  x/48  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XLVIL   Fig.  IV. 

Fig.  1.  rechte  Seitenansicht.  Fig.  2.  Zahngerüst  im  Schlundkopfe  in  der  Ruhe,  wo  die  beiden  Zähne  horizontal  gegen  einander  stehen.  Fig.  3.  Kie- 
ferform  im  Moment  des  Fangens  oder  Beissens.  Jeder  Kiefer  ist  ein  einfaches  schwach  gekrümmtes  Knorpelstäbchen,  an  dessen  vorderem  Ende  der 
einzelne  Zahn  eingelenkt  ist.  Vom  Zahne  herab  gehen  die  Schlundknorpel,  die  einem  harten  Gaumen  vergleichbar  sind.  Vergrösserung  SOOmal  im 
Durchmesser. 

33.     Pleurotrocha  constricta,  der  Räuber»     Tafel  XLVIII.  Fig.  I. 

P.  corpore  elongato  conico,  a  capite  strictura  discreto,  digitis  gracilioribus  rectis,  fronte  obliqua. 

Pleurotroche  etranglee,  a  corps  allonge  conique,  la  tete  separee  du  corps  par  un  etranglement,  les 
doigts  greles  droits,  le  front  oblique. 

Phurotrocha  conslricta,  Abhandl.  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1831.   p.  129. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  1831  entdeckte  Art  fand  ich  wieder  am  9.  April  1836  mit  Chlamidomonas  Pidvisculus  in  einem  grünen  Sumpfwas- 
ser, und  am  20.  Nov.  1837  mit  Epistylis  und  Amphileptus  an  Ceratophyllum  im  Thiergarten*  Sie  ist  leicht  mit  Notommata 
Petromyzon  zu  verwechseln,  welche  ein  sehr  kleines  und  oft  sehr  blasses  Nackenange  hat.  Im  grünen  Wasser  lebte  sie  mit  Notom- 
mata, lacinulata,  und  ich  sah,  wie  sie  diese  mit  einem  absichtlichen  Anlauf  erfasste,  mit  den  Zähnen  anbiss,  ihr  die  Eingeweide  aus- 
sog und  die  leere  Haut  dann  fallen  Hess.  Mehrere  Muskelparthieen  des  Räderorgans,  ein  kugliger  Schlundkopf  mit  2  einzahnigen  ga- 
belförmigen Kiefern,  eine  kurze  Schlundröhre,  2  Kugeldrüsen,  ein  einfacher  conischer  Darm  und  ein  Eierstock  mit  einzelnen  reifen 
Eiern,  welche  das  Keimbläschen  zeigten,  sind  die  bisher  erkannten  Organisationsdetails.  Das  Thierclien  ist  kräftig  lebhaft  und  auch 
der  Erscheinung  nach  ein  Raubthier.  —  Grösse  Vi*  Linie,  der  grössten  Eier  XU$  Linie.     (Vergl.  Diglena  grandis.) 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XL VIII.  Fig.  I. 

Die  ganze  Gruppe  stellt  den  von  mir  beobachteten  Moment  des  Fressens  einer  Notommata  lacinulata  dar. 
Fig.  1.     Seitenansicht.    Das  Thierchen  ist  im  Begriff,  auf  die  mit  -I-  bezeichnete  Notommata  loszuschiessen.    Fig.  2.    hat  sie  erpackt.    Fig.  3.     saugte 
sie  aus  und  Hess  die  leere  Haut  ++  fallen,    gp  Speicheldrüsen,  o"  Eierstock,  v**  Keimbläschen  im  Ei. 

24.     JPteurotrocha  leptura,  der  ȟnnfiiss.    Tafel  XLYlll.  Fig.  II. 

P.  corpore  medio  turgido,  fronte  obliqua,  pede  gracili,  digitis  tenuissimis  leviter  curvatis. 

Pleurotroche  lepiure,  ä  co?*ps  gonfle  au  milieu,  le  front  oblique,  le  pied  grele  a  doigts  tres-minces 
et  legerement  courbes. 

Pleurotrocha  leptura,  Abhandl.  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1831.   p.  129.   Taf.  IV.  Fig.  18. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  habe  diess  Thierchen  früher  bei  Berlin  öfter  im  Sommer  zwischen  Conferven  beobachtet,  und  es  nahm  leichter,  als  an- 
dere, Indigo  in  sich  auf.  Die  Organe  sind  wie  bei  den  vorigen  Arten,  doch  sah  ich  an  der  Fussbasis  noch  eine  contractile  Blase  im 
Innern,  die  Samenblase,  und  sah  im  Kopfe  ein  über  die  Wirbelmuskeln  hervorragendes  zapfenartiges  Organ,  welches  ganz  dem  grossen 
Hirnknoten  vergleichbar  ist,  der  bei  Notommata  häufig  das  Nackenauge  trägt.  Auch  reife  Eier  habe  ich  beobachtet.  Die  feinere  Or- 
ganisation ist  aus  Mangel  an  zahlreichen  Exemplaren  und  bequemer  Zeit  noch  nicht  weiter  verfolgt.  —  Grösse  bis  l/X2  Linie,  des  Eies 
V36  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XLVIII.  Fig.  IL 

Fig.  i.    rechte  Seitenansicht.     Im  Auswerfen  begriffenes,  mit  Indigo  genährtes,  Thierchen,  dessen  Hirnknoten  über  dem  Schlundkopfe  liegt.     Fig.  2. 
Rückenansicht  desselben.    Fig.  3.    linke  Seitenansicht.    Fig.  4.    Schlundkopf  und  Kiefer.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 


NEUNZEHNTE     GATTUNG:      GABELFISCHCHEN. 

Furcularia.    Furculaire. 

CHARACTER:    Animal  ex  Hydatinaeorum  familia,  ocello  unico  frontali  et  pede  furcato,  caudae  instar  in- 
structum. 

CARACTERE:   Animal  de  la  famille  des  Hydatines,  ayant  un  seul  oeil  au  front  et  le  pied  fourchu 
a  F  instar  dune  queue* 


43©   

Die  Gattung  der  Gabelfischehen  aus  der  Familie  der  Crystallfischchen  besitzt  ein  einzelnes  Stirn- 
Auge  und  einen  sehwanzartigen  Gabelfuss. 

Unter  dem  Namen  Furcularia  errichtete  Lamarck  1816  eine  Gattung  seiner  Gasse  der  Wimper- 
Polypen  aus  Müllers  gabelschwänzigen  Vorticellen  mit  13  Arten.  Cuvier  und  Schweigger  sahen  1817 
und  1820  Rotifer  als  den  Typus  der  Furcularien  an.  Bory  de  St.  Vincent  verzeichnete  1824  11  Arten 
in  der  Familie  der  Urceolaires  mit  Vorticellen,  von  denen  er  sie  nur  durch  beweglichen  eingelenkten 
Schwanz  unterschied.  Er  vermehrte  die  Artenzahl  um  4  Namen,  trennte  aber  mehrere  der  früheren  Arten, 
auch  Rotifer,  ab.  Seit  1830  ist  der  obige,  auf  die  Gesammtorganisation  gegründete,  Character  für  die  Gat- 
tung festgestellt  worden,  und  es  sind  darnach  erst  2,  jetzt  4  Arten  darauf  eingezeichnet.  So  sind  jetzt  20 
Art-Namen  in  der  Gattung  vorhanden,  von  denen  aber  nur  4  angewendet  werden  können.  Lamarcks  und 
Kory's  Arten  haben  sich,  bei  genauerer  Untersuchung,  so  in  die  aller  verschiedensten  Gattungen  und  Fami- 
lien zerstreut,  dass  keine  derselben  übrig  geblieben.  Diese  Thierchen  sind  sehr  beweglich  und  kräftig.  Sie 
schliessen  sich  in  ihrer  Organisation,  die  noch  weiter  zu  ermitteln  ist,  vielseitig  eng  an  Hydtttina  an,  nur 
durch  das  Auge  sich  sondernd.  Ein  mehrfaches  Wirbelorgan  ist  bei  allen  Arten,  aber  nur  noch  oberfläch- 
lich, bekannt.  Längsmuskeln  sind  bei  F.  gibha,  Zangenmuskeln  bei  3  Arten  unterschieden.  -^  Ein  Schlund- 
kopf mit  2  einzahnigen  Kiefern  (Monogomp/ua)  ist  bei  2  Arten  deutlich,  bei  den  übrigen  unklar  auch 
beobachtet.  Eine  sehr  kurze  Schlundröhre,  ein  einfacher  conischer  Darm  {Coelogastrica)  mit  2  drüsigen 
Ohren  ist  bei  allen  Arten  erkannt  —  Als  Fortpflanzungsorgan  ist  bei  sämmtlichen  Arten  ein  Eierstock  an- 
schaulich, und  bei  F.  gibba  allein  ist  auch  eine  contractile  männliche  Blase  sammt  Samendrüsen  beobachtet. 
—  Gefässe  sind  noch  nicht  erkannt,  auch  keine  vorspringende  Respirationsrohre,  noch  Kiemen.  —  Als  Em- 
pfinduiigsorgane  ist  bei  allen  Arten  ein  rother  Augenpunkt  an  der  Stirn  bemerklich,  und  bei  F.  ReinhardU 
ist  ein  zapfenartiger  Hirnfortsatz  vorhanden.  —  Sie  leben  zum  Theii  parasitisch  auf  andern  Thieren. 

Die  geographische  Verbreitung  der  jetzigen  Gattung  ist  in  Preussen,  Mecklenburg,  Dänemark  und 
vielleicht  im  sibirischen  Asien,  von  3  Arten  im  Süsswasser,  von  1  im  Seewasser  beobachtet. 

25.     furcularia  gihha,  buckliges  &a]belfi§cltchei*.     Tafel  XL VIII.  Fig.  III. 

F..  corpore  oblongo,  leviter  comprcsso,    dorso  convexo,    ventre  piano,    pedis  fiircati  digitis  styliformibus  dimidiam  cor- 
poris longitudinem  aecjuantibus. 

Furculaire  bossue,    a  corps  oblong,    legerement  comprime,  plat  an  venire,    coiwetce   au   dos,   ayant 
les  doigts  du  pied  fourchu  styliformes  et  longs  de  la  moiiie  du  corps. 

Furcularia  gibha,  Abhandl.  d.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.   p.  46.   1831.  p.  130.   Taf.  IV.  Fig.  16. 

Aufenthalt:     Bei  Berlin. 

Sie  findet  sich  bei  und  in  Berlin  mit  Chlamidomonas  in  grünem  Wasser,  auch  zwischen  Conierven,  immer  einzeln.  Die 
lange  Fusszange  und  das  lebhaft  rothe  Stirnauge  characterisiren  es  mehr,  als  die  Körperform.  Es  ist  convexer,  wenn  es  Eier  in  sich 
trägt  und  den  Dann  stark  erfüllt  hat.  Die  gröberen  organischen  Systeme  sind  sehr  klar,  die  feineren  erst  noch  mühsamer  aufzusuchen. 
Ich  glaubte,  auf  jeder  Seite  2  starke  innere  gestreifte  Muskelstränge  zu  erkennen,  welche  vom  Räderorgan  bis  zur  Fussbasis  reichten. 
6  Wirbelmuskeln  und  2  Fusszangeninuskeln  treten  vor.  Das  Auge  sass  auf  einem  (Hirn-)  Markknoten  der  Stirn  über  dem  Munde  und 
bezeichnete  die  Rückenseite  scharf.  Der  4muskelige  Schlundkopf  mit  2  einzahnigen  Kiefern,  der  kurze  Schlund,  der  einfach  conische, 
leicht  Indigo  aufnehmende,  Darm  und  2  ohrenartige  Speicheldrüsen  an  demselben  waren  sogleich  zu  erkennen,  so  wie  die  Auswurfs- 
öffnung  auf  der  Rückenseite  der  Schwanzbasis.  Der  Eierstock  hatte  meist  ein  reifes  grosses  Ei.  Hinter  ihm  lag  eine  rundliche  con- 
tractile männliche  Blase,  in  welche  sich  die,  auf  der  Bauchseite  von  vorn  nach  hinten  gerade  auslaufende,  schmale  keulenförmige  Se- 
xualdrüse einmündete.  Ich  sah  letztere  nur  einfach,  vermuthe  sie  aber  doppelt.  Die  Zangenschenkel  sind  fast  6mal  so  lang,  als  ihre 
Basis.     Die  Bewegung  ist  etwas  träge.  —  Grösse  — */»  Linie,  des  Eies  J/36  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XLVIII.    Fig.  III. 

Fig.  1.     rechte  Seitenansicht;     Fig.  2.    Rückenansicht;     Fig.  3.     linke  Seitenansicht  im  eingezogenen  Zustande,  wo   der  Fuss  einfach  griffelartig  wird; 
Fig.  4.     Schlundkopf  mit  den  Kiefern  und  nach  innen  wie  zum  Schlucken  gebogenen  Zähnen.     Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

S6.     Furcularia  Meinhardti,  Reinhardrs  dalbelfiscliclieii.     Tafel  XLVIII.  Fig.  IV. 

F.  corpore  fusiformi,  fronte  truncata,  pede  cylindrico  elongato,  apice  breviter  furcato. 

Furculaire  de  Reinhardt^    a  corps  fusele,    tronque  au  fronte   ayant  le  pied  allonge  cylindrique  h 
courte  fourche  au  bout. 

Furcularia  ReinhardU,  Abhandl.   der  Akademie   d.  Wrissensch.  zu  Berlin,   1833.  p.  508. 

Aufenthalt:    Bei  Wismar  und  Copenhagen  in  der  Ostsee. 

Dieses  Thierchen  ist  für  die  Monopyscis  (Sertularia)  geniculata  des  Seewassers  derselbe  Parasit,  wie  Noiommata  Pe- 
tromy%on  für  Epistylis  des  Süsswassers.  Es  lebt  auf  und  zwischen  den  Zweigen  derselben,  und  die  Beobachter  der  Sertularien 
haben  sich  in  Acht  zu  nehmen,  nicht  die  Eier  für  Kapseln  der  Sertularien  zu  halten.  Ich  fand  es  zuerst  am  15.  Aug.  1833  zwi- 
schen der  Sertularia  bei  Wismar,  dann  im  September  zwischen  derselben  und  Coryne  multicomis,  an  frisch  ausgeworfenen  Fucis 
bei  Copenhagen,    die  ich  mit  dem  Etatsrath  Reinhardt,    dem  Zoologen,    daselbst  sammelte.     Der   etwas   spindelförmige   Körper    des 


— 431    

sehr  klaren,  und  durch  sein  schönrothes  grosses  Stirnauge  sich  angenehm  auszeichnenden,  Thierchens  scheidet  sich  vorn  durch  eine 
leichte  Strictur  in  Kopf  und  Rumpf,  hinten  aber  läuft  es  sehr  allmälig  in  einen  langen  und  dünnen  Fuss  von  V$  der  ganzen,  V2  der 
Körper-Länge  aus,  an  dessen  Ende  zwei  kleine  Zangenfinger  befindlich  sind,  die  1/5  —  %  des  Fasses  bilden  und  durch  2  lange,  durch 
den  ganzen  Fuss  laufende,  Zangenmuskeln  bewegt  werden.  Vier  vordere  Muskelbündel  des  Räderorgans,  ein  längliches,  vorn  das  Auge 
tragendes,  Hirnmark,  ein  4muskeliger  Schlundkopf  mit  2  gabelförmigen  einzahnigen,  vielleicht  2zahnigen,  Kiefern,  eine  kurze  Schlund- 
röhre,  ein  einfach  conischer  Darm  mit  2  Drüsen  sind  leicht  bemerkliche  innere  Organe.  Zu  diesen  gesellt  sich  noch  ein  mehr  oder 
weniger  entwickelter  Eierstock.  Zuweilen  sah  ich  auch  zarte  Längsstreifen  im  Innern,  die  ich  für  Muskeln  hielt.  Die  Bewegung  ist, 
das  Wirbeln  ausgenommen,  nicht  sehr  lebhaft.  —  Grösse  bis  V10  Linie.  Reife  Eier  wahrscheinlich  Vjg  Linie  gross.  Ich  sah  keine 
ganz  reifen. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XLVIIL  Fig.  IV. 

Fig.  1.    rechte  Seitenansicht  des  ausgedehnten  Thierchens.     Fig.  2.     Rückenansicht  des  contrahirten  Thierchens.     Fig.  3.     Kiefer  und  Zähne.     Ver- 
grösserung  300mal  im  Durchmesser. 

%%.     furcularia  JForJicula9  Obrwarmfischclien.     Tafel  XLVIIL  Fig.  V. 

F.  corpore  cylindrico,  fronte  subacuta,  pedis  forcipati  digitis  praelongis  recurvis,  superne  basi  dentatis. 

Furcnlaire  Forficule^   a  corps  cylindriyue ,    obtusement  aigu  au  front ,   ayant  les  doigts   du  pied 
fourchu  tres-longs,  recourbes  et  denteles  a  la  base  superieure. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  fand  diess  hier  zuerst  genannte  seltene  Thierchen  am  6.  August  1834  in  Torfwasser  bei  Berlin.  Es  war  sehr  lebendig, 
hin  und  her  fahrend,  hatte  einen  lebhaft  rothen  Augenpunkt  ganz  vorn  auf  der  fast  spitz  auslaufenden  Stirn,  unter  welcher  ein  wohl 
zweizahniger  Kieferapparat  zum  Fangen  bereit  war.  Das  Räderorgan  schien  zwei  Stirntheile  neben  dem  Auge,  und  jederseits  ein  fast 
radartiges  Wimperbündel  zu  haben.  Der  längliche  Schlundkopf  mit  2  langen  Kieferschenkeln,  die  nur  durch  einen  Einschnitt  bezeich- 
nete fast  fehlende  Schlundröhre,  2  Speicheldrüsen,  der  einfach  conische,  mit  grüner  Speise  erfüllte,  Darm  und  der  längliche  Eierstock 
zu  seiner  Seite  sind  die  erkannten  Organisationstheile.  Sehr  ausgezeichnet  war  der  Zangenfuss  durch  breite  krumme  Finger,  deren  je- 
der oben  am  Grunde  2  Zacken  hatte.  Müllers  Cercaria  vermicularis  passt  besser  auf  Diglena  forcipata. —  Grösse  V12  Linie* 
Das  reife  Ei  wahrscheinlich  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XLVIIL  Fig.  Y. 

Fig.  1.    Rückenansicht;    Fig.  2.    linke  Seitenansicht.    Vergrösserung  3Q0mal  linear. 

28.     Furcularia  gracilis,   schlankes  C^aTbelfiscbcIieii.     Tafel  XLVIIL  Fig.  VI. 

F.  corpore  cylindrico,  gracili,   ad  basin  caudae  subito  decrescente,   pedis  furcati  digitis  gracilibus  longis  rectis,    dinu- 
dio  corpore  brevioribus. 

Furculaire  grele,  a  corps  cylindricjue  grele,  brusc/uement  aminci  a  la  base  du  pied  fourchu ,   ayant 
les  doigts  longs,  droits,  plus  courts  r/ue  la  moitie  du  corps. 

Furcularia  gracilis,  Abhandl.   der  Akademie  d.   Wissensch.   zu   Berlin,    1830.   p.  46.    1831.   p.  130. 
Hydatina?  leptocerca? ,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.   p.  63.   1831.  p.  128. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin,  vielleicht  auch  bei  Tobolsk  im  sibirischen  Asien. 

Das  schlanke  Gabelfischchen  lebt  bei  Berlin  mit  Meerlinsen,  Conferven  und  in  grünem  Wasser  von  Chlamidomonas  zuweilen 
häufig.  In  seinen  Bewegungen  ist  es  rasch  und  kräftig.  Es  hat  manche  Aehnlichkeit  mit  jungen  Thieren  der  F.  gibba,  allein  bei 
gleicher  Länge  bleibt  es  viel  schmäler  und  hat  ein  mehr  längliches,  daher  bei  gleicher  Länge  weniger  voluminöses  Ei,  welches  es  an 
Conferven  anheftet.  Das  Räderorgan  schien  6  Muskeln  zu  haben,  zwischen  denen  oberhalb  ein  längliches  Hirnmark  mit  einem  rothen 
Augenpunkt  auf  seinem  vordem  Ende  befindlich  war.  Ein  rundlicher  4muskeliger  Schlundkopf  mit  2  unklaren  einzahnigen  Kiefern,  eine 
deutliche  Schlundröhre,  2  kleine  Speicheldrüsen,  ein  einfacher  conischer,  oft  mit  grüner  Speise  erfüllter,  auch  leicht  Indigo  aufnehmen- 
der, Darm  und  neben  diesem  nach  hinten  ein  Eierstock  mit  oft  1  entwickeltem  Ei  sind,  nebst  2  Zangenmuskeln  des  Fusses,  die  er- 
kannten Theile  des  Organismus.  Ob  die  Hydatina?  leptocerca  aus  Tobolsk  in  Sibirien  hier  anzureihen  ist,  bleibt  zweifelhaft,  doch 
wäre  es  nach  der  vorliegenden,  damals  von  mir  entworfenen,  augenlosen  Zeichnung  möglich,  da  das  Auge  leicht  übersehen  seyn  kann, 
obschon  ich  schon  darauf  aufmerksam  war.  —  Grösse  bis  Vis  Linie,  des  Eies  bis  V36  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XLVIIL    Fig.  VI. 

Fig.  1.    rechte  Seitenansicht;     Fig.  2.  junges  Thierchen;     Fig.  3.  rechte  Seitenansicht  eines  halb  erwachsenen;     Fig.  4.  Rückenansicht;     Fig.  5.    halb 
eingezogen;    Fig.  6.     ein  an  einer  Conferve  ansitzendes  Ei.     Solche  Eier  hat  Turpin  1828  als  Pflanzengattung  Bursella  beschrieben.    Vergr.  300. 


Nachtrag   zur   Gattung    Furcularia. 

Folgendes  ist  ein  Versuch,  die  17,  von  Lamarck  1816  und  Bory  de  St.  Vincent  1824  gegebenen,  hier  nicht  aufge- 
nommenen, Artnamen  zu  deuten:  1)  Furcularia  aurita  Lamarck  =  Notommata  aurita;  2)  F.  Canicula  Lam.  —  Diglena?; 
3)  F.  Catulus  Laj>t.  =  Diglena  catellina?;  4)  F.  constricta  Lam.  =  Notommata;  5)  F.  Felis  Lam.  =  Diglena?,  No- 
tommata F.;  6)  F.  furcata  Lam.  =  Diglena?,  Furcularia?;  7)  F.  Joblotii  Bory  =  Monostyla? ,  Lepadella? ;  8)  F.  la- 
cinulata  Lam.  ==  Notommata  lac;  9)  F.  Larva  Lam.  =  Diglena  conura? ;   10)  F.  lobata  Bory  =  Notommata  lacinu- 

106 


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lata;  11)  F.  longicauda  Bory  =  Scaridium  longicaudum;  12)  F.  longisela  Lam.  =  Notommata  long.;  13)  F.  rediviva 
Lam.  =  Rotifer  vulgaris;  14)  F.  #arefo  Lam.  =  Hydathta  $.;  15)  jF.  stentorea  Bory  (1825.  ZWc£  class.)  =  Dinocharis 
Poeillum;  16)  JFl  succollata  Lam.  =  Salpina?,  Notommata? ;  17)  F.  togata  Lam.  =  Furcularia? ,  Notommata?  9  Di- 
glena  caudata? ',   EucJdanis? . 


ZWANZIGSTE     GATTUNG:      FADENSCHWANZ. 

Monocerca.    Monocerque. 

CHARACTER:     Animal  ex  Hydatinaeorum  familia,   ocello   unico   occipitali  et  pede  simpliciter  styliformi, 
caudam  referente. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Hydatines^  avec  un  seul  oeil  a  la  nuque  et  un  pied 
simplement  styliforme^  semblable  et  une  r/ueue. 

Die  Fadenschwänze  bilden  eine  Gattung  der  Familie  der  Crystallfischchen,  welche  sich  durch  ein 
einzelnes  Nackenauge  und  einen  einfach  griffelforinigen,  schwanzartigen  Fuss  auszeichnet. 

Ein  sehr  eigentümliches  Thierchen  dieser  Gattung  ist  von  dem  Pastor  Eichhorn  in  Danzig  1775 
zuerst  beobachtet  worden.  Müller  nannte  es  1776  erst  Cercaria  und  dann  Trichoda  Rattus,  verwech- 
selte es  aber  sogleich  mit  Mastigocerca  carinata,  welche  sich  durch  einen  Panzer  unterscheidet,  sonst 
aber  sehr  ähnlich  ist.  Schrank  nannte  es,  auch  schon  1776,  Brachionus  cylindricus  und  1803  Tri- 
choda Cricetus.  Eine  2te  Art  nannte  Müller  1786  Vortieella  valga^  und  eine  dritte  Art  Schrank  1793 
Brachionus  Rattus  und  1862  Vaginaria  longiseta.  Lamarck  kannte  nur  Müllers  2  Arten  und  führte 
1816  die  erstere  als  Rattulas  carinatus  und  die  letztere  als  Urceolaria  valga  in  seinem  Systeme  auf. 
Schweigger  folgte  Lamarck,  Goldfuss  zog  Trichoda  Rattus  zu  Trichocerca.  Bory  de  St.  Vincent  bil- 
dete 1824  zuerst  die  Gattung  Monocerca  mit  2  Arten  und  füllte  seine  Gattung  Ratulus  mit  ganz  andern 
Formen  5  als  Lamarck.  Der  Trichoda  Rattus  gab  er  unnöthig  den  neuen  Namen  Monoc  longicauda^  und 
Synchaeta  tremula  war  seine  2te  Art  der  Gattung.  Die  Urceolaria  valga  verzeichnete  er  besonders. 
Hier  hat  die  seit  1836  auf  strengere  Charactere  zurückgeführte  Gattung  3  Arten.  —  Die  Organisation  ist 
reichlich  ermittelt ?  aber  noch  nicht  erschöpft.  — •  Das  Bewegungssystem  besteht  bei  2  Arten  aus  einem  ?  in 
etwa  6  Bündel  vertheilten,  Wirbelorgane.  Ueberdiess  erkennt  man  in  2  Arten  bandartige  Längsmuskeln 
und  auch  1 — 2  Fussmuskeln. —  Eine  eigentümliche  schiefe  Form  des  Schlundkopfs  mit  2  ungleichen,  1 — 2- 
zahnigen  Kiefern,  eine  gebogene  lange  Schlundröhre,  ein  einfach  conischer  Darm  und  2  ohrartige  Speichel- 
drüsen an  dessen  vorderem  Ende  sind  bei  2  Arten  deutlich.  —  Ein  Eierstock  mit  wenig  grossen  Eiern  und 
eine  contractile  Blase  über  der  Fussbasis  sind  bei  2  Arten  erkannte  Details  des  Hermaphroditismus.  —  Eine, 
bei  2  Arten  an  der  Stirn  hervorragende,  Respirationsröhre  lässt  die  Anwesenheit  des  Gefasssystems  erken- 
nen, dessen  weitere  Details  noch  erst  aufzusuchen  sind.  —  Von  Empfindungsorganen  ist  ein  rother  Augen- 
punkt auf  einem  grossen,  zwischen  den  Muskeln  des  Räderwerks  hervorragenden,  Markknoten  an  dessen 
Hinterseite  aufsitzend  anschaulich  geworden. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  weit  über  Europa,  aber  nur  im  Süsswasser  beobachtet. 

29.     Monocerca  Mattus,  Ratten  -Fischchen.    Tafel  XLVIII.  Fig.  VIL    Tafel  IL  Fig.  VII. 

M.  corpore  ovato  oblongo,  fronte  truncata  inermi,  pede  styliformi  longissimo,  corporis  longitudiuc. 

Monocere/ne  Rat^   a  corps  ovale -oblong,   trone/ue  au  front  saus  armure9   ayant  le  pied  styli forme  de 
la  longueur  du  corps. 

Die  Wasser  -  Ratte ,  Eichhorn,  Beiträge  z.  Kenntniss  der  kl.  Wasserth.   p.  34.    Taf.  II.   Fig.  O.   1775. 

Cercaria,  n.  sp.,  Müller,  Naturforscher,  Synonyme  zu  Eichhorn,  IX.  p.  208    1776. 

Trichoda  Rattus ,  Müller,  Prodromus  Zoolog,  danicae.     Addenda,  p.  281.   1776. 

Brachionus  cylindricus ,  Schrank,  Beiträge  zur  Naturgesch.  p.  105.  Taf.  IV.  Fig.  16.  1776. 

Trichoda  Rattus,  Herrmaisn?  Naturforscher,   XX.   p.  163.    Tab.  III.   Fig.  47,  48.   1784.   zu  schwache  Vergrosserung. 

Trichoda  Rattus,  Müller,  Animal c.  Infus,  p.  205.  Tab.  XXIX.  Fig.  5.  und  6.   nicht  7.   1786.    (s.  Mastigocerca.) 

Trichoda  Cricetus,  Schränk,  Fauna  boica  III.  2.  p.  90.   1803. 

Rattulus  carinatus,  Lamarck,  Hist.  nat.  d.  An  im.  sans  vert.  II.  p.  23.  1816.   zum  Tlieil,  s.  Mastiyocerca. 

Raltulus  carinatus,  Schweigger,  Handb.  d.  Naturg.  d.  skeletl.  T  liiere,  p.  407.  1820. 

Trichocerca  Rattus,  Goldfuss,  Handbuch  d.  Zoologie,   I.   p.  69.    1820. 

Monocerca  longicauda,  Bory  de  St.  Vincent,   Encycloped.  method.  Vers.  1S24.    zum  Theil. 

Monocerca  Rattus,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.  p.  46.    1831.   p.  130. 

Aufenthalt:    Bei  Danzig,  Copenhagen,  Zizelau  in  Baiern ,  Strassburg?  und  Berlin  beobachtet. 

Eichhorn  entdeckte  das  Thierchen  bei  Danzig  im  Schlamm,  sah  keine  Wimpern  und  fand  es  träge.  Müller  ,sah  es  in 
Dänemark  in  Gräben,  Schrank  in  einem  Sumpfe  bei  Zizelau,  auf  dessen  Grunde  Spongilla  fluviatilis  wuchs.  Herrmann  fand  es 
wohl  bei  Strassburg  mit  Wasserlinsen.  Seitdem  hat  es,  ausser  mir,  wohl  niemand  wieder  gesehen.  Bei  Berlin  ist  es  nicht  selten  zwi- 
schen Conferven,    und  ich  sah  es  seit  1830  oft  wieder  im  Sommer  und  Winter   (1835  am  11.  Februar).     Es   schwimmt  langsam  und 


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steif;  wenn  es  ruht,  wirft  es  den  Griffelfuss  hin  und  her.  Auf  der  Stirn  scheint  es  eine  harte  Platte  zu  haben,  unter  welcher  ein  sie 
überragender  trüber  Beutel  (Hirn-Masse?)  liegt  und  die  vorn  einen  Ausschnitt  für  die  Respirationsröhre  hat.  Sechs  halbkuglige  Mus- 
kelscheiden für  die  Wimperbündel  umgeben  einen  langen  zapfenartigen  Markknoten  (Augenganglion),  welcher  am  hintern  Ende,  im 
Nacken,  ein  grosses  rothes  Auge  trägt.  Zwei  Rückenmuskeln  gehen  von  der  Stirn  schief  zur  Mitte  des  Rückens,  und  2  Bauchmuskeln 
zur  Mitte  des  Bauches.  Der  schiefe  Schlundkopf  hat  2  ungleiche  einschenklige  Kiefer,  die  1 — 2  Zähne  führen.  Seitlich  in  der  Mitte 
des  Schlundkopfs  inserirt  sich  die  Schlundröhre  in  Form  eines  Schwanenhalses.  Es  folgt  ein  einfach  conischer  Dann  mit  2  grossen 
ovalen  Speicheldrüsen.  Diese  hintere  Mündung  ist  unter  einer  Hautfalte  an  der  Fussbasis.  Der  Eierstock  hat  eine  röthliche  Farbe. 
Dahinter  liegt  eine  rundliche  contractile  Blase.  Der  Fuss  hat  nur  eine  kurze  Basis  mit  einem  herzförmigen  (2?)  inneren  Muskel,  aber 
einen  sehr  langen  Griffel,  an  dessen  Grunde  noch  4  ungleiche,  zuweilen  eng  anliegende,  Borsten  sind.  —  Grösse  bis  l/io  Linie,  des 
Eies  V36  Linie.  —  Bory's  Monoc.  carinata  (Isis,  1834.  p.  1199.)  war  ein  Schreibfehler  von  mir.    (Vergl.  Chilomonas  destruens.) 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XLVIIL   Fig.  VII. 

Fig.  1.  rechte  Seitenansicht.  Fig.  2.  linke  Seitenansicht;  beides  nach  Zeichnungen  von  1835.  s  die  contractile  Blase,  m-\-  der  Fussnuiskel.  Fig.  3. 
rechte  Seitenansicht  nach  einer  Zeichnung  von  1830.  Jüngeres  Thierchen.  Fig.  4.  Schlundkopf  und  Schlund.  Der  mittlere  Zapfen  ist  die  innere 
Röhre,  der  krumme  und  der  gerade  längere  Streif  sind  die  beiden  Kiefer.     Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

30.  Monocerca  Mcornis,  zweiBiorniger  Fa<leii*eliwanz,  Stachel -Kalte.  Tafel  XLVIIL 

Fig.  VIII. 

M.  corpore  ovato-oblongo,  fronte  truncata,  duobus  aculeis  armata,  pede  styliformi  longo,   breviore  quam  corpus. 

Monocerque  bicorne^  a  corps  ovale -oblonge  tronque  au  front ,    arme  de  deute  epmesy   ayant  le  pied 
styliforme  un  peu  plus  court  que  le   corps. 

Brachionus  Rattus,  Schrank,  Naturforscher,  XXVIT.   p.  26.   Taf.  III.   1793. 

Vaginaria  longiseta,  Schrank,  Briefe  naturhist.  Inhalts  an  Natj,  p.  383.    Taf.  II.  Fig.  13.  1802.    Fauna  boica,  III.  2.  p.  140.  1803. 

Monocerca  Mcornis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissens  eh.  zu  Berlin,   1830.  p.  46.    1831.  p.  131. 

Aufenthalt:    Bei  Ingolstadt  oder  Erlangen  und  Berlin. 

Schrank  bat  diese  Art  in  Baiern  zuerst  1793  und  öfter  beobachtet.  Er  hielt  sie  1802  für  Müllers  Trichoda  Rattas 
und  gab  eine  weit  bessere  Abbildung,  bei  der  nur,  wenn  es  nicht  eine  besondere  Art  war,  die  Stacheln  und  der  Griffelfuss  zu  lang  gezeich- 
net sind.  Da  gerade  in  dem  längern  Körper  im  Verhältniss  zum  Fusse  ein  Character  dieser  Art  gegen  die  vorige  liegt,  so  konnte  ich 
den  Namen  longiseta  nicht  anwenden;  ist  aber  Schrank' s  Art  eine  besondere,  so  mag  dieser  der  Name  passend  seyn  und  bleiben. 
Die  Organisation  ist  der  der  vorigen  sehr  ähnlich.  Die  feste  Stirnplatte  geht  nur  bei  dieser  in  zwei  lange,  oft  sehr  ungleiche,  zuwei- 
len gleiche  Spitzen  aus.  Ich  zählte  auch  6  Muskelscheiden  für  die  Wimperbündel,  dazwischen  einen  cylindrischen  langen  oder  ovalen 
Markknoten,  auf  dem  hinterwärts  das  rothe  Auge  aufsitzt.  Den  Markbeutel  unter  der  Stirnplatte  vermisste  ich,  aber  die  Respirations- 
röhre ragte  zwischen  den  Stacheln  durch.  Der  schiefe  Schlundkopf  zeigte  feine  Queerrunzeln,  einen  krummen  und  einen  geraden  Kie- 
fer und  an  jedem  derselben  vielleicht  3  Zähne,  wenn  ich  die  6 — 7  Spitzen  richtig  gedeutet  habe.  Die  schwanenhalsartige  Schlund- 
röhre, die  beiden  Drüsen,  der  conische  einfache,  meist  mit  grüner  Speise  erfüllte,  Darm  waren  gleichartig.  Von  innern  Längsmuskeln 
sah  ich  nur  Rückenmuskeln,  aber  in  doppelter  Zahl,  4  neben  einander,  mehr  nach  hinten  reichend.  Neben  dem  Eierstocke  lag  hinter- 
wärts auch  die  contractile  Blase.  Die  Basis  des  Schwan zfusses  war  schmäler  und  kürzer  bei  grösseren  Körpern,  und  zeigte  nur  1  in- 
nern halbkugligen  Muskel.  An  der  äusseren  Basis  des  Griffels  selbst  lagen  noch  2  dicke  kurze  Borsten  angedrückt.  Ich  sah  keine 
ganz  reifen  Eier.  Bei  Berlin  ist  auch  diese  Art  jährlich  nicht  selten  im  Torfwasser  zwischen  Conferven,  zuweilen -mit  Volvotc  Glo- 
bator.  Sehr  häufig  hatte  ich  sie  am  25.  März  1835,  vor  1830  nur  einzeln.  Ich  sah  sie  nie  röthlich,  wie  die  vorige  immer.  — 
Grösse  %  Linie,  des  reifen  Eies  wohl  V36  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XLVIIL    Fig.  VIII. 

Fig.  1.  rechte  Seitenansicht  eines  Thierchens  mit  gleichlangen  Hörnern.  Fig.  2.  ein  zusammengezogenes  Thierchen  mit  dem  Kopfe  nach  unten  und 
mit  gebogenem  Rattenschwänze.     Fig.  3.    Schlundkopf.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

31.  Monocerca?  valga,  kleiner  Fadenscltwanz.     Tafel  XLVIIL  Fig.  IX. 

M.  corpore  parvo  subeubico,  capite  discreto,  dorsi  gibbere  et  pede  conico  crasso  furcam  inaequalem  referentibus. 

Monocerque  crochue,    a  corps  petit  presque  cubique,    avec  une  tete   disthicfe,    une   bosse   au   dos  et 
un  pied  conique  formant  une  fourche  inegale. 

Vorticella  valga,  Müller?  Animalc.  Infusor.  p.  266.  Tab.  XXXVII.   Fig.  12.   1786. 
Urceolaria  valga,  Lamarck,  Hist.  nat.  des  animaux  sans  vert.  II.   p.  43.   1816. 
Urceolaria  valga,  Bort  de  St.  Vincent,  Encyclopedie  method.  Vers.  1824. 
Monocerca?  valga,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  211. 

Auf  enthalt:    Bei  Berlin  und  vielleicht  bei  Copenliagen. 

Müller's  sehr  selten  im  Sumpfwasser  vorgekommene  Vorticella  valga  kann  eine  durch  Zerfliessen  oder  Eierlegen  her- 
vorgegangene Missbildung  sehr  vieler  verschiedener  polygastrischer  Infusorien  seyn,  daher  auch  die  andern,  darauf  sich  stützenden,  Na- 
men sehr  unsichere  Synonyme  sind  (vergl.  Stentor  caeruleus,  Taf.  XXIII.  Fig.  IL  3.;  Enchehjs  Farchnen,  Taf  XXXL 
Fig.  IL  9.;  Colpoda  Cucullus,  Taf  XXXIX.  Fig.  V.  16.).  Das  von  mir  bei  Berlin  beobachtete  Räderthierchen  ist  sehr  ausge- 
zeichnet, obschon  es  noch  nicht  hinreichend  scharf  beobachtet  ist.  In  der  Erscheinung  gleicht  es  sehr  der  Glenophora  Trochus,  von 
der  Seite  gesehen  ist  es  aber  hinten  gabelförmig  und  es  hat  nur  1  Auge  und  dieses  im  Nacken.  Es  ist  selten,  sehr  rasch  beweglich 
und  fand  sich  mit  Notommata  granularis,  der  es  auch  im  Aeusseren  ähnlich  ist,  im  November  1833  in  mehreren  Exemplaren.  Das 
Junge  dieser  kann  es  nicht  seyn,  denn  ich  hatte  dergleichen  daneben.  Das  Räderorgan  zeigte  bei  der  Contraction  4  Muskelscheiden. 
Das  deutliche  rothe  Auge  sass  auf  einem  weniger  deutlichen  Markknoten.  Im  Innern  waren  verschiedene  unklar  begrenzte  Organe.  Ein 
einfacher  kurzer  conischer  Darm  und  ein  grosses  Ei  waren  vorherrschend.     Der  Schlundkopf  war  undeutlich.     Die  hiutere  Darmmündung 


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imrastc  wohl  gerade  in  der  Mitte  der  Zangengabel  seyn,  deren  oberer  Theil  dann  ein  Höcker  des  Rückens,  deren  unterer  längerer  Theil 
ein  einsclienkliger  Fuss  war,  wie  bei  Notommata  Centrura.  —  Grösse  V24  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  XLVIIL   Fig.  IX. 

Fig.  1.     Rückenansicht;      Fig.  2.     linke  Seitenansicht;     Fig.  3.    Rückenansicht  in  der  Contraction;     Fig.  4.     rechte   Seitenansicht.     Linear -Vergrüs- 
serung  300mal. 


EINUNDZWANZIGSTE     GATTUNG:     NACKENAUGE. 

lotommata.    lotommate. 

CHARACTER:    Animal  ex  Hydatinaeorum  familia,  ocello  unico  occipitali,  pede  bisulco,  caudam  furcatain 
referente  et  organo  rotatorio  siinpliciter  ciliato  instnictum. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Hydatines,   ayant  un  seul  oeil  a  la  nuque,   un  pied  a 
deux  doigts^  en  forme  de  quene  fourchue  et  Vor  gerne  rotatoire  simplement  eilte. 

Die  Nackenaugen  zeichnen  sich  in  der  Familie  der  Crystallfischchen  durch  ein  einzelnes  Auge  im 
Nacken^  einen  zweifingrigen5  gabelschwanzartigen  Fuss  und  ein  nur  aus  Wimpern  gebildetes  Räderorgan  aus. 


Erläuterung*  zur  C*attuiig  der  Mackenaugen. 

Die  Gattung  Notommata ,  zu  welcher  mehrere  der  grössten  Räderthiere  gehören,  umfasst  jetzt  27  Arten.  Sie  wurde  1830 
mit  8  Arten  gegründet.  Mit  Sicherheit  giebt  es  keine  frühere  Geschichte  derselben,  allein  wahrscheinlich  kannte  man  doch  mehrere 
Arten  seit  langer  Zeit.  In  Joblot's  Abbildungen  von  1718  findet  sich  eine,  der  Notommata  gibba  ziemlich  ähnliche,  Form  unter 
dem  Namen  Doguin.  Baker  kannte  1752  vielleicht  Notommata  aurita.  Müller  verzeichnete  1773  vielleicht  N.  lacinulata  und 
Tripus  als  Vorticella  auriculata  und  V.  Felis.  Eichhorn  kannte  1775  vielleicht  N.  ansata,  Müller  wohl  1786  noch  N. 
longiseta  und  aurita  als  Vortic eilen,  und  N.  Tigris  als  Trichoda,  vielleicht  auch  eine  Art  als  Cer  curia  Crumena  aus  dem 
Seewasser,  und  noch  3  Arten  als  Vorticella  succollata,  constrieta  und  togata  des  Süsswassers,  im  Ganzen  9  Arten.  Schrank 
hat  1793  eine,  der  N.  Myrmeleo  sehr  ähnliche,  Form  abgebildet,  die  er  auch  noch  1803  Brachionus  multieeps  nannte,  wobei  er 
N.  Tigris  wieder  als  Trichoda,  und  N.  Tripus  als  Ecclissa  Felis  verzeichnete.  Oken  brachte  1815  einige  dieser  Formen  in 
seinen  4  Gattungen  Zapfel,  Stürzet,  Korbet  und  Spurrel  unter.  Lamarck  nahm  1816  nur  Müller's  Vorticellen  in  seine 
Gattung  Furcularia  auf,  ohne  von  den  übrigen  Kenntniss  zu  nehmen.  Ihm  folgten  die  Neueren,  besonders  Bory  de  St.  Vincent, 
der  1824  5  Arten  mit  Lamarck  zu  Furcularia  zog,  eine  Diurella  Tigris  nannte  und  2  wohl  als  Ratulus  und  Leiodina  be- 
schrieb. Zuletzt  hat  Corda  wohl  1835  eine  Art  Cystophthalmus  Ehrenbergii  genannt  (s.  d.  Nachtrag).  Von  den  hier  verzeich- 
neten 27  Arten  waren  vor  1830  etwa  7  Arten  bekannt.  Ausser  den  gleichzeitig  mit  der  schärferen  Umschreibung  des  Gattungschara- 
cters  1830  verzeichneten  8  Arten  sind  1831  noch  6  hinzugefügt  worden.  Wieder  neue  6  Arten  wurden  1833,  und  noch  3  Arten 
1835  beobachtet.  Hier  ist  die  Zahl  noch  um  4  Arten  vermehrt.  —  Die  Organisation  ist  bei  Vs  der  Arten  sehr  vollständig,  bei  allen 
aber  mannigfach  bekannt,  und  schliesst  sich  ganz  nahe  an  die  von  Hydatina  an.  —  Als  Bewegungsorgane  dienen  bei  allen  Arten  ein, 
nur  vorn  an  der  Stirn  des  übrigens  glatt  nackten  Körpers  gelegenes,  aus  mehreren  Farthieen  (Wimperbündeln)  bestehendes,  zuweilen 
Ohr-  und  Arm -artiges  Räderwerk  und  ein  gabelförmiger  Schwanzfuss.  Bei  8  der  grösseren  Arten  sind  zahlreiche  innere  Bewegungs- 
muskeln erkannt  und  sehr  umständlich  studirt  worden.  Bei  N.  Copeus  und  Werneckii  sind  noch  besondere  Borsten  einzeln  am  Kör- 
per. —  Das  Ernährungssystem  ist  bei  allen  Arten  ermittelt.  Ein  bei  18  — 19  Arten  mit  zwei  einzahnigen,  bei  8  Arten  mit  2  vielzah- 
nigen  Kiefern  versehener  Schlundkopf  mündet  durch  eine  Öfter  kurze,  zuweilen  lange  enge  Schlundröhre  in  einen  weiten  einfach  coni- 
schen Darm  (Coelogastrica).  Nur  bei  N.  Tuba  ist  eine  Magen -Abschnürung  {Gasterodela  a),  und  nur  bei  N.  Myrmeleo,  Sy~ 
rinzc  und  clavulata  ist  eine  magenartige  Erweiterung  ohne  Abschnürung  {Gasterodela  ß).  Blinddarmartige  Anhänge  am  vordem 
Darme  sind  nur  bei  N.  clavulata.  Die  2,  als  pancreatische  Drüsen  betrachteten,  ohrartigen  Anhänge  vorn  am  Speisecanale  sind  bei 
24  Arten  beobachtet,  bei  3  unklar  geblieben.  Die  Form  dieser  Drüsen  ist  sehr  verschieden:  1)  kugelartig  oder  eiartig  bei  19  Arten; 
zu  dieser  Abtheilung  scheinen  auch  die  unklaren  zu  gehören;  2)  doppelkugelartig  bei  N.  hyptopus  (und  Myrmeleo?);  3)  kegelartig 
bei  N.  Brachionus ;  4)  nierenartig  bei  N.  Myrmeleo;  5)  keulen-  oder  walzenartig  bei  N.  clavidata.  Bei  allen  Arten  ist  die  hin- 
tere Darmmündung  auf  der  Augen-  oder  Rückenseite  an  der  Basis  des  Fusses.  —  Der  Fortpflanzungsorganismus  besteht  bei  16  Arten 
deutlich  aus  2  Theilen,  einem  weiblichen  eierbereitenden,  und  einem  befruchtenden  männlichen.  Bei  den  übrigen  Arten  war  zwar  der 
weibliche  Eierstock  überall  erkennbar,  aber  der  männliche  Theil  blieb  unklar.  Der  Eierstock  ist  bei  den  meisten  Arten  geknäuelt,  wie 
bei  Hydatina,  wahrscheinlich  überall  bandartig.  Entfaltet  und  deutlich  bandartig  ist  er  bei  N.  clavulata,  auch  bei  N.  Syrina. 
Aehnlich,  aber  queergelagert  ist  er  bei  N.  Copeus  und  centrura.  Keine  Art  ist  lebendig  gebärend,  nur  N.  Syrina  hatte  ganz  ent- 
wickelte Eier  in  sich.  Nur  eine  Art,  N.  Brachionus,  trägt  die  Eier,  bis  sie  ausgekrochen,  am  Rücken  äusserlich  angeheftet,  wie 
die  Brachionen.  Nur  N.  Parasita  hat  stachlige  Wintereier  erkennen  lassen.  Der  männliche  Theil  ist  bei  13  Arten  als  2  keulen- 
förmige fadenartige  Drüsen  und  eine  contractile  Blase  erkannt,  bei  3  Arten  ist  nur  letztere  Blase  beobachtet.  Verschiedenheiten  in  der 
Form  dieser  Organe  kommen  nur  insofern  vor,  als  die  Sexualdrüsen  bei  N.  Brachionus  und  Myrmeleo  deutlich  aus  vielen  zarten 
Längsröhren  bestehen,  und  die  contractile  Blase  bei  N.  Syrina  und  Myrmeleo  ausserordentlich  gross  ist,  sogar  verzweigte  Gefässe? 
zeigt.  —   Das  Gefässsystem  ist  bei  10  Arten  als  feine  Röhren,   Netze  und  zitternde  Kiemen,    besonders  deutlich    aber  bei  allen  den  7 


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grösseren  Alten  erkannt.  Bei  3  der  kleineren  Arten  sind  nur  Kiemen  beobachtet.  Bei  N.  Myrmeleo  und  Syrincc  allein  ist  ein  brei- 
tes Gefässnetz  am  Kopfe  sichtbar.  Nur  bei  denselben  und  N.  clavulata  dient  eine  einzelne  freie  Gefässrölire  den  in  einer  Reihe  ge- 
stellten Kiemen  zur  Anheftung,  bei  allen  übrigen  Arten  stehen  die  Kiemen  in  2  seitlichen  Reihen  (wahrscheinlich  auf  2  Gefässröhrcn) 
an  die  Sexualdrüsen  geheftet.  Die  Zahl  der  Kiemen  ist  bei  den  2reibigen  zu  je  2,  je  4  und  je  6  oder  7.  Bei  den  einreihigen  bis 
30  und  48  (N.  Myrmeleo).  Freie  innere  Längsgefässe  sind  bei  N.  ßlyrmeleo  und  Syrinzc.  Eine  hervorspringende  Respirations  (?)- 
Röhre  im  Nacken  ist  bei  4  —  5  Arten ,  N.  clavulata ,  Brachionus ,  Copeus,  centrnra  und  Felis'?  beobachtet.  Eine  Oeffnung  an 
dieser  Stelle ,  ohne  Röhre,  ist  bei  N.  Myrmeleo ,  Syrincc  und  Tuba  bezeichnet. —  Spuren  des  Nervensystems,  Augen,  sind  ein  Cha- 
racter  der  Gattung,  müssen  daher  bei  allen  Arten  vorhanden  seyn.  Dieser  Augenpunkt  im  Nacken  ist  bei  26  Arten  durch  ein  feinkör- 
niges Pigment  schönroth,  nur  bei  N.  Felis  farblos.  Ein  unter  dem  Auge  liegendes  (Hirn-)  Mark- Ganglion  ist  bei  26  Arten  erkannt. 
Bei  N.  Copeus  und  centrura  überzieht  ein  dreilappiges  Hirnmark  den  Schlundkopf  und  hat  das  Auge  vorn,  bei  den  übrigen  liegt  das 
Hirnmark  als  1  oder  mehrere  Markknoten  zwischen  den  Wirbel -Muskeln  der  Stirn,  und  der  grösstc  davon  trägt  das  aufsitzende  in- 
nere, mit  ihm  frei  bewegliche,  Auge  hinten.  Eine  bis  zur  Respirationsöffnung  reichende  Nervenschlinge  des  Nackens  ist  bei  N.  Myr- 
meleo ,  Syrincc  und  Tuba  vorhanden.  Freie  Nervenfäden  mit  Ganglien  (Anschwellungen)  sind  überdiess  bei  N.  Brachionus,  beson- 
ders aber  bei  N.  clavulata  beobachtet.  Als  Anhänge  des  Gehirns  sind  noch  besondere  weisse  Beutel  bei  4  —  6  Arten  vorhanden,  N. 
saccigera,  {Copeus? ,  centrura?,)  braehyota,  collaris  und  aurita.  Vielleicht  sind  es  Kalkbeutel.  Sie  linden  sich  nur  bei  zahnbilden- 
den Thieren.  Achnliche  sind  auch  bei  Megalolrocha,  Biglena,  Brachionus.  —  Besonders  merkwürdig  ist  diese  Gattung  durch  ihr 
parasitisches  Leben  {N.  gr anularis)  auf  andern  Räderthieren,  aber  auch  sogar  auf  polygastrischen  Infusorien  (N.  Petromy%on),  und 
selbst  in  den  Kugeln  des  Volvocc  Globator  (N.  Parasitd),  nicht  bloss  wie  ein  Kukuks-Ei  im  Grasmückenneste,  sondern  wie  ein 
Bär  im  Bienenstocke  oder  wie  ein  Vogelnest  im  Wespenneste.  Eine  Art  endlich  bildet  Gallen  an  Wasser -Algen  (iV.  Wcrnechii). 
(Vergl.  Furcularia  und  Brachionus.) 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  nur  über  Europa,  ganz  sicher  nur  bei  Berlin  und  Copenhagen  bekannt.  Die 
sichern  Arten  leben  im  Süsswasser,  eine  unsichere  ist  im  Meerwasser  beobachtet. 

A.      Untergattung    Zangenzahn:    mit  2  einzahnigen  Kiefern. 
Subgenus  Labidodon:  dente  unico  in  utraque  maxilla.     Sousgenre  Labidodon:  une  seule  dent  h  char/ue  mächotre. 

32.     Notommata  Myrmeleo,   die  Zangen -Cttoe&e.     Tafel  XLIX.  Fig.  I. 

N.  corpore  campanulato  magno,  pede  laterali  brevi,  maxillarum  dentibus  curvis  in  foreipem  circularem  seu  circini  curvi 
formam  conniventibus. 

Notommate  Myrmeleon,   ä  corps  campamde ,  grand,   le  pied  court ,  lateral,  les  deua:  mächmres  en 
forme  de  compas  courbe. 

Brachionus  multieeps,  Schrank?  Naturforscher,  XXVII.  p.  30.    Taf.  3.    Fig.  16  —  19.  1793.    Fauna  boica,  HF.  2.  p.  139.  1803. 
Vielräderiges  Korlel,  Oken,  Lehrbuch  der  Naturgesch.  III.  p.  48.  1815.   Taf.  I.   Copie  von  1793;  verkehrt  gestellt. 
Notommata  Myrmeleo,  Abhandl.   der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.   (1834.)    p.  214.   1835.   p.  1Ü9. 

Aufenthalt:    Bei  Ingolstadt  und  Berlin  beobachtet. 

Diese  so  auffallend  gestaltete  Art  fand  wolil  Schrank  1793  mit  Chara  fleccilis  in  Gräben  in  Baiern.  Oken  stellte  sie  mit 
Anuraea  striata  in  eine  besondere  Gattung  Korbet.  Bei  Berlin  fand  ich  sie  häufig  in  Torfgräben ,  zuerst  am  5.  Juni  1834,  dann 
wieder  am  25.  Mai  1835  und  am  30.  Mai  1836  mit  Volvos  Globator.  Es  scheint  mir  aber,  als  gäbe  es  bei  Berlin  2  sehr  nah 
verwandte  Arten,  welche  sich  durch  die  Form  der  Speicheldrüsen  und  die  Kiemen,  vielleicht  auch  durch  das  Räderwerk  und  die  Mus- 
keln unterscheiden.  Als  ich  die  erste  Art  fand,  war  mir  Schränk'»  Mittheilung  nicht  gegenwärtig.  Jetzt  könnte,  ausser  seinem  Na- 
men, auch  der  spätere  noch  ebenfalls  Anwendung  finden.  Die  Form  Myrmeleo  a,  mrdtieeps,  zeigte  7  besondere  Wirbel apparate  mit 
anscheinend  vielen  Wimpern,  einen  sehr  grossen,  auf  der  Rückenseite  mit  einem  Schnabel  versehenen,  schiefen  Schlundkopf  mit  2  sehr 
grossen,  balbcirkelförmig  gekrümmten,  auf  2  kleinen  Kiefern  sitzenden,  Zähnen,  gleich  einem  Tastercirkel.  Diese  auflallend  grosse 
Zange  konnte  das  Thierchen  weit  hervorstrecken,  wie  ein  Ameisenlöwe,  wobei  die  Bildung  und  Entfaltung  des  Schlundkopfs  die 
Verlängerung  sehr  beförderte.  Ein  langer  dünner  Oesophagus,  ein  kugelförmiger  dicker  Magen  und  ein  plötzlich  dünner  werdender 
langer  immer  leerer  Dickdarm  bildeten  den  Speisecanal.  Vorn  am  Magen  waren  2  doppelte  Speicheldrüsen.  Bei  einem  Thierchen,  des- 
sen dunkler  Magen  fast  den  ganzen  Körper  erfüllte,  kamen  beim  geringen  Druck  2  grosse  verschlungene  Exemplare  des  Lynceus  glo- 
bularis  wieder  durch  den  Mund  hervor,  wonach  der  Magen  sich  wie  bei  den  übrigen  zeigte  und  das  Thierchen  munter  fortwirbelte. 
Ein  kurzer  und  breiter  bandartiger  Eierstock  mit  einem  fast  ausgebildeten  Eie  und  eine  grosse  contractile  Blase  waren  in  der  Nähe  der 
hintern  Darmmündung.  Zwei  geschlängelte,  vom  Schlundkopf  anfangende,  Samendrüsen  lagen  auf  der  Bauchseite,  zwischen  beiden  ein 
geschlängeltes ,  ziemlich  dickes,  sehr  durchsichtiges  Gefäss,  an  welchem  einseitig  48  —  49  zitternde  Blättchen  hingen,  welche  ein  Kamm- 
artiges  Bild  gaben,  wie  die  Kämme  am  Leibe  der  Scorpione.  Ein  breiter  Rückenmuskel  und  ein  ähnlicher  Bauchmuskel,  beide  ge- 
streift, nach  hinten  breiter  werdend  und  sich  mit  mehreren  Bündeln  anheftend,  2  Zangenmuskeln  und  7  halbkuglige  Rädermnskeln  bil- 
deten mit  einem  muskeligen  Schiandkopfe  das  Muskelsystem.  Keine  Respirationsröhre,  aber  5  Queergefässe  und  4,  zu  den  ersten  2 
Queergefässen  gehende,  Längsgefässe  mit  deren  vom  Rücken,  nach  innen  gerichteten,  2  Strahlungen,  erschienen  sammt  dem  Kiemen- 
canale  und  einem  unklaren  Gefässnetze  der  Stirn  als  das  Gefässsystem.  Von  Nerven  erkannte  ich  nur  das  grosse,  zwischen  den  Wir- 
belmuskeln der  Stirn  gelegene,  Hirnmark  mit  seinein  rotten  Auge  am  Ende.  Die  beiden,  1834  erwähnten,  Ganglien  gehörten  der  fol- 
genden Form. 

Die  Form  ß  Myrmeleo,  welche  ich  1835,  aber  auch  schon  1834,  beobachtete  und  1836  wieder  sah,  liess  um  den  Kopf  ein 
deutlicheres  Gefässnetz  erkennen,  zeigte  nur  4  Queergefässe  und  nur  zum  ersten  2  Längsgefässe  gehend.  An  der  Stelle  des  früher 
vermeinten  vordem  5ten  Queergefässes  sah  ich  hier  eine  Respirationsöffnung  mit  Wimpern,  und  was  beim  ersten  als  2  Gefässe  und  2 
Ganglien  erschienen  war,  zeigte  sich  hier  als  ein  dickes  Nervenband,  als  Nackenschlinge  mit  2  Ganglien.  Das  rotte  Auge  war  viel 
grösser.  Die  7  Räderwerke  hatten  jedes  uur  (5—)  6  Wimpern  und  schienen  8  (jederseits  4)  zu  seyn.  Anstatt  des  einfachen  Rücken- 
und  Bauchmuskels  sah  ich  hier  jeden  doppelt,  als  4  Seitenmuskeln,  je  einen  rechten  und  linken.  Auf  der  Bauchseite  ging  ein  Mnskel 
oder  Gefäss  vom  Kopfe  zur  Körpermitte.  Die  beiden  Bauchspeicheldrüsen  waren  halbmond-  oder  nierenf örmig ,  die  contractile  Blase 
hatte  anscheinende  Gefäss  Verzweigungen.     Am  Kiemengefäss   waren  nur  8   etwas   grössere  Kiemen   sichtbar.      Auch   tier  fand   ict   den 

10» 


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Lynceus  im  Magen.  Diese  mannigfachen  starken  Verschiedenheiten  konnten  freilich  zum  grossen  Theil  auf  Rechnung  des  Beobachters 
kommen,  da  die  grosse  Durchsichtigkeit  aller  Theile  leicht  Irrungen  veranlasst.  Ich  habe  daher  noch  vorgezogen,  beide  Formen  zu 
vereinen.  —  Grösse  %  —  V3  Linie;  Ei  etwa  Vis  Linie. 

.     Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  XLIX.   Fig.  I. 

Fig.  1.     Notommata  Myrmeleo  a  multiceps,  in  rechter  Seitenansicht,     b'  das  Kiemengefäss  mit  den  48  Kiemen,  v**  das  Keimbläschen  im  Ei. 

Fig.  2.  Notommata  Myrmeleo  /?,  linke  Seitenansicht.  U  Kiemen,  g  Hirnmarkknoten,  gp  pancreatische  Drüsen,  i"  Dickdarm  des  Speisecanals, 
m  Muskel,  rri  Räderwerksmuskel,  m"  7n"  Längsmuskelpaare,  m+  Fussmuskeln,  m  +  +  Ringmuskel,  m**  Schlundmuskel,  n  freier  Nerv  mit  2  An- 
schwellungen, ö+  Eierstock  mit  einfacher  Reihe  von  Eikeimen,  oe  Schlundröhre,  p"  Wimpern,  ph  Schlundkopf,  r'  Gelassnetz,  s  contractile  männ- 
liche Blase  mit  scheinbaren  Gefässverzweigungen ,  /  Respirationsöffnung  am  Rücken,  t  männliche  Sexualdrüsen  bündelartig  (aus  Röhrenl)  gebildet,  v" 
Queergefässe,  v'"  Kiemengefässe,  dicker  als  die  Kieme,  daher  kann  die  zitternde  Kieme  nicht  wohl  ein  Herz  seyn.      Linearvergrösserung  300mal. 

33.  Notommata  Syrinac,  die  Syrinx.    Tafel  XLIX.  Fig.  IL 

N.  corpore  campanulato  magno,  pede  laterali,  tenuissimo,  vix  prominulo,  maxillarum  dentibus  curvis,  apice  bifidis. 

Not  omni  ate   Syringe,    a  corps  campanule  grand,    ayant  Ig  pied  lateral  tres-mince   ä  peiue  vis?  die, 
les  deu&  mächoires  en  forme  de  compas  courbe,  la  pointe  des  dents  fendue. 

Notommata  Syrinx^  Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissen  seh.  zu  Berlin,  1835.   p.  169. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese,  den  vorigen  sehr  ähnliche,  Form  unterschied  sich  besonders  durch  den  Fuss  auffallend,  der  lange  ganz  umsonst  von 
mir  gesucht,  sich  doch  vorfand.  Ich  fand  sie  am  25.  Aug.  1835  in  einer  Torflache  mit  Anuraeen.  Im  Wesentlichen  ist  sie  mit 
der  vorigen  vai\  ß  in  der  Organisation  ganz  übereinstimmend.  Das  Räderorgan  zeigte  6,  aus  je  3  Muskeln  gebildete,  Parthieen,  de- 
ren jede  5 — 7  Wimpern  besass.  Der  Zwischenraum  der  Wirbelbündel  (Mund)  war  nicht  concav,  sondern  convex.  Die  beiden  krum- 
men Zähne  waren  vorn  gespalten.  Die  pancreatischen  Drüsen  waren  einfache  Kugeln.  Im  Magen  eines  Thierchens  fanden  sich  9  (!)  Ex- 
emplare der  Anuraea  aculeata.  Ich  zählte  4  Längsmuskeln  als  2  rechte  und  2  linke  Seitenmuskeln.  Bei  Einem  Exemplare  waren 
anscheinend  4  Queergefässe,  bei  einem  andern  5.  Bei  jenem  waren  8  Kiemen,  bei  diesem  13.  Respirationsöffnung  am  Rücken,  Ner- 
ven, Gefässkranz,  Eierstock,  alles  war  wie  bei  voriger.  Ein  im  Leibe  befindliches  Ei  hatte  schon  ein  ganz  entwickeltes  (! )  Junges 
mit  rotliem  Auge  und  wirbelnden  Wimpern.  Ich  sah  auch  ein  gabelförmiges  Gefäss  vom  Kopfe  zur  Mitte  gehen.  Bewegung  träge.  — ■ 
Grösse  lU  —  V3  Linie,  des  Eies  Vis  Linie.      Beide  Formen  geben  getrocknet  sehr  deutliche  Muskel -Präparate. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  XLIX.  Fig.  IL 

Fig.  1.  linke  Seitenansicht.  Fig.  2.  rechte  Seitenansicht.  U  Kiemen,  c  Gehirn,  gp  pancreatische  Drüsen,  m  Wirbelmuskel,  /rc  +  +  Ringmuskcl  des 
Darmes,  m**  Kaumuskeln  und  Kiefer,  n  Nervenschlinge  im  Nacken,  0"  Ei,  0+  Eierstock,  r'  Gefässnetz,  ,v  contractile  Blase,  s  Respirationsöffnung 
im  Rücken,  t  Befruchtungsdrüse,  t/  Längsgefässe,  das  untere  ist  aber  vielleicht  ein  Muskel,  v"  Queergefässe,  v"'  Kiemengefäss,  co  eingezogener 
Fuss  und  hintere  Darmmündung.     Fig.  3.     Schlundkopf.     Linearvergrösserung  300mal. 

34.  Notommata  liyptopus,  das  Mäulchen.     Tafel  L.  Fig.  VI. 

N.  corpore  globoso- cainpanulato,  magno,  pede  parum  prominulo  in  medio  ventre,  maxillarum  dentibus  parvis. 

N otommate  hyptopode,  a  corps  spheriqiie- campanule,    assez  grand,  le  pied  peu  avangant  au  milieu 
du  ventre,  les  dents  des  mächoires  petites. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese,  ebenfalls  frei  im  Wasser  schwimmende,  träge  Art  entdeckte  ich  am  25.  April  1835  in  einem  Torfgraben  bei  Berlin 
in  nur  2  Exemplaren.  Das  Wirbelorgan  zeigte  4  —  5  Muskelbündel.  Der  Schlundkopf  war  kugelig  und  4muskelig,  eine  Schlund- 
röhre nur  angedeutet,  sehr  kurz,  der  Speisecanal  einfach,  weit,  im  Rücken  nach  der  Fussbasis  umgebogen.  Zwei  Paar  kuglige  pan- 
creatische Drüsen,  ein  geknäuelter  Eierstock  mit  einzelnen  grossen  Eiern,  eine  geschlängelte  männliche  Drüse  mit  einer  daran  befestig- 
ten Kieme  (wahrscheinlich  mehreren)  und  eine  contractile  Blase  waren,  samint  einem  aus  den  Rädermuskeln  hervorragenden,  in,  der  Mitte 
eingeschnürten  und  da  mit  einem  grossen  Augenpunkte  versehenen,  Hirn -Mark  die  erkannten  organischen  Details,  wozu  noch  2  grosse 
Längsmuskeln,  als  ein  rechter  und  linker  Rücken-  und  Bauch -Seitenmuskel,  kamen.  —  Grösse  %  Linie;  Ei  Vis  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  L.    Fig.  VI. 

Fig.  1.  rechte  Seitenansicht.  Fig.  2.  die  2  halbzirkelförmigen  Kiefer  mit  je  einem  wenig  gekrümmten  kurzen  Zahne  und  dem  mittleren  Schlundcanale. 
gp  pancreatische  Drüsen -Paare,  t  Samendrüse,  s  contractile  Blase,  w  After.     Linearvergrösserung  300mal. 

35.  Notommata  JParasita,   der  Raubschiffer.     Tafel  L.  Fig.  I. 

N.  corpore  ovato  parvo,  pede  parvo  parum  prominulo  postico,  dentibus  parvis. 

iV otommate  Parasite,  a  corps  ovale,  petit,  le  pied  petit  peu  avangant  en  arriere,  les  dents  petites. 

Notommata  Parasita,    Berliner  SPKNEiTsche  Zeitung,    20.  Juni  1835.      Abhandl.   d.  Akademie   d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1835. 
p.  177.    Mittheil.   d.  Berlin.  Gesellsch.  naturf.  Freunde,  1836.   p.  33. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  kleine,  körperlich  nicht  sehr  ausgezeichnete,  Art  ist  ihres  Vorkommens  halber  sehr  merkwürdig.  Sie  lebt  in  den  Ku- 
geln des  Volvosc  Globator,  frisst  dessen  innere  Knospenhaufen  (Töchterkugeln),  und  legt  statt  dessen  ihre  Eier  hinein.  Der  Volvos 
führt  sie  in  seinem  Innern,  wie  in  einer  Kutsche  oder  einem  Schiffe,  immer  mit  sich  herum.  Will  sie  hinein  oder  heraus,  so  frisst  sie 
einige  Thierchen  der  Kugel,  bis  das  Loch  gross  genug  ist.  Ich  sah  oft  3  —  5  erwachsene  Raubschiffer  mit  mehreren  Eiern  in  Einer 
Kugel,  öfter  aber  nur  1  oder  2  mit  1  oder  2  Eiern.  Ich  entdeckte  diese  Form  am  20.  Mai  1835  und  fand  sie  am  6.  Juni  wieder. 
Am  16.  Juni  zeigte  ich  sie  lebend  in  der  Gesellschaft  naturforsch.  Freunde.     Im  Jahre  1836  habe  ich  sie  zu  zahllosen  Malen  gesehen, 


42? 

und  wo  viele  Volvocc  sind>  scheint  sie  immer  gleichzeitig  vorzukommen.  —  3  —  4  Bündel  des  Räderwerks,  ein  kugligcr  2%ahniger 
Schlundkopf,  eine  deutliche  kurze  Schlundröhre ,  ein  dicker  einfacher  grün  erfüllter  Darm,  ein  gedrängter  Eierstock  mit  bald  glatten, 
bald  stachligen  Eiern,  eine  (wahrscheinlich  doppelte)  Samendrüse  und  ein  dicker  Hirnknoten  mit  einem  rotlien  Auge  sind  die  erkannten 
Organisationstheile.  Gleichzeitig,  aber  immer  getrennt,  fand  ich  auch  N.  Petromyzon  im  Volvosc.  Solche  Volvoces  haben  immer 
zerrissene  Stellen.  —  Grösse  bis  Vi 2  Linie,  der  Eier  V24  —  V20  Linie.     (Vergl.   Volvos  Globator,  p.  70,  71.) 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  L.    Fig.  I. 

Fig.  1.  eine  ganze  lebende  Volvox-  Kugel  mit  zerrissenen  Stellen  der  Oberfläche,  worin  ein  Raub  Schiffer  mit  2  glatten  und  einem  stachligen  (Winter-) 
Ei  sitzt  und  sich  umherfahren  lässt,  während  er  die  innern  Knospen  des  Volvo x  bis  auf  2  grüne  und  1  gelbe  schon  verzehrt  hat.  Auch  eine  Eu- 
notia  ist  in's  Innere  des  Volvox  eingedrungen.  Fig.  2.  ist  ein  aus  dem  Volvox  herausgenommener  Raubscbiffer  mit  einem  stachligen  Ei;  bei  a) 
die  Afterstelle.     Fig.  3.     ein  freies  Winter -Ei.     Fig.  4.     ein  gewöhnliches  glattes  Ei.     Fig.  5.     ein  jüngeres  Thierchen. 

36.     Notommata  gr anularis 9   der  Wasser -Kukuk.     Tafel  L.  Fig.  IL 

N.  corpore  cylindrico,  brevi,  utrinque  truncato,  pede  gracili  tenninato,  corpusculo  aliquo  interno  granulato  nigro. 

Nolommate  granulaire,   a  corps  cylindrü/ue  court,    tronque  ante  deu&  bouts,   mais  termine  par  un 
pied  grele  et  ayant  quelque  corps  grenu  dans  le  venire. 

Notommata  granularis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1831.   p.  133.   1835.  p.  176. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Das  Thierchen  von  1831  fand  sich  am  1.  April  1835  wieder  mit  Brachionus  Pala  und  Notommata  Brachionus  in  be- 
sonders grosser  Menge  in  Sturmfässern.  Ich  war  daher  auf  seine  Fortpflanzung  aufmerksam  und  suchte  eifrig,  wo  es  seine  Eier  hin- 
lege, fand  aber  keine.  Zufällig  fiel  es  mir  auf,  dass  die  Eier,  welche  die  Notommata  auf  dem  Rücken  trug,  von  sehr  verschiedener 
Grösse  waren.  Ich  bemerkte  dann,  dass  aus  den  grösseren  Eiern  deutlich  die  Jungen,  den  Alten  ganz  ähnlich,  hervorkamen,  aus  den 
kleineren  dagegen  ganz  andere  Thierchen  ausschlüpften.  Der  schwarze  körnige  Fleck  im  Leibe  der  N.  grarmlaris  und  in  allen  rei- 
fen kleinen  Eiern,  so  wie  endlich  die  völlige  Gleichheit  der  Jungen  mit  jenen  Alten  liess  mich  erst  vermuthen,  dass  also  wohl  ein  und 
dasselbe  Räderthierehen  zuweilen  verschieden  geformte  Junge  habe,  allein  die  gleichzeitigen  Beobachtungen  des  Volvos  mit  seinen  Pa- 
rasiten lenkten  zu  dem  Kukuks- artigen  Verhalten  hin.  Manche  Brach ionen  trugen  10  bis  12  nur  fremde  Eier  auf  sich.  —  Ein 
4  —  6muskeliges  Räderwerk,  ein  dicker  Schlundkopf  mit  unklaren,  wahrscheinlich  1  zahnigen,  Kiefern,  eine  sehr  kurze  Schlundröhre, 
ein  dicker  kurzer  einfacher  Darmschlauch,  2  Bauch-  und  2  Rückenmuskeln,  2  Fussmuskeln ,  1  geknäuelter  kurzer  Eierstock,  2  ge- 
schlängelte  Sexualdrüsen  mit  jederseits  2  zitternden  Kiemen,  ohne  deutliche  contractile  Blase,  1  Hirnknoten  mit  dem  rotlien  Auge  und 
ein  dunkler  körniger  Körper,  wie  bei  Enteroplea,  sind  die  bisher  ermittelten  Organisationsglieder.  Die  Jungen  sah  ich  oft  auskrie- 
chen und  die  leere  Eischaale  zurücklassen.  Im  Ei  wirbelte  und  bewegte  sich  der  Fötus  mit  deutlichem  Auge.  —  Grösse  V24  Linie, 
Ei  V40  Linie.  Am  5.  Juni  1836  fand  ich  das  Thierchen  wieder  mit  Brach.  Pala  und  suchte  die  Zähne  nmsonst.  Ist  es  eine  be- 
sondere zahnlose  Gattung? 


[lö' 


Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  L.    Fig.  IL 

Fig.  1.  Brachionus  Pala  mit  fremden  Eiern  der  N.  gr  anularis  beladen.  Seine  wahren  grossen  Eier  sind  auf  Tafel  LXIII.  Fig.  I.  zu  vergleichen; 
+  leere  Eischaalen.  Fig.  2.  Rückenansicht  der  N.  granularis.  Fig.  3.  Bauchseite  derselben;  x  der  dunkle  körnige  Körper,  co  die  Miinduug  des 
Speisecanals  und  Eierstocks.    Linear vergrösserung  300mal. 

3?.    Notommata  Petromyzon,  das  Pricfeen-Fischclien.    Tafel  L.  Fig.  VII.  Tafel  IV.  Fig.  1. 4. 

N.  corpore  elongato,  utrinque  attenuato,  ore  et  organo  rotatorio  lateralibus. 

Nolommate  Lamproie,    a  corps  allonge,  aminci  ante  deute  bouts,  ayant  la  bouche  et  V  organe  rofa- 
toire  laterautc. 

Pleurotrocha  Petromyzon,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.   p.  46.    1831.   p.  129. 

Aufenthalt:     Bei  Berlin. 

Auch  dieses  Thierchen  ist  seiner  Lebensart  halber  sehr  merkwürdig.  Ich  entdeckte  es  im  Mai  und  Juli  vor  1830  und  sah 
damals  kein  Auge,  hielt  auch  die  Stellung  des  Räderorgans  für  wichtiger  als  jetzt ,  daher  sonderte  ich  es  als  eigene  Gattung  Pleuro- 
trocha ab.  Seit  1835  erst  habe  ich  ein  sehr  kleines  rotlies  Auge  bei  ganz  ähnlichen  Thierchen  beobachtet,  und  glaube  nun,  diess  frü- 
her übersehen  zu  haben.  Mit  dem  Auge  sah  ich  es  zuerst  am  15.  Februar  1835  zwischen  den  Bäumchen  der  Epistylis  digitalis,  die 
selbst  auch  auf  einem  Cyclops  quadricornis  ( Wasserfloh)  sass.  So  war  es  denn  der  Parasit  eines  Parasiten  des  Wasser  flo- 
hes(!).  Ich  fand  es  dann  wieder  am  13.  Mai  1835  in  einem  Volvos  Globator,  dessen  Knospenhaufen  es  sichtlich  zerbiss  und  ver- 
zehrte, wie  N.  Parasita.  Im  Deccmber  1837  fand  ich  es  im  Carchesium  polypinum  häufig  im  Schaafgraben.  Tief  ergriffen  mich 
beide  Erscheinungen.  So  legen  im  Meere  die  Fische  ihre  Brut  in  die  Thierstöcke  der  Corallen-Blumenthiere,  und  die  Dintenfisehe 
heften  ihre  Eier  an  dieselben.  Der  Vogel  in  der  Luft  baut  sein  Nest  auf  und  in  dem  Baume,  auch  das  Räderthier  der  unsichtbaren 
Welt  in's  Infusorium  der  unsichtbaren  Welt!  —  Eier  in  den  Bäumchen  der  Glocken  thierchen  Epistylis,  Zoothamnium,  Car- 
chesium dergl.  kann  man  leicht  irrig  für  grosse  Knospen  dieser  Formen  halten.  —  Die  Organisation  ist  mannigfach  ermittelt  und  leicht 
zu  erkennen  (siehe  die  Zeichnung).  —  Grösse  Vis  bis  %  Linie,  des  Eies  V20  Linie.  (Vergl.  p.  71.  und  283.)  Die  Fnrcalaria 
Reinhardti  des  Seewassers  ist  in  Form  und  Lebensweise  dieser  Art  sehr  verwandt. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  L.   Fig.  VII.   und  Taf.  IV.   Fig.  I.  4. 

Fig.  1.  ein  erwachsenes  Thierchen  am  Stamme  der  Epistylis  digitalis  in  rechter  Seitenansicht,  von  1835.  Fig.  2.  ein  frei  timherschwimmendes  mit 
mehr  entwickeltem  Eierstocke,  daher  aufgetriebenem  Rücken,  von  1830.  Fig.  3.  ziemlich  reifes  Ei  an  die  Epistylis  angeheftet.  Fig.  4.  ganz  rei- 
fes Ei  mit  wirbelndem  und  augenführendem  Fötus.  Fig.  5.  Rücken  ansieht;  a>  Darm-  und  Eierstock -Mündung.  Fig.  6.  Schlundkopf  mit  dem  vor- 
dem Darmstücke.    Auf  Tafel  IV.  Fig.  I.  4.  sitzt  es  im   Volvox  Globator  und  hat  ein  Ei  neben  sich  angeheftet.     Vergrösserung  300mal  im  Durch- 


messer. 


438    

3®.      Notommata    lacinulata,    zweispitziges    srackenauge ,    der  Kegel.     Tafel  LI. 

Fig.  IY.   und  Tafel  XL VIII.   Fig.  I.  + 
N.  corpore  eonico,  parvo,  fronte  truncata,  sublobata  (lacinulata) ,  porrectis  dcntibus  saepe  bicuspidata. 

Notommate  lobee^,    a  corps  conü/ue,  petita    tronqne   et  leger ement  lohe    au  front ,    ayant  souvent  les 
dents  en  deu&  pointes  avancees. 

Vorticella  auriculata,  Müller,  Vermium  fluv.  historia,   p.  111.   1773.    Oere-Snurrcren, 

Vorticella  auriculata,  (Müller)  Herrmann,  Naturforscher,  XIX.   p.  54.    Taf.  II.    Fig.  18.    1783.    (vergl.  Synchaeta  ircmula.) 

VorUcella  lacinulata,  Müller,   Animalc.   Infus,    p.  292.    Tab.  XLII.   Fig.  1  —  5.    1786. 

Ecclissa  lacinulata  et  Hermanni,  Schrank,  Fauna  boica,  HL  2.  107,  109.   1803. 

Ecclissa  Felis  et  Hermanni,  Oken,  Lehrbuch  d.  Natur  gesell.  III.  1.  p.  45,  844.  1815. 

Furcularia  lacinulata,  Lamarck,  Hist.  nat.  des  an.  sans  vert.  IT.   p.  38.    1816. 

Furcularia  lobata,  Bory  de  St.  Vincent,  Encyclopedie  methodique,   Vers.  1824. 

Notommata  lacinulata,  Abhandl.   d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.   p.  46.    1831.   p.  51,  134. 

Aufenthalt:    Bei  Copenhagen!,  Strassburg?,  Ingolstadt?  und  Berlin!  beobaclitet. 

Bei  Berlin  lebt  diese  Art  häufig  zu  allen  warmen  Jahreszeiten  mit  Chlamidomonas  Pulvisculus  im  Freien  und  auch  in  Was- 
serkübeln. Müller  entdeckte  sie  in  reinen  Wässern  bei  Copenhagen  1773.  Prof.  Herrmann  in  Strassburg  fand  ein  ähnliches  Thier- 
chen  im  Herbst  in  einem  mit  Pappelblättern  erfüllten  Sumpfe.  SchranIv  fand  doch  wohl  etwas  anderes  am  Schleime  des  Ophrydium 
versatile  bei  Ingolstadt  1803,  die  wahre  Form  aber  vielleicht  zwischen  Conferven.  Im  Jahre  1833  fand  ich  es  in  Copenhagen  selbst 
im  Süsswasser  des  botanischen  Gartens.  Im  Jahre  1835  habe  ich  es  in  Berlin  auch  überwintert.  Es  ist  ein  sehr  lebhaftes,  rasch  wir- 
belndes, hin  und  her  schiessendes  Thierchen,  welches  ich  von  der  grösseren  Pleurotrocha  constrieta  erhaschen  und  aussaugen  sah. 
Die  stets  vorstehenden  2  Zähne  bilden  eine  Spitze  in  der  Mitte  des  Wirbelorgans,  das  zuweilen  2  kleine  seitliche  Ohren  zeigt.  Die 
pancreatischen  Drüsen  und  männlichen  Sexualtheile  sind  noch  nicht  erkannt,  auch  die  Muskeln  und  Gefässe  unklar  geblieben.  Darm, 
Eierstock  und  Auge  sind  deutlich.  Müller  sagt  1786,  er  habe  zuweilen  ein  Ei  äusserlich  anhängen  gesehen,  das  war  wohl  eine  Ver- 
wechselung. —  Grösse  V24 —  Vi  2  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LI.   Fig.  IV.   und   Taf.  XLVIII.   Fig.  I.  + 

Taf.  LI.   Fig.  IV.  1.     ein  grösseres  Thierchen  in  der  rechten  Seitenansicht.     Fig.  2.  Rückenansicht  eines  kleineren.     Fig.  3.     etwas  zusammengezogen, 

rechte  Seitenansicht.     Fig.  4.     schmale  Form,  Rückenansicht.     Fig.  5.     wirbelnd  in  Indigo -Wasser  mit  nur  scheinbar  abgeschnürtem  Darme.     Fig.  6. 

die  beiden  gabelförmigen  ungleichschenkligen  Kiefer  mit  je   einem  kurzen  Zahne.  Auf  Tafel  XLVIII.   ist  der  Fang  eines  Thierchens  von  Pleuro- 
trocha constrieta  dargestellt.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

39*     Notommata  foreipata,  Scheeren-FIsctoelieii.     Tafel  LI.  Fig.  V. 

N.  corpore  elongato,  parvo,  pedis  digitis  longis,  saepe  decussatis,  oculo  maximo. 

Notommate   Porte  - pince,    a  corps  petit,    allonge,    les  doigts  du  pied  longs ,    souvent  croises^    V oeil 
tres-grand. 

Notommata  foreipata,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  46.    1831.  p.  134.   2V.  forficata. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Auf  diess  Thierchen  passt  Müllers  Cercaria  Lupus  einigermassen ,  doch  habe  ich  sie  zu  Cycloglena  gezogen.  Das 
Wirbelorgan  schien  zuweilen  wie  ein  einfacher  Kranz,  öfter  aber  als  aus  mehreren  Theilen  gebildet.  Der  Schlundkopf  und  2  Zähne, 
eine  kurze  Schlundröhre,  ein  einfach  conischer  Darm,  2  runde  Speicheldrüsen  und  der  Eierstock  sammt  dem  grossen,  nicht  scharf  um- 
schriebenen, Auge  sind  die  alleinigen  bis  jetzt  ermittelten  Organe,  da  das  Thierchen  zwischen  Lemna  selten  war  und  seit  1830  nicht 
wieder  vorgekommen  ist.  —  Grösse  bis  Vis  Linie.     Müllers   Cercaria  foreipata  war  wohl  eine  Diglena. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LI.   Fig.  V. 

Fig.  1.    Rückenansicht.    Fig.  2.    halbe  Stirn-Ansicht  mit  den  beiden  Zähnen  mitten  im  Räderorgane,  das  scheinbar  einfach  radförmig,  aber  unklar  war. 
Fig.  3.    kugelartig  zusammengezogen,  von  vorn  gesehen.    Fig.  4.    rechte  Seitenansicht.     Liuearvergrösserung  300mal. 

40.     Notommata  collaris,  der  Dickttals.     Tafel  LH.  Fig.  i. 

N.  corpore  elongato  maximo,  utrinque  sensim  attenuato,  collo  turgido,  pedis  digitis  brevibus. 

Notommate  goitreuse,    allongee^  trbs- gründe ,   peu  ä  peu  amincie   aucc  deiia,   öouts,  le   cou  gonße, 
les  doigts  du  pied  courts. 

Notommata  collaris,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  131.   Taf.  IV.   Fig.  11.   1833.  p.  186,  217,  333.  Taf. 

IX.  Fig.  2. 

Aufenthalt:     Bei  Berlin. 

Diese  Form  zeigte  sich  im  Sommer  1831,  auch  1832  und  1833,  häufig  in  Torf- Brüchen,  aber  immer  einzeln.  Sie  war 
mit  blossem  Auge  sehr  wohl  zu  erkennen.  Ihr  langsameres  Schwimmen  beruht  auf  der  Kleinheit  des  Wirbelorgans  im  Verhältniss  zum 
Körper.  Im  Jahre  1831  theilte  ich  die  Abbildung  des  einzahnigen  Schiandkopfs  mit,  allein  1833  gab  ich  die  Abbildung  des  ganzen 
Thierchens  mit  sehr  vermehrtem  Detail.  In  den  Jahren  1834  bis  1836  kam  es  nicht  vor,  aber  1837  sah  ich  es  wieder  zahlreich  am 
12.  August  immer  in  derselben  Gegend.  Ein  5faches  Räderorgan  mit  2  kurzen  Ohren,  Schlundkopf,  Schlundröhre,  ein  conischcr  Darm 
mit  2  kugligen  Speicheldrüsen,  ein  geknänelter  Eierstock,  2  geschlängelte  lange  Sexualdrüsen  mit  je  2  zitternden  Kiemen,  hinten  in 
eine  contractile  Blase  einmündend,  5  parallele  Queergefässe ,  keine  spornartige  Respirationsröhre,  5  Paar  innere  Längsmuskeln,  7  Wir- 
belmuskeln,  4  Schlundkopf-  und  2  Fassmuskeln  sammt  einem  deutlichen  Auge  auf  markigem  Hirnknoten  in  einein  beutelartigen  langen 
Anhange  blieben  die  erkannten  Structurverhältnisse.  —  Grösse  bis  XU  Linie,  des  Eies  Vi 2  Linie. 


_    420    

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.   LH.  Fig.  L 

Fig.  1.  ein  erwachsenes  Exemplar  von  der  Rückenseite,  b'  b'  Kiemen;  c  eine  Reihe  von  Hiruthcilcn,  auf  denen  in  der  Mitte  das  grosse  Auge  unter 
der  Haut  frei  aufsitzt;  cl  Cloake,  oder  Vereinigungs-Raum  des  Speise-  und  Eiercanals;  gp  pancreatische  Drüsen;  *  Speisecanal;  m1  linker  vorderer 
Rückenmuskel;  m2  linker  hinterer  Rückenmuskel;  m3  linker,  m*  rechter  vorderer  Bauchmuskel;  ?n*  linker,  m*  rechter  vorderer  Seitenmuskel;  mf 
Wirbel-Muskel;  m-V  Fuss- Muskel;  m*  Schlnndkopf- Muskel;  0  +  Eierstock;  o"  Ei;  oe  Schlundröhre;  r  Wimpern  des  Wirbelorgans;  s  contractile 
männliche  Sexualblase;  sc  sacculus  cerebralis^  beutelartiger  Hirn-Anhang;  sp  gewundene  männliche  Samen -Canäle  bei  der  Einmündung  in  die  con- 
tractile Blase;  t  männliche  Samendrüse  auf  beiden  Seiten;  v"  die  5  queeren  Cirkelgefässe ;  x  Falten  der  Bauchhaut?;  w  innere  und  äussere  Grenze 
der  Darm-  und  Eierstock -Mündung.  Fig.  2.  Schlundkopf  durch  Druck  zwischen  Glasplatten  ausgebreitet,  d  keuienartige  Zähne  mit  einfachem  Kie- 
ferfortsatze, unter  deren  verdeckten  Enden  das  Knorpelgerüst  der  Schlundröhre  liegt;  m*  Kaumuskeln;/?/*  Schlundröhre,  hinten  durch  die  Contraction 
scheinbar  unterbrochen;  oe  Fortsetzung  der  Schlundröhre.    Linearvergrösserung  300mal. 

41.    Notommata  WernecMi,  Werneck's  ftackenauge. 

N.  corpore  elongato,  utrinquc  sensim  attenuato,  pedis  digitis  brevibus,  setis  diiabus  prope  ps  positis. 

Notommate  de  JFerneck,    a  corps  allongey  peu  ä  peu  aminci  au&  deux  bouts,  ayant  Jes  doigts  du 
pied  courts  et  deucc  soies  pres  de  la  bauche. 

Cydops  Lnpnla,  Vaucher?  Histoire  des  Conferves  d'eau  douce,   p.  32.   Tab.  3.   Fig.  8.  r.  und  11.  5.   1803. 

Excrescentia  Vaucheriae  dichotomae ,  Lykgbye?  Tentamen  Hydrophytologiae  danicae,   p.  82.   1819. 

Wahres  Entozoum  im  Innern  einer  Vaucheria,  Wimmer,  Uebersicht   d.  Arbeiten  d.   schies.  Gesellschaft  für  vaterl.  Ctiitur,   1833. 

p.  71.   (1834.)   cfr.  p.  69. 
Notommata,  nov.  spec,  Werneck,  briefliche  Mittheilung  vom  März  1834  aus  Salzburg. 
Notommata  Werneckii,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1833.    (1834.)    p.  2(6. 
Animalculum  rotatorium,  Purkinje  et  Valentin,  de  phaenomeno  motus  vibratorii,  p.  34.   1835. 
Notommata  Werneckii,  Mittheilungen  d.  Berlin.  Gesellsch.  naturf.  Freunde,    p.  30.   1836. 

Aufenthalt:    Bei  Genf,  in  Dänemark,  bei  Breslau,  bei  Kitzbiihel  und  bei  Zerbst  in  Dessau  beobachtet 

Das  Thierchen  gleicht  der  N.  collaris  sehr,  ist  aber  kleiner,   und  lebt  in  kolbenartigen  Auswüchsen  der  Yaucherien  als  en- 
tophytisches  Thier.     Zwar  kannte  schon  Vaucher  1803  Thiere  in  den  Kolben  der  Ectosperma  {Vaucheria)   racemosa   bei  Genf, 
allein  er  nannte  sie  Cyclops^  vielleicht  weil  er  das  rotte  Auge  sah.     Lyngbye  sah  die  Kolben  an  Fauch,  dichotoma  in  Dänemark, 
beachtete  aber  die  Thiere  darin  nicht.     Prof.  Wimmer  sah  und  fand  Thierchen  in  Kolben  einer  Vaucheria  von  Gräbschen  bei  Bres- 
lau und  nannte  sie  nur  Entozoen;    Dr.  Valentin  übernahm  die  mikroskopische  weitere  Untersuchung,    allein    es   gelang   ihm   nicht, 
die  Classe  der  Thierchen  zu  erkennen.     Im  Frühjahre  1834  fand  Dr.  Unger  ein  ähnliches    bei  Kitzbühel  und  gab  es  Dr.  Werneck 
zur  Untersuchung.      Ich  erhielt  im  März  von  letzterem  eine  detaillirte  schöne  Zeichnung,    aus   welcher  sich  sogleich  die  Classen-,  Fa- 
milien- und  Gattungs-Charactere,  ja  auch  besondere  Artcharactere  erkennen  Messen,   weshalb  ich  es  nach  dem  bisherigen  besten  Beob- 
achter N.  Wemeckii  nannte  und  noch  in  die  Abhandlung  von  1833,  welche  eben  gedruckt  wurde,  aufnahm.     Aus  den  mir  von  Herrn 
Prof.  Wimmer  gütigst  gesandten,    ganz  unklaren,   auch  nicht  die  Classe  bezeichnenden,    Original -Zeichnungen   des  Herrn  Valentin 
weiss  ich,  dass  derselbe  gar  kein  Recht  hatte,  1835  sich  eine  Priorität  der  Beobachtung  gegen  die  früheren  zu  geben,  deren  Referent 
ich  nur,  aber  mit  Freude  über  die  gewissenhafte  und  richtige  Auffassung,  war.     Sehr  dankenswerth  war  die  Auffassung  und  Beobachtung 
der   geographischen  Verbreitung   durch  Herrn  Wimmer.     Im  Herzogthum  Dessau  hat   es    1836   die  Frau  Herzogin  Friederike  von 
Anhalt -Dessau,   Königliche  Hoheit,  als  eifrige  und  kenntnissreiche  Freundin  der  Botanik  und  mikroskopischen  Forschung  bekannt,  ent- 
deckt.    Am  12.  Juli  1836  erhielt  ich  zu   grosser  Freude  Vaucheria  dichotoma  und  racemosa  mit  dergleichen  Kolben  durch  Herrn 
Hofrath  Schwabe  aus  Dessau,  welche  die  Frau  Herzogin  bei  Zerbst  selbst  gesammelt  hatte  und  mir  lebend  übersandte.    Ich  fand  die  kol- 
benartigen Auswüchse  ganz  voll  von  Eiern  eines  Räderthieres,    deren  Junge   schon   ganz   entwickelt  waren,    rothe   Augenpunkte   hatten, 
wirbelten  und  sich  umdrehten.     Diese  Eier   mag  Vaucher   für  Cyclops  (Lynceus  globularis)   gehalten  haben.     Ich  zeigte  sie  am 
19.  Juli  1836  in  der  Gesellsch.  naturf.  Freunde  zu  Berlin  lebend  vor,  sah  aber  kein  freiwilliges  Auskriechen  und  kein  erwachsenes  Thier- 
chen.    In  manchen  Kolben  waren  20  —  30  Eier  von  V48  Linie  Grösse   in  verschiedener  Entwicklung.     Alle   starben   allmälig.      Prof. 
Wimmer   zeigte    seine   lebenden,    ebenfalls   nur  8  Tage   gesunden,    Thierchen   am   4.  October   1833   der   Breslauer  Gesellschaft  vor. 
Durch  Druck  von  mir  künstlich  geöffnete  Eier  entliessen  wirbelnde,   aber  nicht  kräftig  entfaltete,   Junge,    deren  rothes  Nackenauge  und 
einzahniger  Kauapparat  deutlich  waren.     Ich  bin  der  Meinung  geworden,    dass  diese  Eier  wohl  mehr  als  einer  Thierart  angehörten,    da 
ich  zuweilen  grössere  und  andere  mit  2  Augenpunkten  (einer  Diglena)  sah,  auch  Werneck's  grosses  Thierchen  %>  Linie  grosse  Eier 
hatte.    Um  die  Hälfte  könnten  freilich  die  Grössen  bei  gleicher  Art  verschieden  seyn.    In  der  Salzburger  Zeichnung  hatte  das  Thierchen  ein 
vorn  nur  31appiges  Räderorgan.     Zwei  rundliche  Speicheldrüsen,    der  Eierstock,    Speisecanal  und   beide  Mündungen   waren   samiut  den 
einzahnigen  Kiefern   und   dem  Nackenauge   erkannt.      Am  Munde   waren   2  lange  Borsten,    die  dem  Jungen  fehlen  sollten,    beobachtet. 
Wären  diese  Borsten  nicht,    wie  bei  Copeus,   entfernt  genug  vom  Räderwerke,    so  würde  die  Form  zu  Synchaeta  gehören.   —   Alle 
von  mir  beobachtete  Kolben  der  Vaucherien  waren  schon  desorganisirt   und  der  Auflösung  nahe,    und   hatten   auch   noch  Monaden   in 
sich.     Aehnliches  sah  schon  Vaucher.     Ich  sah  auch  Rotifer  vulgaris  und  Philodina  erythrophthalma  und  viele  Infusorien  schon 
öfter  in  halb  zerstörten  Confervenschläuchen,  wie  auch  Valentin  eine  Enchelys  in  der  alternden  Vaucherie  fand  (1833.  schies.  Ge- 
sellsch. p.  69.).      So  mögen   sich   unter  gewissen  Umständen  in   den   gesunden  Theilen   solcher  Röhrenpflanzen,    die,   wie  Vaucheria^ 
keine  Scheidewände   haben,   Gallen,   wie   bei  grösseren  Pflanzen,   bilden,   und   das   engere  Anschliessen  bestimmter  Thierarten  an   be- 
stimmte Pflanzen  ist  eine  sehr  allgemeine,  nicht  überraschende,  Erscheinung,  welche  für  die  Idee  der  gener atio  primaria  keine  wich- 
tige Grundlage  bildet.     Es  ist  nicht  die  Möglichkeit  der  letzteren  zu  erweisen,  wer  wird  diese  läugnen!    aber  ihre  Wirklichkeit  ist  zu. 
begründen  und   alle   andern  Möglichkeiten   sind  als  unstatthaft  zu  erweisen.      Es   ist  hier,    wie  es  scheint,    vielmehr  ein  ganz  ähnliches 
Verhältnisse  wie  das  der  Not.  Parasita  im  Volvotc  Globator.  —  Grösse  Vs  Linie,  des  Eies  V20  Linie  nach  Werneck.     Die  Eier 
des  Thierchens  von  Breslau  haben  nach  den  gütigst  gesandten  getrockneten  Original -Exemplaren  des  Herrn  Prof.  Wimmer  ^48  Linie, 
eben  so  gross  waren  die  lebenden  in  den  Vaucherien  von  Dessau,  dazwischen  aber  einzelne  von  V20  Linie.     Der  Standort  ist  also  wohl 
nicht  characteristisch  für  die  Art.     (Vergl.  Synchaeta) 

Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  aufgenommen  werden. 

4£.     Notommata  Najas ,  das  Najaden-Fiscliclieii.     Tafel  LIL  Fig.  IL 

N.  corpore  cylindrico-conico,  crasso,  fronte  trancata  nee  aurita. 

Notommate  Najade,  ä  corps  cylindrique  gros,  aminci  en  pied '  conique,  tronque  au  front  sans  oreillettes* 


430 

Notommata  Najas,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  132. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese,  ganz  der  Hydatina  senta  ähnliche,  Form,  die  sich  aber  durch  das  Nackenauge  auszeichnet,  hat  auch  grosse  Aehn- 
lichkeit  mit  Eosphora  Najas,  jedoch  keine  Stirnaugen  wie  diese.  Ich  fand  sie  wieder  am  23.  Juli  1835  zwischen  mit  Vorticellen 
besetzter  Lemna  und  gleichzeitig  mit  Hydatina  braehydaetyla.  Einige  unklare  Längsmuskeln,  2  Fussmuskeln,  2  Sexualdrüsen  mit 
4  Kiemen  und  einer  contractilen  Blase  sind  neben  dem  Eierstock,  Schlundkopf,  Wirbelorgan  und  augenfiihrenden  Hirnknoten  anschau- 
lich geworden.  —  Grösse  */to  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LIL  Fig.  IL 

Fig.  1.  halb  gewendet,  rechte  Seitenansicht.  Fig.  2.  Rücken  ansieht;  ö-f  Eierstock,  o"  Ei,  s  contractile  Blase.  Fig.  3.  Kiefergerüst;  m*  einfacher 
Kiefer -Bogen  zur  Anheftung  des  Kaumuskels,  d  Zähne,  &  Schlundgerüst.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

43.  Notommata  mir  Ha,  Doppelohr.     Tafel  LH.  Fig.  HL 

N.  tergo  et  uropygio  turgidis  gibba,   fronte  aurita,  bursa  obscura  alba  globosa  sub  oculo. 

Notommate  anriculee,   a  dos  gonfle  a  la  racine  de  la  queue  et  par  cela  bossu^  le  front  auricule^ 
P  oeil  at tacke  ä  tine  boter  se  blanche  obscure  dans  la  nuque. 

Animalcida,  Baker?  Employment  of  tlie  Microscope,  p.  302.    Tab.  XII.  Nr.  3.  1752. 

Brachionus  .rotatorius,  Pallas,  Elenchus  Zoophyt.  p.  94.   1766.  zum  Tlieil. 

Vorlicella  aurita,  Müller,  Animalc.  Infus,   p.  288.   Tab.  XLI.   Fig.  1 — 3.   1786.   ohne  das  Synonym. 

Furcularia  aurita,  Lamarck,  Histoire  nat.  des  an  im.  s.  vert.  II.  p.  38.   1816. 

Furcularia  aurita,  Bory  de  St.  Vincent,  Encyclopedie  methodique,  Vers.  1824. 

Notommata  aurita,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  46.  1831.   p.  131.   Taf.  IV.   Fig.  XII.  Schlundkopf. 

Aufenthalt:    In  England,  bei  Copenhagen  und  Berlin  beobachtet. 

Müller  fand  sein  Thierclien  bei  Copenhagen  zwischen  Meerlinsen  und  sah  das  Auge  als  einen  grossen  dunkeln  Punkt  auf 
einer  weissen  Stelle.  Baker's  Thierclien  aus  England  ist  nicht  ganz  sicher  als  gleiche  Art,  aber  doch  diese  wahrscheinlicher,  als  der 
ihm  bekannte  Rotifer.  Eichhorn's  ähnliches  Thierclien  ziehe  ich  nicht  mit  Müller  hierher,  sondern  zu  N.  ansata.  Oft  wirbelt 
es  ohne  vorgeschobene  seitliche  Ohren,  beim  Schwimmen  entfaltet  es  aber  dieselben.  Müller  glaubte,  es  zöge  sie  im  Schwimmen 
auch  abwechselnd  ein,  allein  das  ist  ein  durch  den  beim  Drehen  um  die  Längsaxe  des  Thieres  erfolgenden  Wechsel  des  Sichtbarwerdens 
erzeugter  Irrthum.  Bei  Berlin  ist  es  sehr  gemein  zwischen  Conferven  und  Meerlinsen,  besonders  im  März  und  April  häufig,  auch 
im  Februar  unter'm  Eise  gesehen.  Die  gröberen  Organe:  Darm,  Speicheldrüsen,  Schlundkopf,  Eierstock,  Hirn  mit  dem  Auge  und  dem 
dunkeln  Beutel,  Muskeln  des  Räderwerks  und  des  Fusses  sind  deutlich,  für  die  feineren  hat  es  noch  an  Müsse  zur  genauen  Aufzeich- 
nung gefehlt.  —  Grösse  V20  —  V10  Linie,  Ei  y36  Linie.     (Vergl.  Cycloglena  Lupus  und  Diglena  aurita.) 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LIL   Fig.  III. 

Fig.  1.  ist  eine  Rückenansicht  eines  mit  Indigo  genährten  Thierchens.  Fig.  2.  rechte  Seitenansicht  desselben,  c  ein  vom  Auge  nach  der  Stirn  ge- 
hendes Band  von  Hirnmark;  sc  saeculus  cerebralis^  der  dunkle  (Kalk?-)  Beutel  am  Auge;  0"  ein  Ei;  a>  Mündung  des  Speisecanals  und  Eierstocks. 
Fig.  3.  ein  jüngeres  Thierchen.  Fig.  4.  der  Schlundkopf,  durch  Druck  ausgebreitet,  mit  einem  gespaltenen  Zahne  auf  jedem  Kiefer  und  treppen- 
artigen Schlundfalten.    Fig.  1  —  3.    300mal,    Fig.  4.    500mal  im  Durchmesser  vergrössert. 

44.  Notommata  gibba,   gewölktes  liackenauge*    Tafel  LH.  Fig.  IV. 

N.  tergo  et  uropygio  turgidis  gibba,  fronte  truncata  nee  auriculata,  saeculo  cerebrali  nullo,    pedis  digitis  brevissiinis. 

Notomtnate  bossue*    a  dos  gonfle  a  la  racine  de  la  queue  et  par  cela  bossu,    le  front  tronque  saus 
oreilletieS)  point  de  bourse  ä  V  oeil,  les  doigts  du  pied  tres-courls. 

Le  Doynin,  Joblot?  Observat.  fait.  avec  le  microsc.   p.  111,  112.   PI.  XIII.  Fig.  10.  1718. 

Notommata  gibba,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1831.  p.  132.    Taf.  IV.  Fig.  XV.   Schlundkopf. 

Aufenthalt:    Bei  Paris?  und  Berlin!. 

Diese  Art  ist  nicht  selten  zwischen  Meerlinsen  und  in  offenen  alten  Aufgüssen  in  freier  Luft,  und  bat  viel  Aehnlichkeit  mit 
Hydatina  braehydaetyla,  von  der  sie  sich  durch  das  Auge  unterscheidet.  Das  Auge  ist  klein  und  sitzt  am  hintern  Ende  eines  dicken 
Hirnmarkes.  Die  Wirbelorgane  sind  mehrfach,  sind  aber  noch  undeutlich  beobachtet.  Zwei  Fussmuskeln,  ein  Schlundkopf  mit  2  ein- 
zahnigen  Kiefern,  Schlundröhre,  Speicheldrüsen,  ein  einfacher  Darm,  ein  Eierstock,  eine  contractile  Blase  und  zwei  Befruchtungsdrü- 
sen sind  deutlich  geworden.  Joblot  fand  sein  Thierchen,  welches  er  den  Mops  nennt,  bei  Paris  in  einer  10  Monate  alten  Stroh- 
Infusion.  War  es  Furcularia  gibba?  In  einer  durchsichtigeren  kürzer  geschwänzten  Form  des  Doguin  sah  Joblot  1718,  wie  er 
sagt,  die  Bewegung  des  Herzens  (des  Schlundkopfs),  der  Lungen  und  (leider)  aller  andern  Eingeweide  (! )  {Hydatina?).  —  Grösse 
Vi s  —  Vi 2  Linie,  Ei  V48  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LIL  Fig.  IV. 

Fig.  1.  rechte  Seitenansicht  eines  mit  Indigo  genährten  Thierchens.  Fig.  2.  Rückenansicht  desselben;  s  contractile  Sexualblase.  Fig.  3.  die  2  ein- 
zahnigen  Kiefer  mit  der  Schlundröhre.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

45.  Not ommata  ansata  9  Henkel -Fischchen.     Tafel  LH.  Fig.  Y. 

N.  corpore  medio,  turgido,  utrinque  subito  attenuato,  fronte  auriculata,  saeculo  cerebri  nullo,   pedis  digitis  validis. 

Notommate  a  anses,   le  corps  gonfle  au  milieu,   brusquemetit  aminci  au&  deua  bouts9  le  front  auri- 
eule,  saus  bourse  a  V  oeil,  les  doigts  du  pied  robustes. 

Der  Wasser -Hund,  Eichhorn,  Beiträge  z.  Kennt  n.  d.  kl.  Wasser  tli.   p.  30,  59.   Taf.  II.  Fig.  F.  G.   Taf.  VI.  Fig.  F.  1775.    (1766.) 
Infusorium  novum,  Müller,  Naturforscher,  IX.  p.  208,  211.   1776. 


431      

VorUcella  aurita,  Müller,   Am" male.  Infnsor.    p.  288.  ohne  die  Abbildung.   1786.    (s.  Nolommata  aurita.) 

Blatt  -  Spurrel  und  Zapfet,  Oken  ,  Lehrbuch  d.  Naturg.  ITT.  p.  40.  1815. 

Notommata  ansata,  Abhandl.   der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1831.    p.  131. 

Aufenthalt:    Bei  Danzig  und  Berlin  beobachtet. 

In  flachem  Sumpfwasser  im  Sommer  zwischen  Conferven  nicht  selten.  Eichhorn  fand  sein  Thierchen  auch  im  Sumpfwasser 
am  7.  Juli  1766  und  dann  im  Juni  und  Juli  wieder.  Er  hat  2  scheinbar  verschiedene  Thiere  gezeichnet,  die  er  aber  selbst  mit  glei- 
chen Namen  nennt  und  die  auch  ein  und  dasselbe  sind,  je  nachdem  es  seine  Ohren  vorstreckt  oder  nicht.  Ersteres  geschieht  im  Schwim- 
men. Oken  trennte  die  Form  in  2  Gattungen.  Fünf  Wirbelmuskeln,  ein  Hirnganglion  mit  rothem  Auge,  ein  Schlundkopf  mit  2  ein- 
zahnigen  Kiefern,  eine  kurze  Schlundröhre,  ein  einfach  conischer  Darm  mit  2  vordem  Drüsen,  ein  Eierstock,  2  Befruchtungsdrüsen 
und  2  Fussmuskeln  sind  beobachtete  Organe.  —  Grösse  */io —  Vs  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  LIT.  Fig.  V. 

Fig.  i.    Rückenansicht  eines  mit  Indigo  genährten  Thierchens;   c  Hirnmark.     Fig.  2.    Kiefer  und  Anfang  der  Schlundröhre  im  Schlundkopf  zwischen 
den  Kiefern.    Linearvergrösserung  300mal. 

46.     Notommata  deeipiens,  schlankes  üfacfcenaiige.    Tafel  LH.  Fig.  VI. 

N.  corpore  gracili,  cylindrico  nee  auriculato,  pedis  digitis  brevissimis. 

Notommate  grele,  ä  corps  grele,  cylindrique ,  saus  oreillettes,  les  doigts  du  pied  tres-courls. 

Notommata  deeipiens,  Abhandl.  d.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  46.   1831.  p.  132. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  habe  diese  Form  von  1830  bei  Berlin  in  freiem  Gewässer  mit  verschiedenen  Pflanzen  öfter  beobachtet,  aber  neuerlich 
nicht  wieder  gesehen.  Mehrere  unklare  Muskelpartliieen  des  Räderorgans,  einen  dazwischen  im  Nacken  hervortretenden  Markzapfen  als 
Hirn  mit  dem  kleinen  rotlien  Auge  am  Ende,  einen  anscheinend  2zahnigen  Schlundkopf,  eine  kurze  Schlundröhre,  2  rundliche  pancrea- 
tische  Drüsen,  einen  einfachen  langen  conischen  Dann,  einen  zuweilen  4  fast  reife  Eier  haltenden  Eierstock  und  eine  contractile  Blase 
am  hintern  Ende  bemerkte  ich  schon  damals  als  Tbeile  des  Organismus.  —  Grösse  Vis  Linie,  des  reifen  Eies  wohl  7*8  Linie.  (Vergl. 
Furcularia  gracilis  und  die  jungen  Formen  der  andern  Arten.) 

Erklärung  der  Abbildungen   Taf.  LH.   Fig.  VI. 

Fig.  1.    rechte  Seitenansicht  des  erwachsenen,   4  fast  reife  Eier  führenden,   Thierchens.     Fig.  2.     Rückenansicht.     Fig.  3.     Zustand  der  Contraction. 
c  Hirnganglion,  m*  Schlundkopf  und  Kaumuskeln,  gp  pancreatische  Drüsen,  o"  Eier,  s  contractile  Befruchtungsblase.    Linearvergrösserung  300maL 

4*.     Notommata?  Felis,  die  Wasserkatze.     Tafel  LH.  Fig.  VII. 

N.  corpore  parvo,  gracili,  fronte  cornuta,  oculo  hyalino,  uropygio  subito  in  furcam  parvam  attenunto. 

Notommate  Chatte^    a  corps  petita  grele,    cornu  au  front,    V oeil  hyalin,  la  fin  du  dos  brusquement 
amincie  en  fourche  petite. 

Notommata  Felis,  Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.   p.  46.    1831.   p.  133. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  war  früher  der  Meinung,  diess  bei  Berlin  zwischen  Meerlinsen  und  dem  flockigen  Ueberzuge  der  Wasserkräuter  seltene, 
seit  1830  nicht,  aber  so  eben,  am  1.  Februar  1838,  unterm  Eise  bei  — 8°  Reaum.  wieder  beobachtete,  Thierchen  sey  Müllers  Vor- 
ticetta  Felis,  allein  ich  linde  es  nicht  mehr  wahrscheinlich,  habe  vielmehr  letztere  Nachrichten  zu  Not.  Tripus  bezogen,  wie  sie  denn 
immer  unsicher  bleiben  werden.  Am  nächsten  dieser  Form  steht  Theorus  uncinatus.  Ich  halte  aber  das  vordere  weiche  Hörnchen 
bei  beiden  für  eine  Respirationsröhre,  die  das  Thier  einziehen  kann.  Mehrere  Muskelpartliieen  des  Wirbelorgans  wurden  bei  der  Sei- 
tenansicht deutlich.  Zwei  einzahnige  oder  zweizahnige  Kiefer  des  Schlundkopfs,  eine  kurze  Schlundröhre,  2  rundliche  pancreatische 
Drüsen,  ein  einfacher  grün  erfüllter  conischer  Darm  und  daneben  liegende  trübe  Körper  als  Theile  des  Eierstocks  sammt  einer  contra- 
ctilen  Befruchtungsblase  fielen  in  die  Augen.  Ueber  dem  Schlundkopfe  lag  ein  grosses  Hirnganglion  mit  einem  länglichen  farblosen  Bläs- 
chen (Auge?).  Ob  zu  Pleurotrocha  zu  stellen?  Es  streckt  zuweilen  die  Zangenzähne  weit  hervor,  ist  sehr  lebendig  und  veränder- 
lich. —  Grösse  V20  Linie.     (Vergl.  Cercaria  foreipata  Müller.) 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LH.  Fig.  VII. 

Fig.  1.    rechte  Seitenansicht.    Fig.  2.    Rückenansicht.    Fig.  3.     eingezogen,     o  das  Auge,  o   der  Mund,  w*  der  Schlundkopfmuskel  mit  2  einzahnigen 
Kiefern,  gp  pancreatische  Drüsen,  o"  zwei  Eier,  s  contractile  Befruchtungsblase.     Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

48.     Notommataf  Tigris,  der  Wassertiger.     Tafel  LIII.  Fig.  I. 

N.  corpore  cylindrico,  semilunari,  pedis  dimidio  corpore  longioris,  digitis  longissimis,  decurvis,   fronte  cornuta. 

Notommate   Tigre,   a  corps  cylindrique,   semilunaire,   le  pied  a  doigts  tres-longs  decourbes  et  sur- 
passant  la  moitie  du  corps ,  une  petite  corne  au  front. 

Trichoda  Tigris,  Müller,  Animalc.  Infus,   p.  206.    Tab.  XXIX.   Fig.  8.   1786. 

Diurella  Tigris,  Bort  de  St.  Vincent,  Dict.  class.  d'hist.  nat.   1824.    Encycloped.  metli.   Vers.   1824. 

Notommata  Tigris,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  215.     Isis,   1833.  p.  246. 

Aufenthalt:    Bei  Copenhagen?  und  Berlin!. 

Das  bei  Berlin  lebende  Thierchen  fand  ich  1830,  zuerst  todt,  aber  am  26.  April  1832  habe  ich  es  zwischen  Oscillatorien 
des  Thiergartens  mit  Naviculis  auch  lebend  gefunden.  Müjller  sah  es  selten  im  Sumpfwasser.  Es  lässt  sich  mit  keinem  andern  ver- 
wechseln.    Der  gebogene  Körper  ist  auf  der  Rückenseite  convex  und  scheint  eine  etwas  feste  Oberhaut  zu  haben,   welche  an  der  Stirn 


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in  ein  Hörnchen  ausläuft.  Das  wenig  ausgezeichnete  Räderorgan  zeigt  mehrere  Muskelparthieen,  ein  länglicher  Schlundkopf  mit  2  un- 
°leichschenkli°cn  einzahnigen  Kiefern  geht  mit  einer  sehr  kurzen  Sclilundröhre  in  einen  einfach  conischen  weiten  Speisecanal  über,  wel- 
cher vorn  2  rundliche  Drüsen  trägt.  Neben  dem  Darme  nach  hinten  liegt  ein  länglicher  Eierstock.  Der  After  ist  an  der  einziehbaren 
Fussbasis  auf  der  Rückenseite  beobachtet.  Ueber  dem  Schlundkopfe  liegt  ein  längliches  Hirnganglion  mit  einem  grossen  rothen  Auge 
am  hintern  Ende.  —  Grösse  ohne  den  Fuss  Vi 2  Linie,  mit  dem  Fasse  Ve  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  LIII.   Fig.  I. 

Fig.  1.    rechte  Seitenansicht,  halb  vom  Rücken,  im  ausgedehnten  Zustande.     Fig.  2.    dieselbe  ganz  seitlich,  mit  eingezogenem  Räderwerk  und  Fussbasis. 
Fig.  3.     dieselbe  entfaltet,  mit  aufwärts  gebogenem  Fusse.    <9  +  Eierstock,  w  Darm-  (und  Eierstock-)  Mündung.     Linearvergrösserung  SOOinal. 

4®.     Notommata  longiseta,  IjanggalbeL     Tafel  LIII.  Fig.  IL 

N.  corpore  cylindrico,  fronte  truncata,  pedis  digitis  styliformibus ,    corpore  duplo  et  quadruplo  longioribus  inaequalibus. 

Notommate  Longue-soie,  a  corps  cylindric/ue,  tronc/ue  au  front,  les  doigts  du  pied  styliformes,  deute 
ä  trois  fois  plus  longs  r/ue  le  corps  et  inegaucc. 

Ziveigescliwänztes  RädertMer^  Beseke,  Leipziger  Magazin  d.  Naturk.  IY.  St.  3.  p»  329.  Fig.  11.  1784. 

Trichoda,  nov.  spec. ,  Herrmann,  Naturforscher.  XX.  p.  165.  Taf.  III.  Fig.  53.  1784. 

Vorticella  longiseta,  Müller,  Animalc  Infus,  p.  295.   Tab.  XLII.   Fig.  9,  10.   1786. 

Trichoda  bicaudata  et  Vaginaria  braehyura,  Schrank,  Fauna  boica  III.  2.  p.  87,  144.   1803. 

Furcularia  longiseta,  Lamarck,  Histoire  natur.  tL  anim.  sans  vert.  p.39.  II.  1816.    Bory,  Encyclopedie  in  etil.  Vers.  1824. 

Notommata  longiseta,  Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissens  eh.  zu  Berlin,   1830.   p.  46. 

Notommata  longiseta  ß  inaequalis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  134. 

Aufenthalt:    Bei  Mietan  in  Curland,  Strassburg,  Copenhagen,  Ingolstadt  und  Berlin  beobachtet. 

Bei  dieser  sehr  ausgezeichneten  Form  bleibt  kein  Zweifel ,  dass  Müller  wenigstens  sie  kannte ,  da  er  sogar  das  Nackenauge 
(als  solches  zwar  nicht  erkannt,  aber)  rothfarbig  gesehen  hat  Er  fand  sie  selten  im  Gewässer  bei  Copenhagen  und  verwechselte  sie  wohl 
mit  der  folgenden.  Seitdem  ist  sie  sicher  bei  Berlin  wieder  gefunden.  Ich  unterschied  sie  1830  im  Juni  von  der  folgenden,  sah  sie  dann 
wieder  am  18.  Juli  1831  mit  derselben  und  hielt  sie  für  eine  Abänderung  dieser,  aHein  ich  habe  sie  am  5.  Sept.  1832  wieder  schär- 
fer beobachtet  und  halte  beide  Formen  wieder  für  2  Arten.  Sie  lebt  zwischen  Conferven  und  Oscillatorien  selten  zahlreich  beisammen. 
Sie  hat  ein  6muskeliges  Räderorgan,  dicht  dahinter  ein  dickes  Hirnganglion  mit  dem  rothen  Auge.  Ein  kugliger  Schlundkopf  mit  2 
einzahnigen,  im  rechten  Winkel  gebogenen,  Kiefern,  eine  kurze  Schlundröhre,  2  kugelförmige  panereatische  Drüsen,  ein  einfacher  Darm* 
schlauch  mit  grünlicher  Speise  erfüllt  und  an  dessen  hinterm  Grunde  eine  markige  Masse  als  Eierstock.  Im  Innern  der  sehr  dicken 
Zangenglieder  sah  ich  an  der  Basis  in  der  Mitte  einen  Muskel  oder  Canal.  Das  Tliierclien  springt  und  wirft  sich  mit  dem  Fusse  um- 
her. —  Grösse  Vio  —  Vs  Linie,  des  Körpers  — V*o  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Tafel  LIII.   Fig.  II. 

Fig.  1.    jüngeres  Thierchen  mit  kürzeren  Fingern,  von  der  Rückenseite.    Fig.  2.     erwachsenes,  halb  gewendet,  von  der  rechten  Seite,     w  die  beobach- 
tete Darmmündung.    Vergrösserung  des  Durchmessers  300mal. 

50.     Notommata  aequaMs,  Stelzenscliwaiiz.     Tafel  LIII.  Fig.  III. 

N.  corpore  cylindrico,  fronte  obtusa,  pedis  digitis  styliformibus,  aequalibus,  longitudinc  corporis. 

Notommate   h   echasses,    le  corps  cylindrif/ue ,    obtus  au  front,   les   doigts   du  pied  styliformes  de  la 
longueur  du  corps  et  egaua). 

Vorticella  longiseta,  Müller,  Anim.  Infus,  p.  295.   1786.   zum  Theil. 

Notommata  aequalis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.   p.  46. 
Notommata  longiseta  a  aequalis ,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1831.  p.  134. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin!,  vielleicht  auch  bei  Copenhagen. 

Diese,  der  vorigen  bis  auf  das  Verhältniss  der  Fusszange  und  vielleicht  der  etwas  vortretenden  Stirn  ganz  ähnliche,  Form 
lebt  bei  Berlin  zuweilen  gleichzeitig  mit  ihr.  So  fand  ich  sie  im  Juni  1830  und  am  18.  Juli  1831.  Die  Zangenglieder  sind  immer, 
bei  gleicher  Körperlänge  des  Erwachsenen,  viel  kürzer,  nur  von  der  Länge  des  zugehörigen  Körpers  selbst,  und  beide  gleich  lang. 
Müllers  Figur  passt  auf  die  vorige  Art,  obsclion  er  in  der  Beschreibung  von  Ungleichheit  der  Fussfinger  nicht  spricht.  —  Grösse 
Yxo  Linie,  des  Körpers  allein  V20  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LIII.   Fig.  III. 

Fig.  1.    llüxkenansicht  eines  mit  Indigo  genährten  Thierchens,   dessen  Stirn  etwas  vortritt.     Fig.  2.    halbe  linke  Seitenansicht  eines  andern  mit  abge- 
stutzter Stirn.    Fig.  3.     das  erstere  zusammengezogen.    Linearvergrösserung  300mal. 


B.      Untergattung    Rechenzahn:    mit  2  vielzahnigen  Kiefern. 
Su b gen us  Ctenodon:    pluribus  dentibus  in  utraque  maxilla.     Sonsgenre   Ctenodon:    plusieurs  dents  a  chaque  mächoire. 

51.     Notommata  clavulata,  Keulenträger.     Tafel  L.  Fig.  V. 

N.  corpore  campanulato,  pede  conico  brevissimo,  glandulis  pancreaticis  clavato  -  cylindricis. 

Notommate   Porte-massue,    a  corps  campanule,  le  pied  coniejue  tres-court,  les  glandules  pancrea- 
tiques  allongees  en  forme  de  cylindre  ou  de  massue. 

Enteroplea  lacustris,  Abhandl.   der  Akademie   d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.   p.  46.   zum  Theil. 


433    

Notommata  clavulata  (Epiphancs  clavulata) ,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.   p.  133,   134,  p.  45,  51.   Taf.  IV. 

Fig.  1.   1833.    p.  187,  193,   214,  334.    Taf.  X.    Fig.  1.      Symbolae   physicae,     Hkmprich    «.   Ehrenberg. 
Evertebrata  I.    Pliytoz.   Rotatoria.     Text  1831. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Bis  zum  Jahre  1831  wurde  diese  Form  mit  Enteroplea  Hydatina  und  Diglena  lacustris  verwechselt.  Sie  lebt  im  Juli 
in  kleinen  Lachen  torfiger  Niederungen.  Im  Jahre  1831  gab  ich  eine  Abbildung  des  Schlundkopfes  mit  den  Zähnen  ,  und  1833  eine 
detaillirte  Abbildung  des  ganzen  Organismus,  fand  aber  noch  andere  wichtige  Stnicturverhältnisse ,  die  Kiemen,  später  erst  auf,  was 
wenigstens  noch  im  Texte  angezeigt  wurde.  Ich  blieb  damals  zweifelhaft,  ob  ich  nicht  N.  Myrmeleo  damit  verwechselt  habe,  was 
nicht  der  Fall  ist.  Diese  Art  ist  in  ihrer  leicht  anschaulichen  Organisation  auf  so  mannigfache  Weise  vor  allen  Arten  der  Gattung 
ausgezeichnet,  dass  ich  sie  schon  1831  mit  dem  Namen  Epiphanes  abzusondern  gesonnen  war,  allein  die  äussere  Form  und  das  rothe 
Nackenauge  schienen  mir  doch  überwiegend  für  Notommata  zu  sprechen.  Ausser  den  8  Muskelscheiden  des  8fachen  Wirbelorgans  sind 
der  4muskelige  Schlundkopf,  2  kleine  Fussmuskeln  und  3  Paar  Längsmuskeln  (2  Rückenmuskeln,  2  Seitenmuskeln,  2  Bauchmuskeln)  be- 
obachtet. Diese  Längsmuskeln  sind  überaus  deutlich  und  gestreift.  Der  kuglige  Schlundkopf  hat  2  sechszahnige  Kiefer,  ihm  folgt  eine 
lange  Schlundröhre,  eine  Magenerweiterung  ohne  Absclinürung  und  ein  langer  dünner  Darm.  Am  Magen  sitzen  2  lange  dicke  Pancreas- 
Drüsen,  bald  cylindrisch,  bald  keulenförmig,  und  überdiess  5  lange  cylindrische  Blinddärme  (pancreatische  Hülfsorgane ? ,  Gallengef  ässe  ? 
also  Leber?).  Ein  langer  bandartiger  biegsamer  Eierstock  liegt  hinter  dem  Magen.  Dicht  an  der  Fusswurzel  ist  eine  contractile  grosse 
Blase,  in  welche  2,  vom  Räderorgan  aus  auf  beiden  Seiten  geschlängelt  herablaufende,  männliche  Sexualdrüsen  einmünden.  Sechs,  viel- 
leicht queere,  Cirkelgefässe,  ein  sehr  durchsichtiges  starkes  Kiemengefäss  mit  etwa  36  einseitig  daran  gehefteten  zitternden  Kiemen,  eine 
spornartige  Respirationsröhre  im  Nacken  und  einige  verbindende  freie  Längengefässe  sind  bisher  ermittelt.  Besonders  reich  ist  auch  das 
Nervensystem  entwickelt  worden.  Ausser  dem  grossen  Hirnganglion,  welches  das  rothe  Auge  trägt,  sind  2  strahlige  Ganglien  am  Halse 
erkannt,  welche  Nervenfäden  nach  den  Rädermuskeln  und  abwärts  an  die  Bauchwand  senden.  Zwei  andere  ganglienartige  Körper  sind 
zu  beiden  Seiten  im  hintern  Körperraume.  Ueberdiess  sind  am  2ten  und  3ten  Cirkelgefässe  je  2  längliche  Ganglien  -  artige  Knötchen, 
und  ein  5tes  Ganglien -Paar  findet  sich  an  einem  Längsnerven -Paare  da,  wo  es  das  2te  Ringgefäss  schneidet.  Endlich  sind  noch  3 
kleine  Ganglien -Paare  dicht  beisammen  im  hintern  Körperraume  neben  dem  grösseren  daselbst,  so  dass  mithin  8  Ganglien -Paare  vor- 
handen wären.  Von  diesen  sind  nur  die  beiden  grösseren  strahlig.  Es  schien  mir  zuweilen  noch  ein  vorderes  Ringgefäss  oder  Gefäss- 
geflecht  dicht  hinter  den  Wirbelmuskeln  zu  liegen,  wonach  sich  dann  die  Zahlen  der  andern  ändern  würden.  —  Grösse  bis  Vs  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  L.   Fig.   V. 

Fig.  1.  Rückenansicht.  Fig.  2.  rechte  Seitenansicht.  Fig.  3.  Schlundkopf  mit  den  2  6zahnigen  Kiefern.  U  Kieinenreihe ;  g  Ganglien;  gp  pancrea- 
tische Drüsen;  ml  Bauchmuskel -Paar;  m2  Rückenrauskel-Paar;  mz  Seitenmuskel -Paar;  ö+  Eierstock  mit  7  Eikeimen;  s  contractile  männliche  Blase; 
s'  Respirationsröhre;  t  Sexualdrüsen;  cd  Darm-  und  Eierstock -Mündung.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

5£.     Notommata  Tuba,  das  Sprachrohr.     Tafel  XLIX.  Fig.  III. 

N.  corpore  conico  tubiformi,  fronte  dilatata,  sensim  sensimque  in  pedem  furcatum  acutum  abeunte. 

Notommate  Trompette,  a  corps  conir/ue  ei i  forme  de  trompette,   elargi  au  front,  peu  a  peu  aminci 
en  pied  fourchu  aigu. 

Notommata  Tuha9  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1833.    p.  216. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Das  Thierchen  wurde  am  29.  Juni  1832  zwischen  Meerlinsen  des  Thiergartens  in  2  Exemplaren  entdeckt,  und  ist  seitdem 
nicht  wieder  vorgekommen.  Es  gleicht  in  der  Form  dem  Ste?itor  Müllerz,  ist  aber  viel  lebhafter  und  heftiger  in  seinen  Bewegungen. 
Es  ist  1833  ausführlich  beschrieben.  Das  Räderorgan  bilden  8,  als  Unterlippe  im  Halbkreis  gestellte,  bewimperte  Muskelpartkieen, 
während  die  Stirn  oder  Oberlippe  glatt  ist,  gerade  umgekehrt  als  sonst  bei  Räderthieren.  Zwischen  den  Muskeln  liegt  ein  rundlicher 
Schlundkopf  mit  2  6zahnigen  Kiefern,  auf  den  eine  dünne  schwanenhalsartige  Schlundröhre  folgt.  Ein  dicker,  durch  eine  Einschnürung 
in  einen  langen  Magen  und  kurzen  Dickdarm  getheilter,  Speisecanal  mündet  an  der  Fussbasis  auf  der  Rückenseite,  und  hat  vorn  2  kug- 
lige pancreatische  Drüsen.  Ein  geknäuelter  drüsiger  Eierstock  liegt  neben  dem  Darme.  An  der  Fussbasis  ist  eine  contractile  Blase, 
in  welche  (2?)  lange  Sexualdrüsen  einmünden,  deren  eine  nur  erst  beobachtet  ist.  Zwischen  den  Wirbelmuskeln  liegen  noch  2  Hirn- 
knoten, deren  einer  ein  rothes  Auge  am  hintern  Ende  trägt,  deren  anderer  einen  dicken  Nervenstrang  im  Nacken  dahin  zur  Haut  sen- 
det, wo  wohl  die  Respirationsöffnung  ist.  Daneben  sind  noch  2  helle  Knötchen  gesehen,  die  vielleicht  Hals -Ganglien  waren.  Von  der 
Mitte  des  Räderorgans  geht  ein  straffes  Muskelband  zur  Mitte  des  Rückens,  und  im  Fusse  liegen  2  keulenartige  Muskeln.  Andere 
Organisationstkeile  sind  noch  nicht  weiter  ermittelt.  —  Grösse  Vio  —  */s  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  XLIX.   Fig.  III. 

Fig.  1.  rechte  Seitenansicht.  Fig.  2.  Bauchseite.  Fig.  3.  geöffnete  Kiefer.  Fig.  4.  niederschluckende  Kiefer,  m  vorderer  Rückenmuskel,  gp  pan- 
creatische Drüsen,  ö+  Eierstock,  s  contractile  Blase,  s'  Respirations-Oeffnung?,  t  männliche  Sexualdrüse,  w  Darm-  und  Eierstock -Mündung,  +  Hals- 
ganglien.   Fig.  2.    ist  im  Ausleeren  des  Darmes  begriffen.    Linearvergrösserung  300mal. 

53.    Notommata  Brachionus,  das  Pritschen -Fisehclieii.    Tafel  L.  Fig.  III. 

N.  corpore  dilatato,  depresso,  subquadrato ,  pede  stipitiformi  gracili,  ovulis  pendulis. 

Notommate  Brachion,  a  corps  elargi,  deprime  presque  quarre,   le  pied  grele  en  forme  de  pedicule, 
les  oeufs  attaches. 

Notommata  BracMonns,  Abhandl.  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1835.   p.  176. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Das  Thierchen  fand  sich  am  31.  Mai  1836  gleichzeitig  mit  Hydatina  senta,  Brachio?ms  Pala  und  Notommata  gr anu- 
laris in  einem  grünen  Wasser  von  Chlamidomonas  Pulvisculus.     Ich  hielt  es  eine  Zeitlang  für  einen  Brachionus,  überzeugte  mich 

109 


434 

aber  allmälig,  dass  es  oline  Schaale  war.  Nocli  viel  auffallender  war  eine  andere  Beobachtung.  Es  interessirte  inicli  nämlich  dann  be- 
sonders sehr,  zu  bemerken,  dass  es  also  eine  Notommata  gebe,  welche  ihre  Eier,  wie  Brachionus ,  auf  dem  Rücken  trägt;  daher 
waren  diese  Eier  ein  besonderer  Gegenstand  scharfer  Aufmerksamkeit.  Da  bemerkte  ich  denn,  dass  einige  Thierchen  viel  kleinere  Eier 
trugen,  als  andere.  Ja,  ich  sah  zuweilen  5  —  6  Eier,  von  denen  nur  eins  die  Normal -Grösse  hatte.  Gleichzeitig  untersuchte  ich  die 
Notommata  granularis  und  spürte  besonders  deren  Eiern  nach.  Bald  fiel  mir  ein  körniger  schwarzer  Fleck  in  all  den  kleineren 
Eiern  auf,  die  sich  auf  der  N.  Brachionus  fanden,  und  diess  leitete  zum  Auffinden  der  sonderbaren  Thatsache,  dass  Not.  granula- 
ris ihre  Eier  auf  den  Rücken  der  N.  Brachionus  legt.  Ich  fand  später  dasselbe  wieder  an  Brachionus  Pala,  welcher  auch  ver- 
schiedene Eier  trug,  und  sehe  in  diesem  Verhältniss  etwas  der  bekannten  Sage  vom  Kukuk  Aehnliches,  womit  auch  das  Phänomen  der 
Not  Petromyzon  und  der  Not.  Parasita  im  Volvoat  Globator  vergleichbar  ist.  —  An  Organisation  ist  ein  Wimperkranz  um  die 
Stirn,  und  innerhalb  diesem  sind  auch  6  Wimperbündel  erkannt.  Vier  paarweis  nach  hinten  divergirende  Längsmuskeln,  ein  4muskeli- 
ger  kugliger  Schlundkopf  und  2  Fussmuskeln  dienen  der  Bewegung.  Fünf  queere  Ringgefässe  und  eine  kurze  conische  Respirations- 
röhre im  Nacken  bezeichnen  das  Gefässsystem.  Ton  der  Stirn  (einem  Stirngeflecht ? )  geht  jederscits  ein  (Gcfäss?-)  Faden  zum  4ten 
Queergcfäss.  Zitternde  Kiemen  sind  nicht  erkannt.  Der  Schlundkopf  mit  2  4zahnigen  Kiefern  geht  mit  einer  kurzen  Schlundröhre  in 
einen  dicken  einfach  conischen  Darm  über,  an  dem  vorn  2  eigentümlich  gestellte,  wie  bei  Synchaeta  tremula,  conische  Pancreas- 
Drüsen  sitzen.  Ein  geknäuelter  kurzer  Eierstock,  eine  contractile  männliche  Sexualblase  und  2  gewundene  längsstreiiige  Sexualdrüsen, 
bilden  die  Fortpflanzungsorgane.  Als  Empfindungssystem  war  ein  dicker  Markknoten  mit  einem  grossen  rothen  und  runden  Auge  an  der . 
Stirn,  und  2  längliche  Knötchen,  vielleicht  Ganglien,  an  zarten  Fäden  waren  in  der  Gegend  des  Eierstocks  sichtbar.  In  den  anhän- 
genden Eiern  war  oft  das  Junge  mit  Augen,  Zähnen  und  wirbelnden  Wimpern  sichtbar.  Die  Finger  der  Fusszange  hatten  noch  vor- 
schiebbare besondere  Wärzchen  an  der  Spitze.  —  Grösse  Vs  Linie,  des  Eies  V24  Linie. 

Erklärung   der   Abbildung    Taf.  L.   Fig.  III. 

Es  ist  nur  eine  Rückenansicht  eines  erwachsenen,  nur  eins  seiner  wahren  Eier  führenden,  Thierchens,  dessen  Darm  mit  Chlamidomonas 
erfüllt  ist.  Die  daneben  stehende  Abbildung  des  Brachionus  Pala  mit  den  Eiern  der  N.  granularis  zeigt  das  Verhältniss  der  Eier  der  letzteren. 
g  Ganglien,  s  contractile  Blase,  w  Mündung  des  Darm-  und  Eier-Canals.    Linearvergrösserung  300mal. 

54.  Notommata  Tripus,  der  Breifiiss.    Tafel  L.  Fig.  IV. 

N.  corpore  ovato,  fronte  subtruncata,  leviter  auriculata,  dorso  postremo  in  caudam  styliformein  abeunte,  pedis  furca  brevi. 

Notommate  Trepied,  a  corps  ovale,  leger  ement  tronque   et  auricitle  au  front,   ayant  nne  r/neue  sty- 
liforme  a  V  ezetremite  du  dos  et  la  fourche  du  pied  courte. 

Vorticella  Felis,  Müller?  Verm.  fluv.  hist.  p;  108.   1773.    Animalc.  Infus,  p.  301.   Tab.  XLITI.   Fig.  1  —  5.  1786.   exclus.  syn. 
Furcalaria  Felis,  Lamarck,  Hist.  nat.  des  animaux  sans  vert.  II.   p.  39.   1816.      Bory,  Essay  d'iine  class.  des  microsc.  1826. 
Distemma  Felis,  Isis,  1833.   p.  247.    1834.  p.  1192. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  vielleicht  bei  Copenhagen. 

Müller's  Thierchen  fand  sich  zwischen  Lemna  und  könnte  auch  entweder  Notommata  Felis  oder  eine  Art  der  Gattung 
Salpina  gewesen  seyn.  Das  Citat  von  Schrank  passt  nicht  hierher.  Ich  fand  es  am  5.  Aug.  1835  und  am  23.  Oct.  1837  an  Hot- 
tonia  palustris.  Zuweilen  steckte  es  kleine  Wirbel -Ohren  hervor.  Diess  Thierchen  hat  samint  N0  centrura  und  N.  Copeus  einen 
wirklichen  Schwanz  als  Verlängerung  des  Rückens  über  dem  After.  Sechs  Wimperbündcl,  ein  kugliger  Schlundkopf  mit  2  4zahnigen 
Kiefern,  eine  Einschnürung  an  der  Stelle  der  Schlundröhre,  ein  einfach  conischer  Darm  mit  2  kugligen  pancreatischen  Drüsen,  ein  kur- 
zer geknäuelter  Eierstock,  2  Fussmuskeln  und  ein  zapfenartiges  dickes  Hirnganglion  mit  einem  rothen,  mit  Zellen  umkränzten,  Auge 
sind  die  erkannten  Structurtheile.  —  Grösse  Vis  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  L.   Fig.  IV. 
Fig.  1.     Rückenansicht.     Fig.  2.     rechte  Seitenansicht,     x  Schwanz,  w  Darm-  und  Eierstock  -  Mündung.     Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

55.  Notommata  saccigera,  Beutel -FischciieH.     Tafel  L.  Fig.  VIII. 

N.  corpore  elongato  cylindrico,  postica  attenuato,  foreipe  brevi,  saeculo  interno  pone  oculum  clavato. 

N otommate  Porte-  bourse,  a  corps  allonge  cylindrique,  aminci  au  hont  posterieur,  ayant  la  fourche 
petite  et  derriere  V  oeil  nne  bourse  interne  e?i  forme  de  massue. 

Notommata  saccigera,  Abhandl.  der  Akad.  d.  Wissenscli.  zu  Berlin,   1830.  p.  46.   1831.  p.  133. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 


Ich  fand  das  Thierchen  1830  und  wieder  am  4.  Aug.  1835  mit  Volvos  Globator  und  Epistylis  leueoa  in  torfigen  La- 
chen. Es  hat,  wie  N.  collaris  und  aurita,  einen  beutelartigen  Hirnfortsatz  hinter  dem  Auge,  und  neben  dein  Auge  2  dunkle  kör- 
nige Flecke,  wie  ZV.  braehyota,  die  auch  an  Theorus  und  Triophthalmus  erinnern  mögen.  Das  Wirbelorgan  ist  seitlich,  wie  bei 
Pleurotrocha.  Der  Schlundkopf  hat  2  4zahnige  Kiefer,  dazu  kommt  ein  kurzer  Schlund,  ein  einfacher  conischer  Darm,  neben  dem 
hinterwärts  der  Eierstock  liegt  und  welcher  vorn  2  ovale  Drüsen  hat.  Da,  wo  der  Hirnbeutel  endet,  liegt  eine  grosse  zitternde  Kieme, 
oder  ist  es  eine  zitternde  innere  Stelle  des  Darmes?     Ausserdem  sind  2  Fussmuskeln  erkannt.  —  Grösse  */i2  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  L.    Fig.  VIII. 

Fig.  1.    Rückenansicht.    Fig.  2.     rechte  Seitenansicht.     +  zitternde  Stelle;  s"  saeculus  cerebralis,  sackförmiger  Hirnfortsatz ;  w  Darm-  und  Eierstock- 
Mündung.     Linearvergrösserung  300mal. 

56.     Notommata  Copeus,  Ruder -  Tischchen,  der  Telegraph.     Tafel  LI.  Fig.  I. 

N.  corpore  magno,  utrincjiie  attenuato,  cauda  parva  indurata,  auriculis  maximis,  setis  duabus  lateralibus  mediis. 

N otommate  Rameur,    a  corps  grand^  aminci  autc  deute  bouts,  ayant  nne  petite  queue  endurcie,  des 
oreillettes  fort  longues  et  deu&  soies  au  milieu  des  cotes. 


435    

Notommata  Covern ,  Ab  ha  ndl.  d.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.   p.  186,  213. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Am  8.  Juni  1833  bei  Berlin  in  Torfwasser  entdeckt,  dann  wieder  am  31.  Mai  1836  mit  Volvos  Globator  und  Not.  Myr- 
meleo  beobachtet.  Das  grosse,  mit  blossem  Auge  sehr  sichtbare,  Thierchen  hat  über  den  ganzen  Körper  einen  dicken  Gallertüberzug, 
den  ich  aber  doch  einige  Male  vermisste.  Der  Rücken  endet  hinten  in  eine  etwas  härtere  Spitze,  einen  wahren  Schwanz,  zwischen 
welchem  und  dem  Fusse  die  Darmmündung  liegt.  An  jeder  Seite  ist  in  der  Mitte  eine  lange  etwas  einziehbare  Borste,  wie  auch  bei 
N.  Werneclcii  vorn.  Vorn,  hat  es  2  einziehbare  grosse  Wirbelohren.  Wenn  es  kriecht,  hat  es  die  grossen  Wirbel -Arme  eingezo- 
gen, wirbelt  aber  mit  den  Stirnwimpern  und  dem  Rüssel  fort.  Es  ist  dann  der  N.  centrura  sehr  ähnlich,  unterscheidet  sich  aber 
durch  die  2  Ruderborsten.  Das  Räderorgan  hat  4  bis  5  Theile,  2  Stirntheile,  2  Ohren  und  die  Rüsselspitze,  welche  Unterlippe  ist. 
Der  Schlundkopf  hat  2  fiinfzalinige  Kiefer,  dann  folgt  eine  lange  dünne  Schlundröhre,  darauf  ein  dicker  einfach  conischer  Speisecanal, 
welcher  vorn  2  halbkuglige  pancreatische  Drüsen -Ohren  führt.  Hinterwärts  liegt  queer  über  dem  Darme  ein  breiter  bandartiger  Eier- 
stock. Zu  beiden  Seiten  des  Darmes  sind  2  geschlängelte,  mit  je  4  zitternden  Kiemen  besetzte,  männliche  Sexualdrüsen,  die  sich  in 
die  contractile  Blase  einmünden.  Vorn  erkennt  man  4  Längsmuskeln,  2  Rücken-,  2  Bauchmuskeln,  hinten  sind  auch  Spuren  von 
Längsmuskeln.  Im  Fusse  sind  2  cylindrische  Muskeln,  und  für  die  seitlichen  Ruderborsten  laufen  Muskelscheiden  nach  vorn.  Ein 
grosses  dreilappiges  Gehirn,  welches  das  Auge  vorn  trägt,  schien  mir  den  Schiandkopf  zu  umhüllen.  Vier  bis  fünf  breite  queere  Ring- 
gefässe,  je  4  an  die  Sexualdrüsen  geheftete  Kiemen  und  eine  dicht  vor  dem  Auge  stehende  Respirationsröhre  bilden  die  Kenntniss  vom 
Gefässsystem.    Beim  Schwimmen  sind  die  Wirbel -Arme  entwickelt. —  Grösse  bis  %  Linie,  Ei  etwa  V20  Linie. —  Vergl.  Polyarthra. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  LI.    Fig.  I. 

Fig.  1.  Rückenansicht  des  schwimmenden  Thieres  im  Auswerfen.  Fig.  2.  Vordertheil  mit  gebogenen  Wirbel -Armen.  Fig.  3.  Kiefer  mit  den  Zäh- 
nen und  Schlundgerüst.     Linearvergrösserung  300mal. 

5V.     Wotommata  centrura,  Sfachelscbwanz.     Tafel  LI.  Fig.  II. 

N.  corpore  magno,  utrinque  attenuato,  cauda  parva  indurata,  auriculis  parvis,  setis  lateralibus  nullis. 

Notommate  Porte-r/uene,  a  corps  grand,  aminci  ante  deute  bouts?  ayant  mie  petiie  (/neue  endurete, 
des  oreillettes  courtes  et  point  de  soies  laterales. 

Notommata  centrura,  Abliandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1832.  p.  438.  1833.   p.  185,  211,  333.   Taf.  IX.  Fig.  1. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Die  ersten  2  Exemplare  fand  ich  am  6.  Juni  1832  im  Plötzensee  und  ebenda  wieder  einige  im  Juni  1833.  Im  Sommer 
1837  fand  ich  wieder  dergleichen  in  einer  Torflache  bei  den  Pulvermagazinen.  An  dieser  Form  entdeckte  ich  1832  die  Kiemen  der 
Räderthiere,  welche  Corti  nur  unklar  erkannt  hatte  (s.  Hydatiiid).  Auch  diess  Thierchen  ist  oft,  nicht  immer,  in  einen  dicken 
Schleim  gehüllt,  in  welchem  gegliederte  Hygrocrocis -Fäden  vegetiren,  die  dem  Thierchen  ein  haariges  Ansehen  geben.  Der  nach 
hinten  verdickte  Körper  endet  auch  in  eine  etwas  härtere  Spitze,  einen  wahren  Schwanz,  unter  dem  ein  Zangenfuss  sitzt.  Zwischen 
beiden  ist  die  Darin  -  Oeffnung.  Borsten,  wie  Copeus,  hat  es  nicht  an  den  Seiten,  obschon  2  markirte  Stellen  ebenda  vorhanden  sind. 
Das  Wirbelorgan  der  Stirn  ist  für  die  Körpergrösse  klein,  daher  auch  ein  unbehülfliches  Schwimmen  kommt.  Es  sind  5  Wimper-Par- 
thieen,  deren  2  seitliche  etwas  ohrartig  über  ragen.  Der  Schlundkopf  hat  2  dreizahnige  Kiefer.  Eine  lange  dünne  queerrunzlige  Schlund- 
röhre,  ein  dicker  einfacher  Darmschlauch  und  dessen  2  vordere  Kugeldrüsen  bilden  überdiess  den  Speisecanal.  — -  Ein  bandartiger  brei- 
ter queergelagerter  Eierstock  hat  einen  stielartigen  starken  Eileiter.  Zu  beiden  Seiten  des  Darmes  liegen,  bis  zum  Schlundkopfe  rei- 
chend, 2  männliche  Sexualdrüsen,  an  welche  die  zitternden  Kiemen  geheftet  sind,  und  die  sich  hinterwärts  in  einer  contractilen  Blase 
vereinen.  Fünf  breite  Queergefässe,  eine  Respirationsröhre  im  Nacken  und  rechts  7,  links  6  an  die  Sexualdrüsen  geheftete,  Kiemen 
bilden  das  Gefässsystem,  wozu  vielleicht  noch  2  Fäden  gehören,  die  von  den  pancreatischen  Drüsen  nach  vorn  gehen.  Die  flimmernden 
Kiemen  sind  notenförmig  frei  mit  einem  Köpfchen  auf  einem  dünnen  Stiele.  Ich  zählte  3  zitternde  Falten  an  jeder,  die  keine  Wimpern 
waren,  und  sie  schienen  äusserlich  zu  sitzen.  —  Ein  grosses  31appiges  Hirnmark  schien  ringartig  den  Schiandkopf  zu  bedecken,  em 
längerer  Theil  hing  auf  der  Bauchseite  herab.  Oben  und  vorn  trug  es  ein  grosses  längliches  queergestelltes  Auge.  Vielleicht  sind  die 
3  Lappen  ebensoviel  solche  Beutel,  wie  bei  N.  collaris  und  saccigera  vorkommen,  und  nur  der  Theil  unter'm  Auge  ist  wahres  Hirn- 
mark. Auffallend  sind  noch  die  jederseits  am  2ten  Queergefässe  liegenden  Stigmate  oder  markirten  Stellen,  an  welche  sich  nach  innen 
ein  dreispaltiger  Faden  anschliesst.  Sind  es  2  Ganglien,  welche  Nerven  zum  Eierstocke  und  Darme  schicken?  Ich  hielt  es  später  eine 
Zeitlang  für  zurückgezogene  Borsten,  wie  bei  Copeus,  aber  habe  auch  diese  Ansicht  nicht  bestätigen  können.  —  Von  Längsmuskeln 
sind  5  Paar  beobachtet,  1  Paar  vordere  Rückenmuskeln,  1  Paar  vordere  Bauchmuskeln,  die  beide  nur  bis  zur  Körpermitte  gehen  und 
sich  am  dritten  Queergefässe  in  mehreren  Schenkeln  enden,  ferner  ein  rechtes  und  ein  linkes  Seiten -Paar,  nur  das  Rücken -Paar  setzt 
sich  als  ein  5tes,  hinteres  Muskel-Paar  fort.  Zwei  Fussmuskeln  und  4  Schlundkopf-Muskeln  sind  überdiess  erkannt.  —  Grösse  bis  1/3  Li- 
nie, der  Eier  Vis  Linie.  —  Vergl.  Kammacher  in  Adam's  Essay  on  the  Micr.  p.  570.  1798.  Tab.  XXVI.  Fig.  JE.  Dinocharis? 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  LI.  Fig.  IL 

Fig.  1.  ist  eine  Rückenansicht  des  Thierchens  im  Schwimmen,  Fig.  2.  ist  das  ideal  abgesonderte  Gehirn  oder  dessen  31appiger  Anhang  mit  dem  Auge, 
wo  in  der  vordem  Oeffnung  die  Zähne  liegen.  Fig.  3.  ist  der  viermuskelige  Schlundkopf  mit  den  Kiefern  und  Zähnen  sammt  der  dazwischen  liegen- 
den festeren  Schlundröhren -Einfassung.    Linearvergrösserung  300maL 

58.     Notommata  hraehyota,  das  lim  zoltr.     Tafel  LI.  Fig.  ni. 

N.  corpore  parvo,  utrinque  parum  attenuato,  nee  caudato,  frontis  auriculis  palisque  foreipe  parvis,  saeculis  dnobus  ni- 
gricantibus  prope  oculum. 

Notommate  braehyote,  ä  corps  petita  legerement  aminci  aucc  bouts,  saus  r/ueue,  ponrvu  d"  oreillettes 
et  d'un  pied  fourchu  minces,  garui  de  deute  petites  bourses  noirätres  pres  de  V  oeil. 

Notommata  brachjota,  Abliandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  51,  132.   Taf.  IV.   Fig.  8. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 


436    

Das  1831  zwischen  Meerlinsen  beobachtete  Tliierclien  ist  seitdem  nicht  wieder  vorgekommen.  Es  hat  die  grössto  Aeknlich- 
keit  mit  Not.  saccigera,  aber  kein  schiefes  Räderorgan,  keinen  Markbeute],  und  unterscheidet  sich  durch  andere  mannigfache  Chara- 
ctere.  Das  Wirbelorgan  hat  2  kleine  seitliche  Ohren,  das  Auge  ist  uueeroval,  der  Schlundkopf  vorn  gebrannt.  Neben  dem  Auge  sind 
2  dunkle  körnige  Massen,  die  man  nicht  mit  den  Augen  bei  Triophthalmus  zu  verwechseln  hat.  Eine  kurze  Schliindröhre ,  ein  ein- 
fach cylindrischer  Darm  mit  2  drüsigen  Ohren,  hinterwärts  daneben  einige  drüsige  Andeutungen  des  Eierstocks  und  2  Fussmuskeln  sind 
bisher  beobachtet.  —  Grösse  Vi«  Linie. 

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  LI.    Fig.  III. 

Fig.  1.    Riickenausicht.    Fig.  2.    linke  Seitenansicht,  wobei  vorn  das  seitliche  Ohr  und  hinten  der  Ausschnitt  für  die  Darm -Mündung  sichtbar  waren. 
Fig.  3.    die  gabelförmigen  Kiefer  mit  3  Zähnen.    Linearvergrösserung  300mal. 


Nachtrag   zur   Gattung   Notommata. 

Tax  dieser  Gattung  gehören  vielleicht  noch  Cer curia  Crumena,  Vorticella  suecottata,  togata  und  comtrieta  von  Mül- 
ler mit  ihren  Synonymen:  Leiodina  Crumena,  Furcularia  suecottata,  Rattulus  togatus,  Furcularia  constrieta  von  Bort. 
Da  die  Gattungscharactere  von  den  Autoren  übersehen  wurden,  so  wird  mau  bald  für  diese,  bald  für  jene  Stelle  dieser  Formen  besser  zu 
rathen  glauben,  es  aber  nie  mehr  wissenschaftlich  begründen  können. 

Die  im  Jahre  1836  in  Weitenweber's  Beiträgen  zur  gesammten  Natur-  und  Heilwissenschaft  Heft  II.  p.  178.  beschrie- 
bene und  abgebildete  neue  Gattung  der  Räderthierchen,  Cystophthalmus  Ehrenbergii,  welche  man  zur  Familie  der  Ichthydina  stellt, 
scheint  mir  °eine  Spccies  der  Gattung  Notommata  zu  seyn.  Sie  fand  sich  im  Frühjahr  1834  gesellig  unterhalb  Prag  an  der  obern 
Wehre  zwischen  den  Inseln  der  Moldau  bei  Lieben.  Die  sehr  ausgeführte  Beschreibung  ist  samrnt  der  Abbildung  in  vielen  Stücken 
ideal,  und  die  Charactere  der  Gattung  und  Familie  sind,  ungeachtet  grosser  Schärfe  des  Ausdrucks  und  der  Zeichnung,  nicht  klar  zu 
ermitteln.  Das  Räderorgan  scheint  zurückgezogen  gewesen  zu  seyn,  daher  steht  das  Auge  mehr  nach  vorn  und  der  Fuss  war  mithin 
wohl  doch  ein  zusammengefalteter  Gabelfuss.  Innere  Muskeln  sind  nicht  erkannt,  auch  keine  männlichen  Sexualdrüsen.  Aber  die  Ana- 
tomie des  Auges  ist  detaillirter  beschrieben,  als  sie  mit  den  jetzigen  besten  optischen  Hülfsmitteln  bei  den  grössten  Räderthieren  zu  er- 
kennen war.  Was  Augenkapsel  heisst,  war  wohl  das  ganze  Haupt -Hirn -Ganglion;  sein  Markknoten  war  wohl  nur  der  Pigmentfleck 
des  Auges;  seine  Hornhaut  ein  Theil  der  wahren  Augenkapsel,  und  die  Crystalllinse  etwas  weniger  Deutliches.  Die  Vergleichung  mit 
dem  Daphnien-Auge  bezog  sich  bei  mir  1831  auf  das  einfache  Auge  dieser  Thiere,  welches  keine  Crystalllinse  hat  und  haben  kann, 
weil  es  nicht  scharf  umschrieben  ist,  dort  wird  aber  von  einer  bekannten  Crystalllinse  desselben  gesprochen,  was  sich  nur  auf  das  zusam- 
mengesetzte Auge  der  Daphnia  beziehen  kann,  wo  aber  nicht  eine,  sondern  viele  Linsen  sind(!).  Ferner  kann  das  gezeichnete  Rük- 
kengefäss  schwerlich  existiren,  und  das  Cyclo-,  Para-,  Peri-,  Cata-  und  Epi-Yertebral- Element  des  Schlundkopfs  sammt  jener  Augen- 
Anatomie,  den  4  Urwirbeln  des  Skclets  der  Rädertkiere,  dem  Schweifwirbel  und  dem  Auge  als  Wirbel  im  Wirbel  der  Rädcrthiere  sind 
nicht  Feinheiten  der  Untersuchung,  sondern  Worte  und  Darstellungen,  welche  leicht  Misstraucn  gegen  ernste  mikroskopische  Forschungen 
herbeizuführen  geeignet  sind.     (Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  der  Wissensch.  1835.  (1837.)  p.  235.     Vergl.  Navicula  Sigma.) 


ZWEIUNDZWANZIGSTE     GATTUNG:     BORSTENKOPF. 

Syncliaeta.     Syncliete. 

CHARACTER:    Animal  ex  Hydatinaeorum  familia,   ocello  unico  occipitali,  organo  rotatorio  stylis  armato, 

pede  furcato. 
CARACTERE;   Animal  de  la  famille  des  Hydatines,  avec  un  seul  oeil  a  la  nuque,  V Organe  rota- 

toire  arme  de  styles,  le  pied  fourchu. 

Die  Gattung  Borsten  köpf  unterscheidet  sich  in  der  Familie  der  Crystallfischchen  durch  ein  ein- 
zelnes Nackenauge,  durch  ein  mit  Griffeln  bewaffnetes  Räderwerk  und  einen  Zangenfuss. 

Die  Gattung  ist  1831  mit  3  Arten  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  gegründet  worden.  Eine 
4te  Art  ward  1833  ebenda  von  mir  zugefügt,  und  eine  5te  zweifelhafte  Art  ist  1836  bei  Venedig  von  Dr. 
Focke  beobachtet  worden.  Die  erste  Kenntniss  dieser  Formen  scheint  Dr.  Baster  in  Ciricsee  in  Holland 
1759  gehabt  zu  haben,  indem  er  unter  den  Leuchtthierchen  der  Nordsee  eine,  der  S.  baltica  sehr  ähnliche, 
Form  gezeichnet  hat.  Eichhorn  beobachtete  dann  S.  oblonga  1775,  und  Herrmann  vielleicht  S.  tremula 
1784.  Müller  hat  S.  baltica  nicht  erkannt,  aber  wohl  eine  ähnliche  andere  Form  1786  als  Vorticella 
tremula  verzeichnet.  Diese  nannte  dann  Bory  1824,  durch  Müllers  Zeichnung  verleitet,  Monocerca  vor- 
ticellaris.  Seit  1831  ist  die  Aufmerksamkeit  mehr  auf  die  Organisation  gewendet  worden,  und  seitdem 
haben  sich  auch  die  Formen  klarer  entwickelt.  Besonders  interessant  war  Dr.  Michaelis  erneute  Beobach- 
tung eines  solchen  Thierchens  1830  als  Ursache  des  Meeresleuchtens  der  Ostsee  bei  Kiel  (s.  S.  baltica). 
—  Die  Organisation  ist  sehr  mannigfach  und  klar  beobachtet.  Ein  6— lOtheiliges  Wirbelorgan  mit  2  bis 
4  starken,   dazwischen  stehenden,   Griffeln,   die  vielleicht  Zähne  sind,   bildet  die  Stirn,  welche  gegen  den 


— 43? 

kurzen  Körper  sehr  breit  ist,  ihm  daher  eine  kurze  Kegelgestalt  giebt.  Innere  Längsmuskeln  sind  bei  allen, 
sehr  deutlich  bei  3  Arten,  und  Fussniuskeln  auch  bei  3  Arten  erkannt.  —  Ein  sehr  grosser  Schlundkopf 
mit  2  einzahnigen,  weniger  harten,  daher  beim  Druck  leicht  unsichtbaren,  Kiefern  ist  überall,  aber  nur  bei 
2  Arten  mit  den  Kauorganen  deutlich  gesehen,  und  vielleicht  auch  die  Griffel  (Zähne?).  Eine  bei  2  Arten 
lange,  bei  den  übrigen  kurze,  dünne  Schlundrohre  führt  zu  einem  weiten  einfach  conischen  Speisecanal,  wel- 
cher 2  rundliche,  nur  bei  S.  tremula  conische,  pancreatische  Drüsen  hat.  Ein  geknäuelter  Eierstock  ist 
bei  allen  Arten  beobachtet.  Männliche  contractile  Blasen  sind  bei  3,  Sexualdrüsen  bei  2  Arten  erkannt. — 
Vier  bis  zehn  Queergefässe  sind  bei  2  Arten  beobachtet,  vielleicht  ist  auch  eine  Respirationsöffnung  bei  N. 
pectinata  und  tremula ,  und  bei  ersterer  ist  auch  wenigstens  vorläufig  eine  zitternde  Kieme  erkannt.  — 
Das  Haupte  Nervenmark  bildet  eine  knotige  Umgebung  des  Schlundkopfs,  und  in  der  Mitte  derselben  liegt 
ein  grosses  rundliches  rothes  Auge  im  Nacken.  Ueberdiess  sind  bei  S.  pectinata  noch  3  Ganglienpaare  und 
starke  Nerven  sehr  wahrscheinlich  geworden.  Die  grosse  Durchsichtigkeit  und  Beweglichkeit  der  Formen 
erlaubt  nur  allmälig,  die  weitere  Organisation  zu  verfolgen.  —  Dr.  Michaelis  hat  sein  lichtgebendes  Thier- 
chen  mit  äusserlich  anhängenden  Eiern  gesehen  und  gezeichnet,  vergl.  auch  S.  tremula. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  in  der  Nordsee,  der  Ostsee  und  dem  adriatischen 
Meere,  aber  auch  im  Süsswasser  bei  Berlin  erkannt. 

59,  Synchaeta  pectinata,  kammtragender  Borstenkopf.     Tafel  LDL  Fig.  IV. 

S.  corpore  conico,  brevi,  stylis  duobus. 

Synchete  a  crete,  le  corps  conique,  court,  avec  deute  styles  et  deute  er  et  es  en  forme  de  comes  au  front. 

Synchaeta  pectinata,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissens  eh.  zu  Berlin,   1831.  p.  135.   1833.  p.  221,  335.  Taf.  X.   Fig.  III. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

In  torfigen  Lachen  ist  diese  Art  zwischen  Meerlinsen  und  Conferven  zuweilen  häufig,  doch  nie  in  Menge  beisammen.  Ich 
fand  sie  seit  1831  meist  im  April,  auch  wieder  am  9.  April  1836.  Sie  ist  äusserst  durchsichtig,  aber  wenn  sie  den  Darm  erfüllt  hat, 
gut  zu  beobachten.  Das  Räderorgan  sah  ich  1831,  wo  ich  schon  ausführliche  Abbildungen  mittheilte,  aus  4  Stirnbündeln  und  jederseits 
2  ohrartigen  Seitenbündeln  gebildet,  und  mitten  auf  der  Stirn  waren  2  mit  nicht  wirbelnden  Borsten  besetzte  Hörnchen  oder  Kämme. 
Sind  diese  Hörnchen  vielleicht  2  Respirationsröhren,  wie  auch  bei  Polyarthra  und  Anuraea?  Die  mittleren  4  Wimperbündel  habe 
ich  1836  nicht  wieder  erkannt,  an  ihrer  Stelle  aber  4  (Nerven?-,  Muskel?-)  Knoten  gesehen,  und  etwas  seitlich  jederseits  ein  ande- 
res Borstenbündel  erkannt.  Die  grosse  Lebendigkeit  dieses  Thierchens  und  seine  Durchsichtigkeit  erschweren  gar  sehr  die  scharfe  Bc- 
urtheilung  der  Verhältnisse.  Ein  überaus  grosser  Schlundkopf  von  V3  der  Körperlänge  hat  vorn  2  einfache  hakenartige  Zähne,  und 
auch  die  beiden  grossen  Griffel  sind  in  seine  Muskeln  eingesenkt,  als  wären  es  noch  2  weit  ausgespreizte  Kiefer  mit  einfachen  Zähnen. 
Auf  diesen  Schlundkopf  folgt  eine  lange  schwanenhalsartige  Schlundröhre,  die  in  einen  kurzen  dicken  und  einfachen  Speisecanal  über- 
geht, vorn  aber  2  kuglige  pancreatische  Drüsen  hat.  Im  geknäuelten  Eierstocke  zählte  ich  bis  9  Eikeime.  Zu  beiden  Seiten  des  Kör- 
pers sah  ich  1831  2  Sexualdrüsen  und  an  der  Fussbasis  eine  contractile  Blase  als  männliche  Theile,  letztere  sah  ich  auch  1836,  aber 
die  Drüsen  nur  kurz,  so  dass  ich  1831  einen  der  Seitenmuskel  als  Fortsetzung  der  Drüsen  angesehen  hatte.  Queergefässe  zählte  ich 
1831  9—10,  1836  nur  5  oder  6.  Sie  sind  schwer  zu  erkennen.  Am  Ende  der  rechten  Sexualdrüse  sah  ich  1836  eine  zitternde  Kieme 
und  nahe  am  Auge  eine  strahlige  Mündung,  vielleicht  einer  Respirationsröhre.  Von  Muskeln  sah  ich  ausser  den  8  Wirbelmuskeln  noch 
2  Seitenmuskeln  und  1  Rücken-  und  1  Bauchmuskel  sammt  2  Fussmuskeln,  1836  sah  ich  6  ( — 10?)  Wirbelmuskeln,  2  Rücken-, 
2  Bauchmuskeln  und  2  Seitenmuskeln  sammt  den  2  Fussmuskeln.  Das  Gehirn  hat  vorn  eine  dicke  Anschwellung,  dann  eine  Verenge- 
rung, auf  welcher  das  grosse  bald  runde,  bald  queerovale,  rothe  Auge  sitzt,  und  hinter  diesem  noch  eine  Anschwellung.  Ueberdiess 
sind  4  rundliche  Knoten  am  Schlundkopfe,  die  Hirnmark  seyn  könnten.  Zu  beiden  Seiten  zwischen  dem  Auge  und  den  Wirbelohren 
sind  je  2  Ganglien,  das  zweite  mit  3,  nach  den  Räderorganen  gehenden,  Strahlen  und  einem  4ten  nach  hinten  gerichteten,  welcher  am 
Isten  Queergefässe  wieder  eine  Anschwellung  hat.     Anhängende  Eier  sah  ich  nicht.  —  Grösse  — Vio  Linie. 

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  LIII.    Fig.  IV. 

Fig.  1.  Rückenansicht;  Zeichnung  von  1831.  Fig.  2.  Bauchseite;  Zeichnung  von  1836.  Eierstock  mit  9  Eikeimen.  Fig.  3.  eingezogener  Zustand. 
Fig.  4.  mit  ausgestülptem  Schlund  köpfe  beim  Tode  durch  Erhitzen,  wobei  das,  was  ich  früher  Zähne  nannte,  sich  wohl  als  Schlundgerüst,  und  die 
Griffel  als  Kiefer  mit  einfachen  Zähnen  erweisen,  a'  auriculae,  Wirbelohren;  t/  Kieme;  c  Hirn;  g1  erstes  Ganglien -Paar;  g2  zweites;  g3  drit- 
tes; ml  Seitenmuskel;  m2  Rückenmuskel;  ms  Bauchmuskel -Paar;  o'  Mund;  /?+•+■  Griffel;  pf  Kämme;  #"  Queergefässe ;  s  contractile  Blase ;  t  männ- 
liche Sexualdrüsen;  co  Darm -Mündung.    Linearvergrösserung  300mal. 

60.  Synchaeta  baltica,  baltischer  Borstenkopf.     Tafel  LIII.  Fig.  V. 

S.  corpore  ovato,  fasciculis  rotatoriis  stylisque  quaternis,  crista  unica  sessili. 

Sync/iete  baltique,   h  corps  ovale,   avec  c/uatre  faisceautc  rotatoires  et  4  styles,  pourvu  cfrune  seule 
crete  sessile. 

Animalcula  (Insecta)  marina  lucentia,  Baster,  Opuscula  subseeiva,  I.  p.  32.  Tab.  IV.  Fig.  1.   1759. 

Vortkella,  nov.  spec,  Michaelis,  Ueber  das  Leuchten  der  Ostsee,  p.  38.   Taf.  I.   Fig.  links  unten.  1830. 

Poggeisdorff's  Annalen  d.  Physik  und  Chemie,   1831. 

Synchaeta  baltica,  Abhandl.   der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  220.  1834.   p.  536,  538,  572.    Taf.  I.   Fig.  II. 

Synchaeta  baltica? ,  Focke,  Mittheil.   d.  Berlin.  Gesellsch.  naturf.  Freunde,  1836.   p.  16. 

Aufenthalt:    Bei  Ciricsee  in  Holland  in  der  Nordsee,  bei  Kiel  und  Copenhagen  in  der  Ostsee,  vielleicht  auch  bei  Venedig  beobachtet. 

Die  von  Baster   schon   1759  beobachteten  und  gar  nicht  undeutlich   abgebildeten  Thierchen  sind  durch  Form  und  Lichtent- 
wickelung mit  dieser  Art  sehr  verwandt.     Er  hielt  es  für  3  Arten,   und  allerdings   ist  die  Gestalt  verschieden,   erinnert  zum  Theil  an 

110 


438    

Stentor,  (loch  könnten  auch  alle  derselben  Gattung  und  Art  angehört  haben.  Lichtentwickelnde  ähnliche  Thierchen  fand  erst  1830 
Dr.  Michaelis  wieder  in  der  Ostsee  bei  Kiel,  und  er  nannte  sie  Vorticella.  Ich  erhielt  auf  meine  Bitte  von  ihm  im  Herbst  1831 
dergleichen  Leuchtwasser  in  Berlin ,  und  es  leuchtete  wirklich  noch.  Ich  isolirte  die  Infusorien,  worunter  auch  diese  Synchaeta  war, 
sah  aber  keines  von  ihnen  leuchtend,  dagegen  leuchtete  eine  kleine  Polyno'e^  die  ich  P.  fulgurans  nannte,  ganz  überzeugend.  Im 
August  und  September  1832  erhielt  ich  nochmals  dergleichen  leuchtendes  Seewasser  in  Berlin  und  sah  wieder  die  grosse  Synchaeta 
darin  zweimal,  allein  sie  leuchtete  nie,  sondern  das  Lichtgebende  waren  die  kleinen  Peridinien  und  vielleicht  Prorocentrum.  Das- 
selbe Thierchen  fand  ich  auch  im  Sept.  1833  im  Seewasser  bei  Copenhagen  mitCorynen  und  Sertularien,  und  sah  es  nicht  leuch- 
ten. Vielleicht  begriff  es  daher  Müller  mit  unter  seiner  Vort.  tremula.  Herr  Dr.  Michaelis  rechnet  diess  Thierchen  zu  den  5 
von  ihm  am  schärfsten  isolirten  Leuchtthieren,  hat  es  aber  immer  mit  anhängendem  Eie  abgebildet.  Ich  sah  nur  Thierchen  mit  unent- 
wickeltem Eierstocke.  Vielleicht  ist  die  Zeit  der  Eientwickelung  auch  die  des  Leuchteus.  Im  Jahre  1834  gab  ich  eine  grössere  de- 
taillirte  Abbildung,  habe  aber,  des  grösseren  Interesses  an  den  Leuchtthierchen  halber,  damals  die  Structurdetails  nicht  mühsam  genug 
studirt.  Die  grösste  Ähnlichkeit  mit  den  andern  Alten  der  Gattung  springt  aus  dem  Erkannten  dennoch  hervor.  Baster  filtrirte  % 
Quart  Lcucht- Wasser  bis  auf  den  Rückstand  eines  Löffels  voll,  worin  er  denn  in  jedem  Tropfen  sehr  viele  dieser  Thiere  fand. —  Das 
Räderorgan  besteht  aus  4  Theilen,  von  denen  2  seitliche  Ohren  bilden.  Zwischen  den  2  mittleren  liegt  ein  unpaarer  borstiger,  nicht  wir- 
belnder Stirn theil,  ein  Kamm  oder  Oberlippe.  Ein  sehr  grosser  Schlundkopf  mit  4  langen  Griffeln,  die  vielleicht  vorragende  Zähne 
sind,  geht  mit  einem  engen  ziemlich  langen  Schlünde  in  einen  kurz  conischen  dicken,  mit  gelber  Speise  erfüllten,  Darm  über.  Vorn 
hat  der  Darm  2  kuglige  Drüsen,  die  nicht  immer  von  gleicher  Grösse  waren,  und  hinterwärts  lag  neben  ihm  eine  andere  drüsige  Masse, 
die  wohl  Eierstock  war.  Von  männlichen  Sexualtheilen  wurde  vielleicht  eine  bis  zum  Auge  reichende,  bei  der  Contraction  gebogene, 
Sexualdrüse  erkannt.  Fünf  Queergefässe  waren  bei  einem  Thierchen  ziemlich  deutlich.  An  Muskeln  war  einmal  ein  etwas  vor  der  Kör- 
permitte ausgehender  hinterer  Rückenmuskel  anschaulich.  Vom  Empfindungssystem  ist  nur  ein  grosses  rothes  Auge  im  Nacken  beobach- 
tet. —  Grösse  V»  Linie,  des  Eies  nach  Dr.  Michaelis  Zeichnung  V4  der  Mutterlänge,  also  Vae  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LIII.   Fig.  V. 

Fig.  1.  rechte  Seitenansicht;  älteres  Thierchen  mit  Bläschen -Krankheit;  Zeichnung  von  1831.  Fig.  2.  Rückenansicht  eines  jüngeren  Thierchens; 
Zeichnung  von  1832.  Fig.  3.  zusammengezogen  mit  passiv  gebogener  Samendrüse,  die  daher  kein  Muskel  seyn  kann.  Ganz  anders  verhält  sich  der 
daneben  liegende  wahre  Muskel,  contrahirt  wird  er  breiter  und  kürzer  ohne  Biegung.     /?++  Griffel,  w  Darmmündung.    Linearvergrösserung  300mal. 

61.     Synchaeta  oblonga,  gestreckter  Borstenfcopf.     Tafel  LIIX.  Fig.  VI. 

S.  corpore  ovato-oblongo,  fasciculis  rotatoriis  senis,  stylis  quaternis,  crista  media  singula  sessili. 

Synchete   ovale-oblong^    a  corps  oblong  avec  si&  faisceauoc  rotatoires,    quatre  styles   et  wie  seule 
crete  sessile  au  milieu* 

Das  Stachellhier ,  Eichhorn,  Beiträge  z.  Kenntniss  der  kl.  Wasserth.   p.  77.    Taf.  VII.  Fig.  K.   1775. 

Unbekanntes  Thier,  Müller,  Naturforscher,  IX.  p.  213.  1776. 

Vierstachliges  Gluiel,  Oken,  Lehrbuch  d.  Naturgesch.  III.  1.  p.  40.  1815.   nach  Eichhorn. 

Synchaeta  oblonga,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  135.    1833.  p.  221. 

Aufenthalt:     Bei  Berlin  und  Danzig. 

Diese  Art  ist  bei  Berlin  zwischen  Conferven  und  Meerlinsen  im  Frühjahre  die  häufigste  und  zeichnet  sich  durch  lang -ovalen 
Körper  aus.  Von  der  folgenden  unterscheidet  sie  sich  bestimmter  durch  die  Form  der  pancreatischen  Drüsen ,  aber  auch  durch.  Gestalt 
und  Räderorgan.  Eichhorn  entdeckte  sie  1768  am  18.  Sept.  und  hat  sie  nur  einmal  gesehen,  aber  mit  manchem  guten  Detail  be- 
schrieben. Ich  fand  sie  seit  1831  wieder  am  8.  April  1832  und  am  26.  Februar  und  30.  März  1835.  Bei  dieser  Art  schien  es  mir 
wieder,  als  wären  die  Griffel  zangenartig  weit  vorstehende  Kiefer,  dann  aber  freilich  je  2.  Die  Structurverhältnisse  sind  deutlich  denen 
der  S.  pectinata  ganz  ähnlich.  Ich  sah  diese  Art  ein  Ei  legen,  welches  nicht  am  Thiere  hängen  blieb.  Bei  co  ist  die  Darm-  und 
Eicrcanal- Mündung.  Der  mittlere  unpaare  Theil  der  gewimperten  Stirn  wirbelt  nicht,  hat  nur  Borsten. —  Grösse  Vi 2  —  Vs  Linie,  des 
Eies  V30  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LIII.   Fig.  VI. 

Fig.  1.  Rückenansicht  eines  grösseren  Thierchens;  Eierstock  mit  7  Eikeimen  und  1  reifem  Ei.  Fig.  2.  dieselbe  eines  kleineren.  Fig.  3,  ein  geleg- 
tes Ei.     s  contractile  Blase,  co  Darm-  und  Eierstock -Mündung. 

%%.     Synchaeta  tremula,  kreiselnder  Borstenliopfo     Tafel  Lm.  Fig.  VII. 

S.  corpore  argute  conico,  fasciculis  rotatoriis  senis,  stylis  quaternis,  crista  nulla. 

Synchete  tremblante^    a  corps  e&actement  conique  avec  sitc  faisceaua   rotatoires,   quatre  styles   et 
point  de  crete. 

Vorticella  auriculata?,  Herrmann,  Naturforscher,  XIX.  p.  54.    Taf.  II.   Fig.  18.   1783.    (vergl.  Notommata  lacinuMa.) 

Vorticella  tremula,  Müller?  Animalc.   Infus,   p.  289.   Tab.  XLI.  Fig.  4—7.   1786.  und  Vort.  laänulata  M.  mit  anhängendem  Eie? 

Monocerca  vortkellaris ,  Bory  de  St.  Vincent,  Encyclopedie  methodique,  Vers.  1824. 

Synchaeta  tremula,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  135,  138.   1833.  p.  221. 

Aufenthalt:    Bei  Copenhagen  (im  brakisclien?  Uferwasser)  und  bei  Berlin!  beobachtet. 

Herrmanns  Thierchen  von  Strassburg  war  langsam,  was  auf  die  blitzartigen  Bewegungen  aller  Arten  dieser  Gattung,  denn 
ihr  Wirbelorgan  ist  im  Verhältniss  zum  Körper  sehr  gross,  nicht  passt.  Müller  fand  sein  Thierchen  selten  in  Seewasser -Infusionen 
der  Viva,  und  1784  im  ersten  Frühlinge  fand  er  im  Uferwasser  bei  Copenhagen  mehr  als  50  kleine  und  grosse  in  jedem  Tropfen. 
Ich  hatte  der  Form  halber  1831  Müllers  Abbildung  auf  diess  Berliner  Thierchen  bezogen  und  hatte  öfter  gesehen,  dass  im  braki- 
schen Wasser  die  Berliner  Süsswasserthierchen  auch  vorkamen.  Bald  darauf  erhielt  ich  die  Anschauung  des  Kieler  Leuchtthierchens 
S.  baltica.  Nun  hätte  ich  freilich  letztere  können  S.  tremula  nennen,  allein  da  Müller  vom  Leuchten  nichts  sagt  und  doch  soviel 
gesehen  hat,  so  mag  sie  wohl  von  der  seinen  verschieden  seyn.  Müllers  Thierchen  unterscheidet  sich  auch  durch  die  zapfenartige 
(Respirations?-)  Röhre  im  Nacken.     Die  Fusszangc  mag  er  wohl,   wie  Eichhorn,   übersehen  haben.      Einmal  sah  er  den  Fuss  eines 


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grossen  im  Maule  eines  kleineren  eingeklemmt,  ohne  dass  es  sich  befreien  konnte.  —  Ich  sah  es  zuerst  zwischen  Wasserpflanzen  im 
Deceinbcr  1830,  dann  wieder  am  30.  März  1835  mit  $.  oblonga.  Es  ist  durch  seine  scharf  conische  Gestalt  sehr  auffallend  und 
nicht  so  gross,  als  die  übrigen,  hat  weniger  deutliche  Wirbelohren,  keinen  borstigen  Kamm  in  der  Stirnmitte,  6  Wimperbündel  als 
Räderorgan,  und  4  Griffel.  Die  drüsigen  Ohren  am  Darme  sind  eigentümlich  conisch  und  hängen  vorn  mit  3  Fäden  am  Kopfe  fest. 
Ein  Eierstock,  eine  contractile  Blase,  4  Queergefässe ,  2  Fussmuskeln  sind  beobachtete  innere  Theile Grösse  Vis  —  x/io  Linie  beob- 
achtet, der  fast  reifen  Eier  V48  Linie. _  Einmal  sah  ich  ein  Thierchen,  wohl  dieser  Art,  mit  anhängendem  Eie  (s.  1831.  p.  138.). 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LIIL    Fig.  VII. 

Fig.  1.  Rückenansicht,  etwas  von  rechts,  im  Indigo  -  Wasser  wirbelnd.  Fig.  2.  linke  Seitenansicht.  Fig.  3.  Rückenseite  eines  Jungen  (dieser  Art?) 
von  1835.  Fig.  4.  Rückenansicht  eines  Erwachseneu  bei  leichtem  Druck.  Die  4  Griffel  schienen  hier  nicht  deutlich  mit  dem  Schlundkopfe  verbun- 
den, gp  pancreatische  Drüsen,  s'  contractile  männliche  Blase,  co  Darm -Mündung  auf  der  Seite  des  rothen  Auges  oder  der  Rückenseite.  Linearver- 
grösserung  300mal. 


Nachtrag   zur   Gattung   Synchaeta   und   zum   Leuchten   der   Räderthiere. 

Die  bei  S.  baltica  erwähnte  Beobachtung  des  Dr.  Focke  aus  dem  adriatischen  Meere  bei  Venedig  bezieht  sich  vielleicht 
auf  eine  5te  und  zugleich  2te  leuchtende  Art  dieser  Gattung.  Die  mir  von  ihm  gesandten  Skizzen  lassen  mehrere  unterscheidende  Cha- 
ractere  allerdings  erkennen ,  und  wenn  auch  die  Auffassung  dieser  Thierchen  so  schwierig  ist,  dass  eine  noch  detaillirtere  Kenntniss  je- 
ner Form  erst  der  Begründung  einer  neuen  Art  vorausgehen  muss,  so  ist  doch  durch  diese  Mittheilungen  nötliig,  die  Aufmerksamkeit 
darauf  besonders  zu  richten.  Ueber  das  Leuchten  des  Meeres  durch  Infusorien  ist  schon  p.  258.  dieses  Werkes  ausführlich  gehandelt. 
Seit  dem  Drucke  jener  Bemerkung  sind  neuere  Experimente  von  Matteucci,  Linari  und  Colladon  bekannt  worden  (s.  Poggen- 
dorffs  Annalen  d.  Physik  und  Chemie,  B.  37,  38,  39,  40.),  zufolge  welchen  die  thierische  Electricität,  besonders  des  Zitterro- 
chens, sich  immer  enger  an  die  der  unorganischen  Körper  anschliesst,  auch  ebenso  condensirt  und  in  Funken  sichtbar  gemacht  werden 
kann,  wodurch  die  in  der  Abhandlung  über  das  Meeresleuchten  1834  von  mir  hervorgehobene  Erscheinung  des  Blitzens  und  Funkeins 
auch  der  Infusorien  in  immer  klarere  Verbindung  mit  den  grösseren  electrischen  Phänomenen  tritt. 

Ein  Herr  v.  Meidinger  in  Wien  hat  1776  in  den  Berliner  Beschäftigungen  III.  B.  p.  149.  das  Leuchten  des  faulen  Hol- 
zes durch  Infusorien  irrig  behauptet,  die  er  aber  nicht  erkennen  konnte,  und  Dr.  Michaelis  hat  in  dem  leuchtenden  Fischfleische  In- 
fusorien umsonst  gesucht.     Alle  Leucht- Infusorien  sind  Seethiere,  und  nur  1  —  2  Arten  sind  Räderthiere. 

Sollte  sich  immer  mehr  feststellen  lassen,  dass  die  Griffel  der  Synchaeten  Zähne  wären,  so  würde  dadurch  der  bisherige  Cha- 
racter  der  Gattung  verloren  gehen,  da  aber  die  Formen  sich  von  Notoinmata  durch  die  griffelartig  immer  vorstehenden,  nicht  ganz 
einziehbaren,  Zähne  doch  auffallend  unterscheiden,  so  lässt  sich  die  Diagnose  der  Gattung  leicht  darnach  abändern  und  aus  ihnen  eine 
immer  sehr  natürliche  Untergattung  bilden. 


DREIUNDZWANZIGSTE     GATTUNG:      SPRINGER. 

$c&Fidiuni.    Scaride. 

CHARACTER:    Animal  ex  Hydatinaeoruin  familia,   ocello  unico  occipitali,   organo  rotatorio,    uncino  fron- 
tali  armato  et  pede  bicruri  longissinio  ad  saltuin  apto  instruetum. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Hydatines,  ayant  un  seid  oeil  a  la  nuque,  Tor  gerne  ro- 
tatoire  arme  d'un  crochet  au  front  et  le  pied  fourchu  tres-long  propre  au  saut. 

Die  Gattung  der  Springer  aus  der  Familie  der  CrystaMschchen  zeichnet  sich  durch  einfaches 
Nackenauge,  ein  durch  einen  Stirnhaken  bewaffnetes  Räderwerk  und  einen  gabelartigen  sehr  langen  Sprung- 
fuss  aus. 

Die  erste  Sonderung  der  Gattung  geschah  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wissensch.  1830.  Sie 
enthielt  damals,  wie  jetzt,  nur  1  Art.  Diese  Form  entdeckte  Müller  1779  in  Pyrmont  und  verzeichnete 
sie  als  Trichoda  longicauda.  Die  Späteren  haben  sie  Vaginaria,  Bürstel,  Trichocerca,  Vaginicola 
und  Furcularia  longicauda  genannt,  indem  sie  dieselbe  mit  andern  ganz  verschiedenen  Thierchen  verban- 
den. —  An  Organisation  ist  ein  in  viele  Muskelbündel  vertheiltes  Räderwerk  an  der  Stirn  vorhanden,  über 
welches  eine  krumme  Stirnborste  ragt.  Ein  schiefer  Schlundkopf  mit  ungleichen  gabelzahnigen  (einzahnigen) 
Kiefern  geht  in  einen  kurzen  engen  Schlund,  dieser  in  einen  weiten  einfach  conischen  Darm  über.  Vorn 
am  Darme  sind  2  kuglige  Bauchspeicheldrüsen.  Hinten  liegt  neben  dem  Darme  ein  geknäuelter  Eierstock 
und  eine  contractile  Sexualblase.  Im  Fusse  sind  2  lange  keulenförmige  Muskeln,  und  zwischen  den  Muskeln 
des  Räderorgans  liegt  ein  zapfenartiger  Hirnknoten  mit  einem  etwas  linsenförmig  platten  rothen  Auge.  Sehr 
merkwürdig  sind  die  scheinbaren  Gelenke  des  Fusses. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  und  einzigen  Art  ist  in  der  Grafschaft  Waldeck,  in 
Baiern,  Dänemark  und  Preussen  bekannt. 


44©    

63.     ScarMium  longicaudum,  der  langfiissige  Springer.     Tafel  Liv.  Fig.  i. 

Sc.  pede  duplo  longiore  quam  corpus,  digitis  dimidium  pcdem  aequantibus. 

Sc  aride  Longue-queue9    a  pied  deute  /bis  plus  long  que  le  corps   et  a  doigts  de  la  moitie  du  pied 
eti  longueur. 

THclwda  longicauda,  Müller,  Animalc.  Infusor.  p.  216.  Tab.  XXXI.   Fig.  8 — 10.    1786. 

Vaginnria  longicaudata ,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  139,  140.   1803. 

Bürstel,  Oken,  Lehrbuch  der  Naturgesch.  III.  1.  p.  4t.  1815.  mit  Eichhorns  Amphileptus  oder  Uroleptus. 

Trichocerca  longicauda,  Lamarck,  Hist.  nat.  des  an.  sans  vert.  II.   p.  25.    1816. 

Trichocerca  longicauda ,,  Goldfuss  ,  Handbuch  d.  Zoologie,  I.  p.  69.   1820. 

Vaginicola  longicauda,  Schweigger,  Handb.  d.  Naturg.  d.  skeletl.  Thiere,  p.  407.  1820. 

Furcularia  longicatida,  Bory  de  St.  Vincent,   Encycloped.  method.  Vers.  1824. 

Scaridium  longicaudum,  Abhandl.   d.  Akad.  d.  Wissen  seh.  zu  Berlin,  1830.  p.  47.   1831.  p.  136. 

Aufenthalt:    Bei  Pyrmont,  bei  Gyldenlund  und  Copenkagen,  bei  Ingolstadt  und  Berlin  beobachtet 

Müller  entdeckte  das  ausgezeichnete  Thierchen  1779  in  einem  Graben  bei  Pyrmont  mit  Achncmthes  brevipes  und  Fra- 
gilarien,  und  sah  es  wieder  im  Juni  1782  in  einem  Sumpfe  Seelands,  dann  wieder  im  October  1784  (kurz  vor  seinem  Tode)  im 
Friedrichsberger  Garten  zwischen  Meerlinsen  bei  Copenhagen.  Er  hat  schon  das  rothe  Auge  gesehen  und  abgebildet,  aber  nicht  von 
dein  darunter  liegenden  Schlundkopfe  verschieden  erkannt.  Er  nennt  es  Kaumuskel.  Schrank  fand  es  bei  Ingolstadt  selten  in  einem 
Graben  mit  Hydra  im  Sommer.  Ich  habe  es  bei  Berlin  zwischen  Oscillatorien  und  Conferven  im  Frühjahr  und  Sommer  nicht  selten, 
aber  immer  einzeln,  gesehen.  Es  schwimmt  unbehiiJflich  und  durch  schnelles  Anziehen  des  Fusses  oft  hüpfend  oder  springend.  Einen 
Panzer  schien  es  mir  nicht  zu  haben,  und  die  bei  allen  übrigen  Räderthieren  unerhörte  Einbiegung  des  Fusses  ist,  durch  seine  Länge 
und  eine  etwas  steifere  Oberhaut  des  Körpers  und  Fusses  erzeugt,  nur  scheinbar,  wie  mit  einem  Gelenk,  denn  der  Fuss  kann  nicht 
eingezogen  werden,  daher  wirken  die  beiden  Muskeln  krümmend  und  in  einem  falschen  Gelenke  einknickend.  Der  characteristische  Stirn- 
haken ist  wohl  dem  ähnlichen  Organe  bei  Mo nur a,  Colurus  und  Metopidia  vergleichbar.  Hinter  dem  Auge  ist  eine  Queerfalte  am 
Halse,  wo  sich  der  Kopf  in  den  Körper  zurückzieht;  auch  der  Fuss  hat  eine  Queerfalte,  wo  er  sich  biegt.  Im  Ei  sah  ich  das  Keim- 
bläschen. —  Grösse  Vg  Linie,  des  Körpers  ohne  den  Fuss  1/18  Linie,  des  reifen  Eies  Vs6  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen   Taf.  LIV.    Fig.  I. 

Fig.  1.  rechte  Seitenansicht  während  der  Thätigkeit  der  hintern  Darmmündung  und  bei  gelenkartiger  Fussbiegung,  die  aber,  wie  der  Verlauf  der  Mus- 
keln zeigt,  nur  scheinbar,  nur  steife  Krümmung  ist.  Fig.  2.  Rückenansicht  des  steif  ausgedehnten  schwimmenden  Thierchens.  Fig.  3.  rechte  Sei- 
tenansicht des  ersteren  im  steif  ausgedehnten  Zustande,  s  contractile  männliche  Blase  neben  einem  Ei  mit  Keimbläschen.  Es  war  mit  Indigo  gefüttert 
und  hatte  davou  etwas  in  den  schon  mit  grüner  Speise  erfüllten  Speisecanal  aufgenommen.  Fig.  4.  Schlundkopf  mit  einarmigen  ungleichen  Kiefern 
und  einfachen  Gabelzähnen,  durch  Druck  ausgebreitet.     Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 


VIERUNDZWANZIGSTE     GATTUNG:      FLOSSENFISCHCHEN. 

Polyarthra.    Polyarttire. 

CH  AR  ACTER:    Animal  ex  Hydatinaeorum  familia,   ocello  unico  occipitali,  pede  nullo,  cirris  seu  pinnulis 
pectoralibus  instruetum. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Hydatines^   aveo  un  seul  oeil  h  la  nuque^   sans  pied, 
garni  de  cirres  ou  de  nageoires  pectorales. 

Die  Gattung  der  Flossen fi seh chen  zeichnet  sieh  in  der  Familie  der  Cry  stallfisch  chen  durch  ein 
einzelnes  Nackenauge,  Mangel  eines  Fusses  und  durch  Besitz  von  Barten  oder  Brust -Flossen  aus. 

Diese  Gattung  ist  seit  1833  in  den  Schriften  der  Berliner  Akademie  d.  Wissensch.  mit  einer  bis 
dahin  ganz  unbekannten  Art  in  das  System  der  Räderthiere  aufgenommen  worden.  Hier  wird  eine  2te  Art 
hinzugefügt.  —  Die  Organisation  ist  mannigfach  entwickelt.  Das  Räderorgan  besteht  aus  4  Wimperbündeln 
in  ebensoviel  Muskelscheiden,  die  zuweilen  wie  ein  doppeltes  Räderorgan  eines  Brachionus  erscheinen, 
wie  denn  die  ganze  Körperform  sehr  an  Anuraea  erinnert.  Der  Korper  ist  aber  weich  und  das  Räder- 
organ erschien  mir  zuweilen  deutlich  zu  beiden  Seiten  doppelt.  Im  Innern  erkannte  ich  nur  2  Längsmus- 
keln als  Rückenmuskeln,  welche  zuweilen  als  noch  2  Bauchmuskeln  deckend  erschienen.  Zwei  mit  feinen 
Borsten  besetzte  Hörnchen  der  Stirn  sind  bei  beiden  Arten,  und  beide  Arten  haben  an  der  Brust  6,  zu  3 
an  der  Basis  vereinte,  lange  starke  Griffel  oder  Barten,  welche  flossenartig  bewegt  werden  können.  Ein 
Fuss  fehlt.  —  Vom  Ernährungsorganismus  ist  ein  Schlundkopf  mit  2  einzahnigen  Kiefern,  eine  kurze  Schlund- 
röhre, ein  durch  eine  Einschnürung  mit  einer  Magenabtheilung  versehener  Speisecanal,  vorn  mit  2  runden 
pancreatischen  Drüsen,  bei  beiden  Arten  beobachtet.  —  Ein  geknäuelter  Eierstock  ist  bei  beiden,  eine  con- 
tractile männliche  Sexualblase  nur  bei  1  Art  gesehen.  Eine  Art  ist  mit  anhängenden  Eiern  beobachtet.  — 
Vom  Gefässsy stem  ist  nichts  erkannt,  wenn  nicht  die  beiden  weichen  Hörnchen  der  Stirn  vielleicht  2  Re- 
spirationsröhren sind.  —  Als  Empfindungsorgane  sind  ein  grosses  Stirnganglion  und  ein  auf  ihm  ansitzendes 
rundes  rothes  Auge  annehmlich.  —  Sehr  merkwürdig  erscheint  die  Flossenbildung  an  der  Brust,  welche  nahe 
an  die  Bildung  der  Arme  der  Daphnien -Krebschen  antritt,   wo  ebenfalls  6  Borsten,    aber  auf  einem 


441 

gegliederten  Stamme  ruhend,  vorkommen.  Hier  sind  sie  auf  zwei  ungegliederten  kurzen  Warzen  beweglich. 
(Vergl.  die  Familie  der  Philodinaea)  Aelraliche  Flossen  hat  die  Gattung  Triarthra^  vielleicht  auch  Fi- 
lina,  und  die  Griffel  der  Notommata  Copeus  und  Werneckii  sind  damit  vergleichbar.  Letztere  konnten 
sogar,  ihrer  Flossen  wegen,  als  besondere  gabelfüssige  Gattung  Copeus  hier  angereiht  werden;  C.  Notom- 
mata und  Werneckii. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  nur  bei  Berlin  bekannt 

©4.     PolyartMra  Trigla,  schmalfingriges  Flossenflscliclieii.     Tafel  LIV.  Fig.  IL 

P.  corpore  ovato  siibquadrato,  pinnis  utrinque  sex  setaeeis. 

Polyarthre  Trigle,  a  corps  ovale  presque  quarre  y  ayant  sicc  nageoires  sefacees. 

Pohjarthm  (sexpemiis)  Trigla,  Ab h and  1.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  226,  336.  Taf.  XI.   Fig.  II. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Das  schmalfmgrige  Flossenfischclien  fand  sicli  zuerst  am  20.  November  zwischen  Conferven  nur  einmal ,  allein  am  14.  April 
1835  wieder  in  mehreren  Exemplaren  in  Torfgruben  ebenfalls  mit  Conferven.  Es  schwimmt  schnell  und  hat  oft  eine  stossweise,  hüpfende 
Bewegung,  wie  die  Wasserflöhe.  Die  letztere  entsteht  durch  den  Mitgebrauch  der  gespreizten  Flossen ;  das  stetige  schnelle  Schwim- 
men geschieht  durch  das  Wirbelorgan  allein,  bei  anliegenden  Flossen.  Bei  dieser  Art  schienen  mir  sämmtliche  6  griffelartige  Flossen, 
zu  je  3  vereint,  auf  jederseits  2  einfachen  kugligen  Basal- Gliedern  oder  Muskeln  eingelenkt  und  alle  auf  der  Bauchseite,  der  Brust. 
Alle  Flossen  waren  gleiclilang  und  von  der  Körperlänge,  so  dass  sie  beim  Anliegen  hinten  so  viel  hervorragten,  als  sie  vorn  durch  die 
Insertion  zurücktraten.  Die  Längsmuskeln  sah  ich  nur  bei  dieser  Art  deutlich«  Auch  sah  ich  bei  derselben  allein  einige  Exemplare 
mit  anhängenden  Eiern,  in  denen  ich  schon  1832  das  Keimbläschen  zeichnete,  welches  ausserhalb  der  Mitte  lag.  Einige  dieser  Thier- 
chen  sah  ich,  wie  oft  den  Cyclops  qaadricornis  und  seine  Jungen,  mit  Colacium  stentorinum  besetzt  (vergl.  Tafel  VIII.)  — 
Grösse  des  Körpers  Vi 6  Linie >  des  Eies  V32  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  LIV.  Fig.  II. 

Fig.  1.  Bauchseite  beim  raschen  stetigen  Schwimmen  mit  anliegenden  Flossen.  Fig.  2.  Rückenansicht  heim  Hüpfen  mit  gespreizten  Flossen,  ö"  das 
Ei  mit  Keimbläschen.  Fig.  3.  ein  mit  Colacium  besetztes  Thierchen  in  der  rechten  Seitenlage,  wie  es  oft  erscheint,  wenn  es  in  wenig  Wasser 
liegt  und  gestört  ist.    Fig.  4.    Schlundkopf  beim  Druck.    Vergrösserung  300maL 

65.     Polyarthra  platyptera,  Ibreiffingriges  Flossenfischclien.     Tafel  LIV.  Fig.  III. 

P.  corpore  ovato,  subquadrato,  pinnis  ntrinque  sex  ensiformibus  serrulatis. 

Polyarthre  platyptere,   a  corps  ovale  presque   quarre  ^   ayant  sicc  nageoires  larges  en  forme  de 
glaive  dentelee. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  Art  ist  hier  zum  ersten  Male  erwähnt.  Sie  fand  sicli  am  4.  und  5.  Juli  1835  sehr  zahlreich  mit  Triarthra  longi- 
seta  zwischen  Chlamidomonas  in  Sturmfässern  zu  Berlin,  war  aber  ihrer  Kleinheit  halber  etwas  schwer  zu  isoliren.  Sie  ist  der  er- 
steren  Art  ganz  ähnlich,  nur  sind  die  Flossen  viel  breiter,  schwerdförmig  und  am  Rande  gezahnt.  Ueber  die  Stellung  der  Flossen  bin 
ich  bei  dieser  Art  etwas  zweifelhaft  geworden,  da  die  grosse  Durchsichtigkeit  das  Hinten  und  Vorn  scharf  zu  unterscheiden  sehr  er- 
schwert. Es  schien  mir  nämlich,  als  wären  hier  die  beiden  Flossenbündel  nicht  beide  auf  der  Bauchfläche,  sondern  seitlich  so,  dass 
eins  mehr  der  Riickenfläche  und  eins  mehr  der  Bauchfläche  angehöre.  Das  allerauffallendste  dabei  war,  dass  diese  Bündel  nicht  gleich- 
seitig, sondern  abwechselnd  gezahnte  Flossenstrahlen  zeigten,  so  dass  das  links  gelegene  Bündel  der  Riickenfläche  gezahnte,  das  rechte 
glatte,  und  das  linke  der  Bauchfläche  glatte,  das  rechte  aber  gezahnte  habe.  Diese  Bildung  ist  so  auffallend,  dass  ich  mich  geirrt  zu 
haben  vermuthe,  obwohl  ich  es  vielleicht  lOmal  mit  aller  Geduld  wieder  vorgenommen  habe.  Dennoch  halte  ich  die  Untersuchung  für 
nicht  gelungen.  Auch  ein  4ter  gekrümmter  Fortsatz  am  rechten  Rückenflossenbündel  blieb  unklar.  Im  Magen  waren  Chlamidomonas. 
Neben  dem  Dickdarme  hinterwärts  lag  eine  contractile  Blase.  —  Grösse  des  Körpers  Vie  Linie,  des  Ganzen  V12  Linie.     Ei  unbekannt. 

Erklärung  der  Abbildungen   Taf.  LIV.   Fig.  III. 

Fig.  i.  Ansicht  der  Rückenseite  eines  nicht  frei  schwimmenden  sich  spreizenden  Thierchens.  Fig.  2.  Gestalt  desselben  beim  freien  Hüpfen,  mit  dem 
4ten,  krummen,  Fortsatze  der  rechten  Rückenflosse.  Fig.  3.  Rückenseite  desselben  beim  schnellen  Schwimmen  mit  anliegenden  Flossen ;  s  Sexualblase, 
w  Darm-Oeffnung. 


FÜNFUNDZWANZIGSTE     GATTUNG:      ZWEIAUGE. 

Diglena.    IMglene. 
CHARACTER:    Animal  ex  Hydatinaeorum  familia,  ocellis  duobus  frontalibus,  pede  furcato. 
CARACTERE:   Animal  de  la  famille  des  Hyrdatines,  ayant  deux  yeux  au  front  et  le  pied  fourchu. 

Die  Gattung  Zw  ei  äuge  unterscheidet  sich  in  der  Familie  der  Crystallfischchen  durch  Besitz  von 
2  Stirn -Augen  und  einem  Gabelfusse. 

Die  physiologische  Begründung  der  Gattung  ist  seit  dem  Jahre  1829  und  1830  in  den  Abhandlun- 
gen d.  Berl.  Akad.  d.  Wissensch.  zuerst  mit  3  Arten  geschehen,  welche  bis  jetzt  auf  8  vermehrt  sind.    Eine 

111 


443 

sichere  Geschichte  der  Gattung  giebt  es  vor  1829  gar  nicht,  da  die  Charactere  bis  dahin  ganz  übersehen 
worden  sind.  Die  ersten  Formen  kannte  vielleicht  doch  schon  Harris  1694  in  der  Diglena  forcipala. 
Ledermüller  gab  1763  vielleicht  die  erste  Abbildung  der  Diglena  caudata,  aber  noch  sehr  unsicher. 
Müller  beschrieb  1773  3  Arten  als  Cercaria  Catellus,  Vorticella  vermicularis  und  Catulus.  Corti 
zeichnete  1774  eine  der  D.  aurita  sehr  ähnliche  Form,  und  Eichhorn  vielleicht  die  D.  caudata  deutlicher 
1775.  Müller  hat  dann  1786  noch  6  Arten  als  Cercaria  forcipata,  catellina,  Trichoda  bilunis,  Vor- 
ticella larva,  furcata  und  Canicula,  im  Ganzen  9  Arten  beschrieben.  Schrank  nannte  wohl  Eichhorn's 
Form  1776  Brachionus  bicaudatus  und  liess  sie  1803  als  Vorticella,  Felis  Müllers  wohl  ganz  fallen, 
da  er  diese,  aber  nicht  jene  wieder.,  verzeichnet  hat.  Die  Späteren  haben  bis  1830  zu  diesem  Material 
nichts  zugesetzt,  nur  die  Namen  verändert.  Lamarck  nannte  1815  und  1816  Müller's  Formen  Furcula- 
ria  Larva,  furcata,  Canicula  und  Catulus,  Trichocerca  vermicularis  und  forcipata,  Furcocerca  Ca- 
tellus und  Catellina.  Nitzsch  bildete  1816  und  1827  aus  Cercaria  Catellina,  vermicularis,  forcipata, 
Catellus  und  Lupus  {Cycloglend)  die  Gattung  Dicranophorus.  Bory  de  St.  Vincent  hat  1824  derglei- 
chen Formen  Ceplialodella  catellina  und  Catellus,  Diurella  lunulina,  Furcularia  Larva  und  Canicula, 
Furcocerca  furcata  und  serrata{?),  Leiodina  vermicularis  und  forcipata  genannt.  Zwei  Arten,  D. 
catellina  und  aurita,  wurden  1828  in  der  Gattung  Typhlina  der  Philodinaeen,  eine  als  Enter oplea 
lacustris  und  zwei  vielleicht  1830  als  Hydatinae,  verzeichnet.  Noch  einen  neuen  Gattungsnamen  für  die 
alten,  schon  viel  benannten,  Formen  gab  Morren  1830  als  Dekinia  vermicularis  und  forcipata.  —  Die 
Organisation  dieser  Formen  ist  seit  1828  sehr  befriedigend,  besonders  reichlich  bei  D.  lacustris,  ermittelt. 
Ausser  dem  Gabelfuss  und  Räderorgan  hat  keine  bekannte  Art  ein  äusseres  hervorstehendes  Organ,  einige 
schieben  aber  die  Zähne  zangenartig  vor.  —  Das  Ernährungssystem  zeigt  sich  bei  allen  Arten  in  einem  mus- 
keligen Schlundkopfe  mit  2  einzahnigen  Kiefern,  einer  nur  bei  D.  lacustris  langen,  bei  den  übrigen  sehr 
kurzen,  Schlundröhre,  einem  bei  6  Arten  einfach  conischen,  bei  2  aber  mit  einem  Magen  versehenen,  Darme, 
welcher  bei  allen  Arten  vorn  2  kuglige  Pancreasdrüsen  trägt,  die  bei  D.  lacustris  allein  lang  cylindrisch 
und  vorn  2hörnig  oder  gabelförmig  sind.  —  Der  Eierstock  ist  bei  D.  lacustris  bandartig,  bei  den  übrigen 
geknäuelt.  Männliche  Sexualdrüsen  sind  bei  3  Arten  beobachtet,  contractile  Blasen  aber  bei  4  Arten.  Keine 
Art  ist  lebendig  gebärend,  keine  trägt  die  Eier  äusserlich  angeheftet  mit  sich  herum.  —  (fcueergefässe  sind 
bei  3  Arten,  bei  einer  auch  ein  Gefässnetz  am  Kopfe  erkannt.  Zitternde  Kiemen  sind  bei  3  Arten  beob- 
achtet und  bei  2  derselben  deutlich  an  die  Sexualdrüsen  geheftet.  —  Das  Nervensystem  ist  in  besonders 
reicher  Entwickelung  bei  D.  lacustris,  bei  allen  Arten  aber  als  farbige  Stirn -Augen  isolirt  beobachtet.  — 
Eine  Art  lebt  vielleicht  in  Gallen  der  Vaucherien. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  über  ganz  Europa 
ausgedehnt,  ostwärts  bis  in  die  Mitte  des  sibirischen  Asiens  und  bis  zum  Altai,  nahe  an  die  Grenze  der 
Mongolei  beobachtet,  auch  in  Dongala  Nubiens  des  tropischen  Nordafrika's  erkannt. 

66.     Diglena  lacustris,  Aachen- Zweiauge,  »reigabel.     Tafel  LIV.  Fig.  IV. 

D.  corpore  ovato  crasso,  crystallino,  fronte  recte  truncata,  subito  pede  attenuato,    quartam  corporis  partem  parum  su- 
perante,  digitis  tertiam  pedis  partem  longis. 

Diglene  des  marais,   a  corps  ovale  gros,  crystallin,  le  front  escarpe,   le  pied  brustjuement  aminci, 
egalant  un  peu  plus  da  r/uart  du  corps,  les  doigts  d'un  tiers  de  la  longueur  du  pied. 

Knteroplea  lacustris,  Hemprich  n.  Ehrenber»,  Symbolae  physicae.   Evertebrata  I.  Phytozoa  I.   Tab.  III.  Fig.  IV.  11.  1828.    Abhandl. 

der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.   p.  46. 
Oijjlcna  lacustris,  Hemprich  u.  Ehrenberg,  Symbolae  physicae.    Evertebrata  I.    Text  1831. 
m,ßena  lacustris,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.   p.  45,  52,  136,  153.   Taf.  III.  Fig.  10.  Taf.  IV.  Fig.  14. 

1833.  p.  215,  335.  Taf.  X.   Fig.  2.   1835.  p.  169. 

Aufenthalt:     Bei  Berlin  (Charlottenburg,  Pankow). 

Die  ersten  Beobachtungen  des  Thierchens  machte  ich  vielleicht  schon  1818  in  Delitzsch,  doch  unterschied  ich  damals  die  For- 
men der  Notommata  clavulata  und  Eosphora  Najas  nicht  genau,  die  ich  erst  1831  schärfer  sonderte.  Die  erste  sichere  Beob- 
achtung, obschon  ohne  Augen,  ersehe  ich  aus  meinen  Zeichnungen  von  1827  in  Berlin,  welche  ich  in  den  1828  gefertigten  Tafeln  der 
Symbolae  physicae,  zur  Erläuterung  der  afrikanischen  Formen,  in  ganzer  Figur  stechen  liess.  Die  Abbildungen,  welche  ich  1831 
mitgcthcilt  habe,  betreffen  den  Verdauungsapparat  und  die  Zähne  mit  dem  Schlundkopfe  allein  und  in  schärferer  Darstellung.  Eine  noch 
detaillirtere  ganze  Figur  habe  ich  1833  mitgetheilt,  und  1835  ist  die  Entdeckung  des  Gefässkranzes  um  den  Kopf  gemeldet  worden. 
Das  Thierchen  ist  bei  Berlin  in  toriigen  Brüchen  nicht  selten,  auch  fand  icli  es  1831  im  August  in  einem  grünen  Sumpfwasser  bei 
Charlottenburg.  Im  Plötzensee  fand  ich  es  am  3.  und  25.  Juni  1832.  Ich  vermisste  es  1833  und  1834,  sah  es  aber  am  30.  Mai, 
1.  Juni,  26.  Juni  und  17.  Juli  1835,  letztere  im  Grunewalde,  auch  fand  ich  es  am  3.  Juni  1836  in  einem  grünen  Wasser  von  Chla- 
midomonas  und  Phacelomonas  in  Pankow.  Zuletzt  habe  ich  es  am  12.  und  19.  Aug.  1837  beobachtet  und  habe  viele  Hunderte 
davon  gesehen,  doch  aber  neuerlich  erst  die  zitternden  Kiemen  und  die  Sainendrüsen  erkannt,  nachdem  ich  sie  mit  aller  Anstrengung 
schon  früher  umsonst  gesucht  hatte.  Die  Durchsichtigkeit  ist  zuweilen  ein  kaum  zu  überwindendes  Hinderniss  für  die  Erkenntniss  der 
innern  Organe,  obschon   sie  sehr  gross  sind.   —   Die  Oberhaut  ist  fein  chagrinirt.     Im  Räderorgane  zählte  ich  8  Muskelbündel,  im 


44a  — 

Leibe  neuerlich  6  Längs-  und  2  Fussmuskeln.  —  Ein  etwas  schiefer  Schlundkopf  mit  2  (einzahnigen  oder  zweizahnigen?)  gabelzah- 
nigen  Kiefern,  ein  langer  Schlund,  eine  Magenanschwellung  und  ein  langer  dünner  Dann  bilden  die  Verdamingsorgane.  Am  Magen 
sind  2  lange  dicke,  vorn  gabelartige,  Drüsen  und  6  fadenartige  dünne  Anhänge.  —  Ein  bandartiger  Eierstock,  zwei  vorn  spiralartig 
gebogene,  mit  Zitterorganen  besetzte,  Sexualdrüsen  und  eine  grosse  contractile  Blase  am  Mastdarme  sind  die  Fortpflanzungsorgane.  — 
Ein  netzartiger  (Gefäss-)  Kranz  um  die  Stirn  und  8  parallele  Queergefässe  des  Leibes  bilden,  nebst  einer  bewimperten  (Respirations-) 
Oeffnung  im  Nacken  und  4  Zitterorganen,  vermuthlichen  Kiemen,  das  Gefässsystem.  —  Das  Emplindimgssystem  ist  durch  2  rothe  Stirn- 
augen, einen  dicken  Hirnknoten,  eine  mit  3  Ganglien  versehene  Nackenschlinge  und  durch  2  freie  Nervenstämme,  welche  noch  4  —  5 
Ganglien -Paare  an  sich  haben  und  deren  einer  aus  mehreren  Zweigen  in  einen  einzelnen  Stamm  verschmilzt,  bezeichnet.  Bei  einigen 
Thieren  sah  ich  hinter  dem  Hirnknoten  einen  dunklen  (weissen)  Beutel,  der  mich  fast  verleitete,  an  eine  neue  Art  von  Eosphora  zu 
denken.  Bei  genauer  Analyse  gab  es  aber  kein  drittes  Auge  darauf,  und  es  schien,  dass  es  Jugend -Character  wäre.  —  Die  Bläschen- 
Krankheit  habe  ich  öfter  beobachtet,  und  auch  das  Verschlingen  von  Räderthieren  und  Lynceus  gesellen.  —  Grösse  bis  Ve  Linie,  des 
Eies  Vso  —  ^2  4  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LIV.   Fig.  TV. 

Fig.  1.  rechte  Seitenansicht  nach  einer  Zeichnung  von  1832  mit  neueren  Ergänzungen;  im  Magen  eine  Notommata  lacinulata.  Fig.  2.  linke  Sei- 
tenansicht mit  einem  Lynceus  im  Magen,  c  Hirnknoten;  g  Ganglion;  gp  pancreatische  Gabeldrüsen;  i'"  Blinddärme,  vielleicht  mehrfache  pancreati- 
sche  oder  Gall-Organe  (Leber?);  m  Wirbelmuskeln;  ml  linker  Rückenmuskel;  m2  linker  Seitenmuskel;  mz  linker  Bauchmuskel;  n  verzweigter  Ner- 
venstamm; o'  Mundstelle;  o"  Ei;  ö  +  Eierstock,  ph  Schlundkopf;  r  Gefässnetz  am  Kopfe;  s  männliche  contractile  Sexualblase;  s  bewimperte  Respi- 
rationsöffnung  und  Ende  der  Nervenschlinge  im  Nacken;  s"  sacculus  cerebralis\  t  männliche  Drüsen;  +  +  ■+■  Queergefässe;  w  hintere  Darmmündung 
auf  der  Rückenseite  (Augenseite).  Fig.  3.  Schlundkopf  durch  Druck  ausgebreitet,  oe  Schlundröhre ;  +  Schliessmuskel  des  Eingangs  zur  Schiund- 
röhre.   Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

©?.     IPigliMt  grandis9  Mneipzangenfischclten.     Tafel  LIV.  Fig.  V. 

D.  corpore  cylindrico,  magno,  graeili,  fronte  oblique  truncata,  digitis  pede  crasso  longioribus,  rectis. 

Diglhne  gründe,    a  corps  grand,   cylindrique,  grele,    oblicjaement  tronque  au  front,  les  doigts  droits 
plus  longs  que  le  gros  pied. 

Hydatina?  laticauda? ,  Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  63.   1831.   p.  127.    (Vergl.  Hydatina.) 
Diglena  grandis,  Abhandl.   der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1831.  p.  137. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  vielleicht  bei  Tobolsk  im  sibirischen  Asien  beobachtet. 

Diese  Form  ist  im  September  1830  zwischen  Conferven  und  Oscillatorien  entdeckt,  seitdem  aber  nicht  wieder  beobachtet. 
Die  geraden  und  kürzeren  Finger  am  Fusse,  die  kleineren  Zähne  und  der  beutelartige  Hirnfortsatz  im  Nacken  unterscheiden  sie  von 
der  folgenden,  die  ich  öfter  sah.  Der  zweizahnige  Schlundkopf  stellt  oft,  wie  eine  Kneipzange,  weit  vor  und  dient  dem  in  seinen  Be- 
wegungen heftigen  Raubthiere  zum  Fangen.  Eine  dünne  Schlundröhre  geht  zu  einem,  wohl  nur  zufällig  öfter  eingeschnürten,  einfach 
conischen  Darme  über,  an  dem  vorn  2  kleine  Drüsen  sitzen.  Im  Eierstocke  sah  ich  ein  reifes  Ei  mit  Keimbläschen.  Besonders  auf- 
fallend ist  der  vorn  2gablige  Hirnbeutel,  dessen  Gabel  zwischen  den  beiden  deutlich  umgrenzten  Augenganglien  liegt.  Andere  Verhält- 
nisse blieben  unklar.  Ein  isolirtes  Thierchen  hatte  nach  2  Tagen  ein  Ei  mit  entwickeltem,  aber  todten,  mit  Monaden  erfüllten,  Em- 
bryo neben  sich.  —  Grösse  Vio,  Vs>  Ve  Linie  beobachtet.  Ei  ^  Linie.  Das  sibirische  Thierchen  war  V24  Linie  gross.  (Vergl. 
Pleurotrocha  constricla.) 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  LIV.  Fig.  V. 

Fig.  1.  Rückenausicht  des  Erwachsenen.  Fig.  2.  zusammengezogen.  Fig.  3.  rechte  Seitenansicht  eines  kleineren  Thierchens.  Fig.  4.  zusammen- 
gezogen mit  vorgeschobenen  Kiefern.  Sämmtliche  Figuren  300mal  im  Durchmesser  vergrössert.  Fig.  5.  Kopf,  500mal  vergrössert  und  durch  Druck 
ausgebreitet.  5  Wirbelmuskeln,  2  Queergefässe,  2  Nacken -Nerven?  gf  Augen -Ganglien,  s"  Hirnbeutel,  ++  Queergefässe,  a)  hintere  Darm -Mün- 
dung.   Fig.  6.    reifes  todtes  Ei  mit  spiralem  Embryo  und  innen  wimmelnd  von  Monaden  (31.  Crepusculum). 

68.     Diglena  foreipata,  krummfingriges  Eweiauge.     Tafel  LV.  Fig.  I. 

D.  corpore  cylindrico,  magno,  graeili,  fronte  oblique  truncata,  digitis  pede  crasso  longioribus  decurvis. 

D ig Vene  Porte-pince,    a  corps  grand,    cylindrique^  grele,   obliquement  tronque  au  front,    les  doigts 
decourbes  plus  longs  que  le  gros  pied. 

Animal  like  an  ear-wig,  Harris?  Philo s.  Transact.   1696.  p.  254.    (1694.) 

Vorticella  vermicularis ,  Müller,  Vermium  fluv.  hist.   p.  107.  1773.   Madike- Snurreren. 

Cercaria  foreipata  et  vermicularis,  Müller,  Animaic.  Infus,  p.  134.    Tab.  XX.  Fig.  21  —  23.   1786. 

Trichocerca  vermicularis  et  foreipata,  Lamarck,  Hist.  nat.  des  anim.  sans  vert.  II.  p.  25.  1816.     Goldfuss,  Handbuch  der  Zoologie, 

I.   p.  69.   1820. 
DicranopTiorus  vermicularis  et  foreipatus,    Nitzsch,    Beitrage  z.   Infusorienkunde,    p.  4.   1817.      Ersch  und  Gruber's  Encyclopad. 

1827.    Cercaria. 
Leiodina  vermicularis  et  foreipata,  Bory  de  St.  Vincent,  Encycloped.  metli.  Vers.  1824. 
Dehinia  vermicularis,  Morren,  Bydragen  tot  de  Natuurkund.  Wetenschappen  door  van  Hall,  Vrolik  en  Mulder,  Th.  V.  Nr.  II. 

p.  227.  cum  icon.  1830. 
Diglena  foreipata,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  137,  154.  Taf.  IV.  Fig.  10. 

Aufenthalt:    In  England?,  bei  Copenhagen,  Brüssel  und  Berlin!. 

Ob  das  Thierchen  von  Harris  aus  dem  Regenwasser  in  Winchelsea  in  Sussex  hierher  gehöre,  ist  nicht  mehr  zu  entschei- 
den, es  wäre  aber  möglich.  Müller' s  Thierchen  fand  sich  nur  einmal  Ende  Novembers  1781  im  Sumpfwasser  bei  Copenhagen,  allein 
wahrscheinlich  nannte  er  dasselbe  schon  1773  Vorticella  vermicularis,  wo  er  es  mit  Meerlinsen  fand  und  mit  Joblot's  Figuren  des 
Rotifer  vulgaris  verwechselte.  Müller's  letztere  Form  könnte  man  auch  zu  Notommata  deeipiens  beziehen.  Morrens  Figuren 
sind  eben  so  unkenntlich,  als  die  von  Müller.  Ich  fand  diese  Art  1831  zwischen  Meerlinsen,  gab  eine  Zeichnung  des  Schlundkopfs, 
und  sah  sie  am  2.  April  und  17.  Juli  1835  wieder,  immer  einzeln»  Zwölf  Wirbelmuskeln,  ein  grosser  Schlundkopf  mit  2  einzahnigen 
Kiefern,  feilenartig  gefaltetem  Schlundeingange  und  kurzer  Schlundröhre,  ein  einfach  conischer  Darm,  zuweilen  durch  verschluckte  ganze 


1 


444    

Räderthiere  die  Gefrässigkeit  verratliend ,  ein  geknäuelter  Eierstock,  2  Sexualdrüsen ,  eine  schon  Müller  1781  bekannte,  von  ihm 
fälschlich  für  characteristisch  gehaltene,  contractile  Blase,  2  Fussmnskeln  und  2  Stirnaiigen  sind  die  erkannten  Stnicturtheile.  —  Grösse 
/io  —  Vs  Linie.     (Vergl.  Pleurotrocha  und  Notommata  forcipata.) 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LV.   Fig.  I. 

Fig.  1.  rechte  Seitenansicht.  Fig.  2.  Rückenlage.  Im  Darme  liegt  ein  ausgesogener  Rotifer  oder  Philodina^  an  den  Zähnen  kenntlich.  Fig.  3. 
linke  Seitenansicht.  Fig.  4.  eingezogen;  sämmtlich  300mal  vergrössert.  Fig.  5.  geöffneter  Schlundkopf.  Fig.  6.  ruhender  Schlundkopf.  Fig.  7. 
niederschluckender  Schlundkopf;  500mal  vergrössert,  und  durch  Druck  zwischen  2  Glasplatten  ausgebreitet,     s  contractile  Blase,  co  Darmmündung. 

69.     Diglena?  aurita,  langöhriges  Zweiauge0     Tafel  LV.  Fig.  IL 

D.  corpore  cylindrico  minore,  gracili,  fronte  recte  truneata,  auriculata,  pede  subito  constricto,  digitis  parvis. 

Diglhne  auriculee^  a  corps  cylindi^ie/ue  petita  grcle,  le  front  escarpe,  auricule,  le  pied  brusc/uement 
aminci)  les  doigts  courts. 

Animaleüi  corniferi,  Corti,  Osservaz.  microsc.  sulla  Tremella,   p.  86,  180.   Tav.  II.  Fig.  X.   1774. 

Vorticella  Canicula,  Müller?  Animalc.  Infus,  p.  300.  Tab.  XLII.  Fig.  21.   1786.     Furcularia,  Lamarck  et  Bory. 

Typhlina  Canicula,  Hemprich  u.  Ehrenberg,  Symbolae  physicae.    Evertebrata  I.    Phytozoal.     Tab.  I.   Fig.  16.    1828. 

Diglena  aurita? ,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1829.  p.  8,  16,  20.   1830.  p.  47.  1831.  p.  137. 

Diglena  aurita,  Hemprich  u.  Ehrenber&,  Symbolae  physicae.     Text  1831. 

Eosphora  aurita?,  Werneck,  Mittheilungen  d.  Berlin.  Gesellsch.  naturf.  Freunde,    p.  16.   1836. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin,  vielleicht  auch  bei  Reggio  in  Italien,  bei  Copenhagen?,  bei  Salzburg  und  in  Dongala  des  tropischen  Nord- 
afrika's. 

Müller  und  Eichhorn,  welche  auch  ohrenführende  Räderthierchen  beobachteten,  scheinen  Notommata  aurita  und  ansät a 
gesehen  zu  haben,  aber  das  schlanke  Thierchen  von  Corti  lässt  sich  nur  hierher  beziehen,  vorausgesetzt,  dass  es  2  Stirnaugen  ge- 
habt habe,  was  nicht  angegeben  ist.  Müller  könnte  es  im  eingezogenen  Zustande  als  Fort.  Canicula  beschrieben  haben.  Der  Name 
wurde  von  mir  zuerst  1829  einer  Berliner  Form  gegeben,  und  weil  sie  der  Dongalanischen,  die  ich  1822  auf  der  Reise  mit  Dr.  Hem- 
prich beobachtete  und  zeichnete,  ganz  ähnlich  erschien,  diese  auch  von  Müller's  Vorticella  Canicula  wohl  verschieden  war,  so 
wurde  sie  sammt  dieser  D.  aurita  genannt.  Die  Dongalanische  ist  in  den  Symbolis  physich  abgebildet.  Neuerlich  fand  ich  sie  wie- 
der am  9.  April  und  1.  Mai  1836  zwischen  Conferven.  Sie  besitzt  einen  runden  Beutel  über  dem  Schlünde,  welcher  mit  einer  opa- 
ken weissen  Substanz  erfüllt  ist  und  mit  den  Augenganglieu  durch  eine  Brücke  in  Verbindung  steht.  Nachdem  Dr.  Werneck  in  Salz- 
burg mir  im  März  1836  die  Zeichnung  einer  neuen  Eosphora  aurita  gesandt  hatte,  welche  dieser  Diglena  von  Berlin  sehr  ähnlich 
war,  fand  ich  im  April  und  Mai  auch  bei  dem  Berliner  Thierchen  einen  blassrothen  Punkt  auf  dem  dunkeln  Beutel  im  Nacken,  der  es 
zu  vielleicht  derselben  Art  von  Eosphora  machen  würde,  wenn  er  sich  als  Auge  bestätigt  (s.  Eosphora).  Ich  zählte  4  Muskelbündel 
des  Wirbelorgans  und  2  Fussmuskeln,  sah  einen  Schlundkopf  mit  2  einzahriigcn  Kiefern,  nur  eine  Einschnürung  an  der  Stelle  der 
Schlundröhre ,  einen  einfach  conischen  Darin  mit  2  vorderen  kugligen  Drüsen,  einen  geknäuelten  Eierstock,  2  Sexualdrüsen  mit  Zitter- 
organen und  eine  contractile  Blase.  Die  Zitterorgane,  4  an  Zahl,  bildeten  die  Spuren  des  Gefässsystems.  Das  von  Corti  angege- 
bene Zitterorgan  (Herz)  war  wohl  die  wirbelnde  innere  Darmhaut  des  vordem  Speisecanals  (vergl.  Hydatina  senta  und  Notommata 
saccigera).  —  Grösse  in  Berlin  V12  Linie,  in  Dongala  Vie  Linie  beobachtet.     Ei  x/36  —  V40  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  LV.    Fig.  IL 

Fig.  1.  Rückenansicht.  Fig.  2.  rechte  Seitenansicht.  Vergrössemng  300mal.  Fig.  3.  Schlundkopf  durch  Druck  ausgebreitet,  500mal  linear  vergrös- 
sert.   b"  Kiemen,  s  contractile  Blase,  t  Sexualdrüsen,  w  hintere  Darm-  und  Eierstock -Mündung.     Die  Eier  zeigen  das  Keimbläschen. 

30.    Diglena  catellina,  das  Hündchen.     Tafel  LV.  Fig.  III. 

D.  corpore  oblongo,  brevi,  fronte  et  uropygio  recte  truncatis,  pede  brevi  infero. 

Diglene  catelline,  a  corps  oblonge  court}  escarpe  au  front  et  a  la  fin  du  dos,  le  pied  court  mferieur. 

Cercaria  catellina,  i  MüL  Anim#  Infus#        130    m  Tab#  xx#  Fi      12_13.  Tab.  XL.  Fig.  1—3.  1786. 

Vorticella  Larva,    f  r 

_,       _     .       '  M  Lamarck,  Histoire  natur.  d.  anim.  sans  vert.  I.  p.448.  1815.  II.  p.  37.  1816. 

Furcularia  Larva,       \ 

epiao  e  a  ca  e  ma,  i  ß0RY  de  St.  Vincent,  Encyclopedie  metli.  Vers.  1824. 
Furcularia  Larva,         \ 

Dicranophorus  catellinus,  Nitzsch,  Beiträge  zur  Infusorienkunde,  p.  4.  1817.    Ersch  und  Grüber's  Encyclopäd.  Cercaria,  1827. 

Typhlina  Furca,  Hemprich  u.  Ehren berg,  Symbolae  physicae.    Evertebrata  I.    Phytozoa  I.     Tab.  I.   Fig.  17.  b.    1828. 

Diglena  catellina,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1829.  p.  8,  16,  20.  1830.  p.  62.  1831.  p.  26,  137.  Taf.  IV.  Fig.  17. 

Leiodina  capitata,  i  Korken,  Bydragen  tot  de  Natuurk.  Wetenschapp.  door  v.  Hall,  Vrolik  en  Mulder,    V.  II.  p.  211,  223.  cum 

Dekinia  foreipata,  f  icone.   1830. 

Diglena  catellina,  Symbolae  physicae,  Text  1831. 

Vorticella  Larva,  Rud.  Wagner,  Isis,  1832.  p.  388.   Tafel  IV.    Fig.  6. 

Aufenthalt:    Bei  Copenhagen,  Brüssel  und  Erlangen,  Berlin  und  bei  Schlangenberg  am  Altai  Asiens,  vielleicht  in  Dongala  des  tropi- 
schen Nordafrika's  und  auch  im  Seewasser  bei  Wismar  und  Copenhagen  beobachtet. 

Das  Thierchen  lebt  in  Berlin  in  allen  Monaten  des  Jahres  in  offen  stellenden  Wasserbehältern  und  Infusionen,  welche  eine 
Haut  ansetzen,  besonders  häufig  mit  Chlamidomonas  in  Sturmfässern  im  Frühjahre.  Die  grüne  Haut  des  Wassers  ist  oft  ganz  erfüllt 
mit  den  Eiern  dieses  Thierchens,  und  seine  Massen  bilden  zuweilen  eine  milchige  Trübung  des  Wassers.  In  Afrika  fand  ich  es  mit 
Dr.  Hemprich  1832  zwischen  Conferven  des  Nilwassers,  in  Schlangenberg  am  Altai  Asiens  auf  der  Reise  mit  Herrn  von  Humboldt 
1829  im  August.  Müller  entdeckte  es  in  Gräben,  worin  Meerlinsen  waren,  bei  Copenhagen,  und  nannte  eine  sehr  ähnliche  Art  des 
Ostseewassers  Vorticella  Larva.  Letztere  erkannte  ich  in  Wismar  für  ganz  dasselbe  Thierchen,  obschon  Müller's  Zeichnung  mehr 
auf  folgende  Art  passt,  auch  eine  Notommata  oder  eine  augenlose  Form  gewesen  seyn  kann.  Die  Kleinheit  des  Körpers  erschwert 
die  Untersuchung  der  Structur.  Ich  zählte  4  —  6  Wirbelmuskeln  und  sah  2  Fussmuskeln.  Ein  grosser  Schlundkopf  mit  2  einzahnigen 
ungleichen  Kiefern,   eine  Einschnürung   statt   der  Schlundröhre,   ein   durch   eine  Strictur  getheilter  Darm  mit  Magen,  2  kuglige  Darm- 


445 

driisen,  ein  geknäaelter  Eierstock  und  eine  contractile  Blase,  2  queere  Cirkelgefässe  und  1  Zitterorgan,  so  wie  2  rothe  Stirnaugcn 
sind  die  übrigen  erkannten  Details.  Im  Magen  sah  ich  Chlamidomonas ,  und  es  nahm  Indigo  leicht  auf.  Im  Ei  sah  ich  noch  einen 
dunkeln  Fleck ,  wie  bei  Notomm.  gr anularis.  —  Grösse  V30  —  Vis  Linie;  Ei  V36  —  V24  Linie.  Grösse  des  Dongalanischen  Vi6>  des 
Sibirischen  V20  Linie.     (Vergl.  auch  Vortic.  Catulus  Müller.) 

Erklärung   der   Abbildungen    Tafel  LY.   Fig.  III. 

Fig.  1.  rechte  Seitenansicht  mit  Ausscheidung  des  Darminhalts  nach  Indigonahrung.  Zeichnung  von  1830.  Fig.  2.  linke  Seitenansicht  von  1835. 
Fig.  3.  Rückenansicht;  Zeichnung  von  1835.  Fig.  4.  contrahirt;  bildet  vorn  4  Falten.  Fig.  5.  Rück  enau  sieht,  jüngeres  Thier.  Fig.  6.  rechte 
Seitenansicht,  in  der  Art  wie  Müller's  Figur;  beide  sind  aus  der  Ostsee  bei  Wismar.  Die  Queerfalte  im  Nacken  findet  sich  eben  so  oft  bei  dem 
Berliner  Thierchen  und  ist  kein  Character  irgend  einer  Art.  Fig.  7.  reifes  Ei  mit  dem  dunkeln  Fleck.  Fig.  8.  eben  ausgekrochenes  Junges. 
Fig.  9.     Schlundkopf.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

VI.    Diglena  conura,  der  InangkegeL    Tafel  LV.  Fig.  IV. 

D.  corpore  ovato-oblongo,  fronte  recte  truncata,  postiea  parte  in  pedem  conicum  sensiin  abenntc. 

D  igle  ii  e  conique ^  a  corps  ovale -oblonge  escarpe  au  front  >  le  dos  s  amincissant  en  pied  conique. 

Hydatina?  terminalis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  63*  1831.  p.  128. 
Biglena  co7iura7  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissen&ch.  zu  Berlin,   1833.  p.  206. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  vielleicht  bei  Bogoslowsk  im  Ural  Asiens. 

Die  Hydatina  von  Bogoslowsk  im  nördlichen  Ural  hat,  als  ich  sie  1829  auf  der  Reise  mit  Herrn  von  Humboldt  und 
Gustav  Rose  beobachtete,  keine  Augen  erkennen  lassen;  das  konnte  am  Mangel  der  Augen  oder  der  Beobachtung  liegen.  Ich  bin 
jetzt  der  Form  halber  geneigter,  letzteres  anzunehmen.  Die  Berliner  Thierchen  fanden  sich  am  29.  März  1832  zwischen  Oscillatorien. 
Ich  hielt  früher  Müller's  Vorticella  Larva  für  diese  Art,  allein  seit  ich  sie  in  Wismar  gesehen  zu  haben  meine,  stelle  ich  sie  zu 
Digl.  catellina.  Ich  zählte  4  Wirbelmuskeln,  sah  2  einzahnige  Kiefer  im  Schlundkopfe,  2  fast  halbkuglige  Darmdrüsen,  einen  ein- 
fach conischen  Darm,  einen  geknäuelten  Eierstock,  reife  Eier  mit  Keimbläschen,  2  Fussmuskeln  und  2  Stirnaugen,  das  Uebrige  blieb 
unklar.  —  Grösse  V12  Linie,  Fuss  allein  Vso  Linie,  Ei  Vso  —  Vso  Linie.  Form  vom  Ural  V30  Linie,  also  ein  Junges?  Die  Zeich- 
nung spricht  auch  dafür. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LV.   Fig.  IV. 
Fig.  1.    rechte  Seitenansicht.    Fig.  2.    Rückenlage,    w  hintere  Dannmündung  auf  der  Rückenseite.    Linearvergrösserung  300mal. 

¥3.     1)  igle  na  capitata ,  grosskopfiges  Kweiaiige,  CJrossRopf.     Tafel  LV.  Fig.  V. 

D.  corpore  oblongo,  conico,   fronte  oblique  truncata,    dilatata,   corpore  postico  in  duos  digitos  longos,    articulo  basali 
carentes,  sensiin  attenuato. 

Diglene  Grosse-tele>  a  corps  oblong- conique  >  obliqtiement  tronque^  au  front  elargi^  le  corps  £  amin- 
cissant peu  a  peu  en  deute  doigts  longs  sans  base  apparente. 

Diglena  capitata,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  47,  56,  62.  1831.  p.  138. 

Aufenthalt:    Bei  Buchtarma  am  Altai  Asiens  und  bei  Berlin,  vielleicht  auch  schon  früher  bei  Copenhagen  beobachtet. 

Ich  entdeckte  diese  Form  wahrscheinlich  im  August  1829  zwischen  Conferven  bei  Buchtarma  am  Irtisch  auf  der  Reise  mit 
Herrn  v.  Humboldt  in  Sibirien,  fand  sie  aber  1830  auch  bei  Berlin.  Bei  der  asiatischen  Form  habe  ich  keine  Augen  gesehen,  all- 
ein diese  sind  mühsam  zu  suchen,  meist  erst  beim  Druck  zwischen  Glasplatten  sichtbar.  Ueberhaupt  könnte  diese  Art  ein  Junges  seyn, 
dessen  Alterszustand  noch  unbekannt  ist.  In  Berlin  fand  ich  sie  mit  Chlamidomonas  und  sah  im  Darme  verschluckte  solche  Thier- 
chen und  Naviculas.  Ein  langer  Schlundkopf  mit  2  spitzen  einzahnigen  Kiefern,  eine  Einschnürung  statt  Schlundröhre,  ein  einfach 
conischer  Darm,  2  kuglige  Darmdrüsen,  kein  deutliches  Fussglied,  AnalöfFnung  an  der  Basis  der  Finger,  4  Wirbelmuskeln,  2  Stirn- 
augen auf  einem  Ganglion  sind  die  erkannten  Organe.  —  Grösse  in  Berlin  1/i8  Linie,  in  Buchtarma  V36  Linie.  —  Müller's  Cerca- 
caria  Catellus  =  Furcocerca  Catellus  Lamarck,  Dicranophorus  Cat.  Nitzsch  und  Cephalodella  Catellus  Bory  war  wohl 
dasselbe  von  Copenhagen,  1773  und  1782. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LV.  Fig.  V. 
Fig.  1.    rechte  Seitenansicht.    Fig.  2.     dieselbe  mit  vorgeschobenen  Zähnen.    Fig.  3.     eingezogen.     Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

£3.     Diglena  caudata,  langscbwänziges  Zweiauge.     Tafel  LY.  Fig.  VI. 

D.  corpore  conico -elongato,  fronte  oblique  truncata  nee  latiore  quam  corpus,  pede  brevi  distineto  longe  digitato. 

Diglene  Longue-queue,   ä  corps  conique  allonge,  obliquement  tronque  au  front  non  elargi,   le  pied 
courty  distinet,  ä  doigts  longs. 

Gabelförmige  Würmer  im  Heuwasser,  Ledermüller,  Microsc.  Gemüths-  und  Augenergötz.    p.  90.    Taf.  48.   1763.   zum  Tlieil. 

Vorticella  furcata,  Müller,  Vermium  fluv.  lustoria,   \u  110.   ForJe-Snurreren.   1773.    Naturforscher,  IX.  p.  208.  1776. 

Die  Kneifzange,  Eichhorn?  Beiträge  z.  Kenntn.  d.  kl.  Wasserth.   p.  33.   Taf.  II.   Fig.  L.   1775. 

Animali  acquajuoli  con  due  antennette,  Spallanzani,  Opuscoli  di  Fisica  anim.   IL   p.  206.   1776. 

Trickoda  bilunis  et  Vorticella  furcata,  Müller,  Animaic.  Infus,  p.  299.  et  204.   Tab.  XXIX.   Fig.  4.   1786. 

Brachionus  licaudatus,  Schrank,  Beiträge  zur  Naturgescli.   p.  105.    Taf.  IV.  Fig.  17,  18.  nicht  19.   1776. 

Ecclissa  Felis,  Schrank?  Fauna  boica,  III.  2.  p.  109.   1803. 

Furcularia  fivrcata,  Lamarck,  Histoire  nat.  des  anim.  s.  vert.  IL  p.  39.   1816. 

Furcocerca  serrata,  i  Bqry  Djg  St   Vincent,  Encyclopedie  methodique,  Vers.  1824.  nach  Ledermüller. 

Diurella  lunulina,      f 

Diglena  caudata,  Abhandl.  d.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  205.   (1832.) 

Aufenthalt:    Bei  Berlin!,  vielleicht  auch  bei  Nürnberg,  Danzig,  Pavia,  Copenhagen,  Zizelau  bei  Linz,  Ingolstadt  und  Paris  beobachtet. 

112 


Diess  bei  Berlin  mit  Chlamidomonas  und  Chlorogonium  in  grünem  Wasser  häufige  Thierchen  mag  auch  wohl  anderwärts 
häufig  seyn.  So  passen  denn  ungefähr  die  angezeigten  Nachrichten  darauf,  und  ich  würde  es  jetzt  lieber  geradehin  Biglena  furcata 
nennen.  Doch  sind  alle  Synonyme  unsicher.  Ich  fand  zuerst  mehrere  Exemplare  am  25.  März,  dann  wieder  am  2.  April  zwischen 
Oscillatorien  eines  Teiches.  Sehr  zahlreich  sah  ich  sie  besonders  wieder  am  18.  März  1835  und  am  8.  April  1836  mit  Nassula 
elegans  im  Thiergarten.  Schrank  verwechselte  es  mit  einem  Uroleptus,  der  in  Längentheilnng  war,  die  einzige  ähnliche,  schon 
von  Müller  (Fort.  Felis)  zurückgewiesene,  Beobachtung.  Ob  es  Bory  de  St.  Vincent  bei  Paris  in  Rindenaufgüssen,  wie  er  sagt, 
gesehen,  ist  sehr  zweifelhaft.  Die  Zähne  bei  Ledermüller  sind  Wimpern.  —  Mehrere  unklare  Wirbelmuskeln,  ein  Schlundkopf  mit 
2  einzahnigen  Kiefern,  keine  deutliche  Schlundröhre,  ein  einfach  conischer  Darm  mit  2  runden  Darmdrüsen,  2  Fussmuskeln  und  ein  ge- 
knäuelter  Eierstock  sind  sammt  2  rothen  Stirnaugen  beobachtet. —  Grösse  V20  —  Vio  Linie,  Körperlänge  ohne  Fnss  V20  —  Vis'"*  Fusslänge 
Vso'"-  Eier  nur  unreif  gesehen.  —  Zu  vergleichen  ist  auch  Vorticella  togata  Müller  (1786)  =  Furcularia  Lamarck,  Rat- 
tulus  Bory. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LV.  Fig.  VI. 

Fig.  1.  rechte  Seitenansicht  eines  grossen  sehr  genährten  Thicrchens,  dessen  Schlnndkopf  so  tief  in  den  ganz  erfüllten  Darm  eingesenkt  erschien,  dass 
dieser  2  Ohren  bildete.  Die  beiden  Darmdrüsen  waren  überdiess  vorhanden,  eine  liegt  auf  dem  Schlundkopfe  sichtbar.  Hinten  lag  ein  unreifes  Ei 
neben  dem  Darme  im  Eierstocke.  Fig.  2.  Rückenansicht  eines  kleineren.  Fig.  3.  dieselbe  mit  geschlossenen  Fingern  und  eingezogenen  Wimpern. 
Fig.  4.    noch  mehr  eingezogen,     m  Darm -Mündung.    Linearvergrösserung  300mal. 


Nachtrag    zur   Gattung   Biglena. 


Ausser  den  verzeichneten  8  Arten  der  Gattung  sind  vielleicht  noch  1)  Cercaria  Crumena^  2)  Vorticella  Catulus,  3)  Vor- 
ticella constrieta^  4)  Vorticella  succollata  und  5)  Vort.  Felis  von  Müjller  zu  vergleichen,  die  auch  Notommaiae  und  Bistern- 
mata,  oder  Für  ciliar  iae  ^  ja  selbst  Salpinae  gewesen  seyn  könnten,  da  sie  doch  wohl  Augen  hatten.  —  Bei  Vortic.  constrieta 
hat  Müller  ein  plötzliches  Zerfliessen  des  Körpers  in  Schaum  gesehen,  wie  bei  Mag ent liieren.  Es  ist  die  einzige,  doch  wohl 
irrige,  Beobachtung  dieser  Art  bei  Räderthieren. 

In  dieser  Gattung  verlieren  sich  die  3  Gattungen  Leiodina,  Cephalodella  {Encycloped.  meth.  p.  527.  Biet,  classicjue^ 
Vol.  10.  p.  544.)  und  Biurella  von  Bort  1824,  ferner  die  Gattung  Bicranophorus  von  Nitzsch  1817  und  1827,  und  die  Gat- 
tung Belcinia  von  Morreiy  1830,  welche  5  Genera  folgende  Synonyme  ihrer  22  Arten  erhalten:  I.  Leiodina:  1)  L.  Crumena 
Bory  =  Biglena? ,  Notommata? ;  2)  L.  capitata  Morren  (1830)  =  Biglena  catellina;  3)  L.  foreipata  Bory  =  Biglena 
foreipata;  4)  L,  vermicularis  Bory  =  Bigl.  foreipata.  II.  Cephalodella:  1)  C.  catellina  Bory  =  Biglena  c;  2)  C. 
Catellus  Bory  =  Bigl.  capitata? ;  3)  C.  Catesimus  Bory  (Biet,  class.)  wohl  Druckfehler  für  Catellus;  4)  C.  foeni  Bory 
=  Rotifer? ',  Biglena?;  5)  C.  Lupus  Bory  =  Cycloglena.  III.  Biurella:  1)  B.  lunulinaBoiiY  =  Biglena  caudata?; 
2)  B.  Podura  {Symbolae  physicae  1828.)  =  Ichthydium  P. ;  3)  B.  Tigris  Bory  =  Notommata  T.  IV.  Bicranopho- 
rus: 1)  B.  catellinus  Nitzsch  =  Biglena  cat.;  2)  B.  Catellus  N.  =  Bigl.  caudata;  3)  B.  foreipatus  N.  =  Bigl.  forc; 
4)  B.  Lupus  N.  =  Cycloglena  L.;  5)  B.  vermicularis1^.  =  Bigl.  foreipata.  V.  Belcinia:  1)  B.  c alopodaria  Mokken 
=  Notommata  lacinulata?;  2)  B.  compta  M.  =  Eadem  certior ;  3)  B.  foreipata  M.:=  Biglena  catellina  certior;  4)  B. 
minutula  M.  =  Notomm.  lacinulata  juv.? ;  5)  B.  vermicularis  M.  =  Bigl.  foreipata.  Die  Namen  Leiodina^  Cephalodella 
und  Biurella  sind  auch  sprachlich  unzulässig. 


SECHSUNDZWANZIGSTE     GATTUNG:     DREIBART. 

Triartbra.     Triartlire. 

CHARACTER:    Animal  ex  Hydatmaeorum  familia,    ocellis  duobus  frontalibus,   pede   simpliciter  styliformi 
et  cirris  seu  pinnulis  (pectoralibus)  instruetum. 

CARACTERE:    Animal  de   la  famille  des  Nydatines,  ayant  deux  yeux  au  front ,  le  pied  sim- 
plement  styliforme  et  des  cirres  ou  nageoires  (ä  la  poitrine). 

Die  Gattung  Dreibart  zeichnet  sich  in  der  Familie  der  Crystallfischchen  durch  zwei  Stirn -Augen, 
einen  einfacli  griffelartigen  Fuss  und  Barten  oder  (Brust-)  Flossen  aus. 

Der  Name  und  die  Umgrenzung  der  Gattung  wurden  1831  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akademie  der 
Wissensch.  mit  1  Art  gegeben,  die  2te  Art  wurde  1833  (1832)  ebenda  hinzugefügt.  Die  erste  Kenntniss 
einer  solchen  Form  hatte  vielleicht  Eichhorn  1775,  und  Müller  nannte  1776  diese  Trichoda?,  aber  1786 
eine  ähnliche,  vielleicht  verschiedene,  Form  Brachionus  passus.  Jene  hat  Oken  1815  in  seiner  Gattung 
Spurrel  mit  Notommata  und  Biglena,  und  diese  hat  Bory  de  St.  Vincent  1824  als  Filinia  Mülleri  in 
seiner  Familie  Vrceolaries  (der  Magenthierchen)  verzeichnet.  Aus  den  zuweilen  häufigen  Winter-Eiern 
dieser  Formen  hat  Türpin  wahrscheinlich  1828  seine  neue  Pflanzengattung  Erythrinella  gebildet,  wenn  es 
nicht  Samen  von  Ricci en  waren.  —  Die  Organisation  ist  schon  tief  verfolgt  worden.  Ausser  den  Wirbel- 
organen  sind  innere  bandartige  Bewegungsmuskeln  bei  beiden  Arten  erkannt      Zwei  bewegliche  Sprung- 


44? 

borsten,  Barten  oder  Flossen  an  der  Kehle  oder  Brust  erinnern  an  Pohjarthra  und  die  Dap Im ien- Krebs e5 
und  dienen  zum  Hüpfen.  —  Das  Ernährungssystein  besteht  aus  einem  4muskeligen  Schlundkopfe  mit  2  dop- 
pelzahnigen  Kiefern ,  wie  Rot/fe/%  bei  1  Art,  einer  langen  oder  kurzen  Schlundröhre,  einem  einfach  coni- 
schen oder  eingeschnürten  Darme  und  aus  2  rundlichen  Darmdrüsen. —  Ein  gekmiuelter  Eierstock  und  eine 
contractile  männliche  Blase  sind  beobachtet.  Die  Eier  bleiben  an  Fäden  am  Thiere  hängen,  wenn  sie  ge- 
legt sind.  —  Gefässspuren  sind  nicht  erkannt.  —  Das  Nervensystem  ist  durch  2  rothe,  auf  Markknoten 
sitzende,  Stirnaugen  leicht  kenntlich.  —  Beide  Arten  bilden  durch  Massen -Entwickelung  zuweilen  milchig 
trübes  Wasser. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  sicher  nur  bei  Berlin,  vielleicht  aber  auch  bei  Danzig  und  Copen- 
hagen  beobachtet. 

»4.     Triarthra  longiseta9  laogfeärtiger  Dreijbarl;,  der  üanglbarf;.    Tafel  LV.  Fig.  VIL 

T.  ocellis  distentis,  cirris  pedeque  corporis  triplici  fere  longitudine. 

Triarthre  Barbe,   aua>  yeuaz ecartes^   les  nageoires   et  le  pied  a  peu  pres  de  la  triple  longueur  du 
corps. 

Lmgleiniyer  Wasserfloh,  Eichhorts,  Beiträge  z.  Kenntniss  d.  kl.  Wasser  thiere,   p.  25.   Taf.  I.  Fig.  7.   1775. 

Trichoda,  nov.  spec,  Müller,  Naturforscher,  IX.  p.  208.   1776. 

Laich- Spurrel,  Oken  ,  Lehrbuch  d.  Naturg.  III.  I.  p.  40.  1815. 

Triarthra  longiseta,  Abhandl.   der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.   (1832.)    p.  222,  332.   Taf.  VIII.   Fig.  I.    detaillirte  Abbildung. 

Auf  enthalt:    Bei  Berlin  und  vielleiclit  bei  Danzig  .beobachtet. 

Diese  Art  fand  ich  später  als  die  folgende,  zuerst  am  16.  Juli  1832  in  einer  Regentonne,  und  erhielt  sie  in  Gläsern  bis 
zum  11.  August  in  Fortpflanzung.  In  grösserer  Menge  sah  ich  sie  wieder  im  Octobcr  1833  und  zu  Anfang  Juni  1834,  dann  am 
13.  Juni  1835  und  am  12.  Aug.  1837.  Sie  lebt  mit  Hydatina  senta  und  Brachionus  urceolaris  oder  Pala  zuweilen  in  solcher 
Menge  in  den  Löschkiibeln  der  Strassen,  dass  sie  das  Wasser  milchig  färljt.  Sie  unterscheidet  sich  von  der  folgenden  Art  durch  meh- 
rere sehr  wesentliche  Cliaractere.  In  die  Augen  fallend  ist  die  nicht  ganz  constante,  immer  grössere  Länge  der  Girren,  aber  auch  die 
mehr  auseinander  gerückten  grösseren  Augen  unterscheiden  sie.  Noch  wichtiger  ist,  dass  sie  einen  deutlichen,  vom  Dickdarme  geschie- 
denen, Magen  und  eine  lange  Schlundröhre  hat,  welche  der  andern  fehlten.  Ferner  war  der  Zahnapparat  deutlich  und  zygogomphisch 
oder  doppelzahnig,  wie  bei  den  Philo dinaeen,  bei  der  andern  Art  aber  immer  undeutlich.  Das  Thierchen  unterscheidet  man  leicht 
durch  seine  hüpfende  Bewegung  während  des  Schwimmens.  Eichhorn  fand  es  nur  einmal  in  stehendem  Regenwasser  bei  Danzig,  sali 
das  Hüpfen,  die  anhängenden  Eier,  die  er,  an  Cyclops  denkend,  fälschlich  ein  Laichbeutelchen  nannte.  Der  bestimmten  absichtlichen 
Bewegung  halber  glaubte  er,  es  müsse  Augen  haben,  fand  aber  keine,  und  es  hat  wirklich  deren.  Der  längeren  Gestalt  halber  halte 
ich  Eichhorn's  Thierchen  nicht  für  die  2te  Art  und  glaube,  er  hat  von  den  Sprungborsten  nur  einen  TJieil  gesehen.  Man  kann 
leicht  die  ganze  Entwicklung  des  Fötus  im  Ei  beobachten  und  durch  Druck  das  Junge  aus  der  Eischaale  treiben.  Früher  war  ich  der 
Meinung,  dass  die  Girren  und  Fussborste  sich  erst  später  entwickeln,  allein  ich  sah  im  Oct.  1833  (vergl.  1833.  p.  223.  Note),  dass 
sie  nur  sehr  weich  sind  und  dicht  am  jungen  Thiere  anliegen,  das  schon  im  Ei  seine  Augen  und  Zähne,  letztere  früher,  deutlich  zeigt. 
Manche  Thiere  haben  5  —  6  Eier  oder  leere  Schaalen  an  sich  hängen.  Die  inneren  gestreiften  Muskeln  sind  sehr  deutlich,  aber  schwer 
aufzufassen.  Ich  unterschied  2  Rückenmuskeln,  2  Bauchmuskeln  und  jederseits  einen  Seitenmuskel.  Zwei  kräftige  rundliche  Muskeln 
dicht  unter  dem  Räderorgane  auf  der  Bauchseite  (an  der  Kehle,  Brust)  bewegen  die  dicken  armartigen  Barten  oder  Springilossen ,  und 
ein  einzelner  den  Fuss- Griffel.  Sämmtliche  Griffel  werden  vorwärts  und  rückwärts  bewegt  und  beliebig  gespreizt.  Die  hintere  Darm- 
Mündung  ist  der  gerade  abgestutzten  Stirn  in  der  Längsaxe  entgegengesetzt,  auf  der  Seite  der  Augen  oder  Rückenseite.  Ebenda  wer- 
den die  Eier  ausgeschieden  und  angeheftet.  Beim  gewöhnlichen  Schwimmen  bilden  die  3,  mit  Widerhäkchen  besetzten,  Griffel  einen 
hinterwärts  anliegenden  conischen  Schwanz.  —  Grösse  des  Körpers  ohne  Griffel  Vi 2  Linie,  mit  dein  Fusse  und  nach  hinten  anliegen- 
den Barten  V*  Linie,  ausgespreizt  mehr  als  %  Linie.     Ei  %s  —  Vjg  Linie.     Entwickelungscyclus  Vis — *U  oder  x/2  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LV.   Fig.  VIL 

Fig.  1.  grosses  Exemplar  in  rechter  Seitenlage  mit  nach  vorn  gespreizten  Griffeln  und  sehr  weit  nach  hinten  reichenden  Rücken-  und  Bauchmuskeln, 
mit  Indigo  genährt  und  auswerfend;  bei  s  die  contractile  Blase.  Fig.  2.  linke  Seitenansicht,  mit  1  anhängendem  reifen  Ei  in  der  Lage  des  ruhigen 
Schwimmens  durch  Wirbeln.  Fig.  3.  rechte  Seitenansicht,  mit  kürzeren  Rücken-  und  Bauchmuskeln,  leerer  anhängender  Eischaale  -K  Fig.  4.  das 
aus  dem  Ei  der  Fig.  3.  +  eben  ausgekrochene  flimmernde  ruhig  liegende  Junge,  scheinbar  ohne  Griffel.  Fig.  5.  Rückenansicht.  Diese  5  Figuren 
sind  dieselben  von  1833,  die  folgenden  neu.  Fig.  6.  ist  ein  jüngeres  Thierchen  in  Rückenlage.  Fig.  7.  ein  auskriechendes  Junges  mit  anliegenden 
Griffeln.  Fig.  8.  ein  Junges  mit  sehr  langen  Griffeln,  sich  spreizend.  Fig.  9.  ein  durch  Druck  ausgebreiteter  Schlundkopf,  worin  ich  neuerlich 
2  stärker  entwickelte  Zähne  fand  (Zygogomphia).     Linearver grösser ung  300mal. 

V5.    Triarthra  m,ystacina9  fcurzlkärtiger  Ureitoart,  der  MurzJbart.    Tafel  LV.  Fig.  vm. 

T.  ocellis  approxiinatis,  cirris  pedeque  corpore  vix  unquain  duplo  longioribus. 

Triarthre  Moustache,  aua>  yeua>  rapproches,  les  nageoires  et  le  pied  a  peine  de  la  double  longueur 
du  corps. 

Brachionus  passtis,  Müller,  Animalc.  Infusor.   p.  353.  Tab.  XLIX.  Fig.  14 — 16.  1786. 

Brachionus  passus,  Lamarck,  Hist.  nat.  des  animaux  sans  vert.  II.   p.  34.   1816. 

Filinia  passa  et  Filina,  Bory  de  St.  Vincent,  Di  ct.  class.  cV  hist.  nat.   1824.     Encycloped.  m  etil  od.  Vers.   1824. 

Erythrinella  ammlaris,  Turpin?   Dict.  des  sc.  nat.  Planck.  Plantes  acotyled.  XI.  Fig.  17.   1828. 

Triarthra  mystacina,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.   p.  138.   1833.  p.  222. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin,  vielleiclit  aucli  bei  Copenliagen  und  Paris  beobachtet. 

Der  dänische  Etatsrath  Müller  entdeckte  sein  Thierchen  1777  in  Meyenberg  und  1779  in  Maglebye  auf  Seeland  in  nur  3 
Exemplaren  in  schmuzigen  Sümpfen.     Er  blieb  selbst  zweifelhaft,    ob  es  ein  Schaalthier  sey,    nannte  es  aber  Brachionus.     Seiner 


__   448  

Beschreibung  nacli  war  es  wohl  ohne  Zweifel  eine  Triarthra,  allein  die  Abbildung,  welche  vielleicht  nur  eine  flüchtige  Federskizze 
war,  zeigt  einen  allmälig  in  den  Fuss  übergehenden  conischen  Hinterleib.  Aus  der  Beschreibung  ersieht  man,  dass  er  anhängende  Eier 
sah  und  die  Jungen  unter  seinen  Augen  auskrochen,  auch  sah  er  einen  Kaumuskel.  Diese  Form  hat  Bory  nur  nach  Müller's  An- 
gaben frei,  wie  nach  eigenen  Beobachtungen,  neu  beschrieben,  scheint  sie  aber  nicht  gesehen  zu  haben.  Aus  der  flüchtigen  Federskizze, 
die  offenbar  falsch  gezeichnet  war,  hat  er  eine  conische  Scheide  seiner  Gattung  Filina  beschrieben,  die  er  mit  Folliculina  und  Va- 
ginicola vergleicht  und  durch  den  steifen  Borstenschwanz  unterscheidet.  Der  Character  der  Gattung  Filina  oder  Filinia  passt  gar 
nicht  auf  Triarthra.  Ich  fand  diese  Form  zuerst  im  April  1831  in  einem  Löschkübel  (Sturmfass)  und  sah  sie  sehr  häufig  wieder, 
auch  am  10.  Aug.  1832  und  4.  Juli  1835,  einigemale  gleichzeitig  mit  der  vorigen  Art.  Auch  sie  trübte  einmal  das  Wasser  durch 
ihre  Menge.  Die  genäherten  Augen,  die  kürzeren  Sprunggriffel  (1  Fuss  nnd  2  Barten),  die  sehr  weichen  Kiefer,  deren  Zähne  ich 
nicht  deutlich  erkennen  konnte,  der  Mangel  einer  Schlundröhre  und  der  einfach  conische  Darin  geben  scharfe  Unterschiede.  In  einigen 
Thierchen  sah  ich  einen  zackigen  Körper,  den  ich  anfangs  für  einen  verschluckten  Pflanzensamen  (wie  Riccid)  hielt,  allein  ich  über- 
zeugte mich,  dass  es  eine  besondere  Eibildung  war,  die  ich  Winter -Eier  nenne  und  bei  Notommatis  und  Anuraeen  auch  ähnlich 
beobachtet  habe.  Ich  sah  diese  Eier  nie  äusserlich  angeheftet,  sie  werden  frei  abgesetzt.  Ich  fand  sie  in  Menge,  und  da  sie  bei 
durchgehendem  Lichte  gelblich  oder  röthlich  erscheinen,  so  könnten  sie  leicht  Herrn  Turpin's  Pflanzengattung  Erythrinella  gewesen 
seyn.  —  Grösse  Vis  Linie,  der  gewöhnlichen  Eier  J/so  Linie,  der  Winter-Eier  Vsg  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  LY.   Fig.  VIII. 

Fig.  1.    rechte  Seitenansicht  eines  Thierchens  mit  einem  zackigen  Eie  in  natürlicher  Haltung.     Fig.  2.    Bauchseite,  mit  2  anhängenden  gewöhnlichen 
Eiern.     Fig.  3.     springendes  Thierchen,  linke  Seite.    Fig.  4.    Ansicht  des  Winter- Eies.    Fig.  5.     andere  Ansicht  desselben.    Vergrösserung  300mal. 


SIEBENUNDZWANZIGSTE     GATTUNG:     BRILLEN-RATTE. 

Rattulus.    Ratule. 

CHARACTER:    Animal  ex  Hydatinaeorum  familia,   oculis  duobus  frontalibus,   pede  simpliciter  styliformi, 
cirris  pinnulisve  carens. 

CARACTERE.    Animal  de  la  famille  des  Hydatines,  ayant  deux  yeux  au  front,  le  pied  simple- 
ment  styliforme,  point  de  cirres  ou  de  nageoires. 

Die  Gattung  Brillen -Ratte  zeichnet  sich  in  der  Familie  der  Crystallfischchen  durch  2  Stirnaugen, 
einen  einfachen  Griffelfuss  und  durch  Mangel  an  Barten  aus. 

Der  Name  dieser  Gattung  ist  1816  von  Lamarck  für  Müllers  Trichoda  Rattus  und  Clavus  an- 
gewendet worden.  Bory  hat  den  ersten  Character  verändert  und  8  Artnamen  gegeben,  welche  theils  Rä- 
derthiere,  theils  Magenthiere  bezeichnen,  aber  Lamarck's  beide  Formen  ausschliessen.  Monocerca  Rattus 
wurde  1828  Rattulus  sinaiticus  genannt.  Seit  1830  ist,  bei  der  physiologischen  Umgrenzung  aller  Gat- 
tungen, dieser  nur  1  Art  in  Müllers  Trichoda  lunaris  verblieben.  —  Die  Organisation  -  Kenntnisse  sind 
beschrankt.  Mehrere  schwach  begrenzte  Wirbelmuskeln,  ein  Schlundkopf  ohne  deutliche  Zähne,  keine  deut- 
liche Schlundröhre,  ein  einfach  conischer  Darm  mit  2  runden  Darmdrüsen,  und  ein  Eierstock  sind,  nebst 
den  2  rothen  Stirnaugen,  die  beobachteten  Details.  Die  Augen  sind  wohl  nicht,  wie  früher,  Nackenaugen 
zu  nennen,  weil  sie  vor  dem  Schlundkopfe  liegen.     (Vergl.  Distemma  marinum.) 

Die  geographische  Verbreitung  der  einzigen  Art  der  Gattung  ist  nur  in  Dänemark,  Baiern  und  Preus- 
sen  bekannt. 

¥6.     ttattulus  lunaris 9  die  Sichel -Ratte.     Tafel  LVL  Fig.  I. 

*-  Ii.  corpore  parvo,  ocellis  a  frontis  margine  remotioribus,  pede  decnrvo,  lunato. 

Ratule  croissant,  a  corps  petita  les  yeucc  recules  au  borcl  du  front,  le  pied  decourbe  en  croissant. 

Trichoda  lunaris,  Müller,  Animalc.  Infus,   p.  204.   Tab.  XXIX.  Fig.  1—3.    1786. 

TrkJioda  lunaris.  Schrank,  Fauna  boica  III.  2.  p.  89.   1803. 

Cercaria  lunaris ,  Lamarck,  Hist.  nat.  des  an  im.  sans  vert.  I.  p.  446.  1815. 

Ratulus  lunaris,  Bort  de  St.  Vincent,  Encyclopedie  method.  Vers.  1824. 

Rattulus  IwnariSy  Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.  p.  47.  1831.  p.  138. 

Aufenthalt:    Bei  Copenhagen,  Ingolstadt  und  Berlin. 

Müller  entdeckte  das  Thierchen  an  Wasserlinsen  1784  in  Dänemark  im  Herbst.  Schrank  sah  es  sparsam  mit  einem  Schwanz 
von  halber  Körperlänge  in  Gräben  bei  Ingolstadt,  aber  kein  Wirbeln.  Ich  fand  das  langsam  sich  um  seine  Längsaxe  drehende  Thier- 
chen nach  1830  wieder  am  15.  April  1835  zwischen  Uroglena,  Volvosc,  Pandorina  und  Polyarthra  in  torfigen  Lachen,  immer 
selten  und  einzeln.  Die  Organisation  ist  bei  der  Gattung  angezeigt.  Zähne  konnte  ich  nicht  erkennen,  habe  sie  aber  auch  nicht  eifrig 
und  oft  gesucht.  Diglenen  mit  eng  geschlossenen  Fingern  muss  man  nicht  für  Brillen -Ratten  halten.  Die  brillenartigen  2  Augen 
sind  deutlich  roth,  vielleicht  doch  Nackenaugen,  wenn  sie  nämlich  am  hintern  Ende  der  Nervenknoten  lägen,  was  ich  liier  absichtlich 
als  unentschieden  hervorhebe.  —  Grösse  lj^  Linie.     (Vergl.  Distemma  setigerum.) 


— — 449 

Erklärung    der   Abbildungen    Taf.  LVI.    Fig.  I. 
Fig.  1.  und  2.    rechte  Seitenansicht.    Fig.  3.    Riickenansicht.    Fig.  4.     eingezogen.     Linearvergrösserung  SOOmaL 


Nachtrag   zur   Gattung  Rattulus. 


Die  10  bisher  gegebenen ,  liier  nicht  aufgenommenen,  Artnamen  haben  folgende  Homonyme:  1)  Rattulus  carinatus  La- 
marck  =  Monocerca  Rattus  und  Mastigocerca  carinata;  2)  R.  cercarioidesBoRY  (Encycloped.  meth.  1824)  =  ?  Bodo?; 
3)  R.  Clavus  Lamarck  =  ?  Bodo?;  4)  R.  Delphis  Bort  ==  O&ytricha  v.  Stylonychia,  Vordertheil ;  5)  R.  Grande  Guenle 
Bory  =  Rotiferi ;  6)  R.  Lynceus  Bory  =  Aspidisca  Lynceus;  7)  R.  Musculus  Bory  =  Uroleptus  Musculus;  8)  R. 
Mus  Bory  {Essay  cFune  classif.  des  microsc.)  =  Cer curia?,  Euchlanis? ;  9)  R.  sinaiticus  (1828)  =  Monocerca  Rattus; 
10)  R.  togatus  Bory  =  Diglena  caudata? ,  Notommata? . 

Bei  Monocerca  Rattus  ist  das  Citat  der  von  mir  im  sinaitischen  Arabien  beobachteten  Form,  welche  der  europäischen  ganz 
ähnlich  ist  und  die  also  deren  Verbreitung  bis  Arabien  erweitert,  weggelassen  worden,  was  hier,  wo  die  Namen  zu  reguliren  waren,  am 
schicklichsten  ergänzt  wird.    Die  Abbildung  wurde  1828  in  den  Symbolis  physicis  (Evertebrata  I.  P/iytozoa.  Tab.  IL  Fig.  IV.  16.) 


unter  dem  Namen  Rattulus  sinaiticus  mitoetheilt. 


ACHTUNDZWANZIGSTE     GATTUNG:     DOPPELSTERN. 

IMstemma.     Distemme. 
CHARACTER:    Animal  ex  Hydatinaeorum  familia,   ocellis  duobus  occipitalibus ,  pede  furcato. 
CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Hydalines,  aycmt  deux  yeux  ä  la  nuque  et  le  pied  fourchu. 

Die  Gattung  der  Doppelsterne  ist  in  der  Familie  der  Crystallfischchen  durch  2  Nacken -Augen  und 
einen  Gabelfuss  ausgezeichnet. 

Die  Gattung  wurde  1830  in  den  Abhandl.  d.  Beil.  Akad.  d.  Wissensch.  zuerst  begründet  und  mit  3 
Arten  verzeichnet.  Seitdem  ist  Vorticella  Felis  Müller's  aus  einer,  jetzt  wahrscheinlicher  nicht  glückli- 
chen, Combination  (Isis  1833)  dazu  gestellt  (s.  Notommata  Tripus),  und  eine  5te  Art  aufgefunden  wor- 
den. Die  erste  Kenntniss  der  letzteren  Form  hatte  vielleicht  Müller  als  Vorticella  succollata,  doch  mö- 
gen sie  leicht  sämmtlich  früher  ganz  unbekannt  geblieben  seyn.  —  Die  Organisation  ist  mannigfach  erkannt. 
Das  Wirbelorgan  ist  aus  mehreren  Bündeln  zusammengesetzt.  Der  Ernährungsapparat  besteht  aus  einem, 
bei  3  Arten  mit  2  einzahnigen,  bei  1  Art  mit  2  vielzahnigen  Kiefern  bewaffneten,  Schlundkopfe,  überall 
aus  einer  kurzen  Schlundröbre  und  einem  einfach  conischen  Darme  mit  2  kugligen  Darmdrüsen.  —  Ein  Eier- 
stock ist  bei  allen  Arten  beobachtet;  männliche  Sexualdrüsen  sammt  contractiler  Blase  sind  nur  bei  D.  ma- 
rinum  erkannt.  Vom  Gefässsystem  sind  noch  keine  sichern  Details  beobachtet,  aber  das  Empfindungssystem 
ist  durch  2  sehr  deutliche  rothe,  bei  nur  1  Art  farblose,  Nackenaugen  bezeichnet,  welche  hinter  dem  Schlund- 
kopfe liegen  und  nur  bei  D.  marinum  vor  demselben,  aber  doch  hinter  dem  Räderorgane  befindlich  sind. 
—  Keine  Form  trägt  aussen  angeheftete  Eier  und  keine  entwickelt  sich  zu  besonders  grossen  Massen. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist,  ausser  im  Süsswasser  bei  Berlin,  auch  im  Salzwas- 
ser der  Ostsee  bei  Wismar  bekannt. 

*».  IMstemma  Wovficula,  zangenfüssiger  Doppelstern,  Sägezange.   Tafel  LVI.  Fig.  iL 

D.  corpore  cylindrico-conico,  ocellis  rubris,  pedis  digitis  validis  recurvis,  basi  dentatis. 

Distemme  Forficule,  h  corps  cylindrique-conique,  les  yeuoo  rotiges,  les  doigts  du  pied  robustes,  re- 
courbes,  denteles  a  la  base. 

Distemmn  Forficula,  Abhandl.  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.   p.  47.    1831.  p.  139. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  Form  ist  der  Furcularia  Forficula  sehr  nahe  verwandt,  hat  aber  2  deutliche  rothe  Augen  im  Nacken.  Seit  1830 
habe  ich  sie  wieder  am  16.  Aug.  1832  zwischen  Conferven  beobachtet  und  im  Ganzen  nur  wenig  Exemplare  gesehen.  Sie  nahm  1830 
leicht  Indigo  auf,  und  ich  sah  auch  das  Auswerfen  auf  der  Mckenseite.  Die  Augen  sitzen  am  Ende  eines  langen  cylindrischen  Mark- 
knotens.    Im  Räderorgan  unterschied  ich  4  Theile.  —  Grösse  Vjo  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen   Taf.  LVI.  Fig.  IL 

Fig.  1.    Rückenansicht.     Fig.  2.    linke  Seitenansicht.     Fig.  3.    vorgeschobene  Kiefer  zum  Fassen,     w  Darm -Mündung.     Vergrößerung  300mal  im 
Durchmesser. 

113 


450    

»8.  IPistemma  setigerum,  borstenfiissiger  »©ppelstern,  Borstenzange.  Tafel LVI. Fig. III. 

D.  corpore  ovato-oblongo,  ocellis  rubris,  pedis  digitis  setaceis  decurvis. 

Distemme  Alene,  a  corps  ovale -oblong,  les  yeusc  rotiges,  les  doigts  du  pied  setaces  et  decourbes. 

Distemma  setigerum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.   p.  47.  1831.   p.  139. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  Art  wird  man  leicht  mit  Raltulus  verwechseln,  weil  die  meist  eng  anliegenden  Fussfinger  dem  ersten  Anblick  nach 
einfach  erscheinen.  Wer  geübt  ist  im  Sehen  dieser  Dinge,  unterscheidet  das  Wesentliche  schon  bald.  Ein  Basalglied  der  Finger,  ei- 
nen eigentlichen  Fiiss,  hahe  ich  gar  nicht  erkannt,  und  ich  habe  die  Form  nur  selten,  neuerlich  gar  nicht  wieder  gesehen.  —  Grösse 
Vis  Linie. 

Erklärung  der  Ahbildung    Taf.  LVI.  Fig.  III. 
Rechte  Seitenansicht  bei  300maliger  Linearvergrösserung.     w  Aiiswurfsstelle. 

S9.     IPistemma?  marinum,  See  -  Doppelsteril.     Tafel  LVI.  Fig.  IV. 

D.  corpore  ovato-conico,  ocellis  rubris  valde  approximatis ,  pede  longo,  digitis  validis  longitudine  pedis. 

Distemme?  marin,    a  corps  ovale -conique,   les  yeucc  rouges  tres-rapproches,   le  pied  allonge  de  la 
longueur  des  doigts  robustes. 

Aufenthalt:    Im  Ostseewasser  bei  Wismar. 

Ich  beobachtete  diese  Art  zu  wiederholten  Malen  zuerst  am  26.  Aug.  1834  in  Wismar  mit  Furcularia  Reinhardti,  die 
ich  schon  1833  fand.  Diese  Form  zeichnet  sich  von  den  andern  durch  vielzahnige  Kiefer  sehr  aus.  Vielleicht  wäre  sie  zu  der  Ab- 
theilung Ctenodon  der  Gattung  Notommata  zu  stellen,  allein  ich  würde  geneigter  seyn,  sie  als  den  Typus  eines  Subgenus  von  Di- 
stemma zu  betrachten,  da  das  Auge  offenbar  doppelt  ist.  Das  Genus  Distemma  zerfiele  dann  in  das  Subgenus  Encentrum,  Sta- 
chelzahn, und  Endesma,  Bündelzahn,  gerade  wie  Notommata  in  Labidodon  und  Ctenodon.  Bemerkt  muss  werden,  dass  die 
Augen  nicht  hinter  dem  Schlundkopfe,  sondern  vor  demselben,  aber  doch  hinter  dem  Räderwerke  liegen.  Bei  vielen  Notommatis  ist 
es  aber  ebenso,  und  vielleicht  war  auch  die  frühere  Ansicht  bei  Rattulus  richtiger.  Müller  könnte  diese  Art  als  Vorticella  suc- 
collata  (Furcularia  Lamarck  und  Bory),  die  er  im  Seewasser  fand,  gemeint  haben,  doch  ist  es  nicht  zu  entscheiden.  —  Sechs 
Wirbelmuskeln,  2  fünfzahnige  Kiefer,  sehr  kleine  Schlundröhre  und  kleine  Darmdrüsen,  deutliche  Sexualdrüsen  und  Sexualblase  wurden 
ausser  den  2  Fussmuskeln ,  dem  Darme  und  dem  Eierstocke  erkannt.  —  Grösse  Vi 2  Linie. 

Erklärung  der  Abbildung    Taf.  LVI.    Fig.  IV. 
Eine  Riickenansicht  bei  300maliger  Linearvergrösserung.    s  Sexualblase. 

80.    IPislemmut  forcipatum,  farbloser  »oppelstern.    Tafel  LVI.  Fig.  V. 

D.  corpore  ovato-oblongo,  ocellis  hyalinis,  pede  brevi,  digitis  crassis. 

Distemme?  hyalin*  a  corps  ovale -oblong,  les  yeuat  hyalins,  le  pied  court  a  gros  doigts. 

Distemma  forcipatum,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.   p.  47.   1831.  p.  139. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  hielt  diese  Form  1830  für  Müller' s  Cercaria  forcipata,  die  ich  später  aber  einer  Diglena  besser  entsprechend  fand, 
da  sie  grösser  gewesen  seyn  muss.  Sollten  die  beiden  farblosen  Bläschen  keine  Augen  seyn,  so  wäre  diese  Art  zu  Pleurotrocha  zu 
stellen.  Das  Thierchen  war  heftig  in  seinen  Bewegungen  und  erschien  als  Raubthier.  Ich  habe  es  seitdem  nicht  wieder  gesehen.  — 
Grösse  V24 — V20  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  LVI.  Fig.  V. 

Fig.  1.   Riickenansicht  eines  Erwachsenen.    Fig.  2,    zusammengezogen,  im  Angriff,  mit  vorgeschobenen  Kiefern,    Fig.  3.   rechte  Seitenansicht;  10  Darm- 
Rlümlung.     Fig.  4.    Junges.    Im  Eierstocke  waren  5 — 8  Eier  vorbereitet.    Linearvergrösserung  300mal. 


NEUNUNDZWANZIGSTE     GATTUNG:     REIHENAUGE. 

Triophthalmus.    Trioplitlialme. 

CHARACTER:    Animal  ex  Hydatinaeorum  familia,   ocellis   tribus   oceipitalibus  in  serie  transversa  sessili- 
bus,  pede  furcato. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Hydatines,  ayant  trois  yeux  ä  la  nuque  en  serie  trans- 
versale, le  pied  fourchu. 

Die  Gattung  Reihenauge  unterscheidet  sich  in  der  Familie  der  Crystallfischchen  durch  drei,  in 
eine  Queerreihe  gestellte,  stiellose  Nackenaugen  und  einen  Zangenfuss. 

Diese  Gattung  wurde  1830  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wissensch.  unter  dem  Namen  Norops 
dorsualis  mit  1  bis  dahin  unbekannten  Art  aufgestellt.     Da  aber  der  Name  Norops  von  Wagler  (Natürl. 


451 

System  d.  Ainphib.  1830.  p.  149.)  für  ein  Amphibien- Genus,  den  Anolis  auratus  von  Daudin,  gleichzeitig 
gegeben  wurde,  so  ist  hier  ein  anderer  generischer  Name  angewendet.  Der  Character  der  Gattung  erhält 
einige  Schwierigkeit  dadurch,  dass  es  2  Arten  von  Nolommata  giebt,  welche,  wie  auch  Otoglena^  neben 
dem  einfachen  rothen  Nackenauge  jederseits  einen  dunkeln  (weissen)  körnigen  Körper  haben,  so  dass  auch 
sie  3  Augen  in  gerader  Queerreihe  zu  haben  aber  nur  scheinen.  Diess  muss  man  unterscheiden.  —  Ein  mehr- 
faches Räderorgan,  ein  grosser  Schlundkopf  mit  2  (einzahnigen?)  Kiefern,  eine  lange  dünne  Schlundröhre,  eine 
kuglige  Magen -Anschwellung  mit  2  ovalen  Darmdrüsen  und  ein  dünner  Darm  sind  nebst  2  Fussmuskeln  und 
3  rothen  Nackenaugen  die  allein  erkannten  Structur Verhältnisse. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  und  einzigen  Art  ist  ausser  Preussen  nicht  bekannt. 

81.     Triophtlmlmus  dorsualis,  dreiäugiges  Reihenauge«     Tafel  LVL  Fig.  Vi. 

T.  corpore  crystallina,  turgido,  pede  subito  atlenuato,  diinidiuin  corpus  aequante. 

Triophihalme  dorsal^  h  corps  crystallina  gonfie^   ayant  le  pied  brusr/uement  aminci  egalmit  la  moi- 
tie  du  corps  en  longueur. 

Norops  dorsudlis,  AbhandL  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu   Berlin,   1830.   p.  47.    1831.   p.  140. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  entdeckte  dieses  Thierchen  im  August  1819  einzeln  und  habe  es  1828  im  Sommer  Mieder,  seitdem  aber  nicht  mehr  ge- 
sehen. Es  gehört  zu  den  grösseren  Räderthieren  und  hat  einige  Aehnlichkeit  mit  Notommafa  ansata  in  der  Form,  aber  mit  N. 
Myrmeleo  in  der  Grösse.  Ich  habe  es  leider  nicht  stark  genug  vergrössert  beobachtet  und  gezeichnet.  Die  im  Körper  gesehenen  vie- 
len Längslinien  mögen  Muskeln  und  Sexualdrüsen  gewesen  seyn.  —   Grösse  Vr — lU  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LVL   Fig.  VI. 

Fig.  1.    Rückenansicht  eines  */4  Linie  grossen  wirbelnden  und  schwimmenden  Thierchens.     Fig.  2.     dasselbe  eingezogen   und  im  Wiederentfalten  be- 
griffen.   Fig.  3.    mit  eingezogenem  Wirbelorgan.    Linearvergrösserung  100m al. 


DREISSIGSTE      GATTUNG:      DREIAUGE. 
Eosphoia.    üosphore. 

CHARACTER:    Animal  ex  Hydatinaeorum  familia,   ocellis  tribus  sessilibus,  duobus  frontalibus,   uno  occi- 
pitali,  pede  furcato. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Hydatines,  ayant  trois  yeux  sessiles,  deux  au  fronte  un 
ä  la  nuque,  le  pied  fourchu. 

Die  Gattung  der  Dreiaugen  zeichnet  sich  in  der  Familie  der  Crystallfischchen  durch  3  stiellose 
Augen  als  2  Stirnaugen  und  1  Nackenauge,  so  wie  durch  einen  Gabelfuss  aus. 

Gegründet  wurde  diese  Gattung  1830  in  den  Abhandlungen  d.  Berliner  Akademie  d.  Wissensch.  mit 
1  Art,  als  eine  der  Früchte  von  der  Reise  mit  Herrn  v.  Humboldt  nacli  Sibirien.  Eine  2te  Art  wurde 
1831,  und  eine  dritte  1833  ebenda  hinzugefügt.  Seitdem  ist  eine  4te  Art  von  Dr.  Werneck  beobachtet 
worden,  welche  mit  Diglena  aurita  identisch  zu  seyn  scheint.  Nur  letztere  ist  seit  langer  Zeit  bekannt, 
die  übrigen  waren  bis  dahin  unbekannte  Formen,  die  ich  vielleicht  früher  unter  Enleroplea  begriff.  Die 
Organisation  ist  reichlich  ermittelt,  und  ihr  klares  Erkennen  war  die  Ursache  des  Namens  Eosphora.  Ein 
aus  vielen  Muskelparthieen  gebildetes  Räderorgan,  deutliche  gestreifte  Längsmuskeln,  ein  mit  2  einzahnigen 
Kiefern  versehener  Schlundkopf  mit  kurzer  Schlundröhre  und  einfach  conischem  Darme,  woran  vorn  2  ovale 
Darmdrüsen  angeheftet  sind,  sind  bei  allen  Arten  als  Verdauungs Werkzeuge  erkannt.  Ein  etwas  gestreck- 
ter Eierstock  ist  überall  gesehen,  männliche  Sexualdrüsen  sind  bei  3  Arten,  eine  contractile  Blase  bei  den- 
selben erkannt.  Queergefässe  sind  bei  2  Arten  ermittelt,  bei  einer  dritten  sind  Zitterorgane,  Kiemen,  er- 
kannt. Eine  Respirationsröhre  ist  nicht  gesehen.  Ausser  den  3  rothfarbigen  Augen,  welche  gerade  an  den 
Stellen  liegen,  wohin  auch  bei  Hydatina  Nerven  gehen  und  wo  Ganglien  sind,  sind  auch  die  Hirnganglien 
bei  allen  Arten  beobachtet. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  in  Preussen,  vielleicht  auch  in  Italien  und  Baiern,  und  wahrschein- 
lich in  Sibirien  Asiens  beobachtet. 

83.     Eosphora  Najas,  das  Morgenrotli-Fiscliclien.     Tafel  LVI.  Fig.  VII. 

E.  corpore  conico  hyalino  nee  auriculato,  digitis  pede  multo  brevioribus. 

Eosphore  Na  jade',  a  corps  conique  hyalin,  sans  oreillettes,  les  doigfs  beaueoup  plus  courts  que  le  pied. 


453    

Eosphora  Najas,  Abli.  d.  Akad.  d.  Wiss.  zu  Berlin,  1830.  p.  47,  54?,  62?,  84.   Taf.  VIT.  Fig.  ITL  1831.  p.  50,  140.   Taf.  IV.   Fig.  XIII. 

Aufenthalt:     Bei  Berlin. 

Ich  entdeckte  wohl  die  folgende  Art  1829  in  Tobolsk  in  Sibirien,  wo  ich  sie  zwischen  Conferven  des  Irtiscli  auf  der  Reise 
mit  Herrn  v.  Humboldt  im  Juli  fand,  aber  von  den  3  Augen  nur  das  Nackenauge  erkannte-  Nacli  der  Rückkehr  sah  ich  diese 
Art  in  Berlin  1830  nicht  selten  zwischen  Conferven  des  Tiergartens,  und  fand  noch  die  beiden  Stirnaugen,  welche  leicht  übersehen 
werden.  Früher  habe  ich  sie  vielleicht  schon  seit  1818  bei  Delitzsch  und  Berlin  mit  Hydatina  und  Enteroplea  {Notommata  da- 
vulatä)  für  einerlei  gehalten,  da  ich  erst  allmälig  immer  schärfere  Einsicht  in  den  Organismus  erlangte.  Den  Organismus  dieser  Art 
kannte  ich  1830  schon  eben  so  vollständig,  als  den  der  Hydatina  senta,  und  ich  theilte  die  Zeichnungen  der  letzteren  nur  deshalb 
detaillirter  mit,  weil  ich  sie  als  eine,  ihrer  bekannten  grossen  Verbreitung  halber  der  mehrseitigen  Prüfung  dieser  Verhältnisse  leichter 
zugängliche,  Form  hielt.  Die  noch  grössere  Complication  des  Organismus  dieser  Form,  als  der  Hydatina,  und  die  Begründung  des 
Nervensystems  durch  die  Augen  veranlassten  den  Namen  Eosphora ,  Morgenroth -Fischchen.  Da  ich  neuerlich  diese  Form  zwar  zuwei- 
len wieder  gesehen,  aber  in  zu  noch  schärferer  Untersuchung  nicht  günstigen  Zeiten  fand,  so  kann  ich  nur  das  erläutern,  was  ich 
schon  1830  davon  vorgetragen  habe.  Die  Räderorgane  scheinen  in  10  Bündel  vertheilt.  Ich  zählte  8  Längsmnskeln,  ganz  wie  bei 
Hydatina  senta,  nur  hatten  sie  sämmtlich  viel  längere  Ansatzpunkte  im  mittleren  Körper,  waren  aber  eben  so  deutlich  gestreift.  Auch 
die  beiden  Fussmuskeln  waren  ähnlich.  —  Das  Ernährungssystem  war  durch  den  einzahnigen  Kieferbau  sehr  abweichend,  sonst  überein- 
stimmend mit  Hydatina.  —  Der  Eierstock,  die  Sexualdriisen  und  die  contractile  Blase  waren  ganz  so,  wie  bei  Hydatina.  —  Zit- 
terorgane als  Spuren  des  Gefässsystems  habe  ich  noch  nicht  erkannt,  aber  8  —  9  (5  deutlichere)  queere  Cirkel-Gefässe  waren  sichtbar, 
und  nur  3  davon  zuweilen  durch  Falten  verdeckt.  Eine  Respirationsöifnung  blieb  unerkannt.  —  Zwischen  den  Wirbelmuskeln  lag  ein 
grosser  Mark -Knoten,  welcher  hinten  ein  queer- ovales  rothes  Auge  trug,  und  vorn  am  Stirnrande  waren  2  blassere  Augenpunkte.  — 
Grösse  Vi* —  Vs  Linie,  des  Eies  Vjg  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LVI.   Fig.  VTI. 

Fig.  1.  etwas  gewendete  Rückenansicht  eines  erwachsenen,  mit  Indigo  genährten,  Thierchens.  w  Darm -Mündung,  s  contractile  männliche  Blase  mit 
den  sich  in  sie  einmündenden  Sexualdrüsen,  +  sind  wohl  Falten  der  innern  Bauchhaut,  wo  diese  durch  die  Muskelwirkung  von  der  äusseren,  durch 
ein  elastisches  Zellgewebe  mit  ihr  verbundenen,  nach  innen  partiell  abgezogen  wird.  Fig.  2.  jüngeres  Thierchen.  Fig.  3.  der  Schlundkopf  in  der 
Ruhe,     Fig.  4.     das  Schlundkopfgerüst  beim  Niederschlucken.    Linearvergrösserung  300mal. 

83.  JEosphora  digitata,  langfingriges  »reiauge.     Tafel  LVI.  Fig.  vm. 

E.  corpore  conico  hyalino  nee  auriculato,  digitis  tertiam  pedis  partem  longis. 

Eosphore  digitee,   a  corps  conic/ue  hyalin,   sans  oreillettes,   les  doigts  ayant  le  tiers  de  la  longueur 
du  pied. 

EospJiora  Najas,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.   p.  54,  62. 

Eosphora,  nov.  spec,  Mittheilungen  der  Berl.  Gesellscli.  naturforsch.  Freunde,   1836.  p.  16. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  wohl  bei  Tobolsk  im  sibirischen  Asien  beobachtet. 

Ich  habe  diese,  der  vorigen  ganz  ähnliche,  nur  mit  längern  Fingern  versehene,  Form  seit  1835  bei  Berlin  zwischen  Confer- 
ven einzeln  gefunden  und  bemerke,  dass  meine  in  Tobolsk  gemachte  Zeichnung  sich,  der  etwas  langen  Finger  halber,  näher  an  diese 
Art  anschliesst,  bei  welcher  die  innern  Muskeln  wohl  aus  Mangel  an  intensiver  Untersuchung  nicht  so  deutlich  wurden,  als  1830  bei 
der  ersten  Art.     Sonst  sind  alle  Verhältnisse  dieser  und  der  vorigen  Art  sehr  ähnlich.  —  Grösse  Vs  Linie,  auch  in  Tobolsk  Vs  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LVI.   Fig.  VIII. 
Fig.  1.    Rückenansicht  mit  natürlich  grün  erfülltem  Speisecanale.    Fig.  2.    Schlundkopfgerüst.     Linearvergrösserung  300mal. 

84.  JEosphora  elongata,   schlankes  Dreiauge.     Tafel  LVI.  Fig.  IX. 

E.  corpore  elongato,  fere  fusiformi,  gracili,  fronte  truncata,  nee  auriculata,  digitis  brevibus. 

Eosphore  allongee,  a  corps  allonge  presque  fusele,  grele,  le  front  tronque  sans  oreillettes,  les  doigts 
courts. 

Eosphora  elongata,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wrissensch.  zu  Berlin,   1831.   p.  140. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Seit  1831  ist  diese  längere,  aber  schlankere,  grosse  Art  nicht  wieder  vorgekommen.  Die  Structurverhältnisse  sind  noch  wei- 
ter zu  entwickeln,  aber  sogleich,  s.  die  Abbildung,  mannigfach  festgehalten  worden.  Sie  lebt  in  ähnlichen  Verhältnissen.  —  Grösse 
Vö  Linie,  des  Eies  V24  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  LVI.  Fig.  IX. 

Fig.  1.  rechte  Seitenansicht,  w  Darm -Mündung.  Im  Eie  ist  das  Keimbläschen  erkannt,  und  der  Körper  unter  dem  Ei  erschien  einer  contractilen  Blase 
ähnlich.    Fig.  2.    Schlundkopf  durch  Druck  ausgebreitet.    Linearvergrösserung  300mal. 


Nachtrag   zur   Gattung   Eosphora. 

Die  Eosphora  aurita  des  Dr.  Werneck.  in  Salzburg,  als  4te  Art  der  Gattung,  von  Berlin,  Salzburg  und  Italien,  war 
hier  schon  als  Diglena  aurita  gestochen,  als  ich  das  rothe  Nackenauge  auch  noch  erkannte.  (S.  Tafel  LV.  Fig.  II.  Mittheilungen 
der  Berl.  Gesellscli.  naturforsch.  Freunde,  1836.  p.  16.) 


453     

EINUNDDREISSIGSTE     GATTUNG:      STIEL  AUGE. 

Otoglena.    ©t  oglene. 

CHARACTER:    Animal  ex  Hydatinaeorum  fainilia,  ocellis  tribus,  uno  occipitali  sessili,  duobus  frontalibus 
pedicellatis,  pede  furcato. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Hydatines,   ayant  trois  yeux^   dont  Fun  sessile  h  la 
nuque^  les  deux  autres  pedicules  au  front ,  le  pied  fourchu. 

Die  Gattung  des  Stielauges  ist  in  der  Familie  der  Crystallfischclien  durch  3  Augen,  ein  stielloses 
Nackenauge  und  2  gestielte  Stirnaugen,  so  wie  durch  Besitz  eines  Gabelfusses  kenntlich. 

Diese  erst  1836  entdeckte  Gattung  besitzt  nur  1  Art  und  wurde  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d. 
Wiss.  1835,  gedruckt  1836,  zugefügt  und  zuerst  bezeichnet.  Das  grosse  Thierchen  hat  viel  Aehnlichkeit 
mit  Notommata  Myrmeleo  oder  clavulata^  ist  aber  sehr  ausgezeichnet.  An  Structur  sind  4  seitliche 
Längsmuskeln  neben  6  Wirbelmuskeln,  und  2  mit  dem  Räderorgane  verbundene  Fussmuskeln  erkannt.  Ein 
zahnloser  und  scheinbar  kieferloser  Schlund  geht  in  einen  etwas  verdickten  Magen  mit  sehr  dünnem  Darme 
über.  Ein  Eierstock,  eine  contractile  Blase  und  2  Sexualdrüsen  wurden  deutlich.  Mitten  auf  dem  Rücken 
schien  eine  Respirationsöffnung  zu  seyn,  ein  Gefässnetz  am  Halse  und  4  queere  Cirkelgefässe  bildeten  die 
erkannten  Details  des  Circulations- Systems.  —  Ein  ovaler  Hirnknoten  mit  2  dunkeln  Anhängen  und  einem 
rothen  Auge,  sammt  einer  langen  Nervenschlinge  im  Nacken,  die  in  einen  zweiten  Markknoten  der  Stirn 
zurückläuft,  und  ein  gabelartiger  Bauchnerv  (?)  bilden  mit  2  Hörnchen-  oder  Ohren -artigen  Stirnhöckern, 
welche  noch  2  Augenpunkte  tragen,  das  vermuthliche  Empfindungssystem. 

Die  geographische  Verbreitung  solcher  Formen  ist  ausser  Preussen  nicht  bekannt 

85.     Otoglena  papulosa,  warziges  Stielauge. 

0.  corpore  campanulato,  turgido,  papillis  scabro. 

Otoglene  verruqueuse^  a  corps  campanule,  go?iße,  scabreucc  de  petites  vermies. 

Otoglena  papulosa,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1835.   p.  169,  175. 

Aufenthalt:     Bei  Berlin. 

Das  Thierchen  fand  sich  am  8.  Juni  1836  mit  Volvoaz  Globator  und  Notommata  Myrmeleo  in  einer  toriigen  Lache  an 
den  Pulvermühlen  hei  Berlin.  Ich  habe  bisher  nur  das  eine  gesehen,  und  obwohl  ich  es  mit  vieler  Aufmerksamkeit  betrachtete,  so  sind 
doch  über  den  Schlundkopf  und  Darmverlauf  einige  Zweifel  geblieben.  Auch  Messen  sich  keine  Zitterorgane  erkennen.  Mit  besonderer 
Aufmerksamkeit  habe  ich  die  characteristischen  Theile,  die  Augen,  mir  klar  zu  machen  gesucht.  Die  dunkeln,  weissen,  Körper  neben 
dem  Auge  könnten  nur  Zeichen  der  Jugend  gewesen  seyn,  wie  ich  es  am  12.  Aug.  1837  bei  Diglena  lacustris  ähnlich  fand.  Der 
cönische  Fuss  ist  klein  und  hat  sehr  kleine  Finger.  —  Grösse  Vs  Linie. 

Eine  Abbildung  konnte  nicht  mehr  aufgenommen  werden. 


ZWEIUNDDREISSIGSTE     GATTUNG:     KREISAUGE. 

Cycloglena.    Cycloglene. 

CHARACTER:  Animal  ex  Hydatinaeorum  familia,   ocellis  numerosis  (plus  tribus)  simpliciter  coacervatis 
occipitalibus,  pede  furcato. 

CARACTERE:   Animal  de  la  famille  des  Hydalines,  ayant  de  nombreux  yeux  (plus  de  trois)  sim- 
plement  conglomeres  a  la  nuque>  le  pied  fourchu. 

Die  Gattung  Kreisauge  zeichnet  sich  in  der  Familie  der  Crystallfischclien  durch  zahlreiche,  mehr 
als  3,  einfach  zusainmengehäufte  Nackenaugen  und  einen  Gabelfuss  aus. 

Die  Gattung  wurde  1829  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  mit  einer  afrikanischen  und  einer 
europäischen  Art  begründet,  aber  1830  und  1831  nur  die  letztere  aufgenommen.  Hier  sind  beide  Formen 
wieder  getrennt.  Die  erste  Kenntniss  von  dergleichen,  vielleicht  denselben,  Formen  scheint  Müller  schon 
1773  gehabt  zu  haben,  indem  er  sie  Cercaria  Lupus  nannte.  Lamarck  nannte  diese  Furcocerca,  Bory 
Cephalodella,  Nitzsch  Dicranophorus,  ich  die  afrikanische  Art  zuerst  Typhlina,  alle  in  Gemeinschaft  mit 
andern  ganz  heterogenen  Thieren.  Ungeachtet  das  Thierchen  zu  den  gemeinsten  gehört,  so  hat  es  mir  docli 
noch  nicht  gelingen  wollen,  die  Structur  recht  klar  und  vollständig  auszumitteln ,  und  es  ist  immer  eine  so 
nahe  Verwandtschaft  mit  Notommata  aurila  zurückgeblieben,  dass  ich  sie  zuweilen  für  einerlei  erklärte 
und  doch  immer  wieder  Formen  fand,   welche  die  Charactere  schroff  aus   einander   zogen.  —   Ein   mehr- 

114 


454 

faehcs  Wirbclorgan  und  innere  Fussmuskeln  sind  erkannte  Bewegungsorgane.  —  Ein  Schlundkopf  mit  2  ein- 
zahnigcn,  vielleicht  aber  3 -zahnigen,  Kiefern,  eine  sehr  kurze  Schlundröhre,  ein  einfach  conischer  Darm  und 
2  rundliche  Darmdrüsen  bilden  die  Ernährungsorgane.  —  Ein  geknäuelter  Eierstock,  2  männliche  Sexual- 
drüsen und  eine  contractile  Blase  sind  die  Fortpflanzungsorgane.  —  Sieben  queere  Cirkelgefässe  und  6  Paar 
an  die  Samendriisen  geheftete  Zitterorgane  sind  als  Gefässsystem  anschaulich  geworden.  Ein  beutelartiger, 
durch  einen  engen  Fortsatz  mit  einem  grossen  Stirn -Ganglion  verbundener,  dunkler  (weisser)  Körper  im 
Nacken  enthält  6 — 12  rothe  Punkte,  von  denen  der  vorderste  der  ausgezeichnetste  ist. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  ausser  Preussen  vielleicht  in  Dänemark  und  in  Don- 
gala Nord -Afrikas  bekannt. 

86.     Cycloglena  Etupus,  der  Wasserwolf.    Tafel  LVL  Fig.  x. 

C.  corpore  ovato  -  oblongo  aut  conico,  nee  aurito,  digitis  pedcque  terminali  brevibus. 

Cycloglene   Loup,    a   corps   ovale -oblong   ou   conir/ue,   sans  oreilleties,    les  doigts  et  le  pied  terminal 
courts. 

Cercaria  Lupus,  Müller?  Vermium  fluviat.  bist.  p.  67.   1773.    Ulv -haleren.    Animalc.  infus,  p.  131.   Tab.  XX.   Fig.  14  —  17.   1786. 

Cercaria  Lupus?,  Herrmann,  Naturforscher,   XX.  p.  165.    Tab.  III.  Fig.  52.  1784.     Schrank?  Fauna  boica  III.  2.  p.  83.   1803. 

Furcocerca  Lupus,  Lamarck,  Hist.  nat.  des  anim.  sans  vert.  I.  p.  448.  1815. 

Dicranophorus  Lupus  9  Nitzsch,  Beiträge  zur  Inf usorienkunde,  p.  4.  1817.    Ency clopädie  v.  Ersch  u.  Gruber,  1827.    Cercaria* 

Cephalodella  Lupus,  Bory  de  St.  Vincent,  Encyclopedie  methodique,  Vers.  1824. 

Cycloglena  Lupus,  Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissen  seh.  zu  Berlin,  1830.  p.  48.   1831.  p.  141.   Taf.  IV.  Fig.  19.   Kiefer. 

Aufenthalt:    Sicher  nur  bei  Berlin,  vielleicht  auch  bei  Copenhagen  erkannt 

Eine  Zeichnung  vom  August  1828  aus  Berlin  enthält  meine  älteste  Beobachtung  dieser  Form,  welche  ich  des  dunkeln  Kno- 
tens im  Nacken  halber  mit  Müller's  Lupus  verglich.  Gegenwärtige  Zeichnungen  sind  nach  Exemplaren  vom  21.  Juni  und  15.  De- 
cember  1832.  Notommata  aurita,  die  vielleicht  schon  Baker  kannte,  ist  sehr  ähnlich,  nur  etwas  schlanker,  und  hat  nur  1  rothes 
Auge  auf  ihrem  weissen  dunkeln  Knoten  im  Nacken,  dabei  2  Ohren,  die  es  im  Schwimmen  immer  entwickelt.  Dieser  Mangel  der 
Ohren  beim  Schwimmen  war  neben  den  zahlreichen  Augenpunkten  für  mich  bisher  der  überzeugendste  Character,  da  die  Notommata 
oft  auch  ihren  dunkeln  Knoten  im  Nacken  aus  kleinen  dunkeln  Kugeln  bestehend  zeigt,  die  zwar  bei  auffallendem  Lichte  weiss  sind, 
aber  im  Mikroskop  oft  schwierig  von  rothen  Augen  unterschieden  werden.  Vielleicht  ist  die  von  mir  1828  beobachtete  Form  noch  eine 
andere  Art,  indem  diese  eine  lange  dünne  Schluudröhre  besass,  eine  Magen -Erweiterung  gehabt  zu  haben  scheint  und  grösser,  V*  Li- 
nie gross  war.  Schrank' s  Thierchen  aus  Landshut  war  vielleicht  Diglena  furcata,  und  Herrmanns  Thierchen  aus  Strassburg 
dasselbe,  —  Grösse  Vi 2  his  V10  Linie,  1828  — V*  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LVL   Fig.  X. 

Fig.  1.    Rückenansicht.    Fig.  2.    rechte  Seitenansicht.    Fig.  3.    Schlundkopf  nach  1832  im  Juni.    Fig.  4.    Schlundkopf  nach  1832  im  December,  mit 
je  3  Zähnen?     U  Kiemen,  s  contractile  Blase,  co  Darm -Mündung.     Linearvergrösserung  SOOinal. 

8¥.     Cycloglena?  elegans,  zier  liebes  Hreisaiige.     Tafel  LVL  Fig.  XL 

C.  corpore  ovato,  nee  aurito,  pede  infero,  digitis  longioribus. 

Cyclogletiel  elegante,  a  corps  ovale,  sans  oreillettes,  le  pied  inferieur  et  a  doigts  allonges. 

TypUina  Furca,  Hemprich   u.  Ehrenber&,  Symbolae  physicae.    Evertebrata  I.    Pliytoz.    Tab.  I.  Fig.  17.  b.  1.  1828. 

Cycloglena  elegans,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1829.  p.  8,  15. 

Cycloglena  Lupus,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.  p.  48.  1831.   p.  141.   zum  Theil. 

Aufenthalt:    Bei  Kasr  Dongala  im  Nilwasser  der  Wasserleitungen. 

Ob  die  Art  dieser  Gattung  sieber  angehöre,  ist  nicht  mehr  scharf  zu  entscheiden,  doch  wäre  es  möglich,  obschon  ein  ähn- 
licher dunkler  Fleck  damals  von  mir  in  einer  zu  Diglena  catellina  gezogenen  Form  beobachtet  und  für  einen  Theil  des  Darmes  ge- 
halten wurde.     Die  Körperform  passt  einigermassen.  —  Grösse  Vio  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LVL    Fig.  XL 

Es  sind  3  gleichzeitig  beobachtete  Thierchen,  welche  ich  1828  Typhlina  Furca  nannte,  jetzt  aber  als  2  verschiedene  Formen  ansehe. 
Fig.  1.  ist  die  hi^r  gemeinte  Cycl.  elegans,  und  Fig.  2.  und  3.  sind  zu  Diglena  catellina  gezogen.  Die  Zeichnungen  habe  ich  1822  in  Dongala 
entworfen.    Vergrösserung  lOOmal  im  Durchmesser. 


DREIUNDDREISSIGSTE     GATTUNG:      VIELAUGE. 

Tlieorus.    Xheore. 

CHARACTER:    Animal  ex  Hydatinaeorum  familia,   ocellis  nuinerosis  (plus  tribus)  in  acervos  duos  occi- 

pitales  dispositis,  pede  furcato. 
CARACTERE;   Animal  de  la  famille  des  Hydatines,  ayant  plus  de  trois  yeux  disposes  en  deux 

groupes  ä  la  nuque,  le  pied  fourchu. 


455    

Die  Gattung  Vielauge  begreift  in  der  Familie  der  Crystallfisehchen  solche  Formen,  die  mehr  als 
3  Augen  in  2  Gruppen  im  Nacken  gestellt  und  einen  Gabelfuss  fuhren. 

Seit  1830  ist  eine  Art  dieser  damals  neu  gegründeten  Gattung  in  den  Abhandlungen  d.  Berl.  AkacL 
der  Wiss.  angezeigt  worden.  Eine  2te  Art  wurde  ebenda  1833  hinzugefügt.  Dieselben  2  Arten  sind  hier 
verzeichnet.  Wenn  nicht  Notommata  Felis  als  Vorticella  Felis  von  Müller  hierher  zu  ziehen  ist,  so 
war  keine  dieser  Formen  früher  bekannt.  Eine  andere  Frage  ist,  ob  die  für  Augen  angesehenen  Organe 
dieser  Thiere,  da  sie  pigmentlos  sind,  nicht  vielleicht  bloss  den  dunkeln  Beuteln  und  Körpern  zu  verglei- 
chen sind,  welche  bei  vielen  Räderthieren  am  Hirnmark  liegen.  In  diesem  Falle  gehörten  die  beiden  hier 
verzeichneten  Formen  zur  augenlosen  Gattung  Pleurotrocha.  An  Organisation  ist  ein  mehrfaches  Rader- 
organ sammt  2  Fussmuskeln,  ein  Schlundkopf  mit  2  einzahnigen  Kiefern,  eine  kurze  Schlundröhre,  ein  ein- 
fach conischer  Speisecanal  mit  2  Darmdrüsen,  ein  geknäuelter  Eierstock  sammt  2  männlichen  Sexualdrüsen 
und  eine  doppelte  Gruppe  von  pigmentlosen  Nackenaugen  erkannt  Der  Stirnhaken  ist  vielleicht  eine  Re- 
spirationsröhre. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  nur  in  Preussen  sicher  bekannt. 

88.  Theorus  vemalis,  Frühlings -Tielaiige.     Tafel  L VI.  Fig.  XII. 

Tli.  digitis  minoribus,  frontis  uncino  millo. 

Theore  du  printemps,  a  Voigts  petits^  sans  crocftet  cm  front. 

Theorns  vemalis,  Abhandl.   d.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1830.    p.  47.   1831.   p.  14?.    1833.    p.  221. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  zwischen  Oscillatoricn  1830  entdeckte  Form  fand  ich  wieder  ebenso  am  26.  März  1832.  Die  erstere  hatte  je  6  Bläs- 
chen als  Augen  in  den  beiden  Nacken  -Haufen,  die  letzteren  hatten  deren  nur  je  4.  Da  diese  scharf  umschriebenen  Bläschen  nicht  trübe 
und  dunkel  waren,  so  hielt  ich  sie  für  Augen,  ohne  freilich  dafür  eben  so  scharfe  Gründe  zu  besitzen,  als  für  die  rothfarbigen.  Die 
Entscheidung  nmss  später  geschehen.  Die  Bewegungen  des  Thierchens  sind  lebhaft  und.  heftig,  wie  die  eines  Raubthieres.  Der  Darm 
war  mit  grüner  Speise  stark  erfüllt.  Dunkle  Längsstreifung  im  Körper  schien  auf  Längsmuskeln  hinzudeuten.  Vielleicht  sind  die  For- 
men von  1830  und  1832  verschiedene  Arten.  —  Grösse  V12  —  V10  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  LVX.    Fig.  XII. 

Fig.  1.     Zeichnung  des  Thierchens  von  1830  mit  je  6  Augen,  Rückenansicht.     Fig.  2.    Rückenansicht  der  Form   von  1832  mit  je  4  Augen.     Fig.  3. 
dieselbe  auf  dem  Rücken  schwimmend,  rechte  Seitenansicht.    Fig.  4.     eingezogen  mit  vorstehenden  Kiefern,     Vergrosserung  SOOmal  im  Durchmesser. 

89.  Theorus  uncinatus,  Haken -tippe.     Tafel  LVI.  Fig.  XHL 

Th.  digitis  longioribus,  fronte  uncinata. 

Theore  crochu,  a  doigts  attonges,  le  front  crochu. 

TJieorus  mcinntus,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  221. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Das  Thierchen  ist  am  29.  März  1832  zwischen  Oscillatorien  entdeckt  worden,  seitdem  aber  nicht  wieder  gefunden.  Es  ist 
schwer  von  Notommata  Felis  zu  unterscheiden,  auch  Furcularia  gracilis  und  Not.  decipiens  sind,  so  lange  sie  umherschweifen, 
kaum  zu  sondern.  Unter  leichtem  Drucke  still  liegend,  zeigt  es  sogleich  die  Charactere  mit  aller  Sicherheit,  und  die  Abwesenheit  roth- 
farbiger Augenpunkte  erlaubt  schon  nur  wenig  Missgriffe  mit  jungen  Pleurotrochis  dergl.  Der  Darm  war  immer  mit  sehr  blassgelben 
Stoffen  erfüllt.  Ich  zählte  6  Augenpunkte  jederseits,  2  einzahnige  Kiefer  und  6  Räderorgane  mit  einem  länglichen  Hirnganglion  über 
dem  Schlundkopfe.  Der  Stirnhaken  war  vielleicht  eine  Respirationsröhre.  Im  Innern  sah  ich  schwache  Längsstreifung,  vielleicht  Spu- 
ren der  Muskeln.  —  Grösse  V20  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  LVI.  Fig.  XIII. 
Fig.  1.    rechte  Seitenansicht,  halb  gewendet.    Fig.  2.    Rückenansicht.    Vergrosserung  300mal  im  Durchmesser. 


SECHSTE     FAMILIE:      MANTELFISCHCHEN. 

Eudilanidota»    EuchlanidLes» 

CH  AR  ACTER:    Animalia  rotatoria,  polytrocha,  loricata. 

CARACTERE:    Animaux  rotaloires,  pourvus  ctvme  carapace  ou  d'une  gaine^  ayant  V Organe  ro- 
tatoire  partage  en  plusieurs  series  ou  plus  de  deux  parties  separees. 


456 

Die  Familie  der  Mantelfischclien  unterscheidet  sich  in  der  Classe  der  Räderthiere  durch  ein 
mehrfaches  oder  wirklich  getheiltes,  mehr  als  zweitheiliges ,  Iläderorgan,  und  durch  Besitz  einer  besondern 
Hülle  oder  eines  Panzers. 


Uel>ersiclitliclie  Urlütiferuitg  zur  Familie  der  Mantelffisetacltem. 

Nächst  den  Crystallfisclichen  ist  diese  Familie  die  formenrcicliste  der  Räderthiere.  Sie  wurde  1830  ebenfalls  in  den  Ab- 
liandl.  d.  Berliner  Akademie  der  Wissensch.  zuerst  umgrenzt  und  hatte  12  Arten  in  6  Gattungen.  Ein  Theil  ihrer  Formen  war  als 
eine  besondere  Familie  Stephanopina  abgetrennt.  Jetzt  sind,  nach  Vereinigung  beider  Familien,  36  Arten  in  11  Gattungen  namhaft 
zu  machen,  nämlich  Euchlanis  und  Salpina  jede  mit  6  Arten,  Colurus  mit  4,  Lepadella,  Monostyla,  Dinocharis,  Metopidia 
und  Stephanops  jede  mit  3  Arten,  Monura  und  Srjuamella  jede  mit  2,  und  Mastigocerca  mit  1  Art.  Unter  Joblot's  Abbildun- 
gen von  1718  linden  sich  schon  einige  Formen  dieser  Familie,  welche  man  vielleicht  mit  den  Namen  Euchlanis  Lima,  Monostyla 
cornuta  und  Lepadella  ovalis  belegen  kann.  Hill  hat  1751  vielleicht  unter  dem  Namen  Brachiurus  3  Formen  in  sein  System 
des  Thicrreichs  aufgenommen,  die  man  als  Monostyla  und  Dinocharis  bezeichnen  könnte.  Baker  hat  1752  vielleicht  die  Beobach- 
tung einer  Euchlanis  mitgetheilt.  Keine  dieser  Formen  wurde  von  Pallas  1766  oder  Linne  1767  in  das  schärfer  philosophische 
System  der  Naturkörper  aufgenommen.  Erst  Müller  verzeichnete  nach  Hill  1773  wieder  5  Arten  als  Brachionus  Patella,  cirra- 
tus, Tripos,  uncinatus  und  mucronatus,  welche  die  Repräsentanten  der  Gattungen  Stephanops,  Colurus  und  Salpina  enthielten. 
Derselbe  kannte  bis  1786  12  Arten  in  3  mit  Polygastricis  vermischten  Gattungen  als  Cer  curia  Orbis  und  Lima,  Trichoda  cor- 
nuta, Pocillum  und  Rattus,  und  als  Brachionus  Bractea,  cirratus,  dentatus,  mucronatus,  ovalis,  Patella,  Tripos  und  un- 
cinatus. Hierunter  waren  noch  die  Repräsentanten  der  Gattungen  Mastigocerca  und  Sc/uamella.  Die  ersten  Formen  der  Gattun- 
gen Monura  und  Metopidia  sind  von  mir  seit  1820  beobachtet.  Schrank  verzeichnete  Müllers  Arten  1803  als  Brachionus 
Patella,  cirratus,  Tripos,  dentatus,  Vaginaria,  Pocillum  und  Bractea,  und  fügte  Brachionus  muticus  und  Vagmaria  cy- 
lindricu  als  neue  Arten  hinzu.  Lamarck  kannte  nur  Müller's  Arten  und  vertheilte  sie  1815  und  1816  in  seine  Gattungen  Fur- 
cocerca^  Rattulus,  Trichocerca,  Brachionus.  Nitzsch  gab  1817  und  1827  für  Müller's  2  Cercarias  den  Namen  Lecane. 
Bory  de  St.  Vincent  hat  sie  neuerlich  in  den  9  — 10  Gattungen  Trichocerca,  Trichotria,  Furcularia,  Lepadella,  Mono- 
cerca,  Sf/uamella,  Mytilina,  Colurella  und  Sr/uatinella  nur  nach  den  äusseren  Characteren  an  Müller's  Abbildungen  verzeich- 
net. Vielleicht  gehört  auch  eine  seiner  neuen  Arten  der  Gattung  Testudinella  hierher,  so  dass  er  etwa  17  Arten  aufstellt,  unter 
denen  3  neue,  2  nach  Joblots  unklaren  Abbildungen,  aber  auch  einige  Doppelnamen  sind  (s.  Isis  1834.  p.  1182.  seqq.).  Zu  den 
physiologisch  geordneten  12  Arten  und  6  Gattungen  von  1830  kamen  1831  ebenda  15  andere  Arten  mit  5  andern  Gattungen  Mo?mra, 
Colurus,  Metopidia,  Dinocharis,  Stephanops,  von  denen  aber  die  3  Gattungen  Monura,  Colurus  und  Stephanops  mit  4  —  5 
Arten  1830  schon  in  einer  eigenen  Familie  Stephanopina,  und  die  Gattung  Dinocharis  in  der  Familie  der  Hy datin aeen  verzeich- 
net worden  waren.  Nur  die  Gattung  Metopidia  war  ganz  neu.  Im  Jahre  1833  wurden  an  gleichem  Orte  zu  verschiedenen  Gat- 
tungen dieser  Familie  noch  7  neue  Arten  hinzugefügt,    und  auch  hier  sind  2  bisher  nicht  beschriebene  Arten  eingeschaltet  worden. 

Alle  bis  jetzt  bekannten  Formen  dieser  Familie  haben  einen  schaalenartigen  Panzer,  wie  Schildkröten  oder  Krebse,  wel- 
cher da,   wo  er   überall  geschlossen,   nur  vorn  und  hinten  offen  ist,  eine  wirkliche  Seh  aale  vorstellt  (Testa,  Testuld),   wie  Schild- 
krötenschaale,   da   aber,   wo  er   am  Bauche  oder  auf  dem  Rücken  in  der  ganzen  Länge  klafft,    den  Schaalen  der  Krebse  gleich,  einem 
umgebogenen  Schildchen  (Scutellum)  gleicht.     Deutlich  zweischaalige,  welche  Müller  zu  sehen  glaubte,  sind  mir  nicht  vorgekom- 
men, auch  ist  das  4schaalige  Thierchen  bei  Baker  wohl  eine  einschaalige  Euchlanis  gewesen.    Es  scheint  in  der  freien  umherschwei- 
fenden Beweglichkeit  all  dieser  Formen  und  ihrer  Raublust  ein  Grund  zu  liegen,  warum  sie  nie  büchsenartige  Panzer  und  auch  nie  ein- 
fache Räderorgane  haben,   denn  die  kleinen  Stephanopinen ,   denen  ich  früher  ein  einfaches  Räderorgan  zuschrieb,   haben   später  ein  zu- 
sammengesetztes erkennen  lassen.     Als  besondere  Anhänge  kommen  Borsten  (Setae)  bei  Euchlanis  und  Stephanops,  Haken  (Uncini) 
bei  Colurus,  Hörnchen  (Cornicula)  bei  Dinocharis,  Sporen  oder  Respirationsröhren  (Calcar,  Sipho)  bei  Euchlanis  und  Salpina, 
eine  Stirnkappe  (Cucullus)   bei  Stephanops  vor.     Alle  Arten   der  meisten  Gattungen   haben   einen  Gabelfuss,   nur  wenige  Gattungen 
haben  einen  einfachen  Griffelfuss,  und  fusslose  sind  gar  nicht  vorgekommen.     Unter  der  ganzen  Formenmasse  sind  nur  3  (von  36)  au- 
genlos,  und  diese  deshalb  in  besonderer  Gattung  abgetrennt.    —   Die  Substanz    des  Panzers    hindert   oder  erschwert  oft  die  Einsicht  in 
das  organische  Detail,  wie  ein  noch  so  helles  Glasfenster  die  Betrachtung  der  Dinge  in  einem  Glasschranke  immer  erschwert.      Geson- 
derte Bewegungsmuskeln  sind  für  das  Räderorgan  aber  bei  allen  Gattungen   erkannt,    innere   freie  Muskeln   besonders    bei   3  Arten   der 
Gattung  Euchlanis,   bei  einer  sogar  mit  Längs-  und  Qneerstreifen  erkennbar  gewesen.     Besondere  Fussmuskeln   sind   auch   mehrseitig 
deutlich.   —    Das  Ernährungssystem  hat  bei  allen  11  Gattungen   einen   muskeligen  Schlundkopf  mit   2   zahnführenden  Kiefern  erkennen 
lassen,  die  ohne  Ausnahme  zur  Abtheilung  der  freizahnigen  (Gymnogomphia)  gehören.     Sie  sind  bei  vielen,  aber  noch  nicht  bei  allen 
Arten  scharf  beobachtet.     Alle  Formen  haben  eine  sehr  kurze  Schlundröhre.     In  den  8  formenreicheren  Gattungen  ist  der  bei  allen  Ar- 
ten beobachtete  Speisecanal  bei  einigen  einfach  conisch  (Coelogastrica),    bei   andern    durch   eine  Einschnürung   mit   einem  Magen   ver- 
sehen (Gaster  odela).     Nur  bei  den  3  Gattungen  Mastigocerca,    Monura  und  der  formenreichen  Salpina  kommt  kein  Magen  vor. 
Zwei  rundliche  oder  eiförmige  Darmdrüsen  sind  in  allen  Gattungen  bei  fast  allen  Arten  beobachtet.    Die  Darmöffnung  ist  auf  der  Rück- 
seite der  Fussbasis.      Die  Rückenseite  ist  durch  die  Augenstellung   scharf  gegeben,    und   bei    den   3    augenlosen  durch  Analogie  zu  er- 
schliessen.  —  Bei  allen  Gattungen  ist  ein  geknäuelter  Eierstock  mit  wenig  gleichzeitig  entwickelten  Eiern  erkannt.     Männliche  Befruch- 
tungsorgane  sind  als  2  bandartige  Sexualdrüsen   und  contractile  Blasen   bei   den  Gattungen  Euchlanis,   Monostyla,   Stephanops  und 
Sc/uamella  erkannt,  als  letztere  allein  bei  Metopidia,  Lepadella  und  Mastigocerca  beobachtet,  so  dass  nur  4  Gattungen  in  Rück- 
stand sind.     Keine  Form  irgend  einer  Gattung  trägt  ihre  Eier  äusserlich  mit  sich  herum.  —    Vom  Geiässsystem  sind  Spuren  bei  2  Ar- 
ten von  Euchlanis  und  vielleicht  bei  Dinocharis  als  Zitterorgane  aufgefunden,    auch   ist  die  Respirationsröhre  bei  Salpina  und  Eu- 
chlanis wohl  dahin  zu  beziehen.  —  Das  Nervensystem  ist  bei  10  Gattungen  an  all  ihren  33  Arten  durch  rothe  Augenpunkte  angezeigt 
und  deren  Zahl  und  Stellung   zu   sichern  Gattungscharacteren   brauchbar  gefunden.      Nur   bei   einer  Gattung  und   deren    3  Arten  ist  es 
nicht  beobachtet.     Deutliches  Hirnmark  ist  als  markige  Unterlage   der  Augen  bei  Euchlanis,   Monostyla,   Mastigocerca,   Salpina 


457    

erkannt.   —    Nur   die  Gattung  Lepadella  entwickelt   sich   zuweilen  in  stehendem  Wasser   zu   solchen  Mengen,   dass   sie   das  Wasser 
weisslich  trübt. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Familie  ist  über  ganz  Europa,  im  sibirischen  Nord -Asien  bis  zum  Altai  und  im  südwest- 
lichen Asien  am  Sinaigebirge  Arabiens,  auch  in  der  Ostsee  und  im  adriatischen  Meere  beobachtet. 

Uebersielit   der    11    Gattungen  in   der  Familie   der  Mantelfisehchen: 
Augenlose  mit  Gabelfuss Lepadella 

(mit  Griffelfuss    j"?  ni?de^dfckt-  Pa— Monostyla 

..1A  \ nilt  Prismatischem  Panzer Mastigocerca 

m*  ^ <  i  mit  unten  klaffendem  Panzer     Euchlanis 

.  ^  ö  '     /mit  Gabelfuss     /     .,  .  _  _  (mit  Hörnchen  am  Panzer Salnina 

.  I  f  |  mit  unten  geschlossenem  ranzer  \   ,       ■«■ ..      ,  ^  1v.  r   .      , 

Augen-       J  {  \  f  °'ine  Hörnchen  am  Panzer     ....  Olliocharis 

führende     \  /mit  Griffelfuss Monura 

mit  2  Augen     1  /Panzer  seitlich  zusammengedrückt  oder  prismatisch .   ColurilS 

(Stirnaugen)     j  mit  Gabelfuss      1  Panzer  niedergedrückt  oder  cy-  j  Kopf  schirmlos     ...» Metopidia 

'  (  lindrisch  j  mit  Kopfschirm SteplianopS 

mit  4  Augen  und  Gabelfuss Squamella 


VIERUNDDREISSIGSTE     GATTUNG:     SCHUPPENFISCHCHEN. 

lepadella.    l^epadelle. 
CHARACTER:   Animal  ex  Euchlanidotoruni  familia,  ocellis  carens,  pede  furcato. 
CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Euchlanides ,  sans  yeux,  pourvu  dCun  pied  fourchu. 

Die  Gattung  der  Schuppenfischchen  ist  in  der  Familie  der  Mantelfisehchen  durch  Mangel  an 
Augen  und  einen  Gabelfuss  bezeichnet. 

Den  Namen  Lepadella  gab  Bory  de  St.  Vincent  zuerst  1824  einer  Gattung  von  Infusorien  seiner 
Familie  der  Brachionides,  und  vereinte  in  derselben  4  Arten  von  Müller  s  Brach  ionen  und  Trieb  öden, 
welche  hier  zu  4  verschiedenen  Generibus  der  Räderthiere  gezogen  worden  sind.  Eine  derselben  bietet 
möglicherweise  Charactere  einer  selbstständigen  Gattung  dar,  und  dieser  ist  mit  einer  andern  bekannten  und 
2  neuen  Formen  jener  Gattungsname  nach  neuen  Characteren  seit  1830  überlassen  worden.  Die  erste 
Kenntniss  solcher  Formen  hatte  vielleicht  schon  Joblot  1718  mit  Lepadella  ovalis,  die  aber  auch  Eu- 
chlanis Luna  oder  Metopidia  seyn  konnte.  Müller  hat  L.?  Patella  {emarginata?}  1773  beschrieben. 
Eine  Form  nannte  Bory  1824  vielleicht  Testudinella  Argida.  L.  emarginata  ist  1828  in  den  Symbolis 
physicis  verzeichnet  worden ,  und  LJ  Salpina  ist  1833  zuerst  angezeigt.  Im  Ganzen  sind  9 — 10  Spe- 
cialnamen gegeben  worden  ?  wovon  hier  nur  3 — 4  beibehalten  werden.  —  Die  Organisation  ist  vielfach  er- 
mittelt. Mehrere  Wirbelmuskeln  sind  bei  3  Arten  erkannt,  Fussmuskeln  bei  2.  Ein  Schlundkopf  mit  2  ein- 
zahnigen  Kiefern  ist  bei  L.  ovalis  und  wohl  bei  L.  emarginata ,  mit  2  dreizahnigen  bei  L.  Salpina.  Die 
Schlundröhre  ist  bei  allen  Arten  sehr  kurz.  Bei  2  Arten  der  Speisecanal  eingeschnürt,  bei  L.  Salpina  ein- 
fach. Ein  geknäuelter  Eierstock  ist  bei  allen  3  Arten  erkannt,  eine  männliche  Sexualblase  nur  bei  L.  Sal- 
pina. Bei  L.  Salpina  ist  vielleicht  auch  ein  augenloses  Hirnganglion  beobachtet.  Nur  Lepadella  ovalis 
entwickelt  sich  zuweilen  in  stehendem  Wasser  zu  zahllosen  Mengen. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  in  Frankreich,  Dänemark,  Preussen,  Baiern  und  vom 
Sinaigebirge  des  südwestlichen  Asiens  in  Arabien  bekannt. 

90.     lepadella  ovalis 9  eiförmiges  Schuppenfischchen.     Tafel  LVII.  Fig.  I. 

L.  testula  depressa  ovali,  fronte  attenuata  utrinque  truncata,  nee  emarginata. 

Lepadelle  ovale,    ä  carapace  deprimee  ovale,   amincie   au  front,    tronquee   aux  deiia  bouts,    sans 
echancrures. 

Tortue?,  Joblot,  Observations  faites  avec  le  microsc.   Tab.  IV.  2.    Fig.  G.   1754.   Brach.  Paiclla  Müller. 

BracUonus  ovalis,   Müller?  Animalc.  infus,   p.  345.    Tab.  XL1X.   Fig.  1  —  3.   1786.   s.  L.  emarginata. 

Bracliionus  ovalis,  Lamarck,  Hist.  nat.  des  an.  sans  vert.  IT.   p.  36.    1816.   s.  L.  emarginata. 

Mytilina  lepülura,  Bory  de  St.  Vincent,  Encycioped.  meth.    Vers.   1824. 

Lepadella  ovalis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  45,  S5.    Taf.  VII.   Fig.  IV.   1831.  p.  127. 

Aufenthalt:     Bei  Paris,  Copenhagen  und  Berlin  beobachtet. 

Es  ist  desshalb  wahrscheinlicher,  dass  die  früheren  Beobachter  dieses  Thierchen  eher  als  andere  ähnliche  kannten,  weil  es  mir 
als  eine  sehr  häufig  vorkommende  Form  vorzugsweise  bekannt  geworden  ist.  Es  ist  bei  Berlin  in  allen  offen  stehenden  Aufgüssen  und 
allem  stagnirenden  Wasser  zu   allen  Jahreszeiten   das  gemeinste  Räderthierchen  und  nicht  selten   darin  so  häufig,    dass   es   das  Wasser 

115 


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weisslieh  trübt.  Joblot's  Zeichnung  aus  Paris  passt  recht  gut.  Er  fand  es  in  einem  Aufguss  von  Nelkenblumen.  Müiler's  Zeich- 
nung liisst  sich  auch  auf  L.  emarginata  und  Metopidia  Lepadella  deuten ,  und  nie  mehr  entschieden  verwenden.  Lamarck 
und  Bort  haben  nur  Müller's  Abbildung  beschrieben.  Ich  gab  schon  1830  die  hier  wiederholten  detaillirten  Zeichnungen  und  habe 
nichts  mehr  dazu  fiigen  können.  Gewöhnlich  ist  der  Speisecanal  des  Thierchens  gelblich  erfüllt,  oft  fast  farblos,  weil  es  sich  oft  von 
farblosen  Monaden  nährt.  Zwischen  Chlamidomonas  wird  , es  grün  erfüllt.  Ich  habe  es  oft  mit  Indigo  und  Carmin  genährt.  Das 
Räderorgan  zeigt  bis  6  Theile,  wovon  einer  vielleicht  ein  Hirn  -  Ganglion  ist.  Der  Schlund  hat  2  einzahnige  Kiefer.  Eine  kurze 
Schlundröhre,  ein  durch  eine  Einschnürung  getheilter  Darm  mit  Magen  (Gasterodeld) ,  und  2  kuglige  Darmdrüsen  sind  beobachtet. 
Besonders  beim  Nähren  mit  Farben  tritt  die  Darmbildung  recht  scharf  hervor.  Der  Eierstock  ist  geknäuelt  und  oft  sehr  ausgedehnt. 
Männliche  Organe  Hessen  sich  noch  nicht  deutlich  erkennen,  weil  alles  meist  sehr  durchsichtig  oder  durch  den  Eierstock  verdeckt  ist. 
—  Grösse  Vh,  Linie,  des  Eies  V*8  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LVII.   Fig.  I. 

Fig.  1.    Bauchfläche.     Fig.  2  —  3.    Rückenfläche.     Fig.  4.    rechte  Seitenansicht  eines  Jungen.     Fig.  5.     leerer  Panzer  von  der  Bauchseite.     Fig.  6. 
Schlundkopf  mit  geöffneten  Kiefern.     Fig.  7.     derselbe  im  Niederschlucken.     Linearvergrösserung  300mal. 

91.  JLepaäella  emarginata,  ausgeschweiftes  iSc&uppenfiscliGlien.    Tafel  LVII.  Fig.  IL 

L.  testula  depressa  ovali,  antica  parte  latiore,  utroque  fine  emarginata. 

Lepadelle  echancree,  a  carapace  deprimee  ovale,  large  au  front ',   echancree  autc  deu&  e&tremites. 

Brachionus  Patella  et  ovalis? ,  Müller,   Verm.  fluv.  List.  p.  130.   Fad  -  Hvirvleren.  1773.    Animalc.  Infus,  p.  341,  345.     Tab.  XLVIII. 

Fig.  15—19.  Tab.  XLIX.  Fig.  1  —  3.   1786. 
Brachionus  Patella,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  132.   1803. 

Brachionus  Patella  et  ovalis?,  Lamarck,  Histoire  natur.  d.  anim.  sans  vert.  II.  p.35,  36.  1816. 
Lepadella  Patella  et  Mytilina  lepidura,  Bort  de  St.  Vincent,  Encycloped.  method.   Vers.  1824. 

Lepadella?  emarginata,  Hemprich  et  Ehrenberg,  Symbolae  physicae.     Evertebrata  I.    Phytozoa.    Tab.  II.  sinait.   Fig.  19.    Text  1831. 
Lepadella  emarginata,  Abliandl.  d.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  127. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin,  vielleicht  auch  bei  Copenhagen  und  in  den  Bächen  des  Sinaigebirges  in  Arabien  im  Wadi  Ess'le. 

Als  ich  diese  Ali  in  Arabien  beobachtete  und  beschrieb,  hielt  ich  sie  deshalb  für  eine  besondere  neue  Art,  weil  ich  L.  ova- 
lis verschieden  wusste  und  weil  Müllers  Brach.  Patella  convexer  seyn  soll.  Ich  bin  auch  jetzt  noch  ungewiss,  ob  nicht  L.  Pa- 
tella  als  besondere  Art  zu  verzeichnen  ist,  die  ich  nur  noch  nicht  sah.  Ein  dem  arabischen  Thierchen  sehr  ähnliches  habe  ich  seit 
1832  bei  Berlin  gefunden,  beide  zwischen  Conferven.  Beide  sind  ziemlich  von  gleicher  Grösse  und  unterscheiden  sich  von  der  L.  ova- 
lis durch  vorn  und  hinten  deutlich  ausgebuchteten  Panzer.  Der  Darm  war  eingeschnürt  und  die  Kiefer  schienen  einzahnig.  Wirbel- 
muskeln,  2  kleine  runde  Darmdrüsen  und  ein  geknäuelter  Eierstock  waren  zu  unterscheiden.  —  Grösse  in  Berlin  (Körper  ohne  den 
Fuss)  1Us  Linie,  am  Sinai  (das  Ganze)  V24  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LVII.   Fig.  IL 

Fig.  1.     ein  Berliner  Thierchen,  eingezogen.    Fig.  2.     dasselbe  ausgestreckt.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

92.  JLepadellaf  Salpina,  Salpen- Schüppchen.     Tafel  LYII.  Fig.  III. 

L.  testula  oblonga  prismatica,  obtuse  triangulari,  dorso  cristata,  fronte  denticulata. 

Lepadelle?  Salpine,    a  carapace  oblongue  pri$matic/ue ,   obtusemcnt  triangulaire ,   elevee  en  crete  an 
dos,  denticulee  au  front. 

Lepadella  Salpina%  Abliandl.  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  209. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Das  Thierchen  wurde  am  28.  März  1832  zwischen  Conferven  im  Thiergarten  entdeckt  und  am  21.  Juni,  auch  1834,  wieder 
beobachtet,  ohne  dass  es  möglich  war,  bei  angestrengtein  Suchen  Augen  zu  entdecken.  Die  Form  erinnert  sehr  an  Colurus,  aber  der 
gezahnte  vordere  Rand  an  Salpina,  obschon  es  keine  Hörnchen  sind.  Der  Consequenz  wegen  müsste  diese  prismatische  Form  in  be- 
sondere Gattung  (etwa  Lophocharis)  gestellt  werden,  was  nöthiger  wird,  wenn  sich  mehrere  Arten  finden.  Der  Panzer  ist  nicht  ganz 
glatt,  sondern  durch  feine  Grübchen  uneben,  und  der  Riickenkamm  ragt  etwas  über  die  Fussbasis  vor.  Bauchseite  flach  mit  einem 
Ausschnitt  vorn  und  einer  Oeffnung  für  den  Fuss  hinten.  Mehrere  Wirbelmuskeln,  ein  4rnuskeliger  Schlundkopf  mit  2  zweizahnigen 
oder  dreizahnigen  Kiefern  {Gymnogomphid)  und  treppenartigen  Falten,  eine  sehr  kurze  Schlundröhre,  ein  einfach  conischer  Darm, 
2  kleine  runde  Darmdrüsen  und  ein  Eierstock  sammt  einer  contractilen  Blase,  nebst  2  Fussmuskeln  und  vielleicht  einem  Hirnganglion, 
sind  beobachtete  Organe.  —  Grösse  der  Schaale  Vis  Linie,  des  ganzen  Körpers  Vis  Linie,  des  Eies  V48  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  LVII.    Fig.  111. 

Fig.  1.     rechte  Seitenansicht  mit  Spur  von  Hirnganglion.     Fig.  2.    Bauchfläche.    Fig.  3.    Riickenfläche  nach  den  ersten  Zeichnungen.     Fig.  4.   Rücken- 
ansicht    Fig.  5.     ßauchfla'che.    Fig.  6.     Schlundkopf,  gepresst.    Fig.  7.    Zähne  stark  gepresst,  nach  späteren  Zeichnungen. 


Nachtrag   zur   Gattung   Lepadella. 

Ausser  diesen  3  Arten  sind  folgende  7  Namen  in  der  Gattung  verzeichnet:  1)  Lepadella  cornuta  Bory  {Essay  d'une 
classif  des  micr.  1826.)  =  Monostyla;  2)  L.  glumiformis  Bory  (1824)  =  Monostyla  cornuta;  3)  L.  lamellaris  Bory 
(1824)   =  Stephanops;   4)  L.    lunaris   (Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  1831.)   =  Monostyla;  5)  L.  Patella  Bory   (1824)  =  L. 


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emarginata?  ;  6)  L.  plicatilis  Bort  (1824)  =  Brachionus;  7)  L.  triptera  (Abhandl,  d.  Berl.  Akad.  1830.  p.  63,  71.)  =  Me- 
topidia.  Vielleicht  ist  L.  Patella  eine  besondere  Art,  aber  Testudinella  Argula  von  Bory,  welche  einen  Gabelschwanz  hatte, 
war  vielleicht  nur  L.  ovalis  (Diel,  class.  cum  icone  1831.). 


FÜNFUNDDREISSIGSTE     GATTUNG:      STÄCHELFUSS. 

Monostyla.    Mono  style. 

CHARACTER:    Animal  ex  Euchlanidotorum  familia,   ocello  singulo  oceipitali,   pede  simpliciter  styliformi, 
testula  depressa. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Euchlanides^   ayant  un  seid  oeil  a  la  nuque^   le  pied 
simplement  styliforme  et  la  carapace  deprimee. 

Die  Gattung  Stach  elf  uss  zeichnet  sich  in  der  Familie  der  Mantelfischehen  durch  ein  einzelnes 
Nackenauge,  einen  einfachen  Griifelfuss  und  einen  flach  niedergedrückten  Panzer  aus. 

Seit  1830  in  den  Abhandl.  d.  Berliner  Akad.  mit  2 — 3  Arten  gegründet,  enthält  diese  Gattung  jetzt 
noch  dieselben  3  Arten.  Die  ersten  Kenntnisse  davon  hatten  vielleicht  Joblot  1718  und  Hill  1751.  Mül- 
ler verzeichnete  erst  spät  die  gleiche  Art  als  Trichoda  cornuta.  Bory  de  St.  Vincent  nannte  sie  1824 
Lepadella  glumiformis  und  1826  L.  cornuta.  Eine  neue  Art  nannte  ich  1830  Monostyla  lunaris  und 
1831  Lepadella  lunaris.  —  Die  Organisation  ist  mannigfach  entwickelt.  Wirbelmuskeln  sind  bei  2  Arten 
in  Vielzahl,  auch  ein  4muskeliger  Schlundkopf  bei  2  Arten  erkannt ,  dessen  2  Kiefer  bei  einer  einzahnig, 
bei  den  andern  2zahnig  sind.  Eine  sehr  kurze  Schlundröhre  und  einen  eingeschnürten  Darm  (Gaslerodela) 
zeigen  sämmtliche  Arten  ?  auch  sind  überall  2  Darmdrüsen  vorhanden.  Ein  geknäuelter  Eierstock  und  reife 
Eier  mit  Keimbläschen  sind  bei  2  Arten  sicher  beobachtet  Männliche  Befruchtungsorgane,  Gefässe  und  Re- 
spirationsröhren oder  Kiemen  sind  unbekannt,  aber  bei  allen  Arten  ist  ein  rothes  Nackenauge  beobachtet. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  in  Frankreich,  Dänemark,  Preussen,  Böhmen  und  im 
sibirischen  Asien  beobachtet. 

93.  Monostyla  cornuta,  glatter  $tacfoeifiiss.     Tafel  LVIL  Fig.  IV. 

M.  testula  hyalina  inermi,  fronte  truncata. 

Monostyle  comue,  a  carapace  hyaline ,  obtuse^  le  front  tronc/ue. 

Tortue  ou  Poisson  a  la  queue  umhilicale,  Joblot,  Observat.  fait.  avec  le  microsc.  p.  73.  PI.  10.  Fig.  2.  3.?  1718. 

Trichoda  cornuta,  Müller,  An  im.  Infus,   p.  208.   Tab.  XXX.   Fig.  1—3.   1786. 

Lepadella  glumiformis ,  Bort  de  St.  Vincent,  Encyclopedie  meth.  Vers.  1824. 

Monostyla  cornuta,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.   p.  46,  54,  64.  1831.  p.  130. 

Aufenthalt:    In  Paris?,  Copenhagen!,  bei  Berlin,  im  Steinbad  zu  Töplitz  und  bei  Tobolsk  in  Sibirien?  beobachtet. 

Joblot's  Thierchen  ist  nur  wahrscheinlich  dasselbe,  aber  in  Copenhagen  habe  ich  es,  wie  Müller,  selbst  beobachtet.  Bei 
Berlin  ist  es  gemein  zwischen  C/iara  und  Conferven  klarer  Torflachen.  Aus  Töplitz  sandte  mir  es  Herr  von  Humboldt  1836  im 
Wasser  des  Steinbades,  und  auf  der  Reise  mit  ihm  nach  Sibirien  beobachtete  ich  es  wohl  1829  zwischen  Conferven  des  Irtisch  bei 
Tobolsk,  übersah  aber  damals  das  Auge.  Ich  habe  es  zu  allen  Jahreszeiten  gesellen,  auch  überwintert.  Es  hat  die  Gestalt  eines  Ro- 
chen-Fisches. Der  eiförmige  flache  Panzer  ist  vorn  schmäler  und  zeigt  bei  der  Contraction  keine  wahre  Ausbuchtung,  obschon  für 
Ungeübte  es  scheinen  kann,  als  ob  eine  da  wäre.  Deshalb  kann  Joblot's  dritte  Figur  auch  hierher  gehören.  Ein  mehrfaches  Wir- 
belorgan, ein  4muskeliger  Schlundkopf  mit  2  einzahnigen  Kiefern,  eine  sehr  kurze  Schlundröhre,  ein  eingeschnürter  Darm  mit  2  Darm- 
drüsen, ein  geknäuelter  Eierstock,  welcher  oft  den  ganzen  Körperraum  ausfüllt,  sind  beobachtete  Organe.  Ueberdiess  ist  ein  deutliches 
rothes  Nackenauge  vorhanden,  dessen  Nervenganglion  unklar  blieb. —  Bei  allen  Arten  ist  es  schwer,  sich  von  der  Einfachheit  des  letz- 
ten Gliedes  am  Fusse  zu  versichern,  das  bei  der  Bewegung  zuweilen  optisch  doppelt  erscheint.  Ich  halte  daher  Müllers  Gabel  am 
Fusse  der  Tr.  cornuta  für  ein  optisches  Scheinbild,  zumal  da  er  sich  bei  Brachionus  dentatus  (S alpin  a)  und  bei  Euglena  viri- 
dis eben  so  irrte.  Um  sicher  zu  urtheilen,  muss  man  stärkere  Vergrösserungen  anwenden,  wobei  ich  immer  den  Stachel  oder  Nagel 
am  Fussfinger  einfach  gesehen.  Die  Natur  dieses  Nagels  am  Finger  erklärt  sich  durch  Euchlanis  Lima  und  Notomm.  Brachionus. 
—  Grösse  bei  Berlin  — xI2q9  bei  Tobolsk  Va*  Linie.  In  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  ist  durch  ein  Versehen  der  Fundort  der  bei- 
den sibirischen  Formen  verwechselt. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LVIL  Fig.  IV. 

Fig.  1.     Rückenansicht  eines  mit  Indigo  genährten  Thierchens.     Fig.  2.     linke  Seitenansicht.     Fig.  3.     rechte  Seitenansicht,   mit  Keimbläschen  im  Ei. 
Fig.  4.     eingezogener  Zustand.    Fig.  5.     gelegtes  Ei.    Fig.  6.     Schlundkopf.     Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

94.  Monostyla  quadridentata,  vierhorniger  Staclielfiiss.     Tafel  LVIL  Fig.  V. 

M.  testula  flavicante,  fronte  quatuor  cornibus  profunde  dentata. 

Monostyle  a  quatre  comes,  a  carapace  jaunätre,  le  front  profotidement  dentietde  en  4  cornes. 


_    40O   

Monostyla  qundridentata ,  Abhandl.  <ler  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  46.  1831,  p.  130. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin* 

Seit  icli  1830  das  früher  beobachtete  Thierchen  zuerst  beschrieb,  habe  ich  es  im  Juli  1831  zwischen  Conferven,  am  15.  Juni 
1832  und  am  1.  Juni  1834  in  dem  flockigen  Ueberzuge  der  Hottoma- Blätter  wieder  beobachtet.  Es  ist  durch  seine  2  krummen  Stirn- 
hörnchen nnd  2  spitzen  Stirn -Ecken  des  Panzers  4hörnig.  Letztere  scheinen  zuweilen  doppelt  zu  seyn,  allein  diese  2  andern  Spitzen 
gehören  dem  Räderorgan  an.  Meist  ist  es  von  einer  ledergelben  Farbe,  die  auch  dem  blossen  Auge  nicht  rein  weiss  erscheint,  doch 
sah  ich  auch  farblose.  Die  Organisation  ist  wie  bei  voriger  Art  ermittelt,  doch  sah  ich  2  Zähne  in  jedem  Kiefer  und  erkannte  auch 
das  Augenganglion.  Im  Schlünde  sind  treppenartige  Falten,  im  Ei  sah  ich  das  Keimbläschen.  —  Grösse  bis  Vio  Linie,  ohne  den  Fuss 
Vi  2  >  des  reifen  Eies  V36  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen  Taf.  LVII.   Fig.  V. 

Fig.  1.    Bauchfläche  eines  eingezogenen  Thierchens.     Fig.  2.     dieselbe  im  ausgestreckten  Zustande.     Fig.  3.    linke  Seitenansicht.     Fig.  4.     Rücken- 
fläche eines  im  Entfalten  begriffenen.    Fig.  5.    Kiefer.    Linearvergrösserung  300mal. 

95.     Monostylaf  lunaris,  mondfformiger  Staclielfiiss.     Tafel  LVII.  Fig.  VI. 

M.  testula  hyalina,  fronte  lunatim  excisa. 

Monostyle?  lunaire,  a  carapace  hyaline,  le  front  echancre  en  croissant. 

Monostyla  livnaris? ,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  64. 
Lepadella  hmaris,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  127. 

Aufenthalt:    Bei  Schlangenberg  am  Altai  Asiens. 

Die  erste  Kenntniss  dieser  etwas  zweifelhaften  Form  hatte  vielleicht  schon  Joblot,  indem  seine  Fig.  3.  der  Tortue  (PL  10.) 
diese  Art  gewesen  seyn  könnte,  allein  bei  übermässigen  Contractionen  wird  auch  M.  cornuta  vorn  scheinbar  ausgeschweift,  ohne  es 
wirklich  zu  seyn.  Auch  Müller's  Figur  der  Trichoda  cornuta  ist  ähnlich  abgebildet.  Das  rothe  Nackenauge  zeichnete  ich  1829 
in  Schlangenberg,  hatte  es  aber  in  der  Beschreibung  auf  der  Reise  nicht  angemerkt,  daher  der  Name  Lepadella  von  1831,  wo  ich 
der  Beschreibung  mehr  Glauben  schenkte,  als  der  Abbildung,  was  ich  jetzt  wieder  umkehre,  wie  früher.  Ich  sah  den  grünen  Darm, 
den  Eierstock  und  andere  innere  Details,  wohl  auch  2  Darmdrüsen,  zwar  weniger  klar,  aber  doch  kenntlich.  —  Grösse  Vi 2  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  LVII.   Fig.  VI. 

Fig.  1.    ganz  eingezogenes  Thierchen  von  der  Rückenseite.     Fig.  2.    sich  entfaltend.    Linearvergrösserung  300mal. 


SECHSUNDDREISSIGSTE     GATTUNG:      PEITSCHENSCHWANZ. 

Mastigocerca.    Mastigoeerque. 

CHARACTER:    Animal  ex  Euchlanidotorum  faniilia,    ocello  singulo  occipitali,   pede  simpliciter  styliforuii, 
testula  dorso  cristata,  prismatica. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Euchlanides ,   ayant  un  seul  oeil  ä  la  nuque,   le  pied 
simplement  styliforme,  la  carapace  elevee  en  crete  au  dos  et  prismatique. 

Die  Gattung  Peitsehenschwanz  ist  in  der  Familie  der  Mantelfischchen  durch  ein  einfaches  Nacken- 
auge, einen  griffeiförmigen  Fuss  und  einen  mit  einem  Rückenkamme  versehenen  prismatischen  Panzer  aus- 
gezeichnet. 

Es  ist  nur  1  Art  dieser  1830  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  gegründeten  Gattung  bekannt 
und  dieselbe  wurde  schon,  wie  es  scheint,  von  Müller  1786  als  Abänderung  der  Trichoda  Rattus  ver- 
zeichnet. Er  hielt  den  Rückenkamm  für  eine  Eierblase  des  Bauches.  Lamarck  hat  1816  aus  Müllers 
Abbildung  seine  Gattung  Rattulus  carinatus  gebildet,  welche  Art  diese  Form  sammt  Monocerca  Rattus 
umfasst.  Bory  de  St.  Vincent  hat  die  Gattung  Rattulus  ganz  verändert,  und  dieselben  beiden  Formen 
1824  Monocerca  longicauda  genannt.  Die  nahe  Verwandtschaft  mit  Monocerca  Rattus  Hess  auch  mich 
beide  Formen  lange  verwechseln,  allein  ich  halte  jetzt,  seit  1830,  beide  für  generisch  und  selbst  der  Fa- 
milie nach  verschieden.  —  An  Organisation  ist  ausser  dem  Panzer  ein  4theiliges  Räderorgan,  ein  kleiner 
Fussmuskel,  ein  schiefer  Schlundkopf  mit  2  ungleichen,  2-?zahnigen  Kiefern,  eine  kurze  Schlundröhre,  ein 
einfacher  Darm,  2  kuglige  Darmdrüsen,  ein  geknäuelter  Eierstock,  eine  kleine  contractile  Blase  und  ein  lan- 
ger Nervenknoten  mit  einem  Nackenauge  bekannt.     Gefässspuren  fehlen  für  die  Beobachtung. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  bei  Copenhagen  und  Berlin  bekannt. 

96.     Mastigocerca  carinata,  Panzerratte.     Tafel  LVII.  Fig.  VII. 

M.  testula  in  antica  dorsi  parte  cristata,  pede  corporis  longitudine. 

Mastigocerque  carinee,   ayant  la  carapace  elevee  en  crete  a  la  pariie  anterieure  du  dos,   le  pied 
de  la  longueur  du  corps* 


461 — 

Trichoda  Rattus  vesiculam  gerens,  Müller,  Animalc.  Infusor.  p.  205.   Tab.  XXIX.   Fig.  7.    1786. 

Ratttdus  carinatus,  Lamarck,  Hi st.  nat.  des  an  im.  sans  vert.  II.  p.  ?4.  1816.  zum  Theil. 

Trichocerca  Rattus,  Goldfüss,  Handbuch  der  Zoologie,   Lp.  69.    1820.   zum  Theil. 

Monocerca  longicauda,  Bort  de  St.  Vincent,   Encycloped.  method.  Vers.  1874. 

Mastigocerca  carinata,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissens  eh.  zu  Berlin,    1830.  p.  46.    1831.   p.  132. 

Aufentlialt:    Bei  Berlin  und  Copenhagen  beobachtet. 

Dieses  seltnere  Tliierchen  ist  bei  Berlin  zwischen  Ceratopliyllum  vorgekommen.  Müller  fand  es  in  Gräben.  Ich  sah  es 
vor  1830,  dann  wieder  1831  und  am  21.  Juni  1832  mit  Conferven,  immer  in  wenigen,  aber  doch  mehreren,  Exemplaren.  Es  ist 
fleischfarben,  schwimmt  langsam  und  ist  der  Monocerca  Rattus  ganz  ähnlich.  Die  Organisation  ist  oben  angezeigt.  Die  Kiefer  sind 
wohl  entweder  gabelförmig,  oder  es  sind  deren  4.  —  Grösse  — %  Linie,  des  Körpers  ohne  den  Griifelfuss  Vi 2  Linie,  des  Eies  V30 
Linie.     Müller  hielt  den  Rücken  für  den  Bauch  und  verglich  sein  Tliierchen  wohl  mit  Oniscus. 

Erklärung    der  Abbildungen    Taf.  LVII.    Fig.  VII. 

Fig.  1.  rechte  Seitenansicht  mit  schwach  gestreiftem  Rückenkamme.  Fig.  2.  dieselbe  verkehrt  mit  auf  den  Rücken  umgebogenem  Griffelfusse.  In  die- 
ser Figur  ist  die  contractile  Blase  an  der  Fussbasis  beobachtet.  Fig.  3.  Rückenansicht.  Fig.  4.  linke  Seitenansicht.  Fig.  5.  Kiefergerüst.  Li- 
near vergrösserung'  300mal. 


SIEBENUNDDREISSIGSTE     GATTUNG:      MANTELFISCHCHEN. 

Euchlanis.    Euclilanicle. 

CHARACTER:    Animal  ex  Euchlanidotorum  familia,    ocello  singulo  occipitali,   pede  furcato,   lorica  subtus 
longitudinaliter  hiante. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Euchlanides,   ayant  un  seul  oeil  a  la  nuque,   le  pied 
fourchu,  la  carapace  longiludinalement  häillante  au  venire. 

Die  Gattung  der  Mantelfischchen  unterscheidet  sich  in  der  gleichnamigen  Familie  durch  ein  ein- 
zelnes Nackenauge,  einen  Gabelfuss  und  einen  auf  der  Bauchseite  klaffenden  Panzer. 

Die  Gattung  Euchlanis  wurde  ebenfalls  im  Jahre  1830  in  den  Abhandl.  der  Berliner  Akademie  zu- 
erst begründet.  Sie  enthielt  damals  2  anatomisch  festgestellte  Arten,  jetzt  sind  deren  6  bekannt.  Die  erste 
Form  kannte  wohl  Joblot  1714  (1718)  in  der  Euchl.  Luna.  Eine  zweite  Art  (E?  triquetra?)  zeichnete 
vielleicht  Baker  1752.  Müller  nannte  1776  die  erstere  Art  Cercaria  Luna.  Eichhorn  bildete  1775 
wohl  E.  dilatata  unter  dem  Namen  Flunder  sehr  gut  ab,  und  Müller  nannte  sie  1776  JSrachionus. 
Lamarck  nannte  die  Cercaria  1815  Furcocerca  Luna,  Nitzsch  1817 — 1827  Lecane  Luna,  Bory  de 
St.  Vincent  1824  Trichocerca  Luna.  Die  übrigen  3 — 4  Arten  blieben  den  früheren  Beobachtern  unbe- 
kannt. Die  Organisation  ist  sehr  vollständig  bei  3  Arten,  und  reichlich  bei  den  übrigen  ermittelt.  Unge- 
wöhnliche borstenartige  Anhänge  sind  bei  E.  macrura.  Mehrfache  Wirbelmuskeln  bilden  mit  ihren  Wim- 
pern das  Räderorgan.  Fussmuskeln,  Kaumuskeln  und  besonders  sehr  deutlich  fasrige  Längsmuskeln,  sogar 
mit  seitlichen  Queerfalten,  bezeichnen  das  Bewegungssystem.  —  Ein  Schlundkopf  mit  2  einzahnigen,  öfter 
vielzahnigen,  bei  E.  macrura  vielleicht  4,  Kiefern  (Gymnogomphia),  ein  sehr  kurzer  Schlund,  ein  bei 
5  Arten  einfacher,  bei  einer  Art  eingeschnürter,  Speisecanal  mit  2  kugligen  Darmdrüsen  bilden  das  Ernäh- 
rungssystem. —  Ein  geknäuelter  Eierstock  mit  wenigen  gleichzeitig  entwickelten  Eiern  ist  bei  5  Arten  be- 
obachtet. Männliche  Befruchtungsorgane  als  2  bandartige  Drüsen  sind  bei  3  Arten,  und  bei  zwei  der  grös- 
seren Arten  ist  auch  eine  contractile  Blase  erkannt.  —  Als  Theile  eines  Gefässsystems  sind  bei  2  Arten 
vielleicht  Queergefässe,  bei  3  andern  aber,  den  grössten,  an  die  Sexualdrüsen  geheftete  zitternde  Kiemen 
beobachtet.  Eine  Respirationsröhre  ist  nur  bei  E.  Lynceus  erkannt.  —  Als  Empfindungsorgan  fällt  bei  al- 
len Arten  ein  rothes  Nackenauge  auf,  welches  bei  5  derselben  mit  grossen  Markknoten  in  Verbindung  ist, 
die  zum  Hirnmark  gehören  mögen.  —  Keine  Art  trägt  ihre  Eier  aussen  angeheftet  mit  sich  herum:  eine 
heftet  sie  an  Conferven,  wie  ein  Gespinnst.     Keine  Art  ist  durch  Massenentwickelung  auffallend. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  in  Frankreich,  England«,  Dänemark,  Preussen,  Böh- 
men und  Mecklenburg  beobachtet. 

99.     JEuchlanisf  triqiietva,  dreikantiges  Mantelfischelien.     Tafel  LVn.  Fig.  VIII. 

E.  lorica  dorso  cristata  triquetra  maxiina,  pede  setis  carentc. 

Euchlanide?  trilaterale,    a  carapace  tres  -  grande ,    trilaterale  par  inte  crefe   au  dos,   le  pied  saus 
soies. 

Insect  in  four  Shells,  Anonymus  bei  Baker?  Bmployment  for  the  Microscope,  p.  386.  1751.  Deutsch  p.  501.   Taf.  XV,-.  Fig.  7.   1752. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  vielleicht  in  England  gesehen. 

116 


468    — 

Baker-  s  Abbildung  ans  England  lässt  sich  auf  eine  Euchlanis  deuten ,  aber  freilich  unsicher  und  auf  keine  bestimmte  Art. 
Die  Grösse  spräche  etwas  für  diese  Art.  Sie  fand  sich  zwischen  Meerlinsen.  Ich  beobachtete  diese  ausgezeichnete  Form  zuerst  am 
25-  April  und  25.  Juni  1835  einzeln  mit  Conochilus  in  einer  Torflache ,  dann  wieder  am  30.  Mai  und  3.  Juni  1836  mit  Notomm. 
MyrmeleO)  Volvosc  Globator  und  Diglena lacustris  an  einem  ähnlichen  Orte,  etwa  in  10  Exemplaren.  Das  Thierchen  ist  sehr 
gross  ,  aber  auch  sehr  durchsichtig,  deshalb  war  es  mir  nie  möglich,  die  Spaltung  des  klaren  Panzers  auf  der  Bauchseite  direct  anschau- 
lich zu  erhalten.  Sechs  grosse  Bfuskel- Massen  bildeten  das  Wirbelorgan.  Ein  4muskeliger  starker,  oft  vorn  brauner,  Schlundkopf 
mit  2  Szahnigen  Kiefern,    dem  der  Hydatina  senta  ähnlich,    eine  sehr  kurze  Schlundröhre  und  ein  einfacher  grün  erfüllter  Darm  mit 

2  vordem  Drüsen  waren  deutlich.  Ein  kurzer  geknäuelter  Eierstock  mit  einzelnem  reifen  Eie  und  Keimbläschen  in  diesem  füllte  einen 
grossen  Theil  der  Bauchhöhle.  Zu  beiden  Seiten  lagen  2  stark  geschlängelte,  fadenartige,  dicke  Sexualdrüsen,  an  denen  Zitterorgane 
sassen,  und  welche  sich  in  eine  grosse  contractile  gefaltete  Blase  an  der  Fussbasis  vereinigten.  Nur  auf  einer  Seite  sah  ich  einmal  2 
an  die  Sexualdrüse  geheftete  Zitterorgane,  so  dass  ich  deren  wenigstens  4  vermuthe.  Ein  grosser  ovaler  Hirnknoten  mit  einem  rothen 
Nackenauge,  2  Fussmuskeln  und  2  innere  Längsmuskeln,  welche  vom  Räderorgan  zu  beiden  Seiten  bis  hinter  die  Panzermitte  reichten 
und  da  sich  anhefteten,  sind  die  gesehenen  Organe.  Besonders  physiologisch  und  anatomisch  interessant  war  das  bei  dieser  grossen  Art 
sehr  deutliche  Verhältniss  der  Muskelfasern  in  den  Lateral -Muskeln.  Sie  bildeten  3  Bündel  jederseits  und  zeigten  vollkommen  dieselbe 
Queerfarchung,  wie  die  der  grössten  Thiere,  ein  Umstand,  der  von  Anatomen  bisher  geläugnet  wurde,  und  die  Aehnlichkeit  der  grossen 
und  kleinen  Organismen  bis  in  ihre  speciellsten  Details  gar  sehr  bestätigt.  —  Grösse  — V*  Linie,  des  Eies  — 1/1Q  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LVII.   Fig.  VIII. 

Fig.  i.  verkürzte  Ansicht  von  hinten  in  Form  eines  Queerdurchschnittes.  Fig.  2.  linke  Seitenansicht,  welche  den  Rückenkamm  des  Panzers  zeigt. 
An  der  Basis  des  Fusses  ist  eine  äussere  lockere  Hautfalte  sichtbar.  Fig.  3.  Bauchfläche.  Oeffnung  für  den  Fuss,  aber  keine  sichtbare  Längsspalte 
im  Panzer.  Letztere  habe  ich  auch  bei  E.  dilatata  erst  spät  gefunden,  und  neuerlich  wieder  sehr  mühsam  suchen  müssen.  Sie  klafft  wohl  nicht 
immer.  Oberhalb  liegt  rechts  neben  dem  Darme  unter  der  Sexualdrüse  die  grosse  contractile  Blase.  Fig.  4.  Kiefer  und  Schlund geriist.  o+  Eier- 
stock, t  Sexualdrüsen,  m"  Muskeln.  —  Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

98.  MucManUf  Mornemanni,  Hornemann's  ManteWischclieii.     Tafel  LVII.  Fig.  IX. 

E.  lorica  tenera,  brevi,  semi-orbiculari,  fronte  truneata,  corporis  parte  anteriore  molli  plicatili,  elongata. 

Euc/ilanide?  de  Homemann,    a  carapace  mince,   coarte,   semi- orbiculaire ,    tronquee  au  front  >    la 
partie  anterieure  du  corps  m'o/te,  pliante  et  allongee. 

Euchlanis  Hornemanni,  Abhandl.   d.  Akad.  d.  Wissen  seh.  zu  Berlin,   1833.  p.  206,  220. 

Aufenthalt:    In  Copenhagen  und  in  Töplitz  beobachtet. 

Ich  entdeckte  diese,  der  Notommata  gracilis  ähnliche,  aber  auch  durch  die  langen  Fussglieder  abweichende,  Art  zuerst 
1833  im  Wasser  des  botanischen  Gartens  zu  Copenhagen,  wo  ich  dem  verdienten  Etats -Rath  Hornemann,  dem  neuesten  Bearbeiter 
der  Flora  danica^  die  freundlichste  Belehrung  verdankte.  Sie  hat  auch  Aehnlichkeit  mit  E.  Lima,  war  aber  nie  mondförmig  aus- 
geschweift. Ich  nahm  Wasser  mit  nach  Berlin  und  fand  sie  darin  aucli  nach  4  Wochen  noch  lebend.  Andere  Exemplare  sah  ich  im 
Wasser  aus  dem  Steinbade  sowohl,  als  dem  Schlangenbade  von  Töplitz,  welches  ich  Herrn  von  Hümboidt's  Güte  im  Juli  1836  ver- 
dankte. Der  Körper  des  Thierchens  ist  einer  Notommata  ähnlich,  vorn  ganz  weich,  aber  hinten  bis  zur  Hälfte  von  härterer  Haut 
umschlossen,  so  dass  es  in  der  Contractijn  immer  halb  scheibenartig  wird.  Ja,  es  schien  den  ganzen  Fuss  einziehen  zu  können.  Ein 
ovaler  Schlundkopf  mit  2  einzalinigen  (?)  Kiefern,  eine  sehr  kurze  Schlundröhre,  ein  einfacher  grün  erfüllter  Darm  mit  2  kugligen 
Drüsen,  ein  geknäuelter  Eierstock  und  2  Fussmuskeln  waren  mit  einem  langen  cylindrischen  Hirnknoten,  an  dessen  hinterm  Ende  das 
rothe  Auge  sass,    die  gesehenen  Details.     Zuweilen  schienen  Längsmuskeln  anschaulich  zu  werden,    und   in  Berlin  sah  ich  auch  einmal 

3  feine  parallele  Queerlinien ,  die  wohl  Gefässe  waren.  — •  Grösse  ^36  —  V20  Linie,  Ei  l/62  —  xUs  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen   Taf.  LYII.   Fig.  IX. 

Fig.  1.  rechte  Seitenansicht  in  der  Ausdehnung  beim  Schwimmen.  Fig.  2.  Rückenfläche  ebenso.  Fig.  3.  halb  eingezogen  mit  Spuren  von  Queerge- 
fässen.  Fig.  4.  noch  mehr  eingezogen.  Fig.  5.  stärkste  Einziehung  des  Panzers.  Fig.  6.  unklar  nach  dem  Bauche  umgeschlagener  (vielleicht  ein- 
gezogener) Fuss.    Fig.  1.,  2.,  4.,  5.  und  6.  sind  in  Copenhagen  von  mir  gezeichnet;  Fig.  3.  in  Berlin.     Linearvergrösserung  300mal. 

99.  JEucManis  Unna,  mondformiges  Mantel  fisclaelieit.    Tafel  LVII.  Fig.  x. 

E.  lorica  semi-orbiculari,  fronte  lunatim  excisa,  digitis  unguiculatis. 

Euc/ilanide  Lune^  a  carapace  semi- orbiculaire ,  le  front  echancre  en  forme  de  croissant,    ayant  des 
ongles  au&  doigts. 

Tortue,  Poisson  a  la  queue  umhilicale,  Joblot,  Observat.  fait.  avec  le  Mi  er  ose.   p.  72.    Tab.  X.   Fig.  1.   1718.    (siehe  Monostyla.) 
Cercaria  Lima,  Müller,  Prodi omus  Zoolog,  danicae.     Addenda,  p.  280.  1776.     Animalc.  Infus,   p.  139.    Tab.  XX.    Fig.  8,  9.    1786. 
Furcocerca  Lima,  Lamarck,  Hist.  nat.  des  animaux  saus  vert.   I.    p.  448.   1815. 
Lecane  Lima,  Nitzsch,  Beitrage  z.  Infusorienkunde,  p.  4.   1817.    Ersch  und  Gruber's  Encyclopäd.    Cercaria.  1827. 

Trichocerca  Lima,  k  ßoRY  DE  St    yINCEN       Encycloped.  meth.   Vers.    1824. 

Furcularia  Jouloti,  l 

Euchlanis  Luna,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  131. 

Aufenthalt:     Bei  Paris,  Copenhagen,  Wismar  und  Berlin  beobachtet. 

Diess  bei  Berlin  häufige  Thierchen  scheint  auch  sonst  öfter  gesehen  worden  zu  seyn,  obschon  das  characteristische  Auge  un- 
erkannt blieb.  Die  Queerlinien  des  Körpers  bei  Joblot,  der  es  im  Eichenrindenaufguss  1714  sah,  überreden  mich  jetzt  am  meisten, 
dass  sein  Thierchen  dieses,  keine  Lepadclla,  war,  obschon  die  Finger  kürzer  gezeichnet  sind.  Müller's  Form  fand  sich  mit  Lemna. 
Er  sah  auch  die  characteristischen  Nägel  der  Finger,  aber  nicht  das  Auge.  Ich  habe  das  Thierchen  bei  Berlin  häufig  mit  Ceratophyllum 
und  Conferven  im  Sommer  gefunden,  und  sah  es  auch  bei  Wismar  1834  im  September  in  brakischem  Hafenwasser.  Es  ist  der  Mono- 
styla cornuta  sehr  ähnlich,  und  da  es  zuweilen  die  langen  Fussfinger  anhaltend  eng  an  einander  legt,  so  verwechselt  man  wohl  beide 
leicht.    Durch  den  einzahnigen  Kieferbau  ist  das  Thierchen  von  den  grösseren  Arten  der  Gattung  abweichend,  und  durch  die  Einschnürung 


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des  Darmes  sammt  dem  Nagel  an  den  Fingern  (s.  Monostyla  cornutd)  von  allen.     Die  queeren  2  Cirkellinien  hielt  ich  für  Gefässe. 
Das  Auge  sitzt  auf  einem  deutlichen  Markknoten.     Im  Ei  sah  ich  das  Keimbläschen.  —  Grösse  —  Vi 2  Linie,  des  Eies  Vse  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Tafel  LVII.   Fig.  X. 

Fig.  1.    Rückenseite,  Fussfinger  zusammengefaltet,  schwimmend.    Fig.  2.     zurückgezogen,  die  Finger  spreizend.    Fig.  3.    rechte  Seitenansicht.    Fig.  4. 
halb  eingezogen,  mit  Keimbläschen  im  Ei.    Fig.  5.     stärkste  Contraction  in  Mondform.    Fig.  6.     Schlundkopf.     Linearvergrösserung  300mal. 

lOO.     XJucManis  macrura,  langfüssiges  Maiiielfiseliclfieii.    Tafel  LVIII.  Fig.  I. 

E.  lorica  ovata,  depressa,  magna ,  pedis  basi  setosa,    digitis  styliformibus  longis. 

Enchlanide  Long-pied,  a  carapace  ovale,  deprimee,  gründe,   la  base  du  pied  garnie  de  soies,  les 
doigfs  styliformes  longs. 

Euchlanis  mamira,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1830.   p.  46,  50.   1831.  p.  131.   Taf.  III.  Fig.  7.   1833.  p.  186, 

219,  332.  Taf.  VIII.  Fig.  3. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diess  grosse  Räderthierchen,  welches  bei  Berlin  in  klaren  Gewässern  zwischen  Conferven  nicht  selten  ist  (besonders  zahlreich 
im  Aug.  1828 ,  am  16.  Juli  1832  und  12.  März  1835  wieder  beobachtet) ,  zeichnet  sich  durch  Borsten  an  der  Fussbasis,  deren  ich 
früher  2,  jetzt  4  zählte,  sehr  aus,  und  hat  auch  einen  aufFallend  zusammengesetzten  Kieferbau.  Es  gehört  zu  den  am  frühesten  von 
mir  in  ihrer  Organisation  erkannten  Formen,  und  schon  1830  diente  es  zur  Systematik.  Eine  vollständige  Abbildung  gab  ich  1833, 
eine  Abbildung  des  Speisecanals  allein  1831.  Yon  der  folgenden  Art  unterscheidet  es  sich  auch  durch  stärkere  und  etwas  längere  Fin- 
ger am  Fusse.  Allein  es  giebt  vielleicht  noch  eine  zwischen  beiden  stehende  Form  mit  noch  weit  dickeren  und  kürzeren  Fingern  und 
Borsten,  welche  ich  1828  einmal  beobachtete,  seitdem  aber  nicht  wieder  sah.  Ich  zählte  4  —  6  Muskelparthieen  im  Wirbelorgane. 
Der  4muskelige  Schlundkopf  hat  2  Kiefer  mit  je  5  Zähnen  und  daneben  noch  2  kieferartige  weichere  Anhänge  mit  noch  je  2  Zähnen. 
Eine  kurze  Schlundröhre,  ein  einfacher  Speisecanal  mit  2  innen  blasigen  Darmdrüsen,  ein  geknäuelter  Eierstock  mit  einzeln  entwickel- 
ten grossen  Eiern,  2  mit  je  3  Zitterorganen  besetzte  Sexualdrüsen  und  2  breite  innere  Seitenmuskeln  sind,  nebst  einem  ein  rotlies 
Nackenauge  führenden  Hirnganglion,  die  Structurtheile.  Neuerlich  sah  ich  auch  eine  Bauchspalte  im  Panzer*  In  der  Seitenlage  be- 
merkte ich  einmal  einen  grossen  beutelartigen  (Hirn?-)  Markzapfen  über  dem  Schlundkopfe,  und  unter  diesem  das  Augenganglion.  — 
Grösse  ohne  den  Fuss  —  Vs  Linie,  des  Eies  V20  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LVIII.    Fig.  I. 

Fig.  1.  Rückenansicht,  mit  durchscheinender  Spalte  des  Panzers  auf  der  Bauchseite  (?).  Zur  linken  des  mit  Indigo  erfüllten  Darmes  lag  ein  grosses  un- 
klares Organ,  das  ein  Theil  des  Eierstocks  oder  eine  grosse  contractile  Blase  seyn  könnte.  In  dieser  Abbildung  sind  die  schon  1833  von  mir  abge- 
bildeten Kiemen  durch  ein  Versehen  im  Stich  ausgelassen,  aber  ähnlich,  wie  bei  Fig.  II.  Fig.  2.  rechte  Seitenansicht,  w  Auswurfsstelle.  Fig.  3. 
Kieferbau.    Fig.  4.    Zangenfuss  der  dickfingrigen  Varietät,  die  vielleicht  eine  besondere  Art  ist.    Linearvergrösserung  SOOmal. 

101.  EuehUinis  dilatata,  Ibreites  Hantelfischchen,  Flunder-Rädchen.  Tafel LVlll.Fig.il. 

E.  scutello  latius  ovato,  depresso,  subtus  complicata,  magno,  pedc  setis  carente,  digitis  longis. 

Euchlanide  large,  a  carapace  ovale  elargie,  deprimee,  gründe,  pliee  au  venire,   le  pied  sans  soies, 
les  doigfs  longs. 

Die  Flunder,  Eichhorn,  Beiträge  z.  Kenntniss  der  kl.  Wasserth.   p.  30.    Taf.  II.   Fig.  H.   1775. 

Brachionus,  Müller,  Naturforscher,  IX.  p.  208    1776. 

Herz-Flwulel,  nov.  Gen.,  Okek,  Lehrbuch  der  Naturgesch.  III.  1.  p.  40.  1815.   nach  Eichhorns  Abbildung. 

Euchlanis  dilatata,  Abhandl.   der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  46,  50.  1831.   p.  131.   Taf.  IV.   Fig.  3.  1833.   p.  219. 

Aufenthalt:    Bei  Danzig  und  Berlin  beobachtet. 

Eichhorn's  Abbildung  dieses  Thierchens  gehört  unter  die  besten  der  früheren  Zeit.     Grösse  und  Form  des  Panzers  stimmen 
für  diese  Art,  aber  die  Fussfinger  sind  zu  klein  gezeichnet.     Ich  halte  diess  nicht  für  Character  einer  besondern  Art,  sondern  für  Feh- 
ler der  Auffassung,    da  nur  diese  Art  bei  Berlin  häufig  ist.      Ich  habe   die   ganze  Entwicklung  dieses  Thierchens  öfter  beobachtet  und 
es  zu  allen  Jahreszeiten,  auch  im  Winter  unter'm  Eise,  zwischen  Conferven  und  Lemna  zuweilen  zahlreich,  nie  massenweise,  gefunden. 
Es  heftet  seine  grossen  Eier   an   die  Meerlinsenwurzeln   und  Confervenfäden   der  Länge  nach  an  und  überzieht  sie  mit  einem  Schleime, 
wodurch  sie  ganz  dem  Cocon  einer  Schmetterlings -Puppe  gleich  erscheinen.     Die   frisch  ausgekrochenen  Jungen   haben  einen  sehr  wei- 
chen Panzer  und  können  leicht  für  eine  Notommata- Art  gelten.     Die  reifen  Eier  im  Leibe  zeigen  das  Keimbläschen.      Müller  mag 
vielleicht   diese  Form   unter   den   grösseren  Exemplaren   seines  Brachionus  ovalis   und  Bractea  verstanden  haben.     Den  Schlundkopf 
gab  ich  1831  in  einer  Abbildung.     Eichhorn  sah  ihn  schon  in  Bewegung  und  hielt  ihn  für  den  Magen.      Oken  verglich  diesen  Ma- 
gen mit  einem  Karten- Herz.      Joblot's  Chenille  aquaticjue  {PL  6.   Fig.  10.  a.),   welche   man   für  eine  Euchlanis  halten  könnte, 
ziehe  ich  der  Beschreibung  halber  zu  Rotifer.   —   Das  Räderorgan  schien  mir  8  Theile  zu  haben.     Der  Schlundkopf  hatte  2  5 -zah- 
nige Kiefer.     Ich  sah  2  Seitenmuskeln,  jederseits  3  an  die  Samendrüsen   geheftete  Kiemen  und   eine  deutliche  contractile  Blase.     Das 
übrige  ist  wie  bei  voriger  Art,  nur  habe  ich  mich  neuerlich  bei  dieser  überzeugt,  dass  der  Panzer  auf  der  Bauchseite  der  ganzen  Länge 
nach  wie  die  Schaale  einer  Daphnia  offen  klafft,  er  mithin  keine  Schaale  (testula),  sondern  ein  Schildchen  mit  umgebogenen  Rändern 
{scutellum)  ist  (vergl.  1833.  p.  219.).  —  Grösse  — %  Linie  ohne  den  Fuss,  des  Eies  V20  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LVIII.   Fig.  II. 

Fig.  1.  Rückenansicht.  Fig.  2.  Bauchseite.  '  Fig.  3.  Schlundkopf  durch  Druck  ausgebreitet.  Fig.  4.  Kiefer  noch  stärker  ausgebreitet.  Fig.  5. 
und  6.  zwei  an  einer  Meerlinsenwurzel  ansitzende  Eier,  deren  eines,  Fig.  5.,  einen  schon  ganz  reifen  wirbelnden  und  kauenden  Embryo  mit  seinem 
Auge  besitzt,  deren  anderes  eine  leere  Schaale  darstellt,  aus  welcher  das  Junge,  Fig.  7.,  so  eben  entschlüpft  ist.  Linearvergrösserung  300mal  im 
Durchmesser. 


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102.     Euchlanis  JZynceus,  Kynceiis- artiges  Maiitelfiscliclien.    Tafel  LVin.  Fig.  ni. 

E.  scutello  ovato,  turgido,  involvente,  profunde  sulcato,  fronte  bicorni. 

Euchlanide  Lyncee,   a  carapace  ovale,  gonflee,   enveloppante  et  profo?idement  sillonnee^   avec  deute 
petites  cornes  an  front. 

Salpina?  Lynceus,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1833.   p.  219. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  Form  fand  sich  am  14.  Juni  1834  in  einer  klaren  Torflache  an  den  Pulvermagazinen  und  ist  seitdem  nicht  wieder  vor- 
gekommen. Sie  ist  einem  Lynceus- Kr eb sehen  überaus  ähnlich,  ist  aber  offenbar  ein  Räderthier.  Ein  5  —  6-theiliges  Räderorgan, 
ein  Schlundkopf  mit  2,  wie  es  schien ,  einzahnigen  Kiefern,  eine  kurze  Schlundröhre,  ein  dicker  fast  kugliger  Dann  ohne  Einschnü- 
rung mit  2  Darmdrüsen,  eine  deutliche,  zwischen  den  Stirnhörnchen  vorgeschobene,  Respirationsröhre ,  ein  rothes  Nackenauge  und  ein 
langer  Gabelfuss  sind  die  erkannten  Organisationstheile.  Der  Panzer  ist  sehr  eigentümlich  melonenartig  längsgefurcht  und  hat  einen 
abgesonderten  dreieckigen  plattenartigen  Stirntheil,  der  vorn  in  2  Hörnchen  ausläuft.  Unten  ist  er  der  ganzen  Länge  nach  klaffend, 
wie  bei  Lynceus  und  Daphnia.  —  Länge  des  Körpers  (Panzers)  Vis  Linie,  Dicke  V*4  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LVIII.   Fig.  III. 

Fig.  1.    Rückenansicbt     Fig.  2.     linke  Seitenansicht;   to  Auswurfsstelle.     Fig.  3.    Bauchfläche.     Fig.  4.     Stirnansicht,  verkürzt.     Linearvergrösserung 
300maL 


Nachtrag   zur   Gattung    Euchlanis  nebst   Geschichte   der   Gattung    Cercaria  und  der 

Sanienthierchen. 

Die  Formen,  aus  welchen  die  Gattung  Euchlanis  bisher  zusammengesetzt  ist,  verlangen  noch  eine  schärfere  Untersuchung. 
Einige  sind  vielzahnig  mit  einem  umgebogenen,  am  Rande  flügelartig  zugeschärften,  Schildchen,  andere  sind  einzahnig  mit  einem  Schild- 
chen, einige  haben  dieses  Schildchen  von  flacher,  andere  von  prismatischer  Form,  noch  andere  haben  vielleicht  eine  geschlossene  Schaale 
und  einzelne  Zähne.  Diess  sind  generisch  zu  trennende  Elemente,  wenn  nämlich  nicht  eine  schärfere  Beobachtung  die  wesentlicheren 
Differenzen  als  irrig  ergiebt  und  ausgleicht.     Euchlanis  dilatata  erkenne  ich  als  Typus  für  die  Gattung  an. 

Ferner  hatte  Nitzsch  1817  und  1827  aus  2  Formen,  welche  vielleicht  in  diese  Gattung  gehören,  ein  Genus  Lecane  >  und 
Bort  de  St.  Vincent  aus  denselben  1824  eine  Gattung  Trichocerca  gebildet,  letzterer  den  zweiten  Namen  sogar  zweimal  ver- 
braucht. Folgendes  sind  die  Homonyme  der  Namen  in  der  Gattung  Lecane:  1)  L.  Orbis  Nitzsch  =  Euchlanis?  Orbis;  2)  L. 
Luna  N.  =■  Euchlanis  Lima.  Vielleicht  ist  Lecane  Orbis  als  eine  noch  weiter  zu  beachtende  sehr  langfüssige  Art  dieser  Gattung 
zu  empfehlen,  die  ich  aber  nicht  sah.  Derjenigen  von  beiden  Arten,  welche  einst  von  Euchlanis  generisch  zu  trennen  wäre,  käme 
aber  der  Name  Lecane  zu.     Die  Synonvme  zu  Trichocerca  sind  bei  Dinocharis  zu  vergleichen. 

Da  Müller  auch  2  Arten  der  Gattung  Euchlanis  als  Cercaria  verzeichnet,  so  schliesse  ich  hier  in  Kürze  die  sehr  weit- 
läufige Geschichte  und  Synonymie  der  Gattung  Cercaria  und  der  aus  ihr  getrennten  10  Gattungen:  Crumena,  Furcocerca,  Histrionella, 
Macrocercus,  Phacus,  Raphanella,  Silurella,  Spermatozoon,  Virgulina  und  Zoospermos  an.     Die  Gattung  Cercaria  selbst  ist 
von  mir  seit  1828  in  den  Symbolis  physicis  aus  den  beiden  Classen  der  Infusorien   entfernt    und  zu  den  Saugwürmern,   Trema- 
todeen,  gestellt  worden,    weil   ich    Cercaria  Lemna   und   die  Sanienthierchen   als  Typus   dieser  Gattung   betrachten  zu   müssen 
glaubte.     Hill  nannte  zuerst  1751  in  seinem  grossen  systematischen  Werke,  History  of  animals,  die  2te  Classe  seines  ersten  Buches 
über  die  Thiere,  welches  von  den  mikroskopischen  Thieren  (Animalcules)  handelt,  Cercaria,  und  theilte  die  Formen  in  die  2  Gat- 
tungen Brachiurus  und  Macrocercus,   deren  letztere  die  Vorticellen  und  Sanienthierchen   umfasste,   deren   erstere   aber  Rü- 
de rthiere  und  Euglenen  enthielt  (s.  Dinocharis  und  Vorticella).      Den  Namen  Cercaria  wendete  0.  F.  Müller   1773  zuerst 
für  eine  Gattung  der  Infusorien  an  und  er  vereinigte    darin,    wie  Hill,    Magenthierchen   und  Räderthierchcn   mit  Saugwür- 
mern und  Sanienthierchen.     Hill  verzeichnete  13,   Müller,   wegen  strengerer  Systematik,    nur  8  Arten.      Seitdem  hat  man  die 
allerverschiedenstcn  wirklich  oder  scheinbar  geschwänzten  Thierchen  Cercaria   genannt,    so  dass   es   jetzt  44  Namen  für  Arten   dieser 
Gattung  giebt,  welche  theils  Krebsen,    theils  Saugwürmern,   Magen  t  liieren   oder  Räder  thieren   angehören.     Müller  selbst 
hat  bis  1786  22  Artnamen  gegeben.     Später  haben  Abildgaard  1793  1,   Bosc   1802  1,   Schrank  1803  2,  Lamarck  1815  1, 
Oken  1815  1,  Nitzsch  1817  4,  Bory  de  St.  Vincent  1823  und  1824  9,  Pritchard  1834  3  Namen  gegeben.     Die  letzteren 
3  betreffen  längst  anders  benannte  bekannte  Gegenstände.     Folgendes  ist  ein  Versuch  für  die  Synonymie:    1)  Cercaria  Baheri  Bort 
(1824.   Encycloped.   meth.)    =    Vortic.  Convallaria  v.   microstoma ;   2)    C.   Bomba  Bory   (1824)    =   Enchelys  nebulosa? , 
Leucophrys  piriformis? ;   3)  C.  caryophyllata  Bory  (1823.  Diction.  class.)  =  Trichoda?  ;   4)  C.   Catellus  Müller  (1773) 
=  Diglena  capitata?;  5)  C  catcllina  Müller  =  Diglena  catettina;  6)  C.  CometaBoinx  (1823)  =  Bodo?,  Amphileptus?  ; 
7)    C.   cornuta   Bosc    (Histoire  nat.    de  Buffon  par  Deterville,    Fers.    1802.)   =   ein  junger   Cyclops;    8)    C.  Crumena 
Müller  (1786)  =  Diglena?,    Notommata? ;  9)    C.    Cyclidium  Müller   (1773)   =    Cyclidium  margarit.?  ;    10)    C.   Discus 
Müller  (1786)   =   Bodo?;   11)    C.    ephemera   Nitzsch    (1817.  Beitr.  z.  Infusorienk.)    =  Histrionella   ephemera   der   Saug- 
wiirmer;   12)  C.  foreipata  Müller  (1786)  =  Diglena  foreipata;   13)  C.  furcata  Nitzsch  (1817)  =  Cercaria,   Malleolus 
furcatus  der  Saugwürmer;  14)  C.  gibba  Müller  (1786)  =  Bodo?;  15)  C.  Gyrinus  Müller  (1773)  =  Bodo?  und  die  ganze 
Familie   der  Sanienthierchen;    16)  C.   hirta  Müller   (1786)    =    Coleps  hirt.;   17)  C.   infuieta  Müller  (1786)  =  Histrio- 
nella? der  Saugwürmer;    18)  C  Lacryma  Bory  (1823)  =  Chilomonas?  ;   19)   C.  Lemna  Müller  (1773)  =  Histrionella? 
der  Saugwürmer;  20)  C.  longicauda  Pritchard  (The  natural  history  of  Animalcules,  1834.)  =  Euglena  longicauda;  21) 
C.  Lima  Müller  (1776)  =  Euchlanis  Lima  ;  22)  C.  lunaris  Lamarck  (1815)  =  Rattulus  l;  23)  C.  Lupus  Müller  (1773) 
=  Cycloglena  L.;  24)  C.  maculata  Bory  (1824)  =  Euglena?;   25)  C.  major  Nitzsch  (1817)  =  Cercaria?;   26)  C.  mi- 
Httta  Nitzsch  (1817)  =  Cercaria  minuta,    Saugwürmer;    27)  C.  Mougeotii  Bory  (1823)  =  Bodo?;   28)  C.   opaca  Bory 


— 465    

(1823)  =  Bodo?;  30)  C.  Orbis  Müller  (1776)  =  Euchlanis?;  31)  C.  ovalis  Schrank  {Fauna  boica  1803.)  .  ==  Euglena 
hyalina?,  Glenophora?  ;  32)  C.  Pleuronectes  Müller  (1773)  =  Euglena  PL;  33)  C.  Podura  Müller  (1773)  =  Ichthy- 
dium Pod.;  34)  C.  Pyrula  Bort  (1823)  =  Trichoda? ,  Chilomonas?  ;  35)  C  rubrum  (!)  Pritchard  (1834)  =  Euglena 
sanguinea;  36)  C.  Seminis  Oken  (1815)  =  Spermatozoon;  37)  C.  setifera  Müller  (1786)  =  O&ytricha?  ;  38)  C.  Spiro- 
gyra  Pritchard  (1834)  =  Euglena  Spirog.;  39)  C.  tenacc  Müller  (1773)  =  Bodo?;  40)  C.  tricaudata  Schrank  (Na- 
tnrhistor.  Briefe  an  Naü  1802.  p.  376.)  =  Arcella  vulgaris  et  aculeata?  ;  41)  C.  Tripos  Müller  (1776)  ==  Peridinium 
Tripos;  42)  C.  Turbo  Müller  (1776)  =  Urocentrum  Turbo ;  43)  C.  varicans  Abildgaard  (1793.  SJcrivt.  of  naturh.  Sels- 
Jcabet,  Bind  3.)  =  Cercaria,  Malleolus  furcaius?;  44)  C.  vermicularis  Müller  (1786)  ==  Diglena  foreipata? ',  Notomm. 
deeipiens?  ;  45)  C.  viridis  Müller  (1786)  =  Euglena  viridis.     Die  Cerc.  tenasc  im  Zahnsclileime  ist  unsicher  thieriscli. 

Müllers  Gattung  Cer curia  fand  schon  Schrank  1803  {Fauna  boica ,  III.  2.  p.  86.)  aus  allzuheterogenen  Dingen  zu- 
sammengesetzt ,  er  versuchte  aber  keine  Sonderung.  Lamarck  stellte  1815  8  Arten  in  eine  besondere  Gattung  Furcocerca,  2  in 
seine  Gattung  Trichocerca  und  behielt  11  als  Cercaria.  Oken  theilte  sie  1815  ebenfalls  in  mehrere  Gattungen-,  die  aber  eben  so 
heterogene  Formen  vereinigten  und  gute  abgeschlossene  Arten  zertrennten.  Nitzsch  schlug  1817  eine  Trennung  der  MÜLLERschen 
Gattung  in  12  Genera  vor,  die  er  speciell  angab  und  1827  noch  schärfer  umschrieb  und  benannte:  Macrocercus,  Urocentrum,  En- 
chelys,  Dicranophorus,  Crumena,  Lecane,  Trichoda,  Coleps,  Ceratium,  Phacus,  Cyclidium,  Cercaria,  Bory  de  St. 
Vincent  errichtete  1824  eine  Familie  der  Cercariees  bei  den  Infusorien  und  führte  1824  eine  Trennung  von  Müllers  Cercarien 
in  13  Genera  mit  wieder  andern  Characteren  und  Namen  aus,  nämlich:  Cephalodella ,  Cercaria,  Furcocerca,  Diceratella,  Hi- 
strionella, Leiodina,  Plagiotricha,  Raphanella,  Trichocerca,  Tripos,  Turbinella,  Virgidina  und  Zoospermos,  wozu  Bosc's 
Art  als  Silurella  kam.  Alle  diese  Bemühungen  bezogen  sich  nur  auf  die  sehr  untergeordneten  Verhältnisse  der  äusseren  Form  und 
erzeugten  neue,  eben  so  wenig  natürliche,  Verbindungen.  Es  folgen  hier  die  Synonyme  der  nicht  schon  vollständig  an  andern  Orten 
erwähnten  übrigen  Gattungen: 

I.     Cr umena  Nitzsch  s.  Diglena  Crumena?. 

IL  Furcocerca  Lamarck:  1)  F.  catellina  Lam.  (1815)  ==  Diglena  cat.;  2)  F.  Caiellus  Lam.  =  Digl  ca- 
pitata?; 3)  F.  furcata  Lam.  =  Digl.  caudata;  4)  F.  Lima  Lam.  =  Euchlanis  L.;  5)  F.  Lupus  L am.  ==  Cycloglena 
L.;  6)  F.  Malleus  Lam.  =  Cercaria,  Malleolus  furcaius  der  Saugwürmer;  7)  F.  Orbis  Lam.  =  Euchlanis?;  8)  F.  Po- 
dura  Lam.  =  Ichthydium  R;  9)  F.  serrula  Bory  (1824)  =  Diglena  caudJ;  10)  F.  triloba  et  trilobata  Bory  (1824, 
1825)  =  Ichrhyd.  Podura;  11)  F.  viridis  Lam.  —  Euglena  viridis. 

III.  Histrionella  Bory:  1)  //.  annulicauda  Bory  (1824)  =  Histr.  Lemna  der  Saugwürmer  {Symbolae  phy- 
sicae,  1828.  und  1831.);  2)  H.  fissa  Bory  (1824)  =  Cercaria,  Malleolus  furcatus;  3)  H.  inquieta  Bory  =  Histrionella? 
der  Saugwürmer;  4)  IL  Lemna  {Symb.  phys.  1828,  1831.)  =  ein  Saugwurm;  5)  EL  Papula  Bory  (1824)  =  Trachelius? . 

IV.  Macrocercus  Hill  (1751):  1)  M.  1.  =  Vorticella  Convallaria? ,  microstoma? ;  2)  M.  2.  =  Vortic.  Con- 
vall.?;  3)  M.  3.  =  Bodo?,  Spermatozoon  Caprarum  der  Saugwürmer;  4)  M.  4.  =  Cercaria? ,  Histrionella? ,  Euglena? 
et  Spermatozoon  Hominis  et  Simiarum;  5)  M.  5.  ==  Anguillula?  et  Spermatozoon  Canis  et  Felis,  Erinacei,  Talpae  et 
Vespertilionis;  6)  M.  6.  .==  Histrionella?  et  Spermatoz.  Equi  et  Ursi;  7)  M.  7.  =  Larva  articulala  lnsecti?  et  Sperma- 
tozoon Ranae,  Lacertae  et  Serpentum;  8)  M.  8.  =  Spermatozoon  Apum  et  Insectorum;  9)  M.  gibbus  Nitzsch  (1817) 
=  Bodo?;  10)  M.  Gyrinus  Nitzsch  =  Bodo?  und  alle  Samenthierchen?. 

V.  Phacus  Nitzsch  (1817):  1)  Ph.  Pleuronectes  Nitzsch  =  Euglena  PI.;   2)  Ph.  tenaac  Nitzsch  =  Bodo?. 

VI.  Raphanella  Bory  (1824):  1)  R.  gemmata  Bory  =  Trachelius  Anas?,  gemmatus?  ;  2)  R.  loblotii  Bort 
=  Trachelius  Anas?;  3)  R.  Podura  Bory  =  Ichthydium  Podura;  4)  R.  Proteus  Bory  =  Distigma  tenax ;  5)  R.  ra- 
punculoides  Bory  =  Uroleptus  caudatus;  6)  R.  urbica  Bory  =  Euglena  viridis?,  As/asia  viridis?;  7)  R.  urbicola 
Bory  =  Idem. 

VII.  Silur ella  Bory  (1824):  1)  S.  Boscii  Bory  =  ein  junger  Cyclops;  2)  S.  cyclopina  Bory  =  ein  junges 
Cyclops  -  K  r  e  b  s  c  h  e  n . 

VIII.  Spermatozoon  v.  Baer  (1827.  Acta  Leopold.    Vol.  XIII). 

IX.  Virgulina  Bory  (1824):  1)  V.  brevicauda  Bory  =  Cyclidium  margaritac? ,  Glaucoma? ;  2)  V.  Cycli- 
dium  Bory  (1826)  =  ldem;  3)  V.  Discus  Bory  (1824)  =  Bodo?;  4)  V.  Pyrenula  Bory  =  Bodo?  tenaat ;  5)  V.  Pleu- 
ronectes  Bory  ==  Euglena  PI. 

X.  Zoospermos  Bory  (1824)  =  Spermatozoon  mit  fielen  Arten,  deren  aber  keine  einzige  deutlich  zu  den  Infusorien 
gehört,  die  vielmehr  sämmtlich  den  Saugwürmern  anzugehören  scheinen. 

Sämmtliche,  bisher  zu  den  Infusorien  gestellte,  Samenthierchen  {Spermatozoa ,  unrichtig  Zoospermos  genannt)  bieten 
der  Geschichte  und  Beobachtung  noch  folgende,  zum  Theil  mehr  psychologisch,  der  verschiedenen  Verirrung  des  menschlichen  Geistes 
bei  ihrer  Auffassung  halber,  als  naturhistorisch  interessante,   Verhältnisse  dar. 

Kurze  Uebersicht  der  Kenntnisse  von  den  Samenthierchen  oder  Spermatozoon. 
Die  Veranlassung  zur  Entdeckung  der  Spermatozoon  gab  im  August  1677  ein  Leydner  Student  der  Medicin,  Ham  (Leeü- 
wenhoek  nennt  ihn  im  November  1677  Ham  und  Hammiüs,  der  berühmte  Physiker  Hüygens  nennt  ihn  1678  Hammius-  Neuere 
(Cloquet,  Gleichen)  haben  ihn  auch  Ludwig  von  Hammen  und  den  Sohn  eines  holländischen  Consuls  aus  Danzig  genannt).  Er  war 
ein  sonst  unbekannt  gebliebener,  eifriger  junger  Mann,  welcher,  von  Leeüwenhoeks  Entdeckungen  angezogen,  sich  in  dessen  Beobach- 
tungsmethode  von  ihm  unterrichten  liess  und  diese  zufällig  auf  den  Abgang  eines  an  Samenfluss  leidenden  Kranken  anwendete.  Er  sah 
und  zeigte  Leeuwenhoek  und  Hüygens  {His/ory  ofthe  Royal  society ,  Vol.  III.  p.  415.  16.  Juni  1678.)  darin  sich  bewegende 
geschwänzte  Körperchen,  und  hielt  sie  für  einen  Beweis  krankhafter  Zersetzung  und,  Fäulniss.  Der  Entdecker  des  physiologisch  Merk- 
würdigen bei  den  Spermatozoon  wurde  erst  Leeuwenhoek.  Er  theilte  im  November  1677  {Philos.  Tr ansäet.  XL  Dec.  1677. 
Nr.  142.  p.  1040.  Continuatio  Arcanorum  Naturae,  p.  60.)  der  Londoner  Societät  der  Wiss.  mit,  dass  es  nicht  bloss  in  krank- 
haften, sondern  auch  in  den  gesunden  zähen  Befruchtungsflüssigkeiten  männlicher  Individuen  zahllose,  dem  blossen  Auge  ganz  unsicht- 
bare, lebende  Wesen  gebe,  und  am  18.  März  1678  erweiterte  er  {p.  1044.)  diese  Mittheilungen  dahin,  dass  dieselbe  Erscheinung  bei 
gesunden  Kaninchen  und  Hunden,  wie  beim  gesunden  Menschen,  statt  finde.  Sogleich  mit  dieser  Entdeckung  entstanden  neue 
Systeme   über  die  Entstehung  der  Thiere  und  des  Menschen.      Manche   leichtfertige  Beobachter   und  Systematiker  kielten   diese  kleinen 

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frei  bewegten,  den  Frosch larven  oder  Kaulquappen  im  Kleinen  ähnlichen,  Körperchen  geradehin  für  jene  kleinen  materiellen 
ewigen  phantastischen  Idole  des  alten  griechischen  Philosophen  Democrit,  die  jedem  besondern  Thiere  gleichartig  innwohnten  und 
sich  allmälig  in  die  grösseren  Formen  der  Thiere  und  Menschen  entfalteten  und  ausdehnten.  Einige  bildeten  sogar  kleine  Menschen- 
Figuren  ab,  die  sie  in  diesen  Spermatozoon  schon  ganz  vorgebildet  sich  dachten  und  gesehen  haben  wollten.  Dergleichen  abenteuer- 
liche Abbildungen  von  Samenthierchen,  ganze  kleine  Menschenfiguren  eingeschlossen  enthaltend,  gab  zuerst  der  holländische  Physiker  Hart- 
soeker,  welcher  sich  auch,  ohne  Begründung,  die  Ehre  der  Entdeckung  der  Spermatozoen  anmaasste  (vergl.  Büffon  IL  cap.  VIL), 
in  seinem  Werke:  Principe*  de  ph?jsique3  1694.  p.  230.  Wieder  andere  bildete  ein  gewisser  Dalenpat  (nicht  Delampatius)  in  den 
Nouvelles  de  la  republique  des  lettres,  Mai  1699.  p.  552.  ab,  welcher  sie  aus  Spermatozoen  samint  Brust  und  Armen,  Kopf  und 
Beinen  auskriechend  mit  seinen  Augen  gesehen  haben  wollte :  „  Nam  dam  om?iia  curiose  lustramus,  iinum  grandius^  eamto  jam 
övtpaQ,  quo  involvebatur,  sese  aperuit  nudatasque  clare  ostendit  ambas  tibias,  crura^  pectus,  gemina  brachia  et  eamvium 
altius  protractum  caput^  ad  instar  cucullae,  obnubebat.  Se&uum  discrimina  prae  e&iguitale  nosci  non  quita  sunt  et 
moritur  dum  se  aperuit*"  Diesen  Brief  an  Bernard,  den  Herausgeber  der  Nouvelles  in  Rotterdam,  welcher  bei  Leeüwenhoek. 
etwas  anders  lautet,  soll  ein  gewisser  Francis  Plantade,  Secretair  der  Akademie  zu  Montpellier  (Gleichen),  geschrieben  haben,  der 
seinen  Namen  in  Dalenpat  verkehrte.  Schon  Leeüwenhoek  wiess  im  116ten  Briefe  der  Contin.  Arcanor.  Natur ae  p.  88.  im 
Juni  1699  diese  Darstellungen  als  völlig  naturwidrig  und  gehaltlos  mit  ausführlichen  Gründen  zurück.  Noch  detaillirter  und  widersin- 
niger kehrten  solche  Ideen  als  Beobachtungen  in  einem  kleinen  Buche  des  französischen  Malers  und  Anatomen,  Jacques  Gautier 
dAgoty,  Zoogenie  ou  generation  de  V komme  1750  wieder,  nie  hat  aber  ein  bedächtiger  fruchtbarer  Forscher  ihnen  Beifall  ge- 
schenkt. In  die  gleiche  Richtung  gehört  das  Menschengesicht  mit  Schnauzbart  (Grenadiergesicht),  welches  Joblot,  Professor  der  Ma- 
thematik in  Paris,  an  einem  Wasserthierchen  mit  6  Füssen  erkannte  und  1718  auf  Tafel  VI.  Fig.  12.  seines  Werkes  (Observation*  faiU 
avec  le  microscope)  abbildete,  was  nichts  weiter  als  eine  kleine  Wassermilbe  war,  deren  Rückenzeichnungen  er  abenteuerlich  deu- 
tete, wie  mancher  leicht  in  den  Wolken  Figuren  sieht,  die  an  sich  gar  keinen  Zusammenhang  mit  dem  Bezeichneten  haben,  oder  wie 
der  Todtenkopf-Schmetterling  den  Todtenkopf,  der  Adlerfarrn  den  doppelten  Adler  trägt.  Das  sind  Verirrungen  der  Phan- 
tasie, oder  Spielereien  schwacher  und  ernstloser  Beobachter,  oder  es  sind  gleichgültige  Ärmlichkeiten,  gesucht  von  müssiger 
Laune.  Leeüwenhoek,  in  dessen  Hände  zum  Glück  für  die  Wissenschaften  die  erste  Auffassung  der  allgemein  anregenden  Erschei- 
nung fiel,  verfolgte  dieselbe  mit  Ernst  und  Gründlichkeit,  und  stellte  sie  auf  dem  richtigen  Gesichtspunkte  sogleich  so  fest,  dass  die 
gewöhnlichen  Schwankungen  der  Meinung  verschiedener  Beobachter  nicht  mehr  von  wesentlichem  Einfluss  auf  das,  für  alle  Zeiten  schon 
begründete,  Urlheil  waren.  Dass  auch  er  die  Samenthierchen  für  entwickelungsfähige  Keime  der  grösseren  Thiere  und  der  Menschen 
hielt,  ist  eine  ihm  verzeihliche  Teleologie  oder  Liebe  zur  Erklärung  des  Nutzens  gewesen,  da  seine  Nüchternheit  in  der  Beobachtung 
durch  sie  nicht  beeinträchtigt  worden  ist.  Seitdem  ist  die  Lehre  von  den  Spermatozoen  fast  zu  einer  besondern  Wissenschaft  geworden, 
welche  die  Philosophen  in  ihre  Systeme  verflochten  und  welcher  nicht  wenige  Naturforscher  die  Lebenskraft  vieler  Jahre  gewidmet  haben. 

Die  Democritische  Vorstellungs  weise  des  Körperlichen,  welche  in  der  Philosophie  des  Cartesius  1630  neue  Wurzeln 
schlug,  wurde  durch  Leeüwenhoek' s  Entdeckung  der  Infusorien  1675,  besonders  aber  der  Spermatozoen  1677,  vielen  anschaulich, 
sey  es,  dass  man  diese  sichtbar  bewegten  Körperchen  für  Thiere  oder  für  Skizzen,  Formen,  Keime  oder  Anlagen  der  Thiere  hielt. 
Mit  starken  Farben  sprach  sich  Lelevel,  ein  Professor  der  Philosophie  und  Geschichte  in  Paris,  1699  darüber  aus,  indem  er  die 
kleinen  Urformen  aller  existirenden  Körper,  die  je  waren  und  seyn  werden,  gleichzeitig  erschaffen  meinte,  so  dass  alle  jetzt  lebenden 
Menschen  von  gleichem  Alter  mit  Adam  wären:  „Les  moules  de  ces  corps — tous  ces  corps  en  petit  ont  ete  forme*  par  Dieu 
meme  des  le  commencement ,  les  embryons  de  tous  les  corps  organises  sont  aussi  anciens  que  le  monde,  le  corps  du  der- 
?iier  des  hommes  qui  vivera  sur  la  terre  est  aussi  äge  que  celui  d Adam"  (Nouvelles  de  la  Republique  des  lettres,  1699. 
p.  210.).  Auch  Leibnitz  sprach  sich  in  der  Theodicee  1710  philosophisch  für  die  Präexistenz  und  Fortexistenz  aller  Körper  billi- 
gend aus.  Andry,  ein  thätiger  berühmter  Anatom  zu  Paris,  gab  1700  die  wunderliche  theoretische  Erläuterung,  dass  diese  Thierchen 
beim  Menschen  einen  dickeren  Kopf  hätten  und  lauter  kleine  Embryonen  wären,  deren  immer  1  in  ein  Ei  schlüpfe  und  mit  dem 
Schwänze  die  Klappe  der  Oeffnung  verschliesse ,  um  sich  darin  zum  Jungen  zu  entwickeln.  Linne  sprach  sich  1746  gegen  die  An- 
sicht aus,  dass  die  bewegten  Körperchen  im  Samen  Thiere  wären.  Er  erklärte  sie  für  ölige  Theilchen  (particulas  oleosas,  Amoe- 
nitat.  Academ.  de  sponsal.  plant,  p.  372.),  scheint  sie  aber  nie  selbst  beobachtet  zu  haben.  Sehr  ausführlich  behandelte  Büffon 
1748  den  Gegenstand  in  seinem  classischen,  überaus  fleissigen  und  geistvollen  colossalen  Werke  über  die  Naturgeschichte  der  Thiere 
(Hist.  not.  generale  et  partic.  T.  IL  c/tap.  V.  VI.).  Er  bestätigte  die  Existenz  der  Thierchen,  behauptete  aber,  dass  Leeü- 
wenhoek sie  grösser  gezeichnet,  als  er  sie  gesehen.  Er  selbst  habe  sie  auch  in  weiblichen  Hunden  und  Kaninchen  (in  den  Eier- 
stöcken, die  er  Samendrüsen  nennt)  eben  so  gesehen,  und  endlich  suchte  er  (p.  80.)  durch  einen  Schluss  aus  den  Grössen  Verhältnissen 
die  Vorstellung  einer  Einschachtelung  mehrerer  Generationen  zu  entkräften,  indem  darnach  ein  Mensch  schon  gegen  das  Samenthierchen 
der  sechsten  Umhüllung  bei  gleichen  Verhältnissen  viel  grösser  seyn  würde,  als  unser  Sonnensystem  gegen  das  kleinste,  durch  ein  Ver- 
grösserungsglas  zu  erkennende,  Stäubchen.  Er  hält  sie  übrigens  nicht  für  Thiere,  sondern  (c.  IV.  p.  36.)  ihre  Bewegung  für  eine 
noth wendige,  unfreie,  und  sieht  sie,  mit  Neediiam,  welcher  sie  1747  mit  den  Samenröhrchen  des  Calmar  verglich,  und  durch  die- 
sen gerade  besonders  dazu  angeregt,  für  dem  Sperma  wesentliche  Körperchen  an,  die  sich  aber  weder  selbst  entwickeln,  noch  etwas 
erzeugen  könnten,  vielmehr  nur  vermittelnde  Maschienchen  wären.  Diese  von  Büffon  vertheidigte ,  die  Spermatozoon  abschliessende, 
Ansicht  der  Entstehung  der  Organismen,  ohne  vorexistirende,  sich  nur  entwickelnde  Keime,  führt  in  der  Physiologie  den  Namen  Epi- 
genesiS)  System  der  Nachbildung,  oder  allmäligen  Heranbildung. 

Den  ersten  systematischen  Namen  und  Rang  gab  diesen  Thierchen  Hill  1751,  indem  er  sie  als  Zoolog  in  das  Thierreich 
wirklich  aufnahm  und  sie  in  die  2te  Classe  seines  ersten  Buches  von  den  Thieren  stellte,  die  er  Cercaria  nannte.  Die  Gattung 
(das  Genus)  der  Samenthierchen  nannte  er  Macrocercus^  und  in  dieselbe  Gattung  zog  er  die  gestielten  Vorticellen.  Die  lang- 
schwänzigen  Euglenen  und  die  Histrion eilen  der  Saugwürmer  waren  offenbar  im  Sinne  von  Hill  ebenfalls  MacrocercL  Im 
Jahre  1756  und  1758  erschienen  in  Nürnberg  neue  Beobachtungen  und  Zeichnungen  der  Spermatozoen  von  Ledermüller,  welche  ge- 
gen Büffon  die  Thierheit  dieser  Körperchen  bestätigen  und  beweisen  sollten,  dass  Leeüwenhoek  sich  für  seine  Beobachtungen  eines 
Sounenmikroskops  bedient  habe,  weil  nur  dadurch  die  Grösse  seiner  Abbildungen  als  naturgetreu  erklärlich  werde.  Letzteres  scheint 
aber  nicht  nöthig,  weil  man  bei  2000maliger  Linearvergrösserung  diese,  fast  V*8  Linie  langen,  Thierchen  gerade  so  gross  sieht,  als 
Leeüwenhoek  zeichnete,  und  eine  solche  Vergrösserung  mit  sehr  kleinen  einfachen  Linsen  von  l/i%  Vis  Linie  Focus  aller- 
dings auch  möglich  ist.  Haller  wies  1758  nach,  dass  das  Hühnchen  im  Ei  schon  vor  der  Befruchtung  darin  vorhanden  sey. 
Caspar  Wolf  wies  1759  in  seiner  classischen  Schrift:  Theoria  gener  ationis,  p.  XXIX.  das  System  der  Vor  Zeichnung  (Prae- 


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delineatio)  und  das  durch  Leeuwenhoek  hervorgerufene  System  der  Vorbildung  junger  Körper  mittelst  der  Spermatozoon ,  als  zu 
einer  Erklärung  der  Erzeugung   {generatiö)    organischer  Körper  nicht  geeignet,    ganz  und  gar  zurück.      Bonnet   nahm   dann    in    den 
Co?isiderations  stir  les  corps  organises  1762  die  Thierheit  der  Samenkörperchen   als    historisch  sicher  auf,    sah  sie  aber   nicht   als 
nothwendig,    nicht   als    vorgebildete  Keime   der   künftigen  Geschlechter   an,    vertheidigte    vielmehr  das  System  der  Einschachtelung  oder 
Entwickelang  {Evolution ,   Emboitement)  der  Geschlechter  in  Rücksicht  auf  die  Präexistenz    des  Keimes  im  Ei  vor  der  Befruchtung. 
Linne  nahm  auch  in  seinem  späteren  Leben  von  den  Spermatozoon  als  Thieren  gar  keine  Notiz,  aber  Pallas  erkannte  sie  1766  als 
selbstbewegte  deutlich  belebte  Wesen  an,    die  er  geneigt  war  zu  Volvos  zu  stellen    {Elenchus  ZoophyL  p.  416.).      O.  F.  Müller 
hatte  nie  die  Samenthierchen  aufgesucht  und  nie  gesehen,  er  hatte  aber  ähnliche  Infusorien -Formen  in  thierischen  Aufgüssen  beobachtet 
und  hielt  diese  1773  und  1786  für  völlig  gleich  mit  jenen,  denen  er  insgesammt  den  Namen  Cercaria  Gyrinus  beilegt.     Durch  sehr 
sorgfältige  und  detaillirte  Beobachtungen  und  Experimente  machte  Spallanzani    von  1765  an    es  von  Neuem  wahrscheinlich,    dass  die 
Spermatozoon  allerdings  nicht  die  sich  entwickelnden  Keime  der  Thiere  und  Menschen  sind.     Auch  fand  er  in  derselben  Flüssigkeit  zu- 
weilen andere  Würmclien    (Saggio  di  osservazioni  concern.  il  sislema  della  generatione).      Er   widerlegte   dabei   sehr  ausführlich 
die  entgegengesetzten  Ansichten  des  Dr.  Pirri  in  dessen  Theorie  de  la  piitrefaction^  und  des  Malers  Gautier  von  1750.     Glei- 
chen^ Abhandlung  über  die  Samenthierchen,    ein  Werk  von  1778,    war  wieder  auf  viele  eigene  Anschauung  gegründet  und  sprach  die 
Thierheit  der  Formen  mit  Bestimmtheit  aus,  zugleich  auch  die  freilich  nur  theoretische  Meinung,  dass  das  Eindringen  der  Spermatozoon 
in   die  Eier   zu   deren  Erweckung  zur  Entwickelung   oder  Befruchtung  nothwendig   sey.      Seit  1791  hatte  auch  Blumenbach's  Schrift 
über  den  Bildungstrieb,    worin  die  Spermatozoon  als  Nebensache  bei  der  organischen  Bildung    erscheinen,    die  Ideen  von  der  Be- 
deutsamkeit dieser  Körperchen  abgelenkt.      Er  führte  sie  als  Chaos  spermaticum  bei  den  Infusorien  auf.      Cüvier  erwähnt  sie  1798 
als  Thiere,    aber  1805  in  den  Legons  d  Anatomie  comparee  da,   wo  er  die  Befruchtung  abhandelt,    nicht,    und  hat  sie  im  Regne 
animal  1830  als  Cercaria  mit  dem  Zusatz  bei  den  Infusorien  verzeichnet:  animaua:  snr  lesr/uels  on  a  fonde  tant  d hypotheses 
bizarres.     Auch  Treviranüs  in  seiner  Biologie  (1802  — 1805.  Vol.  II.  und  III.)  und  auch  Oken  legen  ihnen  keine  Wichtigkeit  bei. 
Ein  neues  Interesse  für  diese  Körperchen  erregten  1824   die  Mittheilungen  von  Prevost    und  Dumas  in  den  Annales  des 
sciences  naturelles ,  T.  1.  p.  274.,  welche  mit  folgenden  Resultaten  schlössen:    1)  Alle  männlichen  Thiere  in  reifer  Körperentwicke- 
lung besitzen  Spermatozoon,   sehr  junge    und  sehr  alte  nicht,    die  Vögel   nur   zur  Brutzeit,    aber  Hahn    und  Tauber  stets.      2)    Die 
Spermatozoon  sind  nur  in  den  Samendrüsen  und  bleiben  auch,  durch  die  Ausführunos^än^e  entleert,  eine  Zeitlang  unverändert.     3)  Die 
Samenblasen,    die  Nebenblasen,    die  Prostata  und  die  Cowper'schen  Drüsen  haben  keine  Thierchen.      4)  Die  Bewegung    dieser  Thier- 
chen  ist  an  ihren  Lebenszustand  eng  gebunden,   ganz  anders  als  bei  den  Infusorien,    auch  sind  sie  durch    völlig  übereinstimmende  Form 
verschieden.     Sie  sind  das  Product  einer  wahren  Seeretion.     5)  Der  electrische  Funke  tödtet  sie,  die  galvanischen  Ströme,  welche  Was- 
ser und  Salze  zersetzen,  rühren  sie  nicht.     Die  Verfasser  dieser  detaillirten  Untersuchung  haben  neue,    stark  vergrösserte ,  Abbildungen 
einiger  Formen  gegeben,   welche  bis  jetzt  die  besten  sind.     Die   erste  Anzeige   dieser   dort   geläuterten  Arbeit  war  1821  in  den  Mem. 
de   la   soc.   de  Physique  de  Geneve,    Fol  I.  p.  180.   mit   riesenhaften,    idealen,    Figuren.     Bory    de  St.  Vincent   hat   gleich- 
zeitig 1824  in   der  Encyclopedie  methodiefue  d'hist.  ?iat.   Article  Zoospermos   eigene  Beobachtungen   und   systematische  Versuche 
mitgetheilt.      Er  sieht  die  Samenthierchen  als  Thiere  seiner  Familie  der  Cercariees  bei  den  Infusorien  an   und   hat   sie  in  eine  beson- 
dere Gattung  abgeschieden,  die  er  Zoospermos  nennt.     Er  verzeichnet  26  —  30  Arten,    die  er  nach  den  Thierarten  benennt,    aus  de- 
nen sie  genommen.      Seine  Ansicht   dieser  Körperchen   spricht   er  in  folgenden  Sätzen   aus:    1)  Die  Samenthierchen  sind  wahre  Thiere 
und  können  kein  Product  der  Secretion  seyn.      2)   Sie  verhalten  sich  wie  Eingeweidewürmer  der  Samenflüssigkeit.      3)    Sie  finden  sich 
nur  dann,    wenn  diese  Flüssigkeit,   ihr  Element,   vorhanden  ist.     4)  Sie  dienen   durch  ihre  Bewegungen   zur  Mischung  und  Fruchtbar- 
machung des  Samens.     5)  Durch  starke  Vermehrung  werden  sie  zu  einem  Reiz.     6)  Durch  Fortleben  eine  Zeitlang,  nachdem  sie  aus- 
geschieden, können  sie  eine  mehrfache  Befruchtung  vermitteln.     Im  Article  Cercariees  ist  schon  1823  einiges  allgemeine  von  ihm  (im 
Biet,  classique)  gesagt  (vergl.  Mutiere  muqueuse^   ibid.  p.  254.).      Im  folgenden  Jahre  1825   schrieb  Dumas    den  Artikel  Gene- 
ration für  das  Dielion.  classifjue  d hist.  nat.,   worin  seine  früheren  Mittheilungen   ausführlich  wiederholt   sind.      Dass   eine  Henne 
20  Tage  lang  nach  dem  Hahntritt,  oder  eine  Bienen-Königin  lange  hinter  einander  befruchtete  Eier  legen  könne,  erklärt  er  durch 
Fortleben   der  Spermatozoen   in   einer  seitlichen   Tasche   oder   im   Eileiter,    welches   Prevost   nach   14  — 18   Tagen   noch   direct   sah 
{p.  220.).     Er  schliesst  mit  Rolando's  Beobachtung  (?),    dass  die  Spermatozoen  in  die  Eier  eindringen  und  den  Anfang  des  Nerven- 
systems bilden,  und  dass  die  Gefässhaut  des  Eies,  als  weiblicher  Theil,  die  übrigen  Organe  bilde,  was  denn,  wenn  es  sich  so  verhielte, 
allerdings  vieles  bisher  Dunkle  erklären  würde.     Allein  die  Resultate  der  neueren  und  meiner  eigenen  Forschungen  zeigen,  dass  zu  sol- 
chen Schlüssen  das  Material,   die  Basis,   d.  h.  die  Form  und  Natur  der  Spermatozoen,  von  jenen  Beobachtern  noch  lange  nicht  hinrei- 
chend scharf  untersucht  war. 

Im  Jahre  1826  wurden  die  Spermatozoen  in  Burdach's  gründlichem  Werke   über  die  Physiologie  als  Erfahrungswissenschaft 
(I.  p.  95.)  von  Baer   für  zufällige  Infusorienbildung  gehalten.     Johannes  Müller  hielt  sie  1827  nur  für  einen  Theil  und  das  Zei- 
chen der  höchsten  Belebung  des  Samens,  dabei  für  Infusorien.     Die  Infusorien  hielt  er  damals  für  Product  des  Zerfallens  der  thierischen 
Substanz  (p.  86,  89.  seines  Grundrisses  für  Vorles.  über  Physiologie),     v.  Baer  gab  1827  in  den  Actis  Leopoldi/iis,    Vol.  XIII. 
2.  p.  640,  647.  den  sprachrichtigeren  Namen  Spermatozoa ,  und  hielt  sie  für  frei  werdende  organische  Masse,  wie  Blutkügelchen,  und 
als   eine   sehr  niedrige  Stufe    des  selbstständigen  Lebens   im  Cercarientypus.      Duges    beschrieb   1828    die  Spermatozoen    des  Regen- 
wurms als  ovale  platte  Körperchen  {Annales  des  sc.  nat.  XV.  p.  333.).     Bory  de  St.  Vincent   wiederholte   1830   seinen  Auf- 
satz von  1824  im  Biet,  classique  unter  Zoospermes  und  gab  1831  eine  Erläuterung  seiner  dortigen  kleinen  Abbildungen  von  24  Ar- 
ten.    Ich  entfernte  1830  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  p.  48.  und  1831  in  den  Symbolis  physicis,  Evertebrata  I.  Text, 
Entozoa,   die  Spermatozoen"  von  den  Infusorien,    weil   sie  weder   einen  polygastrischen  Bau,    noch   die  Charactere    der  Räderthierchen 
zeigten,    und  stellte  sie   zu  den  Trematod een    der  Entozoen,    als  Trematoda  Pseudo-polygastrica,   in   einer   eigenen  Familie 
der  Cercozoa,   woran  ich  auch  die,  den  Distomen  ganz  ähnlichen,  Gattungen   Cercaria  und  Histrionella  nebst  Phacelura  reihte. 
Zwar  kann  man  auch  bei  Vibrio  und  Spirillum  keinen  polygastrischen  Bau  erkennen,    allein  man   kann   es   bei  den  ähnlichen  Monas 
und  Ophidomonas,  und  man  kann  sich  bei  ersteren  damit  beruhigen,  dass  keine  der  wenigen  bekannten  Arten  so  gross  ist,  dass  ihr  Or- 
ganismus gesehen  werden  müsste,  wahrend  die  Spermatozoen  allerdings  viel  grösser  sind,  viele  Arten  vorstellen  und  auch  Organe,  die 
man  freilich  nicht  in  den  bisherigen  Abbildungen  suchen  muss,    die    mir   aber  1828    völlig   den   von  mir   bei  Histrionella  gezeichneten 
gleich  vorkamen,   erkennen  lassen,   welche  sie  denn  auch  an  die  Histrionellen  enger,    als  an  die  Magen  thierchen,  anschliessen. 
Im  Jahre  1832  und  1833  erschien  eine  mühsame  Arbeit  über  denselben  Gegenstand  vom  Prof.  Czermac  in  Wien  (Beiträge  zur  Lehre 
von  den  Spermatozoen),,  worin  die  Samenthierchen  wieder  für  das  active  Princip  der  Sameniiüssigkeit  angesehen  und  für  diese  als  das- 


468 

jenige  erklärt  werden,  was  die  Blutkörperchen  für  das  Blut  sind  (p.  10.).  Ob  man  sie  Infusorien,  ob  Entozoen  nennen  solle,  sey 
ungewiss,  da  es  keinen  Unterschied  zwischen  beiden  gebe.  Die  Bewegung  sey  von  der  der  Infusorien  nicht  verschieden.  Er  nimmt 
selbstständige  Lebensatome  in  den  organischen  Körpern  an  und  stellt  jene  in  die  Reihe  der  Thiere  als  Chylo-  und  Haematosphae- 
ren  (Chylus-  und  Blutkügelchen)  einesteils,  und  als  Spermatozoon  anderntheils.  Diese  Spermatozoon  theilt  er  in  Cephaloidea  (schwanz- 
lose Kugelchen,  die  er  (irrig)  bei  Fischen  angiebt),  üroidea  (kopflose  Fäden,  bei  Amphibien  und  Vögeln)  und  Cephaluroidea 
(Kopf  und  Schwanz  führende,  bei  Sauge  thieren).  Nachdem  sie  platt  oder  rund,  kurz-  oder  langschwänzig  sind,  soll  man  daraus 
Genera  bilden.  Sie  entstehen  aus  Körnern,  wie  Blutkügelchen  und  Dotterstoff.  Der  Same  sey  das  Zeugungsblut,  das  Blut  der  Er- 
nährungssame. Die  Abbildungen  sind  weniger  gelungen,  als  die  von  Prevost  1824.  In  den  Abhandlungen  der  Berliner  Akademie 
vom  Jahre  1833  (1832)  p.  18.  sprach  ich  mich  nach  neuen  Beobachtungen  über  diese  Verhältnisse  wie  früher  aus. 

R.  Wagner  beschrieb  1834  und  1835  gegliederte  (?  )  Spermatozoon  des  Regenwurms  (Lehrb.  der  vergleich.  Anatomie, 
IL  p.  315.  Müllers  Archiv  für  Physiol.  1835.  p.  222.),  und  benutzte  (in  Wiegmann's  Archiv,  1835.  p.  368.)  dieselben  zur  ana- 
tomischen Erkennung  männlicher  Samendrüsen.  Henle  beschrieb  1835  in  Müllers  Archiv  (p.  574.)  mehrfache  Formen  von  Körper- 
chen in  Samen  des  Regenwurms,  und  sah  mit  Dr.  Schwann  die  den  Cercärien  ähnliche  Sauggrube,  welche  auch  mich  1830 
leitete,  in  menschlichen  Spermatozoon.  Er  sah  sie  nur  todt  und  dabei  Körper  und  Schwänze  getrennt,  wie  bei  Cercärien,  wo  es 
Nitzsch  irrig  für  Zusammensetzung  aus  2  Thieren  hielt.  Dass,  wie  er  sagt  und  abbildet,  Naviculae  in  den  Sarnenorganen  des  Re- 
genwurms (p.  592.)  und  Arcellae  in  denen  des  Flusskrebses  wären,  ist  eine  Verirrung  durch  Formälinliehkeit,  die  erkennen 
lässt,  dass  die  richtige  Beurtheilung  dieser  Verhältnisse  und  die  Untersuchung  selbst  gar  manche,  bisher  unberücksichtigte,  Schwierig- 
keiten hat  und  ja  nicht  übereilt  werden  darf.  Gleichzeitig  erschien  eine  Abhandlung  von  Treviranus  in  Bremen  in  seiner  Zeitschrift 
für  Physiologie,  worin  er  (p.  136,  139.)  die  Spermatozoon  von  den  Infusorien  als  verschieden  erklärt  und  sie  als  dem  Samenstaube 
{Pollen)  der  Pflanzen  analoge  Körper  bezeichnet.  Die  dazu  gegebenen  Abbildungen  haben  aber  keine  Klarheit,  und  das  Urtheil  ist 
mehr  die  Folge  scharfsinniger  Combination  des  höchst  achtbaren  Forschers.  In  den  Abhandlungen  der  Berliner  Akademie  1835  sprach 
ich  mich  p.  240.  nach  zahlreichen  neuen  Beobachtungen  von  Neuein  über  diesen  Gegenstand  aus,  und  bezeichnete  die  Familie  der  Cer- 
cozoen  im  Verhältniss  zu  den  Distomen,  wie  die  Cystica  zu  den  Bandwürmern.  Die  wahren  Spermatozoon  theilte  ich  in  fa- 
denartige Trichozoa,  welche  sich  vielleicht  später  zu  den  Fadenwürmern,  Nematoidea,  gesellen  lassen,  und  in  Froschlarven-artige 
Cephalozoa,  deren  nächste  Verwandtschaft  zu  Histrionella  ich  noch  mehr  befestigt  hatte.  .  Im  Jahre  1835  war  ich  mit  Prof.  Rüd. 
Wagner  in  Helgoland,  wo  derselbe  mir  die  aufgefundene  interessante  Erscheinung  der  Spermatozoon  der  Actinien  zeigte,  deren  äus- 
sere Formen  mir  schon  1823  im  rothen  Meere  bekannt  wurden  und  welche  ich  bereits  1828  in  den  Symbolis  physich  hatte  stechen 
lassen,  deren  Bedeutung  und  scheinbares  rasches  Verlängern  des  in  der  Mitte  scheinbar  gewimperten  Fadens  aber  mir  neu  war.  Wim- 
pern kannte  und  zeichnete  übrigens  schon  Spallanzani  an  den  Spermatozoon  des  Salamanders  1776  (Opuscoli  di  fis.  IL  27. 
Tav.  III.  Fig.  VI.  VII.).  Im  Jahre  1836  erschienen  in  Müller's  Archiv  für  Physiologie  neue  sehr  fleissige  und  interessante  Auf- 
sätze von  R.  Wagner  und  v.  Siebold.  Ersterer  handelt  über  die  Genesis  der  Samenthierchen,  theilt  sie  in  Samenthierchen  und 
gleichzeitige  Samenkörnchen,  als  die  Keimstätte  jener,  und  vermuthet  unter  andern  in  den  durch  Needham  und  Büffon  so  berühmt 
gewordenen  Maschienchen  im  Samen  des  Calmar  nur  einen  grossen  Eingeweidewurm,  Echinorhynchus,  den  er  wirklich  da  fand 
(p.  230.),  giebt  auch  eine  Zeichnung  eines  Spermatozoon  des  rothen  Affen.  v.  Siebold  gab  sehr  zahlreiche  und  mühevolle  neue 
Beobachtungen  über  Spermatozoon  der  rückenmarklosen  Thiere  ebenda  p.  13.  und  232.,  auch  im  Uterus  der  Distomen,  wobei  er  die 
Phacelura  Paludinae,  in  der  ich  1831  einen  innern  Darmcanal  und  daneben  noch  einen  trüben  Streifen  (Eierstock?),  wie  bei  Anguil- 
lula,  zu  erkennen  meinte,  als  einen  Entwickelungszustand  der  Samenthierchen  aus  Bläschen  durch  Längstheilung  betrachtet.  Ich  habe 
mich  auch  neuerlich  wieder  überzeugt,  dass  diese  Phacelura  sich  wie  ein  Entozoon  (Cercarie),  aber  nicht  local  wie  ein  Sperma- 
tozoon verhält,  da  sie  zuweilen  die  ganze  Leber  erfüllt.  Besonders  merkwürdig  wäre  auch  desselben  scharfsichtigen  Beobachters  Entdeckung 
der  Spermatozoon  bei  den  Acalephen,  Medusa  aurita  (Froriep's  Notizen,  Sept.  1836.  p.  33.),  wo  es  mir  aber  auch  nicht  gelang 
sie  zu  sehen  (vergl.  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1835.  (gedruckt  1836.)  p.  199,  258.).  Derselbe  hat  in  Froriep's  Neuen  Noti- 
zen (p,  281.  1837.)  Wagner's  (Spallanzani's)  Flimmerorgane  der  Spermatozoon  beim  Salamander  als  optische  Täuschung  betrachtet 
und  nur  für  ein  spiralförmiges  Aufrollen  des  Hinterendes  erklärt.  Johannes  Müller  theilt  im  Jahresbericht  von  1836  in  seinem  Ar- 
chiv für  Physiologie  seine  Beobachtung  der  Spermatozoon  des  Petromyzon  marinus  mit,  deren  Bewegung  er  der  der  Infusorien  gleich 
sah  und  welche  er  für  wahre  Thiere  hält.  Donne  hat  zuletzt  noch  durch  einige  Beobachtungen  über  das  Sterben  der  Spermatozoon 
in  saurem  oder  zu  alkalischem  Schleime  der  Schleimhäute  die  Unfruchtbarkeit  zu  erklären  gesucht  {Institut,  Nr.  211.  1837.).  lieber 
die  vermeinten  Samenthierchen  der  Pflanzen,  welche  ohne  alle  thierische  Charactere  sind,  vergl.  p.  38.  dieses  Werkes. 

Diess  sind  die  hauptsächlichsten,  noch  sehr  verworrenen  und  widersprechenden,  Kenntnisse,  welche  die  Gesammtwissenschaft 
von  der  Natur  der  höchst  interessant  erscheinenden,  aber  an  die  Grenzen  der  Sehkraft  streifenden,  daher  noch  immer  unklaren,  Spermato- 
zoon bis  jetzt  hat,  und  zugleich  die  Gründe,  warum  sie  hier  nicht  als  Infusorien  angesehen  und  aufgeführt  werden.  Eine  vollständige 
critische  Geschichte  der  oft  aufopferungsvollen  Bemühungen  der  Naturforscher  würde  mehrere  Bände  füllen.  Man  sieht  auch  in  diesem 
Abriss,  wie  immer  umsichtslose  oder  irrige  einzelne  Beobachtungen,  sobald  sie  in  die  Hände  sogenannter  philosophischer,  das  heisst  ver- 
allgemeinernder, aber  eigentlich  unphilosophischer,  Jtänner  fielen,  zu  riesenhaften  Fratzen  herangebildet  wurden,  wie  dagegen  die  ein- 
fache besonnene  treue  Naturbeobachtung,  immer  langsamen  Schrittes  vorwärts  gehend,  hier  das  Falsche  ausscheidend,  dort  Neues  an- 
bauend, unbekümmert  um  Pütz  und  Systeme,  als  welche  sie  nur,  bald  wie  gerathene,  bald  wie  missrathene,  Kinder  umgeben,  bis  mit- 
ten unter  uns  gediehen,  und  wir  erblicken  unsere  eigene  Zeit  in  kräftiger  guter  Thätigkeit  dabei,  die  ja  kein  Streben  nach  Aucto- 
rität  stören  möge.  Nur  scheint  es  nützlich,  hier  noch  zu  bemerken,  dass  die  neueren  Beobachter  offenbar  in  der  Beobachtung 
der  Entwickelung  nicht  selten  ganz  heterogene  Dinge  für  Spermatozoon  angesehen  haben,  andere  aber  die  verschiedenen  Arten  der  Be- 
wegung kleiner  Körperchen  nicht  immer  scharf  unterschieden.  Viele  Körperchen  sind  bewegt  und  bestimmt  geformt,  aber  nur  einige 
davon  sind  Spermatozoon.  Meinen  eigenen,  im  Speciellen  noch  zurückgehaltenen,  gar  zahlreichen  Untersuchungen  bei  Thieren  aller 
Classen  zufolge,  verhalten  sich  diese  wahren  Spermatozoon,  so  sehr  sie  auch  allerdings  verbreitet  sind,  nirgends  entschieden  anders,  als 
die  Cercärien  in  der  Leber  der  Schnecken,  deren  thierischer  Organismus  durch  v.  Baer  {Acta  Leopold.  1827.),  mich  (Sym- 
bolae  phys.  Evertebrata  1.  Icones,  Tab.  FI.  1828.)  und  R.  Wagner  (Isis,  1832.  p.  393.)  immer  vermehrend,  ausser  allen 
Zweifel  gesetzt  worden  ist;  auch  giebt  es  (siehe  Bodo)  keine  ihnen  gleichen  Formen  im  freien  Wasser. 


469 

ACHTUNDDREISSIGSTE     GATTUNG:      SALPENFISCBCHEN. 

Salpina.    Salpine. 

CHARACTER:    Animal  ex  Euchlanidotorum  familia,   ocello  singulo  occipitali,   pede  furcato,   lorica  subtus 
clausa,  mucronibus  dentibusve  terminata. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Euchlanides ,   ayant  un  seul  oeil  a  la  nuque,   le  pied 
fourchu,  la  carapace  fermee  au  venire  et  garnie  d  epines  ou  de  dents  aux  bouts. 

Die  Gattung  der  Sal  penfisch  eben  zeichnet  sich  in  der  Familie  der  Mantelfischchen  durch  ein  ein- 
faches Nackenauge,  einen  Gabelfuss  und  einen  am  Bauche  geschlossenen,  an  den  Enden  mit  Spitzen  oder 
Zähnen  bewaffneten,  Panzer  aus. 

Die  seit  1830  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  mit  5  Arten  gegründete  Gattung  ist  seitdem 
nur  um  1  vermehrt.     Eine  7te  Art  wurde  zwar  1833  Salpina  Lynceus  genannt,   allein  diese  ist  hier  zu 
Euchlanis  gezogen.     Die  ersten  Formen  beschrieb  wahrscheinlich  Müller   1773  als  Brachionus  Tripos 
und  mucronatus  {dentatus),   wozu  1786  noch  Br.  dentatus  {mucronatus)  kam,   doch  erkannte  er  nir- 
gends die  characteristischen  Augen.     Davon   habe   icli  nur  etwa  B.  mucronatus  kennen  gelernt.     Audi 
Lamarck  nannte  Möller's  Formen  1816  Brachionus.    Bory  de  St.  Vincent  bildete  1824  aber  aus  ihnen 
und  Lepadella  ovalis  seine  Gattung  Mytilina,   welcher  Name  vielleicht  noch  Anwendung  findet,    wenn  es 
sich  ergiebt,  dass  die  mir  unbekannt  gebliebenen  Br.  Tripos  und  dentatus  augenlose  Formen  sind  (vergl. 
Lepadella  Salpina  [Lophocharis]).     Die  Organisation  ist  mannigfach  erkannt.     Die  Form  hat  einige  Aehn- 
lichkeit  mit  einer  Salpa.    Der  Panzer  gleicht  einem  3seitigen  Kästchen  mit  gewölbten  Seiten,  welches  un- 
ten flach  ist  und  vorn  und  hinten  am  abgestutzten  Ende  Spitzen  hat,  und  worein  sich  das  Thier  ganz  zu- 
rückziehen kann.     Alle  haben  eine  erhabene  Leiste  auf  dem  Rücken,  die  bei  2  Arten  doppelt  erscheint.     Ja 
ich  bin  auch  der  Meinung  geworden,  als  klaffe  daselbst  die  Sehaale  der  ganzen  Länge  nach,  wodurch  diese 
Formen  umgekehrt  wie  die  Euchlanis- Arten  beschaffen  wären,  welche  unten  klaffen.     Dabei  sind  sie  aber 
keineswegs  2schaalig.  —   Ein  mehrfaches  Räderorgan,  2  kurze  vordere  Seitenmuskeln  und  2  Fussmuskeln 
sind  zur  Bewegung,  letztere  bei  S.  mucronata,  erkannt,     Ein  Schlundkopf  mit  zwei  3— 4 -zahnigen  Kie- 
fern, eine  kurze  Schlundröhre,  ein  einfach  conischer  Darm  sind  bei  allen  Arten,  2  kuglige  Darmdrüsen  bei 
5  Arten  beobachtet.     Vom  Fortpflanzungssystem  ist  nur  der  Eierstock  mit  einzelnen  grossen  Eiern  und  de- 
ren Keimbläschen  erkannt.    Vom  Respiratioussystem  ist  der  Sporn  im  Nacken  bei  3  Arten  beobachtet.    Vom 
Empfindungssystem  haben  alle  Arten  das  characteristische  Nackenauge  mit  rothem  Pigment  in  Verbindung 
mit  einem  deutlichen  Markknoten  als  Hirn.     Das  Eierlegen  sammt  der  Entwickelung  ist  bei  S.  mucronata 
und  ventralis  beobachtet.    Keine  Art  vermehrt  sich  zu  grossen  Massen. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  in  Dänemark,  Baiern,  Preussen  und  Sibirien  beob- 
achtet. 

103.     Salpina  mucronata,  kurzstacliliges  Salpenftscbchen.     Tafel  LVin.  Fig.  IV. 

S.  lorica  fronte  guadricorni  subtilissime  scabra,  fine  postico  tricorni,  cornibus  fere  rectis  aequalibus. 

S  alpine  armee,  la  carapace  tres  -  subtilement  scabreuse,  garnie  de  4  cornes  au  front  et  de  3  cornes 
au  bout  posterieur,  les  cornes  egales  presque  droites. 

Brachionus  mucronatus,  Müiler,  Animalc.  Infus,  p.  349.  Tab.  XLIX.  Fig.  8,  9.  1786,  nicht  B.  mucronatus  1773. 

Brachionus  mucronatus,  Lamarck,  Hist.  nat.  des  anim.  sans  vert.  II.  p.  36.  1816. 

Mylilina  cypridina,  Bort  de  St.  Vincent,  Encycloped.  meth.  Vers.  1824. 

Salpina  mucronata,  Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  46.  1831.  p.  133.  Taf.  IV.  Fig.  6.  Schlundkopf. 

Aufenthalt:    Bei  Copenhagen  und  Berlin,  vielleicht  auch  in  Baiern  bei  Landshut  beobachtet. 

Diese  Art  ist  die  gemeinste  bei  Berlin.  Müher  fand  sie  bei  Copenhagen  vor  1786  weniger  häufig,  als  Br.  dentatus,  zwi- 
schen Meerlinsen.  Im  Jahre  1773  nannte  er  einen  andern,  den  Br.  dentatus,  zuerst  Br.  mucronatus.  Den  Panzer  hielt  er  für 
2schaalig,  sah  den  Schlundkopf  und  meinte,  weil  er  leere  Schaalen  fand,  es  fände  eine  Häutung  statt,  wie  bei  Raupen,  allein  man  sieht 
oft  leere  Schaalen  todter  Thierchen.  Was  er  von  einer  3hörnigen  Varietät  sagt,  ist  mir  unverständlich.  Vielleicht  nannte  Schrank 
in  der  Fauna  boica  III.  2.  p.  138.  diese  Art  Br.  dentatus.  Ich  beobachtete  sie  im  Aug.,  Sept.  und  Oct.  1830,  im  Febr. 
und  März  1831,  im  Januar  und  Dec.  1832  und  im  Mai  1834,  mithin  zu  allen  Jahreszeiten,  selbst  unter'm  Eise.  Sie  legt  und  heftet 
ihre  Eier  an  die  Wurzeln  der  Meerlinsen  und  an  Conferven  der  Länge  nach.  Ich  sah  die  ganze  Entwickelung  des  Jungen  im  Ei  und 
überzeugte  mich  viele  Male,  dass  die  verschiedenen  Panzerformen  verschiedene  Arten  characterisiren,  weil  die  auskriechenden  Jungen  nur 
immer  ihrer  Mutter  gleichen.  Der  junge  Panzer  ist  weich  und  oft  faltig,  erhärtet  aber  bald  und  hat  dieselben  Spitzen.  Das  Thierchen 
nimmt  leicht  Indigo  auf.  Im  Kiefer  zählte  ich  je  4  Zähne  und  darunter  ein  treppenartiges  Schlundgerüst.  Der  Sporn  im  Nacken  en- 
det in  eine  kleine  Borste.  Vorn  sah  ich  im  Innern  jederseits  einen  Seitenmuskel  und  hinten  2  Fussmuskeln.  Bei  einigen  erschien  mil- 
der Panzer  punetirt  und  wie  mit  Spitzchen  besetzt.  —  Grösse  des  Panzers  V12,  des  Eies  V24 — V20  Linie.  Die  sehr  häufigen  Eier 
dieser  Art  könnten  vorzugsweise  Turpin's  Pflanzengattung  Bursella  olivacea  veranlasst  haben.     (Vergl.  S.  bicarinata.) 

118 


4tO 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  LVIXL  Fig.  IV. 

Fig.  1.  Bauchfläche  eines  mit  Indigo  genährten,  vorn  zurückgezogenen,  Thierchens.  Fig.  2.  Riickenfläche  desselben.  Beim  ersteren  sind  die  innern 
Muskeln  sichtbar.  Fig.  3.  linke  Seitenansicht  eines  wirbelnden  Thierchens  mit  seiner  Respirationsröhre.  Fig.  4.  rechte  Seitenansicht  bei  eingezo- 
genem Räderorgan  und  Indigonahrung.  Fig.  5.  ein  eben  ausgekrochenes  Junges  auf  seiner  Eischaale.  Fig.  6.  ein  Ei  kurz  nach  dem  Legen.  Fig.  7. 
ein  Ei  mit  schon  ganz  entwickeltem  Fötus,  welcher  im  Eie  wirbelt.  Diese  3  Eier  sind  an  eine  Meerlinsenwurzel  angeheftet.  Fig.  8.  Kiefer  und 
Schlundgerüst.    Fig.  9.     offene  Kiefer.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

104«     Salpina  spinigera,  dorniges  Salpenfischclieii.     Tafel  LVXIL  Fig.  V. 

S.  loricae  fronte  quadricorni,  fine  postico  tricorni,   postico  cornu  dorsuali  longiore  leviter  recurvo. 

Salpine  epineuse,  a  carapace  garnie  de  4  cornes  egales  au  front  et  a  3  comes  au  bout  posterieur^ 
dont  celle  du  dos  plus  longue  et  un  peu  recourbee. 

Salpina  spinigera,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.  p.  46.  1831.  p.  133. 

Aufenthalt:     Bei  Berlin. 

Diese  1830  zuerst  zwischen  Ceratopliyllum  und  Meerlinsen  beobachtete  Form  fand  ich  wieder  am  9.  Juli  1831.  Sie  ist 
etwas  grösser  als  die  erste  und  viel  seltener,  seitdem  nicht  wieder  vorgekommen.  Der  hintere  Rückendorn  des  Panzers  ragt  über  die 
hintern  Bauchdornen  hinaus,  ist  nach  oben  gekrümmt  oder  fast  gerade.  Bei  dieser  Art  sind  die  Darmdrusen  noch  nicht  erkannt.  — 
Grösse  des  Panzers  Vi  2  Linie,  des  Eies  V24  —  V20  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Tafel  LVIII.  Fig.  V. 

Fig.  1.  rechte  Seitenansicht.  Fig.  2.  Rückenansicht  eines  wirbelnden  Thierchens.  Fig.  3.  Bauchfläche  eines  leeren  Panzers.  Der  Schlundkopf  ist 
ganz,  wie  hei  der  folgenden  Art,  mit  4zahnigen  Kiefern,     to  hintere  DarmöfFnung.    Linearvergrösserung  300mal. 

105.  Salpina  ventralis,  langstacMiges  8alpenfi$cltclieii.    Tafel  LVIII.  Fig.  TL 

S.  loricae  fronte  bicorni  scabra,   fine  postico  tricorni,    ventralibus  duobus  rectis  longioribus,   dorsuali  breviore  decurvo. 

S  alpine   ventrale^    a  carapace  garnie  de  2  petites  comes  au  front  scabreuoc   et  a  3  comes  au  bout 
posterieur ,  dont  les  deucc  4U  venire  plus  longues  et  droites,  celle  du  dos  courte  et  decourbee. 

Salpina  ventralis,  Ab h and I.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  46.  1831.  p.  133.  Taf.  IV.  Fig.  7.   Schlundkopf. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Vor  1830  zuerst  beobachtet ,  fand  sieb  diese  Art  wieder  am  9.  Juli  1831 ,  am  21.  Juni  1832,  am  17.  und  21.  Juli  1835, 
immer  zwischen  Conferven,  Meerlinsen  und  Ceratopliyllum.  Ihre  Eier  sah  ich  an  Meerlinsenwurzeln,  und  sah  das  Auskriechen  des 
Jungen.  Der  vordere  Stirnrand  des  Panzers  ist  durch  feine  Spitzchen  rauh.  Die  2  vordem  Kinnstacheln  des  Panzers  waren  sehr  kurz, 
die  Nackenstacheln  fehlten  ganz  bis  auf  einen  kleinen  Höcker.  Die  grosse  Länge  der  hintern  Stacheln  ist  characteristisch,  doch  ist  die 
Länge  und  Form  des  hintern  Rückenstachels  veränderlich.  —  Grösse  des  Panzers  V10,  des  Eies  V24  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LYIII.   Fig.  VI. 

Fig.  1.  Bauchseite.  Fig.  2.  rechte  Seitenfläche  eines  wirbelnden  und  auswerfenden  Thierchens  mit  seiner  Respirationsröhre.  +  Auswurf.  Fig.  3. 
ein  dem  Ei  eben  entschlüpftes  Junges  mit  deutlichen  Organen.  Fig.  4.  Schlundkopf,  comprimirt,  mit  den  2  4-zahnigen  Kiefern.  Fig.  5.  Varietät  (?) 
-eines  hintern  Panzertheils.    In  den  Eiern  sind  Keimbläschen  beobachtet.    Linearvergrösserung  300mal. 

106.  Salpina  redunca,  ItaKendornlg'es  Salpenfiscficlien.     Tafel  LVIII.  Fig.  vn. 

S.  loricae  fronte  bicorni  laevi,  postico  fine  tricorni,  cornibus  ventralibus  reduncis,    crista  dorsi  bifida  hiante. 

*S alpine  crochue^   d  carapace  garnie  de  2  petites  cornes  au  front  lisse   et  a  3  comes  au  bout  poste- 
rieur,  dont  les  deux;  du  venire  croc/iues,   la  er  eie  du  dos  fendue  et  bäillante. 

Salpina  redunca,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  46.  1831.  p.  134. 
Salpina  Mcarinata,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.  p.  65.  1831.  p.  134. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  vielleicht  bei  Tobolsk  in  Sibirien. 

Im  Jahre  1830  beobachtete  ich  in  Sibirien,  auf  der  Reise  mit  Herrn  v.  Humboldt,  zwischen  Conferven  des  Irtisch  eine 
Form  mit  deutlich  gespaltener  oder  klaffender  Rückenleiste,  und  zeichnete  sie  flüchtig.  Dieses  Characters  wegen  unterschied  ich  sie  von 
der  ihr  sonst  ganz  ähnlichen  $.  redunca.  Allein  1832  am  22.  Juli  bemerkte  ich,  dass  die  alten  Exemplare  der  S.  redunca  eben- 
falls eine  klaffende  Rückenleiste  haben,  und  ich  fing  sogar  an,  diesen  Character  als  einen  generischen  zu  betrachten.  Seitdem  zog  ich 
die  sibirische  Form  zu  dieser  Art,  allein  es  fand  sich  doch  gleichzeitig  eine  andere  neue  Form  bei  Berlin,  auf  welche  der  Name  S.  bi- 
curinata  übertragen  werden  konnte,  obschon  er  nicht  mehr  ausschliesslich  bezeichnend  ist.  Von  den  4  Stirnhörnchen  der  S.  mucro- 
nata  hat  diese  Art  nur  die  2  untern  am  Kinn,  und  die  hintern  2  Hörnchen  der  Bauchseite  sind  immer  stärker  nach  oben  gekrümmt, 
als  bei  den  andern  Arten.  Die  Kiefer  sind  4zahnig.  Ein  6muskeliges  Räderorgan,  2  runde  Darmdrüsen,  ein  deutliches  Augenganglion 
und  2  Fussmuskeln  ergeben  sich  sammt  Darm  und  Eierstock  aus  der  Abbildung.  —  Grösse  des  Panzers  Vis —  Vi 2  Linie,  des  Eies  V24  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LYIII.   Fig.  YII. 

Fig.  1.  rechte  Seitenansicht >  mit  kurzer  Respirationsröhre  im  Nacken.  Fig.  2.  Rückenansicht.  Fig.  3.  hintere  Ansicht  in  Verkürzung.  Fig.  4.  Kiefer. 
Vergrösserung  des  Durchmessers  300mal. 

!©?•     Salpina  hrevispina,  kurzbörniges  Salpenfiscliclieii.     Tafel  LVIII.  Fig.  vm. 

S.  lorica  ad  frontem  bicornem  scabra,  postico  fine  tricorni,  cornibus  abbreviatis,  crista  dorsi  non  hiante. 

Salpine  ecourtee,    a  carapace  garnie  de  2  petites  cornes   au  front  scabreua;  et  a  3   comes  courtes 
au  bout  posterieur ,  la  er  eie  du  dos  non  bäilla?ite. 


4?1 

Salpina  hrevispina,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu   Berlin,    1830.   p.  46.    1831.   p.  133. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  Art  unterscheidet  sich  von  der  S.  ventralis,  welcher  sie  am  ähnlichsten  ist,  durch  sehr  kurze  hintere  Hörnchen,  und 
von  S.  redunca^  zu  welcher  die  Form  der  letzteren  ziemlich  passt,  durch  das  rauhe  Stirnband  des  Panzers,  von  beiden  aber  durch 
3zahnige  Kiefer.  Ich  fand  das  Thierchen  schon  1827  bei  Berlin  zwischen  Ceratophyllum.  Die  Zeichnungen  sind  von  1830,  wo  ich 
es  am  3.  Aug.  jung  und  alt  sah.  Ich  fand  es  wieder  im  April  1831,  und  sah  wieder  nur  3  Zähne.  Im  Mai,  Juni  und  Juli  1835 
habe  ich  es  zahlreich  wieder  beobachtet.  Die  Schaale  ist  etwas  milchig  trübe,  obwohl  sie  hell  erscheint,  daher  der  Organismus  schwer 
zu  sondern,  welcher  aber  sichtlich  dem  der  andern  in  den  gröberen  erkennbaren  Theilen  ganz  gleicht.  Darmdrüsen  waren  sichtbar,  aber 
die  Respirationsröhre  blieb  unerkannt.  —  Grösse  des  Panzers  V12  Linie,  des  Eies  bis  V24  Linie« 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  LVIII.  Fig.  VIII. 

Fig.  1.    Rückenansicht.    Fig.  2.    linke  Seitenansicht;  w  Darmmündung  über  dem  Fusse.     Fig.  3.    vorderer  Panzerausschnitt  am  Kinn.    Fig.  4.    hinte- 
rer für  den  Fuss5  beides  auf  der  Bauchseite.    Fig.  5.    dreizahnige  Kiefer.    Linearvergrösserung  300mal. 

108.  Salpina  bicarinata,  klaffendes  Salpenftschclien,  l>oppel&amm.  Tafel  LVIII.  Fig.  IX. 

S.  lorica  laevi,  fronte  quadricorni,  fine  postico  tricorni,  cornibus  posticis  parvis,  ventralibus  minoribus. 

Salpine  bäillante^  a  carapace  lisse^  gamie  de  4  cornes  au  front  et  a  3  corries  courles  au  bout  po- 
sterieur,  dont  les  deute  du  ventre  les  plus  courtes. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Obwohl  ich  schon  1830  und  1831  eine  S.  bicarinata  verzeichnet  habe,  so  ist  doch  die  jetzt  diesen  Namen  führende  eine 
andere  Form.  Jene  war  sehr  wahrscheinlich  nur  der  erwachsene  Zustand  der  S.  redunca^  diese  ist  der  S.  mucronata  sehr  nahe  ver- 
wandt, von  der  sie  sich,  ausser  dem  Klaffen  der  Rückenleiste  des  Panzers,  welches  vielleicht  kein  sondernder  Character  ist,  durch 
kleinere  Form  im  ausgewachsenen  Zustande  und  besonders  durch  die  sehr  kleinen  hintern  Bauchhörnchen,  so  wie  durch  kleinere  Grösse 
aller  Hörnchen  unterscheidet.  Eine  einzelne  solche  Form  würde  an  Missbildung,  Zwergform  dergl.  zu  denken  erlauben,  allein  ich  sah 
am  4.  April  1832  zwischen  Conferven  einer  Torflache  eine  Mehrzahl  ganz  ähnlicher  Gestalten,  und  hatte  die  gemeine  Form  daneben 
aus  anderm  Gewässer.  Die  Hauptorgane  sind  wie  bei  den  übrigen  erkannt,  4  Zähne  in  jedem  Kiefer,  2  Darmdrüsen,  Darm,  Eierstock, 
2  Fussmuskeln,  Hirnknoten.     Seitenmuskeln  und  Respirationsröhre  blieben  unklar.  —  Grösse  bis  Vis  Linie,  des  Eies  V36  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  LVIII.    Fig.  IX. 

Fig.  1.    rechte  Seitenansicht.    Fig.  2.    Rückenlage.    Fig.  3.    Ansicht  von  hinten  in  Verkürzung.    Fig.  4.  und  5.    Bauchseite,  Vorder-  und  Hintertheil, 
die  Kiefer  und  Form  der  Ausbuchtung  darstellend.    Linearvergrösserung  300mal. 


Nachtrag   zur   Gattung   Salpina. 


Die  von  Bory  1824  mit  4  Arten  verzeichnete  Gattung  Mytilina,  welche  sich  nur  auf  Müller's  ganz  unnöthig  verdrängte 
Namen  bezog,  hat  folgende  Synonyme:  1)  M.  cypridina  Bort  =  Salpina  mucronata;  2)  M.  cytherea  Bort  =  Salpina?  den- 
tata;  3)  M.  Lepidura  Bory  =  Lepadella  ovalis;  4)  M.  limnadina  Bory  =  Salpina?  Tripos.  —  Dass  die  2  Nägel  an  den 
Fussfingern  des  Bracliionus  dentatus,  welche  Müller  gezeichnet  hat,  Charactere  einer  besondern  Gattung  wären,  ist  unwahrschein- 
lich.    Ich  halte  sie  für  einen  Fehler  in  Auffassung  der  optischen  Erscheinung.     (Vergl.  Monostyla  cornuta.) 


NEUNUNDDREISSIGSTE     GATTUNG:      POXCALTHIERCHEN. 

IHno  cliaris.    Dinocliaride. 

CHARACTER:    Animal  ex  Euchlanidotoruin  familia,   ocello  occipitali  singulo,   pede  furcato,   lorica  subtus 
clausa  ,  utrinque  inermi. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Euchlanides^  pourvu  dun  seul  oeil  ä  la  nuque^  le  pied 
fourchii)  la  carapace  fermee  au  ventre  et  sans  dentelures  aux  bouts. 

Die  Gattung  der  Pokalthierchen  ist  in  der  Familie  der  Mantelfischchen  durch  ein  einfaches  Nacken- 
auge, einen  Gabelfuss  und  einen,  am  Bauche  geschlossenen,  dornlosen  Panzer  ausgezeichnet. 

Der  Name  dieser  Gattung  ist  seit  1830  einer  schon  frühzeitig  bekannt  gewordenen,  sehr  ausgezeich- 
neten, Thierform  gegeben.  Diese  Gattung  wurde  damals  mit  3  Arten  in  der  Familie  der  nackten  Hydati- 
naeen  verzeichnet,  weil  ihr  Panzer  nur  eine  weiche  Oberhaut  zu  seyn  schien.  Seit  1831  ist  sie  zu  den 
Seh  aal -Rädert  liieren  gezogen,  und  auch  hier  werden  nur  3  Arten  verzeichnet.  Die  erste  Kenntniss 
der  Form  findet  sich  vielleicht  schon  bei  Hill  1751  als  JBrachurus  tertius  cauda  fimbriata^  sicherer  ist 
erst  eine  vortreffliche  Abbildung  der  D.Pocillum  als  Schwerdtthier  bei  Eichhorn  1775,  welche  Müller 


4¥»    * 

1776  erst  ßrachionus  n.  spJ  nannte,  dann  aber  auch  sah  und  in  gleichem  Jahre  als  Trichoda  Pocittum 
in  sein  System  aufnahm.  Bis  1830  kannte  man  nur  diese  Art,  welche  Schrank  1803  in  seine  Gattung 
Vaginaria  stellte,  Oken  1815  als  Gattung  Bediel  absonderte,  die  aber  Lamärck  1816  in  seiner  Gattung 
Trichocerca  mit  Diglenen  und  Notommalis  vereinte.  Bory  de  St.  Vincent  nannte  dieselbe  Form  1825 
im  Biet  classique  d'hist.  nat  Furcularia  stentorea,  und  gleichzeitig  in  der  Encycloped.  meth.  (1824, 
richtiger  auch  1825)  bildete  er  2  verschiedene  Gattungen  unter  dem  gleichen  Namen  Trichocerca ,  deren 
eine  für  dieses  Thierchen  ganz  allein  gelten  sollte,  diese  p.  534.,  die  andere  p.  746.  der  Encyclopedie. 
Dieses  Versehen  wurde  von  ihm  1831  in  der  Erklärung  der  Abbildungen  zum  Dict.  classiq.  p.  98.  mit  Ver- 
änderung des  Namens  in  Tricholria  zu  spät  verbessert,  weil  indessen  1830  der  Gattungsname  Dmocharis 
angewendet  worden  war.  Bory  hatte  1830  im  Dict.  classique  den  Namen  Trichocerca  bloss  für  Dino- 
charis  verwendet  und  die  andern  Formen  übergangen.  —  Die  Organisation  ist,  so  weit  es  Panzerthiere  er- 
lauben, schon  reichlich  ermittelt.  5  —  6  Wirbelmuskeln  und  2  Fussmuskeln  als  Bewegungsorgane  sind  bei 
2  Arten  beobachtet.  —  Ein  Schlundkopf  mit  2  einzahnigen  Kiefern  ist  überall,  bei  B.  tetr actis  aber  ein- 
mal mit  2zahnigen  gesehen.  Eine  sehr  kurze  Schlundröhre  haben  alle,  der  Darm  ist  aber  bei  B>  Pocillum 
eingeschnürt  (Gaslerodela) ,  bei  den  übrigen  einfach  (Coelogastrica)  gesehen.  Zwei  ovale  Darmdrüsen 
sind  nur  bei  B.  Pocillum  und  tetractis  erkannt.  —  Drüsige  Theile  des  Eierstocks  sind  bei  allen  3  Arten 
gesehen,  bei  B.  Pocillum  ist  neuerlich  auch  eine  helle  contractile  Blase  an  der  Fussbasis  erkannt. —  Vom 
Gefässsystem  ist  nur  eine  mögliche  Spur  bei  D.  Pocillum  als  ein  geräumiges  Zitterorgan  gleich  hinter  dem 
Schlünde  beobachtet,  doch  könnte  es  ein  Zittern  der  innern  Magenfalten  gewesen  seyn.  In  einer  Zeichnung 
von  1826  habe  ich  noch,  bei  geringerer  sehr  klarer  Vergrösseruug,  6  Queerlinien  angemerkt,  die  vielleicht 
Gefässe  waren.  —  Als  Nervenmark  ist  nur  der,  dem  Auge  zur  Stütze  dienende,  längliche  Markknoten  bei 
allen  Arten  unklar  beobachtet.  Die  Hörnchen  am  Fusse  bei  dieser  Gattung  erinnern  an  Rotifer  und  die 
Philodinaeen.  Von  den  Salpinen  und  Euchlanis  unterscheidet  sich  diese  Gattung  noch  durch  die  Un- 
fähigkeit, den  Fuss  in  dem  Panzer  zu  verbergen,  weshalb  dieser  sogar  mit  gepanzert  zu  seyn  schien  (s. 
B.  Pocillum). 

Die  geographische  Verbreitung  ist  in  England,  Preussen,  Dänemark  und  Baiern  bekannt. 

lO».     Ifinocharis  Pocillum,  fiinfzackiges  Pofealthierclien.     Tafel  Lix.  Fig.  I. 

D.  lorica  subeylindrica,  conriculis  pedis  basalibus  elongatis  binis,  digitis  tribus. 

Dinocharide  Gobelet^    a  carapace  presque  cylindrique  >    deuoz  longa  comets  h  la  base  du  pied  et  3 
doigts  ä  la  fourche. 

Brachurus  tertius ,  cauda  fimbriata,  Hill,  History  of  animals,   p.  7.   PI.  I.    cum  Fig.   1751.    (vergl.  Acihiurus.) 

Schwerdühier ,  Eichhorn?  Beiträge  z.  Kenntniss  d.  kl.  Wasserthiere,   p.  40.   Taf.  III.  Fig.  M.  N.  O.   1775. 

Brachionus,  noo.  spec. ?,  Müller,  Naturforscher,  IX.   pv  209.   1776. 

Trichoda  Pocillum,  Müller,   Zoolog iae  danicae  prodr.  addenda,  1776.    Animalc.   Infus,   p.  206.   Tab.  XXIX.   Fig.  9—12.   1786. 

Animalcula  nova,  Kammacher,  in  Adam's  Essay  on  the  Microsc.   1798.  p.  570.  Taf.  XXVI.   Fig.  E. 

Vaginaria  Pocillum,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  141.  1803. 

Hechel,  Oken,  Lehrbuch  d.  Na turg.  III.  1.  p.  41.  1815. 

Trichocerca  Pocillum,  Lamarck,  Hist.  nat.  des  an.  sans  vert.  II.   p.  26.    1816. 

Furcularia  stentorea,  Bory  de  St.  Vincent,  Dict.  classique  d'hist.  nat.  1825. 

Trichocerca  Pocillum,  Bory  de  St.  Vincent,  Encyclop.  meth.    Vers.    (1824.)   1825. 

Dinocharis  Pocillum,  Abliandl.   der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.   p.  47.   1831.   p.  135. 

Trichotria  Pocillum,  Bory  de  St.  Vincent,  Biet,  classique  cfliist.  nat.  1831.  Tome  XVII.   p.  98. 

Aufenthalt:    Bei  London,  Copenhagen,  Landshut,  Danzig,  Berlin, 

Das  von  Hill  1751  gezeichnete  TJiierchen  fand  sich  in  Calmus- Infusion  und  war  klein,  was  freilich  nicht  passt,  allein  die 
5  Spitzen  am  Fusse  erlauben  fast  nur  entweder  an  Dmocharis  oder  Actinurus  zu  denken,  wo  dann  erstere  näher  steht.  Eichhorn 
fand  sein  Schwerdthier  1775  bei  Danzig  im  Most  (Sumpfe),  nennt  es  ein  Schaalenthier,  sah  das  Kauen  des  Schlundkopfs  für  Bewegung 
des  Magens  an,  bewunderte  den,  wie  gedrechselten,  Fuss,  nannte  die  Basal -Hörnchen  2  Schwerdter  und  erkannte  die  Wimpern  des 
Räderorgans,  zeichnete  aber  irrig  das  hintere  Panzerende,  vielleicht  durch  die  Rauhigkeiten  verleitet,  gezahnt  und  nur  2  Finger  am 
Fusse.  Müller  fand  es  seit  1776  öfter  im  Sumpfwasser  bei  Copenhagen,  erkannte  die  Queergefässe  und  den  Schlundkopf,  hielt  aber 
den  Stirnrand  für  2  Kiefer,  die  Basalhörnchen  des  Fusses  für  willkührlich  zu  verlängern,  und  sah  den  Fuss  4gliederig,  den  sein  Bru- 
der, der  Maler,  auch  5gliederig  sah.  Das  Thierchen  bei  Adams  aus  England  könnte  auch  Notommata  centrura  gewesen  seyn. 
Schrank  fand  es  im  Mai  und  Juli  mit  Myriophyllum  und  Ophrydium  ver  sattle  bei  Landshut?.  Bei  Berlin  ist  es  sehr  häufig  zwi- 
schen Conferven  im  Torfwasser,  doch  immer  einzeln.  Nie  sah  ich  es  in  Infusionen,  habe  es  aber  öfter  zwischen  Meerlinsen  und  Cfe- 
ratophyllum  überwintert.  Meine  Zeichnungen  sind  vom  Mai  1826,  von  1830,  vom  5.  Juni  1832,  10.  Mai  und  21.  Juni  1835,  und 
ich  sah  es  zuletzt  am  15.  Februar  1838  mit  Callitriche.  Der  Körper  ist  fast  walzenförmig  mit  einer  schwachen  Rückenleiste.  Der 
Fuss  hat  weder  4,  noch  5  Glieder,  sondern  eigentlich  nur  3  Gliederungen,  welche  bei  D.  paupera  am  besten  vortreten.  Das  erste, 
durch  Einstülpung  zuweilen  doppelte,  Glied  hat  2  lange  Hörnchen,  deren  Länge  etwas  variirt,  die  mir  aber  nicht  einziehbar  schienen. 
Der  Mitteltheil  des  Gliedes  ist  von  einem  rauhen  Panzerringe  umgeben.  Auch  das  2te  Glied  kann  durch  Einstülpung  an  der  Basis 
doppelt  erscheinen,  hat  aber  ebenfalls  einen  einzelnen  Panzerring,  wie  das  dritte,  welches  ich  nie  doppelt  sah.  Zwischen  den  beiden 
langen  Fingern  der  Zange  ist  ein  mittlerer  kurzer  dritter  Finger,  wie  bei  Philodinaeen.  Zwei  keulenförmige  Muskeln  liegen  im 
Innern.  Ich  zählte  5  Wirbelmuskeln  der  Stirn,  sah  zwei  einzahnige  Kiefer  im  Schlundkopfe,  eine  sehr  kurze  Schlundröhre,  einen 
durch  Einschnürung  in  Magen  und  Darm  abgesonderten  Speisecanal,  welcher  Indigo  aiifiaahm  und  vorn  2  nierenförmige  Darmdrüsen  hatte. 


4?3    ■ 

Dicht  an  der  Schlundröhre  war  ein  aus  etwa  6  zitternden  Falten  bestehendes  Zitterorgan ,  bei  dem  ich  ungewiss  blieb,  ob  es  die  innere 
Magenwand  oder  eine  Kieme  war.  Am  Ende  des  Darmes  an  der  Fussbasis  schien  ein  helles  contractiles  Organ  zu  liegen,  welches  mit 
einigen  drüsigen  Parthieen  im  Hinterleibe  als  Eierstock  die  Sexualtheile  bildete.  Im  Jahre  1826  sah  ich  auch  die,  schon  Müller 
bekannt  gewordenen,  Queerlinien,  vielleicht  Gefässe,  habe  sie  aber  neuerlich  vernachlässigt.  Das  rotte  Auge  sitzt  deutlich  auf  einem 
Markknoten,  dem  Gehirn.  Die  feinen  Rauhigkeiten  des  Panzers,  welcher  ausser  der  Körperscheide,  wie  schon  erwähnt,  noch  aus  2 
getrennten  cylindrischen  Fussschienen  besteht,  hindern  die  klare  Ansicht  der  feineren  Organe.  —  Ganze  Grösse  bis  Vio  Linie.  Reife 
Eier  sind  unbekannt. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LIX.   Fig.  I. 

Fig.  1.  Rückenansicht  mit  etwas  zur  rechten  Seitenansicht  gewendetem  Fusse;  w  hintere  Darmöffnung.  Zeichnung  von  1830.  Fig.  2.  Rückenansicht 
nach  einer  Zeichnung  von  1832.  Fig.  3.  idealer  Queerdurchschnitt  des  Körpers.  Fig.  4.  beobachteter  Schlundkopf  mit  den  2  einzahnigen  Kiefern. 
Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

110.  ItimocJmris  tetractis,  vierteiliges  Pokalthierclieii.     Tafel  LIX.  Fig.  iL 

D.  loriea  acute  triangula,  corniculis  pedis  basalibus  binis,  digitis  duobus. 

Dinocharide  quaternaire,  a  carapace  a trois  tranchans,  deua>  cornets   a  la  base  du  pied  et  deua> 
doigts* 

Dinocharis  tetractis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  47.  1831.  p.  135, 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Bei  dieser  Art,  zu  welcher  der  langen  Hörnchen  halber  Eichhorjnts  Figur  nicht  passt,  habe  ich  mich  am  9.  Juli  1831  zu- 
erst von  der  Anwesenheit  eines  Panzers  überzeugt,  und  ich  sah  sie  am  7.  April  1832  wieder.  Ich  fand  sie  mit  Lemna  und  Cerato- 
phyllum.  .  Sie  hat  besonders  auch  längere  Finger  als  die  übrigen,  und  verhältnissmässig  einen  kürzeren  Körper.  Den  Darm  sah  ich 
ohne  Einschnürung,  den  Schlundkopf,  die  Darmdrüsen  und  den  Eierstock  aber  wie  bei  voriger  Art.  Nur  erschienen  mir  1832  die  Kie- 
fer 2zahnig.     Fussmuskeln  und  Sexualblase  blieben  undeutlich.     Keine  Fussschienen.  —  Grösse  bis  Vio  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LIX.   Fig.  IL 

Fig.  1.  Rückenansicht.  Fig.  2.  Schlundkopf,  nach  Zeichnung  von  1831.  Fig.  3.  zweizahnige  Kiefer,  nach  Zeichnung  von  1832.  o)  hintere  Darm- 
Mündung.    Linearvergrösserung  300mal. 

111.  ffinocharis  paupera,  einfaches  Pofcaltliierelieit.     Tafel  LIX.  Fig.  HL 

D.  loriea  acute  triangula,  corniculis  pedis  basalibus  vix  prominulis,  digitis  duobus  brevioribus. 

Dinocharide  pauvre,   a  carapace  a   trois  tranchans,   les  cornets   ä  la   base  du  pied  peu  visibles  et 
les  deute  doigts  moms  longs. 

Dinocharis  pempera,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  47.  1831.  p.  135. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Der  ebenfalls  sehr  scharf  Skantige  Panzer  dieses  Thierchens  ist  gleichartig  rauh,  doch  sah  ich  bei  ihm  so  wenig,  als  bei  der 
vorigen  Art,  deutliche  Fuss- Schienen.  Allein  die  Scheingliederung  des  Fusses  zeigt  anstatt  am  ersten  allein,  auch  am  2ten  Haupt- 
Absätze  kleine  warzenartige  Vorsprünge.  Die  Fussmuskeln  waren  deutlich,  aber  die  Darmdrüsen  blieben  undeutlich.  Den  Darm  sah 
ich  einfach  und  den  Schlundkopf  mit  einzahnigen  Kiefern,  aber  unklar.  —  Grösse  Vio  Linie, 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LIX.    Fig.  111. 

Fig.  i.  Rückenansicht,  w  Darm -Mündung.  Fig.  2.  Ansicht  von  der  Stirn  in  Verkürzung.  Fig.  3.  Rückenansicht  mit  gespreizten  Fingern.  Linear- 
vergrösserung 300mal. 


Nachtrag   zur   Gattung  Dinocharis. 

In  dieser  Gattung  verlieren  sich  Schrank's  Gattung  Vaginaria  1803,  welche  zu  heterogene  Formen  einschliesst,  ferner 
Lamarck's  Gattung  Trichocerca  1816,  welche  ebenfalls  sehr  verschiedene  Formen  zugleich  umfasste,  und  Bory's  2  gleichnamige 
Gattungen  Trichocerca  1824  sammt  seiner  Gattung  Trichotriat  1831,  welche  letztere  speäter  als  Dinocharis  genannt  wurde.  Fol- 
gendes ist  ein  Versuch  zur  Feststellung  der  Synonymie :  I.  Trichocerca:  1)  T.  Joblotii  Bory  (1824)  =  ein  zusammengezogener 
Botifer?;  2)  T.  foreipata  Lamarck  (1816)  =  Diglena  forc;  3)  T.  longicauda  Lamarck  (1816)  =  Notommata  longic; 
4)  T.  Luna  Bort  (1824)  =  Euchlanis  L.;  5)  T.  Orbis  Bory  (1824)  =  Euchlanis?  Orb.;  6)  T.  Pocillum  Lamarck 
(1816)  =  Dinocharis  P.;  7)  T.  vermicularis  Lamarck  (1816)  =  Diglena  foreipata? .  IL  Vaginaria:  1)  V.  Bractea 
Schrank  (1803)  =  Squamella  Br.;  2)  V.  braehyura  Schr.  =  Notommata  longiseta;  3)  V.  Cwieus  Schr.  =  Anuraea 
stipitata?;  4)  V.  cylindrica  Schr.  =  Notommata?;  5)  V.  longicaudata  Schr.  =  Notommata  l;  6)  V.  longiseta  Schr, 
=  Monocerca  bicomis;  7)  V.  Musculus  Schr.  =  Uroleptus?,  Battulus?,  Monocerca? ;  8)  V.  Pocillum  Schr.  =  IMno- 
charis  P.;  9)  V.  Squamula  Schr.  =  Anuraea  Sq.     (Vergl.  Vaginaria,  Bory,  1822.  p.  243.  dieses  Werkes.) 


119 


4¥4 


VIERZIGSTE     GATTUNG:     GRIFFELFUSS. 

Monura.     Monure. 

CHARACTER:    Animal  ex  Euchlanidotorum  familia,    ocellis  frontalibus  duobus  et  pede  simpliciter  styli- 
formi  instructum. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Euchlanides,  ayant  deux  yeux  au  front  et  le  pied  sim- 
plement  styliforme. 

Die  Gattung  Griffelfuss  unterscheidet  sich  in  der  Familie  der  Mantelfischchen  durch  2  Stirnaugen 
und  einen  einfachen  Griffelfuss. 

Der  Name  wurde  1829  und  1830  in  den  Schriften  der  Berliner  Akademie  d.  Wissensch.  zuerst  an- 
gewendet, und  die  damalige  neue  und  einzige  Art  der  Gattung  ist  bis  jetzt  nur  durch  eine  zweite,  eben- 
falls neue,  Art  vermehrt  worden.  Im  Jahre  1830  wurde  diese  Gattung  in  der  Familie  Stephanopina  ver- 
zeichnet, weil  das  Räderorgan  einfach  erschien,  was  sich  neuerlich  als  zusammengesetzt  ergeben  hat.  — 
An  Organisation  ist  ein  am  Bauche  offener,  etwas  zusammengedrückter,  Panzer  ($cuteüum\  wie  bei  Daph- 
nia,  erkannt.  Vorn  ist  ein  einziehbarer  hakenartiger  Stirn theil.  Das  Wirbelorgan  zeigt  bei  einer  Art  4 — 6 
Muskelparthieen.  Ein  Schlundkopf  mit  2  gezahnten  Kiefern,  eine  sehr  kurze  Schlundröhre,  ein  einfacher 
Speisecanal  mit  2  kugligen  Darmdrüsen  sind  beiden  Arten  gemein.  Ein  Eierstock  mit  einzelnen  grossen 
Eiern  ist  beiden  gemein,  bei  einer  Art  ist  auch  das  Keimbläschen  im  Ei  beobachtet.  Beide  Arten  haben  2 
deutliche  rothe  Augen,  die  auf  innern  markigen  Massen  beweglich  ansitzen. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  im  adriatischen  Meere  bei  Cattaro  an  der  dalmati- 
schen Küste,  bei  Berlin!,  bei  Copenhagen  im  Ostseewasser!   und  bei  Tobolsk  im  sibirischen  Asien  bekannt. 

113.     Monura  Colurus,  stumpfer  Oriffelfuss.     Tafel  Lix.  Fig.  IV. 

M.  lorica  ovata,  postico  fine  oblique  truncata,  obtusa,  ocellis  approximatis. 

Monure  obtuse,  ä  carapace  ovale,  oblic/uement  tronc/uee  et  obtuse  au  bout  posterieur,  ayatit  les  yeu& 
rapproches. 

Colurella  adriatica,  Hemprich    u.   Ehrenberg?  Symbolae  physicae.    Evertebrata  I.    Phytoz.  I.    Tab.  III.  Fig.  V.  3.  1828.   Text  1831. 

Monura  Colurus.     (vergl.  Mon.  dulcis.) 
Monura  Colurus,  Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1829.  p.  8,  17.   1830.  p.  44,  54V,  64?.  1831.   p.  128.   1833.  p.  203. 

Aufenthalt:    Bei  Copenhagen  und  Tobolsk  in  Sibirien  beobachtet. 

Die  beiden  Arten  sind  schwer  zu  unterscheiden  und  früher  von  mir  selbst  verwechselt  worden.  Die  Zeichnung  des  von  mir 
zuerst  beobachteten  Thierchens  aus  der  Bocca  di  Cattaro ,  die  ich  1820  auf  der  Reise  mit  Dr.  Hemprich  nach  Afrika  entwarf,  ge- 
hört der  Form  nach  deutlich  der  folgenden  Art  an,  allein  die  Lokalität  spricht  für  diese  Art.  Da  es  gewisse  halb  gewendete  Lagen 
der  Thierchen  giebt,  in  denen  die  hintere  stumpfe  Ecke  spitz  oder  die  Spitze  stumpf  erscheint,  so  ist  dieser  Character,  wo  er  nicht 
ausdrücklich  beachtet  war,  wie  ich  jetzt  weiss,  unsicher,  und  auch  die  Stellung  der  Augen  blieb  früher  unberücksichtigt.  Ja,  ich  habe 
bis  1832  auch  das  Berliner  Thierchen  für  augenlos  gehalten,  und  1829  in  dem  sibirischen  ebenfalls  die  Augen  übersehen.  Eine  zweite 
Schwierigkeit  ist  die  gar  leichte  Verwechselung  der  Colurus- Arten  mit  diesen  Formen.  Oft  tragen  die  Coluren  ihre  Finger  hart- 
näckig an  einander  geschlossen,  und  nur  durch  Quetschen  zwischen  Glasplatten  erkennt  man  ihren  Gattungs-Character.  Mit  Sicherheit 
sind  also  nur  die  hier  von  Berlin  und  Copenhagen  stammenden  2  Formen  gekannt,  und  es  wird  denn  unter  dem  Seethierchen  das  der 
Ostsee  verstanden,  das  dalmatische  des  Meeres  aber  und  das  sibirische  des  Irtisch  werden  nur  beiläufig  erwähnt.  Das  Thierchen 
findet  sich  an  der  staubigen  Oberfläche  des  gestandenen  Wassers  zuweilen  sehr  zahlreich,  zu  10  —  20  in  einem  Tropfen.  Das  Gefäss- 
system  und  der  männliche  Theil  des  Sexualsystems  sind  noch  unerkannt.  Die  sibirische  Form,  von  der  ich  1829  auf  der  Reise  mit 
Herrn  v.  Humboldt  2  Abbildungen  zeichnete,  Hess  bei  einer  Form  2(?)  vordere  Stirnhaken  anschaulich  werden.  Die  Panzerform 
dieses  Thierchens  des  Irtisch  passt  genau  zu  der  des  Ostseethierchens,  welches  ich  im  December  und  Januar  1835  und  1836  im  Co- 
penhagener  Seewasser  sah,  das  seit  Monat  November  in  Berlin  angekommen  war.  —  Grösse  des  Panzers  allein  V24  Linie,  des  sibiri- 
schen Thierchens  y36  Linie« 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LIX.   Fig.  IV. 

Fig.  1.    Ansicht  der  Bauchfläche.     Fig.  2.     Rückenfläche.     Fig.  3.     rechte  Seitenansicht  beim  Wirbeln.     Fig.  4.     dieselbe  mit  eingezogenem  Räder- 
organ; Co  Darm -Mündung.    Linearvergrösserung  300mal. 

113.     Monura  dulcis,  spitzer  Griffelfuss*     Tafel  Lix.  Fig.  v. 

M.  lorica  ovata,  postico  fine  oblique  truncata,  acuta,  ocellis  distantibns. 

Monure  aigue,  a  carapace  ovale,  obliquement  tronr/uee  et  aigiie  au  bout  posterieur,  les  yeux  ecartes. 

Colurella  adriatica,   Symbolae  physicae?   1828.   vergl.  M.  Colwus. 

Monura  Colurus,  Abhandl.  d.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1829.  1830.  1831.  1833.  p.  203.  zum  Theil. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  (vielleicht  auch  bei  Cattaro). 

Die  Form  des  Thierchens  aus  dem  adriatischen  Meere,  welche  in  den  Symb.  physicis  gestochen  ist,  würde  ziemlich  gut 
auf  diese  Art  passen,    allein  da  die  stumpfe  Art  neuerlich  in  der  Ostsee,    die  spitze  im  Süsswasser  beobachtet  ist,    so  bin  ich  zweilel- 


4?5    

haft,  wohin  jene  zu  stellen  ist.  Noch  besser  passt  jene  Abbildung  zu  Colurus  caudaius^  das  würde  aber  einen,  mir  nicht  so  wahr- 
scheinlichen, Fehler  in  meiner  damaligen  Beobachtung  des  Fusses  voraussetzen.  Diess  Thierchen  ist  bei  Berlin  sehr  gemein  zwischen 
Conferven  und  vermehrt  sich  in  Gläsern  in  wenig  Tagen  oft  zu  grossen  Mengen.  Am  25.  März  1832  entdeckte  ich  die  Augen.  Am 
2.  Februar  1838  sah  ich  es  unter'm  Eise  zwischen  dem  flockigen  Ueberzuge  der  Wasserpflanzen.  Die  Darmdrüsen  waren  undeutlich, 
der  Darm  oft  mit  grüner  Speise  erfüllt.  —  Grösse  des  Panzers  V24  Linie,  des  dalmatischen  Thierehens  V24  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LIX.   Fig.  V. 
Fig.  1.    rechte  Seitenansicht.     Fig.  2.    Rückenfläche.    Fig.  3.    Bauchfläche;  cd  Darm -Mündung.    Vergrösserung  des  Durchmessers  300mal. 


EINUNDVIERZIGSTE     GATTUNG:      ZANGENFUSS. 

Colurus.    Colu  re. 

CHARACTER:    Animal  ex  Euchlanidotorum  familia,  ocellis  frontalibus  duobus,  pede  furcato  et  lorica  com- 
pressa  aut  cylindrica  instructiim. 

CARACTERE:   Animal  de  la  famille  des  Eucklanides ,  ayant  deux  yeux  au  fronl^  le  pied  fourchu 
et  la  carapace  comprimee  ou  cylindrique. 

Die  Gattung  Zangenfoss  zeichnet  sich  in  der  Familie  der  Mantelfischchen  durch  2  Stirnaugen,  ei- 
nen Zangenfuss  und  einen  seitlich  zusammengedrückten  oder  cylindrischen  Panzer  aus. 

Bory  de  St.  Vincent  gab  1824  den  Namen  Colurella  an  Müller  s  Brachionus  uncinatus,  als  eine 
besondere  Gattung  seiner  Familie  der  Brachioniden,  ganz  allein.  Dieser  griechische  Name  ist  seit  1830 
nur  in  der  gegenwärtigen  sprachrichtigeren  Form,  ohne  lateinische  Diminutiv-Endigung,  von  mir  angewendet, 
und  die  Charactere  der  Gattung  sind  gleichzeitig  schärfer  bestimmt,  so  wie  eine  neue  Art  hinzugefügt  wor- 
den. Noch  2  neue  Arten  wurden  1833  beschrieben.  Diese  4  x4rten  bilden  noch  jetzt  die  Gattung.  Sie 
wurde  1830  in  der  Familie  der  Stephanopinen  aufgeführt,  allein  das  Räderorgan  ist  seitdem  als  zusam- 
mengesetzter erkannt  worden.  Die  erste  Kenntniss  solcher  Formen  hatte  Müller  1773,  als  er  den  Bra- 
chionus uncinatus  zuerst  verzeichnete,  alle  übrigen  Arten  waren  früher  nicht  bekannt.  —  Die  Organisa- 
tion ist  im  Groben  reichlich  ermittelt.  Eine  am  Bauche  offene  Schaale  (Scutellum),  wie  bei  Daphnia,  bil- 
det bei  4  Arten  deutlich  den  Panzer.  Ein  mehrfach  zusammengesetztes  Räderorgan  ist  bei  allen  Arten  er- 
kannt und  wird  bei  allen  durch  einen  einziehbaren  Stirnhaken  (Respirationsröhre?)  überragt.  Ein  Schlund- 
kopf mit  zwei  2 — 3zahnigen  Kiefern  ist  bei  2  Arten  gesehen,  undeutlich  blieben  bei  den  andern  nur  die 
Zähne.  Alle  haben  eine  sehr  kurze  Schlundröhre,  2  Arten  einen  eingeschnürten  Darm  (Gasterodela) ,  die 
übrigen  2  einen  einfachen  (Coelogastrica) ,  woran  vorn  bei  allen  Arten  2  Darmdrüsen  beobachtet  sind.  — 
Von  Sexualorganen  ist  nur  der  Eierstock  bei  allen  Arten  gesehen.  —  Zum  Gefässsysteme  gehört  vielleicht 
der  kappenartige  Stirnhaken  als  Respirationsrohre.  Zwei  sehr  feine  rothe  Stirnaugen  sind  allmälig  bei  2 
Arten,  nocli  nicht  bei  C.  uncinatus  und  bicuspidatus,  erkannt  worden,  welche  sie  wohl  auch  noch  zeigen 
werden.     Alle  Arten  haben  eigenthümliche  Bläschen  im  Rücken  und  sind  leicht  mit  Monura  zu  verwechseln. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  in  Dänemark  im  Süsswasser  und  Ostseewasser,  im 
Elsass,  in  Preussen,  Mecklenburg  und  im  sibirischen  Asien  beobachtet. 

114.     Colurus  f  uncinatus ,   der  Meine  Kangenftiss.     Tafel  LIX-  Fig.  VI. 

C.  lorica  ovata,  coinpressa,  mncrone  postico  brevi  duplici,  digitis  brevissiuiis. 

Co  Iure?  crocIiU}    a  carapace  ovale ,    comprimee ,    ayant  deute  peiites  pointes  au  bord  posier  ieur  ei  les 
doigts  tres-courts. 

Brachionus  uncinatus,  Müller,  Verm.  fluv.  Iiist.  p.  134.   Krog-Uvirvleren.  1773.     Animalc.   Infus,  p.  351.  Tab.  L.  Fig.  9— 11.   1786. 

Vorticella  (Monoculo  Pulici  i.  e.  Daphniae  similis) ,  Herrmann,  Naturforscher.  XIX.  p.  51.  Taf.  II.  Fig.  13.  1784. 

Colurella  uncinata,  Bory  de  St.  Vincent,  Encyclopedie  meth.  Vers.  1824. 

Colurus  uncinatus,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissenscli.  zu  Berlin,   1830.   p.  44.  1831.  p.  129. 

Aufenthalt:    Bei  Copenliagen  im  Süsswasser  und  Ostseewasser,    im  Elsass   bei  Strassburg,    bei  Berlin,    bei  Bogoslofsk   im  Ural  im 
Süsswasser  und  bei  Petropowlofsk  in  Sibirien  im  Salzwasser  beobachtet. 

Diess  Thierchen  mag  leicht  eines  der  am  weitesten  verbreiteten  Räderthierchen  seyn,  allein  die  Arten  der  Gattung  müssen 
sehr  sorgfältig  und  mühsam  unterschieden  werden,  weshalb  auf  die  früheren  Beobachter  bis  1830  kein  sicherer  Verlass  ist.  Müller 
fand  es  im  Süsswasser  und  Seewasser  bei  Copenliagen  und  nennt  es  irrig  zweischaalig.  Da  die  Augen  dieser  Art  noch  nicht  ausser 
Zweifel  gestellt  sind,  so  ist  die  Stelle  in  der  Gattung  unsicher,  allein  auch  bei  den  übrigen  sind  die  Augen  lange  übersehen  und  mit 
Anstrengung  sogar  einige  Zeit  umsonst  gesucht  worden,  ein  Verhältniss,  welches  man  sich  mit  dem  Aufsuchen  eines  Luftballons  hoch 
am  Himmel  erklären  mag.  Ist  der  Ort  eines  sehr  kleinen  Dinges  sicher  angezeigt,  so  sieht  es  jeder,  ohnediess  übersieht  es  auch  ein 
angestrengtes  Suchen.     In  der  Mitte  des  Rückens  ist  meist  ein  Kranz  von  Bläschen,   in  dem  ich   1831  pigmentlose  Augen  vermuthete. 


._ 4^o — 

Aebnliche  Blasen  sind  aber  bei  allen  Arten,  daher  ist  es  wahrscheinlicher,  dass  es  Oelbläschen  sind,  wie  sie  bei  den  Cyclopiden 
häufig  vorkommen,  zumal  da  sie  bei  C.  caudatus  und  defle&us  neben  den  Augen  vorhanden  waren.  Sonderbar  ist  die  von  mir  wie- 
derholt gemachte  Beobachtung,  dass  2  Thierchen  der  Länge  nach  mit  den  Seiten  an  einander  hingen,  wie  bei  Selbsttheilung,  die  doch 
nicht  existiren  kann;  einmal  sah  ich  sie  ein  Kreuz  bilden  (vergl.  die  folgende  Art).  Der  Schlundkopf  war  deutlich,  die  Zähne  waren 
es  nicht*  Der  Darm  war  bei  einigen  eingeschnürt  und  schien  bei  andern  einfach.  Es  lebt  zuweilen  zahlreich  an  der  staubigen  Ober- 
fläche stehenden  Wassers.  Im  Jahre  1829  fand  ich  es  auf  der  Reise  mit  Herrn  v.  Humboldt  in  Sibirien  im  Süsswasser  des  Ural 
und  in  einem  Salzsee  der  Steppe.  Erstere  Form  war  hinten  unterhalb  stärker  ausgeschweift,  und  bei  beiden  sah  ich  den  Stirnhaken 
nicht«  —  Grösse  des  Panzers  V36  —  V24  Linie  bei  Berlin,  V45  Linie  in  Sibirien. 

Erklärung   der  Abbildungen    Tafel  LIX.   Fig.  VI. 

Fig.  i.    rechte  Seitenansicht.     Fig.  2.     Rückenansicht;   Zeichnung  von  1830.     Fig.  3  —  6.     3  Paar  zusammengeheftete  Thierchen;    w  hintere  Darmöff- 
nung«    Linear vergrösserung  300mal. 

115„     Colurus?  Mcuspidatus ,  der  grosse  Zangenfnss.     Tafel  LIX.  Fig.  VII. 

C.  lorica  ovata,  compressa,  mucrone  postico  duplici  valido,  digitis  brevibus. 

Colure?  pointu,   ayant  la  carapace  ovale ,  comprimee,   les  deute  pointes   au   bord  posterieur  fortes  et 
les  doigts  courts. 

Colurus  licuspidatus ,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1830.   p.  44.  1831.  p.  129.  1833.  p.  203. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  der  vorigen  sehr  ähnliche  Art  ist  häufig  grösser  und  hat  immer  nur  einen  einfachen  Darm.  Vielleicht  sind  daher  Fig. 
3  —  6.  der  vorigen  Art  hierher  zu  rechnen.  Hinten  ist  der  Panzer  tiefer  ausgeschweift.  Deutliche  Rädermuskeln ,  ein  Bläschenkranz, 
ein  Schlundkopf  ohne  deutliche  Zähne,  keine  deutlichen  Darmdrüsen  und  reife  Eier  sind  beobachtet.  —  Grösse  des  Panzers  V24  Linie, 
des  Eies  lj^  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LIX.    Fig.  VII. 
Fig.  1,    rechte  Seitenansicht;  cd  Darmmündung.    Fig.  2.    Bauchfläche.    Fig.  3.    Rückenfläche.    Linearvergrösserung  300mal. 

116.     Colurus  caudatus,  langfingriger  Zangenfuss.     Tafel  Lix.  Fig.  vm. 

C.  lorica  ovata,  compressa,  mucrone  postico  duplici  distineto,  digitis  pede  longioribus. 

Co  Iure  a  doigts  longs^   ayant  la  carapace  ovale ,   comprimee,   les  pointes  au  bord  posterieur  distin** 
ctes,  les  doigts  plus  longs  cjue  le  pied. 

Colurus  caudatus,  Abhandl.   der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  (1832.)  p.  202. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  im  Süsswasser  und  im  Seewasser  von  Wismar  in  Mecklenburg  beobachtet. 

Diese  am  2.  April  1832  bei  Berlin  zuerst  unterschiedene  Art  ist  besonders  leicht  mit  Monura  zu  verwechseln.  Die  Schaale 
ist  ganz  der  des  C.  uncinatus  ähnlich,  aber  die  Finger  des  Fusses  sind  viel  länger.  Die  Augen  stehen  sehr  dicht  beisammen.  Die 
Kiefer  des  Schlundkopfs  sind  ein-  oder  zweizahnig,  die  Schlundröhre  klein,  2  deutliche  Darmdrüsen,  ein  einfacher  Darm,  ein  deutli- 
cher Eierstock  sind  erkannt.  Ich  fand  am  5.  Nov.  1833  eine  dieser  sehr  ähnliche  Form  mit  etwas  mehr  abgestutztem  Hintertheil  im 
Ostseewasser  von  Wismar,  welches  ich  mit  nach  Berlin  genommen  hatte.  Die  Augen  waren  etwas  mehr  getrennt,  der  Stirnhaken  et- 
was breiter,  vorn  abgestutzt,  und  im  Nacken  war  ein  Kranz  von  Bläschen.  Die  auffallendste  Verschiedenheit  war  aber  im  eingeschnür- 
ten Darme.  Ob  eigene  Art?  Neuerlich  habe  ich  am  14.  Febr.  1838  das  Thierchen  der  ersten  Form  wieder  in  einem  überwinterten 
Gefässe  mit  Arthrodesmus ,  Naviculis  und  Arcellen  beobachtet.  —  Grösse  des  Panzers  V24  Linie,  Ei  Vso  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LIX.   Fig.  VIII. 

Fig.  1.    rechte  Seitenansicht.     Fig.  2.    Rückenfläche;  beide  Zeichnungen  von  1832.     Fig.  3.    Rückenfläche.     Fig.  4.    rechte  Seite;  w  Darmmündung. 
Fig.  5.    rechte  Seite;  sämmtliche  3  Seethierchen  von  1833.    Linearvergrösserung  300mal. 

II?,     Colurus  defleacus,  geflügelter  Zangenfuss.     Tafel  LIX.  Fig.  IX. 

C.  lorica  ovata,  compressa,  mucrone  postico  duplici  praelongo  deorsum  speetante,  digitis  pede  brevioribus. 

Colure  abaisse,    a  carapace  ovale,    comprimee,    ayant  les  pointes   au  bord  posterieur  tres-longues  et 
pendantes  s.  abaissees^  les  doigts  plus  courts  qne  le  pied. 

Cohmis  deflexus,  Abhandl.   d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.   (1832.)   p.  203. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  sehr  ausgezeichnete  Art  fand  sich  am  23.  Juni  1832  im  klaren  Wasser  eines  Torfmoores.  Sie  ist  mehr  gerundet  und 
sehr  durchsichtig.  Jederseits  zwei  kuglige  Muskelparthieen  des  Räderorgans,  ein  Schlundkopf  mit  zweizahnigen  Kiefern,  eine  kurze 
Schlundröhre,  ein  einfach  conischer  Darm,  2  kleine  kuglige  Darmdrüsen,  ein  Kranz  von  Bläschen  im  Rücken  mit  einer  drüsigen  Un- 
terlage, und  ein  Eierstock  mit  einem  grossen  Ei  fielen  in  die  Augen.  Die  beiden  Stirnaugen  sassen  vorn  auf  einem  grossen  Markkno- 
ten. —  Panzerlänge  3/*oj  Eilänge  V48  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LIX.   Fig.  IX. 

Fig.  i.    rechte  Seitenansicht;  w  Darmmündung.    Fig.  2.     linke  Seitenansicht.    Fig.  3.     Bauchfläche.     Fig.  4.    Rückenfläche.    Fig.  5.     die  beiden  zwei- 
zahnigen Kiefer.    300maligc  Linearvergrösserung. 


4W    

ZWEIUNDVIERZIGSTE     GA  TT  ü  N  G:      STIRNAUGE. 

Metopidia.    Metopidie. 

CHARACTER:  Animal  ex  Euehlanidotonim  faiinlia,  ocellis  frontalibus  duobus,  pede  furcato,  lorica  de- 
pressa  aut  prismatica  et  fronte  nuda  aut  uncinata  nee  cucullata  insigne.  (=Lepadella  ocel- 
lis duobus  frontalibus.) 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Etichlanides,  ayant  deux  yeux  au  front^  le  pied  fowehu, 
la  carapace  deprimee  ou  prismatigae  et  le  front  nu  ou  croc/m,  sans  chaperon. 

Die  Gattung  Stirnauge  ist  in  der  Familie  der  Mantelfischchen  durch  2  Stirnaugen,  einen  Gabel- 
fuss,  einen  niedergedrückten,  flachen  oder  prismatischen  Panzer,  und  eine  nackte,  oder  mit  einem  Haken 
versehene,  schirmlose  Stirn  bezeichnet. 

Gegründet  wurde  die  Gattung  1830  in  den  AbhandL  d.  BerL  Akad.  d.  Wiss.  aus  Lepadella  triptera 
mit  1  Art,  M.  triptera.  Eine  2te  Art  wurde  1831,  und  die  3te  1833  ebenda  hinzugefügt  Eine  Kennt- 
niss  dieser  Formen  könnte  früher  Beseke  1784  oder  Müller  in  seinem  Brachionus  Braclea  gehabt  ha- 
ben, welchen  Bory  de  St.  Vincent  Squamella  limulina  nannte,  doch  fehlen  die  Charactere  (s.  Squamella). 
An  Organisation  ist  vielerlei  des  Wesentlichsten  ermittelt.  Der  Panzer  scheint  unten  geschlossen  (Testula). 
Drei  bis  vier  Wirbelmuskeln  sind  bei  2  Arten,  2  Fussmuskeln  bei  1  erkannt.  Zwei  Arten  haben  einen 
Stirnhaken,  wie  Colurus  (Respirationsröhre?),  und  treten  mit  diesem  nahe  an  die  folgende  Gattung.  Der 
Schlundkopf  hat  bei  1  Art  je  2,  bei  1  je  4,  bei  1  undeutliche  Zähne.  Eine  kurze  Schlundröhre  und  2  kug- 
lige  Darmdrüsen  haben  alle,  2  Arten  haben  einen  deutlich,  1  einen  undeutlich  eingeschnürten  Darm  {Ga- 
sterodela).  —  An  Sexualtheilen  haben  alle  einen  Eierstock  und  M.  triptera  auch  eine  contractile  männ- 
liche Blase  erkennen  lassen.  —  Zwei  rothe  Stirnaugen  sind  allen  Arten  gemein. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  mit  voller  Sicherheit  nur  bei  Berlin  bekannt,  wahr- 
scheinlich aber  ausser  Preussen  auch  in  Curland  und  im  Ural  Asiens  beobachtet. 

118*     Metopidia  I*epadella9   flaches  Stirnau^e.     Tafel  LDL  Fig.  X. 

M.  lorica  depressa,  fere  plana,  late  ovata,  postica  parte  rotundata,  fronte  lunatim  excisa. 

Metopidie   Lepadelle,   a   carapace  deprimee,   presque  plate,    arrondie   a   F e&tremitc  posterieure  et 
echancree  au  front  en  croissant. 

Viertes  nuderthierchen ,  Beseke?  Leipziger  Magazin  d.  Naturk.  IV.  St.  3.  p.  329.  Fig.  12.  1784. 
Metopidia  Lepadella,  Abhandl,  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  136. 

Aufenthalt:     Bei  Berlin  und  vielleicht  bei  Mietau  in  Curland. 

Diess  Tliierchen  hat  grosse  Aehnlichkeit  in  der  Form  mit  Lepadella  ovalis,  welche  zweizahnige  Kiefer  und  keine  Augen 
hat,  und  mit  Squamella  Bractea^  welche  4  Augen  und  undeutlich  gezahnte  Kiefer  zeigt.  Mit  beiden  kann  Müller  schon  1786 
sie  verwechselt  haben.  Eine  unvollkommene  Zeichnung  eines  ähnlichen  Thierchens  gab  Beseke  aus  Mietau.  Bei  Berlin  ist  es  zuwei- 
len ziemlich  zahlreich  zwischen  Confervis  Conjugatis.  Es  ist  gross,  klar,  hat  einen  Schlundkopf  mit  2  4zahnigen  Kiefern,  eine 
kurze  Schlundröhre,  2  Darmdrüsen,  einen  eingeschnürten  Speisecanal  und  deutlichen  Eierstock  mit  1  —  2  Eiern.  Zwei  rothe  Augen- 
punkte stehen  ganz  in  den  seitlichen  Winkeln  des  Räderorgans.  Die  Finger  sind  etwas  länger  als  der  Fuss.  —  Grösse  des  Panzers 
bis  Vi2  Linie,  des  Eies  V24  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  LIX.   Fig.  X. 

Fig.  1.    Bauchfläche  mit  eingezogenem  Räderwerk.     Fig.  2.    rechte  Seitenansicht  beim  Hingleiten  an  den  Confervenröhren.     Fig.  3.    Rückenfläche  im 
Wirbeln,     w  Darm -Mündung.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

119.     Metopidia  aeuminata,  gespitztes  Stirnauge.     Tafel  LIX.  Fig.  XI. 

M.  lorica  depressa,  fere  plana,  ovata,  postica  parte  acuminata,  fronte  levius  excisa. 

Metopidie  aigue,  a  carapace  deprimee^  presque  plate,   ovale^   aigue  ä  V  e^ctremite  posterieure  et  le- 
gerement  echancree  au  front. 

Metopidia'*  acuminata,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  210. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Es  ist  nur  1  Exemplar  am  4.  Mai  1832  zwischen  Oscillatorien  entdeckt  und  seitdem  kein  zweites  beobachtet  worden.  Die 
Form  hat  manche  Aehnlichkeit  mit  einem  Colurus.  Alle  bekannten  Arten  der  letztereu  Gattung  haben  aber  genäherte  Augen  und  einen 
seitlich  zusammengedrückten,  unten  offenen,  Panzer.  Ich  unterschied  4  Wirbelmuskeln,  einen  deutlichen  4rnuskeligen  Schlundkopf  mit 
unklarem  Kieferbau,  eine  kurze  Schlundröhre,  einen  zweitheiligen  Darm,  zwei  rundliche  Darmdrüsen  und  einen  Eierstock,  ausserdem 
2  seitliche  rothe  Stirnaugen.  Die  Stirn  überragt  ein  Haken  mit  häutiger  Ausbreitung  (Respirationsröhre?),  wie  bei  Colurus. —  Grösse 
des  Panzers  V2o>  des  Eies  V48  Linie.     Ganze  Länge  Vis  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LIX.   Fig.  XI. 
Fig.  1.  Rückenansicht.    Fig.  2.  rechte  Seitenansicht.    Fig.  3.  Rückenfläche  mit  eingezogenem  Räderorgan,    co  Darm-Mündung.    Linearvergrösserung  300mal. 

120 


4?8 

120.     Metopidia  triptera,  dreiflügliges  Stirnauge.     Tafel  Lix.  Fig.  xn. 

M.  lorica  ovata,  acute  triquetra,  dorso  cristata. 

Metopidie  triptere,  a  carapace  ovale,  distinctement  trilaterale  par  une  crete  au  milien  du  dos. 

Lepadella?  Iriplera,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  63,  71. 
Metopidia  triptera,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1831.  p.  137. 

Aufenthalt:    Bei  Bogoslofsk  im  Ural  und  bei  Berlin  beobachtet. 

Das  niedliche  Thierchen  war  eine  Frucht  der  Reise  mit  Herrn  von  Humboldt  nach  Sibirien  im  Jahre  1829.  Zwar  hatte 
ich  schon  1826  eine  Zeichnung  derselben  Art  in  Berlin  gemacht,  allein  ich  hielt  sie  für  unrichtig  beobachtet  und  erwähnte  sie  nicht. 
Ein  erneutes  Auffinden  derselben  Form  1830  bei  Berlin  bestätigte  es  aber  und  zeigte  mir  die  Anwesenheit  2  bis  dahin  übersehener 
kleiner  Stirnaugen,  und  am  13.  März  1835  habe  ich  sie  in  Berlin  in  mehreren  Exemplaren  nochmals  beobachtet.  Das  Thierchen  lebt 
.zwischen  Conferven  der  freien  Gewässer.  Ein  3theiliges  Räderwerk,  ein  Stirnhaken,  ein  Schlundkopf  mit  2zahnigen  Kiefern,  eine  kurze 
Schlundröhre,  ein  zweitheiliger  Darm,  2  kuglige  Danndrüsen,  eine  contractile  Sexualblase  und  ein  Eierstock  sind  samint  2  Fussmus- 
keln  und  den  2  rothen  Stirnaugen  beobachtete  Structurtheile.  Durch  diese  Form  entstand  1830  die  Gattung,  und  sie  war  systematisch 
damals  recht  wichtig.     (Vergl.  1830.  p.  71.)  —  Grösse  in  Berlin  V24 —  V12  Linie,  im  Ural  Vas  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LIX.   Fig.  XII. 

Fig.  1.     Rückenansicht;  *  contractile  Sexualblase.     Fig.  2.    linke  Seitenansicht.     Fig.  3.    Ansicht  von  hinten  in  Verkürzung.     Diese  3  Figuren  sind  von 
Berlin  1835.     Fig.  4.    Rückenansicht  eines  jüngeren  Thierchens.     Fig.  5.    Verkürzung  von  hinten;  beide  nach  Zeichnungen  von  1830.     Vergr.  300. 


DREIUNDVIERZIGSTE     GATTUNG:     DIADEMTHIERCHEN. 

Stephanops.  Stepbanops. 

CIIARACTER:    Animal  ex  Euchlanidotorum  familia,    ocellis   duobus  frontalibus,   pede  furcato,   lorica  de- 
pressa  aut  prismatica  et  fronte  cucullata  insigne. 

CARACTERE:   Animal  de  la  famille  des  Euchlanides,  ayant  deux  yeux  au  fronte  le  pied  fourchu> 
la  carapace  deprimee  ou  prismatique  et  le  front  garni  d'un  chaperon  ou  diademe. 

Die  Gattung  Diademthierchen  unterscheidet  sich  in  der  Familie  der  Mantelfischchen  durch  2  Stirn- 
augen, einen  Gabelfuss,  einen  niedergedrückten  oder  prismatischen  Panzer  und  einen  Hauben-  oder  Diadem- 
artigen Stirnrand. 

Diese  Gattung  wurde  1830  in  den  Abhandlungen  der  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  zuerst  scharf  umschrie- 
ben, mit  2  Arten  versehen  und  mit  Monura  und  Colurus  in  eine  eigene  Familie  der  gepanzerten  Räder- 
thierchen,  Stephanopina,  gestellt,  weil  das  Wirbelorgan  einfach  erschien.  Seitdem  ist  letzteres  bei  all  die- 
sen Formen  als  zusammengesetzt  erkannt  und  die  Familie  schon  1831  aufgelöst  worden,  wo  auch  eine 
dritte  Art  hinzukam.  Diese  3  Arten  sind  noch  nicht  weiter  vermehrt  worden.  Eine  der  3  Formen  kannte 
Müller  schon  1773  und  nannte  sie  Brachionus  cirratus,  eine  andere  nannte  er  1786  Brachionus  la- 
mellaris, die  dritte  Art  wurde  1831  von  mir  entdeckt,  Jene  ersten  2  Arten  hat  nur  Bory  de  St.  Vincent 
1824  von  Brachionus  abgesondert,  aber  in  2  verschiedene  Gattungen  gestellt  als  Lepadella  lamellaris 
und  Squatinella  Caligula.  Im  Jahre  1830  hielt  ich  Müllers  Synonym,  worauf  sich  Bory's  Gattungsname 
bezog,  nicht  für  sicher  identisch  mit  meinem  augenführenden  Stephanops  cirratus,,  sollten  sich  daher  spä- 
terhin ähnliche  augenlose  Formen  finden,  so  bliebe  der  Name  Squatinella  für  diese.  —  An  Organisation  ist 
ein  Panzer  mit  einem  vorn  erweiterten  Stirnrande,  bei  2  Arten  hinten  in  Dornen  verlängert,  beobachtet. 
Eine  Art  hat  2  seitliche  vordere  Längsmuskeln  und  2  Fussmuskeln,  und  dieselbe  3  —  5  Wirbelmuskeln  er- 
kennen lassen.  —  Ein  Schlundkopf  mit  2  einzahnigen  Kiefern  und  kurzer  Röhre  ist  bei  allen  Arten  beob- 
achtet. Eine  Art  hat  einen  2theiligen,  2  haben  einen  einfachen  Darm.  Darmdrüsen  zeigten  bisher  2  Arten. 
—  Ein  Eierstock  ist  bei  allen  beobachtet,  contractile  Sexualblasen  sind  bei  2  Arten.  Zwei  rothe  Stirnaugen 
nahe  am  seitlichen  Rande  sind  bei  2  Arten  beobachtet,  bei  einer  noch  unerkannt  {Squatinella?).  Alle  Ar- 
ten haben  sehr  rasche  unstäte  Beweglichkeit.  Die  Stirnkappe  bleibt  ausgestreckt,  wenn  das  Thier  sich  zu- 
sammenzieht. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  nur  von  Dänemark,  Baiern  und  Preussen  bekannt. 

131.     Stephanops  lamellaris,  dreispitzig-es  Diademthierchen.     Tafel  Lix.  Fig.  XIII. 

St.  loricae  spinis  postieis  tribus. 

Stephanops  lamellaire,  ayant  trois  epines  an  bout  posterienr  de  la  carapace. 

UracJnimus  lameUaris,  Müller,  Animalc.  Infusor.  p.  340.   Tab.  XLVII.   Fig.  8  —  11.    1786. 
Brachionm  lamellaris,  Lamarck,  Hist.  nat.  des  anhn.  saus  vert.  II.  p.  35.  1816. 


4?9    . 

Lepadella  lamellaris ,  Bort  de  St.  Vincent,  Encycloped.  method.  Vers.  1824. 

Stephanops  lamellaris,   Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.    p.  44.  1831.   p.  137. 

Aufenthalt:    Bei  Copenliagen  und  Berlin  beobachtet. 

Die  sehr  raseben  Bewegungen  dieses  sehr  durchsichtigen  Thierchens  erschweren  seine  Betrachtung,  allein  den  Character  der 
crystallhellen  Stirnhaube  oder  des  Diadems  erkennt  man  leicht  samint  den  3  characteristischen  hintern  Spitzen.  Müller  fand  es  zuerst 
im  November  1779,  häufiger  aber  im  October  1781  in  Sumpfwasser.  Den  Namen  lamellaris  gab  er  wegen  der  Haube,  die  er  la- 
mella  nennt.  Ein  Wirbeln  sah  er  nicht.  Er  sah  ein  Hörnchen  im  Wirbelorgan,  das  ich  nicht  fand.  War  es  eine  Respirationsröhre  ? 
Ich  fand  es  1826  im  August,  1830  im  Juni  zwischen  Conferven,  1831  im  Juli  und  1832  im  Juni  wieder.  Es  ist  fast  walzenförmig 
oder  eiartig  rund.  Der  Schlundkopf  hatte  2  einzahnige  Kiefer,  der  Darm  war  zweitheilig  und  nahm  leicht  Indigo  auf.  Ueberdiess  sah 
ich  2  Eier  und  2  Augen.  Bei  der  letzten  Beobachtung  sah  ich  dicht  über  den  Fussfingern  eine  Borste  eingelenkt,  dergleichen  auch 
bei  Euchlanis  vorkommen.  —  Grösse  des  Panzers  l/3Q  bis  V20,  des  Ganzen  V20  bis  Vi2>   des  Eies  V*8  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LIX.  Fig.  XIII. 

Fig.  1.    Bauchfläche.     Fig.  2.    rechte  Seitenfläche  eines  Erwachsenen;  w  Darm -Mündung.     Fig.  3.     Bauchfläche  eines  Jungen.     Fig.  4.     Schlundkopf. 
Linear vergrösserung  300mal. 

1Ä3.     Stephanops?  muticus,  dornloses  Diademthiercben.    Tafel  LIX.  Fig.  XIV. 

St.  loricae  postica  parte  inermi,  integra. 

Stephanops?  desarme^  a  carapace  entihre^  sans  epines  au  bout  posterieur. 

Stephanops  muticus,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  138. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Entdeckt  im  Sommer  1831,  fand  es  sich  wieder  am  14.  April  1835  in  mehreren  Exemplaren.  Es  ist  eben  so  beweglich, 
als  das  erste,  allein  ich  konnte  keine  sicheren  Augen  erkennen,  obwohl  ich  1835  in  der  Seitenlage  einen  dunkleren  Fleck  an  der  Stirn 
wahrnahm.  Den  Mangel  halte  ich  noch  für  Fehler  der  Beobachtung.  Ausser  dem  Schlundkopfe  ohne  deutliche  Zähne,  den  Darmdrü- 
sen, dem  einfach  conischen  Darme  und  den  Spuren  des  unentwickelten  Eierstocks  sah  ich  eine  contractile  Blase  an  der  Fussbasis.  — 
Grösse  V12  Linie.  —  Squatinella? 

Erklärung  der  Abbildungen   Taf.  LIX.   Fig.  XIV. 

Fig.  1.    Riickenansicht;  s  contractile  Blase.     Fig.  2.    linke  Seitenansicht  mit  Augenspur;   w  Darm -Mündung.     Fig.  3.     Junges   vom  Rücken  gesehen; 
*  contractile  Blase.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

123.     Stephanops  cirratus,  zweispitziges  IMademfliierctieii.     Tafel  LIX.  Fig.  XV. 

St.  loricae  postica  parte  spinis  duabus  armata. 

Stephanops  fottrchu,  ayant  deuoo  epines  au  bout  posterieur  de  la  carapace, 

Brachionus  cirratus,  Müller,  Verm.  fluv.  List.  p.  132.  1773.   Lökke - Hvirvleren.    Animalc.  Infus,   p.  352.  Tab.  XL VII.    Fig.  12.   1786. 

Brachionus  cirratus,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  137.  1803. 

Squatinella  Caligula,  Bory  de  St.  Vincent,  Encycloped.  meth.  Vers.   1824. 

Stephanops  cirratus,  Abhandl.  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.  p.  44.   1831.  p.  137. 

Aufenthalt:    Bei  Copenliagen  und  Berlin  bekannt. 

Diess  ist  die  am  frühesten  von  Müller  1773  bei  Copenliagen  beobachtete  Art,  bei  der  er  schon  das  Auswerfen  (durch  eine 
hintere  Darmöffnung)  anmerkt.  Nie  fand  ich  sie  aber  von  der  Grösse  des  Brach,  urceolaris,  wie  Müller  angiebt.  Ich  sah  3  oder 
5  Wirbelmuskeln,  2  seitliche  Längsmuskeln,  vorn  bis  zur  Panzermitte  reichend  und  vielleicht  bis  zu  den  Stacheln  fortgesetzt.  Der 
4muskelige  Schlundkopf,  2  kleine  Darmdrüsen,  ein  einfacher  Darm,  ein  Eierstock,  eine  männliche  Sexualblase  und  2  Fussmuskeln  wa- 
ren nebst  den  2  rothen  Stirnangen  die  ansprechenden  Structur Verhältnisse.  Joblot's  Thierchen,  Chenille  aquatique,  welches  Mül- 
ler hierher  zieht,  mag  Rotifer  vulgaris  gewesen  seyu.  —  Grösse  V20  Linie,  des  Eies  %%  Linie. 

Erklärung   der  Abbildung    Taf.  LIX.  Fig.  XV. 
Es  ist  eine  Rückenansicht  des  Thierchens  bei  300maliger  Linearvergrösserung.    *  die  männliche  Sexualblase. 


VIERUND  VIERZIGSTE     GATTUNG:      AUGENSCHÜPPCHEN. 

Squamella.    Squamelle. 

CHARACTER:    Animal  ex  Euchlanidotorum  familia,    ocellis  frontalibus  quatuor  et  pede  furcato.     (  =  Le- 
padella ocellis  quatuor.) 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Euchlanides,  ayant  4  yeux  au  front  et  le  pied  fourchu. 

Die  Gattung  der  Augenschüppchen  zeichnet  sich  in  der  Familie  der  Mantelfischchen  durch  4  Stirn- 
augen und  einen  Gabelfuss  aus. 

Den  Namen  der  Gattung  gab  Bory  de  St.  Vincent  1824  in  der  Efricyclopedie  methodique  d hi- 
stoire  naturelle  einer  jetzigen  Art  derselben  >  jedoch  mit  ganz  andern  5   nur  äusseren  5   Characteren,   nach 


4§0   — 

Müllers  Beschreibung  des  Bracktonus  Bractea.  Scharfer  umgrenzt  wurde  die  Gattung  nach  neuen  Beob- 
achtungen 1830,  und  eine  2te  Art  ist  1833  zugefügt,  beide  bilden  noch  allein  diese  Gruppe.  Miller  fand 
seinen  Brachionus  vor  1786,  Schrank  nannte  denselben  1803  Vaginaria  Bractea  und  Bory  änderte 
seitdem  den  Namen  unnöthig  in  Squamella  limulina  um.  —  An  Organisation  ist  Folgendes  beobachtet:  Der 
Panzer  ist  eine  geschlossene  Schaale  (Teslula),  das  Wirbelorgan  wird  bei  beiden  Arten  aus  5  —  6  Muskel- 
parthieen  gebildet.  Der  Schlundkopf  zeigte  bei  1  Art  zweizahnige  oder  dreizahnige  Kiefer.  Die  Schlund- 
röhre ist  bei  einer  Form  kurz,  bei  der  andern  länger  und  s- förmig.  Beide  haben  einen  zweitheiligen  Darm 
(Gasterodela)  und  kleine  Darmdrüsen5  die  bei  $.  oblonga  conisch  sind,  wie  bei  Notom.  Brachionus.  —  Beide 
haben  einen  Eierstock  und  eine  contractile  männliche  Blase;  männliche  Drüsen  sind  nur  bei  einer  erkannt. 
Die  4  Augen  liegen  bei  beiden  paarweis  an  den  Seiten  der  Stirn. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  in  Dänemark,  Baiern  und  Preussen  bekannt. 

124.     f&quamella  Mractea,  crystallenes  Augensclmppcben.     Tafel  LDL  Fig.  XVI. 

Sq.  lorica  depressa,  late  ovata,  crystallina,  digitis  crassioribus ,  brevioribus. 

Sr/uamelle  Bractee,  a  carapace  deprimee,  largemcnt  ovale,  hyaline,  les  doigts  plus  gros  et  plus  courts. 

Brachionus  Bractea,  Müller,  Animalc.  infus,  p.  343.    Tab.  XLIX.   Fig.  6 — 7.   1786. 

Brachionus  Bractea,  Schränk,  Fauna  boica,   III.   2.   p.  143.   1803. 

Squamella  limulina,   Bory  de  St.  Vincent,   Kncycloped.  metli.    Vers.   1824. 

Squamella  Bractea,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  47.    1831.  p.  141.  1833.  p.  220. 

Aufenthalt:     Bei  Copenhagen,  Landshut  und  Berlin. 

Obwohl  Müller  die  characteristischen  Augen  dieses  Thierchens  nicht  sah,  so  ist  doch  seine  Abbildung  sehr  für  dasselbe  spre- 
chend. Den  speciellen  Fundort  hat  er  nicht  angemerkt.  Schrank  fand  sein  Thierchen  in  Grabenwässern  vom  Mai  bis  zum  Herbst 
mit  Hydra- Polypen  in  Baiern.  Ich  sah  es  bei  Conferven  im  Thiergarten  von  Berlin  im  Sommer.  Müller  spricht  von  2  Haken 
an  der  Schwanzbasis  des  Thierchens,  und  dieselben  erwähnt  Schrank  als  Stacheln,  allein  es  sind  nur  die  doppelten  Ränder  der  Pan- 
zeröffnung für  den  Fuss  von  der  Rückenseite  gesehen.  Das  Wirbelorgan  erschien  mir  6fach.  Der  Schlundkopf  war  deutlich,  aber  die 
Zähne  blieben  unklar.  Der  Darm  füllte  sich  leicht  mit  Indigo  und  warf  an  der  Fussbasis  aus.  Zwei  ovale  kleine  Darmdrüsen,  ein 
Eierstock  mit  2  fast  reifen  Eiern  und  eine  contractile  Sexualblase  wurden  deutlich.  Die  paarweisen  Augenpunkte  sind  sehr  zart,  etwa 
in  der  Mitte  der  Wirbelmuskeln,  seitlich.  —  Grösse  des  Panzers  V12?  des  Eies  ^36  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen   Taf.  LIX.    Fig.  XVI. 

Fig.  1.    Bauchfläche;  s  männliche  contractile  Befruchtungsblase.     Fig.  2.     rechte  Seitenansicht.     Fig.  3.    Rückenfläche  mit  den  vermeinten  2  Stacheln; 
o)  Darm  -  Mündung.    Linearvergrösserung  300mal. 

1£5.     Squamella  oblonga,  längliches  Augenscbiippclieii.     Tafel  LIX.  Fig.  XVII. 

Sq.  lorica  depressa  elliptica  s.  ovato- oblonga,  hyalina,  digitis  gracilioribus ,  longioribus. 

S  quam  eile  oblongue,  ä  carapace  deprimee,  elliptir/ue  ou  ovale-oblongue,  hyaline,  les  doigts  plus  gre- 
les  et  plus  longs. 

Squamella  oblonga,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  220. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  Art  wurde  am  16.  August  (nicht  April)  1832  in  grünem  Wasser  mit  Chlamidomonas  Pulvisculus  entdeckt  und  am 
21.  Mai  1834  in  ganz  ähnlichen  Verhältnissen  wieder  beobachtet.  Sie  pflanzte  sich  in  Gläsern  bis  zum  15.  Juni  viele  Hundertweis 
fort.  Das  Räderorgan  erschien  6theilig.  Der  4muskelige  Schlundkopf  hatte  an  jedem  der  2  Kiefer  einen  gabelförmigen  Zahn  oder 
2  Zähne,  und  daneben  noch  2  Zähnchen  fast  frei,  die  ich  aber  einmal  mit  den  ersten  zu  je  3  zusammenhängen  sah.  Einmal  sah  ich 
1832  einen  sehr  kurzen  Schlund,  aber  1834  sah  ich  immer  einen  ziemlich  langen.  Der  Darm  war  immer  eingeschnürt.  Die  Darm- 
drüsen sah  ich  1832  rundlich,  aber  1834  bei  grösserer  Aufmerksamkeit  birnformig.  Im  Eierstocke  sah  ich  reife  Eier  und  ich  beobach- 
tete ihr  Ausscheiden.  Männliche  Sexualdrüsen  sah  ich  erst  1834,  aber  die  queergelagerte  contractile  Blase  schon  1832.  Die  Augen 
sind  grösser,  als  bei  der  vorigen  Art.  —  Grösse  des  Panzers  V20  des  Ganzen  Vis*  des  Eies  V36  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  LIX.   Fig.  XVII. 

Fig.  1.    Rückenfläche  1834;  s  contractile  Blase,  t  Samendrüse,  #4-  Ei,  gp  Darmdrüse.    Fig.  2.    Bauchfläche  1832.    Fig.  3.   linke  Seitenansicht.    Fig.  4. 
Umriss  des  Panzers  von  der  Bauchseite.    Fig.  5.    eingezogenes  Thierchen.    Fig.  6.    gelegtes  Ei.    Fig.  7.  und  8.    Kiefer.     Linearvergr.  300. 


481 


SIEBENTE     FAMILIE:      WEICH-RÄDERTHIERCHEN. 

Pliilodinaea.    Fliiloilines. 

CHAR ACTER:    Animalia  rotatoria,  zygotrocha,  nuda. 

CARACTERE:    Animaux  rotaloires,   sans  galne  ou  carapace  et  pourvus  de  deux  organes  rota- 
toires  simples  en  forme  de  deux  roues. 

Die  Familie   der  Weichrädert hierchen   umfasst   alle  Räderthierchen   ohne   Panzer   oder  Hülle, 
welche  nur  2  einfache  Wirbelorgane  in  Form  zweier  Räder  führen. 


ITebersichtliche  Erläuterung  zur  Familie  der  Weichräderthiere. 

Die  Formen  dieser  Familie  sind  seit  Leeüwenhoek's  Entdeckung  der  Infusorien  von  allen  Beobachtern  und  vielen  Systema- 
tikern mit  besonders  grossem  Interesse  betrachtet  und  berücksichtigt  worden.  Unter  ihnen  ist  das,  durch  seine  scheinbar  um  eine  Axe 
frei  bewegten  Räder  und  sein  Wiederaufleben  nach  jahrelangem  Vertrocknen  berühmt  gewordene,  Räderthier,  Rotifer,  das  Rüssel  - 
rädchen.  Die  Umgrenzung  der  Familie  geschah  in  gegenwärtiger  Art  im  Jahre  1830  in  den  Abhandl.  d.  Beil.  Akad.  d.  Wiss.,  wo  der- 
selben 9  physiologisch  festgestellte  Arten  in  5  Gattungen  zuertheilt  wurden.  Im  Jahre  1831  sind  ebenda  16  Arten  in  7  Gattungen 
verzeichnet.  Seit  1833  ist  die  Zahl  der  Arten  auf  die  gegenwärtigen  18  in  denselben  7  Gattungen  gestiegen.  Davon  haben  die  Gat- 
tungen PHlodina  7,  Rotifer  5,  Monolabis  2,  Callidina,  Hijdrias,  Typhlina  und  Actinurus  jede  1  Art,  so  dass  Philodina 
und  Rotifer  als  die  eigentlichen  Repräsentanten  der  Familie  anzusehen  sind.  Leeüwenhoek  entdeckte  die  erste  Form  am  1.  Sept. 
1701.  Es  war  wohl  Rotifer  vulgaris  oder  Philodina  erythrophthalma ,  und  seine  Beobachtung  derselben  war  so  detaillirt,  dass 
sie  die  thierischen  Charactere  der  kleinen  Wesen  schon  ausser  Zweifel  setzte  und  ein  wahres  Muster  der  ersten  schwierigsten  Auffas- 
sung neuer  Thatsachen  bleibt,  so  wunderbare  Phantasieen  sie  auch  angeregt  und  hervorgerufen  hat.  Die  vielbesprochenen  frei  laufenden 
Räder  und  das  Wiederaufleben  nach  langem  Vertrocknen  waren  neue,  von  Leeüwenhoek  gut  beobachtete,  aber  nicht  hinreichend  im 
Detail  verfolgte,  Thatsachen,  welche  die  späteren  Schriftsteller  erst,  bei  denen  die  Neuheit  der  Erscheinung  es  nicht  mehr  entschuldigt, 
zur  Carricatur  ausgebildet  haben  (s.  Rotifer).  Joblot  beschrieb  und  zeichnete  dann  1718  dasselbe  Thierchen,  vielleicht  2  Arten  der 
Gattung  Rotifer,  mannigfach  als  Chenille  aquatique,  Limas  und  Poisson  a  la  gründe  gueule.  Baker  copirte  1742  nur  Leeü- 
wenhoek, aber  1745  theilte  er  der  Londoner  Gesellschaft  eigene  Beobachtungen  mit,  die  jene  wunderbaren  Räder  anerkannten  und 
noch  mehr  befestigten.  Dabei  entdeckte  er  eine  zweite  Form  und  bediente  sich  zuerst  des  Namens  Wheel-Animal,  Räderthier,  der 
deutsch  1757  im  Hamburger  Magazin  zuerst  angewendet  ist  und  welchen  englisch  Hill  1751  aufnahm.  Hin  verwechselte  in 
seinem  grossen  Werke  über  die  gesammte  Naturgeschichte  1751  Melicerta  und  Limnias  mit  Rotifer  und  bildete  aus  die- 
sen Formen  seine  Gattung  Brachionus  in  der  dritten  Classe  seines  ersten  Buches  über  die  Thiere,  die  er  Arthronia,  Glieder- 
thiere,  überschreibt.  Pallas,  nahm  1766  eine  einzige  Form  der  Familie  als  Brachionus  rotatorius  zwischen  Vorticellen  bei 
den  Zoophyten  auf.  Linne'  überging  sie  ganz.  Erst  O.  F.  Müller  stellte  sie  1773  in  der  besondern  Classe  der  Infusorien, 
welche  bei  Hill  eine  in  Classen  zerfallende  willkürlichere  Abtheilung  des  Thierreiches  war,  mitten  in  eine  Gattung  der  polygastrischen 
Thierchen  als  Vorticella  rotatoria ,  und  unterschied  auch  später  nur  1  Art.  Eine  dritte  Form,  zugleich  den  Typus  der  Gattung 
Actinurus,  entdeckte  Göze  (1773)  1774.  Cuvier  nannte  1798  das  Räderthier  der  Autoren  Rotifer  redivivus,  später  aber  Fur- 
cularia.  Lamarck  führte  1801  Leeüwenhoek's  Räderthier  in  seiner  Gattung  ürceolaria  als  U.  rediviva  auf.  Schrank  bil- 
dete 1803  nach  Lamarck  aus  der  bisherigen  einzigen  Art  der  Systematiker  zwei  Arten,  den  Rotifer  vulgaris  und  R.  macrurus. 
Lamarck  änderte  1816  den  Namen  in  Furcularia  rediviva,  eine  neben  Urceolarien  und  Vorticellen  gestellte  Gattung  der 
2ten  Section  (Rotißres)  seiner  ersten  Ordnung  der  Polypen,  Polypes  cilies,  und  Bort  de  St.  Vincent  beschrieb  1824  nach 
den  verschiedenen  unklaren  Abbildungen  und  Nachrichten  der  älteren  Beobachter  über  Rotifer  vulgaris  und  macrurus  5  Arten  seiner 
neuen  Gattung  Esechielina,  welche  ganz  der  schon  vorhandenen  Gattung  Rotifer  von  Cüvier  entsprach,  und  die  er  in  einer  Ord- 
nung oder  Familie  der  Rotiferes  mit  Melicerta,  Megalotrocha ,  einer  Ophrydina  {Folliculina)  und  einer  Mückenlarve  {Ba- 
kerina) zusammenstellte  (s.  Rotifer).  Im  Jahre  1828  stellte  Reichenbach  diese  Formen  zu  den  Crustaceen,  und  Blainville 
hielt  sie  1827  und  1830  für  Insectenlarven.  Drei  neue  Formen,  worunter  2  Gattungen,  wurden  1820  bis  1822  von  Dr.  Hemprich 
und  mir  im  libyschen  Afrika  entdeckt.  Die  übrigen  10  Arten  mit  noch  3  neuen  Gattungen  sind  von  mir  seit  1830  hinzugefügt.  Die 
Gattung  Siphonostoma  von  Zenker  1832  war  nur  ein  Synonym  von  Rotifer  vulgaris. 

Die  thierische  Organisation  dieser  Formen  ist  schon  in  früher  Zeit,  wenn  auch  unklar,  doch  mannigfach  beobachtet  worden 
(s.  Rotifer).  Neuerlich  sind  besonders  die  Gattungen  Rotifer  und  Philodina  mühsam  und  glücklich  untersucht.  Der  Körper  der 
meisten  ist  wurmartig  cylindrisch  oder  spindelförmig  und  in  falschen  Glieder- artigen,  durch  die  Muskel -Ansätze  bedingten,  Gelenken 
wie  ein  Fernrohr  ein-  und  ausschiebbar.  Das  doppelte,  bei  Rotifer  erläuterte,  Räderwerk  ist  bei  allen  16  Arten  gesehen.  Als  weitere  Bewe- 
gungsorgane ist  ein  Zangenfuss  allen  Arten  aller  Gattungen  gemein,  und  dieser  hat  bei  Callidina,  Rotifer,  Actinurus  und  Philo- 
dina noch  Nebenhörnchen  an  falschen  Gliederungen,  wie  bei  Dinocharis.  Innere  Bewegungsmuskeln  sind  bei  4  Gattungen,  Callidina, 
Rotifer,  Actinurus  und  Philodina,  beobachtet.  —  Als  Ernährungsorgane  sind  ein  Schlundkopf  mit  2  doppelzahnigen  Kiefern  (Zy- 
gogomphia)  bei  3,  mit  2  reihenzahnigen  (Lochogomphia)  bei  2  Gattungen  ermittelt.  Die  beiden  rückständigen  Gattungen  mit  2  Ar- 
ten sind  afrikanisch  und  nicht  scharf  darauf  geprüft.  Ein  fadenartiger  Darm  mit  blasenförmiger  Erweiterung  am  Ende  ist  bei  den  4 
Hauptgattungen  meist  characteristisch  (Trachelocystica).  Ihn  umgiebt  eine  unklare  zellige  oder  drüsige  Masse.  Bei  einer  5ten  Gattung 
ist  er  schlauchartig  conisch  (Coelogastrica) ,  unerkannt  ist  er  nur  bei  den  auf  der  Reise  flüchtiger  beobachteten  afrikanischen  2  For- 
men geblieben.     Darmdrüsen  zeigten  4  Gattungen.  —  Das  Sexualsystem  ist  in  hennaphroditischer  Form  bei  4  Gattungen  als  Eierstock, 

1J81 


48» 

männliche  Sexualdrüsen  und  contractile  Befruchtungsblasen  anschaulich  geworden.  Letztere  sind  nur  bei  Rotifer  und  Philodina  gese- 
hen. Dieselben  2  Gattungen  und  Actinurus  sind  auch  zuweilen  lebendig  gebärend.  —  Theile  eines  Gefässsystems  sind  als  9  — 12 
Queergefässe  bei  Rotifer  und  Philodina,  ferner  als  spornartige  Respirationsröhren  bei  denselben  und  überdiess  bei  Actinnrus  und  Mo- 
nolabis  beobachtet.  —  Als  Theile  eines  Empfindungssystems  sind  bei  4  der  7  Gattungen  und  13  der  16  Arten  paarweise  Augen  mit 
rothem  Pigment  vorhanden ,  deren  feste  Anwesenheit  und  Stellung  zu  Gattungscharacteren  benutzt  werden  konnte.  Nur  unter  den  Augen 
ist  Nervenmark  anschaulich  geworden. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Familie,  besonders  des  Rotifer  vulgaris,  ist  über  ganz  Europa  bis  in  das  sibirische  und 
arabische  Asien,  im  libyschen  Afrika  und  vielleicht  in  Carolina  in  Amerika  beobachtet. 

Uebersicht   der  7   Gattungen  in   der  Familie   der  Philodinaeen: 

mit  Rüssel  und  mit  Nebenhörnchen  am  Fusse  . Callidina 

Augenlose  ..  .  .  /   ,       ^     ,       -,  „,.      ,  l  Räderorgane  gestielt Hydrias 

\  ohne  Rüssel  und  Hörnchen .  j        ^^  Typhlina 

Fuss    mit    |  zweifingrig  ....  Rotifer 


,       I  mit  2  Stirnaugen /  Hörnchen     J  dreifingrig   ....  ActillurtlS 

Augeniuhrendc .  /  j  Fugg  zweifingrig  olme  Hörnchen  Monolabis 

mit  2  Nackenaugen Philodina 


FÜNFUNDVIERZIGSTE     GATTUNG:      SCHÖNRÄDCHEN. 

Callidina.    Callidine. 

CHARACTER:    Animal  e  Philodinaeorum  familia,  ocellis  destitutum,  proboscide  et  pedis  eorniculis  insigne. 

CARACTEKE:  Animal  de  la  famille  des  Philodines,  sans  yeux^  pourvu  dune  trompe  et  de  cor- 
nets  au  pied. 

Die  Gattung  Schönrädchen  ist  in  der  Familie  der  Weichräderthierchen  durch  Mangel  an  Augen, 
Besitz  eines  Rüssels  und  durch  Hörnchen  am  Fusse  ausgezeichnet. 

Diese  Gattung  ist  1830  in  den  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wissensch.  zuerst  aufgestellt  worden  und 
hat  jetzt,  wie  damals,  nur  eine  Art.  Die  Form  selbst  ist  von  Früheren  nicht  mit  Sicherheit  beobachtet, 
denn  es  wäre  gegen  alle  Kenntniss  wissenschaftlicher  Entwickelung,  wenn  man  Leeuwenhoek's  und  Baker's 
Räderthiere,  weil  diese  keine  Augen  gezeichnet  und  gesehen  haben,  für  Callidinen  erklären  wollte.  Es  wa- 
ren offenbar  Rotiferen  oder  Philodinen,  und  der  Mangel  der  Augen  ist  Fehler  der  Beobachtung  gewe- 
sen. Die  Seltenheit  dieser  Form  und  die  grosse  Verbreitung  der  andern  dienen  hierbei  zum  Anhalten.  Be- 
sonders muss  man  sich  hüten,  nicht  Philodinen  mit  Callidina  zu  verwechseln.  —  An  Organisation  ist  ein 
doppeltes  stielloses  Wirbelorgan,  ein  dicker  bewimperter  Stirnrüssel  und  ein  langgestreckter  zweifingriger 
Gabelfuss  mit  4  Nebenhörnchen,  also  6  Spitzen,  beobachtet.  Innere  Längsmuskeln,  besonders  2  Fussmus- 
keln,  waren  kenntlich.  Der  Schlundkopf  hat  2  Kiefer  mit  durchgehend  gleichartigen  (?)  vielen  sehr  feinen 
Zähnen.  Der  fadenartige  Darm  mit  hinten  erweiterter  Endblase  {Trachelocystica)  nahm  Indigo  auf.  Darm- 
drüsen blieben  unerkannt.  Eine  um  den  Darm  gelagerte  körnige  und  zellige  Masse  blieb  in  ihrer  Bedeutung 
unklar.  Vielleicht  sind  es  die  Sexualdrüsen.  —  Ein  Eierstock  endlich  mit  einzelnen  grossen  Eiern  bildete 
ein  erkennbares  Organisationsglied  des  Sexualsystems.  —  Ein  kleiner  Sporn  im  Nacken  mag  eine  Respira- 
tionsröhre seyn.  —  Vom  Nervensystem  ist  keine  sichere  Anzeige  erreichbar  gewesen. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  und  einzigen  Art  ist  nur  in  Preussen  bekannt. 

136.    Callidina  elegans,  zierliches  Schönrädchen,  Spinnradtliierclien.  Tafel  LX.  Fig.l. 

C.  corpore  fusiformi,  crystallino,  rotulis  parvis. 

Callidine  elegante,  a  corps_  fusele ,  crystallin,  ayant  les  roues  petites. 

CalUdina  elegans,  AbliandL  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  48.  1831.   p.  142. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Das  Thierchen  fand  sich  zuerst  am  27.  März  1830  in  einem  Aufguss  von  am  Boden  gelegener  Eichenrinde  des  Thiergartens. 
Ich  sah  es  dann  wieder  am  24.  April  1832  und  am  26.  Nov.  1834  im  Sumpfwasser  des  Thiergartens.  Ich  war  eine  Zeitlang  im 
Zweifel,  ob  es  nicht  Philodina  erythrophthalma  mit  sehr  blassen,  übersehenen  Nackenaugen  gewesen,  allein  ich  habe  1834  von  Neuem 
die  Zähne  scharf  untersucht  und  sie  ganz  abweichend  gefunden.  Schon  1830  sah  ich  das  Eierlegen  dieses  Thierchens  und  das  Aus- 
kriechen der  Jungen.  Nach  dem  Legen  des  ersten  Eies  war  das  Thierchen  fortgeschwommen  und  hatte  dann  ein  zweites  Ei  an  dieselbe 
Stelle  gelegt.  Lebendiggebärende  sind  nicht  vorgekommen.  Die  ersten  Fusshörnchen  waren  etwas  länger,  als  bei  Philod.  erythro- 
phthalma,  und  kürzer,  als  bei  Ph.  macrostyla.  Die  letzten  (dritten)  Spitzen,  oder  eigentlichen  Finger,  sind  sehr  kurz.  —  Grösse 
des  ausgedehnten  Körpers  V«  Linie,  des  Eies  »/so  Linie.     Wegen  einer  zweiten  Art  vergleiche  man  Philodina  roseola. 


■ —    483 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LX.    Fig.  I. 

Fig.  i.  Bauchfläche  mit  eingezogenen  Fingern.  Fig.  2.  Rückenfläche  mit  ganz  ausgedehntem  Fusse  und  sichtlichen  Fussnmskeln;  o  Mund,  cl  Darm- 
erweiterung, co  hintere  Mündung  des  Speisecanals.  Fig.  3.  Junges;  s  Respirationsröhre.  Fig.  4.  halb  eingezogener  Zustand.  Fig.  5,  zwei  ge- 
legte Eier  mit  schon  reifendem  Fötus.    Fig.  6.    eben  dem  Ei  entschlüpftes  Junges.     Fig.  7.     die  Kiefer.    Linearvergrösserung  300mal. 


SECHSUNDVIERZIGSTE     GATTUNG:     WASSERDREHER. 

Mydrial.    Mydriade. 

CHARACTER:    Animal  e  Philodinaeorum  familia,   ocellis,   proboscide  et  pedis  corniculis  carens,   rotulis 
duabus  in  totidem  brachiis  instructum. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  PMlodines^  sans  yeux,  sans  trompe  et  sans  cornets  au 
pied)  ayant  les  deux  roues  portees  par  deux  bras. 

Dre  Gattung  Wasserdreher  unterscheidet  sieh  in  der  Familie  der  Weichräderthierchen  durch  Man- 
gel an  Augen,  Rüssel  und  Hörnchen  am  Fusse,  besitzt  aber  die  beiden  Wirbelräder  gestielt  oder  unterstützt 
durch  2  Arme. 

Diese  Gattung  ist  in  Hemprich  und  Ehrenberg's  Symbolis  phy  stets  ^  Evertebrata  L  1828  zuerst 
benannt  und  abgebildet,  dann  1829  und  1831  im  Texte  dazu  von  mir  beschrieben  worden.  Es  ist  nur 
1  Art  der  Gattung  aus  Afrika  bekannt,  und  diese  ist  freilich  unter  einer  ruhigen  Beschauung  ungünstigen 
Verhältnissen  im  Raube  beobachtet.  Obwohl  ich  aber  manche  der  früher  von  mir  unterschiedenen  afrikani- 
schen Formen  später  mit  europäischen  für  identisch  selbst  erkannt  habe,  so  habe  ich  doch  diese  mir  da- 
mals, eben  ihres  Unterschiedes  von  Rotifer,  den  ich  recht  wohl  kannte,  halber,  nicht  mit  dessen  Gattung 
vereinigen  zu  dürfen  geglaubt.  —  An  innerer  Organisation  ist,  der  damaligen  Schwierigkeit  der  Beobachtung 
wegen,  wenig  Bestimmtes,  aber  doch  Einiges,  erkannt.  Ausser  den  2  Rädern,  zwischen  welchen  nie  ein 
rüsselartiger  Fortsatz  sichtbar  war,  und  den  2  einzelnen  Fussfingern  ohne  Hörnchen  und  Gliederung  des 
Fusses,  ist,  der  damals  entworfenen  Zeichnung  zufolge,  wohl  der  Schlundkopf  und  der  Eierstock  mit  einem 
grösseren  Eie  beobachtet  worden.     Die  Form  gleicht  einer  schaalenlosen  Pterodina. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  nur  im  libyschen  Nord -Afrika  beobachtet. 

12¥.     Mydrias  cornigera,  der  libysche  Wasserdreher.     Tafel  LX.  Fig.  IL 

H.  corpore  ovato,  liyalino,  pede  in  caudae  breviter  farcatae  formain  attenuato. 

Hydriade  comifere,  h  corps  ovale,  hyalin,  le  pied  aminci  en  forme  de  queue  pen  fourclme. 

Hydrias  cornigera,  Hemprich  u.  Ehrenberg,  Symbolae  physicae.    Evertebrata  I.  Phytozoal.   Tab.  II.  Libyca.  Fig.  XL  Text  1831. 
Hydrias  comigera,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1829.  p.  9,  16,  19.   1831.  p.  143. 

Aufenthalt:    Bei  Siwa  in  der  Oase  des  Jupiter  Ammon. 

Das  Thierclien  fand  ich  im  November  1820  auf  der  Reise  mit  Dr.  Hemprich  durch  Libyen  und  entwarf  die  bereits  1828 
mitgetheilte  Zeichnung.  Es  ist  etwas  kleiner,  als  die  Hälfte  der  ausgedehntesten  Länge  der  Callidina  elegans,  aber  nicht  so  stark 
vergrössert  dargestellt,  als  diese.  Es  fand,  sich  im  stehenden  Wasser  eines  kleinen  Quells  mit  Oscillatorien.  Die  Organisation  ist  bei 
der  Gattungscharacteristik  angezeigt.  —  Grösse  */i6  Linie. 

Erklärung   der  Abbildung    Taf.  LX.   Fig.  IL 
Es  ist  die  in  Siwa  1820  von  mir  entworfene  Zeichnung  bei  200maiiger  Vergrösserung  des  Durchmessers. 


SIEBENUNDVIERZIGSTE     GATTUNG:     BLINDWIRBLER. 

Vypblina.     Typbline. 

CHARACTER:     Animal  e  Philodinaeorum  familia,   ocellis,   proboscide   et  pedis  corniculis  orbum,   rotulis 
sessilibus.     (  =  Monolabis  coeca.) 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  P/iilodines,  n  ayant  ni  yeux>  ni  trompe ,   ni  cornets  ä 
la  base  du  pied;  les  roues  sessiles. 

Die  Gattung  Blindwirbier  ist  in  der  Familie  der  Weichräderthierchen  durch  Mangel  an  Augen, 
an  Rüssel  und  an  Basalhörnchen  des  Fusses,  so  wie  durch  stiellose  Rädchen  ausgezeichnet. 


— — —    484 

Sie  wurde  1828  in  den  Tafeln  der  Symbolae  physicae  von  meiner  und  Dr.  Hemprich's  afrikani- 
schen Reise  mit  3  Arten  verzeichnet ,  von  denen  aber  2  schon  seit  1829  zu  den  Gattungen  Diglena  und 
Qycloglena  gezogen  worden  sind.  Diese  übrig  gebliebene  einzelne  Form  ist  ebenfalls  nicht  unter  so  gün- 
stigen Verhältnissen  beobachtet,  dass  ihre  Organisations  -  Verhältnisse  klar  erkannt  und  festgestellt  werden 
konnten.  Sie  glich  einem  sehr  kleinen  Rotifer  ohne  Stirnrüssel  und  ohne  Augen  mit  zwei  bewimperten 
ansitzenden  Räderorganen ,  einem  einfachen  Gabelfuss  und  grün  erfülltem  Körper.  Speciellere  Theile  sind 
nicht  unterschieden  worden. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  nur  von  Aegypten  bekannt. 

128.     Typhlina  viridis,  grüner  Blindwirfrel.     Tafel  LX.  Fig.  III. 

T.  corpore  parvo,  oblongo-conico,  extus  hyalino,  intus  viridi. 

Typhline  verte,  a  corps  petit,  oblong '- conique ,  hyalin  au  dehors,  vert  en  dedans. 

Typhlina  viridis,  Hemprich  u.  Ehjrenbejr&,  Symbolae  physicae.    Ev^rtebrata  I.    Phytozoa  I.    Tab.  I.  Fig.  17.  a.   1828. 
TypMina  viridis,  Abhandl.  d.  Akademie  d.  Wissens  eh.  zu  Berlin,  1829.  p.  9,  17,  19.   1831.  p.  143. 

Aufenthalt:     Bei  Cahira  und  Bulak  in  Aegypten. 

Die  Form  und  Grösse  dieses  afrikanischen  Thierchens,  welches  ich  1821  auf  der  Reise  mit  Dr.  Hemprich  in  Aegypten 
beobachtete ,  gleicht  sehr  einer  jungen  Euglena  viridis^  und  selbst  der  Gabelfuss  ist  irrthümlich  bei  dieser  schon  öfter  angegeben,  all- 
ein die  2  Räderorgane,  welche  ich  sah  und  zeichnete,  nöthigen  es  abzusondern.  Es  hat  somit  seine  nächste  Verwandtschaft  in  der  Gat- 
tung Monolabis  und  Hydrias;  ob  aber  nicht  Augen  da  waren,  ist  im  Zweifel,  da  es  nicht  hinreichend  stark  vergrössert  wurde.  Ue- 
brigens  beobachtete  ich  in  derselben  Zeit,  1822,  Rotifer  vulgaris  in  Nubien  und  sah  dessen  Augen.  Die  grüne  Färbung  war  von 
einer  farblosen  Haut  umschlossen,  also  innerlich.  Dass  sie  den  ganzen  Leib  erfüllte,  ist  auffallend,  wenn  sie  vorn  Speisecanale  kam, 
doch  ist  bei  Rotifer  macrurus  auch  ein  breiter  Darm  gesehen.  Es  fand  sich  zahlreich,  fast  grünes  Wasser  bildend,  in  einer  Lache 
zwischen  den  Schuttbergen  bei  Cahira.  —  Grösse  1/6o  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  LX.    Fig.  HL 

Es  sind  5  Thierchen  in  verschiedenen  Grössen  und  Stellungen,  nach  in  Aegypten  1821  von  mir  entworfenen  Zeichnungen,  bei  200maliger 
Linearvergrösserung  dargestellt. 


Nachtrag   zur   Gattung*    Typhlina. 


Die  beiden  andern,  1828  von  mir  publicirten,  Arten  dieser  Gattung  haben  hier  folgende  Synonyme:  1)  Typhlina  Canicula 
s.  Diglena  aurita;  2)  T.  Furca  1.  s.  Diglena  Catellina;  T.  Furca  2  —  3.  s.  Cycloglena  elegans* 


ACHTUNDVIERZIGSTE     GATTUNG:     RÜSSELRÄDCHEN. 

Rotifer.    Ro Ufere. 

CHARACTER:   Animal  e  Philodinaeorum  familia,  ocellis  duobus  in  proboseide  frontali  positis  et  pede  eor- 
niculato,  apice  digitis  duobus  bisulco  iusigne. 

CARACTERE.    Animal  de  la  famille  des  Philodines,   ayant  deux  yeux  sur  la  trompe  du  front, 
le  pied  garni  de  cornets  et  pourvu  de  deux  doigts  en  forme  d'un  bout  fourchu. 

Die  Gattung  der  Rüsselrädchen  zeichnet  sich  in  der  Familie  der  Weichräderthierchen  durch  2  Au- 
gen am  Stirnrüssel  und  einen  mit  Hörnchen  besetzten  und  mit  2  Fingern  gabelartig  endenden  Fuss  aus. 


Erläuterung  zur  Gattung  ttotifer. 

Der  Name  Rotifer  ^  als  Uebersetzung  von  Wheel-Afiimal)  Rädert  hier,  ist  gleich  anfangs  nicht  ein  Special -Name,  son- 
dern ein  Genus -Name  gewesen,  indem  Melicerta9  Limnias,  Rotifer  und  wohl  Philodina^  mithin  wohl  eigentlich  die  Formen  der  je- 
tzigen ganzen  Classe  der  Räderthiere,  etwa  mit  Ausnahme  der  Polytrocha^  schon  von  Leeuwenhoek  verbunden  wurden.  Eine  engere 
Bezeichnung  erhielt  der  Name  Räderthier  durch  Bakers  neue  und  ausführliche  Beobachtungen  von  1745,  aber  durch  Hill  wurde  er 
1751  wieder  eine  generische  Bezeichnung,  und  Baker  selbst  unterschied  1753  ein  zweites  Räderthier.  Gerade  diese  Thierchen  ver- 
suchte Hill,  ihrer  armartig  hervorschiebbaren  Räderwerke  halber,  mit  dem  von  ihm  erfundenen  Namen  Brachionus  (Arm thierchen) 
zu  characterisiren.  Pallas  nahm  Hills  Gattungsnamen  1766  auf,  zog  aber  die  RösEL'schen  Vorticellen  und  Schäffer's  Meli- 
certa  in  dieselbe  Gattung,  und  gab,  nach  Linne's  Weise,  besondere  Artnamen.     Das  BAKER'sche  Räderthier  nannte  er  Brachionus 


485    — 

rotatorius.  Fontana  1768  und  Spallanzani  haben  den  anfangs  italienischen  Namen  Rotifero  zuerst ,  wie  es  scheint,  ein- 
geführt. Müller  verwendete  1773  den  Namen  Brachionus  nur  für  die  Schaalen  führenden  Räderthiere  und  stellte  die  durch  Leeu- 
wenhoek  und  Baker  berühmt  gewordene  nackte  Art  in  seine  Gattung  Vorticella  als  Vorticella  rotatoria.  Scopoli  sonderte 
1777  -wieder,  wie  Baker,  diese  Formen  in  eine  eigene  Gattung,  die  er  Rotaria  nannte,  von  Müller's  Vorticellen  ab.  Cu- 
vier  nahm  1798  in  seinem  Tableau  elementaire  den  ersteren  Namen  in  sein  System  der  Thiere  als  Rotifer  redivivus  auf,  verliess 
aber  später  diesen  Namen  und  folgte  Lamarcks  Benennung.  Lamarck  nahm  zuerst  1801  das  BAKERsche  Thierchen  in  seine  Gat- 
tung Urceolaria  auf.  Schrank  stellte  1803  die  Gattung  Rotifer  wieder  her  und  zertheilte  den  R.  redivivus  in  2  Arten,  R.  vul- 
garis und  R.  macrourus,  welche  beide  schon  Baker  bezeichnet  hatte.  Dütrochet  bildete  1812,  gerade  wie  Leeuwenhoek,  aus 
Melicerta,  IÄmnias  (Oecistes?)  und  Rotifer  4  Arten  der  Gattung  Rotifer,  deren  eine  aber  nur  hierher  gehört.  Oken  bildete 
1815  richtig  3  Gattungen:  Wirrel,  Schiebet  und  Schälchel,  verwechselte  aber  Eichhorns  und  Baker?s  langschwänzige  Form. 
Lamarck  verzeichnete  1816  dieselbe  einzige  Art  als  Furcularia  rediviva  mit  ganz  andern  Thieren  in  gleicher  Gattung.  Bort 
de  St.  Vincent  gab  1824  der  Gattung  willkührlich  und  unpassend  den  neuen  Namen  Esechielina,  indem  er  die  wunderbare  Gestalt 
dieser  Thiere  mit  jenen  Thierwundern  verglich,  welche  wie  Räder  hin  und  her  gingen  und  die  der  Prophet  Hesekiel  in  seinen  Vi- 
sionen sah.  Er  verzeichnete  1824  4,  und  1828  5  Arten,  von  denen  er  nur  1  selbst  beobachtet  hatte,  die  übrigen  aber  aus  den  un- 
vollkommenen Abbildungen  der  älteren  Beobachter  entnahm.  Reichenbach  hat  1828  die  Gattung  zu  den  Crustaceen  gestellt;  Blain- 
ville  hat  sie  1830  als  Insectenlarven  betrachtet.  Seit  1830,  wo  die  Gattung  nach  inneren  Characteren  des  Organismus  fester  um- 
schrieben wurde,  erhielt  dieselbe  den  älteren  Namen  Rotifer  wieder  und  3  Arten  nach  neuen  Beobachtungen.  Eine  arabische  4te  Art, 
welche  1828  von  mir  verzeichnet  worden  war,  liess  ich  1830  einstweilen  weg,  habe  sie  aber  1831  wieder  aufgenommen,  und  1833 
wurde  noch  eine  5te  Art  hinzugefügt.  Diese  4 — 5  Formen  bilden  bis  jetzt  die  Gattung.  Zenkers  neue  Wurmgattung  Siphono- 
stoma parasiticum  von  1832  ist  wohl  nur  Rotifer  vulgaris  gewesen. 

An  Organisation  ist  ein,  schon  Leeuwenhoek  bekanntes,  doppeltes  Wirbelorgan,  welches  Cüvier  und  Andere  neuerlich 
mit  Unrecht  für  ein  Respirationsorgan  hielten,  als  Bewegungsorgan  mit  seinen  Muskeln  bei  allen  Arten  erkannt.  Innere  Längsmuskeln 
und  Fussmuskeln  sind  bei  3  Arten  direct  beobachtet.  Ein  Zangenfuss  und  paarweise  Hörnchen  am  Fusse  sind  bei  4  Arten  gesehen,  nur 
bei  R.  citrinus  erschien  die  Fusszange  dreieckig  und  bei  R.  erythraeus  war  sie  wohl  eingezogen.  —  Als  Ernährungsorgane  sind  ein 
4muskeliger,  neuerlich  noch  von  Bort  für  ein  Herz  gehaltener,  kauender  Schlundkopf  mit  2  zweizahnigen  Kiefern  bei  4  Arten,  ein 
unmittelbar  daran  gehefteter  fadenartiger  Speisecanal,  ohne  Schlundröhre,  mit  blasenartiger  Erweiterung  am  Ende,  umhüllt  von  einer  drü- 
sig-zelligen  unklaren  Masse,  bei  3  Arten,  ein  schlauchartiger  conischer  Darm,  ohne  Umhüllung ?  und  ohne  Erweiterung  am  Ende, 
bei  1  Art  ermittelt.  Bei  den  4  europäischen  Arten  sind  2  kuglige  Darmdrüsen  gesehen.  —  Ein  Eierstock  mit  wenigen  grossen  Eiern 
ist  bei  allen  4  europäischen  Arten  erkannt,  und  bei  denselben  allen  entwickelt  er  periodisch  vollständige  lebendig  zu  gebärende  Junge. 
Schon  Leeuwenhoek,  Fontana  und  Göze  sahen  längst,  nur  weniger  klar,  diese  Verhältnisse.  Daneben  sind  in  jedem  Individuum 
männliche  Sexualtheile  als  contractile  Blasen  bei  3  Arten  erkannt.  Neben  dem  Darme  seitlich  liegen  bei  R.  macrurus  zwei  Sexual- 
drüsen, wie  bei  Hydatina  senta,  die  vielleicht  bei  den  übrigen  nur  dichter  an  den  eigenthümlichen  Drüsen -Apparat  angeheftet  sind. 
—  Vom  Gefässsystem  erkannte  ich  bei  3  Arten  9  — 12  parallele  Queergefässe,  und  überdiess  sind  bei  allen  4  europäischen  Arten  schon 
den  frühesten  Beobachtern  bekannte  griffelartige  Respirationsröhren  im  Nacken,  die  bei  einigen  Arten  vorn  gewimpert  sind.  Manche 
wollen  2  dergleichen  gesehen  haben,  allein  diese  verwechselten  vielleicht  2  Hautfalten  am  Halse  damit. —  Als  Spuren  des  Nerven-  oder 
Empfmdungs- Systems  sind  bei  den  4  europäischen  Arten  2  rothe  Stirnaugen  beobachtet  und  bei  R.  vulgaris  2  darunter  liegende  Gang- 
lien gesehen.  Bei  R.  vulgaris,  citrinus  und  macrurus  sind  Ueberbildungen  der  Augen  beobachtet.  Besonders  bemerkenswerth  sind 
die  Erscheinungen  der  radartigen  Bewegung  der  Wirbelorgane  und  das  behauptete  Wiederaufleben  nach  jahrelangem  Eintrocknen  dieser 
Thiere  (s.  R.  vulgaris).  Die  Massenentwickelung  des  R.  vulgaris  ist  zuweilen  doch  so  gross,  dass  er  den  Grashalmen  unter  dem 
Wasser,  woran  er  millionenweise  sitzt,  eine  graue,  selbst  weisse  Farbe  giebt. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  über  ganz  Europa  bis  zum  Altai  des  sibirischen  Asiens!,  im  arabischen  Asien?, 
in  Nubien  Afrikas!  und  vielleicht  in  Carolina  Nord -Amerikas  beobachtet. 

1£9.     liotifer  vulgaris,  das  alte  Räderthierclieii.     Tafel  LX.  Fig.  IV. 

R.  corpore  fusiformi  albo,  in  pedem  sensim  attenuato,  ocellis  rotundis. 

Rotifer e  ancien,  a  corps  fusele,  blanc,  peu  ä  peu  aminci  vers  le  pied,  les  yeuoo  ronds. 

Animalcula  Unis  rotulis,  Leeuwenhoek,  Continnatio  Arcan.  Natnrae,  p.  386.  (Febr.  1702.)     Beobachtung-  vom  1.  Sept.  1701. 
Anwialcula  with  wheels,  Leeuwenhoek,  Philosoph.  Transact.  XXIV.  Nr.  289.  p.  1525.  (3.  Nov.  1703.)  1704.  —  Nr.  295.  p.  1789.  1705. 
Chcnüle  aquatique,    Limace,   Poisson  a  la  grande  gueule,    Joblot,    Observat.   fait.   avec  le  Microscope,   p.  30,  56.   PI.  5.   Fig.  1.   p.  54. 

PL  6.  Fig.  10.  p.  77.  PI.  10.  Fig.  18.  et  20.  p.  80.  PI.  11.   1718. 
Animalcules  iviih  wheelwork ,  Baker,  the  Micro  sc.  m  ade  easy,   ed.  V.   p.  91.    (1742.)    nach  Leeuwenhoek. 
Brachionus  cauda  tricuspidi,  Wheel - Animal ,  Hill,  History  of  Animals,   p.  11.   1752.   Fig.  2.  I. 

Wheel-Animal,  Baker,  Employment  of  the  Microscope,  p.  267.  Tab.  XL   (1745.)   1753.    Radmacher,  deutsch,  p.  348.  1754. 
Räderthier,  John  Hill,  Hamburger  Magazin,  B.  XIX.   3tes  Stück,  p.  282.   1757. 

Animalcula  pohjpis  analoga,  Wrisberg,  Observat.  de  animalc.  Infus,  satura,  p.  69,  108.   Fig.  I.  K.   et  VIII.  A.  E.   1765. 
Animalia  sicca  in  vitam  restituta,  Haller,  Elementa  physiologiae  humanae,  VIII.  p.  111.  1766. 
Brachionus  rotatorius,  Pallas,  Elen  eh.  Zoophyt.  p.  94.   1766. 

Rotifero,  Fontana,  Giornale  d'Italia,  V.  1768.    Hannöv.  Mag az.  1771.  p.  1138.  Beckmann,  Götting.  physik.  ökon.  Biblioth.  1771. 
Das  Balcersche  Räderthier,  Göze,  Hannoversches  Magazin,  83.,  85.  Stück,   p.  1318.   1772.    17  —  18.  St.   1773. 
Vorticella  rotatoria,  dan.  Hiul-Snurreren,  Müller,  Verm.  fluv.  hist.  p.  14,  106.  1773. 

Animaluzzi  rotiferi,  il  rotifero  (Fontana,  Spallanzani),  Corti,  Osservaz.  microsc.  sulla  Tremella,   p.  97.   1774. 
Gewöhnliches  Räderthier,  Göze,  Bonnets  und  Anderer  auserles.  Abhandl.  aus  der  lnsectologie,  p.  528.  Taf.  VII.  Fig.  12.  A.  B.  1774. 
Animalcule  ä  roue  de  Leeuwenhoek,  Roffredi,  in  Rozier's  Observat.  sur  la  physique,  (Journal  de  Physique)  Tom.  V.  p.  219.  1775. 
Der  Radmacher,  Eichhorn,  Beiträge  z.  Kenntn.  d.  kl.  Wasserth.   p.  28.   Taf.  IL   Fig.  A  — E.   1775. 
Lange  Räderthiere,  Pelisson,  Beschäftigungen  der  Berl.  Gesellsch.  naturforsch.  Freunde,  I.  p.  338.   1775. 
Räderthier,  Müller,  Naturforscher,  VII.  p.  98.  1775.  IX.  p.  208.  1776. 
II  Rotifero,  Spallanzani,  OpuscolidiFisicaanim.  IL  p.  181.  Tav.  IV.   Fig.  I  — V.  1776. 
Räderthiere,  Göze,  Beschäftigungen  der  Berl.  Gesellsch.  naturforsch.  Freunde,  IL  p.  287.  1776. 
Rotaria,  Scopoli,  Introductio  ad  historiam  naturalem,   p.  375.   1777. 
Rotifer,  Polype  ä  roues9  Fontana,  sur  le  venin  de  la  Vipere,  I.  p.  87.  1781. 
Vorticella  rotatoria,  Schrank,  Naturforscher,  XVIII.   p.  82.   1782. 
Vorticella  rotatoria  tertia,  Herrmann,  Naturforscher,  XIX.  p.  57.  1783. 

Nadelräderthiere ,  Beseke?  Leipziger  Magazin  d.  Naturk.  IV.  St.  3.  p.  328.  Fig.  8— 10.  1784. 
Vorticella  rotatoria,  Müller,  Animalc.  Infus,  p.  296.  Tab.  XL1I.  Fig.  11—16.   1786. 

122 


486 

RädertMerchen ,  Prochaska,  Abhandl.  der  böhmischen  Gesellsch.  d.  Wissensch.  p.  227.   1785.  mit  Abbild.  (?) 

Rotifero,  Fontana  (Beccaria),  Memorie  di  Torino,  T.  II.  p.  92.   1786. 

Vorticella  rotatoria,  Blumenbach,  Handbuch  d.  Naturg.  ed.  IV.  1791. 

Rotiferi  delle  grondaje,  Colombo,  Osservaz.  microscop.  intorno-ai  rotiferi,  1787.   deutsch  p.  83.  1793. 

Roiifer  redivivus,  Cuvier,  Tableau  elementaire  de  Thist.  nat.  des  anim.  p.  654.   Tab.  XIV.  1798. 

Urceolaria  rediviva,  Lamarck,  Systeme  des  anim.  sans  Yert.  1801. 

Roiifer  redivivus,  Girod   Chantrans,   Recherches   sur   les  Conferves,    Bysses   et  Tremelles,   p.  69.  PI.  X.   Fig.  4.   1802.     Es_ 

say  sur  la  geograph.  physique  du  Depart.  du  Doubs,  I.  p.  297.  1810. 

Roiifer  vulgaris,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  110.  1803.     Grundriss  der  Naturg  esc  h.  p.  388.   1801. 

Le  Rotifere  de  Carolina,  Vorticella  rotatoria,  Bosc,  Histoire  natur.  des  Vers,  Suite  de  Büffon,  ed.  par  Deterville,  p.  176,  184.  1802. 

Riidertliier,  Alexander  yon  Humboldt,  Ansichten  der  Natur,  ed.  I.   p.  159.   1808.    ed.  II.  2.  p.  3,  64.  1826. 

Rotifcr  redivivus,  Du  Trochet,  Annales  du  Mus.  d'hist.  nat.  XIX.  p.  363.  PI.  18.  Fig.  7.  1812.   XX.  p.  469.  1813. 

Vorticellen,  Treviranus,  Biologie,  IV.  p.  167.  1814. 

Roliicr  vulgaris,  Oken,  Lehrbuch  d.  Naturgesch.  III.  p.  42.  1815. 

Furcularia  rediviva,  Lamarck,  Histoire  nat.  des  anim.  s.  vert.  II.  p.  39.    1816. 

Rotifere,  Vallot,  Memoires  de  TAcad.  de  Dijon,  1818.  p.  34.    s.  Annales  des  sc.  natur.  1828. 

Furcularia  rediviva,  Schweigger,  Handb.  d.  Naturgesch.  d.  skeletl.  Thiere,  p.  296.  1820. 

Räderiliiere ,  Rudolphi,  Physiologie,  I.  p.  285.  1821. 

Rädertliierclien,  Nees  von  Esenbeck,   Nova  Acta  Nat.  Cur.  Leopold.   X.   2.  p.  714.   1821. 

Vorticella  rotatoria,  Conferva,  Cypris  detecta,  Cyclops  quadricomis ,  Wiegmann  (senior),  Nova  Acta  Nat.  Curios.  Leopold.  XI.  2.  p.  550, 
551,  557.   1823. 

Esechielina  s,  Ezechielina  Mulleri,  Leeuwcnhoekii  et  Balceri,  Bort,  Encyclop.  method.  Vers.  1824.  p.  536.    Dict.  class.  Rotifere,  1828. 

Rotifer,  Blainville,  Annales  des  sciences  naturelles,  p.  105,  110.  1826.    Bulletin  de  la  soc.  philom.  1827. 

Rädertliiere ,  v.  Baer,  Nova  Acta  Nat.  Curios.  Leopold.   XIII.  2.   p.  758.   1827. 

Rotifere,  Raspail,  Bulletin  des  sc.  naturelles  par  Ferussac,   Tom.  XIV.  p.  163.  1828.     (Globe,  1827.) 

Rotifer,  Reichenbach,  Allgemeine  deutsche  Taschenbiblioth.  Zoologie,  1828.  Hemprich's  Naturgeschichte,  2te  (völlig  ver- 
änderte und  Hemprich's  Grundansichten  über  die  Natur  entgegengesetzte)  Ausgabe,  1829. 

Furcularia  rediviva,  Sigism.  Schultze,  Microsc.  Untersuch,  über  R.  Brown's  lebendige  Molecule,   p.  30.   1828. 

Rotifer  brachjurus,  Hemprich  u.  Ehrenberg,  Symbolae  physicae.    Evertebrata  I.    Phytozoa.     Tab.  I.   Fig.  18.    1828.    Text  1831. 

Rotifer  vulgaris,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1829.  p.  7,  17.  1830.  p.  30,  32,  36,  48,  56!,  65,  83!.   Taf.  VII. 

Fig.  I.  1831.  p.  13,  27,  31,  37,  42,  50,  52,  144!.   Taf.  III.  Fig.  XI.  Taf.  IV.  Fig.  XXI. 

Rotifere,  Blainville,  Dict.  des  sc.  natur.  Art.  Zoophytes,  p.  140.  1830. 

Wheel-Animal,  Faraday,  Journal  of  the  Royal  Institution,  Febr.  1831.  p.  220. 

Siphonostoma  parasiticum ,  Zenker,  de  Gammari  Pulicis  bist.  nat.  Comm.  acad.  p.  9,  28.  Fig.  I.  cum  icone. 

Rotifer  vulgaris,  Gravenhorst,  Nova  Acta  Nat.  Cur.  Leopold.  XVI.  2.  p.  844,  878.  1833. 

Furcularia  rediviva,  Sigism.  Schultze,   Isis,  1834.  p.  709.    (1833.) 

Rotifer  vulgaris,  Ehrenberg,  Isis,  1834.  p.  711.  (1833.)    Perty,  ibid.  p.  1246.  1834. 

Rotifer,  Czermac,  Beiträge  z.  Lehre  v.  d.  Spermatozoen,  1833.  p.  15.   (p.  14.  Nota?) 

Rädertliierclien,  Carus,  Müller' s  Archiv  für  Physiologie,  1834.  p.  556. 

Rotifer  redivivus,  Dutrochet,  Memoires  pour  servir  a  Thist.  anat.  et  physiol.  p.  473.  1837. 

Aufenthalt:  In  Holland  bei  Delft  (Leeuwenhoek);  in  England  bei  London  (Baker,  Hill,  Faraday);  in  Italien  bei  Pa- 
via  (Spallanz ani) ,  bei  Pisa  (Fontana),  bei  Reggio  (Corti),  bei  Vinay  (Beccaria  und  Fontana),  bei  Conegliano  (Co- 
iombo),  bei  Casanova  in  Piemont  (Roffredi);  in  Frankreich  bei  Paris  (Jorlot,  Bosc,  Bory  de  St.  Vincent,  Blain- 
ville, Raspail),  bei  Besangon  (Girod  Chantrans),  bei  Dijon  (Vallot),  bei  Chäteau-Renaud  (Dutrochet),  bei  Strassburg 
(Herrmann);  in  Deutschland  bei  Göttingen  (Wrisberg,  Blumenbach),  bei  Quedlinburg  (Göze),  bei  Danzig  (Eichhorn), 
bei  Berlin  (Pelisson,  Ehrenberg),  bei  Landshut  (Schrank),  bei  Wien  (Czermac),  bei  Braunschweig  (Wiegmann),  bei 
Freiburg  (Schultze),  bei  Breslau  (Gravenhorst),  bei  Jena  (Zenker);  in  Böhmen  bei  Prag  (Prochaska);  in  Curland 
bei  Mietau  (Beseke);  in  Dänemark  bei  Copenhagen  (Müller,  Ehrenberg).  —  Ausser  Europa  ist  das  Thierchen  wohl  mit 
Sicherheit  in  Suckot  im  nubischen  Afrika  (Hemprich  und  Ehrenberg)  und  im  sibirischen  Asien  auf  dem  Gipfel  der  Prochod- 
noy-Alpe  des  Altai  (Ehrenberg),  wahrscheinlich  auch  in  Carolina  Amerika's  (Bosc)  gleichartig  vorgekommen.  —  Im  Süsswasser 
und  im  heissen  Quell  zu  Vinay,  auch  im  Ostseewasser  und  oft  in  trockner  Erde  lebend. 

Dieses  Rädertliierclien  ist  seit  137  Jahren  mit  so  viel  Kraftaufwand  und  Interesse  von  Naturforschern,  Philosophen  und  Lieb- 
habern mikroskopischer  Untersuchungen  betrachtet  worden,  und  ist  noch  jetzt  ein  so  vielseitig  interessanter  Gegenstand  physiologischer 
Meinungs -Verschiedenheiten  über  die  Details  seiner  Organisation  und  sein  unbemerkbar  fortdauerndes  (latentes)  Leben  im  Zustande  der 
Trockenheit,  dass  es  besonders  zeitgemäss  und  wissenschaftlich  nützlich  erschien,  alle  vorhandenen  Kenntnisse,  so  weit  sie  mir  zugäng- 
lich waren,  critisch  zusammenzustellen,  denn  gerade  in  der  oberflächlichen  Geschichtskenntniss  und  der  oberflächlichen  Untersuchung 
des  Gegenstandes  liegen  allein  die  Verschiedenheiten  der  Meinung  begründet.  Es  ist  desshalb  die  hier  angeführte  grosse  Literatur  kein 
eitles  und  leeres  Gepränge  von  pedantischer  Gelehrsamkeit,  sondern  nur  eine  Auswahl  des  zur  Feststellung  des  Urtheils  unentbehrlichen 
Materials.  Man  sucht  und  finde  hier  die  Stellen  der  Werke,  wo,  neben  den  leicht  bewegten,  auch  die  spruchfälligsten  Männer  ihrer 
Zeit  sich  ausgesprochen  haben.  Dass  viele,  weniger  in  das  Endurtheil  eingreifende,  weggelassen  sind,  mag  und  wird  man  entschuldigen. 
Ob  aber  alle  die  hier  angeführten  Beobachter  wirklich  diese  oder  eine  andere  Art  von  Rädertliierclien  vor  sich  hatten,  ist  nicht  immer 
sicher,  allein  ich  habe  die  Nachrichten  von  entschieden  abweichenden,  mit  gleichen  Namen  genannten,  Formen  an  ihrer  passenden  Stelle 
angeführt.  Sie  beziehen  sich  theils  auf  andere  Arten  derselben  Gattung,  theils  auf  die  Gattungen  Actinurus  und  Philodina^  theils 
auch  auf  Brachionus  urceolaris.  Besonders  Philodina  kann  leicht  von  allen  denen,  die  keine  Augen  sahen,  gemeint  worden  seyn, 
doch  wurden  diese  Augen  früher  überall  übersehen.  Die  2  bewunderten  Eigenschaften,  welche  das  Räderthier  berühmt  gemacht  haben, 
die  um  ihre  Axe  frei  bewegten  Räder  und  das  Wiederaufleben  im  Wasser  nach  jahrelangem  Trocknen,  —  eine  Erscheinung,  welche  dem 
philosophischen  Begriffe  vom  Leben  der  Thiere  überhaupt  widersprach,  und  die  man  durch  Annahme  eines  latenten  Lebens,  wie  jenes 
quasi-körperlichen  Gottes,  den  Cicero  {de  Natura  deorum^  1.  XXVI.)  nicht  einsehen  konnte,  zu  berichtigen  schon  längst  und  neuerlich 
wieder  sich  bemüht  hat,  —  sind  beide  unbegründet;  dennoch  haben  diese  Thierchen  in  sich  ein  fortdauerndes  Interesse  für  jeden  Beobachter, 
und  wer  vom  Lebendiggebären  so  kleiner  Thierchen  sich  überzeugen  will,  darf  nur  irgend  ein  grösseres  Exemplar  dieser  Art,  am  besten  unter 
leichtem  Druck,  aufmerksam  bei  300maliger  Linearvergrösserung  betrachten,  um  die  völlig  sichere,  so  oft  bestrittene,  Erfahrung  als- 
bald selbst  zu  machen.  —  Die  vorzüglichsten  und  detaillirtesten  Beobachter  waren  bisher  Leeuwenhoek,  Baker,  Göze,  Spallan- 
zani  und  Müller. —  Der  Aufenthalt  der  Thierchen,  welche  Leeuwenhoek  zuerst  im  stehenden  Wasser  einer  Dachrinne  am  1.  Sept. 
mit  Euglena  sanguinea  sah,  ist  bei  Berlin  im  ersten  Frühjahr  und  unterm  Eise  im  Winter  an  Wasserpflanzen,  deren  flockigen  Ue- 
berzug  sie  zuweilen  durch  ihre  zahllose  Menge  grau  oder  schimmelartig  weiss  färben.  Im  Sommer  sind  sie  ebenda  oder  zwischen  Con- 
ferven,  aber  mehr  vereinzelt,  zahlreich  doch  oft  auch  dann  zwischen  Oscillatorien  und  Bacillarien.  Auf  der  Reise  mit  Dr.  He m- 
nucH  in  Afrika   1822   fand  und  zeichnete  ich   es  mit  seinen  Augen   in  Suckot  zwischen  Nil-Conferven  im  Februar.      Im  Jahre   1829 


48*   

beobachtete  und  zeichnete  ich  es  auf  der  Reise  mit  Herrn  A.  v.  Humboldt  in  Sibirien  im  August.  Im  Jahre  1833  sah  und  zeich- 
nete ich  es  im  Süsswasser  des  bot.  Gartens  in  Copenhagen  im  September.  Da,  wo  man  es  in  alten  Infusionen  beobachtet  haben  will, 
hat  man  wahrscheinlich  Philo dinen  damit  verwechselt,  so  Göze  1776  in  seiner,  nicht  zuverlässigen,  Vorschrift,  Räderthiere 
im  Winter  zu  erziehen  (durch  einfachen  Heuaufguss),  so  auch  Wiegmann  in  Braunschweig,  welcher  es  in  verschiedenen  Aufgüssen  ge- 
sehen zu  haben  berichtet.  Müller  sah  es  auch  oft  im  Seewasser.  Bory  fand  es  im  Aufguss  von  Phryganeen- Gehäusen  bei  Paris. 
Zenker  sah  es  als  Parasiten  des  Garnmarus  Puletc  bei  Jena,  hielt  es  aber  für  etwas  ganz  Unbekanntes.  Als  meteorisches,  in  der 
Atmosphäre  schwebendes,  Thierchen  vermuthete  es  Müller  1786,  Alexander  von  Humboldt  wendete  diese  Möglichkeit  in  seinen 
trefflichen,  die  Erde  tief  und  weit  überschauenden,  Natur -Schilderungen  an,  und  Sigism.  Schültze  berichtete  die  directe  Erfahrung 
davon  1828,  indem  er  es  beim  Regen  am  Fenster  gefunden  zu  haben  versichert,  was  jedoch  noch  andere  Erklärungen  zulässt.  Blain- 
ville  hielt  das  Thierchen  noch  1830  für  eine  Insectenlarve ,  von  Baer  und  ihm  nachfolgend  Reichenbach  und  Schultz  (Isis 
1830.)  hielten  es  unrichtig  für  sogenannte  Prototypen  der  Krebse  {Crustacea)  und  Polypen. —  Eine  Zauberkraft  glaubten  im  Wir- 
beln Nees  von  Esenbeck  1821  und  Wiegmann  1823  (p.  557.)  nach  Agardh's  Weise  zu  sehen,  welche  aber  nicht  existirt.  — 
Göze  glaubte  irrig,  sie  aus  Heu  schaffen  zu  können,  Schrank  hielt  sie  1782  für  die  Alten  der  Euglena  viridis ,  Wiegmann  be- 
hauptet 1823,  ihr  Entstehen  aus  Speichel,  Corallina  officmalis^  Ohrenschmalz  und  Chara  hispida,  und  ihren  Uebergang  in  Con- 
ferven  und  Krebse  (Cypris  detecta  und  Cyclops  quadricorjiis)  gesehen  zu  haben,  was  offenbar  nur  Folge  nicht  vorurtheilsfreier 
und  nicht  hinreichend  critischer  Untersuchung  war.  Erschaffen  habe  ich  sie  nie  gelernt,  aber  wenn  man  schlammige  Pflanzen  oder  schlammige 
Oscillatorien  in  Gefässe  thut,  so  hat  man  gewöhnlich  dergleichen  viele  mit,  und  kann  sie  durch  Ruhen  der  Flüssigkeit  beliebig  verviel- 
fältigen und  erhalten.  Zuweilen  mögen  sie  in  offen  stehende  Infusionen,  dem  Sonnenstaube  gleich,  aus  der  Atmosphäre  niederfallen,  in 
welcher  es  nicht  hypothetisch,  sondern  handgreiflich  viele  fremde  mikroskopische  Körper  aller  Art  giebt,  die  wir  nicht  sehen,  aber  mit 
athmen  und  die  sich  überall  hin  vertheilen,  wobei  auch  Räderthierchen  seyn  können,  die  aber  noch  niemand  darin  scharf  erwiesen  hat. 
—  Die  wunderlichen  angeblichen  Beobachtungen  über  das  wunderbare  Wiederaufleben  nach  jahrelangem  Trocknen  sind  im  Nachtrage  zu- 
sammengestellt. 

Jedes  Thierchen  hat  einen  spindelförmigen  nackten  Leib,    der  wie  ein  Fernrohr  in  falschen  Gliederungen  ein-  und  ausschieb- 
bar   ist   und   ganz   zur  Kugel   werden   kann.      Vorn  ist  ein  rüsselförmiger  Stirntheil   mit   bewimpertem  Ende  und  einem  weichen  Haken, 
dicht  am  Ende  sind  2  dunkle  rothe  Punkte  befindlich.      Hinten  endet  er  in  einen   massig  lang  ausdehnbaren  schwanzartigen  Fuss  mit  6 
paarweis  an  Scheingliederungen  sitzenden  Spitzen,    die  bei  der  Contraction  wohl  auch  als  3  Spitzen  erscheinen.      Die  2  hintersten  die- 
nen zum  Festhalten  wie  eine  Zange,    sind  Finger.      Vorn  an  der  Brust  sind  auf  2  aus-  und  einschiebbaren  kurzen  und  dicken  Annen 
2  willkührlich  wirbelnde  Wimperkränze ,    die  berühmten  Räder,    als  Schwiininorgane    und    als  strudelnde  Anziehungsorgane  für  die  Spei- 
sen,  und    diesen  entgegen   auf  der  Rückenseite   ist   ein    griffelartiger  Zapfen,    welcher  am  Ende  keine  Wimpern  zeigt.      Beim  Wirbeln 
hat  der  Hals  eine  Cirkelfalte,  welche  wie  2  seitliche  Griffel  erscheint.  —  Von  innern  Bewegungsorganen  sind  2  vordere  und  2  hintere 
Längsmuskeln  der  Seiten,   2  keulenartige  Fussmuskeln  und   2  Muskelmassen   des  Räderwerkes   erkennbar.     Zuweilen   schienen   auch  4 
vordere  Längsmuskeln,    ein  Rücken-  und  Bauchmuskel   überdiess    hervorzutreten.     Die  Ortsveränderung    geschieht    durch  Ansaugen  des 
Mundes  und  Fusses,  wie  ein  Egel,  oder  durch  Schwimmen  mit  entfaltetem  Räderwerke.     Ist  bei  entfaltetem  Räderwerke  der  Fuss  an- 
geheftet, so  erfolgt  kein  Schwimmen,  sondern  ein  starker  Wirbel  im  Wasser,  der  2  Spiralen  gleicht  und  alle  nahrhafte  Theilchen  zum 
Munde  führt,  wro  willkührlich  davon  einiges  gewählt,  vieles  wieder  weggeschleudert  wird.     Der  Ernährungsapparat  fängt  mit  einer,  vorn 
unterm  Rüssel   befindlichen,   bewimperten  Mundöffnung   an,    die   während  des  Wirbeins   durch  Zurückziehen   des   Rüssels   zwischen   bei- 
den Räderwerken  liegt.     Der  Mund  ist  eine  lang  ausdehnbare  Röhre,    an  die  sich  nach  hinten  ein  4muskeliger  Schlundkopf  mit  2  dop- 
pelzahnigen  gestreiften  Kiefern  anschliesst  {Zygogomphid).     Die  Schlundröhre,    als  Einschnürung  sichtbar,    geht   sogleich  in  einen  fa- 
denartigen, den  ganzen  Körper  durchlaufenden,  Speisecanal  über,  welcher  sich  hinten  in  einen  ovalen  Raum  erweitert,  der  an  der  Fuss- 
basis  daselbst  zugleich  seine  hintere  Mündung  hat.     Den  vordem  engen  Theil  des  Darmes  umgiebt  eine  breite  drüsig -zellige,  oft  gelb- 
liche oder  grünliche,   Masse,   welche  immer  noch  räthselhaft  ist,   indem  sie  bald  als  eine  dicht  geschlossene  Masse   von  Blinddärmchen, 
bald  als  eine  vom  Darme  unabhängige  drüsige  Masse  erschien  und  an  Sexualdrüsen  erinnerte.     Allein  letztere  habe  ich  bei  R.  macra- 
rus  und  Philodina  besonders  gesehen.     Schon  1830  gab  ich  Abbildungen  des  mit  Indigo  und  Carmin  gefüllten  Darmes,  welcher  bei  der 
Contraction  schlangenförmig  gebogen  erscheint.     Vorn  sind  2  kuglige  Darmdrüsen.  —   Sehr  interessant  ist  der  Sexualorganismus.      Der 
Eierstock  ist  eine  geknäuelte  drüsige  Masse,  in  welcher  sich  oft  gleichzeitig  4  —  5  Eier  so  vollständig  entwickeln,  dass  die  Jungen  im 
Leibe  aus  den  Eiern  auskriechen  und  nur  noch  von  der  dehnbaren  Haut  des  Eierstocks,  dem  Uterus,  umschlossen  bleiben,  so  dass  man 
oft  ganz  ausgestreckte,  kauende  und  wirbelnde,  mit  Augen  versehene,  Junge  im  innern  Körper  findet,    die  bis  2/3  der  Länge  des  Mut- 
terthieres  haben.      Im  unreifen  Eie    erkennt  man  das  Keimbläschen ,    meist  in  der  Mitte,    zuweilen  seitlich.      Im  Ei   liegt  das  Junge  in 
halber  Spiralbiegung.      Von  den  männlichen  Sexualtheilcn  habe  icli  bei  dieser  Art  nur  erst  die  contractile  Blase  sicher  beobachtet,    und 
da  ich  die  in  sie  führenden  Samengänge  auch  zu  sehen  meinte,    so    schienen    mir   die   beiden  Sexualdrüsen   ganz  eng  an  die  Umhüllung 
des  Darmes  geheftet  zu  seyn.     Periodisch  werden   bald  Eier,    bald   ausgekrochene  Junge    durch   die   hintere   Darm-   und  Sexualöffnung 
ausgeschieden.   —   Zum  Gefässsysteme  gehören  wohl   11  bis  12  parallele  farblose  Queercanäle  des  Leibes   und   der  Zapfen  oder  Sporn 
im  Nacken  als  Respirationsröhre;  (Farbloses  Blut).  —  Von  Empfindungsorganen  sind  nur  2  rothe  Stirnaugen  mit  darunter  liegenden  2 
Ganglien  beobachtet.     Diese  Augen  sind  mit  einem  körnigen  Pigment  erfüllte  Zellen,    die  zuweilen  abnorm  in  mehrere  getheilt  sind,  so 
dass  man  daraus  mit  ziemlicher  Sicherheit  auf  Mangel  einer  Crystalllinse  schliessen  kann;  ob  aber  jedes  Pigmentkörnchen  einem  kleinen 
prismatischen  Körper  des  Insectenauges  vergleichbar  ist,   bleibt  noch  zu  entscheiden.      Ich  sah  einmal   anstatt  der  2  Augenpunkte  einen 
in  3,  und  den  andern  in  4  Theile  getheilt,    also  7  Augen,   allein  es  waren  doch  nur  2  Augen,    denn  die  darunter  liegenden  2  Mark- 
knoten zeigten  keine  Theilung.      Dieselbe  Erscheinung  sah  ich  oft  bei  Daphnien,    wo   das  einfache  Auge  zuweilen  ein  zusammenhän- 
gender, zuweilen  ein  unterbrochener  Pigmentstreif  auf  dem  Hirnfortsatze  ist. 

Von  diesen  Structurverhältnissen  kannte  Leeuwenhoek  1701  schon  das  Aeussere  bis  auf  die  Augen  und  das  letzte  Ende 
des  Fusses  vollständig.  Vom  Innern  sah  er  den  kauenden  Schlundkopf  für  ein  Herz  an.  Einige  der  grösseren  hatten  2  oder  3  Junge 
doppelt  zusammengebogen  in  sich.  Er  sah  das  Gebären  eines  Jungen,  blieb  aber  über  die  Körperstelle,  von  der  es  kam,  im  Zweifel. 
Seine  Untersuchungen  verbreiteten  sich  besonders  über  das  ihm  so  merkwürdige  Wiederaufleben  nach  8  Tagen  und  selbst  nach  5  Mo- 
naten Trockniss.  Joblot  hielt  1718  den  Schlundkopf  auch  für  ein  Herz  und  sah  zuerst  die  beiden  Zapfen  der  Halsfalte  (p.  54,  55, 
78-).  Ein  Ei  hielt  er  für  die  Gedärme.  Baker  hat  manches  zugefügt,  vieles  bestätigt  und  erläutert.  Auch  er  hielt  das  Kauen  des 
Schlundkopfs  für  Systole  und  Diastole  des  Herzens,  dessen  Unregelmässigkeit  ihm  nur  auffiel.  Die  peristaltische  Bewegung  der  Einge- 
weide, welche  er  und  Joblot  sahen,  war  schwerlich  die  rechte,  obschon  dergleichen  sichtbar  ist.     Er  glaubte  auch  einen  fluetuirenden 


; 488 

farblosen  Saft  zwischen  den  Eingeweiden  und  farblose  Gefässe  im  Kopfe  zu  sehen  ,  wobei  er  aber  offenbar  das  Gesehene  zu  bestimmt 
bezeichnete.  Hieraus  und  aus  der  Farblosigkeit  des  Schlundkopfs ,  den  er  für  das  Herz  hielt,  schloss  er  irrig,  dass  das  Blut  farblos 
seyn  müsse*  Den  Sporn  hielt  er  zuerst  für  ein  Sexualorgan*  Er  unterschied  schon  6  Hörnchen  am  Fasse,  deren  letztes  Paar,  die  ei- 
gentlichen Finger,  oft  schwer  zu  erkennen  ist.  Die  Räderorgane  hielt  er,  wie  beide  Vorgänger,  für  frei  bewegte  Räder,  Die  Fort- 
pflanzung sachte  er  umsonst  zu  erkennen,  er  sah  aber  das  Wiederaufleben  nach  vielmonatlichem  Eintrocknen.  Er  suchte  nach  Augen, 
weil  es  gar  zu  geschickt  in  seinen  Bewegungen  sey,  aber  umsonst.  Trembley  erklärte  in  den  Pliilos.  Tr  ansäet.  1747.  Nr.  484. 
p.  636.  schon  die  Radbewegung  für  unrichtig,  und  Hill  erkannte  1757  die  Bewegung  ziemlich  richtig  als  keine  Radbewegung,  be- 
schrieb aber  die  Wimpern  sonderbar  als  14  Arme,  jeden  mit  8  Gelenken.  Er  sali  das  Wählen  der  Nahrung  und  das  Auswerfen,  auch 
das  Sichtbarbleiben  der  Räder  beim  Antrocknen.  Fontana  erkannte  1768  das  Wirbeln  für  ein  Senken  und  Heben  von  conischen 
Wärzchen  (Wimpern),  hielt  den  Schiandkopf  auch  für  ein  Herz  und  bestätigte  das  Wiederaufleben  vertrockneter  Thiere.  Dabei  fand 
er  darin  eine  höchst  auffallende  Merkwürdigkeit,  dass  das  Herz  des  Roiifer,  wie  sonst  bei  keinem  andern  Thiere,  gleichviel  ob  man 
es  für  ein  Herz  oder  einen  Magen  halten  wolle,  offenbar  der  Willkühr  unterworfen  sey.  Diese,  nur  in  der  unrichtigen  Auffassung  lie- 
gende, Wunderbarkeit  beseitigten  schon  Göze  und  Spallanzani.  Göze  fand  1772,  dass  die  bewimperten  Scheiben  sich  nicht  dre- 
hen, sondern  fest  sitzen  und  nur  die  Wimpern  wirbeln  (p.  1347.),  entdeckte  die  Augen  (p.  1339,  1343.  und  1350.),  erklärte  den 
hellen  Kopfring  bei  Baker  nicht  für  Gehirn,  sondern  für  einen  Kopfmuskel,  sah  irrig  einen  2ten  Sporn  an  der  Fussbasis  (p.  1362.) 
und  hielt  beide  für  die  Füsse.  Das  sogenannte  Herz  sey  der  Hauptmuskel  für  das  Räderwerk  (p.  1365.).  Er  sah  nur  4  Hörnchen 
am  Fusse,  keinen  Geschlechtsunterschied ,  keine  Begattung.  Derselbe  überzeugte  sich  im  folgenden  Jahre,  dass  das  Wirbelorgan  Nah- 
rung anziehe  und  das  sogenannte  Herz  diese  ergreife  und  niederschlucke  (p.  259,  266.).  Was  er  von  Färbeversucken  dann  erzählt 
und  irrig  auf  Rotifer  bezog,  gehört  zu  Brachionus  urceolaris^  wie  er  auch  selbst  in  Bonnet's  Abhandl.  aus  d.  Insectologie  1773. 
p.  369.  anzeigt.  Dass  er,  wie  Müller  ihm  verweist,  an  eine  Verwandlung,  wie  bei  Raupen,  geglaubt  habe,  erklärt  er  in  den  aus- 
erles.  Abhandl.  1774.  p.  535.  für  ein  Missverständniss. 

Müller  sah  1773  die  Augen  wieder,  das  Auswerfen  des  Verdauten  häufig  und  glaubte  Eier  zu  sehen,  gab  auch  zuerst  von 
allen  bisherigen  Beobachtern  dem  Thierchen  seine  im  Allgemeinen  richtige  Stelle  im  Kreise  der  Thiere.  Göze  hielt  dann  den  12.  März 
1774  für  den  glücklichsten  Tag  seines  Lebens.  Er  sah  da  ein  lebendiges  Junges  im  Innern  eines  Alten  und  wusste  nicht,  dass  schon 
Leeüwenhoek  vor  73  Jahren  dasselbe  gesehen  hatte.  Er  gab  davon  zeitgemäss  gute  und  die  besten  Abbildungen,  dabei  auch  die 
erste  Zeichnung  des  Thierchens  mit  den  Augen.  Ferner  sah  er  eine  krankhafte  Knollenbildung  äusserlich  am  Körper,  der  ähnlich, 
welche  man  bei  Hydra  öfter  beobachtet  und  mit  Eibildung  verwechselt  hat.  (Ich  sah  sie  bei  Hydra  vor  wenig  Tagen  im  März  1838 
wieder.  Es  waren  2  —  4  —  6  conische  Knoten,  die  im  Innern  mit  bewegten  Körperchen  {Bodo?  C/tilomonas?)  erfüllt  waren,  end- 
lich platzten  und  vergingen.)  Corti  suchte  1774  (p.  99.)  die  Möglichkeit  scharfsinnig  zu  erklären,  wie  das  Aufhören  des  Herzschla- 
ges und  mithin  der  Circulation ,  die  gegen  den  bisherigen  Begriff  vom  Leben  stritten,  bei  den  Räderthieren  ohne  wirklichen  Verlust  des 
Lebens  denkbar  seyen.  Roffredi  sah  1775  den  Act  des  Eierlegens  zuerst  (p.  220.).  Derselbe  sah  auch  damals  den  Act  des  Aus- 
kriechens der  Waizenälchen  aus  dem  Eie  (p.  14.).  ErciraoRiv  sah  1775  die  Augen  wieder,  sah  Wimpern  am  Stirnrüssel  und  hielt 
den  Schlundkopf  für  den  Magen.  Auch  Spallanzani  sah  1776  3  Spitzen  am  Fusse  (p.  186.),  aber  an  der  mittelsten  noch  andere 
feine  Spitzen  (p.  107.).  Den  Schlundkopf  hielt  er  für  ein  Schlingorgan  (p.  207.)  und  behauptete,  es  gebe  kein  Herz  und  keine  Cir- 
culation, und  diese  sey  auch  nicht  nöthig  für  den  Begriff  eines  Thieres  (p.  209.).  Uebrigens  erläuterte  er  die  Form  durch  Brachionus 
und  Diglena  caudata  (p.  206.  seq.),  und  das  Wiederaufleben  beschäftigte  ihn  vorzugsweise.  Seine  Abbildungen  zeigen  doch  grosse  Un- 
klarheit. Uebrigens  hielt  er  Leeüwenhoek' s  und  Bakers  Thiere,  weil  er  einiges  anders  sah,  für  von  den  seinigen  verschiedene 
Arten,  denn  bei  diesen  sah  er  keine  wirkliche  Radbewegung,  nur  eine  scheinbare,  wie  bei  Vorticellen  (p.  202.).  Fontana  wie- 
derholte seine  Mittheilungen  1781.  Müller  hielt  1786  wieder  den  Schlundkopf  für  ein  Herz.  Proctiaska  hielt  den  Schlundkopf 
für  einen  Magen  und  sprach  von  Eibildung  ohne  Befruchtung.  Blumenbach  bestätigte  1791  wieder,  dass  das  Räderthier  kein  Herz, 
sondern  einen  Schlingmuskel  habe.  Für  die  Function  eines  Schlingmuskels  (organe  de  deglutitiori)  entschied  sich  auch  Dütrochet 
1812,  welcher  aus  irriger  Vergleichung  mit  Mclicerta  und  Limnias  die  schon  Joblot  bekannte  Hautfalte  am  Halse  als  2  Tentakeln, 
ferner  einen  Magen  und  das  Räderorgan  als  einfach  beschrieb.  Ihm  zufolge  nahmen  Savigny  und  Cüvier  eine  den  Ascidien  ähnliche  Bil- 
dung bei  Räderthieren  an.  Schweigger  nannte  1820  (p.  303.)  wieder  den  Schlundkopf  einen  Magen,  billigte  aber  (p.  304.)  nicht, 
dass  man  die  schwarzen  Punkte  am  Kopfe  Augen  nenne,  weil  keine  Nerven  zu  sehen  wären.  Derselbe  erkannte  auch  die  Eier  nicht 
als  Eier  an,  weil  sie  ohne  Befruchtung  gebildet  würden,  also  nur  Knospen  oder  Knollen  heissen  könnten.  Bory  de  St.  Vincent 
hielt  noch  1824  (p.  536.)  das  Kauen  des  Schlundkopfs  für  einen  Herzschlag,  läugnete  1824  (p*  537.)  und  1828  die  Anwesenheit  von 
Augenpunkten,  hat  also  vielleicht  nur  Philodinen  gesehen,  hielt  das  Wiederaufleben  für  unmöglich  und  behauptete,  dass  zerschnittene 
sich  nicht  wieder  ergänzen.  Das  Wirbelorgan  hielt  er  1828  ganz  entschieden,  wie  vor  ihm  Schrank  1801  und  Cüvier,  für  ein  Re- 
spirationsorgan. Eine  Circulation  sey  augenscheinlich,  weil  es  ein  Herz  gebe.  Als  Herz  sah  er  nicht  bloss  den  Schlundkopf,  sondern 
den  ganzen  Darm  an,  den  er  (p.  683.)  ausdrücklich  als  dem  Rückengefässe  der  Insecten  ähnlich  beschreibt  Auf  jeder  Wiraper  des 
Wirbelorgans  soll  man  Blutgefässe  suchen.  Einen  Darm  hätten  sie  nicht,  nur  einen  Mund.  Sie  nähren  sich  mit  der  ganzen  Fläche 
und  wären  gewissermassen  höher  organisirt,  als  die  Insecten.  Seit  1830  sind  in  den  Abhandlungen  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  die  hier 
angenommenen,  mit  den  früheren  Beobachtern  besser,  als  mit  den  neueren,  stimmenden,  Structurverhältnisse  sehr  umständlich  mitgetheilt 
und  zum  Theil  schon  abgebildet  worden.  Muskeln,  Gefässe,  ein  Schlundkopf  mit  2  Kiefern  und  Zähnen,  der  Speisecanal,  den  männ- 
lichen Sexualtheilen  vergleichbare  Organe,  dem  Nervenmark  vergleichbare  Theile  unter  den  Augen  sind  seitdem  allmälig  mit  Sicherheit 
nachgewiesen,  und  somit  sind  denn  auch  wohl  all  die  Wunder  von  Leeüwenhoek  und  Baker,  so  wie  die  Zweifel  von  Fontana, 
Spallanzani,  Corti,  Schweigger  und  den  Uebrigen  gelöst  worden,  wobei  aber  das  Thierchen  eines  der  interessantesten  verbleibt. 
Ueber  die  Wiederbelebung  siehe  den  Nachtrag. 

Ein  besonderes  Interesse  hatte  man  von  jeher  an  der  Erklärung  der  überaus  anziehenden  und  überraschenden  radförmigen  Wir- 
belerscheinung  bei  diesen  Thieren.  Leeüwenhoek,  Joblot  und  Baker  konnten  sie  nur  mit  laufenden  Rädern  vergleichen,  dessen 
Möglichkeit  bei  Organismen  Andere  vielfach  bezweifelten.  Trembley,  Hill,  Fontana  und  Göze  beschrieben  sie  schon  bis  1772 
als  weniger  wunderbar  und  nur  als  ein  rasches  Senken  und  Heben  oder  Zittern  von  Wimpern.  Auffallend  war  es  daher,  dass  Dütro- 
chet 1812  die  alte  Idee  vom  laufenden  Rade  mit  aller  Bestimmtheit  wieder  feststellen  wollte.  Allein  schon  im  folgenden  Jahre  1813 
nahm  er  es  selbst  zurück  und  hielt  die  Erscheinung  für  bedingt  durch  einen  Muskelstrang,  welcher  irn  Zickzack  am  Rande  der  Wir- 
belorgane liege  und  abwechselnd  Schlingen  bilde,  die  bei  seinen  Contractionen  ihre  Stellen  veränderten,  was  denn  wirklich  eine  stete 
Orts  Veränderung,   ein  Laufen  der  Schlingen  im  Kreise  sey,   ohne   dass  jedoch  der  Muskelstrang   selbst  herumliefe.     Schon  1830  habe 


—   489 

ich  das  Räderorgan  (p.  48.)  als  2  Wimperkränze  bezeichnet  und  so  abgebildet.  Faradat,  der  sehr  verdiente  englische  Physiker,  ver- 
suchte 1831  diese  radförmige  Erscheinung  als  ein  optisches  Trugbild  auf  verschiedene  Weise  zu  erklären.  Es  könne  eine,  vom  Wil- 
len des  TIrieres  unabhängige,  an  den  Wimpern  im  Kreise  hingehende,  Bewegkraft  seyn,  oder  es  könne  ein  rasches,  daher  unsichtbares, 
Beugen  und  ein  langsames,  daher  sichtbares,  Aufheben  in  steter  Reihenfolge  seyn.  Keine  dieser  Erklärungen  erscheint  aber  als  auf 
lebende  Organismen  anwendbar,  obwohl  sich  so  bei  mechanischen  Yorrichtungen  dieser  Erscheinung  ähnliches  darstellen  mag,  denn  man  sieht 
bei  300maliger  Yergrösserung  schon  die  grossen  Räderorgane  bei  Lacinularia  und  Megalotrocha  so  gross,  dass  eine  umlaufende 
Kraft,  wenn  sie  nicht  Blitzesschnelle  hätte,  sich  in  der  successiven  Wirkung  bemerklich  machen  müsste,  was  nicht  der  Fall  ist,  und 
das^  Senken  und  Heben  der  Wimpern  in  ungleichem  Zeitmaasse  bei  so  grosser  Geschwindigkeit  scheint  organisch  nicht  möglich,  obschon 
es  im  langsamen  tempo  und  bei  mechanischen  Apparaten  leicht  ist.  Eine  ausführliche  Erklärung  der  Erscheinung  versuchte  ich  1831 
m  geben  (Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  p.  31.),  und  diese  ist  auch  von  den  neueren  Physiologen,  Purkinje,  Müller,  aufgenommen  wor- 
den. Jede  Wimper  dreht  sich  darnach  nur  einfach  auf  ihrer  Basis,  so  wie  der  Arm  eines  Menschen  in  seiner  Gelenkpfanne,  und  be- 
schreibt dadurch  mit  ihrer  Spitze  einen  Kreis  und  mit  der  ganzen  Länge  einen  Kegel.  Selbst  ohne  Verschiedenheit  in  der  Zeitfolge 
des  Anfanges  muss  dabei  durch  das  dem  Auge  bald  ferner  bald  näher  Stehen  der  Wimpern  eine  gewisse  Lebendigkeit  in  den  Kreis 
kommen,  die,  sobald  alle  Wimpern  sich  nach  gleicher  Richtung  umdrehen,  einem  laufenden  Rade  gleichen  wird.  Uebrigens  sind  die 
Wirbelbewegungen  der  Vorti cellin en  ganz  gleichartig,  wie  Trembley  schon  richtig  erkannte,  nur  grössere  Feinheit  der  Wimpern  und 
ihre  dichtere  und  längere  Reihe  scheint  das  Radförmige  weniger  auffallend  zu  machen.  Je  2  feine  horizontale  Muskelfäden,  deren  einer 
oben  und  aussen  am  Bulbus  eines  jeden  Härchens  festgeheftet  ist,  der  andere  unten  und  innen,  würden,  abwechselnd  und  alternirend 
gespannt  und  erschlafft,  eine  greifende,  etwas  nach  4  Seiten  schwankende  und  bei  Schnelligkeit  im  Kreise  drehende,  Bewegung  auf  die 
einfachste  Art  zu  geben  im  Stande  seyn.  Ebenso  ist  der  Lauf  aller  Thiere  begründet,  nur  zusammengesetzter.  Ganz  neuerlich  hat 
zwar  Dütrochet  1837  seine  frühere  Meinung  wieder  geltend  machen  wollen  und  die  Erscheinung  mit  einer  faltigen  auf  und  nieder  be- 
wegten Krause  oder  mit  den  Wellen  im  Wasser  verglichen,  wobei  die  Substanz  selbst  ihren  Ort  nicht  verlässt,  allein  seit  man  die  Wim- 
pern gesehen  und  gezählt  hat,  und  zu  jeder  Zeit  wieder  sehen  und  zählen  kann,  fallen  solche  Erklärungen  von  selbst  weg.  Dass  übri- 
gens die  Räderorgane  zur  Respiration  dienten,  scheint  Schrank  1801  zuerst  aus  der  Analogie  mit  den  wirbelnden  Kiemen  der  Sehne  k- 
ken  vermuthet,  und  1803  (p.  145.)  ausführlich  erörtert  zu  haben.  Cuvier  nahm  es  auf,  und  es  hat  Raspail  und  Bory  de  St. 
Vincent  auf  die  wunderlichste  Weise  zu  immer  grösserem  Irrthum  geführt.  Raspail  hielt  1827  alle  Wimpern  der  Infusorien  für  einge- 
bildet, für  blosse  Wasserströme  bei  der  Respiration,  und  theilte  sehr  ungründliche,  aber  sehr  bestimmt  ausgedrückte,  Untersuchungen 
mit.  Eben  so  zeigt  die  genaue  Detailkenntniss  dieser  Organe,  dass  an  eine  zauberartige  Wirkung  dabei  nicht  zu  denken  ist,  da  sich 
alles  natürlich  erklären  lässt.  Auffallend  und  unbegründet  ist  auch  die  von  Gravenhorst  1833  noch  ausgesprochene  Meinung,  dass 
das  Wirbelorgan,  in  dem  er  10  —  15  Wimpern  zählte,  nicht  zum  Fangen  diene,  und  der  Schlundkopf  des  Räderthieres  ein  Respira- 
tionsorgan (Lunge?)  wäre,  weil  das  Fressen  der  Räderthiere  nur  ein  Irrthum  sey.  Die  Zähne  waren  schon  1830  ausführlich  beschrieben 
und  abgebildet.  Ich  erkannte  früher  12—14,  neuerlich  aber  in  jedem  Räderorgane  wohl  50—60  sehr  zarte  (gegliederte)  Wimpern,  die 
nur  während  der  Radbewegung  etwa  12—14  grösseren  Wimpern  gleichen,  so  dass  der  wunderlichen  Bezeichnung  von  Hill  1771  doch 
eine,  wenn  auch  unklare  und  nicht  völlig  richtige,  Beobachtung  zum  Grunde  liegen  mag.—  Grösse  %  bis  V*  Linie,  des  Eies  Vae  Li- 
nie, des  Neugebornen  y18  bis  fast  Vs  Linie.     In  Nubien  Vie  Linie  gross,  also  jung  gesehen. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  LX.    Fig.  IV. 

Fig.  1.  ein  schwimmendes  Thierchen  in  natürlicher  Farbe  von  der  Rückenseite  mit  2  entwickelten  Jungen,  einem  Ei  mit  Keimbläschen  und  6  Fuss- 
spitzen.  Fig.  2.  ein  mit  dem  Fusse  festgeheftetes,  in  Indigo -Wasser  wirbelndes,  Thierchen  mit  den  2  zugehenden  spiralförmigen  Strömungen  und 
dem  schlottartigen  abfliessenden  Strome  der  verschmähten  Stoffe,  wobei  der  Schlund  immer  kaut  und  einiges  sichtlich  in  den  Darm  niederschluckt,  der 
sich  allmälig  ganz  erfüllt.  Ein  Junges,  ein  reifes  und  ein  unreifes  Ei  im  Innern.  Fig.  3.  ist  Fig.  2.  zusammengezogen,  von  der  Bauchseite,  wo  der 
Sporn  nach  unten  liegt.  Fig.  4.  ein  festsitzendes  wirbelndes  Thierchen  von  der  Bauchseite  mit  2  entwickelten  und  einem  unentwickelten  Eie;  to  auswer- 
fende Darmmündung  auf  der  Rückseite,  m  vordere  Längsmuskeln,  t  die  wohl  mit  dem  zelligen,  den  Darm  umgebenden,  Apparate  vereinigten  Se- 
xualdrüsen ?,  v**  Keimbläschen  im  Ei.  Fig.  5.  ein  Thierchen  von  der  Bauchseite  unter  leichtem  Drucke  zwischen  Glasplatten;  +  +  +«/'  die  Queer- 
gefässe,  m  der  rechte  und  linke  vordere  Seitenmuskel,  a»  +  2  Fussmuskeln,  s  die  contractile  Befruchtungsblase,  s  der  Sporn  oder  Respirationsröhre 
im  Nacken,  t  die  geschlängelten  Samencanäle?.  Fig.  6.  rechte  Seitenansicht  bei  etwas  stärkerem  Drucke,  Vordertheil.  Fig.  7.  ganz  in  Kugelform 
eingezogenes  Thierchen,  wobei  die  4  inneren  Muskeln  deutlicher  werden.  Fig.  8.  Vordertheil  der  Rückseite  eines  Thierchens,  dessen  Augenpigment 
in  mehr  als  2  Häufchen  auf  den  unterliegenden  2,  auch  bei  andern  Figuren  dargestellten,  Ganglien  vertheilt  ist.  Fig.  9.  2  gelegte  Eier  mit  aus- 
kriechenden Jungen.  Diese  sämmtlichen  Figuren  sind  300mal  vergrössert,  aber  nicht  nach  den  grössten  Exemplaren  und  nicht  im  ausgedehntesten  Zu- 
stande gezeichnet.  Fig.  10.  ist  der  Kopf  und  das  Wirbelorgan  bei  800maliger  Vergrösserung  und  Druck,  wobei  die  Wirbelerscheinung  der  Wim- 
pern und  die  normale  Form  des  Räderwerkes  nicht  ideal,  aber  nach  Studien  eingezeichnet  ist.  Die  Zahl  der  Wimpern  ist  von  mir  neuerlich  grösser 
und  ihre  Form  gegliedert  gesehen,  p  die  conisch  wirbelnden  Wimpern  mit  der  unterliegenden  Muskellage,  o'  die  Mundöffnung,  t  die  Halsfalte,  v"  die 
Queergefässe*    (Man  vergl.  Hydatina  senta>) 

130.     Motiferf  citri  aus,  citrongelbes  Rüsselrädcben.     Tafel  LX.  Fig.  Y. 

R.  corpore  fusiformi,  medio  citrino,  utroque  fine  albo,  in  pedem  sensini  attenuato,  corniculis  elongatis,  ocellis  rotundis. 

Rotifere?  citrin,   a  corps  fasele,   citrin  au  milieu,   blatte  auze  bmrts ,  peu  a  peu  aminci  vers  le  pied, 
les  comets  allonges,  les  yeucc  ronds. 
Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Dieses  citrongelbe  Thierchen  mit  weissem  Kopf  und  Fuss,  welches  vielleicht  Joblot  schon  auf  seiner  Taf.  11.  abgebildet 
hat ,  fand  ich  zuerst  1826  bei  Berlin ,  dann  wieder  zwischen  Oscillatorien  am  10.  Juli  1832,  und  hielt  es  für  eine  zulällig  gelbe  Ab- 
änderung des  R.  tardus  oder  vulgaris,  allein  ich  habe  es  dann  am  27.  Nov.  1834  wieder  und  noch  schärfer  beobachtet,  und  halte 
es  nun  für  eine  besondere  Art,  bei  welcher  die  Farbe  ein  Neben  -  Character  ist.  Leicht  könnte  man  es  mit  grösserem  Rechte  zur  Gat- 
tung Acfinurus  ziehen,  indem  der  Fuss  mir  unter  allen  Umständen  immer  3  Finger  am  Ende  und  nur  2  Hörnchen  oder  5  Spitzen 
zeigte.  Die  Fusshörnchen  waren  zuweilen  auffallend  verlängert,  doch  auch  zuweilen  weniger.  Noch  ein  Character  könnte  in  der  vorn 
gezahnten  Respirationsröhre  liegen.  Ich  sah  ein  Junges  mit  ganz  ausgestreckten  Räderorganen  im  Leibe  der  Mutter  wirbeln,  und  sah 
einmal  deutlich  eine  feine  Haut  (den  Uterus)  das  Junge  umgeben,  obschon  dieses  den  halben  Körperraum  einnahm.  Auch  eine  Mon- 
strosität der  Augen  wurde  beobachtet.  Der  Leib  zeigt  oft  Längsfalten  und  ist  weniger  durchsichtig.  Die  weiteren  Details  ersehen 
sich  aus  den  Abbildungen.  —  Grösse  bis  %  Linie,  des  Eies  y36  Linie. 

123 


490    

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LX.   Fig.  Y. 

Fig.  1.  Rückenansicht,  ausgedehnt,  ohne  zu  wirbeln,  abnorm  mit  strichförmigen  Augen.  Fig.  2.  mehr  eingezogen.  Fig.  3.  Bauchseite  bei  leichtem 
Drucke.  Im  Innern  ein  Junges  mit  ganz  entwickelten  Räderorganen.  Sämmtliche  Zeichnungen  von  1832  und  1834;  Vergrösserung  300mal.  Fig.  4. 
Hintertheil  nach  einer  Zeichnung  von  1826.    Vergrösserung  lOOmal. 

131.    Motifer?  erythraeus,   arabisches  Riisselrädcben.     Tafel  LX.  Fig.  VI. 

R.  corpore  oblongo,  subito  in  pedem  longum  attenuato,  nano. 

Rotifere  d Arabie,  a  corps  nain,  oblonge  brusquement  aminci  en  un  pied  long. 

Rotifer  erytliraeus,  Hemprich  u.  Ehrenberg,  Symbolae  physicae.    Evertebrata  I.    Phytozoa,   Tab.  II.  Fig.  IV.  18.  1828.    Text  1831. 
Rotifer  erythraeus,  Abhandl.   d.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1829.   p.  17.  1831.  p.  145. 

Aufenthalt:    In  den  Giessbächen  des  Sinaigebirges  in  Arabien  am  rothen  Meere. 

Ich  beobachtete  diese  Art  zwischen  Conferven  des  Wadi  Ess'le  im  November  1824  auf  der  Reise  mit  Dr.  Hemprtch,  be- 
trachtete und  zeichnete  sie  aber. nur  mit  lOOmaliger  Vergrösserung.  Sie  hat  grosse  Aehnlichkeit  mit  R.  macrurus,  ist  aber  ausge- 
streckt nur  so  gross ,  wie  ein  Ei  des  letzteren.  Ich  habe  deshalb  Bedenken  getragen ,  ihr  jenen  Namen  beizulegen.  Ueberdiess  ist  sie 
freilich  auch  nicht  hinreichend  beobachtet.  Die  beiden  Stirnaugen ,  welche  der  Abbildung  fehlen,  sind  in  der  Beschreibung  angemerkt, 
und  der  Gabelfuss  mag  auch  eingezogen  gewesen  seyn.  —  Grösse  V20  Linie. 

Erklärung  der  Abbildung    Taf.  LX.    Fig.  VI. 
Es  ist  die  1824  in  Tor  am  rothen  Meere  von  mir  entworfene  Zeichnung,  nach  lOOmaliger  Vergrösserung  des  Durchmessers. 

13£.     Motifer  macrurus,  langfiissiges  Riisselrädclieii.     Tafel  LX.  Fig.  VII. 

R.  corpore  ovato  oblongo,  subito  in  pedem  longum  attenuato,  magno  et  albo. 

Rotifere  a  pied  long,  ayant  le  corps  blanc  ovale- oblong,  grand  et  brusquement  aminci  vers  le  pied. 

Wheel-animal  with  a  long  tau,  Baker,  Employment  ofthe  Microscope,   deutsch  p.  380.    Taf.  XII.   Fig.  1.  1753. 

Vorticella  macroura,  Müller,  bei  Herrmann,  Naturforscher,  XIX.   p.  57.    Taf.  II.    Fig.  23.    1783.   zum  Theil.    (s.  Aciinurus.) 

Rotifer  macrourus,  Schrank,  Fauna  boica  III.  2.  p.  111.   1803.   zum  Theil.    (s.  Actinuras.) 

Ezechielina  gracilicauda,  Bory  de  St.  Vincent,  Encycloped.  m  etil  od.   Vers.   Microscopiques.   1824.     Di  ct.  class.   1828.   Rotifere.- 

Rotifer  macrurus,  Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.  p.  48.   1831.  p.  145.    Taf.  IV.  Fig.  22. 

Aufenthalt:    Bei  Norwick  in  England  und  bei  Berlin  beobachtet. 

Ob  irgend  jemand  diese  Form  vorher  gesehen  hat,  ist  unsicher,  da  die  Beschreibungen  und  Abbildungen  mehr  oder  eben  so 
gut  auf  Actinurus  passen,  doch  ist  Bakers  Thierchen  wahrscheinlich  dasselbe  gewesen.  Es  unterscheidet  sich  von  Actinurus  so- 
gleich durch  seine  kleinen  Finger  und  Hörnchen,  aber  auch  durch  den  dicken,  plötzlich  absetzenden,  Leib.  Die  vorige  arabische  Art 
hat  viel  Aehnlichkeit  mit  dieser.  Ich  sah  sie  1828  häufig  in  einem  sumpfigen  Wasser,  am  4.  Juni  1832  fand  ich  Hunderte  in  der 
Nähe  eines  todten  Blutegels,  und  am  12.  und  18.  Aug.  1837  habe  ich  es  mit  Peridinien  und  Euglena  sanguinea  in  der  Jungfern- 
haide  am  Wege  nach  Spandau  zahlreich  angetroffen.  Im  Allgemeinen  hat  es  die  Structur  des  R.  vulgaris,  allein  sein  Speisecanal 
schien  mir  sehr  auffallend  abzuweichen.  Doch  vermuthe  ich  noch  einen  Irrthum  von  meiner  Seite.  Ich  sah  nie  einen  fadenartigen  Ca- 
nal,  sondern  einen  dicken  conischen  grün  erfüllten  Darm,  wie  bei  Hydatina  senta.  Schlundkopf  und  Darmdrüsen  waren  denen 
von  R.  vulgaris  ähnlich.  Ueberdiess  sah  ich  deutlich,  wie  mir  schien,  2  Sexualdrüsen  sammt  einer  grossen  contractilen  Blase.  Vier 
innere  Längsmuskeln  wurden  ganz  deutlich.  Auch  2  Fussmuskeln  erkannte  ich.  Der  Griffel  im  Nacken  war  sternartig  bewimpert.  Ich 
sah  Eier  mit  Keimbläschen  und  lebendige  ausgekrochene  Junge  im  Innern,  auch  einmal  eine  Zertheilung  der  zuweilen  runden,  zuweilen 
ovalen  Augen  in  7 — 8  Häufchen,  wie  es  auch  bei  Daphnien  vorkommt.  —  Grösse  V32  Linie,  der  Eier  V20  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LX.    Fig.  YII. 

Fig.  1.    linke  Seitenansicht  von  der  Bauchseite;    s'  Respirationsröhre  des  Rückens  im  Wirbeln.    Fig.  2.    Bauchseite,   wirbelnd   und  auswerfend.     Ver- 
grösserung 300mal.    Fig.  3.    Kiefer  und  Zähne,  800mal  vergrössert. 

133.     Motifer  tardus*  das  faule  Rüsselrädclieii.     Tafel  LX.  Fig.  VIII. 

R.  corpore  fusiformi,  albo,  in  pedem  sensim  attenuato,    stricturis  profundis  articulisque  spuriis  quadratis  insigni,  ocel- 
lis  oblongis. 

Rotifere  paresseucc,   ä  corps  fusele,  blanc,  peu  a  peu  aminci  vers  le  pied,  ayant  des  etranglements 
profonds  en  forme  d  articulations  fausses  quarr ees,  les  yeu&  oblongs. 

Rotifer  lardigradus ,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.  p.  48.   1831.   p.  145. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Die  eckigen  Formen  des  Thierchens  bei  Joblot  (Taf.  11.),  welche  sein  Zeichner  Vigneux  1718  gemalt  hat,  passen  eini- 
germaassen  auch  auf  diese  Art,  deren  Character  aber  nicht  angegeben  ist.  Am  meisten  Aehnlichkeit  bat  diese  Form  mit  R.  citrinus, 
doch  giebt  es  auch  Exemplare  des  R.  vidgaris,  welche  man  der  Form  und  Trägheit  nach  hierher  ziehen  könnte,  allein  diese  haben 
runde  Augen.  Alle  die,  welche  ich  mit  länglichen  Augen  sah,  waren  eckig  abgeschnürt  und  träge,  und  verloren  selbst  beim  Schwim- 
men die  Scheingliederung  des  Körpers  nicht.  Wie  weit  diese  Charactere  bezeichnend  sind,  muss  späterer  Untersuchung  vorbehalten 
bleiben.  Auch  hier  sah  ich  fast  reife  Junge  im  Leibe  und,  wie  überall,  so  auch  hier  entwickelte  sich  erst  der  Kieferapparat,  ehe  die 
Augen  sichtbar  wurden.  Im  Allgemeinen  war  die  Structur  ganz  wie  bei  R.  vulgaris,  so  weit  sie  nur  erkennbar  wurde.  —  Grösse 
bis  %  Linie  beobachtet;  Ei  '/so  Linie. 


491    

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LX.    Fig.  Till. 

Fig.  1  Bauchseite  mit  eingezogenen  Räderorganen.  Fig.  2.  dieselbe  eines  andern  mit  entwickelten  Räderorganen  und  ganz  vorgestrecktem  Fusse. 
*ig-  d.  bchlundkopf ,  gedrückt,  SOOmal  vergrössert.  Fig.  4.  Kopfstück  eines  Thierchens  mit  abnormer  Zerspaltung  der  2  Augen  in  2  Reihen 
ttgnientflecke.    Diese  Figuren  sind  300mal  linear  vergrössert.     Fig.  5.     eine  Zeichnung  von  1826  bei  lOOmaliger  Linearvergrösserung. 


Nachtrag    zur   Gattung   Rotifer. 

■  Ausser  den  liier  verzeichneten  5  Arten  sind  noch  5—7  nicht  anwendbare  Specialnamen  gegeben  worden,  deren  Cüvier  1801 
1,  Dütrochet  1812  für  besondere  Arten  4  gab..  Sie  haben  folgende  Synonyme:  1)  R.  albovestitus  Dütr.  =  Limnias  Cerato- 
phylli,  Tubicolaria? ,  Oecistes?  ;  2)  R.  confervicola  Dütr.  =  Limnias? ,  Geeistes?;  3)  R.  cruciger  Dütr.  =  Limnias?; 
4)  R.  macrourus  Schrank  (1803)  =  R.  macrurus  et  Actinurus  nept.;  5)  R.  auadricircnlaris  Dütr.  =  Melicerta  rin- 
gens;  6)  R.  redivivus  Cuv.  =  R.  vulgaris;  7)  R.  tardigradus  (1830)  =  R.  tardus,  sprachrichtiger. 

Die  hier  sich  verlierenden  3  Gattungen  Rotaria,  Exechielina  und  Siphonostoma  haben  folgende  Synonyme:  I.  Rota- 
ria  Scopoli  =  Rotifer.  II.  E%echielina  Bort  (1824):  1)  E.  Bakeri  =  Rotifer  vulgaris?,  Philodina?;  2)  E.  capsu- 
laris  =  Notommata  aurita,  Philodina?;  3)  E.  gracilicauda  =  Rotifer  macrums;  4)  E.  Leeuwenhoekii  =  Rotifer  vul- 
garis; 5)  E.  Mülleri  =  R.  vulgaris.     III.  Siphonostoma  parasiticum  Zenker  =  Rotifer  vulg. 


Uebersicht   der   Kenntnisse   von   den  Augen   der  Räderthierc   und   Magenthierchen. 

Die   erste  Kcnntniss   der  Augen   bei  Infusorien  gewann  Göze  1772   am  Rotifer  vulgaris.      Es   waren   aber  nur   schwarze 
Pünktchen,  die  für  Augen  zu  halten  es  an  hinreichenden  Gründen  fehlte.      Müller,   Eichhorn  und  Dütrochet  bestätigten  die  be- 
ständige Existenz  dieser  Pünktchen  an  derselben  Stelle,  und  Müller  fand  noch  andere  Thierchen  mit  ähnlichen  augenartigen  Punkten. 
Die  Anwesenheit  von  Augen  bei  mikroskopischen  Thieren   war  übrigens  in  der  früheren  Zeit  ein  oft  beobachteter   und  zwar  eben  so  oft 
bewunderter,  aber  nicht  physiologisch  noch  systematisch  wichtiger,  Character,  so  lange  man,  wie  Leeuwenhoek,  Joblot  und  Baker, 
alle  mikroskopischen  Thierchen  in  eine  und  dieselbe  Gruppe  stellte.      Bei  Cyclops,    Daphnien,    den  kleinen  Insectenlarven  und 
Milben  hatte  man  längst  Augen  gesehen  und  beschrieben.     Nur  erst  das  Sondern  der  Infusorien  als  eigene  Thierclasse  durch  Müller 
brachte  ein  grösseres  Interesse  für  die  Erscheinung  in  dieser  Gruppe.     Die  naturnhilosophische  Richtung  der  neueren  Zeit,  welche  von 
den  Säugethieren  nach  dem  kleinsten  Räume  hin  eine  Abnahme  der  Organisation  gebietend  verlangte  und  in  den  Infusorien  das  einfache 
Material  der  grösseren  Organismen,  die  organische  Ursubstanz,  feststellen  wollte,  liess  es  immer  von  Neuem  laut  werden,  dass  die  In- 
fusorien weder  innere  Organe,   noch  auch  Augen  haben  könnten.     Man  dachte  an  Scheinorgane,   Skizzen,  Yorzeichnungcn  (Prototypen) 
und   ähnliche  Ausflüchte.     Müller   hatte   bis   1786   an   14  Infusorien   dunkle  Punkte  an  den  verschiedensten  Körperstellen  angemerkt, 
die   er  aber  zum  Theil  selbst  für  farbige  Kauorgane  und   unklare  Erscheinungen  hielt.      Es  waren  Vorticella  Canicula,   rotatoria, 
longtseta,  tremula  und  aurita,  Trichoda  Charon  und  longicauda,  Leucophra  notata,    Cercaria  inquieta  und  Lemna,    Vi- 
brto  Sagitta  und  Acus,  Enchelys  punetifera  und  Monas  Ocellus.    Bei  Vibrio  Acus  und  Vorticella  longiseta  sah  er  auch  schon 
die  rothe  Farbe  deutlich.     Das  Auge  der  Euglena  sanguinea  erkannte  1790  Weber  in  Halle  als  dunkeln  Punkt,  und  das  der  Eu- 
glena  viridis  Nitzsch  in  Halle  1817.     Die  Natur  dieser  Punkte  als  wahrer  Augen  vertheidigte  zwar  Nitzsch  (Beitr.  z.  Infusorien- 
kunde, p.  10.  1817.),    allein  da  sie  bei  den  übrigen  Pflanzenthieren,    den  Echinodermen,    Quallen,    Polypen  und  Coral- 
len,  constant  fehlen,    so  sey  ihr  Daseyn  bei  den  Infusorien  doch  unerwartet.      Cüvier  und  Meckel   (Vorlcs.   über   vergleich.  Anato- 
mie von  Cüvier,  übersetzt  und  mit  Anraerk.  von  Meckel,    1809.  II.  B.  p.  344.)  erklärten,  „dass  sie  auch  nicht  entfernt  daran  ge- 
dacht haben,  sich  zu  überzeugen,  ob  die  Infusorien  ein  Nervensystem  besitzen  oder  nicht,"  so  wiessen  auch  Laätarck  und  Schweigger 
bis  1820  (p.  235,  304.)  diese  Augen  ganz  zurück,  indem  keine  Spur  von  Nerven  überhaupt  in  diesen  Thieren  vorhanden  sey,  daher  diese 
schwarzen  Punkte  eine  andere  Bestimmung  haben  müssten.     Bory  de  St.  Vincent   läugnete    1824   und   1828  auch  die  Existenz  der 
schwarzen  Punkte,    obwohl  sie  Dütrochet  1812 ?   freilich  mit  dem  Irrthume,    als   waren   auch   die   beiden  Sporen  der  Melicerta  ge- 
stielte Augen,   wiedererkannt  hatte.     Seit  1830  ist  nicht  bloss  die  Existenz,   sondern   auch   der  Zusammenhang  dieser  Punkte  mit  dem 
Nervenmarke   vergleichbaren  Organen  bei   sehr  vielen  Infusorien  beider  Classen  theils   direct   nachgewiesen  und  abgebildet,    theils   sehr 
wahrscheinlich  gemacht  worden  (Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1830.   p.  32!,   33!,   38,   39,   44.  seq.  Tab.).     Ja,   es  hatte  sich 
sogar  in  diesen  Augenpunkten  ein  wesentlicher  Character  für  die  systematischen  Abtheilungen  ergeben.      Noch  ausführlicher  wurde  1831 
p.  12.  und  1833  p.  193.  die  Natur  dieser  Organe  ebenda   auseinandergesetzt  und   mit   dem   einfachen  Daphnien-  und  Cyclops  -  Auge 
so  durchaus  vergleichbar  dargestellt,    dass  jetzt  kein  Zweifel   mehr  über   die   ganz  ähnliche  Natur  und  Function    dieser  Punkte  bei  den 
Krebsen  und  Infusorien  begründet  werden  kann.    Bei  Daphnien-Krebsen  sind  sie  noch  begleitet  von  zusammengesetzten  Augen, 
wie  bei  den  Insecten,  bei  den  Cyclops -Kr  eh  sen  sind  sie,  ohne  jene,  allein  fungireiid.     Schäffer's  vortreffliche  Abbildung  der  Da- 
phnia  Pulex  (Zackige  Wasserflöhe,  1775.  Taf.  IL  Fig.  IL  g.)   gab  schon  seit  mehr  als  60  Jahren  die  Mittel  zur  Vergleichung  die- 
ser einfachen  Augen  und  zur  Erkenntniss  ihrer  wahren  Natur,    sie  wurden   aber  von  Jürine   und    selbst  von  Strauss  nicht  beachtet. 
Die  Tafeln  dieses  Werkes  werden  eine  noch  weit  vollständigere  und  leichtere  Uebersicht  nicht  bloss  über  die  sehr  weit  verbreitete  Exi- 
stenz der  nicht  schwarzen,  vielmehr  überall  rothen,  Pigmentstellen  geben,   sondern  auch  den  Zusammenhang  derselben  mit  darunter  lie- 
genden Nervenknoten  in  so  hinreichend  vielen  Fällen  erläutern,    dass  die  unklar  gebliebenen   ein  entgegengesetztes  Urtheil  zu  befestigen 
nicht  mehr  erlauben.    Die  ebenfalls  von  mir  aufgefundenen  Augen  derMedusen,  Seesterne  und  Nematoideen,  sammt  den  mit  ihnen 
verbundenen  nervenartigen  Organen   geben  diesem  Urtheile  eine  noch  immer  breitere  und  festere  Basis.      Ob  auch   eine   wahre  Hornhaut 
vorhanden  ist,   wie  Wagner  (Lehrb.  d.  vergl.  Anatomie,   IL  p.  422.  1835.)   annimmt,  und   ob  eine  Crystalllinse  vorhanden  ist,   wie 
es  beim  Cystophthalmus  von  Corda  behauptet  worden,  ist  nicht  wahrscheinlich  und  späterer  Entwickelung  zu  überlassen.     An  grösserer 
Zusammensetzung  wird  es  nicht  fehlen,  doch  scheinen  Hornhaut  und  einzelne  Crystalllinsen  eine  schärfer  abgeschlossene  Pigment -Anhäu- 


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fang  zu  verlangen,  als  sie  bei  Daphnien  und  Infusorien  beobachtet  wird.  Uebrigens  verstellt  es  sich  freilich  von  selbst,  dass  nun 
nicht  jeder  schwarze  oder  rothe  Fleck  bei  kleinen  Thieren  als  ein  Auge  zu  betrachten  ist,  sondern  der  verständige  Beobachter  hat  im- 
mer von  Neuem  die  Nebenumstände  umsichtig  erst  zu  prüfen.  Zur  Vergleichung  der  Verhältnisse  kann  in  diesem  Werke  selbst  die  auf 
Tafel  VIII.  Fig.  II.  vorgestellte  Larve  des  Cyclops  (juadricornis  mit  Brachiomis  urceolaris  (Taf.  LXIII.  Fig.  III.  2.),  und  kön- 
nen die  älteren  Formen  desselben  Cyclops  auf  Tafel  VIII.  und  XXX.  dienen.  Sehr  merkwürdig  ist  das  von  Nordmann  entdeckte, 
von  mir  bestätigte,  indigoblaue  Pigment  bei  einigen  Lernaeen.  In  allen  übrigen,  von  mir  zahlreich  untersuchten,  Fällen  in  allen 
Classen  der  Thiere  und  beim  Menschen  lässt  sich  das  Pigment  der  Augen  durch  Violet  und  Rothbraun  auf  Roth  reduciren  und  nur 
durch  Intensität  erscheint  es  bei  Erwachsenen  oft  schwarz. 


Kurze  Uebersicht  von  der  Kenntniss  des  Wiederauflebens  jahrelang  vertrockneter  Thiere. 

Obwohl  man  schon  in  den  alten  Zeiten  der  menschlichen  Geschichte  Kenntniss  davon  hatte,  dass  es  einen  todtartigen  Zustand 
des  Schlafes  gebe,  worin  Menschen  und  Thiere  wunderbar  lange  ohne  Wahrung  bewegungslos  verharren  und  aus  dem  sie  doch  wieder 
erwachen  können,  so  wurde  doch  1701  durch  Leeuwenhoek's  Entdeckung  des  Wiederauflebens  Monate  lang  und  Jahre  lang  vertrock- 
neter Räderthiere  ein  neues  Gesichtsfeld  eröffnet,  und  diese  so  modificirte  Erscheinung  zu  einem  physiologisch  und  philosophisch  höchst 
wichtigen  Gegenstände  erhoben.  Da  das  organische  Leben  immer  als  Thätigkeit  und  als  Wechselwirkung  des  Starren  und  Flüssigen  er- 
scheint, so  dachte  man  bei  dieser  offenbaren  Aufhebung  aller  Thätigkeit  durch  Austrocknen  alles  Wassers  an  einen  wirklich  eingetretenen 
Tod  und  an  eine  Fälligkeit  der  Wiederbelebung  gewisser  thierischer  Körper  nach  dem  wirklichen  Tode,  an  eine  wahre  Auferstehung, 
Der  erste  Beobachter  dieser  auffallenden  Verhältnisse,  Leeuwenhoek,  war  aber  ein  viel  zu  besonnener  Naturforscher,  als  dass  er  aus 
den  von  ihm  beobachteten  Thatsachen  die  ihm  später  oft  zugeschriebene  obige  Meinung  von  dem  Wiedererwecken  aus  dem  Tode  hätte 
abnehmen  sollen.  Er  sprach  sich,  wie  gewöhnlich  die  ersten  Beobachter,  ganz  nüchtern  und  vorurtheilslos,  daher  ganz  anders  darüber 
aus,  und  nur  die  Späteren,  welche  immer  Neues  sehen  oder  Wunderbares  bestätigen  wollten,  haben  endlich  einen  Haufen  von  Wunder- 
barkeiten errichtet,  welcher  von  vielen  Menschen  altern  angestaunt  wurde  und  glauben  machen  sollte,  dass  die  gewöhnlichen  Naturgesetze 
ihre  Anwendung  bei  den  Infusorien  nicht  mehr  fänden.  Leeuwenhoek  entdeckte  am  1.  Sept.  1701  Rotifer  vulgaris  oder  Philo- 
dina  mit  Euglena  sanguinea  in  einer  bleiernen  Dachrinne  seines  Hauses  in  Delft  (Continuatio  Arcan.  Nat.  p.  383.),  und  machte 
als  aufmerksamer  Beobachter  beim  Vertrocknen  und  Zuthun  neuen  Wassers,  zuerst  am  2.  September  1701,  die  auffallende  Bemerkung, 
dass  in  dem  über  Nacht  in  der  Stube  gelegenen,  schon  vorher  so  trocknen,  Dachrinnensande,  „dass  er  niemals  geglaubt  haben  würde, 
es  könnten  sich  lebende  Thierchen  darin  befinden "  (p.  385.),  als  er  ihn  mit  Regenwasser  befeuchtete,  nach  einer  Stunde  Hunderte  je- 
ner lebenden  Thierchen  schwammen,  die  er  vorher,  als  jener  nass  war,  darin  beobachtet  hatte.  Am  Abend  waren  es  mehr  als  300, 
meist  kleine  sehr  durchsichtige,  als  wären  sie  eben  geboren  worden.  Er  sah  auch  bei  den  grossen  2 — 3  Junge  im  Leibe.  Nach 
2  Tagen  that  er  wieder  von  jenem  trocknen  Sande  etwas  in  ein  Glasröhrchen  und  begoss  es  mit  gekochtem  abgekühlten  Regenwasser. 
Nach  einer  halben  Stunde  schon  sah  er  Hunderte  lebender  Räderthiere.  Am  4.  September  geschah  dasselbe.  Am  6.  und  7.  September 
lebten  sogar  auch  Euglenen  wieder  auf  (p.  391.).  Selbst  am  8.  Februar  1702  hatte  derselbe  in  5  Monate  altem,  trocknen,  mit  ab- 
gekühltem gekochten  Regenwasser  übergossenen,  Sande  noch  lebende  Thiere.  Leeuwenhoek  schloss  daraus  nur  (p.  393.),  dass  also  die 
mikroskopischen  Thierchen  in  trocknem  Sande  und  Schlamme  lange  lebend  bleiben  können,  und  es  mithin  nicht  mehr  auffallend 
sey,  wenn  die  im  Sommer  austrocknenden,  im  Winter  aber  wasserreichen,  Lachen  von  Thierchen  wimmelten,  die  nun  nicht  noth wendig 
ein  Product  der  Fäulniss  wären.  Uebrigens  fand  er  die  Erscheinung  vergleichbar  mit  dem  Ausdauern  der  Raupeneier  und  Schmetter- 
lings-Puppen, deren  Haut  er  sich  so  wasserdicht  dachte,  dass  sie  die  Verdunstung  des  Flüssigen  verhindere  (p.  389-).  Er  dachte  mit- 
hin an  einen  5monatlichen  Scheintod  oder  dem  Schlafe  ähnlichen  Zustand.  Diese  einfachen  und  merkwürdigen  Beobachtungen  wurden 
durch  Needham's  Entdeckung  der  Waizenälchen  im  brandigen  Waizen  am  11.  August  1743  {Philosophical  Transact.  1743. 
p.  640.  Vol.  XLU.)  sehr  auffallend  und  1745  noch  dadurch  vermehrt,  dass  derselbe  aus  2  Jahre  zuvor  (1743)  in  England  gesammel- 
ten und  in  einer  Schachtel  trocken  im  heissen  Portugal  aufbewahrten,  Waizenkörnern  die  A eichen  wieder  ins  Leben  zurückzuführen 
meinte,  als  sie  befeuchtet  wurden.  Tremblet  sah  diess  wieder  1747  (Traduction  de:  Needham,  Nouvelles  decouvertes,  p.  102.), 
und  Baker  bestätigte  es  gleichzeitig  auf  Folice's  Veranlassung.  Baker  sprach  sich  zuerst  weitläufiger  1753  {Employment  of  the 
microsc.  cap.  IV.  und  VI.)  darüber  aus,  und  hat  die  wunderliche  Ansicht  fester  zu  begründen  gesucht,  dass  in  diesen  Fällen  alle  Or- 
gane und  Gefässe  des  Leibes,  völlig  ausgetrocknet  und  verhärtet,  beliebig,  auch  wohl  nach  20,  40  und  100  Jahren,  von  Neuem  an- 
fingen zu  leben,  wenn  nur  kein  Zerreissen  eingetreten  wäre  und  die  verschwundene  Flüssigkeit  durch  frische  ersetzt  würde.  Er  sah 
lebende  Aeichen  in  4  Jahre  lang  trocken  gelegenen  Waizenkörnern.  Hill  verwechselte  1751  (History  of  animals,  p.  11.)  Meli- 
certa  oder  Limnias  mit  Rotifer  und  schrieb  ganz  irrig  diesen  das  Wiederaufleben  zu.  Schäffer  wiederholte  1755  diese  Versuche 
mit  Brachionus  urceolaris  ohne  Erfolg  (p.  62.).  Ginanni  sah  1759*  das  Wiederaufleben  der  trocknen  Waizenälchen,  und  Le- 
dermüller fand  in  Jahre  lang  trocken  gelegenem  Kleister  beim  Anfeuchten  am  andern  Tage  lebende  Kleister-Aelchen.  Haller 
erwähnt  1767  einige  dieser  Beobachtungen  in  seinem  classischen  Werke  Physiologia  corp.  huma?ii>  VIII.  p.  111.,  aber  nur  histo- 
risch, und  sein  Darüberhingehen  zeigt  an,  dass  er  sie  für  gewöhnlichen  Scheintod  hielt.  Der  Professor,  Abbe  Spallanzani  in  Reggio 
gab  gleichzeitig  die  Nachricht,  dass  seinen  3jährigen  Untersuchungen  zufolge  die  Infusorien  getrocknet  nie  wieder  aufleben,  auch  Need- 
ham bestätigte  diess  bei  Infusionen  {Nouv.  Recherch.  I.  p.  171.)  und  hielt  es  für  Erschöpfung  der  bildenden  Substanz.  Im  folgenden 
Jahre  nahm  Felice  Fontana,  Professor  in  Pisa,  diese  Untersuchungen  auf.  Der  Gor  diu  s,  wenn  er  nicht  zu  lange  an  der  Luft  blieb, 
lebte  ihm  wieder  auf.  Er  habe  ferner  Räderthiere  2V2  Jahre  lang  im  Dachrinnensande,  auf  den  er  im  Sommer  die  ganze  Kraft  der 
Sonne  wirken  Hess,  erhalten.  Nach  2  Stunden  bekamen  sie  im  Wasser  Leben  und  Bewegung  wieder.  Er  liess  Räderthierchen  auf  Glas- 
täfelchen  für  sich  allein  antrocknen  und  brachte  sie  nach  einigen  Taoen  wieder  unter  Wasser,  worauf  er  sie  wieder  aufleben  sah.  Der 
Pastor  Göze  beobachtete  1772  und  1773  keine  Wiedererweckung  vertrockneter  Räderthiere,  deren  Begründung  auch  Müller  1773 
(p.  14.)  läugnete,  nur  Anguillula  von  allen  Infusorien  ausnehmend.  Göze  erwähnt  1774  des  2jährigen  Scheintodes  der  Räderthiere 
(p.  29.)  nur  historisch  und  sagt  p.  450.,  dass  seine  Beobachtungen  gegen  Fontana  mit  Spallanzani  übereinstimmen,  indem  Ver- 
trocknetes nie  wieder  auflebte.     Genaue  Versuche  zeigte  Corti  1774  wieder  an.     Er  sah,    dass  Infusorien  {ßtylonychid)  beim  Ver- 


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dunsten  des  Wassers  nicht  trocknen,  sondern  platzen  (p.  100.).  Das  Rädcrthicr  im  Dachrinnensande  sali  er  aber  wieder  aufleben  (p.  97.) 
und  diese  Eigenschaft  sah  er  noch  stärker  an  dem  Wasserbär  (Arctiscon  tardigradum) ,  den  er  Brucolino,  Wasser -Räu li- 
ehen, nennt,  an  Tre  in  eilen  (Oscillatoria) ,  einem  andern  Infusorium  (  ?),  an  Nostoc  und  Lemna.  Er  hielt  ihren  trocknen  Zu- 
stand nicht  für  Tod,  sondern  für  ein  unterdrücktes  geringes  (latentes)  Leben.  Müller  hielt  1775  Fontana's  Beobachtungen  nicht 
für  annehmbar,  weil  die  Räderthiere  im  Trocknen  platzen  (Naturf.  VII.  p.  98.). 

Mit  ganz  besonderm  Eifer  und  Interesse  verfolgte  1775  der  Abt  von  Casanova  in  Piemont,  Mauricio  Roffredi,  das  Wie- 
deraufleben vertrockneter  Thiere.     Er  sprach  sich  dahin  aus,  dass  die  Waizenälchen  allerdings  nach  vollkommenem  Vertrocknen  wie- 
der aufleben  und  dass  diess  ganz  ihrer  Bestimmung  und  Lebensökonomie  gemäss   sey   (p.  18,  222.).      Er  tadelt  p.  202.  sehr  die  Ver- 
wechselung der  verschiedenen  Arten  von  Essigälchen,  Kleisterälchen  und  Waizenälchen  durch  Ledermüller,  Linke  (Chaos 
redwivum)  und  selbst  Müller,  giebt  p.  203.  eine  (gute)  Methode  'an,  sie  im  Kleister  sicher  zu  erziehen,  indem  er  Mehl  in  Wasser  mit 
einigen  Tropfen  Essig  zu  Kleister  kochte,  diess  in  Leinwand  wickelte,    das  Packet  in  einem  Blumentöpfe  in  Erde  einsenkte  und  es  in 
der  Sonne  feucht  erhielt.      In  10—12  Tagen  bekam  er  so  immer  die  Aeichen.      Er  unterscheidet    3  Arten  der  Kleisterälchen, 
beobachtete  ihre  grosse  Organisation,    sah  aber  an  diesen  nie  ein  Wiederaufleben.      Ledermüller's  2  Jahr  alte  A eichen  wären  aus 
Eiern  und  nicht  getrocknet  gewesen.     Alle  seine  Versuche  mit  Kleister  zeigten  nur  sich  wieder  aufblähende,   aber  nie  wirklich  wieder- 
belebte, Aelchen.     Auch  die  Essigälchen  kämen  nur  einige  Stunden  nach  dem  Eintrocknen  wieder  in's  Leben,    weil  der  Essig  sie 
wie  ein  Firniss  überziehe.     Nur  die  Waizenälchen  unter  allen  Thieren,  meint  er,  leben  ganz  eingetrocknet  wieder  auf.     Er  reinigte 
auch   eine  Menge   von  Leeuwenhoek's  Räderthierchen   von   verschiedener  Grösse   von    allem  Fremdartigen   und   liess   sie  eintrocknen. 
That  er  dann  Wasser  hinzu,  so  blähten  sie  sich  zwar  auf  und  bewegten  sich  scheinbar,  aber  nie  lebten  sie  wirklich  wieder  auf.     That 
er  fremdartige  Stoffe  zu  den  Thierchen,  so  lebten  einige  wieder  auf.     Er  hatte  zwischen  104  todten  5  lebende.     Spallanzani  behan- 
delte diesen  physiologisch  so  interessanten  Gegenstand  von  Neuem  sehr  ausführlich  1776  in  den  Opusc.  di  fis.  anim.  IL  p.  181.     Er 
erklärte,    die  Infusorien  lebten  getrocknet  nie  wieder  auf,   allein   es   gebe  andere  ihnen  ähnliche   kleine  Thiere,    die  wirklich  nach  dem 
lode  ein  wahres  und  entschiedenes  Wiederaufleben  zeigen   (besticciuole  privilegierte  per  avverarsi  in  loro  dopo  di  esser  morte 
una  vera  e  rigor osa  resurr e%io?ie) ,   nämlich  das  Räderthier  (Rotifero),    der  Wasserbär  (Tardigrado)   und   die  Erd-  und 
Waizen-Aelchen  (Anguillette).     Er  beschrieb  das  Wiederaufleben  sehr  umständlich  p.  188.  und  spricht:  „man  sah  sie  wahrhaftig, 
völlig  wahrhaftig  und  ganz   unläugbar  wieder  belebt"  (p.  189.).      In    seit   4  Jahren   verstöpselten  GlasHäscbchen  von  ihm  aufgehobener 
Dachrinnensand  zeigte  Wiederbelebung  der  Thiere.     Er  wiederholte  das  Trocknen  und  Befeuchten  derselben  Thierchen  12mal  mit  glei- 
chem Erfolge,  jedoch  wurde  die  Zahl  der  auflebenden  immer  kleiner.     Beim  löten  Befeuchten  lebte  gar  keines  mehr  auf.     Im  reichsten 
Sande  waren  nach  3  Jahren  nur  etwa  1  von  100  noch  übrig.      Uebrigens   blieb   sich  die  Schnelligkeit   der  Wiederbelebung  stets  ziem- 
lich gleich,    immer  regellos.      Warmes  Wasser  beschleunigte  sie.     Sie  bestand  in  4,   9  —  12  Minuten  und  länger.      Eine  notwendige 
Bedingung  zum  Wiederaufleben  schien  ihm  die  Umgebung  der  Thierchen  von  Sand  zu  seyn.     Dieselbe  Erfahrung  machten  Pater  Campi 
in  Mailand  und  Roffredi.     Die  Berührung  des  Luftzuges  mache  sie  zum  Wiederbeleben  nntüchtig.      Die  Frage,   ob  sie  wirklich  todt 
wären  und  nach  dem  wirklichen  Tode  wieder  auflebten?  entschied  er  dahin,  dass  alle  andern  Thiere,  welche  ähnliche  Zustände  zeigten 
und  mit  denen  er  viele  Versuche  selbst  angestellt,  nur  im  Scheintode  lägen;  anders  sey  es  mit  den  Räderthieren,  die  ganz  und  gar  er- 
härten.    Bei  ihnen  sey  die  Wechselwirkung  des  Festen  und  Flüssigen  wirklich  aufgehoben,    das  Flüssige  verschwunden,    mithin  wahrer 
Tod  eingetreten.     So  trete  denn  bei  den  Räderthieren  allein  auch  wahres  und  bestimmtes  Wiederaufleben  nach  dem  Tode  auf. 

Der  Freiherr  von  Gleichen  theilte  1778  (Abhandl.  üb.  Samen-  und  Infusionsthierchen,  p.  80.)  mit,  dass  ihm  vertrocknete 
Infusionen  (nicht  Räderthiere)  in  weniger  als  24  Stunden  wieder  belebt  seyen,    allein  die   auf  den  Glastäfelchen   angetrockneten  Körper 
nie.     Fontana  wiederholte  seine  Erfahrungen  über  die  Räderthiere  von  1768  in  seinem  Werke:  „sur  le  venin  de  la  vipere,  1781. 
I.  p.  98.,  setzt  hinzu,  er  habe  seitdem  eine  Menge  anderer  kleiner  Thiere  auf  den  Dächern,  in  der  Erde  und  im  Wasser  gesehen,  die 
getrocknet  Wiederaufleben,  und  verspricht  ein  besonderes  Werk  über  den  Scheintod,  das  nicht  erschienen  ist.     Professor  Herrmann  in 
Strassburg  erklärte  im  Naturforscher  XIX.  1783.  p.  58.,  er  habe  nie  Räderthierchen  wiedererwecken  können,  und  der  dänische  Etats- 
rath  Müller,    der  intensiveste  Beobachter  der  Infusorien,    sprach  sich  ebenda  p.  163.  gleichzeitig  so  aus,    dass  es  mit  Räderthierchen 
und  Aelchen  auch  ihm,  aber  nur  zuweilen,  nicht  immer,  gelinge,  sie  wieder  zu  erwecken,   und  nur  dann,   wenn  sie  mit  fremden  Kör- 
perchen umgeben  und  vor  der  Luft  geschützt  sind.     Auch  in  seinem  nachgelassenen  Hauptwerke  1786  {praefat.  p.  XV.  und  p.  297.) 
ist  er  der  Ansicht,    dass   es   eine  Wiederbelebung  wirklich  trockner  oder  todter  Infusorien  nicht  gebe.      Colombo,   welcher   1787  die 
sehr  scharfsichtigen  Beobachtungen  über  Vorticellen  bekannt  machte,  sagt  p.  83.  der  deutschen  Uebersetzung,  dass  er  bei  Melicerta 
das  Wiederaufleben   nach   dem  Eintrocknen  umsonst  versucht,    auch  wenn  er  Sand   hinzugethan,   was,    wie  er  wisse,   beim  Räderthiere 
der  Dächer  nöthig  sey.      Gmelin  nahm  1788  in  Linne's  Stjstema  Natur.  VI.  p.  3023.  auf,    dass  trockne  Infusorien  nicht  wieder 
aufleben.     Auffallende  Versuche  machte  1796  Guanzati  aus  Mailand  in  den  Opuscoli  scelti,  Vol.  XIX.  p.  10  —  16.*  bekannt,    die 
er  am  Proteus  (wahrscheinlich  Amphileptus  moniliger)   gemacht   hatte.     Diese  Thiere   vertrockneten   zu  Kügelchen   und   lebten   be- 
feuchtet nach  3 — 4  Stunden  oder  3  Tagen  wieder  auf.      Diese  Fähigkeit  erhielten   sie  bis   10  Monate  lang   und  lebten  mehr  als  ein- 
mal, nicht  über  3mal,  wieder  auf.     Er  hielt  die  Umwandlung  in  eine  Kugel  dabei  für  nothwendig  und  spricht  von  einer  Schaale,  welche 
das  wiederauflebende  Thier  verlässt,   denkt   es   sich  als   ein  Rückkehren  in  den  Eizustand  und  als   eine  Wiedergeburt.      Blumenbach 
erwähnt  in  seiner  Naturgesch.  1797   die  Erfahrungen  Anderer  nur  historisch   als  Scheintod  der  Räderthiere  (p.  474.).      Cüvier    wiess 
1798  in  seinem  physiologischen  Tableau  elementaire  des  Thierreichs  diese  Auferstehungskraft   des  Rotifer  ebenfalls  zurück  und  hat 
sie  nie  anerkannt.     Steinbuch  beobachtete  1799  das  Wiederaufleben  der  Gras-Aelchen  bis  1  Monat  lang,  aber  nur  der  entwickel- 
ten jungen  (Naturf.  28.  p.  233.).    Alte  und  Eier  mit  reifem  Fötus  blieben  todt.    Girod  Chantrans  behauptete  1802,  sein  Volvoa  lacu- 
stris  (Euglena  sanguined)  sey,  nachdem  er  4  Jahre  lang  trocken  gelegen,  unter  Wasser  wieder  aufgelebt  (p.  186.)  s.  Engl,  viridis. 
Schrank  erklärte  sich  1803  entschieden  gegen  das  Wiederaufleben.    Alle  diese  Thiere,  auch  der  Wasser bär,  platzten  beim  Trocknen 
{Fauna  ioica,  III.  1.  p.  196.).    Bei  geringer  Feuchtigkeit  verlören  sie  die  Bewegung,  nicht  das  Leben ;  getrocknet,  allemal  ohne  Aus- 
nahme, das  Leben  (III.  I.p.  111.).   Alexander  v.  Humboldt  nannte  1808  den  unbeweglichen  Zustand  der  Räderthiere  einen  Scheintod 
(Ansicht,  d.  Natur,  ed.  I.  Bd.  I.  p.  159.  ed.  IL  1826.  IL  p.  3,  64.).     Dütrochet  behauptete  1812  p.  376.,   nur  der  Rotifer  re- 
divivus  lebe  von  Räderthieren  wieder  auf,  weil  das  Trocknen  von  allen  Seiten  plötzlich  geschehe,  wodurch  die  Desorganisation  verhin- 
dert werde,   welche  durch  ein  langsames  Trocknen  der  einzelnen  Theile  herbeigeführt  werde.     Auch  der  Wasserbär   (p.  383.)   und 
das  Wasser- Aelchen  (p.  384.)  lebten  ihm  alle,  nur  wenn  sie  im  Sande  waren,  wieder  auf,  aber  mit  Melicerta  und  Limnias  ge- 
lang es  nie.     Everard  Home   bestätigte   1814  das  Wiederaufleben  der  Waizen-Aelchen   (Lectures  on  comp.  Anat.  I.  375.) 
nach  Bauer.     Oken  hielt  1815  dafür,  dass  die  Infusorien,  einmal  todt,  nicht  mehr  aufleben,  aber  halb  gefault  aus  ihrer  Masse  neue 

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Generationen  erzeugen  (III.  p.  23.).  Beim  RädertMercIien  (p.  42.)  sagt  er:  „Sein  Auferstehen  ist  ein  Mährchen."  Lamarck  hielt 
es  1816  (ohne  eigene  Untersuchung)  für  wahrscheinlich,  dass  alle  Infusorien  die  Fähigkeit  des  Wiederauflebens  besässen  {Bist,  nat. 
d.  a.  s.  v.  IL  p.  21.).  Treviranüs  nennt  1818  die  Erscheinung  des  Wiederauflebens  dieser  Räderthiere  Lcbenstenacität,  erzählt 
aber  dabei  historisch  mehrere  Beobachtungen  der  Früheren  von  jahrelangem  Eintrocknen,  ohne  diess  zu  unterscheiden  (Biologie,  B.  5. 
p.  273.).  Schweigger  schrieb'  1820  in  einem  eigenen  Abschnitte  seines  Handbuches  p.  251.  über  die  Fortdauer  des  Lebens  getrock- 
neter Vibrionen  (und  Räderthiere).  Er  hielt  die  Vibrionen  und  Infusorien  für  einfache  organische  Materie,  glaubte  nicht,  dass 
die  Vibrionen  im  brandigen  Getraide  vorhanden  sind,  sondern  dass  sie  sich  erst  bei  Desorganisation  des  Getraides  im  Wasser  bilden. 
Räderthiere  und  auch  andere  Infusorien  verhalten  sich  ebenso.  Diese  Erscheinungen  schienen  ihn  darauf  hinzuleiten,  dass  Infusorien  sich 
durchaus  anders  verhalten,  als  andere  Thiere,  dass  sie  keine  bestimmte  Thierspecies,  sondern  mehr  oder  minder  einfache  organische 
Materie  sind,  in  welche  Körper  bei  ihrer  Zerstörung  sich  auflösen  (p.  255.). 

Rudolphi  hielt  1821  die  Wiedererweckung  vertrockneter  Thiere  jeder  Art  für  ein  Mährchen,  das  einer  dem  andern  nach- 
spricht, und  unterschied  diess  scharf  vom  Scheintode  durch  Kälte  oder  Erstarrung  (Physiolog.  I.  p.  285.).  Francis  Bauer  und 
Home  bestätigten  1823  die  Wiederbelebung  der  Waizen-A eichen.  Ersterer  gab  vortreffliche  Zeichnungen  und  Untersuchungen,  die 
er  seit  1807  vorbereitet  hatte.  Bauer  fand  die  längste  Lebensdauer  getrockneter  Waizen-Aelchen  6  Jahre  und  1  Monat.  Zwei- 
oder dreimal  in  8 — 10  Tagen  wieder  erweckt,  starben  sie.  Fünf  Tage  lang  auf  Glas  getrocknet,  lebten  sie  wieder  auf.  Ganz  Er- 
wachsene lebten  nie  wieder  auf.  Besonders  interessant  ist  sein  gelungenes  Einimpfen  der  Aeichen  in  die  Narbe  der  Waizen- Samen 
und  seine  Beobachtung  ihrer  Entwickelung  im  Innern  des  jungen  Halmes  (Philos.  Transact.  1823.  p.  1.  Annales  des  sc.  nat. 
T.  IL  p.  154.  1824.)-  Bort  de  St.  Vincent  läugnete  1824  das  Wiederaufleben  getrockneter  Räderthiere  gänzlich,  als  auf  schlech- 
ten Beobachtungen  beruhend,  weil  so  zusammengesetzte  Thiere,  die  ein  Herz  und  eine  Circulation  hätten,  in  deren  Function  nicht  un- 
terbrochen werden  könnten  {Encycloped.  meth.  p.  536.).  Auch  das  Wiederaufleben  der  Vibrionen  und  aller  Infusorien  sey  fabel- 
haft {ibid.  p.  775,  779.)  und  die  Monaden  selbst  sterben  {p.  548.).  Er  citirt  bei  Vibrio  den  Aufsatz  von  Düges,  welcher  erst 
1826  erschienen  ist.  Blainville  sah  bis  1826  nur  einmal  einen  Rotifer  mit  Sand  wieder  auflebend  und  hielt  sie  sarnmt  Arctiscon 
für  Insectenlarven  {Annales  des  sc.  nat.  1826.  p.  110.).  Ohne  Sand  blähten  sie  sich,  nur  leblos,  bis  lOmal  an  einem  Tage  auf 
(p.  109.).  Ausführlichere  Untersuchungen  über  die  Kleister-Aelchen  machte  Düges  1826  in  Am  Annales  des  sc.  nat.  IX.  be- 
kannt, und  er  widerlegte  durch  seine  Erfahrung  ein  Wiederaufleben  derselben  nach  mehr  als  XU  —  1  Stunde  nach  dem  Eintrocknen, 
wiess  auch  Bauers  und  Home's  Behauptung,  dass  sie  liermaphroditisch  wären,  mit  Recht  zurück.  Bory  de  St.  Vincent  hat  1828 
(Oscillaries)  und  1830  {Vibrio)  im  Dictionn.  classique  seine  frühere  Meinung  wiederholt,  aber  die  jahrelang  unzerstört  in  einer 
Flasche  im  Wasser  von  ihm  beobachteten  Leichname  des   Vibrio  Bacillus  waren  wohl  Kieselpanzer  der  Navicula  Acus. 

Die  neueste  Zeit   hat   wieder   mannigfache  Vertheidiger  des  Auferstehens  der   mikroskopischen  Organismen   gefunden.      Sigis- 
münd  Schültze  berichtete,  was  Spallanzani  und  Humboldt  früher  vermutheten,    1828  beobachtet  zu  haben,   dass  der  überall 
herumfliegende  Staub    mit  einer   grossen  Menge   eingetrockneter  Infusionsthierchen   gemengt  sey,    aber  auch  dass  der  Regen  die  erkenn- 
baren Räderthiere  an  die  äussere  Fläche  der  Fenster  anklebe.      Allein  aus  der  Erzählung  geht  eine  feine  Genauigkeit  der  Untersuchung 
nicht  hervor,    zumal  da  er  aus  Staubinfusionen  nach  p.  30.  und  31.  auf  vertrocknete  und  wiederauflebende  Monaden  nur  schloss  (Mi- 
kroskop. Unters,  über  R.  Brown's  selbstbewegte  Theilchen).     Ich  selbst  sprach  begründete  Zweifel  über  die  Wiederbelebung  zuerst  in 
den  Abhandl.   d.  Berl.  Akad.   d.  Wiss.  1830.   p.  83.   und  in  Poggendorffs  Annalen  der  Phys.  1830.  p.  513.  aus.      Hierauf  theilte 
1833   (1832)   Prof.  Czermac   in  Wien   (Beitr.   z.  Lehre  v.  d.  Spermatoz.  p.  14.)  mit,    dass  er  oft  das  Wiederaufleben  angetrockne- 
ter Infusorien    beim   Befeuchten  beobachtet,    und    sogar    mit  Indigo    gefütterte,    nach   dem    Trocknen   auf  Glastäfelchen  wiederbelebte, 
vorgezeigt   habe.      Noch    bestimmter    wurde    1833    in    der   Versammlung    der   Naturforscher   zu    Breslau    über    diese   Erscheinung    von 
Prof.  Sigism.  Schultze  berichtet.      Er  hatte  den  Wasserbär  und  Furcularia  rediviva,   wie  er  glaubte,    seit  dem  2.  Mai  1829 
im  Dachrinnen-  und  Dachmoos  -  Sande  getrocknet,  und  das  Wiederaufleben  dieser  über  4  Jahr  alten  Thierchen  wurde  vorgezeigt.     Den 
Wasser bär  nannte  er  Macrobiotus  Hufelandii  und  war  der  Meinung,    dass  beide  Thierformen  in  einem  völlig  ausgetrockneten  Zu- 
stande wären,  aber  nicht  alle,  nur  einige  wieder  erwachten,  wenn  sie  befeuchtet  würden  (Froriep's  Notiz.  Oct.  1833.  Nr.  824.  p.  151. 
Isis,  1834.  p.  709.).     Ich  erhielt  von  diesem  Sande  etwas  durch  Herrn  Prof.  Retzius  und  wiederholte   in  dessen  Gegenwart  die  mir 
bis  dahin  nicht  zugänglich  gewesene  Thatsache  mit  günstigem  Erfolge.      Nur  darin,    und   freilich  in  der  Hauptsache,    blieb  ich  anderer 
Meinung,    dass  diese  Thierchen  todt  gewesen  seyn  sollten.     Ich   erkannte   nämlich   in   ihnen  nicht  den  LEEUWENHOEKschen  Rotifer, 
sondern  2  Arten  Philodina,  Ph.  erythrophthalma  und  roseola,  und  sah  bei  den  einzeln  zwischen  vielen  todten  scheinbar  wiederauf- 
lebenden  den  Speisecanal  mit  grünen  Theilchen   erfüllt,    deren   ähnliche   als  Conferven- Fragmente   in   dem  Sande   häufig    um  sie  waren. 
Da  ich  den  sehr  zusammengesetzten  Organismus  dieser  Thierchen  schon  1830  und  1831  erläutert  und  auch  ihre  Kiefer  und  Zähne  ken- 
nen gelernt  hatte,  und  da  ich  ferner  bei  den  meisten  hier  abgehandelten  Infusorien  unwillkührlich,  absichtlich  aber  bei  Rotifer  vulga- 
ris, Philodina  erythrophthalma,  Hydatina  senta,  Brachionus  urceolaris,  Euglena  sanguinea,  E.  viridis,  Chlamidomonas 
Pulviscukis  und  Anguillula  fluviatilis  sehr  zahlreiche  Wiederbelebungsversuche  immer  umsonst  angestellt  hatte,    auch  jene   trocknen 
Körperchen  als  oval -runde  ziemlich  glatte  Kügelchen  gestaltet  sah,   so    schien   mir   vorzuziehen   und  kein  bedeutendes  Hinderniss  obzu- 
walten, ihnen  eine  blosse  amphibische  Lebensart  zuzuschreiben  und  eine,    seit  den  4  Jahren  gar  nicht  unterbrochen  gewesene,   Lebens- 
thätigkeit  zuzuerkennen.     Der  Erscheinung  nach  konnten  sie  langsam  fortgefressen  und  langsam  fort  Eier  gelegt  haben,  so  dass  die  Ur- 
grossmütter  gesammelt,  die  Urenkel  aber  beobachtet  wurden.      Schranks  Name  Arctiscon   für  den  Wasserbär  war  mir  entgangen, 
aber  die  ältere  Geschichte  desselben  mannigfach  bekannt  und  ich  theilte  über  ihn  umständliche  Beobachtungen  mit  (Isis  1834.  p.  710.). 
Joh.  Müller  äusserte  sich  in  seiner  Physiologie  1833.  I.  p.  28,  29.  hierüber  so,  dass  der  Keim  im  ruhenden  Eie  und  Samen 
nicht  todt  sey,   aber  auch  nicht  lebe,    sondern  nur  eine   speeifische  Lebensfähigkeit  habe,    der   entwickelte  Organismus  werde  scheintodt 
oder  sterbe  ganz  ab,   wenn  die  zur  weitern  Entwickelung  nöthigen  äusseren  Reize  fehlen.      Einfachere  Thiere  leben  nach   ihm  leichter 
vom  Scheintode  wieder  auf,  z.B.  vertrocknete  Räderthiere  (p.  32.).     Hierauf  erschien  ein  Aufsatz  von  Carus,  dem  verdienten  physio- 
logischen Anatomen,   in  Müller's  Archiv  für  Physiol.  1834.  p.  551.,   worin  die  eigenthümliche  Daseynsform  der  gesammten  Welt  mit 
dem  Ausdrucke  Leben  bezeichnet,  und  das  engherzige  Beschränken  des  Lebens  auf  die  Thier-  und  Pflanzenwelt  als  gänzlich  unstatthaft 
erklärt  wird.    Es  wird  ein  latentes  gebundenes  Leben  in  dem  Sinne  angenommen,  wie   man  neuerlich  von  latenter  Wärme  und  Electricität 
spricht,  und  diesem  ein  freier,  ein  manifester  Zustand  des  Lebens  gegenüber  gestellt.     Das  Ueberwintern  der  Insecteneier  und  das  Wie- 
deraufleben der  Räderthiere  werden,  wie  bei  Corti  und  Prochaska,  durch  gebundenes  Leben  erklärt.     Nur  wenn  alle  Theile  gleich- 
massig  eintrocknen,  daher  nur  im  Sande,  beharre  bei  letzteren  das  latente  Leben,  ausserdem  folge  Zerreissung  und  Tod,     Winterschlaf 
und  Sommerschlaf  der  Thiere  und  selbst   der  gewöhnliche  Schlaf  sey  ein   partielles  Suspendiren   oder  Latentwerden  von  Lebensfuuction. 


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Auch  selbst  die  Krankheit  sey  ein  organisches  Ganzes.  Es  gebe  ein  manifestes  und  latentes  Kranklieitsleben ,  und  so  werde  auch  das 
Effluvium  der  Pest  verständlich.  Bald  darauf  erschien  Pertys  Aufsatz  in  der  Isis  1834.  /?.  1246.,  welcher  in  all  den,  seit  Leeu- 
wenhoek  und  Spallanzani  angestellten,  Versuchen  eine  völlige  Beweiskraft  für  das  Wiederaufleben  findet.  Er  nennt  es  gut  consta- 
tirte  Thatsachen  und  die  klarsten  Erfahrungen,  und  tadelt  die  Andersdenkenden.  Aus  den  verschiedenen,  wahrscheinlich  fehlerhaften, 
Beschreibungen  des  Wasserbärs  bildet  er  4  Arten,  und  nennt  sie  mit  besondern  Namen  in  einer  besondern  Familie  der  Krebse. 
Im  gleichen  Jahre  dedicirte  S.  Schultze  das  Arctiscon  tardigradum,  welcher  Name  ihm  fremd  geblieben  war,  an  Hufeland  zu  dessen 
Doctor- Jubiläum  in  einer  besondern  Schrift:  Macrobiotus  Hufelandii,  und  war  der  Meinung,  dass  es  nach  völligem  Vertrocknen  viel 
länger,  als  ohne  diese  Unterbrechung,  lebe.  In  gleichem  Verhältniss  sey  Fnrcularia  rediviva  (Philodina)  und  Vibrio  Anguillula 
der  Dächer.  Wiegmann  jun.  fand  1835  (Archiv,  f.  Naturg.  I.  p.  16.)  das  latente  Leben  nach  Carüs  für  geeignet  zur  Erklärung 
der  Wiederbelebung  nach  dem  Vertrocknen,  und  Nitzsch  gab  ebenda  (p.  374.)  einen  Beitrag  zur  Kenntniss  des  Arctiscon ,  bildete 
2  nicht  verbürgte  Arten  aus  den  vorhandenen  Nachrichten,  und  hielt  die  neuesten  Erfahrungen  des  Wiederauflebens  nach  dem  Vertrock- 
nen ebenfalls  für  sehr  sprechend  (p.  378.).  Dutrochet  hat  1837  seine  früheren  Beobachtungen  wieder  abdrucken  lassen.  Zuletzt 
habe  ich  in  den  Berichten  der  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1837.  p.  107.;  Abhandl.  1836.  den  amphibischen  Zustand  der  Bacillarien,  welche 
Wochen  und  Monate  lang  ohne  Wasser  im  Zustande  der  Dammerde,  ohne  zu  vertrocknen  und  ohne  Scheintod,  fortlebten,  angezeigt. 

Dass  bei  dieser  Uebersicht  der  Beobachtungen  und  Meinungen  seit  mehr  als  100  Jahren  von  einer  Klarheit  und  gut  consta- 
tirten  Thatsachen  nicht  wohl  die  Rede  seyn  kann,  ergiebt  sich  für  das  critische  Auge  sogleich,  und  die  eigene  vielfache  Untersuchung 
all  der  factischen  Verhältnisse  hat  mich  belehrt,  dass  grosse  Missgriffe  in  der  Beobachtung  und  im  Urtheil  über  die  Thatsachen  gesche- 
hen sind.  Zuvörderst  haben  die  meisten  Beobachter  das  völlige  Vertrocknen  der  kleinen  Thiere  mit  dem  Scheintode  durch  Frost  und 
Winterschlaf  verglichen,  was  sich  gar  nicht  vergleichen  lässt,  dessen  Gleichheit  eben  erst  scharf  zu  erweisen  war.  Fontana's  Beob- 
achtungen würden  schon  entscheidend  gewesen  seyn,  wenn  sie  nicht  offenbar  übertrieben  oder  falsch  beurtheilt  gewesen  wären.  Er  mag 
nicht  bedacht  haben,  dass,  wie  der  dicke  wollene  Mantel  den  Araber  in  der  Wüste  vor  der  afrikanischen  Sonne  schützt,  so  auch  der 
Dachrinnensand  und  der  Moosrasen  die  Räderthiere  in  voller  Sonne  vor  dem  Vertrocknen  bewahrt;  beim  freien  Antrocknen  auf  Glas 
mag  er  Bewegung  für  Leben  gehalten  haben.  Dass  Roffredi  ferner  die  Grösse  Gottes  zu  bewundern  Gelegenheit  nahm,  liegt  auch 
am  Tage,  und  dass  unter  den  Aeichen  nur  die  Waizen-Aelchen,  ihrer  Lebens- Oekonomie  halber,  die  Fähigkeit,  vom  Tode  auf- 
zuerstehen, allein  und  noth wendig  besässen,  hat  sich  späterhin  nicht  bestätigt,  man  hat  es  bei  allen  Arten  gesehen.  Die  Abnahme  der 
Zahl  bei  der  Wiederbelebung  der  Räderthiere  bei  Roffredi  und  Spallanzani  spricht  sehr  dafür,  dass  die  übriggebliebenen  wenigen 
keineswegs  erhärtet  und  wirklich  todt  waren,  sondern  sich  kärglich  erhalten  hatten.  Die  oft  ausgesprochene  Notwendigkeit  einer  Um- 
gebung von  Schleim  bei  den  Aeichen  und  von  Dachsand  bei  den  Räderthieren  ist  ein  Beweis  mit,  dass  ein  wirkliches  Vertrocknen  be- 
hindert seyn  muss,  das  eintretende  aber  den  Tod  bringt.  Besonders  bei  den  Waizen-Aelchen  kann  ein  solches  Erhalten  am  Leben 
desshalb  nicht  auffallend  seyn,  weil  der  Waizenkern  ihnen  ein  selbst  lange  lebendes  Haus  und  Magazin  bietet.  Guanzati's  detaillirte 
Beobachtungen  sind  nicht  klar  und  linden  in  den  neuesten  Kenntnissen  keine  Stütze.  Girod  Chantrans  hat  viele  andere  falsche  Beob- 
achtungen bekannt  gemacht  (vergl.  Euglena,  Naviculd).  Dutroghets  Erklärung  passt  nur,  wenn  das  Factum  passend  erwiesen  ist. 
Lamarck  hat  nie  selbst  beobachtet  und  keine  Garantie  für  sein  Urtheil.  Schweigger  hat  alle  Beobachter  gegen  sich.  Schujltzes 
Meinung  von  1828  war  nicht  detaillirt  erörtert  und  nicht  ansprechend. N  Czermac  erwähnt  auch  die  Sache  nur  nebenbei,  und  könnte 
wohl  Bewegung  für  Leben  gehalten  haben.  Die  übrigen  wichtigeren  Schriftsteller  sprachen  von  Scheintod,  nicht  vom  Tode.  Die  neue- 
ren beruhigten  sich  mit  dem  Nachweise  der  Wirklichkeit  belebter  Wasserthiere  im  trocknen  Sande  beim  Befeuchten,  und  meinten  irrig, 
damit  das  physiologische  Interesse  befriedigt  zu  haben.  Aus  meinen  eigenen  Beobachtungen  ist  besonders  hervorzuheben,  dass  dieselben 
Arten  von  Rotifer  und  Philodina^  welche  im  Dachrinnensande  sich  nach  dessen  jahrelanger  Trockniss  erhalten  zeigen,  aus  dem  Sumpf-  und 
Bach -Wasser  genommen  und  auf  verschiedene  Weise  getrocknet,  mir  auch  bis  heute  nie  ein  erhaltenes  Leben  nach  dem  Eintrocknen 
der  Flüssigkeit  zeigten,  so  dass  ich  eine  Gewohnheit  bei  den  Dachrinnenthierchen  vermuthe  und  erkenne,  bald  mit  viel,  bald  mit  wenig 
Feuchtigkeit  zu  leben,  und  darin  den  Schlüssel  für  das  ganze  Geheimniss  zu  linden  meine.  Freilich  wer  an  die  von  dem  berühmten 
und  verdienten  Physiker  Boügüer  mit  kindlicher  Gläubigkeit  1749  erzählte  Geschichte  glaubt,  wonach  der  Pater  Gumilla  und 
der  Chirurg  Granchamp  in  Mompox  ihm  glaubwürdig  versicherten,  dass  es  am  Orinoco  eine  sehr  giftige  Schlange,  Tatacua,  gebe, 
welche  getödtet  und  10  bis  12  Jahre  lang  an  einem  Baumaste  angeknüpft,  oder  im  Rauchfange  hängend,  zu  jeder  beliebigen  Zeit  wie- 
derauflebe, wenn  man  sie  nur  in  schlammigem  Wasser  einige  Tage  der  Sonne  aussetzt,  wobei  er  treugläubig  hinzufügt:  „denn  die 
Thiere  sind  Maschinen,  wie  Descartes  sagt,"  —  wer  dergleichen  glaubt,  ist  auch  mit  dem  Auferstehen  todter  Räderthiere  leicht  voll- 
kommen einverstanden  {La  Figure  de  la  terre.     Voyage  au  Perou,  p.  XCVII.  1749.). 

Der  neueste  Ausweg,  den  Zustand  vertrockneter  Räderthiere  als  ein  latentes  Leben  zu  erklären,  welchen  mehrere  Physiologen 
vorgezogen  haben,   ist  schwerlich  gangbar.     Es  ist  oifenbar  keine  glückliche  Vergleichung,   wenn   man  latente  Wärme  und  latente  Ele- 
ctricität  mit  dem  Zustande  vertrockneter  Räderthiere  zusammenstellt.     Denn  es  giebt  weder  wärmelose  noch  sicher  electricitätslose  nahm- 
hafte Körper,  aber  es  giebt  ohne  Widerrede  leblose  Menschen  und  Räderthiere.     Das  Leben  ist  nicht  ein  Gleichartiges  mit  der  Wärme, 
ist  kein  Gesammtzustand  der  Welt,  sondern  ist  ein  bestimmter  Zustand  der  organischen  Körper,  an  dem  sich  Freiheit  des  Geistes  ent- 
wickelt und  dessen  Aehnliches  weder  die  Erde,  nocli  andere  Weltkörper  zeigen,  deren  Organismus  niemand  bisher  nachgewiesen,  so  lächer- 
liche Beschreibungen  vom  Leben  der  Erde  man  auch  entworfen  hat  (Wagener,  vom  Leben  des  Erdballs,  1829.).     Der  Tod  ist  nicht 
ein  gebundenes  Leben,    sondern  Mangel  an  Leben,     Es  ist  mit  diesem   latenten  Leben  offenbar,   wie   mit   dem  schon  erwähnten  Quasi- 
Körper-Gottes der  Epicuräer,   von  dem  Cicero  sagt,   dass  er  sich  ihn  nicht  denken  könne.      Wo  Leben  still  steht,   neutral,    gebun- 
den, latent  ist,  da  ist  der  Tod  schon  eingetreten.  —  In  den,  Dammerde  bildenden,  Navicnlis^  welche  sich  ihrer  Kieselsehaale  halber 
nicht  zusammenziehen  können  und  durchsichtig  sind,   aber  auch  jetzt  schon  10  Monate  ohne   anderes  Wasser,    als    das  der  Atmosphäre, 
fortgelebt  haben,  lässt  es  sich  sogar  erweisen,  dass  die  sichtlich  fortlebenden  nie  getrocknet  waren.     Nur  die  kriechen  im  Wasser  wie- 
der umher,    welche  ihre  gelbgrünen  Eierplatten   und   den  inneren  gallertigen  Körper  in  natürlicher  Lage  erhalten  zeigen.      Das  Zusam- 
menleben der  an  ein  Leben  in  geringer  Feuchtigkeit   gewöhnten  Räderthiere   mit  hygroskopischen  Substanzen,    leicht  wasseranziehenden 
Kalk -Salzen  und  Mooswurzeln  hilft  ebenfalls  diese  Erscheinung  erklären,    an  welche  sich  manche  interessante  Vergleichung,    aber  wohl 
schwerlich  ein  so  wichtiges  physiologisches  Princip,  knüpft,  das  die  Infusorien  von  allen  andern  Thieren  sonderte.    Zu  einer  Vergleichung 
mit  den  Weltgesetzen  sind  diese  Erscheinungen  zu  beschränkt,  zu  verborgen.     Die  Naturgesetze  verstecken  sich  nicht.     Die  Räderthiere 
leben,  einmal  vertrocknet,  nie  wieder  auf,  sondern  werden  zu  Mumien,   die  ein  beliebiges  Alter  allerdings  erreichen,   wenn  sie  trocken 
bleiben.  —  Ob  die  im  Wasser  wieder  freie  Bewegung  zeigenden  Infusorien   der  fast  trocknen  Erden,    in  Scheintod,    Schlafsucht  dergl. 
versunken,  jahrelang  keine  Nahrung  genossen  haben,  ist  nicht  erwiesen,   aber  nicht  nothwendig  anzunehmen.     Allerdings  können  selbst 


496 

Menschen  jahrelang  ohne  Speise  leben  und  jahrelang  in  Schlafsucht  liegen  (vergl.  Haller,  Physiol.  corp.  hum.  VI.  p.  174.  Schind- 
ler, die  Schlafsucht,  1829.)  und  es  wäre  nicht  auffallend,  wenn  es  auch  Infusorien  könnten,  zumal  da  ihre  Lebensdauer  keineswegs 
so  ephemer  ist,  als  man  früher  meinte,  allein  die  fastenden  und  schlafsüchtigen  Menschen,  wie  die  Thiere  im  Winterschlafe,  magern 
ab  und  erstere  werden  allmälig  hectisch.  Die  Luft  als  Pabulum  vitae,  Lebensspeise,  war  bei  den  alten  Aerzten  nur  eine  unerwie- 
sene  Antwort  auf  eine  schwierige  Frage  beim  Scheintode.  Räderthiere,  welche  4  Jahre  lang  scheinbar  trocken  gelegen  und  den  Spei- 
secanal  voll  erkennbarer  Speise  zeigten,  als  sie  eben  sich  wieder  ausdehnten,  wie  die  von  mir  1833  mit  Herrn  Retzius  gesehenen, 
haben  aber  nicht  gefastet,  oder  nicht,  wie  alle  andere  Scheintodte,  alles  Entbehrliche  aufgezehrt.  Die  Eier  der  Insecten  und  alle  Eier 
und  Samen  der  Pflanzen  haben  kein  latentes,  sondern  ein  offenbares  Leben.  Das  Leben  in  seiner  geringsten  manifesten  Thätigkeit  ist 
die  Erhaltung  einer  Wechsel  Verbindung  des  Festen  und  Flüssigen  entgegen  den  physikalischen  und  chemischen  Gesetzen.  So  wie  das 
manifeste  Leben  aufhört,  verfällt  der  organische  Körper  jenen  allgemeinen  Gesetzen  der  unorganischen  Massen,  Ei  und  Same  verder- 
ben, Fäulniss  und  Zersetzung  oder  ein  passiver  Mumien -Zustand  treten  ein.  —  Jeder  der  bekannten  lebenden  Körper  besitzt  eine  Or- 
ganisations- Feuchtigkeit.  So  lange  er  diese,  den  ihn  bestürmenden  physikalischen  Naturkräften  entgegenkämpfend,  in  seinen  Hauptor- 
ganen erhält,  so  lange  ist  er  lebend;  sobald  sie  durch  Hitze,  Frost  oder  eigene  Schwäche  verloren  geht  oder  durch  und  durch  erstarrt, 
erfolgt  der  Tod,  der  auch  auf  manche  andere  Weise  eintreten  kann.  Diese  Organisation  -Feuchtigkeit  nehmen  Käferlarven  im  dürr- 
sten Holze,  Mottenlarven  im  dürrsten  Pelze,  Infusorien  und  Moos  wurzeln,  Samen  dergl.  im  dürrsten  Sande  aus  dem  Dun- 
ste der  Atmosphäre  in  sich  auf,  bleiben  fleischig  und  feucht  und  nässen  sogar  ihre  Umgebung.  Lebende  Dammerde  bleibt  feucht.  So 
erscheinen  die  Verhältnisse  des  nur  scheinbaren  Wiederauflebens  der  Räderthiere  in  ihrer  Geschichte  und  in  ihrer  Verbindung  mit  den 
übrigen  Einrichtungen  der  Natur  interessant  genug,  aber  ohne  Schroffheit.     (Vergl.  das  Verhalten  der  Infusorien  im  Eise.) 


NEUNUNDVIERZIGSTE      GATTUNG:      DREIZACK. 

Actinurus.     Actinure. 

CHARACTER:    Animal  e  Philodinaeorum  familia,  ocellis  duobus  frontalibus  insigne,  pede  cornieulis  duo- 
bus  instrueto  digitisque  tribus  terminato.     (  =  Rotifer  pedis  apiculis  5.) 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Philodines,  pourvu  de  deux  yeux  au  front^   de  deux 
cornets  et  de  trois  doigts  au  pied.     (  =  Rotifere  a  5  pointes  au  pied.) 

Die  Gattung  Dreizack  unterscheidet  sich  in  der  Familie  der  Weich -Räderthierchen  durch  2  Stirn- 
augen  neben  2  Hörnchen  und  3  Fingern  am  Fusse. 

Sie  ist  1830  in  den  AbhandL  d.  Berliner  Akad.  d.  Wiss.  mit  1  Art  zuerst  begründet  und  genannt 
worden.  Dieselbe  Form  war  vielleicht  schon  Baker  1745  und  Hill  1751  bekannt,  allein  die  erste  sichere 
Nachricht  und  Abbildung  gab  Göze  1774.  Müller  verband  1783  Herrmann's  Beobachtung  derselben  mit 
Rotifer  maerurus  und  nannte  sie  Vorticella  macroura,  die  er  aber  1786  selbst  nur  als  Varietät  der 
Fort,  rotatoria  ansah.  Oken  bildete  daraus  1815  zuerst  eine  besondere  Gattung  Schiebel,  später  ist  sie 
gewiss  von  Bory  sammt  Rotifer  maerurus  E%echielina  gracilicauda  genannt  worden.  Noch  jetzt  ist 
nur  1  Art  bekannt ?  doch  könnte  Rotifer  eitrinus^  der  auch  farblos  vorkommt,  eine  2te  Art  der  Gattung 
seyn.  —  Die  Organisation  ist  der  des  Rotifer  vulgaris  ganz  ähnlich.  Es  sind  innere  Längsmuskeln  beob- 
achtet, deren  besonders  kräftige  von  der  Mitte  der  Rückenseite  aus  in  den  Fuss  gehen.  Wirbelorgan  und 
Sporen  sind  ganz  wie  bei  Rotifer \  der  Fuss  hat  3  Finger  am  Ende  und  2  Hörnchen.  —  Der  4muskelige 
Schlundkopf  mit  2zahnigen  Kiefern  {Zygogomphid)^  der  fadenartige  Darm  mit  dem  erweiterten  Ende  ( Tra- 
chelocystica)  und  die  2  Darmdrüsen  sind  wie  bei  Rotifer^  ebenso  die  drüsige  Umhüllung  des  Darmes.  — 
Vom  Sexualorganismus  Hess  sich,  wenn  nicht  die  Darm -Umhüllung  für  männliche  Drüse  anzusehen  ist,  nur 
der  weibliche  Theil,  ein  bald  Eier,  bald  reife  Junge  entwickelnder  Eierstock  und  Uterus  erkennen.  Ich  sah 
hier  und  bei  Rotifer  das  Gebären  als  Kopfgeburt.  —  Vom  Gefässsystem  ist  nur  der  Sporn  als  vermuthliche 
Respirationsröhre  gesehen.  —  Zwei  rothfarbige  Stirnaugen  bilden  die  beobachteten  Theile  des  Nervensystems. 
—  Die  früheren  Beobachter  gaben  oft  allen  Weich  -  Räderthieren  hinten  3  Spitzen,  weil  sie  den  Fuss  nicht 
genau  genug  untersuchten  und  dessen  Entwickelung  nicht  abwarteten. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  mit  Sicherheit  nur  in  Preussen,  Dänemark  und  im  Elsass  beobachtet. 

134.     Actinurus  neptunius,  langer  Dreizack.     Tafel  LXL  Fig.  I. 

A.  corpore  albo,  fusiformi,  in  pedem  longissimum  sensim  attenuato,  digitis  tribus  aequalibus,  cornicula  longitudine  ex- 
cedentibus. 

Actinure  neptunien,    a  corps  blaue ,  fusele^  peu  a  peu   aminci  en  un  pied  fort  long,    ayant  les  3 
doigts  plus  longs  r/ue  les  cornets  et  egau&. 

Das  langgescJiwänzte  Räderthier,  Göze,  Bonnet's  und  Anderer  auserles.  AbhandL  aus  der  Insectol.  p.  523.  Tab.  VII.  Fig.  10, 11.  1774. 
Der  Radmacher  mit  dem  langen  Fuss,  Eichhorts  ,  Beiträge  z.  Kenntniss  der  kl.  Wasserth.   p.  57.    Taf.  VI.  Fig.  A.  B.  C.  D.  E.   1775. 
Vorticella  mavroura,  Müller  und  Herrmann,  Naturforscher,  XIX.   p.  57.   Tab.  II.  Fig.  23.   1783. 
Vorticella  rotatoria,  Müller,  Ani male.  Infus,   p.  296.  zum  Theil.   1786.  I  s.  Rotifer  macnvrm. 

Rotifer  macrourusy  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p,  111.   1803.   zum  Theil.    » 


49?    

ScJiiehel,  Oken,  Lehrbuch  der  Naturgesch.  III.  p.  43.  1815. 

Actinurus  neptunius,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.  p.  48.    1831.  p.  145.   Tab.  IV.   Fig.  23.    Schlnndkopf. 

Aufenthalt:     Bei  Quedlinburg,  Danzig,  Strassburg,  Berlin  und  Copenhagen  (in  Sumpfwasser)  beobachtet. 

Die  Beobachter  mögen  diess  Thierchen  öfter  mit  Rotifer  macrurus  verwechselt  haben,  und  besonders  Bakers  Fi°ur  1. 
Tab.  XII.  von  1745  und  1753  eines  Thierchens  aus  Norwich  erlaubt  daran  zu  denken,  womit  denn  auch  Schranks  und  Borys 
Synonyme  diese  Bedeutung  erhalten  würden.  Hills  Brachiurus  tertius  von  1751  aus  London,  der  zu  Dinocharis  Pocillum  ge- 
zogen worden,  könnte  ebenfalls  eine  misslungene  Darstellung  dieser  Form  seyn.  Göze's  Abbildung  ist  eine  der  besten  früheren  Abbil- 
dungen von  Räderthieren  überhaupt.  Er  fand  es  bei  Quedlinburg  am  10.  Oct.  1773  so  zahlreich  in  einer  Lache  mit  Meerlinsen,  dass 
in  jedem  Tropfen  wenigstens  5  —  6  waren.  Er  sah  es  nie  in  eine  Kugel  zusammengezogen,  den  Körper  eckig,  den  Schwanz  drei- 
mal so  lang  als  den  Körper,  sah  den  Rüssel,  die  Augen,  die  Räderorgane,  die  5  Spitzen  des  Fusses  und  erkannte  den  Schlundkopf 
als  Schluckmuskel,  auch  das  Uebergehen  der  Speise  in  den  Darm,  sah  aber  keine  Respirationsröhre.  Eichhorn  glaubte  bei  Danzig, 
wo  er  es  in  stehendem  Sumpfwasser  der  warmen  Monate  fand,  eine  Schaale  zu  unterscheiden  und  hielt  es  für  einen  alten  Rotifer  vul- 
garis, dessen  Oberhaut  erhärtet  sey.  Er  glaubte  eine  Zunge  zu  sehen,  mit  der  es  lecke,  sah  eine  Oberlippe  und  Unterlippe,  die 
Wimpern  am  Munde  und  sah  es  käuen,  wie  ein  vierfüssiges  Thier.  Er  sah  ferner  die  Augen  und  den  langen  Fuss,  den  er  5  —  6mal 
von  der  Leibeslänge  fand.  Die  Abbildungen  sind  weniger  gut.  Herrmann  fand  bei  Strassburg  2  Thierchen  in  einem  Tropfen  Was- 
ser eines  Sumpfes  am  22.  Juni,  die  er  vom  gemeinen  gelben  Räderthiere  (R.  citrinus?)  unterschied.  Schrank  fand  sein  Thierchen 
in  Aufgüssen  von  Wasserpflanzen  in  Baiern  sehr  selten  und  hatte  wohl  den  Rotifer.  Oken  hielt  1815  den  Mangel  der  Respirations- 
röhre, der  nur  ein  Fehler  der  Beobachtung  war,  für  einen  Gattungscharacter.  Bei  Berlin  ist  das  Thierchen  zuweilen  auch  häufig.  Ich 
sah  es  im  Sommer  1826,  1830,  1831,  im  August  1832  und  1833  in  Copenhagen.  In  Gefässen  sammelt  es  sich  an  der  Ober- 
fläche am  Rande  der  Lichtseite,  und  ich  erhielt  da  auch  mehrere  Exemplare  in  einem  Tropfen.  Das  Ein-  und  Ausschieben  des  über 
alle  Erwartung  langen  Fusses  ist  höchst  auffallend  und  ergötzlich,  aber  der  Fuss  hat  nur  die  einfache  Körperlänge,  wenn  man  die 
Darmmündung  als  Ende  des  Körpers  annimmt,  wie  es  doch  nöthig  ist.  Die  früheren  Beobachter  haben  diess  nicht  beachtet.  Vorn 
am  Munde  sah  ich  einmal  2  bewimperte  Hörnchen,  vielleicht  die  beiden  Lippen  bei  Eichhorn,  dessen  Zunge  wohl  die  Respirations- 
röhre gewesen  seyn  mag.  Das  Kauen  des  Schlundkopfes  ist  oft  deutlich  zu  sehen,  auch  sah  ich  Eier  und  2  bis  3  lebendige  Junge  im 
Innern.  Die  Früheren  sahen  die  rothen  Augen  überall  nur  als  schwarze  Punkte.  Merkwürdig  waren  mir  noch  die  vorn  convergiren- 
den  (?)  Zähne  der  zuweilen  deutlich  gestreiften  Kiefer  des  Schlundkopfs,  und  dass  die  Finger  länger  sind,  als  die  Hörnchen  des  Fus- 
ses, ist  ein  von  den  übrigen  Formen  der  Familie  ganz  abweichender,  an  Dinocharis  erinnernder,  Character,  übrigens  waren  die  Hörn- 
chen um  die  Hälfte  einziehbar.  —  Grösse  Vs  bis  2/s  Linie,  Ei  Vsg  Linie.     (Vergl.  Rotifer  macrurus.) 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LXI.    Fig.  I. 

Fig.  1.  Bauchseite  eines  schwimmenden  Thierchens ;  a)  Darmmiindung.  Fig.  2.  eingezogenes  Thierchen.  Fig.  3.  Bauchseite  eines  kriechenden  Thier- 
chens.  Die  Respirationsröhre  hat  eine  feine  Spitze.  Im  Innern  sind  2  ganz  reife  Fötus  mit  nach  hinten  gekehrten  Köpfen,  und  ein  halbreifer  mit 
Kiefern,  aber  noch  ohne  Augenpigment.     Fig.  4.     Schlundkopf  mit  den  Kiefern,  durch  Druck  ausgebreitet.     Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 


FÜNFZIGSTE     GATTUNG:      GABELZANGE. 
Monolabis.    Monolabide. 

CHARACTER:     Animal  e  Philodinaeorum  familia,    ocellis  duobus  frontalibus  pedisque   digitis  duobus  in- 
struetum,  corniculis  carens. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Philodines^   ayant  deux  yeux  au  front  et  deux  doigts 
au  pied,  sans  cornets. 

Die  Formen  der  Gattung  Gabelzange  zeichnen  sich  in  der  Familie  der  Weich -Räderthierchen  durch 
Besitz  von  2  Stirnaugen  und  2  Fussfingern,  und  durch  Mangel  an  Hörnchen  des  Fusses  aus. 

Die  Gattung  ist  ebenfalls  seit  1830  festgestellt  worden  und  hatte  damals  nur  1  Art.  Seit  1831 
sind  deren  2  aufgeführt,  die  bis  jetzt  nicht  vermehrt  wurden.  Die  Formen  sind  wohl  früher  unbekannt  ge- 
wesen 5  haben  aber  grosse  Aehnlichkeit  mit  den  Arten  der  Gattung  Dlglena  oder  mit  Jungen  der  Familie 
der  Schizotrochen.  Da  dieselben  bisher  nur  selten  vorgekommen  sind,  so  lässt  sich  mit  voller  Sicher- 
heit über  sie  nicht  urtheilen,  und  den  bisherigen  Beobachtungen  nach  verlangten  sie  diese  Stelle.  —  An 
Organisation  ist  ausser  dem  doppelten  Räderwerke  und  2  Fussmuskeln  ein  4muskeliger  Schlundkopf  mit 
doppelzahnigen  oder  reihenzahnigen  Kiefern,  eine  sehr  kurze  Schlundröhre  und  ein  einfach  conischer  Darm 
bei  beiden  Arten  ermittelt.  Eine  Art  besitzt  2  kuglige  Darmdrüsen.  Ein  Eierstock  ist  bei  beiden  Arten  ge- 
sehen ,  aber  reife  Eier  und  männliche  Sexualtheile  sind  bisher  unerkannt.  Bei  1  Art  ist  eine  Respirations- 
röhre vorhanden.    Beide  haben  2  Stirnaugen  mit  rothem  Pigment. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  nur  aus  Preussen  bekannt. 

135.     Monolahis  eonica,  dicke  C*a1>elzaiige.     Tafel  LXI.  Fig.  IL 

M.  corpore  crassiore,  calcarato,  dentibus  in  utraque  maxilia  ternis. 

Monolabide  conique,  a  corps  plus  gros  avec  nn  eperon  et  aya?it  3  dents  en  cliaque  mächoire. 

1£5 


____ 498 

Monohibis  conica^  Abhan'dL  der  Akademie  d.  Wissen  seh.  zu  Berlin,    1830.   p.  48.  1831.    p.  146. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin, 

,  Diess  Tliierchen  hat  grosse  Aehnlichkeit  mit  dem  Jtigendzustande  einer  Form  aus  der  Familie  der  Schizotrochen,  weil  es 
zu  den  Reihenzahnigen  (Lochogomphia)  gehört«  Dass  es  Müller's  Vorticella  tremula  gewesen  sey,  ist  mir  nicht  wahrscheinlich 
(s.  Sy?ic7iaeta)  r  doch  hat  es  Aehnlichkeit  damit.  Ich  sah  es  1830  im  März  mehrmals  im  Torfwasser,  dann  nicht  wieder.  Zwischen 
den  Räderorganen  tritt  die  Stirn  rüsselartig  etwas  hervor.  Es  schien  hinten  eine  Darmerweiterung  zu  haben.  Die  Darmdrüsen  wurden 
wohl  nur  übersehen.  Die  Darmerweiterung  war  auch  vielleicht  eine  contractile  Sexualblase.  Der  Sporn  war  an  der  Basis  verdickt,  vorn 
schnell  dünner  werdend«  —  Gross«  bis  V*o  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Tat  LXL    Fig.  II. 

Fig.  1.     ein  mit  Indigo  genährtes  Exemplar  von  der  Bauchseite;   co  hintere  Darmöffnung.     Fig.  2.    Ansicht  von  vorn  und  unten.     Fig.  3.    Bauchseite 
mit  vortretender  Stirn«    Fig.  4.    Kiefer  und  Zähne.    Linearvergrösserung  300mal. 

136.     Monolahis  gracilis,  schlanke  Gabelzange.     Tafel  LXL  Fig.  III. 

M.  corpore  graciliore«  calcare  nullo.  dentibus  in  utraque  maxilla  binis. 

Monolabide  grele>  a  corps  plus  grele,  saus  Operon,  ayant  deute  dents  en  chac/ue  mäcltoire. 

Monolahis  gracilis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  146. 

Aufenthalts    Bei  Berlin. 

Im  Juni  1831  zuerst  beobachtet,  zeigte  sie  sich  wieder  am  24.  April  1832.  Sie  hat  manche  Aehnlichkeit  mit  einer  Di- 
glena,  aber  doppelzahnige  Kiefer,  wie  ein  Rotifer,  dessen  Rüssel,  Sporn  und  Fusshörnchen  ihr  fehlen.  Die  Darmdrüsen  waren  deut- 
lich.    Bei  einem  Jungen  sah  ich,  nach  Indigofiitterung,  auch  eine  Erweiterung  am  hintern  Darmende.  —  Grösse  V20  —  Vi 2  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  LXL   Fig.  III. 

Fig.  1.    Bauchseite.    Fig.  2.    linke  Seitenansicht.    Fig.  3.    Riickenseite  mit  etwas  aufgerichteter  Stirn.     Fig.  4.    ein  mit  Indigo  genährtes  Junges  von 
der  Rückenseite.    Linearvergrösserung  300maL 


EINÜNDFÜNFZIGSTE     GATTUNG:     NACKENRÄDCHEN. 

iMtilortina.     Philodine. 

CHARACTER:     Animal  e  Philodinaeorum  familia,   ocellis  duobus  oeeipitalibus,   pede  eornuto.     (  =  Roti- 
fer  ocellis  oeeipitalibus.) 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Philodines^  ayant  deux  yeux  a  la  nuque  et  des  cornets 
au  pied. 

Die  Gattung  der  Nackenrädehen  ist  in  der  Familie  der  Weichräderthierchen  durch  2  Nackenaugen 
und  Hörnchen  am  Fusse  kenntlich. 

Der  Name  ist  seit  1830  zuerst  in  den  Abhandi.  der  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  gegeben ,  und  gleichzeitig 
sind  die  Charactere  festgestellt  worden.  Es  waren  damals  3  Arten  bekannt.  Im  Jahre  1831  wurden  deren 
ebenda  6  verzeichnet,  und  eine  7te,  Ph.  macrostyla,  wird  hier  hinzugefügt.  Die  erste  Kenntniss  dieser 
Formen  können  leicht  schon  Leeüwenhoek  und  Joblot  gehabt  haben.  Besonders  letzterer  hat  vielleicht 
den  wahren  Rotifer  gar  nicht  gekannt,  weil  er  nur  Aufgüsse  beobachtete,  worin  dieser  selten  erscheint, 
doch  können  ebensogut  die  Augen  von  ihm  übersehen  seyn.  Ferner  haben  vielleicht  alle  die  keine  Roti- 
feren,  sondern  Philodinen  gesehen,  welche,  wie  Fontana,  bei  ihnen  Eier,  aber  keine  lebenden  Jungen  sahen. 
Es  ist  darüber  nicht  ins  Klare  zu  kommen.  Nur  sind  die  Thierchen  des  Dachrinnensandes,  welche  Prof. 
Schultze  aus  Greifs walde  in  Breslau  zum  Beweise  der  Wiedererweckung  vorgelegt  hat,  nicht  Furcularia 
rediviva^  d.  i.  Rotifer  von  Leeüwenhoek  und  Baker,  sondern  Philodina  gewesen,  wie  ich  mich  selbst 
überzeugt  habe.  Somit  passt  denn  auch  bei  den  früheren  Beobachtern  die  Eigenschaft  des  scheinbaren  Wie- 
dererweckens  aus  dem  Tode  auf  die  Formen  dieser  Gattung,  wie  auf  Rotifer.  Göze's  Methode,  Räderthiere 
durch  Heuinfusion  zu  erziehen,  spräche  dafür,  dass  er  Philodinen  meinte,  obschon  er  früher  nur  Rotiferen  ab- 
bildete. Uebrigens  sind  beide  Gattungen  formenreich  und  sehr  scharf  unterschieden.  —  Die  Organisation  ist 
der  des  Rotifer  ganz  ähnlich.  Alle  haben  2  Wirbelorgane  auf  der  Brust,  5  Arten  einen  vorn  bewimperten 
Stirnrüssel.  Bei  einer  Art  sind  innere  Längsmuskeln  deutlich,  bei  den  andern  deren  Spuren  erkannt.  2  Fuss- 
muskeln  sind  bei  6  Arten  gesehen.  Der  4muskelige  Schlundkopf  hat  bei  4  Arten  zweizahnige  Kiefer,  bei 
2  Arten  reihenzahnige  mit  3  Zähnen,  bei  1  Art  ist  er  nicht  scharf  beobachtet.  Der  Speisecanal  ist  faden- 
förmig mit  hinterer  Erweiterung  bei  6  Arten,  bei  der  7ten  nicht  scharf  beobachteten  zeigte  er  Taschen. 
Der  drüsige  oder  zellige,  den  fadenförmigen  Theil  umgebende,  Apparat  färbte  sich  bei  farbiger  Nahrung  oft 


499    

deutlich  mit,  und  ergab  sich  dadurch  als  im  nächsten  Zusammenhange  mit  dem  Ernährungssysteme.  Er  ist 
wohl  ein  Convolut  kleiner  Blinddärmchen,  wie  manche  Fische  dergleichen  sehr  zahlreich  haben.  Gewöhnlich 
färbt  sich  der  Darm  allein.  Darmdrüsen  sind  bei  6  Arten  aufgefunden.  —  Ein  sehr  deutlicher  Eierstock 
bildet  meist  Eier,  jedoch  periodisch,  aber  nur  selten  auch  lebendig  zu  gebärende  Junge  aus  (deren  Eischaale 
schon  im  Mutterleibe  platzt  und  vorher  ausgeworfen  wird).  Männliche  Sexualorgäne  sind  als  contractile 
Blasen  bei  3  Arten,  als  Samendrüsen  nur  bei  1  Art  beobachtet.  —  Bei  allen  Arten  ist  eine  einzelne  sporn- 
artige Respirationsröhre  im  Nacken  gesehen,  die  zuweilen  am  Ende  gewimpert  ist.  Queergefässe  sind  bei 
Ph.  erythrophlhalma  allein  gesehen.  —  Die  zu  den  beiden  Nackenaugen  gehörenden  Nerven -Ganglien  sind 
bei  Ph.  erythrophthalma  beobachtet,  die  Augen  selbst  bei  allen  Arten  ein  Character  der  Gattung.  Zu- 
weilen sind  sie  sehr  blass  gefärbt,  daher  einzelne  Exemplare  leicht  fälschlich  für  Callidinen  gehalten  wer- 
den können. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  mit  Sicherheit  nur  aus  Preussen,  Dänemark  und  der 
Schweiz  bekannt,  doch  ist  sie  sehr  wahrscheinlich  in  Frankreich  und  Italien,  im  Rotifer,  auch  beobachtet. 

-13V.     Philodina  erythrophthalma,  schlankes  tfacfcenrädchen.     Tafel  LXI.  Fig.  IV. 

Ph.  alba,  laevis,  ocellis  rotundis,  pedis  corniculis  brevibus. 

Philodine  grele,  blanche  et  lisse,  ayant  les  yeuoc  ronds  et  leg  cortiets  du  pied  courts. 

Philodina  erythrophthalma,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.    p.  48,  84.  Taf.  VII.  Fig.  II.  1831.   p.  40,  147. 
Furcularia  rediviva,  Sigism.  Schultze,  in  Froriep's  Notizen,  1833.  Nr.  824.  p.  151.     Macrobiotus  Hufelandii,   1834.   und  Isis, 

1834.  p.  709. 
Philodina  erythrophthalma,  Isis,  1834.  p.  710. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  bei  Freiburg  im  Breisgau,  wahrscheinlich  auch  anderwärts  in  Europa  gesehen. 

Die  Geschichte  dieses  Thierchens  ist  unauflöslich  mit  der  des  Rotifer  vulgaris  verwebt,  und  auch  Philodina  roseola  nimmt 
entschieden  daran  Theil.  Bei  Berlin  ist  es  zu  allen  Jahreszeiten  in  den  Wasserkübeln  der  Strassen  und  Gärten  in  feuchtem  Schlamme 
und. in  den  Conferven  der  Gewässer  sehr  gemein.  In  Gläsern  vermehrt  es  sich  leicht  zu  Tausenden  und  befindet  sich  besonders  wohl 
in  Pflanzeninfusionen  verschiedener  Art,  entsteht  aber  nicht  darin,  sondern  vermehrt  sich  nur  zahlreich.  Daher  ist  sein  Erscheinen  ein 
Glücksfall,  den  ich  aber  durch  zahlreiche  Darbietung  der  Gelegenheit  zum  Erscheinen  und  zur  Vermehrung  oft  erzwungen  habe.  Schon 
1830  theilte  ich  Zeichnungen  des  mit  Carmin  und  Indigo  erfüllten  Darmes  und  auch  die  Entwicklung  aus  dem  Eie  mit.  Im  Jahre 
1833  sah  ich  es  in  seit  4  Jahren  trocknem  Dachrinnensande  von  Freiburg,  in  dem  es  als  Furcularia  rediviva  angezeigt  war,  % 
Stunde  nach  dem  Befeuchten  kriechen  und  wirbeln,  sah  aber  zugleich,  dass  der  Darm  mit  Speise  aus  grünen  Körnchen  erfüllt  war  (den 
Gliedern  Conferven -artiger  Mooswurzeln),  dergleichen  viele  daneben  im  Sande  lagen  und  sehr  frisch  aussahen.  Ich  meinte  also  nicht, 
es  erweckt,  sondern  nur  die  nie  todt,  wahrscheinlich  auch  nicht  scheintodt  gewesenen,  Körper  in  freiere  Bewegung  gebracht  zu  haben, 
welche  ihnen  ohne  Wasser  abgeht.  Der  Mund  ist  vorn  am  Ende  des  Stirnrüssels,  durch  dessen  Einziehen  er  beim  Wirbeln  zwischen 
die  Räderorgane  zu  liegen  kommt.  Die  2  Räderorgane  sind,  wie  bei  Rotifer,  an  der  Brust  und  haben  auch  die  gleiche  Einrichtung 
ihrer  Wimpern,  die  während  der  Radbewegung  weniger  zahlreich  erscheinen,  als  sie  sind.  Im  etwas  durch  Druck  abgeplatteten  Körper 
erkannte  ich  6  gestreifte  Längsmuskeln,  deren  2  Bauch-  und  2  Rückenmuskeln  länger,  2  Seitenmuskeln  etwas  kürzer  waren;  erstere 
bestanden  vielleicht  aus  je  2  vordem  und  2  hintern,  in  der  Mitte  des  Körpers  zusammenschmelzenden.  Ueberdiess  waren  2  Fussmus- 
keln  vorhanden.  Der  4muskelige  Schlundkopf  hat  2zahnige  Kiefer,  der  fadenförmige,  hinten  blasenartig  erweiterte,  Darm  enthielt  oft 
Naviculas,  füllte  sich  auch  leicht  mit  Farben.  Erst  nach  mehreren  Tagen  färbte  sich  die  drüsige  Umhüllung  des  Darmes  auch.  Zwei 
kuglige  Darmdrüsen  am  Schlünde,  der  eibildende,  selten  Fötus  bildende,  Eierstock  und  zwei  Samendrüsen  sammt  contractiler  Blase,  wie 
bei  Hydatina,  waren  deutlich,  doch  hatte  es  immer  viel  Schwierigkeit,  die  Samendrüsen  anschaulich  zu  erhalten,  was  nur  einigemal 
gelang.  An  der  Respirationsröhre  sah  ich  nie  Wimpern,  am  Leibe  aber  6  parallele  Queergefässe.  Die  rothen  Augen  sind  rund,  lie- 
gen hinter  der  Respirationsröhre,  bezeichnen  die  Rückenseite  und  zeigten  mir  einigemale  2  unter  ihnen  liegende  rundliche  Nerven-  oder 
Hirn-Knoten.  Der  Fuss  hat  4  Hörnchen  und  2  sehr  kurze  Finger,  also  6  Spitzen,  von  denen  aber  meist  nur  2  oder  4  vorgeschoben 
sind.  Eingetrocknet  im  Sande,  gleicht  es  einem  Ei  oder  aucli  einer  Birne  mit  kurzem  Stiel.  In  der  Eiform  scheint  es  mit  an  die 
Mundöffnung  vorgeschobenen  Kiefern  fressen  zu  können.  Von  dieser  Art  sowohl,  als  von  Rotifer  vulgaris  besitze  ich  seit  3  Jahren 
wohlerhaltene  Präparate,  welche  den  mit  Farbe  erfüllten  Darm,  die  Kiefer,  die  Darmdrüsen  und  andere  Organe  erkennen  lassen,  auch 
gelang  es  bei  beiden,  den  fadenartigen  Darm  durch  Druck  und  Zerlegen  frei  aus  dem  Körper  zu  bringen,  so  dass  er  als  selbstständi- 
ges Organ,  nicht  bloss  als  Aushöhlung,  in  meiner  Sammlung  vor  Augen  liegt.  Das  Keimbläschen  im  Ei,  die  Entwicklung  der  Kiefer 
i-  der  der  Augen  und  das  Platzen  der  Eischaale  zum  Austritt  des  Jungen  sind  beobachtet.  —  Grösse  Vio — lji}   des  Eies  Vse  Linie. 


vor 


Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LXI.  Fig.  IV. 

Fig.  1.  Rückenansicht;  der  Mund  liegt  zwischen  den  Wirbelorganen,  Markknoten  liegen  unter  den  Augen.  Fig.  2.  vorn  eingezogen,  hinten  stark  aus- 
gestreckt;  w  After.  Fig.  3.  Bauchfläche  mit  eingezogenem  Räderwerke  und  den  Mundwimpern.  Fig.  4.  eingezogener,  eiförmiger  Zustand.  Fig.  5. 
eben  auskriechendes  Thierchen.    Fig.  6.    4  Eier  mit  schon  entwickelten  Embryonen,  noch  ohne  Augen.    Linearvergrösserung  300mai. 

138.     Philodina  roseola,  röthliclies  ftackenrädclieii.     Tafel  LXI.  Fig.  V. 

Ph.  roseola  aut  carnea,  laevis,  ocellis  ovatis,  pedis  corniculis  brevibus. 

Philodine  rose,   a  corps  couleur  de  rose  ou  de  chair,   lisse,   ayant  les  yeux  ovales,   les  cornets  du 
pied  courts. 

Philodina  roseola,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  147,  153.  Taf.  III.  Fig.  16.  Speisecanal. 

Furcularia  rediviva,  Sigism.  Schüi.tzk,  in  Froriep's  Notizen,  1833.  Nr.  824.  p.  151.     Macrobiotus  Hufelandn,   1834.   und  Isis, 

1834.  p.  709. 
Philodina  roseola,  Isis,  1834.  p.  710. 


_ 500 

Aufenthalt:     In  Berlin  und  in  Freiburg  im  Breisgau ,  wahrscheinlich  auch  schon  anderwärts  in  Europa  beobachtet 

Ich  habe  das  Tliierchen  1830  nnd  1831  in  Infusionen  von  Eichenrinde  des  Thiergartens  kennen  gelernt,  fand  es  auch  einige- 
male,  besonders  am  25.  Juni  1832,  sehr  zahlreich  in  Sturmfässern.  Im  Jahre  1833  fand  ich  es  in  dem  von  Hrn.  Prof.  Schültze 
in  Breslau  vorgezeigten  Dachrinnensande  von  Freiburg,  seitdem  nicht  wieder.  Es  ist  ausgezeichnet  durch  seine  blass  zinnoberrothe,  zu- 
weilen ziemlich  lebhafte  Farbe  und  seine  länglichen  Augen,  im  üebrigen  gleicht  es  ganz  der  vorigen  Art.  Die  rothe  Farbe  ist  am  in- 
tensivesten  im  Eierstocke  und  den  Eiern.  Es  giebt  auch  sehr  blasse  und  ganz  farblose.  Die  Fussmuskeln  und  die  contractile  männ- 
liche Blase  waren  neben  dem  Eierstock  mit  Eiern  ohne  lebendige  Junge,  und  neben  dem  Speisecanal  mit  2zahnigen  Kiefern,  Darmdrü- 
sen und  zelliger  Umhüllung  deutlich.  So  eben,  während  ich  dieses  zum  Drucke  revidire,  April  1838,  versuchte  ich  im  Dachrinnensande 
meines  Hauses  es  noch  einmal  lebendig  zu  linden,  fand  aber  ein  augenloses,  an  Farbe  und  Form  ihm  ganz  ähnliches,  ja  oft  noch  röthe- 
res,  zuweilen  ganz  farbloses,  Thierchen.  Ich  war  erst  der  Meinung,  dass  es  nur  sehr  blasse  Augen  haben  möge,  allein  ich  sah  Hun- 
derte aller  Grössen  und  bei  keinem  Augen.  So  bleibt  denn  nichts  übrig,  als  in  letzterer  Form  eine  neue  Art  der  Gattung  Callidina 
mit  2zahnigen  Kiefern  zu  erkennen,  welche  der  Philodina  roseola  zum  Verwechseln  ähnlich  ist.  Es  verwickelt  sich  somit  die  Ge- 
schichte der  Thierchen  des  Dachrinnensandes  noch  mehr.  Namentlich  könnte  Herrmann  unter  seinem  gelben  gemeinen  Räderthiere 
auch  diese  Form  in  Strassburg  gekannt  haben.  Ich  nenne  sie  Callidina  rediviva  und  verstehe  in  ihrem  Wiederaufleben  den  amphibi- 
schen, bald  trägeren,  schlafsüchtigen  oder  scheintodten  Zustand  im  Trocknen,  bald  lebhafteren,  deutlich  frei  bewegten  Zustand  im  Was- 
ser. Einen  auffallenden  Character  linde  ich  noch  in  der  Breite  des  Speisecanals  und  in  dem  offenbaren  Zusammenhange  der  umgebenden 
zelligen  oder  scheinbar  drüsigen  Masse  mit  demselben.  Einen  ähnlichen  Bau  kannte  ich  bisher  schon  bei  Philod.  collaris,  und  glaubte 
ihn  auch  1831  bei  Philodina  roseola  zu  sehen,  die  ich  vielleicht  damals  mit  dieser  Callidina  verwechselte  (s.  1831.  Taf.  III.  Fig.  16.), 
denn  ich  habe  es  seitdem  nie  wieder  so  deutlich  gesehen.  Mit  blauer  Farbe  erfüllt,  sahen  diese  beiden  Formen  oft  polygastrischen  In- 
fusorien ganz  ähnlich,  weil  sich  eine  grosse  Anzahl  seitlicher  Taschen,  die  aber  hier  Blinddärme  sind,  anfüllen  und  dann  viele  blaue 
Kugeln  zeigen.  Das  Anfüllen  des  Darmes,  vor  dem  der  Blinddärme  und  ohne  deren  Theilnahme,  habe  ich  oft  gesehen,  bei  Polyga- 
stricis  ist  das  unerhört,  aber  eine  Spur  von  Taschen  ist  auch  bei  Hydatina. —  Ich  bemerke  noch,  dass  Ph.  roseola  in  Gläsern  ihre 
Eier  auf  Haufen  legt  und  dass  die  auskriechenden  Jungen  mit  den  Alten  lange  beisammen  bleiben  und  Familien  oder  Colonieen  bilden, 
was  man  einen  Gesellschafts-,  vielleicht  sogar  Familien -Sinn  zu  nennen  nicht  eben  behindert  ist,  wenn  auch  der  Stolz  des  Menschen 
es   belächeln  will.  —  Grösse  Ve  —  xk  Linie,  der  Eier  ^48 —  Vao  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Tafel  LXL   Fig.  V. 

Fig.  1.  Riickenansicht  im  Schwimmen  oder  Wirbeln;  w  hintere  Darmmündung.  Fig.  2.  linke  Seitenansicht  desselben.  Fig.  3.  Bauchfläche  im  Krie- 
chen. Fig.  4.  ein  Junges.  SämmÜiche  Figuren  sammt  dem  Ei  (Fig.  7.)  und  den  Kiefern  (Fig.  8.)  300mal  vergrössert.  Fig.  5.  eine  Colonie  oder 
Familie  bei  8maliger  Vergrösserung  mit  der  Lupe.  Fig.  6.  Theil  eines  Cylinderglases ,  an  dessen  Wand  mehrere  Colonieen  sitzen,  in  natürlicher 
Grösse. 

139.  Philodina  collaris,  MacKenrädchen  mit  dem  ffialsbande.    Tafel  LXL  Fig.  VI. 

Ph.  hyalina  aut  alba,  laevis,  ocellis  rotundis,  collari  prominulo. 

Philodine  a  co liier,  hyaline  ou  blanche,  lisse,  ayant  les  yeutc  ronds,  le  collier  eleve. 

Philodina  collaris,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1831.   p.  148. 

Aufenthalt:     Bei  Berlin. 

Ob  die  früheren  Beobachter,  welche  dem  Räderthiere  2  Sporen  im  Nacken  zeichneten,  diese  Form  sahen,  ist  nicht  auszumit- 
teln,  auch  beim  Rot.  vulgaris  ist  eine  Spur  des  Halsbandes.  Das  Halsband  bildet  eine  Wulst,  deren  seitliche  Vorragung  wie  2  Za- 
pfen erscheint.  Diese  Art  ist  mir  seit  1831  nicht  wieder  vorgekommen  und  damals  sah  ich  wohl  die  Kiefer,  aber  nicht  die  Zähne 
deutlich.  Besonders  merkwürdig  ist  es  durch  den  breiten  Darmcanal  und  die  dessen  Wänden  anhängenden  Blinddärmchen,  wodurch  es 
bei  Indigo -Nahrung  einem  polygastrischen  Infusorium  ähnlich  wird.  Dasselbe  ist  auch  bei  der,  der  Philod.  roseola  ganz  ähnlichen, 
Callidina  rediviva.     Die  Nackenaugen  sind  sehr  klein,  rund  und  rothfarbig.     Die  Räderorgane  sind  klein. —  Grosse  Vis  —  Vi o  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  LXL   Fig.  VI. 

Fig.  1.  Bauchfläche  eines  wirbelnden  Thierchens ;  w  Afterstelle.  Am  Darme  sind  einige  kugelartige  Blasen  mit  blauer  Farbe  gefüllt,  deren  es  oft  30—60 
giebt.     Fig.  2.     rechte  Seitenansicht  mit  der  Respirationsröhre.    Linearvergrösserung  300mal. 

140.  Philodina  macrostyla,  langhorniges  UTacfcenrädcIieii.     Tafel  LXL  Fig.  Vir. 

Ph.  alba,  laevis,  ocellis  oblongis,  pedis  corniculis  basalibus  praelongis. 

Philodine  macrostyle,  blanche,  lisse,  les  yeusc  oblo?igs,  les  cornets  ä  la  base  du  pied  fort  longs. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  Art  wird  hier  zuerst  verzeichnet.  Ich  entdeckte  sie  im  Februar  1835  zwischen  Oscillatorien  im  Thiergarten  und  fand 
sie  ebenda  wieder  am  10.,  12.  und  21.  März  und  am  29.  Juni.  Nach  einer  Zeichnung  von  1826  könnte  ich  sie  damals  schon  gese- 
hen und  mit  Ph.  erythrophlhalma  verwechselt  haben.  Sie  ist,  ausser  den  langen  Fusshörncheu ,  auch  durch  eine  vorn  verdickte  und 
bewimperte  Respirationsröhre,  besonders  aber  durch  3  Zähne  in  jedem  Kiefer  ausgezeichnet.  Nur  Ph.  aculeata  hat  ebenfalls  reihen- 
zahnige  Kiefer.  —  Grösse  bis  Ve  Linie,  Ei  V36  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  LXL    Fig.  VII. 

Fig.  1.  linke  Seitenansicht  im  Wirbeln.  Fig.  2.  Rückenansicht  mit  eingezogenem  Räderwerke;  w  Darmmündung.  Fig.  3.  Schlundkopf  mit  den  Kie- 
fern und  vorderm  Darmtheile,  durch  Druck  ausgebreitet.     Vergrösserung  300m al  im  Durchmesser. 


— 501   — 

14t.     Philodina  citrina,  citrongellbes  UTackenrädclien.     Tafel  LXI.  Fig.  VIII. 

Pli.  corpore  laevi,  medio  citrino,  capite  pedcque  albis,  ocellis  forma  variis,  pedis  corniculis  parumper  elongatis. 

Philodine  citrine,    a  corps  lisse,   citrin  au  milieu,   blanc  autc  deute  boiits^la  forme  des  yeu^o  varia- 
ble, les  cornets  du  pied  un  peu  allonges. 

Philodina  cilrina,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.  p.  49.    1831.  p.  148,  154.  Taf.  IV.  Fig.  24. 

Aufenthalt:     Bei  Berlin. 

Zwischen  Oscillatorien  1830  entdeckt,  fand  sich  diese  Art  wieder  am  9.  Mai  1831  in  vielen  Exemplaren.  Ich  sah  damals 
runde  Augen,  wie  bei  Ph.  erytlirophthalma,  allein  am  31.  Mai  1836  fand  ich  wieder  einige  Exemplare  mit  länglichen  Augen.  Die 
Kiefer  sah  ich  in  der  Mitte  eingebogen,  zweizahnig.  An  den  mittelsten  Fusshörnchen  schienen  Saugscheiben  am  Ende  zu  seyn.  Die 
Organisation  glich  sonst  der  der  Ph.  roseola.  —  Grösse  bis  %  Linie,  der  Eier  1I3Q  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  LXI.    Fig.  YIII. 

Fig.  1.  Rückenansicht  eines  wirbelnden  Thierchens;  m  hintere  Darmöffnung.  Fig.  2.  ganz  ausgestreckter  Fuss  von  unten.  Die  scheinbar  mittleren 
Spitzen  sind  die  hintersten,  oder  die  eigentlichen  Fussfinger.    Fig.  3.    Schlundkopf,  gedrückt.    Linearvergrösserung  300mal. 

142.  Philodina  aculeata,  stachliges  Itfacfcenrädclieii.     Tafel  LXI.  Fig.  IX. 

Ph.  alba,  corpore  cirroso,  tanquam  aculeato,  ocellis  rotundis. 

Philodine  epineuse,  a  corps  blaue,  gami  de  fausses  epines  molles,  les  yeux  ronds. 

Philodina  aculeata,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  49.  1831.  p.  148. 

Aufenthalt:     Bei  Berlin. 

.Seit  1830  habe  ich  diese  sehr  ausgezeichnete  Art  wieder  am  7.  Aug.  1835  zahlreich  mit  Micrasterien  in  Torfwasser  beob- 
achtet. Die  scheinbaren  Stacheln  sind  weich ,  können  gespreizt  und  dicht  angelegt  werden.  Die  Respirationsröhre  ist  vorn  kugelartig 
verdickt.  Die  Kiefer  haben  je  3  Zähne.  Die  reihenzahnigen  Kiefer  linden  sich  auch  bei  Ph.  macrostyla,  alle  übrige  Arten  haben 
zweizahnige.  Im  Uebrigen  ist  die  Organisation  wie  bei  Ph.  roseola  erkannt.  —  Grösse  bis  Ve  Linie,  der  Eier  lj^  Linie.  Diese  Art 
und  Ph.  erytlirophthalma  sind  periodisch  lebendig  gebärend. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LXI.   Fig.  IX. 

Fig.  1.  Bauchfläche  von  der  linken  Seite  mit  eingezogenem  Räderwerk  und  einem  reifen  Fötus;  w .Darmmündung.  Fig.  2.  eingezogen.  Fig.  3.  Kie- 
fer und  Zähne.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

143.  Philodina  megalotrocha,  grosswimpriges  üackeiirädclieii.     Tafel  LXI.  Fig.  X. 

Ph.  alba,  corpore  laevi  breviore,  rotulis  maximis,  ocellis  ovalibus. 

Philodine  megalotroche,  blanche,  le  corps  lisse  et  court,  les  roues  Irks-grandes,  les  yeu&  ovales. 

Philodina  megalotrocha ,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  148. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  Copenhagen  beobachtet. 

Diese  Art  ist  durch  ihren  kurzen  Körper  mit  sehr  breitem  Räderwerke  und  auch  durch  ihren  Aufenthalt  zwischen  Meerlinsen 
ausgezeichnet.  Sie  heftet  ihre  Eier  einzeln  im  rechten  Winkel  auf  diese  Wurzeln,  oder  auch  an  Conferven.  Ich  habe  die  ganze  Ent- 
wickelung  vom  Keimbläschen  an  recht  wohl  beobachten  können.  Die  Kiefer  sind  2zahnig.  Die  übrige  Organisation  ist  wie  bei  Ph. 
roseola  beobachtet.  Ich  fand  sie  im  August  1828,  im  Oct.  1830,  am  7.  Juli  1835  und  viel  öfter,  meist  mit  Melicerta  gleichzeitig 
bei  Berlin.  In  Copenhagen  fand  ich  sie  im  September  1833  im  süssen  Wasser  mit  Meerlinsen.  —  Grösse  Vis  —  V9  Linie,  des  Eies 
V24—V2  o.Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  LXI.  Fig.  X. 

Fig.  1.  Rückenansicht,  wirbelnd;  co  After.  Fig.  2.  linke  Seitenansicht  im  Wirbeln,  mit  Keimbläschen  im  Ei.  Fig.  3.  ebenso  mit  eingezogenem  Rä- 
derwerk. Fig.  4.  Rückenansicht  im  Kriechen,  das  Ei  mit  Keimbläschen.  Fig.  5.  Kiefer.  Fig.  6.  leere  Eischaale.  Fig.  7.  volles  Ei  mit  reifem 
Fötus,  an  eine  Meerlinsenwurzel  angeheftet.    Linearvergrösserung  300mal. 


ACHTE     FAMILIE:      SCHILD-RÄDERTHIERCHEN. 

Itracliioiiaca.    Bracliioiies. 

CHARACTER:    Animalia  rotatoria,  zygotrocha,  loricata. 

CARACTERE:    Animaux  rotaloires^  pourvus  de  deux  organes  rotatoires  simples  en  forme  de 
deux  roues  et  enveloppes  dans  une  galne  ou  carapace. 

126 


—    SOS   

Zur  Familie  der  Schildrädertliierehen  gehören  alle  gepanzerten  Raderthicrchen,    welche  nur  2 
einfache  Wirbelorgane  in  Form  zweier  Räder  führen. 


Uelbersiclitliclie  Erläuterungen  zur  Familie  der  ScliIldrädLertliiere. 

Eine  Familie  mit  dem  Namen  Brachionides  bildete  Bory  de  St.  Vincent  1822  im  Dictionnaire  classiyue  d"  hist.  nat., 
diese  utnfasste  die  Brachionaeen,  aber  auch  die  meisten  damals  bekannten  Formen  der  Euchlanidota  sainnit  Cyclops-Lnvvcn.  Er  hatte 
darin  11  Genera  und  war  ungewiss ,  ob  sie  zu  den  Krebsen  oder  Polypen  zu  stellen  wäre.  In  der  Encyclopedie  1824.  Art. 
Microscopiques  bildete  derselbe  eine  Ordnung  der  krebsartigen  Infusorien ,  Crustodes,  die  den  Entomostracis  parallel  wären,  und 
in  dieser  gab  er  der  Familie  der  Brachionides  9  Genera  mit  Ausschluss  von  Anuraea,  aber  mit  Einschluss  vieler  Euchlanidoten. 
In  noch  andern  2  Familien  derselben  Ordnung  hatte  er  auch  polygastrische  Infusorien,  Euplota.  Die  jetzige,  anders  und  schärfer  um- 
grenzte, Familie  der  Brachionaea  ist  seit  1830  ganz  in  gleicher  .Weise,  wie  hier,  mit  6  Arten  in  4  Gattungen  gegründet  worden. 
Die  Artenzahl  ist  seitdem  auf  27  gestiegen,  die  der  Gattungen  unverändert  geblieben.  Jetzt  enthält  die  Gattung  Anuraea  14,  Bra- 
chionus 9,  Pterodina  3  Arten  und  Noteus  1  Art.  Die  ersten  Formen  entdeckte  und  zeichnete  Joblot  1718,  es  waren  Brachioni. 
Die  ersten  Formen  der  Gattungen  Anuraea  und  Pterodina  entdeckte  Eichhorn  1775,  und  die  Gattung  Noteus  ist  von  mir  1830 
zuerst  verzeichnet.  Hill,  welcher  1751  die  ersten  systematischen  Namen  gab,  nannte  einige  Formen  der  Familie  in  seiner  Ordnung 
der  Cercarien  Brachiurus,  andere  aber  Brachionus  neben  Floscularien  und  Philodinaeen.  Linne,  der  besonders 
Schäffer's  Beobachtungen  auszeichnete,  nahm  nur  dessen  Brachionus  unter  dem  Namen  Tubipora  Urceus  1761  in  der  Fauna 
suecica  auf.  Pallas  verzeichnete  2  Arten  1766  in  der  Classe  der  Zoophyten  unter  der  Gattung  Brachionus ,  und  Linne 
folgte  ihm  1767  in  der  Xllten  Ausgabe  des  Systeme*  Naturae,  nannte  aber  die  einzige  aufzunehmende  Art  Forticella  urceolaris. 
Müller  nannte  1773  alle  ihm  bekannten  Formen  dieser  Familie  Brachionus,  gesellte  zu  ihnen  sämmtliche  Euchlanidota  itnd  stellte 
sie  zu  den  Infusorien.  So  verzeichnet  sie  auch  sein  Opus  posthumum  1786.  Seitdem  sind  einige  Formen  (Anuraeen)  von  Schrank 
zur  Gattung  Vaginaria  gezogen  worden,  und  später  ist  nur  von  Bory  de  St.  Vincent  und  von  mir  die  Systematik,  wie  oben  an- 
oezeiot,  abgeändert  worden,  allein  Blainville.  v.  Baer,  Nitzsch  und  Reichenbach  hielten  sie  für  nächste  Verwandte  der  Krebse. 
Seit  1830  beruhen  die  Namen  und  Gruppen  auf  den  Characteren  der  innern  Organisation  und  sind  von  denen  der  Crustaceen  schart 
geschieden.  (S.  p.384.) —  Der  Panzer  ist  bei  allen  4  Gattungen  einer  Schildkrötenschaale  gleich  {Testida),  nicht  ein  Schildchen  (Scntcllum), 
wie  bei  Krebsen  (vergl.  Anuraea  striata).  Das  Bewegungssystem  hat  theils  äussere  besondere  Organe,  theils  innere  Muskeln.  Das 
Räderwerk  ist  oft  scheinbar  aus  5  Theilen  zusammengesetzt,  3  mittleren  und  2  seitlichen.  Nur  die  beiden  grösseren  Seitentheile  sind 
Räderorgane,  die  mittleren  sind  nur  bewimperte  Stirntheile,  welche  beim  Wirbeln  des  Räderwerkes  steif  ausgestreckt  ruhen  und  Fühl- 
organe bilden.  Mit  diesen  Räderorganen  sind  die  Ohren  der  Hy  datin aeen  vergleichbar,  nicht  identisch.  Einige,  vielleicht  alle,  Bra- 
chioni haben  2  Borsten  im  Räderorgane,  wie  Synchaeta.  Die  2  Gattungen  Noteus  und  Brachionus  haben  einen  Gabelfuss,  Anu- 
raea ist  fusslos  und  Pterodina  hat  eine  Saugscheibe  am  Fussende  ohne  Finger.  —  Die  Ernährungsorgane  sind  denen  der  Hydati- 
naeen  und  Euchlanidoten  sehr  ähnlich.  Alle  Gattungen  haben  deutlich  gezahnte  Kiefer  in  einem  4muskeligen  Schlundkopfe.  Diese 
sind  bei  3  Gattungen  vielzahnig  (Polygomphia) ,  bei  Pterodina  allein  theils  zweizahnig,  theils  reihenzahnig  (Zygogomphia,  Locho- 
gomphia).  Der  Speisecanal  ist  bei  Noteus  und  Pterodina  eingeschnürt  mit  Magen  (Gasterodela) ,  bei  den  übrigen  theils  einlach 
(Coelogastrica) ,  theils  mit  Magen.  Bei  allen  Gattungen  sind  Darmdrüsen  beobachtet.  —  Vom  Fortpflanzungssystem  sind  bei  allen 
Gattungen  ein  Eierstock  mit  grossen  und  wenigen  Eiern,  die  nie  im  Mutterleibe  auskriechen,  und  männliche  Sexualdrüsen  sammt  con- 
tractilen  Blasen  beobachtet.  Viele  Arten  von  Anuraea  und  Brachionus,  auch  Noteus,  tragen  ihre  Eier  nach  dem  Legen  an  Fäden 
angeheftet  mit  sich  herum.  —  Vom  Gefässsystem,  welches  des  Panzers  halber  schwer  zu  erkennen  ist,  sind  zitternde  kieinenartige ,  an 
die  innern  Sexualdrüsen  geheftete,  Organe  bei  3  Gattungen,  nur  bei  Pterodina  nicht,  beobachtet.  Respirationsrohren  sind  bei  einigen 
Arten  von  Anuraea  und  Brachionus  und  auch  bei  Noteus  erkannt.  —  Das  Nervensystem  ist  bei  3  Gattungen  durch  rothfarbige  Au- 
genpunkte bezeichnet,  nur  Noteus  hat  keine  Spur  von  Augen,  aber  doch  anscheinend  einen  grossen  Hirnknoten.  Andere  Nerventheile 
sind  nicht  mit  Sicherheit  ermittelt.  —  Einige  Brachioni  vermehren  sich  zu  zahllosen  Mengen,  so  dass  sie  das  Wasser  milchig  trüben. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Familie  ist  über  ganz  Europa  bis  zum  Altai  des  sibirischen  Asiens  beobachtet. 

üebersicht   der  4   Gattungen   der   Schildrädertliierehen: 

Augenlose  mit  Gabelfuss Noteus 

j    .      N  ,       ,,       j  ohne  Fuss Anuraea 

Augenf ührende  .  )ml      ^   a°  en"'     U^e  J  mit  Gabelfuss     .  .  .  Brachionus 

(mit  2  Stirnaugen  und  Griffelfuss Pterodina 


ZWEIUNDFÜNFZIGSTE     GATTUNG:     EITRÄGER. 

JÜToteus.    UTotöe. 

CHARACTER:    Animal  e  Brachionaeorum  familia,  ocellis  destitutum,  pede  furcato.     (=  Brachionus  ocello 
carens.) 

CARACTERE:  Animal  de  la  famille  des  Brachionus,  depourvu  dyeux,  le  pied  fourchü.   (= Bra- 
chion sans  yeux^) 


503  — - 

Die  Gattung  Eiträger  aus  der  Familie  der  Schildräderthierchen  zeichnet  sich  durch  Mangel  an  Äu- 
gen und  durch  einen  Gabelfuss  aus. 

Seit  1830  gegründet,  gehört  diese  Gattung  zu  denen,  welche,  anstatt  an  Formenzahl  zu  wachsen, 
abgenommen  haben.  Der  Grund  davon  liegt  in  der  nicht  immer  gleichen  Leichtigkeit  der  Erkenntniss  des 
Auges  bei  den  wirklich  Augen  führenden.  Sie  wurde  mit  1  Art,  N.  Bakeri,  zuerst  aufgestellt,  erhielt  aber 
1831  2  Arten.  Die  erste  Art  ist  hier  zurückgenommen,  weil  das  Auge  doch  wohl  nur  übersehen  wurde, 
da  sie  seitdem  nie  wieder  vorgekommen,  und  eine  ganz  ähnliche  Form  mit  einem  Auge,  Brachionus  Ba- 
kert\  häufig  ist;  die  zweite,  jetzt  einzige,  Art  ist  zu  verschiedenen  Zeiten  und  selbst  ganz  neuerlich  als 
augenlos  wieder  erkannt.  Es  scheint  nicht,  dass  frühere  Beobachter  diese  sehr  ausgezeichnete  und  grosse 
Form  gekannt  haben,  und  es  wäre  offenbar  critiklos,  wenn  man  all  die  alten  unvollkommenen  augenlosen 
Zeichnungen  der  Brach ionen  für  Noteen  erklären  wollte.  —  Das  zweiräderige  Wirbelorgan  schliesst  eine 
dreilappige  bewimperte  Stirn  ein,  ist  ohne  längere  Fühlborsten  und  zeigt  samint  dem  Gabelfusse  deutliche 
Muskeln.  Der  Panzer  hat  vorn  und  hinten  Stacheln.  Ein  Schlundkopf  mit  vielzahnigen  Kiefern  {Polygom- 
p/iia),  ein  eingeschnürter  Darm  mit  Magen  (Gasterodeld) ,  2  grosse  Darmdrüsen,  ein  Eierstock,  2  Sexual- 
drüsen und  eine  contractile  Blase  sind,  sammt  einer  Spur  von  zitternden  Kiemen,  einer  kurzen  und  dicken 
Respirationsröhre,  und  auch  einem  grossen,  zwischen  den  Wirbelmuskeln  gelegenen,  Hirnknoten,  ermittelt 
Worden. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  nur  aus  Preussen  bekannt. 
144.     Noteus  quadricornis ,  vierhörniger  Hiträger.    Tafel  LXII.  Fig.  I. 

N.  testula  suborbiculari,  dcprcssa,  scabra,  arcolata,  fronte  quadricorni  et  aculcis  duobus  in  fine  dorsi  insignis. 

JSotee  a  quatre  cornes,  la  carapace  presque  orbiculaire,  deprhnee,  sccibreuse  et  parquetee,  le  front 
garni  de  quatre  cornes,  den  sc  epines  a  F  esefremite  du  dos. 

Notmis  qiutdricornis ,  Abhandl.  der  Akademie  A.  Wissensch.  zu  Berlin,   1831.  p.  143.  Taf.  IV.   Fig.  5.   Schlnndkopf. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  entdeckte  dieses  grosse  sehr  durchsichtige  weissliche  Thierchen  im  August  1826  zwischen  faulen  Schilfblättern  bei  Berlin, 
sah  es  wieder  im  Juni  1832  an  verschiedenen  Tagen,  zahlreich  am  23.  Juni.  In  den  folgenden  2  Jahren  suchte  ich  es  umsonst,  fand 
es  aber  wieder  am  22.  und  24.  Juli  1835  zwischen  Conferven  des  Thiergartens.  Am  3.  Juni  1836  fand  ich  es  mit  Digletta  lacit- 
stris  in  Pankow  bei  Berlin,  und  am  20.  Februar  1838  sah  ich  viele  Exemplare  an  flockigen  Wasserpflanzen  unter  dem  Eise.  Vom 
Auge  hat  es  keine  Spur,  sonst  aber  ganz  die  Gestalt  eines  Brachionus.  Der  rauhe,  auf  dem  Rücken  mit  Fünfenken  facettirte,  Pan- 
zer ist  auf  der  Bauchseite  flach,  aber  etwas  convex.  Vorn  ist  die  Stirn  halbmondförmig  ausgeschweift  und  hat  auf  der  Rückenseite 
2  gekrümmte  Hörnchen,  die  mit  den  2  Ecken  4  Spitzen  bilden.  Der  Kinnrand  ist  glatt.  Hinten  sind  2  ziemlich  lange  Spitzen  am 
Panzer  über  der  Fussbasis.  Die  Oeffnung  für  den  Fuss  ist  ebenfalls  halbmondförmig.  Die  Scheingelenke  des  Fasses  sind  etwas  ge- 
schwollen, die  Finger  spitz.  Die  Kiefer  des  Schlundkopfs  sind  je  5zahnig,  wie  bei  Hydatina.  Die  Darmdrüsen  sind  birnförmig,  ge- 
stielt, zuweilen  mit  innern  Blasen.  Nur  einmal  sah  ich  ein  Zitterorgan  an  der  rechten  Sexualdrüse,  woraus  sich  auf  mehrere  schlies- 
sen  lässt.  Der  dicht  vor  dem  Schlundkopfe  gelegene  mittlere  der  5  innern  weichen  Knoten,  wovon  je  2  seitliche  die  Muskeln  des  Rä- 
derwerkes sind,  schien  eine  Nervenmark- Masse  zu  seyn.  Die  contractile  männliche  Sexualblase  erfüllte  den  Raum  der  Panzeröffnung 
für  den  Fuss,  oder  lag  auch  neben  dieser.  —  Grösse  Vio  —  Va  Linie,  Ei  Vm  Linie  beobachtet. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  LXII.  Fig.  I. 

Fig.  1.     Rückenansicht  im  Wirbeln.     Rechts  in  der  Mitte  am  Rande  eine  Kieme.     Fig.  2.     rechte  Seitenansicht;    <o  hintere  Darmniündung.     Fig.  3. 
Bauchfläche.    Fig.  4.    Kiefer  und  Schlundgerüst  beim  Druck.    Linearvergrösserung  300mal. 


DREIUNDFUNFZIGSTE     GATTUNG:     STÜTZRÄDCHEN. 

Anuraea.    Anuree. 

CHARACTER:    Animal  e  Brachionaeorum  familia,   ocello  unico  occipitali,   pede  nullo.     (  =  Brachionus 
pede  carens.) 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Brachiones,   ayanl  un  seul  oeil  ä  la  nuque,  point  de 
pied.    (  —  Brachion  sans  pied.) 

Die  Gattung  der  Stutzrädchen  ist  in  der  Familie  der  Scbildräderthierchen  durch  Besitz  eines  ein- 
zelnen Nackenauges  und  durch  Mangel  an  Fuss  kenntlich. 

Unter  den  2  Namen  Anourella  und  Keratella  sonderte  zuerst  Bory  de  St.  Vincent  1822  wahr- 
scheinlich einige  Formen  dieser  Gattung  im  Diction.  class.  dhist.  nat.  von  den  Brach  ionen  ab,  wohin 
sie,  nach  Müller,  Lamärck  gestellt  liatte.     Keiner  von  ihnen  hat  den  Character  der  Augen  erkannt.     Da 


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der  erstere  Name  nicht  spraehrichtig  gebildet,    sondern  von  griechischem  Stamme,   lateinischer  Endung  und 
franzosischer  Schreibart  ist,  so  wurde  seit  1830,  um  den  Anklang  beizubehalten,  der  Name  Änuraea  vor- 
gezogen.    Die  erste  Kenntniss  von  Formen  dieser  Gattung  hatte  Eichhorn  1775  mit  3  Arten  (A.  Testudo?, 
foliacea?  und  stipitata?).     Miller  beschrieb  und  zeichnete  bis   1786   5  Arten  in  seiner   Gattung   Bra- 
chionus^     Eine  neue  Art  beschrieb  1793  Abildgaard  als  Kerona  octoceras.     Schrank  sonderte  1803  die 
Thierchen  mit  Schaalen  ohne  Räderorgane,    die  nur  wirbeln  ohne  Radbildung,    in   eine  Gattung   Vaginaria 
ab,  und  verzeichnete  darin  auch  2  Arten  von  Stutzrädchen,   worunter  eine  von  Müller  und  die  3te  Eice- 
HORNsche  Art,  als   V.  cuneus,  war.     Spätere  Beobachter  haben  nichts  hinzugefügt.     Bory  änderte  die  Gat- 
tungsnamen, verzeichnete  aber  nur  Müllers  5  Formen,  denen  er  ohne  Recht  auch  neue  Specialnamen  gab. 
Ich   deutete    1830  in  den  Abhandl.   der  Berl.  Akad.  d.  Wiss.   aus   eigener  Beobachtung   nur   erst   1  Art  an 
{Brachtonus  Pala),  1831  aber  beschrieb  ich  schon  7  Arten,  darunter  4  neue.     Andere  4  neue  Arten  gab 
ich  1833  (1832),    nahm   aber  eine  der  fraglichen  als  Microtheca  zurück.     Hier  ist  die  Zahl  der  mir  be- 
kannten Arten  auf  14  erhöht.  —   Die  Organisation  ist  reichlich  ermittelt.     Der  Panzer  ist  bei  7  Arten  auf 
dem  Rücken  facettirt,   bei  4  Arten  längsstreifig,    bei  3  Arten  glatt,  bei  13  vorn,  bei  7  auch  hinten  stach- 
lig.    Eine  Art,  A.  biremis,  hat  bewegliche  Stacheln  an  den  Seiten.     Eine  Art  ist  nur  als  leere  Schaale  ge- 
funden,  bei  allen  übrigen  sind  die  Räderorgane  mit  ihren  Wimpern,    oft   mit  ihren  Muskeln,   innere  Längs- 
muskeln sind  aber  noch   bei   keiner  Art   gesehen.     Das  Ernährungssystem   als   Schlundkopf  und  Darm  ist 
bei  allen  Arten  beobachtet.     Kiefer  und  Zähne  sind  bei  9  Arten  erkannt,    bei  1  Art  je  2,   bei  4  Arten  je 
3,  bei  2  Arten  je  4,  bei  2  Arten  je  5.    Ein  eingeschnürter  Speisecanai  (Gasterodela)  ist  bei  4  Arten,  ein 
einfach  conischer  {Coelogastrica)  bei  9  Arten  beobachtet.     Zwei  Darmdrüsen  am  Anfange  des  Darmes  sind 
bei  allen  13  Arten  gefunden.  —  Von  Sexualtheilen  ist  der  Eierstock  bei  12  Arten  gesehen.     Männliche  Se- 
xualdrüsen und  eine  contractile  Blase  sind  nur  bei  einer  der  nicht  rauhen  und  grösseren  Arten  anschaulich 
geworden.     Bei  derselben  allein  sind  auch  4,  an  die  Sexualdrüsen  vertheilte,  Zitterorgane  gesehen.     Respi- 
rationsröhren im  Nacken  sind  nur  bei  3  Arten  beobachtet.  —    Vom  Nervensystem  ist  das  Auge  allen  Arten 
characteristisch,  und  augenlose  ähnliche  Formen,  die  also  in  besonderer  Gattung  zu  verzeichnen  wären,  sind 
noch  nicht  beobachtet     Bei  A.  Squamula,   curvicornis,  biremis,  striata  und  foliacea  ist  auch  das  Ner- 
venmark unter  dem  Auge  erkannt  —  Von  8  Arten  ist  das  Hängenbleiben  der  gelegten  Eier  am  Körper 
beobachtet.     Bei  2  Arten  sind  glatte  und  geäderte  oder  haarige  Eier  (Sommer-  und  Winter-Eier)  vorgekom- 
men. —  Alle  schwimmen  ziemlich  gut,  doch  nicht  sehr  schnell. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  von  Preussen,  Dänemark  und  Baiern  bekannt,  im  Süsswasser  und 
auch  im  Ostseewasser  beobachtet. 

A.     Hinten   stachellose  und   stiellose   Arten: 

145.  Anuraea?  quadridentattt»  viertaörniges  Stutzrädclieii,  Vierhorn.  TafelLXII.Fig.il. 

Ä.  testula  oblonga,  frontis  dentibus  quatuor,  postico  fine  mutico,  dorso  tessellato. 

Anuree?  a  i/natre  cornes,    oblongue,    ayant  (/uatre  cornes  au  front,    le   bout  posterieur   obtus  et  le 
dos  parc/uetc. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  fand  mehrere  leere  Schaalen  dieser  Form  im  April  1835  in  torfigem  Wasser.  Eine  Rauhigkeit  der  Oberfläche  war  nicht 
wahrnehmbar.  Sie  mögen  wohl  einer  Anuraea  angehören,  vielleicht  Müller's  Bracliionus  Pala  {Anourella  Cithara  Bory),  der 
aber  glatt  gezeichnet  ist.  Da  es  viele  Formen  in  dieser  Gattung  giebt,  so  habe  ich  Müller' s  dänischem  Thierchen,  das  eine  eigene 
Art  seyn  könnte,  den   Namen  nicht  ohne  Sicherheit  des  Rechtes  entwenden  zu  dürfen  geglaubt.  —  Grösse  Vis  Linie  ohne  die  Hörnchen. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  LXII.    Fig.  IL 
Fig.  1.    linke  Seitenansicht.     Fig.  2.    Rückenfläche  bei  300maliger  Vergrösserung.      » 

146.  Anuraea  Squamula,  Fiscfaschuppen-artiges  Stutzrädclien,  Fiscliscliiippclien. 

Tafel  LXII.   Fig.  III. 

A.  testula  obtuse  quadrata,  frontis  dentibus  senis,  postico  fine  mutico,  tota  glabra. 

Anuree  Ecaille,   obtusement  r/uarree,   sisc  cornes  au  front,   le   bout  posterieur  desarme,    entierement 
lisse. 

Brachionus  Squamula,  Müller,  Animalc.  infus,  p.  334.   Tab.  XLYVII.  Fig.  4 —  7.  besonders  Fig.  7.  1786. 

Vaginaria  Squamula,  Schrank,  Fauna  boica,   III.   2.   p.  142.   1803. 

Bracliionus  Squamula,  Lamarck,  Histoire  nat.  des  an  im.  s.  vert.  II.  p.  34.    1816. 

Anourella  Luth,  Bory  de  St.  Vincent,  Encycloped.  in  etil.   Vers.   1824. 

Anuraea  Squamula,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.   p.  144. 

Aufenthalt:    Bei  Copenhagen,  Ingolstadt  und  Berlin. 

Müllers  Thierchen  fand  sich  mit  Lem?ia  minor  bei  Copenhagen,  und  obwohl  Müller  dasselbe  mehr  scheibenartig  ge- 
zeichnet und  beschrieben  hat,  so  passt  doch  die  Fig.  7.  seiner  Zeichnung  viel  zu  gut,  als?  dass  es  für  verschieden  zu  halten  wäre,  auch 


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werden  alle  Arten  beim  Sterben  breiter  und  rundlich.  Vom  Rücken  gesehen,  zeigt  es  meist  nur  4  Stirnhörnchen.  Schrank  fand 
Müxler's  Form,  wie  er  sagt,  im  Juli  nicht  selten  bei  Ingolstadt.  Ich  fand  es  1831  zahlreich  in  torfigem  Wasser  bei  Berlin  und  wie- 
der zahlreich  am  20.  Juni  1832.  Es  trug  oft  ein  grosses  Ei  äusserlich  auf  der  Bauchseite  hinten,  zuweilen  auch  ganz  hinter  der 
Schaale  angeheftet  Ein  sehr  grosses  lebhaft  rotlies  rundes  Auge,  ein  deutlicher  Schlundkopf  mit  4  Muskeln,  2  Darmdrüsen,  ein  ein- 
fach conischer  Darm  und  ein  Eierstock  sind,  ausser  dem  Räderwerk,  die  innern  erkannten  Organe.  Zwischen  den  beiden  Rädern  war 
ein  einfacher  langer  bewimperter  Stirntheil,  gleich  einer  Respirationsröhre.  Die  Zähne  wurden  nicht  sorgfältig  gesucht.  —  Grösse 
V20 — Vis  Linie,  des  Eies  Y36  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Tafel  LXII.    Fig.  III. 

Fig.  1.    Rückenansicht  beim  Wirbeln.     Fig.  2.    rechte  Seitenansicht;  (0  hintere  Oeffnung,  woran  ein  Ei  sitzt.     Fig.  3.    Bauchfläche  mit  eingezogenem 
Räderwerk.    Linearvergrösserung  300mal. 

14*.     Anuraea  falculata,  Sichel -Stwtzrädchen.     Tafel  LXII.  Fig.  IV. 

A.  testula  oblonga,  frontis  dentibus  senis,  mediis  falcatis,  superficie  aequali  aspera,  postico  fine  mutico. 

Anuree  Faucille,   oblongue,    a  si&  cornes  au  front L,  les  deucc  du  milieu  courbees,  la  surface  du  test 
egale  et  apre,  le  bout  posterieur  obtus. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  Form  ist  der  A.  serrulata  sehr  ähnlich,  von  der  es  auch  Abänderungen  ohne  hintere  Stacheln  giebt,  hat  aber  keine 
facettirte  Schaale.  Ich  habe  sie  nur  am  28.  Juni  1835  in  2  Exemplaren  gleichzeitig  gesehen  und  ihre  innere  Organisation  nicht  scharf 
genug  beobachten  können.  Ich  sah  das  Auge,  den  einfach  conischen  Darm  und  2  grosse  Darmdrüsen  zu  beiden  Seiten  des  Schlund- 
kopfs durch  die  Schaale  schimmern.     Eins  hatte  ein  Ei  an  sich  hängen.  —  Grösse  Vi 2  Linie,  des  Eies  V36  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LXII.    Fig.  IV. 
Es  ist  ein  Exemplar  von  der  Rückenseite  mit  eingezogenem  Räderwerke  und  einem  Ei ,  300mal  vergrössert. 

\4&.  Anuraea  curvicornis,  RrummIiöriiiges!StiitzrädcIien,KrunftmIiorii.  Tafel  LXII.  Fig.  V. 

f  A.  testula  subquadrata,  frontis  cornibus  sex,  mediis  deorsum  et  extrorsum  curvis  majoribus,  dorso  tessellato. 

Anuree  courbee,  presque  quarr  ee^  sia>  cornes  au  front^  les  deute  du  milieu  plus  grandes  et  courbees 
en  dessous  et  en  dehors,.le  dos  parquete. 

Anuraea  curvicornis,  Abhandh   der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  (1832.)  p.  197. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Zuerst  fand  es  sich  am  21.  Juni  1832  im  Plötzensee  bei  Berlin,  dann  wieder  am  25.  März  1835  in  einer  Torilache  bei  den 
Pulvermühlen.  Ich  habe  5  Exemplare  beobachtet.  Die  Oberfläche  des  Panzers  sah  ich  zuletzt  sehr  fein  punetirt.  Die  Stirn  Jiat  nur 
einen  bewimperten  Mitteltheil.  Das  grosse  rothe  und  runde  Auge  sitzt  auf  einem  starken  Markknoten.  Der  Schlundkopf  hat  2  drei- 
zahnige  Kiefer.  Der  Speisecanal  ist  einfach  conisch  und  hat  vorn  2  kuglige  Darmdrüsen.  Der  Eierstock  bildet  einzelne  grosse  Eier, 
die,  wenn  sie  gelegt  sind,  am  hintern  Körper  an  einem  Faden  hängen  bleiben.  Ich  sah  in  einem  Ei  einen  wirbelnden  Fötus  mit  sei- 
nem Auge  und  vollendetem  Schlundkopfe.  Die  mittelsten  Stirnhörnchen  sind  nach  aussen  und  unten  gebogen.  Der  Kinnrand  des  Pan- 
zers ist  glatt  und  hat  2  abgerundete  starke  Zähne,  -7-  Grösse  Vis  Linie,  des  Eies  V36  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LXII.   Fig.  V. 

Fig.  1.    Rückenansicht  im  Schwimmen.    Fig.  2.    rechte  Seitenansicht  eines  ertragenden  Thierchens;  w  die  After-  und  Eier -Mündung.    Fig.  3.    Bauch- 
fläche der  leeren  Schaale.    Fig.  4.    Kiefer  und  Zähne.    Linearvergrösserung  300mal. 

149.     Anuraea  hiremis,  zweiruderiges  Stutzrädclieii.     Tafel  LXII.  Fig.  VI. 

A.  testula  lineari,    elongata,   frontis   dentibus  quaternis,    dorso   glaberrimo,    aculeis  duobus  mobilibus,   remiformibus   in 
quovis  latere. 

Anuree  Rameur,  lineaire-allongee,  a  quatre  cornes  au  front,   le  dos  tres-lisse,  deua)  aiguillons  mo- 
biles autc  cötes  en  forme  de  rames. 

Anwaea  hiremis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  144.  1834.  p.  538. 

Aufenthalt:    Im  Seewasser  der  Ostsee  bei  Kiel. 

Ich  entdeckte  das  Thierchen  im  October  1831  in  leuchtendem  Ostseewasser,  welches  Dr.  Michaelis  mir  zu  senden  die  Güte 
hatte,  in  Berlin,  und  habe  es  seitdem  nicht  wieder  beobachtet.  Ich  versuchte  umsonst,  es  leuchten  zu  sehen,  obwohl  es  eben  so  gelbe 
Speise  im  Darme  hatte,  als  die  Leuchtthierchen,  so  dass  die  Nahrung  schwerlich  einen  Theil  am  Leuchten  hatte.  Uebrigens  sah  ich 
das  Wirbelorgan  nur  eingezogen,  zuckend.  Der  Schlundkopf  hatte  2  dreizahnige  Kiefer,  der  Darm  war  einfach  conisch  und  hatte  vorn 
2  rundliche  Darmdrüsen.  Die  Sexualorgane  blieben  undeutlich.  Das  Auge  war  lebhaft  roth  und  rund.  Die  beiden  seitlichen  bewegli- 
chen Stacheln,  welche  Müller  auch  bei  A.  striata  angiebt,  erinnern  an  Notommata  Copeus,  sind  aber  wohl  den  übrigen  Stacheln 
am  hintern  Ende  der  Formen  aus  den  Gattungen  Anuraea  und  Bracliionus  ähnlicher,  deren  auch  manche  weich  und  biegsam  sind 
{Brach,  amphiceros).     Beim  Verdunsten  des  Wassers  wird  die  Panzerform  viel  breiter. Grösse  V12  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  LXII.  Fig.  TL 

Fig.  1.    Bauchfläche  mit  anliegenden  seitlichen  Stacheln.     Fig.  2.     Rückenfläche  mit  gespreizten  Stacheln.     Fig.  3.     rechte  Seitenansicht;    co  Darmmün- 
dung.   Linearvergrösserung  300mal. 

12* 


___    5O6    

150.    Anuraea  striata,  gestreiftes  Stiitzrädchen.     Tafel  Lxn.  Fig.  vn. 

A.  testula  lineari,  elongata,  frontis  dentibus  senis,  dorsi  striis  longitudinalibus  duodecim,  fine  obtuso. 

Anuree  rayee,  lineaire-allongee,  a  sicc  cornes  au  front,  le  dos  garni  de  12  raies  longitudinales  et  ob- 
tus  au  bout. 

Brachioms  striatm,  Müller,  Animalc.  Infus,  p.  332.  Tab.  XLVII.  Fig.  i  — 3.  1786. 
Brachioms  striatus,  Lamarck,  Hist.  nat.  des  anim.  sans  vert.  II.  p.  34.  1816. 
Anourella  Lyra,  Bort  de  St.  Vincent,   Encycloped.  meth.  Vers.  1824. 
Anuraea  striata,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1831.   p.  144. 

Aufenthalt:    Bei  Copcnhagen,  Kiel  und  Wismar  in  der  Ostsee,  und  bei  Berlin  im  Siisswasser  beobachtet. 

Müller   fand   sein  Thierclien   erst  todt,   seit    1779,    1781    aber   aucli  wirbelnd  im  Meerwasser  bei  Copenhagen  mit  Ptero- 
dina  clypeata.     Er  sali  und  zählte  schon  die  12  Rückenstreifen,  sah  die  Stirnhörnchen  bald  länger,  bald  kürzer  werden,  und  erkannte 
3  Tlieile  des  Wirbelorgans,   welches    er   auch   in  radförmiger  Bewegung  sah.     Was  er  2  Spitzen   (mucrones)   nennt,    ist  mir  unklar, 
es  waren  vielleicht  2  innere  Längsmuskeln ;   er  sah  auch  den  Schlundkopf  und  das  Auswerfen   der  verdauten  Nahrung.     Ueberdiess   sah 
er  2  seitliche  Stacheln  (cuspides),  welche  ich  bei  dieser  Art  nie  sah  und  die  ich  characteristisch  für  A.  biremis,  ebenfalls  ein  Ostsee- 
thierchen,  fand.     Müller  hat  daher  wohl  diese  beiden  Arten  verwechselt  und  in  seiner  Fig.  3.  eine  A.  biremis,  anstatt  mit  4,  auch 
mit  6  Stirnzähnen  abgebildet.     Ich  beobachtete  diese  Art  zuerst  im  Oct.  1831    in  leuchtendem  Seewasser  aus  dem  Kieler  Hafen,   wel- 
ches ich  auf  meine  Bitte  von  Dr.  Michaelis  erhielt,  in  Berlin.     Es  leuchtete  nicht,  obwohl  es  innen  gelbe  (Nahrungs-)  Stoffe  hatte, 
wie  die  Leuchtthierchen.     Ich  fand  es  1834  mit  Gonium  pectorale   (was   auch   bei  Gonium   noch  zuzufügen  ist)   im  Seewasser  bei 
Wismar  auf  der  kleinen  Insel  Wallfisch  in  einer  Lache,   ebenfalls  mit  Pterodina  clypeata  und  Brachionus  Mülleri.     Sehr  auffal- 
lend war  mir,    dass  ich  am  25.  Febr.  und  3.  März  1835  dieselbe  Thierform  mit  Anuraea  acuminata  in  einer  Torflache  bei  Berlin 
häufig  vorfand.     Sie  ist  in  der  Gestalt  sehr  veränderlich,  bald  lang  und  schmal,  bald  urnenförmig  oder  glockenförmig,  auch  fast  schei- 
benförmig,  weil  der  häutige  Panzer  bei  den  Contractionen  des  Körpers  nachgiebt.      Die   lange  Form   scheint   die   natürlichste   zu   seyn. 
Beim  Wirbelorgan  bemerkte  ich  einmal  noch  einen  äusseren  ganzen  Kreis  von  Wimpern,  wie  bei  Hydatina,  was  gegen  den  Farnilien- 
Character  wäre,  vielleicht  aber  unrichtig  beobachtet  war.     Einmal  schien  mir  auch  der  Panzer  auf  der  Bauchseite  in  der  ganzen  Länge 
zu  klaffen,  wie  bei  Euchlanis.     Ich  zählte  3  Zähne  in  jedem  Kiefer,   sah  den  Darm  einfach  conisch,   2  Darmdrüsen,   den  Eierstock 
und  den  Nervenknoten  des  rothen  Auges.     Ein  Junges  sah  ich  im  Ei  wirbeln  und  auskriechen,  das  Ei  fand  sich  am  Boden  des  Glases. 
—  Grösse  V12  —  Vioj  des  Eies  V24  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen   Taf.  LXII.   Fig.  VII. 

Fig.  1.    Bauchfläche  der  leeren  Schaale.    Fig.  2.    Rückenansicht  im  Wirbeln.    Fig.  3.    rechte  Seitenansicht;  «  hintere  Panzeröffnung.    Fig.  4.    reifes 
Ei.    Linearvergrösserung  300mal. 


B.     Hinten  stachlige  oder  stielartig  verdünnte  Arten: 

151.     Anuraea  inermis,  waffenloses  Stutzrädchen.     Tafel  Lxn.  Fig.  VIII. 

A.  testula  oblonga,  postice  attenuata,  truncata,  fronte  mutica,  striis  dorsi  longitudinalibus  obsoletis. 

Anuree  sans  armes,  la  carapace  oblongue,  amincie  a  V  ecctremite  posterieure  et  tronquee,  sans  den- 
telures  au  front,  ayant  le  dos  garni  de  raies  longitudinales  faibles. 

Anuraea  inermis,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  197. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Am  27.  März  1832  im  Torfwasser  entdeckt,  nur  in  1  Exemplare  und  seitdem  nicht  wieder  gesehen.  Es  war  ein  sehr  wei- 
ches biegsames  Thierchen  von  der  Gestalt  der  An.  acuminata,  mit  der  es  gleichzeitig  vorkam,  und  ich  hielt  es  anfangs  für  deren 
Junges.  Neben  einander  liegend  waren  beide  Formen  aber  doch  bei  gleicher  Grösse  zu  verschieden,  zumal  da  andere  kleinere  Junge 
der  letzteren  schon  die  Spitzen  des  Panzers  deutlich  zeigten.  Der  Hintertheil  blieb  nach  dem  Bauche  zu  umgeschlagen,  auch  wenn  es 
schwamm.  Ich  sah  2  dreizahnige  Kiefer,  einen  einfach  conischen  Darm,  2  Darmdrüsen,  den  Eierstock  und  das  rothe  Auge.  Das  Wir- 
belorgan hatte  2  Räderwerke  und  3  bewimperte  Stirntheile.  —  Grösse  ausgedehnt  Vi*  Linie,  eines  fast  reifen  Eies  Vss  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  LXII.  Fig.  VIII. 

Fig.  1.    Bauchfläche.    Fig.  2.    Kiefer  und  Zähne,  bei  300maliger  Linearvergrösserung. 

15£.    Anuraea  acuminata,  zugespitztes  Stutzrädcheii.     Tafel  LXII.  Fig.  IX. 

A.  testula  oblonga,  postice  attenuata,  truncata,  frontis  dentibus  senis  acutissimis,  dorsi  striis  duodecim  longitudinalibus. 

Anuree  azgu'e,   a  carapace  oblongue,  amincie  et  tronquee  au  bout  posterieur,  ayant  sicc  cornes  tres- 
aigu'es  au  bord  du  front  et  dou%e  raies  longitudinales  au  dos. 

Anuraea  acuminata,  Abhandl.   d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  52,  144.   Taf.  IT.  Fig.  9.  Schlnndkopf. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

l  *,  Idl  entdeckte  diese  bei  Berlin  selir  gewöhnliche  Art  am  10.  April  1831  zwischen  Conferven  im  Thiergarten.  Sie  ist  in  zahl- 
losen Mengen  vorgekommen,  nur  aufgezeichnet  am  25.  März  1832,  am  25.  Februar,  3.  März  1835,  am  29.  März,  15.  April  1836, 
7  'S  w  in  01'fla<:lien*  Die  beiden  Räderwerke  waren  sehr  deutlich,  aber  nur  ein  rundlicher  Stirntheil  mit  steifen  Wimpern  dazwi- 
schen. Wegen  der  nicht  rauhen  und  nicht  facettirten  Oberfläche  des  Panzers,  auch  der  Grösse  halber  ist  diese  Art  am  ergiebigsten  für 
die  ivenntniss  des  Organismus  gewesen.     Ein  4muskeliger  Schlundkopf  mit  2  zweizahnigen  Kiefern  und  einem  Schlundgerüst,  ein  einfach 


5WS   

conischer  Darm  mit  2  ovalen  etwas  gestielten  Darmdrüsen,  ein  Eierstock ,  zwei  männliche  keulenartige  lange  Sexualdrüsen  mit  je  2 
daran  hängenden  Kiemen,  eine  contractile  Sexualblase,  4  kiemenartige  Zitterorgane  und  ein  rothes  Nackenauge,  über  welches  sein  Ner- 
venknoten hinausragt,  sind  festgestellte  Organe.  —  Grösse  Vis  —  Vio  Linie,  des  Eies  y36  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LXII.   Fig.  IX. 

Fig.  1.    rechte  Seitenansicht  mit  vorgeschobenen  Rädern;  co  die  hintere  Panzeröffnung  der  Bauchseite.    Fig.  2.    Rückenansicht  mit  eingezogenen  Rädern, 
Sexualorganen  und  Kiemen.    Fig.  3.    Kiefer  und  Zähne  beim  Druck.    Linearvergrösserung  300maL 

153,     Anuraea  foliacea,  ftlattartiges  Stutzrädchen.     Tafel  lxii.  Fig.  x. 

A.  testula  oblonga,  fronte  sexdentata,  postice  in  aculeum,  pedicellum  referentem,  terminata,  dorso  ventreque  longitu- 
dinaliter  striatis,  cingulo  frontis  scabro. 

Anuree  foliacee,  a  carapace  oblongue,  ayant  si&  dents  au  front ;,  terminee  a  V  e&tremite  posterieure 
en  epine  simple  a  V  instar  d'un  pedicule,  le  dos  et  le  venire  longitudinalement  rayes,  une  cein- 
ture  apre  pres  du  front. 

Die  Gabel,  Eichhorn?  Beiträge  zur  Kenntniss  d.  kl.  Wasserth.   p.  69.  Taf.  VI.  Fig.  10.   1775. 
Cercaria,  nov.  spec,  Müller,  Naturforscher,  IX.  p.  212.  1776. 
Vaginaria  Musculus,  Oken,  Lehrbuch  d.  Naturgesch.  III.  p.  844.  1815. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  wahrscheinlich  bei  Danzig  beobachtet. 

Eichhornes  Thierchen  fand  sich  im  Sommer  im  Most  (Wasserschlamm)  bei  Danzig.  Er  sah  nur  5  Stirnzähne  und  einen 
längeren  Stiel.  Die  Länge  der  Hörnchen  ist  aber  bei  allen  Anuraeen  wechselnd,  daher  habe  ich  diesen  Unterschied  für  unwichtig  ge- 
halten, und  die  Zahl  der  Zähne  ist  etwas  schwierig  mit  Sicherheit  auszumitteln.  Ich  habe  deutlich  6  Zähne  am  Stirnrande  gesehen 
und  in  den  wenigen  beobachteten  Exemplaren  immer  den  Stiel  kürzer  als  den  Körper  gefunden.  Ein  rauher  Gürtel  ist  dicht  hinter  der 
Stirn  am  Panzer.  Der  Schlundkopf  hat  2  4zahnige  Kiefer.  Der  Darm  ist  einfach  conisch,  mit  2  vordem  Drüsen.  Den  Eierstock 
sah  ich  wenig  entwickelt.  Ausser  den  2  Räderorganen  sah  ich  keine  Stirnwimpern,  aber  unter  dem  Auge  zeichnete  sich  der  Hirnkno- 
ten deutlich.  Oken  verwechselte  es  mit  Schrank/ s  Vaginaria  Musculus.  Zuerst  am  13.  März  1835,  dann  wieder  am  2.  Juni 
1837  beobachtet.  —  Grösse  Vis  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  LXII.   Fig.  X. 

Fig.  1.    Rückenfläche.    Fig.  2.    linke  Seitenfläche.    Fig.  3.    Vorderrand  von  der  Bauchseite.    Linearvergrösserung  300mal. 

154.  Anuraea  stipitata,  schaufelartiges  Sfutzrädchen.     Tafel  LXII.  Fig.  XL 

A.  testula  subquadrata  aut  triangula,  postice  mucrone  simplici  pedicellata,  frontis  dentibus  senis,  dorso  tessellato. 

Anuree  Pelle,   a  carapace  presque  quarree  ou  triangulaire ,   terminee  en  eperon  ou  pedicule,    ayant 
sitc  dents  au  front  et  le  dos  parquete. 

Schaalenthier  wie  Wasserbesen,  Eichhorn?  Beiträge  z.  Kennt n.  d.  kl.  Wasserth.  p.  78.   Tab.  VIT.   Fig.  L.   1775. 
BracJiionus,  nov.  spec,  Müller,  Naturforscher,  IX.  p.  213.  1776. 
Vaginaria  Cuneus,  Schrank?  Fauna  boica,   III.  2.  p.  142.  1803. 
Vaginaria  Cuneus ,  Oken,  Lehrbuch  d.  Naturgeschichte,  III.  p.  48. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  wahrscheinlich  bei  Danzig  und  Ingolstadt  beobachtet. 

Eichhorn's  Thierchen  von  Danzig  fand  sich  im  Frühjahr  und  hatte  auf  jeder  Seite  vorn  5  Zacken.  Schrank  fand  es  bei 
Ingolstadt  in  Baiern  im  März  mit  Conferven  und  spricht  von  nur  5  vordem  Zähnen.  Beide  nennen  es  keilförmig.  Oken  benutzte 
nur  Schrank' s  Nachricht.  Jene  früheren  Beobachtungen  könnten  sich  auch  auf  A.  acuminata  beziehen,  doch  sind  bei  der  gegen- 
wärtigen Art  meist  vom  Rücken  oder  dem  Bauche  aus  nur  4 — 5  Stirnzähne  anschaulich.  Ich  fand  es  bei  Berlin  am  12.  Juli  1834 
und  wieder  am  14.  April  1835  mit  Uroglena  und  Stentor  niger  in  Torflachen.  Das  doppelte  Räderwerk,  das  grosse  rothe  Nacken- 
auge, ein  Schlundkopf  mit  unklaren  Zähnen,  ein  eingeschnürter  Darm  (Gasterodela)  mit  2  kugligen  Darmdrüsen  und  ein  Eierstock 
waren  deutlich,  auch  schienen  2  Sexualdrüsen  durchzublicken.  Sehr  sonderbar  war  die  einmal  auf  der  Bauchseite  vortretende  Respira- 
tionsröhre. —  Grösse  V20  —  Vis  Linie,  des  Eies  V30  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LXII.   Fig.  XI« 

Fig.  1.    Bauchfläche  im  Wirbeln,  wo  zu  beiden  Seiten  der  Darmdrüsen  den  Sexualdrüsen  vergleichbare  Organe  liegen.     Fig.  2.     Rückenfläche  mit  ein- 
gezogenem Räderwerk.    Fig.  3.    rechte  Seitenansicht,  mit  Respirationsröhre  auf  der  Bauchseite  (?)  und  einem  Eie.    Linearvergrösserung  300mal. 

155.  Anuraea  Testudo,  Schildkröten -ähnliches  Stntzrädchen.    Tafel  LXII.  Fig.xil. 

A.  testula  quadrata,   frontis  dentibus  senis  rectis  subaequalibus ,   mucronibus  posticis   duobus  brevibus,   dorso   ventreque 
asperis,  illo  tessellato. 

Anuree  Tortue,  a  carapace  quarree,  ayant  sicc  cornes  droites  presque  egales  au  front  et  deua;  poin- 
tes  courtes  a  V  ea)tremite  posterieure,  le  dos  et  le  venire  apres,  le  dos  parquete. 

Anuraea  Testudo,  Abhandl.  d.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  145.     (vergl.  Eichhorn's  Brodkorb,  £  acul) 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Im  April  1831  entdeckt,  fand  sie  sich  zahlreich  wieder  in  einem  Torfwasser  am  25.  März  1835,  seitdem  ist  aber  an  ihre 
Stelle  A.  serrulata  in  denselben  Gewässern  getreten.  Durch  die  auch  auf  der  Bauchseite  rauhe  Schaale  unterscheidet  sie  sich  von  der 
langstachligen  A.  aculeata,  durch  gleichlange  gerade  Stirnzähne  und  ziemlich  gerade  abgeschnittenen  glatten  Kinnrand  der  Schaale,  so 
wie  durch  stiellose  Darmdrüsen,  Mangel  an  Magen  und  einfachen  Stirnzapfen  von  A.  serrulata,  jedoch  sind  auch  die  Facetten  des 
Rückens  bei  diesen  Arten  verschieden.     Der  Schlundkopf  hat  4zahnige  Kiefer,  wie  bei  serrulata,  der  einfach  conische  Darm  hat  vorn 


50S 

2  Darmdrüsen,  das  Auge  ist  queer-oval.  Zwischen  den  beiden  Rädern  stellt  nur  ein  grosser  abgestutzter  bewimperter  Stirnzapfen.  Bei 
einigen  sah  ich  anhängende  glatte,  bei  andern  facettirte  Eier,  letztere  mögen  Dauer -Eier  oder  Winter-Eier  seyn.  —  Grösse  1/  — Vis* 
des  Eies  y48 — -Vsö  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Tat  LXII.   Fig.  XII. 

Fig.  1.    Rückenansicht  im  Wirbeln.     Fig.  2.     Bauchfläche  mit  eingezogeuem  Räderwerk  und  einem   anhängenden  Ei.     Fig.  3.    rechte  Seitenansicht  im 
Wirbeln;  w  hintere  Eierstock-  und  Darin -Oeffnung.    Die  Zähne  ganz  wie  bei  Fig.  XIII.  4.    Linearvergrösserung  300mal. 

15©o    Anuraea  serrulata,  höcfcriges  Stutzrädchen.    Tafel  LXII.  Fig.  XIII. 

A.  testula  ovato^-quadrata,  frontis  dentibus  senis  inaequalibus ,'  mediis  curvatis,  mucronibus  posticis  duobus  brevibus, 
interdum  obsoletis,  dorso  ventreque  asperis,  illo  tessellato. 

Anuree  Porte-serre9  a  carapace  ovale- quarr  ee,  ayant  site  cornes  inegales  au  front ;,  les  deute  du 
milieu  conrbees,  deute  pointes  couries  au  bout  posterieur  quelquefois  peu  marquees,  le  dos  et  le 
venire  apres ,  le  dos  parquete. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Erst  seit  1835  habe  ich  diese  Form  bei  Berlin ,  seitdem  aber  auch  hundertweis  gesehen.  Wo  ich  früher  A.  Testudo  fand, 
lebt  diese  Art  in  noch  weit  grösserer  Menge.  Sie  unterscheidet  sich  durch  ein  noch  länglicheres  Auge,  ungleiche  grössere  gekrümmte 
Stirnhörnchen,  durch  schärfere  Rauhigkeiten  am  Panzer,  durch  2  breite  gerundete  und  gesägte  Zähne  am  Kinnrande,  dickeren  Kopf, 
gestielte  ovale  Darmdrüsen  und  eingeschnürten  Darm.  Die  hintern  kurzen  Stacheln  fehlten  zuweilen  fast  und  wirklich  ganz.  Die  Kie- 
fer waren  4zahnig.  Die  Stirn  hatte  neben  dem  doppelten  Räderwerke  3  cylindrische  Fortsätze,  auf  deren  abgestutztem  Ende  Wimpern 
sassen.  Ich  fand  1835  von  dieser  Art  Öfter  lebende  Exemplare,  welche  ganz  haarig  waren.  Die  Ursache  davon  war  die  sie  bedeckende 
kleine  Hygrocrocis  vestiens,  eine  Alge.  —  Grösse  Vis  Linie,  des  Eies  y48  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  LXII.    Fig.  XIII. 

Fig.  1.     Rückenansicht  im  Wirbeln;  Normalform.     Fig.  2.     stachellose  Varietät,   leere  Schaale,   Rückenseite.    Fig.  3.    rechte  Seitenansicht  eines  durch 
Hygrocrocis  vestiens  behaarten  Thierchens;  leere  Schaale.-    Fig.  4.    Kiefer  und  Zähne.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

15?.     Anuraea  aculeata,  stachliges  Stutzrädchen.     Tafel  LXII.  Fig.  XIV. 

A.  testula  quadrata,  frontis  dentibus  senis,  mediis  elongatis,  mucronibus  posticis  longis  aequalibus,  dorso  aspero  et  tes- 
sellato ,  ventre  glabro. 

Anuree  epineuse,  a  carapace  quarr  ee,  ayant  site  cornes  au  front,  les  deute  du  milieu  plus  longues, 
deute  epines  longues  et  egales  au  bout  du  dos,  le  dos  apre  et  parquete,  le  venire  lisse. 

Der  Brodkorh.,  Eichhorn?  Beiträge  z.  Kenntn.  d.  kl.  Wasserth.   p.  27.   Taf.  I.  n.  11.   1775.     (vergl.  An.  Testudo.) 

Brachionus,  nov.  spec,  Müller,  Naturforscher,  IX.   p.  208.    1776. 

Bracfiionus  quadratus ,  Müller,  Animalc.  Infus,   p.  354.   Tab.  XLIX.  Fig.  12  —  13.    1786. 

Kerona  octoceras,  Abildgaard,  Skrivt.  af  Naturh.  Selskabet.   Bind  III.   I.   p.  80.    Tab.  III.  Fig.  2.  1793.  (1790.) 

Brachionus  quadratus,  Lamarck,  Hist.  nat.  des  animaux  sans  vert.  II.   p.  34.   1816.    Schweigger,  Handb.  d.  Naturgescli.  d.  ske- 

letlosen  Thiere,  p.  409.  1820. 
Keratella  quadrata,  Bort  de  St.  Vincent,  Dict.  classique,  II.  p.  470.  1822.    Encyclop.  method.  Vers.  1824.  p.  469,  538. 
Anuraea  aculeata,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1831.  p.  145.   1833.  p.  199. 

Auf  enthalt:    Bei  Berlin  und  wahrscheinlich  auch  bei  Danzig  und  Copenhagen. 

Obwohl  die  Abbildungen  der  früheren  Beobachter  nicht  ganz  genau  auf  diese  Art  passen,  so  können  die  Unterschiede  doch 
allzuleicht  Fehler  der  Beobachtung  seyn,  indem  die  Räderorgane  die  Panzer -Zähne  optisch  verdecken  und  verschiedentlich  abstumpfen, 
wenn  sie  nicht  ganz  eingezogen  sind.  .  Die  beiden  hintern  langen  Stacheln  haben  alle  gesehen.  Eichhorn  fand  es  im  Frühling  und 
Herbst  bei  Danzig,  hat  es  längsstreifig  gezeichnet,  wie  es  bei  der  Contraction  auch  zuweilen  erscheint,  und  die  Hörnchen  gleich  und 
klein,  auch  deren  8  gesehen.  Eier  und  Darm  verglich  er  mit  Broden  im  Korbe.  Müller  fand  es  sehr  selten  im  Sumpfwasser,  ver- 
glich es  mit  einem  kleinen  Sepien -Ei  (soll  wohl  Rochen -Ei  heissen)  und  sah  vorn  nur  die  beiden  längern  Spitzen,  scheint  auch  ein 
anhängendes  Ei  gesehen  zu  haben.  Abildgaard  fand  ein  ganz  ähnliches,  vorn  8hörniges,  Thierchen,  welches  wenigstens  wohl  sicher 
das  von  Eichhorn  war,  im  7  -  tägigen  Aufguss  einer  ostindischen  Lilienkapsel  in  Copenhagen  im  Juni  1790.  Ich  fand  sie  1831  häufig 
in  Toribrüchen  und  auch  am  9.  April  1835  zahlreich,  allein  seit  1832  fand  ich  nur  die  folgende  A.  valga  ebenda  noch  weit  häufiger. 
Der  Darm  ist  eingeschnürt,  der  Schlundkopf  hat  2  mehrzahnige  Kiefer,  und  daneben  sind  2  kuglige  Darmdrüsen.  Zwischen  den  bei- 
den Rädern  steht  ein  einzelner  bewimperter  Stirnzapfen.  Das  rothe  Auge  ist  etwas  queer-oval.  Die  Eier  hängen  einzeln  auf  der 
Bauchseite  zwischen  den  Stacheln.  Eine  kleine  Respirationsröhre  steht  vor  dem  Auge.  —  Grösse  ohne  die  Stacheln  bis  712,  mit  den- 
selben bis  Vs  Linie,  des  Eies  V24  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen  Taf.  LXII.  Fig.  XIV. 

Fig.  1.    Rückenansicht  im  Wirbeln,     Fig.  2.    Bauchfläche  mit  halb  entwickeltem  Räderwerke.     Fig.  3.    rechte  Seitenansicht  mit  Respirationsröhre  und 
Ei.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

158.     Anuraea  valga,  hinkendes  Stutzrädchen.     Tafel  LXII.  Fig.  XV. 

A.  testula  quadrata,  frontis  dentibus  sex,  inediis  longioribus,  mucronibus  duobus  posticis  inaequalibus,  dorso  tessellato 
et  cum  ventris  parte  antica  scabro. 

Anuree  boiteuse,  ä  carapace  quarr  ee,  ayant  site  coriies  au  front,  les  deute  du  milieu  plus  longues, 
armee  de  deua>  epines  inegales  au  bout  du  dos,  le  dos  parquete  et  apre  ainsi  que  la  moitie  an- 
terieure  du  venire. 


509 

Anuraea?  valga,  Abhandl.   d.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,    1833.   p.  198. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Es  fanden  sicli  von  dieser  Art  zuerst  am  5,  April  1832  10  übereinstimmende  leere  Panzer  todtcr  TJiierclien.  Seitdem  wur- 
den zuerst  am  25.  Mai  1835  auch  lebende  beobachtet.  Sehr  zahlreich  sah  ich  sie  am  26.  Mai  1836  und  seitdem  öfter  wieder.  Im 
Sommer  1836  fand  ich  einst  9  Exemplare  beisammen  im  Magen  einer  Notommata  Syrinx;  und  auch  mehrere  im  Magen  der  Not. 
Myrmeleo.  Alle  waren  sich  durchaus  ähnlich.  In  allen  den  von  mir  bis  jetzt  aufmerksam  betrachteten  Exemplaren  war  der  linke  Sta- 
chel der  kürzere,  die  Länge  beider  im  Allgemeinen  aber  verschieden.  Die  Kiefer  sind  5zahnig,  der  Darm  eingeschnürt,  die  Darmdrüsen 
eiförmig,  das  rothe  Auge  queer-oval.  Zwischen  den  Rädern  liegt  ein  einzelner  bewimperter  Stirnzapfen,  und  zwischen  den  mittleren 
Stirnhörnchen  ragt  eine  kleine  Respirationsröhre  vor.  Das  Junge  sah  ich  im  Ei  wirbeln  und  zuweilen  Eier  durch  Hijgrocrocis  ve- 
stiens  behaart.  —  Grösse  des  Panzers  ohne  die  Stacheln  Vis  Linie,  des  Eies  V^s  —  ^o  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LXII.   Fig.  XV. 

Fig.  i.    Rückenansicht  mit  wirbelnden  Rädern.    Fig.  2.  rechte  Seitenansicht  mit  wirbelndem  Fötus  im  Ei  und  Respirationsröhre.    Fig.  3.    leere  Schaale, 
Bauchfläche.    Fig.  4.    behaartes  Ei.    Fig.  5.    Kiefer  und  Zähne.    Linearvergrösserung  300mal. 


Nachtrag  zur   Gattung  Anuraea. 


Die  beiden,  von  Bort  1822  und  1824  gegründeten,  Namen  Keratella  und  Anourella,  welche  sich  in  dieser  Gattung  ver- 
lieren, haben  folgende  Homonyme  ihrer  Arten:  I.  Keratella:  1)  K.  quadrata  =  Anuraea  aculeata.  IL  Anourella: 
1)  A.  Bipalium  (1822.  Biet,  class.  II.  p.  470.)  =  Anuraea  striata,  forma  linearis*;  2)  A.  Cithara  (1824)  =  A.  qua- 
dridentata?;  3)  A.  Luth  (1824)  =  Anur.  Squamula;  4)  A.  Lyra  (1824)  =  Anur.  striata;  5)  A.  Pala  (1822)  =  Anur. 
cfuadridentata;  6)  A.  pandurma  (1824)  =  Anur.  striata  linearis?;  7)  A.  Squamula  (1822)  =  Anur.  Squamula;  8)  A. 
striata  (1822)  =  Anur.  striata. 

Es  wäre  wohl  möglich,  dass  von  den  früheren  Beobachtern,  deren  Abbildungen  von  den  hier  gegebenen  abweichen,  noch  an- 
dere Arten  schon  gesehen  wären.  Die  Mannigfaltigkeit  der  Arten  der  Gattung  spricht  dafür,  doch  können  auch  eben  so  leicht  Fehler 
der  Beobachtung  vorgefallen  seyn.  Als  besondere  Arten  könnten  einst  1)  Brachionus  Pala  und  2)  Bipalium  von  Müller,  3)  der 
Brodkorb  (Kerona  octoceras  Abildgaard),  4)  die  Gabel  und  5)  das  Schaalthier  {Vagin.  Cuneus  Schrank)  von  Eich- 
horn, vielleicht  auch  6)  Corti's  Animaluccio  a  corona  Fig.  VII.  (s.  Brachionus  urceolaris)  noch  erkannt  werden.  —  Bei 
mehreren  Arten  der  Gattung,  besonders  oft  bei  A.  acuminata,  sah  ich  die  Wirbelbewegung  der  innern  Darmhaut,  wie  bei  Hydatina. 
—  Dass  den  Brachionen  zuweilen  die  Füsse  (Schwänze)  ausfielen  und  ergänzt  würden,  wie  Müller  bei  Br.  urceolaris  1786. 
p.  358.  erzählt,  und  was  den  Gattungscharacter  der  Anuraeen  stören  könnte,  habe  ich  nie  gesehen,  und  halte  ich,  des  Baues  halber, 
für  ganz  unwahrscheinlich.     Die  Cercarien  haben  diesen  Irrthura  wohl  herbeigeführt. 


VIERÜNDFÜNFZIGSTE     GATTUNG:     WAPPENTHIERCHEN. 

Brachionus.    Brachion. 
CHARACTER:    Animal  e  Brachionaeorum  familia,  ocello  occipitali  singulo  et  pede  furcato  instruetum. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  des  Brachiones^   ayant  un  seul  oeil  a  la  nuque  et  le  pied 
fourchu. 

Die  Gattung   der  Wappenthierchen  unterscheidet   sich   in   der  Familie   der  Schildräderthierchen 
durch  Besitz  eines  einzelnen  Nackenauges  und  eines  Gabelfusses. 


Erläuterungen  zur  Gattung  Brachionus. 

Der  systematische  Name  Brachionus  ist  von  Hill  1751  und  einer  der  ältesten  bei  den  Infusorien,  allein  die  jetzige  Um- 
grenzung des  Begriffes  desselben  ist  nach  der  innern  Organisation  der  Tliierclien  erst  1830  ausgeführt  worden.  Im  Ganzen  sind  allmä- 
Hg  69  Artnamen  gegeben,  von  denen  hier  nur  9  angewendet  werden  konnten.  Die  ersten  Formen  beobachtete  Joblot  1718,  es  wa- 
ren wohl  Br.  Pala  und  amphiceros.  Hill  verzeichnete  wohl  1751  4  Arten  in  seiner  Thiergesehichte,  1  als  Brachiurus  quar- 
tus  und  3  als  Brachionos.  Mit  letzterem  Gattungsnamen  nannte  er  auch  Rotifer,  Melicerta  und  Limnias,  ihrer  armartigen  Räder- 
organe halber.  Baker  gab  1753  gute  Abbildungen  von  3  Arten,  Br.  Pala,  urceolaris  und  Ba&eri,  und  beobachtete  schon  das 
Auskriechen  der  Jungen  aus  dem  Ei  und  auch  die  Wintereier.  Schaffer  beschrieb  und  zeichnete  wohl  den  Br.  rubens  lUbb. 
Linne  nahm  Schaffer's  Thierchen  allein  in  der  Fauna  suecica  1761  als  Tubipora  urceus  auf.  Pallas  bediente  sich  zuerst 
wieder  des  Gattungsnamens  Brachionus  1766  für  alle  Vortic eilen  und  Räder thi er e,  deren  er  18  aufnahm,  und  verzeichnete  Ba- 

128 


5iO    

kers  Formen  als  2  Arten ,   Br.   capsuliflorus  (=  Br.  urceolaris  und  Bakeri)   und  Br.  calycißorus   {  =  Br.  Pala).      Linne 
nannte   dann   seine  Tubipora  urceus  in   der  Xllten  Ausgabe  des  Systema  Natur ae  1767    Vorticella  urceolaris.      Müller    ver- 
zeichnete Br.  urceolaris  \1§7  im  Anhang  der  Flora  Friedrichsdaliana  noch  als  Tubipora  Urceus  >  und  unterschied  1773  zuerst 
die  nackten   und   gepanzerten  Räderthiere.     Er  nannte    die  ersteren  Vorticella  oder  Trichoda,   und   die  letzteren  allein  Brachiomis, 
vereinte  diese  aber  noch  mit  den  Euchlanidotis.      Von   der   jetzigen  Gattung  Brachiomis  kannte   er  nur  den  Br.  urceolaris,    ver- 
zeichnete aber  6  Arten  in  der  Gattung,  deren  übrige  zu  Colurus,  Salpina,  Stephanops  und  Lepadella  gehörten.      Gute  Beobach- 
tungen machten  Corti  und  Göze  1774  über  den  Br.  urceolaris  wieder  bekannt.      Eichhorn   sah    vielleicht   1775  den  Br.  polya- 
canthus.      Müller  vermehrte  bis  1786  die  Gattung  Brachiomis  zu  22  Arten,    von  denen  aber  nur  4  der  jetzigen  Gattung  angehö- 
ren.    Schrank  1776  — 1803  und  Meyer  1789  gaben  mehrere  neue  Artnamen,  aber  nur  ersterer  hat  3 — 4  der  jetzigen  Gattung  zu- 
gehörige Namen  gebildet.     Lamarck  zählte  1816  17  von  Müller's,  sehr  verschiedenen  Gattungen  angehörigen,  Arten  wieder  in  der 
Gattung  Brachiomis  auf,    aber  Bort  de  St.  Vincent   bildete    1822    aus  Müller' s  Gattung    eine  Familie    von    11   Gattungen   und 
stellte  anfangs  nur  2  Arten  von  Müller  {Br.  urceolaris  und  Bakeri)   in  die  speciellere  Gattung  Brachiomis ,    die    er  durch  aber- 
malige Benennung  der  schon  benannten  BAKERschen  Formen  allmälig  auf  6  Arten  vermehrte.      Von  den  wahren  Brachionen  trennte  er 
als  eigene  Gattungen  Tricalama  und  Silu/uella  (s.  d.  Nachtrag).     Nitzsch  behielt  1824  in  der  Encyclopädie  von  Ersch  und  Grü- 
ber Müllers  Arten  bei  und  unterstützte  durch  eigene  Beobachtung  die  Lehre  von  der  bestimmten  grossen  Organisation  dieser  Thiere. 
Bei  der  physiologischen  Revision  dieser  Formen  1830  verzeichnete  ich  zuerst  3  (2  von  Müller  und  1  neue)    selbst  beobachtete  Arten 
der  Gattung  Brachiomis  ^    und   viele    von  Bort's  Gattungen   und  Müller' s  Arten    gingen    in   andere    Gattungen    und   Familien   über. 
Auch  Bort's  Gattung  Brachiomis  zerfiel  in  Noteiis  und  Brachiomis.      Die  Zahl    der  Arten   wuchs    1831  auf  4   und  1833  auf  7. 
Hier  sind  noch  2  neue  Arten  zugefügt  worden.   —    Die  Organisation    der  Gattung   ist  schon  in  früher  Zeit  mannigfach  erkannt,   allein 
das  Unphysiologische,    oft  sich  Widersprechende  und  Wunderliche  der  Auffassung  der  Beobachter   hat  bis  in  die  neueste  Zeit  eine  feste 
und  sichere  Verarbeitung  dieser  Kenntnisse  bei  den  critischen  Systematikern  verhindert,  oder  auch  diese  zu  grossen  Fehlgriffen  verleitet. 
Den  Schlundkopf  hielt,    der  kauenden  Bewegung  halber,   zuerst  Joblot  bei  Br.  Pala  für  ein  Herz,    derselbe   sprach   von   2  Nerven- 
fäden,   die   Herz   und  Darm   verbänden,    und    sogar    von  Lungen,    welche   das   Herz    umgäben   (p.  69.).     Nur  Gravenhorst   hat  bei 
Rotifer    neuerlich   wieder   die    Kiefer   für  Lungen   gehalten.      Baker   sah   schon   das   Auskriechen   der  Jungen   von   Br.   urceolaris 
mit  Rücklassen  der  Schaale,  und  Göze  sah  auf  das  Deutlichste  die  Function  der  Kiefer  und  das  Aufnehmen  grüner  Monaden  in  den 
Darm.     Corti  sprach  von  2  Herzen,  die  wieder  anders  waren.     Müller  hielt  zwar  den  Schlundkopf  für  ein  Kauorgan,  glaubte  aber 
wunderlicher  Weise  nicht  an  ein  wirkliches  Fressen  und  sprach  von  periodischem  Abfallen   des  Schwanzes   bei  Br.  urceolaris.      Pal- 
las und  Schaffer  hielten  die  Eier  für  Eiersäcke,    wie  bei  Cyclops,    aber  Corti   und  Müller   sahen   wieder   das  Auskriechen   der 
Jungen  aus  der  Eischaale,  wie  es  neuerlich  auch  Nitzsch  bestätigt.     Dessenungeachtet  hat  besonders  Lamarck,  und  haben  nach  ihm 
Cüvier   und   die   neueren  Schriftsteller  eine  vollkommene  Organisation  bei  diesen  Thieren   nicht  anerkannt,    und   ersterer  hat  die  Eier, 
Kiefer  und  alle  bestimmt  fungirenden  Organe  deshalb  nicht  für  solche  erkannt,  weil  sie  keine  Muskeln,  Gefässe  und  Nerven  hätten,  auch 
wären  die  Keimkörper  {corpusciiles  reproduetifs)  noch  keine  Eier  (p.  32.).      Aus  den  hier  vorliegenden  Untersuchungen  scheint  sich 
aber  mit  aller  Bestimmtheit  ein  festes  anderes  Resultat  zu  ergeben,   welches  die  ganze  hier  vorliegende  grosse  Reihe  von  ähnlichen  Er- 
scheinungen bei  mir  wenigstens  zu  völliger  Evidenz  gebracht  hat.    —    Der  Panzer  ist  bei  allen  Arten  eine   geschlossene  Schaale  mit  2 
Oeffnungen,  wie  Schildkrötenschaale  (Testula),  und  diese  hat  vorn  bei  allen  Arten,  bei  einigen  auch  hinten,  einen  zackigen  Rand  um 
die  Oeffnungen.     Bei  Br.  Bakeri  und  militaris  ist  der  Panzer  rauh,    bei  ersterein  sogar  facettirt,    bei  den  übrigen  glatt.      In    diesen 
Panzer  kann  sich  das  Thier  ganz  zurückziehen.   —   Die  äussern  Bewegungsorgane  bestehen   in   einem  doppelten  Räderwerke  und  einem 
faltigen  sehr  biegsamen  Gabelfusse,  welcher  keineswegs  abfallen  und  regenerirt  werden,  aber  lange  ganz  eingezogen,  versteckt  seyn  kann. 
Zwischen  den  beiden  seitlichen  Räderorganen  liegen  an  der  Stirn  bei  allen  Arten    1  —  3  Stirnzapfen,    mit  Fühlhaaren   besetzt,    und  bei 
6  Arten  sind  dazwischen  2 — 4  längere  Griffel  beobachtet.     Die  Räderorgane  selbst  sind   im  nicht  völlig  ausgedehnten  Zustande  zuwei- 
len scheinbar  2  — 31appig.     Bei  allen  Arten  sind  2  bis  8  innere  Wirbelmuskeln,  2  innere  Fussmuskeln,  bei  6  Arten  auch  2  bis  8  in- 
nere Längsmuskeln  gesehen.   —    Die  Ernährungsorgane  sind  bei  allen  Arten  deutlich  ermittelt.      Ein   grosser  4muskeliger  Schlundkopf 
mit  2  vielzahnigen  Kiefern  zeigt  meist  je  5,  bei  Br.  polyacanthus  aber  4  Zähne.    Eine  kurze  Schlundröhre  ist  bei  allen.    Der  Darm 
ist  bei  8  Arten  eingeschnürt  (Gasterodela) ,  nur  bei  B.  militaris  einfach  conisch  {Coelogastrica).     Alle  Arten  haben  2  Darindrüsen, 
aber  in  verschiedener  Form,  rundlich,  eiförmig,  doppelt  eiförmig  {Br.  brevispmus),  birnfönnig  oder  gestielt  eiförmig  {Br.  militaris), 
hammerförmig  {Br.  urceolaris)  und  halbmondförmig  bis  zum  gabelförmigen,    wie  bei  Br.  Mülleri.  —    Hermaphroditische  Sexualtheile 
sind  bei  7  Arten  vollständig  als  Eierstock,  männliche  Sexualdrüsen  und  contractile  Blase  beobachtet,  und  nur  bei  den  2  rauhen  Arten, 
der  geringeren  Durchsichtigkeit  halber,  unerkannt,  doch  sind  auch  bei  diesen  die  Eierstöcke,  und  bei  einer  derselben  auch  eine  contra- 
ctile Blase  gesehen.     Keine  Art  ist  lebendig  gebärend,  alle  tragen  ihre  gelegten  Eier,  oft  viele  gleichzeitig  (8  — 10),  hinten  am  Rucken 
mit  sich  herum,  welche  daselbst  auskriechen.     Sehr  merkwürdig  ist,    dass  eine  Art  sich   fremde  Eier   auf  den  Rücken   legen   lässt  und 
diese   mit   sich  herumträgt,    bis  sie  ausgekrochen  sind    {Br.  Pala).   —    Spuren   eines  Blut  -  Circulations  -  Systems   sind  bei  allen  Arten 
als  Respirationsröhre  im  Nacken,  und  bei  4  Arten  als  in  2  Reihen  an  die  2  männlichen  Sexualdrüsen  symmetrisch  geheftete  6  —  8  zit- 
ternde kiemenartige  Organe,  bei  Br.  Pala  auch  als  Queergefässe,  beobachtet.  —   Vom  Nervensystem  ist  nur  das  Haupt -Mark -Gang- 
lion mit  dem  rothen  Auge  deutlich  bei  allen  Arten  erkannt.     Das  Pigment  ist  bei  4  Arten   in  einer  scharf  4eckigen  Zelle  eingeschlos- 
sen, wie  bei  Cyclops,  und  scheint  ebenso  aus  2  seitlich  verschmolzenen  zu  bestehen.     In  der  Zelle  selbst  ist  das  Pigment  verschieden 
vertheilt,    daher  physiologisch  nicht  an  eine  Crystalllinse  oder  Hornhaut  zu  denken.  —   Br.  Pala,   urceolaris  und  rubens  vermehren 
sich  nicht  selten  zu  dichten  Massen,  welche  milchiges  Wasser  hervorbringen.     Manche  Thierchen  tragen  Vorticellen,  Epistylis,  als 
Parasiten  auf  ihrer  Schaale,  wie  schon  Schäffer  1755  sah,  andere  sollen  schädliche  Parasiten  der  Nai'dinen  seyn*     Bei  Br.  Mül- 
leri sah  ich  lebende  kleinere  Thierchen,  Eingeweidewürmer,  im  Innern  des  Leibes.     Todte  sah  schon  Müller   voll  Monaden.     Das 
angeblich  beobachtete  Häuten  bezieht  sich  auf  leere  Panzer  todter  Thiere,  die  man  oft  findet,  und  das  beobachtete  Ausfallen  der  Schwänze 
ist  gewiss  auch  ein  Irrthum,  da  es  dem  Organismus  derselben  ganz  entgegen  ist.     Ebenso  ist  es  unrichtig,  dass  die  Jungen,  wie  Mül- 
ler sagt,    den  Fuss  zurückgeschlagen,    oder,   wie  Nitzsch  sagt,    noch  nicht  haben,    und  dass  sie  stumpfere  Randzähne  hätten.     Alle 
von  mir  scharf  beobachtete  Junge  aller  Arten  sehen  den  Alten  ganz  gleich,  nur  ist  die  Schaale  noch  weich.     Ihre  wappenartige  zierlich 
gezackte  Form  ist  stets  für  den  Beobachter  ein  erfreuliches  Object. 

Die  geographische  Verbreitung  ist  von  Italien  über  ganz  Europa  bis  zum  Altai  des  sibirischen  Asiens  beobachtet.  Einige  Ar- 
ten leben  nur  im  Seewasser  der  Ostsee,  andere  bald  im  süssen,  bald  im  salzigen  Wasser,  die  meisten  im  süssen  Quellwasser  des  Fest- 
landes. 


511    

159.   Mrachiowus  Pate,  vierhöFiiigeg  Wappentlilerclieii.  Tafel LXIIL  Fig. I.  TafelL.Fig.il. 

Br.  testula  laevi,  fronte  quatuor  dentibus  insigni,  pedis  apertura  obtuse  bidentata. 

Brachion  Grenade,  a  carapace  lisse,  gamie  de  c/tiatre  cornes  au  front  et  de  deute  dents  ohtuses  a 
F  Ouvertüre  du  pied. 

Grenacles  aquatiques,  couronnees  et  barbues,  Joblot,  Observat.   fait.   avec  le  Microscope,  I.  2.  p.  68.  PI.  IX.  excl.  Fig.  4.  1718.  (1714.) 

Bracliionus  tertius,    Hill?   History  of  animals,   p.  11.   1751. 

Whcel  animal  ivith  shells,  first  sort,  Baker,  Employment  ofthe  Microscope,   deutsch  p.  384.   Tab.  XII.   Fig.  4  —  6.   1753. 

Bracliionus  calyeiflorus  9  Pallas,  Elen  eh.  Zoophyt.  p.  93.   1766.  nach  Baker. 

Bracliionus  capsuliflorus  (calyeiflorus) ,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  134.  1803. 

Bracliionus  hicornis,  Bory  de  St.  Vincent,  Encyclop.  meth.    Vers.   1824.   nach  Baker. 

Anuraea  Palea,  Abhandl.   der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.   p.  48,  61.   1831.   p.  145. 

Bracliionus  Palea,  Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.   p.  48.    1831.   p.  146.   Taf.  III.   Fig.  8.   Darm. 

Aufenthalt:    In  Paris  und  London,  bei  Ingolstadt,  in  Berlin  und  in  Scklangenberg  am  Altai  Asiens  beobachtet. 

Dass  Joblotts  Thierchen,  welche  im  5monatliclien  Aufguss  von  Waizenstroli  am  1.  Juli  1714  in  Paris  beobachtet  wurden, 
dieser  Art  angehörten,  ist  wohl  ohne  Zweifel,  und  die  seltnere  Form,  Fig.  4.,  war  gewiss  auch  Br.  amphiceros 9  wie  er  in  Berlin 
vorkommt.  Was  er  von  Herz,  Lungen  und  2  Nervenfäden  sagt,  zeugt  von  Mangel  an  anatomischen  Kenntnissen.  Hill's  Thierchen 
ist  durch  den  im  Yerhältniss  zum  Körper  kurzen  Fuss  ebenfalls  etwas  characterisirt.  Deutlicher  noch  ist  Baker's  Zeichnung  des  Thier- 
chens  aus  dem  Garten  von  Sommersethouse.  Pallas  hat  es  nicht  selbst  gesehen,  aber  Schrank,  fand  es  wieder  bei  Ingolstadt  in 
Baiern  im  Juli.  Seitdem  ist  keine  Nachricht  neuer  Beobachtung  vorhanden  bis  auf  die  von  mir  gegebene.  Ich  fand  es  zuerst  im  Au- 
gust 1829  in  Smemogorsk  (Schlangenberg)  in  einer  Lache  und  zeichnete  das  Thierchen.  Da  ich  keinen  Fuss  sah,  an  dessen  Stelle 
3  Eier  am  Hintertheile  hingen,  so  hielt  ich  es  für  fusslos  und  verzeichnete  es  1830  und  1831  als  Anuraea  Palea,  obschon  ich 
gleichzeitig  ein  ganz  ähnliches  Thierchen  von  Berlin  als  Bracliionus  Palea  beschrieb.  Seitdem  habe  ich  aber  öfter  ein  hartnäckiges 
Einziehen  des  Fusses  in  die  Schaale  bei  mehreren  Brachionen  beobachtet,  und  da  die  Zeichnung  es  übrigens  durchaus  begünstigt,  so 
halte  ich  die  Anuraea  Palea  jetzt  für  einerlei  mit  dem  Brachionus.  Diesen  sah  ich  nun  am  3.  Aug.  1830  und  seitdem  sehr  häu- 
fig wieder  in  Sturmfässern  mit  Chlamidomonas ;  das  Wasser  milchig  färbend  sah  ich  ihn  am  23.  März,  5.  und  8.  Juli  1835,  und 
besonders  zahlreich  auch  am  5.  Juni  und  12.  Juli  1836  mit  Notommata  granularis,  endlich  am  12.  und  18.  Aug.  1837  mit  Br. 
amphiceros.  Jedoch  bin  ich  nicht  ganz  sicher,  ob  ich  nicht  doch  bisher  noch  2  verschiedene  Arten  unter  einem  Namen  begriffen  habe, 
indem  meine  Zeichnungen  von  1830  bis  1835  sehr  viel  kleinere  Stirnzähne  darstellen.  Allein  ebenso  sah  ich  sonst  die  wahren  Kiefer- 
zähne der  Hydatina  senta  viel  kleiner,  weil  ich  die  bedeckenden  Kaumuskeln  nicht  scharf  genug  sonderte.  So  könnte  hier  das  Rä- 
derorgan  früher  deckend  gewirkt  haben.  Diese  Thierchen  schwimmen  meist  in  senkrechter  Lage,  die  Stirn  nach  oben  gerichtet.  Ganz 
entfaltet  ist  das  Räderorgan  aus  2  Wirbelkreisen  gebildet,  die  3  bewimperte  Stirntheile  einschliessen,  halb  entfaltet  ist  es  oft  buchtig. 
In  die  beiden  seitlichen  Stirntheile  sind  2  lange  Borsten  eingesenkt.  Als  innere  Bewegungsorgane  dienen  8  Muskelbündel  der  Stirn, 
jederseits  3  innere  Längsmuskeln  der  Seite  (ein  kurzer  vorderer  und  2  längere  hintere),  ferner  2  Fussmuskeln  und  4  Schlundkopfmus- 
keln. Jeder  Kiefer  hat  5  Zähne.  Der  Darm  hat  eine  Magenabtheilung.  Die  Darmdrüsen  sind  dicht  angeheftet,  oval  oder  auch  co- 
nisch, vorn  abgestutzt  und  oft  innen  blasig.  Der  Eierstock  ist  geknäuelt,  wie  bei  Hijdatina,  und  liess  auch  dessen  ganze  Ent Wicke- 
lung der  Eier  erkennen.  Mit  dem  Keimbläschen  werden  die  Eier,  noch  überzogen  von  der  Eierstockhaut  (?),  ausgeschieden  und  blei- 
ben an  der  Eiercanal- Mündung  durch  einen,  schon  Joblot  bekannten,  Faden  (die  Ovarienhaut- Falte?)  bis  zu  6  und  8  hängen. 
Binnen  12  Stunden  entwickelt  sich  dann  der  Fötus  mit  Zähnen  und  Augen  vollkommen,  die  Schaale  platzt  durch  dessen  Bewegungen, 
und  das  eben  ausgekrochene  Junge  gleicht  vollkommen  dem  Mutterthiere,  nur  ist  der  Panzer  noch  ganz  weich  und  häutig,  wie  er  denn 
auch  im  Eie  gebogen  und  gefaltet  liegt,  doch  sah  ich  keine  Stirngriffel.  Die  2  männlichen  Sexualdrüsen  und  die  contractile  Blase  wa- 
ren deutlich.  Baker  hat  auch  Winter-Eier  abgebildet  (Fig.  5.).  An  den  Samendrüsen  waren  jederseits  3  zitternde  Kiemen  und  zwi- 
schen den  mittleren  Stirnzacken  ragte  eine  Respirationsröhre  hervor,  auch  sah  ich  2  queere  Cirkelgefässe.  Die  4eckige  Pigmentzelle 
des  Auges  ist  ganz,  wie  beim  jungen  Cyclops  (Amymone)  [s.  Tafel  YIII.  Fig.  IL]  und  sitzt  auf  einem  deutlichen  Markknoten.  Das 
merkwürdige  Verhältniss  dieses  Thierchens  zur  Notommata  gr anularis ,  welche  ihm  ihre  Eier  auf  den  Rücken  legt,  ist  bei  dieser 
nachzusehen.  —  Grösse  mit  dem  Fusse  bis  V3  Linie,  des  Panzers  allein  Vio —  %  Linie,  des  Eies  V24 —  Vi 2  Linie.  In  Schlangen- 
berg */s  Linie  gross  (ohne  den  Fuss). 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LXIIL   Fig.  I.   vergl.   Taf.  L.   Fig.  IL 

Fig.  1.  Rückenansicht  eines  senkrecht  schwimmenden  Thierchens  mit  2  Eiern,  deren  eines  leer,  das  andere  nahe  am  Auskriechen  des  Jungen  ist.  0  + 
Eierstock  mit  Eikeimen,  d"  Ei,  +  +  +  Kiemen,  s  contractile  männliche  Blase,  s  Respirationsröhre,  w  Darm-  und  Eiercanal -Mündung.  Zwei  Queer- 
gefässe  liegen  in  der  Mitte;  f  Eischaale.  Fig.  2.  das  eben  ausgekrochene  Junge  ohne  Stirnborsten.  Beide  Zeichnungen,  mit  langen  Stirnzähnen,  von 
1836.  Fig.  3.  Rückenansicht  mit  eingezogenem  Fusse  (wie  Anuraea)^  s  contractile  Blase.  Fig.  4.  rechte  Seitenansicht  mit  2  Eiern;  s  Respira- 
tionsröhre. Beide  Zeichnungen,  mit  kurzen  Stirnzähnen,  von  1830  und  1835;  letztere  nach  Indigonahrung.  Fig.  5.  Schiundkopf  und  Zähne  beim 
Druck.    Linearvergrösserung  300mal. 

161h  Mrachionus  amphiceros,  cloppeltge viertes  Wappentliierclieii.  TafelLXlll.Fig.il. 

B.  testula  laevi,  fronte  et  uropygio  quatuor  dentibus  insignibus. 

Brachion  Grenade  double ,  a  carapace  lisse,  gamie  de  (juatre  cornes  au  front  et  d9 autant  a  F au- 
tre  e&tremite  du  dos. 

Grenade  aquatique  coiwonnee  ei  barbue,  Jobjlot,  Observations  faites  avec  le  microsc.  p.  69.  PI.  IX.   Fig.  4.  1718.  (1714.) 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Ich  beobachtete  diese  Form  zuerst  am  5.  und  8.  Juli  1835,  dann  wieder  am  12.  Juli  1836  und  am  12.  und  18.  Aug.  1837, 
immer  einzeln  und  gleichzeitig  mit  grossen  Mengen  von  Bracliionus  Pala.  Ebenso  berichtet  Joblot,  sie  vor  mehr  als  100  Jahren 
in  Paris  gesehen  zu  haben,  denn  er  fand  nur  eine  unter  Br.  Pala,  die  er  für  die  gleiche  Art  hielt.  Ich  habe  wohl  an  Missbildun- 
gen jener  gedacht,  allein  die  Form  ist  sehr  constant,  und  ich  fand  sie  1837  an  jenen  Tagen,  so  oft  ich  sie  suchte.  Sie  unterschied 
sich  von  der  vorigen  durch  geringere  Grösse,    durch  Mangel  an  Stirnborsten,    durch  4   scharfe  Zacken  am  Ende   des  Rückens,   durch 


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Mangel  der  vordem  Scitenmuskeln  (?)   und  durch  jedcrseits  4  Zitterorgane,    auch  sah  ich  keine    vorstellende  Respirationsröhre ,    wovon 
jedoch  mehrercs  der  Beobachtung  zur  Last  fallen  könnte.  —  Grösse  bis  Vo  Linie ,  des  Eies  V24  —  V20  Linie. 

Erklärung   der   Abbildung    Taf.  LXIII.   Fig.  IL 
Rücken  ansieht  hei  300maliger  Linearvergrösserung;  +  +  •+•  Kiemen,  s  contractile  Blase,  o"  leere  Eischaale. 

161.     HracMonus  urceolaris,  urnenartiges  Wappentliierclien.     Tafel  LXIIL  Fig.  in. 

Br.  testula  laevi,  fronte  brevius  sexdentata,  postico  fine  mutico,  corpore  albicante. 

Brachion  Bouquetier^  a  carapace  lisse>    ayant  sisc  dents  trbs-courtes  au  front  et  V autre  ecetremite 
du  dos  arrondie^  le  corps  blanchätre. 

Brachionus  quartus,  Hill,  Histcry  of  Animals,   p.  11.   1751. 

Wkeel-animal  with  shells  second  sort,  Baker,  Employment  ofthe  Microscope,   deutsch  p.  384.   Taf.  XII.   Fig.  7 — 10.   1753. 
Brachionus  capsuliflorus  a,  Pallas,  Elench.  Zoophyt.  p.  91.   1766. 
Tubipora  Urceus,  Müller,  Flora  Friedrichsdaliana,  p.  238.  1767. 

Bäderthiere,  ivelche  sich  füttern  lassen,  GÖze,  Hannoversches  Magazin,  1773.  Uebers.  v.  Trembley's  Polypengeschichte,  p.  176.  1775. 
Brachionus  urceolaris,  Müller,  Verm.  fluv.  hist.  p.  131.  1773. 

Brachionus  urceolaris,  Göze,  Bonnet's  und  Anderer  auserles.  Abhandl.  aus  der  Insectologie,  p.  369.  1773. 

Animaluccio  a  coröna,  Corti,  Osservaz.  microsc.  sulla  Tremella,   p.  85,  lY7.   Tav.  II.   Fig.  VIII.  und  XIV.   nicht  Fig.  VII.   1774. 
KruBe-Hvirvlcren,  Müller,  Nye  Saml.  of  Dansk.  Vidensk.  Saelsk.  Skr.ift.  II.  D.  p.  249.  Tab.  I.  Fig.  III.  1778.? 
Brachionus  urceolaris,  Müller,  Animalc.  Infus,  p.  356.  Tab.  L.  Fig.  15  —  21!  1786. 

Brachionus  urceolaris,  Schränk,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  133.  1803.    Beiträge  z.  Natur ges eh.  p.  109.  Brach,  capsulifi.  1776. 
Brachionus  urceolaris,  neglectus  et  utricularis,  Bory  de  St.  Vinceet,  Dict.  class.  II.  1822.  XVII.  1831.   Encycloped.  method.  Vers.  1824. 
Brachionus  urceolaris,  Nitzsch,  Encyclopadie  v.  Ersch  und  Gruber,  1824. 

Brachionus  urceolaris,  Hemprich  u.  Ehrekberg,  Symbolae  physicae.    Evertebrata  I.    Phytozoa  I.    Tab.  VI.   Fig.  II.   1828.    Text  1831. 
Brachionus  urceolaris,   Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.   zu  Berlin,  1830.  p.  48,  62.    1831.  p.  50,  146,  153.   Taf.  III.  Fig.  14. 

Speisecanal.   1833.  p.  334.  Taf.  IX.  Fig.  3. 

Auf  enthalt:  In  England  zu  London,  in  Belgien  bei  Rackanje,  in  Italien  bei  Reggio,  in  Dänemark  bei  Copenhagen  und  Friedrichs- 
dal,  in  Frankreich  zu  Paris?,  in  Baiern  bei  Linz  und  Ingolstadt,  in  Preussen  bei  Quedlinburg,  Halle  und  Berlin,  und  bei  Tobolsk 
im  sibirischen  Asien  beobachtet. 

Hills  Thierchen  aus  London  mit  dem  längeren  Fusse  passt  durch  diesen  Character  einigermassen  hierher.     Baker's  Abbil- 
dung desselben  aus  dem  Garten  von  Sommersethouse  war  die  erste  Darstellung   und  ist  kenntlich.      Er    sah   schon  das  Auskriechen  des 
Jungen  aus  der  Eischaale.     Pallas  sah  es  häufig  in  Belgien  im  {irakischen  Wasser   (lacu  subsalso\     Schaffers  Thierchen,   wel- 
ches Linne  zuerst  Tubipora  urceus  und  Vorticella  urceolaris  nannte,  gehörte  zur  folgenden  Art.     Müller,  der  diese  gegenwär- 
tige Art  bei  Copenhagen  wieder  fand,    gab  ihr  zuerst   den  Namen  jener.      Corti   beobachtete   sie    sorgfältig  bei  Reggio,    verwechselte 
aber  wahrscheinlich  eine  8zahnige  Anuraea  (Fig.  7.)  damit.     Er  sah  das  Bilden  der  Eier  und  das  Auskriechen  der  Jungen  wieder  aus 
der  Eischaale,  erkannte  den  Kaumuskel  (esofago),  hielt  aber  den  Mundraum  (Rachen)  und  die  Schlundröhre,  deren  inneres  Zittern  er 
sehr  richtig  sah,  für  2  Herzen  oder  Blutgefässe  (ßstolette).      Müller  sah  es  dann  in  Dänemark,   und  Göze  in  Quedlinburg  wieder, 
letzterer  mit  C/damidomonas ,   hielt  es  für  einerlei  mit  dem  Räderthiere  {Rotifer)   und   beobachtete  sein  Fressen   der  grünen  S taub- 
in o  na  de,  die  er  absichtlich  hinzuthat.     Er  war  der  Meinung,  dass  er  zuerst  dergleichen  Fütterung  bei  Räderthieren,    wie  Tremrley 
bei  den  Polypen,  beobachtet  habe,  allein  schon  Leeüwenhoek  sah  den  Darm  des  Rotifer  vulgaris   durch  Fressen  von  Euglena 
sanguinea  .gerottet.    Die  Verwechselung  gestand  Göze  1773  (Insectolog.)  schon  selbst.    Müller  beschrieb  1786  die  Form  umständlich 
als  häufig  vorkommend,  erkannte  den  Schlundkopf,  sat  wieder  das  Auskriechen  der  Jungen  mit  Zurücklassung  der  leeren  Eischaale,  be- 
hauptete aber,  das  vermeinte  Fressen  sey  eine  Täuschung,  der  Strudel  werfe  alles  wieder  fort.     Irrig  behauptete  er  ferner,  der  Schwanz 
(Fuss)  falle  periodisch  ab  und  werde  wiedererzeugt.     Irrig  war  ferner  seine  Beobachtung,  dass  die  Jungen  stumpfere  Panzerspitzen  hät- 
ten und  mit  Schmilz  bedeckt  wären.     Dagegen  sah  er  schon,  ganz  richtig,  todte  Thierchen  mit  Monaden  erfüllt  und  sah  lebende  auf 
Daphnien  als  parasitische  Thiere.      Schrank  fand  sie  in  Baiern  mit  Meerlinsen.      Ob   sie  Bory   bei  Paris   wirklich  selbst  gesehen 
hat,    ist  unklar.      Nitzsch  hat  sie  bei  Halle  beobachtet.      Er  hielt  sie   für  vollkommener  organisirt,    als   viele  Polypinen.      Er   sah 
deutliche  Kiefer  (noch  keine  Zähne)   und   unterschied   sie   durch   den  Mangel  artikulirter  Bewegungsorgane  und  grosse  Contractilität  des 
Rumpfes  von  den  Krustenthieren.     Ob  die  Kiefer  dem  Munde  oder  dem  Speisecanal  angehören,  blieb  ihm  unklar.     Lamarck's  Zwei- 
fel über  die  Eier  oder  Jungen  hielt  er  für  unstatthaft,  behauptete  aber,  die  Jungen  haben  noch  keinen  oder  einen  sehr  kleinen  Schwanz, 
referirt  auch  Müller's  Beobachtung,    dass  dieser  bei  Alten  ausfalle  und  reproducirt  werde.      Er   sah   die  Bewegung   des  Fötus   im  Ei 
und  die  neugebornen  Jungen.     Bei  Berlin  kenne  ich  diese  Form  seit  1818,  wo  ich  sie  zuerst  in  zahllosen  Mengen  in  Sturmfässern  fand. 
Detaillirtere  Zeichnungen  machte  ich  erst  1826,   wo  ich  das  rothe  Auge  entdeckte.     Diese  Abbildungen   Hess   ich   1827  und    1828  in 
den  Symbolis  physicis  in  Kupfer  stechen.     Hierauf   beobachtete    ich   dasselbe  Thierchen  1829  im  Juli  in  Tobolsk  auf  der  Reise  mit 
Herrn  v.  Humboldt  und  Gustav  Rose.     Seitdem  habe  ich  es  in  Berlin  zu  allen  Jahreszeiten,  in  allen  Monaten,  selbst  unter'm  Eise 
und  nicht  selten  so  häufig  gesehen,  dass  seine  Milliarden  das  Wasser  milchig  trübten.     Dasselbe  sah  Pallas  in  Belgien.     Der  Panzer 
hat  weniger  geschärfte  und  kürzere  Spitzen,  als  bei  der  folgenden  Art.     Seine  Oberfläche  ist  etwas,  aber  nur  leicht,  gekörnt,  und  von 
den  Zacken  aus  gehen  feine  Längsleisten  ab.     Besonders  die  2  Zähne  des  Kinnrandes  sind  sehr  stumpf.     Das  Räderwerk  hat  2  Räder, 
3  bewimperte  Stirntheile  und  2  Borsten.     Von  innern  Muskeln  sah  ich  6  dem  Kopfe  angehörige,  ferner  2  seitliche  Längsmuskeln  vorn 
und  2  Fussnmskeln.     Der  4muskelige  Schlundkopf  hat.  2  5zahnige  Kiefer.     Während   des  Fressens   wirbelt   der  Rachencanal   vor  dem 
Schlundkopfe  und  die  Schlundröhre  hinter  demselben.      Der  Darm  ist  2theilig,   im  vordem  Theile   ist  eine  stark  wirbelnde  Stelle  dicht 
an  der  Schlundröhre.     Die  2  Darmdrüsen  sind  gestielt,  birnförmig  oder  conisch.     Der  Eierstock  und  2  geschlängelte  Samendrüsen  sammt 
einer  contractilen  Blase  sind  leicht  zu  erkennen,   in  den  reifen  Eiern  oft  auch  das  Samenbläschen.     Ich  sah  bis  10  Eier  hinten  anhän- 
gen.     Einige  Eier   haben   eine    besondere    abstehende  Schaale,    Wintereier  oder  Dauereier,    wie   sie   schon  Baker  bei  Br.  Pala  sah. 
Jederseits  3  zitternde  Kiemen  sitzen  an  den  beiden  Samendrüsen,  ein  schon  Baker  bekannter  Sporn  (Respirationsröhre)  liegt  zwischen 
den  mittleren  Stirnzähnen.      Das  rothe  Auge  ist   zuweilen    deutlich   in   einer  4eckigen  2theiligen  Zelle  und  sitzt  unmittelbar  hinten  auf 
einem   grossen  Markknoten   (vergl.  Cyclops,    Tafel  VIII.),    manchmal   ist   der  Pigmentfleck   rund.      Die  Jungen   sind  den  Alten  völlig 
gleich  und  der  Fuss  fehlt  nie,  kann  auch  schwerlich  reproducirt  werden,  da  ich  nie  dergleichen  Erscheinungen  sah,  oft  ist  er  aber  ganz 
und  halb  eingezogen.     Nicht  selten   besetzen  junge  Epistylis  oder  Carchesium  pygmaeum  (s.  p.  291.)  den  Panzer.     Dasselbe   ge- 
schieht bei  Br.  Bakcri.  —  Grösse  mit  dem  Fusse  Vs  — Vo  Linie,  der  Schaale  Vio  —  %  des  Eies  V20  —  Vis  Linie.   In  Tobolsk  bis  V10  Linie. 


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Erklärung'    der    Abbildungen     Tu  f.   LX1IL   Fig.  III. 

Fig.  1.  Rückenansicht  eines  mit  7  Eiern  beladenen  Thierchcns,  deren  2  auskriechen;  200mal  vergrössert.  *'  Respirationsröhre.  Fig.  2.  Riickenan- 
sicht  eines  Indigo  aufnehmenden  wirbelnden  Thierchens  mit  2  Eiern.  +  +  +  die  Kiemen,  to  die  Darm-  und  EiercaimL- Mündung,  f  Eier.  Fig.  3. 
Rückenansicht  mit  1  Winter-Ei  und  einem  jungen  Carchesium  pygmaeum.  //  Kieme,  s  contractile  männliche  Blase,  die  streifige  Darmstelle  zwi- 
schen den  Darmdrüsen  wirbelt.     Fig.  4.     rechte  Seitenansicht,     s   Respirationsröhre,  co  Darm -Mündung  auf  der  Rückcnseite.     Fig.  5.     Schlundkopf  mit 

2  Szahnigen  Kiefern..   Fig.  6.     Stirnrand  des  leeren  Panzers;  Bauchseite.     Fig.  7.     Fussöffnung  desselben.     Linearvergrösserung  300mal. 

162.     Brachionus  ruhen»  9  rütMIclies  Wappenttoierclieii.     Tafel  lxiii.  Fig.  IV. 

Br.  testula  laevi,  fronte  acute  scxdcntaia,  postico  iine  mutico,  corpore  rntilante. 

Brachion  rougeatre,  a  carapace  lisse >  ayant  sitc  dents  aigues  au  front  et  V autre  e&tremite  du  dos 
arrondie,  le  corps  rougeätre. 

Schalige  Räderihiere  an  den  Wasser flöhen ,  Schaffer,  Die  zackigen  Wasserfalle,  p.  61.  Taf.  I.  Fig.  VIII.  Taf.  II.  Fig.  VII  — IX.  1755. 

Tnlipora  Urceus,  Linke,  Fauna  suecica,  p.  537.  1761.   nicht  Müllers  Flora  Friedrichsdal.  1767. 

Brachionus  capsulifloms ,  Pallas,  Elen  eh.  Zoophyt.  p.  91.  1766. 

Vorticella  urceolaris,  Linke,  Systema  Naturae,  editio  XII.  1767* 

Brachionus  urceolaris,  Müller,  Vermium  fluviat.  hist.  p.  131.   1773.    Animalc.  infus,  p.  356.  1786.   zum  Theil. 

Aufenthalt:    Bei  Regensburg,   in  Schweden  und  bei  Berlin  beobachtet. 

Schaffer  fand,  der  Abbildung  nach,  offenbar  diese  Art  an  Wasser  flöhen  bei  Regensburg,  bald  nachdem  Baker  ähn- 
liche Formen  ans  England  beschrieben  hatte.  Die  Kiefer  hielt  er  für  das  Herz.  Dass  die  Räder  ans  Wimperreihen  bestehen,  sah  er 
deutlich.  Ben  Sporn  (ein  Züngelchen)  hielt  er  für  den  Säugrüssel  oder  ein  Fühlhorn,  den  Fuss  nennt  er  einen  vorn  geth eilten  Schwanz 
und  die  Eier  1  oder  2  Eierstöcke,  verglich  sie  also  mit  denen  bei  Cyclops.  Getrocknete  lebten  ihm  nicht  wieder  auf.  Linke  nahm  Schaf- 
fers  Art  in  die  Systematik  auf  und  scheint  sie  in  Schweden  beobachtet  zu  haben.  Bei  Berlin  habe  ich  sie  erst  seit  1835  als  beson- 
dere Art  unterschieden,  wo  ich  sie  am  31.  März  sehr  zahlreich  fand.  Im  Sommer  1835  und  1836  habe  ich  sie  in  Sturmfässern  eben 
so  zahlreich  gesehen,  als  Br.  urceolaris,  doch  immer  getrennt,  aber  oft  mit  Brach.  Pala.  Ihre  Wirbelmuskeln  und  Eierstock  sind 
röthlich,  doch  oft  auch  Mass.  Die  Hauptunterschiede  vom  Br.  urceolaris  waren  die  spitzeren  und  etwas  längeren  Stirnzähne  und  auch 
die  zugespitzten  2  Zähne  des  Kinnrandes.  Die  von  den  Zähnen  nach  der  Panzermitte  gehenden  Leisten  waren  deutlicher,  und  ich 
zählte  leicht  auf  jeder  Seite  nicht  3,  sondern  4  zitternde  Kiemen,  sonst  war  alles  ungefähr  gleich,  doch  schien  mir  auch  die  Form  der 
Kiefer  abweichend.  —  Grösse  der  Schaale  (ohne  Fuss)  bis  Vg  Linie,  das  Ganze  bis  XU  Linie,  das  Ei  bis  Vis  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen   Taf.  LXIII.   Fig.  IY. 

Fig.  1.  Bauchfläche  mit  eingezogenem  Wirheiorgan;  4-  drei  drüsige  Knötchen.  Fig.  2.  Rückenfläche  mit  vorstehendem  Wirbelorgan  und  2  anhängen- 
den Eiern,  deren  eines  ein  reifes  Junges  einschliesst.  +  +  +  sind  zitternde  Kiemen,  s  die  contractile  Blase.  Fig.  3.  Schlundkopf  mit  Szahnigen  Kie- 
fern, beim  Druck.    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser. 

163.    Brachionus  Mülleri,  MüIIer's  Wappenthlerclieii.    Tafel  lxiii.  Fig.  v. 

Br.  testula  laevi,  frontis  dentibus  sex  obtusis,  papilla  termiiiatis,  postico  dorsi  line  obtuse  bidentato. 

Brachion  de  Müller,   a  carapace  lisse,   ayant  six  dents  obtuse*,   terminees  par  des  papüles  simples 
au  bord  da  front,  garnie  de  deux  dents  arrondies  a  V  autre  extremite  du  dos. 

Braclüomis  Mülleri,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1833.  p.  200. 

Aufenthalt:    Im  Ostseewasser  bei  Wismar. 

Eine  ähnliche,  aber  doch  wohl  verschiedene,  Art  des  Ostseewassers  hat  Müixer  als  Brach,  plicatilis  beschrieben,  weder 
die  Form,  noch  die  Weichheit  des  Panzers,  noch  die  gelbliche  Farbe  passen  auf  diese  Art.  Ich  fand  sie  im  August  1833  häufig  im 
Wasser  einer  Lache  der  kleinen  Insel  Walfisch  bei  Wismar,  und  habe  sie  lebend  mit  nnrh  Berlin  gebracht,  auch  über  einen  Monat 
lang  in  Fortpflanzung  erhalten.  Sie  ist  etwas  grösser,  als  Br.  urceolaris,  und  hat  eigentümlich  gestaltete  Stirnzähne.  Der  Kinn- 
rand ist  glatt  abgestutzt  mit  3  schwachen  Einschnitten.  Der  sehr  durchsichtige  Panzer  erlaubte,  neben  4  Stirnmuskeln,  noch  je  2  vor- 
dere Seitenmuskcln,  auch  2  hintere  Seitenmuskeln  und  2  Fussinuskeln  zu  erkennen.     Das  Wirbelorgan   hatte    2  Räder  und  dazwischen 

3  bewimperte  breite  Stirntheile  mit  2  längeren  Griifeln.  Der  Schlundkopf  hatte  2  5zahnige  Kiefer  mit  einem  zusammengesetzten  Schlnnd- 
gerüst  und  beilartigen  Kieferkörpern.  Der  Darm  war  eingeschnürt  und  hatte  vorn  2  gabelförmige  Darmdrüsen.  Ein  Eierstock,  2  Se- 
xualdrüsen und  1  contractile  männliche  Blase  wurden  erkannt.  Kiemen  sind  nicht  beobachtet,  aber  eine  grosse  Respirationsröhre  gese- 
hen. Hinten  trug  es  1—3  Eier.  Ein  rundliches  rothes  Ange  war  am  Ende  eines  grossen  drüsigen  Knotens,  des  Hirns,  im  Nacken. 
—  Bei  der  Contraction  erschienen  einige  krumme  Borsten  oder  Wimpern  in  der  Stirnmittc.  Stirnzähne,  Darmdrüsen  und  Kieferform 
sind  die  unterscheidenden  Merkmale  der  Art.  Sehr  auffallend  war  ein  Individuum,  welches  während  seines  Lebens  mit  vielen  lebenden 
Monaden,  wahren  Entozoen,  erfüllt  war.  Die  Jungen,  welche  ich  auskriechen  sali,  waren  den  Alten  gleich.  —  Grösse  des  Pan- 
zers Vs  Linie,  des  Ganzen  bis  x/s  Linie,  des  Eies  V24  —  V12  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  LXIII.   Fig.  V. 

Fig.  1.  Rückenfläche  wirbelnd,  mit  1  vollem  und  2  leeren  Eiern;  s  die  contractile  Blase.  Fig.  2.  rechte  Seitenansicht;  Rückenlage  mit  reifem  Ei. 
Fig.  3.  eingezogenes  Exemplar  mit  lebenden  Monaden  erfüllt,  vorn  wirbelnd.  Fig.  4.  Kiefer  und  Zähne,  sammt  Schlundgerüst.  Linearvergrös- 
serung 300mal. 

164.    Brachionus  brevispinus,  kurzstaebiiges  Wappentliierclien.  Tafel  lxiii.  Fig.  vi. 

Br.   testula  laevi,    frontis   dentibus   sex  acutis  inacoualibus,    postico    dorsi   fine    quatuor  aculeis  crassis,    mediis  duobus 
brevioribus,  armato. 

Brachion  a  epines  courtes,  ayant  la  carapace  lisse,  six  dents  aigues  et  inegales  au  bord  du  front 
et  fjiiatre  epines  grosses  ä  P autre  extremite  du  dos,  dont  les  deux  du  milieu  plus  courtes. 

129 


514 

Brachionus  breoispinus,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1831.    p.  146. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin, 

Die  Form  dieser  Art  hat  grosse  Aehnlichkeit  mit  Müllers  Br.  patulus,  welche  auch  Schrank  in  Baiern  sah,  allein  die- 
ser soll  8  Stirnzähne  gehabt  haben.  Demnächst  hat  sie  grosse  Aehnlichkeit  mit  Brach.  Bakeri,  aber  einen  glatten  Panzer  und  viel 
kürzere  und  dickere  Rücken  stacheln,  auch  sehr  abweichende  Darmdrüsen.  Die  ersten  Zeichnungen  entwarf  ich  1826  in  Berlin,  stellte 
sie  aber  damals  zu  Br.  -  Bakeri.  Ich  habe  sie  immer  nur  in  langsam  fliessendem  klaren  Wasser  mit  Conferven  gesehen  und  nur  erst 
wenig  Exemplare  beobachtet.  Zwei  Räder,  3  Stirntheile,  mit  Wimpern,  ohne  Griffel,  8  Stirn muskeln,  2  innere  Seitenmuskeln,  2  Fuss- 
muskeln,  ein  Schlundkopf  mit  2  5zahnigen  Kiefern,  ein  eingeschnürter  Darm  mit  2  doppelten  ovalen  Darmdrüsen,  ein  Eierstock,  2  Se- 
xualdrüsen und  eine  contractile  Blase  sind,  sammt  einer  Respirationsröhre  und  einem  rotlien  Auge  mit  unterliegendem  grossen  Nerven- 
knoten, beobachtete  Theile.  —  Grösse  Ve —  lU  Linie,  des  Eies  V20  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  LXIII.   Fig.  VI. 

Fig.  1.    Rückenfläche ,  wirbelnd.      Fig.  2.    rechte  Seitenansicht  mit  einem  reifen  Ei  mit  Keimbläschen;   &'  Respirationsröhre,    w  Afteröffnung.      Fig.  3. 
Schlundkopf  beim  Druck»    Vergrösserung  300mal  im  Durchmesser.    Fig.  4.     Stirnrand  der  Bauchfläche.    Fig.  5.    Ende  des  Rückens  ebenda. 

165.     ßrachionus  Bakeri,  Baker's  Wappeiitliierelieii.     Tafel  LXIV.  Fig.  I. 

Br.  testula  scabra,   in  medio  dorso  tessellata,    frontis  dentibus  sex  acutis  inaequalibus,    dorsi  aculeis  duobus  lateralibus 
praelongis,  totidem  mediis  in  pedis  ocrea  prominulis  parvis. 

Brachion  de  Baker,  a  carapace  scabreuse,  parquetee  an  milieu  du  dos,  ayant  sioo  dents  inegales  au 
front,  deute  epines  laterales  longues  au  dos  et  deute  autres  petites  a  la  jambiere  du  pied. 

Brachiurus  quarius,  i   wlml_ AnimaiSt  Hill,  History  of  Animals,  p.  7,  11  cum  icone.  1751. 

Brachiurus  quintus,    \ 

Wheel-animal  wiih  shell  third  sort,  Baker,  Employment  ofthe  microscope,  p.  391.  PL  XII.  Fig.  11  — 13.   1753. 

Brachionus  capsuliflorus  ß,  Pallas,  Elen  eh.  Zoophyt.   p.  92.   1766.   nach  Baker. 

Brachionus  quadridentatus ,  Herrmann,  Naturforscher,  XIX.  p.  47.  Taf.  II.  "Fig.  9.  1783. 

Brachionus  Bakeri,  Müller,  Animalc.  Infus,  p.  359.   Tab.  XLVII.   Fig.  13.   Tab.  L.  Fig.  22,  23.   1786. 

Brachionus  Backen,  quadricornis  et  hicomis,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  p.  134,  135.   1803. 

Brachionus  Bakeri  et  octodentatus ,  Bory  de  St.  Vincent,  Dict.  classique,  II.  1822.     Encycloped.  meth.  Vers.  1824.   p.  537. 

Noteus  Bakeri ,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.   p.  48.   1831.   p.  142. 

Brachionus  Bakeri,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1830.  p.  48.    1831.  p.  146.   Tab.  IV.  Fig.  4.   Schlundkopf. 

Aufenthalt:     In  England  zu  London,  in  Belgien  bei  Rackanje,   in  Frankreich  bei  Strassburg,   in  Dänemark  bei  Meienberg  und  Co- 
penhagen,  in  Baiern  bei  Ingolstadt  und  Burghausen,  in  Preussen  bei  Berlin  beobachtet. 

Dass  Hills  Thierchen  schon  diese  ausgezeichnete  Art  gewesen,  ist  nicht  völlig  sicher,  aber  Baker' s  Abbildungen  und  Be- 
schreibungen aus  England  passen  gut.  Pallas  sah  es  dann  wieder  in  brakischem  Wasser  selten  unter  zahllosen  Mengen  des  Br.  ur- 
ceolaris  beim  Dorfe  Rackanje  und  hielt  es  für  eine  Sommer-Varietät  jenes.  Eichhorn  mag  wohl  die  folgende  Art  gekannt  haben. 
Müller  fand  es  wieder  1777  bei  Meienberg  in  Dänemark  und  meldete  diess  an  Herrmann;  Herrmann  nannte  es  1783  Brach, 
quadridentatus,  weil  er  sein  Thierchen  von  Strassburg  noch  für  verschieden  von  dem  von  Müller  hielt.  Dieses  hat  der  Zeichnung 
nach  einige  Aehnlichkeit  mit  Br.  brevispinus,  doch  ist  sie  zu  flüchtig  entworfen  und  Br.  Bakeri  gewöhnlicher.  Müller  sah  es 
wieder  1784  bei  Copenliagen ,  beide  Male  mit  Lemna,  und  überging  Herrmanns  Namen.  Schrank  hat  es  in  Baiern  gesehen  und 
in  3  Arten  getrennt,  deren  Charactere  aber  nicht  ansprechend  sind.  Er  fand  eine  davon  im  Juli  mit  Chara  und  Ceratophyllum. 
Bory  hat  es  wohl  nicht  gesehen  und  in  2  Arten  geschieden.  Bei  Berlin  ist  es  jährlich  zu  finden,  aber  nie  in  grossen  Mengen  bei- 
sammen. Ich  hatte  anfangs  das  Auge  übersehen  und  war  der  Meinung,  es  gebe  eine  wirklich  augenlose  Form,  allein  da  ich  diese  seit 
1826  nie  wieder  gesehen  habe  und  damals  das  Auge  bei  andern  augenführenden  selbst  noch  übersah,  so  mag  ich  wohl  immer  nur  den 
Bracldonus  gehabt  haben.  Ich  fand  diese  Form  wieder  am  27.  Mai  und  24.  Sept.  1832  im  Plötzensee ,  am  23.  Juli  1835  mit 
Lemna  im  Thiergartcn,  am  23.  Mai  1836  an  den  Pulvermühlen  in  Torfgruben.  Sie  ist  durch  ihre  breite  Gestalt  ausgezeichnet  und 
hat  einen  facettirten  Rücken.  Der  Panzer  ist  überall  mit  feinen  Körnchen  besetzt,  die  auf  der  Bauchseite  in  der  Mitte  parallele,  etwas 
gekrümmte,  Linien  bilden.  Die  mittleren  Stirnzähne  sind  die  längsten  und  etwas  seitwärts  gekrümmt.  Um  die  Fussbasis  bildet  der 
Panzer  einen  röhrenartigen  Vorsprung,  dessen  Ende  die  beiden  mittleren  Hinterspitzen  bilden.  Zwei  Räder,  3  bewimperte  Stirntheile 
ohne  Griffel,  4  Stirnmuskeln,  2  innere  vordere  Längsmuskeln  gegen  die  Mitte  gelegen,  2  Fussmuskeln,  ein  Schlundkopf  mit  2  5zah- 
nigen  Kiefern  und  treppenartigen  Schlund  falten,  ein  eingeschnürter  Darm,  2  ovale,  kurz  gestielte  Darmdrüsen,  ein  Eierstock,  eine  Re- 
spirationsröhre im  Nacken  und  ein  rothes  Auge  auf  einem  grossen  Hirnknoten  sind  die  beobachteten  Structurdetails.  Das  männliche  Se- 
xualsystein  und  die  Kiemen  und  Gefässe  blieben,  wohl  der  geringeren  Durchsichtigkeit  des  rauhen  Panzers  halber,  unerkannt.  An  dieser 
Art  sah  ich  öfter  das  Carchesium  pygmaeum  (s.  p.  291.)  parasitisch  angeheftet.  —  Grösse  Vio  —  1I$  Linie,  des  Panzers  ohne  Spi- 
tzen Vis  Linie,  des  Eies  V20  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Tafel  LXIV.  Fig.  I. 

Fig.  1.  Rückenansicht  im  Wirbeln,  mit  2  Eiern.  Fig.  2.  Bauchfläche  mit  eingezogenem  Fuss  und  Räderwerk  und  mit  Carchesium  besetzt,  +  Car- 
ches.  pygmaeum.  Fig.  3.  rechte  Seitenansicht,  Bauchlage,  mit  Carchesium  besetzt.  Fig.  4.  Schlundkopf  mit  den  Zähnen,  beim  Druck.  Fig.  5. 
reifes  Junges  im  Ei,  mit  gebogenem  Panzer.     Linearvergrösserung  300mal. 

166.    ßrachionus  polyacanthus ,  vieldorniges  Wappenthierclieii.    Tafel  LXIV.  Fig.  IL 

Br.  testula  laevi,    frontis  dentibus  4  longioribus,   margine  mentali  sexdentato,    dorsi   aculeis    quinque,   externis   duobus 
longissimis. 

Brachion  epineucc,  a  carapace  lisse,  ayant  4  cornes  allongees  au  front,  sia>  dents  au  bord  du  men- 
ton  et  5  epines  ä  V  extremite  posterieure  du  dos,  dont  les  e&terieures  tres  -  longues. 

Der  Wasserbesen,  Eichhorn?  Beiträge  z.  Kenntniss  d.  kl.  Wasserthiere,  p.  23.  Taf.  I.  Fig.  3.  und  5.    (1763.)   1775. 
Brachionus,  noo.  spec.,  Müller,  Naturforscher,  IX.   p.  207.    1776.    Eichhorns  Synonyme. 


515    

Brachionus  longispinus? ,  Schrank,  Fauna  boica,  III.  2.  133.   1803. 

Brachionus  polyacanthus ,  Ab  ha  ndl.  der  Akademie  d.  Wissenscii.  zu  Berlin,  1833.  p.  201. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin  und  wahrscheinlich  bei  Danzig,  vielleicht  auch  in  Baiern  beobachtet. 

Bei  Berlin  ist  diese  ebenfalls  ausgezeichnete  Art  selten.  Ich  fand  sie  nur  am  7.  Juni  1832  in  wenig  Exemplaren  im  Plötzen- 
see. Eichhorn,  welcher  ein  ähnliches  Thierchen  von  Danzig  gezeichnet  hat,  sali  es  dort  fast  zu  allen  Jahreszeiten,  besonders  im 
Sommer,  1763  auch  im  Januar,  sehr  häufig,  auch  im  stehenden  Regenwasser,  hat  aber  vielleicht  doch  das  vorige  und  mehrere  Arten 
verwechselt.  Er  sali  2  Eier  und  hielt  sie  für  2  Laiehbeutelchen,  wie  bei  Cyclops,  er  suchte  nach  kleinen  Jungen  im  Verhältniss  der 
Cyclops-Bmt,  fand  aber  alle  von  fast  gleicher  Grösse,  was  sehr  richtig  war,  da  die  aus  dem  Ei  kriechenden  Jungen  schon  ziemlich 
2/3rder  Grösse  des  Alten  haben.  Schrank  hat  dann  ein  ähnliches  Thierchen  wohl  bei  Ingolstadt  im  Juli  gesehen,  das  aber  nur  2 
Spitzen  vorn  und  2  hinten  am  Panzer  von  der  Fusslänge  gehabt  haben  soll.  Vielleicht  war  es  Noteus  quadricornis.  Der  Panzer 
hat  auf  der  Rückenseite  der  Stirn  4  starke  fast  gleichlange  Spitzen,  auf  der  Bauchseite  am  Kinnrande  jederseits  3  Zähne,  hinten  sind 
zwei  sehr  lange  gerade  seitliche  Dornen,  und  die  Fussbasis  umfassen  3  kleinere,  aber  auch  starke,  Stacheln.  Zwei  Räder  schliessen 
vorn  3  Stirntheile  ein,  deren  mittlerer  nur  bewimpert  ist,  die  seitlichen  haben  jeder  einen  Griffel,  3  Stirnmuskeln,  2  Paar  vordere  Sei- 
tenmuskeln,  2  hintere,  von  der  Fussbasis  zur  Mitte  gehende,  Seitenmuskeln  und  2  Fussrnuskeln,  ferner  ein  4muskeliger  Schlundkopf 
mit  2  4zahnigen  Kiefern,  ein  eingeschnürter  Darm  mit  2  fast  kugligen  Darmdrüsen,  ein  breiter  Eierstock,  2  geschlängelte  Sexualdrü- 
sen, eine  contractile  Blase,  eine  Respirationsröhre  im  Nacken  und  ein  rothes  Auge  auf  einem  starken  Hirnmark  sind  beobachtete  Theile 
des  Organismus.     Ich  beschrieb  es  ausführlich  1833.  —  Grösse  Vio —  %  Linie  ohne  die  Spitzen,  des  Eies  V24  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  LXIV.   Fig.  IL 

Fig.  1.    Rückenansicht;   w  Darmmündung.     Fig.  2.    Bauchfläche  mit  eingezogenen  Organen.     Fig.  3.    linke  Seitenansicht  in  der  Rückenlage,    ein  Ei 
tragend.    Fig.  4,     Schlundkopf  beim  Druck.    Linearvergrösserung  300mal. 

1G7.     Brachionus  militaris,  bewaffnetes  Wappentliierclieii.    Tafel  LXIV.  Fig.  HL 

Br.  testula  scabra,  frontis  dentibus  12  elongatis  subaequalibus,  dorsi  spinis  quaternis,  mediis  inaequalibus. 

Brachion   militaire,   a  carapace  scabreuse,   ayant  douze  dents  allongees  et  presque  egales ,    quatre 
epines  au  dos>  dont  les  deute  du  milieu  inegales. 

Brachionus  militaris,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1833.  p.  199. 

Aufenthalt:    Bei  Berlin. 

Diese  nur  am  10.  Juni  1832  im  Plötzensee,    aber  häufig,    entdeckte   fast   cylindrische  Art  vermehrte   sich  in  Gläsern  meiner 
Wohnung  in  wenig  Tagen  bis  zu  etwa  50  Exemplaren.     Sie  ist  früher  nicht  beobachtet  und  durch  die  vielen  Dornen  am  Panzer,  welche 
meist  etwas  gebogen  sind,    sehr  ausgezeichnet.     Die   mittelsten  Stirnzacken   des  Rückentheils    sind  etwas  länger,    als   die   übrigen,    und 
auffallend  ist  die  constante  Ungleichheit   der  mittleren  hintern  Rückenstacheln ,    deren   rechter   länger  ist.     Der  Fuss  ist  im  Verhältniss 
kurz.     Die  beiden  Räder  schliessen  3  bewimperte  Stirnzapfen  ein,    neben  denen  2    (oder  4?)    kurze  Griffel  zu  stehen    schienen.    ^  Vier 
Stirnmuskeln  und  2  Fussrnuskeln  waren  neben  dem  4muskeligen  Schlundkopfe  erkennbar.      Zwei  5zahnige  Kiefer,  ein  einfach  conischer 
Darm,   2  birnförmige  Darmdrüsen,    oft  mit  einer  Blase  in  der  Mitte,    ein  geknäuelter  breiter  Eierstock,    eine  contractile  männliche  Se- 
xualblase, eine  spornartige  Respirationsröhre  im  Nacken  und  ein  rothes,  auf  einem  kugligen  starken  Hirnmarke  sitzendes,  Auge  sind  die 
beobachteten  Organe  des  Körpers.      Oft  hingen  1  —  2  Eier  hinten   am  Körper,    deren   reife  Fötus   ich  im  Ei  wirbeln   und  kauen  sah. 
Auch  die  Panzerspitzen  sah  ich  im  Ei  gebogen  liegen,    und  die  auskriechenden  Jungen  glichen  durchaus    den  Alten,    nur  waren  sie  ei- 
nige Stunden  lang  weicher  und  faltig.  —  Grösse  des  Panzers  ohne  Hörnchen  bis  */io  Linie,  des  Eies  %  Linie.      Entwickelungscyclus 
V20  —  Vio  Linie. 

Erklärung  der  Abbildungen    Taf.  LXIV.  Fig.  III. 

Fig.  1.  Rückenansicht  eines  schwimmenden  Thierchens  mit  2  Eiern,  worin  reife  Junge  liegen;  die  Sexualblase  ist  an  der  Fussbasis  contrahirt.  Fig.  2. 
Bauchfläche,  cd  Darmmündung;  die  Sexualblase  an  der  Fussbasis  ist  ausgedehnt.  Fig.  3.  ein  junges  Thierchen  entfaltet,  2  Stunden  nach  dem  Aus- 
kriechen.   Fig.  4.     dasselbe  von  der  linken  Seite.     Fig.  5.    Schlundkopf  beim  Druck  zwischen  Glasplatten.     Linearvergrösserung  300mal. 


Nachtrag   zur   Gattung   Brachionus. 

Ausser  den  hier  verzeichneten  9  Arten  hat  man  bisher  im  Allgemeinen  noch  55  —  60  hier  nicht  angewendete ,  theils  Räder- 
thieren,  theils  Magenthiereh,  theils  auch  Moosthieren  gehörige,  Artnamen  dieser  Gattung  gegeben,  deren  Homonyme  ich  im 
Folgenden  übersichtlich  zu  machen  versucht  habe.  Davon  gaben  Pallas  1766  (Elenchus  Zoophyt^  und  1778  (Naturgesch.  merk- 
würd.  Thiere,  Spicilegia  Zool.)  18,  Müller  1773  und  1786  22,  Schrank  1776  (Beiträge  z.  Naturgesch.),  1793  (Naturforscher) 
und  1803  {Fauna  boica)  11,  Herrmann  und  Müller  1783  (Naturforscher  XIX.)  2,  Meyer  (Voigt's  Magazin,  B.  6.)  1789 
4,  Bory  de  St.  Yincent  1824  {Encycloped.  meth.  Microscop.)  und  1831  (Diction.  class.  XV.)  3,  wie  folgt:  1)  Brachionus 
acinosus  Pallas  (1766)  =  Epistylis  Anastatica  et  flavicans;  2)  B.  Anastatica  Pallas  (1766)  =  Epistylis  A.  et  Carche- 
sium  polypin.;  Anastatica  Meyer  (1789)  =  Carches.  polyp.;  3)  B.  berberiformis  Pallas  (1766)  =  Opercularia artic; 
4)  B.  bicaudatus  Schrank  (1776)  =  Diglena  caudata;  5)  B.  bicornis  Schrank  (1803)  =  Brach.  Bakeri;  bicornis  Bory 
(1824)  =  Brach.  Pala;  6)  B.  Bipalium  Müller  (1786)  =  Anuraea  biremis?  al.  sp.;  7)  B.  Bractea  Müller  (1786)  = 
Squamella  Bractea? ,  Metopidia  Lepadella? ;  8)  B.  calyeiflorus  Pallas  (1766)  =  Brach.  Pala;  9)  B.  campanulatus  Pal- 
las (1766)  =  Vorticella  Convall.;  10)  B.  capsulißorus  Pallas  (1766)  =  Brach,  urceolaris  et  Bakeri;  11)  B.  cermms 
Pallas  (1778)  =  Clytia  (Bryozoon,  Sertularia);  12)  B.  cirratus  Müller  (1773)  =  Stephanops  cirr.;  13)  B.  Colombea 
Meyer  (1789)  =  Epistylis  Anastatica;   14)  B.  clypeatus  Müller  (1786)  =  Pterodina  cl;    15)  B.  crataegarius  Pallas 


51© 

(1766)  =  Epistylis  Anastat.;  16)  B.  cylindricus  Schrank  (1776)  =  Monocerca  Rattiis ;  17)  B.  dentatus  Müller  (1786) 
=  Salpina?   d.  species  peculiaris ;   dentatus  Schrank  (1803)  —  Salpina  mucronata  ;   18)  B.   digiialis  Pallas  (1766)    = 
Epistylis  digit.;  19)  B.  dubia  Meyer  (1789)  =  Gomplionema  truncatum;  20)  B.  liyacinthinus  Pallas   (1766)  =  Floscu- 
laria   ornafa? ;    21)   //.   impressus  Müller    (1786)   =   Silir/uella   imprJ ,    Brach,   urceolaris?  ;   22)  B.    lamellaris  Müller 
(1786)  =  Sfephanops  lamelL ;   23)  JB.   longispinus  Schrank  (1803)  =  Noteus   (/uadricJ ',    Brach,  polyacant/ms? ;   24)  B. 
media  Meyer  (1789)  =  Zoothamnium  Arbuscula  ;    25)  B.  mucronafus  Müller  (1773)    =  Salpina?   dentata,   species  pe- 
cuL;    mucronatus  Müller  (1786)  =  Salpina  mucronata;    26)    B.    multiceps  Schrank    (1793)    =  Notommata  Myrmeleo ; 
27)  B.  muticus  Schrank  (1803)  =  Lepadella  ovalis? ,  Metopidia  LcpadJ ;   28)  B.  neglectus  Bory  (1831)  =  Brach,  ur- 
ceolaris;  29)  B.  operculatus  Pallas  (1766)  =  Opercularia  artic;   30)    B.   ovalis  Müller  (1786)    =   Lepadella   ov.3   L. 
emarginata?  ;  31)  B.  Pala  Müller  (1786)  =  Anuraea  c/uadridcniata?  ^  al.  spJ;  32)  B.  Palea  (Abhandl.  d.  Berl.  Akadem. 
1830.  1831.)   =   Brach.  Pala;    33)  B.  Parasites  Meyer  (1789)    =    Epistylis?,    Carchesium  pygmaeum?  ;    34)    B.  passus 
Müller  (1786)   =    Triarthra?  ;    35)  B.  Patella   Müller    (1773)    =   Lepadella   emarginata? ;   36)  B.   Patina   Herrmaän 
[Müller]  (1784)  =  Pterodina  Pal. ;  37)  B.  patulus  Müller  (1786)  =  Brachionus  p.>  spec.  pec? ;  38)  B.  pilosus  Schrank 
(1776)  =  Chaetonoius  Laras ;  39)  B.  plicatilis  Müller  (1786)  —  Brach.  pl.9  spec.  pecul. ;  40)  B.  Proteus  Pallas  (1766) 
=  Trachelocerca  Olor ;  Proteus  Schrank  (1776)  =  Histrionella  Lemna;   41)  B.   piriformis  Pallas  (1766)  =  Epistylis 
plicatilis;  42)  B.  r/uadratus  Müller  (1786)  ==  Anuraea  aculeata? ;  43)  B.  f/uddricornis  Schrank  (1803)  =  Brach.  Ba- 
keri? ;  44)  B.  Rattus  Schrank  (1793)  =  Vaginaria  longiseta;  45)  B.  ramosissimus  Pallas  (1766)  =  Carches.  polypin.; 
46)  B.  rotatorius  Pallas  (1766)  =  Rotifer  vulgaris;   47)  B.  socialis  Pallas  (1766)  =  Laciuularia  soc;   48)  B.  Sr/ua- 
mula  Müller  (1786)  =  Anuraea  Sr/.;  49)  B.  stentoreus  Pallas  (1766)  =  Stentor  Mülleri  et  polymorphus ;  50)  B.  stria- 
Ins  Müller    (1786)   ==   Anuraea   striata;    51)  B.  Tripos  Müller    (1773)   ==   Salpinae   species;   52)  B.  tuberosum  Pallas 
(1765)  =  Acineta  tuberosa;    53)  B.  tubifezc  Pallas    (1766)  =  Melicerta   ringens;    54)  B.   uncinalus  Müller    (1773)  = 
Colurus  uncinatus;  55)  B.  utricularis  Bory  (1831)  =  Brach,  urceolaris.      Dazu  kommen   56)  Brachionus  1.  Hill    (1751) 
=  Melicerta  ringens  et  Limnias  Gerat.;    57)  B.  2.  Hill  (1751)  =  Rotifer  vidgaris?  ;   58)  B.  3.  Hill   (1751)   =  Brach. 
Pala?;  59)  B.  4.  Hill  (1751)  =  Brach,  urceolaris?;  60)  B.  5.  Hill  (1751)  =  Brach.  BaJceri? . 

In  der  Gattung  Brachionus  verlieren  sich  wohl  auch  die  beiden  Gattungen  Silir/uella  Bursa  pastoris  und  Tricalama 
plicatilis  von  Bory  (1822.  Biet,  class.  Brachionides).  Die  letztere  ist  nur  auf  den  Brachionus  plicatilis  Müller's  ohne  neue 
eigene  Beobachtung  gegründet,  und  diese  Form  hat  alle  Charactere  einer  guten  Art  der  Gattung  Brachionus,  aber  keine  eigentüm- 
lichen. Die  erstere  ist  ebenfalls  ohne  eigene  Beobachtung  nur  auf  die  Abbildung  des  griffelfüssigen  Brach,  impressus  Müllers  ge- 
gründet. Diese  fand  Müller  sehr  selten,  wie  er  sagt,  daher  wohl  nur  Imal,  in  Dänemark  im  tlionigen  Wasser  mit  Volvotc  Gran- 
dinella\  einer  ebenfalls  unklar  beobachteten  Form.  Die  Zeichnung  ist  offenbar  sehr  flüchtig  bei  zu  kleiner  Vergrösserung  entworfen, 
und  der  gezeichnete  Griffclfuss  könnte  leicht  ein  Zangenfuss,  das  Ganze  aber  Br.  urceolaris  oder  Br.  rubens  gewesen  seyn.  —  Als 
besondere,  mir  vielleicht  bisher  nicht  vorgekommene,  Arten  der  früheren  Beobachter  sind  aber  doch  Brachionus  patulus,  plicatilis, 
longispinus,  r/uadricomis  und  impressus  im  Auge  zu  behalten.  Wäre  letzterer  wirklich  eine  besondere  griffelfüssige  Gattung,  so 
geli  orte  ihr  der  Name  Siliquella  impressa. 


FÜNFUNDFUNFZIGSTE     GATTUNG:     FLÜGELRÄDCHEN. 

Pterodina.    Pterodine. 
CHAR ACTER:     Animal  e  Brachionaeorum  familia,  ocellis  duobus  frontalibtis  insigne,  pede  styliformi. 

CARACTERE:    Animal  de  la  famille  etes  Brachiones^  ayant  deux  yeux  au  front  et  le  pied  sim- 
plement  styliforme. 

Die  Gattung   der  Flügelrädchen  zeichnet  sich  in  der  Familie  der  Schildräderthierchen  durch  2 
Stirnaugen  und  einen  einfachen  Griffelfuss  aus. 

Diese  Gattung  wurde  zuerst  von  Bory  1822  unter  dem  Namen   Testudinella  und  1824  unter  den 
2  Namen  Testudinella  und  Proboskidia  in  der  Familie  der  Brachionides   mit  2  Arten  nach  Müller  und 
einer  3ten  neuen  Art  verzeichnet,    da  aber  der  Name   Testudinella  der  mir  unbekannten,   über  alle  Maas- 
sen  grossen,    T.  Argula  hauptsächlich  gilt  und  verbleiben   muss,    deren  Gabelschwanz   sie  von  Pterodina 
trennt,   und   der  Name  Proboscidea  schon  bei  den  Pflanzen,    Fledermäusen,   Insecten  und  Entozoen,    und 
auch  als  Proboscidia  schon  früher  bei  den  Pflanzen   und  den  Naidinen  eingeführt,  mithin  6mal  verbraucht, 
der  neuere  aber  nicht  sprachrichtig  gebildet  war,    da  endlich  auch  ein  Rüssel  diesem  Thierchen  fehlt,    so 
wurde  1830  der  Name  Pterodina  vorgezogen  und  eingeführt.     Eine  2te  Art  ist  1831  und  eine  dritte  1833 
hinzugefügt  worden.     Die  erste  Kenntniss  dieser  Formen  stammt  von  Eichhorn   1775,   welcher  Pt.  Palina 
recht  gut  abbildete.     Diese  und  eine  2te  Art  {PL  clypeata)   hat  Müller   1786   als  Brachionus  Palina 
und  clypeatus  beschrieben.     Die  dritte  ist  erst  seit  1833  bekannt.  —  Die  Organisation  ist  reichlich  ermit- 
telt.    Alle  bekannte  Arten   haben  eine  glatte ,   flache  und  weiche   Schaale,    wie  Schildkrötensckaale  (Te- 
stula),  die  besonders  am  Rande  biegsam  ist.     Ein  doppeltes  Räderwerk  und  ein  einfach  conischer  Fuss  mit 
einer,  zuweilen  bewimperten,  Saugscheibe  am  Ende  ist  allen  gemein,  Pt.  elliptica  allein  hat  einen  behaar- 
ten Stirnzapfen  zwischen  den  Rädern.     Qucerbänder  oder  Längsmuskeln  sind  bei  allen  Arten  beobachtet  — 


5«    

Ein  4muskeliger  Schlundkopf  mit  haftzahnigen  Kiefern  {Besmogomphia)  ist  bei  2  Arten  reihenzahnig  {Lo- 
chogomphia),  bei  1  Art  {PL  elliptica)  doppelzahnig  {Zygogomphia).  Bei  allen  Arten  ist  der  Speisecanal 
eingeschnürt,  mit  einem  Magen  {Gaster  odela),  und  hat  vorn  2  Darmdrüsen,  die  bei  2  Arten  biriiförmig, 
bei  PL  clypeata  bandartig  sind.  —  Ein  Eierstock  ist  bei  allen  Arten  erkannt.  Die  männlichen  Sexualtheile 
sind  unklar  geblieben,  doch  schienen  bei  PL  Patina  sowohl  Sexualdrüsen,  als  eine  contractile  Blase  vor- 
handen zu  seyn.  —  Vom  Gefässsystem  sind  nirgends  ansprechende  Spuren,  auch  nicht  hervorstehende  Re- 
spirationsrohren, sichtbar  geworden.  —  Als  Anzeige  des  Nervensystems  dienen  nur  2  rothe  Stirn -Punkte 
als  wahrscheinliche  Augen  bei  allen  Arten.  « 

Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung  ist  in  Preussen,    der  Grafschaft  Waldeck,  Frankreich, 
Curland ,  Dänemark,  Baiern  und  Mecklenburg  beobachtet. 

168.   JPterodina  Patina,  schfisselartiges  Fliigelrädclien,  Schüssel.  Tafel  LXIV.  Fig.  IV. 

Pt.  testula  membranacea,  orbiculari,  crystallina,  prope  marginem  latum  asperula,  fronte  inter  rotas  exeisa. 

Pterodine  Patene,  a  carapace  membraneuse,  orbiculaire  et  crystalline,  legerement  scabreuse  pres  du 
bord  large,  ayant  le  frotit  echancre  entre  les  roues. 

Die  Steinbutte,  Eichhorn,  Beiträge  zur  Kenntniss   d.  kl.  Wasserth.   p.  22.   Taf.  I.  Fig.  2.  und  4.    1775. 

Brachionus,  nov.  spec,  Müller,  Naturforscher,   IX.   p.  207.   1776.   Eichhorns  Synonyme. 

Eichhorns  Steinbutt,  Müller,  Beschäftigungen  der  Berl.  Gesellsch.  naturforsch.  Freunde,   B.  IV.    1779. 

Brachionns  Patina,  Müller  bei  Hkrrmann,  Naturforscher,  XIX.   p.  48.   Taf.  II.   Fig.  10^  1783. 

Das  Schildräderthier ,  Beseke,  Leipziger  Magazin  d.  Naturk.  IV.  St.  3.  p.  327.  Fig.  7.  1784. 

Brachionns  Patina,  Müller,  Animalc.  Infus,  p.  337.  Tab.  XLVJII.  Fig.  6  —  10.   1786. 

Brachionns  Patina,  Schrank,  Fauna  boica,   III.  2.   p.  133.  1803. 

Brachionns  Patina,  Lamarck,  Hist.  nat.  des  an  im.  sans  vert.  II.  p.  35.  1816. 

Proboskidia  Patina,  Bory  de  St.  Vincent,   Eneycioped.  meth.  Vers.  1824.   p.  538. 

Brachionns  Patina,  Nitzsch,  Encyclopädie  von  Ersch  und  Gruber,  1824. 

Pterodina  Patina,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1830.  p.  48.    1831.  p.  147.   Taf.  III.  Fig.  13. 

Aufenthalt:    Bei  Danzig,   Pyrmont,    Strassburg,   Mietau,   bei  Meienberg,  Jägersburg  und  Copenhagen,  bei  Ingolstadt  (? )  in  Baiern, 
bei  Halle  und  Berlin  beobachtet. 

Dieses  höchst  durchsichtige  und  zarte  Thierchen  fand  Eichhorn  zuerst  bei  Danzig  im  Frühling  und  Sommer,  er  beschrieb 
die  Räder  ausführlich  und  ziemlich  richtig,  und  gab  eine  sehr  gute  zeitgemässe  Abbildung.  Müller  sah  es  zuerst  im  Sommer  1777 
bei  Meienberg  in  Dänemark  mit  Lemna  polyrr/iiza,  und  am  21.  Dec.  1777  bei  Copenhagen,  dann  1778  in  Pyrmont  im  August  mit 
Achnanthes  brevipes,  endlich  auch  im  Juni  und  Juli  1782  in  Jägersburg  mit  Lemna  minor.  Er  sali  die  Räder,  den  Schlundkopf 
mit  2  Kiefern,  nannte  das  Ov avium  lobi  und  lobuli,  die  2  hintern  Längsmuskeln  spicalum,  den  Fuss  cauda,  die  Sexualdrüsen 
membrana  crenulata.  In  Strassburg  fand  es  Herrmann  am  1.  Aug.  1777  mit  Hydrocharis,  glaubte  ein  Herz  zu  sehen  und  sah 
die  2  Räder.  Beseke  sah  es  bei  Mietau,  Schrank  mit  Lemna  in  Baiern,  Nitzsch  fand  es  neuerlich  bei  Halle,  und  ich  habe  es 
sehr  oft  bei  Berlin  gesehen.  Es  findet  sich  zwischen  Lem?ia  und  Ceratophyllum  nicht  selten  im  Sommer,  ist  aber  nie  massenweise. 
Schon  1830  fütterte  ich  es  mit  Indigo.  Das  doppelte  Wirbelorgan  mit  seinen  2  Muskeln,  2  vordere  und  2  hintere  Queerbänder  und 
2  breite  Längsmuskeln  sammt  einem  einzelnen  Fussmuskel  sind  als  Bewegungsorgane  gesehen.  Ein  4muskeliger  Schlundkopf  mit  2  rei- 
henzahnigen  Kiefern  (Lochogomphia) ,  den  ich  früher  für  zweizahnig  hielt,  sind  neuerlich  festgestellt.  Der  Darm  hat  eine  Einschnü- 
rung, einen  herabsteigenden  Magen  und  einen  aufsteigenden  Dickdarm.  Yorn  sind  am  Magen  2  birnförmige  Darmdrüsen.  Der  Eier- 
stock ist  eine  drüsige  geknäuelte  Masse,  die  oft  in  mehrere  Lappen  getheilt  ist  und  an  der  Fussbasis  liegt.  Auf  der  linken  Seite 
ebenda  sah  ich  zweifelhaft  eine  grosse  contractile  Blase,  welche  bis  zu  den  Darmdrüsen  hinaufreichte.  Dicht  neben  diesen  pancreatischen 
Drüsen  liegen  2  Knäuel  gewundener  Röhren,  die  ich  für  Sexualdrüsen  halten  möchte.  Oben  ganz  am  Rande  der  2  Räderorgane  liegen 
2  deutliche  rothe  Punkte  als  Augen.  Die  verschiedene  Füllung  des  Darmes  und  Grösse  des  Eierstocks  giebt  verschiedene  Gestaltung 
der  innern  Organe.     Den  Rand  kann  das  Thierchen  unterwärts  einrollen.  —  Grösse  bis  Vio  Linie,  Ei  V24  Linie. 

Erklärung   der   Abbildungen    Taf.  LXIV.   Fig.  IV. 

Fig.  1.  Bauchfläche  eines  wirbelnden  Thierchens.  Fig.  2.  dieselbe  mit  eingezogenem  Körper  uud  umgerolltem  Rande,  wobei  die  Augen  zuweilen  ganz 
in  die  Mitte  kommen.  Fig.  3.  Ansicht  von  vorn  und  halb  vom  Bauche.  Fig.  4.  rechte  Seitenansicht;  w  Darmmündung  auf  der  Rückenseite  der 
Fussbasis.  Fig.  5.  Schlundkopf,  doppelzahnig  {Zygogomphia) ,  nach  einer  Zeichnung  von  1835.  Fig.  6.  Kiefer,  reihenzahnig  {Lochogomphia), 
nach  einer  Zeichnung  von  1836.    Linearvergrösserung  300mal. 

169.     Pterodina  elliptica,  elliptisches  Flügeirädclien.     Tafel  LXIV.  Fig.  V. 

Pt.  testula  membranacea,  elliptica,  margine  angustiore,  laevi,  fronte  integra  rotas  connectente ,  setosa,  ocellis  distentis. 

Pterodine  elliptique,    a  carapace  membraneuse  elliptique  ayant  le  bord  plus  etroit  et  lisse,  le  front 
sans  echancrare  Kant  les  deute  roues  et  garni  de  soies ,  les  yeacc  ecartes. 

Pterodina  clypeata,  Abhandl.  der  Akademie  d.  Wrissenscli.  zu  Berlin,  1831.  p.  147. 
Pterodina  elliptica,  Abhandl.   d.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin,   1833.  p.  217. 

Aufenthalt:     Bei  Berlin. 

Ich  hielt  1831  dieses  Thierchen  für  Müller's  Brack,  clypeatus,  habe  aber  seitdem  1833  das  der  Ostsee,  welches  Mül- 
ler vor  sich  hatte,  kennen  gelernt  und  darin  gutespeeifische  Unterschiede  erkannt.  Am  2.  Mai  1832  sah  ich  die  gegenwärtige  Form 
wieder  und  bestätigte  ihren  constanten  Character  gegen  Pt.  Patina.  Sie  lebt  zwischen  Conferven.  Die  elliptische  Form,  der  ganz 
glatte  Panzer,  der  behaarte  Stirnzapfen  zwischen  den  Rädern  und  die  etwas  stärkere  Grösse  unterscheiden  sie  von  Pt.  Patina.  Auch 
hat  sie  sehr  deutliche  Wimpern  am  hintern  Fussende.  Die  2  vordem  Längsmuskeln  sah  ich  auch,  aber  unklarer.  Die  Kiefer  des 
Schlundkopfs  sah  ich  doppelzahnig  (zygogomphisch).  Darm  und  Eierstock  waren  deutlich,  wie  bei  der  ersten  Art,  ebenso  die  Darm- 
drüsen,  aber  die  Sexualdrüsen  waren  undeutlich.  —  Grösse  Vio  bis  Vq  Linie,  Ei  V24  Linie. 

130 


518    

Erklärung  der   Abbildungen    Taf.  LXIV.    Fig.  V. 

Fig.  1.     Rückenansicht  im  Wirbeln;  w  Fussüffnung  im  Panzer  und  Darmüffnung  an  der  Fussbasis.     Fig.  2.     ein  Junges.     Fig.  3.    Kiefer.     Linearver- 
grösserung  300mal. 

13f©,     Ptierodina  clypeata,  schildförmiges  Flügelrädchen.     Tafel  LXIV.  Fig.  vi. 

Pt.  testula  mcmbranacea,  oblonga,  margine  angustiore,    lacvi,  fronte  rotas  connectente  nee  setosa,  ocellis  approximatis. 

Pterodine  JBouclier /  a  carapace  metnbraueuse,    oblongue,    a  bord  elroit  et  lisse,    le  front  avangant 
entre  les  deute  roues  et  sans  soies,  les  yeusc  rapproches. 

BracHonus  clypeatus ,  Müller,  Animalc.  lnfusor.    p.  339.  Tab.  XLVIII.  Fig.  11 — 14.  1786. 

Brachionus  elypeatus,  Lamarck,  Hist.  nat.  des  an  im.  sans  vert.  II.  p.  35.  1816. 

Testudinella  clypeata,  Bory  de  St.  Vincent,  Diction.  class.  1822.    (Brachionides.)     Encycloped.  m  etil  od.   Vers.  1824.  p.  538. 

Plerodina  clypeata,  Abb  an  dl.  der  Akademie  d.  Wissens  cb.  zu  Berlin,   1833.   p.  218.   niebt  PL  clyp.  1831. 

Aufenthalt:    Bei  Copenhagen  in  Dänemark  und  bei  Wismar  in  Mecklenburg  in  der  Ostsee. 

Müller  fand  diese  Form  zuerst  im  October  und  November  im  Seewasser  bei  Copenhagen  und  hielt  sie  sehr  richtig  für  hin- 
reichend verschieden  von  Pt.  Patina,  weil  er  aber  das  Räderwerk  nie  so  stark  entwickelt  sah,  als  bei  jener,  so  hat  Bory  de  St. 
Vincent,  der  sie  nicht  selbst  beobachtet  hat,  aus  dieser  Form  die  besondere  Gattung  Testudinella  gebildet,  welcher  der  Mangel  des 
Räderwerkes  eben  als  Character  zugeschrieben  ist,  und  der  er  irgend  einen  Krebs  als  2te  Art  zugesellt  zu  haben  scheint.  Ich  beob- 
achtete sie  im  October  1833  im  Ostseewasser  bei  Wismar  und  nahm  dergleichen  Wasser  mit  mir  nach  Berlin,  wo  ich  sie  am  5.  No- 
vember lebend  wiederfand  und  sie  sieh  14  Tage  lang  zu  zahlreichen  Mengen  fortpflanzte.  Auch  bei  dieser  Art  ist  der  geflügelte  Rand 
des  Schildes  weniger  breit,  aber  glatt,  und  an  den  Seiten  ist  er  immer  etwas  eingerollt.  Zwei  Räder  habe  ich  sehr  deutlich  und  oft 
gesehen.  Die  Form  gleicht  durchaus  den  andern  Arten.  Den  Stirn theil  zwischen  den  Rädern  hat  Müller  auch  behaart  gezeichnet, 
allein  ich  sah  ihn  glatt,  doch  ist  die  Wirbelbewegung  der  Räder,  wenn  sie  nicht  kräftig  ist,  störend  für  diese  Erkenntniss.  Die  grosse 
Durchsichtigkeit  all  dieser  Formen  lässt  die  Muskeln  und  manche  andere  Theile  schwer  unterscheiden.  Die  beiden  1831  erwähnten 
Längsmuskeln  halte  ich  jetzt  für  Bänder,  die  man  mit  den  4  Queerbändern  der  Pt.  Patina  zu  vergleichen  hat,  weil  sie  in  der  Con- 
traction  nicht  verkürzt  und  erweitert,  sondern  gebogen  erscheinen,  also  nicht  elastisch  sind,  wie  Muskeln.  Die  Längsmuskeln  mag  ich 
denn  wohl  übersehen  haben.  Ein  einfacher  Fussmuskel  wurde  zuweilen  klar  anschaulich.  Der  kuglige  4muskelige  Schlundkopf  zeigte 
sogleich  und  immer  2  reihenzahnige  (lochogomphische)  Kiefer  mit  je  4  Zähnen,  der  Darm  war  mit  einer  Magenabtheilung  (Gastero- 
delct).  Sehr  eigentümlich,  bandartig  waren  die  Darmdrüsen,  wie  bei  Notommata  clavulata.  Von  Sexualtheilen  war  nur  der  Eier- 
stock sehr  deutlich,  und  ich  sah  das  Eierlegen  sammt  dem  Entwickeln  des  Jungen,  wobei  auffallend  war,  dass  ich  die  Augen  wohl, 
aber  nicht  die  Kiefer  durch  die  Eischaale  erkannte.  Beim  Zerdrücken  reifer  Eier  fand  ich  aber  auch  die  Kiefer  deutlich  vollendet. 
Vier  Längsreihen  heller  Knötchen,  zu  3,  im  Körper  und  2  drüsige  runde  Flecke  im  Räderwerke  blieben  unklare  Theile  des  Organis- 
mus. Kiemen  und  Ganglien?  Die  beiden  rothen  Augenpunkte  am  Stirnrande  waren  mehr  einander  genähert,  als  bei  den  übrigen  Ar- 
ten. Bei  völliger  Contraction  sah  ich  öfter  auf  der  Oberfläche  des  Panzers  feine  Längsstreif ung.  —  Grösse  x/io  Linie,  der  Schaale  bis 
V12  Linie,  des  Eies  bis  V24  Linie.     Entwickelungscyclus  mithin  V24  —  V10  Linie. 

Erklärung   der  Abbildungen    Taf.  LXIV.   Fig.  VI. 

Fig.  1.  Rückenansicht  im  Wirbeln  mit  gestreckten  Bändern.  Fig.  2.  dieselbe,  halb  eingezogen,  mit  gekrümmten  Bändern  und  den  4  sichtbaren  Kör- 
nerreihen.  Fig.  3.  ganz  eingezogen,  grosses  Exemplar,  mit  sichtbarer  hinterer  Panzeröffnung  für  den  Fuss  und  dem  2ten  Bänder-Paare  vorn.  Fig.  4. 
Bauchfläche,  im  Entwickeln  des  Räderwerkes  begriffen;  m  Gegend  der  hintern  Darmmündung  nach  oben.  Fig.  5.  rechte  Seitenansicht.  Fig.  6.  völ- 
lig contrahirter  Zustand.    Fig.  7.     Kiefer.    Fig.  8.    reifes  Ei.     Linearvergrösserung  3C0mal. 


Nachtrag   zur   Gattung   Pterodina. 

Es  verlieren  sich  in  dieser  Gattung  die  beiden  Genera  ProbosJcidia  und  Testudinella  von  Bory  ;  von  dem  ersteren  ist  schon 
ausführlich  gemeldet,  das  letztere  ist  von  ihm  1822  genannt  und  1824  mit  2  Arten  beschrieben  worden.  Eine  Art  der  Gattung  Te- 
studinella ist  Müller's  Brach,  clypeatus,  dem  das  Räderwerk  abgeläugnet  wird,  das  er  aber  besitzt.  Die  andere  Art  ist  von  Bort 
bei  Paris  beobachtet  und  neu,  sie  wird  Test.  Argula  genannt.  Eine  Abbildung  davon  ist  im  Diel,  classique  gegeben,  die  aber  ge- 
gen die  übrigen  Abbildungen  derselben  Tafel,  welche  doch  50 — lOOmalige  Linearvergrösserungen  vorstellen  sollen,  alles  Maassstabes 
entbehrt,  denn  sie  kann,  da  das  Thierchen  selbst  2  Linien  gross  seyn  soll  und  das  Bild  8  Linien  lang  ist,  nur  bei  4maliger  Linear- 
vergrösserung gemacht  seyn.  Ich  halte  diese  Art,  da  derselbe  ileissige  Beobachter  unter  Bakerina  und  Silurella  schon  auch  Krebse 
und  Insecten  verzeichnet  hat,  für  einen  jungen  Krebs,  vielleicht  einer  besondern  Gattung,  welche  den  Namen  Testudinella  vor- 
läufig behalten  kann,  und  womit  die  für  ein  Räderthier  ganz  enorme  Grösse  nicht  mehr  auffallend  ist. 


Alle  Räderthiere  lassen  sich,  auf  Glas  oder  Glimmer  getrocknet,  zu  beliebiger  Vergleichung  aufbewahren,  und  es  kommt  nur 
auf  den  Grad  der  Sorgfalt  des  Isolirens  und  Präparirens  an,  um  sie  durchaus  erkenntlich  zu  erhalten.  (Vergl.  Abhandl.  der  Akadem. 
d.  Wissensch.  zu  Berlin,  1835.  p.  145.) 


519 

Uebersichtliche  Entwiekelung  der  Kenntniss  von  den  Ernährungsorganen  der  Infusorien. 

Es  ist  bereits  p.  36t.  bei  den  Kolpodeen  Einiges  über  das  Ernährungssystem  der  polygastrischen  Infusorien  im  Allgemei- 
nen mitgetheilt  worden;  der  Gesichtskreis  muss  aber  weiter  gefasst  werden  und  die  Entwiekelung  dieser  Kenntnisse  bei  den  Rädertlueren 
einschliessen,  wenn  die  nocli  fortdauernden  Meinnngs -Differenzen  als  doch  ganz  nichtig  erscheinen  sollen.  Die  ersten  Beobachter  ver- 
wechselten Insecten,  kleine  Krebse  und  Infusorien;  sie  sahen,  wie  Joblot  und  Baker,  bei  kleinen  Wasserflöhen  und 
Ephemeren-Larven  sehr  richtig  einen  deutlichen  Darm,  Eier,  Kauorgane  oder  ein  pulsirendes  Herz,  und  trugen  diess  unbedenk- 
lich, aber  ohne  hinlängliche  Critik,  oft  völlig  ohne  Begründung,  auf  die  Infusorien  über.  Auch  jede  Berührung  zweier  Thierchen  mit 
einander  nannten  sie,  wie  schon  Leeuwenhoek,  eine  Begattung.  Die  schärferen  systematischen  Naturforscher  hielten  dagegen  an  der 
Aristotelischen  Idee  einer  Vereinfachung  der  Organisation  in  den  kleinsten  Körpern,  sie  erkannten  oder  fühlten  doch  die  oft  groben  Ver- 
wechselungen der  unsystematischen  mikroskopischen  Beobachter  und  verwarfen  daher  die  ganzen  Resultate  derselben,  oder  hielten  die  For- 
men, bei  denen  mit  einiger  Zuverlässigkeit  ein  grösserer  Organismus  hervorzutreten  schien,  für  von  den  Infusorien  ganz  verschiedene 
Thiere.  So  stellte  Linne  die  Melicerta  zu  den  Mollusken  und  nannte  ziemlich  das  ganze  Material  der  Beobachter  Chaos.  Seit- 
dem aber  Hill  und  besonders  Müller  (1773)  die  Infusorien  als  besondere  Gruppe  der  kleinen  Thiere  abtrennten  und  in  ihrem  ein- 
facheren Baue  einen  Character  fanden,  ist  man  allgemeiner  in  den  entgegengesetzten  Fehler  verfallen  und  hat  die  bei  ihnen  vorkommen- 
den organischen  Verhältnisse  nicht,  oder  nicht  als  vollendet,  anerkannt,  sondern  nur  höchstens  für  Andeutungen  von  Organen  gehalten. 
Der  Grund  dieses  Schwankens  und  Irrthums  lag  theils  in  wissenschaftlicher  Vorsicht  und  in  noch  nicht  hinreichend  tiefer  und  umsichti- 
ger Untersuchung,  theils  aber  und  besonders  in  der  vorgefassten  philosophischen  Idee  und  Meinung,  dass  es  Abstufungen  in  der  Voll- 
endung geben  müsse.  Dass  die  vermeinte  Begattung  keine  Verbindung,  vielmehr  immer  eine  Trennung  durch  Selbstthcilung  sey,  er- 
klärte Müller  1786,  und  derselbe  20  Jahre  lang  unermüdliche  und  fruchtbarste  Beobachter  schloss  in  gleichem  Jahre  seine  Thätig- 
keit  auch  mit  der  Bemerkung,  dass  nie  ein  guter  Beobachter  das  Fressen  eines  Infusoriums  gesehen  habe. 

In  Deutschland  hat  man  zwar  durch  Schrank's  nüchterne  und  systematische  Beobachtungen  immerfort  die  Spuren  der  klein- 
sten Organisationen  verfolgt  und  sie  nicht  ausser  Acht  gelassen,  allein  auch  er  war  1803  (Fauna  boica,  111.  2.  p.  4.)  der  Meinung 
beigetreten,  dass  die  Infusorien  einfachere  Thiere  wären,  deren  einfachste  Formen  sich  durch  Willkülir  in  der  Bewegung  allein,  aber 
bestimmt,  als  Thiere  erwiesen  (p.  9.).  Auch  wurden  Gruitiiüisens  Beobachtungen  in  Gehlen's  Journal  1808  und  in  den  Beitrag, 
zur  Physiognosie  1812  wichtig,  nur  war  es  nicht  von  ihm  erwiesen,  wenn  er  von  Frcsswcrkzeugen,  Darmcanal,  Eierstöcken,  sichtbaren 
Muskeln  und  Nerven  u.  s.  w.  der  Räderthiere  (p.  140.  [544.])  sprach.  Auch  er  glaubte  an  einfachere  und  allmälig  zusammengesetztere 
Formen,  und  glaubte  nicht  an  abgegrenzte  Arten  (p.  114.  [523.]).  Nur  die  Räderthiere  wurden  durch  Dutrochets  Beobachtungen 
1812,  als  mit  entschiedener  Organisation  begabt,  in  Frankreich  anerkannt,  und  Savigny's  bald  folgende  wichtige  Entdeckung  der  voll- 
kommenen Organisation  vieler  Halcyonien,  als  mikroskopischer  Mollusken,  gaben  jenen  Beobachtungen  über  Räderthiere,  welche 
schon  57  Jahre  zuvor  von  Schäffer  in  Regensburg  an  Melicerta  noch  detaillirter  und  gründlicher  gemacht  worden  waren,  eine  mäch- 
tige Stütze.  Lamarck's  Urtheil,  auf  Dutrochet's  Beobachtungen  sich  stützend,  ward  durch  sein  umfassendes  Werk  (Hut.  not. 
des  anim.  sans  vert.)  die  Norm  der  Zeit  seit  1816.  Er  hielt  den  Darm  und  Mund  einiger  Rotiferen  für  eine  Ausnahme  von  der 
Regel  in  ihrer  natürlichen  Classe  (IL  p.  27.)  und  suchte  durch  diabetische,  nicht  auf  Beobachtung  gegründete,  Erörterungen  zu  bewei- 
sen, dass  Kopf,  Kiefer,  Eier  u.  dergl.,  wenn  man  sie  auch  bei  den  Infusorien  (den  Brachionen  selbst)  sähe,  doch  keine  wären, 
weil  der  übrige  Organismus  fehle,  welcher  diese  Theile  bei  den  grösseren  Thieren  erst  zu  dem  mache,  was  sie  sind,  ja  p.  10.  sagt  er, 
es  sey  vernunftwidrig  (contre  la  raison)  zu  glauben,  die  Infusorien  wären  eben  so  organisirt,  wie  die  vollkommenen  Thiere  oder  hätten 
Empfindung  und  Willkühr  in  der  Bewegung,  diess  hätten  sie  nicht  und  brauchten  sie  nicht.  Ihre  Organe  wären  nur  Scheinorgane  und 
Entwürfe.  Diese  Idee  der  Scheinorgane  hat  seitdem  kräftige  Wurzel  geschlagen.  Sie  wurde  1820  durch  Schweigoers  Handbuch  d. 
Zool.  in  Deutschland  verbreitet,  und  Bory  de  St.  Vincent  hat  sie  seit  1824  in  Frankreich  noch  fester  gestellt.  Schweigger 
sagt  p.  245.:  „Infusorien  bestehen  nur  aus  Schleim  ohne  irgend  ein  inneres  Organ,  die  Ernährung  kann  daher  nicht  anders  als  durch 
die  Oberfläche  geschehen;«  und  p.  301.:  „ Rücksichtlich  der  Ernährung  sind  Schwing-  und  Räderthiere  den  Infusorien  im  Wesentlichen 
gleich,  indem  sie  nämlich  vorzugsweise  durch  die  Oberfläche  Nahrung  einziehen  und  jedes  Stück  an  der  Assimilation  gleichen  Antheil 
nimmt.  —  Sie  besitzen  aber  auch  einen  Magen  oder  vielmehr  eine  Höhle  im  Innern.«  —  Diese  Thiere  erhalten  jedoch  nicht  bloss 
durch  den  oft  verhältnissmässig  sehr  kleinen,  kaum  sichtbaren,  Magen,  sondern  mehr  noch  durch  die  Haut  ihre  Ernährung.  Noch  de- 
taillirter entwickelte  diese  scheinbar  philosophischen  Ansichten  Bort  1824  in  der  Encyclopcd.  method.  d'hist.  nat.  und  1826  im 
Dictionn.  classique  unter  Microscopiques,  p.  541.,  auch  unter  Rotifere  ebenda,  p.  1828.  Einige  Infusorien  wären  vollkommen 
einfach  oder  besässen  den  Entwurf  eines  Darmes  ohne  Mund  (ebauche  de  l'intestin,  wie  es  schon  du  Fray  1817  auch  nannte),  an- 
dere hätten  den  Entwurf  eines  Mundes,  ohne  andere  Complication.  Bei  einigen  vollkommneren  träten  Wimpern  hervor,  die  ein  Respi- 
rationssystem vorbereiteten,  einige  davon  hätten  auch  Mund  und  Darm.  Mit  der  Entwiekelung  der  Respiration  (Luftleben)  begnüge  sich 
eine  grosse  Menge  von  Formen.  Hierzu  trete  nun  zuerst  ein  Blutumlauf  und  ein  Herz  (den  Schlundkopf  hielt  er  dafür).  Solche  For- 
men wären  denn  ohne  Selbsttheilung  und  fielen  nicht  bloss  der  generatio  aequivoca  anheiin,  sondern  bildeten  auch  unvollkommne  Eier, 
Entwürfe  von  Eiern,  zur  Fortpflanzung.  Eine  ähnliche  stufenweise  Entwiekelung  suchte  der  verdienstvolle  Physiolog  von  Baer  1827 
in  den  Actis  Leopold.  XIII.  gründlicher  geltend  zu  machen,  diese  Ansichten  waren  die  Folge  der  damals  um  sich  greifenden  sogenann- 
ten Naturphilosophie,  im  Grunde  aber  eine  weitere  Ausschmückung  der  Aristotelischen  Abstufung  der  Organisationen,  welche  in  Deutsch- 
land seitdem  aus  der  Zoologie  entwichen  und  durch  Agardh  und  Reichenbach  auf  die  Botanik  übergegangen  ist  (s.  Euglend). 
Nur  Gravenhorst  hat  1833  noch  in  Deutschland  die  Kauorgane  bei  Rädertlueren  (s.  Rotifer)  wieder,  wie  Joblot  1718,  als  Lun- 
gen beschrieben  und  ihren  Darm  geläugnet.  In  Frankreich  haben  diese  Ideen  an  Bory  de  St.  Vincent  1831  (Biet,  class.  Vol. 
XVII.) ,  Düjardin  und  Peltier,  wohl  aus  Mangel  an  guten  Instrumenten,  aber  auch  an  strenger  Critik  im  Urtheil  über  das  Gese- 
hene, noch  neuere  Stützen  gefunden,  die  wohl  die  letzten  seyn  werden. 

Die  hier  vorgetragenen  vollkommenen  Verhältnisse  der  Ernährungsorgane  wurden  1830  in  den  Schriften  der  Berliner  Akade- 
mie d.  Wissenschaften  zuerst  entwickelt,  und  auszugsweise  in  der  Isis  und  in  Poggendorff's  Annalen  der  Physik  gleichzeitig  bekannt 
gemacht,  seitdem  sind  sie  auch  in  die  Journale  und  Bücher  anderer  Länder  übergegangen.  Das  Geschichtliche  findet  sich  in  den  Ab- 
handl.  d.  Berl.  Akademie  weiter  ausgeführt.  Hier  ist  nur  noch  anzudeuten,  in  wie  weit  frühere  Beobachter,  freilich  neben  vielen  Ver- 
irrungen,  sich  an  diese  Darstellungen  anzuschliessen  bereits  Grund  hatten.  Diese  bisher  nicht  geachteten  Beobachtungen  werden  von 
nun  an  als  Bestätigungen  dienen  können.  Niemand  kann  läugnen,  dass  Leeuwenhoek  schon  1701  das  Fressen  und  den  Darmcanal 
der  Räderthiere  nach  guten  Gründen  erkannte,  indem  er  den  Rotifer  vulgaris  zwischen  der  rothen  Euglena  sangtiinea?  fand  und 


♦5 


— —    530 

seinen  Darm  von  ihr  roth  gefärbt  sali  {Continuatio  Arcan.  Natur  ae^  p.  384.).  Schäffer  beschrieb  1755  den  Speiseeanal  und 
Kauapparat  bei  Melicerta  sehr  überzeugend.  Ebenso  sah  Göze  1773  die  entschiedene  Aufnahme  grüner  Monaden  {Chlamidomonas) 
in  den  vorher  leeren  Magen  des  Brachionus  urceolaris,  den  er  mit  Rotifer  vulgaris  verwechselte,  und  auch  das  Uebergehen  der 
Speise  vom  Munde  in  den  Darm  bei  Actinurus.  Denselben  Brachionus  sah  Schrank  1776  sich  von  dem  unverkennbaren  Gonium 
pectorale  nähren  (Beiträge  zur  Naturgesch.  p.  109.)-  Sehr  entschieden  scheinen  Couxfs  umsichtige  Beobachtungen  von  1774  an 
Stylonychia  gewesen  zu  seyn,  die  er  erst  durch  Hunger  in  klarem  Wasser  durchsichtig  werden  liess.  Auch  bei  Hydatina  sen/a  sah 
er  sehr  deutlich  den  Darm.  Göze's  Beobachtungen  desselben  Thierchens  von  1777  bestätigten  das  Verschlingen  von  Kolpoden,  so 
dass  auch  er,  wie  Corti,  die  verschluckten  Thiere  ihrer  ganzen  Form  nach  im  Innern  liegen  sah.  Ueberdiess  nun  fütterte  Gleichen 
schon  1778  Paramecium  Aurelia  und  Chilodon  Cucullulus  sammt  Vorticellen  mit  Farbe/ hielt  aber  freilich  die  erfüllten  deut- 
lichen Magen  für  gefärbte  Eier  oder  Junge  (Infusionsth.  p.  83.),  ein  Missgriff,  welcher  seine  Unbekanntschaft  mit  der  Physiologie  im  Allge- 
meinen verrieth  und  sich  durch  die  Analogie  mit  dem  Färben  der  Knochen  durch  Krapp  nicht  wohl  entschuldigen  lässt.  Viele  Andere  ha- 
ben vom  Fressen  der  Infusorien  gesprochen,  aber  so  wenig  ansprechende  Zeichnungen  oder  so  deutlich  critiklose  Mittheilungen  darü- 
ber gegeben,  dass  sie  keinen  Werth  haben,  zumal  da  viele,  wie  auch  Schaveigger  1820.  p.  250.,  die  innern  runden  Blasen,  die 
Magen,  der  polygastrischen  Thierchen  für  verschluckte  Monaden  hielten.  Neuerlich  hat  1809  Gruithuisen  vom  sichtlich  angefüll- 
ten Darme  des  Räderthieres  mit  Laudanum  (Gehlens  Journal,  VIII.  p.  531.  Beiträge  zur  Physiognosie,  1812.  p.  124.),  dessen 
Fresswerkzeugen  u.  dergl.  berichtet,  und  p.  (523.)  113.  die  Beobachtung  kleiner  Infusorien  im  Leibe  der  grösseren  als  eine  ganz  ge- 
wöhnliche dargestellt.  Nur  wenig  konnten  Dütrochet's  Berichte  von  1812  diesen  schon  vorhandenen  Nachrichten  zufügen,  doch  gab 
er  noch  ein  Urtheil  mehr  über  wirklich  vorhandene  Ernährungsorgane.  Nitzsch  hat  für  Brachionen  dann  1824  die  bestimmteste  Er- 
klärung abgegeben,  dass  sie  Kiefer  und  Darmcanal  besitzen.  Zuletzt  hat  Bort  de  St.  Vincent  1828  den  Darmcanal  der  Räderthiere 
(Rotifer es)  für  ein  Rückengefäss  erklärt,  das  Uebrige  ist  schon  angeführt,  so  wie  auch  das  neuere  Schwanken  der  Meinung  über  die 
polygastrischen  Magenzellen  p.  361.  erläutert  und  zu  beruhigen  versucht  ist.     (Vergl.  p.  1,  2,  406,  413,  488.) 

Zu  berühren  ist  nur  noch  das  organische  Verhältniss  der  Ernährung  bei  den  Bacillarien,  welche  noch  beim  Anfange  des 
Druckes  dieses  Werkes  nie  zur  sichtlichen  Aufnahme  von  festen  Stoffen  in  den  innern  Körper  zu  bringen  waren.  Zerstreute  Zellen  im 
Innern  dieser  oft  mit  Kieselschaale  umgebenen  Körperchen  lasseh  sich  überall  erkennen  und  die  willkührliche  Bewegung  spricht  leicht 
für  Thierheit,  dass  aber  die  Zellen  Magen  sind,  war  schärfer  zu  erweisen.  Der  Färbe  versuch  ist  mir  zu  spät  gelungen,  um  ihn 
bei  den  Formen  selbst  speciell  anzuzeigen,  allein  ich  habe  ihn  schon  p.  242.  erwähnt.  Er  ist  wirklich  gelungen.  Die  Magen  füllen 
sich  mit  Indigo.  Bei  den  Naviculis  und  vielen  andern  habe  ich  auch  die  Panzeröffnungen  für  den  Mund,  und  andere  für  das  Eier- 
legen und  die  Füsse  angezeigt.  Dennoch  kommen  mir  jetzt  mehrseitig  Einwendungen  vor,  dass  die  von  mir  für  Oeffnungen  gehaltenen 
hellen  Stellen  bei  Navicula  keine  solche,  sondern  geschlossene  Nabel  wären.  Bis  1830  hatte  ich  diese  Stellen  nicht  so  deutlich  an 
den  lebenden  gesehen,  aber  doch  schon  erkannt,  allein  ich  war  damals  der  Ansicht,  dass  alle  in  der  Mitte  eine  klaffende  Längsspalte 
hätten,  aus  welcher  jederseits  ein  vieltheiliger  Fuss  hervorzuragen  schien  (1830.  p.  34.).  Genauere  Untersuchungen  haben  bei  mir  diese 
Ansicht  allmälig  dahin  abgeändert,  dass  ich  nicht  2  je  3theilige  aus  den  sichtlichen  Spalten  ragende,  sondern  4  —  6  Wechsel-Füsse  an- 
zuerkennen geneigt  wurde,  welche  bei  Navicula  aus  den  Oeffnungen  der  Mitte  und  der  Enden  hervortreten,  und  deren  mittlerer,  nur  einfach 
gesehener,  ein  Rüssel  zu  nennen  wäre,  da  er  den  Mund  einschliesst.  Die  Spalten  schienen  mir  neuerlich  geschlossene  Furchen  zu 
seyn.  Eine  Schwierigkeit  beim  Erkennen  der  Oeffnungen,  die  mir  natürlich  auch  oft  vorgekommen,  liegt  in  dem  Isoliren  und  daneben 
Liegen  des  scheinbaren  Loches  selbst  beim  Zerbrechen  der  Schaale,  wodurch  es  vielmehr  wie  eine  solide  Scheibe  erscheint.  Allein  es 
ist  auch  kein  einfaches  Loch,  sondern  jede  dieser,  den  Füssen  den  Durchgang  gestattenden,  Stellen  bei  Navicula  erschien  mir  als  ein 
innerer  Trichter,  welcher  nur  ein  viel  kleineres  Loch  im  Grunde  hat,  das  ich  bei  gerader  Aufsicht  auch  zu  sehen  meinte.  Das  Durch- 
lassen der  Füsse  und  die  Aufnahme  der  Farbe  waren  für  mich  entscheidende  Gründe,  jene  Stellen  für  Oeffnungen  zu  halten.  —  End- 
lich haben  einige  Thiere,  theils  Bacillarien,  theils  Monaden,  theils  Euglenen,  selbst  Räderthiere,  eine  Aufnahme  von  Far- 
benahrung bis  jetzt  constant  verweigert.  Ich  bin  der  Meinung,  dass  unter  den  jetzigen,  so  allgemein  bei  der  Mehrzahl  der  Formen  fest- 
gestellten, Ernährungs-  Verhältnissen  dergleichen  Fälle  kaum  noch  Aufmerksamkeit  verdienen  und  ohne  erheblichen  Einfluss  auf  die  An- 
sicht sind,  welche  vom  Ganzen  nun  vorliegt.  Der  Geist  des  Widerspruches  mag  diese  Formen  hervorheben  und  weiter,  nur  mit  der 
gehörigen  Critik,  verfolgen,  so  wird  es  auch  Nutzen  bringen«     (Vergl.  Wiegmann's  Bestätigung  im  Archiv  f.  Naturg.  1837.  p.  377.) 


Ueber   die   Aufgüsse. 


Die  Aufgüsse  oder  Infusionen  von  Wasser  auf  andere  meist  feste  Körper,  von  denen  die  Infusionsthierchen  ihren  Namen  haben, 
schienen  bisher  das  wunderbare  Geheimniss  der  generatio  spontanea^  der,  sogar  willkührlichen,  Erschaffung  organischer  Körper  aus  un- 
organischen oder  todten  Massen,  die  völlige  Unzerstörbarkeit  kleiner  Thiere  durch  Hitze  und  noch  andere  Wunderbarkeiten  einzuschliessen, 
und  sie  sind  mit  aller  Kraftanstrengung  und  allein  Fleisse  zu  verschiedenen  Zeiten,  selbst  mit  den  schmuzigsten  und  widerlichsten  Gegen- 
ständen, versucht  worden.  Mannigfach  änderten  sich  mit  den  Zeiten  auch  die  Absichten  der  Beobachter,  aus  denen  diese  Versuche  hervor- 
gingen. Oft  mag  nur  Curiosität  die  Veranlassung  gewesen  seyn,  zuweilen  war  es  der  tiefste  Ernst  der  wissenschaftlichen  Forschung.  Weil  zur 
Zeit  der  Erfindung  des  Mikroskops  und  Entdeckung  der  Infusorien  die  Humoral -Pathologie  in  der  Medicin  viel  Theilnahme  fand,  zufolge 
welcher  Lehre  man  den  Grund  aller  Krankheiten  in  den  Säften  und  deren  Veränderun«en  suchte,  wie  denn  schon  Praxagoras  von 
Kos  zur  Zeit  Alexanders  des  Grossen,  etwas  mehr  als  300  Jahre  vor  Christo,  dergleichen  süsse,  saure,  salpetrige,  salzige,  bittre, 
beissende  Säfte  im  Körper  unterschied,  so  ist  es  begreiflich,  warum  man  auf  die  nach  dem  Verdunsten  der  Feuchtigkeiten  für  das  Mi- 
kroskop zurückbleibenden  Salze  grosse  Aufmerksamkeit  verwendete  und  die  früheren  Schriften  über  mikroskopische  Beobachtungen  mit 
Urin-,  Speichel-,  Gall-  und  Samen-Salzen  erfüllte.  Leeuwenhoek,  Joblot,  Baker  gaben  ihrer  Zeit  diesen  Tribut,  und  Glei- 
chen scheint  1778  den  Schluss  damit  gemacht  zu  haben.  Als  Leeuwenhoek  im  April  und  Anfang  Mai's  1675  die  Infusorien  in  ei- 
nem Tropfen  stehenden  Regenwassers  entdeckt  hatte  und  nun  seine  ganze  Aufmerksamkeit  auf  diese  einfachen  belebten  Atome  der  Welt, 
wie  er  es  sich  dachte,  gelenkt  hatte,  fiel  ihm  auch  ein,  zu  untersuchen,  was  wohl  dem  Pfeffer  seine  beissende  Eigenschaft  geben  möge. 
Er  übergoss  ganzen  Pfeffer  mit  Wasser.     Nach  3  Wochen  war  das  Wasser  fast  verdunstet  und  es  wurde  etwas  Schneewasser  zugesetzt. 


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Zu   seinem   grossen  Erstaunen  sali   er  am  24.  April   1676   alles  Wasser  wimmelnd   von  Thieren    {Philos.  Transact.    1%1T.  p*  827. 
Nr.  133.   Vol.  XI).    Diess  war  die  erste  Infusion.    Solche  Pfefferaufgüsse  wurden  dann  oft  wiederholt.    Uebrigens  sah  er  gleich- 
zeitig Thierchen  im  Seewasser  von  Scheveningen,    im  Flusswasser,    Brunnenwasser   und   in   stehendem  Schneewasser,      Der  holländische 
Physiker  Huygens  th  eilte  1678  diese  Entdeckungen   und   die   neueste  Form   der  Mikroskope   seiner  Landsleute    der   Pariser  Akademie 
mit,   ohne  die  Entdecker  zu  nennen;   ausser  Pfeffer  gebe  auch  Coriander  und  Birkensaft  dergleichen  Thiere    {Journal  des  sa- 
vans,  18.  p.  331.).     Bald  darauf,  in  gleichem  Jahre,  kam  Hartsoeker  nach  Paris,   meldete,    dass  er  der  Entdecker  dieser  Mikro- 
skope für  Flüssigkeiten  sey  und  zeigte  auch  Pfefferthierchen  vor  {Journal  des  savans,  29.  Aug.  1678.    Joblot,  1718.  p.  12.).  — 
Im  folgenden  Jahre  bot  Butterfield  in  Paris  und  London  dergleichen  Mikroskope  zum  Verkauf  aus,    durch  die  man  die  Würmer  in 
stehendem  Urin,  Wasser,  Pfeffer-,  Muskatennuss-,  Gewürznelken-  und  Coriander- Aufguss  sehen  könne  (Elsholz,  Ephemerid.  Nat. 
Cur.  Decur.  I.   Ann.  9.    Obs.  115.    1679.).     Schon  im  Jahre  1680  machte  Leeüwenhoek   auch  den  ersten  Versuch,    einen  Auf- 
guss gestossenen  Pfeffers  in  einer  zugeschmolzenen  Glasröhre  zu  beobachten,    und    als   er  sie  nach  5  Tagen  zerbrach,    sah  er  sie  wim- 
melnd von  Thieren  {Eccperim.  et  Gontempl.  p.  4.).     Leeüwenhoek  sah  ferner  1680  Infusorien  im  Darme  der  Fliegen,  und  1683 
die  Bursarien  im  Darmschleime  der  Frösche  und  die  sogenannten  Thierchen  des  mit  Speichel  verdünnten  Zahn  Schleimes,   die  aber, 
wie  ich  es  sehe,    nur  Molecularbewegungen  lebloser  Theilchen   waren.     Letztere   fand  er  auch  im  Aufgnss  mit  Regenwasser,    wobei  er 
wahre  Thiere  verwechselt  haben  mag  {Eatperimenta  et  Contempl.  p.  20.  1680.  p.  42.  1683.  und  ebenda  Epist.  75.  p.  335.  1692.). 
Die  Thierchen  in  seinem  eigenen  Darmschleime  bei  Diarrhoe  sah  er  1684  {ibid.  p.  37.)  und  gleichzeitig  dergleichen  im  Urin  der  Pferde 
{p.  40.),  im  Darmschleim  der  Hühner  und  Tauben  {p.  40,  41.),  auch,  aber  selten,  in  Weinrebenwasser  {p.  28.),   wo  ich  sie 
oft  umsonst  gesucht  habe.      Edmund  King  machte  1693  in  London  die  ersten  Versuche  mit  Hafer-Aufguss   und  mit  dem  Aufguss 
gekochter  Kräuter  {PJdlos.  Transact.  XVII.  Nr.  203.  ^.861.).     Hartsoeker  behauptete  1694,  man  dürfe  nur  irgend  etwas 
Wasser  4 — 5  Tage  stehen  lassen,  besonders  aber  etwas  Aromatisches  in's  Wasser  legen,   um  viele  Thierchen  zu  erhalten  {Essay  de 
Dioptrique^  p.  226.),    und  war  der  haltlosen,    durch  Reaumur,   Ledermüller    und   andere   später    angenommenen,   Meinung,    die 
Infusorien   wären  Larven   unsichtbarer  Fliegen   der  Luft,    die   ihre  Eier   auf  Gras   und  Kräuter   oder  auch   in   das  Wasser  selbst  fal- 
len Hessen  {p.  226.).      Leeüwenhoek   sah   1695  Wasser,   worin  Muschelthiere   faulten,   sehr  belebt   {Contin.  Arcan.  p.  14.). 
Harris  beschrieb  1696  Infusorien  des  Regenwassers,  eines  grünen  Wassers  und  eines  Stahlwassers  aus  England.    Stephan 
Grat  beschrieb  dergleichen  aus  T hau  (der  Fensterscheiben!)  und  aus  Schneewasser  {Philos.  Transact.  1696.  p.  254,  282. 
Vol.  XIX.) ,  letzterer  uncritisch.     Mikroskopische  Würmer  im  Weine  {Anguillulas)  sah  Andry  in  Paris  1700   {Nouvelles  de  la 
Republique  des  leltres,  1700.  p.  35.),    wie  vor  ihm  »auch  Leeüwenhoek  erkannt  hatte.     Im  Jahre  1701    machte  Leeüwenhoek 
den  sehr  interessant  gewordenen  Versuch  eines  Aufgusses  von  trocknem  Dachrinnensande,    welcher  das  Wiederbeleben  vertrockneter  Rä- 
derthiere  zu  beweisen  schien.    (S.  p.  492.) 

Eine  lange  Reihe  von  Versuchen  mit  Aufgüssen  machte  hierauf  Joblot  in  Paris  1718  bekannt. 


Anemone  royale^  p.  57. 
Austerwasser,  p.  20,  45. 
Blut,  p.  45. 

Calendula  {Souci),  p.  36. 
Champignon,  p.  45,  48. 
Citronenblüthen,  p.  57. 
Eichenrinde,  getrocknet,  p.  81. 
—  frisch,  p.  72,  82. 

Eisch aalen,  p.  45. 
Erdbeerstiele,  p.  35. 
Essig,  p.  8,  51. 


Fenchel,  p.  36./    ^^  Nelkenblumen,  p.  27,  30. 

Feuerschwamm,  p.  96,  100,  103.      Ocymum  basilicum,  p.  51. 
Gerstenstroh,  p.  71. 


Er  beobachtete: 
Sellerie,  p.  58. 
Tabak,  p.  42. 
Theeblätter,  abgekocht,  p.  34. 


Hafers troh,  p.  71. 
Heu,  frisch,  p.  38,  39. 
—      alt,  p.  53. 
Jasmin,  p.  30. 
Knoblauch,  p.  45. v 


—  kalt,  p4  34. 
Waizenstroh,  p.  111,  65. 

—  türkisches,  p.  71. 
Waizenähren,  p.  65. 
Weintrauben,  unreife,  p.  36. 
Wiesenblumen,  p.  49. 


Pfeifer,  weissen, 

—  schwarzen,^  p.  14, 15. 

—  langen, 
Rhabarber,  p.  47. 
Roggenstroh,  p.  71. 
Rosen,  p.  30. 

Kornblumen,  p.  31,  52.  Russ,  flüssigen,  p.  45. 

Melonenrinde,  p.  36.  Salbei,  p.  36. 

Muschelwasser,  p.  45.  Sennesblätter,  p.  16. 

Er  fand  in  gekochten  verstöpselten  Infusionen  keine  Thiere  (p.  40.),  aber  in  offenen  fand  er  dergleichen  (p.  30). 

Im  Jahre  1746  machte  Hill  in  London  Aufgüsse  von  Pflanzensamen,  diese  sah  Needham  und  sie  regten  ihn  an,  sich  selbs 
mit  dem  Gegenstande  zu  beschäftigen.  Büffon  und  Needham  machten  1748  in  Paris  zusammen  4  Infusionen  von  den  Keimen  der 
Mandeln;  Buffon  machte  dann  noch  15  andere  Infusionen  aus: 

Nelkensamen,  p.  110.  Pfeffer,  p.  110.  Samendrüsen  eines  Hundes,  p.  96. 

Eierstöcken  von  Kühen,  p.  107.  Caninchensamen,  p.  98.  —  eines  Widders,  p.  100. 

Gallerte  von  Kalbsbraten,  p.  110. 
Er  beobachtete  auch  Austerwasser  und  bemerkte  (wie  Leeüwenhoek  bei  Krebsaugen),  dass  Scheidewasser,  auf  Kalk  gebracht,  ganz 
andere  Erscheinungen  gebe.  Needham's  60 — 80  Versuche,  wonach  er  eine  Flasche  mit  kochender  Fleischbrühe  u.  dergl.  füllte  und, 
nachdem  er  die  übrige  Luft  in  der  Flasche  durch  Umgeben  derselben  von  heisser  Asche  stark  erhitzt  hatte,  zustöpselte,  haben  viel  Auf- 
sehen gemacht,  weil  die  dennoch  darin  entstandenen  Thierchen  nach  ihm  beweisen  sollten,  dass  sie  aus  Urstoffen  durch  gener atio  pri- 
maria entstanden  wären.  Diesen  Versuch  haben  schon  Bonnet  1762  {Consid.  sur  les  corps  org.  11.  p.  227.)  und  besonders  Spallan- 
zani  1765  als  ungenügend  zu  erweisen  gesucht.  Aus  jenen  Beobachtungen  entnahmen  aber  Buffon  und  Needham  nach  gemeinsamen  Ver- 
suchen 1748  und  1750  ihr  lange  wiederhallendes  System  der  organischen  Bildung,  wonach  die  Infusorien  keine  willensfreien  Thiere, 
sondern  nur  reizbare,  an  sich  leblose,  Körperchen  und  Maschienchen  wären.  (Buffon,  Naturgeschichte,  I.  2.  p.  96  — 110.  1748. 
[III.  p.  450.  Cap.  VI.  XLIV.]     Needham,  Nouvelles  Observations  microsc.  p*  182,  196.  1750,) 

Hill  machte  1751  einiges  von  seinen  Beobachtungen  bekannt.     Er  nennt  Infusorien  aus  Aufgüssen  von: 
Calmus  -  Wurzel ;  Cubeben ;  Hy  oscyamus  -  Samen ;  Millefolium  -  Blättern ;  Nu&  vomica ; 

Cress  -  Samen ;  Galanga  -  Wurzel ;  Ingwer ;  weissem  Mohnsamen ;  Zittwer  -  Wurzel ; 

und  aus  Cyder  und  Mistwasser  {History  of  Animals).  —  Baker  scheint  bis  1753  nicht  viele  und  keine  eigenthümlichen  Aufgüsse 
selbst  gemacht  zu  haben.  —  Romieu  verglich  1756  die  Bewegung  der  Infusorien  mit  der  1  Linie  grosser  Kamphertheilchen  auf 
Wasser  {Hist.  de  V Academie).  —  Wright  fand  Infusorien  im  Aufguss  von  Asselwürmern  {Philos.  Transact.  1756.  p.  553.). 
—  Monti  beobachtete  1757  viele  Infusionen,  der  Schimmelbildung  wegen  {Commenl.  Acad.  Bonon.  T.  111.  p.  145.  Hamburger 
Magaz.  XIX.  p.  563.).  —  Ledermüller  theilte  1763  nur  Beobachtungen  über  Heu- Aufgüsse  aus  Nürnberg  mit  (Mikrosk.  Ge- 
lnüths-  und  Augen -Ergötz,  p.  90.). 

131 


— 522 

Wrisberg  machte  1765  wieder  eine  grosse  Reihe  solcher  Versuche  aus  Göttingen  bekannt.     Aufgüsse  von: 
Apium  palustre^  frischem  Kraute,  p.  61.  Entozoen  (todten),  ])-  1  —  8.  Hanf,  p.  57. 

—  —         trockncm     —     p.71.  Fleische  (frischem),  p.  21.  Hirse,  p.  57. 

Bohnenblüthen,  Phaseolus,  p.  45,  —        (faulem),  p.  27.  Kohlsamen,  p.  57. 

Cardiaca -Samen,  p.  54.  Fliegenlarven  (todten),  p.  31,  38.  Matricaria -Samen,  p.  54. 

Chrysanthemum- Samen,  p.  54.  Gartenerbsen,  p.  41.  Rindfleisch  (gekochtem),  p.  17. 

Eidotter,  p.  15.  Geranium-Samm,  p.  54.  Samenflüssigkeit,  p.  29. 

"Eiter  (Lungen-),  p.  92.  Hafer,  p.  57.  Sesam,  p.  57. 

Eiweiss,  p.  14.  Hammelfleisch  (gekochtem),  p.  19.  Zwiebelsamen,  p.  54. 

Er  hielt  das  Häutchen  auf  faulem  Wasser  der  Infusionen  für  den  ersten  Zustand  der  Organisation,  für  die  Anfänge,  aus  deren  weiterer 
Bewegung   und  Reizung   die  sogenannten  Infusionsthierchen   durch  Juxtaposition   entstehen    (p.  88.),    deren  Arten  in   allen  verschiedenen 
Infusionen  gleich  wären  und  deren  Formen  man  vielartiger   beschrieben  habe,    als  sie  wären  (p.  91.).      Alle  Pflanzen   und  Tliiere  seven 
zusammengesetzt  aus  solchen  Theilchen  und  lösen  sich  wieder  darein  auf  (p.  89.).     Was  die  Fäulniss  verhindere,    verhindere    auch    das 
Entstehen  der  Infusorien  (p.  90.).     Zuletzt  bekämpft  er  die  Meinung,  dass  Alles  organische  aus  Eiern  entstände  (p.  97.  Ohservat  de 
animalc.  infusor.).   —    Gleichzeitig   zeigte  Otto  v.  Müjvchhausen   in  Hannover   1765    an,    dass  Schimmelstaub,    Brand  und 
Mutterkorn  des  Getreides  und  aller  Pilzsamen   im  Wasser   zu  Infusorien    werde   und   mithin  nur   aus  Eiern  von  Infusorien  be- 
stehe, wonach  denn  die  Pilze  und  auch  die  Baumflechten  Polypenstöcke  von  Infusorien  wären  (Hausvater,  1.  Theil,  p.  329,  331.  2.  Th. 
p.  751,  752.  3.  Th.  p.  872.).     Eine  wunderliche,   ohne  alle  gründliche  Erörterung  ausgesprochene,   Meinung,  welche  aus  Verwechse- 
lung von  Infusorien  und  Pilzsamen   hervorging,    die   aber  Linne   und  andere  Zeitgenossen  mächtig  und  unbegreiflich  anregte  und  ver- 
führte.    Daher  Linne's  Chaos  Ustilago  und  Ch.  Fungorum. 

Sehr  wissenschaftlich  und  ausführlich  nahm  sich  1765  Spallanzani  in  Reggio  dieser  Angelegenheit  an,    indem   er   eine  wi- 
derlegende Critik  der  Büffon-  und  NEEDHAM'schen  Meinungen  schrieb.     Sie  bildet  die  solide  Basis  der  besseren  neueren  Kenntnisse. 
Er  machte  Aufgüsse  von: 

Amylnm (Stärke), p.  155.     Gerste,  p.  157.  Kleber  (Gluten),  p.  155.     Reiss,  p.  157.  Walzen,  p.  127. 

Bohnen  (Faba),  p.  144,     Hanf    j         ...     ...  Kleesamen,  p.  189,  Salat,  p.  188.  Wassermelonen,  p.  148. 

157.  Hirse  j    l*         '         *  Kürbissamen,  p.  127.  Sauerampfer,  p.  127.     njrnWicken,  p.  155. 

Erbsen,  p.  144.  Kälbertalg,  p.  177.  Lein,  p.  155.  Spelz,  p.  127.  Zuckererbsen,  p.  165. 

Fleisch,  p.  186.  klein. Kamill., p.  127,128.     Lupinen,  p.  157.  türkischem Waizen,p.l55. 

Er  schloss  aus  seinen  Versuchen,  dass  der  Kleber  der  Infusorienbildung  vorzugsweise  günstig  sey,  dass  keine  Thierchen  entstehen,  wenn 
die  Gefässe  hermetisch  verschlossen  und  dann  selbst  mit  gekocht  sind  (p.  202.).  Er  war  der  Meinung,  dass  der  Zutritt  von  Luft  das 
Erscheinen  der  Infusorien  bedinge  und  es  schwer  sey,  auch  Needham  nicht  gelungen  sey,  die  überall  vorhandenen  Keime  auszuschlies- 
sen,  wo  diess  aber  gelinge,  erscheinen  auch  erfahrungsinässig  keine  Tliiere,  somit  sey  die  von  Needham  wieder  erneuerte  Theorie  der 
primären  Erzeugung  von  Organismen  haltlos  (ßaggio  di  osservaz.  Modena^  1765.*  [im  Giornale  d' Italia,  III.  1767.*  Nouvelles 
recherches  microsc,  1769.  Physikal.  Abhandl.  1769.])  —  Ellis  beobachtete  1769  in  London  Infusorien  aus  Aufgüssen  von  ge- 
kochten Kartoffeln  und  Hanfsamen  (Philos.  Tr ansäet  1769.).  —  Mit  grosser  Ungründlichkeit  und  Bestimmtheit  behauptete  dann  Guet- 
tard  wieder,  diese  Aufgussthierchen  wären  keine  Thiere,  sondern  ganz  den  gährenden  Mehl  theilchen  gleich,  und  so  habe  auch  Münch- 
hausen  ganz  recht  (Memoires  sur  differentes  pari,  des  sciences^  IL  p.  473.  1770.  Commentar.  Lips.  Dec.  II.  Suppl.  1772.) 
Martin  Terechowsky,  ein  junger  Russe,  machte  dann  1775  in  Strassburg  glückliche  Aufgüsse  von  Fleisch,  Hyacinthen- 
Zwiebeln,  Levkoien-Blättern,  Tulpen-Blättern  und  einem  Nelkenstrausse,  betrachtete  auch  Eiswasser  und  gekoch- 
tes Wasser,  so  wie  frisch  gegohrenes  Bier,  letzteres  aber  erfolglos.  Einerlei  Wasser  auf  verschiedene  Substanzen  gebracht^ 
gab  ihm  einerlei  Infusorien,  verschiedenes  verschiedene.  Gekochte  Substanzen  mit  gekochtem  Wasser  infundirt,  gaben  keine  Thiere, 
aber  mit  frischem  Wasser  gaben  sie  dergleichen.  Ein  Tropfen  mit  Thieren,  in  gekochte  erkaltete  Infusion  gebracht,  bewirkte  grosse 
Vermehrung  jener.  Hermetisch  versiegelte  oder  über  Quecksilber  abgesperrte  Infusionen  gaben  keine  Thiere.  (Dissert.  de  Chao  infus.) 
Schrank  machte  1773  Aufgüsse  in  Baiern,  die  er  1776  beschrieb,  von: 
hrm&igemBockshart  (Tragopogon),  p.17,         Eiern  des  Bombyac  Pini,  p.  19.  Phryganeengehäusen ,  p.  19. 

29.  Gerstenkörnern,  p.  24.  Ranunculus  arvensis,  p.  16. 

Cyathus   Crncibulum  (Peziza  lentif.),         Haferkörnern,  p.  26.  Raupenkoth,  p.  26. 

p.  18.  Nigella  damascena^  p.  16.  ../Staub  der  Zimmer,  p.  20. 

Er  beobachtete  auch  Pfützenwasser  (p.  21.)  und  gestandenen  Urin  (p.  23.).  Aus  den  Versuchen  schloss  er,  dass  Pflanzen,  wie  Tliiere, 
im  Aufguss  Infusorien  erzeugen,  und  Staub  thue  dasselbe.  Sie  entstehen  nicht  ohne  Fäulniss,  aber  eben  so  zahlreich  in  natürlichen  In- 
fusionen, d.  i.  Pfützen.  Im  frischen  klaren  Quellwasser  sey  niemals  ein  einziges  Thierchen  (p.  22.).  Manche  organische  Substanzen 
gäben  keine  Infusorien,  -wie  Raupenkoth.  In  den  Brandkörnern  des  Getraides  vermuthet  er  Infusorien- Pap pen  (Beiträge  zur  Naturge- 
schichte). —  Roffredi  erfand  1775  eine  merkwürdige  Infusion  zur  Erzeugung  von  Kleisterälchen,  welche  ich  ganz  glücklich  wie- 
derholt habe  (s.  p.  493.).  Die  Thierchen  mögen  in  der  feuchten  Gartenerde  stecken  und  sich  im  Kleister  dann  stark  vermehren,  kön- 
nen auch  einzeln,  im  Mehle  seyn;  die  Arten  sind  noch  nicht  scharf  genug  bestimmt.  —  Göze  fand  1774  in  mit  Blase  zugebundenen 
Gläsern  nie  Infusorien,  in  offenen  gewöhnlich.     Er  machte  Aufgüsse  von: 

Baummoos;  Heu;  Hollunder;  Kümmel;  Raute;  Stroh;  Thee. 

(Auserles.  Abhandl.  aus  der  Insectolog.  p.  426.)  Derselbe  sah  1775  im  Pfefferaufguss  keine  Thierchen  (in  Bonnet,  über  d.  organ. 
Körp.  p.  91.). 

Der  Freiherr  v.  Gleichen  machte  auf  dem  Greifenstein  bis  1778  Aufgüsse  von: 
Bocksfleiscli,p.l51,163.     Eroschnieren,  p.  170-         Kalbfleisch,  p.  151,  164.  "Rindfleisch,  p.  160.   '"         türkischem Waizen,  p.132, 
'Erbsen,  p.  136.  .»Gerste,  p.  133,  166.  Karpfenblut,  p.  153.  Rindsmaul,  p.  161.  166. 

Erde,  p.  150.  Gras,  p.  144.  Karpfenmilch,  p.  126.  Koggen,  p.  129.  Waizen-Brand,  p.  151. 

Eroscheiern,  p.  150, 162,;  Hafer,  p.  144.  Maulesel -Samen,  p.  151.     Stubenfliegen,      p.    160, 

171.  ^     Hanf,  p.  137.  Ochsen-Samen,  p.  165.  169.  ; 

Ueberdiess  beobachtete  er  Regenwasser  (p.  139.),  Brunnenwasser  (p.  150.),  Schneewasser  (p.  150,  152.),  destillirtes  Wasser,  Darm- 
schleiin  des  Regenwurms  (p.  151.)  und  Mistwasser.      (Ueber  Samen-  und  Infusionsth.    1778.   und  Mikroskop.  Entdeck.    [Brand,   Mist- 


533    — - 

wasser,  Regenwurmthierchen]  p.  48.  seq.  1777.)  Diese,  auf  15  Tafeln  die  allmäligen  Formveränderungen  der  AufgusstMerclien  darstel- 
lenden, Beobachtungen  sind  die  detaillirtesten,  welche  gegeben  wurden,  aber  nicht  hinreichend  critisch  aufgefasst.  Die  entschiedene 
Thierheit  wird  anerkannt.  Weder  in  der  Vegetation,  noch  in  der  Decomposition,  sondern  in  den  innern  Bestandtheilen  des  Wassers 
selbst  fand  er  die  Entstehung  der  Infusorien  begründet  (p.  75.).  Sie  entständen  in  allen  Arten  von  Wasser,  es  sey  filtrirt,  roh,  ge- 
kocht oder  destillirt,  in  verschlossenen  oder  offenen  Gefässen,  mit  oder  ohne  Vermischung,  daher  sey  der  Urstoff  dieser  Wesen  im 
Wasser  (p.  77.).  Er  dachte  sich  eine  gelinde  Gährung  (p.  76.)  und  war  der  Meinung,  dass  kleinere  Formen  sich  zu  grösseren  ver- 
bänden und  sich  mit  einer  gemeinsamen  Haut  überzögen  (p.  75,  89.)  [vergl.  Wrisberg].  In  den  verschiedensten  Infusionen  sah  er 
immer  dieselben  Thierchen  (p.  78.),  welche  klein  und  unförmlich  anfingen  und  sich  vergrösserten,  aber  nie  zu  Fliegen  wurden  (p.  77.). 
Die  Crystalle  der  Infusionen  schienen  ihm  ein  wesentliches  Product  der  Animalität  (p.  94.). 

Hierauf  hat  1779  — 1781  Priestjley  in  London  viele  Aufgüsse  in  ganz  anderer  Absicht  gemacht,   um  nämlich   seine  Beob- 
achtung der  Sauerstoffgas -Ent wickelung  weiter  zu  verfolgen.     Er  fand  in  Aufgüssen  von: 

Blutkuchen,  p.  82.  gebratener  Kalbssehne,  p.  58.        Möhren,  p.  70.^       2  Schaaf-Hirn,  p.  60. 

Blutwasser,  p.  82.  Kartoffeln,  roh,  p.  49.  Pastinak  -  Wurzel,  p.  70.  Sehaaf-Leber,  p.  60. 

Fischen,  p.  53.  —         gekocht,  p.  51.  Rüben,  p.  51.  f  Schaaf  -  Lunge,  p.  60. 

Fleischbrühe,  p.  61,  82.  Kohl,  p.  42.  Sallat,  p.  45.  Schöpsen  -Talg ,"  p.  61. 

Gurken,  p.  47.  Lilien,  weissen,  p.  48.  Sckaaf-Blut,  p.  61.  Wasser-Moos,  p.  41. 

Kalbfleisch,  p.  54.  einer  todten  Maus,  p.  58.  Schaaf  -  Galle ,  p.  61.  Wolfsmilch,  p.  46. 

nach  10 — 20  Tagen  seine  grüne  Materie,  die  aus  sehr  verschiedenen,  ohne  scharfe  Critik  benutzten,  Körpern,  meist  aber  aus  grünen 
Infusorien  bestanden  haben  mag  (Experiments  on  the  Air ,  Vol.  V.).  —  Herrmann  in  Strassburg  beobachtete  1784  Infusorien 
im  Aufguss  von  Schleim  eines  Cabeljau  und  im  Mistwasser  neben  anderem  Gewässer  (Naturforsch.  XX.  p.  147.).  —  Senebxer  verfolgte 
1781  {Jonrn.  de phys.  T.  27. p.  209.),  und  Ingenhousz  1783  und  1784  Priestley's  Weg  weiter,  und  letzterer  fand  die  Aufgüsse  von: 
Conferven,  p.  214.  Fleisch bankwasser,  p.  164,  170.  Jonquillen,  p.  157.  Phytolwca  decandra,  p.  211. 

Datteln,  p.  168."    -  grüner  trockner  Materie,  p.  198.  Kuhmist,  p.  164.  Taubenmist,  p.  164. 

Fischen,  p.  168,  173.  Hyacinthen,  p.  157.  Ochsenblut,  p.  167.  Tremella Nostoc ,  p.  184,  227. 

Fleisch,  p.  168,  173.  Indigo,  p.  162.  Ochsengalle,  p.  162.  Weinblättern,  p.  213. 

erfüllt  mit  Thierchen,  die  sich  in  grüne  Materie  und  selbst  wahre  Pflanzen  verwandelten,  und  aus  zerfallenden  Pflanzen  wieder  entstan- 
den (Vermischte  Schriften,  II.  [s.  d.  Nachtrag  zu  den  Astasiaeen,  p.  120.])  —  Cavolini  machte  1785  Infusionen  von  Krebs- 
sc  beeren  und  Fucis  mit  Seewasser,  und  von  Dach  er  de  mit  Quellwasser  bei  Neapel,  deren  Thierchen  sehr  ähnlich  waren.  Die 
grössten,  welche  er  Corridori  (Läufer)  nennt,  waren  wohl  Paramecium  Aurelia  oder  Stylonychien.  Gekochte  Fuci  in  gekoch- 
tem Seewasser  gaben  keine  Thiere  (p.  77.). 

O.  F.  Müller  hat  bis  1786  aus  folgenden  Aufgüssen,  die  er  in  Copenhagen  machte,  Thierchen  beschrieben: 
Birnen,  p.  106,  113.  Gras,  p.  170,  172,  184,  186,  197,  210.  Mist  wasser,  p.  42,  112,  141,  232,  244. 

Blumenwasser,  p.  130.  Hanfsamen,  p.  99.  Ranunculus  fluviatilis,  p.  28. 

Ciavaria  cor alloides^.M.     Heu,  p.  33,  46,  107,  170,  172,  184,  196,  202,  280,  322.     Sonchus  arvensis,  p.  50,  105. 
Conferva  fluviatilis^  p.  79.     Jungermannia  tamariscina^  p.  121.  Ulva  latissima,  p.  55. 

Erlenwasser,  p.  19.  Lenina,  praef.  p.  XIII.  p.  171.  TJlva  Lin%a>  p.  37,  77,  96,  129,  298. 

Fleisch,  p.  120,  244.  Liehen  coriarins,  1773.  p.  193.  1786.  p.  197.  Zahnschleim,  p.  137. 

Ueberdiess  beobachtete  er  besonders  Sumpfwasser,  Seewasser,  Essig,  Kleister,  Darmschleim  der  Nai's  (p.  154.),  Muschel- Wasser  des  My- 
tilus  edulis  (p.  165,  190,  221.),  des  Mytil.  Modiolus  (p.  169,  195.).  Er  bestätigte  die  entschiedene  Thierheit  und  Willensfrei- 
heit der  Thierchen,  und  verzeichnete  dieselben  allmälig,  ihren  vollen  Werth  als  selbstständige  Wesen  anerkennend,  in  17  Gattungen 
mit  379  Arten  (praef.  V.  VI.  VII.).  Es  sey  falsch,  dass  sie  bloss  in  faulem  Wasser  leben,  und  falsch,  dass  sie  in  sehr  faulem  Was- 
ser fehlen.  Besonders  zahlreich  wären  sie  im  Meerlinsenaufguss  (p.  XIII.).  Pflanzen  und  Thierstoffe  werden,  so  glaubte  er  zuletzt 
(p.  XXIV.),  in  blasige  Bauteilen  aufgelöst,  deren  Bläschen  allmälig  sich  ablösen  und  lebendig  werden,  um  wahre  Infusorien  und  Sper- 
matozoon darzustellen,  die  von  den  übrigen  mikroskopischen  Thieren  an  Stoff  und  Bau  verschieden  wären,  und  aus  denen  alle  Pflanzen- 
und  Thiergestalten  sich  entwickeln.  So,  im  ewigen  Kreislauf,  entstehe  das  Organische  aus  dem  Unorganischen,  und  aus  dem  ersteren 
das  letztere  (p.  XXV.  Animalctila  Infusoria,  1786.  [vergl.  Pile-  Larven  1772.  und  über  den  Ursprung  der  Infusorien  Nye  SamU 
of  dansh.  Vidensk.  Sels/c.  Skrifi.  III.  p.  1.]).  —  Necker  meldete  1790,  dass  ein  Beobachter  in  Indien  nur  wenig  Infusorien  in 
Aufgüssen  fand,  die  bald  starben,  aber  im  Meerwasser  wimmele  es  (Comment.  Acad.  Theod.  Palat.   Vol.  VI  p.  257.). 

Neue  Versuche  machte  Abijldgaard  1793  in  Copenhagen.  Die  Thierchen  schienen  ihm  entweder  als  Eier  oder  als  vollen- 
dete Thiere  nicht  bloss  im  Wasser,  sondern  auch  in  den  Aufgussstöffen  zu  existiren.  Gekochtes  Wasser,  in  gekochten  Gläsern  aufbe- 
wahrt, gebe  keine  oder  sehr  wenig,  und  sehr  reines  Quellwasser  gebe  nur  sehr  wenig  verschiedene  Formen.  Er  machte  Aufgüsse  von 
indischen  Körpern,  um  zu  sehen,  ob  diese  nicht  neue,  von  Müller's  Formen  abweichende,  Arten  enthielten.  Er  fand  deren  2,  wie 
er  meinte  (es  war  aber  Coleps  hirtus  oder  viridis  und  Afiuraea  aculeata),  und  glaubte  damit  zu  erweisen,  dass  diese  nicht  im  dä- 
nischen Wasser  gewesen  seyn  könnten.  Ferner  entnahm  er  aus  seinen  Versuchen,  dass  die  Fäulniss  des  Wassers  immer  durch  Infuso- 
rien entstehe,  deren  zahllose  Cadaver  die  Haut  der  Oberfläche  bilden,  weshalb  er  Vorschläge  für  Seeschiffer  macht.  Uebrigens  zeigten 
ihm  seine  Versuche  auch  das  Gedeihen  der  Infusorien  ohne  alle  Fäulniss  des  Wassers,  ja  sie  starben  in  der  letzteren.  Er  beobachtete: 
Arundo  Bambos,  p.  78.  Kirschlorbeerwasser,  p.  84.  Mercurius  sublimatns ,  p.  83.    Walkererde,  sächsische,  p.  84. 

Brunnenwasser,  p.  76.  ^Kleber  von  Waizenmehl,  p.  84.    Marschschlamm     p.  84.  Wasser,  gekochtes,  p.  76. 

Calamus  Rotang,  p.  78.  ^   J^iveiAe,  p.  84.  QueÜwasser,  p.  76.  Zucker,  p.  86. 

Heu,  gekocht,  p*  78.  Lava,  p.  84.  Rosinen,  p.  87. 

roh,  p.  77.  Lilienkapseln,  indische,  p.  78.      Thon,  bornholnrschen ,  p.  84. 

G.  R.  Tre vir anüs  theilte  1803  eine  Reihe  von  eigenen  Beobachtungen  mit: 
Acorus  Calamus,  p.  325.  Essig,  p.  329.  Roggenkörner,  p.  342,   344. 

Aepfel,  p.  326,  338.  Iris  Pseudacorus,  p.  320.  rothe  Rüben,  p.  326. 

Butomus  umbellatiiS)  p.  325.  Kalkwasser,  p.  328.  Wein,  p.  329. 

Eisen,  p.  346.  Kirschlorbeerwasser,  p.  332,  337.  Wurzeln,  p.  319. 

Erbsen,  p.  332.  Möhren,  p.  326,  349. 


524 


Sic  dienten  ilim  zu  Versuchen,  aus  denen  er  schloss,  dass  Aufgüsse,  welclie  ein  aromatisches  oder  narkotisches  Princip  enthalten,  der 
Erzeugung  der  Infusorien  günstig,  der  des  Schimmels  aber  ungünstig  sind  (p.  332,  336.)?  und  er  endet  mit  der  Ansicht,  dass  lebens- 
fähige Materie  und  Lebenskraft  unzertrennlich  verbunden  sind;  der  an  sich  gestaltlosen  lebenden  Materie  werde  durch  verschiedene  äus- 
sere Einflüsse  eine  verschiedene  bestimmte,  bald  animalische,  bald  vegetabilische,  Form  ertheilt,  deren  erste  Rudimente  Infusorien  und 
Schimmel  sind,  aus  denen  sich  die  lebende  Natur  durch  unzählige  Mittelstufen  bis  zum  Menschen  und  zur  Ccder  und  Adansonie  erhebe. 
Diese  Rudimente  bedürfen  nur  Einflüsse  der  leblosen  Natur,  aber  in  die  höheren  Formen  ergiesse  sich  in  jetzigen  Zeiten  die  lebende 
Materie  nur  unter  Mitwirkung  lebender  Organismen  (Biologie,  IL  p.  353.)-  Spallanzani's  Ansichten  sucht  er  B.  IL  p.  290.  zu  wi- 
derlegen. Den  beobachteten  Infusorien -Formen  gab  er  keine  Namen,  denn  er  hielt  alle  für  zufällig  geformte  Materie  ohne  sichtbare 
Organisation,  und  bemühte  sich  auch  nicht,  Müxler's  Formen  genau  zu  vergleichen  (s.  Volvos  Globator).  [Biologie,  I.  p.  411.] 
Ein  französischer  Kriegs- Commissair,  du  Fray,  machte  dann  1807  zum  Theil  in  Berlin  wieder  viele  Aufgüsse  mit: 


Blattläusen,  p.  14. 
Blumenblättern,  p.  15. 
Blütenstaub ,  p.  15. 
Blut,  p.  13. 
Borago*,  p.  16. 
Eisen,  p.  32. 
Felderde,  p.  25. 
Fischen,  p.  14. 


Flusssand,  p.  47. 
Gartenerde,  p.  25,  73. 
Granit,  p.  32. 
Holz,  p.  15. 
Jaspis,  p.  32. 
Insecten,  p.  14. 
Kalkstein,  p.  32. 
Kupfererz,  p.  35. 


Marmor,  p.  32. 
Milch,  p.  13. 
Morastschlamm,  p.  25. 
Mumie,  p.  7. 
Ochsenfleisch,  p.  5,  128. 
Futerfleiseh,  p.  131. 
Quarz,  p.  32. 
Roggenbrod,  p.  130. 


Seneeio,  p.  139. 
Teichschlamm,  p.  25. 
Tussilago  fragrans^  p.  6,  16. 
Waizen,  p.  128. 
Waizenmehl,  p.  72. 
Wiesenerde,  p.  25. 
Wurzeln,  p.  15. 


Die  daraus  gezogenen  Resultate  waren,  dass  alle  animalischen  und  vegetabilischen  Substanzen  aus  Kiigelchcn  beständen,  die  durch  Auf- 
güsse frei  belebt  werden.  Es  gelang  ihm,  Ochsenfleisch  in  Fliegen  zu  verwandeln,  und  dergleichen  in  grosse  schwarze  Fliegen 
verwandeltes  Fleisch  liess  er,  nachdem  er  es  einigen  seiner  Freunde  vorgezeigt  hatte,  davon  fliegen  (!)  (p.  124.).  Auch  sah  er  Po- 
duren  aus  destillirtem  Wasser  entstehen  (p.  77.)  und  sehr  oft  bei  seinen  Infusionen  verschiedene  Theile  von  Insecten,  die  er  für  An- 
fänge und  Skizzen  hielt,  z.B.  Schwänze  von  Monoculis,  auch  Körper  mit  Schwanz  und  Füssen,  oder  Theile  von  verschiedenen  Wür- 
mern, ganz  durchsichtig  und  ohne  alle  Bewegung  (p.  71.).  Anstatt  nun  diese  Dinge,  die  sehr  gewöhnlich  vorkommen,  für  leere  Schaa- 
len,  Cadaver,  zu  halten,  hielt  er  sie  für  noch  unentwickelte  Entwürfe  der  Natur.  Dieses  sehr  fliessend  geschriebene  Buch  ist  voll  von 
den  unbegreiflichsten  Fehlern  im  Urtheil,  und  die  Beobachtungen  sind,  so  detaillirt  sie  auch  beschrieben  sind,  doch  ohne  gründliche 
Critik  angestellt  und  beurtheilt  worden.  Man  hat  sich  daher  auch  nicht  zu  wundern,  dass  er  selbst  aus  Steinen  und  Erzen  Thiere 
machte.  Bildete  doch  Grindel  von  Ach  (ßlicrograp/iia  curiosa,  1687.  p.  28.)  einen  nach  3  Tagen  in  einem  Tropfen  Maithau  er- 
zeugten, 2  Zoll  grossen,  Frosch  ab. 

Hierauf  hat  1809  und  1812  Gruithuisen  in  München  eine  neue  grosse  Reihe  von  Beobachtungen  dieser  Art  mitgetheilt  über: 


Alabaster,  p.  304. 
Asa  foetida,  p.  117,  123. 
Blei,  p.  100. 
Blut,  p.  109,  302. 
Brod,  p.  304. 
Campher,  p.  117,  122. 
Canthariden,  p.  125,  310. 
Castoreum,  p.  117,  124. 
Chinarinde,  p.  105. 
Conferven,  p.  118. 
Eidotter,  p.  109. 
Eisen,  p.  100. 
Eiter,  p.  120,  137. 
Eiweiss,  p.  117. 


Erze,  p.  136. 

Federn,  p.  117. 

Fleisch,  p.  117,  118. 

Froschkoth,  p.  303,  312. 

Früchte,  p.  116. 

Galläpfel,  p.  123. 

Gallerte,  p.  117. 

Glas,  p.  100. 

Gras,  p.  116,  310,  318. 

Gummi  Kino,  p.  105,  124. 

Haare,  p.  117. 

Haut,  p.  117,  140. 

Heu,  p.  113,  121. 

Hölzer,  p.  116. 


Ihjpnum  fontanimi)  p.  306.      Moose,  p.  118. 
Kalk,  p.  105.  Moschus,  p.  117. 

Kaminruss,  flüssigen,  p.  105, 124.  Muschelmarmor,  p.  102,  110. 


Kleber,  p.  106. 
Knochen,  p.  117. 
Knorpel,  p.  117. 
Kochsalz,  p.  105. 
Kupfer,  p.  100. 
Leder,  p.  117. 
Magneteisenstein,  p.  304. 
Meerlinsen,  p.  118. 
Messing,  p.  100. 
Meteorstein,  p.  304. 
Mineralien,  p.  137. 


Nerven,  p.  117. 
Rinden,  p.  116. 
Rosskastanien,  p.  123,  140. 
Schleim,  p.  137,  306. 
Sehnen,  p.  117. 
Staub,  p.  137. 
Steinkohlen,  p.  110. 
Syrup,  p.  105. 
Tabak,  p.  123. 
Wurzeln,  p.  116. 
Zucker,  p.  124. 


Er  hat  überdiess  Säuren  (p.  105.),  starke  alkalische  Laugen  (p.  105.),  Weingeist  (p.  105.)  und  vielerlei  Gewässer  beobachtet.  Er 
schloss  daraus,  dass  in  reinen  Gläsern  mit  destillirtem  Wasser  (ohne  Staub)  keine  Infusorien  entstehen  (p.  100).  Die  Infusorien  ent- 
stehen nur  während  eines,  eine  bestimmte  Zeit  dauernden,  Gährungsprocesses  (p.  108.),  den  er  Infusions  -  Gährung  nennt  (p.  114.). 
Diese  kann  während  der  weinigten,  sauren  oder  faulen  Gährung  statt  finden  (p.  116.).  Die  Qualität  der  Stoffe  habe  einen  herrschenden 
Einfluss  auf  Gestalt,  Grösse  und  Bewegung  der  Infusorien  (p.  119.).  Den  Staub  (Sonnenstaub)  hält  er  für  einen  Schimmel  der  Luft 
(p.  137.);  Steine  geben  Infusorien  durch  den  an  ihnen  sitzenden  Staub  (p.  137.);  Luft  ist  zur  Infusorienbildung  nöthig,  und  in  der 
Luft  ist  Staub  (p.  113,  137.).  Er  beurtheilt  du  Fray's  Versuche  und  warnt  vor  dessen  Beispiele  im  Experimentiren  (p.  127 — 144.). 
Es  gebe  Substanzen,  welche  der  Entwicklung  der  Infusorien  widrig  sind  (p.  100.).  Die  Bildung  derselben  sey  keine  Lösung  von  ei- 
ner organischen  Substanz  (p.  106.).  Sie  gehen  durch  Metamorphose  in  einander  über  (p.  114.).  Magnetismus,  Galvanismus  und  Ele- 
ctricität  haben  Einfluss  auf  sie  (p.  125.).  An  eine  Artbestimmung  der  kleinen  Infusorien  sey  gar  nicht  zu  denken  (p.  113,  319.).  — 
(Beiträge  zur  Physiognosie  und  Eautognosie,  1812.  [Gehlens  Journal,  VIII.  1809.])  Kastner  meinte  1825,  nach  du  Fray, 
dass  sich  aus  dem  Granit  durch  Aufguss  urweltliche  lebende  Infusorien  befreien  Hessen  (Handb.  d.  Meteorol.  IL  1.  p.  32.) 
Wiegmawn  und  Stieren  in  Braunschweig  gaben  1820  und  1823  auch  eine  Reihe  von  Beobachtungen,   die  sie  an 


548,  551. 


Agaricus  fimetarius ,  p 
Ohara  hispida,  p.  557. 
Coiiferva  Helminthochordos ,  p, 
Corallina  officinalis ,  p.  550. 
Cruor  von  Menschenblut,  p.  548 
Cypris  deteeta^  p.  547,  555. 
Daphnia  longispina,  p.  546. 
Fischen,  p.  552. 


551. 


Froschlarven,  p.  545. 
Gartenschnecken,  p.  544,  552. 
Isis  nobilis,  p.  550. 
Kalbfleisch,  p.  544,  552,  554. 
Mucus,  p.  550,  554. 
Mückenlarven,  p.  545. 
Ochsengalle,  p.  551. 


Podura  ambulans ,  p.  545. 
—        aquatica^  p.  546. 
Serum  von  Menschenblut,  p.  549. 
Speichel,  p.  550,  554. 
Tannenholz,  p.  553. 
Terra  anglica,  p.  553. 
Urin,  p.  718,   1820. 


Ohrenschmalz,  p.  551. 
gemacht  hatten.     Die  Resultate   sind   denen   von   du  Fray  ähnlich,    indem   aus  Infusorien  Krebse   und   aus   Thieren  Pflanzen   wurden. 
Cypris  deteeta  war  für  Folvosc  Globator  gehalten,  und  Froschlarven  und  Mückenlarven  sind  gleich  unbekannten  Körpern  umschrieben 


535 

>vprden.  Das  Wirbeln  der  Vorticellen  erschien  als  Zauberkraft;  alles  wohl  Folge  eines  im  vollkommenen  Mikroskopes.  {Nova  Acta 
Leopold.  X.  1820,  p.  710.  XL  1823.  p.  544.  sey.)  —  Bory  de  St.  Vincent  sagt  1825:  er  habe  immer  dieselben  Thierchen  in 
Aufgüssen  von  Neuholländischen -,  Japanischen,  Neuseeländischen,  Indischen,  Antillischen  und  Südamerikanischen  Stoffen  erhalten,  immer 
mit  einer  kleinen  Anzahl  jeder  Infusion  eigenthiimlichen  Arten,  die  sich  aber  vielleicht  auch  anderwärts  fänden  {Dictionn.  dass.  VII 
p.  254.)  [s.  weiter  unten]. —  Friedr.  Nees  von  Esenbeck  fand  1824  in  Fleischaufguss  keine  Infusorien,  sondern  schleimige  Flocken 
(Kastner's  Archiv,  III.  p.  306.  1824.).  —  Münke  beschrieb  1830  (Isis,  1831.  p.  1074.)  Infusionen  von  Chyliis,  einer  Nelke, 
Spelzmehl,  Brod,  Kalbsbraten,  Kartoffeln,  Zwieback  und  Stärkmehl,  und  Gravenhorst  in  Breslau  1833  von  1)  Blumenwasser;  2) 
Dachtraufenwasser;  3)  Bier  und  Wasser;  4)  Wasser  mit  Meerlinsen  und  Conferven^  und  Vermischungen,  dieser  (Nova  Acta  Leopold. 
XVI  2.  p.  848.).  Beide  hatten  die  Absicht,  die  Entstehung  und  Entwickelung  der  Infusorien  zu  verfolgen,  haben  aber  die  bekannte 
Organisation  nicht  berücksichtigt.  —  Vorsichtig  zu  benutzen  sind  auch  mehrere  neuere  Beobachter  der  Pries tley  sehen  grünen  Materie 
(s.  p.  120.). 

Die  letzte  grössere,  zum  Theil  interessante,  Reihe  von  solchen  Beobachtungen  hat  ein  junger  Arzt,  Dr.  Lorent  in  Mann- 
heim, 1837  beschrieben.     Er  machte  Aufgüsse  von 

Asperulaodorata;      Fleisch,   gekochtem;   Hasenfleisch;  Kochsalz;  Oel;  Urin; 

Cichorium  Ehdivia ;    Geranium  zonale ;   Heu;  Lindenkohle;  Quecksilber;  Zucker. 

Erbsen;  Hafer;  Karpfen;  Nerium  Olea?ider ;     Tabak; 

Im  Quell-  und  Regenwasser  sah  er  keine  Thiere  (p.  11.)  und  versucht  die  gener atio  aer/uivoca  zu  vertheidigen,  ohne  jedoch  neue 
und  einleuchtende  Gründe  anzugeben  (p.  18.).  Kleine  Mengen  Kochsalz  und  Spiritus  vini  hinderten  die  Entwickelung  der  Infusorien 
nicht,  aber  grössere  thaten  es.  Lindenkohle,  Quecksilber,  Geranium  zonale,  Nerium,  Tabak  gaben  Infusorien,  auch  gekochtes 
Fleisch  in  gekochtem  Wasser.  Fast  in  allen  vegetabilischen  Infusionen  sah  er  immer  dieselben  Thierchen,  die  kleinsten  entständen  zu- 
erst und  stürben  zuletzt.  Die  Arten,  welche  beobachtet  wrurden,  sind  nicht  sicher  bestimmt,  denn  dass  Closi.  Luntila und  Ceratium 
macroceros  in  einfachen  Infusionen  vorgekommen  wären,  ist  unwahrscheinlich.      (De  animalc.  infusor.  dissert.  inaug.  in  4to.) 

Ich  selbst  habe  zahllöse  Versuche  mit  Infusionen  der  verschiedensten  Körper  und  Mischlingen  gemacht,  habe  dergleichen  in 
Leipzig,  in  Delitzsch,  in  Berlin,  in  Aegypten,  in  Tor  im  sinaitischen  Arabien ,  in  Petersburg  und  im  Ural  iji  Catliarinenburg  auf-> 
merksam  beobachtet,  habe  an  zahllosen  Orten  die  Gewässer,  den  Regen,  Thau  und  den  Schnee  untersucht,  alle  irgend  vorgekommenen 
animalischen  und  vegetabilischen  Flüssigkeiten  oft  mit  allem  medicinischen  Stoicismus  mikroskopisch  geprüft,  und  die  Resultate  seit  1829 
schon  bekannt  gemacht.  Die.  in  Arabien  von  mir  gemachten  Infusionen  sind  in  den  Abhandl.  d,.Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1829.  p.  11.  beschrie- 
ben, die  in  Russland  bereiteten  1830.  p.  70.  angezeigt.  Ueber  die  Aufgüsse  im  Allgemeinen  habe  ich  ebenda  1833.  p.  165.  (vergh 
Poggendorffs  Aiinal.  d.  Phys.  1831.)  meine  Ansicht  ausgesprochen,  die  ich  seitdem  nicht  verändert,  nur  zu  immer  festerer  Ueber- 
zeugung  gebracht  habe.     Folgendes  ist  das  von  mir  aus  den  eigenen  Beobachtungen  gewonnene  Resultat: 

Niemand  gewiss  von  allen  bisherigen  Beobachtern  hat  je  durch  Aufgüsse  ein  einziges  Infusorium  gemacht  oder  erschaffen,  weil 
allen,  welche  dergleichen  vermocht  zu  haben  meinten,  die  Organisation  dieser  Körperchen  völlig  entgangen  war,  sie  mithin  nie.  mit  der 
Genauigkeit  beobachteten,  welche  nöthig  erscheint,  um  einen  so  wichtigen  Schluss  zu  ziehen.  Weil  ferner  bei  einer,  mit  Benutzung 
der  besten  jetzigen  Hülfsmittel  vorgenommenen  und  durch  über  700  Arten  durchgeführten,  Untersuchung  mir  selbst  nie  ein  einziger  Fall 
vorgekommen  ist,  welcher  zu  überzeugen  vermocht  hätte,  dass  bei  Infusionen,  künstlichen  oder  natürlichen,  eine  Entstehung  von  Orga- 
nismen aus  den  infundirten  Substanzen  statt  fände,  vielmehr  in  allen  am  speciellsten  beobachteten  Fällen  eine  Vermehrung  durch  Eier, 
Theilung  oder  Knospen  in.  die  Augen  fiel.  Sie  waren  eben  so,  wie  Schimmel,  nicht  die  Ursache  oder  Wirkung,  sondern  die  Begleiter 
von  Auflösung  und  Gährung  organischer  Substanzen.  Infusionen  erschienen  offenbar  nur  als  eine  Darreichung  reichlicher  Nahrung  für 
alle  zufällig  in  der  Flüssigkeit  oder  den  infundirten  Substanzen  befindlichen  organischen  Wesen  oder  deren  Eier.  Durch  Zerfallen  der 
organischen  Stoffe  im  Wasser  vermittelst  der  Fäulniss  wird  Nahrung  für  Infusorien  in  ungewöhnlich  reichlichem  Maasse  frei,  und  mit 
dieser  tritt  in  ebenfalls  ungewöhnlich  reichlichem  Maasse  ihre  Fortpflanzung  durch  Eier  und  Theilung  ein.  Die  auch  nicht  selten  vor- 
kommenden Fälle j  dass  in  stagnirendem  Wasser  und  Infusionen  keine  Thierchen  erscheinen,  lassen  sich  dadurch  erklären,  dass  zuwei- 
len kein  Thierchen  oder  Ei  in  der  Zusammenmischling  war,  welches  die  gegebene  Gelegenheit,  sich  zu  nähren  und  zu  vervielfältigen, 
benutzen  konnte.  Man  hat,  meiner  eigenen  vielfachen  Erfahrung  nach,  nicht  in  seiner  Gewalt,  durch  gewisse  Infusionen  gewisse  For- 
men zu  erzeugen,  sondern  eine  genauere  Specialkenntniss  und  ein  sorgfältigeres  Studium  der  Formen  zeigt,  dass  es  nur  eine  kleine  Zahl 
sehr  verbreiteter  Infusorien  giebt,  die  in  allen  Infusionen,  bald  diese,  bald  jene,  bald  mehrere  gleichzeitig,  wiederkehren.  Nur  in  die 
der  Luft  zugänglichen,  bestäubenden  Infusionen  kommen  nach  langer  Zeit  zuweilen  seltnere  Formen,  sogar  Räderthierchen,  und  diese 
mag  der  Luftzug,  welcher  den  Staub,  oft  auch  Grashalme  hebt,  mitgehoben  und  eingestreut  haben.  Dass  aber  aus  einem  einzigen  Eie 
oder  lebenden  Thierchen,  welches  sich  in  der  Infusion  zkiällig  befand  oder  in  dieselbe  gerieth,  in  wenig  Tagen  und  Stunden  Millionen 
auf  dem  gewöhnlichen  Wege  der  Fortpflanzung  durch  Eier  und  Theilung  entstehen  können,  habe  ich  bereits  früher,  directen  Erfahrun- 
gen und  Experimenten  zufolge,  angezeigt  (s.  Paramecium  Aurelia,  Hydatina  senta,  Stylonychia  Mytilus),  Wer  an  den  überall, 
wo  die  Sonne  hinscheint  und  nicht  hinscheint,  in  der  klarsten  ruhigsten  Luft  sichtlich  befindlichen  Sonnenstaub  denkt,  und  von  den  darin 
dem  blossen  Auge  sichtbaren  Körperchen  auf  die  dem  Auge  unsichtbaren,  im  Wasserdunst  gehobenen,  schliefst,  wird  sich  nicht  wun- 
dern, dass  er  überall,  wo  er  Infusionen  hinsetzt,  und  wären  es  100,000  in  allen  Häusern  einer  grossen  Stadt,  (  —  ein  Bild,  welches 
Rudolphi  für  die  gener atio  spontanea  einnahm,  aber  sie  nicht  wahrscheinlicher  macht  [Eutozoor.  Jiist.  nat.  I  p.  385.],)  auch 
überall  eine  staubige  Oberfläche  des  Wassers  und  überall  Thierchen  im  Wasser  erhält.  Wer  ferner  an  die  Gewalt  denkt,  mit  welcher 
verdünnte  Luft  und  gewöhnliche  Luft  sich  in's  Gleichgewicht  zu  setzen  suchen,  ja  wer  nur  daran  denkt,  dass  in  wohl  verschlossenen 
Stuben  und  Schränken  sich  nach  kurzer  Verschlusszeit  schon  dicke  Staublagen,  aus  dem  Luftstaube  oder  Sonnenstaube,  gebildet  abla- 
gern, dem  werden  viele  von  den  früheren  Beobachtern  gemachte,  als  dem  Zutritte  der  Luft  verschlossene,  Aufgüsse  sehr  unsicher  erschei- 
nen. Ja  es  ist  nicht  nur  nicht  zu  verwundern,  dass  in  sogenannten  hermetisch  versiegelten  gekochten  Infusionen  allmälig  Thierchen  er- 
scheinen, sondern  vielmehr  zu  verwundern,  wenn  sie  nicht  erscheinen,  da  der  Luftwechsel  zu  den  kräftigsten,  alles  zersprengenden  und 
durchdriugenden,  Gewalten  gehört,  aber  freilich  auch  oft  durch  unsichtbare  kleine  Poren  und  Spalten  vermittelt  wird  und  den  eben  so 
feinen  Luftstaub  desto  sicherer  mit  sich  reisst,  je  gewaltsamer  die  Herstellung  des  Gleichgewichtes  —  von  der  im  Grossen  alle  Winde 
und  Orkane,  und  auch  der  fühlbare  schneidende  Luftzug  am  wohlverschlossenen  Fenster  im  Winter,  eine  Vorstellung  geben  —  vor  sich 
geht.  Uebrigens  kann  man  sich  die  in  der  Atmosphäre  schwebenden  Thierchen  wie  Wölken  denken,  mit  denen  ganz  leere  Luftmassen, 
ja  ganze  Tage  völlig  reiner  Luftverhältnisse  wechseln.  Zu  unzählbar  wiederholten  Malen  habe  ich  seit  20  Jahren  einfaches  Quell wasser, 
destillirtes  Wasser,  gekochtes  Wasser  mit  und  ohne  gekochte  Aufgussstoffe  sehr  verschiedener  Art,  heiss  und  kalt,  in  offenen  und  ver- 

132 


526 


schlossenen  Gcfässen  hingestellt.  Von  den  offenen  erhielt  icli  unter  allen  Umständen,  nur  bald  nach  längerer,  bald  nach  kürzerer  Zeit, 
Thierchen;  die  sorgfältig  verschlossenen  blieben  in  der  Regel  ohne  Thierchen,  nur  nach  längerer  Zeit  und  selten  erfüllten  auch  von 
gekochten  einige  sich  mit  Tliieren ;  das  waren  also  wohl  die,  in  denen  atmosphärische  Luft  ihr  Gleichgewicht  mit  der  Luft  im  Gefässe  ge- 
waltsam hergestellt  und  Wasserdunst,  Staub  und  Thiere  mit  hineingezogen  hatte,  oder  nicht  alle  verbrüht  waren  (s.  p.  528.).  Dass 
aber  aus  jedem  einzelnen  Thierchen  durch  blosse  Theilnng  ohne  die  Eier  in  10  Tagen  eine  Million  werden  kann,  ist  nun  durch  Er- 
fahrung festgestellt.  —  Dass  eine  Gährung  zur  Erzeugung  der  Infusorien  nicht  nothwendig  ist,  erkennt  jeder  Beobachter  leicht,  indem 
im  klaren  offenen  Wasser  sich  kräftigere  Formen  finden  und  gäbrende  Aufgüsse  vielmehr  offenbar  ein  Uebermaass  der  Ernährung  und 
Fortpflanzung  bedingen,  welches  mit  dem  Verderben  der  späteren  Generationen  endet.  —  Als  am  meisten  in  der  Atmosphäre,  in  den 
Gewässern  und  organischen  Flüssigkeiten  (wie  Entozocn)  verbreitete  Infusorien -Formen  zeigen  sich  von  den  722  hier  verzeichneten  Ar- 
ten nur  gegen  40,  von  denen  ich  einige  wie  bei  Leipzig  und  Berlin,  so  auch  in  Norwegen,  in  Petersburg,  in  Sibirien  des  nördlichen, 
am  Sinai  des  arabischen  westlichen  Asiens  und  im  libyschen  Afrika  gleichartig  beobachtet  habe.  Diese  also  allen  Infusionen  am  leichtesten 
zugänglichen  41  Formen  sind: 


*  Amphileptus  Fasciola  ; 
B  acter  tum  triloculare; 
Bodo  s alt ans  ; 

*  —      socialis ; 
**Chitodon  Cucullulus ; 

Chilomonas  Paramecium; 

*  Chlamidomonas  Pulvisculus; 
Coleps  hirtus; 

**  Colpoda  Cucullus; 
**  Cyclidium  Glaucoma; 
■  Euplotes  Charon; 


Glaucoma  scintillans ; 

*  Leucophrys  carnium  ; 

*  —  piriformis ; 
■  *  Monas  Crepusculum; 


—     gliscens ; 


## 


—  Guttula ; 

—  Termo ; 
*Oa>ytricha  Pellionella ; 
**  Paramecium  Aurelia; 
**        —  Chrysalis; 

Colpoda; 


*  Paramecium  Milium  ; 

*  Polytoma  Uvella; 

*  Spirillum  Undula; 

—  volutans; 

*  Stylonychia  pustulata; 

—  Mytilus; 

**Trachelius  Lamella; 
Trichoda  pura; 
Trichodina  Grandinella; 

*  Uvella  Glaucoma; 
Vibrio  Bacillus; 


*  Vibrio  Lineola; 
**   —       Rugula; 
—      tremulans ; 
Vorticella  Convallaria; 
■#         —         microstoma. 


Räderthiere: 
*Colurus  imcinatus ; 

Ichthydium  Podura; 
■*  Lepadella  ovalis. 
Einige  davon  vermehren  sich  vorzugsweise  mehr  in  animalischen  Aufgüssen,  als:  Monas  Crepusculum,  Spirillum  Undula ,  Vibrio 
Rugula ,  Leucophrys  carnium,  Polytoma  Uvella;  einige  vorzugsweise  im  Seewasser:  Paramecium  Milium  und  Stylonychien. 
Die  Formen,  welche  die  gewöhnlichsten  sind,  haben  ein  Sternchen,  die  von  diesen  geographisch  am  weitesten  verbreiteten  deren  2. 

Eine  besondere  Erwähnung  verdient  noch  das  Häutchen  auf  dem  Wasser  der  Infusionen,  hinter  welches  sich  die  neuesten  Ver- 
teidiger der  Generatio  spontanea  flüchten.  Dieses  Häutchen  ist  von  sehr  verschiedener  Natur,  zuweilen  schillernd,  mineralisch,  wie 
bei  Eisenwässern  und  Soolwässern  (Mineral -Quellen),  weit  häufiger  aber  organisch  und  in  letzterer  Beziehung  überaus  verschieden.  Die 
grünen  nennt  man  gewöhnlich  Priestlcy'sche  Materie,  es  kann  aber  alle  Farben  haben  und  besteht  in  bei  weitem  den  meisten  farblosen 
und  farbigen  Fällen  aus  Infusorien -Cadavern,  die  sich  an  der  Oberfläche  durch  Gasentwickelung  anhäufen  (vergl.  Abildgaard,  1793.). 
Ueberaus  häufig  lassen  sich  Monas  Crepusculum,  M.  Termo,  Polytoma ,  Bodo,  Vibrio  Rugula,  Spirillum  Undula  (bei  farb- 
losen), Chlamidomonas  Pulvisculus  (bei  grünen)  als  constituirende  Bestandteile  ohne  allen  Zweifel  leicht  erkennen,  worunter  auch 
oft  noch  lebende  sind,  die,  wenn  sie  fortschwimmen,  sich  abzulösen  scheinen,  wie  Müller  (Animalc.  Infus,  p.  XXIII.  1786.)  zu 
sehen  meinte.  Zuweilen  besteht  es  aus  zerflossenen  Infusorien  und  ist  nur  dem  Geübten  erkennbar.  In  andern  Fällen  besteht  es  aus 
Scliimmelkeimen,  sogenannten  Hygrocrocis  - Algen,  und  ist  dann  fasrig  und  körnig,  oft  aus  Penicillium  glaueum;  zuweilen,  beson- 
ders in  Heuinfusionen,  gleicht  es  einer  dicken,  aber  zarten,  farblosen  Gallerte,  diese  ist  eine  Alge  aus  der  Gattung  Palmella,  P.  In- 
fusionum,  indem  die  Gallerte  von  Körnchen  durchwirkt  und  äusserlich  in  runde  Lappen  getheilt  ist.  Wo  diese  Algen  überhand  nehmen, 
verlieren  sich  die  Infusorien,  gleichviel  ob  ein  aromatisches  Princip,  oder  ätherisches  Oel,  in  den  Aufgussstoffen  ist  oder  nicht.  So  ge- 
deihen die  Pflanzen  nicht  in  der  Stubenluft  der  Menschen,  und  die  Massen  der  grösseren  Thiere  nicht  in  den  dichten  Wäldern,  sondern 
am  Saume  der  Wälder  (Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1836.).  Bei  einer  genauen  Kenntnissnahme  von  diesen  Verhältnissen  und  ei- 
ner genauen  Kenntniss  der  speciellen  vorliegenden  Infusorienformen  ergiebt  sich  dem  Unbefangenen,  dass  dieses  Häutchen  des  Wassers, 
wohin  auch  die  Befenbildung  bei  der  Gährung  gehört,  welche  man  neuerlich  in  Frankreich  und  Deutschland  gewiss  sehr  unrichtig  beur- 
tlieilt  hat  (s.  Erdmanns  Journal  für  praet.  Chemie,  XI.  p.  408.),  von  gar  keiner  physiologischen  Bedeutung  ist  und  am  wenigsten 
den  Eierstock  der  Natur  für  alles  Organische  vorstellt. 


Vom   Einfhiss   der   Kalte   auf  die   Infusorien   und   ihr   Verhalten   im   Eise. 

Schon  Henry  Power  berichtete  1664,  dass  die  Essig- Aeichen,  wenn  sie  selbst  eine  ganze  Nacht  hindurch  starkem 
Froste  ausgesetzt  und  gefroren  waren,  beim  Aufthauen  alle  wieder  auflebten  {Ezcperimental  Philosoph?/ ,  p.  32.).  Hierauf  bezieht 
sich  wohl  Linkes  Bemerkung  bei  Volvos  Chaos  und  sein  Chaos  redivivum.  Joblot  beobachtete  1718  Pfeffcr-Thierchen  im 
harten  Winter  zu  Paris  unter  2  Linien  dickem  Eise  (p.  16.),  die,  wenn  es  oben  fror,  tiefer  in/s  Wasser  gingen.  Müller  bemerkt 
1773  p.  14.,  dass  einige  Infusorien  die  Eiskälte  ertrugen  und  beim  Aufthauen  des  Eises  wieder  umherschwammen,  andere  starben  in  der 
Kälte.  [Vibrio)  Amphileptus  Fasciola  lebte  so  (Verm.  ßuv.  /tist.).  Göze  bestätigte  1774  das  Wiederaufleben  nach  dem  Einfrie- 
ren bei  den  Essig-Aalen  (Naturforsch.  I.  p.  20.).  Terechowsky  sah  1775  noch  lebende  Thiere  bei  +  1°  Fahrenheit  ( — 13°  R.). 
Weit  zahlreichere  Beobachtungen  machte  Spallanzani  1765  und  1776  an  Infusorien.  Er  trug  Infusionen  im  Sommer  aus  +  23°  R. 
Wärme  in  den  Eiskeller  zu  — 2°  Kälte,  was  kaum  Veränderung  hervorbrachte.  Grub  er  Infusionen  in  Schnee,  so  starben  nach  4  Ta- 
gen von  22  Gefässen  alle  bis  auf  die  von  7,  nach  12  Tagen  starben  noch  2  aus,  die  übrigen  5  lebten  2  Monate  fort.  Bei  6°  unter 
Null  froren  ruhige  Infusionen  erst.  Er  sah  lebende  Thierchen  in  den  Poren  des  Eises,  in  ganz  fest  gefrornem  Eise  waren  sie  todt.^  Den 
Vorgang  im  Act  des  Erierens  verfolgte  er  mit  dem  Jfikroskope  in  einem  Uhrglase  und  sah,  dass  die  Thierchen  da,  wo  Eis  im  Was- 
ser anschoss,  sich  entfernten  und  in  der  Mitte  am  Grunde  des  Glases  sich  anhäuften.  Als  auch  diess  fror,  waren  sie  todt.  Bei  6° 
Kälte  starben  alle.  Frische  Infusionen  in  hermetisch  verschlossenen  Röbren  15°  künstlicher  Kälte  mit  Schnee  und  Salz  ausgesetzt,  ga- 
ben ihm  nach  einiger  Zeit  doch  wieder  viele  Thierchen,  also  waren  die  Keime  derselben  durch  15°  nicht  zerstört  (p.  68.).  Er  schloss 
aus  seinen  mit  grosser  vergleichender  Umsicht  musterhaft  angestellten  Versuchen,  dass  die  Kälte  den  Infusorien  wie  den  Insecten  mehr 
schade,  als  ihren  Eiern  (p.  71.).     Eine  Sorte  der  kleinsten  Infusorien  entstand  in  schneekaltem  Wasser  und  ward  in  kochendem  Was- 


53?   

ser  nicht  getödtet  (p.  73.).  Diese  hielt  er  für  eine  und  dieselbe  Art  (p.  75.  OpuscoU  di  fisica  anim.  I).  —  Aehnliche  Versuche 
mit  gleichem  Erfolge  machte  Gleichen  1778  (p.  127.)  bekannt.  Ein  paar  Stunden  lang  zu  Eis  gefrorene  Infusionen  gaben  beim  Auf- 
thauen  lebende  Thiere,  und  auch  Filtriren  des  Wassers  durch  einen  Schneetrichter  tödtete  sie  nicht  (s.  Trachelius  Lmnella).  —  0.  F* 
Müller  fand  Vorticella  putrina  in  3  Tage  lang  gefrorenem  Mistwasser.  —  Du  Erat  sagt  1807 ,  die  Thierchen  würden  durcli 
den  Frost  zerrissen;  er  sah  bewegte  Theilchen  im  Schneewasser,  aber  keine  Thiere  (p.  21.).  Gruithuisen  erinnerte  1812  (Phy- 
siognos.  p.  115.)  daran,  da&s'die  Räderthiere  im  eingetrockneten  Zustande  den  kältesten  Winter  ausdauern,  die  Infusorien  im  Wasser 
aber  ohne  Ausnahme  umkommen. 

Meine  eigenen  oft  wiederholten  Versuche  bestätigen  Spaxlanzani's  Mittheilungen  vielfach,  und  ich  habe  die  Versuche  mit 
Eiskälte  in  Uhrgläsern  auf  specielle  Formen  gerichtet,  was  nothwendig,  bisher  aber  nicht  geschehen  war.  Fast  alle  gewöhnlichen  Formen 
fand  ich  auch  im  Winter  unterm  Eise  lebend.  Vorticella  microstoma  {putrina  Müller?)  in  sehr  grosser  Menge  1  Stunde  lang  der 
Kälte  von  9°  R.  ausgesetzt  und  langsam  aufgethaut,  zeigte  unter  100  Todten  vielleicht  1  lebende  und  diese  von  ihrem  Stiele  abgelöst, 
schnell  aufgethaut  keine  lebende,  über  Nacht  bei  9  — 12°  Kälte  stellend  waren  am  Morgen  alle  Thierchen  todt.  Paramecium  Aure- 
lia>  Cyclidium  Glaucoma,  Glaucoma  scintillans  und  Colpoda  Cucullus  zeigten  dasselbe  Verhalten.  Die  todten  Thierchen  waren 
meist  übrigens  unverletzt,  nur  Chilodon  Cucullulus  oft  zerflossen.  Sientor  polymorphus  und  Mülleri  lebten  nie  wieder  auf,  wenn 
sie  auch  nur  1  Stunde  lang  bei  — 9  — 10°  R.  eingefroren  waren;  alle  Thierchen  sah  ich  beim  Aufthauen  zerflossen.  Ebenso  verhielt  sich 
Bursaria  truncatella.  Monas  Termo  und  Spirillum  Undula^  auch  Vibrio  Rugula  fanden  sich,  bei  12°  Kälte  über  Nacht  im 
Eise  eingeschlossen,  am  Morgen  in  der  Mehrzahl  todt,  allein  es  waren  so  viele  noch  lebend,  dass  diese  das  Wasser  noch  sehr  stark 
bevölkerten.  Bei  baumartigen  Vortic eilen  sah  ich  allemal  die  Thierchen  von  ihren  Stielen  abgefallen  und  nur  selten  eins  davon  noch 
Spuren  von  Leben  zeigend.  Die  Bacillarien  im  Eise  waren  beim  Aufthauen  ebenfalls  nur  selten  zum  Theil  noch  lebend,  was  sich 
jedoch  nur  bei  den  beweglichen  (Navicula  dergl.)  entscheiden  Hess.  Noch  empfindlicher  gegen  die  Frostkälte  waren  die  Räderthiere. 
Von  Hydatina  senta^  Brachionus  urceolaris  und  Salpina- Arten  lebte  selten  eins  wieder  auf,  allein  Diglena  catellina^  Colli- 
rus,  Metopidia  und  Lepadella  erhielten  öfter,  obwohl  auch  selten,  ihr  Leben  eine  Nacht  hindurch  im  festen  Eise.  In  künstlicher 
Kälte  mit  Eis  und  Salz  im  Sommer  erhielt  ich  dieselben  Resultate.  Die  meisten  Thierchen  lebten  bei  8  —  9°  künstl.  Kälte  nach  lU  Stunde 
nicht  wieder  auf.  Im  letztverflossenen  strengen  Winter  1837 — 1838  lebten  die  Naviculae  als  Dammerde  im  Thiergarten  bei  Berlin 
im  Freien  nach  20°  R.  Kälte  noch  fort;  viele  waren  aber  todt.  Ich  maass  an  Ort  und  Stelle  die  Temperatur  mit  dem  Thermometer 
und  fand  an  einem  Tage  gegen  Mittag  bei  9°  Kälte  der  Luft  die  gefrorne  Infusorien -Erde  6  Zoll  unterm  Schnee  — 5°  R.  kalt,  wenn 
ich  das  Thermometer  3  Zoll  tief  in  sie  einsenkte.  Diese,  durch  die  vielen  Kieselschaalen  todter  Thierchen  schwammartige,  Erde  mag 
wohl  auf  die  überlebenden  wie  ein  Pelz  wirken.  Ich  habe  noch  eine  directe  interessante  Erfahrung  darüber  gemacht.  Wenn  ich  in 
Uhrgläsern  Infusorien  einfrieren  Hess  und  es,  was  selten  ist,  recht  klares  Eis  wurde,  so  sah  ich  an  kaltem  Orte  mit  kaltem  Mikro- 
skope, dass  einzelne  Thierchen  in  sehr  kleinen  Blasen  des  Eises,  die  nicht  gefroren  zu  seyn  schienen,  eingeschlossen  waren.  Aehnli- 
ches  scheint  auch  Spallanzani  im  Anfange  der  Eisbildung  gesehen  zu  haben.  Ich  bin  daher  durch  diese  directe  Erfahrung  geneigt, 
an  eine  eigene  Wärme  dieser  Thierchen  zu  glauben,  welche  durch  gewisse,  selbst  hohe,  Kältegrade  unter  günstigen  Verhältnissen  nicht 
überwunden  werden  kann,  und  dass  nur  die  Thierchen  wieder  aufleben,  welche  ihre  organische  Wärme,  sey  es  im  Eise,  sey  es  ge- 
schützt durch  eine  pelzartige  Erde,  zu  erhalten  vermögen.  Schnelles  Aufthauen  wirkt  immer  nachtheilig.  —  Bis  zu  völliger  Steifheit 
vom  Froste  erstarrte  Menschen  sind  nur  so  lange  der  Wiederbelebung  fähig,  als  die  innern  Hauptorgane  nicht  auch  erstarrt  sind,  und  zu 
schnelles  Erwärmen  tödtet  sie.  Das  Wiederaufleben  gefrorner  Fische,  welches  Plinius  kannte  (Hist.  Nah  IX.. 57.)  und  Ovid  besingt 
(Trist.  III  Bieg.  10.  ^.49.),  hat  auch  Pallas  beobachtet  (Zoogr.  Rosso-asiatica,  1811.  III.  p.  298,  299.).  Ebenso  giebt  es  viele 
ähnliche  Beobachtungen  an  Fröschen,  Insecten  und  Würmern  (vergl.  Rudolphi's  Physiologie,  I.  p.  172.).  Das  Einfrieren  der 
Schwalben  im  Eise  ist  eine  Yolkssage,  die  bis  jetzt  keinen  physiologischen  Credit  und  Werth  hat,  obschon  der  Winterschlaf  vieler 
Thiere  sehr  bekannt  ist.  Die  wichtigsten,  das  physiologische  Interesse  erkennenden  und  berührenden,  Yersuche  sind  von  Spallanzani 
(/.  c.  p.  98.).  Gefrorene  Insecten  fand  er  durch  und  durch  hart  und  todt,  aber  noch  stärker  in  künstlicher  Kälte  gefrorene  Eier  von  In- 
secten waren,  zerdrückt,  innen  nicht  gefroren.  Er  schliesst  daraus,  dass  die  Eier  überhaupt  der  Erstarrung  mehr  widerstehen,  als  die 
entwickelten  Thiere  (p.  72.),  in  welchem  ersteren  Falle  auch  die  überwinternden  Puppen  der  Schmetterlinge  sind.  —  So  wären 
denn  auch  diese  Verhältnisse  der  Infusorien  denen  der  übrigen  thierisch-  organischen  Körper  doch  ganz  ähnlich.  Auch  die  Pflanzen  sind 
todt,  wenn  sie  durch  und  durch  erstarren,  was  nicht  immer  der  Fall  ist,  wenn  sie  gefroren  zu  seyn  scheinen. 


Vom   Einfluss   der   Hitze   auf  die   Infusorien. 

Dass  die  Essig-Aelchen  schon  bei  massiger  Erwärmung  am  Feuer  sterben  und  zu  Boden  sinken,  beobachtete  schon  Power 
/.  c.  1664.  Joblot  beobachtete  1718  in  gekochten  verstöpselten  Infusionen  keine  Thiere,  nahm  er  aber  den  Pfropfen  weg,  so  fan- 
den sich  deren  nach  einiger  Zeit  ein  (p.  40.).  Er  glaubte  also,  die  Siedhitze  tödte  die  Thiere,  und  es  kämen  neue  Eier  aus  der  At- 
mosphäre in  das  Wasser.  Grosses  Aufsehen  machten  daher  Needham's  Versuche  1750,  welche  Lyonet  1742  angeratheil  hatte 
{Theologie  d.  Insectes  de  Lesser,  I  p.  58.),  und  wonach  in  gekochten  und  in  der  Hitze  fest  verpfropften  Infusionen  nach  einiger 
Zeit  lebende  Thierchen  sich  entwickelten,  die  im  Zweifel  Hessen,  ob  nicht  die  Eier  oder  Keime  derselben  die  Siedhitze  ohne  Schaden 
ertragen  hätten,  aus  denen  Needham  selbst  aber  auf  unmittelbares  Entstehen  der  Thiere  aus  unorganischen  Stoffen  schloss.  Bonnet 
suchte  die  Ansicht,  dass  die  Eierchen  der  Siedhitze  widerstanden  haben  könnten,  dadurch  zu  vertheidigen,  dass  sie,  weil  das  Licht, 
nach  Bouguer's  Bemerkung,  durchsichtige  Körper  weniger  erwärmt  als  undurchsichtige,  durch  ihre  Kleinheit  und  Durchsichtigkeit  der 
Einwirkung  entgingen,  allein  er  erkannte  das  Unhaltbare  dieser  Gründe  selbst,  und  Spallanzani  bewies  durcli  eine  grosse  Reihe  ge- 
nauerer Versuche  1765  (Physikal.  Abhandl.  p.  201.),  dass  Needham's  Beobachtung  nicht  hinreichend  genau  und  mithin  das  Factum 
irrig  war,  welches  dem  ganzen  von  ihm  gegründeten  Systeme  zur  Grundlage  diente.  Spallanzani's  Versuche  zeigten,  dass,  wenn 
man  bei  gekochten  Infusionen  die  innere  Luft  der  Gefässe  durch  Kochen  des  ganzen,  vorher  hermetisch  versiegelten,  Gefässes  recht 
stark  erhitzt,  sich  keine  Infusorien  erzeugen  (p.  205.),  mithin  die  Kochhitze  Eier  und  Thiere  tödtet.  Auch  tödtete  ihm  die  unmittel- 
bare Sonnenhitze  in  l/2  Stunde  alle  Thierchen  in  40  Gefässen  (p.  139.).  Wrisberg  fand  ebenfalls  1765,  dass  Kochhitze  die  Infuso- 
rien tödtet  (l.  c.  p.  84.).  Fontana  1768  Hess  den  Sommer  hindurch  auf  Räderthierchen  im  trocknen  Dachrinnensande  die  ganze  Kraft 
der  Sonne  bei  Pisa  wirken  und  fand  sie,  mit  Wasser  befeuchtet,  noch  am  Leben.     Derselbe  sah  auch  Räderthiere  im  heissen  Quell  zu 


528 

Vinay  (s.  Rotifer).      Terechowsky  beobachtete  1775 ,   dass,    wenn   er  Infusionen   in  kochendes  Wasser   setzte,    die  Thierchen    erst 
starben,  wenn  die  Infusion  bis  zu  +  35°R.  erhitzt  war.—  Spallanzani  behielt  seine  Ansicht  auch  1776  im  Allgemeinen  bei,  änderte 
aber  dieselbe  nach  neuen  sehr  mühsamen  Versuchen    dahin  ab,    dass   nur   die   grösseren  Infusorien   durch  Kochen   getödtet   werden,    die 
kleinste  Sorte  aber  nur  erst  bei  3/4  stündigem  Kochen  im  Wasser  verschwinde,  wobei  sie  also  wenigstens  eine  Hitze  von  +  80°  R.  ertra- 
gen müsse,  während  die  grösseren  nur  bis  +27°  R.,  trockne  Räderthiere  aber  +54°  R.  vertrügen  {Opuscolidi  fisica  anim.  I.  p.  32, 
36,  298.   //.  p.  211.).  —  Ja  selbst  im  Feuer  und  Lichte  dachten  sich  Bonnet,  Saussüre,  Senebier  (Mikroskop.  Entdeck,  übers, 
v.  Donndorf,    1795.    p.  118.)   und   selbst   noch  Treviranus  1803   lebende   Infusorien   möglich.   —    Schrank   fand   in   gekochtem 
Schlammwasser  nach  einigen  Tagen  Thiere    (1776.   Beiträge  z.  Naturg.  p.  26.).     Derselbe   widerlegte   1803  Bonnets  Erklärung  von 
Needham's  Beobachtung  und  hielt  auch  die  Monaden  und  Eier  der  Infusorien  deshalb  für  unzerstörbar  durch  Hitze,  weil  sie  kei- 
nen Brennstoff  enthielten,  da  sie  farblos  wären,  vielleicht  auch  aus  einem  unzerlegbaren  Urstoffe  beständen,  die  Entwickelung  der  Wärme 
aber  nur  eine  Zerlegung  sey  {Fauna  boica^    III.  2.  p.  lt.).    —    Du  Fray  sagt  1807  p.  20.,    er   habe    nie    ein  Infusionsthier    der 
Siedhitze  widerstehend  gesehen.  —    Nach  Gruithuisen  entstehen  die  Infusorien  durch  generatio  spontanea,    gleichviel  ob  die  Auf- 
gussstoffe roh,  gesotten  oder  gebraten  sind,  und  in  der  Siedhitze  bleibt  kein  Thier  und  kein  Ei  am  Leben  (Physiognosie,  p.  106.  1812.)« 
Nach  Lorent  (1837.  s.  p.  525.)  tödten  +34°  R.  die  Infusorien.  —   Aus   meinen   eigenen  Versuchen  geht  hervor,  dass  das  Verhalten 
der  Infusorien  nach  der  verschiedenen  Anwendungsart  der  Wärme  etwas  verschieden  ist.     Menschen  ertragen  eine  Lufttemperatur  als  täg- 
liches Maximum  von  +35°  R.  in  südlichen  Ländern  ohne  Nachtheil,   ich  selbst  habe  in  Nubien  als  Fremder   1822    anhaltend   +36   bis 
38*12°  R.  im  Schatten  am  Nachmittag  ertragen,    wobei  ich  mich  freilich  sehr  erschlafft  und   unbehaglich  fühlte.      In  Dampfbädern  erträgt 
man  +40  —  50°  R.     Der  Engländer  Blagden  ertrug  eine  Luft-Temperatur  von  + 101 8/9°  R.  =  260°  Fahr.  7  Minuten  lang,  und  Leute, 
die  sich  als  Unverbrennliche  für  Geld  sehen  lassen,  ertragen  zuweilen  vielleicht  noch  etwas  mehr.     Heisses  Wasser  von  +40°  R.  ist  für 
den  Menschen  unerträglich.     Kaffee  schlürft  man  von  +50  —  60°  R.     Rasche  Hitze  tödtet  die  Infusorien  in  der  Expansion.     Infusionen, 
die  ich  im  Winter  auf  den  Ofen  stellte,    mit  dem  sie  allmälig  abwechselnd   erwärmt  wurden,    zeigten   am  Thermometer   40°  R.  Wärme 
und  dabei  noch  lebende  Paramecium  Aurelia,  Colpoda  Cucullus  und  Cliilodon  Cuculhis  mit  Monaden.      Wenn  ich  aber  Glas- 
röhren mit  Infusorien  l/2  —  1  Minute  anhaltend  in  Wasser  von  60°  Wärme  einsenkte,  so  starben  die  Thiere,  auch  meist  selbst  bei  40°  und 
35°.    Einmal  habe  ich  Chlamidomojias  Pulvisculus  in  einem,  wie  man  es  tliun  inuss,  mit  dem  Finger  verschlossenen  dünnen  Glasröhr- 
chen 30  Secunden  lang  in  siedendes  Wasser  von +80°  R.  gehalten  und  dann  noch  viele  lebend  gesehen.    Bei  Wiederholung  des  Versuches 
waren  sie  todt.     Die  Glasröhrchen  waren  4  —  5  Linien  im  Durchmesser  und  die  Flüssigkeit,  6  —  9  Linien  hoch,  wurde  ganz  unter  das 
"Wasser  gebracht.     Hydatina  senta,  Brachioniis  urceolaris^  Salpina  mucronata,  Monostyla  quadridentata  waren  bei  +60°  R. 
im  Wasserbade  nach  30  Secunden  sammt  ihren  Eiern  todt.      Bei  +45°  lebten  nach  30  See.  Brach,  ureeolaris  mehrfach,  Hydatina 
senta  einzeln,  Cliilodon  Cucullulus  und  Monas  gliscens  einzeln  noch,  Spirillum  ündula  und  die  Wärzchen  des  Closterium  be- 
wegten sich  noch,  dagegen  waren  viele  jener  und  alle  Euglena  viridis,  Chlorogo?iium  und  Chlamidomonas,  Vorticella  microstoma 
sammt  Monas  Punctum  todt.     Beim  Brachionus  wirbelten  noch  Junge  im  Ei.     Bei  +35°  R.  lebten  Euglena  viridis ,  Pandorina 
Morimi)   Monas  Punctum ,   Monostyla  r/uadridentata :,    Chlorogonium ,    Vorticella  microstoma ,    O&ytricha  Pellionella ,  ■  Na- 
vicula  gracilis  noch  fort,  viele  waren  todt.     In  gekochten  Infusionen  erhielt  ich  sehr  selten  Thierchen,  wenn  ich  sie  verstöpselt  hatte, 
und  bin  der  Meinung,    dass  einzelne  dann  am  Leben  geblieben  oder  auf  irgend   eine   der  vielen   möglichen  Weisen   von    aussen   hinein- 
gekommen* 


Ueber   den   Einfluss   des   Lichtes   auf  Infusorien. 

Priestley  und  Ingenhousz  machten  1781  und  1783  besonders  auf  den  förderlichen  und  notwendigen  Einfluss  des  Lieh- 
tes  zur  Erzeugung  der  grünen  Wasserhaut  aufmerksam,  und  letzterer  erkannte  schon  deutlich  ihren  thierischen  Character  (s.  p.  120.).  Seitdem 
ist  das  Licht  zur  Erzeugung  oder  Vermehrung  der  Infusorien  als  sehr  wirksam  oft  angegeben  worden.  TrJeviranus  hielt  1803  (Bio- 
logie II.  p.  297.)  das  Licht  für  besonders  wichtig  zum  Entstehen  derselben,  und  vermuthete,  wie  Senebier,  sogar  in  den  Lichtstrahlen 
Infusorien  und  deren  Eier,  wenn  wirklich  an  lichtlosen  Orten  andere  Arten  wären.  Grüne  Thierchen  setzten  sich  immer  an  die  dem 
Lichte  entgegengesetzte  Seite  des  Glases  (p.  340.).  Der  unmittelbare  Zutritt  des  Sonnenlichtes  hindere  mehr  die  Fortpflanzung  der 
grünen  Materie,  als  er  sie  fördere  (p.  342.).  Du  Fray  behauptete  aber  1807,  das  Wasser  in  einem  Schranke  ohne  Licht  gebe  auch 
Thiere,  mithin  sey  dieses  nicht  durchaus  nöthig  zur  Entwickelung  der  Thiere  (p.  34.).  —  Gruithuisen  behauptete  1812,  das  Son- 
nenlicht habe  einen  ganz  besonders  wohlthätigen  Einfluss  auf  diese  Thiere  (p.  115.)  und  sie  gediehen  ihm  im  Schatten  oder  in  einem 
verschlossenen  Schranke  weniger  (p.  121.).  Gewisse  Formen  grüner  Thierchen  {Pandorina  Mor um!)  sah  er  immer  das  Licht  suchend 
und  zuletzt  sich  auf  der  Lichtseite  fixirend  und  pflanzenartig  werden  (p.  320.).  —  Schweigger  nahm  1820  an,  dass,  wenn  ein  Auf- 
guss  im  Schatten  steht,  sich  gewöhnliche  Infusorien  erzeugen,  in  der  Sonne  aber  die  grünen  der  Priestley'schen  Materie  (Handbuch  d. 
Naturg.  p.  260.).  —  Morren  in  Gent  machte  1830  Versuche  über  den  Einfluss  der  farbigen  Lichtstrahlen  auf  die  Entwickelung  der 
organisirten  Wesen  bekannt  und  behauptete,  dass  Roth  und  Gelb  die  Entwickelung  am  meisten  begünstigen  {Messager  des  sc.  de  Gand, 
1830. *).  —  Ein  auffallend  verschiedenes  Verhalten  einiger  Infusorien  in  rothem,  gelben  und  blauen  Lichte  hat  Kastner  1831.  zu 
beschreiben  nur  versprochen  (p.  315.  Archiv  f.  d.  Naturlehre).  —  Dütrochet  behauptete  1832,  die  Infusorien  hätten  einen  Instinct, 
das  Licht  zu  fliehen.  In  Röhren  zögen  sie  sich  der  dem  Lichte  abgekehrten  Seite  zu,  stiegen  colonieenweis,  abwärts  vom  Lichte,  auf 
und  ab  (Temps,  Fevr.  1832.  Morgenblatt,  Nr.  47,  p.  186.).  —  Die  neueren  Beobachter  der  Priestley'schen  grünen  Materie  (s.  p.  118.) 
haben  auch  den  Einfluss  des  Lichtes  berührt;  so  sagt  Ktjtzing  1833  {Linnea  VIII.  p.  335.):  „Ohne  Sonnenlicht  bilden  sich  im 
Schleime  der  Aufgüsse  erst  Kügelchen,  dann  Hygrocrocis  und  Leptomitus,  im  Sonnenlichte  grüne  Materie.  "■". —  Haferaufguss,  in 
«inen  dunkeln  Schrank  eingeschlossen,  gab  nach  Lorent  1837  wenig  Infusorien,  keinen  Schimmel.  —  Meine  eigenen  Beobachtungen 
und  Versuche  über  den  Einfluss  des  Lichtes  auf  Infusorien  ergaben,  dass  Infusorien  auch  an  lichtlosen  Orten  vorhanden  sind.  Ich  fand 
deren  in  Infusionen,  welche  ich  in  Schränken  aufbewahrte,  und  theilte  auch  1830  Beobachtungen  über  das  Vorkommen  derselben  in 
lichtlosen  Tiefen  des  Bergwerks  von  Schlangenberg  am  Altai  Sibiriens  und  aus  dem  Ural  mit  (Abhandl.  d.  Beil.  Akad.  d.  Wiss.  1830. 
p.  58.).  Licht  im  Allgemeinen,  Tageshelle  und  Sonnenblicke  schienen  mir  der  Vermehrung  dieser  Thierchen  allerdings  günstig,  aber 
anhaltendes  Sonnenlicht  meist  schädlich.  Auch  findet  man  sehr  oft  in  schlammigen  Wasserrinnen  auf  der  Nordseite  der  Häuser  die  grü- 
nen Thierchen,  besonders  Euglenen,  in  grossen  Massen.     Es  scheint,  dass  man  im  Urtheil  specieller  verfahren  müsse.      Ich  sah  oft, 


529 

dass  von  ihm  sehr  erfülltes  Wasser,  wenn  es  2  Tage  lang  im  verschlossenen  Schranke  stand,  nur  noch  wenig  Leben  zeigte,  dazu  kann 
aber  auch  die  Lnft  mitwirken.  Neuerlich  erhielt  ich  Monas  Termo  und  Gallionella  ferruginea  aus  Freiberg  durcli  den  Hrn.  Prof. 
Reich  und  Hrn.  Krantz  aus  1106  Fuss  Teufe.  Dass  die  grünen  das  Licht  flöhen,  ist  auch  nicht  constant.  Gewöhnlicher  sogar  ist, 
meiner  Erfahrung  an  Euglenen  und  Chlamidomonas  nach,  wie  ich  es  so  eben  wieder  vor  mir  habe,  dass  sie  an  der  Lichtseite  der 
Gläser  die  Wand  bedecken.  Ein  Umstand  könnte  hierbei  Aufschluss  über  die  Verschiedenheit  geben.  Ich  sali  nämlich  sehr  oft  eine 
gleichzeitige  Gasentwickelung  längs  der  Gefässe,  und  in  deren  Strome  die  Thierchen  angehäuft.  Dieser  Strom  schien  aber  zuweilen 
mehr  der  Wärmeseite  als  der  Lichtseite  zu  folgen.  Tag  und  Nacht  unterscheiden  die  Infusorien  nicht.  Sie  haben  keinen  bemerkbaren 
Schlaf.  Ich  habe  darüber  viele  Nächte  und  oft  beobachtet.  Eichhorn  wunderte  sicli  über  die  nächtliche  Munterkeit  der  Notommata 
ansata  und  Daphnia  Pulesc  1775.  —  Ueber  die  Entwickelung  von  Licht  bei  Infusorien  ist  besonders  gehandelt  worden.  Dass  far- 
biges Licht  einflussreicli  sey,    ist  unwahrscheinlich. 


Verluiltniss   der  Infusorien   zur   Electricität 

Es  ist  bei  den  Infusorien  ein  actives  und  ein  passives  Verhältniss  zur  Electricität  zu  unterscheiden.  Das  passive,  die  Wir- 
kung electrischer  Ströme  auf  ihren  Organismus,  beobachteten  Moscati  und  Spallanzani  zuerst,  dock  kam  Terechowsky  in  der 
Publication  zuvor.  Moscati  machte  1771  als  Professor  der  Physik  in  Pavia  auf  Spallanzani's  Ersuchen  einige  Versuche,  woraus 
hervorging,  dass  der  electrische  Funke  der  Leidner  Flasche  gar  keine  Wirkung  auf  Infusorien  habe.  Diese  Wunderbarkeit  schrieb 
Spallanzani  an  Bonnet,  und  dieser  theilte  sie  an  Saussüre  mit.  Saussure  wiederholte  1772  im  Februar  diese  Versuche  und 
erhielt  ein  anderes  Resultat,  wonach  allerdings  die  Thierchen  durch  den  Funken  starben.  Er  hatte  schon  eine  Vorrichtung  ersonnen, 
während  des  Schlages  selbst  durclrs  Mikroskop  die  Wirkung  anzusehen.  Einige  zerflossen  sogleich  in  Körner,  andere  bewegten  sicli 
noch  kreisend,  sanken  aber  sterbend  zu  Boden.  Er  maclite  dabei  die  auffallende  Bemerkung  bei  so  starken  Funken,  welche  \lj2  Zoll 
lang  einen  Eisendraht  von  Vi 2  Linie  Dicke  schmolzen,  dass  nur  die  der  Oberfläche  bis  höchstens  auf  4  —  5  Linien  nahen  Thierchen 
starben,  die  tieferen  unbeschädigt  blieben.  Er  hielt  es  für  eine  stärkere  Leitungsfähigkeit  der  Oberfläche  des  Wassers.  .  Moscati  wie- 
derholte seine  früheren  Versuche  in  Mailand  1775  und  erklärte,  dass  er  nun  auch  Wirkung  sehe,  früher  aber  das  Infusorienwasser  in 
einem  Metallgefässe  gehabt  habe,  welches  ableitend  wirkte.  Er  sah  sie  auch  bei  schwacher  Electricität  sterben,  dock  starben  nur  die 
unmittelbar  berührten,  wurden  an  der  Oberfläche  rauh  wie  ein  Schwamm,  dunkler  und  etwas  grösser.  Spallanzani  selbst  fand  nach 
eigenen  Versuchen,  dass  einige  clectrisirte  Thierchen  gesund  blieben,  andere  zerrissen  wurden,  oft  alle  starben.  Bei  grösseren  Was- 
sermengen taumelten  einige  nur  und  andere  blieben  unbeschädigt.  Er  sali  es  sowohl  beim  Herausziehen  des  Funkens  aus  der  Infusion, 
als  auch  beim  Uebertragen  aus  dem  Conductor.  Auch  starben  sie  in  einem  Tropfen  einer  Spitze,  aus  welcher  Electricität  strömte.  Noch 
so  schwache  und  langsame  Funken  tödteten,  aber  funkenloses  Electrisiren  schadete  nichts.  Dasselbe  fand  Saussure.  Spallanzani 
untersuchte  alle  ihm  bekannten  Arten  von  Infusorien  und  sie  verhielten  sich  gleich,  alle  starben.  Diese  Nachrichten  finden  sich  beisam- 
men in  Spallanzanis  Opuscoli  di  fis.  anim.  I.  c.  VII.  p.  114.  1776.  —  Terechowsky  meldete  1775,  dass,  wenn  er  Funken 
aus  Infusionen  oder  auch  aus  Fischbehältern  durch  eingelegte  Drähte  lockte,  es  weder  auf  die  Infusorien  noch  auf  die  Fische  wirkte, 
auch  eine  Leidner  Flasche  that  nichts;  wenn  er  aber  in  doppelt  verkorkte  Glasröhren  Drähte  steckte  und  einen  Schlag  durchs  Wasser 
gehen  liess,  wurden  die  Thiere  plötzlich  lebhafter  und  starben  dann.  —  Gruithuisen  sagt  1809  und  1812,  er  habe  mit  dem  Fun^ 
ken  einer  Leidner  Flasche  von  1  dFuss  Belegung  die  Infusorien  nicht  tödten  können,  sie  taumelten  nur  bei  jedem  Schlage  und  waren 
dann  wie  vorher  (p.  126.).  Aber  die  atmosphärische  Electricität  schien  ihm  einen  starken  Einftuss  zu  haben,  da  in  schwüler  Sommers- 
zeit nach  1  paar  Stunden  schon  Infusorien  in  den  Aufgüssen  waren  (p.  115.).  (Gehlen's  Journal,  p.  525,  531.  1809.  Beiträge  zur 
Physiogn.  1812.)  —  Prevost  und  Dumas  tödteten  durch  electrische  Schläge  die  Samenthierchen,  und  haben  einen  Apparat  zur  Beob- 
achtung der  Wirkung  mit  dem  Mikroskope  angegeben.  —  Ich  selbst  habe  viele  Versuche  mit  einem  kleinen  dazu  gefertigten  Electrophor 
gemacht  und  auch  starke  Schläge  grösserer  Maschienen  angewendet.  Die  Infusorien  verhalten  sich  nach  meinen  eigenen  Beobachtungen 
ebenso,  wie  andere  ähnliche  Thiere.  Mein  Electrophor  hat  einen  7V2  Zoll  breiten  Harzkuchen  und  einen  5%  Zoll  breiten,  durch  ei- 
nen Glassriff  isolirten,  Collector.  Ich  habe  einen  messingenen  Entlader  mit  gläsernem  Griffe  und  bediene  mich  zum  Beobachten  der  Ob- 
jeete  unter  dem  Mikroskope  eines  gewöhnlichen,  oder  in  der  Mitte  concav  ausgeschlifFenen ,  Glastäfelchens,  worauf  ich  mit  Siegellack  2 
viereckige  Stückchen  Kork  befestigt  und  durch  diese  2,  3  Zoll  lange,  Eisen-  oder  Platin-Drähte  so  gesteckt  habe,  dass  sie  auf  der  Mitte 
des  Glastäfelchens  in  geneigtem  rechten  Winkel  convergirend  einfallen  und  mit  ihren  abgerundeten  Spitzen  beliebig  genähert  oder  ent- 
fernt werden  können,  um  im  Beobachten  nicht  zu  behindern.  Wenn  ick  mit  diesem  einfachen,  kleinen  Apparate  20  Funken  in  eine 
kleine  Leidner  Flasche  sammle,  so  waren  von  dem  durcli  die  Drähte  des  Glastäfelchens  und  die  ihre  Spitzen  verbindende  Infusorien- 
flüssigkeit ganz  einfach  mit  dem  Entlader  geleiteten  Funken  Volvosc  Globator,  Stentor  niger,  St.  aureus,  Amphileptus  monili- 
ger,  Chlamidomonas,  Euglena  viridis,  Epistylis  flavicans  plötzlich  todt,  ohne  zu  zerfliessen,  letztere  fiel  von  ihren  Stielen  ab. 
Ophryoglena  atra  zerfloss,  dasselbe  that  Stentor  polymorphus.  Ebenso  waren  Cyclops  Castor,  c/uadricomis  und  Caprella,  Hy- 
droporas  unistriatus,  eine  kleine  Planaria  und  andere  Thierchen  sogleich  todt.  Dagegen  waren  Hydatina  senta,  Brachionus  ur- 
ceolaris  und  rubens? ,  Paramecium  Aurelia  sammt  Mücken  mit  1  solchem  Schlage  selten  ganz  todt,  aber  sie  starben  beim  2ten. 
So  verhielt  sich  auch  Carchesium  polypinum,  dessen  Thierchen  nicht  abfielen.  Bei  Closterium  hörten  erst  mit  dem  2ten  Schlage 
die  Bewegungen  der  Wärzchen  auf,  und  Naviculae  starben  auch  erst  beim  andern  Schlage.  Offenbar  und  sichtlich  waren  nur  die  un- 
mittelbar berührten  Thierchen  des  Tropfens  afficirt,  einige  nicht  stark  getroffene  erschienen  sogleich  uneben  und  monströs,  bewegten  sich 
im  Kreise  und  starben  auch  zum  Theil  bald  darauf.  Wahrscheinlich  starben  alle,  die  im  eigentlichen  Strome  lagen,  plötzlich,  und  wo 
das  weniger  deutlich  ist,  mag  wohl  der  Yersuch  nicht  richtig  ausgeführt  seyn.  Bei  starken  Funken  grösserer  electrischer  Maschienen 
durch  Glasröhren  sah  ich  immer  eine  breite  und  starke  Wirkung,  auf  flachen  Gläsern  zuweilen  gar  keine,  das  mochte  wohl  daran  liegen, 
weil  die  Thierchen  nicht  im  Strome  lagen.  Auch  mir  schien  die  verlangsamte  Electricität  sicherer  einzuwirken,  als  der  rasche  Funke.  — 
Die  Einwirkung  der  Gewitterregen  auf  Pfützen  ist  oft  über  alle  Erwartung  stark.  Zuweilen  schon  in  24  Stunden  nach  solchen  Früh- 
lingsregen  sind  alle  Pfützen  grün  von  zahllosen  Millionen  grüner  Thiere.     Selbsttheilung  und  Eierlegen  mögen  dann  zusammenwirken. 

Ausser  diesen  Erscheinungen  ist  eine  eigene  Electricität  der  Infusorien  zu  beachten.  Die  Lichtentwickelung  der  funkelnden 
Meeres -Infusorien  gleicht,  meiner  Erfahrung  nach,  ganz  einer  wiederholten  electrischen  Entladung  (s.  p.  258.).  Noch  andere  active 
electrische  Erscheinungen  will  Morren  1830  an  den  wahren  Vibrionen  gesehen  haben,  die  er  Bactrella  Rugula,  Bacillus  und 
Filum  nennt,  und  deren  eine  Art  (J?.  Filum)  vielleicht  Spirochaeta  Serpens  war.     Die  Bewegung  dieser  Thierchen  soll  zum  Theil 

133 


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von  Electricität  kommen.  Die  Pflanzen,  mit  denen  die  Bactr eilen  zusammenlebten,  wären  voltaisclie  Säulen,  von  denen  diese  Thier- 
chen  electriscli  würden,  und  die  aus  ihnen  electrisclie  Rädclien  machten  {Messager  des  sciences  de  Ga?id,  Vol.  VI.  1830.  Bulle- 
tin des  scienc.  natur.  de  Ferussac,  Vol.  XXVII.  /?.  203.).  So  behauptete  auch  Dutrochet  1833,  dass  Bory's  Zoocarpen 
(Euglena  viridis  u.a.m.)  sammt  allen  kugelförmigen  oder  elliptischen  Infusorien  Pflanzenbläschen  wären,  die  durch  electrisclie  Strö- 
mungen bewegt  würden  (I?  agent  immediat  du  mouvement  vital.).  Diese  beiden  letzteren  Ansichten  sind  aber  ohne  alle  Beweise  aus- 
gesprochen und  ohne  Begründung.  Ebendahin  gehört  Romieü's  Beobachtung  und  Ansicht,  dass  die  Infusorien  den  kleinen  (bis  1  Li- 
nie grossen)  sich  auf  Wasser  drehenden  Kamphertheilchen  gleich  wären,  deren  Bewegung  er  auch  der  Electricität  zuschrieb  (Hist.  de 
T  Academie^  1756.),  die  aber  wohl  von  der  Verflüchtigung  allein  herrührt.  Diese  Kamphertheilchen  haben  übrigens  allerdings  glei- 
chen Werth  mit  dem  künstlichen  Proteus  (p.  129.)  und  können  im  Scherz  für  künstliche  Infusorien  gelten. 


Verhalten   der   Infusorien    gegen   Galvanisraus. 

Könnte  man  noch  jetzt  die  Aeichen  (Anguillula)  zu  den  Infusorien  zählen,  so  hätte  Alex.  v.  Humboldt's  jugendliche 
Meisterhand  1797  bei  den  Infusorien  auch  den  ersten  Metallreiz  glücklich  angewendet  (Gereizte  Muskel-  und  Nervenfaser,  I.  p.  272.). 
Tue  vir  anüs  war  1803  in  seiner  Biologie  II.  p.  328.  der  Meinung,  dass  der  Galvanismus  die  Erzeugung  der  Infusorien  begünstige. 
Er  machte  daher  mit  Zink  und  Silber  armirte  Infusionen,  ohne  jedoch  ein  recht  klares  Resultat  festgestellt  zu  haben.  Specieller  machte 
solche  Versuche  Grüithuisen  1809  und  1812  bekannt.  Er  fand,  dass  die  Infusorien  zwischen  den  Polen  im  Wassertropfen  sterben, 
besonders  wenn  sie  sich  dem  einen  oder  dem  andern  nähern.  Tanzend  und  sich  überschlagend  beschliessen  sie  ihr  Leben.  (Beitr.  z. 
Physiognosie ,  p.  126.)  Neuerlich  hat  Herr  Paul  Erman  in  Berlin  dergleichen  Versuche  wiederholt  und  die  Wirkung  der  galva- 
nischen Kraft  auf  die  Infusorien  bestätigt.  Um  die  Pole  schnell  umzukehren,  wendete  er  das  Gyrotrop  an.  Ich  selbst  habe  zu  ver- 
schiedenen Zeiten  Versuche  mit  galvanischen  Säulen  gemacht  und  mich  bemüht,  einige  speciellere  Verhältnisse  der  Formen  festzuhalten. 
Wo  keine  Wasserzersetzung  statt  fand,  äusserte  sich  auch  gar  keine  Wirkung  der  Säule,  auch  nicht  beim  OefFnen  und  Schliessen. 
Wo  diese  aber  eintrat,  waren  die  im  Strome  zwischen  den  um  1  —  3  Linien  genäherten  Drähten  befindlichen  Thierchen  {Hydatina  s., 
Brachionus  urceolaris ,  Biglena  catellina,  Euglena  viridis ,  Paramecium  Aurelia)  wie  vorn  Blitz  getroffen,  zusammengezogen 
und  meist  gleich  todt.  Der  Strom  war  in  doppelter  Breite  der  Drähte  wirksam.  Euplotes  Charon,  Stylonychia  Mytilus,  pustu- 
lata,  Stentor  polymorphus  und  andere  zerflossen  plötzlich;  einige,  die  nur  berührt  waren,  wurden  unförmlich  und  machten  kreisende 
Bewegungen.  Eben  diese  Erscheinungen,  und  beim  Oeffnen  stärker  als  beim  Schliessen,  ein  Zusammenfahren,  Zucken  der  dem  Strome 
nahen  Thiere  sah  ich  durch  Hrn.  Prof.  Magnus  Güte  an  seiner  Säule  nach  Wollastons  Construction  mit  10  4zölligen  Platten. 
Gern  hätte  ich  Alexander  v.  Hümboldt's  so  überaus  feine  Metallreizungen  mit  Gold-  und  Silber -Nadeln,  die  er  bis  zu  den  Aei- 
chen in  der  Haut  des  Regenwurms  glücklich  versuchte,  auch  auf  Räderthiere  angewendet,  allein  so  oft  ich  es  that,  habe  ich 
der  Kleinheit  halber  doch  kein  klares  Resultat  erlangt. 


Verhalten   der  Infusorien   gegen   Magnetismus. 

Grüithuisen  sagt  1809  und  1812,  dass  die  Infusorien  zwischen  den  Polen  eines  sehr  starken  hufeisenförmigen  Magnets 
wenig  oder  gar  keine  Veränderung  in  ihren  Bewegungen  äusserten.  Sie  schienen  sich  nur  in  grösserer  Anzahl  in  der  magnetischen  Li- 
nie aufzuhalten  (Beiträge  z.  Physiognosie,  p.  125.).  Aus  Versuchen,  die  ich  an  einem  neuen  magneto-electrischen  Apparate  des  Hrn. 
Prof.  Magnus  so  eben  anstellte,  ging  hervor,  dass  ohne  Wasserzersetzung  keine  sichtbare  Einwirkung  statt  findet,  mit  Beginn  dieser 
aber  die  in  die  magnetische  Linie  bei  2  —  3  Linien  Entfernung  der  Drähte  kommenden  Thierchen,  Hydatina  senia  und  Brach,  ur- 
ceolaris ,  plötzlich  todt,  zuweilen  auch  nur  betäubt  stehen  bleiben,  ganz  wie  beim  galvanischen  Strome. 


Verhalten   der   Infusorien  im   luftleeren   Räume   und  beim   behinderten   Zutritt   der 

atmosphärischen   Luft 

Schon  Leeüwenhoek  beobachtete  1680  in  einer  zugeschmolzenen,  mit  nicht  gekochtem  Regenwasser  nicht  ganz  erfüllten, 
Glasröhre  nach  5  Tagen  lebende  Infusorien  {E&perim.  et  Contempl.  p.  4.).  Joblot  sah  deren  1718  keine  in  verkorkten  Flaschen 
und  gekochten  Infusionen  entstehen  (p.  40.).  Needham  glaubte  1750  gefunden  zu  haben,  dass  sich  beim  völligen  Abschluss  der  Luft 
in  gekochten  Infusionen  Infusorien  entwickeln.  Spallanzani  beobachtete  1765,  dass  die  Luft  auch  in  zugestöpselte  Gefässe  dringt 
(p.  201.)  und  dass  in  manchen  davon  keine,  in  andern  doch  sich  Infusorien  zeigen.  In  kleinen  ganz  hermetisch  verschlossenen  Gefäs- 
sen  fand  er  keine  (p.  201.).  Durch  die  Luftpumpe  starben  die  Infusorien,  wie  viele  Wasser-Insecten,  erst  nach  ein  paar  Tagen,  und  in 
Infusionen  unter  derselben  entstanden  keine  Thiere  (p.  200.),  beim  Zulassen  von  nur  wenig  Luft  entstanden  dergleichen  (p.  202.  Phy- 
sikal.  Abhandl.  1769.).  —  Wiiisberg  hinderte  1765  den  Zutritt  der  Luft  durch  1  Linie  hoch  auf  dem  Wasser  schwimmendes  Oel 
und  sah  nach  18  Tagen  in  Regenwasser  noch  keine  Thiere  (p.  90.),  wohl  aber,  wrenn  nur  Oeltropfen  darauf  schwammen.  Corti  bemerkt 
1774,  die  Pflanzen  und  Thiere  stürben  um  so  eher  im  luftleeren  Räume,  je  grösser  sie  wären.  Thiere  und  Landpflanzen  verhielten  sich 
gleich  und  stürben  schnell,  Wasserorganismen  stürben  langsamer.  Die  Infusorien  leben  und  vermehren  sich  unter  der  Luftpumpe,  ebenso 
die  Oscillatorien  (Osservaz.  microsc.  sulla  Tremella^  p.  104.).  —  Terechowsky  sah  1775  die  Infusorien  unter  der  Luftpumpe 
8  —  36  Stunden  noch  lebend,  nach  4  Tagen  aber  todt.  —  Die  grösste  Reihe  von  Versuchen  hat  Spallanzani  bis  1776  bekannt  ge- 
macht. Er  fand,  dass  nach  den  verschiedenen  Arten  der  Infusorien  eine  Verschiedenheit  im  Verhalten  sey,  indem  einige  sehr  bald,  an- 
dere spät  sterben.  Er  beobachtete  die  Thierchen  in  dicht  am  Rande  angebrachten  Glasröhren  durch  die  Glocke  und  hatte  daneben  ähn- 
liche Infusionen  in  freier  Luft  zur  Vergleichung.  Sechzehn  Tage  ohne  Luft  (?)  zu  leben,  schadete  ihnen  nichts,  erst  am  20sten  Tage 
fingen  sie  an  zu  sterben  und  am  24sten  Tage  waren  alle  todt,  während  die  freistehenden  lebten.  Andere  Infusionen  erhielten  die  Thier- 
chen einen  Monat  lang,  eine  35  Tage.  In  einigen  starben  sie  in  14,  11  und  8  Tagen,  und  in  mehr  als  einer  in  weniger  als  2  Ta- 
gen.    Sie  pflanzen  sich  dabei  fort,   laufen   und   schwimmen   wie   gewöhnlich   und   wie  es  andere  Thiere  auch  thun,   allmälig   wird   alles 


531    

langsamer.  Zuweilen ,  aber  selten ,  lebten  sie  beim  Zulassen  der  Luft  wieder  auf.  Nie  sah  er,  wie  früher,  im  leeren  Räume  Infuso- 
rien in  Infusionen  entstehen,  wohl  aber  im  nicht  völlig  luftleeren  Räume.  Schon  bei  13  Zoll  Druck  auf  das  Quecksilber  entstanden 
dergleichen  (p.  117  — 119.  Opuscoli  di ßs.  anim.  I.  cap.  VIL).  —  Grüithuisen  erklärte  (1809  und)  1812,  dass  atmosphäri- 
sche Luft  oder  ein  Surrogat  von  dieser  zur  Entstehung  der  Infusorien  nothwendig  sey.  Je  weniger  er  atmosphärische  Luft  im  Gefässe 
liess,  desto  weniger  entstanden  Thiere.  Trieb  er  den  Pfropfen  der  Flasche  ins  Wasser,  so  entstanden  gar  keine,  nicht  einmal  im 
Heuaufguss  (p.  113.).  —  Treviranus  sammelte  1818  (Biologie,  B.  Y.  p.  267.)  viele  neuere  Beobachtungen  über  lebende  grössere 
Thiere  im  luftleeren  Räume  und  ohne  Zutritt  erneuter  atmosphärischer  Luft,  woraus  er  schloss,  dass  die  Thiere  der  niedern  Classen 
dabei  weniger  als  die  der  höhern  leiden,  doch  sind  wohl  nicht  alle  angeführten  Beobachtungen  gleich  sicher.  Der  Aufenthalt  vieler  Ein- 
geweidewürmer in  den  Eingeweiden  und  Flüssigkeiten  des  innern  Körpers  machte  es  Rüdolphi  wahrscheinlich,  dass  ihr  geringes  Leben 
fast  keiner  Respiration  (Luft)  bedürfe  (Physiol.  IL  2.  p.  369.  1828.).  Lorent  bemerkt  1.  c.  1837,  dass  Oel  auf  dein  Wasser  die 
Infusorien  tödte  (p.  26.).  —  Ich  selbst  habe  zu  meinem  grossen  Verdruss  zahllose  Male  die  Erfahrung  gemacht,  dass,  wenn  ich  Infu- 
sorien, besonders  die  grösseren  Räderthiere,  in  kleinen  Gläsern  zahlreich  gesammelt,  aber  den  Stöpsel  in  der  Eile  oder  zufällig  zu 
tief  in  das  volle  Gläschen  gedrückt  hatte,  ich  alle  todt  nach  Hause  brachte.  So  sterben  auch  die  Entomostraca  oft  in  1 — 2  Stun- 
den. Medusen  erhielt  ich  dann  aus  der  Ostsee  lebend  in  Berlin,  wenn  das  Gefäss,  ohne  dem  Wasser  zu  viel  Bewegung  zuzulassen, 
ein  wenig  Luft  enthielt;  in  ganz  vollen  waren  sie  todt.  Die  kleineren  Infusorien  sind  zäher,  wahrscheinlich  enthält  das  Wasser  für 
ihr  Bedürfniss  länger  hinreichende  Luft.  Unter  3  Linien  Oel  lebte  Chlamidomonas  5  Tage  lang.  Hydatina  sentit  und  Brachio- 
nus urceolaris ,  Chlamidomonas ,  Euglena  viridis ,  Euplotes  Charon,  Morias  Punctum?  und  andere  Formen  lebten  mehrere 
Tage  lang,  starben  aber  dann,  während  andere  im  freien  Wasser  daneben  noch  lange  fortlebten.  Ja  Hydatina  senta  in  einem  sie 
selbst  kaum  überwiegenden  Tröpfchen  Wasser  in  Oel  eingeschlossen,  lebte  wirbelnd  5  Stunden  lang  fort,  bis  das  Wasser  verdunstet 
war.  Auf  Oel  trocknen  sie  ein,  wie  auf  Glas.  Die  Versuche  mit  der  Luftpumpe  zeigten  mir,  dass  die  Infusorien  nur  so  lange  leben, 
als  noch  etwas  Luft  im  Wasser  vorhanden  seyn  mag,  und  die  grösseren  bald  sterben. 


Mephitische   Luftarten,   Lebensluft   und   künstliche   atmosphärische   Luft. 

Du  Fray  machte  1807  und  1817  mehrere  Versuche  mit  Infusionen  in  verschiedenen  Gasen  und  künstlicher  atmosphärischer 
Luft  bekannt.  Es  bildeten  sich  in  Wasserstoff  und  Sauerstoff  mit  destillirtem  Wasser,  wie  er  sagt,  sogar  Poduren,  Milben  und 
sehr  viele  verschiedene  Anfänge  von  Insecten,  auch  einige  lebende  Infusorien  (p.  77.);  in  künstlicher  atmosphärischer  Luft  (und 
destillirtem  Wasser)  bildete  sich  nichts  (p.  84.).  In  destillirtem  Wasser  mit  Wasserstoff  bildeten  sich  Mücken  (p.  87.).  Wasserstoff 
und  Salpetersalz  gab  nichts  (p.  95.).  Stickgas  und  Wasserstoffgas  gab  Schimmel  (p.  98.).  Mehrere  Gase,  vereint  mit  Wasser, 
gaben  Erden  (p.  283.).  Er  wollte  daraus  nichts  Geringeres  als  die  geologischen  Verhältnisse  erklären.  Schon  1809  zeigte  Grüit- 
huisen, dass  auf  diese  Versuche  nicht  zu  bauen  sey,  und  allerdings  scheinen  sie  auf  eine  sehr  flüchtige  und  ungenaue  Weise  gemacht 
zu  seyn.  Grüithuisen  selbst  ist  1812  p.  130.  der  Meinung,  dass  die  Infusorien  in  den  sogenannten  mephitischen  Gasarten  desshalb 
entstehen,  leben  und  gedeihen  können,  weil  diese  nie  ganz  frei  von  respirabler  Luft  wären,  und  künstlich  davon  befreit,  entschieden 
tödtlich  wirken  würden,  wie  er  es  bei  Fliegen  beobachtet.  Franz  Schulzes  die  gener atio  spontanea  nicht  begünstigende  Ver- 
suche mit  gereinigter  atmosphärischer  Luft  wurden  1836  in  Poggend.  Annal.  d.  Phys.  p.  487.  angezeigt.  —  Um  Specialverhältnisse 
kennen  zu  lernen,  habe  ich  selbst  mehrere  Versuche  mit  Gasarten  angestellt.  Mit  Wasserstoffgas  gefüllte  Fläschchen  mit  eingerie- 
benem Stöpsel  füllte  ich  unter  reich  belebtem  Infusorien -Wasser  zu  XU  ihres  Inhalts  mit  diesem  Wasser  dadurch,  dass  ich  die  Luft  so 
weit  entweichen  liess.  Der  Stöpsel  wurde  unter'm  Wasser  wieder  eingebracht  und  die  Flaschen  verkehrt  hingestellt,  nachdem  sie  stark 
geschüttelt  waren.  Hydatina  senta  und  Brac/iionus  urceolaris  waren  am  Abend,  nach  6  Stunden,  noch  lebend,  aber  am  Morgen, 
nach  17  Stunden,  todt.  Ebenso  verhielten  sich  einige  Mückenlarven.  In  einem  dieser  Gläser  war  Cyclops  c/uadricornis  schon 
nach  2  Stunden  gestorben,  Ndis  proboscidea  lebte  nach  17  Stunden  in  demselben  noch,  war  aber  nach  2  Tagen  todt.  Unter  Koh- 
lensäure waren  Cyclops  c/uadricornis  und  Mückenlarven  nach  1  Stunde  todt.  Brachionus  urceolaris  und  Hydatina  senta 
starben  erst  über  Nacht  nach  17  Stunden.  Unter  2/s  Stickgas  über  1/s  Wasser  lebten  Brac/iionus  und  Cyclops  kümmerlich  bis  20 
Tage,  und  noch  verlöschte  die  Luft  sogleich  die  Kohle.  Im  Sau  er  st  off  gas  (Lebensluft)  lebten  in  allen  Gläsern  Cyclops, 
Mückenlarven,  Brachionus  und  Hydatina  ohne  Veränderung  lustig  fort.  Am  3ten  Tage  brachte  ich  eine  glühende  Kohle  an 
die  Mündung  eines  geöffneten  Fläschchens,  die  sich  sogleich  entzündete.  —  Da  man  (Ingenhousz,  Haller)  behauptet  hat,  ein  Thier 
lebe  5mal  länger  in  Lebensluft,  als  in  atmosphärischer  Luft,  was  aber  Herz  und  Humboldt  (Gereizte  Muskeif.  IL  p.  309.)  auf  Rei- 
zung und  schädliche  üeberreizung  reducirt  haben,  so  ist  das  Verhalten  der  Infusorien  nicht  auffallend,  und  dass  sie  in  kohlensaurem 
Gas  und  Wasserstoffgas  sterben,  in  Stickgas  lange  leben,  ist  ebenfalls  den  bekannten  Erfahrungen  an  andern  Thieren  ganz  gemäss. 
Liess  ich  Schwefeldampf  in  ein  Glas  steigen  und  liess  ich  dann  V*  der  Luft  unter  Infusorienwasser  austreten,  so  waren  nach  2  Stun- 
den die  dafür  eingetretenen  Infusorien  todt. 


üeber   die   Gifte  für  Infusorien   und  ihr   Verhalten   gegen   Ärzneistoffe. 

Schon  Leeuwenhoek  machte  die  Bemerkung,  dass  Essig,  Kaffee  und  geringe  Wärme  die  Thierchen  im  Schleime  der  Zähne 
tödten,  Pfeffer  aber  sie  erzeugen  helfe.  Auch  sah  er  die  lebenden  Essigälehen  in  Essig  und  Wein.  Hartsoeker,  Hutgens, 
Butterfield  und  Andere  machten  darauf  Aufgüsse  von  mehreren  scharfen  Gewürzen  und  erhielten  lebende  Thiere.  Eine  ganze  Reihe 
von  Beobachtungen  über  schädliche  Substanzen  machte  der  Engländer  King  1693  bekannt,  und  es  war  besonders  auffallend  und  ange- 
nehm, dass  Zucker  ein  wirkliches  Gift  für  Infusorien  sey.  Salz,  Vitriolöl,  Tinte,  Tinctura  Salis  Tartari,  frisches  Blut,  Urin  und 
Sect  (Wein)  tödteten  sie  ebenfalls  (Philos.  Transact.  XV1L  Nr.  203.  p.  861.).  Joblot  beobachtete  dann  1718,  dass  Fäulniss  des 
Wassers  den  Infusorien  nicht  nütze,  sondern  schade  (p.  45.),  dass  Wasser  aus  kupfernen  Röhren  ein  Gift  für  die  Thierchen  sey  und 
dass  Zusammenmischung  zweier  verschiedener  aromatischer  Aufgüsse  keine  Thierchen  gehe  (p.  52.).  Aufgüsse  von  Senna,  Rhabarber 
und  Tabak  scheinen  ihm  unerwartet  Thierchen  gezeigt  zu  haben.  —  Baker  nennt  1743  Speichel  als  tödtlich  (The  microsc.  p.  75.). 
Hill  machte  1751  Thierchen  aus  Aufgüssen  von  Nu&  vomica^  Hyoscyamus- Samen  und  mehreren  starken  Gewürzen  bekannt.     Ein 


533    

Un°enannter  bei  Berlin  meldete  1753  die  interessante ,  aber  nicht  immer  erfolgende,  Erscheinung,  dass  etwas  Zucker  inys  Wasser  ge- 
bracht die  Bäumchen  des  Carchesium  polypinum  zersprenge  (s.  Carchesium).  Wrisberg  bestätigte  1765  p.  56,  71,  81.,  dass 
Säuren  und  Alkalien  die  Infusorien  tödten.  Dass  die  Blätter  des  Geranium  (Pelargonium)  zonale  die  Infusorien  tödten,  fand  Ei> 
ns  1769  (Philos.  Transact  L1X.  p.  143.).  Terechoivsky  machte  1775  wieder  eine  Reihe  von  Versuchen  bekannt.  Yitriolsäure, 
Sublimat,  Weinsteinsalz,  Sole,  Weingeist,  Kampher,  Mohnsaft  tödteten  die  Thierchen,  ebenso  Scliwefeldampf  in  24  Stunden,  mit  Bi- 
sam blieben  sie  15  Tage  am  Leben.  Hierauf  hat  Spallanzani  1776  viele  neue  Versuche  mitgetheilt.  Kampher  und  Terpentinöl 
tödten  die  Infusorien  schnell  durch  ihren  Geruch,  wie  ersteres  Menghini  1747  zuerst  bei  Insecten  fand  (Comment.  Acad.  Bonon. 
T.  III.  1755.)  und  letzteres  Reaumur  auch  bei  Insecten  beobachtete.  Tabaksraueh  tödte  nach  einigen  Stunden,  Schwefeldampf  so- 
gleich.    Salzwasser,  Essig,  Tinte,  Brand  wein,  Weingeist  .und  die  andern  geistigen  und  ätzenden  Flüssigkeiten  wirkten  sogleich  tödtlich 

(p.  101 102.).     In  stehendem  Urin  fanden  sich  Thierchen,  die  auch,  in  frischen  übertragen,  fortlebten,  aber  ein  Tropfen  Urin  tödte 

die  anderen  (p.  102.).  Kälte,  Hitze  und  Electricität,  so  wie  Mangel  an  atmosphärischer  Luft  wirken  tödtlich.  Müller  bemerkt,  dass 
die  Siisswasserthierchen  durch  Zuthun  eines  Tropfens  Seewasser  starben  und  zerflossen  (Trichoda  Cimeac).  Ingenhousz  sah  in  Ge- 
fässen  über  Quecksilber  keine  Infusorienbildung  (Vermischte  Schriften,  p.  161,  173.  1783.).  Colombo  bemerkte  1787,  dass  Koch- 
salz, Vitriol,  Zucker,  Salpeter,  Zwiebelsaft,  Knoblauchsaft,  Wein  oder  Essig,  in's  Wasser  gemischt,  die  baumartigen  Vorti cell en  tödte; 
Kochsalz,  Essig  und  Wein  wirken  augenblicklich.  Abildgaard  setzte  1793  Säuren  zu  Aufgüssen  (I.e.),  die  danach  keine  Thierchen 
bekamen,  aber  im  Heuaufguss,  worin  Mercur.  suhlimat.  aufgelöst  war,  fanden  sich  nach  46  Tagen  und  nach  Zuthun  von  etwas  Brun- 
nenwasser Thierchen.  Essig  und  Wasser  schimmelte  ohne  Thiere.  Er  gründete  darauf  eine  Anwendung  zur  Erhaltung  frischen  Was- 
sers auf  langen  Seereisen.  Schrank  sagt  1803,  dass  bei  Anwendung  von  Salz  die  Bacillarien  sich  krümmten  {Fauna  üoica, 
III.  2.  /?.  49.),  was,  meiner  Prüfung  nach,  ein  Irrthum  war.  Vielleicht  sah  er  eine  gekrümmte  Navicula.  Du  Fray  hielt  1807 
und  1817  im  Spiritus  sich  bewegende  Staubtheilchen  wohl  für  lebende  Infusorien  (Essay  sur  Vorigine  des  corps  org.  p.  21.).  Eine 
neue  lange  Reihe  von  Versuchen  machte  Gruithuisen  1809  und  1812  bekannt.  Erdiges  Braunsteinerz,  Pulver  vom  Rauschgelb, 
Kampher,  Galläpfel -Aufguss,  Gummi  Kino,  flüssiger  Kaminruss,  verdünnte  Opium -Tinctur,  Säuren,  Kochsalz,  Zucker,  Syrup,  Wein- 
geist, Alkalienauflösungen  tödteten  die  Thierchen.  Betäubend  wirkten  Asa  foetida,  Rosscastanienrinde,  spanischer  Tabak.  Aufguss 
von  Biebergeil  tödtete  die  kleineren  Thiere  und  zog  den  grösseren  Blasen.  Canthariden- Infusion  schien  sie  vielmehr  neu  zu  beleben. 
Opium -Tinctur  {Laudanum)  verschluckten  die  Räderthiere  (Rotifer)  und  lebten  munter  fort.  Die,  welche  starben,  sah  er  oft  im 
Tanze  sterben-  Zuletzt,  1837,  hat  Dr.  Lorent  in  seiner  Inauguraldissertation  zu  Mannheim  einige  interessante  Versuche  über  die 
Mengen  von  Weingeist  und  Salz  bekannt  gemacht,  welche  die  Infusorien  tödten.  Eine  Drachme  Salz  auf  5  Unzen  Wasser  tödtete  alle, 
1  —  2  Scrnpel  tödteten  nicht  alle.  In  5  Unzen  Wasser  mit  100  Tropfen  Spiritus  vini  waren  am  6ten  Tage  Vortic eilen  und 
Paramecia.  Ucber  100  Tropfen  tödteten  alles,  gepulverte  Lindenkohle  hält  er  für  schädlich.  Quecksilber  hinderte  das  Entstehen 
der  Infusorien  nicht,  wenn  es  im  Wasser  am  Boden  der  Gläser  lag;  electrische  Funken,  Schwefeldampf,  Tabakrauch  tödten  die  Thier^ 
chen.  Saft  der  Blätter  des  Geranium  (Pelargonium)  zonale  und  des  Nerium  tödtet,  Aufguss  der  Blätter  giebt  Thiere.  Mangel 
an  atmosphärischer  Luft  wirkt  tödtlich. 

Meine  eigenen  Versuche  haben  mich  zu  der  Ansicht  gebracht,  dass  alles  die  Infusorien  leicht  tödtet,  was  ihr  Element,  das 
gemeine  Wasser,  chemisch  verändert,  dass  sie  dagegen  in  Wasser,  dem  nur  mechanisch  selbst  starke  Gifte  beigemischt  sind,  ganz  mun- 
ter fortleben.  Ferner  geht  aus  meinen  Beobachtungen  hervor,  dass  die  früheren  Beobachter,  welche  Infusionen  von  giftigen  Dingen 
machten,  oft  ganz  irrige  Schlüsse  daraus  gezogen  haben.  Wenn  nämlich  eine  irgendwie  differente  Substanz  im  Wasseraufguss  lange  steht 
oder  gar  fault,  so  wird  sie  meist  zersetzt,  indifferent,  und  die  also  spät  erschienenen  Infusorien  haben  meist  keine  Verbindung  mehr  mit 
der  Eigenthümlichkeit  des  Aufgussstoffes.  Ferner  gewöhnen  sich  offenbar^viele  Infusorien  an  Flüssigkeiten,  die  unter  andern  Umständen 
sie  tödten.  Am  Ausflüsse  der  süssen  Gewässer  in's  Meer  leben  viele  Siisswasserthierchen  im  brakischen  Wasser  und  im  deutlichen  See- 
wasser, thut  man  aber  etwas  Seewasser  auf  dieselben  Thierchen  aus  ganz  süssen  Gewässern,  so  sterben  sie.  Hierin  linde  ich  auch  den 
Grund,  warum  oft  beim  Zusammengiessen  von  2  stark  belebten  Infusionen  die  Thiere  sterben.  Das  erklärt  auch  die  Thierchen  im  Urin. 
Wer  ferner  den  Todeskrampf  irgend  eines  Thieres  Tanz  nennen  will,  kann  es  auch  bei  den  Infusorien.  Ihr  Drehen  und  Winden  im  Ster- 
ben ist  ein  so  ernster  Moment,  wie  für  den  Menschen.  Einige  sehr  merkwürdige  Beobachtungen  aus  meinen  zahlreichen  Versuchen  über 
Gifte  bei  Infusorien  theilte  ich  1831  (Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  p.  34.)  mit.  Strydinin  tödtete  sie  in  der  Expansion,  wie  bei 
der  raschen  Hitze  und  Fäulniss  des  Wassers.  Pulver  von  Rhabarber  frassen  die  Hydatinen,  ich  sah  es  im  Darme  liegen,  aber  nicht 
die  gewünschte  Wirkung.  Sie  frassen  nie  viel  davon,  und  wenn  das  Wasser  sich  allmälig  davon  chemisch  veränderte,  starben  sie.  Ue- 
ber  Arsenik  und  Mercurialien  habe  ich  1834  ebenda  p.  111.  Erfahrungen  angezeigt.  Hydatina  senta  verzehrte  etwas  Arsenikpulver 
und  erst  lange  nachher  starb  sie,  ob  vom  genossenen,  ob  von  dem  das  Wasser  chemisch  verändernden  Arsenik,  blieb  unklar.  Calomel 
und  Sublimat -Pulver  verzehrten  Hydatina  senta  und  Brachionus  urceolaris,  und  sie  starben  erst  einige  Stunden  nachher.  Viele 
Dinge  verschmähen  die  Infusorien  ganz  als  Speise.  Sehr  schwer  verzehren  sie  mit  Bleiweiss  versetzten  Indigo  (blaue  Deckfarbe),  aber 
reinen  Indigo  leicht.  Das  mit  Alaun  versetzte  Saftgrün  verzehren  sie  leicht.  Die  so  plötzliche  Wirkung  des  Kamphers  sah  ich  nie, 
erst  nach  einigen  Stunden  starben  Hydatina  senta,  Brachionus  urc,  Cläamidomonas  und  Euglena  viridis.  Schwefeldampf  wirkt 
wohl  durch  Säuerung  des  Wassers,  und  so  mag  manches  andere  durch  chemische  Veränderung  des  Wassers  wirken,  was  nicht  so  scheint. 

Für  den  Menschen  liegt  etwas  Widerliches  in  dem  Gedanken,  dass  alles  Wasser  von  Leben  durchdrungen  ist,  und  die  Natur  selbst 
entzieht  seinen  Augen  die  Werkzeuge  ihrer  fort  und  fort  bis  zum  sinnlich  Unerreichbaren  thätigen  Kräfte.  Es  ist  auch  im  beständigen 
Tödten  und  Vernichten  so  vieler  belebter  Wesen  mit  jedem  Trünke  ein  nicht  wohlthuendes  Gefühl.  Die  Vorbereitungen  des  Fleischers 
und  Koches,  wie  der  glühende  Kern  unserer  Erde,  auf  dem  wir  täglich  mit  Zittern  umhergehen  sollten,  werden  leichter  übersehen,  als 
solche  Wirkung  eines  harmlosen  Trunkes.  Sey  es  nur  harmlos  und  vernünftig,  so  wird  es  naturgemäss  seyn.  Abdim  Bey,  der 
Gouverneur  von  Dongala,  ein  menschenfreundlicher  verständiger  Türke,  sagte  mir  1822,  als  er  unter  dem  Mikroskope  bei  mir  so- 
gar in  seinem  Trinkwasser  lebende  Wesen  sah,  ich  habe  ihn  doch  sehr  unglücklich  gemacht,  weil  es  gegen  seine  Religion  sey,  Thiere 
zu  tödten  und  er  nun  kein  Wasser  mehr  trinken  dürfe,  ohne  diess  aber  umkommen  müsse.  Er  hatte  mir  Rum  geschenkt  und  von  mir 
Wein  angenommen  und  getrunken.  Ich  antwortete  dem  Muhamedaner,  er  dürfe  nur  etwas  Rum  oder  Wein  in's  Wasser  giessen,  so  fie- 
len alle  Infusorien  zu  Boden,  und  den  Bodensatz  könne  er  weggiessen.  Er  drohte  mir  lächelnd  mit  dem  Finger.  —  Man  kann  auch 
Zucker  in's  Wasser  thun,  um  einige  Infusorien  sicher  zu  Boden  zu  schlagen,  andere  wird  man,  wie  den  Staub,  ohne  Wissen  zahlreich 
mit  jedem  Athemzuge  gemessen.     Die  Mücken  wird  man  durchseihen,  aber  die  Kameele  hinuntertrinken. 


RECIIST    KR. 


•Aal-Stra  elfteren,  dänisch  =  Anguillula. 

Ac ariden  (Milben)  wahrscheinlich  für  Infusorien  gehal- 
ten, 331.    mit  Menschengesicht ,  466. 

Achlya,  37. 

Achnanthe,  226.  Tat  XX.  Synon.  229,  381.  etroite, 
228.  inegale,  229.  menue,  228.  na  ine,  228.  ä  pied 
court,  227.    a  pied  long,  227. 

Achnanthcs,  226.   Taf.  XX.   Synon.  229.    adnata  Bory, 

227.  arcuata  Kütz.  202.  b aciliar ioides  Bory  227.  bi- 
juga  Turp.  150.  bilunulata  Türp.  151.  brevipes,  227. 
brevipes  aquae  dulcis  Scandinaviae  Agardh,  228.  dimor- 
pha  Türp.  151.  dubia  Bory,  227.  eocilis  Kütz.  228,, 
381.  inaequalis,  229.  Leibleini  Agardh,  228.  Ion- 
gipes,  227.  m £m ntissi m a , 228.  multiarticulata Agard h, 

228.  obliqua  Türp.  152.  octalterna  Turp.  152.  quadral- 
lerna  Turp.  152.  quadricauda  Turp.  150.  quadiijuga 
Turp.  150.  stibsessilis,  228.  mipwictata  Carmich. 
Kütz.  230. 

Aciculae  Spongillae,  382. 

Acineta,  240.  Taf.  XX.  Synon.  242.  Lyngbyi,  241. 
mystacina,  242.   tuberosa,  241. 

ACINETINA,  316. 

Actinocycle,  171.  Taf. XXT.  huitain,!!?..  siatain, 172. 

Actinocyclus,  171.  Taf.  XXI.  octonarius,  172.  sc- 
narius,  172. 

Actinomyce,  119. 

Actinophre,  303.  Taf.  XXXI.  Synon.  304.  dif forme, 
304.   Soleil,  303.  ucrfe,  304. 

Actinophrys,  303.  Taf.  XXXI.  Synon.  304.  diffor- 
mis,  304.    SoZ,  303.   viridis,  304. 

Actinure,  496.  Taf.  LXI.     neptunien,  496. 
*Actinnrns,  496.   Taf.  LXI.    neptunius,  496. 

.4cws  (Euglena),  112,  176.    (Navicula) ,  176. 

-4 c<7- Trumleren,  -dän.  =  Enchelys  Ovulum  Müller. 

A eichen,,  82,  530.    im  Weine,  VII,  82,  521. 

AENDERLINGB  (ASTASIAEA),  Geschichte,  Organisa- 
tion, 100. 

Aend  erlin  g  (Jsfosfo),  101.  Taf.  VII.  Synon.  103. 
blutfarbiger,    101.    gelber,    102.    grüner,    103. 

"kleiner,  102. 

Aether  voll  Infusorien,  s.  Chaos  aethereum,  Licht,  Luft. 

Af längeren,  dän.  =  Paramecium. 

After,  hintere  Darmmündnng,  gesondert  erkannt  bei  fast 
allen  Räderthieren  (vgl.  410, 413. )  und  bei  vielen  Magen- 
thieren:  z.  B.  Börsenthierchen,  326.  Busenthierchen,  346. 
Doppelglöckchen ,  289.  Doppelhalsthierchen,  355.  Dop- 
pelleib,  302.  Faltenschwanz,  387.  Glocken thierchen,  260. 
Haarthierchen ,  307.  Halsthierchen ,  319,  320.  Klöppel- 
glöckchen  ,  294.  Krallenthierchen ,  368.  Kugeliischchen, 
393.  Lippenthierchen ,  324.  der  Monas  socialis ,  16. 
N  achen  thierchen ,  378.  Reusen  thierchen,  339.  Säuien- 
glöckchen,  280.  Schildthierchen,  343.  Schwanenthierchen, 
341..  Sonnenthierchen  ,  303.  StelzenglÖckchen ,  297. 
Thränenthierchen,  310.  Vierblatt,  405.  Walzenthierchen, 
299.  Wimperauge,  360.  Wimperthierchen ,  311.  Woll- 
thierchen,  314.    Zahnwalze,  315.    Zapfenthierchen",  333. 

Afterpolyp,  arlessbeerartiger ,  Rös.  281.  berbersbeer- 
förmiger,  Rös.  287.  birnförmiger,  Rös.  282.  du  teigför- 
miger, Rös.  283.  geselliger  keulenförmiger ^Rös.  397, 
404.  kleiner  becherförmiger,  Hös.  270.  kleiner  geselliger 
becherförmiger,  RÖs.  278.  mispelförmiger,  Rös.  282. 
mit  dem  Deckel,  Rös.  287.  der  gezüngelten  Naide, 
Müll.  283. 

Agardhi  (Schizonema) ,  238. 

Agomphia  ( Rotatoria) ,  386. 

Aig utile  (Euglene)  ,  112.    (Navicule),  176. 

Ahinete,  240.  Taf.  XX.  Synon.  242.  bossue,  241.  de 
Lyngbye,  241.   moustache,  242. 

Alberetti  animali  1  spezie,  Col.  278.  a  fiocco,  Col. 
281.  a mazzetto,  Col.  281. 

Alcyonellae  stagnorum  pullus,  Rasp.  131. 

Alene  (Distemme) ,   450. 

Algenartige  Infusorien,  238. 

Algen  (Bygrocrocis)  überziehen  die  Futterale,  die  Eier 
und  den  Körper  mancher  Infusorien,  408,  415,  416,  508. 

Alkalien,  Einfluss  der  Alkalien  auf  Infusorien,  524. 

Allotreta,  «,  «». 

A  m  a nde,  (Boursaire) ,  330. 

Am a sperma  Rafusesque  (1814)  =  Gallionella? 

Amblyophide,  101,  103.   Taf.  VII.  verte,  104. 

Amblyophis,  101,  103.   Taf.  VII.  viridis,  104. 

Amiba  Anser  Bory,  vide  Amphileptus  Anser,  355.  cydonia 
Bory,  vide  Colpoda  Cucullus,  347.  Cygnus  Bory,  vide 
Amphileptus  Anser,  355.  Gleichenii  Bory,  322.  Joblotii 
Bory,  321.  Olor  Bory,  vide  Trachelocerca  Ohr,  342. 
Raphanella  Bory,  116.    Solea  Bory,  321. 

Amoeba,  126.  Taf.  VIII.  Synon.  128.  diffluens,  127. 
princeps,  126.  radiosa,  128.  verrucosa,  126. 

AMOEBAEA,  125. 

Amoebe,  126.  Taf.  VIII.  Synon.  128.  Chef,  126.  rah- 
men se,  127.  rayonnante,  128.  verruqueuse,  126. 

AMOEBEES,  125. 

Amphilepte,  354.  Taf.  XXXVII,  XXXVIII.  Synon.  357. 
Bandelette,  356.  a  long  cou,  357.  monilifere, 
356.  Oie,  355.  ä  papilles,  357.  h  perles,  355. 
Pintade,  357.  vert,  356. 


Amphileptus,  354.  Taf.  XXXVII ,  XXXVIII.  Synon.  357. 
Anser,  355.  Fasciola,  356  longic'ollis,  357. 
m  a  rg  a  r  itifer,  355.  ß.  margaritifer,  viel.  Amphileptus  mar- 
gar  Ulf  er,  355.  Meleagris ,  357.  monilig  em  ^  356. 
papillosus,  358.    viridis,  356. 

Amphisbaena  (Navicula),  178. 

A m phisbene  (Navicule) ,  178. 

Amphora  (Navicula),  188. 

Amphore   yNavicule)  >   188. 

Amymone,  465,  511.  s.  Nauplius  und  Cyclops* 

Anas   (Trachelius) ,  320. 

Anastatiq#  (Epistylis),  278,  281,  287,  289. 

Anaticula  (Trachelius)  322. 

Anaxis  (155)   Subgenus  Micrasteriae. 

Ande-Mad-h aleren,   dänisch  =  Cercaria  Lemma. 

An  de-  Spilleren,  dän.  =  Trachelius  Anas. 

Androgynismus,  s.  Selbstbefruchtung. 

Anentera,  pag.  ##,  ««. 

Aneinanderreihen  der  Inf.  zu  Pflanzen,  XÖ9,  121. 
s.  Verwandlung. 

Angnille  du  vinaigre  de  la  colle,  82,  492.  du  hie ,   492. 

Anguillula,  82,  331,  353,  492.   vergl.  79. 

Anguillula  intestinalis,  354. 

Anhaltia,   119. 

An  hang  lose  (Abtheilung  der  Magen  thierchen),  3£^ ,  1 . 

Anhing a,  342. 

Animal  a  frutto  di  Rosaio  Cort.  274.  like  an  ear-wig 
Harr.  443.  shaped  Wie  a  Flunder,  v.  Stylonychia 
pusttilaia ,  371. 

Animalcula,  v.  Stylonychia  Mytilus^  370-  Bak. 
408.  430.  Unis  rotulis  Leeuw.  484.  in  Dunghffl-water, 
336.  Kammacher,  295.  marina  lucentia  Bast.  437. 
nova  Kammacher  ,  472.  odly  made ,  347.  paMypis  ana- 
loga  Wrisb.  485.  a  roue  de  Leeuw.  485.  shape  of  an 
Emmets  Egg.  Baker,  vid.  Colpoda  CucuIIms*  347. 
7  —  8  sorts  in  Rainwater  with  Oats  King.  vid.  O&lpoda 
Cucullus ,  347.  in  stercore  Ranarum  Leeüw.  I£27,  328. 
with  ivheels  Leeuw.  485.  with  case  or  slieath-  Leeuw. 
405.    with  four  Wlieels  in  a  sheath  or  case  Bak«.  405. 

Animale  a  beccuccio  Spall.  336. 

Animalcules  Bak.  274.  first  size  Leeuw.  274-  &n  lody 
of  Polypes  Leeuw.  266.  on  body  of  Polypes  Leeow.  vid. 
Kerona  Polyporum,  368.  des  Polypes  Trembi.  266, 
368.  in  Pepper  Water  first  sort  Bak.  350.  tuith  wheeC- 
work  Bak.  485.     ■■„ 

Animalculum  hospitans  in  theca  Leeuw.  405.  piseiforme 
Wrisb.  vid.  Paramecium  Aurelia,  350.  rotat&rium  Pur- 
kinje et  Val.  429. 

Animaletti  comiferi  Cort.  444.  in  contatto  Bjecc.  v. 
Stylonychia  pustulata,  372.  a  tanagliette  Corti 
sind  unklar. 

Animali  acquajuoli  con  due  antennette  Spali..  44S-  albe- 
retti Spall.  278.  alberetti  altera  spezie  Colomb.  289. 
a  bulbo  Spall.  274.  ä  campanelle  Spall.  270.  elittici 
massimi  a  due  stelluzze  Spall.  vid.  Paramecium 
Aurelia  350.    ovipari   Spall.  335,  336. 

Animali a  in  pepper  ivater,  vid.  Paramecium  ^ALwrelia, 
350.     sicca  in  vi  tarn  restituta  Haller  ,  485. 

Animals,  Utile,  longer  than  an  oval  Leeuw.  vid.  Para- 
mecium Aurelia,  350.  oval,  in  Pepper-water  X«eeuw. 
vid.  Colpoda  Cucullus ,    347. 

Animalnccio  a  corona  Corti,  512.     More  Coüiri,  53. 

Animaluzzi  rotiferi  Corti,  485.  sferici  dal  £*rotf-  Gine- 
vrino  (Saussure)  Spall.  308. 

Animaluzzo  a  cono  Corti,  413.  motte,  ital.  Corti,  389. 

Anodontac  (Leucophrys) ,  313. 

Anopisthia  (Vorticellina  et  Ophrydina)  p.  3k3£,   *£:&#. 

Anourella  Luth.  Bory,  504.    Lyra  Bory,  500- 

Anser  (Amphileptus) >  355. 

Anthophysis  dichotoma  Bory,  285.  Mülleri  Bojsly,  285. 
solit aria  Bory,  284. 

Antonnoir  Jobl.  274. 

Annraea,  503.  Taf.  LXII.  Synon.  509.  aculeaita  508. 
acuminata,    506.     bi  remis,    505.     curvic&mis, 

505.  falculat a,  505.     foliacea,b01.    i-nermis , 

506.  octoceros  Khr.  164.  Palea,  511.  qmadri- 
dentata,  504.  serrulata,  508.  Testud**?  507. 
valga,  508. 

Anuree,  503.  Taf.  LXH.  Synon.  509.  aiguiz,  506. 
sans  armes,  506.  boiteuse,  508.  a  quatve  cor- 
neSy  504.  courbee,  505.  Ecaille,  504.  Famcille, 
505.  foliacee,  507.  Pelle,  507.  Porte—  &erre9 
508.    Rameur,  505.     rayee,   506.     Tortue 9     507. 

Aplotella,  Kützing  =s  Naviculae  lineares. 

Aptogonum,  nov.  Gen,  382. 

Araignee  aquatique  grosse  Jobl.  vid.  Styl&mtychia 
pustulata,   372.    aquatique  petite  Jobl.  278. 

Arbrisseau  (Nawieme),  235.     (Zoothamne),  280^ 

Arbuscula  (Naimema),  235.     (Zoothamniuni) ,  2SIÄ. 

.irc  (Eunotie) ,  191.     (AfawcMfe),  182. 

4.rcella,  132.  Taf.  IX.  Synon.  134.  acule<tt**,  133. 
c2entatn9  134.    hyalina,  134.    vulgaris ,  !3£l. 

JrceZZe,  132.  Taf.  IX.  Synon.  134.  dcnteey  1^1-  <?>i- 
wewsß,  133.     hyaline,   134.    vulgaire,  133+ 

ARCELUNA,  129.    Svnon.  135. 

ARCELLINES,  129.  Synon.  135. 


Archimedea  =  Diatoma  Biet,  class.  1822. 

.4rcf£sc<m  tardigradum  493.   s.  Macrobiotus. 

Arcus  (Eunotia),  191.     (Navicula),  IS2. 

Aristella  minuta  Kütz.  123. 

Arthonema,  103. 

Arthrodesme,  149.  Taf.  X.  Synon.  153.  alternant, 
151.  embrassant,  152.  oetocome,  152.  peigne, 
151.     quadricande,   150.     tronque,   152. 

^tr<7jro(Jcs?n?is,  149.  Taf.  X.  Synon.  153.  acutus, 
151.  convergens ,  152.  octocornis,  152.  pecti- 
7iatus,  151.  quadricaudatus .  150.  truncatus, 
152. 

Arthrodiees ,   137. 

Ascaris  minutissima  Göze  =  Anguillula  fluviatilis. 

ASTASIAEA,  100. 

ASTASIÄEN:  (Aenderlinge)  über  die  rothen  und  grünen 
Färbungen  der  Gewässer,  und  über  meteorische  Infuso- 
rien, 118. 

Astasia,  101.  Taf.  VII.  Synon.  103.  euchlora  Ehr.  114. 
flavicans,  102.  haematodes,  101.  pusilla,  102. 
viridis,  103. 

.4strtsit>,  101.  Taf.  VII.  Synon.  103.  jaunätre,  102. 
naine,   102.    sanglante,  101.    werte,  103. 

ASTASIEES,  100. 

Aspidisca,  344.  Taf.  XXXIX.  denticulata ,  344. 
Lynceus,  344. 

ASPIDISCINA,  343. 

ASPIDISCINES ,  343. 

Aspidisque,  344.  Taf.  XXXIX.  dcnticttZe'c ,  344. 
Lyncee,  344. 

Athmen  der  Magenthiere,  274,348.  der  Räderthiere,  286. 

A t h in ungs organe,   s.  Kiemen,  Zitterorgane. 

Atmosphäre;  Infusorien  in  derselben,  V,  VIII,  IX.  122. 

Atmosphärische  Luft  im  Verhältniss  zu  den  Infus. 
524.  530. 

Jtome  (Uvelle),  21. 

Atome,  VI.  s.  Urstoffe. 

Atomenmonade  (Uvella  atomus) ,  21. 

Atomenstäbchen  1831  ==  Fi&Wo  tremulans,  79. 

ifoms  living,  VII. 

Atomus  (Uvella),  21. 

Aufgüsse,  geschichtliche Uebersicht,  520.  erdichtete,  VITI. 

A  u  f  b  e  w  a  h  r  u  n  g  s  m  e  t  h  o  d  e  der  getrockneten  Infusorien, 
XVII.  286.    der  Meteor -Organismen,  119. 

Augen,  Uebersicht  der  Kenntnisse  von  den  Augen  der 
Räderthiere  und  Magenthierchen ,  491.  Missbildungen 
der  Augen,  487,489.  Verkümmerung  der  Augen  bei  Ent- 
wicklung der  Räderorgane,  404.  Beobachtet  sind  sie  bei  den 
Gattungen :  Augenkranzthierchen,  257.  Augenkreisel,  391. 
Augenkugel,  63.  Augenmonade,  26.  Augenschüppchen, 
4S0.  Augenthierchen,  105.  Blumenrädchen,  408.  Bor- 
stenauge,  252.  Borstenkopf,  437.  Brillenratte ,  448. 
Diademthierchen,  478.  Doppelpunkt,  116.  Doppelstern, 
449.  Dreiauge,  451.  Dreibart,  446.  Dreizack,  496. 
Fadenschwanz,  422*  Flaschenmonade,  45.  Flohfreund, 
115.  Fliigelrädchen,  517.  Gabeliischchen ,  420.  Gabel- 
zange, 497.  Glockeniischchen ,  396.  GriiFeliischchen, 
440.  Griifeifnss,  474.  Hüllenthierchen,  64.  Hülsenfisch- 
chen,  392.  Hufeisenthierchen,  403.  Kranzthierchen ,  250. 
Kronenrädchen,  401.  Kugeliischchen,  394.  Kugelthiere, 
68.  Mantelüschchen ,  461.  Nackenauge,  425.  Nacken- 
rädchen, 499.  Panzerauge,  46.  Peitschenschwanz,  460. 
Pokalthierchen ,  472.  Ruderthierchen ,  66.  Räderthiere, 
386.  Reihenauge,  451.  Rüsselmonaden,  48.  Rüssel- 
rädchen ,  485.  Salpenlischchen,  469.  Sonnenschirmthier- 
chen,  394,396.  der  grünen  Spindelmonade,  17.  Springer, 
439.  Stachelfuss,  459.  Stielauge,  453.  Stirnange,  477. 
Strahlenauge,  62.  traubenartige  Strahlenkugel,  61; 
Stumpfauge,  104.  Stutzrädchen,  504.  Vielauge,  455. \ 
Vierblatt,  405.  Wappenthierchen ,  510  Wimperauge,  \ 
360.  Wimperiischchen,  387.  Wirbel-Moosthierchen,  124.  ■ 
Zangenfuss,  475.  Zweiauge,  442.    Scheinbare  A.  70,  91. 

Augenkranzthierchen  ( Glenodinium) ,  257.  Taf. XXII. 
gelbes,  257.   getäfeltes,  257.  stachliges,  258. 

Augenkreisel    (Glenophora),  391.    Taf.  XXXXIII. 

Augenkugel  (Eudorina),  62.  Taf.  III.  schön  grüne, 
63. 

Augenmonade  (Microglena) ,  25.  Taf.  I.  gelbliche, 
26.     grünliche,  26. 

Augenschüppchen  (Squamella) ,  479.  Taf.  59.  cry- 
stallenes  ,  480.    längliches,  480. 

Augenthierchen  (Euglena)}  104.  Taf.  VII.  Synon.  113. 
birnförmiges,  110.  blutfarbiges,  105.  drei- 
seitiges, 112.  farbloses,  107.  geschnäbeltes, 
113.  gewundenes,  110.  grünes,  107.  lang- 
schwänziges,  111.  nadeiförmiges,  112.  schol- 
lenartiges, 111.    träges,  107. 

Aune  (Synedre),  211. 

Aurelia  (Paramecium),   350. 

Austern,  kleine,  s.  Chilodon  Cncullulus ,  337,  und 
Colpoda  Cucullus,  347.    grüne,  176. 

Auster  thierchen,  grünes,  Navic.  gracilis,   176. 

Aveugle  Jobl.  274. 

Baad-Spilleren,  dän.  =  Trichoda  hinter,  Müller. 

Baal-Sebub  (Beizebub),  VII. 

134 


534 


Baccello  di  fagivolo ,  93. 

ßacillaire,19o.  Taf.  XV.  Synon.  200.  allongee,  198. 
de  Cleopatra,  199»   cuneiforme,  198.    aflocons, 

199.  jirtrnrfoa?nZc,192.    Peignc,  198.  cZc  Ptolemee, 

200.  «  serie,  200.    Tablette,  199.    vulgaire,  197. 
BAC1LLARIA,  Familie,  136  '(195,200, 3S1, 382).  Structur, 

242,  520. 

Bacillaria,  Genus,  195.  Taf.  XV.  Synon.  200.  fa'/wn- 
ctato  Ehr.  205.  C^ta?«  H.  (?*  E.  224.  Cleopatrac, 
199.  communis  Bory  ,  211.  rrrtssrt  Bory,  203.  cw- 
ncata,  198,381.  diöphthalma ,  205.  elongata, 
198,381.  floccnlosa,  199.  /»fa«  Nitzsch,  176,  177, 
182.  fusiformis  H.  et  Khr.  181.  Hystrix  Bory,  212.  Lwmla 
Schrk.  90  Lyngbyi  Bory,  204, 211.  Mülleri  Bory,  Türp. 
197.  multipunciata  Ehr.  204.  multistriata  Hmp.  e*  Ehr. 
93.  paZt'rt  Nitzsch  176,  197,  204.  paradoxa,  196» 
paradoxa  Bory,  Ehr.  197.  Paxillum  Bory,  211. 
pectinalis,  198,  381.  pectinalis  Nitzsch,  199,  204. 
phoenicenteron  Nitzsch,  175,  176,  177,  182,  224.  var. 
Nitzsch,  188.  Ptolemaei,  200.  seriata,  200.  «V/mmw- 
<fe«  Nitzsch,  182.-  tabcllaris,  199,  381.  «7/«« 
Leibl.,  Nitzsch,  204,  211.  viridis  Nitzsch,  182. 
vitrea  Bory,  211.    vulgaris,  197,  381. 

Bacillarien,  136,  242.  zweiter  Nächtrag,  520.  sterben 
nach  einmaligem  Eierlegen,  139. 

BACILLARIES ,   136,  195,  200,  381,  382,  520. 

Bacillus  (Vibrio i,  81. 

Bactere,  75.  Taf.  V.  Synon.  77.  Enchelide,  76. 
Point,  76.     trilocnlaire,  75. 

Bacterium,  75.  Taf.  V.  Synon.  77.  ariiculatum  Ehr. 
.76,  77.  cylindricum,  15.  deses  Ehr.  16.  Enchelys, 
176.  fnscüm  Ehr.  42.  Punctum,  76.  simplex  Hmpr., 
Ehr.  17  Tenno  Ehr.  79.  tremulans  Ehr.  79.  iri- 
loculare,  75. 

Bactrella  =  Vibrio,  s.  529. 

Bänder  (Sehnen)    bei  Infusorien,   518. 

Bai; er i  (Brachionus) ,  514. 

Balierina   dipteriphora  Bory,  409. 

Bakersches  Räderthier  Göze.  485. 

Bandelette  (Amphilepte),  356. 

Bangia  micans  Lyisgb.  236.    rutilans,  Lyngb.  235. 

Barbe  (Triarihre) ,  447. 

Barbula  muralis  Kütz.  108. 

Baregine,   122. 

Battant,  294.  Taf.  XXX.   aigu,  294.  locataire,  294. 

Bauch  mündige  Magen thiere-,  «,  ««-#. 

Bauchspeicheldrüsen,  s.  Pancreatis  che  Drüsen. 

Baum  Eichh.  278,  289. 

Baumthierchen  1831  ==  Echinella. 

Bec  (Loxode),  324.  de  Corbin  Joblot,  87  =  Stylony- 
chiae  pustulatne  pars. 

Bechel  Ok.  472. 

Becherthierchen  1831  ■==  Carchesium, 

Beelzebub,  VII. 

Beeren  kugel  (Pandorina) ,  53.  Taf.  II.  Synon.  55. 
farblose,  54.    grüne,  53. 

Befruchtung  der  Infusorien,  382,  385. 

Begattung  der  Infusorien  irrig,   337,  382. 

Beger-Snnrreren ,  dän.  =  Vorticella  truncatella» 

Behaarte  (Abtheilung  der  Magenthierchen) ,  *#. 

Bell  er  Joblot  =  Cyclops  quadricomis. 

Bell-animals  Bak.  270,  274. 

Bell -lilt e  animalcula  Leeuw.  278,  281,  295. 

Bell-like  animals,  274. 

Bell-Polypus  Varl.  278. 

Berbers polyp  Rösel,  286,  287. 

B  er  gm  eh  l  von  Infusorien,  243.  künstliches  Bergmehl 
ans  lebenden  Infusorien,  244.    italisches  aus  Santaftora, 

243.  schwedisches,  243.  finnländisches,  243.  lünebur- 
gisches,  XII.  spanisches,  VII.  von  Isle  de  Bourbon,  XII. 
dessauisches  >  XIII. 

Berg werksinfusorien,  Cliilodon  Cucidlulus,  337.  529. 
Kolpoda    Cucnllns ,    12. 

Berkeley  a  fragilis  Grev.  236. 

Beutelfisch  dien  (Notommata  saccigera) ,  434. 

Bewegung  ohne  Bewegungsorgane  behauptet,  69,  70, 
519.  vergl.  Gyges,  51.  wie  Raketen,  69.  rhythmische 
Beweg,  der  Infus,    s.  Geschwindigkeit. 

Bewegungs  organe  (s.  die  einzelnen  Familien  und 
Gattungen),  5,  363.  grosse  Zahl  derselben  bei  Parame- 
cium  Aurelia,  351.  Form  und  Stellung  derselben  be- 
dingen die  Art  der  Bewegung,  4.  s.  Wimpern,  Borsten, 
Griffel,  Haken,  Rüssel  u.  s.  w* 

Biddulphia  Gray,  154,  243. 

Bierhefe,  121.    s.  Hefe. 

Binatella,  381. 

Bindenthierchen  (Amphileptus  Fasciola),  356. 

Biosphaeren  Mayer,  36. 

Biphore   (Syncyclie) ,  233. 

Birnpolypen  Eichh.  281. 

Blaa- Runderen,  dän.  Cyclid.  Glaucoma. 

Bläschen  im  Innern  der  polygastrischen  Infusorien  sind 
ihre  Magen,  nicht  ihre  Eier,  361. 

Bl  ä  sc  henk  rank  heit  der  Eier  v.  Hydatina  senta,  415. 
des  Thieres  selbst,  416,  417.    Taf.  XXXXVII.  f.  2,  21. 

B I  ä  1 1  e  r -  T  r  i  p  e  l  ( Tri pel ,  Silbertripel)  ,   s.  Polirschiefer. 

Blatt-Spurrel  Ok.  431. 

Blaues  Gewässer,  122. 

Blinddärme  sind  beobachtet  bei  den  Gattungen  :  Nacken- 
auge, 424.  Nackenrädchen,  499.  Sonnenschirmthierchen, 
394,  396. 

Blindwirbier  (Typhlina),  483.  Taf.  LX.  grüner,  484. 

Blomster-Snurreren,  dän.  =  Lacinularia. 

Blühen  des  Wassers,  121.  (s.  blutiges,  grünes,  rothes 
Wasser.) 

BLÜMENFISCHCHEN  (FLOSCULARIÄ) ,  398. 

Blumenpolyp  Schaff.,  Eichh.  405. 

Blnmenrädchen  {Floscularia) ,  407.  Taf.  XXXXVI. 
Rüsselrädchen,  408.     Schmu  ckrädchen,  408. 

Blut  artige  Färbung  der  Gewässer,  VII.  15,  102, 
118,  119.  periodisches  Verschwinden  und  Wiederkehren, 
120,  122,  316.    Fischsterben  dabei,  119. 

Blutige  Färbung  des  Nilwassers  zu  Mosis  Zeit,  105. 
vergl.  106. 

Blut  um  lauf  bei  Infus.,  früher  irrig  behauptet,  jetzt 
wahrscheinlich ;  s.  Respirationsorgane. 


Blutkiig eichen  sind  keine  Infusorien,  36,  37.  der 
Infus.  416. 

Boble-Runderen,  dän.  =  Cyclidium  Bulla. 

Bodo,  31.  Taf.  II.  Synon.  35.  didymns,  33.  graji- 
dis,  34.  intestinalis,  34.  Ranarum ,  34. 
saltans,33.  socialis,  32.  viridis,  35.  vorti- 
cellaris,  32. 

Bodo  (Uvella),  23. 

Boeckii  (Cocconema),  224. 

Böige-  Straeckeren,  dän.  =  Müll.  84. 

B'örsenthierchen  (Bursaria),  325.  Taf.  XXXIV.  XXXV. 
Synon.  331.  abgestutztes,  326.  b  las  sgelbes  ,  330. 
Darmbörsen  thi  er  dien,  327.  F  rose  h  bor  sen- 
thierchen,  Frühlingsbö  rsenthierchen  ,  329. 
gefrässiges,327.  glockenähnli  dies,  326.  herz- 
förmiges ,  328.  mandelartiges,  330.  pomeran- 
zenfarbenes,  330.  puppenartiges,  329.  weis- 
ses, 329.  Wurmbörsenthierchen,  327.  ziegel- 
rothes,  328.  no 

Bogen  -Spin  delthierchen    (Closterium  Dianae) ,  92. 

B  ogens  chi  ff  dien  (Naviciüa  Arcus),   182. 

B  o  h  n  e n  t  h  i  e r  c  h  e n  Gleich.,  s.  Paramec.  compressum,  3o3. 

Bombe- Spilleren,   dän.  =  Trichoda  Bomba. 

Borsten  als  Bewegungsorgane ,  363.  beobachtet  bei  den 
Gattungen:  Börsenfischchen ,  389.  Dreibart,  446.  Ge- 
denkthierchen ,  377.  Hechelthierchen,  363,  364.  Horn- 
thierchen ,  367.  Klettenthierchen ,  251.  Krallenthierchen, 
368.  Kugeliischchen,  393.  Manteliischchen,  461.  Nachen- 
thierchen,  378.  Nackenauge,  424.  Strahlenfuss ,  305. 
Strahlenscheibe,  305.    Waifenthierchen,  370. 

Borstenauge  (Chaetoglena),  252.  Taf,  XXII.  wälzen- 
des, 252. 

Borstenfüsse  (Schildthierchen) ,  343. 

Borsten  köpf  (Synchaeta) ,  436.  Taf.  LIII.  Synon.  439. 
baltischer,  437.  gestreckter,  438.  kammtra- 
gender, 437.     kreisender  ,  438. 

Borsten monade  (Chaetomonas),  248.  Taf.  XXII.  ein- 
geschnürte, 249.    kuglige,  249. 

Borstenzange  (Distemma  setigerum) ,  450. 

Borstiges  Thierchen  mit  2  Stacheln  Eichh.  390. 

Bory n na  ( Micrasterias)  ,  157. 

Botrytide  (Epistylide) ,  284. 

Botrytis  (Epistylis)  ,   284.     (Euastrum) ,  163. 

Botrytis-Säulenglöckchen,  284. 

Bouclier  (Coccoiieide) ,  194.     (Pterodine),  518. 

Boudin   (Enchelide) ,   300. 

Bouffon,  franc.  Jobl.  332. 

Bouqnetier   {Brachion),    512. 

Boursaire,  325.  Taf.  XXXIV.  XXXV.  Synon.  331. 
Amande,  330.  Coeur,  328.  Entozoe,  327.  des 
Grenouilles,  330.  jaunätre,  330.  intestinale, 
327.  Leucas,  329.  orange,  330.  Poupce,  329.  du 
printemps,  329.  rouge,  328.  ironcatelle,  326. 
vöracc,  327.     Voriicelle,   326. 

Bourse  Joblot  =   Vortic.  ConvalU 

Bouteille  (Vorticella)  Jobl.  274.  (Spirostomnm)  Jobl.  332. 

Bouteiilen  Götze,    s.  Bursaria  nucleus,  330. 

Brachion,  509.  Taf.  L.  LXlIl.  LXIV.  Synon.  515. 
de  Baker,  514.   Bouquetier,  512.  a  epines  courtes, 

513.  epineux,  514.  Grenade,  511.  Grenade 
double,  511.  militaire,  515.  de  Müller,  513. 
rougeätre ,  513. 

Brachion  (Notommate),  433. 

BRACHION AEA,  501. 

BRACHIONES,  501. 

Brachions  de  Dntrovhet  Savi&n.  405. 

Brachionus,  509.  Taf.  L.  LXIII.  LXIV.  Synon.  515. 
acinosus  Pall.  281.  amphiceros,  511.  Anastatica 
Pall,   278,  289.    Backen   Schrk.  514.    Bakeri  Müll. 

514.  berberiformis  Pall.  287.  bicaudaius  Schrk.  445. 
bicornis,  511.  bicornis  Schrk.  514.  Bractea  Müll., 
Schrk.  480.  brevispinus ,  513.  calyeiflorus  Pall. 
511.  campanulatus  Pall.  270 ,  274.  capsidißorus ,  511. 
a.  Pall.  512,  513.  capsuliflorus  ß.  Pall.  514.  cauda 
tricuspidi  Hill.  485.  cirratus  Müll.  479.  clypeatus 
Müll.,  Lam.  518.  crataegarius  Pall.  281.  cylindricus 
Schrk.  422.  digitalis  Pall.  283.  hyacinthinus  Pall. 
408.  lamellaris  Müll.,  Lam.  478.  longispinus  Schrk.  515. 
militaris,blb.  mucronatus  Müll.  Lam.  469.  Mülleri, 
513.  multieeps  Schrk.  425.  neglecHs  Bory,  512.  n. 
sp.  Müll.  507,  508,  514.  octodentatus  Bory,  514. 
operculatus  Pall.  287.  ovalis  Müll.,  Lam.  457,  458. 
Pala,  511.  passns  Müll.  447.  Patella  Müll.,  Lam., 
Schrk.  458.  Patina  Müll.  etc.  517.  pilosus  Schrk.  390. 
polyacanthus,  514.  polyacanthus  Ehr.  515.  primus 
Hill;  405.  Proteus  Pall.'  342.  pyriformis  Pall.  282. 
quadratus  Müll.  508.  quadricomis  Schrk.  514.  qua- 
dridentatns  Herrm.  514.  ramosissinms  Pall.  278.  Rat- 
tus  Schrk.  423.  rotalorius  Pall.  430,  485.  rubens, 
513.  socialis  Pall.  397,  404.  Squamula  Lam.,  Müll. 
504.  stentoreus  Pall.  262.  var.  caerulea,  263.  var. 
viridis,  263.  striatus  Müll.,  Lam.  506.  tertius  Hill, 
511,  512.  tubifex  Pall.  405.  tuberosus  Pall.  241. 
meinatus  Müll.  475.  nrceolaris,  512.  urceolaris 
Müll.  513.    utricularis  Bory,  512. 

Brachionus  (Notommata),  433. 

Brachiurns  I   quartus   Hill,  514.     quintus  Hill,  514. 

Brachurus     ]  tertius,  cauda  fimbriata,  Hill,  472. 

Brachyurus  primus  et  quintus  Hill,  113. 

Bractea  (Squamella)  ,  480. 

Bröad-Hvirvleren,    dän.  =  Salpina  mucron. 

Brand  des  Getreides  für  Infusorien  gehalten,  492,522  sq. 

Brandige  Wunden,  Infusorien  in  ihnen,  36,  331. 

Braunes  Gewässer,  122. 

Braut  monade  (Glenomorum) ,  27.  vergl.  die  grüne 
Spindelmonade,  17. 

Briareus,  126. 

Brikke-Spilleren,  dän.  =  Trichoda  Orbis. 

Brillenratte  (Rattulus) ,  448.     Taf.  LVI.  Synon.  449. 

Br  od  korb  Eich.  508. 

Brombeermonade,  farblose  (Uvella  Chamaemo- 
rüm)  j  211. 

Browns  Moleküle,  6. 

B r  n  c h  s  t  ab  c h  e n  (Fragilaria)  ,  202.  Taf.  XV.  Synon. 
206.  breites,  204.  Dop  pelpnnkt-,  205.  gemei- 
nes, 204.    kammartiges,  206.     leiterförmiges, 


205.      punktirtes,   204.     schmales,    205.     zwei- 
äugiges, 205. 

Brustschild  des  jüdischen  Hohenpriesters,  56. 

Bryozo  e n  ,  136 ,  384. 

Bryst-  Hiörneren  Müll.  56. 

Bnckelfischchen  (Cyphonautes) ,  395.  Taf.  XXXXIV. 
dreieckiges,  395. 

BÜCHSENTHIERCHEN  (COLEPINA) ,  316. 

Büchsen  thierchen  (Coleps) ,  317.  Taf.  XXXIII. 
XXXV.  XXXVI.  gekrümmtes,  318.  gekröntes, 
318.     grünes,  318.     haariges ,  317.    langes,  318. 

Büchschen,  beobachtet  bei  den  Gattungen:  Beerenkngd, 
53.  Gyges -Ring,  51.  Hüllenthierchen,  64.  Hülsen- 
iischchen,  392.  Panzer- Glockentliierchen,  291.  Pan- 
zermonaden, 40.  Spindelthierchen ,  89.  Stachelmonaden, 
44.    Wirbel -Moosthierchen,   124. 

Buffon's  physiologisches  System  durch  unrichtige  Beobach- 
tung der  Saprolegnia  und  der  Entozoen  des  Calmar 
gereift,    37,  466. 

Bugteren,   dän.  =====  Colpoda. 

Biirstel  Ok.  440.  m       VVVVttt 

Bürstenfischchen  (Chaetonotus) ,  389.  Taf.  XXXXIII. 
Synon.  390.  grosses,  3S9.  kurzes,  390.  Mo ven- 
Fischchen,  390. 

Büket- Snurr  er en,  dän.  =  Vorticella  fasciculata. 

Bursaria,  325.  Taf.  XXXIV.  XXXV.  Synon.  331. 
ambigua  Ehr.  333.  aurantiaca,  330.  bullina  Schrk. 
335.  Calceolus  Bory,  350.  Chrysalis  Ehr.  325.  Chry- 
salis  Bory,  Ehr.  352.  cordiformis ,  328.  Cuculio 
et  hirudinoides  Bory,  348.  Cuculus  Bory,  337,  347. 
Entozoon,  327,  328.  flava,  330.  hirundinella.  Müll. 
255.  intestinalis,  327.  mtestiiwlis  Ehr.  330.  late- 
ritia,  328.  Leucas,  329.  Nucleus,  330.  Ovulum 
Hempr.  et  Ehr.  245.  Pupa,  329.  Ranarum,  330. 
rostellata  Abildg.  323.  spirigera  Ehr.  332.  trnnca- 
tella,  326.  vernalis,  329.  voran,  327.  Vorti- 
cella, 326. 

Bur  saria  ( Loxodes)  ,    324. 

Bursella  olivacea  Türp.  148,  243. 

Busen  monade   (Monas  Kolpoda),  12. 

BUSENTHIERCHEN  (COLPODEA) ,  345.  (Buchten- 
thierchen.) 

Busenthierchen  (Colpoda),  346.  Taf.  XXXIX.  Synon. 
348.  elliptisches,  348.  kappenartiges,  347. 
nierenförmiges,  348. 

Byssus  Flos  aquae  121,  137,  177.  —  aquatica  37. 

Cadmus  dissiliens  Bory,  108. 

Callidina,  482.     Taf.  LX.    ele gans,  482. 

Callidine,   482.  Taf.  LX.    elegante,  482. 

Calcotrix  ramulosa  Desv.  239,  243. 

Ca meel- Spilleren,  dän.  =  Trichoda  Camelus. 

Campanella  Goldf.  278,  281.  berberina  Goldf.  287.* 
digitalis  Goldf.  283.    umbellana  Goldf.  282. 

Camp  an  eile  h  piede  semplice  prima  spez.  272.  2— 4  spez. 
Colombo,  270. 

Campannla  ( Vorticella)  >  272. 

Canin- Spilleren,  dän.  =  Trichoda  Cunic. 

Capuce  (Kolpode) ,  347. 

Capuchon  ( Chilodon) ,  336. 

Carchese,  277.  Taf.  XXVI.  Synon.  279.  Polype, 
278. 

Carchesium,  277.  Taf.  XXVI.  Synon.  279..  fascicu- 
latum  Ehr.  272,  273.  nehdiferum  Ehr.  270.  piclum 
Ehr.  275.    polypinum,  278.    pygmaeum^  291. 

Carmin-Fütterung,  2,  8,  351. 

C  arm  in  färbe  aus  Infusorien,  106. 

Carotte  Jobl.  332. 

Carus -Schiffchen  (Navicula),  179. 

Casque  (Epistylide) ,  280. 

Cassette  (Cocconeme) ,  224. 

Catena  (Tessella) ,  202. 

Cephalodella  catellina  Bory ,  444.    Lupus  Bory ,  454. 

Ceraminm  verrueosum  Roth,  227. 

Ceratidium,  367.     Taf.  XXXXI.    euneatum,  367. 

Ceratium  tetraceros  Schrk.  255.  macroceros  Schrk. 
255,  525.     Tripos  Nitzsch,  255. 

Ceratophylli   (Limnias) ,   402. 

Cercaria  Mich.  44,  256.  catellina  Müll.  444.  foreipata 
Müll.  443.  gibba  Müll.  34.  gyrinus  Müll.  34.  hirta 
Müll.  317.  inquieta  Müll.  35 ,  118.  Lemna  Müll. 
35  ,  118.  Lima  Müll.  462.  lunaris  Lam.  448.  Lupus 
Müll.  454.  n.  sp.  Müll.  408,  507.  Pleuronectes  Müll., 
Schrk.  111.  Podura  Müll.  388.  Tripos  Müll.,  Mich. 
255.  Turbo  Müll.  268.  vermicularis  Müll.  443.  viri- 
dis Müll.,  Ström.  105.  viridis  Müll.,  Web.,  Schrk., 
Bory,  108.    vollständige  Synonymie,  464. 

Cercariea  Bory,  35. 

Chabot  Jobl.  274. 

Chaetoglena,  252.    Taf.  XXII.    volvocina,  2fc. 

Chaetomonas,  248.  Taf.  XXII.  constrieta,  249. 
globulus ,  249. 

Chaetonotus,  389.  Taf.  XXXXIII.  Synon.  390.  bre- 
vis ,  390.     Larus,  390.    maximus,  389. 

Chaelotyphla, 250.  Taf.XXII.  armatay2bl.  asperä, 
251.    Pyritae,  251,  252.     (pyrphora),  243. 

Chaine  (Tesselle) ,   202. 

Chamaemo r u m  ( Uvelle) ,  21 . 

Chaos  Gleich.  22,  32,  36.  Göze,  36.  Link.  36,  72. 
aetherei  nimbi  1767.  IX.  36.  aquatile  Bltoenb.  36.  ^  bi- 
tuminosa  Bory  =  Lepmria? —  Febrium  exaeerbantium, 
IX.  36.  febrium  exanthematicarum ,  36.  Fermenti  putredi- 
nisque,  36.  F&ngorum  Linn.  1767.  522.  infusorium  Liwisr. 
1767.  36.  Schrk.  177.  intestinalis  cordiformis  Bloch, 
328,  330.  organicum  Oken,  36.  primordialis  Bory 
==  Palmella  botryoides?  Euglenay36.  Pro- 
teus Link.  127.  redivivum  Link.  1767.  =  Anguillula, 
526.  sanquinarius  Bory  =  Palmella.  —  spermaticum 
Lints.1767.  =  Spermatozoon.  —  Syphilidis,  36.  Ustilago 
Linn.  36,  522.  ■  :     _         ' 

Charon,  grosser  (Himmtophorus  tharon),  d76.  kleiner 
(Euplotes  Charon),  378.  _ 

Charon  (Euplotes),  378.    (Himmtophorus),  376. 

Chatte  (Notommate),  431. 

Chaussette  Jobl.  332.  # 

Chausson  Jobl.    vid.  Paramecium  Aurclia,  350. 

Chef  (Monade  a  ljueue) ,   34. 


535 


Chenille  aquntique  Jobl.  485.  doree  Jobl.  332.  doree, 
couro7inee  et  masquee  Jobl.  (109)  ist  eine  wahre  Schmet- 
terlings-Puppe gewesen.  —  (Spirostome) ,  332. 

Chetoglöne,   252.    Taf.  XXII.     Volvoce,   252. 

Chetomonade,  248.  Taf.  XXII.  etranglee,  249. 
Globule,  249: 

Chetonote,  389.  Taf.  XXXXIII.  Synon.  390.  court, 
390.     Goeland,  390.    grand,  3S9. 

Chetotyphle,  250.  Taf.  XXII.  «pre,  251.  rtrwice, 
251.     du  Pyromaque,  251,  252. 

Chilodon,  336.  Taf.  XXXVI.  «wrews,  338.  Cucullu- 
lus,  336.     omatus  ,  338.    uncinatus ,  337. 

Chilodon,  336.  Taf.  XXXVI.  Capuchon,  336.  crochxi, 
337.    dore,  338.    or«e,  338. 

Chilomonade,30.  Taf.  II.  Destructeur,  31.  Prisme, 
30.    ronlante,  30. 

Chilomonas ,  30.  Taf.  ll.  destrwens,  31.  Para- 
mccium  •,  30.     Volvox,   30. 

C  h  i  n  e  s  e  n  m  ii  t  z  e  (  Euplotes  turritus)  ,  380 . 

Chlamidodon,  376.  Taf.  XXXXII.   Mnemosyne,  377. 

Chlamidomonade ,   64.     Taf.  III. 

Chlamidomonas  ,  64.  Taf.  III.     PtfZut  scultts,  64. 

Chlorogone ,  113.    Taf.  VII.     euchlore,  114.    ' 

Chlorogonium,  101,  113.  Taf.  VII.  euchlorum , 
114. 

Cholerazeit  zeigt  keine  besondern  Infus,  im  Wasser, 
XVI. 

Chrysalide  (Paramece)  ,  352. 

Chrysalis  {Paramecium)  ,  352. 

Chylosphären    Czerm.  37. 

Chyln  skiig  eichen  sind  keine  Infusorien,  37. 

Cicade  (Oxytrique),  366. 

Ctitß  (Wimpern),  363. 

Cimex  (Euplotes),  380. 

Cistnla  (Cocconema) ,   224. 

Cithara,  324.     (Loa?ofc) ,  324. 

Citron-Snurreren,   dän.  Vorticella  citrina. 

Clavus  (Microcodon),  396. 

Cleopatrae  (B aciliar ia) ,  199. 

Clochette  ( Vorticelle)  ,272. 

Clostere,  90.  Taf.  V.  Corne,  94.  Cylindre,  95. 
de  Diane,  92.  Doigt,  94.  epais,  95.  gröle,  94. 
inegal,  98.  Lunule,  90.  margaritifere,  95. 
monilifere,  91.  Poincon,  93.  raye,  96.  rostre, 
97.    setace,  97.    Sotiie««,   93.    striole,  96. 

CLOSTERIEES,   87. 

CLOSTERINA,   87. 

Clo sterings  Polypes  Bak.  241,  278,  287,  289. 

Closterium,  90.  Taf.  V.  Synon.  98.  vergl.  132. 
acerosum,  93,  381.  acerosum  var.  Ehr.  91.  ßc?j- 
minatum  Corda,  90.  .4cws  Nitzsch,  112.  attenua- 
tum,  94.  Cornu,  94.  Cylindrus,  95.  Dianae, 
92,  94,  381.  Digitus,  94,  381.  inaequale,  98. 
lineatum,  96.    Lunula,  90,  381.    Lunula  var.  Ehr. 

91.  Kütz.  91.  Morr.  91,  93.  Nitzsch,  Kütz.  91. 
margaritaceum,  95.  moniliferum,  91.  multi- 
striatum  Ehr.  93.  rostrrttwwi,  97,  381,  ruficeps  Ehr. 

92.  setrtcewm,  97.  streotrttwm,  96.  tarne  Kütz. 
95.    Trabecula,  93,  381.    turgidum,  95. 

CZom  (Microcodon) ,  396. 

Clustering  Polypes  Bak.  397« 

Clypee  (Cocconeide) ,  195. 

Clypeus  ( Coccon'eis)  ,    195 . 

Clytia,  286.    Brachionus  cernuus. 

Coccochloris  stagnina  Sprgl.  293. 

Coccodea  viridis  124. 

Cocconeide,    193.    Taf.  XIV.  XXI.    Bouclier,    194. 

Clypee,  195.     de  Finlande,   194.     Gäteau,   194. 

onduleuse,  194.    Püw,  194. 
Coccon'eis,    194.     Taf.    XIV.  XXI.       Clypeus,    195. 

finnica,  194.     Pediculus ,  194.     Placentula,  194. 

Scutellum,   194,    undulata,  194. 
Cocconema,  223.  Taf.XIX.  Synon.  226,381.     Boechii, 

224.     Cistula,   224,  381.     cymbiforme,  225,  381. 

Fusidium,  226.  gibbum,  225,  381.    lanceolatum, 

224.     Utriculns  Ehr.  123. 
Coccorceme,  223.   Taf.  XIX.  Synon.  226.     &ossw,  225. 

de    Boeclt,  224.      Cnssette,   224.      Fuseau,   226. 

lanceole,   224.     Nacelle,  225. 
Coccudina  Chada  Bory  ,  366.     Cimex  Bory,  H.  et  E. 

380.    drtwsfl  Bory,  378.    keronina  Bory,  378. 
Coelogastrica  (Rotatoria) ,  386. 
Coeur  (Bowrsaire) ,  328. 
Coeur  manque  auoc  Infusoires,  384. 
Colace,  14.    Taf.  VIII.   et  LIV.    Stewtor,  115.    veV*- 

culeux,   115. 
Colacium,  114.  Taf.  VIII.  et  LIV.  stentorinum,  115. 

vesf  cwiosttm,   115. 
COLEPINA,  316. 
COLEPINES,   316. 
CoZe7?s,  317.    Taf.  XXXIII.  XXXV.  XXXVI.    rtmpfcrt- 

canthus,    318.      elongätus,    318.      hirtus,    317. 

iwcwrvws,  318.    viridis,  318. 
Coleps  (Holophrya),  315. 
Colpoda,  346.    Taf.  XXXIX.  Synon.  348.     Cucullio, 

348.   CuculUlus  Schrk.  337.     Cucullus,  347.  Schrk. 

352.     platyura  H.   et  E.   322.     Pynwi  H.   et   E.  308. 

i?e7i,  348.    Rostrum  Schrk.  324.    vermis  infusorius  vi- 

ridissimus  Link.  65. 
Colpoda  (Paramecium),  352. 
COLPODEA,  345. 
Colpopelta  viridis  Corda,  163. 
Colure,    475.     Taf.  LIX.      abaisse,  436.  :  er o diu, 

475.    «  doigts  longs,  476.    pointu,  476. 
Colu rella  adriatica  H.  et  E.  474.    uncinata  Bory,  475. 
Colurus,  476.   Taf.  LIX.     bicuspidatus ,  476.     c«w- 

datus;  476.     deflexus,  476.    uncinatus,  475. 
Cfo??trws(Mo?i?/m),  475. 

Comet-Spilleren,  dän.  =  TricJwda  Cometa,  308. 
Condylo stoma  afrum  H.  et  Ehr.   300,  314.    asiaticum 

H.  et  E.  308,  314.  cypraea  Bory,  314.  Lagenula  Bory, 

314.    limacina  Bory  ,   314.    Nasamonum  H.  et  E.  307, 

314.    ouafani  H.  et  E.  307,  314. 
Conferva,  Ursprung  des  Namens,  120.  armillaris  Müll. 

227.     biddulphiana  Smith  ,   199.     bipartita  Bory  ,  108. 

dissiliens  Dillw.  142.    diuergens  Roth,  285.     fasäata 


Dillw.  168.  ferax,^!.  ftoccidosa  Dillw.,  Hörn.  197. 
Roth.,  Smith,  Dillw.  199.  PVos  ar/w«e,  121.  /betfd« 
Dillw.  235.  globosa  Hall.  293.  /«Vt«  .Müll.  227. 
infexa  Roth,  168..  lineata  Dillw.  167.  moniliformis, 
Hörn.,  Müll.  168.  Mwcor  Roth,  227.  mueoroides, 
121.  multicapsularis  var.  Dillw.  232.  nurnmuloides 
Smith,  Dillw.  167,  168.  obliquata  Smith.,  209. 
ochracea  Roth,  Schum.,  Dillw.  169.  onc7m?cert  Agardh, 
168.  pectinalis  Müll.  198,  206.  pennatula  (flavescens?) 
Vahl.  212,  214.  rhomboidales  Bory  ,  199.  rividaris 
Ingenh.  108.  rutilans  Trentep.,  Jürg.  235*  stipitata 
Smith,  227.  wptm  Conferva  Dillen.  227. 

Conferve  inedite  Gir.  Chantr.  90. 

Confervenartige  Infusorien,  120,  139. 

Conferven,  keine  Infusorien ,  99. 

Conjugatae,  89,  99.    besonderer  Bau  derselben,  99. 

Conochile,  393.    Taf.  XXXXIII.     Fotooce,  393. 

Conochilus,  393.    Taf.  XXXXIII.     Fotuo^,  393. 

Conops  =  Anguillula  und  Mückenlarven. 

Uonvallaria  (  Vorticella)  ,    274. 

Convallaria  viridis  Bory ,  273. 

Convallarina  Convallaria  Bory,  270.  watas  Bory, 
273.  ' 

Copenhagener-Stelzengloc&chen  (Cotliurnia  hav 
niensis),  298. 

Copeus  (Notommata) ,  434. 

Copulation  der  Spindeithierchen ,  89. 

Coquille  Joblot  =  Mücken -Puppen. 

Co»'  Infusoriis  nulluni,  384. 

Cor  allin  a  omnium  minima  El  l  i  s  ,  278. 

Corbillon  d\m  oublieur  Jobl.  s.  Lamellina. 

Corculum  Linn.  =  Anguilkda. 

Corne  (dosiere),  94. 

Cornemuse  Jobl.  308,  347.  argentee  dasselbe  ohne 
Eier,  doree  dasselbe  mit  Eiern,   s.  351. 

Corne t   ä  bouquin  Jobl.  332. 

Cornu  (Closteiium) ,  94. 

Coronella  fimbriata  Goldf.  401. 

Coronula  (Micrasterias)  ,156. 

Corpicetti  a  baccello  Corti,  87,  92,  93. 

Cosmarium  bipes  Corda,  163.  Cucumis  Corda,  163. 
deltoides  Corda,  163.  lagenarium  Corda,  162.  Petto 
Corda,  162.  sinuosnm  Corda,  162.  stellinum  Corda, 
161.    truncatum  Corda,  161. 

Cotliurnia,  297.  Taf.  XXIV.  XXX.  Synon.  298.  /i«v- 
wiewsts,  298.  imberbis,  29f.  maritima ,  .298. 
mystacina  Ehr.  241. 

Cothumie,  297.  Taf.  XXIV.  XXX.  Synon.  298.  de 
Copenhague,  298.  maritime ,  298.  s««s  barbe. 
297. 

Couronne  (Micrasterie)  ,156. 

Craspedarium  1  —  2.  Hill,  274.   seeundum  Hill,  267. 

Craterina  Bory,  43.  margarina  Bory,  317.  stentorea 
Bory,  322.    w'n'des  Bory,  41,  42. 

Creature,  smal  oval  ivitli  Utile  feet  Leeüw.  v.Stylony- 
chia  pustulata,   371. 

Cr  e'p w s  c w  t.'e  (itf onade)  ,  6. 

Crepusculum  (Monas) ,   6. 

Crevettes  Jobl.  sind  Mückenlarven. 

Cristatella  vagans  (Türp.)  148. 

Croix  (Navicule ) ,  184.    de  Malte  (Euastre)  ,  161 . 

Crucigenia,  159,  243. 

Crumena,  465. 

Crusto'de  Bory,   253. 

CVwa?  (Navicula),  184. 

Crux  melitensis  (Euastrum) ,   161 . 

Cryptoglena,  46.  Taf!  II.  «^'s  Ehr.  47.  caeru- 
lescens,  47.     conica,  46.    pigra,  46,  47. 

Cryptoglene,  46.  Taf.  II.  bleuet  tre,  47.  pares- 
seuse,  47.     Toupie,  46. 

CRYPTOMONADINA,  38. 

Cryptomonas,  40.  Taf.  II.  Synon.  43.  cur v ata,  40. 
cylindrica ,  42.  eVos«,  41.  fusca,  42.  glauca, 
42.     lenticularis,  43.     ovata,  41. 

Cry stalle  als  Infusorien  beschrieben,  159,  381.  im 
Körper  der  Infusorien,  350,  351. 

CRYSTALLFISCHCHEN  (HYDATINAEA) ,  410.  Ge- 
schichtliche Erläuterung  der  Familie,  Organisationsgehalt, 
410.  (vergl.  bes.  Hydaiina  senta,  413  ff.)  üebersicht  der 
hierher  gehörigen  Gattungen,  411. 

Crystallfischchen  (Hydatina) ,  412.  Taf.  XXXXVII. 
Synon.  418.     grosses,  413.    kleines,  417. 

Crystallia  pulvinata  Sommerf.  216. 

Ctenodon,.  Subgenus  Notommatae ,  432. 

Cuckows  JB<7<;  ft&g  animalculä,  349. 

Cucullio  ( Colpoda)  ,   347. 

Cucullulus  (CJnlodon),  336. 

Cucullus  (Chüodon),  336.     (Colpoda),  347. 

Cucurbite  doree,  Jobl.  347. 

Cuculus  Lamarck,  s.  Colpoda  Cucullus. 

Cyclide,  245.  Taf.  XXII.  Synon.  247.  Glaucome, 
245.    Ijentille,2±S.   Perle,  246.    pt«t,  246.     * 

CYCLIDINA,  244. 

CYCLIDINES,  244. 

Cyclidium,  245.  Taf.  XXII.  Synon.  247.  aduneum 
Los,  337.  albicans  Los.  337.  J5wt?«  Müll.  335.  &wt- 
Zrtttwn  Los.  337.  cumllatum  Los.  337.  Glaucoma , 
245.  inane  Hempr.  et  Ehr.  18.  lentiforme,  246. 
margaritacenm,  246.  Milium  Müll  353.  Pedicu- 
lus Mvll.  266.  Pediculus  Olf.  368.  planum,  246. 
radians  Herm.  372.  saliens  Los.  335.  seewndum  Hill, 
245,335,336. 

Cycloglena,  453.  Taf.  LVI.  elegans,  454.  Lupus, 
454. 

Cycloglene,  453.  Taf.  LVI.  elegante,  454.  Loup, 
454. 

Cyclops,  Auge,  491.  Lupula  Vauch.  429.  quadri- 
cornis,  115,  121,  297,  491,,  465;  Taf. XXX.  Fig.  VII. 
Taf.  VIII.   Fig.  I.  II, 

Cyclope  Jobl.  =  Puppe  einer  Mücke. 

Cyclotella  operculata  Kütz.  165. 

Cygne  (Trachelocerqae) ,  342. 

Cylindermonade  (Monas  cylindrica),  15. 

Cyltnder-Spindelthierchen  ( Closteriuni  Cylindriis);, 


Cylindrns  (Closterium)  ,  95. 

Cymbella  appendiculata  Agardh,  231,  381.  cymbiformis 
Agardh,  224,  381.  fwtü»  Agardh,  177,  381.  www 
Agardh,  177.  operculata  Agardh,  165,  381.  p/iöm- 
centeron  Agardh,  175.  Scalprum  Agardh,  181.  si/7- 
moidea  Agardh,   182.     ventricosa  Agardh,  225 ,  381. 

Cyphide,  135.    Taf.  IX.     dore,  135. 

Cyphidium,  135.   Taf.  IX.     aureolnm,  135. 

Cyphonaute,  395.  Taf.  XXXXIV.     compimc,  395. 

Cyphonautes ,  395.  Taf.  XXXXIV.  cbmpres^s, 
395. 

Cyprinus  Gobio  mit  Saprolegnia  besetzt,  37. 

Cypris  deteeta  für  Fbtwa?  Globator  gehalten,  121,  524. 

Cypris-Sp.illeren,  dän.  =  TncÄ.  Cypm  Müll. 

Cystophthalmus,  435,  491. 

Dämmerungsmonade  ( Monas  Crepusculum)  ,  6. 

Damm  er  de  von  Infusorien,  244. 

Daphnia,  Auge,  491. 

Darmkanal,  Formen  desselben  bei  den  polygastrischen 
Infusorien,  361.  Arten,  bei  denen  er  am  besten  zu 
beobachten,  362.  bei  den  Räderthieren,  519.  Beobach- 
tet ist  er  bei  den  Gattungen:  Augenkreisel,  391.^ 
Angenschüppchen,  480.  Blumenrädchen ,  408.  Börsen-' 
thierchen,  326.  Brillenratte,  448.  Buckelfischchen,  395. 
Busenthierchen ,  346.  Crystallfischchen,  410,  413. 
Diademthierchen ,  478.  Doppelstern,  449.  Dreiauge, 
451.  Dreibart,  446.  Dreizack,  496.  Eiträger,  503. 
Fadenschwanz,  422.  Flügelrädchen,  517.  Gabelfisch- 
chen,  420.  Gabelzange,  497.  Glockenthierchen ,  270. 
Griffelfuss,  474.  Kreisauge,  454.  Kronenrädchen,  400. 
Lippenthierchen,  324.  Mantelfischchen ,  461.  Nacken- 
auge, 424.  Nackenrädchen,  498.  Organenfischchen, 
412.  Panzer-Glockenthierchen ,  292.  Peitschenschwanz, 
460.  Pfriemen  zahn ,  418.  Pokalthierchen ,  472.  Reihen- 
auge, 451.  Rüsselrädchen,  485.  Salpenfischchen ,  469. 
SchirmglÖckchen,  287.  Schönrädchen,  482.  Schwanen- 
thierchen,  341.  Seitenschnabel,  336.  Springer,  439. 
Stachelfuss ,  459.  Stielauge,  453.  Stirnauge,  477. 
Stutzrädchen,  504.  Trompetenthierchen ,  262.  Viel- 
auge, 455.  Vierblatt,  405.  Waifenthierchen ,  370. 
Walzenthierchen,  299.  Wappenthierchen ,  510.  Wimper- 
fischchen,  387,  388.  Wimperthierchen ,  311.  Zahnwalze, 
315.    Zangenfuss,  475.    Zweiauge,   442. 

Darm-BÖ rsenthierchen  (Bursaria  intestinalis),   327. 

Darm-Infusorien  der  Fliegen,  36,  521.  der  Frösche, 
331.  der  Hühner,  331,  521.  des  Menschen,  36,  331.  der 
Regenwürmer,  331,  522.     der  Tauben,  36,  521. 

Darmmonade  (J?odo  intestinalis) ,  34. 

Darmrädert  liiere  (Coelogastrica),  386. 

Dauer- Eier,  415,  508,  511,  512. 

Deckelpolyp   Rösel,  286,  287. 

Dehinia  foreipata  Morr.  444.  vermicularis  Morr.  443, 
446.    geminata  Bory,  216. 

Dendrella  Lyngbyi  Bory,  216.  Mülleri  Bory,  279, 
286,  289,  290.  olivacea  Bory,  219.  styllarioides 
Bory,  216. 

Demokratische  Regierungsform  der  Infusorien,  293. 

Dendrosoma  radians,    316. 

Denticella ,  210. 

Desmide,  140.  Taf.  X.  Synon.  142.  apre,  142.  e'/u- 
neux ,  142.  fendu,  141.  hexaeeros,  141.  orbi- 
cnlaire,  141.     de  Stuart z,    140. 

Desmide  (O donteile)  ,  153. 

Desmidiacea  (Sectio  prima  Bacillariorum) ,   140. 

Desmiditim,  140.  Taf.  X.  Synon.  142.  acute atum, 
142,  381.  apicnlosum,  142.  bifidnm,  141.  cylin- 
dricum  Grev.  142.  didymum  Ehr.  141.  hexaeeros, 
141.  orbiculare,  141.  Swartzii ,  140.  tenax 
Ag.   142. 

Desmidinm  (Odontella) ,  153. 

Desmogomphia  (Rotatoria)  ,    386. 

Diadema  (Eunotia),  192. 

Diademthierchen  (Stephanops) ,  478.  Taf.  LIX.  dorn- 
loses, 479.  dreispitziges,  478.  zweispitzi- 
ges, 479. 

Diamant  lagert  mit  Eisenocker  und  Steinmark  (ob  also 
nicht  in  Verbindung  mit  Infusorien?)  171. 

Diamant-Linsen  für  zusammengesetzte  Mikroskope  die 
Aufgabe  unserer  Zeit. 

Dianenthierchen  ,   92. 

Dianenthierchen  (Closterium  Dianae) ,  94. 

Diatoma,  200,  243,  381.  arcuatum  Hörn.,  Lyngb. 
202.  biddulphianum  Agardh,  154.  crystallinum  Agardh, 
222.  danica  Bory,  197.  elongatum  Agardh,  Kütz. 
198,381.  fasciculata  Agardh,  212.  fasciculatum  Agardh, 
212.  fenestratum  Corda,  199.  Kütz..  197.  fiahellatum 
Jürg.  ,  221.  flocculosum  Agardh  ,  197.  Agardh  , 
Lyngb.,  Dec  ,  Kütz.  199,  381.    Decand.,  Agardh, 

197.  Liber  Suhr.  209.  Lyngbyi  Agardh,  197.  Navicula 
Corda,  205.  obliquatum  Lyngb.,  Agardh,  209.  pa- 
rasiticum  Agardh,  211.  pectinalis  Agardh,  206.,  re- 
gidum,  230.  Decand.  227.  scalaris  Gratel.  211. 
striatulum  Agardh,  202.    sulphurascens  Agardh,  Kütz. 

198.  Swarzii  Ag.  ,  Lyng.  ,  Turp.  140.  tabidatum 
Agardh,  212.  tenue  Grev.  197.  tenue  a.  ß.  Kütz. 
197.  Lyngb.  198,  381.  tenue  Agardh,  198.  tc^we  /?. 
marinum  Lyngb.  197.  tenue  y.  euneatum  Kütz.  198. 
tenue  y.  elongatum  Lyngb.  198.  unipunetatum  Agardh, 
230.  variegatum  Agardh,  222.  vexillum  Jürg.  227. 
vulgare  Kütz.  197,  381.    vulgaris  Bory,  197. 

DIATOMEA,   137. 

Dicke  (der)  Pleurotrocha  gibba),  418. 

Dickdarm,  unterschieden  bei  den  Gattungen:  Falten- 
schwanz, 387.  Futteralrädchen ,  399.  Hufeisen  thierchen, 
403.    Kronenrädchen,  400.    Kugelüschchen ,  393. 

Dick  hals  (Notommata  collaris) ,  428. 

Diceratella  Larus  Bory,  390.     ovata  Bory,  317. 

Dicranophorus  catellinus  Nitzsch,  444.  foreipatus 
Nitzsch,  443.  Lupus  Nitzsch,  454.  vermicularis 
Nitzsch,  443. 

Dictyocha,  165. 

Dicyclia,  Subgenus  Micrasteriae,    157. 

Difflugia,  130.  Taf.  IX.  Synon.  132.  acuminata, 
131.    Annelide  Richard,  131.    Enchelys,  132.    ob- 


536 


longa,   131.      Planorbis   Ehr.    132.     proteiformis, 
131.     Psychodinire  Bory,   131. 
Diffluqie,    130.     Taf.  IX.    Synon.  132.       rtttfwc,  131. 
Enchelide,  132.       oblongue,  131.    proteiforme, 

131. 

-Digitale  (Epistylide) ,  283. 

Digitalina  anastatica,   281.     Roeselu  Bory  ,  283.     sim- 

?;?(?#  Bory,  283. 
Digitalis  ( Epistylis)  ,  283. 
Digitus  ( Closterium ) ,  94. 
Diglena,  441.    Taf.  LIV.  LV.    Synon.   446.    aurita, 

444.  capitata,    445.     catellina,    444.     candata, 

445.  co?i?tr«,    445.     forcipatay    443.     grandis, 

443.  lacustris,  442. 

Diglene,  441.  Taf.  UV.  LV.  Synon.  446.  anriculee, 

444.  catelline,  444.  coniquc.  445.  grande,  443. 
Grosse-tetc,  445.  Longue- queue,  445.  des 
marais,    442.     Porte-pince,  443. 

Dillwynii  (Naunema),  235. 

Dinob'rye,  124.     Taf.   VIII.     socire^e,  12a.     SeHw- 

laire ,  124. 
DINOBRYINA,  122. 
DINOBRYINES,   122. 
Dinobryon,  124.  Taf.  VIII.   Sertularia,  124.   socirt- 

Dinocharide,   471.    Taf.  LIV.     Synon.  473.     Gobelet, 

472.  pauvre,  473.    quaternaire,  473. 
Dinocharis,  471.    Taf.  LIX.   Synon.  473.    paupera, 

473.  Pocillnm,  472.    tcfractis,  473. 
Diodon  ( Eunotia ) ,    192. 
Diplotricha?  42. 
Discocephale,  375.    Taf.  XXXXII. 
Discocephalus,    375.     Taf.    XXXXII.      rotntoriws, 

375. 

Disoma,  302.    Taf.  XXXI.    vaciU«?i$,  302. 

ZHsome,  302.   Taf.  XXXI.    branlant,  302. 

Distemma,  449.  Taf.  LVI.  F<?7ts  Ehr.  434.  forcipa- 
tnm,  450.  Forficula,  449.  setig  er  um,  450.  ma- 
rinnm,    450. 

Dtstemme,  449.  Taf.  LVI.  JZt'ne,  450.  Forficule, 
449.     hyalin,  450.     marin,  450. 

Distigma,  116.  Taf.  VIII.  Synon.  118.  Planaria, 
118.     Proteus,  117.     tewaa?,   116.    viride,  117. 

Distigme,  118.  Taf.  VIII.  Synon.  118.  Planaire,  118. 
Protee,  117.    tcwace,  116.    verte,   117. 

Diurella  lunuUna  Bory,  445.    Podura  H.  et  E.  388. 

Doguin  Jobl.  430. 

#oi</t  (Clostere),    94.  r 

I)  o  p  p  e  1  g  1 Ö  c  k  c  h  e  n  (Zoothamnium)  ,  288 .  Taf.  XXIX . 
Svnon.  290.  baumartiges,  289.  habessinisches, 
289. 

Doppelgriff  (Euastrum  ornatum),   162. 

Doppeln  als  thierchen  (Amphileptus)  ,  354.  Taf. 
XXXVII.  XXXVIII.  Synon.  357.  Bindenthierchen, 
356.  geflecktes  ,  357.  gefranztes,  357.  grüne 
Schwanengans,  356.  Kettengans,  356.  lang- 
halsiges,  357.  Perlen-Schwan,  355.  weisses, 
355. 

D  o  p  p  e  1  k  a  m  m  (Salpina  bicarinnta)  ,   471 . 

Doppelklette  (XftnfAirfwm) ,  146.  Taf.  X.  Synon.  149. 
ästige,  148.  gabiige,  148.  ge  b  üschelte,  147. 
haarige,  147.  stachlige,  147.  unregelmässi- 
ge, 149. 

Doppelknospenbildung   (Zygose)    bei  den   Spindel- 

tiiiprrnf*n      Mo 

Doppel  leib    (Disoma),    302.    Taf.   XXXI.      schwan- 
kender, 302. 
Doppelleibige  Thierformen,  302.    vergl.  316. 

Doppel mantel  (Synciypta),  59.  Taf.  III.  wälzen- 
der, 60. 

D  o  p  p  e  1  o  h  r  (Notommata  aurita) ,   430. 

Doppelpunkt  (Distigma),  116.  Taf.  VIII.  Synon.  118. 
egelartiger,  118.  farbloser,  117.  grüner,  117. 
zäher,  116. 

D  o  p  p  e  l  r  ä  d  e  r  t  h  i  e  r  e   (Zygotrocha)  ,  384. 

Doppelseelen -Reich,  nach  Bory,  109. 

Doppelstern  (Distemma) ,  449.  Taf.  LVI.  borsten- 
füssiger,  450.  farbloser,  450.  See-,  450.  Zan- 
gen füssiger,  449. 

Doppeizahnige  Räderthiere,   386. 

Dosenkette  (Gallionella) ,  166.  Taf.  X.  XXI.  Synon. 
171.  gestreifte,  167.  getrennte,  170.  goldene, 
168.  kuglige,  167.  perlschnurähniiche,  168. 
querstreifige,  170.  rostfarbene,  169.  ver- 
änderliche,  167. 

Doublet  (Monade  h  queue) ,  33. 

Duxococctis,  28.  Taf.  II.  Globulus ,  29.  inaequa- 
lis,  29.    Pulvisculus,  29.    ruber,  29. 

Doxocoque,  28.  Taf.  IL  globule,  29.  inegal,  29. 
rotige  ,  29.    verf,  29. 

Drei  äuge  (Eosphora) ,  451.  Taf.  LVI.  Synon.  452. 
langfingriges,  452.  Morgenroth-Fischchen, 
451.     schlankes ,  452. 

Dreibart  (Triarthra) ,  446.  Taf.  LV.  kurzbärtiger, 
447.    langbärtiger,   447. 

D  r  e  i  f  u  s  s  (Notommata  Tripns) ,  434. 

Dreigabel  (Diglena  lacustris) ,  442. 

Dreizack  ( Äctinurus) ,  496.    Taf.  LXL    langer,  496. 

Drövel- Spilleren,  dän.  =  Trichoda  Uvula. 

ßud,  O5O  arab.  Name  für  Mückenlarven  u .  Essigälchen,VII. 

Dünnfuss  (Pleurotrocha  leptura) ,  419. 

Dütchen,  402. 

Dütenthierchen  Schr  a:n  k  (Limnias)  ,  402. 

Dutelsäcke,   s.  Colpoda  Cucullns,  347. 

Du7ighill-ivater-animalcnla,  336. 

Duun-  Spill  er  en,  dän.  =  Trichoda  Pulex. 

Ear-wig  like  animal,  443. 

Ecaille  (Anuree) ,   504. 

Ecclissa,  276,  290.  Arenarinm  Schrk.  274.  crateriformis 

Schrk.  274.  Fetts  Schrk.  445.   Ok.  428.  #(?mdto  Schrk. 

274.  Hermanni  Schrk.,  Ok.428.     lacinulata  Schrk. 428. 

nasuta  Schrk.  274,  nigra  Schrk.  264.  sacailus  Schrk. 


274.  scyphina  Schrk.  274.  truncateüa  Schrk.  274. 
viridis  Schrk.  263. 

Echelle  (Fragilaire),  205. 

Echinella,  164,  219.  abbreviata,  222.  acuta  Bory, 
173.  capitata,  221.  circularis  Grev.  207.  crenulata 
Corda,  222.  eunenta  Lyngb.,  Bory,  214.  fasciculata 
Lv:ngb.,  Grev.  212.  fasciculata,  et  ß.  truncata  Grev. 
211.  flabellata,  220.  fnlgens,  222.  geminata 
Lyngb.  216.  obtusa  Jürg.  190.  Lysgb.  211.  olivacea 
Lykgb.  219.  olivacea  ß.  dilutior  Lyngb.  224.  para7 
doxa,  221.  radiosa  Lyngb.  162,  163.  N.  ab  Es.  294. 
ricciiieformis  Agardh.  162,  163.  splendida,  221. 
slipitata  Lyngb.  227.  striata  Türp.  214.  strieta  Bory, 
214.  ventilntoria  Bory,  214.  ventilatoria  Desmaz. 
207 ,  208.    versatilis  Agardh.  293. 

Echinelle,  219.  brillante,  222.  en  chapitean,  221. 
en  evantail,  220.  paradoxale ,  221.  &  pit'ti 
court,  222.     splendide,   221. 

Echinellea,  Sectio  tertia  Bacillariorum,  208. 

Echinellen   Lykgb.   87. 

Eckengurke  Corda,  94. 

Eckethierchen  Schrank  =  Gonium. 

Edelopal,    171. 

Egel  ähnliche  Thierchen  Gleich.   322. 

Egelschneckenartiges  Schleuderthier  Schrk.  s. 
Uroleptns  Filum,  359. 

Egem-Spilleren,   dän.  =   Trichoda  Silurus. 

Eibildung  der  Magen  thierchen ,  Uebersicht,  382.  der 
Räderthiere,  414. 

E  i  e  n  t  w  i  c  k  l  u  n  g  der  Hydatina  senta ,  414.  Dauer  der- 
selben, 415.    des  Brach.  Pala,   511. 

Eier  und  Eierstock  sind  beobachtet  bei  den  Gattungen : 
Aenderling,  101.  Augenkranzthierchen,  257.  Augen- 
kreisel,  391.  Augenkugel,  63.  Augenschüppchen,  480. 
Augenthierchen,  105.  Beerenkugel,  53.  Blumenräd- 
chen, 405.  Bbrsenthierchen ,  326.  Borstenauge,  2o2. 
Borstenkopf,  437.  Borstenmonade,  249.  Brautmonade, 
27.  Brillenratte,  448.  Biuchstäbchen,  203.  Buckel- 
tischchen, 395.  Büchsentliierchen ,  317.  Bürsteniisch- 
chen,  389.  Busenthierchen ,  345,  346.  Crystallüschchen, 
410,  413.  Diademthierchen,  478.  Doppelhalsthierchen, 
355.  Doppelklette,  146.  Doppelmantel,  59.  Doppel- 
punkt, 116.  Doppelstern,  449.  Dosenkette,  166. 
Dreiauge,  451.  Dreibart,  446.  Dreizack,  496.  Eiträ- 
ger,  503.  Ellenthierchen ,  210.  Fadenschwanz,  422. 
Fächerstäbchen,  207.  Fahnen  thierchen,  227.  Falten- 
schwanz,  387.  Flaschenmonade,  45.  Flohfreund,  115. 
Flügelrädchen ,  517.  Futteralrädchen,  399.  Gabelüsch- 
chen,  420.  Gabelzange,  497.  Gallertschiffchen ,  231. 
Gedenktiiierchen  ,  377.  Glockenbäumchen  ,  278.  Glo- 
ckeniischchen,  396.  Glockenthierchen ,  260,  270.  Grif- 
felüschchen,  440.  Griifelfuss,  474.  Griifelthierchen , 
369.  Gyges-Ring,  51.  Halsthierchen ,  319,  320. 
Hechelthierchen ,  3(54.  Hermenthierchen ,  123.  Höcker- 
thierchen,  135.'  Hufeisenthierchen ,  403.  Hüllen  thier- 
chen, 64.  Hülsenüschchen,  392.  Isthmenthierchen, 
209.  Kapselthierchen ,  133.  Keilbäumchen ,  216.  Keil- 
sch'üppchen,  214.  Kettenstäbchen,  140.  Klettenthier- 
chen,  251.  Klöppelglöckchen,  294.  Krallenthierchen, 
368.  Kranzthierchen,  250,  253.  Kreisauge,  454.  gelbe 
Kreiselm onade,  17.  Kreiselthierchen,  268.  Kreuzstern- 
chen, 142.  Kronenrädchen,  401.  büchsenförmige 
Kugeidose,  165.  Kugeliischchen,  393.  Kugelkette,  144. 
Kugeistern ,  145.  Kugelthiere ,  68.  Längethierchen, 
350.  Lippenthierchen ,  324.  Manteliischchen ,  461. 
Mantelglöckchen ,  295.  Monadinen,  1.  Muffthierchen, 
247.  Nachenthierchen,  378.  Nackenauge,  424.  Nacken- 
rädchen, 499.  Nixenthierchen,  113.  Organenfischchen, 
412.  Panzeraugen,  46.  Panzermonaden ,  40.  Piiie- 
menzahn,  418.  Peitschenschwanz,  460.  Perlenthierchen, 
335.  Plattenkette,  201.  Pokalthierchen ,  472.  Pracht- 
schiffchen,  190.  grosse  Punktmonade,  10.  der  ocker- 
gelben Punktmonade,  11.  der  blassrothen,  IL  der 
weinrothen,  11.  Reusenthierchen,  339.  Ringschinchen, 
233.  Röhrenbäumchen,  240.  Röhrenschift'chen ,  234. 
Röhrenkorn,  237.  Ruderthierchen ,  66.  Rüsselmonaden, 
47.  Rüsselrädchen ,  485.  fcäulenglöckchen ,  280.  Sal- 
peniischchen ,  469.  Schiffchen,  175.  Schildschiffchen, 
194.  Schildthierchen ,  343.  Schirmglöckchen ,  287. 
Schleppthierchen ,  358.  Schlussmonade,  8.  SchÖnräd- 
chen,  482.  Schuppeniischchen ,  457.  Schwanenthier- 
chen,  341.  Seitenschnabel,  336.  Sonnenschirmthierchen, 
394,  396.  Sonnenthierchen ,  303.  Spindelthierchen,  89. 
Springer,  439.  Stachelfuss,  459.  Stelzenglöckchen,  297. 
Stelzkorn,  223.  Sterns<#eibe ,  161.  Stielauge,  453. 
Stirnauge,  477.  Strahlenauge,  61.  Strahlenbäumchen, 
241.  Strahlenkugel,  60.  des  Stumpfauges,  103. 
Stutzrädchen,  504.  haarige,  des  Stutzrädchens,  504. 
Tafelthierchen,  55.  Thränenthierchen ,  310.  Trauben- 
monaden, 19.  Trompetenthierchen,  262.  Tropfen- 
monade, 9.  Urnenthierchen ,  266.  Vielauge,  455.  Vier- 
.blatt,  405.  Vierlinge,.  150.  Waffen  thierchen ,  370. 
Walzenthierchen,  299,  300.  Wappenthierchen ,  510. 
Hängenbleiben  derselben,  504.  Wasserdreher,  483. 
Wechselthierchen,  126.  grüne  Wedelmonade,  28.  Wim- 
perauge, 360.  Wimperiischchen ,  387,  388.  Wimper- 
thierchen,  311.  Wollthierchen ,  314.  Zahnwalze,  315. 
Zangenfuss,  475.  Zapfenkette,  153.  Zapfenthierchen,  333. 
Zellensternchen,  155.  Zickzackfähnchen,  230.  Zickzack- 
thierchen,  190.    Zweiauge,  442. 

Eierlegen  der  Infusorien,  s.  Kolpoda,  Navicula,  Micra- 
sterias,  139,  346,  348,  382.  scheint  für  einige  tödtlich, 
139.  ist  oft  mit  Verlust  von  Körpersubstanz  verbunden, 
262,  264,  319,  329.  Act  des  Eierlegens,  oft  beobachtet 
bei  Magenthieren,  Taf.  XXXIX.  Fig.  V.  11.  s.  Zer- 
iiiessen,  bei  Räderthieren,  415  (Taf.  XXXXVII.  2.  Fig. 
4.),  496.    s.  Gebären. 

Eierstock  der  Magenthierchen  netzförmig,  345,  351* 
der  Räderthiere  bandartig ,  oft  geknäueit,  385. 

Eikeime  im  Eierstock  der  Räderthiere,  414. 

Eimonaden,  12.  gleitende  (Monas  gliscens),  13. 
kleine  (Monas  ovalis),  14.  längliche  (Monas  Enche- 
lys),  12.  punktförmige  (Monas  Punctum) ,  14. 
wasser helle  (Monas  hyalina),  13. 

Eingeweidewürmer  bei  Wappenthierchen,  510. 


Einimpfen  der  Waizen  -  Aeichen  ,  494. 
E  i  n  r  ä  d  e  r  t  h  i  e  r  e  ( Holotrocha)  ,   384. 

Kinsch achtel  11  ng-s-Theorie,  gegründet  auf  Volvox 
Globator,  69.  Widerlegung  der  Richtigkeit  der  Beobach- 
tung, 70.     gegründet  auf  Spermatozoon,  466. 

Einzahnige  Räderthiere,   386. 

Eisengehalt  der  Gallionellen,  243,  244. 

E  i  s  e  n  t  h  i  e  r  c h  e  n  ;  rostfarbene  Dosenkette,  169, 170,  244. 

Eisenocker  aus  Thierchen,  zum  Anstreichen  der  Häu- 
ser dienlich,  170.  # 

Eisen  Silicat,  als  Panzer  des  Eisenthierchens,  166. 

Eis,   Infusorien  unterm  Eise,  526.    im  Eise,  526. 

Eiter-Infusorien,  36,  331,  522.  im  Lungeneiter, 
522.     (sämmtlich  zweifelhaft.) 

Eiträger  (Noteus),  502.  Taf.  LXII.  vierhörniger , 
503. 

Electricität,  Verhalten  der  Tnfus.  gegen  — ,  529.  der 
Infusorien  selbst  und  ihre  Lichtentwickelung,  2o8,  439 
529.    s.  Meeresleuchten. 

Elegant  Jobl.  332. 

Ellenthierchen  (Synedra),  210.  Taf.  XVII.  XXI. 
Synon.  213.  breitköpfiges ,  211.  büschelarti- 
ges, 212.  doppelkrummes,  213.  Gallion  s, 
212.    gewöhnliches,   211.    sichelförmiges,  212. 

Emmcts-Egg  =  Colpoda  Cucullus,    347. 

E  m  p  f  i  n  d  u  n  g  s  -  O  r  g  a  n  e  der  Räderthiere ,  385.  der 
Monadinen,  5. 

Enantiotreta  (Abtheil,  der  Magenthiere) ,  #-#«-. 

Etcentrum,  450. 

ENCHELIA,  298. 

Enchelide,  299.  Taf.  XXXI.  Synon.  301.  Bondin, 
300.  Moustache,  301.  nebuleuse ,  301.  Poupee, 
300. 

Enchelide  (Bactere),  76.  (Difflugie) ,  132.  (Monade), 
12.     (Pantotrique) ,  248. 

ENCHELIENS,  298. 

Enchelis  Farcimen  Müll.,  Schrk.  300,  322.  dilatata 
Bory,  312.  Pupa  Müll.,  Bory,  300.  piriformis  Bory, 
308,312.  Raphanella  Bory,  355.  Scytale  Schrk.  2.  Hill. 
81.     Spathula  Müll.  312.    tertia  Hill.  108. 

Enchelys,  299.  Taf.  XXXI.  Synon.  301.  Herrm.  175, 
176.  amoena  Bory,  108.  Bacillus  Ok.  81.  cnudata 
Müll.  ,  Schrk.  359.  comtrieta  Müll*.  13.  deses  Müll. 
16.  Müll.,  Schrk.,  Bory,  107.  Farcimen,  300. 
Fritülus  Müll.  274.  infus c ata,  301.  intermedia 
Müll.  13.  nebulosa,  301.  Podura  Nitzsch,  388. 
punetifera  Müll.,  Schrk.  26.  Pupa,  300.  Puluisculus 
Kütz.  108.  puloisculus  Müll.  .10.  sanguinea  Nees  et 
Goldf.  106.  viridis  Müll.  41,  42.  Schrk.,  Nitzsch, 
108. 

Enchelys  (Bacterium)  ,  76.  (Difflugia) ,  132.  (Monas), 
12.     (Pantotriclmm) ,  248. 

Encyonem a  paradoxum  Kütz.  237 ,  3S1 . 

Endesma,  450. 

Enfans  en  maillots  Jobl.  sind  wohl  Frühlingsfliegen- 
Larven  (Phryganea)  des  Flusswassers  gewesen. 

Entdeckung  der  Infusorien,    VII. 

Enterodela,    ##,  *-*##. 

Enteroplea,  411.  Taf.  XXXXVII.  Hydatina,  412. 
lacustris  H.  et  E.  412,  442. 

Enteroplea  ( Rata toria ) ,   385. 

Enteroplee,  411.    Taf.  XXXXVII.     Ilydatine,  412. 

Entia  perianthio  infundihnliformi  similia  Terech.  274. 

Entophy tische  Infusorien,   s.  Infusorien  in  Pflanzen. 

Entozoische  Infusorien,   s.  Infusorien  in  Thieren. 

Entozoon  (Bursaria),   326. 

Entozoum,  wrahres,   in  einer  Vancherie,  Wimm.  429. 

Entstellung  der  Infusorien  aus  Urstolfen  ist  unerwiesen, 
525.     aus  Gährung  ist  unrichtig,  525.     s.  Erzeugung. 

Entwicklung,  individuelle,  der  Räderthiere:  der  Uyda- 
t'ina  senta,  414.  der  Salpina  mucronata,  469.  der 
Melicerta  ringens,  405.  des  Brachionus  Pala,  511.  des 
Sonnenschirmthierchens,  398.  des  Hufeisenthierchens, 
403.  der  Thiere  aus  Pflanzen,  37.  der  Magenthiere, 
278,  347. 

Eosphora,  451.  Taf.  LVI.  Synon.  452.  aurita  Werk. 
444.     digitata,  452.     elongata,  452.    Najas,  451. 

Eosphore,  451.  Taf.  LVI.  Synon.  452.  allongee,  452. 
digitee,  452.     Najade,  451. 

Ephemeren-Larven,  291, 519.  s.  Sauterelle  aqualique. 

Epiphanes  clavtilata  Ehr.  433. 

Epiphy  tische  Infusorien,  s.  Infus,  aufpflanzen. 

Epipyxide,  123.  Taf.  VIII.     Outre,  123. 

Epipyxis,  123.    Taf.  VIII.     Vtriculus,  123. 

Epistylide,  279.  Taf.  XXVII.  XXVIII.  L.  Synon.  286. 
arabique ,  285.  blanche,  2S3.  Botrytidc,  2S4. 
Casqne,  280.  Digitale,  283.  flcchissante,  284. 
grantle,  282.  jaundtre,  282.  Parasit  e ,  285. 
pliante  ,  281.  Rose  de  Jericho^  281.  vegetante, 
285 

Epistylis,  279.  Taf.  XXVII.  XXVIII.  L.  Synon.  286. 
Anastatica ,  281.  arabica,  285.  Botrytis, 
284.  Digitalis,  283.  flavicans,  282.  Galea, 
280.  grandis,  282.  leueoa,  283.  nutans,  284. 
purasitica,  285.  plicatilis,  281.  vegetans, 285. 

Epitricha  (Abtheilung  der  Magenthierchen),    ##. 

Epizoische  Infusorien,  s.  Infus,  auf  Thieren. 

Erbrechen  der  Infusorien,  337,  425.  aller  Darmlosen, 
1,  2. 

Ercmit-Spilleren,  dän.  294. 

Erkenntnissvermögen  bei  Infusorien,  416, 

Ernährung  ohne  Organe  behauptet,  VI.  519. 

Ernährungsorgane,  übersichtliche  Entwicklung  der 
Kenntniss  von  denselben,  361,  519.  der  Bacillarien, 
175,  181,  242,  520.  der  Monadinen,  1.  der  Monaden- 
gattung, 4.  Vergl.  die  Artikel:  After,  Darm,  Ma- 
gen, Mund,  Schlund,  Schlundkopf  u.  s.  w. 

Erschrecken  der  Infusorien,  2,  290,  409,  s.  Zucken. 

Erstarrung  der  Infusorien,  492,527. 

Erythrinella  annularis  Türp.  148,  447. 

Erzeugung  der  Infusorien  ausUrstoffen  (Generutio  spon- 
tanea,  aequivoca) ,  121,  465 ,  525. 


53? 


Es-Khnliches  Schiffchen  (Navicula  sigmoidea) ,  182. 
#      Escchielina  BaJceri,  LeeuwenhoeHi ,  Müllcri  Bory,  486. 

Essbare  Infusorien,  XIII. 

E  s  -  S  c  h  i  f  f  c  h  e  n  (Navicula  Sigma)  ,  181» 

Essig- Aeichen,  geschichtliche  Erörterungen,  82.  älte- 
ste Geschichte  derselben  von  Aristoteles  an  sind 
keine  Infusorien,  82.  und  Kleister-Aelchen ,  künstliche 
Erzeugung  nach  Roffredi,  493. 

Euastre,  160.  Taf.  XII.  Synon.  164.  Croix  de 
Malte,  161.  epineux,  161.  Grappe,  163.  lisse, 
163.  margaritifere,  163.  Peigne,  162.  Rone, 
161.     Tenon,  162.    verrnqueux ,  162. 

Ena  st  mm,  160.  Taf.  XII.  Synon.  164,  382.  angulosum 
Taf.  XII.  Ehr.  163.  ansät  um,  162.  apiculatum, 
161.  Botrytis,  163.  hexagonum  Corda,  157.  inte- 
ger rimum ,  163.  margaritiferum,  163.  Crux 
melitensis,  161.  Pecten,  162.  pcntangidare  Corda, 
157.  Rota,  161.  sexangulare  Corda,  158.  verruco- 
sus, 192. 

Euchlanide,  461.  Taf.  LVII.  LVIII.  Synon.  464.  de 
Hornemann,  462.  large  ,  463.  Long-pied,  463. 
Lune,  462.    Lyncee,  464.    trilaterale,   461. 

EUCHLANWES,  455. 

EUCHLANIDOTA,  455. 

JEttcA-irtwt's,461.  Taf. LVII. LVIII.  Synon.  464.  dilatata, 
463.  Hornemanni,  462.  Luna,  462.  Lynceus,  464. 
macrura,  463.     triquetra,  461. 

Eudorina,  62.   Taf.  III.     elegans,  63. 

Eudorine,  62.     Taf.  III.     elegante,  63. 

Englena,  104.  Taf.  VII.  Synon.  113.  icws,  112.  wm 
Ehr.  107.     deses,  107.  hyalina,  107.   longicauda, 

111,  Pleuronectes,  111.  Pyrum,  110.  rostrata, 
113.  sanguinca,  VII.  105.  Spirogyra ,  110.  Jri- 
quetra,  112.     viridis,  107. 

Euglene,  104.  Taf.  VII.  Synon.  113.  Aiguille,  112. 
caudee,  111.  hyaline,  107.  paresseuse,  107. 
Pleuronecte,  111.  Poire,  110.  rostree,  113. 
sanglante,   105.     Spirogyre,  110,     trilaterale , 

112.  verfe,  107. 

Eunotia,  189.  Taf.  XIV.  XXI.  Jrc«s,  191.  ZH«- 
dema,  193.   Biodon,  192.   Faba,  191.   granulata, 

191.  Pentodon,    192.     Serra,   193.     Tetraodon, 

192.  Triodo n,  192.  turgida  ,  190,  381.  FFester- 
manni,  190,   381.     Ze&r«,  191. 

Eunotie,  189.  Taf.  XIV.  XXI.    ^Irc,  191.    Diademe, 

193.  Diodon,  192.  Feue,  191.  gonflee,  190. 
grenue,  191.  Pentodon,  192.  Sc£e,  193.  Tetrao- 
don,  192.    de  West  ermann,   190.    Zehre,  191. 

Euodon   Cucullulus  Ehr.   137* 

Euploea  Charon  Ehr.  378. 

EUPLOTA,$U. 

Euplote,  377.    Taf.  XXXXII.   Synon.  381.     C7i « r o« , 

378.  &  eperons,  379.  epineux,  380.  lisse,  380. 
monostyle,  380.  Patelle,  378.  sfrie,  379.  Towr- 
weJJc,380.    tronque,  379. 

EUPLOTES,  374. 

Euplotes,  377.  Taf.  XXXXII.  Synon.  381.  aculeatus, 
380.  appendiculatus,  379.  Charon,  378.  Cimew, 
380.     monostylus,  380.    Patella,   378.    striatus, 

379.  truncatus,  379.    turritus,  380. 

Ewige  Verjüngung  durch  Selbsttheilung ,  XIII.  290. 
Excrescentia  Vaucheriae  dicJiotomae  Lyngb.  429. 
Exilaria,     223,    243,   381.      crystallina    Kütz.    211. 

fasciculata  a.  Kütz.  212.    fabellata  Grev.  220.    Fto- 

&eHum    Ehr.  207.     fulgens  Grev.    222.     panduriformis 

Ehr.  208.    truncata  Kütz.  211.    Vaucheriae  Kütz.  212. 
Ezechielina    B o r y ,    286.      gracilicauda  Bory,    490. 
Frt&rt  (Eunotia),  191. 
Fabelhafte,    unsichtbare  Thiere,  V.       s.  Unsichtbare 

Thiere. 
Fadendarm thierchen  (Trachelocystica) ,  386. 
Fadenthier  {Uroleptus  Filum),  359. 
Fadenschwanz  (Mo?ioctTm) ,  422.  Taf.  II.  XXXXVIII. 

kleiner,   423.      Rattenfischchen,    422.      zwei- 

hÖrniger,  423. 
F/id- # virü? er ew  Müll.  458. 

Fächer-Palmenthierchen  (Echinella  fabelt  ata) ,  220. 
Fächerstäbchen  (Meridion)  ,  207.    Taf.  XVI.   Synon. 

208.    Frühlings-,  207.    geigenartiges,  208. 
Fänger  Eichh.  408. 
Faerge-Spilleren,  378. 
Fahnen  thierchen  (Achnanthes),  226.  Taf.  XX.  Synon. 

229.      kurzfüssiges,    227.      langfüssiges,    227. 

schmales,  228.    ungleiches,  229.    zartes,  228. 

Zwerg-,  228., 
Falaiser  Bacillarien,  381. 
Faltenschwanz   (Ptygura  Genus  et  spec.) ,  387.     Taf. 

XXXXIII. 
Familien-Sinn  der  Infusorien?  500.    s.  Nester. 
Farbe  der  Infusorien,   meist  von  den  Eiern  (Eidotter), 

11,  16,  40,  61.    aus  Infusorien  zum  Häuseranstreichen, 

s.  Eisenocker,     zum  Malen,  106. 
Farbiges  Gewässer  aus  Infusorien,  120.    s.  Blutiges 

Wasser. 
Farcimen  (Enchelys),  300. 
Fasciola  (Amphileptus)  ,    356. 
Faucille  ( Anuree)  ,   505. 
Fausse  Mure  ( Uvelle)  ,    21. 
*  Fe  Tis  (Notommata)  ,  431. 

Felsenbildung  durch  Infusorien,    s.  Halbopal,  Polir- 

schiefer. 
Feuer,    Infusorien    im    Feuer    lebend    behauptet,    527. 

EinÜuss  des  Feuers  auf  Infusorien ,   s.  Hitze ,  527. 
Feuersteine  der  Kreide,  aus  Kiesel-Infusorien  gebildet. 

Hierher   besonders:     Doppelkletten,    147,  148.     Kugel- 
dose, 165.    Pyxidicula,   166. 
Feuerstein-Klettenthierchen(C/irte<o/i/p7JrtPy/n7«e), 

Feuerstein-Kranzthierchen    {Peridinium    pyropho- 

rum)  ,   254. 
F  <?  ü  e  ( Eunotie)  ,   191 . 
F^,  359. 

Filinia  passa  Bory,  447. 
Filnous  matter  Priestlky,  108. 


Filum  (Urolejrtus) ,  359. 

Finger  des  Fusses  bei  Dreizack,  496. 

Fingerhut-Säulenglöckchen  (Epistylis  Digitalis) , 
283. 

Fisch  artige  grüne  Insekten  Ingenh.  108. 

Fischchen,  grosse,  347.     s.  Colpoda  Cucullus. 

F  i  s  c  h  c  h  e  n  ( Uroleptus  Piscis) ,  358. 

Fische  sterben  von  überhandnehmenden  Infusorien  und 
Oscillatorien,  121.  Fische  schimmelartig  mit  Vorticellen 
und  Saprolegnia  überzogen,  s.  Schimmel,  Saprolegnia. 

Fischschüppchen  (Anuraea  Squamula),  504. 

Fischtödter  Kunze,  121. 

Fishe-Spilleren,  dän.  Trichoda  Piscis  Müll. 

Fistolctte,  s.  Kiemen. 

Flaschenmonade  {Lagenella),  45.  Taf.  II.  schön- 
grüne, 45. 

Flaske-Str  aelcher  en ,   dän.  F$no  Utriculus  Müll. 

Fleau  (Navicule),  185. 

Fleisch-Wim  per  thierchen  (Leucwphrys  carnium)  , 
313. 

Fleur  en  gueule  (Melicerte) ,  405. 

Fliegen,  Infusorien  im  Darme  der  — ,  37,  521.  mit 
Saprolegnia  besetzt,  37. 

Flimmerquadrate  im  Mastdarme  der  Frösche  Göze, 
328 ,  330. 

Flimmerthierchen  Schrank,  =  Leucophra* 

Flimmer  walzen  im  Froschdarme  Göze,  327. 

Flohfreund  (  Cofociwii ) ,  101,  114.  Taf.  VIII.  LIV. 
blasiger,  115.    trompetenförmiger ,  115. 

Fl ön der -Haieren,  dän.  Euglena  Pleuronectes. 

Flosculaire,  407.  Taf.  XXXXVI.  orwe'e,  408.  /* 
trompe,  408.    nouvelle  espece  de  —  Pelt.  408. 

FLOSCULARIA,  398. 

Floscularia,  407.  Taf.  XXXXVI.  hyacinthina  Ok.  408. 
omata,  408.    proboseidea,  408. 

FLOSCULARIES,  398. 

Flossen,  erkannt  bei  der  Gattung  Dreibart,  446.  Grif- 
felfischchen,  440,  und  anderen,  441. 

Flössenfischchen  (Pofyrtrtör«) ,  440.  Taf.  LIV.  breit- 
fingriges,  441.    schmalfingriges  ,  441. 

Flügelrädchen  (Pterodina),  517.  Taf.  LXIV.  Synon. 
518.  elliptisches,  517.  schildförmiges,  518. 
schüsselartiges,  517. 

Flunder  Eichh.  463.  a  third  sort  resembling  a  —  Bak. 
v.  Stylonychia  pustulata,  372. 

Flunder-Rädchen  (Euchlanis  dilatata),  463. 

Flunderthierchen  (Stylonychia  pustulata) ,  371. 

Folliculi  na  folliculata  Lam.  297,  409. 

F ollis  (Navicula),   179. 

Foraminiferes ,  135. 

Forficula  (Distemma)  ,  421,  449. 

Forlc-Snurreren  Müll.  445. 

Form-Erde  aus  Tripel -Infusorien,  VII. 

Fortpflanzung  der  Magen  thierchen ,  geschichtliche 
Uebersicht,  382.     ohne  Befruchtung  behauptet,  519. 

Fortpflanzungssystem  der  Monadengattung,  4. 

Fortsätze,  bewegliche ,  der  Kapselthierchen  ,  133. 

Fossile  Infusorien;  allgemeiner  Ueber blick  der  fossi- 
len Gattungen  und  Arten,  242  ff.  259.  vergl.  138. 
Beweis  ,  dass  sie  mächtige  Lager  bilden  können ,  244. 
Als  fossil  sind  beobachtet:  Bacillaria  vulgaris,  197. 
Chaetotyphla  Pyritae,  251.  Cocconeis  Scutellum,  194. 
Clypeus,  195.  —  Cocconema  cymbiforme,  225.  Fusidium, 
226.  gibbum,  225.  Doppelkletten,  147,,  148.  getrennte 
Dosenkette,  170.  rostfarbene  Dosenkette,  169.  quer- 
streifige Dosenkette,  171.  Eunotia  Arcus,  192.  Diadema, 
193.  Diodon,  192i  Faba,  191.  granulata,  191.  Pen- 
todon, 192.  Serra,  193.  Tetraodon,  192.  Triodon,  , 
192.  Zebra,  191.  Fragilaria  dio^mthalma,  205.  pecti- 
nalis,  206.  rhabdosoma,  204.  Gomphonema  acuminatum, 
219.  clavatum,  218.  truncatum,  216.  Formen  der 
Kranzthierchen ,  259.  Kugeldose ,  165.  Navicxda 
bifrons,  186.  Cari,  179.  Crux,  184.  dieephala,  185. 
Follis,  179.  fulva,  177.  gibba,  184.  G?«?««,  185.  gra- 
cilis ,  176.  inaequalis ,  184.  macilenta  ,  183.  phoenicen- 
ieron,  175:  Scalprum,  181.  striatula,  187.  suecica, 
189.  trinodis,  179.  Trochus,  179.  viridis,  182.  w*n- 
d?*Z«,  183.  Peridinium  delitiense,  254.  Podosphenia 
nana,  215.  Schiifchen,  174.  Gatt.  Strahlendose ,  172. 
Synedra  capitata,  212.     Ü7na,  211. 

Fowe*  (Triefe) ,  322. 

Fourche  (Peridine) ,  256. 

Fourmilidre  de  tres  petiis  animaux  Jobl.  245. 

Fragilaire,  202.  Taf.XV.  Synon.  206.  diophthalme, 
205.  Echelle,  205.  elargie,  204.  eiroite,  205. 
grande,  203.  Peigne,  206.  &  dewa?  points,  205, 
pointillee,  204.    rhabdosome,  204. 

Fragilaria,  202.  Taf.XV.  Synon.  206,  381.  angnsta, 
205.  bipunetata,  205.  diophthalma,  205.  fasciata 
Ltugb.  151.  /issrt  Ehr.  205.  grandis,  203.  %e- 
Miafts  Lyn&b.  168.    lineata  Lyngb.   167.    mnltipun- 

■  data,  204.  pectinalis,  206,  381.  pectinalis  Lysgb., 
Agardh,  206.  rhabdosoma,  204,  381.  s«?mi«  Kütz. 
228.  scalaris,  205.  turgidula ,  204.  undulata 
Corda,  204.    unipunetata  Lyngb.  230. 

Freizahnige  Räderthiere,   383. 

Fressen  der  Infusorien,  361,  519. 

Frösche,  Infusorien  in  deren  Darmkanale,  331. 

Frö-Trumleren,   dän.  Enchelys  Seminulum  Müll. 

Fr ö-Unge -Haieren,   dän.  Cercaria  Gyrinus  Müll. 

Frontonia  (Snbgcnus  ßursariae),  329. 

Frosch  im  Thautropfen,  524. 

Frosch-BÖrsen thierchen  (Bursaria  Ranarum),  330. 

F  r  o  s  c  h  m  o  n  a  d  e  (jßo(io  Ranarum) ,  34. 

Frost,  Eintiuss  auf  Infusorien,  526. 

Frühlings -Börsenthierchen  =  Bursaria  vemalis, 
329. 

Frühlings- Fächer  Stäbchen  (Meridion  vernale),  207. 

F  r  ü  h  1  i  n  g  s  -  V  i  e  1  a  u  g  e   (Theorus  vemalis) ,  455. 

Frnstulia,  231.  Synon.  232,  382.  acuminata  Kütz. 
181.  /Äafrt  Kütz.  190.  aqrestis  Corda,  182.  appen- 
diculnta,  231.  Cord.  180.  tireuhms  Düby,  207. 
conspurcans  Agardh,  176.  copulaia  Kütz.  188.  cri- 
Mita  Mart.  123.    euncala  Agardh,  Naccar.  214.   cus- 


7>«7rtto  Kütz.  178.  cymbiformis  Kütz.  224,  225.  f,is- 
ciata  Agardh,  211.  fulua  Kütz.  224.  gastroides  Kütz. 
225.  incrassata  Kütz.  184.  inflata  Kütz.  225.  Jür- 
gensii  Agardh,  190,  211.  lanceolata  Kütz.  185.  Lyug- 
byei  Kütz.  214.  maculata  Kütz.  224.  maritima, 
232.  minor  Agardh,  177.  multifasciata  Kütz.  176. 
Nitzschii  Kütz.  182.  oblonga  Kütz.  176.  obtusa  Agardh, 
211.  olivacea  Kütz.  219.  operculata  Agardii,  165. 
ovalis  Kütz.  188.  Palea  Kütz.  176.  parasitica  Ag\rdh, 
211.  pellucida  Kütz.  176.  pieta  Kütz.  190.  punctata 
Kütz.  200.  quadrangula  Agardh,  211.  quinquepunctaUt 
Kütz.  185.  Rhabdium  Wallr.  174.  salina ,  232. 
Scalprum  Kütz.  181.  splendens  Kütz.  211.  tenuissima 
Kütz.  204.  Utna  Agardh,  Kütz.  211.  Kütz.  204. 
ventricosa  Agardh,  Kütz.  225.  viridis  Agardh,  204. 
Kütz.  182.    viridula  Kütz.  183. 

Frustulie,  231.  Synon.  232.  brunätre,  231.  mari- 
time,  332.     saumätre,   232. 

Fucus  subglobosus  Gled.  293. 

F  n  c  u  s  a  r  t  i  g  e  Infusorien  ,  239. 

Fühlfaden,  wirbelnde,  bei  der  Gatt.  Strahlenbäumchen, 
241. 

Fühlhaare,  bei  der  Gatt.  Wappenthierchen ,  510. 

Fünfstrahl  (Pentasterias) ,  144.     Taf.  X.     geperlter, 

1*4. 

Füsse,   wimperartige,    bei  der  Gatt.  Scheibenthierchen, 

245. 
Funnel- Animal  Bak.  263. 
Furca  (Peridinium),  256. 
Furcocerca    catellina    Lam.    444.      Luna    Lam.    462. 

Lupus  Lam.  454.    Podura  Lam.  ,  Bory,   388.    serrata 

Bory,  445.    viridis  Lam.  108. 
Fnrculaire,  419.  Taf.  XXXXVIII.  Synon.  421.  bossne, 

420.  Forficule,  421.  gröle,  421.  de  Reinhardt, 
420. 

Furcularia,  419.  Taf.  XXXXVIII.  Synon.  421.  aurita 
Lam.,  Bory,  430.  Felis  Lam.  434.  Forficula,  421. 
furcata  Lam.  445.  gibba  ,  420.  gracilis  ,  42 1 . 
Jobloti  Bory,  462.  lacimdata  Lam.  428.  Larva  Lam  , 
Bory,  444.  lobata  Bory,  428.  longicauda  Bory,  440. 
longiseta  Lam.  432.  rediviva  Lam.,  Schulz  ,  486,  499. 
Reinhardti,  420.  senta  Lam.  413.  slenlorea  Bory, 
472. 

Furia  infernalis ,  XIII.  . 

Fuseau  (Cocconeme),  226.     (Peridine),  256. 

Fusidium  ( Cocconema)  ,  226. 

Fusus  (Peridinium),  256. 

F u s s  ( vergl.  Gabelf uss),  erkannt  bei  den  Gattungen : 
Doppelhalsthierchen,  355.  conischer  beim  Flügeträdchen, 
516.  Höckerthierchen ,  135.  Hülseniischchen ,  392. 
Kreiselthierchen ,  268.  Nackenrädchen,  498.  Schiffchen, 
175.  veränderliches  Schmelzthierchen,  131.  Springer,  439. 
Strahlenfuss,  306.  hakenartiger  bei  den  Urnenthierchen, 
265.    Wappenthierchen  ,  510.    Wimperfischchen,  387. 

Fussfinger  der  Gatt.  Wasserdreher,  383. 

F  uss  lose  Magenthiere,  «#. 

Fusszange  der  Gatt.  Rüsselrädchen,  485. 

Futterale,    Bau   derselben  und  Art  der  Verfertigung, 

402,  406. 

Futteralrädchen   (Tubicolaria) ,   399.     Taf.  XXXXV. 

Synon.  400.    Mantel- Naj  ade,  399. 
Gaase-StraeJckeren,  dän.  Müll.    v.  Amphileptus 

Anser,  355. 
G  ab  e  -  Snurr  er  en  ,    dän.  Vortic.   ringens. 
Gabel  Eichh.  507. 
G  a b  e  1  f  i  s c h  c h  e  n   (Furcularia)  ,  419.    Taf.  XXXXVIII. 

Synon.  421.  buckliges,  420.  Ohrwurmfischchen, 

421.  Reinhardts,  420.    schlankes,   421. 
Gabelförmige  Würmer  im  Heuwasser,  Lederm.  445. 
Gabelf  uss,  beobachtet  bei  den  Gattungen :  Blindwirbier, 

484.    Eiträger,  503.    Nackenauge,  424.    Schönrädchen, 

482.      Wappenthierchen,    510.      Wimperfischchen,   387. 

Zweiauge,   442. 
Gabelzange    (Monolabis),    497.    Taf.  LXI.      dicke, 

497.    schlanke,  498. 
Gährung,  121.     s.  Infusionsgährung. 
Gänschen  (Traclielius  Annticula)  ,   322. 
Gaillonella  moniliformis  Bory,  168    nummuloides  Bory, 

167. 

Gaillonelle,  166.  Taf.  X.  XXI.  Synon.  171.  distante, 
170.  doree,  168.  ferrugineuse ,  16S.  monili- 
forme,  168.  rayee,  167.  sillonnee ,  170.  sphe- 
riquetWl.    variable,  168, 

Galea  (Epistylis),  280. 

Galle  (vergl.  Verdauungssaft)  des  Amphileptus  Ion- 
gicollis,  357.  margaritifer ,  355.  Meleagris,  357.  der 
Bursaria  vemalis,  329.  des  Chilodon  ornatus ,  337. 
des  Chlamidodon  Mnemosyne,  377.  des  Reusenthier- 
chen  (Nassula),  339.   des  T r ach elius  Meleagris,  331. 

Gallen  (Auswüchse)  der  Vaucherien,  veranlasst  durch 
Räderthiere    425    429. 

Gallertglöckclien(Op7ir^twm),292.  Taf.XXX.  Synon. 
294.    grünes,  293. 

Gallertschiffchen  (Frustulia)  ,  231.  Synon.  232, 
bräunliches,  231.     Salz-,  232.     See-,  232. 

Gallionella,  166.  Taf.  X.  XXI.  Synon  171.  auri- 
chalcea,  168.  distans,  170.  ferruginea,  169, 
244,  382.  lineata,  167.  moniliformis,  168.  num- 
muloides, 167.  operculata  Ehr.  165.  sulcata,  170. 
varians,  167.  .  . 

Galvan i smus,  Einfiuss  auf  Infusorien ,  530. 

Ganglien  (Nervenmarkknoten,  vergl.  Nerven),  gesehen 
bei  dem  langschwänzigen  Augenthierchen ,  111.  bei  den 
Crystalllischchen  ,  411,.  413.     bei  den  Hufeisenthierchen, 

403.  den  Kronenrädchen,  431.    der  Gattung  Vierbiatt, 

405. 
Gase,  Einfiuss  auf  Infus.  530. 
Gasentwicklung  bedingt   das  periodische  Erscheinen 

farbiger    Gewässer.      im  Darme    der   Magenthierchen  ? 

361. 
Gast  (Uroleptus  Hospes),  359. 
Gasterodela  (Rotatoria)  ,  386.  ' 

Gasterosteus   aculeatus  mit  Saprolegnia  besetzt,  o7. 
Gate  au  (Cocconeide)  ,  194. 

135 


538 


Gebären  der  Gatt.  Dreizack,  496.  •  Kugelthier,  68.  s. 
Eierlegen  und  Lebend iggebären.  Gebären  der  Rader- 
thiere  als  Kopfgeburt,  496i 

Gedenkthierchen  (Chlamidodon) ,  376.  Taf.  XXXXII. 
Mnem  osyne,  377. 

Gefässe  sind  beobachtet  bei  den  Gattungen:  Borsten- 
kopf, 437.  Crystalliischchen ,  411,  413.  Dreiaugv,  451. 
Hufeisenthierchen,  403.  Kreisauge,  454.  Kugelfiseh- 
chen,  393.  Manteliischchen  ,'  461.  Monadengattung,  5. 
Nackenauge,  424.  Nackenrädehen,  499.  Organeniisch- 
chen,  412.  Rüsselrädchen ,  4Ö5.  Sonnenschirmthierchen, 
394,  396.  Stielauge,  453.'  Wappenthierchen ,  510. 
Zweiauge,  442.  Gefässnetze  der  Magen thierchen ,  345, 
351.    der  Räderthiere,   385. 

Gegenmündige  Magenthiere,  #-#. 

Gehirn,  als  solches  erkannt  bei  den  Gattungen  (vergl. 
Nervensystem):  Borstenkopf,  437.  Eitrager,  503. 
Fadenschwanz,  422.  Gabelfischchen ,  420.  Griffelfisch- 
chen,  440.  Griffelfuss ,.  474'.  Hufeisenthierchen,  403. 
Manteliischchen ,  461.  Nackenauge,  425.  Pfriemenzahn, 
418.  Pokalthierchen,  472.  Rüsselrädchen,  485.  Sal- 
penfischchen,  469.  Schuppenfischchen,  457.  Springer, 
439.  Stielauge,  453.  Vierblatt,  405.  Wappenthierchen, 
510. 

Geistes  thätigkeiten  bei  Infusorien,  416,  500. 

Gelberde  aus  Infusorien,   170,  243. 

Gelbes  Wasser  durch  Infusorien,   122. 

Generatiospontanea,  aequicoca,  primaria,  121,  525. 

Geologie,  Hoffnungen  für  dieselbe  aus  den  Infusorien, 
XIII. 

Geographische  Verbreitung  der  Räderthiere,  386.  der 
Magenthiere,  hei  den  einzelnen  Familien  und  Gattungen 
angezeigt. 

Geschlecht  aller  Infusorien  doppelt,  aber  vereint,  304, 
bei  Gleoncma  getrennt?  237. 

Geschlechtssystem   der  Räderthiere ,  385. 

Geschmack  bei  Paramecium  Aurelia,  351. 

Geschwindigkeit   der  Infusorien,  XIV» 

Gesellschaftssinn  der  Infusorien,  19,  27,  393,  396, 
403,   416,  500.     s,  Infusoriennester.    • 

Gewicht  einzelner  Infusorien,  170. 

rfj  dqyilwdeg  r\  tu  c<QyvQOjf,iara  Ix^arTerca  (Silber  tripei), 

Gifte,.  Wirkung  auf  Infusorien,  531. 

Girodella  comoides  Gaul.    173,  236. 

Glairine ,  122. 

Gl  and   cornu  Jobl.  Vorticellae  pars. 

Gl  and  (Navicule) ,  185. 

Gl  ans  (Navicula)  ,    185.. 

Glas  durch  Schmelzen  von  Kiesel -Infusorien  bereitet, 
XIII. 

Glas  th  ierchen  Gleiches.  Paramec.  compressum, 
353. 

Glaucoma,  334.  Taf.  XXXVI.  Synon.  336.  scintil- 
lans,   335. 

Glaucoma  (Cyclidium)  ,  245.     (Uvella) ,  22. 

Glaucome*  334.  Taf.  XX XVI.  Synon.  336.  scintil- 
lant,   335. 

Glaucome   (UveUe) ,   22.. 

Glenodine , 257.  Taf.  XXII.  ceint,  257.  herisse, 
258.    parquete,   257. 

Glenodinium,  257.  Täf.  XXII.  apiculatum ,  258. 
cinctum,  257.     tabnlatum,  257. 

Glenomore ,   27.    Taf.  I.     vid.  Monade  verte,  17. 

Gleiiomorum  tingens,  27.  Taf.  I.  conf.  Monas  tin- 
gens, 17. 

Glenophora,  391.  Taf.  XXXXIII.     Trochns,  391. 

Glenophore,  391.   Taf.  XXXXIII.     Toupie,  391. 

Gleonöme ,  236.    Synon.  237.     paradoxale,   237. 

Gliederstä bchen  (Bacterium),  75.  Taf.  V.  Synon.  77. 
dreigliedriges,  75.  monadenartiges,  76. 
punktähnliches  ,-76. 

Glimm  er -Mo  na  de  ,  dän.  Monas  Mica. 

Globator  (Volvox) ,  68. 

Gl  ob  nie  (Chelomonade) ,    249.     (Doxococcus)  ,  29. 

Globuline  Türpin,  174. 

Gl  ob  nl  us  ( Chaetomonas) ,  249.     (Doxococcus)  ,  29. 

Glocken  bäume  hen(  Cqrchesium)  ,  277.  Taf.  XXVI. 
Synon.  279.    schnellendes  ,  278. 

Gl ockenf ischchen  (Microcodon)  ,  395.  Taf.  XXXXI  V. 
(zugl.  Species,  396.) 

Glockenmonade  {Bodo  vorticellaris} ,    33. 

Glockenpolypen  Schaff. 270.  an  Meerlinsen  Schaff. 
278.  , 

GLOCKENTHI KRCHEN  ( VOItTICELLINA),  259.  Ge- 
schichtliches _,  Structurgehalt ,  260.  Eintheilung ,  261. 
Metamorphose,  Häutung,  Synon.  290. 

Glockenth ierchen  ( Vorticella) ,  269.  Taf.. XXV.  XXVI. 
Geschichtliche  Erläuterung  der  Gattung,  269.  Organi- 
sationsgehalt, Verbreitung,  270.  Synon.  275.  buntes, 
275.  gelbes,  271.  grosses,  272.  grünes,  273. 
hakenartiges,  273.  kleinmündiges,  272.  Mai- 
Mumenthierchen,  274.  nebelartiges  ,  279. 
scliü ss eiförmiges,  273. 

Glockenth  ierchen,  einfache  schnellende  auf  Meer- 
linsen, 270.    röthlichgelbes ,  träges,  Colomb.  216. 

Glöd-Spilleren  Müll.  328. 

Gloeonema,  236.  Synon.  237,  paradoxum,  237. 
Leibleini  Agardh  ,  237. 

Glojonema   par adoxum  Agardh,  237. 

Glüioncma  paradoxum  Leibl.  237. 

Glufel,  vierstachliges,  Oken,  438. 

G  ne  d-Mona  den  ,  dän.  Monas  Lens  Müll. 

Gobelet   (Dinocharide) ,   472. 

Gögle-  Aflangeren,  dän.  Paramec.  Histrio  Müll. 

•  Göglc-Spilleren,    dän.  Trichoda  Sannio  Müll. 

Go bland  (Chetonote),  390. 

Goldfischchen,  351. 

Gold-Kürbisse,  s.  Colpoda  Cucullus,  347. 

Golds  chi  ff  che  n  (Navicula  splendida)  ,  186. 

Goniphonema,  215.  Taf.  XVIII.  Synon.  219,  382.  abbre- 
viatum  Agardh,  217,  219,  222.  Kütz^  214.  acumi- 
natum,  217.  argentescens  Kütz.  220.  brevipes  Kütz. 
222.  capitatum,  217.  clavatufn,  218.  constrictum 
Ehr.  216.  curvatum  Kütz.  217.  dichotomnm  Kütz. 
217.     discolor,   218.     Ilabellatum  Kütz.  220.    Flabel- 


lum  Chaüv.220.  fulgens  Kütz.  222.  geminatum  Agardh, 
Leibl.,  Grev.' 216.  geminatum  var.  Leibl.  217,  218. 
gracile,  217. .  Leibleini  Kütz.  218,219.  minntis- 
s imu m ,  217.-  oculatum  Kütz.  218,  219.  oliv a ceu m , 
218,  381.  paradoxum  Agardh,  Kütz.  221.  Ehr.  216. 
pohliaeforme  Küt z . .  216.  roiundatum  ,  218.  semiel- 
Upticum  Agardh,  Kütz.  224.    septalum  Agardh,  Kütz. 

217.  simplex  Kütz.  225.  subramosum  Agardh  ,  217. 
Kütz.  218.     trnncatum,   216. 

Gomphoncmc,  .215.  Taf.  XVIII.  Synon.  219.  arrondi, 

218.  courbcy  217.  discoloYe,  21S.  gröle,  217. 
Massue  ,  218.  olivätre,  218.  a  tete,  217.  tron- 
que ,  216.      •      ... 

Gone,  55.  Taf.  III.  Synon.  59.   blenätre,  58.   hyalin, 
.58.     Pectoral,  56.     tachete ,  57.     tranquille,  57. 
Gonium,  55.,  56.   Taf.  III.   Synon.  59.     qlauc um,  56. 
hyalinum,    58.       Pectorale,    56,  120,   382,  520. 
puneta  tum,  57.     trän qu illum,  57. 
Gordius,  493. 
Goulu  Jobl.  372. 

Goutte  (Lacrymaire) ,  310.     (Monade),  9. 
Grain  de  millet 'Sob'z.  =  Cypris. 
Grammonema  ,  243. 

Granat-Spilleren,    dän.  Trichoda  Granata  Müll. 
Grande  Gueule  ■  (Rntulus) ,  449.    .vergl.  485.. 
Grandinella  (Trichodina')  ,  267. 
Granularia  ichthyoblahe  Kunze,  121. 
Grappe  (Euastre)',  163.     (Uvelle) ,   31. 
G  r  a  s  -  A  e  1  c  h  e  n ,  scheinbares  Wiederaufleben  ,  493. 
Grenade  (BrhcJiion)  ,  et  Grenade  double ,  511. 
Grenades  aqualiques,  barbues  et  couronnees  Jobl.  511. 
Grendse- Monaden,   dän.  Monas  Termo  Müll. 
Grenouille  ( Monade  a  queue ) ,   34. 

Griffel  als  Tast-  und  Bewegungsorgane,  363.  bei  Ma- 
gen thi eren,'  364,*  369,  370,  378.     bei  Räderthieren,  510. 

Griffelfuss  (Monura) ,  474.  Taf.  LIX.  spitzer, 
474.     stumpfer,  474. 

Griffelthierchen  {Urostyla)-,  369.  Taf.  XXXXI. 
grosses ,  369. 

Groen-Snurrer.en,  dän.  V.ortic.  viridis  Müll. 

Groen-Trnmlpren,  dän.  Enchelys  viridis  Müll. 

Grosse-tete  ( IHglene)  ,  445. 

Grosskopf  (Diglena  conura)  ,  4:43. 

Grüne  Färbung  der  Gewässer,  Ursachen,  118,  120.  ist 
zuweilen'  Ursache  von  Fischsterben,  121.  namentliche 
Aufzählung  der  das  Wasser  oft  grün  färbenden  Thier- 
chen, 122.  periodisches  Verschwinden  und  Wiederkeh- 
ren, 120,  122.  schleimige  Haut,  Priestl.  108.  Wagn. 
108.  Thierchen  im  rothen  Wasser  Leeuw.  108.  Was- 
serthierchen ;  runde -und  eiförmige,  Fontana,  108. 

Grünes  Wasser  Harr.  108. 

Guetre   Jobl.  332.    ' 

Glitt a  (Lacrymatorid),  310. 

Guttula  (Monas)  ,9. 

Gyges,  51.  Taf;, IL  Synon.  53.  bipartiius,  52.  var. 
Ehr.  52.     Granulum ,  52.    viridis  Bory,  52. 

Gyges,  51.  Taf.  II.  Synon.  53,  divise,  52.  Gra- 
nuley  52.  , 

Gyges-Ring  (Gyges),  bl.  Taf.  II.  Synon.  53.  geseil- 
ter, 52.     samenärtiger ,  52. 

Gymnica  (Abtheiiung  der  Magenthierchen),   #«♦ 

Gymnogomphia  (RotatoriaY,  386. 

G  y  n  a  n  d  r  i  s  m  ,vf  s .,  s.  Selbs tbef r u ch tu ng. 

Haarige  Eier  der  Räderthiere,  415. 

H  a  a  r  t  h  i  e  r  c he  n  (Trichoda ) , .  306.  Taf.  XXXI.  Synon. 
308.  äthiopisches,  307.  asiatisches,  308.  birn- 
förmiges,  -308.  eiförmiges,  307.  libysches, 
307.    reinliches,  307. 

Hab  er  thi  er  Bak.\  Arder.  173,  177. 

Haematobium   Rchbch.  36. 

Haematosp hären  Czerm.  37. 

Haettebugteren  Müll.  vid.  Colpoda  Cucullus, 
347.  ':••• 

Häutchen  auf  stehendem  Wasser,.  526. 

Häuten  der  Anquillnla  fluviatilis;,  346.  der  Colpoda  Cu- 
cullus, 346,  347.  vergl. -290.  der  Räderthiere  469,  510 
irrig;  der  Spermatozoon,  von  Hartsoeker  irrig  ange- 
geben ,  466.  . 

Haferthiere,173,  521.  . 

Haftzahnige  Räderthiere,  386. 

Hagel  thi  er  oh  eh  (Trichödina  Grandinella) ,  267. 

Haken,  363.  Bewegungsörgarfe  der  Infus.  —  s.  die 
Gatt.:  Hecbelthierchen ,  363.  Rachenthierchen ,  378. 
Scheibenkopf,  375.. 

H  a  k  e  n  -  L  i  p  p  e  (Tfieorus  nncinatus)  ,  455. 

Halber  Mond  Eichh.  90. 

Halb -Opal  aus  Infusorien  gebildet,  243. 

Halcyonellae  pullus,  131. 

H  aleren,   dän.  Cercaria, 

HALSTHIERCHEN  (TRACHELINA),  319.  Uebers.  d. 
Gattungen,  320. 

Halsthierch-en  (Trachelius) ,  320.  Taf.  XXXIII.  Synon. 
323.  eiartiges ,  323.  gans  ähnliches,  320.  ge- 
hässiges, 321.  geperltes,  321.  kleines,  322.. 
kugelförmiges,  323|l  peitschenf Örmiges,  322. 
spahnähnlic he s , '  322. 

Halv  -Maane  -  Spilleren,  dän.  Trichoda  Semiluna 
Müll. 

Hamecon  (Vorticelle) ,  273. 

Jlammer-Straehlteren,  dän.  Vibrio  Malleus  M. 

Hane- Spill  eren,  dän.  Trich.  Pullaster  M. 

Hare- Spilleren,   dän.  Trich.  Lepus  M. 

Harpe  (Loxode)  i  324, 

Haufräderthiere  (Sorotrocha) ,  354. 

Haut  des  Wassers,  s.  Häutchen. 

Hautlose  Thiere ,  unrichtig  aufgefasst,  135. 

H avl~  Spill  er  en  ,    dän.  THch.  Gradinella. 

Hay-Water  Ämmalcula  Bak;  336. 

HECHELTHIERCHEN  (OXYTktCHINA) ,  362. 

H  e  c  h  e  1 1  h  i  e  r  c  h  e  n  (  Oxytricha) ,  363.  Taf.  XXXX.  XXXXT. 
Synon.  367.  breitmündiges,  365.  buckliges,  365. 
geschwänztes,  365.  Pelzthierchen,  364.  ro- 
thes,  364.  Wasser  gril  le  ,  366.  Wassern  aase, 
367.    Wasserhühnchen,  366. 

Hefe,  121. 

Heli  actis,   159. 


Helierella,  159,  160,  243.    Boryana  Türp.  157.   Lyng- 
byi    Bory,    162.      Napoleonis    Türp.    156.      renicarpa. 
Turp.   157. 
Henk  elfisch chen  (Notommata  ansät a)  ,  430. 
Heptasterias  Ehr.  143. 

Hermaphroditismus  ist  allen  Infusorien  gemein,  385. 
s.  Selbstbefruchtung. 

H  e  r  m  e  n  t  h  i  e  r  c  h  e  n  (  Epipyxis  )  ,  123,  Taf.  VIII. 
schlauchartiges,  123. 

Herz  fehlt  den  Infusorien,  384.  vergl.  350,  415.  s. 
Respiration,  Kiemen. 

Herz-Flundel  Ok.  463. 

II  e  r  z  -  P  a  1  m  e  n  t  h  i  e  r  c  h  e  n  ( Ech  inclla  paradoxa)  ,  221 . 

Heterocarpella ,  145,  159,  164,  243,  382.  amara 
Türp.  146.  bijuga  Türp.  145.  botrytis  Bory,  163. 
didella  Turp.  i62.  geminata  Bory,  145.  polymorpha 
Kütz.  155,  162,  163.  pulchra  Bory,  163.  quadrijuga 
Türp.  146.  tetracarpa  Bory,  146,  155.  tetrophthalma 
Kütz.   163.    ursindla  Kütz.   163. 

Hexasterias  Ehr.  143. 

Hey-Würmer  Ehr.  =  Glaucoma  scintillans, 
335,  350. 

H.imantophore ,  375.  Taf.  XXXXII.  Synon.  376. 
Charon,  376. 

Himantophorus,  375.  Taf.  XXXXII.  Synon.  376. 
Charon,   376. 

Himantopus   Charon  Müll.  376.  et  ß.  glaber  Ehr.  376. 

Himantopus,  Acarus,  Corona,  Ludio,  Sannio,  Müll. 
vid.  Stylonychia  Mytilus,  371.  Larva  Müll.  372. 
volutator  Müll.  372. 

Hiörncren  ,  dän .  Gonium. 

Hippo campe  (Navicule),  180. 

Hippoc  a m pus  ( Navicula)  ,  180. 

Hirudo  intestinalis  Bloch,  327. 

II  ir  n  n  d  in  eil  a  quadricuspis  Bory,  255. 

Hirse- Run  deren,  dän.  Cyclidium  Mili'im  Müll. 

Hirset  hier  chen  (Paramec.  Milium)  ,  353. 

Histrio  (Stylonychia)  ,  373. 

Hitze  ,  Einlluss  der  Hitze  auf  Infusorien,  527. 

Hiul-Snurrercn   Müll.  485. 

II  Ocker  Schiffchen  (Navicula  gibba) ,  184. 

Höckerthierchen  ( Cyphidium)  ,  135 .  Taf.  IX .  gold- 
farbenes, 135. 

Hörnchen  am  Fuss  bei  der  Gattung:  Pokalthierchen, 
472.     Rüsselrädchen,  485. 

Hörnchen   der  Stirn  bei  F'osseniischchen,  440. 

II  o  ffm anni  (Naunetna) ,    235. 

Höh Uh ierchen  Schrank  =  Bursaria. 

Holophre,  314.  Taf.  XXXII.  Synon.  315.  conique, 
314.     cylindrique,  315.     Oeuf,  314. 

Holophrya,  314.  Taf.  XXXII.  Synon.  315.  ambigua 
Ehr.  333.  Coleps,  314.  discolor  ,  314.  Ovum, 
314. 

Holothurien,  165. 

Homoeocladia,  243. 

Homemann's  M  a  n  t  e  1 1  hier  chen  (Euchlanis  Hörnern. ) , 
462. 

Hom-Snurreren  ,  dän.  Vortic.  cornuta :  Müll. 

Hörn  thierchen  (Ceraüdium),  367.  .Taf.  XXXXI.  keil- 
förmiges, 367. 

Hörn  wurm  Schrank  =  Ceratium. 

Hospes  ( Uroleptus) ,    359. 

Hbte  (Urolepte),  359. 

Hufeisenthierchen  (Lacinularia) ,  403.  Taf.  XXXXI V. 

Hühnchen,  366. 

Hühner-Darminfusorien,  331,  521. 

Hüllen  thi  er  chen  (  Chlamidomonas )  ,  64.  Taf.  III. 
grünes,    64. 

HÜLSENFISCHCHEH  (OECISTINA),  391. 

Hülsenfisch  chen  (Oecistes),  392.  Taf.  XXXXIII. 
crystallnes,  392  (hyalinus  der  Tafel). 

Hündchen. (Diglena  catellina)  ,  444. 

Hüpfen,  beobachtet  bei  der  Gatt.  Dreibart,  446. 

Hurtiges  Thierchen  mit  zwei  Stachein  Eichh.  372. 

Huitres  pelites  Jobl.  336,  347,  356. 

Hydatina,  412.  Taf.  XXXXVII.  Synon.  418.  braehy- 
daetyla,  417.  senta,  413.  gibba  Ehr.  419.  lati- 
cauda  Ehr.  443.    terminalis  Ehr.  445. 

Hydatina  (spec.  Enteroplea  Hydatina) ,  412. 

HYDATINAEA,   410. 

Hydatine,  412.  Taf.  XXXXVII.  Synon.  418.  couron- 
nee,  413.     a  doigts  courts,  417. 

HYDATINES,  410. 

Hydra,  262,  270,  281,  282,  283,  287,  397,  404,  488. 
berberina  Li:nn.  287.  Convallaria  Linn.  270.  cratae- 
garin  Linn.  281.  digitalis  Limn.  283.  opercularia  Linn. 
287.  pyraria  Lin^.  282.  socialis  LitfN.  397,  404. 
Müll.  404.  stentorea  Limn.  262.  stentoria  Link.  404. 
umbellaria  Litsin.  282. 

Hydriade,  483.    Taf.  LX.     cornifere,  4S3. 

Hydrias,  483     Taf.  LX.     cornigera,  483. 

Hydrurus,   243. 

Hy'grocro  eis ,  99. 

Hynder  Hiörneren,  dän.  Gonium  pulvinatum  Müll, 

Ja b chus    ^niT    Essigälchen,    VII. 

Ichthyde,  388.  Taf.  XXXXIII.    Podure,  388. 

ICHTHYDIENS ,  386. 

ICHTHYDINA,    386. 

Ichthydium,  388.   Taf.  XXXXIII.    Podura,  388. 

Igle-Straehkeren,  dän.  Amphileptns  Fasciola. 

#ndigoblaues  Pigment  der  Augen  bei  Lernaeen,  492. 

I  n  d  i  g  o  f  ü  1 1  e  r  u  n  g   bei  Infusorien  ,2,8!  351 ,  362. 

Infusie-Dierties  Swanino,  vid.  Colpoda  Cucul- 
lus, 347. 

Infusionen,   s.  Aufgüsse,  520.  # 

Infusions-Gährung,  523,524.  nicht  Ursache  noch 
Wirkung,   sondern  Begleiter  der  Infusorien,  52o. 

Infusionsth ierchen,  grosse,  im  Aufgusse  des  Brand- 
staubes, Schrk.     s.   Colpoda  Cucullus. 

Infusionsthierchen,   erste  Anwendung   des   Namens, 

InfiLsionsthiermütter   Göze  (Enchelys  Pupa) ,  349. 
Infusions thiere  der  grünen  Materie  im  Wasser,  64. 
Infusorj  del  riso  conun  acuto  beccuccio  Spall.  vid.  Col- 
poda Cucullus,  347. 


539 


Infusorien,  scheinbare  Verwandlung'  in  Pflanzen ,  109. 
sind  Amphibien,  können  im  Wasser  und  ohne  Wasser 
leben,  244,  496.  künstliche.  Infus.  129.  mit  Brand  wein, 
5.  Kampfer,  521.  die  dem  Wasser  eine  rothe  Farbe 
ertheilen,  119.  die  es  grün,  weiss,  blau,  gelb,  braun 
und  schwarz  färben,  122.  meteorische,  122.  auf 
Pflanzen,  268,  (Echinellea)  122,  227,  270.  auf 
thieren,  115,  278,  279,  281  —  287,  295  —  298,  487, 
512.  auf  Infusorien,  194,  211,  291,  512.  im  Darme 
des  Menschen,  36,  331.  der  »Salamander,  331.  der 
Landkröte,  331.  der  Schildkröte,  331.  der  Wasser- 
kröte, 331.  der  Tauben,  36,  521.  Hühner,  36,  521. 
Fliegen,  521.  im  Weine,  82.  in  Pilzen  (Morcheln), 
85,  341.  im  Urin,  36,  521.  im  Schleime  der  weib- 
lichen Harnwege,  36,  331.  im  Samen,  465.  im  Zahn- 
schleime, 36, 521.  im  Blute.  36,37,331.  im  Kiter,  331,522. 
in  brandigen  Schäden,  36,  331.  in  Pflanzen  (Magenthiere), 
37,  38,  341.  (Räderthiere),  429.  in  Eiern,  36.  in 
andern  Infusorien,  6,  30,  35,  36,  416,  512  (Räderthiere 
im  Volvox  Globator),  70,  425,  426.  in  Infusorien- 
Eiern,  36,  416. 

Infusorienbildung,  s.  Aufgüsse,  520.  besonders 
525        v 

Infusorien-Läuse,  194,  211,  291,  512. 

Infusorien-Nester  als  Monadenstockartige  freiwillige 
Verbindungen  von  Magenthieren ,  19,  27,  114.  oder 
Räderthieren ,  393,  396,  403.  s.  Gesellschaftssinn,  Mo- 
nadenstöcke. 

Infus or tum  novum  Kamm.  176.  Müll.  430. 

Insect  mit  Flossfedern  Ingenh.  336. 

I nse et  in  four  shelh,  461. 

Insect  like  a  Utile  flat  round  leaf,  with  crown'd  heads 
Brady,  397. 

Ipsistoma  salpina  Bort,  328. 

Isis  Anastatica  Linn.  278. 

Isthmenthierchen  (Isthmia) ,  209.  Taf .  X VI.  Synon. 
210.     geripptes,  209.    glattes,  209. 

Instinct  der  Infusorien  ,  416.    s.  Geistesthätigkeit. 

Isthmia,  209.  Taf.  XVI.  Synon.  210.  euer  vis,  209. 
obliquata,  209. 

Isthmie,  209.  Taf.  XVI.  Synon.  210.  lisse,  209. 
oblique,  209. 

Junge  Infusorien,  familienweis  frei  auf  alten  sitzend, 
291 ,  404  ,  512. 

Kälte,    Einfluss  der  Kälte  auf  Infusorien,  526. 

Käulchen  (Notommata  hyptopus) ,   426. 

Kalk,  phosphorsaurer,  in  den  Zähnen  der  Räderthiere, 
XIV. 

Kalkschaalen  bei  keinem  Infusorium  bekannt,  136. 

Kalkun-bugteren  ,   d an.  =  Amphilepius  Meleagris. 

Kamm   (Euastrum  pecten) ,  162. 

K  a  m  p  h  e  r  ,  künstliche  Infusorienbildung  durch  ,  521. 
tödtet  die  Infus.  533? 

Kanonen  gegen  Infusorien  anzuwenden,  XII. 

Kapselt  hier  Schrank  —  Brachionus. 

KAPSELTHIERCHEN  (ARCELLINA),  129.  Synon. 
135. 

Kapselthierchen  (Arcella) ,  132.  Taf.  IX.  Synon.  134. 
farbloses,  134.  gezahntes,  134.  scheibenför- 
miges, 133.    stachliges,  133. 

Karkassenpolyp  Peliss.  s.  Paramecium  Aurelia, 
350. 

Katte-Snurreren,  dän.  =  Notommata  Felis. 

Kegel  (Notommata  lacinulata)  ,  428. 

Kegelmonaden,  16.    gesellige,  16.    träge,  16. 

Keilbäumchen  (Gomphonema) ,  215.  Taf.  XVIII.  Synon. 

.  219.  abgerundetes,  218.  abgestutztes,  216. 
farbloses,  218.  keulenförmiges,  218.  krummes, 
217.  olivenbraunes,  218.  rundköpfiges  ,  217. 
schlankes,  217.    spitzköpfiges  ,  217. 

K  e'  i  l  s  c  h  ü  p  p  c  h  e  n  (Podosphenia),  213.  Taf.  XVII.  Synon. 
215.  breites,  214.  kleines,  215.  rhombisches, 
214.     schlankes,    214. 

Keimbläschen  im  Ei  der  Räderthiere,  415.  schon 
1832    bei  Polyarthra  angezeigt,   441.     beim  Griffelfuss , 

474.  beim    Saipenfischchen ,    469.     beim    Stachelfuss, 
459. 

Keratella  quadrata  Bory,   508. 

Keratide,  367.   Taf.  XXXXl.     euneiforme,  367- 

Kerona,  368.  Taf.  XXXXI.  Synon.  369.  Augur  Bory, 
372.  Caluitmm Bory, Müll. 372.  CharonhAM. 376.  Cypris 
Müll.  371.  foveata  Bory,  372.  Haustellum  Müll.  371. 
Haustrum  Müll.  371.  Histrio  Müll.,  Bory,  373. 
larvoides  Bory,  372.  Lepus  Müll.  vid.  O xytricha 
Lepus,  367.  octoceras  Abildg.  508.  Patella  Müll. 
378.  Polyp  orum,  368.  Pullaster  Müll.  366,  372. 
pustulata  Bory  ,  Müll.  372.  Silurus  Bory  ,  Müll. 
372 

Kerone,  368.   Taf.  XXXXl.    des  Polypes,  368. 

Ketten-Gans  (Amphilepius  moniliger)  ,  356. 

Kettenstäbchen  (Desmidium) ,  140.  Taf.  X.  Synon. 
142.  doppelzahniges  ,  141.  rauhes,  142.  schei- 
benartiges, 141.  sechshörniges ,  141.  stach- 
liges, 142.     Swartzens,   140. 

Keulenträger  (Notommata  clavulata) ,  432.    . 

Kiefer,  sind  beobachtet  bei  den  Gattungen :  Angen- 
schüppchen,  480.  Blumenrädchen,  408.  Borstenkopf, 
437.  Crystallfischchen,  410,  413.  Diademthierchen,  478. 
Doppelstern,  449.  Dreiauge,  451.  Dreibart,  446. 
Dreizack,  496.  Eiträger,  503.  Fadenschwanz,  422. 
Flügelrädchen,  517.  Futteralrädchen,  399.  Gabeltisch- 
chen, 420.  Gabeizange,  497,  Griffelüschchen ,  440. 
Griffelfuss,  474.  Hufeisenthierchen ,  403.  Hülseniisch- 
chen,  392.  Kreisauge,  454.  Kronenrädchen,  400. 
Kugeliischchen ,  393.  Mantelöschchen ,  461.  Nacken- 
auge, 424.  Nackenrädchen,  498.  Peitschenschwanz, 
460.  Pfriemenzahn,  418.  Pokalthierchen ,  472.  Rei- 
henauge, 451.  Rüsselrädchen,  485.  Salpentischchen, 
469.  Schönrädchen,  482.  Schuppenfischchen ,  457. 
Sonnenschirmthierchen ,  394  ,  396.  Springer ,  439. 
Stachelfuss,  459.  Stutzrädchen,  405.  Vielauge ,  453. 
Vierblatt,    405.     Wappen thierchen ,    510.      Zangenfuss, 

475.  Zweiauge,  442. 

Kiemen,  gesehen  bei  den  Gattungen:  Borstenkopf,  437. 
Crystallfischchen,  411,  413.     Dreiauge,  451.    Eiträger, 


Taf.  XXX. 


503.  Hnfe:senthierchen ,  403.  Kreisauge,  454.  Kro- 
nenrädchen, 401.  Kugeliischchen,  394.  Mantelfischchen, 
461.  Nackenauge,  424.  der  Räderthiere,  386.  Son- 
nenschirmthierchen, 394,  396.  Wappen  thierchen,  510. 
Zweiauge,  442. 

Kiep  -  Straekkeren,    dän.    Vibrio  Bacillus  Müll.   81. 

Kieselerde  künstlich  aus  lebenden  Infusorien  pfundweis 
gebildet ,  centnerweis  zu  haben ,  244. 

Kieselpanzer  bei  Vibrionen,  81.  bei  Bacillarien  durch 
Glühen  und  Säuren  unzerstörbar,  169.  x 

Kieseiguhr  von  Böhmen,  243.  von  Isle  de  France,  243. 
von  Finnland,  243.  aus  Infusorien,  175,  243.  künst- 
licher, 244. 

Killinge-  Hai  er  en,  dän.  —  Cercaria  Catellus  Müll. 

Klase-Snurreren  Müll.   289. 

Kleister-Aeichen,  geschichtliche  Erörterungen,  82, 
492.     künstliche  Erzeugung  derselben,  493,  522. 

Klettenthierchen  (  Chaetotyphla)  ,  250.  Taf.  XXII. 
Feuerstein-,  251,  252.  rauhes,  251.  stachli- 
ges, 251. 

Klo  de-  Vaclteren,  dän-   Volvox  Globator, 

Klöppel  glöckchen    (  Tintinnus ) ,    294. 
cylindrisches,    294.    spitziges,  294, 

Klot-Mask,  schwed.  =  Volvox  Globator. 

Kneipzange  Eichh.  445. 

Kneipzangenfischchen  (Diglena  grandis) ,  443. 

Kniv-blad-bugteren,   dän.  =  Kolpoda  Lamella  M. 

Knollenbildung  beim  Doppelglöckchen  >  289.  bei 
Räderthieren ,  488.  durch  Infusorien  bei  Hydra ,  Sper- 
matozoon?   488. 

Knospen   des  schnellenden  Glockenbäumchens ,  278. 

Knospenbildung  bei  Räderthieren,  384,  385.  ferner 
bei  den  Gattungen:  Glockenthierchen,  260,  270.  Magen- 
thierchen,  382.  Spindelthierchen ,  96,  97.  der  Stylo- 
nychia  pustulata,  372.  Vierling,  153.  Wirbelmoosthier- 
chen,  124. 

Knospenpaarung,  89,  99.     s.  Doppelknospenbild. 

Koelle-Spilleren,  dän.  Triclwda  Clava  Müll. 

Körne rbildung  (krankhafte)    der  Hydatina  senta,   416. 

Kohlensaure,  Einfluss  auf  Infusorien ,  531. 

Kolpoda  Cucullio,  348.  Cucullulus  Müll.  337.  Cucullus 
Vorkommen,  12.  Müll.  336,347.  fasäolnris  Bory,  vid. 
Amphilept.  Fasciola,  356.  Hippocrepis  Herrm. 
347.  hirudinacea  Bory,  357.  lacrimiformis  Bory,  356. 
Lamella  Müll.  322.  limacina  Bory,  355.  J,wm  Schrk.  224. 
Meleagris  Müll.  357.  Ochrea  Müll.  357.  ovifera  Bory, 
352.  Pirum  Müll.  307,  308,  312,  313.  planairiformis 
Bory,  vid.  Amphilept.  Fasciola,  356.  Ren  Müll. 
Ehr.  348,  352.  Rostrum  Müll.  324.  Zygaena  Bory, 
357. 

Kolpoda  (Monas),  12. 

Kolpode,  346.  Taf.  XXXIX.  Synon.  348.  Capuce, 
347.     elliptique,  [348.    Rognon,  348. 

Kmlpode  (Monade) ,  12.  Coucou  Lam.  vid.  Colpoda 
Cucullus,  347. 

KOLPODES,  345. 

Kop-Snurreren,   dän.  Vortic.  crateriformis  Müll. 

Korpel,  vielräderiger ,  Okek,  425. 

Kondylio Stoma  Lagenula  Bory,  311. 

Kwrcoijj,  it  e.  GzcoXrjy.ta  ru>v  y.wvwTuav  =  Anguillula, 
VII. 

Krallen  bei  Waffenthierchen,  370. 

Krallenthierchen  (Kerona),  368.  Taf.  XXXXI. 
Synon.  369.     ovale  Polypen  laus,  368. 

Krankheiten  der  Infusorien,  416,  488.     s.  Zerfliessen. 

KRANZTHIERCHEN  (PERIDINAEA),  249.  Ueber  ihre 
Lichtentwicklung  als  Meeresleuchten,  258.  fossiles  Vor- 
kommen, 259. 

Kranzthierchen  (Peridinium) ,  252.  Taf. XXII.  Synon. 
256.  braun  gelbes,  254.  von  Delitzsch,  252. 
dreihörniges,  255.  Feuerstein-,  254.  gabel- 
förmiges, 256.  gehörntes,  255.  grünes,  253. 
Michaelis-,  256.  spindelförmiges,  256.  spitzi- 
ges, 254.    staubartiges,  253. 

Kreisauge  (  Cycloglena ) ,  453.  Taf.  LVI.  Wasser- 
wolf, 454.    zierliches,  454. 

Kreiselmonade,   gelbliche  (Monas  flavicans) ,  17. 

K  r  e  i  s  e  1 1  h  i  e  r  c  h  e  n  (  Urocentrum  )  ,  268.  Taf.  XXV. 
Müller's,  268. 

Kreuzsternchen  (Staurastrum)  ,  142.  Taf.  X.  Synon. 
143.     breites,  143.     schlankes,  143. 

Kröten,  Infusorien  in  deren  Darmkanale,  331. 

Krog-  Hvirvleren  Müll.  475. 

Krone  (Stephanoceros  Eichhornii) ,  401. 

Kronel  Oken  401. 

Kronenrädchen  (Stephanoceros) ,  400.  Taf.  XXXXV. 
Eichhorns   401. 

Krön -Polyp  Eichh.  401. 

Krnkke- Hvirvleren  Müll.  512. 

Krumm  hörn  ( Anuraea  curvicomis)  ,  505. 

Kuchen -Schildchen  (Cocconeis  Placenhda)9  194. 

Kümmung  durch  Infusarienschwärme  irrig  vermuthet, 
VIII. 

Kugel,  gespitzte,  Eichh.  323. 

Kugeldose  (Pyxidicula) ,  165.  Taf.  X.  Synon.  166. 
büchsenförmige,  165. 

Kugelfischchen  (Conochilus  Volvox),  393. 

Kugelkette  (Tessararthra) ,  144.  Taf.  X.  Synon.  145. 
perlschnurartige,  145. 

Kugelmonaden   (Sphaeromonades) ,  6. 

Kugelpflanze  Gled.  293. 

Kugelquadrät  GÖze,  56.     Beseke,  58. 

Kugelquadrat-Eckethierchen  Schrk.  56. 

K u  g e  1  s  t e r n  (Sphaerastrum)  ,  145.  Synon.  146.  run- 
der, 146.    vi  er  strahlig  er,  146. 

Kugel thi er  (Volvox),  67.  Taf.  IV.  Synon.  72.  gold- 
farbenes, 71.  grünes,  68.    sterntragendes,  72. 

Kugel thier  Bak.,  Rös.,  Göze,  68.  einförmiges, 
schön  violblaues,  grössres,  Rösel  ;  s.  Nassula  or- 
nata,  339. 

KUGELTHIERE  (  VOLVO  CIN A)  ,  49.  Structurverhält- 
nisse,  geograph.  Verbreitung,  50.  systematische  Uebersicht 
der  Gattungen,   50. 

Kugelthierchen  Gleich.  32,  127,  322. 

Kugle- Vaelteren,   dän.  Volvoz  Globulus  Müll. 

Kukuks-Ei,  349. 


Kurzbart  (Triarthra  mystacina) ,   447. 

Kurzohr  (Notommata  braehyota) ,  435. 

Kyse-Bugteren  Müll.  348. 

Labidodon  ( Subgenus  Notommatae)  ,   425, 

Lachenzweiauge  (Diglena  lacustris) ,  442. 

Lac  er  na    der  Augenkugel,   63.     der  Doppelmantel,    59. 

der  Strahlenaugen,  61      der  Tafelthierchen ,  55. 
Lacernata  ( Sectio  quarta  BacWariorum ) ,  231 . 
Lacinulaire,  403.    Taf.  XXXXIV.    sociale,  403. 
Lacinularia,  403.  Taf.  XXXXIV.  jlosculosa  Schweigg. 

404.    Melicerta  Ehr.  400.     so  Cialis,  403.   Schweig&. 

397,  404. 
Lacrimatoria   Acus  Bory,  112.     maciilata  Bory,  113. 

Sagitta  Bory,  113. 
Lacrymaire,  309     Taf.  XXXI.   Synon.  311.     Goutte, 

310.'    Protee,  310.     ridee,  BIO. 
Lacrymaria,   309.    Taf.  XXXI.    Synon.  311.     Gutta, 

310.  Olor  Ehr.  342.     Proteus,  310.     rugosa;  310. 
Laichkrautwurm   Schrk.  =  Ophrydium. 
Längen-Schildchen  (Cocconeis  Scutellum),  194. 
Länget  hierchen    (  Paramecium )  ,   349.    Taf.   XXXIX. 

Synon.  354.  Busen-,  352.  eiförmiges,  353.  fla- 
ches, 353.  geschwänztes,  351.  Hirsethier- 
chen,  353.  Nymphenthierchen,  352,  Pantöffel- 
thierchen  ,  350.     des  Sinai,  353. 

Längstheil  nng  der  Infusorien ,  geschichtliche  Ueber- 
sicht, 282.  nie  bei  Räderthieren  vorkommend,.  384. 
von  Schrank  bei  Diglena  caudata  angegeben.  Ausser- 
dem beobachtet  bei  den  Gattungen:  Angenkranz thier- 
chen, 257.  Augenthierchen,  105,  112.  Börsenthierchen, 
326.  Bruchstäbchen,  203.  Busenthierchen,  345,  347. 
Doppelhalsthierchen ,  355.  Doppelmantel,  59.  Dosen- 
kette, 166.  Fahnenthierchen,  227.  ■  GallertglÖckchen,. 
293.  Glockenbäumchen ,  278.  Glockenthierchen,  270. 
Hechelthierchen ,  364.  Isthmenthierchen,  208,  Keil- 
bäumchen, 216.  Keilschüppchen ,  214.  Kranzthierchen, 
253.  grünes  Kugelthier,  70.  Längethierclien ,  350. 
Lippenthierchen ,  324.  Mantelglöckchen ,  295.  Mona- 
dengattung, 4.  Muffthierchen ,  247.  bei  der  cylindri- 
schen  Panzermonade,  42.  Perlenthierchen ,  335.  RÖh- 
renbäumchen,  240.  Röhrenschiffchen,  234.  Rudertluer- 
chen,  66.  Säulenglöckchen,  280.  Schiffchen,  174  ff. 
Seitenschnabel,  336.  Stelzenglöckchen,  397.  Stelzkorn,  223. 
bläuliche  Traubenmonade,  22.  Trompetenthierchen,  262. 
Waffenthierchen,  370.  Wimperthierchen,  311.  Zickzack- 
thierchen,   196. 

Läuse  auf  Infusorien,  194,  211,  512.  auf  Infusorien- 
, lausen,  211.  Infusorien  als  Läuse,  s.  Infusorien  auf 
Thieren. 

Lagenella,  45.   Taf.  II.    euchlora,  45. 

Lagenelle,   45.    Taf.  II.    verte,  45. 

Lagenelle  (Pantotrichum)  ,  248. 

Lagehula  euchlora  Ehr.  45. 

Lagenula  ( Pantotrichum) ,  248. 

Laich-Spurrel   Ok.  447.  * 

Lame  (Trachele) ,  322.  .         . 

Lamella  ( Trachelius ) ,  322.     ( Üroleptus) ,  358. 

Lamellina  Bory,  49.     s.  Isis  1834.  p.  1195. 

Lamproi e  (Notommate) ,  427. 

Langbart  (Triarthra  longiseta),  447. 

Langkegel  (Diglena  conura),  445. 

Langgabel  (Notommata  longiseta),  432. 

Langhalsthierchen  Schrank  ===  Trachelius. 

Lang  haut  Schrank  =  Paramecium. 

Lanzet-  Waffenthierchen  (Stylbnychia  lanceolata), 
373. 

Larus  (Chactonotus) ,  390. 

Latentes  Leben  ,   494. 

Leben.  Was  ist  Leben?  495,  496.  Leben  der  Erde  un- 
erwiesen, 495.  Latentes  Leben,  494.  ist  kein  Ge- 
sammtzustand  der  Welt,  495. 

Lebendige  Dammerde ,  244. 

Lebendiggebären  der  Bacillarien  (Fragilaria) ,  203. 
der  Nackenrädchen,  499.  bei  Räderthieren,  483.  vergl. 
488. 

Lebendig  gebärende  Monade,  9. 

Lebensdauer  einzelner  Infusorien,  351,  371,  414,  der 
Bacillarien  durch  Selbsttheilung  unabsehbar  lange,  290. 

Lebensluft,  Einfluss  auf  Infusorien,  531.    * 

Lecane  Luna  Nitzsch,  462. 

Leiodina  capitata  Morr.  444.  foreipata  Bory,  443. 
vermicularis  Bory,  443. 

Lee-Sraekkeren,   dän.  =  Vibrio  Falv  Müll, 

Leiter  thierchen  (Fragilaria),  205. 

Lens ,  32. 

Lentille  (Cyclide) ,  246. 

Lepadella,  457.  Taf.  LVII.  Synon.  458.  em  arg  in  ata, 
458.  glumiformis  Bory,  479.  lamellaris  Bory,  479. 
lunaris  Ehr.  460.  ovalis,  457.  '  Salpina,  458. 
triptera  Ehr.  478. 

Lepadella  (Metopidid)  ,  477. 

Lepadelle,  457.  Taf.  LVII.  Synon.  458.  echaheree, 
458.     ovale,  457.     Salpine,  458. 

Lepadelle  ( Metopidie)  ,  477. 

Lepraria  infusionum ,  120.    Kermesina,  120. 

Lepus  (O xytricha),  367. 

Leucas  (Bursaria),  329.  . 

Leuchtthiere:  als  solche  sind  erkannt:.  Microtheca 
octoceros ,  164.  Peridinium  acuminahim ,  254.  Furca , 
256.  Fusus,  256.  Michaelis,  256.  Tripos,  255.  Pro- 
rocentrum,  44.     Synchaeta  baltica,  437.    Trichoden,3I6. 

Leucophra  bursata  Müll.  314.  fluida  Müll.  313. 
globulifera  Müll.,  Bory,  315,  327.  hydroeämpa  Bory, 
333.  Joblotii  Bory,  333.  Larus  Bory,  390,  Lumbriä 
Schrk.  353.  Mammilla  Müll.  360.  notata.  Müll,  338. 
vircscens  Müll.  329.    viridis  Müll.  248. 

Lencophre,  311.  Taf.  XXXII.  Synon.313.     bäillante, 

311.  des  moules,  313.    pyri forme,  312.    rouge, 

312.  Spathule,  312.     des  viandes,  313. 
Leucophrys,  311.    Taf.  XXXII.    Synon.  313.    Ano- 

dontae,  313.     camium,  313.     echinoides •  Tiles.*  314. 
■fluida  Müll.  14.    Ehr.  313.    patnla.,  311.     pirifor- 
mis, 312.     sanguinea,  312.     Spathula,  312. 
Librile  (Navicula),  185. 


54© 


Licht,  Einfluss  des  Lichtes-  anf  Infusorien,  528.  uncr- 
wiesene  Infus,  im  Sonnenlichte  behauptet,  523. 

Lichtentbehrende  Infusorien  an  dunklen  Orten,    52S. 

Licht entwicklung  nur.  bei  einigen  Infusorien  des 
Meeres  beobachtet,  44,  258,  439,  529.  s.  Leuchtthiere. 

Licmophora  abbreviata  Agardh,  214.  argentescens 
Agardh  ,  220.  flabellata  Agardh  ,  220.  Jürgensii 
Agardh,  214.  minuta  Kütz.  222»  paradoxa  Agardh, 
221 ,  243. 

Lievre  (Oxytrique) ,  367. 

Lilien-corv  al-  Snurr  er  en ,   dän.  VorUc.  Convallarina. 

Lill y  -  Ani m alcul a  of  root  of  Lens  palustris ,  278. 

Limace  Jobl.  485. 

Limniade,  401.  Taf.  XXXXVI.  Synon.  402.  du  Cera- 
tophylle,   402. 

Limnias,  401.  Taf.  XXXXVI.  Synon.  402.  Cerato- 
pliylli,  402.    ingcnita  Goldf.  296. 

Limnopolypi  Lam.  131. 

Linckia  pruniformis  Wi  g  G .  293 . 

Lineola  (Vibrio)  ,  79. 

Lineal e  (Vibrion) ,   79. 

Linicstraekkercn  Müll.  79. 

Linza  ßosculosa  Schrk.  404.  llippocrepis  Schrk.  397. 
pruniformis  Schrk.  293.     stentorea  Schrk.  262,  296. 

Lippe,  gesehen  bei  den  Gattungen:  Halsthierchen,  319. 
Thränenthierchen,  310. 

Lippen  kreis  ei  (Conochilus)  ,  393.  Taf.  XXX  XIII. 
wälzender,  393. 

Lippenmonade  {Chilomonas) ,  30.  Taf.  II.  dreisei- 
tige, 30.    wälzende,  30,    zerstörende,  31. 

Lippenthierchen  (Loxodes),  323.  Taf.  XXXIV.  Synon. 
325.  faltiges,  325.  geschn  ä  beltes,  324.  grü- 
nes, 324.    harfe  nförmiges,  324. 

Living  atoms  Leeuw,  =  Vorticella  ConvaUarin.  —  creature 
like  a  Mussei- shell.  Leeuw.  336.  vid.  Slyl Onychia 
Mytilus,  370. 

Lac hog ompliia  (Rotatoria)  ■,  686. 

Lokke-Hvir  vieren  Müll.  479. 

Lom- Straekkcren ,    dän.  =  Vibrio  Colym b us.  Müll. 

Longue-queue,  440.     (Diglene) ,  445. 

Longue-soie  ( Notommate) ,    432. 

Loppe-haleren,    dän.  Müll.  388. 

Loppe-Sp  illeren,  dän.  =  Trichoda  Pulex  Müll. 

Los-Spilleren  Müll.  vid.  Aspidisca  Lyncetis, 
344. 

Loup  (Cycloglene) ,    454. 

L  ovo  de,  323.  Taf.  XXXIV.  Synon.  325.  Bec,  324» 
Harpe,  324.     plic  ,   325.     vert,  324. 

Loxodes,  323.  Taf.  XXXIV.  Synon.  325.  Bursaria, 
324.  Cithara,  324.  Cuadlio  Ehr.  348.  Cucullulus 
Ehr.  337.    plicatus,  325.    Rostrum,  324. 

Lub  otiner  See,  121,  122. 

Jjudd  e-  Snurr  er  en ,  dän.  =  Voriic.  nulans  Müll. 

Luft  zur  Infusorienbildung  nöthig,  524. 

Luft- Infusorien,  4S7,  524.  s.  Sonnenstaub,  Aether, 
Licht. 

Luftleerer   Raum,   Einfluss  auf  Infusorien  ,  530. 

JL  u  n  a  ( Euchlanis ) ,  462. 

Lune  (Euchlanide) ,  462. 

Lunula   (Closterium) ,  90. 

Lunule  ( Clost ere)  ,  90. 

Lunulina  Bory,  87.  monilifcra  Bory,  91.  Mougeolii 
Bory,  213.  Mougeotii  Tür p.  92.  olivacea  Bory,  224. 
vulgaris  Bory,  Turp.  90,  91. 

Lupus  (Cycloglena) ,  454. 

Luse-  Runderen,    dän.  Trichodina  Pedicuhis. 

Lyncee  (Aspidisque) ,   344.     (Euchlanide)  ,   464. 

Lynceus  (Aspidisca),  344.     (Euchlanis),  464. 

Lyngbya  ochracea  Leibl.  169. 

Lyngbyi  (Acineta) ,   241. 

Lysig onium  lincatum  Link,  167.  moniliforme  Link, 
168. 

Maane-Biörneren,   dän.  Gonium  lunatum  Müll. 

Maane-  Snurreren,  dän.  Voriic.  lunaris  Müll. 

Maane-  V aelteren,    dän.  Volvox  Lunula  Müll. 

Macrobiotus  Hufelandii  eine  Lernaee,  kein  Infusorium, 
494     495. 

Macrocercus  Hill.  35,  112,  113,  274,  276,  290. 

Madike -Snurr  er  en  Müll.  443. 

Madike -Straekkeren,  dän.  Vibrio  Vermicidus  Müll. 

Magen  der  Infusorien,  361.  der  Gatt.:  Aenderling,  101. 
Augenkranzthierchen ,  257.  Augenthierchen  ,  105.  Bor- 
stenauge, 252.  Borstenkopf,  437.  Borstenmonade, 
249.  Bruchstäbchen  ,  203.  Büchsenthierchen,  317. 
Bürsteniischchen  ,  389.  Busenthierchen  ,  345  ,  346. 
DoppelglÖckchen ,  289.  Doppelhalsthierchen,  355.  Dop- 
pelleib, 302.  Doppelmantel,  59.  Doppelpunkt,  116. 
Dosenkette,  166.  punktförmige  Eimonade ,  14.  Ei- 
träger,  503.  Ellen thi erchen,  210.  Fächerstäbchen,  207. 
Fahnenthierchen ,  227.  Faltenschwanz,  387.  Floh- 
freund, 115.  Flügelrädchen ,  517.  Futteralrädchen, 
399.  Gallertschiffchen,  231.  Gedenkthierchen ,  377. 
Glockenbäumchen,  277.  Glockenthierchen ,  260,  270. 
Griffelfischchen ,  440.  Griffelthierchen,  369.  Haarthier- 
chen,  307.  Halsthierchen,  319,  320.  Hecheithi  erchen, 
364.  Hornthierchen,  367.  Hufeisenthierchen,  403.  Hül- 
senfischchen ,  392.  Kapselthierchen ,  133,  gesellige 
Kegelmonade,  16.  Keiibäumchen,  216.  Keilschüppchen, 
214.  Kettenstäbchen,  140.  Klöppelglöckchen ,  294. 
Krallenthierchen ,  368.  Kranzthierchen ,  250,  253.  Krei- 
selthierchen ,  268.  Kronenrädchen,  400.  Kugelrischchen, 
393.  Kugelthiere,  68.  Längethierchen ,  350*.  Lippen- 
monade, 30.  Lippenthierchen,  324.  Mantelglöckchen, 
296.  lebendig  gebärende  Monade,  9.  MufFthierchen, 
247.  Nachen thierchen ,  378.  Nackenauge,  424.  Nixen- 
thierchen,  113.  Panzerauge,  46.  Panzermonade,  40. 
Panzer- Glockenthierchen,  292.  Perlenthierchen ,  335. 
Prachtschiffchen,  190.  Reihenauge,  451.  Reusen  thier- 
chen, 339.  Rüsselmonade,  47.  Scheibenthierchen , 
245.  Schiffchen,  175.  Schi Idschirf che n ,  194.  Schild- 
thierchen,  343.  Schirmglöckchen ,  287.  Schlangen- 
monade, 43.  Schleppthierchen,  358.  Schlussmonade,  7  ff. 
Schmelzthierchen ,  130.  Schwanzmonade,  32.  Seiten- 
schnabel, 336.    Sonnenschirmthierchen,  394,  396.    Spin- 


delthierchen ,  89.  Stachelmonaden,  44,  Stelzenglöck- 
chen,  297.  Stelzkorn,  223.  Stielauge,  453.  Strahlen- 
auge, 61.  Strahlenfuss ,  305.  Strahlenknget ,  303. 
Strahlenscheibe ,  305.  Tafelthierchen  ,  55.  Theilmona- 
de,  24.  Thränenthierchen,  310.  Traubenmonade,  19. 
Trompetentierchen,  262.  Tropfenmonade,  9.  Urnen- 
thierchen,  266.  Vierblatt,  405.  Vierling,  150.  Waf- 
fenthierehen ,  370.  Walzen  thierchen,  299,  300.  Wech- 
selthierchen ,  126,  127,  128.  Weintrau  benmonade,  21. 
Wimperauge,  360.  Wimperthierchen,  311.  wedeiförmi- 
ges Wirbel -Moosthierchen,  124.  W  oll  thierchen,  314. 
Zahnwalze,  315.  Zapfenkette,  153.  Zapfenthierchen , 
333.  Zellensternchen,  155*  Zickzackthierchen ,  196. 
Zweiauge,  442. 

Magenrädert  liiere  ( Gasterodela) ,   386. 

Magensaft,  s.  Verdau vmgssaft. 

Magenthierchen,  Uebersicht  und  Characteristik , 
#  —  ##«.     Fortpüanzvingsarten,  382. 

Magnet -Snurreren,  d  an.  Peridinium  cinctum» 

Magnetismus,  Einfluss  auf  Infusorien,  530. 

Maiblumenthierchen  ( Vorticelln  Convallaria)  ,  274. 

Malezien,  Jobl.,  sind  Miickenlarven. 

Malteserkreuz  (Euastrum  Crux)  ,  161. 

Männliche  Fortpflanzungsorgane  der  Infusorien,  s. 
Samendrüsen,  Samenblasen,  Befruchtung,  382,  385. 

Mantel,  beobachtet  bei  den  Gattungen:  Augenkugel,  63. 
Ruderthierchen ,  66.  Strahlenauge,  61.  Tafelthierchen, 
55. 

MANTELFISCHCHEN  (EUCHLANÜOTA),  455. 

Mantel  fisch  eben  (.Enchlmris),  461.  Taf.  LVII.  LVITT. 
Synon.  464.  breites,  463.  dreikantiges,  461. 
Hörnern  anns,  462^  lan  gfüs  siges ,  463.  Lyn- 
ce  us-artig  es,  464.    m  o  n  d  f  ö  r  m  i  g  e  s  ,  462. 

Mantelglöckchen  (Vaginicola),  295.  Taf. XXX.  Synon. 
296.  braunes,  296.  crystallnes,  295.  liegen- 
des, 296. 

M  a  n  t  e  1  - N  a j  a  d  e  (Tubicolaria  Najas)  ,  399. 

Marsuin-Spilleren,   dän.  Trichoda  Delphinus  Müll. 

Maske  (Stylonychia  Histrio) ,    373. 

Masque  Jobl.  =  IVombidium? 

Massenentwicklung,  überraschende,  bei  Vorticellen, 
291.  der  Monaden,  7.  der  Gallionellen,  170.  s.  Selbst- 
theilung. 

Massue  Jobl.  300,  332,  358. 

Massuc  {Gotnphoneme)  ,    218. 

Mastigocerca,  460.    Taf.  LVII.     carinata,  460. 

Mastigocerqne,  460.  Taf.  LVII.     carinee,  460. 

Mattere  vegetative,    121. 

Mau  er  säge  Eich.  370. 

Mauersteine,  die  besten  nach  Vitruv.  von  Infusorien, 
VII.  s.  Ziegelsteine. 

Maulbeerinsect  Arderon,    22. 

M  a  u  l  b  e  e  r  k  u  g  e  l  (Pandorina  Morum)  ,   53. 

Meeres- Infusorien,  XIII. 

Meeresleuchten  durch  Infusorien,  258.  (vgl.  Leucht- 
thiere,  Lichtentwicklung.) 

Megalotrocha,  396.  Taf.  XXXXIV.  Synon.  398.  alba 
H.  et  E.  397.  albo-flavicans ,  397.  socialis  Bory, 
397.    H.  et  E.  404. 

MEGALOTROCHAEA,  394. 

Megalotroche,  396.  Taf.  XXXXIV.  Synon.  398.    jau- 

nätre,   397. 
MEGALOTROCHES,  394. 
Melanella   atoma  Bory,    79.     erythraea  Hmpr.  et  Ehr. 

80.     flexuosa  Bory,  80i    tnonadina  Bory,  76.   Spirillum 

Bory  ,85. 
Meleagre  ( Trnchele)  ,  321 . 

Meleagris  (Amphileptus) ,   357.     (Trachelius) ,  321. 
Melicerta,    404.    Taf.    XXXXVI.    Synon.    407.     alba 

Schweige  400.     biloba  Ehr.  402.    proteiformis  Oken, 

131.    quadriloba  Goldf.,   Schweigg.    405.    ringens, 

405. 
Melicerta  ( Ptygura)  ,  387 . 
Melicerte,  404.    Taf.  XXXXVI.    Synon.  407.    Fleur 

en  gueule,  405. 
Melicerte  (Ptyyure) ,  387. 
Melon ,  shape  of  a  —  Baker  ,  336. 
Meloseira  moniliformis  Agardh,  167.  Jürgensii  Agardh, 

167.    lineata  Agardh,  167.  nummuloides  Agardh,  167. 

varians  Agardh,  168. 
Melosira  discigera  Agardh,  167.    fragilis  Kütz.  208. 

moniliformis  Kütz.  168,   382.    nummuloides  Kütz.  167. 

orichalcea  Kütz.  168,  3S2.    siibflexilis  Kütz.  168.  vari- 
ans Kütz.  168,  382. 
Melotomns ,  243. 

Mengen  der  Infus,   im  kleinen  Räume,    7.     s.  Massen- 
entwicklung. 
Menschen,  angeblich  aus  Infusorien  bestehend,  VIII. 

aus  Infus,  sich  entwickelnd ,  466.    Infus,  im  Menschen, 

36,  331. 
Mensch engesicht  eines  angeblichen  Infusoriums,  466. 
Mep hitische  Luftarten,   Einfluss  auf  Infus.  531. 
Meride,  207.    Taf.  XVI.   Synon.  208.     du  printemps, 

207.      Violon,  208. 
M er idion,  207.  Taf.  XVI.  Svnon.  208.  circulare  Agardh, 

207,  208,  382.  cordalnm  Corda,  207,  208.  fialellum 
Ehr.  207,208.  ovatum  Agardh,  208.  pandnriforme , 

208.  radians  Agardh,  208,  220.  vernale,  207.  Agardh, 
208,  219. 

Me s  pel-S nur r ere n  ,   dän.  Vortic,  mespilina  Müll . 

Mespilina  umbellina  Bory ,  283. 

Messerschiffchen  (Navicula  Scalprum) ,  181 . 

Metall reizungen,  Humboldts,   der  Aeichen,  530. 

Metamorphose  der  Glockenthierchen,  290.  der  Infu- 
sorien, 109,  121,  524.     s.  Verschmelzen. 

Meteorische  Infusorien,  122. 

Metopidia,  437.  Taf.  LIX.  acuminata ,  477.  Le- 
padella,  477.    triptera,  478. 

Metopidie,  477.  Taf.  LIX.  aigu'e^  477.  LepadelXey 
477.  triptere,  478. 

Mica  (Monas)  ,  14. 

Michaelis  ( Peridinium)  ,  256. 

Micrasterias,  154.  Taf.  XL  Synon.  159,  382.    angu- 


losa,  158.  Boryana,  157.  Boryi  Kütz.  157.  Co- 
ro7iula,  156.  cruciata  Kütz.  143.  duplex  Kütz.  157, 
158.  elliptica,  159.  emarginata  Ehr.  158.  falcata 
Corda,  143.  furcata  Agardh,  157,  158.  Kütz.  157, 
158.  heptactis,  156.  Ehr.  157.  hex  actis,  156.. 
Ehr.  156.  Napolconis,  156.  radiosa  Agardh,  162, 
163.  renicarpa  Kütz.  157.  ricciaej'ormis  Kütz.  162, 
163.  Rotula,  158.  Selenaea  Kütz.  156,  157,  158. 
simplex  Kütz.  157.  Straurastrum ,  telraccra  et  —  ß. 
didicera,  tricera,  Kütz.  143.  Tetras,  155.  tricy- 
clia,  158. 

Micrasterie,  154.  Taf.  XI.  Synon.  159,  382.  de  Bory, 
157.  Couronne,  156.  clliptique,  159.  hepta- 
ctis, 156.  de  Napoleon,  156.  Rouelle,  158. 
Tetras,  155.     tricycle,   158.     tronquee,   158. 

Microcodon,  395.  Taf.  XXXXIV.     Clavus,  396. 

Microcosmus  Müll.,  Haufe  von  Vibrio  Rugula,  80. 

Micro  gl  ena,  25.  Taf.  I.  monadina ,  26.  Ehr.  28. 
punetifera,  26.     volvocina  Ehr.  26. 

Microglene,  25.   Taf.  I.    janndtre,  26.     verte,  26. 

Micromega,  239.  Synon .  240.  cor n i culatu m ,  240. 
fragilis  Grev    236. 

Micromege,  289.    Synon.  240.     fonrchu,  240. 

Mikroskope,  Entdeckung  und  Entwicklung,   XII. 

Microtheca,  164.  Taf.  XII.     octoceros,  164. 

Microthöqne,  164.    Taf.  X1L     octoceros,    164 

Mi  de  -Spill  er  en,  dän.  Trichoda  Acarus  Müll. 

Milchiges  Wasser,  316.  durch  Paramecium  Aurelia, 
352. 

Milchstrasse  der  kleinsten  Organismen,  XIV. 

M  i  l  i u  m  (  Paramecium)  ,   353. 

Mi  11  et  (Paramöce),    353. 

Missbildungen  bei  Infusorien ,  343 ,  401 ,  487 ,  489. 
schwanzlose  Brachionen  sind  unrichtig  beobachtet,  509. 
bei  Pflanzen  veranlasst  durch  Infusorien,  429.  s.  Gal- 
len,  bei  Thieren  (Hydra),  488.    ob  Spermatozoon? 

Mistwasser  thierchen,    336. 

Mnemosyne  ( Chlamidodon) ,   377. 

Modergeruch  durch  Infusorienverwesung,  244. 

M öl -Spilleren,  dän.  Trichoda  Tinea  Müll. 

Möven  fisch  eben  ( Chnetonotus  Laras)  ,  390. 

Mohnkanne  Eichh.   274. 

Molecularbewegungen  früher  oft  mit  Infusorien- 
bewegung verwechselt,  37,  521. 

Molli  {animaluzzi)  Corti  =  Chaetonotus? 

Monadair  es  Bory,  49. 

Monade  (Monas) ,  3.  Organisation,  4,  5.  Verbreitung, 
5.  (vergl.  Monadinen.)  Gruppen,  6.  Was  sind  Mona- 
den, was  keine?  1,  6. 

Monade  bicolore ,  10.  a  carapace ,  3S,  40.  colo~ 
rante,  17.  Crepuscule,  6.  cylindrique,  15. 
Enchelide  ,  12.  epuisee,  18.  glissante,  13. 
Gonlte,  9.  grande,  10.  hyaline,  13.  janhätrey 
17.  Kolpode,  12.    lente,  16.   Mica,  14.  ochreuse, 

11.  rf'  Oleen,  15.  Ombre,  12.  ovale,  14.  point, 
14.  reluisante,  18.  rougissante,  11.  simple, 
17.  sociale,  16.  Terme,  7.  vineuse,  11.  vivi- 
pare ,  9. 

Monade  a  carapace,  40.  Taf.  II.  Synon.  43.  bleuet- 
tre,  42.  brunc,  42.  courbee,  40.  cylindrique, 
42.    echancree,  41.     Icnticulaire ,  43.    ovale,  41. 

Monade  a  point e,  44.     lumineuse ,  44. 

Monade  h  quene,  31.  Taf.  II.  Synon.  35.  Chef,  34. 
Doublet ,  33.  Grenouille ,  34.  intestinale,  34. 
Sauteur ,  33.  sociale,  32.  verte,  35.  Vorti- 
celle,  33. 

Monade  Serpent,  43.     de  Jena,  44. 

Monade  ä  trompe,  47.  Taf.  II.  cylindrique ,  49. 
noirätre,4S,    volvocine,   48. 

MONADES   ä  CARAPACE,   38. 

M  o  n  a  d  e  n  m  e  e  r ,  vegetabilisches ,  Meyen  ,  38. 

Monadenstöcke  sind  wie  Polypenstöcke  oder  Corallen- 
stöcke  durch  Selbsttheilung  entstandene,  zusammenhän- 
gende Thiergruppen  bei  Infusorien ,  bei  Volvocinen, 
Bacillarien  und  Vorticellinen  am  ausgezeichnetsten,  49, 
115,  123,  124,  137,  259.  verschieden  von  periodisch 
vereinten  Thierhaufen,  19,  27,  114.  Käderthiere  bilden 
nie  Monadenstöcke,  weil  sie  keine  Selbsttheilung  haben, 
aber  auch  Gesellschaften  (Haufen,  Familienvereine, 
Nester),  wie  Uvella,  393,  396,  403.  monadenstock- 
bildende  Arcellinen,  136.  Monadenstöcke  und  Infuso- 
riennester gemischt  gleichzeitig,  291.  (Junge  auf  den 
Bäumchen  des  Carchesium)  bilden  Gattungscharactere. 

MONADINA,  1. 

MONADINEN,  1.  Uebersicht  der  Gattungen,  2.  Ge- 
schichte, 35.  Vorkommen  in  Thieren,  36.  die  Blut- 
körperchen sind  keine,  36.  Vork.  in  lebenden  Pflanzen, 
5,  37.     Verwechselung  mit  bewegten  Algensamen,  5. 

MONAS,  3.  Taf.  I.  Synon.  18,  331.  Atomus  Hmpr., 
Ehr.  u.  Müll.  21.  bicolor,  10.  Bulla  Bory,  335. 
Cr epusculum,  6.  cylindrica,  15.  deses,  16. 
Enchelys,  12.  erubescens,  11.  flavicans,  17. 
glaueoma  Ehr.  22.  gliscens,  13.  grandis,  10. 
Guttula,  9.     hyalina,  13.     inanis,  18.  Kolpoda, 

12.  Lens  Hmpr.  u.  Ehr.  21.  Müll.  21,  32.  Hornsch. 
65.  N.  ab  E.  64.  Mica,  14.  Milium  Müll.  353. 
Ocellus  Müll.  43.  ochracea,  11.  Okeni,  15. 
ovalis,  14.  Ovulum  Göze  64.  polytoma  Ehr.  25. 
Pidvisculus  Kütz.  108.  Müll.  28.  Bory,  65.  Punctum, 
14.  punctum  Müll.  14,  76.  scintillans,  18.  Sim- 
plex, 17.  socialis,  16.  Termo,  7.  tingens, 
17.  Umbra,  12.  Uva  Müll.  21,  25.  vinqsa,  11. 
vivipara,  9.     Volvox  Ehr.  30.     volvox  var.  12. 

Mond,  halber,  Eichh.  87,  90. 

Monema   comoides   Grev.    236,   243.      Bülwynii  Grev. 

235.     quadripunetatum  Grev.  236. 
Monocerca,  48,  422.   Taf.  II.     bicomis,  423.    longi- 

cauda  Bory,    423,  461.      Rattus,   422.    vergl.   449. 

valga,  423.    vorticellaris  Bory,  438. 
Monocerque,  422.    Taf.  II.  48.    bicorne*  423.    cro- 

chue,  423.    Rat,  422. 
Monocycliae,  Subgeiius  Micrasteriae,  156. 
Monogomphia  (Rotatoria),  386. 


541 


Monolabide,  497.  Taf.  LXI.  conique,  497.  qrele 
498.  ' 

Monolabis,  497.  Taf.  LXI.  conica,  497.  gracilis 
498.   .        .  ' 

Mono  Sphären  Mayer,  36. 

Monostyla,  459  Taf.  LV1I.  cornuta,  459.  lunaris 
460.     quadridentata,  459.  ' 

Monoslylc,  459.  Taf.  LVII.  comue,  459.  «  quatre 
cornes,  459.     lunaire,  460. 

Monstra  bei  Infusorien  ans  Missbildung,  343,  401,  487 
489.   aus  partiellem  Zerfliessen,  300  scy/. 

Monotrocha,  384. 

Monura,  474.  Taf.  LIX.  Colurus,  474.  dulcis. 
474. 

Monure,  474.  Taf.  LIX.     aigue,  474.     obtuse,  474. 

Moorbeer-Snurreren,  dän.   Fbrtfc.  crataegaria  Müll. 

Mooskarpfen  mit  schimmelartigen  Vorticeilen  besetzt 
37. 

M  o  r  g  e n  r  o  t  h  -  S  c h i f  f  c h  en  (Eosphora  Najas) ,  451. 

Mar  um  (Pandortna) ,   53. 

Mose-Pungen,  dän.  Bursaria  truncatclla  Müll, 

Moule  (Stylonyque)  ,  370. 

Moustache  (Enchelide)  ,  301.     (Triarthre) ,  447, 

Müller i  (Brachionus) ,  513.     (Stentor),  262. 

Mülleria  Lmmla   Schrk.,  Leclerc.  90. 

Mufftliierchen  (Pantotrichum),  247.  Taf.  XXII.  Synon. 
248.  flaschenförmiges,  248.  längliches,  248. 
wälzendes,  248. 

Muguet   (Vorticelle) ,  274. 

Mund,  gesellen  bei  den  Gattungen :  Börsenthierchen,  326. 
Borstenmonäde,  249.  Büchsenthierchen,  317.  Bürsten- 
fischchen,  389.  Busen  thierchen ,  346.  Doppelglöckchen, 
289.  Doppelhalsthierchen,  355.  Glockenbäumchen ,  277. 
Glockenthierchen,  260.  Haar  thierchen,  307.  Halsthier- 
chen,  319,  320.  Klöppelglöckchen ,  294.  Krallenthier- 
chen,  368.  Kranzthierchen,  253.  Kreiselthierchen,  268. 
Längethierchen ,  350.  Lippenthierchen,  324.  Mantel- 
glöckchen,  295.  Perlenthierchen ,  335.  Pfriemenzahn, 
418.  Rensenthierchen,  339.  Säulenglöckchen ,  280. 
Scheibenthierchen,  245.  Schildthierchen,  343.  Schirm- 
glockchen,  287.  Schleppthierchen ,  358.  Schwanen- 
thierchen,  341.  Seitenschnabel,  336.  Stelzenglöck- 
chen,  297.  Strahlenfuss ,  305.  Strahlenkugel,  303. 
Strahlenscheibe,  305.  Tafelthierchen ,  55.  Thränen- 
thierchen,  310.  Trompetentierchen  ,  261.  Urnen- 
tliierchen,  265.  Vierblatt,  405.  Walzen  thierchen,  299. 
Wimperauge,  360.  Wimperthierchen ,  311.  Wollthier- 
chen,  314.    Zahnwalze,  315.    Zickzackthierchen ,  196. 

Mundklappe  der  Halsthierchen ,  319. 

Mure  (Pandorine),  53. 

Murtensee,   blutige  Farbe  dess. ,  12§.. 

Mus  cardine  =  Saprolegnia,  37. 

Muschelthierclien  ( Stylonychia  Mytilus) ,  370. 

Muschel- Wimperthierchen  (Leucophrys  Anodontae), 

ÖXÖ. 

Musik  gegen  Infusorien  anzuwenden,  XII.    . 

Musculus  (Uroleptus) ,  358. 

Muskeln  sind  gesehen  bei  den  Gattungen :  Augenschüpp- 
chen,  480.  Borstenkopf,  434.  Brillenratte,  448.  Buckel- 
fischchen,  395.  Crystallfischchen,  410,  413.  Diademthier- 
chen,478.  Doppelglöckchen,  288.  Doppelstern,  449.  Drei- 
auge., 451.  Dreibart,  446.  Fadenschwanz,  422.  Falten- 
schwanz, 387.  Flossenfischchen,  440.  Flügelrädchen.  316. 
Futteralrädchen  399.  Gabelüschchen,  420.  Glockenbäum- 
chen,  277,  279.  Glockenthierchen,  260,  270,  290.  Huf- 
eise nthierchen,  403.  Hülsenfischchen,392.  Kreisauge,  454. 
Kronenrädchen,  400.  Kugelfischchen,  393.  Mantelfisch-" 
chen,  461.  Nackenrädchen,  498.  Organenfischchen,  411. 
Panzer- Glockenthierchen,  292.  Peitschenschwanz,  460. 
Pfriemenzahn,  418.  Pokalthierchen ,  472.  Rüsselräd- 
chen, 485.  Salpenfischchen ,  469.  Schirmglöckchen, 
287.  Schönrädchen,  482.    Schuppenfischchen,  457.   Son- 

.  nenschirmthierchen,  394, 396.  Springer,  439.  Stachelfass, 
459.  Stielauge,  453.  Stirnauge,  477.  Stutzrädchen, 
504.  Trompetenthierchen ,  261.  Vielauge,  455.  •  Vier- 
blatt, 405.     Wappenthierchen ,  510. 

Mutterkorn,  eine  Art  davon  enthält  Aeichen,  492. 
für  Infusorien  gehalten,  522.  s.  Weizenälchen. 

Muus-Spilleren  Müll.,  Schrk.  vid.  Uroleptus  Mus- 
culus, 358. 

Myrmeleo  (Notommata)  ,  425. 

M y r  m eleo n  (Notommate ) ,  425. 

Myrtilina  crataegaria,  281.     pyraria  Bory,  282. 

Mystacodella  Cyclidium  Bory,  372. 

Mytilina  cypridina  Bory,  469.-  lepadura  Bory,  457, 
458. 

Mytilus   (Stylonychia) ,    370. 

Nacelle  ( Cocconeme) ,    225. 

NACHENTHIERCHEN,  374. 

Nachenthierchen  (Euplotes) ,  377.  Taf.  XXXXII. 
Synon.  381.  Chinesenmütze,  380.  gepexltes, 
378.  geschwänztes,  380.  gesporntes,  379.  ge- 
streiftes, 379.  gestutztes,  379.  glattes,  380* 
schiis  seiartiges,   378.     stachliges,    380. 

Nackenauge  (Notommata)  ,  424.  Taf.  IV.  IL.  L.  LI. 
LH.  tili.  Synon.  436.  Beutelfisch  chen  ,  434. 
Dickhals,  428.  Doppelohr,  430.  Dreifuss ,  434. 
gewölbtes,  430.  Henkel-F  ischchen,  430.  Käul- 
chen, 426.  Kegel,  428.  Keulenträger,  432. 
Kurzohr,  435.  Langgabel,  432.  Najadenfisch- 
chen,  429.  Pricken  -  Fischchen,  427.  Prit- 
schen-Fischchen, 433.  Raubschiffer,  426. 
Ruderfischchen,  434.  Scheeren  -  Fisch  chen, 
428.  schlankes,  431.  Sprachrohr,  433.  Stachel- 
schwanz, 435.  Stelzenschwanz,  432.  Syrinx, 
426.  Telegraph,  434.  Wasserkatze,  431.  Was- 
ser- Kukuk,  427.  Wasser  tiger,  431.  We.rn- 
eck's-,  429.  Zangenglocke,  425.  zweispitzi- 
ges, 428.  *,.. 

Nackenrädchen  (Philodina) ,  498.  Taf.  LXI.    citr^S: 
gelbes,   501.     grosswimpriges,   501.      mit  del&; 
Halsbande,    500.      langhörniges,    500.      rotli- 
liches,499.    schlankes,  499.    stachliges,  501. 

Nadelräderthiere  Bes.485. 

Naese-Snurreren,  dän.  Vortic.  nasuta  Müll. 

Najaden-Fischchen  {Notommata  Najas),  429. 


Najas  (Eosphora),  451.  Synon.  452.     (Notommata),  429. 

(Tubicolaria)  ,  399. 
Naja  de  (Eospliore)  ,  451.     (Tuhicolaire)  ,  399. 
Naiden,  Infusorien  in  deren  Darmkanale,  Yid.  Leucophra 

nodulata. 
Napoleonis  ( Micrasterias)  ,156. 
Nasamonum   (Trichoda),  307. 
Nasse  Jobl.  332.      ' 
Nasselle,  338.  Taf.  XXXVII.     doree,  340.   elegante, 

339.     ornee,   339. 
Nas stila,  338.  Taf.  XXXVII.     aurea,  340.    aurea  vor. 

c.  e.  Ehr.  338.    elegans,  339.     ornata,  339. 
Naturspiel  Gleich.  32. 
Naunema,   233.    Taf.  XX.    Synon.  236.     Arbuscula, 

235.  balticum,  236.  Dillwynii,  235.   Hoffmanni, 

235 .     simplex ,    234. 
Naunem c,233.  Taf.  XX.  Synon.  236.  Arbrisseau,235. 

baltique,  236.     de  Dillwyne,  235.    de  Hoffmann, 

235.     simple,  234. 
NaupliuS)   116. 

Navette  de  Tisserand  Jobl.    vid.  O  xytricha  Pellio- 
nella, 364. 
Navicula,  173.  Taf.  XIII.  XIV.  XXI.  Synon.  189,  381. 

Acus,  176.      Amphisbaena,   178,   381.    Ehr.   185. 

Amphora,    188.      anceps    Kütz.    177.      Arcus,   182. 

attenuata  Kütz.  180.     baltica,    180.     bifrons,   186. 

bipunctata  Bory  ,   176.    Turp.  182.       bitruncata  Turp. 

178.      capitata,  185.       Cari,  179.       ciliai <i*Corda, 

225.     constricta,  188.     costata  Corda,  225.    Crttx, 

184.  curvula,  181.  depressa  Kütz.  177.     dicepliala, 

185.  flexuosa  Ehr.  180,  181.  Follis,  179.  fulva,  177. 
fusiformis  Ehr.  181.  Gaillonii  Bory,  212.  gibba,  184. 
Gl  ans,  185.  gracilis,  176,  381.  granulata  Ehr. 
191.  Hippocampus ,  180.  inaequalis ,  184.  lan- 
ceolata,  185.  Librile,  185.  lineata  Bory,  176. 
lineolata ,    188.      macilenta,   183.      major   Kütz. 

177.  nodosa,  179.  obliqua  Turp.  224.  obtusa  Bory, 
Turp.  177.  ostrearia  Bory,  176.  parvula  Kütz.  177. 
pellucida ,  176.  phoenicenteron ,  175.  platy- 
stoma,  178.  quadricostata,  180.  Scalprum,  181. 
scalprum  Turp.  182.  scalprum  var.  Turp.  177,  178. 
Sigma  ,  181.  Ehr.  180.  sigmoidea,  182.  Hempr. 
et  Ehr.  181.  spien  dida,  186.  striaiula,  187. 
suecica,  189.  transversa  Bory,  176.  trinodis,  179. 
tripunctata  Bory,  176.  Trochus,  179.  turgida  Ehr. 
190.    umb  onata ,  177.    uncinata ,  184.   undulata, 

187.  wiipunctata  Bory,  Turp.  177.     ventricosa   Ehr. 

178.  viridis,  182.  viridis  var.  Ehr.  183.  viridula, 
183.     Westermanni ,  190.     Zebra  Ehr.  191. 

Naviculavea  (sectio  2da  B aciliar iorum)  ,   165 ♦ 

Naviculine  Turp.  174. 

Navicule,  173.     Taf.  XIII.   XIV.  XXI.     Synon.  189. 

Aiguille,  176.    Amphisbcne ,  178.   Amphore ,  188. 

Are,  182.     baltique,  180.    bossue,  184.  ä  bouton, 

185.     de  Carus,  179.     Croix,  184.     courbee,    181. 

dicephale ,  185.     a   double  nez.  186.     etranglee, 

188.  fauve,  177.  Flcan,  185.  Gland,  185.  grele, 
176.  Hippocampe,  180.  inegale,  184.  lanceo- 
lee,  185.    lineolee,  188.    maigre,  183.     noueus  e, 

179.  ondulce,  187.  Outre,  179.  platystome, 
178.  pommetee,  177.  quadricostee,  180.  rou- 
gissante,  175.  Sigma,  181.  sigmo'ide,  182. 
sillonnee,  176.  splendide,  186.  striee,  187. 
Toupie,  179.  Tranchet,  181.  trinode,  179. 
verdätre,  183.    verte,  182. 

Nebelglöckchen  {Vorticella  nebulifera)  ,  270* 

Nebelmeer  yon  Urmonaden,  37. 

Needhams  System,  aus  unrichtiger  Beobachtung  der 
Saprolegnia  entstanden  ,  37. 

Nematoplata  bronchialis  Bory,  206.  pcctinalis  Bory, 
206. 

Nemazoaires   s.  Nemazoones,  173. 

Nervensystem  der  Magenthierchen  ist  bei  den  einzel- 
nen Familien  nachzusehen ,  bei  Monaden ,  5.  bei  den 
Au  gen  thierchen ,  111.  u.  s.  w.  bei  letzteren  ist  (111) 
das  Augenganglion  direct  beobachtet. —  der  Räderthiere 
bei  allen  einzelnen  Familien  und  Gattungen  zu  verglei- 
chen, Uebersicht,  386.  genauer  beschrieben,  416. 
ferner:  394,  395,  396,  425,  437,  442,  453,  460,  499, 
504  u.  s.  w. 

Nesterbildung,  s.  Infusoriennester. 

Nixchen,  113. 

Nixen  thierchen  ( Chlor ogonium)  ,  113.  Taf.  VII. 
schöngrünes,  114. 

Nonnen-Fisch  chen  (Glenophora  Trochus),  391. 

Norops  dorsualis  Ehr.  451. 

Nostoc  Flos  aquae,  121. 

Notee,  502.  Taf.  LXII.    a  quatre  comes,  503. 

Noteus,  502.  Taf.  LXII.  Bakeri  Ehr.  514.  quadricor- 
nis ,  503. 

Notommata,  424.  Taf.  IV.  XXXXVIII.  IL.  L.  LI.  LH. 
L1I1.  Synon.  436.  aequalis,  432.  ansata,  430. 
aurita,  430.  Brachionus ,  433.  br aehyota,  435. 
centrur q,  435.  clavulata,  432.  collaris,  428. 
Copeus,  434.  deeipiens ,  431.  Felis,  431.  for- 
cipaia,  428.  gibba,  430.  gr  anularis ,  427. 
hyptopus,  426.  lacinulata,  428.  longiseta, 
432.  Myrmeleo  ,  425.  Najas,  429.  Parasit  a, 
426.  Peiromyzon,  427.  Syrinx ,  426.  Tigris, 
431.     Tripus',  434.     Tuba,  433.     Werneclcii,  429. 

Notommate,  424.  Taf.  IV.  XXXXVIII.  IL.  L.  LI.  LH. 
LIII.  Synon.  436.  a  anse,  430.  auriculee,  430. 
bossue,  430.  Brachion,  433.  braehyote,  435. 
Chatte,  431.  a  echasses,  432.  goitreuse,  428. 
granulaire,  427.  grele,  431..  hyptopode,  426. 
Lamproie,  427.  lobee,  428.  Longue-soie,  432. 
Myrmeleon,  425.  Najade,  429.  Parasite,  426. 
Porte-massige,  432.  Porte-pince ,  428.  Porte- 
queue, 434.  Rameur,  434.  Syringe,  426.  Tigre, 
;,s  431.  Trepied,  434.  Trompette,  433.  de  T^Ter- 
«ecA;,  429. 

Nucleus  {Bursaria)  ,  330. 

.ZV« m mtblell a  conehyliospermatica  Car u s  ,  266. 

Nutzen  der  Infusorien,  s.  Eisen,  Feuersteine,  essbare 
Erden ,    Farben ,   Polirschiefer  ,  Ziegelsteine ,    Formen- 


erde,  gute  Dammerde,  Meeresleuchten,  vielleicht  auch 
Glas,  reine  Kieselerde,  s.  Organismen. 

Nymphenthierchen  (Paramecium  Chrysalis) ,  252. 

Nyrebugteren  Müll.    vid.  Colpoda  lien,   347. 

Oat-animal  Baker,   177. 

Ochsenkopf  Eichh.  s.  Amphilept.  longicollis, 
357. 

Octasterias  Ehr.  143. 

Odontella,  153.  Taf.  X.  XVI.  Synon.  154,  210,  38L 
aurita  Agardh,  154.  D esmidium,  153,  381.  f£&z- 
formis,  154.     nnidentata,   154,  381. 

Odontelle,  153.  Taf  X.  XVI.  Synon.  154.  Desmide], 
153.    filiforme,  154.    unidentee ,  154. 

Oeciste,  392.  Taf.  XXXXIU.  cry stallin,  392.  (%rfm 
rfw  Planche) 

Oecistes,  392.  Taf.  XXXXIII.  crystallinus,  392. 
(hyalinus  Tabulae.) 

OECISTINA ,  391. 

OECISTINES,  391. 

Oel  erzeugt  angebliche  Vorticeilen ,   274. 

Oeltröpfchen  (rothe)  kommen  auch  bei  Brachionus 
Urceolaris ,   wie  bei  Cyclops  vor,  119. 

Oere-Snurreren  Müll.  428. 

Oewf  (Holophre),  314.  (Trachele),  323.  de  Crislatella 
Mucedo  Turp.  254. 

Ohrwurm  fischchen,  421. 

Oic  (Amphilepte) ,  355.     (Trachele),  320,  322. 

Oken's  Stabmonade  (Mo?ms  Okcni) ,  15. 

O^or  (Trachelocerca) ,  342. 

Ombre  (Monade) ,  12. 

Oncobyrsa,   243. 

Opal,  gemeiner,  171.    edler,  171.  -  s.  Halbopal,  243. 

Opalina  Ranarum  Purkinje  ,  327. 

Operculaire,   286.     articulee,   287. 

Opercnlaria  ,  286.     articulata  ,  287.     Goldf.  287. 

Operculina  Bakeri  Bory,  287.    Roeselii  Bory,  287. 

Ophiothrix,  243. 

Oplarinm  crueiforme  Los.  143.  formosissimum  Los.  157. 
hyacinihinum  Los.  157.  numismaticum  Los.  157.  ptero- 
phorum  Los.  162.  speciosum  Los.  157.  vasculosum  Los. 
157.     verticillatum  Los.  157. 

Ophidomonas,  43.    je'nensis ,  44, 

Ophryde,  292.  Taf.  XXX.  Synon.  294.  versatile9 
293. 

Ophrydia  nasuta  Bory,  293. 

OPHRYDINA,   291. 

OPHRYDINES,  291. 

Ophrydium,  292.  Taf.  XXX.  Synon.  294.  versatile, 
293. 

OPHRYOCERCINA,   341. 

Ophryocerca    Oomn  Ehr.  323. 

Ophryocerques,  341 

Ophryoglena,  360.  Taf.  XL.  acuminata ,  361. 
«/rrt  ,  360.     flavicans,   361. 

Ophryoglene ,  360.  Taf.  XL.  jaunatre,  361.  noire, 
360.     «  queue  ,  361. 

Ophthälmoplanis  Ocellus,  49. 

Orangefarbenes  Wasser,  122. 

Organenfischchen  {Enteroplea) ,  411.  Taf.  XXXXVIL 
crys  tallenes,  412. 

Organismen  ,  grosser  Einfiuss  derselben  auf  das  Feste 
der  Erde,  bisher  als  Kalkablagerung  durch  Muscheln 
und  Corallen,  jetzt  auch  als  Kiesel  und  Eisenablagerung 
durch   Infusorien,   XII. 

Ortssinn   der  Infusorien ,  416.    s.  Nesterbildung. 

O  scillaria  brevis  Kütz.  108,  109.  paxillifwa  Schrk. 
197. 

Oscillatoria  ochracea  Lyngb.  ,  Agardh,  169.  F/os 
<if/M«e,  121,  171,  243. 

Oscillatorie,   rothe,   des  Murtensees,    122. 

Oscillatorien,  Gründe,  warum  sie  keine  Infusorien 
sind,    99,   109,  120. 

Otoglena,Ao3,    papulosa,  453. 

Otoglene  ,  453.     verruqueuse,  453. 

Outre  (Epipyxide),  123.     (iVrtu/cwite)  ,  179. 

Oval-  ani m  al  s  ,   347. 

Ovales  Jobl.  335.     ctore's  Jobl.  352. 

Ovalthierchen  Gleich.  31,  245,  308,337.  grosse 
Gleich.   335. 

Ovum  (Hölopkrya)  ,  314.     (Trachelius) ,  323. 

Oxitricha  ambiqua  Bory,  333.  pellionella  Bory,  364. 
pute  Bory,  372.  Pullaster  Bory,  372.  pullicina  Bory, 
372.     Volutator  Bory,  372 

Oxytricha,  363.  Taf.  XXXX.  XXXXI.  Synon.  367. 
c  au  data,  365.  Cicada,  366.  eury  Stoma  ,  365. 
gibba,  365.  Lepus,  367.  Pellionella,  364. 
Pesds  Ehr.  358.  platy Stoma,  365.  Pullaster,  366. 
Ehr.   364.    nt&ra,    364. 

OXYTRICMNA,  362. 

Oxytriqne,  363.  Taf.  XXXX.  XXXXI.  Synon.  367. 
bossue,  365.  Cicade,  366.  Liövre,  367.  Pellio- 
nelle, 364.  platystome ,  365.  Poularde,  366. 
«  queue,  365.    rotige,   364. 

OXYTRIQUES,   362. 

Paarung   der  Magenthierchen,  382. 

Paere  -  bugter ,    dän.  308. 

Paere-  Snurreren  ,  dän.  Vortic.  pyriformis  ,  M. 

Paere-Trumleren,   dän.  hnchelys  Pirum  M. 

Pfu'w    Je  Äwcre  Jobl.  322. 

Pala  (Brachionus)  ,  511 . 

Palme  IIa  botryoides  Kütz.  108.  ichthyoblabe  Kunze, 
121,  526. 

Palmen  thierchen  (Echinella),  219.  Taf.  XIX.  blin- 
kendes, 222.  Fächer-,  220.  Herz-,  221.  kurz- 
fässiges,  222.    Pracht-,  221.     Schirm-,  221. 

Paltonophora  lanceolata  Küt z .  224. 

Pancreas,  gesehen  bei  den  Gattungen:  Augenkreisel, 
391.  Augenschüppchen ,  480.  Blumenrädchen,  408. 
Borstenkopf,  437.  Brillenratte,  448.  Buckelfischchen, 
395.  Bürstentischchen ,  389.  Crystallfischchen,  410, 
413.  Diademthierchen ,  478.  Doppelstein ,  449.  Drei- 
auge, 451.  Dreibart,  446.  Dreizack,  496.  Ei  träger, 
503.  Fadenschwanz,  422.  Faltenschwanz,  387.  Flü- 
gelrädchen, 517.    Futteralrädchen,  399.    Gabelüschchen, 

136 


543 


420.  Gabelzange,  497.  GrifTelfischchen,  440.  Griffel- 
fuss,  474.  Hufeisen thierchen,  403.  Hülseniischchen,  393. 
Kreisauge,  454.  Kugeliischchen ,  393.  Mantelfischchen, 
461.  Nackenauge,  424.  Nackenrädchen,  499.  Organen- 
fischchen,  412.  Peitschenschwanz,  460.  Pfriemenzahn, 
418.  Reihenauge,  451.  Rüsselrädchen,  485.  Salpen- 
fischchen ,  469.  Springer,,  439.  Stachelfuss,  459.  Stirn- 
auge, 477.  Stutzrädchen,  504.  Vielauge,  455.  Vier- 
blatt, 405.  Wappenthierchen ,  510.  Wimperhschchen, 
387.    Zangenfuss,   475.    Zweiauge,  442. 

Pandeloquen thierchen  Gleich.  347,  350. 

Pandorina ,  53,  Taf.  II.  Synon.  55.  .  hyalin  n9  54. 
Ehr.  ,  Bory,  54.  LeeuwerihoeM  Bort  ,  53,68.  fo- 
rnm ,  53.  Bory,  53.    sphaerula.  Ehr:  54. 

Pandorine ,  53.  Taf.  II.  Synon.  55.  hyaline,  54. 
Mure,  53. 

Pantoffel  thierchen  (Param.  Aurelia)  ,  350.  ge- 
schwänztes ( Param.  caudaium)  ,  35.1. 

P antotrichum  ,  247.  Taf.  XXII.  Synon..  248.  armatum 
Ehr.  251.  aspernm  Ehr.  251.  Enchelys,  248.  La- 
genula,   248.     Volvox  ,  248. 

Pantolrique,  247.  Taf.  XXII.  Synon.  248.  Enche- 
lide,  248.    Lagenelle,   247.     Volvoce,  248. 

Panzer  (vergl.  Mantel,  Büchschen),  sind,  erkannt  bei  den 
Gattungen:  Augenkranzthierchen,  257.  Beerenkugel, 
53.  Borstenauge,  252.  Bruchstäbchen,  203.  Büchsen- 
thierchen,  317.  Doppelklette,  146.  Dosenkette,  166. 
Ellenthierchen ,  210.  Fächerstäbchen,  207.  Fahnen- 
thierchen,  226.  Flaschenmonade,  45.  Fiinfstrahl,  144. 
GallertschifFchen ,  231.  Gedenkthierchen ,  376.  Gyges- 
Ring,  51.  Höckerthierchen,  135.  Hülsenfischchen,  392. 
Isthmenthierchen ,  209.  Kai)selthierchen,  133.  fossil, 
134.  Keilbäumchen,  215.  Keilschüppchen ,  213.  Ket- 
tenstäbchen, 140.  Klettenthierchen,  250.  Kranzthier- 
chen,  249.  Kreuzstern,  142.  Kugeldose,  165.  Kugel- 
stern, 145.  Monadinen,  1.  Nachenthierchen ,  377. 
Palmenthierchen ,  220.  Panzermonade,  39.  Panzerratte, 
460.  Panzerthierchen,  46,  292.  Peitschenschwanz,  460. 
Plattenkette,  201.  Prachtschiüchen ,  190.  Ringschiff- 
chen, 233.  Röhrenbäumchen,  240.  Röhrenkorn,  237. 
Ruderthierchen,  66.  Rüsselmonade ,  47.  Scheibenkopf, 
375.  Schiffchen,  174,  520.  Schildschiffchen,  19.3.  Schlah- 
genmonade  ,  43.  Spindelthierchen ,  89.  Stachelmonade, 
44.  Stachelscheibe,  164.  Stelzenglöckchen ,  297.  Stelz- 
korn, 223.  Sternscheibe,  160.  Strahlenange,  61. 
Strahlen  bäumchen,  240.  Strahlendose,  171.  Strahlen- 
schiffchen, 238.  Stutzrädchen,  504.  Tafel  thierchen, 
55.  Vierling,  149.  Wappenthierchen.,  510.  Zapfen- 
kette, 153.  Zellensternchen ,  154.  Zickzackfähnchen, 
230.     Zickzackthierchen ,  196. 

Panzerauge  (Cryptoglena)  ,  46.  Taf.  II.  bläuliches, 
47.    kreiseiförmiges,    46.     träges,  48. 

PANZER  -  GLOCKENTIUERCHEN  (  OPMIYDINA  ) , 
291.     Structurdetail ,  Uebersicht  der'  Gattungen,  292. 

Panzermonade  (  Cryptomovas )  ,  40.  Taf.  II.  Synon. 
ausgerandete,  41.  bläuliche,  42.-  bfaune,  42. 
cylindr  i  sehe,  42.  eiförmige,  .41.  krumme, 
40.     linsen  förmige  ,  43. 

PANZERMONADEN  (CRYPTO MONADINA)  ,  38.  Zu- 
satz  49. 

Panzer ratte  (Mastigocerca  carinata) ,  460. 

Papillen,  bewegte,  der  Spindelthierchen,  89. 

Paradesmus,  243. 

Paramae dum,  vid.  Paramecium.  Fasciola  Müll. 
356.  Histrio  Müll.  373.  Incubus  Schrk.  327,  Kolpo- 
dinum  Bory,  337.  marginntum  Müll.  283.  Nucleus 
Schrk.  328.     Solea  Bory,  324. 

Paramece,  349.  Taf.  XXXIX.  Synon.  354.  Aurelie, 
350.  Chrysalide,  352.  Kolpode,  352.  Millet, 
353.     ovale  ,  353.     a  q u e u e  ,  351.     s  in  a  'i t  i  que ,  353. 

Paramecium,  349.  Taf.  XXXIX.  Synon.  354.  acutum 
et  aneeps  Herrm.  ,  Bory,  356.  Aurelia  Müll.  353. 
Bursaria  Fo c  k e  ,  325 .     c  a  u  d  at  u  m ,  351 .     Chrysalis, 

352.  Wag«.  350.  Chrysalis  var.  viridis  Ehr.  325. 
Colpoda  ,  352.  compressum  ,  353.  lamellinum  Bory, 
322.  Milium,  353.  Nucleus  Schrk. 330.  ovatum,  353. 
pigrum  Schrk.  356.  piseijorme  Graveiäh.  350.  quar- 
tum  Hill  ,    356.    seeundum  Hill,    347.    sinaiticum, 

353.  Terebra  Schrk.  356.  tertium  et  quartum  Hill, 
370.    spez.  3  et  1  Hill,  350. 

Paramecium  (Chilomonas) ,  30. 

Parasita  (Notommata) ,  426. 

Parasite  (Notommate) ,  285,  426. 

Parasiten.  Unterschied  zwischen  Parasiten  und  Theilen 

eines  Organs,  37. 
Parasitische  Infusorien,  425,    vergl.  Infusorien. 
Parasol  (Vorticelle)  ,  273. 
Patella  (Euploies) ,  378. 
Patelle  (Euplote) ,   378. 

P at  eil  e-Sp  illeren,  dän.  Triclioda  Patella  Müll. 
Patene  (Pterodine) ,  517. 
Patina  (Pterodina),  515. 
Pauken   gegen  Infusorien  anzuwenden,  XII» 
Pecten  (Euastrum),  162. 
Pectoralina    flavicans    Bory,     56.      hebraica    Bory, 

Turp.  56. 
Pediastrum,   159,   160.    biradiatum  Meyen,   157,  158. 

duplex  Meyen,  156,  157,  158.    irreguläre  Corda,  156. 

quadrangulum  Corda,  157.    simplex  Meyen,  156,  157, 

158. 
Pediculus  (Cocconeis) ,   194.     (Trichödina). ,   266. 
P  eigne  (Bacillaire)  ,  198.     (Euastre)  ,  162.     (Fragilairc), 

206. 
Peitsch enfuss    (Hima7itophorus) ,   375.     Taf.  XXXXII. 

Synon.  376.     der  grosse  Charon,  376. 
Peitschenschwanz    (Mastigocerca) ,  460*    Taf.  LVII. 

Panzerratte  ,  460. 
Pellionella  ( Oxytricha)  ,  364. 
Pell  Ion  eile  (Oxytrique),   364. 
Pelz  thierchen  (Oxytricha  Pellionella),,  364. 
Pelz-Spilleren,  dan.  Oxytricha  Pellion.     . 
Pendeloque ,  grosse,  Gruith.  347. 
Pendeloquen,    grosse,    Gruith.     s.    Paramecium 

Aurelia,  350. 
Penlasterias,  144.  Taf.  X.    margaritacea,  144. 


Pentasterie,  144.   Taf   X.    margaritifere ,  144. 

Pentodon  (Eunotia) ,  192. 

Peridine,  252.     Taf.  XXII.     Synon.  256.      brun,  254. 

ceint,     253.       cornu,    255.       de    Delitzsch,    254. 

Fourche,  256.     Fusean,  256.     de  Michaelis,  256. 

piqnant,   254.     Poussier,    253.     pyromaque,  254. 

Trepied ,  255. 
PERIDINAEA,  249. 
PERIDINES,  249. 
Peridinium,  252.   Taf.  XXII.  Synon.  256.     acumina- 

tum,  254      cinetum,   253.     cornutum,   255.     deli- 

tiense,  254.     Furca,  256.     fuscum,  254.     Fusns, 

256.  Michaelis,  256.     priscum  Ehr.   254.     Pulvi- 
sculus,   253.      pyrophorum,   254.     tet bulatum   Ehr . 

257.  Trip os,  255. 

.Peritricha  Cometa  Bory,  306.  Ovulum  Bory,  vid. 
Paramecium  Chrysalis,  352.  Pleuronectes  Bory, 
vid.  Paramecium  Aurelia,  350.  Polyporum  Bory, 
267.  Sol  Bory,  303,  304.  solaris,  304.  vacillans 
H.  et  E.    vid.  Paramecium  Chrysalis ,  352. 

Perle  (Cyclide) ,  246. 

Perlen- Schwan  ( Amphileptus  m argaritifer) ,    355. 

Perlen -Spindelthierchen  (  Closterium  moniliferum) , 
91. 

Perlenthierchen  ( Glaucoma) ,  334.  Taf.  XXXVI. 
Synon.  336.     zitterndes,  335. 

Perlhuhn  (Amphileptus  Meleagris) ,   357. 

Pestthierchen,   VIII. 

Petromyzon  (Notommata) ,   427. 

Pflanzen,  problematische  Entstehung  aus  Infusorien, 
109. 

Pflanzen thi er  (Closterium),  Gruith.  91. 

Pfriemenwurm   Eichh.  112. 

Pfriemen  zahn  ( Pleurotrocha  ) ,  418.  Taf.  XXXXVII. 
XXXXVIII.  der  Dicke,  418.  der  Dünnf uss,  419. 
der  Räuber,  419. 

Phacelomonade,  28.     verte,  28. 

Phacelomonas ,  28.     Pulvis  cnlus,  28. 

Phacus  Pleuronectes  Nitzsch,  111.     cfr.  113. 

Pharyngoglossa   Corda,  174    sigmoidea  Corda,  181. 

Phialina,  333.  Taf.  XXXVI.  Synon.  334.  Cygnus  Bory, 
vid.  Trachelocerca  Olor  ,  342.  hirudinoides  Bory, 
334.  Proteus  Bory,  310  vermicularis ,  334.  vi- 
ridis, 334 

Phialine,  333.  Taf.  XXXVI.  Synon.  334.  blanche, 
334.    verte,  334. 

Philodina,  498.  Taf.  LXT.  aculeata,  501.  citrina, 
501.  collaris ,  500.  erythrophthalma  ,  499.. 
macrostyla,  500.  megalotrocha,  501.  roseola, 
499. 

PHILODINAEA,  4SI. 

Philodine,  498.  Taf.  LXI.  ciirine,  501.  «  collier, 
500.  epineuse,  501.  grele,  499.  macrostyle, 
500.    megalotroche,  501.    rose,  499. 

PHILODINES ,  481. 

Pigment  der  Augen,  bei  allen  Infusorien  roth,  492. 

Pille-  Snurr er en,    dän.   FoHic.  inclinans  Müll. 

Pille-V alteren,  dän.  Volvox  Pilula  Müll. 

Pinddyr  Müll.  196. 

Pintade  (Amphilepte)  ,  357. 

Pirouette   Jobl.  267. 

Pirouetteur  coneave  et  convexe  Jobl.    v.  Stylonychiä 

Mytilus,  370. 
Piscis  (Uroleptus) ,  358. 
Pitachnae,   Ziegelsteine  aus  Pitane  von  Silbertripel  fa- 

bricirt,  VII. 
Placentula  (Cocconeis)  ,    194. 
Plagiotricha   aurantia  Bory,  337.     cifriwa  Bory,  271. 

Dernm  Bory, ^  vid.  Stylonychiä  Mytilus,   371. 
Planorbis  ,  1^2. 

Polirs chief er  aus  Infusorien  gebildet,  2^. 
Planaire  (Distigme) ,    118. 
Planaria  (Distigma)  ,   118. 
Plant  indued  ivith  sensibility  Brady,  289. 
P  i  av  1 1  e  n  k  e  1 1  e  (Tessella)  ,   201.     Taf.  XX.   Synon.  202. 

gestreifte,    202.     glatte,  202.     unterbrochne , 

202. 
Platzen  der  Infusorien,  349,  351,  493. 
Pleuronectes  (Euglena)  ,  111. 
Pleurosicyos  myriopodus  Corda,  88. 

mwio(po)dus  Corda,  94, 
Pleurotrocha,  418.  Taf.  XXXXVII.  XXXXVIII.    con- 

strieta,  419.     gibba,  418.     ?ep««r«,    419.    Pc/ro- 

myzon  Ehr.  427. 
Plenrotroche,  418.  Taf.  XXXXVII.  XXXXVIII.  &o^w, 

418.     etranglee,  419.     lepture,   419. 
Ploesconia  Area  Bory,  376.     67mnm  Bory,  378. 
Pocillum  (Dinocharis) ,   472. 
Podophre,  305.   Taf.  XXXI.     affichee,  306. 
Podophrya,  305,  316.   Taf.  XXXI.     fitf«,  306. 
Podospheniä,  213.    Taf.  XVII.    Synon.  215.  381.    #*&- 

breviata,  214.      euneata ,    214.      gracilis,   214. 

nana ,  214.  * 

Podosphenie,  213.    Taf.  XVII.    Synon.  215.      cwwet- 

forme,  214.    grele,  214.    naine,  215.    rhomboi- 
dale, 214. 
Po  dura  (Ichth/diuni) ,    388. 
Podure  (Ichthyde)  ,  388. 
Pölse-Trumlereri,    dän.   =  Enchelys  Farcimen 

Müll. 
Poincon,  93. 

Ponit   (Baciere),  76.     (itfb?*rtde) ,   14. 
Poire  (EugUne) , .  110. 
Poisson  (Urolepte) ,   358. 
Penssott  H.  Jobl.  321.  3  Jobl.  322.     ?t  7«  #mwd  (7M<wte 

Jobl.  485.  vergl.  449.    &  mouvement  du  coeur  Jobl.  335. 

«  ?«  </uew?  umbilicale  Jobl.  462.     &  7«  t&e  fre/te'e  Jobl. 

388 
Pensso?iS,  #ros,   Jobl.    vid.  Colpoda  Cucullus,  347. 
Pokal  thierchen  (Dinocharis),  471.    Taf.  LIX.    Synon. 

473.    einfaches,  473.    fünfzackiges,  472.    vier- 

z ackiffes    473. 
Polirschiefer :    von    Bilin,     Cassel,    170,  243.    von 

Jastraba  in  Ungarn ,  243.    von  Zamuto  in  Ungarn,  XII. 

von  Oran,  171,  172,  243.    von  den  Philippinen,  XIII. 

von  Riom  in  der  Auvergne,  243.    von  Zante,  243. 


Polyarihray  440.  Taf.  LIV.  platyptera,  441.  Tri- 
r/Z«,441. 

Polyarthre,  440.  Taf.  LIV.  platyptere,  441.  TW- 
#Z'c,  441. 

Polyasterias  Ehr.  143. 

POLYGASTRICA,  #. 

POLYGASTRIQUES,  *. 

Polygomphia  (Rotatoria) ,  386 . 

Polyp   mit  der  Klappe  Eichh.  287. 

Polyp e  (Car diese),  278. 

Polyp e  a  Bulbe  Trembl.  289.  «  chamiercs  Gir.  Chantr. 
197.    «  fowes  Font.   485.  .     . 

Polypen  an  Wasserflöhen  Geer,  278.  von  Leipzig, 
erste  neue  Art,  Rästn.  274.  neue  Art  aus  der  Spree, 
Anon.  404.  . 

Polypen art,  dritte  neue  aus  der  Spree  bei  Berlin,  116. 
vierte  neue  aus  der  Spree,  278. 

Polypeneier  Türp.'  s.  Peritricha-Polyp,  148. 

Polypenkörner  in  Polypenläuse  verändert,  Schweigg. 
s.  Kerona  Polyporum,  368. 

Polypenläuse  Gruith.  s.  Oxytricha  Fellionella, 
364,  368.  grosse,  Gruith.  372.  ovalrunde,  Göze, 
368. 

Polypenlaus,  längliche  (Kerona  Polyporum),  368. 
runde  (Trichödina  Pediculus),  266. 

Polypes  a  Bouquet  Trembl.  278,  281.  a  bulbe  Bonn. 
289.  des  Conferves  Gir.  Chantr.  176,  177.  en  enlon- 
noir  Reaum.  262. 

Polypi  a  fioeco ,  mazzetto  Col.  281. 

Polyp-  Snurreren,  dän.  Carches.  polypin. 

Polyp us  dichotomus  Linn.  278.  pedimeulo  spiraliler  in- 
curvo  Wrisb.  274. 

Polythalamien  sind  keine  Infusorien,  135  ff. 

Polytoma,  24.  Taf.  I.     Uvella,  24. 

Polytome,  24.   Taf.  I.     Uvelle,  24. 

Polytricha  Pleuronectes  Bory,  vid.  Paramecium 
Äurelia,  350. 

Poppe-Trumleren,  dän.  Enchelys  Pupula  Müll. 

Porte-bourse  (Notommate),  434. 

Portc-massue   (Notommate) ,   432. 

Port.e-pieu  (Bacillaria)  ,  196. 

Porte-pince  (Diglene)  ,   443.     (Notommate)  ,  428. 

Porte-queue  (Notommate) ,  435. 

Porte-serre  (Anuree) ,  508. 

Pot  au  lait  Jobl.  274. 

Pou  aquatique  Jobl.  ist  Daphnia. 

Pou  de  Polype  (Trichodine) ,  266.  terresfre  Jobl.  ist  ein 
Insect :    Smynthurns. 

Pou  (Cocconeide) ,   194. 

Poularde  ( Oxytrique) ,  366. 

Ponte  huppee  Jobl.  vid.  Oxytricha  Pellionella,  364. 
et  Oxytricha  Pullaste.r,   366. 

Ponpee  (Boursaire) ,  329.     (Enchelide),  300. 

Poussier  ( Chlamidomonade) ,  64.     (Peridine)  ,  253. 

Pracht-Palmenthierchen  (Echinella  splendida),  221. 

Pracht-Schiffchen  (Eunotia)  ,  189.  Taf.  XIV.  XXI. 
bogenartiges,  191.  bohnenartiges,  191.  dia- 
demartiges, 193.  dreizackiges,  192.  fiinf- 
zackiges,  192.  gekröntes,  191.  sägenartiges, 
193.  schwellendes,  190.  vierzackiges,  192. 
Westermanns,  190.    Zebra-,   191. 

Pricken-Fischchen  (Notommata  Petromyzon) ,  427. 

Priestleya  viridis,    121. 

Priestley'sche  grüne  Materie,  108,  120,  523,  526, 
528. 

Prisme  ( Chilomonade) ,  30. 

Pritschen-Fischchen  (Notommata  Brachionus) ,  433. 

Probo shidia,   516. 

Prorocentrum,  44.    micans,  44. 

Prorodon ,  315.  Synon.  316.  niveus,  315.  leres, 
316. 

Protee  (Distigme),  117.     (Lacrymaire)  ,  310. 

Proteischer  (grenzenloser)  Formen  Wechsel  einiger 
Infnsorien  und  Erklärung  desselben,  126.    vergl.  129. 

Proteus,  127.  künstlicher,  129.  kleiner  Rösel,  127. 
Gleich.  127.  GÖze,  s.  Amphileptus  margaritifer ,  355. 
Gleich.  322.  Gleichenii  Müll.,  Schrk.  322.  Guan- 
zati,  493.  ==  Amphileptus  moniliger.  tenax  Müll., 
Schrk.  116. 

Proteus  (Distigma) ,  117. 

Prot eu s  (Lacrymaria)  ,  310. 

Protetbs  Bak.  (Trachelocerca)  ,  342. 

Proteus- Snurreren,   dän.  Stentor  polymoi plius. 

Proteus-Straelckeren,  dän.  Vibrio  Proteus  Müll. 

Protococcus  Monas  Kürz.  108.  viridis  Meyen,  65, 
108. 

Protonema  Barbulae  Kütz.   108. 

Psendppoda,  ##. 

Pseudopodia ,  «#. 

Psychodi  aire  regne  B ory ,   1G9. 

Psygmatella,  243. 

Pterodina,  516.  Taf.  LXIV.  Synon.  518.  clypeata, 
518.     elliptica,  517.     Patina,  517. 

Pterodine,  516.  Taf.  LXIV.  Synon.  518.  a  Bouclicr, 
518.    elliptique,  517.     Patene,  517. 

Ptolemaei  (Bacillaria ) ,  200. 

Ptygura,  387.    Taf.  XXXXIII.    Melicerta,  387. 

Ptygura  (Rotatoria),   385. 

Ptygure,  387.  Taf.  XXXXIII.    Melicerte,  387. 

Pnllaster  ( Oxytricha)  ,  366. 

Pulvisculus  (Chlamidomonas) ,  64.  (Dqxococcus) ,  29. 
(Peridinium)  ,  253.     (Phacelomonas) ,  28. 

Punktmonaden,  6.  blassrothe,  11.  farblose, 
6.  gelbe,  11.  grosse,  10.  grüne,  10.  ocker- 
gelbe, 11.  rothe,  11.  weinrothe,  11.  zwei- 
farbige,  10. 

Punctthierchen,  35. 

Punctum  (Bacterium),  76.     (Monas),  14. 

Pnngen,    dän.  Bursaria. 

Pupa  (Bursaria),   329.     (Enchelys),  300. 

Pupella  Farcimen  Bory,  300.  Solea  Bory,  322.  tenax 
Bory,  116. 

Puppe- Aflangeren  Mull.  via.  Paratiiecium  Aure- 
lia, 350.  g. 

Puppe-Spilleren,  dan.  Tnchoda  Pupa  Müll. 


543 


Pyrit ac  Chaetotyplüa,   251. 

Pyromaque ,  Chetolyphle  de  — ,  251. 

Pyrum  (Eugleiia) ,  110.     (Triclwda)  ,  308. 

Pyxidicula,  165.  Taf.  X.  Synon.  166,  381.  opercu- 
lata,    165. 

Pyxidicule,  165.  Taf.  X.  Synon.  166.  owcrcwZe'e  , 
165. 

Quaere  -  Snurreren  ,  dän.  Voitic.  pyraria  Müll. 
( Gomphonema) . 

Queertheilung  ist  gesellen  worden  Lei  den  Gattungen : 
BÖrsenthierchen,  326.  Büchsen  thierchen,  317.  Busen- 
thierchen, 345,  347.  Doppelhalsthierchen,  355.  Glo- 
ckenthierchen ,  270.  GriffelthiercJien ,  369.  birnförmi- 
gem  Haarthierchen ,  308.  Halsthierchen ,  320.  Hechel- 
thierchen,  364.  gesellige  Kegelmonade,  16.  Kreisel- 
thierchen,  268.  Längethierchen ,  350.  Lippenthierchen, 
324.  Monadengattung,  4.  Nixenthierchen,  113.  Per- 
lenthierchen ,  335.  Reusenthierchen ,  339.  Scheiben- 
thierchen,  245.  Schlangenmonade,  43.  Schwanenthier- 
chen,  342.  Schwanzmonade,  32.  Seitenschnabel,  336. 
Spindelthierchen ,  88,  89.  Traubenmonade,  22.  Trom- 
petenthierchen ,  262.  Waifenthierchen ,  370.  Walzen- 
thierchen,  300.  Wimperauge,  360.  Wimperthierchen, 
311.    Wollthierchen ,  314.    Zapfenthierchen ,  333. 

Q  u  e  1 1  s  c  h  l  e  i  m  (Baregine)  ,  122. 

Rad  (Euastrum  Rota) ,  161. 

Radbewegung  des  alten  Räderthieres ,  488.  s.  Räder- 
organ. 

Radmacher  Eichh.  485.  Vorläufer  vom  Radmacher, 
366.     mit  dem  langen  Fuss  Eichh.  496. 

Räderorgane  der  Räderthierchen ,  385.  des  Rotifer, 
488.  —  Da  sie  bei  allen  Räderthieren  ohne  Ausnahme 
vorhanden  sind,  so  sind  liier  die  einzelnen  Gattungen 
nicht  namentlich  aufgeführt. 

Rädert  hier  Hill,  485. 

Rädert  hier,  langgeschwänztes,   Göze,  Actinurus,  496. 

Räderthierchen  (Rotifer)  (vergl.  Rüsselrädchen), 
Geschichte,  484.  Erhalten  der  Form  durch  Auftrocknen 
auf  Glas  oder  Glimmer,  518.  scheinbares  Wiederauf- 
leben nach  dem  Trocknen,  493.  perasitisch  auf  Garn- 
marus  Pulex ,  487.  viertes,  Beseke,  477.  von  GÖze, 
welche  sich  füttern  lassen,  512.  schalige  von  Schaff. 
an  den  Wasserflöhen,   513. 

RÄDERTfHERß  (ROT AT 0 RIA)  ,  384.  Einteilung  der 
Classe,  384.  Geschichtliche  Erläuterungen,  385.  Orga- 
nisationFgehalt,  385.  besonders  speciell  bei  Hydatina 
senia,  413.  Verschiedene  Einteilungen  nach  dem  inne- 
ren Baue,  386.  im  Winter  zu  ziehen  nach  GÖze,  487, 
498.  im  Innern  von  Magenthieren ,  s.  Infusorien  in 
Infusorien. 

Räuber  (Plenrotrocha  coiistricta) ,  419. 

RamctLT  (Anuree),  505.     (Notommate) ,  434. 

Ranarum  Bursaria,    330. 

Raphanella  Joblotii  Bory,  321.  Proteus,  116.  ra- 
punculoides  Bory,  vid.  Uroleptus  Filum9  359. 
urbica  Bory,   108,  293. 

Raseneisen,  Bildung,   169. 

Rat  (Monocerque) ,  422. 

Rattenfisch chen  (Monocerca  Rattus)  ,   422. 

Rattenschwanz  Eichh.  =  Nais. 

Rattnlus,  448.  Taf,  LVI.  Synon.  449.  lunaris,  448. 
carinatus  Lam.,  Schweigg.  422,  461. 

Rattus  (Monocerca),   422. 

Ratule,  448.  Taf.  LVI.    Synon.  449.     croissant,  448. 

Ratuhis  lunaris  Bory,  448.  Lynceus  Bory,  vid.  Aspi- 
disca  Lynceus ,  344.  Musculus  Bory,  vid.  Uro- 
leptus Musculus,  359. 

Raubschiffer  (Notommata  Parasita) ,  426. 

Rechenzahn   (Untergatt,  von  Nacken  au  ge)  ,  432. 

Regen,  Infusorien  in  reinen  Regentropfen  bisher  umsonst 
gesucht,  122,  im  Regenwasser  sehr  zahlreich  beobachtet, 
487,  520  seq. 

Regeneration,  304,  488.    s.  Wiedererzeugung. 

Regenwurm,  lebende  Infusorien  in  seinem  Darme,  354. 
s.  auch:  Paramecium  compressum ,  522. 

Reihen  äuge  (Trioplithalmus) ,  450.  Taf.  LVI.  drei- 
augiges,  451. 

Reihenzahnige  Räderthiere,  386. 

Rein  ha  r  dt'  s  Gabelfischchen  (Furcularia  Reinhardti), 
420. 

Reinigen  der  Wasserbassins  von  lästigen  Infusorien- 
Massen,  244. 

Ren   (Colpoda),   347. 

Rendc-Snurreren,  dän.  Vortic,  canaliculaia  Müller. 

Reproduction,  s.  Regeneration. 

Respiration,  sogenannte,  im  Ei,  415.    s.  Athmen. 

Respirationsöffnungen  der  Schiffchen,  175.  sind 
irrig,  vergl.  242,  520.  bei  Borstenkopf,  437.  Dreizack, 
496.  Gabelzange,  497.  Salpenfischchen ,  469.  Schon- 
rädchen ,  482.  Stielauge ,  453.  Stutzrädchen ,  504. 
Wappenthierchen ,  510.  Vielauge?  455.  Zangenfuss, 
475. 

Respirationsröhre  beim Eiträger,  503.  Fadenschwanz, 
322.  Futteralrädchen,  399.  Manteliischchen,  461.  Nacken- 
auge, 425.  Nacken rädchen,  499.  Rüsselrädchen,  485. 
Stirnauge,  477.    Vierblatt,  405. 

Respirations- System  der  Räderthiere,  386. 

Reusenthierchen  ( Nassula) ,  338.  Taf.  XXXVII. 
buntes,  339.  goldgelbes,  340.  zierliches, 
339. 

Rhabdinm  obtusum  Wallr.  211,  243. 

Rhabdomonades  (Monadum.Subgenus),  15. 

Rhizopodes  Düjard.  135. 

Ri  ngräd  er  tili  er  e  (Monotrocha) ,   384. 

Ring  Schiffchen  (Syncyclia),  233.  Taf.  XX.  s  alpen- 
artiges,  233. 

Ring -Snurreren,   dän.  Vortic.  annularis  Müll. 

Röhrenbäum  chen  (Micromega) ,  239.  Synon.  240. 
zackiges ,  240. 

Röhren  körn  (Gloeonema)  ,  236.  Synon.  237.  wunder- 
liches, 237. 

RÖhrenschiffchen  (Nauncma),  233.  Taf.  XX.  Synon. 
236.  baltisches,  236.  baumartiges,  235.  Dill- 
wyne's,  235.  einfaches,  234.  Hoffmann's, 
235. 


Röhrenpolypen  GÖze    (von  aussen  wachsende),  35. 

Röschen,  weisses,  Herrm.  22. 

Roeselii  (Stentor) ,   263. 

Rognon  Jobl.  332. 

Rognon  (Kolpode)  ,  347. 

Rognons  urgentes  Jobl.  347,  348. 

Rose  de  Jericho  (Epistylis) ,  281. 

Rose  (Chlamidodon  Mnemosyne)  ,  377. 

Rostgelbes  Wasser,  122. 

R  o  s  t  r  u  m  ( Loxodes) ,  324. 

Rota  (Euastrum),  161. 

Rotaria  Scop.  485. 

ROTATOIRES,  384. 

ROTATORIA,  384.    vergl.  Räderthiere. 

Rot  ellin  a  Serres  ,  382. 

Rothe  Thierchen  im  Dachrinnenwasser  Leeuw.  105. 

Rot  lies  Gewässer  (s.  blutiges  Gew.). 

Rotifer ,  484.  Taf.  LX.  Synon.  491.  albivestitus  Dutr. 
400,  402.  brachyurus  H.  et  E.  486.  citrinus,  4S9. 
confervicola  Dutr.  402.  erythraeus,  490.  macru- 
rtis,  490.  macrourus  Schrk.  490,  496.  quadricircula- 
ris  Dutr.  405.  redivivus  Cuv.  486.  tardigradus  Ehr, 
490.     tardus,  490.    vulgaris,  485. 

Rotifere,  484.  Taf.  LX.  Synon.  491.  ancien,  485. 
d^Arabie,  490.  de  Carolina  Bosc.  4S6.  citrin,  489. 
paresseux,   490.     a  pied   long,  490. 

Rotiferes   de  DutrocJiet  Savign.  405. 

Rotiferi  ad  astuccio,  altere  spezie  Colomb.  295.  delle 
grondaje  Col.  486. 

Rotifer o  Font.  485.  ad  astuccio  Colomb.  405.  terza 
spezie  Colomb.  297.  a  cono  Corti,  413. 

Rotula  ( Mkraslerias) ,  158. 

Rone  ( Euastrum ) ,  161 . 

Ron  eile  ( Micrasterie)  ,  158 . 

Ruderfäden  der  Ruderthierchen,  66. 

Ruder  fisch  chen  (Notommata  Copeus)  ,  434. 

Ruderthierchen  (Sphaerosira) ,  66.  Taf.  III.  grün- 
liches, 66.- 

R u g nla  ( Vibrio)  ,  80. 

Rücken schild chen  der  Panzermonaden  (vergl.  Panzer 
und  ScuteUum)  ,  4Q. 

Rüssel:  derselbe  ist  erkannt  bei  dem  kleinen Aenderling, 
101,  102.  ferner  hei  den  Gattungen:  Augenkranzthier- 
chen,  257.  Augenkugel,  63.  Augenmonade,  27.  Augen- 
thierchen,  105.  Beerenkugel,  53.  Borstenauge,  252. 
Brautmonade,  27.  Doppelhalsthierchen,  355.  Doppelman- 
tel, 59.  hei  der  punktförmigen  Eimonade,  14.  Flaschen- 
monade, 45.  Flohfreund,  114.  Gliederstäbchen,  75.  Hals- 
thierchen,  319,  320.  Hüllenthierchen,  64.  Kegelmonade, 
16.  Klettenthierchen ,  251.  Kranzthierchen ,  250,  253. 
Kugelthiere ,  68.  der  lebendig  gebärenden  Monade,  9. 
Lippenthierchen ,  324.  Nixenthierchen ,  113.  Panzer- 
auge, 46.  der  bläulichen  Panzermonade,  40.  der  gros- 
sen Punktmonade,  10.  Ruderthierchen,  66.  Rüssel- 
monade, 47.  Schlangenmonade,  43.  der  grünen  Spin- 
delmonade, 17.  Stachelmonaden ,  44.  Strahlenauge, 
61.  Strahlenkugel,  60,  303.  Stumpfauge,  103.  Tafel- 
thierchen ,  55.  Theilmonade,  24.  Traubenmonade,  19. 
der  atomartigen  Traubenmonade ,  22.  der  bläulichen 
Traubenmonade,  22.  der  gelblichen  Traubenmonade, 
20.  Trichodina  tentaculata,  265.  Tropfenmonade,  9. 
der  grünen  Wedelmonade,  28.  des  wedeiförmigen 
Wirbel  -  Moosthierchens ,  124.  der  Weintrau  benmonade, 
21. 

Rüssel-Blumen  rädchen  (Floscularia  proboscidea) , 
408. 

Rüsselmonade  (Trachelomonas)  ,  47.  Taf.  II.  c  y  1  i  n- 
drische,  49.    schwärzliche,  48.    wälzende,  48. 

Rüsselrädchen  (Rotifer),  484.  Taf.  LX.  Synon.  491. 
altes,  485.  arabisches,  490.  citrongelbes, 
489.    faules,  490.    langfüssiges,  490. 

Runderen,  dän.  Cyclidium. 

Rund-haleren,  dän.  Cercaria  Cyclidium  Müll. 

Rund-Spilleren,  dän.  Trichoda  Cyclidium  "Müll, 

Rundschildchen,  195. 

Rundethierchen   Schrank  =  Cyclidium. 

Sab  eil  a  ringens  Link.,  Müll.  405. 

Sägezange  (Distemma  Forficula)  ,  449. 

S  ä  n  1  e  n  g  l  ö  c k  c h  e n  (Epistylis),  279.  Taf.  XXVII.  XXVIII. 
L.  Synon.  286.  arabisches,  285.  Botrytis-, 
284.  faltiges  ,  281.  Fingerhut- ,  283.  gelbli- 
ches, 282.  grosses,  282.  helmartiges,  280. 
nickendes,  284.  pflanzenartiges,  285.  schma- 
rotzendes, 285.  straussartiges ,  281.  weiss- 
körniges,  282. 

Säuren,  Einfluss  auf  Infusorien,  s.  Essig. 

Salamander,   Infusorien  in  deren  Darmkanale,  331. 

Salpa  (Syncijclia)  ,   233. 

Salpenfischchen  (Sulpina) ,  469.  Taf.  LVIII.  Synon. 
471.  dorniges,  470.  hakendorniges,  470. 
klaffendes,  471.  kurzhörniges ,  470.  kurz- 
stachliges, 470.    langstachliges,  470. 

Salpen-Fischchen  (Lepadella  Salpina) ,  458. 

Salpina,  469.  Taf.  LVIII.  Synon.  471.  bicarinata, 
469,  470,  471.  brevispina,  470.  mucronata,  469. 
vergl.  148.  redunca,  470.  spinig  er  a,  470.  ven- 
tralis,  470. 

Salpine,  469.  Taf.  LVIII.  Synon.  471.  armee,  469. 
bäillante,  471.  crochue,  470.  ccourtee,  470. 
epineuse ,  470.    ventrale ,  470. 

Salpina  (Lepadella)  ,  458. 

Salze,  Einfiuss  des  Kochsalzes  auf  Infusorien,  530. 

Salzcrystalle  als  Infusorien  beschrieben,  159,  381. 

Salz-Gallertschiffchen  ( Frustulia  salina)  ,  232. 

Samenblasen  der  Magenthiere  :  siehe  die  einzelnen 
Gattungen:  Au  gen  thierchen,  105.  BÖrsenthierchen, 
326.  Busenthierchen,  345,  346.  Doppelhalsthierchen, 
355.  Gloekenthierchen,  260.  Griffelthierchen ,  369. 
Halsthierchen ,  320.  Hermenthierchen ,  123.  Hüllen- 
thierchen, 64.  Kapselthierchen ,  133.  Krallenthierchen, 
368.  Kreiselthierchen ,  268.  Kugelthier,  68.  Länge- 
thierchen, 350.  Lippenthierchen,  324.  Nachen  thierchen, 
378.  Panzermonade ,  40.  Perlenthierchen ,  335.  Reu- 
senthierchen, 339.  Säulenglöckchen ,  280.  Scheiben- 
thierchen,  245.    Schildthierchen,  343.    Schirmglöckchen, 


287.  Seitenschnabel,  336.  Tafelthierchen ,  55.  Trom- 
petenthierchen ,  262.  Waffenthierchen,  370.  Walzenthier- 
chen,  299.  Wimperauge,  360.  Wimperthierchen,.  311. 
Wollthierchen,  314.  Zahnwalze,  315.  Zapfenthierchen, 
333. 

Samenblasen  der  Räderthiere:  siehe  die  einzelnen 
Gattungen:  Augenschüppchen,  480.  Borstenkopf,  437. 
Crystalliischchen ,  411,  413.  Diademthierchen,  478. 
Doppelstern,  449.  Dreiauge,  451.  Eiträger,  503. 
Fadenschwanz,  422.  Faltenschwanz  ,  387.  Flügelrad- 
chen,  517.  Gabeliischchen ,  420.  Griffelfischchen ,  440. 
Kreisauge,  454.  Mantelfischchen,  461.  Nackenauge, 
424.  Nackenrädchen ,  499.  Organenfischchen ,  412. 
Peitschenschwanz,  460.   Pfriemenzahn,  418.   'Pokalthier- 

'  chen,  472.  Rüsselrädchen,  485.  Springer,  439.  Stiel- 
auge, 453.  Stirnauge,  477.  Stntzrädchen,  504.  Wap- 
penhierchen,  510.     Zweiauge,  442. 

Samendrüse  der  Magen  thierchen:  siehe  die  ein- 
zelnen Gattungen:  Aenderling,  102.  Angenthierchen, 
105.  Beerenkugel,  53.  BÖrsenthierchen  ,  328.  Borsten- 
ange,  252.  Brautmonade,  27.  Busenthierchen,  345, 
346.  Doppelhalsthierchen,  355.  Doppelklette,  146. 
Eimonade,  12.  Gallertschiffchen,  231.  Gedenkthierchen, 
377.  Gloekenthierchen,  260.  Griffelthierchen,  369.  Hals- 
thierchen, 319,  320.  Hechelthierchen,  364.  Hüllenthier- 
chen, 64.  Keilschüppchen,  214.  Krallenthierchen,  368. 
Kranzthierchen,  253.  Kngelkette,  144.  Kugelstern, 
145.  Kugelthier,  68.  Längethierchen,.  350.  Lippen- 
thierchen, 324.  Monadengattung,  4.  Muffthierchen, 
247.  Nachenthierchen,  378.  Nixenthierchen,  113.  Pan- 
zerauge, 46.  Panzermonade,  40.  Perlenthierchen,  335. 
Reusenthierchen,  339-  RÖhrenkorn,  237.  Rüsselmonade, 
47.  Säulenglöckchen,  280.  Scheibenthierchen,  245. 
Schiffchen,  175.  Schildthierchen ,  343.  Schirmglöckchen, 
287.  Seitenschnabel,  336.  Sonnenthierchen,  303.  Spin- 
delthierchen, 89.  Stächelmonade,  44.  Stelzkorn,  223. 
Sternscheibe,  161.  Strahlenauge,  62.  Strahlenscheibe, 
305.  Stumpfauge,  104.  Tafelthierchen,  55.  Theil- 
monade, 24.  Traubenmonade,  20.  Trompetenthierchen, 
262.  Urnenthierchen,266.  Vierling,  150.  Waffenthier- 
chen, 370.  Walzenthierchen,  299,  300.  Wimperauge, 
360.  Wimperthierchen,  311.  Zahnwalze,  315.  Zapfen- 
kette, 153.  Zellensternchen,  155.  Zickzäckthierchen, 
196. 

Samendrüse  der  Räderthiere:  siehe  die  einzelnen 
Gattungen:  Augenschüppchen,  480.  Crystalliischchen, 
410,  413.  Doppelstern,  449.  Dreiauge,  451.  Eiträ- 
ger, 503.  Flügelrädchen,  517.  Gabeliischchen,  420. 
Hufeisen  thierchen,  403.  Kranzthierchen,  250.  Kreis- 
auge, 454.  Kronenrädchen,  401.  Manteliischchen,  461. 
Nackenauge,  424.  Nackenrädchen,  499.  Organenfisch- 
chen,  412.  Rüsselrädchen,  485.  Schnppeniischchen, 
457.  Stielauge,  453.  Vielauge,  455.  Vierblatt,  405. 
Wappenthierchen  ,  510.    Zweiauge,  442. 

Samenthierchen:    Kurze    üebersicht    der    Kenntnisse 
von   den  — ,   465.       Selbsttheilnng  der  Samenth,  468. 
Häuten   derselben,   466.     der    Räderthiere    oft    umsonst 
gesucht,  415.    der  Hydra  (tturantiaca)  ?  488.   der  Pflan- 
zen, 85,  465. 

S  a m  m  l  u  n  g en     getrockneter    Infusorien     zu     machen 
XVIII. 

S  am  quem  -Snurreren,  dän.  Lacinul.  socialis. 

Saprolegnia  (Molluscorum) ,   5,  37. 

Saucisse  Jobl.  332. 

Sauerstoffgas,  Einfluss  auf  Infus.  531. 

Sangnapf  der  ürnenthierchen ,  265. 

Saugscheibe  am  Fuss  bei  Flügelrädchen ,  516. 

Saug  schiefer  aus  Infusorien,   171,  243. 

Santerelle  aquatique  Joblot  ist  eine  Ephemeren-Larve. 

Sautetir  Jobl.  267. 

Sauteur  (Monade  a  qneue) ,   33. 

Scalprum  striatum  Corda,  180. 

Scalprum  (Navicula) ,  181. 

Sc  aride,  439.    Taf.  LIV.    Longue- qneue,.  440. 

Scaridium  ,  439.    Taf.  LIV.     longicaudatum,  440. 

Scelasius  primus  Hill,  370.    seeundus  Hill,  364. 

Scenedesmus  acutus  Meyen  ,  Ehr.,  Kütz.  bilunulatus 
Kütz.,  dimorphus  Kütz.,  duplex  Kütz.,  obliquus 
Kütz.,  obtusus  Ehr.,Meyes,  octalternus  Kütz.,  pecti- 
natus  Kütz.,  quadralternus  Kütz.  151,  382.  moniliformis 
Küfz.  145.  pectinatus  Meyen  ,  151.  —  bijugaius,  Lei- 
bleini,  longus,  magnus,  minor,  trijugatus  Kütz.  150,  382. 
—  caudatus  Corda,  150.  ellipticus  Corda,  150.  monili- 
formis Kütz.  145.  octodacrys,  quadHrenalis ,  tetrada- 
crys,  tetrapenion  Brebisson,  382. 

Scenodesmus  quadricaudatus,  a  cornutus,  ß  ecornis  Ehr. 
150.     quadricaudatus  ß  ecornis  Ehr.  151. 

Schäden  durch  Infusorien,  s.  Fischsterben,  Modergeruch, 
Verschlammen  des  klaren  Wassers.  Schreck  durch  blu- 
tige Färbung  des  Wassers,  s.  fabelhafte  Thierchen. 

Seh  aale  der  Gattung:  Augenschüppchen,  480.  Zangen- 
fuss, 475. 

Schaalenthier  wie  Wasserbesen  (Anuraea)  Eichh. 
507. 

Schalmey ähnlicher  Afterpolyp  RÖsel,  262. 

Schalmeyenthiere  Göze  262. 

»Schattenmonade  (Monas  Umbra) ,  12. 

Scheeren-Fischchen  (Notommata  foreipata) ,  428. 

Scheiben  köpf  (DiscocepJialus) ,  375.  Taf.  XXXXII. 
wirbelnder,  375. 

Scheibenspirale  (Spirodiscus) ,  86.  Taf.  V.  gelb- 
braune, 86. 

Scheibenthierchen  ( Cyclidium ) ,  245.  Taf.  XXII. 
bläuliches,  245.  flaches,  246.  linsenförmzges, 
246.     perlfarbiges,  246. 

Scheidethierchen  Schrank  =  Vaginaria. 

Scheinfüsse  der  Magenthiere,  #«. 

Seh  ein  organe  bei  Infusorien  irrig  behauptet,  519. 

Scheintod  der  Infusorien,  besonders  der  Räderthiere, 
existirt  vielleicht  nicht,  ist  nur  Trägheit,  495.  oder 
nur  als  Winterschlaf,    s.  Winterschlaf. 

Schiebet  Ok.  497. 

Schiffchen  (Navicula),  173.  Taf.  XIII.  XIV.  XXI. 
Synon.  189.  ausgeschweiftes,  179.  baltisches, 
180.    Bogen-Schiffchen,  182.     breitmündiges, 


544 


178.  Carus-Schiffchen,  179.  doppelköpfiges, 
185.  dreibäuchiges,  179.  eichelartiges  ,  185. 
Esähnliches  Schiffchen,  182.  Es-Schi  ffchen, 
181.  gefurchtes,  176.  gelbliches,  177.  ge- 
schnürtes, 188.  gestreiftes,  187.  Goldschiff- 
chen,  186.       griinf  arbiges,    182.       grünliches, 

183.  Höcker-Schiffchen,  184.  knan  fragen- 
des, 185.    knopftragendes,  177.   kreuzartiges, 

184.  krummes,  181.  lanzetfÖrmiges ,  185. 
linirtes,  188.  Messer -Schiffchen ,  181.  na- 
delformiges,  176.  rothliches,  175.  schlan- 
kes, 176.  schlauchartiges ,  179.  schmäch- 
tiges, 183.  schnellradartiges,  179.  Seepferd- 
chen, 180.  Tonnenschiffchen,  188.  unglei- 
ches, 184.  vierriefiges ,  180.  Wäge -Schiff- 
chen, 185.  •  Wellen-Schiffchen,  187.  zwei- 
schnäbliges,  178,  186. 

Schildclieh   der  Panzeraugen  ,  46. 
Schildkrötenartiges  Stutzrädchen  {Anuraea  Testudo) , 

507. 
Sei  ldräder thier  Beseke,  517. 

SCHILD -RÄDERTHIERCHEN  (BRACHION AEA),  501. 
Schildschiffchen     (Cocconeis) ,   193.    Taf.  XIV.  XXI. 

finnisches,      194.        Ku  che  nschild  chen  ,     194. 

Längenschildchen,  194.   Run  dschildchen,  195. 

Schmarotzerschildchen,    194.     Wellenschild- 

chen,  194. 
■SCHILDTHIBRCHEN  (ASPIDISCINA)  3  343. 
Schild thi er chen  (Aspidisca)  ,  344.  Taf.  XXXIX.     ge- 

schnabeltes,  344.     gezahneites,  344. 
Schillernde   (metallische)  Infusorien  =  Opercularia. 
Schimmel  artige  Ueherzüge  durch  Infusorien:  auf  dem 

grossen  schwarzen  Wasserkäfer  Frisch,  287.     auf  Kar- 
.    pfen,  37,  121.     auf  Wasserpflanzen   sind  es  verschiedene 

Vorticellinen,   122,   271,    278,  281,   282.     Räderthiere, 

486.     Trompetenthiere,    262,   263.       auf   Wasserflöhen 

sind  es  Epistylis  und  Carches.  pygmacum,  279,  291. 
Schimmer monade  (Monas  Mica),  14. 
S  c  h  i  r m  g  1 Ö  c  k  c  h  e  n  (  Opercularia),  286.   gegliedertes, 

287. 
S  c  h  i  r  m  -  P  a  l  m  e  n  t  h  i  e  r  c  h  e  n  ( Echinclla  capitata)  ,  221. 
Schizonema,    23S.    Taf.   XX.    Synon.  239.     Agardhi, 

238.     balticum    Ehr.    236.      Dittwynii    A&ardh,    235. 

Grevillii  Agardh ,  236.  Boffmanni  A&ardh,  235. 
.  micans  A&ardh,  236.    pumilum  A&ardh  ,  236.    rutilans 

A&ardh,  235.     tenue  A&ardh,  235. 
Schizoneme,  238.   Taf.  XX.   Synon.  239.    d'Agardh, 

238. 
Schizotrocha,   384. 
Schlaf  fehlt  den  Infusorien,  529. 
Schlafsucht  der  Räderthiere  im  trocknen  Zustande   ist 

wohl    nur   Trägheit    und   ünbehülfliclikeit    darin,    495. 

s.  Scheintod. 
Schlamm  t  hier  chen  ,    keulenförmiges,   Lederm.  397. 
Schlangenmonade  ( Ophidomonas)  ,  43.     j  e  n  a  i  s  c  h  e , 

44. 
Schlangen  thi  er  chen   Gleich.   80,  81. 
Schleimabsonderung    der  Haut   bei   Hydatina  senta, 

416. 
Schleimige  grüne  Haut,  Priestl.  108. 
Schlepp thierchen    (Uroleptus),    358.   Taf.  XL.     Fa- 

denthier,    359.      Fischchen,    358.      Gast,    359. 

Span,    359.     Wassermans,  358. 
Schlendert  hier,    egelschneckenartiges ,    Schrank  ,    s. 
-     Uroleptus  Filum,   359. 
Schlingenthierchen     ( Spirochaeta )  ,    83.      Taf.    V. 

w  u  r  m  f  Ö  r  m  i  g  e  s ,  83. 
Schlund,    ist    beobachtet   worden    bei    den   Gattungen: 
Augenschiippchen ,    4S0.       Borstenkopf,    437.      Buckel- 
fischchen,  395.   Bürstenflsclichen,  389.   Crystallflschchen, 

410,413.  Diademthierchen ,  478.  Doppelstern ,  449. 
Dreiauge,   451.     Dreibart,    446.     Fadenschwanz,    422. 

Faltenschwanz,  387.     Gabelfischchen,  420      Gabelzange, 

497.  Griifelflschchen,  440.  Griffelfuss,  474.  Hufeisen- 
ihierchen,  403.  Hülsenfischchen ,  392.  Kreisauge,  454. 
Organeniischc'ien,  411.  Peitschenschwanz,  460.  Pfrie- 
menzahn, 418.  Pokalthierchen ,  472.  Reihenauge,  451. 
Salpenfischchen,  469.  Schuppenfischchen,  457.   Springer, 

439.  Stielauge,  453.  Stirnange,  477.  Wappenthierchen, 
510.  Wimperüschchen,  387,  388.  Zangenfuss,  475. 
Zweiauge ,  442. 

S  ch  l  u  n  d  k  o  p  f ,  beobachtet  bei  den  Gatt. :  Augenschiipp- 
chen, 480.  Blumenrädchen,  408.  Borstenkopf,  437.  Bril- 
lenratte, 448.  Crystallflschchen,  410,  413,  Diadem- 
thierchen, 478.  Doppelstern,  449  Dreiauge,  451.  Drei- 
bart, 446.  Dreizack,  496.  Eiträger,  503.  Fadenschwanz, 
422.  Fliigelrädchen ,  517.  Futteralrädchen,  399.  Gabel- 
zange ,    497.     Glockenfischchen ,    396.     Griftelfischchen, 

440.  Griffelfuss,  474.  Hufeisenthierchen ,  403.  Kreis- 
auge, 454.  Kronenrädchen,  400.  Kugelüschchen ,  393. 
Mantelfischchen,  461.  Nackenauge,  424.   Nackenrädchen, 

498.  Organeniischchen ,  411.  Peitschenschwanz,  460. 
Pfriemenzahn ,  418.  Pokalthierchen,  472.  Reihenauge, 
451.  Riisselrädchen,  485.  Salpenfischchen,  469.  Schön- 
rädchen, 482.  Schuppenfischchen,  457.  Springer,  439. 
Stachelfuss,  459.  Stirnange,  477.  Stutzrädchen,  504. 
Vielauge,  455.  Vierblatt,  405.  Wappenthierchen,  510. 
Wasserdreher,  483.    Zangenfuss,  475.    Zweiauge,  442. 

S  c  h  1  u  n  d  r  ä  d  e  r  t  h  i  e  r  e  ( Trachelog  astrica)  ,  386. 

S  chluss monade  (Monas  Tcrmo),  7. 

Schmelz  thi  er  chen  (Difflugia) ,  130.  Taf.  IX.  Synon. 
132.  längliches,  131.  spitziges,  131.  ver- 
änderlichesy  131.   walzenartiges,  132. 

Schmarotzer-  Infusorien,  115  (vergl.  Infusorien  in 
und  auf  andern  Thieren). 

Schmarotzer-Schildchen  (Cocconeis  Pediculus),  194. 

Schmuck- Rädchen  (Floscularia  proboseidea) ,  408. 

Schneckent  hier  chen  (Spirostomum) ,  332.  Taf.  XXX  VI. 
grünes,   332.    wurmf  örmiges,  332. 

Schnee,  rother,  Ursachen,  119.  schon  Aristoteles  be- 
kannt ibid.  in  reinen  Schneenocken  Infusorien  umsonst 
gesucht,  122.  im  geschmolzenen  unreinen  Schnee  be- 
obachtet, 526.    vergl.  Kälte,  Eis. 


Schönrädchen    (Callidina) ,  482.    Taf.   LX.    zierli- 
ches, 482. 
Schraubenförmiges  Thierchen  Köhler,  84,  85. 
Schüssel  (Pterodina  Patina) ,   517. 

Schuppenfischchen     (Lepadella)  ,    457.     Taf.    LVII. 
Synon.  458.     ausgeschweiftes,  458.   eiförmiges, 
458.     Salpenfischchen,  458. 
Schwärmen   der  Lacinnlaria ,  403.     s.  Nester. 
Schwärmer,   Etchh.  274. 
Schwan,  s.  Schwanenthierchen ,   341.     mit  zwei  Armen, 

Eichh.  (79)  vergl.  343. 
Schwaneng  ans     (Amphileptus    Anser)  ,    355 .      grüne 

(Amphileptus  viridis) ,  356. 
SCHWANENTHIERCHEN  (OPHRYOCERCINA),  341. 
Sc  hwanent  hier  chen      (  Trachelocerca  )  ,      341 .       Taf. 
XXXVIII.     doppelköpfiges,  343.  vergl.  Eichh.  79. 
grünes,  342.     weisses,  342. 
Schwanz   der  Infusorien   ist  meistens   ein  Fuss ,  Bauch- 
glied, keine  Rückenverlängerung,  443. 
Schwanzmonade     (Bodo),     31.    Taf.   TT.     Synon.   35. 
Darmmonade,     34.       doppelte,     33.      Frosch- 
monade, 34.     gesellige,  32.     Glockenmonade, 
33.     grosse,  34.     grüne,  35.    hüpfende,  33. 
Schwanzthierchen  Sc  hrank  —  Cercaria. 
Schwarzes  Gewässer  aus  Infus.  122. 
Schweins  köpf  Eichh.  =  Amphileptus  Meleagris ,  5. 
Seh  wen  gel  thi  er  chen  Schränk  =  Tintinnus. 
Schwerst  thi  er  Eichh.  472. 
Schwimmende    Mauersteine  aus  Spanien   und  Pitane, 

VIT. 
Schwimm  stein  der  Kreide  aus  Infus.  (Pyxidicula),  166, 

243.     von  Menilmontant  aus  Spongien?  XII. 
Scie  (Ennotie),  193. 
Scutellum  der  Panzerangen ,  46.    der  Panzermonaden,, 

40. 
Scutellum  ( Cocconeis) ,  194.     (Monura)  ,  474. 
Seedoppelstern,  450. 

See-Gallertschiffchen    (FrustuUa  maritima) ,   232. 
Seepferdchen   (Navicula  Hippocampus)  ,   ISO. 
Seepflaume   Gled.  293. 

S  ee- Stelz  engl  öck  chen  (Cothurnia  maritima)  ,  298. 
Sei-Haleren,  dän.  Cercaria  tenaoe  Müll. 
Seitenschnabel  ( CUlodon)  ,  336.  Taf.  XXXVI.  b  u  n- 
ter,  338.  goldfarbiger,  338.  hakenartiger, 
337.  helmartiger,  336. 
Selbstbefruchtung  findet  bei  allen  Infusorien  statt, 
385.  (s.  Androgynismns ,  Gynandrismus,,  Hermaphro- 
ditismus.) 
Selbsttheilung  giebt  es  bei  keinem  Räderthierchen, 
384,  385,  der  Bacillarien  und  Vorticellen  macht  eine 
erstaunenswerte  rasche  Massenentwicklnng  möglich , 
291,  351.  bedingt  eine  mögliche  grenzenlose  Lebens- 
dauer, 290,  291.  unvollkommene  Selbsttheilung  bildet 
Monadenstöcke,  49,  115,  123,  124,  137,  259.  (vergl. 
Längstheilung  und  Queerth  eilung.)  Mit  Be- 
stimmtheit ist  sie  gesellen  worden  bei  den  Gattungen: 
Augenkugel ,  63.  Doppelglöckchen,  289.  Doppelklette, 
146.  Gliederstäbchen,  75.  Glocken  thierchen ,  260. 
Gyges-Ringj  51.  Haarthierchen ,  307.  Hüllenthierchen, 
64.  gesellige  Kegelmonade,  16.  Klöppelglockchen, 
294.  Kreuzsternchen  ,  142.  Magen  thierchen  ,  382. 
Maulbeerkugel,  54.  Monadengattung,  4.  Palmenthier- 
chen,  219.  RÖhrenkorn,  237.  Ruderthierchen ,  66. 
Samenthierchen ,  303.  SchirmglÖckchen  ,  287.  Spindel- 
thierchen,  88,  89.  Sternscheibe,  161.  Strahlenauge, 
62.  Strahlendose,  171.  Strahlenkugel,  303.  Tafel- 
thierchen,  55.  Theilmonade,  24.  Traubenmonade,  20. 
Vierling,  150.  Walzenspirale,  84.  Wimperauge,  360. 
Zellensternchen,  155.  Zitterthierchen ,  78. 
Serpula  ringens  Linn.  405. 
Serra  (Eunotia) ,  192. 

Sertularia  polypina  Linn.,  Bast.  278,    Slabb.  278. 
Sertularia  ( Dinobryon) ,   124. 
Sertulaire  (Dinobrye)  ,  124. 
Setae,  363. 

Sexualdrüsen,    s.    Samendrüsen. 
Sichelratte  (Rattulus  lunaris),  448. 
Sichel-Stutzrädchen  (Anuraea  fäleulata) ,  505. 
Sichelthier  Göze,  s.  Amphileptus  marg  aritifer, 

355. 
Sigma  (Navicula),  181. 
Sigmatella  Nitzschii  Kü t z .  182 ,  382. 
Silbernieren,   s.  Colpoda  Cucullus,  347. 
Silber-Tripel  ( schon  Strabo   bekannt)    aus  Infusorien 

gebildet,    s.  Polirschiefer  von  Bilin,  VII. 
Sili quell a,  516. 
Silure  (Stylonique) ,   372. 
Silurella,  465. 
Silur us  (Stylonychia),  372. 
Siphonostoma  parasiticum  Zenk.  486. 
Sleael-Snurreren,    dän.  Vortic.  Anastaüca  Müll. 
Slcald- Spilleren,   dän.  Triclioda  Caloitium  Müll. 
Zy.(i)lr\yJa)V   aq%r]  lqvQ-qr\,     VII. 

Slang e-Straeklceren,  dän.  Vibrio  Serpentulus  Müll. 
Snabel-bugteren,  dän.  Kolpoda  rostrum  Müll. 
Snabel- runderen,    dän.  Cyclidium  rostratum  Müll. 
Snegt-Snurreren,    dän.  Vortic.  limacina  Müll. 
S?iurreren}  dän.  =  Vorticella. 

Soel-blomst-Snurreren,  dän.  Vortic.  bellis  Müll. 
Soel  -  Gran  -  Vaelteren  ,     dän.   (127    Am.    diffluens) 

Volvox  Spliaerula  Müll. 
Soel- Spilleren,  dän.  Actinophrys  Soh 
Söm- Spilleren,  dän.  Triclioda  Clavus  Müll. 
Sol  (Actinophrys),  303.     (Trichodiscws)  ,  305. 
Soleil  (Actinophre) ,   303.     (Tricodisque)  ,  305. 
Soliveau  (Clostere) ,    93. 
Solle    doree  Jobl.  321.    la  petite  Jobl.  300.    de   Sucre 

Jobl.  322. 
Sonnenmikroskop,  XVI. 
SONNENSCHIRMTHIERCHEN  (MEGALOTROCHAEA) 

394. 
Sonnenschirm  thierchen   (Megaloirocha)  ,  396.    Taf. 

XXXXI V.  Synon.  398.    g  e  1  b  1  i  c  h  e  s  ,  397. 
Sonnenstaub,   487,524. 
Sonnenthierchen  (Actinophrys) ,   Taf.  XXXI.   Synon. 


304.     grünes,    304.     ungleiches,    304.    weissli- 
ches,  303. 
Sorotrocha,  384. 

Sort- Snurreren,    dän .  Stentor  niger. 

Sonris  ( Urolep  te)  ,  358. 

Sp adel-Tru m leren,    dän.  Enchelys  Spatlnila. 

Spannenmesser  Etchh.  =  Egel? 

Speise k anal   der  Infus.  361,  519.     s.  Darmkanal. 

Spermatischer  Geruch   des  grünen  Wassers,   65. 

Spermatobium  Reichenbach  =  Spermatozoon  1828. 

Spermatothalus  Leuckart  =  Spermatozoon  1827. 

Spermogonia,   243. 

Spermatozoon,  kurze  XJebersicht  der  Kenntnisse  von 
den  — ,  465.    s.  Samenthierchen. 

Span  (Uroleptus  Lamella) ,  359. 

Spathula    (Leucophrys) ,  312. 

Sphaerastrum,  145.  Synon.  146,  381.  pictum,  146» 
q  uadr  ij  u  g  um,  146 . 

Sp h a erodes mus  ,  243. 

Sp h  a ero  m  onades ,  6. 

Sphaerosira,  66.  Taf.  III.     Volvow,  66. 

Spherosire,  66.  Taf.  III.     Voluoce,  66. 

Sphaero zosma   elegans  Corda,  154,  243. 

Sphaerozoum  Meyen  1834  =  Volvox?  Alga? 

Spheiiella,    213. 

Sphenophora,    216. 

Spherastre,  145  Synon.  146.  globnleuoo ,  146. 
quadr  ij  u  g  u  e ,  146. 

Sphero'ide  Jobl.  =  Glaucoma  scintillans,  335. 

Spielereien  der  Naturkraft,  Formenspiele,  wie  sie 
Needham  sich  dachte,  sind  nur  Spielereien  des  Menschen 
mit  der  Naturanschauung,  160. 

Spilleren,    dän.  =  Trichoda. 

Spindelmonade,  einfache,  17.  flimmernde,  18. 
grüne  ,17.     leere,   18. 

SPINDELTHIERCHEN  ( CLOSTERINA ).  Geschicht- 
liche Erörterungen,  87.  Gründe,  warum  diese  Thiere 
keine  Pflanzen  sind,  88.  Organisation,  89.  geogra- 
phische Verbreitung,  90.  Unterschied  von  Conjugatis, 
99. 

Spindelthierchen  ( Closferium) ,  90.  Taf.  V.  Synon. 
98.  balkenförmiges,  93.  Bogen- Spindel  thi  ei- 
chen, 92,  94.    borstenfÖ  rmiges  ,  97.    Cylinder-, 

95.  Dianen  thi  er  chen,  92  dickes,  95.  finger- 
förmiges,   94.     gekörntes,   95.     gestricheltes, 

96.  halbmondförmiges,  90.  hornförmiges , 
94.  langschnäbliges ,  97.  linirtes,96.  nadel- 
artiges, 93.  Perlen-,  91.  ungleichschnäb- 
lig.es,   98. 

Spinnradthierchen   ( Callidina  elegans) ,  482 . 

Spinosi,  i  gfossi  Corti  ,  372. 

Spirille,  84.  Taf.  V.  Syntfn.  85.     fin,  84.  ondoyant, 

84.  tournant ,  85. 

Spirillum,   84.   Taf.  V.    Synon.  85.    Bryozoon  Ukger, 

85.  tenue,  84.     Undula,  84.     volulans,  85. 
Spirochaeta,    83.  Taf.  V.  plicatilis.  83  (serpens  der 

Tafel). 
Spirochete,  83.   Taf.  V.     pliable,  83. 
Spirodiscus ,  86.  Tai".  V.    fuscus,  86. 
Spiro disque ,  86.  Taf.  V.    fauve,  86. 
Spirogyra  (Euglena),  110. 
Spirogyren,     ob     zu    vergleichen  mit  Closferien,    99« 

interessanter  Bau  derselben,  ibid. 
Spirostomum,  332.    Taf.  XXXVI.     ambiguum ,    332. 

virens  ,  332. 
Spirulina  Ammonis  Jobl.  132. 
Spongilla.      Spongillen  -  Nadeln    (Spong.    lacustris)     als 

Bacillarien  beschrieben ,  382. 
Sporent  hier  chen  (Slylonychia  appendiculata) ,  373. 
Sporn    im    Nacken    bei    dem  Schönrädchen,    482.     und 

dem  Salpenfischchen,  469. 
Sprachrohr  (Notommata  Tuba),  433. 
Spraelcke- Snurreren,    dän.   Vortic.  hians  Müll. 
Springer   (Scaridium),    439.    Taf.  LIV.     langfüssi- 

ger,  440. 
Springer  -  S piller  en,  dän.  Trichoda  Ludio  Müll. 
Spurrel  Okeis  ,  447. 
Squamella,  479.    Taf.  LIX.    Bractea ,  480.    limulina 

Bory,  480.     oblong a,  480. 
Squamelle,  479.    Taf.  LIX.    Bracteey  480.    oblon- 

gue,  480, 
Squamula  (Anuraea),  504. 
Ä  q  u  atinella  Caligula  B ort  ,  479. 
Stabmonaden  (Subgenus  von  Monas) ,  15. 
STABTHIERCHEN      ( BACILLARIA  ).       Geschichtliche 

Erläuterung  der  Familie,  136.    Organisationsgehalt,  138. 

XJebersicht   der    Gattungen,   139.     fossiles    Vorkommen, 

139.  ' 

Stab  thi  er  chen  Leeuw.  ,  Jobl.  173. 
Stachelfuss  ( Monoshßa) ,   459.     Taf.  LVII.     glatter, 

459.    mondförmigfcr,  460.     vierhörniger ,  459.  * 
Stachel  monade  (Prorocentrum) ,  44.    Taf.  II.    leuch- 
tende, 44. 
Stachel-Ratte  (Monocerca  bicornis) ,  423. 
Stachelscheibe    (Microiheca)  ,    164.    Taf.  XII.     a c h t- 

hornige,  164. 
Stachelschwanz  (Notommata  centrura) ,  435. 
Stachelt  hier  Eichh.  438  (Synchaeta) ;  RÖs.  =  Vortic. 

crataegaria. 
S  täb gen  thier  ,  sonderbares,  Müll.  196. 
Stäbgevier,   195. 
Staub    der   Atmosphäre     wahrscheinlich   voll   Infusorien, 

425.    s.   Sonnenstaub. 
Staub  monade  ( Chlamidomonas  PuMsculus)  ,  64. 
Staurastre  ,   142.   Taf.  X.   Synon.  143.     aplati,   143. 

gröle,  143. 
Staurastrum,  142.    Taf.   X.   Synon.  143,  381.     circu- 

lare  Meyen,  143.     dilatatum,   143.     Kützingii  Ehr. 

143,    paradoxum,  143,  381. 
Stauridium   bicuspidatum  Corda,  155,  159,  243.     Crux 

melitensis  Corda  _,   155. 
Steinbildung   durch   Infusorien,    s.   Halbopal,    Polir- 
schiefer u.  s.  w. 
Steinbutte  Eichh.    517. 


545 


Steinmark-Infusorien,   243. 
Stelzenglöckcben  (Cothumia),  297.  Taf.  XXIV.  XXX. 

Synon.    298.      bartloses,    297.      Copenhagener. 

298.    See-,  298. 
Stelzkorn    (Cocconema),  223.,    Taf.  XIX.    Synon.   226. 

bauchiges,  225.     Boecks-,   224.     kästchenarti- 

ges,    224.     kahnartiges,    225.     lanzenartiges, 

224.    spindelartiges,  226. 
Stentpr,  261.    Taf.  XXIII.    Synon.  265.     aureus  Ehr. 

264.     caer nlcus,  263.     igneus,  264.  Mulleri,  262. 

niger,  264.      polymorphus,   263.       pygmaeus   Ehr. 

115.  Roeselii,  263.     socialis  Goldf.  397,  404.  Oken, 

404.    solitarius  Oken,  262. 
Stentor  (Colace) ,  115. 
Stentor,  261.     Taf.  XXIII.    Synon.  265.     biloba   Bort, 

404.    Heu,  263.    de  Müller,  262.     noirätre,  264. 

de  Roesel,  263.    rouge  de  feu,  264.    vert,  263. 
Stentorina  hieroconlica  Bory,  362.    vergl.  290.     Infun- 

dibulum  Bory,  264,  265.    Mulleri  Bory,  262.    polymor- 

pha  Bory,  263.    Roeselü  Bory,  262,  404. 
Stern  Eichh.  303. 
Sternpolyp  Eichh.  397.  m 
Stephanoceros,    400.    Taf.    XXXXV.     Eichhomii, 

401. 
Stephanopina,  456. 
Stephanops y  478.  Taf.  LIX.     cirratus,  479.   lamel- 

laris,  478.     muticus,  479. 
Stephanops,  478.  Taf.  LIX.  desarme,  479.   fourchu, 

479.    lamellttire,  478. 
Sternscheibe  [Euastrum) ,  160.    Taf.  XII.  Synon.  164. 

beerenartige,  163.     geperlte,  163.     glatte,  163. 

kammartige,    162.     Malteserkreuz,    161.    rad- 

förmige,    161.    stachlige,    161.     warzige,    162. 

zapfenartige,   162. 
Stickgas,  Einüuss  auf  Infusorien,  531. 
Stielauge  (Otoglena),  453.     warziges,  453. 
Stirn,  bewimperte,  beim  Eiträger,  503. 
Stirnange  (Melopidia) ,    477.    Taf.  LIX.     dreiflügli- 

ges,  478.     flaches,  477.     gespitztes,  477. 
Stirnborste  bei  der  Gattung  Springer,    439. 
Stirnhaken  bei  den  Gattungen:    Stirnauge,  477.    Zan- 
.   genfuss ,  475. 
Stirnrüssel    bei  den  Gattungen:    Nackenrädchen,  498. 

Scliönrädchen  ,  482. 
Stirnzapfen   der  Wappenthierchen ,  510. 
Stomatella,  159,  243. 

Str  aale -runderen,   dän.  Cyclidium  radians  Müll. 
Straekkeren ,  dän.   Vibrio. 
St raeg straekkeren  Müll.  79. 
Strähnenschiffchen    (Schizonema) ,    238.     Taf.   XX. 

Synon.  239.     A  g a  r  d  h ' s  ,  238. 
Strahlenauge  (üroglena) ,.  61.   Taf.  III.    wälzendes, 

62. 
Strahlenbäumchen  (Acineta),  240.    Taf.  XX.   Synon. 

242.       gehörntes,    241.        lang  bärtiges  ,     242. 

Lyngbye's,  2416 
Strahlendose    (Act inocyclus)  ,   171 .    Taf,   XXI.     a c h t- 

zellige,172.    s  echs  zel  lige  ,  172. 
Strahlenfuss  (Podophrya)  ,  305.  Taf.  XXXI.   süsser. 

306. 
Strahlenkngel    (Synura) ,    60.    Taf.  III.      trauben- 
artige, 61. 
Strahlenscheibe     (Trichodiscus) ,    304.     Taf.    XXXI. 

sonnenartige,  305. 
Strausspolypen   GÖze  (Carchesium) ,  277,  278.    ein- 
fache Un&er  (Vorticella)  ,  270. 
Stravolaema ,  334. 
Streckethierchen  Schrank  =  Vibrio. 
Striatella,  229.    Taf.  XX.     arcuata,   230.    Agardh, 

202.    unipunctata  Agardh,    230. 
Striatelle,  229.   Taf.  XX.     arquee,  230. 
Strich  eichen  (Vibrio  Lineola)  ,    79. 
Striid-Vaelteren,    dän.  Volvox  Conflictor  Müll. 
Strut-Pungen,  dän.  Bursaria  Hirundinella  Müll. 
Stürz el  Oken  =  Notommata  lacinulatal 
Stumpfauge    (Amblyophis) ,    103.    Taf.  VII.    grünes, 

104. 
Stump-Hiörneren,  dän.  Gonium  truncatum  Müll. 
Stutz rädchen  (Anuraea),  503.   Taf.  LXII.  Synon.  509. 

blattartiges, 507.  Fischsch  uppen-artiges,504. 

gestreiftes,  506.     hinkendes,   508.     hockriges, 

508.    kr  ummhörniges,    505.     schaufelartiges, 

507.      Schildkröten- ä  hnliches,   507.     Sichel- 
Stutzrädchen,  505.     stachliges,  508.    vierhör- 

niges,    504.     waffenloses,   506.    zugespitztes, 

506.    zweiruderiges ,  505. 
Sty  Ilaria  cuneata  Bory,  Agardh,  214.  geminata  Bory, 

216.    oliuacea  Bory,  219.    paradoxa  Bory,  221.   vergl. 

Stylonychia,  370.  Taf.  XXXXI.  XXXXII.  Synon.  374. 

appendiculata,    373.     Cimex  Ehr.    380.    Histrio, 

373.     lanceolnta,  373.   Mytilus,  370.   pustulata. 

371.    Silurus,  372. 
Stylonyque,  370.  Taf.  XXXXI.  XXXXII.  a  eperons, 

373.     lanceolee,  373.    masquee,  373.    Moule,  370. 

pustuleuse,   371.     Silure,  372. 

Suane-Straekkeren  Müll.  v.  Amphileptus  Anser* 

355.  ' 

Sumpfluft  angeblich  durch  Infusorien  schädlich,  VJII. 
Surirella  biseriata  Breb.  382.  striatula  juv.  Türp.  185. 

Venus  Corda,  174.    viridis  Ehr.  182. 
Sivartzii  (Desmidium),  140. 
Sygnes  Jobl.    vid.  Amphileptus  Anser ,  355. 
Synantherina  socialis  Bory,  404. 
Synchaeta,  436.  Taf.  LIII.  Synon.  439.   baltica,  437. 

oblonga  438.    pectinata,  437.     tremula,  438. 
Synchete,  436.   Taf.  LIII.  Synon.  439.   baltique,  437. 

ä  crete,  437.    ovale-oblong e ,  438.    tremblante* 

438.  * 

Syncyclia,  233.    Taf.  XX.    Ä«?p«,233. 
Syncyclie,  233.  Taf.  XX.  Biphore,  233. 
Syncrypta,  59.  Taf.  III.     Fo^oa?,  60. 
Syncrypte,  59.    Taf.  III.     FoJuoce,  60. 
Synedra,  210.  Taf.  XVII.  XXI.  Synon.  213,  381.  faZtica 

Ehr.  212.    bilunaris  ,  213.   capitata,  211.   cuneata 


Ehr.  214.  fascicnlata,  212,  381.  Gallionii,  212. 
lunaris,  212,  381.     üln«,  211,  381. 

Synedre,  210.  Taf  XVII.  XXI.  Synon.  213.  J««e, 
211.  bilunaire,  213.  rt  faisceaux,  212.  de  Gail- 
lon,  212.     lunaire,  212.     «  tefe  large,  211. 

Synura,  60.    Taf.  III.     Uvella,  61. 

Synure,  60.   Taf.  III.     Vvelle,  61. 

Sy ringe  ( Notommate)  ,  426. 

Syrinx,  243. 

Syrinx  (Notommata),  426. 

Syzygites ,   89. 

Ta  age-  Snurreren,   dän.  Vorticella  nebulifera  Müll. 

Taag e-Trnmleren ,  dän.  Enchelys  nebulosa  Müll. 

Tablette  (Bacillaire)  ,  199. 

Tafel thierchen  (Gonium),  55.  Taf.  III.  Synon.  59. 
bläuliches,  58.  farbloses,  58.  grünes,  56. 
punktirtes,  57.    ruhendes,  57. 

Tanagliette,   animaletti  Corti  sind  unklar. 

Tap- Trumleren,   dän.  Enchelys  Epistomium  Müll. 

Tardigrado,  493. 

Tarme-Strackkeren,   dän .  F7&roo  Intestinum  Müll . 

Tauben,  Infusorien  im  Darme  der  — ,  331. 

Taster,  Tastorgane,  s.  Borsten,  Griffel,  299.  Fühl- 
haare, 510. 

Teen-  Trumleren ,  dän.  Enchelys  Fusus  Müll. 

Telegraph  (Notommata  Copeus) ,  434. 

Temachium ,  243. 

Tengne,  habessinischer  Name  für  Anguittula  Aceti,  VII. 

Tenon  (Euastre   ,  162. 

Terme  (Monade)  ,  7. 

Termo  (Monas),  7. 

Terra  argillacea  Strabo   (y5  ^//AwcF???),  VII. 

Terra  pumicosa  Hispaniae  et  Pitanae  utilissima  (Silber- 
tripel)  Plinius,  VII. 

Terra   quemadmodum  pumex  Vitruviüs  ,  VII. 

Tessararthra,  144.  Taf.  X.  Synon.  145,  381.  fiZi- 
form  es,  145.     Khr.  154.     moniliformis,  145. 

Tessararthre ,  144.  Taf.  X.  Synon.  145.  monili- 
forme ,  145. 

Tessarthonia  moniliformis  Türp.  145 . 

Tessella,  201.  Taf.  XX.  Synon.  202.  arcuata  ,  202. 
Catena,  202.    interrupta,  202. 

Tesselle,  201.  Taf.  XX.  Synon.  202.  arquee,  202. 
Chaine,  202.     interrompue,   202. 

Testudinclla   clypeata  Bory,   518. 

Testudo  (Anuraca) ,    507. 

Testula   bivalois  Navicularum,   174. 

Testula  (Schaale)  der  Gatt.:  Flügelrädchen ,  516.  Wap- 
penthierchen, 510. 

Tetraodon  (Eunotia)  ,  192. 

Tetras  (Micrasterias) ,  155. 

Thau,  Infusorien  im  reinen  Thau  umsonst  gesucht,  122. 
im  Thanwasser  beobachtet,   520. 

Thaumas    socialis  Ehr.  32. 

Theilmonade  (Polytoma)  ,  24.  Taf.  I.  trauben- 
artige,  24. 

Theore,  454.  Taf.  LVI.  crochu,  455.  de  printemps, 
455. 

Theorns,  454.  Taf.  LVI.  uncinatus,  455.  ver««- 
fo's  ,  455. 

Thierchen,  borstiges,  mit  zwei  Stacheln,  Eichh.  390. 
der  Bocksbart-Infusion  Schrk.  336.  grüne,  im  rothen 
Wasser,  Leeüw.  108.  hurtiges,  mit  zwei  Stacheln, 
Eichh.  372.  rothe,  im  Dachrinnenwasser,  Leeuw. 
105. 

T  h  rä  n  e  n  t  b  i  e  r  c  h  e  n  ( Lacrymaria)  ,  309.  Taf.  XXXI. 
Synon.  311.  pro  te  usartiges,  310.  runzliches, 
310      tropfenartiges ,  310. 

Tiger thi er  Eichh.  =  Englena!  Larva? 

Tigre  (Notommate) ,  431. 

Tig ris    (Notommate)  ,    431. 

Tintinnus,  294.  Taf.  XXX.  inqnilinus,  294.  sessi- 
lis  Schrk.  296.    subulatus,   294. 

Tiresias  crispa  Bory,  108. 

Tonnenschiffchen  (Navicula Amphora) ,  188. 

Torne-Snurreren ,  dän.  x\Iüll.  413. 

Tortue  Jobl.   457,  459,  462. 

T ortue  (Anuree) ,  507. 

Toupie  {Cryptoglene),  46.  (Glenophore) ,  391.  (iV«mc?f?ß), 
179.     (tfrtWre  ,   268. 

Tournelle  {Euplote) ,  380. 

Tourterelles  Jobl.  336. 

Toxotium,  90,  95. 

Trabecula  (Closterium) ,  93. 

TRACHELIENS,   319. 

Trachele,  320.  Taf.  XXXIII.  Synon.  323.  Fowet,  322. 
globifere,  323.  JLrcmß,  322.  Meleagre,  321. 
Öewf,  323.     Ote,   320.     Oison,   322.     vorace,  321. 

Trachelius,  320.  Taf.  XXXIII.  Synon.  323.  ambiguus 
Ehr.  323,333.  J7t«s,  320.  Anaticula,  322.  Anhinga 
Schrk.  323,  342.  Cicer  Schrk.  323.  Colymbus  Schrk. 
323.  Cv^ms  Schrk.  323,  355.  F«te  Schrk.  323.  Fasciola 
Ehr.  356.  globulifer,  323.  Lamella,  322.  itfc- 
leagris,  321.  Ovum,  323.  Planaria  Schrk.  323, 
356.  Proleus  Oken,  323.  stylatus  Schrk.  323.  to- 
chophorus,  322.  Utriculus  Schrk.  323.  vorax, 
321. 

TRACHELINA,  319. 

Trachelocerca,  341.  Taf.  XXXVIII.  biceps,  343. 
OZor,  342.     viridis,  342. 

Trachelocerque,  341.  Taf.  XXXVIII.  Cygne,  342. 
«  detto?  tetes,  343.    vert,  342. 

Tr aclielocystica  (Rotatoria) ,    386. 

Trachelogastrica  (Rotatoria),  386. 

Trachelomonas,  47.  Taf.  II.  cylindrica,  49.  ««- 
gricans y  48     volvocina,  48. 

Tranchet  (Navicule),   181. 

Traubenmonade  (Uvella),  19.  Taf.  I.  Synon.  23. 
atomartige,  21.  bläuliche,  22.  gelbliche,  20. 
g  r  ü  n  e ,    23. 

Trekant-Spilleren,  dän.  Trichoda  Charon  Müll. 

Tremella  meteorica,  119.  2Vos/oc  Ingenh.  108.  prwt£- 
formis  Roth,  293.  «  spim  maggiore  e  minore  Corti, 
85. 

Trefod-Hvir vieren,  dän.  Brachionus  tripos  Müll. 


Trepied  (Notommate),  434.     ( Per iV/ft* (?)  ,  255. 
Triarthra,    446.    Taf.  LV.     longiseta,  447.    mysta- 

cina ,  447. 
Triarthre,  446.  Taf.  LV.     Barbe,  447.  Moustache, 

447. 
Tribulinay  349,  374,  381. 

Tricalama,  516.  ^ 

Trichocerca    forcipata    Lam.    443.     longicauda   Goldf. 

440.    Z/jwm    Bory,    462.     Pocillum  Lam.    472.    jR««us 

Goldf.  422.    vermicularis  Lam.  443. 
Trichoda,   306.     Taf.   XXXI.    Synon.  308.     vergl.   316* 

Jcrtrws   Müll.     370,    372,    390.      aethiopica  ,    307* 

ambigua  Müll.  333.  J««s  Müll.  321,  390.    asiaticai 

308.    Augur  Müll.   372.     aurantia  Müll.   337.     foc/ra- 

drtto    Schrk.  432.     bihvnis  Müll.   445.     Bomba  Rasp. 

86,   132.      Calvitium    Müll.   372.     carnium  Ehr.    313. 

Chaetophora    Schrk.    304.      CA  «rem   Müll.    378,    379. 

Ciortrfft  Müll.   366.      Cimex   Göze,    371,   372.     Müll. 

380.     claua   Tiles.   316.     Cometa    Müll.,   Bory,   267. 

cornuta  Müll.  459.  Cricetus  Schrk.  422.  Cursor  Müll. 

372.  Cyclidium  Schrk.,  Müll.  372.  Cypris  Müll. 
370.  Diota  Müll.  274.  erosa  Müll.  371.  Felis  Müll. 
357.  fmbriata  Müll.  371.  fixa  Müll.  306.  foeta, 
Müll.  366.  foveata  Müll.  372.  gibba  Müll.  366.  gra~ 
nuhfera  Tiles.  316.  Gyrinus  Müll.  274.  Histrio  Schrk. 

373.  horrida  Müll.  314.  ignita  Müll.  328.  Index 
Müll.  321.  ingenita  Müll.  295.  inquilinus  Müll.  294. 
Larus  Müll.,  Schrk.  390.  Lepus  Köhler^  372.  Müll. 
Schrk.  367.  longicauda  Müll  440.  lunaris  Müll.  448. 
Lynceus  Müll.  344.  Muscnhis  Müll.  358.  Mytilus 
Müll.,  Herrm.  370.  Nasamonnm,  307.  ovata, 
307.  Parameäum  Ehr.  31.  Patella  Müll.  378.  patens 
Müll.  364.  patnla  Müll.  311.  Pellionella  Müll.  364. 
Piscis  Müll.  358,  364.  Pocillum  Müll.  472.  Proteus 
Müll.  310.  Pnlex  Müll.  372.  Pullaster  Müll.  366, 
372.  pura,  307.  Pyrum,  308.  Ratlus  Müll.  422. 
Raitus  vesiculam  gerens  Müll.  461.  rostrata  Müll.  371. 
Sannio  Müll.  370.  Silurus  Müll.  372.  Sol  Müll., 
Schrk.  303.  striata  Müll.  312.  triangularis  Tiles. 
316.  Trochus  Müll.,  Bory,  267.  vermicularis  Müll. 
334. 

Tri  ch öden   leuchtend  gesehen,  316. 

Trichodesmium  Flos  aquae,  121. 

Trichodina,  265.  Taf.  XXIV.  Synon.  22,  267.    comosa 

Ehr.    267.      G  ran  diu  eil  a  ,    267.      Pediculus,    266, 

stellina  Ehr.  266.     tentacnlata  ,   266.     vorax,  267. 
Trichodine,   265.    Taf.   XXIV.    Synon.   267.     Gresil, 

267.      Pon    de    Polype,    266.      tentaculee,     266. 

vorace,  267. 
Trichodiscus,  304.  Taf.  XXXI.    Sol,  305. 
Trichomonas  vaginalis  Donne,  331. 
Trichotria  Bory,  471,  473. 
Trieb  ter pol yp  Beseke  ,  408. 
Trichterpolypen   Reaüm.  261. 
Tricode,    306.     aethiopiqne,   307.     asiatique,   308. 

libyque,    307.      ovale,    307.     Poire,    308.      pure, 

307'. 
Tricodisque,  304     Taf.  XXXI.    Soleily  305. 
Tr i comonas,    s.  Trichomonas. 
Trigla  (Polyarthra)  ,   441. 
Trinella ,   367. 

Trinkwasser  von  Infusorien  zu  reinigen,  532. 
Triodon  (Eunotia ) ,  192. 

Triophthalme,  450.  Taf.  LVI.     dorsal,  451. 
Triophthalmus ,  450.   Taf.  LVI.     dorsualis, ,451. 
Tripel,    gebildet    durch    Infusorien,     von   Bilin,    170. 

(Silbertripel,    Blättertripel.)     yon    Oran ,     aus    fossilen 

Kapselthiereu  bestehend  y  134.    vergl.  Polirschiefer. 
Tripos  ( Peridin  ium ) ,  255 . 
Trip us  Mulleri  Bory,  255. 
Trip us  (Notommata),  434. 
Trochiscia   bijuga  Kütz.  145,  382.     dimidiata    Breb. 

382.     pectoralina    Breb.   382.      quadrijuga    Kütz.   146, 

382.     solitaris  Kütz.   145,  382. 
Trochus  (Glenophora) ,   391.     (Navicula),  179. 
Trompeten  gegen  Infusorien  anzuwenden,   XII. 
Trompetenthier  Eichh.  295.     mit  Futteralen,  295. 
Trompetenthierchen     (Stentor),    261.     Taf.    XXIII. 

Synon.   265.      blaues,   263.     feu  erfarbenes,   264. 

grünes,    263.      Müller's,    262.      RöseTs  ,    263. 

schwarzbraunes,  264. 
Tromp et  -  Snurreren,   dän.  Vortic.  stentorea  Müll. 
Trompette  (Notommate),  433. 
Tropfenmonade  (Monas  Guttula),   9. 
Trnmleren,  dän.  Enchelys. 
Tuba  (Notommata),   433. 
Tubaria  viridis  Thien.  263,  265,  290. 
Tubicolaire,  399    Taf.XXXXV.  Synon.  400.  Najade, 

399. 
Tubicolaria,  399.     Taf.   XXXXV.    Synon.   400.     alba 

Lam.,  Bory,  400 y  402.  confervicola  Lam.  402.  Na- 
jas, 399.     quadriloba  Lam.  405.     quadrilobata  Blainv. 

405.    Suitana  Meyen,  nicht  Blumenb.  131.  telrapetala 

Cuv.  405. 
Tubipora   Urceus  Müll.  512.   Linn.  513. 
Tubularia ,  vaga  Schrk.  297.    n.  sp.  Müll.  401. 
Tumling -T ruml er en ,  dän.  Enchelys  Fritillus  Müll. 
Tunnel- like   Polypi,    white  Trembl.  262.     blue ,  263. 

green,  263. 
Turbinilla  maculigera  Bory,  268,  290. 
Turbo  (Urocentrum) ,   268. 

Tvilling  -Snnr  reren,   dän.  Vortic.  gemella  Müll. 
Ty  puteorum  Bory  =  Cercaria  (Malleohts)  Malleus. 
Typhlina,  483.  Taf.  LX.    Canicula  H.  et  E.  444.  Furca 

H.  et  E.  444,  454,    viridis,  484. 
Typhline,  483.  Taf.  LX.    verte,  484. 
Ulna   (Synedra) ,    211. 
Ulv-haleren  Müll.  454. 
U Iva    olivacea  Hörn.  219.     compressa,    121.     lubrica 

Bory,  65.    pruniformis  Linn.,  Weig.  293. 
Vmbra  (Monas),  12. 
Unbestand,  Schrank  =  Amoeba. 
Uncini,  363. 
JJndula  (Spirillum),  84. 
Unform  Gleich.  37, 

139 


546 


Unsichtbare  fabelhafte  Thiere,  s.  Cholerathierchen, 
Furia  iwfernalis,    Pesttlrierclven. 

Unterirdische  Infusorien ,  s.  Bergwerks-Infus. 

Unt hier  Maycor,  .37. 

XJrceolaria  cinctct  Lam.  253.  citrina  Bory,  27.1.  discina 
Bory,  266.  Grandinella  Bort,  267.  Israelit orum  H. 
et  E.  270.  Parhelia  Bory,  266.  rediviva  Lam.  4S6. 
vahja  Lam.,  Bory,  423.     versatilis  Lam.  1293. 

Urceolus  der  Beerenkugeln,  53.  der  Gyges-Ringe,  51. 
der  Hii llenthierchen ,  64.  Geeistes  ,  392.  der  Panzer- 
monaden,  40.  bei  Prorocentrum ,  44.  der  Spindeithier- 
chen,  89.    der  Wirbelnioosthierchen ,  124. 

Urinai  Jobl.  . 

Urin- Glas~ Spilleren,    d ä n .  Trich oda  Urinarhim  M. 

Urne- Spilter en  ,   dän.   Tricliodä  Urnula  Müll. 

Ur- Monaden,   37. 

Umenthierchen  (Trichodina) ,  265.  Taf.  XXIV.  Synon. 
267.  Ha  gel  thi  erch^n  ,  267.  gef  rassiges  ,  267. 
parasitisches,  266.     tastendes,  266. 

Urocentre,  268.    Taf.  XXV.     Toupiv,  268." 

Urocentrum,  268.    Taf.  XXV.     Turbo,  268. 

Uro  dien  Bory,  35. 

Uroglena,  61.    Taf.  IIL     Volvox,  62. 

Uroglepe,  61.   Taf.  III.     Volvoce,  62. 

Urolepte,  358.  Taf.  XL.  Fil  ,  359.  Höte,  359. 
Lame,  359.     Poisson,  358.     Sourie,  358. 

Uroleptus,  358.  Taf.  XL.  Filum,  359.  Hospes, 
359.  Lam  eil  a ,  359.  Musculus,  358.  pafews  Ehr. 
365.    Piscis,  358. 

Urostyla,  369.  Taf.  XXXXI.    grandis,  369. 

Uro  style,  369.    Taf.  XXXXI.    gramle,  369. 

Ursinella  margaritifera  Turp.  163. 

Urslet,  the  =   Wasserbär. 

Urs t off,  Kl,  520,  523,  525. 

Urtheilchen  (Jfomc),  520,  525. 

Urzeugung,    s.  Erzeugung. 

Uterus  bei  Dreizack,  496. 

Utriculns  (Epipyxis) ,  123. 

tfurt  (Uvella),  21. 

Uvella,  19.  Taf.  I.  Synon.  23.  Jfomws,  21.  Bodo, 
23.  Chamaemorum ,'  21.  Chnmacmorus  Bory,  21, 
5.  flavoviridis  Ehr.  20.  glaucoina,  22.  minuta  Ehr. 
21.    rosacea  Bory,  22.    vircscens,  20.   Bory,  20. 

Uvella  (Polyioma),  24. 

Uvelle,  19.  Taf.  I.  Synon.  23.  atome,  21.  fausse 
mnre,  21.  grttppe,  21.  glaueome,  22.  jaunä- 
tre,  20.    ver/c,   23. 

Uvelle  {Polytome),  24. 

Vaelteren,    d'dn.  Voloox. 

Vaginaria  kraehyura  Schrk.  432.  Cuncus  Schrk.  507. 
longicaudata  Schrk.  440.  longiseta  Schrk.  422.  Muscu- 
lus Ok.  507.  Pocillum  Schrk.  472.  Squamula  Schrk. 
504. 

Vaginicola,   295.     Taf.  XXX.    Synon.   296.     crystal- 
lina,  295.     d*ecumbens,   296.    ingenita  Lam.  ,  BoryJ^ 
296.     inquilina  Lam.    294,  296.     longicauda  Schweigg. 
440.     socialis  Ehr.  125.     tineta,  296. 

Vaginicole,  295.  Taf.  XXX.  Synon.  296.  couchee, 
296.     crystallina,   295.     t einte,  296. 

Valonia ,   s.  Zoobotryon, 

Valp- Snurreren ,  dän.  Vorticetla  Catulus  Müll. 

Valvularia  biüneata  Gold  f.  287,  190. 

Validier ia  aquntica ,  37.  microscopica ,  121.  monaden- 
artig bewegte  Samen  derselben,  5. 

V  aucheriae  dichotomae  exerescentia  Lyisgb.  429,  442. 
Räderthiere  in  Gallen  derselben  ,  425. 

Veggeluns-Spilleren,  fön.  MDll.  380. 

Verbreitung  der  Monaden,  5.  der  übrigen  Infus,  bei 
jeder  Familie  und  Gattung    angezeigt. 

Verdauungprocess  leicht  zn  beobachten,  329. 

Verdau  ungssaf fr  (Digestionssaft,  Darmsjaft,  Magensaft), 
farbloser  am  gemeinsten,  326,  355,  357.  rechlicher, 
321,  329.     lebhaft  violetter,  339,  340,  377.    s.  Galle. 

Vermehrungsfähigkeit  der  Infus,  erstaunenswerth, 
291,  351,  371,  416. 

Verschlammen  klarer  Gewässer  durch  Infusorien  und 
Abhülfe  dagegen,  244. 

Verschmelzen  vieler  einzelner  Infus,  zu  einem  grös- 
seren ist  ein  Irrthum ,  35 ,  109 ,  383 ,  522.  periodisch 
vereinigt,  nicht  verschmolzen;  sind  Uvellen  ,  19.  und 
Brautmonaden,  27.     s.  Monadenstöcke. 

Verst-einerte  Infusorien  sind  meist  steinerzengende, 
nicht  durch  Versteinern  erhaltene  Thiere,  s.  Polir- 
schiefer. 

Verwandlung  aller  Infusorien  in  einander  irrig ,  524. 
vergl.  Metamorphose. 

Vibrio,  77.  Taf.  V.  Synon.  82,  331.  acerosus  Schrk. 
87,  93.  Acus  Müll.  112.  Anas  JVTüll.  356.  Anser 
Müll.  355.  Bacillus,  81.  bipunetatus  Müll.  211. 
Cygnus  Müll.  342,  355.  Fascioln  Müll.  356.  Fitsus 
Sc hrk .  173 ,  177.  Glutinis,  85 ,  34i .  Intestinum 
Müll.  300.  intermedius  Müll.  356..  lineola,  79. 
Lineola  Ehr.  79.  Lunula  Bory,  73.  Müll.  87,  93,  95, 
98.  Herrm.,  Gruith.  90.  Lunula  var.  Müll.  91. 
ministerialis  Bory,  85.  Olor  Müll.  342.  ostrearias 
Gaill.  173,  176.  paxillifer  Müll.,  Lam.  196.  Schrk. 
198.  proliier,  81.  Proteus  Gmel.  127.  Müll.  Gmel. 
342.  Rugula,  80.  Sagitta  Müll.  113.  serpens  Müll. 
85.  Spirillum  Müll.  85.  strictus  Müll.  322.  subti- 
lis ,  80.  Subula  Schrk.  112.  tremulans,  79.  tri- 
punetatus  Müll.  176,  204.  turrifer  Schrk.  173,  224. 
Undula  Herrm.,  Müll.  84,  85.  Undula  var.  Müll. 
85.    vermiculus  Müll.   327. 

Vibrion,  77.    Taf.  V.  Synon.  82.    haguette,  81.     Li- 
neole,  79.     prolifere,   81.    ridd,  80.    subtil,  80. 
tremblant ,  79. 
VIBRIONIA,  73. 
VIBRIONIDES,  73. 

Vielauge  (Theorns),  454.  Taf.  LVI.  Frühlings-Viel- 
auge,  455.    Haken  lippe,  455. 

Vielräderiger  Korbel  ökün,  425. 

Viel  zahnige  Räderthiere,  386. 

Vier  blatt  {Melicerta) ,  404.  Taf.  XXXXVI.  Synon.  407. 

rachenblumiges,   405. 
Vierling   (Arthrodesmus)  ,   149.    Taf.    X.     Synon.   153. 


achthörniger ,  152.  '  geschwänzter,  150.  ge- 
stutzter, 152.  kammartiger,  151.  umarmen- 
der, 152.-  wechselnder,  151. 

Vierstachliges  Glusel  Ok.  438.' 

V  inltel- Spill  er  e-nr  dän.  Trich.  Angulus  Müll. 

Vi ol on  (Meride)  ,  208. 

Virgulina  Pleuronecies  Bory,  35,  111,  113. 

Volverella  astoma  Bory,  241,  286,  290. 

Vo.lvoce,  67.  Taf.  IV.  Synon.  72.  dore,  71.  etoile, 
72.    vert,   68. 

Volvoce  (Chaeloglene)  ,  252.  {Pantotrique)  ,  248.  {.Syn- 
crypte),®).     (Uroglene) i,  62. 

VOLVOCIENS,  49. 

Volvociens  Bory,  73. 

fOLVOCINA,  49. 

Volvox,  67.  Taf.  IV.  Synon.  72.  3  species  de  Jöblot, 
Bory,  335.  aureus,  71.  Bero'e  Litsn.  67,  72.  bicau- 
datus  Link.  67,  72.  Calamus  Pritch.  106.  Chaos 
LrNN.  127.  complanätus  Schrk.  56.  dimidiatus , 
67.  Wilke  ,  266.  glaueoma  Bory,  245.  Hmpr.  ,  Ehr. 
22.  Globator,  68.  globator  aetate  aurantius  Müll. 
71.  Globator  juv.  Ehr.  54.  globosus  de  Geer,  68. 
Globulus  Müll.  29.  Granulum  Müll.,  Schrk.  52. 
inconnu  Gir.  Chantr.  107.  Ucustris  Gir.  Chantr. 
105.  Lwmla  Müll.  80.  Morum  Müll.,  Schrk.  53. 
Oni&cus  Ell is ,  372.  Proteus  Pall.  127.  punctum 
Müll.  14.  socialis  Müll.  21.  Schrk.  22.  sphaerula 
Herrm.  66.  Müll.  127,  283.  Sphaerula  Schrk.  285. 
stellatus,  72.  terebella  Ellis,  350.  Torquilla  Ellis, 
336.  torquilla  Ellis,  347.  trisectus  Los.  353.  Uva 
Müll.,  Herrm.  20.     vegetans  Müll.  285. 

Volvox  (C/ulomonas) ,  30.  (Conochilus)  ,  393.  (Panto- 
trichum) ,  248.  (SpJiaerosira) ,  66.  (Syncrypta)  >  60. 
{Uroglena),  62. 

Vorläufer  vom  Radmacher  Eichh.  366. 

Vorspiel  Gleich.  21. 

Vorticclla,  269.  Taf.  XXV. XXVI.  Synon.  275.  acinom 
Schrk.  281.  anastatien  Linn.,  Müll.  281,  -2S9. 
Modeer,  278.  annularis  Müll.  282.  arabica  H.  et  E. 
285.  auriculata  'Müll.  428  ,  438.  aurita  Müll.  430, 
•431.  berberina  Rösjbtl,  286.  Linn.  287.  brevipes  H. 
et  E.  270.  bursätä  Müll.  267.  Cam'pannla,  272. 
C-anicula  Müll.  444.  chlorostigma ,  273.  cineta 
Müll.  253.  cirrata  Müll.  274.  citrina,  271.  Müll. 
274.  Convallaria,  274.  Cav.  Schrk.  27Ö.  Litsn. 
Müll.  270.  colburnata  H.  et  E.  270.  crataegaria  Linn., 
Müll.,  Mod.  2S1.  .  crateriformis  Gir.  Chantr.,  Müll. 
.274.  cyathinn  Müll.  274.  digitalis  Lt^n.,  Müll.  28ä. 
discina  :Müll.  266.  fasviculatd  Müll.  -273.  Felis  Müll. 
434.  flosculosa  Müll.  ,  Lam.  404.  folliculata  Müll. 
297.  fritillina  Müll.  274.  furcata  Müll.  445.  gemella 
Müll.  274.  globülaria  Müll.  274,  291  Schrk.  274. 
hamata,  273.  Müll.  274.  hians  Müll.,  Schrk., 
Girod.,  Carus,  274.  byacinthina  Gmel.  408.  iners 
Schrk.  284.  lacinulata  Müll.  428.  Larva  Müll., 
Wagn.  444.  longiseta  Müll.  432.  lunaris  Müll.,  Bory, 
272 ,  273.  macroura  Müll  490 ,  496.  microstoma, 
272.  monadica  Schrk.  272,  274.  Monoculo  pulici, 
s.  Daphniae  similis,  Herrm.  475.  nasuta  Müll.  274. 
nebulifera,  270.  Müll.  270.  nigra  Müll.,  Schrk. 
264.  nuta7is  Müll.  273.  Schrk.  274.  opercularia  Linn,, 
Müll.  etc.  287.  ovifera  Mod.  289.  papillaris  Müll., 
Schrk.  274.  parasitica  Hmpr.  et  Ehr.  285.  patel- 
li  n  a ,  273 .  pieta,  275 .  Pila  Schrk.  274.  piriformis 
Müll.  291.  polymorpha  Müll,  263.  polypina  Mod. 
281.  Müll.,  Schrk.,  Bory,  278-  punctata  Abildg. 
317.  pyraria,  216.  Litsn.,  Müll.,  Bory,  282. 
quadricornis  Schrk.  282.  ramosa  Müll.,  Mop.  289. 
ringens  Müll.  281.  rotatoria  Müll,  et  alior.,  485.  rota- 
toria  Müll.  496.  rotatoria  juv.  Schrk.  108.  sacetdus 
Müll.  274.  sqjphinrt  Müll.  274.  senta  Müll.  413. 
socialis  Müll.  397.  Müll.,  Latvi.  404.  spectabilis  Bory, 
278.  stellina  Müll.  266.  stentorea  Müll.  262,  295. 
tetrapetala  Blumenb.  405.'  tremula  Müll.  438.  trunca- 
tella  Müll.  274.  tuberosa  Müll.,  Schrk.  241,  242. 
umbellata  Bory,  279,  280.  urceolaris  Linn.  513.  vagi- 
nala  Müll.  295.  valga  Müll.  423.  varia  Müll.  274. 
vcYmicularis  Müll.  443.  versatilis  Müll.  293.  Yolvox 
Schrk.  285. 

Vorticella  n.  sp.  Mich.  437. 

Vorticella  (Bursaria),   326. 

Vorticelle,  269.  Taf.  XXV.  XXVI.  Synon.  275.  Clo- 
chette,  272.  Hamecon,  273.  jaune  ,  271.  mi- 
crostome,  273.  Muguet,  274.  nebuleuse ,  270. 
Parasol,  273.    peinte,  275.    verte,  273. 

V orti celle  ( Boursaire) ,  326. 

VORTWELLINA,  259. 

VORTICELLINES ,  259. 

W  a  g  e  s  c  h  i  f f  c  h  e  n  (Navicula  Librile) ,  185. 

Wälzmonade  (Doxococcus) ,  28.  Taf.  II.  grüne, 
29.  kugiige,  29.  rothe,  29.  unregelmässige, 
29. 

Waffen t\\ i er ch e n    (Stifaiycläa),    370.     Taf.   XXXXI. 

XXXXU.  Synon.374.  blasiges  Flunderthierchen, 

.371.     Lanzet-Waffenthierchen,   373.    Maske, 

373.      Muschelthierchen,     370.       Sporenthier- 

chen,  373.'    Welsthier eben  ,  372. 

W a g.e  b a  1  k e n -  S c h i f f c hen  (Navicula  Librile)  9  175. 

Wahlfähigkeit  der  Infusorien,  416.  s.  Geschmackssinn, 
Geistesfahigkeit. 

Waizenälchen,  492.  Einimpfen  derselben,  494»  Me- 
thode ;  sie  zu  todteh,  532. 

Waizenälchen,  vertrocknete ,  sollen  nach  dem  wirk- 
lichen Tode  wieder  aufleben,  493. 

Wall  fischähnliche  Thiere  im  Blute,  37* 

W  a  I  z  e  n  s  p  i  r  a  I  e  (Spirillum)  ,  84.  Taf.  V.  Synon.  85. 
grosse,  85.     kleine,  84.     zarte,  84. 

WALZENTHIERCHEN  (ENCUELIA),  298.  Nachtrag, 
316. 

Walzenthierchen  (Enchelys),  299.  Taf.  XXXI.  Synon. 
301.  braunmündiges,  301.  nebelartiges,  301. 
puppenförmiges,   300.    wurstförmiges ,  300. 

Wappen  thiere  hen  (Brachionus) ,  509.  Taf.  L.  LXIII. 
LXIV.    Synon.  515.    Baker's,  514.    bewaffnetes, 


515.  doppeltgeviertes,  511.  kurzstachliges, 
513.  Müller's,  513.  röthliches,  513  urnen- 
artiges, 512.  vieldorniges,  514.  vierhörni- 
-  ges  ,  511. 

Warzen   bei  Kugelfischchen,  393. 

Wasser,  grünes,  Harris,  64,108. 

Wasser,  Ursachen  der  rothen ,  grünen  unrl  anderen 
Färbung,  120.  Blühen  dess.  121.  Namen  der  Infuso- 
rienarten, die  diese  Farben  bedingen,  122. 

Wasserbär,  Wiederaufleben  nach  dem  Vertrocknen, 
493.     s..  Macrobiotus. 

Was s er besen  Eichh.  507,  514. 

Wasser  bock   Eichh.  =  Cyclops  Capreolus. 

Wasserbohr  Eichh.  s.  Ampliileptus  Fasciola, 
356. 

Wasserdreher  (Hydrias) , '483.  Taf.  LX.  libyscher, 
483. 

Wasserdütchen  (Limnias),  401.  Taf.  XXXXVI.  Synon. 
402.     Dütchen,   402. 

Wasser  ei  Eichh.  274. 

Wasser  flöhe,  519.  s .  Daphnia  u  nd  Cyclops,  Pou  aq., 
Belier. 

Wasserfloh,  langbeiniger ,  Eichh.  447.  eigentlicher 
Eichh.  =  Daphnia. 

Wasser  grille  ( Oxytricba  Cicada)  ,  366. 

Wasser h aase  ( Oxylricha  Lepus }  ,  367. 

W  a  s  s  e  r  h  ü  h  neben  ( Oxylricha  Pullaster) ,  366. 

Wasserhund  Eichh.  430. 

W  a  s  s  e  r  k  a  t  z  e  (Notommata   Felis)  ,   431. 

Wasserkatze  Eichh.    s.  Oxytricha  Pellionella,  364. 

Wasserkruke  Eichh.  274. 

Wasserkukuk  (Notommata  granularis),   427. 

Wasserläuse,  grüne,  Eichh.  64. 

Wasserlöwe  Eichh.  =  Mücke. 

Wasser  maus  .( Uroleptus  Musculus)  ,   358. 

Wasserpfeifen   Eichh.  =  Vaginicola? 

Wasserratte  Eichh.  .422. 

Wasserschläger  Eichh.  =  Mückenpuppe. 

Wasserschlange  Eichh..  =  Anguillula  jto.?  Nais? 

Wasserschwan  Eichh.  s.  Schwanenthierchen, 
342.     und ■  Amphileptns  Anser,  355. 

"Wasser  thiere  hen,  runde  und  eiförmige  grüne  (For- 
tan a)  ,  108. 

W  a  s  s  e  r  t  i  g  e  r  (Notommata  Tigris)  ,   431. 

Wasserwolf  ( Cycloglena.  Lupus) ,  454. 

Wechselfüssige  Magenthiere,  «. 

Wechselmündige  Magenthiere,    ■£-&.     ■ 

WECHSELTHIERCHEN  (AMOEBAEA),  125. 

Wechselthierchen  ( Amoeba) ,  126.     Taf.  VIII.  Synon. 

128.  grosses,  126.  '  k  u  r  z  f  ü  s  s  i  g  e  s  ,  126.  (k  ii  n  s  t- 
liches),  129.  schmelzendes,.  127.  strahliges, 
128. 

W  e  d  e  l  m  o  n  a d  e  (Phacelom'onas) ,  28.     g  rü  n  e  ,  28. 
Weibliche    Förtpfianzungsorgane     der    Infusorien,     s. 

Eierstock. 
WEICH -RÄDERTHIERCHEN   (PHILODINAEA)  ,  481. 
Wein- Aeichen,  82,  521. 
Weinrebenwasser-Infusorien,  37,  521. 
Weintraubenmonade  (Uvella  Uva) ,  21. 
Weinwürmer,  82,  521. 

W  e  1 1  e  n  s  c  h  i  l  d  c  h  e  n  ( Cocconeis  undulata) ,  1 94. 
W  e  1 1  e  n  s  c  h  i  f  f  c  h  e  n  ( Navicula  undulaUi ) ,  1 87 . 
W  e  1  s  t  h  i  e  r  c  h  e  n  (Stylonychia  Silurus)  ,372. 
Wernecltii  (Notommata),  429. 
Westermanni    (Eunotia)  ,.  190. 
Wheel-animal  Hill,  Bak.  485.     with  a  lovg  tail  Bak. 

490.     with  Shells,  first  sort  Bak.  511.     second  sort,  512. 

with  Shells  third  sort ,  514. 
Wiederaufleben  Jahre  lang  vertrockneter  Thiere,  492. 

nach  wirklichem  Tode  behauptec,  493.     s.  Scheintod. 
Wiedererzeugung.,   304.     des   Stieles   bei    Vorticellen, 

270,  278.    keine  bei  Räderthieren ,    488.     s.  Regenera- 
tion, Reproduction.  .       • 
Wimperauge  (Ophryoglena^ ,.  360.    Taf.  XL.    gelbes, 

361.     geschwänztes.,  361.    schwarzes ,  360. 
WrlMPERFISCHCHEN  (ICUTHYDINA),  386. 
Wimperfischchen  (Gattung  Ichthydium  und  Art  Ichth. 

Podura),  388.    Taf.  XXXXIII. 
Wimpern,  363.  bei  fast  allen  Gattungen  zu  vergleichen. 

Einzelne  Wimpern  sind  oft  Rüssel,  4.  fehlen  den  Amoe- 

baeen,    Arcellinen,    Bacillarien,    Closterinen,    87,  125, 

129,  136.    fehlen  nie   bei  Räderthieren. 

W  i  m  p  e  r  t  h  i  e  r  c  h  e  n   (Leucophrys ) ,    311 .     Taf.  XXX IT. 

Synon.  313.    birnförmiges  ,  312.    Fleisch-,  313. 

Muschel-,  313.     rothes,   312.     spatelformiges, 

312.    weitmündiges,   311. 
Windelpuppe  Eichh.  =  Phryganeenlarve. 
Winter-Eier,  414,  424.  s.  Dauereier. 
Winterschlaf  des  Räderthierchens  im  Dachrinnensande, 

527.     der  Bacillarien  in  der  gefrornen  Dammerde,  527. 
WIRBELMOOSTH1ERCHEN  (DINOBRYINA) ,   123. 
Wirbel-Moosthierchen  {I)inolmjon) ,  124.  Taf.  VIII. 

geseiliges,  125.  wedeiförmiges,  124. 
Wir  bei  organe,  s.  Wimpern  und  Räderorgane. 
Wolken,  periodische,   von  Infusorien  wie  von  Fichten- 

Wo°l UM erchen  (Holophrya) ,  314.  Taf.  XXXIT.  Synon. 
315.  cylindriscli es;  315.  eiförmiges,  314.  ke- 
gelförmiges, 313.  • 

Würmer  im  Heuwasser,  s.  Paramccinm  Aurelia, 
350.    im  Weine,  82,  521.    im-Essig,  s.  Essig -Aeichen. 

W u  n  d  er  b ä  u m c h e  n  ,  strahlendes  (Dendrosoma  ra- 
dialis), 316. 

Wunder-Zickzackthierchen,  196.       . 

Wurm-Börsenthierchen    {.Bursaria  Entozoon) ,  327. 

Xanthide,  148.  Taf.  X.  Synon.  149.  difforme,  149. 
epineux,  147.  fascicnle ,  147.  fotCrchu,  148. 
poitn,  147.     rdmenx ,  148.    . 

Xanthidium,  146.  Tab.  X.  Synon.,  149.'  aculeatum, 
147.  difforme,  149.  fascicnlätnm,  147,  381. 
furcatum,  148.  hirsutum,  147,  381.  pilosum  Ehr. 
147.    ramosum,  148. 

Ypsistomon  s'alpina  Bory,  328;. 

Ypsistoma  Bort,  331. 

Zähne  der    Magenthierehen*  299,    319,  374.    der 


54* 


Gedenk  tili  erchen  ,  377.  Reusenthierchen ,.  339.  Seiten- 
schnabel ,  336.  Zahnwalze ,  315. 
Zähne  der  Rädert  liiere,  385.  verschiedene  Arten 
und  Eintheilung  nach  denselben  ,  386.  finden  sich  zu- 
weilen frei  im  Wasser  liegend,  487.  geben  eine  deut- 
liche Anzeige  von  phosphörsaurem  Kalk,  XIV".  Deutlich 
sind  sie  erkannt  bei  den  Gatt.:  Augenkreisel,  391.  Angen- 
schüppchen  ,  480.  Blumenrädchen ,  408.  Borstenkopf? 
436.  Bürstenfischchen,  389.  Crystallfischchen,  410,  413. 
Diademthierchen,  478.  Doppelstern,  449.  Dreiauge,  451. 
Dreibart,  446.  Dreizack,  496.  Eiträger,  503.  Faden- 
schwänz,  222.  Faltenschwanz,  387.  Flügelrädchen,  517. 
Futteralrädchen,  399.  Gabelfischchen,  420.  Gabelzange, 
497.  Griifeltischchen,440.  Griffelfnss,  474.  Hufeisenthier- 
chen,  403.  Hülsenfischchen,  392.  Kreisauge,  454.  Kro- 
nenrädchen,  400.  Kugeltischchen,  393.  Mantelfischchen, 
461.  Nackenauge,  424.  Nackenrädchen,  498.  Peit- 
schenschwanz ,  460.  Pfriemenzahn ,  418.  Pokalthier- 
chen,  472.  Reihenauge,  451.  Rüsselrädchen,  485.  Sal- 
penfischchen ,  469.  Schönrädchen,  482.  Schuppenfisch- 
chen,  457.  Sonnenschirmthierchen,  394,  396.  Sprin- 
ger, 439.  Stachelfuss,  459.  Stirnauge,  477.  Stutz- 
rädchen,  504.  Vielauge,  455.  Vierblatt,  405.  Wap- 
penthierchen ,  510.     Wimperfischchen,  387.    Zangenfuss, 

475.  Zweiauge,  442. 
Zahnlose  Räderthiere,  386. 

Zahnsch  leim -Infusorien  Leeuw.  keine  Thiere,  36, 

521. 
Zahnwalze,    315.    Synon.  316.    cylindrische,  316. 

weisse,  315. 
Zangen- Augenkreisel,  391. 
Zangenfuss  (Colurus),  475.  Taf.  LIX.    geflügelter, 

476.  grosser,    476.    kleiner,   475.    langfingri- 
ger, 476. 

Zangenfuss-C  rystallfischchen,   410,  413. 
Zangen  fuss-Rüsselrädchen,  485. 
Z  a  n  g  e  n  g  l  o  c  k  e  (Notommata  Myrmeleo)  ,   424. 
Zangenzahn   (Untergatt.  v.  Nacken aage),  425. 


Zapfel  Oken  431. 

Zapfenbildung  der  Vierlinge,  153. 

Zapfenkette  (Odontella) ,  153.  Taf.  X.  XVI.  Synon. 
154.  bandartige,  153.  einzahnige,  154.  faden- 
artige,  154. 

Zapfen  thiere  he  n  (Phvüina) ,  333.  Synon.  334.  Taf. 
XXXVI.    grünes,  334.     weisses,  334. 

Zauberkraft  der  Infusorien,  37,  525. 

Zebra  (Evnotia) ,  191« 

Zebra  -  Prachtschiffchen     (Eivnolia    Zebra),    191. 

Zellensternchen  [Micrasterias) ,  154.  Taf.  XI.  Synon. 
159.  Bory's,  157.  dreireihiges,  158.  fünffa- 
ches, 156.  gestutztes,  158.  längliches,  159. 
Napoleon's,  156.  radartiges,  158.  sieben- 
strahliges,  156.     vierstrahliges,  155. 

Zerfliessen  der  Magenthierchen,  349,  351,361,  370  seq. 
s.  Eierlegen,  Gebären.  Findet  bei  Räderthieren  nicht 
statt,  446. 

Zerplatzen  des  Trompetenthierchen  ,   263. 

Zickzackfähnchen  (Striatella) ,  229.  Taf.  XX.  ge- 
krümmtes, 230. 

Zickzackthierchen  (BacUlarin),  195.  Taf.  XV.  der 
Cleopatra,  192.  flockenartiges,  199.  gefleck- 
tes, 200.  gewöhnliches,  197.  kammartiges, 
198.  keilförmiges,  198.  langes,  198.  ptole- 
mäisches,  200.    Wurm-,  196. 

Ziegelsteine,  schwimmende,  vermuthiieh  aus  Infuso- 
rien,  nach  Vxtruv  die  besten,  VII. 

Zirkel  tili  er  Eichh.  =  Cercnria. 

Zitter organ  der  Pokaithierchen,  472.  der  Stutzrädchen, 
504.  s.  Kiemen. 

Zitterstoff,  37. 

ZITTERTHIERCHEN   (VIBRTONIA) ,   73. 

Zittert hierchen  (Vibrio),  77.  Taf.  V.  Synon.  82. 
gegliedertes,  81.  geselliges,  79.  schlängeln- 
des, 80.  stabähnliches,  81.  strichförmigeSj 
79.    zartes,    80. 

Zittert  hier  eben,  gepanzerte  Ehr.  87. 


Zoe,  259,  278. 

Zoobotryon  E.  1828.  Symb.  pfajsic.  (Valonia)  =  Hai- 
qjonellen. 

Zoocladium  Arbuscula  H.  et  E.  289.  niveum  H.  et  E. 
290. 

Zoogene,  122. 

Zonites  Los  an  a  1829  =  Bursaria?  Paramecium? 

Zoöspermos ,   465. 

Zoothamne,  288.  Taf.  XXIX.  Synon.  290.  d'Abyssi- 
nie,  290.     Arbrisseau,   289. 

Zooihamnia  ovifera   Bory,   289. 

Zoothamnium,  288.  Taf.  XXIX.  Synon.  290.  Arbus- 
cula, 289.     niveum,  289. 

Zucken  der  Vorticellen,  290.  s.  Erschrecken  — ;  der 
Räderthiere ,  409. 

Zucker  tödtet  Infusorien,  279.  soll  Vorticellen  zerspren- 
gen ,  179. 

Zuneigung  der  Infusorien  zu  einander,  416.  periodi- 
sches Vereinigen  der  Uvellen,  19.  und  Brautmonaden, 
.27.  in  Haufen,  s.  Nestbildung,  Geistesthätigkeiten. 

Zusammensetzung  der  Cercarien  aus  2 verschiedenen 
Thieren  irrig  behauptet,  vergl.  Aneinanderreihen,  Ver- 
schmelzen ,  Nester. 

Zunge  derBusenthierchen,  346.  Längethierchen,  350.  der 
Stabthierchen ,  ist  keine,  181. 

Zweiauge  (Diglena)  s  441.  Taf.  LIV.  LV.  Synon.  446. 
grossköpfiges,  445.  Hündchen  ,  444.  Kneip- 
zangenfischchen,  443.  krummfingriges,  443. 
Lachen-,  442.  Langkegel,  445.  langöhriges, 
444.     langschwänziges,   445. 

Zweigeschwänztes  Räderthier,  Bes.  432. 

Zwerg-Fahnentkierchen  (Achnanthes  minuiissima) , 
228. 

Zygnema,  89  ,  99.    interessanter  Bau  derselben,  99. 

Zygoprisma,  s.  Desmidium  1833.  p.  148. 

Zygose  (Zygosis),  s.  Doppelknospenbildung,  89,  96. 

Zygotrocha,  384. 

Zygogomphia  (Rotatoria) ,  386. 


Verzeichnis®  der  Druckfehler  und  einige  Verbesserungen, 


S.    9.  Zeile    7  von  unten  lies  :  egalant 

-  11.      -    14    -        -  -  tremblant 

-  14.      -    13    -        -  -  grand,  longueur 

-  17.      -      6  von  oben  -  plus  de  deux 

-  19.      -    22    -        -  -  groupes 

-  20.      -    26    -        -  -  groupes  globuleuoc  roulants    de 

-  21.      -      3    -        -  -  ne  surpassant  pas 
-21.      -      5  von  unten  -  egalant 

-  21.      -    35    -        -  -  egalant 

-  23.  -    29    -        -  -  en  longueur 

-  27.  -    18  von  oben  -  groupes 

-  31.  -      9  von  unten  -  pourvue 

-  33.  -    18    -        -  -  Sauteuse 

-  34.  -      5  von  oben  -  attachee  für  affichee 

-  69.  -      3  von  unten  -  Menschen   oder  Volkshaufen 

-  72.              2    -        -  -  Volvooo  Oniscus  =  Stylonychia  pushdata? 

-  80.  -    24  von  oben  -  bis  ■£%  Linie  grosse  Fäden  für  36  Linien  grosse 

-  90.  -    31  von  unten  -  Vibrio  Lunula   für  Mülleria?  Lunula 

-  106.  -     27    -        -  -  in  diesen 

-  109.  -    25  von  oben  -  1830  für  1833. 

-  113.  -    26    -        -  -  Cercaria  im  Nachtrage  zu  Euchlanis 

-  118.  -    20  von  unten  -  über  ihm 

-  136.  -    15    -        -  -  35—36  Genera 

-  137.  -      8  von  oben  -  eine  Fragilaria  und  eine  Achnanthes 

-  144.  -      4  von  unten  -  aus  dem  Pflanzenreiche  in  das  Thierreich 

-  184.  -      5  von  oben  -  2  Exemplare 

-  185.  -      6    -        -  -  21.  März  für  31.  März 

-  188.              9    -        -  ist  Fig.  III.    halb   gewendet  überflüssig. 

-  191.  -      2  von  unten  lies:  pres  des  deuoc  bouts 

-  196.              7    -        -  -  fois  plus    longue 

-  197  ist  zuzufügen,  dass  Bacillaria  vulgaris  1703  schon  von  einem  Anonymus  in  England  (Philosoph  Transact.  XXIII.  p.  1357)  beobachtet  wurde. 

-  202.  Zeile    3   von   oben  lies:  a  carapace  lamelliforme 

-  204. 

-  209. 

-  211. 

-  212. 

-  212. 

-  216. 

-  218. 

-  224. 

-  238. 


lies : 
lies: 


-  240.  Zeile 

-  247.      - 


7  von  unten    -        plusieurs 
22  von  oben    -        Taf.  MDCCCLXXXIX.  1790.  Taf.  CMXXVIII.  Conf.  striatula  1808  =  Tessella. 

6  von  unten    -        Fig.  XXIX.  für  XXYIII. 
10    -        -        -        a  tous   les  cötes 
10  von  oben    -        Fig.  XXIX.   für  XXVIII. 

6    -        -        -        bei  den    für   beiden. 

1     -        -        -        ressemblant  a 

semi-lanceoles ,  semiovales* 

Strähnenschiffchen  für  Strählenschiffchen 

1  von  unten  lies:    häutigen    gestielten  Panzer 
25    -        -        -        Trachelius  Ovum?    für  Leucophrys  Ovum? 


-  262. 

-  265. 

-  275. 

-  285. 

-  285. 

-  293. 

-  325. 

-  328. 

-  332. 

-  344. 

-  363. 

-  365. 

-  368. 

-  401. 

-  413. 

-  416, 

-  422. 

-  425. 

-  425. 

-  428. 

-  456. 

-  457. 

-  457. 

-  518. 

-  528. 

-  529. 


-    25  von  oben    -        Fig.  F.  für  Fig.  F.  d. 

- "     9    -        -        Stentor  pruniformis  für  St.  penniformis 
sind  Dutrochet's  Rotiferen  unrichtig  als  Vorticellen  aufgeführt, 
vor  Zeile  9  von  oben  ist  einzuschieben:     Leeuwenhoek  Philosoph.  Transact.  1702.  p.  1016? 


Zeile  17  ist  zuzufügen: 

-  14    -         — 

8  von  unten  lies: 

9  von  oben    - 
4  von  unten    - 

-  8    - 

-  10    - 

-  27  von   oben    - 

-  23  von  unten    - 

-  27  von  oben    - 

-  30  von  unten    - 

-  21  u.  22  lies 


Leeuwenhoek  entdeckte   diese  Form  1702  im  Canal  zu  Delft. 
Stentor  pruniformis  Oken  Lehrb.  der  Naturgesch.  III.  1815. 
debordant. 

Auch  bei  dieser  Art  für  Nur  bei  dieser  Art. 
Spirostome  Chenille  für   Sp.  Vert 
hat  ihren  Grund 
,  aber  am  Bauche  sitzen 
übergangenen 
sous  la  bouche 
Wirtel  für  Wirbel 
Annual  für  Annal 
ihre  weissen  Eier  im  horizontal  gelegten  Glase ,  für  ihre  horizontal  gelegten  Eier  im  weissen  Glase. 


-■   ist  zuzusetzen:    im  sinaitischen  Arabien  (s.  Rattulus  sinaiticus) 


5    - 

26  von  oben  lies 
28    - 

2  von  unten    - 
20    - 

13  von  oben    - 

14  - 
4  von  unten  ist  zuzusetzen 

22  von  oben  lies:     Chilodon 


pede  infero  für  pede  laterali 
le  pied  court ,   inferieur, 

mit  einem  beutelartigen    für    in  e.  b. 
nur  3  (von  36)   sicher  augenlos. 
oder  cylindrisch  für  oder  prismatisch 
oder  prismatisch    für  oder  cylindrisch. 
Vergl.  p.  457  Lepadella. 
Cucullulus 


-      1 


von 


ihnen 


Die  Buchstabenfehh^s^  wie  die  technischen  Harten  und  Schwierigkeiten,  besonders  der  aus  merkantilischen  Gründen  beigegebenen,  mir  weniger  geläufigen  französischen  Sprache 
in  den  von  mir  nothwendig  selbst  abzufassenden  Diagnosen  wird  der  entschuldigen,  welcher  mehr  als  Buchstaben  in  diesen  Daistellungen  erkennt. 


mm mymp 


'  t^^^^-*^'— jä't^Kk .C^I^&xfs^i'^Jilit^SS^S^^^^^ 


^ -  ^    --? ~ -=--:     ^tsI ;.^ 'Bx:-^^^^^^^^.