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B IjE.ttBOASSÖN,!^
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DIE
INFUSIONSTHIERCHEN
ALS
VOLLKOMMENE ORGANISMEN.
EIN BLICK IN DAS TIEFERE ORGANISCHE LEBEN
DER NATUR.
VON
D. CHRISTIAN GOTTFRIED EHRENRERG
ZU BERLIN.
NEBST EINEM ATLAS VON VIERUNDSECHSZIG COLORIRTEN KUPFERTAFELN,
GEZEICHNET VOM VERFASSER.
LEIPZIG,
VERLAG VON LEOPOLD VOSS,
BUCHHÄNDLER DER K. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU ST. PETERSBURG.
133 8.
SEIME« KöMioraciiEur HOHEIT 9
FRIEDRICH WILHELM
KRONPRINZEN VON PREUSSEN.
Wenn das kleinste Leben der Erde sich im übersichtlichen Bilde hier zunächst
vor Ew. Königlichen Hoheit reichem Gemüthe tiefer und formenreicher entfaltet,
als es bisher entfaltet vorlag, so glaubte ich damit vor dem Vaterlande und dem
Königshause, welches auch in meinen geringen, bis durch Afrika's und Asiens
Fluren geleiteten, Kräften auf die Wissenschaft fördernd wirkte, meinen
ehrfurchtsvollsten Dank und den Dank der Wissenschaft auszusprechen.
Es giebt ein vollendetes organisches Leben im unsichtbar kleinen Räume,
welches die Grösse des Grossen in der Natur unabsehbar erhebt. All die hier
verzeichneten, zum Theil sehr überraschend einflussreichen, Formen sind zu klein,
um dem natürlichen Auge deutlich zu seyn, und sehr viel zu klein, um mit ihm
als vollendet organisirte Wesen erkannt zu werden. Sie gehören einer unsichtbaren,
aber kräftig wirkenden, Körperwelt an; ihre Gestaltung hat, seitdem sie nun
endlich mit künstlich verstärkten Sinnen und diese glücklich unterstützenden
Methoden genauer erforscht ist, anschaulich werden lassen, dass auch das Kleinste
im Räume darum nicht einfach, sondern mit den verschiedensten thätigen
Organen so wundervoll und unbegreiflich ausgestattet ist, dass es sich ganz
gleichmässig und gleichwürdig in die Reihen der grösseren Lebensformen stellt
26120!
Diess wissenschaftliche Resultat mit mancherlei andern unmittelbar daraus
folgenden Erkenntnissen ist es, welches als eine inländische Frucht mühsamer
Pflege dem geliebten Sohne seines geliebten Königs zu huldvoller Aufnahme
in tiefster Ehrfurcht überreicht
EW. liÖ VIO IIC ■■ 1LV HOHEIT
unterthnnigster
CG. EHRENBERG.
T O B B E D E.
GESCHICHTLICHE EINLEITUNG UND ALLGEMEINE UEBERS1CHT.
in den reinsten Gewässern und auch in den trüben, stark sauren und salzigen Flüssigkeiten der ver-
schiedensten Erdzonen, in Quellen, Flüssen, Seen und Meeren, oft auch in den inneren Feuchtigkeiten der le-
benden Pflanzen und Thierkörper, selbst zahlreich im Körper des lebenden Menschen, ja wahrscheinlich auch
periodisch getragen im Wasserdunst und Staube der ganzen Atmosphäre der Erde, giebt es eine, den gewöhnli-
chen Sinnen des Menschen unbemerkbare, Welt sehr kleiner lebender organischer Wesen, die man seit nun
etwa 70 Jahren Infusorien nennt. Im Treiben des gewöhnlichen Lebens geht man an diesem geheimnissvol-
len unermesslichen Reicbe des lebendigen Kleinen ohne Erkenntniss und ohne Theilnahme vorüber. Ueber
alle Erwartung gross und erstaunenswerth sind aber diese Verhältnisse für den stillen Beobachter, welcher
mit Hülfe vergrössernder, die Sehkraft verstärkender, Gläser sie sich näher bringt. In jedem Tropfen ste-
henden bestäubten Wassers erkennt man nicht selten, wenn auch nicht immer, mit Hülfe des Mikroskops
munter bewegte Körper von Vw bis unter Vax» Linie Grösse des Durchmessers, die oft so gedrängt beisam-
men leben, dass ihre Zwischenräume kaum so gross sind, als ihre Durchmesser. Nimmt man den Tropfen,
obschon er grösser ist, auch nur zu 1 Cubiklinie Inhalt, und die Zwischenräume, obwohl sie oft kleiner sind,
so gross als ihre Durchmesser an, so berechnet man leicht und ohne alle Uebertreibung, dass ein solcher
Tropfen mit den Cubikzahlen der Hälfte jener Grössen, das ist mit Hunderttausenden bis zu Tausend Millio-
nen Thierchen bevölkert ist. Ueberdenkt man sich nun die Summe des Lebens eines grösseren Wasserge-
fässes oder gar eines Grabens und Teiches, und berechnet man, dass, nach vielen Beobachtern der Meere
und namentlich des Meeresleuchtens, selbst ganze grosse Strecken des Oceans eine ähnliche Massenentwik-
kelung mikroskopischer Organismen periodisch erkennen lassen, so ergeben sich, auch bei viel grösser an-
genommenen Zwischenräumen, Zahlen und Verhältnisse des dem blossen Auge unbemerkbaren Lebens auf
der Erde, die jene unscheinbaren, nur dem bewaffneten Auge des Naturforschers in ihrem Detail erkennba-
ren, Infusorien zu einem der würdigsten Gegenstände des Nachdenkens und der wissenschaftlichen For-
schung erheben.
Diese wunderbar grosse, dem Menschen verhüllte, Welt des Lebendigen ist seit ihrer Entdeckung
unter der Feder leicht bewegter und phantastischer Schriftsteller oft als eine monströse Geisterwelt, voll
mit den offen sichtbaren unvergleichlicher, theils grauenhafter, theils wunderlich verzerrter, nicht recht le-
bender und nicht recht lebloser Formen geschildert worden; andere haben sie aus spielendem Üebermuth der
bildenden Naturkraft abgeleitet, und noch im Jahre 1820 wurde von einem sonst verdienten Schriftsteller
die Zauberkraft umständlich geschildert, mit welcher einige dieser Formen begabt seyn sollen. Aber es ist
auch nicht bloss das Mystisch- Wundervolle, Abenteuerliche und Sonderbare der Formen und ihrer Kleinheit ge-
wesen, was das Interesse vorzugsweise erregte, vielmehr haben die Infusorien in bei weitem höheren Grade
durch ihre von den verschiedenen Beobachtern immer wieder angegebenen physiologischen höchst wunderba-
ren Eigentümlichkeiten alle Freunde des Wissens, und selbst die gelehrtesten und tiefsten Forscher von
Leibnitz und Boerhave an bis auf unsere Zeit beschäftigt, ja sie mussten nothwenclig das Interesse aller
nachdenkenden Menschen gewinnen. Folgende, wenn sie statt fänden, mit Recht bewunderten Eigenschaf-
ten sind den Infusorien von den verschiedenen Beobachtern zugeschrieben worden:
* 1) Eine mutterlose Entstellung aus unorganischen Urstoffen oder aus faulen organischen Theilen;
* 2) Eine zufällige Form aus spielendem Üebermuth der bildenden Naturkraft;
* 3) Ein Bestehen ohne zusammenhaltende Oberfläche, ohne Haut;
* 4) Ein grenzenloser proteischer Formenwechsel des Körpers;
* 5) Eine Verwandlung, Metaschematismus, aller in alle andern Infusorienformen;
* 6) Eine Verwandlung derselben durch äussere Einflüsse in Pflanzen;
* 7) Ein Verschmelzen kleiner zu grösseren Formen durch Aneinanderreihen (Juxtaposition) mit oder ohne Zutritt einer ge-
meinsamen Oberhaut;
8) Ein einfaches Heranwachsen von Infusoricnhaufen zu den Formen der wahren Pilze, Schimmel und Flechten;
b
- — vi -
* 9) Zusammensetzung aller Thiere und Pflanzen, ja des Menschen selbst aus einem Haufen von lebenden Infusorien ;
* 10) Entwickelang aller Pflanzen und Thiere, auch des Menschen, aus einzelnen Spermatozoon;
* 11) Tragen von frei um ihre Axe rasch bewegten Rädern;
* 12) Bewegung ganz ohne Bewegungsorgane;
* 13) Ernährung ohne gesonderte Ernährungsorgane durch Aufsaugen, wie Schwamm oder Löschpapier;
* 14) Fortpflanzung ohne alle Befruchtung und Eibildung;
* 15) Besitz von Entwürfen, unvollendeten Scheinorganen, anstatt wahrer Organe;
* 16) Einschaclitelung fünffacher und selbst aller Generationen der Organismen aller Zeiten in einander, ja aller Menschen von
Adam au bis auf den einstigen letzten in einander und in ein erstes IiiFiisorinm;
* 17) Unvcrbrennlichkeit und Leben im Feuer und Liebt;
18) Unzerstörbarkeit durch electrische Funken;
19) Leben im luftleeren Räume;
* 20) Zaubernde Wirksamkeit in die Ferne;
* 21) Wirkliches Wiederaufleben nach dem wirklichen Tode.
Nur wenige dieser höchst wunderbaren, alle philosophischen Ansichten vom Leben und der Entste-
llung der Organismen hohnenden Eigenschaften wurden zum Theil als ungegründet schon früher mühsam er-
wiesen, bei weitem die Mehrzahl aber, alle nämlich mit einem Sternchen bezeichneten, sind bis in die alier-
neueste Zeit fort und fort behauptet worden, und bilden zum Theil die Grundlage tief ausgebildeter und die
neuere Physiologie und alles Wissen durchdringender philosophischer Systeme.
Es ist unter Anderm die stille und ernste Aufgabe einer langen Reihe von Jahren meines Lebens
gewesen, diese vor allen so merkwürdigen, riesenhaft grossen, aber in das Dunkel der Kleinheit verhüll-
ten, Naturverhältnisse näher und immer näher zu betrachten und zu prüfen, das Fabelhafte von dem Wirk-
lichen zu sondern und das Wirkliche in eine systematische leicht fassliche Uebersicht zu bringen. In den
Jahren 1830 und 1831 übergab ich der Berliner Akademie der Wissenschaften einen Auszug aus diesen ge-
wonnenen Resultaten, und später 1833 und 1835 mehrere Nachträge. Hiermit überreiche ich das ganze
seitdem sorgsam nachgeprüfte, in den Hauptsachen seit nun 8 Jahren sich gleich gebliebene, aber sehr an-
sehnlich vermehrte Detail, welches die Kräfte des Einzelnen zu übersteigen anfängt, reif und unreif der
allgemeinen Wissenschaft und weiteren Pflege.
Um den Standpunkt anzuzeigen, auf welchem vor diesen Mittheilungen die Kenntnisse waren, und
um die allmälige Entwicklung derselben bemerklich zu machen, ist folgendes historische Bild nöthig. In
den frühesten Zeiten der menschlichen Geschichte und im Stande der Kindheit menschlicher Kenntnisse suchte
man schon immer die Erscheinungen der Natur, und des Lebens insbesondere, sich desshalb mehr durch eine
rein logische Ordnung und Systematik im Denken, mehr durch Schlussfolgerungen als durch dctaillirte ge-
naue Untersuchungen begreiflich zu machen, weil diess der leichtere und bequemere, aber auch der damals
allein gangbare Weg war. So galt es denn ehedem für eine hohe Kunst und nützliche Anstrengung, aus
einer geringen Menge von positiven Kenntnissen durch künstliche, immer sehr gewagte, consequente Schlüsse
einen allgemeineren Ueberblick über das gesammte Triebwerk der Natur zu erlangen, und je mehr dieser
mit den inneren Gesetzen des menschlichen Denkens in Einklang zu seyn schien, mit um so mehr Begeiste-
rung ward er von den Zeitgenossen aufgenommen. Diese glückliche Zeit der Kindheit war die rein diale-
ctisehe Zeit der griechischen Philosophen. Damals war es leicht, ein wahrer Philosoph, d. h. ein Mann zu
seyn, der die positiven Gesammtkenntnisse seiner Zeit umfassend, dieselben mit den Gesetzen des Denkens
abwägt und davon einen systematischen Ueberblick giebt. Die Fehler der Systeme lagen im Mangel der positiven
Gesammtkenntniss, und ein umsichtiges scharfes Denken begründete fast allein den Vorzug der einzelnen. So
entstanden die vielen, an Werth sich ziemlich gleichen, Systeme der alten Philosophen, deren keines brauch-
bar blieb. Seitdem sind, und zwar mit Aristoteles, wohl dem letzten wahren scholastischen Philosophen,
die positiven Kenntnisse durch detaillirte Untersuchungen zu vielen isolirten gen Himmel steigenden Pyrami-
den erwachsen, und die neueren Systematiker erklimmten nur einzelne derselben und bildeten sich einseitige
mathematische, chemische, naturhistorische, psychologische oder rein diabetische Systeme, deren Mängel sie
denn zum Theil gestanden, zum Theil in Mysticismus oder eine kunstreiche Dialectik selbst verbargen. Ja
die neuesten Kräfte, welche mit genialer Energie an Systemen arbeiteten, scheuten so sehr diese Mühe oder
erkannten so wenig diesen Weg zum Ziele, dass sie lieber, ohne die reale Natur und ohne die Erscheinun-
gen und den Werth des Wichtigsten in der Natur, des Lebens, auch nur entfernt zu überblicken und zu be-
achten, den Zusammenhang der Natur schildern zu können behaupteten. Noch baut daher systemlos unsere
Zeit an den Pyramiden des Wissens und an bequemen Stufen zu ihnen für die künftigen Geschlechter.
Unter den älteren philosophischen Wunderlichkeiten hat sich besonders die vom alten Democrit aus-
gebildete materialistische Atomen-Lehre sehr ausgezeichnet, wonach das Weltall voll sehr kleiner untheilbarer ver-
schieden geformter Körperchen, Atome, ist, deren Bewegung, Vereinigung und Trennung alle grösseren korper-
. — _ vii _ _ — .
liehen Erscheinungen bilde. Diese von Plato in einer lieblichen bilderreichen Sprache poetisch leichtfertig mit
kleinen Dreiecken ausgeschmückte Idee kehrte 1630 mit Descartes (Cartesiüs) wieder, der sicli Kügelchen
und andere Körperchen von verschiedener Grösse dachte, die kleineren in den Zwischenräumen der grosse-
ren, alles in Bewegung. Die Wirbel einiger dieser Ur-Theilchen stellten das organische Leben der Thiere
dar, und die Thiere selbst wären demnach nur seelenlose Maschienen, getrieben vom atomistischen Wirbel
und fremder Kraft. Mitten in einer von diesen Ideen erfüllten und für sie begeisterten Zeit, kurz nach dem
Tode des Descartes, entdeckte Leeüwenhoek, ein wissbegieriger Privatmann in Delft in Holland, im April
1675 im 43stcn Jahre seines Lebens die Infusorien in einem Topfe voll stehenden Regenwassers. Er hielt
sie natürlich für die belebten Atome der Welt (living atoms\ erkannte aber sogleich an der Willkühr ihrer
Bewegungen und den fussartigen Bewegungsorganen ihre thierische Natur und nannte sie kleine Thiere, Ani-
malcula. Die ersten von ihm beobachteten Formen waren ohne Zweifel Voriicella Convallaria^ dann wohl
Stylonychia Mytilus^ ferner vielleicht eine Leucophrys (pyriformis?) und etwa Trichodina Grandi-
nella. Leeüwenhoek hatte schon vorher sich durch sorgfältige mikroskopische Untersuchungen über Nerven-
und Pflanzenstructur bekannt und verdient gemacht, und er suchte wahrscheinlich in der häutigen Oberfläche
jenes Tropfens nach den Ur-Theilchen des Wassers (s. p. 520. und Vorlic. Convallaria).
Schon lange vor Leeüwenhoek giebt es zwar deutliche Anzeigen von starken Eindrücken, welche
die Infiisorien auf Menschen direct machten, allein sie kamen nicht zum klaren Bewusstseyn derselben. Be-
sonders die blutartigen Färbungen der Gewässer, welche man in den ältesten Zeiten der Geschichte als Un-
glückszeichen und unmittelbare Götterzeichen aufgezeichnet hat (vergl. p. 119.), mögen oft Anschauungen
von rother Euglena oder Aslasia dergl. gewesen seyn. Sehr passend auf infusorielle Erscheinungen ist auch
die Nachricht von blutigem Gewässer zur Zeit Mosis in Aegypten, welches ebenfalls als eine unmittelbare
Wirkung Gottes bezeichnet wird. So würde man denn im hebräischen Urtexte der Mosaischen Schriften die
Euglena unter dem Namen Majim dam tzn ü^ und in der arabischen Uebersetzung als Ma demm ^o U>,
im Koran Sure ^rzU als el demm p^f1, im Griechischen der Septuaginta aber als al/na %ov norapov, blu-
tiges Gewässer, bezeichnet finden. Aristoteles kannte schon 330 Jahre vor Christo das Rothwerden der
Flüssigkeiten da, wo sich Würmchen, oxtolrjxia, erzeugen (ff ist Änim. V. c. 19.) und kannte auch das Vor-
kommen der Mücken-Würmchen, xajvatnwv axujhy/.eg, im Schleime des sauren Weines (ebenda). Ganz alt scheint
überhaupt die Kenntniss der mit den Mückenlarven gewiss damals, wie jetzt, im Volke bekannten und ver-
wechselten Essig- und Wein -Aeichen zu seyn, da von den alten Auslegern des mosaischen Gesetzes geboten
war, den Wein durchzuseihen, und auch Christus bei Matthaeüs c. 23. v. 24. den Pharisäern bekanntlich
sagte: „ihr blinden Wegführer, die ihr die Mücken (xüjvoma) durchseihet, aber Kameele hinuntertrinkt. "
Die Araber übersetzten das griechische Wort xcovcoip mit el Baudsa ^A^Jf, die Habessinier mit Tengne, und
obwohl manche Erklärer die im Weine ertrunkenen Mücken verstehen wollen, so ist doch sehr klar, dass man
die Würmer des sauren Weines vielmehr kannte und meinte. Im Talmud heissen solche Würmer Jabchus
ton-_5 jetzt bei den Arabern Dud o^o. Diese unscheinbaren Mückenwürmchen, die man nur eben noch mit
dem Gesicht erreichte, deren Ent Wickelung zu Mücken aber man bei den grösseren sah und längst kannte,
wurden die Veranlassung medicinisch- naturhistorischer, schreckenerregender Theorieen. Die furchtbaren Ei-
genschaften der kleinen kaum sichtbaren Mücken südlicher Länder, welche, indem sie in Augen, Nasen und
Ohren kriechen, bis zur Verzweiflung bringende Schmerzen verursachen, die kräftigsten Thiere, sogar Lö-
wen, tödten und an denen auch ich in Afrika Kameele sterben sah und selbst sehr litt, deren ähnliche lä-
stige ich dann wieder in den Steppen Sibiriens, doch viel weniger bösartig, mit Herrn Alexander von Hum-
boldt kennen lernte, haben schon im Alterthume zu der Idee fliegender Skorpione geführt, und schon Varro2
und CoLUMELLA3 zur Zeit Christi haben ausdrücklich die Schädlichkeit der Sumpfluft ganz unsichtbaren klei-
nen Fliegen zugeschrieben, wie man denn aus ähnlichen Ideen -Associationen, ohne directe Beweisführung,
die Pest lange vor Entdeckung der Infusorien durch so kleine Wesen bedingt meinte.4 Vielleicht verehrten
sogar ursprünglich die Bewohner Acron's in Palästina den dämonischen Herrn der unsichtbaren giftigen Flie-
gen als den vielbekannten Baal-Sebub (Beizebub, Dominus muscarum). — Auch die unmittelbarsten An-
schauungen von todten Infusorien -Massen, freilich ohne alle Ahnung ihres Wesens, erwähnt schon Strabo5
als Silbertripel, aus dem man sogar in Spanien und in Pitane Asiens die besten, auf Wasser schwimmenden,
leichten und festen Ziegelsteine (Pltachnas) fertigte, deren Vortrefflichkeit Vitruv6 selbst zum Bauen ganz
besonders empfiehlt Auf ßchizonema endlich und grüne Infusorien bezieht man gewiss zuweilen mit glei-
chem Rechte, wie auf Conferven, die Ausdrücke Alga und Conferva (s. p. 121.)? so wie die stagna viren-
1 Bochart, Hieroxoicon^ II p. 676. 2 Varro de re rast. I. c. XII. 3 Cot.umella de re rnst. I. c. F. * Voycrges de Moncoxnys,
T* I. p. 178. (1646.) 5 Strabo, I. XIII. ed. Falcoxkk, p. 882. *Ev *lßi]Qia dt qrjoiv lötiv rioottdwi'fog i'y. zuog ytjg üyyätodovg, rt ra uQyvQW(.iaTU
£%(.iutTtiui9 nlivÜovg TEjjyrvfttrug xui inuiheovoug. 6 Vitruvics de Ai-chilect/ura, II 3.
Vm
tia und fontes virides der alten römischen Schriftsteller. Endlich erinnern an den von Euglena oder C/da-
midomonas gehabten Eindruck Cicero's Worte: terrae herbescens virüUtas^ {de Senectnte c. 15.), so
wie auch Ovid9s liebliche Bezeichnung der gener alio spontanea: Semina Mmus habet virides generantia
ranas.1 — Diess alles, wozu auch die alte Bekanntschaft mit den Feuersteinen {Pyrita) gehört, waren be-
wusstlose und ahnungslose Anschauungen dieser Verhältnisse.
Leeuwenhoers Entdeckung des mikroskopischen Lebens wurde, wie sich erwarten Hess, sogleich
und zuerst medicinisch erfasst Ein anonymer Engländer schlug 1676 alsbald vor, gegen die mithin zur
Zeit epidemischer Krankheiten doch wahrscheinlich die Luft erfüllenden und verpestenden kleinen Thierchen
Musik, Trompeten, Pauken und Kanonen anzuwenden, um sie, wie die Heuschreckenzüge, zu verjagen und
ihre Massen zu zersprengen.2 Als nun vollends im Jahre 1677 die Spermatozoon von Leelwenhoek als
allgemein verbreitete zahllose unsichtbare Thiere im lebenden Thier- und Menschen -Körper angezeigt wur-
den, sprachen sich die wunderlichsten, schon früher vorhandenen, Ideen über die Verbreitung der unsicht-
baren Thierwelt noch bestimmter aus. Leeuwenhoek selbst dachte an ein Entstehen der Menschen und al-
ler Thiere aus den Spermatozoon. Perrault3 vertheidigte 1681 die Idee des Hippocrätes, dass nichts ent-
stehe, sondern alles schon vorhanden sey und nur wachse und sich entwickele. Prof. Stürm in Altdorf4
dachte sich daher 1687 die ganze Luft voll kleiner Menschen und Thiere, deren man zahllose einathme
und die unnützen wieder ausschwitze. Der Jesuit Bonanni5 bewies 1690, dass die gener atio spontanea
der Bibel nicht zuwider sey, und dass die Insecten und Würmer mithin nicht brauchten alle mit in die Arche
Noah s gegangen zu seyn, da sie hinterher wieder entstehen, theils auch im Wasser leben konnten. Hartsoe-
ker6 hielt 1694 die Infusorien für Larven geflügelter, die Luft erfüllender, unsichtbar kleiner Insecten (Mücken)
und bildete die Entwickelung des Menschen aus einem Samenthierchen sogar ab. Andry,7 ein Prof. der
Anatomie in Paris, breitete das Feld der mikroskopischen Thiere theoretisch so weit aus, dass sich von
1700 an eine immer lebhaftere Opposition zu bilden anfing, die aber doch sich nur auf einzelne Anwendun-
gen der neuen Lehre bezog. So bildeten zwar Vallisneri8 in Padua und Lister9 in London kräftige Geg-
ner der Spermatozoenlehre, nahmen aber die Existenz der Körperchen an und, wie Lancisi10 1717 die Schäd-
lichkeit der italienischen Sumpfluft aus unsichtbaren Thierchen erklärte und der berühmte preuss. Leibarzt
Friedr. Hoffmann11 in Berlin 1720 bei Epidemieen viele Würmchen im Wasser gesehen haben wollte, so
hielt Vallisneri die Pest wieder für ein Product mikroskopischer Thierchen. Reichen Stoff, sich auszuspre-
chen, gab 1721 die in Toulon und Marseille stark wüthende Pest selbst, deren Grund die Aerzte Goif-
fon12 und Lebegne13 mit Vallisneri in Thierchen fanden, deren Form mit krummen Schnäbeln und Krallen
sie aus der Idee (milbenartig) beschrieben, bis ein abgeschmacktes, zum Theil offenbar betrügerisches,
zum Theil vielleicht satyrisches. Buch14 1726 in Paris erschien, welches die Würmer nach den Krank-
heiten als: Ohnmachtler, Leibkneifler, Schwärler, Thränenfistler, Wollüstler, Durchlaufler
u.s.w. benannte und abbildete, wodurch denn auch jene Pestler lächerlich wurden und lange aufhörten, Ge-
genstand träumerischer Verhandlungen zu seyn. Andererseits verwebten die Philosophen Leibnitz 15 (die Ein-
schachtelung begünstigend), und Christian Wolf diese neuen Erscheinungen des unsichtbaren Lebens ver-
trauend und bestätigend in ihre wissenschaftlichen Systeme, und alle wahren Gelehrten jener Zeit, Hlygens,
Boerhave, Vallisneri, Mlschenbroek u. s. w. zogen das verborgene Leben in das helle Licht der wissen-
schaftlichen Erkenntniss.
Freilich dauerte das Schwanken der Meinungen noch eine geraume Zeit fort. Voreilige Urtheile, Ei-
telkeit im Widerspruch, ostentative Speculation sogenannter philosophischer Köpfe, Benutzung schlechter In-
strumente, Ungeschick und Uebereilung im Gebrauch zeitgemäss guter Instrumente, besonders aber vorgefasste
Meinungen blieben wohl damals, wie jetzt, lange das Hinderniss für die richtige allgemeine Verwendung der ge-
sammten schon feststehenden Kenntnisse, und Leeuwenhoek blieb nicht weniger als 40 Jahre lang, am ent-
schiedensten vertheidigt von den Optikern, der einzige speciellere gute Beobachter. Zwar gingen, ausser einem
ungenannten sehr lobenswerthen Beobachter bei London, allmälig auch Harris und King in England (s. p. 521.)
auf Leelwenhoek's Wege der Beobachtung weiter, allein erst 1718 gab Joblot, Prof. der Mathematik in
Paris, der Lehre eine neue umfassendere Basis. Leeuwenhoek starb 1723 im 91sten Lebensjahre. Reaü-
mur in Paris ging 1734 in seinem lehrreichen Werke über Insecten (nach Linne) in Hartsoeker s Phantasieen
ein, als wären die Infusorien Larven von Fliegen, und meinte, ihre Schwärme bildeten die Kümmung im
1 Ovidiüs, Metamorphos. XV. S75. 2 P/iilos. Tra?isact. XI. AV. 136. p. 891. 1677. 3 Essay de Vhysiffve, Praef. 4 De Plant,
animaliumque generatione, Disserl. s Observat. circa viventia, p. 19. 6 Essay de Dioptrit/ue, p. 226 — 230. 7 De la ge'ne'ration des vers dans
le corps de P komme. 8 Consideraxioni ed espericnze intomo alla gener. dei vermiß 1710. 9 P/nlos. Tr ansäet. XX. 1720. l0 De noxiis pa-
llidum efßuvUs. ll Medicinae ration. Systemall /?. 227. l2 Observations f altes sur la peste de Marseille, 1721.* 13 An pestis massi-
liensis a seminio verminoso > 1721.* 14 Systeme d?un me'decin anglois sur la cause de toutes les especes de maladies , Paris, Hecueilli par
ßf. A. C. D. Verg-l, Rudolpm, Entozoorum Inst. nat. I. p. 168. Derselbe hat auch 90 Aufgüsse erdichtet. 1S T/teodicde, 1710.
IX
Sommer. Lesser's (Pastors in Nordhausen) Insectentheologie 1738 und des Engländers Baker's Buch über
das Mikroskop 1742 vermittelten durch reiche Compilation, ohne eigene Zusätze, eine weitere Verbreitung
dieser Kenntnisse in Europa. Linne theilte erst 1746 seine Ansicht über die in seinem Systema Natur ae
übergangenen Samenthierchen und Infusorien mit. Er hielt sie für ölige leblose und passiv bewegte Kör-
perchen. Diese Ansicht gewann er aus einer wahrscheinlich unklaren Anschauung von Spermatozoon eines
Hundes bei schwacher Vergrößerung, die ihm Lieberkühn 1737 in Leyden auf seinen Wunsch gab, wo Gro-
nov, Bartsch und Andere zugegen waren. Er erklärte sie sogleich für passiv bewegt, und weil man ihm
nicht auch sogleich gründlich das Gegentheil beweisen konnte, hielt er die anwesenden Gegner für besiegt1.
Er scheint selbst wenig Beobachtungen angestellt zu haben und mit Recht sagte man (Müller) von ihm : dis-
sertationem de mundo invisihill scripsit, in quo Itospes fuit2 . Später erkannte er die T hierheit der Kör-
perchen mit übergrossem Enthusiasmus an. Unger bei Göttingen3, de Geer in Schweden4, Trembley im Haag3,
Hill und Needham in England und Bcffon in Frankreich brachten von 1746 bis 1750 neues Leben in diese
Untersuchungen, die letzteren 2, indem sie mit angenehmer Beredsamkeit paradoxe Theorieen vertheidigten,
die Infusorien für reizbare Maschienen, für durch Hitze unzerstörbar und für Producte eines übermüthigen
Spieles der bildenden Naturkraft und generatio aequivoca erklärten. Needham glaubte auch die Waizenälchen
vom Tode zu erwecken (s. p. 492.). Hill und Baker brachten 1751 und 1753 neues, und letzterer besonders
recht gut beobachtetes, zum Theil von Arderon geliefertes, Material, während jener zuerst eine systema-
tische Einkleidung und Uebersicht des Vorhandenen versuchte. Kästner beobachtete 1752 Vorticellen bei
Leipzig6, und ein Anonymus gab sehr vortreffliche Nachrichten von Berlin 1753 (s. p. 278.), wie Brady von Brüssel
1755 (s. p. 289.), auch überVorticellinen und Lacinularien. Erst Rösel's7 und Schäffer's8 höchst ausgezeichnete
Talente für Beobachtung und Darstellung 1755 wirkten, sammt de Geer's Bestätigungen, so weit auf Linne ein,
dass er die Vorticellen hei den Polypen, die Melicerta bei den Mollusken und Brachionus bei den Litho-
phyten aufnahm. Alles Uebrige warf er noch 1758 {Syst. Nat. ed. X.) zusammen in seinen Volvox Glo-
bator und Chaos, während er in den kleinen Milben (Acaris) wieder die Ursache vieler Krankheiten, der
Pocken, Masern, Ruhr und Pest anerkannte9. Plötzlich aber erwachte dann in Linne' nicht bloss die Er-
kenntniss eines Unrechtes gegen die vorhandenen vielen Thatsachen, sondern zugleich ein mächtiges Vorge-
fühl grossen Einflusses der Infusorien -Welt auf das Ganze der Erde und den Menschen. Es ist fast be-
dauernswerth, dass die völlig gehaltlosen phantastischen Mittheilungen des hannoverschen Barons Otto von
Münchhacsen, welcher ohne alle Beweisführung 1765 alle Pilze, Schimmel und Flechten für Polypenstöcke
von Infusorien erklärte (s. p. 522.), die nächste Veranlassung zu Linne s Uebergang in diese Ideen waren.
Doch mögen Wrisberg's wissenschaftlichere Beobachtungen gleichzeitig und tiefer anregend gewirkt haben.
Wrisberg führte 1765 den Namen Animalcula infusoria ein (s. p. 522.), wonach Linne sein Chaos in-
fusorium benannte. Den deutschen Namen Infusionsthierchen findet man schon bei Ledermüller 1763 10 an-
gewendet. Linne überliess sich hierauf, nachdem auch Pallas 1766 seine Stimme nüchtern bestätigend ab-
gegeben hatte, in der letzten Ausgabe seines Systema Naturae 1767, die ruhige eigene Beobachtung ein-
mal verlassend, den ausschweifendsten Phantasieen über diese chaotische Formen weit. Pilze und Schimmel-
samen, Fäulniss und Hefenbildung, die Samenthierchen, den syphilitischen Ansteckungsstoff, die Ausschlags-
krankheiten, die Wechselfieber, ja selbst die Trübung des Aethers im Frühling zog er als einzelne wirk-
liche oder vermuthliche Arten in seine Thiergattung Chaos, mit der er den Schluss des Thierreiches bildete.
Offenbar schwebte dabei dem sonst so klaren Reformator der Naturforschung die Aristotelische Idee einer
stufenweisen Vereinfachung der Organismen, als Resultat auch seines Lebens, vor, und seinem allerdings
hie und da tief poetischen Gemüthe11 gefiel das chaotische, das Weltall umfassende, Ende.
Eine dritte Stufe der Entwickelung nach Joblot bildete für diese Kenntnisse des dänischen Justiz-
raths Otto Friedrich Müller's grosse Reihe gründlicher Beobachtungen von 177312. Weit entfernt von al-
lem Phantastischen, aber ganz im Geiste einer wahren Philosophie, nicht neue Meinungen, sondern scharfe
Beweise für seine Meinungen suchend, lebte er der Naturbeobachtung und Systematik des Beobachteten. Er
gab das erste System dieser von Linne verkannten mikroskopischen Erscheinungen in Linne's eignem Sinne.
Obwohl er aber mit rüstigem und von aller Eitelkeit entfernten, lauterem Eifer noch 11 Jahre fortbeobach-
tete, so hielt er doch selbst in dem grösseren, 1786 nach seinem Tode erschienenen, Werke die plötzliche
Entstehung der Infusorien aus unorganischen Stoffen und die geringere Organisation und allmälige Abstufung
der Infusorien in ihrem eigenen Kreise fest. Schon vor Müller, 1769, bildete sich eine gute, aber nur physiologi-
sche, Schule für die mikroskopischen Kenntnisse durch Spallanzani in Italien (s. p. 522.), welcher sich Saisslre
undBoNNET in Genf (s. p. 289.) anschlössen und woran später Corti in Modena (s. p. 413.) und Colombo in Cone-
1 LiKNi, Spomatia pta/rtarvm. 2 1773. et 1786. praef. 3 s. p. 270. * p. 278. s p. 278. 6 p. 274. 7 p. 278. s p. 405. 9 Lm\i, ExanlAemala vivo-,
Vpsal. 1757. 10 Mikroskop. Gemütiis- uud Augenergö'tzuugen, p. 90. u Amor unit p/a/ttas. i2 Vermittln terrestrhim et ßuviutilium Aistor ia.
c
gliano olinwcit Venedig1 Theil nahmen. Müllers, die einzelnen Formen schärfer unterscheidendem, Wege
folgten mit glücklichem Eifer der Pastor Göze in Quedlinburg2, der Freiherr von Gleichen auf dem Greifen-
stein3, der Pastor Eichhorn in Danzig4 und besonders der Professor der Theologie von Päila Schrank in
Landshut5, denen sich die Prof. Herrmann in Strassburg6 und Beseke in Mietau7 anschlössen.
Schränk'» Thätigkeit8 verband in Deutschland das 19te Jahrhundert mit dem 18ten im ruhigen wis-
senschaftlichen Gleise. Adams in England und Bruguieres sammt Bosc in Frankreich copirten Müllers
letztes Werk, wie Gmelin das erste copirt hatte. Allein von ganz besonderm Einflüsse wurden zu*Anfange
des neuen Jahrhunderts Gruithüisen's und Lamarck's Ansichten auf die neueren Vorstellungen. Schon Ari-
stoteles sprach von unvollendeten Schematen (mQiyoacpaig) der organischen Körper, von vollendeten Vor-
zeichnungen der Form vor der innern Ausbildung. Aehnliches trug nun Lamarck ganz speciell auf ganze Grup-
pen der skeletlosen Thiere über, wie es in einem allgemeineren Sinne schon Linne, Pallas und wohl alle
früheren Beobachter auch angenommen, nur weniger detaillirt entwickelt und ausgesprochen hatten. Ebenso
hatte man schon die Pflanzen behandelt, indem man Adansonien, Palmen und Algen als Extreme der Abstu-
fung darstellte. Lamarck's rein speculative diabetische Ansichten verbreiteten sich bald in alle Schulbücher
über ganz Europa, und Cüvier, der Zoolog unserer Zeit, schenkte ihnen seine Aufmerksamkeit. Audi er hielt,
als dem Resultate auch seines eigenen beobachtungsreichen Lebens, an der Aristotelischen Idee einer stu-
fenweisen Vereinfachung der Organismen in der Richtung zum kleinsten Räume so fest, dass er nach Ner-
ven bei den Infusorien auch nur zu suchen, wie es sich von selbst verstehe, für unnöthig hielt (Anatomie
comparee Vol. II. Lefon XI. Schluss). In Deutschland wurden ähnliche Ansichten durch die naturphiloso-
phische Schule, besonders von Treviranus in die Physiologie und von Oken auf originelle Weise in die be-
schreibende Naturgeschichte übertragen. Specieller noch haben Schweigger 1820 und v. Baer 1823, be-
sonders und am spcciellsten aber Bory de St. Vincent von 1822 bis 1831 die Infusorien abgehandelt. Alle
bisherigen Beobachter und Systematiker nicht nur der Infusorien, sondern der Naturforschung im Allgemeinen,
wohl ohne Ausnahme und die neuesten bestimmter, als die ältesten, haben daran festgehalten und es immer
von Neuem ausgesprochen, dass es eine Abstufung der Organismen vom Zusammengesetzten zum Einfachen
bis zum Verschwinden aller organischen Differenz der Materie gebe, und wie Needham 1750 sein System
der Urzeugung gerade auf diese einfachen indifferenten Bildungsversuche der Natur bei den Infusorien, wie
er es sich dachte, stützte und nur bei ihnen die generatio spontanea zugab, indem er selbst sagt: Tons
les naturalistes en conviendronl qne plus les corps organises sont composes, moins il y a Heu de
craindre une generation equivoque dans leur produetion (Nouvelles observat. p. 247.), so haben Oken,
Carüs und andere geistvolle Männer bis in die neueste Zeit ein Beharren gewisser Naturbildungen auf be-
stimmten niedrigsten und immer höheren Bildungsstufen so durchgehend angenommen, dass diess zur Grund-
lage neuer physiologischer Systeme diente. Auch der von aller sogenannten speculativen Philosophie durch-
aus entfernte, das positive zoologische Wissen seiner Zeit mit ausgezeichnetem Erfolge umfassende und he-
bende, Georg von Cüvier bediente sich noch 1830 in der letzten Ausgabe seines Thiersystems (Regne ani-
mal) der Vereinfachung der Organisationen als Eintheilungsgrund, und stellte, wie Aristoteles und Linne
mit dem Menschen anfangend, die Infusorien deshalb ans Ende, weil ihr Körper keine Eingeweide, noch
andere Zusammensetzung, selbst oft keinen Mund mehr habe, und er bezog sich auf Bory's neueste 25jäh-
rige Untersuchungen (im Diction. classique, Vol. X. p. 533.). Diess war der Stand der Naturforschung bis
1830 (vergl. p. 519.).
Die in gegenwärtigem Versuche niedergelegten Forschungen, welche, wie der Anblick des Details
anzeigen mag, nicht das zufällige Ergebniss eines glücklichen Augenblicks, sondern die allmälige Frucht be-
harrlicher, durch lange Zeiträume und durch verschiedene Welttheile verfolgter, Bemühungen sind, haben
zu 2 bisher nicht vorhandenen, wenigstens nie erwiesenen, Ansichten für die Naturforschung im Allgemei-
nen geführt und dieselben gründlich zu befestigen gestrebt: 1) zur Erkenntniss einer bis an die letzten Gren-
zen selbst der künstlich gesteigerten Sehkraft durchgreifenden, in allen Hauptsystemen vollendeten und sicli
nicht abstufenden thierischen Organisation; 2) zur Erkenntniss eines unerwartet grossen directen Einflusses
der mikroskopischen Formenwelt auf die unorganische Natur. Die Folge der ersteren ist unter andern auch
eine immer grössere und überaus grosse Unwahrscheinlichkeit der Existenz einer generatio spontanen oder
mutterlosen Erzeugung organischer Körper. Der Gang der Untersuchungen ist historisch folgender gewesen:
Seit dem Jahre 1816 mit physiologischen Studien beschäftigt, strebte ich zuerst nach Specialkennt-
niss der Formen, bei denen man eine generatio spontanea annahm, der Pilze nämlich, Infusorien und En-
tozoen. Im Jahre 1818 theilte icli in meiner Inaugural- Dissertation9 systematische Resultate der mycolo-
gischen Untersuchungen mit. Im Jahre 1819 gewann ich den directen, bisher nicht vorhandenen, scharfen
1 [i. 278. i p. 355. 3 p. 32, 353. * p. 401. s p. 297. 6 p. 351. 7 p. 56. s Fauna boiea. 9 Sylvae mycologicae berolmenses, 1818. Lei Düjninui.
XI
Beweis des Keimens der einzelnen Pilz- und Schimmelsamen, wodurch die Entstehung dieser Pflänzchen
aus gener atio spontanen ^ wegen der vorhandenen Menge der Samen, sehr beschränkt und unnöthig er-
schien , Münchhaüsen's von Linne als unsterblich gepriesene Entdeckung aber, dass diese Samen Infusorien
oder Luftpolypen wären , als ganz unrichtig zuerst streng erwiesen war. Diese Beobachtungen wurden in
einem lateinischen Schreiben an Herrn Nees von Esenbeck: »Be mycetogenesi epistola" in den Actis Aca-
demiae Leopoldinae^ 1820. p. 161 5 187. -mitgetheilt. Einen kurzen Bericht über meine damaligen Bestre-
bungen und deren Erfolg, auch für Infusorien, gab ich allgemeiner in der Regensburger botan. Zeitung,
Flora^ 1820. B. 2. p. 535. Eine specieliere Uebersicht ist in Poggendorffs Annalen der Physik 1831.
Auf einer im Jahre 1820 im Auftrage der Berliner Akad. d. Wissensch. mit Dr. IIemprich unternommenen,
von Sr. Majestät dem Könige Friedrich Wilhelm III. auf den Vortrag Sr. Excellenz des Herrn Staatsmini-
sters Stein vom Altenstein allergnädigst unterstützten , Reise nach Afrika, auf welcher ich 6 Jahre ver-
weilte, habe ich, wie im Allgemeinen mit meinem Freunde das Wechselverhältniss aller Organismen, so auch
die mikroskopische Formenwelt immer von Neuem beachtet, und ein wachsendes Interesse an derselben war
die Folge davon. Die grossen Schwierigkeiten der mit jugendlichem reinen Eifer von uns doch wohl viel zu
ernst und zu ideal aufgefassten Reise, auf welcher allmälig 8 europäische Begleiter und in Massaua auch
Hemprich starben, von der nur ich und mein Jäger Heinrich Schulz (jetzt in Kiel) zurückkehrten, erlaub-
ten natürlich nicht, dem einzelnen Felde der Forschung viele Kraft zu widmen. Doch brachte ich die ersten
specielleren Nachrichten über die Verbreitung der mikroskopischen Formen in 2 andern Welttheilen mit, in-
dem die überseeischen Nachrichten von Necker I7901, von Bosc 18002, von Bory de St. Vincent 1804 3,
von Riche 18074 nur in allgemeinen Ausdrücken abgefasst waren, und die von Tilesics 1812 verzeichne-
ten Leucht- Infusorien des Oceans offenbar Acalephen gewesen sind (s. p. 258, 316.). Jene Beobachtungen
wurden 1828 in den Tafeln der Symholae physicae^ Everlebrata I. und in den Äbhandl. d. Berl. Akad.
d. Wiss. 1829 mitgetheilt, und schon 1828 wurden (Tafel VI.) sehr detaillirte Structurverhältnisse bei Rä-
derthieren abgebildet, wie denn 1820 die Mundwimpern von Monaden schon erkannt und angezeigt waren.
Lebhaft ergriffen von dem grossen Einflüsse der bisher nur wenig beachteten mikroskopischen For-
menwelt, bekam ich durch Herrn Alexander von Humboldts Aufforderung zur Begleitung auf seiner Reise
nach dem Ural neue Aussicht, auch diese Beobachtungen zu erweitern. Ich nehme hier Gelegenheit, Ihnen,
Herr Baron, dem Manne, der mich mit grosser, erst zu verdienender, Theilnahme, ja mit Freundschaft
seit dem Beginn meines wissenschaftlichen Daseyns an sich gezogen, geehrt und beglückt hat, den mein
Lob nicht erhebt, dessen offenkundige erstaunenswerthe geistige Thätigkeit das Gepräge des lautersten wis-
senschaftlichen Strebens ein ganzes langes Leben hindurch bewahrt und nie verloren hat, meinen Dank für
Ihr Beispiel, Ihre Theilnahme zu sagen. Wenn die Philosophie, als die Palme des Lebens, im möglichst
ausgebreiteten und tiefen Wissen, im Verschmähen des leeren diabetischen Scheines und im gleichmüthigen
Streben nicht nach neuen leichtfertigen Meinungen und Systemen, sondern nach strengen umsichtigen Be-
weisen für haltbare Meinungen und Systeme liegt, so mag mit Recht wohl jeder Zeitgenosse seine Blicke
nach Ihnen richten. Wohl schätze ich mich glücklich, Ihnen so nahe gestanden zu haben, wie es die Reise
nach Russland mit sich brachte, und wenn ich den Abschluss meiner Untersuchungen über die mikroskopi-
schen Organismen, so einseitig, so geringfügig auch die Beschäftigung manchem erschienen, in Ihrer Nähe ge-
wann, so mochte diese wohl die besondere, heitere und ernste Seelcnspannung dazu geben, wie ich denn an Ihrem
Urtheil mich oft gekräftigt habe, wenn voreilige Opposition mir die Freude an meinen Bestrebungen entzog.
Auf dieser von Herrn v. Humboldt beabsichtigten, durch die Befehle Sr. Majestät des Kaisers von
Russlajod Nicolais I. auf das Freisinnigste unterstützten und in grösserer Ausdehnung ausgeführten, von Sr.
Erlaucht dem Herrn Staatsminister Grafen von Cancrin auf das Zweckmässigste und Zuvorkommendste ge-
forderten, Reise, an welcher ich durch Herrn v. Humboldt s freundliche Gunst und durch besondere Geneh-
migung Sr. Majestät mit Prof. Gustav Rose 1829 Theil nahm, beobachtete ich mit grosser Aufmerksamkeit
auch die mikroskopischen Lebensformen. Die Vergleichung der afrikanischen, arabischen und europäischen
Gestalten, die ich sämmtlich in Zeichnungen festgehalten hatte, und ihrer Verhältnisse gab das 1830 sogleich
nach der Rückkehr publicirte, diesem Werke zum Grunde liegende, Resultat, wobei das gelungene Füttern
der Thierchen mit Farbe als Erläuterung sehr behülflich, aber nur Folge des schon Erkannten war. Diese
Beobachtungen sind in den Abhandl. der Berl. Akad. d. Wiss. 1830 und auszugsweise in der Isis 1830. p. 168.
und 758. angezeigt worden. Seitdem sind 1831, 1833 und 1835 am ersteren Orte weitere, meist nur über-
sichtliche, Details publicirt worden. Das ganze Material, die ganze Basis jener Mittheilungen lege ich hier-
mit erst zur weiteren Benutzung vor.
1 Comment. Acad. T/uod. Palat. Vol. VI. Physic. p. 257. 2 Hist. nat. des vers. Suite de Buffos par Dktkrvjllk. 3 Voyage «vx
4 Isles. — Dia. classif/ue des sc. nat. VII. p. 254. * Vergl. Schwkicckr's Haiidb. d. Naturgcscli. 1820. j>. 26!.
XII
Eine neue reiche Anwendung erhielt die Lehre von den Infusorien im Jahre 1835 durch Verglei-
chungen der Verhältnisse der Gallionella ferruginea. Den prismatischen 2schaaligen harten und spröden
glasartigen Panzer der Bacillarien hatte ich schon 1830 zum Abtheilungsgrunde benutzt. Kützing's inter-
essante Entdeckung, dass er aus wirklicher Kieselerde bestehe, wurde 1834, von mir und H. Rose bestä-
tigt, der Berliner Akademie angezeigt und noch meiner Abhandlung von 1833 p. 319. zugefügt. Durch Er-
kennen der für Eisenocker oder eine, zuletzt Lyngbya ochracea genannte, Pflanze gehaltenen rostgelben
Flocken der Sumpflachen als eine kieselhaltige Gallionella trat der Gedanke nahe, dass das Raseneisen
ein organisches Product seyu möge. Die bekannten chemischen Analysen begünstigten es, und eine frühere
Anwesenheit in der Gegend von Eger und Carlsbad lenkte meine Ideen auf jene eisenhaltigen Mineralwässer,
gleichzeitig aber auf die ebenfalls oft stark Ocker und Erden absetzenden Soolwässer. Zu gleicher Zeit
erbat ich mir daher im Frühjahr 1836 vom Herrn Geheimen Ober-Bergrath Karsten die Zusendung von
den Absätzen sämmtlicher Soolwässer der Preuss. Monarchie, und Herr Dr. Parthey in Berlin verschaffte
mir auf mein Ansuchen die Bekanntschaft des Herrn Fabrikbesitzers Fischer in Pirkenhammer bei Caiisbad,
durch dessen Güte ich am 25. April einige Fläschchen mit Carlsbader Quellschleiin erhielt, dessen zum Theil
neue, zum Theil nur aus Meerwasser bekannte, Infusorienformen meine Aufmerksamkeit im hohen Grade stei-
gerten (s. Berichte der Berliner Akademie, 1836. p. 32.). Er selbst nahm bei seiner bald darauf erfolgen-
den Anwesenheit in Berlin und der von mir ihm gegebenen Ansicht der Formen den lebhaftesten Antheil
und versprach, sich dieser Untersuchungen in seiner Heimath thätig anzunehmen. Im Juni, bald nach sei-
ner Rückkehr, sandte mir Herr Fischer etwas von der kieselguhrähnlichcn Substanz des Torfmoores von
Franzensbad bei Eger mit dem Bemerken, dass sie ausschliesslich aus den Panzern von Naviculis zu be-
stehen, und der feuerbeständige Rückstand des stellenweis ausgeglühten Moorbodens zu seyn scheine, zu-
gleich mit dem Ersuchen, die Thierformen zu bestimmen und das Resultat zu publiciren. Letzteres geschah
am 27. Juni in der Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe der Berl. Akademie d. Wiss., und ich
theilte nach den angestellten Untersuchungen mit, dass nicht bloss die kieselguhrähnliche Masse von Fran-
zensbad, wie der Sumpfocker, sondern auch der anerkannte, von Klaproth analysirte, Kieseiguhr von Isle
de France und das von demselben analysirte Bergmehl von Santa Fiora in Toscana ganz aus erkennbaren
Arten von Bacillarienschaalen bestehen, deren Arten ich aufzählte (s. Berichte der Berl. Akad. 1830. p. 50.).
Nach wenig Tagen, schon am 30. Juni, nachdem ich meine Aufmerksamkeit auf die Polirerden und Tripel
gewendet hatte, theilte ich der Akademie die gewonnene neue Beobachtung mit, dass der Polirschiefer von
Bilin, welcher als Blättertripel oder Silbertripel im Handel ist und ein grosses geognostisches Lager in Bilin bildet,
ebenfalls ganz aus erkennbaren Bacillarienschaalen gebildet sey, und auch der Klebschiefer des Menilmontant
davon Spuren zeige (s. Berichte d. Berl Akad. 1836. p. 55.). Im August entdeckte ich die gleichen Ver-
hältnisse des Casseler und Planitzer Polirschiefers und auch die Bildung des Halbopals und Saugschiefers
aus Infusorien, wozu theils das Königliche Mineralien -Cabinet, theils eine besondere Nebenreise Herrn von
Hlmboldt's nach Bilin mir reichhaltiges Material übergeben hatte. Die Halbopale des Porphyrs und Ser-
pentins und die Feuersteine der Kreide zeigten in sich Pyxidiculas als mikroskopische Organismen (p. 83.).
Auf einer im September unternommenen Reise nach Jena fand ich in Delitzsch die Xanthidien
und Peridinien der Feuersteine als noch ausgezeichnetere Infusorien -Formen, und hielt in der Versamm-
lung der deutschen Naturforscher zu Jena einen Vortrag über die neuesten Fortschritte in der Erkenntniss
der Infusorien als Felsmassen (s. Amtlich. Bericht über die Vers. d. deutsch. Naturf. zu Jena, 1836. p. 69.).
Specieller erläuterte ich die mikroskopischen Feuerstein -Organismen, besonders auch die Algen, in einem
Vortrage vor der Berliner Akademie am 12. Dec. (s. Bericht d. Berl. Akad. 1836. p. 114.). Im Jahre 1837
sind dann in den Monatsberichten der Berliner Akademie am 9. Februar die essbaren Infusorien -Erden von
Degernfors angezeigt. In der Sitzung der Berliner naturforsch. Gesellsch. am 21. März wurde der Kiesel-
guhr von Kymmene Gärd in Finnland vorgelegt (s. Wiegmann's Archiv, 1837. I. p. 277.). Die Infusorien
des Polirschiefers von Oran wurden am 13. April der Berl. Akad. angezeigt. Am 20. Juli wurde das Mas-
senverhältniss der jetzt lebenden Kieselinfusorien erläutert und der Polirschiefer von Jastraba bezeichnet.
Am 11. December wurde die 6monatliche Beobachtung der lebenden Dammerde angezeigt, das Dendrosoma
radians und die Knospenpaarung der Closterien beschrieben; am 21. December ist das über 28 Fuss mächtige
Lager der Infusorien in der Lüneburger Haide erläutert worden (s. Berichte der Berl. Akad. 1837.). Eine
Zusammenstellung der fossilen Erscheinungen bis 1837 ist aus den Abhandl. d. Berl. Akad. von 1836 unter
dem Titel: „Die fossilen Infusorien und die lebende Dammerde" in wenig Exemplaren besonders abgedruckt.
Seitdem sind neue Infusorien -Lager im See Lillhagsjon und bei Loka in Schweden, ferner bei Savitaipal
in Finnland beobachtet (s. Berichte d. Berl. Akad. 11. Januar 1838.). Ferner ist bei Zamuto in Ungarn ein
Infusorien -Conglomerat als Polirschiefer, auf Isle de Bourbon eine Infusorien -Erde und auf Lugon der Phi-
XIII -
lippinen ein Kieseiguhr aus Infusorien, bei Kliecken im Dessauischen aber eine essbare Infusorien -Erde be-
obachtet (s. ebenda Juni 1838.)5 so dass die Zahl der fossilen Infusorien -Arten jetzt 103 beträgt und eine
überaus grosse, die ganze Erde umfassende, Verbreitung vor Augen liegt.
Wenn nun auch die jetzige schärfere Beobachtung die früher an den Infusorien bewunderten vorn er-
wähnten Eigenschaften sämmtlich als unerwiesen und unbegründet hat erkennen lassen, wie es an den be-
treffenden Orten specieller erläutert wird, so hat sich doch eine grosse Reihe höchst merkwürdiger Eigen-
schaften und Verhältnisse durch eine genauere Nachforschung bestätigen oder entdecken lassen, welche
zum Theil ein grosses physiologisches Interesse wirklich in Anspruch nehmen. Folgendes ist die Uebersicht
der im Texte abgehandelten, begründeten und besonders merkwürdigen Eigenschaften und Verhältnisse der
Infusorien:
1) Alle Infusorien sind organisirte, zum grossen Theil, wahrscheinlich alle, hoch organisirte Thiere. Dass alle mikrosko-
pischen Organismen nur Thiere, nicht Pflanzen wären, wie Büffojv meinte , ist irrig; viele Pflanzen bestehen deutlich aus mikrosko-
pischen Einzelformen.
2) Die Infusorien bilden 2 ganz natürliche Thierclassen nach ihrer Structur, lassen sich nach der Structur wissenschaftlich
abtheilen und erlauben keine Vereinigung ihrer Formen in gleichen Gattungen oder Familien mit grösseren Thieren, so ähnlich sie auch
oft erscheinen.
3) Die Existenz von Infusorien ist in 4 Weltthcilen und im Meere nachgewiesen , und einzelne Arten sind in den entfern-
testen Erdgegenden dieselben.
4) Die geographische Verbreitung der Infusorien auf der Erde folgt den schon bei andern Naturkörpern erkannten Gesetzen.
Nach Süden hin giebt es in andern Weltgegenden stellvertretende abweichende Formen mehr als nach Westen und Osten, aber sie feh-
len nirgends , auch betrifft die clirnatische Verschiedenheit der Form nicht bloss die grösseren. Im Meerwasser und Salzwasser leben
zahlreich andere Formen, als im Flusswasser, viele aber sind dieselben und gewöhnen sich an verschiedene sehr abweichende Ver-
hältnisse.
5) Die meisten Infusorien sind dem blossen Auge unsichtbar, viele sind aber als bewegte Pünktchen sichtbar und bei keinem
übersteigt die Körpergrösse eine Linie. Die Organisation aller ohne Ausnahme ist für das blosse Auge völlig unsichtbar.
6) Die unsichtbaren kleinen Infusorien färben durch ihre zahllosen dicht gedrängten Mengen ausgedehnte Wassermassen mit
auffallenden Farben.
7) Sie verursachen, an sich unsichtbar, eine Art des Meeresleuchtens durch eigene Lichtentwickelung.
8) Sie bilden, einzeln unsichtbar, eine Art der Dammerde durch dicht gedrängte lebende Massen.
9) Da zu 1 Cubikzoll Erde oft mehr als 41000 Millionen einzelner Thiere gehören, so geben die Infusorien die grössten
numerischen bekannten Verhältnisse des selbstständigen Lebens, sie bilden die Hauptzahl, vielleicht die Hauptmasse der thierisch beleb-
ten Organismen auf der Erde.
10) Die Iniusorien haben die in der gesammten organischen Natur bis jetzt bekannte grösste zeugende Kraft. Bei ihnen
ist die Möglichkeit zur Vervielfältigung des Einzelnen bis zu einer Million in wenig Stunden. Da eine Vorticelle oder Bacillarie sich
binnen 1 Stunde tli-eilt und nach Zwischenzeit von 1 Stunde wieder theilt, also in 3 Stunden aus einem 4 werden und in 5 Stunden
aus einem 8, in 7 Stunden aus einem 16, so ist es möglich, dass in je 24 Stunden 4096 Einzelthiere aus 1, in 48 Stunden oder
2 Tagen aber 8 Millionen und in 4 Tagen 140 Billionen werden. Im Biliner Polirschiefer bilden ungefähr 41000 Millionen Gallio-
nellen immer 1 Cubikzoll Stein, daher etwa 70 Billionen 1 Cubikfuss (1728 C. Zoll = 1 C. Fuss). Mithin könnte ein Thierchen
durch blosse Selbsttheilung in 4 Tagen möglicherweise 2 Cubikfuss Stein bilden. Diese so gleichmässig fortgesetzte Productivität scheint
durch andere äussere Bedingungen zwar sehr gehindert zu seyn, aber so viel Kraft ist in ihnen schlummernd ohne Uebertreibung vor-
handen. So blühen die Bäume überschwenglich und tragen nur massige, oft keine Früchte!
11) Die beobachtete Fortpflanzung der Infusorien durch Selbsttheilung giebt eine, alle Berechnung möglicher Zerstörung des
Individuums aufhebende, mögliche Erhaltung und Verbreitung derselben in Meeren und Lüften, welche poetisch genug an Unsterblichkeit
und ewige Jugend grenzt. Man theile sich in zahllose immer neue Theile, um zahllose Jahre zu leben und jung zu seyn. (S. p. 290.)
12) Die Knospenpaarung, welche vielleicht doch das noch ungelöste polyembryonische Räthsel aller Pflanzensamen und Pflan-
zenbildung einschliesst (alle Bäume, Sträucher und Pflanzen sind offenbar den Corallenstöcken ähnliche Blüthenstöcke , vergl. de Myce-
togenesi) 1820.), liegt auch bei den Spindelthierchen am Tage.
13) Die Infusorien bilden durch ihre Kieselschaalen unzerstörbare Erden, Steine und Felsmassen, welche, die Geschichte des
Menschen schon jetzt weit überragend, vielleicht einst zu, alle kalkigen, leichter zerstörbaren Organismenreste überragenden, Denkstei-
nen der Erdbildung werden.
14) Man kann aus unsichtbaren Infusorien mit Kalk oder Soda Glas bereiten, kann schwimmende Ziegelsteine aus ihnen fer-
tigen, sie als Feuersteine benutzen, wahrscheinlich Eisen aus ihnen bereiten, mit ihnen als Tripel Silber poliren und formen, als Ocker
färben und als Moder und Dammerde düngen, auch aus ihnen gebildetes Bergmehl gegen den Hunger als unschädliche Füllung anwenden.
15) Die unsichtbaren Infusorien schaden zuweilen und allein, wie es scheint, durch Tödten der Fische in Teichen, durch
Verschlammen des klaren Wassers, durch Sumpfgeruch und durch Schreck abergläubischer Menschen. Dass sie die Sumpffieber, Pest und
andere Krankheiten bedingen, ist unwahrscheinlich und nie glaubwürdig nachgewiesen. Bei der Cholera in Berlin 1832 sah ich keine
ausserordentlichen Erscheinungen in den Gewässern, noch in der Atmosphäre. Zwar giebt es sehr kleine Krätzmilben und Eitermilben,
aber vom Baal-Sebub und der Pestfliege der Orientalen an bis zur Furia infemalis Linne's und dem Cholerathierchen ist alles bis-
her unerwiesene Behauptung und Aberglaube.
16) Die Infusorien sind, so weit die Beobachtung reicht, schlaflos.
17) Die Infusorien zerfliessen theilweis beim Eierlegen und verändern dadurch passiv mannigfach die Form.
18) Die Infusorien bilden unsichtbare Eingeweidewürmer vieler Thiere und des Menschen, auch wenn man die Spermatozoon
von ihnen ausschliesst.
(1
XIV
19) Die unsichtbaren Infusorien haben selbst Läuse und Eingeweidewürmer, und die Läuse der Infusorien haben wieder er-
kennbare Läuse (s. p. 211, 510. Tafel XVII. Fig. I. IV. Taf. LXIIL Fig. V. 3.).
20) Die Infusorien haben ein ansehnlich langes Leben, auch abgesehen toiii Einfluss der Selbstthcilung, und sie mö^en oft
einen Winterschlaf durch Trockniss aus Frost, und einen Sommerschlaf durch Trockniss aus Wärme haben, wahrscheinlicher aber lie-
gen sie ohne Schlaf und Erstarrung nur in Trägheit dabei und leben dadurch schwerlich länger, vielmehr gewiss kürzere Zeit.
21) Wie Fichten -Blüthenstaub jährlich als Schwefelregen aus den Wolken fällt, so scheinen die viel kleineren Infusorien,
jnit dem Wasserdunst passiv gehoben, allerdings zahlreich und wolkenartig, lebend unsichtbar in der Atmosphäre zu schweben, seltener
vielleicht lebend dem Staube beigemischt zu seyn. Directe Erfahrungen hierüber sind noch nicht hinreichend viele und streng wissen-
schaftliche angestellt. Nur im Anfange der Platzregen sind sie zu erwarten, und ehe da 5 einzelne Tropfen untersucht sind, ist die
Gelegenheit vergangen. Um nur 1000 Tropfen der Regen genau zu untersuchen, verlangt es viele Zeit, und was sind 1000 Tropfen
eines Regens? Das interessante Feld liegt der Beobachtung noch offen. Auch nach Franz Schulzens und Schwanns neueren Ver-
suchen mit künstlich gereinigter atmosphärischer Luft giebt eine Wasserdunst- und Staub -lose Luft, keine Thicrchen für Infusionen.
(Poggend. Annalen d. Physik, 1836. 1837.)
22) Im Allgemeinen verhalten sich die Infusorien gegen alle äusseren Einflüsse den grösseren Organismen ziemlich gleich.
Sie verzehren zwar zuweilen starke Gifte ohne raschen Nachtheil, aber doch mit allmäligcm schädlichen Einflüsse derselben. Sie ertragen
unter gewissen Umständen hohe Hitze- und Kälte-Grade, wie es auch andere Thiere und Menschen thiin. Sie leben mit und ohne Licht.
23) So leicht auch das Gewicht der unsichtbaren Infusorien ist, so ist es doch berechenbar und gewogen, und allerdings
mag der leiseste Luftzug, welcher Federn hebt, mit solchen Körperchen, wie mit dem Wasserdunste, spielen (s. p. 170.).
24) Die scheinbare grosse Geschwindigkeit der Infusorienbewegnng im vergrösserten Tropfen, zum klaren Bewusstseyn ge-
bracht, ergab mir, dass Hydatina senta 1 Linie in 4 Secunden, Monas Punctum 1 Linie in 48 Secunden, Navicula gracilis
1 Linie „ in 6 Minuten 24 See. durchläuft. Somit braucht Hydatina senta zu einer Meile Weges 21 Wochen, Monas Punctum
5 Jahre, Navicula gracilis 40 Jahre. Eine Schnecke {Limnaeus stagnalis) läuft % Linien in 1 Secunde, ein Mensch im Eil-
schritt 5 Fuss in der Secunde, ein Militairpferd im Trapp 13 Fuss in 1 Secunde.
25) Linne sprach aus: Aller Kalk komme von Würmern (Omnis calzc e vermibus). Jetzt wird man angeregt daran zu
denken, ob nicht alle Kieselerde und alles Eisen (also 3 Hauptbestandtheile der Erde) auch aus Würmern kommen, oder ob sie von
ihnen nicht wenigstens doch organisch mannigfach umgewandelt, schon einmal verzehrt wurden. Omnis siletc, omne ferrum
e vermibus. Es zu behaupten oder zu verneinen, ist jetzt gleich unrichtig. Nur immer spcciellere Untersuchung wird Licht geben.
26) Die directen bisherigen Beobachtungen für die mutterlose Erzeugung organischer Körper (geueratio primitiv d) erman-
geln, wie es nun scheint, sämmtlich der nöthigen Schärfe. Dieselben Beobachter, welche das plötzliche Entstehen der kleinsten Orga-
nismen aus Urstoffen gesehen zu haben meinen, haben die sehr zusammengesetzte Structur derselben ganz übersehen. Ein arges
Missverhältniss ist dabei nicht zu verkennen und eine Täuschung liegt am Tage. Beobachtungen über das Entstehen krebsartiger Thiere
und Insecten aus Urstoffen sind die Nachklänge einer veralteten Zeit, wo die Raupen aus den Blättern wuchsen. Geschichtlich ist völ-
lig deutlich die Urzeugung, von den Autochthonen- Menschen anfangend, auf die Frösche, von den Fröschen auf die Insecten, von den
Insecten auf die mikroskopischen und der Untersuchung schwer zugänglichen Formen allmälig durch bessere Erkenntniss zurückgedrängt
worden. Auch bei diesen schwindet der Boden, auf dem sie stehen soll.
27) Die wunderbare stete Formveränderung mancher Infusorien hat sich auf Grenzen und organische Gesetze zurückführen lassen.
28) Die Kraft der Infusorien -Organisation ist durch ein starkes Kaugerüst mit Zähnen in ihrem Munde anschaulich bezeich-
net, auch haben sie völlig deutliche Geistesfähigkeiten, wie andere Thiere. Dass sie gerade, wie Crusius, der Philosoph, (Anlcit. üb.
nat. Begeh, nachzud. IL p. 1226. 1749.) aus der Selbsttheilung schliesst, eine vollkommenere Seele hätten, mag dahin gestellt seyn.
29) Die Infusorien -Beobachtung hat eine schärfere Begriffsbestimmung des Thieres im Allgemeinen herbeigeführt, wonach
sich alle Pflanzen und Mineralien durch Mangel der thierisch - organischen Systeme scharf und streng scheiden.
30) Es ergiebt sich aus diesen Untersuchungen endlich, dass die Erfahrung eine Unergründlichkeit der organischen Schöpfun-
gen dem kleinsten Räume zugewendet zeigt, wie die Sternenwelt dem grössten, deren nicht naturgemässe Grenzen die optischen Hülfs-
mittel ziehen. Eine Milchstrasse der kleinsten Organisation geht durch die Gattungen Monas , Vibrio , Bacterium, Bodo.
Ueber die innere Einrichtung des Werkes, welches durch den Herrn Verleger in Hinsicht auf die
Darstellungen im Kupferstich ohne alle Prahlerei einerseits, und ohne Rücksicht auf Ersparniss andererseits,
nur mit Hinsicht auf entschiedene Zweckmässigkeit angelegt wurde, ist zu bemerken, dass die Eleganz des
Druckes mehr als eine seeundär nothwendige, gleichartige Zugabe erschien, und wenn es mir gelungen wäre,
dem Texte selbst den innern Gehalt zu geben, welcher dieser äusseren Eleganz nicht unangemessen ist, so
würde ich nur meine Pflicht für die Wissenschaft und für das mir geschenkte Vertrauen erfüllt zu haben
glauben. Uebrigens soll dieses Werk keineswegs ein abgeschlossenes System darstellen. Es ist nur ein er-
ster Versuch, die durchgreifende Organisation der so schwer übersehbaren mikroskopischen Formen über-
sichtlich zu machen. Nur eine möglichst feste Grundlage für künftige weitere Forschung soll es bieten.
Täglich finde ich selbst mehr Detail und noch immer neue Formen. Darein habe ich besonders mein Be-
streben, meinen Stolz gesetzt, wo möglich nirgends zu viel, sondern überall nur zu wenig gesellen und dar-
gestellt zu haben. Alles, was ich aufnahm, habe ich selbst beobachtet, alle Zeichnungen habe ich selbst
gefertigt. Diese Zeichnungen bilden die Basis der wörtlichen Beschreibung, sie sind mit möglichster, vielfach
von Neuem prüfender Sorgfalt entworfen und sind als Darstellungen des Lebendigen nicht Abzeichnungen, son-
dern Compositionen aus vielen Beobachtungen, wie sie kein Maler fertigen konnte, der nicht selbst Beobachter
ist. Alle Meinungen, Zahl der Gattungen dergl. sind Nebensachen, aber die Facta sollen wahr seyn. Noch habe
ich grossen Fleiss auf das Geschichtliche gewendet, obschon es meist nur eine muthmassliche Deutung seyn
konnte. Von Willkühr hierbei habe ich mich, so viel ich konnte, fern gehalten und vielleicht eher zu viel,
— xv
als zu wenig Zeit und Raum auf die Synonymic verwendet, doch hielt ich sie für wissenschaftlich not-
wendig. Auch von den ungenauesten und leichtfertigsten früheren Beobachtern habe ich zuweilen doch Vor-
theil für die geographische Verbreitung der Formen gezogen, aber es sind fast überall nur die von mir selbst
beobachteten Lokalitäten sicher. Alle Schriftsteller, die ich citire, habe ich selbst nachgesehen, was nur
mit Hülfe der sehr reichhaltigen, selten wichtige Lücken bietenden, Berliner Königlichen Bibliothek in ei-
nem solchen Grade möglich war. Die wenigen ungeprüften sind mit Sternchen und Fragzeichen versehen.
Durch Anwendung von Zahl und Maass auf diese unsichtbare Formenwelt und auf ihre organischen Theile
hat sich eine früher ungekannte Schärfe in die Unterscheidung der Arten bringen lassen. Mit gleicher Sorg-
falt und Anstrengung habe ich mich sehr häufig bemüht, den ganzen Entwickelungscyclus der Individuen zu
verfolgen und im Detail festzuhalten. Vieles, besonders über Bacillaricn, hat sich im Laufe des Druckes noch
sehr erweitert und vertieft, so dass nur die Resultate noch im Allgemeinen aufgenommen werden konnten.
Vielleicht finden späterhin Nachträge eine geneigte Aufnahme. Ueber die meisten Einzelformen hätte ich
freilich noch viel mehr von ihrer Lebensart erzählen können, allein die generellen Uebersichten scheinen dem
Bedürfniss zu genügen, und eine noch grössere Ausdehnung des Werkes schien für jetzt unzweckmässäg.
Fleiss und Treue in den Thatsachen und Fülle in den Beobachtungen sind mein Wahlspruch gewesen. Die
Einkleidung hätte nur auf Kosten der Fülle oder der Kürze gewinnen können, und so sehr ich selbst die
Eleganz und Leichtigkeit der Darstellung schätze, so kann sie doch nur auf zweiter Stufe stehen, und Fülle
und Klarheit der Uebersicht sind nähere Freundinnen des Wissens.
METHODE DES SAMMELNS, DER BEOBACHTUNG UND DES AUFBEWAHRENS DER INFUSORIEN.
Die Infusorien findet man nicht in übelriechenden Pfützen dergl. Diese wimmeln zwar von Infuso-
rien, aber ziemlich alle von denselben wenigen und gemeinen Arten (p. 526.), auch besteht nicht aller Schlamm
und Moder aus Kieselthieren. Das Aufsuchen von Infusorien - Formen ist durchaus dem Pflanzen- und In-
secten-Sammeln ähnlich. Die lieblichsten und auffallendsten Gestalten, namentlich auch fast alle Räderthiere,
finden sich im klaren Wasser langsam messender oder nachquellender Gräben, Lachen und Bassins, in de-
nen fein zertheilte Wasserpflanzen, besonders Lemna^ Ceratophyllum, Conferven dergl. wachsen. Sehr
reichhaltig an ausgezeichneteren Arten pflegen Torflachen oder Wiesengräben zu seyn. Sieht man schein-
bar mit Schimmel überzogene Pflanzen unterm Wasser, so hat man eine reiche Erndte. Es sind meist lieb-
liche Glockenthierchen (Vorticellen), zwischen denen Räderthiere verschiedener Gattungen, Blumenfischchen,
Schwanenthierchen und viele andere Formen gleichzeitig munter leben. Kleine gelbliche Gallertkugeln an
Ceratophyllum sind die lieblichen Sonnenschirmthierchcn. Der weisse Schimmel an den Wurzeln der Meer-
linsen ist meist VorticeUa nebulifera^ und kleine schwärzliche, im rechten Winkel von der Meerlinsen-
Wurzel dergl. abstehende, kurze Borsten sind die liebliche Melicerla. Findet man irgendwo zwischen Meer-
linsen das Kugelthier {Volvox Glohator)^ so darf man nur bei mehreren mit der Lupe nach innern weis-
sen Flecken suchen, um alsbald den Raubschiffer zu entdecken» Die staubige oder häutige Oberfläche stag-
nirender Lachen ist oft voll von seltenen Formen. Grüne, gelbe, blaue, braune, rothe schleimige Ueberzüge
der Wasserpflanzen oder Färbungen der Gewässer sind in der Regel von lieblichen Infusorien -Formen ge-
bildet, und was dem Vorübergehenden höchstens sonderbar ist, das wird dem mikroskopischen Forscher zum
überraschendsten Schauspiel des formenreichsten Lebens. Jeder, wer Lust oder Beruf zu solchen Beobach-
tungen hat, findet leicht die specielleren ihm bequemsten Methoden des Sammeins und Beobachtens von
selbst, und was manchem bequem und förderlich ist, ist dem andern unbequem. Nützlich sind vielleicht fol-
gende Bemerkungen: Man muss nicht Gläser auf das Geradewohl, mit modrigem stinkenden Wasser ge-
füllt, mit sich nach Hause nehmen, das ist lästig und unzweckmässig. Was man zur specielleren Untersu-
chung mit sich nimmt, muss schon eine sichere Anzeige eines bestimmten Gehaltes und Interesses haben.
Um diess zu erfahren, muss man Gläser von weissem klaren Glase auf Erholungs wegen oder mikroskopi-
schen Excursionen bei sich haben, und eine (entweder gewöhnliche oder besser noch applanatische) Lupe, d.i.
eine gefasste einfache oder doppelte Glaslinse von etwa 4maliger Vergrösserung im Durchmesser, an einer
Schnur befestigt, bei sich führen, damit sie nicht zu leicht ins Wasser fällt. Stärkere Vergrösserungen sind zeit-
raubend und unnütz, sogar eine 2malige des Durchmessers reicht aus. Auch ist ein kurz zusammenschieb-
barer Stock mit einem Haken am Ende nützlich. Sehr dünne klare Reagenz -Gläser, die jeder Apotheker
verschafft, mit guten Stöpsein, in ein bequemes, etwa 4 Zoll langes, gegen 2 Zoll hohes und 3 Zoll brei-
tes, Blechkästchen auf Baumwolle in doppelter Lage neben einander gelegt, kann man dutzendweis ohne
Unbequemlichkeit bei sich haben; um aber von der Oberfläche der Gewässer bequemer einzuschöpfen, be-
XVI
diene ich mich oft kleinerer starker weisser Gläser mit weiter Mündung, deren man ebenfalls ohne Last
mehrere, frei mit sich nehmen kann. Findet sich eine durch irgend eine Trübung oder durch
Meerlinsen ? Confervenüberzug dergl. die Aufmerksamkeit erregende Lache, so schöpft man et-
was ein v thut auch wohl, von den Pflanzen, nicht allzuviel, aber etwas mit in das Glas zu
nehmen. Erkennt man mit der Lupe nicht kleine bewegte Wesen oder glockenartige Vorticel-
len sogleich, so giesst man das Geschöpfte weg und geht weiter, bis man irgend etwas Le-
bendes im Wasser wirklich erkennt, das erst trägt man zur Untersuchung nach Hause. Man
erwirbt sich gar bald eine solche Fertigkeit im Unterscheiden der schon öfter gesehenen For-
men, dass man die gewöhnlicheren, selbst sehr kleine, aus ihren Bewegungen und Gestalten mit Sicherheit
beurtheilt, ohne sie erst unter das zusammengesetzte Mikroskop zu bringen, wie ich denn in jedem Halb-
jahre bei meinen Vorträgen für Studireude dergleichen Excursionen und Demonstrationen, selbst im Winter,
zu machen pflege. Im Winter darf man nur an offenen Stellen, unter Brücken dergl., Ceralophylla oder
abgestorbene Schilfblätter aus dem Wasser hervorholen, um viele Formen von Infusorien zu erhalten. Oft habe
ich ganz zugefrorene Gräben mit einem Handbeile aufgeschlagen und die gesuchten Formen selten verfehlt.
Sehr reichhaltig pflegt der schleimige Ueberzug der Brückenpfeiler, Wehre und Wasserschütze dergl. unterm
Wasser zu seyn, und auch in den Soolrinnen, in nicht ganz ablaufenden Dachrinnen, in Sturmfässeru und
stehenden Wassertonnen aller Art findet sich ein unerwarteter Reichthum in jedes Beobachters Nähe. Die
gefüllten Gläschen müssen einen nur kleinen Luftraum unter dem Stöpsel haben und zu Hause sogleich ge-
öffnet werden, sonst sterben die Thierchen. Zur specielleren Untersuchung in der Wohnung bedarf man eines
zusammengesetzten Mikroskops, am besten der neueren Construction. Ich selbst habe 1820 meine ersten und
glücklichen Untersuchungen über das Keimen der Schimmelsamen mit einem hölzernen Nürnberger Mikroskop
ä 10 Thlr., einem damals unschätzbaren Geschenk meines Bruders Ferdinand E., dem ich hiermit danke, gemacht,
und habe die neuesten Verbesserungen nur zur weiteren, reicheren, Entwickelung der schon gewonnenen Grund-
sätze noch anwenden können. Ein gutes Mikroskop erleichtert die Untersuchung und befördert die Klarheit der
Erkenntniss. Man bedarf noth wendig zur Untersuchung der Infusorien einer Vergrösserung von 300 — 400malim
Durchmesser und verliert viel Zeit und Kraft, wenn diese unklar ist. Zum Weiterfördern der Wissenschaft
kann man mit 800- bis lOOOmaliger noch sehr Vieles thun. Mikroskope von IV2 Paris. Fuss Höhe sind für
grössere Menschen bequem, für kleinere unbequem. Wer, wie ich, nicht über 5 Fuss misst, dem ist ein
etwa 14 Zoll hohes Mikroskop bequemer. Ich beobachte lieber im Stehen und bin dabei aufmerksamer, ge-
spannter, als im Sitzen, bei andern mag es umgekehrt seyn, daher einige die horizontalen Mikroskope vor-
ziehen. Wer am Tage anders beschäftigt ist, kann mit einem guten achromatischen Mikroskope ebensogut
des Nachts beobachten. Ich selbst habe anhaltende Beobachtungen durch viele ganze Nächte gemacht und
kann die von Chevalier in Paris gefertigten Reverberations- Lampen zur starken Beleuchtung sehr empfeh-
len, obschon eine klare AnGAND'sche Lampe hinreicht. Wenn man, sobald man sich angegriffen fühlt, Kopf-
weh oder Augenweh bemerkt, die Beobachtungen alsbald aussetzt und nur in einzelnen wichtigen Fällen
sich preisgiebt, so kann man, wie ich und viele vor mir, sich ein ganzes Leben lang ohne Schaden für die
Augen mit dem Mikroskope beschäftigen, und wer nützen will, muss etwas wagen und preisgeben.
Zur Beobachtung der Infusorien setzt man die in Reagenzgläschen gesammelten oder in sie später
gefüllten Infusorien auf ein kleines hölzernes oder blechernes Gestell, dessen öeffnungen numerirt sind, so
kann man sich leicht eine gar nicht lästige, sogar zierliche Menagerie von lebenden
Infusorien anlegen, indem man die Formen möglichst isolirt in verschiedene Gläschen
bringt. Bei Lehrvorträgen erinnern die Zahlen an den Inhalt, und bei Beobachtungen
dienen sie zur Bezeichnung der Einzelheiten. Man giesst aus dem Gläschen etwas
in ein Uhrglas und stellt dieses auf ein halb schwarzes, halb weisses Bretchen von 4 — 6 Zoll im Quadrat
Alle dunkeln Infusorien erkennt man leicht auf dem weissen Grunde, alle weissen und durchscheinenden auf
dem schwarzen mit der Lupe und oft mit blossem Auge. Meist sammeln sich die kleinen Formen, wenn
sie zahlreich sind, an der Lichtseite des Wasserrandes im Uhrglase. Man kann mit Hülfe der pinselartig
abgeschnittenen feinen Spitze des Federschaftes einer Raben- oder Gänsefeder besser
als mit einem sie in sich verwickelnden Malerpinsel eine Menge davon in die Höhe he-
vben und auf ein Glastäfelchen bringen. Auch kann man so die grösseren Räderthierchen
bei einiger Uebung leicht einzeln aus dem Uhrglase heben. Merkt man sich den Ort ge-
nau, wo man mit der Lupe kleine Thierchen sieht, so kann man, auch dem blossen Auge
unsichtbare, einzelne Formen auf diese Art meist sehr sicher fangen und isoliren. Zum
Einfangen der Formen vom Boden grösserer Wassergefasse dient auch ein Glasröhrchen
zum Aufsaugen 0 - .,zzr^^<>— - , das jeder Glasbläser, Chemiker oder Apotheker aus Gefällig-
XVII ~
keit leicht fertigen kann. Es kann einen Fuss lang und 2 — 2V2 Linien dick seyn. Saugt man, so dringen
die gewünschten Thierchen mit dem Wasser in die Kugel, und lässt man das Wasser daraus in ein Uhrglas auslau-
fen, so kann man sie aus der geringeren Wassermenge leicht weiter isoliren. Morren hat ein ähnliches solches
Röhrchen Microsoter genannt. Den mit dem Federpinsel aufgenommenen Tropfen thut man auf ein flaches
Glastäfelchen, wo er sich von selbst zur bequemen Beobachtung abflacht. Ist das Wasser wärmer als das
Mikroskop, so beschlägt dieses mit Wasserdampf. Diese lästige periodische Trübung hebt man durch ab-
wechselndes Aufschrauben, Entfernen der Objectlinse vom Wasser, oder durch Auflegen sehr feiner Glas-
oder Glimmerblättchen auf den Tropfen. Um durch letztere Methode die grösseren Infusorien nicht zu zer-
quetschen, oder auch, um die kleineren am bestimmten Orte festzuhalten, thut man kleine Fragmente von Con~
ferven zu ihnen. Diese vermindern den Druck und sammeln die Thierchen im Wasser um sich. Will man aber
sehr starken Druck anwenden, um z.B. die kleineren Räderthierchen so zu quetschen, dass ihr Körper zer-
fliesst und ihre Zähne als alleinige harte Theile sichtbar werden, so kann man sich einer zwar zusammen-
drückenden, aber nicht verschiebenden, Presse bedienen. Die einfachste Art solcher Pressen oder Quetscher,
wie ich sie 1831 angab und Herr Schiek sie ausführte (s. AbhandL d. Berl. Akad. 1831. p. 46.), sind 2
zwischen Schraubengewinden so verbundene geschliffene Gläser, dass ein Ausschnitt ihres Randes in einen
festen Zapfen des untern Schraubengestelles passt Ein stärkeres Glas dient zur Unterlage, und ein (um
starke Vergrösserung zu erlauben) dünneres muss etwas über den Rand des Schraubengestelles hervorragen.
So bringt das Zusammenschrauben einen beliebig starken Druck ohne Verschiebung hervor.
Purkinje hat dieses Instrument 1835 vergrössert und etwas abgeändert, und Schiek hat seit
1836 eine andere, zierliche Form erfunden, welche Nachlassen und Verstärken des Druckes
während der Beobachtung mit einer Hand erlaubt. Grosse Uebung findet alles diess entbehrlich.
Die fossilen Bacillarien-Erden sind unter etwas Wasser zu beobachten. Um feine Anatomieen zu
machen, dienen sehr fein gespitzte zweischneidige Messerchen, die auch von der Form der Staarnadeln seyn
können und die, wenn sie in eine lange ganz feine Spitze auslaufen, einen höchst überraschenden Fühl-
apparat bilden, wodurch man selbst bei Infusorienanatomieen harte und weiche Theile mit Ueber-
zeugung unterscheidet. Eine fein auslaufende Pincette ist zum Anfassen der Pflanzen nöthig.
Grössere Infusorien kann man mit dem Federpinsel ohne grosse Schwierigkeit einzeln in Rea-
genzgläser mit klarem Wasser setzen und mit kleineren farbigen Thierchen füttern, wobei
man meist bald ihr Eierlegen und die ganze Entwickelung beobachten kann. Die äusseren
Organe und die eigentliche Lebenskräftigkeit vieler Infusorien sieht man nur erst, wenn man
den Wassertropfen mit ein wenig durchscheinender Tuschfarbe zum Theil färbt. Die Wir-
kung dieses Experiments ist selbst ohne Rücksicht auf das bald erfolgende Verschlingen sol-
cher Farben, die organischen Ursprungs sind, höchst überraschend. Am besten sind Indigo,
Carmin oder Saftgrün in Form reiner Tuschfarben.
Endlich ist die Möglichkeit zu erwähnen, Sammlungen von allen Arten der Infusorien im
trocknen Zustande anzulegen, welche einerseits den wissenschaftlichen Vortheil gewähren, auch diese klei-
nen Formen des organischen Lebens scharf mit einander zu vergleichen, und andererseits eine Bürgschaft
für die Richtigkeit der Mittheilungen über scheinbar aller Controlle entbehrende Gegenstände werden. Die
für Pflanzen gehaltenen Kieselthiere der Bacillarien- Formen hat man zwar schon längst in den Algensamm-
lungen aufbewahrt, allein dass man den Volvox^ die Räderthiere und die Monaden sogar mit ihren Rüsseln
und gefärbten Magen vollständig kenntlich und selbst für das naturhistorische Studium aufbewahren könne,
ist vor Kurzem noch so unglaublich gewesen, wie die Formbeständigkeit all dieser Körperchen selbst. Die
Methode ist höchst einfach und hat nur Schwierigkeit im scharfen Isoliren der Formen. Man muss mit
grösseren anfangen, um Uebung zu erlangen. Man trägt ein mit dem Federpinsel aus dem Uhrglase genom-
menes Thierchen auf ein Glimmerblättchen oder Glastäfelchen, entzieht ihm die Feuchtigkeit mit Löschpa-
pier und einer Messerspitze bis auf möglichst wenig und lässt das Wasser auf der flachen warmen Hand
dann rasch vollends verdunsten. Hydatina wird am besten, wenn man sie mit Strychnin tödtet und dann
einzeln rasch auftrocknet. Man kann auch viele in einem engen völlig verschlossenen luftlosen Glase durch
mehrstündiges Entziehen der Luft oder auch dadurch in der Expansion tödten, dass man sie in die heisse
Sonne setzt, doch müssen sie schnell, nachdem sie gestorben, aufgetrocknet werden, ehe sich innen Gasent-
wickelung zeigt, die alle Organe verunstaltet. Jedes dieser getrockneten Thierchen ist wie ein Bild. Man
kann nicht alle Gestalten, alle Organe wie im lebenden Thiere an ihm noch zusammen beobachten, aber man kann
sich so viele Präparate machen, dass man alle gewünschten Ansichten vor sich erhalten sieht. Für eine längere
kürzere Zeit erhalten sich die fossilen Bacillarien in Oelen und klaren Balsamen sehr schön, wie im Was-
ser sichtbar, allein mit der Zeit trocknen diese ein und verderben das Object; die einfach getrockneten
XVIII
kann man oft befeuchten und wieder trocknen. Die weichen Infusorien werden unter Wasser einmal wie-
der sehr frisch, sind aber dann meist verdorben. Die natürliche Form und Grösse ist zuweilen zwar schwer
zu erhalten, oft aber durchaus treu und gleich. Die Farbe erhält sich bei mir schon viele Jahre lang, nur das
Pigment der Augen vergeht bald. Man thut wohl, die aufzubewahrenden Formen vorher mit Farbe zu füt-
tern. Muskelpräparate u. s. w. sind besser ohne diess. Den Act des Gebarens, den Act des Auskriechens
des Jungen aus dein Ei, die verschiedenen Zahnformen, die Muskeln, die Sexualdrüsen, die Wirbelorgane,
die gefärbten Magen, die Eier, kurz alle diese scheinbar, zuweilen wirklich nur momentanen, Einzelheiten
des mikroskopischen Lebens habe ich in einer über 1000 Nummern enthaltenden Sammlung vor mir, und
ich halte es für eine sehr nützliche Aufgabe der Beobachter und Lehrer, sich rojjt der Aufbewahrung dieser
Wunderwelt angelegentlich zu beschäftigen. Zur längeren Verwahrung ist am besten, die Präparate auf
einem geschliffenen runden Glastäfelchen zu trocknen und dieses mit einem andern ähnlichen zu bedecken,
beide aber am Rande mit Wachs oder Lack zu verbinden und so in die bekannten mikroskopischen Schie-
berchen mit mehreren OefFnungen zu ordnen, worin man bisher nur Ungeziefer und Haare der Neugier preis
gab. Ich habe meine eigene Sammlung der mikroskopischen Objecte in 5, 4V2 Zoll hohen, 3V2 Zoll breiten
und gegen 2 Zoll tiefen, Kästchen, deren jedes in 5 Reihen zu 10 geordnet, 50 Schieberchen, jeden mit
6 Nummern enthält, was für jedes Kästchen 300 Nummern, im Ganzen 1500 Nummern giebt. Wegen des
bequemeren Auflegen s der kleinen Schieber auf den Objecttisch, ohne besondere
Befestigung bei Beobachtung der äussersten Objecte, ist es besser, nur 4 Objecte
in jedes Täfelchen zu bringen. Für thätige Privatgelehrte und weniger bemittelte
Beobachter sind 2 Glimmerblättchen den Glastäfclchen vorzuziehen, weil diese an-
sehnlich theurer und schwieriger zu haben sind. Auch zwischen Glimmer in wohl
verwahrten Kästchen kommen keine Milben zu den Objecten, und sie erhalten
sich so als grössere Sammlungen bei mir seit nun 4 Jahren (s. Abhandl. d. BerL
Akad. d. Wiss. 1835. p. 141.). Die fossilen Formen der Feuersteine und Halb-
opale erlangt man am schönsten durch sehr dünn geschliffene Blättchen zur An-
sicht und beliebigen fortwährenden Benutzung. Mit ein wenig Wachs auf Glastäfelchen geheftet oder mit Mastix
ganz darauf befestigt, sind sie leicht in ähnlichen Kästchen mit den übrigen zu ordnen und zu verwahren.
Berlin, im Juli 1838.
Der Verfasser.
CLASSE DER MAGENTHIERE.
Polygastrica» Polygastriques.
CHARACTER: Aniraalia emedullaria, aspliycta, polygastrica, forma indefinita, androgyna, pseudopoda.
Medulla spinali carentia, vasorum pulsu destituta, ventriculis numerosis globosisque insignia, spontanea divisione
fissa gemmisve aucta (liinc forma indefinita) , singula sexus utriusque organis instructa, processibus pedifor-
inibus (saepissime vibrando) locum mutantia, vere articulatis pedibus orba.
CARACTERE: Animaux sans moelle epiniere^ sans pulsation des vaisseaux^ ayant t intestin
fendu en nombreux estomacs globuleux^ la forme indefinie (ä cause de gemmes ou
de la division spontanee) ^ les deux sexes reunis, se mouvant (souvenl vibrant) par le
moyen de faux-pieds, depourvus de vrais pieds articules.
Magenthiere sind rückenmarklose und pulslose Thiere mit in zahlreiche blasenartige Magen zer-
theiltem Speisecanale, mit (wegen Knospenbildung oder Selbsttheilung) unabgeschlossener Körperform, mit
doppeltem vereinten Geschlecht, bewegt durch (oft wirbelnde) Scheinfüsse und ohne wahre Gelenkfüsse.
Polygastrica
sunt:
Treinatodca ventriculis numerosis, sponte
dividua aut gemniipara;
Coinpianata ventriculis numerosis et gemmi-
para ;
Acalephae ventriculis numerosis, sponte di-
viduae aut gemmiparae;
»otatoria ventriculis numerosis, gemmipara
aut sponte dividua;
Turliellaiia ventriculis numerosis gemmisque
insignia, spuria articulatione nulla;
iVematoidea gemmipara aut sponte dividua,
androgyna ;
Somatotoma pulsu et articulis destituta;
Mollusca aspliycta et sponte dividua;
Insecta articulis destituta, aspliycta, andro-
gyna et sponte dividua aut gemmipara;
Pisces emedullares, aspliycti, ventriculis nu-
merosis, androgyni, sponte dividui aut
gemmipari.
Ties Polygastriques
sont:
Trematodes ä nombreux estomacs, ä gemmes
ou division spontanee;
Coinplanes (Planaires) ä nombreux esto-
macs et gemmipares;
Acalcphes ä nombreux estomacs, ä gemmes
ou division spontanee;
Rotatoires ä nombreux estomacs et ä gemmes
ou division spontanee;
Turlicllaries ä nombreux estomacs et ä gemmes,
sans fausses articulations ;
Nemato'ides ä gemmes ou division sponta-
nee et aux deux sexes reunis;
Somatotomes (aüaidines) sans pulsation des
vaisseaux et sans articulations;
Mollusaueis sans coeur et ä division spon-
tanee ;
Insectes sans articulations, sans pulsation
des vaisseaux, aux deux sexes reunis, ä
gemmes et ä division spontanee;
Poissons sans moelle epiniere, sans coeur,
ä nombreux estomacs, aux deux sexes reunis
et ä gemmes ou division spontane'e.
IMe Magentliiere
sind:
Saugwürmer mit vielen Magen, Selbstthei-
lung oder Knospenbildung ;
Plattwürmer mit vielen Magen und Knos-
penbildung;
Q,uallen mit' vielen Magen, Selbsttheilung
oder Knospenbildung;
Rädertliiere mit vielen Magen, Knospen-
bildung oder Selbsttheilung;
Strudelwürmer mit vielen Magen und Knos-
penbildung, ohne Scheingliederung;
Fadenwürmer mit Knospenbildung oder
Scheingliederung und vereintem doppelten
Geschlecht;
Spaltthiere ohne Gliederung und ohne Puls ;
Schnecken ohne Herz und mit Selbstthei-
lung;
Insecten ohne Gliederung, ohne Gefässpul-
sation, mit vereintem doppelten Geschlecht,
Knospenbildung oder Selbsttheilung;
Fische ohne Rückenmark, ohne Herz, mit
vielen Magen, vereintem doppelten Ge-
schlecht, Knospenbildung oder Selbstthei-
lung.
f
Uebersicht der 22 Familien der Magenthiere:
Darm-
lose,
Anen-
tera:
Darm-
führen-
de, En-
tero-
del a:
Anhanglose
(Fusslose) ,
Gymnica:
| Wechselfüssige,
Pseudopoda :
Behaarte, Epi-
tricha: }
Einmündige, t
Anopisthia: \
Gegenmündige, I
\Enantiotreta: )
Wechselmün-
\Aige,Allotreta:
Bauchmündige,
Catotreta:
vollkommene Selbst- (panzerlose
theilung j gepanzerte
unvollkommene /allseitige Selbsttlieilung, mit Panzer (Kugelbildnng)
| Selbsttlieilung (Mo- ) einseitige Selbsttlieilung (Fadenbil- l panzerlose . .
nadenstockbildung) | dung) /gepanzerte . .
[Körperform j panzerlose
wechselnd ) gepanzerte
panzerlose • ,s s
Körper-
! form be-
ständig .
\
gepanzerte
panzerlose ,
gepanzerte
panzerlose ,
gepanzerte ■
panzerlose ,
gepanzerte
I panzerlose .
gepanzerte ,
i panzerlose .
gepanzerte ,
vieltheiliger Fuss aus einzelner Oeffnung
einfacher Fuss aus einzelner oder jeder einzelnenOeffnung
[ mit von einem Rüssel überragten Munde ohne Schwanz
) mit vorderem Munde und schwanzartigem Bauchende
nur mit Wimpern bewegt
mit mehrfachen Bewegungsorganen
Monadina
Cryptoraonadina
Volvocina
Vibrionia
Closterina
Astasiaea
Dinobryina
Amoebaea
Arcellina
Bacillaria
Cyelidina
Peridinaea
Vorticellina
Ophrydina
Enchelia
Colepina
Trachelina
Ophryocercina
Aspidiscina
Colpodea
Oxytriehina
Euplota
Erläuterungen zur Classe der Magenthiere.
Die Magenthierchen bilden jetzt 553 Arten in 123 Gattungen und 22 Familien , von denen 11 panzerlos und ebensoviel ge-
panzert sind, wie nackte Mollusken und Schaal-Mollusken. Nach dem Reichthum an Arten verhalten sich die Familien wie
folgt: die Bacillarien sind 168 Arten in 35 Gattungen, die Monadinen 41 Arten in 9, die Trachelinen 38 Arten in 8, die
Vorticellinen 35 in 8, die Enchelien 30 in 10, die Colpodeen 27 in 5, die Astasiaeen 24 in 6, die Volvocinen 18
in 10, die Peridinaeen und Oxytrichinen jede 17 in 4 und 5, die Cryptomonadinen und Closterinen jede 16 Arten in 6
und 1 Gattung, die Vibrionien 14 Arten in 5 Gattungen, die Euploten 12 in 4, die Ophrydinen 11 in 4, die Arcellinen 10
in 3, die Cyclidinen 9 in 3 Gattungen, die Colepinen 5 Arten in 1 Gattung, die Amoebaeen 4 in 1, die Dinobryinen
und Ophryocercinen jede 3 Arten in 2 nnd 1 Gattung, die Aspidiscinen 2 Arten in 1 Gattung. Die Bacillarien bilden
mithin allein mehr als 1/^ß und mit den Monadinen, Trachelinen und Vorticellinen zusammen die Hälfte der Classe. Unklare
Anschauungen der Massen hatte man bewusstlos schon in den ältesten Zeiten (s. p. VII. und p. 118.), allein die einzelnen Formen
brachte der Entdecker der Infusorien weit, Leeuwenhoek, 1675 erst zum klaren Bewusstseyn. Die ersten waren Vorticel-
linen, Oxytrichinen und vielleicht Enchelien (s. p. VII.). Derselbe Naturforscher hat bis airs Ende seines Lebens etwa 27
verschiedene Arten beobachtet, nämlich wahrscheinlich: Bodo Ranarum, Bursaria intestinalis und cordiformis, Carchesium
polypiiiwm, Chilodon Cucullulus, Chlamidomonas Pulvisculus? , Coleps hirtus? , Colpoda Cucidlus, Epistylis
Anastatica und vegetans, Englena sanguinea und viridis, Kerona Polyporum? , Leucophrys pyriformis? , eine Mo-
nas?, Paramecium Aurelia? , ein Peridinium? , Stylonychia Mytilus und pustulata, Synedra Ulna, Tricho-
dina Grandinella und Pediculus, Vaginicola crystallina, Vibrio Bacillus und Rugula, Volvo & Globaior und Vor-
ticella Convallaria. Euglena viridis beobachtete vor ihm wohl Harris 1696 in England, und 1703 beobachtete ein Unge-
nannter ebenda V orticella nebulifera und Bacillaria vulgaris zuerst. Joblot hat dann 1718 bei Paris etwa auch 24 Arten
aufgefunden, worunter 15 neue waren: Amphileptus Anser und Fasciola, Cyclidium Glaucoma? , Enchelys Farcimen
und Pupa, Euplotes Charon, Glaucoma scintillans, O ccytricha Pellionella und Pallaster, Spirostomum ambi-
guum, Trachelius Anas, Lametta und trichophorus , Trichoda Pyrum und Uroleptus Piscis. Frisch sah 1738 die
Opercularia. Trembley entdeckte dann 1745 mehrere schöne Vorticellinen, Stentor und Zoothamnium, und nannte sie
Trichterpolypen und Knollenpolypen. In den Jahren 1748 und 1750 brachten Buffon's und Needhams Theorieen viele
Verwirrung in die Ansichten über die Infusorien, doch bildete Hill 1751 aus den bisherigen Kenntnissen das erste System. Er nannte
die Magenthierchen Animalcula, als besondere Abtheilung des Thierreichs und zerspaltete diese in 3 Gruppen: 1) Gliederlose, Gy-
mnica; 2) Geschwänzte, Cercaria; 3) Gliederreiche, Arthronia. Derselbe bildete die Gattungsnamen Enchelis, Cyclidium , Pa-
ramecium, Craspedarium, Brachiurus , Macrocercns und Scelasius ganz oder zum Theil für Magenthierchen, von denen er je-
doch die Räderthiere und Spermatozoon nicht unterschied (History of animals). Neue Formen hat er nur wenige und unklare zuge-
fügt. Baker hat 1753 besonders 4 kenntliche neue Formen verzeichnet, den berühmt gewordenen Proteus (Trachelocerca Olor), Uvella
Glaucoma, Navicula fulva und Acineta tuberosa. Rösel gab 1755 die schönsten Abbildungen bis auf die neueste Zeit von neuen
Vorticellinen und beschrieb auch einen neuen Proteus (Amoeba). Linne stellte 1758 Rösels Vorticellen zur Gattung Hydra
als 8 Arten, nannte das Carchesium Sertularia polypina, das Kugelthier Volvocc Globator, und alle übrigen Magenthiere VoIvocjc
Chaos. Spallanzanls und WrisbercxS physiologische Beobachtungen wurden 1765 wichtig, wo gleichzeitig Mcjnchhausen's un-
richtige Behauptungen, dass alle Pilze Polypenstöcke von Infusorien wären, zum Vorschein kamen. Pallas verzeichnete 1766 14 Ma-
genthierchen zwischen Räderthieren bei den Zoophyten in den 2 Gattungen Brachionus und Volvotc. Linne nahm 1767 ebenfalls
14 wahre Arten, 9 als Vorticella, 1 als Hydra, 2 als Volvosc und 2 als Chaos neben ganz heterogenen Dingen auf. Erst O. F.
Müller brachte 1773 durch genauere Beobachtung einen wissenschaftlichen Grund in diese Kenntnisse, indem er, mit Ausschluss der
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von ihm nicht gesonderten Räderthiere und Anguillulae, 155, zu etwa 2/3 neue, Arten verzeichnete. Er bildete daraus 12 Gattun-
gen: Monas, Volvoa, Enchelys, Vibrio, Cyclidium, Paramecium, Kolpoda, Gonium, Bursaria, Cercaria, Trichoda und
Vorticella. Corti, Göze, Schrank, Gleichen und Herrmann, vorzüglich aber Eichhorn mehrten diese Kenntnisse, und am
meisten Müller selbst, nach dessen Tode 1786 sein umfassendes Werk, Animalcula Infusoria, erschien, welches, mit Ausschluss
der 56 Räderthiere, einigen Cercarien, Anguillulis und Halcyonellen, etwa 314 Magenthierchen verzeichnet, wovon jedoch
viele nur verschiedene Zustände anderer sind, so dass ich etwa 241 richtig aufgefasste, in 16 Gattungen vertheilte, Arten erkenne. Die
4 neuen Gattungen sind Proteus, Leucophra^ Kerona, Himantopus. Colomeo, Beseke, Abildgaard, besonders aber Schrank
vermehrten seitdem die Artenzahl durch Beobachtung, und die Botaniker Roth, Lyngbye, Agardh, Turpin und Andere verzeich-
neten viele neue Formen und Gattungen der Bacillarien als Pflanzen. Nitzsch 1816, Gaillon 1823 und gleichzeitig Agardh
(s. p. 173. und 238.) wurden durch Beobachtung der Bacillarien auf neue Theorieen über die Bildung und Anordnung der Natur-
körper geleitet, welche besonders der letztere sehr weit verfolgt hat. Lamarck und Oken versuchten 1815 neue, nur theoretische,
Classificationen. Seit 1822 hat Bory de St. Vincent im Diction. classic/ue d9 hist. nat. und in der Encycloped. method. d? hist.
nat. Resultate einer 25jährigen Beschäftigung mit den Infusorien mitgetheilt und, abgesehen von etwa 80 dazu gestellten Räderthieren,
einigen Insecten, Krebsen, Halcyonellen und Polypeneiern, allmälig ungefähr 500 Artnamen für Magenthierchen gegeben,
von denen aber eine unglaublich grosse Zahl, mehr als 200, (s. Isis 1834. p. 1182.) durch Wiederholungen und Benennung vieler
ganz unkenntlicher alter Abbildungen entstandene Doppelnamen sind. Von diesem fleissigen Beobachter entdeckte wirklich neue Arten
sind zwar nur sehr wenig, wie denn auch die erläuternden Abbildungen im Diel, classique mit wenigen Ausnahmen nur verkleinerte
Copieen nach den älteren Abbildungen sind, dagegen sind manche richtige systematische Abtheilungen gemacht, indem die ganze For-
menmasse, mit Ausschluss des Fremdartigen, in etwa 50 Gattungen und 15 Familien abgetheilt wurde. Die Gattungsnamen Achnan~
thes, Gallionella, Gyges, Otcytricha und Uvella, so wie die etwas veränderten Amoeba, Lacrymaria und Ophrydium sind
nach Bory, nur mit ganz anderen Characteren hier aufgenommen, Losana in Turin hat 1828 und 1830 fast 300 unbrauchbare Namen
gegeben, weil er jede Formverschiedenheit für eine besondere Art hielt (s. p. 73.). Cüvier folgte 1830 in seinem System der Zoo-
logie den neueren durch Bory verbreiteten Ansichten. Seit 1829 sind in den Schriften der Berliner Akademie der Wissensch., be-
sonders 1830, 1831, 1833 und 1835, diese gegenwärtigen Beobachtungen allmälig mitgetheilt worden.
Die hier aufgenommenen Formen der Magenthierchen bilden eine durchaus natürliche Gruppe von Thieren und unterscheiden
sich so bestimmt von allen übrigen Thieren, wie irgend Thierclassen sich scharf sondern. Keine der vielen Arten übersteigt eine Linie
an Grösse, die kleinsten {Monas, Bodo, die Einzelthierchen der Vibrionen) erreichen erwachsen nur V20Ü0 bis ^3000 Linie, und
ihre dem Ei eben entschlüpften Jungen würden Vsoooo bis V120000 einer Linie gross, mithin mit unsern jetzigen besten Mikroskopen un-
sichtbar seyn (s. p. 8.). Die Stenlor und Spirostomum sind so gross, als die grössten Räderthiere, und es giebt Bulben y
Krebse und Käfer von gleicher Grösse. Man kann diese mit blossem Auge recht wohl sehen. Andere bilden, obwohl einzeln un-
sichtbar klein, durch ihre Mengen sehr auffallende grüne, rothe, gelbe, blaue, braune und schwarze Färbungen. Die den Polypen-
stöcken ähnlichen Thierstöcke mehrerer an sich kleiner Vorticellen und Bacillarien werden mehrere Linien und mehrere Zoll
gross. Micromega bildet mehrere Zoll hohe knorplige Bäumchen, die als Fucus- Algen beschrieben worden sind, und Gallionella
und Schizonema, so wie Epistylis grandis bilden oft mehrere Fuss lange zusammenhängende Massen. Viele Magenthierchen leben
im Süsswasser, doch leben auch viele im Salzwasser der Meere, ja in graduirten starken Soolwässern (s. p. 170, 228, 232.), im stark
gerbestoffhaltigen Lohwasser (s. p. 14.), Urin u. s. w. (s. p. 520.). Manche leben in feuchter Erde, zuweilen nur vom Wasserdunst
der Atmosphäre, mit welchem letzteren, der so geringen Schwere halber, zahllose Mengen gehoben und vom Winde wolkenartig unsicht-
bar bewegt werden müssen. Sehr merkwürdig ist, dass die ganze Formenmasse sich zu gleichen Theilen in panzerlose und gepanzerte
theilt, und überaus merkwürdig ist der harte Glaspanzer vieler Formen, wodurch sie nach vieltausendjährigem Tode noch Zeugniss von
lokalen Zuständen der Erde bei ihrem Leben abzulegen fähig sind und zu Denksteinen der urweltlichen Geschichte werden, indem sie
Erden, Steine und Felsen bilden.
Zwar ist noch nicht bei allen einzelnen Magenthierchen eine vollkommene thierische Ausbildung direct beobachtet, allein es sind
in allen Familien ohne Ausnahme durch beharrliches Nachforschen einzelne, meist viele, oft sogar alle nur irgend zahlreich beobachte-
ten Arten als mit einer sehr grossen Organisation begabt erkannt worden. Die beobachteten Mündungen des Speisecanals haben ein Vorn
und Hinten, und die beobachteten Augen ein Oben und Unten, daher auch ein Rechts und Links, ausser Zweifel gesetzt. Ein Mund
am Ende ist immer als Vorderfläche angesehen, und wo nicht ein, bei allen Thieren die Rückenseite bezeichnendes, Auge vorhanden war,
ist die Mundfläche des nicht am Ende befindlichen Mundes für Bauchfläche genommen worden. Hiernach richten sich die Bezeichnungen
für hintere schwanzartäge oder vordere rüsselartige Verlängerungen des Körpers. Ein Rüssel der Rückenseite ist entweder Stirn oder
Oberlippe, einer der Bauchseite ist Unterlippe oder Kinn. Ein schwanzartiger Anhang der Rückenseite, welcher also die hintere Darm-
mündung unter sich hat, ist ein wahrer Schwanz (s. Colpodea), ein solcher der Bauchseite ist ein Fuss. Der Stiel der Vorticellen und
Bacillarien ist, wie der Stamm der Corallenthiere, weder Fuss noch Schwanz, sondern ein Gestell (Fulcrum). Bei einzelnen
unklaren Arten und Gattungen ist auf andere ihnen sonst am nächsten stehende, deutlicher zu erkennende Formen, mehr Rücksicht als auf ihre
Unklarheit genommen worden. Uebrigens ist der Organismus wegen der traubenartig zerspaltenen Gestalt des Speisecanals und der fisch-
rogenartigen vielkörnigen Gestalt des Eierstocks, wodurch alle übrigen Theile vielfach verdeckt und zur Seite gedrängt werden, meist
etwas schwierig, klar zu durchschauen, doch hilft das Mittel der farbigen Nahrung mit Indigo, Carmin oder Saftgrün oft überraschend
aus. Folgendes ist die ermittelte Summe der Organisation der Ciasse: Ein Be weg ungs Organismus ist als äussere fussartige Wim-
pern und Haken bei grösseren Formen schon von Leeüwenhoek erkannt und deren Verschiedenheiten sind p. 363. erläutert. Seit 1820
sind sie auch bei den Monaden (Regensb. bot. Zeit. 1820. 2. 535.), und seit 1835 bei Monas Termo angezeigt. Man kann aber
auch Muskeln sehen. Diese bilden bei Stentor deutlich, wie bei Megalotrocha der Räderthiere, den Boden, worauf die Wimpern stehen,
als trübe Längsstreifen oder Spiralen. Im Stiele der Schnell- Vorticellen und im Leibe der Opercularia sind sie noch klarer. Mo-
naden haben oft nur eine einzelne, 2 oder wenig Wimpern in Form von Rüsseln am Munde bei sonst nacktem Körper [Gymnica),
bei Paramecium Aurelia überzählte ich 2640, bei Stylonychia Mytilus 170 äussere, über den Körper zerstreute, Bewegungsorgane.
Oft bilden sie Längsreihen, zuweilen Queerreihen, wie bei Vorticellen und Colepinen, zuweilen sind sie (bei ersteren) kranzartig und
gleichen völlig den Räderorganen. Sehr merkwürdig sind Scheinfüsse vieler Formen (Pseudopodia), d. i. willkührliche Körperfortsätze, die
oft schwer zu sehen sind, deutlich aber den Formenwechsel des Proteus bedingen (p. 126.). Nur Gyges und eine Anzahl von Bacil-
larien-Gattungen haben noch keine Bewegungsorgane erkennen lassen, was, weil sie bei andern, verwandten, mit Anstrengung gefunden
wurden, nur Fehler der Beobachtung zu seyn scheint. Einige Bacillarien sind, wie Austern, wohl nicht zur Bewegung geschaffen. Fast
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alle bewegen sich mit gleicher Leichtigkeit vorwärts und rückwärts, manche sehr langsam. — Ein E mäh rungs Organismus ist hei
allen 11 panzerlosen Familien direet beobachtet und auch bei 8 der gepanzerten durch Farbeaufnahme als viele blasenartig am Munde
oder Darme hängende Magen erwiesen, bei allen 3 übrigen aber sind den Magenblasen ähnliche Organe auch schon erkannt. Die zwei-
felhaft und unklar gebliebenen Arten verlangen also nur auch eine schärfere Beobachtung. Die unmittelbare Aufnahme roher Nahrung un-
terscheidet diese Magen von Blinddärmen, und die relativen Verhältnisse des Darmes zum Körper sind hier als Eintheilungsgründe be-
nutzt. Bei sehr vielen Formen ist eine doppelte Mündung des Speisecanals erkannt, diese sind als Enter odela^ Darmführende, be-
zeichnet; bei vielen andern ist bisher nur eine Mündung erkannt, diese sind als Darmlose, Anentera^ bezeichnet; jedoch ist diese
Abtheilung, da sie die kleinsten Formen begreift, weiter darauf zu untersuchen (vergl. Monas socialis). Die darin führen den For-
men lassen sich nach der Stellung der Mündungen übersichtlich machen. Einige haben Mund und After in derselben Grube vereint
{A?iopisthia , Ein mündige), andere haben beide an den entgegengesetzten Enden der Körperaxe (Enantiotreta, Gegen mündige),
einige haben nur eine der beiden Oeffnungen an einem Ende des Körpers, während die andere vom Körper überragt wird {Allotreta^
Wechselmündige), andere haben beide getrennte Mündungen von den Körperenden überragt (Katotreta, Bauchmündige). In
den 3 Familien der Enchelia9 Trachelina und Euplota sind auch Formen mit Zähnen im Munde erkannt, welche 4 Gattungen mit
9 Arten bilden. Besonders bemerkenswerth sind ein rother und schön violetter, bei mehreren Formen in seiner Wirkung erkannter, Ver-
dauungssaft und dessen Gefässe, welche bei den übrigen allen wasserhell sind (s. Nassula). — Ein doppelter Geschlechtsorgan
ni smus, männlich und weiblich, ist in jedem Individuum vorhanden, seit 1832 erkannt, aber 1835 erst umständlich beschrieben. Der
weibliche besteht in periodisch dicht gedrängten, meist farblosen, oft farbigen, grünen, rothen, gelben, blauen, braunen Körnchen, die
zu andern Zeiten weniger zahlreich sind und ganz fehlen. Sie bilden netzartige Schnüre durch den ganzen Körper und lassen sich mit
den Eierröhren der Insecten und Saugwürmer vergleichen. Diese Eierchen sind im Mittel etwa V40 der Muttergrösse. Die gross-
ten bei Bursaria flava sind V232 Linie, die meisten aber V3000 — V1000, die kleinsten wohl unter V^oooo Linie gross. Der männliche
besteht aus 1 oder 2 kugelförmigen, eiförmigen, stabförmigen, bandartigen, ringförmigen oder perlschnurförmigen Samendrüsen, wie ähn-
liche Organe bei Saugwürmern (Tremalodea) und Strudelwürmern (Turbellaria) noch weit umständlicher zu beobachten sind,
und wohl aus contractilen, zuweilen sternartigen, Blasen (s. Paramec. Aurelia und Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1835.). Le-
bendig gebärend ist nur ßlonas vivipara gesehen, vielleicht gehören aber einige Körnerbewegungen bei Bacillarien dahin. Ausser
der Eibildung dienen Selbsttheilung, Knospenbildung und Zygose oder Knospenpaarung zur Fortpflanzung dieser Formen, deren über alle
Begriffe grosse Vermehrungsfälligkeit dadurch bedingt wird. Durch unvollkommene Selbsttheilung und Knospenbildung entstehen die Mo-
nadenstöcke.— Ein Gefäss System ist noch bei keiner Form deutlich geworden, das bei Paramec. Aurelia angegebene war eine
Irrung durch die Eierketten. Es scheint zu fein für die bisherige Beobachtung zu seyn. — Als Empfindungsorgane sind bei 48
Arten in 21 Gattungen von 7 Familien, den Monadinen, Cryptomonadinen, Volvocinen, Astasiaeen, Dinobryinen, Pe-
ridinaeen und Colpodeen, Augen beobachtet, welche sämmtlich ein rothes, nur bei 1 Form {Ophryoglena) ein fast rein schwar-
zes Pigment haben. Nervenmark -Ganglien, als Unterlage der Augen, sind bei Amblyophys und Euglena beobachtet (vergl. p. 491.).
Die geographische Verbreitung der Classe erstreckt sich über ganz Europa, das nördliche Afrika, das westliche und nördliche
Asien (Arabien, Syrien und Sibirien), und ist auch in Carolina in Amerika und im Weltmeere beobachtet. Fossile Formen sind über-
diess aus Europa, Afrika, Isle de France, Isle de Bourbon und von Lucon aus den Philippinen -Inseln bekannt. Letztere bilden zum
Theil als vielleicht neueres Kieselmehl bis 28 Fuss mächtige Lager im Lüneburgischen, zum Theil 12 — 16 Fuss mächtige Lager als
Polirschiefer im Tertiärgebilde. Andere reichen in den Feuersteinen der Kreide in die Secundärformationen, und in den Halbopalen der
Porphyre mag Pyccidicula in noch grössere Tiefen und Altersstufen der Erdrinde steigen.
Eine so eben noch aus den Bächen von Real del Monte im mexikanischen Amerika getrocknet eingegangene Sendung des
Rendanten des dortigen Bergwerks, Carl Ehrenberg, meines jüngeren Bruders, enthält die ersten 14 mit Sicherheit speciell zu. be-
stimmenden, in Amerika lebenden, Infusorien, nämlich: 1) Cocconeis concentrica nov. sp.; 2) Cocconema gibbum; 3) Fragila-
ria Catena nov. sp.; 4) Gomphonema Augur nov. sp.; 5) G. clavatum; 6) G. gracile; 7) G. truncatum; 8) Navicula
lanceolatal; 9) N. gibba?; 10) N. viridis? ; 11) N. viridula; 12) Synedra Gallionii? ; 13) S. lunaris; 14) S. Ulna. Alle
erkennbaren Formen sind Kiesel-Bacillarien, welche mithin auch in Amerika, wie überall, vorzuherrschen scheinen. Sämmtliche
Formen gehören 6 Generibus an, die alle europäisch sind, und nur Vs dieser Arten sind in Europa nicht vorgekommen* — Durch Herrn
Prof. Carl Ritter, den Geographen, erhielt ich endlich auch neuerlich den Quellschleim der warmen Meeresquellen von der griechi-
schen Vulcan-Insel Santorin. Ich fand zahlreich darin 4 Arten Kiesel-Bacillarien: 1) Cocconema graecum nov. sp.; 2) Na-
vicula (juadricostafa (von Carlsbad) mit noch 2 gestreiften, nicht sehr ausgezeichneten, Naviculis^ den Jungen der N. lanceolata
und striatula? . — In den volhynischen Feuersteinen der Kreide sieht man Xanthidium ramosum mit Hayfischzähnen, Echiniten,
Fichtenholz und Blüthenstaub von Fichten eine sonst scheinbar homogene Feuersteinmasse bilden (s. Berichte der Berl. Akad. d. Wiss.
Juni 1838.). — Die speciellere geographische Verbreitung ist bei den einzelnen Familien und Gattungen nachzusehen.
ERSTE FAMILIE.
Mona cl Ina, lonadineiir
CHARACTER: Animalia polygastrica tubo intestinali destituta (anentera), nee loricata (nuda), nee appen-
dieulata (gymnica), eorpore unifornii, divisione spontanea perfecta simplici non nisi in partes
duas, decussata aiitem in quatuor pluresve dividua.
CARACTERE DES MONADINES. Animaux polygastriques^ sans canal intestinal \ sans cara-
pace, sans appendices^ h corps uniforme , se divisant par division spontanee par-
faite et simple tout au plus en deux^ mais par division croisee aussi en qaatre ou
plusieurs individus.
Alle selbstbewegten Körperchen, welche das Mikroskop im Wasser zeigt, die bei verhältnissmässi-
ger so starker Vergrosserung, dass äussere zarte Organe erkennbar werden könnten, keine Füsse, Haare,
Borsten oder andere äussere Anhänge führen, die auch nicht von irgend einer besondern gallertigen, häu-
tigen oder harten Hülle umgeben und gepanzert erscheinen; bei denen ferner zwar sich eine Mehrzahl von blasen-
artigen Speisebehältern im innern Körper erkennen lässt, oder sehr wahrscheinlich wird, aber kein diese
verbindender Speisekanal zur Klarheit gebracht werden kann, die nie kettenartig gegliedert erscheinen,
sondern nur höchstens zuweilen durch einfache Einschnürung (Selbsttheilung) doppelt, oder durch kreuzweise
Einschnürung viertheilig oder brombeerartig werden und deren kugliger, eiförmiger oder länglicher Körper
beim Ruhen und Schwimmen keine willkührliche Formveränderung zeigt, solche Körper gehören zur
Familie der Monaden.
Erläuterungen.
Bei Körpern, welche so klein sind, dass man sie nicht so weit vergrössern kann, dass die natürlicherweise verhältnissmässig
noch viel feineren Organe ihres Körpers erkennbar werden müssten, hat man kein Recht auf Einfachheit ihres Baues zu schliessen.
Solche Formen bleiben zweifelhafte Körper, bis man Mittel findet, ihren specielleren Bau zu erkennen. Sind sie selbstbewegt, so mag
man sie fraglich zu den Monaden stellen, sind sie bewegungslos und organisch geformt, fraglich zu den Pflanzen. Unorganische so
kleine Körper erkennt man an der gerissnen Unregelmässigkeit oder mathematisch scharfen Regelmässigkeit ihrer bewegungslosen Form.
"Wo keiner dieser Charactere klar ist, darf man im wissenschaftlichen Sinne kein festes Urtheil über die vorliegenden Körperchen aus-
sprechen. Sie sind dann weder einfache Thierkörper, noch einfache Pflanzenzellen, noch formlose Mineralien, sondern es sind mit un-
senn Gesichtsinne unerreichbare Körper (vergleiche Monas). Zavl diesen zweifelhaften Formen gehören bei den besten Hülfs-
mittein unserer jetzigen Zeit alle Körperchen ohne Ausnahme, welche weniger als 2/3ooo einer Linie im Durchmesser haben, auch schon
viele von denen, die Viooo bis Vsuoo Linie messen.
Als anhanglose der Monadenfamilie angehörige Formen sind auch alle solche angesehen, welche nur einen Wimperkranz um
den Mund oder nur einen fadenförmigen einfachen oder doppelten Rüssel am Munde haben, den sie peitschenartig oder wirbelnd bewe-
gen. Ferner ist der kegelförmig oder fadenförmig (schwanzartig) verlängerte Hinterleib nicht als besonderer Anhang betrachtet. Ebenso
würde ein verlängerter Vorderleib (Hals), welcher also den Mund nicht am Grunde, sondern am Ende zeigt, kein Anhang seyn.
Einen Panzer erkennt man leicht durch sein Abstehen vom eigentlichen Körper, wenn letzterer sich durch andere Färbung
auszeichnet; zuweilen ist die Entscheidung weniger leicht. Bei einigen fällt der Körper erst dann zusammen, wenn er die Eier entleert
hat, und unterscheidet sich vom Panzer. Wo mehrere Individuen einen gemeinschaftlichen Panzer führen, ist es leicht, diess zu er-
kennen. Im Allgemeinen ist bei weniger durchsichtigen Formen immer ein Panzer zu vermuthen. Meist sind die gepanzerten Thierchen
durch Starrheit ihrer Umrisse kenntlich. Druck zwischen geschliffnen Glasplatten zersprengt und isolirt den Panzer so, dass er sicht-
bar wird. Sehr durchsichtige, gallertige Panzer erkennt man oft nur durch Trübung der umgebenden Flüssigkeit mit Farbe (Indigo),
indem diese dann in einem bestimmten, scharf begrenzten, Abstände vom Körper entfernt bleibt und von ihm abgehalten wird.
Den vielmagigen Ernährungs -Apparat erkennt man am sichersten durch gefärbte Nahrung, welche man in's Wasser mischt.
Jedenfalls nach einigen Stunden, zuweilen augenblicklich, sieht man deren Aufnahme in eine Mehrzahl von rundlichen Blasen oder Zel-
len. Sind die Magen der Thierchen weniger zahlreich, aber dafür grösser, so ist das Erkennen meist leicht. Schwierig wird es zu-
weilen, wo die Magenblasen sehr zahlreich, daher sehr klein sind. Ist dann noch iiberdiess der Körper durch einen, wenn auch noch
so durchsichtigen, Panzer umhüllt, oder durch farbige Körner (Eier) stark grün gefärbt, so verdecken diese die Magcnzellen zuweilen
so sehr, dass ihr Erkennen unsicher oder unmöglich wird. Viele grüne Thierchen sind in diesem Falle. Oft erkennt man die Viel-
zahl der Speisebehälter grösserer Infusorien schon ohne alle künstliche Nahrung dadurch, dass man gleichzeitig kleinere farbige Thiere
neben und in den durchsichtigen grösseren erkennt, welche diese verschluckt haben. Beobachtung verschiedener Lebensperioden, beson-
ders nach der Entleerung der Einlasse, lässt den wahren Bau zuweilen sicher erkennen,
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Die Existenz eines eigentlichen Speisecanals, in welchen die sämmtlichen Magen einmünden, ist nieist sehr schwierig zu er-
mitteln. Man überzeugt sich bei solchen Formen, die nicht allzubeweglich sind, durch Fütterung mit Indigo oder Carmin direct. Manche
füllen sich sogleich begierig voll und man sieht das Fortrücken der blauen Nahrung in einem innern Canale des durchsichtigen Körpers.
Bei vielen ist diese directe Beobachtung unmöglich, obschon das Resultat, die farbig erfüllten Magen, deutlich ist. Als sicheres Merk-
mal der Anwesenheit eines wirklichen Darmes oder Speisecanales ist eine besondere Entleerungs-Oetthnng, Afteröffnung, angenommen.
Bei anhaltender Beobachtung sehr mit sichtbaren Nahrungsstoffen angefüllter Thierchen sieht man, wo viele gleichzeitig zu übersehen
sind, leicht sowohl Aufnahme als Entleerung der genossenen unverdauten Stoffe. Da, wo diese an einer andern Stelle als dem wirbeln-
den Munde geschieht, ist deutliche Anwesenheit eines Speisecanals , und solche Formen gehören nicht zu der Familie der Monaden.
Da, wo aber die Speise durch dieselbe Miuidstelle, welche sie aufnahm, auch nach einiger Zeit immer wieder ausgeworfen wird, ist
entweder kein Speisecanal, oder ein in den Mund zurückkehrender vorhanden. Letzteres ist nur bei den Vorticellinen und Ophry-
dinen der Magenthierchen, welche einen sichtbaren kreisförmigen Speisecanal haben, der sich wieder zum Munde umbiegt, allein
alle diese Formen sind sehr kenntlich durch periodisch zuckende Zusammenziehungen ihres Körpers, welche mit dieser Bildung des Ernäh-
rungs- Apparates in nächster Beziehung zu stehen scheinen. Allen übrigen Formen, denen dieses Zucken und der direct sichtbare Spei-
secanal abgeht, ist in diesem Werke Mangel einer besondern Auswurfsöffnung und eines Speisecanals zuerkannt.
Längliche Thierchen, welche bei verhältnissmässig hinreichender mikroskopischer Vergrösserung einen gegliederten Körper er-
kennen lassen, verrathen dadurch eine unvollkominne mehrfache queere oder längenmässige Selbsttheilung. Sind sie fadenförmig, so ist
diess nicht ihre Grundform, sondern jedes einzelne Glied des Fadens ist als ein besonderes Thier zu betrachten, welches durch wieder-
holte Selbsttheilung eine fadenförmig zusammenhängende Familie bildet; sie sind also gar nicht vergleichbar mit Gliederthieren, auch
nicht mit den gegliederten Würmern. Alle solche Formen gehören auch nicht zu der Monadenfamilie, sondern die queergetheilten ge-
hören zu den Zitterthierchen (Yibrionien), die längsgetheilten zu den Stab thierchen (Bacillarien). Bei den Monaden
theilt sich jedes Thier zwar meist in 2 Theile, aber diese Theile trennen sich vollständig von einander, ehe sie sich wieder theilen.
Nur bei Monas gliscens habe ich das Zusammenhängen von zuweilen 4 Thierchen erkannt und nicht hervorgehoben, weil es nur sel-
ten und ausnahmsweise zu seyn schien. Der Character würde sie sonst zu den Vibrionien ziehen.
Anders ist es mit der kreuzweisen Theilung. Alle Thierchen, welche bei sonstigen Cliaracteren der Monaden sich abwech-
selnd nach der Queere und nach der Länge unvollkommen theilen, bilden dadurch beerenartige Kugeln, und so kann man häufig, je-
doch auch nicht immer, aus der Beerenform wieder auf unvollkommene kreuzweise Theilung schliessen. Solche Formen können der Mo-
nadenfamilie angehören, nur müssen sie panzerlos seyn.
Endlich ist ein besonderer Character dieser Familie in der geringen Formveränderung des Körpers. Keine Monadenform kann
sich willkührlich fadenförmig, knotig und abwechselnd kugelförmig gestalten, keine kann beliebige Körperstellen lang ausdehnen und wie-
der einziehen. Zwar werden die ovalen und länglichen Monadinen beim Sterben und Eintrocknen des Wassertropfens, in dem sie le-
ben, auch kugelförmig und eckig, allein das ist durch unwillkührliche Contraction. Alle solche, den Monaden übrigens nächst ver-
wandte Formen, welche grosse Veränderlichkeit der Form zeigen, vereinigen sich mit andern Familien, die panzerlosen mit der Familie
der Astasiaeen oder Amoebaeen, die gepanzerten mit der der Dinobryinen und Arcellinen.
Was die Summe der organischen Systeme anlangt, welche den Formen der Monadenfamilie nachweislich zukommt, so besitzen
dieselben deutlich erkannte Bewegungsorgane in allen Gattungen, deutliche Ernährungsorgane und deutliche Fortpflanzungsorgane, sogar
zweierlei Art. Einige haben Augenpunkte als Empfindungsorgane. Nur die Circulationsorgane des Blutes sind bisher spurlos unerkenn-
bar geblieben, was jedoch, bei dem geringen Durchmesser, den diese Organe nur haben können, nicht zu verwundern ist und keines-
wegs erlaubt, daraus mit Sicherheit auf deren Mangel zu schliessen.
Die Familie der Monaden enthält jetzt 41 Arten (Species) von Thieren, welche sich zur Erleich-
terung der Uebersicht in 9 Gattungen (Genera) abtheilen lassen.
Uebersicht der Gattungen der Monadinen:
/einfache Monas
. ) ( durch Zusammen-
augenlose • •-(,..«, l > , TT n
° x gehäufte . < treten Uvella
y , , schwimmende . / v ( durch Selbsttheilung Polytoma
schwanzlose ■. . <' K " * * \ \ i ( mit 1 oder 2 Rüsseln Microglena
augenführende . / c { mit vielen Rüsseln . Phacelomonas
^ (gehäufte . Glenomorum
rollende DoxoCOCCUS
lippeiifiibrcndc Chilomonas
geschwänzte fc Bodo
Ö
Die Charactere dieser Uebersicht sind specieller folgende:
sehwanzlose Monadinen sind solche, deren Körper ohne deutliche schwanzförmige Verlängerung ist, im Gegensatze anderer,
die eine solche Verlängerung besitzen;
lippenlose Monadinen sind solche, deren Mund vorn, am gcrad abgestutzten Ende, in der Körper- Axe ist, im Gegensatze
solcher, die den 3fund seitlich, am schief abgestutzten Vorderende u. s. w. führen. Alle besitzen 1, 2, oder viele, wim-
perartige, fadenförmige Rüssel am Munde;
schwimmende oder drehende Monadinen führen den wirbelnden Mund bei ihren Bewegungen in der Richtung der Bewegun-
gen, vorn, ihre stetige oder drehende Bewegung ist in der Richtung der Körper -Axe, wenn auch zuweilen wankend;
andere, im Gegensatze dieser, bewegen sich rollend, über Kopf, gegen die Körper- Axe, oder ohne Rücksicht auf diese;
3
aiigenlose Monadfnen besitzen keine in allen Individuell beständigen und der Lokalität nach ebenfalls festen Augenpunkte,, im
Gegensatze solcher, die deren immer in der vordem Körperhälfte, meist am Kopfe und meist rothfarbige, zeigen;
einfache Monadinen sind solche, welche nie anders als einfach oder höchstens durch einfache Theilnn^ doppelt gesehen wer-
den, im Gegensatze von solchen, die, obwohl auch ursprünglich einfach, doch auch haufenweis zusammenhängend, brom-
beerartig gefunden werden.
ERSTE GATTUNG.
Monade. Monas.
CHARACTER: Animal e familia Monadinorum cauda et ocello destitutum, orc tcrminali truncato, ciliis
aut proboseide subtili flagellifonni, unica duplicive instrueto, dum natat antico, divisionc
spontanea simplici bipartitum aut nunquam dividuum.
CARACTERE: Animal de la famille des Monades, sans queue et sans oeil^ ä boiiche terminale
tronquee pourvue de eils ou de trompe en forme de fouet ckez quelques uns double
et tres delie^ toujotirs anter teure ^ a division spontan ee simple ou nulle.
Das Geschlecht der eigentlichen Monaden unterscheidet sich von allen Formen der Familie durch
Mangel an Schwanz , vorragende Lippe und Mangel an Augen, ferner durch solche Bewegung in der Rich-
tung der Längsaxe des Körpers, dass der Mund stets vorn bleibt, und durch Mangel des Zusammenhän-
gens vieler Individuell in Form einer Beere.
Es sind bisher 25 Arten der Monaden erkannt worden. Zwei sind grün, zwei gelblich, drei röth-
lich, achtzehn farblos. Am auffallendsten unterscheiden sich die gefärbten; aber die Farbe allein ist kein
sicherer Charakter. Setzt man blaue Farbe zum Wasser, so färben sich die farblosen blau, roth bei Zu-
satz von Carmin, grün bei Zusatz von Saftgrün. Die Farbe kann also von der genossenen Nahrung kom-
men. Ist das Wasser, worin sie leben, sonst farblos, so schliesst man mit Recht, dass die Farbe, welche
sie haben, ihnen eigen ist. Ist die genossene farbige Substanz sehr intensiv gefärbt und nicht allzufein zer-
theilt, so erkennt man die Füllung der einzelnen Magen bei starker Vcrgrösserung deutlich, indem nicht der
ganze Körper, sondern nur einzelne Flecke, innere Bläschen, farbig erscheinen.
Ob man wahre Monaden vor sich habe, lässt sich durchaus gar nicht beurtheilen und entscheiden,
wenn man nicht wenigstens eine klare Vcrgrösserung von 300mal im Durchmesser benutzt. Oft reicht diese
nicht aus. Im Allgemeinen sind überdiess die Arten der Gattung ßlonas noch sehr schwierig scharf zu be-
stimmen, indem man leicht junge Thierchen ganz anderer Gattungen für Monaden hält. Auch sind die Ein-
zelthicrc der Gattungen Baclerium, Vibrio^ TJvella^ Polytoma^ Pandori/na, Gonium und vieler anderer,
wenn sie so eben aus ihrer Vereinigung oder gemeinsamen Hülle geschieden oder noch einfach sind, von
Monaden nicht zu unterscheiden. Ein einzelnes Individuum, zumal ausser dem Acte seiner Theilung, ist
mit Gewissheit gar nicht zu bestimmen. Wenn daher Beobachter den Namen eines oder jedes einzelnen be-
wegten Pünktchens, zumal in einer Flüssigkeit, die deren überhaupt nicht sehr viele hat, zu wissen ver-
langen oder angeben, so müssen sie sich mit Annäherungen an das Rechte begnügen. Da wo einzelne For-
men sich in dichter Menge entwickelt haben, ist die Bestimmung leichter und sicherer, weil sich dann aus
mehrfachen Lebensverhältnissen die Eigentümlichkeit beurtheilen lässt. Leitend sind folgende Erscheinungen.
Sieht man in einem Tropfen Vibrionen, Bacterien, Uvellen oder Polytomen, deren auffallende Formen
als Monadenstöcke leicht erkenntlich sind, und zwischen diesen einzelne Monaden - ähnliche Körper, so muss
man zuerst daran denken, dass es Junge oder Einzelthiere jener Monadenstöcke seyn können, und wenn
die Grösse nicht sehr differirt, sie dafür gelten lassen. Eben so ist es mit den grünen Monaden zwischen
Pandorinen und Gonien. Besonders täuschend ist auch Chlamidomonas Pulvisculus^ deren Jugendzustand
oft für eine augenlose und ungepanzerte grüne Monade gehalten werden kann. Giebt man sicli einige Mühe,
so findet man in der Masse der Individuen gewöhnlich doch bald Aufschluss. Besteht man darauf, über ein
einzelnes Individuum oder über flüchtige Beobachtungen zu entscheiden, so wird man viel Falsches angeben-
Die Beobachter sind fast immer sehr geneigt, in der Bewegungsart der Thierchen unterscheidende
Charactere zu finden. Man hält schneller schwimmende für verschieden von langsamen; wälzende, wan-
kende, hüpfende unterscheidet man scharf. Solche Unterschiede sind nur dann brauchbar, wenn man viele
gleichartige Individuen sieht und wenn sich auch am Körper selbst irgend ein Character erkennen lässt,
durch den jene Eigentümlichkeit bedingt seyn kann. So ist das Hüpfen gewöhnlich die Folge von einer
oder mehreren kleinen Borsten am Thierchen, die man bei scharfer Aufmerksamkeit und geeigneter Ver-
grösserung erkennt. Sind solcher Borsten mehrere, so gehören dergleichen Monaden zu den Borsten mona-
den {Chaetomonas). Ist nur eine Springborste, so ist diess gewöhnlich ein Schwanz , und die Form ge*
hört zu den Schwanzmonaden {Bodo). Schnelleres und langsameres Schwimmen ändert sich oft nach
dem mehr oder weniger häufigen Futter und nach dem Alter oder der Grösse, wie bei allen andern Thieren.
Die Erscheinung des Wankens ist meist Folge einer linsenförmigen zusammengedrückten Körperform. Die
Erscheinung des Drehens um die Längsaxe beim Schwimmen ist, wie es scheint, immer die Folge eines
einfachen fadenförmigen Rüssels am Munde, als einseitigen Sehwimmorgans. Wo 2 Rüssel oder viele Wim-
pern sind, scheint immer das Schwimmen ohne Drehen zu erfolgen, und so lasst sich umgekehrt auch wohl
von der Bewegung auf die Bewegungsorgane mit Wahrscheinlichkeit schliessen, obschon die willkührlichen
Bewegungen aller Thiere höchst mannichfach sind. So vermögen z. B. alle Monaden, welche einen oder
zwei fadenförmige Rüssel als Bewegungsorgane haben, auch wenn sie keine schwanzartige Springborste be-
sitzen, ebenfalls zu hüpfen, indem sie den Rüssel schnell anstossen. Beim Verdunsten des Wassers erkennt
man diess oft ganz deutlich.
Die einzelnen Systeme des Organismus der Monaden- Gattung.
Bewegungssystem.
Obwohl noch nicht bei allen Arten von Monaden, welche hier verzeichnet sind, Bewegungsorgane beobachtet werden konnten,
so ist es doch wahrscheinlicher, dass der Mangel an der Beobachtung liegt, als dass er in den Formen selbst begründet sey. Nur ganz
allmälig bei sehr scharfer absichtlicher Fixirung der Aufmerksamkeit auf diese Organe sind sie mir anschaulich geworden; aber bei allen
seltnen oder ausländischen Formen war solche Bemühung nicht wohl möglich. Es ergiebt sich aus den bereits erlangten Kenntnissen,
dass zum Character einer wahren Monade ein fadenförmiger Rüssel als Bewegungsorgan immer gehören mag. Die mehrfachen Wimpern,
welche man zuweilen vorn zu erkennen glaubt, sind oft nichts anderes, als ein einfacher Rüssel in schwankender oder drehender Bewe-
gung, so wie man ein schnell hin und her bewegtes Stäbchen vielfach sieht. Doch giebt es eine Art mit 2 Rüsseln. Monas tingens
hat nämlich immer 2 Rüssel, bildet aber doch wohl eine besondere Gattung, Glenomorum, welche sich zu Microglena verhält wie
Uvella zu Monas. Nicht immer aber, wo 2 Rüssel sind, sind diese in wesentlicher constanter Character, sondern ich habe beobach-
tet, dass bei eintretender Längstheilung solcher Formen, die nur einen Rüssel haben, sich erst 2 Rüssel bilden, ehe sich der Körper
theilt (s. Taf. I. Fig. IV. a. und Fig. XVII.). Da aber diese doch nur einzeln unter den einfachen erscheinen, so erkennen sich dennoch
die Formen leicht, welche 2 Rüssel als Art -Character beständig führen, durch ihre constante Wiederkehr. Bei jenen Verhältnissen
müssen diese dann 4 Rüssel zeigen, was ich aber noch nie beobachtete. Diese Rüssel als Bewegungsorgane haben, wie man leicht
beobachtet, eine doppelte Function, sie sind Bewegungsorgane und Wirbel- oder Fangorgane, meist beides gleichzeitig. — Durch mo-
mentanes Rückwärtsgehen einzelner Individuen muss man sich nicht über das Vorn und Hinten irre leiten lassen.
Ernährungssystem.
Der Ernährungs- Apparat der Monaden ist bei mehreren Arten sehr deutlich auch ohne künstliche Mittel zu erkennen. Bei
Monas Termo, Gutlula und socialis habe ich ihn durch gefärbtes Futter künstlich zur Anschauung erhalten, bei Monas Guttula
und vivipara ihn auch im ganz natürlichen Zustande erkannt, indem die innern Magenzellen mit farbigen Theilchen zuweilen zufällig
erfüllt waren. Er besteht aus vielen einzelnen getrennten Zellen, 8 — 20 an Zahl, die sich aber nicht alle gleichzeitig erfüllen, meist
grossentheils contrahirt ganz unsichtbar sind, oft auch, wenn sie mit klarer Flüssigkeit erfüllt sind, als helle Bläschen im Innern er-
scheinen. Den Mund kann man als helfe oder ausgezeichnete Stelle an der Basis des Rüssels zuweilen direct erkennen (s. Taf. L
Fig. III. b. und Fig. V.). Beim Wirbeln in farbig getrübtem Wasser bildet diese Stelle das Centrum der entstandenen Strömung. Bei
den übrigen verzeichneten Formen sind Mund und Magen also wohl nicht fehlend, sondern nur bei einigen noch unbeobachtet. Eine
besondere Ausleerungsstelle, ausser der Mundöffnung, habe ich nie beobachten können, weshalb es scheint, als hängen die vielen klei-
nen Magen wie einzelne getrennte Beutel vom Grunde des Mundes nach innen hinab. Der Hintertheil der Monaden wäre sonach ihr
Rücken. Die Nahrung der Monaden scheint aus kleinen Algensaamcn, Chlorophyll- Körnchen und andern Theilchen aufgelöster Pflan-
zen, so wie aus noch kleineren, jüngeren Monaden zu bestehen. So wenigstens könnte man Taf. I. Fig. III. und IV. deuten.
Fortpflanzungssystem.
Der Fortpflanzungs - Apparat der Monaden ist ganz besonders deutlich beobachtet in Monas Guttula, vivipara und M. tin-
gens. Er besteht aus sehr vielen im ganzen Körper verstreuten, netzartig verbundenen (?) Körnchen, und aus einem verhältnissmässig
grossen kuglichen und drüsigen Körper, welcher sich bei der Selbsttheilnng mit theilt. Diese drüsige Kugel ist, wenn man die grösse-
ren Infusorien und diese wieder mit den noch leichter zugänglichen Saugwürmern (Trematodea) vergleicht, offenbar einer männlichen
Samendrüse ganz analog, und jene Körnchen sind Eiern ganz ähnlich. Bei Monas vivipara waren die Körnchen alle einzeln in zit-
ternder Bewegung (schon ausgekrochen?), was diese Ansicht begünstigt. Die wahrhaft farbigen Monaden scheinen ihre Farbe nur die-
sen Eiern zu verdanken, gleichgestaltete farblose schwimmen meist zwischen den farbigen einzeln umher, wonach es denn oft ent-
leerte farbige geben mag, die man als farblose leicht so lange für andere Arten hält, bis noch bestimmtere Charactere aus ihrem Kör-
per ermittelt worden sind. Bei Monas vivipara sah ich das Zerfliessen des Körpers und Freiwerden der beweglichen Keime oder
Jungen, wie es bei Stentor und den grösseren Magenthierchen sich leichter beobachten lässt. Eine contractile, strahlige Blase,
welche die beiden Fortpflanzungs -Apparate verbindet, habe ich bisher noch bei keiner Art ganz deutlich, vielleicht aber doch bei M.
Güttill a und Okenii, erkannt.
Ueberdiess haben die Monaden ebenfalls noch andere Fortpflanzungsweisen, die nur die Individuenzahl vermehren. Sie haben
Selbsttheilnng nach 2 Richtungen, als QueertheiJnng oder als Längstheilung. Die Qneertheilung allein ist von mir beobachtet bei Mo-
nas Guttula, hjalina, gliscens, Okenii und socialis, die Längstheilung allein bei Monas Punctum, beide vereint bei Monas
vivipara. Wahre. Knospenbildnng ist nicht beobachtet.
Oef äs ssy stein.
Blutumlaufs- Organe lassen sich, wahrscheinlich nur ihrer Feinheit halber, nicht erkennen, um wie viel weniger also das Blut
selbßt in seinen Blutkörperchen, obschon die Analogie der übrigen Systeme mit den grösseren Tliieren auch für die Anwesenheit dersel-
ben spricht. Wäre das Blut gefärbt, so wären die Gefässe leichter sichtbar. Giebt es also, der Analogie der übrigen Thiere nach,
Blutgefässe, so werden sie wohl farbloses Blut in sich führen.
12 lnpfiiidungSNy stein.
Empfindungs- Organe gehen den Monaden keineswegs ab. Mit ihrem Rüssel sieht man sie tasten, und ihr Stillstehen und
Wirbeln, wo reichliche Nahrung ist, zeigt, dass sie Empfindung davon haben. Einige haben Augen -ähnliche Organe; diese sind aber
hier, um die Formenmasse der einzelnen Gattungen zu verringern und übersichtlicher zu machen, nach dem Grundsatze, dass ein be-
sonderes Organ eine besondere Gattung bezeichnet, als Gattung Microglena verzeichnet. Nur die Monas tingens hat mir, erst nach-
dem sie schon auf Tafel I. gestochen war, noch ein rothes Auge erkennen lassen. Grosse Mengen derselben, welche mir der Zu-
fall neulich erst zur wiederholten Beobachtung darbot, zeigten noch andere von den Monaden abweichende Charactere, die ich noch habe
bei der Darstellung anbringen lassen, weshalb sie wohl besser als eigene Gattung, Glenomorum tingens , betrachtet wird. Die rothe
Farbe des Pigments lässt solche au genähnliche Empfindungs -Organe scharf erkennen, wo aber ein dergleichen Hülfsmittel zum Erken-
nen der Anwesenheit von Nervensubstanz mangelt, hindert die geringe Grösse und die Durchsichtigkeit der kleinen Körper die Wahr-
nehmung, ohne den Mangel zu beweisen. Die Gattung Monas umfasst nun gerade die in dieser Hinsicht für die Wahrnehmung er-
schwerten Organismen, zu deren Erläuterung denn die Gattungen Microglena und Glenomorum dienen können.
Specielle Verbreitung der Monaden.
Ueber die geographische Verbreitung der wahren Monaden lässt sich mit Sicherheit nur dann etwas feststellen, wenn man mit
den neuesten Mikroskopen und Kenntnissen diese Formen weiter geprüft haben wird. Mir sind nur meine eigenen in 3 Welttheilen ge-
machten Beobachtungen desshalb vergleichbar, weil ich mit denselben Instrumenten die europäischen Formen mit den gemachten Zeich-
nungen und Messungen genau vergleichen konnte. Ich bin daher der Meinung, dass es allerdings in Nordafrika und in Asiens westli-
chen und nördlichen Extremen wahre Monaden giebt. Zwei wahre Monadenformen wurden von mir in Nordafrika beobachtet, eine im
Nilwasser, Monas simplem {Bacteriiim simplere), und eine in der Oase des Jupiter Ammon, Monas inanis {Cyclidium inane)
Zwei Arten, Monas scintillans und M. Termo^ wurden im westlichen Asien, in Arabien, und 6 Arten, M. Enchelys^ hyalina
Kolpoda, Mica, ovalis und Umbra^ im nördlichen Asien in Sibirien von mir beobachtet. Die in meinen akademischen Vorträgen
1830 angegebenen Formen sind zum Theil liier in andere Gattungen übergetragen worden. Monas Alomus und M. Glaucoma des
Nils gehören jetzt zur Gattung Uvella, ebenso die sibirischen Monas Atomus und M. Uva.
Es verdient ferner hier noch eine besondere Bemerkung, dass man häufig in Pflanzenzellen, in Eiern, in todten Wasserflöhen
und in Infusorien selbst, sich rasch bewegende Pünktchen sieht, welche Monaden genannt worden sind und denen man daher, weil sie
in so abgeschlossnen Räumen vorkommen, eine elternlose Entstehung aus Urstoffen (durch Generatio primaria) zuschreibt. Diese
Beobachtungen sind oft unrichtig. In sehr vielen, vielleicht unter gewissen Lebensverhältnissen in allen Pflanzenzellen erkennt man eine
kreisende Bewegung kleiner Kügelchen, welche in einigen Wasserpflanzen, den Chara -Arten, zu einer sehr auffallenden Circulations-
Erscheinung wird. Diese langsam kreisenden Kügelchen sind ohne alle Spur von thierischer Organisation, und ihre Bewegung ist eine
passive, vom Lebensprocesse der Pflanze ausgehende, deren Theile sie sind. Ja man hat die wunderliche Verwirrung dfer Erscheinun-
gen bis auf die Blutkügelchen in den Thieren und im Menschen ausgedehnt und auch diesen ein den Monaden ähnliches, ja gleiches
selbststäudiges Leben zugeschrieben. Diess sind Auswüchse einer falschen philosophischen Richtung unserer Zeit. Die angegebene
Selbstständigkeit der Bewegung dieser Körpertheilchen ist unwahr und eine thierische Structur, wie Monaden, besitzen sie gar nicht*
Sie ist von Niemand nachgewiesen.
Andere haben in gewissen Pflanzenzellen, besonders im Innern der Wasserfäden, in Tangen (Fucis) und dergleichen eine von
jener langsam kreisenden Bewegung der Pflanzensäfte verschiedene Bewegung sehr kleiner besonderer Körperchen beobachtet und dabei
von infusoriellen Bewegungen und Monaden gesprochen. Dergleichen Erscheinungen sind allerdings sehr häufig, allein ihre Verbindung
mit Infusorien und Monaden meist augenscheinlich übereilt und unrichtig für den, welcher die Monaden genauer studirt hat. Die in
Conferven so häufigen Körnerbewegungen, welche eine Entwickelungs- Periode der Conferven allerdings bezeichnen mögen, scheinen auch
da, wo das Durcheinanderlaufen der Kügelchen deutlich ist, nur passiv zu seyn. Sie kommen nur dann vor, wenn der Inhalt der
Schläuche anfängt locker zu werden, sich zusammenzuballen, zu bräunen und zu zersetzen. Es liesse sich diese Erscheinung vielleicht
oft dadurch erklären, dass man das Eindringen von Wasser in kleine Oeffnungen der reifen, sich zersetzenden Schläuche annimmt, wel-
ches, indem es sich mit der schon innerhalb befindlichen organischen Flüssigkeit der Conferve, oder des Tanges verbindet, solche Strö-
mungen macht, wie Säure oder Branntwein im Wasser hervorbringen, durch welche dann die kleineren Theilchen des Zelleninhalts in
passive, sehr verflochtene, den thierischen und willkührlichen ähnliche, Bewegungen geriethen. Aber auch die Körperchen selbst bedür-
fen einer Ausgleichung ihrer bisherigen Flüssigkeit mit der neuen, daher kreisen, hüpfen und zittern sie. Thut man feinen organischen
Staub erst in Branntwein (Weingeist), dann in Wasser, so hat man eben solche Bewegungen noch heftigerer Art zu beliebiger Ver-
gleichung, weil der sie durchdringende Weingeist sich erst mit dem Wasser wieder auszugleichen, zu verdünnen hat, wobei sie, obwohl
heftig hüpfend, ganz passiv sind. In einigen seltenen Fällen glaube ich in Pflanzenzellen wohl auch wahre Monaden, und zwar Monas
Termo, erkannt zu haben, namentlich einmal in einer Zelle von Spirogyra prineeps, während ich viel häufiger jene ersteren Bewe-
gungen gesehen habe. Ein sehr deutlich sprechender Beweis für diese Ansicht ist bei der Saprolegnia Molluscorum {Faucheria
ac/uatica dergl.), deren innere grosse Samen so lange im Innern bewegungslos liegen, bis, wie ich beobachtete, ein kleiner Deckel
am Ende der Kolben (durch das Reifwerden) abspringt und daselbst eine cirkelrunde Oeffnung entsteht, dann aber sich drehen, winden
und auskriechen. Das eindringende Wasser wird offenbar von den Keimkugeln , welche bis dahin in der Pflanzenflüssigkeit lagen, ein-
gesogen und es entstehen theils hygroskopische, theils Entwickelungsbewegungen, die den thierischen so vollständig gleichen, dass die
Erscheinung an sich durchaus für thierische Willensfreiheit sprechen würde, wenn nicht das bald erfolgende Stillliegen und das Keimen
nach 6 Stunden, wie es Dr. Unger bei andern Vaucherien ebenfalls beobachtet hat, die Grund Verhältnisse klar vor Augen legten.
Uebrigens finde ich gar keine Schwierigkeit auch im Vorkommen wirklicher Monaden in geschlossenen Pflanzenzellen. Sind doch
der Eingeweidewürmer genug im Innersten thierischer Körper, und das Leben des Weizenaals (Anguillula Tritici) in den Weizen-
körnern auf den Halmen des Feldes ist eine alte Erfahrung. Nur sind diese Erscheinungen nicht häufig. Alles Organische ist vom
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Wasser durchdrungen, und wie Säfte bei einer matt gewordenen, ins Wasser gesetzten Pflanze rasch in alle Theile steigen, auch Far-
ben mit ihnen in oft unnatürlichen Wegen dann gewaltsam aufgesogen werden, so mögen die Eier und Jungen der kleinsten Monaden,
vielleicht auch der Räderthiere {Notommata Weneclcii) sich mit dem Wasser vielfach in Pflanzen vertheilen, nur verhältnissmässig
selten entwickeln und stark vermehren.
Eben solche infusorielle Bewegungen hat man in kleinen todten Thieren und in verdorbenen Eiern beobachtet und sie sind
eine häufige Erscheinung. Auf Taf. 11." Fig. VII. u. XV, auf Taf. XXII. Fig. V. und Taf. LXIII. Fig. VI. sind dergleichen Ver-
hältnisse aus meiner Erfahrung abgebildet. In all den Fällen, wo Thiere oder thierische Theile mit Monaden erfüllt gesehen werden,
ist zwar nicht, wie bei den Pflanzen, an Entwickelangsbewegnng zu denken, allein auch da sind es nicht immer wahre Monaden, son-
dern sehr verschiedene Gattungen von Infusorien, oft aber auch gar keine organischen Körper. Alle sehr verkleinerten Theile, welche
besonders eingeschlossen oder im Wasser frei schweben, zeigen nämlich eine zitternde Bewegung, welche um so weniger als eine
Lebensbewegung erscheint, je allgemeiner sie ist und je mehr auch alle unorganischen und offenbar leblosen, geglühten, fein gepulver-
ten Mineralien dasselbe zeigen. Das farbige schwarze Pigment im Auge der Fische und aller übrigen Thiere zeigt diese Erscheinung
sehr schön, ebenso aber etwas Gummi guttae, Indigo in Wasser aufgelöst, oder geriebenes Glas im Wassertropfen, wie der für Bo-
tanik sehr verdiente Robert Browjn1 nachwies. Das in Wasser aufgelöste feinkörnige Dotter im Ei verhält sich ebenso. Die Tem-
peratur-Differenzen der obern und untern Grenzfläche jedes Tropfens und das Verdunsten bewirken mit den schon oben angegebenen
und noch andern Einflüssen beständige Strömungen im Wasser, die kleine Körperchen zum Zittern bringen und mit sich reissen. Allein
es giebt in todten Eiern, todten Entomostracis, todten Räderthieren und todten Magenthieren (Closterium) zuweilen wirkliche
lebende Thiere, welche den ganzen innern Raum erfüllen. So habe ich oft das Innere todter Entomostraca ganz erfüllt gesehen mit
Leucophrys carnium, auch Oooytricha Pellionella habe ich in grosser Menge im Innern todter Wasser flöhe gefunden. Ferner
ist eine ziemlich grosse Lippenmonade häufig in todten Räderthieren anzutreffen, Chilomonas destruens. Eine Borstenmo-
nade, Chaetomonas, und eine Schwanzmonade, Bodo, leben in Closterien. Endlich giebt es auch wahre Monaden, die ich für
identisch mit Monas Crepusculum halte, welche kranke Thiere und Eier ganz erfüllen und die Stelle von Entozoen der Infusorien
vertreten, deren starke Entwicklung, wie die der Schlupfwespen in den Raupen, tödtlich wird.
Bei einigen Bacillarien (Navicula, Fragilaria , Closterium , Micrasterias) giebt es periodisch im Innern lebhaft be-
wegte Kiigelchen, die das Ganze erfüllen. Ob diess ein Zustand der Auflösung ist, oder ob es ein Lebendiggebären ist, habe ich
nicht klar ermitteln können. Zu den Monaden scheinen diese bewegten Körperchen nicht zu gehören, und werden sie anatomisch be-
freit, so setzen sie die Bewegung nicht lange fort, sondern kommen sehr bald zur Ruhe, was man für einen Beweis passiver Bewe-
gung anzusehen hat.
Die Angaben endlich von zahllosen Mengen und von Millionen Thierchen in einem einzigen Tropfen beziehen sich, so weit
sie die eigentlichen Monaden angehen, auf nur 2 oder 3 Arten. In solcher Menge leben nur Monas Crepusculum und Monas
Termo, zuweilen M. scintillans, beisammen. Allein Bodo saltans, die Vibrionen, Bacterien und Spirilla erlauben ebenfalls
solche Schwindel erregende Berechnungen ihrer oft wirklich vorhandenen Mengen.
Als Richtschnur für alle auf Monaden beziehbare Erscheinungen und abzugebende Urtheile, wrenn sie einen wissenschaftlichen
Werth haben sollen, ist streng festzuhalten, dass es vielerlei Bewegungen kleiner Körper und vielerlei bewegende Kräfte giebt, dass
aber nur solche bewegte kleine Körperchen zu den Thieren und Monaden zu rechnen sind, welche je nach ihrer relativen Grösse ent-
weder den vollen Organismus, oder doch deutliche Spuren des Organismus der wahren Monaden an sich tragen. Alle in dieser Bezie-
hung nicht scharf und ausdrücklich beachteten oder unklaren beweglichen Objecte des Mikroskops, welche mit Monaden Aehnlichkeit haben
oder haben sollen, sind nur kleine bewegte Körperchen und haben keinen Anspruch an den Namen von Monaden, folglich auch keinen
Werth für irgend eine damit in enger Verbindung stellende Theorie.
Die 25 Arten der Gattung Monas lassen sich nach ihrer Gestalt in 2 Gruppen übersichtlich machen:
1) als Kugelmonaden von ganz runder oder eiartiger Form, deren sind 17, und 2) als Stabmonaden
mit länglicher, mehr als doppelt so langer als dicker Form, solcher sind 8.
«. Ku^elmonaden , Sphaeromonades*
Die 17 Kugelmonaden sind kaum doppelt länger als breit, zuweilen kugelartig, nie eine vollkommne Kugel, daher sind die
eiartigen nicht sicher zu unterscheiden. Ziemlich scharf runde giebt es 4 Arten, alle übrigen 13 sind länglich oder ausgeblichtet. Bei
der Selbsttheilung geht die reine Kugelform allemal verloren. Ich theile die Kugelmonaden jetzt daher in etwas mehr rundliche,
Punktmonaden, deren sind 9, und in etwas mehr längliche, Eimonaden, deren sind 8. Tiefere Forschung wird späterhin festere
Charactere geben. Von den 9 P unkt mo na den sind 4 farblos oder weisslich, 2 grün, 1 gelb, 2 röthlich. Die Eimonaden sind
alle farblos.
<?. Pnnktmonaden,
* farblose oder wr e i s s 1 i c h e :
t. Monas Crepusculum, Dämmerimgsmonade. Tafel I. Fig. I.
M. hyalina, acervatim oculo naturali albicans, globosa, agilis, Carnivora, ^ooo lineae partem raro attingens, nunquam
superans. ?
Monade Crepnscnle, hyaline, en masse blanchätre a Foeil naturel, spherique, agile, carnivore, ne
passant jamais Vsou millimetre en longueur.
Organisation der Infusorien, Abhandlungen der Akademie zu Berlin, 1830. p. 74.
- — 1832. p. 57.
Aufenthalt: Bei Berlin häufig zu allen Jahreszeiten beobachtet, vielleicht auch als Monas Termo bei St. Catharinenburg im Ural.
Diqse kleinste aller bisher mit dem Äuge erreichbar gewesenen Thierformen, deren Organisation freilich daher noch unerreich-
bar blieb, ist rundlich, farblos, dem blossen Auge, wo sie in grosser Menge ist, weisslich, rasch bewegt, nährt sich von thieriseben
— »
oder Pilz -Stoffen lind wird nicht über Viooo Linie im Durchmesser gross, ist aber oft nur halb so gross und noch viel kleiner. Sie
lebt im Wasser, worin thierische Theile liegen und sich aufzulösen anfangen, stirbt aber mit weit vorrückender Fäulniss derselben
und ihre zahllosen Cadaver kommen dann an die Oberfläche des faulen Wassers und bilden eine farblose dicke Gallerthaut darauf. Spä-
ter sinken sie zu Boden, das Wasser klärt sich wieder, verliert seinen Geruch und kann dann neuen Formen zum Aufenthalte und zur
Entwickelung dienen. Farbestoffe habe ich sie nie aufnehmen gesehen. Oft findet sie sich im inneren Körper anderer, todter Infuso-
rien oder grösserer Tiiiere und in deren verdorbenen Eiern. Dabei scheint sie sich ganz so zu verhalten wie Käfer- oder Fliegen-
Larven in grösseren Thieren. Ihr Vorkommen in allen wässrigen Feuchtigkeiten, welches bei Znthun von Fleisch ihre schnelle Ver-
mehrung möglich macht, lässt sich mit den zahllosen Samen der Pflanzen im Brach- oder Stoppellande vergleichen, die man im Herbst
und Winter läugnen möchte, aus denen aber in jedem Frühjahr sich eine dichte Decke des üppigsten Pflanzenlebens entfaltet. Thut
man einen thierischen fleischigen Theil, oder auch einen Pilz in ein Glas mit Wasser, so vermehrt sich diese Monade gewöhnlich,
wenn auch nur eine darinnen war, in wenigen Stunden zu unberechenbaren Mengen. Ein kleiner Tropfen zeigt unter dem Mikro-
skope ein so dichtes Gewühl, dass man keine Zwischenräume zwischen den Individuen annehmen kann. Sie drängen sich an einan-
der vorbei. Sind die Thierchen, wie es häufig der Fall ist, V2000 Linie gross, so beträgt ihre Menge in einem 1 Cubiklinie gros-
sen Wassertropfen, den sie gedrängt erfüllen, die Cubikzahl von 2000, also 8000 Millionen, und mithin in 1 Cubikzolle desselben
Wassers, welcher 1728 Cubiklinien enthält, 13 Billionen und 824000 Millionen. ' Rechnet man auch ihre Grössen im Mittel nur zu
J/i 500 Linie im Durchmesser, so steigt immer die Zahl der Individuen eines so dicht erfüllten Tropfens auf 3375 Millionen. Igno-
rirt man die Hälfte, um den einzelnen Thierchen grösseren Spielraum zu geben, so bleiben immer noch 1687 Millionen für einen Tro-
pfen. Wollte man aber einem solchen 1 Cubiklinie grossen Tropfen nur 100 Millionen Thiere zugestehen, so würde in demselben, da
er 8000 Millionen aufnehmen kann, ein leerer Raum für 7900 Millionen gleichgrosser Thiere bleiben, mithin für die Individuen ein
weit grösserer Spielraum übrig seyn, als der ist, welchen man sieht, und es würde die Möglichkeit jenes Gedränges wegfallen, welches
die Beobachtung doch klar und unwiderleglich erkennt. Man vergleiche die Zahlen der Schaalinfusorien des Biliner Tripelberges
unter Gaillonella dütans , Tafel XXI.
Obschon diese kleinste Monade genau genommen nicht mit vollem Rechte in das Thierreich gezogen werden kann, weil an
ihr jene organischen Systeme des inneren Körpers noch nicht entdeckt sind, welche ein Thier charakterisiren, so liegt doch ein Grund
klar vor Augen, warum sie nicht beobachtet werden konnten, weil nämlich die Monade zu klein und durchsichtig ist und weil die durch
unsre zeitgemässen Hülfsmittel verstärkte Sehkraft in solche Tiefen noch nicht zu dringen vermag. Derselbe Grund verbietet aber na-
türlich auch zu behaupten, dass es kein Thier sey. Ihre Bewegung, ihre Vermehrungsweise, ihre Form, ihre Substanz und ihr Zu-
sammenseyn mit entschiedenen Thieren sprechen sämmtlich für den thierischen Charakter. Gleichzeitig mit ihr leben nämlich häufig Spi-
rillum Rugula und Leucophrys carnium, welche letztere Form den thierischen Organismus deutlich zeigt. So steht denn Monas
Crepusculum an der Grenze der Sehkraft und deutet darauf hin, dass diese Grenze der menschlichen Wahrnehmung noch nicht die
Grenze der organischen Natur ist.
Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. I.
Fig. a. ist 450 Mal im Durchmesser vergrössert, bei 9 Zoll Abstand des Auges vom Object.
Fig. b. ist 820 Mal vergrössert. Stärkere Vergrösserungen geben Verlust an Deutlichkeit und keinen Gewinn an Einsicht in die Structur. Bei 3000-
maliger Vergrösserung im Durchmesser sieht man sie in der Form wie Fig. IL b., aber im Wesentlichen nicht anders, nur unklarer.
£. Monas Termo, Sclilu**monade. Tafel I. Fig. IL
M. hyalina, subglobosa, agilis, herbivora, Vsoo lineae partem attingens aut duplo vcl triplo minor.
Monade Termeb hyaline, sp/ieroide, agile^ herbivore, ayant ll2s0 millimetre de longuear, souvent nayant
que la moitie ou le tiers.
Hemprich u. Ehrenberg, Symbolae pliysicae. Evertebrata I. Tab. II. 1828. Text 1830. Phytozoa Polygastrica Fol. d. 2.
Organisation der Infusorien, Abhandlungen der Berliner Akademie, 1829. p. 16. 1830. p. 64. und p. 74. Tafel I. F. I. 1832. p. 56.
Poggendorff's Annalen der Physik 1831. p. 30. Taf. I. Fig. I.
Aufenthalt: In allem stehenden Wasser häufig zu allen Jahreszeiten bei Berlin; in der Oase des Jupiter Amnion bei Siwa in Nord-
afrika; im Gebirgswasser des Wadi Essle am Sinai; im Pfeffer-Aufguss bei Tor in Arabien; im Flüsschen Belaja Reka bei Koli-
wan im Altai; im Wasser der Iset bei St. Catharinenburg im Ural; in der Kupfergrube Soimonofskoi im Ural, bei 6 Lachter
Tiefe; im Newa -Wasser zu St. Petersburg; im Ostseewasser bei Wismar! im Nordseewasser bei Christiania und Droebak in Nor-
wegen! im Grubenwasser von Freiberg aus grosser Tiefe und im Carlsbader Mineralwasser in Berlin!, von Dr. "W erneck in Salz-
burg! beobachtet.
Ob O. F. Müllers Monas Termo diese oder eine andere ähnliche Art gewesen, lässt sich nie mehr mit Sicherheit ent-
scheiden. Auch sind alle aussereuropäischen von mir selbst gemachten Beobachtungen nur in sofern sicherer, als ich mit denselben Au-
gen und Instrumenten die Umstände, Zeichnungen und Maasse vergleichen konnte. Die mit Indigo -Nahrung und genau geprüften, mit-
hin sichren hierher gehörigen, Vorkommen sind durch ! ausgezeichnet und stellen eine grosse Verbreitung in Europa fest.
Die Schlussmonade bildet die Grenze der wirklich beobachteten deutlichen thierischen Organisation. Sie ist immer
farblos, kuglig, in ihrer Bewegung rasch, nährt sich von Pflanzenstoffen und erreicht Vsoo Linie an Grösse, ist aber meist Viooo bis
Vi 500 Linie gross, oft kleiner. Man sieht die grösseren Individuen immer in Gesellschaft von kleineren, die bis V2000 Linie im Durch-
messer haben und auch deshalb wohl offenbar jüngere Thiere derselben Art sind, weil sie sich gegen künstlich gereichte Nahrung
ganz gleichartig verhalten.
Ein sichrer Beweis der Thierheit dieser Form ist, dass sie in das Wasser gemischten Indigo unter Wirbeln am Vorder-
ende sichtlich verzehrt und nach kurzer Zeit 1 — 6 innere blaue Flecke, als eben so viele Magen, erkennen lässt, welche sie damit
angefüllt hat. In Flüssigkeiten, worin Pflanzentheile sich auflösen, die ihr als reichliche Nahrung dienen, vermehrt sie sich ganz ge-
wöhnlich zu zahllosen Mengen, und man kann durch Aufguss von Wasser auf frische Pflanzentheile diese Vermehrung leicht begünsti-
gen. Zwar hat man viel von unmittelbarem Belebtwerden der Pflanzentheilchen selbst geschrieben, allein je mehr ich die Structur und Ent-
wickelung der einzelnen mikroskopischen Tliierformen verfolgte, desto unwahrscheinlicher wurde mir solche Bildung, für die ich bei mei-
ner überaus vielfachen absichtlich gesuchten Gelegenheit dazu, nie eine sichere Beobachtung erlangen konnte. Dagegen habe ich neuer-
lich auch an vielen Individuen der Monas Termo einen einfachen fadenförmigen Rüssel erkannt, mit dessen Hülfe sie ihr Wirbeln und
- 8
ihre Bewegung vollbringen. Dr. Werneck in Salzburg, ein sorgfältiger und feiner mikroskopischer Beobachter, hat denselben ebenfalls
erkannt. Eine Selbsttheilung ist mir bei dieser Art so wenig, als bei der vorigen, zur deutlichen Anschauung gekommen, weshalb die
Vermehrung weit gewöhnlicher, vielleicht nur durch Eierlegen dann zu erfolgen scheint, wenn sie reichliche Nahrung haben. Bei Mo-
nas vivipara und M. Guttula sind die Eier gross, daher sichtbar, bei M. Termo sind sie bisher einzeln nicht zu unterscheiden ge-
wesen, vielleicht nur, weil sie der Sehkraft sich durch Kleinheit entziehen.
Hieran schliessen sich einige einfache Folgerungen, welche man auf die Erscheinungen der organischen Verhältnisse bei die-
sen kleinsten Thieren gründen kann. Mit Indigo oder Carmin genährt, füllen diese Monaden sehr bald mehrere ihrer innem Zellen,
Behälter, damit an und ihre Durchsichtigkeit verräth ganz deutlich, dass sie davon genossen haben. So sieht man denn bei 800- bis
lOOOmaliger Dianieter -Vergrösserung selbst Thierchen von Visoo bis V2000 Linie im Durchmesser, welche je 4, ja 6 Farbepünktchen
im innern Körper haben. Diese 4 Pünktchen, deren organisches Verhältniss man sich schon bei Monas Gattida und vivipara, noch
besser aber beim Trompetenthierchen {Stentor) und Pantoffelthiercheu {Paramecium Aarelid) deutlich machen kann, sind
offenbar ebensoviele mit Farbestoff erfüllte Magen. Ihre Lage ist meist so im Hintertheile des Körpers, dass die vordere Körperhälfte
leer bleibt, und auch den Hinterleib füllen die kleinen Magen nicht ganz aus. Zuweilen liegen in der hintern Körperhälfte 3 bis 4 sol-
cher Punkte hintereinander in einfacher Reibe. Ist nun das Thierchen mit 4 Magen Visoo Linie gross und nehmen die Punkte die
Körperhälfte so ein, dass sie in einfacher Reihe hintereinander liegen, so ist jeder Magen % der Körperlänge und folglich Vnooo einer
Linie gross. Will man nicht annehmen, was unwahrscheinlich ist, dass jeder Magen nur durch ein gerade so grosses Nahrungstheilchen
erfüllt werde, so bedarf es, weil diese kleinen Magen, beim Drehen des Thierchens, immer ihre runde Gestalt behalten, wenigstens
doch 3 Farbetheilchen, um sie zu runden. So ergiebt sich denn, dass jedes dieser erkennbaren Theilchen -mithin höchstens Vsoooo einer
Linie, d.i. V432000 eines Zolles, im Durchmesser haben kann. Der französische gelehrte Chemiker Dumas hat neuerlich 1825 die
Atome oder die letzten Bestandteile, die Ur- Theilchen alles Organischen auf Vsoo Millimeter, d.i. 1/616 Linie, festgesetzt, und die
feinsten Theilchen aller organischen und unorganischen Körper, welche der gelehrte Botaniker Robert Brown in London 1827 beob-
achtete und für constante Grössen ansah, betragen V20000 bis Vsoooo Zoll oder V2000 — Vsooo Linie englisch. Aus obigen einfachen Dar-
stellungen der erreichbaren organischen Verhältnisse erkennt man aber, dass es sogar lebende noch deutlich organisirte Thiere giebt,
welche nicht grösser sind als jene UrstofFe seyn sollen. Mithin kann die Grenze der Körperwelt in der Richtung des kleinsten Raumes
so nahe nicht liegen.
Will man ernsthaft spielend noch einen Schritt weiter gehen, so vergleiche man die kleinen scharf umgrenzten ganz deutlichen
Monaden-Magen mit denen der grössern Magen thierchen. Bei den letzteren erkennt man diese innern Behälter als häutige freie mit
Speise erfüllte Blasen, die mit einer feinen Röhre, einein hohlen Stiele, am Darme hängen und beim Bersten und Zerfliessen des Thic-
res oft losreissen, frei werden und, an der Ablösungsstelle contrahirt, eine geschlossene mit sichtbarer Speise (Indigo) erfüllte Kugel
bilden. Man hat keinen Grund, den eben so scharf begrenzten, mit Indigo erfüllten, innern Speisebehältern der Monaden eine eben
solche freie hantige Umhüllung abzusprechen, wenn sie auch, wegen Feinheit, an sich unsichtbar ist. Vielmehr ladet die Gleichheit
aller Nebenvcrhältnisse ein, auch hier eine Gleichheit der Bildung im Einzelnen anzuerkennen. Da, wo sich ferner 2 Magen der grös-
seren Formen (vergl. Bursaria, Stentor n. s. w.) berühren, erkennt man deutlicher als sonst einen Abstand des Inhalts von der cäus-
sern Grenze der Magen, und- kann so die Dicke der Magenwand beurtheilen, welche ausserordentlich gering ist. Man erkennt, dass
diese Dicke der Wand sich zum Durchmesser des Magens kaum anders als 20 zu 1 verhält. Setzt man sie nur zur Hälfte, zu V10
des Durchmessers an, so beträgt sie bei den Visoo Linie grossen Individuen der Monas Termo, wo die einzelnen Magen als J/s der
Körperlänge messbar erscheinen, also einzeln V12000 Linie messen, V120000 einer Linie. Da wir nun wichtige physiologische Gründe
haben, in allen freien Magenwänden Saft aufnehmende Canäle (Gefässe) zu suchen, welche ebenfalls Wände haben, so ergiebt sich eine
Wahrscheinlichkeit für die Ferne der organischen Atome oder letzten Bestandteile, welcher die jetzigen Mittel zu einer weiteren directen
Forschung bei weitem nicht genügen.
Betrachtet man ferner die ganze Reihe der Magen thierchen und Räder thierchen, ja aller wohl' bekannten Thiere, so
liegt eine gewisse gleiche Summe ihrer Hauptorgane klar vor Augen. Auch bei Monas Guttula, vivipara, grandis und (ßlcnomorum)
tingens, also schon bei wahren Monaden, ist dieselbe Summe, nur mit Ausnahme der Blutgefässe, ganz darstellbar. Es ist daher nicht
wahrscheinlich, dass sie der Monas Termo, welche einen grossen Theil davon nachweislich besitzt, übrigens fehle. Schärfere Beob-
achtung wird also späterhin auch hier zunächst eine runde männliche Samendrüse und kleine Körner als Eier entdecken. Die Körnchen
des Eierstocks, oder die Eier verhalten sich zur Körpergrösse fast bei allen Räder thieren nahe wie 3 zu 1, bei vielen Magen-
thieren wie 80 zu 1, bei einigen wie 40 zu 1. Bei den Monaden, welche sie erkennen lassen, verhalten sie sich (bei Monas Gut-
tula, vivipara und grandis) ebenfalls wie 40 zu 1 oder wie 30 zu 1. Man darf daher mit einiger Wahrscheinlichkeit dasselbe Ver-
hältniss auf Monas Termo übertragen. Berücksichtigt man nur die grössten Individuen der letztern, welche V500 Linie erreichen und auch nur
die grössten der herrschenden Eiverhältnisse (30 zu 1 oder 40 zu 1), so würden die noch zu beobachtenden Eier der Monas Termo
^isooo bis V20000 einer Linie im Durchmesser gross seyn. Ist das Eiverhältniss aber wie 80 zu 1, so sind sie V40000 Linie oder
V480000 Zoll im Durchmesser gross. Nun sind ferner die grössten Individuen dieser Monade gar leicht bloss durch das Streben zur
Selbsttheilung um das Doppelte ihres Normalinaasses vergrösserte Individuen, mithin die Verhältnisse der Mittelformen zu berücksichtigen.
So könnte leicht die Eigrösse der Monas Termo nur Vsoooo einer Linie betragen und diess der natürliche Grund seyn, warum sie bis
jetzt nicht sichtbar seyn konnten. Eine Vergrösserung, welche Vsoooo Linie isolirt erkennbar macht, giebt es nicht.
Die eben ausgekrochenen Jungen pttegen bei den Räder thieren, wo sie sehr vielfach bekannt sind, wenig grösser, selten dop-
pelt so gross zu seyn als die Eier, aber den Organismus der Mutterthiere schon völlig entwickelt zu besitzen (vergl. die Tafeln der
Räder thi er e). Von fast gleicher Grösse mit den Eiern sind die bewegten Jungen der Monas vivipara. Ist aber die entwickelte Brut
von Monas Termo ebenso von fast gleicher Grösse mit den Eiern, so ist sie in den Mittelzahlen Visooo bis V20000 Linie gross und
wahrscheinlich auch den Mutterthieren gleich organisirt. Die innern Magenzellen dieser Jungen, zu % der Länge gerechnet, würden
Vooooo bis V1200 00 einer Linie, die Wände derselben aber zu Vio gerechnet, Voooooo bis V1200000 einer Linie, d. i. im Durchmesser
weniger als ein Zehnmilliontheil bis ein Vierzehnmilliontheil eines Zolles messen. Hat man aber grösseren Gefallen an noch grösseren
Zahlen, so darf man nur die Minima und das Cubikmaass berechnen.
Diess sind keine phantastischen Luftbilder, sondern die einfachsten Schlussfolgen aus directen Beobachtungen. Wer mag hier
an eine nahe liegende Grenze der Natur und der Naturforschung denken! Wenn die unermessliche Natur uns in den Räumen der Ster-
nenwelt schrankenlos entgegentritt, so ist sie es nicht minder für die Forschung in der Richtung zum kleinsten Räume!
o
Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. TL
Fig. a. ist 450mal im Durchmesser vergrössert,
Fig. 6. 820mal.
Bei 2000inaliger Vergrösserung erscheint diese Form der Monas Guttula Fig. III. a. sehr ähnlich, aber nicht klarer.
3. Monas Guttula, Tropfenmonade. Tafel I. Fig. HL
M. hyalina, globosa, lenta, Vi 92 Hneae partem aeqiians, aut minor.
Monade Goutte, hyaline , spherique^ le?ite^ e galante l/oo millimetre^ ou moins.
Abhandl. der Berlin. Akad. d. Wissensch. 1830. p. 63. 74. (94.) Tafel I. F. 3. 1831. p. 57.
Aufenthalt: Bei Berlin häufig zu allen Jahreszeiten. Sie wurde aber zuerst im Newa-Wasser in St. Petersburg 1829 entdeckt oder
von der vorigen unterschieden.
Man sieht diese schon etwas grössere Monade nicht selten mit der Sclilussmonade gleichzeitig in Wassergefässen, worin sicli
zersetzte Pflanzen befinden , welche für solche Thierchen viel Nahrung geben. Sie zeichnet sich, neben ihrer ansehnlicheren Grösse
und Durchsichtigkeit, durch langsamere Bewegung aus. Im Innern erkennt man immer deutlich mehrere Blasen. Bringt man Indigo
oder Carmin in das Wasser, so füllt sie sich alsbald damit an und ihre Magenzellen erscheinen dann verhältnissmässig grösser als bei
der vorigen. Ich sah aber nie mehr als 4 bis 6 Magen farbig angefüllt. Am vordem Körperende erkennt man nach Trübung des
Wassers mit Indigo einen Wirbel und beim Verdunsten des Wassers sah ich wiederholt einen einfachen fadenförmigen Rüssel von nicht
ganz der Körperlänge. Beim Schwimmen dreht sie sich um ihre Längsaxe. Die sich füllenden Magenzellen erscheinen in der hintern
Körperhälfte und meist auf einer Seite. Der Grund davon liegt in einem durchsichtigen drüsigen runden Körper, welcher einen Theil
des Leibes erfüllt. Bei Anwendung einer 2000maligen Vergrösserung habe ich die Structur dieser Monade allmälig zu mehr Klarheit
der Uebersicht bringen können als die der vorigen. Am Grunde des fadenförmigen Rüssels ist eine hellere begrenzte Stelle, welche
man für den Mund halten kann, weil die Strömung, welche der wirbelnde Rüssel erregt, dahin gewendet ist. Es Hessen sich so bis 12
Magcnzellen von verschiedenem Durchmesser erkennen, überdiess der trübe, durchscheinende, runde Körper, aller Analogie mit den grös-
seren Infusorien, (vergl. Paramecium Aurelia^ Nassula, Bursaria dergl.) nach, die männliche Samendrüse. Eine hellere Blase oder
Zelle mitten im Körper ist entweder eine 13te Magenzelle, oder eine contractile Blase, wie sie sonst häufig bei Infusorien vorkommen.
Ich sah jedoch nie ihre deutliche Contraction. Ueberdiess unterschied ich zerstreute Körnchen, welche etwa V30 des Körperdurchmes-
sers, also Vstgo Linie, Grösse hatten und die sich als Eier ansehen lassen. Die eben ausgekrochenen Jungen mögen daher sich unter
Monas Termo verstecken, obschon die Monas Termo sich durchaus nicht immer in M. Guttula umwandelt. Ueberdiess sah ich ein-
zelne Individuen in Queertheilung. Beim Trocknen zerfliesst der Körper fast immer, jedoch erhalten sich einzelne zuweilen gut. Ich
besitze dergleichen kenntliche mit und ohne angefüllte Magcnzellen. Auch Monas Termo habe ich mit blau erfüllten Magenzellen, und
M. Crepusculum ohne solche, kenntlich trocken aufbewahren können.
Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. III.
Fig. a. ist ein leeres (hungriges) Individuum, umgeben von farbig genährten, bei 450maliger diametraler Vergrösserung.
Fig. b. ist ein in der Queertheilung befindliches Individuum mit vielen sehr kleinen Magenzellen.
Fig. c. ist 2000mal vergrössert und aus vielen Beobachtungen allmälig construirt. Die conische Bewegung seines Rüssels ist sammt der dadurch be-
wirkten Strömung theilweis dargestellt.
4. Monas vivipara, lebendig gebärende Monade. Tafel I. Fig. IV.
M. hyalina, globosa, lenta, vivipara, 1/S2 lineae partem attingcns aut minor.
Monade vivipare^ hyaline , spherir/ue, lente^ egalante V26 mittimetre ou moins en fongueur.
Abhandl. der Berlin. Akad. d. Wissensch. 1835. p. 172. Tafel I. Fig. VII.
Aufenthalt: Bisher nur im stagnirenden Wasser Berlins.
Ich entdeckte diese sehr ausgezeichnete Monade am 3ten Mai 1835 sehr zahlreich in Gesellschaft der Chlamidomonas Pul-
visculus. Die meisten Individuen hatten eine Grösse von % bis % Linie und waren mithin viel grösser als die grosse Masse der
sie umgebenden Staubmonade. Die Gestalt der meisten Individuen war kugelrund, doch gab es auch eiförmige dazwischen, und ich
überzeugte mich bald, dass diess die durch Längstheilung entstandenen Sprossen waren. Besonders interessant war die Deutlichkeit
grosser Organisation dieser Körperchen. Was sich bisher bei den Monaden undeutlich, ganz versteckt und unzugänglich erwiesen hatte,
die Eibildung und das Entwickeln der Jungen aus diesen, war hier die am meisten in die Augen fallende Erscheinung. Der ganze Kör-
per war nämlich mit sehr zahlreichen runden Körnchen erfüllt, welche sämmtlich in einer zitternden Bewegung waren. Etwa 30 solcher
Körnchen gingen auf die ganze Körperlänge von % Linie. Jedes war mithin Visgo einer Linie lang. Beim Verdunsten des Tropfens
zerflossen die Monaden und die Körnchen "schwammen zitternd, aber selbstständig so herum, dass sie nicht vorn Rüssel des wimperlosen
Thieres bewegt seyn konnten. Die ganze Erscheinung sprach dafür, dass diese Körnchen die aus der Eischaale bereits entschlüpfte
Brut waren. Besondere Organe Hessen sich, der Kleinheit halber, an den Körnchen nicht wahrnehmen. Ausser dieser Eibildung und
dem Lebendiggebären beim Bersten sah ich oft im innern Körper der Monaden ansehnlich grosse grüne Massen. Ich überzeugte mich
bald, dass es verschluckte Individuen der Chlamidomonas Pulvisculus waren und beim Zerfliessen der Monade wurden sie, obwohl
noch in die Magenzelle eingeschlossen, so deutlich, dass sie sich von den frei daneben schwimmenden nicht mehr unterscheiden liessen;
so sind also auch Monaden Carnivoren, Raubthiere. Ich mischte Indigo in das Wasser und sah am andern Morgen viele mit
mehreren grossen blau erfüllten Magen, so dass über die Ernährungsorgane kein Zweifel übrig blieb. Auch erkannte ich mit grosser
Deutlichkeit einen fadenförmigen Rüssel an der vordem wirbelnden Stelle, wo der Mund zu suchen zu seyn schien, und die Strömung
zeigte an, dass der Mund an der Basis des Rüssels sey, obwohl die Oeffnung selbst undeutlich blieb. Ausserdem Hess sich noch im
Innern ein auffallender grosser, weniger getrübter, runder und unveränderlicher Fleck bemerken, welcher die Mitte jedes Thieres ein-
nahm und fast Vs der Körpergrösse hatte. Beim Wälzen des Thieres blieb er rund und hatte also eine Kugclform. Vergleicht man
diesen kugligen innern Körper mit den ganz gewöhnlichen drüsigen Körpern im Innern aller grossen Magent liiere, so springt die
3
— io
Aehnliclikeit , ja Gleichheit, in die Augen. Dieser Körper ist sehr sieher eine männliche Samendriise der Monade, welche bei der
Längstheilung sich ebenfalls theilt. Queertheihmg und Längstheilung Hessen sich gleichzeitig direct beobachten und obwohl die Eientwik-
kelung gewöhnlich nicht gleichzeitig vorhanden ist, so waren doch hier bewegliche Junge im Innern aller Individuen gleichzeitig mit der
Selbsttheilung. Individuen, welche sich zur Längstheilung vorbereiteten, zeigten 2 Rüssel anstatt des einen schon vor der vollendeten
Theilung.
Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. IV.
Der ganze Haufe besteht aus 6 einfachen und 2 doppelten 450mal diametral vergrösserten Thieren, deren 2 Indigo in sich aufgenommen haben,
3 aber verschluckte Individuen der Chlamidomonas Pulvisculus enthalten. Eins hat den Rüssel eingezogen.
Fig. a. ist in der Längstheilung von hinten nach vorn begriffen und hat auch schon vorn 2 Rüssel ausgebildet. Im Innern erkennt man die angefan-
gene Theilung der mittleren Samendrüse und drei verschluckte Staubmonaden, deren durch die Theilung 2 der einen, 1 der andern Hälfte bleiben.
Fig. b. ist in der Queertheilung schon fast vollendet. Jede Hälfte hat schon ihre mittlere Drüse, aber die hintere hat noch keinen Rüssel. Der faden-
förmige Verbindungstheil ist ein ausgedehntes Körperstück, welches, sobald es reisst, sich contrahirt, ganz einzieht und verschwindet.
** Farbige,
f Grüne Punktmonaden:
5. Monas grandis, grosse Punktmonatle. Tafel I. Fig. V.
M. corpore ovato utrinque aequaliter rotundato majusculo , 1j^ lineae partem attingente, laete viridi, ore pellucido,
motu lento.
Monade gründe^ a corps grand^ ovale^ arrondi axicc deu& bouts^ grandeur1!^ millimbtre, couleur dun
verd vif, bonche diaphane, mouv erneut lent.
Abhandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin 1834. p. 253.
Aufenthalt: Bei Berlin, selten. Zuerst am 4. Mai 1832 im Sumpfwasser beobachtet, dann wieder im Frühjahre 1835, nur ein-
zeln, gesellen.
Die Form ist dreimal so gross als die grössten Individuen der Monas {Chlamidomonas} Pulvisculus , aber die Beweguno
viel träger. Die Farbe ist eben so schön grün. Die grüne Farbe wird durch gleichgrosse runde Körnchen erzeugt, welche ziemlich
genau V30 der Körpergrösse haben, also ungefähr Vioso Linie messen und Eier zu seyn scheinen. Es mag deshalb periodisch farblose
Formen dieser Monade geben. Der eiförmige, vorn und hinten gleichartig abgerundete, Körper hat vorn eine hellere Stelle und macht
bei dieser, wenn man Indigo ins Wasser mischt, einen Wirbel. Neuerlich (1835) habe ich mich überzeugt, dass nur ein einfacher
fadenlörmiger Rüssel diesen Wirbel durch sein Schwingen bewirkt und dass, wenn ich früher mehrfache Wimpern sah, diess die ge-
wölmliche optische Täuschung war, nach welcher ein einfacher schnell hin und her bewegter Körper mehrfach erscheint. Der Rüssel
ist verhältnissmässig sehr kurz, nur lU — Vs der Körperlänge, daher mag auch das Schwerfällige der Totalbewegung kommen. Im In-
nern einiger Individuen sah ich mehrere grosse dunkle Körper, die ich früher sämmtlich für verschlungene kleinere Monaden hielt, all-
ein ich habe später 2 dieser Körper bei allen Individuen constant gesehen und halte daher 2 derselben für die ovalen männlichen Sa-
mendrüsen. Eine contractile Blase konnte ich nicht erkennen, ohne desshalb ihren Mangel aussprechen zu wollen.
Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. Y.
Es sind 6 Individuen in verschiedenen Stellungen abgebildet, wovon 5 im Jahre 1832, 1 im Jahre 1835 gezeichnet wurden; alle sind 290mal
diametral vergrössert ~
Fig. a. ist eins der 1832 beobachteten Individuen im Wirbeln begriffen. Die Vielzahl von Wimpern um den Mund dieser und der andern mag der er-
wähnten optischen Täuschung ihren Ursprung verdanken.
Fig. b< ist eine Zeichnung von 1835. Die beiden ovalen Körper im Hinterleibe mögen Hoden seyn,
6. Monas Mcoior, zweifarbige Punktmonade. Tafel I. Fig. VI.
M. corpore ovato subgloboso, antica parte attenuato, V120 lineae partem longo, aut minore, hyalino, nucleo viridi, sim-
plici aut duplici, motu vacillante.
Monade bicolore, a corps ovale presr/ue globuleu^c, aminci au bout anterieur, grandeur tout au plus
Vgo millimktre , couleur d eau, a 1 ou 2 paquels verds dans Vinterieur, ?nouvement vacillant.
Vergl. Enchelys Pulvisculus Müller Tafel IV. Fig. XVIII.
Abhandl. der Berlin. Akademie d. Wissensch. v. 1831 (1832) p. 57.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese Form findet sich zuweilen häufig unter Chlamidomonas Pulvisculus , auch ohne diese. Sie schwimmt etwas wankend
mit dem spitzeren Ende nach vorn. Der kugelförmige Hintertheil ist oft höckerartig erhoben. Der grüne innere Kern scheint dem
Eierstocke anzugehören. Ich habe diese Monade jedoch neuerlich nicht wieder gesehen und sie könnte vielleicht, bei wiederholter schar-
fer Prüfung, doch nur ein Entwickelungszustand der Chlamidomonas selbst, nämlich diese nach dem Eierlegen seyn. Enchelys Pul-
visculus von Müller ist vielleicht dieselbe, nur umgekehrt erläuterte, Form.
Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. VI.
Es sind 9 Individuen dieser Monade in verschiedenen Stellungen und Zuständen 290mal vergrössert dargestellt, deren Mehrzabl nur I grünen
Kern hat.
11
JLJL
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Gelbe Punkt mona den:
V. Monas ochracea, ockergelbe Punktmonade. Tafel i. Fig. VII.
M. corpore subgloboso, perparvo, %Q0 lineae partem vix superante, dilute ochraceo, motu et liabitu Monadis Termonis.
Monade ochreuse, a corps trbs-petit globuleuzc, ne passa?it pas beaucoup V250 millimetre, couleur
d ochre, mouvement et e&terieur de la Monade Terme.
Abliandl. der Berliner Akademie d. Wissensch. v. 1831 (1832) pag. 57.
Aufenthalt: Berlin.
Diese ockergelbe Monade war in den Jahren 1828 , 1830 und 1831 häufig in den Wassergräben des Thiergartens im ersten
Frühjahre und bildete einen zuweilen blass eisen ockerartigen staubigen Schein an der Oberfläche des Wassers. Seitdem habe ich sie
nicht wieder gesellen und daher auch ihre Organisation nicht nach der neueren Methode schärfer prüfen können. Nahrung nahm sie
nicht sichtlich auf, jedoch liegt das zuweilen an Nebenumständen, und auch sichtlich aufnehmende verweigern nicht selten die Aufnahme
doch lange. Auch die beiden nächst vorhergehenden Arten nahmen keine Farbestoffe auf. Die gelbe Farbe mag den Eiern angehören,
wie die grüne der M. grandis. Die Monas flavic ans der Stabmonaden scheint in keiner Beziehung zu dieser Form zu stehen.
Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. VII.
Ein Haufen von 40 und einigen Individuen 290mal vergrbssert. Die grössten sind ljtQ0 Linie gross.
fff Rothe Punktmonaden:
8. Monas erubescens, Massrothe Punktmonade. Tafel I. Fig. VIII.
31. corpore ovato, roseo, parvo, Vi 4 4 lineae partem adaequante, motu lento continuo.
Monade rougissante, a corps ovale petita grandeur l/72 millimetre, couleur de rose, mouvement lent
continu.
Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin 1830 (1832) pag. 63. 67.
— . — - — — — 1831 (1832) pag. 57.
Aufenthalt: Im salzhaltigen Kurotschkinskischen See der Kirgisensteppe bei Astrachan.
Wasser des genannten Sees bei Astrachan, welches während der mit Herrn Alexander von Humboldt im Jahre 1829
gemachten Reise durch Russland und Sibirien von Professor Gustav Rose in einer Flasche bis Petersburg mitgenommen worden war,
zeigte mir in Petersburg diese auffallende bisher unbekannte Monadenform. Sie bildet mit der viel kleinern bei Berlin lebenden Monas
vinosa und der cylindrischen Monas Okenii von Jena die einzigen rothen Monadenformen. Die rothe Farbe hat sich besonders bei
der letzteren deutlich als dem Eierstocke angehörig erkennen lassen. Es mag also auch farblose Thiere derselben Art geben, die aber
schwer von andern zu unterscheiden sind, wenn nicht gleichzeitig, was immer der Fall seyn wird, eiführende dazwischen erscheinen.
Bei günstigen Umständen für die Entwicklung kann diese Form Veranlassung zu blutfarbigen (salzigen) Gewässern geben.
Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. VIII.
Es sind 10 Individuen der Monas erubescens in verschiedenen Grössen und Stellungen 300mal vergrössert. Weitere Structur und Entwik-
kelungsverhältnisse sind nicht beobachtet.
9. Monas vinosa, weinrotlie Punktmonade. Tafel I. Fig. IX.
M. corpore ovato utrinque aequaliter rotundato, minimo, V1000 — Vsoo lineae partem fere aequante, colore vini rubro,
motu lentissimo, tremulo.
Monade vineuse, a corps ovale, obius aua> deuoo bouts, tres-petit, V500 — V200 millimetre en longueur,
couleur de vin rouge, mouvement tremblent et tres-lent.
Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin 1831 (1832) pag. 58.
Aufenthalt: In Berlin.
Diese lebhaft rothe sehr kleine Monade findet sich in Berlin nicht selten in Wasser, welches lange in Gläsern gestanden hat
und worin vegetabilische Theile vermodert sind, nachdem es wieder klar geworden ist. Sie bildet meist einen weinrothen Ueberzug der
Wand des Glases auf der Lichtseite, zuweilen umgiebt sie auch die vermoderten Pflanzenreste selbst. Nach einiger Zeit stirbt sie ab
und bildet eine rothe Cruste auf der Wand des Glases, welche noch die einzelnen Thierleiberchen erkennen lässt, aber keine Bewegung
mehr zeigt. Zur Prüfung der weiteren Organisation ist sie neuerlich nicht vorgekommen. Farbestoffe nahm sie nicht auf, oder die
Magenzellen sind so klein, dass diese ungeachtet der stattgefundenen Aufnahme unsichtbar blieben. Sie kann, wie die vorige, zur Er-
scheinung blutartiger Färbung des (süssen) Wassers beitragen.
Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. IX.
Fig. a. sind einige Hundert Individuen bei 450maliger Vergrösseruug des Durchmessers. Einige sind zusammengehäuft und ruhig, wohl abgestorben,
etwa 70 schwärmen langsam zitternd umher.
Fig. 6. sind 14 etwas mehr, nämlich 820mal vergrösserte Thierchen.
12 _
ß. Limonaden.
Mit etwas bestimmterer Eiform, alle farblos:
f Ausgeschweifte Eimonaden:
lO. Monas Kolpoda, Busenmonade, Tafel I. Fig. x.
M. corpore reniformi emarginato, ovato, antica parte acutiore, parvo, Veoo lincae partem non superante, hyalino, motu
vacillante.
Monade Kolpode, a corps anguleucc en forme de rognon, ovale, aminci en avant, petit, ne passant
pas en longaeur l/30o millimetre, coaleur d? eau, mouvement vacillant.
Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. (1832.) pag. 64, 67.
— — - — — 1831. (1832.) pag. 58.
Aufenthalt: In Schlangenherg, Smemogorsk, am Fusse des Altai beobachtet.
Im freien Gewässer beim Silberbergwerke des Schlangenberges in Sibirien fand sich 1829 auf der mit Herrn Alexander
von Humboldt unternommenen Reise diese Monade zahlreich. Kolpoda Cuculliis fand sich nur in lichtloser Tiefe in dem Silber-
bergwerk. Die Form beider ist selbst ähnlich, die Grösse unterscheidet sie sehr. Ich habe bei Berlin diese alisgebuchtete Monade nie
so bestimmt gesehen, obwohl Kolpoda Cuculliis sehr gemein ist und ich gerade auf letztere und ihre Entwicklung sehr scharf auf-
merksam war. Feinere Organisation -Details müssen künftig das Weitere entscheiden, namentlich wird die Anwesenheit eines Rüssels,
wenn sie bei der Monade später einmal nachgewiesen werden kann, diese Form von Kolpoda scharf trennen, der Mangel- aber die Ver-
muthnnff begünstigen, dass beide nur Entwickelungsformen eines und desselben Thieres sind. Bis dahin ist sie als häufig beobachtete
Form festzuhalten. Sie könnte späterhin auch der Gattung Chilomonas verfallen, wenn der Mund sich in der Grube selbst, seitlich,
nachweisen Hesse.
Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. X.
Fig. a. sind 8 um einander herumschwärmende Individuen eines der völligen Verdunstung nahen Tropfens bei 525maliger Vergrösserung.
Fig. b. ist ein einzelnes Individuum nach 800maliger Vergrösserung des Durchmessers.
ff Ganzrandige an beiden Enden gleichartig abgerundete Eimonaden:
11. Monas EncTielys, längliche Eimonade. Tafel I. Fig. XL
M. corpore ovato utrinque rotundato, majusculo, Vioo — 7so Kneae partem aequante, hyalino, motu lento continuo,
superficie inaequali.
Monade Enchelide, a corps ovale, egalement arrondi aiiz; deua bouts, assez grand, 7s o — 7*o milli-
metre en longueur, couleur d" eau, mouvement lent continu, sarface inegale.
Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. (1832.) pag. 63, 68.
— ______ 1831. (1832.) pag. 58.
Aufenthalt: Zuerst in der Kupfergrube Soimonofskoi im Ural, dann im Newa-Wasser zu Petersburg {Monas Volvos varj), und
auch bei Berlin beobachtet. Selten.
Auf der Reise, welche ich 1829 mit Herrn Alexander von Humboldt nach Sibirien machte, fand sich in der 6 Lachter
tiefen Kupfergrube Soimonofskoi diese bis dahin mir unbekannt gebliebene Form, welche sich .von der nächstverwandten Monas Qut~
tula durch ihre eiartige Gestalt sehr unterscheidet, in nur einem Exemplare. Sie bewegte sich langsam und ohne Wanken, stetig.
Ihre Umrisse waren etwas uneben. Im Innern unterschied ich verschiedene unklare Umrisse von Eingeweiden. Im Jahre 1830 fand
ich eine ganz ähnliche Form in sumpfigem Wasser im August bei Berlin. Letztere liess in der Mitte des Körpers einen grossen we-
niger durchsichtigen Kern erkennen, vielleicht die männliche Samendrüse. Mit Indigo ihre Magenzellen sichtbar zu machen, blieb un-
versucht. Neuerlich ist sie nicht wieder vorgekommen, daher nicht genauer beobachtet.
Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. XL
Fig. a. sind 5 bei Berlin beobachtete Individuen von 1/8o Linie Grösse, 290mal vergrössert.
Fig. 6. ist ein einzelnes, 1/l00 Linie grosses, 525mal vergrössertes Individuum vom Ural. Die Zeichnung sollte etwas grösser seyn, allein sie ist ge-
messen und die Differenz ist eine Folge der verschiedenen Empfänglichkeit des Auges für die Grössen. Ich habe sie absichtlich nicht abgeändert, aber
die Maasse angezeigt.
12. Monas Umbra, Scfaattenmonade. Tafel I. Fig. XII.
M. corpore ovato utrinque rotundato, parvo, V200 Kneae partem aequante, hyalino, motu accelcrato, superficie aequali.
Mo n ade Ombre, a corps ovale, arrondi ante deua> bouts, petit, egalant l/100 millimbtre, coideur d'eau,
surface egale, mouvement vif
Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. (1832.) pag. 64, 67.
— — _ — — 1831. (1832.) pag-. 58.
Aufenthalt: In Syrjanofskoi im Altaigebirge.
Die Form fand sich einzeln zwischen sehr frischen Conferven, welche im Jahre 1829 von mir in Syrjanofskoi untersucht wur-
den, und ich entwarf damals die hier mitgetheilte Zeichnung. Von demselben Beobachter mit demselben Instrumente betrachtet, liess
sie eine ziemlich strenge Vergleichung mit allen übrigen zu und ergab sich danach als mit den andern bekannten Formen nicht wohl
vereinbar. Von Monas Enchelys, deren jüngere Form sie seyn könnte, unterschied sie sich durch schnellere Bewegung, durch regel-
mässigeren Contour und durch mehr Trübung im Innern, die aber eine Folge von aufgenommener Nahrung gewesen seyn könnte. Man
13
könnte diese Form noch für ein einzelnes Individuum der Uvella Glauco?na oder des Polyloma Uvella derselben Tafel I. zu halten
geneigt seyn, allein diese pflegen nicht in so klarem Wasser und nicht ohne zahlreiche Gesellschaft von ihres Gleichen zu leben.
Erklärung der Abbildung Taf. I. Fig. XII.
Das Individuum ist 525mal im Durchmesser vergrössert. Im Innern sind Spuren von Organen sichtbar, welche damals nicht so scharf als
jetzt aufgefasst worden sind.
13. Monas hyalina, wasseriielle ISimonade. Tafel I. Fig. xill.
M. corpore ovato, utrinque aequaliter rotundato, parvo, V500 — V240 Kneae longo, hyalino, divisione spontanea, utplu-
rimum bipartito, aequabili, motu vivaci et saepe saltatorio.
Monade hyaline, a corps ovale, egalement arrondi aua; deute bouts, petit, V250 — Vi 20 millimetre en
longueur, souvent double par division spontanee , couleur d? eau, surface reguliere, mouvement
vif et souvent sautillanl.
Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. (1832.) pag. 64, 68 — 70.
— - — — - — 1831. (1832.) pag. 58.
Aufenthalt: Zuerst beobachtet 1829 in Tobolsk in Sibirien , dann in Ilezkaja Saschtschita bei Orenburg als B acter ium Monas im
Salzwasser, und später auch im Newa- Wasser zu St. Petersburg.
Dieses sehr kleine Thierchen fand sich in grosser Menge im Wasser, welches in Gläsern einige Zeit in der Stube gestanden
hatte. Es hat einige Aehnlichkeit in seiner Grösse und Bewegung mit Bodo didymus und Bodo saltans, allein es Hess sich nicht
wie bei diesen ein griffelartiger Fortsatz am Hinterleibe erkennen. Seine Sprünge mögen daher wohl mit einem feinen Rüssel am Vor-
dertheile bewirkt werden. Die folgende bei Berlin vorkommende ähnliche Form springt nie, und der ebenfalls ähnliche bei Berlin vor-
kommende Bodo saltans ist von mir noch nicht in der Selbsttheilung gesehen worden. Alle diese russischen Formen sind nicht mit
farbiger Nahrung und nicht mit der neueren Schärfe geprüft worden, welche die vermehrte Uebung erst später gewonnen hat. Enche-
lys constrieta des Seewassers und JE. intermedia des süssen Wassers von Müller sind vielleicht beide dieselbe Form aus Dänemark.
Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. XIII.
Fig. a. sind 7 in Queertheilung begriffene Individuen der in Tobolsk im stagnirenden Wasser des Tobol beobachteten doppelten 1j6oo Linie grossen
Formen, 525mal vergrössert.
Fig. 6. sind 20 Individuen aus dem Newa- Wasser in St. Petersburg, von *!24o bis ^soo Linie Grösse* Die eingeschnürten oder doppelten sind in der
Queertheilung begriffene Individuen.
14. Monas gliscens, gleitende Eimonade. Tafel I. Fig. XIV.
M. corpore ovato utrinque aequaiiter rotundato, parvo, singulo Vss* lineae aequante, hyalino, divisione spontanea ut-
plurimum bipartito, interdum quadripartito , aequabili, motu gliscente nee saltatorio.
Monade glissante, a corps ovale, egalement arrondi ausc deua> bouts, petita 7i92 millimetre en lon-
gueur > souvent double c/uelquefois quadruple par division spontanee, couleur d'eau, surface re-
guliere, mouvement glissant, jamais sautillant.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese bisher ganz unbeschriebene Form fand sich zuerst am 18. April 1835 in grosser Menge mit Stylonychia pustulata
in einem Gefösse, worin frische Brennnesseln {Urtica dioied) zerquetscht mit Wasser Übergossen worden waren, wobei aber nicht not-
wendig an generatio spontanea zu denken. Sie mögen sonst mehr einzeln im Wasser seyn und sich bei so guter Nahrung zuweilen
schnell sehr stark vermehren. Es mochten wohl viele Millionen in jedem Tropfen seyn. Gleichzeitig war Spirillum ündula in gros-
ser Menge. Die Bewegung der einzelnen Thierchen war ein fortwährendes Durcheinandergleiten der zahllosen Mengen. Am Vorder-
ende des Körpers der einzelnen war ein kleiner Wirbel in gefärbtem Wasser sichtbar. Ein höchst wahrscheinlich vorhandener feiner
Rüssel Hess sich nicht direct erkennen. Ein mittlerer heller Fleck in jedem Individuum mag wohl die Samendrüse bezeichnen. Vor
und hinter diesem Flecke erkennt man einen Gürtel feiner Bläschen, welche Magenzellen seyn mögen. Sichtliche Aufnahme von Farbe-
stoffen fand nicht statt oder war der Kleinheit der Behälter halber nicht sicher zu bemerken. Eier waren wohl zu fein, um direct er-
kannt zu werden. Besonders auffallend war die Selbsttheilung, welche etwas der Familie der Mo nadinen fremdes und vielmehr an
die Familie der Vibrionien tretendes zeigte. Die Theilung der Mo nadinen ist nämlich immer vollkommen abgeschlossen, ehe eine
neue eintritt, daher bilden sich nie Gliederfäden oder Ketten von Thieren, dagegen ist sie in der Vibrionen-Familie immer vielfach,
ohne vollendeten Abschluss. Da aber doch hier nur höchstens eine doppelte Selbsttheilung ohne Abschluss vorkam, welche zuweilen 3
bis 4 Individuen zusammenhängend ergab, und da es nicht Regel, sondern Ausnahme zu seyn schien, so schien es auch naturgemässer,
die Form bei den Mo nadinen zu lassen. Allerdings bildet sie aber einen Uebergang zu Bacterium der Vibrionien.
Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. XIV.
Fig. a. stellt eine Gruppe von 20 Thierchen in verschiedenen Graden der Selbsttheilung und auch einzelne einfache bei einer Vergrosserung von 290mal
im Durchmesser dar.
Fig. b. sind 5 Thierchen 820mal vergrössert. Von diesen ist eins einfach, die übrigen bilden durch einfache oder mehrfache Queertheilung ohne völlige
Trennung der Theile stabartige gegliederte Monaden -Stöcke. Zwei derselben sind im Begriff sich einfach zu theilen, daher doppelt; eius hat im Zu-
stande der ersten Theilung, vor Vollendung derselben, sich in einem der Theile von neuem zu theilen begonnen; so sind 3 aneinanderhängende Indi-
viduen entstanden. Eins endlich hat, in der ersten Theilung begriffen, vor deren Vollendung, in beiden Theilen neue Selbsttheilung begonnen; so
sind 4 noch zusammenhängende Thierchen, oder ein bewegliches Gliederstäbchen entstanden.
Fig. c. ist ein in der Queertheilung begriffenes Thierchen bei 2000maliger Vergrosserung des Durchmessers.
4
_ 14
15. Monas ovatis, kleine Iviiiionaile. Tafel I. Fig. XV.
M. corpore ovato, utrinque aequaliter rotundato, minimo, Vsoo lineae aequante, hyalino, motu tremulo.
Monade ovale, d corps ovale , arrondi au& deute bouts, tres-petit, egalant V400 millimetre, couleur
deau, mouvement tremblant.
Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. (1832.) p. 64, 69.
— - — — — 1831. (1832.) p. 58.
Aufenthalt: Bei Barnaul in Sibirien.
Diese kleine Monade fand sich sehr häufig im Jahre 1829 im Wasser der Muschelschnecken, Anodonta, des Ob bei
Barnaul in Sibirien. Sie war gleichzeitig mit Trichodina stellina, die aber nur Trichodina Pediculus ist, und mit Leucophrys ( ? )
fluida von Müller, welches wirbelnde Kiemenfragmente der Muschelschnecke, keine Infusorien sind. Sie ist wenig ausgezeich-
net und bedarf noch weiterer Untersuchung. Die mehr ovale Gestalt unterscheidet sie von der sehr verwandten Monas Termo , aber
mehr noch die zitternde Bewegung. Von Monas hyalina ist sie auch durch geringere Grösse verschieden. Die bei Berlin im Was-
ser der Muschelschnecken häufig vorkommenden Monaden schienen mir von dieser durch mehr rundliche Körperform sich immer zu
unterscheiden. Sie nehmen keine Farbe -Nahrung auf, und daher habe ich sie bisher immer zu Monas Crepusculum gezogen, bis
eine schärfere Beobachtung noch schärfere Charactere ermittelt haben wird.
L*e»
Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. XV.
Es sind 11 Individuen der Monas ovalis aus der Anodonta des Ob 525mal vergrössert.
f f f Ganzrandige, vorn zugespitzte Eimonaden:
16. Monas Mica9 Schimmer monade. Tafel I. Fig. XVI.
M. corpore ovato, antico fine attenuato, majusculo, V120 — */ioo lineae aequante, hyalino, motu circum axin longi-
tudinalem rotatorio et vacillante.
Monade Mica, a corps ovale, anterieurement pointu, assez grand, Veo — Vßo millimetre en longueur,
couleur d eau, mouvement tournoyant sur V a&e longitudinale du corps et vacillant.
Monas Mica, Müller (?) Animalc. infus. T. I. Fig. 14. 15.
Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. (1832.) pag. 64, 67.
— — - — — 1831. (1832.) pag. 58.
Aufenthalt: Im klaren Süsswasser (Norwegens?) von O. F. Müller, bei Buchtarma am Altai im Wasser des Irtysch, und bei
Berlin von mir beobachtet.
Die Schimmermonade , welche zuerst der dänische Naturforscher O. F. Müller beschrieb und abbildet, ist, wie die meisten
der früher beschriebenen Monaden, mit Sicherheit nicht zu deuten, doch mag sie wohl zu diesen von mir beobachteten Formen gehören.
Die wankende Bewegung scheint sie von M. Enchelys auszuschliessen. Auch meine bisherigen Beobachtungen der Monas Mica sind
noch nicht ausreichend, die Form ganz festzustellen, da sie nicht neuerlich für eine geschärftere Untersuchung zur Hand war. Die
innere umschriebene- Stelle, welche, nach Müller, ihren Ort wechselt, vielleicht aber bloss bei verschiedenen Individuen an verschie-
denen Stellen des inneren Raumes sichtbar war, könnte leicht die Samendrüse gewesen seyn; mir war sie nicht so deutlich.
Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. XVI.
Fig. a. ist die in Buchtarma von mir gezeichnete Form aus dem Wasser des Irtysch. Sie mass 1/12o Linie und ist 245mal vergrössert. Die feinen
Punkte im Innern mögen wohl erfüllte Magenzellen seyn.
Fig. 6. sind 3 in Berlin beobachtete Formen. Eine Spur der grossen mittleren Samendrüse machte sich allerdings wohl auch bemerklich. Vgl. Chilomonas.
ff ff Ganzrandige, hinten zugespitzte Eimonaden:
13f* Monas Punctum, punktförmige Eimonade. Tafel I. Fig. XVII.
M. corpore obovato, antico fine dilatato, truncato, postico fine attenuato, majore, 7o6 lineae attingente, hyalino, ve-
sicularum (ventriculorum?) fascia media transversa, motu circum axin corporis longitudinalem volvente.
Monade Point, d corps ovale, anter ieurement dilate, tronc/ue, posterieurement aminci, grand longueur,
egalante V^s millimetre , couleur d? eau, vesicules internes formantes une ceinture au milieu du
corps, mouvement tournoyant sur V aase longitudinale.
Volvox Punctum Müller (?) Animalc. infus. Tafel III. Fig. 1. 2. {Monas Punctum Müller = Bacterium.)
Aufenthalt: In Berlin im Loh- Wasser.
Diese neue Monadenform wurde von mir im Anfange des Jahres 1835 beobachtet. Ich erhielt mit ihr erfülltes auf Lohe ge-
standenes Wasser durch meinen Freund und Collegen, Herrn von Chamisso. Sie gehört zu den grösseren und am besten beobachte-
ten Monaden. Ob der dänische Volvoa, Punctum, welcher im faulen Seewasser gefunden wurde, diese Form war, ist unsicher, aber
in der Erscheinung müssen beide Formen sich sehr ähnlich seyn. Auch einen kleinen Rüssel und Längstheilung scheint der scharfsich-
tige dänische Naturforscher bei seiner Form gesehen zu haben. Die Berliner Thierchen bestehen aus ovalen, vorn breiten und abge-
stutzten Körperchen, die sich nach hinten stumpf zuspitzen, vorn und hinten durchsichtig sind und in der Mitte einen breiten Gürtel
von innern Bläschen zeigen, die ich für Magenzellen halte. Den vordem hellen Fleck halte ich für den Mundraum, denn in der Mitte
dieses stumpfen Endes befindet sich ein sehr feiner fadenförmiger oder peitschenartiger Rüssel von etwa der halben Körperlänge, wel-
15
eher einen Wirbel im Wasser macht und auch die etwas langsame um die Längsaxe wälzende Bewegung vermittelt. Den hintern hel-
len Fleck halte ich für die männliche Samendrüse, die vielleicht aus 2 Theilen besteht. Von den innern Bläschen gehen etwa 12 bis
15 auf die Körperlänge. Um den Rüssel zu erkennen, bedarf es sehr scharfer Aufmerksamkeit. Beim Antrocknen nach dem Verdun-
sten des Wassers wird er am deutlichsten. Besondere Bemerkung verdient noch die Selbsttlieilung dieses Thierchens, welche häufig,
aber immer nur als Längstheilung vorkam. Ich beziehe darauf aucli die sichtliche Theilung oder Duplicität der hintern Samendrüse,
des hellen Fleckes bei einfachen Individuen als Vorbereitung. Farbestoffe nahm es nicht sichtlich auf. Eier Hessen sich auch nicht
erkennen. Dass die Bläschen der Mitte Eier wären, scheint nicht annehmlich, weil sie in verschiedenen Individuen verschiedene und
zu starke Grössen zeigten. Die wahren Eier mögen sehr klein und durchsichtig seyn, oder periodisch erscheinen.
Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. XVII.
Fig. a. sind 9 bis gegen 1/Q6 Linie grosse Individuen der Monas Punctum von Berlin, 290mal im Durchmesser vergrössert. Eins davon ist in der
Längstheilung begriffen.
Fig. b. sind 5 dergleichen, 530mal vergrössert. Bei 2 dieser Formen ist der hintere helle Fleck getheilt, eine ist in der völligen Längstheilung des
Körpers weit vorgerückt und eine hat sich kugelförmig zusammengezogen.
ft. ^taJbmonaden , Mhalbdonionades.
Mehr als doppelt so lang als breit oder fadenförmig, ungegliedert.
a. An beiden Enden gleichförmig abgerundete^ cylindrische Stabmonaden:
* Farblose Stabmonaden:
18. Monas cylindrica, Cylindermonade. Tafel I. Fig. xvni.
M. corpore cylindrico, medio parumper turgido, longitudine latitudinem plus quam duplo superante, Voö lineae longa,
hyalina, volutando procedens, nee socialis.
Monade cylindrique, a corps cylindriforme , gonfle un peu au milieu^ plus de deux> fois plus long
que large^ V4S millimbtre en longueur^ couleur d'eau, mouvement toumoyavit ; non sociale.
Bacterium cylindricum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. (1832.) p. 61, 68.
Monas eylindrica, — — - - — — 1831. (1832.) p. 59.
Aufenthalt: Im Salzwasser von Ilezkoi bei Orenburg am Ural.
Im Jahre 1829 fand ich auf der Reise mit Herrn Alexander von Humboldt in der Umgegend der Steinsalzbrüche von
Ilezkoi am Ural unter 6 Infusorienformen einzeln diese langgestreckte Monade, welche ich im Jahre 1830 als Bacterium cylindricum
verzeichnete. Ich ziehe jetzt vor, alle nicht deutlich mehrfach gegliederten Bacterien zu den Stabmonaden zu stellen. Von Structur
ist nichts weiter beobachtet als eine innere feinkörnige Trübung, und so wird denn hiermit auch nur die Existenz der Form vorläufig
festgehalten. Die grosse Aehnlichkeit mit der bei Berlin und auch in Afrika vorkommenden Monas swiplea)^ welche etwas deutlicher
spindelförmig und nie so gross ist, ist unverkennbar und verlangt eine weitere Aufmerksamkeit auf die Beständigkeit der Charactere
der geographisch weit getrennten Formen.
Erklärung der Abbildung Taf. I. Fig. XVIII.
Sie stellt die bei Orenburg gezeichnete einzelne Form dar, welche 1/96 Linie lang und 245mal vergrössert ist.
** Rothe Stabmonaden:
19. Monas Okenii, Oken's Stabmonade.
M. corpore cylindrico, aequabili, parumper curvato, ter quaterve longiore quam lato, utrinque rotundato, V192 lineae
attingens, volutando procedens, vacillans, rubra; socialis.
Monade d'Oken, a corps egalement cylindric/ue , un peu courbe^ trois ou qualre fois plus long que
large, obtus autc deux> bouts, egalant Vqg millimbtre^ mouvement tournoyant sur V a&e longitu-
dinale, vacillant, couleur beau rouge; sociale.
Aufenthalt: Im Gebirgsbache des Dorfes Ziegenhayn unweit Jena und häufig bei Berlin beobachtet.
Am 18. September 1836, an dem Tage der statutenmässigen Eröffnung der 14ten durch Oken gegründeten Versammlung der
deutschen Naturforscher, fand ich auf einer in Gesellschaft des Herrn Prof. Weiss unternommenen Excursion, etwas unterhalb der
Kirche von Ziegenhayn, in einem kleinen Bassin des Baches, diese schönrothe Monade in zahlloser Menge. Sie bildete am Grunde
handbreite rothe Flecke, und zwischen ihren Legionen fand sich zahlreich Ophidomonas Jenensis, eine neue Gattung der Panzermo-
naden, mit Euglena viridis und Spirogyra. Bei einer günstigen Entwickekng kann diese Form leicht eine sehr intensive Blut-
farbe des stagnirenden Wassers veranlassen (vergl. Monas erubescens und M. vinosa). Die am 18. September in ein Fläschchen
geschöpften Thierchen, welche ich in Jena den Naturforschern der zoologischen Section vorzeigte, lebten in einzelnen Exemplaren noch
am ll.December zu Berlin, und indem ich dieses schrieb, hatte ich sie sammt Ophidomonas lebend neben mir unter dem Mikroskope.
Seitdem ist sie in Berlin ganze Gräben erfüllend vorgekommen. Diese niedliche Monadenform hat auf der Tafel, welche längst abge-
druckt war, nicht mehr dargestellt werden können, und ich beschränke mich daher für jetzt auf die Beschreibung.
Die Form ist cylindrisch, überall gleich dick und an den Enden plötzlich abgerundet. Diese regelmässige Form verändert
sich etwas durch die nicht selten sichtbare Qaeertheilung und auch durch das Entleeren der Eier. Im ersteren Falle wird das Thier-
chen eingeschnürt und als freier Theil eiförmig, fast kugelförmig; im letzteren gefaltet und verschiedentlich abnorm. Einzelne Indivi-
duen geben daher wahrscheinlich bei keiner Species der Monaden ein sicheres Bild der Form, die aber bei grösseren Mengen sich leicht
16
feststellen lässt. Die Bewegung geschieht mittelst eines selir feinen, die Hälfte der Körperlänge erreichenden Rüssels, welcher peitschen-
artig bewegt wird und gleichzeitig einen in getrübtem Wasser sichtbaren Wirbel erregt, welclier die Nahrungsstoffe zum Blande führt.
Die Bewegung ist schwankend und um die Längsaxe rollend. Das Schwanken ist wahrscheinlich nur eine optische Täuschung, indem
fler etwas gekrümmte Körper beim geraden Drehen diese Erscheinung bedingt, welche bei Ophidomonas noch weit auffallender ist. Im
Innern unterscheidet man viele kleine scharf umschriebene Blasen, diese halte ich für Magenzellen. Sie sind veränderlich. Uebrigens
ist der Körper in der Mitte, seiner grössten Ausdehnung nach, mit einer rothen Masse erfüllt, welche zwischen den Magenzellen liegt.
Ich halte dies^e für den Eierstock. Bei einigen Individuen, aber selten, war sie grün, was die gewöhnliche Farbenentwickelung bei
Jungen ist. Noch andere Individuen waren ganz farblos, bei völlig gleicher Gestalt und Bewegung, mitten unter den rothen. Diese
mochten ihre Eier entleert haben. Ferner zeigen die rothen und grünen Individuen vorn und hinten einen hellen Fleck. Der vordere
bezeichnet die Mundstelle, der hintere scheint die innen liegende männliche Samendrüse erkennen zu lassen. Bei eintretender Queer-
theilung trennt sich erst der Eierstock in 2 Theile und es erscheint eine helle Linie queer in der Körpermitte. Es scheint auch ein
contractiles Blasenorgan zu geben, indem ich zuweilen noch eine grössere helle Blase erkannte. Deutliche Farbenaufuahme erfolgte
nicht, oder war wegen zu kleiner Magenzeilen für mein Auge nicht erkennbar.
ß. Vom zugespitzte, hinten abgerundete Stabmonaden, Kegelmonaden:
* Grüne Kegelmonadcn:
2®. Monas deses, träge Me^elmomade. Tafel I. Fig. XIX.
M. corpore oblongo conico, antica parte attenuato, obtuso, ter quaterve longiore quam lato, Vjoo lineae aequante,
volutando lente yrocedens, viridis; solitaria.
Mo 7i ade lente, a corps oblong corilque, aminci au bout anterleur , obtus, trois ou qaatre fols plus
long que large^ egalant Vao millimetre, mouvement lent toumoyant, eouleur verte; sollt alre.
Enchelys deses, Müller (?) Animalc. Infusor. Tab. IV. Fig. 4 — 5.
Bacterium deses, Abliandl. der Akademie d. Wissensch. zu. Berlin, 1830. (1832.) p. 61, 67.
Monas deses, — — — - — 1831. (1832.) p. 59.
Aufenthalt: Nach Müller in Aufgüssen von Meerlinsen (Lemnä) im Winter in Dänemark, nacli meinen Beobachtungen im Ge-
wässer des Altaigebirges bei Syrjanofskoi.
Im Sommer 1829 fand ich auf der Reise mit Herrn von Humboldt diese der von Müller bezeichneten sehr ähnliche
Form, ohne aber auch einen tiefern Blick in ihren Organismus zu thun. Zufällig oder durch besondere Entwickelungs- und Nahrungs-
verhältnisse trägere Individuen der Gattung Astasla, oder flüchtig beobachtete und unzureichend vergrössertc junge Euglcnen, können
leicht Erscheinungen zeigen, die dieser Form gleichen. Sie wird demnach nur vorläufig hier niedergelegt.
Erklärung der Abbildung Taf. I. Fig. XIX.
Es ist ein Exemplar der Monas deses in 2 Stellungen. Grösse 1/100 Linie. Vergrösserung 245mal im Durchmesser. Die Zeichnung ist
von mir in Syrjanofskoi gefertigt.
** Farblose Kegelmonaden:
2t. Monas sociaMs, gesellige Megeimonade. Tafel L Fig. XX.
M. corpore oblongo conico, antica parte attenuato, subacuta, plus quam duplo longiore quam lato, hyalino, ventricu-
lis magnis, Vi« lineae aequans, motu gliscente continuo; socialis.
31 on ade sociale, a co?%ps oblong conlque, aminci anterleur ement , presque algu, plus de deute fols
plus long que letrge, eouleur d'eau, egalant x/71 millimetre en longueur, ventr leides grands,
mouvement gllssant continu ; sociale.
Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. (1832.) p. 59.
Aufenthalt: In Berlin«
Diese Monadenform unterschied ich zuerst im Jahre 1830. Sie findet sich zuweilen in grosser Menge gleichzeitig mit Uvella
Glaucoma in stagnirenden Wasserkübeln. Sie characterisirt sich vor letzterer durch verdünnten Vordertheil, während diese, wenn sie
Kugeln bildet, den Hintertheil verlängert, walixscheinlich auch durch einfachen Rüssel. Der lang -eiförmige Körper, welcher nur aus-
nahmsweise und kurz nach der Theilung kurz eiförmig erscheint, ist durch seine grossen inneren Magenzellen sehr ausgezeichnet, die
sich rasch mit farbigen ins Wasser gemischten Stoffen erfüllen. Mehr als 6 Magen habe ich nie angefüllt gesehen, oft nur einen, diesen
dann aber sehr ausgedehnt gefunden. Am spitzen Vordertheile ist ein feiner Wirbel sichtbar, der nicht so lebhaft ist, wie bei Uvella
Glaucoma, daher auch wohl nicht durch 2 Rössel bewirkt wird. Zuweilen schien es, als ob am hintern dicken Ende kleine Kugeln
der genossenen Farbe wieder ausgeworfen würden (!). Ueber Samendrüsen und Eier habe ich keine Beobachtungen machen können. Queere
Selbsttheilung habe ich neuerlich wieder öfter gesehen«
Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. XX.
Im Ganzen sind 19 mit Indigo genährte Individuen in einer solchen Gruppirung dargestellt, wie man sie häufig sieht. Dabei sind die ver-
schiedenen vorherrschenden individuellen Formen und Stellungen berücksichtigt.
Fig. a. hat keine Farbe aufgenommen und biegt sich im Schwimmen.
Fig. 6. ist mit dem Vordertheile rückwärts gekehrt und hat nur 1 Magenzelle, aber sehr stark erfüllt.
Fig. c. bereitet sich zur Queertheilung vor und hat keinen Indigo verzehrt.
Fig. d« hat 4 Magenzellen erfüllt, üeberall ist das spitze Ende der Vordertheil. Sie schwimmen nach verschiedenen Richtungen.
1¥ _ — .
y. Hinten xtigespitxte, vom abgerundete Stabmo?iaden, Kreiselmonaden:
* Gelbe Kreiselmonaden:
22. Monas flavicans, gelbliche Kreiselmonade. Tafel i. Fig. XXL
M. corpore obconico, postica parte subacuto, plus quam duplo longiore quam lato«, V144 lineae aequans, flavicans,
motu gliscente continuo; socialis.
Monade jaunätre, a corps conique, aigu au bout posterieur, plus que deute fois plus long que large,
egalant V72 millimetre , couleur jaunätre, mouvement glissant continu; sociale.
Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. (1832.) pag. 59.
Aufenthalt: Bei Berlin im Tliiergarten.
Diese umgekehrt kegelförmige oder birnförmige Monade fand sich zuerst im Jahre 1830 häufig in den Wassergräben des
Thiergartens. Das abgerundete Körperende ist im Schwimmen nach vorn gerichtet. Die Form hat einige Aehnlichkeit mit Monas
Punctum, ist aber nur halb so gross , und durch die gelbe Farbe, welche nicht den Magenzellen, sondern den Zwischenräumen- dieser,
dem Eierstocke, anzugehören scheint, sehr verschieden. Die ockergelbe Punkt monade, Monas ochracea, und der gelbe A en-
de rling, Astasia flavicans, sind verwandte, aber doch sehr verschiedene Thierformen. Die gelbe Kreisel monade zeigt im In-
nern viele kleine Bläschen, welche nicht die Eier seyn können, weil diese gewiss kleiner sind als die Magenzellen. Diese Bläschen
sind daher wohl die Magenzellen und die Trübung zwischen diesen, welcher die gelbe Farbe inhärirt, halte ich für die Eier. Vorn
und hinten hat jedes Individuum einen hellen Fleck. Der vordere, am stumpfen Ende, mag wohl der Mundöifnung angehören, der hin-
tere die männliche Sexualdrüse enthalten. Am Vordertheile erkennt man bei Trübung des Wassers durch Farbe einen kleinen Wirbel,
aber den zu vermuthenden Rüssel konnte ich damals nicht erkennen. Neuerlich, habe ick sie nicht wieder beobachtet.
Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. XXL
Unter der dargestellten Gruppe von 13 Individuen sind die ganz birnförmigen oder kegelförmigen die Normal -Formen. Das spitzere Ende ist
bei allen das Hintertheil. Sie schwimmen in verschiedenen Richtungen und sind von verschiedener Grösse. Die grössten sind x/i44 Linie gross un(l aHe
380mal vergrössert. Die an Astasia erinnernde Veränderlichkeit der Form ist nicht deutlich willkührlich.
Fig. a. ist ein Individuum , welches vorübergehend den Mundtheil etwas vorstreckt.
Fig. 6. ist ein mit dem sehr verdünnten Hinterleibe nach oben gerichtetes Thierchen.
Fig. c. ist eine fast spindelartig gestreckte, beim Verdunsten des Wassertropfens vorkommende Form, keine bleibende Normal -Form.
d. An beiden Enden verdünnte Stabmonaden, Spindelmonaden:
* Grüne Spindelmonaden:
23. Monas tingens, grüne Spfndelmonade. Tafel I. Fig. XXII.
M. corpore fusiformi, triplo aut quadruplo longiore quam lato, Vsoo — Vi*4 lineae adaequante, laete viridis, motu
circa axin rotatorio; socialis.
Monade colorante, a corps fusele, trois fois ou quatre fois plus long que large, Vi so — V72 milli-
metre en longueur, couleur (Tun beau verd, mouvement tournoyant sur V axe longitudtnale ;
sociale*
Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. (1832.) p. 60.
Aufenthalt: In stagnirenden Wasserkübeln in Berlin.
-*ö*J
Diese sehr lieblich grüne Monadenform bildet einen grossen Theil der grünen Färbungen des stehenden Wassers in Berlin,
und im Tode als grüne Haut des Wassers einen grossen Theil der grünen Priestley'sehen Materie. Im Jahre 1832 fand ich sie erst
im Monat Juni, 1834 zuerst im Mai. Zu Anfange des Jahres 1835, wo der Stick dieser Tafeln vorbereitet wurde, und im Früh-
jahre, wo er begonnen wurde, suchte ich diese Form umsonst. Erst am 13. Juni 1835 sali ick sie wieder und dann in zakllosen
Mengen, so dass oft in jedem Tropfen eines grossen Gefässes mehrere Millionen leben mochten. Eine erneute Untersuchung ergab mir
dabei eine so wichtige Vermehrung der Detailkenntniss des Organismus, dass ick vorzog, die sekon gestockene frühere Zeichnung aus
der Tafel wegnehmen und eine neue einsetzen zu lassen. Diesen neueren und glücklicheren Untersuchungen zufolge gehört die Form
sogar nickt mekr zur Gattung Monas, sondern besitzt ein sekönrotkes Auge, 2 Rüssel und verbindet sick periodisch zu rollenden Ku-
geln, Charactere, welche eine eigene, in die Nähe von Microglena zu stellende, Gattung bedingen. Ihr richtiger Platz wäre dem-
nach ganz am Ende der Tafel I. Und diese Nachricht wird hinreichen, Missverständnissen vorzubeugen. Um die systematische Ueber-
sicht richtig zu geben, ist dieselbe Form in ihrer wahren Stelle als 6te Gattung der Monaden -Familie unter dem Namen Glenomorum
tingens, mit Bezugnahme auf diese Figur , eingereiht worden, wo denn auch über die Organisation das Speciellere mitgetheilt wird.
** Farblose Spindelmonaden:
24. Monas simpleac, einfache Spindel monade. Tafel I. Fig. XXIII.
M. corpore fusiformi subcylindrico utrinque subacuto, V144 lineae attingente, hyalino, motu gliscente et rotatorio.
Monade simple, a corps fusele, presque cylindrique, peu aigu, l\i% millimetre en longueur, couleur
d'eau, mouvement glissant et rotatoire.
Bacterium simplex, Hemprich u. Ehrenberg, Symb. physicae. Evertebrata I. PhytozoaPolyg. Tabula I. Fig. 6. 1828.
Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. (1830.)
Monas simplex , Hemprich u. Ehrenberg, Symbolae physicae. Evertebrata I. Phytozoa Polygastrica, Text 1830. Fol. d. ß. 2.
Monas simplex, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. (1832.) pag. 60.
IS
Aufenthalt: In Aegypten bei Caliira nach der Nilüberschwemmung und bei Berlin beobachtet.
Diese Form ist wenig ausgezeichnet und noch nicht oft genug beobachtet. Nah verwandt ist sie der Monas cylindrica vom
Ural, die aber viel grösser war. Bei der ägyptischen Form beobachtete ich einen feinen Wirbel am vordem Ende, was einen Rüssel
vermuthen lässt.
Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. XXIIL
Fig. a. ist ein im Jahre 1827 bei Berlin beobachtetes Individuum, 1/i44 Linie gross, 345mal vergrössert.
Fig. b. sind 3 in Aegypten beobachtete Exemplare aus Lachen bei Bulak unweit Cahira. Sie waren 1/ls0 Linie lang und wurden 200mal vergrössert,
£5. Monas inanis, leere Spindelmonade. Tafel I. Fig. XXIV.
M. corpore utrinque subacuto, fusiformi, subcompresso, parvo, V300 lincae non superante, hyalino, motu va-
cillante.
Monade epuisee, a corps aigu auaz deute bouts, ftisele, un peu comprime, petit, Viso mittimetre en
longueur, couleur d'eau, mouvement vacittant.
Cyclidium inane, Hemprich u. Ehre:nber&, Symbolae physicae. Evertebrata I. Tabula I, Phytozoa, Polygastrica libyea, Fig. 5. 1828.
Abhandl. der Akademie d. Wissenscli. zu Berlin, 1829. (1832.) pag. 15.
Monas inanis , Symbolae physicae. Text 1830. Fol. d. ß. 1.
Abhandl. der Akademie d. Wissenscli. zu Berlin, 1831. (1832.) pag. 60.
Aufenthalt: In stagnirendem faulen Wasser bei Siwa, in der libyschen Oase des Jupiter Amnion.
Diese libysche Infusorienform wurde im November 1820 beobachtet. Structurverhältnisse sind nicht weiter ermittelt worden,
daher ist nur die festgehaltene Form zu beurtheilen. Weil der Körper etwas seitlich zusammengedrückt war und sich wahrscheinlich
beim Schwimmen um die Längsaxe drehte, so erschien die Bewegung wankend. Dieserhalb habe ich früher die Form zur Gattung
Cyclidium gestellt.
Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. XXIV.
Sie stellen die 1820 in Libyen gezeichneten, 200mal vergrösserten , 9 Individuen der Monas inanis vor. Einige sind von der schmalen,
andere von der breiten Seite aufgefasst.
26. Monas scintillans, flimmernde Spindelmonade. Tafel I. Fig. XXV.
M. corpore fusiformi, subcompresso, bis terve longiore quam lato, Vsoo — V38-* lineae aequans, hyalina, motu valde
agili, vacillante.
Monade relnisante, a corps fusele, un peu comprime, 2 ou 3 fois plus long c/ue large, eiyant
V260 — V192 mittimetre de longueur, couleur d'eau, mouve?nent tres-vif, vacillant.
Enchelys microsoma, Hemprich u. Ehrenberg, Symbolae physicae, Phytozoa Polygastrica sinaitica, Tabula I. Fig. 3. 1828.
Bacterium scintillans , Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. (1832.) pag. 15. 20.
Monas scintillans, Symbolae physicae. Text 1830. Phytozoa polygastrica. Fol. d. ß. 2.
Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. (1832.) pag. 60.
Aufenthalt: Im Wasser von Wadi Ess'le des Sinai -Gebirges und bei Berlin.
Im November 1823 fand sich diese Infusorien -Form mit 15 andern und 2 Anguilliilis zwischen Conferven der GebirgsMche
des Sinai in Tor, wohin ich sie getragen hatte. Bei Berlin fand ich eine ähnliche im Mai 1828 in 6 Tage altem Sumpfwasser. Le-
bend war sie meist mehr als doppelt länger als breit, im Sterben wurde sie ganz scheibenförmig, wie alle länglichen weicheren Formen
zu thun pflegen* Ihre Bewegung war wankend, was bei starker Vergrösserung eine Art von Flimmern im Wasser verursacht. Weitere
Structurverhältnisse haben sich damals nicht ermitteln lassen, und in der neuern Zeit ist die Form nicht wieder vorgekommen.
Erklärung der Abbildungen Tafel I. Fig. XXV.
Die beiden dargestellten Gruppen sind eine lebende und eine todte.
Fig. a. sind 22 lebende Individuen aus Berlin, deren grösstes 1/38i Linie erreicht, 380mal vergrössert.
Fig. b. sind 16 todte, daher scheibenförmige Individuen ebendaher.
Beurtheilung sämmtlicher zur Gattung Monas gehörigen Synonyme.
Man hat bisher der Gattung Monas 38 verschiedene Arten zugeschrieben, von denen aber nur die 25 hier verzeichneten
{Monas Ungern als 26ste ist ein eignes Genus) dieser Gattung in dem vorn angegebenen Sinne anzugehören scheinen. Ganz sicher
sind nur die, deren Structur im Detail beobachtet worden ist. Von den 3 Arten, welche O. F. Müller zuerst 1773 beschrieb, sind
2 noch jetzt der Gattung zugehörig, Monas Termo und M. Mica; die dritte, M. Lens, ist zu Uvetta Atomus gezogen. Monas
Ovulum von Götze 1783 ist Synonym von Chlamidomonas Pulvisculus. Ton den 10 Arten, welche Otto Fabriciüs 1786 aus
Müller's Nachlass herausgab, gehören nur 2 zu dieser Gattung, Monas Termo und M. Mica. Die übrigen haben nach meinem
Urtheile folgende Synonyme: Monas Atomus = Uvetta Atomus ; Monas Punctum = Bacterium Punctum ; M. Lens = Uvella
Atomus; M. Lamellula = Bacterium Lamettula; M. Ocellus = Cryptomonas? ; M. Pulvisculus = Chlamidomonas Pul-
visculus; M. tranquilla = Chaetomonas? ; M. Uva = Uvetta Chamaemorum. Bory de St-. Vincent hat 1824 auch der
Gattung Monas 3 neue Artnamen zugefügt, von denen aber keine sicher annehmbar ist. Monas Bulla ist Müller's Cyclidium
Bulla und gleicht zwar in der Abbildung sehr der Monas Guttula, war aber keine Kugel, sondern ein plattes scheibeniörmiges Häut-
chen, vielleicht doch ein wahres Cyclidium. Monas enchelioides ist Müller's Enchelys intermedia, und Monas precatoria ist
eine unklare, bei Gleichen Tafel XVII. Fig. III. c. abgebüdete Form. Unter den 24 von mir unter neuen Namen hinzugefügten
19
Arten verschiedener Welttlieile sind zwei: Monas polytoma und M. Volvocc^ jetzt zurückgenommen. Erstcrc ist als eigne Gattung,
Polytoma> abgesondert und letztere zu Monas Enchelys gezogen. Monas tingens ist ebenfalls als besondere Gattung, Glcnomorum,
entfernt worden. Bory's Ophthalmoplanis Polyphemus ist Monas Mtca, Ocellus ist Crypto?nonas? , Cyclopus ist Vvella Atomus.
Vielleicht gehören zur Gattung Monas noch mehrere Arten der Gattung Enchelys von Müller, welcher mit dieser im Aeus-
seren ziemlich genau den Begriff verband, den ich mit der Abtheilung der Stab mona den verbinde. Enchelys tremula, cons/rieta,
intermedia und Ptdvisculus mögen, wie E. deses, wohl Monaden seyn, die Enchel. intermedia würde aber dann Monas inter-
media , nicht M. encheloides zu nennen seyn. Volvox; Granulum und Pilula mögen wohl, wie V. Punctum , Monaden seyn.
Cyclidium nigricans und Gonium corrugatum halte ich ebenfalls für Monaden, von denen die letztere in der Längstheilung be-
griffen ist. Jedoch ist über alle diese, etwa noch 5 — 7, zuzufügenden Monadenformen nicht eher weiter zu entscheiden, als bis sie
von Neuem beobachtet worden sind. Schliesslich ist zu bemerken, dass die Gattung Bacterium Tafel V. mit den St ab mona den
sehr leicht verwechselt wird.
ZWEITE GATTUNG: TRAUBENMONADE.
Uvella. Uvelle.
CHARACTER: Animal e familia Monadinorum cauda et ocello destitutum, ore terminali truncato, ciliis
aut proboseide subtili flagelliformi (duplici?) instrueto, natantibus solitariis antieo, divisione
spontanea simplici perfecta bipartituin aut mmquam dividuuin, periodice in acervos mori aut
uvarum forma quoquoversum volutantes consociatum.
CARACTERE: Animal de la famille des Monades, sans qaeue et sans oeil, a bouche terminale
tronquee^ pourvue de eils ou de trompe en forme de fouet (double?) anterieure dans
la nage des individus simples^ a division spontanee simple parfaite ou nulle , se reu-
nissant periodiquement en pelotons (grouppes) tournoya7its de la forme de mure ou
de grappe.
Die Gattung der Traubenmonaden ist durch den periodischen Character der Vereinigung vieler
Individuen in Form einer rollenden Maulbeere und (wahrscheinlich durch immer) 2 Rüssel am Munde aus-
gezeichnet. Im Uebrigen schliesst sie sicli durch Mangel an Schwanz, durch nicht vorragende Lippe, d. h.
keinen seitlichen, sondern einen vordem Mund, durch Mangel an Augenpunkten, durch nicht über Kopf rol-
lende, sondern in der Richtung der Längsaxe des Korpers fortschreitende, Bewegung der Einzelthiere und
durch einfache vollkommene Selbsttheilung an die Gattung Monas eng an. Die in den Zeichnungen aus
früherer Zeit dargestellten vielfachen Wimpern am Munde sind wahrscheinlich durch schnelles Schwingen
zweier Rüssel entstandene Erscheinungen.
Die Gattung Uvella besteht nur aus 6 Arten, von denen 2 grün gefärbt, 4 farblos sind. Sie wurde
erst 1824 von Bory de St. Vincent abgesondert und benannt, aber nicht begründet. Noch im Dictionnaire
classique cV hist. nat. Vol. XVL 1830 pag. 485 erklärt dieser Beobachter sie beweglichen Algensaa-
men (Zooearpes) gleich, wie sie z. B. auf Volvox vegetans wüchsen. Diese Vorstellung ist aber ganz
unrichtig, weil jener Volvox ein Thier der Vorticellen-Familie, keine Pflanze ist (vergl. Epistylis ve-
getans dieses Werkes).
Rücksichtlich der Organisation sind 4 Arten bisher einer intensiveren Beobachtung zugänglich gewe-
sen: Uvella Chamaemorum, Uva^ Atomus und Glaucoma. Letztere 2 nehmen sehr leicht Farbestoffe,
Indigo und Carmin, in innere Zellen auf und lassen den poly gastrischen Character scharf erkennen. Der
Mund wirft die Farbe in Kugelform auch wieder aus. Bei U. Glaucoma liessen sich bis 10 gefüllte Ma-
genzellen erkennen und im Innern sichtbare, verschlungene , grüne Monaden zeigten diese Form als Raub-
thier. — Bewegungsorgane sind bei 3 Arten beobachtet, bei Uvella virescens, Uva und Glaucoma. Bei
ersterer sah ich früher viele Wimpern als Kranz um den Mund, die ich aber jetzt für die häufige optische
Erscheinung halte, nach welcher ein einfacher schnell hin und her bewegter Körper mehrfach gesehen wird.
Bei Uvella Uva schien mir ein einfacher fadenförmiger Rüssel am Munde das Wirbeln zu bedingen, allein
bei U. Glaucoma überzeugte ich mich sehr scharf, dass immer 2 Rüssel vorhanden sind. Ich bin jetzt der
Meinung, dass wohl diese 2 Rüssel allen Arten der Gattung zukommen mögen, indem die Beobachtung die-
ser Theile schwierig ist. Bei U. Glaucoma ist der Character so beständig, und von mir so oft geprüft
w orden, dass ich ihn für ganz fest erkläre und in ihm einen sehr bestimmten Unterschied unter den Einzel-
thieren der Uvellen und den Monaden vermuthe, deren viele, vielleicht alle, nur 1 Rüssel wirklich führen. —
Fortpflanzungsorgane waren bisher nur bei einer Art, U. Glaucoma , anschaulich, wenn nicht auch die
grüne Färbung der U. virescens und U. Bodo^ als den Eierstock bezeichnend, die nöthige Sicherheit hätte.
Bei U. Glaucoma lassen sich farblose Körnchen zwischen den Magenzellen erkennen, welche mit mehr
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Sicherheit für Eier gelullten werden können. Organe , welche mit männlichen Samendrüsen vergleichbar
sind, haben sich bisher, wenn nicht in Mlller's Figuren des Volvox socialis Fig. 8.? und des Volvos Uva
der helle Punkt in der Mitte hierher gehört, der Beobachtung entzogen. Ausser der Eientwicklung ist Selbst-
theilung, aber keine Knospenbildung beobachtet. Erstere sah Müller bei U. Atomus, wenn nämlich, was
er als Monas Lens Fig. 10. abbildet, dahin gehört; ich sah sie bei U. Glaucoma als vollkommene Längs-
imd dueertheilung. — Das Empfindungssystem war bisher so wenig speciell zu erreichen, als das Gefässsy-
stem, obschon die Erscheinung des Empfindens dem Beobachter nicht selten zu klarer Anschauung wird.
Die willkührliche Vereinigung in beerenartige Kugeln ist bei dieser Gattung keine Geschlechtsverbindung,
wie es sich Leeüwenhoek bei den Vorticellen dachte, auch keine blosse Molecularbewegung, sondern ein
Gesellschaftstrieb, welcher, man mag ihn immerhin Instinct nennen, einen nicht unbedeutenden Grad von
Geistesfähigkeit auch in so kleinen Organismen erkennen lässt, die an den letzten Grenzen der Sehkraft
stehen.
Die geographische Verbreitung der Traubenmonaden ist, wie es scheint, sehr gross. U. Uva
und Glaucoma wurden von mir doch wohl in Africa beobachtet; II. Atomus und Uva in Sibirien 5 alle 3
Arten leben zahlreich bei Berlin. Ob U. virescens und Glaucoma auch bei Paris, Strassburg und in Dä-
nemark und England vorkommen, ist für erstere nicht ganz sicher, weil die Beobachter leicht könnten Syn-
ura Uvella, die viel gewöhnlicher ist, damit verwechselt haben.
Die von Leeüwenhoek zuerst 1675 entdeckten Infusorien sind seiner Beschreibung nach den Uvel-
len ähnlich gewesen, allein es waren offenbar Vorticellen und zwar Vorl. Convallaria. Seine damals
beobachteten kleinsten Thierchen, welche Miller zu Monas Lens zieht, halte ich weder für Monaden
noch für Uvellen (vergl. Uvella Atomus).
27. Uvella virescens, gellbliclie Trauftenmoiiade. Tafel I. Fig. XXVL
IL corpore ovato, utrinque rotundato, parvo, Vios lineae aequante, laete viridi, in globulos, V24 lineae diametro fere
magnos consociata.
üvelle jaunätre, a corps ovale, arrondi ernte deute bouts, petit, egalant Vs4 mülimetre en longueur,
couleur verdätre, grouppes globideuses roulantes V12 mülimetre en epaisseur.
Volvox Uua Müller? Animalc. infus. Tab. III. Fig. 17 — 21.
Voluox Uua Herrmann (Müller) Naturforscher XX. p. 154. Tafel III. Fig. 33. et p. 149.
Uvella virescens Bory de St. Vincent? Encyclop. metliod. 1824. Diction. classique <T hist. nat. 1830.
Uvella flauüviridis } Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. (1832.) p. 61.
Aufenthalt: Berlin! Strassburg? Paris? Dänemark?
ö'
Es giebt bei Berlin 2 Thierchen gleicher Form, welche schwer zu unterscheiden sind, aber ganz verschiedenen Gattungen
und Familien angehören. Es lässt sich daher nicht mehr entscheiden, ob die früheren Namen zu einem oder dem andern gehören. Ich
muss dieselben Synonyme bei Synura Uvella, der andern, auf Tafel III. abgebildeten, Form wieder anführen. Dieser Unsicherheit hal-
ber gab ich 1831 den besondern Namen, welchen ich jetzt jedoch mit dem altern von Bort vertausche, da dieser einmal da ist und
sein früherer Begriff doch nie zu ermitteln seyn wird. Müller entdeckte diese oder die andere Form 1778 im Graben eines Gartens
in Copenhagen zu Anfang Decembers. Die Beeren enthielten 2, 4 bis 50 Thierchen. Er erhielt sie 14 Tage in einem Gefässe. Im
October 1779 konnte er sie nur 3 Tage am Leben erhalten. Später hatte er sie im August zwischen Lemna polyrrhi%a zu Mejen-
berg beobachtet. Die Beeren zerfielen allmählig unter seinen Augen in einzelne Thiere (utiae moleculas projiciebant). Herrmann
beschrieb 1784 ein ähnliches Thierchen aus Strassburg, und nach der Zeichnung hatte es Müller für das seinige erklärt. Bory fand
seine Thierchen im Herbste bei Paris zwischen Meerlinsen, sah oft unregelmässige und aus 30 bis 40 Thierchen bestehende Kugeln.
Ich selbst fand bis zum Jahre 1831 die Thierchen häufig bei Berlin im Thiergarten zwischen Meerlinsen im Sommer, seitdem nicht
wieder. An ihrer Statt finde ich seitdem, in etwas anderen Verhältnissen, zwischen Conferven, die Synura Uvella. Ich zählte zu-
weilen in der sichtbaren Kugelhälfte der ersteren bis 40 Thierchen.
Schon Müller sah um den Vordertheil dieser Thiere einen Schimmer {Iialo), den er für Wimpern hielt. Auch Herrmann
sah ein Wirbeln. Ich erkannte bei Färbungen des Wassers deutlich ein wirbelndes Organ um eine scharf umschriebene Mundstelle.
Das Wirbelnde schien eine Vielzahl feiner Härchen, Wimpern, zu seyn. Jetzt vermuthe ich, durch ähnliche andere Thiere, Uvella
Glaucoma, belehrt, dass dieser Wimperkranz dort wie hier von nur zwei peitschenartigen Rüsseln vorgestellt wird. Die grüne Farbe
scheint die Farbe efer Eier, des Eidotters, zu seyn. Der von Müller beobachtete helle Punkt in der Mitte war entweder der Mund,
den ich auch sali, oder, was aus Fig. 20. und 21. bei ihm hervorgehen könnte, die Samendrüse, welche ich nicht erkannte. Aufnahme
von Farbe in Magenzellen sah ich nicht.
Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. XXVL
Fig. a. b. c. sind 3 brombecrartige Haufen von Thieren, wie sie im Wasser nach allen Richtungen rollend sich langsam fortwälzen, 245mal vergrös-
sert. Es giebt deren, die nur 2, 3, 4, und andere, unregelmässig gehäufte, welche weit über 50 Thierchen enthalten.
Fig. d. sind 3 Einzelthiere vor der Vereinigung oder nach der Trennung, ein wenig mehr vergrössert. Eine anfangende Theilung habe ich bei sol-
chen nie beobachtet. Sie sind von Chlamidomo?ias, Tafel III., fast nur durch Mangel des zuweilen schwer erkennbaren rothen Auges und durch
die gleichzeitigen Beeren ohne Hülle zu unterscheiden, von Farbe jedoch blasser.
£1 — _
28. Uvella Chamaemorum, farblose Bromfreermonacle. Tafel I. Fig. XXYII.
U. corpore ovato utrinque rotundato, minore, V240 lineae non superante, hyalino, acervis ad % lineae crassis.
Uvelle Fausse Mure, ä corps ovale, arrondi aux> deuec bouts, plus petite que la precedente, ?ie sur-
passante Vi 20 millimetre, couleur d'eau, grappes Vi 2 millimetre pres en epaisseur.
Uvella Chamaemorus Bory, Encycl. method. 1824. Dict. class. d'hist. nat. 1830. Nur der Name, nicht die Sache.
Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. (1832.) pag. 61.
Aufenthalt: Bei Berlin, vielleicht bei Paris und Copenliagen.
Unter dem Namen Uvella Chamaemorus, richtiger Chamaemorum , hat zwar Bory de St. Vincent eine Art dieser
Gattung beschrieben, allein der Name war, wie er selbst sagt, nur eine willkührliche Abänderung des Namens Monas Uva von Mül-
ler. Da ich 2 zu unterscheidende, auf Müller's Namen passende, Formen beobachtet habe, so habe ich beide Namen, um nicht das
fortschreitende Uebel der vielen Namen zu mehren, in diesem neuen Sinne benutzt. Die bei Berlin zwischen Chlamidomonas Pulvis-
eulus zuweilen sehr häufig vorkommende Form fand ich 1828 zuerst am 1. Mai in einem Löschkübel, dann habe ich sie im Sommer
in Wassertonnen öfter gesehen, nur nicht, seitdem ich die genauem Untersuchungen über die Organisation anstellte. Diese Form würde,
der Grösse ihrer Thierchen halber, nur dann mit der folgenden Uvella Uva zu verbinden seyn, wenn sich ermitteln Hesse, dass eine
Vereinigung von Einzelneren in Beeren nicht in einer bestimmten, sondern in verschiedenen Entwicklungsstufen ihres Lebens erfolge,
denn die constituirenden Thiere der Beeren differiren in diesen beiden um das Doppelte der Grösse und sind bei jener oval, bei dieser
rund. — Organisationsverhältnisse haben sich nicht viele bisher erkennen lassen, jedoch sah ich schon 1831 schwache Aufnahme von
Indigo, wovon keine Zeichnung gemacht wurde. Die rollenden Beeren sind je voller, desto runder, die eckigen und länglichen beste-
hen aus nur wenigen Thierchen, oder sind Ueberbleibsel grösserer sich auflösender Kugeln.
Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. XXVII.
Die 4 Kugelbeeren von verschiedener Grösse wurden im Jahre 1828 gezeichnet. Die Thierchen hatten zum Theil V48 Linie im Durchmes-
ser, viele waren kleiner. Die Vergrösserung betrug 160mal im Diameter. Wären sie der U. virescens gleich vergrössert abgebildet, so würden die
Beeren der Hälfte der Abbildung jener im Durchmesser gleichen. Ein einzelnes Thierchen ist V> des Durchmessers einer Beerenkugel gleich, die */48
Linie misst.
29. Uvella Uva, Weintraubenmonade. Tafel I. Fig. XXVIII.
U. corpore subgloboso, rotundato, minimo, %00 — Vsgo lineae longo, hyalino, acervis 7so lineae diametro non supe-
rantibus, ventriculis parvis.
Uvelle Gruppe, a corps presr/ue globuleua:, arrondi, tres-petit, V200 — V430 millimetre en longueur,
couleur d'eau, grappes egalajites tout au plus V40 millimetre, a ventricules peu distinets.
Monas Uva Müller? Animalc. infus. Tab. I. Fig. 12. 13. vergl. Polytoma Uvella.
Uvella Chamaemorus Bory 1824. ?
Monas Atomus et Monas Lens, Hemprich u. Ehrenberg, Symbolae physicae, Phytozoa Tab. I. Fig. 1. Tab. II. Fig. 2. 1828.
Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. (1832.) p. 16. 19. 1830. (1832.) p. 83. 84.
Uvella Uva, Symbolae physicae. Text 1831.
Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. (1832.) p. 61.
Aufenthalt: Bei Berlin! vielleicht bei Paris und Copenliagen. In Afrika bei Bulak im Nilwasser; in Asien am Ural bei Soimo-
nofskoi und Ilezkoi, und bei Barnaul und Schlangenberg (Smeinogorsk) am Altai.
Diese sehr kleine Form der Traubenmonaden lebt in stagnirendem Wasser, welches einen sumpfigen Geruch hat. Zuerst
unterschied ich sie im August 1828 zu Berlin. Einige früher beobachtete afrikanische Monaden habe ich ihrer kugelrunden Form und
Grösse halber auf diese Art beziehen zu müssen geglaubt. Müller scheint in seiner Monas Uva diese sammt der vorigen und der
Polytoma Uvella verwechselt zu haben; zu letzterer gehören Wrisberg's und Spallanzani's Angaben. Herrmann's Form gehört
zu U. Glaucoma. Im Jahre 1831 sonderte ich von dieser Art noch eine der sibirischen Formen unter dem Namen Uvella mitiuta
ab (Abhandl. d. Berlin. Akad.), weil nämlich die nur J/soo Linie grossen, also der Monas Termo gleichen, Thierchen von Schlangen-
berg beerenartig vorkamen. Später fand ich aber die bei Berlin vorkommende Weintraubenmonade in der Grosse so unbeständig,
oder so gewöhnlich mit U. minuta vermischt, dass ich beide Formen zu trennen jetzt Bedenken trage. Dass Uvella Uva auch mit
Uvella Atomus zu vereinen sey, meine ich desshalb nicht, weil letztere sich leicht, erstere, auch bei gleicher Grösse der Individuen,
schwer mit gefärbter Nahrung sichtlich füllt. Von Organisation ist, ausser inneren mit Farbe schwach erfüllten Magenzellen, die ich
1831 nur beobachtete, nicht abbildete, ein einfacher Rüssel als Bewegungsorgan erkannt worden, der aber vielleicht doppelt ist. Die
Kugeln rollen in allen Richtungen langsam fort. Die Einzelthiere behalten den Mund im Schwimmen vorn und drehen sich um die
Längsaxe.
Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. XXVIII.
Die 3 Beerenkugeln sind in Berlin beobachtet zwischen Chlamidomonas Pulvisculus.
Fig. a. ist Y200 Linie gross, die Einzelthierchen etwa 1j%0{) Linie, fast '1/4 des Kugeldurchmessers. Die Vergrösserung betrug lOOmal im Durchmesser.
Fig. ö. 1/s0 Linie im Durchmesser, 300mal vergrössert.
30. Uvella Atomus, atomartige Vraiibenmoiiade. Tafel i. Fig. xxix.
U. corpore subgloboso, rotundato, minimo, %6 — V288 lineae longo, hyalino, acervis Vae lineae fere magnis, natura
vorace, ventriculis amplis.
Uvelle Atome, a corps presque globuleusc, arrondi, tres-petit, V288 — Vi** millimetre en longueur, cou-
leur d'eau, grappes egalantes tout au plus V*8 millimetre, animal vorace a ventricules amples.
Monas Atomus, Monas Lens et Volvox socialis? Müller, Animalc. infus. Tab. I. Fig. 2 — 3. 9 — 11. Tab. III. 8—9.
Gleichen, Infusionsthiere, p. 127. Das Vorspiel, Taf. XIV. B. I. a. 1778.
Monas Atomus, AbhandL der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. (1832.) p. 57. 83. 94. Tafel I. Fig. 2.
Uvella Atomus, — — - — — 1831. (1832.) p. 61.
— 22
Aufenthalt: In Berlin! Im Seewasser von Wismar! und Copenhagen; auf dem Greifenstein; in Sibirien im stagnirenden Wasser
des Ob bei Barnaul; im Ural in der 6 Lacliter tiefen Kupfergrube Soimonofskoi und in den salzigen Lachen bei Ilezkaja Sasch-
tscliita olinweit Orenburg.
Die Atomenmonade von Berlin zeichnet sich vor den früheren ähnlichen dadurch sogleich sehr aus«, dass sie leicht farbige
Nahrang aufnimmt und verhältnissmässig grosse Magenzellen damit erfüllt. Jene mögen daher eine weit feinere Zertheilung des Ernäh-
rungsapparates besitzen. Von Monas Termo sind die Einzelthiere zuweilen schwer zu unterscheiden und nur, wenn es sich bestätigen
sollte, dass alle Uvellen einen doppelten, alle Monaden einen einfachen Rüssel führen, würde eine bestimmte Unterscheidung möglich
seyn. Die ausländischen Formen sind daher nicht völlig sicher an dieser Stelle. Die Atomenmonade ist vorherrschend grösser als
Monas Termo und wo sie zahlreich erscheint , findet man gleichzeitig beerenartig vereinte rollende Gruppen. Die Aufnahme von In-
digo erkannte ich schon 1830, wo die Form in der Abhandlung pag. 57. unter den geprüften Monaden genannt wird. Am vordem
Ende sieht man im farbigen Wasser sehr leicht einen Wirbel. Das Bewegungsorgan habe ich jedoch nicht erkannt. Bei der folgen-
den Art sah ich es deutlich als 2 Rüssel. Wenn Müller's Figuren von Monas Lens hierher gehören, so hat er die Queertheilung
oft gesehen. Monas Atomus von Müller kann sich leicht von Monas Lens desselben nur durch Gefülltseyn einiger Magen unter-
schieden haben.
In Berlin lebt diese Form mit Vorticella microstoma in Regentonnen und Löschkübeln unter der grünen Priestley'schen Ma-
terie häufig. Müller fand sie im Seewasser, welches einen Winter durch gestanden hatte, aber nicht übel roch. Ich fand sie auch
im sibirischen Salzwasser des Steinsalzes und im Wasser der Ostsee.
Müller citirt zu Monas Lens noch eins der zuerst von Leeüwenhoek 1675 entdeckten Thierchen, was ich aber seiner
Schnelligkeit und der geringeren Vergrösserung halber, die Leeüwenhoek benutzte, eher für Trichodina Grandinella halten möchte.
Joblot's, Baker's, Ledermüller's, Wrisberg's, Hill's, Spallanzani's und Eichhorn's Monaden sind nicht zu erkennen, weil
die Vergrösserung nicht scharf ermittelt werden kann, welche die Beobachter benutzten. Bei geringer Vergrösserung erscheinen fast
alle Infusorien wie Pünktchen oder Monaden. Wahrscheinlich gehören sie nicht zu den bekannten kleinsten. Eichhorn's Citat gehört
wohl zu Chlamidomonas.
Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. XXIX.
Etwa 20 Einzelthiere und 4 beerenartige Gruppen verschiedener Grösse, welche man sich alle in Bewegung zu denken hat, und deren mehrere
verrathen, dass sie von Indigo gekostet haben, bilden die Darstellung.
Fig. a. besteht aus 14 Thierchen, von denen der Rundung halber nur 9 sichtbar sind;
Fig. 6. besteht aus 7 Thierchen;
Fig. c. besteht aus 5 Thierchen;
Fig. f. sind Einzelthierchen vor ihrer Verbindung.
31. Uvella Ctlaucoma, bläuliche Trauhenmonade. Tafel I. Fig. xxx.
U. corpore ovato, aetate majore conico, postice attenuato, majusculo, V192 — Viog lineae longo, hyalino, acervis V36
lineae fere magnis, ventriculis amplis, proboscide filiformi aperte duplici.
Uvelle Glaucome, a corps ovale, avec Vage co?iüjue, aminci posterieurement , assez grand, egalant
V46 — V48 millimetre, couleur d'eau, grappes Vis millimetre en epaisseur, ventricules amples,
trompe en fouet double.
Arderon nach Baker, Nutz und Gebrauch d. Mikroskops, p. 451. Das Maulbeerinsect. Tafel XIII. Fig. XV. i- 3. 1745.
Gleichen, Infusionsthiere, p. 127. Das Chaos, Tafel XVII. B. II. 1778.
Herrmann, Naturforscher, XX. p. 149. Das weisse Röschen, t. 3. Fig. 27. f. 1784.
Volvox socialis, Müller? An i male, infus. Tafel III. Fig. 8 — 9.
Volvox socialis, Schrank? Fauna boica, III. p. 33. 1803.
Uvella rosacea, Bory? 1824. et Diction. class. d'hist. nat. 1830.
Volvox Glaucoma, Hemprich u. Ehrenberg, Symb. phys. Tab. II. 1828.
Monas Glaucoma, Abhandl. der Akademie d. Wissen seh. zu Berlin, 1829.
Uvella Glaucoma, Hemprich u. Ehren berg, Symbolae phys. Polygastrica, Text Fol. f. ß, 1. 1831.
Uvella Glaucoma, Abhandl. der Akademie d. Wissens eh. zu Berlin, 1831. (1832.) p. 62.
Aufenthalt: In Berlin! Bei Norwich in England; bei Strassburg; beim Greifenstein; bei Ingolstadt?; bei Copenhagen?; bei Paris;
in der Oase des Jupiter Ammon in Libyen und in Dongala oberhalb Aegypten im Nilwasser.
Die Berliner Form ist die sicherste für die Art. Sie findet sich im Sommer häufig in Regentonnen und Löschkübeln, welche
mit Priestley'scher Materie überzogen sind, im Juni, einzeln zu allen Jahreszeiten, auch in der Stube im Winter. Die libysche Form
sah ich am 22. November 1820, die Dongalanische im März 1822. Arderon fand sie in einem Teiche beiNorwich am ersten März;
Müller mit Chara vulgaris nach 1 Monat in der Stube ; Schrank bei Ingolstadt mit Chara hispida (?) ; Herrmann in der
Mitte August's im Häutchen eines stehenden Wassers bei Strassburg. Uebergiesst man frische gequetschte Brennnesseln oder andere
Pflanzen mit Brunnenwasser, so entwickelt sie sich, wenn ihre Keime einzeln darin waren, was nicht selten ist, in wenig Tagen oft
zu grossen Mengen. Gleichen sah sie zu Greifenstein ob Bonnland im Gerstenaufguss. In Afrika fand ich sie im freien stagniren-
den Wasser. Herrmann vergleicht die Grösse passend mit Uvella virescens. Als grösste farblose Form ist sie auch wahrscheinlich
die meist beobachtete. Sie lebt nicht in sehr übelriechendem Wasser und solche Angaben beziehen sich wahrscheinlich auf Polytoma
Uvella. Schrank's gelbliche Form könnte auch zu Synura Uvella gehören und Müller's Volvozc socialis zu Uvella Atomus.
Rücksichtlich der Organisation ist diese Form mehr als die übrigen der Beobachtung zugänglich gewesen. Die vollständigsten
Beobachtungen gelangen erst am 22. und 24. Juni 1835, wo die Form unter Chlorogonium eachlorum und Chlamidomonas Pul-
visculus in Menge war. Das Erkennen von Aufnahme farbiger Nahrung gelang 1831 und das Wirbeln am Yorderende wurde schon
damals klar. Allein erst 1835 sah ich in vielen Individuen ohne künstlich gereichte Nahrung verschluckte grüne Monaden und erkannte
damit, dass das kleine Wesen ein Raubthier sey. Ferner füllten sich bei Indigofütterung bis 10 Magenzellen an, und aus der Mund-
öffnung kamen zuweilen blaue Kugeln (verdaute Stoffe) wieder heraus. Ueberdiess Hessen sich bei 800maliger Vergrösserung des Durch-
messers in den Zwischenräumen der Magenzellen kleine farblose Körnchen wahrnehmen, welche Gestalt und .Grösse von Eiern hatten.
Beim Abnehmen des Wassers und Antrocknen der Thierchen erkannte ich 2 fadenförmige Rüssel am Vordertheile von der Länge des
Körpers. Männliche Samendrüsen und contractile Blasen Hessen sich nicht scharf erkennen, jedoch könnte leicht Müller's Abbildung
23
des Volvoco socialis in der mittleren helleren Stelle bei Fig. 8., wenn die Darstellung, wie. zu vermuthen, sehr treu ist, solche Drü-
sen anzeigen. Endlich gelang es auch noch, freiwillige Längs- und Quertheilung zu beobachten.
Rücksichtlich der Körperform ist diese Traubenmonade noch dadurch merkwürdig, dass sie erst eiförmig als Einzel thier
lebt und so sich zu Beeren verbindet. Nach etwa 24 Stunden lösen sich diese Beeren aber in anders gestaltete Thierchen wieder auf.
Müller beobachtete nur den Anfang, das Auflockern, sah aber den Fortgang bei Monas Uva deutlich. Spallanzani beobachtete
keine Art der Gattung Uvella, sondern Fohßoma, daher sah er es anders. Die Form der Thierchen nach dem Zerfallen der Bee-
ren erscheint einer Schwanzmonade, Bodo, ähnlich, indem sie dann einen conisch verlängerten Hinterleib besitzen, der zum Theil wie
ein Stiel oder eine dicke Borste aussieht. Einige sind vorn und hinten conisch, also spindelförmig. Diese Spindeln mögen wohl in
der Längstheilung fast vollendete Doppel -Thierchen seyn, die noch am Munde zusammenhängen und sich in entgegengesetzter Rich-
tung ausdehnen. Der conische Hintertheil enthält innen noch Eier, ist daher kein Schwanz. Zuweilen trennen sich ganze Beeren in
2 Theile. Die Einzelthiere bewegen sich ganz anders als die Beeren, immer mit dem Munde nach vorn, sich um die Längsaxe des
Körpers drehend,
Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. XXX.
Die Gruppe a. enthält 15 Einzelthiere, 1 in der Selbsttheilung und 6 beerenartige Gesellschaften. Zum Theil haben sie Indigo -Nahrung
aufgenommen. Alle sind 290mal vergrössert. Alle ungeschwänzten Individuen sind Einzelthiere vor der Beerenbildung. Die Kugelform einiger ist nur
die Projection der Eiform von dem schmalen Ende.
Fig. a. ist ein sich zur Queertheilung vorbereitendes, sich einschnürendes Individuum.
Fig. ß. ist in der Längstheilung begriffen.
Fig. y.' ist eine der besonders auffallenden Formen, welche zuweilen nach dem Zerfallen der Beeren vorkommen. Die vordere und hintere Verlan,
gerung scheint der gespaltene, von einander weichende und sich diametral entgegensetzende Hinterleib zu seyn, so dass der Mund also in der
Mitte läge.
Fig. b. ist ein Einzelthier nach dem Zerfallen der Gesellschaftsform, 800mal vergrössert. Es zeigt die 2 Rüssel am Munde, den mit Eiern erfüllten
Körper und Hintertheil, 1 verschlungenes Individuum der grünen Chlamidomonas und 9 mit Indigo erfüllte Magenblasen.
32. Uvella Miodo, grüne Trauftenmoiiade. Tafel I. Fig. xxxi.
U. corpore conico, antica parte rotundato, postica attenuato, Vsse — V288 lineae longo , laete viridis acervis ovatis x/i96
lineae longis.
Uvelle verte, a corps conique, arrondi anterieurement, aminci posterieurement , longiiear Vi es — Vu*
millimetre, couleur d?im beau vert, ä grappes ovales V48 millimetre longues.
Uvella Bodo, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. (1832.) pag. 62.
Aufenthalt: In Berlin!
Diese ist eine der zahlreichen Infusorien -Formen, welche die grüne Haut des stehenden Wassers, oder die sogenannte Priest-
ley'sche grüne Materie bilden. Sie lebt mit Chlamidomonas Pulvisculus und Euglena viridis oder auch mit Chlorogonium en-
chlorum, deren Jugendzustand sie freilich seyn könnte, in Regentonnen und anderen Wassergefässen, auch in Lacben und Gräben,
Da ich kein rothes Auge an ihr habe entdecken können, so habe ich sie, als nicht zu den genannten Formen gehörig, betrachten zu
müssen geglaubt, allein ihre Kleinheit und schwächere Färbung des Pigments könnte auch der Beobachtung die Anwesenheit des Auges
bisher entzogen haben. Erst wenn die andern Organisationsverhältnisse klar erkannt sind, wird man den Mangel der Erkenn tniss des
Auges für wahren Mangel anzusehen haben. Die grüne Farbe ist, der Analogie nach, durch die Eier bedingt. Ich sali sie jährlich
in ganz unberechenbaren Mengen seit 1830. Früher verwechselte ich sie mit Monas tingens (Glenomorum), Bodo viridis und Chlo-
rogonium. Der spitze Hinterleib der Uvella Bodo ist desshalb kein Schwanz, weil die grüne Färbung (Eier) bis ans Ende reicht.
Die beerenartigen Haufen haben das Eigenthümliche , dass sie nicht wie die der übrigen Uv eilen nach allen Richtungen, über den
Kopf der Thiere, rollen, sondern sich um die Längsaxe drehen und das stumpfe Ende vorn führen.
Die sämmtlichen Uvellen sind im Beerenzustande schwierig getrocknet aufzubewahren. Doch gelang es mir mit U. Glaucoma,
Magen und Rüssel bleiben deutlich.
Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. XXXI.
Es sind 2 Gruppen in verschiedener Vergrösserung gezeichnet.
a. enthält 27 Einzelthiere in verschiedenen Stellungen und Grössen mit 4 Gesellschaftsformen, 290mal vergrössert. Die grössten Individuen sollten, der
Vergrösserung nach, nur 1 Linie gross seyn. Sie sind, obwohl gemessen, doch etwas grösser in Folge der gewöhnlichen Gesichts differenz , die ich
nicht abzuändern pflege.
b. enthält 8 Einzelthiere, 500mal vergrössert. Anwendung noch stärkerer Vergrösserung ergab kein instructiveres Bild, daher wurde auch davon keine
Zeichnung gemacht.
Uebersicht aller bisherigen Namen für die Gattung Uvella.
Man hat bisher 9 Special-Namen für die Gattung Uvella bekannt gemacht, von denen aber nur 6 geltend sind. Bory de
St. Vincent gab deren 3 im Jahre 1824, Uvella Chamaemorus, Uvella virescens, und Uvella rosacea. Letzterer ist für
Müller's Volvocc socialis gegeben und daher überflüssig. Im Jahre 1830 wurden 3 von mir eingeführt: Uvella Atomus, Glau-
coma, Uva, und im Jahre 1831 noch 3, Uvella Bodo, flavoviridis und minuta. Letztere 2 sind hier unterdrückt, indem für
erstere Bort's Name, U. virescens, aufgenommen, und letztere zu Uvella Uva gezogen wurde.
D R 1 T T EGA T T ü N G: THEILMONADE.
Polytoma. Polytome.
CHARACTER: Animal e familia Monadinorum , cauda et ocello destitutum , ore terminali truncato, ciliis
aut proboscide subtili flagelliformi duplici instructo, natantibus solitariis antieo, divisione
spontanen, decussata et imperfecta, multipartituoi , in mori foriiiam enascens, dein solutum
et altera vice solitarium.
CAHACTBRE: Animal de la famille des Monaden ^ sans qaeue et sans oeil^ a bonche terminale
et tronquee, powrvue de trompe en forme de fouet double, anterieure dans la nage
des individus simples, poussant avec Vage, par la division spontanee croisee, en forme
dune mure, qui se dissotit enfin en molecules (les animaux) simples.
Die Gattung der Theilmonaden zeichnet sich durch unvollkommene Absehnürung der Individuen
bei der Selbsttheilung von den Traubenmonaden aus. Bei diesen theilt sich das Individuum vollständig
oder auch gar nicht, aber die freieren T liiere vereinigen sich zu Gesellschaftskugeln und tanzen gemeinsam
in Beerenform umher. Der Tanz der Theilmonaden ist ein unfreier. Jene gleichen den Vogelzügen und
Thierheerden in ihren Vereinen, diese den schwimmenden Corallenstocken. Ihre Beerenform ist Folge der unvoll-
kommenen Selbsttheilung, welche nur eine Einschnürung und erst spät eine gemeinsame vollige Abschnürung
ist. Die Gesellschaftsform der Traubenmonaden fehlt den Theilmonaden, wie es scheint, ganz und
was im Leben der Traubenmonaden auseinander gerückt und zum Theil freier Willkühr anheim gestellt
ist, Zerspaltung des Individuums und Gesellschaftsleben, ist bei den Theilmonaden zusammengedrängt
und der Willkühr entzogen. Diesen fehlt ein grosser Theil der Poesie des Lebens, den jene besitzen. Schon
Spallanzani hat diese Erscheinung bei derselben Polytome recht ausführlich beobachtet, nur blieb ihm die
Höhe der Organisation dieser Wesen, das Erhabenste, unbekannt. Zuweilen schien es mir, als hätten die
Theilmonaden einen gemeinsamen dünnhäutigen Ueberzug, allein ich habe es dann immer nur für die ausge-
dehnte Zwischenhaut, d. h. Mangel an Tiefe der Abschnürung der Individuen gehalten. Wäre eine Hülle
vorhanden, so würden sie, wie Chlamidomonas , zur Familie der Kugelthiere zu stellen seyn. Mangel an
Augen, Mangel an vorragender Lippe, Mangel an Schwanz und die Bewegung der Einzelthiere in der Langs-
ame des Körpers, sind, ihnen zukommender, Character der Monadenfamilie.
Es ist bisher nur eine einzige Art dieser Gattung vorgekommen, welche farblos oder nur leicht
milchfarben ist. An Organis ations Verhältnissen zeigte sich der vielmalige (polygastrische) Ernährungsorga-
nismus deutlich. Eben so deutlich hat sicli der Bewegungsorganismus ermitteln lassen, welcher aus 2 peit-
schenartigen Rüsseln am Munde besteht. Ueberdiess erkannte ich eine, nicht dem Ernährungsapparate zu-
gehörige, contractile grössere Blase, welche dem männlichen Theile des Sexualsystems anzugehören scheint.
Endlich lässt eine grosse weisse freie Stelle im vordem Körper eine daselbst befindliche, die Magenzellen
naeh hinten hindrängende, Samendrüse vermuthen, deren schärfere Umgrenzung bisher unsichtbar blieb. Ei-
bildung ist, vielleicht wegen Kleinheit oder Durchsichtigkeit der Eier, bisher nicht beobachtet. Freiwillige
Queertheilung und Längstheilung aber sind sehr in die Augen fallend. Das Zerfallen der Beeren in Einzel-
thiere beobachteten früher schon Müller und Wrisberg.
Die geographische Verbreitung der Theilmonaden ist in Europa ansehnlich, ausser Europa noch un-
bekannt. Sie wurden von mir in Petersburg und bei Berlin beobachtet. Miller beobachtete sie als Mo-
nas Uva, wahrscheinlich mit Uvella Uva abwechselnd, in Copenhagen, Wrisberg in Cöttingen und Spal-
lanzani in Italien in Modena» Ob Bory dieselbe als Uvella Chamaemorus in Paris beobachtet habe, ist
unsicher, weil es auch Uvella Uva seyn konnte.
Der Name Polytome wurde von den verdienten Reisenden Qüoy und Gaimard für kleine, aber dem
blossen Auge sehr sichtbare Seethiere, Acalephen, der Freycinetschen Weltumseglung angewendet, welche
an Form den Uvellen fast gleichen. Eschscholtz hat schon mit Recht nachgewiesen (System der Acale-
phen), dass diese Körper nur knorpliche Schwimmstücke von Diphyiden sind. Der Name Polytoma ist da-
her unbenutzt und da 1830 dieser Form der Name Monas polytoma die zufällige Uebereinstimmung gab,
so ist später der Specialname als Genus -Name aufgenommen worden.
33. Polytomm Uvella, traubenartige Tbeilmonade. Tafel I. Fig. XXXII.
P. corpore ovato aut oblongo, utrinque aequalitcr obtuso, V192 — Vso Kneae longo, liyalino albicante, acervis %% li-
neae magnis.
Polytome Uvelle, h corps ovale ou oblonge obtus ante deute bouts, longueur Voe — V40 millimetre^ coli-
lear d eau blanchätre , h grappes d? im '/i6 millimetre*
35 - - -
Monas Uva, Müller, zum Tlieil, Animalc. infus. Taf. I. Fig. 10 — 13, 1786.
Wrisberg, de Animalc. infus, satura, p. 24. Taf. I. 4. 1764.
Spallanzani, Opuscules physiolog. p. 209. Taf. 2. Fig. 15. B. C. D. 1776.
Uvella Chamaemorus , Bory de St. Vincent, 1824. Encycl. meth.
Monas polytoma, Abhandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1830. (1832.) p. 84.
Polytoma Uvella, — — , _ - — 1831. (1832.) p! 62.
Aufenthalt: In Berlin!, Petersburg!, Göttingen, Modena, Paris, Copenhagen.
Die Tlieil mon ade lebt nur in faulem, übelriechenden Wasser, worin thierische Theile sich auflösen, von denen sie sich
nährt. Meist findet sie sich gleichzeitig mit Vibrionen und Spirillen, zuweilen auch mit Uvella Uva und U. Aiomus, zwischen
Chlamidomonas und Vorticella microstoma in Regentonnen und Löschkiibeln dergl., worauf sich eine Haut gebildet hat. Sie
macht, wo sie in Menge ist, das Wasser milchig, und oft ist es von unerträglichem Geruch, wenn sie am dichtesten es erfüllt. Ich
fand sie im Freien am meisten im Juli, im Zimmer aber zu allen Jahreszeiten in Aufgüssen. Auf die älteren Synonyme ist kein siche-
rer Verlass, ob sie hierher gehören, nur Spallanzani's Beobachtung ist unzweifelhaft. Alle oben angeführte haben das Vorkommen
in thierischen Infusionen oder in faulem Wasser für sich. Müller hat mit Unrecht HeiirmaniVs und Gleichen^ weisse U vollen
für einerlei mit denen von Spallanzani und Wrisberg gehalten, und Bory ist ihm gefolgt. Wenn Uvella Uva und Polytoma
Uvella , was ich öfter sah, zusammen vorkommen, so unterscheidet man sie sogleich, letztere ist weit weniger tief eingeschnürt und
trüber.
Was die Organisation betrifft, so hat die Theilmonade ein sehr fein getheiltes, in die hintere Körperhälfte zurückgedrängtes
Verdauungsorgan. Lange erwartete ich umsonst, dass sie sich, wie Uvella Atomus oder Glancoma, mit Indigo sichtlich anfüllen sollte.
Erst am 15. April 1835 gelang es, die Schwierigkeit für die Beobachtung zu überwinden. Man muss eine 600 bis 800malige Ver-
grösserung anwenden, dann sieht man auch die kleinen Magenzellen mit farbiger Speise erfüllt. Dieselben Zellen im hintern Körper
hielt ich früher für Eier. Es sind deutliche Magen. Die grössere Blase füllt sich nie mit Indigo, .verschwindet periodisch und dehnt
sich wieder aus. Die leere vordere Körperhälfte scheint grossentheils durch eine homogene durchscheinende Samendrüse von kugliger
Form erfüllt zu werden, welche die Magenzellen und den Darm nach hinten drängt. Vorn am Munde befinden sich 2 fadenförmige
Rüssel, welche die Hälfte der Körperlänge haben und deren Schwingen einen Wirbel hervorbringt, den man in gefärbtem Wasser leicht
sieht. Niemand kann jetzt mehr im Ernste diese deutlich organisirten Thiere für abgelöste Theile des faulen Fleisches halten, wenn
auch hie und da die Nebenumstände sich noch schwer erklären lassen. — Auf Glimmer getrocknet, kann mau die Form ziemlich gut
aufbewahren.
Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. XXXII.
Die 3 Gruppen sind nach 3 verschiedenen Vergrössenmgen aufgefasst. Einige Thiercheu haben Indigo verzehrt.
a. 290mal vergrössert, enthält' 3 Einzelthiere 5 2 in der Queertheilung begriffene a, eins in der Längstheilung ß, und 7 beerenartige in mehrfacher un-
vollkommener Theilung. Von diesen ist eins aus 3 Theilen so gebildet, dass ein ursprünglich einfaches, durch die Längstheilung eingeschnürtes, Thier-
chen sich an einem seiner Theile wieder in die Queere eingeschnürt hat. Drei andere sind aus 4 Kugeln bestehend, welche ein, nur erst einfach in
die Länge und dann über Kreuz in die Queere, getheiltes Thierchen darstellen. Die übrigen 3 Beerenkugeln sind Thiere, welche durch kreuzweise
unvollkommne, d. h. nicht völlig ablösende, Selbsttheilung noch weiter eingeschnürt sind. Bei denen, wo eine gemeinsame zarte Haut die Körper ein-
zuschliessen scheint, ist diess wahrscheinlicher flache Einschnürung der Oberhaut.
6. sind sechs 450mal vergrösserte Thierchen verschiedener Grösse.
c. ist 820mal vergrössert Die grössere runde Blase in der Körpermitte ist die contractile Samenblase, welche sich nie mit Farbe füllt.
VIERTE GATTUNG; AUGENMONADE.
Microgiena. llicroglene.
CHARACTER: Animal e familia Monadinorum, cauda destitutum, sed ocello praeditum, ore terminali
truncato, proboscide subtili flagelliformi simplici instructo, natantibus antieo, divisione spon-
tanea simplici perfecta bipartitum aut nunquam dividimin.
CARACTERE: Animal de la famille des Monades, sans queue, mais ayant un point rouge qui
tienl lieu dC oeil, a houche terminale tronquee^ pourvue de trompe en forme de
fouet simple fres-deliee, anterieure dans la nage*> a division spontanee simple par-
faite ou nulle.
Die Gattung der Augenmonaden charaeterisirt sich durch einen rothen inneren Punkt am vorde-
ren Körper, welcher hier als Auge betrachtet wird. Sie hat sonst alle Charactere der wahren Monaden:
Mangel an Schwanz, Mangel an vorragender Lippe , Schwimmen in der Längsrichtung des Körpers , keine
unvollkommene Selbsttheilung und einen einfachen, peitschenartigen Rüssel.
Die Gattung Microgiena besteht bis jetzt nur aus zwei sichern Arten, welche beide farbig, eine
gelb, die andere grün sind. Sie wurde 1831 von mir zuerst unterschieden und mit 2 Arten, M. mona-
dina und volvocina bekannt gemacht. Letztere hat sich jedoch später als eigne Gattung der Panzermona-
den erwiesen, und ist 1832 von mir als Trachelomonas volvocina beschrieben worden. An ihrer Stelle
hat sich Müller s Enchelys punctifera als 2te Form dieser Gattung, als M. ptmctifera ergeben. An Or-
ganisation hat besonders eine dieser Arten grossen Reichthum, ja fast vollendete thierische Zusammen-
setzung erkennen lassen. Als Bewegungsorgan ist bei beiden Arten ein einfacher fadenförmiger Rüssel er-
kannt. Beide haben, in allen Individuen, einen rothen, nicht äusserlichen, sondern inneren Pigmentfleck;,
so *
welcher bei grösseren Infusorien {Euglena und RRdcrthicren). sieh als häufiges auf einem (Nerven) Gang-
lion aufsitzendes , dem einfachen Auge der Daphnien ähnliches , Auge zu erkennen giebt. Ausser diesen
Organen zeigt Microglena monadina den Körper mit schön grünen, gleichartigen Körnchen erfüllt, welche
ganz das Ansehen und die Lage von Eiern haben. Ferner ist in der Mitte des Körpers queer gelagert ein
graues, bandartiges, eingerolltes und drüsiges Organ, welches ich als Samendrüse betrachte. Vielleicht hat
dasselbe Müller bei Micr. punclifera als helles Queerband gesehen. Eine contractile Blase liess sich
nicht wahrnehmen. Sehr bestimmt aber wurden eine Vielzahl von Magenblasen anschaulich, unter denen
sich vielleicht die männliche .Sexualblase verbarg. So sind denn bei dieser Form, welche den Monaden
ganz ähnlich ist, alle Systeme, auch das diesen scheinbar fehlende Empfindungssystem , des thierischen Or-
ganismus erkennbar geworden. Nur das Gefässsystem blieb unbekannt. Wie zart aber müssen die Gefässe
dieser kleinen Thiere seyn! Sie nicht zu erkennen, ist die offenbare Schuld der unzureichenden Mittel für
die Beobachtung.
Da die Augen der Thiere und selbst des Menschen nie auf der Bauchseite, sondern immer auf der
Rückenseite, d. h. über dem Anfange des Ernährung scanales, nie unter demselben liegen, so bezeichnen
auch die Augen der Augenmonaden wohl eieren Rückenseite. Es ergiebt sich daraus, dass der Rüssel
eine verlängerte Oberlippe ist und dass die ringartige Samendrüse auf der Bauchseite geschlossen, auf der
Rückenseite geöffnet ist. Audi kann man nun von einem Rechts und Links dieser kleinen Thiere sprechen.
Die geographische Verbreitung dieser Form ist erst weiter zu ermitteln. Beide Arten sind von mir
nur in Berlin, und Microglena monadina überdiess in Delitzsch bei Leipzig beobachtet worden. Micro-
glena puncMfera ist in Dänemark und bei Ingolstadt angegeben.
34. Microglena punctifera, gelMIcIie Augenmonade. Tafel I. Fig. xxxm.
M. corpore ovato subconico, postica parte attenuato, 1[^2 lineae non superante, ilavo, ocello rubro et nota frontali
nigricante.
Microglene jaunätre, a corps ovale, presque conif/ue, aminci posterieurement^ ne surpassant pas
V20 millimetre , couleur jaune, oeil rouge simple avec une tache noirätre semblable a un se-
cond oeil,
Enchelys punclifera, Müller, Animalc. infus. Taf. IV. Fig. 2 — 3. 1786.
Enchelys pimctifera. Schrank, Fauna boica III. p. 39. 1803.
Aufenthalt: Bei Berlin, Ingolstadt und Copenhagen.
Ich fand diese Form zuerst im Winter , am 11. Februar 1835 , an grauschleimigen Wasserpflanzen im Thiergarten bei Ber-
lin in Menge. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die von Müller in Sümpfen beobachtete Form dieselbe sey, obschon die von mir ge-
sehene durchsichtiger war- Dass er das Auge schwarz sah, liegt an der zu schwachen Vergrösserung. Schrank scheint allerdings
dasselbe Thierchen unter Wasserlinsen beobachtet zu haben. Bort führt zwar im Diction. clasßic/ue d* hist. not. unter Enchelys
die Form auch an, hat sie aber wrohl nur der Systematik halber angegeben, nicht selbst beobachtet. Ich war früher geneigt, dieses Thier-
chen, seiner zwei Augen wegen, für eine Art der Gattung Distigma, der Familie der Astasiaeen zu halten, allein die eigene An-
schauung hat mich anders belehrt. Einer der Punkte ist nur roth, der andere ist wahrscheinlich der spiralförmig umgebogene rechte
Mundwinkel. Bei der Bewegung dreht es sich etwas wankend um die Längsaxe und geht immer mit dem stumpfen Ende voran. Die
Bewegung ist langsam, weil der Rüssel kurz, nur von der Körperlänge ist. Der von Müller beobachtete hellere Queerstrich in der
Mitte kann leicht die bandförmige Sexualdrüse seyn, die ich nicht unterschied, vielleicht weil meine Thiere zu wenig dunkle Nahrung
und Eientwicklun^ in sich hatten.
"Ö
Erklärung der Abbildung Taf. I. Fig. XXXIII.
Es sind 6 Individuen verschiedener Lage, Form und Grösse von ^96 ^ 1I&2 Linie Grösse, 290mal vergrössert. Die stumpfe riisselführende
Seite ist überall die vordere,
35. Microglena monadina, ^riine An^enmonade. Tafel I. Fig. xxxiv.
M. corpore ovato, utrinque aequaliter rotundato, paullo minore, Xlvn — 7eo lineae longo, laete viridi, ocello rubro,
distinete simplici.
Microglene verte, a corps ovale, egalement obtus auze deu& bouts, plus petzte, Vqg — V30 millimetre
en longueur, couleur d'un beau vert, oeil rouge distinetement simple.
Microglena monadina, Abliandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1831. (1832.) p. 64. Tafel I. Fig. 1.
— — — - — - —'_.._. 1835. (1836.) p. 164. Tafel I. Fig. 17.
Aufenthalt: Bei Berlin und Delitzsch.
Ich entdeckte diese Form im Jahre 1831 im Thiergarten bei Berlin im ersten Frühling zwischen grauschleimigen Wasser-
pflanzen. Ich glaubte sie durch das rothe Auge characterisirt, im Vergleich zu Monas Pulvisculus. Seitdem habe Ich letztere als
den Kugelthieren zugehörig erkannt und bei ihr ebenfalls ein rotlies Auge gefunden (vergl. Chlamidomonas). Am 31. März 1835
fand ich die Microglena wieder und habe sie als dennoch verschieden von der Staubmonade bestätigt. Ihre Eikörnchen geben ihr
eine mehr bläulich -grüne Farbe und die mittlere bandartige, fast cirkelförmige Sexualdrüse unterscheidet sie völlig, auch hat Chlami*
27
domonas 2 Rüssel, Microglena nur einen. Der Rüssel ist ungefähr von der Körperlänge. Ein Ei ist etwa 1/t44o Linie «ross und
kugelförmig. Bewegung wankend und um die Längsaxe drehend. Entwickelungscyclus V1440 Veo Linie.
Beide Formen habe ich auf Glimmer getrocknet wohl erhalten vor mir.
Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. XXXIV.
Es sind 2 Gruppen nach 2 verschiedenen Vergrösserungen.
Die Gruppe a. umfasst 7 Thierchen verschiedener Stellung, Form und Grösse, a das längste, 7go Linie gross, ß das kleinste, i/i20 Linie gross. Alle
sind 290mal vergrössert.
Fig. 6. ist ein einzelnes 480mal vergrössertes Thierchen.
FÜNFTE GATTUNG: BRÄUTMONADE.
Olenomorum. GHenomore.
CHARACTER: Animal e familia Monadinorum, cauda destitutum, sed ocello ornatum, ore terminali trun-
cato5 proboseide filiformi duplici instrueto, natanti singulo antico, divisione spontanea sim-
plici perfecta bipartituin aut nunquam dividuuin, periodice in acervos, uiori aut uvarum forma,
quoquoversum volutantes consociatum.
CARACTERE: Anivnal de la famille des Monades^ sans queue^ orne d? un poinl rouge qui
tient lieu d oeil^ h bouche terminale tronquee pourvue de trompe en forme de fouet
double 5 anterieure dans la nage des individus simples , a division spontanee simple
parfaite ou nulle , reuni periodiquement en grouppes tournoyants de la forme de
mure ou de grappe.
Die Gattimg der Brautmonaden unterscheidet sieh von der nah verwandten Gattung der Trau-
benmonaden durch ein einfaches rothes Auge im vorderen Körper. Von den Monaden und Augenmonaden
durch periodisches Vereinigen vieler Einzelthiere in Beerenform. Beständigkeit der Form, Mangel an Schwanz,
nicht vorragende Lippe, ein doppelter Rüssel, Bewegung in der Längsaxe des Körpers bei den Einzelthie-
ren und Mangel an Bestückung durch unvollkommene Selbsttheilung unterscheiden die Gattung von allen
übrigen.
Die Gattung besteht nur aus einer Art, welche von mir als Monas tingens aufgeführt worden war.
Sie ist ganz besonders nahe verwandt der Gattung Chlorogonium in der Familie der Wechselt liiere,
Amoebaea^ die aber eine mehrfache gleichzeitige Selbsttheilung zeigt, und sich, den Astasiaeen gleich, will-
kührlich etwas zusammenzieht und ausdehnt.
Unter Nro. XXIII. ist beim Namen Monas tingens die Diagnose dieser Form mitgetheilt, hier soll
nur von der Structur das Notlüge für die Gattung nachgetragen werden.
Dieses so kleine Thierchen gehört unter die augenscheinlich vollständig thierisch organisirten Mona-
dinen. Als Bewegungsorganismus besitzt es am vordem Ende 2 feine Rüssel von mehr als halber Körper-
länge. Kleine weissliche Blasen im Körper lassen sich als Magenzellen erkennen. Die grüne Farbe besteht
aus sehr feinen Körnchen, welche man ein Recht hat, für Eier zu halten. In der Mitte des Körpers ist
ein grösserer kuglicher durchscheinender farbloser Körper, der als männliche Samendrüse leicht annehmlich
ist. Ueberdiess befindet sich im vordem Drittheile des Körpers ein schön rother innerer Punkt, welcher
der Analogie der grössern Thiere nach als Auge zu betrachten ist. — Getrocknet auf Glas oder Glimmer
lässt sich diese Form sehr klar und schön aufbewahren.
Diese Gattung ist nur bei Berlin beobachtet.
Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. XXII.
Die mit a. und 6. bezeichneten Gruppen sind in 2 verschiedenen Vergrösserungen dargestellt.
a. bezeichnet 14 Einzelthiere in verschiedener Lage, Form und Grösse, und 2 Gesellschaftsgruppen, 290mal vergrössert.
b. sind 2 Einzelthiere bei 480maliger Vergrösserung.
38
SECHSTE GATTUNG: WEDELMONADE.
Phacelomonas. Phacelomonade»
CHARACTER: Animal e familia Monadinorum, cauda destitutum, ocellatuin, ore truncato terminali, ciliis
filiformibus (8 — 10) s. proboscide multiplici instructo, natanti antico, divisione spontanea
simplici perfecta bipartitum aut nunquam diyiduum.
CARACTERE: Animal de la famille des Monades, sans^ queue^ mais ayant un point rouge, qui
est un oeil) ä bouche terminale tronquee powrvue de plusieurs (8 — 10) cils ou
trompes en fouet^ anterieure dans la nage^ h division spontanee simple parfaite
ou nidle.
Der Character der Wedelmonaden liegt in der Vielzahl von Rüsseln am Munde, welche einen
Wimperkranz bilden. Uebrigens sind sie den Augenmonaden ganz ähnlich. Beständigkeit der Form, Man-
gel an Schwanz, schroff am Körperende befindlicher Mund, Anwesenheit eines inneren rothen Pigmentkör-
pers als Auge , Bewegung in der Längsaxe des Körpers und vollkommene einfache Selbsttheilung unterschei-
den die Form von den übrigen Monadinen.
Es ist nur eine Art der Gattung bisher bekannt. An Organisationsverhältnissen zeigte diese viele
Magenzellen, deren sichtliche Anfüllung mit Farbestoffen aber nicht gelang. Als Bewegungsorgane Hessen
sich 8 — 10 fadenförmige kürzere Rüssel oder Wimpern am Munde erkennen. Als Fortpflanzungsorganis-
mus waren dicht gedrängte, sehr kleine grüne Körnchen im Körper sichtbar, welche Eier zu seyn schei-
nen. In der Mitte des Körpers Hess sich ein kugliger farbloser grösserer Körper als männliche Samendrüse
ansprechen. Eine contractile Blase ist nicht erkannt. Sehr deutlich aber zeigen alle Individuen einen rund-
lichen rothen Pigmentfleck im Innern des Vordertheils , welcher, der Analogie nach, ein Auge ist, dein ein
Nervenmarkknoten überall da zur Stütze dient, wo die Beobachtung dieses Detail erreichen kann. Diese
Gattung besitzt als Fortpflanzungsmittel noch queere Selbsttheilung.
Sie ist bisher nur bei Berlin beobachtet.
36. Phacelomonas Pulvisculus, grüne Wedelmonade.
Ph. corpore oblongo subconico«, postico fine attenuato, X/9G lineae parum superante^ laete viridi.
Phacelomonade verte^ a corps oblonge un peu conique^ aminci posterieurement , egalant 1^s fnilli-
metre, couleur verte.
Monas Pulvisculus, Müller? Animalc. infus. Tab. I. Fig. 56. 1786.
Phacelomonas Pulviscnlus, A b h a n d I. d. A k a d. d. Wi ssensch. zu Berlin, 1835. p. 171.
Aufenthalt: Berlin.
Ich fand diese Form am 3. Juni 1836 in Pankow bei Berlin, eine grüne Lache ganz erfüllend. Ob nicht Müller' s Monas
Pulvisculus, welche ich jetzt zu Chlamidomonas der Kugelthiere ziehe, richtiger hierher gehört, ist nun zweifelhaft. Sicher ist, dass ich
beide Formen früher für Eine gehalten habe, indem ich die Mehrzahl der Wimpern am Munde schon im Jahre 1819 zuweilen deutlich
erkannte und im Jahre 1828 bestätigte, seitdem aber nie wieder sah, weil ich ein ähnliches, aber sehr verschiedenes, Thier vor mir
hatte. Die kleinen grünen Eier sind fast V2000 Linie, nämlich V1920 Linie gross. Bei bevorstehender Selbsttheilung werden die klei-
nen kurz conischen Körper erst walzenförmig und schnüren sich dann in der Mitte ab. Beim Sterben werden sie kugelförmig. Ge-
trocknet lassen sie sich sehr leicht und schön aufbewahren. Die Bewegung der Thiere ist rasch in der Längsrichtung des Körpers
nnd nm die Axe drehend ohne Wanken. Diese Form beweisst, dass Rüssel und Wimpern nicht allzu verschiedene Organe sind.
Eine Abbildung hat nicht mehr in die Tafeln aufgenommen werden können, da die erste, an deren Ende sie gehört, sammt
der zweiten gestochen war. — Entwickelungscyclus V1920 — V48 Linie.
SIEBENTE GATTUNG: WÄLZMONADE.
Doxococcus. Doxocoque.
CHARACTER: Animal e familia Monadinorum, cauda et ocello destitutum, ore natantibus vago; motus
Volvocis, contra axin rotatorius; divisio spontanea simplex perfecta aut nulla.
CARACTERE: Animal de la famille des Monades, sans queue et sans oeil^ a bouche variable
dans la nage; mouvement eTun Volvox, roulant conlre Faxe du corps; division spon-
tante simple parfaite ou nulle.
Die Gattung der Wälzmonaden unterscheidet sich von allen Monadinen durch ihre nicht schwim-
mende oder drehende, sondern rollende Bewegung der Einzelthiere über Kopf, ganz der ähnlich, welche die
zusammengesetzten Kugelthiere oder die Beeren der Traubenmonaden haben. Im Uebrigen sind sie den
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Monaden ganz gleich. Beständigkeit der , Kurperform , Mangel an Schwanz und Augen , Mangel an einer
vorragenden Lippe , einfache , vollkommene oder keine Selbsttheilung sind die wesentlichen Charactere, wel-
che sie von den übrigen Infusorien unterscheiden, und bei den Monadinen einreihen würden.
Die Gattung der Wälzmonaden ward im Jahre 1830 mit 3 Arten von mir aufgestellt und 1832
mit einer 4ten vermehrt. An Organisation hat die Beobachtung bisher nicht viel ermittelt, indem 3 Arten
auf der Reise in Sibirien beobachtet wurden, und die 4te sich zu wenig durchsichtig zeigte. Bei D. Glo-
bulin sind wahrscheinlich Magenblasen erkennbar gewesen. Bei demselben und D. Pulvisculus sind Ei-
körnchen erkennbar gewesen. Ein Bewegungsorgan ist unerkannt, auch keine Selbsttheilung beobachtet.
Die eigenthümliche Bewegung dieser Einzelthiere ist bis jetzt ihr Cfiaracter.
Zwei Formen der Gattung leben in Europa, eine davon mit 2 andern fanden sich bei Orenburg
und in Sibirien.
3¥. Ißoccococcus €xlohulus9 feuglige Wälzmonacle. Tafel IX. Fig. I.
D. corpore subgloboso aut ovato, hyalino, V72 lineae attingente.
Do&ocoque Globule, a corps spherique 011 ovale, couleur d'eau, longueur V30 millimetre.
Volvox Globulus, Müller, Vermium fluviat. hist. I. p. 28. 1773.
— — — Animalc. infus. Tafel III. Fig. 4. 1786.
Doxococcus Glohilus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 58, 82. 1831. p. 63.
Aufenthalt: Im salzhaltigen Wasser von Ilezkaja Saschtschita bei Orenburg im September, und in Pilanzenaufgiissen in Copenliagen
beobachtet.
Die rollende, langsame Bewegung zeichnet diese Wälzmonade sogleich aus. Müller' s Abbildung zeigt keinen wesent-
lichen Unterschied. Der Mund ist unerkannt, jedenfalls, der Bewegung nach zu urtheilen, bald oben, bald unten, bald vorn, bald
hinten. Es scheint fast, dass ein einfacher fadenförmiger Rüssel diese Bewegung nicht hervorbringen könne, und dass wohl mehrere
seyn müssen. Die Form ist erst weiter zu beobachten. Müller sah auch zuweilen raschere Bewegung.
Erklärung der Abbildungen Taf. IL Fig. I.
Es sind zwei, 1j1% Linie grosse, 290mal vergrösserte Thierchen. Die Trübung scheint von kleinen, etwa V2016 Linie grossen, Eiern zu
kommen, die grösseren Blasen mögen Magenblasen se)rn.
38. Doacococcus ruber 9 rotlie Wälzmoiiade. Tafel IL Fig. IL
D. corpore globoso, parvo, V144 lineae magno, lateritio, nee pellucido.
Dotcocoque rotige, a corps globuleutc, petit, V72 millimetre en longueur, couleur rouge de brique,
point transparent.
Doooococcus ruber, Abhandl. der Akademie d. Wissenscli. zu Berlin, 1832. p. 99.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Sie fand sich am 5. April 1832 zwischen grünen Wasserfäden, Conferven, des Thiergartens. Ich konnte im farbigen Was-
ser an dieser Form keine Wirbel entdecken. In gewissen Stellungen sah ich ein 3theiliges Inneres, in anderen Lagen einen dunkle-
ren, nicht immer scharf begrenzten Punkt. Ich bin doch jetzt zweifelhaft, ob diese Form nicht zu Trachelomonas der Panzermo-
naden gehört, obschon ich durch Druck und Färbung mich vom Panzer nicht überzeugen konnte, und die Bewegung eigenthümlich ist.
Erklärung der Abbildungen Taf. IL Fig. IL
Die Gruppe von 7 Thierchen zeigt die angegebenen Verhältnisse unter 290maliger Vergrösserung.
39. JDoaoococcus Pulvisculus, grüne Wälzmonade. Tafel IL Fig. III.
D. corpore exaete globoso, parvo, Vioo lineae non superante, viridi, obscuro.
Do&ocoque vert, a corps parfaitement globuleua), petit, Vso millimetre en longueur, vert, obscur.
Doocococcus Pulvisculus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 82. 1831. p. 63.
Aufenthalt: Bei Catharinenburg im Ural.
Sie fand sich im Juli zwischen Conferven, V120 — Vioo Linie gross. Der kugelförmige Körper war mit grünen gleichgrossen
Körnchen ganz erfüllt und zeigte überdiess einige unregelmässige innere Dunkelheiten. Die Bewegung war die eines Volvos, ohne be-
stimmtes vorn und hinten. Auch diese Form erinnert sehr an Trachelomonas, Hess aber keinen bestimmten Panzer erkennen. Ich
verglich sie damals mit Chlamidomonas Pulvisculus.
Erklärung der Abbildungen Tafel IL Fig. III.
Die 3 Individuen sind in Catharinenburg nach dem Leben von mir gezeichnet und 245mal vergrössert.
40. Xfoaoococcus inaequalis, imregelmässige Wälzmonade. Tafel IL Fig. IV.
D. corpore subgloboso inaequali, minore, V200 lineae magno, hyalino, viridi adsperso.
Do&ocoque inegal, a corps inegal, presque globuleucc, asse% petit, Vioo millimetre en longueur, cou-
leur d'eau, pointille de vert.
Doocococcus inaequalis, Abhandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 82. 1831. p. 63.
Aufenthalt: Bei Catharinenburg im Ural.
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Das nnreselmässig hüglige Thierchen fand sich mit vorigem im Juli zwischen Conferven der Iset. Die unebene Oberfläche
spricht mit dafür, dass es panzerlos ist. Die grünen Zeichnungen könnten von genossener Nahrung herrühren. Die Bewegung war cha-
rakteristisch, die Organisation aber, der Eile auf der Reise halber, nicht weiter zu ermitteln.
Erklärung der Abbildungen Taf. IL Fig. IV.
Die 3 in Catharinenburg sogleich gezeichneten Individuen sind 245mal vergrossert.
ACHTE GATTUNG: LIPPENMONADE.
Cfiflomonas. C fiilonioiiarte.
CHARACTER: Animal e familia Monadinoram, cauda et ocello destitutum, ore laterali aut obliquo, hinc
labiato, ciliis? aut proboseide subtili flagelliformi (duplici?) instrueto, divisione spontanea aut
simplici perfecta , aut uulla.
CARACTERE: Animal de la famitte des Monades, depourvu de gueue et tfoeil, ä hauche late-
rale ou oblique (surmontee tVune levre), distinguee de- cüs ou de trompe en forme
de fouet tres-delie (double?) , ä division spontanee simple parfaite ou nulle.
Die Lippen monaden bilden eine kleine Gattung in der Monadenfamilie, welche sich durch schief
gegen die Längsaxe des Körpers stehenden Mund auszeichnet 5 wodurch ein über den Mund vorragender
Theil lippenartig erscheint. Alle Arten bewegen sich in der Längsaxe des Körpers, haben eine beständige
Körperform, sind schwänz- und augenlos und haben vollkommene einfache oder gar keine Selbsttheilung,
vielleicht auch immer 2 feine Rüssel.
Es sind nur 3 Arten dieser Gattung bekannt, welche 1831 von mir vorgeschlagen wurde. Zwei
davon hatte ich 1830 als Monas Volvox und Trichoda? Paramecium verzeichnet, die dritte, Chilomo-
nas deslruens, von 1833, wurde 1834 bekannt gemacht. An Organisationsverhältnissen ist noch nicht
alles, aber schon mancherlei, entwickelt worden. Sichtliche Thätigkeit eines Ernährungssystems ist bei Ch,
Volvox erreicht worden, farblose Magenblasen sind bei allen Arten erkannt. Ausserdem sind deutlich Be-
wegungsorgane bei 2 Arten beobachtet; bei Ch. Paramecium besonders klar 2 Rüssel, bei Ch. destruens^
weniger klar, eine Vielzahl von Wimpern am Munde.
Sämmtliche Arten leben bei Berlin, zwei davon auch in Petersburg, und die dritte, Ch. destruens,
auch im Ostseewasser bei Wismar. Letztere ist vielleicht ein wahrer Eingeweidewurm anderer Infusorien (!)
des Brachionus Mülleri.
41 • Chilomonas Wolvoac, wälzende Ijlppeiunonade. Tafel IL Fig. V.
CIi. corpore ovato, antica parte attenuato, exeiso, V120 lineae attingente, hyalino, pellucido, labio praelongo.
Chilomonade rotilante, a corps ovale^ aminci et echancre anter ieurement , longueur Vgo mittimetre
au plus, couleur d? eau^ tr anspar e?it , a levre longue.
Monas Volvox, Abliandl. der Akademie d. Wissenseh. zu Berlin, 1830. p. 84.
Chilomonas Volvox, — - — - — - — 1831. p. 64.
Aufenthalt: In Petersburg und Berlin.
Ich fand diese sehr ausgezeichnete, an Form fast einem Börsenthierchen {Bursaria) oder Halsthierchen (Trachelius)
ähnliche, Monade in 3 Wochen lang gestandenem Newa- Wasser in Petersburg zuerst Ende Novembers 1829, aber 1831 auch in Berlin im
gestandenen Spree -Wasser- Bei Fütterung mit Indigo füllte sie viele kleine Magenzellen an und zeigte an der vorderen Vertiefung
einen Wirbel. Das Bewegungsorgan blieb unerkannt. Die Zahl der angefüllten Magenzellen schwankt bis zu 9, doch blieb noch viel
Platz für andere. Meist war der Körper hinten gerundet, zuweilen fast gespitzt. Einige waren weniger als halb so gross, als andere
und konnten durch Theilung dieser nicht entstanden seyn, waren daher Junge aus Eiern. Eier Hessen sich direct nicht erkennen, auch
keine andern Sexualtheile. Die Form ist neuerlich nicht wieder vorgekommen. Die Petersburger Thierchen waren im Ganzen etwas
kleiner und rundlicher, V288 bis Vu4 Linie gross, die Berliner bis V120 Linie lang, länglicher. Verschluckte Farbe schien bei letz-
teren vom Munde wieder ausgeworfen zu werden (vergl. Monas Kolpoda).
Erklärung der Abbildungen Taf. IL Fig. V.
Fig. a. bezeichnet eine Gruppe der Berliner Thierchen, mit Indigo gefüttert, 12 an Zahl, in verschiedenen Stellungen und Grössen, 290mal vergrossert.
Fig; ß. ist eine Gruppe von 3 Thierchen aas Petersburg, 380mal vergrossert.
4£. Chilomonas Paramecium, dreiseitige Jjippenmonade. Tafel IL Fig. VI.
Ch. corpore oblongo, longitudirialiter carinato, triquetro, ad Vss lineae longo, hyaliho-turbido, interdum moriformi.
Chilomonade Prisme, a corps oblong , carine longitudinalement ;, trilateral, atteignant V44 mittimetre
e?i longueur, couleur d' ean trouble, quelquefois se reunissant en forme de müre.
31
Gleichen, Infusionsthierchen, Taf. XVI. Fig. II. E.? Ovalthierchen, 1778.
Tridwda? Paramecium, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 85. :
Chüomonas Paramecium, — - — - — ~ — 1831. p. 64.
Aufenthalt: In Petersburg, Berlin und auf dein Greifenstein.
Diese Lippenmonade lebt in Wasser , worin Waizenbrod lange geweiclit worden , entsteht nicht, sondern entwickelt sich wohl
nur darin zahlreicher, wenn sie vorher einzeln zufällig in den Flüssigkeiten war. Sie findet sich zu vielen Tausenden in einem Tro-
pfen. Ich habe sie noch nie zur Aufnahme von farbiger Nahrung bringen können. Müller's Enchelys Seminulum hat viel Aehn-
lichkeit, soll aber cylindrisch gewesen seyn. Der Lcängskairfm bei dieser ist auffallend. Gleighen's Ovalthierchen des Aufgusses
von türkischem Waizen mit Regenwasser gehört zweifelhaft hierher. Man erkennt es ausser der prismatischen Form noch an dem
schiefen Ausschnitt vorn, wodurch die Lippe entsteht. Bei 245maliger Vergrösserung des Durchmessers erkennt man schon die zahl-
reichen Magenzellen deutlich. Ich zählte deren bis 30. Bei 380maliger Yergrösserung erkannte ich in Berlin 2 fadenförmige Rüssel
vorn an der vorragenden Lippe, von der Hälfte der Körperlänge. Die Bewegung ist in der Längsaxe Lund schwankend. In Petersburg
sah ich öfter 2 bis 3 Thierchen vereint zu kleinen Beeren, was nicht Folge von Längstheilung seyn konnte, sondern als freies Zu-
sammentreten erschien, wie bei Uv eilen. Sexualorgane sind noch nicht unterschieden worden.
Erklärung der Abbildungen Taf. II. Fig. VI.
Die beiden Gruppen a. und ß. sind in Petersburg von mir gezeichnet, y. in Berlin.
«. ist bei 245maliger , Vergrösserung abgebildet, ein Einzelthier mit drei beerenartigen Gruppen.
ß. ist die russische Form, 380mal vergrössert, in 2 Exemplaren.
y. ist die in Berlin beobachtete Form bei gleicher Vergrösserung in 4 Exemplaren.
43. Chüomonas destruens, zerstörende üippenmonade. Tafel IL Fig. VII.
Ch. corpore oblongo, forma ob mollitiem mutabili, l/72 lineae fere longo, hyalino aut flavicante.
Chilomonade Destructeur, a corps oblong, variable en forme par sa mollesse, egalant ^36 millime-
tre, couleur d? eau ou jaunätre.
Chüomonas destruens, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1832. (1834.) p. 93.
Aufenthalt: In der Ostsee bei Wismar und bei Berlin.
Im August 1833 fand sich diese Form zuerst in einem todten oder sterbenden Rädert hier eben, Bracläoniis Mülleri, im
Ostseewasser bei Wismar. Am 23. März 1835 fand sich dasselbe Thierchen auch bei Berlin zwischen Siisswasser-Conferven in zwei
verschiedenen todten Räder thierchen, mAnuraea foliacea und Monocerca Rattus. Ersteres war etwas gelblich, letzteres farblos
und etwas mehr gerundet. Es lebten viele beisammen, wie Fliegenlarven in einem todten Wirbelthiere. Bei beiden liessen sich im
Innern viele Bläschen erkennen, etwas kleiner bei dem ersteren, etwas grösser bei dem letzteren, ich hielt sie für Magenzellen. Die
Form des Körpers war bei allen an sich wohl beständig, langeiförmig, aber beim Schwimmen änderte jeder Anstoss die Form leicht
ab, so dass sie bei ihrer Bewegung an die Wechsel thierchen, Proteus, erinnerten, ohne deren Character wirklich zu besitzen. Befreit
aus dem Kerker, hatten sie eine beständige Eiform, und da Hess sich auch bei Trübung des Wassers durch Indigo ein durch Wimpern
oder einen, vielleicht auch 2, Rüssel erregter Wirbel im vorderen Körper erkennen. Aufnahme von Farbe in die Magen sah ich nicht.
Ist vielleicht die im lebenden kranken Brachionus von mir beobachtete Monade (Tafel LXIII. Fig. V. 3.) der Jugendzustand dieser
Form? (vergl. Bodo intestinalis).
Erklärung der Abbildungen Taf. IL Fig. VII.
Es sind 36 Thierchen abgebildet:
Fig. a. ist Brachionus Mülleri von Wismar, todt mit 21 der ihn zerstörenden Lippenmonaden erfüllt.
f sind 2 Thierchen nach ihrer Befreiung aus dem Brachionus.
Fig. ß, ist Anuraea foliacea, erfüllt mit Chüomonas.
Fig. y. ist Monocerca Rattus, letztere beide von Berlin, alle 290mal vergrössert
NEUNTE GATTUNG: SCHWANZMONADE.
Bodo. Monade ä quene.
CHARACTER: Animal e familia Monadinorum, caudatum, ocello destitutum, ore terminali (proboseide fili-
forrai simplici?), divisione spontanea simplici perfecta bipartitum, aut non dividuum, interdum
in uvae formam consociatum.
CARACTÜRE: Animal de la famille des Monades, pourvue de gueue, sans oeil, h bouche ter-
minale, ä division spontanee simple parfaite ou nulle , guelguefois se reunissant en
forme de mure ou de grappe.
Die Schwanzmonaden unterscheiden sich von allen übrigen Monadinen durch einen schwanzartigen
Anhang- hinten am Körper. Sie sind augenlos, haben den Mund vorn abgestutzt und bilden keine Mona-
denstöcke, sondern haben eine einfache vollkommene oder gar keine Selbsttheilung. Einige bilden, wie die
Traubenmonaden, freiwillig Gesellschafts vereine.
Die Gattung Bodo besteht gegenwärtig aus 8 Arten, von denen 1 grünfarbig ist, die andern farb-
los sind. Sie wurde von mir im Jahre 1830 mit 4 Arten zuerst unterschieden, und 1831 mit B. socialis
3S -
vermehrt. Seitdem sind noch 3 Arten hinzugekommen 5 welche hier zuerst bezeichnet werden. Früher ver-
einigte man diese Formen theils mit den Samenthierchen, theils mit den Cercarien der Schnecken in
der Gattung Cercaria. Letztere Gattung gehört jetzt zur Classe der Saugwärmer, und bildet mit den
Samenthierchen eine Familie der geschwänzten Saugwürmer. Die geschwänzten Magenthierchen
aus der Familie der Mo nadinen bilden allein die Gattung Bodo. Bodo heisst der Grenzstein. Die Bo-
donen, oder geschwänzten Monaden ? gehören zu den kleinsten bis jetzt erkannten organischen Wesen, und
Bodo saltans bildet mit Monas Termo und Crepusculum, sammt einigen Formen der Familie der Zit-
tert hier eben, Vibrionien, die Grenzgestalten für unsere Sehkraft. Millionen und Millionen leben nicht sel-
ten in einem einzigen Tropfen Wassers beisammen. Sie sind im Detail ihres Organismus zum Theil nicht
mehr unterscheidbar und sind die Milchstrasse der Sehkraft im kleinen Räume.
Der Gesammtorganismus dieser Formen ist durch sorgfältige Forschung schon, wie der der Mona-
den, mannigfach in seinen Einzelnheiten erreichbar geworden, so klein auch die Individuen sind. Ja die
kleinste Form, Bodo saltans , hat von allen allein zur Sicherstellung der Ernährungsorgane sich am zweck-
mässigsten ergeben. Magenblasen sind überdiess in Vielzahl bei Bodo grandis erkannt, und diese Form
hat auch, so wie B. intestinalis, als Bewegungsorgan einen einfachen, vielleicht doppelten, Rüssel erken-
nen lassen. Die bei Bodo vorticellaris erkannten Wimpern am Munde mögen eben dahin gehören. Sexual-
organe sind bisher unbeobachtet, dueere Selbsttheilung ist bei Bodo didymus gesehen, und eine trauben-
oder beerenartige Gesellschaftsform findet sich bei Bodo socialis als eine der einfachen Erscheinungen, die
früher die Beobachter mit Erstaunen erfüllten (vergl. B. socialis).
Rücksichtlich der Verbreitung der Bodonen auf der Erde ist bisher soviel festgestellt, dass 3, Bodo
viridis, didymus und vorticellaris in Sibirien leben, und der erste von diesen sammt allen übrigen bei
Berlin vorkommen. Von letzteren ist Bodo socialis auch in Doberan und Detershagen bei Wismar beob-
achtet. Merkwürdig ist noch, dass eine Art der Gattung, B. viridis, sogar in todten Magenthierchen,
in Closterium acerosum, lebt und 2 Arten, B. intestinalis und B. Ranarum, im Darmkanale lebender
Frösche, als Eingeweidewürmer, sehr häufig sind.
44. Modo socialis 9 gesellige Schwanzmonade« Tafel IL Fig. VTEL
B. corpore ovato, subgloboso , ad V248 Kneae magno, hyalino, cauda corpore saepe longiore, socialis, mori et uva-
rum forma.
Monade a quenc sociale, a corps ovale presque globideucc, V124 millimetre en grandeur , coideur
d* eau, a queue souvent plus longue que le corps, se reunissant en grappes ou mures.
Gleichem, Infusionstierchen, das Chaos, Tafel XVII. B. II. Das Naturspiel, Tafel XVII. D. III. c. Kugelthierchen, Tafel XXII.
D. II. XXI. D. I. XVII. G. I. XVI. C. II. 1778.
Monas Lens, Müller, Animalc. infus. 1786. zum Theil.
Bodo socialis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 65.
Thaumas socialis, — - — - — - ' — 1831. p. 66.
Aufenthalt: In Berlin, in Doberan und Detershagen bei Wismar, und auf dem Greifenstein bei Bonnland, vielleicht auch in Copcn-
hagen beobachtet.
Diess Thierchen ist eins der gewöhnlichsten im stehenden Brunnenwasser und Pflanzenaufgüssen. Es hat darin etwas Wun-
derbares, dass es gespreizte Gruppen bildet, die sich gemeinsam fortbewegen, ohne dass man leicht eine Verbindung der einzelnen
Thierchen wahrnimmt. Sie scheinen wie durch Zauber in eine gewisse Entfernung von einander und an einander festgebannt. Sie bil-
den zuweilen Kettenreihen, Flächen, Beeren, Trauben. Sieht man ein aus 8 in gleicher Ebene aneinanderhängenden Thierchen beste-
hendes Täfelchen von seiner Fläche, so sieht man alle 8 Thierchen, aber von der Seite gesehen, zeigt sich dasselbe schwimmende
Täf eichen (wie Gonium pectorale) nur als ein zusammenhängender Körper oder Stab. Diess mag Gleichen 5s Verwunderung über
sein Naturspiel veranlasst haben. Diese Verbindung mehrerer Thierchen wird durch einen sehr feinen Faden, einen Schwanz, vermit-
telt. Viele frühere Beobachter mögen diese Thierchen, wenn sie einzeln waren, für Monaden gehalten haben, indem der Schwanz
schwer sichtbar ist. So ist es Gleichen und gewiss auch Müller ergangen. Oft bemerkt man erst durch einzelne rollende, ge-
spreizte Beeren, dass die Monaden, welche man vor sich hat, Bodonen sind. Zuweilen zieht eine einzelne Monade in weiter Entfer-
nung einen ganzen Ballen unförmlicher Masse hinter sich her, das ist ein Bodo* Wo aber 2 Thierchen durch einen dünnen Faden ver-
bunden sind, kann dieser der Trennungstheil irgend einer sich queertheilenden wahren Monade seyn, der, sobald er gerissen, ganz ver-
schwindet. Im Innern dieser Schwanzmonade sah ich dunklere Pünktchen, aber keine deutlichen Organe. Farbe nahm sie nicht auf.
Zu Beeren vereinigen sich Thierchen sehr verschiedener Grösse, von J/s76 bis Vi48 Linie Körperlänge. Die Einzelthiere hüpfen zuwei-
len. Man hat sich vorzusehen, dass man nicht junge Vorticellen mit dieser Monadine verwechselt; liier ein einfacher Rüssel, dort
Wimpern unterscheiden einst wohl beide Formengruppen.
Gleichen fand diese Form im Gerstenaufguss , im Hanfaufguss und im Aufguss von türkischem Waizen. Ich fand sie in
der eisenhaltigen schwachen Mineralquelle bei Doberan und in Detershagen im Mai im stehenden Wasser, in Berlin im stehenden Brun-
nenwasser sehr zahlreich zu allen Jahreszeiten.
Erklärung der Abbildungen Taf. II. Fig. VIII.
Es sind 3 Gruppen unterschieden. Gruppe 1. und 2. sind in Berlin beobachtet, 3 aber in Doberan; sie umfassen 120 Thierchen.
1. sind Einzelthiere;
2. sind beeren- und traubenartige Gruppen, in denen immer der fadenförmige Schwanz viel länger erscheint;
33
3. ist ein schwimmendes Einzelthier, welches einen grossen Ballen mit sich fortzieht, mit freien Einzelneren und vielen, an einem Conferven- oder
Leptomitus- Faden ansitzenden, Thierchen von Doheran. Alle sind 500mal im Durchmesser vergrössert.
45. Bodo vorticellaris, C^Iocfeenmonade. Tafel IL Fig. ix.
B. corpore oblongo, ter longiore quam lato, ad Vioo lineae longo , hyalino, cauda brevissima, nee soeialis.
Monade a c/ueue Vorticelle, a corps oblong, trois fois plus long (jue large, */ßo millimetre pres en
longueur, couleur d'eau, r/ueue tres-petite; point de grappes.
Bodo vorticellaris, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 62. 1831. p. 65.
Aufenthalt: Im Ural bei Catharinenburg.
Es fanden sieh eine Mehrzahl dieser Formen im Jahre 1829 im Juli im frischen Wasser der Iset bei Catharinenburg. Ihre
längliche Gestalt, der vorn abgestutzte wirbelnde Mund und der scharf gespitzte Hintertheil, bezeichneten sie als bisher unbekannte
Thierchen. Im Innern waren nur körnige Dunkelheiten als Trübung kenntlich und die Umstände der Reise erlaubten nicht, noch spe-
ciellere Nachforschungen anzustellen. Der Körper war biegsam und die Bewegung gleichförmig. Die wirbelnden Wimpern am Munde
konnten leicht ein einfacher, vielfach zitternder Rüssel seyn.
Erklärung der Abbildungen Taf. II. Fig. IX.
Es sind 4 Exemplare bei 245maliger Vergrösserung des Durchmessers in verschiedenen Stellungen.
4©. Bodo didymus, doppelte Scliwanzmonade. Tafel IL Fig. X.
B. corpore ovato oblongo, antico fine rotundato, muiirno, Vsoo lineae longo, medio utplurimum constricto, hyalino,
cauda brevissima, nee soeialis.
Monade a r/ueue Doublet, a corps ovale oblong, a?iterieureme?it obtus, tres -petzt, egalant xUoo mil-
limetre, ordinairement etr angle au milieu, couleur d'eau, t/ueue tres -petzte, point de grappes.
Bodo didymus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 62. 1831. p. 65.
Aufenthalt: Im Ural bei Catharinenburg«
Im gestandenen Wasser der Iset zeigten sich im Juli viele sehr kleine Doppelmonaden zahlreich, welche zuweilen eine leichte,
hüpfende Bewegung machten, aber wankend und um die Längsaxe drehend sich meist langsam fortbewegten. Sie Latten können für Monas
Termo in der Selbsttheilung gelten, allein durch das Hüpfen erkannte ich, beim schärf ern Forschen nach der Ursache, eine sehr feine
Borste am hintern Körper. Das Hüpfen geschah nur, wenn sie am Verdunstungsrande des Wassertropfens sich beengt fühlten. In
gleichen Verhältnissen hüpfen auch Monaden, allein diese durch ihren vorderen Rüssel; die kleine starre Borste führten jene Thier-
chen offenbar hinten. Tiefere Untersuchungen konnten nicht angestellt werden. Die meisten russischen neuen Infusorien habe ich spä-
ter auch bei Berlin beobachtet, diese beiden aber noch nicht. Ist diese Form vielleicht doch Bodo saltans in der Selbsttheilung?
Letztere ist viel beweglicher.
Erklärung der Abbildungen Taf. IL Fig. X.
Die 3 Individuen der obern Gruppe 1) sind 380mal vergrössert, die 2 der untern 2) 800mal.
4?. Bodo saltans, hüpfende Sefcwanzmoiiade. Tafel IL Fig. XL
B. corpore ovato, antice rotundato, miniino, Viooo lineae longo, hyalino, cauda brevi, ventriculis amplis, nee mori-
formis.
Mo n ade a queue Sauteur, ä corps ovale, arrondi arüerieurement , irks-petit, Vsoo millimetre en lon-
gueur, couleur d'eau, queue eozirie, ventricules amples, point de grappes,
Bodo saltans, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 65.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese Form muss ihrer Kleinheit halber früher mit Monas Termo Müller's verwechselt worden seyn. Sie ist sehr ausge-
zeichnet und zuweilen leben viele Millionen in einem Tropfen Wasser. Ihre rasche hüpfende Bewegung, welches Hüpfen bei jedem
Anstosse an etwas Fremdes oder aus Furcht davor zu erfolgen scheint, sammt der Kleinheit, characterisirt sie deutlich. Schon im
Jahre 1831 erkannte ich die Springborste oder den Schwanz am Hintertheile und hatte auch die Freude, bei stärkster Vergrösserung
sie im Innern mit Pünktchen von Indigo erfüllt zu sehen, was den vielzelligen, polygastrischen Ernährungsapparat ausser Zweifel setzte.
In einigen liessen sich 4 Magen in der vordem Körperhälfte unterscheiden, die hintere blieb leer. Sie erhielt daher in der Anzeige
ein ! Zeichen. Vorn ist sie stark abgerundet, hinten borstenartig gespitzt. Ob Bodo didymus aus dem Ural dieselbe Form ist,
bleibt noch zweifelhaft. Vielleicht macht die queere Selbsttheilung diess Thierchen träge. Bodo saltans in der queeren Selbstthei-
lung sollte aber wohl 750o Linie gross werden, oder ohne diese V2000 Linie gross seyn, wenn Viooo Linie der erwachsene Zu-
stand wäre.
Erklärung der Abbildungen Taf. IL Fig. XL
Es sind 2 Gruppen dargestellt nach Fütterung mit Indigo.
i. sind 34 Individuen bei 450maliger Vergrösserung.
2. sind 5 Individuen in verschiedenen Stellungen nach 2000maliger Vergrösserung des Durchmessers.
9
- 34
48. Bodo grandis, grosse Schwanzmonade. Tafel IL Fig. XIL
B. corpore oblongo, utrinque rotundato, magno, V72 liiieae longo, hyalino, cauda setacea, ventri affixa, rigida, ven-
triciilis amplis.
Monade a queue Chef, h corps oblong , arrondi ante deute bouts, grand, i/3G millimetre de Ion-
gueur, coideur d'eau, queue seiacee, affichee au venire, roide, ventricules amples.
'Aufenthalt: Bei Berlin, Wien und Salzburg.
Ich fand diese sehr ausgezeichnete grosse Schwanzmonade zweimal , am 15. April 1835 und am 15. Januar 1836 mit En-
gl enen im Thiergarten zu Berlin. Herr Dr. Werneck in Salzburg meldete mir, nach Vollendung des Stiches der Tafel, eine Beob-
achtimg offenbar wohl desselben Thierchens, aber von V25 — Vso Linie Grösse, bei Salzburg und sandte mir eine recht schöne Zeich-
nung im Deccmber 1835. Herr Dr. Focke in Bremen beobachtete auch am 11. Mai 1835 im Alserbach von Wien wohl wieder das-
selbe Thierchen von 7uo Linie Grösse. Ich selbst habe nur ausser der steifen, den Körper doppelt an Grösse übertreffenden, aber
fest am Munde vor der Mitte des Bauches angehefteten Springborste, die ein Schwanz ist, viele Magenblasen und einen feinen Rüssel
erkannt, der fast die 3fache Körperlänge einnehmen konnte. Dr. Focke's und Dr. Wernecke's Abbildungen lassen, ausser den Ma-
genzellen, Eier, und erstere eine eiförmige Samendrüse erkennen, auch hat jener Beobachter an einem Individuum, ausser der Schwanz-
borste, den Rüssel doppelt gezeichnet. Zuweilen biegt es den Schwanz über den Mund nach vorn und wäre dieses Thierchen mit einer
hintern Analöffnung, die gegen den Character der Monadinen ist, versehen, so würde der Schwanz offenbar ein Fuss seyn, wie der
Griffel bei Monocerca u. dergl. unter den Räderthieren. Bestätigt sich aber bei ihm ferner der Mangel einer vom Munde getrenn-
ten Analöffnung, so ist dieser Theil ein Schwanz, wenn er auch an der Unterlippe sässe, denn diese ist dann das Ende des geboge-
nen Rückens. Die Bewegung dieses Thieres ist langsam, zuweilen mit der Borste sich fortschleudernd oder umwendend, mit dem Rüs-
sel mehr tastend als wirbelnd.
Erklärung der Abbildungen Taf. II. Fig. XII.
Es sind 2 bei Berlin beobachtete Formen vorgestellt.
Fig. 1. ist mit dem Munde unterwärts gekehrt und hat die Schwanzborste über den Mund nach vorn vorgestreckt, so dass sie ganz über den Kör-
per ragt.
Fig. 2. ist mit dem Munde nach oben gekehrt und hat die Schwanzborste über den Körper nach hinten gerichtet. Diese Stellung ist die ruhige beim
Schwimmen und Tasten, jene ist die gereizte. Fig. 2. liegt auf dem Rücken.
49* Bodo intestinalis 9 Darmmonade« Tafel IL Fig. XI FL
B. corpore oblongo, subconico, antico fine rotundato, ad Vi 44 lineae longo, hyalino, cauda corporis fere longitudine,
ventriculis amplis.
Monade a queue intestinale, a corps oblong, presque conique, arrondi anterieurement , V72 milli-
metre pres en longueur, couleur d eau, queue de la longueur du corps, ventricules amples.
Aufenthalt: Im dicken Darme der lebenden Frösche bei Berlin, Delft? und Quedlinburg?.
Es sind im Darmkanale vieler lebenden Thiere, von der Fliege und dem Regenwurm an bis zu den Fischen und auch bei le-
benden Menschen, Monaden ähnliche Infusorien beobachtet worden. Die Mehrzahl dieser Beobachtungen bezieht sich auf Formen der
Gattungen Bursaria, Glaucoma und auf Fadenwürmer der Gattung Anguillida, welche meist ziemlich gross sind. Es hat sich
nicht ausser Zweifel stellen lassen, dass die beiden hier abzuhandelnden schon beobachtet wären (vergl. aber Chaos der Monaden von
Göze). Ich fand sie bei Kröten, beim grauen und auch beim essbaren grünen Frosch in mit Wasser verdünntem Darmschleime in grosser
Menge. Cercaria gi/rinus von Müller würde zwar der Abbildung nach passen, war aber gewiss ein anderes Thierchen und ist vom
Entdecker auch fälschlich mit den Samenthierchen verwechselt worden, wie denn die ganze Synonymie derselben unsicher ist. Meist
fand ich diese und die folgende Art beisammen und in diesem Falle war immer die gegenwärtige Form zahllos überwiegend und ansehn-
lich kleiner. An inneren Organen Hessen sich mehrere grosse Blasen erkennen, die wohl Magenblasen waren. Ein einfacher (?)
fadenförmiger Rüssel von kaum der halben Körperlänge bewirkte einen Wirbel in Indigo -Färbung. Aufnahme von Farbe sah ich nicht.
Manche hefteten sich mit dem Schwänze fest. Einige zeigten eine Einschnürung zur Queertheilung.
Erklärung der Abbildungen Taf. II. Fig. XHL
Die Darstellung umfasst 28 Thierchen in verschiedener Stellung und Form unter 2 verschiedenen Vergrösserungen.
Gruppe 1. ist 290mal im Durchmesser vergrössert;
Gruppe 2. und 3. 450mal. Letztere wirbelt, nachdem sie sich mit dem Schwänze augeheftet hat. Bei 2f ist ein zur Queertheilung sich vorbereitendes
Thierchen.
50. Bodo Manarum, Froschmonade. Tafel IL Fig. XIV.
B. corpore ovato, turgido, antice acuto, ad V120 lineae magno, hyalino, eauda corpore breviore, ventriculis non
distinetis.
Monade a queue Grenouille, a corps ovale, gonfle, aigu anterieurement, Vöo millimetre de lon-
gueur, couleur d eau, queue plus courte que le corps, ventricules non distinets.
Aufenthalt: In lebenden Fröschen bei Berlin, Delft? und Quedlinburg ? .
Sie lebt mit der vorigen und mit Bursaria Ranarum gemeinschaftlich im Dickdarm lebender Frösche und Kröten, wo sie
vielleicht von Leeuwenhoek schon beobachtet, aber nicht unterschieden worden. Die Form passt auch sehr auffallend zu Cercaria
gibba von Müller, welche derselbe im Aufgusse eines Lebermooses fand; dennoch fürchte ich, dass die Anerkennung dieses Syno-
nyms zu Irrthum verleitet, da Müller's Thierchen wohl um vieles grösser war und der Aufenthalt so sehr verschieden ist.
— 35
Der Gestalt nach gleicht diess farblose Thierchen einer Frosclilarve. Es lebt zahlreich beisammen, zitternd im Schwimmen.
Ich sali es nie Impfen. Von inneren Organen ist bisher nichts weiter beobachtet worden. Indigo nimmt es nicht auf. Ich fand es
zuerst 1826 in der Ra?ia temporaria. Grösse Vieo — V120 Linie. Vergl. Göze, Naturg. d. Eingeweidewürmer, p. 429. 1782.
Erklärung der Abbildungen Tafel II. Fig. XIV*.
Es sind 24 Thierchen in 2 Gruppen, nach verschiedener Vergrösserung.
1. sind 21 Thierchen bei 290maliger Vergrösserung 5
2. sind 3 nach 450maliger Vergrösserung des Durchmessers.
51. Bodo viridis 9 grüne $cliwanzmonade. Tafel II. Fig. XV.
B. corpore ovato, subgloboso, antice rotundato, ad Vaoo linCae magno , viridi, cauda brevissima.
Monade a queue verte^ a corps ovale presque globuleucc, arrondi anterieurement> egalant V100 mil-
limktre, couleur verte^ queue tres-petite*
Bodo viridis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 62. 1831. p. 65.
Aufenthalt: In Schlangenberg am Altai und bei Berlin.
Diese Form wurde auf Herrn Alexander von Humboldt' s Reise mit Herrn Rose und mir nach dem Altai am 9. Au-
gust 1829 entdeckt. Sie fand sich frei zwischen zerfallenden Conferven. Seit dem Jahre 1832 kenne ich sie auch von Berlin.
Diese letztere Form war zum Theil ansehnlich grösser , indem jene Vsoo Linie , diese bis V200 Linie gross , also doppelt
grösser war. Diese Differenz scheint sich noch dadurch zu erhöhen, dass letztere im Innern eines andern todten Infusionsthiers , des
Closterium acerosum, lebte. Allein die doppelte Grösse kann leicht der erwachsene , theilungsfähige Zustand seyn und die Um-
stände, unter denen beide Formen von mir gefunden worden, sind sich doch sehr gleich. Auch liier waren es zerfallene Conferven,
unter denen todte Closterien lagen. Letztere haben an jedem Ende Oeffnungen, worein allerlei Thierchen kriechen können.
An Organisation sind bisher nur einige Magenbiasen erkennbar gewesen und die grüne Farbe zeigte sich durch feine Körn-
chen gebildet, die wohl Eier seyn mögen.
Erklärung der Abbildungen Taf. IL Fig. XV.
Fig. 1. ist ein todtes Closterium acerosum (vergl. Tafel VI.) von Berlin, erfüllt mit 16 Bodonen, welche dessen Eierstock y wovon ein Theil in der
Mitte noch übrig ist, verzehrt haben mögen, 450mal vergrössert.
Fig. 2. sind die in Schlangenberg beobachteten ersten Formen, 525mal vergrössert. Auf der Tafel ist die angegebene höchste Grösse Von Vioo'" in
1Aoow umzuändern.
Uebersicht aller zweifelhaften bisher beobachteten Bodonen.
Ausser den 8 hier verzeichneten Arten scheint es nützlich, auf noch einige, von frühern Beobachtern angedeutete, Formen auf-
merksam zu machen, welche vielleicht dieser Gruppe angehören, die mir aber nicht vorgekommen und nicht zweifelfrei geworden sind.
Hill, der erste Systematiker für die Infusorien, bildete 1751 aus den geschwänzten Infusorien eine Gattung Macrocercus; die von
ihm beobachteten so benannten Körper scheinen Vor ticellen und Euglenen oder Astasiaeen gewesen zu seyn. Der zweite Syste-
matiker, O. F. Müller, bildete 1773 aus allen kleinern geschwänzten Infusorien die Gattung Cercaria > worin er die allerverschie-
densten geschwänzten Thierchen, selbst anderer Thierklassen , zusammenstellte. Seine Cercaria Lemna und inquieta sind Saugwür-
mer. Diese Zusammenstellung tadelte schon Schrank 1803 {Fauna boica 3. 2. p. 86.). Daher theilte auch schon Nitzsch 1817,
Beiträge zur Infusorienkunde, (und 1827), die MÜLLER9sche Gattung in 12 Gattungen; Bory de St. Vincent hat sie nach ihm
1824 und 1826 als 2 Familien betrachtet und noch stärker, in 13 Gattungen, zerspalten, aber in seinen Gattungen ebenfalls sehr he-
terogene Thiere vereint. Die einfach geschwänzten Cercariea enthalten 7 Gattungen und die gabelförmig geschwänzten JJrodiea 6.
Samenthierchen und Saugwürmer sind ebenfalls in seiner ersten Familie, zu welcher die Schwanzmonaden gehören würden. Seine
JJrodiea sind Räderthiere mit Vorticellen-Fragmenten, Kerobalana. In Bort's Gattungen Cercaria und Virgulifia allein
könnten von ihm Bodonen unter sehr verschiedenen anderen Thieren aufgenommen seyn. Folgende 7 namhafte Infusorien sind für die
Gattung Bodo noch zu vergleichen.
Von Müller: Cyclidium hyalinum. Von Bory: Cercaria Cometa.
Cercaria Gyrinus. - opaca.
gibba.
tenaa.
Discus.
«eschichtliclie Bemerkungen zur Familie der Monadinen.
Am Schlüsse der Famüie der Monadinen scheint es zweckmässig, einige, keiner bestimmten erkennbaren Gattung derselben
scheinbar oder wirklich zukommende, geschichtliche Verhältnisse specieUer zu berühren. Viele Beobachter und Schriftsteller der frühesten und
neuesten Zeit bedienen sich der Ausdrücke: Punkttkiercken, Kugelthierchen, Gewimmel, Chaos und Monade zur Bezeich-
nung der kleinsten ihnen erreichbaren, scheinbar der Monadenfamilie angehörigen Formen. Man hat dabei oft gar nicht an Monaden
zu denken. Die Grenzen des Erreichbaren sind sehr verschieden gewesen. Linne, welcher die LEEUWENiiOEK'schen Infusorien, 1767
in seiner Abhandlung über die unsichtbare Welt, noch nicht sehr von leblosen Oeltröpfchen unterschieden meinte, hatte offenbar ein sehr
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unvollkommenes Mikroskop. Er unterschied daher nur Vorticcllcn und einige wenige grössere Formen, alle übrigen waren sein
Einfaches, das er noch in der letzten, Xllten, Ausgabe seines Systema Natur ae, Chaos mfusorhmi nannte. Die damals schon
von allen Seiten hervortretenden bestimmteren Beobachtungen über diese Thierwelt hatten aber schon so tief auch auf ihn eingewirkt,
dass er in einem Aufschwünge seiner Phantasie p. 1327 die Hautausschläge, den Fieberreiz, die Blattpilzc, den Gährungsstoff und die
Trübung des Aethers im Frühling (Schwedens) als belebte Wesen den künftigen Forschern überweist, Dinge, die hier freilich aus der
Familie der Monaden und aus den Classen der Infusorien weggelassen sind, weil man an ihnen weder Magen noch Zähne, weder Au-
gen noch Füsse und Eier hat wahrnehmen können. Unter dem Namen Chaos , welcher vor Müller's Systematik der Infusorien soviel
als später der Name Monade oder belebte Ur-Theilchen bedeutete, hat man auch, besonders Göze (Naturgeschichte der Eingeweidewürmer
1782. p. 429.) die grösseren Infusorien verzeicluiet, welche schon- Leeüwenhoek hundert Jahre zuvor, 1683, im Darmkanale der
Frösche fand. Diese sind theils Bursarien, theils Bodonen?. Noch in Linne's Sinne nennt Blumenbach 1797 alle eigentlichen
Aufguss thierchen, Chaos und theilte sie als zahllos in ihren Gattungen, aber einfach in ihren Alten, in Wasser- Chaos, Auf-
gnss-Chaos und Samen-Chaos. Chaos organicum nannte Oken 1815 nur noch die Gattung Monas. Bory de St. Vincent ver-
steht unter dein Namen Calws (er meint Chaos) im Dictionnaire classique cF histoire naturelle 1823. die grüne Haut des stagni-
reiulen Wassers, oder die sogenannte Priestley'sche grüne Materie, welche meist aus todten Infusorien sichtlich besteht.
Ferner hat man in gar vielen Dingen Monaden oder kleine Infusorien angeblich beobachtet, welche man geneigt ist, der Gat-
tung oder doch der Familie der Monaden anzureihen. Ueber viele von diesen Angaben ist nicht zu entscheiden, weil den Beobachtun-
gen die nöthige Schärfe und Umsicht mangelt. Ausser den schon erwähnten Infusorien des Darmschleims der Frösche, sind die ähnli-
chen im Darme der Fliegen, Hühner, Tauben und des Menschen, welche sämmtlich schon Leeüwekhoek beobachtete, sammt
den Monaden im Zahjischleime des Menschen und denen im frischen Harne der Pferde, welche auch Leeüwenhoek schon auf-
zeichnete, sehr unsichere Monaden. Die erstem sind, wie schon erwähnt, Bursarien und Bodonen, welche in diesen Gattungen
hier abgehandelt werden, bei den übrigen ist es zweifelhaft , ob, was Leeüwenhoek sah, wirklich Thiere waren, indem nicht alles,
was man bewegt sieht, auch belebt ist. Er scheint die bei sehr starken Vergrösserungen leicht in die Augen fallenden zitternden und
drehenden Molecularbewegungen im Wasser schwebender Substanztheilchen aller Art, welche neuerlich Robert Brown schärfer be-
trachtet hat, nicht unterschieden zu haben. Das Infusorien- Gewimmel, welches auch Leeüwenhoek schon in dem Schleime der Kie-
menblätter zweischaliger Muscheln sah, und das in der neueren Zeit vielfach wieder besprochen worden, besteht aus unregelmässigen,
wirbelnden Fragmenten der Schleimhaut und der Kiemen des Muschelthieres, zwischen denen einige wirkliche Infusorien, Monas
Crepusculum, M. ovalis und Trichodina Pediculus vorkommen. Wer nicht scharf beobachtet, hält leicht die Wirbel und Bewe-
gungen aller Art, welche die Kiemenfragmente in der trüben Flüssigkeit machen, für Monaden -Gewimmel, während es nur passiv be-
wegte Schleimtheilchen sind. Selbst Müller, der geübte Fürst der Infusorien -Beobachter, hatte sich, wie Leeüwenhoek und
Göze thaten, verleiten lassen, aus den bewimperten Kiemenfragmenten, welche oft lange nachdem sie abgerissen sind, wie die Stücke
eines zerschnittenen Aals, einer Schlange oder Regenwurms, sich fortbewegen, 3 Arten von Infusorien der Gattung Leucophra
zu bilden, und neuerlich ist dieselbe Erscheinung wieder die Ursache wunderlicher Mittheilungen geworden. Es gehören dahin wohl auch
die von Donne angegebenen Infusorien in brandigen Geschwüren und krankhaften Ausflüssen bei Menschen, welche abgelöste noch zit-
ternde Theile der bewimperten Schleimhäute seyn mögen, die vielleicht gar keinen Anspruch auf einen Platz im Bereiche der selbst-
ständigen Infusorien- Organismen haben. Ob Rudolph Waoner dabei 1836 bestimmte Infusorien gesehen, mag unentschieden seyn.
Leeüwenhoek's Samenthierchen sind hier desshalb nicht zur Familie der Monaden gezogen, vielmehr von der ganzen Classe der
Magen thierchen ausgeschlossen und zu den Saugwürmern verwiesen, weil sie mit den wahren Cercarien der Saugwürmer
grössere Aehnlichkeit in Form, Bewegung und selbst den erreichbaren Spuren der Structur haben. #
Unter den 7 Thierarten, welche 1781 der Freiherr von Gleichen im Innern der Regenwürmer fand, sind nur 4 Infu-
sorien und keine Monade. Das infusorische Chaos, welches der Pastor Göze 1782, wie Leeüwenhoek 1683, im Mastdarme
der Frösche, aber auch der Landkröten und der Salamander fand, und welches er in 6 Formen unterscheidet, begreift auch
ein Chaos der Monaden, dieses waren wohl die beiden hier verzeichneten Bodonen. Die Infusorien, welche zuerst 1792 der Maler
Kleemann, Schwiegersohn des berühmten Insecten- Malers Roesel, in Mückeneiern, im Dotter von Hühnereiern und in ausgepress-
ten Pflanzensäften fand, waren sehr wahrscheinlich gar keiue Infusorien, sondern nur die Molecularbewegung der Dotter- und Amylum-
Kügelchen. Er vermuthete fälschlich, dadurch die LEEUWENHOEK5schen Samenthierchen auch im weiblichen Körper nachgewiesen
zu haben. 1798 hielt wieder Dr. Eber die Dotterkügelchen der Hühnereier für Monaden. Wirkliche lebende Infusorien waren auch
vielleicht jene Heerden von Inf usions thierchen nicht, die Cavolini 1785 im Kelche und Magen der Sertularia didiotoma sah. Alle
verschluckten Partikel chen werden im bewimperten Magen und Darme vieler kleinen Thiere, derBryozoen, Medusen und sogar
vieler Räder thiere (vergl. Brachionus urceolaris und Hydatina senta) in einer kreisenden Bewegung gesehen, die einem Ge-
wimmel von Monaden täuschend ähnlich ist, dennoch habe ich selbst vielfach auch wirkliche lebende Infusorien, und 1835 sogar Rade r-
t liiere (Monura Colnrus) im Magen der Sertularia, Monopy&is, geniculata sich sträubend beobachtet. Frisch verschluckte, aber
bewegungslose, Thierchen habeich in zahlloser Menge in Infusorien, auch Magen thieren gesehen und häufig auf den Tafeln abgebildet
(vergl. Stentor, Bursaria, Chilodon, Hydatina u. s. w.). Wahre Monaden in Eiern von Muschel Schnecken, Anodonta, hat
Pfeiffer 1825 (Naturg. der deut. Mollusken, II. p. 12. Tafel II. Fig. 20.) beobachtet. Ich selbst habe dergleichen häufig in Eiern
von Räder thieren und vielen andern kleinen Wasserthieren gesehen. Sie Hessen sich in diesen ähnlichen Verhältnissen immer auf
Monas Crepusculum beziehen. Todte Thiere, selbst Infusorien sind oft ganz erfüllt von anderen Infusorien: Chilomonas destruens,
Chaetomonas, Bodo.
Oft hat man auch die Blutkörperchen des Menschen und . aller Thiere für besondere Thierformen gehalten oder Thiere im
Blute gesehen. Schon 1656 spricht Petrus Borellus von wallfisch-ähnlichen ( ! ) Thieren im Blute, was offenbar Fliegenlarven,
Maden, im todten gestandenen Blute waren. Leeüwenhoek spricht nicht von Infusorien im Blute, sondern er hielt das Blut den
Thierchen für unzugänglich, wegen zu grosser Feinheit der Gefäss-Enden. Nach Treviranus Biologie II. 373- soll (1737) Hollmann,
der Philosoph, Thiere im Blute gesehen haben, er ist aber sonst nicht als Beobachter bekannt. 1798 erklärte Dr. Eber in Göttin-
gen in seiner Inaugural- Dissertation über Eingeweidewürmer, die Bliitkügelchen (nach Rüdolphi) selbst für lebende Thiere.
Neuerlich hat Prof. Mayer in Bonn 1828 den Blutkörperchen als Mono Sphäre n, Biosphären dergl. wieder ein selbstständiges Leben
zugeschrieben, und in Reichenbach's Zoologie desselben Jahres stehen sie unter dem Namen Haematobium als eine besondere Thier-
gattung, welche sammt den Samenthierchen die erste Classe seines Thierreichs bildet, während er die Infusorien mannigfach ver-
dient. Auch Carüs ist 1831, Acta Nat. Curios. XVI. p. 76., dieser Ansicht thierischer Selbstständigkeit der Blutkörperchen nicht
. , 3^
abgeneigt, weil es nur willkührlick sey, die Grenze zu bestimmen, wo solche Körperchen, wie Blut und Samenthiere, Tlieile des
Organs oder selbstständige Parasiten desselben genannt werden sollen. Czermac, welcher 1830, wie vor ihm Eber, eine selbst-
ständige thierische Bewegung der Blutkörperchen beobachtet zu haben mittheilt, hat 1832 diese Körperchen mit den Chylus-Kiigelcheii
und Samenthieren, als eine eigene Familie der Lebensatome, zwischen die Eingeweidewürmer und Infusorien eingeschaltet, und
erstem die besonderen Namen der Chylosphären imd Haematosphären ertlieilt (Beiträge zur Lehre von den Spermatozoen. 1833).
Die wirbelnde Bewegung der Salamander- und Proteus -Kiemen hat diesen fleissigen Beobachter offenbar in Irrthum geführt, indem
er die Wirkung der Fragmente dieser, bei Untersuchung des frisch entleerten Kiemenblutes, für Eigenbewegung der Blutkörperchen ge-
halten. Bei starker Vergrösserung sieht man die Wimpern des Kiementheils, welche die Strömungen der Blutkörperchen um ihn herum
gerade so veranlassen, wie bei den Kiemenfragmenten der Austern. Was die Meinung anlangt, als gebe es keine scharfe Grenze
zwischen Theilen und Parasiten eines Organs, so spricht dagegen die sich immer mehr entwickelnde Festigkeit eines überall gleichen
thierischen Bildungstypus. Es scheint allerdings eine scharfe und feste Grenze zu geben. Alle solche Körperchen sind keine Thiere,
welche nicht einen deutlichen, und in den Hauptsystemen vollendeten, thierischen Organismus entweder direct erkennen, oder doch
wahrscheinlich werden lasseh. Wendet man dieses Merkmal auf die 3 in Frage stehenden Dinge: Blutkörperchen, Chyluskör-
perchen und Spermatozoen an, so fallen erstere 2 ganz aus und letztere treten aus mehrfachen schon angeführten Gründen zu den
Saugwürmern.
Ideen der allerneuesten Zeit, wie der Zitterstoff und das Nebelmeer von Ur-Monaden sammt dem Unthier, wel-
ches nicht von innen, sondern von aussen wächst, wie ein Crystall, mit seiner Zauberkraft (Bonn 1836, Mater's Supplement zur
Lehre vom Kreislauf II.) beruhen sämmtlich auf einem nicht mehr zeitgemässen Irrthum der Beobachtung, welcher 1773 Göze ver-
leitete, ganz dasselbe zu sehen. Er sah nämlich (Abhandl. aus der Insectologie p. 570.) im Austerwasser schwimmende wirbelnde
Theilchen, die von allen Seiten andere Theilchen (durch den Wirbel) an sich rissen und hielt sie für Polypen, die sich Röhren bau-
ten. Es waren wirbelnde Kiemenfragmente. Das sind seine Röhrenpolypen. So entstehen auch die Un thiere und der Zitterst off
aus dem Wirbeln der Schleimhaut- Fragmente aller Art. Dabei ist nicht an Monaden zu denken. — - Ueber Gleichen's ünform und
Naturspiel siehe Uvella.
Das Zerfallen vieler Thiere in Monaden beruht auf dem Umstände , dass die Infusorien, wie schon Leeuwenhoek sah,
beim Abnehmen des Wassers durch Verdunstung platzen. Die innern grossen Kugeln, oft mit Nahrung sichtlich erfüllt, ihre Magen,
reissen dann ab und werden mit den kleinen Körnchen, ihren Eiern, beim Platzen des Körpers heftig herausgedrängt und fortgeschleudert.
Ausserhalb bringen die schwer sichtbaren wirbelnden Wimpern des noch fortlebenden Körpers die leichter sichtbaren Körnchen und Ku-
geln in seiner Nähe gerade in eine solche tanzende Bewegung, wie die Salamanderkiemcn die Blutkörperchen und die Muschelkiemen
benachbarte Theilchen. Diese sehr klaren Verhältnisse hat man, durch unklare Mikroskope verleitet, oft fälschlich für selbstständige
Bewegung oder gar für Zauberei gehalten. Aber auch wimperlose Saugwürmer hat man in selbstbewegte kleine Theile zerfallen ge-
sehen. Fischer schrieb 1797 an Reil, dass er ein Zerfallen der Cystidicola Farionis in geschwänzte Kugeln gesehen (Reil's
Archiv 2. p. 29). Da die Gefässe der Saugwiirmer, zuweilen und vielleicht immer auch der Darm derselben, innerhalb ebenfalls
mit oscillirenden Klappen und Wimpern besetzt sind, so lässt sich auch diese Erscheinung als zerfallende, noch fortwirbelnde Theile
dieser Organe erklären.
Endlich erwähne ich noch einiger speciellen Ansichten über die Monaden in lebenden Pflanzen, oder, wie man es gar zu nennen be-
liebriiat, über das vegetabilische Monaden-Meer, was an die wallfisch- ähnlichen Thiere im Blute erinnert, welche Borellüs be-
schrieb. Schon Leeuwenhoek fand, bald nach Entdeckung der Infusorien, lebende Thierchen im frischen Weinreben- Wasser. Was
er gesehen, ist aber unklar und da er die Molecularbewegung nicht unterschied, so kann er leicht dergleichen aufgefasst haben. Beson-
ders auffallend monadenähnlich sind die schon Needham 1745 und Buffon II. p. 256. bekannt gewordenen Samen kleiner schimmelartiger
Wasserpflanzen, die man sonst Byssus ac/uatica und neuerlich Vanclieria ac/uatica> Achlya, Conferva feraai oder Saprolegnia
nannte. Ja es ist kaum ein Zweifel zu hegen, dass nicht gerade diese scheinbaren belebten Algensamen der von Needham schon beob-
achteten und abgebildeten Saprolegnia die eigentliche Veranlassung zu seiner ganzen so einflussreich gewordenen Theorie gewesen,
nach welcher es einen Uranfang des Organischen als einfache sich entwickelnde Pflanze gebe, der sich allinählig zum Thiere fortbilde;
denn er hält die sich aus der Pflanze drängenden bewegten Samen für völlig einerlei mit den Infusionstliieren. Bei weitem die Mehr-
zahl der neueren ähnlichen Behauptungen beruhen auf ähnlichen Beobachtungen, die nur zum Theil in andere physiologische Richtungen
einschlugen. Needham entdeckte diese demnach merkwürdigsten Formen, diese, anstatt Samen Monaden einschliessenden Pflanzen, wie er
es sich dachte, an auf Wasser keimender Gerste. Wrisberg sah sie wieder 1765 auf einer Fliegenlarve und bildete sie ab. Mül-
ler fand sie auf einer tödten Fliege im Wasser, 1788, und gab darnach die Abbildung in der Zoologia danica. Ebenfalls auf
Fliegen fand sie Hoffmann Bang in Schweden. Ltngbte fand sie auf einem todten Fische, Gasterosteus aculeatus, in Däne-
mark. Gruithuisen fand sie 1820 an einer Branchien-Schnecke und bildet sie ab als Conferva feracc. Carus fand sie
1822 an einer todten Salamander -Larve, an Sal am andereiern beobachtete sie Horkel. 1827 sah sie Goethe an einer Stu-
benfliege wieder. Früher und im gleichen Jahre fand ich sie häufig auf im Wasser gestorbenen kleinen Poduren, auf Fliegen
und todten Insecten sehr verschiedener Art. Den merkwürdigsten Fall beobachtete ich im Jahre 1830, wo ich durch Herrn Klug's,
des Entomologen in Berlin, Güte einen kleinen Fisch {Cyprinus Gobiö) erhielt, dessen ganzer Schwanz an der Wurzel krankhaft
aufgetrieben und xnit dieser Saprolegnia dick besetzt war. Beim Schwimmen war der Schwanz immer nach oben gekehrt. Meten
erwähnt dieser Pflanze auch auf faulen Blättern von Viscum album {Acta Nat. Curios. XV. 2. 1831. p. 381). In dieser, einem
feinen weissen Schimmel ähnlichen, Pflanze, mehr noch als in den eigentlichen grünen Vaucherien, zeigen die Samen beim Reifen
eine Bewegung, die sehr thierisch erscheint. Sie tritt erst ein, wenn sich vorn in der Keule ein kleines rundes Loch geöffnet hat.
Diese Samen kommen dann anscheinend willkiihrlich durch die Oeffnung hervor, drehen sich eine Zeit lang zitternd und sich windend
im Wasser umher, ohne sich weit zu entfernen, sinken nach % bis 2 Stunden bewegungslos zu Boden und haben nach Verlauf von 6
Stunden wieder gekeimt. Ich beobachtete diess leicht in einem Uhrglase. Die Bewegung ist sehr wahrscheinlich nur durch Aufsaugen
der eindringenden und umgebenden, von der früheren Umgebung verschiedenen, Flüssigkeit bedingt und ist ganz gleichartig mit dem
raschen Springen und Durcheinanderlaufen kleiner Staubtheilchen, die in Branntwein lagen, und welche man darauf in Wasser bringt.
Die gegenseitige chemische Einwirkung und Durchdringung der heterogenen Flüssigkeiten bis zur Sättigung macht die Bewegung, wozu
hier die Turgescenz der Keimentwicklung vermehrend treten mag (vergl. Abhandl. d. Berlin. Akademie, 1833. p. 157.). Das Keimen nach 6
bis 8 Stunden sah auch Dr. Unger bei bewegten Ectosperma- Samen schon 1827 {Acta Nat. Cur, XIII. p. 793). Diess sind
keine Uebergänge vom Pflanzen- in's Thier- Reich, sondern einfache Pflanzen. Ihre Samen haben keine thierische Organisation, so
— — 38 -
schwierig auch manchem Beobachter die Erklärung der Erscheinung zu geben seyn mag. Nicht uninteressant ist, dass an derselben
Pflanze, welche das grosse NEEDHAM'sche System begründete, auch Goethe einen wunderbaren Anstoss genommen, welchen einer sei-
ner Freunde zu bemänteln gesucht hat, der aber historisch merkwürdig bleibt. Es ist das von ihm in der Morphologie bemerkte Ver-
stäuben der Fliegen im Herbste, was er für directe Auflösung in den organischen Urstaub hielt. Es war das Ausstreuen des Samens
der Saprolegnia, die aus dem kranken und todten Fliegenleibe wächst, wie aus dem Fischleibe (vergl. Acta Not. Cur. XV. 2.
1831. p. 379.).
Ferner hat man in der neueren Zeit viel über Bewegungen in verschiedenen Pflanzentheilen geschrieben und sie für neue
Beobachtungen gehalten, welche ein Verhältniss zu den Monaden feststellten. Schon Needham hatte 1745 bemerkt, dass alle
Theile der Pflanzen belebte organische Theilchen besässen. Büffon sagt, (Hut. nat. Vol. IL p.258): Ms. Need-
ham sest assure par une infinite dobservations, que toutes les parties des vegetative contiennent des parties organü/ues
mouvantes. Wo mag er sie also nicht gesehen haben! Neuerlich hat man, seit Gleichen's Beobachtung der bewegten Körperchen im
Melonen-Pollen, und seit Brongniart's darauf weiter begründeter Spermatozoen-Lehre bei den Pflanzen, als ganz allgemein gültig ausge-
sprochen, dass es in den Pflanzen von Monaden und Spermatozoon wimmle. Besonders viel hat Meyen dazu beigetragen, diese
Idee zu verbreiten, und er nennt p. 416. die bewegten Körperchen vegetabilisches Monaden- Meer. Die von ihm reichlich zusammen-
getragenen historischen Nachrichten finden sich in Robert Brown's vermischten botanischen Schriften von Nees v. Esenbeck B. IV.
1830. von p. 327 an. Es ist über diesen Gegenstand viel für und wider verhandelt worden. Jetzt, nach Entdeckung der Organi-
sation - Verhältnisse der Infusorien, liegt es am Tage, dass alle Vergleichung der bewegten Theilchen verschiedener Art bei Pflanzen
mit Monaden so lange aller Begründung entbehrt, als nicht nachgewiesen ist, dass sie wirklich organisirt sind wie Monaden. Eine be-
sondere Bemerkung verdienen die sogenannten Samenthierchen, welche früher Schmiedel (Icon. 1793. p. 85.) dann Friedrich
Nees von Esenbeck 1822. (Flora p. 33.) und neuerlich Dr. Unger und Werneck in sog. Antheren der Moose gefunden haben.
Man hat sie vergleichend Monaden genannt, weil es runde Körperchen waren, aber Dr. Unger fand spiralförmige und nannte sie
Spirillum Bryoxoon als Species einer bekannten Gattung von Infusorien. Schon Dr. Werneck hat diess (in der Flora 1834- /.
p. 143 — 153.) zurückgewiesen und sie nicht für Infusorien, sondern für geschwänzte Samenthierchen erklärt. Auch das Letztere
ist aber, aller Wahrscheinlichkeit nach, nur eine äussere Aehnlichkeit, ohne alle Beziehung auf die innere, wahre Natur dieser Kör-
perchen. Wo keine Organisation nachzuweisen, fehlt es jedem Urtheil über Aehnlichkeit mit Thieren am ersten und wichtigsten Grunde.
ZWEITE FAMILIE: PANZERMONADEN.
Cryptomonadina. Monades ä Carapace*
CHARACTER: Animalia polygastrica, Monadinorum omnibus (aut saltem non aliarum familiarum) cliara-
cteribus organicis instrueta, involucro molli durove singula (propter divisionem spontaneam
simplicem perfeetam aut nullam) singulo loricata.
CARACTERE: Animaux polygastriques , pourvus de tous les car acter es organiques des Mona-
dines {au moins depourvus des caracteres des autres familles) et enveloppes ohaeun
isolement dans une carapace molle ou endurcie particuliere , ce que se tient par
leur division spontanee simple parfaile, on par manque de division.
Solche frei und selbst bewegte mikroskopische Körperchen , welche die organischen Charactere der
Monadenfamilie mit Bestimmtheit, oder doch keine deutlichen Charactere anderer Familien erkennen lassen,
und deren nicht mehrere von einer gemeinsamen Hülle umschlossen sind, sondern von denen, aus Mangel
an Selbsttheilung, oder ihrer vollkommenen einfachen Selbsttheilung halber, immer jedes einzelne frei von
einer besondern gallertartigen, häutigen oder harten Hülle umgeben und gepanzert ist, gehören zur Familie
der Panzermonaden.
Die Familie der Panzermonaden wird bis jetzt aus 16 Thierarten gebildet, welche in 6 Gattun-
gen vertheilt worden sind: Cryptomonas mit 7 Arten, Ophidomonas, Prorocenlrum und Lagenella, jede
mit 1 Art, Cryptoglena und Trachelomonas jede mit 3 Arten. Sie wurde 1831 in den Abhandlungen
der Berlin. Academie von mir zuerst aufgestellt und bestand damals aus den 4 Gattungen: Cryptomonas,
Gyges, Lagenula und Pandorina mit 10 Arten. Im Jahre 1833 (1834) wurde sie ebenda p. 281. schär-
fer bestimmt und mit den jetzt angegebenen Gattungen versehen, wozu nun eine neue, Ophidomonas>
kommt. Die Gattungen Gyges und Pandorina sind zur Familie der Kugelthiere {Volvocina) gezogen
und der Name Lagenula ist, wegen Collision mit dem Namen einer Pflanzengattung von Loureiro, in La-
genella umgeändert worden.
39 —
Der Organisationsgehalt der Familie ist eben so vollständig ermittelt, wie der der Monadenfamilie
und der grossem polygastrischen Thierchen, wenn auch bei einzelnen Arten noch nicht alles erreicht wor-
den ist. Der Panzer dieser Thiere ist theils ein offenes Schildchen (Scutellum), theils ein geschlossenes Büchs-
chen (Urceolus), letzteres bei den Gattungen Lagenella, Trachelomonas und Prorocentrum, ersteres
bei Vryptomonas und Vryptoglena. — Bewegungsorgane sind in allen Gattungen, ausser bei Lagenella,
erkannt, wo aber Dr. Werneck sie vielleicht auch gesehen. Sie bestehen nur in einem oder 2 fadenför-
migen, sehr feinen, einer kräftigen Wirbelbewegung fähigen, meist einziehbaren Fortsätzen des Mundrandes,
wie sie bei den Mo nadinen angezeigt sind und welche auch hier Rüssel genannt werden. — Das Ernäh-
rungssystem ist zwar bisher bei keiner Art durch Aufnahme von farbiger Nahrung in innere Zellen nach-
weislich gewesen, allein die innern Zellen sind bei 6—7 Arten, fast der Hälfte, an sich anschaulich ge-
worden. Vryptomonas curvata, ovata, glauca und fusca , Prorocentrum micans, Trachelomonas
nigricans und volvocina zeigen dergleichen deutlich. Das Auswerfen der verdauten Stoffe ist noch nicht
beobachtet, aber die Analogie der Bildung bei den Monaden hier festgehalten worden. — Das Fortpflan-
zungssystem ist in seiner Doppelnatur vollständig darstellbar geworden. Wenn es, der grossen üeberein-
stimmung des für die Beobachtung Erreichbaren halber, annehmbar ist, dass die Farben der Infusorien auch
da, wo die Kleinheit des Details der Sehkraft unerreichbar ist, vorzugsweise den Eiern angehören,
so gäbe es keine Art der Panzermonaden, welche nicht Eier erkennen Hesse, indem alle fast immer
farbig, grün oder bräunlich, nur selten einzelne (periodisch) farblos sind. Es lässt sich aber sogar bei fast
allen, besonders den grünen Formen direct erkennen, dass die grüne Farbe aus regelmässigen gleich grossen,
dicht an einander gedrängten Körnchen besteht. Was den männlichen Theil des Sexualsystems anlangt, so
ist die Kleinheit der Formen keineswegs ein Hinderniss für dessen Darstellung geblieben, ja er ist schon
bei mehrern Arten deutlich geworden. Bei 4 Arten der Gattungen Vryptomonas und Vryptoglena be-
steht er überall aus 2 in der Körpermitte liegenden, ovalen oder runden Drüsen, welche nicht, wie bei
Microglena, bandartig verbunden zu seyn scheinen. Eine contractile, die beiden Theile des Geschlechts-
Systems verbindende Blase, wie sie die Räder thiere führen, ist nur bei Vryptomonas ovata deutlich
geworden und auch bei grössern Formen oft schwer zu finden, obschon sie vorhanden ist. — Spuren eines
Gefässsystems sind, wahrscheinlich mehr seiner Feinheit, als seines Mangels halber, nicht aufgefunden. —
Ein selbstständig entwickeltes Empfindungssystem ist auch in dieser Familie bei 2 der fünf Gattungen in
allen Arten und Individuen durch augenartige Pigmentstellen im Inneren des Vordertheiles ausgesprochen.
Diese Augen bezeichnen zugleich die Rückenseite und mithin das Rechts und Links der Formen.
Was die geographische Verbreitung der Familie anlangt, so erstreckt sich die Beobachtung dersel-
ben bis jetzt über Europa, von der Mitte Deutschlands östlich bis über die Grenze von Asien am Ural.
Alle verzeichnete Arten leben bei Berlin, im süssen Wasser, nur Vryptomonas fusca ist vom Ural und
Prorocentrum micans ist eins der leuchtenden Seethierchen der Ostsee bei Kiel. Aus Zeichnungen des
Herrn Dr. Werneck in Salzburg, welche er im December 1835 durch mich der naturforschenden Gesell-
schaft zu Berlin vorlegte, ersah ich, dass bei Salzburg mehrere Arten der Familie : Trachelomonas nigri-
cans, T. volvocina und vielleicht Lagenella euchlora, ebenfalls vorhanden sind. Es wäre endlich mög-
lich, dass die in den Feuersteinen der Kreide und dem Porphyr, von mir Pyxidicula genannten, fossilen
Formen der Gattung Trachelomonas angehörten.
Man erkennt die Panzermonaden leicht durch ihre Steifheit bei den Bewegungen und bei Berührung
mit andern Körpern. Zuweilen, wie bei Prorocentrum und Lagenella, sieht man den Panzer als beson-
dere Hülle sogleich direct. Wo ein Zweifel bleibt, entscheidet Druck zwischen geschliffenen Glasplatten.
Die Gattung Trachelomonas besitzt einen glasartigen, durch Glühen nicht zerstörbaren, Kiesel -Panzer.
Die durch den Panzer nicht selten bedingte Trübheit und Undurch sichtigkeit der kleinen Körper macht das
Erkennen der Organisation schwierig; daher ist in dem Character der Familie darauf Rücksicht genommen.
Die Familie der Kugelthiere {Volvocina) unterscheidet sich durch unvollkommene Selbsttheilung, wodurch
Monadenstöcke entstehen, welche eine bleibende schwesterliche Verbindung vieler Thierknospen sind. Junge
Kugelthiere sind erst einfach und man muss sich hüten, diese für besondere Thiere, für Panzermonaden,
zu halten, was bei Vhlamidomonas Pulvisculus, Pandorina Morum gar leicht geschieht. Einmal oder
flüchtig gesehene Formen erlauben kein sicheres Urtheil. Beständigkeit der Form bei grossen Mengen und
wiederholte solche Beobachtung spricht befriedigend für den Character als Panzermonaden, Uebergänge in
die zusammengesetzten Formen entscheiden gewöhnlich leicht für den Platz bei den Kugelt liieren. —
Nahe verwandt ist auch die Familie der Wim per thierchen {Peridinaeä). Besondere Wimpern ausser
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dem Muiidrande und Borsten oder Anhänge des Panzers unterscheiden diese Formen. Die Gattungen Chae-
tomonas und Chaetotyphla sind den Gattungen Cryptomonas, Oryploglena und Lagenella vielleicht zu
verwandt (vergleiche Tafel XXII).
Uebersicht der Gattungen:
/kurze Form, keine Selbsttlieilung
Panzer stumpf und ) oder Längstheilung Cryptoüionas
Augenlose I glatt \ lange gewundene Form und Queer-
( theilung Ophidomonas
(Panzer mit einer vordem Spitze Prorocentrum
/Panzer mit halsartiger, enger Mündung Lagenella
. ..., ' , ) , , ( Panzer ein offenes Schildehen . . Cryptoglena
Augenfulirende . . . (Panzer ohne halsar- \ D . M R.. ,
ranzer ein geschlossenes Jonen s-
chen - Tracheloraonas
I tige Mündung
ZEHNTE GATTUNG: PANZERMONADE.
Cryptomonas. Monade a carapace.
CHARACTER: Animal e familia Cryptomonadinorum, ocello et apiculo destitutum, forma brevi, sponte
longitudinaliter aut nunquam dividuum.
CARACTERE: Animal de la famille des Monades ä carapace, depourvu d oeil et de pointe
anterieure, taille courte, division spontanee longitudinale ou nulle.
Die Gattung der Panzermonaden ist durch Mangel eines Augenpunktes und durch stumpfen, glatten,
nicht mit einer vordem Spitze versehenen Panzer, ferner durch dessen kurze, nicht fadenförmige Gestalt,
und durch Längstheilung oder Mangel an Selbsttlieilung characterisirt
Es sind 7 Arten dieser Gattung bekannt, von denen 6 grün, eine bräunlich gefärbt sind. Sie wurde
1831 zuerst von dem panzerlosen Doxococcus der Monadenfamilie geschieden, und mit 6 Arten in den
Abhandl. d. Berlin. Academie aufgezeichnet. Eine 7te Art wird hier als C. glauca zuerst beschrieben. An
Organisations - Details hat C. ovata die grösste Ausbeute gegeben, doch sind, bis auf die asiatische C.fusca
und die neuerlich nicht vorgekommene C. lenticularis, alle Arten physiologischer Beobachtung zugänglich
gewesen. Der Panzer ist bei den meisten Arten ein unten und vorn offenes, am Rande eingebogenes Rük-
kenschildchen {ßcutellwri) , nur bei C. ovata schien es ein geschlossenes Btichschen (JJrceolus) zu seyn.
Als Bewegungsorgane zeigten 3 Arten, C. curvata, ovata und erosa einen einfachen Fadenrüssel, dage-
gen C. glauca einen doppelten. Drei bis 4 Arten, C. curvata, ovata, glauca und vielleicht fusca, Hessen
innere (Magen-) Zellen erkennen. Ausser C.fusca zeigten alle Arten grüne Körnchen als Eier. Drei Ar-
ten, C. ovata, erosa und cylindrica, Hessen 2 ovale oder runde männliche Samendrüsen erkennen, er-
stere auch eine contractile Samenblase am hintern Ende des Leibes. Selbsttlieilung ist nirgends deutlich
beobachtet worden, zuweilen hingen aber 2 schwimmende Individuen mit dem Munde fortdauernd an ein-
ander, was vielleicht das letzte Moment der spontanen Längstlieilung von hinten nach vorn war. Empfin-
dung^ - und Gefässsystem sind unerkannt.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist bisher von Berlin bis zum Ural beobachtet, indem 6
Arten nur bei Berlin leben, die C. fusca aber allein in Catharinenburg beobachtet ist. * x
In der Form hat diese Gattung viel Aehnlichkeit mit den Lippenmonaden, die aber panzer-
los sind.
52. Cryptomonas curvata, krumme Panzermonade. Tafel IL Fig. XVI.
C. corpore valde compresso magno, duplo longiore quam lato, 48vam lineae partem aequante, antico fine infra, po-
stico supra emarginato seu leviter sigmoideo, viridi.
Monade a carapace courbee, a corps tres-comprime, grand, deucc fois plus long que large, x\^miU
limetre en longneur, anterieurement et posterieurement echancre en forme legere de la lettre S,
couleur verte.
Cryptomonas curvata, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 57.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Im Jahre 1830 fand ich diese Monade am 3. Mai, 1832 im November zwischen Conferven des Tiergartens in Menge. Die
grössten Exemplare erreichten lj12 bis 748 Linie Länge. Die Bewegung war langsam und wankend, zuweilen um die Längsaxe dre-
hend und plötzlich hüpfend. Der sehr zusammengedrückte papierartige Panzer hatte am vorderen Vorsprunge einen kaum der halben
: 41 — -
Körperlänge gleichenden, feinen wirbelnden Rüssel und in der Ausbuchtung darunter eine grosse ovale Oeffnung. Die Kürze des seitli-
chen Rüssels veranlasste offenbar die langsame, wälzende Bewegung und sein rasches Anstossen das Hüpfen. Der Körper füllte den
Panzer ganz aus; letzterer erschien als eine geschlossene Büchse. Die grüne Farbe war von dicht an einander gereihten Körnchen,
die, Eiern vergleichbar, V20 — V30 der Körpergrösse hatten, und mithin etwa V1440 einer Linie gross waren. Von diesen Körnchen
umgeben, waren im Innern grössere, hellere Blasen sichtbar, die ganz die Gestalt, Lage und Grösse von Magenzellen hatten. Farbe
nahmen sie nicht als Nahrung sichtlich auf. Ich bin jetzt zweifelhaft, ob ich nicht die bei C. ovata deutliche Längsspalte des Pan-
zers auf der Bauchseite hier doch übersehen habe. In diesem Falle ist die Form anders zu bezeichnen. Der Körper wäre dann nie-
dergedrückt (corpus depressum) , die offene Seite die Bauchseite, die Rückenscite geschlossen, die Stirn nicht von oben nach unten,
sondern von links nach rechts ablaufend. — Entwicklungscyclus V1440'" — l\d".
Erklärung der Abbildungen Taf. IL Fig. XVI.
Die 6 Figuren bilden 2 Gruppen. Die oberen 3 sind im Jahre 1830 gezeichnet, die 3 untern 1832.
Fig. 1. die erste der untern Reihe, ist von der Seite (Rücken'?) gesehen, Vis Linie gross, 310mal vergrössert.
Fig. 2. ein kleineres Individuum vom Rücken (der linken Seite?) gesehen.
Fig. 3. ist das erstere vom Bauche (der rechten Seite?) gesehen, wo es die ovale Mundöffnung zeigt.
53. Cryptomonas ovata, eiförmige Panzermonade. Tafel IL Fig. XVII.
C. corpore depresso, ovato, magno , duplo longiore quam lato, 48vam lineae partem aequante, viridi.
Monade a carapace ovale, a corps deprime, ovale, grand, deute fois plus long que large, V24 «»«/-
limeire en longueur, couleur verte.
Encliclys viridis, Müller? Animalc. infus, Tab. IV. Fig. 1.
Craterina viridis 9 Bory? Encych metli. 1824. p. 523. et Essay d'une classif. des microsc. 1826.
Cryptomonas ovata, Abliandl. der Akademie d. Wissen seh. zu Berlin, 1831. p. 57.
Aufenthalt: Bei Berlin !, vielleicht auch bei Copenhagen.
Sie wurde im Jahre 1830 im September zwischen Co?iferva? ochracea mit Cr. cylindrica beobachtet; im Jahre 1834 fand sie
sich im Juli zwischen anderen Conferven des Thiergartens und am 11. Februar 1835 wieder zahlreich in ähnlichen Verhältnissen. Die
kleinsten hatten '/m, die grössten V48 Linie Länge. Müllers Thierchen war cylindrisch und fand sich in Wasser , welches mehrere
Wochen lang gestanden hatte. Vielleicht war diess C. cylindrica. Bei C. ovata ist offenbar die breite Seite die Rückenseite oder
Bauchseite. Der niedergedrückte Panzer schliesst sich auf einer dieser Seiten nicht , sondern ist da nur umgebogen, und bei der Gat-
tung Cryptoglena liegt der Augenpunkt auf der geschlossenen Seite der Oberfläche näher, was diese als Rückenseite zu erkennen
giebt. So ist es auch hier betrachtet. Der fast elliptische Körper ist vorn schief abgestutzt und leicht ausgebuchtet, von links nach
rechts ablaufend. Der einfache Rüssel ist länger als die Körperhälfte. Die Bewegung ist langsam, wankend, um die Längsaxe dre-
hend, wenn Widerstand kommt, hüpfend. Der Panzer ist nicht hart, sondern papierartig. Zahlreiche innere helle Blasen zwischen
den grünen Eiern bezeichnen die Magenzellen. In der Mitte sind immer 2 — 3 eiförmige graue Körper, die hier als Samendrüsen
betrachtet werden. Am hintern Ende ist eine einfache veränderliche, bald vorhandene, bald verschwindende Samenblase. Die kleinsten
Individuen konnten nur Junge aus Eiern seyn, da sie als Theile der Selbsttheilung zu klein waren. Selbsttheilung ist gar nicht
beobachtet.
Erklärung der Abbildungen Taf. IL Fig. XVII.
Es sind 7 rüsselführende}, gleich stark vergrösserte , Exemplare nach Zeichnungen vom Jahre 1834, und 1 rüsselloses nach Zeichnung von
1830 dargestellt. .
Fig. 1. ist vom Bauche gesehen;
Fig. 2. vom Rücken gesehen ;
Fig. 3. von der Seite gesehen, sämmtlich 310mal vergrössert;
Fig. 4. ein junges, nicht durch Theilung entstandenes Exemplar, 380mal vergrössert.
54. Cryptomonas erosa, ausgerandete Panzermonade. Tafel IL Fig. XVIII.
C. corpore depresso, ovato, parvo, 80mam lineae partem vix attingente, viridi, antica parte late hyalino, eroso.
Monade a carapace echancree, a corps deprime, ovale, petit, egalant % millimetre pres, de coii-
leur verte, pale et echancre au bout anterieur.
Cryptomonas erosa, Abliandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 56. 1835. p. 164. Tafel I. Fig. 11.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese Panzermonade lebt in klarem Wasser der Torfgruben zwischen Conferven im Sommer. Im Jahre 1835 fand ich sie
schon wieder am 11. Februar, also lebt sie den Winter durch fort. Sie ist weicher, als die übrigen, nur der C. glauca gleich, hat
aber offenbar einen häutigen Panzer in Form eines Schildchens (Scutellum), welcher auf der Bauchseite umgerollt, nicht geschlossen
ist. Sie ist gewöhnlich V120, selten bis % Linie gross, von Farbe schön grün, ins gelbgrüne spielend, vom blasser. Das Farbige
erscheint als sehr kleine Körnchen, die man nur bei starker Vergrösserung erkennt, von V12 bis Vi« der Körperlänge. Magenzellen
waren, wohl der Durchsichtigkeit ihrer Wände halber, nicht deutlich, dagegen traten sehr deutlich in der Körpermitte 1 bis 3 kugel-
förmige drüsige graue Körperchen für das Auge hervor, die, mit den ähnlichen der grösseren Formen verglichen, als Samendrüsen er-
scheinen. Die lebhafte Bewegung der Thierchen glich der des Cyclidium Glaucoma, war aber langsamer und wurde durch einen
einfachen, fadenförmigen Rüssel von fast der ganzen, oder */s der Körperlänge vermittelt. Die vordere Mundgegend dieses Thierchens
ist blasser, weü sie weniger Körnchen enthält. Manche Individuen waren in der Mitte durchgehend hell und nur mit 2 grünen Seiten-
streifen versehen; dergleichen sah ich durch Auswerfen grüner körniger Masse (Eier) an der vordem schief abgestutzten, etwas ausge-
buchteten Endfläche (dem Munde) aus ganz grünen entstehen. — Entwicklungscyclus Viseo — Vso Linie.
11
-•- 4» —
Erklärung der Abbildungen Taf. IL Fi ff. XVIII.
O O O
Die 10 Thierchen sind in verschiedenen Stellungen, wie sie im Mikroskop erscheinen, dargestellt, 1/l20 Linie gross, 380mal vergrössert,
jüso bei gleicher Vergrößerung mit Fig. 4. der vorigen Art gezeichnet Das mit f bezeichnete Thierchen ist im Eierlegen (?) begriffen. Das mittlere
rechts ist von der Seite gesehen.
55. Cryptomonas cylindrica, cylmdrische Panzermonade. Tafel n. Fig. xix.
C. corpore elongato, subcylindrico , triplo lo'ngiore quam lato, 72(1 am lineae partcm fere aeqnantc, viridi, antica parte
oblique truncato et emarginato«
Monade a carapace cylitidrique, a corps allonge, presr/ue cylindrir/ue , trois fois plus long r/ue
large, egalant a peu pres llZQ millimetre, de couleur verte, tronr/ue et echancre au bout anterieur.
Leeuwenhoek , August 1701?
Enchelys viridis, Müller? Animalc. infus. Tab. IV. Fig. 1.
Cr aterina viridis, Bory ?
Cryptomonas cylindrica, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p 57.
Aufenthalt: Bei Berlin !, vielleicht auch in Delft und bei Copenhagen beobachtet.
Im Jahre 1830 fand ich diese Form zahlreich mit Crypt. ovata im September .zwischen Conferva? ochracea, am 28. Juni
1835 war sie häufig zwischen Euglena sanguinea, die ich am Wege nach Spandau in der Jungfernheide bei Berlin sammelte, und
es könnte wohl seyn, dass sie eines der ersten grünen Infusorien ist, welche Leeuwenhoek. in einer Dachrinne seines Hauses in
Delft mit Euglena sanguinea betrachtete, die aber auch zu Chlamidomonas gehören, oder selbst junge Euglenen seyn konnten.
Alle diese jetzt unterschiedenen Formen wurden früher verwechselt. Müller's Citat habe ick schon bei C. ovata angeführt, es lässt
sich nicht entscheiden. Diese Art ist dreimal so lang als breit und wenig zusammengedrückt, daher fast cylindrisch. Der Panzer ist
offenbar wie ein Schildchen. Vorn sah ich einen Wirbel, aber den Rüssel, welcher ihn hervorbringen mag, nicht. Magenzellen
waren direct auch nicht wahrnehmbar, wahrscheinlich verdeckten die grünen Körnchen ihre Umrisse. Die grüne Farbe bestand aus
sehr feinen Körnchen, von denen etwa 20 auf die Körperlänge gingen, die bis x/72 Linie gross war. Deutlich lagen in der Mitte des
Körpers 2 ovale graue Körperchen, die Samendrüsen. Einschnürungen zur Selbsttheilung sah ich nie, aber zuweilen 2 Individuen an-
einanderhängend schwimmen, welche eine Längstheilung von hinten nach vorn anschaulich machen konnten. Entwicklungscyclus wohl
V1440 Ms l/i2 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. IL Fig. XIX.
Die 10 dargestellten Individuen sind in verschiedenen Stellungen, einige wirbelnd, alle 290mal, fast eben so stark als C. ovata vergrössert.
Fig. 1. ist vom Rücken gesehen, wirbelnd.
Fig. 2. vom Bauche gesehen, wo die 2 Samendrüsen deutlicher werden, mit Weglassung der Eikörnchen.
56, Cryptomonas f glauca, bläuliche Panzermonade. Tafel II. Fig. xx.
C. corpore ovato, turgido, 72dam lineae partein attingente, duplo longiore quam lato, antico fine truncato, caern-
lescente, flagello dnplici.
Monade a carapace bleuätre, a corps ovale, gonfle, deucc fois plus long r/ue large, atteignant y3ö
millimetre en longueur, tronr/ue au bout anterieur ', couleur verte bleuätre, trömpe a fouet double.
Aufenthalt: Berlin.
Diese Panzermonade ist noch nirgends beschrieben. Ick fand sie am 29. Juni 1835 in einem Löschkübel mit Chlamidomo-
nas Pulvisculus in grosser Menge. Sie unterschied sich sogleich sehr auffallend durch die blaugrüne Farbe gegen die gelbgrüne der
Staubmonade. Ihre Grösse schwankte zwischen Viq* — V72 Linie, so dass die kleinsten nicht Theile der grössern seyn konnten,
also aus Eiern entsprossen seyn mochten. In einem anderen Löschkübel der Strasse fand sich unter ähnlichen Verhältnissen eine an-
dere ganz ähnliche neue Form gleichzeitig, Cryptoglena conica, die aber deutlich ein rothes Auge besass und nach hinten spitz war.
Sehr auffallend war der deutliche doppelte Rüssel. Die grünliche Farbe war za Mass oder sanft, um die sie wohl bildenden Eikörn-
chen scharf umgrenzt sehen zu lassen, aber desshalb traten gerade die innern Magenzellen recht grell hervor. Ob 2 mittlere von die-
sen hellen Flecken den Samen drüsen angehörten, blieb ungewiss. Ich zählte 3 — 8 solcher Magen. Den Panzer, in Form eines um ge-
rollten Schildchcns, habe ich erkannt. Hat die Form vielleicht ein sehr blasses, rothes Auge, das ich übersehen habe? Gehört sie des
doppelten Rüssels und des Mangels eines, Auges halber, in eine besondere Gattung (Diplotricha)? Einige im Schwimmen vorn zu-
sammenhängende Individuen Hessen auf Längstheilung von hinten nach vorn schliessen. Die Bewegung war munterer, als bei Chlami-
domonas, oft hüpfend.
Erklärung der Abbildungen Taf. IL Fig. XX.
0 — 0
Es sind 17 Individuen der bläulichen Panzermonade und, zur Farbenvergleichung, 1 Individuum der gleichzeitig beobachteten augenführenden
Chlamidomonas Pulvisculus dargestellt. Die 2 zusammenhängenden schwammen so gemeinsam umher. Die kleinsten sind Junge , doch wohl aus
Eiern 3 nicht aus Queertheilung.
5?. Cryptomonas* fusca, braune Panzermonade. Tafel IL Fig. xxi.
C. corpore ovato, turgido, 125tam lineae partein aequante, fusco.
Monade ä carapace brune, a corps ovale, gonfie, egalant %2 millimetre en longueur, couleur brune.
Bacterium? fuscum, Abhandl, der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 8t. 89.
Cryptomonas? fusca, — • — _ — .. — 1831. p. 57.
Aufenthalt: Bei Catharinenburg im Uralgebirge.
Diese Infusorienfprm fand sich im Juli 1829 auf der Reise mit Herrn Alexander von Humboldt zwischen Conferven der
Isct bei Catharinenburg. Ich hielt sie damals für ein zweifelhaftes Bacterium, allein ich habe jetzt wenig Zweifel, dass es nicht eine
43
Art der Panzermonaelen gewesen. Die Längslinie der Zeichnung war wohl gewiss die Panzergrenze > und dann passt die Form recht
wohl hierher. Die beiden innern Blasen mögen Magenzellen gewesen seyn, wenn es nicht Samendrüsen waren. Die bräunliche Farbe
mag den Eiern angehören. Ich sah damals viele Exemplare übereinstimmend, aber freilich auf der Reise. Die Bewegung war drehend
um die Längsaxe, der Körper nicht niedergedrückt, sondern beim Drehen gleich dick.
Erklärung der Abbildung Taf. IL Fig. XXI.
Es ist ein in Catharinenburg gezeichnetes Exemplar, 245m al vergrössert.
58. Cryptomonas lenticularis, linsenförmige Panzermonade. Tafel IL Fig. xxil.
C. corpore lenticularis orbiculato, parvo, 144tam lineae partem aequante, yiridi, lorica crassa.
Monade a carapace lenticulaire, a corps lenticulaire , rond, petita egalant ll12 millimetre, couleur
verte, carapace epaisse.
Cryptomonas lenticularis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 57.
Aufenthalt: Berlin.
Im Jahre 1831 erkannte ich in dieser, schon früher von mir beobachteten, Form den Character einer Panzermonade. Ich
sali sie dann wieder im Juni 1832 und im Juli 1834 in Löschkübeln. Die Bewegung war wankend. An einer Stelle des Randes sah
ich deutlich einen Wirbel und glaubte mehrere Wimpern zu sehen. Es mag wohl das Schwingen eines Rüssels gewesen seyn. Auf
der breiten Seite liegend, erschien das Thierchen wie eine grünliche Scheibe mit einem dunkelgrünen Rande; von der Seite gesellen,
spindelförmig, dunkelgrün. In der Mitte waren zuweilen mehrere Körner oder Bläschen von grauer Farbe. Die kleinsten waren Vies?
die grössten Vu4 Linie gross. Farbige Nahrung nahm es nicht auf. Oft lag es auf der breiten Seite ganz still. Den dunkelgrünen
Saum halte ich für die Dicke des Panzers, oder wäre vielleicht die grosse, helle, mittlere Scheibe eine Samendrüse, welche die grü-
nen Eier u. s. w. nach der Seite drängt?
Erklärung der Abbildungen Taf. IL Fig. XXIL
Es sind 15 Thierchen, 9 von der breiten, 6 von der schmalen Seite dargestellt, alle 450mal vergrössert; eins darunter ist von der kleinsten
beobachteten Grösse.
Fig. 1. ist von der breiten (Rücken-) Fläche;
Fig. 2. ist von der schmalen (Seiten-) Fläche gesehen.
Geschichtlicher Zusatz zur Gattung Cryptomonas.
Es sind nur 2 der früher bekannt gewordenen Infusorien fraglich zu den Panzermonaden zu stellen. Enchelys viridis von
Müller ist schon zu C. ovata und cylindrica citirt worden, ausserdem könnte Monas Ocellus desselben Beobachters eine beson-
dere Art dieser Gattung seyn, indem der sehr dunkle Umkreis vielleicht wie bei C. lenticularis die Dicke des Panzers anzeigt. Jene
Art zieht Bory de St. Vincent in seine Gattung Craterina, welche eigentlich Yortice 11 en- Fragmente enthält, diese in seine
Gattung Ophthalmoplanis mit 2 Formen, die 2 andern Gattungen angehören. Die dicken Umkreise der Figuren bei Joblot und Glei-
chen u.s.w. sind aber nicht gleichgeltend mit diesen bei Müller, sondern sind chromatische Erscheinungen der Mikroskope.
EILFTE GATTUNG: SCHLANGENMONADE.
Opbidomonas. Monade Serpent,
CHARACTER: Animal e familia Cryptomonadinorum, ocello destitutum, lorica obtusa nuda, statura fili-
formi et divisione spontanea transversa perfecta.
CARACTERE: Animal de la famille des Monades ä carapace, depourvu d oeil, a carapace
obtuse glabre, a taille filiforme et ä division spontanee parfaite transversale.
Die Gattung der Schlangenmonaden unterscheidet sich von den übrigen Panzermonaden durch-
Mangel des Auges, durch stumpfen, glatten Panzer, durch fadenförmige Gestalt und durch queere vollkom-
mene Selbsttheilung.
Es ist bis jetzt nur eine bräunlich gefärbte Art dieser Gattung bekannt geworden. Sie wurde am
18. September 1836 entdeckt und wird hier zuerst characterisirt. An Organisation haben sicli nur ein
röhrenförmiger Panzer und ein fadenförmiger Rüssel als Bewegungsorgan mit vielen Magenzellen im Innern
des Leibes erkennen lassen. Das Hinderniss für weitere Erkenntniss liegt im geringen Breiten -Durchmes-
ser der Form. Ob die bräunliche Farbe den Eiern angehört, blieb unentschieden. Selbsttheilung ist als
Queertheilung erkennbar gewesen.
Sie ist nur in Deutschland , bei- Jena, beobachtet.
-— 44 - -
59. Ophidomonas jenensis, jenaisclie Schlangenmonade.
O. corpore spiraliter curvato tenuissimo, ntroquc fine aequaliter ohtuso, 48vam lineae partein longo, olivaceo-
fuscescente.
Monade Serpent de Jena, a corps courbe en spirale, trhs-fin, obtus auac deua> bouls, egalant V24
millimetrc, couleur d'oliue brunäfre.
Bericht über die Versammlung d. Naturforscher zu Jena, 1836. (Nicht Ophidosoma.)
Aufenthalt: Ziegenliayn bei Jena.
Diese sehr eigentümliche Panzermonade , welche einem Spirillum ganz ähnlich ist, fand ich mit Herrn Prof. Weiss am
18. Sept. 1836 in einem kleinen Bassin zum W^isserschöpfen bei der Kirche des Dorfes Ziegenliayn bei Jena, gleichzeitig mit Monas
Qkenii und mehreren gewöhnlichen Arten von Euglena. Beim Schwimmen schlängelt sie sich wie ein Vibrio, untersucht man aber
die Erscheinung genau, so schlängelt sie sich gar nicht, sondern ist ganz steif, aber spiralförmig gewunden, wie ein gedehnter Pfropfen-
zieher. Das Wälzen um die Längsaxe bedingt die optische Täuschung des Schlängeins. Ihre Bewegung ist rasch. Am Rande des
Tropfens liegt sie bald still, macht aber dann noch lange vorn einen deutlichen Wirbel. Ein sehr feiner Rüssel ist von mir als Be-
wegungsorgan mehrmals deutlich erkannt worden^ Es finden sich Formen von 1/2 bis zu 2V2 Spiralen. Beim Stillliegcn erkennt man
die starre krumme Körperform, welche einen Panzer verräth, der ein Büchschen (Urceolus) seyn mag. Im innern Körper, der an
Dicke V14 der grössten Länge, also Vo72 Linie beträgt, sind 18 bis 24 Magenbläschen, oft weniger, sehr deutlich zu erkennen. Wei-
tere Structurverhältnisse blieben verborgen. — Einen Anfang zur ähnlichen Spiralfonn macht schon Cryptomonas curvata. Ich habe
Hunderte von Exemplaren beobachtet und bis zum December in Berlin lebend erhalten. Die Gattung Spirillum unterscheidet sich
durch unvollkommne vielfache Queertheilung, welche die Spirale bedingt und verlängert, während hier die einfache vollkommne Queer-
theilung die eigene Spiralform des Körpers zerstört oder kürzt.
Da die Tafeln längst gestochen waren, so liess sich eine Abbildung nicht mehr aufnehmen.
ZWÖLFTE GATTUNG: STACHELMONADE.
Prorocentrum. Monade ä pointe»
CHARACTER: Animal e familia Cryptoinonadinorum, ocello destitutum, lorica glabra, apiculo frontali
teraiinata.
CARACTERE: Animal de la famille des Mona des a carapace^ sans oeil, ä carapace glabre^
terminee en poinle frontale.
Die Gattung der Stachelmonaden ist von allen übrigen Panzermonaden dureb Mangel des Auges
und glatten, mit einer vorderen Spitze versehenen, Panzer ausgezeichnet.
Es ist nur 1 gelblich gefärbte Art der Gattung bisher bekannt geworden. Die Gattung wurde 1832
in den Abhandlungen der Berliner Akademie gegründet An Organisation ist ausser dem Panzer, welcher
ein Büchschen {Urceolus) zu seyn scheint, ein einfacher, fadenförmiger Rüssel als Bewegungsorgan er-
kannt. Vom Ernährungssysteme ist eine Vielzahl grosser innerer Zellen, Magen, beobachtet. Die gelbliche
Farbe mag den Eiern angehören , welche jedoch direct nicht weiter erkannt wurden. Eine der heilern Bla-
sen gehörte vielleicht dem männlichen Sexualsysteme an, doch blieb dieses zweifelhaft. Dr. Michaelis hat
vielleicht eine männliche Samendrüse gesehen. Besonders merkwürdig ist diese Gattung, weil die einzige
bekannte Art zu den Leuc litt liieren des Meeres gehört, und es mag mithin für diese so in die Augen fal-
lende organische Thätigkeit auch ein besonderes, noch unerkanntes, organisches Verhältniss bei ihr geben.
Hier sey nur noch bemerkt, dass alle Leuchtinfusorien des Meeres, welche bisher bekannt wurden, durch
eine wachsgelbe Farbe bezeichnet sind, wodurch wahrscheinlich wird, dass dieselbe in einiger directen
Verbindung mit der Erscheinung stehe (vergi. Peridinium Tafel XXII.). Selbsttheilung ist nicht beobachtet.
Die einzige Form lebt bei Kiel im Ostsee wasser und ist bisher nirgends weiter beobachtet.
Von der Gattung Peridinium unterscheidet sich diese Form durch Mangel des Wimpernkranzes, und
die einfache Zuspitzung der Stirn ist hier nicht für einen besondern Fortsatz angesehen worden. Zu
strenge Consequenz könnte diese Form desshalb aber allerdings in die Familie der Kranzthierchen, in
die Nähe von Chaetolyphla verweisen (Tafel XXII.).
60. Prorocentrum micans, leuchtende Staclaelmonade. Tafel TT. Fig. XXIII.
P. corpore ovato compresso, postico fine attenuato, antico rotundato dilatato et apiculato, magno, 36tam lineae par-
tem longo, ceraeeo.
Monade a pointe lumineuse, a corps ovale, comprime, aminci au bout posterieur, dilate et pointu
au bout anterieur , assez grand, e galant Vis millimetre, couleur de cire.
Cercaria, Michaelis, Leuchten der Ostsee, 1830. p. 3S. Tafel I. Fig. oben rechts.
Proroventrum micans, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 307. und 1834. über das Meeresleuchten,
p. 537. (129.) , 575. (167.) Tafel II. Fig. VI.
Aufenthalt: Im Ostseewasser bei Kiel.
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Der Entdecker dieses höchst merkwürdigen Thierchens ist Herr Dr. Michaelis in Kiel. Er beschrieb es und bildete es
im Jahre 1830 in der sehr interessanten Schrift: über das Leuchten der Ostsee, ab. Im Jahre 1832, im November, erhielt
ich durch seine Güte auf meine Bitte leuchtendes Kieler Seewasser in Berlin, und hatte die Freude, die Leuchtthierchen lebend in Ber-
lin zu untersuchen. Dass man lebende Infusorien 6 — 8 Tagereisen weit transportiren könne, hatte ich in Arabien 1823 zuerst beob-
achtet, und die Anwendung jener Erfahrung erhielt hier eine überraschende Bestätigung. In 4 Flaschen leuchtenden Seewassers, welche
ich im September erhielt, fand sich mit Periclinium Fusus und Peridinium Furca auch dieses Thierchen häufig. Sie erhielten
sich bis zum Ende Novembers lebend und erst spät, am 25. November, überzeugte ich mich auch bei dieser Form, durch isolirtes Auf-
heben von leuchtenden Tröpfchen mit einem Federpinsel und Betrachten des Inhaltes des Tröpfchens unterm Mikroskope, von seiner
eignen Lichtentwickelung, wie sie Herr Michaelis schon sehr wahrscheinlich gefunden. Es sind flache, eiförmige Blättchen von wachs-
gelber Farbe und V36 Linie Durchmesser, welche wankend im Wasser schwimmen, zuweilen hüpfen. Vorn haben sie einen kleinen
Stiel, wie ein verkehrt eiförmiges Pllanzenblatt. Dieser kleine Stiel ist die spitz auslaufende Stirn. Dicht unter ihm bemerkt man
das rasche Schwingen eines einfachen peitschenartigen Rüssels von 2/3 der Körperlänge, und im Wasser siebt man eine Strömung da-
hin gehen, wo also offenbar der Mund seyn mag. Der Körper scheint zusammengedrückt (corpus compressum) und ist von einer
harten Hülle umgeben, deren innere Grenze man erkennt. Im Innern sind 6 — 10 grosse hellere Blasen sichtbar, welche Magenzellen zu
seyn schienen. Die gelbliche Farbe bildete die Zwischenmasse zwischen diesen Blasen und war undeutlich sehr feinkörnig. Aus Herrn
Michaelis unterer Abbildung könnte noch hervorgehen, dass im Innern eine grosse ovale Drüse liegt, die vielleicht Samendrüse wäre.
Erklärung der Abbildungen Taf. IL Fig. XXIII.
Es sind 4 Exemplare des Ostseethierchens nach dem Leben in Berlin gezeichnet.
Fig. 1. ist eine Gruppe von 3 Thierchen von der breiten Seite, der Seitenfläche (?), gesehen;
Fig. 2. ist ein einzelnes Thierchen vom Rücken (?) gesehen. Alle sind 310mal vergrössert.
DREIZEHNTE GATTUNG: FLASCHENMONADE.
Jhageiiella. X*a^enelle.
CHARACTER: Animal e familia Cryptomonadinoriim, ocello instructiim, lorica urceolata in Collum s. ro-
strum producta.
CARACTERE: Animal de la famille des Monades ä carapace^ pourvu et im oeil et dune
carapace a bec ou ä goulot en forme de bouleille.
Die Flasclienmonaden unterscheiden sich von allen Panzermonaden durch einen Augenpunkt
und einen geschlossnen Panzer mit vorderer schnabel- oder halsartiger Verlängerung in Form einer Flasche.
Die einzige Art dieser Gattung ist grünfarbig. Die Gattung selbst wurde in den Abhandlungen der
Berliner Akademie 1831 unter dem Namen Lagenula gegründet , welcher aber seit 1832 in Lagenella um-
gewandelt ist, weil eine Pflanzeng attung von Loüreiro jenen ersten Namen schon besass. Die Organisation
ist noch nicht hinreichend entwickelt. Viele Arten einer Gattung ergänzen sich gewöhnlich und geben zu-
sammen ein befriedigenderes Bild der Organisation, als die angestrengteste Beobachtung einzelner Formen
es oft erreicht. Ein deutlicher, crystallhelier Panzer, grüne Körnchen als Färbendes im inneren Leibe, welche
man mit Eiern zu vergleichen berechtigt ist, und ein schön rother, bei keinem Individuum fehlender, inne-
rer Punkt in der vorderen Körpergegend, den man ein Auge zu nennen berechtigt ist, sind die bisher er-
mittelten organischen Verhältnisse. Magenzellen, Samendrüse und Rüssel sind noch nicht beobachtet. Doch
würde, nach einer Zeichnung des Herrn Dr. Werneck;, welche sich auf diese Form zu beziehen scheint, ein
fadenförmiger, einfacher, langer Rüssel vorhanden seyn.
Diese Gattung und einzige Art ist bisher nur bei Berlin und vielleicht bei Salzburg beobachtet.
61. JLageneUa euchlora, schongriiiie Flasdienmomade. Tafel IL Fig. XXIV.
L. corpore ovato, collo brevi truncato, 96tam lineae partem longa , lorica crystallina, corpore (ovario) viridi.
Lagenelle verte, a corps ovale et a goulot courl tronf/uey ihs mittimetre en longueur, carapace cry-
stallme, corps ou ovaire de couleur verte.
Lagenula euclthra, Abhandl. d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 62. Tafel II. Fig. 8.
Lagenella euchlora, — . _ _ „ __ . — 1832. p. 281.
Aufenthalt: Berlin! und Salzburg?
Im Jahre 1830 beobachtete ich das Thierchen im April zwischen Conferven des Thiergartens , später habe ich es im Som-
mer öfter in ähnlichen Verhältnissen gesehen, aber neuerlich ist es mir nicht wieder zugänglich gewesen. Aus einer Zeichnung, welche
mir Hr. Dr. Werneck ans Salzburg sandte, lässt sich ein dortiges Thierchen auf diese Form deuten, doch hat es einen etwas zu
kurzen Hals. In dieser Zeichnung ist ein Rüssel von fast mehr als Körperlänge und sind auch verschiedene innere Organe angedeutet,
welche Magenzellen und Eier anzeigen. Das rothe Auge ist ebenfalls hervorgehoben und die Grösse Voo bis Vss'" angegeben, was mit
dem Yse'" meiner Beobachtung sehr übereinstimmend ist. Der Panzer dieses Thierchens ist nicht glasartig hart, wie bei Trachelomonas,
sondern papierartig weich. Es ist nöthig, hier zu bemerken, dass neuere Beobachtungen mich belehrt haben, dass auch bei Trac/ie-
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lomonas sich zuweilen Spuren einer halsartigen Verlängerung des Mundes bemerken lassen. Der Character ist bei Lagenella viel
bestimmter und beharrlich, bei jenen scheint der halsartige Theil einziehbar, weich zu seyn. Die grünen Körnchen sind V20 — V22 der
Körperlänge. — Entwicklungscyclus also wohl V1920 — Vae Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. IL Fig. XXIV.
Es sind 7 Individuen verschiedener Grösse und in verschiedenen Stellungen abgebildet. Bei den meisten ist der häutige Panzer sehr deutlich
abstehend, bei einigen anliegend, vom Körper mehr ausgefüllt. Ist jenes vielleicht Folge des schon stattgefundenen theihveisen Eierlegens und mithin
des Zusammenfallens des Körpers? Selbsttheilung ist nicht beobachtet, jedenfalls giebt es keine unvollkommene Selbsttheilung.
VIERZEHNTE GATTUNG: PANZERAUGE.
Cryptoglena. Cryptoglene.
CHARACTER: Animal e familia Cryptomonadinorimi , ocello instructum, lorica scutellari, latere involuta,
nee rostrata.
CARACTERE: Animal de la famüle des Monades h carapace, pourvu dun oeil et tfune ca-
rapace ouverte, en forme de bouclier enroule aux cötes, sans bec au baut anterieur.
Die Gattung der Panzer au gen ist vor allen Panzermonaden durch einen deutlichen Augenpunkt
und durch einen schildförmigen, an den Seiten eingerollten, offenen Panzer, ohne vorderen Schnabel, cha-
racterisirt.
Die Gattung Cryptoglena besteht gegenwärtig aus 3 grünfarbigen Arten, und wurde im Jahre 1831
(1832) in den Abhandlungen der Berliner Akademie p. 150. mit 2 Arten, C. agilis und pigra, zuerst be-
gründet. Die dritte Art, C. conica, wird hier zugefügt. Der Name der Cryptoglena agilis ist durch ein
Versehen in C. caerulescens 1832 umgeändert, da aber letzterer Name bezeichnender ist, so ist er hier
beibehalten. Alle 3 Formen sind sehr klein. An Organisation haben sie dessenungeachtet schon mancher-
lei ermitteln lassen. Besonders die neueste Art ist zu Hülfe gekommen. Der Panzer hat sich bei allen
Arten als ein offenes eingerolltes Schildchen {ßcutellum) gezeigt. Als Bewegungsorgane sind bei C. conica
1 fadenförmige Rüssel deutlich geworden, bei den andern Arten sind sie unerkannt. Die kleinen Magen-
zellen scheinen bei allen Arten durch die grünfarbigen Ei -Körner überdeckt* zu seyn. Diese bei allen Ar-
ten unterschiedenen Körnchen bilden wohl den weiblichen Theil des Sexual -Systems. Spuren des männli-
chen Theils sind in C. conica hervorgetreten, wo in der Körpermitte 2 ovale graue Drüsen sichtbar wa-
ren. Als Anzeigen eines isolirten Empfindungssystems werden hier die bei allen Arten und Individuen er-
kannten rothen Pigmentstellen im vorderen Körper angenommen, welche den Augen ganz analog umschrie-
ben, gestellt und gefärbt sind. Alle Individuen, sind einzeln; Selbsttheilung ist iiicht beobachtet.
Die Verbreitung dieser Formen, welche zu den kleinsten augenführenden organischen Körpern ge-
hören, ist bisher nicht weiter beobachtet. Sie leben sämmtlich in Berlin.
©fc. Cryptoglena conica, kreiselformiges Panzerauge. Tafel IL Fig. XXV.
C. corpore conico, antico fine dilatato, truncato, postico attenuato subacuto, 96tam lineae partem aequante, e viridi
eaertileseente.
Cryptoglene Toupie, h corps conique, dilate et tronque au bout anterieur, aminci et presrjue aigu
au bout posterieur, egalant V48 mittimetre, couleur verte bleuätre.
Aufenthalt: Berlin.
Ich fand diese sehr lieblich - grüne Form in zahlloser Menge als Färbung des Wassers eines Löschkiibels am 29. Juni 1835
in Berlin an demselben Tage mit Cryptomonas glauca. Die Form und das rothe Auge unterschied sie sehr von dieser, welche
grösser war. Die Farbe war ein sehr sanftes Blaugrün und zerlegte sich unter dem Microscop in einzelne Körnchen von »/eo der
Körpergrösse, welche Eier seyn mögen. In der Körpermitte waren 2 graue ovale Körperchen sichtbar, die sich, der Analogie zufolge,
für männliche Samendriisen ansprechen lassen (vergl. Abhandl. d. Berlin. Akad. 1835. Tafel L). Beim allmähligen Verdunsten des
Wassertropfens wurden bei jedem Thierchen am stumpfen vordem Ende 2 fadenförmige Rüssel von halber Körperlänge sichtbar. Der
rothe Augenpunkt fand sich sehr weit vorn, an der Stirn. Der hintere Theil des Panzers war farblos und schien vom Körper, oder
doch vom Eierstocke nicht erfüllt zu seyn. Bei einigen war die Körperform etwas gekrümmt. Die Bewegung war rasch, wälzend in
der Längsaxe, zuweilen aus der Bahn hüpfend. — Entwicklungscyclus V1920 bis l/06 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. IL Fig. XXV.
Es sind 6 Individuen verschiedener Grösse 310mal vergrössert dargestellt. Das grösste war ^„g, das kleinste V120 Linie gross.
03. Cryptoglena pigra, träges Panzerauge. Tafel IL Fig. XXVI.
C. corpore ovato subgloboso, parvo, 250mam lineae partem attingente, antico fine emarginato , colore laete viridi;
lente natans.
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CryptogVene paresseuse, a corps ovale presque globalen^, petit, atteignant %6 <miUimetre> echan-
cre au bout anterieur, cauleur d'un beau vert^ nageante le?itement.
Cryptoglena pigra, Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1832. p. 150. 1833. p. 296. Tafel VII. Fig. 2.
Aufenthalt: In und bei Berlin.
Die ersten Exemplare dieser Art fand ich im Februar 1832 zwischen Conferven des Thiergartens bei Berlin unter dem Eise.
Sie ist fast nur Vs der ersten gleich, sehr klein und von einer zwar auch bläulich grünen, aber mehr lebhaften, mehr mit gelb ge-
mischten Farbe. Der Körper ist kurz, gerundet, vorn ausgeschweift, und der Panzer unterhalb offen. Hinten scheint der Panzer ge-
schlossen. Das rothe Auge ist sehr deutlich in der Mitte. Die Grösse der grössten beträgt V250 Linie. Etwa 15 Körnchen lagen in
der Körperlänge, eins ist also V3750 einer Linie gross. Die Bewegung war langsam um die Langsaxe wälzend. In gewissem Lichte
war der rothe Augenpunkt farblos, aber scharf umschrieben. — Entwicklungscyclus %60 — % Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. IL Fig. XXVI.
Es sind 2 Gruppen dargestellt, welche 14 Thierchen umfassen.
Fig. 1. ist die erste Gruppe, welche 7 Individuen bei 290maliger Vergrösserung enthält;
Fig. 2. ist die zweite Gruppe mit ebensoviel, lOOOmal im Durchmesser vergrösserten , Thieren.
64. Cryptoglena caerulescens, bläuliches Panzerauge. Tafel IL Fig. XXVII.
C. corpore elliptico depresso, minimo, 500mam lineae partem aequante, antico iine emarginato, caerulescente viridi;
alacriter natans.
CryptogVene bleuätre^ a corps eüiptü/ue, deprime^ trks-petit, egalant V250 millimetre^ echancre au
bout anterieuT) couleur verte bleuätre; nageante vivement.
Cryptoglena agilis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1832. p. 150.
Cryptoglena caerulescens , — - — - — - - 1833. p. 290. Tafel VII. Fig. 1.
Aufenthalt: In und bei Berlin.
Im Januar 1832 in der ehemaligen Senkgrube für warmes Wasser, dem Bassin der königlichen Porzellanfabrik zu Berlin
zwischen Conferven entdeckt, später im Frühling im Thiergarten häufig beobachtet. Die erstere Localität ist jetzt durch Zuwerfen des
Bassins verschwunden. Das etwas abgeplattete Thierchen ist schön blaugrün und zeichnet sich durch den rothen Augenpunkt sehr aus.
Es ist das kleinste aller bis jetzt bekannten Thiere, welches ein solches Auge noch erkennen lässt. In einer gewissen Beleuchtung
ist der scharf umschriebene Punkt farblos, weshalb ich neuerlich schwankte, ob es nicht vielmehr die männliche Sexualdrüse und die
Farbe eine optische sey, allein ich bin zur frühem Meinung zurückgekehrt. Das vordere Ende ist von rechts nach links ablaufend.
Bei der Seitenansicht erkennt man, dass die geschlossene Panzerseite, weil das Auge dieser zunächst steht, die Rückenseite, die offene
die Bauchseite ist. Im Schwimmen sieht man bei allen Arten einen hellen Streif mitten durch den Körper in der Langsaxe gehen,
das ist die offene Stelle des Panzers auf der Bauchseite. Die Bewegung dieser Art ist sehr schnell. Die blau- grüne Farbe zeigt
sich bei starker Vergrösserung schwach gekörnt. Etwa 12 Körnchen lagen vielleicht in der Körperlänge. Sind diese Körnchen Eier,
so ist eins Veooo'" gross, mithin der Entwicklungscyclus wohl Vgooo — Vsoo Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. II. Fig. XXVII.
Die Darstellung umfasst 2, aus 23 Thierchen bestehende, Gruppen.
Fig. 1. ist eine Gruppe von 12 Thierchen bei 380maliger Vergrösserung des Durchmessers.
Fig. 2. sind 11 Thierchen bei lOOOmaliger Vergrösserung.
FÜNFZEHNTE GATTUNG: RÜSSELMONADE.
Trachelomonas. Monade k tr©mlbe.
OHARA CTER: Animal e fainilia Cryptonionadinorum , ocellatum, lorica erostri urceolata.
CARACTERE: Animal de la famille des Monades ä carapace^ pourvu dun oeil et d'une
carapace fermee en forme de cruche^ allongee ou spherique, sans hec ou goulot.
Die Gattung der Rüsselmonaden begreift solche Panzermonaden in sich, welche mit einem Au-
genpunkte versehen sind und einen schnabellosen , büchsenförmigen, geschlossenen Panzer besitzen.
Zu dieser Gattung gehören bis jetzt 3 Arten, deren 2 grün, 1 schwarzbraun gefärbt sind. Sie ist
im Jahre 1832 aus der Microglena volvocina gebildet worden, die bis dahin auch alle ihre Arten um-
schloss. An Organisation ist nicht besonders viel, aber, der Schwierigkeit bei so kleinen Panzermonaden
ungeachtet, doch einiges bereits ermittelt. Ein geschlossener, nur mit einer einfachen runden Oeffnung ver-
sehener, bei 2 Arten kugliger, bei einer walzenförmiger, glasartiger, harter Panzer, welcher der Glüh-
hitze widersteht, bildet die Hülle. Ein sehr langer einfacher, fadenförmiger Rüssel vermittelt bei allen Ar-
ten die Bewegung und das Herbeischaffen der Nahrung. Im Innern des Körpers selbst sind bei 2 Arten,
T. nigricans und volvocina^ sehr kleine hellere Bläschen, welche wohl Magenzellen seyn mögen, erkannt,
bei T. cylindrica sind Eikörnchen deutlicher geworden. Männliche Sexualdrüsen sind vielleicht bei T. ni-
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gricans erkannt Als Theil des Empfindungssystems giebt sich der rothe Augenpunkt in allen Arten zu
erkennen. Selbsttheilung ist nirgends beobachtet.
Die Verbreitung dieser Gattung ist noch nicht weit beobachtet. Alle Arten leben bei Berlin und 2
davon , wie es scheint ? auch bei Salzburg, nämlich T. volvocina und nigricans.
Zu dieser Gattung gehört vielleicht die merkwürdige Thierform, welche eine grosse Masse für die
Substanz der Feuersteine der Kreide liefert und die ich wegen Mangels einer sichtbaren Oeffnung zur Gat-
tung Pyxidicula^ Tafel X., gestellt habe.
Sehr verwandt dieser Gattung ist Lagenella , obwohl sie durch einen häutigen Panzer und einen
schnabelartigen Hals unterschieden ist, denn auch bei den Rüsselmonaden ist mir eine Spur von letzterem
neuerlich öfter vorgekommen.
65. Traclielomonas nigricans 9 schwärzliche Rüsselmonade. Tafel IL Fig. XXVIII.
T. corpore ovato subgloboso, parvo, 144tam lineae partem aequante, viridi, nigrofusco aut rufescente, ocello fusco.
Monade a trombe noirätre, a corps ovale presijue globuleu&> petita egalant lj12 millimetre^ couleur
verte, brune, rougeätre au noirätre^ oeil brunätre.
Microglena volvocina, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. (1832.) p. 64. 151. Taf. I. Fig. 2. die ovalen Figuren.
TracMomonas nigricans, — - — - — - ■ — 1833. p. 315. Taf. VII. Fig. V.
Aufenthalt: Berlin, wahrscheinlich auch Salzburg.
Diese Art wurde früher mit den übrigen gemeinsam als Microglena volvocina beschrieben, am 16. April 1832 ward sie
zuerst unterschieden. Sie ist immer eiförmig, hat seltner eine grüne, meist eine gelbbraune, röthliche oder schwarzbraune Farbe und
ein braunes oder schwärzliches Auger Ueberdiess zeigt sie den rothen Ring zwischen dem Panzer und dem Körper, welcher die andern
beiden Arten so sehr auszeichnet, nie deutlich. Der Doatococcus ruber hat in der oberflächlichen Erscheinung Aehnlichkeit mit die-
ser Form, ist aber nicht eiförmig, sondern hüglig, ohne jedoch den rothen Ring der runden Trachelomonas volvocina zu besitzen.
Im Innern erkennt man kleine, helle Blasen, die Magen seyn mögen und öfter erschien ein grosser, kugelförmiger, drüsiger Körper,
welcher vielleicht eine Samendrüse war. Der Mund ist eine kleine, runde Oeffnung, der Rüssel so lang als der Körper. Die Bewe-
gung ist rasch, um die Längsaxe wälzend.
Erklärung der Abbildungen Taf. IL Fig. XXVIII.
Es sind 8 Individuen dargestellt in verschiedener Projection der Eiform, 310mal vergrössert.
Fig. 1. ist die Eiibrm von der Mundseite mit zurückgezogenem Rüssel.
Fig. 2. macht mit dem Rüssel einen Wirbel. Das äusserste Thierchen rechts zeigt eine kugelförmige grosse Samendrüse.
66. Trachelomonas volvocina, wälzende Rüsselmonade. Tafel II. Fig. xxix.
T. corpore sphaerico, majore, 72dam lineae partem attingente, viridi, fuscescente aut rufescente, ocello et cingulo
optico rubris.
Monade a trombe volvocine^ a corps sphcrique^ assez grand, egalant V36 millimetre en longueur^
couleur verte, brunätre ou rougeätre , oeil et ceinture a V entour rouges.
Microglena volvocina, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. (1832.) p. 64. 151. Taf. I. Fig. 2. die runden Figuren.
Microglena volvocina, Poggendorff's Annalen der Physik, 1832.
Trachelomonas volvocina, Abhandl. der Akademie d„ Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 315. 331. Taf. VII. Fig. 3.
Aufenthalt: Bei Berlin und wahrscheinlich bei Salzburg beobachtet.
Unterschieden wurde diese Form 1831, wieder beobachtet im März, April und Mai 1832 und im Juni 1834 zwischen Con-
ferven des Thiergartens. Die Form ist immer kugelförmig, meist grün oder bräunlich, und zeichnet sich immer durch einen lebhaft
rothen Ring im Umkreis aus. Das Auge ist deutlich roth gefärbt und im Innern lassen sich Bläschen erkennen, die wohl Magenzellen
seyn mögen. Zwischen diesen ist eine sehr feinkörnige Masse, welche die grüne oder bräunliche Farbe des Körpers bedingt. Vorn ist
ein peitschenförmiger zarter, langer Rüssel, welcher die Bewegung und das Heranziehen der Nahrung vermittelt. TStwas sehr Merk-
würdiges ist und bleibt bei diesem Thierchen der rothe Ring im Umkreise und er verdient noch fernere Aufmerksamkeit. Dieser leb-
haft farbige Ring bleibt nämlich immer in ruhiger horizontaler Lage, wie sich auch immer das Thierchen rasch um seine Längsaxe
dreht. Es folgt daraus, dass dieser rothe Ring kein wahres Pigment am Thiere seyn kann, sondern dass er eine optische Erscheinung
ist. Versuche, diese Erscheinung durch schillernde Wimpern oder dadurch zu erklären, dass dieses Roth die gewöhnliche Ergänzungs-
farbe des Grün für das Auge sey, blieben unbefriedigend. Wimpern sind nicht sichtbar und die deutlich bewimperten vielen Infusorien
zeigen keinen solchen Ring. Eben so wenig zeigen die vielen anderen eben so grün gefärbten und eben so kugelartigen Infusorien
diese Ergänzungsfarbe fürs Auge. Ein anderer, durch vielfache Versuche von mir entdeckter, Weg scheint fruchtbarer zu werden. Ich
versuchte, die Erscheinung durch abplattenden Druck zu modiiieiren und wendete dazu 2 wohl geschliffene Glasplatten an. Der Druck
wirkte ganz überraschend. Die kleinen Panzer sprangen wie Glas sternartig auseinander und war der Druck nicht zu stark, so blieb
das Thierchen unversehrt, und beim Nachlassen des Druckes bewegte es sich neben seinem Gehäuse oder Panzer, als sey dieser ihm
keineswegs unentbehrlich. Die nackten Thierchen waren von lebhafter grüner Farbe und zeigten ein sehr grelles rothes Auge, aber
der rothe Ring im Umkreis war verschwunden. Der zerbrochene Panzer hatte auch in seinen Fragmenten keine Spur einer rothen
Farbe. Hieraus scheint hervorzugehen, dass die schöne Farbenerscheinung entweder einer Flüssigkeit angehört, welche zwischen dem
Panzer und dem Körper innerlich vorhanden ist und beim Platzen sich zerstreut oder, da diese nicht an sich erkennbar ist, so ist es
fast wahrscheinlich, dass der blosse Zwischenraum die Farbe auf die Weise bewirke, wie sie im blättrigen Glimmer erscheint. Nach
Newton würde der Abstand der Fläche für durchgelassenes Roth zweiter Ordnung, im Fall Luft dazwischen wäre, 0,00017015 pa-*
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riscr Linien betragen. Mögen doch Physiker vom Fach sich diese Erscheinung zur Anschauung bringen und noch gründlicher heur-
th eilen helfen.
Diese und die vorige Art finden sich unter den Zeichnungen des Herrn Werneck aus Salzburg.
O o O
Erklärung der Abbildungen Taf. IL Fig. XXIX.
Die Darstellung umfasst 16 Thierchen in sehr verschiedener Grösse und Stellung. Von diesen sind 8 mit vorgestrecktem Rüssel, 6 mit ein-
gezogenem. Alle sind 280mal vergrössert, die grössten 1/72 Linie gross.
Fig. 1. ist ein Thierchen mit lang vorgestrecktem Rüssel zum Tasten;
Fig. 2. ein anderes mit eingezogenem Rüssel;
Fig. 3. ein sehr junges Thierchen;
Fig. 4. und 5. sind zwischen geschliffenen Glasplatten gedrückt und zeigen das Zerspringen des Panzers ohne Zerstörung des innern Körpers, mit Ver-
lust des rothen Ringes.
6ff. Trachelomonas cylindrica, cylinclrisclie IMisselmoiiacIe. Tafel IL Fig. xxx.
T. corpore oblongo subcylindrico , 84tam lineae partem longo , laete viridi, ocello rubro, cingulo optico purpureo.
Monade a trompe cylindrique, a corps oblong presr/ue cylindinc/ue^ egalant V42 mülimetre, couleur
d'un beau vert, oeil rouge^ ceinture pourpree.
Microglena volvocina, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. (1832.) p. 64. 151. Taf. I. Fig. 2. die längliche Form.
Trachelomonas cylindrica, — - — — 1833. p. 315. Taf. VII. Fig. 4.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese cylindrische Art wurde am 20. April 1832 von der vorigen, mit der sie früher vereinigt war, geschieden. Die Härte
des Panzers sämmtlicher 3 Formen erlaubt schwerlich eine starke Variation in der Gestalt. Es ist daher wahrscheinlicher, dass diese
verschiedenen Formen verschiedenen Arten angehören. Die cylindrische Art zeichnet sich auch durch violette Farbe ihres rothen Rin-
ges etwas aus und ist keineswegs eine verlängerte, sich zur Theilung anschickende, Form, indem sie oft kleiner und nie grösser als
die vorhergehende Art ist. Ihre Grösse betrug Vog bis Vs4 Linie. Der Rüssel war fast von der Körperlänge. Die immer grüne Farbe
war bestimmter körnig, als bei den übrigen, etwa 15 Körnchen glichen der grössten Körperlänge, oder jedes 7i26o Linie. Mithin
wäre der Entwicklungscyclus V1260 bis Vs4 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. IL Fig. XXX.
Es sind 9 Individuen in verschiedenen Grössen und Stellungen, 280mal vergrössert.
Zusatz zur Familie der Panzennonaden,
Die Monaden und Panzermonaden bilden eigentlich zusammen ein Ganzes, eine einfache physiologische Gruppe, die sich wie
nackte Mollusken und Schaalen-Mollusken, LAmacina und Helicina oder, noch näher, wie Octopus und Argonauta ver-
hält. Alle ihre wichtigern Örganisationsverhältnisse scheinen genau übereinstimmend, nur Anwesenheit und Abwesenheit der besondern
Hülle unterscheiden sie. t)iese doppelte Familie umfasst, ohne Sonderung, einigermassen die frühere Familie der Monadaires der En-
cyclopedie methodu/ue von 1824. Die 3 Gattungen: Lamellina, Monas und Cyclidium stellten die Mo n ad inen vor und Op/i-
thalmoplanis Ocellus eine undeutliche Form der Cryptomonadinen. Lamellina bestand aus Bacterium, Gonium, Monas
und wohl aus Jungen des Ampldleptus Fasciola ; Cyclidium aus Bodo und Cyclidium Glaucoma.
Von 6 der hier bezeichneten Formen der Panzermonaden habe ich, während der Abfassung der Artikel, trocken aufbewahrte,
zahlreiche Exemplare zur Vergleichung vor mir gehabt, nämlich von Cryptomonas ovata, glauca und erosa, Cryptoglena cae-
rulescens und conica und Trachelomonas volvocina.
DRITTE FAMILIE: KÜGELTHIERE.
Tolvocina. Volvociens.
CHARACTER: Animalia polygastrica, anentera (tubo intestinali destituta), gymnica (non appendiculata),
et corpore «niformi Monadibus simillima, sed involucro seu lorica instrueta, et intra loricam
integram sponte dividua, hinc polyparium formantia, rupta demum lorica effusa et eundem
evolutionis circulum repetitura.
CARACTERE DES FOLVOCIENS: Animaux polygastriques, sans canal intestinal, sans appen-
dices du corps et a corps uniforme, semblables aux Monades, mais pourvus ef une
enveloppe ou carapace, et se divisant par division spontanee parfaite sous F en-
veloppe intacte, en nombre d animaux qui prennent la forme dun polypier. V en-
veloppe se rompt enfin et donne passage aux animaux divises. Ceux-ci renouvellent
h leur tour le möme developpement.
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Zur Familie der Kugelt liiere gehören alle solche Monaden - ähnliche Thierchen mit vielen Magen
und ohne deutlichen Darmkanal, welche keine besondern Anhänge am Korper und eine unveränderliche Kör-
perform besitzen, die aber von einer besondern Hülle oder einem Panzer umgeben sind, und innerhalb die-
ser sicli durch vollkommne Selbsttheilung des Körpers, während die Hülle ganz bleibt und sich ausdehnt,
so vermehren, dass sie einen umhüllten Polypenstock bilden, dessen endlich platzende Hülle die vielgetheil-
ten Thiere frei giebt, welche neben der Eibildung einzeln denselben Theilungscyclus wiederholen.
Diese Familie umfasst bis jetzt 18 Thierarten, welche nach physiologisch, wie es schien, wichtigen
organischen Verschiedenheiten, zu besserer Uebersicht in 10 Gattungen vertheilt sind, nämlich: Gonium mit
5 Arten, Volvox mit 3 Arten, Gyges und Pandorina jede mit 2 Arten, und Eudorina, Syncrypta, Syn-
um, Uroglena, Chlamidomonas und Sphaerosira jede mit 1 Art.
Die gegenwärtige Familie der Kugelthiere wurde 1832 in den Abhandl. d. Berliner Akademie der
Wissenschaften, p. 281. zuerst festgestellt, während die in ihr vereinigten Gattungen früher theils zur Fa-
milie der Panzermonaden, wie Gyges und Pandorina, theils zu den Kranz thierchen, wie Gonium
und Volvox, Sphaerosira und Eudorina, gezogen worden waren. Unter gleichem Namen hatte schon
1824 Bory de St. Vincent eine Familie (Volvociens) aufgestellt, allein er hielt die dazu gehörigen For-
men für belebte Pflanzen -Samen, Zoocarpes, und hatte unter den 3 Gattungen Gyges, Volvox und En-
ckelys wirkliche Pflanzenkeime (Enchelys Tiresias = Tiresias crispa = Conferva capillaris Agardh,
Syst. Alg. 1824. p. 95.) mit aufgeführt, Sein Character war bloss eine gewisse Stetigkeit der Elementar-
t heile dieser Körper. Die von ihm genannten Arten der Gattungen gehören sehr verschiedenen Familien an.
Er vereinigte Gyges der Kugelthiere und Doxococcus Globulus, Monas deses und Microglena pun-
cfifera der Monadinen mit Cyclidium Glaucoma der Scheibenthierchen, ferner mit Enchelys, Tri-
choda und Leucophrys der Walzenthiere und mit der Conferva capillaris. Aus einem anderen Theile
der gegenwärtigen Familie bildete er seine Familie der Pandorinees, worein er die panzerlose Gattung
Uvella der Monadinen ebenfalls gestellt hatte (Encycloped. method. Vers. Vol. 2. p. 521. 1824).
Der Organisations - Gehalt der Familie ist schon ansehnlich weit ermittelt, obschon diese gepanzer-
ten Thierchen der mikroskopischen Analyse schwerer als die panzerlosen zugänglich sind. Der Panzer ist
bei den Gattungen Gyges, Chlamidomonas und Syncrypta ein das Thier fest umschliessendes, geschloss-
nes Büchsehen {Urceohis), aus dem es sich nicht entfernen kann, bei den andern allen ist er ein vorn
offner Mantel (Lacerna), aus welchem das Thierchen sich weit hervorstrecken und sogar ganz entfernen
kann, worauf es wahrscheinlich bald, wie einige der gepanzerten Rädert liiere, einen neuen bildet. So
verlassen die Thiere des Goniu?n u. s. w. ihren Panzer. Die kugelförmigen Vereine bestehen bei dieser
aus ebensoviel dicht beisammenstehenden Urceolis, als Thierchen sind. Die Thierchen der Syncrypta schei-
nen zunächst in einen Urceolus eingeschlossen und sammt diesem in einer Lacerna zu stecken. — Bewe-
gungsorgane sind bei allen Gattungen beobachtet. Sie bestehen, wie bei Monadinen und Panzermona-
den, aus einem einfachen oder doppelten sehr feinen, peitschenartigen Rüssel am Munde jedes Thierchens.
Die kugelartigen Thier -Haufen erscheinen daher bewimpert oder behaart. Nur bei Synura sah ich früher
eine Mehrzahl von Wimpern am Munde, allein ich halte die neuern Beobachtungen für richtiger, da ich frü-
her durch das rasche Schwingen des einfachen Rüssels öfter zu Irrthum verleitet worden war, es ist wohl
eine optische, keine reale Vielheit gewesen. — Das Ernährungssystem ist durch Anfüllung mit Farbe nur
bei Chlamidomonas einmal zweifelhaft zur Anschauung gekommen und zeigte sich als sehr kleine Magen-
zellen. Ohne Farbenahrung sind dergleichen helle Magenzellen bei Volvox Glohator und Gonium Pecto-
rale, bei ersterem einigemale sehr schön anschaulich geworden. Bei den meisten Arten werden sie durch
die grünfarbigen Eier verdeckt. — Das Fortpflanzungssystem ist bei allen Gattungen deutlich geworden, nur
bei Uroglena zweifelhaft geblieben. Der weibliche Theil zeigt sich als farbige, gleich grosse, sehr zahl-
reiche Körnchen, die Eier; der männliche Theil bildet 1 — 2 rundliche Drüsen, die sich meist sehr aus-
zeichnen und einzelne contractile Blasen. Die Drüsen erkennt man immer bei Gonium Pectorale, Chla-
midomonas, Uroglena und Volvox Globalor. Contractile Samenblasen wurden bei Gonium Pectorale,
Chlamidomonas^ und dem Volvox allein sichtbar. — Spuren von Gefässen wurden umsonst gesucht. —
Das Empfindungssystem giebt sich bei 5 Gattungen in allen Individuen als rothe Augenpunkte im vordem
Körper zu erkennen. Es sind die Gattungen Uroglena, Eudorina, Chlamidomonas, Sphaerosira und
Volvox.
Die geographische Verbreitung der Familie ist schon weit ermittelt, Gyges bipartitus lebt bei
Berlin, und in der libyschen Oase des Jupiter Ammon bei Siwa, Gyges Granulum bei Copenhagen, Paris,
Ingolstadt und Berlin. Pandorina hyalina lebt nur in Dongala in Nubien, Pandorina Morum bei Berlin,
Paris und in Kyschtym im Uralgebirge. Gonium hyalinum ist nur in Schlangenberg am Altaigebirge und
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Gonium glaucum nur im Seewasser der Ostsee bei Wismar beobachtet. Auch Gonitim Pectorale soll
im Salzwasser (des atlantischen Meeres an der französischen Küste?) beobachtet seyn und bei Berlin ist
es häufig im süssen Wasser, wo sich auch alle übrigen Formen finden.
Besonders merkwürdig ist diese Familie durch das am 30. August 1698 von Leeuwenhoek ent-
deckte Kugelthier, Volvox Globator^ welches über ein Jahrhundert lang für anerkannte Philosophen den
Grund zu der wunderlichen Meinung gelegt hat, als wären alle Menschen, von Adam an, in einander geschach-
telt gewesen, und wir jetzt lebenden also sammt unsern Eltern und Nachkommen aller Zeiten gleich anfangs
in Eva eingeschlossen gewesen und alle von gleichem Alter. Man nennt diese dem Volvox entnommene
Erklärung der Entwicklung die Einschachtelungstheorie. Zu solchen Wunderlichkeiten und Lächerlichkeiten
führt die Speculation, sobald sie sich auch nur einen Schritt über die prüfende Beobachtung erhebt. Die
Beobachtung nämlich, worauf man diesen anschaulichen logischen Bau sehr consequent gründete, ist nach-
weislich falsch, was bei Volvox Globator umständlicher erörtert wird. Solche Dinge werden zu Unge-
heuern, wie kleine Fehler in der Addition und Multiplication grosser Zahlen und dass sie, ohne wahr zu
seyn, bei aller Lächerlichkeit, möglich bleiben, gehört zu den Demüthigungen, welche der aus sich heraus-
bauende menschliche Geist erfährt, wenn er fliegt, ohne sich vorher um die aus treuer Naturbeobachtung
gewebten Flügel zu bekümmern, die allein ihn tragen können.
Von den Panzermonaden unterscheiden sich diese Formen dadurch, dass sich bei der Selbstthei-
lung nicht der Panzer mit tlieilt, sondern nur erweitert und seine ursprüngliche Form behält.
Uebersicht der 10 Gattungen der Kugelthiere:
( ( Panzer kugel- I Mangel eines wirbelnden Rüssels . . Gyges
i i , i / einfacher Panzer J artig j Wirbelnder Rüssel Pandorina
Augcnlose . . \ \ ( tafelförmig zusammengedrückt Gonium
\ doppelter Panzer Syncrypta
geschwänzte Synura
gleichförmige einfache Selbst- /geschwänzt Uroglena
thcilung (keine innere Kugel- ) ... \ einfacher Rüssel . Elldorina
bildung) |ungeschwanzt. j2 ^ Chlamidomonas
ungleichförmige Selbsttheilung j einfacher Rüssel Sphaerosira
(innere Kugelbildung) )2 Rüssel . * • . . . Volvox
Augenführende
SECHSZEHNTE GATTUNG: GYGES -RING.
Gyges. Gyges.
CHARACTER: Animal e familia Volvocinorum , ocello caudaque destitutum, lorica urceolata simplici, sub-
globosa, proboseide filiformi vibrante nulla.
CARACTERE: Animal de la famille des Volvociens^ sans oeil et sans queue^ a carapace ur-
ceolee simple^ globuleuse^ depourva de trompe vibrante en forme de fouet.
Die Gattung Gyges-Ring unterscheidet sich von allen Gattungen der Kugelthiere durch Mangel
an Auge und Schwanz, durch einen büchsenartigen, einfachen, kugelförmigen Panzer und durch Mangel ei-
nes wirbelnden Fadenrüssels.
Diese Gattung besteht nur aus 1 bis 2 Arten, beide mit grünem Kern und crystallnem Umkreis.
Bory de St. Vincent bildete dieselbe 1824 mit 4 Arten. G. translucidus , viridis , enchelioides und
lithuatus^ allein nur G. viridis ist hier als G. Granulum aufgenommen. Im Jahre 1831 wurde die zwei-
felhafte Gattung in der Familie der Panzermonaden physiologisch festzustellen versucht (Abhandl. der
Berl. Akad. 1831. p. 61). Der Name hat wahrscheinlich seinen Ursprung von dem unsichtbar machenden Ringe des
lydischen Königs Gyges, dessen Plato und Cicero erwähnen. Eine zweite Art der Gattung, G. bipartitus, hatte
ich 1828 unter den libyschen Infusorien abgebildet. — An Organisationsverhältnissen ist noch nicht viel ent-
wickelt. Der Panzer ist wohl ein Büchsehen (Urceolus). — Ein Bewegungsorgan ist nicht erkannt, aber
eine sehr langsame Bewegung auch nur zuweilen anschaulich geworden. Der Mangel eines Wirbels bei
denselben, den ich durch Farbe -Umgebung erkannte, lässt schliessen, dass kein Rüssel, sondern wohl nur
ein saugender oder kriechender Mundrand vorhanden ist, der an sich nicht einmal erkannt wurde. — Das
Ernährungssystem ist noch nicht unterschieden. — Vom Geschlechtssysteme sind nur die grünen Körnchen
als vermuthliche Eier deutlich und nicht selten erkennt man eine immer einfache Selbsttheilung des Kör-
- - 5a — -
pers ohne den Panzer, als zweite Fortpflanzungsart. — Gefasse und Empfmdtmgssystem sind völlig uner-
kannt. Ware nicht die schwache, freie Bewegung vorhanden, so fehlte es eigentlich an thierisehen, sichern
Characteren durchaus. Die Gattung ist daher sehr zweifelhaft. Matte und sterbende Exemplare der Pan-
dorina Mortem und Eier von Rädert liieren sind dieser Gattung sehr ähnlich, nur liegen letztere ganz
still, haben aber doch schon zur Bildung der Gattung Bursella gedient. Auch darf man grosse Einzel-
thiere der CMamidomonas nicht verwechseln, die 2 Rüssel und Augen haben.
Bory de St. Vincent schrieb diesen Dingen einen doppelten Panzer als Character zu, allein er hielt
den äusseren und inneren Contour des einfachen dicken Panzers für zwei Häute und seine Erläuterung der
Form, als Ring, ist nicht glücklich, da der helle Ring im Umkreise nur eine optische Erscheinung der
Projection ist.
Eine grosse geographische Verbreitung dieser Formen habe ich selbst beobachtet. Man sah sie in
Dänemark und Paris, ich fand sie in Berlin und im libyschen Afrika. Beide bekannte, vielleicht mit Un-
recht getrennte, Arten gehören dem Süsswasser an.
68. Gyges Granulum, samenartiger Cryges-King1« Tafein, Fig. xxxi.
G. minor, ad 96tam lineae partem longus, ovatus aut subglobosus, granulorum acervo medio obscurc viridi.
Gry g es Gr anale , petita egalant l/i8 millimetre, de forme ovale ou globieleiese , granules du milieu de
couleier verte obscure.
Volvox Granulum, Müller? Animalc. infus. Tafel III. Fig. 3. 1786.
Volvux Granulum, Schrank? Fauna boica, III. p. 31. 1803. körneriges Kugeltlüer.
Gyycs viridis, Bory? Encycl. meth. Vers. 1824.
Gyyes hipartitus var. , Symbolae physicae. Text 1831. Fol. d. «. 2.
Aufenthalt: Copenliagen ? , Ingolstadt ? , Paris ? , Berlin ! .
Diese Form mag um das Jahr 1783 von Müller entdeckt seyn. Er sah sie im Juni im Sumpfwasser. Schrank fand sie
wieder zwischen Lemna (Meerlinsen) im August bei Ingolstadt (?). Bory de St. Vincent beobachtete sie wohl bei Paris zwi-
schen Confcrven und gab einen andern Namen. Ich selbst beobachtete sie oft zwischen Conferven, immer einzeln und sehr träge, zu-
letzt sah ich sie am 29. Juni 1835 in Berlin. Ihre Farbe war ein dunkles Grün der Körner, scheinbar von einem breiten crystallnen
Hinge umschlossen. Kein Wirbel. Es ist leicht möglich, dass die frühem Beobachter die einfache, sich zur Theilung vorbereitende,
schwimmende und wirbelnde Form der Pandorina Mortem, oder auch bewegte Conferven- Samen vor sich hatten, da sie der Form,
obwohl eine langsame Bewegung, doch eine schwimmende Bewegung zuerkennen, welche ich nie beobachtete. Müller's passende Ab-
bildung erlaubt seinen Namen anzuwenden. Die ganze Form bedarf aber einer weitern Untersuchung und Befestigung. Neuerlich fand
ich auch wieder fast bewegungslose Formen, welche 15 bis 20 viel kleinere grüne Kugeln von gleicher Grösse in sich einschlössen,
und der Fig. 6. der Pandorina Mortem glichen. Vielleicht gehören sie hierher.
Erklärung der Abbildungen Taf. II. Fig. XXXI.
Es sind 3 bei Berlin beobachtete Formen dargestellt, Avelche 310mal vergrössert wurden.
69. Gyges MpartMus, getheilter €ryg,es-Kinsi. Tafel IL Fig. xxxif.
G. major, ad 40mam lineae partem accedens, subglobosus, granulorum acervo medio, saepe diviso, flavicante- viridi.
Gyges divise, a corps plus grand, V20 millimbtre de longueur, presc/ue spherü/tee et a granules du
milieu verl es jaunätres , souvent divisees en deucc parties,
Gyges hipartitus, Hemprich u. Ehrekberg, Symbolae physicae. Evertebrat. Zoolog. Phytozoa Tab. II. Fig. 2. 4. 1828.
— — — - — Text 1831. Polygastrica Fol. d. «. 2.
Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 61.
Aufenthalt: In der Oase des Jupiter Ammon in Libyen und bei Berlin.
Ich beobachtete und zeichnete diese Form zuerst im November 1820 in Siwa, dann fand ich sie im Jahre 1826 schon bei
Berlin wieder zwischen Conferven. Ich beschrieb sie in den Symbolis physicis 1831 und führte sie in den Abhandlungen der Ber-
liner Akademie unter den Panzermonaden auf. Ich hielt damals den Volvocc Granulum {Gyges viridis von Bory) für synonym von
Volvow Mortem und Pandorina Mortem, und das mag auch wohl richtig seyn. Seitdem hat es mir geschienen, dass 2 bei Berlin
vorkommende Formen unterschieden werden müssen, deren eine gelbgrün, die andere dunkelgrün gefärbt ist und die ich früher zu-
sammenfasste. Ich habe nun der kleineren, dunkelgrünen, welche ich neuerlich auch getheilt und doch ihrem Character treu sah, den
vacanten Namen des Volvox Granulum gegeben und die hellere, häufiger getheilt erscheinende, Form unter dem gegenwärtigen Namen
abgesondert. — Es sind crystallene Gallert-Kugeln mit einem bei der Aufsicht sich darstellenden, breiten, farblosen Umkreise und einem
gelbgrünen, oft getheilten, zuweilen kugelartig einfachen, mittleren Körper. Sie haben eine, zuweilen lange aussetzende, sehr lang-
same Eigenbewegung und erinnern dadurch an Difflugia, ohne jedoch deren Fortsätze erkennen zu lassen. Die innere grüne Masse
besteht aus sehr kleinen gleichgrossen Körnchen, die, wenn es Thiere sind, Eier seyn mögen. Die Theilung sah ich in verschiedenen
Graden und halte sie für innere Selbsttheilung im geschlossnen Panzer, welche den Character der Kugelthiere bildet.
Erklärung der Abbildung Tafel IL Fig. XXXII.
Es ist die bei Berlin beobachtete Form in der Theilung dargestellt, 310mai vergrössert. Die Abbildung in den Symbolis physicis , welche
ich in Africa entwarf , ist bei geringerer Vergrösserung gezeichnet (vergi. Euastrum Tafel XII.).
: 53
Uebersicht der bisherigen Specialnamen dieser Gattung.
Es sind 6 Namen für Arten der Gattung Gyges gegeben worden; davon hat Bory de St. Vincent 1824. 4 gegeben, von
denen aber keiner annehmbar ist. Gyges translucidus Bort nach einer Figur von .Joblot, welche ein Thierchen des Auster- Was-
sers darstellen soll, aber sehr leicht eine blosse Luftblase im Wasser gewesen seyn kann, vielleicht auch zu Cyclidium glaucoma
gehört. Gyges viridis ist, wie er selbst angiebt, ein Synonym von Volvozc Granuhim Müller, dessen Figur er auch dabei co-
pirt hat. Gyges enchelioides ist Synonym von Enchelys similis Müller und wahrscheinlicher ein Doccococcus , welcher dann
D. similis heissen müsste. G. lithuatiis ist Synonym von Parameciiim marginatum Müller und mag entweder eine Bursaria
(Spirostomum?), oder gar ein abgerissener Vorticellen-Leib seyn. — Die beiden andern Namen sind 1828 und 1835 auf Ta-
fel IL von mir gegeben. Als 7ten Namen kann man den von Türpin im Diclionnaire (f hist. nat. gegebenen, Bursatella oder
Bursella olivacea, betrachten, welcher aber nur Eier eines Rädert hiers, wahrscheinlich von Salpina bezeichnet.
SIEBZEHNTE GATTUNG: BEERENKUGEL.
Pandorina. Pandorinc.
CHARACTER: Animal e familia Vol vocinorum , ocello caudaque destitutuin, Jorica urceolata subglobosa
simplici, proboscide filiformi vibrante instructum, divisione spontanea interna moriforme.
CARACTERE: Animal de la famitte des Folvociens, sans oeil ei sans f/ueue, a carapace urceo-
lee globuleuse, simple et ä trompe filiforme ', se developpant en forme de müre par
division spontanee inlerne.
Die Beerenkugeln unterscheiden sich von den übrigen Gattungen der Kugelthiere durch Mangel
an Auge und Schwanz, durch einen bttchsenartigen einfachen, ziemlich kugelförmigen Panzer, einen faden-
förmigen wirbelnden Rüssel und entwickeln sich durch innere Selbsttheilung in beerenartige Kugeln, oder
Monadenstöcke.
Die Gattung hat nur zwei Arten, eine mit grünen, die andere zweifelhafte, mit farblosen Thierchen.
Bory de St. Vincent gab diesen Namen im Jahre 1824 in der Encyclopedie methodique dhistoire na-
turelle dem eigentlichen Kugelthier, dem Volvox Globator, den er Pandorina Leeuwenhoekii nannte,
und zog nur als untergeordnete Art den Volvox Morum hinzu, Pandorina Morum. Seine Charactere
der Gattung, welche er zum Typus einer Familie der Pandorineen machte, waren nur auf Molecular- An-
häufung, nicht auf Organisation gegründet, weshalb sie hier durch ganz andere physiologische ersetzt wor-
den sind. — Der Organisationsgehalt ist noch nicht hinreichend ausgebeutet. Der Panzer der Einzelthiere
ist ein Büchschen {Urceolus)^ der der Beerenformen, oder durch unvollkommene Selbsttheilung des Thie-
res (ohne den Panzer) hervorgehenden Monadenstöcke, ist ein Haufen von Büchschen, welche äusserlich
durch keine Einschnürung geschieden sind, aber für die Einzelthiere gesonderte Zellen bilden. — Als Be-
wegungsorgan ist bei der europäischen Art ein langer, einfacher Rüssel sehr deutlich beobachtet. — Als
Ernährungsorgane sind zuweilen besondere helle Bläschen sichtbar geworden, die aber nicht sichtlich Far-
bestoffe aufnahmen. Deutlich ist dieses System nocli nicht geworden. — An Fortpflanzungsorganen sind die
grünfarbigen Eier bei der europäischen Art deutlich und zuweilen liess sich aucli eine mittlere kugelförmige,
helle, drüsige Stelle erkennen, die vielleicht die männliche Samendrüse anzeigte. Von Gefässen und beson-
dern Empfindungsorganen sind keine Spuren beobachtet.
Die Gattung scheint sehr weit verbreitet zu seyn. Pandorina hyalina ist in Dongala in Nubien
beobachtet und die europäische Art lebt, ausser bei Berlin, wohl auch in Paris, Copenhagen, Modena und
Kyschtym im Ural als Extremen der Erfahrung. Jedoch sind alle Formen, ausser der von Berlin, zweifel-
haft, weil es leicht an den andern Orten Eudorina elegans gewesen seyn könnte.
tfO. Pandorina Morum, grüne Beerenfeugel , Maulbeerkugel. Tafel IL Fig. xxxni.
P. corpore intra loricam simplici ant mnltipartito , viridi, .singulo 96tam, polypariis maximis ad lOmam hneae partein
magnis, proboscide corpus duplo superante.
Pandorine ßlure, ä corps simple ou divise sous enveloppe simple > vert, egalant 748 milhmetre, poly-
piers iU millimetre , a trompe deute /bis plus longue que le corps.
Aitimaluccio More, Corti, Osservaz. microsco piche, p. 73. 1774.
Volvox Morum, Müller? Animalc. infus. Tafel III. Fig. 14 — 16. 1780.
Volvox Morum, Schrank, Fauna boica III. 2. p. 32. 1803.
Pandorina Morum, Bory, Bncyclop. meth. 1824.
Pandorina Morum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch, zu Berlin, 1830. p. 58, 85, 88. 18.51. p. 61.
Aufenthalt: In Modena?, Copenhagen?, Paris?, Ingolstadt?, Kyschtym?, Berlin!.
Corti scheint diese Art zuerst 1774 in Modena beobachtet zu haben. Etwa 1783 fand sie wohl Müller im October und
Dccember zwischen Lemna bei Copenhagen. Schrank fand sie im Bodensatze eines stillen, reinen Wassers den Sommer hindurch
14
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bei Ingolstadt. Bory scheint sie bei Paris zu Ende des Herbstes mit Volvooc Globator beobachtet zu haben. Ich fand sie sehr hau-
% im März, April, Juni und October bei Berlin, und am 10. September 1829 bei Kyschtym im Uralgebirge. Nur die Berliner Form
ist ganz sicher, indem alle übrigen Angaben auch auf Endorina passen, deren Auge Niemand vorher erkannt hat und welche sehr auf-
merksam zu unterscheiden ist. Ich fand sie häufig zwischen Lemna und Conferven oder mit Gonium pectorale, Stentor nigricans
und Volvoa: Globator. Gewöhnlich war sie sehr zahlreich in allen verschiedensten Entwicklungsstufen beisammen. Die kleinsten
sclbstständigen und einfachen Individuen waren Vog Linie gross und glichen sehr einer Panzermonade oder einem grossen Individuum
der CMamidomonas Pidvisculus. Im Innern der getheilten Kugeln gab es oft J/244 Linie grosse und noch kleinere Individuen. Der
grüne Körper theilt sich innerhalb des häutigen Panzers erst in 2, und dann wieder in 2 Theile, zuweilen aber sogleich in 4 Theile
u. s. w. In der Jugend ist der Panzer dünnhäutiger und wird immer dicker gallertig mit zunehmender Grösse. Die aus der Peripherie
des Panzers hervorragenden Rüssel der kleinen Thiere zu erkennen, ist oft schwierig. Ihre Wirkung sieht man. leicht bei Trübung
des Wassertropfens durch Indigo, und aufmerksame Betrachtung erkennt auch den feinen Canal vom Thier zur Peripherie, worin der
Rüssel liegt, der weit hervorgestreckt werden kann. Die grösste beobachtete Zahl der durch Theilung in einer Kugel befindlichen
Thiere beträgt 30. In einigen grünen Körpern sah ich grössere Blasen, waren diess Magenzellen ? In andern sah ich überall eine rund-
liche, drüsige helle Stelle, diess schien die Samendrüse zu seyn. Zuweilen waren die kugelförmigen grünen Thierchen der grossen
Kugeln vielfach eingeschnürt, und bildeten körnige Haufen, was ich als vielfache kreuzweise Selbsttheilung erkannte, wie sie bei Go-
nium, Sphaerosira und Volvotc deutlich ist, aber bei Gyges, Syncrypta und Synura, den übrigen augenlosen Gattungen fehlt.
Die grünen Körnchen, welche ich für Eier halte, waren deutlich etwa 1[12 des einfachen Vog Linie grossen Körpers, aber die von die-
sen wahrscheinlich umhüllten und verdeckten Magenzellen traten nie völlig klar hervor, obschon sich Spuren davon erkennen liessen.
Zuweilen drehten sich die grünen Thiere in ihrem Panzer langsam herum, wie es auch die Kugeln des Volvos , aber selten nur und
kurz vor dem Heraustreten, thun. Schrank3 s Vermuthung, nach welcher die Ortsveränderung der grünen Kugeln und die dadurch
hervorgehende Aenderung des Schwerpunktes die Bewegung der grossen Kugeln veranlasse, ist irrig, indem das Drehen der Kugel die
fest sitzenden inneren Körper nur scheinbar gegeneinander verrückt, wie das Fahren im Wagen die Bäume des Waldes. Auch fehlt
es nicht an Bewegungsorganen, die er nur nicht erkannte. Die Eigenbewegung der Kugeln vor dem Bersten der Hauptkugeln besteht
nur in einer geringen Umwälzung in ihrer engen Zelle. — Entwicklungscyclus V1152 bis V10 Linie.
Zu dieser Art gehört vielleicht als Synonym Gonium polysphaerium von Schrank 1787. S. Gonium.
Erklärung der Abbildungen Taf. II. Fig. XXXIII.
Es sind 2 Einzelthiere und 12 Monadenstöcke in sehr verschiedener Entwicklung vorgestellt. Alle sind 310mal im Durchmesser vergrössert,
alle in Berlin gezeichnet.
Fig. 1. ist eine, V20 Linie grosse, im Jahre 1830 gezeichnete, Form des aus Selbsttheilung der Einzelthiere (Fig. 11. big 14.) hervorgegangenen Mo-
nadenstockes. Es giebt bis 1/l0 Linie grosse, welche jedoch bei gleicher Vergrösserung für die Zeichnung schon einen zu grossen Raum einnehmen.
Im Innern der feinkörnigen grünen Thierkörper sind Blasen sichtbar, welche vielleicht Magenzellen waren;
Fig. 2. ist eine fast gleichgrosse Kugel vom 22. März 1835, deren Thiere gekrönt erscheinen und in Farbe und Form manches Eigentümliche zeigen,
die ich- aber, als eigene Art abzusondern, der Uebergänge halber, Bedenken trug. ^Sie enthielt 30 Thiere;
Fig. 3. ist ^36 Linie gross, ebenfalls gekrönt, vom Jahre 1830;
Fig. 4. wurde am 3. Juni 1836 mit Gonium pectorale beobachtet, nur wenig kleiner als vorige;
Fig. 5. mit voriger beobachtet, 1/48 Linie gross;
Fig. 6. ist von 1830 und zeigt Spuren einer Samendrüse bei allen Individuen, Grösse ij6[) Linie;
Fig. 7. ist vom 10. April 1832, in farbigem Wasser wirbelnd, X/4S Linie gross;
Fig. 8. ist ein durch Spaltung der Viertheilung entstandenes 8thei!iges Thierchen von 1830, 1/72 Linie gross;
Fig. 9. ist durch doppelte Selbsttheilung 4theilig, von 1830. Grösse J/96 Linie. So ist das von Corti abgebildete Thier;
Fig. 10. ist eine Form von 1830, wo nach einer doppelten Selbsttheilung nur 2 Theile sich weiter entwickelt und wieder getheilt haben, daher 6theilig;
Fig. 11. ist anfangende kreuzweise Theilung, 1830 beobachtet;
Fig. 12. u. 13. zwei ganz einfache Einzelthiere, 1830 gezeichnet;
Fig. 14. ein in einfacher Selbsttheilung befindliches Eiuzelthier von 1830.
VI. Pandorinaf hyalina, farblose BeerenfcugeL Tafel iL Fig. xxxiv.
P. corpore globoso, hyalino, minimo, 480mam lineae partein aequante, libero aut in polypariis globosis öOmani lineae
partem magnis incluso.
Pandorine hyaline, d corps globuleuaz, tres-petit, egalant V2-10 millime/re , libre on constituant des
polypiers globuleutc, egalants 1/so millimetre en epaisseur , couleur d' eau.
Volvooc Globator juv.? Symbolae physicae. Evertebrata I. Phytozoa, Tab. I.
Pandorina hyälina, Symbolae physicae. Evertebrata I. Text. Fol. e. «. 2.
Pandorina hjalina } Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 17. 20.
Pandorina Sphaernlciy — - — — - — 1830. p. 58.
Pandorina? hyalina, — - — - — - — • 1831« p. 63.
Aufenthalt: In Dongala "im Nilwasser mit Conferven.
Das kleine kugelförmige, sich wälzende Thierchen wurde nur unter lOOmaliger Vergrösserung betrachtet und gezeichnet, und
hatte die Bewegung eines Do&ococeus , aber zu bestimmte innere kleinere Kugeln, als dass diese für die gewöhnlichen Organe be-
trachtet werden könnten. Ich führe es daher hier auf. Der Name Pandorina Sphaerula ist durch ein Versehen entstanden und nur
ein Schreibfehler. An Organisation ist nichts weiter entwickelt und die Forin daher unsicher, bis sie wieder beobachtet wird. Wahr-
scheinlich findet sie sich , wie so viele von mir in Afrika entdeckte Thierchen sich später bei Berlin gefunden haben, einmal in Deutsch-
land wieder.
Erklärung der Abbildungen Taf. II. Fig. XXXIV.
Es sind 3 Polypenstöcke des afrikanischen Thicrchcns, lOOmal vergrössert. Bei 300maliger Vergrösserung würden sie etwa die Grösse von
Fig. 6. der vorigen Art haben.
55
Uebersicht aller bisherigen Namen für die Gattung Pandorina.
Bory de St. Vincent gab 1824 in der Encycloped. methodk/ue den Namen Pandorina Leeutvenhoelcii dein Volvoa)
Globator und vermuthete 1828 im Diet. classique dldst. not. XIII. p. 127, dass Gonium polysphaerium von Schrank eben-
falls eine Art dieser Gattung sey. Beide 9 sainmt dem Namen P. Sphaemila, fallen weg. Es bleiben obige 2.
ACHTZEHNTE GATTUNG: TAFELTHIERCHEN.
Gonium. Oone.
CHARACTER: Animal e familia Volvocinorum, nee ocello, nee cauda munitnm, lorica simplici, sponta-
nea divisione, in polyparia tabulata (quadrangularia) aecrescens.
CARACTERE: Animal de la famüle des Volvociens, sans oeil et sans queue, ä carapace simple,
se developpant par division spontanee en polypiers aplatis en forme de lame (quarree).
Die Tafelthierclien sind eine Gattung der Familie der Kugelthierchen, characterisirt durch
Mangel an Auge und Schwanz, durch einfachen Panzer und eine Entwicklung mittelst Selbsttheilung zu
Monadenstöcken, die sich durch flache (4eckige) Tafelform auszeichnen.
Diese Gattung umfasst 5 hier dargestellte Arten. Vier von ihnen haben grüne Thierchen in cry-
stallnem Panzer, 1 hat farblose. Gegründet wurde die Gattung 1773 von Müller, welcher ihr sogleich 4
Arten zutheilte: G. Pectorale, pulvinatum, truncatum, lunatum {Vermium historiap. 60). Derselbe fügte
1779 eine neue Art, G. corrugatum, hinzu und nach seinem Tode publicirte O. Fabricius diese 5 Arten
wieder, aber mit 2 neuen Namen. Im folgenden Jahre 1787 beschrieb Schrank ein Gonium polysphae-
rium und 1803 ein G. letrasphaerium. Im Jahre 1824 unterdrückte Bory de St. Vincent die Gattung
Gonium gänzlich, bildete ganz unnöthig aus G. Pectorale die neue Gattung Pectoralina hehraica und
stellte die übrigen Arten von Müller zur Gattung Kolpoda. Später, 1828, bildete er aus einer Varietät
des Gonium Pectorale die Pectoralina flameans und vermuthet, dass G. polysphaerium ebenfalls eine
Pectoralina oder Pandorina sey. In den Jahren 1830 und 1831 wurde in den Abhandlungen der Ber-
liner Akademie Gonium mit 2 Arten, G. Pectorale und hyalinum, hergestellt und als Gattung physiolo-
gisch zu begründen versucht. Im Jahre 1833 wurde sie ebenda mit 2 neuen Arten, denen hier eine dritte
folgt, vermehrt.
An Organisation ist bereits vieles, aber fast nur bei einer Art der Gattung ermittelt worden. Der
Panzer der Einzelthierchen , welche man nur beim Zerfallen der Täfelchen deutlich unterscheidet, ist weder
4eckig noch tafelförmig, sondern ziemlich rund, und ist ein Mantel (Lacerna), welchen das Thier perio-
disch verlassen und sich neu herstellen kann. Durch regelmässig wiederholte Längstlieilung ohne Queer-
theilung entsteht der tafelförmige Panzer der Gesellschaftsform, welcher eigentlich eine unvollkommene
Trennung durch Selbsttheilung in einfacher Ebene ist. Alle Thiere eines solchen Monadenstockes oder Tä-
felchens sind durch 3 bis 6 bandartige Röhren verbunden. — Die Bewegungsorgane bestehen bei G. Pecto-
rale in 2 fadenförmigen Rüsseln am Munde jedes Thieres, welche wirbeln, bei den übrigen Arten sind sie
unbekannt. — Als Ernährungsorgane Hessen sich bei derselben Art Bläschen im Inneren der einzelnen grü-
nen Körper erkennen, aber Aufnahme von Farbestoffen zu beobachten, gelang nie. Vielleicht gehören auch
die dunkeln Puncto des G. punetatmn zu den Magenzellen. — Von Fortpflanzungsorganen sind die Haupt-
theile des doppelten Sexualismus anschaulich geworden. Die grüne Körperfarbe besteht aus innern Körn-
chen, die Eiern gleichen. Eine runde, kleine Samendrüse zeichnete sich durch matte Helligkeit und eine
contractile Blase durch grössere Klarheit im Körper aus. Alles dieses liess sich nur bei G. Pectorale
wahrnehmen. Selbsttheilung war überdiess bei G. Pectorale, tranquillum und glaueum erkennbar. —
Vom Gefässsystem und Empfindungssystem Hessen sich keine deutlichen Spuren wahrnehmen. Ein rother
Punkt, der zuweilen vorn sichtbar werden wollte, liess sich bei scharfer Aufmerksamkeit überall als die
am Grunde der Rüssel liegende MundöfFnung erkennen, welche zuweilen den röthlichen Lichtreflex gab.
Die Verbreitung der Tafelthierchen auf der Erdfläche ist jetzt bis so weit ermittelt, dass Go-
nium Pectorale in Europa eine sehr grosse Verbreitung hat, deren Extreme Paris, Mietau, Linz und Co-
penhagen sind. Gonium hyalinum wurde in Schlangenberg am Altaigebirge beobachtet und Gonium glau-
eum lebt allein im Seewasser der Ostsee bei Wismar. Auch G. Pectorale soll im salzigen Wasser zuweii-
len vorkommen.
Die Formen dieser Gattung sind im Aeusseren einiger Arten den Pflanzcngattungen Bangia und
Ulva ähnlich. Diese Aehnlichkeit gehört nur der Form. Die thierische Organisation oder ihr Mangel un-
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terscheiden beide scharf überall, wo sie nur zu ermitteln sind. Wo die Sehkraft nicht ausreicht zu ent-
scheiden, bleibt die Entscheidung künftigen Generationen, und jedes Bauen mit solchem unentschiedenen Ma-
terial ist gehaltloses Mühen und schädliches Vorgreifen in die Rechte der Nachkommen.
£2. Gonium, Pectorale, grünes Tafelthierclieii. Tafel III. Fig. I.
G. corpusculis viridibus, lorica crystallina inelusis, 384 — 96tam lineae partem longis, polypariis e 16 animalcnlis
formatis quadrangularibus tabulatis, 24tam lineae partem non superantibus.
Gone Pectoral, a corpuscules verts en carapace crystalline> egalants Vm : — 'As mittimetre, poly-
piers formes de sehe animalcules, aplatis, quarr es , egalants lUs — Vi 2 millimetre au plus.
Gonium Pectorale, Danice Bryst-Hiörneren, Müller, Vermimn historia, p. 60. Zoolog, dan* Prodr. 2475. 1773.
Kugelquadrat, Göze, Bonnet's Abh. z. Insectolog. 1773. I. p. 376. Tafel IV. Fig. 8. II. p. 521.
Gonium, Pelisson, Berliner Beschäftigungen, in 8vo. I. p. 339. 1775.
Volvox complanaUis, Schrank, Beiträge zur Naturgescli. 1776. t. 4. f. 23. 27. p. 107.
Brost -Horningen, Müller, Swensk Vetenskaps Nya Handl. vol. 2. p. 12. Tab. I. Fig. 11 — 13. 1781. Müller's kleine Schriften,
I. p. 15. t. 2. f. 1 — 3. 1782.
Gonium, Beseke, Leipziger Magazin, 1784. IV. 3. p. 319. Fig. 2 — 6.
Gonium Pectorale, Müller, Animalc. infus. 1786. Tab. XVI. Fig. 9 — 11.
Gonium Pectorale, Kugelquadrat - EcJcethierchen , Schrank, Fauna boica, 1803. III. 2. p. 74.
Pectoralina Jiehraica, Bory de St. Vincent, Encycl. m etil od. 1824.
Gonium, Raspail, Hist. nat. de T Alcyonelie. Memoires de la soc. d'hist. nat. de Paris, Vol. IV. Tab. 12. F, 6. p. 88. 1827.
Pectoralina hebraica, Turpin , Mem. du Museum, XVI. 1828. Tab. 13. F. 23. Biet, des sc. natur. 1829. Vegetaux globulines,
Taj>. I.
Pectoralina helraica et P. flavicans? , Bory, Dict, classique d' hist. nat. 1828. XIII.
Gonium Pectorale, AbhandL der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 39. 1831. p. 75. 1833. p. 251. 281. 329.
Aufenthalt: Bei Copenhagen!, Mietau!, Quedlinburg !, Dessau!, Berlin!, Linz!, Paris!, und an der Nordküste Frankreichs? beob-
achtet.
Dieses sehr interessante, das Auge jedes Beobachters überraschende, Thierchen fand Müller, wie es scheint, zuerst bei Co-
penhagen vor 1773 im klaren Wasser. Kurz nach dem Erscheinen seines Werkes machte in gleichem Jahre Göze seine Beobachtung
desselben Thierchens in Regenpfützen bei Quedlinburg bekannt, und 1775 beschrieb es Pelisson als im Mai des Jahres 1773 von ihm
in Berlin beobachtet. Schrank fand es im ausgetretenen rückständigen Donauwasser bei Linz im Juli und August 1776 mit Volvoa
Globator. Beseke fand es im Meerlinsenwasser bei Mietau, hielt es aber für ganz farblos. Im Jahre 1827 fand ich es zuerst bei
Berlin wieder. Am 20. Sept. 1830 war es in einem Lösclikübel innerhalb der Stadt sehr zahlreich, am 28. Mai und 25. Juni 1835
fand ich es in freien Torflachen zwischen Meerlinsen und Volvosc Globator bei den Pulvermühlen. Am 23. Mai 1830 erhielt ich
durch Herrn Hofrath Schwab aus Dessau ein kleines Fläschchen mit vielen dieser Thiere in Berlin, welche noch lange Zeit hier
fortlebten. Am 3* Juni 1836 fand ich zuletzt viele lebende Exemplare in einer Regenlache des Dorfes Schönhausen bei Berlin mit
Phacelomonas und erhielt sie länger als einen Monat in der Wohnung am Leben. Raspail hatte dergleichen im Frühjahr 1827 bei
Paris in den Excrementen der Halcyonella beobachtet und nach Türpin 1828 fand sie Le Baillif in klarem, salzigem und süssem
Wasser (an der Nordküste Frankreichs, bei Havre, wie es scheint) unter allerlei Conferven. Er erhielt sie in Gefässen mit süssem
Wasser, das er von Zeit zu Zeit erneute, mehrere Jahre lang. Sie verschwanden im Winter und erschienen wieder im Sommer.
Die vielfachen Beschreibungen der früheren Beobachter grenzen oft ans Wunderbare und zeigen, welch allgemeines Interesse
diese niedliche Thierform überall erregte. Die erste Beschreibung von Müller war nüchtern und klar. Er sah die verbindende Haut
und auch den Wirbel der Thierchen. Das erste Wunderbare brachte aber der Pastor Göze in die Form dadurch, dass er die 16
Thierchen ohne sichtbare Verbindung und Berührung in gleichem Abstände verbleiben und sich so fortbewegen sah. Diess war auch in
der ersten Abbildung, welche er von dem Thiere lieferte, festgehalten. Die späteren Beobachter wunderten sich darüber und hielten
das Wunderbare noch fester, wie es gewöhnlich geht. Beseke sah sie in Berührung mit einander, wahrscheinlich hatte er jüngere
Thiere vor sich. Schrank sah sie von Brachionus urceolatus gefressen und zerrissen werden und die Skelete (leeren Panzer) zahl-
reich auf dem Wasser schwimmen. Beide lieferten ebenfalls panzerlose Abbildungen. Die erste bessere Abbildung gab Müller 1781
in den Abhandlungen der schwedischen Akademie und dieselbe ist in dem spätem Infusorienwerke von 1786 im Wesentlichen wiederge-
geben, obschon es andere Zeichnungen (freie Copien?) waren. Raspail hat ebenfalls den Panzer erkannt, aber Turpin's Zeichnun-
gen von 1828 nach 1200maliger Vergrösserung des Durchmessers haben ihn sonderbarer Weise nicht. Dagegen hat dieser geübte
Beobachter die Verbindungstheile der Thierchen dort recht gut erkannt und gezeichnet. Viel weniger glücklich sind seine Zeichnungen
für das Dict. dlästoire naturelle vom folgenden Jahre. Da sind weder Panzer noch Verbindungstheile angegeben , die ganze Form
ist zu den Pflanzen gezogen und die Darstellung der ursprünglichen von Göze wieder gleich. Bory de St. Vincent hat Müller9 s
Darstellung verkleinert wiederholt. Dict. classic/. In der Beschreibung hält er das Wunderbare der Vereinigung von Moleculen fest,
welche nicht existiren. Rüssel und sonstige Organe hat niemand erkannt, aber wer Müller's erste Beschreibung vergleicht, wird in
ihm den geübtesten aller Beobachter bald erkennen. Den Namen Pectorale gab er vom Brustschilde des jüdischen Hohenpriesters.
Die Thierchen des Gonium haben eine doppelte Gestalt. Als Einzelthier gleichen sie den Staubinonaden, C/ilamido-
monasy bis auf den Mangel des Augenpunktes völlig, nur sind sie runder. Ihr häutiger Panzer ist meist nicht zu erkennen. Sie
sind aber einer raschen oder plötzlichen Selbsttheilung in jedesmal 16 Längstheile fähig. Ich habe Tausende beobachtet und habe nie
eine Abweichung von dieser Zahl bemerkt, welche auch den früheren Beobachtern fest schien. Es ist mithin eine 4fache und dann
nicht weiter fortgesetzte Längstheilung über's Kreuz, oder eine doppelte kreuzweise Theilung der Einzelthiere , welche die 16fachen
Tafel thierchen, die Polypenstöcke jener Einzelthiere bildet. Wenn sieh ein Einzelthierchen in immer gleicher Ebene in 16 Theile
getheilt hat, aber durch den Panzer in Verbindung geblieben ist, so ist es dann einer doppelten weitern Entwicklung fähig. Entweder
die Einzelthiere lösen sich nach einiger Zeit aus dem mantelartigen Panzer ganz aus und schwimmen einfach, sich sogleich einen neuen
Panzer bildend, umher, und theilen sich dann frei wieder in 16 Theile, oder diess letztere geschieht schon im alten Panzer. Beides
sieht man häufig, wenn man viele Thierchen beisammen hat. Schon Müller beobachtete es.
Die tafelförmigen kleinen Monadenstöcke wirbeln, wie Müller richtig sah, und werfen fremde Theilchen von sich weg, oder
ziehen sie an. Dieselben Wirbelbewegungen dienen zum Schwimmen. Um sie in ihrer ganzen Kraft und Pracht zu sehen, darf man
nur mit einem Pinsel Indigo -Tusche auflösen und etwas davon zum Objecte bringen. Der Strudel um alle Thierchen ist überra-
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sehend und lässt erkennen, wie verhältnissmässig kräftig die scheinbar schwach belebten Thierchen in ihrem Elemente herrschen. Das
Wirbelnde hielt ich anfangs für Wimpern des Panzers, es sind aber 2 leicht erkennbare Rüssel am Munde jedes Einzelthierchens, so
dass jedes Täfelchen deren 32 besitzt, wovon 24 am Rande herum, 8 in der Mitte hervorstehen, weil da die Oeffnungen für die Ein-
zelthiere sind. Lässt man ein Thierchen auf einer recht klaren Stelle des Objectträgers antrocknen, so überzeugt man sich schnell
von der Anzahl der Rüssel. Mischt man Farbe in das Wasser, so grenzt sich alsbald der Panzer völlig deutlich ab, und bei scharfer
Aufmerksamkeit erkennt man zwischen den ruhig liegenden Thierchen, besonders beim Wechsel des Lichtes mit Hülfe des Spiegels die
rankenartigen Verbindungstheile der Einzelthiere untereinander, welche äusserst zart sind. Es sind deren nie mehr als 6, zuweilen weniger. —
Was nun die Organisation der Einzel thierchen weiter betrifft, so haben sie im Innern grüne Körnchen als Eier, von etwa Viooo Linie
Grösse, eine rundliche, matt durchsichtige Samendrüse und eine veränderliche klar durchsichtige Samenblase. Ein Auge liess sich nie
entschieden wahrnehmen. — Die Einzelthiere schwimmen mit dem Munde vorn, wie Monaden. Die Bewegung der Tafeln ist sehr ver-
schieden. Sie schwimmen bald horizontal, bald vertical und im letzteren Falle oft auf dem Rande radartig wälzend, oft auch hin und
her wankend. — Oft findet man weniger als 16 Thierchen, nie mehr, in einem Täfelchen, das kommt vom Austreten der Einzelnen
her, um selbstständig zu werden und ist ein Entwicklungsziistand , aber nie zum Wachsen, sondern zum Auflösen der Tafeln. Die jun-
gen Täfelchen führen die Einzelthiere enger beisammen und sind heller gefärbt, bei alten stehen sie oft weit auseinander. Bory's
zweite Art, Gonium flavicans, scheint mir daher, ohne andere Charäctere als die Farbe, so wenig rathsam abzusondern, als
Beseke's Form. Es giebt sehr blasse, die bei starker, unklarer Yergrösserung den grünlichen Ton ganz verlieren. Diess mag vor
der Reife der Eier der Fall seyn. Im Magen anderer Infusorien erkennt man öfter Tafel thierchen, weil ihre Form leicht kennt-
lich ist (vergl. Tafel XXXIII. F. 2. 3.). Entwicklnngscyclus etwa Viooo bis V24 Linie, der Täfelchen Voe bis V24 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. III. Fig. I.
Es sind 4 Einzelthiere und 12 ' tafelförmige Monadenstöcke des Tafelthierchens in ihren verschiedenen Entwickelungsstufen dargestellt, Nur
Fig. 13. ist SOOmal vergrössert, alle übrigen 4ü0mal.
Fig. 1. ist eine vollkommen entwickelte Gesellschaftsform, so entstanden, dass Fig. 12. sich durch 4fache Selbsttheilung in gleicher Ebene in Fig. 7.
verwandelt hat. Aus dieser entstehen durch einfache Vergrösserung oder Ausdehnung Fig. 10. und Fig. 2., welche in Fig. 1. sich weiter entwickelt
haben, ohne schon wieder zur Selbsttheilung hinzuneigen $
Fig. 2. ein jüngeres Exemplar;
Fig. 3. ist eine Gesellschaftsform, von welcher 7 Thierchen noch einfach sind, 9 aber sich schon in 16 Theile getheilt haben und von der schmalen
Seite gesehen werden. Letztere haben auf der breiten Seite schon die Form von Fig. 7.;
Fig. 4. ist eine vollständig entwickelte Gesellschaftsform halbgewendet;
Fig. 5. ist ein Monadenstock des Tafelthierchens, dessen mittlere 4 Thiere sich bereits abgelöst haben;
Fig. 6. ein ähnlicher, von dem 3 seitliche Thiere sich entfernt haben;
Fig. 7. ist ein so eben frei gewordenes, schon getheiltes, Einzelthier oberhalb von der Fläche, unterhalb von der Kante gesehen;
Fig. 8. ist eine fast volle Seitenansicht eines erwachsenen Tafelthierchens;
Fig. 9. sind 2 umherschwimmende Fragmente eines bereits sehr weit aufgelösten Täfelchens;
Fig. 10. ist ein jüngeres schon zerfallendes Täf eichen;
Fig. 11. ist ein erwachsenes Täf eichen, dessen mittlere 4 Thierchen allein sich schon getheilt haben und von der schmalen Seite vorliegen;
Fig. 12.. sind 3 durch Auflösung der Täfelchen frei gewordene, oder auch aus Eiern herangewachsene Einzelthiere, ohne Vorbereitung zur Selbst-
theilung;
Fig. 13. ist ein 800mal vergrössertes Einzelthierchen eines Täfelchens mit einem Theile des Mantels /'". + bezeichnet die 6 rankenartigen Verbin-
dungsröhren, p bezeichnet die beiden Rüssel, 0 die Mundöffnung, t die Samendrüse, s die contractile Samenblase. Ueberdiess sind im mittleren Kör-
per sehr feine grüne Körner und grössere Bläschen, letzteres scheinen Magenzellen, ersteres Eier zu seyn.
?3. Gonium punetatum, punktirtes Tafelthierchen. Tafel III. Fig. II.
G. corpusculis in lorica crystallina viridibus nigro punetatis, 384tam lineae partem magnis, 16 in polypariis 48vam
lineae partem latis, quadrangularibus, planis.
Gone tachete, a corpuscules verts tachetes de noir, en carapace cry stalline , egalants Vi 9 2 milli-
metre; polypiers quarr es aplatis, a 16 corpuscules et egalants V millimetre en largeur.
Gonium pmetatum, Abliandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 250.
Aufenthalt: Berlin.
Ich fand diese Form am 16. April 1832 zwischen Conferven bei Berlin. Sie ist kleiner, als die erwachsenen Exemplare
des Gonium Pectorale und hat eine langsamere Bewegung. Wimpern oder Rüssel waren nicht zu erkennen und beim Zusatz von
Farbe in Masse lag sie regungslos still. Die 16 einzelnen grünen Kugeln haben dunkelschwarze Punkte, welche kaum Magenzellen
seyn können. Der alle Körper verbindende sehr klare crystallne, aber weiche Panzer ist viereckig und ganz dem des vorigen ähn-
lich. Das Täfelchen hatte V48 Lüiie Breite und die grünen Körper waren % dieser Breite gross. Diese Verhältnisse waren zwar
sehr klar, aber da die Form nur einmal erst beobachtet ist, bleibt sie noch etwas zweifelhaft.
Erklärung der Abbildungen Taf. III. Fig. IL
Fig. 1. ist von der flachen Seite,
Fig. 2. halb gewendet gezeichnet.
?4. Gonium f tranquillum, ruhendes Tafeltliierclieii. Tafel HL Fig. III.
G. corpusculis in lorica crystallina viridibus, 240tain lineae partem attingentibus , 16, simplicibus , binatis aut quater-
natis, in polypariis 24tam ad 12mam lineae partem latis, quadrangularibus , planis, interdurn duplo latiori-
bus quam longis.
Gone tranquille, h corpuscules verts en carapace crystalline, approchants de V120 millimetre; po-
hjpiers quadra?igulaires aplatis, quelques uns deua fois plus larges que longs, egalants %
— V6 millimetre , a 16 corpuscules simples, binaires 011 quatemaires.
15
5§ - — -
Gomum? tranquillum , Ahhaiull. der Akademie <L Wissenscli. zn Berlin, 1833. p. 251.
Verg!. Meten, Nova Acta Na t. Curios. T. XIV. Taf. 43. Fig. 36.?
Aufenthalt: Berlin.
Diese Form wurde am 18. und 20. Juni 1832 zahlreich beobachtet. Sie war völlig bewegungslos, aber in so fielen Bezie-
hungen sich der Gattung der Tafelthierchen anschliessend, dass ihre nahe Verwandtschaft mit Bangia und Ulva bis auf weitere
Beobachtung nicht entscheidender seyn konnte. Auch die Gonien liegen zuweilen ganz still und über ihren thierischen Bau kann doch
kein Zweifel mehr seyn. Die scheinbar doppelten Formen, wie Fig. 2., mögen durch ungleiche Entwicklung oder Selbsttheilung der
Thierchen entstehen und nur im Mangel der quadratischen oder der allseitig gleichförmigen Entwicklung verschieden seyn. Jedenfalls
sind in dieser Form andere Entwicklungsgesetze herrschend, als in der vorigen. Die Viertheilung tritt nicht plötzlich vierfach und ab-
geschlossen, sondern allmälig auf und die Selbsttheilung scheint in der Vierzahl zwar, aber nicht bei 16 ihre Grenze zu linden. Ein
kleines Exemplar hatte im Innern nur 4 grüne doppelte Kugeln, ein grösseres hatte 16 doppelte Kugeln, je 8 in 2 mehr genäherten
Reihen. Die grössten Täfelchen hatten 16 vierfache, also 64 Kugeln und davon einige wieder in Theilung, diese zeigten auch
schwärzliche Punkte, wie das deutlich bewegte G. punetatum. Unter der Menge gab es auch im Zerfallen begriffene jüngere und
ältere Täfelchen , deren grüne Kugeln sich ohne Ordnung gruppirt hatten. Bei alle dem fehlt es noch an hinreichender Ermittlung von
thierischen Characteren. Auch sind keine Verbindungsröhren beobachtet worden.
Erklärung der Abbildungen Taf. III. Fig. III.
Es sind 6 Tafelchen in verschiedener Entwicklung abgebildet.
Fig. 1. ist ein Täfelchen mit 16 doppelten (32) grünen Körpern, woran ein kleineres hängt, das vielleicht nur ein Ueberbleibsel eines grösseren ist,
im Fall es kein Jugendzustand seyn kann.
Fig. 2. enthält ebenfalls 16 D.oppelthicre , welche aber, durch Längstheilung in immer gleicher Richtung, sich so vorherrschend nach einer Seite ausge-
breitet, d. i. von einander entfernt haben, dass der Breitendurchmesser des Täfelchens doppelt so gross geworden, als der Längendurchmesser. Man
würde irren, wenn man diese Form für 2 zusammenhängende Täf eichen hielte. In der innern Hälfte sind einige Thiere wieder in Theilung begriffen,
so dass dieses Täfelchen 37 Thierchen enthält.
Fig. 3. enthalt 16 kreuzweis getheilte Thierchen, so dass 64 Einzelthiere im Täfelchen sind. Beim weitern Auseinandertreten dieser erhält sich die
quadratische Form des Täfelchens.
Fig. 4. ist dasselbe von der Seite gesehen.
Fig. 5. ist ein von seinen Thieren vielfach schon verlassenes Täfelchen, wodurch die Reihen der übrigen, sich auch zum Entweichen anschickenden,
gestört sind.
5? 5. Goniumf hyalinum, farbloses Tafeltiiiercheii. Tafel in. Fig. IV.
G. corpusculis (cum lorica) hyalinis, 250mam lineae partem magnis, 20 ad 25 in polypariis quadratis, planis, 50mam
lineae partem latis.
Gone? hyalin*, a corpuscules {et carapace) Hyalins; polypiers quarrest aplafis, e galant s V25 milli-
metre, constitues de 20 a 25 corpuscules ayant 1l12s millimetre en epaisseur.
Gomum? hyalinum, Abhandl. der Akademie d. Wissenscli. zu Berlin, 1830. p. 63, 67. 1831. p. 75.
Vergl. Kugelqundrat , Beseke, Leipzig. Magaz. d. Naturk. IV. p. 319. f. 2 — 6. 1784.
Aufenthalt: In Schlangenberg am Altaigebirge.
Auf der Reise mit Herrn Alexander von Humboldt nach Sibirien im Jahre 1829 fand ich dieses Thierchen in stagni-
rendem Wasser in Schlangenberg. Es hatte ganz die Form eines Tafelthierchens, aber völlig farblose innere Kugeln. Der letz-
tere Character ist zwar auch von Prof. Beseke bei einem Thierchen der Gegend von Mietau angegeben, allein da er das Gomum
Pectorale nicht auch kannte, so ist es wahrscheinlich, dass er blasse, jüngere Exemplare desselben bei starker Vcrgrösserung , wo
sich alle Farben verdünnen, als farblos erklärte. Auch Müller hat nicht sehr lebhaft grün gefärbte gesehen, wie jedoch es deren,
wo sie überhaupt in Menge sind, viele giebt. Die Hülle habe ich nicht über die sibirischen Thierchen hinausragen gesehen und ich
habe später Uv eilen (£/. Atomus) beobachtet, die beim Abfallen der Einzelthiere sich fast ähnlich gruppirt hatten. Ich sali in
Schlangenberg etwa 10 schwimmende Täfelchen, deren Bewegung ganz an G. Pectorale erinnerte, zwiseben farblosen, sebr kleinen,
nur Vsoo Linie grossen Monaden, welche Uvellen-Theile der Uvella Uva (mznuta) waren. Eine genetische Verbindung dieser bei-
den Thierformen war mir damals ganz unwahrscheinlich. Weitere Details sind nicht beobachtet. Ich sah Täfelchen, welche 4 Reihen
von Thierchen zu 5 (also 20), andere, welche 5 zu 5, (also 25) Thierchen enthielten.
Erklärung der Abbildungen Taf. III. Fig. IV.
Fig. 1. ist ein sibirisches Täfelchen mit 25 Thieren von der Fläche gesehen;
Fig. 2. dasselbe von der Seite;
Fig. 3. ein anderes mit 20 Thieren.
»6. Gomum? glaueum, bläuliche* Tafel tliier eben. Tafel in. Fig. V.
G. corpusculis e viridi caerulescentibus in lorica crystallina, 576tam ad 364tam lineae partein magnis, 4 ad 64 plu-
ribuscpie in polypario ([iiadrangulari, piano, 48vam lineae partem non superante.
Gone bleuätre^ a corpuscules verts bleuätres^ en carapace crystaUine ayant %Ss — Vm millime-
tre d' epaisseur ; polypiers quarr es ^ aplatis, ne surpassant pas V24 millimetre et contenant 4
a 64 ou plusieurs corpuscules,,
Aufenthalt: Im Seewasser des Hafens von Wismar.
Diese Körperchen sind mir im Jahre 1831 sehr oft und immer zahlreich zwischen den Conferven der Ostsee bei Wis-
mar im Mai vorgekommen, wo ich sie in den Jahren 1833 und 1834 im August wieder beobachtete. Im Jahre 1835 erhielt ich sie
durch die Güte des Herrn Dr. Rose in Wismar zwischen verschiedenen See -Algen lebend in Berlin. Ich habe nie eine deutliche
Ortsveränderung an diesen Körperchen beobachtet und sie desshalb als zweifelhafte Körperchen zurückgeschoben. Zu den Algen der
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Gattungen Bangia oder Viva sie zu rechnen, ist für jeden, welcher die physiologische Eigentümlichkeit dieser Formen scharf ms
Auge fasst, eben so unbefriedigend. Die Entwicklung der vierseitigen Täfelchen rückt diese Formen offenbar an Gonium , aber der
Mangel an wirbelnden Bewegungsorganen, selbst wenn es Thiere sind, unterscheidet sie freilich bedeutend. Ich würde, wäre der Or-
ganismus, gleichviel ob thierisch oder pflanzlich, schärfer zu entwickeln gewesen, vorgezogen haben, eine eigene Gattung, Gonidium,
mit dieser Form und dem G. tranquillum zu bilden, allein da alle aufzustellenden Characterc unsicher bleiben, so hielt ich für bes-
ser, diese Körperchen hier einzuschieben, wo ihre Form sie nicht unnatürlich anschliesst. Wären sie Pflanzen, so lag es doch für
jetzt ausser der Kraft, diess zu entscheiden, da die Bewegungslosigkeit oder Trägheit allein keinen Character dafür abgiebt. Ich sah
Täfelchen mit 4, 8, 16, 20, 32, 64 und noch viel mehr grünen Körperchen. Sie sind sehr zart, aber sehr regelmässig,
Erklärung der Abbildungen Taf. III. Fig. Y.
Fig. 1. enthält 64 gleichartig entwickelte Körperchen und ist lj^ Linie gross; alle sind 290mal vergrössert;
Fig. 2. enthält 16 gleichartig entwickelte Körperchen;
Fig. 3. enthält 32 ungleich entwickelte Körperchen ;
Fig. 4. ist in der Theilung der Körperchen begriffen;
Fig. 5. zum Theil ebenfalls in der Theilung;
Fig. 6. sind die kleinsten beobachteten Exemplare.
Beurtheilende Uebersicht der Arten der Gattung Gonium.
Es sind bisher 13 verschiedene Namen für die Arten dieser Gattung gegeben worden. Ausser den so eben verzeichneten Ar-
• o o o
ten sind folgende vorhanden: Gonium corriigatum von Müller 1779 mag eine Monade in der Selbsttheilnng seyn; G. fiavkans
ist hier zweifelhaft aus Pectoralina fiavicans, von Bory, 1828 gebildet angeführt; G. Innatum von Müller 1773 ist von ihm
selbst später, 1786> G. reciangulum genannt worden und scheint ein Fragment irgend eines im Zerfliessen begriffenen flachen Ma-
genthierchens zu seyn, welches die Samenblase noch enthält; G. obtiiscmgidum von Müller ist vermuthlich ein eben solcher
Theil Und wurde früher von ihm G. tnmeatum genannt; G. polysphaerium von Schrank 1787 mag wohl eine Micrasierias
gewesen seyn; G. pulvinatum von Müller 1773 könnte eine eigne farblose Art seyn, ist aber für den Character der Tafelthier-
chen noch nicht hinreichend beobachtet, zu G. hyaUnum scheint sie nicht gezogen werden zu können; G. reciangulum und trun-
catum sind schon genannt; G. telrasphaerium von Schrank, 1803, war vielleicht ein Eumtrum.
NEUNZEHNTE GATTUNG: DOPPELMANTEL.
Syncrypta. Syncrypte.
CHARACTER: Animal e familia Volvocinorum, ocello caudaque destitutum, lorica duplici inclusum;
= Cryptomonades sociales lorica communi inclusae.
CARACTERE: Animal de la famille des Volvociens^ sans oeil et sans queue, pourvu d'une double
enveloppe; = Mona des h carapace sociales pourvues tfune enveloppe commune.
Die Gattung Syncrypta gehört in die Familie der Kugelthiere und unterscheidet sich von allen
übrigen durch Mangel an Auge und Schwanz der Einzelthierchen und durch Besitz einer doppelten Hülle.
Es ist nur eine Art der Gattung bekannt, welche grünlich und der Uvella virescens sehr ähnlich
ist. Die Gattung wurde J833 in den Abhandlungen der Berliner Akademie zuerst begründet. Die Gesammt-
organisation ist noch nicht vollständig ermittelt, doch sind bis jetzt folgende Verhältnisse ausser Zweifel
gesetzt — Die Körperhülle ist deutlich eine doppelte. Den Körper umgiebt zunächst eine häutige Hülle,
welche ganz der einer Panzermonade gleicht und ein eingerolltes Schildchen bildet; sammt dieser befin-
den sich aber die Thierchen der beerenartigen Monadenstöcke dieser Form in einer gemeinsamen gallerti-
gen Hülle 5 aus welcher sie sich entfernen können , die also ein Mantel (Lacema) ist. — Als Bewegungs-
organ lässt sich bei jedem Einzelthierchen ein langer 5 fadenartiger, wirbelnder Rüssel erkennen, welcher
die Gesellschaftsformen ringsum behaart erscheinen lässt. — Die Magenzellen blieben bisher unerkannt, auch
war keine Farbeaufnahme sichtbar. — Als Fortpflanzungsorgan lassen sich 2 grünfarbige Massen ansehen,
welche im Körper jedes Thiers sehr ausgebreitet sind und die alles umhüllende Eiermasse darzustellen
scheinen. Die Entwicklung durch Theilung geschieht nach dem Character der Kugelthiere innerhalb der
äussern unzertheilten Hülle so, dass die innere Hülle sich vollständig mit dem Thiere theilt. Es scheint
nur Längstheilung obzuwalten. — Gefäss- und Nervenspuren sind unerkannt.
Die Verbreitung dieser Gattung und einzigen Art hat bisher auf die Umgegend von Berlin beschränkt
geschienen, doch ist es leicht möglich, dass sie mit Uvella virescens und Synura Uvella an vielen an-
dern Orten für ein und dasselbe Thier gehalten worden. Ich selbst habe beide nur erst neuerlich von die-
ser unterschieden.
6©
??. Syncrypta Volvoac, wälzender Doppelmantel. Tafel III. Fig. vn.
S. animalculis ovatis viridibus, taenia albicante media , 240mam lineae jmrtem longis; polypariis globosis, lorica cry-
stallina, 48mam lineae partem vix superantibus.
Syncrypte Volvoce, animalcules ovales > verts a raye blanchätre au milieu^ egalants Vi 20 milli-
metre; polypiers global eucc en enveloppe orysfallme y ne szirpassant guere V24 millimktre.
Syncrypta Voluox, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 314.
Auf enthalt: Berlin*
Diese Form wurde am 11. Juni 1832 in toriigem klarem Wasser bei den Pul verm üblen von Berlin zuerst beobachtet. Ich
habe sie dann im gleichen Monat wieder gefunden, im Jahre 1835 sah ich sie am 22. März. Sie findet sich im Wasser, welches
von Conferven abfliesst, wenn man diese aus dem Wasser zieht, am leichtesten. Die rollenden grünen Beeren sind für den Beobachter
eine böchst angenehme Erscheinung und umgiebt man sie mit einem Tröpfchen blauer Farbeauflösung von Indigo, so erkennt man ihre
kräftigen Wirbel. Um die Bewegungsorgane zu sehen, muss man sie in klarem Wasser auf recht reinem Grunde während der Beob-
achtung allmälig antrocknen lassen, aber auch im farbigen Strudel erkennt man das peitschende Organ oft sehr scharf. Die Kugeln
mit vielen grünen Körpern entstehen durch Längstheilung einzelner solcher Körper. Ich habe nie ein einzelnes frei gesehen, vielleicht tritt
auch die Selbstth eilung mit seiner Befreiung alsbald ein. Die einfachsten waren 4theilig, es mag also die erste Selbsttheilung sogleich
eine kreuzweise seyn. In manchen Kugeln zählte ich mehr als 30 Thierchen. Die Breite des äussern Mantels scheint veränderlich.
Spuren von Augen habe ich umsonst gesucht und auch die Magenblasen blieben von der Eiermasse und den Panzern verdeckt. Wich-
tig für die Bildung dieser Thiere, besonders ihrer Gesellschaftsformen, ist, dass die Einzelthiere , mit den Hintertheilen dicht an ein-
ander gedrängt, einen mittleren Kern ihrer Monadenstöcke bilden, während bei Pandorina und Gonium, wohl auch bei Gyges^ sie
zerstreut sitzen* Man wird diesen Character einst recht wohl zu Abtheilungen brauchen können.
Erklärung der Abbildungen Taf. HL Fig. VII.
Es sind 5 Monadenstöcke des Doppelmantels bei 2 verschiedenen Vergrösserungen abgebildet
Fig. 1. ist 260mal vergrössert;
Fig. 2. bis 5. sind 400mal vergrösserte Formen in verschiedenen Entwickehmgsstufen.
ZWANZIGSTE GATTUNG: STRAHLENKUGEL.
Syiiura. Synure.
CHARACTER: Animal e familia Volvocinorum, ocello destitutum, cauda filiforini, loricae fundo seu in
polypariis centro affixum.
CARACTERE: Animal de la famille des Volvociens, depourvu d'oeil, ä queiie filiforme attachee
au fond de l enveloppe ou au centre du polypier.
Die Gattung Strahlenkugel gehört zur Familie der Kugelt liiere und zeichnet sich durch Man-
gel eines Augenpunktes und durch Besitz eines fadenartigen Schwanzes aus, welcher am Grunde des Pan-
zers, oder im Centrum des Monadenstockes (der Gesellschaftsform) angeheftet ist.
Diese Gattung, von welcher bis jetzt nur eine gelbliche Art bekannt ist, wurde 1833 in den Ab-
handlungen der Berliner Akademie p. 314 zuerst beschrieben. Ihre specielleren Organisationsverhältnisse
sind noch nicht hinreichend ermittelt, weil sie nach 1832 nicht wieder beobachtet, an ihrer Stelle aber
eine andere ihr ganz ähnliche Form anschaulich wurde, welche durch ein Auge characterisirt ist und daher
wohl zur Gattung Uroglena gehört. Ob beide Formen nun auf Kosten dieser ersten als eine zu betrachten
sind, muss späterhin ermittelt werden. Die früher beobachtete augenlose Form Hess folgende Structur er-
kennen: Der gemeinsame Panzer der Gesellschaftsform bildet eine Gallertkugel, welche so viel offene Zellen
hat, als Einzelthiere da sind, aus diesen Zellen können die Thierchen sich lang hervorstrecken, indem sie
mit einem sehr feinen, schwanzartigen, dehnbaren Anhange im Centrum der Kugel, oder dem Grunde ih-
rer Zelle angeheftet bleiben, gerade so wie Floscularia oder Conochilus u. s. w. der Räder thiere. Dass
die kleinen Thierleiber noch eine besondere panzerartige Schale haben, wie bei Syncrypta^ vermuthete
ich damals aus mir jetzt nicht genügenden Gründen. — Als Bewegungsorgan glaubte ich mehrere Wimpern
am Munde der Einzelthierchen direct zu erkennen, doch vermuthete ich diese Wirkung von einem einfachen
Rüssel. Von Ernährungsorganen wurde nichts unterschieden. Die gelbliche Farbe habe ich dem Eierstocke
zugeschrieben, welcher zuweilen, wie bei Syncrypta, zweitheilig erschien. Andere Organe wurden nicht
klar, weil die Thierchen sehr durchsichtig waren. Es gab aber kleinere und grössere, aus vielen Indivi-
duen bestehende, Kugeln und letztere waren offenbar aus ersteren so entstanden, dass die kleinen Einzel-
thiere sich durch Längstheilung vermehrt hatten, ohne den äussern Mantel mit zu theilen, was dem Cha-
racter der Kugelthiere gemäss ist.
Ausser bei Berlin ist diese Form noch nicht beobachtet,
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?8. Synura Uvella, traubenartige Strablenkugel. Tafel m. Fig. IX.
S. corpusculis oblongis flavieantibns, e lorica exserendis, cauda cxtensa corpore triplo longiore; polypariis moriformibus.
Synure Uvelle, ä corpuscules oblonge jaunätres, ayant le tiers de la cjueue en longueur, se prolon-
geant hors de V enveloppe ; polypiers en forme de müre.
Synum Uvella, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 281. 314.
Aufenthalt: Berlin.
Dies auffallende Thierchen wurde am 13. October 1831 in vielen Exemplaren zuerst beobachtet. Am 4. Mai 1832 war es
noch zahlreicher in einem Graben des Thiergartens bei Berlin. Seine Bewegung war wälzend wie Uvella oder Volvoco Globator.
Sehr eigenthümlich war, dass die Einzelthierchen sich aus ihren Panzerzellen der Kugeln lang hervorschieben konnten, wodurch sie dem
Conochilus Volvoa der Räderthiere sehr gleichen. Die weitere Structur ist oben angegeben; der Leib eines Thierchens ohne den
Schwanz hatte Vi 4 4 Linie Länge, eine Kugel Vu — Vie Linie Durchmesser.
Am 25. Mai 1835 fand ich in gleichen Verhältnissen ähnliche aber andere Thierchen, an Farbe grünlicher und mit einem
deutlichen rotken Augenpunkte nahe am Munde. Die Kugeln oder Monadenstöcke hatten ebenfalls V24 — Vie Linie Durchmesser. Die
Einzelthiere hatten einen deutlichen fadenartigen Rüssel und Hessen im Innern noch 1 bis 2 runde (Samen-) Drüsen erkennen. Die
Einzelthierchen glichen ganz denen von Uroglena Volvoa, aber ich hatte bis dahin die letztere Gattung nur als sehr grosse Kugeln
gesehen, die Vs Linie im kleinsten Durchmesser hatten und mit Volvozc Globator zugleich vorkamen. Sollte sich die augenlose Sy-
nura Uvella nicht wieder linden, nachdem diese Zweifel ausgesprochen sind, so mag ich wohl früher das Auge übersehen haben und
die Gattung mag mit Uroglena zu verschmelzen seyn, so dass letztere nur eine ältere, Synura die jüngere Form gewesen.
Diese Synura sammt der Syncrypta und Uroglena Volvoac können früher sehr leicht mit Uvella virescens verwechselt
worden seyn, was Vorsicht bei Beurtheilung der Fonnvei breitung nöthig macht.
Erklärung der Abbildungen Tat III. Fig. IX.
Es sind 4 Gesellschaftsformen der Synura Uvella und eine Gesellschaftsform der jungen Uroglena , sammt 2 Einzelneren der letzteren,
dargestellt.
Fig. 1. ist ein vollkräftiger Monadenstock von Synura Uvella , nach einer Zeichnung von 1831, mit etwas, aber wenig, vorragenden Thierchen.
Fig. 2 — 4. sind Zeichnungen von 1832. In Fig. 2. ist die innere Begrenzung zu erkennen, welche mich damals veranlasste, an einen zweiten Pan-
zer zu denken; es waren aber wohl Eierstockgrenzen.
Fig. 5. umfasst 2 Einzelthierchen von 1835, welche bei o den Mund, bei t die Samendrüse erkennen lassen* Die äussere Figur scheint sich durch
Duplicität der Samendrüse und Anschwellen des Körpers zur Selbsttheilung vorzubereiten.
Fig. 6. ist ein Monadenstock der Form von 1835. Beide letztere sind als junge üroglenen zu betrachten.
EINUNDZWANZIGSTE GATTUNG: STRAHLENAUGE.
Uroglena. Uroglene.
CHARACTER: Aiiimal e familia Yolvocinorum, ocello caudaque insigne, singulorum spontanen divisione
in polypariis simplici et aequali.
CARACTERE: Animal de la famille des Volvociens, distingue par un oeil et une queue^ ä di-
vision spontanee simple et egale des corpuscules dans les polypiers.
Die Gattung der Strahlenaugen zeichnet sich in der Familie der Kugelthiere durch Besitz eines
Auges und Schwanzes aus und sie gehört zu den Formen , welche eine einfache und gleichförmige Selbst-
theilung in ihren Monadenstöcken zeigen.
Uroglena wurde 1833 in den Abhandlungen der Berliner Akademie als neue Gattung p. 317. zu-
erst beschrieben. An Organisation ist sie augenscheinlich reich. Der Panzer der Gesellschaftsform ist ein
Mantel (Lacerna), welcher für alle Einzelthiere Zellen bildet , aber bei der Theilung derselben sich nur
vergrössert, ohne sich abzuschliessen. Alle Thierchen haben eine fadenförmige , schwanzartige Verlänge-
rung des Hinterleibes (Rückens), wie die Vorticellen und Bodonen, mit Hülfe dessen sie am Grunde
ihrer speciellen Hülle angeheftet sind. Da in den Gesellschaftskugeln alle Hüllen in der Mitte vereinigt sind,
so sind es auch diese Schwänzchen, und daher bilden sie vom Centrum der Kugel ausgehende Strahlen. —
Als Bewegungsorgane dienen einfache fadenförmige Rüssel, deren jedes Thierchen einen am Munde hat,
deren Vielzahl aber in jeder Kugel die ganze Kugel behaart erscheinen lässt. Sie dienen zum Schwimmen
und Anziehen von Nahrung an den Mund durch Wirbeln. — Ernährungsorgane sind noch nicht specieli er-
mittelt, und scheinen sehr kleine Magenzellen zu seyn, welche Farbestoffe nicht aufnahmen oder nicht er-
kennen Hessen. Die sehr geringe Grösse der Einzelthierchen sammt zu grosser Durchsichtigkeit aller Theile
mag die Ursache des Mangels an dieser Erkenntniss seyn. Dem Wirbel zufolge liegt der Mund vorn, gerade
am Grunde des Rüssels. — Fortpflanzungsorgane scheinen sich in vollständiger Duplicität des Geschlechts
direct erkennen zu lassen. Die grünliche Masse im innern Körper ist, der Analogie der deutlichsten For-
men gemäss, ein Eierstock, und dieser zeigt sich als 2theilig. Die einzelnen Körnchen, welche wahrschein-
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OS
lieb als Eier die grünliche Farbe bedingen, Hessen sich zuweilen nicht deutlich unterscheiden, allein sie
sind häufig deutlich. Auch bei Euglenen sieht das ungeübte Auge erst die grüne Farbe, und allmälig erst
unterscheidet es die Körner. Zuweilen liegt auch dieses Auseinandertreten der Einzelheiten an andern Zu-
fälligkeiten (Intensität der Färbungen und dergl.) des Objects und des Auges, üeberdiess befindet sich ein
grosser, rundlicher, drüsiger Körper in der Mitte des Leibes aller Einzelthiere, welcher zuweilen doppelt
ist. Diesen halte ich für einfache oder, wo sich Selbsttheilung vorbereitet, doppelte Samendrüsen. — Endlich
lassen sich deutliche Anzeigen eines Einpfindungssysteins als rother Augenpunkt im vordem Körper wahr-
nehmen. — Spuren eines Gefässsystems hinderte offenbar die Kleinheit bisher zu erkennen.
Sicher ist diese Gattung und Art nur bei Berlin beobachtet, allein es ist sehr wahrscheinlich, dass
sie mit Synura und Syncrypta früher für Uvella virescens, d. i. Volvox TJva, manchmal angesehen wor-
den ist (vergl. Synura).
¥9. Uroglena Volvoac, wälzendes Strahlenatige* Tafel HL Fig. XL
U. corpusculis oblongis flavicantibus c loriea pronünulis , cauda extensa triplo, scxtuplo et ultra longiore quam cor-
pus > polypariis moriformihus.
Uroglene Volvoce, a corpuscules oblonge jaunätres depassant Tenveloppe^ ayant le Hers jusr/ii a
moins du sixtieme de la r/ueue en longueur ; polypiers en forme de mure.
Uroglena Volvox, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 281. 317.
Aufenthalt: Berlin.
Am 15. Juni 1834 wurde diese Form zuerst im Torfwasser bei Berlin beobachtet. Die Kugeln waren Vs Linie gross, die
Einzelthierchen V144 Linie, ohne den Schwanz. Am 1. April 1835 fand ich sie an einem Orte, wo ich den Volvos Globator zu
linden gewohnt war, aber nicht an demselben Orte fand ich sie am 23. Mai 1835 mit dem Volvoa. Am 25. Mai fand ich an einem
andern Orte die bei Synura Uvella erwähnte und abgebildete, in ihren Monadenstöcken viel kleinere Form. Ich bin jetzt unsicher,
ob nicht die ganze Verschiedenheit dieser Gattung von der Gattung Synura , das rotlie Auge, früher von mir übersehen wurde. Diese
Augenpunkte wollen sehr aufmerksam gesucht seyn. Einmal gefunden, sieht man sie sogleich wieder. Fände ich jetzt die Synura
augenlos wieder, so würde sie freilich eine verschiedene Form seyn. Ich habe in der Characteristik der Gattung die Einzelnheiten des
Organismus dieser Art, der einzigen, bereits angegeben. Hier erwähne ich nur noch, dass manche der kleinen Einzelthiere 2, und
einige sogar 3 Augen hatten. Ich habe diess als Vorbereitung zur Selbsttheilung angesehen. Ich sah dann oft eben so viel (Samen-)
Drüsen, aber den Eierstock nicht deutlich dreifach. Wahrscheinlich ist, wenn die erste Trennung in 2 Theile zum Abschliessen reif
wird, einer der Theile schon wieder zu einer neuen Thcilung vorbereitet. Ferner war einigemale sehr überraschend, dass alle Einzel-
thiere in einer von der allgemeinen Kugelbewegung verschiedenen, besonderen, zitternden Bewegung innerhalb ihres besondern Panzers
waren. Sie drehten sich um ihre eigene Axe hin und her. Endlich war zuweilen der Grössenunterschied der Einzelthierchen sehr auf-
fallend. Dasselbe kommt aber auch bei Volvoa) Globator vor und mag Folge der Theilung seyn. Trübung des Tropfens mit Indigo
oder Karmin zeigt die überraschendste Thätigkeit der Einzelthiere, von der man im klaren Wasser keine Ahnung erhält, aber Stoif-
aufnahme liess sich nicht erkennen. Auch manche grössere Formen verschmähen die Farben, z. B. Euglenen.
Erklärung der Abbildungen Taf. III. Fig. XL
Es sind 2 Gesellschaftskugeln und 2 Einzelthiere abgebildet. Wahrscheinlich gehört aber die kleinere augenführende Gesellschaftsform samnit
den beiden grünlichen Einzelthieren der Fig. IX. ebenfalls hierher.
Fig. i. ist mit etwas grösseren Einzelthierchen, welche sich zur Selbsttheilung vorbereitet haben, 450mal vergrößert;
Fig. 2. ist 290mal vergrössert, mit etwas kleineren Thierchen, also wohl nach der Selbsttheilung;
Fig. 3. u. 4. sind Einzelthiere. Bei o vor dem Auge ist der Mund, t bezeichnet die Samendrüse.
ZWEIUNDZWANZIGSTE GATTUNG: AUGENKUGEL.
£11 clor in a. E »clor ine.
CHARACTER: Aniinal e familia Volvocinorum, cauda destitutum, ocellatum, proboseide unica filiformi,
singuloruin spontanea divisione in polypariis simpliei et aequali.
CARACTERE: Animal de la famille des Volvociens^ sans gueue^ mais distingue par un oeil et
la trompe filiforme simple *> h division spontanee simple et egale des corpuscules dans
les polypiers.
Die Augenkugel ist eine Gattung der Kugelthiere, welche beim Mangel eines Schwanzes ein deut-
liches Auge und einen einfachen, fadenförmigen Rüssel besitzt, und die in ihren kugelartigen Monaden-
stöcken eine einfache und gleichförmige Selbsttheilung der Einzelthiere erkennen lässt.
Die Gattung, welche nur eine einzige Art bisher umfasst, wurde 1831 in den Abhandlungen der
Berliner Akademie p. 78. zuerst aufgestellt und abgebildet. Ihre Einzelthierchen unterscheiden sich von
Uroglena durch Mangel an Schwanz, von Chlamidomonas durch einfachen Rüssel, von Pandorina durch
einen Augenpunkt, von Volvox und Sphaerosira durch gleichförmig abschliessende Selbsttheilung, wodurch
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keine innern Gruppen (Kugeln) der Einzelthiere entstehen, von Gonium durch Augen und concentrische
Lagerung der Thiere in ihrem kugel- oder eiartigen Monadenstocke. An speciellen Organisations -Verhält-
nissen ist noch mancherlei zu ermitteln übrig. — Als Panzer ist ein Mantel {Lacernci) vorhanden, aus wel-
chem die Thierchen sich periodisch entfernen können, um einen neuen wohl so auszuschwitzen (?), wie
sich viele Ringwürmer schnell neue Röhren bilden. Man findet Kugeln, worin leere Räume für fehlende
entflohene Thierchen sind. Die vereinten Mäntel aller Einzelthiere, welche durch Selbsttheilung nicht mit
getrennt sind, bilden den Monadenstock der Kugel und den Character des Kugelthiers. — An Bewegungs-
organen ist ein einfacher, langer, fadenförmiger, wirbelnder Rüssel am Munde jedes Einzelthieres sichtbar.
Die Ernährungsorgane wurden nicht direct erkannt. Farbige Nahrung ward nicht sichtlich aufgenommen.
— Fortpflanzungsorgane sind als körniger Zustand der innern grünen Färbung der Einzelthierchen, d. i. als
Eier, anschaulich geworden. Männliche Drüsen wurden nicht deutlich. — Von Spuren des Empfindungssy-
stems scheint der schönrothe Pigmentfleck im vordem Körper jedes Einzelthieres als Auge annehmbar zu
seyn. — Gefässspuren waren nicht erreichbar.
Als Verbreitung der Gattung auf der Erdoberfläche ist bis jetzt nur die Umgegend von Berlin mit
Sicherheit zu nennen, doch mag man leicht an andern Orten diese Form mit Pandorina Morum für eine
und dieselbe gehalten haben, wie ich es früher auch that, oder gar mit Volvox Globalor, wie es vielleicht
Schrank that. Um das Auge zu sehen, muss man ein klares Mikroskop besitzen, welches 300mal im Durch-
messer vergrössert, und es sorgfältig anwenden.
80. JEudorina elegans, schöngriine Augenkugel. Tafel m. Fig. vi.
E. corpusculis globosis viridibus, ocello laete rubro, numpiam c lorica prominnlis (sacpe numerosis), polypario ovato
aut globoso volutante inclusis.
Eudorine elegante, a corpuscules globideucc, verts, avec un oeil rouge vif, ne surpassant jamais
le bord de V enveloppe ; polypiers ovales ou globuleux {souvent remplis de beaueoup d anitnal-
cules) et tournants.
Eudorina eleyans, Abhandl. der Akademie d. Wissenseh. zu Berlin, 1831. p. 78. u. p. 152. Tafel II. Fig. 10.
Aufenthalt: Berliner Umgegend, vielleicht der Ural bei Kyschtym.
Ich unterschied diese Formen schon im Jahre 1829 und 1830 von der nächst verwandten Pandorina Morum, die ich da-
mals, wegen Mangels an Bewegungsorganen , von bewegten Pflanzen mich kaum zu unterscheiden getraute (1830. p. 38.), durch ihre
wirbelnden Organe und hielt dann diese bei Pandorina für eingezogen, unentwickelt dergl. Die 1829 bei Kyschtym im Ural beobachtete
Form der Pandorina Morum Hess die Rüssel schon ziemlich deutlich erkennen, wie ich es in der Zeichnung festgehalten habe, und
ich war deshalb schon damals im Begriff, die ganze Form zu der damaligen Familie der Kranzthierchen, Peridinaea, neben
Volvox zu stellen. Erst 1831 sah ich das rothe Auge bei solchen Formen, die zugleich einen deutlichen, fadenförmigen Rüssel zeig-
ten, und fand zugleich andere P and or inen, an denen ich weder Auge noch Rüssel erkannte. Diess veranlasste mich, die neue Gat-
tung Eudorina bei den Kranzthierchen zu gründen und die Form vom Ural, welche ebenfalls Spuren des Rüssels gezeigt hatte,
in den Abhandl. d. Berlin. Akademie 1831. p. 78 zu Eudorina zu ziehen. Später fand sich der Rüssel beim sorgfältigem Untersu-
chen auch bei allen augenlosen Pandorinen und es ist daher jetzt wieder nöthig, die sibirische Form, an der kein Auge beobachtet
wurde, des Rüssels ungeachtet, zu Pandorina zu verweisen. Ich hielt 1831 die ganzen Kugeln dieser Formen, aucli des Volvos,
für Einzelthiere, was ich später erst als irrig erkannte (vergl. Volvox).
Ich fand dieses sehr liebliche Thierchen, welches, wie es ganz vernehmlich erscheint, mit sehenden Augen in schwesterlicher
Eintracht seine Familie im kleinen Räume der Gewässer friedlich umherrollt, und nur kleine schleimige Theilchen in seinen engen Ma-
genzellen aufzunehmen im Stande seyn mag, mithin zu den Raubthieren schwerlich gehört, mit Volvox Globator, und auch mit Chla-
midomonas Pulvisculus, zuweilen allein in so grosser Menge, dass es den Rand des Gefässes grün färbte, öfter aber einzeln. Am
6. Juni 1832 unterschied ich durch Druck der Kugeln auch die Eikörnchen in der grünen Körpermasse, wobei das Auge sehr deutlich
wurde. Im Jahre 1835 fand ich es zuerst am 9. April, im Jahre 1836, den ganzen Sommer hindurch in allen Monaten. Unter vie-
len kugelförmigen Monadenstöcken sind immer einzelne ovale oder unregelmässige, die ich nie so constant und in Menge sah, dass ich
in ihnen eigne Arten hätte erkennen mögen. Die Art der Befestigung des Körpers in seiner Zelle liess sich nicht deutlich machen.
Einen Schwanz erkannte ich nie. Vielleicht giebt es Stolonen, wie bei Gonium und Volvox. Ich zählte 30 bis 50 Thierchen
in einer Kugel und sah nie weniger als 15, habe also noch keine jüngeren Kugeln beobachtet. Vielleicht habe ich aber diese für C/da-
midomonas gehalten. Die Kugeln hatten % bis «/« Linie im Durchmesser und Platz für 6 — 8 Thierchen in der Lange. Ein
erwachsenes Einzelthierchen hatte »/oa — 7m Linie Durchmesser und seine Eier hatten etwa '/12 des Körperdurchinessers. Demnach
wäre der Entwicklungscyclus ungefähr von '/im zu '/is Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. III. Fig. VI.
Es sind 3 Gesellschaftsformen oder Monadenstöcke der Eudorina bei einerlei Vergrösserung abgebildet, welche der Verschiedenheit der Grös-
sen der Thierchen halber auffallend sind, eine nicht ganz deutlich erklärbare Eigenthümlichkeit vieler Kugelthiere. Ist die Verschiedenheit *olge der
Selbsttheilung oder der Entwickelung, indem sich auch die jungen Thiere schon theilen, oder verstecken sich noch verschiedene Arten in die hier autge-
stellten? Das Letztere möchte ich verwerfen und bei der Mitte bleiben.
Fig. 1. ist eine längliche, grössere, ältere Kugel;
Fig. 2. und 3. sind runde, kleinere, jüngere Geschwistervereine.
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DREIUNDZWANZIGSTE GATTUNG: HÜLLENTHIERCHEN.
Chlamidomonas. Clilamidomonade.
CHARACTER: Animal e familia Volvocinoruin , sine cauda, sed ocello et duplici proboscide flagelliformi
instructum, singulorum spontanea divisione in polypariis simplici et aequali.
CARACTERE: Animal de la famille des Volvociens, depourvu dune gueue, mais distingue par un
oeil et la trompe filiforme double, h division sponlanee simple et egale des corpuscules
dans les poh/piers.
Die Gattung der Hüllen thierchen aus der Familie der Kugelthiere unterscheidet sich von allen
übrigen Gattungen derselben Familie durch Mangel an Schwanz, aber Besitz eines Auges und doppelten
peitschenartigen Rüssels, sowie durch einfache und gleichförmige Selbsttheilung der Einzelthiere in den Mo-
nadenstöcken.
Diese Gattung umfasst wieder bis jetzt nur eine einzige Art, eins der wohl am frühesten, vielleicht
schon Harris und Leeüwenhoek bekannten, Infusorien, welches O. F. Müller Monas Pulvisculus~jamnte.
Die Gattung wurde erst 1832 (Abhandlungen der Berliner Akademie, 1833. p. 288.) zur Aufnahme empfoh-
len, bis dahin aber die Form von mir selbst als Monas Pulvisculus mit Microglena monadina zuweilen
verwechselt, bis ich den wichtigen Unterschied beider Formen mir alluiälig deutlich machte, welcher in dem
doppelten Rüssel, dem gemeinsamen Panzer und der einfachen runden Samendrüse der Chlamidomonas
besteht und nun leicht zu ermitteln ist. An Organisationsverhältnissen sind folgende Einzelheiten festzustel-
len gelungen: Der Panzer ist ein Büchschen (TJrceolus), welches das Thier bis zum Munde eng umschliesst
und in welchem es sich einfach oder mehrfach theilt, worauf er platzt und die Einzelthiere frei lässt. Bei
den Jüngern Einzelthieren ist der Panzer schwer zu sehen, oft völlig ununterscheidbar. Sobald die Thei-
lung anfängt, wird er als abstehendes Häutchen sichtbar. — Als Bewegungsorgan sind 2 fadenförmige Rüs-
sel am Munde vorhanden. — Als Ernährung sorgane liegen kleine Bläschen im innern Körper, welche ich
in früheren Zeichnungen dargestellt habe, die mir aber später nicht wieder klar wurden, wo ich die an-
dern Theile des Organismus sah. — Als Fortpflanzungsorgane haben sicli sowohl Eier als Samendrüsen zu
erkennen gegeben. Als erstere kann man grüne Körnchen betrachten, welche den innern Körper ganz er-
füllen und ihm die grüne Farbe geben. Für letztere einen grossen, runden, drüsigen Körper in der Leibes-
mitte, welcher zuweilen doppelt ist. Neben diesem findet sich auch wohl zuweilen eine helle Blase, die
ich aber nicht contractu sah und die entweder zu den Magenzellen gehört oder eine Samenblase ist. —
Das schönrothe Auge bildet eine Spur des Empfindungssystems. — Vom Gefässsysteme sind keine Anzeigen
anschaulich geworden.
Die sichere geographische Verbreitung dieser Form ist nicht leicht auszumitteln, da man mit dem Na-
men Monas Pulvisculus gar viele kleine grüne Thierchen bisher verwechselte, indem man Chlamidomo-
nas, Microglena, Phacelomonas und junge andere Thiere verschiedener Gattungen nicht unterschied. Auch
hat eine speculative Richtung der Physiker und Algologen die Beobachter der neueren Zeit von der einfa-
chen Erscheinung oft abgelenkt, und Verbindungen dieser kleinen schöngrünen Thierchen mit Pflanzen be-
hauptet und Verwechselungen mit Pflanzensamen herbeigeführt, die zum Theil unauflöslich sind. Jedenfalls
mag sich aber diese Form weit über Europa erstrecken. Schweden und Dänemark, London, Delft und Pa-
ris, Ingolstadt, Erlangen, Quedlinburg, Bremen, Berlin und Danzig mögen als geographische Anhaltspunkte
erscheinen. Von mir selbst ist die Form in Berlin, Wismar, Delitzsch und Jena beobachtet.
91. Chlamidomonas Pulvisculus, grünes Hüllenthierchen, Staubmonade. Tafel III. Fig. X.
Clu corpusciüis ovatis viridibus, ocello laete rabro, ureeolo fatiscente inclusis (proboscide duplici), polypariis paueipa-
ris subglobosis.
Chi amidomonade Poussier, a corpuscules ovales verts en enveloppe urceolce, ayant un oetl rotige
vif {et deute trompes); polypiers petits presf/ue spheriques , ne contenants qw'un petit nombre, 3
ou 4 (a 8?) animalcules.
Harris? grünes Wasser, Philos. Transact. 1696. p. 254.
Leeüwenhoek? Epist. physiol. p. 283. 5. Nov. 17(6. ist 25. Aug. 1701.
Göze, Hannoversches Magaz. 1773. p. 260, 274.
— Tremblet's Polypengeschichte, 1775. p. 176.
Grüne Wasserläuse, Eichhorn, Kleinste Wasserthiere, p. 73. Tafel VII. Fig. B. (1775.) 1781.
Ingenhouss, Vermischte Schriften, II. p. 146. (1779.) 17S2.
Monas Ovulum, Göze, Wittenb. Magaz. 1783. 2. p. 2."
Monas Pttlvisculus , MüitER, Animalc. infus, p. 8. Taf. I. Fig. 5. 6. 1786.
Monas Pulvisculus, Schrank, Fauna boica, III. p. 24. 1803.
Infusionsthiere der grünen Materie im Wasser, Treviranus Biologie, II. p. 344. 1803.
Monas Lcns, Nees von Esenbeck, Algen des süssen Wassers, 1814.
05 _
Monade mit Wimpern am Munde, Ehresber&, Flora od. botan. Zeitung, 1820. 2. p. 535. und in Hemprich's Naturgescli. p. 291. 1820.
Monas Lens, Hornschuch, Nova Act. Nat. Cur. X. II. p. 517. 1821.
Colpoda vermis infusorius viridissimus , Link, Philos. botanica, 1824. p. 425.
Monas Pulvisculus \ Bqry de St# yINCENT Encycl. mgth> Monade Poussier, p. 549. 1824.
Vlüa lubrica )
Protococcus viridis, Meten in Nees von Esenbeck Robert Brown's Vermischten Schriften, IV. p. 331. 337. 1830.
Monas Pulvisculus, Abb an dl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 57.
Chlanüdomonas Pulviscidus , — - — - — - — 1833. p. 288.
Auf enthalt: Berlin, -Wismar, Delitzsch und Jena, wahrscheinlich auch Copenhagen, Lund, London, Paris, Delft, Bonn, Erlangen,
Quedlinburg, Danzig, Bremen, Greifswalde.
Die Entdeckung dieses Thierchens, welches die Wasserkübel und alle Lachen und Pfützen im Frühjahre, oft auch im Som-
mer und Herbst besonders nach Gewittern schön grün färbt, scheint eine der frühesten seyn zu müssen, weil es dem blossen Auge durch
seine lebhaft grüne Farbe schon sehr auffällt und man schon frühzeitig grüne mikroskopische Thierchen in grünem Wasser beobachtete.
Freilieh giebt es ähnliche noch andere Thierchen, allein die haben dann alle vorläufig Theil an den ersten geschichtlichen Erinnerungen.
Wenn irgend ein Infusionsthier, so kann die Staubmonade stolz seyn auf ihre Geschichte und da ich über die Structur Ver-
hältnisse das Nöthige bei den Gattungscharacteren angeführt habe, so ist hier der Ort für das Geschichtliche der Art.
Harris in London mag 1696 Euglenen vorherrschend gesehen haben, zwischen denen er aber als kleine Formen auch
diese höchst wahrscheinlich schon zuerst sah. Leeüwenhoek in Delft beobachtete 1701 schon Euglena sanguinea und dazwischen
kleine grüne Thierchen, aber noch deutlicher sah er sie wohl 1716, wo er sogar ihre Monadenstöcke beschreibt. Er sah aber 8-Thei-
lung, die ich nie sah; dennoch kann er den Volvoa) Globator nicht meinen, denn diesen hatte er schon früher entdeckt und gut
beobachtet. Sicherer ist die folgende Erwähnung dieser Thierchen von Göze in Quedlinburg, welcher Räderthiere damit fütterte.
Noch deutlicher beschreibt diese Form Eichhorn aus Danzig und setzt ahnungsvoll für ihre Geschichte in neuester Zeit hinzu: „diese
kleinen Puncte zeigen sich am frühesten im Jahr, — dass man glauben sollte, sie wären die erste Anlage zu allen übrigen Wasser-
inseeten." Müller zog Eichhorn's Form irrig zu seiner Monas Lens, worin Schrank ihm folgte, weil er das Citat nicht
prüfte. Ingenhouss in London hat, nachdem Priestley die Aufmerksamkeit auf die grünen, schleimigen und erdigen Absätze des
stellenden, der Sonne ausgesetzten, Wassers gelenkt hatte, höchst wahrscheinlich kein anderes, als dieses Thierchen zu einer grossen
Celebrität gebracht und an ihm dire.ct zu erkennen geglaubt, dass es in Trem eilen oder Pflanzen ähnliche Körper ersterbe und dass
diese wieder in belebte grüne Thierchen erwachen. Durch Treviranüs Biologie wurden diese Ansichten in Deutschland eingeführt
und mit eignen gleichartigen Beobachtungen, die er in Bremen anstellte, bestätigt. Goldfuss theilte 1810 aus Erlangen ähnliche
Beobachtungen mit. Doch könnte er auch bewegte Samen von Tetraspora lubrica und Conferva rivularis vor sich gehabt haben
(Abh. d. Erlang, phys. Soc. I. p. 46. f. 34.). Nees von Esenbeck, damals auch in Erlangen, beobachtete, dass aus Infusorien sich die
grüne Materie bilde und dass diese als das Urprincip der Pflanzenbildung überhaupt, zunächst aber erschöpfend für die Algenformation
des süssen Wassers erscheine. Das Thierchen nannte er Monas Lens, welchen Namen Hornschüch entlehnte, um dergleichen Ver-
wandlungsbeobachtungen in Moose, Hypnum riparium^ in Oscillatorien, Conferva frigida und castanea mitzutheilen ; Cas-
sebeer nannte es später Monas Tertno. Inzwischen hatte ich schon 1820 die Mundtheile dieser Körperchen angezeigt, denn auf
diese grünen Monaden, Yielleicht mit auf Phacelomonas, die ich damals nicht unterschied, bezogen sich meine Beobachtungen. Agardh
baute 1820 seine Idee der Verwandlungen, bei Pflanzen, nämlich der Entstehung grosser Pflanzen aus kleinen durch Juxtaposition
dieser, indem sie aus kleinen selbstständigen Körpern zu Organen grösserer würden und spricht dabei auch von grünen Thieren, in
welche die Algen sich auflösen, was auf diese Staubmönaden sich, zum Theil wenigstens, beziehen mag. Link beobachtete diese grü-
nen Monaden in Berlin und billigt die Ansicht, dass sie aus todten Pflanzen entstehen, nicht aber zu Pflanzen werden. Dieselbe An-
sicht wiederholte Meyen 1827 in der Linnea p. 396 und 428, nur mit dem Unterschiede, dass lebende Conferven in grüne Infuso-
rien (p. 461.) und Oscillatorien in Bacillarien zerfielen, die Priestley'sche Materie aber von Anfang an eine Pflanze sey. Bory
de St. Vincent ist später besonders ausführlich über diese vermeintlichen Verwandlungen gewesen und hält geradehin auch Tetra-
spora {Viva) lubrica für die erstarrten Haufen der Monas Pulvisculus , so wie er denn schon 1825 ein ganzes Naturreich ersann,
welches abwechselnd Thier und Pflanze sey. Er nennt es französisch Regne Psychodiaire , meint aber ein dipsychisches Reich, zu
dessen Annahme ihn irrige Beobachtungen führten (Diction. classique Art. Histoire naturelle). Noch viele andere neuere Schrift-
steller haben dieselben Ideen ausgesprochen und diese freien grünen Infusorien mit bewegten grünen Pflanzensamen und wirkliche Mona-
denstöcke der Infusorien (Sc7iizonema9 Coccochloris {Ophrydium)) mit Algen für identisch gehalten. Meyen hat zuletzt in Robert
Browns vermischten Schriften die von Ingenhouss, Treviranüs und ihm selbst beobachteten grünen bewegten Thierchen, Proto»
coecus viridis genannt, für schwankend zwischen Thier und Pflanzen erklärt und in der Botanik abgehandelt.
Diese nun mit Bewegungsorganen, Augen, Eiern, Samendrüsen und Magenzellen versehenen Staubmonaden sind, derselben
Verhältnisse halber, hier als vollendete, mit Pflanzen in gar keiner Beziehung stehende, Thiere angesehen. Wo sie sich in Menge
entwickeln, entsteht sehr bald dadurch, dass ihre verlassneri Hüllen als todte Theile zergehen, theils auch die Einzelthiere selbst ster-
ben und durch dann eintretende Gasentwicklung in ihrem Körper an die Oberfläche kommen, eine grüne Haut. Unter dem Mikroskope
ist diese, einer Ulve zuweilen ähnliche, Haut von jeder Ulve auf das Wesentlichste verschieden. Sie zeigt die aneinander gereihten
todten, oft ihr Augenpigment noch deutlich lange erhaltenden, grünen Thierchen verbunden durch eine farblose, aus vielen andern farb-
losen und todten Infusorien (die meist ganz wohl erkenntlich sind) und aus häutigen Fragmenten (der Panzer) gebildete Zwischenhaut.
Diese Haut ist keine Ulve. Bei kalter Witterung hört die Gasentwicklung auf und die eigne Schwere senkt die todten Thierchen zu
Boden, wo sie zerfallen, zuweilen aber bei neu eintretender Wärme und Gasentbindung sich als eine blasige, grüne Tremellen- oder
Ulven- artige, gekräuselte Masse wieder heben. Die, wo sie gehäuft sind, grünen Eierchen werden vereinzelt unsichtbar, bilden aber,
wie es scheint, einen guten Theil des Morastes und des Staubes, welcher die Atmosphäre erfüllt. Millionen und aber Millionen mö-
gen nie zu weiterer Entwicklung kommen, aber zahllose Millionen entwickeln sich im Frühjahre bei günstiger electrischer Spannung
der Atmosphäre.
Besonders auffallend ist bei diesen Thierchen der spermatische Geruch, welchen das Wasser hat, worin sie zahlreich leben.
So lange man sie als erste Entwicklungsstufe anzusehen sich berechtigt meinte, war diese Eigentümlichkeit nicht ohne einiges Gewicht,
allein den jetzigen Entwicklungen der Kenntnisse zufolge bleibt es eine Eigenschaft, die wenn auch nicht übersehen werden darf,
doch keinen physiologisch besonders hohen Werth hat (vergleiche Euglena viridis).
— 06
Erklärung der Abbildungen Taf. III. Fig. X.
Es sind 69 Eiiizelthierchen und Gesellschaftsformen unter 2 verschiedenen Vergrösserungen dargestellt, die mit A und B bezeichnet sind.
A ist 290mal, B 820mal im Durchmesser vergrössert. Die Gruppe A ist wieder in 3 verschiedene Theile gesondert.
Fig. A. 1. ist eine Reihe von Thierchen in ihrer Entwickelung. Die 4 ersten, von der Zahl an, zeigen die einfache Entwickelung eines Einzelthie-
res, die 7 übrigen die Selbsttheilung in verschiedenen Zuständen der Grössenentwickelung, in 2 und 4 Theile.
Fig. A. 2. ist ein Haufe dieser bis 1/9Q Lurie grossen Monaden, wie man ibn häufig zur Ansicht hat, klein und gross durch einander, alle zur glei-
chen Art gehörig. Oft leben aber auch andere grüne Thierchen dazwischen, die sich dann entweder durch andere Farbe -Nuancen sogleich, oder bei
genauerer Prüfung unterscheiden lassen. Beides 1832 in Berlin beobachtet.
Fig. A. 3. sind etwas grössere Thierchen, bis i/48 Linie gross, welche ebenfalls zu dieser Art gehören, am 15. Juni 1834 in Berlin gezeichnet. Das
erste und letzte dieser Einzelthierchen passen auf Müller's Diagnose der Monas Pulvisculus, hell mit grünem Rande. Das Helle ist die Sa-
mendrüse in der Mitte.
Fig. B. sind 3 stärker vergrösserte Einzelthiere. p sind die 2 Rüssel, o' der Mund, o das Auge, t die Samendrüse, v\ Magenzellen. Der ganze
Körper ist mit Eikörnchen ausgefüllt.
VIERUNDZWANZIGSTE GATTUNG: RUDERTHIERCHEN.
Sphaerosira. Spherosire*
CHARACTER: Animal e familia Volvocinorum, ecaude, ocellatum, proboseide siniplici, divisioiie sponta-
nea intra loricam inaequali (polypariis intra polyparia pullulantibus).
CARACTERE: Animal de lafamille des Volvociens^ sans queue^ pourvu d'un oeilet d'une trompe
en forme de fouet simple , a division spontanee inegale dans Tewveloppe {ayant de
jeunes polypiers dans les vieux).
Die Gattung der Ruderthierchen aus der Familie der Kugelthiere zeichnet sich durch Mangel an
Schwanz 5 Besitz eines Auges und eines einfachen fadenförmigen, ruderartigen Rüssels aus, und hat beson-
ders eine ungleiche Selbsttheilung der Einzelthiere in den Gesellschaftsformen (hat junge Polypenstöcke in
den alten).
Gegründet wurde diese Gattung im Jahre 1831 in den Abhandlungen der Berliner Akademie, aber
der damalige Character ist jetzt nicht mehr ausreichend. Ich unterschied sie von Pandorina durch ihre
deutlichen Ruderfäden oder Rüssel an jeder Gemme, und von Volvox durch eben jene einzelnen Wimpern,
während dieser überall bewimpert sey. Beide Formen haben sich später in dieser Bildung übereinstimmend
gezeigt. Von Pandorina unterscheidet sie jetzt das Auge und von Eudorina die ungleiche Entwickelung
der Thierchen, von Volvox der einfache Rüssel. Es ist nur eine Art der Gattung bekannt, die von ihrer
Organisation nicht alles Nöthige, aber doch schon einiges hat erkennen lassen. — Der Panzer ist ein Man-
tel, welchen das erwachsene Thier verlassen kann und in dem nicht alle, sondern nur einige durch viel-
fache Selbsttheilung schon zu einem neuen Monadenstocke vorgebildet werden, wie bei Volvox. Der Ge-
sellschafts-Panzer ist eine häutige, hohle Kugel von bedeutender, dem blossen Auge recht wohl sichtbarer,
Grösse, in deren Peripherie alle ihre oft zahllosen Thierchen die Haut bilden. — Als Bewegungsorgan ist
ein einfacher fadenförmiger Rüssel der Einzelthiere sichtbar geworden. — Ernährungsorgane sind nicht ge-
sehen, wahrscheinlich verdeckt vom farbigen Eierstock. — Als Fortpflanzungsorgane scheinen die gekörnten
gelbgrünlichen Massen im innern Körper betrachtet werden zu können, und die Körnchen selbst als Eier.
Samendrüsen u. s. w. sind nicht erkannt. Ihre Selbsttheilung ist Längstheilung und geschieht Anfangs in
gleicher Ebene, wie bei Gonium, wodurch flache Scheiben entstehen. Allmälig bildet sich eine in der
Mitte hohle Kugel als Polypenstock aus. — Ein rother Augenpunkt bezeichnet ihr Empfindungssystem.
Ausser bei Berlin und vielleicht bei Strassburg ist diese Gattung noch nicht beobachtet.
8$. Sphaerosira Volvocc, grünliches Rudertliierclieii. Tafel III. Fig. VIII.
S. corpusculis subglobosis pallide virescentibus , ocello laete rubro, lacerna inclnsis; polypariis magnis globosis inulti-
paris, glomeriüis compressis.
Spherosire verdätre, h corpuscules presque spheriques, verdätres päles, pourvus cPiin oeil roiige,
ayant V enveloppe en forme de manteau; polypiers en forme de grande boide a nombre d ani-
malcules et contenant de petits polypiers comprimes.
Volvox Sphaerula, Herrma^n? Naturforscher, XX. 1784. p. 154. Fig. 33.
Sphaerosira Volvox^ Abhandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 78.
Aufenthalt: Bei Berlin, vielleicht auch bei Strassburg.
Dieses eigenthihnliche Kugelthier lebt bei Berlin sehr häufig zwischen Volvos Globator, zuweilen allein in zahlloser Menge
beisammen und ist von der Grösse des Volvozc selbst. Es erscheint wie leere Kugeln des Volvos und ist häufig der Vorläufer an
den Orten , wo später der Volvosc häufig erscheint. Ich fand es nur im Frühjahr, 1834 am 30. Mai, 1835 am 13. Mai, 1836 am
9. April, zuweilen waren wohl 100 in einem kleinen Uhrglase voll Wasser. Die Kugeln hatten zuweilen V* Linie im Durchmesser,
— ffl —
die Thierchen V96 bis V100 Linie. Niclit alle, sondern nur einzelne der die Gesellschaftskugel bildenden Thiere werden grösser und
tlieilen sicli plötzlich in viele Tlieile, deren ich bis 50 zählte. Ein solcher Haufen ist von der Seite gesehen schmäler, als von oben,
ein Beweis, dass eine gleichförmige Längstheilung statt gefunden. Er erinnert an Gonium. Solcher jungen Polypenstöcke im alten,
deren bei Volvox Globator gewöhnlich 8, selten über 20 sind, finden sich hier mehr als 100 in einer Kugel und überall zerstreut.
Die einfach bleibenden Thierchen sind kugelförmig. Vielleicht sind diese die allein reife Eier bildenden Thiere. Verbindungsröhren
wie bei Volvozc sah ich nicht deutlich, allein die zuletzt beobachteten Thierchen Hessen doch dergleichen undeutlich erkennen. Viel-
leicht sind sie nur feiner. In den grössten Kugeln bewegten sich zuweilen die Einzelthiere besonders in ihrer Hülle und einzelne hatten
oft dieselbe verlassen, was durch leere Stellen angezeigt war. In farbigem Wasser erscheint ein kräftiger Wirbel rings um die Ku-
gel. Beim Antrocknen auf klarem Glase erkennt man die Rüssel selbst.
Volvos Sphaerula von Müller könnte vielleicht eine 2te farblose Art dieser Gattung seyn, allein Spallanzant's von
ihm citirtes Thier mag eher ein Haufen von Bodonen gewesen seyn. Herrmanns Thierchen passt vielleicht auf die yon mir ge-
sehene Art, allein es ist zu unbestimmt bezeichnet. Es bewegte sich niclit, schien aber um sich zu wirbeln und war grünlich.
Erklärung der Abbildungen Taf. III. Fig. VIII.
Fig. 1. ist eine 1f4 Linie grosse Gesellschaftskugel (Monadenstock) mit mehreren Hunderten von Einzelthieren , 200mal vergrössert dargestellt.
Fig. 2. ist ein SlOmal vergrössertes Stück der Kugel mit 6 Einzelthieren und 2 jungen Monadenstöcken, deren einer von der schmalen Seite gesehen
ist, der andere von der breiten. Von der schmalen Seite gesehen, zeigen die Theile der letzteren auf einer Seite Spitzen, die vielleicht die Rüssel
der jungen Thiere sind.
FÜNFUNDZWANZIGSTE GATTUNG: KUGELTHIER.
Volvox. Volvoce.
CHARACTER: Aniinal (typus) familiae Volvocinorum, ecaude, ocello simplici et proboseide duplici in-
struetum, divisione spontanea inaequali, polyparia globosa parva intra polyparia magna formans.
CARACTERE: Animal {type) de la famille des Volvociens, sans gueue, ayant un oeil et la
trompe double, a division spontanee inegale, developpant de jeunes polypiers globu-
leux dam les vteux.
Die Gattung der Kugelthiere, welche zugleich der Typus für die Familie der Kugelthiere ist, un-
terscheidet sich durch Mangel an Schwanz, durch Anwesenheit eines Auges und eines doppelten fadenför-
migen Rüssels, besonders aber durch eine solche ungleiche Selbsttheilung der Einzelthiere, dass die meisten
sich in ihrem Panzer einfach (unvollkommen) theilen, einige aber durch vielfache Theilung zu grossen brom-
beerartigen innern Kugeln werden und junge Gesellschaftsformen in den alten bilden.
Die Gattung Volvox bildete Linne in der Xten Ausgabe seines Systema Natur ae, 1758. und sie
umfasste für ihn die ganze Summe der Infusorien mit Ausschluss von 11 Vorticellen, welche er Hydra
nannte. Alle übrigen band er in 2 Arten der Gattung Volvox, V Globator und V. Chaos. In der XHten
Ausgabe 1766 theilte Linne die Infusorien in 4 Gattungen, Vorticella, Hydra, Volvox und Chaos, und
stellte 4 Arten der Gattung Volvox auf, V. Beroe, bicaudatus, Globator und dimidiatus. Erstere 2
sind Akalephen, und letzterer ist die Polypenlaus, Trichodina Pediculus. Ellis wendete wieder
1769 den Namen Volvox für eine Menge verschiedener Infusorien an, die den Gattungen Monas, Chilo-
don, Trichoda, Leucophrys, Paramecium und Amphileptus so entsprechen, dass jede seiner Arten jetzt
zu einer andern Gattung gehört. Erst 1773 stellte O. F. Müller eine schärfer begrenzte Gruppe auf, die
er mit diesem Namen bezeichnete. Schränk und die neueren Beobachter und Systematiker sind ihm darin
meist gefolgt. Allein auch diese bei ihm aus 6, und 1786 aus 12 Arten bestehende Gattung umfasste zu
verschiedenartige, nur in der Kugelform sich ähnliche, Körper. Bory de St. Vincent trennte 1824 das
Kugelthier mit der Beerenkugel {Volvox Morum Müller) unter dem besondern Namen Pando-
rina, und liess mehreren der übrigen Formen den Namen Volvox. Diese Trennung war in so fern nicht
glücklich, als sie nicht auf bestimmte Structur- Verhältnisse, sondern auf eine hypothetische Ansicht der
Structur gegründet war, und auch, als sie diejenige Form, welche sowohl bei Linne, als bei Müller und
Schrank den Typus der Gattung Volvox abgegeben hatte, von derselben ganz ausschloss. Seit 1830 ist
nun in den Abhandl. d. Berliner Akademie p. 39. der Name Pandorina der Beerenkugel allein überlas-
sen und die Gattung Volvox im Sinne des Gründers physiologisch zu befestigen versucht worden. An dem-
selben Orte wurden 1831 p. 76. 2 neue Arten hinzugefügt, so dass gegenwärtig 3 bekannte Arten zu ver-
zeichnen sind.
Was die specielle Organisation der Gattung anlangt, so sind die Bemühungen für ihre Erkenntniss erst
reichlich belohnt worden, seitdem (Abh. d. Berl. Ak. 1833 p. 328.) die Beobachtung bis auf die rechte Tiefe
gelenkt wurde. Früher sah man nämlich allgemein die ganze Kugel für ein einzelnes warziges oder bewim-
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pertes Thierchen an und man hielt das Platzen dieser Kugel für ein Gebären des Einzelthieres. Allein diese
Ansicht führt zu Wunderlichkeiten und Widersprüchen, ist offenbar irrig und die organischen Verhältnisse
liegen viel tiefer. Jede Kugel ist ein hohler Monadenstock von vielen Hunderten, ja Tausenden sehr klei-
ner Thierchen, und in der hohlen Kugel selbst entwickeln sich kleinere Kugeln, die aber keine Einzelthiere,
sondern ebenfalls kleinere Monadenstöcke, Schwesterthiere, sind. Die eigentlichen Einzelthiere sind die
kleinen grünlichen Wärzchen oder Pünktchen der Oberfläche und gleichen Monaden. Jedes dieser kleinen
Thierchen verhält sich vollständig, so wie ein Einzelthier von Gonium Pectorale. Es besitzt einen gallert-
artigen Panzer von der Form eines glockenartigen, vorn offenen Mantels (Lacerna), den es, erwachsen,
verlassen kann, und hängt durch 3 bis 6 fadenartige Röhren mit den benachbarten Einzelthieren zusammen.
Hieraus erkennt man ganz deutlich, dass man unrichtig urtheilt, wenn man die grünen Körper des Gonium
oder der Pandorina mit den grossen inneren grünen Kugeln des Volvox vergleicht. Es sind die kleinen
äusseren Körnchen der Oberfläche des letztern, welche vergleichbar sind mit jenen, und der Volvox ', ob-
wohl viel grösser als Gonium in seiner Gesellschaftsform, ist doch viel kleiner in seinen Einzelthieren.
In diesen kleinen Thierchen nun, welche als grüne sehr kleine Wärzchen auf der Peripherie der Volvox-
Kugel sichtbar sind und die bisher nur wenig beachtet wurden, hat eine angestrengte Nachforschung mir
folgende, mit denen der Monaden-Familie ganz übereinstimmende, Structurverhältnisse erkennen lassen.
Als Bewegungsorgane besitzt jedes Einzelthierchen sämmtlicher 3 Arten 2 fadenförmige Rüssel,
welche in beständiger kräftiger Wirbelbewegung begriffen sind und an deren Grunde die Mundöffnung liegt.
— Als Ernährungsorgane erkannte ich bei Volvox Globator deutlicher, als bei den übrigen, kleine helle
oder grünlich erfüllte, nur einmal dann scharf und zur Ueberzeugung gesehene Blasen, als ich sie mit aller
zu Gebote stehenden Sehkraft suchte. Die Mundöffnung ist durch eine hellere Stelle bezeichnet. — Als
Fortpflanzungsorgane erkannte ich, meiner Meinung nach, bei Volvox Glohator den vollständigen doppelten
Sexual -Apparat der grösseren Infusorien. Zuerst liess sich bei den stärksten Vergrösserungen die grüne
Farbe des innern Körpers als aus Körnchen bestehend erkennen, welche Eier zu seyn schienen. In älteren
Thierchen waren die Körnchen viel einzelner und daher die Körperfarbe blasser. In Jüngern waren sie,
ihrer Gedrängtheit halber, nicht deutlich isolirt zu erkennen. Ueberdiess enthielt jedes Thierchen aller 3
Arten 1 bis 2 hellere, grosse* runde Stellen im Körper, welche ich mit Samendrüsen zu vergleichen be-
rechtigt zu seyn meinte, nachdem ich diese Organe durch viele Klassen kleiner Thiere vergleichend beobach-
tet hatte. Zwei schienen eine Vorbereitung zur Selbsttheilung anzuzeigen, indem dann auch zuweilen 2
rothe Pigmentstellen vorhanden waren. Ferner sali ich einigemale deutlich bei V. Globalor zwischen 2
solcher Drüsen eine contractile helle Blase, welche ich denn für die Samenblase halte. — Als Empfindungs-
organ endlich erkannte ich bei sämmtlichen 3 Arten einzelne, oder bei bevorstehender Theilung mehrfache,
rothe Pigmentstellen des innern Körpers nahe am Munde, welche, aller Analogie nach, als Augen angese-
hen werden können. — Von Gefässen ist keine deutliche Erkenntniss zu erlangen gewesen (vergl. Volvox
Glohator).
An geographischer Verbreitung der Gattung ist ermittelt worden, dass sie in Europa sehr ausgedehnt
ist, aber aus andern Welttheilen fehlen die Nachrichten gänzlich. Stockholm und Paris, Norwich und Pavia
sind die Extreme der Beobachtung.
83. Volvoac Glohator, grünes Kugelthier. Tafel iv. Fig. i.
V. animalcnlis ininimis subglobosis, globulis internis margine iutegro et viridibus , polypariis globosis.
Volvoce vert: Animalcules tres-petits presr/ue globuleua, ayant les globules internes (jeunes poly-
piers) a bord entier et vertes et les polypiers (vieres) spheriques.
Leeuwenhoek, Continuatio Arcan. Nat. p. 149. Fig. 2. 1700. (1698.)
Baker (Greenleafe und Arderon), Das Kugelthier (1745.), Nutz und Gebranch des Mikroskops, 1734. p. 418. Tafel XII. Fig. 27.
Das Kugelthier, Rösel, Insectenbelus tigung. III.. TheiL p. 617. Tafel 101. Fig. 1 — 3. 1755.
Volvox Glohator, Linse, Systema Nat. ed. X. 1758. ed. XII. 1766.
Volvox ghlosus, de Geer, Abhandl. der schwed. Akademie, 1761.
Volvox, Haller, Blementa physiologiae. Vol. VIII. p. 3, 216. 1766.
— Glohator, Pallas, Elenchus Zoophytornm, p. 417. 1766.
Volvox Glohator, Müller, Historia verminm terrestr. et fluviat. I. p. 32. 1773.
Kugelthier, Göze, Znsätze zu Bonnet's Abhandl. aus der Insectologie, p. 375. 1773.
Tremblet, Instruction d'un pere ä ses enfans. 1775. I. p. 302.
Kugelthier, Eichhorn, Kleinste Wasserthiere. 1775. p. 26. Tafol I. Fig. 8.
Volvox, Spalianzani, Opuscules de physique par Sennebier, I. p. 193. Tab. II. Fig. XI, (1776.) 1777.
Volvox Glohator, Müller, Animalc. infus. 1786. p. 18. Tafel III. Fig. 12 — 13.
— — Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 33. 1803. nicht 1776. (s. V. stcllaius.)
— — Treviranus Biologie, II. p. 339. 1803. (war offenbar kein Volvox, sondern eine Leucophrys, oder ein ähnliches Thier.)
~ — Oken, Lehrbuch d. Naturgesch. 1815. p. 29.
~ — Schweigger, Handbuch der Naturgesch. d. skeletlosen Thiere, p. 249. 1820.
Pandorina Leeuwenhoekii , Bort de St. Vincent, Encycl. method. 1824. Dict. classicjue des sc. nat. 1828.
Volvox Glohator, Stokes, 1828 in Vigors Zool. Journal. 1830. p. 51 — 52.
— — Abhandl. der Akademie d. Wissensch. in Berlin, 1830. p. 39. 1831. p. 76. 1833. p. 328. Tafel VI. Fig. 1.
09
Aufenthalt: Ich selbst habe es nur bei Berlin beobachtet, nach andern fand es sich bei Delft, Norwich, Yarmouth, London?, Pa-
ria, Paris, Nürnberg, Linz?, Jena, Quedlinburg, Dresden, Danzig, Copenhagen und Stockholm.
Das grüne Kuo-elthier entdeckte, der Abbildung nach, Leeüwenhoek am 30. Augost 1698 in einem Wiesengraben bei
Delft und er gehört auch zu den Beobachtern, die es am sorgfältigsten untersucht haben. Er erkannte 5 bis 12 Kugeln im Innern,
erkannte und zählte die Körperchen der Peripherie (die Thierchen), sah ihre regelmässige Stellung und sah das Ausschlüpfen der klei-
nem Kugeln aus den zerplatzten grossen, beobachtete auch in den kleineren Kugeln schon noch kleinere, die er für Samen in Samen
hielt, da er das Ganze sich als Pflanze dachte, welche den Infusorien zur Nahrung zu dienen bestimmt sey. Baker erhielt es dann
von Greenleafe und Arderon aus Yarmouth im Juli und aus Norwich zu Ende Sommers zugesendet. Er sah die Wärzchen der
Oberfläche und zuerst die Wimpern (Rüssel). Die grossen innern Kugeln hielt er für einfache Eier. Der Maler Rosel beobachtete
es nach ihm bei Nürnberg und weder er noch Baker erwähnen Leeüwenhoek. Er sah die Wärzchen der Oberfläche, aber keine
Wimpern und hielt erstere für feine Röhrchen, wodurch das Thier Wasser hervorspritzen könne, so dass es sich auf die Art bewege,
wie eine Rakete und zwar nach allen Seiten willkiihrlich. Er sah das Auskriechen der Kugeln, die er für Junge hielt und in diesen
Jungen schon im Mutterleibe noch 3fache Generationen eingeschachtelt, so dass ein altes noch lebendes Thier seiner Kinder Kindes-
Kindes- Kinder bei sich führe. Er sah noch grössere, ähnliche eiförmige Thiere von violetter, rosenrother und schillernder Farbe.
Auf Rösel's Beobachtung und Abbildung gründete Linke 1758 seinen Volvox Globator, welcher erst 1760 von de Geer bei
Stockholm entdeckt und beschrieben und gleichzeitig 1761 in Linne's Fauna suecica aufgenommen wurde. Man fand ihn im Som-
mer und Herbst. Es ist ganz offenbar, dass Rösel's Beobachtungen einen grossen Antheil an Bonnet's und Haller's berühmter
Idee der Einschachtelung haben, mit welcher diese in jener Zeit die Entstehung der organischen Körper und des Menschen zu erläutern
versuchten. Müller nahm diesen Volvocc Globator 1773 in sein System der Infusorien auf, nachdem er ihn auch bei Copenhagen ent-
deckt hatte und bemerkte, dass er im Alter weisslich und orangcngelb werde, dass die Wärzchen der Oberfläche keine Haare wären und
abfielen, dass er auch 30 bis 40 innere Kugeln gesehen (was wohl auf den V. stellatus zu beziehen), und dass auch er öfter in dem
merkwürdigen Thiere Enkel und Urenkel (4 Kugeln) eingeschachtelt gesehen habe. Er ändere zuweilen seine Kugelform ab und sey einge-
drückt. Im Frühjahr und Sommer fand er ihn in ruhigen Erlenlachen. In gleichem Jahre sah ihn Göze bei Quedlinburg und bestätigte die
grössere Kugelzahl und die wunderbaren Geburten. Trembley scheint dann, nur aufBAKER's und Rösel's Beobachtungen gestützt, sei-
ner zu erwähnen. Eichhorn fand ihn bei Danzig zuerst am 3. Sept. 1760 im Regenwasser, sah aber „weder Augen, noch Füsse, noch
Fortpflanzung". Spaixanzani, welcher 1776 seiner erwähnt, fand ihn bei Pavia zweimal in überaus grosser Menge im Aufguss von Hanf-
samen und der Tremella (Nostoc). Er sah aber niemals 5 Kugeln in einander, wie Rösel, wohl aber 3, welche offenbar in einander ge-
schachtelte Junge wären, deren Auskriechen er mit ansah. Er beobachtete 8 — 13 innere Kugeln. Er sagt dann p. 196: man könne im
Innern 13 Generationen sehen, allein das sollte offenbar heissen 3. In Müller's nachgelassenem grossen Infusorienwerke ist nichts zuge-
fügt als die Abbildung. Schrank, welcher 1776 dies Thierchen bei Linz beobachtet zu haben meinte (Beiträge zur Naturgeschichte p. 107.),
hat damals, seiner Abbildung nach, Pandorina Morum und ganz junge Monadenstöcke des V. stellatus für diese Form gehalten. Später,
1803, hat er offenbar das rechte Thier gesehen und bemerkt, dass die peripherischen grünen Wärzchen unterhalb der Oberfläche lie-
gen, diese aber glatt ist. Auch bemerkt er, dass die Jungen sich jedes für sich bewegen und hält den Druckfehler der 13 Einschach-
telungen bei Spallanzani für eine Behauptung, die er widerlegt. Treviranus glaubt ihn in Bremen in einem stinkenden Aufguss
von Irisblättern und Oken ihn in Jena in einem Aufgusse von Commelina- Wurzeln gesehen zu haben. Auch soll er nach letzterem
in Dachrinnen und Kornaufguss erscheinen. Für die Einschachtelung beweise er nichts. Die sich trennenden Punkte wären belebte
Nahrungsstoffe, welche er erst gefressen habe. Beide sahen gewiss ein anderes Thierchen, welches nur der ehemaligen Gattung
Volvocc angehörte. Schweigger sagt nicht, dass er den Volvoa selbst gesehen und vermuthet, dass die Kugeln keine durch Be-
fruchtung entstandenen Individuen sind. Borx de St. Vincent beobachtete die Form vielleicht selbst bei Paris und scheint die Idee
eines Monadenstockes damit zu verbinden, ohne jedoch das Verhältniss der Einzclthiere zu erkennen; denn was er molecules Vivantes
oder Einzclthiere nennt, sind die grossen inneren Kugeln, daher verband er auch den Volvox Morum mit dem V. Globator in
einer Gattung. Nach Broderip's Mittheilungen beobachtete 1828 Stokes in England wieder das Platzen des Volvooc mit 4 Kugeln
und man bildete es in grobem Holzschnitt ab. Der 1828 in den Tafeln zu den Symbolis physicis fraglich erwähnte junge Volvos
Globator ist jetzt als Pandorina hyalina abgesondert. In den Abhandlungen der Berliner Akademie 1830 und 1831 wird diese
Form aus der Gegend von Berlin bezeichnet und schärfer als bisher in einer besondern Gattung abgegrenzt. Erst 1832 (1833) wurde
eben da die umfassendere Organisation auseinandergesetzt. Carüs neue Erläuterung des V. Globator von 1835 siehe bei V. stellatus.
Das grüne Kugelthier fand ich bei Berlin vor 1830 durchaus gar nicht, seitdem aber jährlich in zahllosen Mengen und vom
Anfange Aprils "bis Ende Decembers in allen Monaten selbst unterm Eise, in Torflachen und zwischen Meerlinsen des Bassins imThier-
garten. Es unterscheidet sich vom sternführenden durch glatte, innere Kugeln und durch ziemlich regelmässig kugelförmige peripheri-
sche Tliierchen, auch hat es nie mehr als 15 Kugeln, meist 8 gezeigt und die alten Monadenstöcke sind regelmässig sphärisch. Ich
hatte zuweilen mehrere Hunderte dieser Thierchen in einem Uhrglase voll Wasser. Die grössten Kugeln hatten J/3 Linie im Durch-
messer, die kleinsten frei schwimmenden Vso bis V20 Linie. Die kleinen Einzelthierchen der Peripherie hatten Vass Linie im Durch-
messer. Solcher Thierchen zählte icli im Umkreise einer grossen Kugel bis 140, mithin besass wohl die ganze Kugel 9800, ohne
die in den 8 grossen innern Kugeln befindlichen, welche vielleicht noch 4 bis 6mal soviel ausmachten. Bei kleinen Mutter -Kugeln
zählte ich 82 und 102 im Umkreis, aber bei einigen überdiess bis 15 innere Monadenstöcke. Leeüwenhoek zählte auch 80 Wärz-
chen im Umkreis. Ich berechne nun, dass wenn die Thierchen ziemlich regelmässig parallele Cirkellinicn bildeten, die Hälfte jener
Zahl die richtige Zahl der Thier- Reihen um die Kugel giebt, und wird mit ihr die ganze Zahl multiplicirt, die ziemlich richtige
Zahl aller Thierchen der Kugeloberfläche erlangt wird. Sind 80 im Umkreise, so enthält die Kugeltiäche ungefähr 40mal 80=3200
Thiere.
Thut man etwas blaue oder rothe Farbe in's Wasser unter dem Mikroskope, so erkennt man sehr deutlich eine kräftige Strö-
mung um die einzelnen Kugeln, welche beim Schwimmen ein constantes Vorn und Hinten erkennen lässt. Es ergiebt sich dadurch,
dass die inneren kleinen Kugeln, wo weniger (bis 8) sind, immer in der hintern Mutterhälfte liegen und dass die vordere leer ist;
wo viele sind, wird diess undeutlich. Die Strömung ist eine Folge der Gesammtwirkung aller Einzelthierchen, die wie Thicrheerdcn,
Vögelzüge, selbst singende oder tanzende Menschen- und Volkshaufen einen gemeinsamen Rhythmus und eine gemeinsame Richtung anneh-
men, oft selbst ohne Commando und ohne sich des Willens dazu klar bewusst zu werden. So schwimmen alle Polypenstöcke und der
gemüthliche wie der kälter urtheilende Naturbeschauer erkennt hierin einen Gesellschaftstrieb, welcher aus Kraft und Nachgiebigkeit
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für gemeinsame Zwecke besteht, einen Zustand, der eine geistige Thätigkeit verlangt, die allzugering anzuscMagen man nicht berech-
tigt, nur verführt seyn kann. Nie darf man auch vergessen, dass alle Einzelthierchen Empfindungsorgane besitzen, die den Augen
vergleichbar sind und dass sie mithin nicht blind sich im Wasser drehen, sondern als Bürger einer unserm Urtheile fern liegenden
grossen Welt den Genuss einer emplindungsreichen Existenz, so stolz wir uns auch geberden mögen, mit uns selber theilen.
Die specielle Organisation des Volvotc Globator ist in der Characteristik der Gattung angegeben und in der Erläuterung
der Abbildungen zu vergleichen. Hier ist nur noch zu, bemerken, dass er eine dreifache Fortpflanzungsthätigkeit zeigt. Er bildet
1) durch doppelte, hermaphroditische Geschlechtsthätigkeit, wie es scheint, grünfarbige Eier. 2) bildet er, durch einfache, unvoll-
kommene Selbsttbeilung (Längstheilung) innerhalb der Panzer der Einzelthierchen, Monadenstöcke als hohle mit Wasser gefüllte Ku-
geln, die nach einiger Zeit von den Einzelmonaden verlassen werden und vergehen; 3) bildet er nach einem, wie es scheint, bestimm-
ten, Gesetze an bestimmten innern Stellen dieser Monadenstöcke , durch vielfach sich rascher wiederholende Selbsttbeilung (oder Knos-
penbildung?) gewisser Einzel thiere, innere Schwester-Kugeln, welche später aus der zerplatzenden grossen Mutter-Kugel hervortreten und
sehr rasch durch Aufsaugen von Wasser, Auseinandertreten der schon völlig ausgebildeten Tausende von Einzelthieren wieder zu gros-
sen selbstständig rollenden Monadenstöcken werden. Diese Stellen der Kugeln, wo sich neue Knospenhaufen entwickeln können, sind
an Zahl 2 bis 8, sehr früh kenntlich, und man hat sie für Junge der 2ten Generation gehalten. Diese Stellen selbst scheinen gar
nicht etwas Besonderes, sondern nur grössere, für diese Theilung sich anschickende Individuen zu seyn, die man mit Bienenköniginnen
in ihrem anderen Verhältnisse vielleicht richtig vergleicht. Diese Keimfieeke oder helleren und etwas grösseren Einzelthiere in den von
der Mutterkugcl eingeschlossenen scheinbaren Töchterkugeln sahen Leeüwenhoek und Spallanzani ganz richtig. Rösel's wun-
derliche Steigerung Leeüwenhoek's irriger Ansicht, niebt bloss die Töchterkugeln für junge Einzelthiere und die Keimüecke für
Junge der Jungen zu halten, sondern auch die darüber und darunter liegenden durchscheinenden wahren Einzelthiere für noch weitere
5 Generationen zu erklären, hatte, bei der seinem entschiedenen Beobachtungstalente gegebenen Anerkennung und Auctorität, Befangen-
heit in die späteren Urtheile über diesen Gegenstand gebracht. Selbst Müller hat, offenbar aus Achtung vor Rösel's Abbildung,
eine, wo nicht 2 Generationen mehr angegeben, als er selbst gesehen. Dass diess so ist, geht aus Rösel's und Müller' s Abbildun-
gen ganz deutlich hervor. Niemand hat 5 Generationen gezeichnet, Rösel hat nur 4, Müller, wie Leeüwenhoek, nur 2, an-
dere haben 3 abgebildet. Ueberhaupt ist aber dabei an Nachkommen und Generationen gar nicht zu denken. Es ist nur Erweiterung
und Verbreitung eines und desselben Einzeltliicres, von dessen allinälig vergrössertem Körper jedes Pünktchen auch der innern Kugeln
ein unmittelbarer Theil ist. Das Verwandtschaftsverhältniss dieser Einzelthierchen ist mithin viel näber als selbst das der jungen Hy-
dra-Polypen oder der Pflanzenzweige. Man kann sie zunächst, aber ebenfalls nicht ganz passend, mit Zwillingsgeschwistern verglei-
chen. Genug sie sind unmittelbare Thcile eines und desselben Eies. So geht denn die ganze Ansicht von Einschachtelung (emboite-
meni) vieler Generationen in einander völlig leer aus und es tritt die ganz andere Ansicht der Selbsttbeilung und Schwesterverwandt-
schaft der monadcnähnlicben Einzelthierchen, bei welchen die Kugeln nur Nebensache sind, da seyn und fehlen können, an ihre Stelle.
Zuweilen bewegen sich die kleinen Kugeln schon frei im Innern, allein das ist selten, denn sie sind angewachsen und es
geschieht nur kurz vor dem Platzen der grossen Kugel. Schrank wollte von dieser Ortsveränderung der innern Kugel 1776, welche
den Schwerpunkt verändere, die Bewegung herleiten und man hat diess nach ihm zuweilen zur Erklärung der Bewegung auch anderer
Infusorien benutzt. Was er sah, ist aber der Bewegung der Bäume eines Waldes zu vergleichen, die man beim Fahren sieht. Nur
ganz ausgewachsene, d. h. keine weitere Selbsttbeilung eingehende, Kugeln lösen sich, wie es scheint, zuweilen ab, bevor die Haupt-
kugel platzt, was dann bald geschieht, wie ich es beobachtete. Ich sah auch bei schon zerrissnen und von vielen ihrer Thiermonaden
vcrlassnen Kugeln ein Zittern und Bewegen der kleinen Einzelthiere in ihren Zellen, wie bei Uroglena.
Unter die besonders merkwürdigen bisher unbekannten Eigenthümlichkeiten des Volvox Globator gehört offenbar, dass ich
im Juni 1835 in sehr vielen lebenden Kugeln lebende Räder thiere eingeschlossen fand, welche darin wirbelten und neben sich Eier
hineingelegt hatten, aus denen ich wieder die Jungen im VoIvom selbst auskriechen sah. Ich trug die Beobachtung am 16. Juni in
der Berliner Gesellschaft der naturforschenden Freunde vor und sie ist am 22. Juni 1835 in den Zeitungen angezeigt gewesen. Ich
nannte das Räderthierchen Notommata Parasita. Seitdem habe ich die Erscheinung unzählige Male und in ganz beliebiger
Menge mir wieder zur Anschauung bringen können. Ich habe auch noch eine 2te Art von Räderthieren derselben Gattung, N. Pe-
tromij%07i) in gleichem Verhältniss beobachtet. Alle Kugeln, welche von Räderthieren als Schiff oder Kutsche benutzt wurden,
hatten zerrissne Stellen und die Räder thiere hatten sich offenbar eingefressen, auch frassen sie sichtlich die innern grünen Kugeln
auf und legten an deren Stelle ihre Eier an die innere Wand der Kugel. Ich sah oft 3 bis 5 erwachsene Räder thiere mit meh-
reren Eiern in einer Kugel, meist aber nur 1 bis 2. Hieraus ist völlig deutlich, dass jene dabei immerfort lebenden und schwim-
menden Kugeln des Volvocc keine Individuen seyn können. Die Eier der Räder thiere waren zuweilen borstig (Wintereier). Ich
bin durch diese Erscheinung über das wahre Verhältniss der gelben Körper im Volvoa; aureus unsicher geworden. Sie haben etwas
Fremdartiges an sich. Aber ich glaube ganz geschlossene Individuen mit lauter gelben Kugeln beobachtet zu haben.
Rücksichtlich der von Rösel und Müller erwähnten Farbenverschiedenheiten möchte ich fast glauben, dass Rösel die Nas-
sida omata (Tafel XXXVII.) für einen Volvosc gehalten habe, doch passt die angegebene Grösse, wenn er grosse Volvoces gesehen
hat, nicht. Ein violetter und rosenrother Volvotc beleidigt das Gefühl. Die Farbe kann hier nur von den Eiern kommen und
diese Farben sind unerhört. Bei Nassula kommt sie in dem Verdauungssafte des grossen Individuums vor. Vielleicht sah Rösel gleich-
zeitig kleinere Kugelthierc, dann kann die Grösse passen. Müller hat 4en Volvotc aureus nicht unterschieden und vielleicht Synura
JJvella oder ganz abgelebte verlassne Kugeln als weissen Volvocc angesehen. Lässt man die Kugeln auf ein sehr klares Glas antrock-
nen, so erkennt man die feinen Rüssel der Monaden völlig scharf, wenn man sie 300 bis 500mal vergrössert. Sie lassen sich vor-
trefflich getrocknet aufbewahren und geben eines der interessantesten mikroskopischen Objecte. Die kleinen Augen verlieren die Farbe
des Pigments und auch das Grün verbleicht etwas, wenn man das Object dem Lichte zuviel aussetzt. Bei weniger gut achromatischen
Mikroskopen irrt man sich leicht mit dem rothen Auge, indem alle Bläschen im Innern rothe Ränder haben; dieser Irrthum ist hier
abgerechnet. Entwicklungscyclus Veooo? '>is % Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. IV. Figo I.
Es sind in 13 Figuren die hauptsächlichsten Organisation- und Entwickelungszustände des Volvox zeitgeniäss vorgestellt. Die grossen Ku-
geln sind Monadenstöcke der Einzelthiere. Die Einzelthiere sind nicht die innern Kugeln, sondern die zahllosen Pünktchen der Oberfläche, welche in
Fig. 6., 7. und 13. stärker vergrössert vorgestellt sind. Die Figuren 8. bis 12. zeigen die Entwicklung eines zur innern Polypenstockbildung geeigne-
ten Einzelthieres , einer Volvox- Königin.
Vi
Fig. 1. ist ein grosser Monadenstock mit 8 Töchterkugeln (Königinnen) und deren mittlerer Oeffnung,. welche vielleicht auch hei der grösseren Kugel
vorn offen bleibt und dem inneren Räume Wasser zuführt. Die Bewegung der kleinen zahllosen Monaden-Rüssel im Umkreise macht einen Strom von
der Mitte der leeren Hälfte zur Mitte der vollen, und das Centrum jener ist beim Schwimmen vorn. Die sogenannte 2te Generation ist hier nicht an-
gedeutet, weil sie nicht immer deutlich sichtbar ist. Ansicht von der Seite.
Fig. 2. ist eine eben freigewordene Kugel, die sich noch nicht durch rasches Aufsaugen von Wasser aufgeblasen hat. Sehr bald erreicht sie die Ge-
stalt der Fig. 3. Ihre hellen inneren Stellen, welche man auch schon im Mutterleibe dann oft sieht, wenn man die Kugel eintrocknen lässt, sind die
Anfänge der neuen Kugeln, enthalten aber nie selbst schon wieder andere Keimflecke.
Fig. 3. ist ein kleineres Individuum, von hinten gesehen, mit 9 Kugeln. Die dunkeln Körper in den kleinen Kugeln sind darüber liegende peripheri-
sche Monaden, die, wie der über die Sonne gehende Mond, schwarze Flecke darauf bilden, welche wohl Rösel für innere Generationen hielt.
Fig. 4. ist eine Kugel von mittlerer Grösse, die eine Notommata Petromyzon ß sich zur Wohnung erlesen hat, welche sich von ihr herumfahren lässt
und worein diese auch bereits ihr Ei a geheftet hat. Eine zerrissene Stelle zeigt die Art des Ilineinkommens (vergl. Notommata IVerneckii und
Notommata Parasita auf Tafel L).
Fig. 5. ist eine platzende Kugel, welche die inneren Monadenstöcke entleert.
Fig. 6. ist ein Stück der Oberfläche des Volvox , oOOmal im Durchmesser vergrössert, die Einzelthiere in ihren Verbindungen darstellend. Jedes hat
2 Rüssel und wenigstens 1 Auge u. s. w. Einige schicken sich in ihrer individuellen Panzer -Zelle zur Selbsttheilung an und verdoppeln die Organe.
Eins hat den Körper schon fast völlig der Länge nach getheilt, aber noch keine doppelten Rüssel gebildet. In der Mitte ist ein Thier in seiner Zelle
in 6 Thiere (3mal) getheilt und bildet eine Art von neuem Polypenstock für sich.
Fig. 7. ist ein schärfer aufgefasstes Einzelthierchen mit 6 Verbindungsröhren (Stolonen?), 2 Rüsseln, einem Auge, 2 matteren, festen, hellen Stellen
(Drüsen), und einer contractilen , sehr klaren Stelle (Samenblase). Der Körper ist mit grünen Körnchen erfüllt, welche Eier und zum Theil grün er-
füllte Magenzellen zu seyn schienen.
Fig. 8 — 12. sind die ersten Entwickelungszustände einer innern Töchterkugel (Volvoxkönigin?). Fig. 8. ist der einfachste Zustand eines hellen Pun-
ktes, wie sie in Fig. 2. sichtbar sind. Dieser entwickelt sich in wenig Stunden zu Fig. 9., geht also eine kreuzweise unvollkommne Selbsttheilung ein.
Zuweilen theilt sich ein Theil allein sogleich wieder und so entsteht Fig. 10., welche dann durch rasche vielfache Selbsttheilung beerenartig oder kör-
nig wird, wie Fig. 11., und allmälig sich immer weiter durch Selbsttheilung in kleinere Individuen spaltet, welche dann, wie Fig. 12., den grössern
inneren Kugeln gleichen und deren jedes einzelne Körnchen ein Einzelthier mit 2 Rüsseln, Augen u. s. w. ist. Beim weitern Entfalten bildet sich
erst der Mantel mehr aus, welcher als ein weisser Ring um die Kugel erscheint.
Fig. 13. ist ein 2000mal im Durchmesser vergrössertes Thierchen, welches 1/2SS Linie gross war. Die Grösse des Objects ist gemessen und die Diffe-
renz der zu berechnenden Grösse liegt im Auge. Es ist dem Thierchen der Figur 7. ziemlich gleich. Die Organe sind im Umriss ein wenig schär-
fer gezeichnet, als sie, des grossen Lichtmangels halber, gesehen wurden. Die Verbindungsröhren rh, die beiden Rüssel, das rothe Auge ö, die beiden
grossen Drüsen t und die contractile hellere Blase in der Mitte s scheinen ausser Zweifel gesetzt. Die mittlere grüne Ausfüllungsmasse ist mit grosser
Aufmerksamkeit und Anstrengung der Sehkraft beurtheilt Avorden und zerfiel danach in 2 verschiedene Massen, in grössere grüne Haufen v\ und in klei-
nere grüne regelmässige Körnchen öf. Letztere waren wohl ^eooo Linie bis 1/80oo Linie gross. Um diess Verhältniss aus einander treten zu lassen,
habe ich mir in der Zeichnung erlaubt, die grünen Haufen durch scharfe Umrisse abzusondern und die Idee klar hervorzuheben, welche sich bei der
Untersuchung in mir gestaltete, dass diese nämlich Magenzellen sind, welche vom Munde o' aus frei in den Körperraum zahlreich hinabhängen, so dass
der Mund am Grunde siebartig durchlöchert wäre. Wer an dieser Figur Anstoss nehmen will, möge sie wegdenken und Fig. 7. dafür, als die ganz
treu gezeichnete, wo aber, der Kleinheit halber, die Theile nicht aus einander treten, an ihrer Stelle seiner eigenen Beurtheilung zum Grunde legen.
Ich bemerke nur, dass auch diese Figur keineswegs ideal, sondern wirklich gesehen, nur etwas schärfer dargestellt ist, als sie gesehen werden ,kounte.
84. Volvoac aureus, goldfarbenes Hugelthier. Tafel IV. Fig. II.
Y. animalculis suhglobosis, viridibus, globulis internis aureis margine integro, polypariis globosis.
Volvoce dore: Animalcules verts prenque glohileucc^ globes internes jaunes (ff or a bord entier> poly-
piers spheriques.
Volvox Globator aetate aurantius, Müller? Vermium historia, 1773. p. 32. et Animalc. infus. 1786. p. 19.
Volvox aureus, Abhandle der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 77.
Aufenthalt: Bei Berlin!, vielleicht bei Copenhagen.
Diess schöne Kugelthier fand ich 1831 am 19. Juli und 13. October einzeln zwischen Uroglenen in Torflachen hei Ber-
lin, allein im Jahre 1834 und 1835 fand ich es zwischen Volvotv Globator und V. stellatus ebenda mehrmals. Häufig sah ich es
erst im Juni 1835 mit den, Rad er thierchen in sich einschliessenden, Exemplaren im Bassin des Thiergartens nicht weit vom Bran-
denburger Thore. Ich habe es dann am 9. und 30. April und am 7. Mai ebenda und bei den Pulvermühlen an der Jungfernheide in
gleichen Verhältnissen wiedergefunden und den ganzen Sommer hindurch bis zu Anfang Decembers dieses Jahres theils an denselben
Orten beobachtet, theils in meiner Wohnung monatlang aufbewahrt. Ungeachtet dieser zahlreichen Beobachtungen ist mir die Entwick-
lung der inneren gelben Körper zu beobachten nie gelungen. Ja ich sah nicht selten Exemplare, welche neben 4 bis 7 grünen glat-
ten inneren Kugeln eine gelbe hatten, auch 2, 3 u. s. w. Zuweilen waren zwischen den gelben Kugeln deutliche Eier von Räder-
thieren und oft ganz ausgebildete Räder thiere. Ich dachte daher bald daran, dass auch die gelben Kugeln Eier seyn könnten,
allein ich sah nicht selten ganz jugendlich frische, nirgends verletzte, Kugeln mit 8 bis 15 ganz gleichartigen gelben Töchterkugeln und
ich habe nie soviel Eier von Rädert liieren in einer und nur einmal ein einziges in einer unverletzten (? ) Volvoa- Kugel gefunden.
Es bleibt mir nichts übrig, als vorläufig diese Bildung weder für Alters- noch für Krankheitszustand noch für parasitische Thiere zu
halten und sie nur der weitern Forschung zu empfehlen.
Die Einzelthierchen sind etwas weniger regelmässig als beim Volvox Globator und neigen sich zur Form des V. stellatus^
sind auch meist kleiner. Der helle Umkreis um die innern Kugeln ist auffallend breit und deutlich. Einzelthierchen waren daran nie
zu erkennen. Dieser letztere Character schien mir anfangs speeifisch, allein ich habe dann den hellen Umkreis auch bei den Kugeln
der andern Arten deutlich erkannt.
Erklärung der Abbildungen Taf. IV. Fig. II*
Fig. I. ist eine absichtlich ausgewählte solche Kugel mittlerer Grösse, welche ganz geschlossen zu seyn schien, aber neben 8, lauter gelben, Kugeln
doch ein offenbares Räder thier -Ei der Notommata Parasita im Innern trug.
Fig. 2. ist ein gelber innerer Körper einer grossen Kugel im ganz entwickelten Zustande.
g>2
85. Volvooo Stella lus* sterntragendes Kugelthier. Tafel IV. Fig. in.
V. animalcolis angulosis, minoribus , viridibus, globulis internis viridibus numerosioribus tuberculatis s. margine dentato
stellatis, polypariis subglobosis saepe oblongis.
Volvoce etoile: Animalcules angideucc, plus petits que ceu& des autres especes, verts; globes internes
verts, nombreutc , iubercnleuM , ou a bord deutele en forme et etoile; polypiers presque globu-
leucOy souvent oblongs.
Volvox Glohator, Schrank, Beiträge zur Natnrg. 1776.
Volvox stellatus, Abhandl. der Akademie d. Wissenseh. zu Berlin, 1831. p. 77.
Volvox Glolator, Carus , Erläuterungs-Tafeln für die vergl. Anatomie, Heft IV. Fig. 1. A. B. 1835.
Aufenthalt: Bei Berlin und vielleicht bei Linz und Dresden.
Es scheint, dass die früheren Beobachter ausser Schrank diese besondere Form nie gesellen haben. Die sternförmigen
Kugeln sind sehr auffallend. Doch mögen die, welche 20 bis 40 innere Kugeln beobachtet haben wollen, leicht diese Form gesehen
haben. Ich habe erst nach dem Stich der Abbildung noch einige Beobachtungen gemacht, welche characteristische Eigenthümlichkeiten
betreffen. Es gehört dahin die meist ovale, sogar längliche Form der Gesellschaftskugeln und die kleineren gedrängter stehenden Thier-
chen, deren Form auch nicht rund, sondern etwas strahlig, Seckig, 4- bis Oeckig ist, während ihre grossen Kugeln ebenfalls Vs Li-
nie gross und zuweilen sogar etwas grösser werden. Carus hat in seinen ausgezeichneten Erläuterungs-Tafeln für die vergleichende
Anatomie zwar offenbar beide grüne Formen des Volvos vor sich gehabt, allein da er die Thierchen in der stärksten Vergrösserung
ungleichförmig und in der Form den eckigen Verbindungstkeilen der Canäle entsprechend darstellt, so scheinen seine intensiveren Beob-
achtungen dem Volvos stellatus anzugehören, während Fig. I. A. bis IV. den Volvooo Globator allerdings vorstellen. Der Ver-
fasser hält diesen Körper wieder für besonders merkwürdig wegen seiner Indifferenz zwischen Pflanzen- und Thiernatur, wie auch Leeu-
wenhoek es that. Das Platzen der grossen Kugel hält er für bedingt durch die Ausdehnung, welche das Wachsthum der innern Ku-
geln veranlasst, und meint, die Zahl der äussern grünen Körperchen vermehre sich nicht. Die Bewegung der Kugeln geschehe durch
ein Oscilliren der ganzen Kugelfläche, die einen Wirbel bilde, und die Richtung scheine durch einfallendes Licht geleitet zu werden,
weil er sie sich am beschatteten Rande einer offenen Schaale ansetzen sah. — Die ganze Hülle des Volvozc sei offenbar einsaugend
nach Pflanzenart durch die Haare. Er sah einen oder mehrere dunkle Punkte mit rother Färbung, die er für die, eingesogene organi-
sche Substanz vorbereitende und verbreitende, Organe hält. Das Ganze sey ein Thier ohne Mund, Afteröffnung und Darm. Es sey eben
so gut als blosse Pflanzenzelle oder als blosse Dotterblase zu betrachten. Es sey eine oscillirende Dotterblase mit Gefäs-
sen und drüsenartigen Organen in ihren Wänden, und aussen mit haarförmigen kiemenartigen Organen, den
oscillirenden Fibrillen der Eier der Gorgonien oder den einsaugenden Fäserchen auf dem Ei der Säugthiere
vergleichbar, besetzt. Dieser Vorstellung entspricht auch die Abbildung Fig. I. B., wo die von mir angegebenen Rüssel der
kleinen Thiere als Haare in deren Zwischenräumen auf der Oberfläche verstreut dargestellt werden. Wenn es sich bei diesen so ver-
schiedenen Ansichten um ein einzelnes Factum handelte-, so wäre es schwer, eine Entscheidung über so feine Zweifel zu wagen und
gern bescheidete ich mich, gegen eine poetisch ansprechendere meine Ansicht Preis zu geben. Allein die ganzen zahlreichen Familien
der Kugelthiere, Monadinen und Cryptomonadinen, der Astasiaeen, Peridinaeen und Ophrydinen sind völlig im glei-
chen Falle mit dem Volvox. Ich wage nicht, die schmucklose frühere Darstellung, wie ich sie gab, zu verlassen und übergebe die
weitere Vergleichung der späteren Zeit. Nur darauf mache ich aufmerksam, dass durch Carus die fadenförmigen Wirbelorgane, die
Verbindungs- Canäle der grünen Körperchen und die rothen Punkte in jedem grünen Körperchen befestigt wurden.
Einer der wichtigeren Charactere des Volvotc stellatus sind seine mit hohen Wärzchen besetzten Jüngern Kugeln, welche
hei Aufsicht eine sternartige Form erhalten, wie sie schon Schrank Taf. IV. f. 22. abbildete. Zuweilen sind diese Formen der
Kugeln so auffallend, dass ich auch schon an Eier von Rädert liieren oedacht habe, allein die vielen Ueberffänsre dieser Bildung
liessen mich den Gedanken bei Seite setzen. Ich stelle mir vor, dass die kleinen Panzer der Einzelthiere dieser Art nach vorn eine
conische Verlängerung haben, wie Lagenella , aus der sie ihre Rüssel hervorstrecken. Mit dem Alter werde diese Verlängerung kür-
zer und sie verschwinde endlich ganz durch die Turgescenz des übrigen Körpers.
Das Platzen der grossen Kugeln geschieht, meinen Erfahrungen nach, nicht durch Auseinandertreiben mittelst des Wachs-
thums der inneren Kugeln, sondern diese haben zuweilen so viel Spielraum, dass sie sich selbst im Innern frei wälzen. Ich bin viel-
mehr der Meinung, dass die Spannung, welche das Reissen bedingt, durch das Auseinandertreten der kleinen Thierchen der Oberfläche
hervorgebracht wird und zwar durch ungleiche Selbsttheilung dieser an grossen Flächen, wodurch die in der Theilung trägeren Gegen-
den allerdings eine Spannung erleiden mögen, welche Risse zur Folge hat. Doch kann es auch eine Folge der allgemeinen Entwick-
lung oder Reife seyn, wie es wahrscheinlicher ist.
Erklärung der Abbildungen Taf. IV. Fig. III.
Fig. 1. ist eine grosse Gesellschaftskugel mit 12 kleineren in ihrem Innern. Ich fand innerhalb bis 23 dergleichen.
Fig. 2. u. 3. sind 2 kleinere Kugeln, welche zuweilen frei im Wasser vorkommen. Eine dergleichen scheint Schrank bewegt gesehen zu haben, und
Losana hat, wie es scheint, mehrere seiner Arten von Volvox auf diese Formen gegründet.
Uebersieht und Beurtheilimg aller namhaft gemachten Arten der Gattung Volvox.
Man hat bisher überhaupt 80 Arten der Gattung Volvozc beschrieben, aber nur 3 sind anwendbar geworden. Der Gründer
der Gattung, Linne, hat 1758 und 1766 4 Art-Namen gegeben: 1) V. Chaos hat er selbst zurückgenommen und daraus die Gattung
Chaos gebildet. 2) V. Beroe und 3) bicaudatus sind Akalephen der Gattungen Beroe und Cydippe^ 4) V. Globator ist
als Stamm stehen geblieben; 5) V. dimidiatus nannte 1761 Wilke die Trichodina Pediculus. 6) V. Proteus nannte Pallas
1766 die Amoeba diffluens. 1769 beschrieb Ellis 6 Arten: 7) V. ovalis = Monas? 8) V. Torquilla = Chilodon Cu-
cullulus; 9) V. volutans = Trichoda pura; 10) V. Oniscus = Leucophrys pyriformis ; 11) V. Terebella = Pa-
ramecium Aurelia; 12) V. voran = Amphileptus Fasciola? Otto Fr. Müller beschrieb 1773 6 Arten:
?3
13) F. Globulus = Doxococcus Globulus ; 16) F. Limula = Vibrionum acervus?
14) F. Pilida = Forticella? Monas? 17) F. Sphaerula = Spliaerosira? Forticella?
15) F". Conflictor = Bursaria? Conflictor. 18) /^. Globator = F. Globator.
Die in Müllers NacLlass von Fabricius 1786 publieirten noch 7, also 13 Arten, liaben folgende Synonyme, wobei die 6 eben ge-
nannten aber nicht wiederholt werden:
19) F. Punctum = Monas Punctum; 23) F. Morum — Pandorina Morum;
20) F. Granulum == Gygcs Granulum? Monas? 24) F. Uva = JJvella viresccns? Synura Uvella?
21) Z7". Grandinella = Spirodiscus? Peridinium? 25) F. vegetans = Epistylis vegetans.
22) F. socialis = Uvella Atomus? U. Glaucoma?
Den Folvosc Conflictor stellte aber Müller selbst schon 1786 zur Gattung Leucop/ira, so dass 12 Arten blieben. Schrank
beschrieb 1776 26) den F. complanatus = Gonium Pectorale und F. Globator = F. stellatus; 1787 27) den F. Pileus = Bursa-
ria und F. Sphaerula = Epistylis vegetans. Derselbe fügte 1803 den 28) F. laevigalus hinzu, welcher vielleicht zu Pando-
rina Morum zu stellen ist. Herrmann bildete 1784 eine namenlose Art, welche der Gattung Enchelys anzugehören scheint und
zuerst F. Uva und Sphaerula ab. Dr. Martiniere beschrieb 1787 ein Seethierchen, welches Rozier zu Folvoa zog, wo-
hin es auch Gmelin als 29) F. Bulla 1788 stellte, das aber offenbar eine Akalephe, vielleicht Mammaria scintillans war.
30) F. Sphaericula in Adam's Essays on Microscope 1798 ist wohl ein Druckfehler für F. Sphaerula. Girod Chantrans
beschrieb 1802 31) einen fothen F. lacustris, welcher hier zu Euglena sanguinea gezogen worden ist. Schrank's Folvoa von 1803
ist schon erwähnt. Erst 1824 wurden wieder 3 neue Arten von Bort de St. Vincent in der Encyclopedie method. bekannt ge-
macht, wo die Familie der Folvociens aufgestellt wurde p. 521. 32) F. scintillans = Bursaria? scintillans; 33) F. bursari-
oides = Bursaria? globina; 34) F. Glaucoma = Cyclidium Glaucoma. Derselbe hat 1830 im Biet, classü/ue: Folvoce
noch 5 Arten von Joblot, aber zum Glück ohne Namen aufgeführt. F. globosus daselbst ist ein Schreibfehler für Globulus, ebenso
Fibrio Lunula für Folvozc Limula.
Im Jahre 1829 beschrieb Matteo Losana in Turin 50 Arten der Gattung Volvoa, die er fast sämmtlich abbildete. Er rech-
nete dazu 7 Monaden und alle bisherigen Folvoces und hatte überdiess 36, die er mit neuen Namen belegte. Die Abbildungen sind
in groben Umrissen und unkenntlich. Sein Folvoa trilobus, baccatus , 3torum, floriferus, uranoides, triflorus und scutife-
rus können die verschiedenen Zustände der Pandorina Morum seyn. Wahre Folvoces hat er, wie es scheint, nicht gesehen. Sein
F. reticulatus kann nicht für treue Beobachtung eines Folvoa gelten, da er keine inneren Kugeln bei so weit gespreizten Einzel-
thieren sah. Sein F. satumius ist vielleicht Peridinium cinetum. Jede Beurtheilung dieser Abbildungen wird zu vielen neuen
Fehlern und einer neuen wissenschaftlichen Last. Es ist Pflicht, diese ganze Thätigkeit auf die Seite zu schieben und vor einer glei-
chen zu warnen, da sie kein Lob und keine Freude bringen kann. Diess ist aber hier um so mehr nöthig auszusprechen, als derselbe
Beobachter Hunderte unbrauchbarer Namen in die Geschichte der Wissenschaft eingeschrieben hat, denn er hat auch 69 Arten der
Gattung Proteus , 64 Arten Kolpoda, 77 Cyclidium , 28 Paramecium und 26 Oplarium, zusammen 307 und darunter nahe an
300 unbrauchbare Namen ohne Entschädigung irgend einer Art gegeben. Zur Gattung Folvoa hat er, mit Einschluss der Monaden,
43 Namen gebracht, die sich im XXXIII. Bande der Memorie di Torino 1829. und in der Isis von 1832 verzeichnet finden. Der
Verfasser ist nur dann einigermassen zu entschuldigen, wenn man einen grossen Theil der Schuld auf die schiefe philosophische Rich-
tung der Zeit wirft, welche ihn mit der Idee erfüllte, dass alle diese Formen an sich nichts Reelles, nur Nüancirungen des einfachsten
Lebendigen wären. Der Mangel an umsichtiger Prüfung ist die ihm verbleibende Schuld. Im Jahre 1831 wurden in den Abhandlun-
gen der Berliner Akademie 2 neue Arten: 78) F. aureus und 79) F. stellatus hinzugefügt, und 1834 ist in Pritchard's Em-
pfehlungsschrift für seine Mikroskope der rothe Folvozc lacustris, von Girod Chantrans, wieder mit dem neuen unnöthigen Namen
80) F. Calamus belegt worden, welcher also auch vermuthlich zu Euglena sanguinea gehört.
VIERTE FAMILIE: ZITTERTHIERCHEN.
Vibrionia. Vlfrrionides.
CHARACTER: Animalia filiformia, distinete aut verisimiliter polygastrica, anentera, nutla, gymnica, cor-
pore Monadinorum uniformi, divisione spontanea imperfecta (transversa), catenatim conso-
ciata, Mnc filiformia.
CARACTERE: Animaux filiformes , distinetement ou vraisemblablement polygastriques, sans ca-
nal alimentaire^ sans carapace, sans appendices, ä corps uniforme des Monadines,
se reunissant par division spontanee imparfaite {transversale) en c/iames filiformes.
Es gehören zur Familie der Zitterthierchen alle fadenartigen Körperchen, welche selbst bewegt
und gegliedert sind und die alle Charactere der Monadenfamilie an sich tragen, so weit diese erreichbar
sind; die wirklich oder wahrscheinlich polygastrisch, darmlos, panzerlos, ohne äussere Anhänge und von
unveränderlicher Körperform sind, und deren, fadenartige Gestalt durch unvollkommene queere Selbstthei-
?4
lang entsteht. Oder: Zitterthierehen sind Monadinen, welche, durch queere unvollkommene Selbsttheilung,
bewegte Gliederfaden bilden.
Die Charactere der Familie der Zitterthierehen sind nur zum Theil jetzt erreichbar und zum Theil
der Analogie nach hier aufgenommen worden, was, wenn es ausgesprochen ist, nicht zu Irrthum verleiten
kann.
Die Zahl der Thierarten, welche die Familie bilden, beträgt 14. Sie sind in 5 Gattungen vertheilt:
Vibrio mit 6 Arten, Bacterium und Spirillum jede mit 3 Arten, Spirochaeta und Spirodiscus jede
mit 1 Art. Diese Familie wurde zuerst 1830 in den Abhandlungen der Berliner Academie p. 38 mit 3
Gattungen: Vibrio, Spirillum, Bacterium und 17 Arten physiologisch begründet, wovon jedoch die Mehr-
zahl der Arten der Gattung Bacterium später zu den Stabmonaden, Monas, gezogen worden sind.
Schon im Jahre 1824 hatte zwar Bory de St. Vincent {Encyclopedie method. p. 524.) eine Familie der
Vibrioniden aufgestellt, allein ihre Charactere waren von Faden Würmern, den Anguillulis, entlehnt und
er hielt sie alle für Vorbilder der Entozoen und Annulaten. Dessenungeachtet hat er den wahren Cha«
racter dieser Gruppe zuerst beobachtet, indem er beim Antrocknen die Gliederung erkannte. Nur hat er
diese Beobachtung nicht zur Characterisirung benutzt, sondern p. 780 daselbst und auch 1830 im Diction.
classique, die Lacrymarien und Pu pellen dabei gelassen, auch den Vibrio Bacillus nie von den An-
guillulis geschieden. Seine Familie der Vibrioniden umfasste nämlich 1824 die Gattungen Spirulina (s.
Spirodiscus), Melanella (siehe Vibrio), Vibrio (= Anguilluld), Lacrymatoria und Pupella (siehe Fa-
milie der Walzenthierchen, Enchelid), und 1830 theilte er die Gattung Vibrio in 3 Subgenera: La-
mellinaires, Gordioides und Oxyuroides. Im Jahre 1831 wurde die Familie in den Abhandlungen der
Berliner Akademie p. 66. speciell abgehandelt und mit 14 Arten aufgenommen: Bacterium mit 6 Arten,
Vibrio mit 5 Arten, Spirillum mit 2 Arten, Spirodiscus mit 1 Art, deren Specielles in den betreifenden
Rubriken angezeigt wird. Die Gattung Spirochaeta wurde 1832 (1833) ebenda p. 313 hinzugefügt. Die
Gattung Bactrium, welche ich in Hemprichs Naturgeschichte p. 408 (vergl. p. VIII.) aus Bacillarien
ohne Bewegung bildete, um die Pflanzen von den Thieren zu trennen, sollte zu den Algen gehören, allein
jetzt bin ich der Meinung, dass die stillen Bacillarien, welche Nitzsch für Pflanzen hielt, todt waren
und somit ist die besondere Gattung unnöthig. Ueber Oscillatoria und Spirogyra siehe Closterina.
Der Organisationsgehalt der Familie ist noch bei weitem nicht genügend ermittelt und das Bekannte
steht weit hinter dem zurück, was in der Familie der Monaden ermittelt werden konnte. Man würde ein
Recht haben, hier von grösserer, wirklicher Einfachheit im Bau zu sprechen, wenn nicht sogleich der
Grund vor Augen läge, warum dieser Mangel an Erkenn tniss vorhanden ist. Er liegt in der Kleinheit der
Einzelthiere. Die fadenförmigen sehr zarten Körper nämlich sind nicht Einzelthiere, sondern kettenartige
Monadenstöcke und jedes der schwer sichtbaren Gliederchen der Kette ist offenbar erst ein Einzelthierchen.
Der Grund dieser Ansicht liegt darin, weil diese Formen nie eine bestimmte Länge oder Gliederzahl besitzen,
und weil gleichzeitig mit sehr langen sehr kurze vorhanden zu seyn pflegen und so kurze, dass sie bis aus
nur 2 bis 3 Gliedern bestellen, die man von Monas Termo und Crepusculum gar nicht anders, als durch
die Gesellschaft und eine etwas eigenthümliche, schwer zu characterisirende Bewegung unterscheiden kann.
Aller Organisationsgehalt muss daher nothwendig in diesen kleinsten Theilen der Gliederfäden zu suchen
seyn und ihn da zu entdecken, fehlt es unsrer Sehkraft jetzt an Stärke.
Der Grund, warum nun überhaupt diese Körperchen hier als Thiere angesehen werden, liegt einerseits in
der sehr kräftigen, schwimmenden, schlängelnden, offenbar willkührlichen Bewegung, welche diese Formen deut-
lich besitzen und die von jeher ihnen eine Stelle bei den Thieren gesichert hat, allein ich habe auch bei
der stärksten Art und Gattung Bacterium ein Bewegungsorgan als einfachen wirbelnden Rüssel erkannt,
welches über die Thierheit derselben schon völlig entscheidet, und welches auch für die übrigen eine Ana-
logie darstellt, die die grosse Wahrscheinlichkeit gleicher Bildung befestigt. Form und Bewegungsorgan
der Einzelthiere ist sammt der Dimension den Formen der Gattung Monas gleich, ich halte es daher für
nicht allzu gewagt, auch die übrigen, sich der Sehkraft entziehenden, Organisations -Verhältnisse zu ver-
gleichen. Aufnahme von farbigen Nahrungsstoffen zu beobachten gelang aber nie. Vom Fortpflanzungsver-
liältniss sind nur Ei-?Körnchen und Selbsttheilung, ein rein thierischer Character, erkannt
Die Bewegung der wahren Vibrionen ist eine schlängelnde, so dass der gerade Gliederfaden sich
schlangenartig krümmt und in der Ruhe wieder streckt. Der Grund davon scheint in einer stärkern Ein-
schnürung und grösseren Isolirung der Einzelthiere zu liegen, so dass diese sich an einander verschieben
können. Bei Bacterium ist die Einschnürung schwächer, daher kein Schlängeln möglich, nur ein gerades
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Schwimmen. Bei Spirittum ist die flache Einschnürung wohl schief, so dass die Verlängerung durch Selbst-
theilung jene steife Spirale bedingt.
Rücksichtlich der geographischen Verbreitung lässt sich bemerken, dass die Familie sich über ganz
Europa ausdehnt und dass einzelne Formen im libyschen Africa, andere im sibirischen Asien beobachtet
worden sind, dass auch im Wasser der Ostsee ihre Formen zahllos vorhanden sind. Wo es sich um die
grössten Zahlenverhältnisse in der Natur der organischen Wesen handelt, concurriren häufig Formen dieser
Familie und sie bildet mit den Monadinen die Milchstrasse der Organisationen für die Sehkraft im kleinsten
Räume (vergl. Vibrio und Bacterium).
Zunächst verwandt der Familie der Zitterthierchen ist die Gattung Polytoma der Monadinen. Sie
unterscheidet sich durch unvollkommne Längstheilung und Queertheilung, wodurch Kugeln anstatt der Ket-
ten entstehen. Physiologisch ist diess kein bedeutender unterschied. Vielleicht ist sie, mit leichter Abän-
derung der Characteristik beider Familien in ihren speciellen hierauf sich beziehenden Bezeichnungen, hier
anzureihen.
Uebersicht der Gattungen:
Gliederfäden (Monadenstöcke) als gerad- i , . « .
linige Körper (durch rechtwinklige Queer- J^J»9««* • '. • • Bacterilim
° ,i .1 j scliiangeniorinig biegsam Vibrio
, . ,n.. . t .. , v.. ,, , (gewundene Gliederfäden biegsam Spirochaeta
als spiralformio- gekrümmte Kori)er (durch ) ö , ,. 1 . , , , , ~ . Tr ^iiy^uiw?^
t p o r\ n -i \ { i r^i. i o..! t. i cylindnscli gedehnte bpiraliorm . . »Dirilllim
schiele r dueertheilung) J gewundene Gliederfäden unbiegsam. < \ ., ,. , .. , c . 14. ^r.
ö/ 1° ( sclieibenartig gedrängte bpirallorm . SpirodlSCUS
SECHSUNDZWANZIGSTE GATTUNG: GLIEDERSTÄBCHEN.
Bacterilim. Bactere,
CHARACTER: Animal e familia Vibrioniorum, divisione spontanea in catenam filiformem rigidulam abiens.
CARACTERE: Animal de la famille des Vibrionides , prenant par la division spontanee la
forme dun fil articule raide.
Die Gattung der Gliederstäbchen gehört zur Familie der Zitterthierchen und unterscheidet sich
durch unbiegsame Form ihrer durch queere Selbsttheilung entstandenen Gliederstäbchen.
Es werden hier 3 Arten der Gattung als sicher angenommen, welche sämmtlich sehr klein und farb-
los sind. Gegründet wurde die Gattung Bacterium im Jahre 1828 in den Abhandlungen der Berliner Aka-
demie 1829. p. 15. und in den Symbolis physicis von Hempricb und Ehrenberg, Ever lehr ata I. Phyto-
%oa^ Tab. I. et IL 1828. mit 3 Arten aus Africa. Nähere Restimmungen zur Characteristik folgten 1830
in den Berliner akademischen Abhandlungen p. 38. und 61. mit 8 neuen Arten aus Russland und im Texte
zu den Symbolis physicis , Evertebrata L 1831. Fol. b. a. 2. Bis dahin war bei der starren, runden
Stabform mehrerer Arten die mehrfache Selbsttheilung und Gliederung vorausgesetzt worden. Allein eine
schärfere Beobachtung der Monaden liess bei diesen ähnliche Formen ohne mehrfache Gliederung erkennen;
es wurden daher 1831 in den Abhandlungen der Berliner Akademie die ungegliederten Arten der Gattung
Bacterium zu den Monaden gezogen und nur 6 im Ganzen beibehalten. Auch von diesen sind liier noch
2 zu den Vibrionen gestellt und 1 eingezogen worden, worüber am Schlüsse weitere Nachricht befindlich
ist. Die Schwierigkeit der Characteristik dieser Formen ist bei den jetzigen Hülfsmitteln noch sehr gross,
wodurch ein nie ruhendes Schwanken in das Urtheil übergeht. Ganz sicher ist nur eine Art der Gattung.
Nur bei B. triloculare ist thierische wirkliche Organisation beobachtet, indem sich ein wirbelnder
Rüssel erkennen liess. Ausserdem ist körnige Trübung und die Selbsttheilung erkannt. Nur die, freilich
sehr kräftige, offenbar freie, Bewegung ist ein allen Formen gemeinsamer thierischer Character. Zu ver-
gleichen ist für diese Gattimg Monas gliscens.
Bacterium triloculare ist zuerst in der Oase des Jupiter Ammon im libyschen Africa, dann auch
bei Berlin beobachtet, B. Enchelys und Punctum sind bisher nur in Petersburg gesehen.
86. Bacterium triloculare , dreigliedriges €Uiederstä]bcIieii. Tafel V. Fig. I.
B. corpusciilis ovatis in cylindros breves, bis vel quinquies, saepe ter longiores quam latos abeuntibus totidcmque linco-
lis transversis notatis.
li acter e triloculaire^ a corpuscules ovales se developpant en cylindres courts^ deute a cincf fois
mais plus souvent trois fois plus longs r/tie larges, ayant auiant de rayes transversales.
«6 —
Bacterium trilocnlare, Symbolae physicae. Evertebrata L Tab TT. Fig. 6. 1828. Text 1831. Polygas trica, Fol. b. a. 2.
B acter ium iriloculare, Ab h an dl. der Akademie d. Wissens eh. zu Berlin, 1829. p. 15. 19.
Bacterium arliculatum et B. triloculare , Ab h an dl. der Akademie d. Wissen sc li. zu Berlin, 1831. p. 69.
Aufenthalt: In der Oase des Jupiter Ammön im libyschen Africa und bei Berlin beobachtet.
Im November 1820 fand ich auf meiner Reise mit Dr. Hemprich in Libyen diese Form im sumpfigen Wasser zu Siwa (im
Ausflüsse des Sonnenquells). Das Thierchen war nicht lebhaft bewegt, aber zahlreich und deutlich durcheinander fahrend. Alle Indi-
viduen schienen nur 3 dunkle Quecrlinien zu besitzen und vorn und hinten war es fast spindelförmig ablaufend, dabei farblos. Diese
Form ist auf der angegebenen Tafel der Symbolae physicae gestochen. Seitdem fand ich (1831) bei Berlin ein sehr ähnliches Thier-
chen, welches mehr als 3 Abtheilungen zeigte und dabei denn auch etwas grösser war. Ich verzeichnete diess 1831 in den Abhand-
lungen der Berliner Akademie als eigene Art, als B. articulalum. Neuerlich habe ich aber diese Form, am 6. April 1833, wieder
in stehendem modrigen Wasser eines Glases in zahllosen Mengen auf meiner Stube beobachtet, und bin dadurch der Meinung gewor-
den, dass die Charactere der africanischen Form keine unterscheidenden sind und dass die Zahl der Gliederung auf der fortschreitenden
Entwickelung der Einzelthiere durch unvollkommne queere Selbsttheilung beruht, so dass die ursprüngliche Eiform des Körpers zum
stabartigen Cylinder wird. Ich sah aber nie mehr als 5 Glieder und sah auch nie Einzelthiere, sondern alle, auch die kleinsten, wa-
ren schon 1- bis 2mal getheilt. Besonders erfreulich war mir der deutliche Wirbel am Vordertheil der kleinen Körper im farbigen
Wasser, und eine angestrengte Untersuchung brachte mir sogar einen einfachen fadenartigen kurzen Rüssel zu directer Anschauung. Bei
den grössten Formen hatte der Rüssel x\z der Körperlänge, bei den kleinen die Hälfte. Die Bewegung der Thierchen war zitternd
und um die Längsaxe langsam wälzend. Farbeaufnahme fand nicht sichtlich statt. Ein sehr feinkörniger Inhalt bildete die innere Trü-
bung. Vibrio bipimctatii8 von Müller, den er im riechenden Seewasser in zahlloser Menge fand, ist zu schmal für diese Form und
mag wohl eine eigene verwandte Art seyn, denn Bacillarien vermehren sich nicht in faulendem Wasser.
Grösse der africanischen Forin in den Monadenstöcken J730o Linie, der Berliner 1/40o bis Vm"'? der Einzelthicrchen bei letz-
terer %6o'"> als Vs der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. V. Fig. I.
Es sind 2 Gruppen des in Berlin beobachteten Thierchens.
Fig. 1. sind 38 Thierchen, 290mal im Durchmesser vergrössert;
Fig. 2. sind 7 iOQOmal vergrösserte Thierchen in verschiedener Entwickelung.
8?o Macteriumf Enclielys, momadenartiges Oliederstätochen. Tafel V. Fig. IL
B. corpusculis indistinetis subovatis, minoribus, in cylindros minores abeuntibus, lineolis transversis obsoletis, colorc
hyalino.
Bactere Enchelide, a corpuscules peu distinets, vraisemblablement ovales, plus petits et se develop-
pant en cylindres plus minces c/ue ceueo de V espece precedente, a rayes transversales peu
marquees et a couleur d eau.
Bacterium Enchelys, Abb an dl. der Akademie d. Wissen seh. zu Berlin, 1830. p. 61. 70.
Bacterium? Enchelys, — - — - — - — 1831. p, 69.
Aufenthalt: In Petersburg.
Diese Art wurde im Jahre 1829 in Brodaufgüssen des Newa -Wassers auf der Reise mit Herrn Alexander von Humboldt
im Winter in Petersburg entdeckt. In jedem Tropfen waren Millionen Thierchen, welche sich steif und zitternd durch einander be-
wegten. Die Grösse der ganzen Stäbchen betrug V240 Linie. Undeutliche Gliederungen waren einzeln und mehrere zu erkennen, aber
eine bestimmte Zahl nicht festzustellen. Die Dicke der Stäbchen lag 3mal in der Länge. Trübungen theilten dieselben zuweilen in
4 bis 5 Theile, zuweilen in 2 oder 3, aber immer nur sehr unbestimmt. Es bleibt zweifelhaft, ob die Form nicht zu den Stabmo-
n ad cn gehört, allein da sie beim Eintrocknen sich bestimmter gliederte, so scheint sie wohl hier ihre natürliche Stelle zu finden. Ein
Wirbeln ist nicht beobachtet.
Erklärung der Abbildungen Taf. V. Fig. IL
Es sind 12, 1829 in Petersburg gezeichnete, Thierchen nach 800maliger Vergrösserung des Durchmessers. Die Vergrösserung ist ziemlich
der von Nr. 2. der Fig. 1. gleich, die nur l/5 stärker war.
88. töacteriumf Punctum, punktähnliclies CtlieclerstäTbclten. Tafel v. Fig. HL
B. corpusculis indistinetis subglobosis, minimis, in cylindros minimos abeuntibus, lineolis transversis obsoletis, colorc
hyalino.
Bactere Point, d corpuscules peu distinets, vraisemblablement globuleua: , beaueoup plus petits r/ue
ceux) des especes precedentes et se developpant en cylindres tr es -petits, ä rayes transversales
peu mare/uees et a couleur deau.
Monas Punctum, Müller? Animalc. infus, p. 3. Tab. I. Fig. 4.
Melanella monadina, Bory? Encycl. meth. 1824. Diction. classiq. tf hist. nat. 1826.
Bacterium Punctum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 60. 1831. p. 69.
Aufenthalt: In Petersburg.
Ich fand diese Form bei meinem Aufenthalte in Russland mit Herrn Alexander von Humboldt im Jahre 1829 in Peters-
burg im Winter in einem Brodaufgusse, welchen Herr Dr. Weisse auf seiner Stube gemacht hatte, in grosser Menge. Sie war an Grösse
der Monas scintillans ziemlich ähnlich und ist eine zweifelhafte Form, welche mit Monas hyalina, M. inanis und M. scintillans
einer spätem schärferen Characteristik übergeben werden muss. Ich sah beim Antrocknen Gliederung und habe desshalb die Form hier-
her gezogen. Ob Müller mit seiner schwarzen Monas Punctum dieses Thierchen gemeint habe, ist schwer zu entscheiden. Ich
möchte fast glauben, dass es mit seinem Vibrio Lineola einerlei sey. Die schwarze Farbe wird durch starke Rundung bei «ewisser
Kleinheit durch die Abbeugung der Lichtstrahlen in den Abrnndurigsflächen erklärlich. Bort's Gattung Melanella hat dieser Form of-
fenbar den Namen zu verdanken und enthält ausserdem Vibrionen und Spirilla, welche aber sämmtlich keinen Character in der
schwarzen Farbe haben , obschon alle diese Thierchen bei geringer Vergrösserung das Licht durch ihre cylindrische Rundun « so stark
abbeugen, dass sie schwärzlich erscheinen. Müller fand sein Thierchen im Aufguss von Birnen und im stinkenden Flie»enauf<>uss.
Er citirt dabei eine Abbildung von Gleichen, die ein Thierchen aus einem Erbsenaufgusse betrifft, das Strichlein' wobei letzterer
wahrscheinlich an V. Lineola gedacht, welches aber nicht so speciell bestimmbar ist. Bort will es in altem Meerwasser beobachtet
haben. Grösse y336 bis V333 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. V. Fig. III.
Es sind 18 in Petersburg 1829 gezeichnete Thierchen in ihren, beim Trocknen erst gegliedert sichtbaren, stäbchenartigen Monadenstöcken
bei 800maliger Vergrösserung, der Vergrösserung nach mithin vergleichbar mit Fig. 2. der Nr. 1.
Beurtheilende Uebersicht aller Arten der Gattung.
Es sind bisher 12 Arten der Gliederstäbchen verzeichnet worden , wovon aber die meisten, bei immer schärferer physiologi-
scher Characteristik dieser Gattung, allmälig an andere Gattungen übergeben worden sind. Nur 3 bleiben in dieser Gruppe beisammen.
Von den im Jahre 1828 aufgeführten 3 Arten ist nur B. trüoculare als Stamm verblieben, die beiden andern, B. scintillans und
simplem, sind unter diesen Namen zur Gattung Monas gestellt. Die 8 Arten von 1830 haben 2 noch nicht wieder beobachtete For-
men der Gattung übrig gelassen, B. Enclielys und Punctum, die übrigen sind in der Mehrzahl als Arten der Gattungen Monas und
Vibrio abgesondert worden. So sind B. cylindriciim und deses als gleichnamige Monaden aufgeführt, B. Monas zu Monas hya-
hna gezogen, B. fuscum ist als Cryptomonas fusca verzeichnet und B. Termo und tremnlans sind zur Gattung Vibrio gestellt
worden, indem erstere mit Vibrio Lineola verschmolzen ward. Das 1831 hinzugefügte B. articulatum ist hier mit B. trilocalare
vereinigt«
Monas Lamellula von Müller ist vielleicht noch eine Art der Gattung Bacterium. Aus dieser ist Bory's Gattung La-
mellina entstanden, deren Formen jedoch theils zu Goniam (puhinatam) , theils zu Chaetomonas gehören, theils aus Joblot und
unbestimmbar sind. Der Vibrio Bacillus aus dem Zahnschleime der Menschen, welcher aber kein Thier zu seyn scheint und den ich
oft passiv, aber nie sich activ bewegen sah, würde, im Fall er thierisch wäre, B. Bacillus zu nennen seyn. Junge Spirilla glei-
chen den Bacterien ebenfalls sehr, doch sind sie immer mit den alten vermischt und man. erkennt ihre Abstammung leicht, wenn
man aufmerksam ist. Dahin gehört z. B. Fig. 12. c. d. Tafel II. von Köhler aus Leipzig 1777. Naturforscher St. X., welches
offenbar zu Spirillum volutans gehört (s. Spirillum). Gleiche^ Cy lindert hierchen könnte zu B. trüoculare gehören, bleibt
aber ein unsicheres Synonym.
SIEBENUNDZWANZIGSTE GATTUNG: ZITTERTHIERCHEN.
Vilbrio, Vitorion.
CHARACTER: Animal e familia Vibrioniorum , divisione spontanea imperfecta in eatenara filiformem et
anguis instar flexuosam abiens.
CARACTERE: Animal de la famille des Vibrionides, se developpant par division spontanee im-
parfaite en forme de chaine filiforme et flexible comme un serpent.
Die Gattung der Zittert hierchen unterscheidet sich von allen verwandten Gattungen der Vibrio-
nien durch eine aus unvollkommener Selbsttheilung hervorgegangene fadenartige Kettenform mit schlangen-
ähnlicher Biegsamkeit
Nach der hier gegebenen Characteristik besteht die Gattung Vibrio jetzt nur aus 6 Arten , welche
sämmtlich farblos und sehr dünn sind, obschon einige ziemlich lang werden. Der Gründer des Namens war
O. F. Müller 1773 in dem Werke: Vermium fluv. et terr. historia, allein der Character seiner Gattung
war sehr verschieden von dem jetzigen , er bezog sich nur auf die äussere gestreckte Form und mikrosko-
pische Grösse. Diese nicht physiologische , zu unbestimmte Umgrenzung hat veranlasst, dass man 59 Art-
namen in die Gattung gebracht, welche sämmtlich bis auf 3 zu entfernen sind und deren Formen nun den
verschiedensten Familien der Infusorien, ja sogar 2 andern Thierklassen, den Saugwürmern und Faden-
würmern, einzureihen waren. Müller selbst gründete seine Gattung Vibrio im obigen Werke mit J 5 Ar-
ten, hatte aber dabei geradehin als Typus mehrere Fadenwürmer der Gattung Anguillula vor Augen,
die mithin gar keine Infusorien waren. In den dänischen Gesellschaftsschriften vermehrte er die
Gattung um 2 Arten, und im 19ten Stücke des Naturforschers 1783 theilte er den Vibrio Anguillula
in 4 Arten. Eben da, im 20sten Stücke 1784 p. 142. gründete er den Vibrio Lunula. Gmelin kannte
offenbar nur diese Materialien, als er 1788 in der XHIten Ausgabe von Linne's Systema Natur ae 18 Ar-
ten von Vibrio aufzählte und das Stab thierchen in die besondere Gattung Bacillaria stellte. Der Druck
9§
des ßten Bandes mag also schon 1786 beendet gewesen seyn. In dem nachgelassenen Werke Müllers,
welches Fabricics herausgab (Animalc. Infusoria), sind 39 Arten angegeben , die 4 Arten des V. An-
guillula aber zu Unterarten umgebildet. Oder vielmehr bereitete schon Müller selbst, und wohl mit gu-
tem Bedachte, das Genus Änguillula für diese grösseren Formen vor, welches nun zu den Fadenwür-
mern (Nemalöideis , sonst Ento%ois) übergegangen ist, während die Gattung Vibrio als Normalformen die
den Anguillulis ähnlichsten wahren Infusorien beibehält. Steinbuch unterschied 1793 im Naturforscher
(XXVIII. Stück) 3 neue Vibrionen , welche aber zu den Fadenwürmern gehören. Zwei Arten bildete
Schrank 1796 in seiner Sammlung naturh. und physik. Aufsätze, und 2 andere 1802 in seinen Briefen an
Nau, endlich 5 Arten in der Fauna boica 1803, Seine 1823 in den Nov. Act. Nat. Curios. VoL XI.
P. II. p. 525. gelieferte Revision enthält keine neuen Arten, sondern die Reduction einiger früheren, so
dass nur 8 Arten der Gattung Vibrio angenommen werden. Die Euglenen, Closteria und Naviculas,
welche Müller zu den Vibrionen zählte, zieht er, letztere nach Nitzsch, in seine Gattung* Bacillaria^ und
wahre Vibrionen vereinigt er mit wahren Ba ciliar ien sammt O Scilla torien in seiner Gattung Oscillaria.
Nitzsch hatte 1817 in seinem vortrefflichen Beitrage zur Infusorien künde die Naviculas von den
Vibrionen abgesondert und sie zur Gattung Bacillaria gezogen, wohin sie, wenn man nicht noch mehr
Gattungen bilden wollte, allerdings gehörten. Im Jahre 1824 bildete Bory de St. Vincent in der Ency-
clopedie method. eine Familie der Vibrioniden aus eben so heterogenen Elementen, deren schon oben er-
wähnt ist. Seine Gattung Vibrio theilt er in 3 Subgenera: Vibrions Lamellinaires , Gordioides und
öxyuroides. Ersteres hat 2, das 2te 3 Arten und das 3te 7 Arten. Im Ganzen giebt er der Gattung
12 Arten, darunter 1 neue. Nur die 2 ersteren ohne die neue gehören zur jetzigen Gattung Vibrio , die
übrigen sind Fadenwürmer (Nematoidea). Einige der wahren Vibrionen findet man bei ihm mit Spiril-
lum vereint in seiner Gattung Melanetta. Im Jahre 1830 hat derselbe im Biet, classique et hisl. nat.
dasselbe kürzer wiederholt, Im Jahre 1827 schlug v. Baer, der Anatom und Physiolog, in den Act Leop.
Nat. Cur. XIII 2. p. 748. vor, die einfachsten Vibrionen mit dem Gattungsnamen Lineola abzusondern,
was aber in Melanella, einem freilich sprachwidrig gebildeten Namen, schon geschehen war. In den Sym-
bolik physicis von Hemprich und Ehrenberg, Evertebrata Pkytozoa Tab. I. wurde 1828 eine neue Art
erwähnt, dieselbe aber im Text von 1830 (1831), nach ebenda erfolgter Berichtigung der Gattungscha-
ractere, zu den Faden Würmern verwiesen. Ueberdiess wurden da 1828 2 Arten Melanella, worunter eine
neue aus dem rothen Meere, aufgeführt, welche 1830 zu den wahren Vibrionen gestellt worden sind. In
den Abhandlungen der Berliner Akademie wurden 1830, mit Feststellung der jetzigen Charactere der Fami-
lie der Vibrionien, dieser Gattung selbst 4 Arten zuerkannt, worunter 1 neue war. Noch eine Art wurde
im Jahre 1831 ebenda zugefügt, wieder eine 1833 an gleichem Orte. Im gegenwärtigen Werke ist eben-
falls eine neue Art mitgetheilt, dagegen aber eine der früheren unterdrückt worden. Die speciellere Nach-
weisung und Beurtheilung dieser geschichtlichen Verhältnisse folgt im Anhange zur Gattung.
Die Thierchen der gegenwärtigen Gattung Vibrio gehören zum Theii mit zu den am frühesten von
Leeüwenhoek entdeckten Infusorien (vergl. Vibrio Bacillus). Joblot und Gleichen beobachteten dieselbe
Art, und letzterer den Vibrio Rugula von Müller. Die Schwierigkeit, bestimmte innere Organisations-
Verhältnisse dieser so sehr dünnen Thierchen zur Anschauung zu bringen, hat sich nicht überwinden lassen.
Hätten sie einen in der Länge des fadenförmigen Körpers verlaufenden röhrenartigen Darm wie die Essig-
Aeichen, so würde er wohl auch, wie bei diesen, durch Farbenahrung sichtbar geworden seyn, denn Fä-
den erkennt man leichter als Punkte. Da aber es wahrscheinlicher ist, dass jedes ihrer einzelnen kleinen
Glieder ein monadenähnlicher, abgeschlossener, rundlicher Körper von polygastrischem Baue ist, so mag
wohl auch nur eine noch ansehnlich verstärkte Sehkraft im Stande seyn, die Organisation -Verhältnisse zur
Anschauung zu bringen. Auch ein Wirbeln am vordem Ende und ein Rüssel Hessen sich nicht erkennen.
Die Ursache davon kann seyn, weil der fadenförmige, der nahen Analogie mit Bacterium nach zu vermu-
thende, Rüssel zu kurz, oder auch, weil er zu lang ist, oder endlich, weil er vorhanden ist, ohne zu wir-
beln und nur zum Tasten dient. Bei Thierchen mit sehr langen Rüsseln, z. B. Euglenen, habe ich ihn,
der Länge halber, lange Zeit übersehen, indem seine Wirkung sich nicht in der Nähe des Thierchens so be-
stimmt äussert, als in einiger Ferne davon, wo ich immer Wirbel sah, diese aber von sehr kleinen, frei
schwimmenden Monaden oder Vibrionen erregt meinte, für die ich den Rüssel hielt Beim Antrocknen
Hess sich ebenfalls keiner erkennen. So bleibt denn bis jetzt die Analogie der Form und Bewegung sammt
der, schon von Müller bei F.Bacillus vermutheten, Selbsttheilung das alleinige Detail des organischen Ver-
hältnisses, welches die Beurtheilung leiten muss.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist erfahrungsgemäss durch ganz Europa, im libyschen
Africa und im nordwestlichen Asien Sibiriens, wie im südwestlichen Arabiens am rothen Meere bekannt.
79 _ ._
Den Namen Zitterthierchen -gab' Gleichen einer, dieser Gattung wahrscheinlich angehörigen, aber
unbestimmbaren. Form. Alle Zitterthierchen sind in der Ruhe geradlinig und in der Bewegung schlangenartig.
Dass die Zitterthierchen , Vibrio {Melanella Bory, Lineola Baer), nur unvollkommen entwickelte
Änguillulae oder Protozoen, d.i. Vorbilder der Aeichen wären, wie manche neuere Physiologen es dar-
gestellt haben, ist nachweislich unrichtig, da nie eins sich in das andere oder aus dem andern entwickelt,
die blosse Formähnlichkeit aber bei so völliger innerer Verschiedenheit keinen Werth für Systematik ha-
ben kann.
89. Vibrio Isineola, ^tricliformiges Zitterthlerclien, Strichelclien. Tafel v. Fig. IV.
V. bacillis minimis parumper flexuosis cylindricis, utroque fine rotundatis, articulis (corpusculis) subglobosis, Jiyalinis,
obsoletis. *
Vibrio ?i Lineole) a bagnettes tres-petites, im peu flexibles, cylindriques, rondes aux deute extremites,
articulations (corpuscules) peu marquees, presque spheriques , coulear d'eau.
Vibrio Lineola, Müller, dan. Straegstraekkeren , Vermium liist. 1773. p. 39. Zoolog, dan. prodr. 2446.
Liniestraekkeren , Müller, Nye Sämling d. Saelsk. Skrifter, III. T. I. Fig. 3. a.
Vibrio Lineola, Müller, Animalc. infus, p. 43. Taf. VI. Fig. 1. 1786.
Vibrio Lineola, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 52. 1803.
Melanella atoma, Bory, Encycl. method. 1824. Biet, classique, 1826.
Vibrio Lineola und Bacterlum Termo, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 61, 66, 69, 70. 1831. p. 67, 70.
Aufenthalt: Berlin!, Copenhagen, Paris, Ingolstadt?, Petropawlofsk am Iscliim und Tobolsk am Irtisch und Tobol in Sibirien.
Der dänische Naturforscher O. F. Müller fand sein Thierchen in einer vegetabilischen Infusion nach mehreren Tagen, dann
auch in einer mehr als 3monatlichen stinkenden Infusion, und wiederum in geruchlosem Wasser mit Meerlinsen sammt Cyclidium
Glaucoma. Schrank fand es zu Ingolstadt oder Landshut in einem 1 Monat alten Aufgüsse der isländischen Flechte. Bory be-
schreibt 1824 sein Pariser Thierchen wie ein Bacterium und nennt Heuaufguss als besondern Aufenthaltsort; 1826 will er es in fau-
lem Urin beobachtet haben. Ich selbst fand es in sehr verschiedenartigen stehenden Wässern, welche ein Häutchen hatten und zuwei-
len schon stark rochen. Zuletzt fand ich aber die Normal-Form in Wasser, welches 14 Tage lang auf Kalbsblut gestanden hatte und
entsetzlich übelriechend war. Die sibirischen Thierchen wurden 1829 auf der mit Herrn Alexander von Humboldt unternommenen
Reise beobachtet. Die libysch -africanischen Thierchen, welche ich auf meiner Reise mit Dr. Hemprich im November in einer sum-
pfigen Lache zu Siwa beobachtete ? habe ich jetzt, ihrer Grössendifferenz halber, zur folgenden Art, V. tremulans, gezogen , wohin
ich auch das Bacterium Termo von Petersburg und Petropawlofsk nun rechne. Die Grösse des Vibrio Lineola schwankt zwischen
V300 und V1000 Linie Länge der Monadenstöcke oder Stäbchen. Die Dicke beträgt V3000 Linie, und diess mag die wahre Grösse der
rundlichen Einzelthierchen seyn, welche man erst beim Eintrocknen unterscheidet, wo die kleinen, beim Schwimmen biegsamen, sich
schlängelnden Stäbchen gegliedert erscheinen. Weitere Structur- Details Hessen sich der Kleinheit und Durchsichtigkeit des Objects
halber nicht erkennen. Bemerkenswerth ist das gewöhnliche Zusammenballen dieser Thierchen in unförmliche Haufen, die ein schwim-
mendes Gewimmel zahlloser Tausende von Einzelthieren sind (vergl. V. tremulans). — Diese Form gehört, wie es scheint, mit Mo-
nas Termo , Crepusculum sammt einigen Bacterien und Spirillen, zu den wichtigsten Einzelheiten der organischen Schöpfung,
weil sie die erstaunenswertesten numerischen Mengen und Massen selbstständiger Organismen zu bilden eingerichtet ist und oft wirk-
lich bildet.
Erklärung der Abbildungen Taf. V. Fig. IV.
Es sind 2 Gruppen in verschiedener Vergrüsserung dargestellt.
Fig. 1. ist das Thierchen, welches ich am 4. April 1833 sehr rein von allen andern Formen im Wasser des Kalbsblutes zu Berlin millionenweise beob-
achtete, 300mal im Durchmesser vergrössert.
Fig. 2. ist dasselbe, 800mal vergrössert, in etwa 200 Exemplaren. Stärkere Vergrösserung zeigte nichts Neues, nur weniger Klarheit.
9©. Vibrio tremulans, geselliges Zitterthierclieii. Tafel V. Fig. V.
V. bacillis validioribus brevibus distinetius flexuosis cylindricis, articulis (corpusculis) oblongis hyalinis, obsoletis.
Vibrion tremblant, a baguettes courtes plus grosses , plus distinetement flexibles , ayant le& articu*
lations oblongues peu distinetes, a couleur d'eau.
Melanella atoma, Symbolae physicae, Hemprich u. Ehrenberg, Evertebrata Phytozoa, Tab. II. Libyca, Fig. 7.
Bacterium? tremulans und B.? Termo von Petersburg, nicht von Tobolsk, und Vibrio Lineola von Petropawlofsk, Abhandl. der Akademie
d. Wissensch. zu Berlin, 1830.
Vibrio Lineola, Symbolae physicae. Text 1830. (1831.) .Fol. f. «.2.
Bacterium? tremulans ganz und B. ? Termo von Berlin, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 69, 70.
Aufenthalt: Berlin!, Siwa im libyschen Africa, Petropawlofsk am Ischim in Sibirien und Petersburg.
Diese Art unterscheidet sich von der vorigen durch grössere Verhältnisse. Die Thierchen sind dicker und mehr als doppelt
so gross als bei der vorigen Art. Stäbchen von V288 Linie Länge hatten das Fünftheil der Länge an Dicke, waren mithin V1440 Linie
stark, oder doppelt so stark als die vorige Art. Die weniger auffallende Schlangenbiegung des Körpers, als sie bei V. Rugula ist,
Hess mich früher diese Form fraglich zu Bacterium stellen, allein ich halte sie jetzt für einen Vibrio. Die kleinsten hierher gezoge-
nen Thierchen sah ich auf der Reise mit Herrn Alexander von Humboldt im salzigen Steppen wasser bei Petropawlofsk. Sie hat-
ten V300 Linie Grösse, und ich stellte sie früher zu Vibrio Lineola. Die grössten wurden in Petersburg beobachtet, sie hatten V200
Linie (nicht Vsou) Länge. Die africanischen Thierchen hatten 72 so Linie, die Berliner und eine ähnliche in Petersburg beobachtete,
Form (BactJ tremulans) hatten V288 Linie Länge. Die Unsicherheit in der Benennung dieser Formen beruht auf den noch nicht
hinreichend scharf ermittelten, characteristischen Merkmalen der Arten. Die von den lebenden Thieren von mir genommenen Zeichnun-
gen und Maasse sind das Leitende für meine ürtheile. Von Organisation ist nichts weiter beobachtet. Zitternde freie Bewegung und
— SO — —
etwas 'schlängelnde Körperbiegung waren deutlich. Sie pflegen bewegliche Haufen von wimmelnden Thierchen zu bilden und haben also
ein geselliges Treiben, Diese Vibrionen -Haufen sind aber nicht mit den brombeerartigen Kugeln der Uv eilen zu vergleichen. Sie
scheinen vielmehr durch ein Drangen nach Nahrungsstoff zu entstehen. Bei Uv eilen sind alle Köpfe der Einzelthierchen nach aussen
gekehrt, hier wühlen die Vordertheile meist in der Richtung nach innen. Das Yorn und Hinten ist deutlich an der constanten Bewe-
gung zu erkennen, nicht an verschiedener Gestaltung. Getrocknet zerfallen diese sich schlängelnden Stäbchen in etwas länglichere Glie-
der als die vorigen, deren Abgrenzung man auch schon im Leben etwas, aber undeutlich erkennt. * — Ueberall lebten diese Thierchen
in schon übelriechendem Wasser. \
Erklärung der Abbildungen Taf. V. Fig. V.
Es sind 2 Gruppen bei fast gleicher Vergrösserung vorgestellt, welche mit der von Fig. IV. 1. (nicht 2.) vergleichbar ist.
Fig. 1. ist nach in Berlin beobachteten Thierchen bei 300maliger Vergrösserung gezeichnet. Es sind an Zahl 74 Thierchen.
Fig. 2. ist in Petersburg bei 450maliger Vergrösserung gezeichnet; an Zahl 94 Thierchen.
91. Vibrio subtilis, zarte* Zittertliierclien. Tafel v. Fig. VI.
V. bacillis tenuissimis elongatis hyalinis rectis, aperte articulatis, vibrationibus articulorum tenuissimis, formain rectam
non mutantibus natans.
Vibrio n subtil ', a baguettes allongees, tres-minces et droites, distinctement articulees, nageant par
vibrations subtiles des articulations et saus chaiiger la forme droite des corpuscules ; coideur
d* eau.
Vibrio subtilis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, (1832.) 1833. p. 279.
Aufenthalt: Berlin.
Diese Art wurde am 21. April 1832 bei Berlin im Thiergarten beobachtet. , In der Ruhe gleicht sie einem Baeterium, bei
der Bewegung verschieben sich aber die kleinen Glieder an einander rasch hin und her, so dass das ganze Stäbchen zitternd erscheint,
ohne aber grössere schlangenartige Biegungen zu machen. Auch im Schwimmen behält es somit seine geradlinige Gestalt. Die Fein-
heit der kleinen Monadenstöcke berührt die Grenze der Sehkraft. Die kleinen Gliederchen (Einzelthierchen) sind V2000 Linie dick, fast
kugelförmig und bilden sehr lange, bis 36 Linien grosse, Fäden, die dem Vibrio Bacillus ähnlich, aber weit zarter und deutlicher
gegliedert sind. Vom V. prolifer unterscheiden sie sich durch viel grössere Zartheit und Mangel an schlangenartiger Biegung. An
Organisation ist nichts weiter ermittelt. Am vordem Ende suchte ich vergebens nach einem Rüssel, den die Feinheit des Objects ver-
barg. Man darf Spirillum tenue mit diesem ZittertMerchen nicht verwechseln.
Erklärung der Abbildungen Taf. V. Fig. VI.
Es sind 2 Gruppen in verschiedener Vergrösserung; dargestellt.
Fig. i. sind 28 Stäbchen (Monadenstöcke) verschiedener Länge und 2 Einzelthierchen bei 300maliger Vergrösserung.
Fig. 2. u. 3. sind 2 einzelne Stäbchen in verschiedenem Zustande. Fig. 2. ist in der Ruhe, 3. in der Bewegung. Bei eintretender Ruhe kehrt Fig. 3.
in die Form von 2. zurück. Beide sind SOOmal vergrössert.
9£« Vibrio Mugula, schlängelndes ^itterlliierclicn. Tafel V. Fig. VII.
V. bacillis validioribus elongatis, hyalinis, serpentino alacri motu flexuosis, distinctc articulatis.
Vibrion ride, a baguettes allongees robustes, vivement tortueuses dans la nage, distinctement articu-
lees, a couleur d eau.
Leeuwenhoek, Experimenta et Contempl. p. 40. 1683.? p. 309. 1692.? Anatomia et Contempl. p. 38. 1684.
Schlangenlhierchen , Gleichen, Infusion sthierchen. Tafel XVII. C. 2. a. 1778.
Volvooc Lunula, Müller, Vermium historia, 1773.?
Vibrio Rugula, Müller, Animalc. infus. 1786. p. 44. Tab. VI. Fig. 2.
Vibrio Rugula, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 53. 1803.
Melanella flexuosa^ Bory de St. Vincent^ Encycloped. m etil od. 1824. Dict. classiqne 1826.
Melanella erythraea, Hemprtch 11. Ehrenberg, Symbolae physic. Evert. Phytoz. Tab. III. 2. Fig. 1. 1828.
Vibrio Rugida, Symbolae physic. Text 1830. (1831.) Polygastrica. Fol. f. a. 2.
Vibrio Rugula, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 7. 12. 17. 19. 1830. p. 66. 68. 69. 71. 1831. p. 67.
Aufenthalt: Delft, auf dem Greifenstein über Bonnland, Copenhagcn, Landshut, Paris, Berlin, rothcs Meer bei Tor im sinaitischen
Arabien, Petersburg, Uralsk im Ural und Barnaul am Altaigebirge.
Die Verbreitung dieser Form scheint sehr gross zu seyn, und sie ist wahrscheinlich eine der am frühesten beobachteten Infu-
sorien-Formen. -Sie unterscheidet sich durch ansehnlichere Grösse der Gliederstäbchen und ganz deutliche Schlangenbiegungen von V.
Lineola und tremulans, durch grössere Stärke und Biegung aber von V. subtilis, und ist am leichtesten mit V. Bacillus zu verwech-
seln, der jedoch viel träger ist und sich nur wenig krümmt. Noch schärfere Unterschiede muss die spätere schärfere Beobachtung leh-
ren. Leeuwenhoek fand ein ähnliches Thierchen im Zahnschleime des Menschen. Ich halte aber diese Beobachtung für unsicher.
Eher mögen die in seinem Darmschleime von ihm 1684 entdeckten Thierchen, welche den Essig- Aeichen glichen, aber 60mal kleiner
waren, hierher gehören. Bei Joblot kommt- es nicht vor. Gleichem fand offenbar dieses Thierchen im Gerstenaufguss auf dem
Greifenstein. Müller, welcher es zuerst entdeckt zu haben meinte, fand es in einem mehrwöchentlichen Meerlinsenaufguss, dann im
Seewasseraufguss der Ulva (Solenia) Linzß und später im Fliegenaufgusse. Er sah die Schwingungen (rugas) bei dieser Art und beob-
achtete, dass sie nach dem Tode die Haut des Wassers bildeten. Oft ballten sie sich in gelbliche Haufen zusammen. Ich glaube sogar, dass
der seltene und wunderbare Volvosc Lunula, welchen Müller schon 1773 aufführt und den er für einen Microcosmus hielt, schwer-
lich etwas anderes als ein Haufen von Vibrio Mugula war. Schrank, damals in Landshut, fand ihn in stinkendem Fliegenaufgusse
in zahlloser Menge im Spätsommer. Bory fand ihn in allen Arten von Infusionen, besonders in modrigem Regenwasser, nennt ihn
undurchsichtig und schwarz, und leitet die Haut des Wassers besonders von ihm und Monas Termo ab. Rechne ich meine früheren,
weniger scharf unterscheidenden, Beobachtungen ganz ab, so sah ich ihn 1823 in Arabien in gestandenem Seewasser bei Tor, wo ich
zu Ende Octobers und im November absichtliche Infusionsbeobachtungen anstellte (Abhandl. d. Berlin. Akad. 1829. p. 12.). Ich beob-
- 81 —
achtete ihn dann In Berlin häufig in den verschiedensten Infusionen, wenn sie übelriechend wurden , und im Jahre 1829 sah ich, den
entworfenen Zeichnungen nach, wohl dieselbe Form auf der Reise mit Herrn Alexander von Humboldt in Petersburg, in Uralsk
und in Barnaul, überall in gestandenem, mit Haut überzogenen, Wasser. Zuweilen fand ich ihn mit Spirillum Undula, selten mit
Vibrio Bacillus, gewöhnlich mit Monaden und Cyclidium Glaucoma. Er gehört zu den .Formen, welche Millionenweise in einem
Tropfen leben und sich in bewegliche, unförmliche, oft rundliche Haufen zusammenballen, deren durch und durch sichtbares Wimmeln,
besonders für das weniger geübte Auge, etwas höchst anregendes hat und es auch dann nicht verliert, wenn der kältere, denkende
Beobachter mitMaass und Zahl sich die Erscheinung zergliedern wilL — Grösse der Gliederstäbchen bis Vas Linie, Dicke J/iooo Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. V. Fig. VII.
Es sind 2 Gruppen in 2 verschiedenen Vergrösserungen , beide nach Beobachtungen aus Berlin.
Fig. 1. zeigt eine Gruppe von Thierchen, 300mal vergrössert, welche um einen schleimigen, rundlichen Körper schwärmt und ihn fortbewegt. Die
Vorderteile fast aller, etwa 70, Stäbchen, aus mehr als 1000 Thierchen gebildet, bewegen sich zur Kugel hin. Die Stäbchen sind Monadenstöcke
verschiedener Grössen.
Fig. 2. ist 800mal vergrössert.
93. Vibrio prolifer, gegliedertes Zittertliierclieii. Tafel v. Fig. vm.
Y. bacillis validioribus abbreviatis, hyalinis, motu lento flexuosis, distincte articulatis.
Vibrio n prolifere, a baguettes robustes courtes, lentement tortaeuses dans la nage3 disfinctement ar-
ticulees, a coulear cFeau.
Vibrio proUfer, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 67.
Aufenthalt: Bei Berlin! und Petersburg?
Ich fand diese Form im Juni 1830 und am 1. April 1835 in Berlin in einer modrigen Infusion von Pflanzen. t Sie zeich-
nete sich durch ihre grössere Stärke vor den übrigen Arten aus und die Gliederung war durch schwächere Einschnürung der Glieder
ganz besonders hervortretend. In der Form erinnerte sie sehr an Spirillum Undula, welche gleichzeitig dabei war, sich aber auf
den ersten Blick unterscheiden Hess, weil sie eine feste Krümmung hat, während jene beim Ruhen geradlinig wurde. Ich rechne hierzu
auch ein 1829 in Petersburg gezeichnetes Thierchen, welches ich in vielen Exemplaren sah und das nur 2 bis 3 in einander hin und
her wackelnde Glieder besass. Ich hatte es früher übergangen und zu V. Rugula gelegt. Auch von V. prolifer sah ich dreiglie-
drige umlierwackeln. Die Länge dieser Form beträgt von V768 bis zu Voe Linie, die Dicke zwischen V* und l/3 mehr als bei V. Ru-
gula. Dicke V768 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. V. Fig. VIIL
Es sind 2 Gruppen mit 2 verschiedenen Vergrösserungen gezeichnet.
Fig. 1. sind 25 Stäbchen verschiedener Grösse und mit danach verschiedener Gliederzahl. Alle gekrümmten sind in Bewegung, alle geraden ruhend,
alle 300mal vergrössert.
Fig. 2. ist ein einzelnes Stäbchen, 800mal vergrössert.
94. Vibrio Bacillus, stabähnliclies Xltlertliiei dien. Tafel V. Fig. ix.
Y. bacillis elongatis validis, hyalinis, motu serpentino parum concitato leviter flexuosis, articulis interdum distinetis,
interdum post exsiccationem demum conspieuis.
Vibrio7i baguettey a baguettes allongees robustes, legerement tortueuses dans la nage lenie, quelc/ue-
fois disfinctement articulees , quelquefois seulement apres F evaporation de Feau.
Leeuwenhoek, Experimenta et Contempl. p. 40. 1683. p. 309. 1692.?
Enchelis 2.? Hill, History of animais, 1752. p. 2. Tab. I.
Joblot, Observat. avec le Microscope, p. 67. T. 8. F. 12. et 14. (1716.) 1754.
Vibrio Bacillus, Müller, Vermium liist. p. 40. 1773. Zoolog« dan. prodv. 2447.
Schlang enthierchen > Gleichen, Infusionstliierchen, Tab. XVII. F. 3. 1778.
Kiep-Straekker, Nye Sämling ofDansk. Vidensk. Saelsk. Skrifter, llf. p. H.e
Vibrio Bacillus, Müller, Naturforscher, XIX. p. 164. 1783.
— — — Animalc. infus, p. 45. Tab. VI. Fig. 3. 1786.
• — — Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 49. 1803.
Enchelys Bacillus, Oken, Naturgeschichte, 1815. III. 1. p. 36.
Vibrio Bacillus, Bort, Encycl. method. 1824. Dict. classique, 1830.
— — Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 38. 1831. p. 67.
Aufenthalt: Delft?, London ?, Paris, Copenhagen, auf dem Greifenstein, bei Landshut, bei Berlin! und in Isle de France?
Icli habe diess Thierchen in Wasserkufen der Strassen Berlins mit Astasia euchlora in zahllosen Mengen gesehen, aber
es auch in Pflanzen-Infusionen und im faulen Wasser beobachtet, worin Schnecken, Paludina vivipara, sich aufgelöst hatten. Leeu-
wenhoek's Abbildung des, Thierchens in seinem Zahnschleime passt, den meisten Figuren nach, wohl zu diesem Vibrio, allein er
hat offenbar alle die Schleimstäbchen für Thiere gehalten, welche keine thierische, nur eine passive Bewegung haben, und die, wenn
sie gekrümmt sind und geradlinig fortbewegt werden, sich zu schlängeln scheinen. So erscheint es bei Ophidomonas , die sich nicht
schlängelt. So täuscht man sich auch oft mit den Spirillis. Hill's Enchelys ist unsicher hier anzuführen. Joblot sah wolil diese
Form zuerst in Stroh -Aufgüssen 1716. Müller fand sie in Aufgüssen von grönländischem Heu, in Sumpfwasser und in faulem Was-
ser bei Meerlinsen {Lemna minor). Gleichen fand sie im Gersten-Aufguss , Schrank im März zwischen Conferven bei Landshut.
Bory fand diese Thierchen, wie er 1830 sagt, in allen Theilen der Erde, wo er sein Mikroskop aufstellte, in der heissen und in
der gemässigten Zone. Er war 1800 in Isle de France. Als besonders merkwürdig wäre anzusehen, dass Herr Bory diess Thier-
chen, wie er 1824 und 1830 wiederholt, in wohl verstöpselten Flaschen mit Conferven Jahre lang sich erhalten gesehen und dass die
kleinen Cadaver unverändert tausendweis auf dem Boden lagen. Man müsste hieraus mit allem Rechte auf einen Kieselpanzer
schliessen. Allein es mag wohl eine Verwechselung mit sehr feinen Bacillarien {Navicula oder Synedra) gewesen seyn, deren pris-
matische Form desto schwerer zu erkennen ist, je feiner sie sind. Was derselbe Beobachter vom Breiterwerden des Kopfes erzählt,
21
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ist wohl eine sehr einfache optische Täuschung durch Annäherung dieses Theils. Die Gliederung, welche Müller bei V. Rugula
sah hat Bory hier zuerst gesellen. Aber Müller sah schon die Selbsttheilung der Gliederstäbchen auch bei dieser Art.
Oft gleiten diese Stäbchen langsam fort, ohne Schlängeln, zuweilen schlängeln sie sich etwas, aber sich lebhaft windend sah
ich sie nie, doch erwähnt diess die Encyclop. method. Vielleicht waren lange Stäbchen des V. Rugula dabei. — Länge der Stäb-
chen bis zu V24 Linie, Dicke V1440 Linie; Einzelthierchen rund, der Dicke gleich.
Erklärung der Abbildungen Taf. V. Fig. IX.
Es sind 2 Gruppen in zwiefacher Vergrösserung.
Fig. 1. sind 8 Gliederstäbchen, 300inal vergrössert;
Fig. 2. sind 2, 800m.il vergrössert. Die geraden sind in Ruhe, die krummen in Bewegung.
Nachtrag zur Gattung Vibrio nebst Beurtheilung der säinmtlichen bisherigen Arten.
Die Gattung Vibrio in Müller5 s Sinne hat eine grosse literarische Geschichte; im gegenwärtigen Umfange hat sie deren
weniger. Die weitläufigsten Verhandlungen . betreffen den Vibrio Anguillula als Essig -Aeichen und Kleister- Aeichen , und gehören
jetzt mithin nicht mehr in eine Darstellung der Infusorien -Verhältnisse, sondern zur Klasse der Fadcnwiirmer. Dahin gehört denn
auch die wirtschaftlich interessante Frage über das Entstehen der Essig -Aelchen, und die physiologisch interessante Frage über das
Wiederaufleben des Vibrio nach dem Tode. Da Beides ein allgemeineres Interesse hat und früher in der directesten Beziehung zu
den Ideen über die Infusorien -Verhältnisse stand, so scheint es mir zweckmässig, diese Verhältnisse auch hier mit einigen Worten zu
berühren.
Die älteste Nachricht über die Essig -Aeichen scheint doch die vom Jahre 1656 von Petrus Borellus zu seyn, denn Baco
von Verulam kannte sie zu Anfange des 17ten Jahrhunderts noch nicht. Erstcrer sagt p. 7. seiner Observat. microscop. Centn-
ria, sie kämen an die Oberfläche, um Athem zu holen. Die Art, wie er davon spricht, lässt freilich vermutlien, dass andere vor ihm,
jedoch gewiss ungefähr in derselben Zeit, die Erscheinung schon beobachtet und verbreitet hatten. Vielleicht war es aber nur münd-
liche Tradition. Power, Hook und Joblot haben diese Thierchen später beobachtet, Leeuwenhoek erwähnt ihrer noch später,
1684 zuerst. Schon 1688 beobachtete Cellius, Arzt in Rom, nach Baker IL 250., dass sie lebendige Junge gebären, was dann
Sherwood, Göze und neuerlich Bauer und Duges noch genauer analysirt haben. Das selbstthätige Anfüllen des Darmkanals dieser
Aeichen {Anguillula) mit farbigen Substanzen habe ich in den Abh. der Berliner Akademie 1830. angezeigt und T. VII. abgebildet. Man
überzeugt sich durch Zusatz von etwas Indigo oder Carmin in die Flüssigkeit auf diese Weise sehr leicht, dass sie keine polygastri-
sehcn Thiere sind, indem sie einen einfachen, fadenförmig durch den ganzen Körper verlaufenden, Darm erkennen lassen. Sie sind
aber auch keine Räder thiere, weil sie keine Wirbelorgane besitzen, was man im farbigen Wasser ebenfalls sogleich unterscheidet.
Ueber ihr Entstellen im Essig, im Kleister u. s. w. muss man sich nur nicht selbst täuschen. Ich habe behufs zahlloser Un-
tersuchungen und Demonstrationen bei Vorträgen mir viel öfter dergleichen verschaffen müssen, als man es wohl sonst zu Untersuchungen
bedarf. Sehr oft war es durchaus unmöglich, solche Thierchen zu bekommen. Oft ist der aufgestellte Essig bis auf den Boden ver-
dunstet, ohne ein Thierchen zu zeigen, oft wimmelte bald alles von Thieren. Gerade so verhält es sich auch mit den Infusorien.
Machen kann man sie nicht, nur finden kann man sie und nehmen, wenn sie da sind; höchstens kann man ihre Vermehrung begünsti-
gen. Gewöhnlicher sind sie im Bieressig als im Weinessig, doch scheinen sie auch in diesem, wenn er schleimig wird, sich aufhalten
zu können. Schon Leeuwenhoek fand sie sogar in gutem (?) Weine (Philos. Tr ansäet* 1676. p. 656). Wenn man sich keine
falsche und lächerliche Vorstellung von der Panspermie oder der Lehre macht, nach welcher zahllose Eier und Thiere überall in der
Luft fortgetragen werden und hie und da als Staub und mit dem Staube niederfallen, so lässt sich auf diese Weise das oft fehlende, oft
zahlreiche Erscheinen der Essig-Aelchen wohl erklären. Uebrigens sind nur die Erscheinungen untadelhaft aufzufassen, die Erklärungen
kann man nicht herbeiführen, wenn sie nicht, durch fortschreitende Entwicklung der Thatsachen veranlasst, von selbst entgegenkommen.
Eine andere, oft wiedererzählte, Eigentümlichkeit der Vibrionen ist ihr Wiederaufleben nach dem Tode. Auch diese be-
zieht sich nicht auf die wahren Vibrionen, sondern ebenfalls auf die Aeichen {Anguillula). Sie ist eine bis in die neueste Zeit in
den Lehrbüchern fortgeführte, durch unrichtige Beobachtung veranlasste, Fabel, welche schon oft widerlegt worden ist, die aber, wie
alles Wunderbare, allen nüchternen Gründen widersteht. Beim Räder thiere {Rotifer vulgaris) wird hiervon etwas umständlicher
die Rede seyn. Hier nur so viel, dass da, wo man diese ähnlichen Verhältnisse scharf verfolgen kann, nicht einmal eine Erstarrung
statt zu linden scheint. Vielmehr können die Thiere mit viel und auch mit wenig Feuchtigkeit ihr Leben fortsetzen. So lebt die saft-
reiche Made der Pelzmotte im dürrsten Pelzwerke, die Maden der Holzkäfer leben bekanntlich oft im dürrsten Holze unserer
Wohnungen, und es giebt gar viele dergleichen Thiere. Befeuchtet werden die Anguillulae lebendiger und vermehren sich rascher.
Es sind bisher 56 Namen für Arten der Gattung Vibrio verwendet worden, 6 davon sind beibehalten, 50 sind ausgesondert.
Müller hat bis 1786 38 Namen gegeben, wovon 3 den Stamm der jetzigen Gattung bilden. Die übrigen 35 sind: 1) Vibrio Aceti
= Anguillula Aceti der Fadenwürmer, 2) V. Acus — Euglena Actis , 3) V. Anas = Amphileptus Anas, 4) V. Anguil-
lula = Anguillula fluviatiiis der Fadenwürmer, 5) V. Anser = Amphileptus Anser, 6) V. hipimctatus = Synedra
Ulna, 7) V. Coluber, 8) V. Colymbus = Amphileptus , 9) V. continuus = Oscillatoria, 10) V. üygnus = Amphileptus,
11) V. Falte — Trachelius, 12) V. Fasciola = Amphileptus, 13) V. ßuvialis = Anguillula, 14) V. geniculatus = Os-
cillatoria, 15) V. Glutinis = Anguillula, 16) V. Gordius = Amblyura Gordius der Fadenwürmer, 17) V. intermedius
= Trachelius, 18) V. Intestinum = JEnchelys? 19) V. Unter = Trachelius, 20) V. Lunula = Closterium, 21) V. Mal-
leus = Cer curia Malleus {für c ata) der Saugwürmer, 22) V. marinus = Enchelidium marinum? 23) V. Olor = La-
crymaria Olor, 24) V. paxillifer — Bacillaria paradoooa, 25) V. Proteus = Lacrymaria Olor, 26) V. Sagitta = Eu-
glena? 27) V. Serpens == Spirulina {Oscillatoria) , 28) V. Serpentulus = Amblytira, Faden wurm, 29) V. Spirillum
= Spirillum volutans, 30) V. strictus = Lacrymaria, 31) V. tripunetatus = Navicula gracilis? 32) V. Undula = Spi-
rillum Undula, 33) V. Utriculus = Trachelius, 34) V. Vermiculus = Bursaria intestinalis, 35) V. vermintes = Tra-
chelius? — SteinbÜch's 3 Arten waren: 36) V. Agrostis = Anguillula, 37) V. Phalaridis = Anguillula, 38) V. Tritici
= Anguillula. Schrank gab bis 1829 9 neue Namen, deren keiner zur jetzigen Gattung gehört: 39) V. acerosus = Closte-
33
rium9 40) V. Ernca = Enchelys, 41) V. Filaria = Oscillatoria, 42) J^. Fusus = Navicula flava , 43) Z7! lacnstris
= Anguillula fluviatilis, 44) /^. Lagena = Ichtltydium Podura? 45) /^. Sabiila = Euglena Actis, 46) /^. tnmcatus
= E?ic/ielys? 47) /^ turrifer = Cocconema? {Navicula?). Bory de St. Vincent bildete 1824 48) den Vibrio ministe-
rialis = Anguilhila Glutinis? , welchen an ähnlichem Standorte, in Pilzen (Morcheln) schon Alexander ton Humboldt 1797
(gereizte Muskel- und Nervenfaser L p. 179) entdeckt hatte. Ich selbst habe bis jetzt 5 neue Artnamen in dieser Gattung gegeben, von
denen einer aus früherer Zeit 49) V. dongalanus zu den Anguillulis übergeht, einer 50) V. amblyozcys aus Russland vorläufig
suspendirt ist, weil an ihm keine Gliederung, wie bei Vibrio und keine Organisation der Anguilhila beobachtet wurde, Charactere,
welche jetzt die Stellung entscheiden (s. Trachelius). Drei Arten bilden mit den drei rückständigen von Müller die jetzige Gattung.
Dass der verdünnte schwanzartige, abfallende Hinterleib der Cercarien als ein wahrer Vibrio ein selbstständi«es Leben
führe, war eine frühere Meinung des verdienten Nitzsch (Beiträge zur Infusorienkunde 1817. p. 15), die jedoch durch die neueren
Entwickelungen dieser Kenntnisse unhaltbar geworden ist, wogegen seine übrigen Beobachtungen classisch bleiben«
ACHTUNDZWANZIGSTE GATTUNG: SCHLINGENTHIERCHEN.
Spiro chaeta. Spiro cliete.
CHARACTER: Aiiimal e familia Vibrioniorum, divisione spontanea imperfecta in catenam tortuosam s.
cochlearn filiformem flexibilem elongatum.
CARACTERE: Animal de la famiUe des Vibrionides ^ s allongeant par division spontanee im-
parfaite en forme de chaine tortueuse ou de spirale filiforme flexible.
Die Gattung der Schlinge nthierchen ist eine Form der Familie der Zitterthierclien , Vibrionien,
welche sich von den übrigen durch eine aus unvollkommner (schiefer?) Selbsttheilung hervorgegangene ge-
wundene, aber dabei biegsame, Kettenform oder fadenartige Schraubenform unterscheidet. (Ein verlängertes,
biegsames Spirillum.)
Die erste Aufstellung dieser Gattung geschah in den AbhandL d. Berliner Akademie 1833. p. 313.
Sie gründete sich auf eine einzelne Thierform, welche freilich sehr ausgezeichnet war, indem sie die starre
Natur der Walzenspiralen {Spirillum) mit der Biegsamkeit der Vibrionen vereinigte. Es war einThier-
chen von grosser Lebendigkeit, welches einer Spiralfaser des Pflanzengewebes glich, die, ohne ihre Spiral-
form zu verlieren, sich hin und her schleuderte, schling enartig umbog und viel Energie erkennen Hess. Von
Organisation war in dem ausserordentlich zarten Spiralfaden nichts weiter zu ermitteln, als dass er aus
dicht an einander gedrängten kleinen Gliedern bestand, welche den Vibrionen -Gliedern glichen und die da-
her Einzelthiere seyn mögen, deren Organisations- Detail unserer jetzigen Sehkraft, seiner Feinheit halber,
verschlossen ist.
Ausser bei Berlin ist es nicht beobachtet.
95. Spirochaeta plicatilis, wurmformiges SeMingentMercIieii. Tafel V. Fig. x.
Sp. corpore tennissimo subgloboso, Cochleae filiformis longae anfractibus angustissimis numerosissimis , colore liyalino.
Spirochete pliable, a corps tres-mince presc/ue spherir/ue et a spirale filiforme longue; les tours
de spirale tres-nombreutc et tres-etroits; couleur d eau.
Spirochaeta plicatilis, AbhandL der Akademie d. Wissens eh. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 313.
Aufenthalt: Berlin.
Dieses zwischen Vibrio und Spirillum stehende panzerlose Thierchen fand sich am 2. April 1832 im überwinterten Wasser
in meiner Wohnung zu Berlin. Es war eng schraubenartig gewunden, sehr zart und farblos, dabei fadenartig lang gestreckt und bog
sich, ohne seine Schraubenform zu verlieren, wie ein Regenwurm, kräftig in die verschiedensten Gestalten, schwamm auch sich schlän-
gelnd wie ein Aal. Die Dicke des Fadens lag bis 70mal in seiner Länge. Länge der Fäden (Monadenstöcke) Vis his Via Linie,
Dicke der Fäden (Grösse der EinzelthiercJien) Viooo Linie. Beim Antrocknen wurde die Gliederung messbar.
Die Erscheinung der krummen Gliederfäden in Spiralen kann man sich vielleicht so erklären, dass die EinzelthiercJien schiefe
Formen haben, wonach eine Seite breiter ist, als die andere, was sehr einfach durch schiefen Ansatz des Mundes bedingt seyn mag.
Bei eintretender queerer Selbsttheilung mag sich dann dasselbe Verhältniss hier geltend machen, wie es bei Meridion vemale ohne
allen Zweifel vorhanden ist (vergl. Tafel XVI.), wo aber die Selbsttheilung als eine Längstheilung auftritt.
Erklärung der Abbildungen Taf. V. Fig. X.
Es sind 2 Gruppen nach verschiedener Vergrößerung. Durch ein Versehen ist der Name Sp. Serpens anstatt Sp. plimtilis gestochen,
denn Müller's Vibrio Serpens ist eine Oscillatoria {Spirulina).
Fig. 1. sind 11 Gesellschaftsformen des Schlirigenthierchens von verschiedener Länge und in verschiedener Bewegung, eine gerad ausgestreckt, aber
dabei immer spiralförmig, alle 300mal im Durchmesser vergrössert.
Fig. 2. ist eine einzelne Gesellschaftsform, 800mal vergrössert.
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NEUNUNDZWANZIGSTE GATTUNG: WALZENSPIRALE.
Spirillum. Spirille.
CHARACTER: Animal e familia Vibrioniorum, divisione spontanea imperfecta (et obliqua?) in catenam
tortuosam s. cochleam rigidain et in cylindri forinam extensam abiens.
CARACTERE: Animal de la famille des Vibrionides, se developpant par division spontanee
imparfaite (et oblique*) en forme de chaine tortueuse ou de spirale raide et cylirir
drique.
Walzenspiralen sind solche Thierchen der Vibrionen -Familie, welche aus unvollkommener (schie-
fer?) Selbsttheilung hervorgegangene spiralförmige und unbiegsame Ketten von cylindrischer Form, oder
Schraubencylinder bilden.
Die Gattung wurde zuerst 1830 in den Abhandl. der Berliner Akademie p. 38 angezeigt und mit
2 Arten begründet, wozu hier eine dritte neue kommt. Die zwei ersten Arten waren 2 schon von O. F.
Müller bezeichnete Vibrionen, deren einen Bory de St. Vincent mit anderen Thierchen in seine Gattung
Melanella zog, während er den anderen als Vibrio bezeichnete. — An Organisation -Erkenntnissen hat
die ganze Familie der Vibrionien wenig und diese Gattung, ihrer allzugrossen Feinheit halber, allzuwenig
erreichbar werden lassen. Nur die rasche, kräftige, willkührlich zögernde und beschleunigte Bewegung
sammt der allmälig zunehmenden Gliederung, welche Selbsttheilung anschaulich macht, sind die thierischen
Charactere. Zu ihnen gesellt sich die Begleitung von anderen Infusorien, welche deutlicher organisirt sind.
Die Verbreitung dieser Formen ist von Paris bis Petersburg und von Copenhagen bis Leipzig beob-
achtet, mithin in Europa ansehnlich gross.
96. f&pirillum ienue, zarte Walzenspirale. Tafel V. Fig. XL
Sp. fibris leviter tortuosis, hyalinis, tenuissimis , obsolete articulatis, anfractibus saepe ternis et quaternis.
Spirille f in, a fibres leger ement tortueuses tres-fines, presque insensiblement arliculees, ayant souvent
3 # 4 tours de spirale; couleur d'eau.
Aufenthalt: In Berlin.
Ich beobachtete diess Thierchen im April 1835 in einer alten Infusion von Pflanzen in meiner Wohnung. Es hatte viel
Aehnlichkeit mit Vibrio subtilis und ich prüfte es daher sehr oft und scharf auf die Beständigkeit der starren Biegungen, die ich
immer wieder sah und welche beim Tode nicht verschwanden. Es war sehr energisch bewegt, wimmelnd zu Millionen in einem Tro-
pfen. Die grössten Stäbchen hatten 1/7 2 .Linie, die meisten Voe Linie Länge. Die Dicke betrug etwa Viooo Linie und die erst im An-
trocknen sichtbaren Gliederungen waren der Dicke gleich, kugelartig.
Erklärung der Abbildungen Taf. V. Fig. XL
Es sind 25 Spiralstäbchen verschiedener Grösse in ihren um die Längsaxe Wälzenden, oft zitternden, Bewegungen dargestellt, wie sie bei
SOOmaliger Vergrösserung erscheinen.
97. Spirittum Undula, Meine Walzenspirale. Tafel V. Fig. XII.
Sp. fibris valde tortuosis brevibus, validioribus, * distinete artieulatis, hyalinis, anfractu singulo aut sesquiplici insignibus.
Spirille ondoyant, ä fibres bien tortueuses, courtes et robustes, distinetement articulees, ri ayant
r/rinn ou un lour et demi de spirale; couleur d'eau.
Vibrio Undula, Müller, Vermium hist. p. 43. 1773.
Schraubenförmiges Thierchen, Köhler? Naturforscher, X. p. 103. Tafel IL Fig. 12. e. f. 1777.
Bölgeslreckere > Müller, Nye Sämling of Dansk. Vid. Saelsk. Skr. D. III. p. 19. 28. t. 3. f. 1. a. *
Vibrio Undula, Müller, Animalc. infus, p. 47. Tafel VI. Fig. 4 — 6.
— — Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 53. 1803.
— — Bory, Encycl. meth. 1824.
Spirillum Undula, Abhandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 38. 1831. p. 68.
Aufenthalt: Copenhagen!, Leipzig?, Heilbrunn bei Benedictbeyern, Paris?, Berlin!.
Dieses sehr kleine, einein Pfropfenzieher ähnliche, starre, aber munter bewegte, Thierchen findet sich in Berlin häufig im
stehenden Wasser mit modrigem Geruch. Im Jahre 1835 fand ich es im Freien schon im April und Mai. Auf der Stube habe ich
es zu allen Jahreszeiten beobachtet. Es ist 3fillionen\veis in einem Tropfen, gewöhnlich mit Cyclidium Olaucoma und Vorticella
microstoma, zuweilen mit Bodo socialis und oft mit Polytoma Uvetta. Müller, der Entdecker dieser Form, verwechselte sie
noch mit der folgenden und so mag auch Köhler, welcher, was Müller übersah, die erste Abbildung gab, beide verwechselt ha-
ben. Leeuwenhoek's von Müller angeführte Beobachtungen gehören, wie mir scheint, zu Vibrio Rugula, Herrmann's Thier-
chen aber zu Spirillum volutans. Die Form dieser Species gleicht gewöhnlich einem Pfeilbogen, oder wie Müller es auch richtig
ausdrückt, dem Buchstaben v. Es bildet nur x/2 bis 1% Spiralwindung, dann zerfällt es in die Einzelthiere. Die Gliederung dieser
Körperchen wird sehr deutlich., wenn sie antrocknen. Ihre Bewegung erscheint schlängelnd, aber sie ist geradlinig und wankend, das
Schlängeln ist durch die Spiralform erzeugte optische Täuschung flüchtiger Beobachtung. Die Grösse der krummen Stäbchen beträgt
Vi es bis % Linie, die Dicke Vieso Linie, welches auch die Länge eines runden Einzelthierchens ist.
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Müller fand das TMerclien 1773 im stehenden Meerlinsenwasser und vor 1786 im Wasser, worin Morcheln, Helvella Mi-
tra, sich auflösten. Bory's Vibrio ministerialis der Trüffeln und Alexander von Humboldts Vibrio Glutinis der Morcheln
halte ich für verschieden von diesem Spirillum. Bory beschreibt sein Thierchen spindelförmig, was nur optische Täuschung seyn
konnte, wenn er das rechte sah. Joblots Figur, welche er citirt, bezieht sich aber auf eine Anguillula ßuviatilis. Schrank
fand sein Thierchen im Heilbrunner Gesundwasser im Juni.
Erklärung der Abbildungen Taf. V. Fig. XII.
Die beiden Gruppen sind nach 2 verschiedenen Vergrösserungen abgebildet.
Fig. 1. ist ein 300mal vergrösserter Haufe von 18 Monadenstöcken.
Fig. 2. sind 12 800mal vergrösserte Schrauben in verschiedener Entwickelung.
Fig. 3. ist die Bewegungslinie eines einzelnen Schraubenstäbchens.
98. Spirillum volutans, grosse Walzenspirale. Tafel V. Fig. XIIL
Sp. fibris valde tortuosis, validioribus longiusculis, distincte articulatis, hyalinis, anfractibus ternis, quaternis pluribusve.
Spirille tournante a fibres tres-tortueuses, robustes et allonge'es, distinctement articulees, ayant 3,
4 ou plusiezirs tours de spirale; couleur cT eau.
Schraubenförmiges Thierchen, Köhler, Naturforscher, X. p. 103. Tafel II. Fig, 12. g. 1777.
Vibrio Undula, Herrmann und Müller, Naturforscher, XX. p. 150. Tafel III. Fig. 27. g. 1784.
Vibrio Spirillum et V. Undula var., Müller, Animalc. infus, p. 47. et 49. Tab. VI. Fig. 9, 1786.
Melanella Spirillum, Bort, Encycloped. method. 1824. Dict. classique 1826.
Spirillum volutans, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 38. 65. 70. 1831. p. 68.
Aufenthalt: Leipzig!, Strassburg!, Copenhagen ! , München, Paris, Berlin!, Petersburg!.
Der Entdecker oder erste Verzeichner dieses Thierchens war 1777 Köhler in Leipzig, dann beschrieb es Herrmann in
Strassburg aus dem Aufguss von vegetabilischem Küchen-Abfall und sagt 1784, dass er die Beobachtungen yor 18 Jahren gemacht.
Er schickte seine Zeichnung an Müller zur Bestimmung und so erhielt sein Thierchen von Müller den Namen Vibrio Undula.
Die Zeichnung ist nach zu kleiner Vergrösserung entworfen, zeigt aber deutlich die Form des Spirillum volutans durch mehrfache
Schraubenwindungen. Müller selbst lernte diese Form schon 1782 in einem Aufguss von So?ichus arvensis kennen, hatte aber noch
längere Schrauben angetroffen, die ihn bestimmten, jene kürzern von Herrmann als V. Undula aufzuzeichnen. Auch erst in dem spä-
tem Infusorienwerke ist bei V. Undula bemerkt, dass es Formen dieser Art mit mehrfachen Spiralwindungen gebe. Bort fand seine
Art in einem Wassergefässe , worin die Samendrüsen von Fröschen sich aufgelöst hatten, die er damals untersuchte. Auch in andern
Aufgüssen thierischer und menschlicher Substanzen fand er dergleichen. Ich selbst habe diess Thierchen immer auch in übelriechenden
Infusionen mit weisser Haut beobachtet. Im Jahre 1829 sah ich es auf der Reise mit Herrn von Humboldt in Petersburg in Was-
ser, worin Fleisch faulte. Neuerlich beobachtete ich es am 10. Juni und 27. Juli 1835 in einer vegetabilischen faulen Infusion sehr
zahlreich. Im Allgemeinen ist diese grössere Art seltner als die kleinere. Nach Köhler 's ersten und vielfach besten Untersuchungen
könnte die grössere Form desshalb seltner seyn, weil die kleine nicht oft sich soweit entwickle, allein ich habe die kleine so zahllose
Male beobachtet und Millionenweis gesehen, dass diese Entwicklung sich schwerlich der Beachtung entzogen hätte, indem man das
Grössere leichter sieht als das Kleinere. Da diese starren Spirilla sämmtlich beim Trocknen ihre Form und Breite behielten, bin ich
schon angeregt gewesen, sie für Panzerthiere zu halten, allein auf Platin-Blech verbrannte Massen davon zeigten sicher keinen
Kieselpanzer, auch nichts Geformtes als Rückstand. Daher habe ich den Gedanken für jetzt fallen lassen. Müllers Special -Name
ist zum Genus-Namen erhoben worden. — Länge der Spirale V192 bis Vis Linie. Dicke etwa V1200 Linie.
Erklärung der Abbildungen Tafel V. Fig. XIII.
Es sind 3 Gruppen nach 3 verschiedenen Vergrösserungen dargestellt.
Fig. 1. ist die in Petersburg beobachtete Form in 6 Spiralstäbchen, welche bei gleicher Vielzahl von Windungen ansehnlich kleiner, nur %6'" gross
war. Vielleicht ist noch eine besondere Art hierin verborgen. Die Vergrösserung beträgt 300mal.
Fig. 2. ist dieselbe, 800mal vergrössert, in 10 andern Stäbchen und in verschiedenen Graden der Anhäufung von Einzelthieren durch Selbsttheilung zu
Spiralen. Aehnlich ist Gruithuisen's Abbildung aus München (Beitr. z. Physiol. u. Eautognosie p. 302. Taf. I. Fig. 10. 1812.).
Fig. 3. ist in Berlin in Pflanzenaufgüssen beobachtet und bis V^ Linie gross, 800mal vergrössert.
Nachtrag zur Gattung Spirillum.
Seit der Feststellung der Gattung Spirillum ist sie von andern nur durch eine Art vermehrt worden, die besonders merk-
würdig , aber unhaltbar ist. Es ist Spirillum Bryo%oon von Dr. Unger. Sie fand sich in den sogenannten Antheren der rosenarti-
gen Enden des Sphagnum capillifolium (Regensburger Botan. Zeitung, Flora 1834. I. p. 143 — 150. Tafel I. Fig. 4—8.).
Dr. Werneck fand dasselbe im Sphagnum squarrosum, hielt es aber für kein Spirillum , sondern für ein Spermatozooii (Ebenda
151). Nach einer früheren Beobachtung von Friedr. Nees von Esenjbeck (Ebenda 1822. p. 33.) waren die Körperchen in den-
selben Antheren desselben Sphagnum capillifolium rundliche monadenartige Dinge. Dass hierbei nicht an Spirilla oder Monaden
zu denken sey, scheint sehr klar, allein da ich neuerlich keine dergleichen Antheren untersuchen konnte, so halte ich mein Urtheil zu-
rück. Sollte aber nicht gerade der zuweilen runde, zuweilen geschwänzte Zustand die höchst interessante Frage über die Natur dieser
Körperchen völlig lösen? So rund und dann geschwänzt ist ja gerade alles Pollen gebildet! Es waren also wohl Pollenkörner, die
Nees jünger und ganz, Unger älter und geplatzt mit ihren Schläuchen sah? (Vergl. p. 38 dieses Werkes.)
Ferner könnte es scheinen, dass Müllers Vibrio serpens noch eine Art dieser Gattung Spirillum sey, allein ich bin
der Meinung, dass Müller die oft blassgrüne Farbe dieser zuweilen sehr intensiv grün gefärbten, geschlängelten , steifen und faden-
artigen Alge für Wasserfarben gehalten hat. Die Form selbst war auch 1786 nicht neu, sondern schon 1774 von Corti {Osserva%.
microscopiche p. 15.) in 2 Arten bekannt gemacht und Tab. I. F. 8 und 9 daselbst abgebildet. Er nannte sie Tremella a spira
maggiore und minore. Diese Form gehört offenbar zu den Oscillatorien und ist auch von mir bei Berlin häufig beobachtet wor-
— 80
den, Türpin bildete sie 1828 im Dictio?i. d'hist. nat. als Spirulina oscillarioides ab und Bory zeigte 1829 im Dict. das-
sique dhist. nat. diese neue Gattung als eine ihm völlig unbekannte Form an, ohne zu gedenken, dass er selbst 1824 eine Gattung
Spirulina bei den Infusorien aufgestellt Latte. Da Bonifs Gattung Spirulina sich, des von ilim gegebenen Characters der flach zu-
sammengedrückten Spirale halber, höchst wahrscheinlich auf sein Sp. Ammonis gründete, denn sein Sp. Müllerz war der kugelrunde
Volvozc Grandinella, und da jenes Sp. A?nmonis nach einer unklaren Figur von Joblot gebildet ist, welche vielleicht eine junge
Planorbis (Scheibenschnecke) oder Difflugia darstellt, so scheint der Name Spirulina in Türpin' s Sinne für die Algcngattung
beizubehalten, welche demnach 2 Arten besitzt: Spirulina oscillarioides oder major und Sp. minor (vcrgl. Spirodiscus fiilvus)*
DREISSIGSTE GATTUNG: SCHEIBENSPIRALE.
Spirodiscus. Spiro disque.
CHARACTER: Animal e familia Vibrionioruin, divisione spontanea imperfecta (et obliqua?) in catenam
filiformen! s. coclileam rigidam diseiformem aecrescens.
CARACTERE; Animal de la famille des Vibrion/ides , se developpant par division spontanee im-
parfaite {et oblique?} en forme de chaine allongee ou de Spirale raide et tournee
en disque.
Die Gattung der Seheibenspirale unterscheidet sich von den nächstverwandten Gattungen der
Familie der Zitterthierchen durch eine aus unvollkommener (und schiefer?) Selbsttheilung hervorgegangene
fadenartige Kettenform , welche imbiegsam ist und eine scheibenartige Spirale bildet
Die Gattung wurde 1830 in den AbhandL der Berliner xikademie p. 65 angezeigt und ich war da-
mals der Meinung, dass in Trichoda Bomba und vielleicht auch Volvox Grandinella von Müller nocli
andere Arten dieser Gattung vorhanden seyn mochten. Letztere hatte bereits Bory 1824 in eine Gattung
Spirulina gebracht, in welche später Turpin die Oscillatoria spiralis zog und die von der mir bekannten
Form sehr verschiedene Körper enthielt. Ich kenne nur eine Art. — An Organisation ist so wenig ermit-
telt, dass ich die ganze Gattung für unsicher halte. Die langsame Bewegung und die anscheinende Gliede-
rung beim Antrocknen der tellerförmigen Spirale sind das alleinige Anhalten für die Organisation und die
gegebene Stellung. (Vergl. Nachtrag zu Spirillum.)
Der Aufenthalt war Syrjanofskoi im Altaigebirge.
99. Spirodiscus fulvus, geltolbrauite Scfeeilbeiispirale. Tafel V. Fig. XIV.
Sp. Cochlea lenticularis obsolete articulata, fulva, lOOmam lineae partem fere lata.
Spirodisque fauve, a spirale lenticulaire , indistinetement articulee^ fauve^ egalant V50 millimetre en
largeur.
Spirodiscus fulvus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 65. 67, 1831. p. 68.
Aufenthalt: Syrjanofskoi im Altaigebirge.
Ich entdeckte dieses Thierchen in mehreren Exemplaren zwischen Conferven des Gebirgswassers bei Syrjanofskoi auf der
Reise mit Herrn Alexander von Humboldt im Jahre 1829- Die Eile der Reisebeobachtungen lässt mich in diese seitdem nicht
wieder beobachtete Form zwar einige Zweifel legen , allein im Ganzen mag die Bezeichnung doch nicht allzu unrichtig seyn. Es hatte
eine langsame wälzende deutliche Bewegung und erschien dabei linsenartig. Beim Verdunsten des Wassers erschien es gegliedert. Dass
es von Müller' s Volvotc Grandinella, welcher kugelförmig und farblos war, sich als Art unterscheidet, scheint mir fest begründet, ob
es generisch zu trennen, kann bedenklich erscheinen und dann wäre der Name Spirulina Grandinella zu wählen. Allein der yoii
Bort gegebene Name Spirulina ist auch, später zwar, der Oscillatoria spiralis des Corti von Türpin gegeben (siehe den Nach-
trag zu Spirillum) und bei dieser Form von Bory sogar anerkannt, während sein für den Volvox) {Spirulina Miitteri) gegebener
Character „als scheibenförmige Spirale" auf diesen nicht, sondern auf die Spirulina Ammonis, ein Thierclien von Joblot, passt,
welches wohl eine junge Scheibenschnecke, Planorbis, oder Difflugia war. Raspail scheint dasselbe 1827 wieder beobachtet und Tri-
choda Bomba genannt zu haben, welche letztere ich für einen Stentor halte. (Raspail, Alcyonella, Mem. de la soc. dhist. nat.)
Erklärung der Abbildungen Taf. V. Fig. XIV.
Es sind 4 Exemplare nach den im Altai gemachten Abbildungen dargestellt; die zwei mittleren sind halb von der Seite, die 2 seitlichen von
oben gesehen, Durchmesser Vioo Linie. Vergrösserung 200mal.
___ m _
FÜNFTE FAMILIE: SPINDELTHIERCHEN.
Closterfna» Closteriees.
CHARACTER: Animalia polygastrica anentera (tubo intestinali destituta), gymnica (non appendiculata),
et corpore uniformi involucrato seu loricato, Cryptomonadibus simillima, cum lorica sponte
et imperfecte dividua, hinc in polyparium bacilliforme (aut fusiforme) abeuntia, papillis de-
nique in loricae apertura discretis.
CARACTERE: Animaux distinctement ou vraisemblablement polygastriques ■, sans canal alimen-
täre, sans appendices du corps et u corps uniforme, semhlaMes mix Cryptomonades
par leur enveloppe ou carapace et se dimsant avec T enveloppe par division sponta-
nee imparfaite, demaniere ä conslituer un polypier en forme de baguette, de ßl ou
de fuseau; enfin ä papilles constantes et mobiles dans F Ouvertüre de la carapace.
Es gehören zur Familie der Spindelt hi er eben alle solche deutlich oder doch wahrscheinlich den
Panzermonaden ähnliche Thierchen mit vielen Magen und ohne deutlichen Darmkanal, welche keine beson-
dern Anhänge am Körper und eine unveränderliche Körperform besitzen, die aber von einer besondern Hülle
oder Panzer umgeben sind und sammt dieser sicli unvollkommen so theilen, dass sie stabartige, fadenartige
oder spindelartige Polypenstöcke bilden, und welche bestimmte Bewegungsorgane in der Panzeröffnung (an
der Mundöffnungi) führen.
Die Familie der Spindelthierchen wird bis jetzt aus 16 Thierarten gebildet, welche so wenig
physiologisch wichtige Unterschiede der Organisation zeigen, dass sie alle in einer einzigen Gattung, Clo-
sterium, zusammengehalten werden konnten. Alle diese Thierchen sind sehr pflanzenartig und träge. Schon
Bonaventura Corti hatte 1774 dergleichen beobachtet und mit dem Namen Corpicetti a Baccello abge-
bildet, und 1775 gab auch Eichhorn Nachricht und Zeichnung unter dem Namen der halbe Mond. Beide
beobachteten eine willkührliche sehr langsame Ortsveränderung an den Körperchen schon deutlich. Müller
hatte sie vor 1784 als Pflanzen betrachtet, dann aber überzeugte er sich von ihrer thierischen Natur und
nannte sie Vibrio Lunula (Naturforscher XX. p. 142). Herrmann beschrieb sie ebenfalls 1784 mit Mül-
ler's Namen, sah keine Bewegung und gab eine sehr kleine Abbildung. In Millers nachgelassenem Werke
von 1786 sind sie unter dem Namen Vibrio Lunula unter den Infusionsthieren umständlich aufgeführt.
Girod Chantrans bildete 1802 solche Formen als Conferven- Keime ab. Eine 2te, bewegungslose, Art be-
schrieb erst Schrank 1803 als Vibrio acerosus. Im Jahre 1817 sonderte Nitzsch alle starren Körper-
chen von Vibrio ab und nannte die prismatischen Bacillaria, die drehrunden aber Closterium. Er war
damals von der später verlassenen Idee eingenommen, dass Pflanzen und Thiere als Species einer und der-
selben Gattung organischer Körper vorkämen, und hielt Closterium Lunula und Cl. tripunetatum? für
vegetabilische, Cl. Acus für thierische Species (Beiträge zur Infusorienkunde, p. 60. und 67.). Im Jahre
1821 sah Gruithdisen bewegte Körperchen in den Spitzen der Hörner und bestätigte die freie Bewegung
des Ganzen, hielt aber die ersteren für innere Samenkörner, wie bei Conferva ferax, und das Ganze für
eine Pflanze (Acta Nat. Cur. X 2. p. 449.). Schrank stellte 1823 die beiden Formen dieser Familie in
die Gattung Bacillaria (Acta Nat. Cur. XI. 2. p. 533.). Bory de St. Vincent bildete 1824 aus diese»
und andern heterogenen Thierformen (Lyngbyes Echi neuen) die Gattung Lunulina, welche mithin unnö-
thig war, in der Encycloped. method. mit 5 Arten, von denen aber nur 1 als neu hier aufgenommen ist.
Die selbstständige Bewegung bestätigt er auch. Im Jahre 1828 wurden in den Symbolis physicis von Hem-
prich und mir 2 Formen dieser Familie vom Sinaigebirge als Closterium Lunula und Bacillaria multi-
striata auf Tafel II. der Phytozoa abgebildet, und in den Abhandl. der Berlin. Akademie von 1829 p. 15.
als 2 Arten der Gattung Closterium bezeichnet. Tlrpin bildete 1828 dergleichen Formen als Lunulina
unter den Pflanzen ab (Biet, des sc. nat.). Auf der Reise mit Herrn Alexander von Humboldt in Russ-
land 1829 entdeckte ich 2 neue Arten, welche in den Abhandl. der Berlin. Akademie von 1830 in der Fa-
milie der Bacillarien p. 40. und 62. verzeichnet sind, und ich beobachtete damals, dass die in den Spiz-
zen der Hörner sichtbaren bewegten Körperchen in der Nähe von Oeffnungen des Panzers lagen und 12
bis 20, die Ortsveränderung bedingende, Papillen wären, die zuweilen hervorragten. Diese Beobachtung
wurde in der Isis 1830 p. 168. mitgetheilt und ausführlicher im Texte zu den Symbolis physicis, Ever-
tebrata I. Polygastrica Fol. b. «.2. beschrieben. Ebenda wurde Closterium als zwei mit dem Rücken
an einander geheftete, mit dem Munde sich entgegengesetzte, Difflugien erläutert. Im Jahre 1831 wurde
in den Schriften der Berliner Akademie eine besondere Familie der Closterinen als gepanzerte Zit-
terthierchen, im Gegensätze der Bacillarien als gepanzerten Amoebaeen, aufgestellt und die Zahl
der Arten der einzigen Gattung Closterium auf 9 erhöht. Im Jahre 1832 wurden in einem erst 1834 ge-
druckten Vortrage ebenda noch 2 neue Arten mit neuem Detail des Organismus sammt Copulation bekannt
gemacht. Im Jahre 1833 beschrieb ein mannigfach sehr glücklicher Beobachter, Kützing, 6 Arten der Gat-
tung Closterium als Pflanzen der Familie der Diatomeen in der botanischen Zeitschrift Linnea p. 594.,
worunter 1 neue Art von Nitzsch, 2 von ihm selbst und eine von Corda befindlich, welche ich am genann-
ten Orte noch beurtheilt habe und von denen keine als neu hier aufgeführt ist. Er war der Meinung, dass
sie abwechselnd ein vegetabilisches und thierisches Leben führen. Ferner beschrieb Corda selbst 1835 im
Almanac de Carlsbad 5 Arten mit neuen Namen und bildete eine neue Gattung dieser Familie unter dem
Namen Pleurosicyos myriopodus. Diese Mittheilungen erhielt ich nach dem Stiche der beiden Tafeln die-
ses Werkes, welcher zu Ostern 1835 begann. Corda hat auch bei einer seiner Arten die Copulation zweier
Individuen gesehen, welche ich bei 4 Arten beobachtet hatte. Er glaubt mittlere Oeffnungen am Panzer ge-
funden zu haben, spricht von einem Mund, Darmkanal, nennt die bewegten Körperchen an den Enden eine
Wirbelblase. Bei Copulation bildet er die mittleren Oeffnungen bei einem Individuum auf der convexen, beim
andern auf der concaven Seite ab. Die innern Kugeln nennt er Oeltropfen. Die spiralförmige, grüne Masse
im CL spirale hält er für den Darmkanal. Bei Pleurosicyos myriopodus nennt er die hellen seitlichen
Stellen Füsse. Von diesen Arten ist nur das CL didymotocum vielleicht eine neue Art, alle übrigen sind
die schon 1831 verzeichneten Formen. Die neue Gattung Pleurosicyos ist derselbe Körper, welchen ich
CL Digitus nannte, und die hellen Stellen sind keine Füsse und keine Oeffnungen. Es ist Schade, dass
diese Details des fleissigen Beobachters und geschickten Zeichners nach zu grossen Feinheiten streben und
daher nicht buchstäblich der Wissenschaft zu Gute kommen. Meyen behauptet in Wiegmanns Archiv für
Naturgeschichte 1836. I p. 208.: Die Closterien sind keine Thiere, sondern Pflanzenzellen, die mit Chlo-
rophyll gefärbt sind, ganz so wie die Confervenzellen. Der beschränkte Raum setzt aber, wie er sagt,
weiterer Ausführung ein Ziel, warum sehr Schade ist, da jede Behauptung ohne Begründung wissenschaft-
lich nur störend ist. Durch Oeffnungen der concaven Seite sah er auch 2mal das Hervortreten der
Sporenmasse. Im Jahre 1836 sind von mir in Wiegmänn's Archiv p. 185. des Jahresberichts die Synonyme
zu Corda's Closterien gegeben. Zuletzt hat Ch. Möhren in Lüttich, ohne die Geschichte dieser Körper zu
kennen, eine Art der Gattung Closterium ausführlich beobachtet und beschrieben und sich verleiten lassen
zu glauben, dass alle, oder doch 6 von mir angezeigte, Arten nur Varietäten einer und derselben Art, und
dass alle Pflanzen wären, daran die Bemerkung knüpfend, dass also das meinen Mittheilungen über die In-
fusorien geschenkte Vertrauen nicht überall gerechtfertigt sey. Ich darf diesen Tadel hier nicht übergehen
und bemerke dagegen, dass ich die Closterien zwar als höchst wahrscheinliche, aber nie, auch jetzt nicht,
als völlig erwiesene, Thierformen dargestellt habe, da ich nirgends von Darstellung ihres Ernährungsappa-
rates gesprochen, und hoffe, dass die selbst im speciellen Falle hier vorliegenden Studien und Gründe so-
wohl nicht verlangtes Vertrauen rechtfertigen, als auch vor den Irrwegen zurückhalten werden, worauf we-
niger umsichtige Beobachter der Wissenschaft schaden. Herr Morren hat zwar recht wohl ansprechende
Abbildungen mit vielem Detail gegeben, allein er hat die Oeffnungen aii den Spitzen der Hörner nicht er-
kannt und hat von den mir bekannt gewordenen 16 Arten nur eine einzige beobachtet, deren Geschichte und
Variation mir noch bekannter war, als sie es ihm geworden ist. Selbst wenn sich auch später meine durch
sorgfältige Studien gebildete Meinung über die 16 Closterien als irrig ergäbe, welch Recht hat wohl Herr
Morren, diess auf 655 Infusorien auszudehnen, von denen er nur eins beobachtete und vielleicht doch ir-
rig für eine Pflanze hielt? {Annales des sc. naturelles 1836. Tom. V. p. 257.)
Der Organisationsgehalt der Familie ist der der Gattung. Ich bin weit entfernt, dem Thierreiche,
das keinen Mangel an Formen leidet, Pflanzen aufzudringen und die 16 Closterien sammt den etwa noch
16 ähnlichen, schwierig zu beurtheilenden. Formen grundlos den mehr als 660 wohl organisirten Inftisorien-
Thieren anzureihen, um deren Zahl zu vergrössern, fahre vielmehr hier, wie früher, fort, die Chalactere
dieser Formen scharf zu untersuchen und vergleichend hervorzuheben, welche der spätem Zeit das Urtheil
festzustellen schon erlauben werden.
Der Grund, warum die Closterien nicht Pflanzen, sondern Thiere zu seyn scheinen, liegt in nicht einem,
sondern vielen Characteren. 1) Sie haben freiwillige Bewegung, welche schon Corti kannte; 2) sie haben
an den Spitzen Oeifnungen, die von mir zuerst angezeigt wurden; 3) sie haben fortdauernd bewegte, sogar
hervorragende, beständige Organe dicht hinter den Oeffnungen, die ich zuerst als solche erkannte, welche
aber schon Grüithüisen sah; 4) sie haben queere Selbsttheiiung, welche schon Müller sah. Diese 4 Haupt-
charactere schliessen die Closterien von allen bekannten Pflanzen aus und reihen sie den Infusorien natür-
lich an, denn alle Pflanzen, welche freiwillige Bewegung, offene Mündungen, Füsse und Selbsttheiiung ha-
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ben, kann man, auch ohne sie essen zu sehen, ohne Vorwurf zu den Thieren zählen. Die übrigen, schein-
bar an die Conferven nah antretenden, Structurverhältnisse Hessen sich etwa auf folgende Weise den Infu-
sorien ebenfalls vergleichbar finden. — Der Panzer oder die Hülle, welche den weicheren Organismus um-
schliesst, hat die Gestalt eines Büchschens (Urceolus), ist gelblich oder farblos, und an beiden Enden bei
vielen Arten deutlich offen. Von ihm umschlossen ist ein sehr zarter, schleimiger, crystallheller Körper,
welcher oft von grünen Körnchen, die Eier seyn können, und Bläschen ganz erfüllt ist. Dieser Panzer
lässt sich zu Kohle verbrennen und ganz verflüchtigen, wobei er sich vorher kräuselt. Mittlere OefFnungen
der Spindeln, welche Corda angiebt, habe ich nirgends bestätigen können. — Am Bewegungsorganismus ist
so viel ermittelt, dass sehr kurze, zarte und durchsichtige Organe in Form conischer Papillen in der Nähe
beider Panzeröffnungen im innern Räume liegen und nur sehr wenig hervorschiebbar sind. Trübt man das
Wasser mit Farbe, so sieht man zuweilen deutlich, wie bei JVaviculis, ein Hin- und Herschieben der Far-
betheilchen an den Enden des Closteriums, und ich erkannte eine Mehrzahl abwechselnd hervortretender
Wärzchen, die mir an Zahl in directem Verhältniss mit den runden, langsam bewegten, innern Körperchen
in der Nähe der OefFnungen zu stehen schienen. Ich bin daher geneigt geworden, diese letzteren für die
Basaltheile jener etwas vorragenden conischen Wärzchen, welche mit einer Mehrzahl von nicht wirbelnden
Rüsseln vergleichbar sind, zu halten, doch habe ich keine völlige Klarheit über den Zusammenhang erlangt.
Beim Zerschneiden der Spindel und Ausfliessen des Inhalts zieht sich der Haufe bewegter Körperchen sammt
dem gallertigen Thierkörper von der Spitze zurück der Mitte zu und dehnt sich in eine lange Reihe. Alle
bekannten Arten haben diesen Organismus. Früher verglich ich ihn mit den Wechselfüssen der Arcella,
allein ich halte jetzt die Zahl für bestimmt. Vergleicht man die zu bewegende Masse des Closteriums mit
diesen zarten Bewegungs- oder Tastorganen, so passt auch die Langsamkeit der Bewegung auf das Miss-
verhältniss der Organe zum Körper. — An Ernährungsorganen lässt sich mit gleicher Wahrscheinlichkeit ein
polygastrischer Apparat erkennen, welcher einen Theil der Blasen oder hellen Stellen bildet, die zwischen
der grünen körnigen Masse liegen. Man hat aber diese Magenblasen wohl zu unterscheiden von den vielen
rundlichen und drüsigen Körpern, welche daneben oft zerstreut liegen und fälschlich Oeltröpfchen genannt
wurden, die auch zuweilen Reihen bilden. Die Magenzellen sind wohl nur die sehr kleinen farblosen, nie
grünen Blasen. Aufnahme von Farbestoff habe icli nie beobachtet.
An Sexualorganen lässt sich vielleicht der volle thierische Gehalt bereits nachweisen. Die grünen
Körner, welche den Körperraum meist erfüllen, hat man ein Recht, nach der Analogie von Sientor, Bursa-
ria u. s. w., für Eier zu halten. Diese Eier sind nach den verschiedenen Arten verschieden gruppirt, auch
nach den Entwickelungszeiten etwas anders geordnet. Meist sind sie in mehr oder weniger dicken und
zahlreichen cylindrischen, hüllenlosen Trauben von der Mitte aus nach den beiden Enden verlaufend, zuwei-
len sind diese Cylinder bandartig, gewunden oder gekräuselt, so bei Cl. striolatum und acerosum, was
vielleicht Veranlassung zum Cl. spirale gegeben. Jener spirale Körper ist ein solcher, vielleicht mehr-
facher, Körnerschlauch. Am auffallendsten unterscheidet sich Cl. Digitus durch gezahnte, bandartige Kör-
nerschläuche, wie sie auch bei Conjugaten vorkommen (vergl. Tafel XXIX. Fig. IV. und V. dieses Wer-
kes), deren Zwischenräume für OefFnungen gehalten worden sind. Eingesenkt in dieselben Körnerschläuche,
angeheftet oder dazwischen zerstreut finden sich grössere kugelartige drüsige Körper, welche helle Flecke
bilden und oft reihenweis gelagert sind. Diese eben nennt Corda Oeltröpfchen. Sie haben ganz offenbar
einige Aehnlichkeit mit den in den grünen Bändern der Conjugatae befindlichen hellen Körpern; darüber
vergleiche man den Nachtrag. Hier ist es möglich, die paternosterschnurförmige Bildung der männlichen Sa-
mendrüsen bei Stentor und ihre Mehrzahl bei Euglena zur Vergleichung zu ziehen. So fehlt es also nicht
an organischen Verhältnissen, welche mit weiblichen und männlichen Sexualtheilen vergleichbar wären. Con-
tractile Organe sind nicht erkannt. Einer besondern Erwähnung verdienen aber noch andere Fortpflanzungs-
verhältnisse durch Selbsttheilung und Doppelknospen oder Copulation. Jedes einfache Spindelthierchen scheint
schon ein in der Mitte zusammengewachsenes Doppelthier zu seyn. Queere vollkommne Selbsttheilung
schnürt es oft in der Mitte ab in 2 Theile, die sich völlig ausbilden. Ausserdem giebt es bei einigen Ar-
ten eine mehrfache queere Selbsttheilung, welche sich vor dem Tode nie völbg löst {Cl. striolatum und
Digitus), und deren Theile sich unähnlich bleiben. Ganz besonders merkwürdig ist aber die Copulation.
Man kannte diese Erscheinung sonst nur bei Conferven, die man desshalb Conjugatae nannte, allein im
Jahre 1818 beobachtete ich sie auch bei Schimmeln, die wahre Pilze sind {ßy%ygites, Verhandl. d. Ge-
sellsch. naturf. Freunde zu Berlin L). Es scheint mir darin ein pflanzlicher Character nicht nothwendig zu lie-
gen. Es giebt Knospen bei Thieren und Pflanzen, warum sollte da, wo viele andere wichtige Charactere
für thierische Natur sprechen, die Copulation allein dagegen entscheiden* Diese Copulation ist offenbar
kein Geschlechtsact, keine Ei - oder Samenbildung, sondern vielleicht eine Art Doppel-Knospenbildung, welche,
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90 —
wie die gewöhnliche einfache , Thieren und Pflanzen gemein seyn kann. Diese Doppelknospen passen recht
wohl zur oben erwähnten Ansicht der Duplicität aller Spindelthierchen. — Einpfindungs- und Athmungsor-
gane sind nicht beobachtet.
Die geographische Verbreitung dieser Familie und Einzelgattung ist im arabischen und sibirischen
Asien und durch ganz Europa im Süsswasser direct beobachtet worden.
EINUNDDREISSIGSTE GATTUNG: SPINDELTHIERCHEN.
Closterium. Clostere.
CHARACTER: Animal Closterinorum familiae characteribus instructum.
CARACTERE: Animal ayant les aar acter es de la famille des Cluster iees.
Zur Gattung der Spindelthierchen gehören alle bisher bekannte Formen, welche den Character
der Familie der Spindelthierchen besitzen.
Es sind bisher 16 wirkliche Arten der Gattung aufgefunden worden, beschrieben sind aber 27 Ar-
ten. Die Geschichte der Gattung ist bei der Erläuterung der Familie umständlich mitgetheilt. Ebenso be-
zieht sich alles dort von Organisation, Fortpflanzung und Verbreitung Gesagte auf die einzige Gattung, von
welcher mit Unrecht eine Gattung, Plenrosicyos, getrennt worden war. Der Name Mülleria von Leclerc
kann nicht angewendet werden, weil es schon eine Pflanzengattung gleiches Namens von Linne giebt. Zu
besserer Uebersicht der Arten lassen sich 2 Subgenera bilden, deren 1, Closterium, 8 glatte Arten, das
andere, Toxotium, eben so viel gestreifte enthält, und die sich wie Navicula und Surirella verhalten.
a. Glatte Spindelthierchen, Closterium.
100. €losterium Eunulm, halbmondförmiges Spindeltlilerclien* Tafel v. Fig. xv.
Cl. semiliinare aut rectiusculiim glabrum, apicibus attenuatis , rotundatis, glandulis sparsis, granulorum viridiuni taeniis
pluribus, fere 10.
Closter e Lunule, arque ou droit, glabre, aminci et arrondi aucc deua) e&trcmites , ayant les glan-
dules internes eparses et les granules vertes en plusieiirs (10) fih.
Der halbe Mond, Eichhorn, Kleinste Wasser t liiere, p, 48. Tafel V. Fig. C. 1775. (1781.)
Vibrio Lunula, Müller, Naturforscher XX. p, 142. 1784.
— — Hermann (nach Müller) ebenda p. 169. Tafel III. Fig. 59. 1784.
— — Müller, Animalc. infus, p. 55. Tab. VII. Fig. 13. und 15. 1786.
Müllma? Lumila , Leclerc, 1802.?*
Conferve inedite Nr. 77. (Zygnema deciminum) , Girod Chantrans, Rech er eh. sur les Conferves, T. 33. 1802.
Mülleria? Lmula, Schrank, Fauna boica III. 2. p. 47. 1803.
Closterium Lunula, Nitzsch, Beiträge z. Infusorienkunde, 60. und 67. 1817.?
Vibrio Lunula, Gruithuisen, Acta Nat. Curios. X. 2. p. 449. 1821. cfr. Cl. moniliferum.
Baeillaria Lunula, Schrank, — — — XI. 2. p. 533. 1823.
Itimulina vulgaris, Bort, Encycl. meth. 1824. Diction. classiq. d'hist. nat. 1826.
— — Turpin, Dict d'lüst. nat. Planen. Vegetaux I. F. 3. 1828.
Closterium Lumila, Hempricii u. Ehrenber&, Symbolae physicae. Evertebrat. I. Phytozoa Tab. II. IV. Fig. 6. 1828.
— — Isis, 1830. p. 168.
— — Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 7. 15. 1830. p. 40. 56. 62. 1831. p. 67.
— — Symbolae physicae. Text 1830. (1831.) Fol. b. «. 2.
— — Kützing, Algae aquat. siccatae, Dec. III. Nr. 22. 1833. und Synopsis Diaiomearum , Linnea, 1833. p. 596.
Closterium Lunula und acuminatum, Corda, Almanac de Carlsbad 1835. p. 190. Tafel V. Fig. 56 — 60.
— — Morren, Annales des sc. natur. 1836. Tom. V. Botanique p. 263. Tafel IX. X. u. XI. mit Ausschluss fast aller Sy-
nonyme und der Fig. 43. auf Tafel XI.
Aufenthalt: Bei Danzig, Copenhagen, Strassburg, Landshut, München, Paris?, Thal von Montmorency, Halle, Berlin, Prag, bei
Brüssel und bei Gent, Catharinenburg am Ural, Tobolsk am Irtisch und in den Quellen des Sinaigebirges in Arabien.
Die erste Beobachtung aller Naturkörper ist meist unbefangen und pflegt daher die beste zu seyn. Spätere Beobachter wollen
mehr und anders sehen, daher die gewöhnliche Verwirrung, welche sich erst nach langer vieler Mühe und nur an der Natur selbst wie-
der entwickeln lässt. Das halbmondförmige Thierchen gehört zu den interessantesten Erscheinungen des Mikroskops und ist sehr
gemein zu allen Jahreszeiten zwischen Conferven der Bäche, im grünen Schleime klarer Wasserrinnen und ablüessender Bassins. Corti
beohachtete 1774 CL Dianae und acerosum. Eichhorn, der erste Beobachter des Cl. Lunula, fand es im Sommer in Danzig und
hielt es mehr für ein Thier, als für eine Pflanze. Er glaubte an den Spitzen eine Vertiefung als Mund zu sehen, was wohl die Hau-
fen der bewegten Papillen waren, denn bei so kleiner Vergrösseriing mussten die wahren Oeffnungen ihm unbekannt bleiben. In seiner
Zeichnung sind Längsstreifen, welche die Beschreibung nicht erwähnt. Vielleicht sah er also die bandartigen Eierschläuche schon deut-
lich, denn zu Panzerstreifen sind diese Linien zu stark und sparsam. Aus Müller's Abbildungen geht deutlich hervor, dass er bei
Copenhagen diese Art beobachtete, doch gehören nur Fig. 13. und 15. ganz sicher hierher. Fig. 9. bis 11. ist CL moniliferum,
Fig. 14. vielleicht CL turgidum, wenn die Streifung nicht bloss Schattirung ist. Türpin gab 1828 Abbildungen von Bory's Lu-
nulina vulgaris im Dict, dhist. nat. Es sind 2 sehr wenig vergrösserte Formen, deren linke zu CL Lunula, deren rechte zu
CL moniliferum gehören mag. Bory beobachtete diese Form im Thale von Montmorency. Die von mir in den Bächen des Sinai-
gebirges 1823 beobachtete Form gehört offenbar hierher. Noch detaillirtere grössere Zeichnungen habe ich von dem sibirischen Thier-
chen 1829 auf der Reise mit Herrn von Humboldt gemacht, welche eine zu unregelmässige Reihe von Drusen zeigt, als dass sie
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zur folgenden Art gehören könnte. Kützing's schöne Abbildung des Thierchens von Hülle halte ich für unsicher in Beziehung auf
diese Art. Es mag CL monilifemim oder turgidum gewesen seyn, welche alle zusammen allerdings wohl das CL Lunula von Nitzsch
bildeten. Cokda's Abbildungen des CL Lunula (Fig. 56 — 58.) und des CL acuminatum (Fig. 59 — 60.) von Prag gehören wohl
deutlich hierher. Der in Fig. 57. abgebildete Darmkanal existirt aber nicht. Er mag durch Venvechseluno- der bandartigen Eier-
schläuche entstanden seyn. Eben so wenig habe ich je die mittleren , in der Zeichnung scharf angegebenen, Oeffnungen bei irgend ei-
ner Art erkannt. Auch in der copulirten Form (Fig. 59.) scheinen mir wichtige Unrichtigkeiten in der Zeichnuno* zu liefen , welche
die Oeffnungen betreffen. Es ist Schade, dass durch diese Verhältnisse es auch unsicher wird, ob die angegebenen Oeffnungen an den
Spitzen so deutlich gesehen worden sind. Ich habe gerade bei dieser Art die Oeffnung nie so deutlich direct sehen können, obschon
ich sie bei den meisten andern erkannte. Nachdem ich diese Art 1829 bei Catharinenburg gezeichnet hatte, fand ich sie auch wieder
häufig bei Tobolsk in Sibirien inif CL Traöecula, und da sah ich zuerst bei 400maliger Vergrösserung das langsame Spiel der aus
dem Panzer hervortretenden conischen Wärzchen an den Spitzen (s. Isis 1830). So deutlich isolirt habe ich sie dann nicht wieder ge-
sehen, obwohl das Thierchen bei Berlin häufig ist, allein mit den Naviculis und selbst den grossen Arcellis geht es oft ebenso. Ich
halte daher jene lange betrachtete Erscheinung fest. Ich habe damals unterlassen eine Zeichnung zu machen, weil ich sie noch besser
in Berlin zu fertigen gedachte. Da ich es aber nicht so deutlich, obwohl oft, hier wieder sah, so habe ich es weniger deutlich und
aus dem Gedächtniss nicht zeichnen wollen. Schneidet man das Thierchen entzwei, so zieht sich der grüne Inhalt sowohl, als ein die-
sen umgebender farbloser Schleim (das eigentliche Thier?), in welchem die bewegten Papillen sitzen, sammt diesen aus dein Panzer
langsam ganz hervor. Recht anschaulich machen Morren's grosse Abbildungen viele Verhältnisse dieser Species. Herr Prof. Möhren
wird auch wohl jetzt selbst einsehen, dass die von ihm gezeichneten Formveränderungen nicht die von mir gemeinten Arten sind, aber
dass alle seine Figuren bis auf {Closterium acerosum) 42. und 43. der Tafel XI. zu dieser einzigen Art gehören, halte ich für
unzweifelhaft. Er hat an Thieren von Brüssel und Gent Selbsttheilung und Copulation beobachtet, und letztere besonders mit grosser
Aufmerksamkeit verfolgt. Die Copulation hält er für entschiedenen Character einer Pflanze. Ich habe schon oben meine Gegen-
gründe angegeben, und dass die Selbsttheilung ein den Pflanzen widerstrebender Character ist, habe ich anderweit (Berichte der Berli-
ner Akademie 1836) entwickelt. Die bewegten Körper bei den Papillen hat Morren p. 277. roth gesehen und gefunden, dass sie in
den von grüner Masse entleerten Spindeln fehlen. Er hält sie daher nicht für constante Organe. Er hält sie nicht für Augen wie bei
Euglena, weil Closterium kein Thier sey (!) und weil sie körnig und bewegt wären. Er hält sie nur für eine Modification der grü-
nen Substanz und stellt in Frage, ob sie nicht zur Fortpflanzung dienen. Dass er sie in entleerten (todten, vom Thiere verlassenen)
Schaalen nicht mehr sah, war ganz richtig beobachtet, aber unrichtig auf das lebendige Thier angewendet. Wohl müssen sie fehlen,
wo der ganze Organismus fehlt. Closterien, deren bewegte Körperchen in den Spitzen ruhen oder fehlen, sind allemal todte Körper.
Die rothe Farbe ist hier nur eine optische, und allerdings sind nicht alle rothen Pünktchen Augen, aber die rothen Punkte aller Infu-
sorien, welche ich für Augen erklärt habe, scheinen es ohne Ausnahme doch zu seyn. Später, p. 279., hat er andere bewegte Körn-
chen im Innern für einerlei mit den Papillen -Körperchen gehalten, denn bei vielen Arten sind periodisch bewegte Körnchen im oder
zwischen dem Eierstocke sichtbar. — Die weisse mittlere Querbinde halte ich für den Centraltheil des innern farblosen Körpers, und
in diesem vereinigen sich die grünen Körnerröhren mit stumpfen Enden. Ich zählte bis 10 bei dieser Art. Bei Verletzungen fliessen
letztere in einander. Die drüsigen grösseren Kugeln im Innern, welche männlichen Samendrüsen vergleichbar sind, bilden mehrfache, oft
unregelmässige, Reihen. — Grösse der grössten Thierchen bei Berlin % Linie, der vom Sinai Vi 2 Linie, der von Catharinenburg V10
Linie. Grösse der (Ei-?) Körperchen unter V2000 Linie. Es mag also anfangende kleine Thiere von V2000 Linie Grösse geben; die
Knospen durch Copulation sind schon sehr gross und nicht den wahren Jungen, sondern den Theilen vergleichbar, Dass eine weitere
scharfe Beobachtung dieser Verhältnisse sehr interessant ist, bedarf wohl keiner Andeutung.
Erklärung der Abbildungen Taf. V. Fig. XV.
Es sind 3 schon sehr entwickelte Individuen bei 300maliger Vergrösserung dargestellt.
Fig. 1. ist ein in der Mitte dickeres, an den Enden stark verdünntes, Exemplar mit einigen deutlich begrenzten cylindrischen Körnerschläuchen.
Fig. 2. ist ein grösseres, mehr gleichartig spindelförmiges, Individuum, dessen mittlerer farbloser Körper von der grünen Körnermasse sehr eingeengt ist.
Fig. 3. ist ein zerschnittenes noch grösseres Thierchen, dessen Inneres sich sammt den Papillen der Spitze allmälig herauszieht. Die grösseren Kugeln
zwischen grünen Eikörnchen sind die drüsigen, den Samendrüsen vergleichbaren, Körper.
101. Closterium moniliferum, Perlen -SpmdellMerclieii. Tafel V. Fig. XVI.
Cl. semilunare, nunquam rectum, glabrum, apicibus attenuatis rotundatis, glandulis pellncidis in serie media unica dis-
positis, granulorum viridium taeniis pluribus, tribus mediis distinctioribus.
Clostere monilifere, arque, jamais droit, glahre, aminci et arrondi aucc deute ecetremites , ayant
les glandules internes au milieu en ßl de perles simple et les granules vertes en plusieurs ßlsy
dont les 3 du milieu sont plus distingues.
Vibrio Lunula var. , Müller, Animalc. infus, p. 55. Tab. VII. Fig. 8-— 11. 1786.
PfianzmtJiier , Gruithuisen, Beitr. z. Physiognosieu. Eautognosie, p. 322. T. II. Fig. 40.
Closterium Lunula, Nitzsch nach Kützing. 1817.
Lunulina monilifera, Bort, Encycloped. method. 1824. Dict. classiqne d'hist. natnr. 1826.
Lunulina vulgaris, Turpin, Dict. des sc. nat. Plan dies Vegetaux I. F. 3. a. rechts. 1828.
Closterium Lunula var., Abhandl. der Akademie d. Wissensch, zu Berlin, 1830. p. 62.
Closterium acerosum var., Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 68.
Closterium Lunula, Kützing, Synopsis Diatomearum. Bot. Zeitschr. Linnea, v. Schlechtendal, p. 596. T. XVIII. Fig. 80. 1833.
Closterium Lunula var., Morren? Annales des sc. nat. Botanique Tom. Y. p. 337. Planche XI. Fig. 42.
Aufenthalt: Copenhagen, München, Halle, Paris, Schlangenberg (Smemogorsk) am Altai, Berlin, bei Brüssel und Gent.
Diese bei Berlin mit der vorigen sehr häufige, vielleicht constant etwas kleinere, Form scheint sich überall mit ihr vereint zu
finden. Im ersten Frühjahre fand ich sie zahlreicher als im Sommer, sah sie jedoch in allen Monaten des Jahres. Bory de St. Yin-
cent trennte sie zuerst, als besondere Art, 1824. Ich habe sie früher nie dafür anerkennen wollen, weil ich sie immer mit der an-
dern fand und auch Uebergangsformen sah, allein ich habe sie neuerlich in solcher Menge und so in allen Entwicklungszuständen und
Grössen constant gesehen, dass ich doch auch nun vorziehe, sie als eigene Art abzusondern, zumal da es immer zweifelhaft blieb, ob
sie zu CL Lunula oder acerosum zu stellen sey und da CL acerosum mit andern Alien an demselben Character der einfachen
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Drüsenreihe sehr fest hält. Als Character hatte Bory für CL Lunida die rhombische Form bei der Aufsicht angenommen, welche
dieser zweiten Art fehlen soll, allein das ist nur Entwicklungszustand. Kurz nach der Selbsttheilung haben alle Closterien die etwas
rhombische Figur, wie es auch schon Müller in Fig. 15. abbildete. Auch die übrigen von ihm angegebenen Charactere ausser der
einfachen Drüsenreihe sind nicht unterscheidend. Seine Abbildung scheint Türpin im Dict. d'hist. nat. benutzt zu haben. Er selbst
hat im Dict. classique, Bacillariees Fig. 6. nur CL Lumila bei zu geringer Vergrösserung abgebildet. Seine Lunidina Mon-
geotii ist Synedra lunaris der Bacillarien-Familie. Gruithuisen's und Kütz in gjs Abbildungen des CL Lunida sind die besten
bisherigen dieser Art, nur sind von Letzterem die mittleren Drüsen nicht scharf beobachtet. Morren hat ein kleines Individuum als
das Junge von CL Lunula abgebildet. Copulation ist bei dieser Art noch nicht beobachtet. Der Körper ist bei dieser und der vo-
rigen Art fast immer in der Mitte etwas aufgetrieben, doch sah ich Ausnahmen. Zuweilen verwandelt sich beim Zusehen ein krummes
Closterium in ein gerades und umgekehrt, man hat dies für Biegung gehalten, allein es ist allemal und ohne Ausnahme nur ein Drehen
so, dass die krumme Form nur die gerade Projection fürs Auge erhält, wie man einen Ring von der schmalen Seite als gerade Li-
nie sieht. Alle Spindelthierchen sind steif. Die jugendlich frischen Thierchen sind bis dicht an die Spitze grün. Das Grün ist ein
helleres, mehr gelbliches, wärmeres, als bei der vorigen Art. Später oder beim Sterben zieht sich die grüne Färbung (Eier) gegen die
Mitte in 2 Massen zusammen. Diese Art hat weniger, aber lebhafter bewegte, Papillen in den Spitzen, als die vorige. Die Körper-
chen oder Papillen variiren an Zahl bei einem und demselben Individuum nicht, aber bei verschiedenen oft. Sehr oft sind sie schwie-
rig zu zahlen, wenn man nicht das Thierchen zerdrückt und jedes Zählen ohne diess Mittel ist unsicher. Die kleinen Bläschen in
der grünen Masse mögen Magenzellen seyn. Ortsveränderung deutlich, sehr langsam. Grösse von V36 bis */io Linie beobachtet.
Erklärung der Abbildungen Taf. V. Fig. XVI.
Es sind 7 Individuen in verschiedener Entwicklung dargestellt, alle 300mal im Durchmesser vergrössert, alle von Berlin,
Fig. i. ist l/l2 Linie gross, erwachsen, aber noch ganz jugendlich frisch, mit 7 bewegten Papillen in den Spitzen, je 5 (Samen?) Drüsen, 3 dunkleren
Körner -Trauben (Eileitern?) als Längsbinden, vielen kleinen (Magen?) Zellen und sehr verengter heller Mittelstelle. ,
Fig. 2. ist 1jl6 Linie gross, erwachsen, aber noch ganz jugendlich frisch, mit breiter farbloser Mittelstelle (Centraltheil des innern gallertigen Thierkör-
pers?) mit 5 bis 6 bewegten Papillen, je 6 Drüsen und durch die (Ei -) Körnchen verdeckten (Magen-) Zellen.
Fig. 3. ist 1/l2 Linie gross mit sich verkürzender grüner Körnermasse, mit 8 bis 9 bewegten Papillen, je 5 grossen und einer kleinen (Samen?) Drüse,
2 Längsbinden und vielen kleinen Zellen.
Fig. 4. ist ein sehr junges Thierchen von lj36 Linie Grösse mit je 4 (Samen-) Drüsen, 4 bis 5 bewegten Körperchen und noch unentwickelten (Eilei-
tern) Längsbinden.
Fig. 5. und 6. sind ähnliche Jugendformen.
Fig. 7. ist ein noch junges, schon in der Queertheilung befindliches, aber todtes Thierchen, daher ohne deutliche Papillen.
102. Closterium Dianae, Bogen-SpindeltMerehen, IManentliiercbeit. Tafel V. Fig. xvn.
Cl. semilunare gracilius, utroque fine valde attenuatum^ subaeutum, glabrum, glandularum media uniea serie, taeniis
obscurioribus pluribus rectis aut flexuosis.
Clostere de Diane, arque, grele, tres-aminci et presque aigu auzc deute ezetremites, glabre; serie
des glandules internes au milieu simple, a plusieurs raies vertes foneees longitudinales , droites
ou tortueuses.
Corpicetti a baccello, Corti? Osservaz. microscop. sulla Tremella, p. 111. Tab. II. Fig. XVII. a, b. und m, n. 1774.
Closterium rufieeps, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 67.
Aufenthalt: Berlin, vielleicht Lucca in Italien.
Diese sehr liebliche, schlanke Form der glatten Spindelthierchen, welche an Grösse der vorigen gleichkommt, ist nie in der
Mitte bauchig, aber an den Enden sehr dünn, oft fast spitz mit schwacher Abrundung. Da ich ausser dem CL striolatum noch ein
drittes, CL iurgidum, mit röthlichen Spitzen beobachtet habe, so schien es mir zweckmässig, den früheren Namen, CL rufieeps, zu
unterdrücken. Es lebt mit CL striolatum bei Berlin zuweilen so häufig in Torfwässern, dass ich in einem Uhrglase Hunderte bei-
sammen hatte. Besonders zahlreich fand ich es nach 1831 am 10. und 15. Juni 1835 bei den Pulvermühlen wieder. Es hat eine
gelbgrüne liebliche Farbe des Körpers, blass rosenrothe Spitzen und meist sehr lebhafte Zeichnungen. Ich zählte je 8 bis 10 bewegte
Papillen, je 5 bis 8 mittlere Drüsen, 2 bis 4 dunkle Bänder auf der Halbansicht. Bei dieser Form war besonders deutlich die Oeff-
nung an jedem Ende, dicht vor der Spitze auf der convexen Seite zu erkennen. Auszeichnend waren auch immer mehrfache, bis 5,
Queerfurchen des Panzers in der Mitte, wo es sich bei der Copulation öffnete. Bei dieser sah ich beide Individuen mit der convexen
Fläche einander zugekehrt. Diese gestochene Abbildung war lange vor Herrn Morren's Abhandlung der Gesellschaft der naturfor-
schenden Freunde in Berlin vorgelegt. Ueberdiess sind die Zustände todter Thierchen bemerkenswert!!, wo die Drüsen gelb werden,
anschwellen und länger sichtbar bleiben, als die andern Theile. Ortsveränderung sehr langsam, zuweilen tagelang keine, aber fortwäh-
rendes Spiel der Papillen. Grösse bis */10 Linie. Ich habe keine sehr kleinen beobachtet. Vielleicht gehört Corti's Thierchen zum
Theil hierher. Die übrigen Figuren von ihm halte ich für Closterium acerosum, im Fall sie nicht dasselbe von oben oder unten
gesehen darstellen. Möhren irrt sehr, wenn er glaubt, dass CL rußeeps einerlei mit seiner Form sey. Die von ilun gesehenen ro-
then Punkte sind optische Farbentäuschungen, diese röthlichen Spitzen der Hörner aber wirkliche Färbung (vergl. CL Cornu).
Erklärung der Abbildungen Taf. V. Fig. XVII.
Es sind 7 ganze Thierchen und ein Theil abgebildet. Zwei davon in Doppelknospenbildung (Copulation). Alle sind 300mal vergrössert, die
einzelne Spitze 800mal.
Fig. 1. ein lebendes, jugendlich kräftiges, erwachsenes Thierchen mit 7 und 8 Drüsen. Bei o' die Oeffnungen.
Fig. 2. ein ähnliches, etwas kleineres, mehr gekrümmtes, lebendes Thierchen mit 7 und 6 Drüsen.
Fig. 3. ein lebendes, sehr schwach gekrümmtes, fast gerades Stäbchen mit 8 und 8 Drüsen.
Fig. 4. und 5. zwei todte Thierchen.
Fig. 6. Doppelknospenbildung durch Verschmelzung zweier Körnermassen (Körpertheile) zu einem (?) neuen Individuum mit Absterben der Mutterkürper.
Fig. 7. stärker vergrösserte Spitze eines Horns mit ihrer Oeffnung o'.
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103. €%osterium aeero§um9 nadelartiges SpindeltEuerclieii. Tafel VI. Fig. L
Cl. rectum fusiforme, utroque fine sensim attenuatum, obtusum, glabrum, viride, glandularum serie media simplici,
taeniis obscuris pluribus.
Clostere Poingon, droit en forme de fuseau, s amincissant peu a peu aucc deute ezetremites obtuses,
glabre, vert, a serie des glandules au milieu simple et a plusieurs raies obscures.
Corpicetti a baccello, Corti? Osservaz. microsc. p. 111. Tab. II. Fig. XYII. i, g. und r, s. 1774.
Vibrio Lunula, Müller, Animalc. infus. Taf. VII. Fig. 12. 1786.
Vibrio acerosus, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 47. 1803.
Bacillaria multislriata , Hemprich u. Ehrenberg, Symbolae physicae. Phytozoa, Tab. II. Sinaitica, Fig. 9. 1828.
Closterium multistriatum , Abb and 1. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 15. 20.
Closterium acerosum, Symbolae physic. Evertebrata Text 1830. (1831.) Polygastrica. Fol. b. cc. 2.
— — Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 68.
Closterium Lwiula, Morren, Fig. 43.?
Aufenthalt: Bei Landshut, Berlin, Lucca in Italien und in den Bäelien des Sinai -Gebirges in Arabien.
Man bat diese Form gewiss mit Unrecht mit Cl. Lunula verwechselt. Die älteren Beobachter und selbst einige neuere be-
haupten zwar, die geraden Stäbchen könnten sich krumm biegen , allein das ist offenbar eine Täuschung, welche durch die verschiedene
Projection einer und derselben gekrümmten Form entstellt, je nachdem man sie von oben oder von der Seite sieht. Bei langsamem Auf-
richten und Umdrehen scheinen krumme Stäbchen gerad zu werden, bleiben aber immer krumm. Ich habe viel Zeit umsonst darauf
verwendet, dieses Biegen zu sehen, und halte es jetzt für optische sehr einfache Täuschung. Schon Corti sah in dieser Form die
Papillen in den Spitzen {quasi un occhiettö) wie ein kleines Auge, sah aber die Bewegung nicht. Die Drüsen hielt er erst für Sa-
men oder Körner, dann aber sah er Bewegung der Stäbchen. Die Hälften waren ungleich lang, mit dem kurzen Ende hefteten sie
sich fest und bewegten sich zuweilen wie ein Uhrzeiger sehr langsam, so dass nach */* Stunde das Viertel des Kreises durchlaufen war.
Zuweilen gingen sie mit dem langen Ende fort. Bald bogen sie sich krumm, bald gerad, (diess mag auf die vorige halbmondförmige Art
gehen), aber sehr langsam. In einer Stunde durchschnitten sie nicht 2/s des Gesichtsfeldes des Mikroskops. Die Bewegung war plötz-
lich, stossweis. Er hielt sie für Pbytozoen (Piantanimali). Fortpflanzung sah er nicht. Er hatte 25 bis 30 Individuen gesehen.
Auch neuerlich ist es noch nicht gelungen, die Fortpflanzung direct zu erfahren, doch sprechen mehrere der von mir gezeichneten un-
gleichschenklichen Figuren für cpieere Selbsttheilung. Langsame Fortbewegung habe icli an diesen geraden Formen ebenfalls gesehen.
Die Papillen der Spitzen sind immer bewegt. Ich zählte bis 9. Oeffnungen erkannte ich nocli nicht. In engen Cylindergläsern sah
ich sie oft hoch hinauf gekrochen. Drüsen je 3 bis 7; einmal 1 und 2. Zu dieser Art gehören die Formen auf Tafel IL und XXII.
bei Bodo viridis und Chaetomonas. Vielleicht hatte die grüne Schwanzmonade die grünen Körnchen des Closterium verzehrt und
sich nur so grün gelärbt. Im Tode werden die Panzer zuweilen ganz oder zur Hälfte schwarz. Die Grösse ist beobachtet von %$ bis
V* Linie. Zwei noch zusammenhängende gebogene Formen, wie Fig. 10., könnten Veranlassung zu CL didt/motocum gegeben haben.
Erklärung der Abbildungen Taf. VI. Fig. I.
Es sind 10 Individuen in verschiedenen Zuständen abgebildet, alle 300mal vergrössert.
Fig. 1. ist ein sehr junges Thierchen mit nur 1 und 2 Drüsen von 1/36 Linie Grösse.
Fig. 2. ist vermutlich eine Hälfte nach Queertheilung , ehe sich die andere wieder völlig ergänzt hatte (vergl. Fig. IV. 3.).
Fig. 3. ist ein Thierchen mit 5 und 4 Drüsen.
Fig. 4. ist zerschnitten mit vordrängendem Inhalte.
Fig. 5. ist ein grösseres Exemplar als Normalform.
Fig. 6. ist ein todtes, in faulem Wasser gelegenes, Thierchen (vergl. Tafel IL Fig, VI. und Tafel XXII. Fig. IV.).
Fig. 7 — 9. sind jüngere und Mittelformen.
104. Closterium Traheeula9 ftalfcenfformiges (Spindelthierclieii. Tafel VI. Fig. IL
Cl. rectum cylindricum, medium constrictum, utroque fine truncatum, glabrum, viride, glandulis sparsis aut in serie
multiplici positis, taeniis obscuris numerosis.
Clostere Soliveau, droit, cylindrique* etrangle au milieu, glabre, tronr/ue auay deua> e&tremites,
vert, d glandules eparses ou en plusieurs series et a nombreuses bandes obscures.
Closterium Trabecula, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 62, 70. 1831. p. 68.
Aufenthalt: Bei Tobolsk in Sibirien und bei Berlin.
Diese Form ist sehr ausgezeichnet und findet sich bei Berlin sehr häufig zwischen Oscillatorien. Entdeckt wurde sie im
Jahre 1829 auf der Reise mit Herrn Alexander von Humboldt in Sibirien. Sie gehört zu den grossen Arten der Gattung und
ist leichter zu sehen, als CL Lunula, weil die Masse überall fast gleich dick ist. In Tobolsk fand ich sie im Juli, bei Berlin am
20. Juni und am 29. Juli. So erschien sie auch in den Jahren 1832 und 1834. Im Jahre 1835 fand sie sich schon im Februar.
Um ihre Bewegung zu sehen, muss man viel Geduld haben, da sie stundenlang ruhig liegt. In engen Cylindergläsern kann man durch
äussere Marken das Fortrücken mit der Lupe nach Tagen leichter bemerken. Sie zeichnet sich auch durch eine sehr grosse Anzahl
(bis 50) bewegter Papillen aus und hat keinen farblosen Raum zwischen den Papillen und dem Ende. Oeffnungen glaubte ich an den
abgestutzten Endflächen 3 neben einander zu erkennen, ein Umstand, welcher vielleicht später, wenn er sicher ist, eine besondere Gat-
tung bedingt. Es giebt Formen mit gleichen und ungleichen Hälften. Einige waren fast keulenförmig wie Fig. 6. Viele hatten die
mittlere Einschnürung in einer Wulst, andere ohne diese. Bemerkenswerth ist noch, dass einige mehrfach reihenweis gestellte, andere
weit zahlreichere zerstreute Drüsen hatten. Sind diess vielleicht doch verschiedene Arten der besonderen Gattung? Einige Individuen
waren mit bewegten sehr feinen Körperchen ganz erfüllt. War diess lebendig zu gebärende aus den Eiern schon entschlüpfte Brut?
In der Dicke waren die beobachteten Hunderte von Individuen weit auffallender verschieden, als in der Grösse. Die Grösse ist von
V12 — % Linie beobachtet. Dicke 7 bis 20mal in der Länge.
24
04
Erklärung der Abbildungen Taf. VI. Fig. II.
Es sind 8 Stäbchen in sehr verschiedenen Zuständen dargestellt, die grössten SOOinal vergrössert, alle von Berlin, nur Fig. 6. aus Sibirien.
Fio\ 1. ist eine Berliner Form, 1/6 Linie gross, SOOmal vergrössert, ohne Wulst in der Mitte, mit überaus vielen zerstreuten Drüsen? oder Magenzellen.
Fig. 2. eine viel schlankere jüngere Form von 1/8 Linie Grösse.
Fig. 3. mit deutlich zerstreuten Drüsen wie vorige, 1/6 Linie lang.
Fig. 4. ist die in Tobolsk 1829 gezeichnete Form, 1/8 Linie- gross, 450mal vergrössert.
Fig. 5. ist ein, wie mir schien, todtes Thierchen von Berlin, in welchem Haufen von bewegten dunkeln Körperchen umherirrten und dessen grüne
Masse in gerade Längsbänder geordnet war. Es fehlten die bewegten Papillen. Grösse x/7 Linie.
Fig. 6. eine besondere, seltene keulenartige Form von Berlin. Vielleicht durch noch nicht ausgeglichene Selbsttheilung entstanden; Grösse 1/6 Linie.
Fig. 7. ist ein durch Druck zerplatztes Thierchen, dessen innerer Körper durch die Oeffnung auszufliessen beginnt und die bewegten Papillen «+• nach
sich zieht.
Fig. 8. ist ein nur lOOmal' vergrössertes Thierchen von 1/6 Linie Länge.
105. Closterium Digitus, fingerförmiges Spindeltliiercbeii. Tafel VI. Fig. III.
Cl. rectum ovato-cylindricum, quater vel quinquies longius quam latum, glabrum, utroquc fine valde rotundatum, di-
visionis spontaneae vestigiis interdum triplicibus, taeniis longitudinalibus saepe margine undulatis.
C lästere Do igt, droit, ovale-cylindrique, quatre ou eine/ fois plus long que largo, glabre, tres-arrondi
aueo deuaz bouts, ayant quelquefois les traces (ffiine division spontanee triple et les bandes Ion-
gitudinales souvent a bord deutele.
Closterium Digitus, Abhandl. der Akademie d. Wissen seh. zu Berlin, 1831. p. 68.
Pleurosicyos myriop(od)us , Corda, Almanac de Carlsbad, 1835. p. 182. Tafel V. Fig. 68, 69.
Aufenthalt: In Berlin und bei Prag.
Dieser Körper ist bei Berlin nicht selten zwischen Conferven in sehr klaren Torf-Lacken, wo er den ganzen Sommer hindurch
einzeln angetroffen wird. Im Jahre 1835 fand ich ihn schon am 26. Mai zwischen Spirogyra prineeps. Es giebt 2 Formen des-
selben. Eine hat 8 grüne dunkle Längsstreifen inwendig, deren Ränder ziemlich glatt sind, die andere hat dergleichen mit stark ge-
zahnten Rändern. Es scheint mir, dass die Form mit den gezahnten grünen Bändern der jüngere Zustand der andern ist. Der Grund
liegt darin, weil ich die ungezahnte Form oft innerlich in mehrere Kammern zertheilt sah, die andere nie. Ich zweifle gar nicht, dass
Corda bei Prag dasselbe Thier beobachtet hat, denn was die mehreren Hunderte (320) von Oefihungen und Füssen anlangt, welche
er gesehen haben will, so hat er offenbar jeden Zahn der inneren grünen Bänder für einen Fuss gehalten. Auch ist die achteckige
Form wohl nicht richtig. Der Panzer erschien mir nicht eckig, sondern walzenförmig glatt, aber sehr durchsichtig, dalier kommt wohl
die Täuschung von den 8 grünen Bändern, als wären es 8 Ecken des Thieres mit vielen Spitzen. Mi habe an dieser Form keine
Orts Veränderung beobachten können, doch bewegte sich deutlich an jedem Ende innerlich eine einzelne Papille. Diese Form kann wohl
später auch zum Typus einer eignen, auf ganz andere Charactere gegründeten, Gattung werden, aber der Name Pleurosicyos (Ecken-
gurke) kann nicht angewendet werden, da er auf Täuschung beruht. Copulation ist nicht beobachtet, aber wohl deutliche Vorbereitung
zur mehrfachen Queertheilung. Grösse 1/2o bis */io Linie. Dicke 4 bis 5mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. VI. Fig. III.
Es sind 2 Exemplare bei SOOmaliger Vergrösserung dargestellt.
Fig. 1. ist der vermuthlich jüngere Zustand mit gewöhnlicher Duplicität und gezahnten Körnerbinden (Eiertrauben?).
Fig. 2. ist der mehr entwickelte, zur mehrfachen Queertbeilung vorbereitete, Zustand mit 3 wasserhellen Queerbinden (vergl. Fig. IV. 1. und 2.). Die
Drüsen scheinen durch den Eierstock stets ganz umhüllt zu seyn und waren vielleicht deshalb nie sichtbar.
1©6. Closterium, attenuatum9 schlankes Spindelthierclieii, Tafel VI. Fig. IV.
Cl. semilunare aut leviter curvatum, glabrum, utroque fine longe attenuatum, obtusum, glandularum seric media sirn-
plici, lineis mediis transversis nullis.
Clostere grele, semihmaire ou leger ement arque, glabre, tres-aminci et obtus aucc deueo bouts, ayant
les glandules en serie simple au milieu, saus raies transversales au milieu.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich fand diess seltnere Spindelthierchen zuerst am 16. März 1832 und hielt es damals für einerlei mit Cl. Comu oder
acerosum, allein eine neuere Beobachtung desselben am 10. Juli 1835 hat mich vorziehen lassen, es als besondere Art aufzuzählen.
Zunächst scheint es fast dem CL Dianae zu stehen, von dem es sich durch Mangel der mittleren Queerlinien unterscheidet. Beson-
ders merkwürdig war mir die auf der Tafel dargestellte Beobachtung einer so eben abgeschlossenen Trennung durch Selbsttheilung. Ich
sah 5 bis 6 sehr feine bewegte Pünktchen, eine undeutliche Mehrzahl von Drüsen in einfacher Reihe und 2 bis 3 dunklere Längsbin-
den in der Mitte. Die Farbe war ein mehr bläuliches Grün. Ob Fig. 3. mit gelblich grüner Farbe nicht eher zu Cl. Dianae ge-
hört, könnte im Zweifel seyn, allein es fehlten die mittleren Queerstreifen.
Erklärung der Abbildungen Taf. VI. Fig. IV.
Fig. 1. und 2. wurden von mir genau in der Form und Lage gegeneinander gesehen, als sie dargestellt sind. Beide Körper hatten offenbar zusam-
mengehangen und sind kurz vorher durch queere Selbsttheiluug in der Mitte getrennt worden. Auch hat sich in jedem Theile wieder eine Stelle des
Körpers zur Selbsttheilung vorbereitet. Vergrösserung 300mal, Grösse l/6 Linie übersteigend.
Fig. 2. ist ein kleineres, mehr gebogenes, eben so stark vergrössertes, Exemplar, welches an Cl. Dianae stark erinnert. Grösse l/10 Linie.
IO*. Closterium Comu, liornformiges $pindeltbierclieii. Tafel VI. Fig. v.
Cl. tenuissimum, leviter curvatum, subcylindricnm, apice truncatum, glabrum, taeniis viridibus undulatis.
Clostere Corne, tres-grele, legerement arque, presc/ue cylindrique, tronque au bout, glabre, ä bandes
vertes ondulees.
95 — —
Vibrio Lmmlay Müller, Animalc. infus. Tab. VII. Fig. 8.?
Closterium Comu9 Abliandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 62. 1831. p. 67.
Closterium tenue, Kützisg, Synopsis Diatom. in v. Schlechtendal's Linnea, p. 595. Tafel XVIII. Fig. 78.
Aufenthalt: Berlin!, Halle?, Copenhagen? und bei Catliarinenburg im Ural.
Die Species wurde nach einer 1829 auf der Reise mit Herrn von Humboldt in Catliarinenburg zwischen Conferven im
Juni entdeckten Form gegründet. Vielleicht lässt sich aber die kleinere Figur Müller' s hierher rechnen. Im Jahre 1831 fand_ich
schon dieselbe Form in Berlin wieder und habe sie dann öfter, aber immer einzeln, im Frühjahre beobachtet. Sie ist die dünnste un-
ter den glatten Arten und besonders durch ihre abgestutzten Enden, wie bei CL Trabecula, erkenntlich, dessen Junges sie ihrer an-
sehnlichen Länge und der Biegung halber nicht seyn kann. Ich zählte 6 — 8 bewegte Körperchen dicht an den Enden. Die grüne
Masse war am Rande wellenförmig. Bewegung ist so wenig beobachtet als Copulation. CL tcnue von Kützing könnte auch, sowie
Muller's Form, wenn sie ungestreift waren, das Junge von CL Dianae seyn. Länge von x\1*> bis Vio Linie beobachtet. Dicke bis
33mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. VI. Fig. V.
Es sind 2 Exemplare von Berlin abgebildet, das grössere von 1/10^ das kleinere von 1/18 Linie Länge, beide 300mal vergrössert.
b. Gestreifte Spindelthierchen, Toccotium.
108. Closterium? Cylindrus, Cylinder-SpindeltWercIieii. Tafel VI. Fig. vi.
CL ovato-cylindricum, vix ter longius quam latum, medium leviter constrictum, utroque fine obtusissimum, extus stria-
tuin, striis loricae granulatis.
Closthre Cylindre, ovale -cylindrique, a peine trois fois plus long que large, legerement etr angle au
milieii) tres-obtus aucc deute e&tremiteS) raye eceterieurement :, ä raies granulees.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese nur 4 bis 5mal, und wahrscheinlich immer todt von mir beobachtete, Form unterschied ich zuerst am 20. Juni 1832,
wagte aber nicht, sie irgendwo einzureihen. Seitdem sah ich sie wieder ohne Genugthuung. Ihre Aehnlichkeit mit CL margaritaceum
veranlasste ihre Stellung in dessen Nähe, obschon sie auch Aehnlichkeit mit der Gattung Euastrum der B a ci 11 arien- Familie hat,
wohin sie der Mangel bewegter Papillen zieht, im Fall er im frischen Zustande statt findet. Sie hat die Form eines Coleps. Grösse
V36 Linie. Dicke kaum V3 der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. VI. Fig. VI.
Es sind 2 verschiedene Exemplare bei 300inaliger Vergrösserung dargestellt.
Fig. 1. mit 2 einfachen kugelartigen gelblichen (Ei-?) Massen;
Fig. 2. mit 2 getheilten dergleichen.
109. Closterium margaritaceum, gekörntes Spindeltluerclieii. Tafel VI. Fig. XIII.
Cl. cylindricum rectum elongatum, 8 — 9ies longius quam latum, medium utplurimum leviter constrictum, utroque fine
rotundatum truncatum, extus striatum, striis loricae granulatis margaritaceum; punetis mobilibus a fine longe
remotis.
Closthre margaritifere, droit, cylindrü/ue et allonge', 8 a neuf fois plus long quelarge, legerement
etr angle au milieu, arrondi et tronque aua deute etetremites, raye ext er ieur ement a raies gra-
nulees en forme de ßl de perles et a points mobiles tres - eloignes des e&tremites.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese Art der Spindelthierchen fand sich am 5. August 1834 zwischen Conferven und sie ist mir seitdem öfter, aber doch
nie zahlreich vorgekommen. Die Form ist cylindrisch wie eine Nadelbüchse, und von gekörnten schwachen Leisten äusserlich rauh oder
geperlt. Die abgestutzten, wenig zugerundeten, Endflächen halten die Mitte zwischen der Form des CL Cylindrus und Trabecula.
Besonders ausgezeichnet ist diese Art durch die grosse Entfernung der bewegten Papillen oder Körnchen von den Endflächen. Diese
Papillen sind sehr zahlreich, bis über 20, und wie bei allen übrigen von einer besondern Blase eingeschlossen. Ob an der Stelle, wo
Papillenhaufen liegen, auch die Oeffnungen sind, liess sich nicht entscheiden, obschon es wahrscheinlich wurde. Eine andere, physio-
logisch wichtige, Eigenthümlichkeit dieser Form ist ihre Queertheilung. Durch 4fache Selbsttheilung sah ich sie in 8 Kammern getheilt.
Von diesen ist die mittlere Theilungsstelle die älteste, dann folgen die gerade über den Papillenhaufen liegenden beiden. Die jüngsten
sind die 4 andern, gleichzeitigen. Drüsen, Magenzellen und Oeffnungen sind nicht erkannt. Grösse V20 bis Vis Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. VI. Fig. XIII.
Es sind 2 Zustände dieser Art dargestellt, beide SOOmal vergrössert.
Fig. 1. ist die jüngere, aber schon in einfacher Queertheilung begriffene Form, 1/20 Linie gross.
Fig. 2. ist die ältere, mehrfache Queertheilung vorbereitende, Form, ^is Linie gross.
110. Closterium turgidum, dickes SpindeltMercIieii. Tafel Vi. Fig. VII.
Cl. validum, leviter curvatum, subeylindricum, utrinque parum attenuatum, apice rubescens et rotundatum, subtiliter
striatum, striis laevibus.
Closthre epais, robuste, legerement arque, presque cylindrique , peu aminci, rougeätre et arrondi
auze deute bouts, finement raye, a raies lisses.
Aufenthalt: Bei Berlin.
90 —
Es gehört zu den grössten Arten und wurde von mir früher, wegen der röthlichen Spitzen, mit zu CL rußceps gezogen,
weil die Streifung des Panzers äusserst zart ist und übersehen wurde. Seit Entdeckung der Streifung, im Mai und am 10. Juni 1835,
hat es mehr Verwandtschaft zu CL striolatum, welches aber an beiden Enden scharf abgestutzt ist und mehrfache Selbsttheilirng zeigt,
die selbst den grössten Exemplaren dieser Art, von Vs Linie, fehlt. In der Mitte ist es, wie CL Dianae , durch 4 doppelte Queer-
linien (einfache Leisten?) ausgezeichnet Ich zählte auf der Halbansicht des % Linie grossen Thierchens 23 Längsstreifen. Bei ei-
nem Vs Linie grossen 32 Streifen. Bewegte Papillen liegen dicht an den stumpfen Spitzen und sind sehr zahlreich. Ich zählte bis 25.
Der Panzer hat wieder sehr deutliche OefFnungen auf den Enden der convexen Seiten. Diese Enden haben etwa x/s der mittlem Kör-
perdicke. Deutliche helle Drüsen sind in* einfacher Mittelreihe, ich zählte 7 bis 9. Drei dunklere grüne Binden (Eileiter P) sind in
der Mitte. Viele kleine farblose Blasen (Magenzellen) sind zerstreut in der grünen Masse (eingehüllt von dem Eierstocke). Ortsver-
änderung liess sich schürf bemerken. Zuweilen fanden sich im Innern ganze Haufen und viele einzelne bewegte monadenartige Kör-
perchen. War diess schon im Leibe ausgekrochne Brut? Ich sali es bei noch lebenden Thieren, deren Papillen in starker Thätigkeit
waren. Grösse von V12 bis 2/s Linie beobachtet. Dicke 8 bis llmal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. VI. Fig. VII.
Es sind 2 Exemplare von 1/s Linie Grösse (nicht von den grössten) abgebildet. Vergrösserimg 300mal.
Fig. 1. ist ein noch lebendes Thierchen, in dessen Innerm bei a 3 grosse Haufen lebender (?) Körperchen wimmeln. Bei of sind die Panzer Öffnungen,
bei ■+• die bewegten Papillen. Die vielen kleinen Bläschen im Innern mögen die feinen Magenzellen seyn. Das Grüne ist wohl der Eierstock, die 3
dunkeln Mittelbinden vielleicht Eileiter oder Uterus.
Fig. 2. ist eine Normalform im kräftigen Zustande von gleicher Grösse.
111. Closterium lineatum, linirtes Spindeltliierclien. Tafel VI. Fig. Vin.
Cl. inaximtim, gracile, leviter curvatum, medium longe cylindricum, filiforme, utrinque valde attenuatum et truncatum,
striis distinetis laevibus lineatum, tricies fere longius quam latum.
Clostere raye^ tres-long, mince, leger erneut arque^ cylindrique et filiforme au milieu, tres-aminci et
tronque ante deute ecetremites^ a redes distinetes en forme de lignes lisses, sozwent trente fois
plus long que large.
Closterium lineatum, Ab h an dl, der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 238.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Es ward zuerst in vielen Exemplaren am 15. und 18. Juni 1832 zwischen Conferven des Thiergartens bei Berlin entdeckt.
Seitdem ist es mir wieder am 7. und 21. Juni 1835 in zahlloser Menge vorgekommen. Es zeichnet sich besonders durch seine in der
Mitte sehr lang cylindrische, dann gegen die Enden schnell sehr verdünnte, und zuweilen daher hakenartig gebogene, Form aus. An den
abgestutzten dünnen Endflächen ist nach der convexen Seite hin jederseits eine deutliche Oeffnung und dicht hinter dieser liegen be-
wegte Papillen in ansehnlicher Zahl, deren ich bis 15 zählte. Die Spitzen sind meist etwas gelblich, weil der Panzer diese Farbe
hat und hier nicht mit grünem Inhalt erfüllt ist. Die Dicke der Endfläche ist etwa Vs der mittleren Körperdicke. Die Streifimg des
Panzers zeigt 12 bis 16 Linien auf der Halbansicht. Helle, runde Drüsen bilden in der Mitte eine einfache perlschnurartige Reihe und
ich zählte darin bis 43 Kugeln (22 + 21). Ganz besonders interessant war die schon 1832 (1833) von mir angezeigte Eigenthümlich-
keit dieser Form, sich nach Art der Confervae conjugatae zu verbinden und gemeinsam neue Individuen (Doppelknospen) zu
bilden. Ich sah öfter 2 leere Panzer mit den convexen Flächen einander zugekehrt, und beide in der Mitte mit einem Queerspalt klaf-
fend beisammenliegen. Zwischen ihnen lagen 2 grosse runde grüne Kugeln vom Durchmesser des Panzers. Eine von den Spindeln
hervorgetriebene Warze, wie es bei den Spirogyren der Fall ist und wie neuerlich, 1836, Morren bei Clost. Lunula abgebildet
hat, sah ich nie. Grösse Vi8 bis Vs Linie beobachtet. Das kleinste beobachtete Exemplar war 28mal so lang als dick, die grössten
30 bis 34mal. Mehrfache Queertheilung sah ich nie. Ortsveränderung sah ich in Cylindergläsern, an deren Wänden sie allmälig vom
Boden weit in die Höhe rückten. Beim Glühen auf Platinblech kräuseln sich die Spindeln, werden schwarz und lassen sich ganz ver-
brennen. Ich habe schon damals die in Copulation befindlichen Exemplare auf Glimmer isolirt aufbewahrt und recht wohl erhalten
noch jetzt vor mir.
Erklärung der Abbildungen Taf. VI. Fig. VIII.
Es sind 3 einfache Spindeln und ein Paar copulirte abgebildet, alle 300mal vergrössert.
Fig. 1. ist die Normalgestalt des erwachsenen lebenden Thieres von l/3 Linie Länge.
Fig. 2. ist ein todtes Thierchen gleicher Entwicklung mit innern Kugeln, die vielleicht die allein rückständigen, veränderten (Samen-) Drüsen sind.
Fig. 3. ist ein junges Exemplar von xjl8 Linie Länge.
Fig. 4. ist ein Paar in seinem Act der Doppelknospenbildung. Beide Thiere sind todt, ihre grüne Körnermasse (Eierstock) 4- ist kugelartig zusammen-
geballt und aus ihnen hervorgetreten. Diese will Herr Morren sich zu einzelnen Thieren haben entwickeln gesehen, was ich nicht sah. Eine Hälfte
des linken Thieres ist, um Raum zu sparen, weggelassen. Ich sah auch dergleichen einzelne Hälften oft liegen.
IIA« Closterium striolatum, gestricheltes Spindelthierclien* Tafel Vi. Fig. xil.
Cl. fusiforme arcuatuiu, utroque iine leviter sensiinque attenuato, truncatum, subtilius striatum, striis laevibus > decies
aut duodecies fere longius quam latum.
Clostere striole^ ayajit la forme cfrun fuseau arque, peu a peu aminci et tronque aucc deiia, bouts>
leger ement raye> ä raies lisses, 71 etant que 10 a 12 fois plus long que large.
Closterium striolatum, Abband 1. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 68. 1833. p. 238.
Closterium costatum! and Cl. spirale* Corda, Almanac de Carlsbad, 1835. p. 191. Taf. V. Fig. 61—63. und Fig. 67.?
Aufenthalt: Berlin und Pra°*.
Im Jahre 1831 unterschied ich diese Form vom CL rufieeps, jetzt CL Dianae, indem ich die Streifung und deren Man-
gel als unterscheidende Hauptcharactere kennen lernte. Auch erkannte ich schon damals die mehrfache Gliederung. Am 15. Juni 1832
9?
sah ich zuerst die Copulation ganzer Stäbchen zu wiederholten Malen und in verschiedenen Formen. Am 10. Juni 1835 sah ich zahl-
lose Mengen und wieder viele im Act der Doppelknospenbildung. Sie waren zwischen Oscillatorien des Thiergartens. In den Ab-
handlungen der Berliner Akademie wurden diese Verhältnisse 1833 umständlich angezeigt. Corda hat 1835 ein Closterium von Prag
beschrieben, welches in den wesentlichen Characteren diesem gleicht. Er nannte es Cl. costatum. Es unterscheidet sich zwar durch
stärkere Leisten und eine einzelne bewegte Papille, allein so sicher sind diese Zeichnungen und Beobachtungen nicht, dass darauf eine
besondere Art zu begründen schiene, auch hat der Verfasser seine Beobachtungen mit den früheren Mittheilungen zu vergleichen keinen
Versuch gemacht. Ich meine daher, dass sich jene Charactere und auch der Mangel der Streifung bei Cl. spirale übersehen Hessen,
da es oft schwer ist, letztere zu erkennen. Wiederholte Beobachtungen müssen diese Zweifel erst entfernen. Todte leere Panzer zei-
gen die Streifung besser als lebende. Ich zählte 13 bis 15 auf der Halbansicht. Sehr deutlich sind die Oeffnungen oberhalb der ab-
gestutzten Endfläche auf der convexen Seite, welche bei Corda nicht angegeben sind. Auch sah ich zuweilen an der mittleren Tkei-
lungsstelle bis 20 parallele Qucerlinien neben einander. Die von Corda angemerkten mittleren Oeifnungen sind mir bei dieser und al-
len^Arten unbekannt geblieben. Die jugendlich frischen Stäbchen haben eine schöngriine Farbe (des Eierstocks?) und röthliche Enden.
Die (männlichen?) Drüsen liegen in einfacher Mittelreihe 6 zu 6 oder 5 zu 7. Dicht an den abgestutzten Enden sind zuweilen 5 bis
9, zuweilen nur 2 (Corda sah nur 1) bewegte Papillen, die man nicht mit andern ähnlichen, im Körper henimirrenden , Theilchen
verwechseln darf. Corda will durch galvanische Schläge (!) den Mantel (!) des Thieres von der Papillenblase getrennt haben (p. 191).
Man vergleiche seine Beobachtung der Crystall- Linse des Auges bei den Räderthieren {Notommatd). Bei Cl. didymotocum hält
er die bewegten Papillen für Junge (Zwillinge). Zwei dunklere grüne Bänder (Eileiter?) begleiten meist die Drüsenreihe, zuweilen
sind sie um einander verschlungen und haben die Drüsenreihe etwas verschoben. So erscheinen sie als Spirale. Manche Stäbchen
haben einfache Queertheilung, manche 3fache, in 4 Theüe. Die Copulation findet meist in der Mitte, zuweilen an den seitlichen Thei-
lungsstellen, immer ohne Warze statt. Ich sah meist 2 Kugeln gebildet, deren jede zu 2 verschiedenen Hälften gehören mochte. Wei-
tere Entwickelung der Kugeln (Doppelknospen?) sah ich nicht. — Grösse bis Vio Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. VI. Fig. XII.
Es sind 2 frische Einzelthiere , vier in der Copulation und 2 todte und leere Panzer dargestellt. Alle 300mal vergrössert.
Fig. 1. ist der Normalzustand, mit 2 bewegten Papillen;
Fig. 2. eine Spindel mit spiralförmig erscheinenden grünen Bändern und mehr Papillen;
Fig. 3. ein leerer ganzer Panzer;
Fig. 4. ein leerer halber Panzer;
Fig. 5. 2 in der Mitte copulirte Spindeln mit 2 Kugeln;
Fig. 6. 2 ungleich copulirte Spindeln mit 1 Kugel.
113. Closterium setaceum, Iborstenförmiges SpindeHHierclieii. Tafel VI. Fig. IX.
Cl. fusiforme setaceum rectum aut levissime arcuatum, leviter striatum, cornutum, cornibus setaceis, singulis corpore
longioribus.
Clostere setact, ayant la forme d'un fuseau droit ou tr es -leger ement arque, presque insetisiblement
raye, cornu, a cornes setacees dont chacune surpasse le corps en longueur.
Closterium setaceum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zn Berlin, 1833; p. 239.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Am 5. Mai 1832 zwischen Conferven bei Berlin entdeckt, am 5. August 1835 in Copulation beobachtet. Es sind cylindri-
sche sehr feine und lange borstenartige Stäbchen, welche in der »litte einen sehr kurzen spindelartigen Körper haben, grösstenteils
aber aus den Hörnern bestehen. Der Körper ist an Länge etwa »/» des Ganzen und an Dicke etwa V«. Die Enden der Horner sind
abgerundet, aber zu fein, um Oeffnungen erkennen zu lassen. Sind die Panzer leer, so sieht man eine sehr feine Streifung auf ihnen.
Icli zählte bis 10 Streifen auf der Halbansicht. Der kleine spindelförmige mittlere Körper hat einen grünlichen Inhalt und eine weisse
Queerbinde, wie alle Clostericn. Sehr eigentümlich ist aber, dass die bewegten Papillen nicht an den Spitzen der Horner, sondern
an den Enaen der mittleren Spindeln befindlich sind. Ich zählte 2 zu 2, 3 zu 3 oder 4 zu 4 in langgestreckter Zelle. Es schien
mir, dass an dieser Stelle äussere Farbetheilchen langsam fortgeschoben würden, eine Oeffhung erkannte ich nicht. Bemerkenswertn
ist auch, dass bei dem ähnlich gebildeten Cl. rostralum eine Oeffnung vorn an den Hörnern sichtbar ist.^ Haben ™Heicht nur LI.
Trabecula, margaritaceum und setaceum einen hierin abweichenden, und selbst unter sich noch verschiedenen, Bau. Die Copu-
lation hatte darin etwas ganz Eigenthümliches , dass durch die austretende grüne Masse die beiden Thierchen in. 4 Theile auseinander-
getrieben wurden, und dass die Masse selbst einen platten 8eckigen Körper bildete, der eine hellere Stelle in der Mitte und kornigen
Inhalt zeigte. Fortrückende Bewegung sah ich nicht. Kützing's Frustulia mbulata ist bei der folgenden Art zu vergleichen.
Grösse Vs Linie, des Körpers ohne die Hörner 1/36 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. VI. Fig. IX.
Es sind 3 Einzelthiere und 2 in Doppelknospenbildung abgebildet, alle 300mal vergrössert.
Fi?. 1. bis 3. sind in der Zahl der bewegten Punkte und der Länge der Hörner verschiedene Exemplare.
Fig. 4. ist die schon beendete Knospenbildung. Der grosse mittlere Körper muss sich hier wohl in viele Individuen entwickeln, da er zu einem viel
zu dick ist.
114. Closterium rostratum, langsdmäbligres Spindelthierclieii. Tafel VI. Fig. X.
Cl. fusiforme gracile, utrinque longe attenuatum, leviter arcuatum, striatum, cornutum, cornibus setaceis singulis cor-
pus vix aeouantibus, saepius longe brevioribus.
Clostere rostre, en forme 'd'un fuseau grele, tres-aminci auv deuos extremites, legerement arque,
raye, cornu, a cornes selacSes, chacune kgalant a peine le corps en longueur, souvent beau-
coup plus courtes.
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Clostenium rostratum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 67. 1833. p. 240.
Closterium Acus, Nitzsch, Kützing Synopsis Diatom. Linnea 1833. p. 595. Taf. XVIII. Fig. 81.
Frustulia subtilis und subulata, Kützing? ibid. p. 538. Taf. XIII. Fig. 3. 1833.
Closterium caudatum, Corda, Almanac de Carls b ad, p. 190. 209. Tafel V. Fig. 66. 1835.
Aufenthalt: Berlin!, Halle, Wanzleben im Mannsfeldischen, Weissenfeis, Prag.
Das im Jahre 1831 beschriebene CL rostratum hatte die Hörner von der halben Körperlänge, allein ich kannte schon da-
mals auch eine Form mit noch längeren Hörnchen, die ich als Abart von dieser ansah, obschon sie in der Form mehr Aehnlichkeit mit
CL setaceum hatte, welches bei gleicher Länge sehr viel dünner ist. Auch hatten jene beiden Formen röthliche Hörnchen, diese farb-
lose. Ich bin jetzt der Meinung, dass obige Namen zusammengehören und dass die farblosen Hörnchen des CL Acus wohl nur blass
waren oder variiren, indem auch die Streifung sehr leicht übersehen seyn kann. Die röthliche Farbe der Spitzen giebt Kützing bei
Frustulia subulata auch an. Ich habe das CL rostratum im Jahre 1835 im April, am 30. Mai und am 1. Juni sehr zahlreich
wieder beobachtet. Der Panzer hat in der Halbansicht 14 bis 15 Streifen. Die Hörnchen sind von verschiedener Länge, nie einzeln
länger als der mittlere Körper. Vorn sind sie etwas verdickt und haben da eine Oeffnung, welche Corda auch (p. 190.) wohl aus Ver-
sehen angiebt, da sie in der Zeichnung nicht existirt. Die bewegten Papillen sind im Grunde, nicht in der Spitze der Hörner. Ich
zählte 8 bis 11. Die Drüsen liegen in einfacher Mittelreihe, je 7 bis 8, von zwei dunklen grünen Längsbändern eingefasst. Zwischen
der grünen feinkörnigen (Ei-?) Masse waren viele kleine farblose Blasen (Magenzellen?). Selbsttheilung und Copulation sind nicht
beobachtet. — Grösse Vio bis */* Linie, letzteres bei Vis Linie Länge des Mitteltheils. CL Acus von Nitzsch 1817 war Euglena Acus,
denn er sagt damals p. 67, es bewege sich wie die lebhaftesten Kolpoden, allein das von Kützing 1833 abgebildete CL Acus von
Nitzsch ist offenbar diese Art von Closterium.
Erklärung der Abbildungen Taf. VI. Fig. X.
Es sind 2 kräftige Exemplare mit Hörnchen von verschiedener Länge 300mal vergrössert dargestellt.
115. Closterium f inaequale, ungleichsclinälbliges Spindelthierclien. Tafel VI. Fig. XL
Cl. semilunare fusiforme, parvum, fuscescens, striatnm, altero cornu obtuso, altero graciliore, longiore, acuto.
Clostere inegal, en forme de fuseau arque, semilunaire, raye^ petita a couleur fauve, ayant les deua>
bouts inegautC) Fun obtus, V autre grele, plus long et aigu.
Closterium? inaequale, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 67. 1833. p. 238.
Aufenthalt: Berlin.
Ich fand diese braunen Körperchen in grosser Menge am 1. August 1831 zwischen Conferven des Thiergartens, seitdem nicht
wieder. Ich hatte schon 1833 den Character dieser Form specieller auseinandergesetzt, es war aber doch von Herrn Morren miss-
verstanden oder nicht beachtet worden. Nur diese Art hat von allen bekannten in der Ungleichheit einen Character, aber bei allen Ar-
ten giebt es ungleiche Formen. Diese Art und CL Cylindrus sind die einzigen der 16 Arten, welche keine bewegten Papillen er-
kennen Hessen. Vielleicht waren die beobachteten Exemplare todt. In einigen Stäbchen waren unsichere Bläschen. Eine Qiieertheilung
war nirgends sichtlich vorbereitet. Längsstreifen gingen 5 bis 6 auf die Halbansicht. Zwar fehlen wichtige Charactere der Gattung
Closterium, allein Form, Vorkommen und Gesellschaft sprechen für diese nächste Verwandtschaft. — Grösse y3 6 Linie. Dicke 9 — lOmal
in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. VI. Fig. XL
Es sind 3 Stäbchen bei 300maliger Vergrösserung abgebildet. Bei Fig. 3. bezeichnet a das stumpfere kürzere* ß das längere spitzere Hörnchen.
Nachtrag, Uebersickt und Beurtheilung aller Artnamen der Gattung Closterium.
Es sind bisher 27 Artnamen gegeben worden, wovon 16 angewendet, 1 zweifelhaft, 10 zurückgewiesen sind. Nitzsch, der
Gründer der Gattung, hat 3 Namen gegeben, wovon einer 1) Closterium Lunula, beibehalten ist und den Stamm bildet, die beiden
andern sind: 2) CL Acus = (1817) Euglena Acus •, (1833) Closterium rostratum ; 3) CL tripunctatum = Navicula. Ausser
den hier verzeichneten 15 neuen Artnamen [4) — 18)] sind 2 meiner früheren Namen abgeändert worden: 19) CL multistriatum — CL
acerosum; 20) CL ruficeps = CL Dianae und CL turgidum. Kützing hat 1833 zwei neue unhaltbare Namen gegeben: 21)
CL tenue = CL Cornu; 22) CL Leibleini = CL moniliferum. Corda hat 1833 bei Kützing 1, und 1835 4, also 5 neue
Namen gegeben, von denen nur einer vielleicht annehmbar ist, die übrigen haben folgende Synonyme: 23) CL acuminatum = CL
Lunula; 24) CL costatum = CL striolatum; 25) CL caudatum = GL rostratum; 26) CL didymotocum, vielleicht neu; 27)
CL spirale = CL striolatum? juv.
Unter andern Gattungsnamen sind als der Gattung Closterium wirklich oder nur scheinbar verwandte Formen 13 verzeichnet
worden. Von Müller 1) Vibrio Lunula — Closterium L. Von Schrank 2) Vibrio acerosus = Closterium ac. Von Oken
3) Enc/ielis Lunula = Closterium L. Von Bory de St. Vincent 4) Lunulina diaphana = Kieselnadeln von Schwämmen,
Spongia; 5) L. monilifera = Clost. moniliferum und CL acerosum; 6) L. Mougeotii = Synedra lunaris; 7) L. olivacea
= Gomp/ionema? olivaceum; 8) L. vulgaris = Closterium Lunula. Von Türpin 9) Bacillaria bipunctata == Closterium.
Von mir 1828 10) Bacillaria multistriata = Closterium acerosum. Von Kützing 11) Frustulia subtilis.— Closterium ro-
stratum juv.; 12) Fr. subulata = Closterium rostratum juv. Von Corda 13) Pleurosicyos myriopodus = Clost. Digitus.
Unter all diesen, der Gattung der Spindel thierchen anheimfallenden, Namen ist nur ein einziger, welcher noch eine den ver-
zeichneten 16 zuzufügende Art vermuthen Hesse, aber auch dieser mannigfach unklar. Es ist das Closterium didymotocum. Der
Name bezeichnet einen bewegten Papillarkörper als Zwillings-Brut, was daran am wenigsten richtig zu seyn scheint, und die gebogene Form
ist kein so sicherer Character, dass er zum Anhalt dienen könnte. (Vergl. Cl. acerosum Tafel VI. Fig. I. 10. und CL attenua-
tum Fig. IV.)
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Schon vor 1821 hatte Gruithuisen in seinen Beiträgen zur Physiognosie und Eautognosie 1812. p. 322. die thierische Na-
tur des Closterium erkannt und auch schon die bewegten Papillen in den hellen Spitzen gesehen. Die erläuternde Abbildung daselbst,
Tafel IL Fig. 40., stellt Closterium moniliferum vor. Es schien ihm darin Pflanzensinnlichkeit mit Thierempfindung, und Thier-
willkühr mit Pflanzenbewegung gepaart, das heisst aber offenbar mit andern Worten bloss, dass er schwache Empfindung und langsame
Bewegung beobachtet hatte. Er sah, wie Müller, queere Selbsttheilung in der Mitte. Die Biegung glaubte er, wie bei Mimosen,
durch Anschwellung bedingt, was aber eine optische Täuschung durch Drehen ist. Leiblein zählte 1827 Closterium Jjunulai un-
ter den Algen der Gegend von Würzburg auf (Flora od. bot. Zeitung 1827. I. p. 259.), und will es auch in Infusionen häufig ge-
funden haben, was wohl sehr wenig rein bereitete und beaufsichtigte seyn mochten. Agardh billigt 1828 (Species Algarum IL 1.
p. XXXV 1IL) die Stellung des Closterium unter den Algen, wie er denn die ganzen Bacillarinen ebenfalls als Algen verzeich-
net und der Idee nachgeht, dass es Formen giebt, welche mit gleichem Rechte in beiden organischen Reichen stehen, eine Idee, die
den hier vorgelegten Beobachtungen zufolge nicht zulässig erscheint.
Nachtrag zur Familie der Closterinen.
An die Yibrionien hat man oft die Oscillatorien und Confervas conjugatas angereiht, weil sie eine thierische Be-
wegung hätten, und Gruithuisejv will 1821 (Nov. Acta Nat. Cur. X. 448.) sogar äussere Bewegungsorgane, Härchen, an Con-
jugata pectinata und C. princeps von Vaucher beobachtet haben. Letzteres ist eine schon oft vorgekommene Täuschung durch
Anflug von Meinen Conferven, Hygrocrocis dergl., welche auch R. Wagner (Isis 1832) veranlasst hat, die Eier der Räderthiere
für gewimpert zu erklären, und nach welcher Cord a 1835 neue haarige Species von Bacillarinen gebildet hat. Wer viel Algen und
dergleichen Wasserorganismen beobachtet, erfährt bald, dass periodisch die verschiedenartigsten Körper mit diesen meist gegliederten
Fäserchen dicht besetzt sind und dass sie nicht Füsse der beweglichen sind. Bei den Vibrionien habe ich dieser Pflanzenverhält-
nisse nicht erwähnt, weil jene Familie nur panzerlose Formen umfasst, die Oscillatorien aber sowohl als die Conjugatae oder
Zygnemata eine besondere schlauchartige Hülle zeigen, in welcher die kettenartigen Gliederungen eingeschlossen liegen. Man würde
sie nur als gepanzerte Vibrionien betrachten können, wenn man sie den Thieren anreihen wollte, und das sind eben Closterinen,
Zwar könnte man auch wohl versucht seyn, dieselben mit den Gallion eilen zu den Bacillarinen zu stellen, allein die Bacilla-
rinen (auch die Gallionellen) haben keine Queergliederung, sondern nur Längsgliederung, während alle Gliederung der Oscilla-
torien und Conferven, sowohl der Anordnung der innern Organisation als der Bewegungsrichtung zufolge, eine queere ist. Diese
queere Gliederung ist aber auch ein Character der Vibrionien und Closterinen. Was die Organisation der Conjugatae, Juga-
les, Zygnemata oder Spirogyrae selbst anlangt, so ist dieselbe neuerlich noch immer von Mohl 1836 als viel einfacher darge-
stellt worden, als sie wirklich ist, worauf Meten in der Linnea, Zeitschrift you v. Schlechtendal, 1827. p. 410. Tafel VII.
aufmerksam machte. Die Bewegungs- Härchen, welche Schrank in den Nov. Act. Nat. Cur. XL p. 531. 1823 an Bacillarien
wieder sah, sind Meyen niemals vorgekommen (p. 418.), aber die Bewegungen der Spirogyren (Sp. quinina) hat er vielfach auch
beobachtet. Er nennt zwar auch p. 421. den anatomischen Bau der Conferven „den einfachsten, den man sich nur denken kann,"
allein er hat doch es besser erkannt und in flüchtigen Umrissen gezeichnet. Der Bau der Spirogyren ist auffallend zusammengesetzt
und zeigt in dieser Zusammensetzung einen vom gewöhnlichen Pflanzenbaue sehr verschiedenen Character, einen Character, welcher an
den Bau der ähnlichen Thiere allerdings stark erinnert. Jede Zelle besitzt ein blasenartiges grosses Centralorgan, welches durch strah-
lenartige Canäle nach allen Seiten der Zelle hin wirksam erscheint. Die grünen körnigen Spiralbänder stellen in directem Zusammen-
hange mit dem Centralorgane. In alten Spirogyren ist es farblos, in jungen blassgriinlich, und aus den Spiralbändern zieht sich der
grüne Inhalt später in diese Centralblase zurück, um die glatte oder strahlige Kugel zu bilden, welche zuletzt in den einzelnen Glie-
dern einzeln sichtbar ist. Man würde, wollte man leichtsinnig Aehnlichkeiten erfassen, von Uterus, männlicher Sexualblase, Eileitern,
Samendrüsen sprechen können. Allein alles ist starr. Die den Samendrüsen der Infusorien vergleichbaren hellen grösseren Kugeln der
grünen Bänder sind grobkörnig, es giebt keine sichtlich offene Mündung der Zellen. Es giebt keine Selbsttheilung, nur Knospenbil-
dung und Abfallen der Knospen. Es liegt in den Spirogyren das Geheimniss des Pilanzenorganismus weniger dunkel, als in allen
übrigen Pflanzenzellen. Vieler der angestrengtesten Untersuchungen ungeachtet bin ich nicht zu klarer Erkenntniss gekommen, aber
auch nicht zu dem Gefühl, das Vorhandene erschöpft zu haben. Die Conferven sind nicht das Einfachste, sie sind das Interessan-
teste, das Wichtigste der Pflanzenwelt für die jetzige Forschung. Viel unklarer bleiben die Oscillatorien. Sie sind wegen zu zar-
ter Feinheit dem Urtheile weniger zugänglich als die Spirogyren, im Uebrigen aber scheinen sie mir einen sehr ähnlichen Bau zu
verrathen. Die Bewegung scheint mir eine unwillkürliche oder doch nicht thierische, bedingt durch rasches Wachsthum und Knospen-
bildung an den Spitzen und durch Lichtreiz, welcher viele Bewegungen bei allen Pflanzen vermittelt. Sie ist vorhanden und oft über-
raschend, nie aber fand ich sie der thierischen, selbst nicht der der Bacillarien gleich. Mein beiläufiges Urtheil über die Natur
der Oscillatorien und Spirogyren oder Conjugaten rücksichtlich ihrer Stellung bei den Infusorien und also bei den gepanzer-
ten Vibrionien, schliesst sie von den Thieren für jetzt aus. Ihre Pflanzennatur beruht auf folgenden Gründen: 1) Sie haben keine
offenen Mündungen; 2) sie pflanzen sich nie durch Selbsttheilung fort, ihre Theilung ist nur ein Abfallen der Knospen; 3) ihr Wachs-
thum geschieht, auch wo es als Gliederung erscheint, nur durch Knospenbildung; 4) sie haben die äussere und innere Starrheit des
Pflanzen -Organismus; 5) ihre bei den Spirogyren vorhandene Copulation ist eine gleichgültige Fortpflanzungsform, welche bei Pil-
zen, Syzygites, von mir 1818 (Sym6. mycolog. Dissert. inaug. und Verhandl. d. Berl. Naturf. L) auch beobachtet wurde und die
ich neuerlich auch bei Thieren, Closterium 1833, erkannte. Es ist der einfachen Gemmenbildung ähnlich, die bei Thieren und allen
Pflanzen gleichartig auftritt. Für die Stellung entscheidet es nicht; 6) sie bilden im Innern spiessige Crystalle, wie viele Pflanzen-
zellen, aber kein Thierkörper. Ich habe diess häufig an Spirogyra princeps beobachtet; 7) ihre Bewegung ist keine deutlich frei-
willige. Diese Gründe sind es, welche mich veranlassen, die Oscillatorien und Conjugaten von den Infusorien auszuschliessen.
ioo
SECHSTE FAMILIE: AENDERLINGR
Astasiaea» Astasiees.
CHAR ACTER: Animalia polygastrica anentera (tubo intestinali destituta), gymnica (11011 appendicuiata),
nee loricata, formam caudatam aut eeaudem sponte niutantia, apertura corporis uniea.
CARACTERE: Animaux evidemment ou vraisemblablement polygastriques^ sans canal alimen-
taire^ sans appendices {sans ramißcations) du corps, sans carapace et changeant ä
leur gre la forme ^ ayant une seule Ouvertüre du corps et souvent une queue.
Die Familie der Aenderlinge nimmt alle solche geschwänzte oder ungeschwänzte Thierchen auf,
welche deutlich oder mit Wahrscheinlichkeit viele Magenzellen ohne deutlichen Darmkanal besitzen, die kei-
nen Panzer, keine besondern Körperanhänge«, eine einzige OefFnung haben, und welche willkührlich ihre Ge-
stalt verändern können.
Zu dieser Familie gehören für jetzt 23 bis 24, in 6 Gattungen vertheilte, Thierarten: Euglena mit
11 Arten, Astasia mit 4 bis 5, Distigma mit 4, Colacium mit 2 Arten, und Amblyophis und Chlor o-
gonimn jede mit 1 Art. Ihre Formen sind unter den am frühesten entdeckten Infusorien. Schon Harris
und Leeüwenhoek haben, ersterer 1696 vermuthlich Euglena viridis , letzterer 1701 vermuthlich dieselbe
und Euglena sanguinea, beobachtet. Die Familie wurde 1830 in den Abhandlungen der Berliner Akade-
mie p. 38. mit den beiden Gattungen Astasia und Euglena und 10 bis 12 Arten, als den Monadinen zu-
nächst stehend, gegründet. Bis dahin waren einige wenige, 6 — 7 dieser Körper, in den Gattungen Vibrio^
Enchelys^ Cercaria und Proteus von Müller, in denen von Cercaria^ Raphanella und Virgulina bei
Bory de St. Vincent, und Enchelys und Phaeus bei Nitzsch verzeichnet worden. Die Gattung Astasia
wurde zuerst in Poggendorffs Annalen der Physik 1830. p. 508. characterisirt. Die Gattung Distigma
war schon 1828 auf den Tafeln der Symbolae physicae gestochen, wurde aber erst 1831 im Texte zur
Familie der Astasiaeen gestellt. In den Abhandlungen der Berlin. Akad. wurde 1831 die Gattung Am-
blyophis hinzugefügt. Die Gattung Colacium wurde 1833 ebenda aus dem Stentor? pygmaeus gebildet,
und die Gattung Chlorogonium ist an gleichem Orte 1835 zuerst angezeigt. In gegenwärtigem Werke
wird die Familie mit 2 Arten der Gattung Euglena vermehrt.
Der Organisationsgehalt der Familie ist ansehnlich weit ermittelt, aber noch nicht hinreichend er-
schöpft. — Als Bewegungsorgane sind bei 4 Gattungen fadenartige Rüssel erkannt, welche bei 3 einfach,
bei 1 doppelt sind. Vermuthlich wird auch die 5te Gattung, Colacium^ bei geschärftem Nachforschen ei-
nen Rüssel erkennen lassen, aber bei Distigma erwarte ich keinen. — Als wahrscheinliche Ernährungs-
organe sind in allen Gattungen viele blasenartige Zellen erkannt worden, allein nie hat eine Art irgend ei-
ner Gattung gefärbte Nahrung ganz deutlich aufgenommen, obschon ich bei Euglena viridis undeutlich blau
und auch roth gefärbte sehr kleine Zellen zuweilen zu bemerken glaubte. Desshalb diese Formen nicht für
Tiiiere zu halten, verbietet der übrige Organisationsgehalt sammt den deutlichen Rüsseln und Bewegungen
auf das Bestimmteste, es muss daher irgend ein anderer Grund, dessen Aufsuchung die Mühe lohnen wird,
hier sowohl als bei den Kugelthieren, Panzermonaden, Bacillarien und Closterien diese Weige-
rung bedingen. In manchen Fällen half stärkere Vergrösserung, die aber hier vielleicht zu dunkel wird, um
die Farben zu unterscheiden. — Der sexuelle Organismus tritt in allen Gattungen deutlich in einem seiner
Theile, in vielen höchst vollständig hervor. Die Hälfte der Gattungen zeigen direct eine Duplicität des Ge-
schlechts oder Hermaphroditismus. Die Gattungen Astasia 5 Distigma und Colacium haben bisher nur ei-
nen, dem weiblichen Sexualtheile vergleichbaren, Apparat erkennen lassen. In der Gattung Euglena sind,
ausser den grünfarbigen Eikörpern und Samendrüsen, auch contractilen Samenblasen vergleichbare Organe
erkannt. — Vom Empfindungsorganismus sind sehr auffallende Spuren bei 5 Gattungen meist als grosse
schönrothe Augenpunkte ermittelt, unter denen bei Amblyophis und Euglena longicauda ein weisslich drü-
siger Knoten die unmittelbare Anschauung von Nervenmasse neuerlich unter allen polygastrischen Infusorien
zuerst dargeboten hat, — Das Gefässsystem entzog sich bisher noch aller Forschung.
Die geographische Verbreitung der Familie ist über ganz Europa, auch im sibirischen Asien, in Don-
gala Nubiens und vielleicht im Oceane bei Brasilien beobachtet.
Ueber die merkwürdigen Erscheinungen, welche diese Familie der Infusorien durch ihre zahllosen
und erstaunenswerthen Mengen von gleichzeitig entwickelten Individuen als grünes und blutrothes Gewässer
hervorbringt j ist in den Gattungen Astasia und Euglena und im Nachtrage das Speciellere angezeigt.
_ toi
Uebersicht der Gattungen in der Familie der Aenderlinge:
Au§cnlosc Astasia
( (, . j,nit 1 Rüssel .... j^T^o«.. .• • • • Amblyophis
lmit 1 Aiio-c .... ' ' ' ' ) | geschwänzte .... Euglena
Augenfülirende . . . < ' & • * * • \ | m\t 2 Rüsseln Chlorogonilim
1 ' an Stielen festsitzende Colacium
(mit 2 Augen Distigma
ZWEIUNDDREISSIGSTE GATTUNG: AENDERLING.
Astasia. Astasie.
CHARACTER: Animal e familia Astasiaeorum , liberum, ocello destitutum, breviter aut longe caudatum.
CARACTERE: Animal de la f anritte des Aslasiees, libre, sans oeil et a queue longue ou petite.
Die Gattung der Aenderlinge umfasst alle die lang oder kurzschwänzigen, geschwänzten Formen
der Familie der Aenderlinge, welche sich frei bewegen und augenlos sind.
Die Beobachtung deutlicher Augenpunkte bei den Euglenen veranlasste im Jahre 1830 die Tren-
nung der ähnlichen augenlosen Formen in die Gattung Astasia. Diese Gattung wurde zuerst in Poggen-
dorfp's Annalen der Physik 1830. p. 508. mit 3 Arten characterisirt und zu den Rotaloriis ntonotrochis
fraglich gestellt. Bald darauf wurde sie mit 4 bis 6 Arten in einer eigenen, dicht bei den Monadinen
der Polygastrica, wo sie noch jetzt steht, angereihten, Familie der Astasiaeen in den Abhandlungen der
Berlin. Akademie 1830 verzeichnet. Die Gattung Astasia war eine Frucht der russischen Reise mit Herrn
Alexander von Humboldt 1829, indem sie zur Characteristik der Astasia haematodes und viridis diente,
welche von mir am Altai beobachtet wurden. In Poggendorff's Annalen fügte ich in dem Aufsatze über
die blutartigen Erscheinungen Astasia sanguinea und Ast.? lacuslris nach andern Beobachtern hinzu, die
ich beide jetzt für Synonyme von Euglena sanguinea halte. In den akademischen Abhandl. ward die Ast.
euchlora von Berlin hinzugesetzt. Ebenda wurde 1831 die Gattung auf 4 sichrere Arten beschränkt: A.
euchlora, haematodes, viridis und eine neue, A. ßavicans. Als 5te zweifelhafte Art wurde Paramecium
oceanicum von v. Chamisso's Weltumsegelung mit Kotzebue angesehen. Im Jahre 1833 wurde in densel-
ben Schriften Ast. pusilla als neue Art verzeichnet und 1835 wahrscheinlich doch die frühere Ast. eu-
chlora als besondere Gattung Chlorogonium beschrieben. So besteht die Gattung jetzt aus 4 bis 5 Ar-
ten, von denen 1 grün und roth, 2 nur grün, 1 gelb und 1 farblos sind.
Der Organisationsgehalt der Gattung ist noch nicht hinlänglich scharf ermittelt, indem die am frucht-
barsten gewordene Art, A. euchlora, ausgeschieden ist. — Magenblasen sind bei Astasia pusilla allein mit
Wahrscheinlichkeit anschaulich geworden. 'Wahrscheinliche Eikörperchen sind bei den 4 farbigen Arten in
der feinkörnigen Farbe vorhanden, und bei Ast. haematodes sind sie deutlicher beobachtet. Nur bei Ast.
pusilla ist ein deutlicher Rüssel als fadenartiges Bewegungsorgan erkannt. Andere Structurverhältnisse sind
bisher nicht zur Klarheit gekommen.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist ansehnlich wreit beobachtet. Die rothen Infusorien,
welche Leeuwenhoek 1701 in Delft in Holland fand, und die grünen, welche Harris 1696 in London
beobachtete, rechne ich, der grossen geographischen Entfernung der in Europa noch nicht sicher beobachte-
ten A. haematodes und viridis halber, lieber zu Euglena sanguinea und viridis, indem man das Auge
damals übersehen haben würde, wenn es auch noch grösser gewesen wäre. Sicher ist das Vorkommen der
Ast. haematodes in der Steppe Sibiriens am Altaigebirge. AJ viridis ebendaher ist weniger sicher. Das
brasilianische Seethierchen mag rücksichtlich seiner Stellung noch zweifelhaft seyn. Zwei Arten le-
ben bei Berlin.
Diese Gattung enthält Thierchen, welche durch ihre schnelle Entwicklung zu zahllosen Mengen und
ihre rothe Farbe ganzen Wassermassen eine blutrothe Färbung geben können, eine Erscheinung, welche oft
ganze Ortschaften in Angst und Entsetzen gebracht hat.
116. Astasia haematodes, Mutfarlbiger Aeitderling. Tafel VII. Fig. I.
A. expansa fusiformis, brevissime caudata, 33tiam lineae partem longa, primo viridis, dein sanguineo- rubra.
Astasie sanglante, s etendmit en forme de ftiseau, a queue tres-courte, egalant 1/io millirnetre en
longueur, d' abord verte, plus tard rotige de sang.
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f08
Astasia haematodes , Pog&e^dorff's Annalen d. Physik 1830. p. 506 — 508.
Astasia haematoiles, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 38, 54, 61, 68. 1831. p. 70.
Aufenthalt: In Lachen der Platowskischen Steppe zwischen Barnaul und Koliwan im östlichen Sibirien.
Diese Form wurde im Juli 1829 auf der Reise mit Herrn Alexander von Humboldt beobachtet. Sie bildete einen sehr
intensiv blntfarbigen Schleim auf einer Wasserlache in den Vertiefungen der Steppe bei einer Station zwischen Barnaul und Koliwan.
Dieser Schleim war im Wasser selbst ganz vertheilt, bildete, aber am Rande eine dicke Lage, welche ich, in 2 bis 3 Linien Dicke,
wie eine Fetthaut, ablieben konnte und die unmittelbar auf dem Moder des Grundes aufsass. Ich zog etwas davon auf weisses Papier
und liess es antrocknen, anderes nahm ich in feuchtem Schlamme mit bis Schlangenberg, wo ich es mikroskopisch untersuchte und die
ganze Farbe von lebenden Thierchen gebildet fand, die wie Kugeln erschienen, sich aber bald dehnten und sehr wunderliche Gestalten
annahmen, welche denen der Euglena viridis sehr glichen. Ich fand ganz gleichlörmige grüne und rothe, auch halbgrüne und halb-
rothe. Die damals vielfach gezeichnete Form ist sehr abweichend von der Form der Euglena sangimiea, obschon die Verwandlun-
gen ganz ähnlich waren. Ein Rüssel wurde damals nicht erkannt und nicht vermuthet, so wie überhaupt die neuere Schärfe der Un-
tersuchung damals nicht angewendet wurde. Die Organisation ist daher nur mangelhaft beobachtet. Die ähnlichen Beobachtungen rother
ähnlicher Thiere aus Norwegen, Halle, Delft und Frankreich sind bei Euglena sanguinea zu vergleichen, weil diess die europäische
Form ist. Vielleicht findet sich aber auch diese Astasia noch in Europa, und dann ist die Synonymie nach bester Ueberzeugung zu theilen.
Erklärung der Abbildungen Taf. VII. Fig. I.
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Es sind 14 Thierchen in 13 verschiedenen Lebensformen in Schlangenberg gezeichnet. Einige sind kugelartig zusammengezogen, andere spin-
delartig gestreckt, einige herzförmig, blattförmig, eiförmig, halbmondförmig, nierenförmig u. s. w. Die mit * bezeichnete Figur ist im Sterben durch
Platzen. Ob die hervortretenden Kugeln Eier sind, ist zweifelhaft, ich halte sie lieber für mit Eierstockmasse umhüllte Magenzellen. Vergrösserung 450mal.
11?. Astasia flavicans9 gellber Aenderling» Tafel VII. Fig. IL
A. corpore expanso conico-cylindrico, 36tam lineae partem longo , antico fine rotundato, cauda brövissima obtusa, ova-
rio flavicante.
Astasie jaunätre, s etendant en forme de cone presque cylindrique, egalant Vis mülimetre en Ion-
gueur, arrondie au bout anterieury a queue tres-petite oötuse, ä ovaire jaunätre.
Astasia flavicans, Abhandl. der Akademie d. W'issensch. zu Berlin, 1831. p. 70. 1833. p. 231.
Aufenthalt: Berlin.
Ich fand diese Art im Frühling 1831 im Thiergarten bei Berlin als dichten Ueberzug eines ockergelb gefärbten Wassergra-
bens. Sie hat ganz die Form der Euglena viridis oder hyalina^ ist aber kleiner und hat keinen rothen Augenpunkt. In einem
Uhrglase voll Wasser waren viele Tausende. Der vordere abgerundete Kopf zeigt zuweilen einen Ausschnitt, vermuthlich den zweilip-
pigen Mund. Ein Rüssel war nicht zu erkennen. Viele Thierchen hatten an den Extremen und in der Mitte farblose Stellen. Die
mittlere mag wohl die Samendrüse seyn, die vordere ist, der nahen Analogie der Euglenen nach, der Kopf, die hintere stumpf ge-
spitzte der Schwanz. Der übrige Raum wird vom gelblichen Eierstocke erfüllt, welcher die Magenzellen umschliesst und undeutlich
macht. Dass die gelbliche Farbe von genossener Nahrung herrührt, ist hier unwahrscheinlich, weil die Magenzellen selbst dann deut-
licher seyn würden. Farbenahrung nahm sie nicht auf. Grösse bis Vsg Linie. Formveränderung mannigfach, wie bei Euglena viridis.
Erklärung der Abbildungen Taf. VII. Fig. IL
Es sind 12 Thierchen in verschiedenem Alter und in ihren verschiedenen Formveränderungen dargestellt. Die scheinbar kreuzartigen entste-
llen durch Anziehung des Hintertheils an den Vordertheil und Ausweitung der Mitte. Ziehen sich auch die Extremitäten ein, so bildet sich eine Kugel,
welche alsbald durch Ausdehnung wieder zur Fischform wird. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
118. Astasia pusilla, kleiner Aenderling. Tafel VII. Fig. ni.
A. corpore expanso conico, 72dam lineae partem longo, antica parte turgida rotundata, hyalino, cauda brevissima sub-
acuta.
Astasie naine, a corps (etendu) conique, egalant y36 mülimetre en longtieur, elargi et arrondi au bout
anterieury hyalin , a queue tres-petite presque aigue,
Astasia pusilla, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 231.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Am 27. Mai 1832 und 6. April 1833 im Thiergarten bei Berlin als Ueberzug der Frühlingsgewässer entdeckt. Ich hatte
in einem Uhrglase Tausende, vielleicht Millionen dieser Thierchen, welche sich an die Oberfläche zogen und eine Haut bildeten. Man
könnte sie für Junge der Ast. flavicans halten, allein die grossen Blasen in ihrem Innern, welche Magenzellen zu seyn schienen, sah
ich bei der grösseren Form nie so gross, auch liess diese keinen Rüssel erkennen. Bei der kleinen dagegen war, sobald ich Farbe
zum Wasser that, ein deutlicher Strudel am Vordertheile sichtbar, und ich erkannte schon 1833 den fadenförmigen Rüssel von der
Hälfte der Körperlänge. Zuweilen schien mir der ganze Körper zu flimmern. Im Fall der Bewimperung würde diese Form in die Fa-
milie der Kranz thierchen, Peridinaea, zu stellen seyn. Aufnahme von Farbenahrung fand nicht statt. Körpergrösse Vi2o bis
V72 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. VII. Fig. III.
Es smd 12 Thierchen in 2 Gruppen nach 2 verschiedenen Vergrösserungen abgebildet. Die obere Gruppe von 9 Thierchen ist nach Zeich-
nungen von 1832 und 1833 mit dem 1833 beobachteten Rüssel nach 300maliger Vergrösserung, die verschiedenen Zustände der Formveränderung dar-
stellend. Ein und dasselbe Thierchen macht beständig alle diese Evolutionen der Form.
Die untere Gruppe * von 3 Thierchen ist nach Vioooma%er Vergrösserung des Durchmessers und 1833 gezeichnet.
- 103
119. Astasia* viridis, grüner Aenderling. Tafel VH. Fig. iv.
A. corpore expanso ovato - ohlongo , 75 tarn lineae partem longo, medio turgidulo, viridi, cauda brevissima acuta.
Astasie? verte, a corps (etendu) ovale-oblong , egalant %7 millimetre en longueur^ un peu gonflee au
milieu, verte, a queue tres-petite aigue.
Astasia viridis^ Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 61, 67. 1831. p. 71.
Aufenthalt: Syrjanofskoi im Altaigebirge.
Diese Art wurde 1829 auf der Reise mit Herrn von Humboldt im Juli zwischen Conferven bei Syrjanofskoi entdeckt. Sie
könnte leicht eine junge Form einer Euglena seyn, indem ich damals die rotken Augenpunkte schwieriger sah als jetzt. Auf meiner
Zeichnung finde ich auch einen feinen fadenförmigen Rüssel angezeigt , was aber ebenfalls für die Gattung nicht entscheidet. Ich habe
nur wenig Individuen, und diese auf der Reise, gesehen. Grösse Vioo — ilis Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. VII. Fig. IV.
Es sind 2 Formen des in Syrjanofskoi beobachteten Thierchens nach Zeichnungen von 1829. Beide 450mal vergrössert.
Uebersicht aller Artnamen für die Gattung Astasia.
Es sind von mir seit 1830 für diese Gattung 8 Artnamen theils als sicher, theils als wahrscheinlich derselben zugehörig, be-
trachtet worden, von denen ich aber 2, A. lacustris und sanguinea, jetzt zu Euglena sanguinea zu stellen vorziehe, einen als
eigene Gattung, Chlorogonium , abtrenne, und 1, A. oceanica, als unentscheidbar, nur nebenbei bemerke. Astasia lacustris grün-
dete sich auf Volvotc lacustris von Girod Chantrans, den neuerlich der Londoner Mechanikus Pritchard Folv. Calamus ge-
nannt hat. Ast. sanguinea gründete sich auf Enchelys sanguinea aus Bonn 1826 von Nees und Goldfüss, die ich ebenfalls zu
Euglena ziehe, und ebendahin stelle ich die roth werdende Cercaria viridis , welche 1701 Leeuwenhoek in Delft, 1790 Weber
in Halle und 1791 Strom in Norwegen beobachteten. Es wäre möglich, dass späterhin sich die Thierchen von Besangon, Lon-
don, Bonn, Eger in Norwegen und Delft zur Astasia haematodes oder als eigene Art aufstellen Hessen. Das Paramecium ocea-
nicuniy welches v. Chamisso 1815 an der Küste von Brasilien im starkriechenden Seewasser des offenen Meeres fand und 1820 in
Act. Nat. Cur. X. p. 371. beschrieb, nannte Eschscholtz 1825 (Isis p.747.) Arthonema und hielt es für den lebenden Samen
einer Pflanze. Vielleicht war es doch eine Astasia, welche das Meerwasser grün färbte. Endlich ist Müller's Proteus tenaa noch
zu vergleichen, welcher liier als Distigma teriacc aufgeführt ist.
DREIUNDDREISSIGSTE GATTUNG: STUMPFAUGE,
AmMyopbis. AmMyophide.
CHARACTER: Animal e familia Astasiaeorum, ocello singulo instructum, liberum, proboscide filiformi
simplici, ecaude {Euglena ecaudis).
CARACTERE: Animal de la famille des Astasiees, Ubre, ayant un seul oeil, une trompe fili-
forme simple et point de queue (Euglene sans queue).
Die Gattung der Stumpf äugen unterscheidet sich in der Familie der Aenderlinge durch ein einzel-
nes Auge, freie Bewegung, einfachen fadenförmigen Rüssel und Mangel an Schwanz. (Es sind Au gen -
thierchen ohne Schwanz.)
Es ist nur eine grünfarbige Art dieser Gattung beobachtet worden. Die Gattung selbst wurde 1831
in den Abhandl. d. Berliner Akad. aus dem Grunde von Euglena abgesondert, weil Daseyn und Mangel ei-
nes namhaften Organs Gattungscharactere vorzugsweise abgiebt.
Die Organisation der einzigen Art ist als mannigfach zusammengesetzt leicht zu erkennen. — Als
Bewegungsorgan ist ein einfacher, fadenartiger, kurzer Rüssel von etwa »/s der Körperlänge ermittelt wor-
den. — Das Ernährungsorgan ist, wahrscheinlich von den grünfarbigen Eiern dicht umhüllt, unklar geblie-
ben, doch ist eine weite Spalte am Grunde des Rüssels leicht wahrnehmbar, welche eine Suppige Mund-
öffnung anzeigt, deren Oberlippe den Rüssel trägt. — Als Fortpflanzungsorganismus ist eine sehr dicht ge-
drängte Masse grüner Körnchen anzusehen, welche den ganzen Körper, mit Ausnahme des vordem Endes
oder des Kopfes, erfüllt und grün färbt. Diese körnige grüne Masse lässt sich für eine Eimasse halten.
Ueberdiess erkennt man im Körper noch zweierlei sehr bestimmt geformte Organe. Eins derselben bildet
einen grossen, hellen, rundlichen Fleck in der Mitte, andere sind 5 stabartige Körperchen, deren 2 vor, 3
hinter der hellen Stelle liegen. Diesen ganzen Apparat, dessen Zusammenhang noch nicht klar ermittelt
ist, kann man vorläufig für den männlichen Organismus halten. Weil dergleichen Stäbchen ohne die mitt-
lere hellere Stelle bei mehreren Arten der Gattung Euglena vorkommen, die letztere also da seyn und feh-
104 —
leii kann , so sind hier besonders die stabartigen Organe für Samendrüsen gehalten. Contraetile Samenbla-
sen sind nicht erkannt, auch Selbsttheilung noch nicht beobachtet. — Das Empfindungssystem ist bei die-
ser Form unter allen polygastrischen Infusorien am deutlichsten und schönsten repräsentirt. Es befindet sich
nämlich bei allen Individuen am vordem hellen Ende hinter dem Rüssel, da wo die Eiermasse anfängt, im
Innern, ein sehr lebhaft roth gefärbter Fleck von cons tanter Farbe, meist länglich von Gestalt, und an Ge-
stalt sowohl als an Stellung und Farbe dem Auge der Räder thiere und der Entomost/raca gleich, ja
neuerlich liess sich unter demselben im hellen Räume eine besondere drüsige, kugelförmige Masse erken-
nen, welche mit dafür spricht, dass dieser Fleck ein auf Nervenmasse ansitzendes Auge ist. Da das Auge
die Rückenseite bezeichnet, so ist der Rüssel auf der Oberlippe befestigt.
Die Verbreitung dieser Form ist über Berlin hinaus mit Sicherheit noch nicht beobachtet.
12©. AmblyopUis viridis, grünes Stumpfauge. Tafel VII. Fig. V.
A. corpore magno, elongato, cylindrieo, turgido aut compresso, postico fine subito rotundato, viridi, capite hyalino,
ocello magno laete rubro.
Ambly oplhide verte, a corps grand, allonge, cylindrique, tantöt gonfle, tantöt comprime, arrondi su-
bitement au botet posterieur, vert9 a tete hyaline, ayant im grand oeil d'un beau rouge.
AmhlyopMs viridis, Abhandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 73, 152. Taf. II. Fig. VIT. 1835. p. 15, 29. Taf. I. Fig. XVII.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Dieses Tliierclien ist häufig zwischen den Arten der Gattung Euglena und besonders im Frühjahr leicht zu haben, aber von
mir zu allen Jahreszeiten beobachtet, auch öfter überwintert. Es lebt immer nur einzeln am Boden der Geftisse, und nur selten fin-
det man 2 in einem Tropfen. Es zeichnet sich besonders durch Trägheit in seinen Bewegungen aus. Ich habe es nie schwimmen ge-
sehen, meist windet es sich langsam und kriecht. Zuweilen breitet es sich in eine runde Scheibe aus, ist manchmal bandförmig, manch-
mal cylindrisch, manchmal gerad, manchmal schraubenartig gewunden. Man verwechselt es in seinen Evolutionen wohl leicht mit Eu-
glena Spirogyra, die aber gefurcht ist und einen Schwanz hat. Die Jungen sind schwer von E. deses zu unterscheiden, indem diese
ihr Schwänzchen oft einzieht. Die Organisation ist bei dem Gattungscharacter erläutert. Ich sah sehr kleine Tliierclien von Voö Li-
nie Grösse, die ich für Junge dieser Form halten konnte. Die grössten hatten Vio Linie Länge, am häufigsten sind sie Vis bis */i2
Linie lang, meist immer grösser als Euglena viridis.
Erklärung der Abbildungen Tafel VII. Fig. V.
Es sind 3 Thierchen in verschiedenen Grössen und Veränderungen dargestellt, alle 300mal vergrössert. Die grössten sind die Normalform
und stellen 3 Veränderungen eines und desselben Individuums vor, eine gestreckte, eine leicht spiralförmig gebogene, eine scheibenartig abgeplattete Form.
Ueberdiess sind 2 junge Thierchen dabei, welche man leicht mit E. deses verwechselt.
VIERUJNTDDREISSIGSTE GATTUNG: AUGENTHIERCHEN.
ESuglena. Eugene.
CHARACTER: Animal e familia Astasiaeorum, ocello singulo instructum, liberum, proboseide filiformi
simplici et caudatum.
CARACTERE: Animal de la famille des Astasiees, libre, pourvu d'un seul oeil, tfune Irompe
filiforme simple et dune queue.
Zur Gattung der Augenthierchen gehören alle Formen der Familie der Astasiaeen, welche ein
einzelnes Auge führen, freie Bewegung, einen einfachen fadenartigen Rüssel haben und geschwänzt sind.
Es sind bisher 11 Arten dieser Gattung bekannt geworden, von denen 9 immer grünfarbig mit ro-
them Auge vorkommen, eine aus der grünen Farbe in die blutrothe übergeht und eine ganz farblos ist. Die
Gattung wurde 1830 in Poggendorff's Annalen der Physik p. 508. mit 5 Arten angezeigt, aber in den Ab-
handl. der Berlin. Akademie 1830. p. 39. erst systematisch begründet und auf 6 Arten erhöht. Ebenda
ward 1831 eine 7te Art zugefügt und 1833 daselbst die Zahl auf 9 erhöht. Zwei neue Arten werden
hier zuerst mitgetheilt. Die Arten dieser Gattung waren zum Theil schon früher bekannt, und eine dersel-
ben, E. viridis, gehört offenbar zu den ersten beobachteten Infusorienformen, indem die fischähnlichen läng-
lichen Thierchen, welche Harris 1696 in grünem Wasser beobachtete, wohl ohne wichtiges Bedenken hier-
her zu ziehen sind. Da E. viridis gewöhnlich die E. sanguinea begleitet, so sind die länglichen grünen
Thierchen, welche Leeowenhoek 1701 mit dieser sah, wohl auch zum Theil hierher zu ziehen. In Mül-
ler's grösserem Infusorien werke sind 4 bis 5 Arten, 2 als Cercaria viridis und Pleuronectes, eine als
Enchelys deses, eine als Vibrio Acus und eine vielleicht als Vibrio Sagitta verzeichnet. Den Vibrio
Acus nannte Schrank 1803 Vibrio Subula und Nitzsch 1817 Closterium Acus. Oken verzeichnete 1815
Euglena viridis wahrscheinlich als Cercaria viridis und auch als Enchelys viridis und Enchelys Pul-
— t05 —
visculus, den Vibrio Acus aber als Enchelys Subula. Schrank nannte 1823 den Vibrio Actis Bacilla-
ria Acus. Bory de St. Vincent hat 1824 Vibrio Actis und Sqgitta in die Gattung Lacrymatoria^ Cer-
curia vtridis in die, viele heterogene Formen enthaltende , Gattung Rap/ianella, Cercaria Pleuronectes
mit Vyclidium in die Gattung Virgulina gestellt, Enchelys deses aber in der Gattung Enchelys gelassen.
Wahrscheinlich ist auch seine Cercaria maadata einerlei mit Vibrio Sagitta^ und seine Enchelys
amoena einerlei mit seiner Raphanelfa urbicola und urbica^ die er sogar von Conferva dissiliens^ sei-
nem Cadmus, nicht scharf unterscheidet, da er sie alle für Samen hält. Euglena sanguinea wurde 182Ö
von Nees und Goldfüss vermuthlich mit dem Namen Enchelys sanguinea belegt, und Nitzsch zog in sei-
ner Zertheilung der Gattung Cercaria 1827 die Cerc. viridis zur Gattung Enchelys und bildete aus Cerc.
Pleuronectes die Gattung Phacus, wie er es schon 1817 p. 4. angezeigt hatte. Die übrige speciellere Sy-
nonymie ist bei den Arten und im Anhange zur Gattung angezeigt.
Von der Organisation sind viele Details bereits glücklich ermittelt, einige wesentlichere Punkte sind
noch im Rückstand und müssen künftiger Wissenschaftlichkeit empfohlen werden. — Als Bewegungsorgane
sind bei 9 der 11 Arten einfache fadenförmige Rüssel erkannt. Nur E. hyalina und E. Pyrum haben
dergleichen noch nicht erkennen lassen, weil beide seltner beobachtet wurden. Bei E. sanguinea wurden
einmal 2 gesehen, aber der Vorbereitung zur Selbsttheilung zugeschrieben. — Als Ernährungsorgane sind
bei E. hyalina, E. Pleuronectes und longicauda viele besondere Zellen meist deutlich, einige auch bei
E. Spirogyra zu sehen, bei den übrigen Arten ist es schwieriger, dieselben direct zu erkennen, vermuth-
lich weil sie von grüner Eiermasse dicht umhüllt sind. Farbeaufnahme ist noch nie ganz deutlich gewor-
den, obwohl sie bei E. viridis zuweilen vorhanden zu seyn schien. — Ziemlich vollständig lässt sich der
Geschlechtsorganismus durch viele Arten nachweisen. Bei allen farbigen Arten, deren sind 10, besteht die
grüne Farbe aus sehr kleinen dicht gedrängten inneren Körnchen von gleicher Grösse, die man, zufolge der
Aehnlichkeit mit grösseren Infusorien, als Eier betrachten kann. Bei der einzigen farblosen Art lassen sich
ebenfalls sehr feine farblose oder weissliche Körnchen oder Eierchen erkennen. Ausser diesen Eiern, als
weiblichen Theil, welcher allen Individuen zukommt, lassen sich bei 5 Arten noch andere bestimmte innere
Organe erkennen, welche man berechtigt ist dem männlichen Sexualorganismus zuzuschreiben. Bei E. Pleu-
ronectes und longicauda sind es einzelne linsenförmige grosse Drüsen, bei E. Acus sind es viele stabar-
tige helle Körperchen, bei E. deses sind es polyedrischen Cry stallen ähnliche, viele Körperchen und bei E.
Spirogyra findet man häufig 2 ringartige, grosse, hellere Körper im Innern, welche sich ebenfalls auf
solche Organe beziehen lassen. Ueberdiess sind bei E. Pleuronectes und longicauda contractile rundliche
Samenblasen erkannt, welche aber bei den übrigen noch nicht beobachtet wurden. Selbsttheilung ist als
Längstheilung nur bei E. Acus direct gesehen worden. Eine Vorbereitung dazu schien auch die Duplicität
des Rüssels bei einer E. sanguinea zu seyn. — Als Organe der Empfindung sind rothfarbige Augenpunkte
mit grösster Deutlichkeit vorhanden, und bei E. longicauda, der flachsten Art unter den grösseren, gelingt
es auch, wie bei Amblyophis, den hellen Markknoten direct zu erkennen, welcher dem rothen Pigment-
flecke so zur Basis dient, wie diess bei Cyclops, den einfachen Augen der Daphnien und bei sehr vielen
Räderthieren der Fall ist Schon Müller sah bei E. Acus diese Punkte richtig, erkannte sie aber nicht
für das, was sie wirklich sind. — Gefässe blieben ihrer Feinheit halber bisher unerkannt.
Die geographische Verbreitung dieser Gattung ist durch ganz Europa beobachtet, nur vielleicht E.
Acus ist ausser Europa gefunden. Dass Euglena sanguinea in Aegypten vorkomme, ist Vermuthung. Alle
leben im Süsswasser, nur Vibrio Sagitta, eine zweifelhafte Art, lebt allein im Meerwasser der Ostsee.
Müller fand auch E. Acus im salzigen (brakischen) Wasser der Festungsgräben von Copenhagen.
Ueber die Verwechselung einiger Formen der Gattung mit Samen von Algen, und über die darauf
gebauten Hypothesen über Verwandlung von Pflanzen in Thiere und von Infusorien in Pflanzen, ist das No-
tlüge unter Euglena viridis und im Nachtrage zur Familie zu finden.
1S1. Muglena sanguinea, Mutfarftiges Augenttoierclien, Tafel VII. Fig. VI.
E. corpore extenso oblongo, eylindrico aut fusiformi, capite valde rotundato, cauda brevi conica subacuta, proboscide
corpus extensum longitudine superante, colore priinum viridi, dein sanguineo rubro.
Euglene sanglante, a corps (etendu) oblong , cylindrupie on en forme de fuscmi> h feie trhs-arron-
die, a queue courte conique presr/ue aigue\ la trombe surpassant en longueur le corps elendu ;
couleur d 'abord verte , pnh rotige de sang.
Blutige Färbung des Nilwassers zu Mosis Zeit in Aegypten? 2 Buch Mosis, Cap. 7.
Rothe Thiercken im Dachriimenwasser , Leeuwenhoek, 1701. Continuatio Are. Nat. p. 382. (1702.)
Cercaria viridis, (Müller), Weber 1790 in Wagener's Naturwunder und Ländermerkwiirdigk. 4 Th. p. 143. 1804.
__ — (Müller), H.Strom, Skrivter af Naturhistorie Selskabet, 1. Bd. 2det Hefte, p. 24. Tab. X. Fig. 1-7. Kioben-
havn 1791.
Volvooc lacuslris, Girod Chastrans, Bullet, des sc. nat. de la soc. philomat. Nr. 6. p. 43. 1797.
3?
io«
Vohojp lacustris, GrROD Chantrans, Recherches sur ies Conferves, p. 54. PL VIIL Fig. 17. An. X. (1802.)
Enchelys sanguinea 9 Frikdr. Nees und Golüfuss, Kästners Archiv für die Naturlehre, VII. 116. 1826.
Euglena sanguinea, Poggendorff^s Annalen d. Physik, 1830. p. 508.
— — Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 71, 151. Taf. I. Fig. 4.
Volvox Valamus, Pritchard, Natural hist. of Animalcules, p. 39. 1834.
Aufcntlialt: In Halle!, Berlin !, Eilaii!, in Delft?, Eger in Norwegen?, Besangon?, Bonn?, London?, Aegypten?
Es ist gar nicht unwahrscheinlich, dass die blutartige Farbe, welche zahllose Mengen dieses Thierchens auf ganzen Teichen
hervorbringen, die Veranlassung gewesen, dass man schon zu Mosis Zeit eine directe Anschauung von Infusorien hatte und auf dieselbe
aufmerksam war» Der mit grossen Mengen derselben verbundene modrige und widerliche Geruch des Wassers, sammt dem Sterben der
Fische dadurch, passt recht wohl auf die historischen Nachrichten aus jener Zeit, doch könnte nicht das Flusswasser, sondern es wür-
den nur alle Teiche, Bassins und Gräben von der Färbung inficirt gewesen seyn, so dass, anstatt Ueberfluss an Trinkwasser, kurz
nach der Ueberschwemmung im ganzen Lande nur Modergeruch und blutartige Trübung der stagnirenden Gewässer vorhanden war, eine
Erscheinung, die sich in wenig Tagen einstellen und auf das Unglaublichste steigern und verbreiten kann. Ob gerade jenes Färbende
Euglena sanguinea oder Astasiu haematodes war, ist natürlich nicht zu entscheiden, bis eine dieser Formen dort wieder beobach-
tet seyn wird. Ich selbst habe mit Dr. Hemprich in Aegypten drei Arten, das Wasser und feuchte Erde rothfärbender, Organismen
beobachtet: Sarcoderma sanguineum ^ Geocharis nilotica und Sphaeroplea annulina^ und das rothe Meer bei Tor in Arabien
durch Trichodesimum erythraeum in weiter Ausdehnung an der Küste blutartig gerötbet gesellen, allein kein rothes Infusorium beob-
achtet, was bloss Folge der Periodicität ihrer Entwickelung seyn kann. (Vergl. Poggendorff's Annalen der Physik 1830. über blut-
artige Erscheinungen p. 503. seq.)
Erst fast 100 Jahre nach der Erfindung des Mikroskops entdeckte Leeuwenhoek am 25. August 1701 in einer bleiernen
Dachrinne seines Hauses in Delft in stagnirendem Regenwasser direet ein, das Wasser durch seine Menge rothfärbendes, Thierchen,
und beschrieb sehr umständlich die Nebenuinstände der Erscheinung. Es war offenbar eine Astasia oder Euglena , und da die letz-
tere in Deutschland häufig, die erstere nur in Sibirien beobachtet ist, so hat man die Beobachtung auf die deutsche Form vorläufig zu
beziehen« Am 15. Juli 1790 beobachtete der Kämmerer Weber in Halle die blutrothe Färbung eines Teiches bei Giebichenstein
als durch mikroskopische sehr kleine Thierchen bedingt, welche deutlich Euglena sanguinea waren, und gleichzeitig sah der Professor
der Theologie Strom in Eger in Norwegen einen Fischteich blutartig gefärbt, dessen Farbe er durch Müller' s rothwerdende Cfer-
caria viridis bedingt angiebt. Er sah es im Juni, Juli bis zum August 1790 anhaltend, und gab die erste Abbildung des Thierchens
bei zu geringer Vergrösserung. Girod Chantrans beobachtete eine gleiche Erscheinung 1797 bei Besangon. Er sah das Wasser
von prächtig rother Farbe (rouge eclatant) , deren Nuance zwischen Zinnober und Carmin war. Unter dem Mikroskope erkannte er,
dass die Färbung aus Thierchen bestand, die er Volvotc lacustris nennt. Er sammelte den rothen Bodensatz eines Gefässes, 70 Gran
an Gewicht, liess ihn trocknen und bereitete sich eine rothe Farbe daraus, welche ihm vollkommen dienlich war, das Thierchen selbst
damit zu malen. Er erhielt diese Menge aus etwa 1 Maass Wasser (pinte de Paris). Er vermuthet, dass, wenn man Bassins mit
diesem Thierchen erfüllen wollte, was durch ihre eigene rasche und enorme Vermehrung leicht sey, man sie wie Cochenille als schö-
nen Farbekörper würde brauchen können. Essigsäure tödtete die Thiere und machte die Farbe braun, Salpetersäure löste sie getrock-
net mit Brausen auf (der Kalkgehalt des Wassers brauste wohl nur), und änderte die Farbe in schmuzig Gelb. Der Rückstand be-
trug llz des Ganzen und gab, verbrannt, den Geruch von verbranntem Hörne. Nach der Calcination fand er noch etwas Eisen und
giebt die chemischen Bestandteile so an: 0,60 Kalk, 0,02 Eisen, das Uebrige Wasser und verbrennliche Stoffe. Getrocknet, mit Al-
kohol Übergossen, gab die Masse dem Alkohol eine schöne Orangefarbe, die sich bei langsamem Eintrocknen erhielt, mit Wasser ge-
mischt aber an der Sonne ausbleichte. Blosse Auflösung der rothen Farbe in Wasser zum Malen widerstand der Sonne, und ge-
färbtes Papier änderte die Farbe, auch dem starken Lichte ausgesetzt, nicht bedeutend. Später (1802) beobachtete derselbe, dass Con-
ferva glomerata sich in diesem Volvoa) auflöse , und hielt Hallers rothe Conferve der Schweizer Seen mit Unrecht für dasselbe,
welche wahrscheinlich Oscillatoria rubescens war, die wieder 1825 den Murten-See rotli färbte. Er gab auch eine unkenntliche Ab-
bildung des Thierchens. Tiefer im Wasser lebende sollten blasser seyn, und sie lebten, getrocknet, nach 4 Jahren wieder auf (p. 168).
Ueber die vielfach unrichtigen Beobachtungen Girod Chantrans rücksichtlich der Verwandlungen von Bacillarien in Oscillato-
rien u. s. w. ist aber die Familie der Bacillarien nachzusehen.
Im Jahre 1826 beobachteten Friedr. Nees yon Esenreck und Goldfüss im botanischen Garten zu Bonn in einem Was-
sergefässe im September ein ähnliches Thierchen, welches sie Enchelys sanguinea nennen. Das dunklere Auge haben sie nicht be-
zeichnet, allein es ist erst deutlich, wenn man, von seiner Existenz und Stellung überzeugt, es aufsucht, und es ist der Farbe halber
bei grünen Thierchen leichter zu unterscheiden als bei rothen. Im Jahre 1830 stellte ich in Poggendorff's Annalen der Physik die
mir damals bekannten Nachrichten über blutartige Erscheinungen kritisch zusammen und erwähnte auch der Euglena sanguinea^
aber nicht aus eigner Anschauung. Erst bald darauf, im October 1830, erhielt ich auf meine Bitte durch Herrn Professor Goeppert
in Breslau ein rothes Wasser aus einem Teiche bei Eilau ohnweit Sprottau in Schlesien zur Post, worin dergleichen rothe Thierchen
befindlich waren, welche Herr Goeppert im September oder Anfang Octobers daselbst beobachtet hatte. Diese Thierchen hatten
sämintlich ein deutliches rothes Auge und unterschieden sich sehr von der sibirischen Astasia. Ich habe sie über einen Monat lang in
Berlin lebend erhalten. Seitdem habe ich dasselbe Thierchen auch bei Berlin selbst in seiner ganzen überraschenden, oft ziegelrothen,
Massenfärbung beobachten können, und habe es in den letzten Jahren (1834 und 1836) an derselben Stelle in den Chausseegräben und
den Sumpf- Lachen am Eintritt der Birkenstrasse in die Jungfernheide immer wieder aufgefunden. Im Jahre 1834 fand es sich am
20. Juli bis zum 1. August, im Jahre 1836 im Juni und noch am 16. October. (Mittheilungen d. naturforsch. Freunde zu Berlin
1836. p. 30.) Neuerlich will es auch der Mechaniker Pritchard in London gesehen haben und hat daraus eine neue Art mit dem
Namen Volvotc Calamus gebildet, aber keine Zeichnung gegeben, während er alle übrigen nach den Vorbildern abgebildet hat.
Die Bewegung dieser bald fischartigen, bald kugelartigen, bald anders gestalteten Thierchen ist langsam, aber oft schwim-
mend und dabei um die Längsaxe drehend. Manche sind noch ganz grün, andere halbroth und halbgrün oder gefleckt. Im Innern er-
kennt man viele körnige Kugeln. Ich halte diese für mit farbigen, erst grünen, dann rothwerdenden, Eiern dicht umhüllte Magenzel-
len. Ein sehr feiner fadenartiger Rüssel von mehr als Körperlänge will sorgfältig gesucht seyn. Er ist Verlängerung der Oberlippe
und scheint einziehbar zu seyn, oft sucht man ihn durchaus umsonst. Seine Thätigkeit sieht man, wenn man das Wasser durch Farbe
trübt. Beim Antrocknen einzelner Thierchen auf recht klares Glas kann man ihn sehr schön und deutlich zur Ansicht erhalten. Ein-
mal sah ich 2 Rüssel. Unter dem Rüssel ist ein 21ippiger Mund, dahinter im farblosen Kopfe das rothe Auge auf der Rüsselseitc.
lO? — -
Oft bleiben nlle Thierchen sehr lange in der Contraction und sind dann ganz kugelförmig. Sie sind immer , wenn sie rotli sind, grös-
ser als E. viridis. Selbsttlieilung ist nicht beobachtet. Getrocknete Thierclien, lange dem Lichte ausgesetzt, verloren ihre rothe Farbe
und wurden grünlichgelb. Ebenso sind die 1829 gesammelten und auf Papier getrockneten der sibirischen Astasia jetzt (1837) fast
ganz verbleicht. Ueber die rotlien Färbungen der Gewässer im Allgemeinen ist im Nachtrage zur Familie Nachricht gegeben. — Grösse
V24 bis V20 Linie, oft kleiner.
Erklärung der Abbildungen Taf. VII. Fig. VI.
Es sind 11 Thierchen in verschiedenen Formveränderungen dargestellt. Die 2 oberen sind im Schwimmen begriffen, die mittleren Formen
kommen beim Schwimmen seltner, öfter beim Kriechen vor. Bei ß. ist ein ganz kugelförmig contrahirtes mit vielleicht eingezogenem Rüssel gezeichnet.
Fig. a. ist das einzige beobachtete Thierchen mit 2 Rüsseln. Ein platzendes Exemplar ist mit * bezeichnet. Vergrösserung 300mal.
122. Xjuglena hyalina, farbloses Augenthierclieii. Tafel VII. Fig. VII.
E. corpore extenso fusiformi, capite attenuato, obtuso, bilabiato, cauda brevi subacuta, colore hyalino albicante.
Euglene hyaline, s etendant en forme d'un fuseau a tete amincie obtuse, fendue au bout, a queue
courte aigue; couleur hyaline blanchätre.
Aufenthalt: Bei Berlin, vielleicht von Schrank 1780 (p. 475.) bei Passau unter Enchelis viridis beobachtet.
Diese farblose Art ist mir nie häufig vorgekommen. Ich habe sie früher immer für Eugle?ia viridis nach dem Eierlegen
gehalten, allein ich habe neuerlich sie wieder mit Meridion vernale am 14. März 1835 beobachtet und besondere Eikörnchen auch
in ihr entdeckt; ich halte sie daher jetzt für eine eigene Art. Spuren von runden Blasen mögen die Magenzellen seyn. Der Rüssel
und die Theilung sind nicht beobachtet. Das hellrothe grosse Auge lässt diese Form im Mikroskope sehr angenehm erscheinen.
Erklärung der Abbildungen Taf. VII. Fig. VII.
Es sind 2 Exemplare bei 300maliger Vergrösserung dargestellt. Das spindelförmige schwimmt, das eiförmige liegt ruhig und ist zusammen-
gezogen.
123. Euglena deses, träges Augenthierclieii. Tafel VII. Fig. VIII.
E. corpore extenso cylindrico, capite subito rotundato, obsolete bilabiato, cauda brevissima apiculata; viridis , deses,
rependo flexuosa, nunquam natans.
Euglene paresseuse, s9 etendant en forme d?un cylindre, a tete subitement arrondie, legerement
echancree, a queue en forme de tres-petite pointe; verte> paresseuse dans ses mouvements, tor-
tueuse en rampant^ ne nageant jamais.
Enchelys deses, Müller? Animalc. infus, p. 55. Tafel IV. Fig. 45. 1786.
— — Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 38. 1803.
— — Bory, Encycl. meth. 1824.
Euglena Actis var., Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. Tafel I. Fig. III. g.
Euglena deses, — — — — 1833. p. 248. Tafel VII. Fig. VIII.
Aufenthalt: Bei Berlin und Paris, vielleicht auch bei Copenhagen und Landshut.
Früher habe ich diese Form der Augenthierchen als einen Zustand der Euglena Actis angesehen und sie auch 1831 unter
dieser abgebildet. Seit 1832 halte ich sie für eine eigene Art, weil ich sie in grossen Mengen sehr constant sah, und ich gab schon
1833 eine characteristische Abbildung, welche 1835 noch um wesentliche Details verbessert wurde. Ob Müllers Enchelys deses
dieses Thierchen ist, lässt sich nicht entscheiden. Ich habe seine Abbildung auch zu Monas deses citirt. Müller sah es im Win-
ter in einem Aufgusse von Meerlinsen, aber unbiegsam. Schrank sah es bei Landshut im August zwischen Meerlinsen und biegsam.
-Bory de St. Vincent beschreibt es in äusseren Characteren am deutlichsten, hielt es aber für Samen (Zoocarpes) der Conferva
rivularis oder C. fr acta ^ mit denen gemeinschaftlich er es bei Paris fand.
Der stets schlaffe Körper gleicht einem nicht elastischen Faden, ist nie spindelförmig, sondern cylindrisch, und schwimmt nie.
Er windet sich langsam ohne Haltung von einem Orte zum andern und bildet nur selten, aber doch zuweilen, die knotenartigen An-
schwellungen, welche der .#. viridis die auffallende Form eines Schnellrädchens geben. Alle Bewegungen sind träge und spannungs-
los. Ein flacher Ausschnitt am vordem Ende bildet die Mundöffnung, deren Oberlippe einen fadenförmigen Rüssel von V4 bis l/3 der
Körperlänge führt. Dieser Rüssel, 1833 noch vermuthet, ist seit 1834 beobachtet. Er macht einen deutlichen Wirbel. Beide En-
den des Körpers sind in geringer Ausdehnung farblos, der ganze mittlere Körper ist durch grüne sehr feine Körnchen erfüllt, die zum
Theil Magenzellen zu umhüllen scheinen. Dazwischen aber liegen viele, polyedrischen Crystallen ähnliche, grössere helle Körper, die
ich mit den stabartigen der E. Actis vergleiche und für Samendrüsen halte, welche reihenweis verbunden zu seyn schienen, was aber
nicht klar wurde. Der Schwanztheil gleicht einem sehr kurzen Spitzchen und ist oft eingezogen. Grösste Länge V20 Linie, kleinste
beobachtete Ve* Linie. Dicke 6- bis 12mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. VII. Fig. VIII.
Es sind 8 Thierchen in verschiedenen Bewegungen und Grössen abgebildet, alle 300mal vergrössert. Einige haben den Schwanztheil ganz
eingezogen, aber dessen Undeutlichkeit ist auch oft nur Folge der Körperlage.
1£4. Euglena viridis, grünes Vugciitliicrclien. Tafel VII. Fig. IX.
E. corpore extenso fusiformi, capite breviter attenuato, bilabiato, cauda brevi conica (nee fissa); colore viridis, utro-
que fine hyalina.
Euglene verte, s etendant en forme (Tun fuseau, ä tete amincie courte , fendue au bout, a queue
courte conujiie (point fendue); couleur verte> hyaline au& deua; bouts.
lOS
Grünes Wasser, Harris, Pliilosophical T r ans actio ns, p. 254. 1696.
Grüne Thierchen im rotJien Wassw, Leeuwenhoek, Continuatio Arcanorum Natura«, p. 382. 1702.
Enchelis tertia , Hill, History ofAnimals, 1751. ?
Schleimige grüne Haut (a fllmy niatter) , Priestley, Experiments and observ. — o n air, Vol. IV. V 1779.*
Enchelys viridis, Schrank, Neue philos. Ab ha ndl. d. Münchner Ak ad. IL p. 472. 1780. Tab. I. Fig. IV — X.
Runde und eiförmige grüne Wasserthierchen , Fontana, 1781. Memor. di matemat. ed fisica della soc. ital. T. L p. 705. 1782.
Fischartige grüne Insecten, \
Conferva rivularis, ( Ingenhousz, Vermischte Schriften, IL p. 164. 218 seq. Tafel IL Fig. V. (1779.) 1784.
Tremella Nostoc, j
Vorticella rotatoria juv. , Schrank, Naturforscher, XVIII. 1782. p. 81.
Cetraria viridis, Müller, Animalc. infus, p. 126. Taf. XIX. Fig. 6—13. 1786.
— — Weber 1790 in Wagener's Naturw. und Ländermerkwürdigk. 1804.
_ _ Strom 1790, Skrivter af Naturhist. Selsk. Kiobenh. 1791.
Volvox inconnu, Girod Chantrans, Recherches sur les Tremelles, 1802. p. 72. Tab. X. Fig. Vf.? cfr. p. 168.
Cercaria viridis, Schrank, Fauna boica IIL 2. p. 80. 1803.
Grüne und runde Körper der grünen Materie des Wassers, Treviranus? Biologie, IL p. 340. seqq. 1803.
Furcocerca viridis, Lamarck, Systeme des anim. sans vert. 1815. I.
Enchelys viridis, Nitzsch, Beiträge z. Infusorienkunde, p. 4. 1817.
Cercaria viridis, \
Conferva bipartita, \ Bory de St. Vincent, Diction. classiq. d'hist. nat. Article Arthrodiees. Vol. I. p. 597. 1822. Encycl.
Tiresias crispa, i meth. p. 81. 1824.
Cadmus dissiliens, J
RaphmeOa urlica > BoRY D£ ^ VlKC EncycI. m6tK m4m
Enchelys amoenae S
— — Bory de St. Vincent, Dict. classique. Art. Matiere. p. 271. 1826. Raphanella urbicola 1828. Planche LVL X.
Fig. 18. Planche LVIIL XXIII. Fig. 46.
Enchelys viridis, Nitzsch, Encyclopädie von Ersch und Gruber. Cercaria 1827.
Grüne aus Pflanzen entstandene Infusorien, Meyen, Linnea v. Schlechtendal, 1827. p. 428. und 431.? Taf. VII. Fig. 15, 16.
Euglena viridis, Poggendorff,s Annalen d. Phys. 1830. 504.
— — Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 39, 82. Tafel VI. Fig. III. 1831. p. 16. 71. 1832. p. 438.
1833. p. 249.
Protococcus viridis, Meyen, in Nees v. Esenbeck Robert Brownes vermischten bot. Schriften, IV. p. 331. 337. cfr. 445. 1830.
Euglena viridis, Rudolph Wagner, Isis, 1832. p. 390. 393.
Enchelys Pulvisculus,
Monas Pulvisculus?
Protococcus Monas,
Palmella botryoides, } Kützing, Linnea v. Schlechtendal, VIII. p. 342. 361. 367. Taf. VI. Fig. I. 1833.
Oscillaria brevis ,
Protonema Barbulae ,
Barbula muralis,
Aufenthalt: Beobachtet in Winclielsea in Sussex?, Delft!, London!, Passau!, Landshut!, Copenhagen!, Halle!, Besan<jon?, Pa-
ris!, Berlin!, Erlangen!, Bonn?, Eger bei Christiania in Norwegen?, Florenz?, Jena!, Delitzsch bei Leipzig!.
Die Geschichte des niedlichen grünen Augenthierchens mit Vollständigkeit auch nur kurz anzugeben, würde mehrere
Bogen füllen. Ich halte aber für nöthig und nützlich, die mir bekannt gewordenen wesentlichsten Verschiedenheiten der Ansichten frü-
herer Beobachter hier zu berühren und übersichtlich zusammenzustellen. Die Geschichte dieser Form verschmilzt sehr häutig untrennbar
mit der Geschichte der grünen Staubmonade, Chlamidomonas Pulvisculus, und begreift wahrscheinlich auch andere grüne Infu-
sorien. Man hat ihm in seinen wahren und eingebildeten verschiedenen Zuständen und Formen wohl nicht weniger als 17 verschiedene
Gattungsnamen und 19 Artnamen gegeben, und hat es zu den Infusorien, zu den Räder t liieren, zu den Algen und neuerlich
zu den Moosen gestellt, ja Priestley scheint es zu den Erden, den Mineralien, gerechnet zu haben. Diese kleine niedliche
Thierform bleibt ein merkwürdiges Denkmal, wie irrige Beobachtungen auf irrige Theorieen, und irrige Theorieen wieder auf falsche
Beobachtungen leiten, bis zuletzt ein Thurmbau zu Babel entsteht und ein einfacher Körper 17, scheinbar rechtmässige, Gattungsnamen
erhält, alle 3 Naturreiche durchläuft, die wunderlichsten Verwandlungen eingeht, ein neues vergängliches Reich gründet, und am Ende
doch wieder zu einem einfachen niedlichen und harmlosen Thierchen wird.
Die länglichen grünen Infusorien, wrelche Harris 1696 in Winclielsea sah, bleiben etwas zweifelhaft; allein unter den grü-
nen Thierchen, welche Leeuwenhoek am 25. August 1701 im rothen Wasser einer bleiernen Dachrinne in Delft beobachtete, gab
es dergleichen mit einem 2spitzigen Hintertheile. Diese Bemerkung, welche, obwohl irrig, doch von Ingenhousz, Müller, Schrank
und Nitzsch wiederholt wird, scheint bezeichnend für diese Art. Hill, welcher als Systematiker nur die Form berücksichtigte, rech-
nete diese Körper wohl unter seinen dritten Typus der Gattung Enchelis. Erst fast 80 Jahre nach Leeuwenhoek: s Beobachtung
erhielt die grüne Färbung des Wassert durch Priestley ein neues unerwartetes Interesse, weil diese grüne Materie, welche er an-
fangs für unorganisch hielt, Lebensluft, oder dephlogistisirte Luft, in grosser Menge ausströme. Es nahmen sich nun Physiker und Phy-
siologen, welche nicht hinreichende Kenntniss der organischen Formen hatten, dieser Sache lebhaft an, daher erhielten gleich anfangs
die Untersuchungen eine schiefe Richtung. Schrank' s Beobachtungen waren in sich selbst nicht genug befestigt, um Widerstand zu
geben. Ingenhousz bildete offenbar diese Thierchen sammt Chlamidomonas Pulvisculus als Grund der Priestley'schen grünen
Materie des Wassers ab, sah an ersterer den gespaltenen Schwanz wieder, wie Leeuwenhoek, und behauptete ganz irrig, dass beide
sich in bekannte Pflanzen, Conferva rivularis und Tremella Nostoc, verwandelten, auch aus diesen durch ihr Zerfallen wieder her-
vorkämen. Von Seiten der Philosophie kam man in derselben Zeit diesen Beobachtungen entgegen, wenn letztere nicht schon Folge je-
ner aus Needham's Zeit her waren. Fontana's Beobachtung citirt auch schon Ingenhousz. Schrank erklärte 1782 seine frü-
here Enchelys viridis für junge Rädert liiere und behauptete die Entwicklung verfolgt zu haben. Er sah wahrscheinlich Räder-
thier-Eier umgeben von Euglenen, wie es sehr gewöhnlich ist, und sah deren Entwickelung. (Vergl. Hydatina senta Taf. XL VII.)
Müllers nüchterne und in aller Hinsicht vortreffliche Beobachtungen der mikroskopischen Organismen stellten zwar bald darauf fest,
dass die grünen Färbungen des Wassers wirkliche besondere Thiere seyen, und er verzeichnete sie theils als Monas Pulvisculus und
Enchelys Pulvisculus, theils als Cercaria viridis, allein er unterliess jene Verhandlungen über das grüne Wasser mit seinen Beob-
achtungen scharf zu vergleichen und danach zu beurtheilen. Erst nach seinem Tode wurden seine Untersuchungen der Cercaria viri-
dis bekannt. Weber und Strom beobachteten dann rothe, sehr intensiv blutartige und grüne Färbungen von Teichen, wobei sie ne-
ben der rothen, jung ebenfalls grünen, Euglena sanguinea gewiss auch Engl, viridis sahen, wie denn letzterer in Eger bei Chri-
stiania das rothe und grüne Thierchen mit demselben Namen, Cercaria viridis, benennt.
UM*
Mit Anfang des jetzigen Jahrhunderts hat man den grünen Färbungen der Gewässer und ihrer Niederschläge fortdauernd grosse
Aufmerksamkeit geschenkt, allein nicht mehr in jener Beziehung wie Priestley, sondern in der, wie es Ingenhoüsz tliat. Man
wollte Verwandlungen der Infusorien in Pflanzen sehen. Sehr viele irrige Beobachtungen über dergleichen Verwandlungen machte Gi-
rod Chantrans, ein französischer Offizier in Besancor. und Paris, welcher auch beobachtet haben wollte, dass Cercaria viridis,
in Schatten gestellt, nach einigen Tagen lebend grau werde, p. 186- (vergl. E. hyalina und sanguinea). Umständlich hat 1803
Schrank wieder vom rein naturhistorischen Gesichtspunkte aus diese Verhältnisse betrachtet und unter 7 namhaften, das Was-
ser grünfärbenden, Substanzen die Cercaria viridis obenan gestellt, Treviranus wiederholte die Beobachtungen von Ingenhoüsz
gleichzeitig und befestigte die Idee von den Verwandlungen. Er scheint Englena viridis nicht in ihrer ausgestreckten Gestalt, oder
nur Chlamidomonas gesehen zu haben. Lamarck hat sie wohl nicht selbst beobachtet, gab aber, des gespaltenen Schwanzes hal-
ber, den besondern, sprachwidrig gebildeten, Gattungsnamen Furcocerca. Professor Hitzsch in Halle, welcher 1817 Müllers
Gattuno* Cercaria in 12 Gattungen sonderte, zog Cercaria viridis mit Cercaria Podnra in die Gattung Enchelys und war
ebenfalls der Ansicht, dass beide Formen durch getheilten Hintertheil übereinstimmten (siehe 1827); allein schon Bory de St. Vin-
cent erkannte, dass Raphanella urbica, wie er diess Thierchen nennt, sich von Cercaria Podura, die er Furcocerca nennt,
durch Mangel an Gabelschwanz unterscheidet. Ueberdiess war Bory you der Idee der Verwandlungen der Thiere in Pflanzen und der
Pflanzen in Thiere so sehr eingenommen, dass er ein Reich der Doppelseelen {Regne psychodiaire) darauf gründete, und so rech-
nete er denn auch diess Augenthierchen zu den Arthrodieen, die bald wirkliche Pflanzen, bald wirkliche Thiere wären. Bory gab
diesem Thierchen wahrscheinlich 5 verschiedene Namen, indem er 2 Thierchen daraus bildete, Raphanella urbica und Enchelys
amoena, und diese den Samen von Tiresias crispa (Conferva bipartita Dillw.) und von Cadmus dissiliens (Conferva dis-
siliens Dillw.) ganz gleich erklärte. Auch hielt er eine gewisse Art von Ulven für Produet dieser Thiere {Diel, class. Mattere,
272.). Aehnliche Ansichten verbreiteten sich durch irrige Beobachtung der Staubmonade (s. Chlamidomonas). In Deutschland
hat Herr Meyen seit 1827 diese Ideen neuerlich noch verfolgt. Er sah, wie er sagt, Conferven in farblose und grüne Thierchen
zerfallen, und bildet 1827 das Auskriechen eines solchen länglichen Thierchens aus dem Eie ab. Aus den Zeichnungen sieht man
wohl, dass das, was er sah, kein Ei eines Infusoriums, sondern irgend etwas unklar Beobachtetes, weniger Feines war. War das,
was er sah, eine Panzermonade (Trachelomonas) in ihrer Schaale, die er zufällig zerdrückte, oder hielt er die contrahirte Eu-
glena viridis, wie sie Kützing abbildet, für ein Ei? Noch 1833 erklärt derselbe Beobachter die von Ingenhoüsz und Trevira-
nus bezeichneten Thierchen für Protococcus viridis , welche Körperchen er als Pflanzen betrachtet, die zwischen Thier und Pflanze
schwanken und freie Bewegung aus innerer Ursache, wie Thiere, besässen, aber deren Bewegung zwecklos sey. Gerade so, als Irri-
tabilität, bezeichnete ehedem Needham die Bewegung der Infusorien. (Vergl. Abhandl. der Berlin. Akad. 1833. p. 157.)
Zuerst 1830 wurde in Poggendorff's Annalen die wahre Natur der Euglena viridis 7ä\ erläutern versucht und sie der
Eugl. sanguinea nah verwandt erklärt. Ich stellte beide damals, der Form des Auges und des Mangels an Selbsttheilung halber,
zu den Räderthieren, allein in demselben Jahre veranlasste mich die erneute Beobachtung und das Auffinden noch anderer augen-
führender Infusorien, eine Familie der Astasiacen in der Nähe der Monaden zu bilden, deren Glied sie wurden, wie sie es noch
sind; auch gab ich eine deutlichere Abbildung, als die bisherigen waren. Im Jahre 1831 suchte ich die Natur der Augenpunkte (p. 16.)
fest zu begründen, und 1832 entdeckte und beschrieb ich, es 1833 wiederholend, den Rüssel als Bewegungsorgan. Düjardin hat
letzteren 1836 bei Euglena longicauda bestätigt. Es schlössen sich hieran 1832 die tüchtigen bestätigenden Beobachtungen des Pro-
fessors Rudolph Wagner in Erlangen, welcher das rothe Auge der Euglena viridis sehr deutlich auch sah. Er sah Priestlevsche
grüne Materie aus Euglena viridis gebildet, aber sie war und blieb todt. Conferven wuchsen zwischen ihr, aber nicht aus ihr. Durch
ein weniger gutes Mikroskop verleitet, hat Kützing 1833 den Weg von Girod Chantrans wieder betreten und den Grundsatz von
Neuem geltend zu machen versucht, dass kleine Körper sich je nach den Einflüssen in verschiedene grössere Formen entwickeln könn-
ten. Unter dem Namen Enchelys Pulvisculus und wohl auch Monas Pulvisculus giebt er eine erkennbare Zeichnung von Eu-
glena viridis, worin selbst der Augenpunkt bemerkt ist, und behauptet, diese Form sich in Protococcus Monas, Palmella botryoi-
des, Oscillaria brevis, Prot07iema Barbulae und aus dem letzteren in ein Laub -Moos, in Bar bula muralis, verwandelnd beob-
achtet zu haben, eine Beobachtung, die offenbar nur Folge des nicht hinreichenden Mikroskops war, da der fleissige Algolog damals
dieses nöthigen Hülfsmittels noch entbehrte. Im Jahre 1835 erhielt ich Zeichnungen und Nachrichten des Herrn Dr. Werneck in
Salzburg, aus denen hervorgeht, dass diese Form mit rothem Augenpunkte, sammt E. sanguinea, gerade, wie ich sie hier kenne,
auch dort existirt. Einen einfachen fadenartigen Rüssel hat auch er beobachtet.
Das grüne Augenthierchen wird bis V20 einer Linie gross, lebt zwischen Conferven am Boden der Gewässer den ganzen Win-
ter hindurch und ist oft von mir unter dem Eise hervorgeholt worden. Schon im Februar und März färbt es zuweilen bei Berlin die
Oberfläche der Gewässer, häufiger im warmen April und den ganzen Sommer und Herbst hindurch. Oft färbt es mit Chlamidomonas
Pulvisculus die Wasserkufen und Rinnsteine der Strassen grün. Nur im Freien ist es meist in Begleitung anderer Arten derselben
Gattung. Unter dem Eise fand ich es mit Conferven am 15. Januar 1836 und wiederholt im Januar und Februar 1837 mit E. Pleu-
ronectes, longicauda und Spirogyra. In Jena und Delitzsch sah ich es im September. Nach Gewittern finden sich oft in 2 Ta-
gen schon alle Wasserkufen und Lachen davon grün gefärbt. Sein Grün- ist dunkler als das der Chlamidomonas oder des Chloro-
gonium. Zuweilen ist der Körper ganz grün mit rothem Punkte (strotzend von Eiern), oft ist es vorn und hinten wasserhell. Zu-
weilen hat es ein helles Band in der Mitte, zuweilen hat es nur wenig grüne Körnchen in verschiedenen Haufen. Diess mögen Zu-
stände vor und nach dein Eierlegen seyn. Ich glaubte sonst, dass es auch ganz farblose gebe. Diess mag der Fall auch seyn, allem
es giebt eine farblose Art, die man nicht verwechseln darf, welche farblose oder weissliche (Eier) Körnchen in sich führt (E. hy ahnet).
Der rothe Augenpunkt ist immer an derselben Stelle, ist kein äusserer Farbepunkt, sondern innerlich in einer hellen Stelle des Vorder-
theils auf gleicher Seite mit dem fadenartigen Rüssel. Als Auge bezeichnet er die Rückenseite, und der Rüssel ist mithin Oberlippe
oder Stirn. Dicht unter der Rüsselbasis ist eine leichte Queerspalte, welche die Mundstelle bezeichnen mag. Im Jahre 1830 glaubte
ich Aufnahme von Indigo und Carmin in kleinen inneren Zellen zu beobachten, habe mich aber neuerlich nie weder davon so überzeu-
gen können, wie es bei vielen andern Infusorien leicht ist. Zuweilen sah ich crystallartige , helle, polyedrische Körper, wie die bei
E. deses, nie aber Selbsttheilung, halte auch Müllers Fig. 7. nicht für Queertheilung, sondern für veränderliche Einschnürung. Der
Rüssel ist von der Körperlänge, beim Ruhen oft nur tastend, beim Schwimmen wirbelnd. Die Bewegung ist fischartig schwimmend,
oft um die Län^saxe drehend, und wird durch Wirbeln des Rüssels vermittelt, dessen Basalmuskeln wohl einen grossen Theil des vor-
dem hellen Fleckes bilden mögen. Auffallend sind die häufigen Veränderungen der Körperform durch lokale Anschwellungen und Stri-
doren, welche aber der ganzen Familie eigen sind. Der 2spitzige Schwanz, welchen Leeuwenhoek, Ingenhoüsz, Müller,
28
HO
Schrank und Nitzsch gesehen liaben wollen, ist schon von Bory zurückgewiesen und existirt bei keiner Art. Er mag durch Ver-
wechselung mit Cercaria Podura {Ichthydium der Räder thier che n) in die Beschreibungen gekommen seyn. Junge Thierchen
liaben oft ein sehr blasses rotlies Auge und können leicht für Astasia viridis oder Monas deses gehalten werden. Sie sind nicht
rund, sondern schon den alten ähnlich. Oft werden plötzlich alle Individuen birnförmig und allmälig kugelförmig, ohne je wieder sich
zu entfalten. Diess scheint Folge von Unbehaglichkeit bei chemischer Veränderung des Wassers zu seyn, welche sie tödtet. Wenn
Rädert liiere {Hydatina sentci) mit diesem Thierchen gleichzeitig leben, so sieht man, wie jene deren Leib anbeissen und aussau-
gen, die Haut aber oft wieder wegwerfen. Grosse Mengen von Euglena viridis bilden, sterbend in Kugelfonn contrahirt, eine grüne
zähe Haut des Wassers, welche erst, wie im Leben, einen spermatischen, dann einen modrigen Geruch verbreitet und sich so lange
bei Kälte senkt und abwechselnd bei Wärme hebt, als Blasenbildung, d. h. Zersetzung der kleinen Körper und Gasentwickelung, statt
findet. Zuletzt zerfällt die Masse in grauen Staub, welcher die sehr kleinen Eierchen ohne Hülle zu enthalten scheint. Vielleicht ist
also öfter kein anderes Austreten der Eier aus dem Körper, als mit völliger Auflösung desselben, und das Wiederaufleben der Thier-
chen aus getrockneter grüner oder rotlier Materie, wie es Girod Chantrans nach 4 Jahren bei E. sanguinea angiebt, oder das
Rückkehren der Tremella Nostoc in Priestley'sche Materie bei Ingenhousz, mag nichts anderes seyn, als das Auskommen der nicht
getödteten Eier nach dem Tode der Mutterthiere. Auch ist diese grüne Haut aus todten Euglenen sehr oft ganz erfüllt von den gros-
sen Eiern der Rädert liiere, deren Entwickelang man ja nicht mit Schrank für Verwandlung kalten darf. Beim Verbrennen auf
Platinblecli geben sie einen animalischen empyreumatischen Geruch, werden erst braun, dann schwarz, verlieren alle Form und lassen
sich ohne deutlichen Rückstand verflüchtigen. Oft finden sich aber zwischen ihnen so viele, aus dem Wasser niedergeschlagene, mikro-
skopische Crystalle von kohlensaurem Kalk, dass sie mit Säuren deutlich brausen, was man nicht ihnen selbst zuschreiben darf, wie es
Girod Chantrans bei E. sanguinea gethan. Getrocknet auf Glas oder Glimmer, erhalten sie ihre Form selten ganz glatt, aber
der Rüssel bleibt deutlich, die grüne Farbe verbleicht allmälig etwas, aber nickt ganz, das rotlie Pigment des Auges erhält sicli jedoch
selten über 8 Tage. — Beobachtete Grösse Vog — V20 Linie. Eikörnchen V2000 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. VII. Fig. IX.
Es sind 11 Thierchen in verschiedenen Grössen und Formverwandlungen dargestellt, alle 300mal vergrössert.
Die fischförmigen schwimmen, die birn-, kugel- und herzförmigen sammt dem in Form eines Schnellrädchens liegen still, oder bewegen sich langsam
kriechend und mit dem Rüssel tastend. Die ganz kugelförmigen haben oft den Rüssel völlig eingezogen oder neben sich unsichtbar angelegt.
1£5. Muglena ®pirogyra9 gewundenes Aiigenthierclien. Tafel VII. Fig. X.
E. corpore extenso subcylindrico , postice in caudam brevem aeutam attenuato, fuscesccnte viridis, capite subtruncato,
corpore subtilissime sulcato et granulato, saepe tortuoso.
Englene Spirogyre, s etctidant presqii en forme de cylindre, aigu au bout posterieur par une queue
courte, a couleur verte brunätre, ayant la töte presque tronquee et le corps tres-finement raye
et granule, souvent tortueiiac.
Euglena Spirogyra, Poggendorff's Annalen d. Physik, 1830. p. 508.
Euglena Spirogyra, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 83. Tafel VI. Fig. IV. 1831. p. 72. 1835. p. 165. Tafel I. Fig.20.
Aufenthalt: Bei Berlin , Jena und Salzburg.
Diese grösste Form der Augentbierchen lebt nicht in Wasserkufen. Ich fand sie nur zwischen Conferven und Bacillarien
in abflicssendem, oder doch mit Vegetation erfüllten Wasser. Sie ist sehr träge und bewegt sich fast wie E. deses, hat immer eine
bräunlichgrüne Farbe und ist meist durch feine gewundene und etwas gekörnte Furchen ausgezeichnet, wodurch es wie mit, auf der
Halbansicht 14, Spirallinien überzogen scheint. Ich sah diese Linien oft ganz parallel und durch Winden des Körpers unter den Au-
gen spiralförmig werden. Der Schwanz ist dornartig gespitzt, der Körper meist cylindrisch, oft gefaltet, zuweilen bandartig, immer
schlaff. Der kurze Rüssel ist etwa % des Körpers lang. Im Innern hat diese Form 2 ringartige grosse Organe, welche ich mit den
stabartigen der Amblyophis vergleichbar fand und für 2, sehr eigen thümlich gebildete, Samendrüsen halte (s. 1835). Sie findet sich
zu allen Jahreszeiten, aber nie sehr gesellschaftlich. Ich beobachtete sie neuerlich wieder am 1. März und 21. Juni 1835, am 15. Ja-
nuar 1836 unter dem Eise im Thiergarten bei Berlin und im September 1836 mit Monas Okenii bei Jena. Auch im Januar und
Februar 1837 wieder unter dem Eise bei Berlin. — Grösse V20 bis V10 Linie beobachtet.
Erklärung der Abbildungen Taf. VII. Fig. X.
Es sind 6 Thierchen in verschiedenen Stellungen und Grössen abgebildet, SOOmal vergrössert. Das grössere, x/io Linie grosse, hat den
Rüssel eingezogen oder neben sich verborgen.
1*6. Ewglena Pyrum, birnförmiges Augenthierclieii. Tafel vn. Fig. XL
E. corpore extenso, ovato, turgido, pyriformi, oblique sulcato, viridi, cauda corporis longitudinem fere aequante, acuta.
Englene Poire, a corps {etendu) ovale, gonfle en forme de poire, sillonne obliqiiement, vert, a queue
aigue de la longueur du corps.
Euglena Pyrum, Abhandl. d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 72. 151. Tafel I. Fig. V.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese Form lebt ebenfalls einzeln und findet sich nur selten zwischen den andern im freien, mit Vegetation erfüllten, Was-
ser. Man kann leicht E. viridis, wenn sie in ihren Lebensfunctionen gestört ist, für diese Form halten, die aber wesentlich verschie-
den ist. Sie bewegt sich langsam um die Längsaxe wälzend, hat jedoch den zu vermuthenden Rüssel noch nicht direct erkennen las-
sen. Die Körperveränderungen sind gering. Sie wird zuweilen kugelartig, zuweilen lang birnartig. Am 15. Januar 1836 fand ich sie
mit andern Arten auch unter dem Eise wieder. Der im Verhältniss sehr lange Schwanz ist characteristisch. — Ganze Grösse Voc bis
V72 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. VII. Fig. XL
Es sind 4 Individuen abgebildet, welche die verschiedenen Grössen und Formen darstellen, 300mal vergrössert.
111
121. JEuglena Pleuronectes, scbollenartlges Aogeiitliiercheii. Tafel VII. Fig. xil.
E. corpore compresso, orbiculari, ovato, foliaceo, longitudinaliter striato, viridi, cauda tenui, acuta , corporis tertiam
fere quartamve partem aecjuante, hyalina.
Euglene Pleuronecte, a corps comprime, ovale -orbiculaire, foliace, raye longitudinalement , vert ;
r/ueue grele, aigue, egalant le tiers ou le r/uart du corps , hyaline.
Cercaria Pleuronectes , Müller, Vermium hist p. 36. 1773. Zoolog, dan. prodr. 2488.
— — Müller? Animalc. infus, p. 139. Tab. 19 Fig. 19—2). (786.
— — Schrank? Fauna boica, III. 2. p. 85. 1803.
Phacus Pleuronectes, Nitzsch? Mikrosp. Beiträge z. Infusorien künde, 1817. p. 4.
Virgulina Pleuronectes, Bory? Encycloped. m etil od. 1824. Dict. classique 1830.
PJiacus Pleuronectes, Nitzsch, Encyclopädie v. Ersch und Gruber, Cercaria 1827.
Euglena Pleuronectes , Poggetsdorff's Annalen d. Physik, 1830. p. 508.
— — Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 39, 83. Tab. VI. Fig. V. 1831. p. 72. 1835. p. 164.
Aufenthalt: Bei Berlin !, Copenhagen?, Landshut?, Halle ?, Salzburg.
Es könnte mancher Zweifel entstellen, ob Müllers Cercaria Pleuronectes wirklich Euglena Pleuronectes sey, allein
ich bin dieser Meinung, wie Anfangs, so jetzt. Jene soll farblos seyn, erst im Tode grün werden und 2 Augenpunkte vorn haben.
Schrank spricht nicht von der Farbe und von den Augen, Bory übersetzt nur Müller's Beschreibung und es ist auch unsicher, ob
Nitzsch das Thierchen selbst gesehen hat. Müller hat seiner ersten Beschreibung später nichts zugefügt und war ungewiss, ob die
beiden Augenpunkte nicht Anzeigen, Winkel, des Mundes wären, wie es wirklich der Fall ist. Die blassgrüne Farbe des Thierchens kann
leicht, wie bei Gonium, von ihm bei der Bewegung noch blasser oder gar nicht gesehen worden seyn und die Ruhe, wo er es grün
sah, hielt er vielleicht für Tod. Er sah es in mehr als 6 Wochen lang stehendem Wasser. Schrank fand es im August mit Was-
serlinsen bei Landshut. Bei Berlin ist es sehr häufig zwischen Conferven. Ich beobachtete es zu allen Jahreszeiten, neuerlich am
23. Februar 1825 und am 15. Januar 1836 unterm Eise im Thi ergarten. Es erhält sich auch den ganzen Winter hindurch zwischen
Conferven in der Stube. Der flache, eiförmige oder fast scheibenartige, von der Seite zusammengedrückte, Körper ist vorn flach, etwas
schief ausgerandet und daselbst lässt sich ein fadenartiger Rüssel von 1/2 oder 2/3 der Körperlänge erkennen, welcher am längeren Vor-
dertheile ansitzt, wo sich auch das grosse, schönrothe Auge befindet und der mithin Stirn oder Oberlippe ist. Jede Körperseite hat
13 Streifen. Grüne Körnchen erfüllen den ganzen Körper wohl als Eier. Jn der Mitte ist eine unveränderliche matt helle Stelle, die
schon Müller sah und welche ich als linsenförmige Samendrüse erklärt habe. Eine andere helle klare Stelle daneben ist veränderlich,
verschwindend und wiederkehrend, diese scheint Samenblasc zu seyn. Kleinere Bläschen zwischen den grünen Körnchen mögen Magen-
zellen seyn. Neben dem Auge ist oft noch ein dreieckiger, veränderlicher, heller Fleck (2te Samenblase?). Das unbiegsame Schwänz-
chen beträgt 1/3^ oft nur % der Körperlänge. Bewegung langsam, wankend. Die Formveränderungen bestehen im Umbiegen des Kör-
pers zu einer halben Schraubenwindung, wie in Fig. XIII., die nicht bloss im Schwimmen, sondern auch in der Ruhe eintritt. Es
lebt nur einzeln. Diese Form, oder wahrscheinlich E. tric/uetra, beobachtete Dr. Werneck, wie ich aus seinen Zeichnungen ersehe,
auch in Salzburg. — Grösse 1/g6 bis V40 Linie. (Ei-?) Körnchen Vsoo — ^1000 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. VII. Fig. XII.
Es sind 8 Thierchen in verschiedenen Grössen abgebildet, alle 300mal vergrössert, die 6 breiten von der Seite, die 2 schmalen vom Rücken
(der Kante) gesehen.
t28. Euglena longicauda, langscliwänziges Angentbierclien. Tafel VII. Fig. xm.
E. corpore compresso, elliptico (foliaceo), viridi, cauda corporis longitudine, hyalina, subulata.
Euglene caudee, a corps comprime, elliptü/iic (foliace), vert, a c/ueue hyaline ^ subulee^ de la lon-
gueur du corps.
-Euglena longicauda, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 83. 1831. p. 72. 151. Taf. I. Fig. VI. 1835. p. 164. Taf. I. Fig. XIL
— — Düjardin, Comptes rendus hebd. de TAcademie de Paris, 1. Febr. 1836. p. 104. Nr. 5.
Aufenthalt: Bei Berlin und vielleicht bei Paris beobachtet.
Diese 1830 entdeckte Art wird viel grösser als vorige und gehört wegen ihrer sanften Farben, ihres grellrothen grossen Au-
ges und ihres offen liegenden vielen Organisationsdetails zu den interessantesten Erscheinungen des Mikroskops. Man erkennt in dem
blattartig flachen und steifen meist elliptischen Körper eine innere aus Körnchen bestehende, gelblich grüne Färbung, die vermuthliche
Eiermasse. Vorn, dem Schwänze entgegengesetzt, ist ein Einschnitt am Körperrande, an dessen mehr vorragendem Theile ein faden-
förmiger höchst zarter Rüssel von % der Körperlänge (ohne den Schwanz) ansitzt, und wirbelt. Wegen der Lage des Auges schien
es mir fast; als ob bei dieser Art der Rüssel der Unterlippe angehöre und der mehr vorragende Theil dem Kinn vergleichbar sey. Die
breiten Seiten des Körpers haben 14 bis 15 Längsstreifen. Zwischen den grünen Körnchen sieht man im Innern viele runde Bläschen,
welche Magenzellen seyn mögen. In der Mitte des Körpers ist eine grosse, trübe, runde Stelle und auf dieser, auch zuweilen neben
dieser, ein sehr heller, periodisch verschwindender Fleck. Ein eben solcher heller Fleck ist neben dem rothen Auge. Die trübe
Scheibe lässt sich als Samendrüse betrachten und die contractilcn Blasen lassen sich für 2 Samenblasen ansehen. Neuerlich sah ich
noch bei dieser Art und bei Amblyophys einen hellen, scharf umgrenzten, Markknoten (Ganglion) unter dem rothen Augenpunkte.
(Vergl. die Bemerkung zur Erklärung der Abbildung von Colacium stentorimim 134.) Der unbewegliche Schwanz ist sehr spitz. Der
Körper kann sich spiralförmig winden, aber nicht verkürzen. Die Bewegung ist frei, meist wankend , durch Schwingen des Rüssels
vermittelt. Sie lebt zu allen Jahreszeiten einzeln bei Berlin zwischen Conferven im frischen Wasser mit Bacillarien. Ganze Grösse
V24 bis V10 Linie, der grünen Körnchen (Eier?) Vsoo — V1000 Linie.
Dujardin, ein junger Mann in Paris, welcher sich sehr absprechend als Gegner der Infusorien -Organisation aufwarf, glaubt
1836 den Rüssel entdeckt zu haben und führt diese seine Beobachtung als Hauptbeweis an, dass er mehr zu sehen im Stande sey,
als man gesehen haben wolle. Es war aber eine der wenigen richtigen Beobachtungen unter allen von ihm mitgetheilten, und war
nur Bestätigung des schon Bekannten. Schon 1832 war bei den Euglenen und Monaden diess Organ beobachtet und 1832,
1833 und 1835 wiederholt bekannt gemacht, auch waren diese Verhandlungen an die Pariser Akademie von mir eingesendet.
— - 113
Erklärung der Abbildungen Taf. VII. Fig. XIII.
Es sind 5 Thierclien bei 3Q0maliger Vergrösserung abgebildet. Davon sind 3 von der Seite (der breiten Fläche) gesehen, eins vom schma-
len Rücken (der Kante) und eins im gewundenen Zustande, den es im Schwimmen und im Ruhen beibehält, aber verändern kann.
1£9. Euglena triquetra, dreiseitiges Augentliierclien. Tafel VII. Fig. xiv.
E. corpore ovato, foliaceo, carinato, triquetro, viridis cauda corpore breviore hyalina.
Euglene trilaterale^ a corps ovale> foliace^ carine^ trilateral, vert; la queue plus courte r/ue Je
corps , hyaline.
Buglena triquetra, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 249. Tafel VII. Fig. VII.
Aufenthalt: Bei Berlin und vielleicht bei Salzburg beobachtet.
Diese ausgezeichnete Art wurde am 14. April 1832 zwischen Lemna minor im Thiergarten von Berlin entdeckt und fand
sich eben da am 27. Juni wieder. Ich habe sie seitdem sehr oft immer einzeln gesehen und fand sie am 15. Januar 1836 mit mehre-
ren Arten der Gattung in Conferven, die ich unter dem Eise hervorzog. Nach einer Zeichnung des Dr. Werneck findet sich diese
Form wahrscheinlich auch bei Salzburg. Sie bewegt sich mit Hülfe eines., dem breiten Körpertheil an Länge fast gleichen Rüssels, hat
ein kurzes, farbloses Schwänzchen und auf dem Rücken eine kammartige, einfache Leiste, welche es dreiseitig macht und ihm eine sehr
verschiedene Körperform von der der vorigen Arten giebt, die auch vermittelnd zwischen die breiten und cylindrischen Formen der Gat-
tung tritt. Dass der hinzutretende dritte Flügel ein seitlicher Fortsatz sey, habe ich früher gemeint, jetzt verlassen, vielmehr halte
ich die schmale Bauchseite der E. Pleuronectcs liier für in die Queere erweitert. Ganz neuerlich habe ich (im Januar 1837) noch
einige Structurdetails mehr beobachtet, als die Abbildung der Tafel enthält, indem ich ausser den grünen Eikörnchen auch Blasen sah,
die ganz an die Structur von E. Plearonectes antreten. Streifen habe ich nicht erkannt, doch sehe ich diese in der Zeichnung des
Herrn Werneck von Salzburg, von 1835, angegeben, wo auch der Rüssel gezeichnet ist, der bei allen von diesem sorgfältigen Beo-
bachter gezeichneten Arten vorn ein Knötchen führt, welches ich nicht sah und doch für optische Täuschung halte.
Erklärung der Abbildungen Taf. VII. Fig. XIV.
Es sind 6 Thierchen bei 280maliger Vergrösserung gezeichnet, drei breitere von der Rückenseite, das schmalere vou der rechten Lateral-
Flache, das stumpfdreiseitige halb verkürzt von hinten, das spitzdreiseitige ganz verkürzt von hinten.
130. JEuglena Acus, nadeMiSriniges Angentiliierclten. Tafel VII. Fig. XV.
E. corpore fusiformi, tenui, subulato, stricto, medio viridi, capite attenuato, subtruncato et cauda valde acuta hyalinis.
Euglene Aiguille, a corps en forme de fuseau mince^ subtile, droits ve?%t au milieu; tele amincie
presf/ue tronquee et queue tres-aigue, Vune et V autre hyalines.
Vibrio Acus, Müller, Animalc. infus, p. 59. Tab. VIII. Fig. 9. 10. 1786.
Vibrio Subula, Schränk, Fauna boica, III. 2. p. 47. ohne Eichhorjs's Synonym. 1803.
Closierium Acus, Nitzsch, Beiträge z. Infus orienk. 1817, nicht 1833 bei Kützing.
Lacrimatoria Achs, Bory, Encycl. method. 1824. Dict. classique, 1826»
Euglena Acus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 39, 53, 62, 83. 1831. p. 72, 151. Tafel I. Fig. III. 1835.
p. 165. Tafel I. Fig. XVIII.
Aufenthalt: Bei Copenhagen im brakischen Wasser, bei Landshut, Halle, Berlin! und Catharinenburg am Ural?
Diese Form ist ebenfalls eine der lieblichsten im Mikroskop, obschon sie durch Steifheit oft einen mehr vegetabilischen Cha-
racter annimmt, den aber die fortruckende Bewegung und das grell rothe Auge beseitigen. Müller beobachtete sie im Salzwasser oder
brakischen Wasser der Festungsgräben in Copenhagen, wo ich auch Meerlinsen wachsen sah, und wo Paramecien lebten. Er bildet
die Körperfarbe gelblich ab und nennt die Farbe des Auges bald roth, bald schwarz. Das blasse Grün ist bei starker Vergrösserung
gelblich und so hängt auch die Farben -Nuance des Auges etwas vom Grade der Vergrösserung und der Intensität ab. Ebenso haben
die altern Individuen des Cyclops scheinbar schwarze Augen, die jungen haben grell rothe. Schrank fand sie im August bei
Landshut mit Meerlinsen, beobachtete aber das Auge nicht. Er sah es auch nicht bei Euglena viridis und Plearonectes. Die von
Nitzsch angegebene grosse Beweglichkeit beweist, dass er 1817 diese Form meinte, aber 1833 ein wahres Closterium gezeichnet
hatte. Bory hat nur Müller übersetzt und diese Form mit ganz heterogenen Thierchen vereinigt (s. Lacrymaria). Im Jahre 1829
habe ich sie, ohne das Auge zu erkennen, wenn es nicht Navicula Acus war, bei Catharinenburg im Ural auf der Reise mit Herrn
von Humboldt flüchtig gesehen und gezeichnet. Im Jahre 1830 erwähnte ich p. 83 der Selbsttheilung. Im Jahre 1831 gab ich
eine mehrfache Abbildung ohne Rüssel, deren Fig. 9. aber zu E. deses gehört, und 1835 habe ich eine einfache skizzirtc Abbildung
mit dem Rüssel gegeben, den ich erst nach dem Stich dieser Tafel fand. Eichhorns Pfriemenwurm Tab. V. B., welchen Schrank
citirt, ist eine gelbliche, gegliederte, harte Dipteren -Larve, welche häufig zwischen Meerlinsenwurzeln lebt und die vielleicht schon
Hill 1752 als Macrocercus septimus abbildete. Mit Bacillarien lebt E. Acus zuweilen schon im März in grosser Menge bei-
sammen, doch bildet sie nie allein eine grünliche Farbe des Wassers. Nur selten zeigt sie die Form Veränderungen der übrigen cylia-
drischen Euglenen, allein ich sah es hinreichend oft ebenfalls. Nur bei dieser Art habe ich Selbsttheilung als Längstheilung beobachtet.
Im innern Körper sind helle, vielleicht kettenartig verbundene Stäbchen, die ich als Sameudrüsen betrachte (vergl. Stentor). Die
grünen Körnchen mögen Eier seyn. — Grösse von V48 bis Vis Linie beobachtet. Man verwechsele Navicula Acus und Closterium
setaceum nicht.
Erklärung der Abbildungen Taf. VII. Fig. XV.
Es sind 9 Thierchen bei 300maliger Vergrösserung des Durchmessers in verscldedenen Grössen und Formverwandlungen. Einige haben sich
in der Mitte ausgeweitet und um soviel verkürzt, als sie an lokaler Breite zugenommen, eins ist fast zirkeiförmig gebogen. 'Die geraden sind schwim-
mende Individuen. Eins davon ist dicker als gewöhnlich und offenbar zur Selbsttheilung vorbereitet, welche bei 2 Thierchen weiter entwickelt dargestellt
ist. Die stabartigen Samendrüsen sind mit t bezeichnet.
113
131. JEuglena rostrata, geselmälbeltes Augentbierrfien. Tafel VII. Fig. XVI.
E. corpore elongato conico, postice in caudam sensim attenuato, viridis capite rostrato, cauda brevissima.
Englene rostree, ä corps allonge conique> s amincissant peu a peu en c/nene au bout posterieur, vert,
* a tete brusquement amincie en forme ds un bec et d queue tres -petite.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich fand diese Form zwischen Bacillarien und Oscillatorien am 11. Februar 1835. Sie zeichnete sich durch einen
vorn schief abgestumpften conischen Körper sehr aus und war in gleicher Gestalt zahlreich mit anderen Euglenen vorhanden. Der vor-
dere Stirntlieil, oder die Oberlippe, ist bei dieser Form schnabcl- oder hornartig zugespitzt. Unter dieser Spitze, in der Vertiefung,
kommt ein Rüssel von % oder der Hälfte der Körperlänge hervor, welcher wirbelt. Schwanzspitze und Stirnschnabel waren farblos,
das übrige innen grün, das Auge schön roth. Weitere Details sind nicht beobachtet. Grösse von lj^ bis V*o Linie.
Diese letzten 5 Arten blieben im Tode ausgestreckt, alle übrigen contraliiren sich zu Kugeln. Wären sie gepanzert ? Ich
habe diess nicht wahrscheinlich finden können. Die flachen Formen scheinen sich nicht allein als Genus Phacus absondern zu lassen.
ten dar.
Erklärung der Abbildungen Taf. VII. Fig. XVI.
Die 5 abgebildeten Individuen sind 300mal vergrössert. Sie stellen die grössten und kleinsten beobachteten Thierchen von verschiedenen Sei-
Nachtrag zur Gattung der Augenthierchen.
Ausser den hier verzeichneten Arten der Gattung Euglena ist wohl ohne Zweifel Vibrio Sagitta von Müller, welchen
schon Baker 1742 abbildete und den Bory de St. Vincent doppelt, als Lacrimatoria Sagitta und Lacrimal maculata,
auch als Cercaria maculata verzeichnet, dieser Gattung angehörig. Ob noch die breiten Cercarien von Müller, welche Bory
als 4 Arten seiner Gattung Virgulina auffuhrt, die aber Nitzsch 1817 und 1827 in 3 Gattungen, Macrocercus, Phacus und
Cyclidium vertheilt und die ich im Nachtrag fraglich zur Gattung Bodo der Monadenfamilie gezogen habe , hier ihre richtigere Stelle
finden, muss erst eine erneute sorgfältigere Beobachtung derselben lehren. Mir sind sie bisher unbekannt geblieben. Die als farblos
bezeichneten Arten könnten recht wrohl eine grünliche Farbe und ein Auge besitzen, welche schon oft übersehen worden sind. Es kommt
besonders darauf an, zu beobachten, ob sie Augen besitzen und ob ihre Körperform veränderlich ist. Bestätigt sich der Mangel von
beiden, so sind es wohl Bodonen, sind sie formändernd und augenlos, so gehören sie wohl zu Astasia, sind sie augenführend, zu
Euglena. (Siehe Cercaria im Nachtrage zur Familie der Astasieen.) Es wäre auch wohl möglich, dass Hill's Brachiurus pri-
mus und quintus zur Gattung Euglena gehörten; ersterer könnte sogar E. Pleuronectes^ letzterer E. viridis seyn: dieser ist aber
wohl der Grösse halber eine Notommata oder Diglena, jener eine Euchlanis oder Pterodina der Rädert hiere gewesen. —
Ueber die Massenverhältnisse, die grünen und rothen Färbungen der Gewässer durch Astasieen und Euglenen, siehe den Nachtrag zur
Familie.
FÜNFUNDDREISSIGSTE GATTUNG; NIXENTHIERCHEN, NIXCHEN.
Chlor ogonium. Chlorogone.
CHARACTER: Animal e familia Astasiaeorum, ocello singulo instructum, liberum, nee pedicello aifixuni,
eaudatum, proboseide filiformi duplici.
CARACTERE: Animal de la famille des Astasiees, pourvu (Tun seul oeil> nageant librement (ne
s attachant pas ä un pedicule fixe), et ayant une queue et une trompe filiforme double.
Die Gattung der Nixehen umfasst diejenigen geschwänzten Formen der Familie der Aenderlinge,
welche ein einfaches Auge besitzen , sich frei im Wasser bewegen (ohne am Stiele festgeheftet zu seyn)
und die einen doppelten fadenartigen Rüssel haben.
Es ist nur eine Art dieser Gattung bekannt , welche von schön grüner Farbe ist. Die Gattung wurde
1835 in den Abhandlungen der Berliner Akademie vorläufig angezeigt, und wird hier zuerst fester begrün-
det. Die Art war früher, schon 1830, als Astasia euchlora verzeichnet. — Der Organisationsgehalt ist
ziemlich ansehnlich ermittelt. — Als Bewegungsorgan dient ein doppelter fadenförmiger wirbelnder Rüssel. —
Als Ernährungsorgane sind viele blasenartige Zellen im Körper erkannt, aber die Aufnahme von farbigen
Stoffen und Excretion unerkannt geblieben. — Als Fortpflanzungsorgane sind sehr feine grüne innere Körn-
chen leicht zu sehen, welche den Eiern vergleichbar sind und die Farbe geben. Ausser diesen weiblichen
Sexualtheilen sind noch Organe darstellbar gewesen, welche sich männlichen Samendrüsen vergleichen las-
sen. Eine solche kugelförmige matt helle Drüse findet sich in der Mitte jedes Körpers und füllt fast die
ganze Dicke aus. Contractile Blasen sind nicht ermittelt Eine Selbsttheilung ist in Form mehrfacher schie-
fer Queertheilung beobachtet. — Als Empfindungsorgan tritt in allen Individuen ein schönrother Augenpunkt
im vorderen Körper hervor. Gefässe blieben unerkannt.
2»
114
Die geographische Verbreitung ist bisher ausser Berlin nicht bekannt geworden.
Diese Form gehört bei Berlin zu den hauptsächlichsten Urhebern der grünen Färbung stehenden
Wassers, so dass etwa 10000 Individuen in einem Tropfen Wassers nicht selten sind.
132. Chlorogonium eucftlorum,, scböngrünes UTixcIien. Tafel VIL Fig. xvn.
Ch. corpore fusifoftni , utrinque valde acnto, breviter candato, laete viridi.
Chlor ogone euchlore, a corps en forme (Pimfuseau, tres-aigu auzc deux bouts, a (/neue petile et
a couleur d'un vert vif.
Astasia euchlora, AbhandL der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 38. 1831. p. 70.
Aufenthalt: Bei und in Berlin,
Entdeckt wurde diese Form 1827 in Berlin in Sturmfässern der Strassen, welche sie ganz grün färbte. Sie wurde zuerst
1830 und 1831 als Astasia euchlora characterisirt. Später ging es mit dieser Form gerade so wie mit Monas tingens und Gle-
nomorum tingens. Ich fand nämlich anstatt der augenlosen Astasia, die ich seit 1830 oft genug wieder besah , aber nie anders
fand, am 18., 19., 20. und 21. Juni 1835 alle Wasserkufen Berlin's yoIL von einer sehr ähnlichen, aber augenführenden Form. Diese
beschrieb ich als Chlorogonium und hielt sie anfangs für ganz verschieden von der Astasia euchlora. Seit jener Zeit habe ich
sie 1835 und 1836 noch unzählige Male wieder gesehen und nun bin ich der Meinung, dass beide Formen ein und dasselbe Thierchen
sind und dass ich sie nur jetzt besser zu beobachten gelernt habe, als ich es früher verstand. Das Auge ist zwar sehr scharf bezeich-
net, aber sehr fein, daher übersieht man es leicht, ehe man seine Existenz weiss. Beim Sterben ziehen sie sich nicht zusammen und
beim Antrocknen auf sehr reines Glas oder Glimmer behalten sie, wo sie einzeln liegen, die Form ziemlich gut, zeigen auch dann die
2 Rüssel ganz schön. Die Farbe der Eier verbleicht etwas, die der Augen verschwindet ganz. Sie geben aber getrocknet ein sehr
hübsches mikroskopisches Object. Die übrige Organisation ist bei der Gattungs-Characteristik angezeigt. Besonders autfallend und
merkwürdig ist die mehrfache, aber vollkommen abschliessende, schiefe, spontane Queertheilung dieser Form, welche an Closterium
und Vibrionien oder Gonium erinnert. Ich sah oft 2-, 3-, 4-, auch 5-Theilung. In der Contraction gleicht der Körper oft einer
spindelförmigen Weintraube. Die Contractilität des Körpers, welche zwar oft, wie bei Euglena Actis, sehr gering scheint, zu ge-
wissen Zeiten jedoch ganz deutlich wird, und Mangel an Panzer, schliessen dieses Thierchen sowohl von der Gattung Glenomorum
der Monadinen, als von den Volvocinen, Vibrionien und Closterinen aus. Es hängt sich oft mit den Schwänzen in rollende
Gesellschaftskugeln zusammen, wie Glenomorum, und lebt gemeinschaftlich mit Chlamidomonas und Euglena viridis in den Was-
serkufen. Letztere hat, wo sie allein ist, ein dunkleres Grün, aber erstere ist von dieser an der Farbe nicht zu unterscheiden, obschon
icli diese, wo sie ganz überwiegend war, doch etwas gelblicher fand. Wo sie sehr entwickelt ist, wird das Wasser ganz dick, grü-
ner Oelfarbe gleich und hat einen eben so spermatischen Geruch, wie das von Chlamidomonas und Euglena. Sie bildet eine dichte
Priestleysche grüne Masse. Grösse Voo bis V24 Linie ohne den RüsseL
Erklärung der Abbildungen Taf. VII. Fig. XVII.
Diese Abbildungen des Nixenthierchens sind absichtlich aus ganz verschiedenen Perioden der Beobachtung entlehnt. Alle rüssellosen Thier-
chen sind die ehemalige Astasia euchlora von 1830, alle rüsselführenden sind nach Zeichnungen von 1835, und gehören dem damaligen C/dorogonimn
an. Jene sind 200mal, diese 300mal vergrössert.
Die obere Reihe bei 174- sind kleinere, zum Theil contrahirte, Formen. Alle gekörnten Figuren sind Contractions -Zustände, alle in die
Queere eingeschnürten sind Theilungs -Zustände, wobei keine Schaale sichtbar wird. Zuweilen iiess sich erkennen, dass sich erst der grüne Eierstock
innerlich mehrfach abtheilt und dass die Stricturen des äusseren Körpers erst später folgen, wie in der mittleren der 3 rüsselführenden Figuren links.
Der sternartige Haufe in der Mitte ist eine, um eine todte Vorticelle angehäufte, Menge dieser Thierchen, die sich mit dem Schwänze befestigt ha-
ben. Die übrigen beiden Haufen, zu 3 und 6, bestehen aus jungen und alten Thieren und rollen sich im Wasser fort. 0 bezeichnet das Auge, 0"' den
Eierstock, v¥ die Magenzellen, t die männliche Samendrüse.
SECHSÜNDDREISSIGSTE GATTUNG: FLOHFREUND.
Colacium. Colace.
OHARA CTER: Animal e familia Astasiaeorum, ocello singulo praeditum, pedicello simplici aut (e divi-
sione spontanea) ramoso affixum.
CARACTERE: Animal de la famille des Astasiees, orne dun seul oeil, s attachant par un pedi-
cule simple ou ramifie {par la division spontanee du corps).
Die Gattung Floh freund unterscheidet sich von den ihr zunächst verwandten der Familie der
Aenderlinge durch ein einzelnes Auge und durch Festsitzen auf einem Stiele, welcher sich durch Selbst-
theilung des Körpers verästet.
Es sind nur 2 grüne Arten dieser Gattung bekannt, welche beide parasitisch auf Wasserflöhen (Cy~
clops) leben und diese oft ganz mit grüner Farbe überziehen. Die Gattung wurde 1833 in den Abhand-
lungen der Berliner Akademie zuerst beschrieben und auf den, 1831 zuerst verzeichneten, Stentor? pyg.
maeus gegründet. — An Organisationsverhältnissen ist noch mancherlei zu entwickeln, einiges ist bereits
aufgefunden. — Bewegungsorgane sind an sich noch nicht erkannt, allein ihre Wirkung zeigt sich als Wir-
bei im farbigen Wasser am Vordertheile des Körpers. Wahrscheinlich ist ein fadenförmiger einfacher Rüs-
115
sei vorhanden, weil der Wirbel zu einem mehrfachen nicht stark genug ist. — Ernährungsorgane sind wohl
als die vielen inneren Zellen oder Bläschen erkannt, welche besonders bei Col. vesiculosum vorhanden
sind. — Als weibliches Fortpflanzungsorgan (Eier) lassen sich grüne Körnchen ansehen, welche in beiden
Arten die grüne Farbe bilden. Männliche sind nicht erkannt, — Als Empfindungsorgan ist der rothe Augen-
punkt bei C. stentorinum deutlich. — Gefässe sind unerkannt.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist nicht über Berlin hinaus bekannt.
Diese Gattung ist besonders dadurch merkwürdig, dass sie Epizoen auf Wasserflöhen (Entotno-
stracis) und Räderthieren, d. i. Infusorien als Schmarotzerthiere von Infusorien, oder Infusorien-
läuse darstellt. Aehnliches ist bei Gomphonema, Volvox, Vortwella und Brachionus zu vergleichen.
Bei letzterer Gattung sind auch Infusorien als Eingeweidewürmer von Infusorien sicher beobachtet, wie
sie bei Closterien und Bacillarien es zweifelhaft sind.
133. Colacium? vesiculosum, blasiger Flobfreund. Tafel VIII. Fig. i.
C. corpore ovato-fusiformi, variabili, laete viridi, vesiculis internis distinctis, pedicello bravissimo, raro ramoso.
Colace vesiculeutC) a corps ovale- fasele, variable, d'un beau vert, ayant des vesicules internes di-
stinctes et un pedicule tres - court , rar erneut rameucc.
Sientor? pygmaeus, Ab ha ndl. der Akademie d. Wissenseh. zu Berlin, 1831. p. 100.
Colacium vesiculosum, — - — - — - — 1833. p. 288.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese Art ist bisher nur auf Wasserflöhen, Cyclops quadricomis , und deren Larven oder Jungen zuerst am 5. Mai
1832 unterschieden worden. Letztere sind aber bei Berlin zuweilen von den sie überziehenden Schmarotz er thierchen ganz grün.
Alle Thierchen sitzen auf kurzen Stielen fest; die ich Anfangs mit dem verlängerten, sich mit einer Saugscheibe ansaugenden , Leibe
der Trompetenthierchen vergleichbar fand, welche ich aber seitdem, besonders bei der zweiten Art, so deutlich stielartig sah,
dass ich sie jetzt mit den Stielen der Vorticellen und Gomphonemen in eine Reihe stelle. Die Thierchen selbst sind kleine,
grüne, einer Astasia ähnliche, längliche Körper, welche mit einem verdünnten Ende festsitzen, mit dem andern, etwas weniger spi-
tzen, nie so breit erweiterten Ende als bei der 2ten Art, wie Vorticellen, einen schwachen Wirbel machen. Löst man sie vom
Standorte ab, so kriechen sie, unbehülflich sich windend, wie Euglena deses. Den rotten Augenpunkt habe ich auch neuerlich, am
23- Mai 1835, umsonst aufgesucht, allein ich bin doch von seinem Mangel noch nicht überzeugt, da er bei der andern Art existirt
und die Untersuchungen zuweilen durch subjective Zustände unfruchtbar werden. Auch das Wirbelorgan habe ich nicht deutlicher er-
mitteln können, obschon seine Wirkung sehr klar ist. Die Bläschen im Innern könnten Magenzellen seyn. Die grüne Färbung be-
steht aus inneren (Ei) Körnchen. Der Körper kann sich spindelförmig ausdehnen und kugelförmig zusammenziehen. Ich glaube frei-
willige Längstheilung beobachtet zu haben. — Grösse bis x/72 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. VIII. Fig. I.
Es sind 2 Gruppen dieses Thierchens von 34 Individuen in zwei verschiedenen Vergrösserungen dargestellt.
Fig. 1. ist ein ganz junger, aber schon vollendet entwickelter Cyclops ijuadricornis oder Wasserfloh von der Bauchseite, welcher mit Colacium
dünn, aber auf allen Theilen, den Fühlern, den Schwanzborsten, den Füssen, dem Rückenschilde u. s. w., besetzt ist, */3 Linie gross, 300mal
vergrössert.
Fig. 2. ist ein Theil des Rückenschildes eines andern, 500mal vergrössert, mit 10 Thierchen, wovon eins kurz uach der Längstheilung doppelt, ein
anderes bei a ganz ausgestreckt wirbelnd dargestellt ist.
134. Colacium stentorinum, trompetenformiger Floltfreund. Tafel Till. Fig. iL und
Tafel LIV. Fig. II. 3.
C. corpore minore, subcylindrico , expanso, conico et fere infundibuliformi, variabili, laete viridi, obsolete vesiculoso,
pedicellis saepius ramosis.
Colace Stentor, plus petit, plus cylindrique , s* etendant en forme de cöne on d * entonnoir , variable,
d* un beau vert, aya?it les vesicules internes moins distinctes, les pedicules souvent rameuzc.
Stentor? pygmaeus, Abliandl. der Akademie d. W'issensch. zu Berlin, 1831. p. 100.
Colacium aequahile und C. stentorinum, Abhandl. der Akademie d. Wissenseh. zu Berlin, 1833. p. 227, 289. Tafel XI. Fig. II.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Früher wurden von mir beide Formen unter dem Namen Ste?itor? pygmaeus verwechselt. Entdeckt wurden sie 1831 und
wieder beobachtet am 5. Mai (nicht März) und 30. Sept. 1832 auf Wasserflöhen. Später habe ich sie im Frühjahr, Sommer und
Herbst beobachtet. Am 20. Nov. 1832 fand ich diese Form auch auf einem Räder thierchen, Polyarthra Trigla (sesepennis),
auf dem ich sie am oben angeführten Orte nebenbei mit abbildete. Diese Art ist etwas kleiner und mehr gelblich grün als die erste,
und ich habe an ihr auch neuerlich, im Mai 1835, den rothen Augenpunkt wieder gefunden, obschon ich ihn ebenfalls lange suchen
musste, da er sehr blass ist. Er befindet sich am Rande der grünen Eiermasse, wo der vordere farblose Kopftheil beginnt. Ob das
Thierchen, welches in farbigem Wasser deutlich wirbelt, einen Rüssel oder Wimpern habe, liess sich auch nicht entscheiden. In seiner
Form gleicht es, wenn es wirbelt, durch den erweiterten Vorderrand sehr einer Vorticelle oder Stentor. Es bildet zuweilen ganz
ansehnliche verzweigte Bäumchen von 2 bis 12 Thierchen, die durch spontane Längstheilung des Körpers, wie bei Vorticellen, zu
entstehen scheinen. Gestört zieht es sich in Kugelform zusammen. Ich fand diese Form häufiger auf hüpfenden Larven des Cyclops,
die Müller sonst Amymone und Nauplius nannte. — Grösse des Körpers bis Voö Linie.
_ tl6
Erklärung der Abbildungen Taf. VIII. Fig. IL
Es sind 115 Thicrchen in 4 Gruppen und einige einzelne abgebildet, erstere 300mal, letztere 500mal vergrössert.
Fig. L ist ein Nauplius, d.i. eine Larve des Cyclops quadricornis, welche mit den grünen Schmarotzerthierchen überall besetzt ist, die aber nicht
ganz entfaltet sind.
Fig. 2. ist eine Stelle des Rückenschildes von einem andern Nauplius. Das Thierchen bei a wirbelt, das daneben befindliche hat sich erweitert und
will eben anfangen zu wirbeln, die übrigen sind noch nicht entfaltet.
Fig. 3. sind unentfaltete ähnliche Thierchen mit längeren Stielen.
Fig. 4. sind dergleichen mit baumartig verzweigten Stielen. Das Bäumchen bei a enthält 11 Thiere, das bei ß 4, und hat 2 davon verloren.
Fig. 5. bis 8. sind gewaltsam abgelöste freie Thierchen, 500mal vergrössert. Fig. 6. ist ganz entfaltet, Fig. 7. und 8. sind zusammengezogen.
Die auf Tafel LIV. abgebildeten Thierchen sind auf der Polyarthra Trigla, einem Räderthierchen. Der Name Colacium aequabile
anstatt stentorinum war 1833 nur ein Versehen.
Der Cyclops und Nauplius, kleine Wasserkrebschen, welche hier dargestellt sind, können mit dazu dienen, das so ganz ähnliche Ver-
hältniss der rothen Augen dieser Krebschen und der Infusorien vergleichbar zu machen. Beim jungen Cyclops (Nauplius) sind sie roth und völlig de-
nen eines Brachionus (Tafel LXIII.) ähnlich. Beim erwachseneren Cyclops werden sie dunkler roth, fast schwarz. Den Nervenknoten sieht man un-
ter beiden, wie bei Notommata und Brachionus,
SIEBEN ÜNDDREISSIGSTE GATTUNG: DOPPELPUNKT.
Distigma. Distigme,
CHAR ACTER: Animal e familia Astasiaeoruin, liberum , ocellis duobus insigne.
CARACTERE: Animal de la famille des Astasiees^ libre^ ayant deux yeux.
Die Gattung Distigma^ Doppelpunkt, uinschliesst alle diejenigen Formen der Familie der Aender-
linge, welche sich frei bewegen und 2 Augenpunkte besitzen.
Diese Gattung enthält 4 Arten, deren 1 grünfarbig, 1 gelblich und 2 farblos sind. Sie wurde 1828
in den Symbolis physicis von Hemprich und Ehrenberg Evertebrata I. auf den Tafeln als Distigma Pia-
naria aus Nubien verzeichnet und 1831 im Texte dazu beschrieben. In den Abhandlungen der Berliner
Akademie wurde die Gattung 1831 mit 3 Arten verzeichnet, und eine vierte wurde ebenda 1833 fraglich
hinzugefügt. — Der Organisationsgehalt ist noch nicht hinreichend ermittelt. — Bewegungsorgane sind nicht
darstellbar gewesen, und es scheint, dass äusserlich keine existiren. Es schwimmt keine dieser Formen.
Sie machen auch keinen Wirbel in farbigem Wasser. Sie kriechen vielmehr wie Egel und verändern dabei
die Körpergestalt Proteus -artig, ohne jedoch wirkliche veränderliche Fortsätze oder Scheinfüsse, wie Amoeba^
hervorzutreiben. Die Formveränderungen sind wie bei Euglena viridis , nur des weicheren Körpers halber
noch etwas stärker. Es sind nur beliebige Anschwellungen und Stricturen in dem Längsdurchmesser des
Körpers. Sie scheinen in allen Verhältnissen, auch im Mangel des Rüssels, sich an Amoeba anzuschlies-
sen. — Als Ernährungsorgane lassen sich zahlreiche Bläschen betrachten, welche bei 2 Arten, D. tenax
und Proteus , beobachtet sind, aber eine Anfüllung derselben durch farbige Substanzen gelang nicht. — Als
Fortpflanzungsorgane sind nur bei D. viride grüne Körnchen deutlich geworden, bei den übrigen Hessen
sich eiartige Körperchen nicht scharf unterscheiden, auch sind keine andern Sexualtheile erkannt. — Als
Empfindungsorgane kann man 2 schwärzliche, sehr feine Pünktchen am vordem Körperende ansehen, die
den Augen der verwandten Formen analog gestellt und gebildet sind.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist von 1 Art in Dongala in Afrika und von 3 Arten in
Berlin beobachtet, von einer derselben wohl auch in Copenhagen, letztere im Süsswasser und vielleicht im
Seewasser der Ostsee.
135. Distigma f tenaac, zäher Doppelpunkt. Tafel vni. Fig. III.
D. corpore proteiformi , majore, flavicante-hyalino, vicissiin Mc illic valde turgido aut valde constricto, ocellis parum
distinctis.
D istig me? tenace, a corps proteiforme, plus grand que les untres especes, jaunätre- hyalin, alter na-
tivement de edle et d9 aiitre tres-gonße o?t tr es -etr angle, ayant les yeucc peu distinets.
Proteus tenax i Müller, Animalc infus, p. 10. Tab. II. Fig. 13 — 18. 1786.
— — Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 29. 1803.
Amiba RaphaneUa, Bory , Dict. classiqne, 1822.
Pupella (tenax), Bory, Encycl. m etil od. 1824. p. 45. Amiba.
Raphanella Proteus, Bory de St. Vincent, Encyclop. method. 1824. Dict. class. 1828.
Distigma? tenax, Symbolae physicae, Hemprich u. Ehrenbero. Evertebrata I. ■ Polygastrica, Text. Fol. c. ß. 1. 1831.
— — Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 73. 1833. p. 243.
Aufenthalt: Bei Berlin!, Copenhagen! und Ingolstadt? beobachtet.
Der Bruder des Etatsraths Müller, welcher sämmtliche Zeichnungen des dänischen grossen Infusorienwerkes gezeichnet und
gestochen hat/ fand das Thierchen zuerst im November 1779 im Flusswasser mit Conferva nitida (Zygnema) einmal, und dann im
October 1781 wieder im Seewasser. Vielleicht war aber letzteres eine andere Art. Schrank scheint einen wahren, veränderliche
Fortsätze bildenden, Proteus {Amoeba) bei Ingolstadt mit dieser Form verwechselt zu haben. Müller selbst citirt eine Figur von
— lltf
S^MV lhe "iCllt ,1allln' S°ndern VielleieLt ™ Am°eba difflUenS gel,Ört' DaS am 20- Juni 1«32 ™ Tluer^arten bei Berlin
zw sehen Lemna jmnor beobachtete Thierehen unterschied sieh von dem eigentliehen Proteus, oder den Anheben, auf das
Wes nthehste hatte nur die einfahre Veränderlichkeit eines Egels und kam ganz mit der, von Mi^ER gegebenen, Abbildung des
waSSer herclens iiberein. Bort de St. Vincknt hat diesem Thierchen zuletzt, ohne es selbst beobachtet zu haben, seine
ÄteJJung ziemlich nchüg angewiesen. Es kann nur entweder zu den augenlosen Euglenen {Astasid), seinen Raphanellen, oder
vlZ lSmrj r', ^^«^olt im ganz ausgestreckten Zustande des Vorderteils 2 scharf umschriebene schwärzliche
7 a ,u ' ' gössen Verwandtschaft der Erscheinung mit den Doppelpunkten halber, gern festhalte, obschon es nöthig
ist, dasselbe noch öfter und noch schärfer zu beobachten. Das Thierchen ist ausgedehnt % Linie gross, sehr weich und hat einen
Massgeblichen Farbeton, welcher vielleicht den Eiern angehört, die nicht direct unterschieden sind. Im Körper liefen viele Blasen
welche Magenzellen seyn mögen. Die Formveränderung beschränkt sich auf willkührliches Anschwellen und Einschnüren des Ursprün-
gen fadenartigen Körpers mit Beibehalten des Vorn und Hinten, oder derselben Axenrichtung des Körpers, wie bei den Contractionen
eines Blutegels,, was bei Amoeia nicht der Fall ist, aber bei Astasie* stattfindet. Farbige Nahrung wurde nicht aufgenommen, und
es ist kein Wirbel und kein Rüssel sichtbar geworden. Ich sah nur ein Kriechen und sich Winden als Bewein-.
Erklärung der Abbildungen Taf. YIII. Fig. III.
Es sind 6 Thierchen in verschiedenen Evolutionen ihres Körpers dargestellt, alle 300mal vergrössert.
*ig. 1. zeigt die in der Mitte willkührlich angeschwellte cylindrische Grundform, und auf dem der Zahl zunächst stehenden Ende 2 kleine runde Punkte:
*ig. 2 is ein ähnliches oder dasselbe Thierchen, vorn und hinten verdickt, in der Mitte eingeschnürt, wobei die Augen nicht sichtbar sind;
tig. J. ist vorn lang ausgestreckt und hinten noch verdickt; vorn sind die beiden Punkte sichtbar;
Fig. 4. ist vorn verdickt und hinten gestreckt;
Fig. 5. und 6. sind wie Fig. 2., mehr zusammengedrängt, sich der Kugelform nähernd.
136. Ißt Stigma Proteus, farbloser Doppelpunkt. Tafel vm. Fig. IV.
D. corpore proteiformi minore, hyalino, utrinque obtuso, vicissim hie illic valde turgido aut valde constricto, ocellis
distinetis.
Distigme Protee, a corps proteiforme petzt, hyalin, obtus aucc deute bouts, alternativ ement de cöte
et d'autre ires-gonfle ou tr es -etr angle, ayant les yeu& distinets.
Bistigma Proteus, Symbolae physicae, Hemprich u. Ehrenberg. Evertebrata I. Polygastrica, Text Fol. c. ß. 1. 1831.
Distigma Proteus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 73, 152. Taf. II. Fig. 11. 1833. p. 243. '
Aufenthalt: Bei Berlin.
Im Jahre 1831 wurde diese Art zuerst beschrieben and ich beobachtete sie wieder im April 1832 zwischen Conferven bei Ber-
lin. Sie ist ganz farblos, daher schwer zu sehen, kleiner als D. tenaze und grösser als die folgende Art. Es macht langsame Evo-
lutionen seines Körpers, um zu kriechen, und verwechselt sich sehr leicht mit Amoeba diffluens. Die beiden schwärzlichen Pünkt-
chen am Vordertheile waren constant und cliaracteristisch. Im innern Körper waren viele verhältnissmässig grosse Bläschen als Magen-
zellen sichtbar. Weitere Details blieben der Beobachtung verschlossen. — Kleinste Grösse %, stärkste % Linie im ausgedehnten
Zustande.
Erklärung der Abbildungen Taf. VIII. Fig. IV.
Es sind 8 Formen eines und desselben Thierchens 300mal vergrössert dargestellt.
Fig. 1., 4., 5., 7. und 8. sind vorn verdünnt, hinten verdickt;
Fig. 2. vorn und hinten verdickt;
Fig. 3. und 6. sind vorn verdickt, hinten verdünnt.
13*. Bistigma viride, grüner Doppelpunkt. Tafel VIII. Fig. V.
D. corpore proteiformi minimo, granulis viridibus repleto, vicissim hie illic valde turgido aut valde constricto, ocellis
distinetis.
Distigme vert, a corps protetforme tres-petit, rempli de granules vertes, altemativement de cöte et
d autre tres-gonfle ou tres - etr angle , ayant les yeu& distinets.
Distigma viride, Symbolae physicae, Hemprich u. Ehrenberg. Evertebrata I. Polygastrica, Text Fol. c. ß. 1. 1831.
Distigma viride, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p* 73, 152. Taf, II. Fig. 12. 1833. p. 243.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Der grüne Doppelpunkt ist kleiner als der farblose, mit dem er zu gleicher Zeit entdeckt wurde. Er kann nicht
wohl der fruchtbare Zustand des andern seyn, weil dieser grösser ist, es müsste denn der farblose den Zustand nach dem Eierlegen
darstellen, wobei zugleich die früher eingehüllten Magenzellen sichtbar würden. Die grüne Farbe rührt auch offenbar nicht von genos-
sener Nahrung her, weil sie aus gleichartigen Körnchen besteht und nicht in sichtbare Magenzellen eingeschlossen ist. Ich halte die
Form auch jetzt noch für eine eigene Art. Die 2 vordem schwärzlichen Punkte waren besonders deutlich- Die Bewegung und Form-
veränderung hatte nichts Abweichendes. — Grösse nicht über V48 Linie beobachtet.
Erklärung der Abbildungen Taf. VIII. Fig. V.
Es sind 6 Darstellungen der Formen des grünen Doppelpunktes^ SOOmal vergrössert.
Fig 1., 4., 6. haben den Vordertheil verdünnt, den Hintertheil (Rücken) verdickt;
Fig. 2. und 3. haben den Vordertheil verdickt;
Fig. 5. verdickt sich in der Mitte.
30
11§
138. nistig ma Planaria, egelartiger Doppelpunkt. Tafel vni. Fig. vi.
D. corpore proteiformi parvo, hyalino, linearis utrinque acuto, stricturis tumoribusque levioribus, ocellis distinctis.
D istig me Planaire, a corps proteiforme, petita hyalin , lineaire^ aigu au& deuaz bouts, ayant les
etranglemens et les gonflemens plus legers et deux yeuoo distincts.
Distigma Planaria, Symbolae physicae, Hemprich u. Ehrenberg. Evertebrata I. Phytozoa, Tab. I. Fig. VII. 1828. Text, Poly-
gastrica, Fol. c. ß. 1. 1831.
Distigma Plcmaria, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 9$ 16, 20. 1831. p. 73.
Aufenthalt: Bei Suckot im nnbischen Afrika.
Diese Art wurde im Jahre 1822 auf meiner Reise mit Dr. Hemprich von mir zwischen Conferven des Nilwassers bei Suckot
in Nubien entdeckt. Gleichzeitig war Rotifer vulgaris zugegen. Sie war farblos, vorn und hinten sehr spitz, und hatte übrigens
viel AehnKchkeit mit einem jungen Rotifer ^ nur dass dieser die beiden hintern Fussspitzen nie verläugnet. Die Augenpunkte wurden
wiederholt scharf beobachtet, aber die Beobachtung nur bei lOOmaliger Vergrösserung gemacht. Die Bewegung war nur kriechend,
gleich der einer Planaria^ und die abwechselnden Anschwellungen und Einschnürungen des Körpers waren wie bei Euglena viridis^
aber schwächer. Ein Exemplar hatte eine stärkere Trübung des Körpers und in der vordem Hälfte einen klaren Fleck oder Gürtel.
— Grösse in der Ausdehnung 1/2o Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. VIII. Fig. VI.
Es sind 6 Formen des Thierchens bei lOOmaliger Vergrösserung vorgestellt, überdiess 2 isolirte Kopftheile. Die Zeichnungen wurden 1822
von mir in Dongala gemacht.
Fig. 1. ist ausgestreckt mit anschwellendem Kopfende;
Fig. 2. ist in der Mitte zusammengeschnürt;
Fig. 3. und 4. sind einzelne Köpfe;
Fig. 5. ist ein, mit gleichförmiger Trübung erfülltes, Exemplar in linienartiger Form und mit einem hellen grossen Flecke.
Nachtrag zur Gattung Distigma.
Müller erwähnt 2 Augenpunkte bei Enchelys punctifera, allein ich habe diese Form als Miwoglena, und einen der
Punkte als einen Mundwinkel bezeichnet. Ferner erwähnt er zweier Augenpunkte bei Cercaria Pleuronectes. Letztere sind die bei-
den Mundwinkel der Euglena Pleuronectes , deren wahres Auge er übersah. Müllers Cercaria inc/uieta und Cercaria Lemna,
welche ebenfalls 2 Augenpunkte haben, sind Saugwürmer (Trematodea) der Gattung Histrionella , wohin ich sie 1831 in den
Symbolis physicis, Entozoa, gestellt habe. Zu bemerken ist auch, dass ungeübte Beobachter bei schwachen Vergrösserungen leicht
Räderthiere {Rotifer) für Arten dieser Gattung halten könnten.
Nachtrag zur Familie der Astasiaeen.
Ueber die rothen und grünen Färbungen der Gewässer, und über meteorische Infusorien.
Die blutartigen und grünen wirklich gefärbten Gewässer haben ihre Farbe oft von Infusorien oder auch von feinen Wasser-
fäden, Wasserseide, aus der Pflanzengattung Oscillatoria und deren Verwandten, welche sich zahllos in ihnen entwickeln, und die
Beobachtung hat gelehrt, dass die thierischen Färbungen häufig von Arten der Familie der Aenderlinge gebildet werden. Nicht alle
farbigen Gewässer sind durch Organismen gefärbt. Sowohl ruhendes als fliessendes Wasser wird zuweilen durch unterliegende bunte
Erdschichten und Wasserpflanzen, oder von überhängenden, sonderbar farbigen oder sonderbar erleuchteten Ufern, auch von Spiegelung
der Luft täuschend gefärbt, zeigt sich aber im Glase farblos und klar. Ein gelblichweisser Boden färbt ein über ihn stehendes oder
fliessendes bläuliches klares Wasser schön grün, wobei der Reflex der Luftbläue noch vermehrend wirkt. Andere Gewässer sind nach
Regen oder wegen Zuflusses reissender, über lockern farbigen Boden laufender, Gebirgsbäche periodisch oder immer trübe und gelblich,
grünlich, auch röthlich gefärbt, verlieren aber, im Glase ruhend, sehr bald die Färbung, welche als Bodensatz niedersinkt. So sind
alle angeschwollenen Flüsse meist gelblich und in Schlesien führt die Neisse der Oder zuweilen rothes Wasser zu (Kündmann, Sel-
tenheiten d. Nat. u. Kunst, p. 549). Ausser diesen hier gleichgültigen Färbungen giebt es wirkliche Färbungen durch zahllose, das
ganze Gewässer erfüllende, dem blossen Auge einzeln unsichtbare, sehr zarte, grüne oder rothe Pflänzchen und Thiere, und besonders
auch Infusorien. Die grünen Färbungen dieser Art haben erst in neuester Zeit die Aufmerksamkeit erregt, während die rothen schon
im tiefen Alterthume als Wunderzeichen und Schrecknisse, den Kometen und Feuermeteoren gleich, bemerkt worden sind. Die neue-
sten Zusammenstellungen der historischen Nachrichten über blutfarbige Meteore und rothes Gewässer linden sich in des geistreichen
Chladni's wichtigem Buche über die Feuermeteore von 1819, und noch viel reichhaltiger mit grosser Belesenheit in der Abhandlung
des verdienstvollen Präsidenten der Academia Leopoldina , Nees von Esenbeck, im ersten Bande von Robert Browns vermisch-
ten botanischen Schriften von 1825, p. 343. und 571. Nach meiner Rückkehr aus Aegypten und Sibirien habe ich zuletzt in einem
Aufsatze: Neue Beobachtungen über die blutartigen Erscheinungen in Aegypten, Arabien und Sibirien, in Poggendorff's Annalen der
Physik 1830. p. 477 ff. sowohl den historischen Kreis der Erscheinungen zu erweitern versucht, als auch mich bemüht, die einzelnen
Thatsachen naturhistorisch zu prüfen und zu erläutern, welches ich hier in beiden Beziehungen fortsetze.
Für die älteste historische Erfahrung blutartiger Gewässer durch lebende Organismen kann man vielleicht die aus der mosai-
schen Geschichte ansehen, welche ganz das Gepräge einer wirklichen Thatsache an sich trägt. Auf unmittelbare Einwirkung Gottes
durch Moses, heisst es, wurden alle Seen und Wassersümpfe des (ausgetretenen) Nilstroms und seiner Bäche in Blut verwandelt, dass
die Fische starben und der Strom stank, so dass die Aegypter sein Wasser nicht trinken konnten, und es war Blut in ganz Aegyp-
119
tenland (2 B. Mos. Cap. 7.). Aehnliche Erscheinungen werden der unmittelbaren göttlichen Einwirkung auch bei den heidnischen Schrift-
stellern der frühesten Zeit zugeschrieben, welche sie zu den Schrecknissen, Trauer- und Ungliickszeichen rechnen. So bei Homer
Ilias XL 52., wo Jupiter durch blutigen Morgenthau den Griechen ein blutiges Treffen verkündet, und Ilias XVI. 459., wo Kro-
nion, als Vater des Sarpedon, blutigen Regen träufelt, weil Patroclus diesen im Kampfe zu tödten im Begriff ist. Ebenso bei
Liviüs und Pliniüs. Sehr viele ähnliche, Furcht und Schrecken erregende, Fälle von blutigen sogenannten Meteoren, auch blutfar-
bigen Teichen mit Sterben der Fische, finden sich in den oben genannten Schriften zusammengestellt. Am meisten der ägyptischen Er-
scheinung ähnlich wäre aber die braune ätzende Farbe des ausgetretenen Oderwassers in Schlesien 1736 gewesen, welche zur grossen
Landplage wurde und in Kundmanns angeführtem Werke p. 547. ziemlich umständlich angezeigt ist. Die damals viel besprochenen,
lange zurückgebliebenen, Watte- und Papier -artigen fingerdicken Ueberzüge aller Niederungen, welche auch dem Kaiser nach Wien zur
Ansicht geschickt wurden, waren offenbar ursprünglich grüne, dann ausgebliebene verfilzte Conferven oder Wasserfäden. Ebenso merk-
würdig ist die von Decandolle beschriebene rothe Färbung des Murten-Sees in der Schweiz im Februar und März 1825 durch Oscil-
latoria rubescens, welche auch Fische tödtete und ihnen rothe Knochen verursachte , die aber Bory unrichtig als Ose. Pharaonis
mit der ägyptischen Erscheinung vergleicht, weil nicht das ganze Wasser roth war, sondern es nur viel grüne und rothe Flecke gab,
wie 1815 im See von Lubotin in Preussen. Auch der im Jahre 1819 in der Reise des Cap. J. Ross nach der Baffins-Bay erwähnte
rothe Schnee, welcher viel Aufsehen erregt hat, war den alten Griechen schon bekannt. Ausser röthlichen haarigen Schneewürmern
bemerkt schon Aristoteles das Rothwerden des liegenden Schnees in Griechenland {Hist. anim. V. Cap. XIX.). Neuerlich wurde
er wieder von Thienemann 1821 in Island, von Lessing 1831 in Lappland auf dem Wege nach Lairo-Fjaell, und von Webster
1830 am Cap Hörn beobachtet. (Brewster, Edinb. Journ. III. 1830. p. 30.) Dieser rothe Schnee ist kein Thier, sondern,
meinen eigenen vielfachen Untersuchungen nach, ein auf dem Schnee, wie auf feuchtem Boden wachsender, Pilz der Gattung Lepra-
ria, Lepraria nivalis , welche in ihrer Erscheinung etwas einer Flechte {Liehen) Aehnliches besitzt. Vielleicht gehört die Form
aber doch, wie Tremella meteorica (Anhaldtia, Actinomyce) ursprünglich zu den Wasserpflanzen, und dann wäre sie, als Sp/iae-
rella nivalis nach Sommerfeld, zu den Algen zu zählen. Sehr mit Unrecht ist auch dieser rothe Schnee die Veranlassung gewor-
den, dass Chladni alle ähnlichen rothen Färbungen zu den unorganischen Atmosphärilien und Meteoren rechnen wollte. Schon Nees
von Esenbeck beschränkte diese Ansicht und leitete die Aufmerksamkeit auf organische Atmosphärilien, die vielleicht im Lufträume
gebildet periodisch zur Erde kämen. Die vorurtheilsvollen früheren Beobachtungen erlauben, wie mir es scheint, die bisherigen Nach-
richten über Meteor -Organismen noch sämmtlich auf rein terrestrische Körper zurückzuführen, allein es ist höchst wünschenswerth, dass
alle solche Erscheinungen vielseitig genau beachtet und mikroskopisch untersucht werden mögen, ehe sie chemisch oder auf andere
Weise zerstört werden. Einfaches Antrocknen auf weisses Papier oder reines Glas erlaubt meist eine Versendung und noch eine späte
entscheidende Untersuchung.
Es sind von mir in Poggendorff's Annalen d. Physik 1830. 23 terrestrische Körper, darunter 7 Thiere und 12 Pflanzen,
namhaft gemacht worden, welche man historisch nachweisslich oder sehr wahrscheinlich für blutige Meteore irrthümlich gehalten hat, und
welche in vielen Ländern Verwunderung, Bestürzung und Schrecken verbreitet haben. Unter den 7 Thieren waren 4 Arten von Infu-
sorien aus der Familie der Aenderlinge, von denen jetzt 3 als ein und dasselbe Thierchen angesehen werden, wogegen aber neuer-
lich 2 andere Infusorien dazu gekommen sind. Die 4 Infusorien, welche die Erscheinung blutartiger Färbung des Wassers wirklich
verursachten, sind:
1) Euglena sanguinea. Obwohl wahrscheinlich 1701 schon von Leeuwenhoek direct beobachtet, wurde sie doch erst
im Jahre 1790 auf eine sehr merkwürdige Weise auffallend einflussreich. Sie entwickelte sich im Juli 1790 gleichzeitig bei Halle und
bei Eger in Norwegen zu so grosser Menge, dass sie ganze Teiche blutartig und florentinerlackartig färbte. Vielleicht war sogar die
Beobachtung des Volvos lacustris von Girod Chantrans aus Besangon, welche 1797 bekannt gemacht wurde, ebenfalls aus jenem
Jahre. Aus Weber's Beschreibung des Thierchens von Halle lässt sich der Character der Gattung und auch der Art sicher erkennen.
Die Enchelys sanguinea {Astasia? sanguinea) der Professoren Fr. Nees und Goldfuss zu Bonn von 1826 halte ich jetzt für
dasselbe Thierchen, welches auch Professor Goeppert 1830, einen Teich bei Eilau färbend, beobachtete. Letzteres habe ich selbst
untersucht und sah auch in den Jahren 1833, 1834 und 1836 von ihm Lachen und Gräben bei Berlin erst ziegelroth, dann lackroth
und blutartig gefärbt. Vom Herrn Regierungsrath Hagen in Königsberg hörte ich, dass 1802 ein zum Bleichen benutzter Teich da-
selbst zur grossen Bestürzung der Fabrikanten eine blutartige Farbe annahm. Prof. Hagen senior fand das Wasser mit Thierchen
erfüllt, und auf seinen Rath warf man Salz hinein, wodurch sie verschwanden. Es mag wohl die Euglena gewesen seyn, und man
wird denselben Zweck durch Asche, Lauge, Branntweinspülig und alle ähnlichen scharfen, geistigen und sauren, besonders schnell misch-
baren Dinge auch erreichen. Durch Probiren in Gläsern wird man leicht die jedesmal zweckmässigste Methode herausfinden, da fast
alles das Wasser Verändernde diese Thierchen zu Boden senkt und tödtet. Oscillatorien vertilgt man auf diese Weise aber nicht; da
gilt es vielleicht, zum Bleichen den frühen Morgen zu benutzen, um gutes Wasser in Kübel zu schöpfen, denn mit der Sonnen wärme
entwickelt sich das Gas der Pflänzchen, welches sie vom Boden an die Oberfläche hebt und durch wenig Salz u. s. w. nicht entfernt wird.
2) Astasia haematodes wurde 1829 auf der Reise mit Herrn Alexander von Humboldt in der Platowskischen Steppe
am Altai als intensiv blutiges Wasser bildend von mir beobachtet.
3) Monas vinosa wurde seit 1830 als weinrothe Flecke in Wassergläsern auf infundirten Substanzen in Berlin beobachtet.
4) Monas OJcenii wurde 1836 als intensiv rothe handgrosse Flecke am Boden eines Baches in Ziegenhayn bei Jena beob-
achtet und in der Versammlung der Naturforscher daselbst betrachtet.
Das Rothwerden des Sumpfwassers durch Mückenlarven kannte schon Aristoteles, und der blutartige Schlamm, aus dem
sich diese Mückenlarven entwickelten, war vielleicht Euglena sanguinea {Hist. anim. V. Cap. XIX.). Andere auf diese Weise
bekannt gewordene Thierchen sind die kleinen krebsartigen Wasser flöhe, Daphnia Pulezc und Cyclops quadricomis , deren er-
steren schon Swammerdam 1680 bei Vincennes in Frankreich und Prof. Schuyl in Leyden bewunderten, und welchen Linne und
Schaeffer als Monoculus Pulecc ebenfalls im rothen Wasser sahen. Agardh hat neuerlich (1824) nur den Cyclops so gefunden,
welchen auch ich seit 1826 jährlich bei Berlin in rothen kleinen Lachen beobachtete. Die Farbe des Cyclops ist durch periodische rothe
Oeltröpfchen bedingt, welche sich im innern Körper mehr oder weniger entwickeln. Endlich hat man rothe Meeresfärbung durch Mam-
maria scintillans, eine kleine Leuchtmeduse von der Grösse eines Stecknadelknopfes, in deren Laichzeit beobachtet. Bei Ha vre
sah es Dr. Suriray. Sie gab auch vielleicht die bläuliche Färbung, welche Scoresby 1820 bei Grönland, und die, welche Quox
und Gajmard im Südmeere sahen, letztere aber einer (jungen) Salpa-Art zuschrieben. Sie vermutheten nur, dass diese das rothe
Meer roth färben möge, was nie beobachtet worden.
ISO -
Unter den Erzählungen von blutigen Gewässern sind einige, welche die Erscheinung zu bestimmten Perioden wiederkehrend
darstellen. Der Jacobs -Brunnen bei Sichein in Palästina soll alle 3 Monate sich rotli und grün färben. Aelmliches wird von einem
Brunnen bei Schleiz im Voigtlande gemeldet. Schon Plinius sagt L. 31. c. Y., ein See bei Babylon sey im Sommer 11 Tage lang
roth. Ich habe selbst beobachtet, dass rothe Gräben an einzelnen Zwischentagen ganz klar waren, oder am Morgen klar waren und
gegen Mittag erst immer röther wurden, was wohl täglich so wechselte. Der Grund lag da im Auftauchen und Untertauchen der In-
fusorien je nach der Luftwärme, und in dem periodischen Erscheinen verschiedener Generationen. Hatte ich rothes Infusorienwasser in
Gläsern, so senkte sich die Farbe oft zu Boden, und setzte ich sie an die Sonne oder nur aus Fenster, so verbreiteten sich die Thier-
chen im Wasser und sammelten sich als intensivere Farbe wieder an der Oberfläche. — Sehr oft ist Blutthau und Blutregen offenbar
nichts anderes gewesen, als Auswurf der Bienen oder Schmetterlinge beim ersten Ausfliegen, den man tropfenweise am Boden u. s. w.
fand. Oft sind diese Tropfen halb roth, halb weiss, daher die Sagen von Milch- und Bluts -Tropfen (lade et sanguine phiisse).
Dass die rothe Lepraria kermesina als Infusorium lebend aus der Atmosphäre falle und dann zur Pflanze werde, ist eine unbegrün-
dete Hypothese von Wrangel 1823, gleich der von Ramond, dass Glimmerschiefer sich in sie organisire (Gehlen's Journ. VI. 1806).
Die grünen Färbungen der Gewässer haben weniger das Volk als die einzelnen Gelehrten beschäftigt. (Die ältesten Nach-
richten sind wohl bei Plinius, welcher den Namen der filzigen und röhrigen (blasigen) Conferva der Alpenflüsse von ihrer Heilkraft
bei Knochenbrüchen, a conferruminando , ableitet [Htst. nat. L. 37. c. 8.].) Imperati kannte dasselbe als Wasser flachs,
Linum aquaticum , Bauhin als grünen Tang, Alga viridis. Feinere Unterschiede solcher grünen, das Wasser färbenden, nicht
zu den Kräutern und nicht zu den Moosen passenden, Körper sind erst nach Erfindung des Mikroskops sehr zahlreich gemacht worden.
Schon 1696 fand Harris ein grünes Wasser in Winchelsea in Sussex nicht durch fasrige Conferven, sondern durch frei bewegte In-
fusorien gefärbt. Es war wohl ohne grossen Zweifel die erste Beobachtung der Chlamidomonas und Euglena viridis. Leeuwen-
hoek fand 1701 grüne und rothe Infusorien im Wasser zu Delft. Die Oscillatorien unterschied Arderon in Norwich bei Baker
gegen das Jahr 1745, und 1767 beobachtete sie auch Adanson. Erst im Jahre 1779 wurde durch den hochverdienten englischen
Physiker Priestley eine grosse Aufmerksamkeit auf diese grünen, sonst unscheinbaren Wasserfärbungen rege, indem er mit Verwun-
derung bemerkte, dass dieselben geradeso reines Sauerstoffgas (Oxygen, dephlogistisirte Luft, reine Luft, Lebensluft, wie man es ver-
schieden nannte), in grosser Menge entwickelten, wie er es bei den Pflanzenblättern entdeckt hatte. Da er keine Specialkenntniss die-
ser Naturkörper besass, so ist gar nicht zu entscheiden, welchen organischen grünen Stoff des Wassers er vor sich hatte, und er scheint
selbst zu verschiedenen Zeiten verschiedene gehabt zu haben. Erst 1781 nannten ihm Belwt die Substanz Conferva fontinalis (Oscil-
latoria), und Forster Byssus botryoides Linnei ( = Palmella? Prolococcus?). Sennebier, berühmter Physiker und Biblio-
thekar in Genf, behauptete 1781, dass Priestleys sauerstoffgasgebende grüne Materie nur eine Conferve (Conjugata?) sey (Jour-
nal de Physique 1781. 1. 210.). Ingenhousz, Leibarzt in London, wiederholte und bestätigte ebenfalls Priestley\s Erfahrun-
gen, allein er leitete, aus einem gleichen Mangel an Specialkenntniss dieser Organismen, auf einen sehr einflussreich gewordenen Irr-
weg, welcher die Kräfte vieler späteren Physiologen und Botaniker absorbirt hat, nämlich auf die sich nicht bestätigende Verwandlung
grüner Infusorien in grüne Pflanzen, und auf das rückgängige Zerfallen grüner Wasserpflanzen in Infusorien. Seinen nicht hinreichend
vergrösserten Abbildungen nach gingen diese Beobachtungen von Chlamidomonas Pulvisculus und Euglena viridis aus, die sich in
Conferva rivularis und Tremella Nostoc verwandeln sollten. Ingenhousz behauptet auf das Bestimmteste, dass er sowohl aus
den Thieren als aus den Pflanzen reines Sauerstoffgas erhalten habe {Journal de Physic/ue 1784. und in seinen Vermischten
Schriften 1784). Seit jener Zeit nennt man häufig in den Büchern die grünen Ueberzüge und Absätze des Wassers ganz verschiede-
ner Art Priestley'sche grüne Materie.
Otto Fr. Müller, der dänische Fürst mikroskopischer Forschung, hatte schon 1773 die grün färbenden Infusorien als Mo-
?ias Pulvisculus (M. Lens war in Rücksicht auf Eichhorn's grüne Wasser lause wohl ein Irrthuin) und Enchelys viridis ver-
zeichnet, aber von Verwandlungen derselben nichts beobachtet, nichts erwähnt (Historia Vermium 1773). Franz v. Paula Schrank
beschrieb 1780 unter dem Namen Enchelys viridis ein hautbildendes grünes Thierchen, welches er 1784 aber für Samen (Eier) des
Räderthieres hielt und welches Müller 1786 als Cercaria viridis besonders beschrieb, ohne je sehr speciell auf das Verhältnis»
der Infusorien zur Priestleyschen grünen Materie einzugehen (s. Euglena viridis). Girod Chantrans zahlreiche specielle Beob-
achtungen der Verwandlung von grünen Infusorien und Bacillarien in Oscillatorien und Conferven waren vom Jahre 1797 und
wurden 1803 besonders publicirt (vergl. Euglena sanguinea und E. viridis). Unter seinen vielen irrigen Beobachtungen wird auch
Gonium pectorale als Frucht der Conferva fontinalis (Oscillatoria) 1803. p. 62. erwähnt. Im Jahre 1797 beschrieb Schrank
das, was Forster für Byssus botryoides erklärt hatte, als Lepra hifusionum in Usteri's Annalen der Botanik IX. p. 4., und
derselbe nahm 1803 den naturhistorischen übersichtlichen Gesichtspunkt dieser grünen Färbemassen, besonders in der Fauna boica HL
2. p. 80. unter Cercaria viridis , wieder auf. Er machte 8 verschiedene Körper namhaft, welche grüne Materie bilden, 2 Pflanzen:
Lepra hifusionum und Conferva Infusiontim, und 6 Infusorien: Vibrio vegetalis (Oscillatoria), Cercaria viridis (Euglena),
Lima pruniformis (Ophrydium) , vorzüglich aber Enchelys Pulvisculus (Chlamidomonas?), Enchelys viridis (wohl ebenfalls
Euglena viridis?) und selten Gonium pectorale. Schon damals hielt Schrank nur die beiden Pflanzen und vielleicht die Oscil-
latorie, wrelche er für ein Thier ansah, für Sauerstoffgas entwickelnd, was durch Thomson (Graf Rumford) und Sennebier erwie^
sen sey, die Infusorien aber für unsicher in dieser Beziehung. Gleichzeitig theilte Treviranus in seinem übrigens überaus verdienst-
vollen Werke: Biologie, 2r Band, 1803. viele Erfahrungen in dem andern Sinne von Ingenhousz mit, welche jene Ideen der Ge-
neratio spontanea und Verwandlung in Deutschland sehr befestigen halfen. Eine specielle Feststellung der beobachteten Organismen
scheint er sogar für unnöthig und unmöglich gehalten zu haben. Schrank überarbeitete denselben Gegenstand als entschiedener Geg-
ner der Generatio aequivoca (Non generant aquilae columbas) 1811 und 1813 in den Schriften der Münchner Akademie, und
suchte noch mehr die specielle Formenkenntniss der concurrirenden Organismen zu vermehren und zu befestigen. Anstatt der früheren
8 verzeichnete er 1811 13 massenweis grünfärbende Organismen des Wassers, indem er die Lepraria Infusionum, wie er sie dann
nennt, und die er als Wasserform von der Lepraria botryoides als Luftform unterscheidet, sammt mehreren Arten der Gattung Con-
jugata der Conferven (=Zygnema, die er Jugalis nennt), als alleinige Oxygengas gebende Formen ansieht. Zu den bloss grün
färbenden schon genannten 6 Infusorien fügt er noch 5 neue hinzu: Vibrio Lunula (Closterium), Volvosc Globator, Volvoao Pun-
ctum (Monas), Volvos Granulum (Gyges? Monas?) und V. Morum (Pandorina). Ausdrücklich bemerkt er, dass alle diese
Thiere ihm kein Sauerstoffgas zu entwickeln scheinen, ohne jedoch eigene Versuche gemacht zu haben. Im Jahre 1813 beschrieb er
ebenda besonders 4 Arten der Gattung Jugalis (Conjugata, deren Vaücher 14 kannte), als die gewöhnlicheren und massenartig
häufigeren Formen. Seine Vaucheria microscopica mag wohl der Jugendzustand von Ulva (Tetraspora) lubrica gewesen seyn.
tat
Die von Ingenhottsz neu angeregte Aristotelische Idee der Generatio spontanen, und der Verwandlungen wurde 1810 von
Goldfuss in den Abliandl. d. Erlang, physic. Soc. I. p. 40. und von Gruithuisen 1812 in den Beiträgen z. Physiognos. u. Eau-
tognosie p. 321. aus der Priestley'schen Materie weiter entwickelt. Nees von Esenbeck schrieb in diesem Sinne sein geistreiches
Buch über die Algen des süssen Wassers 1814, die er als nächste Fortbildung der Priestley'schen Materie aus Infusorien ansah. Agardh,
der verdiente schwedische Algolog, schrieb 1820 seinen vielbesprochenen, diess erweiternden, Aufsatz über die Metamorphose der Al-
gen (im 1820.), worin er durch specielle Beobachtungen begründen wollte, dass sich Infusorien in Pflanzen, Pilze in Aken, Algen
in Lichenen verwandelten, dass einfachere Conferven in zusammengesetzte übergingen und dass die Stengel der Narcissen und Lilien
aus Conferva rivularis zusammengesetzt seyen. Enchelys Pulvisculus (Euglena. viridis?) soll sich in Oscillatoria limosa,
Zygnema quininum in grüne Infusorien und diese in Ulva bullosa, Oscillatoria fieauosa sich in Vibrionien? verwandeln.
Herr Apotheker, Professor Wiegmann in Braunschweig wollte 1820 {Flora, bot. Zeit. p. 86.) den Volvo jo Globator als Basis
der Priestley'schen Materie und der Verwandlungen erkennen, sagt aber in einer späteren Mittheilung desselben Jahres (N. Acta Nat.
Cur. X. p. 718.), dass er einen Wasserfloh, Cypris detecta, für den Volvoco gehalten. Nach Hornsghugh's Mittheilungen
1821 verwandelten sicli Infusorien (s. Chlamidomonas) in Priestley'sche Materie und diese durch confervenartige Gebilde in Moose
(N. Acta Nat. Cur. X. IL 517.). Seit 1822 (Dich classique d'hist. nat, Art. Arthrodiees) hat Bory de St. Vincent
diese Verwandlungen ganz besonders umständlich entwickelt und zu bekräftigen gesucht. Im Jahre 1823 erschienen detaillirte Beobach-
tungen über die elementarischen Organismen als Schimmel- und Infusorienbildung von Carüs lind Nees von Esenbeck in N. Acta
Nat. Cur. XI. II. Ebenda behauptete Wiegmann wieder, die Priestley'sche Materie gehe bald in thierische, bald in vegetabilische
Formen über. Aus grünem Wasser (von Infusorien?) gingen Conferva setiformis und mutabilis% Cypris detecta und Cyclops
quadricornis u. s, w. hervor, und aus den todten Cypriden bildete sich Ulva compressa und Lepraria Infusionum u. s. w. Diese
Untersuchungen wurden wahrscheinlich ohne ein zweckmässiges Mikroskop angestellt und es fehlt ihnen daher die Schärfe der Begrün-
dung. Viel Aufsehen machten 1823 Gaillons, Zolleinnehmers in Dieppe, Beobachtungen über die Conferva comoides, welche in
Thiere zerfalle und durch Aneinanderreihen von Thieren, Juxtaposition, wieder zur Pflanze werde, was durch das Dict. classique,
Art. Diatoma und Nemazoaires, verbreitet worden war, was aber Türpin 1827 (Mem. du Mus. d'hist. nat.) gründlich wider-
legt hat. Gleichzeitig (1824) behauptete Desmazieres in Lille, ein ähnliches Aneinanderreihen von Monaden zu Conferven in der
Bier- und Weinhefe beobachtet zu haben, deren Körperchen, die schon von Leeüwenhoek und Gruithuisen beobachtet waren, er
Mycoderma nennt, und welche Agardh 1828 zu Hygrocrocis zieht. Raspail hat schon 1827 diese irrigen Ansichten gut wider-
legt {Bulletin des sc. nat. XII. p. 43.). Prof. Friedr. Nees v. Esenbeck machte dann 1824 sehr richtig auf die Unzulässig-
keit aufmerksam, die Conferven und die ihnen ähnlichen, von Hornschuch verwechselten, Mooskeime für ein und dasselbe zu halten,
und sprach sich gegen die Meinung aus, dass alle Priestley'sche Materie, wie Cassebeer so eben mitgetheilt hatte, von Mooskeimen
entstehe (JV. Acta Nat. Cur. XII. p. 180.). Bort de St. Vincent hat darauf im Dict. classique, Art. histoire naturelle,
1825 ein eigenes Naturreich aus solchen Formen gegründet, die abwechselnd Thier und Pflanze wären, Regne psychodiaire , und
1826 ebenda Art. Mutiere, Metamorphose und Mycoderme, die Priestley'sche Materie als eine besondere Art der Materie über-
haupt, Malier e vegetative, bezeichnet, wobei er heftig kämpft, dass die Verwandlung keine zufällige und grenzenlose sey, vielmehr
scheint er sie als eine begrenzte, der individuellen Entwickelung zugehörige, anzusehen. Doch hat er selbst viele Verwandlungen anerkannt,
welche der späteren Prüfung nicht widerstanden haben (s. Chlamidomonas, Euglena). Vergl. auch Burdach's Physiologie I. 1826.
Im Jahre 1827 schienen Dr. Ungers fleissige Beobachtungen der Ectosperma clavata den Uebergang von Thieren in
Pflanzen und umgekehrt zur Evidenz zu bringen, allein es war offenbar nur eben solche Samenentwickelung, wie die von Gruithui-
sen 1821 mitgetheilte der Conferva f er aa> (Saprolegnia) , N. Acta Nat. Cur. XIII. p. 789. Gleichzeitig hat auch Meyen in
der bot. Zeitschrift Linnea die Priestley'sche Materie weitläufig beschrieben und behauptet, dass sie nicht aus Infusorien, sondern als
Pflanze entsteht, als Pflanze fortlebt und sich unter günstigen Umständen in Infusorien umwandeln kann (1827. p. 369.). Dabei ver-
wandele sie sich aus Protococcus viridis in Priestleya viridis (so nennt er die Conferva botryoides), und aus dieser in Ulva
terrestris. Später weicht er selbst von dieser Ansicht wieder ab. Agardh vertheidigt seine systematischen Bestimmungen und Ver-
wandlungsbeobachtungen gegen vielfache Angriffe in den Species Algarum, Vol. IL 1. 1828. p. XLIV. sowohl p. XXIX.
als XXXV. besonders gegen Bory und Turpin, und in den Icones Algarum europaearum 1828 gegen Schrank (Flora 1823).
Er behauptet, nicht als Regel, sondern nur ausnahmsweise, eine Zusammensetzung der grossen aus kleinen Organismen durch Juxta-
position, die er bei Conferva mueoroides 1820 (Metamorphosis Alg.), Syncollesia 1824, beobachtet hatte, und hauptsächlich
eine Entwickelung ganz in dem Sinne von Türpin (1827) gemeint zu haben. Im Jahre 1830 schrieb Meyen dem Protococcus ein
infusorielles Leben zu und verwechselte ihn wahrscheinlich mit Euglena viridis (s. E. viridis). Eine nähere Bestimmung der grün-
färbenden Infusorien, auch des Trichodesmium Flos ac/uae, erschien 1830 in Poggendorff's Annalen und in den Abhand-
lungen der Berl. Akademie d. Wissensch. 1830 und 1831. Rudolph Wagner hat darauf 1832 (in der Isis) Priestley'sche Ma-
terie aus Euglena viridis gut beobachtet, und ebenfalls nicht aus ihr, sondern nur zwischen ihr wachsende Conferven gesehen. In
gleichem Jahre theilte Gravenhorst ältere Beobachtungen über Infusionen und Infusorien mit, bei denen aber die Bestimmung der
Formen sehr wenig sicher zu seyn scheint. Sein Volvos Globator war ein ganz anderes Thier (N. Acta Nat. Cur. XVII. 1833).
Zuletzt hat der fleissige Algolog, Herr Kützing, in der Linnea die Entwickelung der Euglena viridis als Priestley'sche Materie
in verschiedene Algenformen bis zur Bildung eines Laubmooses, der Barbula muralis, verfolgt, wobei er offenbar, gleich allen ähn-
lichen Beobachtern, durch ein zu schwaches und unklares Mikroskop nicht hinreichend unterstützt worden ist (vergl. Chlamidomonas
und Euglena viridis).
Auch die grünen Färbungen der Gewässer sind zuweilen mit dem Absterben der Fische verbunden gewesen, wie mein Freund
Prof. Kunze einen solchen Fall in einem Fischteiche bei Leipzig 1823 ? beobachtet hat. Er nennt den färbenden Körper (Flora, bot.
Zeit.) beiläufig Granularia ichthyoblabe, Fischtödter, welcher Name 1824 in Steudels Nomenciator botanicus übergegangen.
Jetzt ist er geneigt, ihn Palmella ichth. zu nennen. Coccodea viridis Pullis. (Dict. d. sc. nat. IX.) und eine Nachricht des
Gesellschafters (Zeitschrift) 1822. p. 183. aus Petersburg scheint ihm dahin zu gehören. Ein ähnlicher Fall veranlasste wohl das
auffallende Fischsterben zur Cholera-Zeit 1831 in Ostpreussen, welches in der Spener'schen Zeitung v. 5. Octob. angezeigt ist.
Sowohl die grünen, als die rothen oder violetten Färbungen grösserer Wasserflächen pflegen die Landleute das Blühen des
Wassers zu nennen. Die grüne hautartige Wasserblüthe nannte Linne JByssus Flos aquae $ Roth Conferva Flos aquae,
Agardh Oscillatoria Flos aquae. Eine blaugrüne schrieb Lyngbte der zerfallenden Nostoc Flos aquae zu. Letztere ist mit
Palmella ichthyoblabe , Trichodesmium Flos aquae und vielleicht Coccodea wohl die eigentliche Wasserblüthe, da sie wie kleine
31
12% _ _
grüne und bläuliche Flocken das Wasser ganzer Seen erfüllt. Gerade so erfüllt das erst grüne , dann rothe Trichodesmium ery-
thraeum das ganze Seewasser der Buchten des rotlien Meeres , und vielleicht dieselbe Art dieser Gattung sah v. Chamisso, den vor-
25. Nov.
liegenden, auf Papier angetrockneten, Exemplaren zufolge, als grüne Streifen im Meere zwischen Teneriffa und Brasilien am y-yj —
1815. Es giebt aber ausser den rotlien, grünen und bläulichen Färbungen des Wassers durch Infusorien auch gelbe, deren ich bei
Monas und Astasia flavicans und M. ochracea erwähnte, auch milchartige, deren bei Polytoma Uvella gedacht ist, und schwarz-
braune, fast schwarze, wie dunkelbrauner Kaffee, welche bei Berlin der Stentor niger und Ophryoglena atra nicht selten in gros-
sen Lachen hervorbringen.
Sehr auffallend für das Volk pflegt das periodische schnelle Wechseln solcher Erscheinungen zu seyn. Ein gestern klarer
See ist heute grün, morgen farblos und übermorgen wieder farbig, oder am Morgen und Abend farblos klar, am Mittag (oder in grös-
seren Perioden) abwechselnd trübe und gefärbt. Hiermit verbindet sich wohl auch ein plötzliches Sterben aller Fische. Diese Umstände
sind leicht erklärlich durch die schnelle alles erfüllende Vermehrung und Gasentwickelung der kleinen Algen und der zahllosen Cada-
ver der Infusorien, welche durch Wärme periodisch vermehrt, durch Kälte vermindert und unterbrochen wird. Durch die Gasbläschen
werden die Körperchen zur Oberfläche getragen; hört deren Bildung auf, so sinken sie plötzlich alle zu Boden. Auch am Boden kön-
nen sich die den Fischen schädlichen Palmellen und Oscillatorien ungewöhnlich stark vermehren, ohne an der Oberfläche sichtbar zu
werden. Oscillatorien bilden oft mit Conjugaten meist Zoll- oder Hand -grosse kleine schwimmende Inseln. Wenn grüne Färbungen
technischen Zwecken schädlich werden, so lassen sich die thierischen ebenfalls durch Kali-Lauge oder Koch-Salz zerstören oder beschrän-
ken, die pflanzlichen sind früh geringer als Mittags, und können Mittags mit Rechen und Netzen von der Oberfläche entfernt werden.
Die grünen Absätze sind neuerlich (1834 und 1835) von französischen Chemikern unter dem Namen Baregine als Quellenschleim, ge-
rade so wie ehemals die Priestley'sche Materie, ohne Kenntniss der Substanz, vielfach analysirt worden; man hat sie auch Zoogene
und Glairine genannt. (Vergl. Daubeny, Linn. Transact. XVI. p. 587. 1834. Longchamp, Annal. d. C/iim. 1836.) Chemische
Analysen existiren schon von Fontana und Scherer 1786, und über die rothe Oscillatorie des Murten-Sees von Colladon und Macaire-
Prinsep, über die violette Farbe des Sees von Lubotin von Klaproth, welcher einen dem Indigo ähnlichen Stoff darin fand. Reine
Infusorien-Färbungen sind noch nicht sorgfältig analysirt worden. Mit Infusorienbildung sind jene nur irrig in Verbindung gebracht worden.
Folgende grüne Infusorien sind von mir, als intensive grüne Färbungen grösserer Wassermassen bedingend, wirklich beobach-
tet worden: 1) Monas bicolor ; 2) Uvella Bodo; 3) Glenomorum tingens; 4) Phacelomonas Pulvisculus; 5) Cryptomonas
glaaca; 6) Cryptoglena conica\ 7) Pandorina Morum; 8) Gonium Pectorale\ 9) Chlamidomonas Pulvisculus; 10) Kol-
vosc Globator ; 11) Astasia sanguinea jung; 12) Euglena sanguinea jung; 13) Euglena viridis; 14) C/dorogonium euchlo-
rum; 15) Ophrydium versatile. Durch alle diese einzelnen Formen, nur 7), 8), 10) und 15) ausgenommen, habe ich das Was-
ser einer dicken grünen Oelfarbe gleich verdichtet gesehen. Ophrydium bildet Faust- und Kopf- grosse schöngrüne Gallertkugeln,
welche zuweilen, der Tetraspora lubrica gleich, dicht gedrängt das Wasser färben. Pandorina, Gonium und Volvoa geben eine
blassgrüne Färbung, die nur am Rande von Gefässen dicht und dunkel wird.
Als dicker grüner Ueberzug aller unter Wasser befindlichen Gegenstände haben sich folgende Infusorien zuweilen beobachten
lassen: 1) Arthrodesmus quadricaudatus und pectinatus; 2) Euastra verschiedener Art ; 3) Closteria verschiedener Art; 4) Sten-
tor polymorphus\ 5) Vorticella chlorostigma. Als blauer Ueberzug ist Stentor caeruleus , als schön orangefarbener ist Stentor
aureus , als rostfarbener sind Gallionella ferruginea, Naviculae und Gomp/ionemata beobachtet. Als tief schwarzer erscheint zu-
weilen Stentor niger, wenn er sich festsetzt; als weisser, schimmelartiger Ueberzug erscheinen Vorticellen.
Rücksichtlich der bisher wirklich beobachteten Meteororganismen und meteorischen Infusorien, welche sich auf Kolpoda Py-
rum nach Gleichen, auf unbestimmte Infusorien nach Bory und auf Furcidaria rediviva, Monas Termo und M. Lens nach
Schültze beschränken und sämmtlich unsicher sind, vergleiche man die Abhandl. d. Berlin. Akad. d. Wissensch. 1829. p. 13. und
Poggendorff's Annalen 1830. p. 512. Ueber ein Tausend rein und einzeln beobachteter Schneeflocken, Regentropfen und anch in
Afrika untersuchter Thautropfen gaben mir selbst noch keine Anschauung von Infusorien der Atmosphäre.
SIEBENTE FAMILIE: WIRBEL -MOOSTHIERCHEN.
6HiioI>r.viii;i. IMiiol>i\yine*.
CIIARACTER: Animalia aperte aut verisimiliter polygastrica, anentera (tubo intestinali destituta, corpo-
ris unica apertura instructa), gymnica (non appendiculata), formaiu sponte mutantia et lori-
cata (= Astasiaea loricata).
CARACTERE: Awimaux distinctement ou vraisemblablement polygastriques, sans canal intesti-
nal {ayant une seule Ouvertüre du corps), sans appendices (sans ramifications) du
corps et changeant ä leur gre la forme, mais ayant une carapace (== Astasiees a
carapace).
Die Familie der Wirbelmoosthierchen wird aus allen solchen, deutlich oder wahrscheinlich po-
lygastrischen, Thierchen gebildet, welche eine einzige Körperöffnung und einen deutlichen Darmkanal be-
sitzen, keine besondern Körperanhange führen, willkührlich ihre Gestalt verändern können und gepanzert
sind (gepanzerte Astasiaeen).
_ ±2S — —
Diese kleine Familie, welche physiologisch und systematisch sehr ausgezeichnet ist, enthält nur 2
Gattungen mit 3 Arten. Eine ihrer Formen wurde 1831 als Vaginicola% socialis in den Abhandl. d. Ber-
lin. Akademie zuerst beschrieben, aber schon als eigene Gattung bezeichnet, eine andere wurde ebenda als
Cocconema? Utriculus beschrieben. Im Jahre 1833 wurde an gleichem Orte p. 279. die neue Familie
zuerst mit Einer Gattung, Dinohryon^ characterisirt und dieser eine 2te Art hinzugefügt. Jetzt folgt eine
zweite Gattung.
Der Organisationsgehalt der Familie ist nicht hinreichend ermittelt, doch fehlt es nicht an einzelnen
Details. — Als Bewegungsorgan ist bei einer Form der Gattung Dinohryon ein einfacher fadenartiger Rüs-
sel erkannt. — Der Panzer ist bei allen ein Büchschen {Urceolus\ in welchem das kleine, sehr contractile,
einer Euglena ähnliche, Thierchen wie das der Vaginicola oder des Tintinnus mit dem Rücken angehef-
tet ist. — Ernährungsorgane sind nur unsicher, als wenig scharf umschriebene helle Bläschen, erkannt.
Grünliche oder gelbliche feine Kornchen scheinen in allen Individuen den Eierstock zu bilden. Drüsen sind
nicht erkannt, aber eine helle Blase im Körper der Epipyxis könnte die contractile Samenblase seyn. Sehr
einflussreich für die Form ist die Knospenbildung des Panzers oder des Mantels bei Dinohryon , welche
der der Halcyonellen oder Bryozoen (Moosthiere) analog ist. Es entstehen dadurch frei schwim-
mende Bäumchen. — Als Empfindungsorgan ist bei Dinohryon ein rother feiner Augenpunkt am vordem
Körper anschaulich geworden, welcher der andern Gattung fehlt.
Sämmtliche Formen sind nur bei Berlin sicher beobachtet worden, Epipyxis vielleicht auch in
Stuttgart.
ACHTUNDDREISSIGSTE GATTUNG: HERMENTHIERCHEN.
Epipyxis. Epipyxide.
CIIARACTER: Animal e familia Dinobryinorum, ocello destitutum (sessile).
CARACTERE: Animal de la famille des Dinobryines, depourvu dun oeil {et sessile).
Die Gattung Epipyxis enthält solche Formen der Familie der Wirbelmoosthierchen, welche kein
Auge besitzen (und angeheftet sind).
Die einzige Art dieser Gattung wurde im Jahre 1831 als Cocconema? Utriculus verzeichnet. An
Organisation hat sich kein Bewegungsorgan, nur ein feinkörniger Eierstock von gelblicher oder bräunlicher
Farbe erkennen lassen. Ein trichterförmiges Erweitern und Oeffnen des vordem Korperendes und ein Con-
trahiren desselben sind die deutlichsten thierischen Charactere geblieben, doch findet sich im hintern Leibe
jedes Thieres zuweilen ein helles Bläschen, welches ich für eine Samenblase halten möchte. Selbsttheilung
ist nicht beobachtet. Der weiche Körper sitzt in einem nicht viel härteren, häutigen, nicht kieselhaltigen
Büchschen, und letztere ist fuss- oder stielartig festgeheftet auf Conferven. Form einer Herme oder Stand-
säule. {Epipyxis = Pyxidis incola.)
Ob die von v. Martens entdeckte Frustulia crinita^ welche Kützing 1833 Arislella minuta
nannte, hierher gehört, bleibt zu untersuchen. Man durfte ihr die fehlenden Charactere nicht beilegen und
die überflüssigen, welche von einer Hygrocrocis kommen konnten, nicht entziehen.
Verbreitung ausser Berlin nicht sicher, vielleicht in Stuttgart beobachtet.
139. JEpipyocis Utriculus, schlauchartig'es Hermenthierclieii. Tafel VIIL Fig. VIL
E. parva, 54tam lineae partem alta, urceolo conico, pedicellato, gramilis flavicantibus foeta.
Epipyxide Ontre^ petite, egalant V27 mittimetre en hauteur, a carapace conif/ue, urceolce, pedicel-
lee^ remplie de granules jannätres.
Frustulia crinita? v. Martens in Steudel et Hochstetter, Enum. plant, germ. p. 178. 1855. °
Cocconema? Utriculus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 89.
Aristella minuta? Kützing, Linnea, 1833. p. 563. Tab. XV. Fig. 42.
Aufenthalt: Bei Berlin und vielleicht in Stuttgart
Die sichere Form wurde 1831 zuerst in Berlin beobachtet. Sie war gleichzeitig mit Synedra U/na auf Conferva rivu-
laris. Am 6. Febr. 1835 fand sie sich sehr häufig wieder auf alter Conjugata quinina. Wirbel und Rüssel wurden nicht beobach-
tet, aber ein deutliches Erweitern und Verkürzen des Vorderendes gesehen. Magenzellen waren nicht deutlich. Farbige Nahrung wurde
nicht aufgenommen. Eine helle Blase im Körpergrunde fand sich bei fast allen Individuen. Die in der Expansion conische Gestalt
wird in der Contraction keulen- oder birnförmig (vergl. Dinohryon sociale).
Zufolge der Zeichnung bei Kützing beobachtete v. Martens 1825 am 5. April ein sehr ähnliches Thierchen auf Con-
ferva glomerata in Stuttgart in einem Stadtbrunnen, und wieder am 24. Juni 1827, sah aber oft an jedem Körperchcn einen Faden,
- — 134
der auch oft ganz fehlte. Beim Trocknen wurden sie unsichtbar, was gegen die Natur der Diatomeen sey. Wäre der unsichere
Faden etwas Zufälliges, so passte das Uebrige ganz, aber der Name Aristella könnte docli nicht bleiben, da er auf einem Irrthum
beruht, was auch mit dem Specialnamen crinita der Fall wäre; der andere ist später als Utricidus.
Erklärung der Abbildungen Taf. VIIL Fig. VII.
Es sind 28 Thierchen auf einem Stück der alten Conjugata quinina abgebildet, das Ganze 300mal vergrössert.
Bei a ist ein Thierchen mit fast ganz offenem Büchsenrande, bei ß mit ganz offenem. Bei y sitzt ein Thierchen, wohl nur zufällig, auf einem andern.
Bei d ist ein contrahirtes Thierchen.
NEUNUNDDREISSIGSTE GATTUNG: WIRBEL-MOOSTHIERCHEN.
Dinobryon. Dinobrye.
CHARACTER: Animal e familia Dinobryinonmi, ocello instructimi (libere vag ans 3 gemmificatione frati-
eulosum).
CARACTERE: Animal de la famille des Dinobryines^ ayanl un oeil {nageant librement et paus-
sant par la gemmification en forme d9 un arbrisseau).
Die Gattung Dinobryon umfasst alle Formen der Familie der Wirbelmoosthierchen, welche ein Auge
besitzen (freie Ortsbewegung behalten und durch Knospenbildung zu bäumchenartigen Monadenstöcken werden).
Es sind 2 Arten der Gattung bekannt, deren eine 1830, die andere 1833 beschrieben wurde, Ueber
den Organisationsgehalt vergleiche die Familiencharacteristik und die Arten. Das Büchschen ist deutlicher
gesondert vom Thiere, als bei Epipyxis^ und einfache Knospenbildung am obern Rande ohne Ablösung giebt
dichotoinische, verästelte , frei schwimmende Monadenstöcke, welche Bäumchen gleichen. Die kleinste Co-
rallenstockbildung durch unvollkommene Selbsttheilung ist bei Vibrionien, Polytoma der Monadinen und
den Kugelt liieren; Dinobryon bildet den kleinsten Corallenstock durch unfreie Knospen. Volvox =
Astraea; Dinobryon = Oculina.
Die Verbreitung ist ausser Berlin nicht beobachtet. Es wäre möglich, dass D. Sertularia als Haupt-
form dieser Gattung bliebe und D. sociale , wegen Mangels des Auges, getrennt werden müsste. Die Be-
stätigung wird man aus der verhältnissmässigen Entwdckelung der übrigen Organisation mit Sicherheit beur-
theilen können.
140. Dinobryon Sertularia, wedelformiges'WirTbeliiioosthiercIien* Tafel VIIL Fig. VIIL
D. fruticulosuin, majus, loricae singulae prope finem constrietae ostio dilatato, leviter exciso.
Dinobrye Sertulaire, plus gründe, se developpant en forme d'un arbrisseau, a/ya?it les carapaces
etranglees vers V e&tremite , dilatees ä la bouche et leger ement ec/iancrees.
Dinobryon Sertularia, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 280.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese Art wurde 1832 am 2. und 3. März und 5. April zuerst, dann sehr oft wieder, so im Febr. 1835, am 2. und 13.
März 1837, beobachtet. Sehr zahlreich fand ich es an der staubigen Oberfläche sumpfiger Gewässer mit Naviculis, auch zwischen
Conferven. Das ganze Bäumchen, so auffallend seine Gestalt und Grösse erscheint, ist sehr schwer zu sehen, weil alle Panzer cry-
stallhell sind und die Thierchen eine sehr zarte Farbe haben. Die wälzende und fortrückende Bewegung der Bäumchen bringt sie erst
zur leichteren Anschauung. Im Innern jedes crystallhellen Panzers ist ein blassgelbes Thierchen von der Gestalt einer sehr jungen
Euglena viridis oder vielmehr eines Chlorogonium, welches sich spindelförmig ausstrecken und fast kugelartig zusammenziehen kann,
aber nicht aus dem Panzer ragt. Am vorderen Körperende ist ein deutlicher rother Punkt als Auge. An der erweiterten Mündung
des hinter derselben zusammengezogenen Panzers bemerkt man im farbigen Wasser einen Wirbel. Das Wirbelorgan ist ein einfacher,
langer, aus dem Panzer hervorragender, Fadenrüssel von mehr als Körperlänge. Im innern Körper sieht man undeutliche helle Stel-
len (Magenblasen), umhüllt von sehr feinen gelblichen Körnchen, welche zuweilen 2 Längsbinden zu bilden scheinen. Die Baumform
entsteht durch Knospenbildung der letzten, jüngsten Thiere. Aus dem obern Rande jedes Panzers (Mantels) pflegt nur ein junoes
Thier als Knospe hervorzutreten, zuweilen sieht man aber auch 2. Oft sind die untern Mutterthiere der kleinen Corallenstöcke ge-
storben und die übrigen schleppen die Schaalen derselben lebenslang mit sich herum, wie junge Corallenthiere die Knochen der alten
als Stiel oder Fuss benutzen. Die Bewegung ist wie bei Volvoa durch gemeinsame Anstrengung und zufällige oder willkührliche
Uebereinstimmung aller Einzelthiere. — Grösse der Bäumchen V12 bis V10 Linie, der Einzelthierchen V48 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. VIIL Fig. YIII.
Fig. i. ist ein vielfach verästetes, durch Knospenbildung entstandenes, durch Wirbeln der Einzelthiere schwimmendes Bäumchen., oder ein Monadenstock
aus 19 Thieren, 300mal vergrössert. Die untern Mutterthiere sind gestorben.
Fig. 2. ist ein freies Einzelthierchen, 500mal vergrössert.
135
141 • JDinobryonf sociale 9 geselliges Wirbelmoosttoierclieii, Tafel VXIL Fig. IX.
D. fruticulosum, minus, loricae singulae simpliciter conicae ostio truncato.
Dinoörye? sociale, plus petite, se developpant en forme ctun arbrisseau, ayant les carapaces sim-
plement coniques et tronquees au bout.
Vaginicola? socialis, Abliandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. (1831.) p. 72. 1831. p. 93.
Dinobryon? sociale, Abliandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 94. 1833. p. 279.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese zweite Art unterscheidet sich von der vorigen durch eine einfacher conische Panzerform und durch Mangel des Auges.
Letzteren Character halte ich aber für unsicher, bis erst das Wirbelorgan ebenfalls beobachtet seyn wird. Es scheint die Differenz
mehr subjectiv als objectiv zu seyn. Schon im Jahre 1831 erwähnte ich dieses sonderbaren Thierchens im Anhange zur Abhandlung
von 1830. Ich habe es 1831 und am 10. Juli 1834 noch öfter beobachtet, aber nie so häufig gesehen, als die später entdeckte grös-
sere Art. Ich fand es ebenfalls an der staubigen Oberfläche des Bassins im Thiergarten. Den Wirbel sah ich im farbigen Wasser
deutlich, aber weder den Rüssel, noch das Auge. Im Jahre 1831 war diess Thierchen wegen seiner Ergänzung des Parallelismus der
gepanzerten und panzerlosen Gruppen der Infusorien interessant und ist es noch. Ich sah nie so grosse Bäumchen, wie bei voriger,
deren freie Bewegung und Natur sonst gleichartig ist. — Grösse der Bäumchen V24 Linie, des Thierchens lj12 Linie.
Erklärung der Abbildung Taf. VIII. Fig. IX.
Es ist ein Bäumchen oder Monadenstock aus 7 Thieren abgebildet, welcher sein erstes Mutterthier verloren hat und wirbelt. Vergrößerung
300mal.
ACHTE FAMILIE: WECHSELTHIERCHEN,
imoebaea. imoebees.
CHARACTER: Aniraalia polygastrica, anentera (tubo intestinali destituta, apertura corporis unica), pro-
cessibus variabilibus appendiculata et ramosa (proteiforinia), nee loricata.
CARACTERE: Animaux polygastriques, sans canal alimentaire (ä une seule Ouvertüre du corps),
ayant des appendices du corps variables en forme de ramifications ou de pieds, (ä
corps proteiforme), depourvus dune carapace.
Die Familie der Weehselthierchen zeichnet sieb unter den polygastrischen, darmlosen, mit ein-
facher Körperöffnung versehenen, Thieren durch veränderliche Fortsätze, welche eine ästige, beständig wech-
selnde, Körperform bedingen, und überdiess durch Mangel eines Panzers aus.
Es giebt nur eine bekannte Gattung dieser Familie, welche die früheren Beobachter Proteus nann-
ten, die von Bory de St. Vincent Amiba benannt worden ist. Die Familie der Amoebaeen wurde 1830
in den Abhandlungen der Berl. Akad. d. Wissensch. gegründet und umfasste damals nur 2 Arten, jetzt sind
deren 4 unterschieden. Sie bildete als panzerlose Gruppe den Gegensatz gegen die zahlreiche Gruppe der
gepanzerten Bacillarien. An Organisation ist bereits mancherlei ermittelt. — Besondere Bewegungsorgane
fehlen. Die rundlichen, gallertigen, sehr contractilen Körper dieser Formen haben die Fähigkeit, an jeder
beliebigen Körperstelle fussartige Fortsätze bervorzuschieben, mit denen sie ihre Ortsveränderung bewirken
und deren Natur bei Amoeba prineeps genauer erörtert wird. Durch diese Eigenthümlichkeit, welche von
der blossen Constriction und lokalen Expansion nur in der Längsaxe des Körpers der Astasiaeen u. s. w.
ganz verschieden ist, wird eine beständige höchst auffallende Formänderung bedingt, welche viel Bewunde-
rer gefunden, und die man mit dem Formenwechsel des griechischen Proteus verglichen hat. — Ernährungsorgane
sind als viele Magenzellen theils durch natürliche, theils durcli künstliche Füllung bei allen Arten anschaulich
geworden. — Als Fortpflanzungsorgane sind bei A. prineeps allein eiartige Körnchen direct erkannt. Bei
A. verrucosa schien auch eine kugelförmige männliche Samendrüse vorhanden zu seyn, und bei derselben
und A. diffluens hat sich auch wohl eine contractile Samenblase erkennen lassen. Bei A. diffluens ist
Selbsttheilung beobachtet. — Empfindungsorgane und Gefässe sind noch nicht beobachtet.
Die Verbreitung der Familie und einzigen Gattung ist durch ganz Europa von Italien bis in das si-
birische Asien beobachtet.
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VIERZIGSTE GATTUNG: WECHSELTHIERCHEN.
Amoeba. Amoebe.
CHARACTER: Animal Amoebaeorum familiae eharacteribus instructum.
CARACTERE: Animal \ aycml les car acter es de la famille des Amoebees.
Die einzige Gattung der Familie der Wechselthierchen ist durch die Charactere der Familie selbst
bezeichnet.
Man hat sehr viele ganz heterogene Thiere, nicht weniger als 89 , mit den Namen Proteus und
Amiba belegt, welche im Nachtrage zur Gattung gesichtet sind. In die gegenwärtige , später physiologisch
begrenzte, Gattung Amoeba haben sich bisher nur 4 Arten einreihen lassen. A. diffluens wurde 1755 von
Rösel entdeckt und Proteus genannt, auch 1778 von Gleichen beobachtet. Erst 1786 nahm sie Müller
als Proteus diffluens in sein systematisches Verzeichniss auf und verband sie mit Distigma tenax. Schrank
vermehrte 1803 die Gattung Proteus um 2 Arten. Bory de St. Vincent unterdrückte 1822 den Namen
Proteus, weil er schon für Amphibien- und Pflanzengattungen verbraucht sey, und wählte den Namen Amiba^
unter welchem er aber sehr viele ganz unvereinbare Körper verzeichnete. Losana beschrieb 1825 nicht
weniger als 69 unhaltbare Arten der Gattung Proteus. Die Gattung im gegenwärtigen Sinne wurde 1830
in den Abhandl. d. Berlin. Akad. d. Wissensch. mit der erstgenannten Art und einer neuen 5 A. radiosa^ be-
gründet. Ebenda wurde 1831 A. princeps zuerst beschrieben. Eine 4te Art, A. verrucosa *> wird hier
hinzugefügt. Der Organisationsgehalt ist im Allgemeinen im Familiencharacter schon angezeigt und findet
sich im Einzelnen bei den Arten angegeben.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist die der Familie.
142. Amoeba princeps, grosses Weehselthierchen, ISriareus. Tafel VIII. Fig. X.
A. major, dilute flavicans, sextam Hneae partein replcns, processibus variabililus numcrosis, cylindricis, crassis et apice
rotundatis.
Amoebe Chef, grande, jaunätre, egalant lU millimetre> pourvu (F appendices variables nombreiitc, cy-
lindric/ues , epais et arrondis au bout.
Amoeba piinceps, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 28, 79.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Es ist zwar von Rösel eine grössere Art von Proteus beschrieben worden, welcher der Dimension nach mit diesem über-
einstimmt, allein die stumpfen dicken Fortsätze dieser in Berlin vorkommenden Art scheinen mir nicht ganz vereinbar mit Rösel's Ab-
bildungen, welche sich doch wohl nur auf grössere Individuen der A. diffluens beziehen, wohin sie schon Müller zog und auch
Schrank stellte. Vielleicht ist Rösel's Thierchen noch eine besondere Art. Für diese würde der Name A. Roeselii vorzuzie-
hen seyn, weil Bory diesen als Amiba Roeselii , freilich ohne Begründung des Unterschiedes, gegeben hatte. Der kleine, mit blos-
sem Auge schon etwas sichtbare, Körper hat eigentlich eine Kugelform, kann aber jede beliebige Körperstelle erschlaffen lassen und
durch Contraction des übrigen Körpers die innern Theile nach dieser Stelle beliebig bintreiben, wodurch eine Verlängerung daselbst
entsteht, welche man sehr befriedigend mit einem Bruche vergleichen kann, in den die Eingeweide hineingedrängt werden. Solcher
Fortsätze kann das Thierchen gleichzeitig viele, 10 bis 12 bilden, oft hat es nur 2 bis 3.; Es drängt sichtlich in diese scheinbaren
Füsse den ganzen Inhalt des innern Körpers, oft auch die mit ganz deutlich erkennbaren verzelirten Stoffen erfüllten Magenzellen. Diess
ist offenbar das ganze Geheimniss des Formenwechsels dieser Thierchen. Sehr deutlich waren die Magenzellen im innern Körper mit
Doxococcus ruber und Confervenkeimen und andern leicht erkennbaren Nahrungsstoffen erfüllt. Viele andere wasserhelle Blasen wa-
ren mit blossem Schleim erfüllte gleiche Zellen. Nicht eben so bestimmt Hess sich die Mundstelle erkennen, auch wurden Samendrü-
sen und Samenblasen nicht klar anschaulich. Dagegen war der ganze Körper mit kleinen, farblosen, etwa Viooo Linie grossen, Körn-
chen durchwirkt. Alle veränderlichen Fortsätze waren am Ende heller und fast farblos, aber nie spitz.
Im Jahre 1831 entdeckte ich diese Art, l/6 Linie gross, einzeln im Thiergarten bei Berlin zwischen Naviculis im Frühling.
Im Jahre 1832 fand ich sie am 8. April und 1. Mai wieder einzeln, doch nur Vi 2 Linie gross. Ich habe sie dann wieder am 19. März
1835 beobachtet. — Grösse von V12 bis Ve Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. VIII. Fig. X.
Es ist ein und dasselbe Individuum in 3 Formveränderungen abgebildet, 300mal vergrössert. Fig. 1. fast ganz zusammengezogen; Fig. 2.
sich in 3 veränderliche Fortsätze ausdehnend; Fig. 3. in 10 bis 12 Fortsätze zackig ausgedehnt
143, Amoeba verrucosa, kurzfüssiges Wechselthierchen. Tafel VIH. Fig. XI.
A. expansa minor, 20mam lineae partem non superans, hyalina, pigra, processibus variabilibus brevissimis, obtusis,
verrucosa.
Amoebe verru(jUeuse, {etendue)^ petite, ne surpassant pas V10 millimetre, hyaline, paresseuse, ayant
des appendices variables obtus et tres-petits en fo7*me de verrues.
Aufenthalt: Bei Berlin.
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Das hier zuerst beschriebene kurzfüssige Wechselthierchen hat so wenig Füsse als die andern Arten , aber die veränderlichen
Fortsätze dienen als Füsse. Ich habe es im Januar 1835 in einem überwinterten Gefässe mit Micrasterien in grosser Menge beob-
achtet und 1836 in demselben Gefässe den ganzen Sommer hindurch erhalten. Nie sah ich Fortsätze, welche nur die Hälfte der Kör-
perdicke erreicht hätten. Oft lag es lange regungslos. Dabei war es sehr gefrässig, indem in allen Thierchen Oscillatorien oder Na-
viculae, meist halb verdaut, zu erkennen waren. Erst sah ich in einigen, später in allen Individuen einen runden, drüsigen,, ansehn-
lich grossen Körper, und bei vielen auch eine contractile sich auszeichnende Blase, welche ich für männliche Samendrüsen und Samen-
blasen halte. Die kurzen warzenartigen Fortsätze waren immer sehr stumpf. Viele zerstreute leere Blasen schienen Ma^enzellen zu
seyn. Bestimmte Eikörnchen waren nicht deutlich in der sehr schwachen Trübung des crystallhellen Körpers zu erkennen. Grösse
bis 1/20 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. VIII. Fig. XL
Es sind 4 verschiedene Exemplare iu verschiedenen Formen abgebildet, 300mal vergrössert. Fig. 1. hat einen Magen mit 3 Naviculis und
einer zusammengerollten Oscillatorie erfüllt. Fig. 2. hat einen Magen bei ° mit einer Oscillatorie, einen andern bei ** mit einer einzelnen Navicula er-
füllt. Fig. 3. hat nur eine grössere, spiralförmig zusammengelegte, Oscillatorie verschlungen. Fig. 4. hat irgend ein anderes goldgelbes Opfer in einem
seiner Magen.
144. Amoeba diffluens, schmelzendes Wecliseltliierclieii, Proteus. Tafel VIII. Fig. XIL
A. expansa 24tam lineae partem raro superans, kyalina, processibus variabilibus subacutis, longiusculis , validis.
Arno ehe rameuse, surpassant (etendue) rarement V12 millimetre, etant de couleur di eau et ayant les
appendices variables assez longs, robustes et presque aigus.
Der Meine Proteus, Rösel, Insectenbelust. III. p. 621. T. 101. A-—W. 1755.
Volvox Chaos, Linn£, Systema Nat. ed. X. 1758.
Volvox Proteus, Pallas _, Elenclius Zoophyt. p. 417. 1766.
Chaos Proteus, Linise, Syst. Nat. ed. XII. 1767.
Volvox Sphaerula, Müller, Hist. Vermium p. 31. 1773.
Kugelthierchen und Proteus, Gleichen, Infusionstli. p. 151. 168. Tab. 28. Fig. 18. 1778.
Vibrio Proteus, Gmelin, Linne's Syst. Nat. ed. XIII. 1788.
Proteus diffluens, 1 MÜLLER Animalc, infuSe p, 9, Tab, IL Fig. ±^±% 1786.
— (Gleichenii)? )
Proteus diffluens, \
— crystalUms, I ScHRANK Fauna boica III. 2. p. 24 — 25. 1803.
— Gleichenii , /
— tenaoc, )
Amiba Roeselii, \
— divergens, ( Bory de St. Vincent, Diction. classiq. d' bist. nat. 1822.
— Gleichenii, \
Amiba Mülleri, Bort de St. Vincent, Encycl. meth. 1824.
Proteus (69? Arten), Losana, Memorie di Torino, XXIX. 1825.
Proteus diffluens, M. Surirai, Blainville, Dict. des sc. naturelles 1826.
Amoeba diffluens, Abbandl. der Akademie d. Wissenscli. zu Berlin, 1830. p. 39, 61, 68, 75. Taf. I. Fig. V. 1831. p. 79.
Aufenthalt: Bei Nürnberg!, Copenhagen!, auf dem Greifenstein ob Bonnland , bei Ingolstadt!, in Paris?, bei Turin!, bei Havre!,
bei Berlin!, bei Saratof an der Wolga! und bei Catliarinenburg im Ural.
Nachdem Baker die Lacrimatoria Olor unter dem Namen Proteus beschrieben hatte, nannte doch Rösel dieses ganz an-
dere Thierchen aus der Gegend Yon Nürnberg auch den kleinen Proteus im Gegensatze des grossen der griechischen Mythologie,
und gab \iele Abbildungen seiner Verwandlungen. Linne nannte Rösei/s Thierchen, das er nicht selbst gesehen, Volvotc Chaos,
dann Chaos Proleus. Pallas nahm Rösel's früheren Specialnamen auf und nannte diess Thierchen Volvoa; Proteus, den Baker -
sehen Proteus als Brachionus verzeichnend. Müller zweifelte anfangs, ob nicht sein Volvozc Sphaerula Rösel's Proteus sey,
unterschied diesen daher nicht als besondere Art. Erst etwa 1784 fand er ihn selbst bei Copenhagen und errichtete (1786) die eigene
Gattung Proteus, welchen Namen freilich schon 1768 Laurenti dem wunderbaren unterirdischen Kiemen- Salamander gegeben hatte.
Müller glaubte 3 Arten für seine Gattung zu haben: P. diffluens , tenax und {Gleichenii?), eine von Gleichen auf dem Grei-
fenstein beobachtete und abgebildete Art. Den ersten und letzten halte ich für ein und dasselbe Thier, der mittlere ist Distigma?
tenasc. Er gab neue Abbildungen der von ihm beobachteten Form des P. diffluens. Schrank, welcher den wahren P. tenaco kaum
kannte, scheint dieselbe Art bei Ingolstadt gefunden und in 4 zerspalten zu haben. Bory in Paris gab demselben Thierchen, das er
nur in der verkümmerten Form des P. Gleichenii kannte, noch unnöthig 3 neue Namen, änderte aber mit Recht den Gattungsnamen
in Amiba, den er jedoch auf sehr heterogene Thierchen zu weit ausdehnte. Am unglücklichsten für die Geschichte der Wissenschaft
ist Losana's Bemühung gewesen, welcher, wenn nicht 69, doch wohl sicher 10 besondere Namen für die einzige Art gegeben, je
nachdem sie verschiedenfarbige Nahrung genossen und verschiedene Formen angenommen hatte. Wegen sichtlichen Mangels einer phy-
siologischen Critik der Erscheinungen (vergl. Volvosc u. s. w.) lassen sich die von ihm bemerkten oft scheinbar wichtigen Unterschiede
für weniger wichtig halten, zumal da alle seine Abbildungen sehr roh gefertigt sind. Der einzige wissenschaftliche sichere Nutzen sei-
ner Mittheilüng, welcher statt haben kann, ist, das geographische Vorkommen der Gattung bei Turin befestigt zu haben. Er sah das
Thierchen zu allen Monaten des Jahres im Wasser des Po und seiner Seen, auch unter dem Eise. Blainville theilte dann aus den
Manuscripten des sehr geübten mikroskopischen Beobachters Dr. Surirai in Havre mit, dass dieser den P. diffluens bei Havre beob-
achtet habe. Ich selbst hatte 1826 schon öfter das Thierchen bei Berlin gesehen und fand es im letzteren Jahre wieder auf der Reise
mit Herrn von Humboldt in Russland bei Catliarinenburg im Juli und bei Saratof im August, wovon ich damals Zeichnungen entwarf
und genaue Messungen machte. Im Jahre 1830 gab ich die ersten Darstellungen des Ernährungsorgans dieser Art, und habe sie seit-
dem noch sehr häufig in allen Monaten, ausser im Winter, beobachtet. Nicht selten fand ich sie mit Chlamidomonas Pulvisculus,
und von deren sichtlichem Genuss ganz grün gefärbt. Künstlich habe ich sie oft blau und roth gefärbt.
Die Erscheinung dieser Art ist am meisten und immer sehr abentheuerlich beschrieben worden, und ist allerdings sehr
unterhaltend für den Beobachter. Ein oft sehr durchsichtiges, zuweilen trübes, Klümpchen Schleim bildet den Körper, und diess reckt
sich und dehnt sich etwa wie ein in einen Sack eingesperrtes vielfüssiges träges Thier, so dass bald hier, bald da sich langsam Zacken
bilden, die abwechselnd wieder eingezogen werden, und wovon bereits gemeldet wurde. Besonders merkwürdig ist Rösel's Beobach-
tag
tung seiner Selbstth eilung, die ich nie sah. Surirai sah nach Blainville bei der Formverwandlung keine Ortsveränderung , was
wohl zufällig war, da ich sie häufig sali. Rösel fand sein Thierchen mit Volvocc Globator in ziemlicher Menge, und er beobach-
tete Exemplare von etwa lj2 Linie Grösse, wie er sagt und abbildet. Verletzt zerfloss es in Körnchen, wie viele andere Infusorien
es aucli thun. Ich selbst habe Exemplare beobachtet und schon 1830 abgebildet, die Stäbchen der Synedra Ulna verschlungen hat-
ten, welche 4- bis 6mal so lang waren, als ihr ganzer Körper und sich daher in einen Ueberzug dieser Stäbchen verwandelt hatten,
dabei aber auch noch Zacken bildeten. Die contractile helle Stelle, welche ich damals für den Mund hielt, halte ich jetzt für verschie-
den von diesem, obschon der Mund, wenn er sich öifnet, ihr ganz ähnlich ist. Der wahre Mund öffnet sich aber nur im Acte des
Verschlingens oder Auswerfens und bleibt nicht so lange offen, als diese helle Stelle ausdauert. Schrank fand seine Thierchen im
Mai, Juni und August 1794 und 1795 im Donauwasser mit Ceratophyllum ; die GleichenscIic Form, welche dieser in Gerstenaufguss
gefunden, sah Schrank im Aufguss des Eisenhütchens (Aconitum) nicht selten im Juni. — Grösse von V2 Linie (?) selten, häufig
V24 bis V48 Linie gross.
Erklärung der Abbildungen Taf. VIIL Fig. XII.
Es sind 7 Formen dargestellt, welche zwar von mehreren Thieren entlehnt sind, aber ebensowohl als blosse Veränderungen eines und des-
selben Individuums gelten können. Alle sind 380mal vergrössert. Fig. 1. ist der ganz contrahirte Zustand. Fig. 2. ist dasselbe Thierchen, nachdem
es 3 Hörnchen hervorgeschoben; beide mit Indigo gefüttert. Fig. 3. ist ein anderes Thierchen, welches eine Synedra Ulna und eine Navicula gra-
cilis verschlungen hat und welches ich vielfach abbildete. Fig. 4. ist dasselbe zackentreibend; beide würden contrahirt der Fig. 1. gleichen. Fig. 5. ist
ein 4zackiges Thierchen ohne farbige Nahrung. Fig. 6. und 7. sind andere Formen mit Farbe genährter Individuen, welche wieder an Fig. 1 sich
anreihen.
145. Amoeba radiosa, strahliges Wechselfthierclieii. Tafel Vin. Fig. XIII.
A. minor, 20mam lineae partcm fere aequans, processibus tenuibus, longis, crebris, acutis, radiatis varians, hyalina,
Arno ehe rayonnante, petite, egalant a peu pres */io millimetre, ayant des appendices variables nom-
breuasy longs, greles, en forme de rayons et aigus, a couleur hyaline.
Amoela radiosa, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 39. 1831.
Aufenthalt: Bei Berlin, vielleicht auch bei Turin beobachtet.
Ich entdeckte diese sehr ausgezeichnete Form vor dem Jahre 1830 bei Berlin im Sommer zwischen Meerlinsen, jedoch nur
einzeln. Ich habe sie seitdem einzeln öfter im Sumpfwasser beobachtet. Das Besondere der Art besteht in dem spitzen Auslaufen der
Fortsätze, welches auch im conträhirteren Zustande deutlich bleibt. Bei grosser Expansion könnte man das Thierchen einem Stachel-
schweine vergleichen, zusammengezogen ist es von der gemeineren A. diffluens nicht zu unterscheiden, bildet aber sehr bald und im-
mer wieder seine dünnen, langen, stachelartigen Strahlen und schreitet dabei gar nicht langsam vorwärts. Es gehört zu den leicht mit
farbiger Nahrung zu füllenden Infusorienformen. Eier, Samenblasen u. s. w. waren nicht deutlich. Grösse V20 Linie.
Lqsana's ähnliche Formen sind unsicher in der Auffassung, und die so wenig sorgfältig gezeichneten Abbildungen könnten
auch nur zufällig spitzer gerathen seyn, als sie in der Natur waren. Ich wage nicht, das Vorkommen dieser Art bei Turin durch jene
Abbildungen für sicher gestellt zu halten. Es mag desshalb die flüchtig beobachtete und gezeichnete A. diffluens gewesen seyn, weil
diese überhaupt am meisten verbreitet ist.
Erklärung der Abbildungen Taf. VIIL Fig. XIII.
Es sind 4 Zustände eines und desselben Thierchens dargestellt, alle 380mal vergrössert
Fig. 1. und 2. sind in der stärksten Ausdehnung;
Fig. 3. und 4. contrahirt.
Nachtrag zur Gattung und Familie der Wecliselthierchen {Amoebaea).
Die 89 Artnamen der Gattungen Proteus und Amiba, von denen nur 4 liier angewendet werden konnten, sind in der übri-
gen grossen Mehrzahl folgendermassen zu verstehen: 1) Baker's Proteus ist = Lacrimaria Olor. Von Müller's 3 Arten ist
eine benutzt: 2) Proteus diffluens; sie ist die Stammform Amoeba diffluens ; 3) P. tenacc = Distigma? ten. 4) P. (Gleiche-
nii) = P. diffluens sind eingezogen. Scpirank's neue Art 5) P. crystallinus ist wohl = Amoeba diffluens. Bory's Gattung
Amiba für Proteus enthält nach ihm 11 Arten mit 12 Namen, davon sind 4: 6) A. Roeseliiy 7) Amiba diver gens (1822), 8)
A. Mulleri (1824) und 9) A. Gleichenii nur als Synonyme Einer Art, der Amoeba diffluens , angesehen, die übrigen gehören
ganz andern Gattungen an; 10) A. oc/irea ist = Trac/ielius? oder Amphileptus? 11) A. Anser und 12) A. Cygnus = Am-
phileptus Anser; 13) A. Olor = Lacrimaria Olor; 14) A. Anas, 15) A. Solea und 16) A. Joblotii sind = Trachelius
Anas; 17) A. cydonea ist Kolpoda Cucullus. Losana's 69 Arten gehören wohl ebenfalls zum Theil ganz andern Gattungen an:
18) Proteus comosus, 19) flavescens, 20) humilis, 21) infundibuliformis, 22) rostratus und 23) sinicus könnten Synonyme
von Amoeba princeps seyn ; 24) P. cataphractus, 25) hirtiis und 26) macherophorus, den er selbst für P. diffluens hält, könn-
ten zu Amoeba radiosa gehören; 27) P. Cyclidium könnte ein Cyclidium, 28) P. praeeeps eine Form der Stylonychia seyn;
alle übrigen 58, 29) bis 86), und auch alle 69 zusammen, könnten verschiedenartige Zerrbilder der Amoeba diffluens seyn. — Ich
habe seit 1830 den, vielen heterogenen Dingen gegebenen, Namen Amiba sprachgemässer in Amoeba umgewandelt, und die genannten
zahlreichen und die zahllosen ungenannten Gestalten auf die obigen 3, physiologisch zu characterisirenden, neuen Arten 87) bis 89)
beschränkt.
Dujardin's wunderliche Behauptung (Annal. des sc. nat. IV. 1835. p. 352.), den Proteus tenaa>l in der Bauchhöhle
des Regenwurms gefunden zu haben, mag sich, wie auch Wiegmann (Archiv 1836. II. 184.) bemerkt, auf ein Entozoon beziehen.
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üeber das künstliche Wechselthierchen, den künstlichen Proteus.
Zu den merkwürdigen Sonderbarkeiten gehört die Verwirklichung der seit alter Zeit spukenden Idee, dass man Xnfnsionsthier-
chen machen könnte. Linne's und anderer Meinung nach waren Oeltröpfchen im Wasser schon an sich gleich den Infusorien. Auch
neuerlich, noch 1833, glaubte Dütrochet (E agent immediat du mouvement vital) , alle kugelförmigen oder elliptischen Infuso-
rien wären den durch electrische Strömung bewegten Bläschen (des Pflanzensaftes) gleich, und somit wären sie künstlich zu machen.
Cagniard -Latour glaubte sie sogar noch 1834 aus ölbildendem Gas (Kohlenwasserstoffgas) bereitet zu haben, aber die ihm unbe-
kannten, von ihm fabricirten, Thiere erkannte Aüdoüin für Branchiopoden, Wasserflöhe5 Krebse, und theilte gewiss nicht
jene Ansicht der Bildung (E Institut, lournal, 17. Mai 1834). Diese offenbar ganz irrigen Beobachtungen und Ansichten, welche
bei meist all den Schriftstellern mehr oder weniger schroff wiederkehren, welche die Generatio spontanea und die Verwandlungen ver-
teidigen, von denen im Nachtrage zu den Astasiaeen gehandelt ist, beruhen auf nicht hinlänglich scharfer Bestimmung und Kennt-
niss der beobachteten Gegenstände und auf Mangel am Gebrauche guter Mikroskope.
Viel interessanter, als diese verfehlten Bemühungen, und wirklich merkwürdig ist die Bildung des künstlichen Proteus, welche
Herr Prof. v. Bonsdorff aus Helsingfors in der Versammlung der deutschen Naturforscher in Stuttgart 1834 mitgctlicilt hat, und die
ich bald darauf in Berlin zu meiner grossen Freude von ihm bereiten sah. Tropft man nämlich die Auflösung von salzsaurer Thonerde
in Kali -Auflösung, so entstehen durch Fällung und Wiederauflösung der Thonerde im Ueberschuss des Kali's chemische Wirkungen
und Reactionen in den Tropfen der Thonauflösung, welche dieselben ganz den Evolutionen einer Amoeba diffluens gleich gestalten und
völlig lebendig aussehen. Tanzende Bewegungen, aber keine Evolutionen, zeigen Kamphertheilchen auf Wasser und ein Kupfervitriol-
Crystall auf Quecksilber in etwas Kochsalzauflösung, wenn diese durch Eisen nach Runge's Methode berührt und in chemische Thä-
tigkeit gebracht wird, wie ähnlich es Erman und Herschel auf andere Weise früher auch beobachteten (s. Poggejvdorff's Anna-
len VIII. 1826. p. 106.). Dem scharfsinnigen Entdecker dieses niedlichen Proteus ist es, wie es sich versteht, nie wahrscheinlich
gewiesen, dass der ähnliche künstliche Körper irgend eine andere als blosse Form Verwandtschaft mit dem thierischen habe und sich zu
ihm anders als die Puppe oder das Uhrwerk zum Kinde verhalte.
NEUNTE FAMILIE: KAPSELTHIERCHEN.
Arcellina, Arcellines.
CHARACTER: Animalia polygastrica, anentera (tubo intestinali destituta, unica apertura instructa), lo-
ricata, corpore processibus variabilibus pediformibus appendicuiato, inuitiformi; loricae uni-
valvis, urceolatae aut scutellatae apertura unica. = Amoeba lorica urceolata inclusa aut scu-
tello obtecta.
CARACTERE : Animaux polygastriques , sans canal alimentaire, ayant une seule Ouvertüre du
corps, pourvus £ une carapace et changeant la forme du corps par des appendices
variables semblables aux pieds; carapace univalve urceolee ou scutellee a Ouvertüre
simple. = Amebe en carapace urceolee ou defendue par un bouclier.
Zur Familie der Kap seit hier eben gehören alle solche polygastrische Thiere, welche bei einfacher
Körperöffnung keinen deutlichen Darmkanal erkennen lassen, die gepanzert und nur am Vordertheile des
Körpers mit willkührlich veränderlichen fussartigen Fortsätzen versehen sind, und deren Panzer ein geschlos-
senes, mit einer einzelnen Oeffnung versehenes, Büchschen oder Schildchen bildet. = Mit büchsenartigem
oder schildartigem Panzer versehene Wechselthierchen.
Es gehören von bis jetzt bekannten Thieren 9 bis 10 Arten zu dieser Familie, welche in 3 Gat-
tungen vertheilt sind: Difflugia mit 4 bis 5, Arcella mit 4 Arten und Cyphidium mit einer Art. Die
ersten Formen der Familie wurden im Jahre 1815 von Leon Leclerc in den Memoires du Museum cf/iist.
nat. Vol. II beschrieben. Er hatte in Laval 2 bis 3 Arten beobachtet und gab der Gattung den Namen
Difflugia. Lamarck stellte 1815 diese Formen als Difflugia proteiformis zu den Cristatellen der
Moosthiere, Oken 1817 zu Melicerta der Räderthiere und Ach. Richard 1824 fraglich zu den An-
nulaten; Raspail hielt sie 1827 für Halcyonellen-Eier, Bory stellte sie 1828 in sein Reich der Dop-
pelseelen. Die richtigste Ansicht hatte der Entdecker selbst, er hielt sie für dem Proteus verwandte Infu-
sorien. Die besondere Familie wurde im Jahre 1830 in den Abhandl. der Berlin. Akad. d. Wissensch. mit
2 Generibus, Arcella und Difflugia, und 5 Arten im Gegensatz der nackten Amoebaeen gegründet. Ebenda
wurde 1831 eine dritte Art der Gattung Difflugia zugefügt. Das dritte Genus wurde 1835 a. a. O. an-
gezeigt und wird hier zuerst genauer beschrieben. Ueberdiess ist hier jeder der beiden früheren Gattungen
noch eine neue Art zugefügt.
Als Organisationsgehalt der Familie ist ungeachtet der Schwierigkeit des meist undurchsichtigen
Panzers Folgendes ermittelt: — Der Panzer selbst ist als Körperbedeckung ein bald mehr häutiges, bald
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mehr festes, oft undurchsichtiges Büchschen mit einer einzigen Öeffnung, oder ein Schüsselchen. Zuweilen
soll er etwas spiralartig seyn. Der eigentliche Körper ist eine äusserst weiche Gallerte , welche beständig
nach verschiedenen Richtungen aus der Panzeröifnung hervorzufliessen scheint. — Als Bewegungsorganismus
sind bei allen Arten aller Gattungen zarte wechselnde Fortsätze am vordem Körper beobachtet worden,
welche bald eingezogen, bald vorgeschoben, bald einfach, bald verästet sind. Es sind weder Fiisse noch
Fühlhörner, sondern ein eigentümlicher Bewegungs- Apparat. Oft erscheint er wie kleine Ströme einer
fliessenden Gallerte und ist zuweilen schwer zu erkennen. — Der Ernährungsorganismus ist als viele innere
Magenblasen bei den 4 Arten der Gattung Arcella und bei Difflugia Enchelys erkannt, bei den übrigen
4 Arten noch nicht ermittelt. Alle jene haben farbige Nahrungsstoffe aufgenommen, einige haben grosse Bacil-
larien verschlungen. — Vom Fortpflanzungsorganismiis ist keine deutliche Anschauung, selbst nicht von
Eiern, gewesen. Nur Arcella dentata und Oypkidium aureolum verdanken wold ihre Farbe einer Ei-
nlasse, bei den übrigen schien sie nur dem Panzer anzugehören. Selbsttheilung und Knospenbildung fehlen,
doch könnte die erstere, wie bei Vaginicola , innerhalb der Schaale, ohne deren Theilnahme, stattfinden.
Ob, was ich 1830 bei Arcella vulgaris für den Mund gehalten, nicht vielleicht abwechselnd eine männ-
liche contractile Blase war, habe ich noch nicht weiter entscheiden können. Der wahre Mund ist sehr ähn-
lich gestaltet, aber bleibt nie so lange geöffnet. — Nerven und Gefässe sind spurlos unerkannt.
Die geographische Verbreitung der Familie ist in Frankreich, Preussen und Russland bis nach To-
bolsk in Sibirien beobachtet.
Ganz neuerliche Untersuchungen haben fossile Verhältnisse vermuthlich dieser Familie hervortreten las-
sen, welche in der Gattung Arcella genauer bezeichnet werden.
Uebersicht der Gattungen in der Familie der Kapselthierchen:
_.,,„. I Panzer ein kugel- oder tonnenartiges Büchschen . . Difflugia
Veränderliche Jbortsatze straluenartig . meist vieistrahlig . \^> • c< i •• i i i c i -n i * 11
ö> ö (ranzer ein JSchussekhen oder JSchüdchen Arcella
Veränderliche Fortsätze breit, ungctheilt, wie ein Schneckenfnss CyphidillUl
EINUNDVIERZIGSTE GATTUNG: SCHMELZTHIERCHEN.
Difflugia. »ifflugie.
CHARACTER: Animal e familia Arcellinorum 5 proeessibus variabiiibus numerosis aut multifidis in corpo-
ris antica parte sola, lorica subglobosa aut oblong a (subspirali?) ureeolata.
CARA4JTERE: Animal de la famille des Arcellines^ ayant les appendices variables nombreux
ou fendus seulement au bout anterieur et la carapace spherique ou oblongue (quel-
t/uefois spiralet} tirceolee.
Die Gattung der Schmelzthierchen gehört zur Familie der Kapselthierchen und umfasst diejeni-
gen Formen derselben , welche bei strahligen veränderlichen Fortsätzen ein kugel- oder tonnenartiges, viel-
leicht auch spirales Büchschen als Panzer haben.
Die Gattung entdeckte und gründete Leon Leclerc 1815 a. a. O. Er gab ihr den sprachwidrig ge-
bildeten Namen Difflugia (a diffluendö), welcher sich nicht mehr verbessern, aber doch aussprechen lässt
und bezeichnend ist. Er erkannte ganz richtig die Form für ein dem Proteus ähnliches Infusionsthier mit
einer Schneckenschaale, und glaubte 2 bis 3 Arten bei Laval unterscheiden zu können. Den Specialnamen
nennt Lamarck einfach D. proteiformis, doch vereinigte er die D. acuminata und vielleicht eine 5te be-
sondere Art. Schweigger erkannte die richtige Stellung nach Leclerc 1820 an; Bory de St. Vincent
schloss aber die Gattung von den Infusorien aus. In den Abhandlungen der Berliner Akademie von 1830
wurde ihre Stelle bei den polygastrischen Infusorien mit 2 Arten durch analoge Formen physiologisch be-
festigt, und 1831 ward eine dritte Art ebenda zugefügt. Eine vierte Art wird hier zuerst verzeichnet und
dabei auf die Wahrscheinlichkeit der Existenz einer schon von Leclerc beobachteten 5ten Art aufmerksam
gemacht.
An Organisation haben die bisherigen Arten wenig mehr als die veränderlichen Bewegungsorgane
erkennen lassen. Der undurchsichtige Panzer hindert die Erkenntniss weiteren Details. Doch hat neuerlich
die wohl hierher gehörige D. Enchelys, deren Panzer durchsichtiger ist, viele innere Magenblasen gezeigt,
woraus sich auf deren Anwesenheit bei den übrigen sehr leicht schliessen lässt Was Leclerc für Begat-
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tung hielt, kann diese nicht gewesen seyn. Bei D. proteiformis und acuminala ist der Panzer äusser-
licli mit Sandkörnchen dicht beklebt, so dass er einer kleinen Phryganeen- Hülse ähnlich erscheint, bei D.
oblonga und Enchelys ist er glatt. Leclerc will unter dem üeberzuge eine spiralförmige Kapsel (Schnek-
kenh ansehen) beobachtet haben, was mir nicht gelang, vielleicht war es eine besondere Art, die auch wohl
Joblot schon beobachtet hat.
Die Verbreitung dieser Gattung ist in Frankreich, in Berlin und in Tobolsk in Sibirien beobachtet.
146. Difflugia proteiformis, veränderliches Sehmelztliierclieii. Tafel ix. Fig. I.
D. lorica ovata et subglobosa, lapillis aspera, nigricans aut virescens, dorso rotundata (nee spiralis), 20mam lineae
partem attingens, processibus hyalinis singulis denisque.
Difflugie proteiforme^ a carapace ovale et presque spherique^ recouverte de petits grains de sable,
noirätre ou verdätre {sans spirale), egalant Vio millimetre en longueur, appendices variables
hyalins d*un seul jusqtt h dico.
Dijflugia, Leclerc, Memoires du Museum d'hist. nat. II. p. 478. PI. 17. Fig. 2. und 3. excl. reliq. 1815.
Difflugia proteiformis (Limnopolypi) , Lamarck, Systeme des anim. sans vert. I. 1815.
Melicerta (proteiformis), Oken, Isis, 1817. p. 980.
Difflugia proteiformis, Schweigger 1819. und Handb. d. Naturgesch. d. skeletlosen Thiere, p. 404. 1820.
Difflugia Annelide? Ach. Richard, Dict. classique d'hist. nat. 1S24.
Alcyonellae stagnorum pullus, Raspail, Memoires de la soc. d'hist. nat. de Paris, IV. 1827.
Difflugia (Psychodiaire) , Bory, Dict. class. Art. Psyckodiaire, p. 333. 1828.
Difflugia proteiformis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 40, 62, 70. 1831. p. 90.
Tuhularla sultana? Meyen, Isis 1830. p. 187.
Aufenthalt: Bei Laval in Frankreich, hei Berlin und hei Tobolsk in Sibirien beobachtet
Unter Leclerc's Figuren findet sich die hier bezeichnete Art sehr deutlich vor. Er beobachtete sie bei Laval in klarem
Wasser zwischen Wasserpflanzen. Ich fand sie bei Berlin seit 1826 sehr häufig zwischen Naviculis im Bodensatze klarer Frühlings-
gewässer und zwischen Oscillatorien. Im Juli 1829 fand ich sie in Tobolsk in Sibirien , Vso Linie gross , auf der Reise mit Herrn
v. Humboldt. Im Sept. 1831 bei Berlin sehr zahlreich unten an den Blättern der Nymphaea alba. Im April 1832 und im April
1835 fand ich sie zwischen Oscillatorien besonders häufig. Zuweilen fanden sich in einem Uhrglase voll verdünnten Bodensatzes Hun-
derte dieser Thierchen. Die verschiedenen Meinungen der Beobachter rühren von Mangel an eigener oder von flüchtiger Beobachtung
her. Ich habe bei dieser Art nie die spirale Krümmung des Büchschens beobachtet, welche Leclerc angiebt, und halte diess daher
für Character einer andern Art oder Gattung. Ich zählte bis 6 veränderliche , crystallhelle, schwer sichtbare, aber dicke Füsse, die
sich zuweilen plötzlich verästeten oder auch sich auf mehr als die Panzerlänge ausdehnten. Leclerc giebt bis 10 an, hat aber bei
dieser Form nur 5 als Maximum gezeichnet. Die Orts Veränderung ist sehr langsam. Sie erscheinen unter dem Mikroskope gewöhn-
lich wie ein rauhes Sandkörnchen, das unbeweglich liegt. Die veränderlichen Fortsätze kommen nach einiger Ruhe erst zum Vorschein.
— Grösse bis V20 Linie. Leclerc giebt zwar */io Linie an, allein das bezieht sich wohl auf D. acuminata, die er verwechselte.
Erklärung der Abbildungen Taf. IX. Fig. I.
Es sind 5 Darstellungen von 4 Individuen gemacht. Fig. #., £., c. 300mal, Fig. «?., e. 380mal vergrössert.
Fig. a. und b. ist ein und dasselbe Thierchen, a. von der Seite, b. von hinten gesehen. Fig. c. ist ein anderes von der Seite. Diese 3 sind in Ber-
lin beobachtet.
Fig. d. und e. sind 2 Zeichnungen, welche ich in Tobolsk gefertigt habe, 380mal vergrössert.
14». Difflugia oblonga, längliches Sclimelztliierclicii. Tafel IX. Fig. IL
D. lorica ovato- oblonga, dorso rotundato, laevis, fuscescens, 18vam lineae partem longa, processibus crassioribus
(paucioribus) hyalinis.
Difflugie oblongue^ a carapace ovale oblongue^ lisse, brunätre, a dos arrondi, egalant Vg millimh-
trey ayant les appendices variables plus epais, moins nombreua) et hyalins.
Difflugia ohlonga, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 90.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Im Jahre 1831 fand ich diese Form zuerst einzeln in ähnlichen Verhältnissen als die vorige, und habe sie dann öfter gese-
hen. Ihrer Grösse und Gestalt halber kann sie nicht die abgeriebene oder sandlose vorige Art seyn, auch die dicken, langen und we-
niger verästeten, 2- bis 3fachen Fortsätze sprechen dagegen. Leclerc scheint sie unter seinen glatten Formen nicht gehabt zu ha-
ben, weil er denen allen die Spirale zuschreibt. — Grösse bis Vis Linie beobachtet.
Erklärung der Abbildungen Tafel IX. Fig. II.
Es sind 4 Formen eines und desselben Individui dargestellt, alle 300mal vergrössert.
148. Difflugia acuminata, spitziges Schmelzthierclieii. Tafel IX. Fig. in.
D. lorica ovato -oblonga, dorso acuminato, lapillis aspera, 6tam lineae partem attingens, processibus hyalinis.
Difflugie aigue, ä carapace ovale oblongue^ aigue au dos, recouverte de petits grains de sable
egalant V3 millimetre, pourvu d' appendices hyalins.
Difflugia al. sp., Leclerc, Mem. du Museum d'hist. nat. I. p. 478. PL 17. Fig. 5. 1815.
Difflugia acuminata, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 40, 75. 1831. p. 90.
Aufenthalt: Bei Berlin und bei Laval in Frankreich.
— - — 13» —
Leclerc kannte diese Form schon 1815. Ich beobachtete sie 1830 zuerst und habe sie am 25. Febr. 1835 wieder gefun-
den. Sie ist bei Berlin sehr selten und ich sah nur leere Schaden. Leclerc hat aber auch das Thier selbst gesehen und abgebildet.
Es gleicht dem der D. oblonga. Wahrscheinlich beziehen sich Leclerc's höhere Grössenangaben von Vio Linie bei D. proteifor-
mis auf diese Form. — Grösse bis Ve Linie.
Erklärung der Abbildung Taf. IX. Fig. III.
Es ist eine leere Schaale des Thierchens, welche doch wohl dem zurückgezogenen lebenden Thiere völlig gleicht, von Ys Linie Grösse ab-
gebildet. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
149. nijfflugia JEncJtelfjs, walzenartiges Sclimelztliierciieii, Tafel IX. Fig. IV.
D. minima, lorica ovata, dorso rotundato, glabra, pellucida, hyalina, 46tam lineae partem longa, processibus hjalinis
tenuibus parvis, apertura laterali.
Difflugie Enchelide, tres-petile, a carapace ovale , arrondie an dos, lisse, transparante et hyaline,
egalant V23 millimetre en longueur^ pourvue d appendices hyalins greles et petits, et dune Ou-
vertüre laterale.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese Art wurde am 25. Mai 1835 in einem überwinterten Wasser auf der Stube entdeckt und lebte gleichzeitig mit Micra-
sterien und Euastris. In demselben Gefässe fand ich sie noch bis zum Sommer des Jahres 1836. Sie zeichnet sich durch ihre
seitliche Panzeröffnung von allen übrigen Arten bedeutend aus und gewährte durch ihre Durchsichtigkeit den Vortheil der Anschauung
des polygastrischen Ernährungsapparates als viele Blasen im innern Körper. Ich fand auch in einzelnen Thierchen verschlungene Ba-
cillarien. Die veränderlichen Fortsätze waren sehr dünn und kürzer als die Schaale, etwa % derselben. In einem Tropfen des Bo-
densatzes hatte ich oft 10 bis 20 Thierchen , die ganz einer ruhenden Enchelys glichen. — Grösse XU6 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. IX. Fig. IV.
Es sind 2 Exemplare des Thierchens unter 300maliger Vergrösserung abgebildet.
Fig. a. von der Bauchseite mit eingezogenen Fortsätzen, im Innern 2 verschluckte Naviculas zeigend.
Fig. b. von der Seite gesehen, mit vielen leeren Magenzellen und 2 vorgeschobenen veränderlichen Fortsätzen.
Nachtrag zur Gattung der Schmelzthierchen.
Es ist wahrscheinlich, dass es noch eine besondere Art der Gattung Difflugia giebt, deren cylindrisches Büchschen in eine
Spiralwindung umgebogen, einem Planorbis der Wass ersehn ecken ähnlich ist. Schon Joblot bildete eine solche Form ab, und
Bory de St. Vincent nannte sie Spindina Ammonis. Eine ähnliche Form beobachtete Raspail 1827 (ßlem. de la soc. d'hist.
not. de Paris Vol. IV. T. 12.) mit der Alcyonella stagnorum und nannte sie Trichoda Bomba, welche Form Müller's wohl ein Sten-
tor mit seiner Mandspirale war (vergl. Spirillum und Spirodiscus). Leclerc hat eine ganz ähnliche Bildung bei einer Difflugia beob-
achtet und war der Meinung, dass es ein allen Formen seiner Gattung zukommender Character sey. Die Abbildungen, welche er giebt,
sind für die Form ausführlich. Sie kommt mit und ohne Sandüberzug vor, was vielleicht auch bei den andern Arten berücksichtigt
werden muss, vielleicht auch 2 Arten einer besondern Gattung bezeichnet. Sie gleicht sehr der eigentlichen D. proteiformis. Man
könnte sie D. Planorbis nennen, wenn ihr nicht der Name Difflugia oder Spirulma Ammonis beizubehalten wäre, der aber aller-
dings einem blossen jungen Planorbis gegeben seyn mag, da Joelots Beobachtung und Abbildung ohne Schärfe ist.
Difflugia ist mit einem halben Closterium nicht vergleichbar, weil dessen Bewegungsorgane feste Zahl haben.
ZWEIUNDVIERZIGSTE GATTUNG: KAPSELTHIERCHEN.
Aredia. Areelle.
CHARACTER: Animal e familia Arcellinorum, processibus variabilibus nuinerosis aut inultifidis sparsis-
que, lorica depressa scutellata.
CARACTERE: Animal de la famille des Arcellines^ pourvu d appendices variables nombreux ou
fendus et epars^ ayant une carapace deprimee en forme de bouclier.
Zur Gattung der Kapselthierchen gehören alle Formen der Familie der Kapselthierchen, welche
zahlreiche oder vielstrahlige veränderliche Fortsätze zerstreut führen und einen niedergedrückten schildarti-
gen oder schüsselartigen Panzer besitzen.
Diese Gattung wurde 1830 mit 3 Arten in den AbhandL der Berliner Akademie zuerst angezeigt.
Sie war eine Frucht der Reise mit Herrn von Humboldt nach Sibirien, wurde in Tobolsk und Catharinen-
burg entdeckt und später erst in Berlin auch beobachtet. Erst neuerlich ist eine 4te Art, auch von mir,
beobachtet worden , welche hier zuerst beschrieben wird.
_____ ___ 133 - - -
Die Organisation ist besonders bei A. vulgaris mehrseitig zu entwickeln gewesen. Der Panzer ist
bei den verschiedenen Arten verschieden gebildet und hat bei der ersteren sehr regelmässige feine Facet-
tirung. Bei __. dentata hat er grössere crj stallartige Facetten. Bei A. aculeala besteht er aus einem Ge-
wirr von Stäbchen, bei __. hyalina ist er homogen, klar. — Der Bewegungsorganismus besteht überall aus
ausschiebbaren und einziehbaren, veränderlichen, strahlenartigen Fortsätzen. — Der Ernährungsorganismus
zeigt sich in allen Arten als zahlreiche Magenblasen, welche auch leicht farbige Nahrung aufnahmen. —
Der weibliche Fortpflanzungsorganismus ist nur in der Farbe bei __. dentata, die wohl dem Eierstocke an-
gehört, anschaulich geworden. Spuren eines männlichen hat __. vulgaris als contractile (Samen-?) Blase
erkennen lassen. — Empfmdungs- und Circulationsorgane sind unerkannt.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist von Berlin bis Tobolsk in Sibirien beobachtet.
Ueber die fossilen Verhältnisse wahrscheinlich hierher gehöriger Formen vergl. den Nachtrag.
15©. Arcella vulgaris, scheibenförmiges MapseltWerclien. Tafel IX. Fig. v.
A. campanulato-orbicularis, hemisphaerica aut dorso umbonata, lorica laevis, c graualis minimis seriatis constituta,
flava aut rufo-fusca.
Arcelle vulgaire, campanulee, orbiculaire, souvent hemispherif/ue ou gonflee au dos, a carupace lisse
constiluee de tres-petits grains colles en series regulier es, jaune ou brune-rougeätre.
Aredia vulgaris, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 40, Gl, 69, 70, 75. Taf. I. Fig. VI. 183t. p. 90.
Aufenthalt: Bei Berlin, bei Catharinenburg im Ural und bei Tobolsk in Sibirien.
Diese sehr auffallende, kleine, bald flachere, bald convexere TMerform, welche einem runden, scheibenförmigen Pflanzen-
Samen gleicht, aber, von der Seite gesehen, flach glockenartig oder schüsselartig mit eingebogenem Rande ist, findet sich sehr häiii'U
an Meerlinsen und andern Wasserpflanzen, auch zwischen Conferven. Thut man dergleichen Pflanzen in ein Glas, so sammeln sich die
Arcellen am Boden und kriechen allmälig am Glase selbst wieder in die Höhe, so dass die Lichtseite des Glases, mit der Lupe be-
sehen, oft dicht schwarz punktirt erscheint; diese Pünktchen sind meist Are. vulgaris. Lässt man sie auf dem Objectträgcr des Mi-
kroskops im Wassertropfen einige Zeit (»/♦ Stunde) in Ruhe, so strecken sie ihre cry stallhellen, langen, veränderlichen Fasse weit her-
vor und kriechen sehr langsam herum. Ich fand sie in Catharinenburg und Tobolsk 1829 im Juli von '/wo bis '/so Linie Durchmes-
ser. In Berlin habe ich sie in allen Monaten beobachtet und öfter zahlreich überwintert. Besonders zahlreich sah ich sie am 26. Juni
1834 und am 20. März 1835 mit Conferven. Schon im Jahre 1830 gelang die Darstellung der polygastrischen Structur durch Indi-
gofütterung. Ich zählte bis 98 mit Indigo erfüllter runder Blasen. Man sieht nirgends einen Wirbel dabei, vielmehr öffnet sich von
Zeit zu Zeit eine Stelle des innern weichen Körpers und schliesst sich wieder. Solcher Stellen habe ich neuerlich oft 2 gesehen,. Die
erste hielt ich für den Mund, die zweite, welche länger geöffnet bleibt, halte ich jetzt für eine contractile Samenblase. In einigen in
Tobolsk gezeichneten Figuren habe ich auch einen drüsigen runden Körper von '/s bis »/* des ganzen Durchmessers angemerkt, der
vielleicht eine Samendrüse war, die ich aber neuerlich nicht wieder fand. Besondere Eikörnchen wurden nicht beobachtet, der innere
Körper erschien mir immer farblos und ohne körnige Trübung. Sehr oft sah ich auch ganz grosse Exemplare von Naviculis im In-
nern lebender Thiere, was an die ähnliche Gefrässigkeit der Amoeba diffluens erinnerte.
Besondere Bemerkung verdient die regelmässige, fein facettirte, oder aus kleinen 6eckigen Zellen oder Körperchen gebildete,
Structur des meist cirkelrunden , zuweilen auch etwas unregelmässigen Panzers, welcher bei geringer Vergrösserung radienartig fein ge-
streift erscheint, bei grösserer aber spiralförmige oder in concentrischen Kreisen gestellte Facetten erkennen lässt. Im Umkreis eines
Vio Linie grossen Panzers zählte ich 238. — Grösse Vioo Linie bis V« Linie beobachtet, Mehrzahl Vis bis V_o Linie, gross.
Erklärung der Abbildungen Taf. IX. Fig. V.
Es sind 6 Darstellungen der Arcella vulgaris in verschiedener Grösse und Form, wovon a., b., _., e. und/, in Berlin beobachtet und
300mal vergrössert sind, d. in Tobolsk beobachtet und 380mal vergrössert ist.
Fig. a. ist Vio Linie gross, 300mal vergrössert, und hat grosse verschluckte Bacillarien im Leibe. Die fleischigen Fortsätze sind eingezogen.
Fig. b. ist ebenfalls ein in seiner Schaale eingezogenes Thierchen, aber die Schaale so durchsichtig, dass sich die Grenze des Körpers und 13 seiner
strahlenartigen Fortsätze wie ein Stern erkennen lassen. Der helle runde Fleck in der Mitte ist bei allen Figuren die mittlere und untere Panzer-
Öffnung. Das Thierchen hat 4 seiner Magen mit Indigo erfüllt. _
Fig. c. hat einen noch durchsichtigeren Panzer und 98 mit Indigo erfüllte Magenzellen, dabei die Mundstelle und die contractile Blase erweitert. Der
Umriss des Körpers in der Schaale ist zu erkennen, und er hat 2 seiner Fortsätze lang hervorgeschoben.
Fig. d. ist eine der besondern, in Sibirien beobachteten, Formen und entworfenen Zeichnungen. Aehnliche Formen habe ich seitdem auch m Berlin
gesehen. Häufiger ist diese Form bei Are. dentata. ,
Fig. e. ist ein kleineres, */48 Linie grosses, 300mal vergrössertes , Thierchen, welches 7 Magenzellen mit Indigo erfüllt und 7 Strahlen hervorgescho-
ben hat.
Fig./. ist von der Seite gesehen.
151. Arcella aculeata, stacMiges Kapseltliierclieii. Tafel IX. Fig. VI.
A. hemisphaerica, saepe diffbrmis, margine aculeata, lorica e fibris bacillaribus brevibus (paleaceis) constante, flavicans.
Arcelle epineuse, hemispherique , souvent difforme, epineuse au bord, ayant la carapace formee
de fibres bacillaires courtes, comme de paille menue.
Arcella aculeata, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 40. 1831. p. 91.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese ausgezeichnete Form ist im Ganzen seltner als vorige, doch zuweilen auch häufig bei Berlin. Seit 1830 habe ich sie
oft wieder gefunden, besonders zahlreich auch am 26. Juni 1834 und am 20. März 1835, meist gleichzeitig mit der andern. Unter
34
— _ 134
jedem Stachel schien mir, wie unter einem Halbcylinder, ein weicher Fortsatz zu liegen, doch sali ich auch dergleichen Fortsätze, aber
immer nur einzeln, an der entgegengesetzten Seite. Die Stacheln sind öfter nur auf einer Hälfte des Scheibenrandes, und die mitt-
lere Panzeröffnung ist meist ausser der Mitte. Ich sah 6 bis 8 meist gebogene Stacheln, zuweilen 3, 2 und 1. Magenzellen Hessen
sich im Innern deutlich auch mit Indigo erfüllt erkennen, weshalb schon 1830 das Thierchen zu den sicheren Magenthierchen ge-
zählt wurde. Beim Yerkoklen wurde die Form des aus kurzen starren Fasern, wie aus Spreu, gebildeten Panzers schwer zerstört. —
Grösse bis zu Vis Linie beobachtet (ohne die Stacheln).
Erklärung der Abbildungen Taf. IX. Fig. VI.
Es sind 3 Individuen von verschiedenen Formen dargestellt, alle 300mal vergrössert. Die Stäbchen in Fig. a. sind nicht verschluckte Na-
viculae^ sondern die Fibern der Panzermasse. Die Bläschen dazwischen sind Magenzellen. Der grosse helle runde Fleck ist die untere Panzeröffnung.
Fig. b. hat 3 Stacheln, einen entgegengesetzten contractilen Fortsatz und mittlere Magenzellen.
Fig. c. ist eine leere schiefe Schaale. Die letzteren 2 Figuren sind rücksichtlich der Panzerstructur nicht homogener als die erste, sondern nur nicht
in der Zeichnung ausgeführt. Alle haben die Stacheln auf der linken Seite.
152. Arcella dentata, gezahntes Kapselttaierclieii. Tafel IX. Fig. VII.
A. hemisphaerica, anguloso-polygonia, hinc margine dentata, lorica inembranacea , homogenea, flavicans aut virescens.
Ar celle dentee, hemispherü/ue , anguleuse et polygone^ parcela deniee an bord, a carapace mem-
braneuse homogene , jaunätre ou verdätre.
Arcella dentata , Ab ha ndl. d, Akademie d. Wissen seh. zu Berlin, 1830. p. 40. 1831. p. 90.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Auch diese Art wurde schon 1830 als eine polygastrische Thierform durch Indigonahrung physiologisch begründet. Ich fand
sie zuerst im Juli zwischen Conferven, und habe sie neuerlich mehrmals, doch nicht oft und immer einzeln, beobachtet. Ich habe bis
jetzt in dieser Art 3 verschiedene Formen vereinigt, welche leicht besondere Arten seyn könnten. Eine scharf zehnkantige Form mit
10 vorspringenden Winkeln gleich so viel Zähnen am Rande, mit abgerundetem Obertheil; eine Skantige Form mit abgestutztem Ober-
theil und scharfen, aber wenig vorspringenden, Winkeln; und eine 12kantige Form mit facettirtem Obertheil und überall abgerundeten
Kanten, gleich einer Maulbeere. Mehrere beobachtete Zwischenformen zwischen diesen einzelnen Extremen haben mich bisher vorziehen
lassen, sie für Abänderungen einer und derselben eckigen Thierart zu halten, welche sich übrigens ganz so verhält, wie die vorigen
Arten. Ich beobachtete 5 Strahlen des Bewegungsorgans. — Grösse J/4s bis V20 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. IX. Fig. VII.
Es sind in 5 Darstellungen die 3 Hauptformen nach 3 verschiedenen Individuen abgebildet; alle sind 300mal vergrössert.
Fig. a. eine lOkantige Form, l/20 Linie gross, vom Rücken gesehen;
Fig. b. — c. eine 8k antige Form, b. vom Rücken, c. von der linken Seite gesehen;
Fig. d. — e. eine 12kantige stumpfeckige Form, d. vom Rücken, e. von der rechten Seite gesehen.
153. Arcellaf liyaLlina, farbloses KapseltMerclieii. Tafel IX. Fig. vm.
A. minor, subglobosa laevis, lorica inembranacea hyalina.
Ar celle hyaline, plus petite que les precedentes , presqne spherique, lisse, a carapace membraneuse
hyaline.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich beobachtete diese Art im Bodensatze eines überwinterten Glases mit Micrasterien und Cyphidium aureolum häufig
am 15. April 1835 und den folgenden Monat lang fort. Die zahlreichen polygastrischen Blasen im Innern waren sehr deutlich, andere
Organe Hessen sich aber mit Sicherheit nicht erkennen. Die veränderlichen Fortsätze waren zuweilen von der Länge des Panzers, meist
3 bis 4. Im Ganzen unterschied sich diese Form besonders durch die nahe Kugelgestalt des Panzers, doch fanden sich auch halb-
kugelförmige. Vielleicht gehört diese Art zur Gattung Diffliigia, deren Character in den nur um den Mund gestellten veränderlichen
Organen mehr, als in der Panzerform, physiologisch begründet seyn mag, — Grösse y96 — V48 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. IX. Fig. VIH.
Es sind 6 Darstellungen ebensoviel verschiedener Thierchen in verschiedenen Stellungen und Grössen, 300mal vergrössert.
Fig. a.y 6., c. und e. mit 4 veränderlichen Fortsätzen; Fig. d. und/I mit 3 dergleichen.
Am 18. April 1837 beobachtete ich diese Form zahlreich mit Conferven des Thiergartens und sah bis 30 wimperartige Füsse.
Nachtrag zur Gattung der Kapseltliierchen.
Man könnte vermuthen, dass die Hauptmasse des bei Oran vorkommenden Tripels, worin Fisch Versteinerungen der Alosa
elongata Agassiz liegen, eine Form der Gattung Arcella sey, welche sich nahe an Are. vulgaris anschliesst. Schwierigkeit da-
bei ist, dass die Panzer der lebenden Arten keine Kieselerde enthalten und nicht feuerbeständig sind, während diess hier der Fall ist.
Vielleicht sind die zelligen fossilen flachen Schüsselchen von Oran also doch aus der Familie der Bacillarien, und zunächst wieder
vergleichbar den Gallionellen. (Siehe Gallionella und Actinocyclus.)
t35
DREIUNDVIERZIGSTE GATTUNG: HÖCKERTHIERCHEN
Cypliidiiiiii. Cypliide.
CHARACTER: Aniinal e familia Arcellinoram (?)5 processu variabili dilatato unico integerrimo , lorica
urceolata (gibbosa).
CARACTERE: Animal de la famille des Areellines (?), pourvu dun seul appendice variable
large et simple et d'une carapace urceolee (bossue).
Die Gattung der Hock er t hier che n umfasst Thiere aus der Familie der Kapselthierchen(?)!) welche
einen ungetheiltcn einfachen veränderlichen Fortsatz als Bewegungsglied ? und einen büchsenartigen (höckri-
gen) Panzer haben.
Diese Gattung, welche nur eine Art enthält, wurde 1835 in den Abhandl. d. Berlin. Akademie zu-
erst bezeichnet. Sie bildet den Uebergang der Familie der Kapselthierchen zur Familie der Stabthier-
chen durch ihren einfachen schneckenfussartigen Bewegungsorganismus, und gehört eigentlich wohl zu den
Formen der Desmidiaceen- Gruppe, wo ihrer auch erwähnt wird, die aber einer tieferen physiologischen
Characteristik noch ermangelt. Die Organisationsverhältnisse sind noch nicht weit ermittelt. Die Kör-
perbedeckung ist ein sonderbar unregelmässig köckriger, verbrennlicher Panzer, welcher meist viereckig er-
scheint und einem kleinen Würfel mit einem kurzen conischen Stiele gleicht. — Als Bewegungsorgan ist
ein gallertiger breiter, sichtlich bewegender Fuss von wechselnder, aber immer ganzrandiger, Gestalt an-
schaulich geworden, der freilich eben so gut der Leib einer Amoeba verrucosa seyn konnte, welche den
Würfel verschlungen hatte. Die Oeffnung ist nicht direct beobachtet, eben so wenig sind Magenzellen er-
kannt. — Der weibliche Fortpflanzungsorganismus mag durch die goldgelbe, nicht dem Panzer, sondern dem
innern Thierleibe angehörige, Farbe als Eierstock angedeutet seyn, der männliche ist unerkannt. — Ein-
pfindungs- und Circulationsorgane sind unerkannt.
Die Beobachtung der geographischen Verbreitung ist auf Berlin beschränkt.
154. CypMdium aureolum, goldfarbenes MocRertliierclien. Tafel IX. Fig. IX.
C. cubicuni gibbosiim aureolum, processu liyalino.
Cyphide dore, cubic/ue, bossu, dore, ayant im appendice variable hyalin.
Cyphidium aureolum, Abhandl. der Akademie d. Wissenscli. zu Berlin, 1835.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Am 1. März 1835 beobachtete ich zuerst viele Hunderte dieser Körperchen in einem überwinterten Glase mit Micraste-
rien, demselben, worin später Arcella hyalina und worin vorher Amoeba verrucosa häufig waren. Alle Körperchen lagen sehr
still, wechselten aber doch langsam den Ort, und ungeachtet der grossen Mengen sah ich nur einmal das vorgeschobene Bewegungsor-
gan, doch nie die Oeifnung für dasselbe. Diese Oeffnung scheint auf einer der Kanten zu seyn, indem oft das Thierchen so auf der
Kante fest ruht, dass es, ohne sich anzusaugen, nicht stehen könnte und dass man 6 Höcker der 8 des Würfels auf einmal sieht.
Der würfelartige Panzer hat nämlich auf jeder seiner 8 Ecken einen rundlichen, oft gezahnten, Höcker. Liegt er auf der Fläche, so
sieht man deren 4, von der Kante gesehen aber sieht man 2 mittlere und jederseits 2 seitliche. Die Spitze scheint Hintertheil zu seyn.
Zuweilen ist auch vorn eine kleinere Spitze. Bei manchen Individuen waren die Höcker etwas unregelmässig und fehlten bei einein. —
Grösse V48 bis V36 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. IX. Fig. IX.
Es sind 6 Formen nach 5 Individuen dargestellt, alle 300mal vergrössert.
Fig. a. ist von hinten, der Spitze aus, gesehen.
Fig. b. und c. ist dasselbe Thierchen, auf einer Kante ruhend, und mit gezahnten Höckern, c. nachdem es das Bewegungsorgan vorgeschoben.
Fig. d. ist auf der Kante ruhend, mit glatten Höckern.
Fig. e. ist halb auf der Kante ruhend, eine kleine Form mit schiefer Spitze.
Fig./*. ist ein höckerloses Exemplar.
Nachtrag zur Familie der Kapselthierchen oder Arcellinen.
Düjardin hat neuerlich {Cowptes rendus des seances de V Academie des sc. de Paris 1835. I. p. 338. und 1836
Fevr., besonders Annales des sc. nat. IIL — 1V. p. 108. 1835.) im Canal von Frankreich und England {la Manche) einige der
ldeinen Polythalamien von Fichtel und Moll, welche der fleissig und genau beobachtende französische Gelehrte d? Orbigny
(Tabl method. des Cephalopodes , Annales d. sc. nat. 1826.) Foraminiferen nannte, lebend wieder beobachtet und behauptet,
sie wären den Infusorien näher verwandt, als den Dintenfisehen, wohin sie Linne zog und welche Stellung als zweifelhaft schon
vielfach bezeichnet war. Er stellt sie unter dem neuen Namen Rhizopödesy der aber schon in der Botanik mehrfach verwendet ist,
in die Nähe von Proteus, und hält sie für Thiere ohne Oberhaut (sans epithelium), deren wurzelartige Fortsätze beliebig sich nicht
bloss verlängern und verästen, sondern auch verschmelzen können. Herr Düjardin läugnet auch die wahre Organisation der Infuso-
rien und Iiält die farbigen Spectra seines wahrscheinlich nicht achromatischen Mikrosko])s jenen Anfüllungen mit Indigo und Carmin
■gleich, die er, wie nach ihm Peltier (ebenda 1836), für optische Täuschung hält. Die Magen der Infusorien nennt er daher va-
euoles und findet sie bei Fadenwiirmern, Saugwürmern, Flustren überall. Diese Vorstellungen, welche offenbare Effecte ei-
nes nicht vorurtheilsfreien Gebrauchs eines nicht mehr zeitgemässen Mikroskops sind, eignen sich auch nicht, jenen Beobachtungen über
Miliola, die er lebend in Paris gehabt hat, Vertrauen zu bereiten. Hätten die kleinen Poly thalamien wirklich den von ihm ver-
mntheten Bau, so würden sie zu den gepanzerten Amoebaeen oder den Arcellinen, vielleicht in besonderer Familie, zu stellen
» seyn, deren physiologischer Cliaracter von ihm nicht erkannt wurde. Es wären dann nämlich Corallenstock-bildende Arcelli-
nen, deren Oberhaut gewiss nicht fehlt. Es scheint mir, dass den wahren Nautiliten der schon vorhandene Name Cephalopoda
mulülocularia als lateinischer Name einer Abtheilung zukommt, dass aber der griechische, ebenfalls vorhandene, Name Polythalamia
den kleinen, bisher schwierig zu erklärenden, physiologisch noch unklaren, Formen zu ertheilen ist, wenn sie als besondere Familie
betrachtet werden sollen. Ich selbst habe viele dieser Formen im Sande und an den Corallen des rothen und Mittelmeeres gesammelt,
glaubte auch 1823 ein Thierchen mit mehrfachen (6 — 8) Fühlfäden nur in den Randzellen des Nautilus {gyzehensis var. Forsk.) suezen-
sis zu erkennen, allein ich hielt es für eine den Fhistris verwandte Form, und die Entstehung der kleinen Scheibe den ähnlichen For-
men durch Knospenbildung bei den Bryozoen gleich. Ich wage noch nicht, von dieser nicht völlig festgestellten Ansicht abzugehen,
und finde einen starken Gegengrund gegen Düjardin's Ansicht darin, dass die Poly thalamien eine Kalkschaale besitzen und es
bisher noch keine Kalks ch aalen bildenden Infusorien giebt, wohl aber Bryozoen (Moos t liiere, d.i. Flustra% Eschara u. s, w.).
ZEHNTE FAMILIE: STABTHIERCHEN.
Sacillaria» Hactllarles*
CHARACTER: Animalia aperte aut verisimiliter polygastrica anentera (tubo intestinali destituta), lori-
cata, corpore (distinete aut verisimiliter) processu variabili indiviso appendiculato, eoque hiuI-
tiformi; lorica (utplurimum prismatica et silicea) aperturis unica pluribusve perforata, saepe
divisione spontanea (longitudinali) imperfecta in polyparia articulata dividua.
VARACTERE: Animaux distinetement ou vraisemblablement polygastriques^ sans canal intesti-
nal^ pourvus cF une carapace et {evidemment ou vraisemblablemenf) d appendices
du corps variables point divises^ ayant par cela un corps multiforme. La carapace
{souvent prismatique et siliceuse) ayant une ou plusieurs ouvertures et se divisant
souvent par division spontanee imparfaite {longitudinale) en polypiers articules.
Die Familie der Stabthierclien umfasst alle solche deutlich oder wahrscheinlich polygastrischen
Thiere ohne Darmkanal, welche gepanzert und mit einem deutlich erkennbaren oder wahrscheinlichen un-
geteilten veränderlichen Fortsatze (Bewegungsorgane) versehen, daher, ungeachtet eines harten Panzers, von
veränderlicher Körperform sind, deren Panzer (meist prismatisch und kieselhaltig, crystallartig) eine oder
mehrere Oeffnungen besitzt und zuweilen durch unvollkomnine spontane (Längs-) Theilung gegliederte Mona-
denstöcke bildet.'
Die Familie der Stabthierclien ist sehr zahlreich und enthält geognostisch höchst merkwürdige For-
men. Sie enthält bis jetzt etwa 168 Arten, welche von mehr als 80 Gattungsnamen hier auf 34—35 Genera
reducirt sind. Die Familie der Bacillarien wurde unter diesem Namen 1830 bis 1832 in den Abhandlungen der
Berlin. Akad. d. Wissensch. zuerst als eine Familie der polygastrischen Thiere physiologisch begründet. Im
Allgemeinen hat die Bearbeitung dieser Familie ungemein viel Theilnahme gefunden, indem mir nahe an 60
selbstthätige Schriftsteller über dieselbe bekannt geworden sind. — Obwohl die ersten Beobachter dieser For-
men sie, ganz den neuesten Ansichten gemäss, für Thiere hielten, so hat doch bei Weitem die grösste
Menge der späteren Beobachter sie für Pflanzen gehalten, und so ist auch die grösste Ent Wickelung der For-
menkenntniss von Seiten der Botaniker ausgegangen, die zuletzt den fremden Pflegling liebgewannen. Eine
specielle geschichtliche Uebersicht der Entwickelung der Kenntnisse ist bei den einzelnen Gattungen und im
Nachtrage zu finden. Hier mögen nur die Folge der Genera und die hauptsächlichsten Meinungen in kurzer
Uebersicht eine Stelle finden. — Die ausführlicheren Citate sind bei den betreffenden Arten der Gattungen
nachzusehen.
Gescbieiuiicbe Krläuferiing der Familie der Bacillarien.
Die ersten Formen der Familie entdeckten wohl schon Leeuwenhoek 1702 und Joblot 1716 in der Symdra Ulna, die
sie freilich nicht scharf genug von Vibrio Bacillus unterschieden; dann beobachtete Baker 1754 wohl Navicula fulva? und Act-
±37
neta tuberosa. O. F. Müller beobachtete 1773 als alleinige Form dieser Familie das Gomphonema trnncatum, welches er als
Vorticella pyraria mit einem Carchesium verwechselte. Schrank scheint 1776 ebenfalls, seiner Abbildung nach, Nav. fulva
als Chaos infusorium gemeint zu haben. O. F. Müller beschrieb 1779 wohl Achnanthes brevipes als Behaarung seiner Con-
ferva hirta, die er in Pyrmont gefunden. Im Jahre 1782 entdeckte derselbe im Meerwasser der Ostsee das sonderbare Stabthierehen,
Bacillaria, welches aus vielen sich an einander verschiebenden Stäbchen besteht, und beschrieb es 1786 als Vibrio pa&illifer. Diese
Form gab das erste physiologische besondere Interesse für die Familie. Prof. Hermann in Strassburg machte 1784 ältere Beobach-
tungen zweier Enchelys {Navicula gracilis? und N. phoeuicentero?i?) und eines Vibrio {N. Librile?) bekannt, welche dieser
Familie angehören, gab aber zu kleine Zeichnungen. Müller beschrieb 1783 eine Fragilaria und eine Gallionella als Pflanzen
unter den Namen Conferva pectinalis und armillaris. In seinem nachgelassenen Infusorienwerke 1786 führt er neben dem Vibrio
pa&illifer noch V. bipunctatus {Synedra Ulna?) und V. tripunctatus {Navic. gracilis) als Synonym von Herj>tann?s En-
chelys und als Thiere auf, hat auch eine Acineta als Vortic. tuberosa bezeichnet. Colombo beschrieb 1787 dasselbe Gompho-
nema truncatum als ein pflanzenartiges Thier. Gmelin nahm 1788 Müllers gelenkiges Stabthierehen als eigene Gattung 1) Ba-
cillaria parado&a, im Thierreiche auf. Vahl in der Flora danica und die Herausgeber der English botany beschrieben dann
mehrere Bacillarien als Pflanzen, aber Schrank mehrte 1796 die Zahl ihrer Formen im Thierreiche, indem er 2 Naviculas als
Vibrio turrifer und Fusus, und ein Cocconema als Kolpoda Luna beschrieb. Auch Kammacher bildete 1798 (in Adams
Micrographie) eine Navicula {gracilis) bei den Thieren ab. Seit dem Jahre 1797 kam eine einflussreich gewordene Neuerung durch
Girod Chantrans in diese Kenntnisse, welcher durch fleissige, aber critiklose, Beobachtungen unterstützt, behauptete, dass viele
Algen bewegte Thiere hervorbrächten und diese Thiere wieder zu bewegungslosen Algen erstarrten, oder dass die Conferven Polypen-
stöcke wären. Die Naviculae entständen aus Oscillatorien und bildeten durch ihre Eier den Byssus Flos aquae u. s. w. Sehr aus-
führlich wurde diess von ihm 1802 bekannt gemacht. Seitdem hat man nun, durch Ingenhousz ähnliche Nachrichten empfänglich ge-
macht (siehe Ast asiacen), fast allgemein den bewegten oder thierischen Zustand dieser Körperchen dem bewegungslosen oder pflanz-
lichen untergeordnet und mit mehr oder weniger bestimmten Ausdrücken in diesen Formen einen Indifferenzpunkt des Thier - und Pflan-
zen- und sogar auch des Mineralreichs als feststehend betrachtet. Roth, Decandolle, Dillwyne, Drapparnaüd, Grateloüp,
Hornemann, Thore, Agardh und Hooker bezeichneten dann Formen dieser Familie als Pflanzen. Decandolle gab 1805 den
Namen 2) Diatoma, welchen Loureiro schon einer phanerogamischen Pflanze gegeben hatte, zwei generisch verschiedenen Formen,
einer Striatella und einer Fragilaria. Achariüs gab 1803 den strahlenartig gehäuften länglichen Eiern eines kleinen Wasserthie-
res 3) den Namen Echinella radiosa, und hielt sie für eine Alge. Agardh gab 1812 den neuen Gattungsnamen 4) Gloionema.
Wichtig waren dann die Untersuchungen von Nitzscii 1816 — 17, welcher die Diatomen und prismatischen Vibrionen sammt
den verwandten Conferven der Botaniker in die schon bestehende ältere Gattung Bacillaria der Thiere wieder zusammenstellte. Er
war dabei der Ansicht, dass einige dieser Arten einer und derselben Gattung ganz vegetativ, pflanzlich, andere ganz animalisch wären.
Rüdolphi sprach sich 1821 (Physiologie I. p. 231.) gegen diese Ansicht als Princip in systematischer Hinsicht aus (vergL Navicula).
Die Botaniker Jürgens, Moügeot und Nestler, Desvaux, Lyngbye und Agardh, welche sich speciell mit dem Beobachten die-
ser Formen beschäftigten, fuhren fort, dieselben unter den Algen aufzuzählen. Lyngbye bildete 1819 die Gattung 5) Bangia und
6) Fragilaria, erstere zum Theil, letztere ganz aus Bacillarien, und erweiterte die neubegrenzte Gattung Echinella. Agardh er-
klärte sich 1820 für die, durch Ingenhousz und Girod Chantrans besonders lebhaft erfasste, Idee der Verwandlungen ganz ver-
schiedenen Arten, Gattungen, Classen und Reichen angehöriger Organismen in einander, indem er Nees von Esenbecks Idee über
die Algen von 1814 weiter und kühner, aber nicht glücklich ausführte. Link bildete 1820 zwei Algengattungen: 7) Hydrolinum
und 8) L?jsigonium, welche vielleicht den Gattungen Schizoneina und Gallionella entsprechen, aber nicht hinreichend kenntlich cha-
racterisirt waren. Bonnemaison bildete 1822 die beiden Pflanzengattungen 9) Vaginaria und 10) SpeAnogonia , welche wohl
ebenfalls Schizonemen entsprachen. Gleichzeitig errichtete Bory de St. Vjncent die Gattungen 11) Achnanthes, 12) Ne-
matoplata {Fragilarid) und 13) Styllaria {Cocconema) in seiner Familie der Arthrodiees, die er abwechselnd zwischen Pflanzen
und Thieren stehend meinte, auch die Gattung 13) Navicula in seiner Familie der B aciliar iees , die er zwar zu den Infusorien
stellte, wobei er aber seine Psych odien meinte, da er sie in der Uebersicht der Infusorien nicht erwähnt. Im Jahre 1823 bildete
Nees v. Esenbeck aus den Bacillarien sammt den Oscillatorien u. and. eine Mittelklasse zwischen den Pilzen und Algen der Pflan-
zen unter dem Namen Hydronemata. Schrank dagegen erklärte von Neuem die Bacillarien für wahre Thiere, und theilte Mül-
lers Gattung Vibrio in Bacillaria, Oscillaria und Vibrio. Gaillon in Dieppe, wahrscheinlich durch Girod Chantrans ver-
leitet, theilte 1823 ein von ihm angeblich beobachtetes Zerfallen von Conferven des Meeres in Naviculas, und von Vereinigen der
Naviculae {Vibrio bipunctatus) durch blosses Aneinanderreihen (Juxtaposition) in Algen {Girodella [Conferva] comoides) mit,
und bildete eine Familie der Nemazoaires> als Conferven, die sich aus Monaden oder Naviculis zusammenreihten. Bort de St.
Vincent bildete 1823 die Gattungen 15) Heterocarpella (s. Euastrum) und 16) Helierella (s. Micrasterias) in seiner Algenfa-
milie der Cahodinees {Chaos) , und in seiner Familie der Confervees die Gattung 16) Gaillonella.
Agardh errichtete 1824 aus den Bacillarien, die er Diatomeae nannte, eine Ordnung der Algen und gründete die Gattun-
gen 17) Frustulia, 18) Meridion, 19) Meloseira {Gallionella), 20) Schizonema {Girodella), 21) Desmidium und 22) Gom-
phonema in derselben. Auch stellte er in die Ordnung der Nostochinae die beiden hierher gehörigen Gattungen Echinella {Eua-
strum) und Gloionema. Link billigte 1824 diese Anordnung, stellte nur auch letztere 2 Gattungen zu den Diatomeen und Pflanzen
und fugte, auf Dr. Leo's (Bestätigung von Girod Chantrans) Beobachtungen bauend, die Oscillatorien als Mutterform der Navicu-
lae hinzu. Treviranüs, Steudel, Fries und Sprengel erwähnen dann die Bacillarienformen als pflanzliche Körper. Fries hob
das crystallinische Ansehen auch als mineralischen Indifferenzpunkt des Organischen hervor. Blainville nahm 1825 Gaillons Untersu-
chungen, die bis dahin wenig bekannt waren, im Detail im Biet, d'hist. not. Art. Nemazoaires, auf. Bory de St. Vincent
gründete 1825 aus den Arthrodieen ein neues Naturreich der Doppelseelen, Psychodies, (müsste Dipsychica heissen,) dessen
Körper abwechselnd Thier und Pflanze wären. Lyngbye widerlegte (nach Bory, Biet, class. XI. p. 505.) Gaillons Ansichten
1826. Agardh unterschied 1827 die Gattungen 23) Micromega, 24) Licmophora {Echinella), 25) Homoeocladia (?) und
26) Oncobyrsa{?) in der Familie der Diatomeen, und 27) Micrasterias in der Pflanzenfamilie der Ulvaceen. Leirlein billigt
1827 ebenfalls diese Stellung der Bacillarien bei den Algen, und fügte den Diatomeen die Gattung Closterium zu. Greville bildete
1827 die Gattungen 28) Exilaria {Echinella), 29) Monema {Naunema) und 30) Berkeley a {Naunema). Turpin untersuchte
darauf in Dieppeund Havre selbst Gaillons Beobachtungen, ohne sie zu bestätigen. Er erklärte vielmehr Girodella comoides für
35
138
eine einfache Pflanze, und die im Innern eingeschlossenen Thiere für eine besondere Form des Pflanzenstoffes {Globuline), den er Na-
viculine nennt.
Sprengel hielt 1827 Achnanthes, Frustulia, Meridian und Gloeonema für Eier oder Brut von Thieren. Schon die
Gattung Diatoma, welche er mit Fragilaria und Schizonema bei den Pflanzen aufführt, sey zu zweideutig. Bory sprach 1827
gegen Gaillon im Article Nemazoaires des Dict. class. d? hist. not. Aber Meyen behauptete wieder , wie Leo und Girod
Chantrans, dass die Bacillarien aus den Oscillatorien entständen {Linnea IL 401. 1827.). Agardh billigte 1828 die Stellung
des Closterium von Leiblein und war auch nicht abgeneigt, die Spongilla lacustris zu den Diatomeen (Bacillarien) zu stellen
(Species Algarum IL p. XXV. XXVIII). Im Jahre 1828 bildete auch Meyen die Gattungen 31) Pediastrum {Micraste-
rias), 32) Scenedesmus {Arthrodesmus) , 33) Staurastrum und 34) Sphaerastrum, welche er als Spiele der bildenden Natur
ansah und als Pflanzen beschrieb. Reichenrach stellte die Bacillarien in die Familie der Confervaceen. Türpin errichtete die Gat-
tung Surirella {Navicula) als eine zwischen Pflanzen und Thieren schwebende Form, und nannte die Gattungen 35) Stomatella
{Micrasterias) , 36) Tessarthonia {Tessararthra), 37) Ursinella {Euastrum) und 38) Gemmella {Euastrum). Losana bil-
dete 1829 eine Thier-Gattung 39) Oplarium aus denselben und ähnlichen Micrasterienformen. Agardh schrieb 1830 seine fleissige
erste akademische Gelegenheitsschrift über die Familie der Diatomeen, worin er den Namen Frustulia in 40) Cymbella umänderte.
Auch Blainville erklärte 1830 die Bacillarien für Pflanzen. In gleichem Jahre wurde von mir die Familie der Bacillarien zu den
poly gastrischen Thieren gezogen, ein harter glasiger zweischaaliger Panzer bezeichnet, und die Familie mit den Gattungen 41) Syne-
dra und 42) Cocconema vermehrt. Die Bedeutung der Gattung Echinella wurde physiologisch zu befestigen gesucht. Leiblein
stellte die Spongilla lacustris zu den Diatomeen. Morren bildete die Gattung 43) Crucigenia (B aciliar ia?). Agardh gab
1831 die Fortsetzung seines Conspectus Diatomacearum. Gray bildete die Gattung 44) Biddulphia aus der Conferva biddul-
phiana und oblic/uata {Isthmia). {Arrangement of brit. pl.]
Im Jahre 1831 gelang mir durch neue Beobachtungen die Stellung der Bacillarien im Thierreiche zu befestigen und ich bildete
die Gattung 45) Euastrum. Agardh fügte 1832 die Gattungen 46) Isthmia, 47) Odoniella, 48) Striatella und 49) Grammo-
nema {Fragilaria) hinzu. Im gleichen Jahre setzte ich die detaillirteren Mittheilungen fort und vermehrte die Kenntniss dieser Familie
um die Gattung 50) Xanthidium. Im Jahre 1833 bearbeitete Kützing eine Synopsis Diatomacearum und verzeichnete die neuen
Gattungen 51) Sigmatella {Navicula), 52) Encyonema {Monema), 53) Psygmatella {Eailaria), 54) Trochiscia {Tessararthra)
und 55) Aristella {Epipyscis). Derselbe fand auf chemischem Wege, dass die glasartige Härte des Panzers vieler dieser Formen durch
Kieselerde bedingt sey und behandelte sie sämmtlich als Pflanzen. Ich untersuchte mit Prof. H. Rose und bestätigte diese chemische
Eigenthümlichkeit. Wallroth versuchte die weniger glücklichen lateinischen Namen Frustulia und Fragilaria durch die griechi-
schen Rhabdium und Temachium zu ersetzen, hielt aber diese Formen in einem Anhange zu den Pflanzen als Hygrophylozoa zu-
sammen. Gaillon gab 1834 eine neue Uebersicht der Nemazoaires mit vielen durchgehend neuen und sehr sprachwidrigen generi-
schen Namen für alle schon benannten Formen, welche der Yergessenheit zu übergeben sind. Audi Corda gab 1835 viele neue Gat-
tungsnamen, welche auf obwohl fleissiger, doch nicht hinreichend critischer, Beobachtung und Mangel an Vergleichung des schon Be-
kannten beruhten, als: 56) Pharyngoglossa {Navicula), 57) Cosmarium {Euastrum), 58) Colpopelta {Euastrum), 59) Stau-
ridium {Micrasterias), 60) Sphaerozosma {Odoniella), 61) Syrina {Fragilaria), 62) Paradesmus {Fragilaria), 63)
Pleurosicyos {Closterium) und 64) Scalptrum {Navicula). Derselbe Beobachter spricht von Mundöflnungen, Geschlechtsöffnungen,
einem fadenartigen Darmkanal und sogar von einer Zunge mehrerer Formen, ohne jedoch diese Verhältnisse wissenschaftlich festzustel-
len. Auch ein Oeffnen und Schliessen der beiden Schaalen wird als beobachtet angezeigt , was ebenfalls nicht statt finden kann. Im
Allgemeinen hält er diese Formen nicht für Pflanzen, sondern für Thiere, und schliesst ihnen die Oscillatorien an. In gleichem Jahre
machte ich auf die characteristischen Merkmale vieler Arten aus ihrer Streif ung und deren Zahl aufmerksam. Henle glaubte wunder-
barerweise dergleichen Formen in den innern Fortpflanzungsorganen grösserer Thiere beobachtet zu haben. Jürgens zählte 1835 diese
Formen wieder in der Flora von Norderney auf. Meten erklärte wiederholt die Closterien und Pediastra für Pflanzenzellen.
In weiterer Entwicklung der früheren Ansichten über Infusorien, deren wachsendes Interesse gerade an diese Familie fesselte, habe ich
1835 die Gattungen 65) Pentasterias, 66) Cocconeis, 67) Py&idicula, 68) Podosphenia, 69) Tessella und 70) Syncyclia
hinzugefügt, und in gleichem Jahre wurden die 10 Tafeln dieses Werkes gestochen, welche den Bacillarien gewidmet sind.
Seit 1836 sind die Formen dieser Familie besonders durch ihr gleichzeitiges, geographisch sehr getrenntes, Vorkommen glei-
cher Arten im Mineralwasser zu Carlsbad, in Salinen und im Meerwasser merkwürdig geworden, zu deren vergleichender Untersuchung
die Combinationen mich hinleiteten. Zur weiteren intensivesten Beobachtung und Mittheilung der Carlsbader Umgebungen dieser Art
durch mich veranlasst, entdeckte Herr Fischer die Bacillarien im Franzensbader Kieseiguhr. Weitere Combinationen Messen mich
die Formen dieser Familie im Polirschiefer suchen und linden. Ja die Halbopale und Feuersteine haben sich demnächst zu organischen
überreichen Denksteinen der Bacillarien umgestaltet, und ausgedehnte Felsmassen, deren jeder Cubikzoll 40 Tausende Millionen Thier-
chen umschliesst, sind die unleugbaren Zeugen des grossen Einflusses der mikroskopischen auf die grössere Formen weit geworden. Es
ist ein vergebliches Bemühen, wenn man durch Mangel an Uebung in mikroskopischer Beobachtung, oder durch unvollkommene Mi-
kroskope, oder durch Lust am Widerspruch verleitet, jetzt noch, nachdem von allen Seiten das Material herbeidrängt und schon ver-
arbeitet vorgelegt ist, die fossilen vollgebildeten mikroskopischen Thierformen für zerriebene Theile, für bloss verkleinerte organische
Ueberreste, für gewöhnlichen Schutt halten will. Türpin hat 1837 das, von mir durch Herrn v. Humboldt's Vermittelung dem
französischen Institute übersandte, Material zu einem um so beklagenswertheren Widerspruch verwendet, da aus seinen grossen, aber
nicht correcten Abbildungen auch nur eben hervorgeht, dass er alles ungefähr eben so gesehen, nur unrichtig gedeutet, Xanthidium
und Peridinium verwechselt und letzteres verkehrt gezeichnet hat. (Vergl. Xanthidium und Peridinium.)
Neuerlich sind von mir in den Berichten der Berliner Akademie der Wissenschaften 1837 die Gattungen Actinocyclus und
Eunotia hinzugefügt worden, und auf gegenwärtigen Tafeln wurden schon im Jahre 1835 die Namen Scenedesmus und Monema
sprachrichtiger Arthrodesmus und Naunema geschrieben; die Ute Tafel ist 1837 gestochen.
Der Organisationsgehalt der Familie ist, der Lichtbrechung und Härte des Panzers halber, schwierig zu erkennen, doch ha-
ben sich folgende Kenntnisse allmälig entwickeln und zu grosser Wahrscheinlichkeit bringen lassen: Der characteristische Panzer aller
Formen ist von verschiedener Natur. Der Masse nach theilen sie sich in harte Formen mit starkem Kieselgehalt und in häutige, kie-
sellose, und es ist sehr bemerkenswerth, dass noch keine kalkhaltigen vorgekommen sind. Bei einigen ist der Panzer, wie es scheint,
ein Eisensilicat. Manche haben um den harten kieseligen Panzer noch eine weiche, gallertige, verschiedengeformte Hülle {Frustu-
lia, Schizonema, Micromega u. s. w.). Der Gestalt nach sind sie büchsenartig {urceoli) mit einfacher OefFnung, oder zwei- und
139
mehrschaalig (ohne Scliloss verwachsen) mit mehreren Oeffnungen. Vorherrschend ist eine runde und eine prismatische 4seitige Gestalt
bei den kieselhaltigen, und eine flache Sseitige und 5seitige bei den kiesellosen. Bewegungsorgane sind als Fiihlorgane bei Acineta
sehr deutlich, doch weichen sie vom Character der grossen Gruppe so sehr ab, dass sie wohl als Typus einer eigenen Gruppe gelten
können, daher diese Gattung vorläufig als Anhang betrachtet worden ist. Uebrigens ist nur bei Navicula-Arten ein schneckenfussarti-
ges unzertheiltes Bewegungsorgan beobachtet worden, und es scheint am öftersten aus der Schaale wenig hervorzuragen. Ob die be-
wegten Körnchen bei einigen Naviculis (wie bei Closteriiim) hierher gehören, ist zweifelhaft. — Der Ernährungsorganismus ist noch
bei keiner Art durch farbige Nahrung in seiner Function anschaulich geworden, hat sich aber bei vielen Arten, wie es scheint, direct
erkennen lassen. Es finden sich bei vielen Formen verhältnissinässig grosse, wasserhelle, veränderliche, farblose Blasen in der farbigen
Eiermasse, welche ganz den Magenblasen der andern polygastrischen Thierchcn gleichen, und welche Girod Chantrans bei Navicu-
lis für Eier gehalten. — Als annehmbare Fortpflanzungsorgane sind bei fast allen Gattungen farbige, bei einigen Formen farblose ei-
artige Körnchen anschaulich geworden. Oft ist die sehr feinkörnige gelb, braun oder grün gefärbte innere Masse deutlich in 2 bis 4
Platten oder Schläuche vertheilt, welche in der Körpermitte vereinigt sind, so bei Navicula, Cocconema, Naunema u. s. w., oft
ist sie in viele kleine unter einander zart verbundene, rundliche Haufen oder Beutelchen vertheilt, die sich späterhin, wie bei Achnan-
t/ies, zuweilen als ein Kreuz (4theilig), oder, wie bei Desmidium, 3 — 6theilig vereinen, zuweilen einfach zusammenballen und entleeren,
so bei Gallionella , Pyx;idicula> Isthmia u. s. w. Bei einigen scheint ein einfacher, den ganzen Körper erfüllender, Eierschlauch
vorhanden zu seyn, welcher die Magenzellen und übrigen Organe umhüllt. So bei Xanthidium, Euastrum, Micrasterias. Manche
dieser Formen scheinen nach dem einmaligen Eierlegen zu sterben, viele entwickeln die Eier erst, wie es scheint, dann zu völliger
Reife, nachdem sie sich sammt dem Eierstocke vielfach unvollkommen getheilt, zu Monadenstöcken umgestaltet und wieder völlig ge-
trennt haben, ein Umstand, welcher die Ursache von all den vielen Verwandlungsbeobachtungen der Tliiere in Pflanzen u. s. w. gewor-
den ist. Selbst ein männlicher Sexnalorganismus scheint sich vorgefunden zu haben. Kugelförmige einfache oder doppelte, Samendrü-
sen vergleichbare, Organe zeigen die Gattungen Micrasterias , Arthrodesmus, Tessararthra, Xanthidium und die verwandte Aci-
neta. Contractile Samenblasen sind nirgends sicher erkannt. Zu den Fortpflanzungsverhältnissen gesellt sich besonders die Selbstthei-
lung, wTelche immer Längstheilung zu seyn scheint, so dass die confervenartigen Formen nicht fadenartig lang und schmal sind, wie
Pflanzen, sondern fadenartig breit und kurz. Die unvollständige Theilung geschieht aber zuweilen vom Rücken zum Bauche hin, wo-
durch Bänder entstehen, indem die Seiten an einander bleiben {Navicula, Fragilaria) , zuweilen von Seite zu Seite, wodurch andere
(halbmondartige) Formen entstehen, wie bei Eunotia, Cocconema. Bei den doppelt umhüllten theilt sich meist nur der innere eigentliche Pan-
zer, die äussere Hülle wächst und entwickelt sich, wie die Hülle der Kugelt liiere, nach andern Gesetzen. Oft bilden diese For-
men Monadenstöcke, Bacillaricnstöcke, als Conferven- und Fucus- ähnliche Bäumchen, welche die Botaniker daher, nicht ohne allen Schein
des Rechtes, zu den Pflanzen zogen. — Von Empfindungs- und Circulationsorganen ist bisher noch keine Spur in der Familie erkannt.
Die geographische Verbreitung der Familie ist weit über Europa hinaus ermittelt. Island und Isle de France, die Philippinen, der Altai
und Teneriffa geben die Grenzen der Beobachtung. In geologischer Hinsicht ist ihre Verbreitung nicht auf die Jetztwelt beschränkt, sondern er-
streckt sich durch die geognostische Tertiärbildung der Erde deutlich und sicher bis in die Kreidegebilde der Secundärformation, und durch ihr
Vorkommen in Halbopalen älterer vulkanischer Massen wohl in noch tiefere und ältere Perioden der Erdbildung. Ihr Kiesel- und Eisengehalt
macht sie geeignet, die tiefen Geheimnisse der Erdbildung und Entwicklung mehr enthüllen zu helfen, als der leichter auflösliche Kalkgehalt
der kalkhaltigen Organismen es vermag. (V er gl. Xanthidium, Pya;idicula> Gallionella , Actinocyclus , Navicula, Eunotia.)
Die Familie theilt sich in 4 Sectionen: 1) Desmidiaceen, 2) Naviculaceen, 3) Echinelleen, 4) Lacernaten.
üebersicht der 35 bis 36 Gattungen der Familie der Bacillarien:
| dreiseitige Desmidiuill
/vierseitige . Staurastrum
(fünfseitige Pentasterias
Monadenstöcke perlschnurartig Tessararthra
beerenartig Sphaerastrum
stachlige Xanthidium
gedrängt an einander liegende ArthrodesmilS
mit Zapfen verbundene .. Odoiltella
viele in jeder Scheibe . . . . Micrasterias
zwei in jeder Scheibe Euastrum
einzeln plattenartig Microtheca
Pyxidicula
(einzellige, gliederfadenartige Gallionella
I concentrisch vielzellige ActillOCycIllS
mit 6 Panzeröffnungen Navicula
freie
einfach ge- /
panzerte \
prismati-
sche . .
einschaali- /runde . .
ge : Des- <
midiacea
flache . .
runde . .
datte
bandartige
| scheibenartige oder plat-
tenartige
einfach kugelartige . . . ,
Corallenstock bildende
2 oder
mehrschaa-
lige: Na^
viculacea ]Pnsrnati-
sche • .
einzeln breiter als lang
stiellos an-
ange- \ l sitzend .
heftete: /einzeln
Echi- \ länger als
nellea J breit . . . \ gestielt
vollkommen selbsttheilige,
nie bandartige
mit 4 Panzeröffnungen Eunotia
mit 1 Panzeröffnung CoCCOneiS
unvollkommen selbstthei- ( gelenkbildende
i stabartige
) plattenartige
li^^" Seriöse, brt- (gerade Bänder
bildende, bandartige
* ( chige 1 spirale Bänder . .
Bacillaria
Tessella
Fragilaria
Meridion
Isthmia
Synedra
Podosphenia
Gomphonema
l
(stabförmig
i keilförmig
, . \ durch Längstheilung dichotomisch . . ,
ö | durch Längstheilung gewirtelt Ecllinella
lanzenförmig, gerade aufsitzend Cocconema
fahnenartig, schief auf- j mit mittlerer Oeffnung Achnanthes
sitzend | ohne mittlere Oeffnung Striatella
140
), n ii i. i i zerstreute FYiKstiilia
von formloser ixallerte umgeben • < . ,. , , nuaiunu
° 1 ringartig verbundene Syncyelia
/ . p _ .. _., (gerade Stäbchen Naunenia
,.. r i 1T ,. T)..1 einfach verästete Röhren f c,... 1 ^dUUUUd
von häutigen oder gallertigen Roh- J (krumme Stabchen Gloeonema
ren umhüllt \ .. (büschelartig zerschlitzt . . . . Sdlizoiieiua
I verbundene bundelartige Rohren . . < , .-»*.. ™.
\ ö /baumartig gerastet Micromega
Anhang: einfach gepanzert, einzeln gestielt, weichschaalig, mit vielen zurückziehbaren nicht wirbelnden Fühlfädcn . Acineta
EBSTE S JB € T I O ST: nMlSJBLMMJLCalJi.
VIERUNDVIERZIGSTE GATTUNG: KETTENSTÄBCHEN.
Besmidium. Besmide.
CIIARACTER: Animal e familia Bacillariormn, liberum, lorica simplici, univalvi, triquetra inelusum, saepe
cateniforme.
CARACTERE: Animal de la famille des Racillaries, libre, ayant une cctrapace simple urceolee,
trilaterale, souvent multiplie en forme d'une chaine.
Die Gattung der Kettenstäbclien umfasst alle die Formen der Familie der Stabthierchen, welche
frei sind und einen einfachen und einschaaligen dreiseitigen Panzer führen ? oft auch lange schnurenartige
Ketten bilden.
Die Gattung Besmidium, welche hier 5 Arten enthält, bildete Agardh 1824 aus der Conferva
dissiliens der English bolany mit 2 Arten. Greville bezeichnete 1827 eine dritte nicht haltbare Art.
1834 wurden in den Abhandl. d. Berlin. Akad. 3 neue Arten beschrieben, wozu hier eine 4te kommt. Der
Organisationsgehalt ist schwierig zu ermitteln geblieben. Die Analogie mit den Gallionellen und Nävi-
cutis muss jetzt noch das Fehlende oder Zweifelhafte übertragen. Der eng anschliessende Panzer bildet die
Oberhaut und ist pergamentartig. In der Mitte jedes Gliedes befindet sich eine weite Oeffnung. Ob deren
auch an den Spitzen sind, ist nicht erkannt. Noch ist auch nicht ganz sicher, ob nicht 2 Glieder erst ein
Einzelthier bilden. Bewegungsorgane sind nicht erkannt, aber sehr langsame Ortsveränderung beobachtet.
— Ais polygastrische Ernährungsorgane lassen sich Bläschen bei D. Sivartzii, orMculare und aculeatum
betrachten, welche farblos in grüner Eierraasse liegen. — Als Fortpflanzungsorgan ist die grüne kornige
Färbung zu betrachten, welche den Körper erfüllt und im jungen und alten Zustande sich 3 — 6strahlig um
die Mitte lagert. Männliche Drüsen sind nicht erkannt.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist nur im Süsswasser Europa's, in England, Schweden,
Preussen, Frankreich und vielleicht im Seewasser der Nordsee beobachtet {DJ tenax).
155. Hesmidium, Swartzii, Swartzen's Kettenstäfrchen. Tafel X. Fig. VIXI.
D. corpusculis laevibus, a dorso ventreque quadrangularibus, obtuse emarginatis, a latere triangularibus, lateribus re-
ctiusculis, apieibus obtusis, ovariis viridibus.
Desmide de Swart%, a corpuscules lisses, quadrangulaires au dos et au venire, leger ement echan-
cres et arrondis aucc bouts, triangidaires auze cötes, ayant les flancs droits, les bouts obtus
et T ovaire vert.
Diafoma Sivartzii, Agardh , Swensk bot. 491. F. 1. 2. 3.
— — Lyngbye, Hydroph. dan. t. 61. p. 177. 1819.
— — Turpin, Dict. des sc, nat. 1820.? Plantes acotyledonees. Tab. 10. (Copie.)
Desmidium Swartzii, Agardh, Synopsis Algarum, 1824. p. 9.
— — Greville, Scot. crypt. Flor. t. 292. V. 1827.
— ' — Agardh, Conspectus criticus Diät. p. 56. 1832.
— — Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1832. p. 291.
— — Kützing, Synops. Diatom. 1833. p. 613.
Aufenthalt: In England, in Schweden, in Dänemark, Holstein?, Stattgart?, Berlin beobachtet.
Diese niedliche Forin ist bei Berlin häufig zwischen Conferven der Torflachen, docli nie sehr zahlreich, beisammen, oft als
einzelne Glieder, zuweilen als einzelne lange grüne Schnüre, die einer Conferve gleichen. Die dreiseitige Eigentümlichkeit der Form
entdeckte Lyngbye zuerst, und er erhielt Exemplare aus England als Conferva dissiliens Dillw. Er fand sie in Dänemark und
hielt die Bandform für Hauptsache; dasselbe thaten dann Agardh und Greville später. Kützing, der sie nicht selbst beobachtete,
gab ihr, nach der Abbildung der Conferva dissiliens von Smith in der English botany, die einen ganz andern Körper darstellt,
noch einen gallertigen Schlauch als Hülle, welchen ich nie sah, und erwähnt ihr Vorkommen in Holstein und Stuttgart. — Erst seit
1832 habe ich gewagt, diese mir früher bekannt gewesene Form zu den Bacillarien zu stellen, nachdem ich freiwillige Längstheilung
beobachtet hatte. Die einzelnen Glieder der Fäden sind die Grundform. Es sind kurze 3seitige Prismen, die von den Kanten aus
einer Selbsttheilung fähig sind, und daher von da aus oft mehr oder weniger tief eingeschnitten (getheilt) erscheinen. Die Selbsttheilung
_ — 141
ohne vollkommene Absonderung bringt mehr oder weniger kammartig gezahnte Bänder hervor , die eine secundäre, keine primäre Form,
auch nicht nothwendig sind. Ob es eine beständig einzahnige (nie eingeschnittene) Form giebt, die sich also nicht von der Spitze ans
tlieilt, sondern von der Mitte aus ihre Ecken allmälig verlängert (eine besondere Art), bin ich im Zweifel, und habe für ein solches
Wachsthum allerdings sprechende Beobachtungen gemacht. Ich vermuthe Oeffnungen an den Ecken, konnte sie aber nicht sehen. Bei
leeren Schaalen sieht man eine grosse runde OefFnung in der Mitte der dreieckigen Seite, welche die Glieder verbindet. Ortsverän-
derung, welche ich nach einiger Zeit wahrnahm, bleibt doch unsicher. Im Innern befindet sich eine grüne, zähe, oft deutlich feinkör-
nige Masse, welche sich oft in mehr oder weniger regelmässige, zuweilen 3- bis östrahlige, Häufchen gegen die Mitte sammelt. Ue-
berdiess sieht maa zuweilen helle farblose Bläschen (Magenzellen?). Die einzelnen Glieder von der Seite (Anheftungsfläche) gesehen,
sind dreiseitig mit oft etwas concaven, zuweilen geraden, gleichen Seiten und immer mit stumpfen Spitzen. Von oben, dem Rücken,
gesehen sind sie länglich, stumpf 4seitig, kurz nach der Theilung dreimal so lang als breit, kurz vor derselben lV^mal so lang als
breit. Ich sah Ketten von mehr als 40 Gliedern. Zahlreich fand ich sie am 20. Juni 1832, am 15. Juni 1835 und am 2. März
1837. — Breite der Kette oder Länge des Kettengliedes (Thieres) Vi 92 — Voe Linie, selten Y48 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. X. Fig. VIII.
Es sind 18 Thierchen in verschiedenen Stellungen und Formen 300mal vergrössert dargestellt.
Fig. a. ist in etwas gewendeter Aufsicht eine Kette von 13 Thierchen, welche in der schwachen Ausbuchtung einen Anfang zur Selbsttheilung zeigen,
die sich nie sehr bedeutend stärker äusserlich ausspricht, obwohl die geschehene innere Trennung durch grössere Breite des Gliedes erkennbar wird.
Zwei etwas kürzere Glieder mögen, von der Mitte aus, halb knospenartig, entwickelt seyn.
Fig. b. ist die gewöhnliche, normale Seitenansicht. Fig. c. sind 3 Glieder in halber Wendung. Fig. d. ist eine Form mit fast scharfen Ecken, die
mir nur einmal vorgekommen, vielleicht einer andern Art gehörig, vielleicht nur abnorm. Fig. e. sind 2 Glieder in der geraden Aufsicht.
156. Desmidium orMculare, scheltoenartiges Kettenstälbclieii, Tafel x. Fig. IX.
D. corpusculis laevibus obtuse triquetris, lateribus turgidis, hinc geininis a dorso suborbicularibus, nee late socialibus.
Desmide orbiculaire^ a corpuscules lisses triangrdaires arrondis, gonfles aux> cötes et par cela
deux) a dcu&, vus du dos, orbiculaires ; jamais tres-sociau&.
Desmidium orbiculare, Ab ha ndl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1832. p. 292.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese am 11. Mai 1832 bei Berlin zwischen Confervcn zuerst beobachtete Form gleicht von manchen Seiten sehr einem Eua-
strum, ist aber dreiseitig. Ich sali nie mehr als 2 Glieder zusammenhängen und diese nie gezahnt. Wahrscheinlich fallen sie ausein-
ander und bilden dann erst durch Selbsttheilung wieder die Duplicität. Die innere grüne Färbung war deutlich körnig, kann mithin
Eiermasse seyn. Ich sah bei einigen Exemplaren viele schwärzliche bewegte Körperchen im Innern, ob Brut? — Grösse ^48 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. X. Fig. IX.
Es sind 4 Formen in verschiedenen Stellungen dargestellt, alle SOOmal vergrössert.
Fig. a. Rückenansicht oder Aufsicht, vergleichbar der Fig. VIII. e. Fig. b. Seitenansicht, etwas gewendet. Fig. c. Rückenansicht, etwas gewen-
det, fast als auf einer der Kanten ruhend. Fig. d. halbe Seitenansicht.
ISA. Desmidium fteacaceros , §ecli§hörniges IKettenstWbcUen. Tafel x. Fig. x.
D. corpusculis scabris, gerninatis, argute triquetris, tri-radiatis, radiis apice truncatis.
Desmide he&aceros, a corpuscules binaires scabres, trilaterauzc^ ayant les pointes amincies en trois
cornes et tronc/uees au bout.
Desmidium heocaceros , Abliandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1832. p. 292.
Auf enthalt: Bei Berlin.
Diese Art bildet nie lange Fäden , sondern nur selten sind 2 bis 4 Glieder zusammenhängend. Der Körper ist klein, aber
die 3 Ecken bilden 3 Strahlen oder Hörner, und wo 2 zusammenhängen, wie es gewöhnlicher ist, 6 Hörner. Sie fand sicli in Torf-
lachen zwischen Oscillatorien im August 1832, im August 1834, am 2. Februar und am 16. März 1837. Die ganze Oberfläche ist
chagrinirt, die Spitzen sind abgestutzt, oft farblos, und nur der mittlere Theil innen grün. Die leere Schaale ist farblos mit deutli-
cher mittlerer Oeffnung. — Grösse bis V^s Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. X. Fig. X.
Es sind 6 Gruppen bei 300maliger Vergrösserung dargestellt.
Fig. a. sind 2 Paar Körperchen im Zusammenhange, vom Rücken gesehen. Fig. b. ist ein einzelnes Paar (ein durch Selbsttheilung verdoppeltes Ein-
zelthier?). Fig. c. ist ein ähnliches, von der Seite gesehen. Fig. d. ist ein dergleichen, halb gewendet. Fig. e. ist vom Rücken gesehen, mit
farblosen Spitzen. Fig. /. ist ein etwas schief gegen einander stehendes Paar von der Seite, mit sternartig sechsstrahligem grünen Inhalte.
158. Desmidium, MJidum, doppelzahniges Mettenstäfochen. Tafel X. Fig. XL
D. corpusculis laevibus, a dorso linearibus integris, a latere tri - radiatis , apieibus fissis acutis.
Desmide fendu, ä corpuscules lisses, vus du dos lineaires, ayant les pointes amincies en trois cornes,
fendues au bout aigu.
Desmidium bifidum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1832. p. 292.
Desmidium didymum, Corda, Almanac de Carlsbad, 1835. Tafel IV. Fig. 43. 44.
Aufenthalt: Bei Berlin und Carlsbad.
Icli beobachtete nur ein einfaches Exemplar am 29. Juni 1832 zwischen Conferven. Es war eine farblose Schaale mit klei-
nem grünen Kerne und grosser runder mittlerer Oeffnung, welche Corda, der eine lange Kette sah, Darm nennt. — Grösse % Linie.
36
— 142
Erklärung der Abbildung Taf. X. Fig. XL
Es ist das einzige beobachtete Exemplar, 300mal vergrössert, von der Seite gesehen. Der Name D. bidens ist als bifidum zu lesen,
159. JDesmidmm aculeatum, stachliges Ketfenstäjbclieii. Tafel X. Fig. xn.
D. corpnsculis acnleatis a latere tri- radialis, apicibns saepe tri-aculeatis, truncatis«
Desmide epineucc, a corpuscules epineucc trilaterausc, ayant les pointes amincies en trois comes fro?i-
quee&) souvent surmontees de trois epines.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese sehr ausgezeichnete neue Art wurde von mir erst am 30. Mai 1835 bei Berlin in Torfwasser entdeckt. Sie ist schön
grün erfüllt und hatte helle Bläschen dazwischen (Magenzellen?), Die grüne Farbe war körnig. Ich sali später einige, die nur we-
nig solche conische Stacheln hatten, aber alle Exemplare hatten 3 dergleichen an den Spitzen der Hörner. Man hat sich zu hüten,
nicht cylindrische Hygrocrocis - Anflüge für solche Stacheln oder Borsten zu halten. — Grösse V48 Linie.
Erklärung der Abbildung Taf. X. Fig. XII.
Es ist ein Doppelthierchen in halber Wendung abgebildet, 300mal vergrössert.
160. Desmidium apiculosum, rauhes Kettenstäbclieii.
D. corpnsculis undique apiculatis, a dorso ellipticis, laterum apicibus ternis valde rotundatis.
Desmide apre, a corpuscules apres , tres - arrondis ausc trois pointes, vus du dos elliptif/ues.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese ebenfalls neue Art fand sich erst ganz neuerlich in ähnlichen Verhältnissen am 2. März 1837. Sie lebt nur als ein-
zelne, nicht als Doppel -Form, und hat viel Aehnlichkeit mit D. orbiculare, ist aber überall, wie es t scheint in regelmässigen Reihen,
mit kleinen Spitzen besetzt, die kein Anflug von Hygrocrocis sind. Die mittlere Oefihung war sehr deutlich. — Grösse V72 Linie.
Eine Abbildung konnte nicht mehr gegeben werden, da die Tafel längst gestochen war.
Nachtrag zur Gattung Desmidium.
Es sind noch 2 hier übergangene Arten dieser Gattung angegeben worden. Das Desmidium tenaze der Ostsee von Agardh
wurde gleich anfangs 1824 vom Entdecker als zweifelhaft erklärt, und 1832 hat er denselben Zweifel wiederholt ausgesprochen. Er
hielt es für ein Gloeonema. Ausserdem hat Greville 1827 ein D. cylindricum verzeichnet, welches, da es nicht 3seitig, son-
dern länger als dick ist, zur Gattung Arthrodesmus als besondere Art gehören mag. Was die Conferva dissiliens von Dillwyne
anlangt, so ist sowohl diese, als die andere der English botany von Smith, dieser Gattung offenbar fremd. Jene ist wohl eine
Gallionella, diese wohl eine unklare Conferve gewesen, mit der man das Desmid. Swart%ii verwechselte. — Wahre Bacillarien
bilden zuweilen dreistäbige Figuren, die ein Ungeübter für ein Desmidium halten könnte. Künstliche Bewegung des Objects im Was-
ser lässt die wahre Natur solcher Körper erkennen.
FÜNFUND VIERZIGSTE GATTUNG: KREUZSTERN.
Staurastriim. Staurastre.
CHARACTER: Animal e faniilia Bacillariorum, liberum, lorica siinplici univalvi, quadrangulari (interdum
forsan in catenaui filiformem multiplicatum).
CARACTERE: Animal de la fotmille des Bacittaries, libre^ ayant une carapace simple univalve,
quadrangulaire (poussant peutetre quelquefois en chaine filiforme).
Die Gattung- der Kreuzsterncken gehört zur Familie der Stabthierchen und unterscheidet sich
durch freie Selbstständigkeit, einfachen und einschaaligen Panzer und dessen prismatische 4seitige Form.
Sie mag auch bandartig oder kettenartig erscheinen können.
Diese Gattung wurde 1829 von Meyen mit Einer Art gebildet, die er für ein Naturspiel von einer
einfachen Pflanzenzelle hielt. Die jetzige Stelle wurde dieser Form 1832 angewiesen. Kützing zog sie
1833 zur Gattung Micrasterias und gab bessere Abbildungen unter noch 3 andern neuen Namen. Eine
4te und 5te ähnliche Form, welche er gleichzeitig beschrieb, waren offenbar nur Zwillings -Crystalle des
verdunsteten Wassers. Es werden nun hier 2 Arten als sicher anerkannt. An Organisation ist jedoch noch
wenig entwickelt. Das grünkörnige Innere könnte ein Eierstock seyn. Bei St. dilatatum ist eine mittlere
OefFnung beobachtet. Selbsttheilung ist bis jetzt hier der Hauptcharacter für die thierische Natur. Es
könnte auch Arten geben, die sich, wie Desmidium^ zu langen Ketten entwickelten. Ortsveränderung ist
143
nicht beobachtet Der Panzer ist eine zähe häutige Hülle, die man oft farblos (nach dem Eierlegen? oder
leer nach dem Tode?) sieht und die sich verbrennen lässt.
Die geographische Verbreitung ist bei Potsdam, Berlin, Weissenfeis, Carlsbad und Turin? beobachtet.
161. Staurastrum dilatatum, Ibreites Kreuzsternchen. Tafel x. Fig. xm.
St. corpusculis membranaceis quadratis, granulatis, singulis binisve.
Staurastre aplati, ä corpuscules membr mietete , quarres^ grawuleuw , solitaires ou binaires.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese Art wird liier zuerst verzeichnet. Ich fand sie im Sommer 1835 und wieder am 2. März 1837 zwischen Conferven,
bewegungslos. Bei einer von den grünen Eikörnchen entleerten oder todten Schaale sah ich in der Mitte eine cirkelrunde Oeffnung.
Ein zweigliedriges Exemplar war noch ganz mit feinkörniger grüner Masse erfüllt. Die Höckerchen der Oberfläche sind in regelmäs-
sige Reihen geordnet. — Grösse 1/^s Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. X. Fig. XIII.
Fig. a. ist ein einfaches, entleertes Gehäuse mit mittlerer Oeffnung. Fig. b. ist eine zweigliedrige Form mit ihrem Inhalte, halb gewendet. Beide
sind 300mal vergrössert.
162. Staurastrum paradoacum, scblanfces KreiiEsterncIieii. Tafel x. Fig. XIV.
St. corpuscnlis asperis solitariis binisve, cornibns 4 festucaeeis crucis formam aemulantibus.
Staurastre grele, a corpuscules apres solitaires ou binaires ^ ayant 4 cornes setaeees en forme de
croi&.
Staurastrum paradoxum? Meyen, Nova Acta Na t. Cur. XIV. p. 777. Tab. 43. Fig. 37, 38. 1829.
Staurastrum paradowum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 314.
Micrasterias Staurastrum, \
tetracera, I Kütziisg, Synopsis Diatom. in v. Schlechtendal's Linnea, VIH. p. 599, 602. Tafel XX. Fig. 83, 84,
— ß didicera, f 85. 1833.
tricera , /
Aufenthalt: Bei Berlin!, Potsdam ?, Weissenfeis?.
Die von Meyen bei Potsdam beobachtete und als Alge beschriebene Form wurde nicht hinreichend vergrössert beobachtet und
abgebildet, um den Special -Character der körnigen rauhen Oberfläche erkennen zu lassen, doch sind Queerstriche (radii articulati)
angegeben, welche darauf hindeuten. Ktjtzxng's bei Weissenfeis beobachtete 3 Formen sind ganz glatt gezeichnet, was ebenfalls Folge
zu geringer Vergrösserung seyn mag. Ich sah grüne und goldgelbe Formen, auch ganz farblose Schaalen, die lebendig nach dem Eier-
legen oder todt seyn konnten. Die Grössen wechselten von Vioo bis V^s Linie im Durchmesser. Ich beobachtete diese, mir schon frü-
her bekannten, Formen mit Micrasterien wieder am 20. Juni und 16. Aug. 1832 besonders zahlreich, dann am 3. Aug. 1834 und
am 2. März 1837. Ungeübte können vierstäbige, in ein Kreuz gebogene, wahre Bacillarien leicht mit solchen Formen verwechseln.
Erklärung der Abbildungen Taf. X. Fig. XIV.
Es sind 5 einfache Formen mit 300maliger Vergrösserung dargestellt.
Fig. a. und b. sind gelblich erfüllt. Fig. c. und d. grün. Letztere hat etwas schief stehende Hörner und mag wohl von Kützing als Micr. tri-
cera beschrieben seyn. Fig. e. ist ein kleines Exemplar.
Nachtrag zur Gattung Slaurastrum.
Ich hielt 1833 a. a. O. Kützings Micrasterias cruciata und paradocca für wahre Organismen, daher vermuthete ich
in ihnen 2 neue Arten dieser Gattung und nannte letztere, der Collision des Namens halber, St. Kützingii. Neuerlich habe ich mich
aber überzeugt, dass jene farblosen kreuzartigen Bildungen nur Zwillingscrystalle irgend eines Salzes sind, die bei verdunstendem Was-
ser oft zahlreich anschiessen und sich wieder auflösen, wenn neues Wasser hinzukommt.
Meten hat 1835 in Wiegmann's Archive f. Naturgesch. I. p. 248. noch ein St. circulare angezeigt und behauptet, dass
dergleichen Formen mit 3, 4, 5 bis 8 Strahlen vorkämen. Eigne Beobachtungen zeigten mir von den früheren Beobachtern nicht er-
kannte Oeffnungen und innere nicht starre Bläschen, die keineswegs Pflanzenzellen seyn können. Man darf das offenbar hier wichtige
und nicht veränderliche, nicht zufällige, Zahlenverhältniss bei diesen Formen nicht gering achten. Körper mit 5 Strahlen sind Penta-
sterien; mit 6 bis 8 Strahlen würden sie besondere Gattungen, etwa Hezcasterias , Heptasterias> Octasterias, Polyasterias {St.
circulare) bilden. Die mir bis jetzt bekannt gewordenen ähnlichen Formen haben, wie es hier vorliegt, ausser den Zahldifferenzen
auch noch andere Charactere, welche jene Ansicht scharf begründen.
Losana's Oplarium crueiforme^ das ich für unsicher halte, könnte die Anwesenheit der Gattung bei Turin, Cordas
Micrasterias falcata sie bei Carlsbad anzeigen. (S. Micrasterias^)
- 144 — —
SECHSUNDVIERZIGSTE GATTUNG: FÜNFSTRAHL.
Peilt asterias. Pentasterie.
CHAR ACTER: Animal e familia Bacillariorimi, liberum, lorica simplici, umvalvi, qiiinquangulari (inter-
duin forsan in catenam filiformem abiens).
CARACTERE: Animal de la famille des B aciliar ies^ Uhre^ ayant une carapace simple^ univalve,
pentagone (poussant peutetre quelquefois en chame filiforme).
Die Gattung Fünfstrahl unterscheidet sich von allen übrigen der Familie der Stabthierchen durch
freie Selbstständigkeit , einfachen und einschaaligen Panzer und dessen prismatische fünfeckige Form. Zu-
weilen mag sie Ketten bilden.
Diese Gattung wurde 1835 entdeckt und in den Abhandlungen der Berl. Akad. zuerst angezeigt,
gleichzeitig aber auf Tafel X. dieses Werkes gestochen. An Organisation ist nichts weiter ermittelt, als
dass in dem 5 strahligen, aus einer zähen Pergamenthaut gebildeten, Panzer eine runde Oeffnung in der
Mitte ist, wodurch sich diese Form an Besmidium anschliesst.
Die geographische Verbreitung ist ausser Berlin nicht beobachtet
163. Pentasterias margaritticea, geperlter FiinfstraM. Tafel X. Fig. XV.
P. supcrlicic granulosa, radiis crassis, obtusis.
Pentaster ie mcirgaritifere^ a surface granidec et a rayons epais et oötus.
Pentaslerias Nov, Gen., Abb an dl. der Akademie <1. Wissensch. zu Berlin, 1835. p. 173.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese Form wurde am 14. Juni 1835 zwischen Confcrven beobachtet, und hat sich ebenfalls aufbewahren lassen. Es waren
mehrere farblose Exemplare. Vielleicht waren es lebende Thicrc nach dem Eierlegen <, vielleicht auch nur leere Schaalen. Eine an-
sehnliche mittlere runde Oeffnung war deutlich zu erkennen. — Grösse V45 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. X. Fig. XV.
Es ist ein Individuum in seiner Seitenlage abgebildet, 300mal vergrössert.
SIEBENUNDVIERZIGSTE GATTUNG: KUGELKETTE.
Tessarartbra'. TessarartliFe.
CHARACTER: Animal e familia Bacillariorum, liberum, lorica simplici, univalvi, globiüari, laevi, (e di-
visione spontanea) quaternatim aut catenatim filiforme.
CARACTERE: Animal de la famille des Bacillaries, libre, ayamt une carapace simple^ univalve,
globulaire, lisse, poussant (par la diviston sponlanee) en ligne de quatire ou en chame
de plusieurs individus filiforme.
Die Gattung- der Kugelkette umfasst die Formen der Familie der Stabthierchen, welche freie Selbst-
ständigkeit haben und einen einfachen einschaaligen und kugelförmigen glatten Panzer besitzen, auch durch
unvollkommne Selbsttheilung reihenweise 4gliederig oder kettenartig vielgliederig werden.
Diese Gattung stellte Türpin 1828 unter dem Namen TessarUionia^ welcher bezeichnend, aber ganz
sprachwidrig gebildet ist, bei den Pflanzen auf. Schon vor ihm hatte Bory de St. Vincent 1825 dieselbe
Form als Heterocarpella geminata bezeichnet, und Türpin führte auch diese Form besonders auf. Kützing
verzeichnete 1833 beides als besondere Formen in den 2 Gattungen Scenedesmus und Trochiscia eben-
falls bei den Algen, wohin es auch Meyen 1828 ohne Namen gestellt hatte. Unter dem sprachrichtigeren
Namen Tessararthra wurde die Gattung 1835 in den Abhandl. d. Berlin. Akad. aus dem Grunde zu den
Infusorien gezogen, weil Selbsttheilung als entschieden thierischer Character angesehen wurde, auch wenn
keine Ortsveränderung u. s. w. beobachtet sey. An thierischer Organisation ist bisher wenig erkannt. Die
Kleinheit und der Panzer sammt den dichten innern grünen Körnchen könnten vor Augen hegende Hinder-
nisse dabei seyn. Das Gesetz der Analogie verweist diese Formen, nach entschiedenem Austritt der Na-
viculaceen und Echinelleen aus dem Pflanzenreiche, in das Thierreich, und so könnte die grüne kör-
nige innere Färbung Eier, die helle mittlere Stelle eine kugelförmige Samendrüse seyn. Doch verlangen
diese Verhältnisse noch weitere Untersuchung.
Die geographische Verbreitung ist von Paris bis Berlin beobachtet.
145
164. Tessararthra moniliformis, perlschnurartige Kugelkefte. Tafel X. Fig. xx.
T. corpusculis viridibus, binis aut in linea recta quaternis.
Tessararthre moniliforme, d corpuscules verts, deucv ou qnatre reunis en ligne droite.
Heterocarpellct geminata , Bory de St. Vincent, Diction. classiq. <T hist. nat. 1825.
Tessarihonia moniliformis, Turpin, Memoires du Museum d'hist. nat. T. XVI. p. 310. Tab. 13. Fig. 18. 1828. Dict. des sc. nat.
Vegetaux acotyled. Tab. 7. Fig. 1.
Heterocarpella hijuga , Turpin, Memoires du Mus. T. XVI. p. 314. Tab. 13. Fig. 13. 1828.
Alge, .Meten, Nov. Act. Nat. Cur. XIV. Tab. 43. Fig. 25.? 1829. (1828.)
Scenedesmus monßiformis, I KÜTZIN& Linnea v. Schlechtendal, VIII. p. 593, 607. 1833.
Trochiscia hijuga, J
Tessararthra, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1835. p. 173.
Aufenthalt: Bei Paris!«, Potsdam? und Berlin!.
Türpin beobachtete diese Form bei Paris zwischen Conferven; ich habe sie bei Berlin mit Arthrodesmen und Micra-
sterien oft gesehen. Es sind runde glatte kleine Kugeln zu 2 bis 4 in Einer Reihe zusammenhängend, innen mit grüner körniger
Masse erfüllt und in der Mitte mit einer helleren (drüsigen) kleinen Kugel versehen. Manchmal bilden je 2 zwischen sich 2 kleinere
Kugeln aus. Gehörten je 2 Kugeln zu Einem Organismus, so wäre die letztere Bildung reine Selbsttheilung. Ist aber vielleicht Bo-
ry's Heterocarpellct monadina (ebenda) die einfache Grundform? — Grösse der einzelnen Kugeln V144 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. X. Fig. XX.
Es sind 2 viergliederige Ketten bei 300maliger Vergrösserung abgebildet. Fig. a. ist die einfache regelmässige Form. Fig. b. ist wohl
durch Trennung und Auseinandertreten von 2 Gliedern entstanden, welche zwischen sich Junge bilden und die Vierzahl wieder herstellen.
Nachtrag zur Gattung der Kugelkette {Tessararthra).
Es ist hier eine nahe Verwandtschaft dieser Gattung mit manchen von den Wassergebilden zu bemerken, welche die Algo-
logcn Protococcus genannt haben. Gewisse Formen des Protococcus könnten sich leicht zu Tessararthra gerade so verhalten, wie
Navicula zu Fragilaria oder Py&idicula zu Gallionella. Ganz direct zeigt Bory's Heterocarpella monadina, die wohl einer-
lei mit Trochiscia solitaris von Kützxng- ist, auf diess Verhältniss hin, doch fehlt es an scharfen Beobachtungen und Sehmitteln,
jetzt mehr hierüber mit Gründlichkeit festzustellen. Die Gattung Cyphidium der Arcellinen könnte leicht den entschieden thierischen
Typus für alle diese Formen abgeben. Endlich müssen weniger geübte Beobachter nicht blosse ähnliche Pflanzenfragmente, als: geglie-
derte Fäden von zerfallenen Linkien und Nostoc dergL , für selbstständige Körper dieser Abtheilung halten. — Die Tessararthra fi-
liform™ der Tafel X. ist als Odontella verzeichnet.
ACHTUNDVIERZIGSTE GATTUNG: KUGELSTERN.
Spltaerasfrum. Spherastrec
CHARACTER: Animal e familia Bacillarioruin, liberum, lorica simplici, univalvi, turgida, laevi; (divisione
spoiitanea imperfecta) in acervos consociatum.
CÄRACTERE: Animal de la famille des Bacillaries, libre, ayant une carapace simple, uni-
valve, gonfiee, lisse se groupant (par division spontanee imparfaite) en differentes
formes sociales).
Die Gattung der Kugelsterne gehört zur Familie der Stabthierchen und umfasst solche Formen,
die bei freier Selbstständigkeit einen einfachen, einschaaligen, rundlichen, glatten Panzer besitzen und (durch
unvollkommene Selbsttheilung) verschiedene Gruppen bilden.
Diese Gattung bildete Meyen 1829 als Algengattung. Schon Schrank könnte 1776 unter seinem
Volvox Globator (s. V. slellatus) eine ähnliche Form beobachtet haben. Bory nannte einen physiologisch
gleichwertigen Körper 1825 Heterocarpella tetracarpa, und denselben nannte wohl Türpin 1828 He-
terocarpella quadrijuga. Auch bei Losana kommen 1829 ähnliche Formen als Oplarium und Volvox
vor. Ich habe sie erst seit 1835 kennen gelernt. Der Organisationsgehalt ist noch nicht weit ermittelt.
Ihre geringe, aber doch beobachtete, Orts Veränderung lässt, wenn überhaupt an thierischen Organismus
zu denken ist, auf einen den Wechselthieren oder Stabthieren ähnlichen Bau schliessen. Die grüne Fär-
bung könnten Eier seyn. Einen, den männlichen Samendrüsen der Infusorien ähnlichen, mittleren Körper
in jedem Gliede sah schon Bory, und hat auch Türpin bei Het. quadrijuga grell gezeichnet.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist in Paris, Potsdam und Berlin beobachtet.
3»
140
165. jgphaerastrum pictwm, runder Kugelstern.
Spli. corpusculis ovatis viridibus, in acervos moriformes globosos abeuntibtis.
Spherastre globuleuat, a corpuscnles ovales verts, passant en grappes spherir/ues de !a forme
cfr nne müre.
Sphaerastrum <pictum, Meyen, Nov. Act. Nat. Curios. XIV. p. 776. T. XLIII. Fig. 23. 24. 1829. Isis 1830. p. 163.
Aufenthalt: Bei Potsdam und Berlin.
Meyen beobachtete diese Art 1829 mit Micrasterien und Artlirodesmen bei Potsdam; in ganz ähnlicher Gesellschaft
fand ich sie 1835 am 1. Sept. bei Berlin, und in demselben überwinterten Glase bis 1836 in grosser Menge wieder. Bewegung ist
von Meyen selbst 1830 beobachtet. — Grösse der Einzelglieder Vieo Linie, deren Beeren V40 Linie.
Eine Abbildung konnte nicht mehr aufgenommen werden, weil die Tafel schon gestochen war.
166. Sphaerastrum quadrijugum, vierstraMig,er Hugelstern.
Sph. corpusculis oblongis, viridibus, quaternis, in cubum saepe medio perforatum concretis.
Spherastre c/uadrijague, a cor piiscules oblong s, verts, (juatre reimis en cube sonvent perce au miheu.
Helerocarpella tetracarpa, Bory de St. Vincent, Dict. classique, 1825.
Hcterocarpella quadrijuga, I TuKplN) M6m# du MnJ# xyL ; 314> Taf< 13_ Fig< 14> 1828.
amara, S
Trochiscia quadrijuget, Kützing, Linnea VIII. p. 593. Taf. XVIII. Fig. 76. 1833.
Aufenthalt: In Paris und Berlin.
Dass Bory's und Tüupin's Pariser Form von der Berliner verschieden sey, wäre wohl möglich, aber bis jetzt nicht zu be-
gründen. Die sehr grosse Abbildung bei Türpin lässt jene Form detailürt erkennen. Bory könnte ein Euastrum damit verwech-
selt haben. Die in Berlin vorkommende Form hat 4 länglich eiförmige, als eine Röhre so verbundene Körper, dass ein Canal in der
Mitte offen bleibt, wie bei Het. amara Turpin auch angegeben ist. Der helle runde Körper in der Mitte jedes Gliedes, welchen
sowohl Bory sali, als Türpin abbildete, und welcher eine thierische Samendriise seyn kann, war auch in der Berliner Form deutlich.
Bewegung ist von Türpin bei der jungen Het. amara beobachtet, aber diese vielleicht mit Monaden verwechselt. Der innere grüne
Inhalt ist feinkörnig. Beobachtet mit voriger Art am 5. Nov. 1836. — Grösse V48 Linie, der einzelnen eiförmigen Glieder Vioo Linie.
Eine Abbildung hat nicht mehr aufgenommen werden können.
Nachtrag zur Gattung Sphaerastrum.
Die, einem Sphaerastrum ähnliche, Conferva echinulata Smith der English bot. t. 1378., welche Agardh Echi-
nella articulata und Kützing Micrasterias artic. nennen, gehört nicht in diese Gattung, scheint eine gegliederte Oscillatorien-
Form (Trichodestmum?) zu seyn. — Losanas Arten (vergl. VolvoxJ) sind nicht zu entziffern. (Memorie di Torino XXXIII.
1829. Ins 1832. p. 765.)
NEUNUNDVIERZIGSTE GATTUNG. DOPPELKLETTE.
Xanthicliuiii. Xantbide.
CHARACTER: Aniinal e familia Raeillariorum, liberum, lorica simplici, univalvi, globulari, aculeata aut
setosa, solitarium ; geininatum aut quaternarium (an eateniforme?).
CARACTERE: Animal de la famille des Bacillaries^ libre^ a carapace simple , univalve, glo-
bulaire, herissee d? epines ou de soies; solitaire, hinaire ou quaternaire {peutetre
aussi e?z forme de chaine).
Die Gattung der Doppelkletten unterscheidet sich in der Familie der Stabthierchen durch ein-
fachen, einschaaligen, kugelförmigen und stachligen oder borstigen Panzer, und besteht aus einzelnen oder
doppelten (vielleicht auch aus kettenartig vereinten) Gliedern.
Diese Gattung wurde 1832 in den Abhandl. d. Berl. Akad. mit 3 Arten gegründet. Jetzt zählt sie
6 Arten. Die Organisationsverhältnisse sind noch nicht hinreichend ermittelt. Selbsttheilung ist bisher der
entscheidendste, aber ein wichtiger, Character für die thierische Natur geblieben. Grüne Körnchen, welche
den innern Raum erfüllen, lassen sich als Eier deuten. Eine drüsige hellere mittlere Kugel im Innern, de-
ren bei X. aculeatum sogar in jedem Gliede 4 sind, lassen sich als Samendrüsen betrachten. Der Panzer
ist ein glasartiges oder pergamentartiges, mit einfachen oder ästigen Borsten ringsum besetztes, Rüchs-
chen (?). Oeffnungen und Bewegungsorgane sind noch nicht erkannt. — Platte Xanthidien sind Euastra,
lind runde stachlige Euastra sind Xanthidien.
14?
Die geographische Verbreitung der lebenden Arten der Gattung ist ausser Berlin noch nicht beob-
achtet 5 allein sie wird zu einer der merkwürdigsten Erscheinungen durch das Vorkommen ihr völlig ver-
gleichbarer Körper in den Feuersteinen der Kreide , welche auf den Feldern bei der Kreisstadt Delitzsch
zwischen Leipzig und Dessau liegen, und vielleicht gleichartig auf der grossen norddeutschen Ebene Ge-
schiebe bilden. Herrn Türpins Ansicht von 1837, als wären die Xanthidien des Feuersteines sammt den
Peridinien desselben einerlei mit Cr is tat eilen- Eiern, ist als ein nicht wohl zu entschuldigender, aus
Unkenntnis» all dieser lebenden Formen entsprungener, Missgriff unter Xanth. ramomm erörtert.
16?. Xanthid&um hir&utmm,, Itaarige HoppelMette. Tafel X. Fig. XXII.
X. corpusculis globosis, viridibus, singulis binisve, simplieiter pilosis.
Xanthide poilu, h corpuscules globuleutc, verts, solitaires ou binaires, simplement poilus.
Xanthidium lürsutum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 318.
Xantliidium (pilosum), Bericht der Berl. Akad. d. Wissensch. 1836. p. 114. Amtlicher Bericht über die Versammlung d. deut-
schen Naturforscher in Jena 1836. 21. September, p. 76.
Auf enthalt: Bei Berlin,
Diese Art lebt mit Micrasterien und Des midien im Torfwasser bei Berlin, und wurde im Sommer 1832 zuerst, und
nur einmal, beobachtet. Es waren zwei vereinte haarige grüne Kugeln ohne sichtliche Bewegung. Eine der sichtbaren Halbflächen ei-
ner Kugel konnte leicht 100 Haare besitzen. Die innere grüne Färbung war feinkörnig, sonst wurde vom Organismus nichts ermittelt.
Das Gesetz der Analogie scheint diesem Körper hier die Stelle anzuweisen. — Grösse 73 g Linie.
Sehr merkwürdig ist das Vorkommen ganz ähnlicher Körper von 7og bis V^s Linie Grösse in der Masse der Feuersteine von
Delitzsch. Sie sind nie in solcher Menge, wie die dem X. ramosum ähnlichen, aber kommen nicht eben selten einzeln mit diesen
vor. Sie unterscheiden sich nur durch einfach, nicht doppelt, kugelartige Gestalt, ein Character, der auch bei den lebenden Formen
dieser Gattung vorkommt. Sie finden sich gleichzeitig mit einer ganz entschieden deutlichen Art der Gattung Peridinium und könn-
ten selbst dieser Gattung angehören, wenn sich deren sehr bestimmter Character nachweisen liesse. Es ist aber nur eine Verwechselung
ähnlicher, heterogener Formen, wenn man diese infusoriseheii, ganz wohl erhaltenen ^ Gestalten für Fragmente anderer erklärt. Frei-
lich kommen sie auch zuweilen zerbrochen vor, wie alle Fossilien.
Erklärung der Abbildung Taf. X. Fig. XXII.
Das abgebildete Individuum ist das bisher einzig beobachtete, SOOmal vergrössert.
168. Xantliidium, aculeatum, stachlige Doppelklette. Tafel X. Fig. xxin.
X. corpusculis globosis, viridibus, singulis binisve aut quaternariis, aculeatis, aculeis brevibus sparsis acutis.
Xanthide epineua)^ a corpuscules globnleua)^ verts^ solitaires^ binaires ou quaternaires , epineueo^ a
epines courtes, eparses et aigues.
Xanthidium acnleatum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 318.
Xantliidium aculeatum, Bericht der Berlin. Akad. d. Wiss. 1836. p. 114. Amtlicher Bericht über die Versammlung d. deut-
schen Naturforscher in Jena 1838. 21. September, p. 76.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich entdeckte diese Form im Sommer 1832 mit der vorigen und der folgenden Art. Es sind kleine stachlige, zuweilen ein-
fache, meist doppelte, Kugeln, deren kurze conische Stacheln etwa */s bis V* des Kugeldurchmessers haben. Die Duplicität liess sich
nach nebeneinander liegenden allinäligen Ueberffäna'en als Foke von Selbsttheilung erkennen. Einiarcmale sah ich auch 4 kettenartiff
zusammenhängende Kugeln. Die Stacheln waren bei einigen über die ganze Kugel verstreut, so dass ich auf der sichtbaren Kugel-
hälfte 10 bis 12 zählte, bei andern sali ich nur 6 — 8 Stacheln am Rande in fast gleichen Abständen. In der Mitte der Einzelkugeln
war ein grosser hellerer runder Fleck, bei einigen deutlicher als bei andern, vielleicht eine Samendrüse. Bei andern waren 4 solcher
Stellen. Aehnliche kleinere Flecke bilden die verkürzten Stacheln bei der Aufsicht. Die grüne Farbe bestand aus innern Körnchen,
welche wohl den übrigen Organismus verdeckten. — Grösse der Einzelkugeln 1/3ö — V24 Linie.
Auch dieser Art ganz ähnliche Körper wurden von mir zu Anfang September 1836 in Feuersteinen in Delitzsch entdeckt,
doch waren sie seltener als X. ramosum.
Erklärung der Abbildungen Taf. X. Fig. XXIII.
Es sind 2 Doppelkugeln und eine Kette von 4 Kugeln dieser Art abgebildet, alle SOOmal im Durchmesser vergrössert.
Fig. a. ist eine Kette von 4, nur am Rande mit Stacheln besetzter, Kugeln, deren Endglieder 6, deren Mittelglieder 4 Stacheln führen. Alle haben
4 helle innere Flecke (Samendrüsen'?). Fig. b. ist eine Doppelkugel, die überall Stacheln hat und 7 bis 8 am Rande zeigt, mit weniger scharf um-
schriebenem grossen Mittelfleck. Fig. c. ist eine Doppelkugel mit nur je 6 Randstacheln und einem einzelnen drüsigen Mittelfleck.
169. Xanthidium fasciculatum, gelfoüsclielte »oppelklette. Tafel X. Fig. XXIV.
X. corpusculis globosis , viridibus, singulis binisve , aculeatis , aculeis fasciculatis acutis.
Xanthide fascicule, h corpuscules globuleucc^ verts, solitaires ou binaires, epineua, ayani les epines
aigues en faisecauje.
Xantliidium aculeatum, Abhandl. d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 318.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich fand diese häufigere Art mit der vorigen im Sommer 1832. Alle Verhältnisse sind ähnlich, nur sitzen die Stacheln zu
2 oder mehr bündelweise, so dass sich 4 bis 6 Bündel im Umkreise zeigen. Einige dieser Formen hatten stumpfe Polyedergestalten.
148
Wie weit die Variationen der Arten hier gehen, habe ich noch nicht fest ermitteln können, aber das häufige und beständige Vorkom-
men der deichen Formen bestimmte mich neuerlich zu schärferer Unterscheidung, die vielleicht sogar noch verstärkt werden muss. Fos-
sil ist diese Form noch nicht vorgekommen. — Grösse 'As bis V24 Linie. Stacheln etwa x/3 der Kugeldicke lang.
Erklärung der Abbildungen Taf. X. Fig. XXIV.
Es ist eine runde und eine polyedrische Doppelkugel dieser Art abgebildet; beide sind 300mal im Durchmesser vergrössert.
Fig. «. ist die polyedrische Form (ß polygonum)^ welche sehr an Arthrodesmus quadricornis erinnert. Fig. b. ist die runde Normalform, welche
bei t die grosse helle Drüse zeigt.
1*0. Xanthidium für catum, gajblige Doppelklette. Tafel X. Fig. xxv.
X. corpusculis globosis, viridibus, singulis binisve, aculeatis, aculeis sparsis apice furcatis.
Xatithide fourchu, a corpusctdes globuleucc^ verts^ solitaires ou binaires^ epineucc, ayant les epines
eparses, en fortreite simple au bout.
XantJädium furcatum, Ab ha ndl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 318.
Xanthidium furcatum, Bericht d. Berl. Akad. d. Wissensch. 1836. p. 114. Amtlicher Bericht d. Versamml. d. deutschen Na-
turforscher in Jena 1836. 21. September, p. 76.
Auf enthalt: Bei Berlin.
Auch diese Art wurde mit vorigen 1832, aber seltener , beobachtet. Die Einzelkugeln sind rund. Bei eintretender Längs-
theilung werden die beiden Hälften jede für sich länger als breit, aber die ganze Doppelkugel wird breiter als lang. Die Duplicität
scheint hier Fortpflanzungs- Zustand zu seyn. Bei Euastrum ist sie Character. Ich fand Exemplare, die überall mit gabelförmigen
Stacheln besetzt waren, andere, die deren nur am Rande 6 — 7 einzeln oder jederseits hatten. Manche hatten nur einige Stacheln ga-
belförmig, doch waren dann die meisten andern wenigstens oben breit und abgestutzt, nur hie und da eine zugespitzt. Im Allgemeinen
schliesst sich diese Form zunächst an X. aculeatum^ hat aber verhältnissinässig längere Stacheln. Eine grosse Kugeldrüse in der
Mitte war vorhanden. — Grösse V^s — V24 Linie. Länge der Stacheln l(2 der Körperlänge.
Diese so auffallend gebildete Form ist noch besonders durch das fossile Vorkommen einer ganz ähnlichen Gestalt sehr merk-
würdig geworden, welche ich im Anfange Septembers 1836 in Delitzsch in den dortigen schwarzen und grauen Feuersteinen entdeckte.
Grösse und Gestalt der Körperchen im Feuersteine passen höchst auffallend auf diese, noch lebende organische Form, nur sind die fos-
silen Körper selten doppelte, meist einfache, überall mit gabiigen Strahlen besetzte Kugeln. Da es noch andere organische Körper
giebt, welche eine etwas ähnliche, obwohl nicht so gleiche, Form haben, so liegt ein Zweifel über die hier angenommene Natur der-
selben nahe. Ich würde auch die Aehnlichkeit der Form nicht hoch anschlagen, wenn nicht £>leichzeiti£ Peridinien in diesen Kie-
sehnassen eingeschlossen wären, über deren völlig sichere Infusorien -Natur kein verständiger Zweifel mehr obwalten kann. Uebrigens
hat auch Xanthidium (ramosum) delitiense zuweilen gabiige Stacheln, doch unterscheide ich diese durch ihre immer dazwischen vor-
kommenden wenigstens 3strahligen Stacheln. Nur der Zweifel könnte Berücksichtigung verdienen, ob nicht einige der stachligen fos-
silen Formen zur Gattung Peridinium gehören.
Erklärung der Abbildungen Tafel X. Fig. XXV.
Es sind 2 Doppelkugeln bei 300maliger Vergrösserung des Durchmessers dargestellt. Fig. a. ist kleiner und auch auf der Seite mit Gabel-
stacheln besetzt; Fig. b. grösser, nur am Rande mit dergleichen versehen.
171. Xanthidium? ramosum, ästige I&oppelklette.
1 X. corpusculis globosis, singulis binisve, aculeatis, aculeis undiejue sparsis, apice trifidis aut ramosis.
Xanthide rameusc, a corpusctdes globuleucc^ solitaires ou binaires, epineux^ ayant les epines cparses
en tout sens, trifides au bout ou rameuses.
Xanthidium ramosum, Bericht der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1836. p. 114. Xantlüd. (delitiense), Bericht, Jena, p. 76.
Polypeneier, Türpin , Comptes rendus de l'Acad. d. sc. de Paris, 1837. 9. Fevr. p. 313. Fig. B. C. D.
Aufenthalt: In, den Feuersteinen der Kreide.
Diese Art ist bisher nur fossil sehr häufig im Innern der Kiesclmasse der Feuersteine von Delitzsch, und neuerlich auch ein-
mal einzeln in einem Feuersteine der Mark von mir beobachtet worden. Sie ist häufig auf das allerschönste ganz erhalten und zuwei-
len in Gruppen zu 8 bis 10 beisammen, öfter aber einzeln verstreut. Viele sind nur als Fragmente noch übrig. In manchen faust-
grossen Feuersteinknollen liegen sie sammt 2 Arten von Peridinium so dicht gedrängt, dass sie mit diesen als die Feuerstein -Masse
bildend anzusehen sind. Die Zahl der Stacheln im Umkreise ist verschieden von 6 — 20, und die Grösse der ganzen Körperchen
sammt den Stacheln schwankt zwischen Voo bis V24 Linie, die des Körpers zwischen Vm bis V48 Linie. Wicht selten sind die Sta-
cheln dem Durchmesser des Körpers gleich, zuweilen kürzer, längere sah ich nie. Neuerlich habe ich bei einigen Exemplaren Spuren
einer Queerrinne beobachtet. Sollte sich dieses Organisation -Verbältniss durch deutliche (vielleicht zufällig von ihren, die Betrachtung
störenden, Stacheln entblösste) Exemplare fest begründen lassen, so würden wohl die fossilen Formen dieser Art zur Gattung Peridi-
nium zu stellen seyn. Auch Peridinien werden durch Längstheilung doppelt. Von Xanthid. ramosum sah ich viele Hunderte
schön erhaltener Exemplare, und auch neuerlich mehrere doppelt.
Herr Türpin in Paris hat 1837 mein obiges Urtheil über diese fossilen Formen der Xanthidien und Peridinien ganz auf
die Seite geschoben und sie für Polypeneier der Cristatella vagans erklärt. Derselbe mikroskopische Beobachter hat auch früher die
Eier eines Räder thierchens, wohl der Salpina mucronata, welche an Conferven angeheftet sind, unter dem Namen Bursella oli-
vacea als eigene Pllanzengattung beschrieben und im Biet, d'hisf. nat. Tab. XL Fig. 18. abgebildet. Auch die Eier eines andern
R ädert hier chens, wohl der Triarlhra, hat er als Pllanzengattung Erythrinella anmdaris ebenda beschrieben und Fig. 17. abge-
bildet. Das erstere wurde nebenbei schon im Jahre 1831 bei Gyges (Abhandl. der Berl. Akad. 1831. p. 61.) angezeigt. Man sieht
daraus, dass auch eine vielfache Uebung im mikroskopischen Beobachten ohne gute Critik zu starken Fehlgriffen leitet. Im Uebrigen
ist es erfreulich, dass Herr Türpin die Formen keineswegs als Fragmente, sondern als wohl erhaltene geschlossene Organismen mit-
149
erkannt und gezeichnet hat. Die Täfelclien des Feuersteins , wonach Herr Türpin seine Zeichnungen gemacht hat, hatte ich auf den
Wunsch des Herrn v. Humboldt Herrn Arago und der Pariser Akademie, wie es auch Herr Turpin meldet, überreicht, aber ich
hatte auch vorher, was dieser nicht meldet, sowohl Berichte, als noch weit detaillirtere Zeichnungen sowohl im September 1836 der
Versammlung der deutschen Naturforscher in Jena, als im December der Berliner Akademie vorgelegt. Die Besorgniss des Herrn Tur-
pin, dass die damals von mir gegebenen Namen das Schicksal rascher Vergänglichkeit mit andern theilen und der Wissenschaft lästig
werden möchten, weswegen ihm nöthig dünkt, noch andere (unvergängliche) Namen zu geben (!), scheint nicht nahe zu liegen.. Die
Vergleichung mit Cristatellcn-Eiern, deren Form nicht, wie man daraus schliessen könnte, Herr Turpin 1837 entdeckt hat, sondern
welche der englische Gelehrte Graham Balzeil im Jahre 1834 (Jameson's New Edinb. Philos. Journal XVII. p. 411.) zuerst
beobachtete, ist desshalb unstatthaft, weil die fossilen Körperchen des Feuersteins eine viel geringere und sehr variable Grösse haben,
wie sie bei Eiern nur als seltene Missbildung vorkommt, auch nicht linsenförmig und nicht bloss am Rande, sondern überall stachlig
sind (wie überhaupt die Genauigkeit von Herrn Turpin's Abbildungen der fossilen keinesweges genügend ist), und weil sie zuweilen
doppelt vorkommen. Durch eine Missdeutung der kleinen Federzeichnungen, welche ich auf die Couverte der Täfelchen zur Orien-
tirung entworfen hatte, hat Herr Turpin vermuthet, dass ich die mit seiner Fig. C. bezeichneten Körper eben so Peridinium ge-
nannt habe, als die mit seiner Fig. E. bezeichneten. Das wird ihm aber niemand glauben, da nur Fig. E. das glatte Peridinium
(Kranzthierchen), und Fig. C. das stachlige Xanthidium (Klettenthierchen) seyn kann. Das Peridinium hat Herr
Turpin verkehrt abgebildet, wodurch es allerdings einer Bischofsmütze (!) ähnlich geworden. Ein ihm wichtiges äusseres Organ bei
Fig. C, das er mit a bezeichnet hat und wohl unter dem, mit dem Penis des vegetans (!) p. 307. zu vergleichenden, Organe mit
versteht, scheint mir nur einer der Stacheln zu seyn, dessen Wiederhaken abgebrochen sind. Ich erwartete von einem Referenten einer
Akademie gerechtere Anerkennung, und sehe in Zurücksetzung meiner Mittheilungen und in diesen neuen, von Herrn Turpin den von
ihm nicht entdeckten und nicht verbesserten Dingen gegebenen, Namen keinen Yortheil für die Naturwissenschaften.
Eine Abbildung hat nicht mehr auf die schon 1835 fertige Tafel X. aufgenommen werden können.
1¥£. Xanthidium? difforme, unregelmässige »oppelklette. Tafel x. Fig. xxvi.
X. corpusculis turgidis, ovatis, viridibus, singulis binisve, lacerato - aculeatis , aculeis curvis obtusis.
Xanthide difforme^ a corpusciäes gonfles, ovales , verts, solitaires ou binaires, irregidwrement epi-
neu&) ayant les epines courbees et obiuses.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese kleine Form gleicht einem Packet von jungen Glos terien, scheint mir aber hierher zu gehören, da die kleinen krum-
men Hörner in der Mitte mit einem rundlichen, nicht platt gedrückten, Körper zusammenhängen. Wären sie flach, so würden sie zu
Euastrum gehören können. Ich fand sie mit Micrasterien nicht selten bei Berlin. Meyen könnte diese Form unter seinem Scae-
naedesmus peclinatus (Fig. 35.) begriffen haben, und Kützing könnte sie Micrasterias lacerata genannt haben (s. Arthrode-
smns pect.), doch passen diese Beobachtungen nur zum Theil. Ich sah wiederholt 2 solcher Körper zusammenhängen, als wären sie
durch Selbsttheilung so eben getrennt. — Grösse V36 Linie.
Erklärung der Abbildung Tat X. Fig. XXVI.
Es sind 2 noch zusammenhängende, aber ganz selbstständige, Exemplare abgebildet, welche SOOmal vergrössert wurden.
Nachtrag zur Gattung Xanthidium.
Einige vielleicht mit dieser Gattung in näherer Beziehung stehende Formen habe ich, weil sie zusammengedrückt, nicht rund
angeschwollen sind, zur Gattung Euastrum gestellt. Spätere tiefere Forschung muss erst noch mehr Details über die Organisation
und Entwicklung geben, che diese ähnlichen Bildungen ihre sichere systematische Stelle erlangen.
FÜNFZIGSTE GATTUNG: YIERLING.
Arfbro de sinus. Artlirodesme.
CHARACTER: Animal e familia Bacillariorum , liberum, lorica simplici univalvi, conipressa aut divisione
spontanea in tabellae aut taeniae compressae articulatae formam abiens, articulis arete con-
tiguis.
CARACTERE: Animal de la famille des B aciliar ies, libre, ayant une carapace simple, univalve,
comprimee, ou se multipliant par la division spontanee en forme de lahlette ou de
ruhan comprime et articule, ayant les articulalions entierement contigues les unes
aux autres.
Die Gattung der Vierlinge zeichnet sich in der Familie der Stabthierchen durch freie Selbststän-
digkeit und einen einfachen einschaaligen Panzer aus, welcher entweder selbst schon flach zusammengedrückt
ist, oder durch Selbsttheilung zu einem flachen gegliederten Täfelclien oder Bande wird, dessen Glieder eng
aneinander anliegen.
38
ISO
Die Gattung der Vierlinge wurde 1828 von Türpin in Paris zuerst verzeichnet, und es wurden
von ilan unter dem Namen Achnanlhes 9 Arten als Pflanzen beschrieben und in grossen Abbildungen dar-
gestellt Im Jahre 1829 bezeichnete Meyen 5 gleiche Arten unter dem neuen Gattungsnamen Scenedesmus,
den er auch Scaenaedesmus schrieb, ebenfalls als Pflanzen, und gab kleinere wenig detaillirte Abbildungen.
Herr- Meven war im Herbste 1828 durch mich vom Vorhandenseyn der Türpin sehen Namen unterrichtet,
hat aber nicht für nothig gehalten, die seinigen danach abzuändern. Güillemin rügte 1830 {Bulletin des
sc. nat. XXL p. 451.) die Vermehrung der Namen. Meyen antwortete in der Isis 1830. p. 162. und nannte
diese Gattung Scaenedesmus. Im Jahre 1832 nahm ich diese Formen, ihrer Selbsttheilung halber, bei den
polygastrischen Infusorien auf und zog vor, den Namen der Gattung sprachgemäss Scenodesmus zu schreiben. Im
Jahre 1833 beschrieb Kützing 16 Arten der Gattung Scenedesmus in der Linnea wieder als Pflanzen, de-
ren er aber nur 8 selbst beobachtet hatte. Eine Critik dieser Arten lieferte ich noch in einer Note zu der
1833 gedruckten Abhandlung von 1832. Zuletzt hat Meyen in Wiegmanns Archiv 1835. I. p. 250. einiges
über seine Pflanzengattung Scenedesmus nachgetragen. Ich habe im Jahre 1835 den Namen Scenedesmus,
welcher vom Verfasser selbst eine dreifache Orthographie erhalten hatte und in der Meinung gebildet zu
seyn scheint, dass as^rrj ein Körper und Scenedesmus ein Körperbund {congeries corporuni) lieisse, in
Arthrodesmus umgewandelt, denn anders als domus oder tugurium animae, Hütte der Seele, mag wohl
ozTJvf], scena, nirgends einen Körper bezeichnen, und Scenedesmus lässt sich nur als Zeltbund oder Hütten-
bund übersetzen, was hart wäre. Im gegenwärtigen Werke habe ich die Zahl der Arten auf 6 reducirt.
— An thierisclier Organisation hat die Gattung bedingungsweise wohl mehrere Details erkennen lassen. Zur
Begründung ihrer Stellung bei den Thieren würden diese aber an sich nicht ausreichen. Ortsveränderung
und PanzeröfFiiungen sind noch nicht beobachtet, aber ersteres ist auch bei Polypen und Austern kein
thierisclier Character, und die gepanzerten Infusorien haben sämmtlich Schwierigkeit im Erkennen des or-
ganischen Details. Der thierische Hauptcharacter ist die Selbsttheilung und die Analogie ihrer Bildung und
ganzen Erscheinung durch die Zellensternchen {Micrasterias) und die Sternscheiben (Euastrum)
mit den Naviculis. Ihre Verwandtschaft zu diesen Thieren ist grösser, als zu irgend einer Pflanze. Ne-
ben der Analogie mit den Navicidis u. s. w. in Hinsicht auf die äussere Erscheinung zeigen sie aber auch
einige nicht zu übergehende übereinstimmende Details im Innern. Die grüne innere Färbung der pergament-
artigen Zellen besteht aus sehr feinen gleichartigen grünen Körnchen, die grosse Aehnlichkeit mit Eiern ha-
ben, und in jeder Zelle befinden sich 1 bis 3 hellere drüsige Körperchen, welche sich mit Samendrüsen
allerdings vergleichen lassen, oft auch finden sich daneben mehrere crystallhelle Bläschen, welche den po-
lygastrischen Magen der Infusorien gleichen. Diese Verhältnisse finden sich bei allen hier verzeichneten Arten.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist von Paris bis Berlin beobachtet.
1*3. Arthrodesmus quadricaudatus , geschwänzter Vierling. Tafel X. Fig. XVI.
A. viridis«, corpuscnlis oblongis, divisione spontanea sensiin quaternis aut octonis, aequaliter conjunetis, mediis apice
rotundatis, extremis saepius cornutis, Jiinc polypariis saepe quadricaudatis raro multicornibus.
Arthrodesme quadricaude, a corpuscides oblongs, souvent par division spontanee invparfaite 4 ou
8 en chaine droits ou en polypier, a qaatre cornes {ceucc du milieu arrondis au bout^ les cliefs
de file souvent seuls, quelquefois avec dautres, comus des deu& cötes).
Aclinanflies bijuga , »
— quadrijuga, \ Turpin, Memoires du Museum d'hist. nat. XVI. p. 309. seq. PL 13. Fig. 4, 5 , 6. 1828.
— quadricauda } )
Scenedesmus magnus , \
— longus, | Meyen, Nov. Act. Nat. Cur. XIV. p. 774. Taf. 43. Fig. 26, 27, 28, 29, 33. 1829. (1828.)
— pectinatus? )
Scenodesmus quadricaudatus , l
— a comutus, } Ab h an dl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 309, 311.
— ß ecornis,
Scenedesmus magnus,
— longus ,
— Leibleim, , RÜTZ Synops. Diatom. Linnea, 1833. p. 607. Tab. XIX. Fig. 97, 98, 99.
— minor, i ' J r
— irijugatus ,
— hijugatus ,
Scenedesmus elUpiicm , i CoRDAj Almanac de Carlsbad, 1835. Taf. IV. Fig. 48, 50.
— caudatus, \
Arthrodesmus quadricaudatus in Wiegmann's Archiv f. Naturg. 1836. II. p. 185.
Aufenthalt: Bei Paris, Carlsbad, Weissenfeis, Potsdam und Berlin beobachtet.
Diese Form äst mit 10 verschiedenen Specialnamen belegt worden, weil ihre Entwickclung eine grosse Mannichfaltigkeit der
Gestalten bedingt. Türpin hielt die Zahl der Stäbchen und die Hörner für unveränderlich und machte danach verschiedene Arten.
Meten und Corda nahmen keine Rücksicht auf die Vorgänger. Kützing zertheilte die einzelne Art nach ihren Formverschiedenhei-
ten in 6 Arten. Sehr zahlreiche Beobachtungen zahlloser Mengen dieser Formen haben mich überzeugt, dass weder die Zahl der Glie-
der, noch die Anwesenheit von Hörnchen unveränderliche Charactere sind. Neuerlich hat Meyen (Wiegmann's Archiv f. Naturg.
. 151
1835. I. p. 250.) wieder, wie anfangs, auf die Grössen besonderes Gewicht gelegt. Zuweilen aber sind einfache Stäbchen, auch dop-
pelte und dreifache, mit und ohne Hörnchen, gleich gross erwachsen, zuweilen giebt es von allen Formen, auch 8theilige, von etwas
kleinerer Statur. Die Selbsttheilung, welche die Vorgänger nicht beachteten und die ich nun vielfach gesehen, kann im jüngeren und
im älteren Zustande eintreten. Die Grundform ist ein einfaches eiförmiges oder cylindrisches Stäbchen und dieses wird durch Selbst-
theilung oft doppelt, dreifach bis 4fach, zuweilen 8fach, bandartig, mit den Zwischenstufen, daher alle diese Formen. Die 3fachen
hielt Meyen für eine Monstruosität, Kützing für besondere Art. Wer flüchtig beobachtet, sieht 3, wo noch ein 4tes leeres vorhan-
den ist. Gewöhnlich bildet es, wenn es die Selbsttheilung abschliesst, an den Endgliedern je 2 (4) Hörnchen oder fadenartige Fort-
sätze, doch theilen sich zuweilen die mittleren noch fort. Meyen will zwar seine anderen Art-Namen 1835 damit vertheidigen , dass
quadricaudatus , vierhörnig, nicht allen Individuen zukomme, allein (a potiori fit denominatiö) Türpins Name war recht gut.
Manchmal bekommen, doch sehr selten, auch die mittleren Stäbchen Hörner, zuweilen, aber noch seltener, haben die Endglieder noch
ein Hörn in der Mitte, also je drei (6) Hörnchen. Die Länge der Hörnchen ist sehr verschieden, oft fehlen einzelne, oft sind es nur
Warzen. Zuweilen sind sie doppelt so lang als die Stäbchen. Jedes Stäbchen besitzt eine (oder 2?) besondere Oeffnungen an den
Enden, wodurch es einzeln den grünkörnigen Inhalt entleeren kann. Im Innern jedes Stäbchens ist ein drüsiger, heller, rundlicher Kör-
per. Türpin zeichnete 3, und Meten nennt sie noch 1835. p. 251. drei grosse Sporidien (Samen) jeder (Pflanzen-) Zelle. Es
findet sich in jedem Stäbchen ein einzelner gelblicher Körper, aber daneben sind noch oft 1 bis 2 grössere vergängliche cry stallhelle
Bläschen , deren ich auch 6 bis 8 kleinere zählte. Ersterer könnte eine Samendrüse seyn, letztere lassen sich mit Magenzellen verglei-
chen. Die grüne Farbe wird durch sehr feine Körnchen gebildet, die Eier seyn könnten und welche eben periodisch entleert werden.
Die leeren Schaalen oder durchsichtigen eilosen Körperchen habe ich öfter den ganzen Winter hindurch sich erhalten gesehen. Con-
das Zeichnung des Sc. caudatus ist besser als die von Meyen und Türpin. Ortsveränderung ist deutlich nach einiger Zeit zu
beobachten, doch höchst langsam und der der Closterien ähnlich. Ich sah sie besonders deutlich am 5. Aug. 1834 zuerst. Ich
habe diese Formen mehrere Jahre lang ununterbrochen in demselben Gefässe auf der Stube fortdauern und sich fortentwickeln gesehen.
Im ersten Frühling sind sie häufig zwischen Oscillatorien. Turpin fand sie bei Paris mit Conferven, Meyen mit Halcyonella sta-
gnorum in Potsdam, ich in Torflachen mit schleimigen zerstörten Pflanzentheilen bei Berlin. Kützing fand sie mit Conferven und
Diatomeen bei Weissenfeis, Corda bei Carlsbad. — Grösse der einzelnen Stäbchen 7is2 bis 1/0q Linie, der Ketten — 748 Linie
beobachtet.
Erklärung der Abbildungen Taf. X. Fig. XVI.
Es sind 17 Gruppen dieser Art in verschiedenen Entwickelungsgestalten und in 2 Vergrösserungen vorgestellt. Fig. a. ist 820mal, alle übri-
gen sind 450m al vergrössert.
Fig. a. ist eine 8gliederige Kette (mit ihren Eiern, Samendriisen und Magenblasen?) 820mal vergrössert, von der Fläche gesehen.
Fig. b., 450m al vergrössert, eine ähnliche Gruppe; Fig. c. dieselbe von der Kante gesehen; Fig. d. eine ungeschwänzte ähnliche Form; Fig. e. eine
viergliederige sehr langhörnige Gruppe; Fig./! weniger langhörnig; Fig. g. ein sehr junges viergliederiges Exemplar, ^182 Linie gross; Fig. h. mit
warzenartigen sehr kurzen Hörnchen; Fig. i. ohne alle Hörnchen; Fig. k. ein jüngeres Exemplar; Fig. /. ein viergliederiges mit einem leeren Stäb-
chen; Fig. m> ein anderes mit 2 dergleichen; Fig. n. ein ganz leeres mit convergirenden Spitzen; Fig. 0. ein 2gliederiges mit abwechselnd fehlenden
Spitzen; Fig. p. ein 2gliederiges mit 4 Spitzen; Fig. q. ein 3gliederiges mit 3 Spitzen; Fig. r. ein 4gliederiges mit 6 Spitzen.
1?4. Arthrodesmus pectinatus, kammartiger Vierlinge Tafel X. Fig. XVIL
A. corpusculis viridibus , fusiformibus aut oblongis, in linea recta saepe quaternis et octonis, exterioribus utrinque
lunatis.
Arthrodesme p eigne, a corpuscules verts, fuseles, souvent 4 ou 8 ussocies en ligne droit e, Ion ex-
ferieurs scmilunaires.
Achnanthes dlmorpha,. > TuRpiNj M6moires du Mug# xyi m pi- 13# Fig# ±±_n. 1828.
— bilunuiata, f
Scenedesmus pectinalus , Meyen, Nov. Act. Na t. Cur. XIV. p. 775. Tab. 43. Fig. 34. 1829.
Scenedesmus bilunulatus , h
— dimorphus, > Kützing-, Synops. Diät. Linnea, 1833. 608. Taf. XIX. Fig. 93.
— pedinntus, i
Scenodesmus quctdrlcaudatus ß ecornis? Abb an dl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. |>. 34.
Aufenthalt: Bei Paris , Weissenfeis , Potsdam und Berlin beobachtet.
Die frühere beste Abbildung dieser Art ist die erste von Turpin , die späteren waren zu gering vergrössert. Die 3 hellen
Flecke in der ersteren sind aber ja nicht etwa für Samen zu halten. Einer davon ist gelblich, die andern beiden sind weiss, und es
giebt solche weisse, periodisch verschwindende, Stellen noch mehr. Vielleicht sind diese 2 grösseren doch contractilen Samenblasen
vergleichbar. Ich habe sie bisher richtiger für Magenzellen halten zu dürfen geglaubt. Die Selbsttheilung tritt bei den krummen und
geraden Stäbchen ein, und ich sah deren zu 6 und 7. Ich beobachtete diese Form erst selbst am 3. und 5. Aug. 1834 und wieder
am 2. April 1835 zahlreich mit Micrastericn bei Berlin. Türpin's Name dimorphus hätte die Priorität, allein er hat deren 2
gegeben. Meyen hat unter Sc. pectinatus wohl 3 verschiedene Körper vereinigt. Fig. 33. ist wohl Arthr. r/uadricaudatus oder
vielleicht Tessar arthr a> Fig. 35. könnte Xanthidium difforme seyn. Die Abbildungen erlauben keine sichere Deutung. — Grösse
Vq6 — V72 Linie,
Erklärung der Abbildungen Taf. X. Fig. XVIL
Es sind 4 Gruppen bei 450maliger Vergrösserung dargestellt.
Fig. a. und d. sind vierstäbige Normalformen. Fig. 6. hat auf beiden Enden Selbsttheilung. Fig. c. hat 3 Stäbchen in der Selbsttheilung.
1?5. Arthrodesmus acutus , wechselnder Vierlinge Tafel X. Fig. XIX.
A. corpusculis viridibus, fusiformibus aut oblongis, spontanea divisione in linea recta alternis.
Arthrodesme alternant, a corpuscules verts^ oblongs ou fuseles, altemants en ligne droit e pur di-
vision spontanee.
— 15S
rna, 1
" 1
Achnanihes quadmlternn ,
— octalterna, } Türpin, Mein, du Museum XVI. p. 310. PL 13. Fig. 7, 8, 9. 1828.
— obliqua ,
Scmctlesmns acutus, l ^ Noy- Acfc Nafc Cnr# XIV# 775. Taf> 43# Fjg. 30> 31> 39. 1829.
— obtusus, I
««■»oitemms acutus, J A1)!lan(1L der Akademie <1. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 310, 311.
— obtusus , 1
Scenedesmus quadr alter ims , \
— octaltermis , I
— <ic»/<is, ^ KÜTZIN&, Synops. Diät. Linnea, 1833. p. 608, 609. Tab. XIX. Fig. 94, 95, 96, 1.00.?
— obliquus , 1
— ' duplex? J
Aufenthalt: Bei Paris , Weissenf eis , Halle , Potsdam, Berlin.
Turpin's erste Namen für diese Form wurden von Meyen übergangen und sie sind zu hart gebildet, als dass sie, nachdem
noch andere unnöthig gegeben worden, wieder herzustellen wären» Auch bin ich, zahlloser Beobachtungen ungeachtet, noch nicht im
Stande, die Formen überzeugend zu begrenzen. Ich habe die Sonderung der Art nicht herbeigeführt, nur angenommen, weil das Ge-
gentheil unerweislich blieb. Die Formen, welche 2 geschiedene Reihen neben einander bilden {Achn. obliqua Turp., Fig. 30. Meten
und Scened. duplexe Kütz.), könnten durch gerade Quecrtheilung eine eigene Art oder. Gattung seyn. Giebt es schiefe Queerthei-
lun° und Längstheilung in der Gattung gleichzeitig? Es giebt 2 — 4stäbigc und 8stäbige, spitzere stumpfere, dickere dünnere, gera-
dere krummere Stäbchen. Die Organisation ist wie bei den vorigen. Häufig im Juli mit Oscillatorien. Vielleicht sind auch die For-
men dieser Art unter die früheren zu vertheilen, wie es 1835 wohl aucli Meyen p. 251. nun scheint. (Vcrgl. d. Nachtrag). — Grösse
bis l/4s Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. X. Fig. XIX.
Es sind 5 Bacillarienstöcke zu 4 und 8 Stäbchen abgebildet, alle 450mal vergrössert.
Fig. a. eine Sstäbige Gruppe mit einem gekrümmten Endgliede. Fig. b. ebenfalls 7- bis 8stäbig mit 2 gekrümmten Endstäbchen. Fig. c. eine 5stit-
bige Gruppe. Fig. d. eine 7stäbige. Fig. e. eine 4stäbige. — Es ist schiefe Queertheilung deutlich zu erkennen.
1*6. Arthrodesmus convergens, umarmender Vierling. Tafel x. Fig. XVIII.
A. corpusculis viridibus, ovatis, leviter compressis, geminis aut quaternis, singulis bicornibus, geminorum cornibus
curvis convergentibus.
Arthrodesme embr assani, a corpuscules verts^ ovales , legerement comprimes^ binaires ou quaier-
naires, ayant chaeun deacc comes courbees, qui s embrassent.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese ausgezeichnete Form habe ich 1834 und wieder am 10- Juni 1835, auch im Sommer 1836 mit Oscillatorien einzeln
bei Berlin, aber öfter, beobachtet. Sie gehört vielleicht einer besondern Gattung an, deren Character sich an Euastrum anschliesst,
und ist mit den beiden folgenden Arten sehr eng verbunden. Ob zu einem Organismus 1 oder 2 Glieder gehören, ist unklar geblie-
ben, letzteres ist bei Euastrum der Fall. Körnige grüne Masse und eine mittlere Drüse waren deutlich.' — Grösse bis Vis Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. X. Fig. XVIII.
Fig. a. zweigliederig, gleichartig. Fig. b. 4gliederig mit kleineren Mittelgliedern durch knospenartige Entwicklung bei Selbsttheilung. Oefter sah
ich auch ungleiche 2gliederige Formen, aber keine grösseren Bänder.
!¥?. Arthrodesmus octocornis, achtliorniger Vierlfng.
A. corpusculis viridibus, leviter compressis, quadrangulis , binis, singulis quadricoraibus.
Arthrodesme octocorne^ a corpuscules veris, legerement comprimes, quadr angulair es, binaires^ cha-
eun ayant 4 comes.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich fand diese Form mit Naviculis und Conferven in diesem Frühjahre am 2. März 1837. Sie erinnert an ein Xan/hi-
dium aculeatum und gleicht in der Form fast ganz dem X. fasciculatum Fig. a.> ist aber 4- ( — 5-) eckig, nicht rund, sondern
flach, und hat einfache Hörner, zeigt auch nicht die bewegten Körper der Euastren. Ich sali im Innern eine Längsreihc von 5 hel-
len Bläschen und das Grün feinkörnig. Die divergirenden äusseren Hörnchen gleichen kaum dem Queerdurchmesser des Einzelgliedes,
die inneren 2 convergiren. — Grösse Voo — Vioo Linie.
Eine Abbildung konnte nicht mehr aufgenommen werden.
t?8. Arthrodesmus truncatus, gestutzter Vierlingv
A. corpusculis viridibus, leviter compressis, campanulatis , geminis, extus truncatis, spinulosis.
Arthrodesme tronque, a corpuscules verts> legerement comprimes, campanules^ binaires , tronques
au bout eceterieur et epineux.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich entdeckte diese Art am 26. Juni 1835 mit Euglena sanguinea, sah sie wieder am 17. Juli mit Conferven und Eu-
glenen, und fand sie am 2. März 1837 mit Xanthidiei} und Desmidien wieder. Sie hat grüne Körnchen und eine runde helle
Drüse in der Mitte. Die Stacheln gehen vom abgestutzten Rande senkrecht aus, 2 bis 4. — Grösse ohne die Stacheln .%, mit die-
sen V40 Linie.
Eine Abbildung konnte nicht mehr aufgenommen, werden.
153 —
Nachtrag zur Gattung Arthrodesmus.
Alle diese Formen verlangen noch ein genaueres Studium mit starken Vergrösserungen. Den auffallenden Character schiefer
und queerer Selbsttli eilung , welchen viele Gestalten zeigen, die ich in die einzige Species Arthr. acutus vereinigt habe, während die
Haupt- Arten gerade Längstheilung besitzen, habe ich wegen Mangels an eigener Klarheit der Uebersicht dieses Verhältnisses nicht
stark hervorgehoben, ohschon er besondere Aufmerksamkeit verdient. Ebenso verdient dergleichen die mittlere Knospenbildun«- bei Arthr.
convergens und eine Spur mittlerer Zapfenbildung bei den beiden zuletzt verzeichneten Arten, die nahe an Odontella antreten. See-
nedesmus moniliformis Kützing ist Tessararthra :-, und Sc. stomatomorphus Kützing gehört wohl zu Micrasterias oder ist
die einfachste Form von -Odontella. Scenedesmus Pyrus von Corda (Almanac de Carls b ad 1835.) gehört wohl zu Arthr. acu-
tus, sein $phaerozos?nä aber zu Odontella. Zur Gattung Arthrodesmus könnte Grevilles Desmidium cylindricum gehören.
Eine von mir im Juli 1829 in Catharinenburg im Ural gemachte Zeichnung scheint zu Arthr. r/uadricaudatus ecornis zu gehören.
EINÜNDFÜNFZIGSTE GATTUNG: ZAPFENKETTE.
Odontella. Odontelle.
CHARACTER: Aninaal e familia Bacillarioruui, liberum, lorica simplici univalvi, eomplanata, divisione
spontanea imperfecta in taenias planas articulatas lacunosas abiens, articulis singulis pro-
eessibus pluribus aut singulo coiijunctis.
CARACTERE: Animal de la famille des Bacillaries, libre, ayant une carapace simple, univalve,
comprimee, se mulMpliant par la division spontanee imparfaite en forme de rubans
aplalis articules, souvent perce ä jour, les articulations s attachant par de petits
tenons.
Die Gattung der Zapfenketten gehört zur Familie der Bacillarien und unterscheidet sich durch
freie Selbstständigkeit, durch einfachen, einschaaligen, flachen Panzer und durch eine gegliederte bandartige
Stockbildung, deren einzelne Glieder nicht anliegend, sondern durch Zapfen verbunden sind, daher durch-
brochene oder buchtige Bänder bilden, von allen übrigen Formen der Familie.
Die Gattung Odontella bildete Agardh 1832 aus Lyngbye's Biatoma aurilum und Fragilaria
fasciata unter den Pflanzen. Vielleicht gehören auch hierher die Gattungen Geminella von Türpin 1828
und Sphaero%osma von Corda 1835, wenn letztere beide nicht Fragmente von Algen sind. Kützing hat
1833 die Gattung wieder mit Biatoma verschmolzen. Ich habe erst nach dem Stich der lOten Tafel die
deutliche Anschauung einer solchen Form gehabt, die ich daher auf Tafel XVI. noch aufgenommen und als
besondere Gattung Odontella in den Abhandl. d. Berlin. Akad. 1835 angezeigt habe, während ich vorher
eine andere, weniger deutliche, auf Tafel X. als Tessararthra filiformis abbildete. Jetzt sind 3 bis 4 Ar-
ten bekannt Die Arten, welche 2 Zapfen haben, stellen durchlöcherte Bänder vor. — An Organisations-
verhältnissen ist Folgendes ermittelt. Die innere färbende körnige Masse könnten Eier seyn. Bei O. fili-
formis sind 3 Bläschen erkannt, deren mittlere vielleicht eine Drüse, die seitlichen vielleicht Magenzellen
sind. Bei O. unidentata ist neuerlich eine solche Drüse noch deutlicher von solchen (Magen-) Bläschen
unterschieden worden.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist in der Nordsee bei Dänemark und im Süsswasser bei
Berlin und Carlsbad beobachtet.
1?9. Odontella HesmMmm, bandartige Zapfenkette. Tafel XVI. Fig. IV.
O. corpusculis geminis arete connexis, oblongis, a proximo pari processu duplici, lato, foramen ovale includente , dis-
junetis, angulosis.
Odontelle Bcsmide, a corpuscules oblongs, binaires, contigus, anguleucc, separes des autres patres
par deute tenons larges bordant un trou ovale.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese sehr liebliche Form fand sich zwischen Conferven am 26. Juni 1835. Es war ein durchlöchertes Band von 13 in der
Mitte eingeschnürten (doppelten) Gliedern mit grünem feinkörnigen und blasigen Inhalt. Zwischen je 2 Doppelgliedern war ein ovales
Loch. Ich sah dann noch mehrere kleinere und einzelne freie Glieder. — Grösse der Glieder %q — XU% Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XVI. Fig. IY.
Fig. 1. ist ein durchlöchertes 12gliederiges Band Ton der flachen Rückenseite; . Fig. 2. ein 13gliederiges von der Kante gesehen, beide mit hervor-
tretendem Inhalte des letzten Gliedes; Fig. 3. ist ein Einzelglied von der Verbindungsseite gesehen; Fig. 4. ein anderes von der flachen Seite (dem
Rücken) gesehen. Alle sind 300mal vergrössert.
39
- 154
ISO. Odontellaf filiformis, fadenartige Zapfenkette. Tafel x. Fig. xxi.
O. corjmsculis geminis arete connexis, ovatis, a proximo pari processu duplici, gracili, foramen quadratmn includentc
disjunetis.
Odontelle? filiforme, ä corpuscules ovales binaires contigus, separcs des autres paires par deucc
tenons greles bordant un trou r/narre.
Tessararthra filiformis, Tafel X. Fig. XXI. dieses Werkes. 1835.
Aufenthalt: Bei Berlin,
Ick beobachtete diese Form zuerst am 20. Juni 1835, blieb aber lange zweifelhaft, ob es nicht ein Fragment einer zerfalle-
nen Nostochinen-Alge sey, dergleichen Corda 1835 im Almanac de Carlsbad als Sphaerodesmus abgebildet hat. Diese haben
aber runde Glieder und mehr gallertige Substanz und Ansehen. Jene hatten flache festere Glieder. — Grösse eines Gliedes Vios Linie.
Erklärung der Abbildung Taf. X. Fig. XXI.
Es ist ein Faden von 18 Doppelgliedern, 300mal vergrössert.
181. Odontellaf unidentata, einzalmige Zapfenkette.
O. corpusculis geminis saepe inaequalibus ovatis, processu incdio niiico discretis.
Odontelle? unidentee, a corpuscules ovales binaires souvent inegaucc, ayant un seul tenon au
milieu.
Sphaerozosma elegans, Corda? Almanac de Carlsbad, 1835. Taf. IV. Fig. 37.
Aufenthalt: Bei Berlin, vielleicht auch bei Carlsbad.
Am 30. Mai 1835 beobachtet. Diese Art ist auffallend durch ihre Entwickelung. Es sind immer 2 grosse und 2 kleine
Glieder einander abwechselnd zugekehrt, und die Zapfen linden sich abwechselnd zwischen den kleinen und grossen. Diese Entwicke-
lung erinnert an Arthrodesmus convergens und die Euastra. Corda' s Form mag wegen anderer Gliederform eine andere Art die-
ser Gattung seyn. Man muss sich aber sehr vorsehen, nicht die einzelnen Gliederfäden aufgelöster Nostochinen- Algen hierher zu zie-
hen. Die Gleichheit der Glieder ist kein sicherer Character einer besondern Art. — Grösse der Glieder V120 Linie.
Eine Abbildung konnte nicht mehr aufgenommen werden.
Nachtrag zur Gattung Odontella.
Die Arten dieser Gattung bedürfen sämmtlich noch schärferer Beobachtung. Die Hauptform, welche Agardh meint, Odont
aurita, ist mir unbekannt geblieben, aber sehr ausgezeichnet. Sie ist bei Lyngbye (Ilydrophyt. dan. t. 62. 1819.) abgebildet und
in dem Biet, des sc. nat. von Türpin, auch in der Flora danica f. 1957. (?) copirt. Sie scheint keinen Kieselpanzer zu haben,
was zu den Desmidiaceen, nicht zu Isthmia passt. Sie fand sich (auf?) zwischen Ceramium elongatum im Winter bei Däne-
mark in der Nordsee und wurde nur von Lyngbye, und nur flüchtig, gesehen. Die Fragilaria fasciata Lyngb. könnte eine Ba-
cillaria seyn. Das Diatoma biddulphiamim Agardh (Biddulphia Gray), siehe Isthmia, ist ebenfalls weiter zu prüfen. Die
beiden zuletzt verzeichneten Arten von Arthrodesmus sind sammt Cordas Sphaerozosma elegans vielleicht Formen dieser Gattung.
Letzteres soll aber rund seyn. (Man vergleiche auch die Gattung Microtheca.)
ZWEIUNDFUNFZIGSTE GATTUNG: ZELLENSTERNCHEN.
Micrasterias. Micrasterie.
CHARACTER: Animal e familia Bacillariorum, liberum, lorica simplici, univalvi, complanata, (divisione
spontanea imperfecta praecoce, Gonii inore?) ad certum corpusculorum uumerum stellatim
in orbem planum eonsociatum.
CARACTÜRE: Animal de la famille des B aciliar ies, libre, ayant une carapace simple, univalve,
comprimee, se groupant {par la division spontanee imparfaite en jeunesse, comme
Gone?) par nombres definis en forme d? etoile aplatie.
Die Gattung der Zellensternchen in der Familie der Stabthierchen wird durch ihre freie Selbst-
ständigkeit, ihren einfachen einschaaligen platten Panzer, und durch ihre Gruppirung (mit Hülfe unvollkom-
mener Selbsttheilung in früher Jugend, wie Gonium?) in eine regelmässige Zahl von sternartig im flachen
Kreise gestellter Körper characterisirt.
Die Gattung Micrasterias , deren Formen, auch unter eigenen Gattungsnamen, schon früher bekannt
waren, bildete Agardh 1827 als ein Glied der ülven- Familie bei den Algen mit 3 Arten: M. furcata, ra-
diosa und ricciaeformis , in der Regensburger bot. Zeitung Flora. Lyngbye hatte dergleichen Formen
unter dem Namen Echinella radiosa 1819 sammt unterliegender Gallerte als Pflanze beschrieben. Diese
155 —
nannte Agardh 1 824 Echinella ricciaeformis, allein seine Micr. ricciaef. bezieht er auf eine Rivularia
ricciaef. der English botany (?). Schon im Jahre 1825 hatte jedoch Bory de St. Vincent diese ähnli-
chen Formen als Helierella und Beterocarpella in 2 besondern Gattungen im Biet, classiq. d bist, nat.
beschrieben, von denen die erstere nur ein Euastrum, die letztere aber andere Euastra und Mieraste-
rien und noch andere unklare Formen enthielt. Im Jahre 1828 beschrieb Tcrpin 3 Micrasterien unter dem
Namen Helierella und 2 Euastra unter dem Namen Beterocarpella, und gab sehr grosse und deutliche
Abbildungen. Im Jahre 1829 erschienen neue Namen mit weniger detaillirten , aber zahlreicheren, Abbil-
dungen für dieselben Körper von Meten. Er beschrieb 3 Arten von Micrasterias unter dem Namen Pe-
diastrum als Algen. Gleichzeitig benannte Los an a dieselben Formen sammt Euastren und vielen andern
ganz heterogenen Körpern mit wieder ganz neuen Namen in seiner Gattung Oplarium der Infusorien. Es
sind dabei etwa 10 Artnamen für Micrasterien -Formen. Im Jahre 1830 machte ich auf eine weit grös-
sere Organisation der Baeillarien- Formen aufmerksam, als die Vorgänger annahmen, und bildete 1831 aus
einigen deutlicher organisirt beobachteten grünen Sternchen die den Nameulis analog organisirte Gattung
Euastrum. Ich wählte nicht den ältesten Namen Echinella, weil Lyngbye, Greville und ich selbst 1830
diesen schon für andere, ihm auch zugehörige, Körper verbraucht hatten, und nahm den zweiten Namen
Eelierella nicht auf, weil er sehr sprachwidrig gebildet und völlig unstatthaft ist. Der dritte Name Hete-
rocarpella umfasste noch andere sehr verschiedene Formen, deren anderen, sich auszeichnenden, Theil ich
nach Agardh bestimmter als Micrasterias bezeichnen zu dürfen mich berechtigt meinte, da noch andere
Gattungsnamen späteren Ursprungs waren. Im Jahre 1832 wurden meine physiologischen Beobachtungen
über Micrasterias , welche deren bisherige Ansicht sehr veränderten, in der Berliner Akademie vorgetra-
gen, aber erst 1833 gedruckt, nachdem Kützing über die Anwendung des Namens Micrasterias ein ähn-
liches ürtheil eben abgegeben hatte. Eine andere Darstellung Meyen's in Wiegmann's Archive 1835. p. 247. ist
bemüht, den nicht vorteilhaften Namen Pediastrum (Fussangelstern«) einzuführen. Kützing beschrieb 1833
19 Arten der Gattung Micrasterias als Algen. Corda nannte 1835 im Almanac de Carlsbad mit nicht
nachzuahmender Willkühr die Euastra: Cosmarium, ein JStauraslrum: Micrasterias, die wahren Blicrastc-
rien: Euastrum, Stauridium und Pediastrum als 3 besondere Gattungen, erklärte sie aber auch für
Thiere.
Was die Organisation anlangt, so lassen sich mancherlei Complicationen derselben nachweisen, welche
die frühere, auch anderweitig schwierig zu verteidigende, Idee von einfachen Pflanzenzellen nicht begün-
stigen, wohl aber mit der Organisation der Infusorien ungezwungen in Einklang zu bringen sind. Die stern-
artigen Körperchen bestehen aus einer Mehrzahl abgeschlossener Zellen, die eine feste, farblose, verbrenn-
iiche Haut haben, und in deren jeder ein sehr weicher, mit grünen Körnchen erfüllter, Körper wohnt.
Schon Türpin beobachtete ein Austreten grüner Körnchen aus den Spitzen, und Meyen sah es auch (Isis
1830.), beide erklärten es aber für Samenausstreuung. Jedenfalls sind Oeffnungen an den Spitzen. Aber
auch die mittleren Körper entleeren einzeln ihre grünen Körnchen, es ist mithin kein noth wendiger Zusam-
menhang der einzelnen Theile des ganzen Sternes. — Hervorstehende Bewegungsorgane sind nicht erkannt,
aber sehr langsame Ortsveränderung vorhanden. — Als Ernährungsorgane lassen sich die den polygastrischen
Magen ähnlichen, schon Türpin bekannten, hellen Bläschen mehrerer Arten betrachten. Sichtliche Stoffauf-
nahme ist nicht beobachtet. — Als Fortpflanzungsorgan spricht die eiartige grüne Körnermasse an. Ja es
hat sich mir sogar bei den meisten Arten in jeder Zelle eine einzelne drüsige Kugel nachweisen lassen
(AbhandL d. Berlin. Akad. d. Wissensch. 1835.), welche ich früher für Samen und Oeltröpfchen gehalten, die
aber mit der männlichen Samendrüse vieler Infusorien ganz wohl vergleichbar ist und die periodisch sich
vergrössert. Selbsttheilung der einzelnen Zellen scheint nur in der frühesten Zeit statt zu finden, sie er-
scheint zuweilen gehemmt, vielleicht nie wuchernd, das Regelmässige ist aber vorherrschend.
Die geographische Verbreitung dieser Gattung ist von Dänemark, Frankreich, England«, Böhmen,
Sachsen«, Preussen und Russland bis zum Ural bekannt.
a. Ohne Mittelzelle strahlenartig im Kreise gestellte Körper: Anaxis.
182. Micrasterias Tetras, vierstrahliges Zellensteriiclien. Tafel xi. Fig. I.
M. corpusculis qnaternis in media Stella contiguis, margine levius emarginatis.
Micrasterie Tetras, a corpuscules quaternaires contigus au milieu de V ctoile, ayant le bord lege-
rement echancre.
Heterocarpella telracarpa, Bort de St. Vikcekt? Dict. classique d'liist. nat. 1825.
Heterocarpella polymorphn, Kützing, ex parte, Linnea, 1833. Tafel XIX. Fig. 82.
Micrasterias Tetras, Tafel XI. dieses Werkes. 1835.
Stauridium Ucuspidalimx , 1 CoRDA) Almana0 de Carlsbad, 1835. Tafel III. Fig. 33. 34.
— Cru.v melitensis, )
156
Aufenthalt: Bei Berlin, Carlsbad und vielleicht bei Weissenfeis beobachtet.
Diese niedliche kleine Form scheint Bory zuerst bei Paris und Kützing dann bei Weissenfeis beobachtet zu haben. Letz-
terer stellte sie mit Euastris und sehr verschiedenen andern Dingen in der Idee einer formwechselnden Heterocarpella poh/morpha
zusammen. Ich vermuthe, dass sich auch noch eine Micrasterias Trias aus seinen Figuren später wird herausstellen lassen, wenn
es nicht Desmidium bifidum war. Ich unterschied diese Form zuerst am 5. und 14. August 1834 bei Berlin, und Hess sie 1835
stechen. Corda, welcher sie vielleicht gleichzeitig bei Carlsbad beobachtete, gab ihr 2 Artnamen, die ich erst nach dem Stiche der
Tafel kennen lernte, in einer besondern Gattung, die er aber nicht begründete. Sie ist sehr klein, und die kleinen Zähnchen im Um-
kreis sind bei allen Sternchen etwas anders, daher nicht characteristisch. — Grösse der grössten ganzen Sterne Vog Linie, der klein-
sten beobachteten l/m Linie. Grösse der Einzelkörper Vi 92 — 7384 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XI. Fig. I.
Es sind, bei gleicher Vergrösserung von 300mal im Durchmesser, 3 verschiedene Formen dieser Art abgebildet. In Fig. a. sind die drüsi-
gen Körper, welche auch Bory und Cokda sahen, deutlich. Die mehrfachen Bläschen bei Cokda (Fig. 34.) halte ich für. Magenzellen.
b. Concentrisch um einen oder zwei Mittelkörper versammelte Zellen:
a. Mit einfachem Kreise von Körperchen: Monoaycliaei
183. Micrasterias Coronula, fünffache* Zellensternchen. Tafel XI. Fig. IL
M. monocyclia, corpusculis quaternis cum quinto medio consociatis, margine vario modo excisis.
Micrasterie Couronne, a corpuscules c/uaternaires autoiir d'un cintjuieme, ayant les bor dz diverse-
ment echancres.
Pediastrum simplcx, Meten, ex parte?, Nov. Acta Nat. Cur. XIV. p. 772. Taf. 43. Fig. 1 — 2. 1829.
Micrasterias Napolconis der Tafel XI. dieses Werkes. 1835.
Aufenthalt: Bei Potsdam und Berlin.
Diese Art ist wohl für einfach strahlig angesehen worden, daher nannte sie vielleicht Meten Ped. simplere. Es sind aher
hier 4 zweihörnige, nicht 8 einfach conische Körper am Rande. Da es doch einfach conische Körper geben könnte , die dem obigen
Pediastrum entsprechen, so habe ich diesen Specialnainen nicht verwenden können. Die unpaarige Zahl der Strahlen, wie bei Meyen
Fig. 3., ist mir nie, auch keinem andern Beobachter, vorgekommen. War sie Fehler der Auffassung, oder Monstruosität ? Der Name
M. Napoleonis gehört der folgenden Art, welche Helierella Nap. von Turpin ist. Ich fand sie im Sommer 1835 bei Berlin mit
andern Micrasterien und mit Oscillatorien. Sie gehört hier zu den seltenen Formen. — Grösse der Sternchen V72 bis 7*8 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XI. Fig. IL
Die beiden Figuren wurden später auf der Tafel eingeschaltet; sie sind 300mal im Durchmesser vergrössert. Fig. a. mit doppelter Mittel-
zelle; Fig. 6. mit fehlender Mittelzelle (als Hemmungshildung?). Für Micrast. Napoleonis ist zu lesen Micrast. Coronula.
184. Micrasterias Napoleonis (heacactis), Napoleons Zellensternclien. Tafel XL Fig. in.
M. monocyclia, corpusculis senis ordine simplici par medium corpusculorum cingentibus, margine vario modo excisis
aut cornutis.
Micrasterie de Napoleon, a sicc corpuscules entonrant deute du milieu en simple serie, ayant les
bords diversement echancres , öu comus.
Helierella Napoleonis, Türpin, Mein, du Museum, Vol. XVI. p. 319. Taf. 13. Fig. 21. 1828.
Pediastrum duplex, Meyen, Nov. Act. Nat. Cur. XIV. p. 772. Tab. 43. Fig. 11—12. 1829.
Micrasterias Napoleonis, i KÜT2IM& Synops. Diatom. Linnea, 1833. p. 002. Tab. XIX. Fig. 92. a.
— Selenaea, \
Pediastrum irreguläre, Corda, Almanac de Carlsbad, 1835. p. 209. Tab. III. Fig. 36.
Micrasterias Tiexactis, in Wiegmann's Archiv für Naturg. 1836. p. 185.
Aufenthalt: Bei Paris, Potsdam, Halle, Carlsbad und Berlin beobachtet.
Diese Form ist bei Berlin häufig. Den Namen erhielt sie von Turpin wegen ihrer Aehnlichkeit mit dem Sterne der fran-
zösischen Ehrenlegion. Zuweilen hat sie sehr lange stachelartige Hörnchen am Rande, zuweilen zeigen die halbmondförmigen Körper-
chen kaum eine Spur derselben. Die Mittelkörper fehlen zuweilen, aber an ihrer Stelle ist dann ein Loch. So sali es Türpin zuerst.
Das, was er als Perlenkranz gezeichnet hat, sind in jedem Körper eine mittlere Drüse und wohl zwei daneben liegende Magenzellen.
Die Unterschiede der Körper hat er übersehen. Beide mittlere Körper füllen zuweilen einen 6eckigen Raum, zuweilen sind sie eiför-
mig, vielleicht giebt es auch einzelne. Im Jahre 1834 beobachtete ich diese Art am 5. und 14. August; 1835 überwinterte ich sie
und sali sie in jedem Monat des Jahres. — Grösse 7»6 bis 7*8 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XL Fig. III.
Es sind 3 Hauptformen der Art bei 300maliger Vergrösserung dargestellt. Fig. a. und 6. die älteren, zeigen entwickelte Drüsen, welche
mit t bezeichnet sind. Für M. hexaetis ist zu lesen M. Napoleonis.
185. Micrasterias heptactis9 sielbenstraliliger Zellenstera. Tafel XL Fig. IV.
M. monocyclia, corpusculis septenis par medium aut singulum corpus ordine simplici cingentibus, margine vario modo
excisis.
Micrasterie heptactis, a sept corpuscules entourant deua) ou im seid du milieu, ayant les bords di-
versement echancres.
15?
Micrasterias furcata, AgardhV ex parte, Flora, Regens bürg. bot. Zeitung, 1827. II. p. 642.
Helierella renicarpa, Turpin, Memoires du Mus. Vol. XYI. p. 318. Tab. 13. Fig. 20. 1828.
Pediastrum duplex, | Meyen, Nov. Act. Na t. Cur. XIY. p. 773. Tab. 43. Fig. 6, 15, 21. 1829.
— liradiatum, i
Oplarium vasculosum, \
— hjncinthinum , i Losana, Memorie di Torino, 1829. Yol. XXXIII. Isis, 1832. p. 768. Tab. XIV. Fig. 11, 13, 16.
— numismaticum , )
Micrasterias Jieptaciis, Abb an dl. der Akademie d. Wissen seil, zu Berlin, 1833. (1832.) p. 300.
Micrasterias renicarpa, » KÜTZIKa Synopsis Diat. Linnea, 1833. p. 603.
— furcata, \
Euastrum hexagonum, Corda, Almanac de Carlsbad, 1835. p. 206. Tafel III. Fig. 31.
Aufenthalt: Bei Carlsbad, Paris, Turin, Potsdam, Berlin und Catkarinenburg im Ural.
Ich bin der Meinung, dass Agardh eine, der Fig. IV. a. oder der Fig. VII. dieses Werkes, oder der Fig. 21. von Meyen
ähnliche, Form unter seiner ersten Micrasterias furcata vor sich gehabt habe. Denn dass er die Zwietheilung eines Euastrum über-
sehen haben solle, ist weniger glaublich, obschon er offenbar die Euastra, aber nach Abbildungen, mit zur Gattung Micrasterias
zog. Eben so urtheilte Ktjtzing ohne meinen Einfluss. Auch diese Art ist sehr wechselnd in der Form der Randzähne. Manche
Formen (Fig. a.) erinnern auch lebhaft an Lyngbye's Echinella radiosa 6., wo jedoch wohl eine ungleiche Halbtheilung des Eua-
strum angedeutet ist. Im Juli 1829 beobachtete ich diese Form bei Catliarinenburg auf der Reise mit Herrn v. Humboldt nach Si-
birien, wie aus der gefertigten Zeichnung deutlich hervorgeht. Ich unterliess 1830, sie unter den russischen Infusorien (Abhandl. der
Berl. Akad. 1830.) aufzuführen, weil ich über ihre Stellung bei diesen Körpern mich noch nicht entscheiden wollte. 1831 sah ich sie
im Sommer häufig wieder in Berlin. Sehr zahlreich am 18. Juni 1832, am 23. und 25. Juli 1834 mit zerstörten Conferven und
Oscillatorien in klarem Wasser. Die meisten der von mir beobachteten Exemplare waren sehr klein. Bei vielen schien der Mittelkör-
per einfach rund, 6eckig oder Teckig. Zuweilen war er, bei grösseren, deutlich doppelt. — Die Grösse ist von Vog — V*8 Linie
von mir beobachtet.
Erklärung der Abbildungen Taf. XI. Fig. IV.
Es sind 4 Exemplare in verschiedener Form und Grösse bei SOOmaliger Vergrösserung abgebildet.
ß. Mit doppeltem Kreise von Körperchen: Dicycliae:
186. Micrasterias Moryama, Kory's Zellensterac&en. Tafel XL Fig. V.
M. dicyclia, corpusculorum denorum circulo externo, quinorum circulo interno singulum medium corpus ambeunte,
marginis dentibus variis subacutis.
Micrasterie de Bory, a di& corpuscules cm rang exterieur^ cinq au rang Interieur ^ im au milieu^
ayant les dentelures du bord toujours aigues.
Helierella Bonjana, Turpin, Mem. du Mus. Vol. XVI. p. 319. PI. 13. Fig. 22. 1828.
Pediastrum simplex , 1 Meten Noya Acta Nat. Cur. XIV. 1829. p. 772, 773. Tab. 43. Fig. 4, 7, 13, 14-16, 17, 18. Isis, 1830.
— duplex, > p# 163i
— hiradiatum 9 J
Oplarium speciosum, »
— formosissimum, ( Losana, Mem. di Torino, XXXIII. 1829. Isis, 1832. p. 768. Tab. XIV. Fig. 17, 18, 21.
— vcrticillatum , j
Micraslerias ßoryana, Abliandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 300.
Micrasterias simplex , \
— Boryi, l kützikg, Linnea, 1833. p. 601, 603, 604. Tafel XIX. Fig. 92. b.
— duplex , (
— selenaea, /
Euastrum penlangnlare ( ? ) I Cq AImana0 de Carlsbad, 1835. p. 206, 207. Taf. III. Fig. 32, 35.
Pediastrum quadrangulum , !
Micrasterias Boryana, Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1835. Tafel I. Fig. VIII.
Aufenthalt: Bei Paris, Turin , Potsdam, Berlin, Halle und Catliarinenburg im Ural beobachtet.
Diese und M. tricyclia sind bei Berlin die gewöhnlichsten Arten. Sie geben bei 300maliger Vergrösserung überraschend
augenehme Objecte für das Mikroskop. Nicht selten sind sie so häufig, dass man 4 bis 8 oder noch mehr Sternchen gleichzeitig im
Sehfelde zählt. Sie leben mit andern Bacillarien im Schleime zwischen Conferven und Oscillatorien. Im Jahre 1829 fand ich diese
Form auch bei Catliarinenburg im Ural (vergl. die vorige Art). Am 17. Juni und 21. Nov. 1832 beobachtete ich sie besonders zahl-
reich bei Berlin, ebenso am 23. und 25. Juli 1834. Ich habe sie 2 Jahre lang überwintert und in allen Monaten untersucht. Sie
bildet ein sehr dünnes, nicht linsenartiges, Blättchen. Die 10 Randkörperchen sind meist in hörnchenartige Spitzen verlängert, die zu-
weilen vorn ein Knöpfchen führen, nie abgestutzt sind. Türpin sah nicht selten ans den Knöpfchen staubartige Körnchen hervortre-
ten, wenn er sie an einem warmen Orte beobachtete. Meyen nennt es 1830 Ausströmen der Sporenmasse mit Platzen der Zellen.
Beide hielten die Körper für Pflanzen. Im Innern jedes Körpers sind viele Bläschen (Magen vergleichbar), welche schon Türpin
zeichnete. Auf die (Samen-) Drüse in jedem einzelnen Körper habe ich 1835 aufmerksam gemacht. Corda erklärte sie in Fig. 35.
für Oeltröpfchen, Meyen für Sporen, andere Beobachter haben sie übersehen. Sehr oft sieht man diese Art mit einzelnen entleerten
Zellen (nach dem Eierlegen der Einzelkörper?), welche ein Loch vorstellen, aber bei scharfer Beobachtung die farblose Haut noch
deutlich erkennen lassen. Hierdurch entstehen viele nur scheinbar verschiedene Formen. Nur selten fehlen einzelne Zellen wirklich,
oder sind auch aus ihrer Reihe verschoben. Da, wo 8 oder 9 Randzellen waren, schien immer etwas zu fehlen, was durch Unregel-
mässigkeit der Form angezeigt war. Die llzelligen habe ich ihrer Regelmässigkeit und Constanz halber als besondere Art betrachtet.
Nicht selten sah ich ganz farblose (nach dem Eierlegen? oder todte?) wohl erhalten. Einige zeigten rauhe Pünktchen auf der Panzer-
haut, die bei andern schwer sichtbar oder unsichtbar waren. — Grösse der Sternchen Vog bis Vis* der Körperchen Viso bis V100 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XI. Fig. V.
Es sind 11 verschiedene Zellensternchen in vielen Grössen und Formen dargestellt, alle 300mal vergrössert.
Fig. a.y c.,f., g.9 h^ k. und /. sind die häufigere, also wohl die Normalforin der Art, von ähnlicher Bildung der Randzellen, und unterscheiden sich
durch mehr oder weniger genaues Anschliessen der Einzelzellen an einander, und durch Grösse. Bei/., g. und L haben einzelne Zellen ihren grii-
40
_■ 158 — —
nen Inhalt entleert (Eier gelegt?); erstere hat einen rauhen Panzer. Fig. h. mit nur 9 Randkörpern zeigt durch ihre Unregelmässigkeit den Defect
der lOten Randzelle an. Bei Fig. c. bezeichnet t die Drüse, v+ die polygastrischen Magenbläschen.
Fig. b. und i. ist eine andere Form mit quadratischen Körpern, an welche sich Fig. d. als schmächtigere Entwicklung anschliesst. Alle bilden durch-
löcherte Scheiben.
Fig. e. ist eine dritte geschlossene Grundform mit halbmondartigen Körpern.
18*. Micrasterias angulosa9 gestutztes Zellensternchen. Tafel XL Fig. vi.
M. dicyclia, corpusculis 15 — 16 in serie duplici singulum medium corpus cingentibus, margine truncatis.
Micrasterie tronquee, a 15 — 16 corpuscules en double serie autour ctun seid da milieu, ayant les
bords tronques.
Micrasterias angulosa, Abhandl. der Akademie d. Wissen seh. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 301.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich habe diese sich auszeichnende Form im Jahre 1832 und 1834 unter den andern so zahlreich beobachtet, dass ich sie lie-
ber als Typus einer besondern Art, als als Abänderung einer andern ansehen mochte. Dessenungeachtet habe ich durch fortgesetzte Beob-
achtungen neuerlich das Vertrauen auf die Beständigkeit dieser Art wieder verloren. Sollte sich die Form nicht weiter geltend machen,
so Hessen sich Fig. a. zu M. Boryana, Fig. b. und c. zu Rotula ziehen. Bei b. ist offenbar ein Defect in der Unregelmässigkeit
ausgesprochen. Es fehlt die Mittelzelle, oder sie ist verschoben. — Grösse LI3Q bis V24 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XL Fig. VI.
Vergrößerung 300mal im Durchmesser.
Fig. a. enthält 10. 5. 1 Körperchen; Fig. 6. 11. 5. 0. Diese Form könnte M. Rotula mit fehlender Mittelzelle, aber auch M. Boryana mit nach
aussen gedrängter 5ter Zelle der zweiten Reihe seyn. Fig. c. 11. 5. 1.
188. Micrasterias Motula, radartiges Zellensteriiclieii. Tafel XL Fig. VII.
M. dicyclia, corpusculis externis undeeim, internis quinque, medio unico, Ulis saepe longius radiatis, vario modo excisis.
Micrasterie Rouelle, a once corpuscules ezeterieurs , 5 internes, an au milieu, les ecoterieurs et les
internes souvent allonges et rayonnants , ayant les bords dwersement echancres.
Micrasterias furcata, Agardh, ex parte, Flora, Regensb. bot. Zeit. 1827.
Pediastrum duplex, 1 Meyen, ex parte, Nov. Act. Nat. Cur. XIV. p. 772, 773. Tab. 43. Fig. 8?, 18, 19?, 22. 1829. (1828.)
— biradiatum, \
Micrasterias emarginata, Abhandl. der Akademied. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 301. ex parte.
Micrastenas duVlex, » KÜTZINGj Linnea, 1833. p. 603, 604.
— furcata, §
Euastrum sexangulare, Corda? Almanac de Carlsbad, 1835. Tab. III. Fig. 30.
Aufenthalt: Bei Berlin.1, Potsdam! und Carlsbad?
Diese radartige Gestalt ist unter den lieblichen Erscheinungen im Mikroskope eine besonders ausgezeichnete , wozu die äus-
serst zarte , gelblich grüne, schöne Färbung nicht wenig beiträgt. Die Form ist bei jedem Individuum anders. Ich habe die Zahlen-
Verhältnisse zur Characteristik benutzt, weil sie am festesten erschienen. Je 4 Zähnchen des Randes und je 2 Speichen des inneren
Raumes bilden einen abgeschlossenen Körper, dessen Grenzen sich erkennen lassen. Diese Formen passen recht wohl auf Agardh's
erste Definition der Micrasterias furcata, die jedoch auch zu M. heptactis citirt ist und auch wohl zu einigen Formen der andern
Arten gezogen werden kann. Ich habe bei dieser Art die (Samen-) Drüsen noch nicht beobachtet. Meyen hat sie in seiner Fig. 8.
angegeben. Ich nannte die Form sonst M. emarginata im Gegensatz von angulosa, halte aber jetzt das Zahlen verhältniss für wich-
tiger und beständiger, als das Formverhältniss , und rechne nicht mehr bloss die langhörnigen , abgestutzten und ausgerandeten Formen
zu einer besondern Art (vergl. d. Nachtrag). Diese Form ist oft unregelinässig, lässt sich aber meist leicht erklären. Diese Zeich-
nungen sind nach Exemplaren, welche ich im Juli und August 1834 beobachtete. — Grösse der Sternchen y72 — V36 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XL Fig. VII.
Fig. a. und d. sind als Normalformen angesehen. Fig. 6. ist eine Form der ehemaligen Micr. emarginata von 1832 mit 10 Randkörpern und ei-
ner leeren Stelle für den fehlenden Uten. In der Mitte sind 3 undeutlich geschiedene Körper mit Raum für 2 fehlende des 2ten Ranges und den der
Mitte (Hemmungsbild ung). Fig. c. ist durch Mangel des mittleren Körpers defect, daher auch nicht regelmässig. Seine Zahlen sind defect, aber
doch richtig. An Needham's zufällige Naturspiele ist dabei nicht zu denken.
y. Mit dreifachem Kreise von Körperchen: Tricycliae:
189. Micrasterias tricyclia9 dreireihiges SEellenster liehen. Tafel XL Fig. VIII.
M. tricyclia, corpusculis in online externo 15, in ordine interno 8 — 10, in tertio 4 — 5, margine vario modo excisis.
Micrasterie tricycle, a trois rangs de corpuscules, dont 15 au premier, 8 ä 10 aa second, 4 a 5
autour du milieu, ayant les bords diversement echancres.
Pediastrum simplex, i
— duplex, > Meyen, Nov. Act. Nat. Cur. XIV. p. 772, 773. Tab 43. Fig. 19?, 20. 1829.
— biradiatum, '
Micrasterias tricyclia, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 301.
Micrasterias selenaea, Kützing, ex parte, Linnea, 1833. p. 604. Tab. XIX. Fig. 92. c.
Aufenthalt: Bei Potsdam, Berlin und Halle.
Diese Art ist mit M. Boryana die gewöhnlichere bei Berlin. Meyen sammelte sie wohl auf Halcyonella stagnorum bei
Potsdam. Ich fand sie sehr häufig zwischen zarten, etwas flockig gewordenen, Conferven aller Art im Torfwasser, zuerst am 20- Juni
und 5. Juli 1832, dann im Juli 1834 und 1835, überwintert in allen Monaten. Die früheste beste Abbildung dieser Art ist voüNitzsch
t59
in Halle , welche Kützing mittheilt. Es giebt Formen dieser niedlichen Gestalt, welche die inneren Körper viertheilig geordnet ha-
ben, es sind aber wohl Missbildungen. Die Zahlen 15. 10. 5. 1. scheinen die Grundzahlen zu. seyn. In Fig. b., a. und g. habe
ich abnorme Formen sorgfältig abgebildet, welche die obigen Zahlen nur fester stellen. Die von früheren Beobachtern abgebildeten grü-
nen Ringe verschiedener Arten mögen wohl immer der Fig. e. gleich gewesen, nur unvollständig beobachtet seyn. Poly gastrische Zel-
len und einzelne Drüsen sind für den Suchenden leicht zu finden. Die Erscheinung dieses Zellensternchens ist eine der schönsten. —
Grösse der Sternchen Veo — Vis Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XL Fig. VIEL
Es sind 10 Sternchen in verschiedenen Lagen und Grössen bei gleicher, SOOmaliger Vergrösserung abgebildet.
Fig. a. regelmässige Form mit wohl ausgebrochenen 2 Feldern der zweiten, und 1 der dritten Reihe. Fig. b. mit fehlendem 15ten Randkörper und
mit innerer Viertheilung. Fig. c. regelmässige Form, deren einige Körper die grünen Körnchen entleert haben. Fig. d. regelmässige Form mit
entleertem Mittelfleck. Fig. e. regelmässige Form mit entleerter innerer ganzer Scheibe. Fig./! volle Normalform, jung. Fig. g. verbildete Form,
deren 15ter Randkörper unregelmässig, wie es scheint doppelt, gebildet ist und auf die regelmässige Zahl der übrigen Körper einen verschiebenden
Einfluss ausgeübt hat. Fig. k. ist die defecte Fig. a., von der Seite gesehen, eine etwas nach oben ausgebogene flache Scheibe. Fig. i. ist eine
der Fig. e. ähnliche Form, halb gewendet. Fig. k. dieselbe ganz von der schmalen Seite, flach (nicht linsenförmig), mit auslaufenden Spitzen.
8. Mit mehrfachen concentrischen Körperreihen: Polycycliaex
19Ö. Micrasterias ettiptica, längliches Zellensteriacfcen. Tafel XL Fig. IX.
M. polycyclia, elliptico-oblonga, corpusculis in quatuor ordines dispositis, primo saepe (an semper?) 23 includente,
mediis corpusculis binis.
Micraslerie elliptiqne, elliptique h corpuscules en (juatre rangs, au premier souvent {toujours?)
23, deute au milieu.
Micrasterias elliptica, Ab hau dl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 302.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Man findet diese meist etwas längliche, doch auch runde Art bei Berlin nicht gar selten unter den andern. Sie ist ihrer
mehrfachen Zellenkreise halber nicht grösser als die übrigen. Es giebt auch von ihr kleine und grössere Sternchen, und die grössten
sind ebenfalls nur so gross, als bei andern Arten. Die Körperchen selbst sind also verhältnissmässig kleiner, als bei den andern Ar-
ten. Manchmal ist es schwer, bei dieser Form die Grenzen der kleinen Einzelkörper zu erkennen, und sie bildet zuweilen eine durch-
löcherte, am Rande gezahnte, zusammenhängende Platte. Bei grösseren farblosen Schaalen sieht man die Oberfläche chagrinirt. (Sa-
men-) Drüsen und Eikörnchen vergleichbare Theile Hessen sich auch erkennen. Die Zahlenverhältnisse der Kreise fand ich (23. 18.
13. 7. 2.) bei sehr verschiedenen Grössen gleich«, also 63 Körperchen in jedem Sterne. Die Randzähnchen dieser Art habe ich nie
lang gesehen. — Grösse der Sternchen V24 bis Vis Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XL Fig. IX.
Fig. a. ein jugendlich kräftiges Exemplar mit seinen Drüsen und sehr feinen grünen Körnchen. Fig. 6, ein farbloses grösseres, vielleicht eine leere
todte Schaale. Fig. c. ein undeutlich begrenztes unregelmässiges.
Nachtrag zur Gattung der Zellensterncliea
Es sind für Formen dieser Gattung etwa 52 Specialnamen gegeben worden , welche man in den 7 Gattungen Heller ella,
Ileterocarpella , Micrasterias , Euastrum, Stauridium, Pediastrum und Oplarium vertheilt hatte. Unter dem Namen Hcli-
erella sind 3 Arten Micrasterias von Türpin genannt, unter Heterocarpella 2 von Bory und Kützing , unter Euastrum 3
von Corda, unter Stauridium 2 von demselben«, unter Pediastrum 5 von Meyen und Corda, unter Oplarium 15 von Losana
(s. Mem. di Torino 1829. Isis 1832. Nr. 8 — 22.), unter Micrasterias sind 29 von Agardh, mir und Kützing verzeichnet,
wozu vielleicht noch das Meridion ovatum von Agardh 1824, und die Stomatella porosa Türfins 1828 {Odontclla?) kommen.
Als wirkliche Arten der Gattung Micrasterias lassen sich nur die 9 anerkennen, welche hier abgehandelt sind. Ausser den
schon unter diesen Arten angegebenen Synonymen sind folgende als ausgetreten zu bemerken: 1) Micrasterias articulata Kützing
ist = einer dem Trichodesmium Flos ar/uae cähnlichen Oscillatoria? ; 2) M. Boryi Kützing = M. Boryana; 3) M. cru-
ciata Kütz. = Salzcrystalle ; 4) 31 Crucigenia Kütz. = Crucigenia? (eine voa> hybrida von Möhren), Bacillaria? ; 5) Mm
ema7*ginata Ehr. = Micr. Rotida; 6) M. falcata Corda = Staurastrum paradoxerem? ; 7) M. furcata Agardh = Micr.
heptactis?, Rotula?, aliae? ; 8) M. Heliactis Kütz. = Alga Nostochina; 9) M. heteactis Ehr. = Micr. Napoleonis; 10)
M. lacerata Kütz. = Euastrum?, Salzcrystalle?; 11) M. parado&a Kütz. = Salzcrystalle ; 12) M. radiosa Agardh = Eua-
strum \ 13) M. renicarpa Kütz. == M. heptactis; 14) M. ricciaeformis Agardh = Euastrum?; 15) M. Rosula Kütz. =
Sphaerastrum? ; 16) M. selenaea Kütz. = Micr. Napoleonis, Boryana et tricyclia; 17) M. simplem Kütz. = Micr. Co-
ronida, Napoleonis, tricyclia; 18) M. Sp/iaerastru?nKvTZo = Sphaerastrum pictum; 19) M. Staurastrum Kütz. = Staur-
astrum parado&um; 20) M. tetraceraKÜTz. = Staurastrum paradoscum; 21) M. tetrac. ß didicera = Staurastmmi pa-
radoxum; 22) M. tricera Kütz. = Staurastrum idem? .
Es ist ferner zu bemerken, dass die Schwierigkeit, welche in der Bestimmung einiger beobachteten Formen nach den Zahlen-
verhältnissen der Theile vorhanden ist, entweder darin begründet seyn mag, dass sie, wie offenbar mehrere der von Losana (vergl.
Volvotc), nicht richtig aufgefasst seyn mögen, oder dass es noch unbefestigte Zwischenarten giebt. So scheinen mir die abweichenden
Figuren bei Meyen und Corda nicht sicher in der Auffassung. Euastrum seteangulare Fig. 30. von Corda würde, wäre es ganz
richtig aufgefasst, eine besondere Art der Gattung Micrasterias (dicyclia) seyn, welche die Zahlen (12. 6. 1.) characterisiren. Mette ars
Fig. 8. hat 12. 5. 0., dessen Fig. 4. bat 9 im Umkreis, seine Fig. 3. hat 5V2, was (bei regelmässiger Form) den übrigen bekann-
160
teil Erscheinungen widerstrebt. Losana's Bemühung ist so flüchtig und uncritisch gewesen, dass seine Benennungen (da mithin die
Gegenstände unsicher sind und nur zulällig hie und da passen mögen) aufzunehmen nur zu unsicherer haltloser Synonymie und wissen-
schaftlichem Nachtheil gereicht. Dass einige Formen (wahrscheinlich) bei Turin vorkommen, ist der alleinige Nutzen, welcher hier da-
von gezogen werden konnte. — Viele Beobachtung gab mir folgende, weiterer Prüfung und Anwendung zu empfehlende , Regeln:
Die Zahlenverhältnisse der niedlichen Zellensternchen scheinen, wie bei Gonium pectorale, ein fester Character der Arten
zu seyn.
Die Grössenverhältnisse nehmen nicht mit den Zahlverhältnissen ab und zu. Es giebt kleine mit grossen, und grosse mit klei-
neren Zahlen der Theile.
Formen, welche gleiche Zahlen und Grössenverhältnisse haben, unterscheiden sich überdiess nur in unwesentlichen Theilen, in
schlankerer dickerer Zellenform, Länge oder Kürze der Hörnchen dergl., die fast an allen Individuen verschieden sind.
Alle mir vorgekommenen zahllosen Formen hatten 2spitzige, keine einzige hatte einspitzige Körperchen (kein Pediastnim
simpleoo).
Es mag wohl noch ausser den hier aufgezählten andere Zwischenzahlen als Artcharactere geben, von denen mir zufällig nur
defecte Exemplare vorgekommen, welche sich ebensogut andern Arten einreihen Hessen, wie ich es gethan.
Reo-elmässigkeit der Form ist Character der Integrität, aus unregelmässigen darf man keine besonderen Arten bilden. Nach
Guillemin's Vorschlage 1830 im Bulletin des sc. natur. T. XXI. p. 450. würde man wohl zu viel Arten bilden.
Ueber das Thierische dieser Formen sind die hier befolgten Grundsätze vorn mitgetheilt. Das Urtheil beruht auf der unge-
zwungenen physiologischen Analogie vieler anderer, in grosser Reihe immer deutlicher thierisch organisirter , Körper. Möge man fort-
fahren, wie es hier geschehen, die Gründe umsichtig und sorgfältig abzuwägen. Blosse Behauptungen können weder für, noch gegen
entscheiden, und in ihren tiefen Gesetzen ist die Natur viel grösser und herrlicher, als im oberflächlichen Zufall und Formcnspiel.
DREIUNDFUNFZIGSTE GATTUNG: STERNSCHEIBE.
Suastrum. Euastre.
CHARACTER: Animal e familia Bacillarionmi, liberum, lorica shnplici, univalvi, complanata munitum,
geminatum, in orbem tabulamve bipartitam, saepe denticulatain dispositum.
CÄRACTERE: Animal de la famille des Bacillaries, libre, ayant une carapace simple, univalve,
comprimee, etant binaire et dispose en forme de disgue ou de lablette bilobee, sou-
vent dentelee.
Die Gattung der Stern Scheiben zeichnet sich in der Familie der Bacillarien durch freie Selbst-
ständigkeit, einfachen, einschaaligen, zusammengedrückten Panzer und Duplicität des Körpers aus, welche
sternartig gezahnte zweitheilige Scheiben oder verschieden geformte solche Täfelchen bedingt.
Benannt und physiologisch begründet wurde die Gattung Euastrutn 1831 in den AbhandL d. Berl.
Akad. d. Wissensch. mit 4 Arten, jetzt enthält sie deren 9. Einzelne ihrer Formen waren früher bekannt,
Lyngbye nannte 1819 zuerst 2 Arten davon {E. angulosum? und E. Crux melitensis?) Echinella ra-
diosa, Agardh 1824 Eck. ricciaeformis. Bory nannte eine derselben 1825 Heller ella Lyrigbyi, die
andere (E. angulosum?) Heterocarpella botrylis und eine dritte (E. margariliferum?) Beter, pulchra.
Agardh nannte Lyngbyes Formen 1827 Micrasterias radiosa. Türpin beschrieb 1828 3 Arten unter
den Namen Heterocarpella didelta, binalis und Ursinella margaritifera. Losana führte 1829 einige
unsichere Arten in seiner Gattung Oplarium auf. Agardh beschrieb 1830 das Euastrmn margarilife-
rum als Cymbella reniformis nach Leiblein. Die angezeigten 4 Arten der Gattung Euastrum von 1831
stimmten mit keiner jener ersten Formen sicher überein, und die schon vorhandenen, anwendbaren Gattungs-
namen Helierella, Heterocarpella und Ursinella waren theils sprachwidrig gebildet, theils für andere, zwei-
felhafte Dinge mit verwendet, denen sie noch vorläufig verbleiben. Im Jahre 1832 wurden ebenda 3 andere
Arten, worunter das E. margaritifertmi, aufgeführt Im Jahre 1833 beschrieb Kützing 4 Arten, von denen
aber wohl 2 zusammenfallen, unter dem Namen Heterocarpella. Im Jahre 1835 bemühte sich Meyen, seinen
Namen Pediastrum für Micrasterias wieder einzuführen und erklärte Euasfo^um für synonym mit Micra-
sterias. Corda verzeichnete 1835 9 bekannte Arten unter den 2 neuen Gattungsnamen Cosmarium und
Colpopelta, sämmtlich auch mit neuen Artnamen, gab den Namen 'Micrasterias einem Staurastrum und
die Namen Euastrum und Stauridium einigen Arten der Gattung Micrasterias. Bei dem vorhandenen
haltlosen Schwanken der Begriffe scheint in der festeren Namengebung 1831 kein Unrecht geschehen, auf
welche desshalb hier weiter fortgebaut wird. Alle Vorgänger, ausser Losana und neuerlich Corda, haben
diese Formen für Pflanzen erklärt und als solche unter den Algen verzeichnet.
Die thierischen Organisationsverhältnisse müssen noch durch analoge Formenreihen der Bacillarien
unterstützt und getragen werden, sind aber mannigfach ansprechend. Ob jede Hälfte des 2theiligen Kor-
pers einen abgeschlossenen Organismus bildet, ist noch nicht festgestellt. Sicher ist, dass sie in der Mitte
161 —
offen zusammenhängen und dass bei Verletzungen der einen Hälfte die andere sich mit entleert. Es scheint
eine nicht geringe Analogie der inneren Bildung mit Navicula stattzufinden. Oeffnungen sind äusserlich
noch nicht nachgewiesen (über Cordas Bezeichnungen des Mundes und Darmes vergl. Euastr. Pecten und
integerrimimi)^ scheinen jedoch nicht, wie bei Micrasterias^ an den Spitzen, sondern in dem mittleren Ver-
bindung stheile zu liegen. Der Panzer ist eine häutige, feste, verbrennliche, farblose Schaale. Der Korper ist ein
crystallheller innerer contractiler Schleim, worin grüne Kornchen liegen. — Ernährungsorgane konnten die
vielen kleinen wasserhellen Bläschen seyn, welche in der innern grünen Masse liegen. — Fortpflanzungs-
organe könnten die sehr feinen grünen Körnchen seyn, welche die innere grüne Farbe bilden. Dazwischen
sind noch grössere gelbliche runde Körper, welche eine Mehrzahl von Drüsen seyn könnten (wie bei Clo-
sterium). Selbsttlieilung findet so statt, dass zu jeder Hälfte sich von der Mitte aus erst eine neue Hälfte
bildet, ehe diese auseinanderfallen. So hängen zuweilen 2 ungleiche oder auch 4 Halbscheiben zusammen,
deren mittlere kleiner sind. Langsame Ortsveränderung und ein Zittern kleiner Körper im Innern, wie bei
Closterium und Fragilarien, sind beobachtete Erscheinungen einer grösseren Organisation.
Die geographische Verbreitung dieser Formen ist von Paris und Laval in Frankreich, von Hofmanns-
gave in Dänemark, von Carlsbad oder Prag in Böhmen, von Würzburg und Berlin in Deutschland, von Ca-
tharinenburg im Ural, von Tobolsk in Sibirien und von Koliwan am Altai bekannt.
191. JEuastrufm Mota9 radförmige Stermsclieitoe, das grüne Kad. Tafel xil. Fig. I.
E. corpore gemino, lenticulato-orbiculari, glabro, margine dentato-spinuloso.
Euastr e Rone, h corps binaire, lenticulaire , discotde> lisse, ayant les bords denteles ou epineusc.
Enrtsfrum ttota, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Bertin, 1831. p. 82. 1833. (1832.) p. 245.
> } Corda, Almanac de Carlsbad, 1835. p. 206. Taf. TT. Fig. 22. 23.
— tvimcalum, £
Aufenthalt: Bei Berlin und Carlsbad.
Der Rand ist flacli dichotomiscli eingeschnitten auf jedem Halbkreis mit 28 bis 54 abgerundeten, stumpfen oder zuweilen dop-
pelt stachelspitzigen Zahnen. Ein mittlerer Theil der Scheibe, welcher senkrecht auf der Queertlieilung steht, bildet den eigentlichen
Körper. In der Mitte, wo die Theilung endet, scheint jederseits eine Ocffnung zu seyn. Im Innern dicht dabei sind bewegliche kleine
Pünktchen, wie bei Closterium. Der kleine Raum zwischen diesen beiden Punkten ist also die Länge, und die viel grösseren Halb-
scheiben sind 2 seitliche, um das 4- und 5facbe diese überragende, Flügel. In diesem mittleren kleinen Haupttheile des Körpers fin-
det auch die Längstheilung statt. Die ganze innere grüne Färbung scheint ein Stheiliger, jederseits 4theiliger, Eierstock zu seyn. Da-
zwischen sind helle Bläschen (Magen?), gelbliche Kugeln (Drusen?) und periodisch bewegliche dunkle Pünktchen (lebendig zu gebä-
rende Brut?). Selten sind beide Halbscheiben gleich gross, oft sind sie sehr ungleich, zuweilen hangen 2 ganze Scheiben an einander,
wie Arthrodesmus , und dann sind allemal die 2 mittleren Hälften kleiner, als die 2 äusseren, in Folge der Entwickelung aus der
Mitte. Die Beobachtung der Ortsveränderung in Gläsern, an denen die Scheiben in die Höhe steigen, habe ich, wie auch die Kettenform
der Scheiben, schon 1832 angezeigt. Eine langsame oscillirende Bewegung habe ich später wieder direct beobachtet Sie lebt im
Mai und Juni jährlich bei Berlin häufig zwischen Conjugatcn. — Grösse einer Scheibe V24— Vio Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XII. Fig. I.
Es sind 10 Sternscheiben in verschiedener Entwickelung, Form und Stellung 300mal vergrüssert dargestellt.
Fig. a. eine sehr stumpfzahnige Sternscheibe in queerer Stellung; Fig. b. eine andere, von der schmalen Seite gesehen; Fig. c. eine mehr spitz-
zahnige; Fig. d. ein Sternscheiben- Paar, das obere in der Mitte durchschnitten und beide zwischen Glasplatten so gedrückt, dass das untere am
Rande platzte und der Inhalt aus beiden hervortrat. Bei dem untern tritt auch der grüne Inhalt aus der obern Hälfte durch den Verbindungstheil in
die untere. Fig. e. ein unverletztes Doppelpaar; Fig. f. eine jüngere Sternscheibe in gerader Stellung; Fig. g\ und /i. noch jüngere Exem-
plare (= Cosnu truncatum Corda), vergl. JE. Cmx melit.
192. JSEuastrum apiculatum, stachlige Sternsclieilbe. Tafel XII. Fig. IL
E. corpore gemino, lenticulato, orbiculari, ubique spinuloso, margine dentato-spinuloso.
Euastr e epineux^ d corps binaire^ lenticidaire^ diseoide, epineucc, ayant les bords denteles 011 epineucc.
Euastrum apiculatum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu ßeriin, 1833. (1832.) p. 245.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Am 20. Juni 1832 und am 24- Juli 1834 mit voriger einzeln beobachtet. — Grösse — V12 Linie.
ErkLärung der Abbildung Tafel XIL Fig. IL
Das abgebildete Exemplar ist SOOmal vergrössert. Für aculeatum ist zu lesen apiculatum.
193. lEuastrum Cruoc melitensis, das Malteserkreuz;. Tafel XIL JFig. IIL
E. corpore gemino, lenticnlato, suborbiculari, glabro, profunde laciniato, Line sex-radiato, margine dentato aut spi-
nuloso.
Euastr e Croix de Malte^ a corps binaire, lenticulaire, diseoide, lisse^ ayant les bords profondement
fendus en 6 rayons denteles et epineux.
41
163
Kvh'meUa radiasa, Lytsgbye? Ten tarnen Hy drophy t. dan. p. 208. Tab. 69. Fig. E. 3. 1819.
Ecldnella ricäaeformis , Agardh? Syst. Alg. 1824. p. 15. ex parte.
Helierella Lyngbyi, Bory de St. Vincent, Diction. classiq. d' hist. nat. 1825.
Micraslcrias radiosa, Agardh? Flora, bot. Zeitung", 1827.
Euastrnm Cmx melitensis, Abhandl. der Akademie d. Wissens eh. zu Berlin, 1831. p. 82.
Micraslerias ricciaeformis , Kützing? Linnea y. Schlechten dal, 1833. p. 603.
Aufenthalt: Bei Hofmannsgavc auf Fiilinen?, bei Berlin!.
Einer der niedlichsten mikroskopischen Körper, aber .mit schwer bemerkbarer, nur periodischer Bewegung. Die 6 dichoto-
' mischen Strahlen zeichnen ihn aus, zuweilen bildet tiefere Theilung 1 oder 2 Strahlen mehr; so könnte die 7strahlige Form bei Lyng-
bye hierher gehören. Vielleicht ist sie eine besondere Art. Der Jugendzustand hat weniger Einschnitte, wie bei E. Mofa. Alte ha-
ben oft 40 Randzähne, Junge nur 12, mit oder ohne Stachelspitzen. Grüne unbewegte und dunkle bewegte Körnchen, Bläschen und
Kugeln sind wichtige innere Theile. In der Mitte sind 2 Stellen mit bewegten Pünktchen, wie bei Closterium. Im Mai und Juni
zwischen Conferven mit vorigen besonders häufig. Ich habe vom Juni 1834 bis zum Mai und Juni 1835 diese Form zahlreich über-
wintert. Sie giebt auch getrocknet aufbewahrt ein hübsches Objeet. — Grösse V4S — Vi 6 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XII. Fig. III.
Fig. a. ist in fast gerader Längsrichtung nach oben; Fig. b. in queerer; beide enthalten viele zitternde dunkle Körperchen (Brut?). Fig. c. ein
jüngeres Exemplar mit weniger Randzähnen und kürzeren Flügeln. — Diese Form schien mir. in jeder Hälfte einen 71appigen Eierstock zu besitzen.
194. Euastrum Pecten, feammartige Sternsclieilbe, Kamm. Tafel xn. Fig. IV.
E. corpore gemino, lineari-oblongo, glabro, utrinque obtuse quinquelobo, lobis emarginatis.
Euastre Peigne, h corps binaire, line aire- oblong , lisse^ ayant au borcl de chaque plaque cinq lobes
obtus, leger ement echancres.
Oplarium plerophorum, Losana? Memorie di Torino XXXUI. 1829. Isis, 1832. p. 768. Tab. XIV. Fig. 25.
Euastrum Pecten , Abhandl. der Akademie d. W i s s e n s c h. zu Berlin, 183 1 . p. 82.
Cosmarium sinnosum, Corda, Almanac de Carls b ad, 1835. p. 206. Tab. II. Fig. 21.
Aufenthalt: Bei Berlin und Carlsbad, vielleicht bei Turin.
Losana's Abbildung ist unkenntlich und unrichtig, daher die Localität unsicher. Corda hat unnöthig einen 2ten Namen ge-
geben. Was Corda Mund nennt, war wohl ein inneres Bläschen. Die beiden Seitenöffnungen, welche er Füsse nennte hat er zu
scharf gezeichnet. Es sind die Stellen, wo die schon 1832 p. 245. seq. von mir angezeigten bewegten Punkte liegen und welche wohl
die Enden der Längsaxe des Körpers bilden. Die grösste Länge ist die Breite des Körpers. Der Körper ist also 3mal so breit als
lang. Im Innern sind oft viel bewegte dunkle Körperchen zwischen den grünen Körnchen. Im Juni 1831 und am 30. Mai 1835 beob-
achtet. — Grösse bis Vig Linie.
Erklärung der Abbildung Taf. XII. Fig. IV.
Es ist ein Exemplar in schiefer Lage, 300mal vergrössert.
195. Euastrum verrueosum, warzige Sternsclieilbe. Tafel xn. Fig. V.
E. corpore gemino, ovato-oblongo, scabro, verrucis tuberculato, utrinque leviter trilobo.
Euastre verruqueutc, a corps binaire, ovale-oblong> scabreucc^ tuberculeujc par des verrues et ayant
le bord de chaque moitie legerement trilobe.
Euastrum verrueosum > Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p, 247.
Cosmarium Pelta, Corda? Almanac de Carlsbad, 1835. p. 206. Taf. II. Fig. 25.
Aufenthalt: Bei Berlin, vielleicht auch bei Carlsbad.
Ich habe nur grüne Körper dieser Art gesellen. Sie sind bei Berlin häufig mit Micrasterien und andern Sternscheiben.
Corda bezeichnet den Inhalt als braun. Sah er vielleicht Cyphidium doppelt? Ich sah 1829 einmal E. margaritiferum braun.
Ausser am 11. 31ai 1832 beobachtete ich diese Form häufig am 30. Mai und 1. Juni 1835. — Grösse bis V24 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XII. Fig. V.
Es sind 3 Körper, 2 von der breiten, 1 von der schmalen Seite in queerer Stellung, 300mal vergrössert.
196. Euastrum ansatum, zapfenartige Sternsclieilbe, Doppelgriff. Tafel xn. Fig. VI.
E. corpore gemino, ovato-lanceolato, subfusiformi, glabro, utrinque levissime trilobo, lobis raro leviter emarginatis.
Euastre Tenon, ä corps binaire, ovale-lanceole, presque fusele, lisse> legerement trilobe ou trefle
des deute cotes, ayant les lobes rareme?it echancres.
Heterocarpella didelta, Türpin? Memoires du Museum d'hist. nat. VI. p. 315. Tab. 13. Fig. 16.
Euastrum ansatum, Abhandl. d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 82.
Heterocarpella polymorplia , Kützing, ex parte, Linnea, 1833. p. 598. Tab. XIX. Fig. 87.
Cosmarium lagenarium, Corda , Almanac de Carls bad, 1835. p. 206. Tab. II. Fig. 26.
Aufenthalt: Bei Berlin und Carlsbad.
Die Form dieser Art ist etwas gedehnter oder kürzer, zuweilen } aber selten, wie eine doppelte Eichel oder Kleeblatt (tre-
fle). Sie scheint einen 4theüigen Eierstock zu haben, in dem oft dunkle Körperchen zittern. Nach 1831 wieder am 5. April und
18. Juni 1832 und dann öfter mit Conferven beobachtet. — Grösse % Linie.
_ t63
Erklärung der Abbildungen Taf. XII. Fig. VI.
Fig. 1. hat leicht ausgerandete Flügelspuren; Fig. 2. runde; Fig. 3. gar keine; Fig. 4, eckige. Es besteht gleichsam nur aus dem mittleren
Theile des E. Rota u. s. w., alle 300mal vergrössert.
19?. Euastrum margaritiferum, geperlte (Sternscliellbe. Tafel xil. Fig. VII.
E. corpore gemino, oblongo-elliptico, granulato, utriuscjue partis semiorbicularis margine integro.
Euastre margaritifere^ a corps binaire^ oblong -elliptif/ue, granule, ayant les deute plagues semi-
orbiculaires a bord entier.
Heterocarpella pulchra, Bory de St. Vincent? Dict. class. 1825.
Ursinella margaritifera , Turpin , Memoires du Mus. XVI. p. 316. PI. 13. Fig. 19. 1828.
Cymbella renifwmis, Agardh, Consp. crit. Diatom. 1830. p. 10. nach Leiblein Flora, bot. Zeit. 1830. p. 315. Tab. I. Fig. 2.
Euastrum margaritiferum, Ab ha ndl. der Akademie d. Wissens eh. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 246, 320.
Heterocarpella tetrophthalma , 1
— polymorplia, > Kützino, Linnea, 1833. p. 597. seq. Taf. XIX. Fig. 82. zum Theil und Fig. 87.
— ursinella , »
Cosmarium ddtoides, Corda, Almanac de Carlsbad, 1835. Tab. II. Fig. 18. nicht 19.
Aufenthalt: Bei Berlin, Paris?, Weissenfeis?, Würzburg, Carlsbad und bei Catharinenburg im Ural beobachtet.
Die Differenz der früheren Beobachter scheint mir mehr in der Auffassung als im Object zu liegen, dessenungeachtet habe ich
den ersten Namen als unsicher ebenfalls übergangen. Auch Turpin's Figur passt nicht ganz. Der niedliche Körper ist zwischen Con-
ferven bei Berlin sehr gemein, und Zeichnungen, die ich auf der Reise mit Herrn v. Humboldt 1829 im Juli in Sibirien machte,
damals aber auf Thiere anzuwenden Bedenken trug, passen genau. Ein innen braunes Körperchen von daher zeichne ich nicht weiter
aus. Notirte Beobachtungstage sind 5. April, 4. Mai, 11. Mai 1832; 3. Aug., 5. Aug. 1834; 26. Mai, 30. Mai, 1. Juni 1835;
19. April 1837. Spontane Ortsveränderung beobachtete ich am 5. Aug. 1834 und 26. Mai 1835. Innere Molecularbewegungen am
19. April 1837 wieder. Die Wiederergänzung bei der Selbsttheilung, welche von der Mitte aus geschieht, bedingt 2 aneinanderhän-
gende Körper, deren 2 mittlere Hälften kleiner sind. Diese 1833 p. 320. mitgetheilte Beobachtung wurde 1835 von Corda bestätigt.
Der Eierstock jeder Hälfte scheint 2theilig zu seyn. Zuweilen sind beide Hälften nierenförmig. — Grösse Vi 20 bis V24 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XII. Fig. VII.
Es sind einzelne Doppelscheiben und eine paarige, 300mal vergrössert.
Fig. 1. und 2. sind Normalformen von der breiten Seite in queerer Stellung, mit zitternden dunkeln zerstreuten Körperchen erfüllt. Jederseits 2 grüne
Eierstöcke sind in der Mitte verbunden. Fig. 3. ist eine solche von der schmalen Seite gesehen. Fig. 4. zeigt die reihenförmig körnige, geperlte
Oberfläche deutlich. Zuweilen sind noch zwischen den Reihen andere zu erkennen. Fig. 5. ist ein Doppelpaar. Die hellen Flecke in jedes Theiles
Mitte gehören wohl dem farblosen Körper an. Fig. 6. hat 4 helle Flecke in den 2 Ovarien, Samendrüsen? Der farblose Körper bildet den hellen
Mittelstreif. — Turpin's oben eingeschnittene Figur könnte aus Bory's ähnlicher Darstellung entstanden und Auffassungsfehler, auch eine andere
Art seyn.
198. JEuastrum Botrytis, fteerenartige Sternscliellbe. Tafel xil. Fig. VIII.
s
E. corpore gemino, ovato-lanceolato, subfusiformi, truncato, granulato.
Euastre Grappe, a corps binaire, ovale -lanceole, presr/ue fusele, grenu a la surface.
Eclünella radiosa, Lyngbye, ex parte, Tent. Hydrophyt. dan. p. 208. Tab. 69. Fig. E. 2.
Echindla ricciaeformis > Agardh, Syst. Alg. 1824. p. 15. ex parte.
Heterocarpella botrytis, Bory de St. Vincent, Dict. classique, 1825.
Micrasterias radiosaj Agardh, Flora, bot. Zeit. 1827. ex parte.
Micrasterias ricciaeformis , Kützing, Linnea 1833. p. 603. ex parte.
Euastrum angulosum, Tafel XII. dieses Werkes, 1835.
Cosmarium deltoides , ex parte, 1 CoRDA> Almanac de Carlsbad, 1835. p. 205. Taf. II. Fig. 19, 20.
— bipes , \
Aufenthalt: Bei Hoffmannsgave auf Fühnen, Berlin, Carlsbad und bei Koliwan im Altaigebirge.
Diese Art verbindet die Gestalt des E. ansatum mit der gekörnten Oberfläche des E. margaritiferum. Es giebt etwas
eckige Formen des letzteren, die aber hier nicht gemeint sind. Ich glaubte das sibirische, mit Herrn v. Humboldt 1829 erbeutete,
E. angulosum unterscheiden zu müssen, habe aber neuerlich Uebergänge der Formen bei Berlin gefunden. Corda's Form ist offen-
bar auch Ltngbte's Echinella. Corda spricht von einem 4eckigen Mund, Füssen und äusseren Strömungen, die aber bei dieser et-
was seltneren Art auch nicht leichter direct zu sehen waren. (Vergl. E. Rota und Pecten.) — Grösse des Koliwaner Körpers Veo
Linie, des Berliner 1/48 Linie.
Erklärung der Abbildung des E. angulosum: Taf. XII. Fig. VIII.
Die Zeichnung ist von mir in Koliwan gefertigt, die Längsaxe nach oben gerichtet. Vergrösserung 450mal. Die 4 hellen Flecke sind wohl
2 Paar Drüsen.
199. Huastrum integerrimum, glatte Sternsclieilbe. Tafel xil. Fig. ix.
E. corpore gemino, oblongo-elliptico, integerrimo, glabro.
Euastre lisse, a corps binaire, oblong - elliptu/ue , ayant les bords et la surface e?itierement lisses.
Euastrum integerrimum, Tafel XII. dieses Werkes, 1835.
Cosmarium Cucumis, l CoRDA> Almanac de Carlsbad, 1835. p. 206. Taf. II. Fig. 27, 28.
Colpopclta viridis? S
Aufenthalt: . Bei Tobolsk in Sibirien, Catharinenburg am Ural und bei Carlsbad in Böhmen beobachtet.
Auf der Reise mit Herrn Alexander v. Humboldt durch Sibirien 1829 beobachtete ich diese Form im Juli in Tobolsk
und Catharinenburo zwischen Confervcn, zweifelte aber bis 1831 an ihrer thierischen Organisation. Corda hat eine ganz ähnliche bei
164
Carlsbad beobachtet. Sie schliesst sich offenbar hier natürlich an. Was Corda bei Colpopelta Mund und Darm nennt , kann beides
nicht wohl seyn. Letzterer war wohl eine grüne Längsfalte des Eierstocks. Vielleicht giebt die chagrinirte Oberfläche dieser Form
einen besondern Ärtcharacter. — Grösse der sibirischen V40 — Vso Linie.
Erklärung der Abbildung Taf. XII. Fig. IX.
Es ist die Abbildung aus Tobolsk nach 450maliger Vergrösserung. Die beiden mittleren hellen Stellen sind wohl der farblose Körper, das
Grüne der Eierstock, die je 2 Paar kleineren hellen Flecke vielleicht Drüsen.
Nachtrag zur Gattung Euastrum.
Es sind bisher 14 Namen für Arten dieser Gattung direct gegeben worden, von denen 9 aufgenommen, 5 ausgeschieden sind.
Letztere sind folgende: 1) E. aculeatum E. (1835) = JE. apiculatum; 2) E. angulosum E. (1835) == E. Botrytis; 3) E.
fiezcagoniim Corda = Micrasterias fiept actis ; 4) E. pentangulare Corda == Micrasterias Boryana; 5) E. se&angidare
Corda = Micrasterias Boryana. Die übrige Vertheilung in verschiedenen Gattungsnamen ist bei den Arten angegeben. Als viel-
leicht eigene Arten sind noch folgende Formen einer weiteren Untersuchung zu empfehlen: 1) Heterocarpella pidchra Bory; 2) Ur-
sinella margaritifera Turpin; 3) Heterocarpella binalis Türpin; 4) IL didelta Türpin; 5) Colpopelta viridis Corda;
6) Micrasterias ricciaeformis Agardh; 7) Ecfiinella radiosa Fig. 3. Lyngbye, die vielleicht mit Oplarium Zinnia von Lo-
sana vergleichbar ist. Man kann aber in grossen Irrthum verfallen, wollte man all diese Formen critiklos den Zeichnungen zufolge
für Arten ansehen.
- V I E R IT N D FÜNFZIGSTE GATTUNG: STACHELSCHEIBE.
Hicrotlteca. Ifficrotlieqiie,
CHARACTER: Aniinal e familia Bacillariorum, liberum, lorica simplici, imivalvi, coinplanata, tabellare,
solitarium.
CARACTERE: Animal de la famitte des B aciliar ies, libre> ayant une carapace simple , uni-
valve^ comprimee, en forme de tahlette soliiaire.
Die Gattung der Staclielscheiben ist in der Familie der Stabthierchen durch freie Selbstständig-
keit, einfachen, einschaaligen, zusammengedrückten Panzer und einfache tafelartige Form ausgezeichnet.
Diese Gattung wird hier zuerst characterisirt, Sie bestellt aus einer einzelnen Art, welche ich im
Jahre 1833 (1832) zweifelhaft für die gepanzerte Form eines Räder thierchens der Gattung Anwraea
hielt und als Anwraea? octoceros bezeichnete. In der Abhandlung über das Leuchten des Meeres (1834)
führte ich in der Tabelle der Leuchtthiere und p. 540. die Form unter dem Namen Microlheca als po-
lygastrische Thierform auf.
An Organisation ist eine den Gallionellen und Achnanthes ähnliche Structur ermittelt, die viel-
leicht dadurch noch ein besonderes Interesse hat, dass sie Lichtentwickelung hervorzubringen im Stande ist.
Sie ist nur im Ostseewasser des Hafens von Kiel beobachtet.
200. Microtheca octoceros, achthörnige Staclielsclieilbe. Tafel XII. Fig. x.
M. lorica quadrata, acnleis utrinque 4 oppositis armata, hyalina, corpore interno colore aureo variegato.
Mi er ot her/ n e octoceros, ä carapace (juarree, hyaline, munie des deux; edles de 4 epines opposees,
ayant le corps interne varie de couleur jaune d'or.
Anuraea? octoceros, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 199.
Microtheca octoceros, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1834. p. 538, 540.
Aufenthalt: Im Ostseewasser bei Kiel.
Ich erhielt im September 1832 leuchtendes Meerwasser aus dem Hafen von Kiel durch die Güte des Herrn Dr. Michaelis
daselbst. Darin fand sich am 23. October unter mehreren ganz ähnlich gefärbten, wirklich leuchtenden Peridinien auch dieses gelbe
Körperchen, welches einer eben darin lebenden Anuraea ziemlich vergleichbar erschien. Ich sah es aber nie wirbeln und habe auch
sein Lichtentwickeln nicht direct beobachtet, weshalb ich es später überging. Die Vorstellung, als sey die Form ein in seine Schaale
zurückgezogenes Räderthierchen, ist mir, der damals entworfenen Zeichnung zufolge, später unwahrscheinlich geworden, und ich
finde allerdings immer mehr Aehnlichkeit mit einem Desmidiaceam. Ortsveränderung habe ich nicht beobachtet. Die gelben Kügel-
chen scheinen ein vielgelappter Eierstock zu seyn, dessen 4theilige Form gegen die Mitte sichtbar wird. Oeffnungen sind nicht erkannt.
— Grösse ohne die Stacheln V24, mit denselben Vis Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XII. Fig. X.
Es sind 4 Körperchen bei 300maliger Vergrösserung abgebildet. Fig. a. und 6. sind die Normalformen; Fig. e. eine beobachtete leere
oder farblose Schaale von anderer Gestalt; Fig. d. ist Fig. a., von der schmalen Seite gesehen.
_ 165 —
Nachtrag zur Seetion der Desmidiaceen.
Eine, dem Arthrodesmus truncatus der Gestalt nach nahe kommende, Form hat sich neuerlich in Polirschiefer von Oran in
Afrika in 2 Arten vorgefunden, welche ich als Dictyocha Specialem und Fibula in dem Berichte der Berliner Akademie d. Wiss.
1837. 13. April p. 61. bezeichnet habe. Erstere sind netzartig verbundene Kieselfäden, welche ein durchbrochenes Körbchen mit Rand-
stacheln bilden. Sie kommen gleichzeitig mit Gallionellen und Actinocyclus vor, haben aber freilich noch keinen sichtbaren syste-
matischen Platz. Aehnliche netzartige und schnallenartige Bildungen kenne ich in der Haut der Holothurien und einiger weichen
Corallen, Anthozoen, allein diese alle bestehen aus kohlensaurem Kalk, nicht aus Kieselerde. Eine dritte Art dieser fossilen Gat-
tung fand ich in Polirschiefer von Zante und nannte sie vorläufig Dict. Navicula.
ZWEITE S E C T I O JV: WJL VIC ITXiJäCEA.
FÜNFUNDFÜNFZIGSTE GATTUNG: KUGELDOSE.
Pyxidicula. Pyxidicwle.
OHARA CTER: Animal e familia Bacillariorum , liberum, lorica simplici, bivalvi (silicea); solitarium , glo-
bosum (== Gallionella divisione spontanea perfecta aut nulla).
CARACTERE: Animal de la favnille des B aciliar ies^ libre, ayant une carapace simple , bivalve
(siliceuse); etant solüaire et de forme globuleuse (== Gaillonelle ä division spon-
tanee parfaite ou nulle).
Die Gattung Pyxidicula gehört zur Familie der Stabthierchen und unterscheidet sich durch freie
Selbstständigkeit, einen einfachen, aber zweischaaligen (Kiesel-) Panzer und durch einfache Kugelgestalt.
(Sie gleicht einer durch Selbsttheilung stets vollkommnen oder gar nicht theilungsfähigen Gallion eile.)
Die Gattung zählt bis jetzt nur eine lebende Art, scheint aber noch eine oder mehrere fossile Ar-
ten zu besitzen. Sie wurde in den Abhandlungen d. Berl. Akademie 1833 (1832) p. 295. bemerklich ge-
macht und 1835 p. 173. bestimmter hervorgehoben. An Organisation ist nur soviel ermittelt, dass sie den
Gallionellen sehr ähnlich gebildet erscheint, eine grüne oder gelbfarbige vielgelappte Körner-Traube (Eier-
stock) besitzt, und dass ihr kugelrunder Panzer sich leicht in 2 Hälften trennt, die durch eine (durch-
löcherte?) Furche aneinandergrenzen.
Die geographische Verbreitung der lebenden Art ist nur in Böhmen, Sachsen und Preussen sicher
beobachtet.
Sehr merkwürdig ist das fossile höchst verbreitete Vorkommen einer ähnlichen Form in Feuerstei-
nen und Halbopalen.
201. Pyaoidicula ope venia tu, büchsenförmige Kiigeldose. Tafel x. Fig. L
P. corpore globoso in linea media fissili, lorica hyalina, interancis flavo-viridibus.
Pytcidicule opercnlee, a corps spherir/ue se fendant dam une ligue mediane , ayant la carapace
hyaline et les organes internes verts jaunätres.
Frustulia operculata, Agardh, Flora, bot. Zeit. 1827. II. p. 627.
Cymbella operculata, Agardh, Conspectus crit. Diatom. 1830.
Gallionella? {Pyxidicula) operculala, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 265.
Frustulia (Cyclolella) operculata, Kützing, Linnea, 1833. p. 535. Tab. XIII. Fig. 1.
Pyxidicula, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1835. p. 173.
Aufenthalt: Bei Carlsbad , Tennstädt in Thüringen, Berlin, vielleicht auch bei Turin beobachtet.
Agardh fand diese Form an feuchten Felsen bei Carlsbad mit Frustulia ventricosa (Cocconema), Kützing bei Tennstädt mit
Frustulia cymbiformis (Cocconema) und Oomphonema dichotomum, ich bei Berlin selten mit Oscillatorien und Gallionel-
len. Losana nennt 1829 mit vielen andern flüchtigen Namen einen Volvotc zonatus von Turin, der vielleicht hierher gehört (Me-
morie di Torino XXXIII. und Isis 1832. p. 766. Tab. XIV. Fig. 14.). Meine Exemplare waren nicht jugendlich, viele ganz
farblos, einige hatten einen vielgelappten gelbgrünen Eierstock, wie Gallionella. In einigen farblosen Kugeln sah ich einen mittleren
Ring oder drüsigen runden Körper, den auch Kützing erwähnt. War es eine Samendrüse? Die Körperchen gleichen einer kugel-
förmigen Seifenbüchse, die aus 2 Halbkugeln gebildet ist, welche sich trennen lassen. Geglüht behalten sie ihre Form. Bewegung ist
nicht beobachtet. Würden sie durch unvollkommne Selbsttheilung zu Ketten, so wären sie wahre Gallionellen. Sie scheinen gar
keine Selbsttheilung zu haben. — Grösse Vi2o bis ^48 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. X. Fig. I.
Es sind 9 ganze und eine halbe Kugel dargestellt, alle 300mal vergrössert. Fig. #., £., d.,f. sind von der Seite, in d. die Drüse;
Fig. c. vom Rücken gesehen, mit der Mittellinie; Fig. e. eine getrennte Halbkugel.
455
166
Nachtrag zur Gattung Pyxidicula,
Im August 1836 entdeckte ich in den Feuersteinen der Berliner Umgegend sehr viele kugelförmige Körper von ziemlich glei-
cher Grösse, deren Differenz des Durchmessers nur zwischen %> bis % Linie schwankte. Dieselben fanden sich sehr häufig in den
Halbopalen von Champigny, von Steinheiin in Hessen und von Kosemitz in Schlesien (Bericht der Berl. Akad. d. Wissensch. 18. Au-
gust 1836). Ich habe dann dieselben runden Körper, welche den runden stalactirischen Concrctioncn nicht vergleichbar sind, bald dar-
auf in dem Schwimmstein der Mark des Herrn Klöden und in der kieselerdigen Rinde der Feuersteine der Mark beobachtet (Pog-
gendorff's Annalen 1836. p. 464.). Es ist höchst wahrscheinlich, dass diese Körper zu den Kiesel-Infusorien gehören, da sich Kic-
sclnadeln von Spongillen, zuweilen auch Xanthidien und Peridinien mit ihnen gleichzeitig finden. Ob diese Formen der Gat-
tung Pyxidicula wirklich angehören, ist insofern noch zweifelhaft, als die Quccrfarchc der 2 Schaalenhiilftcn nicht erkannt ist; doch
liisst sich nicht selten eine äussere Schaale von einem inneren Steinkerne gesondert sehen, und da die Quccrfurchc nur in einer bestimm-
ten Lage sichtbar ist, so könnte der Mangel durch die Schwierigkeit der Beobachtung bedingt seyn. Ich bin dalier geneigt, diese For-
men mit dem Namen Pyxidicula prisca vorläufig hier anzuschliesscn und sie fernerer Aufmerksamkeit in dieser Beziehung noch mehr
zu empfehlen. — Pyxidicula verhält sich zu Gallionella wie Navicula zu Fragilaria u. dergl. (Vergl. Tessararihra [Heto-
rocarpella mowidina].)
S E C H S U N D F ü N F Z I G S T E GATTÜN G: DOSENKETTE.
Oallioi&ella. Cstailionelle.
CHARACTER: Animal e familia Bacillariorum , liberum, lorica simplici, bivalvi, (silicea); cylindricum,
globosum aut diseiforme, spontiinea imperfecta divisione cateniforme.
CARACTERE: Animal de la famille des Bacillaries, Ubre, a carapace simple, hivalve, (siliceuse),
ayant une forme cylindrique, glohuleuse ou discoide et se multipliant par la division
spontanee imparfaite en forme de chalne.
Die Formen der Familie der Stabthierchen, welche freie Selbstständigkeit haben, einen einfachen
2schaaligen Kieselpanzer, eine länger oder kürzer cylindrische Gestalt und eine kettenartige Familienform
durch unvollkommne Selbsttheilung besitzen, sind Dosen ketten.
Bis jetzt besteht die Gattung aus 7 lebenden und 3 fossilen Arten. Gebildet wurde sie 1823 von
Bory de St. Vincent als Glied seiner Algenfamilie der Confervees, im Dict. classique (f hist nat. ohne
Angabe der Arten. Der Name Galllonella {Gaillonelle) ist nach Herrn Gaillon, Zolleinnehmer in Dieppe,
gebildet, welcher mit vielem Fleisse, aber ohne scharfe Critik, die Entwicklung der Naunemata ver-
folgt hat. Eigentlich ist aber der Name Lysigonium von Link vorzuziehen, welcher 1820 der schon län-
ger bekannten Conferva moniliformis und lineata als Algengattung gegeben wurde, der wohlgebildet und
sehr bezeichnend ist. Agardo nannte diese Formen 1824 Meloseira und beschrieb 5 Arten bei den Algen.
Bory verzeichnete 1825 im Dict classiq. 2 Arten seiner Gattung Gaillonella, welche auch Agardh auf-
geführt hatte, und rechnete 1827 (ebenda Art. Nema%oaires) Gaillon's Girodella comoides dahin, welche
ein Naunema ist. Agardh rügte diess 1830 im ersten Theile seines Conspeclus crit. Diät p. 12. und
hatte 1827 in der Flora eine neue Art beschrieben. Im Jahre 1833 (1832) wurde die Gattung unter Bo-
ry's Namen in den Abhandl. d. Berl. Akad. p. 294. aufgenommen und zuerst unter den Infusorien verzeich-
net, Links bezeichnender, von ihm selbst 1824 verlassener, Name wurde nicht aufgenommen, weil mir
die Conf. moniliformis unbekannt war und physiologisch verschieden erschien. Agardh fügte 1832 eine
neue Art zu seiner Gattung Meloseira, und Kützing verzeichnete 1833 7 Arten als Pflanzen in der Lin-
nea unter demselben Namen, worunter 3 neue waren, die er in seinen Decaden getrockneter Algen vertheilt
hat. Seitdem sind die fossilen Verhältnisse in den Berichten der Berliner Akad. d. Wissenschaften 1836
gemeldet worden, und eine neue Art ist ebenda 1837 angezeigt.
An Structurverhältnissen ist ermittelt, dass die kettenartigen Fäden aus einzelnen kieselhäutigen,
kürzer oder länger cylindrischen , zuweilen scheibenartigen, Einzelthieren bestehen, welche in einer oder 2
umlaufenden aueerfurchen (richtiger Längsfurchen) mehrere Oeffnungen besitzen. Der Panzer ist oft wie
eine runde Münze gestaltet, brüchig und unverbrennlich. Bei G. ferruginea erscheint er als ein Eisensili-
cat. Die Einzelthiere sind mit den Seiten aneinandergeheftet, und ihre unvollkommene Längstheilung be-
wirkt eine cylindrische Kettenform. Im Innern ist ein 4- bis vieltheiliges gefärbtes, wie aus soviel Körner-
häufchen oder Zellen traubenartig gebildetes, Organ, welches einem Eierstocke von feinkörniger Masse ver-
gleichbar ist. Der eigentliche Körper ist farblos, und neuerlich haben sich besondere, ebenfalls farblose,
Bläschen erkennen lassen, die wohl Magenzellen sind. Ortsveränderung ist nicht beobachtet. (Man ver-
gleiche Actinocyclus.) Die Selbsttheilung geschieht unter einer kieseligen Oberhaut, welche eine vergäng-
liche Hülle und Röhre für die Kettenform bildet.
_ to?
Die geographische Verbreitung der lebenden Arten ist von Paris und Venedig? bis England und Schwe-
den durch ganz Europa beobachtet. Im fossilen Zustande sind einige derselben in Italien, Böhmen und Finn-
land vorgekommen 5 die G. ferruginea vielleicht in Sibirien und Amerika. Letztere Form ist wegen ihres
Eisengehaltes einer der merkwürdigsten Naturkörper.
2®2. Gallionella lineata, gestreifte Bosenfeette. Tafel x. Fig. IL
G. corpnsculis utrinqiie eonipressis, stibcylindricis, longitudinaliter linearis, ovario flavo-viridi aut luteo.
GaUlonelle rayee, a corpuscules comprimes des deute cötes, presr/ue cylindrir/ues , rayes longitudi-
nalement, ayant l ovaire jaimätre ou verdätre.
Conferva lineata, Dillwyne? Brit. Confervae, 1809.
- nummuloides, Smith? Engl, botany. Tab. 2287. 1811.
Fragilaria lineata, Lyngbye, Tent. Hydrophyt. dan. p. 184. Tab. 63. C. 1819.
Lysigonium lineatum, Link, Horae physicae berol. Nees ab Esenbeck, p. 4. 1820.
Meloseira moniliformis, \
— Jürgensii? > Agardh, Syst. Alg. 1824. p. 8 — 9.
— lineata, »
Gaillonella lineata, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 294, 319.
Aufenthalt: Bei Hoffmannsgave auf Fühnen, in England? und bei Wismar in Mecklenburg beobachtet.
Diese Art ist mit G. moniliformis verwechselt worden , welche letztere Müllers Forin bleiben muss. Agardhs, aus den
Dimensionen der Glieder genommene , Charactere verschiedener Arten sind unbeständig, wie die Farbe. Diese Art habe ich nur im
Ostseewasser beobachtet und Ltngbte's Figur der Fr. lineata passt darauf; auch könnte Dillwyne's Form in brakischem Wasser
(des Lea-Flusses bei London) vorgekommen seyn. Mir schien der Name lineata auch desshalb noch nützlich, weil er den von mir
gefundenen Character anzeigt, obschon die Linien, welche Dillwyne und Lyngbye sahen, nur die Mittelfurchen und Theilungslinien
waren, welche die andern Arten auch besitzen. Müller beobachtete bei Copenhagen, Dillwyne in England, Lyngbye auf Fühnen
im Wasser der Nordsee, Agardh in der Ostsee, ich bei Wismar in der Ostsee im August. — Grösse oder Dicke der Kugeln Vi 20
bis Vjg Linie. Diese Dicke ist die Länge des Thieres, die Axe des Gliederfadens liegt in seiner Breite. Ketten sind bis 3 Zoll
lang beobachtet. Jede dergleichen enthält also 1266 bis 3720 Thierchen.
Erklärung der Abbildungen Taf. X. Fig. IL
Es sind 3 Ketten verschiedener Länge und Dicke, 300mal vergrössert.
Fig. a. V120 Linie dick, mit gelblichen Eiertrauben; Fig. b. Vae Linie dick; Fig. c. lj12 Linie dick, mit grünlichen Eiertrauben.
203. Gallionella nummuloides, feuglige »osenliette. Tafel X. Fig. III. und Tafel XXI. Fig.I.
G. corpusculis utrinqiie convexis, subglobosis, glabris, ovario flavo-viridi aut luteo.
GaUlonelle spherir/ue, a corpuscules convetees des deute edles , presr/ue spherir/ues , lisses, ayant
V ovaire jaune ou verdätre*
Conferva nummuloides , Dillwyne? British Confervae, 1809.
Meloseira nummuloides, » A&ARDH> gystema Alg. 1824. p. 8.
— discigera , (
Gaillonella nummuloides, Bory de St. Vincent, 1825. Dict. class.
Melosira nummuloides, Kützing, Linnea, 1833. p. 588. Tab. XVII. Fig. 27.
Aufentlialt: In England, Norderney?, Fühnen, bei Artern in Thüringen!.
Es ist unmöglich, mit voller Sicherheit über die Synonyme zu entscheiden, da die Autoren die Formen selbst verwechselten
und meist mehrere Arten beisammenleben, auch die bisherigen Charactere der Arten nur verschiedene Zustände einer und derselben Art
bezeichnen. Die münzenförmig gesehenen Glieder sind rund gezeichnet und müssen also kugelförmig gewesen seyn, daher habe ich die-
sen Namen einer Form gegeben, welche kugelförmige glatte Glieder besitzt und im Salzwasser lebt. Dillwyne's Name nummuloides
ist sprachwidrig und ich würde ihn mit Wallroth in nummulina verwandeln, wenn er nicht dann einen, der Art nicht gehörenden,
Character noch mehr bezeichnete. Ich sah sie lebend in dem Soolrinnen-Schleime von Artern in Berlin am 8. Juli 1836, wo sie auch
Kützing sammelte. Ob Dillwyne's Form sich im brakischen Wasser fand und nicht vielmehr G. moniliformis war, ist ungewiss.
Ich sah sie fusslange Büschel bilden, welche einer dicken fluthenden Conferve glichen und von gelbgrüner Farbe waren. Die jugend-
lichen Ovarien bestehen aus 4 grünlichen Körnerhaufen in jeder Kugelhälfte, welche sich zuweilen und später immer mehrfach zerthei-
len. Der farblose gallertige Körper liegt zwischen den 8 Körnerhaufen in der Mitte jeder Kugel. In der Queerfurche der Kette,
welche die Längsfurche des Einzelthieres ist, ist am Rande jederseits in jeder Lage eine Oeffnung zu sehen. Bei eintretender Selbst-
theilung entstehen 2 Queerfurchen dicht nebeneinander, zwischen denen sich, während sie immer weiter auseinanderrücken, 2 neue Schaa-
lenhälften entwickeln. So entsteht aus der Kugel erst ein so grosser Cylinder, dass er sich in 2 Kugeln absehliessen kann. Daher
sind die Grössen -Verhältnisse der Glieder nicht constant und können keinen Artcharacter abgeben. Die Entwickelung der neuen Theile
geschieht unter der glasigen Oberhaut, welche zwischen den Gliedern, wie eine Röhre, lange stehen bleibt, dann aber allmähg abbricht
und sich verliert. — Grösse der Einzelkugel V14* bis 1/12 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. X. Fig. III. und Taf. XXI. Fig. I.
Es sind auf Taf. X. 4 Gallionellen -Ketten in verschiedener Dicke im reiferen Alter bei gleicher Vergrössernng von 300mal im Durchmesser
abgebildet. Die neueren, noch glücklicheren, Untersuchungen über die allmäiige Selbsttheilung sind an jugendlichen Formen auf Taf. XXI. Fig.I. a. - e.
dargestellt.
204. Gallionella varians, veränderliche »osenfcette. Tafel x. Fig. IV. und Tafel XXI. Fig. II.
G. corpusculis utrinque planis, cylindricis aut nummiformibus , a dorso glabris, a latere radiatim striolatis, ovariis fla-
vis aut flavo-viridibus.
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Gaillonelle variable, a corpuscules plats des deute cotes, cylhndriqucs ou diseoides en forme de mon-
naie, lisses au dos, a raies fines rayonnantes aucc cotes, ayant les ovaires jaunes ou verdatres.
Conferva fasciaia, Dillwyne? Synopsis of brit. Conferv. 1809 p. 44.
Meloseira varians, Agardh, Flora, bot. Zeitung, 1827. II. p. 628.
Melosira varians, l KÜTZIN&j Linnea, 1833. p. 70, 71, 588. Tafel XVII. Fig. 69, 70.
— subflexilis, I
GaüloneHa varians , Bericht der Berlin. Akad. d. Wiss. 1836. p. 83, 84. Poggendorff's Annalen d. Physik und Chem. 1836.
p. 457, 460. .
Aufenthalt: Lebend in England?, hei Carlsbad, bei Tennstädt, bei Berlin!, bei Dessau; fossil bei Cassel und Bilin beobachtet.
Agardh entdeckte diese Form im Tepelflusse bei Carlsbad und zog gewiss mit Unrecht die Conf lineata von Dillwtne
und die C. hyemalis von Roth mit ihr in Eine Art. Eher möchte Dillwyne's C. fasciata hierher gehören. Kützing fand sie
im Darrwasser bei Tennstädt in Thüringen, ich im Spreewasser des Schaafgrabens bei Berlin im Thiergarten. Sehr grosse und beson-
ders instruetive Exemplare sammelte Ihre Königliche Hoheit die Frau Herzogin von Dessau bei Dessau im Juli 1836 mit Ectosper-
men. Ich sah sie mit gelbem und grünem Inhalte. Ich verdanke Herrn Kützing Exemplare seiner beiden Arten, welche durch seine
Decaden getrockneter Algen vertheilt sind, und bin der Meinung, dass ihm die Farbe als zu wichtiger Character erschienen. Der Cha-
racter, dass einzelne Glieder zuweilen dicker waren, scheint eine Bildungsabweichung oder Monstruosität zu seyn. Die innere körnige
Färbung ist bis auf 50 Häufchen oder Beutelchen und darüber zertheilt. Jedes Glied hat meist nur 1 Queerfurche (Längsfurche) mit
jederseits einem hellen Punkte (Oeffnung) am Rande. Zuweilen sind 2 solcher Furchen und 4 Punkte. Die Breite (Länge) der Glie-
der ist sehr verschieden vor oder nach der Theilung. — Grösse der Einzelglieder (Dicke der Ketten) Vi 92 bis V40 Linie, oft V72 Linie.
Besonders merkwürdig ist das Vorkommen dieser Form im Casseler Polirschiefer. Aehnliche Gliederketten und einzelne Glie-
der finden sich in den Halbopalen von Bilin, allein weniger gut erhalten.
Erklärung der Abbildungen Taf. X. Fig. IV. und Taf. XXI. Fig. II.
Auf Tafel X. sind 5 Ketten in verschiedener Dicke bei 300maliger gleicher Vergrösserung abgebildet, deren einige ihre Färbung (Eier) noch
enthalten, andere entleert haben.
Auf Tafel XXL ist eine stärkere Kette von Dessau dargestellt, bei welcher die Details noch deutlicher geworden, a. vom Rücken, 4 Glie-
der zusammenhängend; 6. von der Seite.
£05. Gallionella moniliformis, perlsclurarälinliclie Dosenkette. Tafel x. Fig. v.
G. corpusculis breviter cylindricis, utrinque conicis truncatis, hinc a dorso 8-angularibus, a latere circularibus , gla-
bris, ovariis flavo-viridibus.
Gaillonelle moniliforme, a corpuscules cylindriques courts, coniques au& cotes et tronques, vus
du dos 8 - angulaires , du cöte circulaires, lisses, ayant les ovaires verdatres.
Conferva moniliformis, Müller, Nov. Act. Holmens. 1783. p. 80. Tab. 3. Fig. 1 — 5.
— inflextt, Roth? Catalecta bot. I. p. 203. teste Lyngbyo. (ramosa?) 1797.
— nummuloides , Dillwyne, Brit. Conferv. Synops. 1809.
— moniliformis, Flora danica, Hornemann, Tab. 1548. Fig. 1. 1818.
— nummuloides, Lyngbye, Tent. Hydrophyt. dan. t. 63. p. 184. 1819.
Lysiyonium moniliforme, Link, Horae physicae berol., ed. Nees ab Esenbeck, 1820. p. 4.
Gaillonella moniliformis , Bory de St. Vincent, Di ct. classique d'hist. nat. 1825.
Melosira moniliformis, Kützing, Linnea, 1833. p. 69, 587. Tab. XVII. Fig. 71.
Aufenthalt: Bei Copenhagen, London, Holfmannsgave auf Fühnen, im adriatischen Meere bei Venedig? und bei Wismar in der
Ostsee beobachtet.
Da ich mit der G. lineata gewöhnlich diese Art in grosser Menge in der Ostsee sah und dieselbe nirgends weiter gefunden
habe, so bin ich der Meinung, dass die Copenhagener Form von Müller, welche runde Kugeln enthält, nicht die hier abgebildete
G. nummuloides, sondern die 8eckige moniliformis gewesen, deren Character übersehen wurde. So habe ich denn auch die balti-
schen Formen von Hornemann, Lyngbye und die (der Nordsee?) von Dillwyne und Roth hierher bezogen. Der Lea-Fluss
mag wohl zur Fluthzeit an jener Stelle brakisch Wasser führen und G. lineata und moniliformis ebenso beherbergen, wie sie im
Süsswasser des Hafens von Wismar vorkommen. Die venetianische von Martens stelle ich nach Kützing desshalb hierher, weil
Kützing's Abbildung dahin zu gehören scheint. Die achteckige Gestalt der Glieder ist nur in der Rückenlage, also bei der Ketten-
form, immer vorhanden. Einzelne Glieder, von der Seite gesehen, sind cirkelrund. Es sind also kurze Cylinder mit doppelter coni-
scher abgestutzter Zuspitzung nach den Seiten. Jedes Glied hat eine Queerfurche (in seiner Längsaxe) und darin 2 sichtbare Oeffnun-
gen, wahrscheinlich aber deren 6 — 8. Der farbige bald gelbe, bald grüne Inhalt bildet 15 bis 20 Häufchen in jeder Halbkugel.
Dicke der Glieder bis V72 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. X, Fig. V.
Es ist eine gelbe und eine grüne Kette 300mal vergrössert dargestellt.
206. Gallionella aurichalcea, goldene Dosenkette* Tafel x. Fig. vi.
G. corpusculis longius cylindricis, utrinque truncatis planisque, arete contiguis, glabris, sulco medio perforato, sim-
plici aut duplici contiguo, ovariis virescentibus , siccatis aureis.
Gaillonelle doree, a corpuscules allonges cylindriques, tronques, aplanis et contigus au& cotes, lisses
partout, ayant u?ie raie percee simple ou deute contigues au milieu; les ovaires verdätres et en
etat de secher esse jaunes d*or.
Fragilaria hyemalis, Lyngbye (zum Theil), Tent. Hydrophyt, dan. 1819. p. 185. Tafel 63. E. Fig. 5— 6.
Conferva orichalcea, (Hertens bei Jürgens), Agardh, Syst. Alg. 1824. p. 86.
Melosira orichalcea, Kützing, Decad. sicc. Alg. und Linnea, 1833. p. 72, 588. Tab. XVII. Fig. 68.
Aufenthalt: Bei Norderney und Wangeroge, an Felsen auf den Faeroer- Inseln, in Thüringen, Franken, bei Halle, Weissenfeis,
Leipzig, Stuttgart und Würzburg angegeben.
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Es scheint, dass diese sehr ausgezeichnete Form, welche ich 1835 nur aus Exemplaren von Kutzing kannte, jetzt aber auch
hei Berlin gefunden habe, noch Berichtigung ihrer Synonymie bedarf. Die Nordseeform mag wohl eine andere Art seyn, und dann
würde Kützing's Art wohl G. hyemalis zu nennen seyn. Sie ist auch mit G. varians im Aeusseren verwandt. Nach Kützxng
findet man zuweilen einzelne Glieder der Ketten stark verdickt; seine Fig. b. und c. mögen zu G. varians gehören, welche dazwi-
schen liegt. Ihre Farbe ist erst grünlich und wird beim Trocknen goldgelb. Der Hauptcharactcr scheint mir in zwei mittleren Fur-
chen mit Oeffnungen anstatt der gewöhnlichen einfachen zu bestehen, wie bei G. distans, deren Glieder kürzer sind. Dicke der
Glieder Vi 92 — V144 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. X. Fig. VI.
Es ist ein Haufe von Gliederketten verschiedener Stärke, bei 300maliger Vergrösserung, im trocknen, angefeuchteten Zustande abgebildet.
207. Oallmnella ferruginea, rostfarbene Dosenkette. Tafel x. Fig. VII.
G. corpusculis tenuissimis , utrinque convexis, ovatis, glabris, ferrugineis, filis articulatis, saepe conglutinatis, sub-
ramosis.
Gaillonelle ferrugineuse^ a corpuscules tres-minces, convetees des deuaz edles ^ ovales, lisses, fer-
rugineua)^ poussant e?i forme de fils articnles souvent c olles et semblant rameuat.
Conferua ochracea, Roth? Catal. bot. T. p. 165. Tab. 5. Fig. 2. 1797.
— — , Schumacher? Etui meratio plant. Zeelandiae, 1803. IL p. 105.
— — , Dillwyne? Synops. of brit. Conferv. 1809. PI. 62.
Oscülatoria ochracea, Lykgbye? Tent. Hydrophyt. dan. T. 26. C. (nur die Unterlage.)
— — V Agardh? Syst. Alg. 1824. p. 69. incerta species.
Lyngbya ochracea, Leiblein! Flora, bot. Zeit. 1827. p. 260, 280.
Gaillonella \crrutjinea, Tafel X. dieses Werkes. 1835.
Gallionella ferrwjinea, Bericht der Berl. Akad. d. Wissensch. 1836. 27. Jim. p. 52, 84. Pog&endorff's Annalen d. Physik u. Che-
mie, 1836. p.217, 227. Taf. III. Fig. VI.
Aufenthalt: Bei Berlin!, bei Halle!, im Oldenburgischen?, in England?, auf dänisch Seeland?, Jiitland, Fülmen?, in Norwegen?,
auf den Faeroer- Inseln?, bei Würzburg?, bei Carlsbad?, in allen Eisenwässern?, fossil in allem Raseneisen?, Gelberde?, im
gelben Halbopal von Bilin?.
In vielen, vielleicht allen Eisenwässern und auch in Torfwässern, denen man Eisengehalt weniger bestimmt beilegt, lindet
sich dieser sehr merkwürdige Körper, welcher dem Eisenroste gleicht und in Mineralquellen gewöhnlich für abgesetztes Eisenoxyd ge-
halten wird. Er überzieht alles, was unter Wasser ist, und bildet ein so zartes, flockiges Wesen, dass es bei jeder Berührung zer-
geht. Die Botaniker haben diesen Korper, weil er zuweilen Fäden enthält oder bildet, unter die Pflanzen gestellt, aber nur Dr. Leib-
lein scheint die hier gemeinte färbende Substanz isolirt erkannt zu haben, oder es giebt vielleicht der ähnlichen verschiedene Körper.
In jener flockigen gelben Masse sieht man nämlich häufig verschiedene Conferven, die aber nur von ihr überzogen sind, neben den ver-
schiedensten Infusorien. Die ersten Beobachter können unter Conferva ochracea leicht eine Hygrocrocis gemeint haben, Lyngbye
sah eine Oscillatorie darin und hielt sie für dazu gehörige Hauptsache. Daher hielt Agardh die ganze Art für unsicher. Später hat
Leiblein die Form als einfache geringelte Fäden beschrieben. Er sah sie wohl also nur im Sommer in schon sehr entwickeltem Zu-
stande. Agardh meint 1831 sie wohl als Hygrocrocis ochracea von Carlsbad (Consp. crit. Diatom. p. 45.).
Im Frühling besteht diese Masse aus äusserst zarten blassgelben Kügelchen, welche sich leicht von einander trennen. Diese
sind reihenweis in sehr kurzen Kettchen zusammenhängend und bilden einen iinregelmässigen gallertigen Filz oder flockiges Wesen. So
habe ich die Substanz wieder jetzt am 10. Mai 1837 vor mir. Gegen den Sommer und im Herbst entwickelt sie sich zu deutlicheren
gegliederten starren Fäden von etwas stärkerem Durchmesser, welche ebenfalls ein Gewirr bilden und die durch Aneinanderkleben oder
Ankleben an feine Conferven ästig erscheinen. Im jüngeren Zustande erscheint sie bei schwacher Vergrösserung wie eine homogene zu-
sammenhanglose Gallerte. Nur erst bei 300maliger klarer Vergrösserung erkennt man das körnige Gefüge, und nur mühsam überzeugt
man sich vom filzartigen Gewebe der kleinen Gliederketten. Weit deutlicher erscheint diess im Sommer. Im ersten Frühjahr ist die
Farbe der schleimigen Flocken ein blasses Ockergelb, allein es röthet sich dann bis zum intensivesten Rostroth. Die stärksten Ver-
grösserungen zeigen in den deutlich gegliederten Fäden eine Structur, welche, so weit sie erreichbar ist, sich ganz an die Gallionellen-
Bildung anschliesst. Sie zeigen kugelförmige oder eiförmige Glieder, welche röhrenartig verbunden sind.
Durch Anwendung von Salzsäure fand sich, dass die Farbe sich auflöst, ohne dass die gegliederten Fäden verändert wurden.
Ich glühte dann dergleichen auf Platinblech, sah, dass die gelbe Farbe sich in ein dunkles Rostroth veränderte, und erkannte auch
nach dem Glühen noch die kleinen Glieder und Ketten. Dasselbe geschah beim blossen starken Erhitzen auf durchsichtigem Glimmer.
Es lässt sich daraus auf einen Kieselgehalt der Glieder schliessen, wie er bei Gallionella der Grösse halber deutlicher ist, und über-
diess auf einen Gehalt von Eisen. Digerirt man die Substanz mit Salzsäure, so giebt die filtrirte Flüssigkeit mit Ammoniak einen star-
ken Niederschlag von Eisenoxyd, der sich durch Hinzufügung von Schwefelwasserstoff- Ammoniak in schwarzes Schwefeleisen umwandelt.
Verdünnt man aber die filtrirte obige digerirte Flüssigkeit mit Wasser und setzt man Blutlaugensalz hinzu, so giebt sie sehr viel Ber-
linerblau. Da nun dieser deutliche Eisengehalt der kleinen Gallionellen -artigen Gliederfäden im Mikroskop nicht als blosser Nieder-
schlag äusserlich an denselben klebt, sondern als Farbe die Glieder durchdringt, so scheint man annehmen zu müssen, dass das Eisen
und die Kieselerde als ein Eisensilicat verbunden sind, oder dass das Eisen in der harten Panzersubstanz diese* Thierchen so vorhan-
den ist, wie der phosphorsaure Kalk in den Knochen der grösseren Thiere, d.h. abgelagert in besondern Zellen. Es liegt nahe, hier-
bei an den Kieselerdegehalt des Raseneisens ?a\ denken, und die Untersuchung von Gelberde gab mir ebenfalls einen sehr ansehnlichen
Rückstand von aus lauter kleinen sphärischen Körpern bestehender Kieselerde. Im Eisenocker des Rasenerzes war dieser ebenfalls sehr
deutlich, zuweilen in Gliederketten aneinanderhängend. Man könnte wohl hieraus schliessen, dass die Gallionella f er rnginea durch
ihre erstaunenswerte Vermehrung das in ihr enthaltene Eisen in den Sümpfen lokal anhäufe, und dass vielleicht alles Raseneisen sammt
der Gelberde sumpfiger, oder ehemals sumpfiger, Gegenden nicht sowohl aus verwitterndem Eisenerze, sondern aus zusammengebacke-
nen Gallionellen -Schaden bestehe, deren Zusammensintern das Eisenerz bilde. Der Kieselerdegehalt des Raseneisens wäre hierdurch
erklärt, der Phosphorsäuregehalt desselben könnte durch andere kleine Organismen, welche phosphorsauren Kdk enthalten und zahlreich
immer gleichzeitig lebten, dazu gekommen seyn.V So enthalten die Zähne und Kiefer der Räder thiere dergleichen (siehe Abhandl.
d. Berl. Akad. d. Wiss. 1833. p. 319.). Ob aber die Gallionellen das Eisen in sich organisch bereiten, oder nur aufnehmen und ab-
43
- - ltfO
lagern , ist eine Frage, welche jetzt unbeantwortet bleiben muss, und noch erlauben die bisherigen Grundsätze der Chemie nicht, an die
erstere, obwohl hervordrängende , Ansicht zu denken. Jedenfalls scheint jedoch das Sumpfeisen sich aus dem Ocker, nicht umgekehrt,
so zu bilden, wie sich der Halbopal aus dem Polirschiefer, und die Feuersteine aus dem Steinmark der Kreide bilden. Weitere Fol-
gerungen aus diesen Beobachtungen bleiben hier ausgeschlossen und es ist nur zu warnen, dass nicht leichtfertig Schlösser auf diesem
allerdings interessanten Boden erbaut werden, den erst zu ebnen, zu reinigen und zu befestigen die Aufgabe der nächsten Zeit ist.
Die Eisen- Gallionellen erscheinen fast in allen Mineralquellen, auch in den Salzquellen', sehr zahlreich, und in Colberg in
Preussen streicht man, nach der mir erbetenen offiziellen Mittheilung der dortigen Beamteten am Salzwerke, mit ihnen, gleich einer
Eisenfarbe, die Häuser an. Die besonders reichen Eisenquellen, welche säinmtlich auf diese Form zu untersuchen sind, nämlich 13 in
Deutschland, 12 in der Schweiz, 9 in Frankreich, 9 in Italien und 8 in England, sind in „Osann's Darstellung der bekannten Heil-
quellen, Berlin 1829." verzeichnet. Die Betrachtung des Verhältnisses dieser Form zu den Eisenquellen führte zur Untersuchung der
Carlsbader und Eger Quellwasser, und leitete 1836 zur Auffindung der fossilen Naviculae und Gallionellen als Kieseiguhr, Bergmehl
und Polirschiefer u. s. w. (Vergl. Amtlicher Bericht über die Versamml. d. deutsch. Naturf. in Jena, 1836. p. 71. 21. Septemb.) —
Grosse der kleinsten beobachteten Glieder weniger als V3000 Linie, der stärksten V1000 bis Vsoo Linie. Oft sind die meist eiförmigen
Glieder der Ketten ungleich lang (wegen Selbsttheilung?), oft sind einzelne Glieder dicker, was auch bei andern Gallionellen bekannt
ist. Auch das Angeheftetseyji der Ketten an andere Pflanzen und an einander ist bei mehreren Arten der Gattung beobachtet, scheint
jedoch nicht ein selbsttätiges, wie bei Echinelleen, zu scyn. Zu einer dicht erfüllten Cubiklinie Gelberde gehören, wenn jedes
Körperchen V1000 Linie gleicht, die Cubikzahl von 1000, das ist: 1000 Millionen Körperchen, welche als zur Jetztwelt und auch
schon zur geologischen Tertiärbildung der Urwelt gehörig, obschon durch Kleinheit dem scharfen Urlheil über Identität schwer zu-
gänglich, doch mit grosser Wahrscheinlichkeit gleichartig beobachtet sind. (Vergl. d. Nachtrag.)
Erklärung der Abbildungen Taf. X. Fig. VII. und Taf. XXL Fig. III.
Es sind auf Taf. X. in 4 Gruppen die verschiedenen Erscheinungen dieses Körpers bei verschiedenen Vergrösserungen dargestellt.
Fig. a. und b, sind verschiedene Farbenzustände der looker flockigen Substanz, ockergelb und Mass fleischroth mit blossem Auge gesehen, wobei die
rundliche Anhäufung nur willkührliche Zeichnungsgrenze ist. Man denke sich den Boden ganzer Lachen, Gräben und Bäche so erfüllt.
Fig. c. ist der, bei 300maliger Vergrösserung gezeichnete, entwickeltere Zustand im Sommer. Fig. d. ist ein Theil einer Kette bei 2000maliger Ver-
grösserung des Durchmessers, wobei die characteristische Theilungsfurche der Gattung noch unerkannt blieb.
Auf Taf. XXL Fig. III. sind bei a. frühere, bei b. ältere Zustände mit 800maliger Vergrösserung abgebildet.
208. Gallionella distans, getrennte Dosenl&ette. Tafel xxT. Fig. IY.
G. corpusculis breviter cylindrieis, utrinqne truncatis planisqnc, arete contigiiis, glabris, suleo niedio perforato duplici
seinper distante.
Gaill oh eile distante, a corpuscules cylindriques courts, tronques ei aplanis aucc deute edles, lisses,
ayant deute raies pereees, toujours separees au milieu.
Gaillonella distans, Bericht der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1836. 30. Juni. p. 56. Poggjendorff's Annalen d. Physik u.
Chem. 1836. p. 222. Tafel III. Fig. 5.
Aufenthalt: Lebend bei Berlin!, bildet fossil den Polirschiefer von Bilin in Böhmen, ist einzeln im Polirschiefer von Cassel, im
Bergmehl von Santafiora in Toscana und von Kymmene Gärd in Finnland.
Diese fossile, ganze Felsmassen fast allein bildende, Infusorienform ist völlig sicher zur Gattung Gallionella zu zählen, und
vor wenig Tagen, am 11. Mai 1837, hat sich eine, ihr sehr entsprechende, Form sogar auch bei Berlin im Thiergarten an der Loui-
seninsel in zahlloser Menge noch lebend vorgefunden. Sie hat ein für allemal den wesentlichen Einfluss der mikroskopischen Welt auf
die dem blossen Auge sichtbare festgestellt. Sie bildet fast ausschliesslich den Polirschiefer und auch den festeren Saugschiefer von
Bilin, welcher, bis zu 14 Fuss Mächtigkeit, unterhalb horizontal geschichtet, die oberste Lage des Tripelberges bildet. Sie
kann nur mit 300maliger Vergrösserung des Durchmessers characteristisch unterschieden werden. Sie erscheint als kleine, meist etwas
breitere als lange, zuweilen noch kettenartig lang zusammenhängende, Tönnchen, deren Breitendurchmesser in der Längsaxe der Glie-
derketten liegt, mit doppelter mittlerer Cirkelfurche, in deren jeder am Rande jederseits ein heller Fleck, eine Oeffnung ist. Man
sieht in jedem Gliede auf einmal immer 4, aber es sind im Umkreise jeder einzelnen Cirkelfurche 4 bis 8 solcher Oeffnungen. Oft
sind sie so lang als dick, zuweilen auch etwas dicker als lang. Die lebende Form ist öfter länger als dick. Im Mittel besitzt jedes
Glied eine Grösse von V288 Linie, oder es hat Ve der Dicke eines menschlichen Kopfhaares, oder fast die Grösse eines menschlichen
Blutkiigelchens; mithin geboren zur Erfüllung des Raumes einer Cubiklinie, wenn alle Individuen gleich wären, die Cubikzahl von 288,
d. i. 23 Millionen (23,887,872) Thiere. In jedem Cubikzoll aber sind 1728 Cubiklinien, mithin ist jeder Zoll des Biliner Polirschie-
fers etwa aus 41000 Millionen Thieren gebildet. Ferner fand ich beim Wägen eines Cubikzolls des Polirschiefers dessen Gewicht
3*/3 Quentchen oder 220 Gran. Mithin gehen von den 41000 Millionen Thierchen etwa 187 Millionen auf einen Gran, oder der Kie-
selpanzer eines einzelnen solchen Thierchens wiegt etwa Vis? Milliontheil eines Grans. — Noch grössere Zahlen ergeben sich bei Be-
rechnung der Eisenthierchen. In einer Cubiklinie haben deren 1000 Millionen Raum, mithin gehören zii 1 Cubikzoll dichten Ra-
seneisenockers oder Gelberde 1 Billion Thierchen, und 1 Cubus von 9 Fuss Durchmesser wird deren 1 Drillion enthalten. — Grösse
der Einzelglieder V576 bis 7t2> oft V288 Linie. (Vergl. d. Nachtrag.)
Erklärung der Abbildungen Taf. XXI. Fig. IV.
Es sind 8 Darstellungen von fossilen Einzelthierchen des Biliner Polirschiefers, und Ketten desselben sammt dem jetztlebenden bei 300maliger
Vergrösserung dargestellt.
Fig. a. und b. sind kurz cylindrische Einzelnere der fossilen, vom Rücken gesehen, mit den 2 Cirkelfurchen und 4 sichtbaren Oeffnungen. Fig. c.
und d. dieselben von der Seite, einen Ring darstellend. Fig. e. halb gewendet. Fig. f. und g. kettenartig noch vereint. Fig. A. die lebende
Form als Kette. Fig. i. von der Seite.
209. Gallionella sulcata, queerstreifige Dosenkette. Tafel XXL Fig. v.
G. corpusculis breviter cylindricis, utrinque truncatis planisque, extus transversa sulcatis, tanquam cellulosis.
traillonelle sillonnee, a corpuscules cylindriques courts, tronques aua; deute bouts et aplanis, etete-
rieurement sillonnes en travers et en forme de cellules.
— 1^1
GalUonella sulmta , Bericht der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 13. April 1837. p. 61.
Au fent halt: Im PoKrscliicfer von Oran in der Barbarei.
Diese sehr ausgezeichnete Art findet sich mit Actinocyclus nur in dem afrikanischen Polirschiefer, welcher wahrscheinlich
den Namen Tripel veranlasst hat, indem er über Tripolis in den Handel kam. Die Ketten sind fast doppelt so dick als die Breite
ihrer Glieder. Jedes Glied hat jederseits neben der Mittclfurche 2 Reihen zellenartig verbundener Queerfurchen. — Grösse Vor. his
V72 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXI. Fig. V.
Fig. a. ist eine Rückenansicht einer 4gliederigen Kette. Fig. b. ein halbes Glied in der Halbansicht. Fig. c. ein Einzelthier von der Seite, alle
300mal vergrossert.
Nachtrag zur Gattung Gallionella.
Es sind ausser den 8 hier verzeichneten Arten noch 2 bis 3 fossile, vennuthlich neue, Arten zu erwähnen. Eine derselben,
aus dem Bergmehl von Santafiora, nannte ich im Bericht der Berl. Akad. d. Wiss. 1836. 27. Jul. p. 53. G. italica. Sie unter-
scheidet sich durch einen gekerbten Cirkelrand von G. distans, könnte aber, da ich nur wenige, nicht völlig deutliche, Exemplare sab,
zum Jugendzustand der G. varians gehören. — Grösse V384 Linie. — Eine andere Art scheint häufig, aber nicht gut erhalten, im
Polirschiefer von Riom in der Auvergne zu liegen. Sie schien 3 Cirkelfurchen mit Oeffnungen zu besitzen und ähnelt oft Spongillen-
Nadeln, die darin aber auch vorkommen (vergl. Bericht der Versamml. d. deutsch. Naturf. zu Jena, 1836. 21. Sept. p. 76.). Eine
dritte Art könnte die neuerlich im Polirschiefer von Zante und durch Agassis von Oran entdeckte Aredia? Patina seyn, welche die
Hauptmasse desselben bildet (Bericht d. Berl. Akad. d. Wiss. 1837. 13. April). [Vergl. Actinocyclus.] Borys G. comoides
(Dict. dass. Navicida p. 473. 1827.) gehört zu Naunema. Zur Structur vergleiche man Actinocyclus.
Die als besondere Arten in der Gattung Meloseira beschriebenen Formen erhalten folgende Synonymie: 1) Meloseira ae-
cjualis Agardh (1831. Consp. crit. p. 64.) = G. aurichalcea? ; 2) M. discigera Agardh (Syst. Alg. 1824. p. 8.) = G.
moniliformis; 3) M. fragilis Kützing (Linnea 1833.) = Fragilaria?, Meridian?; 4) M. Jürgensii Agardh (1824) = G.
lineata?\ 5) M. subfieeoilis Kützing (Linnea 1833.) = G. varians. Unter dein Gattungsnamen Conferva sind, ausser den schon
genannten Artnamen, dieser Gattung noch angehörig: 7) Conferva infle&a Roth = G. moniliformis? ; 8) C. fasciata Dillwyne
= G. lineata?; 9) C. hyemalis Roth = G. varians?; 10) C. ochracea Roth = G. ferruginea? . Als Lyngbya und Os-
cillatoria ist G. ferruginea verzeichnet worden. Mehrere als Fragilaria beschriebene Arten sind unter den genannten Specialnamen.
Als 11) Volvotc %onatus war wohl G. nummuloides von Losana beschrieben.
Aus einer schärferen Auffassung und Vergleichung der fossilen Verhältnisse dieser Gattung haben sich noch folgende Betrach-
tungen als sehr nahe liegend aufgedrungen, welche, ohne auf wissenschaftliche streng erwiesene Festigkeit ihres Endresultates Anspruch
zu machen, hier eine Erwähnung verdienen, um eine fernere Aufmerksamkeit herbeizuführen. Erstens scheint es, als ob G. distans*>
welche ganz offenbar und völlig deutlich im Biliner Polirscliiefer unverändert vorliegt, im dortigen Saugschiefer einer Auflösung theil-
weise ausgesetzt gewesen ist. Ferner giebt es Halbopale von Bilin, deren Hauptmasse noch deutlich dicht aneinandergedrängte , etwas
aufgelöste, ähnliche Gallionellen erkennen lässt, die die grösseren Formen der G. varians weniger verändert einschliessen. Der G.
distans sehr ähnliche Körperchen lassen sich auch in dem Steinmarke erkennen, welches den Edelopal bei Kaschau umgiebt, und im
gemeinen Opale von Kosemitz und Kaschau haben sich den Gallionellen oder Py&idiculis ähnliche Körperchen in der Substanz auch
erkennen lassen. Eine solche auffallende Beziehung von Organismen zu eigenthiimlichen edlen Steinarten schärfer abzugrenzen, ist ge-
wiss einer weiteren intensiven Forschung für die Zukunft zu empfehlen. Sehr auffallend und bemerkenswerth ist es auch, dass die Dia-
manten mit Steinmark in eisenocker- (Gallionellen?-) haltigem Geröll vorkommen. Ich begnüge mich und scheue mich nicht, auf die
übrigen Resultate gestützt, die Aufmerksamkeit auf diese organischen Verhältnisse zu lenken, wo die intensivesten anderweitigen For-
schungen aus dem Gesichtspunkte des rein Unorganischen an Grenzen geriethen, welche jede Aussicht auf Lösung der interessanten
Fragen über die Bildung dieser Körper zu verschliesscn scheinen.
SIEBENÜNDFUNFZIGSTE GATTUNG: STRAHLENDOSE.
Actiiiocyelus. Actinocycle.
CHARACTER: Animal e familia Bacillariorum, liberum, lorica simplici, bivalvi, (silicea), subcylindricimi
(disciforine), septis internis radiantibus pluribus, divisione spontanea imperfecta eateniforme.
CARACTERE: Animal de la famille des Bacülaries, libre, ayant une carapace simple, Mvalve,
(siliceuse), deforme cylindrique {discoide), divise ä l'mterieur par plusieurs parois
rayonnants, se multipliant par division spontanee imparfaite en forme de chalne.
Die Gattung der Strahlendosen zeichnet sich in der Familie der Stabthierchen durch freie
Selbstständigkeit, einen einfachen 2schaaligen (Kiesel-) Panzer, scheibenartige (kurz cylindrische) Gestalt
und dadurch besonders aus, dass strahlenartige Scheidewände den innern Raum in mehrere concentrische
Zellen theilen. Durch Selbsttheilung wird sie kettenförmig.
- ±72
Die Gattung Actinocyclus wurde am 13. April 1837 in dem Berichte der Berl. Akad. d. Wissensch.
bezeichnet , wird aber hier zuerst characterisirt Sie besteht aus 2 Arten, welche beide nur fossil als Po-
lirschiefer vorkommen. In physiologischer Hinsicht sind diese Formen durch ihre Erläuterung der Structur
der Gallionellen -Körper merkwürdig, in geognostischer Hinsicht dadurch, dass sie bisher von allen zahlrei-
chen fossilen Infusorien die einzigen sind, welche eine besondere, in der Jetztwelt gar nicht beobachtete,
Gattung {Genus) ausmachen. In ersterer Rücksicht erkennt man, dass die mit mehreren Oeffnungen durch-
brochene mittlere Cirkelfurche der Gallionellen zu einem strahlenförmig organisirten Innern führt, welches
hier deutliche Scheidewände für die einzelnen Oeffnungen zeigt. Der Bau der einzelnen flach schüsselarti-
gen Körperplatten ist feinzellig und weicht auch dadurch von Gallionella ab, welche Gattung sich aber
durch G. sulcata und (G.?) Arcella? Patina in letzterer Beziehung doch eng anschliesst.
Die geographische Verbreitung ist nur im tertiären Polirschiefer von Oran in Afrika beobachtet, wel-
cher den älteren eigentlichen, aus Tripolis bezogenen, Tripel auszumachen scheint.
fclO. Actinocyclus senarius, sechszellige Strahlendosen Tafel xxi. Fi«, vi.
A. lorica cellulosa, disciformi, radiis internis cellulisqtie senis.
Actinocycle sitcain, a carapace celluleuse > discoidc, ayant sicc cloisons et nutant de cellules ?nlc-
rieures.
Actinocyclus senarius, Bericht der Akademie d. Wissens ob. zu Berlin, 13. April 1837. p. 61. >
Aufenthalt: Im Polirschiefer von Oran.
Der Polirschiefer von Oran enthält in grösster Masse scheibenförmige, zellige, sehr dünne Plättchen von Kieselerde. Genau
besehen sind es keine Scheiben, sondern flache Schüsselchen. Die grösseren und grosszelligen lassen noch im Zweifel, ob sie einzeln
abgeschlossenen Organismen angehören. In diesem Falle könnte man sie zu den Arcellis stellen (Arcella? Patina). Gehören aber
2 so zusammen, dass sie vereint eine flache scheibenartige hohle Büchse bilden, so würden sie wohl zu Gallionella gehören, indem
auch G. sulcata deutlicher diese Bildung zeigt. Mit diesen scheibenförmigen Plättchen findet man eben so zahlreich noch andere nur
wenig kleinere gleichzeitig, deren maschige Textur weniger regelmässige Spiralen bildet und die bei scharfer Betrachtung unter Wasser
6 strahlenförmig vom Centrum ausgehende Speichen erkennen lassen, wodurch der innere Raum in 6 gleichgrosse concentrische Kam-
mern zerfällt. Diese sind Actinocycli. Von diesen gehören offenbar immer 2 Plättchen zusammen und bilden einen flachen Gallionel-
len-artigen, wie eine Münze gestalteten, Körper. Ich habe bei angestrengtem Nachforschen dergleichen noch zusammenhängende auch
direct beobachtet, die meisten sind zerfallen. So mag es auch Ketten geben, wie sie bei G. sulcata beobachtet sind. Häufig sah ich
von den 6 Feldern zwischen den 6 Speichen 3 dunkler, 3 abwechselnd heller, und vermuthete, dass an den dunkeln Feldern beide
Schaalen noch vorhanden wären, an den hellen aber nur eine. Vermuthung blieb auch, dass auf der schmalen Seite in der Verbin-
dungslinie beider Platten (der Cirkelfurche der Gallionellen) ebensoviel Oeffnungen vorhanden seyn möchten, als Kammern sind. Sehr
viele dieser Scheiben haben im äussersten Umkreis einen lösbaren, eng anschliessenden Ring, und häufig sieht man diese Ringe als
feine krumme halbcirkelförmige Stäbchen einzeln daneben liegen. Diese Ringe oder Einfassungen entsprechen ganz der Verbindungshaut
der Gallionellen -Glieder, und da ich neuerlich eine Arcella? Patina auch mit solchem Ringe gesehen zu haben meine, so schliesse
ich mit grösserer Wahrscheinlichkeit jetzt auf ihre nähere Verwandtschaft zu Gallionella. — Grösse Vog bis Vco Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXI. Fig. VI.
Fig. a. ist eine Scheibe von der Seite gesehen. Fig. b. eine andere vom Rücken. Fig. c. eine halbe von der Seite. Fig. d. Fragmente des äus-
seren Ringes, alles 300mal vergrössert.
211. Actinocyclus octonarius, achtteilige Stralilendose. Tafel xxi. Fig. vn.
A. lorica cellulosa, discifonni, radiis internis cellulisque octonis.
Actinocycle haitain, a carapace celluleuse, discozde, ayant 8 cloisons et 8 cellules interieures.
Actinocyclus octonarius , Bericht d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1837. 13. April, p. 61.
Aufenthalt: Im Polirschiefer von Oran.
Diese ebenfalls nur fossile Art ist etwas grösser und weniger häufig mit der vorigen. Abwechselnd dunklere und hellere Fel-
der sah ich nicht. Die 8-Theilung war auch sehr regelmässig. — Grösse V48 Linie. Arcella? (G all.?) Patina ist meist doppelt so
gross (V24 Linie), zuweilen noch grösser.
Erklärung der Abbildung Taf. XXI. Fig. VII.
Es ist ein Exemplar von der flachen Seite, 300mal vergrössert, mit seinem Ringe.
1¥3 -
ACHTUNDFUN FZ IGSTE GATTUNG: SCHIFFCHEN.
ÄTavicula. UTavicwle.
CHARACTER: Animal e familia Bacillarioram, liberum, solitariuin aut geminatum, lorica simplici, bi-
valvi aut multivalvi, (silicea), prismatica, divisione spontanea nunquam cateniforme, aperturis
loricae singulac senis.
CARACTERE: Animal de la famille des Bacillaries^ libre^ isole ou binaire^ uya?it une carapace
simple, bivalve ou multivalve, (siliceuse), prismatique, pourvue de six ouvertures ; ja-
mais reuni en forme de chaine par division spontanee parfaite.
Die Gattung der Schiffchen unterscheidet sich in der Familie der Stabthierchen durch freie Selbst-
ständigkeit der einzelnen oder doppelten Körper, und durch einfachen zwei- oder mehrschaaligen prismati-
schen (Kiesel-) Panzer 5 welcher, ohne je mehr als 2- oder 4gliederige Ketten zu bilden, 6 Oeifnungen
besitzt.
Crescliiclitliclie Sirläufening zur Crattung der §cltiffc!ieii.
Die Gattung Navicida bildete Bort de St. Vincent 1822 im Dict. classique d'hist. not. Art. Bacillaries als Thier-
gattung, allein 1824 (richtiger wohl 1825) stellte er sie in der Encyclopedie method. d' hist. not. mit 13 Arten in sein Reich der
Psychodien, die abwechselnd Thiere und Pflanzen wären, was er 1827 im Dict. classique wiederholte. Jetzt umfasst die Gattung
etwa 40 Arten. Leeuwenhoek's und Joblots Stabthierchen mögen Synedrae oder Vibrio Bacillus gewesen seyn. Die ersten
sicheren Formen scheinen Arderon und Baker 1754 als Haberthier (Nav. fulva?) beobachtet zu haben. Schrank beschrieb
wohl dasselbe 1776 als Chaos infusorium. Herrmann 1784 und O. F. Müller 1786 beobachteten Nav. gracilis > vielleicht
auch N. phoenicenteron und Librile als Infusorien der Gattungen Enchelys und Vibrio , mithin als Thiere. Colombo verwech-
selte wohl 1787 in Conegliano eine Navicula mit Synedris, kann aber die von ihm angegebenen Oeffnungen nicht gesehen, nur ver-
mutliet haben (Colombo, mikrosk. Beob. übers. 1793. p. 91. Taf. I. Fig. 9.). Schrank beschrieb 1796 2 Arten als Vibrio tur-
rifer und V. Fusus (s. Cocconema und Nav. fulvä). Eine blosse Abbildung der Nav. gracilis gab Kammacher in Adam's
Essay on microsc. 1798. Taf. XXVI. Fig. F. Viele fleissige, aber meist unrichtige, Beobachtungen über diese Körper machte
Girod Chantrans zuerst 1797 und umständlicher 1802 bekannt. Weil er sie immer mit Oscillatorien fand, so hielt er sie für Ent-
wickelungszustände derselben, beschrieb und zeichnete in unklaren Figuren den Uebergang der Form und auch das Eierlegen. Er hielt
die Oscillatorien für die Larven der Naviculae^ und letztere für den allein fortpflanzungsfähigen Zustand jener {Recherch. sur les
Conferves p. 41.). [Vergl. Nav. fulva und gracilis.] Seine Figuren Tafel VI. Fig. VII. erläutern aber das BAKERsche Ha-
berthier, welches ähnlich und eben so unkenntlich aufgefasst war. Uebrigens hielt er sie für entschiedene Thiere (p. 38.). Durch
die kettenartige und fadenartige Bildung der Fragilarien, Achnanthes und Gallionellen, welche grosse Aelmlichkeit mit Con-
ferven haben , glaubten die Botaniker sich seit 50 Jahren berechtigt, ähnliche Formen als Pflanzen aufzuführen, und O. F. Müller
fing 1783 damit an, dass er Achnanthes longipes? und Gallionella moniliformis als Conferven beschrieb. So verzeichneten denn
die Botaniker die kettenartig zusammenhängenden Naviculas immerfort als Algen , und die Zoologen die einzeln lebenden, bewegteren
Schiffchen als Thiere. Kein Wunder, dass man auf die Idee gerieth, die Thier- und Pflanzennatur wäre in diesen Formen unent-
schieden oder wechselnd (s. die Einleit. zur Familie p. 137.).
Die prismatische Gestalt der Naviculae erkannte schon 0. F. Müller bei N. gracilis; sie war auch die Ursache des
Irrthums über ihre Formveränderungen bei Girod Chantrans, allein durch Nitzsch wurde sie 1816 zu einem wichtigen Character
erhoben. Der auffallende Umstand, dass diese Thierchen mit dem Tode ihre Gestalt gar nicht verlieren, sondern den lebenden bis auf
den Mangel an Bewegungsfähigkeit völlig gleich bleiben, was durch eine glasartige harte Schaale (den Panzer) bedingt wird, veran-
lasste, dass der letztere sie p. 66. mit belebten Crystallen verglich und die bewegungslosen Formen für pflanzliche, die bewegten aber
für thierisch- belebte besondere Arten in einer und derselben Gattung Bacillaria verzeichnete, in welche er auch die wahren B a cil-
iar ien und Fragilarien vereinigt aufnahm. Er hielt damals sehr richtig die bandartigen Formen für Vervielfältigung eines ursprüng-
lich einfachen Stäbchens (p. 72.). [S. Nav. phoenicenteron.] Gaillon beschrieb 1820 in den Schriften de« Akad. zu Rouen Na-
vic. gracilis'? als Vibrio ostrearius. Nitzsch bearbeitete 1821 den Artikel Bacillaria in Ersch und Gruber's Encyclopädie.
Er hielt die bandartigen Fragilarien aber nun für Jugendzustände der Einzelstäbchen. Bei der ersten Sonderung der isolirten schiff-
artigen Körperchen 1822 gab Bory der Gattung 3 Arten, deren eine aber aus Spongillen-Nadeln bestand (Echinella acuta). Im
Jahre 1824 beschrieb Bory 13 Arten, während gleichzeitig Agardh im Systema Algarum mehrere dieser Formen mit wahren Fr u-
stulien, Synedris und Podospheni^en zur Gattung Frustulia stellte. Letzterer hielt eine schleimige Umhüllung für beständigen
Gattungscharacter, indem er wahrscheinlich Naunemata des Salzwassers und wahre Frustulien häufiger beobachtet hatte, während
Bory diese nicht, aber wahre freie Naviculas häufiger gesehen. Bory scheint um dieselbe Zeit eine Navicula mit Vibrio Bacil-
lus verwechselt zu haben (s. Vibrio). — Leo in Berlin behauptete 1824 (nach Link, Abhandl. d. Bcrl. Akad. 1824. p. 45.) wie-
der ein Zerfallen der Oscillatorien in Navicidas^ und Gaillon in Dieppe hielt schon 1823, durch Untersuchung des Naunema
Dillwynii (Conferva comoides Dillw.) verleitet, letztere für eine wiilkührliche Zusammenhäufung von Naviculis in Form einer Con-
ferve, die später wieder in Einzelthiere zerfalle. Aehnliches geschehe von Monaden. Er nannte diese Bildungen Nemazoones oder
Nemazoaires , und theilte erst 1825 im Dict. d?hist. not. Art. Nemaz. die Details ausführlicher mit. Die Conferva comoides
nannte er als besondere Gattung Oirodella com. (s. Naunema). Fries in Lund, der verdienstvolle Mycolog, sah 1825 noch be-
stimmter als Nitzsch die prismatische Form der Navicula als Grenze des Organischen und Unorganischen an {Syst. Orbis veget.
p. 355.). Bory meldete 1825, er habe dieselben Navicula -Arten im Niemen und in Isle de France beobachtet. Man unterschied
sie aber damals nicht hinreichend genau (Dict. class. VII. p. 254.).
44
174
Turpin untersuchte 1826 in Dieppe selbst Gaillons Beobachtungen und erldärte sie 1827 sanmit den dadurch erweckten
Ideen für irrig. Vielmehr sey jede Navicula eine einfache starre Pflanzenzelle , eine eingliederige Conferve, die an der Grenze des
Thier- und Pflanzenlebens stehe und welche man nothwendig als Pflanzenthier zu betrachten habe. So seyen die runden Kiigel-
chen im Innern der Pflanzenzellen ein eben solcher selbstständiger , nur in geringem Grade belebter, Pflanzenstoff, den er Globuline
nennt, während er nun vorschlägt, die schiffchenartigen ähnlichen inneren Körperchen der Girodella als besonderen Pflanzenstoff Na-
viculine zu nennen. Das selbstständige Leben der Pflanzenzellen hatte derselbe Beobachter kurz vorher zu erweisen und zu befestigen
gesucht. — Die inneren Bläschen der Naviculae selbst hält Turpin, wie Girod Chantrans, für Keimkörner, die er an den En-
den hervorschleudern und nach einigen Tagen sich bewegen und heranwachsen sah, was er auch abgebildet hat. Dabei nennt er N.
scalprum von Gaillon als neue Art und theilt 6 Namen (p. 19.) mit, welche Bory einer, wie ihm, aber mit Unrecht, scheint, ein-
zelnen Art gegeben hat (Mem. du Mus. d'hist. nat. XV. 1827. PL 10.). [Vergl. Nav. gracilis.} Agardh beschrieb 1827 in
der Flora wieder noch 3 — 4 Arten in seiner Gattung Frustulia als Pflanzen. Leiblein verzeichnete ebenda 1827 4 Arten nach
Nitzsch als Bacillariae von Würzburg, und nannte die Spongillen-Nadeln Frustulia asbestina. Gleichzeitig sprach Curt
Sprengel (Syst. Vegetab.) seinen Zweifel darüber aus, ob die Frustulien nicht Eier wären, und Meyen erklärte wieder die Ba-
cillarien für Junge der Oscillatorien (Linnea 2. 401.). Turpin beschrieb 1828 2 Naviculas , deren eine ein Cocconema ist, und
eine dritte Navicula als Bacillaria conjugata. Bacillarien und Naviculas unterschied er nur dadurch, dass jene prismatisch
abgestutzt, diese lanzetförmig zugespitzt wären« Ferner theiite er sehr stark vergrössertc Abbildungen der Navicula striatula mit,
die er als Phytozoeiigattung unter dem Namen Surirella beschrieb {Mem. du Mus. d'hist. nat. XVI.). Gleichzeitig bildete der-
selbe 8 Arten Navicula unter 10 Namen im Dict. des sc. natur. ab. Agardh theiite 1828 umständlichere Nachrichten über einige
seiner Frustulien in den Iconibus Algar. europ. mit, und 1830 und 1831 vergrössertc er in seinem Conspectus crit. Diatomac.
die frühere Gattung Frustulia , die er in krumme (Cymbellas) und gerade (Frustulias) theiite, auf 23 Arten, worunter auch eine
brasilianische nach v. Martiüs (s. Nav. gracilis). Ein Versuch, seine Gattungen von Navicula zu unterscheiden (p. 6.), ist nicht
glücklich. Beides war ursprünglich offenbar dasselbe. Ueber Gailloints, Türpins und Bort's Entwickelungs -Ideen spricht er sich
dabei vergleichend aus.
Im Jahre 1829 verzeichnete ich 2, 1823 auf der Reise mit Dr. Hemprich im sinaitischen Arabien beobachtete, Naviculas
als Thiere (Abhandl. d. Berl. Akad. 1829.), und im Jahre 1830 wurde die Gattung Navicula unter den, mit hartem 2schaaligen
Panzer versehenen, Bacillarien aufgeführt (Symbolae phys. Evertebr. I. Hemprich u. Ehrenserg). Im Jahre 1830 wurden auch
7, in Russland und Sibirien auf der Reise mit Herrn v. Humboldt beobachtete, Arten der Gattung angezeigt, von denen nur 3 bei
Berlin vorgekommen (Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1830.). Im Jahre 1831 wurde ebenda der Character der Queerstreifung eini-
ger Arten zur Unterabtheilung benutzt und es wurden 12 selbstbeobachtete Arten mit der Bemerkung characterisirt, dass mehrere russische
und sibirische Arten sich nachher noch bei Berlin vorgefunden. An gleichem Orte wurden 1833 (1832) noch 7 Arten, worunter 5
neue, mit vielem Detail über die Structur und mannigfacher Kritik hinzugefügt. Kützing beschrieb 1833 in der Linnea 55 Arten
der Gattung Frustulia , worunter jedoch nur 14 Naviculae waren, die übrigen sind theils Synonyme derselben Arten, theils Arten
der Gattungen Py&idicula, Cocconema , Gomplionema, Closterium, Frustulia und Synedra. Derselbe entdeckte den Kieselge-
halt des Panzers, was in den Abhandl. d. Berl. Akad. 1833. p. 319. noch angezeigt und bestätigt wurde. Wallroth nannte 1833
die Gattung Frustulia Rhabdium (Flora cryptog. Germaniae II. 116.). Im Jahre 1835 beschrieb Corda einige Arten Navi-
cula unter den verschiedenen Gattungsnamen Surirella, Navicula, Frustulia und Pliaryngoglossa im Almanac de Carlsbad.
Er bezeichnete einen einfachen Darm, Füsse, eine Zunge und das OefFnen und Schliessen der Schaalen, wie Baker 1754, ohne recht
genaue Unterscheidung des Gesehenen. Eine Beurtheilung der neuen Namen findet sich in Wiegmann's Archiv für Naturgesch. 1836.
II. ]). 185. In gleichem Jahre wurden die verwandten Gattungen Cocconeis, Syncyclia und Frustulia theils gebildet, theils schär-
fer characterisirt (Abhandl. d. Berl. Akad.), und die Queerstreifung der Surirellen numerisch als scharfer Special -Character ange-
zeigt (Naturforsch. Gesellsch. zu Berlin, April 1835. Spener'scIic Zeitung, 25. April 1835, Nr. 96.). In derselben Zeit wurden
die 13te und 14te Tafel dieses Werkes gestochen.
Die geologisch interessanten und fossilen deutlicheren Yerhältnisse der Infusorien begannen, nach Gallionella ferruginea, mit
dem Erkennen von Navicula striatula und andern bekannten Seethieren dieser Gattung im Mineral -Wasser zu Carlsbad, und bald
darauf anderer Arten im Kieseiguhr zu Franzensbad (Bericht der Berl. Akad. der Wiss. April 1836. p. 32. — Wiegmann's Archiv
f. Naturgesch. 1836. I. p. 240.). Von den jetzt lebenden Arten sind 14 Naviculae bisher im fossilen Zustande aufgefunden worden:
N. viridis, gibba, fulva, striatula, capitata, Zebra, gracilis, phoenicenteron, viridula, Librile, inaer/ ualis, bifrons, lan-
ceolata und Scalprum. Nicht lebend bekannte, neue Arten fanden sich im fossilen Zustande bisher 10: N. granulata, Follis,
Crucc, Cari, Trochus, macilenta, suecica, trinodis, dieephala, Glans (Bericht der Berl. Akad. d. Wiss. Juni 1836.
p. 53, 56 und 83. 1837.). In Poggendorff's Annalen der Physik und Chem. 1836 wurden auf Tafel III. einige fossile abgebildet.
Im Februar 1837 wurden die beiden lebenden Arten N. turgida und Zebra in eine besondere Gattung, Eunotia, abgesondert, wozu
sich noch 7 neue fossile Arten aus schwedischem Bergmehl gefunden hatten, und diese wurden im April durch noch andere Arten des
Kieselguhrs von Kyinmene Gärd in Finnland und des Polirschiefers von Oran in Afrika vermehrt (Bericht d. Beil. Akad. d. Wissensch.
Febr. 1837. p. 45, 61. Mittheil. d. Berl. naturforsch. Freunde, April 1837.).
An Structurverhältnissen ist vielerlei ermittelt, doch fehlt es noch an scharfen Beweisen für die Function und richtige Deu-
tung mancher Hauptorgane , wodurch Unsicherheit in Urtheil und Ausdruck kommt. Directe Erkenntniss und das Gesetz der Analogie
leiten dennoch vereint ziemlich befriedigend auf folgende Verhältnisse. Ein geschlossenes, meist deutlich 4seitig prismatisches , hartes
und glasartiges, aus Kieselerde bestehendes, Kästchen (testula bivalvis), welches beim Trocknen oft von selbst in 2 Hälften klafft
und durch leichten Druck meist in gleiche Längs -Hälften zerbrochen wird, bildet den Panzer. Zuweilen spaltet es sich in 4 Längs-
theile, und beim Queerschnitt zerfällt es in 4 oder 8 Theile. Diese Theilbarkeit ist durch sichtbare feine Längslinien an den Thei-
lungsstellen vorbereitet, die aber in keinem scharf beobachteten Falle ein bewegliches Schloss bilden, obwohl Baker und Corda diess
behaupten. Die Zahl der Theile (Valven) bestimmt sich zuweilen nach ebensoviel Reihen innerer erhabener Queerleisten oder Rippen,
welche besonders in den Ecken des Prismas liegen und die Mitte der Valven einnehmen. Zuweilen sind alle 4 Ecken innerhalb mit
kurzen Rippen versehen, scheinbar gefurcht, dann zerfällt die Schaale in 4 gleiche Theile; zuweilen sind je 2 Rippenreihen verschmol-
zen und 2 Hälften der Schaale zusammenhängend queergefurcht, dann zerfällt sie in 2 Theile. Jedoch haben viele Arten auch gar
keine innern Rippen; die aber, welche deren haben, zeigen ein sehr constantes Zahlen verhältniss derselben zur Länge, so dass Junge
einer und derselben Art sich von Alten durch so viel weniger Rippen characterisiren, als sie an Grösse nachstehen, halb so grosse
1V5
durch gerade halb so viel, — Die Längslinien, in denen die Theilung geschieht, scheinen bei einigen Arten stellenweise durchbrochen
zu seyn. Bei allen wahren Arten hat der Panzer 6 deutliche Oeffnungcn. Sie liegen auf 2, Rücken und Bauch oder Seitenflächen, je 2
einander gegenüber, so dass jederseits 3 vorhanden sind, deren eine grössere in der Mitte liegt und deren je eine kleinere seitlich an
den Enden befindlich. Durch Glühen auf Platinblech kann man die inneren thierischen Theile verbrennen und die kleinen Kieselpanzer
ganz rein erhalten. In natürlichem böhmischen Kieselguhr und italischem Bergmehl sieht man sie unter Wasser sehr rein.
Der gallertige farblose Körper ist bei allen Naviculw durch die ganze Schaale verbreitet, bildet aber in der Mitte einen
dem Hagel im Ei ähnlichen, schärfer umschriebenen, farblosen, dalier hellen, Fleck. — Als Bewegungsorgan ist von mir bei Nav.
fulva ein ungeteilter, fleischiger, aus der mittleren Oeffnung sich weit verbreitender, aber eng an der Schaale anliegender, sohlen-
artiger Fuss beobachtet worden, der einem Schneckenfasse der Baum- oder Wegschnecke gleicht. Seine Seite nenne ich die
Bauchseite. Dieser Fuss dient zum Kriechen, aber auch zum Anziehen und Fortschieben benachbarter Substanzen während des Ruhens.
Bei derselben mittleren Oeffnung vereinigen sich die 4 Theile des Eierstocks, und so mag wohl die gegenüberliegende zweite mittlere
Oeffnung die auf dem Rücken liegende Geschlechtsöffnung seyn. Ob von den 4 andern Oeffnungcn an den Spitzen die 2 der Bauch-
seite Ernährungsöffnungen (Münde) , die 2 der Rückenseite Respirationsöffnungen sind, ist unentschieden. Ja bei Nav. fulva, turgida
und splendida sind in der Nähe dieser Endöffnungen innere bewegte dunkle Körperchen, welche den Papillen der Closterien ähn-
lich sind. Wären diess innere Tastorgane im Schlünde oder im Respirations-Canale ? — Ernährungsorganismus. Eine dircete Ent-
scheidung über die fungirenden Ernährungsorgane liess sich durch farbige Nahrung bis jetzt nicht erlangen, allein viele zerstreute innere
veränderliche farblose Bläschen sind bei vielen Arten der Gattung deutlich sichtbar und diese lassen sich ungezwungen für polygastrische
Magenzellen ansehen. An Oeffnungen zur Stoffaufnahine fehlt es nicht, nur sind die fungirenden noch im Zweifel, wie sie es bei an-
dern deutlichen Thieren auch noch sind. Was Corda bei Pharyngoglossa für Darm hielt, war nur die mittlere dunkle Längsfurche
des Panzers (s. Nav. Sigma) ; was er für Zunge hielt, mag ein anhängendes fremdes Körperchen gewesen seyn. — Als Fortpflan-
znngsorganismus erscheint ein sehr zusammengesetzter Apparat in jeder Navicula. Es beziehen sich darauf die gelben, braunen oder
grünen Färbungen im Innern. Diese farbigen Organe bestehen aus 2 bis 4 (8?) breiten Binden, welche in der Mitte sich vereinigend,
festgeheftet an den Enden frei sind und nach 2 Richtungen symmetrisch entgegengesetzt die Navicula oft ganz erfüllen. Sie sind zwi-
schen die inneren Rippen des Panzers so eingesenkt, wie die Lungen in die Zwischenräume der Rippen der Säugethiere oder die Nie-
ren der Vögel zwischen die Wirbelfortsätze. Meist sind es 2 längere dunkler braune und 2 kürzere blassgelbe Bänder, welche bei N.
Librile, striatula, bifrons und andern am Rande gezahnt, öfter glatt sind. Diese farbigen Organe sind erfüllt oder gebildet von
gleichgrossen feinen Körnchen, daher Eierstöcken leicht vergleichbar. Bei jungen kräftig bewegten Thierchen sind sie gespannt und er-
füllen fast den ganzen inneren Raum, bei älteren nehmen sie sehr verschiedene contrahirte Formen an, werden dabei röthlich und vio-
let (phoenicenteron) und verschwinden, bei noch beweglichen Schiffchen, (durch Entleeren der Eierchen?) fast ganz. Girod Chan-
trans und Türpin wollen das Entleeren der Eierchen an den Enden der Schiffchen gesehen haben, allein diese Beobachtung bedarf
der Bestätigung. Ueberdiess erkennt man in vielen Arten 2 bis 4 augenartige runde Bläschen, welche periodisch da sind und fehlen,
aber nicht veränderlich , nicht contractu sind. Diese lassen sich vielleicht sogar mit männlichen Samendrüsen richtig vergleichen. So
fehlt es denn keineswegs an Zusammensetzung der Organisation, sondern nur noch an befestigter Sicherheit in der Beurtheilung der
Function. Zum Fortpilanzungs-Verhältniss gehört noch die Selbsttheilung. Viele Naviculae haben spontane Längstheilung, nie eine
Queertheilung beobachten lassen, und die, welche immer eine vollkommne, sogleich abschliessende, keinen Polypenstock bildende, Thei-
lung erkennen lassen, sind eben als besondere Gattung Navicula hier vereinigt worden. Die Theilnng geschieht unter der harten
Epidermis, wie bei Gallionella und Achnanthes, welche dann abfällt. Selten nur theilen sich beide Hälften vor der Trennung wie-
der, aber wo mehr als 4 beisammen gesehen werden, habe ich die Form zu Fragilaria gezogen, welche Gattung auch noch in an-
dern wichtigen Characteren abweicht. Die Längstheilung ist dorsal oder auch lateral, zuweilen wohl beides zu verschiedenen Zeiten.
Die geographische Verbreitung der lebenden Arten der Gattung ist über ganz Europa, in Sibirien und im sinaitischen Ara-
bien Asiens, in Isle de France und vielleicht in Brasilien beobachtet. Die fossilen Arten sind bisher nur in den neuesten Erdschichten
und in der Tertiärbildung, noch keine in der Kreide vorgekommen. Den Kieselguhr von Franzensbad bilden sie fast ausschliesslich,
auch die Bergmehle von Kymmene Gärd und Degemfors. Häufig finden sie sich im Bergmehl von Santafiora und im Polirschiefer von
Cassel, seltener in dem von Bilin und Oran.
a. Innen glatte, rippenlose Schiffchen: Navicula:
H12. Navicula phoenicenteron, rotltliclieis Schiffchen. Tafel XHL Fig. I.
N. laevis, testula lanceolata elongata, striis longitudinalibus raris, apertura media transversa oblonga.
Navicule rougissante, lisse, ä carapace lanceolee allongee, ayant des raies longitudinales rares et
V ouverture du milieu oblongue en travers.
Enchelys, Fig. 45., Herrmann? Naturforscher, Nr. 20. p. 161. 1784.
Bacillaria phoenicenteron , Nitzsch, Beiträge zur Infusorienkunde, Tafel III. Fig. 12. u. 14. 1816, 1817. mit Ausschluss aller übrigen
Figuren.
Cymbella phoenicenleron , Agardh , Conspectus er it. Diatom. 1830. p. 10 nach Nitzsch.
Navicula phoenicenteron, Bericht der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1836. p. 53.
Aufenthalt: Lebend bei Berlin!, vielleicht bei Strassburg, Halle, Paris und Buchtarina im Altaigebirge beobachtet; fossil bei Santa-
fiora in Toscana und Degernfors in Schweden.
Diese niedliche Art ist schlanker als Nav. fulva und breiter und spitzer als N. gracilis, wird auch grösser als beide. Sie
hat einen gelben, braunen, auch im Alter röthlichen, Eierstock, und ist sehr beweglich. Der Specialname ist willkührlich auf diese
grössere Form übertragen worden, weil er vielen verschiedenen bewegungslosen, daher wohl todten, Panzern gegeben worden war. —
Länge V36 — V12 Linie. Dicke 4V2 bis 7mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIII. Fig. I.
Es sind 3 lebende Individuen in doppelter Ansicht und ein leerer Panzer bei 300maliger Vergrösserung, 1 bei 450maliger, dargestellt.
Fig. i. ist ein in der lateralen Längstheilung begriffenes Schiffchen, von der schmalen und der breiten Seite, dessen Eierstock schon etwas entleert,
verfärbt und contrahirt ist. Fig. 2. ein frischeres einfaches Schiffchen, dessen 4theiliger Eierstock bei ß auf der breiten Seite (Bauchfläche) sichtbar
ist. Fig. 3. ist ein in dorsaler Längstheilung begriffenes Schiffchen, scharf abgestutzt mit contrahirtem Eierstock, vielleicht eine andere Art, viel-
i>je
leicht N. gracilis erwachsen (man vergleiche Cocconema). Fig. 4. ist eine, bei Buchtarma in Sibirien beobachtete, kleine, 450mal vergrösserte,
Form, die ich früher als Nav. gracilis bezeichnete, die aber auf der schmalen Seite nicht abgestutzt und vielleicht der wahre Vibrio tripunctatus
von Müller ist Fig. 5. ein leerer Panzer eines Berliner Thierchens mit seinen Oeffnungen.
213. Navicula gracilis , scManfces Schiffchen. Tafel Xffl. Fig. n.
N. laevis, testula lineari-lanceolata, lateris utroque fine truncato, apertura media rotunda.
Navicule grele^ lisse, a carapace lineaire-lanceolee) tronquee autc deute bouts lateralis, ayant V Ou-
vertüre du milieu ronde.
Enchelys, Fig. 44., Herrmann? Naturforscher, Nr. 20. p. 161. 1784.
Vibrio tripunctatus , Müller? Animalc infus, p. 52. Tab. VII. Fig. 2. 1786.
Infusorium novum, Kammacher in Adam's Essay onmicroscope, Tafel XXVI. Fig. F. 1798.
Polypes des Conferves, Girod Chantrans, Reclierclies sur les Conferves, 1802. PL VI. Fig. 11" zum Theil. PL VII. add. ad Fig. 3.
PL IX. Fig. 20'".
BaciUaria Palea, zum Theil, . NlTZSCHi Beiträge ZTir lnfUSOrienkunde, Taf. III. Fig. 1-3. Fig. 19. zum Theil. Taf. IV. Fig. 1-9.
Vibrio ostrearius, Gaillon ? Act. de TAcad. d. sc. de Rouen, 1820.
Navicula ostrearia? \
— transversa* \ BoRY, EncycL method. 1824. Türpin, Dict. d'liist. nat. Planch. I. Fig. 2, a. 2, d. PI. XV. Fig. 2 — 2, a.
— tripunctata? i 10^0,
— lineata? !
Frustulia conspurcans? , (nach Martius Flora brasil. ined.) Agardh, Conspect. crit. Diatom. 1831. p. 46.
Navicula gracilis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 64. 1831. p. 79. 1833. (1832.) p. 264, 265.
Frustulia multifasciata , \
— oblonga, \ Kützing, Linnea, 1833. Synops. Diatom. Tab. XIII. Fig. 16. Tab. XIV. Fig. 21.
— Palea, )
Navicula gracilis, Bericht der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1836. p. 83. 1837. p. 44.
Aufenthalt: Lebend in England ?, Dcänemark, Frankreich bei Besan^on?, Dieppe? und Paris, in Preussen bei Halle, Tennstädt,
Berlin!, in Böhmen zu Teplitz, in Sachsen bei Weissenfeis, in Russland bei Catharinenburg am Ural und bei Barnaul, Schlan-
genberg, Syrjanowskoi und Buchtarma in Sibirien, vielleicht in Brasilien. Fossil bei Cassel, Degernfors und Kymmene Gärd.
Diese sehr allgemein verbreitete Art lebt sehr zahlreich zwischen Oscillatorien. Man verwechselt sie leicht mit zerfallenen
Synedris oder Fragilarien, die keine mittlere Oeffnung haben; auch die junge Brut anderer Arten verwechselt man leicht damit.
Die Synonymie der früheren Beobachter ist gross und unauflöslich. Man hat aus verschiedener Vertheilung des Eierstockes verschiedene
unhaltbare Arten gebildet und die gestreiften Formen nicht unterschieden. Die mittlere runde Oeffnung mehr, als die Grösse, unter-
scheidet sie von der vorigen Art, welche ich selbst früher für die erwachsene Form dieser Art hielt. In Russland beobachtete ich sie
1829. Das Thierchen, welches die Austern grün färbt und wohlschmeckend macht, gehört vielleicht zu dieser Art oder zu N. Acus.
Yon Teplitz sandte mir Herr Alexander v. Humboldt die Form 1836 im Wasser des Schlangenbades. — Länge Vm bis '/so Li-
nie. Grösste Breite 5 — 7mal in der Länge. (Vergl. N. viridula.)
Erklärung der Abbildungen Taf. XIII. Fig. II.
Es sind 6 Exemplare in 10 Ansichten, 5 von Berlin, 1 von Barnaul.
Fig. 1. ist ein Exemplar von 2 Seiten dargestellt. Fig. 2. ist die Seitenansicht von Fig. 3. Fig. 4. ist ein anderes von der Bauchseite. Fig. 5.
ist die Seitenansicht von Fig. 6. Fig. 7. sind beide Seiten eines, nur y72 Linie grossen, Thierchens, alle 300mal vergrössert. Fig. 8. ist von
Barnaul, 450inal vergrössert, schärfer rhomboidal.
£14. Navicula? pellucida, gefurchtes Schiffchen. Tafel XIII. Fig. III.
N. laevis, testula lineari-lanceolata, aciculari, utrinque subacuta, longitudinaliter sulcata, sulco singulo in quo vis la-
tere inter costas binas.
Navicule sillonnee, lisse, a carapace lineaire-lanceolee en forme (Paiguille, presque aigue aute deute
bouts , sillonnee longitudinalement , ayant de chaque cöte un sitton bor de de deute cötes.
Frustulia pellucida, Kützing, Alg. aquat. Dec. IX. 1833. und Linnea, 1833. p. 543. Tab. XIII. Fig. 11.
Aufenthalt: Bei Weissenfeis in Sachsen.
Ich kenne diese Form nur aus Exemplaren, die ich von Herrn Kützing trocken erhielt. Er hat sie in den verkäuflichen
Decaden seiner Algen verbreitet. Sie liess sich scharf beobachten, doch bin ich über die mittleren Oelfnungen in Zweifel geblieben.
Sie hat einen Kieselpanzer, kann daher kein Closterium seyn. Vielleicht eigene Gattung. Sie fand sich zahlreich zwischen Oscilla-
torien und war beweglich. — Grösse V24 bis Vi 2 Linie. Breite 9- bis 12mal in der Länoe.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIII. Fig. III.
Fig. 1. und 3. sind 2 Seiten eines Individuums. Fig. 2., 4., 5. sind andere von verschiedener Grösse, alle 300mal vergrössert. Fig. 6. ist ein
durchschnittenes Exemplar. Fig. 7. ist eine ideale queere Dnrchschnittsfläche.
215. Navicula Acus, nadelformtges Schiffchen. Tafel xiil Fig. IV.
N. laevis, testula angustissima, lineari-lanceolata, aciculari, utrinque valde acuta.
Navicule Aiguille^ lisse, a carapace treu - etroite , lineaire-lanceolee, en forme d aiguille^ tres-aigue
aute deute bouts.
Navicula Acus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (183f2.) p. 264.
Aufenthalt: Bei Berlin, vielleicht auch bei Catharinenburg am Ural (N. velote, 1830).
tan
Diese Art hat auch grosse Aelmliclikeit mit einer zerfallenen Fragilaria oder Synedra. Frühere Beobachter mögen sie
sammt Nav. gracilis als Vibrio tripunctatus , Bacillaria Palea, Navicula Grammiiis beschrieben haben , die wohl zum Tlieil
Fragilarien waren. Ich fand sie am 11. Juli 1834 als häutigen Ueberzug der Gräben im Thiergarten, dann wieder am 21. März
1835 mit Meridion und Fragilarien, auch sehr häufig am 8. April 1836. Sie ist sehr lebendig in ihrer Steifheit. Die schmale
Seite ist nicht viel schmäler als die breite. Erstere ist nicht ganz scharf, aber sehr gespitzt, letztere abgestutzt. Den Eierstock sah
ich immer nur in der Mitte von gelbbrauner Farbe, die langen Spitzen farblos. Die Form erinnert an Closlerium setaceum. We-
gen der Beobachtung am Ural vergl. Euglena Actes. Die grösste Breite ist etwa 20mal in der Länge Länge Vae bis V24 Linie,
Dicke V720' — ^480 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIII. Fig. IV.
Fig. 1. ist ein Einzelthier in 2 Ansichten. Fig. 2., 3., 4. sind andere Exemplare von der Bauchseite, alle SOOinal vergrössert.
216. Navicula umbonata, lunLopftragendeg ^cbiffcben. Tafel XIIL Fig. V.
N. laevis, testula angusta lineari, unius lateris utroque fine constricto, umbonato.
Navicule pommetee^ lisse, etroite, lineaire^ d'un cöte etranglee aiicc deute bouts en forme de pom-
mette ou de tenon.
Navicula umhonata, (Bericht d. Berl. Akad. d. Wissensch. 1836. p. 32.) Wiegmans's Archiv f. Naturgesch. 1836. I. p. 244.
Aufenthalt: Im Ostseewasser bei Wismar und im Mineralwasser zu Carlsbad.
Diese zuerst im Ostseewasser bei Wismar im Sept. 1834 von mir beobachtete Form fand sich im April 1836 im Carlsbader
Mineralwasser wieder und half mit Nav. striatula und Hippocampus das Resultat der fossilen Infusorien herbeiführen. Nicht ein
weisser Fleck an jedem Ende ist der Character, sondern das Zapfen- oder Knopfartige der Bildung der Panzer -Enden. Im Meer-
wasser fanden sich Exemplare , die durch leichte Verengung in der Mitte an N. Librile erinnerten. — Länge Vsg — V20 Linie, grösste
Breite 7 — 9mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIII. Fig. V.
Es sind 3 Thierchen des Ostseewassers 300mal vergrössert abgebildet. Fig. 1. sind 2 Ansichten Eines Exemplares. Fig. 2, und 3. sind
Seitenansichten, erstere in der Mitte verengt.
21?. Navicula fulva, gelbliches Schiffchen. Tafel XIII. Fig. VI.
N. laevis, testula late lanceolata, utroque fine attenuato producta, subrostrata, ovario fulvo aut virescente, apertura
media rotunda.
N avicule fanve^ lisse^ ä carapace largement lanceolee^ amincie et allongee ancc deu& bouts en forme
de bec, ayant Vovaire fauve ou verdätre et Vonverture da milieu ronde.
Das Haberlhier (Oat-animal) , [Ardero:n und] Baker, 1754, Beiträge z. nützlichen Gebr. d. Mikroskops, p. 315. Tafel X. Fig. VII.
Chaos infusorium, Schrank, Beiträge zur Naturgesch. 1776. p. 110. Taf. IV. Fig. 28 — 31.
Vibrio Fusus, Schrank, Sammlung naturh. und physik. Aufsätze, 1796. p. 315. Taf. V. Fig. 5. Fauna boica, 1803. III. 2. p. 45.
Polypes des Conferves, Girod Chantrans, Recherch. sur les Conferves, 1802. p. 41. Tab. VI. Fig. 11", 11"', 11"'. Tab. IX. Fig. 20.?
Bacillaria fulva, * Nitzsch, Beiträge zur Infusorienkunde, 1817. p. 87. Tafel III. Fig. 8., 9., 13,, 14, 15, 16. Tafel IV.
— phoenicenteron , § Fig. 17.
Navicula oblusa, \ ^ _ . >,, .on.
. ' \ Bort, Encycl. meth. 1824.
— unvpunctata , \
Frustulia minor, Agardh, Syst. Alg. 1824.
Bacillaria fulva, N. Leiblein, Flora, bot. Zeit. 1827. I. p. 258.
Navicula obtusa, \
— wiipunctata, \ Turpin, Dict. des sc nat. 1828. PL Vegeto -animaux, f. Fig. 2, c; 2, b. II. Fig. 3. zum Theil ti. Fig. 7.
— Scalprum var. , y
CymbelU minor, » A&AR c crit> m^om im g,
— fulva, f x
Navicula fulva, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 64, 67, 69. 1831. p. 79. 1833. (1832.) p. 254, 263,
265, 266.
Navicula depressa! \
— aneeps (juv.), f
— parvula? } KÜTZING> Linnea, 1833. Taf. XIII. und XIV.
— major ? j
Navicula fulva, Bericht der Berl. Akad. d. Wissensch. 1836. p. 53, 83. Poggendorff's Annalen d. Physik u. Chemie, 1836. p. 220.
Aufenthalt: Lebend bei Norwich in England, bei Besangon und Paris in Frankreich, bei Ingolstadt und Würzburg in Baiern, bei
Carlsbad in Böhmen, bei Weissenfeis in Sachsen, bei Berlin!, Halle, Tennstädt in Preussen und bei Catharinenburg ! und Buch-
tarma! im asiatischen Russland beobachtet. Fossil bei Franzensbad in Böhmen und im Habichtswalde bei Cassel.
Sie findet sich oft in zahlloser Menge zu allen Jahreszeiten zwischen Oscillatorien und im Schlamme der Gewässer, wird aber
leicht mit N. Amphisbaena verwechselt. An Form gleicht sie der N. lanceolata, ist aber rippenlos. Die runde mittlere Deffnung
ist characteristisch, und man erkennt sie beim Trockenwerden, noch besser beim Glühen der Panzer. Gewiss auf diese Form beziehen
sich Girod Chantrans misslungene Verwandlungsbeobachtungen in Byssus Flos ac/uae. Da die früheren Beobachter die gestreiften
Formen nicht unterschieden und die wechselnde Form und Farbe des Eierstocks } auch die Grösse als Specialcharactere ansahen, so ist
die Synonymie nie vollständig und sicher zusammenzustellen. Einiges ist hier versucht, das weniger sichere ist im Nachtrage zur Gat-
tung zu finden. Ueber die Structur habe ich 1832 p. 254., 255. und 263. mancherlei mitgetheilt. Es sind 6 runde Oeffiiungen im
Panzer vorhanden. Der Eierstock besteht aus 2 dunklen und 2 hellen, in der Mitte zusammenhängenden, goldgelben, braunen, oder
auch lebhaft grünen, Platten. Dazwischen ist ein contractiler schleimiger crystallheller Körper. Viele helle Bläschen sind zerstreut
und wechselnd, zuweilen nur 4, oft aber ein Kranz oder mehrere Häufchen derselben in der Mitte um die Oeffnung. Häufig sind 2
augenartige grössere ausser der Mitte symmetrisch gestellt. Diese könnten Samendriisen seyn. In den Spitzen sind bewegte Pünktchen,
wie bei Closterium. Beim Kriechen mit der schmalen Seite nach oben bemerkt man an der ganzen lanzetförmigen breiten ^ dann seit-
45
1*8 —
liehen, Körperfiäche einen farblosen sehr durchsichtigen abstehenden Rand, eine vorgeschobene Sohle, welche fremde Körper kräftig
fortschiebt oder sich an sie stützend das Schiffchen selbst fortbewegt. Da sie wenig vorragt, so sah ich sie nie, wenn die breite Seite
nach oben lag. Sie reicht oft bis zu den Spitzen, wo ich sie an der Wirkung zuerst bemerkte, gehört aber, wie mir jetzt scheint,
der mittleren Oeffnung an, ist ganz einziehbar und vielleicht beiderseits vorhanden. Indigotrübung im Wasser erleichtert diese schwie-
rige Beobachtung des Organs bei 300- bis 500maliger Vergrösserung, dessen Wirkung leicht zu sehen ist. Die Form ist sehr be-
weglich. Junge dieser Art mögen oft für andere Arten gehalten werden. Die Durchsichtigkeit des glasartigen Panzers hat offenbar bei
Baker veranlasst, dass er bei der Rückenlage das Ende des farbigen Eierstocks jederseits für das Ende einer Schaale hielt und sie
daher klaffend zu sehen glaubte. Den Mitteltheil vorn und hinten hielt er für eine besondere Röhre, das umwenden auf die schmale
Seite für Zuklappen. Girod Chantrans hat sich wohl bei seinen Verwandlungen ebenso getäuscht, üeber Cordas Täuschung
siehe Nav. slriatula. Die fossilen Exemplare aus dem Polirschiefer von Cassel und Kiesclguhr von Böhmen sind nur jüngere For-
men, die zwar sehr wahrscheinlich , doch nicht völlig sicher, zu dieser Art gehören. — Länge Voe bis Vis Linie. Grösste Breite mehr
als l/* und weniger als xjz der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIII. Fig. VI.
Es sind 9 Exemplare von Berlin in verschiedenen Stellungen und Grössen, 300m al vergrössert.
Fig. 1. ist von 2 Seiten dargestellt. Fig. 2., 4., 6., 8., 9. sind gelbe und braune Farben- und verschiedene Formzustande des Eierstocks von der
breiten Bauchseite, sämmtlich nach lebenden beweglichen Thieren. Fig. 7. ist ein unbewegliches, todtes Schiffchen. Fig. 3. Seitenansicht mit Dar-
stellung der abstehenden bewegenden Sohle, der durch sie erregten langsamen Strömung und der Bewegungsrichtung des Schiffchens. Die Richtung
der Pfeile zeigt die Entgegensetzung der erregten Strömung und Bewegung, wie beim Fisch. Fig. 5. ist ein Exemplar mit grünem Eierstocke von
2 Seiten.
£18* Navicula Amphi$baena9 zweischitähliges Schiffchen. Tafel xm. Fig. vn.
N. laevis, testula ovato-lanceolata, utroque fine obtuse rostrata, rostris eubicis aut prismaticis, apertura media orbi-
culari.
Navicnle Amphisbene^ lissc, a carapace ovale -lanceolee^ eiranglee ance deute bonfs cn forme de
$ onton terminal cubique ou prismatique , ayatit /' ouverture du niUicu von de.
Navicula Amphisbaena, Bory, Encycl. meth. 1824.
Navicula Ampliisbaena y i
— biiruncata, \ Türpin, Diction. des sc. nat. 1828. PI. I. 2. Fig. 2, 9. PI. II. Fig. 3. links.
— Scalprum aar. , »
Navicula ventricosa, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 67.
Navicula Ampliisbaena > Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 254. zum Theil.
Frustulia cuspidata , Kütziiüg, Linnea, 1833. p. 549. Tab. XIV. Fig. 26.
Aufenthalt: Bei Paris , Weissenfeis , Berlin, Carlsbad und Teplitz in Europa, und bei Buchtarma am Altai in Asien beobachtet.
Vielleicht kannte schon Nitzsch 1817 diese Form als Bacillar'ia fulva Fig. 18. und als Bac. phoenicenteron , auch
Fig. 18. Baker's Haberthier hielt Bory für dieser Art verwandt, ich habe es zur vorigen Art gestellt. Auf der Reise mit Herrn
v. Humboldt 1829 beobachtete und zeichnete ich es als Nav. (fulva varj) ventricosa. Durch ein Versehen wurde die Form im
allgemeinen Verzeichniss übergangen. Auch ist vielleicht N. fulva von Catharinenburg , welche der Fr. cuspidata Kützings ähn-
lich ist, hierher zu stellen. Erst seit dem 19. Mai 1832 halte ich diese Art, zahlloser beobachteter Mengen halber, für sicher ver-
schieden von der vorigen. Ich verwechselte aber bis 1833 noch die seltner darunter lebende gestreifte N. capitata mit dieser, und
daher hielt ich sie für einerlei mit Turpin's vermeinten Jungen der Surirella slriatula. Bory's Beschreibung von 1824 und Tür-
pin's Abbildung von 1828 passen auf gegenwärtige Form. Das zitternde Organ, welches Bory in der Mitte gesehen haben will, kann
nur der schiebende Fuss gewesen seyn. Der Eierstock ist meist goldgelb, und die mittleren Lappen sind durch eine kreuzförmige Spal-
tung oft 4theilig, so dass 6 Platten vorhanden sind. Helle zerstreute Bläschen als poly gastrische Zellen und 2 grössere constante au-
genartige helle Flecke (vielleicht Samendrüsen) vervollständigen den Organismus. Bewegliche Körperchen in den Zapfen fehlen. Die
Ortsveränderung geschieht am raschesten hier, wie bei allen Arten, auf der breiten Seite, weil der Fuss dann sich unten am Boden
anhält. Die directen Wirkungen des Fusses habe ich zahllose Male gesehen, aber der Fuss selbst scheint sehr wenig vorzuragen und
wurde nie an sich deutlich. Die mittlere Oeffnung ist rund. Durch Herrn v. Humboldt's Güte erhielt ich im Juli 1836 Wasser
vom Schlangenbade und der Gartenquelle zu Teplitz, worin ich in Berlin diess Thierchen lebend fand. Auch im Carlsbader Mineral-
wasser sah ich es lebend in Berlin. — Länge Vi4* bis V20 Linie beobachtet. Breite mehr als V3 Ms lk der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIII. Fig. VIL
Es sind 4 grössere und mehrere kleinere Exemplare bei 300maliger Vergrösserung dargestellt.
Fig. 1. war 1/20 Linie gross. Es zeigt die Längsspaltung der Eierplatten. Der grosse helle Fleck in der Mitte ist wohl eine Magenzelle. Fig. 2.
ist ein und dasselbe sehr bewegliche Thierchen von 2 Seiten mit deutlicherer Queerspaltung der Eierplatten und 2 augenartigen Drüsen (?). Fig. 3.
ebenso mit eingeschrumpftem Eierstocke, unbeweglich, vielleicht todt. Fig. 4. eine andere lebende Form. Fig. 5 — 6. sind sehr kleine, bis zu
yi44 Linie lange, Junge.
219. Navicula platystoma, toreitinündiges Schiffchen. Tafel xm. Fig. VIII.
N. laevis, testula late lineari oblonga, utroque fine obtuse rostrato, apertura media transversa lineari.
Navicnle platystome, lisse, ä carapace lineaire elargie^ oblongue> etranglee aua> deiia; bouts en
forme de bec obtus, ayant V Ouvertüre du milieu transversale lineaire.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese ausgezeichnete Art fand sich mit N. nodosa und amphisbaena zuerst im März 1835, dann wieder am 8. April 1836
zwischen Oscillatorien. Alle Flächen sind gerade und parallel. Seit dem April 1837 fand ich sie im ganzen Mai im Thiergarten häu-
fig wieder. Die breite mittlere Queerspalte zeichnet sie, getrocknet, leicht aus. — Länge % bis V20 Linie beobachtet. Breite weni-
ger als Vs> mehr als % der Länge.
1¥9
Erklärung der Abbildungen Taf. XIII. Fig. VIII.
Es sind 4 Exemplare verschiedener Grosse, alle auf der breiten Fläche liegend, SOOmal vergrössert.
220. Wavicula nodosa, ausgeschweiftes (Schiffchen. Tafel XIII. Fig. IX.
N. laevis, testula linearis lateribus mediis tri-undulatis, nodosis, utroojue fine obtuse rostrato, apertura media rotunda.
Navicule noueuse, lisse, ä carapace lineaire^ ayant trois courbures oa noeuds lateraucc au milieu,
etranglee aucc bouts en forme de bec obtus, V ouverture du milieu ronde.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Auch diese Art fand sich, aber nie häufig , mit N. amphisbaena und platy Stoma im März 1835 bei Berlin. Sie war
deutlich bewegt. — Länge V36 Linie. Grösste Breite mehr als %, weniger als V3 der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIII. Fig. IX.
Es sind 3 Exemplare von der breiten Seite bei 300maliger Vergrösserimg dargestellt.
221. Wavicula Trocftus, schnellradartig'es Schiffchen. Tafel XXL Fig. VIIL
N. laevis, testula brevi, media parte valde tnrgida, utroque fine valde eonstricto obtuse et valide rostrata, lineis lon-
gitudinalibus paucis exarata, apertura media rotunda.
N avicule Toupie, lisse, a carapace tres-gonßee au milieu et tres-ctranglee auzc deute bouts en forme
de bec large obtus, aya?it r/uelr/ues raies longitudinales et F ouverture du milieu ronde.
Navicula (incerta) , Bericht d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 20. Febr. 1837. p. 45.
Aufenthalt: Fossil im Bergmehl bei Degernfors in Schweden.
Diese ausgezeichnete Form ist am botnischen Meerbusen mit N. viridis, den Eunotien und andern Formen als Bergmehl
fossil und im Jahre 1832 zu Brod verbacken worden. Herr Berzeliüs analysirte dieses Bergmehl 1833 und fand organische Sub-
stanz , Quellsäure und viele Kieselerde (Poggendorffs Annalen d. Phys. Band 29. p. 261.). Prof. Retzius erkannte nach Ent-
deckung der fossilen Infusorien die Gegenwart von Infusorien auch liier, was von mir im Febr. 1837 bestätigt wurde. — Länge 1j-{1
Linie. Grösste Breite mehr als die Längenhälfte.
Erklärung der Abbildung Taf. XXI. Fig. VIIL
Es ist ein 300mal vergrössertes Exemplar von der Bauchfläche a und der Lateralfläche ß dargestellt.
222. Wavicula IPollis, schlauchartiges $chiffchen.
N. laevis, testula brevi depressa, media parte valde turgida, utroque fine valde eonstricto rostrata, nee lineata.
Navicule Outre, lisse, ä carapace courte, deprimee, lateralement tres-gonßee au milieu et tres-etran-
glee auze deuev bouts en forme de bec etroit, sans raies longitudmales.
Navicula Follis, Bericht der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 27. Juni 1836. p. 53. 1837. p. 44.
Aufenthalt: Im Bergmehl von Santafiora in Toscana fossil.
Auch diese, der vorigen sehr ähnliche, Art ist noch nicht lebend beobachtet. Sie ist sehr klein. Man muss sich hüten,
Halbtheile der jungen Nav. Librile mit ihr zu verwechseln, die nur ein dünnes Ende haben. Die 6 runden Oeffnungen sind beob-
achtet. — Länge V192 Linie. Breite etwas mehr als die Längenhälfte.
Eine Abbildung konnte nicht mehr aufgenommen werden. Die N. Follis des Casseler Polirschiefers habe ich doch als be-
sondere Art, N. Cruze, und die von Degernfors als N. Trochus verzeichnet.
223. Wavicula? trinodis, dreihäuchiges Schiffchen.
N. laevis, testula lineari elongata, media brevi unius lateris parte turgida, utroque fine eonstricto longe rostrata, api-
eibus tumidis.
Navicule trinode, lisse, a carapace lineaire allongee, ayant d'un cöte un gonflement court au mi-
lieu et les deute bouts etrangles longs a boutons terminaux).
Navicula? IrinodiSy Bericht der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, April 1837. p. 45.
Aufenthalt: Im Bergmehl von Degernfors in Schweden, von Kymmene Gärd in Finnland und von Santafiora in Toscana fossil.
Diese Form, deren andere Seite, wie die der vorigen, ganz linear und parallel ist, könnte zu den Fragilarien oder Ba-
cillarien gehören, indem sie der Seitenansicht der B. tabellaris nahe kommt. Die Oeffnungen des Panzers werden diess ent-
scheiden. Ich konnte sie bisher nicht deutlich erkennen. — Länge xj12 bis V40 Linie, grösste Breite 9- bis 13mal in der Länge.
Eine Abbildung konnte nicht mehr aufgenommen werden.
224. Wavicula Cari9 Carus- Schiffchen.
N. laevis, testula lanceolata gracili, a quo vis latere acuta, apertura media rotunda.
Navicule de Carus, lisse, ä carapace lanceolee grele, aigue des r/uatre cötes, ayant V ouverture du
milieu ronde.
Navicula Cari, Bericht d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1836. p. 83.
Aufenthalt: Im Polirschiefer von Cassel.
— ISO
Diese Art giebt die Hauptmasse des silbergrauen Polirschiefers vom Habichtswalde. Sie ist der N. gracilis ähnlich, aber
nicht abgestutzt, und ist durchgehend kleiner. Ich fand sie zuerst in einem Pröbclien des Gesteins , welches mir Herr Hofrath Carus
in Dresden freundlich zusandte , dann aber viel besser erhalten durch Herrn Dr. Philippi in Cassel. — Länge Voe Linie. Breite
etwa V* der Länge.
Eine Abbildung konnte nicht mehr gegeben werden.
S£5# Navicula f quadricostata, vierriefiges Schiffchen. Tafel XXI. Fig. ix.
N. laevis, testula ovato-oblonga, tenui, utrinque truncata, costis longitudinalibus quaternis, apertura media duplici in
latere uno.
N avicule quadricostee^ lisse, a carapace ovale -oblongue, mince, tronquee au& deu& bouts^ ayatit
4 cötes longitudinales et deuaz ouvertures du müieu au meme plan.
Frustulia appendiculata Ag.^ Corda, Almanac de Carlsbad, 1835. Taf. I. Fig. 13, nicht Fig. 12.
Navicula quadricostata , Bericht der Berlin. Akad. d. Wiss. 1836. p. 33. Ausführlicher in Wiegmann's Archiv 1836. I. p. 244-
II. p. 185.
Aufenthalt: Im Mineralwasser zu Carlsbad, im Soolwasser zu Schönebeck , vielleicht auch am Sinai.
Diese Form hat viel Aehnlichkeit mit dem freigewordenen Schiffchen eines Cocconema^ und obwohl dieselbe keineswegs in
jene Gattung gehört, so zeigt sie doch auch nicht unwichtige Abweichungen von Navicula in der Stellung der Oeffnungen, deren 2
mittlere nicht entgegengesetzt, sondern auf derselben Seite nebeneinander sind. Die Endöffnungen sind unklar geblieben. Das Cocco-
7iema Cistula vom Sinai ist in der Zeichnung dieser Navicula nicht unähnlich. Ich fand sie lebend in Berlin in Carlsbader Mine-
ralwasser und bald darauf in Soolwasser von Schönebeck. Agardh kann leicht diese Form mit zu seiner Frustulia coffeaeformis
gerechnet haben, wofür seine Abbildungen, Icones Älg. europ. IL c. und e. sprechen. Agardh's Frustulia appendiculata ist
eine wahre Frustulia. — Länge Vm bis V72 Linie. Breite meist mehr als % der Länge, zuweilen auch weniger. (Vergl. N. lineolata.)
Erklärung der Abbildungen Tafel XXI. Fig. IX.
Es sind 6 Darstellungen, 300mal vergrössert
226. Navicula haltica, baltisches Schiffchen. Tafel XIII. Fig. x.
N# laevis, testula sigmatoidea, media lineari reeta, utroque extiino fine parumper attenuato, obtuso ineurvo, interancis
aureis.
N avicule baltic/ue, lisse, a carapace sigmoidc, droite et lineaire au milicu, un peu amincie^ cour-
bee et obtuse ante bouts, ayant les intestina jaunes d'or.
Navicula laltica, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 258.
Aufenthalt: Bei Kiel.
Entdeckt wurde diese Art am 23. Oct. 1832 in Berlin in leuchtendem Ostseewasser von Kiel, welches Herr Dr. Michae-
lis zu senden die Güte hatte. Die Oeffnuiigen und Bewegung sind nicht beobachtet. Die Stäbchen sind 15- bis 16mal so lang als
breit, in der Mitte gerade linear, an den letzten Enden entgegengesetzt gekrümmt, /förmig, stumpf. Eine Längsfurche bezeichnet die
Mitte, und ebenda klaffen die beiden goldgelben Platten (des Eierstocks?). Die mittlere Oeffnung scheint rundlich und klein gewesen
zu seyn. In einem Exemplare war die goldgelbe (Eier-) Masse auf einer Seite in 6, auf der andern in 7 Flecke vertheilt (ein Theil
entleert?). — Länge % Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIII. Fig. X.
Es sind 2 1832 gezeichnete Formen, 30Omal vergrössert.
2£8f. Navicula Hippocampus, Seepferdchen. Tafel XIII. Fig. XI.
N. laevis, testula lanceolato- sigmatoidea, longitudinaliter lineolata, ab angusto latere reeta, lineari.
N avicule Hippocampe, lisse, a carapace lanceoMe - sigmoide , rayee longitudinalement , lineaire et
droite du cöte grele.
Navicula Sigma und fleoeuosa, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 259. 267, Nota,
Navicula attenuata-, Kützing, Linnea 1833. Tab. XIV. Fig. 35.
Navicula Hippocampus a laevis, ß striata, Tafel XIII. dieses Werkes, 1835.
Scalprum siriatum, Corda, Almanac de Carlsbad, 1835. p. 193. Taf. V. Fig. 70.
Navicula Hippocampus ß striata, in Wiegmans's Archiv f. Natur g. 1836. p. 185.
Aufenthalt: Bei Wismar in der Ostsee!, bei Artern! und Carlsbad! im Salzwasser, auch bei Weissenfeis?.
Diese Art hat Kützing- zuerst besonders genannt, allein weil der Name nicht characteristisch war, und die Abbildung keine
Längsstreifen, aber Queerstreifen, zeigte, so zog ich die Form früher zu N. fleceuosa. Aus Exemplaren des Herrn Kützing ersah
ich aber neuerlich, dass er diese Art gemeint hat, und die Queerstreifen sind nur Schattirungs - Mittel. Da ich selbst im Carlsbader
Wasser diese Art beobachtete, so scheint auch Corda's Form hierher richtig bezogen. Bei Wismar beobachtete ich sie in brakischem
Wasser des Hafens zahlreich. Das auffallende gleiche Vorkommen bei Carlsbad und in der Ostsee veranlasste die fruchtbare Combi-
nation, deren Entwickelung die Entdeckung der fossilen Infusorien war. Es giebt Formen ohne alle sichtliche Längsstreifung; andere,
welche sie beim Trocknen erst erkennen lassen. Ich zählte 16 bis 18 Streifen. Kützing behauptet, sie bei Weissenfeis auch im
süssen Wasser gefunden zu haben, allein Achnanthes brevipes war gleichzeitig da und ist eine Salzform. Corda nennt die End-
öffnungen Fussblasen und zeichnet das Auswerfen des (Eierstocks?) durch die mittlere Oeffnung, was für richtig beobachtet anzuerken-
nen bedenklich erscheint, zumal da es Turpin durch die Endöffnung sah (s. N. Scalprum). — Grösse '/s bis J/e Linie. Breite
5— 8mal in der Länge.
181 —
Erklärung der Abbildungen Taf. XIIL Fig. XL
Es sind 3 Exemplare, davon 2 in Doppelansicht, dargestellt, 300mal vergrössert.
Fig. 1. ist die gestreifte Form von der breiten und schmalen Seite mit den Oeffnungen. Fig. 2. und 3. sind glatte Formen, alle aus der Ostsee.
Fig. 2. hat im Grunde der Hörner jederseits 2 helle Bläschen (Drüsen).
238. Navicula Sigma, £§- Schiffchen. Tafel XIIL Fig. XIL
N. laevis, testula lanceolato- sigmatoidea, nee lineata, ab angusto latere lanceolato-Iineari.
Navicule Sigma, lisse, a carapace lanceolee -sigmöide, sans raies, ayant du cöte etroit la forme li-
neaire - lanceolee.
Bacillaria fusiformis, Symbolae physicae, Hemprich u. Ehrenberg. Evertebrata I. 1828.
Navicula fusiformis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 17, 20. 1830. p. 56.
Navicula sigmoidea, Symbolae physicae, Hemprich u. Ehrenberg. Evertebrata I. Text Polygastrica, Fol. e. a. 1. 1830.
Navicula siamoidea* \ k , , , , ,
— ilexuosa \ AbIland1' der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 80.
Navicula Sigma, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 259, 261.
Fmstulia acuminata, Kützing, Linnea, 1833. Alg. Dec. IX. und Linnea., p. 27. Tafel XIV. Fig. 36.
Pharyngoglossa sigmoidea , Corda, Almanac de Carlsbad, Taf. I. Fig. 16.
Aufenthalt: Im Wadi Essele des Sinaigebirges in Arabien, bei Berlin!, bei Uralsk im Ural und bei Bucbtarma und Barnaul in Si-
birien, bei Carlsbad (im Süsswasser) und bei Tennstädt in Thüringen beobachtet.
Diese Art wurde in Arabien 1823 von Hemprich und mir entdeckt und später erst auch bei Berlin im Januar, Februar
und Mai gefunden. Die Mangelhaftigkeit der früheren Beobachtungen liess sie mit N. sigmoidea verwechseln; später wurden N. fle-
xmosa aus Sibirien und N. Hippocampus der Ostsee von ihr getrennt, deren erstere aber in ihrem Character der Streifung, den ich
aus meinen damals entworfenen Zeichnungen schloss, nicht ganz sicher ist, daher hier unterdrückt wird. Neuerlich ist auch N. Seal-
prum abgesondert worden. Corda beschreibt und zeichnet einen einfachen Darmkanal und eine hervorhängende Zunge. Die Mittel-
leiste des Panzers hat ihn deutlich beim ersteren getäuscht, und wohl also auch irgend ein fremdes anhängendes Körperchen beim zwei-
ten. Was er ohne Begründung After, Analfuss und Geschlechtswarzen nennt, widerstrebt der Analogie und Kenntniss der vielen an-
dern Formen. Die 41appigen goldgelben Platten und farblosen Magenblasen im Innern waren deutlich, auch sah ich zuweilen im Innern
frei bewegte Körperchen. — Grösse Vis bis % Linie. Grösste Breite 5 — 8mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIIL Fig. XIL
Es sind 5 Exemplare bei 300maliger Vergrösserimg gezeichnet.
Fig. 1. ist halb gewendet; Fig. 2. zeigt neben den gelben (Eier-) Platten viele zerstreute Magenzellen; Fig, 3. nur in der Mitte; Fig. 4. ist
erfüllt mit bewegten Körperchen; Fig. 5. ist eine Form von ihrer schmalen Lateral- und breiten Bauchfläche.
2£9. Navicula Scalprum, Messer -Schiff eben. Tafel XIIL Fig. XIII.
N. laevis, testula sigmatoidea lanceolata, nee lineata, ab angusto latere lineari, parva.
Navicule Tranchet, lisse, a carapace sigmoide lanceolee , sans rate* longitudinales , ayant du cöte
etroit la forme lineaire.
Navicula Scalprum, Gaillon, nach Turpin, Mem. du Mus. T. XV. PI. 10. 1827.
Cymhella Scalprum, Agardh, Consp. er it. Diatom. p. 11. 1830.
Frustulia Scalptrum, Kützing, Linnea, 1833. p. 556.
Navicula Scalprum?, Bericht der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1836. 30. Juni. p. 56.
Aufenthalt: Lebend bei Ha vre und Dieppe und bei Wismar im Seewasser; fossil im Polirschiefer von Bilin?.
Gaillon entdeckte diese Art wohl bei Dieppe, Turpin theilte aus dem Manuscript und nach eigener Anschauung mehrere
Details mit, hielt sie aber für eine einfache Pflanzenzelle. Er verwechselte auch 3 bis 4 Arten: N. Amphisbaena, N. fulva? u. s. w.
Türpin will das Auswerfen von Saamen (Eierlegen) aus der Spitze beobachtet haben. Vielleicht hat er sich aber hier durch Micra-
sterias getäuscht, er hat es jedoch abgebildet (vergl. N. Hippocampus). Seine Figuren sind etwas schlanker, was ich als Differenz
der Auffassung ansehe. Auch die fossilen sind etwas schlanker. Agardh und Kützing beschrieben sie wieder als Pflanze, ohne sie
aber selbst gesehen zu haben. Ich fand sie 1834 bei Wismar sehr häufig im Wasser der Ostsee mit Conferven. Sie ist viel kleiner
und gedrängter, als Nav. Hippocampus, deren längere Hörner hier nie vorkamen. Das Doppelbläschen (Doppeldrüse?) war aber
auch vorhanden. 4 braungelbe Eierplatten. Grösste Breite nur 4— 5mal in der Länge. — Länge 736 — Vm Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIIL Fig. XIIL
Es sind 5 verschiedene Formen in 300maliger Vergrösserimg dargestellt.
Fig. 1. und 5. sind von beiden Seiten gezeichnet. Fig. 2. und 4. sind andere kräftig kriechende Formen. Fig. 3. ist todt.
230. Navicula curvula, krummes Schiffchen. Tafel XIIL Fig. XIV.
N. laevis, testula anguste lineari sublanceolata, sigmatoidea, nee lineata.
Navicule courbee, lisse, ä carapace sigmoide etroite lineaire leger ement lanceolee , sans raies longi-
tudinales.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese Form gleicht einer Synedra Ulna oder Fragilaria, ist auf allen 4 Seiten gleich breit, aber s- förmig. Ich fand sie
1835, auch im Mai 1837 öfter, beweglich, immer einzeln, mit Oscillatorien und den andern Formen bei Berlin. Länge V36 Linie.
Grösste Breite 14- bis 15mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIIL Fig. XIV.
Es sind 3 verschiedene Exemplare, 300mal vergrössert. Fig. 2. ist von 2 Seiten dargestellt.
46
182
231. Navicula Arcus, Bogen -Seliiffclieii. Tafel xxi. Fig. x,
N. laevis, testula anguste lineari arcuata, media inflexa, ubique umbonata.
Navicule Are, lisse, h carapace etroite lineaire arquee, flechie et ombiliquee an milieu.
Navicula Arcus, in Wiegmann's Archiv für Naturg. 1836. I. p. 243, 244.
Aufenthalt: Im Mineralwasser zu Carlsbad.
Diese sehr ausgezeichnete Art erinnert durch ihre Gestalt an Achnanthes, wo das Geknickte der Form öfter vorkommt. Ich
fand sie in zahlloser Menge im Wasser der Carlsbader Mineralquellen, welches mir Herr Fischer auf meine Bitte nach Berlin brachte.
Ich sah sie in Selbsttheilung, aber nie bewegt. Von der Seite gesehen haben die Enden eine Einschnürung und ein Köpfchen. Länge
Vsoo bis V48 Linie. Grösste Breite der kleinen 2y2mal in der Länge, der grossen 9 — lOmal.
, Erklärung der Abbildungen Taf. XXI. Fig. X.
Es sind 19 Formen in den verschiedensten Zuständen abgebildet, 300mal vergrössert.
b. Queer gestreifte, innerlich gerippte Schiffchen: Surirella:
H&H. Navicula sigmoidea, Es -ähnliches Schiffchen. Tafel XIII. Fig. XV. Tafel xxi. Fig. XI.
N. striata, testula anguste lineari sigrnatoidea, apice euneiformi truncato.
Navicule sigmoide, rayee, a carapace lineaire etroite sigmoide, tronquee aux; bouts euneiformes.
Bacillaria sigmoidea, Nitzsch, Beiträge z. Infusorienkunde, 1817. (1816.) p. 104. Leiblein, Flora, bot. Zeitung, 1827. I. p. 258.
Cymbella sigmoidea, Agardh, Consp. crit. Diatom. 1830. p. 11.
Navicula sigmoidea, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 260.
Sigmatella Nitzschii) Kützing, Algarum sicc. Dec. I. 1833.
Frustulia Nitzschii , Kützino, Linnea, 1833. p. 554. Tafel XIV. Fig. 33.
Aufenthalt: Bei Halle!, Würzburg !5 Sachsen, Hildburghausen in Franken und bei Berlin! beobachtet.
Diese Form ist eine der grössten und dadurch besonders ausgezeichnet, dass sie die einzige durch kurze Rippen innerlich zel-
lioe krumme Art ist, aber sie beweist auch, dass die Krümmung der Schiffchen kein Cbaracter ist, nach welchem man physiologische
Abtheilungen oder gar besondere Genera machen dürfte. Die von mir 1831 N. sigmoidea genannte arabische Art ist als N. Sigma
abgesondert. Nitzsch hielt diese Art für pflanzlich und sah nur röthlichgelbe, ich sah auch schöngrüne und bewegte in beiden Farben.
Leiblein fand sie bei Würzburg in Baiern. Ich sah sie bei Berlin im Januar, März, April, Mai und Juni häufig und oft mit einer
parasitischen kleinen Cocconeis besetzt, welche auch bei N, Librile die Rolle einer Infusorienlaus übernimmt. Die Queerstreifen oder
inneren Zellwände haben folgende feste Verhältnisse zur Grösse: Voo Linie Grösse hat 10, 'As 14, V40 15, V30 20, V24 27, V12 54,
7io 60, 7g 108, lU 162, 7s 216 Streifen. — Länge ljw bis 7s Linie beobachtet, Breite etwa 20mal in der Länge des Einzelnen.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIII. Fig. XV. Taf. XXI. Fig. XL
Es sind auf Taf. XIII. 3 Einzelthiere, auf Taf. XXI. 1 in 300maliger Vergrösserung dargestellt
Taf. XIII. Fig. 1. ist einfach von 2 Seiten, l/9 Linie gross, mit 70 Streifen. Fig. 2. ist durch Selbththeilung doppelt, auch von 2 Seiten. Fig. 3.
ist ein sehr junges, 7*0 Linie gross, mit 15 Streifen. Taf. XXI. ist ein mit Cocconeis Pediculus und Hygrocrocis besetztes Exemplar.
£33. Navicula viridis, grünfarhiges Schiffchen* Tafel xm. Fig. XVI. Tafel xxi. Fig. XII.
N. striata, testula reeta, lineari, utroque fine a latere truncato, a ventre rotundato, striis (cellulis) 15 internis in
centesima lineae parte.
Navicule verle, rayee, a carapace droite, lineaire , tronquee aux; deute bouts du cöte lateral, arron-
die du edie ventral, ayant 15 raies (cellules) internes dans chaque centieme d'une ligne de sa
longueur.
Bacillaria viridis, 1
— fulva, \ Nitzsch, Beiträge zur Infusorienkunde, 1817. p. 97. Tafel VI. Fig. 1 — 3.
— phoenicenteron, )
Bacillaria viridis , 1
Navicula scatyrum, \ Turpin, Dict. des sc. natur. Plancli. Vegeto-animaux, I. Fig. 1. e. Fig. 2. d. zum Theil. II. Fig. 6. 1828.
— hifunetata , j
Ad Ciosieria repellmda forma, Agardh, Conspectus crit. Diatom. 1830. p. 2.
Navicula, Surirella, viridis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 81. 1833. (1832.) p. 255, 265. Note.
Frustulia vindis, Kützing, Linnea, 1833. p. 551.
Frustulia agrestis, Corda? Almanac de Carlsbad, 1835. Tab. I. Fig. 14- 15. p. 195.
Navicula, Surirella, viridis, Bericht der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1836. p. 53, 83. 1837. p. 44. Poggendorff's Annal,
d. Phys. und Chem. 1836. p. 213. Tafel III. Fig. 1.
Aufenthalt: Lebend bei Halle, Paris, Berlin!, Carlsbad!. Fossil als Erde bei Franzensbad in Böhmen, Santafiora in Italien, De-
gernfors in Schweden, Kymmene Gärd in Finnland, als Polirschiefer bei Cassel.
Der Entdecker dieser Art, Herr Prof. Nitzsch, rechnete sie unter seine vegetabilischen Bacillarien und hielt die grüne Farbe
für wichtigen Character, daher mag er unter den ähnlichen Gestalten der B. fulva und phoenicenteron p. 97. diese gemeint haben,
wenn sie einen gelben oder röthlichen Eierstock hatte. Ich habe sie zahllose Male deutlich bewegt gesehen, obschon sie langsamer ist,
als N. fulva. Turpin und Bory mögen sie den Abbildungen nach als Nav. bipunetata und obtusa?, ersterer auch als Scalprum
mit verzeichnet haben. Agardh und Kützing referiren nur die Beobachtungen von Nitzsch, und ersterer ist der Meinung, dass es
keine grünen Cymbellen und Frustulien geben könne, während jedoch gelb, braun und grün sehr oft bei gleichen Arten wechseln.
Dass Corda's F. agrestis als Junges hierher gehöre, glaube ich desshalb, weil ich im Carlsbader Sumpfwasser die N. viridis selbst
183
beobachtete. Seit 1836 ist diese Form besonders dadurch höchst merkwürdig geworden, dass sicli bei ihr ausser der Form auch durch
das Zahlenverhältniss der Theile die Identität der fossilen Naviculae mit den lebenden feststellen liess. Das Hinwenden der Aufmerk-
samkeit auf die Kieselinfusorien der Quellen von Carlsbad bewirkte die Entdeckung der Naviculae im Kieseiguhr zu Franzensbad. Die
vorhergegangene Beobachtung deä festen Zahlenverhältnisses der Zellen bei den gestreiften Naviculis bewirkte die sichere sofortige
Feststellung der Identität der lebenden Navicula viridis mit der fossilen, und gerade diese grössere Navicula ist eine sehr verbrei-
tete Hauptform der fossilen Infusorien geworden. — Die wie feine Queerstreifen erscheinenden inneren Zellwände des Panzers sind in
4, den Ecken des Panzers entsprechende, Längsreihen geordnet, welche auf der schmäleren (Bauch- und Rückseite) breiter, auf der
breiten Seite schmäler sind. Eingesenkt in diese Zellen sind innerlich nur 2 gelbgrüne, am Rande etwas gezahnte, Blätter des Eier-
stockes, welche der ganzen Länge gleichen. Die zwei andern, mittleren, welche andere Arten besitzen, scheinen hier zu fehlen, oder
befinden sich in dem mittleren dunkleren Theile. Auf der Bauch- und Rückenseite klaffen beide Platten in einem Längsspalt, und von
denselben beiden Seiten aus wird die Bewegung vermittelt. Viele veränderliche Bläschen (Magen) sind im Innern verstreut und durch
eine irritable crystallhelle Gallerte (den Körper) vereinigt, daher oft zitternd. Zuweilen sah ich an den Enden einige besondere beweg-
liche dunkle Punkte, wie bei Closteriam und Nav. fulva, aber nicht immer, also wohl anderer Art. Längstheilung sieht man oft
vom Rücken aus unter der kieseligen Oberhaut, daher hängen denn zuweilen 2 zusammen. Corda hat diess für Begattung der N.
agrestis gehalten und 2 Verbindungstheile mit 2 mittleren Oeffnungen abgebildet, welche Beobachtung in allen Einzelheiten meiner Er-
fahrung widerstrebt und in zu rascher Auffassung ihren Grund haben mag. Die 6 Oeffnungen des Panzers sind zu 3 auf der Rücken-
und Bauchfläche leicht sichtbar, die mittlere liegt in einer tiefen Grube und scheint excentrisch, neben der Mittellinie. Schiffchen von
Vs Linie Grösse haben 300 Streifen, Ve 256, % 192, Vio 150, V« 128, Vie 96, Vis 84, %> 75, V24 64—66, % 42—44,
V48 32, Veo 25, V72 21—22, % 16 — 18, V100 15, 7m 10 — 11, Vm 8, %* 5 — 6, %Q 2—3, W 1—2. Die gelbgrü-
nen Körnchen des Eierstocks haben etwa . V2000 Linie Durchmesser, die auskriechenden Jungen würden also 1 bis 2 innere Zellen haben,
sind aber nicht beobachtet. — Länge von V96 his 1/6 Linie beobachtet; grösste Breite bei Jungen 2*4, bei alten 6 — 7mal in der
Länge. (Vergl. Nav. gibba.)
Erklärung der Abbildungen Taf. XIII. Fig. XVI. und Taf. XXL Fig. XII.
Fig. 1. ist ein Einzelthier mit 125 Streifen, 1/12 — x|13 Linie gross, in 3 verschiedenen Lagen: a. von der breiten Lateralfläche, ß. von der schmalen
Bauch- oder Rückenfläche mit den 3 Oeffnungen, y. ist halb gewendet. Fig. 2. und 3. ist ein todtes Thierchen vou 2 Seiten. Fig. 4. ist mit dem
Messer queer durchschnitten und dadurch in 4 Panzertheile zerfallen, welche bei f zusammenhängen. Die beiden Platten des Eierstocks sind frei her*-
vorstehend und haben sich umgebogen; ein abgeschnittener Theil liegt bei f daneben. Fig. 5. ist ein leerer Panzer eines todten Thierchens, von
selbst in 2 Theile klaffend. Fig. 6. ist in der Selbsttheilung, erscheint von der breiten Seite doppelt, von der schmalen Seite her einfach. Fig. 7.
ist ganz jung, ^96 Linie gross. Fig. 8. ist eine Ansicht von vorn. Alle sind 300mal vergrössert und ein Jahr vor Auffindung der fossilen gestochen.
Fig. XII. Taf. XXI. ist nach Auffindung der fossilen gestochen: 1. nach lebenden, durch Glühen gereinigten, Panzern; 2. ist mit vielen Magenzellen
erfüllt und hat bei + vielleicht 2 männliche Drüsen; 3. ist nahe vor seiner Längstheilung, daher sehr breit, und hat 2 grosse Blasen (Drüsen?).
In beiden ist der mittlere dichtere Körper sichtbar.
£34. Navicula macilenta, sclimäclitiges Schiffchen. Tafel XXL Fig. xni.
N. striata, testula recta, lineari, angusta, altero latere truncato, altero rotundato, in centesima lineae parte striis ccl-
lulisve 23 notata.
Navicule maigre, rayee, a carapace droite, lineaire, grele, tronr/uee au baut du cöte plat, arrondie
de Fautre, ayant dans c/iar/ue ceniieme d'une ligne de sa longueur 23 raies transversales ou
cellules internes*
Navicula macilenta, Bericht der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1837. p. 45.
Aufenthalt: Im Bergmehl von Degernfors in Schweden und von Kymmene Gärd in Finnland, nur fossil beobachtet.
Diese Form ist der Nav. viridis sehr verwandt , aber schmäler und dichter gestreift. Die Streifungstafel ist: Vi* Linie hat
190 Streifen, Vis 126, V20 115, V24 96, Vso 76, % 63, % 48, Veo 38, % 32, % 24, V100 23. — Länge bis V12 Linie.
Breite 8- bis 9mal in der Länge beobachtet.
Erklärung der Abbildung Taf. XXL Fig. XIII.
Es ist ein Einzelthier von 2 Seiten, 300mal vergrössert,
£35. Navicula viridula, grünliches Schiffchen. Tafel XIII. Fig. XVII. und Tafel XXI. Fig.xiv.
N. striata, testula recta lanceolato- lineari valde angusta, altero latere truncato, altero attenuato obtuso, in centesima
lineae parte striis cellulisve 13 — 15 notata.
Navicule verdätre, a carapace droite lanceolee lineaire^ tres-grele, tronquee au& bouts du cöte
plat> amincie et obtuse de Fautre, ayant dans chafjue centihne d'une ligne de sa longueur
13 — 15 raies.
Frustulia viridula, Küt.zin&, Linnea, 1833. p. 23. Tab. XIII. Fig. 12.
Navicula viridis var., Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 266. Note.
Navicula viridula, Bericht der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1836. p. 53. Poggendorff's Annalen d. Phys. und Chemie,
1836. p. 220, 221.
Aufenthalt: Lebend bei Weissenfeis in Sachsen, bei Wismar in Mecklenburg und bei Berlin. Fossil im Kieseiguhr bei Franzens-
bad in Böhmen und im Bergmehl von Santafiora.
Das grünliche Schiffchen wurde von mir früher für eine Abart der N. viridis gehalten, undKÜTziNG's Gründe und Zeich-
nungen reichten nicht aus, eine besondere Art zu begründen. Ich unterschied sie als Art zuerst 1834 im brakischen Ostseewasser von
Wismar, wo ich sie mit N. Scalprum fand. Seitdem habe ich sie bei Berlin unter Oscillatorien auch zahlreich gesehen, und jetzt
eben, am 1. Juni 1837, habe ich Tausende davon aus dem Thiergarten lebend vor mir. So ziehe ich denn Kützing's Form ohne
vieles Bedenken hierher. Die Form gleicht sehr der Nav. gracilis^ ist mehr schiffähnlich als N. viridis, und hat 2 an genähnliche
— 184
Organe (Drüsen), in der Mitte genähert, ist auch viel lebhafter. Die Streifung ist jener sehr ähnlich: V12 Linie hat 110 Streifen,
Vis 88, V20 66, V24 55, % 44, % 36, V48 27, Veo 22, V72 18, % 14, V100 13 — 15. — Länge V250 bis V24 Linie. Breite
4- bis 6mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIII. Fig. XVII. ujid Taf. XXI. Fig. XIV.
Auf Taf. XIII. sind 3 Exemplare verschiedener Grösse aus Wismar abgebildet, auf Taf. XXI. ein Exemplar aus Berlin, beide 300mal ver-
grössert.
236. Navicula inaequalis, ungleiches Schiff eben. Tafel XIII. Fig. XVIIL
N. striata, testula ovato-lanceolata, lateribus inaequaliter convexis, utroque fine constricto obtuso, in centesima lineae
parte striis 10 — 11 insignis.
N avicule inegale^ rayee9 a carapace ovale -lanceolee^ ayant les flaues inegalement convezees^ les
bouts etrangles et obtus et dam chaque centieme dune ligne de sa longueur 10 — 11 raies.
Navicula inaequalis, Bericht der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1836. p. 53. Poggendorff's Annalen der Phys. u. Chem,
1836. p. 221. Taf. III. Fig. 3. 2.
Aufenthalt: Lebend bei Berlin; fossil als Bergmebl bei Santafiora in Toscana.
Die Form war schon im Jahre 1835 auf Tafel XIIL gestochen und konnte durch die 1836 gefundene fossile Form noch
schärfer beobachtet und berichtigt werden. Ich entdeckte die lebende im Januar, Februar und März 1835 und sah sie am 8. April
1836 sehr lebendig bewegt und zahlreich wieder in einem überwinterten Glase, zuletzt am 2. Juni 1837. Die Endöffnungen habe ich
erst bei den fossilen sehr klaren Panzern erkannt. Da ich die lebende Form, wie alle übrigen, getrocknet aufbewahre, so Hess sich
die directe Vergleichung machen. Diese Form bildet den Uebergang zur Gattung Eunotia. Der gelbliche Eierstock zeigt 2 Platten;
zerstreute Bläschen erscheinen als Magenzellen, und am verengten Ende ist jederseits ein augenartiger heller Fleck (Drüse?). Strei-
fen sind bei Vi« Linie Länge 70, % 64, % 48, lU 35, % 32, % 26, % 24, % 21, Veo 19. — Länge % bis Vis Linie
beobachtet. Breite 2 — SV^nal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIIL Fig. XVIIL
Fig. 1. ein grösseres lebendes Exemplar mit 70 Streifen. Fig. 2. und 3. ist ein kleines todtes Exemplar, 2. von der Bauchfläche, 3. halb gewendet
von der convexeren Seitenfläche. Fig. 4. und 5. ist ein anderes lebendes Schiffchen. Von der kleineren Seitenfläche aus sieht man bei Fig. 5. die
beiden mittleren Oeffnungen gleichzeitig. Unter den fossilen sind zuweilen etwas mehr gestreckte.
23?. Navicula gibba, Hocker -Schiff eben. Tafel xm. Fig, XIX.
N. striata, testula reeta, lineari, angusta, media parte inflata, gibba, in centesima lineae parte striis cellulisve 9
notata.
N avicule bossue, rayee, a carapace droite, lineaire^ grele, gonflee au milieu^ bossue, ayant dans
chac/ue centieme cFune ligne de sa longueur 9 raies.
Navicula gibba, i Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 64, 65, 68. 1831. p. 80.
— uncinata, \ r r
Frustulia incrassata, Kützikg, Linnea, 1833. p. 545. Taf. XIII. Fig. 17.
Navicula gibba, Bericht der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1836. p. 53. Pog&endorff's Annalen d. Physik und Chem.
1836. p. 219, 221.
Aufenthalt: Lebend bei Tobolsk in Asien (Sibirien), bei Orenburg und Catharinenburg in Russland, bei Berlin, bei Wismar, bei
Carlsbad und bei Weissenfeis. Fossil im Kieseiguhr von Franzensbad und Isle de France und im Bergmelil von Santafiora.
Ich entdeckte sie 1829 auf der Reise mit Herrn v. Humboldt im Juli in Sibirien in Tobolsk, fand sie aber dann auch bei
Berlin im Mai 1832, bei Wismar in brakischem Ostseewasser im August 1833, bei Berlin wieder am 10. Febr. 1835 und am 8. April
1836, auch am 20. April 1836 im Wasser von Carlsbad. Kleine Exemplare sind dem Cocconema gibbum sehr ähnlich. Schon
Nav. viridis hat eine kleine Erweiterung ihrer Mitte, doch fehlt sie zuweilen ganz. Kützing fand sie bei Weissenfeis, hat aber die
Streifung nicht beobachtet. Die Nav. uncinata von Orenburg ist, der Zeichnung nach, vielleicht doch nur eine halbe Schaale die-
ser Art gewesen. Die Streifung ist nach folgendem Längenverhältniss : % Linie hat 90, % 75, Vis 50, % 45, % 37, % 30,
736 25, 740 22, V48 18, Vso 18, Veo 15, V96 9, V100 9. Geringe Differenzen liegen oft in der Ungenauigkeit des Messens und
Zählens, welche zuweilen schwierig sind. Grosse Zahl- und Maass- Differenzen geben besondere Artcharactere. — Länge Vae bis V10
Linie. Grösste Breite 2- bis 5mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIIL Fig. XIX.
Fig. 1. ein ganzes Exemplar von Berlin. Fig. 2. ein halbes. Fig. 3. und 4. zwei Exemplare des Ostseewassers im Hafen von Wismar.
Ä38. Navicula f Cruac, kreuzartiges Schiffchen.
N. striata, testula brevi, gibbere medio laterali in crucis formam redaeta, utroque fine constricto obtuso, in centesima
lineae parte 17 striis notata.
Navicule? Croi&9 rayee, a carapace courte, lateralement tres- gonflee au milieu, etranglee et obtuse
aucc bouts , en forme (T une croix^ ayant dans un centieme d'une ligne 17 raies transversales.
Navicula Crux } Bericht der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1836. p. 83.
Aufenthalt: Nur fossil im Polirscliiefer bei Cassel, selten.
Es ist die noch mehr verkürzte und in der Mitte noch mehr erweiterte Form der Nav. gibba. Streifungsverhältniss : Vog
Linie hat 18, 748 also 36, V10ü 17, Vm 9 Streifen. — Länge bis % Linie. Grösste Breite lVamal in der Länge.
Eine Abbildung konnte nicht mehr gegeben werden.
185
239. Navicula? €Hans9 eicltelartiges Schiffchen.
N. striata, testula brevi, gibbere medio in glandis quercinae cum calvce formain fere redacta, utroque fine constricto
obtuso, in centesima lineae parte 2 — 3 striis notata.
Navicule? Gl and , rayee, a carapace courte, ires-gonflee au milieu en forme cPun gla?id de diene,
ou cPune croicc, ayant dans im centieme d* une ligne 2 — 3 raies.
Navicula Glans, Mitteilungen der Berl. naturf. Gesellseh. 31. März 1837. Berlin. Staatszeit. 30. März 1837.
Aufenthalt: Nur fossil im Bergmehl von Kymmene Gärd in Finnland bei Helsingfors beobachtet.
Es fanden sich auch Exemplare oline Streifen , die ich für defect halte, Ist vielleicht Nav. Follis das Junge dieser Art
(defect?). Länge Voe — V*8 Linie, grösste Breite ll/2mal in der Länge. Die Oeffnungen sind bei beiden letzten Arten unbekannt.
Eine Abbildung konnte nicht mehr gegeben werden.
24©. Navicula capitata, i&natiffragendes Schiffchen. Tafel XIIL Fig. xx.
N. striata , testula brevi ovato-lanceolata, utroque fine constricta obtusa, in centesima lineae parte 10 strias offerens.
Navicule a bouton, rayee, a carapace courte, ovale -lanceolee , etranglee et obtuse ante deute bouts,
ayant dans chaque centieme d'une ligne de sa longueur 10 raies transversales.
Surirella striatula juven. , i TuRpiN9 M(,m. du Mus xy# 1827# Dict# des sc# nat# plancnes 3. Fig. 8. 1828.
Navicula Amphisbaena , f
Navicula Amphisbaena, ex parte, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 254.
Aufenthalt: Bei Berlin! und vielleicht bei Havre oder Dieppe beobachtet.
Die Form ist bei Berlin häufig, aber nie grösser als V48 Linie, meist lebhaft bewegt, mit gelbem Eierstock. Streifungsver-
hältniss: Vi 2 Linie hat 84, V24 42, V48 21, V72 14, % 10. — Länge Voe — Vis Linie beobachtet. Grösste Breite 3ll2mhl in der Länge.
Ich sah sie 1835 im März, 1836 am 8. April, 1837 am I.Juni. Von der Seite gesehen ist sie, der N. viridis gleich, lang viereckig.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIIL Fig. XX.
Es sind 5 Exemplare, sämmtlich von der Rücken- oder Bauchseite, 300mal vergrössert.
241. Navicula dicepliala, doppelköpflg^es fiteMffclieii.
N. striata, testula lineari- elongata, utroque line constricta obtusa, in centesima lineae parte striis 19 notata.
Navicule dicephale, rayee, a carapace lineaire allongee, etranglee et obtuse autc deu& bouts, ayant
dans chac/ae centieme d'une ligne de sa longueur 19 raies transversales.
Navicula dicepliala, Bericht der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1837. p. 45.
Aufenthalt: Nur fossil im Bergmehl von Degernfors in Schweden und von Kymmene Gärd in Finnland beobachtet.
Diese Form gleicht sehr der glatten Navicula platystoma, ist aber schmaler und hat eine mittlere runde Oeftnung, keine
breite. Die Streifung ist nach folgendem Yerhältniss: V24 Linie hat 80, Vse 53, V40 45, V*8 40, V72 26, Vse 20, V100 19. —
Länge V72 — V40 Linie, Breite 4 — 5mal kürzer. (Vergl. Eunotia.)
Eine Abbildung ist nicht mehr aufgenommen worden.
24£. Wavicula lanceolata, lanzetförmlgres Schiffchen. Tafel XIIL Fig. xxi.
N. striata, testula lanceolato - elongata , utroque fine sensim valde attenuata, subacuta, in centesima lineae parte 13
striis insignis.
Navicule lanceolee, rayee, a carapace lanceolee allongee, amincie peu a peu au& deute bouts e?i
pointes presc/ue aigues, ayant dans chaque centieme d'une ligne 13 raies transversales.
Frustulia lanceolata, Kützin&, Linnea, 1833. p. 14. Tab. XIII. Fig. 13. zum Theil.
Aufenthalt: Bei Berlin! und Halle?.
Man kann diese Art eine gestreifte Nav. fulva nennen, welcher Form sie sehr gleicht. Die Streifung hat folgendes Ver-
hältniss zur Länge: Vi 2 Linie Länge hat 108 Streifen, Vis 72, % 54, Vse 36, V*8 27, V72 18, Voe 13, V100 13. Sie ist leb-
haft bewegt und die Streifung oft schwer zu sehen. — Beobachtet sind die Längen von Voe Ws V24 Linie, grösste Breite 3 — 4mal
in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIIL Fig. XXL
Es sind 7 Exemplare in verschiedenen Grössen , bei 300maliger Vergrösserung im Durchmesser, abgebildet.
£43. Navicula? JDibrile, WägeschifFclien, Wagelbalfcen-Scliiffclien. Tafel XIII. Fig. XXII.
N. striata, testula elongata latere undulato, medio leviter constricta apieibus subacutis, dorsi linearis apieibus triui-
catis, in centesima lineae parte strias 8 gerens. •
Navicule Fleau, rayee, d carapace allongee, legerement etranglee au milieu, aigu'e au bout et ondu-
leuse du cöte lateral, lineaire et tronquee au bout du cöte dorsal, ayant dans chaque centieme
d'une ligne 8 raies transversales.
Navicula Librile, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 81. 1833. p. 267. Note.
Frustulia quinquepwnctata , Kützing, Linnea, 1833. p. 554. Tab. XIV. Fig. 28.
Navicula Librile , Bericht der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1836. p. 53.
49
ise
Aufenthalt: Lebend bei Berlin!, Tennstädt, Halle, Weissenfeis. Fossil bei Franzensbad als Kieseiguhr, bei Santafiora als Bergmehl.
Ich entdeckte diese Form 1826 bei Berlin, sah sie 1830 wieder nnd beschrieb sie zuerst 1831. Ich sah sie dann zahllose
Male wieder, am 19. Mai 1832, im Febr. 1835, im Januar, Februar, März, April 1836, und habe sie besonders wieder jetzt am
31. Mai 1837 in lebhafter Bewegung zahlreich beobachtet. Sie ist nicht selten mit Härchen (Hygrocrocis?), Cocconeis Pediculus
nnd ihren eigenen Jungen besetzt. Die beiden Hauptplatten des Eierstocks sind am Rande gezahnt und von der Bauchseite meist wel-
lenartig gebogen, goldgelb. Helle Bläschen sind als Magenzellen betrachtet. Die 6 Wellenlinien des Panzers und des Eierstocks bil-
den zuweilen auf der Seitenfläche 5 — 6 dunkle Queerbinden, daher Kützing's Name. Sie ist bei Santafiora sehr schön erhalten fossil.
Streifen sind bei V9 Linie Länge 96, bei 7io 84, V12 72, V20 42, V24 36, Vso 28, % 24, % 18, Veo 14, lj12 12, % 9,
7ioo 8. — Länge V72 bis Vo Linie beobachtet. Grösste Breite 3- bis lOmal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIII. Fig. XXIL
Fig. 1. und 2. sind 2 kräftig bewegte grosse Exemplare von der Seiten- und Bauchfläche, von 1/9 und x/10 Linie Grösse. Fig. 3. war unbeweglich,
todt. Fig. 4. und 5. sind 2 Seiten eines jüngeren lebenden Thieres von V24 Linie Grösse. Fig. 6. ist ein jüngeres todtes Thierchen. Fig. 7.
sind ganz junge, den Alten oft anhängende, Thierchen von lj12 Linie Länge, alle SOOmal vergrössert.
244. Naviculaf splendida, OoIdscMffcheii. Tafel XIV. Fig. I.
N. striata, testula ovato-oblonga, a latere ovata, a ventre oblonga tnincata, media leviter constrieta, in centesima
lineae parte striis 2 insignis.
N avicule splendide, rayee, a carapace ovale -oblongue, ovale du cöte lateral, da cöte ventral ob-
longue tronquee legerement etranglee au milieu,. ayant dans chac/ue centieme d'une ligne de
sa longueur 2 raies transversales.
Naviciäa sylendida, Abliandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 81. cfr. 1833. (1832.) p. 255.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese schon früher beobachtete Form wurde von mir 1831 beschrieben und dann oft wieder, immer einzeln, beobachtet. Am
8. April und 19. Mai 1832 sah ich sie wieder, und fand 1835 den ganzen Winter hindurch Exemplare in einem überwinterten Glase
mit andern Naviculis. Am 1. Juni 1837 habe ich sie zuletzt beobachtet. Sie hat grosse Aehnlichkeit mit Türpins Surirel/a
striatula des Meeres bei Ha vre, unterscheidet sich aber durcli Form und Streifung. Ich sah. sie oft bewegt. Zwei dunkle äussere
und 2 helle innere gezahnte Platten des goldgelben Eierstocks lagen dicht aneinander, den mittleren Raum erfüllte ein gallertiger irri-
tabler farbloser Körper mit hellen Bläschen (Magen). Am spitzen Ende der Lateralfläche waren 6 — 7 bewegte dunkle Pünktchen in
einer umgrenzten Blase, wie bei Closlerium. Neuerlich sah ich auch Selbsttheilung auf der Bauchfläche eines daselbst viel breiteren
Exemplares. Wahrscheinlich ist auch bei N. Librile die Selbsttheilung nicht seitlich, wie bei N. viridis und falva, sondern eben-
falls von der Rücken- oder Bauchfläche. Die Streifen oder Rippen und Längen verhalten sich wie folgt: Vo Linie hat 30 Rippen^
Vio 28, V12 22, Vis 15, V20 14, V24 11, % 9, Vse 7, % 7, % 4—5, %0 4, % 3, % 2 — 3, V100 2. — Länge Vis bis
Vn Linie, grösste Breite 2V2- bis 3mal in der Länge beobachtet.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIV. Fig. T.
Es sind 4 Exemplare in 8 Ansichten dargestellt.
Fig. 1. ist ein und dasselbe lebende Individuum in 3 Ansichten, l/12 Linie gross, a von der Bauchfläche , ß halb gewendet, y von der Lateralfläche.
Fig. 2. ist ein, Y10 Linie grosses, todtes Exemplar mit 28 Rippen. Fig. 3. ist dasselbe vom stumpferen Ende gesehen, mit 2 hellen Flecken bei
X, welche Oeffnangen gleichen. Fig. 4. ein kleineres Exemplar, x/is Linie gross, mit 15 Rippen, alle 200mal vergrössert. Fig. 5. ein 1/10 Li-
nie grosses Exemplar, 500mal vergrössert, bei x jederseits 2 helle Flecke.
£45. Naviculaf bifrons, zweischnätoliges Schiffchen. Tafel XIV. Fig. XL
N. striata, testula lanceolata, a latere utrinque acuta, a ventre lineari, truncata, nee constrieta, in centesima lineae
parte striis 3'^ notata.
Navicule a double nez, rayee, a carapace lanceolee, aigue auaz deute bouts du cöte lateral, li-
neaire et tronr/uee du cöte ventral, point etranglee, ayant dans le centieme de chaque ligne de
sa longueur 3V2 raies.
Navicula bifrons , Abliandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 259.
Nawcula bifrons, Bericht der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1836. p. 53.
Aufenthalt: Lebend- bei Berlin! Fossil im Kieseiguhr von Isle de France und im Bergmehl von Kymmene Gärd in Finnland?.
Diese am 19. Mai 1832 entdeckte Art ist seitdem oft wieder, aber einzeln, beobachtet worden. Sie fand sich mit Oscilla-
torien, Micrasterien und Arthrodesmen häufiger, selten zwischen Conferven des Thiergartens. Sie hat engere und mehr Strei-
fen, als die vorige Art, ist auch meist kleiner. Bei Vo Linie Länge sind 42 Streifen, Vio 36, V12 30, Vis 24, Vis 20, V20 18,
V24 15, 73o 12, Vso 10, V40 9, 'As 7, Vso 7, Veo 6, 7?2 5, % V/o, V100 3f/2- Bewegung langsam, aber deutlich. Eierplatten
am Rande gezahnt. — Länge Vis bis Vo* öfter klein als gross, Breite 2lf2- bis 5mal in der Länge. Eine hierher gezogene Form
hat die Ränder in der Mitte der Lateralflächen gerade und parallel, während die Hanptform sie gebogen hat. Audi sind die fossilen
Formen im Zahlenverhältniss der Streifen nicht völlig übereinstimmend. Die Insular- Form hat 16 auf 'As Linie Länge, die nordische
16 auf Vis Linie Länge, die Gestalten passen.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIV. Fig. IL
Fig. 1. ist Vo Linie gross, von 2 Seiten dargestellt, « Lateralfläche, ß Bauchfläche. Fig. 2. und 3. sind 2 todte Exemplare, letztere Form durch
parallele Seitenflächen in der Mitte ausgezeichnet.
_ ig?
246. Naviculaf st via Ulla, gestreiftes Schiffchen. Tafel XXI. Fig. XV.
N. striata, testula ovata, a latere variabilis, a ventre elliptica aut cuneata, in centesima lineae parte 13 strias offercns.
Nuvicule striee, rayee, a carapaee ovale, variable du cote lateral, elliptir/ue ou euneiforme du cote
ventral, ayant dans le centieme d'une ligne de sa longueur 13 raies transversales.
Surirella slriatula, Turfin, Mem. du Mus. d'hist. nat. XVI. 1828. Diction. des sc. nat. T. 51. p. 508. Planches, Botanique Ve-
• getanx acotyledons, Vegeto-animaux III.
Navicula, SurirelJa, slriatula, Abhandl. der Akademie d. Wissens eh. zu Berlin, 1831. p. 81.
Surirella Venus, Corda, Almanac de Carlsbad, 1835.
Navicula slriatula, in Wiegmakn's Archiv f. Naturgesch. 1836. I. p. 241. II. p. 185. Vergl. den Bericht d. Akad. d. Wissensch. zu
Berlin, 1836. p. 32, 53.
Aufenthalt: Lebend bei Havre und Carlsbad. Fossil bei Franzensbad in Böhmen?.
Dieses niedliche Schiffchen entdeckte Dr. Surirat im August 1826 bei Havre und erhielt es 18 Monate lebend. Turpuy
sah und beschrieb es als Pflanze und Zoophyten 1827 und gab sehr grosse Abbildungen davon in den Mem. du Museum 1828, die
er im Diction. des sc. nat. 1828 copirte. Ich beobachtete eine ähnliche Form im Süsswasser bei Berlin, Nov. splendida, und
stellte sie 1831 sammt dieser zu den Naviculis. Eine ähnliche Art aus Carlsbad beschrieb dann Corda unter neuem Namen und mit
abweichendem Detail. Im April 1836 erhielt ich letztere Form dnreh Herrn Fischer auf meine Bitte im Quellschleime von Carlsbad
lebend nach Berlin in zahlloser Menge, und erkannte in ihr der Form nach ganz offenbar das kieselschalige Seethierchen der französi-
schen Küste mit noch andern Seethierchen der Ostsee. Dieses auffallende Vorkommen regte mich an, das Verhältniss der Infusorien
zu den Quellen, welches mir längst ein höchst wichtiges geschienen, mit erneutem Eifer zu verfolgen, und es war die Veranlassung
weiterer Beobachtungen über grossen Einfluss der Infusorien auf das Feste der Erde, wobei Herr Fischer die Wissenschaft auf das
glücklichste unterstützte. Turpin hat zwar die Grösse seines Thierchens zu '/io Millimeter, d.i. ungefähr Vs Linie, angegeben, und
hat in den MSm. du Museum in allen Figuren 15, in einer nur (Fig. 1.) links aus Versehen 16 Streifen oder Rippen gezeichnet;
allein das ist offenbar alles nur eine freie wiederholte Copie einer einzelnen Beobachtung, da es gegen das Entwicklungsgesetz der
ganzen Abtheilung streitet, dass grosse und kleine Individuen gleiche Zahlen in den Streifen hätten, und seine Grössenangabe mag sich
auf die grössten beobachteten, aber nicht die gezeichneten, Formen beziehen. Dass Herr Turpin auf die Details der Zeichnung we-
nig Genauigkeit übertragen hat, ergebt sich bei Vergleichung seiner Copieen offenbar derselben Figuren im Dict. d histoire nat., wo
Fig. 2., welche offenbar Fig. 1. der MSmoires ist, nicht 15, sondern 18 Streifen hat. Auch hat er überall die Streifen als äussere
erhabene Leisten gezeichnet, während es innere Rippen sind. Eben so ist es mit der Angabe der Vergrösserung. Aus der Grösse der
abgebildeten Eier (globales reprodueteurs, wie er sie nennt), sieht man mit Ueberzeugung, dass er zum Theil eine sehr starke Ver-
grösserung von mehr als 800 im Durchmesser angewendet hat, bei welcher ein Körper von Vs Linie Länge wenigstens 13 Zoll lang
hätte erscheinen müssen. Er selbst nennt MSm. p. 363. die Vergrösserung 3O0mal, hat aber doch noch viel zu klein gezeichnet, denn
Vs Linie 300mal giebt 60 Linien oder 5 Zoll Länge. Seine Figuren der MSmoires haben 1 Zoll 10 Linien, die des Dict. 2 Zoll
4 Linien Länge. Turpin's Figuren des Dict. d'hist. nat. sind richtiger, wenn man sie auf Körperchen von V:2 Linie (Vi44 Millim.)
Grösse und etwa 2000malige Vergrösserung im Durchmesser bezieht, nur was er für Junge hält (Fig. 6. bis 8.), sind ganz andere
Arten (N. viridula? , Amphisbaena? und capitata?), aber Fig. 9. mag ein Junges mit unrichtiger Streifung seyn. Exemplare von
V5 Linie Länge würden 264 Rippen haben müssen, anstatt der 18. — Corda's Zeichnung ist auch nicht scharf genug aufgefasst.
Bei der kleinen Fig. 1. zähle ich jederseits 29 Streifen, bei der stärker vergrösserten Fig. 2. 23, und bei der grössten Fig. 4. 18.
Ferner ist bei Fig. 1. und 2. die Mittelleiste ganz übersehen. Das heimliche Aufklappen der Schaalen des Nachts, welches er gesehen
haben will und gezeichnet hat, ist unmöglich, er mag ein todtes, offenes, durch etwas Fremdes bewegtes, Gehäuse gesehen haben, wie
ich deren viele auch sah und auch bei N. viridis abgebildet habe. Uebrigens hat sowohl er, als Türpin, nur (todte) Formen mit
zusammengeballtem Eierstocke gezeichnet. Ich habe viele Tausende dieser Art gesellen. Die Form zeigt mannigfache Verschiedenheiten
in allen Uebergängen. Ihre Massen bilden einen ockerartig - gelblichen Schleim in den Einfassungen der Mineral -Wasser zu Carlsbad.
Der Eierstock ist gelb und am Rande gelappt; viele grünliche und grüne veränderliche Kugeln dazwischen schienen mir dem Ernah-
rungsorganismus anzugehören. Der Körper ist ein sehr durchsichtiger farbloser mittlerer Theil. Oeffnungen schienen an beiden Enden
je 2 zu seyn, eine mittlere blieb unerkannt. Langsame Bewegung sah ich nur bei solchen mit ausgedehntein Eierstocke. Die spon-
tane Tkeilung ist dorsal. Die Streifung zeigte folgendes Verhältniss: Vw Linie hat 132 Streifen, Via U2, Vio 66, lU 56, '/so 44,
V« 33, V« 28, Veo 22, '/72 18, V«, 14, Vi«, 13- - Länge •/«.- V. (?) Linie beobachtet. Die Carlsbader Formen sind mei-
stenteils V96— V«, Linie gross. Breite l'/2- bis 2l/2inal in der Länge. Die fossile Form hatte auf Vso Linie Lange 14 Streuen,
kann also eine ändere Art seyn; ich sah nur ein Exemplar.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXI. Fig. XV.
Es sind 24 Darstellungen vieler Individuen und Zustände. . ,
Für. 1. VW"), 2- ('As'") ™d 3. (>U") sind Doppelansichten der Hauptformen in lebendem bewegten Zustande. Fig. 4. ( Voo ) eine elliptisclie
Form, todt. Fig. 5. (•/„*) lebende Normalform von der Lateralfläche. Fig. 6., 7., 8., 9., 10. ('/«■") ähnliche andere in verschiedener Grosse,
alle unbewegt. Fig. 11. (>/«/"), 12. (•/„") lanzetfonnige seltene Varietäten, ob eigene Art? Fig. 13., 14. ausgerandete monstrnose! formen.
Fig. 15. spontane Lateraltheilung. Fig. 16. leere aufgeklappte Schaale. Alle diese sind 300mal vergrössert. — Fig. 17. ist *ig. ö. von Mi »anen-
fläche, 1200mal vergrössert. Fig. 18. eine ähnliche, Vso Linie grosse, Form von der Lateralfläche, lOOOmal vergrössert. Hg. 1«. ist big. Z.,
1200mal vergrössert. Fig. 17. ist Corda's und Turpin's Form.
24*. Navicula? undulata, Wellenschiffciien. Tafel XXI. Fig. XVI.
N. striata, testula a latere elliptica, a ventre lineari truncata, flexuris utrinque 4, in centesima lineae parte 4 strias
gereiis.
Navicnle ondulee, rayee, a carapaee elliptic/ue du cötS lateral, lineaire et tromjuec du cöiS ven-
tral, ayant de char/ue cote 4 plis et dans chaoue centieme d' une ligne 4 raies transver-
sales.
Aufenthalt: Bei Berlin.
— 188
Diese sehr eigentliiimliclie Art fand ich erst kürzlich am 1. Juni 1837 zwischen Oscillatorien und vielen andern Naviculis
bei Berlin in etwa 10 Exemplaren. Sie hat mir erst die Bildung der N. Librile recht erkennen gelehrt. Die Schaalen haben bei
beiden gerade Ränder , aber die Flächen sind tief gefaltet, daher von der schmalen Seite auch im geglühten Zustande Wellenlinien
sichtbar sind. Hier sind 4 abwechselnde, bei Librile 6 entgegengesetzte Wellen, deren 2 mittlere flacher sind. Sie bewegt sich lang-
sam. Der braungelbe Eierstock ist ganz in rundliche Lappen zertheilt. Rippen sehr fein: Vis'" tat 6, V24'" 18, Vae'" 12, 'As'" 9,
Voe'" 4, Vioo'" 4. — Grösste beobachtete Länge Vis Linie, Breite l/^mal in der Länge. Oeffnungen sind undeutlich auf der schma-
len Seite etwa im Focus der Ellipse, vor dem Ende, jederseits 2. Ebenso scheint es bei N. Librile.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXI. Fig. XVI.
Fig. 1. von der Lateralfläche; Fig. 2. von der Bauchfläche; Fig. 3. halb gewendet.
248. Waviculat constricta, geschnürtes Schiffchen. Tafel XXI. Fig. XVIL
N. striata, testula oblonga, bacillaris, partim latior quam alta, a venire- media leviter constricta, apicibus rotundato-
truncatis, striis in centesima lincae parte 3 — 4.
Navicule etranglee, rayee, a carapace oblongue, bacillaire, a peine plus large que haute, legere-
ment etranglee au milieu du cöte ventral ', obtusement tronr/uee ante bouts, ayant dans charjue
centieme de ligne 3 — 4 raies.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Sie lebt mit N. splendida, und nicht viel seltener, im Thiergarten, einzeln, und icli hielt sie 1836 für eine jüngere Ent-
wickelungsform oder Ahart dieser, allein ich sali sie neuerlich wieder am 30. Mai und 1. Juni zahlreich und halte sie nun für eigene
Art, da ich besonders die Streifung constant finde. Rippen sind bei Vis Linie Länge jederseits 22, bei V24 16, Vso 11 , 'As 6 — 8>
7? 2 5, 7ög 4, Vioo 3 — 4. Beobachtete Grösse nur 7is Linie. Grösste Breite etwa 4mal in der Länge.
Diese letzten 6 Arten (JSf. Librile, splendida, bifrons, striatula, undulata und constricta sammt der N. sigmoidea)
haben keine mittleren Oeffnungen erkennen lassen, und auch die Endöffnungen sind undeutlich. Ich sah bei todten geglühten Panzern
der N. Librile Luftblasen unter Wasser aus 2 Oeffnungen im Viertheil der Länge jederseits auf der schmalen Seite austreten. Fer-
ner ist bei all diesen Formen die schmale Seite der Bauchfläche, die breite der Rückenfläche der übrigen vergleichbar, und sie haben
keine dorsale, sondern laterale Längstheilung. Man muss daher wohl diese Formen mit Hülfe dieser vielen wichtigen Charactere als
Genus Surirella absondern und die übrigen gestreiften Naviculas von ihnen noch trennen.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXI. Fig. XVIL
Fig. 1. von der Bauchfläche; Fig. 2. von der Lateralfläche; Fig. 3. halb gewendet.
249. Navicula? Amphora, Tonnen -Schiffchen. Tafel XIV. Fig. in.
N. striata, testula ovata, inaequalis, altero latere turgida, altero complanata apice truncata, striis in quavis centesima
parte 9 transversis subtilissimis.
Navicule Amphore, rayee, a carapace ovale, inegale, gonße'e d*un cöte, aplanie de T autre cöte,
ayant dans char/ue centieme d'une ligne de sa longuear 9 raies transversales tres-ßnes.
Bacillaria plwenicenteron var., Fig. 20. Nitzsch? Beiträge zur Infusorien künde, 1817.
Navicula Amphora, Ab h an dl. der Akademie d. Wissens eh. zu Berlin, 1831. p. 80. 1833. p. 266.
Fruslulia ovalis i KÜTZ Linnea, 1833. p. 539, 541. Tab. XIII. Fig. 5, 6.
— copulataf \
Au (enthalt: Bei Berlin!, vielleicht auch bei Halle und Weissenfeis beobachtet.
Man verwechselt diese Art leicht mit Cocconema Cistula, wenn es stiellos ist. Letzteres ist deutlich ejueer gerieft, diese
aber so fein gestreift, dass ich sie lange für ganz glatt gehalten. Sie hat meist 2 helle augenähnliche Punkte (Drüsen?) in einem
hellen mittleren Längsstreifen. Der gelbbraune 2])lättige Eierstock und farblose polygastrische Bläschen waren deutlich. Der Panzer
hat einige Längsstreifen. In der Mitte leerer Panzer sieht man 2 Oeffnungen nebeneinander. Ich verglich es sonst mit N. inaer/ualis.
Streifen zählte ich bei Vio Linie Länge 96, dann wären bei */12 80, Vis 52, V20 48, '/24 40, Vse 26, 74s 20, Voo 16, % 13,
7»6 10, Vioo 9- — Länge Vso bis V10 Linie beobachtet.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIV. Fig. III.
Die sämmtlichen 14 Abbildungen sind 300mal vergrössert.
Fig. 1. und 2. sind die häufigeren lebenden Normalformen; Fig. 3. und 4. liegen auf der Seite; Fig. 5., 6., 7. sind ebenfalls lebende Formen;
Fig. 8. und 12. sind todt; Fig. 9 — 11. sind Junge.
250. Naviculaf lineolata, linirtes Schiffchen. Tafel XIV. Fig. IV.
N. testula ovata, longitudinaliter subtilissime lineata^ inaequali, a ventre complanata,' a dorso convexa, utroque fine
truncata.
Navicule lineolee, a carapace ovale, lineolee longitudinalement en lignes tres-ßnes, inegale, com-
primee du cöte du venire, convesce au dos, tronqtiee ' aua> deute bouts.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Seit dem 11. Juli 1834 habe ich diese Form öfter bei Berlin, aber nur todt, beobachtet. Es mögen sogar von mir 2 Ar-
ten zusammengefasst seyn, deren eine glatt mit spaltartiger queerer mittler Oeffnung, die andere bei runder Oeffnung längsgestreift ist.
Die Feinheit der Streifung Hess mir auch bei der rundmündigen sie schwer erkennen, vielleicht fehlt sie also auch der andern nicht,
aber die Oeffnungen unterscheiden sie doch wohl. Man könnte die letztere N. rimosa nennen. Ich zählte bei der gestreiften 13 Streifen
ISO
zwischen den mittleren Oeffnungen. Queerstreifen sah ich hei keiner, hielt sie aber auch lieher für zu fein, als für fehlend, da die
andere Form sie ebenfalls schwierig erkennen Hess. Diese 2 oder 3 Arten mögen wohl wieder einer besondern Gattung anheimfallen,
indem die 4 Endöffnungen der Naviculae unerkannt blieben, vielleicht fehlen, und die 2 mittleren auf derselben Seite sind. Man
könnte sie Ampltora ocellata, lineolata und rimosa nennen. Sie lassen sich mit freien, stiellosen Cocconematen vergleichen.
Diese sehr schwierigen und zeitraubenden, aber interessanten, Untersuchungen müssen später fortgesetzt werden. — Grösse V24 bis '/i->
Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIV. Fig. IV.
Fig. 1. ist ein leerer Panzer der JY. lineolata von der Bauchseite ; Fig. 2. N. rimosa ebenso mit zusammengeballtem Eierstocke.
Nachtrag zur Gattung Navicula.
Ausser den 38 bis 39 hier verzeichneten Arten sind noch 31 andere Specialnamen direct gegeben worden, welche Synonyme
der genannten sind, oder andern Gattungen angehören. Mach critischer Untersuchung erhalten die letzteren folgende Synonymie : 1) Na-
vicula acuta Bort (1822. Biet, class.) = Spongilleu- Nadeln; 2) N. biconifera Morren ist unklar und unstatthaft, da keine
Navicula conisch seyn kann {Annales des sc. nat. 1835. p. 174. se</.) = ? ; 3) N. bieeps Bort (1824. Encycloped. method.)
= N. viridis?; 4) N. bipunetata Bort (1824) = N. gracilis; 5) N. bitruncata Turpiw (Biet, des sc. nat. 1828.) = N,
Amphisbaena?, capitata?; 6) N. ciliata Corda (Almanac de Carlsbad 1835.) = Cocconema Cislula? , Frustulia coffeae-
formis Agardh? mit Hygrocrocis besetzt; 7) N. costata Corda (1835) = idem; 8) N. conjügata Türpiiv (1828. Mem.
XVI.) = N. fulva? Seitenansicht; 9) N. flexuosa N. (1830) = N. Sigma; 10) N. festinans? Bort (1824. p. 565.) =?;
11) N. fusiformis H. u. E. (1830) = N. Sigma; 12) N. Fusus Bort (1824) =?; 13) N. Gaillonii Bort (1824) = Syn-
edra Gallionii; 14) N. geminata Turpin (Mem. du Mus. 1828.) = Cocconema Cistula?; 15) N. grammiiis Bort (1824)
= N gracilis?, Synedra ülna? ; 16) N. granulataJU. (1836. Bericht d. Berl. Akad.) = Eunotia grau.; 17) N. interrupta
H. u. E. (1830) = Fragilaria rhabdosoma; 18) N. lineata Bort (1824) = N. gracilis Ventralansicht?; 19) N. nootkana
Bort (1824) = N. fulva? ; 20) N. oblü/ua Turpin (Biet. 1828.) = Cocconema Cistula?; 21) N. obtusa Bort (1824) =
N. fulva; 22) N. ostrearia Bort (1824) = N. gracilis?; 23) N. pieta N. (1833) = Eunotia turgida; 24) N. transversa
Bort (1824) = N. gracilis; 25) N. tripunetata Bort (1822) = N. gracilis; 26) N. turgida N. (1830) = Eunotia tur-
gida; 27) N. uncinata N. (1830) = N. gibba; 28) N. unipunetata Bort (1824) = N. fulva; 29) N. velox N. (1830)
= N. Acus?, Euglena Acus? ; 30) N. ventricosa N. (1830) = N. Amphisbaena; 31) N. Westermanni N. (1833) = Eu-
notia Westerm.; 32) N. Zebra N. (1833) = Eunotia Zebra. Die Synonyme aus den Gattungen Vibrio, Bacillaria, Frustu-
lia u. s. w. sind bei diesen Gattungen zu vergleichen , Cymbella bei Frustulia.
Die Zahl der Arten der Gattung Navicula ist wahrscheinlich noch bei weitem nicht erschöpft. Das Studium dieser liebli-
chen Formen ist äusserst wichtig, da sie tief in die Bildung des Erdfesten eingreifen, allein es ist auch äusserst schwierig und sehr
anstrengend, wenn es wissenschaftlich betrieben wird. Nur höchste Genauigkeit und scharfe Unterscheidung werden wichtige Nachträge
liefern. Ich that, was ich konnte, vielleicht mehr, als ich durfte für diesen einzelnen Gegenstand, ich hielt ihn aber, der geologischen
Beziehung dieser Formen halber, schon seit längerer Zeit für so wichtig, dass ich die viele ihm geopferte Zeit doch nützlich verwen-
det und der künftigen Forschung vieles vorbereitet zu haben meine. Ueber die nun beobachtete Stotfaufnalime s. d. Nachtrag z. Familie.
Die fossile Navicula suecica des Bergmehls von Degernfors (Bericht d. Berl. Akad. 1837. p. 45.) ist eine wahre gestreifte
Navicula, die in den verzeichneten nicht begriffen ist, die 40ste Art der Gattung. Sie ist auf Tafel XXI. Fig. XVIII. nachträg-
lich abgebildet.
NEUNUNDFUNFZIGSTE GATTUNG. PRACHT SCHIFFCHEN.
Kunotia. Kimotie.
CHARACTER: Animal e familia Bacillarioruin, liberum, solitarium aut geminätum, lorica simplici, bivalvi
aut multivalvi (silicea), prismatica, a ventre plana, a dorso convexa, saepe dentata, divi-
sione spontanea nunquam cateniforme, aperturis loricae singulae in utroque apice unins la-
teris binis.
CARACTERE: Animal de la famille des Bacillaries, libre, isole ou binaire, ayant une coro-
pace simple , bivalve ou multwalve (siliceuse), prismatique, pourvue de 4 ouvertures
sur le meme cöte, deux ä chaque öoul; plat au ventre, convexe et souvent dentele
au dos, jamais reuni en forme de chatne par division spontanee parfaite.
Die Prachtschiffchen unterscheiden sich als Stabthierchen durch freie Selbstständigkeit der ein-
zelnen oder doppelten Körper, durch einfachen, zweischaaligen oder mehrschaaligen prismatischen (Kiesel-)
Panzer, welcher, ohne je mehr als 2- oder 4gliederige Ketten zu bilden, 4 Oeffnungen, je zwei an den
Enden einer und derselben Seite, besitzt, auf der Bauchseite platt und auf der Rückenseite convex und oft
hübsch gezahnt (svvwtoq) ist,
48
lOO
Die Gattung Eunotia wurde 1837 in dem Berichte der Berlin. Akad. d. Wissenscli. p. 45. zuerst
erwähnt, Sie gab den ersten Fall einer fossilen neuen Gattung und auffallenden Form von Infusorien im
essbaren Bergmehl von Degernfors, allein es fanden sich doch, als zu gleicher Bildung gehörig, auch einige
lebende schon beschriebene Arten von Navicula. Neuerlich haben die Gattungen Äctinocyclus und Di-
ctyocha aus Oran sich als rein fossile Gattungen gezeigt. Die Gattung Eunotia wurde sogleich mit 2 le-
benden und 7 fossilen Arten gegründet. Jetzt sind 3 lebende und 10 fossile, also 13 Arten vorhanden.
An Form und Organisation sind die lebenden Formen den Nameulis sehr ähnlich. Sie haben aber keine
mittleren Panzeröffnungen. Mit den Surireilen, wie ich sie hier bezeichnet habe, sind sie zunächst ver-
wandt, sind aber unsymmetrisch gestaltet und haben ihre 4 Oeffnungen alle auf der flachen Bauchseite.
Durch ihre flache Bauch- und dieser entgegenstehende convexe Rückenseite sind sie zu einer ganz eigen-
thümlichen Lebensweise geschickt, indem sie, wie Schildläuse (Coccus), an Algen umherkriechen und de-
ren Parasiten bilden. Die ersten lebenden Formen wurden von mir 1829 in Sibirien entdeckt, andere bei
Berlin, eine 1833 in Copenhagen, und als Navicula turgida ^ Zebra und Westermanni beschrieben.
KCtzing beschrieb 2 dieser dann als Frust ulien.
Die geographische Verbreitung der lebenden ist vom mittleren Europa durch das östliche bis zum
sibirischen Asien beobachtet. Fossile fanden sich im Bergmehl zu Santafiora in Italien, zu Franzensbad in
Böhmen, zu Degernä in Schweden und zu Kymmene Gärd in Finnland.
251. Munotia turgida, schwellendes Frachtschiff eben. Tafel XIV. Fig. V.
E. striata, testula semi-lanceolata, elongata, utrinque truncata, striis in quavis centesima lineae parte 8, sulco Lite-
rn in longitudinali medio.
Eunotie gonflee, rayee, a carnpace semi-lanceolee , allongee, tronc/uee auso deua> bouts, ayant dans
chaque centieme d'une ligne 8 raies et un sillon longitudinal au milieu des cotes rayes.
Echinella ohtusa, Jürgexs? Dec. Alg. sicc. XVII. exclus. synon. nach Agardh.
Navicula turgida, Abhandl. der Akademie d. Wissenscli. zu Berlin, 1830. p. (54, 68, 69, 70. 1831. p. 80. 1833. (1832.) p. 261, 266.
Frustulia Jürgensii, Agardh? Consp. crit. Diatom. 1831. p. 44.
Frustulia pieta, Kützing, Linnea, 1833. p. 544. Taf. XIII. Fig. 18.
Navicula turgida , Tafel XIV. Fig. V. dieses Werkes. 1835.
Eunotia turgida, Bericht der Akademie d. Wissenscli. zu Berlin, 1837. p. 45.
Aufenthalt: Bei Berlin !, Copenhagen!, Halle, Jever und bei Orenburg am Ural! und im Samara -Flusse beobachtet.
Entdeckt wurde diese Form auf der Reise mit Herrn Alex. v. Humboldt 1829 am Ural und bei Saratof, wo sie in Ue-
bergängen zu N. gibba vorzukommen schien, was mir jetzt nicht mehr wahrscheinlich ist. Die Orenburger Form ist von den russi-
schen die am sichersten hierher gehörige. Sie lebt auf Vaucherien und andern Conferven, an denen sie der Länge nach anliegt. Da-
her ist wohl Agardh5 s Form dieselbe, und dass Kützing auch diese gemeint habe, ersehe ich aus den mir gesandten trocknen Ex-
emplaren. Weil ich keine Mittelöffnung fand und über deren Mangel unsicher blieb, stellte ich sie an's Ende der Naviculae auf Ta-
fel XIV. dieses Werkes. Seit Entdeckung der Eunotien im schwedischen Bergmehl 1837 finde ich den Mangel der mittleren Oeff-
nung characteristisch. Vier Platten eines bei Jungen gelben, bei Alten grünen, Eierstocks und veränderliche, oft sehr grosse, polyga-
strische Blasen sind in die Augen fallende bunte Organisationstheile. Specielleres ist späterer Forschung oifen. Die Panzerrippen ha-
ben folgendes Verhältniss der Zahl zur Länge ergeben: l/20 Linie hat 42, V24 35, Vsg 23, V40 21, lks 17, Veo 14, 1/12 11, ljQ0
8, V100 8. An Conferven im botanischen Garten zu Copenhagen fand ich sie 1833, und nach den von dort nach Berlin lebend trans-
portirten Exemplaren sind die Zeichnungen gemacht. Ich fand sie dann bei Berlin häufig wieder. — Länge Vog bis V20 Linie beob-
achtet. Grösste Breite der Einzelthiere 3- bis 6mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIV. Fig. V. (Navicula turgida.)
Fig. 1. ist ein Stück der Conferva rivularis^ besetzt mit Eunotien, die meisten sind E. turgida^ bei •+■ und ++ ist JE. Westermanni. Uebri-
gens ist die Conferve noch mit Hygrocrocis ? -Fasern besetzt. Fig. 2. ist ein in der dorsalen Längstheilung begriffenes Schiffchen, dessen ein
Theil eine grüne Farbe des Eierstocks angenommen hat, wie sie bei grösseren Individuen vorkommt, während der andere noch gelb ist. Fig. 3. ist
ein todtes von der Seitenfläche, etwas gewendet. Fig. 4. ist eine sehr junge Schaale. Fig. 5. ist eine leere Seh aale eines J/14 Linie grossen Thier-
chens mit 65 Rippen, « von der Seiten-, ß von der Bauchfläche. Bei XX sind Oeffnungen, aber bei X die Mitte geschlossen. Fig. 6. ist eine
Rückenansicht eines Doppelthieres von 7is Linie Grösse, 800mal vergrössert. Fig. 7. ist ein Verticaldurchschnitt des Panzers. Fig. 8. ist ein der
Fig. 6. ähnliches, x/18 Linie grosses, Thierchen, 1200mal vergrössert.
252. Eunotia Westermanni, Westermaim's Prachtschiffchcn. Tafel XIV. Fig. vi.
E. striata , testula semilanceolato-ovata, utrinque truncata, striis in quavis centesima lineae parte 10, sulco laterali.
Eunotie de West ermann^ rayee^ a carapace semilanceolee- ovale > tronquee aucc deu& boutsy ayant
10 raies transversales dans chaque centieme dune ligne avec un sillon longitudinal.
Navicula Westermanni, Abhandl. der Akademie d. Wissenscli. zu Berlin, 1833. p. 261, 266.
Frustulia adnata, Kützing, Alg. sicc. Dec. V. und Linnea 1833. p. 544. Tab. XIII. Fig. 15.
Aufenthalt: Bei Copenhagen ! , bei Berlin!, in Thüringen und an Conferven des russischen Samaraflusses nahe der Wolga beobachtet.
Vielleicht fossil in Santafiora.
Ich betrachtete diese Form früher als Jugendzustand der N. turgida, allein ich erkannte dann gleichgrosse Junge der letz-
teren in ihrer ganz andern Form. In Copenhagen fand ich sie im botanischen Garten an Conferva rivularis in grosser Menge und
nannte sie nach dem dort für Entomologie sehr thätigen Westermann, dessen reiche Sammlung den Naturforschern zuvorkommend
191
geöffnet ist. Bei Berlin ist sie häufig auf Vaucherien, Couferva glomerata und rivularis^ wenn sie alt werden, meist mit voriger
zusammen, zuweilen ganz bedeckend. Sie ist der vorigen sehr ähnlich im innern Bau. Gelbe Eierplatten und grünliche grosse (Ma-
gen-) Blasen sind sehr deutlich und machen sie sehr bunt. Ich sah zuweilen 4, aber nie mehr, zusammenhängend durch dorsale Längs-
theilung. Vorn und hinten schienen 2 Oeffnungen zu seyn. Was ich 1833 Rücken- und Bauchseite nannte, das nenne ich jetzt La-
teralflächen und umgekehrt. Eine nachträgliche Untersuchung der 1829 gesammelten russischen Conferven ergab diese Form neben E.
turgida auch. Streifung Tto 24, 'As 20, Vco 16, 7so 12, Vqo 10, Viuo 10. — Länge 7qg bis % Linie. Breite 3- bis 4mal in
der Länge*
'öv
Erklärung der Abbildungen Taf. XIV. Fig. VI. (Navicula fFestermanni.)
Fig. 1. ist ein Stück von Conferva rivularis mit Eunotien, bei x und XX ist auch E. turgida. Fig. 2. ist vom Rücken gesehen in Selbst-
theilung. Fig. 3. von der Seite. Fig. 4. Rückenansicht. Fig. 5. Viertheilung und Rückenansicht.
253. Munotia Zebra, Zelbra-PracMscIllffcIieii. Tafel XIV. Fig. VIL Tafel XXI. Fig. xix.
E. striata, testula semi-lanceolata oblonga, utrinque truncata, striis in centesima lineae parte 5.
Eunotie Zebre, rayce, a carapace semi-lanceolee oblongue, tronc/uee aua> deua> bouts, ayant dans
chac/ue centieme d'une ligne 5 raies transversales.
Navicula Zebra, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 262.
— — Bericht der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1837. p. 53.
Aufenthalt: Lebend bei Berlin mit vorigen. Fossil im Bergmehl von Santafiora.
Diese Art unterscheidet sich durch die weiteren Zwischenräume der Streifen, so dass Panzer von V^s Linie Grösse nur 11
Streifen haben, während gleichgrosse der vorigen Art deren 20 zeigen. Lebende sind schwer zu unterscheiden, aber getrocknete und
leere Panzer sind es leicht, weil dann die Streifen leichter zählbar sind. Streif ung V24 22, Vso 16, Vso 14, 7*o 13, 7*8 10 — 11,
7so 10, Veo 8, V72 7, Voe 5, V100 5. — Länge Vi 6 4 bis V48 und V20 Linie beobachtet. Breite 'S — ^lojml in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIV. Fig. YIL Taf. XXL Fig. XIX. (Navicula Zebra.)
Fig. 1. ist Vso Linie gross mit 15 — 16 Streifen, von der Seite, 300mal vergrössert. Fig. 2. ein anderes von der Baiichfläche, 200mal vergrössert,
mit 17 Streifen. Fig. 3. ist 74s Linie gross mit 11 Streifen, 300mal vergrössert. Fig. 4. war fast Vso Linie gross und hat 16 Streifen, 200mal
vergrössert. Die leeren Panzer findet man oft zwischen Micrasterien und Oscillatorien am Boden. Bei einigen fossilen Formen im Bergmehl von
Santafiora zählte ich bei Vis Linie Länge 18 Streifen, das war wohl JE. Westermanni.
£54. JElunotia granulata, gekörntes PracMscIiiffcIieii. Tafel XXL Fig. XX.
E. striata, testula semi-lanceolata elongata, utrinque truncata, striis in quavis centesima lineae parte 5 validioribus,
superficie granulata.
Eunotie grenue, rayee, a carapace semi - lanceolee , allongee* tronc/uee ante deu& bouts, ayant dans
chac/ue centieme d'une ligne 5 raies plus distinetes et toute la surface grenue.
Navicula grwiulata, Bericht der Berl. Akad. d. Wissensch. 1836. p. 53. Pog&endorff's Annalen d. Physik u. Chemie, 1836.
p. 220, 221. Taf. III. Fig. 2.
Aufenthalt: Im Torfmoor zu Franzensbad, vielleicht lebend; fossil im Kieseiguhr daselbst und im Bergmehl von Santafiora.
Die Streifung hat folgendes Gesetz: 7« Linie hat 11—12 Streifen, mithin 712 44, 72o 24, XU 22, 7so 17, 7s6 14, %
12, 7eo 8, 772 7, 7q6 5, 7ioo 5. — Länge 1I20 bis 7i2 Linie. Breite 5 — 7mal in der Länge-
Erklärung der Abbildungen Taf. XXL Fig. XX.
Fig. 1. ist eine grössere, Fig. 2. eine kleinere Form, 300mal vergrössert. a. Seitenansicht , ß. Bauchansicht.
355. Eunotiaf Faba, Ibohnenartiges Praclitscliiffclieii. Tafel XXL Fig. XXL
E. striata, testula semi-ovata, fabacea, striis 9 in centesima lineae parte.
Eunotie Feve, rayee, a carapace semi- ovale en forme de feve> ayant 9 raies dans chac/ue centieme
d'une ligne de sa longueur.
Eunotia Faba, Bericht der Berlin. Akad. d. Wiss. 1837. p. 45.
Aufenthalt: Fossil im essbaren ßergmehl bei Degernfors in Schweden und bei Kymmene Gärd in Finnland.
Diese Form könnte man auch berechtigt scheinen zu Cocconema zu stellen, allein ihre Gesellschaft und der Mangel der mitt-
leren Oeffnung sprechen dagegen. Fossile Cocconemata sind stiellos. Die sehr zarte Streifung der fossilen ist sehr schwer zu sehen.
— Länge 7oe — 748 Linie. Breite 3- bis 7mal in der Länge. Auf 7og Linie gehen 10 Streifen, 748 20, 7?2 15.
Erklärung der Abbildungen Tafel XXL Fig. XXL
Es ist ein kleineres und ein grösseres Exemplar in beiden Ansichten 300mal vergrössert dargestellt.
256. Eunotia Arcus, toogenartiges Praclitscliiffclieii. Tafel XXL Fig. XXIL
E. striata, testula elongata semi-lanceolata, latiore quam alta, a latere prope finem utrinque constrieta, areiformis,
striis in centesima lineae parte 11.
Eunotie Are, rayee, a carapace allongee semi -lanceolee, plus large que haute > etranglee au cöte
lateral proche auze deute bouts (ou ä deute boutons terminaua;), en forme cFarc, ayant 11 raies
dans chaque centieme d'une ligne de sa longueur.
192
Eunotia Arcus , Bericht d. Akademie d. W i s s e n s c h. zu Berlin, 1837. [>. 45.
An f enthalt: Fossil im Bergmehl bei Degernfors in Schweden und bei Kymmene Gärd.
Selir verwandt dieser Art ist Navicula iurgida, welche aber höher und stärker gestreift ist. Die sehr zarte Streif ung kann
liier leicht übersehen werden, indem sich anch das geübte Auge oft erst an das Sehen gewöhnen muss. — Länge V*o bis Vu Linie«
Breite 3 — 6mal in der Länge, Streifung: Voe Linie hat 12 Streifen, mithin V24 Linie 48, Vsg 32, V40 28, Vts 24, j/eo 19?
V72 16, VlOO IL
Erklärung der Abbildungen Taf. XXL Fig. XXII.
Fig. 1. eine grössere, Fig. 2. eine kleinere Form, a. Seitenansicht, ß. ßauchfläche , 300mal vergrössert
%&%. Eunotia niodon, zweizaefciges Prachtschiffclieii. Tafel XXI. Fig. XXIII.
E. striata, testula elongata, ventre plana, medio dorso emarginata öbtuse bidentata.
Eunotie Diodon, rayee, a carapace allongee^ plate au venire , echancree et obtusenietit bidentee au
milieu du dos,
Eunotia Diodon, Bericht d. Akad. d. Wissenscb. zu Berlin, 1837. p. 45.
Aufenthalt: Fossil im Bergmehl von Degernfors in Schweden und von Kymmene Gärd in Finnland.
Die Streifung zeigte folgendes Verhältniss: % Linie Länge hat 40 — 48 Streifen, V72 30 — 32, % 20-— 24, V100 19.
— Länge von 1jm zu V48 Linie beobachtet. Breite 4 — 5mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXL Fig. XXIII.
Fig. 1. Seitenansicht; Fig. 2. Bauchfläche, 300mal vergrössert.
£58« Eunotia Triodon, dreizackiges Prachtschiffclienu Tafel XXL Fig. xxiv.
E. striata, testula brevi aut elongata, semilunari«, ventre piano aut coneavo, dorsi convexi dentibus 3 obtusis.
Eunotie Triodwn, rayee, a carapace courte ou allongee, semi-lunaire, a venire plat ou coneave et
a 3 dents obtuses au dos conve&e.
Eunotia Triodon, Bericht der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1837. Febr. p. 45.
Aufenthalt: Fossil im Bergmehl von Degernä in Schweden und von Kymmene Gärd in Finnland.
Diese durch Retzius entdeckte, von mir bestätigte, Form ist die häufigste Art der Gattung im schwedischen Bergmehle, auch
zahlreich im finnischen. Sie ist bei gleichen Zahlen der Ausschnitte bald schmäler und länger, bald breiter und kürzer. Ich sah auch
Längstheilung von der Dorsalseite, aber keine längeren Ketten. Die 4 Oeffnungen waren deutlich. Streifung und Länge verhielten
sich, wie folgt: V*8 Linie hatte 48, V72 32, Voe 24, V100 23 Streifen. — Länge Vqö — V48 Linie. Breite 2V2- bis 5mal in der
Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXI. Fig. XXIV.
H o ö
Fig. i. ist eine breitere Form in 2 Ansichten, a. Lateralfläche, ß. Bauchfläche. Fig. 2. eine schmälere Form von der Seite, 300mal vergrössert.
£59. Eunotia Tetraodon, vierzacfclges Prachtschiffclien. Tafel XXI. Fig. xxv.
E. striata, testula semi-lunari brevi, ventre piano aut coneavo, dorsi convexi dentibus obtusis quatuor.
Eunotie Tetraodon, rayee, a carapace semi-lunaire courte , aplanie ou coneave au ventre, ayant
4 dents arrondies au dos convetee.
Eunotia Tetraodon, Mittheilungen der Berl. naturforscli. Freunde. (BerJ. Staatszeitung April 1837.)
Aufenthalt: Fossil im Bergmehl von Kymmene Gärd in Finnland.
Ich habe diese Form nicht im Bergmehl von Degernfors gefunden, doch mag sie da auch vorkommen. Streifung: Vis Linie
48, V/2 32, Vo6 24, Vioo 23. — Länge Vqg — V48 Linie. Breite 2V2Uial in der Länge.
Erklärung der Abbildung Taf. XXI. Fig. XXV.
Ein Exemplar in 2 Ansichten, 300mal vergrössert.
26©. Eunotia Pentodon* fünfeackiges Pracbtscbiffcben. Tafel xxi. Fig. xxvi.
E. striata, testula semi-lunari brevi, dorsi convexi dentibus 5.
Eunotie Pentodon, rayee, a carapace semi-lunaire courte, ayant 5 dents au dos conve&e.
Eunotia Pentodon, Bericht der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1837. p. 45.
Aufenthalt: Fossil im Bergmehl von Degernfors (Degernä) am botnischen Meerbusen.
Die Streuungen dieser Form sind, wie bei allen Arten, sehr zart, und Vog Linie Länge hat deren 24, also V48 48, l/72 32,
Vioo 23 u.s. w. — Länge Vqg — JAs Linie. Breite 3 — 5mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXI. Fig. XXVL
Fig. 1. Seitenansicht; Fig. 2. Baiichansicht, 300mal vergrössert.
lbl
193 —
£61. Munotia Diadema, diademartiges PracMscftiffcIieii. Tafel XXI. Fig. xxvil.
E. striata, testula scmi-lunari brevi, dorsi convexi dentibus 6, obtusis.
Eunotie Diademe, rayee, a carapace courte semi-lunaire, ayant 6 dents obtuses au dos convecce.
Eunotia Diadema, Bericht d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1837. p. 45.
Aufenthalt: Fossil im Bergmehl von Degernfors und von Kyinniene Gärd am botnischen und finnischen Meerbusen.
Prof. Retzius entdeckte diese Form in schwedischem Bergmehle; ich fand sie ebenda und in finnländischem. Sie ist sehr
ausgezeichnet und nicht allznhäufig. Die Streifung hat folgendes Vcrhältniss: in % Linie sind 20 Streifen, in »/„ 80, Vao 64, Vse
52, V*8 40, 7eo 32, ljii 25, Vao 20, Vioo 19. — Länge Voo — Vj* Linie. Breite 2%- bis 4mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXI. Fig. XXVII.
Fig. I. i/96 Linie gross, «. Seitenansicht, ß. Bauchansicht; Fig. 2. 1/24 Linie gross, SOOmal vergrössert.
2U2. .Eunotia ®erra, sägenartiges PracMscIiiffclien. Tafel xxi. Fig. xxvin.
E. striata, testula lineari elongata leviter curvata, serrata, dorsi leviter convexi dentibus 12 — 13, obtusis.
Eunotie Scie, rayee, a carapace lineaire allongee, legerement coitrbe'e, ayant 12 a 13 dents arron-
dies au dos convecce et par cela la forme d' une scie.
Evmoiia Serra, Bericht d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1837. p. 45.
Aufenthalt: Im Bergmehl von Degernfors an den Lappmarken von Schweden.
Biese ausgezeichnete Art der Gattung ist mit der vorigen die grösste derselben. Ich habe sie nur in schwedischem Bergmehl
beobachtet, wo sie sehr selten ist. Ich zählte 12, und einmal 13 Zähne, indem die Enden (aller Arten) zuweilen einfach abgerundet,
zuweilen selbst wieder ausgeschweift sind, und diese Einschnitte leicht auch für Zähne gelten. Ich halte 12 für richtiger. Die Strei-
fung ist viel feiner als bei E. Diadema: Vm hat 80, %> 64, Vse 52, % 40, Vao 32, V72 26, Vog 20, Vioo 19 Streifen. Ich
zahlte in Voe Linie 20 Streifen. — Länge Vso — V2* Linie. Breite 8 — 9mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXI. Fig. XXVIII.
Fig. 1. und 2. Seitenansichten; a. Bauchflüche der letzteren, SOOmal vergrössert.
SECHSZIGSTE GATTUNG: SCHILDSCHIFFCHEN.
Coccoiiei§. CoccoEteiile.
CHARACTER: Animal e fainilia Bacillariorum, liberum, solitariuin, lorica simplici bivalvi (silicea), pris-
matica aut keinisphaeriea, divisione spontanea nunquam cateniforme (nee geininatum), aper-
tura loricae singulae media utrinque singula (*).
CARACTERE: Animal de la famille des Racillaries, libre, solitaire, ayant une carapace simple
bivalve (siliceuse), prismatique ou hemispherique , pourvue dune seule Ouvertüre au
miheu des deux cötes de chaque carapace (?), jamais ni reunis en forme de chaine,
ni double par la division spontanee.
Die Gattung der Schild Schiffchen urafasst alle freien einzelnen Stabthierchen , welche einen ein-
fachen, zweischaaligen, prismatischen oder Kugelsegment - artigen (Kiesel-) Panzer besitzen, der, ohne Glie-
derketten zu bilden, vielleicht ohne alle Selbsttheilung, sich durch jederseits eine einzelne (?) mittlere Ocff-
nung auszeichnet.
Die erste Erwähnung dieser Gattung geschah in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1835. p. 173.
Sie gründete sich damals auf 2, 1834 bei Wismar im Ostseewasser entdeckte, Arten. Im Jahre 1836
fand sich eine derselben fossil im Bergmehl von Santafiora. Seitdem sind noch 2 fossile neue Arten im
Pohrschiefer von Cassel und im Kieseiguhr von Franzensbad vorgekommen, und eine 5te und 6te Art sind
parasitisch auf Conferven und Naviculis lebend beobachtet worden. — Die Form des Panzers gleicht einem
wenig erhabenen Schildchen, an Form den Schildläusen (Coccus) sehr ähnlich, deren Lebensart sie nur als
Wasserthiere, auch sehr nachahmen. Alle bekannte Arten haben dueer- oder Längsstreifen, deren erstere
innere Rippen zu seyn scheinen. Der Panzer ist kieselhaltig und besteht aus 2 kahnartigen, in einer Mit-
telfurche zusammenhängenden, seitlichen Platten, deren untere (Bauch-) Seite flach, deren obere (Rücken)
etwas gewölbt ist. Bei einigen hat jede Platte einen scharfen Rand, wie eine planconvexe Linse, zuweilen
ist der Rand schroff und die Form flach wie eine Scheibe. Halbe Cocconeiden gleichen einem Cocconema
oder einer Eunotia. Auf der flachen Unterseite scheint ein kriechender Fuss aus der Mittelöffnung, die
zugleich Mundöffnung seyn würde, zu treten, der nicht beobachtet ist. Die obere Rückenöffnung mag Ge-
4»
— 194 — — — —
sclileclitsöfFniing seyn. Die übrige Organisation der lebenden Arten gleicht ganz den Naviculis. Der Eier-
stock ist grün oder gelb und erscheint oft in 2 Platten. Auch wahrscheinliche polygastrische Bläschen sind
beobachtet. Ortsveränderung ist nie zu bemerken , aber nach einiger Zeit sichtlich eingetreten.
Die geographische Verbreitung der lebenden Arten der Gattung ist von Franzensbad in Böhmen, bei
Berlin, bis zur Ostsee bei Wismar beobachtet. Fossil ist eine lebende Art der Ostsee in Italien erkannt,
und 2 neue fossile Arten sind bei Franzensbad und Cassel vorgekommen.
263. Cocconeh ScuteUum, hängen -Scliildclien. Tafel XIV. Fig. VIII.
C. testula elliptica, dorso leviter convexa, extus granulosa, intus transverse striata.
Cocconeide Bouclier, a carapace elliptigue, legerement convecce au dos, e&terieurement granuleuse,
rayee transversalement a V Interieur.
Coeconeis Scuiellum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1835. p. 173.
Aufenthalt: Lebend bei Wismar in Mecklenburg und in den Schären bei Gothenburg. Fossil im Polirschiefer des Habichtswaldes bei Cassel.
In dichter Menge überzieht diese Form die Glieder des Ceramium diaphanum der Ostsee bei Wismar und auch der Nord-
see im Cattegat bei Gothenburg. Es ist meist in sehr verschiedenen Grössen beisammen. Auf Vioo Linie Länge kommen 10 — 11
Streifen, auf V40 zählte ich 28 bis 30, auf V24 48. Daher folgende Verhältnisse statt finden: V20 60, V24 48, V3G 36, V40 30,
V48 24, Veo 20, V72 18, Vo6 12, Vioo 11. Den innern Lamellen scheinen äussere Körnerreihen zu entsprechen. Ich sah nur Eine
mittlere Oefthung. Der Rand ist fast scharf. — Länge Vq6 — V20 Linie beobachtet; Breite meist nicht völlig % der Länge; Höhe
*/e der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIV. Fig. VIII.
Fig. 1. ist ein Glied des Ceramium diaphanum, 300mal vergrössert, überall mit der Coeconeis besetzt; Fig. 2. und 4. sind bei gleicher Vergrös-
ser ung; Fig. 3. 500mal vergrössert gezeichnet.
£64. Coeconeis undulata, Wellen -Scliildclien. Tafel XIV. Fig. XL (ix.)
C. testula elliptica, dorso leviter convexa, extus lineis concentricis undulatis exarata, nee transverse striata.
Cocconeide ondaleuse, a carapace elliptique, legerement conveaze au dos, ayant des lignes onduleu-
ses tres-fines concentriques au dehors, point de raies.
Coeconeis undulata, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1835. p. 173.
Aufenthalt: Im Ostseewasser bei Wismar in Mecklenburg.
Diese lebt mit der vorigen gemeinsam, aber seltener, auf Ceramium diaphanum. Ich zählte ausser dem doppelten Con-
tour des Randes 9 bis 10 Linien in jeder Hälfte. — Länge V36 Linie; Breite nicht ganz 2/3 der Länge; Höhe etwa Ve der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIV. Fig. XL (IX.)
Es sind 2 Exemplare bei 300maliger Vergrösserung.
265. Coeconeis Placentula, Kucben-Schilclclien.
C. testula elliptica plana, margine abrupto, extus et intus laevis.
Cocconeide Gate au, a carapace elliptique plate, escarpee au bord, escterieuremetit et interieurement
lisse.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Auf Vaucherien und Lemna- Wurzeln findet sica diese Form zuweilen sehr zahlreich bei Berlin, Ich sah sie auch am Bys-
ms des Mytilus polymorphus. — Länge V120 Linie; Breite mehr als % der Länge; Höhe V* bis Vs der Länge.
Eine Abbildung konnte nicht mehr gegeben werden. (Vergl. Conferva pennatula, Vahl, Flora danica, T. 945. 1792.)
266. Coeconeis Pediculus, Schmarotzer -$cliildclien. Tafel XXL Fig. XL
C. testula ovata, dorso valde convexo, semi-globosa, extus et intus laevis.
Cocconeide Pou, a carapace ovale, bien convecce au dos, hemispherique, lisse en dedans et au de/iors.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich habe diese besondere Art nur auf andern Naviculis beobachtet. N. Librile und sigmoidea sind zuweilen davon ganz
bedeckt und kriechen damit herum. Die Eierstöcke sind von Farbe bräunlich. Die mittlere Oeffnung, auch die Längsfurche des Pan-
zers, sind bei dieser und der vorigen Art deutlich. — Länge V192 Linie; Breite mehr als die Hälfte der Länge; Höhe Vs der Länge.
Erklärung der Abbildungen Tafel XXI. Fig. XL
Auf Nav. sigmoidea sind viele Exemplare bei 300maliger Vergrösserung abgebildet.
36 ¥. Coeconeis? Jtnnica, finnisches Schildschiffchen.
C. testula ovato-oblonga, parurnper convexa, extus laevis, intus striata.
Cocconeide de Finlande, a carapace ovale -oblongue, un peu convexe> exterieurement lisse, in-
terieurement rayee.
- 195 —
Aufenthalt: Im finnischen Berginehl von Kynimene Gärd.
Die im genannten Ber<nnehl selten vorkommenden flachen Schaden könnten halbe Naviculae seyn, indem ich jederseits auch
kleine Endöffnungen in der Mittellinie, aber doch nie ganz deutlich, unterschied. Die Streifung zeigte auf Vqg Linie Länge 22 Striche,
also auf V4s 44, auf Veo 35, auf l/72 29, auf V100 21. — Länge V48 Linie; Breite nicht völlig die Hälfte der Länge; Höhe kaum
Ve der Länge.
Eine Abbildung konnte nicht mehr aufgenommen werden.
268. Cocconehf Clypeus, Mund- Schilderen.
C. testula orbiculari, ampla, plana, leviter involuta, extus laevi, intus interrupte radiata.
Cocconeide? Cfojpee, h carapace orbiculaire, grande, plate, leger ement courbee^ e&terieurement
lisse^ interieur ement rayee.
Aufenthalt: Fossil im Kieseiguhr von Franzensbad in Böhmen,
Zwischen der Navicula viridis von Franzensbad findet es sich selten als runde strahlige Scheiben von ansehnlichem Durch-
messer. Man könnte in dieser grössten Art der Gattung eine Verwandschaft zu Actinocychis linden. Sie besteht aus 2 eng aneinander lie-
genden, sehr dünnen, flachen, runden Platten, welche so gebogen sind, als ob sie sich an einen cylindrischen Pflanzentheil eng ange-
schlossen hätten. In der Mitte ist eine ungestreifte längliche Stelle und in deren Mitte wieder eine längliche klaffende Oeffhung; ich
sah sie aber nur auf Einer Seite. Nach dem Rande hin sind 2 Reihen durch einen glatten, unregelmässigen, bandartigen Zwischen-
raum getrennte Streifen oder innere Leisten, welche unterbrochenen Strahlen gleichen. Diese sehr besondere Form mag wohl bei noch
schärferer Auffassung der Charactere eine besondere Gattung verlangen. Die Streifen sind weniger regelmässig, als bei den Naviculis.
Ich sah kleinere mit 5 — 6 Streifen auf Voe Linie, und grössere mit 3. — Durchmesser der Scheibe Vae — V20 Linie.
Eine Abbildung konnte nicht mehr aufgenommen werden.
EINUNDSECHZIGSTE GATTUNG: ZICKZACKTHIERCHEN.
Bacillaria. ISacillaäre.
CHARACTER: Animal e familia Bacillarioruni , liberum, (saepe implexum, nee affixuin), lorica simplici
bivalvi aut multivalvi (silicea), prismatica Naviculam aequans, sed spontanea loricae perfe-
cta, corporis imperfecta divisione in catenas dehiscentes perticae plicatulis similes, seu in
polyparia angulose cateniformia, articulis mobilibus bacillaribns instrueta abiens.
CARACTERE: Animal de la famille des Bacillaries, libre, (souvenl enlortille :, jamais attache),
ayant une carapace simple bivalve ou multivalve (siliceuse), prismatique, a V instar
cFune Navicule, mais se developpant par division spontanee imparfaite de la cara-
pace et par division parfaite du corps en forme de chaines baillantes, ou de toises
ä charniere, cest a dire de polypiers cateniformes en %ig%ag, ayant les chainöns
mobiles bacilliformes.
Die Gattung der Zickzackthierchen hat mit den Navicidis in der Familie der Stabthierchen
freie Selbstständigkeit und einen einfachen, zwei- oder mehrsch aaligen, prismatischen (Kiesel-) Panzer ge-
mein, zeichnet sich aber durch vollkommne Selbsttheilung des harten Panzers bei unvollkommner Selbstthei-
lung des weichen Körpers aus, wodurch klaffende Ketten in Form eines gelenkigen Maassstabes, oder zick-
zackförmig gebogene Monadenstöcke entstehen, deren Glieder an einander festgeheftet, aber beweglich und
stabförmig sind.
Geschichtliche Erläuterung zur Gattung Jßacillaria.
Otto Friedrich Müljler entdeckte diese TMerformen 1782 im Ostseewasser bei Copenhagen, und nannte sie das son-
derbare Stabthierclien oder Stäbgentliier, ohne Zusatz eines systematischen Namens. Es schien ihm unklar, ob das Ganze
Ein Thier oder ein Verein von vielen Thieren sey. Er bewunderte die Evolutionen des Körpers und hielt ihn für physiologisch höchst
interessant. In Müxier's Opus posthumum: Animalcula infusoria 1786. ist die Form als Vibrio paxillifer aufgenommen, allein
Gmelin, welcher in der XHIten Ausgabe von Linne's Systema Naturae, die 1788 erschien, deren 6ter Band aber wohl 1786
schon gedruckt war, dieses Werk nicht mehr benutzen konnte, verzeichnete dieselbe Form als besondere Infusorien- Gattung unter dem
Namen Bacillaria paradoxa, welches nur eine Uebersetzung von Müiler's erstem Namen war. Roth beschrieb 1797 vielleicht
B. iabellaris als Conferva floeculosa (und Bort de St. Yincent wohl als Conf. rhomboidalis?). Girod Chantrans gab 1802
die erste Abbildung der B. vulgaris als Polype a chamieres. Schrank beschrieb dann 1803 ähnliche Thierchen (Stäbegevier)
aus dem Süsswasser bei Landshut in Baiern, und hielt diese irrig für Müixer's Vibrio paaillifer , aber auch für Thiere. Decan-
doixe verzeichnete 1805 Bac. vulgaris als Diatoma maritmm in der Flore frangaise. Dilxwyne, Smith, Weber
und Mohr, Wahlenberg und Hornemann beschrieben dann dergleichen Formen als Pflanzen unter dem Namen Con-
106
ferva ßocculosa n. s. w. Der Name Bacillaria ist erst 1816 (1817) durch Nitzsch von Neuem in Aufnahme gekommen und in
seinem Begriff erweitert worden. Nitzsch vereinigte die Fragilarien und Baeillarien bei Halle in seine Bacillaria pectinalis
und hielt seine Bac. Palea für einerlei mit Müllers Stäbchenthier. Ueberdiess begriff er in derselben Gattung Stäbling die
Naviculas, Synedras, Cocconemata und Gomphonemata , deren Formenkenntniss von ihm vorbereitet wurde. Schrank' s Vibrio
pa&illifer hielt er für Bacill. pectinalis (p. 87.), weshalb ich die von beiden beobachtete Form mit diesem Namen auch verzeichnet
habe, Nitzsch stellte seine Bac. Palea (als Vibrio pazcillifer) zu den thierischen, die Bac. pectinalis zu den vegetabilischen
Arten seiner Gattung. Im Jahre 1817 führt Agardii 2 Arten in seiner Pflanzengattung Diatoma auf.
Reich an Beobachtung war wieder Lyngbye 1819, welcher jedoch ebenfalls diese Formen als Pflanzen in der Gattung Dia-
toma mit mehreren heterogenen Körpern zusainmenfasste und sie an Conferven angeheftet abbildete. Nitzsch verzeichnete seine frü-
heren Arten wieder in der Encyclopädie von Ersch und Grüber 1821 , hielt aber nunmehr die Ketten für Jugendzustand der Ein-
zelthiere. Bort de St. Vincent errichtete 1822 seine Familie der Bacillariees bei dert Infusorien, die er aber von 1824 an in
sein Reich der Psych odien stellte. Er stellte die Synedra Ulna als zweite Art, Bacillaria communis, zur Bac. paradoxa.
Schrank beschrieb 1823 12 Arten der Gattung Bacillaria, Schleichthierchen, als Thiere, worunter er jedoch keine wahren
Zickzackthierchen, sondern Naviculas, Closteria, Euglenen und noch andere sehr verschiedene Formen verstand, Müller' s Ba-
cillaria nannte er Oscillaria paccillifera. Im folgenden Jahre verzeichnete Bort in der Encyclopedie method. 8 Arten der Gat-
tung Bacillaria mit neuen Namen, verstand aber darunter auch die prismatischen abgestutzten Naviculas sammt den Synedris. Die
wahren Baeillarien nennt er zum Theil Diatoma und verzeichnet im Dict. class. 2 Arten, giebt aber 6 — 8 als ihm bekannt an. Die
Fragilarien nennt er Nematoplata und rechnet sie alle nicht zu den Infusorien. Agardh hat seit 1824 die Baeillarien als Dia-
toma zu den Pflanzen gestellt und unter dem Namen Diatomeae eine grössere Gruppe gebildet. Die späteren Algologen sind ihm ge-
folgt. Leiblein führte 1827 den Namen Bacillaria anstatt des Namens Diatoma in der Botanik ein und nahm ihn ganz im Sinne
von Nitzsch. Türpin folgte 1827 und 1828 Borys Vorgange und nannte die abgestutzten Naviculas Bacillaria, die Baeilla-
rien aber Diatoma. Im Jahre 1828 zog ich die Baeillarien zuerst zu den Panzer -Infusorien, indem ich 9 von mir und Hemprich
1820 gesammelte Arten des Mittelmeeres von der ägyptischen Küste in den Tafeln der Symbolae physicae, Evertebrata I. abbil-
dete. Sie waren damals im Sinne Bory's benannt, wurden daher später (1831) auf 2 Arten reducirt. Im Jahre 1830 und 1831
wurde diese Stellung der Gattung in gleichnamiger Familie in den Abhandl. d. Berl. Akad. mit 6 Arten fester begründet. Im Jahre
1831 und 1832 gab Agardh der Gattung Diatoma, wie früher, 16 Arten, von denen aber nur 3 bis 4 hierher gehörige feste Spe-
cies sind. Er hielt sie für gestielt, ansitzend. Im Jahre 1833 (1832) wurden von mir 2 neue Arten der Gattung als Infusorien be-
schrieben, und 1833 verzeichnete Kützing 12 Arten der Gattung Diatoma nach Agardh und Lyngbye wieder bei den Algen.
Mehrere derselben gehören andern Gattungen an. Zuletzt hat Morren in Gent eine Bacillaria glauca in den Annales des sc.
nat. 1835. p. 26. genannt, aber nicht näher bezeichnet. Mehrfache Spuren fossiler Baeillarien sind seit 1836 in den Berichten der
Berl. Akad. und Poggendorff's Annalen angezeigt worden. Ueberhanpt sind hier 10 Arten der Gattung verzeichnet.
An Organisation ist zunächst ein Kieselpanzer jedes Einzelthieres beobachtet, dessen prismatische 4seitige Form schon Nitzsch
1817 erkannte, aber das Zweischaalige des harten Panzers wurde 1830 und 1831 zuerst, und der Kieselgehalt 1833 p. 319. in den
Abhandl. d. Berl. Akad. angezeigt. — Als die Bewegung vermittelnd sind zapfenartige weiche Fortsätze, welche, aus einer Längsspalte
ragend, die Glieder verbinden, sehr deutlich erkannt; wahrscheinlich giebt es noch andere an einigen der Endöffnungen. — Als Er-
nährungsorgane sind innere, den polygastrischen Magen vergleichbare, farblose Bläschen bei Bac. tabellaris 1833. p. 232. zuerst mit
Sicherheit angegeben worden. Schon 1817 beobachtete Nitzsch dergleichen nach p. 67. seiner Schrift, sie gehörten aber wohl Na-
viculis an. Bis dahin glaubte man allgemein, dass kein Mund existire und die Hautabsorption die Ernährung vermitteln müsse. Allein
die von mir nachgewiesenen je 2 Panzeröffnungen an den Enden jedes Stäbchens zeigen die Möglichkeit einer Stoffaufnahme durch ei-
nen Mund, welche direct weiter zu verfolgen noch nicht gelang. Diese Oeffnungen sah schon Bory bei Bacillaria crassa 1824,
es war aber wohl Fragilaria grandis. — Als Sexualorgane sind die gelben oder grünen, im Alter gelappten Eierplatten, wie bei
Navicula, in allen Arten sichtbar. Vielleicht sind auch bei B. tabellaris da, wo nur 2 unveränderliche Bläschen in jedem Stäbchen
den Eierstock einfassen, diese nicht Magen, sondern (freilich erst weiter zu begründende) Samendrüsen. Bory beschreibt sie 1824 bei
Diatoma vulgaris im Dict. class. Ausserdem glaubte schon Nitzsch 1817 an Entstehen der Kettenform durch Selbsttheilung, und
er hatte sie bei Bac. Palea, die aber wohl Fragilaria rhabdosoma war, beobachtet. Später, 1821, ist er davon abgewichen.
Diese Selbsttheilung ist allemal Längstheilung, welche jedoch als Queertheilung der so entstehenden Ketten erscheint. Dass allemal
alle Glieder Einer und derselben Kette genau gleich lang waren, erschien schon Müller und Nitzsch als ein wichtiger Grund gegen
die Ansicht, dass die Ketten durch Aneinanderreihen der Einzelthiere entständen. Alle spontane Längstheilung der Baeillarien ist, wie
es scheint, dorsal, so dass die aneinanderhängenden Flächen die Seitenflächen sind. Bei den wahren Naviculis ist sie meist lateral.
Schwache Biegung und Orts Veränderung der Ketten findet auch bei den Süsswasserformen statt, und schon Schrank beobachtete sie
1803. Sehr auffallend ist sie bei Bacillaria paradozea des Meeres. Ganz richtig erklärt Nitzsch 1817 p. 75. diese Bewegung
als Trennungs versuche, die aber doch wohl bald zur Gewohnheit werden. Abgerissene Einzelstäbchen laufen schnell, wie Naviculae.
! Die geographische Verbreitung der lebenden wahren Baeillarien ist von den canarischen Inseln und der afrikanischen Küste
des Mittelmeeres an über ganz Europa bis nach Sibirien, auch im sinaitischen Arabien Asiens im Meer- und Süsswasser beobachtet.
Fossile Spuren sind in Isle de France und Franzensbad vorgekommen.
5869. Bacillaria paradoaoa, Wunder -Ziekzacktliierclieii. Tafel XV. Fig. I.
B. striata, testula anguste lineari, saepe 15ies fere longiore quam lata, flava, in (juavis centesima lineae parte 9 striis
notata, bacillis singulis alacriter mobilibus.
Bacillaire paradoacale (porte pieu), rayee, a carapace li?ieaire tres-grele, souvent pres de 15
fois, plus longue c/ue large, jaune, ayant dans chaque centieme d'une ligne 9 raies et les ba-
guettes vivement mobiles.
Sonderbares Stäbgenthier , Müller, Müller's Kleine Schriften v. Göze, p. 1. Taf. I. Fig. 1—8. 1782.
Pinddyr, Nye Sämling af Dansk. Vidensk. Saelsk. Skrift. IL p. 277.
Vibrio raooillifer, Müller, Animalc. infus, p. 54. Tab. VIT. Fig. 3—7. 1786.
Bacillaria paradoxa, Gmelits , Linnei Syst. Nat. ed. XIII. Vol. VI. 1788.
Vibrio pamllifer, Lamarck , Systeme des anim. sans vert 1815.
£9?
Bncillaria Palen, Nitzsoh, zum Theil , Beitrage zur In f n sori en kn r\ i\ e , 1817. Kncyclopä die v. Ersch u. Gruber, 1821.
Bacillaria paradooca, Bory de St. Vimcest, Dict. classique, 1822.
— Mülleri, Bory, Encycl. meth. 1824.
Oscillnria paocillifera , Schrank, Nov. Act. Nat. Cur. XI. 2. p. 534 3 539.
Bncillaria Mülleri, Turpiis , Dict. des sc. natur. Vegetaux acotyledons, 1828. Planch. Vegeto-anim aux, I. 1.
Bacillaria paradooca, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 83. 1833. p. 319. (nicht Symb. phys. Evertebrata I.)
Aufenthalt: Bei Copcnhagen, Kiel, niederländisch Seeland und Insel Süd-Bewcland ?, bei Wismar in Mecklenburg und Gothenburg
in Schweden im Meerwasser.
Müller fand sie auf Viva latissima bei Copcnhagen, ich zwischen Ceramien und CalJithamnicn. Schrank glaubte diese
sehr characteristische Form auch als Vibrio pa&illifer bei Landshut, Nitzsch als BacilL Palea bei Halle, und ich in den $ym-
bolis physicis 1831. als BacilL paradoaia bei Berlin gefunden zu haben, allein das war BacilL pectinalis und elongata. Ich
erhielt im Jahre 1831 die wahre Form zuerst durch Herrn Dr. Michaelis aus Kiel mit Leuchtthieren lebend nach Berlin, und sah
sogleich den grossen Unterschied. Kützing hat sie auch irrig als Diatoma tenue paradoamm bei Mannsfeld angegeben. Ich er-
hielt sie dann wieder lebend von Copenhagen und Gothenburg nach Berlin und beobachtete sie selbst sehr zahlreich bei Wismar in der
Ostsee. Bory giebt an, sie bei holländisch Seeland und Siid-Beweland beobachtet zu haben, hat aber die versprochene Abbildung zu-
rückgehalten. Türpins Abbildungen scheinen nur freie Copieen der MÜLLER/schen Figuren aus den beiden Schriften zu seyn. Die
Lebendigkeit der Form ist höchst auffallend, ganz wie beim Proteus , nur steifer, bald bandartig, bald stabartig, bald plattenartig, bald
Zickzack- und blitzartig. Sie können sich nicht selbstthätig trennen, aber getrennt leben sie einzeln fort und bilden neue Ketten. Sie
lebt tausendweis beisammen, ist aber sehr fein. Die Streifen verhalten sich wie folgt: V20 Linie hat 51, V24 38, Vso 36, V36 22, V40
25, V48 19, Veo 17, V72 11? Vog 9, V100 9 Streifen. Die Seitenflächen sind schmal kahnförmig, die Rücken- und Bauchfläche li-
nienförmig abgestutzt. Der mittlere helle Fleck jedes Stäbchens ist der farblose Thierleib, das gelbe sind 4 Eierplatten, die nicht ganz
bis an?s Ende reichen, im Alter zusammenschrumpfen und wie farbige Punkte erscheinen. — Länge Vog Ws V20 Linie; Breite 11- bis
22mal in der Länge; Breite der Höhe ziemlich gleich.
Erklärung der Abbildungen Taf. XV. Fig. I.
Es sind von mir selbst beobachtete Formen der Ostsee, 500mal vergrössert.
Fig. 1. sind 9 bewegliche Stäbchen als Polypenstock; Fig. 2. sind 17 Stäbchen in 2 verschiedenen Stellungen; Fig. 3. sind 5 Stäbchen in 2 ver-
schiedenen Stellungen; Fig. 4. und 5. sind 2 Einzelstäbchen, jedes in 2 Ansichten, a. Dorsalfläche, ß. Lateralfläche.
2¥0. Macillaria vulgaris, gewöhnliches KidtzacKtfiiercIieii. Tafel XV. Fig. IL
B. striata, testula late lineari, vix ter quaterve longiore quam lata, fuscescente , olivacea, striis in quavis centesima
lineae parte 13.
Bacillaire vulgaire, rayee, a carapace oblongue Mneaire3 a peine 3 011 4 fois plus longue c/ue
large, brunatre, olivälre ou verte, ayant dans chaque centieme d'une ligne de sa longueur 13
raies transversales.
Polype h chamleres, Girod Chantrans, Recherc lies sur les Conferves, 1802. p. 23. PI. III. Fig. 5.
Confwva floeculosa, Dillwyne, British Co nf er vae, 1809. Tab. 28. Fig. A. (nur die untere Figur.)
Diatoma flocculosum, Decandolle? Flore francaise, 1815. II. p. 49.
Conferva floeculosa, Flora danica, Hornemann, 1818. Tab. 1487. Fig. 1.
Diatoma tenue ß marinum, Ltngbye, Ten tarnen Hydro pliyt. dan. p. 179. Tab. 61. 1819.
Diatoma vulgaris, l Bory, Dict. ciassiq. 1824. Tab. LI. Arthrodiees. Fig. 1. a, b, c. Besser im Dict. d' bist. nat. 1828. Botaniqne
— danica, f Planch. 20. Fig. 1.
Diaioma flocculosum, zum Theil, > AgardHj Syst Alg. 1824. p. 4. Consp. crit. Diatom. 1831. 1832.
— Lynglyiy S
Bacillaria floeculosa, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 84.
Diatoma tenue, Greville? Scottish cryptog. Flora, Vol. VI. t. 354.*
Diatoma fenestmlum, Kützing, Algae sicc. Dec. 1. 1833.
Diatoma vulgare, i kützing, Linnea, 1833. p. 580, 582. Taf. XVII. Fig. 60, 61, 66.
— tenue a, ß, (
Bacillaria vulgaris?, Bericht der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1836. p. 53, 56.
Aufenthalt: Lebend in Frankreich hei Besan^on, Avignon in der Rhone, der Küste von Caen?, Paris, in England, Dänemark,
Schweden, im Süsswasser Deutschlands, im brakischen Hafenwasser bei Wismar!, bei Berlin!. Fossil in Islc de France und Bilin.
Ich besitze Exemplare dieser Art von Avignon durch Prof. Kunze in Leipzig, welche den Berliner Stäbchen ganz gleichen,
und sah auch andere lebend in der Ostsee. In der Rhone überzieht sie die Conferva glomerata als dichter schleimiger Filz. Ebenso
fand sie Kützing in Thüringen, bei Halle, bei Magdeburg, bei Leipzig und bei Hildburghausen in Franken. Bei Berlin ist sie in
einzelnen Ketten unter Oscillatorien; auch Lyngbye fand sie auf Ose. chthonoplastes. Decajvdolle fand sie wohl bei Caen im Meere.
Es ist oft schwer zu unterscheiden, ob die kleinen Ketten frei durcheinander gewirrt, oder an Einem Ende angeheftet sind. Letzteres
ist öfter abgebildet, scheint mir aber unrichtig. Es ist völlig unmöglich zu entscheiden, was fast alle die früheren Botaniker unter
Conferva floeculosa, Diatoma vulgaris u. s. w. gemeint haben. Alle haben sie als verschiedene Arten verwechselt. Da ich Roths
abgebildete Form floeculosa nenne, so habe ich diese mit Bort vulgaris genannt. Das Diät, danicum des letzteren ist nur durch Man-
gel des, in seiner Zeichnung gar nicht angegebenen, Characters der 2 mittleren Bläschen (Drüsen? Magen?) verschieden, die periodisch
auch jener Art fehlen, wo Kützing und ich sie nicht sahen. Getrocknet wird sie meergrün. In Vco Linie Länge zählte ich jeder-
seits 20 Streifen, in % 13. Also ist folgendes Verhältniss vorhanden: Vae 30, % 28, 'As 27, Veo 20, % 15, V9o 14, % 13,
Vioo 13 Streifen. — Länge der Einzelstäbchen %8 bis Vae Linie beobachtet; Breite 2 — 4inal in der Länge; Höhe etwas schmäler als
die Breite. Der weiche Verbindungstheil der Stäbchen ist sehr deutlich. Die fossile Form lässt sich auch mit Fragilaria pectinalis
vergleichen, die überhaupt nah verwandt ist.
Erklärung der Abbildungen Taf. XV. Fig. IL
Fig. 1. Dorsalfläche und Zickzack eines Monadenstocks. Fig. 2. Lateralfläche einer ganz ausgezogenen Kette. Fig. 3. regelmässige zufällige Figur.
Fig. 4. Lateralfläche eines stumpferen Einzelstäbchens. Fig. 5. a. Rücken- und ß. Lateralfläche eines spitzeren Stäbchens.
50
198
2*1. Macillaria pectinalis, feammartiges Zic&zacfetliierclien. Tafel XV. Fig. IV.
B. striata, testula graciliore lineari, saepius ter aut sexies longiore quam lata, intus ilavo-fusca, in centesima lineae
parte 9 striis insignis.
Bacillaire Peigne, rayee, h carapace plus grele lineaire, tres-souvent 3 a 6 fois plus Iongue que
large, jaune d'or en dedans, ayant 9 raies dam chaque centieme d'une ligne de sa longuenr.
Vibrio pawillifer, Schrank, Fauna boica, III. 2. 1803.
Diatoma tenue , Agardh, Decad. Nr. 10. et Svenslc. bot. 491. Fig. 4. et 5. Synopsis Algar. 1817.
Bacillaria pectinalis, Nitzsch, Beitrage zur Infusorienkunde, 1817. Kammbazillarie, zum Theil.
Diatoma tenue «, Lyngbye, Tent. Hydro phyt. dan. 1819.
Diatoma tenue, \ Agardh, Syst. Alg. 1824. p. 4. Conspectus crit. Diatom. 1832.
— sulphurascens , S
Bacillaria pectinalis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 83.
Diatoma tenue a, ß, tf, e, * KÜTZING,5 Alg- aqllat. sicc# 1833. Dec# nl. 26. Linnea, 1833. p. 580, 583. Tafel XVII. Fig. 60, 61, 63, 64.
— sulphurascens, j
Aufenthalt: Bei Landslmt in Baiern, im Süsswasser Schwedens, in Dänemark, bei Halle, bei Berlin! und in andern süssen Wäs-
sern Deutschlands , auch im salzigen See bei Rollsdorf, in der Ostsee bei Wismar und der Nordsee bei Gothenburg.
Schrank scheint diese etwas schlankere Art als B. vulgaris zuerst beobachtet und mit B. parado&a verwechselt zu ha-
ben. Nitzsch hielt sie für einerlei mit Conferva pectinalis von Müller, welche jedoch deutlich eine Fragilaria gewesen. Agardh
nannte sie wohl Diatoma tenue. Lyngbye verband sie mit B. vulgaris und elongata als Diatoma tenue. Er fand sie auf Con-
ferva glomerata. Agardh unterschied 1832 ein D. sulphurascens von Stockholm, das wohl hierher gehört, da der Character der
Queertheilnng doch gewiss ein Irrthum ist. Kützing hat früher die besten Abbildungen gegeben, allein seine var. y. cuneatum ist
eine besondere Art, und seine var. e. parado&um aus dem Rollsdorfer Salzsee bei Mannsfeld ist keineswegs, wie er glaubt, Vibrio
pa&illifer> welcher viel feiner und immer sehr beweglich ist. Er fand sie an Conf. flavescens. Ich habe sie bei Wismai' in der
Ostsee beobachtet und erhielt sie in Wasser aus den Schären von Gothenburg lebend nach Berlin, wo sie auch zu allen Zeiten im
Süsswasser nicht selten ist. Der bräunlichgelbe Eierstock bildet jung 2 Reihen punktartiger Lobuli, alt wird er dunkler gefärbt, rech-
licher und bildet einen einzelnen Haufen oder Strich in der Mitte. Der weiche Verbindungstheil der Stäbchen ist deutlich zu sehen.
(Vergl. Fragilaria pectinalis.} Die Streifung hat in Vafc Linie Länge 25, xk& 20, V48 18, Veo 15, V72 12, x\m 10, 3/o6 9, V100 9,
i/120 7 — $y yi35 6 — 7, V270 3 — 4, V^so 2, Vqöo 1 Streifen. — Länge der Einzelstäbchen beobachtet V270 — Vse Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XV. Fig. IV.
Fig. 1., 2*, 6., 7., 8. sind durch Selbsttheilung von Einzelstäbchen entstandene Polypenstöcke von der Dorsalseite. Fig. 9. von der Lateralfläche.
Fig. 3. ein Einzelstäbchen von 2 Seiten. Fig. 4. und 5. sehr junge Stäbchen« letzteres lj21{) Linie lang, alle SOOmal vergrössert.
££3. Bacillaria elongata, langes Zicfczacfctliierclieii. Tafel XV. Fig. V.
B. striata, testula lineari gracili, media parte angustiore, apieibus parumper dilatatis, intus dilute flavo-fusca, 8ies
— 24ter longior quam lata, striis in quavis centesima lineae parte 12.
Bacillaire allongee, rayee, a carapace lineaire grele, legerement amincie au milieu, gonflee un
peu atiM bouiS) brune jaunätre en dedans, 8 a 24 fois plus Iongue que large, ayant VI raies
transversales dans chaque centieme d une ligne de sa longueur.
Diatoma tenue y elongatum, Lyngbte, Tent. Hydropliyt. dan. 1819. p. 179. Tab. 61.
Diatoma elongätum, Agardh, Syst. Alg. 1824. p. 4.
Bacillaria elongata, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 62. 1831. p. 83.
Diatoma elongatum, Kützing, Linnea, 1833. p. 583. Tafel XYJI. Fig. 65.
Aufenthalt: Auf Fiihnen in Dänemark, . bei Tennstädt, Weissenfeis, Halle, Berlin! und bei Tobolsk im sibirischen Asien beobachtet.
Man findet diese Art auf Fühnen in grossen Massen, und ich besitze sie von dort als Diät, tenue Lyngbye durch Herrn
Hoffmann Bang von Hoffmannsgave. Sie bildet zuweilen lange geschlossene Bänder, die einer Fragilaria gleichen, genau besehen
zeigt sie aber schon den Character. Bei Berlin ist sie mit Gomphonema truncatum, wie in Thüringen und Sachsen, einzelner.
Eben so einzeln fand ich sie 1829 mit Herrn von Humboldt in Tobolsk in Sibirien im Tobolflusse. Agardh hat sie 1832 im
Conspectus crit. Diät, übergangen. Kützing hat sie deutlich abgebildet. Wo nur 3 oder 4 Stäbchen zusammenhängen, könnte man
die kleineren Exemplare wohl zuweilen für Desmidien- Glieder oder Staurastra, Pentasterien dergl. halten, was sich aber bei
Bewegung des Objects im Wasser leicht entscheiden lässt. — Streifung zur Länge V20 54, V24 50, Vau 40, Vao 30, V40 27, xks 25,
Veo 20, V72.15, ^96 12 — 13, V100 12. Im trocknen Zustande ist die Streifung deutlicher. — Länge der Einzelstäbchen xIq6 — V20
Linie beobachtet.
Erklärung der Abbildungen Taf. XV. Fig. V.
Fig. 1. ein unvollkommen getheilter Polypenstock in zufälligem Zickzack. Fig. 2. ein geschlossenes Band von 4 Stäbchen. Fig. 3. ein dreifaches,
wie ein Des midien- Glied gefaltetes, Stäbchen.
3?3. Bacillaria euneata, keilförmiges Zickzacktltierclieii. Tafel XV. Fig. vi.
B. striata, testula pyramidali-cuneata, truncata, subquadrata, alternis apieibus dilatatis, intus laete flavo - viridis.
Bacillaire euneiforme, rayee, d carapace pyramidale -euneiforme, tronquee, presque quarree, clar-
gie aux bouts alter nes^ verte jaunätre en dedans.
Diatoma tenue y cuneatum, Kützing, Linnea, 1833. p. 580.
Aufenthalt: In Deutschland (Thüringen) in süssen Gewässern, auch bei Berlin beobachtet.
Diese sehr characteristische kleine Form ist leicht zu übersehen, kommt aber nicht selten mit B. pectinalis vor. Kützing
hielt die kleinen kurzen Kettenstäbchen der letzteren für Uebergänge zu dieser Form, allein das scheint nicht der Fall zu seyn. Sie
109
hat schiefe Läiigstheilimg in abwechselnder rechter oder linker Abweichung von der Axe. Ich zählte bei Vög Linie Länge 5 Streifen,
bei Vioo 4, was eine wesentliche Abweichung dieser Zahlenverhältnisse von B. pectinalis giebt, wie folgt: V.™ 13, 7*8 10, Vso 8,
Veo 7, 7? 2 6 — 7, 7og 5, 7ioo 4. — Länge 7qg — 7ioo Linie beobachtet.
Erklärung der Abbildungen Taf. XV. Fig. VI.
Fig. 1. eine geschlossene, Fig. 2. eine klaffende Kette; Fig. 3., 4. Einzelthiere in der Selbsttheilung , alle 300mal vergrössert.
■ J5V4. Macillaria €leopatrae9 ZickzacktMerchen der Cleopatra, Tafel XV. Fig. in.
B. laevis, testula oblongo-lineari, bis qnaterve longiore quam lata, intus aurea.
Bacillaire de Cleopatre, lisset a carapace oblongue, lineaire a peine 2 ou 4 fois plus longue que
large, en dedans jaune d'or.
Bacillaria Cleopatrae, Hemprich u. Ehresberg-, Symbolae physicae. Evertebrata I. Phytozoa, Tab, III. Fig. V. 2. 1828. Text 1831.
Fol. b. Polygastrica.
Bacillaria Cleopatrae, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. 1831. p. 84.
Aufenthalt: Bei Alcxandrien im libyschen Mittelmcerc.
Ich fand sie in der Nähe der sogenannten Ruinen der Bäder der Cleopatra, und auch im neuen Hafen bei Alexandrien in
Aegypten auf der Reise mit Hemprich 1820 im Mittelmeere. Ich habe in Spiritus aufbewahrte Exemplare zur Revision im Jahre
1831 vor mir gehabt, und gebe hier diese neueren Zeichnungen. Der Mangel der Streifung ist ein wichtiger Character, ohne den sie
der vorigen gleicht. Die lebenden Exemplare waren immer goldgelb, die todten farblos. — Grösse lh8 bis V40 Linie beobachtet.
Erklärung der Abbildungen Taf. XV. Fig. III.
Fig. 1 — 3. sind verschiedene Grössen bei gleicher Vergrösserung von 300mal im Durchmesser, nach 1820 gesammelten, in Spiritus aufbewahrten, Ex-
emplaren in Berlin 1831 gezeichnet.
295. Macillariaf tabellaris, tafelförmiges Zic&zaefetliierclieii. Tafel xv. Fig. vii.
B. laevis, testula lineari, angusta, media parte inflata, in tabellas quadratas variae longitudinis dchiscens, ovario lo-
bato flavicantc.
Bacillaire Tablette, lisse, a carapace lineaire , etroite3 gonflee an milieu, se fendant en tabletles
quarr ees de longueur variable , ayant V ovaire divise jaunätre.
Conferva flocculosa, Roth? Catalecta bot. I. p. 192. Tab. IV. Fig. 4. und Tab. V. Fig. 6. 1797. Flora german. III. p. 523. 1800.
Conferva rhomhoidalis , Bort, Memoire. Nach A&ardh.
Conferva flocculosa, * gM EngL bot 1807. T. 1761 gut. 1762. zum Theil.
— hiddulphiana * )
Conferva flocculosa, Dillwyke, Brit. Conferv. 1809. Tab. 28. Fig. A. nur die oberste Figur.
Bacillaria pectinalis, Nitzsch, 1817. Beiträge z. Infusorienkunde, zum Theil.
Diatoma flocculosum, Agardh, Dispositio Algar. suec. p. 35. 1812. Synopsis Algarum Scandinaviae, 1817. p. 119,
Diatoma flocculosum, Lymgbye, Ten tarnen hydroph. dan. 1819. p. 179. Tab. 61.
Diatoma flocculosum, Agardh, Syst. Algarum, 1824. Consp. erit. Diatom. 1832. (s. B. vulgaris.)
Bacillaria tabellaris, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 232.
Diatoma jlocculosum, Kütziing, Linnea, 1833. p. 584. Taf. XVII. Fig. 67.
Diatoma fencslratum , Corda, Almanac de Carsbad, 1835. Tab. IV. Fig. 38.
Aufenthalt: Bei Bremen, in Norfolk in England, in Dänemark, bei Naes in Norwegen, in Frankreich?, bei Berlin!, bei Carlsbad.
Diese Art zeichnet sich vor den übrigen so sehr ans, dass sie vielleicht als Tabellaria eine besondere Gattung bilden kann.
Ich habe diese Form früher, wie Andere, mit B. floccidosa verbunden, allein es giebt eine ihr sehr ähnliche Form bei Berlin, welche
keine erhabene Stelle in der Mitte hat. Dieser letztere Character ist bei Roth so wenig, als bei andern früheren Beobachtern, ange-
geben, die die viereckigen Täfelchen fälschlich für Einzelthiere hielten, daher bildete ich 1832 diese besondere Art. Durch die mittlere
Anschwellung geht eine Röhre, welche mit dem äusseren Wasser in Verbindung ist. Dijllwyne, Smith und Lyngbye haben diese
Form gemeint, auch Corda hatte deutlich dieselbe in Carlsbad vor sich. Ich besitze durch Hoffmann Bang Exemplare aus Nor-
wegen, welche ganz passen. Rotii's zweite Zeichnung hat Mertens gemacht. Er fand sie auf Conferva glomerata bei Bremen.
Dillwxne und Woods fanden sie bei Hamstead-heath und Turner in Norfolk. Den mittleren Canal erhält man völlig klar zur An-
sicht, wenn man trockne Ketten mit Wasser befeuchtet. Dann bleibt eine cylindrische Luftblase im holden Canale. Um die mittlere
Röhre liegen oft viele Bläschen (Magen), zuweilen jederseits ein ausgezeichneteres (Drüse?). Der Eierstock bildet oft mehrere Punkte,
zieht sich aber zuletzt um die mittlere Röhre zusammen. Diese Röhre ist keineswegs ein Darm, wie Corda glaubt. Der gekerbte
Rand enthält an jedem Ende 2 Oeffnungen. Die Einzelstäbchen haben Aehnlichkeit mit Navicula? trinodis und diesen ähnlichen For-
men. Bei Berlin sah ich sie im Februar, März, April, Mai und Juli mit Desmidien und Micrasterien. — Länge der Einzel-
stäbchen (Breite der Bänder) Vqb — Vso Linie. Breite 5- bis 8mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XV. Fig. VII.
Fig. 1. und 2. sind 300mal vergrössert; Fig. 3. 500mal; Fig. 4. Lateralfläche eines Einzelstäbchens.
%% 6. Bacillaria flocculosa, flockenartiges SEicfczac&tliierclieii. Tafel XV. Fig. ix.
B. laevis, testula lata subquädrata nee media inflata, latitudine variabili, ovario flavicante.
Bacillaire a flocons, lisse, a carapace large, presque quarree^ point gonflee au milieu, variable
en largeur, d ovaire jaunätre.
Conferva flocculosa, Roth? Catalecta bot. I. p. 192. Tab. IV. Fig. 4. und Tab. V. Fig. 6. 1797. (s. B. tabellaris.)
Diatoma floeculosum, Decandolle? Flore fr ancaise, 1815. II. (s. B. vulgaris.)
Bacillaria flocculosa, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 84. zum Theil.
Aufenthalt: Bei Berlin!, Bremen?, Würzburg?, Caen?.
Diese Form ist von der vorigen sehr verschieden, allein ich habe sie neuerlich nicht nieder beobachtet, dalier auch nur eine
frühere Zeichnung mittheilen können. Sie ist der B. Cleopatrae am nächsten verwandt, aber noch quadratischer, sogar breiter als
lang. Ich fand sie sonst bei Berlin nicht selten und unterschied sie schon immer von der vorigen. Junge Formen der B. pectinalis
und vulgaris haben innere Streifen. — Lcänge der Einzelstäbchen Vi 20 Linie. Leibleins Bac. ßoeculosa von Würzburg und Zell
in Baiern gehörten zu dieser oder der vorigen Art {Flora 1827. I. 288.).
Erklärung der Abbildung Taf. XV. Fig. IX.
Es ist eine 1826 entworfene Zeichnung, nach lOOmaliger Vergrösserung*
%H¥. Macillaria seriata, geflecktes Zic&zackthierclieii. Tafel XV. Fig. Vffl.
B. laevis, testula lineari gracili aequali, octies ad novies longiorc quam lata, interaneis iu 4 — 5 macularum seriem
dispositis fulvis.
Bacillaire a serie, lisse, a carapace lineaire grele egale, 8 a 9 fois plus longue c/ue large, ayant
V ovaire en 4 a 5 täches et en simple serie.
Batillaria scriata, Ab ha ndl. der Akademie d. Wissen seh. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 232.
Frustulia punctata, KützingV Linnea, 1833. Tab. XIV. Fig. 29.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Zunächst steht diese Art der B. elongata. Sie hat aber keine Queerstreifen. Wäre sie nicht im Zickzack klaffend, so
könnte man sie für eine Synedra halten. Letzteres hindert diess bestimmt. Die Vertheilung der Einlasse ist nicht so wichtig. — ■
Länge Vso Linie. Ich fand sie am 20. Juni 1832 zwischen Conferven des Thiergartens.
Erklärung der Abbildung Taf. XV. Fig. VIXL
Es sind 6 in eine Kette verbundene Stäbchen bei 300inaliger Vergrösserung.
2 ¥8. Bacillaria Ptolemaei, ptolemäisclies Zicfezacfetliierclieii. Tafel XV. Fig. x.
B. laevis?, testula minima, lineari oblonga, vix bis terve longiorc quam lata, pallida.
Bacillaire de Ptolemce, lisse?3 ä carapace tres-petite, lineaire oblongue, a peine deute ou trois
fois plus longue r/ue large, pale.
Batillaria Ptolemaci, Hemprtch u. Ehrenberg, Symbolae physicae. Evertehrata I. Tab. III. Fig. V. 1. 1828. Ab ha ndl. der Aka-
demie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 15. 1831. p. 83. Symbolae phys. Text. 1831.
Aufenthalt: Im Mittelmeer der libyschen Küste bei Alexandrien.
Diese sehr' kleine Form hatte nur Vsoo Linie Lcänge der Stäbchen und konnte nicht hinlänglich vergrössert werden, um die
Structur sicher zu ermitteln. Vielleicht ist sie der Jugendzustand einer andern Art, vielleicht selbst der B. Cleopatrae.
Erklärung der Abbildung Taf. XV. Fig. X.
Es ist eine Kette von 16 Thierchen, von denen 6 in der Längstheilung begriffen, oder doppelt, nicht klaffend sind, iu Alexandrien 1820
gezeichnet, lOOmal vergrössert.
Nachtrag zur Gattung der Zickzackthierchen.
Es sind bisher 45 verschiedene Specialnamen für Körper der Gattung Bacillaria direct gegeben worden, welche hier auf die
obigen 10 reducirt sind. Die übrigen 35 haben nach meinem Urtheil folgende Synonymie: 1) Bacillaria Actis Schrank (1823)
= Buglena Acus; 2) B. acerosa Schr. (1823) = Closterium; 3) B. bipunetata Schr. (1823) = Synedra Ulna; Bort
(1824) == Bacterium? ; Türpin (1828) = Navicula fulva, viridis; .Hemprich und Ehrenb. (1828) = Fragilaria; 4) B.
Cistula (Symb. phys. 1828.) = Cocconema; 5) B. communis Bory (1822) = Synedra Ulna; 6) B. conjugata Turpin
(1828) = Navicula viridis?; 7) B. crassa Bory (1824) = Fragilaria grandis? ; 8) B. diophihalma (Sy?ub. phys. 1828.)
= Fragilaria; 9) B. Eruca Schrank (1823) = Enchelys?; 10) B. fulva Nitzsch (1817) = Navicula; 11) B. Fusus
Schrank (1823) = Navicida fulva; 12) B. fusiformis (Symb. phys. 1828.) = Navicula Sigma; 13) B. glauca Morren
(Annal. des sc. nat. 1836.) = ?; 14) B. Hystrico Bory (1824) = Synedra fasciculata; 15) B. interrupta {Symb. phys.
1828.) = Fragilaria; 16) B. intestinum Schrank (1823) = Enchelys?; 17) B. Lagena Schrank (1823) = Enchelys? ;
18) B. Lunula Schrank (1823) = Closterium; 19) B. Lyngbyi Bory (1824) = Synedra?, Fragilaria? ; ,10) B. major
(Bericht d. Berl. Akad. 1836. 53.) = Nov. sp.; 21) B. Mülleri Bory (1824) = B. paradoxa; 22) B. multistriata (Symb.
phys. 1828.) = Closterium; 23) B. multipunetata {Symb. ph?ys. 1828.) = Fragilaria; 24) B. Palea Nitzsch (1817) =
Navicula gracilis und Fragilaria?; 25) B. Paxillum Boby (1824) = Synedra Ulna; 26) B. phoenicenteron Nitzsch
(1817)"= Navicida; 27) B. sigmoidea Nitzsch (1817) = Navicula; 28) B. taeniaefor?ms 'Nitzsch (1817. p. 117.) = Te%-
sella? ; 29) B. thurifera Schrank (1823) = Cocconema; 30) B. tripunetata Schrank (1823) = Navicida; 31) B. Ulna
Nitzsch (1817) = Synedra; 32) B. Vermiculus Schrank (1823) = Bursaria Banarum? ; 33) B. vermina Schrank
(1823) = Trachelius?; 34) B. viridis Nitzsch (1817) = Navicula; 35) B. vitrea Bory (1824) = Synedra Ulna.
Da die Gattung Diatoma neuerlich ganz im Sinne von Bacillaria gebraucht worden ist und dieser, der phanerogamischen
Botanik verfallene, Name keine Anwendung weiter linden konnte, wenn man nicht den Namen Bacillaria bloss für die, durch ihre
lebhaften Bewegungen sehr ausgezeichnete, B. parado&a, und Diatoma für die übrigen Arten verwenden wollte (welche alle sehr we-
nig Spur von Orts Veränderung zeigen, daher vielleicht auch eine etwas, aber nicht nachweislich, verschiedene Organisation besitzen),
£01 —
so scliliesse ich liier die noch vorhandene Synonymie der Gattung Diatoma mit ebenfalls 35 Specialnamen an: 1) Diatoma arcua-
tum {Flora dan. 1812.) = Striatella? , Tessetta?; 2) D. auritum Lyngbye (1819) = Odontetta; 3) D. biddiäphianum
Agardh: (1824) = Tessetta?, Odontetta? ; 4) D. crystallinum Agardh (1824) = Synedra; 5) D. danica Bort (1824) ==
Bacittaria vulgaris; 6) D. elongatum Agardh (1824) = Bacillaria; 7) D. fasciatum Agardh (1824) = Tessetta? ; 8)
D. fasciculata Agardh (1817) = Synedra; 9) D. fenestratum Lyngbye (1819) = Bacillaria fenestr.? ; Corda (1835)
= Bacitt. tabellaris; Kützing {Algae sicc. 1833.) = BacilL vulgaris; 10) D. flabellatum Jürgens {Algae sicc. VIL)
= Gomphonema paradoteum; 11) D. floeculosum Decandoixe (1815) = BacilL vulgaris? \ tabellaris? > ßoeculosa? ; 12)
D. floeculosa Agardh (1817) = Bacillaria tabellaris^ ßoeculosa?; 13) D. interstitiale Agardh (1832) == Bacillaria?,
Tessetta? ; 14) D. latruneularium Agardh (1824) == Tessetta?; 15) D. Liber v. Sühr (1831) = Isthmia; 16) D. Lyng-
byi Agardh (1824) = BacilL vulgaris; 17) D. marimim Lyngbye (1819) == Tessetta?, Bacillaria?; 18) D. moniliforme
Kützing (1831) = Bacitt. vulgaris; 19) DJ oblü/uatum Lyngbye (1819) = Isthmia; 20) D. parasiticum Agardh (1832)
= Synedra fasciculata? ; 21) D. pectinalis Agardh (1817) == Fragilaria pect.; 22) D. ramosum Agardh (1832) = Gom-
phonema?, Echinella? ; 23) B. rigidum Decandolle (1815) = Achnanthcs arcuata? ; 24) D. Scolaris Grateloup (1806)
= Fragilaria; 25) D. striatulum Agardh (1824) = Tessetta?, Striatella arcuata?; 26) D. sulphurascens Agardh (1832)
== Bacitt. pectinalis?; 27) D. Swartzii Agardh (1817) = Desmidium; 28) D. tabulatum Agardh (1832) = Synedra?,
Echinella?; 29) B. laeniaeforme Agardh (1832) = Tessetta?; 30) D. tenuis Agardh (1812) = Bacitt. pectinalis?, vul-
garis?, elongata?; 31) D. unipunetatum Agardh (1824) = Tessetta?; 32) D. variegatum Agardh (1832) = Echinella
fulgens?; 33) D.? vesiculosum Agardh (1824) = Isthmia?; 34) D. Vexillum Jürgens {Alg. sicc. Fl.) = Achnanthes
longipes; 35) D. vulgaris Bory (1824) = Bacillaria. Die Namen Diatoma dissiliens Agardh und stipitatum Ag. in Steü-
del's Nomenciator botan. sind Schreibfehler.
Aus diesen Reihen der Namen sind vielleicht noch 3 Arten für die Gattung Bacillaria in der Zukunft festzustellen: 1) Dia-
toma fenestratum Lyngbyes wäre durch Rauhigkeit der Panzer in der Mitte , 2) D. marinum durch Rauhigkeit der ganzen Ober-
fläche allerdings gut characterisirt. Beide möchten zu den ungestreiften Arten gehören. 3) Bacillaria? major ist eine fossile Form
aus dem Kieseiguhr von Isle de France, gestreift 5- bis 6mal länger als breit, mit 9 Queerstreifen auf Vioo Linie der Länge. —
Länge bis V24 Linie. Es kann freilich auch eine Fragilaria seyn.
ZWEIUNDSECHZIGSTE GATTUNG: PLATTENKETTE.
Tessella. Tesselle.
CHARACTER: Animal e familia Baeillarioruni, liberum (saepe implexum nee affixum), lorica simplici,
bivalvi aut multivalvi (silicea), prisinatica, coinpressa in tabellam dilatata, spontanea loricae
perfecta, corporis imperfecta divisione in catenas seu polyparia alternatim dehiscentia, arti-
culis mobilibus tabellaribus instrueta abiens.
CARACTtZRE: Animal de la famille des Bacillaries, Ubre (souvenl enlortille, jamais attac/ie),
ayant une carapace simple, bivalve ou multivalve (siliceuse), prismatique, comprimee
et elargie en forme de tablette^ se developpant par division spontanee imparfaile du
corps, mais parfaite de la carapace en forme de chalnes baillantes ou de poli/piers
cateniformes en %ig%ag, ayanl les chalnons mobiles tabellaires.
Die Gattung der Plattenketten gehört zu den freien Stabthierehen, hat einen einfachen, 2- oder
mehrschaaligen, prismatischen (Kiesel-) Panzer, zeichnet sich aber durch plattenartig breite flache Form
desselben und durch Entwickelung in zickzackartige Ketten aus, deren Glieder, der unvollkommnen Selbst-
theilung des Körpers bei vollkommner des Panzers halber, an einander beweglich sind und keine Stäbchen,
sondern Platten bilden.
Diese Gattung wurde 1835 in den Abhandlungen der Berl. Akademie p. 173. zuerst genannt; hier
wird sie zuerst schärfer bezeichnet. Es sind mir seitdem 3 Arten bekannt geworden, und vielleicht noch
3 scheinen in früher beschriebenen Formen verborgen zu liegen. — Die Organisation steht zwischen der
von Aclmanlkes und von Bacillaria. Die Oeffnungen des Panzers sind noch nicht deutlich beobachtet.
Es scheinen Längsspalten, keine Löcher zu seyn, und dieser Character ist dann der wichtigere. In der
Form gleichen sie der Bacillaria tabellaris sehr, aber bei dieser ist jedes Täfelchen ein Bündel von Ein-
zelthieren. Hier ist es ein einzelnes Individuum. Es giebt Formen mit glattem und mit innerlich gerieftem
Panzer. — Der Eierstock ist vieltheilig gelappt und erscheint wie eine Vielzahl rundlicher gelbgrüner Flek-
ken, die aber nicht Eier sind, sondern sie erst enthalten. Das Uebrige ist der Bacillaria u. s. wT. analog.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist auf Fühnen in Dänemark, bei Gothenburg in Goth-
land, auf den Faeroer Inseln und bei Norwegen, vielleicht auch bei den canarischen Inseln, nur im Meere
beobachtet.
51
&Ö3 —
2*89. Tessella €atena9 gestreifte Plattenfeette. Tafel XX. Fig. VII.
T. testula laminari, saepe latiore quam longa, striaram transversa™»! scriebus longitudinalibus numero 4 ad 24.
T es seile C/iaine9 a carapace laminaire^ souvent plus large que longue, ayant 4 a 24 series longitu-
dinales de raies transversales.
Tessella Catenn, Abhandl. der Akademie d. Wissen seh. zu Berlin, 1835. p. 173.
Aufenthalt: Im Wasser der Schären bei Gothenburg, zwischen Gcramicn lebend zu Berlin beobachtet.
Vielleicht ist diese Form doch die Fragilaria unipimctaia Lyngbye's. Neben den grünen Zerspaltungcn des Eierstocks,
die sich später in grosse Kugeln vereinen, sah ich farblose Bläschen (Magen). Neuerlich sah ich die wellenartigen Längsreihen der
Striche etwas spiralförmig gestellt. Die 2 Reihen krummer Linien, welche abwechselnd stehen, könnten Stigmate (Oeffnungen) seyn.
Bei Vse Linie Länge der Platte zählte ich 28 Queerstreifen, bei V20 48. Mithin hat V24 42, V30 32, % 28, %0 24, Vis 21,
7eo 16, V72 14, Vöe 10, Vjoo 10 Streifen. — Länge der Tafeln, d. i. Breite der Bänder,.1^ — V20 Linie beobachtet. Zwischen
von Herrn Dr. Loven gesendeten Algen, hat sie sich vom September bis zum Deccmber 1835 in Berlin lebend erhalten.
Erklärung der Abbildungen Taf. XX. Fig. VIT.
Fig. 1. eine Kette von 6, V20 Linie langen, Einzelthieren , 300mal vergrössert. Fig. 2. eine andere von 2 dergl., 500mal vergrössert, bei «. Seifen-
fläche. Fig. 3. eine Kette von 5, V48 Linie grossen, Platten, 300mal vergrössert. Die Selbsttheilung geschieht unter der glasigen Oberhaut mit
Erweiterung der nächsten Theile.
280. Tessella arcuata, glatte Plattende tte.
T. testula subquadrata, longitudinaliter continuo lineolata nee transverse striata.
Tesselle arc/uee^ a carapace presqüe quarr ee^ longitudinalement lineolee a lignes continnes sans raies
transversales.
Diatoma arcuatum, Hornemann , Flora danica, T. 1598. Fig. 2. 1812.
Dicttoma arcuatum, Lyngbye, Ten tarn. Hydroph. dar», p. 180. Tab. 62. 1819.
Diatoma striatulum, A&ardh, Syst. Alg. 1824. p. 6.
Striatella arcuata, Agardh, Conspectus er it. Diatom. 1832. p. 6i. zum Theil.
Achnnnthes arcuata, Kützing, Linnea, 1833. p. 574. zum Theil.
Aufenthalt: Bei Hoffmannsgave auf Fühnen.
Ich erhielt durch Herrn Hoffmann Bang eine grosse Menge davon, offenbar Lyngbye's Pflanze, die auch Hornemann's
war. Sie überzieht Ceramium rubrum und elongatum. Agardi-i und Kützing haben sie mit der Striatella verwechselt, welche
gestielt ist und von der ich ein Originalexemplar von Kützing besitze. — Länge der Täfelchen V36 Linie.
Eine Abbildung konnte nicht mehr gegeben werden.
281. Tessella interrupta, «nterlbrocliene Platten&ette.
T. testula subquadrata, longitudinaliter interrupte lineolata, nee transverse striata.
Tesselle interrompue, a carapace presque quarree^ longitudinalement lineolee, a lignes interrom-
pues au milieu, alternes, sans raies transversales.
Aufenthalt: Bei Hoffmannsgave auf Fühnen.
Diese Art ist mit voriger gemischt, aber sehr verschieden. Sie ist immer kleiner. Ist diese Form vielleicht als Diatoma
marinum von Jürgens (getrocknete Algen, Heft 19. 9.) gegeben, welche mit der breiteren Conferva taeniaeformis gemischt seyn
soll? (S. v. Martens, Flora, 1830. p. 411.) — Länge der Täfelchen Vis Linie.
Eine Abbildung konnte nicht mehr aufgenommen werden.
Nachtrag zur Gattung Tessella.
Diatoma fasciatum, D. biddulphianum? , D. interstitiale , D. lairuncularium , D. marinum, D. taeniaeforme und
D. unipunetatum sind vielleicht noch andere Arten dieser Gattung und sämmtlich Seethiere, welche icli nicht sah.
DREI UN »SECHZIGSTE GATTUNG: BRUCHSTÄBCHEN.
Fragilaria. Fragilaire.
CHARACTER: Animal e familia Bacillariorum, liberum, lorica simplici bivalvi aut inultivalvi (silicea),
prismatica, Naviculam aequans, sed spontanea corporis et loricae imperfecta divisione in ca-
tenas taeniaeformes integras, fragiles abiens.
CARACTERE: Animal de la famille des Bacillaries, libre, ayant une carapace simpk bivalve ou
multivalve {siliceuse\ prismatique, semblable a une Navicule, mais se döveloppant par
la division spontanee imparfaite de la carapace et du corps en forme de chatnes
serreeS) semblables a des rubans fragiles.
aos
Die Gattung der Bruchs täbchen umfasst solche Formen der Familie der Stabthierchen, welche
durch freie Selbstständigkeit und einen einfachen, prismatischen, zwei- oder vielschaaligen (Kiesel-) Panzer
den Schiffchen gleichen, aber durch unvollkommene Selbsttheilung des Panzers und Körpers geschlossene
bandartige, brüchige Ketten bilden.
Die ersten deutlichen Formen der Gattung beobachtete O. F. Müller 1779 und er beschrieb sie 1785
als Conferva pectinalis in den Schriften der Petersburger Akademie unter mikroskopischen Pflanzen. Un-
ter demselben Namen beschrieben spätere Botaniker verschiedene Korper, und diese stellte Agardh 1812
zur Gattung Diatoma. Erst 1817 wurden diese Formen von Nitzsch mit der thierischen Bacillaria pa-
radoxa in ein und dasselbe Reich und in Eine Gattung gestellt Mit dem Namen Fragilaria sonderte sie
Lyngbye 1819 zuerst von den Diatomeen ab, und er zog sie wieder zu den Pflanzen, indem er 8 Arten der
gleichen Gattung feststellte, die aber, ausser jener einzigen Art, theiis Gallionellen, theils Tessellen
waren. Seit 1822 nannte dann Bory de St. Vincent die wahren Fragilarien Nematoplata und bildete
mit ihr eine Tribus der Fragillaires in der Familie der Arthrodiees, die er seit 1824 nicht mehr zu den
Infusorien und Thieren, sondern zu den Psycho dien, seinem neuen Naturreiche, rechnete. Er führte 1824
2 Arten der Gattung Nematoplata auf, von denen aber die N. bronchialis eine Gallionella gewesen.
Agardh nahm 1824 Lyngbye's Gattung Fragilaria mit 3 Arten bei den Algen auf, und Bory gab seiner
Gattung Nematoplata 1827 noch eine dritte Art: N. subquadrata {Conf. hyemalis Roth), und eine
vierte Art: N. caudata {Fr. striatula Lyngbye), deren erstere wieder eine Gallionella*, deren letztere
aber unklar ist; jedenfalls wurden zu wissenschaftlichem Nachtheil beiden neue Namen gegeben. Seit 1829
wurden die Formen dieser Gattung in den Abhandl. der Berl. Akad. d. Wiss. zu den Infusorien gestellt, und
1831 daselbst 9 Arten verzeichnet. Im Jahre 1832 stellte Agardh im Conspeclus crit. Diatom. Fra-
gilaria striatula in seine neue Gattung Grammonema, und fügte an deren frühere Stelle eine an-
dere dritte Art der Gattung Fragilaria hinzu. Kützing nahm die Gattung Grammonema 1833 nicht auf,
und verzeichnete sammt ihren Formen 5 Arten von Fragilaria. In den Abhandl. d. Berl. Akad. wurde
1833 Fr. rhahdosoma beschrieben. Corda nannte 1835 eine der Fragilaria turgidula oder pectinalis
ähnliche Art Frag, undulata. Hier werden 9 Arten aufgeführt.
An Organisationsverhältnissen ist bei allen Arten ein innen glatter oder geriefter Kieselpanzer er-
mittelt, welcher, bei den grösseren deutlich, nur an jedem Ende 2 Oeffnungen in derselben Ebene besitzt, so
dass die Berührungsflächen der Kettenglieder Lateralflächen sind und die Theilung dorsal ist. Ganze Ketten
richten sich zuweilen langsam auf und wenden sich um; einzelne freigewordene Glieder haben fortschrei-
tende Bewegung. — Polygastrische Magenzellen sind bei Fr. grandis^ pectinalis^ turgidula und neuerlich
bei rhabdosoma beobachtet. — Die Fortpflanzungsorgane bestehen in 1 bis 2 bandartigen, grünlichen oder
gelblichen Eierplatten, welche auch oft unterbrochene Massen bilden und im Alter röthlichbraun erscheinen.
Nicht selten sind darin dunkle bewegte Körperchen, vermuthlich lebendig zu gebärende Brut. Bei Fr. gran-
dis, turgidula , scalaris, diophthalma und pectinalis sind 2 bis 4 augenartige unveränderliche farblose
Flecke beobachtet, welche männliche Sexualdrüsen seyn könnten. Die sichtlichste Vermehrung der Indivi-
duen geschieht durch dorsale Längstheilung. Bei den meisten Arten wächst die Forin in und nach der Thei-
lung, bei Fr. striatula scheint nach der Theilung das Wachsthum aufzuhören, daher wohl die geringere
Breite des Basaltheils, im Fall sie nicht optische Ursachen hatte.
Die geographische Verbreitung ist über ganz Europa bis zum Altai der Tartarei, am Sinai Asiens
und im rothen Meere beobachtet. Fossile Formen fanden sich seit 1836 im Bergmehl von Isle de France
und im Polirschiefer von Cassel, mithin in der Tertiärformation der Erdrinde.
282. Fragilavia grandis, grosses Bruchstäbclien. Tafel xv. Fig. XL
F. striata, ainpla, longitiidine lOmam lineae partein attingens, a latere lanceolata, apieibus obtusis, striis in lineae
lOOma parte 11.
Fragilaire grandey rayee, gründe, egalant en longuenr jusqu9 a 7s millimetre, lanceolee et obtuse
auat Souls du cöte lateral, ayant 11 raies dans chac/ue lliw?ne d'nne ligne.
Baällaria crassa, Bory? Encycloped. method. 1824. (Navicula viridis?)
Fragilaria grandis , Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 84.
Aufenthalt: Bei Berlin!, vielleicht auch bei Paris.
Im März fand ich die Form zuerst im Thiergarten und wieder am 18. Mai 1832 , bei Picheisberg ohnweit Spandau mit
Spongillen im Juli. Die Streifung hat folgendes Verhältnisse 7io L™e hat 114, 7i2 96, Vis 64, 72ü 57, V** 48, Vsg 32, 748
24, Vso 22, Veo 19, 772 16, 796 12, 7ioo 11 Streifen. — Beobachtete Längen der EinzeMähehen 74s — 7io Linie; Breite 3 — 14-
mal in der Länge. Länge der Bänder aus 2 bis 33 Stäbchen beobachtet. (Vergl. F. pectinalis.)
304
Erklärung der Abbildungen Taf. XV. Fig. XL
Fig. 1. bandartiger Polypenstock von 33 schmalen Stäbchen, bei x abgeschnitten, mit vorhängenden Eierplatten. Fig. 2. ein ähnlicher yon 5 breiten
Stäbchen, beide mit vielen Magenzellen durchwirkt. Fig. 3. ein etwas grösseres Einzelstäbchen von der Lateralfläche. Fig. 4. ein jüngeres Band
von 4 Stäbchen. Fig. 5. ein Einzelstäbchen in der Selbsttheilung. Fig. 6. ein einfaches, a. von der Seitenfläche mit 4 mittleren männlichen Se-
xualdrüsen 2 Magenzellen ?, ß. von der Dorsalfläche. Alle sind 300mal vergrössert. Bei Fig. 2. o'.o'. sind die 4 Oeffnungen deutlich erkannt und
bezeichnet.
£83. Wragilaria rftabdosoma, gemeines firuchstäbclien, Tafel XV. Fig. xil
F. laevis, gracilis, bacillis singulis V48 — Vis lineae longis, 5 — 20ies longioribus quam latis, a latere utrinque acutis
acieularibus.
Fragilaire rhabdosome, lisse, grele, chaque corpuscule ayant V24 — lkme de ligne en longueur, 5
ä 20 fois plus de longueur que de largeur, aigu aucc deute bouts du cöte lateral en forme
d aiguille.
Vibrio tripimetatus , Mülier, An i male, infus. 1786. zum Theil.
Bacillaria Palea, \
— Ülna, \ Nitzsch, Beiträge zur Infusorienkunde, 1817. zum" Theil.
— pectinäliSf )
Bacillaria Lyngbyi, Bory, Encyclopedie meth. 1824. Türptn, Dict. (V Ivist. nat. Taf. 1. Fig. b. 1. 1858.
Fruslulia viridis, Agardh, Systema AI gar um, 1824.
Frustulia Ulm, 1 KÜTZING> Linnea, 1833. p. 552. Tab. XIV. Fig. 21, 22.
— tenuissima, f
Fragilaria rhabdosoma , Abhandl. der Akademie d. Wissens cli. zu Berlin, 1833.
— — Mittheilungen der Berl. Gesellsch. naturf. Freunde, 1836. p. 51.
Aufenthalt: Bei Copenhagen, Berlin !, Halle, Tennstädt und in Schweden. Fossil im tertiären Polirschiefer von Cassel.
Diese sehr verbreitete Art ist früher mit Bacillarien, Synedris und Naviculis verwechselt worden. Zuweilen bildet sie
sehr feste Bänder, zuweilen findet man sie in lauter einzelne Stäbchen zerfallen, die lebendig umherkriechen. Für Ungeübte ist die
Form schwer von Synedra und den ähnlichen Naviculis zu unterscheiden. Oft bleiben auch dem Geübten Zweifel; doch giebt es «ine
Möglichkeit scharfer Unterscheidung, wenn man Zeit und Mühe daran wenden will, durch die Zahl und Stellung der Oeffnungen. Nicht
selten löst sich der Eierstock in braune bewegte Kügelchen auf, welche den Panzer erfüllen. Die Stäbchen sind breiter und schmäler,
sehr verschieden. Hier, wie bei den Naviculis , ist der Eierstock zuweilen lebhaft grün, oft gelb oder bräunlich. — Länge der Ein-
zelstäbchen V48 bis Vis Linie beobachtet; Breite 5 — 20mal in der Länge. Bänder oft V2 bis mehrere Linien lang.
Erklärung der Abbildungen Taf. XV. Fig. XIL
Fig. 1. bandartiger Polypenstock mit grünem, im Alter braunem, Eierstock. Fig. 2. grössere Form mit deutlicheren Oeffnungen an den Enden. Fig. 3.
a. Bauchfläche eines Einzelstäbchens, ß. Lateralfläche. Fig. 4. in der Selbsttheilung begriffenes Band mit abwechselnd stärkeren Queerlinien. Fig. 5.
Eierstock, durch grosse einzelne Magenzellen (?) eigentümlich zertheilt, mit angleich breiten Stäbchen. Fig. 6. enthält in einigen Stäbchen bei x
bewegte Pünktchen (Brut?) anstatt des Eierstocks. Fig. 7. andere Form des grünen Eierstocks mit deutlichen 2 — 4 Platten. Fig. 8. gelber Eier-
stock in 2 Platten. Fig. 9. Form mit je 2 farblosen Blasen (Drüsen?) in jedem Stäbchen. Zuweilen sind noch einzelne zerstreute ähnliche, wohl
Magenzellen, sichtbar. Fig. 10. sind grössere ganz zerfallene Stäbchen, welche schwer von Synedra ZJlna zu unterscheiden sind. Fig. 11. ist
eine lange Bandkette, in der Mitte gewendet. Die optische Verkürzung durch Wenden der Bandform hat wohl auch bei Müller' s Conferva pecti-
nalis und L^ngbye's Fr. striatula die abnehmende Form bedingt. — Alles 300mal vergrössert.
284. Wragilaria turgidula, Ibreites IBruchstäjbclieii. Tafel XY. Fig. XIII.
F. striata, bacillis latioribus, bis terque longioribus quam latis, striis in quavis centesima lineae parte 9.
Fragilaire elargie^ rayee, a corpuscules elargis, 2 d 3 fois plus longs que larges, ayant 9 raies
dans chaque centieme d'une ligne de sa longueur.
Fragilaria turgidula, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 86.
Fragilaria undulata, Corda? Almanac de Carlsbad, 1835. Taf. IV. Fig. 39, 40.
Aufenthalt: Bei Berlin!, vielleicht auch bei Carlsbad.
Im September 1831 bei Berlin entdeckt, im Febr. 1835 und dann öfter wieder beobachtet. Eierstock grünlich. Streifung:
V48 Lin^ 20, Veo 16, V72 13, % 10, V100 9, V120 8, V240 4. — Länge der Einzelstäbchen beobachtet 7im — V120 — V48 Linie.
Breite 2- bis 3mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XY. Fig. XIII.
Fig. 1. Kette von */144- Linie Breite-, Fig. 2. von J/120 Linie Breite; Fig. 3. von l/4a Linie Breite. Die 4 Bläschen in jedem sind wohl Samen-
drüsen ?. Vergrösserung 300mal.
£85. Wragilaria muUipunetata* pimktirtes Bruchstäfrclieii. Tafel XV. Fig. xiv.
F. laevis?, bacillis angustis, 8 — 16ies longioribus quam latis, ovario aureo multipartito.
Fragilaire pointillee, lisse?, ä corpuscules gretes, 8 a 16 fois plus longs que larges9 ayant Vovaire
jaune dor decoupe en plusieures parties.
Bacillaria multiptmetata , Symbolae physicae, Hemprich u. Ehrenber&. 1828. Tab. Evertebrat. I. Phytozoa.
Fragilaria multipunetata , Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zn Berlin, 1829. p. 16, 20. 1831. p. 85. Symb. physic. Text. 1831.
Fol. d. Polygastrica.
Aufenthalt: Wadi Essele des Sinaigebirges in Arabien.
Vielleicht ist diese, 1823 zwischen Conferven entdeckte, Form doch mit Fr. rhabdosoma zu vereinen. — Länge J/48_ ../^
Linie beobachtet. Die kleineren kettenartig, die grösseren mehr einzeln.
305
Erklärung der Abbildungen Taf. XV- Fig. XIV.
Fig. i. l/48 Linie breites Band; Fig. 2. V2* Linie breites Band. Beide 200mal vergrössert. Die Zeichnungen sind von mir in Tor am Sinai
gefertigt.
286. Fragilaria hipunctata, «oppelpiiiikt-llriieli^täliclien. Tafel XV. Fig. XV.
F. laevis?, bacillis crassioribus brevibus, 4 ad 5ies longioribus quam latis, ovario aureo in maculas duas punctiformes
contracto.
Fragilaire a deucc points, lisse, a corpuscules epais courts 4 a 5 fois plus longs que larges^ ayant
V ovaire jaune d9or, serre en forme de deute taches arrondies.
Bacillaria hipimctata, Symbolae physicae, Hemprich u. Ehrenberg. 1828. Tab. Evertebrata I. Tab. II. Fig. IV. 11.
Fragilaria Mpwictata, Abhandl. der Akademie d. Wissenscli. zu Berlin, 1829. p. 16, 20. 1830. p. 63, 69. 1831. p. 85. Symbolae
physic. Text. 1831. Evertebrata Fol. d. Polygastrica.
Aufenthalt: Im Wadi Essele des Sinaigebirges und bei Catharinenburg im Ural beobachtet.
Auch diese Form ist vielleicht von Fr. rhabdosoma nicht zu trennen. Die früheren Beobachtungen derselben erlauben aber
keine sichere Entscheidung. — Beobachtete Länge der Einzelstäbchen x/e4 Linie am Sinai, V100 Linie am Ural. Breite 4 — 5mal in
der Länge.
Erklärung der Abbildung Taf. XV. Fig. XV.
Es ist die am Sinai beobachtete, 200mal vergrösserte, Form.
£8¥. Wragilaria angusta, schmales Ilruclistäbclien. Tafel XV. Fig. XVI.
F. laevis?, bacillis gracilibus, 5 ad 6ies longioribus quam latis, ovario fulvo. aut viridi.
Fragilaire etroite3 lisse?9 ä corpuscules greles, 5 ä 6 fois plus longs que larges9 ayant Vovaire
fauve ou vert.
Fragilaria angusta, Abhandl. der Akademie d. Wissenscli. zu Berlin, 1830. p. 62, 68, 70. 1831. p. 85.
Aufenthalt: Im Tobol bei Tobolsk in Sibirien und im Samara-Flusse hinter Saratof in Russland.
Auch diese Form ist nicht sicher als besondere Art. Sie kann zu Fr. rhabdosoma gehören, im Fall sie wirklich ungestreift
war. — Länge bei Tobolsk V40> bei Saratof V48 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XV. Fig. XVI.
Fig. 1. Zeichnung, die ich in Tobolsk entworfen; Fig. 2. von Saratof, beide 250mal vergrössert.
288. Fragilaria Scolaris, leiterformiges Bruclistälbclieii. Tafel XV. Fig. XVII.
F. laevis?, bacillis gracilibus, 7 ad 8ies longioribus quam latis, ovario fulvo.
Fragilaire Echelle, lisse?, ä corpuscules greles, 7 ä 8 fois plus longs que larges, ayant V ovaire fauve.
Fragilaria Scolaris, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 63, 68, 69. 1831. p. 85.
Aufenthalt: Bei Saratof an der Wolga und bei Catharinenburg im Ural Asiens.
Sie wurde mit den übrigen russischen Formen auf der Reise mit Herrn Alex. v. Humboldt 1829 beobachtet, ist aber
wohl auch nur eine Form der Berliner Fr. rhabdosoma gewesen. Bei Catharinenburg waren die Bänder V75 Linie, bei Saratof y48
Linie breit. Die beiden Bläschen in jedem Körperchen sind wohl Drüsen?.
Erklärung der Abbildung Tafel XV. Fig. XVII.
Es ist die in Saratof von mir beobachtete und gezeichnete Form, 250mal vergrössert.
289, Fragilaria diophthalma, zweiäugiges Brnchstälbclien. Tafel XV. Fig. XVIII.
F. laevis?, bacillis latioribus, ter quaterve longioribus quam latis, ovario aureo in maculas duas discretas punctifor-
mes disporsito.
Fragilaire diophthalme^ lisse?, ä corpuscules elargis, trois ou quatre fois plus longs que larges,
ayant Vovaire jaune dor, dispose en deute taches en forme de points separes.
Bacillaria diophthalma , Hemprich u. Ehrenberg, Symbolae physicae. Evertebrata I. Tabulae 1828. Tab. III. Fig. VI. 4.
Fragilaria diophthalma, Abhandl. der Akademie d. Wissenscli. zu Berlin, 1829.
Diatoma Navicula, Corda, Almanac de Carlsbad, 1835. Taf. IV. Fig. 41, 42.
Fragilaria diophthalma, 1 Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 85. Mittheilungen der Berl. Gesellsch.
— fissa, f naturforsch. Freunde, 1836. p. 51.
Aufenthalt: Lebend im rothen Meere bei Tor am Sinai Arabiens?, bei Berlin! und Carlsbad. Fossil im Polirschiefer von Cassel.
Diese Art wurde 1823 von mir auf der Reise mit Dr. Hemprich in Arabien beobachtet. Die Charactere, welche ich da-
mals bis 1831 für wichtig zur Unterscheidung der Alten hielt, sind es jetzt nicht mehr, und obwohl ich die Form jetzt lieber als
blosse Abänderung der Fr. rhabdosoma ansehen möchte, so ziehe ich doch vor, die Entscheidung aufzuschieben, bis eine neue, wenn
auch späte, Beobachtung an jenem Orte eingetreten seyn wird. Die Frag, fissa von Berlin steht der arabischen an Gestalt nahe, und
die Form des Eierstocks kommt bei ihr zuweilen eben so vor. Letztere ist ohne Streifen und könnte, sammt der fossilen Form, frag-
lich auch der Jugendzustand der Fr. rhabdosoma gewesen seyn (vergl. den Nachtrag). — Länge der Einzelstäbchen bei Tor Vsu Li-
nie, bei Berlin Voe Linie. Vielleicht gehörte auch Fr. diophthalma des rothen Meeres zur Bacillaria Cleopatrae.
52
306
Erklärung der Abbildung Taf. XV. Fi*. XVIII.
O <s o
Es ist ein Exemplar der F. fissa von 1831 aus dem Thiergarten bei Berlin, SOOmal vergrössert. Den Namen erhielt sie wegen des in 2
Längshälften gespaltenen Eierstocks. Jedes Stäbchen hat 4 augenartige Drüsen, wie F. turgidula. Die arabische Form ist in den Symbolis physi-
ch abgebildet.
29©. mmgilaria pectinalis, kammartiges Bruclistäfociieii. Tafel xvi. Fig. i.
F. striata, bacillis latis, bis quaterve longioribus quam latis, a latere tnrgido -lauceolatis , ovario fulvo, striis in qna-
vis centesima longitudinis parte 8.
Fragilaire P eigne, rayee, a corpuscules larges, 2 a 4 fois plus längs r/ue larges, gonflee et hin-
ceolee du cöte lateral, ayant V ovaire fauve et 8 raies dans char/ue centieme d'une ligne.de sa
longueur.
Conferva pectinalis, Müller (1779), Acta nov. Acacl. Petropolit. TIT. p. 91. Tab. I. Fic,". 4 7. 1785. zum Theil.
Diatomit pectinalis, Agardh, Disposit. Algar. Sueciae, 1811.
Bacillaria pectinalis, Nitzsch, Beiträge zur Infusorienkunde, 1817. zum Theil.
Fragilaria pectinalis , Lyngbye, Tent. Hydrophyt. dan. p. 185. Tab. 63. Fig. D. 1819.
Fragilaria pectinalis, Agardh, Syst. Algarn in, p. 7. 1824. zum Theil.
Nematoplata pectinalis i BoRY> Diofc classi 1822> Arthrotliö 1827. Nematoplata.
— bronchialis, \
Fragilaria pectinalis, Abhandl. der Akad. d. Wissens eh. zu Berlin, 1830. p. 53, 63, 68. 1831. p. 85. (1833. p. 319.)
Fragilaria pectinalis, Kützing, Linnea, 1833. p. 73, 586.
Fragilaria pectinalis, Brebisson ? Comptes rendus de TAcad. d. sc. de Paris, 1836. Nr. 20. p. 577. Türpim ibid. p. 579.
Fragilaria pectinalis, Bericht d. Akademie d, Wissensch. zu Berlin, 1837. p. 45.
Aufenthalt: Lebend in den Bächen Dänemarks und der Faeroer Inseln, bei Halle, Berlin!, in Deutschland sehr verbreitet, bei Pa-
ris, bei Saratof an der Wolga in Russland und im Altai auf dem Gipfel der Prochotnoi-Alpe in Asien beobachtet. Fossil viel-
leicht in Isle de France im neueren Bergmehl, deutlicher im Bergmehl von Degernfors in Schweden.
Bei Berlin ist diese Form nicht so häufig, als Fr. rhabdosoma, und viele Synonyme der Conferva pectinalis dergl. sind
unsicher. Ich habe Lyngbye's Abbildung als Typus angenommen, da Müller' s Zeichnung nicht fein und bestimmt genug ist, und
ich besitze Exemplare von den Faeroer Inseln, wo sie Lyngbye angiebt, durch Hofmann Bang's Güte, unter dem wohl zufälligen
Namen Fr. hyemalis. Das Abnehmen der Breite der Bänder gegen die Basis, welches auch bei Fr. striatula angegeben wird, halte
ich (auch bei Müller) für optische Täuschung durch Wenden der Bänder, obschon geringere Differenzen in der Breite vorkommen.
Die Form des Altai war lebhaft grün, und in Berlin wiederholt geprüfte trockne Exemplare von da zeigen keinen Unterschied von der
Berliner Form. Im fossilen Zustande sind Bacillarien und Fragilarien bis jetzt nicht zu unterscheiden. Die Seitenflächen sind
bei den fossilen Formen verschieden, mehr der Bac. vulgaris ähnlich. Streifung: Vse Linie hat 24, 'As also 18, Vso 16, 7oo 14>
7?2 12, V96 9, Vioo 8, 7i92 4 — 5 Streifen. — Länge der Einzelstäbchen von 7i92 bis 7se Linie beobachtet. Brebisson nennt
den innern weichen Körper Sarcode und Chromule, und theilt sehr spät (1836) mit, dass er vor Kützing (1833) den Kicselgchalt der
Panzer gekannt habe. Aus diesem Kieselgehalte bestimmt er 2 Abtheilungen der Diatomaceen, negativ Desmidiees, positiv Diato-
mees. Ich habe diesen chemischen Unterschied absichtlich ausgeschlossen, obschon er oft leitend ist für die richtige Stellun", und
schon 1833 von Kützing und mir (p. 319.) auf ihn aufmerksam gemacht worden war.
Erklärung der Abbildungen Taf. XYI. Fig. I.
Es sind am Altai 1829 in Riddersk gezeichnete Abbildungen bei 310maliger "Vergrösserung des Durchmessers.
Fig.^ 1. ist ganz ausgeführt mit seiner Streifung, wie man sie im trocknen Zustande sieht. Fig. 2. ist lebend, wobei die Streifung nur schwer erkannt
wird, mit vielen inneren Bläschen, deren Mehrzahl Magen zu seyn scheinen. Die 4 mittleren sind vielleicht Drüsen. Bei x Ansicht der Lateral-
fläche. Fig. 3. eine ältere Form. Fig. 4. und 5. verschiedene Bildung und Grösse desselben. Fig. 6. in der Selbsttheilung begriffen, mit schein-
bar quadratischen Stäbchen, deren jedes aber schon 8 Oeffnungen hat. Das mittlere ist bereits abgetheilt. + Lateralfläche. Bei den Lateralflächen
sehe ich jetzt die Queerstreifung ohne Unterbrechung durchgehen.
Nachtrag zur Gattung Fragilaria.
Die hier aufgezählten 9 Arten sind noch nicht hinlänglich begründet, und es fehlt am Material dazu. Als sicher sehe ich
die 4 Arten: F. grandis, rhabdosoma, turgidula und pectinalis an. Die übrigen 5 ausländischen sind vielleicht mit der inländi-
schen F. rhabdosoma zu vereinen. Die früheren Unterscheidungsmerkmale haben jetzt ihre Gültigkeit verloren. Im Ganzen hat man
bisher der Gattung 22 Artnamen direct gegeben. Ausser den hier aufgezählten 9 Arten sind es folgende 13 Namen: 1) Fragilaria
affinis Hoffmann Bang (1824) = Oscillatoria Flos ar/uae Agardh (Syst. Alg. 1824.); 2) F. fasciata Lyngbye (1819)
= Tessella?; 3) F. fissa E. (1831) = Frag, diophthalma; 4) F. hyemalis Lyngbye (1819) = Frag, pectinalis, F. rhab-
dosoma?, Gallionella aurichalcea (Fig. 5 — 6.); 5) F. Jürgensii Kützing (1833. p. 587.) = Tessella? ; 6) F. latruneula-
ria Lyngbye (1819) = Tessella? ; 7) F. lineata Lyngbye (1819) = Gallionella lineata; 8) F. nummuloides Lyngbye
(1819) = Gallionella moniliformis; 9) F. salina Kützing (1833. p. 72.) = Achnanthes brevipes; 10) F. striatula Lyng-
bye (1819) = Fragilaria?; 11) F. tenuis Agardh (1832) = Frag, rhabdosoma?; 12) F. nndulata Corda (1835) == Frag.
turgidula? ; 13) F. unipunetata Lyngbye (1819) = Tessella? (s. Achnanthes).
Corda's Gattungen Syrina) annulatum (?) und Paradesmus Foliolum (1835. Almanac de Carlsbad, Taf IV.) sind
wohl undeutliche Arten von Fragilaria. Grammonema Agardh (1832) s. Tessella arcuata. Conferva bronchialis Roth scheint
mir keine Fragilaria, sondern eine Gallionella gewesen zu seyn.
~ — %m
VIERUNDSECHZIGSTE GATTUNG: FÄCIIERSTABCHEN.
Meridion. Meride.
CHARACTER: Animal e familia Bacillariorum, liberum, lorica simplici, bivalvi aut multivalvi (silicea),
prismatica, cuneata, divisione spontanea imperfecta in catenas spiriformes, subcirculares,
fragiles abiens.
CARACTERE: Animal de lafamille des Bacillaries, libre, ayant une carapace simple , bivalve
ou multiivalve (siliceuse), prismatique, cuneiforme, se developpant par la division spon-
tanee imparfaite en forme de chatnes spirales presque circulaires , fragiles.
Die Gattung der Fach er st ab eben enthält freie Formen der Stabthierchen, welche bei einfachem,
zwei- oder mehrschaaligem (Kiesel-) Panzer eine keilförmig prismatische oder verkehrt pyramidale Form
haben und daher bei eintretender unvollkommner Selbsttheilung spiralförmige, fast ringartige, brüchige Ket-
ten oder Bänder bilden.
Die Gattung Meridion errichtete Agardh 1824 als Algengattung, besonders aus Lyngbye's Echt-
nella olivacea, mit 3 Arten; die ausgezeichnetste 4te Art entdeckte schon früher 1820 Greville in Schott-
land bei Edinburg, und nannte sie 1822 Echinella circularis als Pflanze. Diese Art ist von jenen frühe-
ren allein geblieben. Bory hielt die Gattung 1827 für Urschleim {Chaos) mit Echinellen (Biet, classiq).
Düby hatte sie 1828 Frustulia circularis genannt. Leiblein nannte sie 1830 Meridion vemale. Agardh
gab ihr 1831 den Namen Meridion circulare. Im Jahre 1830 wurden in den Abhandl. d. Berl. Akad.
2 russisch -asiatische Formen dieser Gattung zuerst unter den Infusorien als Exilaria Flabellum und pan-
duriformis angezeigt, 1833 (1832) aber ebenda p. 297. zu Meridion gezogen. Kützing nahm 1833 das
M. circulare und ovatum^ nur ersteres sicher, wieder bei den Pflanzen auf, und Corda beschrieb 1835
ein Meridion cordatum als Thier. Nur Eine Art der Gattung ist scharf beobachtet. Die Organisation ist
der der Fragilarien sehr ähnlich, doch habe ich nur immer vorn am breiten Ende jedes Stäbchens, nicht
am schmalen, 2 Oeffnungen gesehen, was ein wichtiger Character seyn würde. Ein 4blätteriger Eierstock
und viele Magenzellen sind beobachtete Organisationstheile. Die Cirkelform ist nicht, wie Kützing angiebt,
die natürliche, sondern eine erworbene, und ist sogar nur optische Täuschung, indem das spiralförmige Band,
in der Schraubenaxe gesehen, nur so ringartig erscheint, wie es in den Abhandl. d. Berl. Akad. 1835. p. 173.
angezeigt wurde.
Die geographische Verbreitung der wahren Formen dieser Gattung ist über ganz Europa bis nach
dem sibirischen Asien beobachtet. Einzelne Stäbchen sind schwer von Gompkonema- Stäbchen zu unter-
scheiden, doch haben letztere noch eine mittlere Oeffnung ausser den 2 vorderen.
291. Meridion vermale» Frühlings -Fäcnerstäbchen. Tafcixvi.Fig.il.
31. corpusculis euneatis striatis, apice truncatis crenatis, polyparii spiris saepe in circulos perfectos convolutis.
Meride du printemps, a corpuscules euneiformes rayes, tronr/ues et denteles au bout anterieur, pre-
sentant les tours de spirale de son polypier souvent parfaitement circulaires.
Echinella circularis, Greville in Wernerian Society, IV. p. 213. Taf. VIII. Fig. 2. 1822. Scott, cryptog. Flora, I. Taf. 35. 1823.
Frustulia circularis^ Duby, Botanicon Gallicum, p. 991. 1828.
Echinella ventilatoria, Desmazi:eres (1828.?), nach Agardh.
Exilaria Flabellum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 62, 68. 1831. p. 86.
Meridion vernale'i , Leiblein, Flora, bot. Zeitung, 1830. I. p. 308. Tab. I. Fig. 1. a— g.
Meridion circulare, Agardh, Consp. crit. Diatom. p. 40. 1831.
Meridion Flabellum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 297.
Meridion circulare, Kützing, Linnea, 1833. p. 558. Taf. XV. Fig. 37.
Meridion cordatum, Corda? Almanac de Carlsbad, 1835. Taf. IV. Fig. 51, 52.
Meridion vemale, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1835. p. 173. l'odosphenia.
Aufenthalt: In Schottland , Frankreich, Belgien, auf Fiihnen in Dänemark, bei Christiania in Norwegen, bei Wiirzburg, bei Erfurt,
Weissenfeis und im Thüringer Walde, bei Carlsbad ?, bei Berlin! und hinter Saratof in der Samara im östlichen Russland ! beobachtet.
Der Entdecker dieser sehr auffallenden organischen Bildung hielt die Ringform für geschlossen und für besonders interessant.
Dieselbe Ansicht hatten Agardh, Leibiein und vorzüglich neuerlich Kützing. Die nicht geschlossenen Ringe hielt man für Frag-
mente. Diese Ansicht muss man aber umkehren. Es giebt gar keine geschlossenen Ringe und kann keine geben, und die scheinbaren
Cirkelfragmente sind meistens die Anfänge von Spiralbändern, entstanden durch Längstheilung keilförmiger Stäbchen. Bei zu schwacher
Vergrösserung bleibt die Spiralform oft unklar, bei starker lässt sie sich immer erkennen. Die russischen Formen hielt ich sonst
(1829) für eine eigene Art, M. Flabellum. Seit ich das wahre Mer. vemale bei Berlin, wo es Herr Dr. Focke entdeckte, in
zahlloser Menge fand, halte ich die russische Art für dieselbe. Desmazieres hat es nach Agardh in Belgien, Hof*mann Barg
(dessen Güte auch ich Original-Exemplare verdanke), in Fühnen, Butt bei Christiania, Leibjlein hat es bei Würzburg im Main, und
Kützing bei Erfurt Weissenfeis und im Thüringer Walde beobachtet. Corda's Mer. cordatum hätte bei stärkerer Vergrösserung
oder schärferer Beobachtung sich wohl als dasselbe gezeigt. Da er doch wohl die Queerstreifung übersehen hat, mag es auch mit den
308
t
3 vorderen Zähnen derselbe Fall seyn. Die bemerkten Organisationsverliältnisse der Gattung beziehen sich auf diese Form. Streifung:
V20 Linie Länge hat 35, XU 32, '/so 24, Vae 21, V40 18, V48 16, % 14, Veo 12, % 10, Vog 8 — 9, V100 7 Queerstreifen. —
Beobachtete Länge der Stäbchen l/96 — 1/20 Linie. Massenbildend sah ich sie bei Berlin nur im Februar und März 1835, einzelne
Stäbchen und Ringsegmente sah ich zu allen Zeiten.
Erklärung der Abbildungen Taf. XVI. Fig. II.
Fig. 1., 2., 5., 7., 8., 10. sind bandartige krumme Monadenstöcke von verschiedener Länge und verschiedener Grösse der Stäbchen. Fig. 8. Yog?
Fig. 10. Yis Linie gross, dieses mit Magenzellen. Fig. 3., 4.5 9. sind ringartige Spiralbänder, durch fortschreitende Entwickelnng jener entstanden.
Alle diese von 1 — 10. sind von der Bauch- oder Rückenfläche gesehen. Fig. 6. eine zerfallende Form, worin 2 Stäbchen von der Seitenfläche sicht-
bar sind. Fig. 11. ein kleines Einzelthierchen in einfacher Selbsttheilung von der Bauchfläche, x von der Seitenfläche. Fig. 12. dasselbe von oben
und vorn, zeigt einen 4theiligen Eierstock in den 4 Ecken. Fig. 13. ein Einzelthierchen von oben und vorn. Alle diese sind von Berlin, 300mal
vergrössert. Fig. 14 — 17. sind in Saratof 1829 von mir gemachte Zeichnungen.
292. Meridian? pandwriforme 9 ^eigenartiges Fächerstälbclieii. Tafel XYI. Fig. III.
M. corpusculis panduriformi-cuneatis capitatis, capitulo turgido subacuto.
Meride Violon^ a corpuscules cuneiformes sinueu&9 de la forme d'un violon^ termine en bonton (tele)
gonfle legerement aigu.
Eooüaria panduriformis > Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 62. 1831. p. 86.
Meridion panduriforme , Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 297.
Aufenthalt: In der Iset bei Catharinenburg im Ural Asiens.
Die Form fand sich 1829 auf der Reise mit Herrn von Humboldt. Aus früheren Zeichnungen von Berlin sehe ich, dass
ich schon 1827 eine ähnliche Form bei Berlin beobachtete. Beide bin ich aber jetzt geneigter für Echin eilen zu halten, die unvoll-
ständig beobachtet wurden. Die Form der Stäbchen erinnert an Gomphonema acaminatum. — Länge der Einzelstäbchen V36 Linie»
Nachtrag zur Gattung Meridion.
Es sind 7 verzeichneten Arten dieser Gattung 8 Specialnamen gegeben worden, wovon nur 2 hier angewendet sind und nur
einer sicher ist. Für die sichere Art wurde zuerst der Name circidaris^ ringartig, gegeben; da derselbe aber einen falschen Begriff
einschliesst und verbreitet hat, so habe ich den ebenfalls vacanten Namen vemale vorgezogen, weil er der erste und Hauptname von
Agardh's Gattung Meridion war. Die übrigen Namen deute ich; wie folgt: 1) Meridion cir ciliare Agardh (1831) = Meridion
vemale ; 2) M. cordatum Corda (1835) = Merid. vernale? ; 3) M. Fla&ellumE. (1830) = Merid. vemale; 4) M. ovatnm
Agardh (1824) = Arthrodesmns? > Micrasterias? ; 5) M. radialis Agardh (1824) = Echinellae variae species; 6) M. ver-
nale Agardh (1824) = Gomphonema olivaceam; 7) Echinella ventilatoria Desmazieres (1828?) = ßleridion vernale. —
Melosira fragilis Kützing (1833) könnte auch wohl ein Achnanthes gewesen seyn, kaum ein Meridion.
Fest angeheftete, unfreie Stäbchen.
FÜNFÜNDSECHZIGSTE GATTUNG: ISTHMENTHIERCHEN, ISTHMIE.
Isthmia. Isthmie.
OHARA CTER: Animal e familia Bacillariorum, altero fine loco affixum, divisione spontanea longitudinali
imperfecta coneatenatum, lorica (silicea) simplici, singula latiore quam longa, catenae arti-
culis hiantibus, isthmo connexis (= Baeillaria loco affixa).
CARACTERE: Animal de la famille des B aciliar ies, attache par un de ses bouts, se develop-
pant par la division spontanee imparfaite longitudinale en forme cCune chaine, ayant
la carapace (siliceuse) simple, plus large que longue, les chainons des polypiers bau-
lants et reunis par un lsthme.
Die Gattung der Isthmentliiercken unterscheidet sich in der Familie der Stabthierchen durch An-
geheftetseyn mit einem ihrer Körperenden, durch Kettenbildung aus unvollkommner spontaner Längsthei-
lung, durch einen einfachen Kieselpanzer der Einzelthierchen von mehr Breite als Länge, und durch Klaffen
und Aneinanderhängen der breiten Kettenglieder vermittelst eines verengerten Theils (Isthmus).
Die Gattung Isthmia sollte eigentlich Biddulphia heissen. Denn Agardh bildete jene erst im Jahre
1832 aus der Conferva obliquata der English botany, und gesellte dazu sein Diatoma vesiculosum als
2te Art, welche beide Gray schon 1831 in seiner Gattung Biddulphia abgesondert hatte, und unterdrückte
20!> —
diesen Namen durch den neuen , indem er Gray's 3te Art, Biddulphia pulchella, als Diatoma hiddul-
phianum verzeichnete. Kützing hat 1833 in der Linnea die Gattung Biddulphia wieder hergestellt, in-
dem er das Dial. biddulphianum sammt dem Diät, vesiculosum darin verzeichnete, die Conferva obli-
quata aher allein in der Gattung Isthmia beibehielt. Hier wird dieselbe Ansicht noch mehr befestigt, aber
die Gattung Biddulphia, als auf bestimmten, aber noch nicht hinlänglich beobachteten, Formen und Cha-
racteren beruhend, noch tibergangen, da die Arten eine weiche Haut, keinen Kieselpanzer haben sollen.
Eine 2te Art dieser Gattung wurde 1836 in den Mitteilungen der Berliner naturf. Gesellschaft beschrieben.
— Vom Organisationsgehalt ist Folgendes beobachtet: Der Panzer ist eine geschlossene zellige einschaalige
flache Büchse, welche nur da eine seitliche OefFnung zu haben scheint, wo der Fuss oder Isthmus ist.
Die Glühhitze und Säuren zerstören den Panzer nicht. Im Innern ist ein in viele kleine Flocken zertheil-
ter, dem Eierstock ähnlicher, Theil, welcher sich periodisch in eine grosse mittlere Kugel zusammenzielst.
Besondere Magenzellen sind nicht erkannt, aber Selbsttheilung in der kürzeren Körperaxe, welche als Queer-
axe erscheint, aber eigentlich Längsaxe ist, oft beobachtet.
Die geographische Verbreitung ist sehr weit ermittelt. Isthmia ohliguata soll im Südmeere vor-
kommen, ist wahrscheinlich bei den Canarischen Inseln, ist bei England, den Faeroer Inseln, bei Gothen-
burg und Island beobachtet Bei Gothenburg ist auch die 2te Art gefunden.
£93. Isthmia obliquata, geripptes Isthmenthiercben. Tafel xvi. Fig. v.
I. corpusculormn forma fere quadrata, trapezoi'de, compressa, media cellulosa utroque fine late transversim striata.
Isthmie oblir/ue^ a corpuscules presque quarr es, trape%oides^ comprimes, cettuleucc au milieu^ ä /ar-
ges bordures transversalement rayees.
Conferva obliquata^ Smith, English botany, Tab. 1869. 1808.
Diatoma obliquatum, Lyt^gbye, Ten tarnen hydroph. dan. 1819. Tab* 62.
Diatoma? obliquatum, Agardh, Systema Algarum, 1824. p. 6.
Diatoma Liier, v. Suhr?, Regensb. bot. Zeitung, Flora, 1830.
Biddulphia obliqua, Gray, Arrandgment ofbrit. plants, 1831.
Isthmia obliquata, Agardh, Conspectus er it. Diät. p. 55. 1832.
Isthmia obliquata , Kützing, Linnea, 1833. p. 579. Tab. 59.
Aufenthalt: Im Südmeere, vielleicht hei den canarischen Inseln im atlantischen Meere, häufig bei den Faeroer Inseln, bei England,
bei Gothenburg in der Nordsee und bei Island.
Dieser sehr ausgezeichnete, grosse Körper sitzt häufig auf Seealgen. Auf Ptilota flaeeida des Siidmeeres fand ihn Graf
Caspar Sternberg nach Agardh, auf Sphaerococcus comeus von den canarischen Inseln von Suhr, auf Ptilota plumosa,
Plocamium coccineum und Delesseria alata und sinuosa der Faeroer Inseln Lyngbye. Ich selbst fand ihn auf Callithamniivm
fruticulosum von Gothenburg, und habe beide Arten der Gattung über 4 Monate lang in Berlin lebend erhalten. Er bildet zickzack-
artige Ketten, welche oft in grosser Menge beisammen angeheftet sind, zuweilen auch durch wiederholte Selbsttheilung eines und des-
selben Thierchens verzweigt werden. Der anheftende Fuss ist ohne Kieselpanzer, weich, und neben ihm scheint in der Schaale die
Hauptöffnung des Thieres zu seyn, die ich aber nie völlig scharf sah. Die Selbsttheilung geschieht in der Mitte unter der glasigen
Oberhaut, welche dann abspringt, wie bei Achnanthes, Gallionella u. s. w. Der erst grüne Eierstock wird später violet und schwärz-
lich. Ich zählte auf jeder Hälfte seitlich 12 bis 13, zuweilen anastomosirende , Sehnen (innere Rippen?). Ich vergleiche die Bildung
mit einer kürzern als breiten Navicula {Surirella) splendida. Sühr's Diatoma Liber der canarischen Inseln passt der Beschrei-
bung nach nicht übel, allein Agardh scheint dasselbe später als Diät, interstitiale beschrieben zu haben, welches denn verschieden
wäre. Mein Freund, Dr. Thienemann in Dresden, hat sie bei Island gesammelt und mir gesendet. — Grösse der Einzelthierchen
bis x/& Linie. Breite bis doppelt grösser als die Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XVI. Fig. V.
Es sind 3 kettenartig verbundene und verzweigte Thierchen von der breiten Seite, Lateralfläche?, und 1 bei x von der schmalen (Rücken-)
Fläche?, 150mal vergrössert.
294. Isthmia euer vis, glattes Istlimesitlilerclieii. Tafel XVI. Fig. VI.
I. corpusculorum forma elongata, multo latiore quam longa, trapezoi'de, turgida, media cellulosa, utroque latere late
reticulata nee striata.
Isthmie lisse^ a corpuscules allonges, beaueoup plus larges que longs, trapezozdes, gonfles, cellu-
leucc au milieU) largement reticules sans raies au& deute bouts.
Isthmia mervis^ Mitteilungen der Berl. Gesellsch. naturf. Freunde, 1836. p. 4.
Aufenthalt: Bei Gothenburg im Kattegat.
Ich hatte beide Formen lebend beisammen, die letztere aber viel häufiger. Bei dieser Art habe ich besonders die Selbstthei-
lungsverhältnisse sehr scharf beobachtet. — Grösse bis */s Linie. Länge zur Breite oft wie 1 zu 3 und 6. Die ganz schmalen (var.
ß gracilis) hielte ich gern für eine besondere Art, allein ich sehe alle Uebergänge vor mir und keinen andern wichtigen Character.
53
>io
Erklärung der Abbildungen Tat XVI. Fig. VI.
Auf der Spitze eines Callithamnium - Zweiges sind Fig. 1. ein Einzelthier, Fig. 2. eine Kette abgebildet, rh der Fuss {Isthmus
A« Alton), X innere Selbsttheilung.*
Nachtrag zur Gattung Isthmia.
Durch die Güte des Herrn Gutsbesitzers Hofmann Bang auf Hoffmannsgave in Fiihnen habe ich so eben noch trockne Ex-
emplare des schönen Diatoma aiiritiim Lyngbyes erhalten, und sehe, dass dieses keineswegs der Abtheilung der Dcsmidiacecn
angehört, sondern als besondere Art zur Gattung Isthmia gezogen, oder in besonderer Gattung bei den Echin eile en aufgeführt wer-
den muss. Da nun der Name Odontella zwar nicht dem Gegenstande, aber doch dem Sinne des Gründers gemäss hier schon ander-
weit verwendet worden, so bezeichne ich das Diatoma aiiritiim als Denticella anrita nun durch seine nahe Verwandtschaft mit
Isthmia und gezahntem Kieselpanzer mit stachliger Oeffnung in der Mitte der Berührungsflächen der Kettenglieder {Lorica silicea,
singula latiore quam longa , dentata, apertura lateris conti gui media spinös a). Biddulphia pulchella^ Diatoma Liber^
vesiculosum, fasciatum^ Fragilaria (Tessella?) unipanctata , latrmwularia, striatula sind mir unbekannte Formen, welche,
wenn sie festsitzend waren, auch wohl der Gattung Isthmia angehören könnten. Auch Microtheca ist für Denticella zu vergleichen.
SECHSUNDSECHZIGSTE GATTUNG: ELLENTHIERCHEN.
Synedra. Synedre.
CHARACTER: Animal e familia Bacillarioruin, lorica simplici (silicea) prismatica, primum altcro fine-loco
affixum, dein saepe liberum, longius quam latum, pedicello parvo hemisphaerico aut nullo.
CARACTERE: Animal de la famille des B aciliar ies^ ä carapace simple (siliceuse), altache en jeu-
nesse par un de ses bouts, plus tard souvent libre^ plus long que large, sans pied ap-
parent ou ä pied peu mar que hemispherique^ ayant la forme de baguette prismatique.
Die Charactere der Gattung der Ellenthierchen aus der Familie der Stabthierchen bestehen in
einfachem (Kiesel-) Panzer, in anfänglichem Festsitzen, wie Austern, mit einem ihrer Körperenden, obwohl
sie später oft frei sind, in grösserer Länge als Breite des Körpers, im Mangel eines deutlichen, mehr als
warzenartigen, Fusses, und in prismatischer Stabform,
Die Formen der Gattung Synedra können leicht zu den am frühesten beobachteten Infusorien ge-
hören. Die von Leeüwenhoek 1702 und von Joblot 1716 dem Vibrio Bacillus ähnlichen gezeichneten
Körper könnten leicht Synedra Ulna gewesen seyn; auch könnte dieselbe Müllers Vibrio bipunetatus
gewesen seyn. Die erste deutlichere Form wurde unter dem Namen Conferva pennatula in der Flora
Danica, t. 945. 1792. abgebildet. Grateloup beschrieb eine Form dieser Gattung wohl 1806 als Dia-
toma Scolaris. Im Jahre 1817 beschrieb Nitzsch dieselbe Art als Bacillaria Ulna^ und Agardh die S.
fasciculata als Diatoma fasciculatum ; Lyngbye 1819 wohl dieselben Arten unter den Namen Echinella
obtusa und fasciculata. Bory de St. Vincent beschrieb 1822 Synedra Ulna als Bacillaria communis
zuerst bei den Infusorien, nahm diess aber 1824 zurück, und brachte diese Formen zu den Psychodien.
Als Bacillaria Lyngbyi^ communis, vilrea, Hystrix und Paxillum verzeichnete er Synedra Ulna und
Gallionii. Gleichzeitig beschrieb er S. Gallionii als Navicula, was Türpin 1828 wiederholte; Agardh gab
einige Arten 1824 als Frustulia obtusa und parasitica, Diatoma fasciculatum und D. crystallinum.
Greville zog 1827 diese Formen sammt den Ec hineilen in seine Gattung Exilaria. Im Jahre 1830
wurden sie in den Abhandlungen d. Berl. Akad. p. 40. zuerst fest zu den Infusorien gestellt und in der be-
sondern Gattung Synedra abgesondert. Im Jahre 1831 wurden ebenda 5 Arten dieser Gattung eharacteri-
sirt, und 1833 (1832) noch 2 Arten hinzugefügt. Agardh stellte 1831 mehrere Arten als Frustulia, und
1832 5 Arten der Gattung in seiner Gattung Diatoma in besonderer Abtheilung auf, welcher Kltzing
1833 den generisehen Namen Exilaria wieder mit 6 Arten zutheilte. Wallroth nannte wohl S. Ulna
1833 Rhabdium obtusum. Im Jahre 1835 wurde die Gattung Podosphenia von Synedra getrennt, und
1836 wurden fossile Arten der Gattung Synedra erkannt. Hier werden 7 Arten der Gattung aufgenom-
men. — An Organisation sind Oeflfnungen an den Enden der theils glatten, theils innen gerippten Kiesel-
panzer beobachtet, keine mittleren OefFnungen erkannt. Der Eierstock ist zuweilen in 2—4 Blätter, zu-
weilen in viele kleine Beutel (Lappen) zertheilt, vorhanden. Auch Magenzellen als Bläschen sind mehrfach
erkannt.
311 —
Die geographische Verbreitung ist in Isle de France und über ganz Europa im Süsswasser und Meer-
wasser bis in das sibirische Asien beobachtet
295. Synedra JDlna, gewöhnliches Klleiitluerclieii. Tafel xvil. Fig. I.
S. striata, corpusculis linearibus, a latere truncatis, a dorso ventreque obtusis, rectis, adultorum lateribus apice parum-
per dilatatis.
Synedre Aune, rayee, a corpuscules lineaires, droits , tronques du cöte lateral \ obtuses du cöte ven-
tral et dorsal, se dilatant un peu auac bouts laterauco avec V äge.
Leeuwenhoek, Philosopliical Transactions, 1703. (1702.) Fig. 8. L. K.
Joblot, Observations faites ayec le microscope, (1714 — 1716.) 1754. p. 67. Tab. 8. Fig. 14.
Vibrio bipunctatus, Müller? Animalc. infus. 1786. p. 52. Tab. VIT. Fig. 1. Baclerium?
Diatoma scalaris, Grateloup, Hist. de la soc. Media Montpellier, 1806.°
Bacillaria Ulna, Nitzsch, Beiträge zur Infusorienkunde, 1817. p. 99. Taf. V.
Echinclla obtusa, Ltngbte, Tent. Hydrophyt. dan. p. 208. Tab. 69. 1819.
Bacillaria communis, Bort, Di ct. class. 1822.
Bacillaria commtmis, \
— Lyngbyi, f ß m ^
— vitrea, i '
— Paocillum , J
Frustulia oltum, » Aga g t Alg. 1824. p. t-%
— parasitiert, \
Echinella fasciculata ß truncata, Greville, 1823. Scottish erypt. Flor. I. Taf. XVI.
Exilaria fasciculata, Greville, 1827. Scottish crypt. Flor. V. Fol. 291. b.
Bacillaria Ulna, Leiblein, Flora, 1827. I. p. 258.
Navicula Ulna, 1 Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 64. 1831. p. 87. 1833. p. 265, 267, 273, 319.
Synedra Ulna, (
Frustulia obtusa, \
— Jürgensii , I
— quadrangula? , > Agardh, Conspectus crit. Diatom. 1831. p. 44.
— fasciala?, k
— Ulna, )
Diatoma parasiticum , Agardh, Consp. crit. Diatom. p. 50. 1832.
Rhabdium obtusum, Wallroth, Flora cryptog. Germaniae, 116. 1833.
Exilaria truncata, \
r, "7,. crJ*iallina> ™n.TTheil> > Kützing, Linnea, 1833. p. 560. Tafel XIV. Fig. 21, 22. XV. Fig. 38, 39, 41, zum TheiL
Frustulia Ulna, zum Theil, ( r
— splendens , i
Synedra Ulna, Bericht d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1836. p. 53.
Aufenthalt: Sicher bei Halle , in den Gräben auf Fühnen, in Dänemark , in Schottland, bei Weissenfeis, bei Wismar in der Ost-
see, bei Berlin, bei Catharinenburg am Ural beobachtet. Wahrscheinlich auch in Isle de France und den Mascarenen- Inseln, in
Belgien, bei Paris, bei Dax in Frankreich, bei Delft in Holland, bei Würzburg in Baiern, bei Jever, Carlsbad, Triest, in
Schweden. Fossil im Bergmehl von Santafiora.
Das sehr verbreitete gewöhnliche Ellenthierchen ist leicht mit einer Navicula, noch leichter mit Fr agil arien- Gliedern zu
verwechseln, daher das Schwanken der Namen bei den früheren Beobachtern. Am sichersten ist die noch an Conferven ansitzende Form
zu beurth eilen, während die frei umherliegenden und bewegten eine viel schärfere, oft nicht befriedigende, Untersuchung verlangen. Die
Yertheilung des Eierstocks haben Bort und Agardh zu Artcharacteren benutzt, welche nicht brauchbar sind, auch ist die Streifung
meist übersehen, und bei den grösseren Individuen von Kützing als besonderer Character der Fr. splende?is betrachtet worden, deren
Originalexemplare ich besitze. Durch Selbsttheilung der Dorsaltlächen bildet diese Art Fächer und Büschel, zuweilen Kugeln, welche
Bildung keinen Unterschied macht. Deshalb sind auch Bac. Hystria, Paccillum und dergl. keine besonderen Arten. Der Panzer
ist 2- oder 4schaalig, innen sehr fein queergestreift. Die Streifung verhält sich wie folgt: l/Q Linie Länge hat 268, Vio 246, V12
192—208, Vis 134, V20 123, % 96 — 104, % 82, Vse 67, V45 54, % 48—52, Veo 41, V72 33, Voe 24—26, V100 23—24
Streifen. Auf der breiten Seite der Stäbchen sind an den etwas erweiterten Enden 3 stumpfe Zähne und dazwischen 2 Oeffnungen.
Hervorstehende Bewegungsorgane sind nicht beobachtet, auch keine Aufnahme von Farbe in den Darm. Die schmale Seite ist an den
Enden abgerundet. — Bei Berlin ist die Form sehr häufig auf Leinna- Wurzeln, Vaucherien und andern Conferven, bei Wismar war
sie eben so häufig im brakischen Hafenwasser auf Ceramium diaphanum, Zostera und selbst auf den Stielen des lebenden Carche-
sium polypinum, ja zuweilen sassen Büschel von kleinen auf den grossen derselben Art (s. S. fasciculata). — Länge xj2iir — */<, Li-
nie beobachtet; Breite 10- bis 24mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XVIL Fig. I.
Fig. 1. ist eine Lemna- Wurzel von Berlin^ mit Syn. Ulna besetzt. «. Dorsalfläche; ß. Lateralfläche desselben Thierchens mit seinem Fusse; y, d.
ebenso, etwas dünnere Form, mit Magenzellen und getheiltem Eierstocke; e. in der Selbsttheilung begriffenes, l/18 Linie grosses, Stäbchen; f. Late-
ralfläche mit Magenzellen und 2 -blätterigem Eierstock; ij. von der Lateralfläche mit in der Mitte einfach getheilten Eierstockplatten; &. eine andere
Form.
Fig. 2. eine lebende Vorticelle {Carchesium polypinum) von Wismar, mit Indigo gefüttert und mit 38 Synedris besetzt, welche beim Zusammen-
schnellen der ersteren eine stachlige Kugel bilden. «. ein älteres Exemplar, trägt einen Fächer von jüngeren; ß. ein anderes, auf welchem Podo-
sphenia gracilis sich entwickelt hat. Läuse auf Läusen von Infusorien. In einem der grössten Exemplare waren bewegte braune Körperchen an-
statt des Eierstocks. Alles ist 300mal vergrössert, die Meerlinsenwurzel ist etwas schmäler gezeichnet, als sie wirklich ist.
296. Synedra capitata, breitfcSSpfiges Ellenthierclieii. Tafel XXL Fig. XXVIII.
S. striata, corpusculis linearibus, apicibus dilatatis, capitatis, subacutis, rectis.
Synedre a tete large, rayee, a corpuscules lineaires, droits, elargis au& deucc bouts en forme de
tete obtusement pointue.
Synedra capitata, Bericht der Berl. Akad. d. Wissensch. 1836. p. 53. Pog&endorff's Annalen d. Physik u. Chemie, 1836.
p. 221. Taf. III. Fig. 3. Mittheiiungen der Berl. Gesellsch. naturf. Freunde, 1836. p. 50.
»1»
Aufenthalt: Lebend bei Berlin, fossil im Berginehl von Saniafiora in Toscana.
Diese zuerst fossil als Hauptmasse des italienischen Bergmehls beobachtete Form fand sich am 18. Deceinber 1836 unter dem
Eise bei Berlin lebend an Vaucherien, und hat sich seitdem bis zum Juni 1837 als eine sehr häufig im Thiergarten vorkommende Form
gezeigt. Ihre Lateralfläche ist breiter als die Rückenfläche und hat eine Mittelfurche in der Länge, wodurch der Panzer 4-theilig
wird. Bauchfläche gleichbreit, an den Enden abgestutzt. Seitenfläche an den Enden etwas erweitert, stumpf zugespitzt. Die Streifung
zeigt 21 Queerstreifen auf Vioo Linie der Länge: Vio 231, Vi* 176, Vi 6 154, Vis 132, % 115, XU 88, Vse 66, V*s 44, Vso 42,
Voo 38, Voe 22, Vioo 21. Der Eierstock scheint aus 4 Platten zu bestehen, ist gelbgrünlich, und hat zwischen sich helle Bläschen
(Magenzellen?). Die Dorsal- und Bauchfläche ist an den Enden schwach 3-zahnig und hat 2 Oeffhungen jederseits. Ich vermuthe
noch eine offene Längsspalte. Grösstc beobachtete Länge Vio Linie. Grösste Breite des Kopfes 14 — 17mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXI. Fig. XXVIII.
Fig. 1. lebende Form von Berlin, Vi 2 Linie gross; «. Bauchseite, ß. Lateralfläche, x Oeffntmgen. Fig. 2. jüngere Exemplare; a. m Selbsttheilung
auf einer Vaucherie.
29S. Synedra Gallionii* Oallion's, Kllenthierclien. Tafel xvn. Fig. IL
S. laevis, corpusculis bacillaribus, magnis gracilibus, a dorso linearibus truncatis, a latere utrinque attenuatis obtu-
sis, rectis.
Synedre de Gaillon, lisae, a corpuscules bacillaires loitgs grcles, droits , lineaires et tronr/ues au
cöte du dos^ amincis et obtus aii& deute bouts du cöte lateral.
Conferva pennatula (flavescens?) , Vahl, Flora danica, Tab. 945. 1792. Nur die Behaarung. (S. PodospJienia gracilis.)
Diatoma fasciculata, Agardh, Disposit. Alg. Scand. p. 35. 1817. Decad. Alg. sicc. Nr. 9. Synopsis Algar. p. 120. Syensk. bot.
T. 491. Fig. 6 — 7.
Echinella fasciculata, Lyngbye, Tent. Hydrophyt. dan. 1819. p. 210. T. 70.
Echinella fasciculata , Greville? Scott, crypt. Flora, 1823. Vol. I. T. 16. (vergl. 8. Ulna.)
Diatoma fasciadalum, l A(, §yst A 1824< Co crit Diatom> 1832. 50
— tabulatum (1832 i ) , f
Navicula Gaillmii, Bory, Encyciopedie methodique, 1824. Turpin, Mem. du Mus. XVI. 1828. Dict. d'hist. nat. Botanique
acot. PL 24. Fig. 4. 1828.
Bacillaria Hystrix, Bort, Encyciopedie methodique, 1824. von Isle de France.
Synedra baltica, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 87.
Synedra Gallionii, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 273,
Aufenthalt: Im Meerwasser des atlantischen Meeres bei Havre, der Nordsee bei Gothenburg und Schottland , der Ostsee bei Wis-
mar, vielleicht auch des Südmeeres bei Isle de France, und des Mittelmeeres bei Venedig? nach Agardh.
Die glatte schlanke Panzerform zeichnet diese Art aus, welche vielleicht oft mit Echinella crystallina {fulgens) verwech-
selt worden ist. Ich habe bei den stärksten Vergrösserungen auch heute keine Queerstreifen bemerkt. Agardh hat in seiner Diät,
fasciculata die zugespitzten Formen vereinigt, deren es noch eine andere kleinere und spitzere im Siisswasser giebt. Für die Sce-
form habe ich Bory's Namen gewählt, für die Süss wasserform, welcher Kützing 2 Namen gegeben, habe ich Agardh's Namen fest-
gehalten. Der Eierstock bildet meist eine einfache Reihe runder gelber Flecken. Breite bis 28mal in der Länge. Länge bis Vio Li-
nie beobachtet.
Erklärung der Abbildungen Taf. XVII. Fig. II.
Fig. 1. sind 4 Stäbchen von der Lateralfläche; Fig. 2. eins von der Dorsalfläche.
298. Synedra fasciculata, büschelartiges Kllentliiei elien. Tafel XVII. Fig. HL
S. laevis, corpusculis navicularibus, utrinque ab utroque latere attenuatis subacutis, rectis.
Synedre a faisceauat, lisse, ä corpuscules naviculaires , droits, amincis vers ses deute extremites et
legerement aigus a toutes cotes.
Synedra fasciculata, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 86.
Evilaria rauoheriae, . KüTZI*&, Linnea, 1833. p. 560, 561. Tab. XV. Fig. 38, 40.
— fasciculata «, zum Theil, I
Aufenthalt: Bei Berlin und Weissenfeis beobachtet.
Das ursprüngliche Diatoma fäsciculatum Agardh's hat sich neuerlich als in mehrere Arten zertheilbar gezeigt Die Haupt-
form war die des Seewassers, allein Agardh's Diagnose passt auch auf die Süsswasserform, wohin sie mit mir auch Kützing gezogen
hat, und die Salzform hatte Bory schon anders benannt. Ich habe daher jetzt Bory's Namen Gallionii für erstere festgehalten,
und die Süsswasserform seit 1831 fasciculata genannt. Aus Kützing's Exemplaren ersehe ich, dass er dieselbe Form gemeint hat.
Das Büschelförmige ist ein nur zufälliger Character. Ich habe diese Art nie gross gesehen. Kützing sah sie parasitisch auf Vau-
cherien, auch auf Gallionella varians und aurichalcea und auf Echinella crystallina? als Infusorienläuse. — Länge bis V72 Li-
nie; Breite 5 — lOmal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XVII. Fig. III.
Es sind 2 Confervenfäden mit Gruppen der S. fasciculata nach einer früheren Zeichnung.
Ä99, Synedra lunaris, sichelförmiges Ellentliierclien. Tafel XVII. Fig. iv.
S. laevis, corpusculis linearibus, falcato-lunatis, obtusis, fasciculatis , apicibus convergentibus.
Synedre lunaire, lisse, d corpuscules lineaires, courbes en forme semilunaire, obtus et associes en
faisceaux a bouts convergens.
— 313
Lunulina Mougeotii, BoryV Encyclo ped ie method. 1824. — Cocconemn?
Synedra lunaris, Abhandl. der Akademie d. Wissenscli. zu Berlin, 1831. p. 87.
All feilt halt: Bei Berlin, vielleicht auch in den Vogcsen.
Diese bei Berlin zuweilen häufig Conferva rivularis und Vaucherien bedeckende Art erinnert sehr an Eunotia Faba und
Arcus , verhält sich aber sonst im Innern wie S. Ulna. — Länge bis V36 Linie; Breite 8 — lOmal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XVII. Fig. IV.
Fig. 1. Conferva rivularis mit 11 Stäbchen der S. Imiaris, Fig. 2. ein dichter Büschel von 11 Stäbchen, einzeln. Fig. 3. sind 4 Stäbchen mit
Magenblasen und mehr entwickeltem Eierstock. Alles 300mal vergrössert.
300. Synedra MEunaris, doppeltkrummes Ellenthierclieii. Tafel XVII. Fig. v.
S. lacvis, eorpusculis elongatis, duplici curvatnra flexuosis.
Synedre bilunaire, lisse, a corpuscnles allonges, ä double courbure en demicercle.
Synedra bilmaris, Abhandl. der Akademie d. Wissenscli. zu Berlin, 1831. p. 87.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Es lebt mit der vorigen Art, aber seltener , auf Conferva rivularis 9 und erinnert in seiner Form zunächst an Eunotia
Diodon, welche fossil in Schweden und Finnland, aber nicht lebend beobachtet ist. — Länge bis V48 Linie; Breite % — Vs der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XVII. Fig. V.
Es sind 2 einfache und 3 doppelte Exemplare bei 300maliger Vergrösserung dargestellt.
Nachtrag zur Gattung Synedra.
Ausser den hier verzeichneten Arten sind noch Synedra baltica 1831 und S. euneata 1832 beschrieben worden. Erstere
ist Synonym von Synedra Gallionii^ und letztere ist in die folgende besondere Gattung Podosphenia gestellt. Die Einzelthiere der
Fragilarien und Echinellen sind oft schwer zu unterscheiden. Kützing's Frustulia Ulna ist Fragilaria rhabdosoma. Die
jungen Echinellen haben kurze Stiele und werden immer schwer zu bestimmen bleiben.
SIEBE NUNDSECHZIGSTE GATTUNG: KEILSCHÜPPCHEN.
Podosphenia. Podosphenie.
CHARACTER: Animal e familia Bacillariorum, lorica simplici (silicea), altero fine prima aetate affixum,
dein saepe liberum, longius quam latum, pedicello hemisphaerico parvo aut nullo, forma euneata.
CARACTERE: Animal de la famille des B aciliar ies, h carapace simple (siliceuse)^ attache dam
la jeunesse par un de ses bouts, plus tard souvent Höre, plus long' que large, ayant
un petit pedicule hemispherique ou point de pedicule et la carapace euneiforme.
Die Gattung der Keils chüppchen ist in der Familie der Stabthierchen durch einfachen (Kiesel-)
Panzer, anfängliches Festsitzen mit einem Körperende, grössere Länge als Breite, Mangel an deutlichem,
mehr als warzenartigen Fuss und durch keilförmige Gestalt characterisirt.
Die erste Form dieser Art hat Vahl als Fiedern der Conferva pennatula 1792 abgebildet, die
vielleicht nur C. fluviatilis mit Bacillarien {Cocconeis und Podosphenia oder Synedra) war. Lyngbye
beschrieb 1819 die erste gesonderte Form als Echinella euneata, und der Apotheker Bonnemaison
schlug dann vor, aus einer ähnlichen Art eine besondere Gattung zu errichten (Bory). Bory de St.
Vincent nannte 2 andere Formen 1824 Echinella strieta und ventilatoria. Agardh nannte 1824
die erstere Frustulia euneata und eine andere wohl Meridion radians. Türpin bildete Bory's Art 1828
als Echinella striata (wohl Schreibfehler) ab. Agardh stellte diese Formen 1831 theils zu Diatoma,
theils mit den Echinellen vereint in seine Gattung Licmophora, namentlich L. Jurgensii, theils auch in
die Gattung Styllaria mit 3 Arten. Alle diese Beobachter waren Botaniker und hielten sie für Pflanzen.
Im Jahre 1832 nahm ich Lyngbye's Art als Synedra euneata bei den Infusorien auf. Kützing verzeich-
nete 1833 Agardh's Formen in der Unterabtheilung Sphenella seiner Algengattung Frustulia mit Gom-
phonema olivaceum auch als Gomphonemata und Exilaria truncata. Unter dem Namen Podosphenia
wurde zuerst 1835 in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. die jetzige schärfer umschriebene Gruppe ab-
gesondert, wird aber hier erst genauer characterisirt und mit 3 lebenden Arten und einer fossilen versehen.
54
314
— Der Organisationsgehalt ist mannigfach ermittelt Der zweischaalige Kieselpanzer hat nur vorn am
breiten Ende, welches Agardh 1824 für das hintere hielt, 2 Oeffnimgen, und unterscheidet sich durch den
Mangel anderer Oeffnungen wesentlich von Synedra, Meridion und Gomphonema. Der gelbgrüne Eier-
stock ist in der Jugend in viele Häufchen oder Lappen zertheilt, im Alter (oft sternartig) in 1 oder 2 grös-
sere Massen vereint. Zwei grössere Kugeldrüsen scheinen männliche Sexualorgane zu seyn. Magenblasen
habe ich selten recht, doch einigemale deutlich, erkannt. Spontane Längstheilung ist eine häufige Fortpflan-
zungsart. — Fragmente von Meridion und Echinellen kann man leicht für Podosphenien halten.
Die geographische Verbreitung ist im atlantischen Meere, in der Nord- und Ostsee und im mittel-
ländischen Meere beobachtet. Süsswasserformen sind nicht bekannt. Eine fossile Art hilft den Biliner Po-
lirschiefer bilden.
301. Podosphenia gracilis, schlankes Keilscbiippclteii. Tafel XVII. Fig. VI.
P. laevis, corpusculis lineari-cuneatis, longitudinaliter lineolatis, a latere apice rotnndatis, clavatis.
Podosphenie grele, lisse, a corpuscules lineaires - cuneiformes , rayes longitudmalement L, arrondis au
bout du cöte lateral en forme de massue.
Conferva pennatula, Vahl? Flora danica, T. 945. 1792. (S. Synedra Gallionii.)
Echinella ventilatoria , » BoRy ? Encyclopgd. m£thod. 1824. Dict. classique, 1824. Tab. LIV. Bacillaries, Fig. 11.
— stricta, \
Echinella striata, Turpin, Dict. d' hist. natur. Botanique acotyl. T. L Fig. 4. 1828.
Aufenthalt: Bei Wismar in der Ostsee, bei Dänemark?, an der französischen Küste?.
Diese Ali überzieht zarte Algen und selbst Vorticellen und Sertularien. Da, wo sie Calothri& - Arten dicht be-
setzt, ist sie zuweilen schwer von wirklichen gestielten Echinellen zu unterscheiden, und Agardh' s Licmophora radians mag
eine solche Form zum Theil wohl seyn. Vahl s Form kann leicht eine falsche Zeichnung einer Synedra seyn. Bory's und Tun-
pin's Formen passen eben so gut auf abgefallene Echinellen-Glieder. — Länge der Stäbchen oft V24 Linie, Vqö bis Vi 2 Linie
beobachtet; Breite zur Länge selten wie 4, oft wie 5 oder 8 zu 1.
Erklärung der Abbildungen Taf. XVII. Fig. VI.
Fig. 1, ist ein Carchesium polypinum lebend mit 13 lebenden Podosphenien besetzt. Es sitzt auf Ceramium diaphanum mit Calöthrix-Y'k-
den , die auch dicht bedeckt sind. Fig. 2. ist ein solcher Faden, den man leicht für den Stiel einer EcMnella hält. Oberhalb hat sich durch Selbst-
theilung eine Rose oder Kugel gebildet. Beides 300mal vergrössert. Fig. 3. ist ein Einzelthierchen von der Rücken- oder Bauchseite, welches in
der Mitte die Selbsttheilung vorbereitet, mit 4-theiIigem Eierstock, und darin 2 Drüsen. Fig. 4. dasselbe von der Lateralfläche. Beide 800mal
vergrössert.
30£. Podosphenia ahbreviata, rhombisches Meilschüppclieii. Tafel xvn. Fig. VII.
P. laevis?, corpusculis cordato-cuneatis, a latere ovato-rhomboidibus, subacutis.
Podosphenie rhomboidale, lisse? ', a corpuscules cuneiformes courts^ rhomböidaua) et legerement ai-
gus du cöte lateral.
Licmophora abbremala, Agardh, Conspect. er it. Diatom. 1832. p. 42.
Gomphonema abhreoiatum , Kützisg, Linnea, 1833. p. 572.
Aufenthalt: Im mittelländischen Meere bei Venedig und Palermo, in der Ostsee bei Wismar und auf Fühnen beobachtet.
Ich erhielt die ersten Exemplare dieser Art durch Herrn Kützing's Güte aus der Sammlung des Herrn v. Märten s in
Stuttgart, von Palermo. Agardh entdeckte sie bei Venedig und hielt die Stiele für dazu gehörig. Ich habe sie am 1. Sept. 1834
in Wismar in grosser Menge selbst lebend an Ceramium diaphanum gefunden. Auf Ectocarpus littoralis erhielt ich sie von Füh-
nen. Hätte ich diese Art früher in der Ostsee gefunden, als die folgende, so würde ich sie für EcMnella euneata L. gehalten ha-
ben, allein die folgende ist häufiger. Ich habe neuerlich äusserst zarte Queerstreifen unsicher, aber wiederholt, bemerkt. Der goldgelbe
Eierstock ist in viele rundliche Häufchen zertheilt und wird zuletzt sternartig mit 6 — 10 Strahlen. Der Panzer hat vorn 2 Oefthun-
gen. Schwerlich ist EcMnella paradozea Lyngbye's dieselbe Form. — Länge bis V20 Linie; Breite l1/* — l3Ainal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XVII. Fig. VII.
Fig. 1. ein Stück des Ceramium mit parasitischen Hygrocrocis? , auf welchen die Podosphenien sitzen. Fig. 2. Bauchseite eines älteren Einzel-
thieres. Fig. 3. Lateralfläche desselben. Fig. 4 — 5, andere Formen der Lateralfläche. Fig. 6. strahliger Eierstock, Bauchfläche. Fig. 7. Late-
ralfläche. Fig. 8. Lateralfläche eines jüngeren Thierchens.
303. Podosphenia euneata, breites Keilscbiippcheii. Tafel xvn. Fig. vra.
P. striata, corpusculis latius euneatis elongatis, a latere clavato-rhomboidibus subacutis.
Podosphenie euneiforme, rayee, ä corpuscules cuneiformes larges et allonges^ ayant du cöte late-
ral la forme cPune massue legerement aigue rhomboidale.
Echinella euneata, Lyngbye? Ten tarnen Hydropliyt. dan. 1819.
Echinella euneata- 1 n c, xr 0 ^ . , , <ono t> «h
. „ . M Bory de St. Vincent? Dict. class. 1822. Bacillariees.
Styflaria euneata, S
Frustulia euneata, Agardh? Syst. Alg. 1824.
Frustulia euneata , Na c c a r i ? A 1 g o 1 o g i a a d r i a t. i 828. ö
Ucmophcra Jiirgensii, » AsARDH? ConS,.ectnS crit. Diatom. 1831. P. 38, 42.
btyllaria euneata, \
Synedra euneata, Abhandl. d er Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 272.
Frustulia Lynybyei, Kützivg? Linnea, 1833. p. 557. Taf. XIV. Fig. 32.
315 —
Aufenthalt: In der Nordsee, Ostsee und im mittelländischen Meere bei Venedig, in Cadix und Teneriffa beobachtet.
Ltngbye fand diese Form im Canal von Odense auf Fühnen an Ceramium rubrum; Bory de St. Vincent sagt, sie
bei Cadix und Teneriffa gefunden zu haben, Naccari und v. Martens sahen sie bei Venedig, Jürgens und v.Suhr an Delesseria
Plocamium der Ostsee nach Kützing. Ich selbst sammelte sie lebend bei Copenhagen und Wismar auf Ceramium diaphamim
und Sertularia geniculata, und erhielt sie von Gothenburg durch Dr. Loven lebend nach Berlin. Weil sie die verbreitetste Form
der Nord- und Ostsee ist, hielt ich sie für die wahre E. euneata. — Länge bis Vi 2 Linie; Breite 2- bis 4mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XVII. Fig. VIIL
Fig. 1. ist ein znsammengezogenes Thier der Sertularia geniculata mit Podosphenien bedeckt, 200mal vergrössert Fig. 2. Lateralfläche eines
Einzelthieres, 300mal vergrössert. Fig. 3. Rückenfläche eines in der Selbsttheilung begriffenen Einzelthieres mit 4 vorderen Oeffnungen. Eierstock
queer- und längsgetheilt mit 2 rundlichen Drüsen. Fig. 4. und 5. ein und dasselbe Thier von 2 Seiten mit vieltheiligem Eierstock, in der Längs,
theilung begriffen; 5. ist nicht ausgeführt. Queerstreifung deutlich, x/96 Linie der Länge zeigt 21 Streifen.
3©4. Podosphenia? nana, kleines Keilschüppchen.
P. laevis, corpusculis lineari-euneatis angustis ininorihus, a latcre clavatis nec lineolntis.
Podosphenie? naine, lisse, d corpuscules lineaires - euneiformes 9 etroits, pelits, sans raies longifudi-
nales, ayant du cote lateral la forme cPune massue.
Podosphe?iia nana, Bericht der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1836. p. 56.
Aufenthalt: Nur fossil im Biliner Polirschiefer.
Diese Form bildet mit Gallionella distans, abwechselnd überwiegend, die Hauptmasse des Polirschiefcrs von Bilin, worin
auch Leuciscus papyraceus, eine ausgestorbene Fischart, vorkommt. — Länge V192 — V144 Linie; Breite 6 — 8mal in der Länge.
Eine Abbildung konnte nicht mehr aufgenommen werden.
Nachtrag zur Gattung Podosphenia.
Die Arten dieser Gattung sind vielleicht schon jetzt (vergl. die Synonyme) zahlreicher bekannt , als sie hier verzeichnet sind,
allein den Beschreibungen fehlt bisher das Beachten des Characteristischen. — Für freie fusslose Keilschiippchen ist die Gattung Meri-
dian, auch wenn sie keine Spiralen Bänder bilden, vorläufig genügend, doch sind noch keine sicher beobachtet. Langgcstielte Keil-
schüppchen sind unentwickelte Echinellen. Gomphonemata haben mehr den Bau der Naviculae, aber Meridia, Podospheniae
und Echinellae den der Fragilarien.
ACHTUNDSECHZIGSTE GATTUNG: KEILBÄÜMCHEN,
Gomphonema. (Jomphoneme.
CHARACTER: Animal e familia Bacillarioruin, lorica simplici (silicea), pedicello filiformi distineto affi-
xum, rectum, euneatum, spontanea divisione dichotomum , fruticulosum.
CARACTERE: Animal de la famille des Bacillaries, ä carapace simple (siliceuse), droit, eunei-
forme, attache sur un pedicule distinet, filiforme, se developpant par la division
spontanee en forme cPun arbrisseau dichotome.
Die Keilbäumchen der Familie der Stabthierchen sind mit einfachem Kiesel-Panzer versehene, an
einen deutlichen fadenartigen Stiel oder Fuss festgeheftete, gerade, keilförmige Stäbchen, und bilden durch
Selbsttheilung dichotomisch verästete Bäumchen.
Agardh errichtete 1824 die Gattung Gomphonema aus 2 Echinellen Lyngbye s, die Formen der
Gattung waren aber schon seit früher Zeit bekannt. Schon 1773 beschrieb O. F. Müller das Gompho-
nema tnmeatum als Vorticella pyraria, verwechselte es aber mit wahren Vorticellen. Colombo be-
schrieb dann 1787 wohl dasselbe als röthlichgelbes, sehr träges, strauchartiges Glockenthierchen. So
wurden die Formen als Thiere {Vorticella pyraria) fort aufgezählt bis zum Jahre 1817, wo Nitzsch sie
als vegetabilische Bacillaria phoenicenteron (Fig. 16.) halb, und 1819, wo Lyngbye sie als Echinella
geminata ganz zu den Pflanzen zog. Draparnaud hatte für diese und andere Bacillarien- Formen den Na-
men Styllaria gebildet, welchen Bory de St. Vincent 1822 auf die 2 gestielten Echinellen allein an-
wendete, die er anfangs als Infusorien betrachtete, aber schon 1824 zu den Halbpflanzen, Psychodien,
zog. Bory trennte zugleich die St. truncata ab und stellte sie unter 3 verschiedenen Artnamen mit wah-
ren Vorticellen (Epistylis) in Eine Gattung Dendrella. Agardh nahm 1824 dieselben 2 Formen in der
Pflanzengattung Gomphonema seines Systema Algarum auf, und beschrieb 1827 eine Art als Licmo-
phora minuta von München. Greville bildete gleichzeitig das G. minutissimum. Leiblein verzeichnete
316
1827 das Gomphonema truncatum in der Flora von Würzburg, und 1830 noch mehrere ähnliche For-
men in skizzirten Abbildungen ohne Specialnamen. Duby beschrieb 1828 eine Art als Styllaria Lenor-
mandi(?). In den Abhandl. d. Berl. Akad. wurden 1830 4 neue Arten als Infusorien beschrieben. Sommer-
feld nannte (nach Agardh 1831) G. truncatum: Crystallia pulvinata. Agardh ertheilte 1831 der Gat-
tung Gomphonema 11 Arten 5 zählte aber dazu die Cocconemata. Mit Ausschluss dieser verzeichnete ich
1831 6 Arten jener beiden Infusorien. Kötzing hat 1833 21 Arten als Pflanzen angegeben, die er in drei
Subgenera vertheilt: a) Cymbophora^ b) Paltonophora = Cocconema, und c) Sphenophora = Gom-
phonema. Letztere Abtheilung enthält 17 Arten. Zu meiner Anschauung sind bis jetzt 8 — 9 Arten ge-
kommen. — Die Organisation ist, obwohl nicht vollständig, doch mannigfach ermittelt. Der Panzer ist eine
keilförmige Kieselschaale, welche aus 2 bis 4 Längstheilen besteht. Dieser Körper hat an der breiteren
Vorderseite 2, und in der Mitte der Rücken- und Bauchfläche jederseits eine OefFnung, ist mithin eine nach
hinten verkümmerte Navicula^ die auf einem Stiele sitzt. Der Stiel ist ein excernirter unbeweglicher Horn-
stoff, und ihm entspricht keine OefFnung im Panzer. Das Thier kann sich von ihm losmachen (wie Vorti-
c eilen) und frei umherkriechen , wahrscheinlich auch einen neuen bilden. Bei einigen Arten ist der Pan-
zer innen queer gestreift, bei andern ist diess nicht erkennbar. Ein 2 — 4-theiliger Eierstock und polyga-
strische Magenzellen lassen sich aus den inneren Theilen abnehmen. Spontane Längstheilung bildet dicho-
tomische Bäumchen.
Die geographische Verbreitung ist im adriatischen Meere und in der Nordsee, in den Bächen Ita-
liens, Schottlands, Schwedens, Deutschlands und Norwegens, Russlands und des asiatischen Sibiriens beob-
achtet. Fossil sind G. truncatum , paradoxum und clavatum im Kieseiguhr von Franzensbad und im
Bergmehl von Santafiora, G. acuminatum im letzteren und im Bergmehl von Degernfors und Kymmene
Gärd, aber keine neuen Arten vorgekommen.
305. Gomphonema truncatum, abgestutztes lieillmumelicii. Tafel xvilL Fig. i.
G. striatum, corpusculis ovato-cuneatis, a latere sub apice truncato leviter constrictis.
Gomphoneme troiic/ue, rayey a corpuscules ovales - cuneiformes ^ tronr/ues et legerement etra?igles au
cöte lateral pres du botet large.
Vorticella pyraria, Müller, Vermium hist. 1773. p. 126. zum Theil, ohne die Synonyme, Animalc. infus. 1786. p. 324. Tab. XLVL
Fig. 1—4.
Röthlichgelhes träges GlocJcenlhierchen , Colombo, Osservaz. microsc. in Giornale per serv. alia stör, raggion. della medecina,
T. IV. Yenez. 1787. p. 1. besonders übersetzt Leipz. 1793. p. 62. T. I. Fig. 4,
Echpiella geminata, Lyngbye, Ten tarn. Hydroph. dan. 1819.
Styilaria geminata, Bory, Di ct. class. 1822. Bacillariees. Encyclop. meth. 1824. Styllaria.
Dendrella Lynghyi, \
— geminata, > Bory, Encyclop ed. method. 1824.
— styllarioides, )
Gomphonema geminatum, Agardh, Syst. Algarum, p. 12. 1824. Leibleik, Flora, bot. Zeitung, 1827. I. p. 259. Greville, Scottish
cryptog. Flora, V. T. 244. b. 1827.
Crystallia pulvinata , Sommerfeld, nach Agardh 1831.
Gomphonema^ constrictum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 63.
Gomphonema geminatum, Agardh, Conspectus criticus Diatom. p. 35. 1831.
Gomphonema tmneatum, i AbhändL der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 88. 1833. p. 319.
— paradoxum, \
Gomphmema gemmaUm, » KÜT Linnea) 1833. p. 569, 570. Taf. XVJ. Fig. 50.
— pohliaeforme , f
Gomphonema paradoxum, Bericht der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1836. p. 53. Fossil.
Aufenthalt: In Bächen Dänemarks, der Faeroer Inseln, Schwedens, Schottlands, Norwegens, in Italien, bei Würzburg in Baiern,
bei Berlin, Tennstädt und in der Iset bei Catharinenburg am Ural, auch im brakischen Wasser der Ostsee bei Wismar beobach-
tet. Fossil bei Franzensbad und Santafiora als Berjnnehl und Kieseiguhr.
Nur neuerlich erst ist es gelungen, festere Charactere für die Arten der Gattung zu finden, daher das frühere Schwanken im
Urlheil und Namen. Die Art sollte wohl Gomph. pyrarium heissen, allein die vielen Verwechselungen erlauben gar keine sichere
Synonymie festzustellen, selbst nicht, wenn man Originalexemplare vor sich hat, da die Beobachter zu verschiedenen Zeiten andere Kör-
per sammelten und oft mehrere Arten dicht beisammen leben. Die Charactere, womit ich früher G. constrictum von Catharinenburg
und parado&um von Berlin unterschied, halte ich jetzt für unzulänglich. Colombo fand die Form bei Conegliano an Lemna-Wiix-
zeln. Bei Berlin lebt sie an Vaucherien, Lemna, an Glechoma heder acea, Myriophyllum , Ceratophyllum und andern unter
Wasser befindlichen Bachpflanzen, welche sie zuweilen wie ein brauner Schleim dicht überzieht. Bei Wismar fand ich sie im Hafen an
Conferven. Abgefallene Einzelthiere leben ohne Stiel fort und bewegen sich deutlich. Die Streifung Hess 24—26 Striche auf %6 Li-
nie zählen. — Länge Vi4* — 'As? selten V24 Linie beobachtet. Breite IV2- bis 3mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XVIIL Fig. I.
Fig. 1. ist ein mit diesen Thierchen besetzter Pflanzentheil von Berlin, woran sie in verschiedenen Grössen, Stellungen und Entwickelungsformen haf-
ten, a. die MüLLER'sche Form mit langen Stielen; ß. ein kürzeres Bäumchen; 7. ein junges, erst einfach getheiltes, Thier mit bevorstehender 2ter
Theilung; d. hat einige Thiere verloren; *. einfache Form; £. Echinellen-artige Form; rj. einfache Theilung; &., t., X. kurzfüssige Junge
oder einen neuen Fuss bildende Thiere; x. Bauchfläche derselben. Fig. 2. Lateralfläche mit den beiden vordem Oeffnungen und sichtbarem Canale
im Stiele. Fig. 3. leerer Stiel. Diess alles 300mal im Durchmesser vergrößert. Fig. 4—6. 500mal vergrössert, oV die Oeffnungen der Late-
ralfläche. Fig. 5. und 6. Bauchflächen mit Mangel der damals noch nicht erkannten mittleren Oeffnungen, wie in Fig. IV. 6. In diesen letzteren
Figuren sind zwischen dem gelbbraunen Eierstocke farblose Magenbläschen sichtbar.
_ __ 31^
30®. Gompftonema capitatum* rundkopfiges KeiHhäumclien. Tafel XVIIL Fig. II.
G. striatum, corpusculis cuneatis elongatis, a latere sab apice rotundato constrictis.
Gomphoneme a tete, rayc, a corpuscules allonges cnneif armes , ayant au cote lateral un etrangle-
ment pres du bout arrondi.
Aufenthalt: Bei Berlin im Frühjahre.
Diese schlankere Art zeichnet sich auch durch ihre doldenartigen, bis Vs Linie hohen., Bäumchen aus, deren Thicre sehr
gleichmässig fortwachsen. In Voe Linie Länge waren ebenfalls 26 Qucerstreifen. Die längere Einschnürung sondert den vordem Kopf-
theil deutlicher, als bei voriger Art. Oft findet man beide Formen durch einander wachsend, was ihre Bestimmung erschwert. — Länge
Vi44 Ms V4oj selten V24 Linie. Grösste Breite 4 — 5mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XVIIL Fig. IL
Fig. 1. ein Bäumchen von % Linie Höhe, SOOmal vergrössert. Fig. 2. ein Einzelthierchen in der Selbsttheilung. Fig. 3. Lateralfläche mit den 4
Oeffnungen. Fig. 4. Bauchfläche, in deren Mitte eine runde Oeffnung befindlich ist, beide SOOmal vergrössert.
3©^. Cfomphonema gracile, schlankes Meiifräumcfieii. Tafel XVIIL Fig. III.
G. laeve?, corpusculis elongatis, cuneatis, a latere lanceolatis, obtusis.
Gomphoneme grele, lisse?, a corpuscules allonges , euneiformes, lanceoles et obtus au cote lateral.
Gomphonenia dichotomum, KützingV Linnea, 1833. p. 569. Tab. XV. Fig. 48.
Aufenthalt: Bei Berlin, vielleicht auch bei Tennstädt in Thüringen.
Diese Art bildet mit der vorigen einen braungelben Schleim auf lebenden Wasserpflanzen sehr verschiedener Art, besonders
im ersten Frühjahre, ist aber einzeln zu allen Zeiten vorhanden. Da ich die Queerbinden, welche Kützing bei der Thüringer Form
angiebt, nie sah, so habe ich Anstand genommen, seinen Namen zu verwenden. Die dichotomische Verästelung ist auch gar kein Cha-
racter, sondern bei allen Arten periodisch stark entwickelt. Neuerlich sah ich doch wiederholt auch hier sehr feine Queerstreifung. —
Länge der Stäbchen Vog bis V72, selten V40 Linie beobachtet. Breite 4 — 5mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XVIIL Fig. III.
Fig. 1. ist ein Bäumclien von 1/G Linie Höhe, SOOmal vergrössert. Fig. 2. ein Thierchen in der Selbsttheilung. Fig. 3. ein einfaches von der La-
teralfläche. Fig. 4. Rücken- oder Bauchfläche, auf welchen sich neuerlich ebenfalls in der Mitte eine runde Oeffnung hat erkennen lassen.
308. Gomplionema acuminatum, spifzköpftges Kellftäumelieii. Tafel xvin. Fig. IV.
G. striatum, corpusculis elongatis cuneatis, a latere sub apice turgido acuminato constrictis.
Gomphoneme pointu, raye, a corpuscules allonges euneiformes, ayant au cote lateral un cir angle-
ment pres du bout gonfle et pozntu.
Gomphonenia acuminatum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 86. Bericht der Akademie d. Wissensch.
zw Berlin, 1836. p. 53. 1837. p. 44.
Aufenthalt: Lebend bei Berlin; fossil häufig im Bergmehl von Santafiora in Toscana, von Degernfors in Schweden und Xymmene
Gärd in Finnland.
Mit der vorigen findet sich auch diese so scharf characterisirte Form im Frühjahre bei Berlin in zahlloser Menge als filzar-
tiger gelbbrauner Schleim auf den Wasserpflanzen, und ist eine der Formen, welche keinen Zweifel übrig lassen, dass die fossilen und
jetzt lebenden Infusorien identisch sind. Der kopfartige Vordertheil des Panzers geht in einen scharfen Kamm oder Spitze aus; 2 vor-
dere Oeffnungen der Lateralseite, 2 mittlere Oeffnungen der Rücken- und Bauchseite, ein zweiblätteriger Eierstock, viele Magenzellen
sind beobachtete Organisationstheile. In 1/06 Linie der Länge zählte ich bei lebenden und fossilen 24 innere Queerstreifen, mithin hat
V48 Linie 48, Vgo 38, V72 32, l/ioo 22. Die fossile Form ist etwas grösser und scheint gestreckter, als die lebende, allein ich habe
auch lebende von sehr ähnlicher Form und Grösse unter den andern gesehen. — Länge meist V72 Linie, zuweilen von Vi-u bis V36
Linie. Breite 4 — 5mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XVIIL Fig. IV.
Fig. 1. ein älteres Bäumchen. Fig. 2 — 3. jüngere Bäumchen, sämintlich 300mal vergrössert. Fig. 4. und 6. Rücken- oder Bauchfläche. Fig. 5.
halb gewendete Lateralfläche eines vom Stiel abgefallenen jüngeren Einzelthierchens 5 SOOmal vergrössert.
309* GompTionema minutissimum, krummes Meilfräumchen. Tafel xvin. Fig. V.
G. laeve?, corpusculis cuneatis curvatis, a latere clavatis.
Gomphoneme courbe, Izsse? , a corpuscules euneiformes courbes, ayant au cote lateral la forme
d'une massue.
Gomphonenia minutissimum , Greville?, Scott, crypt. Flora, V. 1827. T. 244. 1.
Gomphonenia (jeminatum var., Leibjlein, Flora, bot. Zeit. 1830. p. 312. Tafel I. Fig. 5, 6, 9.
Gomphonenia ahbreviatnm 9 »
— subramosum, \ Agardh, Conspectus er it. Diatom. 1831. p. 33, 34.
— septatum, )
Gomphonenia septalum, i
— minutissimum, 5 Kützing, Linnea 1833. p. 570. Tab. XV. Fig. 43t 47. XVI. Fig. 51.
— curvatum, »
Aufenthalt: Bei Berlin, Würzburg, im salzigen See bei Rollsdorf (Mannsfeld), Tennstädt, Weissenfeis, bei Wismar in (iraki-
schem Ostseewasser und in Schottland. *
55
: US
*
Icli fand diese sehr bestimmt unterschiedene Form zuerst im Aug. und Sept. 1834 bei Wismar, und im Januar 1835 bei
Berlin an Conferven und Vaucherien, welche auf und um den Mytilus polymorphus sassen, mit Badllaria vulgaris und Cocco-
neis Placentula. Leiblein fand sie als gelblichen Schleim auf Steinen im seichten Main-FlusSe im Frühjahre bei Würzburg. An
Conferva flavescens, fr acta und glomerata fand sie Kützing bei Mannsfeld u. s. w., Greville in Schottland an Conferven. Die
verschiedenen Entwickelungszustände hat man für Arten gehalten. Ich sali stiellos ansitzende, und neuerlich eben so gross baumartig
verzweigte, wie Fig. IV. 1. Der schillernde breite Rand der Körperchen, verräth eine sehr feine Queerstreifung, die sich aber nicht
beobachten liess. Ich besitze Exemplare des G. minutissimum und clavatum von Kützing, welche übereinstimmen. Greville
scheint G. clavatum mit diesem für einerlei gehalten zu haben. — Länge der Einzelthierchen ohne den veränderlichen Stiel meist xl1%
Linie, oft 7m4? selten V36 Linie gross. Bäumchen bis % Linie hoch.
Erklärung der Abbildungen Taf. XVIII. Fig. V.
Es sind 12 Thierchen in verschiedener Entwickelung auf einer Conferve der Ostsee dargestellt. Die Zeichnung wurde 1834 in Wismar ge-
macht. Neuerlich habe ich grössere beobachtet. «. stiellos; ß9 y. mit kleinerem und grösserem Stiele; d. in der Selbsttlieilung; e. verästet. Ver-
grösserung 300mal im Durchmesser.
310. Gomphonema clavatum, keulenförmiges Keilbäumcbeii. Tafel xvill. Fig. vi.
G. laeve?, corpusculis euneatis brevibus, a latere clavatis, oblongis.
Gomphonhme Massue, lisse? , a corpuscüles euneiformes courts, ayant au cöte lateral la forme de
massue oblongue.
Gomphonema clavatum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 63. 1831. p. 88.
Gomphonema geminatum var.> Leiblein, 1830. Flora, bot. Zeit. Tab. I. Fig. 4.
Gomphonema Leibleini, Agardh, Conspect. er it. Diatom. 1831. p. 33.
Gomphonema Leibleini, \ rr.. r . .orio ^0 r^ _ , ,rTr ir.m ,. ._
' 7 ' \ Kützing, Lmnea, 1833. p. 568, 570. Tab. XV. Fig. 44, 46.
— subramosum, \ l '
Gomphonema clavatum, Bericht der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1837. p. 53.
Aufenthalt: Lebend bei Orenburg am Ural, bei Berlin, bei Würzburg, Tennstädt, Weissenfeis und Schleusingen beobachtet; fossil
im Bergmehl von Santafiora und bei Franzensbad im Kieseiguhr.
Diese Art ist nur im Süsswasser beobachtet. Sie ist auch als Bäumchen kleiner als G. gracile. — Länge der Körperchen
nicht über Veo Linie gross; Breite etwa 3mal in der Länge. Bäumchen bis l/io Linie hoch. Die fossile Form unterscheidet sich durch
sehr feine Queerstreifen, allein Spuren davon habe ich neuerlich auch bei der lebenden gesehen. Yom G. Leibleini hatte Kützing
Originalexemplare von Leiblein, ich besitze deren von Kützing.
Erklärung der Abbildungen Taf. XVIII. Fig. VI.
Die Abbildungen sind 1831 in Berlin gefertigt. Fig. 1. eine laxere, mehr einzelne, Form; Fig. 2. ein gedrängteres Bäumcheu, 300mal
vergrössert
311. Gomphonema rotundatum, abgerundetes Meilbäiimclieii. Tafel XVIII. Fig. VII.
G. laeve?, corpusculis euneatis brevibus, a latere obovatis.
Gomphonhme arrondi, lisse? , ä corpuscüles euneiformes Courts, ayant au cöte lateral la forme
d'une massue ovale.
Gomphonema rotundatum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 63. 1831. p. 88.
Gomphonema oculatum, Kütziisg? Linnea, 1833. p. 568. Tafel XV. Fig. 45.
Aufenthalt: Bei Saratof in der Samara, und vielleicht in üechteritz bei Weissenfeis beobachtet.
Sie fand sich auf der Reise mit Herrn von Humboldt 1829 im südöstlichen Russland zuerst an Lemna- Wurzeln. Neuer-
lich fand Kützing eine sehr ähnliche Form in Sachsen im April 1832. — Länge des Köpfchens bis V20 Linie; Breite 2 — 3mal in
der Länge; Stiel verschieden.
Erklärung der Abbildungen Taf. XVIII. Fig. VII.
Es sind die von mir in Saratof gezeichneten Exemplare, 250mal vergrössert; bei x ein todtes Einzelthierchen ohne Stiel.
312. Gomphonema discolor, farMoses Meilj&äuincheii. Tafel XVIII. Fig. vill.
G. laeve?, corpusculis euneatis, pumilis, apice leviter excisis, hyalinis.
Gomphonhme discolore, lisse?, a corpuscüles euneiformes tres - petits , leger ement echancres au hont
tronqtie et hyalins.
Gomphonema? discolor, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 63. 1831. p. 88.
Aufenthalt: Bei Troizk in Sibirien.
Diese farblose Form wurde auf der Reise mit Herrn v. Humboldt 1829 beobachtet, könnte aber leicht zum G. trunca*
tum gehören. — Grösse der Körperchen % Linie; Breite 21/2 — 3mal in der Länge.
Erklärung der Abbildung Taf. XVIII. Fig. VIII.
Die Zeichnung ist von mir in Troizk gemacht, 250mal vergrössert.
313. Gomphonema? olivacewm, olivenbraunes MeiHbäumcIien. Tafel xvin. Fig. ix.
G. laeve?, corpusculis euneatis brevibus, a latere ovatis, pedicellis crystallinis densis, Stratum gelatinosuin referentibus.
Gomphonhme olivätre, lisse?, ä corpuscüles euneiformes courts, au cöte lateral ovales, ayant des
pedicules crystallina serres, semblant d'une couche gelatineuse.
319
Viva olivacea, Hor^emans , Flora danica, Tab. 1429. i8(0. mag wohl hierher gehören.
Echinella olivacea, Lyngbye, Ten tarnen hydroph. dan. 1819. p. 209. Tab. 70. Fig. 1 3 Hiclit 4.
Meridian vernale, A&ardh, Systema Alg. 1824. p. 2. Conspect. er it. Diät. 1831. p. 39.
Dendrella (olivacea), ) BoRY ^ Encyclopedie m eth. Dendrella Mougcotii. 1824. Die t. classic, ue Art Meridion 18°6
Styllaria (olivacea) , 1 x ' ' ' ' - ■
Frustulia olivacea, Kützing, Linnea, 1833. p. 556. Taf. XIV. Fig. 31.
Aufenthalt: In HofFmannsgave auf Fühnen, Schleswig, Seeland (Dänemark), Schweden, England,
Diese Art bildet einen gallertigen, mehrere Zoll breiten, bräunlichen, grünen Schleim an Steinen und Pflanzen {Potamoge-
fori) der Flüsse, besonders in Dänemark, Ich sah sie nie lebend, erhielt aber Exemplare aus Schleswig durch Herrn Kützing uud
aus Föhnen durch Herrn Hoffmann Bang. Beim Aufweichen mit Wasser erkannte ich öfter stielartige Anhänge der Körperchen, und
auch bei den übrigen Formen bilden die Stiele zuweilen eine anscheinende Gallerte, die der Durchsichtigkeit halber schwer zu zerlegen
ist. Zwischen dem Gomphonerna stehen auch zuweilen Cocconema Cistula und Synedra Ulna sammt verschiedenen Naviculis.
Das Cocconema ist Fig. 4. bei Lyngbye; nur dieses hat auch Bory Lunulina olivacea genannt. — Länge der Körperchen V192
— V72 *Lürie; Breite 2 — 3V2inal jn der Länge. Schon Kützing bemerkt richtig gegen Agardh, dass die Stäbchen keine Halbcirkel
(wie Meridion) bilden, sondern nur höchstens zu 4 beisammen sind. Wären mehr, so träte der Character von Echinella ein (vergi.
Cocconema Cistula). Fucus (Sarcop/iylla olivacea) Stackhouse (1801) wird von Steüdel wohl irrig citirt.
Erklärung der Abbildungen Taf. XVIII. Fig. IX.
Die Zeichnung ist 1834 nach sehr jungen Exemplaren aus Schleswig gemacht. Ich erhielt vor Kurzem grösser entwickelte aus Fühnen.
Fig. 1. ein aufgeweichtes Stück der Gallerte, 300inal vergrössert. Fig. 2. ein getheiltes ' Exemplar mit einem Stiele. Fig. 3 — 4. ein stielloses van
2 Seiten, beide 500mal vergrössert. In Fig. 3. und 2. sind die 2 Oeffnungen angegeben.
Nachtrag zur Gattung Gomphonerna.
Der Name Styllaria (1822) war früher, als der Name Gomphonerna (1824), allein es gab schon eine Gattung Stylaria
(Lamarck 1816) bei den Naidinen, und jener Name ist noch dazu sprachwidrig gebildet. Die Zahl der directen Specialnamen
für diese Gattung beträgt 32, wozu noch manche indirecte kommen. Man würde sehr unrecht thun, wollte man critiklos alle diese Na-
men für so viele Arten halten. Nach Läuterung und Befestigung der Principien für die Artbildung hat sich, ausser den 9 oben ver-
zeichneten Arten, folgende Synonymie der übrigen 23 Namen als wahrscheinlich richtig ergeben: 1) Gomphonerna abbreviatum
Agardh (1824) = G. minutissimum; 2) G. abbreviaftmi KvTzmo (1833) = Synedra? > Echinella; 3) G. anguslum Agardh
(1831) = G. gracile? ; 4) G. argentescens Kützxng (1833) = Echinella flabellata; 5) G. brevipes Kützxng (1833) =
Echinella abbreviata; 6) G. curvatum Kützxng (1833) = G. minutissimum; 7) G." dichotomum Kützing (1833) = G.
gracile?; 8) G. ßaöellatum Kvtzijso (1833) = Echinella flabellata; 9) G. fulgens Kützxng (1833) = Echinella fulgens;
10) G. fulvum Lexblein {in litleris 1831 nach Kützing) = Cocconema Cistula; 11) G. geminatzim Agardh (1824) =
Cr. truncatum und capitatum; 12) G. lanceolatum Agardh (1831) = Cocconema lanceolatum; 13) G. Leibleini Agardh
(1831) = G. clavatum; 14) G. minutum Agardh = G. capitatum, juvenile? ; 15) G. oculatum Kützing (1833) = G.
rotundatum; 16) G. paradoscum Agardh (1824) = Echinella paradoooa; 17) G. pohliaeforme Kützing (1833) = G. ca-
pitatum; 18) G. ramosum Kützing (1833) = Synedra; 19) G. semiellipticum Agardh (1831) = Cocconema Cistula;
20) G. septatum Agardh (1831) = G. minutissimum, clavatum? ; 21) G. simplere Kützxng (1833) = Cocconema cymbi-
forme? ; 22) G. subramosum Agardh (1831) = G. minutissimum; 23) G. tinetum Agardh (1831) = Gomphonerna? nov.
spec, Echinella? . — Die Synonymie der Gattung Styllaria gehört ebenfalls hierher, obschon Agardh den Character dieser Gat-
tung, seines Gomphonerna halber, ganz in Synedra umgewandelt hatte: 1) Styllaria hidentata Agardh (1831) = Synedra cu-
neata? ; 2) St. euneata Bory (1822) = Synedra euneata; 3) St. geminata Bory (1822) = Gomphonerna truncatum ; 4)
St. Lenormandi Duby (1828) = Echinella?; 5) St. {olivacea) Bory (1826. Biet, class. Meridion.) = Gomphonerna oli-
vaceum; 6) St. paludosa Agardh (1831) = Synedra n. sp.?; 7) St. parado&a Bory (1822) = Echinella paradoxa. —
Die Synonymie von Dendrella s. bei Epistylis.
NEUNUND SECHZIGSTE GATTUNG: PALMENTHIERCHEN.
Kefimella. Hcbinelle.
CHARACTER: Animal e fainilia Bacillariorum, lorica siinplici (silicea), altero fiue loco affixum, pedieel-
latuin, longius quam latum, euneatum, divisione spontanea flabelliforme aut verticillatum.
CARACTERE: Animal de la famille des B aciliar ies^ a earapaee simple (siliceuse), allache par
un de ses houts a un pedicule, ayant le corps plus long que large, euneiforme, se
developpant par la division spontanee en forme d eventail ou de verticilles.
Die Gattung der Palmenthierchen begreift in der Familie der Stabthierchen die einfach gepanzer-
ten 5 mit einem Körperende festsitzenden gestielten Formen, welche länger als breit sind, eine keilartige
Körpergestalt haben, und durch unvollkommene Selbsttheilung fächerartige oder gewirtelte Monadenstöcke bilden.
%2Q
Der Character dieser lieblichen Gattung besteht darin, dass nicht die Selbsttheilung regelmässig mit
auf die Spaltung des Stieles Einfluss hat, sondern sich oft der Körper wiederholt theilt, ohne dass der Stiel
Theil nimmt. Es ruht während der Theilung des Körpers die Ausscheidung des Stieles periodisch oder für
immer. Junge Echinellen sind daher von Gomphonematen schwer zu unterscheiden, und stiellose Formen
beider leicht mit Synedris zu verwechseln, wie alle junge Thiere oft sehr abweichen von den alten.
CiJcscIiielitlicIie Erläuterung zur Cratfung Echinella.
Den Namen Echinella gab Acharius 1803 (in Weber's Beiträgen z. Naturk. 2. B. p. 340. Taf. 4. Fig. 9 — 15.) den
stralilenartig «^häuften, in einer Gallerte liegenden, cylindrischen grauen Eiern eines kleinen Wasserthieres , die er für eine Pflanze
hielt. Meten behauptet in Wiegmann's Archiv 1835. I. p. 249., er habe daraus Naiden zu Hunderten hervorkommen gesellen,
allein die Naiden (Nais, Stylaria, proboseidea) heften, nach meiner Erfahrung, beutelartige häutige Eiersäcke an Pflanzen, -welche
mit jener gallertigen Form nichts gemein haben. Diese Echinella radiosa nahm Agardh 1811 in seine Dispositio Algarum auf,
vermuthete aber 1817, dass es wohl ein Infusionsthier sey {Synops. Alg. Scand. p. XL.). Nees von Esenbeck beobachtete die
Echinella bei Würzburg 1814 grün, hatte aber wohl Ophrydium versatile (Algen des süssen Wassers). Ltngbte beschrieb 1819
unter gleichem Namen ganz andere Körper als Pflanzen, und gab der Gattung Echinella in einem andern Sinne 9 Arten. Bory de
St. Vincent (Biet. das*. Bacillariees) verwendete 1822 den Namen Echinella nur für E. cimeata, die übrigen Arten stellte
er in 4 andere Gattungen: Sty Ilaria, Navicula, Lunulina, Achna?ithes. Derselbe trennte 1823 noch andere Formen in seine
Gattungen Helierella und Heterocarpella der Cahodineen ab. Im Jahre 1824 gab er der Gattung Echinella 3 Arten, sämratlicli
Synedrae. Agardh nahm 1824 Acharius Form sammt 1 Eliastrum, 1 Oscillatoria und fraglich noch 2 verschiedenen Infusorien
in die Gattung Echinella als 5 Arten bei den Pflanzen auf, bildete aus der Echinella paradozea die Gattung Gomphonema, und
verzeichnete 1 Art als Diatoma crystallinum. Greville beschrieb 1822 das ßleridion vernale als Echinella circnlaris, und
bildete aus 2 neuen Arten von Echinella und 1 Synedra mit dieser 1827 die Gattung Eccilaria, während Agardh für ähnliche
Formen in der Flora die Gattung Licmophora bildete. Auf den Tafeln der Symbolae physicae von Hemprich und Ehrenberg
wurde 1828 eine Echinella splendida des rotten Meeres dargestellt und 1830 im Texte besetrieben. Gleichzeitig wurde in den
Abtandl. d. Berl. Akad. 1830. p. 40. der Begriff von Echinella auf die liier angewendete Weise bei den Infusorien festgestellt, so
dass von Lyngbye's Arten nur E. parado&a als Stamm angeseten wurde. Im Jahre 1831 wurde nur E. splendida ebenda p. 89.
als sichere Art angeführt. Agardh beschrieb 1831 einige Arten dieser Gattung als Gomphonema, andere als Licmophora wieder
als Pflanzen. Im Jahre 1833 (1832) wurde in den Abtandl. d. Berl. Akad. Ech. capitata besetrieben. Kützing nannte 1833 in
der Lin?iea wieder die (Insecten-) Eier des Acharius Echinella Acharii, und beschrieb die Ectinellen als Gomphonemata genuina
bei den Algen. Wallroth fütrt Echinella Acharii 1835 {Flora crypt. Germaniae, p. 121.) ebenfalls als thüringische Algen-
form auf. Corda beschrieb 1835 eine Ech. crenulata* und Agardh bildete 2 als Licmophora argentescens und paradoxa in
den Iconibus Alg. europ. ab. — Die Organisationsverhältnisse sind ganz denen von Synedra gleich und eben so weit ermittelt bis
auf die vermeintlichen Samendrüsen , welche liier nicht erkannt sind. Corda hat noch jederseits 3 Seitenöffhungen abgebildet, welche
bei keiner andern Art existiren, auch bei der von ihm beobachteten Art nicht wohl vorhanden seyn können.
Die geographische Verbreitung der Palmenthierchen ist aus dem rotten Meere bei Tor in Arabien, aus dem Mittelmcere bei
Venedig, Genua und Malaga, aus der Nordsee bei Fühnen und Helgoland, aus dem atlantischen Meere bei Schottland und Frankreich
aus der Ostsee und aus dem Süsswasser von Berlin, Weissenfeis, Halle und Carlsbad bekannt.
314. Mchinella Jlubcllaia, Fächer -Palmentliierclieii. Tafel xix. Fig. I.
E. laevis, frutescens, corpusculis lineari-cuneatis truncatis, obtase tridentatis lineolatis, in ramulorum apieibus tumidis
coacervatis flabellifonnibus.
Ec hin eile en eventail, lisse, fruticuleuse , a corpuscitles lineaires euneiformes tronr/ues, obtusement
tr idenies , longiindinalement rayes, disposes en cventail au bont gonfle des ramauze.
Meridian radialis, Agardh, Systema Algar. 1824. p. 3. zum Theil.
Echinella jlnbeUata , Carmtchael 3827. nach Greville.
Exilana flahellata, Greville, Scottish crypt. Flora, V. Tab. 289. 1827.
Licmophora argentescens , Agardh _, Flora,, bot. Zeit. 1827. If. p. 628.
Gomphonema Flahellum, Chauvin 1828? nach Agardh 1831.
Licmophora fiabOUtta, i Agärdh> Con.peofc crifc Diatom. 1831. p. 41.
— argentescens , (
Gomphonema argentescens, » KÜT Linnea, 1833. p. 571.
— fiabellatum, (
Licmophora argentescens, Agardh, Icones Algarum europaearum, 1835. Tab. 31.
Aufenthalt: Im adriatischen Meere bei Venedig, im atlantiseben Meere bei Quimper in Frankreich, an der Westküste von Schott-
land und bei Malaga angegeben, von mir bei Helgoland in der Nordsee beobachtet.
Die auffallend liebliche Form dieses, wie ein goldfarbener Duft verschiedene Meeresalgen überziehenden, Körpers macht ihn
zu einem besonders interessanten Gegenstande des Mikroskops, wozu eben die grünliche Goldfarbe seines Eierstockes noch vermehrend
beiträgt. Der sehr dicke, aber äusserst zarte, gallertige, baumartig verästete Fuss verhält sich ganz wie ein Vorticellen-Stiel, hat
offenbar kein eigenes organisches Leben, wie ein Pilanzenstamm, sondern ist nur ein Absonderungs-Product der keilartigen Körperchen.
Trennen sich diese natürlich von ihm, oder werden sie gewaltsam getrennt, so treibt er nicht neue Körperchen aus sich knospenartig
hervor, sondern er stirbt ab und vergeht. Die Verästelung des Stieles ist oft dichotomisch , zuweilen aber wirteiförmig, was unter dem
Mikroskope gegenständig erscheint. Agardh trennt nach dem Character der Verästelung seine gegenständige Licm. argentescens von
der dichotomischen Ech. flabellata, allein dieser Character ist nicht haltbar; beide sind daher nur Eine Art. Jedes Keil- Stab chen
hat vorn 3 stumpfe Zähne und dazwischen 2 Oeffnungen. Bei eintretender Selbsttheilung entstehen vor der Theilung 6 Zähne und 4
. — 331 — —
Oeffnungen. Der Eierstock ist meist in 2, zuweilen auch in 4 Theile vertheilt, welche 2 oder 4 gelbe Flecke bilden. Ursprünglich
besteht er aus 2 Längsplatten, wie bei Fragilaria. Die keilförmigen Körperchen sind sehr dünn und haben feine Längsstreifen, keine
Queerstreifen; getrocknet haben sie einen Seidenglanz. Der Stiel enthält keine Kieselerde und verbrennt. — Länge der Körperchen
ohne den Stiel Vio Linie; Breite Vs bis Vv der Länge; Höhe V* — Vs der Breite. Höhe der Bäumchen 1 — 1% Linien.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIX. Fig. L
Es sind die Thierchen aus Helgoland dargestellt. Fig. 1. in natürlicher Grösse, auf einer Alge sitzend; Fig. 2. bei schwacher Vergrösserung einer
Spitze der Alge; Fig. 3. ein einzelnes Bäumchen mit wirteiförmigen und dichotomischen Aesten, mit einzelnen und fächerförmigen ansitzenden und
gestielten Stäbchen, 300mal vergrössert; Fig. 4. ist ein Einzelthierchen, 500mal vergrössert; ct. Bauch- oder Rückenseite, b. Lateralfläche desselben.
315. fflcMnella splendida, Pracht -Palmentbier eben. Tafel xix. Fig. IL
E. laevis, frutescens, corpusculis lineari-clavatis, apice rotundatis, sparsis aut in ramulorum apieibus tumidis acerva-
tis et flabelliformibus.
Echinelle splendide, lisse, rameuse, a corpuscules lineaires en forme de massue, arrondis au bout,
eparses, ou en eventail au bout gonfle des rameaux).
Echinella splendida, Hemprich u. Ehrenberg, Symbolae physicae. Evertebrata F. Phyto zoa. Tab. III. Fig. VI. 5. 1828.
Echinella splendida, Abliandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 89.
Aufenthalt: Bei Tor im rotlien Meere.
Diese ebenfalls goldgelbe, etwas kleinere, Form verhält sich in ihren Einzelheiten ganz wie die vorige, wurde aber nur bei
schwacher Vergrösserung 1823 von mir beobachtet. Die abgerundeten Stäbchen scheinen ein hinreichend wichtiger Character zu seyn,
um die spätere E. flabellata von ihr zu unterscheiden. — Länge der Stäbchen V48 Linie, der Bäumchen bis Vi 2 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIX. Fig. TL
Es sind die Zeichnungen, welche ich 1823 in Tor am Sinai fertigte. Fig. 1. ein ganzes Bäumchen, iOOmal vergrössert; Fig. 2. ein Einzelstäbchen,
150mal vergrössert.
31©. Mehinellaf paradoaca, Merz-Palmentliierclieii.
E. laevis, frutescens, corpusculis cordato-euneatis, apice tridentatis, truncato- rotundatis, in ramulorum gracilium apice
singulis aut flabelliformibus.
Echinelle parado&ale, lisse, rameuse, ä corpuscules euneiformes en coeur, ayant 3 denis au bout
tronr/ue et leghrement arrondi, solifaires ou en eventail ', au bout des rameaticc greles.
Echinella paradoxa, Lyngbye, Tent. Hydrophyt. dan. 1819. p. 211. Tab. 70.
Biatoma flalellatum, Jürgens, Alg. siccat.. Dec. VII. 6.°
Styllaria paradoxa, Bory de St. Vincent, Dict. classique, 1822. Baciilariees. Encycloped. metli. 1824.
Echinella paradoxa, Greville, Scott, cryptog. Flora, I. Taf. 25. 1823.
Gomphonema paradoxum, Agardh, Syst. AI gar um, 1824.
Gomphonema paradoxumy Agardh, Consp. er it. Diatom. 1831. p. 34.
Gomphonema paradoxum, Kützing, Linnea, 1833. p. 569.
Licmophora paradoxa9 Agardh, Icones AI gar. europ. T. 32. 1835.
Aufenthalt: Bei Fühnen, bei Schottland, bei Jever, in der Ostsee, bei Venedig und Genua beobachtet.
Erst vor Kurzem fand ich Exemplare dieser ausgezeichneten Form unter der Echinella crystallina, die icli aus Fühnen
von Herrn Hoffmann Bang erhalten. Agardh vermuthete 1824, es sey eine Vorticelle, allein sie gehört deutlich zur Gattung
Echinella und ist eine sehr wohl characterisirte Art mit Kieselpanzer, die allerdings öfter den Character eines Gomphonema hat.
Schon Bory bemerkte 1824 {Encycl. meth.) richtig, dass sie mit E. euneata (Podosphenia euneatd) grosse Aehnlichkeit habe,
und er urtheilte nach trocknen Exemplaren von Ltngbye. Lyngbye sammelte sie auf Hutchinsia violacea, auf Ceramien fanden
sie Agardh bei Yenedig und Jürgens bei Jever, in der Ostsee fand sie, nach Kützing, von Suhr, und bei Genua von Mar-
xens. — Länge der Stäbchen V48 Linie, Breite ^mal in der Länge.
Eine Abbildung konnte nicht mehr gegeben werden.
31¥. JEcMnella capitata, Schirm -Palmentliierelieii* Tafel xix. Fig. in.
E. laevis, stipitata nee ramosa, corpusculis linearibus, utrinque rotundatis nee euneatis, in capitulum flabelliforme con-
sociatis.
Echinelle en chapiteati, lisse, pediculee jamais rameuse, a corpuscules lineaires, arrondis au& deute
bouts, point euneiformes, se developpant en forme de chapiteau ou d* eventail.
Echinella capitata, Abliandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 244.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich entdeckte diess Thierchen am 11. Juni 1832 auf einem Fiederblättchen der Hottonia palustris. Es befanden sich 4
bis 6 gelbliche Stäbchen auf einem gemeinschaftlichen, unterhalb farblosen, oberhalb gelblichen, Stiele. Sie hatten einige Aehnlichkeit
mit der stiellosen Synedra fasciculata. Die Form der Stäbchen glich aber mehr der Navicula gracilis. Sollten sich später die
Arten der Gattung sehr mehren, so würde diese Form wohl als ein fächerbildendes Cocconema eine besondere Berücksichtigung ver-
dienen. Cocconemata haben aber mittlere Oeffnungen. Ich erkannte auch die vorderen hier nicht, doch waren 2, den 2 Platten des
Eierstocks vergleichbare, Organe sichtbar, Länge der Stäbchen ohne den Stiel Vse — Hw Linie, Breite 4 — 5mal in der Länge. Höhe
des Ganzen — V24 Linie.
56
«88
Erklärung der Abbildungen Taf. XIX- Fig. IIL (E. abbreviata.)
Die kleinere Figur könnte man auch Gomphonema oder Cocconema nennen, die längere aber ist eine Echinella, daher auch jene nur
in Entwickelungszustand dieser. Vergrösserung 300mal im Durchmesser. Der Name ist auf der Tafel verwechselt.
ein
318. EchineUaf abbreviata, fcurzfiissiges Palmentliierclieii. Tafel xix. Fig. IV.
E. laevis, brevissime stipitata nee ramosa, corpusculis euneatis, obtuse tridentatis, in capitulum flabelliforme coacerva-
tis, singulisve.
Echinelle a pied court, lisse, a pedicule court point rameusc, a corpuscules euneiformes, obtusement
tridentes, se developparit en forme d'cvenfail.
Gomphonema abbreviatum, Agardh, Conspectus er it. Diät. p. 34. 1831.
Licmophora minuta, Kützing, Algar. sicc. Dec. III. Nr. 23. 1833.
Gomphonema brevipes, Kützing, Linnea, 1833. p. 568. Tab. XV. Fig. 47.
Echinella crenulata, Corda, Almana c de Carlsbad, 1835. p. 208. Taf. IV. Fig. 54, 55.
Aufenthalt: In einem Brunnen bei Weissenfeis , auch bei Halle , und vielleicht bei Wüxzburg und Carlsbad beobachtet.
Ich kenne diese Form aus trocknen Exemplaren , die ich von Herrn Kützing erhielt. Sie wächst auf Conferva fontana K.
und scheint mir ganz verschieden von dem Gomphonema, welches Leiblein abgebildet hat, das ich für das junge G. minutissimum
halte, da es offenbar gekrümmte Stäbchen hatte. Vielleicht verwechselte Leiblein diese beiden Formen, wenn Kützing dergleichen
Exemplare etwa bei ihm sah. — Länge der Stäbchen Vog — x\ii Linie; Breite 3mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIX. Fig. IV. (E. capitata.)
Nach trocknen Exemplaren von Kützing, 300mal vergrössert, gezeichnet.
319. Xlchinetta fulgens, blinkendes Palmenthierchen.
E. striata, brevissime stipitata, nee ramosa, corpusculis linearibus utrinque truncatis, nee euneatis, in capitula flabelli-
formia consociatis.
Echinelle brillante , rayee, a pedicule court sans rameaua, a corpuscules lineaires, tronr/ues azcoc
deute bouts, point euneiformes, se developpant en eventail.
Echinella fulgens , Carmichael nach Greville, 1827.
Eimlaria fulgens, Greville, Scott, er ypt. Flora, V. 1827. T. 291.
Diatoma crystallinum , > A&ARDHj Consp. crit. Diatom, 1832. p. 51, 52. nee Syst. Alg. 1824.
— variegatum , \
Gomphonema fulgens, Kützing, Linnea, 1833. p. 572.
An f enthalt: An der Küste Schottlands, auf Fühnen und bei Venedig beobachtet.
Manche Seealgen sind ganz überzogen mit nadelartigen, sehr feinen, senkrecht abstehenden, starren Körperchen. Dieser Ue-
berzng ist häufig von Synedra Gallionii und von Echinella fulgens. Werden sie trocken, so glänzen sie, wegen der Millionen
sie umstrahlender Kieselpanzer, wie Silber oder Seide. Es scheint noch mehrere Arten zu geben, welche bisher verwechselt wurden.
Agardh nannte wohl die Synedra Gallionii zuerst 1812 Diatoma fasciculata, allein dieser Specialname ist neuerlich einer Süss-
wesserform gegeben worden als Synedra fasc. Später (1824) trennte Agardh Lyngbyes Echinella fasciculata von der seinen
und nannte diese Diatoma crystallinum. Neuerlich (1832) scheint Agardh unter Diät, fasciculatuin die Synedra Ulna ver-
standen zu haben, und unter D. crystallinum hat er die Synedra Gallionii sammt der Echinella fulgens vereinigt. Ich erhielt
nämlich durch Herrn Hoffmann Bang Exemplare von Lyngbyes E. fasciculata und Agardh's Diät, crystallinum , welche 2
sehr bestimmt verschiedene Formen sind, erstere Syn. Gallionii) letztere die oben beschriebene Form, beide von Fühnen bei Hoff-
mannsgave. Auch von Venedig erhielt ich durch Herrn Dr. Focke die Ech. fulgens, welche daher auch als E. fasciculata von
v. Martens (Reise nach Yenedig II. p. 646.) und von Naccari {Alg. adriat. p. 8.) verzeichnet seyn mag. Kützing's E&ila-
ria crystallina aus der Soole von Artern mag wohl die grössere Synedra Ulna seyn. Die viel dickeren, halb so hohen als brei-
ten, Stäbchen der E. fulgens sind ganz verschieden von allen mir bekannten Formen. Sie sind bis Ve einer Linie lang und bis Vi4*
Linie breit, also bis 24mal so lang als breit. An den Seiten sind sie (bei 500- bis 800maliger Vergrösserung) sehr fein gestreift.
In Vög Linie Länge liegen 28 Queerstreifen. Zwei vordere OefFnungen und jederseits 1 seitliche und 2 vertikale Längsfurchen, welche
den Panzer in 6 Längstheile theilen, sind erkennbare Verhältnisse. Die schmalen Lateralilächen sind an den Spitzen sehr stumpf ab-
gerundet.
Eine Abbildung konnte nicht mehr aufgenommen werden.
Nachtrag zur Gattung Echinella.
Der Gattung Echinella hat man bisher 24 Artnamen zugetheilt, von denen nur 6 hier aufgenommen werden konnten. Die
übrigen 18 haben folgende Synonymie: 1) Echinella Acharii Agardh (1824) = Insecteneier; 2) E. acuta Lyngbye (1819) =
Spongilla lacustris , zerfallen; 3) E. annulata Corda (1831?) = Achnanthes unipunetata? ; 4) E. artieulata Agardh
(1824) = Oscillatoria?; 5) E. circularis Greville (1822) = Meridian vernale; 6) E. crenulata Corda (1835) = Echi-
nella abbreviata? 1) E. euneata Lyngbye (1819) = Podosphenia euneata; 8) E. fasciculata Lyngbye (1819) == Syne-
dra Gallionii und wohl S. Ulna; 9) E. geminata Lyngbye (1819) = Gomphonema truncatum; 10) E. Gruithuiseni
Agardh (1824) = Uvella Uva? ; 11) E. obtusa Lyngbye (1819) = Navicula? , Fragilaria?; 12) E. olivacea Lyngbye
(1819) = Gomphonema olivaceum und Cocconema Cistula; 13) E. radiosa Achariüs (1803) = Insecteneier; radiosa Lyxg-
bye (1819) = Euastrum Botrytis und Crucc melitensis; 14) E. ricciaefoi*mis Agardh (1824) = Euastrum Botrytis und
^5^3 —
E. Crux melitensis?; 15) E. stipitata Lyngbste (1819) = Achnanthes brevipes ; 16) E. striata Türpin (1828) = Ech.
striata Bort; 17) E. stricta Bory (1824) — Podosphenia gracilis; 17) E. ventilatoria Bort (1824) = Podosphenia cu-
neata? ; ventilatoria Desmazieres (1828) = Meridian vemale; 18) E.? versatilis Agardh (1824) = Ophrydium versatile.
Die hierher gehörige Gattung Licmophora (Agardh 1827), welcher Name, wenn man nicht den eben so guten, älteren
Namen Echinella Preis geben will, keine Stelle findet, hat folgende Synonymie: 1) Licmophora abbreviata Agardh (1831) =
Podosphenia abbreviata? ; 2) L. argentescens Agardh (1827) = Echinella flabellata; 3) L. flabellata Agardh (1831) =
Echinella flabellata; 4) L. Jürgensii Agardh (1831) = Synedra? ', Echinella?; 5) L. minuta Agardh (1827) = Gompho-
nema capitatum? ; minuta Kützing (Algae sicc. Dec. III. Nr. 23.) = Echinella abbreviata.
Die Gattung Eccilaria (Greviile 1827) erlischt ebenfalls, auch ist der Name nicht sprachlich tig gebildet. Ihre Synony-
mie ist folgende: 1) Exilaria circularis Greviixe = Meridion vemale; 2) E. crystallina Kützing (1833) = Synedra Ulna
und Echinella fulgens; 3) E. fasciculata Greville = Synedra Ulna; E. fasciculata Kützing (1833) = Synedra Ulna
und S. Gallionii?; 4) E. flabellata Greville (1827) = Echinella fl.; 5) E. Flabellum (Abhandl. d. Berl. Akad. 1830.) =
Meridion vemale; 6) E. fulgens Greville (1827) = Echinella folg.; 7) E. panduriformis (Abhandl. d. Berl. Akad. 1830.)
= Meridion panduriforme ; 8) E. tabulata Kützing (1833) = Synedra?, Echinella? ; 9) E. truncata Greville (1828)
= Synedra ülna; 10) E. variegata Kützing (1833) = Echinella fulgens? ; 11) E. Vaucheriae Kützing (1833) = Syn-
edra fasciculata.
Die organische, wenn auch nur periodische, Fälligkeit zur Ausscheidung einer stielartigen Masse ist der physiologische Cha-
racter der Echinellen im Gegensatze der Synedräe, die wohl einen Fuss, aber nie einen Stiel (keine fortdauernde Ausscheidung)
haben. Unentwickelte Exemplare wird man oft verwechseln, bis noch tiefere Forschung noch speciellere Charactere dieser Organismen
festgestellt haben wird.
SIEBZIGSTE GATTUNG: STELZKORN.
€occonema. Cocconeme.
CH AR ACTER: Animal e familia Bacillariorum, lorica simplici, bivalvi aut multivalvi (silicea), altero
fine affixuin, pedicellatum, long ins quam latiim, pedicello corporis axin fulciente. (Navicu-
lae pedicellatae.)
CARACTERE: Animal de la famille des Bacillaries, ayant une carapace simple, hivalve ou
multivalve (siliceuse), aMache par un de ses bouts et pedicule, a corps plus long que
large, ayamt le pedicule dans la direction de Taxe du corps. (Navicules pediculees.)
Die Gattimg Stelzkorn enthält solche Formen der Bacillarienfamilie, die einen einfachen 2- oder
vielschaaligen (Kiesel-) Panzer besitzen, mit einem Ende festgeheftet und gestielt sind, eine grössere Länge
als Breite ihres Körpers haben, und lanzenartig den Stiel in der Verlängerung der Körperaxe führen. (Ge-
stielte Schiffchen.)
Der Name Cocconema wurde 1829 und 1830 in den Schriften der Berliner Akademie zuerst an-
gewendet. Agardh beschrieb 1830 eine neue Art als Vymbella cymbiformis, und 1831 wurden an obi-
gem Orte 2 Arten der Gattung Cocconema bezeichnet. Eine vierte Art beschrieb Agardh 1831 als Gom-
phonema lanceolalum, und das Cocconema Cistula als Gomph. semiellipticum. Eine fünfte ist wieder
an ersterem Orte 1833 (1832) beschrieben worden. Die erste Kenntniss dieser Formen hatten wohl
Schrank 1796, welcher sie Vibrio turrifer und Kolpoda Luna nannte, und Nitzsch 1817, welcher ein
Exemplar als Varietät von Bacillaria phoenicenteron abbildete. Lyngbye zeichnete 1819 dieselbe als
eine Abart seiner Echinella olivacea, welche Bory als Lunulina olivacea 1822, Turpin als Navicula
obliqua 1828 beschrieb. Neuerlich hat wohl Kützing (1833) 4 Arten als Frustulias und Gomphonemata
verzeichnet. Vielleicht sind auch Corda's Navicula cüiata und costata 1835 nur abgefallene Körper des
Cocconema Cistula oder gibbum. Seit 1836 sind fossile Formen beobachtet worden. — Die Organisa-
tion ist vielfach ermittelt. Der 2- bis 4schaalige, aussen glatte, innen queer gefurchte, Kieselpanzer hat 2
mittlere und 4 Endöffnungen, sehr ähnlich wie Navicula, aber ohne die Symmetrie der Körperhälften, wie
sie jedoch bei Nav. inaequalis ebenfalls vorhanden ist. — Als Ernährungsorgane sind polygastrisclie Bläs-
chen erkannt. — Als Fortpflanzungsorgane ist ein 4theiliger bräunlicher oder grünlicher Eierstock sehr auf-
fallend. Als Samendrüse ist vielleicht bei einigen eine helle Stelle in der Mitte des Rückens anzuseilen,
bei andern sind 2 rundliche helle Drüsen im Drittheil der Länge. Selbsttheilung als ventrale Längstheilung
ist sehr deutlich. Die Hälften trennen sich vor der Wiederherstellung der ursprünglichen Form. Einige In-
dividuen bilden diese nie wieder aus und bleiben als Hälften bogenartig oder halbmondförmig. Nach der
Theilung klaffen die beiden Hälften und nehmen eine scheinbar schiefe Richtung gegen den Stiel, allein diese
bezieht sich auf die sich dann vorbereitende Verzweigung des Stieles wieder eben so gerad. Von ihren Stie-
len isolirte Körperchen haben freie Bewegung.
334
Die geographische Verbreitung der lebenden Arten ist vom sinaitischen Arabien bis Norwegen , und
von Paris bis nach Sibirien beobachtet. Durch fossiles Vorkommen zeichnen sich von den lebenden Arten
C. cymhiforme und Cistula aus, welche bis zum tertiären Polirschiefer von Cassel und Jastraba reichen,
deren erstere aber auch im neueren Bergmehl von Santafiora häufig ist. Beide bilden mit Spongillen und
Fragilarien den ganzen Polirschiefer von Jastraba. Im Bergmehl von Degernfors und Kymmene Gärd ist
eine lebend nicht bekannte, besondere Art gefunden.
320. Cocconema Boeckii, Boecfc's (Stelzfeorn. Tafel XIX. Fig. V.
C. striatnm, frutescens , strictnm, corjmsculis majoribns, lanceolatis, rectis, acutis.
Cocconeme de Boeck, raye, rameuat, raide, a corpuscules lanceoles^ gra?ids, droits , aigus.
Cocconema Boeckii, Ab ha ndl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 241.
Aufenthalt: In der Ostsee bei Wismar und Copenhagen, und in der Nordsee bei Norwegen beobachtet.
Icli beobachtete diese durch ihre Grösse sich auszeichnende Form im August 1833 auf Sertularia, Monopy&is, geniculata
und Ceramium diaphanum im Seewasser bei Wismar, und sah sie einige Tage später bei Copenhagen wieder. In Christiania sah
ich sie bald darauf in den Handzeichnungen des Herrn Dr. Boeck ohne weitere Bezeichnung, welcher mithin der Entdecker ist. Das
Thier bildet durch Längentheilung und Stielentwickelung sparrige steife Bäumchen von Vg Linie Höhe, deren Aeste an jeder Spitze
eine Navicula tragen, die der N. p/ioenicenteron ähnlich ist. Die Gestalt der Körperchen ist lanzetförmig rhomboidal mit zwei
schmäleren lanzetförmigen Flächen, welche in der Mitte einen breiten glatten Raum haben, und 2 breiteren rhomboidalen, welche nur
eine schmale glatte Längslinie haben; aller übrige Raum ist queergestreift. Eine mittlere Oeffnung habe ich nie sehen können, aber
auf der breiteren (Bauch-) Seite war an jedem Ende eine. Demnach wäre die schmale Seite die Lateralfläche. Die Streifung zeigt
in Vioo Linie Länge 26 Queerstreifen, in Vis 136, V20 132, V24 H2, Vso 68, 'As 56, Veo 44, % 28. — Länge der Einzelstäb-
chen V36 bis Vis Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIX. Fig. V.
Es sind 4 Bäumchen in verschiedener Entwicklung. Fig. 1. Jugendzustand mit einfachem Stiele in der Selbsttheilung; Fig. 2. nach der ersten Selbst-
theilung; Fig. 3 — 4. nach doppelter Selbsttheilung; Fig. 5. Bauchfläche eines todten Einzelthierchens; Fig. 6. ein Körperchen von 2 Seiten:
#. Lateralfläche, b. Bauchfläche. Vergrößerung 300mal im Durchmessen
331. Cocconema lanceolatum, lanzenartiges Stelzkorn. Tafel xix. Fig. vi.
C. striatnin, frutescens, strictnm, corjmsculis magnis, semi-lanceolatis, rectis, obtusis.
Cocconeme lanceole^ raye, rameutC) raide, d corpnscules grands, semi- lanceoles , droits^ obtus.
Vibrio turrifer, Schrank? Sammlung naturh. u. physik. Aufsätze, p. 315. Taf. V. Fig. 1 — 2. 1796.
Gomphonema lanceolatum, Agardh, Conspectus crit. Diatom. 1831. p. 34.
Gomphonema (Pallonophora) lanceolatum, Kützing-, Linnea, 1833. p. 38.
Aufenthalt: Bei Friedrichshald in Norwegen im brakischen Süsswasser, bei Berlin im Thiergarten ! , bei Ingolstadt in Baiern?.
Diese Art ist im Süsswasser bei Berlin mit Gomphonema trmicatiim zuweilen häufig, noch häufiger findet man stiellose
frei umherkriechende Einzelthiere , welche in der Form der Navicula phoenicenteron gleichen, aber queergestreift sind. Früher sah
ich nur die mittleren 2 ovalen Oeffnungen, allein neuerlich auch 2 runde an jedem Ende, ganz wie bei Navicula inaequalis. Die
die Oeffnungen verbindende Längenlinie scheint ein offener Spalt zu seyn. Eierstock, Magenblasen, vielleicht auch 2 Samendrüsen sind
beobachtet. Die Streifung zeigt 24 Queerlinien in Vioo Linie der Länge, in Vio 248, Vis 152, Vis 128, V24 96, Vjg 64, V*s 48,
Veo 38, Vog 24. Eunotia turgida ist dieser Form sehr ähnlich, hat aber keine mittlere Oeffnung und ist nie gestielt. — Länge
Vis bis Vio Linie; Breite 4 — 7mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Tafel XIX. Fig. VI.
Fig. 1. ist ein Däumchen mit 12 Thierchen und 2 leeren Stielen durch Abfallen oder Freiwerden ihrer Thierchen. Fig. 2. ist ein grösseres freies
Exemplar von der Bauchfläche mit vielen Magenblasen in der Mitte. Der mittlere helle Fleck ist wohl der Haupttheil des farblosen Körpers, die bei-
den entfernteren Kugelu könnten Samendrüsen seyn. Der Eierstock ist gelblich. Fig. 3. ist eine ähnliche Form von der Lateralfläche. Fig. 5.
Bauchfläche eines freigewordenen Theiles der in der Selbsttheilung befindlichen Fig. 6.
322. Cocconema Cistula, kästcbenartiges Stelzfcorn. Tafel xix. Fig. VII.
C. striatnin , frutescens, laxe ramosum, corpusculis parvis, semi-ovatis.
Cocconeme Cassette, raye, rameua}^ a rameaucc reläches et d corpuscules petits, semi-ovales.
Kolpoda Lima, Schrank? Sammlung naturh. u. phys. Aufsätze, 1796. p. 315. Taf. V. Fig. 3, 4.
Bacillaria phoenicenteron , Nit z s ch , Beiträge zur In fusorienkun de, 1817. Taf. IV. Fig. 19 , 20.
Echinella olivacea ß dilutior , Lyngbye, Tent. Hydrophyt. dan. 1819.
Lunulina olivacea, Bory de St. Vincent, Dict. class. Bacillariees, 1822. Encyclop. meth. 1824. Dict. ciass. 1826. Lunulina.
Navicula obliqua, Turpin , Dict. des sc. nat. 1828. Tab. 1. Fig. 3, b. zum Theil.
Bacillaria Cistula, Hemprich u. Ehrenberg, Symbolae physicae. Evertebrata I. Phytozoa. Tab. II. Fig. IV. 10. 1828.
Cocconema Cistula, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 15. 1830. p. 53, 62.
Cymbella cymbiformis? , Agardh, Consp. crit. Diatom. p. 10. 1830.
Gomphonema, Leiblein, Flora, bot. Zeit, 1830. I. p. 327. Tab. I. Fig. 8.
Gomphonema semielUpticum , Agardh, Conspectus crit. Diät. 1831. p. 33.
Cocconema Cistula, Symbolae physic. Text. 1831. Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 89. 1833. p. 263,
266, 319.
Gomphonema semielUpticum, \
FrustuHa r^oulata? ^ Ta, XI|I. Fig, 4> 8> 10.
— cymbiformis, zum Tlieii, ( ' ' . l
— fuloa? , ' , j
335
Navicula costata, Corda? Almanac de Carls b ad, 1835. Taf. I. Fig. 9—11.
Cocconema Cistula, Bericht der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1836. p. 53. Mittheil angen der Berl. Gesellsch. natur-
forscli. Freunde, 1836. p. 51.
Aufenthalt: Lebend bei Berlin !, Halle !, Ingolstadt?, auf Seeland und Fühnen, in Schoonen, bei Würzburg (Zell), in Thüringen,
bei Paris, bei Catharinenburg im Ural und in Wadi Essele des Sinaigebirges in Arabien beobachtet. Fossil im Bergmehl von
Santafiora in Italien, Degernfors in Schweden und Kymmene Gärd in Finnland, so wie im Polirscliiefer von Cassel in Hessen und
von Jastraba in Ungarn.
Diese sehr verbreitete Art ist bei Berlin die gemeinste und zu allen Jahreszeiten vorhanden. Sie überzieht mit Gomphonema
alle Arten von Wasserpflanzen, Conferven, Yaucherien, Lemna, Potamogeton, Gräser u. s. w. als ein gelbbräunlicher Schleim. Ich
beobachtete die einzelnen stiellosen, V32 — V24 Linie langen, Körper wohl zuerst im Sinaigebirge 1823, ohne jedoch die Streifung zu
erkennen. Eben so sah und zeichnete ich im Juli 1829 in Catharinenburg amUral V125 und Vso Linie lange. Die mittleren Panzeröifnun-
gen waren sehr deutlich, aber die Endöffnungen habe ich noch nie erkannt. Besonders deutlich war bei der Berliner Form die Thei-
lung des Eierstocks in 4 Platten, deren jede 2 Enden kat, deren äussere mehr bräunlich queergetheilt mit 2 hufeisenartig rückgebo-
genen Enden in entgegengesetzter Richtung verlaufen, während die inneren längsgetheilt und blassgrün sind. In V100 Linie Länge sind
15 Queerstreifen, in V36 42, Vto 37, Vis 31, Voo 25, V72 21, Vjg 15. Auch bei den fossilen zählte ich auf Vog Linie 15 Strei-
fen. — Länge der Körperchen V36 — Vo6 Linie beobachtet; Breite 2 — 4mal in der Länge, Junge sind halbscheibenförmig. Die freien
Thierchen gleichen an Gestalt der Emiotia Faba.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIX. Fig. VII.
Fig. 1. ein junges Einzelthierchen mit einfachem Stiele; Fig. 2. in der Selbsttheilung; Fig. 3. kurz nach der Selbsttheilung; Fig. 4. ein grösse-
res Bäumchen mit 6 Thierchen; Fig. 5 — 6. kleinere mit einigen entleerten Aesten; Fig. 7. Ventralansicht; Fig. 8. von der convexen Lateral-
fläche; Fig. 9. von der abgeflachten; Fig. 10. mit zusammengeballtem . Eierstock. Alle diese Figuren sind 300mal im Durchmesser vergrössert.
Fig. 11. und 12, 500mal vergrössert, erstere von der convexen, letztere ein leerer Panzer von der coneaven Lateralfläche; X Oeffnungen.
3S3. Cocconema cymhiforme, feattitartiges Stelzfeorii, Tafel XIX. Fig. VIII.
C. striatum, saepius simplex, corpusculis anguste lanceolatis, utrinque attenuatis, subacutis.
Cocconeme Nacelle, raye, plus souvent simple , a corpuscules lanceoles etroits, amincis et presc/ue
aigus ance deute bouts.
Frustulia cymbiforniis , 1
— gastroides, i Kützin&, Linnea, 1833. p. 540, 543, 565. Taf. XV. Fig. 9, 10. XVI. 52.
Gomplionemn simplex, )
Cocconema cymbiforme, Bericht der Berl. Alcad. d. Wissensch. 1836. p. 53. Mitteilungen der Berl. Gesellsch. naturf.
Freunde, 1836. p. 51.
Aufenthalt: Lebend bei Tennstädt, Halle, Merseburg, Eilenburg und Berlin; fossil bei Santafiora im Bergmelil, und bei Cassel und
Jastraba im Polirscliiefer.
Ich erhielt diese Form zuerst von Herrn Kützing als Frustulia cymbiformis aus Thüringen, sali jedoch unter den Ex-
emplaren auch schon kurz gestielte. Seitdem habe ich bei Berlin einzelne Stäbchen vorgefunden. Sehr zahlreich sah ich sie seit 1836
(stiellos) im fossilen Zustande. Der gelbe Eierstock ist verschieden zertheilt, dem der vorigen Arten aber ähnlich. In Vioo Linie der
Länge zählte ich 14 Queerstreifen, in Vis 80, 724 60, % 40, V*o 36, y4s 30, % 24, V72 20, Voe 15. Eine mittlere und 2
runde Endöffnungen des Panzers sind beobachtet. — Länge V&o — Vis Linie beobachtet; Breite 5 — 6mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIX. Fig. VIII.
Fig. 1 — 6. verschiedene Zustände und Grössen, Bauchfläche; Fig. 7. Seitenfläche der Fig. 6. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
334. Cocconema? gibhum, Ibancliiges StelzKorn. Tafel XIX. Fig. IX.
C. striatum, frutescens, patulum, corpusculis parvis semi-ovatis, ad utrumejue finem parumper constrictis.
Cocconbme bossu, raye, rameutc, etale, a corpuscules petits semi- ovales, leger ement etrangles aua
deute bouts.
Frustulia ventricosa , Agardh ? Flora, bot. Zeitung, 1827. II. p. 626.
Cymbella ventricosa, Agardh? Consp. crit. Diatom. 1830. p. 9.
Frustulia ventricosa, 1 KÜTZING? Linneaj i833. p. 539, 545. Tafel XIII. Fig. 7, 14.
— inflata, f
Navicula ciliata, Corda? Almanac de Carlsbad, 1835. Tab. I. Fig. 5 — 8.
Cocconema gibbum, Mitteilungen der Berl. Gesellsch. naturf. Freunde, 1836. p. 51.
Aufenthalt: Lebend bei Wismar!, Carlsbad!, Berlin!, Halle. Fossil im Bergmelil von Santafiora in Italien, und im Polirscliiefer
von Cassel in Hessen und Jastraba in Ungarn.
Diese Körperchen sind nicht selten einzeln stiellos und frei bewegt unter den Naviculis, haben aber ursprünglich einen Stiel
und bilden Bäumchen. So sah ich sie zuerst im brakischen Wasser bei Wismar an Conferven. Die früheren Beobachter mögen Na-
vicula Amphisbaena,) Frustulien undEunotien mit diesen zusammengefasst haben. Von Carlsbad erhielt ich sie auch lebend
nach Berlin, und ich beobachtete sie bei Berlin selbst. Bei Halle fand sie Kützing. Streifen sind in Vioo Linie Länge 12, in V*o
30, V48 25, % 20, % 12, V192 6- — Länge beobachtet von Vm — V40 Linie; Breite 2 — 3mal in der Länge. Doppelte sind oft
fast scheibenförmig, erinnern an Cocconeis.
Erklärung der Abbildungen Taf. XIX. Fig. IX.
Fig. 1. ein Bäumehen (Polypenstock) von Wismar; Fig. 2—4. Einzelthiere; Fig. 5—6. in der Selbsttheilung. Vergrösserung 300mal im Durch-
messer.
5?
33©
325. Cocconemaf Pusidium, spindelartiges Stelzfcorn.
C. laeve?, corpnscnlis anguste lanceolatis, utrinque attenuatis, subacutis.
Cocconeme Fuseau, lisse?, a corpuscules lanceoles etroits, amincis et presr/ue aigus auac deua bouts.
Cocconema Fusidium, Bericht d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1837. p. 45.
Aufenthalt: Nur fossil im Bergmehl von Degernfors in Schweden und Kymmene Gärd in Finnland.
Die Form gleicht sehr dem Cocconema cymäiforme, doch sah ich nie Queerstreifen, welche bei jenem sehr stark sind.
Jedenfalls müssen sie, im Fall sie doch da wären, viel feiner seyn. — Länge Vög — Vsz Linie; Breite 4 — 5mal in der Länge.
Eine Abbildung konnte nicht mehr aufgenommen werden.
Nachtrag zur Gattung Cocconema.
Ausser den genannten Arten ist 1831 in den Abhandl. d. Berl. Akad. p. 89. ein Cocconema? Utriculus fraglich verzeich-
net worden. Dieses ist hier als Epipyccis Utriculus in besonderer Gattung der Wirb elmoosthier che n auf Tafel VIII. abgebil-
det. Ob Fucus Sarcophylla olivacea der Nereis britannica von Stackhoüse (1795), ein Cocconema oder Gomphonema,
eine Echmella oder Frusttdia gewesen, Hess sich nicht entscheiden.
EINUNDSIEBZIGSTE GATTUNG: FAHNENTHIERCHEN.
Achnanthes. Achnanthe.
CHARACTER: Animal e familia Baeillariorum, lorica simplici, bivalvi aut multivalvi (silicea), prismatica,
longius quam latum, pedicello obliquo ventrali simplici loco affixum, apertura in corpore me-
dia, divisione spontanea imperfecta longitudinali in catenas (tabellas taeniasve) simpliciter
stipitatas, vexilli formam referentes abiens.
CARACTERE: Animal de lafamille des Bacillaries^ ayant une carapace simple , bivalve ou mul-
livalve (siliceuse), prismatique \ plus long que large^ attache par un de ses bouts et
pedicule^ a pedicule oblique ventral toujours simple et h Ouvertüre au milieu du
corps , se developpant par la division spontanee imparfaite longitudinale en forme
de chaines (tablettes ou rubans) simplement pediculees ä V instar de petits drapeaux.
Die Gattung der Fahjnenthierchen zeichnet sich in der Familie der Stabthierchen durch einfachen
2- oder vielschaaligen prismatischen (Kiesel-) Panzer, grössere Länge als Breite des Körpers , Festsitzen
mit einem der Körper -Enden auf einem schief angehefteten einfachen Stiele der Bauchseite, und durch mitt-
lere Körperöffnung aus, und bildet durch unvollkommene spontane Längstheilung des Körpers einfach ge-
stielte Ketten (Täfelchen oder Bänder) in Form von Fahnen.
Die Gattung Achnanthes bildete Bory de St. Vincent 1822 im Dict. classique (Thist. nat. mit
3 Arten, die er, wie Agardh 1832 richtig bemerkt, aus Lyngbye's Figuren der Echinella stipilata gebil-
det hat. Erst 1824 lernte sie Bory an Ulven von Dieppe durch Gaillon kennen {Encycl. meth.). Die
ersten Formen der Gattung (A. brevipes) beschrieb vielleicht Dillenius in seiner Hisloria Muscorum
1741. als Conferva upon Conferva s. C. marina brevissima glauca {Tab. 85. Fig. 21.), deutlicher
aber O. F. Müller 1779 als Conferva hirta von Pyrmont und 1783 als Conferva ar?nillaris der Ost-
see (A. longipes). Gmelin, Weber und Mohr, und Smith führten sie mit gleichem Namen oder als Con-
ferva stipitata ferner in der Botanik fort. Roth beschrieb wohl 1797 eine Art als Conferva Mucor,
und 1806 A. brevipes als Kapseln des Ceramium verrucosum von Göttingen. Jürgens vertheilte A. lon-
gipes in seinen Algis sicc. VI. 6. als Diatoma Vexillum. Erst 1819 sonderte Lyngbye sie mit vielen
heterogenen Körperchen von den Conferven ab in die Gattung Echinella , indem er A. brevipes als E. sti-
pitata beschrieb. Den noch specielleren Widmen Achnanthes, welchen man Schaumblümchen oder Wol-
lenblümchen (Lanugo ßosculosa) übersetzen kann, gab Bory 1822 und dachte an Pflänzchen, die nur
aus Staubfäden (Antheren) beständen, und eine zarte Behaarung der Conferven bildeten. Nees v. Esen-
beck zog 1823 {Nova Act. Nat. Cur. XI. II p. 512.) Achnant/ies zu Diatoma seiner Hydronemateen.
Agardh fing 1824 mit dieser Gattung sein Systema Algarum an und verzeichnete 2 bekannte Arten mit
neuen Namen. Derselbe beschrieb 1827 in fax Flora eine dritte neue Art (Striatella?) , welche verzweigt
seyn sollte, und Greville bildete die Striatella arcuata als Achnanthes unipunctata in seiner Scottish
22y
Flora ab. Türpin verzeichnete 1828 in den Memoires du Mus. et /äst. nat. XVI. 9 Arten dieser Gat-
tung, deren aber keine dabin gebort. Es sind Arl/irodesmus quadricaudatus , pectinatus und acutus
mit einer unklaren Micrasterias oder Odontella. Vom Namen Achnanthes sagt er p. 308.: nom die au
hazard. Leiblein verzeichnete 1830 eine neue Art in der Flora- Zeitung. Agardh beschrieb 1832 im
Vonsp. crit. Diät. 5 Arten der Gattung. Erst seit 1832 entschied ich mich über die thierische Natur die-
ser bis dahin für Pflanzen erklärten Körper in den Abhandl. der Berl. Akad. 1833. (1832.) p. 282. Zu-
letzt hat Kützing in der Linnea 1833. 10 Arten wieder als Pflanzen verzeichnet, worunter mehrere neue
sind, die aber zum Theil andern Gattungen angehören. Hier sind 5 Arten aufgenommen. — An Organisa-
tion ist ermittelt, dass der Panzer kieselhaltig ist und in der Mitte auf der Einbiegungsstelle bei allen grös-
seren Arten eine grosse OeiFnung hat. Im Innern ist ein in viele rundliche Theile zertheilter Eierstock er-
kannt. Neuerlich sind auch blasige Zellen, farblose Magen, bei A. brevipes beobachtet. Die Selbsttheilung
geschieht als Längstheilung unter der glasigen Oberhaut, welche dann abfällt. Verzweigung, wie bei Isth-
mia, kann nicht statt finden.
Die geographische Verbreitung ist im atlantischen Meere bei Frankreich und England, in der Nord-
see bei Fühnen, Wangeroge und Norwegen, in der Ostsee bei Wismar, Copenhagen und Flensburg, und im
mittelländischen Meere bei Triest und Venedig, so wie in verschiedenen Mineral- und Soolquellen Deutsch-
lands beobachtet. A. exilis und minutissima finden sich im süssen Sumpfwasser Deutschlands. Auch
scheint es eine fossile Art in dem Bergmehl von Degernfors und Finnland zu geben.
336. Achnanthes longipes, langfiissiges Fahnenthiercben. Tafel xx. Fig. I.
A. bacillis striatis, singulis mediis inflexis, a dorso ventreque apice rotundatis, pedicello crasso, bacillis saepc dnplo
et (juintuplo longiore.
Achnanthe a pied long, a corpuscules rayes, flechis au milieu, arrondis auas bouts du cöte dorsal
et ventral, ayant un pedicule epais 2 d 5 fois plus long r/ue le corps.
Co7iferva upon Conferva, Dillen.? Historia Muscorum, Taf. 85. Fig. 21. 1741. Synedra?
Ctmferva armülaris, Müller, Nov. Acta Holm. 1783. Tab. 3. Fig. 67. Liisne, Syst. Nat. ed. Gmelin XIII. 1788. Weber und Mohr,
Archiv f. d. Naturgesch. 1804. I. p. 139.
Ctmferva siipitala, Smith, Engl. bot. T. 2488. 1813.
Diatoma rit/idum, Decandolle? Flore franc. li. p. 48. 1805, (s. Striatella.)
Biatoma vexillum, Jürgens, Alg. sicc. Decad. VI. 6. 1817.°
Achnanthes longipes, Agardh, Syst. Algar. 1824. p. 1. Conspectus crit. Diatom. p. 58. 1832. Abhandl. d. Akad. <L Wissensch.
zu Berlin, 1833. (1832.) p. 283. Kützing, Linnea, 1833. p. 576.
Aufenthalt: In der Ostsee bei Copenhagen! und Wismar!, in der Nordsee bei England und Wangeroge, im Kattegat! und bei Droe-
bak in Norwegen!, im atlantischen Meere bei Dieppe?, im Mittelmeere bei Triest!.
Diese sehr niedliche Form überzieht bei Wismar im August das Ceramium diaphanum oft ganz. Ich habe sie an allen
mit ! bezeichneten Punkten selbst beobachtet. Miss Biddülph und Miss Hill sammelten sie nach Smith 1812 im Juli an verschie-
denen Conferven bei Southampton zuerst. Der gelbliche Eierstock ist jung (nicht alt, wie ich 1832 glaubte) vielen zerstreuten Kugeln
gleich, dann sammelt sich die Masse sternartig in der Mitte, wo die OefFnung deutlich ist, aber sich nie ein hervorstehendes Organ,
auch nicht in Farbe, bemerkbar machte. Ich sah nicht bloss 2 -gliederige Fähnchen (wie Agardh), sondern 6- und neuerlich auch
8 -gliederige. Kurz vor der Selbsttheilung sind die Stäbchen doppelt so breit als sonst, dann tritt innerhalb der äusseren Glashaut die
abschliessende Thätigkeit ein. Eine Zeitlang bleibt die glasige Yerbindungshaut der getrennten Glieder nach der Theilung, dann fällt
sie ab. Bauch- und Rückenüäche sind an den Enden abgerundet. Die Bauchseite scheint einen offenen Längsspalt zu haben. Der
Mund bildet einen breiten Queerspalt. Der Stiel ist steif, aber nicht kieselhaltig, sondern verbrennlich. Die Streifung zeigt in jedem
Vioo Linie der Länge 9 Queerlinien, in Vio 90, Vi 2 75, Vis 52, V24 37, Vae 25, Vis 18, Veo 15, V72 12, Voe 9. — Länge der
Stäbchen ohne den Stiel 1/48 — Vio Linie; Breite 3 — 8mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XX. Fig. I.
Es sind 10 mehr und weniger polypenstockartig zu Ketten entwickelte Fähnchen mit langen und kurzen Stielen auf Ceramium diaphanum
von Wismar. Fig. 1. a. jugendliches Einzelthierchen; ß. leerer Stiel; y. jugendliche Form nach einfacher Längstheilung; ö. nach doppelter Längsthei-
lung; e. langstielige Form kurz vor der Selbsttheilung; £. fünfgliederige Fahne kurz vor und während der Selbsttheilung; 77. grosses Einzelthierchen; #.
sehr kleines, junges Einzelthierchen. Fig. 2. Rückenfläche. Fig. 3. Seitenfläche. Fig. 4. Bauchfläche eines und desselben Einzelneres, 0' Mund.
Bei einigen ist die Eimasse in viele gelbliche Flecke vertheilt, hei andern in die Mitte zusammengezogen. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
3£ff. Achnanthes brevipes, fcurzfiissiges Fabnentliierclieii. Tafel xx. Fig. II.
A. bacillis striatis singulis mediis inflexis, a dorso ventreque apice subaentis, pedicello crasso, bacillis semper longe
minore.
Achnanthe a pied court, a corpuscules ray es, flechis au milieu, arrondis aua> bouts du cöte dorsal
et ventral^ ayant un pedicule epais toujours beaueoup plus court c/ue le corps.
Confcrva hirta, Müller's Beschäftigungen der Berl. naturf. Gesellsch. B. IV. 1779. c. Fig.
Conferva Mucor, Roth? Catalecta bot. I. 1797. p. 191.
Ceramium verrueosum, Roth! Catalecta bot. III. 1806. nach Agardh, Consp. crit. Diatom. 1832. p. 59.
Echinclla stipüata, Lytsgbye, Tent Hydrophyt. dan. 1819. p. 210. T. 70.
Achnanthes adnata, i
— bacillarioides , } Bory de St. Vincent, Dict. classique, 1822.
— dubia ,
. 238
Achnanthes brevipes, Agardh, Syst. Algarum, 1824. p. 1. Greville, Scottish cryptog. Flora, T. 295. 1827. Hornemanm, Flora
danica, Tab. 1840. 1828.
Achnanthes brevipes 1 Aga c crit Diatom. 1832. 59. kützino, Linnea, 1833. p. 573, 574. Taf. XVI. Fig. 57, 58.
— multiarticulata , S -
Fragilaria salina, Kützing, Linnea, 1833. p. 72.
Aufenthalt: Im atlantischen Meere, in der Nordsee und Ostsee, im adriatischen Meere bei Venedig und in den Soolquellen bei Göt-
tingen, Kötschau!, Artern! und Diirrenberg!, und in den Mineralquellen von Pyrmont.
Es war diese Art ohne Zweifel, welche Müller in Pyrmont entdeckte, und die Conferva Mucor mag wohl auch hierher
gehören. Ganz deutlich sah Roth später diese Thierchen für die Samenkapseln des Ceramium verrucosum an; schon Agardh er-
kannte es 1832 durch von ihm erhaltene Exemplare. Lvngbye verwechselte 1819 diese Art mit der vorigen und gab ihr Smith's
Namen derselben. Bory beschrieb dann die Form, ohne sie zu kennen, nach Lfngbye, und gab dessen Abbildungen 3 Artnamen.
Agardh ordnete die Synonymie, und ihm folgten die Andern. Allein 1832 bildete er aus einem unwesentlichen Character die neue
Art: A. multiarticulata von Venedig, und Kützing, wohl aus derselben Form, seine Fragilaria salina. Kützing hat 1833
später seine Art selbst eingezogen, aber Agardils Art beibehalten. Corda hat sie auch in Sturm' s „Flora Deutschlands " abge-
bildet. — Ich besitze Exemplare von Kützing und beobachtete diese Art selbst millionenweise lebend in den Soolwässern von Artern,
Dürrenberg, Kötzschau, wie in der Ostsee. Der gelbe Eierstock bildet anfangs 4 Kugeln, dann spaltet er sich oft mehr, zuletzt zer-
fällt er zuweilen in viele bewegte Körperchen. Die Ketten sind zuweilen mehrere Zoll lang, confervenartig und bilden fluthende
dicke Büschel. Die Streifung hat in V100 Linie der Länge 10 Queerlinien, in Vis 68, Vis 66, V24 44, V36 33, V48 22, Veo 17?
V72 14, Vo& IL — Länge der Stäbchen 7t 2 — Vis Linie beobachtet. Stiel nie halb so lang als der Körper. Breite 2 — 4mal in
der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XX. Fig. IL
Fig. 1. Ketten verschiedener Länge auf einer alten Vaucheria. a. jung, mit 4gliederiger Kettenfahne und 2theiligeni Eierstocke; ß. etwas grösser,
2 und 2 noch verbunden; y. 30gliederige Fahne mit 4theiligem Eierstocke. Fig. 2. grössere Individuen, bei 0' der Mund, Seitenfläche. Fig. 3.
Bauchseite, o" Mund. Fig. 4. kleineres Exemplar, Rückenseite. Vergrösserung 300mal.
32®. Achnanthes subsessilis, schmales H'aliiieiitlilerclieii, Tafel XX. Fig. in.
A. bacillis striatis, minoribus, angustioribus, singulis medio levius inflexis, a dorso ventreque apice rotundatis, pedi-
cello brevissimo, crasso.
Achnanthe etroite, a corpuscules rayes, t7%es-greles et trcs-petits, flechis au milieu, arrondis aua>
bouts du cöte ventral et dorsal \ ayant un pedicule tres-court, epais.
Achnanthes brevipes aquae dulcis Scandinaviae , Agardh? Conspect. crit. Diatom. 1832. p. 59.
Achnanthes subsessilis, Kützing, Algar. sicc. Decas V. Nr. 42. 1833. und Linnea, 1833. p. 576. Taf. XVI. Fig. 55.
Aufenthalt: Am salzigen See bei Rollsdorf auf Süsswasser-Conferven! und in Schweden?.
Ich kenne diese Art nur aus trocknen Exemplaren des Herrn Kützing. Agardh scheint diese, oder eine sehr ähnliche,
Art auf Conferven des Süsswassers in Schweden gesehen zu haben. Kützing sammelte sie auf Zygnema littoreum Lyngb. und
giebt 2 innere braune Flecke, also einen 2theiligen Eierstock an. Streifen fand ich auf jedem Vioo Linie der Länge 15, auf x/36 42,
V40 37, 7*8 31, 7*o 30, 7go 25, 772 21, Vog 15. Die mittlere Oeffnung war, wie bei den vorigen, deutlich. — Länge 7og — 7sg
Linie beobachtet; Breite 3 — 5mal in der Länge; Fuss kaum 7s der Länge der Stäbchen.
Erklärung der Abbildungen Taf. XX. Fig. 111.
Fig. 1. ein Stück Conferve mit 6 Fähnchen, jedes zu 1 oder 2 Stäbchen. Auch Kützing sah nicht mehr als 3, doch mag es auch mehr geben.
Fig. 2. Bauchseite. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
339. Achnanthes eaoUis, zartes FalmeiiMiiercliei». Tafel XX. Fig. IV.
A. bacillis laevibus?, teneris medio levius inflexis, a dorso ventreque acutis, pedicello elongato gracili bacillum longi-
tudine saepe superante.
Achnanthe menue, a corpuscules lisses? ', tres-menus, legerement flechis au milieu, arrondis amc
bouts du cöte ventral et dorsal, ayant un pedicule allonge grele souvent plus long que le corps.
Achnanthes — ?, Leiblefm?, Flora, bot. Zeit. 1830. f. y. 328. Taf. I. Fig. 10.
Achnanthes Leibleini, Agardh? Conspectus crit. Diatom. 1832. p. 59.
Achnanthes exüis , Kützing, Algar. sicc. Decas II. Nr. 12. 1833. Linnea, 1833. p. 577. Taf. XVI. Fig. 53.
Aufenthalt: Bei Würzburg und Tennstädt bei Halle.
Leiblein entdeckte diese Art auf Conferva rivularis, und seiner Form gab Agardh den Namen Leibleini. Es bleibt
zweifelhaft, ob Kützing's spätere Art dieselbe war, doch ist es wahrscheinlich. Kützing fand seine Art auf Conferva floccosa
und globulina im Bruchteiche. Er scheint einen 2theiligen gelblichen Eierstock beobachtet zu haben, den er als 2 Bänder beschreibt.
Streifung ist nicht zu erkennen. — Länge der Stäbchen x/96 — ^s. Linie; die Breite 4 — 6mal in der Länge. Die mittlere Oeffnung
war deutlich. Kützing beobachtete meist 4 — 6gliederige Fähnchen, ich 1 — llgliederige nach seinen Exemplaren.
Erklärung der Abbildungen Taf. XX. Fig. IV.
Es ist ein Confervenfragment mit 7 Fähnchen abgebildet. In a. ist bei 0' der Mund bezeichnet; ß. ist Bauchfläche. Vergrösserung SOOrnal i.D.
33©. Achnanthes minutissima, Zwerg -Fabnenthierclieii. Tafel XX. Fig. v.
A. bacillis laevibus?, minimis, medio levius inflexis, a dorso ventrcque obtusis, pedicello bacillum vix aequante.
Achnanthe naine, a corpuscules lisses?, nains, legerement flechis au milieu, arrondis aux bouts du
cöte ventral et dorsal, ayant un pedicule grele a peine de la longueur du corps.
22p
Achnanthes minitüssima, Kützing, AI gar. sicc. Decas VIII. 1833. Linnea, 1833. p. 578. Tafel XVI. Fig. 54.
Aufenthalt: Bei Aschersleben in Thüringen und bei Berlin.
Kützing fand diese Art im Juni an Zygnema mit Synedra ZJlna, ich fand sie sehr zahlreich an einem Zygnema bei
Berlin am 20. und 23. Februar 1835. Zugleich fand ich grosse Mengen abgefallener einzelner Stäbchen , von denen zuweilen noch 5
zusammenhingen. Einige waren gelblich, andere grünlich. Die Oeffnung war nicht deutlich. — Länge der Stäbchen Vioo V72 Linie.
Breite % bis Vs der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XX. Fig. V.
Fig. i. ist ein Fragment eines Zygnema mit 4 Fähnchen. Fig. 2 — 5. sind verschiedene Zustände und Ansichten frei umherliegender Stäbchen mit
gelblichem Eierstock, sämmtlich 300mal vergrössert. Fig. 6. ist ein Stäbchen von Fig. 1., 800mal vergrössert, mit grünlichem Eierstock, von 2 Seiten.
331. Achnanthes? inaequalis, ungleiches Falmenthierclieii.
A. corpusculis laevibns, extra medium inflexis, inaequaliter curvatis, a latere utrinque attenuatis et subacutis.
Achnanthe? inegale, a corpuscules lisses, hors du milieu flechis et inegalement courbes^ amincis et
presque aigus auas deu& etctremites du cöte lateral.
Achnanthes inaequalis9 Bericht der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1837.
Aufenthalt: Nur fossil im Bergmehl von Degernfors und Kymmene Gärd beobachtet.
Die Form hat Aehnlichkeit mit Eunotia Faba, ist aber ausser der Mitte eingeknickt. Sie bedarf noch schärferer Beobach-
tung vielleicht besser erhaltener Exemplare.
Eine Abbildung konnte nicht mehr aufgenommen werden.
Nachtrag zur Gattung Achnanthes.
Es sind überhaupt 24 Artnamen in dieser Gattung, meist von Botanikern, bisher gegeben worden, von denen nur 6 annehmbar
geschienen und von mir beobachtet worden. Die übrigen 18 haben folgende Svnonymie : 1) Achnanthes adnata Bort (1822) = A.
brevipes; 2) A. arcnata Kützing (1833) = Striatella arcuata; 3) A. bacillarioides Bory (1822) = Achn. brevipes; 4)
A. bijaga Türpin (1828) = Arthrodesmus quadricaudatus ; 5) A. bilimulata Türpin (1828) == Arthrodesmus pectina-
tus; 6) A. ddmorpha Türpin (1828) = Arthrod. pectinatus; 7) A. dubia Bory (1822) = Achnanthes brevipes; 8) Ä. in-
termedia Kützing (1833. Alg. sicc. Dec. III. und Linnea) == Achnanthes subsessilis? ; 9) A. Leibleini Agardh (1832) =
A. e&ilis?; 10) A. multiarticulata Agardh (1832) = A. brevipes; 11) A. oblü/ua Türpin (1828) = Arthrodesmus acu-
tus; 12) A. octalterna Türpin (1828) = Arthrodesmus acutus; 13) A. quadralterna Türpin (1828) = Arthr. acutus;
14) A. quadricauda Türpin (1828) = Arthrodesmus quadricaudatus ; 15) A. quadrijuga Türpin (1828) = Arthrod.
quadricaudatus; 16) A. seriata Agardh (1827. Flora, bot. Zeit. IL p. 626.) = Striatella! ', Isthmia?; 17) A. stomato-
morpha Turpin (1828) = Micrasterias?, Odontella? ; 18) A. unipunctata Greville (1827) == Striatella arcuata! .
Achnanthes intermedia wurde Herrn Kützing auf Viva (Scytosiphoii) intestinalis von einem Berliner Botaniker zuge-
sendet, ist aber schwerlich von Berlin, wo auch die Ulve fehlt. Diese Form und A. Leibleini könnten noch besondere Arten seyn.
Kützing's Melosira fragilis {Linnea 1833. p. 72.) verdient ihrer gekrümmten Glieder (?) halber hier bemerkt zu werden, lieber-
diess hat Navicula Arcus einige Aehnlichkeit mit Achnanthes - Stäbchen.
ZWEIUNDSIEBZIGSTE GATTUNG: ZICKZACKFÄHNCHEN.
Striatella. Stria teile.
CHARACTER: Animal e familia Bacillariorum, lorica simplici (silicea), altero fine loco affixum, longius
quam latum aut subquadratum, pedicello obliquo sufFultum, vexilli forinam referens, corpus-
culis saepe longe concatenatis 5 articulis interdum (Bacillariae more) hiantibus, apertura me-
dia destitutis. (=Bacillaria pedicellata.)
CARACTERE: Animal de la famille des B aciliar ies, ayant une carapace simple (siliceuse), at-
tache par un de ses bouts, plus long que large ou presque quarre^ obliquement pedi-
eule en forme dun petit drapeau^ se developpant en chaines souvent baillantes^ sans
Ouvertüre au milieu des corpuscules. ( = Racillaire pediculee^)
Die Gattung der Zickzackfähnchen ist in der Familie der Stabthierchen durch einfachen (Kie-
sel-) Panzer ? durch Angeheftetseyn mit einem Körperende , durch grössere Länge als Breite des fast qua-
dratischen Körpers ? und durch schief ansitzenden Stiel bezeichnet, unterscheidet sich aber durch fahnenar-
tige Entwickelung von Ketten mit oft klaffenden Gliedern ohne mittlere Körperöffnung. (Es sind gestielte
Zickzackthierehen.)
58
330
Die erste Form dieser Gattung entdeckte vielleicht Decandolle 1815 bei Dieppe und nannte sie
Diatoma rigidum, doch konnte es auch ein Achnanthes und noch anderes gewesen seyn. Lyngbye be-
schrieb 1819 wohl ein Fragment der Striatula arcuata als Fragilaria unipunetata. Agardh beschrieb
1824 dasselbe als Diatoma unipunetatum. Greville bildete 1827 zuerst diese Art vollständig als Ach-
nanthes unipunetata von Carmichael ab, und Agardh stellte sie 1832 mit der Conferva striatula der
Engl, bot als 2te Art in die neue Gattung Striatella, in welche er das stiellose Diatoma arcuatum
{Tessella) mit der gestielten Achnanthes unipunetata als 2 Arten zusammenfasste. Kützjng nannte 1833
auch das Diatoma arcuatum von Lyngbye Achnanthes arcuata^ und die Fragilaria unipunetata mit
Greville Achnanthes unipunetata^ verwechselte aber ebenfalls, wie Agardh, die Charactere beider For-
men, so dass er den Stiel der letzteren, die er selbst sah, durch Agardhs Verwechselung verleitet, auch
der ersteren zutheilt, die er nicht sah. Ich erhielt von Herrn Kützing Exemplare seiner Achnantltes ar-
cuata der Ostsee und sah sie später lebend in der Nordsee. Erst neuerlich habe ich mich überzeugt, dass
Lyngbye's Diatoma arcuatum, welches ich von Hoffmann Bang erhielt, eine Agardh s Striatella arcuata
und Kützing's Achnanthes arcuata zwar sehr ähnliche, aber von ihr ganz verschiedene, Form, eine Tes-
sella ist, die ich als Tessella arcuata verzeichnet habe. Smith's Conferva striatula der English bot.
1808. Tab. 1928. ist entweder dieselbe, oder, was ich jetzt vorziehe, Tessella Catena gewesen. Ich bin
daher nun der Meinung , dass Achnanthes arcuata Kützing derselbe Körper ist, welchen Lyngbye Fragi-
laria unipunetata nannte, sicher aber wohl derselbe, welchen Greville Achnanthes unipunetata nannte,
und dass die Gattung nur die eine bekannte Art besitzt, welche Str. unipunetata heissen sollte. Dennoch
müssen erst Original -Exemplare von Lyngbye's Fragilaria und Greville's Achnanthes zu Rathe gezogen
werden. — An Organisation ist ein mit innern dueerriefen versehener, platter, tafelartiger Kieselpanzer er-
mittelt, dessen Oeffnungen, wie bei Tessella, unklar blieben. Der wahrscheinliche Eierstock ist anfangs in
viele rundliche Häufchen zertheilt, und ballt sich später in eine grosse Kugel zusammen.
Die geographische Verbreitung ist wegen vorhandener Verwechselung von 2 ähnlichen Formen un-
sicher beobachtet. Die hier beschriebene Form lebt, meinen directen Anschauungen zufolge, bei Flensburg
in der Ostsee und bei Gothenburg in der Nordsee.
33£. Striatella arcuata, gekrümmtes Zickzackfälmcheii. Tafel XX. Fig. VI.
St. loricae singulae tabellaris subquadratae lineis longitiidinalibiis internis transversc sulcatis. 3 — 7, polypariis (vexil-
lis) taeniaeformibus saepe curvatis.
Striatelle arr/uee^ ä carapace tabellaire presc/ue quarr ee, ayant 3 — 7 lignes longitudinales internes
transversalement rayees et les polypiers {drapeauai) en forme de rubans souvent couröes.
Diatoma rigidum, Decandolle? Flore francaise, 1815. II. p. 49. s. Achnanthes longipes, Tessella, Bacillaria.
Fragilaria unipunetata, Lyngbye, Ten tarn. Hydroph. dan. 1819. p. 183. Tab. 62.
Diatoma unipunetatum , A gar d h ? S y s t e m a A 1 g a r um , 1824. p. 6.
Achnanthes unipunetata, Carmichael nach Greville, Scottisli crypt. Flora 1827. Tab. 287.
Striatella arcuata exclus. synon. , \ . n . , ^ . , ^Qo0
J ' l Agardh. Consp. cnt. Diatom. 1832.
— unipunetata, \
Achnanthes arcuata! , i ,... T . .ODO r-0 r~4
3 K Kutzisg, Linnea, 1833. p. 573. 574.
— unipunetata, S
Striatella, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1835. p. 173.
Aufenthalt: Sicher im Flensburger Meerbusen und in den Gothenburger Schären, vielleicht auch im Mittelmeere und bei England
und Norwegen beobachtet.
Ich habe diese Form gleichzeitig mit Tessella Catena 1835 lange in Berlin lebend erhalten. Sie sass auf Callithamnium
fruticulosum von Gothenburg. Bewegung zeigte sie natürlich gar nicht. Die Form von Flensburg auf Rltodomela subfusca, von
Fröhlich gesammelt, erhielt ich trocken durch Kützing, der sie auf Ceraminm und Hutchinsia sah. Nach ihm sammelte v. Suhr
sie auf Fühnen, Naccari bei Venedig, v. Martens bei La Spezzia. Carmichael fand sie bei Schottland, und Lyngbye bei
Norwegen auf Ectocarpus siliculosus. Die Krümmung ist ein nur zufälliger Character, entstehend durch das Streben zur klaffenden
Zickzackbildung der Bänder. Der Eierstock ist grünlichgelb, und wenn er sich zusammenballt, wird er röthlich und violet. Die Thei-
lung geschieht nicht immer in gleichen Abständen. Bei flüchtiger Betrachtung ist man geneigt, jede Längslinie für eine Grenze eines
Stäbchens zu halten, allein die wahren Grenzen sind breiter und auch bei oetrockneten durch Anfeuchten zu erkennen. Auf Vioo Li*
nie der Länge zählte ich 9 Queerstriche, auf Vis 52, V20 48, %* 40, 736 26, 7*s 20, % 16, l/72 13, Vog 10. — Länge der
Stäbchen 748 — 7is Linie; Breite oft der Länge gleich, kurz nach der Theilung schmäler, kurz vor derselben scheinbar breiter. —
Vielleicht hat man sich diese Formen als zusammengedrückte Gallionellen zu denken. — Die zur Gattung Tessella angezogenen,
von mir nicht beobachteten, Formen sind sämmtlich auch hier zu vergleichen. Die Synonyme der Str. arcuata Agardh gehören zur
Tessella arcuata.
Erklärung der Abbildungen Taf. XX. Fig. VI.
Auf einer Spitze des Callithamnium sind 4 Fähnchen abgebildet: a. ein jüngeres, kleineres, aus 6 Täfelchen (Einzelthieren) bestehendes;
ß. ein älteres, zur Zickzackbildung geneigtes; y. ein grösseres, aus 2% Täf eichen gebildetes; S. ein grösseres Einzelthierchen. Die allzuschmalen Tä-
felchen, welche an den Enden vorkommen, mögen abgebrochene Fragmente seyn. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
331 —
V EMU T JE S m € T E O J¥: XtACEVMWAT'A.
DREIUNDSIEBZIGSTE GATTUNG: GALLERTSCHIFFCHEN.
Frustulia. Frustulie.
CHARACTER: Anirnal e fanülia ßatillariorum, involucro duplici indutum, lorica propria silicea, lacerna
gelatinosa, diffornti; corpusculis sparsis aut acervatis.
CARACTERE: Animal de la famille des Bacillaries , ayant une enveloppe double , la carapace
siliceuse et un manteau gelatineux difforme; a corpuscules epars ou grouppes.
Die Gattung der Gallert Schiffchen unterscheidet sich in der Familie der Stabthierchen durch dop-
pelte Hülle, einen eigentlichen Kieselpanzer und einen gallertigen unförmlichen Mantel, in welchem die Kör-
perchen zerstreut oder haufenweise eingehüllt sind.
Agardh gab den sprachlich nicht ansprechenden Namen Frustulia 1824 einer Gruppe von Körpern,
die er für Algen hielt, die aber Bory de St. Vincent schon 1822 unter dem Namen Navicula zum Theil
abgesondert hatte. Beide Beobachter sahen die Formen zuweilen in Gallerte gehüllt. Agardh, welcher
meist Seekörper beobachtete, hielt den Schleim für dazu gehörig, Bory für zufällig. Agardh hielt daher
seine Körperchen für ganz andere Dinge, und diese Umstände haben zu einiger Leidenschaftlichkeit auf bei-
den Seiten geführt. Wie gewöhnbeh hatten beide Beobachter recht und unrecht. Nur erst im Jahre 1835
habe ich wirkliche Frustulien im Sinne Agardh's kennen gelernt, während ich sonst oft die allerverschie-
densten Naviculas im Schleime von Froschlaich und andern ähnlichen Dingen, zuweilen in dichter Menge,
fand, wie auch Agardh verschiedene Arten als beisammenlebend bezeichnet hat; diese waren Naviculae.
Uebrigens sollten die Frustuliae 1824 in fadenartigen Schleim gehüllt seyn, es waren also wohl Naune-
mata hauptsächlich beobachtet worden. Agardh änderte 1830 bis 1832 seine Ansicht dahin, dass er ei-
nen gestaltlosen Schleim als Basis derselben ansah, und er unterschied die gekrümmten Arten als Cymbellct
von den geraden Frustulien. Die Naviculas verwies er in das Reich der Psychodien. Bory scheint wahre
Frustulien nie gesehen zu haben, auch Kützing hat keine beobachtet, daher hat letzterer den Unterschied
der Naviculae, Cymbellae und Frustuliae ganz fallen lassen und allesammt (55 Arten) Frustulia ge-
nannt, was aber dann hätte Navicula heissen müssen. In den Abhandlungen der Berliner Akademie 1833-
(1832.) wurde p. 293. die Gattung Frustulia zweifelhaft angenommen und zuerst bei den Infusorien ver-
zeichnet. Seitdem ist sie von mir, aber nur in zwei Arten, vielfach beobachtet worden. Wallroth's Vor-
schlag 1835, den nicht glücklichen Namen Frustulia in Temachium abzuändern, ist zu verwerfen, weil
der erstere Name doch nicht geradehin sprachwidrig ist. — An Organisationsverhältnissen ist bei den wah-
ren Frustulien ausser der Gallerthülle ein Kieselpanzer beobachtet, welcher, ganz dem von Navicula gleich,
6 zu 2 sich gegenüberstehende Oeffnungen besitzt, deren zwei die Mitte, vier die Enden einnehmen. Ein
2- bis 4blätteriger farbiger Eierstock und Magenbläschen sammt 2 hellen drüsigen Stellen, vielleicht männ-
lichen Samendrüsen, sind andere Theile des Organismus.
Die geographische Verbreitung der GallertschifFchen ist bis jetzt nur in der Nordsee bei Gothenburg,
bei Carlsbad im Mineralwasser und bei Königsborn im Soolwasser sicher beobachtet worden. Für fossile
Formen giebt es noch kein Unterscheidungszeichen von Naviculis, da die Gallerthülle zerstörbar ist,
333. Frustulia appendiculata, »räunliches Oallertscniffchen.
F. corpuscnlis laevibus?, lineari-lanceolatis, obtusis, in gelatina difformi sparsis.
Frust ulie brunätre, a corpuscules lisses?, lineaires-lanceoles, obtus, epars dans une gelatine amorphe.
Frustulia appendiculata, Agardh, Flora, bot. Zeitung, 1827. II. p. 626. Icones Algarum europaear. Tab. I. 1828.
Cymbella appendiculata, Agardh, Conspect. crit. Diatom. 1830. p. 9.
Frustulia appendiculata, Kützing, Linnea, 1833. p. 542.
Frustulia appendiculata, in Wiegmann's Archir für Natuvg. 1836. I. p. 244. II. p. 185.
Aufenthalt: An feuchten Wänden des Mineralwassers in Carlsbad ausserhalb des Wassers.
Agardh hat von dieser Form eine ziemlich gute Abbildung gegeben, ohne jedoch ihr Verhältniss zur Gallerte darzustellen.
Warum er sie später zu Cymbella zog und sie halbmondförmig nennt, ist nicht einzusehen. Ich vernuithe eine Verwechselung im
Schreiben. Die Form gleicht der Navicula gracüis sehr, ist aber auf der Bauch- und Rückenseite mehr abgerundet, auf den JLa-
teralflächen paralleler und kleiner. In der Gallerte liegt sie zerstreut, ohne besondere Zellen. Ich erhielt sie auf meine Bitte durch.
Herrn Fischer lebend nach Berlin. Ihre Eingeweide lassen sie sehr lebhaft bunt erscheinen und sind ein bräunlichgrüner Eierstock
mit 2 augenartigen grossen männlichen Drüsen und einigen hellen Magenblasen. Ihre mittlere Oeffnung ist ein breiter Queerspalt, die
andern sind rund. Streifung Hess sich nicht bemerken. Längstheilung war oft sichtbar Länge V500 bis Voo Linie; Breite 4 — 5mal
in der Länge.
Eine Abbildung konnte nicht mehr aufgenommen werden.
232
334. Wrustulia maritima, See-Oallertscliiffclieii.
F. coqmsculis laevibus?, linearibus, utrinque rotundatis, in cellulis gelatinosis contigiüs acervatim nidxilantibus.
Frustulie maritime, a corpuscules lisses? , lineaires, arrondis aua deux e&tremites et se mulii-
pliant par grouppes en cettules gelalineuses separees contigues.
Conferva multicapsularis var., Dillwtne? Brit. Conferv. 1809. p. 59. Sup. PL D.
Aufenthalt: Im Nordseewasser von Gothenburg und vielleicht bei Swansea in England,
Diese Form ist sehr ausgezeichnet und hat die grösste Aehnlichkeit mit Syncyclia Salpa. Sie hat mich erst völlig über-
zeugt, dass die Gallertschiifchen wirklich existiren. Vielleicht beobachtete sie Agardh 1824, verwechselte sie aber schon damals mit
Naviculis. Diese Art bildete mehrere Zoll grosse Gallerthaufen von bräunlicher Farbe an Gläsern voll lebender Seepflanzen und See-
wasser aus Gothenburg /die ich durch Herrn Dr. Loven's Güte erhalten, 8 Monate nach ihrer Ankunft in Berlin. In den einzelnen
unregelmässigen Gallertzellen waren 1 — 20 Naviculae oft in deutlicher Längstheilung. Der blassgelbliche Eierstock hatte 2 äussere
etwas dunklere, 2 innere hellere Platten, und darin je 2 helle Kugeldrüsen. — Grösse der Naviculae Vioo — Vqg Linie; Breite lU
— lls der Länge. Streifung war nicht zu erkennen. Die Form ist fast gar nicht lanzetförmig.
Eine Abbildung konnte nicht mehr aufgenommen werden.
335. Frustulia salina, Nalz-Oallertsdiiffcben.
F. corpusculis angustissime linearibus, ab uno latere utrinque subito acutis, ab altero rotundatis, in gelatina continua
dense sparsis, transverse striatis.
Frustulie saumätre, a corpuscules lineaires tres-etroits, brusquement aigus aua> deux bouts d?un
cöte, obtus de V autre cöte, ayant des raies transversales et se developpant bien serres dans
une gelatine continue.
Aufenthalt: Im Soolwasser von Königsborn.'
Ich erhielt diese Form in grosser Menge millionenweise aus der preussischen Saline Königsborn im Soolwasser lebend nach
Berlin. Hier ist offenbar auch die farblose Gallerte nur mit Einer Art von Navicula erfüllt und gehört dieser als Mantel an. Es
sind sehr feine Stäbchen wie Navicula Acus, aber weniger spitz. Die Farbe des Eierstocks ist sehr blassgelb. Ich zählte 23 Strei-
fen in Voo Linie der Länge. — Länge der Stäbchen V192 — l\m Linie; Breite 5 — lOmal in der Länge.
Eine Abbildung konnte nicht mehr aufgenommen werden.
Nachtrag zur Gattung Frustulia.
Nachdem Agardh 1824 im Systema Algarum mit Gründung der Gattung 7 Arten (eine im Anhange) verzeichnet hatte,
beschrieb er noch 8 in der Flora oder botanischen Zeitung 1827 , trennte diese 15 Arten aber 1830 im Conspectus criticus Dia-
iomacearum in Cymbella und Frustulia. Der Gattung Cymbella gab er 1830 allein 17 Arten, und der Gattung Frustulia 1831
ebenda 6 Arten, zusammen 23 Allen. Er hatte alle Naviculas, die Einzelthierchen einiger Cocconema, Synedra, Podosphenia*
die Pyccidicula und noch andere Formen in jene Gruppen vereinigt. Leiblein beschrieb wohl 1827 I. p. 259. in der Flora die
Spongillennadeln als Fr. asbestina, und Düby nannte 1828 im Botanicon gallicum das Meridion vernale: Frustulia circula-
ris. Kützing beschrieb dann 1833 in der Linnea VIII. diess fast alles in der einzigen Gattung Frustulia als 55 Arten derselben.
Corda hat 1835 im Almanac de Carlsbad auch 2 neue Namen gegeben, die aber Naviculis angehören. Hier konnte von mir von
allen früheren Namen nur 1 angewendet werden, und es sind 2 neue Artnamen dazu gekommen; im Ganzen sind der Gattung 66 Art-
namen ertheilt worden, von denen 3 haltbar sind. Folgendes ist ein Versuch zur Deutung der übrigen 63 Namen: 1) Frustulia acu-
minata Kützing = Navicula Sigma; 2) F. acuta Agardh (1824) = Spongillarum aciculae; 3) F. adnata Kützing =
Eunotia JFestermanni ; 4) F. aequalis Kützing = Fragilaria r/iabdosoma? , Synedra Ulna? ; 5) F. agrestis Corda =
Navicula viridis?; 6) F. anceps Kützing = Nav. fulva; 7) F. appendiculata Corda = Nav. quadricostata ; 8) F.
asbestina Leiblein == Spongilla lacustris? ; 9) F. attenuata Kützing = Nav. Hippocampus; 10) F. bidentata Kützing
= Podosphenia gracilis? ; 11) F. circularis Düby = Meridion vernale; 12) F. coffeaeformis Agardh (1827) = Nav. qua-
dricostata?, Frustulia? , Cocconema? ; Kützing = Cocconema cymbiforme; 13) F. conjugata Kützing = Nav. fulva? ;
14) F. conspurcans Martiüs [Agardh] (1831) = Nav. gracilis; 15) F. copulata Kützing = Cocconema Cistula; 16) F.
cuneata Agardh (1824) = Podosphenia cuneata; 11) F. cuspidata Kützing = Nav. Amphisbaena; 18) F. crinita v. Mar-
xens (Kützing) = Epipyzcis Utriculus; 19) F. cymbiformis Kützing = Cocconema cymb.; 20) F. depressa Kützing == .
Nav. fulva; 21) F. elliptica Agardh (1824) [Addenda] = Frustulia?, Cocconema?-, 25) F. fasciata Agardh (1827) =
Synedra Ulna?; 23) F. fulva Kützing = Cocconema Cistula; 24) F. gastroides Kützing = Cocconema cymbiforme;
25) F. geminaia Kützing = Cocconema Cistula? ; 26) F. hyalinaKvTzmG = Nav. gracilis?; 27) F. incrassataKvnzma
= Nav. gibba; 28) F. inflata Kützing = Cocconema gibbum? ; 29) F. lurgensii Agardh (1831) = Eunotia turgida?,
Synedra Ulna?; 30) F. lanceolata Agardh (1827) = Nav. lanceolata; 31) F. latefasciata Kützing = Nav. fulva; 32)
F. Lyngbyei Kützing = Podosphenia cuneata?, Echinella? ; 33) F. maculata Kützing = Cocconema Cistula?; 34) Fm
major Kützing = Nav. fulva; 35) .F. minor Agardh (1824) = Nav. fulva; 36) F. multifasciata Kützing = Nav. gra-
cilis; 37) F. Nitzschii Kützing = Nav. sigmoidea; 38) F. novilunaris Agardh (1827) = Frustulia?, Cocconema*; 39)
F. oblonga Kützing = Nav. gracilis?; 40) F. obtusa Agardh (1824) = Synedra Ulna; 41) F. olivacea Kützing =
Echinella olivacea; 42) F. operculata Agardh (1827) = Pyccidicula operc; 43) F. ovalis Kützinö = Coccon. Cistula?,
Nav. striatula?; 44) F. Palea Kützing = Nav. gracilis; 45) F. paludosa Kützing = Podosphenia?, Synedra?; 46) F.
parasitica Agardh (1824) = Synedra Ulna; 47) F. parvula Kützing = Nav. fulva; 48) F. pellucida Kützing = Nav.
333 —
pellncida; 49) F. picta Kützing = Eunotia turgida; 50) F. punctata Kützing = Nov. viridis?; 51) F. (/iiadrangula
Agardh (1827) = Synedra Ulna? ; 52) F. cjuinquepnnctata Kützing = Nav. Librile ; 53) F. Scalptrum Kützing =
Nav. Scalprum; 54) F. splendens Kützing = Synedra Ulna; 55) F. subtilis Kützing = Closterium rostratum? ; 56) F.
subulata Kützing = Closterium rostratum juv.; 57) F. tenuissima Kützing = Fragilaria rhabdosoma; 58) F. Ulna
Agardh (1831) = Synedra Ulna; 59) F. ventricosa Agardh (1827) = Cocconema gibbum? , Nav. Amphisbaena? ; 60)
F. vermicularis Kützing = Nav. ciirvula? ; 61) F. viridescens Corda = Nav. gracilis; 62) F. viridis Agardh (1824)
= Nav. viridula?; Kützing = Nav. viridis; 63) F. viridula Kützing =s= Nav. viridula. — Die Synonyme der Gattung
Cymbella sind hinter Cocconema nachzusehen. Frustidia coffeaeformis, elMptica und novilunaris sind weiter zu vergleichende,
vielleicht hierher gehörige, Arten. Zwischen wahre Frustulien fressen sich andere Stabthierchen {Naviculae) nur selten ein.
VIERUNDSIEBZIGSTE GATTUNG: RINGSCHIFFCHEN.
Syncyclia. Syncyclie.
CHARACTER: Aninial e familia Baeillariorum, involucro duplici, lacerna externa gelatinosa difFormi et
lorica (silieea) naviculari indutum, corporis divisione spontanea decussata intra gelatinam in
annulos Salpae prolem referentes consoeiatum.
CARACTERE: Animal de la famille des Bacillaries, ä double enveloppe^ ayant im manteau ge-
latineux exterieur difforme et une carapace naviculaire {siliceuse)^ se developpant
par la division spontanee croisee (?) du corps^ en forme de petils cercles plonges
dam la gelatine^ semblables aux petits des Biphores.
Die Gattung der Ringsehiffchen enthält Stabthierchen mit einer doppelten Hülle, einem Schiff-
artigen (Kiesel-) Panzer und einem äusseren formlosen gallertigen Mantel, die durch kreuzweise (?) Selbst-
theilung des Korpers kleine geschlossene, in der Gallerte liegende, Cirkel bilden, welche den Jungen der
Salpen-Mollusken gleichen.
Die Gattung Syncyclia wurde 1835 in den Abhandlungen der Berliner Akademie zuerst bezeich-
net, und sie enthält bis jetzt nur eine einzige Art — Von Organisation ist ausser dem Kieselpanzer und
seiner Hülle nur der grüne Eierstock in derselben Form erkannt worden, wie er bei den Naviculis zu seyn
pflegt. Doch sind nie mehr als 2 Theile desselben beobachtet. Zwei Oeffnungen schienen, wie bei Nav.
quadricostata und Amphora , auf derselben Seite in der Mitte zu liegen, waren aber nie deutlich.
Die Kenntniss der geographischen Verbreitung ist bis jetzt auf den Hafen von Wismar beschränkt.
336. Syncyclia Salpa, salpenartiges Kingscliiffclieii. Tafel xx. Fig. XL
S. corpusculis semi-ovatis, laevibus, saepius senis, in tubulos breves s. annulos conjunctis, ovario laete viridi.
Syncyclie Biphore^ a corpuscules semi-ovales, lisses, souvent si& a sia) joints en tuyaucc courts
semblables a des anneaujc, ayant V ovaire vivement vert.
Syncyclia Salpa, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1835. p. 174.
Aufenthalt: Bei Wismar in der Ostsee.
Ich entdeckte diese Form im August 1834 als grünlichen Schleim an Fucis, und habe sie recht wohl aufbewahrt vor mir.
Die kleinen Panzer sind un verbrennlich y die Gallerte verbrennt. Erstere sind biegsam, haben daher beim Trocknen Längsfalten, die
den lebenden fehlen. Auch treten beim Trocknen die Enden zapfenartig hervor. Queerstreifung fehlt. Oft sind 2, oft 3, meist 6,
zuweilen 8 verbunden. Die Gallertlüille ist etwas grünlich. — Länge der Stäbchen Vi 9 2 — V48 Linie beobachtet; Breite der halb -eiför-
migen Einzelthiere 3 — 4mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XX. Fig. XL
Eine Gruppe der lebenden Thierchen mit ihrer Gallerte, a. ein junges Doppelthierchen ; ß. ein halb - eiförmiges Einzelthierehen ; y. ein grösseres Doppel-
thierchen; d. ein Ring von 6 Thierchen mit 2theiligem Eierstocke, von der Seite gesehen; e. ein Ring von 8 Thierchen; £. ein Ring von 6 Thier-
chen, von vorn gesehen. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
FÜNFUNDSIEBZIGSTE GATTUNG: RÖHRENSCHIFFCHEN.
lanaema. Hanne nie.
CHARACTER: Animal e familia Bacillariorum, involucro duplici , lacerna externa tubulosa mucosa et lo-
rica (silieea) naviculari mdutiim, spontanea divisione corporis et loricae perfecta, lacernae
imperfecta in tubulos filiformes discretos, saepe ramosos, Confervas aemulantes abiens.
59
334
CARACTERE: Animal de la f anritte des Bacillaries^ ä double enveloppe^ aycmt U7ie carapace
naviculaire (siliceuse) et im manteau gelatineux exterieur tubnleux^ se developpcmt
par la division sponfanee parfaite du corps et de la carapace , mais imparfaite du
manteau, en tuyaux filiformes separes, souvent rameux et donnant T aspect des Con-
ferves.
Die Gattung der Röhrenschiffehen enthalt Stabthierchen mit doppelter Hülle, einem schiffarti-
gen (Kiesel-) Panzer und einem äusseren röhrenförmigen Mantel, welche, durch vollkommene Selbsttheilung
des Körpers und Panzers, aber unvollkommene des Mantels, sich zu fadenartigen, oft verzweigten, geson-
derten Röhren entwickeln, die ganz das Ansehen von Conferven haben.
Die Gattung Naunema wird hier zuerst characterisirt, es waren aber schon Formen derselben un-
ter den Namen Conferva, Bangia^ Schizonema, Monema u. s. w. beschrieben. Letzteren Namen hat Gre-
ville 1827 für diese Körper gegeben, allein da er doch in Mononema umgeändert werden müsste und
dann doch noch den falschen Begriff von einfachen Fäden hervorhebt, so habe ich das ähnliche Naunema
(filum naviculis repletum) dafür gesetzt. Die ersten Arten der Gattung beschrieb Trentepohl bei Roth
{Catal bot. HL 1806.) als Conferva rutilans, und Roth selbst als Conf. rufa, vielleicht auch C. sub-
divisa. Ferner nannte Smith in der Engl, bot 1806.? eine Art Conferva comoides, und gleichzeitig Gra-
telolp in Dax {Observ. sur Vete de 1806) eine andere Ceramium lucidum. Wieder andere beschrieb
1809 Dillwyne als Conferva comoides und vielleicht Conf. paradoxa. Diese nannte Agardh 1817
Scytonema comoides. Lyngbye vereinigte diese Körper 1819 in seiner Gattung Bangia, die er von Gloeo-
nema Agardh's 1812 und von dessen Scytonema comoides unterschied. Bonnemaison in Quimper nannte,
wie Agardh glaubt, 1822 eine Art Spermogonia , eine andere Gloionema fucicola. Bory de St. Vin-
cent zog 1822 diese Formen zu den Arthrodien und Zoocarpen in sein Reich der Psychodien (Biet,
class. I. p. 597.). Lamoüroux stellt sie ebenda {Vol. IL p. 184.) zu den Hydrophyten. Gaillon be-
schrieb 1823 eine wohl hierher gehörige Form, die er für Conferva comoides von Dillwyne hielt, als
Girodella comoides (s. Schizonema), die aber erst 1825 durch das Biet, des sc. not. Nemazoaires be-
kannt wurde. Agardh sonderte 1824 Lyngbye's Gattung Bangia in Bangia und Schizonema, und ver-
einigte viele der hierher gehörigen Formen in der letzteren mit 10 Arten. Scytonema comoides hielt er
gesondert. Türpin erklärte die Girodella 1827 für eine gewöhnliche Alge mit besonderer sehiffahnlicher
Körnermasse. Bory hielt 1827 die Conferva comoides fälschlich für eine Gallionelle {Biet, class. Na-
vicule p. 473.), und bald darauf (p. 474.) für ein Gloeonema, das er nur für Urschleim {Chaos) ansah,
worin sich zufällig Naviculae eingenistet hätten, die ihn auch durchfurchten und verästeten. Neue Arten
von Naunema beschrieb Agardh 1827 als Schizoneina pumilum und tenue, und er trennte die Gattung
Micromega ab. Greville spaltete 1827 die Gattung Schi%onema in Berkeleya, Monema und Schizo-
nema, letztere 2 gerade in dem Sinne, welcher hier befolgt wird, und rechnete zu Naunema {Monema)
4 Arten, Dillwynii, quadripunetatum, micans und apiculatum. Die Gattung Berkeley a {Micromega?)
ist vielleicht auch nur ein Naunema mit dickeren Gallerthüllen, und 1829 hat er noch Monema comoi-
des abgebildet, welches Agardh Schiz. Grevillii nennt. Chauvin vertheilte unter den Algen der Normandie
1828 eine Art als Schi%onema helminthosum. Diese führt Bory 1829 mit andern Röhrenschiffehen als
Arten der Gattung Schizonema auf {Biet, class). Agardh beschrieb dann 1830 unter 19 Arten seiner
Gattung Schizonema eine überwiegende Zahl von Formen der Gattung Naunema. — An Organisation ist
so viel ermittelt, dass der eigentliche Panzer der einzelnen Schiffchen aus Kieselerde besteht, die gallertige
Hülle aber verbrennlich ist. Die Schiffchen sind den Nameulis in allen Dingen höchst ähnlich, haben aber
von den 6 Oeffnungen nur die 2 mittleren erst direct erkennen lassen. Zuweilen schien von der Spitze
jeder Navicula ein Canal nach dem Rande der Röhre zu gehen. Die gelblichgrünen 2 — 4 Platten der Eier-
stöcke sind sammt der Längstheilung sehr deutlich. Bei N. simplex sind auch Samendrüsen ähnliche Or-
gane beobachtet. (Vergl. Schizonema.)
Die geographische Verbreitung scheint sehr gross zu seyn, die Formen sind aber zahlreich und nicht
scharf genug von den verwandten Gattungen geschieden worden. Ich selbst kenne sie aus der Nordsee und
Ostsee. An den westlichen Küsten von Schottland und Frankreich erscheinen sie avoM im atlantischen
Meere. Auch im Mittelmeere bei Triest und Venedig sind sie beobachtet, und eine zweifelhafte Art lebt
im Gloeonema des Süsswassers bei Berlin (vergl N. Hojfmanni).
33¥. Naunema simpler, einfaches Itöliren^clii Hollen. Tafel XX- Fig. XII.
N. naviculis oblongis apice rotundatis , nee lanceolatis, laevibus, in singula serie tubulos filiformes flexiles replentibus.
Nauneme simple , a navicules oblong ues, arrondies au& bouts, point lanceolees, lisses, disposees en
simple serie dans les tuyaucc filiformes fle&ibles.
— 235 —
Schizonema tenue, Agardh? Flora, bot. Zeit. 1827. II. p. 627. Icones Algar. europ. 1828. Tab. 3.
Aufenthalt: Bei Wismar in der Ostsee! und vielleicht bei Triest im mittelländischen Meere.
Ich fand diese Form am 1. Sept. 1834 an Ceramium hyalinum. Die inneren Thierchen sind denen von N. Arbusciäa
am meisten ähnlich, aber gar nicht lanzetförmig und auf allen 4 Seiten fast ganz gleich (?). Die Eierplatten waren bräunlich und 2
sich schief gegenüberstehende helle Kugeln schienen Samendriisen zu seyn. — Länge der Schiffchen Vog — V*8 Linie; Breite 4 — 5mal
in der Länge. Ich sah dieselbe Form nie anders.
Erklärung der Abbildung Taf. XX. Fig. XII.
Es ist eine kurze Röhre auf Ceramium angeheftet, mit 4 inneren Schiffchen, bei 300maliger Vergrösserung abgebildet.
338. Naunema imitrymi, Dillwyne's «öliren^cliifrclicn. Tafel XX. Fig. xm.
N. naviculis oblongis minoribus, a dorso ventreque apice rotundatis, a latere truncatis, nee lanceolatis, laevibus, in
tubulis ramosis acervatim dense consociatis.
Nauneme de Dillwyne, a navicules oblongues, petites, arrondier aucc bouts du cöte dorsal et du cöte
ventral^ tronquees aucc bouts lateraucc, point lanceolees, lisses, serrees en plusieurs rangs
dans les tuyaucc simples rameucc.
Conferva rutilans, Trentepohl? in Roth, Catalecta bot. III. p. 179. 1806.
Conferva foetida, Dillwyne? British Conf. T. 104. 1809. — Jürgens, Alg. sicc. Dec. X. Nr. 8. 1817.*
Conferva rutilans, Jürgens? Alg. sicc. Dec. I. Nr. 3. 1816.
Schizonema Dillwynü, l A(JARDH? Syst> A, Q 10- 1824
— rutilans, S
Monema Dillwynü, Greville! Scottish crypt. Flor. 1827. Tab. 297.
Aufenthalt: Bei Helgoland!, wahrscheinlich auch bei Oldenburg, Norderney, an der Küste von Schottland, bei Fühnen und in der
Ostsee bei Copenhagen! und Wismar! beobachtet.
Die gallertigen Schläuche dieser Art sind zuweilen ganz einfach fadenartig, oft aber stark verästet, und sie bilden auch con-
fervenartige dicke Büschel. Sie sind immer mit einem Ende festsitzend. Die Synonymie ist auch durch Originalexemplare nicht zu
entziffern. Es scheint mir, dass man dieser Form sehr viele Namen gegeben hat. Der Eierstock bildet 2 grünliche Platten. Ueber
das Physiologische der Polypenstockbildung vergl. Schizonema. Die glatten fast weichen, aber doch kieselhaltigen kleineren Panzer
characterisiren diese Art, welche auch schon Lyngbye mit Bangia quadripunetata verwechselt zu haben scheint, da ich schöne
Exemplare von Hoffmann Bang unter dem Namen Bangia quadripunetata Lyngbye erhielt. — Länge der Schiffchen Vm — Vao
Linie; Breite 3 — 4mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XX. Fig. XIII.
Fig. 1. ist ein dichter Büschel auf einem schwärzlichen Algenfragment von Copenhagen in natürlicher Grösse; Fig. 2. ist ein Stück der verästeten
Röhrenschiffchen bei 300maliger Vergrösserung.
339« Naunema Moffmanni, MoffmaniTs RohrenscbifFcben.
N. naviculis minoribus, laevibus, a dorso ventreque lanceolatis obtusis, a latere truncatis linearibus, in tubulis (saepe)
ramosis, dense confertis.
Nauneme de Ho ff mann, a navicules petites, lisses, lanceolees et obtuses au dos et au venire, li-
neaires et tronquees aucc cötes lateraucc, tres-nombreuses et serrees dans les tuycmcc rameutc.
Bangia rutilans, Lyngbye, Tentamen hydroph. dan. 1819. p. 84. Tab. 24.
Schizonema rutilans, A&ardh, Syst. Alg. 1824.
— Hoffmami , Agardh , Conspect. crit. Diatom. 1830. p. 17.
Aufenthalt: Auf Fühnen und den Faeroer Inseln.
Diese Art ist im Aeusseren wegen dünnerer oder dickerer Röhren oft sehr abweichend, allein es scheint nur magerer oder
fetterer, einfacherer oder ästigerer Wuchs zu seyn. Auch der Seidenglanz ändert darnach ab. Letzterer entsteht durch die kleinen
"Kieselpanzer der inneren Naviculae. Roth's C. rutilans mag die vorige Art gewesen seyn, weil ich sie von Helgoland beobachtete.
Diese sah ich nur von Fübnen durch die Güte von Hoffmann Bang, des Entdeckers, dessen Exemplare Lyngbye und Agardh
beschrieben. Die Form der prismatischen, nicht cylindrischen Naviculae ist wie bei N. balticum, aber nicht so spitz und kleiner.
— Länge der Schiffchen Voe Linie; Breite 4mal in der Länge. Es lebt im Frühjahre im brakischen Wasser der Bäche und hat oft
einen röthlichen Glanz, gewöhnlicher ist es grünlich oder gelblich. — Eine dieser Art sehr ähnliche Form lebt in den Röhren des
Gloeonema als Parasit und ist vielleicht als N. parasiticum abzusondern.
Eine Abbildung konnte nicht mehr aufgenommen werden.
340. Naunema Arhuscula, baumartiges RöhrenscMffclieii. Tafel XX. Fig. XIV.
N. naviculis validioribus striatis, a dorso ventreque lanceolatis, obtusis, a latere linearibus truncatis, in tubulis fruti-
culosis erectis dense consociatis.
Nauneme Arbrisseau, a navicules robustes rayees, lanceolees et obtuses au dos et au venire, li-
neaires et tronquees au cöte lateral, tres-nombreuses et serrees dans les tuyaucc dresses en
forme d? arbrisseau.
Aufenthalt: Bei Helgoland.
Die kleinen gallertigen Bäumchen dieser Art sind ziemlich steif und machen den Uebergang zu Micromega, ohne jedoch,
wie diese, aus vielen dicht an einander gedrängten Röhren zu bestehen. Jeder Ast ist eine einzelne Röhre. — Länge der Schiffchen
7™ Linie; Breite 4mal in der Länge. Queerstreifen etwa 18 in V?* Linie der Länge, also 13 in %.
23©
Erklärung der Abbildungen Taf. XX- Fig. XIV.
Fi«-. 1* natürliche Form nnd Grosse. Fig. 2.* eine verästete Spitze, 300inal vergrössert. Bei + sind die Röhren angezeigt, welche zuweilen als
Canäle jeder Navicula nach aussen sichtbar wurden. Audi die mittlere Oeffnung der Ventralfläche war hier am deutlichsten, sammt den 2 Eierplatten.
341. Naunema battieum, baltisches RöhrenscWffclien. Tafel XX. Fig. xv.
N. naviculis majoribus striatis, ab omni latere angustius lanceolatis, a , dorso ventreque subacutis, a latere truncatis,
in tubulis laxe intricatis ramosis flexilibns dense confertis.
Nauneme baltique, a navicules grandes rayees, etroitement lanceolees de tous cotes, presque ai-
gues au cote dorsal et au cote ventral, tronquees au cote lateral, tres-nombreuses et serrees
dans les tuyauze rameutc, flexibles, etales ou leger ement touffus.
Bangia micans, Lyngbye? Tentamen hydroph. dan. 1819. p. 84. Tab, 25. nach Agardh.
Schizonema micans, 1 Agardh? SystemaAlgar. 1824. Addenda. Flora, bo tan. Zeit. 1827. II. p. 627. Conspect. er it. Diät. 1830.
— pumüum, \ p# 17? 19a
— Grevülii, )
Girodella comoides, Gaillon? Blainville, Diction. des sc. nat. Art. Nemazoaires. 1825. Türptn, Mem. du Mus. d'hist. nat,
T. XV. PI. 10. et 11. 1827.
Monema comoides, Greviile, Scott, er ypt. Flora, VI. T. 368. 1829.?
Scliizonema ballicum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 311.
Aufenthalt: Bei Wismar in der Ostsee, auf F Minen, bei Kullaberg und vielleicht bei Dieppe.
Ueber die Namen früherer Beobachter ist nicht genau zu entscheiden. Aus Hoffmann's Exemplaren der LYNGBYE'schen
JB. micans fand Agardh deren grosse Abweichung von der Beschreibung , und aus Turpin's Abbildung erkenne ich die Aehnlichkeit
der Girodella comoides mit dieser Form, auf welche auch Agardh's Beschreibung passt. Grevilles Abbildung konnte ich nicht
vergleichen, da dieser Band hier noch fehlt. Die Farbe der Eierplatten war immer bräunlich. Die Zahl der Queerstreifen war 18—20
auf Voo Linie der Länge. Länge V72 Linie; Breite 5 — 6mal in der Länge.
Erklärung der Abbildung Taf, XX. Fig. XV.
Es ist die Spitze einer Röhre, wo ein Zweig abgeht, bei 300maliger Vergrösserung.
Nachtrag zur Gattung Naunema.
Bei weitem die meisten der 19 Arten der Gattung Schizonema von Agardh scheinen der Gattung Naunema anzugehören,
wie schon Greville sie vielfach richtig zu Monema zog. Yiele Arten sind aber offenbar auf physiologisch nicht wichtige Charactere
gegründet und vielleicht nur Abänderungen einiger andern. Ich habe bei der Unmöglichkeit, die bisher auf unwesentliche Charactere
gegründete Synonymie zu berichtigen, und bei der Wahrscheinlichkeit, dass es doch eine nicht geringe Anzahl verschiedener Arten giebt,
die nicht völlig klar zu ermittelnden in Frage gelassen und vorgezogen, den von mir beobachteten neue Namen zu geben, da die alten
Namen doch wohl noch ihre Anwendung linden mögen. Als vielleicht noch aufzunehmende Arten erkenne ich bis jetzt nur etwa Mo-
nema quadripunetatum Grev. und Berkeley a fr agilis (Micro?nega?) desselben.
SECHSUNDSIEBZIGSTE GATTUNG: RÖHRENKORN.
Oloeonema. Oloeoneme.
*
CHARACTER: Animal e fainilia Baeillariorum, involucro duplici, lorica (silicea) et lacerna tubulosa ex-
terna indutum, tubulis simplieibus , saepe ramosis, corpusculis curvis ( = Cocconema tubulo
inclusum).
CARAQTERE: Animal de la famille des Bacillaries, a double enveloppe, ayant une carapace
(siliceuse) et un manteau tubuleux^ a tuyaux simples souvent rameux et ä corpus-
cules conrbes (= Cocconeme en tuyau).
Die Gattung der Röhrenkörner gehört zu den Bacillarien und hat eine doppelte Hülle, einen ei-
gentlichen Kieselpanzer und einen röhrenartigen einfachen oder verästeten Gallertmantel, mit gekrümmter
Form der Körperchen, gleich in Röhren liegenden Körpern der Stelzkörne r (Cocconema).
Die Gattung Gloeonema ist seit 1812 von Agardh mit 1 Art gebildet, und 1817 gab derselbe 3
Arten an. Lynch ye nahm eine derselben 1819 zweifelnd auf und hielt auch diese, das Gl paradoxum,
doch für eine Bangia. Agardh war 1824 im Systema Alg. noch zweifelhaft, ob es nicht Insecteneier
wären, führte nur 1 Art auf und stellte sie zu den Nostochinen- Algen. Link zog sie dagegen zuerst rich-
tiger zu den Diatomeen, die er auch für Pflanzen hielt. Bory nahm 1825 im Biet, classiq. die Gattung
nicht an, sondern hielt die 3 Formen für Zoocarpen und Chaodineen. Greville beschrieb 1822 ein
Micromega als Gloeon. apiculatum, und bildete es 1823 ab. Roberge soll 1827 in den Mem. de la
— £3?
Soc. Linn. zu Paris p. XLV1I. erwiesen haben, dass es Thiere wären. Bonnemaison sandte 1827? ein
Schizonema als Gloionema fucicola an Agardh. Bory nannte 1827 Girodella comoides und Carmi-
chael die Berkeley a ein Gloionema. Leiblein beobachtete 1830 eine Form bei Würzburg, welche
Agardh 1830 als Gl. Leibleini beschrieb. Ueberhaupt ist Agardh auch neuerlich noch im Zweifel über
die Natur dieser Körper und beschreibt 4 Arten, wobei aber von den 3 ersten nur eine ist. Kützing hat
1833 in der Linnea das Gl. paradoxum in 2 verschiedenen Gattungen beschrieben, als Encyonema pa-
radoxum in der Familie der Diatomeen, und als Gloeonema in der Familie der Desmidiaceen. Zur Gat-
tung Gloeonema stellt er 3 Arten von Agardh und zieht die vierte, Leibleini^ zu Gl. paradoxum. Sein
Gloeonema sind aber Insecteneier. Hier wird nach eigener Beobachtung nur 1 Art aufgenommen. — An
Organisation habe ich sehr ähnliche Verhältnisse wie bei Cocconema ermittelt, doch sind Unterschiede.
Ein Kieselpanzer, eine verbrennliche Röhre, zwei Eierplatten, zwei Kugeldrüsen und Selbsttheilung sind
beobachtete Organisationsverhältnisse.
Die geographische Verbreitung ist im Süsswasser Schwedens, Dänemarks und Deutschlands beobach-
tet, vielleicht auch bei Paris.
342. Gloeonema paradoacum, wunderliches Röhrenfcorn.
G. naviculis semi-ovatis curvisepie, a latere quadrato - oblongis striatis, ovariis viridibus, dein fuscis, tubulis simplici-
bus aut parce ramosis liyalinis.
Gloeoneme paradoxale, a navicides semi-ovales et courbees, rayees^ qiiadrangulaircs-oblongues au cote
lateral^ ayant Vovaire d* abord vert puis fauve^ les tuyaux hyalins simples rareme?it rameux.
Glojonema paradoxum, Agardh, Dispositio Algar. Sueciae, 1812. p. 45. Synopsis Alg. Scandin. 1817. Lyngbye, Tent. Hy-
drophyt. dan. 1819. p. 212. 86. Tab. 70. A&ardh, Syst. Algarnm, 1824. p. 16.
Gloioneina paradoxum?, Leiblein! Flora, bot. Zeit. 1830. I. p. 334. Tab. I. Fig. 11.
Gloionema paradoxum, t A&ARDH> Conspectus crit. Diät. 1830. p. 31.
— Leibleini , (
Encyonema paradoxum, Kützing, Linnea, 1833. p. 589. Taf. XVIII. Fig. 73.
Aufenthalt: Bei Berlin!, Würzburg!, Merseburg!, wahrscheinlich auch bei Ratzeburg, in Schweden, Dänemark und Paris.
Es ist höchst wahrscheinlich, dass schon Agardh ähnliche Insecteneier und diese Form kannte und verwechselte. Dass
Kützing dergleichen Eier als Gl. paradoxum beschrieben und abgebildet hat, ist völlig sicher, da ich von ihm Exemplare erhielt
und er dergleichen in den Decaden getrockneter Algen vertheilt hat. Es giebt kleine Miickenarten, die solche Eier legen. Leiblein
hat sehr deutlich bei Wiirzburg die wahre Bacillarienform beobachtet, auch ist Kützing's Encyonema die rechte Form. Ich fand
sie sehr zahlreich zwischen Mytilus polymorphus auf Conferva rivularis bei Berlin, sali einfache und ästige Fäden, und nur sel-
ten die Körperchen in 2 Reihen, meist in einer. Ein höchst auffallender Umstand ist, dass ich sehr oft in denselben Röhren zweier-
lei Naviculas fand: eine sehr feine gerade Art, die offenbar ein Naunema war, und die grosse gekrümmte. Ich kann mir bis jetzt die Er-
scheinung nicht erklären, denn beide Formen waren in grosser Menge und ganz rein von andern beisammen, so dass an zufälliges Schma-
rotzen nicht wohl zu denken ist. Die feine Form ist sehr blass. Sollte es ein Geschlechtsunterschied seyn und die kleinen wären
Männchen oder Zwitter? Auch diess ist sehr paradox. Queerstreifen waren in V72 Linie der Länge 33, in Vog 25. — Länge V192
— V72 Linie; Breite ziemlich die Hälfte der Länge. Der Panzer scheint in der etwas angeschwollenen Mitte 2 Oeffnungen auf einer
Seite zu haben, doch blieb es unklar. Der Eierstock hat 2 Platten, erfüllt erst grünlich den ganzen Raum und zieht sich dann als
eine bräunliche Kugel in die Mitte zusammen. In der Jugend erkennt man 2 helle Kugeldrüsen gleichsam im Focus der Körperellipse.
Die kleinere Nebenform ist schmal, lanzetförmig, spitz, kaum V100 Linie lang und etwa Vs so breit, ohne sichtliche Streifung und dem
Naunema Hoffmanni etwas ähnlich.
Eine Abbildung konnte nicht mehr aufgenommen werden.
Nachtrag zur Gattung Gloeonema.
Die bisher gegebenen 10 Artnamen haben folgende Synonyme: 1) G. apiculata Greville (1822) = Micromega apic;
2) G. chthonoplastes Agardh (1817) = Oscillatoria; 3) G. comoides Bort (1827) .= Naunema balticum? ; 4) G. foeti-
dum Agardh (1817) = Schizonema Smithii? ; 5) G. fragilis Carmichael (1827) [Greville] = Naunema? ; 6) G. fuci-
cola Bonnemaison (1827?) = Schizonema? ; 7) G. globiferum Agardh (1830) == Gloeonema paradoxum? ; 8) G. Leib-
leini Agardh (1830) = G. parado&um; 9) G. paradoxum Agardh (1830) = Ova Insecti et Gloeonema paradoxum;
Kützing = Ova Insecti; 10) G. vermiculare Agardh (1830) — Gloeonema paradoxum? '.
60
338
SIEBENUNDSIEBZIGSTE GATTUNG: STRÄHLENSCHIFFCHEN.
Schizonema. Scbizoneme.
CHÄRACTER: Animal e familia Bacillariorum, involucro duplici, lorica (silicea) et lacerna tubulosa ex-
terna indutam, tubulis faseiculatim coiiglutinatis, hie illic fatiseendo ramosis, eorpuseulis na-
vieularibus.
CARACTjERE: Animal de la famille des Bacillaries, ä double enveloppe^ ayant uns carapace
{siliceuse) et un manleau tubuleux, a tuyaux colles en faisceaux, $a et Ih fendus et
rameux par les fissures; h corpuscules naviculaires.
Die Strählen Schiffchen sind Formen der Bacillarienfamilie mit doppelter Hülle 5 einem Kiesel-
panzer und einem röhrenförmigen Gallertmantel, dessen Röhren bündelweise zusammenkleben und durch Klaf-
fen astig erscheinen; die eigentlichen inneren Körperchen sind schiffartig.
Oescbichtlicbe KSrläuterung zur Ctattiing Schi&onema.
Agardh hat 1824 diese Gattung mit 10 Arten gegründet, die Formen selbst waren aber schon bekannt bis auf eine neue.
Eine Ute Art nannte er Scytonema comoides, eine 12te Hydrurus Vaucherii. Die erste Art scheint Vaugher 1803 beobach-
tet zu haben, der sie Ulva foetida nannte, aber Conferva foetida V^llars 1789 war eine Oscillatoria. Smith {Engl. bot.
2101.) nannte sie 1816 Ulva foetida. Man hat dann die Formen dieser Gattung und der Gattung Naunema viel mit der Conferva
comoides verwechselt, welche Dillwyne 1806 (1809) und Smith 1807 beschrieben. Unter diesem Namen erwähnen auch Ficinüs
und Schübart eine unklare Form aus der Weisseritz bei Dresden 1823 (Flora von Dresden, p. 205.). Lyngbye verzeichnete diese
Formen unter dem Namen Bangia und Scytonema 1819. Link gab 1820 der Ulva foetida sammt der Conferva rutilans und
Hermanni den neuen Gattungsnamen Hydrolinum nahe bei Oscillatoria der Algen {Horae physicae, Nees ab Esenbeck). Unter
Agardh' s Schizonemen von 1824 sind nur Seh. Smithii und lacustre Arten dieser Gattung, wie sie seit 1827 von Greville schär-
fer begrenzt worden ist, welcher ausser diesen 2 Arten noch Hydrurus Vaucherii Ao. {Ulva foetida Vauch.) als dritte bezeichnet.
Agardh hat dann 1827 die Gattung Schizonema in seinem früheren Sinne auf 3 Arten vermehrt und 1830 19 Arten derselben be-
schrieben, worunter nur 3 Arten der hier so genannten Gattung befindlich sind, die vierte hat er, nach Greville, wieder als Hydru-
rus Vaucherii verzeichnet. Im Jahre 1833 wurden in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wissensch. p. 311. 2 neue Arten zuerst als
Infusorien beschrieben, deren eine jedoch jetzt zu Naunema gezogen worden ist. Die andere, Seh. Agardhi, ist die einzige mir
selbst anschaulich gewordene Art dieser Gattung, die ich hier allein anführe. Die einzige gute Abbildung einer Art der Gattung ist
ausserdem in Greville's Scott, crypt. Flora T. 298. als Seh. Smithii. — Die Organisation ist der von Naunema sehr ähnlich.
Die 2 Eierplatten sind auch deutlich gesehen. .Grössere Details sind noch nicht beobachtet.
Obwohl die Formen der Gattung Sehi%onema schon früher bekannt waren, so entdeckten doch erst im Jahre 1823 Agardh
bei Stockholm {Conspectus crit. Diatom. 1830. p. 12.) und Gaillon in Dieppe gleichzeitig, dass es confervenähnliche Körper
{Naunema , Schizonema) wären, die Frustulien oder Naviculas in sich wie Fruchtkörner eingeschlossen enthielten. Agardh
nannte sie Schizonema, Gaillon nannte sie Girodella. Jeder von beiden baute darauf eine eigene Idee von der Bildung der Algen
im Allgemeinen, welche viel besprochen worden sind. Agardh hielt diese Körper für einen Beweis, dass gewisse und endlich alle
Formen von Algen aus andern Algen, als ihren Organen, zusammengesetzt seyen, und hielt die einfacheren für Eiern entarformen, die
zusammengesetzteren für Potenzirungen (nicht Juxtaposition, sondern Duplicaturen) derselben. Diese von ihm weit und mit dialectischer
Gewandtheit verfolgte Idee sollten die Icones Algarum europaearum 1828, von denen nur wenige Lieferungen erschienen, anschau-
lich machen. Schon jetzt lässt sich aber erkennen, dass sie nicht glücklich war. — Gaillon hielt die Girodellen für willkührlich
vereinte Thiere, Naviculas, die sich fadenförmig in Schleim hüllten, eine Zeitlang ruhig blieben, so eine wahre Alge vorstellten und
den Schleim dann wieder verliessen. Auch die runden Körnchen anderer Algen hielt er für erstarrte Monaden. Er war nicht abgeneigt,
diese längst vor ihm ausgesprochene Idee, nach welcher eine Pflanze, oder ein Mensch, ein Haufe von Infusorien ist, für durch seine
Beobachtung erwiesen zu erkennen. Dass seine Schlüsse und zum Theil seine Beobachtungen unrichtig waren } bewiesen später Tür-
pins, in Dieppe selbst angestellte, Nachuntersuchungen {Mem. du Mus. XV. 1827.), der jedoch in den andern Fehler verfiel, die
inneren Naviculas für einen, dem Amyltim {Globuline) ähnlichen, Pflanzenstoff zu erklären, den er Naviculine nennt und welchem
er, wie allen einzelnen Pflanzenzellen, einen gewissen Grad selbstständigen Lebens zuertheilte. Nach der hier vorgelegten Ansicht sind
diese Körper Polypenstöcke von Naviculis ähnlichen Thieren mit Kieselpanzer, welche oft die Form einer Pflanze täuschend nachah-
men, aber keine nähere Verwandtschaft zu einer Pflanze besitzen, als ein Corallenstock, ein Vorticellen-Büschel oder eine zusam-
mengesetzte A sei dien- Molluske.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist erst weiter festzustellen. Sie sind bisher nur in der Nordsee bei Norwegen
und bei Schottland beobachtet. Die Süsswasserform von Dresden ist unsicher.
343. Sclüzoticma? Agardhi, Agardh's SträMenschifFcben, Tafel XX. Fig. XVI.
Seh. naviculis angustissimis utrinque acutis , tubulo suo crassioribus in serie simplici dispositis, tubulis faseiculatim in
iilum simplex conjunetis.
Schi%oneme d' Agardh, a navicules tres - etroites , aigues ante deuao bouts, en simple serie et plus
grosses que le tuyau enveloppant, ayant les tuyaua reunis en faisceau filiforme simple.
Scldzonema Agardhi, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 311.
Aufenthalt: In der Nordsee bei Droebak.
339
Diese Form fand ich im Meerbusen von Christiania an einem Fucus im August 1833. Es waren 5 — 6 in ein liaarartiges
Bündel vereinigte gallertige Fäden, die einzeln abwechselnd angeschwollen waren und an den verdickten Stellen eine lange nadelartige
Navicula enthielten. Jede Navicula war etwa 6mal so lang als dick, leicht schiffförmig, an beiden Enden gespitzt, fast gleichför-
mig dünn, gelb mit farblosem Mittelfleck. Die einzelnen Röhren schienen noch von einer besondern Gallerte umhüllt, oder hatten sehr
dick gallertige Wände mit enger Höhle (s. Micromegä). — Länge einer Navicula Vco Linie; Dicke der fadenförmigen Bündel
— V48 Linie.
Erklärung der Abbildung Taf. XX. Fig. XVI.
Es ist ein Tlifeil eines fiulen artigen Bündels bei 300maliger Vergrösserung abgebildet.
Nachtrag zur Gattung Schi%onema.
Von den 25 der Gattung zugeschriebenen Artnamen haben, ausser der hier aufgenommenen, die übrigen 24 folgende Synonymie :
1) Schkonema adriaticum Agardh = Namiema? ; 2) Sc/i. apiculatum Agardh (1824) = Micromegä apiculatum; api-
culatum Chauvin (Algae sicc. Norm. [Agardh] 1828.) = Micromegä ramosissimum Ag.; 3) Seh. comoides Agardh (1830)
= Schizonema Smithii; 4) 'Sek corymbosum Bonnemaison [Agardh] (1824) = Schizonema Smithii?; 5) Seh.? cupreum
Agardh (1830) = Naunema?, Schizonema?; 6) Sc/i. Dilhvynii Agardh (1824) = Naanema; 7) Sc/iJ fucicola Agardh
(1830) = Naunema?, Sc/iizonema?; 8) Seh. Grateloupii Agardh (1824) = Naanema?, Schizonema? ; 9) Seh. Grevillii
Agardh (1830) = Naunema; 10) Seh. helminthosum Chauvin (1828) = Naunema? ; 11) Seh. Hofmanni Agardh (1830)
= Naunema; 12) Seh. lacustre Agardh (1824) = Schizonema; 13) Seh.? majusculum Agardh (1830) = Naunema? \
Schizonema?, Oscillatoria? ; 14) Seh. mieans Agardh (1824) [in addendis\ = Schizonema?; 15) Seh, penicillata Chauvin
(1828) [Agardh] = Micromegä penicill, Schizonema corymbos.? ; 16) Seh. pumilum Agardh (1827) = Schizo?iema? ; 17)
Seh. (jaad/ripunetatum Agardh (1824) = Naunema? ; 18) Seh. radians Agardh (1827) == Schizonema? ; 19) Seh. ramo-
sissimum Agardh (1824) = Micromegä ram.; 20) Seh. reticulatum Agardh (1830) = Gloeodictyon Blyttii; (1830) =
Schizonema?\ 21) Seh. rntilans Agardh (1824) = Naunema; 22) Seh.? subdivisum Agardh (1830) =?; 23) Seh. Smithii
Agardh (1824) = Schizonema Smithii ; 24) Seh. tenue Agardh (1827) = Naunema simplem?.
Ob die Gattung Gloeodictyon von Agardh 1830 {Consp. crit. Diät. /?. 25.), des Anastomosirens der Bündel halber, zu
trennen sey, ist weiter zu ermitteln. Ebenso ist die Gattung Homoeocladia (H. Martiana 1827. Icones Alg. europ. Tab. 5.
1828.) wohl nicht durch wesentliche Charactere von Schizonema oder Micromegä verschieden.
ACHTUNDSIEBZIGSTE GATTUNG: RÖHRENBÄUMCHEN.
Micromegä. Slicromege.
CHARACTER: Animal e familia Baeillariorum, involuero duplici vel triplici, lorica nimirum (silicea) et
lacerna tubulosa fasciculatim gelatina connexa indutum, fruticulosum, rigidulum.
CARACTERE: Animal de la famille des Bacillaries, ayant une enveloppe double ou triple, a ca-
rapace (siliceuse) et a manteau lubuleux, serre en faisceaux reunis par une gela-
Une et se developpant en forme dun arbrisseau raide.
Die Gattung der Röhrenbäuinchen in der Familie der Stabthierchen unterscheidet sich durch dop-
pelte oder dreifache Hülle, einen (Kiesel-) Panzer und einen röhrenförmigen , bündelweise durch eine Gal-
lerte verbundenen 5 Mantel, welcher die Form von steifen Bäumchen bedingt.
Agardh bildete diese Gattung 1827 in der botanischen Zeitung Flora II. p. 628. mit 2 neuen Ar-
ten. Die erste Art entdeckte aber wohl schon Greville 1822, und er beschrieb sie als Gloeonema api-
culatum in Tr ansäet, of Wernerian Society IV. p. 215. t. 18. Agardh nahm diese Form 1824 als
Schizonema apic. in sein Systema Algarum auf und erwähnte da aucli einer Calcotrix ramulosa von
Desvaux als Schiz. ramosissimum. Chauvin nannte eine neue Art 1828 Schizonema penicillata, und
Agardh hat die Gattung 1830 mit einer 6ten Art vermehrt. Es sind Formen, welche im Aeusseren ganz
einer Species der Gattung Sphaerococcus unter den Fucis gleichen, aber aus reihen weise in Röhren lie-
genden Naviculis bestehen. Sie bilden die grössten Polypenstöcke der Infusorien. Agardh wurde durch
diese Bildung sehr überrascht und sah darin die höhere Entwicklung eines Schizonema zu einem Fucus,
wie er in Schizonema schon die höhere Entwicklung der isolirten Navicula in eine Conferve zu sehen
meinte. So hielt er also Micromegä für die dritte Potenz der Entwicklung einer Navicula oder Cym-
bella. Da er nun alle diese Formen für Pflanzen hielt, so bestärkte diese Bildung ihn in der Meinung, die
kleinen Pflanzen kehrten immer als Organe der grösseren wieder. Die Bildung ist aber nur die eines Co«
rallenstocks, und man darf an solche Potenzirungen gar nicht denken, so nahe sie auch liegen. Es sind
— £40
generische Eigentlittmlichkeiten , wobei Navicula nicht niedriger steht, als Micromega, nur anders ist, wie
etwa ein Haushuhn mit seinen 4 Zehen und seinen Flügeln nicht höher entwickelt ist, als ein 2zehiger
und flügelloser Strauss, und umgekehrt ein grosser Strauss der Grösse halber nicht höher steht, als ein
Sperling, nur anders ist in gleicher Sphäre. Noch näher liegen die Vergleichungen mit Fungia (JVavicula),
Oculina (Schizonema) , Astraea {Micromega) , der vielstrahligen Corallenthiere, und mit Anthelia, Ke-
nia und Lohularia der 8strahligen. — An Exemplaren in Weingeist habe ich von Organisation folgendes
selbst beobachtet. In einer gemeinsamen festen und brüchigen Gallerte liegen parallele, mit Naviculis in
einfacher Reihe erfüllte, Röhren. Röhren und Gallerte sind verbrennlich, die Naviculae haben einen pris-
matischen Kieselpanzer und gleichen zum Verwechseln der Navicula gracilis. OefFnungen Hessen sich, der
Kleinheit und Durch sichtigkeit halber, nicht erkennen, auch keine Queerstreifung. Allein die 2 Platten des
gelblichen Eierstocks, ein mittlerer heller Fleck (der weiche Körper) und spontane Längstheilung der Schiff-
chen waren deutlich zu beobachten.
Die geographische Verbreitung ist nur im Meere, an den Küsten der Normandie, bei England, Nor-
wegen und im adriatischen Meere bei Triest und Venedig beobachtet.
344. Micromega corniculatum, zackiges I&öhrenfräumclieii,
M. tnmco communi cartilagineo ramosissimo, tereti, ultra lineain crasso, ramis divaricatis brevissimis, naviculis angiiste
lanceolatis.
Micromege fourchu, a frone eommun cartilagineucc ^ trbs-rameusc ef cylindrique^ aijant plus de 2
millimetres en epaisseur, a rameauze ecartes tres-coiirts ef a navieules lanceolees etroites.
Micromega corniculatum y A&ardh, Flora, bot. Zeit 1827. II. p. 628. Icones Algarum europaearom, 1828. Tab. 4.* Conspect
crit. Diatom. 1830. p. 24.
Aufenthalt: Im adriatischen Meere bei Triest und Venedig-
Ich erhielt Exemplare dieser Art von einem fleissigen Naturforscher, Herrn Dr. Focke, jetzt in Bremen, aus Venedig, welche
mit Agardhs Abbildung ganz übereinstimmen« Sie sind in Weingeist sehr wohl erhalten angekommen. Die strauchartigen Bäumchen
sind kugelförmig etwa 1 Zoll Loch und ringsum verästet. Stamm und Aeste sind gallertig und brüchig, und sie bestehen aus dicht an-
einander in einer Gallerte liegenden Röhren, welche einfache Reihen theils einzelner, theils in der Längstheilung begriffener, Schiffchen
enthalten. Die Schiffchen sind wenig über ^96 Linie lang und 6 — 7mal so lang als breit, ziemlich spitz an den Enden und von allen
Seiten schmal lanzetförmig, aber von 2 Seiten stumpfer. Streifung Hess sich bei den stärksten Vergrösserungen auch nicht erkennen,
aber auch die Oeffnungen blieben unerkannt. Die Schaalen sind sehr dünn und etwas biegsam. Beim Verbrennen blieben die Schiff-
chen unverändert, die Gallerte verschwand, Hess aber viele kleine lose Partikelchen von Kieselerde (?) zurück.
■ Eine Abbildung konnte nicht mehr aufgenommen werden.
Nachtrag zur Gattung Micromega.
Obwohl von mir nur eine Art dieser Gattung beobachtet wurde, so scheint es doch mit ziemlicher Gewissheit mehrere Arten
zu geben. Ja es könnten leicht ausser den 6 von Agardh aufgezählten sich noch einige unter seinen Arten der Gattung Schizonema
befinden, wie Seh. radialis. Ebenso ist Seh. Agardhi hier zu vergleichen. Die 5 übrigen Arten Agardh' s" sind: 1) M. apicu-
lafum von der schottischen Küste (s. Greville, Scott, erypt. Flora , f. 30.); 2) M. Blyttii im Meerbusen bei Trondhjem; 3) 31.
pallidum bei Triest (1827); 4) M. penicillatum an der Küste der Normandie; 5) M. ramosissimum ebenda. Auch die Gattung
Berkeley a fr agilis von Greville 1827 {Scott. Flora T. 294.) könnte leicht nur eine Art der Gattung Micromega umfassen, da
das Hervorragen der Spitzen für Verästelung eines kurzen dicken Stammes angesehen werden kann. (S. Agardh, Comp. crit. Diät?)
JLJVMJLNG ZUM FJLMIIiim MJli SV MBTirii/lllMMlX.
NEUNUNDSIEBZIGSTE GATTUNG: STRAHLENBAUMCHEN.
Acineta. Vkinele.
CHARACTER: Animal Bacillariorum familiae affine, pedicellatum, lorica simplici membranacea, tentacu-
lis inultis subinde retractis, nee vibrantibus radiattim.
CARACTERE: Animal voisin de la favnille des B aciliar ies, pedicule, ä carapace simple membra-
neuse, ayant de nombreux tentacules rayonnants retractiles et point vibrants.
Die Gattung der Strahlenbäumchen ist der Familie der Stabthierchen verwandt, hat einen ein-
fachen häutigen Panzer und viele strahlenartige, zurückziehbare, nicht wirbelnde Fühlfäden.
341
Die Gattung Acineta (oucnrftri, die Wirbellose) wurde 1833 (1832) in den Abhandlungen der Berl.
Akad. d. Wissensch. mit den heutigen 3 Arten gegründet, aber fraglich zur Familie der Kranzthierehen
{Peridinaed) gestellt. Eine ihrer Formen war aber schon Müller und vielleicht Baker bekannt, die sie
jedoch beide mit Vorticellen verwechselten. Baker beschrieb 1752 unter seinen Trauben -Polypen
(p. 441. Tafel XIII. Fig. X.— XII.) eine Form, welche Pallas 1766 Brachionus tuber osus nannte und als
ganz steif beschrieb, während sie nach Baker wirbelte und eine Epistylis gewesen seyn kann. Müller
nahm 1786 dieselbe Form als VorMcella tuber osa bei den Infusorien auf, hatte sie aber nicht büschelför-
mig, sondern einzeln gesehen. Gmelin nannte sie gleichzeitig VorMcella tuber osa ohne eigene Beobach-
tung. Schrank beobachtete dieselbe oder eine ähnliche Form 1803 bei Ingolstadt. Bory de St. Vincent
beschrieb 1824 in der Encyclopedie method. eine Epistylis aus Preussen als Volverella astoma, und ci-
tirte fälschlich dazu die VorMcella tuber osa von Müller. Eine besondere Art beschrieb ich 1831 als
Cothurnm? mystacina von Berlin. — An Organisation ist ausser der häutigen Hülle, dem hohlen Stiele
und einer Vielzahl von mit einem Knöpfchen am Ende versehenen, nicht wirbelnden, einziehbaren Fühlfä-
den, bei allen 3 Arten ein (gelblicher) innerer gekörnter Eierstock beobachtet. Magenblasen sind bei A.
Lyngbyi und A. mystacina , und ein, einer Samendrüse ähnlicher, linsenförmiger Körper bei A. tuber osa,
ein runder bei A. mystacina beobachtet. Selbsttheilung ist nicht erkannt.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist in England, Dänemark, Baiern, bei Wismar in der
Ostsee und bei Berlin im Süsswasser beobachtet.
345. Acineta Lyngbyi, Iiynglbye's StraMembäumelieii. Tafel xx. Fig. vin.
A. corpusculo globoso, anteriore parte undique tentaculata, pedicello crasso.
Akinete de Lyngbye, ä corpuscule spheriqne, tentacule an front, at/ant un gros pedicule.
Acineta Lyngbyi, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 285.
Aufenthalt: Bei Copenliagen in der Ostsee.
Diese Form fand sich im Sept. 1833 auf Sertularia genietdata bei Copenliagen; im September 1835 erhielt ich sie von
ebendaher auf Ceramium diaplianum lebend nach Berlin. Die runden strahligen blassgelben Köpfchen mit ihren dicken crystallhellcn
Stielen gleichen einer eingezogenen grossen Vorticelle. Die Strahlen sind nur an der Vorderseite und einziehbar, wie ein Fernrohr.
Die Dicke des Stieles war fast Vs der Körperdicke, seine Länge 3— 5mal der Körperdicke gleich. Nach einer leichten Strictur am
obern Ende erweitert sich der hohle Stiel schüsselförmig zur Basis des Köpfchens. Das Innere der Kugel war deutlich mit runden hel-
len Blasen erfüllt, zwischen denen eine feinkörnige gelbliche (Eier-) Masse lag. Der Mund ist nicht beobachtet, aber das langsame
Einziehen und Ausstülpen der einzelnen Fühlfäden liess sich oft erkennen. Die Form gleicht einem gestielten Sonnenthierchen
{Actinophrys Sol).— Dicke der Köpfchen bis Vse Linie. Länge des Ganzen Vs — Ve Linie. Grösse der Eiereben unter V2000 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XX. Fig. VIII.
Es sind 3 Thierchen auf Ceramium sitzend, 300mal vergrössert. Fig. «. zeigt die obere Strictur des Stieles und bei + einen halb einge-
zogenen Fühlfaden; Fig. y. ist von hinten gesehen.
346. Acineta tuberosa, gedorntes Strahlenlbäumclieii. Tafel xx. Fig. ix.
A. corpusculo triangulari compresso, antica parte dilatato truncato, obtuse bicorni aut tricorni, cornnbus lateralibus
tentaculatis, pedicello simplici graciliore.
Akinete bossue, a corpuscule triangulaire comprime, dilate et troiu/ue au bout anterieur, ayant deucc
ou trois bosses obtuses au front, les bosses laterales tentaculees et im pedicule simple plus grele.
Closterings Pohjpes, Ni. XI.— ■XII., Baker, Employment for tlie microscope, 1752. Uebersetzt Augsburg, 1754. p. 441. Taf. XIII.
Fig. XI.— XII.
Brachionus tuberosus, Paiias, Elenchus Zoophytorum, 1766. p. 105.
Voriicella tnberosa, Müiier, Animalc. Infusor. p. 308. Tab. XLIV. Fig. 8-9. 1786. Gmelin, Linnei Syst. Nat. ed. XIII. 1788. zum
Theil.
Vorticella tuberosa, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 128. 1803.
Volverella astoma, Bort, Encyclopedie metk. 1824. und Dict. classique. (War eine Epistylis.)
Acineta tuberosa, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 285.
Aufenthalt: Im brakischen Wasser Englands?, Dänemarks?, in der Ostsee bei Copenliagen! und Wismar!, vielleicht auch in Baiern.
Ich beobachtete diese Form im August 1833 auf Ceramium diaphanum und Fucus, Scytosip/ion , Filum bei Wismar
häufig, und fand sie ebenda im Sept. 1834 wieder, erhielt sie auch im Sept. 1835 lebend von Copenliagen nach Berlin. Sie gleicht
sehr dner bewimperten Vorticelle, aber die Wimpern wirbeln nie. Baker hat eine der Gestalt nach sehr ähnliche Form in Eng-
land beobachtet, verwechselte aber offenbar 2 ganz verschiedene Körper, deren einer (Fig. X.) eine wirbelnde ästige steife Epistylis,
deren anderer (Fig. XI. und XDI.) eine einfache 3höckerige nicht wirbelnde Acineta war, denn die Vorticellen werden zwar bei
der Selbsttheilung 2höckerig, aber nie 3höckerig. Pilus nahm nur Bakers Beobachtung in sein System auf. Müiler beobach-
tete aber bei Copenhagen selbst ein ähnliches Thierchen im (vielleicht brakischen) Sumpfwasser. Die Form des letzteren passt ganz
auf diess Thierchen der Ostsee, und vom Wirbeln sagt Müixer nichts. Aus Schrank's Beschreibung ging hervor, dass er eine
ästige, nicht wirbelnde, Form des Süsswassers beobachtete. Vielleicht war es Ac. mystacina. Borx citirt zwar Müllers Namen,
hat aber eine Epistylis dafür gehalten. Die Fühlfäden, 15—20 an Zahl auf jeder Seite, kann das Thierchen als 2 Büschel diver-
girender Strahlen ausbreiten und als 2 Bündel paralleler Fäden ganz einziehen. Diese Bewegung ist sehr langsam. Der Körper ist
61
343
mit gelblichen Eierchen erfüllt. Ich fand auch ganz farblose Exemplare, wohl nach dem Eierlegen. Der Mund scheint in dem mitt-
leren^ Höcker zu liegen. Die helle mittlere runde Stelle halte ich ffir Samendrüse. Der Stiel ist unbiegsam, der Körper kann sich
etwas verkürzen und die Höcker ganz einziehen.— Grösse des Körpers ohne den Stiel % — % Linie, mit dem Stiele Vis— Vo Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XX. Fig. IX.
Es sind 6 Thierchen in verschiedenen Zuständen auf Ceramium diaphanum zwischen Calothrix- Fäden abgebildet, «.und e. sind aus-
gedehnt; y. von der Seite; 8. will sich ausdehnen oder fängt an sich einzuziehen; ß. ist ganz eingezogen; ?. ist nach dem Eierlegen.
348* * Acineta mystacina* langtoärtiges StraMenlbäumclieii. Tafel XX. Fig. x.
A. corpusculo ovato, subgloboso, obsolete cornuto, tentaculorum fasciculis duobus elongatis, pedicello simplice, gra-
ciliore.
A hin et e h moustache, a corpuscide ovale-sphcru/ue, ayant les bosses du fro?d peu prononcecs, deute
faisceantc de tentacules allonges et un pedicule plus grele.
VorUccIla iuherosn > Schrank? Fauna boica, III. 2. j>. 128. 1803.
Cothumia? mystacina, Abhandl. der Akademie d. Wissen seh. zu Berlin, 1831. p. 94.
Acineta mystacina, Abhandl. der Akademie d. Wisse lisch, zu Berlin, 1833. (1832.) p. 284.
Aufenthalt: Bei Berlin!, vielleicht auch bei Ingolstadt.
Sie fand sich zuerst im Juni und Juli 1831 auf Oedogonium, und wieder im Sept. 1832 auf Wurzeln der Meerlinsen
{Lemna minor) bei Berlin. Am 15. Januar 1836 fand ich sie im Thiergarten unter dem Eise an Vaucherien. Ich habe nach letz-
teren sehr grossen Exemplaren neue vollständigere Zeichnungen entworfen, die nicht mehr aufgenommen werden konnten. Nie sah ich
ein verästetes Thierchen. Sie fanden sich gleichzeitig mit Vaginicola crystallina^ Synedris und Vorticellen. Die feinkörnige
Eiermasse ist gelblich, dazwischen sah ich neuerlich viele grössere Bläschen, die ich für Magenblasen halte, und in der Mitte war eine
hellere drüsige Kugel. Der umhüllende häutige Panzer ist bei dieser und der vorigen Art sehr deutlich, undeutlicher bei der ersten
Art. Ich zählte in jedem Bündel von Fühlfäden bis 8, zuweilen nur 6. Länge der früheren ganzen Körper V48 — V72, der zuletzt
beobachteten bis zu V10 Linie. Die Fiihlfäden sind länger als der Körper, zuweilen selbst länger als dieser sammt dem Stiele.
Erklärung der Abbildungen Taf. XX. Fig. X.
Es sind 3 Thierchen auf Oedogomum nach Zeichnungen von i832, von V48— V72 Linie Länge, 300mal vergrössert.
Nachtrag zur Gattung Acineta.
Die grosse Aehnlichkeit dieser Körper mit Actinophrys und andern Formen der Familie der Enchelien könnte wahrschein-
lich machen, dass dieselben gepanzerte Enchelien wären, allein die Bildung des Ernährungssystems spricht dagegen. Die Form der
vielen festen, nicht veränderlichen Fiihlfäden schliesst diese Körper auch aus der Familie der Stabthierchen aus, und der Mangel des
Wirbelvermögens erlaubt nicht, sie zu den Kranzthierchen zu stellen. Es mag also, was ich schon 1833 aussprach, die kleine
Gruppe wohl richtiger eine besondere Familie der Strahlenbäumchen bilden, welche zwischen den Stabthierchen und Kranzthier-
chen in der Mitte steht.
Nachtrag zur Familie der Stabthierchen.
Es ist von einigem Interesse , dass es mir während des Druckes dieser Bogen noch gelungen ist, bei mehreren Gattungen die-
ser Familie die Aufnahme farbiger Stoffe in den Ernährungscanal direct zu beobachten, wodurch aller Zweifel über den, obwohl sonst
schon hinreichend deutlichen, thierischen Character dieser Organismen beseitigt ist. Mohren in Gent und Meten in Berlin haben in
den Annales des sc. naturelles 1835. und in Wiegmann's Archiv für Naturg. 1837. die alte Meinung festgehalten, dass es Pflan-
zen wären, allein das Urtheil war nur Folge noch nicht hinreichend genauer Untersuchungen (vergl. Closterium). Mischt man Indigo
in Wasser, worin viel Naviculae u. s. w. sind, und lässt dasselbe einige Tage stehen, so sieht man gewöhnlich keine Stoffaufnahme,
giesst man aber dann diess Wasser von den Thierchen ab und thut neues -Wasser und neuen Indigo an dessen Stelle, so nehmen sie
die farbige Nahrung auf. Auf diesen geringfügig scheinenden Umstand bin ich erst nach 6jähriger fruchtloser Bemühung aufmerksam
geworden, und ich verdanke ihm die Lösung der Aufgabe. Ich sah die aufgenommene Nahrung bei 7 Arten der Gattung Navicula>
nämlich: 1) Nav. gracilis, 2) N. Amphisöaetia, 3) N. viridala, 4) N. fulva, 5) N. Nitzschii, 6) N. lanceolcda, 7) N. ca-
pitata. Ferner sah ich sie bei Gomphonema paradoecum und bei Arthrodesmus quadricaudatus ß ecornis. Auch bei Closte-
rium acerosum gelang es auf ähnliche Weise, innere blaue Zellen zu beobachten. Es ist hierdurch zugleich festgestellt, dass bei den
Navicidis und Gomphonemen eine der beiden mittleren Oeffnungen die Mundöffnung ist, und somit wird also die entgegengesetzte
Rückenöffnung der Mitte die Sexualöffnung seyn. Die je 2 Endöffnungen aber werden den Bewegungsfunctionen besonders angehören.
Bei Arthrodesmus und Closterium giebt es keine mittleren Oeffnungen, daher fungiren die Endöffnungen auf verschiedene Weise.
In dem mittleren hellen Flecke der Naviculae und Gomphonemala (so eben sehe ich es auch bei Cocconema Cistidä) füllten sich
4 — 20 Magenzellen an. Bei Arthrodesmus waren die Zellen zerstreut, bei Closterium nur hinter einem der Enden. Bei todten
Thieren färben sich zuweilen die inneren Theile ohne Unterschied, das kann und muss man unterscheiden.
Rücksichtlich der fossilen Infusorien -Formen ist hier zu bemerken, dass deren aus der Familie der Stabthierchen bis heute
76 Arten bekannt sind. Sie vertheilen sich in 15 Gattungen. Die Gattung 1) Navicula enthält 24 fossile Arten, wovon 13 noch
lebend sind; in der Gattung 2) Eunotia sind 11 fossile, wovon 2 noch lebend; in der Gattung 3) Gallionella sind 7 fossile, von
343
ihnen 4 lebend. In der Gattung 4) XantMdmm sind 6 fossile, von denen 2 noch leben. In den 3 Gattungen 5) Cocconema, 6)
Cocconeis und 7) Fragilaria sind je 4 fossile Arten; bei Cocconema und Fragilaria sind 3, bei Cocconeis 2 noch lebend. Bei
8) Gomphonema sind 3 fossile Arten sämmtlich noch lebend; bei 9) Synedra sind, von 3, zwei noch lebend; bei 10) Bacillaria^
von 3, 1. Die Gattung 11) Dictyocha hat 3 nur fossil gekannte Arten. Die Gattung 12) Actinocycliis hat 2 nur fossile Arten;
13) Podosphema, 14) Aclmanthes und 15) Pyaidiciäa haben jede eine nirgends lebend beobachtete fossile Art. Arcella? Palma
wird hierbei zu Gallionella gerechnet. Von diesen fossilen Formen bilden 22 Arten das Bergmehl von Santa fiora: 1) Navi-
cnla capitata; 2) N. Follis; 3) N. gibba; 4) N. inaer/ualis; 5) N. Librile; 6) N. phoenicenteron; 7) iV. trinodis; 8) iV.
viridis; 9) iV, viridula; 10) Synedra capitata; 11) Ä. £////#; 12) Eunotia granulata; 13) i£. Zebra; 14) U. Wester-
mannt; 15) Cocconeis undulata; 16) Gallionella italica; 17) 6r. varians; 18) Gomphonema aenminatum; 19) Cr. clava-
tum; 20) Cr. truncatam; 21) Cocconema cymbiforme; 22) C. gibbum. Das Bergmehl von Degernfors in Schweden bil-
den: 1) Navicula Follis; 2) iV. phoenicenteron; 3) iV. viridis; 4) iV. gracilis; 5) iV. trinodis; 6) iV. dicephala; 7).N. ma-
cilenla; 8) iV. suecica; 9) Synedra hemicyclus; 10) Eunotia Faba; 11) E. Arcus; 12) 1£. Diodon; 13) 1£. Triodon; 14)
J£. Tetraodon; 15) 7?. Penlodon; 16) 2£. Diadema; 17) jE7. Serra; 18) Gomphonema acuminatum; 19) 6?. trtmeatum;
20) Cocconema Fusidium; 21) Fragilaria pectinalis; 22) Aclmanthes inaer/ualis. Den Kiesel guhr von Isle de France
bilden: 1) Navicnla gibba; 2) N. fulva? ; 3) iV. bifrons; 4) Cocconeis undulata; 5) Bacillaria vulgaris; 6) #. major.
Den Kiesel guhr von Franzensbad bilden: 1) Navicnla gibba; 2) N. Librile; 3) iV. viridis', 4) iV. viridnla; 5) A7. fulva;
6) iV. striatula; 7) Eunotia granulata; 8) Cocconeis? Clypeus; 9) Gallionella distans; 10) Gomphonema clavatnm; 11)
Cr. iruncatum. Den Kieseiguhr von Kymmene Gärd bilden: 1) Navicnla Follis; 2) iV. phoenicenteron; 3) iV. viridis;
4) iV. bifrons; 5) iV. trinodis; 6) iV. dicephala; 7) iV. macilenta; 8) iV. Gl ans ; 9) iV.? — 10) Eunotia Faba; 11) i?.
Arcus; 12) 1£. Diodon; 13) Ü7. Triodon; 14) 12. Tetraodon; 15) .257. Diadema; 16) Cocconeis finnica; 17) Gallionella
distans; 18) Gomphonema acuminatum; 19) Cocconema Fusidium; 20) Aclmanthes inaequalis. Den Polir schief er von
Gas sei bilden: 1) Navicula viridis; 2) iV. Cari; 3) iV. Cruzc; 4) iV. fulva; 5) iV. gracilis; 6) iV. lanceolata ; 7) iV. Stria-
tula? ; 8) Cocconeis Scutellum; 9) Gallionella varians; 10) Cr. distans; 11) Cocco?iema cymbiforme; 12) C Cistula; 13)
C. gibbum; 14) Fragilaria rhabdosoma; 15) .F. diophthalma. Den Polirschiefer und Halbopal von Bilin bilden: 1)
Navicula gracilis ; 2) N. Scalprum; 3) Synedra Ulna; 4) Gallionella varians; 5) Cr. distans ; 6) G. ferruginea? ; 7) Ba~
cillaria vulgaris; 8) Podosphenia nana. Den Polirschiefer von Riom der Auvergne hilft Gallionella gallica bilden.
Den Polirschiefer von Jastraba in Ungarn bilden: 1) Navicula gracilis ; 2) N. fulva; 3) Eunotia fVestermanni ; 4) 6W-
lionella varians; 5) Cr. distans; 6) Cocconema cymbiforme; 7) C7. Cistula; 8) 6'. gibbum; 9) Bacillaria hungarica; 10)
Fragilaria gibba. Den Polirschiefer vonZante helfen 1) Gallionella? Patina, 2) Dictyocha Navicula bilden. Den
Polirschiefer von Oran bilden: 1) Navicula africana; 2) iV. Bacillus; 3) Synedra Ulna; 4) Gallionella? Patina; 5)
6r. sulcata; 6) Dictyocha Fibula; 7) D. Speculum; 8) Actinocycliis senarius; 9) -4. octonarius. Im Saugschiefer vom
Menilmontant findet sich Py&idicula? prisca. Den Feuerstein und Schwimmstein der Kreide helfen 1) Pyccidicula?
prisca, 2) Xanthidium hirsutum, 3) X. furcatum, 4) X. ramosum, 5) JT. bulbosum^ 6) X. tubiferum^ 7) X.? (C/iaeto-
typhla? pyrphora) bilden. Letztere sind neue, vorn noch nicht angezeigte, Arten (vergl. Peridinium). Im Opal und Stein-
mark finden sich Gallionella distans? und Pyccidicula? prisca. Im Raseneisen und der Gelberde ist die überaus kleine
Gallionella ferruginea herrschend.
In die Familie der Bacillarien oder Stabthierchen, welche Agardh Diatomeen nennt, hat man mehrere (noch 55!) Gattun-
gen gestellt, die hier nicht aufgenommen worden sind. Ganz ausgeschlossen ist die Gattung Hydrurus Agardh 1824 (1830); diese
ist mir bekannt und ich halte ihre Formen für der Ulven- Familie zugehörige Algeiu Eben so schliesse ich die Gattung Oncobyrsa
von Agardh {Flora 1827.) als wahre Pflanze hier aus, obschon ich sie nicht selbst sah* Auch die Gattungen Oscillatoria, Melo-
to?nus, Ophiothritc und Sphaerodesmus , welche neue Namen Corda 1835 den längst anders benannten Körpern als Thieren gege-
ben hat, sind hier als Pflanzen betrachtet, da eine Thierstructur bei ihnen nicht nachgewiesen ist (Almanac de Carlsbad). [Vergl.
Closterium^ Zwei von Türpin (1828) in die Nähe dieser Körperchen gestellte Formen, welche als besondere Pflanzengattungen bei
ihm die Namen Bursella olivacea und Erythrinella annularis führen, sind Eier von Räder thieren (vergl. Xant/iidium). Die
Gattung Closterium (Lunulina, Pleurosicyos) enthält zwar thierische Formen, ist aber, als den Bacillarien fremd, in der besondern
Familie Closterina eingereiht. Ausserdem haben Agardh 6, Bort 3, Türpin 5, Greville 4, Bonnemaison 2, Decandolle.,
Desvaüx, Losana, Sommerfeld, Meten und Morren jeder 1, Wallroth 2, Link 2, Kützing 4 und Corda 8 Gattungs-
namen gegeben, welche, obwohl direct hierher gehörig, hier nicht aufgenommen werden konnten, und diese 44 Namen haben nun fol-
gende Synonymie: 1) Berkeley a Greville (1827) = Naunema? > Micromega?; 2) Biddulphia Grev ille (1831) siehe Isthmia
und Tessella; 3) Calcotrico Desvaüx, nach Agardh = Naunema; 4) Colpopella Corda (1835) = Euastrum; 5) Cosma-
rium Corda (1835) = Euastrum; 6) Crucigenia Morren (1831) $>. Micrasterias^ Bacillaria?; 7) Crystallia Sommerfeld,
nach Agardh (1830) = Gomphonema^ 8) Cymbella Agardh (1830) s. Frustulia und Cocconema^ 9) Diatoma Decandolle
(1805) s. Bacillaria; 10) Encyonema Kützing (1833) s. Gloeonema; 11) E&ilaria Greville (1827) s. Echinella; 12) Ge-
minella Turpin (1828) s. Odontella?; 13) Girodella Gaillon (1823) s. Naunema; 14) Gloeodictyon Agardh (1830) s.
Schizonema; 15) Grammonema Agardh (1832) s. Fragilaria und Tessella; 16) Helierella Bory (1825) s. Euastrum und
Micrasierias ; 17) Heterocarpella Bort (1825) s. Euastrum und Micrasterias ; 18) Homoeocladia Agardh (1830) s. Micro-
mega; 19) H?jdrolinum Link (1820) s. Schixonema; 20) Licmophora Agardh (1827) s. Echinella; 21) Lysigonium Link
(1820) s. Gallionella] 22) Meloseira Agardh (1824) s. Gallionella; 23) Monema Greville (1827) s. Naunema; 24) iVe-
matoplata Bory (1822) s. Fragilaria; 25) Oplarium Losana (1829) s. Micrasterias und Euastrum; 26) Paradesmus
Corda (1835) s. Fragilaria; 27) Pharyngoglossa Corda (1835) s. Navicula Sigma; 28) Psygmatella Kützing (1833) s.
Echinella; 29) RhabdiumWALLROTii (1835) s. Fragilaria; 30) Scalpirum Corda (1835) s. Navicula Scalprum; 31) Scac-
naedesmus Meyen (1829) s* Arthrodesmus ; 32) Sigmatella Kützing (1833) s. Navicula Sigma; 33) Spermogonia Bon-
nemaison, nach Agardh s. Naunema; 34) Sphaerozosma Corda (1835) s. Odontella; 35) Stauridium Corda (1835) s.
Micrasterias; 36) Stomatella Türpin (1828) s. Odontella? \ Micrasterias? ; 37) Sty Maria Bory (1822) s. Gomphonema;
38) Surirella Türpin (1827) s. Navicula; 39) Syrinw Corda (1835) s. Fragilaria; 40) Temachium Wallroth (1835)
s. Synedra; 41) Tessarthonia Turpin (1828) s. Tessararthra; 42) Trochiscia Kützing (1833) s. Euastrum; 43) ÜW«-
<rc<?//# Türpin (1828) s. Euastrum; 44) Vaginaria Bonnemaison, nach Agarph s. Sclmonema.
- - - -- 244
Riicksichtlich des höchst merkwürdigen Eisengehaltes der Gallion eilen haben die fortgesetzten Untersuchungen neuerlich
noch auffallende Resultate ergeben • obschon bei der Kleinheit der Körperchen der G. ferruginea noch immer Schwierigkeiten bleiben.
Ein starker Eisengehalt zeigte sich auch in der grossen Gallionella aurichalcea, welche beim Glühen roth wird, aber auch hier blieb
der Zustand des Eisens und sein Verhältniss zum Thiere noch unklar. Bei den Gliederfäden des Wiesen- Ockers (Gallion. ferrug.),
den ich ganz neuerlich auch aus der Freiberger Grube Beschert- Glück von 1106 Fuss Teufe sehr schön erhielt, lösen sich zuweilen die
Gliederfäden in Salzsäure unter dem Mikroskope scheinbar ganz auf, dennoch enthält die Masse mehr als 6 — 12 pG. Kieselerde. Auch
ehe diese Körperchen die Kettenform annehmen, bleibt bei dem Auslaugen mit Säuren der Kieselpanzer nicht immer, wie bei den grös-
seren Gallion eilen, ganz zurück, sondern kleinere Theilchen bleiben sichtbar. Es scheinen diese Differenzen auf Entwickelungszu-
ständen zu beruhen, welche weiterer Nachforschung bedürfen. So eben wird eine genaue chemische Analyse dieser, von nur gesammel-
ten und ausgewählten, Substanzen im Laboratorium des Herrn Prof. H. Rose von Herrn Barker vollendet, deren Resultate in Kur-
zem in Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie umständlich vorgelegt werden können. Die bei weitem grösste Masse der
Körperchen besteht geradezu aus Eisen, welches sammt den 6 — 12 Procenten Kieselerde den Panzern oder Schaalen der Thierchen
allein angehören mag.
Wenn es endlich bisher höchst auffallend war, dass es 14 Fuss mächtige Lager fossiler Kiesel -Infusorien giebt (s. Gallio-
nella distans)) während die lebenden in so überaus grossen Mengen nicht beobachtet werden, so haben meine fortgesetzten Untersu-
chungen auch hier einiges Licht gewonnen. Allerdings sind auch jetzt noch die lebenden Kieselinfusorien durch ihr Massenverhältniss
erstaunenswerth. Obwohl nämlich zu einem Cubikzolle ihrer Masse viele Tausend Millionen Individuen gehören und Hunderte Millionen
erst einen Gran wiegen, so gelang es mir doch in diesem Sommer, sie in solcher Menge lebend zu beobachten, dass ich in etwa 1/2
Stande 1 Pfd. solcher unsichtbaren Schaalen lebender Thiere selbst sammeln konnte, und dass es gar nicht übertrieben ist, zu behaup-
ten, man könne, im Fall es darauf ankäme, in wenig Stunden */* bis XJ2 Centner dieser Kieselpanzerchen zusammenhäufen. Die Kie-
sel-Infusorien bilden nämlich den Moder der Oberfläche stehender Gewässer, Stadtgräben, Bassins und Teiche. Entweder werden sie
durch Oscillatorien in handdicke, oft mehrere Fuss breite, schwarze, graue oder gelbe Rasen vereinigt, oder die Gallionellen tre-
ten selbst rasenförmig auf. Beides war in diesem Vorsommer bei Berlin im Thiergarten ausgezeichnet der Fall. Sie verbreiten aber
dann einen lästigen Sumpfgeruch. Man reinigt die Bassins von ihnen durch einige an einander gebundene, einfache oder rechenartig
nach unten gezahnte und durchflochtene , schwimmende Latten, welche man durch Bindfäden an ihren Enden langsam fortbewegt. Am
Ufer zieht man sie mit durchflochtenen Rechen ans Land. Hat man die Oberfläche gereinigt, so erscheint am andern oder dritten
Tage schon dieselbe Masse wieder, weil die Sonne den Boden der flachen Gewässer dann wieder freier erwärmt und Gasentwickelung
am Grunde eintritt, welche die dort befindlichen ähnlichen Massen zur Oberfläche hebt. Eine Karre voll solchen, von der Ober-
fläche genommenen, Schlammes giebt wohl 10 — 15 Pfd. reine Infusorienschaalen. Fortgesetztes Reinigen bezwingt doch diese Pro-
duetion, und der gewonnene Moder ist geradehin guter Tripel oder Kieselerde. Nur erst, wenn der Moder an der Luft völlig hart
getrocknet ist, sind die Thierchen todt. Ich fand sie nach 6 Wochen ausser dem Wasser noch lebend in der kaum etwas feuchten
Erde, welche sie selbst bildeten. (S. Bericht der Berl. Akad. d. Wissensch. 1837. Juli. Vergl. p. 122. dieses Werkes.) Alle Ar-
ten dieser Familie lassen sich aufbewahren.
EILFTE FAMILIE: SCHEIBENTHIERCHEN.
Cyclidina« Cyclidines.
OHARACTER: Animalia polygastrica, anentera (tubo intestinal i destituta, apertura corporis unica), ciliis
setisve appendiculata, nee loricata.
CARACTERE: Animaux polygastriques, sans canal intestinal (ayant une seule Ouvertüre du
corps), pourvus d' appendices en forme de eils ou de soies, depourvus de carapace.
Zur Familie der Scheibenthierchen gehören alle deutlich oder wahrscheinlich polygastrischen
Thiere ohne Darmkanal, welche wimper- oder haarförmige Anhänge des Körpers haben und panzerlos sind.
Die kleine Familie der Scheibenthierchen umfasst nur 9 bekannte Thierformen, welche in 3 Gat-
tungen vertheilt sind. Die ersten Formen erkannte und beschrieb wohl Joblot 1716 in Paris, allein Hill
beobachtete sie in England und nannte sie 1752 zuerst Cyclidium. Die beiden andern Gattungen wurden
1831 sammt der besondern Familie in den Abhandlungen der Berl. Akad. d. Wissenschaften gegründet, wo
1830 Cyclidium zu den K ranzt hierchen (Peridinaea) gestellt worden war. — Für den Organisations-
gehalt ist auch nur die Gattung Cyclidium hinreichend ergiebig gewesen, da alle Formen der Familie klein
sind und zu dieser Gattung die grösseren gehören. — Zum Bewegungssystem gehören die äusseren borsten-
artigen Wimpern, deren verschiedene Gruppirung Charactere der Gattungen giebt. Ein besonderer Rüssel
ist nicht beobachtet. — Das Ernährungssystem ist bei 2 Arten der Gattung Cyclidium ausführlich erkannt,
polygastrisch, mit Auswerfen aus der Mundöffnung. — Das weibliche Sexualsystem ist weniger scharf er-
mittelt, als das männliche. Nur bei Pantotrichum Enchelys sind gelbliche Eierchen (?) direct erkannt,
allein die 1 — 2 runden männlichen Drüsen des Cyclidium Glaucoma sammt einer contractilen Blase und
die einfache des CJ lentiforme, vielleicht auch des Pantotrichum Enchelys, waren ausser allem Zwei-
fel. — Augen sind noch bei keiner Gattung beobachtet,
— 345 -
Die geographische Verbreitung ist durch Europa, in Dongala Nubiens, im siiiaitischcn Arabien und
im Ural des nördlichen Asiens beobachtet,
Uebersicht der Gattungen der Scheibenthierchen:
! flache Form und einfacher Wimperkranz Cyclidium
rundliche Form, überall zerstreute Wimpern .... Pantotriclllim
mit Borsten besetzt Chaetomonas
ACHTZIGSTE GATTUNG: SCHEIBENTHIERCHEN.
Cyclidium. Cyclide.
CHARACTER: minimal e familia Cyclidinoruin , corpore compresso, ciliorum singula serie circulari in-
structo.
CARACTERE: Animal de la famille des Vyclidinesv h corps comprime^ pourvu de cils en sim-
ple rang circulaire.
Die Gattung der Scheibenthierchen unterscheidet sich in der gleichnamigen Familie durch flachen
Körper und einen einfachen Wimperkranz um denselben.
Der Gattung Cyclidium werden hier 4 Arten 5 aber nur eine ganz sicher 3 zugewiesen; man hatte
in ihr bisher nicht weniger als 98 verzeichnet. Joblot und Hill beobachteten wohl die erste Art 1716
und 1752 5 und letzterer gründete die Gattung Vyclidium mit 4 Arten, von denen jedoch nur die 2te hier-
her gehört , die übrigen andern Gattungen anheimfallen. Müller gab 1773 der Gattung 7 Arten und 1786
auch 7 5 von denen jedoch 2 neu waren und an die Stelle von eben so viel ausgeschiedenen der früheren
kamen. Später wurden nur Müllers Arten hier und da wiederholt verzeichnet. Nitzsch zog 1817 Cer-
caria Cyclidium und Cerc. Discus in diese Gattung , und Bory de St. Vincent vermehrte die Zahl der
Arten 1824 mit 4 neuen Namen. In den Symholis physicis von Hemprich und Ehrenberg wurden 1828
3 neue Arten aus Dongala und der libyschen Amnions -Oase abgebildet, und 1829 wurden von Losana all-
ein 78 5 leider ganz unhaltbare, Arten aus Piemont benannt und abgebildet. In den Abhandlungen der Ber-
liner Akad. d. Wissenschaften wurde dann 1830 der Character der Gattung physiologisch festgestellt und
ebenda 1831 eine neue Art hinzugefügt, die Zahl der Arten aber im Ganzen auf nur 4 beschränkt, indem
auch eine der libyschen Formen im Texte zu den Symbolis physicis 1831 zu Monas gezogen worden
war. — An Organisation ist das polygastrische Ernährungssystem deutlich, am vollständigsten bei C. Glau-
coma erkannt. Der Mund ist eine rundliche Oeffnung auf der Bauchseite dicht am vordem Ende, oder ge-
gen die Mitte. — Die Bewegungsorgane sind weder blosse Rüssel, noch blosse Mundwimpern, sondern, wie
bei Kerona und Stylonychia^ eine Vielzahl von wimperartigen Füssen am Bauchrande. Diess ist jedoch
nur bei Einer Art scharf beobachtet, Es schienen neuerlich auch noch Längslinien (Längsreihen von sehr zarten
Wimpern?) überdiess vorhanden zu seyn, so dass, wenn sich eine besondere Analöffnung noch vorfände,
Cycl. Glaucoma sich wohl den Oxytriehinen anreihen Hesse. — Die weiblichen Sexualorgane sind noch
nicht direct erkannt oder übersehen, die männlichen sind als eine, bei der dueertheilung doppelte, grosse
rundliche Drüse bei C. Glaucoma und lentiforme deutlich. Auch eine contractile Blase ist bei beiden er-
kannt. Spontane Queertheilung ist häufig, Längstheilung noch nicht beobachtet.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist die bei der Familie angegebene, grosse.
348. Cyclidium Glaucoma, bläuliches ScheitoentliierclieBL Tafel xxil Fig. I.
C. corpore oblongo-elliptico integro, ciliorum ventris Corona ampla, dorsi lineis obsoletis, subtilissimis, motu Gyrinorum.
Cyclide Glaucome, a corps oblong •- elliptique , ayant le cercle de cils autour du venire Inen large,
les raies du dos tres-delicates et le mouvement des Gyrins.
Fourmiliere de tres petits animaux, Joblot? Observat. avec le Microscope, PI. 5. Fig. 3. 1716. ed. II, 1754. p. 34.
Cyclidium (secwndum) , Hill, History ofanimals, III. p. 3. Fig. 2. 1752.
Cyclidium Glaucoma, Müller, Vermium bist. 1773. p. 38. Animalc. infus. 1786. p. 80. Tab. XI. Fig. 6—8.
Oualthierchen? , Gleichen, Abbandl. üb. Infusionsth. zum Theil, Taf. XIV. Fig. 3. E. XIX. D. III. XXVIII. Fig. 7. 1778.
Volvox Glaucoma, Bory de St. Vincent, Encyclopedie method. 1824. Art. Microscopiques, Volvox.
Bursaria Ovulum, Hemprich u. Ehrenber&, Symbolae pliysicae. Evertebrata I. Phytozoa. Tab. II. Fig. III. 2. IV. 4. 1828.
Cyclidium Glaucoma, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 15. 1830. p. 56, 62, 74. Taf. I. Fig. 4. 1831. p. 74.
Symb. physic Text. 1831.
Aufenthalt: In Frankreich?, England, Dänemark, auf dem Greifenstein ob Bonnland, bei Berlin, bei Tor am Sinai Arabiens und
in Petersburg.
62
340 —
Diese Form gehört, ihrer eigenthümliehcn Bewegungen halber, zu den sich auszeichnenden des Mikroskops. Man vergleicht
die Bewegung sehr richtig nach Müller mit der raschen umherschweifenden und plötzlich ruhenden des Gyrinus natator, eines be-
kannten kleinen, 2 Linien grossen, schwarzen Wasserkäfers, welcher truppweise, silberglänzend an der Oberfläche des Wassers auf
schattigen Gräben schwimmt. Zuweilen ist die Bewegung überaus rasch durcheinanderfahrend, oft stehen sie plötzlich still und springen
gleichsam dann im Bogen an einen andern Ort. Bei starker -Vergrösserung sieht man, dass, wenn sie still stehen, sie wirbeln und
Nahrung aufnehmen, dabei stützen sie sich auf die schwer sichtbaren Randborsten, welche ihnen, wie den Wassermücken die Füsse,
zum Ruhen auf dem Wasser und auch zum Klettern dienen. Sie hängen aber im Wasser mit dem Rücken nach unten. Sie nehmen
sehr leicht farbige Nahrung auf, linden sich in allen Aufgüssen und gehören zu den verbreitetsten und zahlreichsten Formen. Man ver-
wechselte sie früher wohl oft mit Glaucoma scintillans, welches viel grösser ist, und die Abbildungen erlauben keine sichere Ent-
scheidung darüber. Schon 1830 gab ich viele schärfere Abbildungen dieses Thierchens. Neuerlich habe ich den Mund und die Samcn-
driisen sammt der contractilen männlichen Blase noch erkannt. Diese Blase bezeichnet schon Müiiek als hellen Punkt; was er aber
Darm nennt, mag irgend eine verschluckte Substanz gewesen seyn. Die Queertheilung hat Müller auch schon gesehen. — Län«e
7240 — /96 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXII. Fig. I.
Es sind 3 Gruppen bei 3 verschiedenen Vergrösserungen abgebildet. A. ist 310mal vergrössert, mit Indigo genährt. B. ist 800mal vergrössert. Bei
4. sind 3 verschiedene Ansichten Eines Thierchens. Fig. 5. ist in der Queertheilung begriffen. C. sind etwas grössere Exemplare von % Linie
Länge, 800mal vergrössert. Fig. 1. einfach mit seinen Schwimmborsten, seiner Kugeldrüse, contractilen Blase, Magen und Streifen. Fig. 2. in
der Queertheilung mit 2 Kugeldrüsen. Fig. 3. Seitenansicht.
349. Cyclidium margaritaceum» perlfarbiges Scheibenthierchen. Tafel xxn. Fig. II.
C. corpore orbiculari-elliptico, postica parte leviter exciso, dorso distinetius lineato, ciliis obsoletis, colore margaritaeeo.
Cyclide Perle, a corps orbiculaire-elliptir/ue, leger erneut echancre au bout posterieur, plus distinete-
ment raye au dos, ayant les eils peu visibles et la couleur gris de perle.
Cyclidium margaritaceum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 62. 1831. p. 74.
Aufenthalt: Bei Catharinenburg im Ural und bei Berlin.
Die Form wurde im Juli 1829 auf der Reise mit Herrn Alexander von Humboldt nach Sibirien entdeckt, seitdem aber
auch häufig bei Berlin in verschiedenen Aufgüssen beobachtet. Sie ist breiter und kürzer als vorige, hinten leicht ausgeschweift und
hat da eine contractile helle Blase. Die Form ist zuweilen schwer von Oxytricha Cicada zu unterscheiden und könnte wohl, aber
doch kaum, ein Jugendzustand derselben oder der Euploea Charon seyn. Der Mund ist eine grosse ovale Oeffnung fast in der Mitte.
Die Wimpern habe ich oft an ihrer Wirkung, nie an sich, sehen können. Sie füllt sich leicht mit Farben, lebt mehr einzeln und hat
nicht die rasche Bewegung der vorigen. — Länge Vis 5 — ^s« Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXII. Fig. II.
A. ist eine in Catharinenburg gezeichnete Gruppe, 250mal vergrössert; B. ist von Berlin. Die beiden kleineren Figuren sind 300-, die 4 grösse-
ren 500mal vergrössert. Fig. 1. ist vom Rücken, Fig. 2. von der Seite gesehen, wirbelnd; Fig. 4. ist in der Queertheilung; alle zeigen die
Mundoftnung deutlich. Fig. 3. hat Indigo aufgenommen. In dieser und der oberen kleineren Figur ist die contractile Blase angezeigt.
350. Cyclidium f planum, flaches Scheibenthierchen. Tafel xxn. Fig. III.
C. minus, corpore ohlongo-elliptico, laevi, ciliis obsoletis.
Cyclide? plat, plus petit r/ue le pr emier, h corps ovale -ellipiir/ue, lisse, ayant les eils peu marr/ues.
Cyclidium? planum, Hemprich u. Ehrenberg, Symbolae physicae. Evertebrata I. Phytozoa, Tab. I. Fig. III. 1828. Text, 1831.
Cyclidium? planum, Abhandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 15, 20. 1831. p. 74.
Aufenthalt: In Dongala Nubiens im Nil.
Ich beobachtete es mit Dr. Hemprich im März 1822 in Kasr Dongala. Ich würde die Form, welche an Bewegung und
Gestalt ganz dem C. Glaucoma gleich war, für jene Art halten, wenn nicht die Grösse zu verschieden gewesen wäre. Den Mangel
der Wimpern halte ich für Mangel an Beobachtung. — Grösse V220 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXII. Fig. III.
A. ist die von mir in Dongala gefertigte Zeichnung, zwei vom Rücken, eins von der Seite; Vergrößerung 200mal. B. sind Skizzen derselben Fi-
guren auf den Maassstab von 600mahger Vergrösserung erhöht, zur Vergleichung mit den andern Arten; + Seitenansicht.
351. Cyclidium» lenliforme, linsenförmiges Scneinenthierchen. Tafel xxn. Fig. IV.
C. minus, corpore orbiculari-elliptico, laevi, ciliis obsoletis.
Cyclide Lentille, plus petit aue le second, ä corps orbiculaire-elliptique, sans echancrure, sans raies
et sans eils distinets.
Cyclidium lenliforme, Hkmfrich u. Ehrender*, Symbolae physicae. Evertebrata I. Phytozoa, Tab. I. Fig. II. 1828. Text 1831.
Cyclidium lentiforme, Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 15, 20. 1831. P. 75.
Aufenthalt: In Dongala Nubiens am Nil.
i u 17 EiS jJmdJ.Bich zwischen Nil-Conferven auf der Insel Argo in Dongala, wo ich mit Dr. Hemprich im März 1822 einige Zeit
lebte. .us Hatte die rasche, zitternde, dann schnell ruhende Bewegung des Cyclidium Glaucoma, und in der Mitte zuweilen einen
deutlich umschriebenen runden Körper (Samendrüse?), den ich damals für verschluckte Confervensaamen hielt. C. lendiforme ist un-
richtig. Es ist viel kleiner als C. margaritaceum. — Grösse %65 Linie.
___ . 24$ —
Erklärung der Abbildungen Taf. XXII. Fig. IV.
A. ist die von mir in Dongala gefertigte Zeichnung. Die schmäleren sind von der Seite gesehen; Vergrüsseruug 200mal. li, sind Skizzen derselben
Figuren nach dem Maassstabe 600- und 800maliger Vergrößerung , zur Vergleichung der übrigen.
Nachtrag zur Gattung Cyclidium.
Die 96 Artnamen der Gattung Cyclidium, welche nur etwa 4 — 5 Arten wirklich enthalten, sind besonders durch Losanas
75 Namen hervorgebracht, welche derselbe in dem Memorie di Torino Vol. XXXIII. 1829. bekannt machte und abbildete, wobei zum
Glück 3 Namen in der Eile übergangen wurden, indem es 78 seyn sollten. Sie sind in der Isis 1832. p. 769. copirt und können,
da die Abbildungen den jetzigen Ansprüchen auf Darstellung gar nicht entsprechend und unkenntlich sind, auch, wie es scheint, keine
einzige Form zur Gattung Cyclidium gehört, hier füglich übergangen werden. Derselbe Verfasser hat in den Gattungen Volvoac,
Proteus, Kolpoda, Paramecium und Oplarium fast 300 unbrauchbare Namen, und auch für die scheinbar entsprechenden Zeichnun-
gen einiger Formen keine Bürgschaft treuer wissenschaftlicher Auffassung gegeben. Die 4 ersten Cyclidia, welche Hill 1751 ver-
zeichnete, nahm Müller in sein System unter den Namen 1) Monas Lens, 2) Cyclidium Bulla, 3) C. Nucleus und 4) C. ra-
dialis (auch Leucophra vesiculifera) auf. Bory de St. Vincent hat 1824 von Müllers 10 Cyclidien von 1786 nur 3 dafür
erkannt: C. hyalinum, Nucleus und nigricans, die übrigen nennt er Monas Bulla, Bursaria rostrata, JSurs. Pediculus (auch
Peritricha polyporum), Bursaria dubia und Völvocc Glaucoma* Das C. fluitans und Milium sind übergangen. Die beiden
Cyclidia, welche Nitzsch 1827 in Ersch und Grüber's Encyclopädie (Cercaria) hinzufügte, hat Thon ebenda {Cyclidium) 1829
übergangen. Folgendes ist die Synonymie der 17, ausser obigen 75, hier zurückgewiesenen Namen: 1) Cyclidium Bulla Müller (1773)
== Cyclidium?, Monas Guttulal ; 2) C. cercarioides Bory (1824) = Trichoda!, Enchelys! ; 3) C. Cyclidium Nitzsch
(1817) [1827] = Cyclid. margaritaceum? ; 4) C. Discus Nitzsch (1817) [1827] = Bodo?, Euglena? ; 5) C dubium Mül-
ler (1786) = Paramecium? ; 6) C enchelioides Bory (1824) = Monas tremula? ; 7) C. fluitans Müller (1786) = C.
margaritaceum?, Euplotes? ; 8) C. hyalinum Müller (1786) —Bodo?; 9) C. inane (Symbolae physicae 1828.) = Monas
inanis; 10) C. Milium Müller (1773) = Paramecium Milium; 11) C. mutabile Bory (1824) = Cycl. Glaucoma?, Mo-
nas!; 12) C. nigricans Müller (1786) = Monas; 13) C. Nucleus Müller (1773) = Enchelys?, Monas? ; 14) C obtu-
sans Bory (1824) = Enchelys?, Trichoda? '; 15) C Pediculus Müller (1773) = Trichodiua Pediculus; 16) C. radialis
Müller (1773) = Leucophrys Ovum?; 17) C. rostratum Müller (1773) = Enchelys! . (Vcrgl. Isis 1833. p. 243. 1834.)
Von Losanas Figuren gehören vielleicht Cycl. bilobum, crenatum, praemorsum, Pullastrum ^ reniforme, striatum und ver-
rucosum, also 7 Arten, zu Kolpoda Cucullus ; Cycl. gibbosum, glaucum und nasutum zu Amphileptus Fasciola, und Cycl.
saliens zu Glaucoma scintillans\ C. cucidlatum, aduncum, albicans, bullatum zu Chilodon Cucullukis; C. ornatum zu
Chilodon uncinatus, so wie man etwa die willkürlichsten einfachen Umrisse auf irgend eine Infusorienform wird deuten können.
EINUNDACHTZIGSTE GATTUNG: MUFFTHIERCHEN.
Pantotriclmni. Pantotriquie.
CHARACTER: Animal e faniilia Cyclidinorum, corpore ciliis mobilibus undique hirto, turgido.
CARACTERE: Animal de la famille des Cyclidines, a corps gonfle et partout garni de cils mo-
biles.
Die Gattung der Muffthierehen gehört zur Familie der Scheibenthierchen,, zeichnet sich aber durch
überall mit beweglichen Wimpern behaarten gerundeten Körper aus.
Die Gattung Pantotrichum wurde 1830 in den Abhandlungen der Berl. Akad. der Wissenschaften
errichtet und mit 1 Art, 1831 mit 5 Arten versehen. Bei 2 derselben fand sich bald darauf, dass sie
durch eine harte Schaale gepanzert waren, sie wurden daher 1833 (1832) ebenda in die besondere Gat-
tung Chaetotyphla der Familie der Kränzt hier eben gestellt. Es scheint, dass keine der Arten früher
bekannt gewesen, wenn nicht Leucophra viridis Müllers von 1786 vielleicht einerlei ist mit Pant. Fol-
vox. Dass Leuc. scintillans und aurea sammt Trichoda horrida Müllers zu Pantotrichum gehören,
ist mir jetzt fast unwahrscheinlich (s. Isis 1833. p. 253.). — Die Organisation ist noch nicht hinreichend
ermittelt. Nur bei P. Enchelys sind Magenzellen undeutlich beobachtet. Die Eiermasse des Geschlechts-
organismus ist nicht direct erkannt. Nur ist es wahrscheinlich, dass die grüne Farbe des P. Volvox und
die gelbliche der 2 andern Arten den Eiern angehören. Der helle grosse Fleck im Hintertheile des P. En-
chelys könnte Samendrüse seyn, dieselbe hat auch Längstheilung gezeigt. Der Mangel einer doppelten OefF-
nung ist noch nicht erwiesen, aber auch nicht ihre Existenz.
Die geographische Verbreitung ist über Berlin s Umgegend hinaus unsicher.
* 348 —
352. Pantotrichum Enchelys, längliches Maffthierchen. Tafel xxil Fig. VII.
P. corpore cylindrico-oblongo, utrinque rotundato, pallide flavicante, media parte turbido utrinque hyalino.
Pantotrir/ue Enchelide, a corps cylindrique oblong, arrondi aucc deute bouts, jaunätre pale, trou-
ble au milieu et hyalin au& deute bouts.
Pantotrichum Enchehjs , Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 75.
Aufenthalt: In Berlin.
Diese Art lebt in faulem Fleisch wasser, rohen Fleisch- Infusionen , in zahllosen Mengen. Sie nahm nie Farbe - Nahrung auf.
Die undeutlichen Magenzellen liegen dicht umhüllt von einem gelblichen Eierstock (?) in der Mitte. Vorn und hinten ist der Körper
hell, vorn durch den Mundraum, hinten durch eine männliche Samendrüse?. Ich sah Längstheilung, vielleicht auch Qneertheilung und
oft traubenartiges Zusammenhängen, ob in Folge unvollkommener Selbsttheilung ? . Bewegung um die Längsaxe drehend und gleitend.
— Länge bis ljg6 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXII. Fig. VII.
Es sind 29 Thierclien in verschiedenen Lagen und Zuständen, 300mal vergrössert Fig. 1. einfache Form; Fig. 2. in der Queertheilung ( ? ) ; Fig. 3.
in der Längstheilung; Fig. 4. traubenartig, sämmtlich mit anliegenden Wimpern, scheinbar glatt; Fig. 5. traubenartig mit gespreizten Wimpern, alle
schwimmend. Bei + ist ein Thierchen von vorn gesehen. Trübt man das Wasser mit Indigo, so sieht man bei allen die Wimpern.
353. JPantotrichum Volvoac, wälzendes Unffthierclieii. Tafel xxil. Fig. viil
P. corpore ovato-globoso, viridi.
Pantotrique Volvoce, a corps ovale -spherique, vert.
Leucophra viridis, Müller? Animalc. infus, p. 143. Tab. XXI. Fig. 9 — 11. 1786. Bory, Encycl. meth. 1824.
Pmtotrichum Volvox , Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 39. 1831. p. 75.
Aufenthalt: Bei Berlin, vielleicht auch im brakischen Wasser bei Copenhagen.
Diese Form ist noch nicht vielfach beobachtet und kann daher eine Bursaria oder Leucophra seyn, wenn sie 2 Oeffnun-
gen .zeigte, was man bei dem, bisher nicht gelungenen, Füttern mit Farbestoffen durch die Aufnahme- und Abgangsstelle erkennen wird.
— Grösse bis J/72 Linie.
Erklärung der Abbildung Taf. XXIL Fig. VIIL
Ein Exemplar bei SOOmaliger Vergl-össerung.
354» Pantotrichum JLagenula, flaschenförmiges Maffthierclieii. Tafel xxil. Fig. ix.
P. corpore ovato, utrinque aequaliter rotundato, flavicante, cute ciliata in Collum seu rostrum truncatum producta.
Pantotrique Lagenelle, a corps ovale, egalement arrondi ante bouts, jaunätre, ayant la peau ci-
liee avancee en forme de goulot de bouteille ou de bec.
Pantotrichum Lagenula, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 76.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese Art lebt mit der vorigen zwischen Conferven im Juli, beide sehr einzeln. Bewegung beider langsam, um die Längs-
axe wälzend. Eine panzerlose bewimperte Lagenella. — Grösse Voo — V48 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXIL Fig. IX.
Es sind 3 Exemplare verschiedener Grösse bei 300maliger Vergrösserung.
Nachtrag zur Gattung Pantotrichum.
Ausser den verzeichneten 3 Arten haben die zwei andern, früher hierher bezogenen, jezt folgende Synonymie: 1) Pantotri-
chum asperum (1831) = Chaetotyphla asper a; 2) P. armatum (1831) = Cimet, armata. Die obigen zwei Leucophra-
Arten und Trichoda horrida von Müller sind für diese Gattung weiter zu vergleichen.
ZWEIUNDACHTZIGSTE GATTUNG: BORSTENMONADE.
C IiaetoEEiona^. Cbetomonade.
CHARACTER: Animal e familia Cyclidinorum, ore vibrante, corporis setis non vibrantibus, lente pro-
grediens et saliens.
CARACTERE: Animal de la famiUe des Oyclidines, vibrant a la boucke, avanqant lentement et
sautant par le moyen de soies non vibrantes du corps.
349
Die Gattung der Borstenmonaden unterscheidet sich in der Familie der Scheiben thierchen durch
Wirbeln am Munde, langsame Bewegung und Hüpfen mit Hülfe nicht wirbelnder Körperborsten.
Die Formen dieser Gattung sind erst seit 1831 bekannt, wo sie in den Abhandl. der Berl. Akad.
d. Wiss. als dieselben 2 Arten verzeichnet wurden, welche hier aufgeführt werden. — An Organisation ist
noch wenig mit Sicherheit ermittelt. Es sind Monaden - ähnliche sehr kleine Thierchen, die nur in faulem
Fleischwasser und im Leibe todter Infusorien leben, daher die Aufnahme farbiger Nahrung verschmähen und
schwer zugänglich sind. Die graue körnige Farbe der Ch. Globulus Hess auf farblose oder weissliche Eier
und sehr kleine Magenzellen schliessen, die aber nicht scharf unterschieden wurden. Ein sehr feiner Wir-
bel leitet auf die Mundstelle am vordem Ende. Ob ein Rüssel, ob Wimpern ihn erregen, blieb unerkannt.
Bei Ch. constrictum ist vielleicht Queertheilung sichtbar gewesen.
Die geographische Verbreitung ist ausser Berlin noch nicht beobachtet.
355. Chaetomonas Globulus, kuglige Borstenmonade. Tafel xxil. Fig. V.
Ch. major, subglobosa, cinerascens, setulosa.
Chetomonade Globule^ plus grande, presqne spherh/ue^ cendrce, garnie de so? es.
Chaetomonas Globtthts, Abhandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 77.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Sie lebt in übelriechenden Fleisch -Infusionen mit Pantotrichum Enchelys^ ich fand sie aber auch im Innern eines noch
mit bewegten Papillen versehenen Closterium acerosum allein und auch in todten Räderthieren. Sie hat oft die Gestalt der Mo-
nas Guttula, ist aber kleinen Durch das Hüpfen bemerkt man erst die wahre Natur und sieht dann auch die Borsten. Zuweilen
hängen auch 2 zusammen, Bodo socialis hat nur 1 Borste. Selbsttheilung ist nicht beobachtet. — Grösse V240 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXIL Fig. V.
Es sind 30 Thierchen bei 300maliger Vergrösserung im Durchmesser.
Fig. 1. ist aus einem todten Räderthierchen; Fig. 2. wurde im Januar 1830 mit Monas Termo in stinkendem Fleischaufgusse beobachtet; Fig. 3.
ist ein, am 4. Mai 1832 beobachtetes, Closterium acerosum , dessen Entozoen sie bildet. Bei + war es geborsten, lebte aber noch. (Vergl. Bodo
viridis.)
356. Chaetomonas constricta, eingeschnürte Borstenmonade. Tafel XXIL Fig. vi.
Ch. minor , oblonga, medio leviter constricta, hyalina, setis duabus.
Chetomonade etranglee^ plus petite> oblongue, legerement etranglee au milieu^ hyaline 9 ayant
deute soies.
Chaetomonas constricta, Abhandl. d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 77.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich habe diese Art öfter zahlreich mit Monas Crepusculum im Körper der todten Hydatina senta beobachtet, habe aber
nicht ganz entscheiden können, ob die eingeschnürte Gestalt durch Queertheilung entsteht, oder Grundgestalt ist. Sehr grosse Durch-
sichtigkeit verhinderte bisher bei der Kleinheit eine Erkenntniss der specielleren Organisation. — Grösse '/«so Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXIL Fig. VI.
Es sind 6 Thierchen bei 300maliger Vergrösserung im Durchmesser.
ZWÖLFTE FAMILIE: KRANZTHIERCHEN.
Peridinaea. Peridines.
CHARACTER: Animalia aperte aut verisimiliter polygastrica, anentera (tubo intestinali destituta), lori-
cata, vibrantia, cilüs setisve in corpore aut lorica sparsis appendiculata, saepe ciliorum
cingulo vel Corona ornata, loricae apertura unica.
CARACTERE: Animaux distinetement ou vraisemblablemenl polygastriques^ sans canal intesti-
nal^ ayant une carapace et des soies ou des eils epars sur le corps ou sur la cara-
pace, souvent en forme de ceinture ou de couronne, pourvm tfune seule Ouvertüre
de la carapace et vibrants.
Die Familie der Kranzthierchen umfasst alle deutlich oder wahrscheinlich polygastrischen Thier-
chen ohne Darmkanal, welche gepanzert sind und auf dem Körper oder Panzer zerstreute wimper- oder
63
- 250
borstenartige Fortsätze, oft in Form eines Gürtels oder Winipernkranzes , besitzen, eine einzige Panzeröff-
nung führen und wirbeln.
Die Familie der Kranztliierchen gehört zu den interessantesten. Sie wird jetzt von 17 Thier-
arten gebildet, welche in 4 Gattungen vertheilt sind. Gegründet wurde sie 1830 in den Abhandl. d. Berl.
Akad. d. Wiss. mit den 5 Gattungen Peridmium, Cyclidium, Pantotrichum, Gonium und Volvox, die
seitdem in 3 Familien vertheilt worden sind. Die S ch ei bent hier eben wurden 1831 (ebenda) abgeson-
dert, und 1833 (1832) die Kugelthiere. Die ersten Formen beobachtete O. F. Müller 1773 als Bur-
saria hirundinella und Vor ticella cineta, und 1776 als Cercaria Tripos, welche sämmtlich Arten der
Gattung Peridmium waren. Schränk beschrieb 1793 2 Arten der Gattung Peridiniwm als Ceratium und
1803 eine dritte. Nitzsch nannte 1827 Müllers Cercaria: Ceratium Tripos. Bory de St. Vincent,
welcher Müller's Abbildungen neu classificirte , nannte 1824 die Bursaria: Hirundinella quadricuspis,
die Cercaria: Tripos Müllerin die Forticeila war ihm unklar. Im Jahre 1831 waren 2 Arten der Fa-
milie als Pantotricha beschrieben. Im Jahre 1833 wurde aus ihnen die Gattung Chaetotyphla gebildet
und gleichzeitig die Gattung Chaetoglena errichtet. Im Jahre 1835 wurde die Gattung Glenodinium hin-
zugefügt. Seit 1836 sind fossile Arten beobachtet. — Die thierische Organisation ist in ziemlicher Vollen-
dung ermittelt. — Als Bewegungsorgan ist ein fadenförmiger Rüssel bei 4 von den 5 Gattungen ermittelt.
Ausserdem ist ein Wimpernkranz um die Körpermitte, oder es sind zerstreute Wimpern oder doch Borsten,
kleine Spitzen u. dergl. Anhänge vorhanden. — Stoffaufnahme in innere Behälter gelingt schwer zu beob-
achten, nur hei Peridmium Pulvisculus und P. cinetum ist sie erkannt. Die polygastrischen Behälter sind
ausserdem meist durch die farbige Eiermasse sehr verdeckt. — Das Sexualsystem ist theilweise bei allen
Arten aller Gattungen erkannt, bei Peridin. Tripos ist auch die männliche Sexualdrüse beobachtet. Alle
Arten aller Gattungen sind farbig, grün, gelblich oder braun, und bei mehreren Arten besteht diese Färbung
deutlich aus inneren eiartigen Körnchen. Contractile männliche Blasen sind noch nicht erkannt. — Ein Ein-
pfindungssystem ist bei 4 Arten durch rothe Augenpunkte bezeichnet und diese sind zu Characteren zweier
Gattungen benutzt.
Die geographische Verbreitung der lebenden Formen ist nur in Europa, jedoch im Süsswasser und
auch im Seewasser der Ostsee, beobachtet. Zwei ganz deutliche fossile Formen der Gattung Peridmium
finden sich in den Feuersteinen der Kreide mit Xanthidien und Algen. Ganz besonders interessant ist
auch die durch Dr. Michaelis 1830 entdeckte Fähigkeit der Lichtentwickelung bei mehreren Arten dieser
Familie, welche in den Abhandlungen der Berl. Akad. d. Wiss. 1834 bestätigt, und auf 5 Arten der Gat-
tung Peridmium ausgedehnt wurde. (S. den Nachtrag.)
Uebersicht der 4 Gattungen der Kranztliierchen:
Panzer mit steifen Borsten oder Spitzen besetzt, ohne Qaeerforche . . i <>h™ Au8enl)U"kt Chaetotyphla
| mit Augenpunkt Chaetoglena
Panzer glatt oder rauh, mit einer bewimperten Queerfurche j oLne AvWnkt • • ■ Peridinium
) mit Augenpunkt ........ Glenodinium
DREIUNDACHTZIGSTE GATTUNG: KLETTENTHIERCHEN.
Chaetotyphla. Ch^totyphle.
CHARACTER: Animal e familia Peridinaeorum , lorica (silicea) hispida aut rigide pilosa, integra (sulco
transverso nullo), nee ocellatum.
CARACTERE: Animal de la famille des Peridines, a carapace (siliceuse) herissee de pointes ou
garnie de poils raides, saus sillon transversal, sans oeil.
Die Gattung der Klettenthierchen unterscheidet sich in der Familie der Krauzthierchen durch
gleichförmigen steif behaarten oder rauhen (Kiesel-) Panzer (ohne aueerfurche), und durch Mangel eines
Augenpunktes.
Diese Gattung wurde 1833 in den Abhandlungen der Berliner Akad. d. Wiss. mit 2 Arten zuerst
publicirt. Ihre beiden Formen waren 1831 ebenda ohne Erkennen des Panzers unter den Arten der Gat-
tung Pantotrichum verzeichnet worden. Die Organisation ist noch nicht hinreichend ermittelt. Es sind
Monaden ähnliche frei bewegte Körperchen, deren Panzer die Durchsichtigkeit beschränkt, Beim Druck
zwischen geschliffenen Glasplatten platzt dieser und lässt das innere Thierchen frei. Seine Oberfläche ist
351 —
überall mit kleinen Spitzen und Borsten besetzt, die sicli bei beiden lebenden Arten am hintern Ende et-
was verstärken. — Die um die Längsaxe drehende Bewegung mag wohl doch ein fadenförmiger einfacher
Rüssel am vorderen Ende vermitteln , doch konnten es auch mehrere Wimpern seyn. Das Wirbeln daselbst
ist beobachtet, die Organe sind unklar geblieben. — Vom Ernährungssystem ist nichts speciell unterschie-
den. Gefärbte Nahrung ward nicht aufgenommen. — Vom Sexualsysteme ist nur die braune innere Färbung,
welche dem Thierleibe angehört, als vermuthliche Eiermasse wahrnehmbar geworden. — Man kann sie als
borstige Panzermonaden betrachten, und sie würden auch in dieser Familie eine passende Stelle finden.
Die geographische Verbreitung beschränkt sich bis jetzt auf die Umgegend von Berlin. Vor Kurzem
hat sich in Feuersteinen von Delitzsch eine längliche, den Doppelkletten (Xanthidiuni) untermischte,
Form gefunden, welche auch wohl eine Art dieser Gattung seyn konnte {ChJ Pyritae). Die lebenden
unterscheiden sich von Xant/iülium durch Wirbeln und Schwimmen. Sind vielleicht alle fossilen Xanthi-
dien Chaetotyphlae? Dann würde der Kieselpanzer dieser Formen sich zum Feuerstein genau wie der
von Gallionella zum Halb -Opal verhalten.
35 #• ChaetotypMa armata, stachliges KlettentMercIieii, Tafel xxil. Fig. x.
Ch. corpore ovato subgloboso, utrincjue rotmulato, fiisco, ubiquc setis brevibus liispirio, Corona npiculorum postica nigra.
Chetotyphle armee, a corps ovale presr/ne spherir/ue, arrondi aucc deucc bouts, brun, garni de soies
raides courtes et ayant une couronne de pointes uoircs, courtes ei grosses au bout posterieur.
Pantotrichum armalum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 76.
ChaetotypMa armata, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) ]>. 287.
Auf enthalt: Bei Berlin.
Man findet diese von mir im Juli 1830, zuletzt am 16. Febr. 1837 beobachteten, Formen mit den Panzermonaden, Peridi-
nien und Navicidis in klaren Wässern zwischen Conferven. Die kurzen Stacheln am hintern Körper sind an Zahl nicht immer gleich,
zuweilen 8 als regelmässiger Stern, oft mehr. Die Haare oder feinen Borsten der übrigen Oberfläche sind zuweilen undeutlich. —
Länge bis V52 Linie, Dicke wenig geringer.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXIL Fig. X.
Fig. 1. sind 2 haarige, eine davon eine wirbelnde Form. Fig. 2. ist glatt und wirbelnd, sämmtlich Seitenansichten. Fig. 3. ist vom hintern Ende
gesehen, alle sind 300mal vergrössert.
358. ChaetotypMa aspera, rauhes lOettentliiercIieii. Tafel xxil Fig. XL
Ch. corpore oblongo, fusco, utrinque rotundato, ubique setis brevibus hispido, apiculis posticis minoribus sine online
sparsis.
Chetotyphle apre, ä corps oblong, brun, arrondi aucc deu& bouts, apre de soies courtes, ayant de
petites epines eparses sans ordre au bout posterieur.
Pantotrichum asperum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 76.
ChaetotypMa aspern, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.)
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese mehr walzenförmige Art lebt mit der vorigen gleichzeitig. Im Juli 1830 und am 13. März 1835 war sie besonders
'häufig. — Länge ^48 Linie; Dicke doppelt in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXIL Fig. XL
Es sind 2 Exemplare bei 300maliger Vergrösserung des Durchmessers.
359. Chaeiotyphlaf Pyritae, Feuerstein -Klettenthierclieii.
Ch. corpore oblongo cylindrico, apieibus rotundatis, setis subtilibus elongatis, apiculis nullis.
Chetotyphle? du Pyromaque, a corps oblong - cylindrique, arrondi au& bouts, pourvu de soies fines
allongees, depourvu d'epines.
Aufenthalt: Nur fossil in Feuersteinen bei Delitzsch.
Diese Art findet sich ziemlich selten zwischen den Xanthidien und Peridinien. Sie könnte zur ersteren Gattung gehö-
ren/kann aber auch veranlassen, dass alle Xanthidien für Chaetotyphlae oder Chaetoglenae zu halten sind. — Grösse Vge Li-
nie; zweimal so lang als dick.
Eine Abbildung konnte nicht mehr aufgenommen werden.
252
VIERUNDACHTZIGSTE GATTUNG: BORSTENAUGE.
Chaetoglena. Chetoglene.
CHARACTER: Animal e familia Peridinaeorum, lorica (silicea) hispida aut rigide pilosa, integra (sulco
trausverso nullo) et ocello instructum.
CARACTERE: Animal de la famille des Peridines, ä carapace (siliceuse) herissSe de pointes
ou garnie de poils raides, sans sitton transversal, pourvu (Tun oeil.
Die Gattung der Borstenaugen zeichnet sich in der Familie der Kranzthierchen durch rauhen oder
steif behaarten (Kiesel-) Panzer, Mangel einer Queerfurche und Besitz eines Augenpunktes aus.
Die Gattung wurde 1833 zugleich mit der vorigen gegründet, und zu der einzigen Art hat sie seit-
dem keine zweite erhalten. — An Organisation hat sich mehr als bei voriger Gattung erkennen lassen. Ein
peitschenartiger einfacher Rüssel bildet das Bewegungsorgan. — Das Ernährungssystem liess sich in zer-
streuten Bläschen als polygastrischen Magen erkennen. — Eine bräunlichgrüne innere körnige Färbung ver-
rieth das weibliche Sexualsystem als Eierstock. Eine helle grossere Stelle im Körper lässt sich als männ-
liche Drüse ansehen, und der rothe Punkt im vordem Körper, bei Rücksicht auf die vielen ähnlichen Ver-
hältnisse, als Auge betrachten. Selbsttheilung ist nicht beobachtet. — Borstige oder behaarte Rüsselmo-
naden {Trachelomonas) sind Chaetoglenen, glatte Chaetoglenen sind Rüsselmonaden.
Die geographische Verbreitung der einzigen bekannten Art ist ausser bei Berlin auch bei Salzburg
beobachtet. Die fossile Chaelotyphla könnte auch eine Chaetoglena oder ein Xanthidium gewesen seyn.
360. Chaetoglena volvocina, wälzendes Borstenauge. Tafel xxn. Fig. XII.
Ch. corpore ovato, ovulis fnsco-viridibus, ocello laete rnbro.
Chetoglene Volvoce, a corps ovale, ayant Vovaire brun-verdätre et un oeil rouge.
Chaetoglena volvocina, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 286.
Aufenthalt: Bei Berlin und Salzburg.
Ich entdeckte diese Form am 20. April 1832 zwischen Conferven des Thiergartens bei Berlin , sali sie dann wieder am 14.
Mai sehr zahlreich, ferner am 13. März und 29. Juni 1835, und zuletzt am 16. Febr. 1837. Im Jahre 1835 sendete mir Herr Dr.
Werneck sehr saubere Zeichnungen derselben Form aus Salzburg. Der Rüssel ist ziemlich von der Körperlänge, einziehbar. Zwi-
schen der Schaale und dem weichen Körper ist beim lebenden Thiere ein schön rother Ring sichtbar, gerade wie bei Trachelomonas
volvocina, welche zu vergleichen ist. Farbeaufnahme sah ich nicht, aber die kleinen Magenzellen deutlich. Auch das Körnige des
Eierstocks liess sich erkennen. Man vergleiche die Gattungs-Charactere. Der Mund bildet vorn eine ausstiilpbare kurze abgestutzte
Röhre, wie bei Lagenella , wo sie aber fest ist. — Länge bis Vqb Linie. Kaum doppelt so lang als dick.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXII. Fig. XII.
Es sind 6 Exemplare bei 300maliger Diameter -Vergrösserung abgebildet.
FÜNFUNDACHTZIGSTE GATTUNG: KRANZTHIERCHEN.
Peridiniiim. Peridine.
CHARACTER: Animal e familia Peridinaeorum, loricae (membranaceae) sulco transverso ciliato insigne,
nee ocellatum.
CARACTERE: Animal de la famille des Peridines, ayant autour de la carapace {membraneuse)
un sitton transversal cilie et point d oeil.
Die Gattung der Kranzthierchen in der gleichnamigen Familie unterscheidet sich durch eine be-
wimperte aueerfurche um den (häutigen) Panzer und durch Mangel eines Augenpunktes.
Diese Gattung ist 1830 in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. mit 2 Arten gegründet worden.
Im folgenden Jahre wurden ebenda 4 Arten verzeichnet, und im Jahre 1833 wurden daselbst noch 5 neue
hinzugefügt, von welchen 9 Arten 1834 5 sammt einer lOten neuen Art als Leuchtthiere des Meeres ab-
gebildet wurden. Im Jahre 1835 wurde die Gattung Glenodinium davon getrennt. Jetzt sind in der Gat-
tung der Kranzthierchen allein 9 lebende und 2 fossile Arten zu verzeichnen. Die ersten Formen be-
schrieb Müller 1773 als Vorticetta cineta und Bursaria Hirundinella, und 1776 im Prodromus Zoo-
logiae danicae als Cercaria Tripos. Schrank nannte wohl P cornulum 1793 Ceratium tetraceros,
353
und 1803 Ceratium macroceros. Lamarck stellte 1816 die Vorticella cincta zu Urceolaria, die er
nicht für Infusorien, sondern für Polypen hielt. Nitzsgh stellte 1817 und 1827 Cerc. Tripos zur Gattung
Ceratium. Bory de St. Vincent nannte 1824 die Bursaria hirundinella {P. cornutum): Hirundinella
quadricuspis , und die Cercaria Tripos: Tripos Mülleri als besondere Gattungen, ohne sie aber gesehen
zu haben. Die Vorticella cincta blieb ihm unklar und ausgeschlossen von seiner Beurtheilung. Losana
hat dergleichen Formen wohl 1829 Volvox trisectus genannt Ausgezeichnet interessant waren 1830 die
Beobachtungen des, auch als Arzt rühmlichst bekannten, Dr. Michaelis in Kiel über das Lichtentwickelungs-
vermögen der Cercaria Tripos und noch 2 Kranzthierchen, die er nicht benannte. Die Zahl und das Ver-
hältniss der Leuchtthierchen konnte ich durch seine Vermittelung 1833 und 1834 vermehren und noch fe-
ster stellen. Zuletzt sind 2 auf das Vortrefflichste erhaltene fossile Formen dieser Gattung massenweise in
den Feuersteinen der Kreide bei Delitzsch von mir beobachtet, und seit 1836 in den Monats -Berichten der
Berliner Akad. d. Wissensch. publicirt worden. An Organisationsverhältnissen ist ansehnlich viel ermittelt.
— Das Bewegungssystem ist äusserlich in einem Wimperkranze und einem fadenartigen Rüssel bezeichnet.
— Das polygastrische Ernährungssystem ist bei P Pulvisculus und P. cinctum nach Aufnahme von Indigo
und Carmin in seiner Function, ohne Stoff- Aufnahme bei P. acuminatum, fulvum und cornutum beob-
achtet. Ein peitschenartiger einfacher Rüssel dient als wirbelndes Fangorgan und Schwimmorgan. Er ist
bei 5 Arten bereits erkannt. Der Mund liegt in einer Vertiefung wie bei Bursaria , ziemlich in der Kör-
permitte, und dient auch zum Auswerfen des Unverdaulichen. — Das Sexualsystem ist in seinem Dualismus
erkannt. Der weibliche Theil als Eierstock ist bei allen lebenden Arten durch seine Färbung leicht kennt-
lich, meist braun oder gelbbraun, bei P cinctum und cornutum grün, zuweilen sehr blass. Der männ-
liche Theil ist als ovale Samendrüse bei P Tripos von mir selbst erkannt und bei P Fusus vielleicht von
Herrn Michaelis beobachtet. Contractile Blasen sind noch unerkannt. Ferner ist Selbsttheilung sicher als
Längstheilung von mir bei P Pulvisculus und fuscum, vielleicht auch als Queertheilung bei P Fusus und
Tripos von Herrn Michaelis beobachtet.
Die geographische Verbreitung der lebenden Gattung ist nur im Süsswasser in Dänemark, Baiern,
in Piemont? und bei Berlin, und im Seewasser Europas nur in der Ostsee beobachtet. Die fossilen Arten
sind sehr zahlreich in Feuersteinen bei Delitzsch, aber nur einzeln und sehr selten in Feuersteinen bei Ber-
lin beobachtet.
«. Ungehörntc Kranzthierchen, Peridinium:
361. Peridinium, cinctum,, grünes Hxanztliierclien. Tafel XXII. Fi», xm.
P. viride, noctu non lucens, lorica subglobosa, laevi, subtriloba, ecorni.
Peridine ccint, vert, point lumineua, dam la nuit, ä carapace presque globuleuse, lisse, legerement
trilobce, sans corne.
Vorticella cincta, Müller, Vermium fluv. histor. 1773. p. 105. Animalc. Infusor. 1786. p. 256. Tab. XXXV. Fig. 5 — 6.
Urceolaria cincta, Lamarck, Animaux sans vert. IL 1816. p. 41.
Cruslode? , Bory, Encyclopedie meth. 1824. Dict. classique. Microscopiq ues, p. 541.
Volvox trisectus, Losana? Mein, di Torino, XXXIII. 1829. Isis, 1832. p. 766. Tab. XIV. Fig. 10.
Peridinium cinctum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 38. 1831. p. 74.
Aufenthalt: In Dänemark und bei Berlin sicher, vielleicht auch bei Turin beobachtet.
Diese Art ist weniger häufig bei Berlin als die folgende. Der grüne körnige Inhalt lässt sich ungezwungen für Eier halten.
Dazwischen sind grössere Bläschen, die ich einmal mit Indigo gefüllt beobachtete, aber nicht zeichnete. Das Wirbeln an der mittleren
Queerfurche sah ich oft. Die Bewegung ist langsam wankend und wälzend. Der Rüssel ist noch nicht dircct beobachtet, auch keine
Theilung. Häufiger als diese Art ist bei Berlin Glenodinium cinctum, welches icli früher nicht unterschied. Sie leben zwischen
Conferven des Thiergartens. — Grösse V48 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXII. Fig. XIII.
Es sind 4 Exemplare bei SOOmaliger Vergrößerung. Fig. 1. wirbelt; Fig. 2. Seitenansicht.
3©£. Peridinium Pulvisculus» staulbartiges Kranztliierchen. Tafel xxn. Fig. xiv.
P. fuscum, minimum, non lucens, lorica subglobosa, laevi, subtriloba, ecorni.
Peridine Poussier, brun, tres-petit, point lumitieux, a carapace presque spherique, lisse, legerement
trilobee, sans corne.
Peridinium Pulvisculus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zn Berlin, 1830. p. 38. 1831. p. 74.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese häufig in Gesellschaft der Staubmonade {Chlamidomonas Pulvisculus) in zahlloser Menge im Frühjahre vorkom-
mende Form war in den Jahren 1833 — 1835 sehr selten, am 19. März und 12. Aug. 1837 sah ich sie wieder legionenweis. Nicht
gar selten war sie in der Längstheilung begriffen. Bei den einfachen Thieren waren meist die Hälften durch die Queerfurche ungleich
getheilt. Ich sah nach Indigo- oder Carminfütterung (1830) über 20 sehr kleine Magen erfüllt. Seit 1835 habe ich auch einen Rüs-
sel beobachtet. — Länge llm — llw Linie; Dicke fast der Länge gleich.
64
254
Erklärung der Abbildungen Taf. XXII. Fig. XIV.
Es sind 8 einfache und ein Doppelthier bei 300maliger Vergrössernng in verschiedenen Grössen. Fig. 2. ist von vorn gesehen.
363. JPeridinium fuscum, Ibraungellbes Kranzthierchen. Tafel xxn. Fig. XV.
P. fuscum, nee micans, lorica ovata, leviter compressa, laevi, anteriore parte acuta, postica rotundata, eeorni.
Peridine brun, point lumineusc, brun, ä carapace ovale legerement comprimee, lisse, aigu'e au bout
atiterieur, arrondie au bout posterieur , sans come.
Peridinium fuscum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 270.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Sie ist von der Grösse des P. cinetum und zuweilen doppelt grösser. Die lebhaft gelbbraune Farbe gehört dem körnigen
Eierstock. Dazwischen waren viele wenig auffallende Magenzellen. Ein Rüssel war nicht zu erkennen. An der Längs- und Queer-
furche war ein Wirbeln mit Wimpern sichtbar. Ein Exemplar war in der Längstheilung vorn klaffend, hinten noch ungetheilt. —
Länge V36 — V24 Linie beobachtet.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXII. Fig. XV.
Es sind 4 einfache und 1 Doppelthierchen bei 300maliger Vergrösserung. Fig. 2. ist von der Seite gesehen, die übrigen von der Bauch-
fläche. Die Spitze ist vorn.
b. Gehörnte Kranzthierchen, Ceratium:
364. M*eridinium? pyrophorum, Feuerstein -Mranzthierclieii.
P. lorica ovata subglobosa, postico fine acuta, antico mucrone duplici parvo, areolata et subtilissime granulata.
Peridine pyromaque, a carapace ovale-spherique, aigu'e au bout posterieur •, ayant deuoo petites poin-
tes au bout cvnterieur, trhs-finement grenue et parquetee.
Peridinium pyropliorum , Amtlicher Bericht über die Versamml. d. Naturforscher zu Jena, 1836. p. 76. Monatsbericht der
Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1836. p. 114. Mittheil. d. Berlin, naturf. Geselisch. 1836. p. 47.
Oeuf de Cristatella Miicedo, Türpin (!), Comptes rendus de TAcad. des scienc. de Paris, 1837. 9. Fe\r. p. 313. Fig. E.
Aufenthalt: Nur in den Feuersteinen der Kreide bei Delitzsch und Berlin.
Diese Art hat viele Aehnlichkeit mit Glenodinium tabulatum, ist aber hinten einförmig gespitzt ohne Stacheln. Uebrigens
lassen fossile Glenodinien sich von Peridinien nicht scharf unterscheiden. Die fossile Art ist offenbar ein Seethierchen gewesen, da
sie mit Fucis zusammen vorkommt. Sie bildet, in zahllosen Mengen dicht an einander gelagert, die Hauptmasse grosser Feuersteine.
Hatte sie daher einen Kieselpanzer? Bei den lebenden Arten ist bisher nur ein derber häutiger Panzer beobachtet, welcher beim Glü-
hen verbrennt. Sie findet sich gleichzeitig mit Perid. delitiense und den X an thi dien. Bei durchgehendem Lichte erscheint sie
gelblich. — Grösse V48 — V40 Linie. (Vergl. Xanthidium ramosum p. 148.)
Eine Abbildung konnte nicht mehr aufgenommen werden.
365. M*eridinium? delitiense, liranztliierclieii von Delitzsch»
P. lorica ovata subglobosa, postico fine acuminata et mucrone laterali parvo armata, cellulosa.
Peridine de Delitzsch, a carapace ovale -spherique, celluleuse^ aigue au bout posterieur ;, ayant une
petite pointe raide laterale au milieu.
Peridinium (priscum) , Amtlicher Bericht d. Naturforscher zu Jena, 1836. p. 76.
Peridinium delitiense, Bericht d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1836. p. 114. Mittheil. derBerl. naturf. Geselisch. 1836. p. 47.
Aufenthalt: In den Feuersteinen bei Delitzsch.
Es liegt mit voriger Art so dicht gedrängt in den Feuersteinen bei Delitzsch, dass es ein constituirender, nicht zufälliger Be-
standtheil derselben zu seyn scheint, wobei aber wieder die Schwierigkeit hervortritt, dass der Panzer ein Kieselpanzer gewesen seyn
müsste, wenn es sich zu den Feuersteinen verhalten soll, wie Gallionella distans und varians zu den Halbopalen von Bilin. Mit
reflectirtem Lichte erscheint es weiss, mit durchgehendem Lichte schwarz und zellig, netzartig. Es ist selten so schön erhalten, als
voriges. — Grösse V36 — V24 Linie.
Eine Abbildung konnte nicht mehr aufgenommen werden.
366. Peridinium, aeuminatum, spitziges liraiiztliierclieii. Tafel xxn. Fig. XVI.
P. flavo-fuscurn, micans?, lorica ovato- subglobosa, leviter triloba, laevi, postico fine parvo mucrone armata.
Peridine piquant, brun-jaunätre, luisant? , ä carapace ovale -spherique, legerement trilobee, lisse,
ayant une petite pointe au bout posterieur.
Peridinium acuminatum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1834. p. 541, 575. Taf. IL Fig. V.
Aufenthalt: Im Ostseewasser bei Kiel.
Ich erhielt diese Art in leuchtendem Seewasser aus Kiel durch Herrn Dr. Michaelis im August 1834 in Wismar. Es
war sehr wahrscheinlich, dass die Lichtfunken, welche ich sah, von ihr ausgingen. Sie ist das kleinste der bekannten Leuchtthierchen
des Meeres und gleicht sehr dem Peridinium Pulvisculus. Ein fadenartiger, wirbelnder, einziehbarer Rüssel von fast der Körper-
länge war vorn bemerklich, wo eine Längsspalte senkrecht auf die Queerfurche der Mitte gerichtet war und diese wohl berührte. Gelbe
355
rundliche Partikeln im Innern schienen dem Eierstock anzugehören, zwischen dem helle Bläschen, die Magenzellen, sichtbar waren.
Bewegung schwankend mit Rotation um die Längsaxe. — Länge Vso — V*8 Linie.
Erklärung der Abbildungen Tafel XXII. Fig. XVI.
Fig. i. von der Bauchseite; Fi°\ 2. von vorn; Fig. 3. vom Rücken, alle SOOmal vergrössert, in Wismar gezeichnet.
36*. Peridinium cornutum, gehörntes MranztMercIien. Tafel xxil. Fig. XVII.
P. viride, nee micans, lorica rhomboide coneava scabra, cornuta, cornibus anterioribus singulo vel duobus (tribusve?)
rectis, posteriore unico saepe curvo.
Peridine comu, verdätre, point luisant, a carapace rhomboidale coneave, apre, comue, ayant 1 oa
2 ( — a 3?) cornes droites au front , une seide come souvent courbee au bout posterieur.
Bursaria hirundinella 9 Müller, Vermium terr. et fluv. hist. 1773. p. 63. Animalc. infus. 1786. p. 117. Tab. XVII. Fig. 9 — 12.
Ceratium tetraceros, Schrank, Naturforscher, XXVII. 1793. Fauna boica, III. 2. p. 76.
— macroceros, Schrank? Natur hist. Briefe an Nau, 1802. p. 374. Taf. 2. Fig. 4. Fauna boica, III. 2. p. 77.
Hirwndinella quadricuspis , Bory de St. Vincent, Encyclopedie methodique, 1824.
Peridinium cornutum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 75.
Aufenthalt: Bei Copenhagen, Berlin und Ingolstadt.
Wo C/iara- Arten wachsen, hält sich diese, mir erst seit dem 15. April 1831 bekannte, Form zuweilen häufig zwischen
Conferven auf. Ich beobachtete sie zahlreich wieder am 4. Juni 1832, am 1. und 25. Juni 1835 und im Frühjahre 1836. Sie
schwimmt langsam wankend mit Hülfe des Wimperkranzes und eines peitschenartigen Rüssels. Müller's Bursaria war wohl doch
diese Form von sehr blasser Farbe. Noch sicherer ist Schrank/ s Ceratium tetraceros hierzu gehörig, und da die Länge der Hörn-
chen sehr wechselnd ist, ich oft nur 2, einmal nur 1 und auch zuweilen Spuren des 4ten sah, so halte ich auch C. macroceros,
beide aus Ingolstadt, für eine langhörnige Abart derselben Form. Letztere fand sich mit Ophrydium versatile. Der Mund ist eine
schiefe breite Längsspalte, welche in der coneaven Fläche parallel mit dem äusseren ablaufenden Basalrande des grossen Stirnhörnchens
läuft. Ich sah daraus zweimal eine sehr grosse häutige Blase treten und unterschied beim Wirbeln ganz deutlich einen peitschenartigen
Rüssel von weniger als der Körperhälfte Länge. Farbeaufnahme sah ich nicht, aber öfter eine Vielzahl heller Magenblasen. Die grüne
Farbe ist körnig, gehört daher wohl der Eiermasse. Sie erstreckt sich bis tief in die Basis der Hörner, deren Spitze aber oft davon
leer, daher farblos ist. Auf die Entwickelung von Licht habe ich sie seit 1835 oft umsonst geprüft. Die Schaale ist verbrennlich. —
Länge mit den Hörnchen V24 — Vi 2 Linie beobachtet. Am gewöhnlichsten verkümmern die seitlichen Stirnhörner.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXIL Fig. XVII.
Es sind 7 Exemplare bei SOOmaliger Vergrösserung dargestellt. Fig. 1., 3. und 6. vom Rücken; Fig. 2. und 7. vom Bauche, mit sichtbaren Magen-
zellen; Fig. 4. und 5. Seitenansichten; Fig. 6. zweihörnige Abart; Fig. 7. einhörnige ohne Stirnhörnchen; Fig. 2. und 5. zeigen die Blasen
des Mundes, bei +, 1., 3., 4. und 7. den Rüssel.
368. Peridinium Tripos, dreihörniges Hraiiztliierclieii. Tafel XXII. Fig. xvm.
P. flavum, noctu splendide lucens, lorica urceolari late excavata, laevi, tricorni, cornibus longissimis duobus frontali-
bus reeurvis, tertio postico recto.
Peridine Trepied, jaune, brillant dans la nuif, a carapace urceolaire, largement coneave, lisse,
tricome, ayant deute cornes frontales tres-longues recourbees, la troisieme droite en arriere.
Cercaria Tripos, Müller, ProdromusZoologiaedanicae, 1776. 2489. Animalc. infus. 1786. p. 136. Tab. XIX. Fig. 22. (nicht Tri-
clioda Tripos.)
Ceratium Tripos, Nitzsch, Beiträge zur Infus orienkunde, 1817. p. 4. Encyclopädie v. Ersch u. Gruber, 1827. Cercaria.
Tripos Mülleri, Bory de St. Vincent, Encycloped. meth. d' hist. nat. 1824.
Cercaria Tripos, Michaelis, Ueber das Leuchten der Ostsee, 1830. p. 38. Taf. I. Fig. unten rechts.
Peridinium Tripos, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 272. 1834. p. 504, 537, 573. Taf. II. Fig. I.
Aufenthalt: In der Ostsee bei Copenhagen und Kiel beobachtet.
Der Entdecker dieser Art, Müller, sab sie nur selten im Seewasser. Zahlreich und als höchst wahrscheinliches Leuchtthier-
chen des Meeres fand sie Dr. Michaelis in Kiel. Seiner Güte verdanke ich im Jahre 1832 im August und September bis zum October
die Ansicht der lebenden Thierchen, welche sich einen Monat lang in Berlin am Leben und ihre Leuchtfälligkeit erhielten. Ihre Fä-
higkeit der Lichtentwickelung ist ausser allen Zweifel gestellt, da ich 9mal hinter einander ein Lichtpünktchen auf einem Federpinsel
aus dem Wasser gehoben leuchten sah, und in solchen Tröpfchen Wassers 9mal nichts anderes als ein einzelnes dieser Thier-
chen fand. Der Körper gleicht einer in der Länge halb durchgeschnittenen Vase. Die ganze Form ist steif, schwimmt wankend und
sich um die Längsaxe drehend. Die Länge der Hörnchen ist nicht ganz fest, zuweilen kaum von der Körperlänge, zuweilen viel län-
ger. Ich sah kein Thierchen ohne sämmtliche Hörnchen, und ich habe wohl 100 beobachtet. Die characteris tische Queerfurche, aber ohne
die Wimpern, und den peitschenartigen Rüssel sah schon Herr Michaelis ; er bildete letzteren als einen Büschel Fasern in den mittle-
ren Figuren des Tropfens ab. Es war die optische Erscheinung, nach welcher man einen einfachen rasch geschwungenen Stab mehr-
fach sieht. Ebenda sind von demselben öfter 2 zusammenhängende Thierchen dargestellt. War diess Queertheilung ? Die ovale grosse
männliche Drüse im Körper hat derselbe Beobachter auch schon in der Zeichnung angemerkt. Die gelblichen Parthieen gehören der
sehr zertheilten Eiermasse an und scheinen auch dem Lichtentwickelungsprocesse zu dienen, da ihre Farbe und Anordnung allen Leucht-
thieren gleichartig und vorzugsweise gemein sind. Eine sich auszeichnende männliche contractile Blase habe ich umsonst gesucht. Einen
Darmkanal giebt es nicht, aber eine Vielzahl von Magenzellen liess sich deutlich erkennen. — Grösse der ganzen Körper bis Vi 2 Li-
nie, ohne die Hörnchen V36 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXIL Fig. XVIII.
Es sind 5 Exemplare, die am 23. Oct. 1832 in Berlin in Ostseewasser lebend beobachtet und gezeichnet wurden, bei 300maliger Vergrösse-
rung. Fig. 1. und 2. Bauchseite. Fig. i. t. ist die männliche Sexualdrüse. Die Insertionsstelle des Rüssels bei Fig. 2. ist der Mund. Fig. 3. Rük-
kenansicht. Fig. 4. rechte Seitenansicht. Fig. 5. Stirnansicht. Die verschiedenen Längenverhältnisse der Hörnchen sind absichtlich ausgewählt.
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369. Peridinium Michaelis, Michaelis- Kr anztWerclien. Tafel xxn. Fig. xxx.
P. flavum, noctu splendide lucens, lorica sub^lobosa laevi, tricorni, cornibns brevissimis rectis, uno frontaÜ(?), duo~
bus posticis.
Peridine de Michaelis, jaune, brillant dans la nuit, a carapace ovale -spherique lisse, tricorne,
ayant les comes droites tres - courtes 9 une au front (?), deucc en arriere.
Volvox — ?, Michaelis, Leuchten der Ostsee, 1830. p. 88. Taf. I. Fig. oben links.
Peridinium Michaelis, Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 271. 1834. p. 504, 537, 575. Taf. II. Fig. IV.
Aufenthalt: Nur im Ostseewasser bei Kiel beobachtet.
Ich erhielt diese, von Herrn Michaelis entdeckten, Thierchen in leuchtendem Ostseewasser aus Kiel lebend nach Berlin.
Gerade an dieser Art Latte Herr Dr. Michaelis das Selbstleuchten von Infusorien entschieden. Ich habe desslialb der Species zum An-
denken an diese wichtige Beobachtung seinen Namen gegeben. Ich habe an dieser Form das Leuchten nicht selbst wiedererkannt, weil
ich zu wenig Exemplare zur Prüfung hatte, habe es aber an mehreren andern Arten auch scharf beobachtet. Die characteristische Furche
und den Wimpernkranz darin, den Eierstock und helle Magenblasen habe ich mehrmals gesehen, aber den höchst wahrscheinlich vorhan-
denen Rüssel auch nicht erkannt. Das Erkennen des Rüssels wird über das Yorn und Hinten erst sicher entscheiden. Die Hörnchen
sind kürzer als V3 des Körpers. In der optischen Verkürzung ist es zuweilen breiter als lang. — Länge V48 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXII. Fig. XIX.
Es sind 2 Exemplare in verschiedener Stellung bei 300maliger Vergrösserung abgebildet.
3¥0. JPeridinium Pusus9 spindelförmiges liianztliierelien. Tafel XXII. Fig. XX.
P. flavum, noctu eximie splendens, lorica ovato-oblonga laevi, bicorni, cornibus fere rectis oppositis fusiformi.
Peridine Fuseau, jaune, tres - brillant dans la nuit, a carapace ovale -oblongue lisse, bicome, ayant
les cornes presque droites opposees en forme de fuseau.
Cercaria — ?, Michaelis, Leuchten der Ostsee, 1830. p. 88. Taf. I. Fig. nnten'in der Mitte.
Peridinium Fusus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 271. 1834. p. 604, 537, 574. Taf. II. Fig. III.
Aufenthalt: Im Hafen bei Kiel.
Auch diese Art entdeckte Dr. Michaelis in leuchtendem Seewasser. Das mir auf meine Bitte gesandte LeucJitwasser von
Kiel enthielt deren viele, und es gelang mir 4mal, es in Berlin scharf isolirt leuchten zu sehen. Es lebte 1832 fast zwei Monate
lang in Berlin vom September bis nach dem 24. November. Den wirbelnden Rüssel und die Queerfurche, vielleicht auch die Samen-
drüse, sah schon der Entdecker, ersteren aber als Büschel, was optische Vervielfältigung war. Ich erkannte die Wimpern der Furche,
das Einfache des Rüssels, den vieltheiligen gelben Eierstock und die hellen zahlreichen Magenblasen. Ein Einschnitt des Panzers an
der Insertionsstelle des Rüssels bezeichnet den Mund. Die Länge der Hörnchen ist sehr verschieden, zuweilen sind sie leicht gekrümmt.
— Grösse mit den Hörnchen Vio — x/s Linie; Körper V3 — Vi 6 der ganzen Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXII. Fig. XX.
Fig. 1. hat den Mund nach rechts und oben gerichtet; Fig. 2., 3., 4. und 5. haben ihn nach rechts und unten; Fig. 4. wirbelt.
3*1. Peridinium, Purca, gabelförmiges JiraiiztMercIieii. Tafel xxn. Fig. xxi.
P. flavum, noctu eximie lucens, lorica urceolari, laevi, tricorni, cornibus rectis, postico longiore et duobus parvis
frontalibus furcato.
Peridine Fourche^ jaune^ tres-luisant dans la nuit, a carapace urceolaire, lisse, tricome, ayant les
cornes droites , une plus longue en arribre> deua> courtes au front en forme de fourche.
Peridinium Fwrca, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 270. 1834. p. 537, 574. Tafel II. Fig. II.
Aufenthalt: Bei Kiel in der Ostsee.
Ich fand am 24. November 1832 ein Thierchen dieser Art im leuchtenden Seewasser von Kiel in Berlin. Ich hob nämlich
einen Lichtfunken auf einem feinen Federpinsel aus dem Wasser frei in die Höhe und fand im Tröpfchen nur diess Thierchen, welches
bis dahin nie beobachtet war. Ich sah nur ein Exemplar. Es gleicht einer zweizackigen Gabel, deren Zacken auf einem Knoten
sitzen, und erinnert vielfach an P. Tripos, dessen Abart es aber schwerlich seyn kann. Der Eierstock und die hellen Magenblasen
waren wie bei P. Tripos. — Länge des Ganzen Vio Linie. Körper V* der ganzen Länge.
Erklärung der Abbildung Taf. XXII. Fig. XXL
Das einzige beobachtete Exemplar von der Bauchseite, 300mal vergrössert.
Nachtrag zur Gattung Peridinium.
Man hat einzelne gehörnte Formen dieser Gattung früher, 1793, Ceratium, und dieselben 1824 Hirundinella genannt. Der
Name Peridinium wurde 1830 ungehörnten Formen zuerst gegeben. Mit näherer Bekanntschaft der gehörnten Formen fand ich 1831,
dass sie keinen wesentlichen Gattungsunterschied haben, sondern dass ihr Hauptcharacter von den früheren Beobachtern nur unbeachtet
geblieben« Daher ist Ceratium, welcher Name auch 1803 von Albertini und Schweinitz fälschlich für eine Pilzgattung verwen-
. 25? -
det worden war, nur als Subo-enus angewendet. Der Name Hirundinella ist überflüssig. Ueber das Leuchten und die fossilen
Verhältnisse der Kranzthierchen s. d. Nachtrag zur Familie. P. tabulatum s. Glenodin. Ceratium pleuroccros = Arcella? .
SECHSÜNDACHT ZIGSTE GATTUNG: AUGENKRANZTHIERCHEN.
Glenodinium. Olenodine.
CHARACTER: Animal e familia Peridinaeorum, ciliis mobilibus in sulco transverso positis et ocello insigne.
CARACTERE: Animal de la famüle des Peridines, ayant des eils mobiles dans un sillon trans-
versal et un oeil.
Die Gattung der Augenkranzthierchen zeichnet sich in der Familie der Kranzthierchen durch
eine gewimperte wirbelnde Queerfurche und Besitz eines Augenpunktes aus.
Diese Gattung ist seit 1835 in den Abhandl. der Berl. Akad. d. Wiss. und in den gleichzeitig ge-
stochenen Tafeln dieses Werkes gegründet. Eine ihrer Arten, vielleicht alle 3 bis jetzt bekannte Arten,
verwechselte man wohl bisher mit Vorticella cineta Müller, und ich selbst hielt sie früher für Peridi-
nium cinetum und Pulvisculus. Schon 1831 aber trennte ich eine ihrer Arten als Peridinium tabula-
tum ab. Erst seit 1834 erkannte ich das Auge. — Die Organisation ist wie bei voriger Gattung. Ein fa-
denförmiger, aus der Mitte kommender, Rüssel ist ausser dem Wirbeln des Wimperkranzes nur bei G. cin-
etum beobachtet, aber wahrscheinlich bei allen Arten vorhanden. Der Panzer ist verbrennlich. — Viele
Magenblasen waren besonders bei G. apiculatum, aber auch bei den übrigen, deutlich. — Die feinkörnige
Eiermasse ist bei allen Arten erkannt, gelb bei G. cinetum, grün bei den andern. Vom männlichen Theile
dieses Systems ist noch keine Anschauung erlangt. Spontane Selbsttheilung ist nur als vollkommene Längs-
theilung bei G. cinetum beobachtet. — Ein rothes Auge als länglicher Punkt oder hufeisenförmiger Fleck
ist die Anzeige eines isolirten Nervensystems und Character der Gattung.
Die geographische Verbreitung ist nur erst bei Berlin im Süsswasser beobachtet.
3» %. Glenodinium cinetum, gelbes Augenferanzthierclieii. Tafel xxn. Fig. xxn.
G. ovatum aut subglobosum, flavum, lorica laevi, obtusa, ocello magno semi-lunari transverso.
Glenodine ccint, ovale ou presr/ue spherique, jaune, ayant la carapace lisse et obtuse et im grand
oeil semi-kmaire transversal.
Glenodinium cinetum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1835. p. 174.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Im Februar und am 27. März 1835 entdeckte ich diese Art zuerst, und ich sah sie am 16. Febr. 1837 wieder zwischen
Naviculis und Oscillatorien der süssen Frühlings - Gewässer. Sie ist dem P. Pulvisculus sehr ähnlich, aber noch einmal so gross.
Stoffaufnahme von Indigo und Carmin gelang noch nicht zu beobachten. Ein fadenförmiger Rüssel von der Körperlänge ragt aus der
Vereinigungsstelle der halben Längsfurche mit der Queerfurche hervor; da also, in der Körpermitte, ist der Mund. Viele Magenzellen
waren, vom Eierstocke umhüllt, undeutlich sichtbar. Das halbmondförmige oder hufeisenartige braunrothe Auge umgiebt die Mundstelle
mit seiner coneaven Seite, so dass die convexe der Stirn zugewendet ist. Ein Theil des weissen Fleckes beim Auge mag wohl der
Hirnknoten unmittelbar selbst seyn, wie man ihn noch deutlicher bei Amblyophis viridis sieht. — Grösse 'As Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXII. Fig. XXII.
Es sind 6 einfache und 1 doppeltes Exemplar, 300mal vergrößert. Fig. 1., 6. und 7. sind von der rechten Seite gesehen, o das Auge, o' der Mnnd
mit dem Rüssel; Fig. 2. und 3. Bauchseite; Fig. 4. Selbsttheilung; Fig. 5. Rückenseite; Fig. 6. wirbelnd in Indigowasser.
3 «3. Glenodinium tabulatum, getäfeltes Augenferanztliierclieii. Tafel xxn. Fig. xxm.
G. ovatum llavo-viride, lorica granulosa et lineis elatis retiformibus tabulata, nee hispida, fronte bidentata, postice
truncata aut subacuta, denticulata, ocello oblongo.
Glenodine parquete, ovale, vert jaunätre, a carapace grenne, reticidee et parquetee de lignes ele-
vees, point herissee, tronquee ou presr/ue aigue et dentelee ä V extr&mile posterieure, ayant deux
dents au front et un oeil oblong.
Peridinium tabulatum?, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 74.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese Art wurde 1831 zuerst beschrieben, aber erst 1834 sah ich den rothen Augenpunkt. Vielleicht sind hier noch 2 Ar-
ten verwechselt. Es giebt nämlich vorn und hinten abgestutzte Formen mit ganz ähnlichen Felderabtheilungen , und andere, welche
hinten gespitzt und gezähnelt sind. Die abgestutzten, welche bei der Rücken- oder Bauchlage ein Sechseck bilden, sah icli 1831
häufig, und ich sah in ihnen kein Auge; die eiförmigen sah ich 1834 mit einem Auge. Giebt es also doch ein Per id. tabula-
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tum überdiess, wie ein P. cinctum? Das Getäfelte ist im leeren Panzer besser zu sehen, als im vollen. Auch in diesem Netze sind
auffallend« Differenzen der Bildung vorgekommen. Die schön gelbgrüne Eiermasse, viele Magenzellen und das Wirbeln am Wimper-
kranze sammt dem sckönrothen Auge sind beobachtet. Ein Rüssel ist nicht erkannt. Oft findet man farblose leere Schaalcn. Das fos-
sile Peridinium pyrophorum der Feuersteine hat die überraschendste Aehnlichkeit mit dieser Art, war aber ein Scethierchcn und lässt
sich unterscheiden. — Grösse l/^8 — V36 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXII. Fig. XXIII.
Fig. 1. und 2. sind 1834 beobachtete Formen, 1. Bauchseite, 2. Rückenseite. Fig. 3. ist wirbelnd. Das Vorn ist nach unten. Fig. 4. Seitenansicht.
Fig. 5. Rückenansicht. Letztere 3 Formen sind die var. hexagona von 1831. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
3^4. Glenodinium apiculatwm, stacMIges An^eiiferamatlilerclien. Tafel xxn. Fig. xxiy.
Gr. ovatum, flavo-viride, lorica laevi, sulcis margine hispidis tabulata, utrinque obtusa, ocello oblongo.
Glenodine herisse^ ovale^ vert-jaunätre^ a carapace lisse, parquetee par des sillons herisses aucc
bordsj obtuse aucc deuao bouts et ayant im oeil oblong.
Aufenthalt: Bei Berlin,
Diese Art ist im Frühling bei Berlin seit 1834 häufig. Ich beobachtete sie wieder im April 1835 und auch 1836. Sie fin-
det sich zwischen Conferven, wo Chara wächst. Sie schwimmt, wie alle übrigen Arten, wälzend um die Längsaxe. Der grüne Eier-
stock, das rothe Auge, viele helle Magenblasen und Wirbeln um die mittlere Queerfurche sind erkannt. Der Rüssel ist noch nicht
beobachtet. — Grösse V48 — V36 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXII. Fig. XXIV.
Fig. 1., 2., 3. Bauchansicht; Fig. 4. Rückenansicht; Fig. 2. leere Schaale. Vergrösseruug 300mal.
Nachtrag zur Familie der Kranzthierchen.
1. Ueber die Lichtentwickelung der Infusorien als Meeresleuchten.
Zu den ergreifendsten, lieblichsten und merkwürdigsten Naturerscheinungen gehört das Leuchten und Funkeln des Meeres, das
viele Bewohner des Festlandes bei Küstenreisen und kleinen Seefahrten nie kennen lernen, und welches selbst Weltumsegier nicht im-
mer in seiner ganzen Pracht sehen. Dieses überaus ergreifende Meeresleuchten ist immer durch lebende Organismen, meist durch Aka-
lephen oder Medusen, zuweilen durch Mollusken, hie und da durch zahllose Mengen von Infusorien bedingt. So sah es zuerst
Dr. Baster 1757 in Ciricsee auf Neu -Seeland in Holland, durch Räderthiere und Vorticellen, nicht durch Peridinien bedingt
{Philosophie al Transuctions , 1757. p. 258 — 280. und Basteri Opuscula subseeiva, 1760. I. p. 31. Tab. IV.). Viviani
behauptete 1805 ein Leuchten durch Infusionsthiere bei Genua {Phosphorescentia Maris , Genua 1805.), ohne jedoch deren Formen
zu characterisiren. Peron war 1807, nach seiner Weltumsegelung mit Baüdin, geneigt, das zusammenhängende Leuchten des Oceans
durch mikroskopische Thiere (Infusorien) zu erklären. Bory de St. Vincent hat sich 1824 (Encyclopedie method. Zoophytes.
p. 541., copirt im Dict. classic/ue cFhist. nat. Mer.) heftig gegen Peron's Ansicht erklärt, dessen Reisegefährte er war, und be-
hauptet, dass nie ein Infusorium leuchtend im Meere gesehen worden sey; er kannte aber Baster' s Beobachtungen nicht, dessen Ab-
bildungen sehr überzeugend sind, und sein Grund, dass die See -Infusorien nicht leuchten könnten, weil kein Süsswasser- Infusorium
leuchtet, ist natürlich sehr unzureichend. Tilesius beschrieb zwar 1814 in den Annalen der Wetterauer Gesellsch. 6 Arten von
Gleba, 1 Mammaria, 1 Leucophra und 3 Arten Trichodav als 11 Arten von Leucht- Infusorien des Oceans von seiner Welt-
umsegelung mit Krüsenstern, allein keine einzige dieser Formen scheint ein wahres Infusionsthier gewesen zu seyn. Diese Angele-
genheit wurde erst 1830 durch Dr. Michaelis in Kiel (Ueber das Leuchten der Ostsee, Kiel 1830.) völlig entschieden, indem die-
ser umsichtige Naturforscher wirklicke Infusorien erkannte und zeichnete, deren Lichtentwickelung er zum Theil scharf isolirt beobach-
tet hatte. Es waren besonders 5 Arten, nämlich 3 Arten der Gattung Peridinium , das Prorocentrum micans und ein Räder-
thierchen, Synchaeta baltica. Eine dieser Formen, welche ich Peridinium Michaelis genannt habe, hat er entschieden isolirt
lichtgebend gesehen, die andern in ganz ähnlichem Verhältniss zum Meeresleuchten beobachtet. In demselben Jahre erbat ich mir von
ihm Kieler Seewasser mit Lichtfunken nach Berlin und fand darin sein leuchtendes Rädert hier, Synchaeta baltica, aber nicht
leuchtend; 1832 erst gab mir eine neue Sendung von Leuchtwasser Gelegenheit, das Prorocentrum und die Peridinien kennen zu
lernen. Ich habe von den, von Michaelis bezeichneten, 3 Kranzthierchen 2 entschieden lichtgebend auch gesehen, und überdiess
eine neue Art sicher, und eine andere mit grosser Wahrscheinlichkeit in gleicher Thätigkeit beobachtet. Neuerlich, 1835, hat Dr.
Focke in Bremen Synchaeta baltica oder eine verwandte Art bei Venedig leuchten gesehen. So sind denn bis jetzt 7 — 8 namhafte
Arten von Infusorien aus 3 — 4 Gattungen mit Sicherheit oder grosser Wahrscheinlichkeit leuchtend gesehen worden: 1) Prorocen-
trum micans ist von Dr. Michaelis wahrscheinlich, von mir sicher, 2) Peridiniimi Michaelis von Dr. Michaelis sicher, 3) P.
Tripos und 4) P. Fusus von Dr. Michaelis wahrscheinlich, von mir sicher, 5) P. Furca von mir sicher, 6) P. acuminatum
von mir wahrscheinlich, 7) Synchaeta baltica von Baster, Michaelis und Dr. Focke wahrscheinlich, und 8) vielleicht eine Art
der Gattung Stentor von Baster wahrscheinlich als lichtgebend beobachtet worden. Was man von leuchtenden Monaden, Volvoa
und Vibrionen gesprochen hat, ist ohne hinreichende Bürgschaft für scharfe Unterscheidung der Formen. Ausser diesen Infusorien
scheint nur die einem Volvoa, und, bei geringer Kenntniss dieser Formen, selbst einer Monade vergleichbare, Mammaria scintil-
lam, eine kleine kugelartige, wasserhelle Akalephe, welche erwachsen die Grösse eines Stecknadelknopfes erreicht, in so zahlloser
Menge dicht gedrängt die Oberfläche des Meeres zuweilen zu bevölkern, dass ein gleichzeitiges Lichtentwickeln ihrer Massen ein Auf-
blitzen grosser Meeresstrecken verursacht. Die Lichtentwickelung selbst ist offenbar ein organischer Lebens -Process, welcher bei In-
fusorien als ein momentaner einzelner Lichtfunke erscheint, der nach kurzer Zeit der Ruhe sich wiederholen kann. Sie gleicht ganz
und gar einer kleinen electrischen Entladung, wie man sie, ohne Lichtentwickelung, beim Zitterrochen und Zitterwels, ebenfalls Was-
— 359
serthieren, wohl kannte. Neuerlich hat man auch bei diesen grösseren Thieren durch metallene Leiter Funken dabei sichtbar gemacht.
So ist denn derselbe Process welcher im Blitzen der Wolke waltet, unverkennbar im Funkeln des Infusoriums vorhanden, und das ge-
meinsame Aufblitzen vieler Tausend Millionen und Billionen, dem blossen Auge des Menschen nicht mehr erreichbarer, thierisch selbst-
ständio-er, durch eine leise über die Oberfläche des Wassers hingleitende Luftwelle nach schwüler Windstille erregter, Organismen be-
wirkt die Erscheinung des Aufblitzens der Meeresfläche auf eine jeden Beobachter ergreifende Weise.
Die kleinsten Leuchtinfusorien, welche bis jetzt beobachtet worden, haben Voe — 1lts, die grössten Vs Linie Länge. Zwar
lassen sich verschiedene Methoden des scharfen Isolirens so kleiner leuchtender Körperchen ersinnen, allein es wird nützlich seyn, die
anzugeben, welche bis jetzt befolgt wurden. Herr Dr. Michaelis hat das leuchtende Seewasser in sehr feinen langen Glasröhrchen
im Dunkeln in die Höhe steigen lassen, die Stelle eines darin mit aufsteigenden Lichtpunktes bezeichnet und unter dem Mikroskope be-
trachtet. Er hat sich auf diese Weise einmal scharf überzeugt, dass Peridinium Michaelis sich gerade an der Stelle befand, wo der
Lichtpunkt gewesen war. Mir war diese Methode nicht scharf genug isolirend. Ich fand die Körperchen in der Röhre nie einzeln ge-
nug, und die Stelle des Lichtpunktes Hess sich bei der Beweglichkeit des lebenden Thierchens und im Finstern nicht sicher festhalten.
Ich habe daher vorgezogen, mit der fein abgestutzten, pinselartig geformten, Spitze der Fahne einer Schreibfeder in Form einer klei-
nen, etwa 1 Linie breiten, dreieckigen Schaufel am Ende des Fahnenstiels (s. die Einleitung) so lange einzelne Wassertröpfchen aus
dem, in ein Uhrglas gegossenen, Leuchtwasser in die Höhe zu heben, bis auf der Spitze der Feder sich ein Lichtpünktchen frei über
das Wasser gehoben zeigte. Dieses Tröpfchen mit seinem einzelnen Lichtpünktchen wurde auf ein Glastäfelchen abgesetzt und ich fand
auf diese Weise (von Infusorien) 9mal Peridinium Tripos, 4mal P. Ftisus, lmal P.Furca und Imal Prorocentrum micans ganz
allein, aber nie ein anderes Infusorium allein in solchen Tröpfchen. Ferner gab der Zusatz eines Tröpfchens Spiritus mit Hülfe eines
eingetauchten; Glasstäbchens im Finstern auf dem Glastäfelchen wieder ein einzelnes Lichtpünktchen als Gegenprobe. Durch Filtriren
des leuchtenden Wassers lassen sich die Leuchtthierchen noch mehr zusammenlaufen. Die kleineren Leuchtinfusorien gehen aber zu-
weilen mit durch das Filtrum. Brandtwein, Säure oder warmes Wasser, zu leuchtendem Seewasser gemischt, bewirken ein plötzliches
Aufblinken aller Leuchtthierchen, aber auch sogleich deren Tod und für das Wasser den Verlust der Lichtentwickelung. Die ausführ-
lichste Literatur über das Leuchten der Organismen, und eine kurze critische Uebersicht der Beobachtungen und Meinungen von 427
Schriftstellern und Beobachtern, findet sich in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1834 (1836). Dr. Fockk's neuere Beobachtung
ist aus seinen Briefen von mir in den Mittheilungen der Berl. naturf. Gesellsch. 1836. p. 16. publicirt. Man vergleiche auch Alexan-
der von Humboldt in Poggendorff's Annalen d. Phys. u. Chem. 1836.
2. Uebersicht der fossilen Formen der Familie der Kranzthierchen.
Ueber die fossilen Formen der Stabthierchen ist im Nachtrage zur Familie der Bacillarien eine Uebersicht gegeben.
Die Familie der Kranzthierchen unterscheidet sich von jenen Yerhältnissen dadurch auf sehr merkwürdige Weise, dass ihre Formen we-
der in den neuesten Infusorien - Lagern , noch auch in den tertiären der Polirschiefer irgendwo beobachtet sind, dass sie vielmehr einer
älteren Erdperiode angehören, nämlich den Kreidelagern der Sekundärformation. Gleichzeitig mit ihnen lebten von Panzerinfusorien nur
die Xanthidien und Pyoddiculae der Bacillarien -Familie. Aber Navicidae und Gallionellae, Eunoiiae, Cocconemata, Syn-
edrae und Gomphonemata dergl. sind bis jetzt noch nie in den Sekundär-Lagern beobachtet worden. Nur Spongillen - Nadeln und
(Fucoideen) Algen sammt Polythalamien sind als gleichzeitige Organismen erkennbar gewesen. Zwei Gattungen der Familie der Kranz-
thierchen allein liefern die bisher bekannten 3 fossilen Arten, welche Chaetotyphla? Pyritae und Peridinium pyrophorum und deli-
tiense genannt worden sind. Nur von der ersten Gattung, wenn es nicht ein Xanthidium war, haben die lebenden Arten einen Kie-
selpanzer; die lebenden Peridinien weichen durch ihren häutigen Panzer von den fossilen Arten, im Fall diese wirklich einen Kiesel-
panzer besassen, ab. Obwohl das P. pyrophorum eine überraschende Aehnlichkeit mit Glenodinium tabulatum hat, so ist es doch
ein Seethierchen, und noch kein Glenodinium ist im Meerwasser beobachtet worden, Vielleicht waren es dem Perid. Michaelis zu-
nächst stehende Leuchtthierchen des Meeres, welche jetzt als Feuersteine auf andere Weise Funken geben. Auch die jetzt lebenden
sind in zahlloser Menge beisammen, und nach ihrem Tode findet man die leeren Panzer am Boden der Gefässe. Von den Feuerstein-
Organismen sind Pyxidicula prisca, Chaetotyphla? Pyritae und die Spongillen -Nadeln die alleinigen bis jetzt ermittelten Formen,
welche, wie die Gallionellen des Halbopals, die Kieselmasse der Feuersteine hätten hergeben können. Alle übrigen darin vorkom-
menden Formen, alle Xanthidien und Peridinien sind, wie es scheint, nur zufällig eingehüllt. Uebrigens ist aber Daseyn und Man-
gel von Kieselgehalt im Panzer (weich oder hart) beim Mangel anderer Charactere kein physiologisch wichtiger, kein generischer Cha-
racter, sondern nur ein Character verschiedener Arten einer und derselben Gattung. (Vergl. die monatl. Berichte der Akad. d. Wiss.
zu Berlin 1836, den amtlichen Bericht über die Versamml. d. Naturf. zu Jena, 1836. p. 69. und den Vortrag in der Berl. Akad. d.
Wiss. vom 3. Aug. 1837.; das Uebrige bei den Arten und in der Einleitung.)
Vielleicht sah doch schon Leeuwenhoek 1676 am 27. Juli im Seewasser bei Schevelingen ein zweihörniges Peridinium.
Vielleicht war es aber auch ein junger Krebs, eine Zo'e {Phil. Tr ansäet. 1677. p. 826.).
DREIZEHNTE FAMILIE: GLOCKENTHIERCHEN
Vorticellina. Vorticellines.
CHARACTER: Animalia polygastrica, enterodela (tubo intestinal! distineto instrueta), oris anique apertu-
ris discretis in fovea communi unica positis (anopistliia), lorica destituta, solitaria libera aut
affixa et saepe socialia, spontanea imperfecta divisione eleganter fruticulosa.
CARACTERE: Aniwiaux polygastriques, ayant un canal alimentaire dütinet, la bouche et
Torißce de tanm separees, mais reunies dam une menw et seule fossette, ä corps
30O
sans carapace, solitaires et libres, ou attaches et sociaux, se developpant par la dl-
vision spontanee imparfaite souvent en forme de beaux petits arbrisseaux.
Die Familie der Glockenthierchen umfasst alle polygastrischen Thierchen, welche einen, die Ma-
gen verbindenden, Speisecanal besitzen, die Mund- und Auswurfsöffnung gesondert, aber in einer und der-
selben Korpergrube beisammen haben, also ohne Hintertheil sind, die keinen Panzer führen und entweder
einzeln sich frei bewegen, oder festgeheftet und gesellig durch unvollkommene Selbsttheilung oft zu niedli-
chen kleinen Sträuchen und Bäumchen werden.
Die jetzige Familie der Vorticellinen ist seit 1830 physiologisch begründet. Sie enthält 35 Arten
in 8 Gattungen. Eine ähnliche Familie der Vorticellen umgrenzte Goldfuss 1820 in seinem Handbuche der
Zoologie, schärfer als seine Vorgänger, nach äusseren Characteren. Er vereinte aber mit mehreren der hier
zusammengestellten Gattungen die Panzervorticellen und auch die Gattung Limnias der Räderthiere,
wogegen von ihm die, meist aus Fragmenten von Vorticellen gebildete, Gattung Ecclissa zu den Räder-
thierchen, als nur einer andern Familie der Infusorien, gezogen wurde. Bory de St. Vincent hat seit
1823 ebenfalls eine ähnliche, wieder verschieden umgrenzte, Familie der Vorticellaires aufgeführt {Biet,
classique, Art Convallarina). Damals hielt er sie zu den Infusionsthieren, allein 1824 bezeichnete er
sie in der Encycloped. method. p. 782. specieller, und stellte sie zu den Halbpflanzen in sein Reich
der Doppel seelen, Psych odien. Seitdem hat er sie von den Infusorien ganz ausgeschlossen. Er verei-
nigt mit mehreren wahren Vorticellinen in seinen Gattungen Dendrella und Volverella der Vorticellaires
des Psychodien -Reiches gestielte Bacillarien aus den Gattungen Gomphonema und Acinela, und hat die
frei gewordenen Körper der gestielten Vorticellinen sammt den freien Trompetenthierchen (Sientor)
und einigen Rädert liieren (Lacinularia) in die besondere Familie der UrceolarUes des Thierreiches bei
den Infusorien gebracht. Die Formen der Gattung Urocentrum (Turbinella) findet man bei seinen Cer-
carieen, die der Gattung Trichodina bei Paramecium in der Familie der Polytricha, andere bei den
Mystacinen in der Gattung Ophrydia, und die Gattung Kerobalana in seiner Familie der Urodieen
der Infusorien, üeberhaupt hatte Bory bis zum Jahre 1830 die Formen dieser Familie in 19 Gattungen,
8 Familien und 2 Naturreiche vertheilt.
Die lieblichen Gestalten der Glockenthierchen haben seit den ersten Zeiten der mikroskopischen
Beobachtung die grösste Theilnahme gefunden. Sie haben oft baumartig verästete gemeinsame Stämme, an
denen ihre glockenförmigen wirbelnden Körper, wie belebte Früchte, zierlich angeheftet sind, und der son-
derbare Stiel ihrer Leiber, sammt der wurzelartigen Sprossenbildung, hat sogar veranlasst, dass man sie
neuerlich noch für halbthierische Pflanzen hielt. Leeüwenhoek entdeckte schon 1675 zu Anfang Mais in
stehendem Regenwasser die Vorticella Convallaria oder microstoma, und beschreibt sie mit vieler Theil-
nahme. Er sah vielleicht auch schon gleichzeitig Trichodina Grandinella als 4te Form, und Trichod.
Pediculus, auch Epistylis scheint er am 25. Dec. 1702 zuerst gesehen zu haben. Joblot meinte wohl eben-
falls 1716 unter den Namen Sauteur und Pirouette die Trichodina Grandinella. Deutlicher bildete
Rösel 1755 zuerst die Trichodina Pediculus ab. Die ersten Formen der Gattungen Stentor, Carche-
sium und Zoothamnium beobachtete Trembley 1747. Baker beschrieb 1752 Opercularia zuerst, und
das Urocentrum wurde durch Müller 1786 zuerst bekannt. Ganz besonders steigerten Rösel's schone
Abbildungen dieser Körper von 1755 die Theilnahme für dieselben, ja für die ganze Lehre von den Infu-
sorien, denn sie gewannen allein von allen ähnlichen Darstellungen Linne's Aufmerksamkeit, und auch Pal-
las nahm nun diese RöSELschen Formen als sichere Organismen in sein System der Zoophyten auf. —
Die thierische Organisation ist in dieser Familie mit Ausschluss der Gefässe und Nerven sehr klar erkenn-
bar gewesen. Alle Formen besitzen viele Wimpern am Munde als wirbelnde Bewegungsorgane, meist (nur
Trichodina nicht immer) in Form eines Wimperkranzes. Bei einigen (Vorticella, Carchesium, Oper-
cularia) sind Längs- und Queermuskeln erkannt. Stentor ist ausserdem überall bewimpert. — Das poly-
gastrische Ernährungssystem ist bei allen Gattungen durch Aufnahme von Farbestoffen fest begründet. Der
Verlauf des Darmkanals ist nur erst bei Stentor ', Opercularia , Carchesium, Vorticella, Epistylis und
Zoothamnium, doch der Mehrzahl der Gattungen, ausser Zweifel gestellt. Trichodina und Urocentrum
blieben unklar. Ueberall sind aber deutlich Mund- und Auswurfsöifnung in derselben seitlichen Grube. —
Das Fortpflanzungssystem ist bei allen Gattungen, mit alleiniger Ausnahme der seltenen Zoothamnien,
bei den meisten in hermaphroditischer Duplicität, erkannt worden. Eine weibliche Eiermasse, männliche Sa-
mendrüsen und eine contractile Blase sind seine Bestandtheile. Spontane Selbsttheilung ist an allen Gat-
tungen beobachtet. Durch unvollkommene Selbsttheilung entstehen bei 4 der 8 Gattungen die Formen sehr
zierlicher Bäumchen. Eine dritte Fortpflanzungsart ist Knospenbildung. — Das Empfindungssystem ist in
3ei
keiner bekannten Gattung durch Augen bezeichnet, aber eine grosse Irritabilität bei allen sogar characteri-
stisch. — Gefässspuren sind noch nicht ermittelt
Die geographische Verbreitung der Familie ist in Europa, Asien, Afrika und Amerika beobachtet.
Uebersicht der 8 Gattungen der Familie der Glockenthierchen:
{(Körper überall bewimpert Stentor
ungesclnvanzt j^,^. ^ ^ nmhr(im Wirbelapparat Trichodina
geschwänzt ürocentrum
![ . . I einfach . Vorticella
alle gestielten Körper aleich- | Stiel spiralförmig biegsam {.. .• ^ ,
... " . i & i i » & j astig . . Carchesmm
fornn« Stiel nnbiegsam Epistylis
■ , v c | Stiel nnbiegsam Opercularia
verschriene Körperform . . . ^ iralförjni M Zoothamninm
SIEBENÜ N D ACHTZIGSTE GATTUNG: TROMPETENTHIERCHEN.
Stentor. Stentor.
CHARACTER: Animal e familia Vorticellinorum, corpore ecaudi, nee pedicellato, libenmi aut dorsi in
conum produeti apice sessile, ciliis in Corona frontali majoribus undique liirtum, apertura
spirali.
CARACTERE: Animal de la famille des Vorticellines, h corps sans qaeue et sans pedicule, libre
ou sessile par la pointe du dos allonge en cöne, ayant tout le corps garni de eils
et une couronne frontale de plus grands eils, enßn V Ouvertüre en spirale.
Die Gattung der Trompetenthierchen umfasst in der Familie der Glockenthierchen die Formen,
welche ungeschwänzt und stiellos, bald frei, bald mit der Spitze des conisch verlängerten Rückens ange-
heftet sind, die überall mit Wimpern behaart, noch einen besondern Wimperkranz an der Stirn führen und
einen spiralförmigen Mund besitzen.
Den Namen der Gattung Stentor gab Oken 1815, den deutschen Namen Trompetenthier hatte
schon Eichhorn 1775 gegeben. Die Gattung enthält bis jetzt 6 — 8 Arten. Die ersten Formen beobachtete
Trembley 1744, und Reaumur nannte sie ihm Polypes en entonnoir, Trichterpolypen. Es wa-
ren 3 Arten: grüne, blaue und weisse. Die grünen sah auch Baker 1752. Rösel bildete 1755 den weis-
sen Stentor Mülleri als schalmeiähnlichen Afterpolypen ab, und Linne nahm diesen 1758 unter dem
Namen Hydra stentorea in sein Systema Naturae auf. Pallas sah 1766 Trembley's 3 Arten für Varie-
täten des Brachionus stentoreus an. Müller beschrieb 1773 3 Arten der Gattung, eine schwarze als
Vorticella nigra , die grüne als V. polymorpha und die weisse als V. stentorea. Hierzu fügte er
1786 V. multiformis und V. Vucullus. Schrank verzeichnete 1803 mit dem Namen Trompetenthier
2 — 3 Arten als Ecclissa nigra und viridis, und als Linza stentorea, Posaunenthier. Oken bildete
1815 die Gattung Stentor aus 3 sehr verschiedenen Körpern, dem St. Mülleri, der Lacinularia socialis,
einem Rädert hiere, und dem Ophrydium versatile, einer Panzervorticelle. Bory de St. Vincent
gab 1824 aus Unbekanntschaft mit den Vorarbeiten diesen Formen den neuen Gattungsnamen Slentorina,
wozu er 7 Arten stellte, und worunter ebenfalls die Lacinularia socialis und Vorticella Vucullus waren.
Einen 8ten Namen, St. hierocontica, gab er 1826 einer früher von ihm selbst schon «Inders benannten
Form. Dr. Thienemann, der verdiente Reisende in Island, änderte 1828 den Namen Stentor in Tubaria
viridis um, weil er passender für die Brüllaffen von Geoffroy verwendet sey. Allein diese waren schon
von Illiger Mycetes genannt. Seit 1830 ist die Gattung Stentor in den Abhandl. d. Berl. Akad. physio-
logisch schärfer umgrenzt worden. Sie erhielt 3 — 4 Arten, welche 1831 ebenda mit einer fraglichen 5ten
Art (jetzt Colacium stentorinum) specieller characterisirt, und 1833 abgebildet wurden. Zu jenen 4
Stammarten haben sich neuerlich noch 2 schöne neue gefunden, und Vorticella multiformis und Cucullus
Müller 1786 bilden vielleicht eine 7te und 8te Art. — Die thierische Organisation ist sehr genügend er-
mittelt. — Bewegungsorgane sind die zahllosen Wimpern der Oberfläche sammt dem Wimperkranze der
Stirn als speciellerem Fangorgane. Ihren Längsreihen liegen sichtbare Längsstreifchen von Muskelfasern zum
Grunde, an der Stirn aber Cirkelstreifen. Der Stirnkranz endet trichterförmig im Munde. Ueberdiess geht
vom Munde bei einigen Arten franzenartig eine Reihe langer Wimpern bis zur Mitte des Körpers. Die co-
nische Spitze des Rückens (scheinbares hinteres Ende) hat einen Saugnapf zum Anheften am Ende. — Er-
66
36&
iiähruiigsorgane sind eine sichtlich aufnehmende spiralförmige Mundöffnung 5 welche zugleich als Auswurfs-
öffnung dient 5 ein perlschnurartiger, daher besonders schwierig erkennbarer, vom Munde aus durch den Kör-
per gehender und wieder im Munde endender 5 Darin, welcher nur immer theilweise gefüllt, nie bandartig
und überall mit beerenartigen Magenzellen besetzt, einer gekrümmten Traube gleicht Oscillatorien, Ba-
cillarien, Räderthiere, Monaden sind in den Magenzellen häufig zu erkennen, (üeber Focke's Ein-
wurf s. St. Mülleri.) — Fortpflanzungsorgane sind doppelter Art bei allen Arten sichtbar. Der weibliche
Eierstock bestellt aus einer netzartig die Magenzellen dicht umhüllenden Körnermasse von weisser, grüner,
blauer, gelber, rother oder dunkel grünlichbrauner Farbe. Das Gebähren ist (immer?) ein Zustand des Zer-
fliessens. Der männliche Theil ist doppelt, eine bei den verschiedenen Arten verschieden gestaltete runde
bandartige oder perlschnurartige gegliederte Drüse, und eine einfache oder doppelte grosse contractile runde
Blase, Ejaculationsblase. Ueberdiess ist spontane vollkommene Längs- und schiefe Queertheilung, letztere
schon von Trembley und Göze, beobachtet. — Augen, Nerven und Gefässe sind nicht erkannt.
Die geographische Verbreitung ist in Holland, Frankreich, Baiern, Dänemark und Preussen beobachtet.
3¥5. Stentor Mülleri, Müller^ Trompetentierchen. Tafel xxm. Fig. i.
St* lineam dimidiam attingens, ovulis albis, glandula mascula articulata, cateniformi, ciliorum Corona frontali interrupta,
crista laterali distincta.
Stentor de Muller 5 egalani jusr/iia 1 millim. en longuenr, ayant V ovaire blanc, la glandule mascu-
line en chapelet, la couronne de cils au front interrompue et la crete laterale distincte.
White Tunnel-like Polypi, Trembley, PliilosopMcal Transactions, XLTIL 1746. p. 169. (1744.)
Polypes en enlonnoir , Reaumur nach Trembley. Anhang zu Trembley's Polyp, (übers, v. GÖze, 1775.) II. p. 483.
Schahneyähnlicher Afterpolyp , Rösel, Insectenbelus tigung, III. p. 595. Taf. 94. Fig. 7. (8.?) 1755. Ledermüller's Microsc. 1760.
Hydra stentoria, Ltnise, Systema Naturae, ed. X. 1758. — Yergl. Berlin, wöchentl. Relationen, 1753. p. 14. und 1261. Fig. 2.
* Brachümus stentor eus , Pallas, var. alba, Elenchus Zoophytorum, 1766. p. 95.
Vorticella slentorea, Müller, Verminm fluv. hist. 1773. p. 120. Animalc. infus. 1786. p. 302. Tab. XLIII. Fig. 6—12.
Das Trompetenthür , Eichhorn, Beiträge z. Naturg. d. Wasserth. p. 37. Taf. III. Fig. F. Q. 1775.
Schalmeyenthiere , Göze, Boxet's Abhandlungen aus der Insectologie, II. Anhang, p. 463. 1774.
Linza stentorea, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 314. 1803.
Stentor solitarius, Oken , Lehrbuch der Naturgesch. 1815. III. p. 45.
Stentor Ina Mülleri, \
— Roeselii, \ Bory de St. Vincent, Encyclopedie m eth od. 1824. S. Isis, 1834. p. 1207.
— hierocontica , \
Stentor Mülleri, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 41. 1831. p. 99. 1833. (1832.) p. 327. Taf. V. Fig. 1.
1835. p. 160, 165. Taf. I. Fig. XVI. Focke, Isis, 1836. p. 785.
Aufenthalt: In Holland, bei Copenhagen, Nürnberg, Ingolstadt, Quedlinburg, Danzig, in Frankreich und bei Berlin.
Das weisse Trompeteiitliierclien der früheren Beobachter kann auch Stentor Roeselii gewesen seyn, wahrscheinlich verwech-
selten alle die beiden Arten. Ich habe diess Thierchen zu allen Jahreszeiten bei Berlin an Meerlinsen, an Yaucherien-Conferven, an
faulen Pllanzenth eilen sehr verschiedener Art, selbst unter'm Eise beobachtet. Keine Art der Gattung kommt in Infusionen vor, wes-
halb auch Joblot und Gleichen sie nicht kannten. Der erste Beobachter, Trembley, fand es wohl im Haag, Rösel und Le-
dermüller bei Nürnberg, Göze bei Quedlinburg, Eichhorn bei Danzig, Müller bei Copenhagen, Schrank bei Ingolstadt, Bory
de St. Vincent in Frankreich. Schwimmend ist es eiförmig, ruhend streckt es sich in Form einer Trompete aus, um sich mit dein
dünnen Ende anzuheften. Hat man viele in einem Glascylinder schwimmend, so heften sie sich allmälig irgendwo dicht beisammen an,
was einen Gesellschaftssinn und jedenfalls eine Geistesthätigkeit voraussetzt. Dr. Focke hat 1835 behauptet, der von mir angegebene
Darm verlauf sey anders, es gebe keinen Darm, die inneren mit Farbe erfüllten Blasen könnten auf- und absteigen. Allein die Con-
tractilität des sehr weichen gallertigen Körpers vieler Infusorien, besonders der Vorticellinen, bewirkt beständige Verschiebungen der
inneren Theile in ihrer Lage gegen einander. Diese Verschiebungen, welche in dem Maasse auffallend gross sind, in welchem der Kör-
per ausdehnbar ist, haben gar kein physiologisches oder anatomisches Interesse. Wer sie zum ersten Male sieht, möchte glauben, dass
alles innerlich mit lebenden Thieren erfüllt sey, und manche Beobachter haben es aucli so ausgesprochen. Es ist aber ein Irrthum im
Urtheil über das Gesehene gerade in der Art, wie im Scheeren- oder Zangenspiele der Kinder, wo die auf netzartig verbundene Schee-
renarme gestellten Bäumchen oder Thiere beim Bewegen der Scheerenarme ihren Ort sehr zu verändern scheinen, ohne irgend aus ih-
rer wahren und festen Stelle wegzukommen. Ein solches Auf- und Niederbewegen ist kein actives, sondern ein passives, und kann mit
jeder beliebigen Dannform recht wohl bestehen. Das Thierchen nimmt Indigo leicht auf, und wirft durch dieselbe Mundöffnung wieder
aus. Die grünen und bunten Theile im inneren Körper sind Monaden, Naviculae, Peridinien, Gomphonemata , Doscococcus,
Fragilarien u. s. w., meist erkennbar verschlungene Infusorien, jedes einzeln oder mehrere zusammen von besonderer Magenzelle um-
hüllt und von einem farblosen Verdauungssaft umgeben. Den durch Speise bunt gefleckten Leib sah schon Eichhorn. Die grosse
einzelne contractile Blase ist etwas unterhalb des Mundes. Die übrigen Organe, Eierehen, gegliederte Samendrüse, Wimperkamm, spi-
ralförmiger Mund und Afterstelle, sind leicht zu erkennen. Selbsttheilung ist bei dieser Art noch nicht beobachtet, aber als Vorberei-
tung vielleicht eine doppelte contractile Blase. (Siehe die Abbildung von 1833.) Hält man diese Thierchen lange in cylindrischen Glas-
röhren, so setzen sie sich allmälig an den Wänden fest, bilden um sich eine schleimige Hülle und sterben. So sah sie wohl Schrank,
als er sie zu den Röhren thieren, Lima, stellte. — Grösse ausgedehnt bis xj2 Linie, contrahirt Vio — % Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXIII. Fig. I.
Fig. 1. ist eine Gruppe dieser Thierchen bei 75maliger Vergrösserung des Durchmessers. Fig. 2. ist 300mal vergrössert, in Indigowasser wirbelnd,
halb contrahirt. Fig. 3. ist ganz ausgedehnt. Fig. 4. ist eiförmig contrahirt und im Eierlegen durch Ausscheiden eines ganzen Körpertheils sammt
seinem Magen begriffen. Die mit Speise gefüllten Magenblasen sind abgerissen vom Darme und haben sich elastisch abgerundet und geschlossen. Ver-
grösserung bei beiden 300mal. Auch die Glieder der Samendrüse werden so einzeln mit ausgeschieden. Es erfolgt meist bei wenig Wasser im Tro-
pfen-, thut man neues Wasser hinzu, so schliesst sich oft die Stelle wieder und das Thierchen schwimmt munter weiter, zuweilen zerfliesst es dann ganz.
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3*86. Stentor Rocsclii, Rösers Trompeteotliierclien. Tafel XXIV. Fig. II.
St. habitu mao-nitndinc , crista et colore Stentoris Müllen, glandula mascula taeniaefonni uraelonsa, nee articnlata.
Stentor de ßoesel, aymd Fe&teriei&r, la grandeur , la crete et la couleur de St. Müllerin mais la
fflandule en forme de ruban tres-allo?ige saus articidations.
Stentor Roeselii, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1835. p. 179. Tai. I. Fig. XIV.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese Form unterschied ich zuerst am 6. Febr. 1835, wo ich sie zu Tausenden unter dem Eise im Thiergarten an flockigen
faulen Schilfblättern fand. Einzeln fand ich sie am 10. Juli wieder, und ich sah sie im Winter zu 1836 in zahllosen Mengen, auch
einzelnem Frühjahre 1837. Sie ist bis auf die auffallende Differenz der Samendrüse der vorigen ganz gleich, nur an Farbe vielleicht
etwas mehr gelblichweiss, und ich sah sie nie so schlank ausgestreckt als jene, obschon sie auch schön trompetenartig wurde. Borys
Stentorina Roeselii ist schwerlich diese, sondern wohl die vorige Art. Zuweilen erhebt sich in der Mitte der Stirn ein Knopf. Ich
sah an ihr schiefe cjueere Selbsttheilung. Die Samendrüse theilte sich erst spät. — Grösse Vu bis % Linie beobachtet. Die gross-
en würden, mehr ausgestreckt, leicht auch L/2 Linie erreicht haben.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXIV. Fig. IL
Fig. 1. stark ausgedehnte Form; t Samendrüse, darüber 2 grosse Magenblasen. Auf der andern Seite des Kammes unter'm Munde ist die contractile
Blase. Fig. 2. ist dasselbe Thier, mehr contrahirt. Fig. 3. ein jüngeres mit dem mittleren Stirnknopfe. Fig. 4. in der Selbsttheilung. Alle
300mal vergrössert.
3? ff. Stentor caeruleus, Maues Trompetenthierclieii. Tafel xxm. Fig. iL
St. habitu et magnitudine priorum, ovulis pallide caeruleis, glandula articulata cateniformi, crista laterali et ciliorum
Corona frontali continua.
Stentor bleu, ayant V e&terieur et la grandeur des precedents, mais Vovaire bleu, la glandule e?i
forme de chapelet, une crete laterale et la coaronne frontale de eils continue.
Bitte Tmnel-like Polypi, Trembley, Philos. Transact. XLTII. 1746. (1744.) p. 169.
Brachionus stentoreus, Pallas, var. caerulea, Elen eh. Zoophyt. 1766. p. 95.
Sientor caeruleus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 41. 1831. p. 99. 1833. p. 326. Taf. IV. Fig. U. 1835.
p. 165.
Aufenthalt: In Holland und bei Berlin beobachtet.
Das blaue Trompetenthierchen ist bei Berlin zu allen Jahreszeiten, besonders aber im Winter und Frühjahre, häufig zwischen
Vaucherien und Meerlinsen, auch an faulen Schilfblättern unter'm Eise. Zuweilen ist es einzeln, zuweilen bildet es tausendweise bei-
sammensitzend einen blauen Ueberzug. Im Schwimmen gleicht es meist, wie die übrigen, einer eiförmigen Bursaria oder einem Spi-
rostomum. In Gläsern heftet es sich oft büschelweise an die Wände an. Es verschlingt weiche und gepanzerte Infusorien, auch In-
digo. Besonders zahlreich sah ich es am 26. Mai und 4. Juni 1832, am 7. December 1832 und im Januar 1835. Unter dem Munde
ist eine strahlenlose contractile Blase. Selbsttheilung ist noch nicht beobachtet. — Die Länge ist bis zu V* Linie beobachtet, und es
kann sich länger ausdehnen.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXIIL Fig. IL
Fig. 1. eine 75mal vergrösserte Gruppe. Fig. 2., 3. und 4. 300mal vergrösserte, verschiedene Gestalten desselben Thierchens. Fig. 3, ist ein Ex-
emplar, welches im Gebären einen Theil seines Körpers verloren hat, dessen Stelle aber vernarbt ist.
3Y8. Stentor polymörphus, grünes Trompetentierchen. Tafel xxiv. Fig. i.
St. habitu et magnitudine priorum, ovulis laete viridibus, glandula articulata cateniformi, crista laterali obsoleta et ci-
liorum Corona frontali interrupta.
Stentor verty ayant Vhabitus et la grandeur des precedents, mais Vovaire d'un beau vert, la glan-
dule en forme de chapelet, point de crete laterale distinete et la couronne frontale de eils in-
terrompue.
Green Tmnel-Kke Polypi, Trembley, Philos. Transact. XLTII. 1746. (1744.) p. 169.
The Funnel-Animal, Baker, the Microscope, p. 340. Tab. 13. Fig. 1. f. g. 1752.
Brachionus stentor eus , Pallas, var. viridis, Elenclins Zoophyt. 1766. p.- 95.
Vorticella polymorpha, Müller, Vermium fluviat/ bist. 1773. p. 104. Beschäftig, d. Berl. naturf. Gesellsch. N. p. 20. t. 1. 1775.
Kleine Schriften, I. p. 3. 1782. Animalc infus. 1786. p. 260. Tab. XXXVI. Fig. 1-13.
Vorticella polymorpha? , Herrmann, Naturforscher, XIX. 1783. p. 52. Taf. II. Fig. 14.
Ecclism viridis, Schrank? Fauna boica III. 2. p. 102. 1803.
Stentorina polymorpha, Bory de St. Vincent, Encycloped. method. 1824.
Tubaria viridis, Thienemann, Lehrbuch der Zoologie, 1828. p. 12. .
Stentor polymörphus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. ». 41. 1831. p. 99. 1833. p. 32b. Tat. IV. Fig. ?.
1835. p. 165.
Aufenthalt: In Holland im Haag ,. in England, Dänemark, in Baiern bei Ingolstadt?, in Frankreich bei Lille, im Elsass bei Strass-
burg, in Sachsen bei Dresden und in Preussen bei Berlin beobachtet.
Von allen Arten der Gattung ist diese die häufigste bei Berlin; sie scheint auch die geographisch am weitesten verbreitete
Art zu seyn. Trembley entdeckte sie in Holland, Baker in England, Müller bei Copenhagen, Herrmann wohl bei Strassburg,
Schrank wohl bei Ingolstadt, Bort bei Lille, Thienemann wohl bei Dresden, ich habe sie bei Berlin beobachtet. Sie bildet
nicht selten in Torfgruben einen schöngrünen Ueberzug aller unter Wasser befindlichen lebenden nnd todten Pflanzen, worin sie mit
Vorticella chlorostigma wetteifert. Ich beobachtete sie so jährlich, im Jahre 1832 am überraschendsten am 7. und 13. December,
5. April und 20. Juni, im Winter 1833 an unter'm Eise liegenden Holze. Früher, 1831, hielt ich sie fälschlich für glatt. Den
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seitlichen Wimperkamm habe ich noch nicht deutlich erkannt, zuweilen aber doch vermuthet. Indigo nimmt es nicht leicht, endlich
aber doch auf. Die übrigen Organisationstheile sind leicht zu erkennen. Ich sah auch queere Selbsttheilung. Müller bemerkt bei
diesem Thierchen mit besonderer Tiefe des Gemüths den unbeschreiblichen, bewundernswürdigen Formenwechsel, welcher jedoch von dem
der Amoeba princeps übertroffen wird. Die Drüsenkette hat er schon gesehen. Den cirrus seiner Fig. 12. kann ich nicht deuten.
War es ein Wimperkamm? Müller sah auch schon das Zerfliessen beim Eierlegen, welches der grünen Eier wegen hier besonders
auffallend ist. In Gläsern sieht man auch, dass viele Thierchen die Eier allmälig verlieren und fast oder ganz farblos werden. Die
Entwickelung der Jungen aus den Eiern ist noch nicht beobachtet. Farblose St. polym. sind mit St. Mülleri zu verwechseln, doch
bleiben immer einzelne grüne oder weisse Eierchen zurück. — Grösse J/io — 1k Linie beobachtet, leicht auch zu 1/2 Linie ausdehnbar.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXIV. Fig. L
Fig. 1. ist ein Pfianzentheil unter Wasser mit solchen Thierchen besetzt, nur 2mal vergrössert, in fast natürlicher Grösse; Fig. 2. ein Theil davon,
75mal vergrössert; Fig. 3. ein junges Thierchen schwimmend; Fig. 4. ein grösseres einfaches Thierchen; Fig. 5. ein anderes in der Selbstthei-
lung. Letztere 3 300mal vergrössert.
3f 9. Stentor igneus, feuefffarfoenes Trompetentltlerclieii.
St. prioribus dimidio minor ^ ovulis flavo - viridibus , cute subinde e flavo cinnabarina^ glandula globosa^ crista latcrali
nulla> ciliorum Corona frontali continua.
Stentor rotige de feu, plus petit de moitie r/ue les precedents, ayant les oeafs jaunes verdätres, la
peau d'une couleur jaune vif et de vermillon, la glande splierique , point de crete laterale et
la couronne de cils frontale continue.
Stentor aureus, Abhandl. d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1835. p. 164. (Schreibfehler für igneus,)
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich entdeckte diese sehr schöne Art in zahllosen Mengen erst im Sommer 1835 und im April und Mai 1836 , zu spät, um
sie noch in die Abbildungen dieses Werkes , dessen Zierde sie geworden wäre, mit aufnehmen zu können. Sie überzog in einem tor-
fägen Bruche in grosser Ausdehnung die ganzen Blätter und Pflanzen der Holtonia palustris mit lebhaft zinnoberrother Farbe und war
in der Ruhe, wie die vorigen Arten, sehr lang trompetenartig. In ein Gefäss gebracht, blieb nichts an den Blättern der Hottonia
sitzen, alle schwammen umher, waren eiförmig und glichen dann mehr dem St. niger ; nach kurzer Zeit setzten sie sich wieder an
die Pflanze oder das Glas und bildeten kleine wirbelnde schlanke Trompeten. Ich sah queere Selbsttheilung, wobei vor der Abschnü-
rung die Drüse nierenförmig ausgebuchtet war. Viele waren nur an der Stirn roth, einige nur gelb, einige grünlich. Die rothe Farbe
gehörte nicht den Eiern, sondern einem feinen körnigen Pigmente der Haut an. Im Innern sah ich verschluckte Naviculas. Einige
röthliche Formen, welche ich früher beobachtete, hielt ich für Farbenabänderungen der folgenden Art. — Grösse bis Vc Linie.
Eine Abbildung konnte nicht mehr gegeben werden.
380. Stentor niger, schwarzbraunes Trompetentbferclien. Tafel xxm. Fig. III.
St. parvus, oetavam lineae partem vix attingens, ovulis oli vaeeis cute subinde e flavo -fusco nigricante, glandula glo-
bosa, crista laterali nulla, ciliorum Corona frontali continua.
Stentor noirätre, petit, egalant a peine XU millimbtre , ayant V ovaire olivätre, la peau de couleur
brun-jaunätre ou noirätre, la glandule spherü/ue, point de crete laterale et la couronne de
cils frontale continue.
Vorlicella nigra, Müller, Verminm fluv. liistoria, 1773. p. 102. Berl. Beschäftig. IV. y. 47. 1779. (Pyrmont.) Animalc. Infus.
1786. p. 263. Tab. XXXVII. Fig. 1 — 4.
— — Schrank, Naturforscher, XVIII. 1782. p. 81. Taf. III. Fig. C.
Ecclissa nigra, Schrank, Fauna hoica III. 2. p. 101. 1803.
Stmtorina Infundibulum, Bory de St. Vincent, Encycloped. meth. 1824.
Stentor niger, Abhandi. der Akad. d. Wiss. zu Berlin, 1830. p. 41. 1831. p. 100. 1833. p. 327. Taf. V. Fig. II. 1835. p. 164. Taf. I. Fig. V.
Aufenthalt: In Dänemark, bei Ingolstadt i* in Baiern, bei Pyrmont und bei Berlin beobachtet.
Diese Form färbt bei Berlin im Sommer grosse Lachen in torfigen Brüchen zuweilen dunkelschwarz , wie CafFee-Aufguss.
In jedem Tropfen sind dann 20 bis 50 Thierchen. Zu gewissen Tageszeiten schwimmen sie umher, zu andern ruhen sie an allen un-
ter Wasser befindlichen Pflanzentheilen angeheftet, welche wie mit Riiss besetzt erscheinen. Schwimmend haben sie oft eine nach hin-
ten sehr spitze kreiselartige Gestalt, ruhend Averden sie auch trompetenförmig, und je mehr sie ausgedehnt sind, desto mehr fällt ihre
Farbe in's Braune und Olivengrüne, vielleicht giebt es auch gelbe. Ich bin daher nicht mehr ganz sicher, ob nicht einige der hier
abgebildeten Formen zu der rothen Art gehören. Vielleicht sind nur die nach hinten spitzeren Formen zum St. niger gehörig, wel-
cher auch einen scheinbar wichtigen Character in der Längstheilung hat, während bei St. igneus die Selbsttheilung eine queere ist.
Die beiden Arten scheinen mir sehr bestimmt verschieden zu seyn, da sie im Vorkommen sich in so enormen Massen isoliren. Man
mnss also nicht jeden gelblichen St. niger sogleich für St. igneus, und nicht jeden bräunlichen St. igneus für St. niger halten.
Uebrigens sind diese beiden Formen durch ihre kugelartige Drüse und ihren bestimmten Mangel des seitlichen Wimperkammes von den
übrigen sehr geschieden. Sollte sich bei St. polymorphus der Wimperkamm noch auffinden lassen, so würde ich für jene beiden Foi>
men die Trennung von den übrigen physiologisch gerechtfertigt glauben. Schwimmend sieht man alle Arten der Gattung mit blossem
Auge sehr wohl. — Grösse bis Vs Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXIII. Fig. IIL
Fig. 1 — 3. sind verschiedene Einzelthierchen ; letztere ist die Normalform der Art. Fig. 4. und 5. sind in der spontanen Längstheilung begriffen.
Alle sind 300mal vergrössert, haben eine dunkle Kugeldrüse, eine männliche helle contractile Blase, viele, zum Theil (Fig. 2.) mit Peridinien er-
füllte, Magenzellen und Eikörnchen. In Fig. 2. sah ich den Wimperkranz nicht geschlossen. Fig. 6. ist bei lOOOmaliger Vergrößerung gezeichnet,
ein Stückchen des Leibes mit seinen Wimperreihen, seinen netzförmig und kettenartig verbundenen Eiern und seinen schwarzbraunen Pigmentkörnchen.
365
Nachtrag zur Gattung Stentor.
Es scheinen noch 2 Arten schon von Müller 1786 gekannt zu seyn; beide sind Seethierchen. Der meergrüne St. {Vor-
ticella) multiformis würde sich nach Müller's Abbildung {Animalc. Infus. Tab. 36. Fig. 14 23.), der ihn bei Copenhagen
fand, durch eine oder 2 männliche Drüsen von dem sehr ähnlichen St. polymorphus unterscheiden. Bort fand ihn wie er sagt,
auch bei Cadix zwischen Sainte Marie und dem Hafen von Santa Catharina, das ganze Wasser färbend. Die andere Art ist röthlich-
gelb und könnte, wäre sie nicht auch ein Seethierchen, für St. igneus gelten; es ist Vorticella Cucullus von Copenhagen (ebenda
Tab. 37. Fig. 5 — 8.). Vielleicht war auch Müller's Trichoda Bomba ein Stentor oder ein Vorticellenleib. Ausser den hier
aufgezählten 6 Arten sind noch folgende 6 auszuschliessende Artnamen in dieser Gattung gegeben worden: 1) Stentor aureus (1835),
Druckfehler für St. igneus; 2) für St. caerulescens (1831) lies caeruleus; 3) St. penniformis Okeiv = Ophrydium versa-
tile; 4) St.? pygtnaeus (1831) = Colacium stentorinum ; 5) St. socialis Oken (1815) = Megalotrocha oder Lacinularia
jung; 6) St. solitarius Oken (1815) == St. Mütteri. Ueberdiess gehen in dieser Gattung 2 frühere Gattungsnamen ein, Tubaria
Thienemann (1828) und Stentorina Bort (1824), zu deren 9 Arten ich folgende Zusammenstellung der Synonyme gebe: 1) S/ett-
torina biloba = Lacinularia socialis jung; 2) St. Cucullus = Stentor? Cuc; 3) St. hierocontica = Stentor Mütteri; 4)
St. Infundibulum = Stentor niger; 5) St. multiformis = Stentor? multif.; 6) St. polymorpha = Stentor polym.; 7) St.
Roeselii = Lacinularia socialis jung?; 8) St. stentorea = Stentor Mütteri; 9) Tubaria viridis = Stentor polymorphus.
Lamarck stellte 1816 die Trompetenthierchen in seine Gattung Urceolaria. Baster sah wohl 1757 einen Stentor leuchtend.
Alle Arten der Gattung lassen sich in der eiförmigen Gestalt recht wohl auf Glas oder Glimmer trocken aufbewahren, so dass
man die Farbe, die Form der Drüsen, den spiralförmigen Mund, die Wimpern und dergl. ganz schön erhalten sehen kann.
ACHTUNDACHTZIGSTE GATTUNG: URNENTHIERCHEN.
Tricliortiiia. Tricbodine.
CHARACTER: Animal e familia Vorticellinorum, cauda et pedicello destitutum, corpore non ubique ci-
liato, ciliorura fasciculo aut Corona vibrans, oris apertura non spirali.
CARACTERE: Animal de la famille des Vorlicellines , sans queue et sans pedicule, depourvu de
cils ä la surface du corps, mais vibrant par le moyen dun faisceau ou dune cou-
rönne de cils au front, ayant V Ouvertüre de la bouche simple, non spirale.
Die Gattung der Urnenthierchen unterscheidet sich in der Familie der Glockenthierchen durch
Mangel an Schwanz und Stiel, so wie durch Mangel an Wimperbehaarung des ganzen Körpers, durch Wir-
beln mit einem Büschel oder Kranze von Wimpern, und durch einfache nicht spirale Mundöffnung.
Vier Arten umfasst bis jetzt die Gattung der Urnenthierchen, welche 1830 mit 3 Arten von mir
gegründet wurde. Die ersten Formen scheint schon Leeuwenhoek 1675 zu Anfang Mais in Tr. Grandi-
nella und 1703 in Tr. Pediculus gesehen zu haben. Joblot nannte dieselbe erste Art wohl 1716 Sau-
leur und Pirouette, Müller seit 1773 Trichoda Grandinella. Sehr bekannt, aber nicht scharf von Ke-
rona Polyporum unterschieden, ward besonders bald die zweite Art, Trichodina Pediculus, die soge-
nannte Polypenlaus, welche, nach Leeuwenhoek, Trembley 1742, Baker 1743, Rösel 1755, Wilke
1761 (als Volvox dimidiatus), Göze 1775 beschrieben, Müller aber 1773 als Cyclidium Pediculus
und wohl auch als Vorticella discina und stellina bezeichnete. Diese Formen wurden bisher mit frei ge-
wordenen stiellosen Vorticellen- Leibern verwechselt, und es bleiben eine Anzahl unsicherer Synonyme
übrig. Hill mag solche Formen 1750 in seiner Gattung Craspedarium mit gemeint haben. Lamarck
nannte dergleichen 1816 Urceolaria und Trichoda. Bory de St. Vincent führte 1822 und 1824 die For-
men dieser Gattung als Urceolaria Grandinella, Bursaria Pediculus, Peritricha Parhelia und Urceo-
laria discina, also in wenigstens 3 Gattungen verschiedener Familien auf. Die von mir 1830 aufgestell-
ten 3 Arten aus Russland und Sibirien wurden 1831 durch noch 3 Arten von Berlin auf 6 vermehrt, all-
ein hier ist T. comosa zu T. Grandinella, T. stellina zu T. Pediculus gezogen. Die T. Pediculus
nannte 1832 Carüs wieder mit dem neuen Namen Nummulella conchyliospermatica. Schon 1831 wurde
auf die vielleicht zu grosse Verschiedenheit im Baue der Arten dieser Gattung aufmerksam gemacht, welche
man aber doch nicht zu eilig zu ebensoviel neuen Generibus umgestalten darf, da leicht die Differenz in
der Unvollständigkeit der Beobachtung liegt. — An Organisation ist besonders bei T. Pediculus das We-
sentlichste klar ermittelt. Der scheibenförmige, schüsselförmige oder conische Körper hat bei 3 Arten vorn
einen Wimperkranz um die Stirn, in dem seitlich eine einfache Mundöffnung liegt. T. Pediculus allein hat
das Rückenende nicht conisch gespitzt, sondern auch flach abgestutzt, wie die Stirn, und mit einem Kranze
von hakenartigen Füssen bewaffnet. Eine solche Saug- oder Anheftungsstelle am Rückenende, wie Stentor,
scheinen 3 Arten zu besitzen. T. tentaculata hat nur einen Wimperbüschel am Munde, keine deutliche
Saugstelle am Rücken und eine Art von Rüssel, welcher bei den übrigen nocli nicht beobachtet ist. Der
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Ernälirimgsapparat ist als poly gastrische Darmschlinge bei T. Pediculus und Grandinella durch Farbenah-
rung anschaulich geworden, bei den übrigen ohne diese. — Vom Sexualsystem ist der männliche Theil deut-
licher geworden, als der weibliche. Ein sehr feinkörniger weisslicher Eierstock ist nur bei T. Pediculus
erkannt. Keine Art der Gattung hat farbige Eier, alle sind wasserhell. Eine nierenförmige Sexualdrüse ist
ebenfalls nur bei T. Pediculus beobachtet — Nerven und Gefässe sind unerkannt.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist gross. T. Pediculus ist durch ganz Europa und in
Barnaul, nahe am Altai Asiens, und T. Grandinella ebenfalls in Europa und auf der Prochodnoi-Alpe des
Altaigebirges selbst von mir gesehen.
381« Trichodina? tentaculata, tastendes llrnenthiercben. Tafel XXIV. Fig. III.
T. corpore disciformi, ciliormn fasciculo vibrans, Corona nulla, proboscide stiliformi.
Trichodine tentaculee, a corps discoide, n ayant point de couronne, mais un faiscean de cifo vibrants
et une trombe styliforme.
Trichodina? tentacüUUa, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 98.
Aufenthalts Bei Berlin.
Diese Form fand sich 1830 mit Vorticellen und Trichodina Gra?idinella zwischen Conferven in nur wenig Exemplaren,
und ist seitdem nicht wieder beobachtet. Ich zählte 5 — 6 borstenartige Wimpern und ein dickes gritfelförmiges und riisselartiges , zu-
riickziehbares Organ in deren Mitte. Im Innern waren zum Theil mit erkennbaren Monadinen erfüllte, zum Theil leere, Magenbla-
sen sichtbar. — Grösse V24 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXIV. Fig. III.
Fig. 1, vom Rücken gesehen. Fig. 2. von der Bauchseite und wirbelnd. Vergrösserung 300mal.
382. Trichodina Pediculus, Polypenlaus, parasitisches Urnenthierclieii. Tafel XXIV.
Fig. IV.
T. corpore depresso, urceolato- disciformi, ciliorum Corona frontali vibrans, dorso uncinis mobilibus coronato.
Trichodine Pou de Polype, a corps deprime, urceolaire-discoide, ayant une couronne de cifo vi-
brants an front et une autre de petits crochets mobiles au dos,
Animalcules on body of Polypes, Leeuwenhoek, Philo s. Transact. 1703. XXIII. Nr. 283. p. 1308.
Aninialcules des Polypes, Trembley, Histoire des Polypes, 1744. Tab. VII. Fig. 10, 11.
Minute insects ahout the body of Polypes, Baker, An attempt towards a Natur, hist. of the Polyp e, 1743. p. 118. c. Fig.
Polypenläuse , RÖsel, Insectenbelustigung, III. p. 525. Taf. LXXXVI. Fig. m. n. o. Ledermülxer, 1760. Copie.
Polypenläuse , Schäffer, Die Armpolypen, 1754. p. 14. Taf. I. Fig. 10. C.
Voloox dimidiatus, Wilke, Acta Holm. 1761. p. 287. cum Fig.
Cyclidium Pedicuhis, Müller, Verm. fluv. historia, 1773. Animalc. infus. 1786. Tab. XI. Fig. 15 — 17.
Polypenläuse, Göze, Trembley's Abhandl. über Polypen, übersetzt 1775. p. 183. Taf. VII. Fig. 12. Berlin. Beschäftig. 1. p. 398.
1775. 2. p. 281. Taf. 8. Fig. 13. 1776.
Vorhcella discina et stellina, Müller, Animalc. infus. 1786. p. 270, 271. Tafel 38. Fig. 1 — 5.
Urceolaria disciim, Lamarck, An im. sans vert. II. p. 44. 1816.
Bursaria Pediculus, Bory de St. Vincent, Dict. classique, 1822.
Urceolaria discina. 1 „ o ™- ü ■ 'j /,. 40oi
n _ ,/ X Bory de St. Vincent, Encycloped. metn. 1824.
— Parnelia, f
Trichodina Pediculus, 1 AbhandL der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 65. 1831. p. 98. 1833. p. 163. 1835. p. 164.
— stellina, J ' y 1
Nummulella conchyliospermatica , Carus, Nova Acta Nat. Cur. XIV. 1. p. 80. Tab. III. Fig. IX. 1832. gute Abbildung.
Aufenthalt: Bei Delft, im Haag, in England, bei Nürnberg, bei Regensburg, bei Quedlinburg, bei Stockholm, bei Copenhagen,
bei Paris, bei Eferlin, bei Dresden und bei Barnaul in Sibirien beobachtet.
Schon Leeuwenhoek, der Entdecker der Armpolypen (Hydra), beobachtete die auffallende Erscheinung parasitischer
noch kleinerer TMerchen auf denselben. Seit Trembley's denkwürdigen physiologischen Experimenten an den Armpolypen, wonach
sie durch Zerstückeln und Umkehren, wie ein Handschuh, fortlebten und ihre Theile und sich selbst ganz aus ihren Theilen regenerir-
ten, gewannen auch deren sie oft tödtende Parasiten noch besondere Theilnahme. Trembley selbst, und nach ihm Baker und Schäf-
fer, gaben undeutliche Abbildungen. Die erste bessere Abbildung gab Rösel, und er unterschied auch schon 2 Arten. Noch besser
war die Abbildung von Wilke, der unter dem Namen Volvoa: dimidiatus dasselbe TMerchen von den Schwänzen der Froschlarven
beschrieb. Göze gab dann eine gute Abbildung zuerst in seiner Uebersetzung des Trembley, dann in den Berliner Beschäftigungen.
Müller scheint seine Notaten und Zeichnungen dieser Art nicht in Ordnung gehabt zu haben. Seine Beschreibung ist besser, als seine
Abbildung, und erstere von Cyclid. Pediculus bezieht sich vielleicht geradehin auf die Abbildung der Vorticella discina, die ein
Seethierchen seyn soll, wozu er aber Herrmann's Süsswasserthierchen citirt. Schrank' s Cyclid. Pediculus 1803 ist Kerona Po-
lyporum. Ich beobachtete sie oft an Hydra vulgaris und viridis meist im August bei Berlin, meist gleichzeitig mit Kerona po-
h/porum. Im Jahre 1829 sah ich sie auf der Reise mit Herrn von Humboldt auch auf den Kiemenblättern einer Anodonta des
Ob bei Barnaul, und bezeichnete sie 1830 als T. stellina. Im Jahre 1832 fand sie mein hochverehrter Freund, Herr Hofrath Ca-
rus, an den Eierstöcken der Unio batava, littoralis und pictorum bei Dresden und hielt sie für ein unbekanntes Infusorium, wel-
ches er neu benannte und für eine physiologisch einfache animalische Ursubstanz erklärte. Im Jahre 1835 fand ich sie zahlreich an
dem kleinen Gyrodactylus coronatus in den Kiemen der Karauschen (Cyprinus Carassius), und öfter, fast jährlich, fand ich sie
auch frei im Wasser, aber immer nur einzeln. Es hat rasche kräftige Bewegung, wie Vorticellen-Leibcr. Das Thierchen der
Polypen habe ich viele Male mit Indigo genährt, und ich habe viele Magen blau erfüllt gesehen. Der Mund ist eine seitliche coni-
sche Grube und ebenda findet auch das Auswerfen statt. Es läuft immer auf dem Rücken, wo es einen Kranz von 24—28 bewegli-
chen Häkchen hat, den Mund und wirbelnden Wimperkranz von 48—64 Wimpern nach oben gerichtet. Es scheint mit den kleinen
— 36»
Krallen seines Rückens die Körnchen der lockern Polypenliaut auszugraben und zu verzehren. Vielleicht schadet es dem Polypen
auch besonders durch Abfressen der feinen Fangfäden und Angeln seiner Arme, so dass er nicht mehr fangen kann. Es lebt auf allen
Theilen des Polypen. Dicht neben seinem Munde liegt am Rande eine etwas trübe niercnförmige Drüse, doch wohl die männliche
Sexualdrüse. Eine einfach contractile Blase habe ich neuerlich auch beobachtet. — Grösse ^48 bis V24 Linie. (Verd. Kerona Po-
lyporum.) Man muss sich hüten, die stachligen Polypeneier für parasitische Thiere derselben anzusehen, wie sie z. B.. Bort de St.
Vincent als Infusorien {Peritricha Polyporum) verzeichnet hat.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXIV. Fig. IV.
Fig. i. Hydra vulgaris aurantiaca mit diesen Parasiten besetzt, von Berlin, 6mal vergrössert. Fig. 2. und 3. Art des Ansitzens und Fio- 4
Seitenansichten. Fig. 5. Ansicht vom Rücken. Mund ist die gekrümmte trichterförmige Stelle nach unten, daneben rechts die trübe gekrümmte Drüse
Viele zerstreute Magenzellen. Die der Drüse gegenüberliegende Zelle ist an der Stelle der neulich beobachteten contractilen Blase. In der Mitte ist
der Hakenkranz des Rückens, am Rande der Wimpernkranz der Stirn. Fig. 6. dasselbe Thierchen von der rechten Seite. Am Rande in der Mitte
ist der Mund. Stirn rechts, breiter abgestutzt als der Rücken, dessen Fläche sich beim Schwimmen verengt, beim Kriechen erweitert. Fig. 7. Von
der Stirn gesehen. Fig. 8. vom Rücken gesehen, mit unterwärts zusammengefaltetem Wimpernkranze. Alle Vergrösserungen 300mal.
383. Trichodina voraac, gefräßiges Urnentbierchen. Tafel xxiv. Fig. v.
T. corpore oblongo cylindrico-conico, fronte convexa, ciliis coronata, dorso attenuato obtuso inenni.
Trichodine vorace, a corps oblong cylindrique legerem ent conique, ayant le front conve&e couronne
de cils, le dos aminci et obtus lisse.
Trichodina voraoe, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 98.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diess Tbiercben fand ich 1831 öfter zwischen Conferven. Es war der folgenden Art sehr ähnlich , aber immer länger fast
walzenförmig, und ich fand mehrmals es in den Gehäusen der Cotharnia imberbis, die es zu verzehren schien. Es ist in seinen Be-
wegungen sehr rasch und kräftig, zeigte innere Magenzellen, wurde aber nicht mit Farbe geprüft. Ich zählte etwa 12 — 15 Wimpern
die keinen völlig geschlossenen Kranz machten. — Grösse V^s Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXIV. Fig. V.
Fig. 1. von der Stirn; Fig. 2. ganz von der Seite; Fig. 3. halb von hinten; Fig. 4. halb von vorn; Fig. 5. im Acte des Verzehrens der Co-
thurnia begriffen. Vergrösserung 300inal.
384. Trichodina Grandinella, Hageltliierclien. Tafel xxiv. Fig. VI.
T. corpore conico subgloboso, fronte truncata ciliis coronata, dorso subacuto inermi.
Trichodine Gresil, a corps conique presc/ue spherique, ayant le front tronque et couronne de cils
le dos brusquement aminci et sans armure.
Animalcula iVr. 4. , Leeuwenhoek, Philosoph. Transact. 1677. XI. p. 821. (1675.)
Le sauteur et la pirouette, Joblot, Observat. avec le Microscope, (1718.) 1754. p. 64, 65. PI. 7. Fig. 9 — VI. und 15.
Craspedarium secwidum, Hill, History ofanimals, 1752. Fig. 2.
Trichoda Grandinella, Müller, Verm. fluv. hist. 1773. p. 73. Animalc. infus, p. 160. Tab. XXITT. Fig. 1 — 3. 1786.
Trichoda Grandincila, Schrank, Neue philos. Abhandl. d. Akad. z. München, II. 1780. p. 470. Tab. I. Fig. 1, 2. Fauna boica III
2. p. 92. 1803. Lamarck 1815.
Trichoda — ?, Herrmann, Naturforscher, 20. 1784. p. 152. Taf. III. Fig. 29.
Vrccolaria Grandinella, Bort de St. Vincent, Encycloped. method. 1824.
Trichodina Grandinella, l AbhandL der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 41, 54, 65. 1831. p. 97. 1833. p. 307
— comosa, J r
Aufenthalt: Bei Delft in Holland, bei Paris, in England, bei Copenhagen, bei Strassburg?, bei Wien und in Baiern, bei Berlin!
in Petersburg! und auf der Prochodnoi-Alpe des Altai! beobachtet.
Wer nicht sehr geübt ist im Beobachten, wird die abgerissenen frei schwimmenden Körper der Vorticellen häufig mit die-
sen Formen verwechseln, wesshalb denn auch keine wissenschaftliche Sicherheit in den Synonymen ist. Der wesentliche Character, wo-
durch sich diese Form von Vorticellen unterscheidet, scheint mir in dem nicht geschlossenen Wimperkranze zu liegen, allein es ist
sehr schwer, die optische Form, welche auch den geschlossenen Kranz zeigt, von der wirklichen scharf zu isoliren. Ein Nebencha-
racter liegt in der sehr kräftigen, raschen, der eines Kreisels gleichenden, Beweglichkeit. Diess Thierchen wird vorzugsweise von
Actinophrys und Podophrya gefangen und ausgesaugt. An der Oberfläche bestäubten Wassers im Thiergarten fand ich es jährlich
vom April an, den Sommer über, meist mit den genannten Feinden. Es nahm leicht Indigonahrung auf. Ich sah auch ein Exemplar
mit einer verschluckten, aber noch doppelt so lang, als es selbst war, aus dem Munde hervorragenden, Oscillatorie umherwirbeln. (Vergl.
Chilodon und Bursaria auf Taf. XXXIV. und XXXVI.) — Grösse Vm — V72 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXIV. Fig. VI.
Fig. 1. ist die conische Normalform von der Seite. Fig. 2. die gewöhnliche characteristische Erscheinung, hei welcher der geschlossene Wimperkranz
des sich kreiselartig rasch drehenden Thierchens eine optische Vervielfältigung ist. Fig. 3. ist die wahre Gestalt des Wimperkranzes. Fig. 4. eine
jüngere Form. Fig. 5. mit verschluckter Oscillatorie. Einige sind mit Indigo genährt, alle SOOmal vergrössert.
Nachtrag zur Gattung Trichodina.
Ausser den schon aufgezählten Arten und Synonymen könnten noch Trichoda Cometa und Trochus, so wie Vorticella
bursata von Müller zu dieser Gattung gehören (s. Isis 1833. p. 255.). Bory verzeichnet diese Formen als Trichoda Cometa
___^_ 2GS
Ophrydia Trockus und Rinella mamillaris (vcrgl. Isis 1834. p. 1201. seq.). Eichhorns Fig. N. Taf. VII. kann Tr. Gran-
dinella von Danzig gewesen seyn.
NEUNUNDACHTZIGSTE GATTUNG: KREISELTHIERCHEN.
Urocentrum. ürocentre.
CHARACTER: Animal e fainilia Vorticellinorum, pedicello semper destitutum, stilo caudatum, liberum,
corpore non ciliato, fronte ciliis coronata, ore siinplici.
CARACTERE: Animal de la familte des Vorticellines, toujours sans pedicule, pourvu (Fun poinqon
en forme de queue, libre, riayant le corps pas garni de cils, mais une couronne de
cils au front et la bouche simple.
Die Kreis elthier ch en zeichnen sich unter den Glockenthierchen durch Mangel eines Stiels, aber
Besitz eines schwanzartigen Griffels aus, sind frei, ohne Körperwimpern, haben einen Wimperkranz um die
Stirn und eine einfache Mundöffnung.
Den Namen der Gattung Urocentrum bildete Nitzsch 1817, um die Cercaria Turbo von den Cer-
carien abzusondern. Diese Sonderung machte er damals bekannt, aber den Namen theilte er erst 1827
mit, Bory de St. Vincent kannte diese Arbeit nicht und gab 1823 derselben Form den Namen Turbi-
nilla und seit 1824 Turbinella, welchen schon 1801 Lamarck der Voluta Turbinellus überwiesen hatte.
Kaüp gab den Namen Urocentron 1826 (Isis) einer amerikanischen Eidechsenart, welche Cüvier Dorypho-
rus nannte. Wagler und Wiegmann sind Kauf gefolgt. So wäre denn aber doch Urocentrum hier, und
Doryphorus bei den Amphibien zu verwenden. Es ist mir nur eine Art der Gattung bekannt. Die erste
Kenntniss derselben hatte Müller 1786, welcher sie Cercaria Turbo nannte. Bis 1831 stellte ich diese
Form zur Familie der Monaden, allein der seitdem öfter beobachtete Bau hat mich nun vorziehen lassen,
sie den Vorticellen anzureihen, obschon die characteristische Darmschlinge noch nicht direct scharf, nur bis
zu grosser Wahrscheinlichkeit ermittelt ist. — An Organisation sind Bewegungs - und Wirbel-Organe, die auch
zum Fangen dienlich, erkannt. — Das Ernährungssystem ist als polygastrisch mit einfacher Oeffnung durch
Farbenahrung festgestellt. — Von Sexualtheilen ist ein undeutlicher sehr blassgelblicher Eierstock und eine
contractile Blase ermittelt, welche den Hermaphroditismus festzustellen scheint. Ueberdiess ist queere voll-
kommene Selbsttheilung beobachtet. — Müller glaubt noch 2 seitliche Stirnaugen beobachtet zu haben, da
er aber den Wimpernkranz der Stirn gar nicht sali, so mögen die beiden Punkte dessen Spuren gewesen
seyn. Ich sah keine Augen an der Stirn. Vielleicht verwechselte auch Müller einmal Glenophora Tro-
chus oder irgend ein anderes junges 2äugiges R ädert hierchen hiermit.
Die geographische Verbreitung der Gattung und einzigen Art ist bei Copenhagen und Berlin allein
sicher beobachtet.
385. Urocentrum Turbo, Müller's KreiseMiierclieii. Tafel XXV. Fig. VII.
U. kyalinum, corpore ovato triquetro, stilo tertiam corporis partem aequante.
Ürocentre Toupie, hyalin, h corps ovale trilateral, ayant le poingon de la longueur dun tiers du corps.
Cercaria Turbo, Müller, Animalc. Infusor, 1786. p. 123. Tab. XVIII. Fig. 13 — 16.
Urocentrum Turbo, Nitzsch, Beiträge z. Infusorienkunde, 1817. p. 4. Brsch und Grüber's Encyclopäd. Cercaria. 1827.
Turbinilla maculigera, Bort de St. Vincent, Dict. class. Cercariees, 1823. Encyclop. meth. 1824. Turbinella.
Urocentrum Turbo, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 38!, 54?, 66?. 1831. p. 66. 1833. p. 174. 1835. p. 160.
Aufenthalt: Bei Copenhagen und Berlin, wohl nicht in Sibirien beobachtet.
Bei Berlin ist diess Thierchen nicht eben häufig, doch zuweilen in grosser Menge gleichzeitig zwischen Meerlinsen, wie am
26. April, 20. Juni und 5. Juli 1832, und es gelang auch die Aufnahme von Farbenahrung zu bewirken. Ob das grüne Thierchen,
dessen Zeichnung ich auf der Reise mit Herrn von Humboldt bei Tobolsk entwarf, nicht vielmehr Euglena triquetra war, bin ich
neuerlich sehr zweifelhaft geworden, und jetzt möchte ich diess Urtheil geradehin vorziehen, da ich das wahre Urocentrum zu lau-
senden und nie grün gesehen habe, meine Beobachtungs- Methode und Fähigkeit sich auch seit 1829 sehr verbessert hat. Eine sehr
blassgelbliche Farbe bei grösseren Exemplaren, die aber keine deutlichen Körnchen enthielt, war wohl Anzeige des Eierstocks bei der
Berliner Form. Ich zählte bis 25 Magenzellen von ansehnlicher Grösse, sie bilden die von Müller angezeigten Flecke. Dicht über
der Schwanzbasis ist eine grosse contractile sehr helle Blase, vermuthlich zum männlichen Sexualsysteme gehörig. Mischt man Farbe
zum Wasser, so erkennt man durch den Wirbel den seitlichen Mund und um die vordere flache Stirnfläche einen wirbelnden Wimper-
kranz. Augen sah ich nicht. Oefter kamen Exemplare mit einer mittleren Einschnürung vor, die in queere Selbsttheilung überging.
Zuweilen wurde die Einschnürung durch eine etwas erhabene Cirkelwulst in 2 Theile getheilt. Das Schwänzchen ist kein ablöslicher
Vorticellenstiel und auch kein unabgesetzter Schwanz, sondern ein eingelenkter Griffel am Rücken (?), vielleicht ein Fuss. — Grösse
Vse— XA* Linie.
269
Erklärung der Abbildungen Taf. XXIV. Fig. VII.
Fig. 1. von der Seite gesehen, Bauchfläche rechts mit dem Munde am vorderen Rande; Fig. 2. vom Rücken und oben; Fig. 3. ist in der Queer-
theilung mit Cirkelwulst; Fig. 4. von der Stirn; Fig. 5. vom Griffelende; Fig. 6. Queertheilung abschliessend.
NEUNZIGSTE GATTUNG: GLOCKENTHIERCHEN.
Vorticella. Vorticelle.
CHARACTER: Animal e familia Vorticellinorum, campanulatum, ciliorum Corona frontali, prima aetate
pedicellatum, post primain divisionem spontaneam solutum, corpusculis pedicellatis forma con-
gruis, pedicello in spiram subito flexiii, nunquam ramoso.
CARACTERE: Animal de la famille des Vorticellines , campanule^ cowronne ile cils au front '9
pedicule en jeune äge^ libre apres la premiere division spontan^ les formes des cor-
puscules pedicules egales^ le pedicule suhitement contractile en spirale^ jamais rameux.
Die Gattung der Glockenthierchen zeichnet sich in der Familie der Glockenthierchen durch an-
fangs gestielten, nach der ersten Selbsttheilung aber stiellosen, glockenförmigen Körper mit wirbelndem Stirn-
kranze, durch gleichartige Körperform und spiralförmig zusammenschnellenden, nie verästeten Stiel aus.
Oeschicbtllelie Erläuterung zur Gattung Vorticella.
Die Gattung Vorticella, deren erste Formen (s. Vortic. Convallarid) Leeuwenhoek 1675 entdeckte und die Joblot
1718, Trembley 1744, Unger 1746 und die meisten andern frühesten mikroskopischen Beobachter beschrieben und abbildeten, grün-
dete Linne 1767 in der 12ten Ausgabe seines Systema Naturae mit 11 Arten von Infusorien (nach Rüsei/s und Trembley's
Abbildungen), mit der Doldenfeder, Umbellidaria Encrinus, der Seepalme, Encrimis europaeas, und einer unklaren Pennatula oder
Corallina des Oceans. Man nannte sie, nach Reaumur's Vorschlag an Trembley, 1744 zuerst als den Hydris verwandte For-
men, Polypen (Strausspolypen, Afterpolypen dergl.). Hill hatte dieselben 1752 gestielt Macrocercus, ungestielt Craspe-
darium genannt. Linne nannte sie früher (1758) Hydra, Pallas 1766 Brachionus. Müller befestigte 1773 den Namen Vor-
ticella bei den Infusorien und schloss die Encriniten aus. Er verzeichnete 38 von ihm selbst beobachtete Arten. Maratti und
Modeer haben zwar bis 1790 fortgefahren, die Encriniten Vorticella zu nennen, allein Gmelin nahm Müllers Gattungscharacter
und Arten in die 13te Ausgabe des Systema Naturae Linnaei auf und Müller selbst vermehrte die Zahl der Arten der Infusorien-
gattung 1786 auf 75. Ganz besonderer Theilnahme erfreute sich die mit Trembley beginnende, von Bonnet, Baker, Rösel,
Spallanzani, Göze, Colombo und Müller fortgesetzte, Beobachtung der physiologischen Erscheinungen an den Vorticellen, welche
neuerlich Schrank 1803 und Grüithüisen 1812, vielleicht auch Bory de St. Vincent 1824 wieder aufgenommen hatten. Herr-
mann, Gmelin, Modeer, Schrank, Abildgaard, Blumenbach, Bosc, Dutrochet vermehrten die Artnamen auf mehr als
100- Modeer sonderte aus dieser Formenmasse zuerst 1790 Ecclissa, und Schrank 1796 und 1803 Linza und Rotifer als be-
sondere Gattungen ab. Lamarck trennte 1816, ohne Schrank's Arbeiten zu benutzen, die Gattungen Follicidina, Eurcularia, Ur-
ceolaria und Tubicolaria, letztere nach Dutrochet, und behielt nur 28 Arten in der Gattung Vorticella. Gleichzeitig trennte
Oken die Gattung Stentor mit mehreren andern, die er aher, nach einem philosophischen Ideale strebend, weniger glücklich systema-
tisch abgrenzte und benannte. Goldfuss gab 1820 zu einigen derselben annehmlichere Namen, nämlich Campanella, Opercularia,
Coronella und Valvularia, immer jedoch in jenem älteren Sinne von einfachen Organismen und Prototypen oder Skizzen der ausge-
bildeteren Thiere. Bory de St. Yincent zerspaltete mit vielem Fleisse und auch vieler Bestimmtheit, aber ohne verhältnissmässige in-
tensive Beobachtung, Müller's sämmtliche Infusorien 1824 in sehr viele kleine Gattungen; die Gattung Vorticella allein, ohne Be-
rücksichtigung der vielen früheren Namen und meistens nur nach den äusseren Characteren der Abbildungen, in 17 Gattungen, die er
in 8 Familien vertheilte. In seiner Gattung Vorticella behielt er 14 Arten. In dem hier festgehaltenen Sinne und auf bis dahin un-
bekannte oder weniger beachtete innere Charactere der Formen gestützt, wurde die Gattung Vorticella zuerst 1830 mit 5 Arten auf-
gestellt. Bis eben dahin hatte man theils Räder thiere und physiologisch sehr abweichende polygastrische Thiere in einer und dersel-
ben Gattung Vorticella mit einander vereinigt, theils auch aus den verschiedenen Zuständen einer und derselben Vorticellen -Art viele
Arten und Gattungen gebildet. Diese wurden sämmtlich nach neuen Untersuchungen in die ihnen zukommenden Classen, Familien, Gat-
tungen und Arten vertheilt. Die erste Anzeige dieser neuen Ansichten geschah in einem 1830 gedruckten Vortrage in der Akademie
der Wissenschaften zu Berlin, und eine vorläufige Nachricht davon kam in die Isis 1830. p. 168., ein ausführlicherer Auszug ist eben-
da p. 758. Es wurde zuerst bemerkt, dass bis 12 MÜLLER'sche Arten der Gattung Vorticella nur verschiedene Zustände eines 13ten
Thieres sind, und dass Modeer, Lamarck und besonders Bory de St. Vincent 6 verschiedene Gattungen daraus gebildet ha-
ben, nämlich Ecclissa S., Urceolaria L., Rinella, Kerobalana^ Craterina, Ophrydia B. Bei vielen Vorticellen Müllers
wurden Muskeln, ein einfacher Darm, Zähne, Drüsen, Gefässe, Eierstock und männliche Sexualtheile in bestimmten scharfen Formen
nachgewiesen und diess an Vorticella senta erläutert. Alle diese Formen wurden als Räderthiere von den polygastrischen Vorti-
cellen abgesondert. Das damals auf den innern Bau gegründete System der Infusorien ist noch dasselbe, welches hier beibehalten ist.
Die Vorticellen Müller's und auch die Arten der aus denselben getrennten Gattungen Bort's sind in die allerverschiedensten Gattun-
gen und Familien vertheilt, sehr viele sind als Räderthiere festgestellt, und aus den verschiedensten Gattungen (Cyclidium, Cer-
caria, Trichoda, Enchelys u. s. w.) sind die Formen zur Familie und Gattung der Vorticellen herbeigezogen worden. Diese sehr
68
6
— wo
schwierig zu entwickelnde Synonymie ist versucht worden, im Nachtrage übersichtlich zu machen. Der 1831 festgestellte Unterschied
der Gattung Vorticella von Carchesium ist aber nach neueren Beobachtungen hier abgeändert. Auch erstere hat keinen soliden, son-
dern beide haben einen hohlen Stiel mit innerem Schnellmuskel. Der physiologische Unterschied beider Gattungen besteht jetzt in der
Fortentwickelung des Stieles nach der Selbsttheilung des Körpers ohne Trennung bei Carchesium, und im periodischen Abschliessen
der Stielentwickelung und Trennung des Körpers von demselben mit der ersten Selbsttheilung bei Vorticella, wodurch hier nur ein-
fache Stiele, dort baumartig verästete entstehen. Jetzt enthält die somit geläuterte Gattung Vorticella 9 Arten.
Die Organisation der Gattung ist reichlich ermittelt. Als Bewegungssystem ist ein Wimperkranz um die abgestutzte Stirn und
ein in dem hohlen Stiele befindlicher Längsmuskel erkannt, welcher dessen spirale schnellende Contraction bewirkt. Periodisch erscheint
noch ein zweiter Wimperkranz am hintern Körpertheile. Der Stiel ist ein ablöslicher besonderer Anhang, kein Schwanz und wohl auch
kein Fuss. — Als Ernährungsorgane dienen sichtlich zunächst viele Magenzellen, welche sich, wie schon Gleichen, aber unklar und
unrichtig, sah, leicht mit Farbe füllen, und man kann sich ein allmäliges Fortrücken der Speise in einem schlingenartigen Darmschlauche
mühsam deutlich machen, wobei jedoch das Zusammenschnellen sehr störend ist. Leichter beobachtet es sich bei Epistylis und Oper-
cularia. (Gleichen [Infus, p. 141.] hielt die gefüllten Magenzellen für Eier oder innere Thiere, die er, wie neuerlich Dr. Focke bei
Sientor, in selbstständiger Bewegung zu sehen meinte.) Mund und AuswurfsöfFming, beide geschieden, finden sich in einer und derselben
grossen Grube am vordem Stirnrande. Der vordere Rand des glockenartigen Körpers umfasst keine Aushöhlung, sondern eine flache
und geschlossene Stirnebene. Innere Magenzellen zählte ich bis 40. — Als Fortpflanzungsorgane sind sowohl periodische farblose, gelb-
liche oder grüne Eikörnchen, als auch eine längliche Drüse und eine contractile runde Blase, mithin Hermaphroditismus, erkannt. Was
der fleissig beobachtende Freiherr von Gleichen Sekundeneier der Yorticellen nannte (p. 154.), waren eben so wenig Eier, als der
Stiel eine Legeröhre war, wie er diesen nennt. Er beobachtete nämlich, wie seine grossen sehr dunkeln, mit dicken schwarzen Rän-
dern versehenen, gewiss treuen, Abbildungen zeigen, mit zu starker und unklarer Vergrösserung , wobei er denn offenbar im Urtheil
über das Gesehene sich verirrte. Er sah die durch die Contraction des Stieles in dessen Innern bewirkten Einschnürungen des Längs-
muskels für runde Theilchen, und deren Verschwinden beim Ausdehnen für Fortrücken dieser Eierchen an. Besonders bewunderte man
schon frühzeitig die spontane Selbsttheilung dieser Thierchen. Schon Trembley erkannte sie bei Epistylis und Carchesium -Arten,
und die Vorticellen mag er für Junge der letzteren gehalten haben. Bonnet, Spallanzani, Göze und Colombo verfolgten die
Selbsttheilung besonders scharf bei den baumartigen Carchesien, aber auch bei einfachen Yorticellen, bei denen es auch Gleichen
abbildete. Die meisten Beobachter sahen nur Längstheilung und in Folge dieser dichotomische Bäumchen. Colombo sah sehr richtig
den Hergang bei wahren Vorticellen. Spallanzani allein sah schon 1776 auch Knospenbildung, was nach ihm Gruithuisen 1812
erst wieder sah (V. ConvalL). Erst 1830 wurde bei wahren Vorticellen mit Bestätigung der Längstheilung und Knospenbildung auch
Queertheilung nachgewiesen, welche nur bei Stentor von Trembley beobachtet war, deren Unbekanntschaft aber bei den wahren Vor-
ticellen zu systematischen Verirrungen verleitet hatte. Wurzelschosse oder Stolonenbildung und das Nachwachsen der Thiere aus dem
Stiele, wie Blumen aus dem Stamme einer Pflanze, sind irrige Ansichten gewesen, die sich neuerlich nicht bestätigen liessen und schon
von Colombo gründlich widerlegt wurden. Wenn das Thier sich vom Stiele ablöst, was periodisch freiwillig geschieht, so vergeht
der Stiel, weil er, wie die Krebsschaale oder wie Nägel und Haare, ein vom Thiere allmälig ausgeschiedenes, stützendes, aber ent-
behrliches einseitiges Organ ist.
Die geographische Verbreitung der einfachen schnellenden Vorticellen ist über ganz Europa, im sibirischen und arabischen
Asien, so wie in Nubien Afrika's im Süsswasser, auch im Ostseewasser und im Mittelmeere beobachtet.
386. Worticella nebulifera, x nelbelartiges Olockenthierchen, Bfelbelglocliclien.
Tafel XXV. Fig. I.
V. corpore conico cainpanulato, albo, frontis margine dilatato corpus superante, corporis contracti annulis nullis.
V orticelle nebuleuse, a corps conique-campanule, blaue, ayant le bord du front elargi et saülant,
point d9 anneautc dans V etat de contraction du corps.
Einfache schnellende Glockentliierchen auf Meerlinsen, Anonymus, Philo s. Transact. XXIII. p. 1496. 1703.
Einfache Strausspolypen , Unger, Göttinger Zeitung von gelehrt. Sachen, 1746. p. 469.
Zweite Art von Polypen hei Leipzig, Kästner, Hamburg. Magazin (LB. 1748. p. 411.) III. B. p. 3t9. 1752
Bell-animals, Baker, Employment forthemicroscope, p. 428. Tab. XIII. Fig. 1. 1764. (1754.)
Glockenpolypen, Schäffer, Die Armpolypen des süssen Wassers, p. 5. Taf. I. Fig. 4. 1754.
Der Meine becherförmige Afterpolyp, Rösel, Insectenbelustigung, III. p. 597. Taf. 97. Fig. 2. und 4 — 7. 1755. Lkdermüller, 1760.
Hydra Convallaria, Linne, SystemaNaturae, ed. X. 1758. zum Theil.
Brachionus campanulatus > Pallas, Elenchus Zoophytorum, 1766. zum Theil. Schrank, Beitrage z. Natur g. 1776. p. 106.
Vorticella Convallaria, Linke, SystemaNaturae, ed. XII. 1767. zum Theil.
Vorticella nebulifera, i Müller, Vermium fluv. hist. p. 129, 130. 1773. Animalc. infus, p. 315, 317. Tab. XLV. Fig. !.
— Convallaria, zum Theil, ( 1786.
GÖze in Bonnet's Abhandlungen aus der Insectologie, p. 517. Taf. VII. Fig. 8 — 9. copirt aus Ledermüller, 1775.
Animali ä campanelle, Spallanzani, Opuscolidiphysica, I. p. 199. Tab. II. Fig. 12. 1777.
Campanelle a piede semplice, 2 — 4fo spezie, Colombo, Osserv. microsc. Giornale della medic. Venez. 1787. p. 165. Deutsch p. 65. 1793.
Vorticella Convallaria (marina), Cavolini, Memoriede' Polipimarini, p. 253. Tab. IX. Fig. 13. 1785. ed. Sprengel, p. 118.
Vorticella Convallaria, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 115. 1803.
Convallarina Convallaria, Bort de St. Vincent, Biet, class. 1823. zum Theil.
Vorticella nebulifera, Bort de St. Vincent, Encycloped. method. 1824. mit Ausschluss seiner Beobacht.
orice a co urnaa, i jjemprich u# jeHRENBERGj Symbolae physicae. Evertebrata I. Phytozoa. Tab. I. Fig. XIV. und XV. Tab. IL
Vrceolaria 3Lw, i Fig' XV,L 1828" Text 1831' Vorticella ^allaria.
Vorticella Convallaria, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 17. 1830. p. 66. 1831. p. 92. zum Theil.
Carchesium nebüliferum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 41. 1831. p. 93.
Aufenthalt: Bei London, Göttingen, Nürnberg, Leipzig, Paris, Neapel, Reggio, Conegliano, Quedlinburg, in Baiern, bei Copen-
tagen, Wismar, Berlin, bei Nisline Tagil und Catharinenburg im Ural, in Dongala und bei Tor am Sinai in Arabien beobachtet.
Alle früheren Beobachtungen von einfachen schnellenden Vorticellen auf lebenden Pflanzen und Thieren müssen wohl vorläufig,
nachdem Müller diese in 2 Arten zerspalten hat, entweder als Junge zu Carchesium polypinum, oder zu dieser Art, nicht zu
V. Convallaria, gezogen werden. Die V. nebulifera bildet für das blosse Auge ein weisses Wölkchen oder nebelartigen Ueberzug
um die Wasserpflanzen, besonders häufig dicht um die Wurzeln der Meerlinsen (Lemna), um die Blätter des Ceratophyllum , der
Hottonia palustris, um Zoster a marina u. s. w. Man erkennt sie schon leicht in Gläsern, wenn man die darin befindlichen Pflan-
3*1
zen gegen die Erde, einen Banm oder irgend etwas Dunkles besieht. In Ulirgläsern auf dem in der Einleitung bezeichneten schwarzen
Bretchen als Unterlage sind sie gar schön zu erkennen. Oft sitzen sie auch an lebenden Schnecken und Insecten und an todten Pflan-
zentheilen im Quellwasser. Wo aber Pflanzen faulen und das Wasser riecht, halten sie sich nicht. Man findet da andere ähnliche Ar-
ten, V. Convallaria und microstoma. Eine der Figuren bei Leeuwenhoek 1703 lässt fast vermuthen, dass er diese Art bei Belft
auch kannte, doch kann es ein starrer Büschel einer jungen Ephtylis gewesen seyn. In gleichem Jahre hat sie aber ein Engländer
bei London an Meerlinsen und lebenden Wasserinsecten beobachtet. Tremblet scheint sie im Haag für junge Strausspolypen ge-
halten zu haben. Unger fand sie 1746 bei Göttingen, Kästner auf Meerlinsen bei Leipzig, Baker auf Froschlaich in England,
Schäffer bei Re<rensburg an Meerlinsen, Rösel auf einem noch lebenden Armpolypen, auf Schnecken und Wasserflöhen,
Schrank 1776 auf Planarien, Spallanzani auf Meerlinsen bei Reggio, Müller an Seeconferven und Meerlinsen, Ceratophyllum und
Schnecken bei Copenhagen, Göze bei Quedlinburg, Colombo bei Conegliano, Cavolini an einer jungen Venus -Muschel im Meere
bei Neapel, Schrank im Mai und Sommer (bei Ingolstadt?) auch an Conferven. Ich beobachtete sie 1818 bei Leipzig, bei Delitzsch
und bei Berlin an Wasserpflanzen, 1822 in Dongala in Nubien, 1823 in Tor in Arabien an Conferven mit Dr. Hemprich, und be-
nannte sie 1828 nach Bory's damals herrschendem Systeme, an dem ich noch nicht ändern wollte. Bory de St. Vincent scheint
die Convallarina Convallaria der Wasserpflanzen nicht gesehen zu haben, und die Vortic. nebulifera, welche er selbst sah, war
offenbar nur die im Aufguss von Fucis aus Chili und Neuholland entwickelte Fort. Convallaria. Im Jahre 1829 sah ich diese Form
wieder bei Nishne Tagil und Catharinenburg im Ural auf der Reise mit Herrn von Humboldt und trennte sie nicht von V. Conval-
laria. Die bei Berlin sehr häufige Form hat mir später in allen Jahreszeiten zu vielen physiologischen Untersuchungen gedient, und
ich bin seit 1831 um so mehr geneigt, die in Aufgüssen vorkommende breitstirnige Vorticella für eine andere Art zu halten, als ich
1833 die erstere (nebulifera) auch bei Copenhagen und Wismar häufig an Zostera und Scytosiphon Filum der Ostsee sah. Da
nun die geringelte Form nie in frischem Seewasser und Flusswasser vorzukommen scheint, so sondere ich sie von der nebulifera als
V. Convallaria hier ab, obschon Linne den letzteren Namen zuerst nur für Rösel's Figuren gab. Schon 1767 hat er aber beide
Formen damit gemeint, wie nach ihm Müller.
Das Thierchen lebt im Winter unter'm Eise sehr zahlreich. Bei zu schwacher Vergrösserung sieht man keine Wimpern. Nur
wenn man mit einem Pinsel etwas Indigo- oder Carmin- Tusche aufgelöst iirs Wasser auf das Objectglas thut, sieht man sogleich die
überraschendste Wirkung des Wimperkranzes, den man schon bei 300maliger Vergrösserung auch direct erkennt. Die Richtung des
Wirbels lässt die seitliche Mundöffnung leichter beobachten. Die Lage des Mundes ist wie bei Stentor, seine Form nicht spiralartig.
Man sieht bis über 20, anfangs mit furchtsamen Widerstreben und oftmaligem Zusammenschnellen, dann muthiger, jedenfalls über
Nacht, durch den Mund allmälig sich mit Farbe füllende , Magenzellen, eine sehr helle einzelne langsam contractile männliche Se-
xualblase, eine bandartige Sexualdrüse, viele zerstreute weisse (Ei-) Körnchen. Sehr oft sieht man an einzelnen Individuen gleichzei-
tig die allmälig fortrückende spontane Längstheilung der Körper und das Ablösen beider, indem kurz vorher beim hintern Körperende
besondere Wimpern hervorgetreten. Knospenbildung sah ich bei andern Arten, aber nicht bei dieser. Bei allen Arten der Gattung
wiederholen sich die genannten Entwickelungszustände und deren Formen, die ich mit den früher für sie irrig gebildeten besondern Gat-
tungsnamen bezeichne. 1) Kreiselform: abgelöster Körper mit dem Hintertheile nach vorn schwimmend, mit dem hintern Wirbel-
kranze wirbelnd, den vordem eingezogen, hinteres Ende platt oder gerundet, Ecclissa Schrank. Dieselbe Form mit conisch vor-
ragendem hinteren Ende (der Stielbasis) nach vorn schwimmend: 2) Nasenform, Rinella Bort. 3) Becherform: still liegend mit
überall eingezogenen Wimpern, aber becherartig, Craterina Bory; jedoch fehlten bei den Formen der früheren Beobachter die Wim-
pern meist nicht, sie wurden nur nicht bemerkt, daher gab es bewegliche. 4) Urnenform, Urceolaria Lamarck, ist die umge-
kehrte Ecclissa, indem der Stirnkranz wirbelt und enger ist als der Hintertheil. Wenn der breite Hintertheil auch seine Wimpern
hat, so entsteht die 5) Krallenform, Kerobalana Bory. Die aus den Knospen entstehenden kreiseiförmigen Jungen nannte Bory
6) Ophrydia, ich nenne sie Knospenform. 7) Walzenform (Enc/ielys): zur Queertheilung hinneigend. Alle diese Formen
können abgelöste Körper aller Arten der Gattungen Vorticella, Carchesium, Epistylis, Opercalaria und Zoothamnium seyn. Die
vielen Synonyme jener irrigen Gattungen sind vorn nicht erwähnt, sie finden sich im Anhange übersichtlich zusammengestellt. — Der
fadenartige hohle, am Ende zuweilen schüsselartige, Stiel der Vorticellen verliert mit der Ablösung des Körpers seine Contractilität,
wird meist gerad, gleicht einer Hygrocrocis- Alge, welkt und vergeht. — Grösse des Körpers ohne den Stiel bis V^ — i/^ Linie.
Stiel 4— 5mal länger als der Körper, schraubenförmig in 6—10 Windungen schnellend. Der conische Zustand des noch gestielten
Körpers ist der kräftigere, das Mattwerden bringt die mehr kugligen Formen, welche man für andere Arten hielt.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXY. Fig. I.
Fig. 1. ist eine 300mal vergrösserte Gruppe auf der Spitze einer Meerlinsenwurzel von Berlin, links mit blauer, rechts mit rother Farbe genährt; ei-
nige haben ihre natürliche Speise (grünliche Monaden) in sich. a. ganz ausgestreckte wirbelnde Form, o Mund, s Sexualblase, t Sexualdrüse,
Magen und Eier füllen den übrigen Raum; ß. im Begriff den Wimperkranz zu entfalten; y. zurückschnellend ,• S. sich wieder ausdehnend; e.
Anfang der Selbsttheilung; £. fast vollendete Theilung. Das Individuum &. (Krallenform, Kerobalana) hat sich eben von ^ losgerissen; /. Ur-
nenform {Urceolaria), daneben eine Ecclissa, welche beide noch kurz zuvor auf dem leeren Stiele h sassen; x. Nasenform.
Fig. 2. ist die natürliche Grösse vieler Gruppen auf Meerlinsenwurzeln.
38*. Vorticella eilt Ina, gelbes Olocfcenthierclieii. Tafel XXY. Fig. n.
V. corpore hemisphaerico et conico-campanulato, citrino, frontis margine dilatato corpus valde superante.
Vorticelle jaune (citrine), a corps hemisplierique et legerement conique-campanule, jaune, ayant le
bord du front dilate et tres ■- saillant.
Vorticella citrina, Müller, Vermium fluviat. List. 1773. p. 123. Animalc. infus. 1786. p. 306. Tab. XL1V. Fig. 1 — 7.
Vorticella citrina9 \
Vrceolaria^ \ Bory de St. Vincent, Encyclopedie method. 1824. nach Müller's Abbildungen.
Vorticella citrina, Abliandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 41, 81, Tafel V. Fig. B. 1831. p. 91.
Aufenthalt: In Dänemark und bei Berlin beobachtet.
Diese sehr liebliche zarte Form lebt bei Berlin selten zwischen der vorigen an Meerlinsen, sie bildet immer kleine Gruppen
für sich, und ist viel grösser. Schon 1830 gelang mir ihr Ernähren mit Indigo. Ihre grösseren Magenzellen und ihre Durchsichtig-
2I9Z —
keit erlaubten schon damals eine directe Anschauung des Darmkanals, welcher die Magen verbindet. Ich habe seitdem es wieder mit
Carchesium fasciculatum {Forticeila patellind) beobachtet und auch die Höhlang und den Muskel des feinen Stiels, aber den Wim-
pernkranz nur einfach, gesehen. In der Grösse des Körpers ist diese Art auffallender verschieden, als andere. Die Oberfläche schien
fein gekörnt und die gelbe Farbe nicht von den Eikörncken, sondern von einem feineren körnigen Pigment herzurühren. — Grösse des
Körpers Vs6 — Vis Linie, Stiel 3 — 4mal länger als der Körper.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXV. Fig. IL
Es ist eine mit Indigo gefütterte Gruppe, 300mal vergrössert, auf einer Meerlins enwurzel.
Fig. «o im Begriff sich abzulösen, Krallenform, o der seitliche Mund, s die contractile Blase, + ist eine längliche, über dem schwach durchscheinen-
den Darme liegende, männliche Drüse. Fig. ß. Urnenform mit scheinbar doppeltem Wimpernkranze.
388. Vorticella microstoma, Memmündi^es CUoe&entltierctieii. Tafel XXV. Kg. HL
V. corpore ovato, utrinque angustiore, cinerascente-albo, frontis angustae margine non prominulo, corpore contracto
annulato.
Vorticelle microstome^ a corps ovale, aminci au& deute bouts, blanc grisätre^ ?i ayant le bord du
front etroit point saillant^ et le corps dans la contraction annule.
Vorticella monadica, Schrank, Fauna boica III. 2. p. 117. 1803. zum Theil, jung.
Vorticella microstoma, Abhandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 66. 1831. p. 92.
Aufenthalt: Bei Bogoslowsk im Ural, bei Landshut und bei Berlin beobachtet.
Diese von mir auf der Reise mit Herrn von Humboldt und Gustav Rose im stagnirenden Wasser aus der Turia bei Bo-
goslowsk im Ural 1829 entdeckte Form hat sich seitdem als die gemeinste bei Berlin beobachten lassen. Sie lebt meist nur in sehr
übelriechendem Wasser der Rinnen , oft auch in den Wasserkübeln auf den Strassen, wenn sie mit Priestley'scher grüner Haut be-
deckt sind, die oft aus Chlamidomonas oder Chlorogonium besteht. In Mistpfiitzen und an ähnlichen Orten findet sie sich häu-
fig in den Dörfern um Berlin. In faulenden Infusionen kann man sie leicht auf dem Zimmer haben. Man hat sie bisher wahrschein-
lich mit V. Convallaria für Eine Art gehalten, die ich aber meist getrennt lebend fand. Zusammengemischt erkannte ich die Formen
leicht an der Farbe und Gestalt. Sie hat ein mehr graues oder bläuliches Weiss und bei durchgehendem Lichte eine etwas gelbgraue
Farbe, während V. Convallaria klar und weiss ist. Ich habe die ganze Entwickelung dieser Art ausführlich dargestellt, da ich sie
eben so in's Einzelne verfolgt habe, als die der V. Convallaria, bei welcher sie 1830 abgebildet wurde* Mund, Magen, Farben-
aufnahme, männliche Samenblase, Samendriise, Eikörnchen, Längsmuskel des Stieles u. s. w. sind beobachtet, eben so spontane Längs-
und Queertheilung und auch Knospenbildung. Der Jugendzustand ist bis zu V192 Linie der Körpergrösse, vielleicht bis zur Eigrösse
direct beobachtet. Wimpern zählte ich im Stirnkranze 20 — 24. — Grösse des Körpers (Viooo?) Vi 9 2 — V20 Linie. Länge des Stiels
bis 6mal der Körperlänge gleich. Eierkörnchen Vi 000 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXY. Fig. in.
Fig. 1. ist eine Gruppe von vielen Exemplaren aller Grössen und Gestalten, deren einige Indigo verzehrt haben. Die Basis bildet ein feinkörniger
Schleim, dessen Körnchen zittern. Vielleicht ist es die jüngste Brut von der Grösse der Eier. Dazwischen sind bei a. sehr kleine schon schnellende
und wirbelnde Vorticellen {V. monadica Schrank), die sich an feine Fäden angeheftet haben, V192 Linie gross; ß. ein etwas grösseres Junges;
y. ein ähnliches etwas contrahirt; d. ein erwachsenes wirbelndes Exemplar; e. ein anderes, welches die Mundöffnung oberhalb und die contractile Blase
in der Mitte deutlich zeigt; £. sich zur Selbsttheilung vorbereitend; r\. eine abgelöste Urnenform; #. eiae Krallenform ; u ein sammt dem Stiele schwim-
mendes Thierchen.
Fig. 2. ist die ganze Entwickelung der Formen durch Knospenbildung, a. Knospenanfang; ß. Vollendung; y. Ablösung [Ophrydid); d., £♦ andere
Formen, das Oben ist hinten; f. Krallenform; 'ij. Kreiselform; #. Nasenform als umgekehrte Kreiselform; t., x., 1. andere Gestalten eines und dessel-
ben Individuums; (*., v., '§. sind weitere Entwickelungen dieser Gestalten zur Queertheilung.
Fig. 3. ist die ganze Entwickelung der Formen durch Längen -Selbsttheilung. a. Vorbereitung; ß. Eintritt; y. Halbtheilung; d. Vollendung; f. Ablö-
sung; + rückgebliebenes Einzelthier nach der Selbsttheilung mit doppelt gedrehtem Stiele, 0' Mund, s Samenblase, t Samendrüse.
Fig. 4. sitzt auf einem todten, noch gekrümmten Stiele.
Fig. 5. ist im Trocknen zusammengeschrumpft und zeigt die Ringe deutlich.
389. Vorticella Campanula, grosses Crlocfeenthierctoen. Tafel XXV. Fig. IV.
V. corpore hemisphaerico amplo, campanulato, caerulescente-albo, frontis late truncatae margine vix prominulo, anim-
lis nullis.
Vorticelle Clochette, a corps hemispliericjue, gratid, campamäe, blanc bleuätre, ayant le front large
tronr/ue sans bord evidemment saillant, point d? anneau&.
Vorticella lunaris, Müller? Vermium fluv. histor. 1773. p. 128. Animalc. Infus. 1786. p. 314. Tab. XLIV. Fig. 15.
Campanelle a piede semplice, prima spezie, Colombo, Osservaz. microscop. in Giornale della medicina, Venez. 1787. p. 165. Deutsche
Uebersetz. (von Eschenbach) 1793. p. 68.
Vorticella lunaris, Bory, Encyclopedie methodique, 1824.
Carchesium fasciculatum y Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 62, 68.
Vorticella Campanula, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 92. 1835. p. 165.
Aufenthalt: Bei Conegliano in Italien, Copenhagen, Berlin, vielleicht auch bei Paris und bei Orenburg.
Diese grösste Art der Gattung hat viel Aehnlichkeit mit der steifen Epistylis grandis, in deren Gesellschaft ich sie am
7. Dec. 1832 und am 11. März 1835 wieder sah. Sie bildet ein dichtes bläuliches Gewebe um die Wasserpflanzen, und ihre einzel-
nen Thierchen sind schon mit blossem Auge erkennbar. Die sehr dicken Stiele zeigen die innere Höhlung ganz deutlich. Der Wim-
perkranz erscheint meist doppelt, doch sah ich einmal deutlich, dass diess nur optische Verdoppelung ist. Die bläuliche Farbe gehört
den Eiern. Magen, Samenblase und bandartige Samendröse sind vorhanden. Die Stiele sind oft mit braunen Flocken, oft auch mit
jungen Vorticellen, vielleicht der eigenen Brut, besetzt. Meine Zeichnung des Carches. fasciculatum von Orenburg passt besser
hier. — Grösse bis Vio Linie. Stiel bis 7mal länger als der Leib. (S. V. patellina.)
27S
Erklärung der Abbildungen Taf. XXV. Fig. IV.
Fig. 1. eine Gruppe mit der Lupe 4mal vergrossert Fig. 2. natürliche Grösse. Fig. 3. 300mal vergrösserte , mit Indigo genährte, Gruppe, a. ein
sich wieder ausdehnendes Thier; /?., y. Ablösung vom Stiele, Urnenform, o' Mund, s Sexualblase; J. contrahirt, s männliche Sexualblase, t Drüse.
390. Vorticella ftamata, hakenartiges CtfocfceittMerclieii. Tafel XXV- Fig. V.
V. corpore ovato utrinque attenuato, parvo, liyalino, pedicello oblique affixo ideoque liamato.
Vorticelle Hamegon, a corps petita ovale, aminci au& bouts, hyalin, ayant le pedicule obliqaement
attacM de sorte a former un hamegon.
Vorticella liamata, Abliandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 92. (F. hamata Müller s. Convallaria.)
Aufenthalt: In Berlin.
Diese in Infusionen im Juni 1830 beobachtete Form sitzt an Fragmenten aller Art fest. Ich sah sie wieder im Januar 1837
mit Cyclidium Glaucoma und Chilodon Cucullulus, und sie nahm auch Carmin alsbald auf. Zwischen ihr fanden sich junge Ex-
emplare der F. microstoma und Convallaria. Die krummen Formen blieben aber immer krumm. Müjller's Fort, inclinans war
eine Epistylis. Ausser den Wimpern, Mund, Magen und der Selbsttheilung ist die übrige Organisation nicht ermittelt. — Grösse
des Körpers bis Vts Linie; Stiel wenig länger, oder kürzer als der Körper.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXV. Fig. V.
Fig. a. vielleicht eine junge Fort, microstoma; ß. einfach, ausgedehnt; y. zusammengezogen; ö. in der Selbsttheilung. 300mal vergrossert.
391. Vorticella chlorostigma, grünes CHocfeenthiercIieii. Tafel xxvi. Fig. I.
V. corpore ovato -conico, campanulato, annulato, ovario viridi, frontis margine exserto.
Forticelle verte, a corps ovale -conir/ue et campanule, annule, ayant Vovaire vert et le bord du front
saillant.
Vorticella fasciculata, Müller? Vermium flu v. bist or. 1773. p. 134. Animalc. Infus, p. 320. Tab. XLV. Fig. 5 — 6.
Convallarina viridis, Bory? Dict. class. 1823. Encyclop. meth. 1824.
CarcJiesivm chlorostigma, Abliandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 92.
Aufenthalt: Bei Copenliagen?, Paris? und Berlin!.
Diese liebliche grüne Vorticelle überzieht bei Berlin zuweilen alle Gräser und Binsen der Wiesengräben mit schöngrüner Farbe,
indem sie sie dicht umhüllt. Oft bildet sie einzelne Büschel an den Meerlinsenwurzeln. Ich sammelte sie am 12. Aug. 1831, am
4. Juni 1832, am 13. Mai 1835 und im Juli 1837. Zuweilen war ihre Menge, wie die des Stentor polymorphus, alles bedeckend.
Müller sah sie im Frühjahre als eine grüne gallertige Masse auf Gräben und an Conferven, Bory auf Zygnema genuflexmm im
Herbst. Als ich den Namen chlorostigma gab, hielt ich die früheren Synonyme für nicht dazu gehörig, indem ich die F. Convalla-
ria und microstoma oft von grünen Monaden, die sie verschlungen hatten, ganz grün sah. Die früheren Beobachter haben diess
nicht scharf unterschieden, daher gab ich 1830 einer farblosen Art den Namen Carchesium fasciculatum, weil sie der MüllerscIigii
Art an Gestalt näher kam, und darum zog ich 1831 vor, dieser mit grünen Eikörncken gefärbten Art einen besondern Namen zu ge-
ben. Doch bin ich jetzt der Meinung, dass jene wohl denselben Körper vor sich hatten, obschon sie auch keine Wimpern sahen. —
Ich habe an dieser Form den ganzen Verlauf des Darmes einmal auch erkannt. Mund, Wimpern, contractile Blase, grüne (Ei?-)
Körnchen sind beobachtet. Die Samendrüse blieb unerkannt, auch sah ich keine Selbsttheilung, noch Knospen. — Grösse des Körpers
bis V20 Linie; Stiel bis 5mal von der Körperlänge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXVI. Fig. I.
Fig. a. natürliche Grösse auf einem abgestorbenen Scirpus. Fig. b. 300mal vergrösserte Gruppe, wovon 1 Exemplar reichlich Indigo aufgenommen,
Mund, Samenblase und den Darmverlauf erkennen lässt.
392. Vorticella patellina, scIiüsselfSrmiges CHockenmiercIieii. Tafel XXVI. Fig. IL
V. corpore hemisphaerico , campanulato, albo, nee aperte annulato, frontis maxime düatatae margine latissimo saepc
reflexo.
Forticelle Parasol, a corps hemispherü/ue, campanule, blanc, sans anneaux distinets, ayant le front
tres-elargi ä bord tres- saillant souvent courbe en arriere.
Dritte neue Polypenart aus der Spree bei Berlin, Berl. wöchentl. Relationen, 1753. p. 14. Fig. 3. YVVi
Vorticella patelUna, Müller? Zoolog, danicae prodromus, 1776. addend. p. 281. Zool. danica, I. p. 45. Icones, Tab. XXXV.
Fig. 3. 1779. Animalc. Infus. 1786. p. 312.
Vorticella lunaris, i MÜLLER? yerm# fluy# hist 1773. p, i28, 132. Animalc. Infus. 1786. p. 314, 316. Tab. XLIV. Fig. 15, 17.
— nutans, f
Vorticella patellina, » BoRy? B j 6d. method. i824.
— hmans, (
Convallarina nutans, Bort, Dict. class. 1823. Encycloped. meth. 1824.
Carchesium fasciculatum , Abliandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 41. nicht p. 62. (7. tampamla.) 1831. p. 93.
1835. p. 165.
Aufenthalt: Bei Berlin, bei Copenhagen und bei Wismar beobachtet.
Biese an Meerlinsenwurzeln, der V. nebulifera gleich, angeheftete Form zeichnet sich durch kurzen und breiten schüssel-
artigen Körper und dicken Stiel aus. Im dicken Stiele sah ich schon 1830 den Canal, und desshalb stellte ich sie zur Gattung Car-
chesium. Jetzt ist dieser Character auch allen Vorticellen zuerkannt. Für Jugendzustand der V. Campanula möchte ich sie der
grossen Eikörner wegen nicht halten. Müxier's F. lunaris habe ich auch zu Campanula citirt, seine patellina fand er in lang
aufbewahrtem Seewasser (vielleicht nicht in faulem, sondern durch Confemn- Vegetation frisch erhaltenem). Da ich eine gleiche Form
69
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im Ostseewasser bei Wismar fand, so Labe ich Müllers Namen anwendbar geglaubt. Im August 1826 sali icli diese Form zuerst,
dann wieder 1830 und am 11. März und 23. Juli 1835. Sie nimmt Indigo etwas schwer auf, lässt man sie aber über Nacbt in ge-
färbtem Wasser, so ist sie am Morgen erfüllt. Viele Magenzellen, Mund, Eier und beide männlichen Sexualtheile sind erkannt. Der
Wimpernkranz erscheint bei der Bewegung doppelt, ist aber einfach. — Körpergrösse V24 Linie; Stiel bis 7mal länger. Eikörnchen
V384 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf, XXVI. Fig. II.
a. eine 300mal vergrösserte Gruppe, mit Indigo genährt.
h* eine einzelne Urnenform, t männliche Drüse.
393. Vorticella Convallaria, itlalMumentliiercIieii. Tafel XXVI. Fig. in.
V. corpore ovato-conico campanulato, hyalino - albido , annulato, frontis dilatatae margine expanso parumper prominulo«
Vorticelle Muguet, a corps ovale -conique, campanule , hyalin-blanchätre, annule, ayant le front
large a bord quelque peu saillant*
Animalcules first size, Leeuwenhoek, Philos. Transact. London 1677. p. 821. (1675.)
Bell-like animals, Philos. Transact. 1703. p. 1357. Fig. E. und M. (zum Theil, V. microstoma.)
Aveugle, Chabot, Bouteille, Pot au lait, AnUmnoir, Joblot, Observat. mieroscop. 1718. Tab. 5. Fig. 2. H. I. L. Tab. 7. Fig. 4, 13.
Tab. 8. Fig. 7, 10. Tab. 10. Fig. 21.
Polypen von Leipzig , erste neue Art, KÄstne-r, Hamburger Magazin (I. B* 1748. p. 411.), III. B. 1752. p. 318.
Macrocercus 1., i H History of animals, 1751. cum Fig.
Craspedarium 1 — 2. , |
Bell - Animals , Baker, Employment for the micr ose. p. 330. 1752. Tab. XIII. Fig. 1. 0
Animalcules, Baker, t-h« Mieroscop e made easy, 1752. p. 72. Tab. VII. Fig. VII. 1. 2.
Polypus peduneulo spiraliter ineurvo, Wrisberg, Observ. de Animalc. infus. 1765. p. 34. Tab. Fig. XIII.
Brachionus campanulxttus , Pallas, Elencli. Zoophyt. 1766. p. 97. zum Theil, s. V, nebulifera.
Vorticella Convallaria, Linne, System a Naturae, editio XII. 1767. zum Theil. (Hydra Convall. 1758. s. F. nebulifera.)
Vorticella Convallaria ! , crateriformis (citrina?)?, gemellal, globularia!, hians!, nasuta? , truncatella? , Müller, Vermium fluv. bist. 1773.
(Fig. 1786.)
Enclielys Fritillusl, Müller, Vermium fluv. bist. 1773. (Fig. 1786.)
Animal a frutto di Rosaio, Corti, Osservaz. microsc. 1774. p. 181. Tab. II. Fig. 16.
Glockenpolyp, GÖze, in Bonnet's Insectologie, p. 517. 1774. Trembley's Polypen, p. 473, 475. 1775.
Molinhanne > Schwärmer, Wasserkruke , Wasserei, Eichhorn, Beiträge z. Natur g. d. Wassert h. 1775. p. 27, 42, 71, 74. Taf. I. Fig. 10.
Taf. III. R. S. Taf. VI. C. c. Taf. VII. D.
Entia perianihio infivndibuliformi similia, Terechowsky, Dissert. de Chao infus. 1775. p. 31.
Animali a bulbo, Spallanzani, Opuscoli di fisica, 1776. p. 157. Tab. I. Fig. 5 — 9. (1777. ed. franc. p. 182.)
Glockenthierchen, Gleichen, Mieroscop. Entdeckungen, 1781. Taf. 50. Fig. 21 — 22. Inf usionsthierchen, p. 140. Taf. XX1IT. b.
Fig. 1. m. p. 154. Taf. XXIX. Fig. 10—15. 1778.
Vorticella — ?, Herrmann, Naturforscher, XIX. p. 52. Taf. II. Fig. 15. 1783. Strassburg.
Vorticella cyatliina (1776)/, cirrata? , fritillinal , hamata? , papillaris?, saeculus? , scyphina? , varia? , Müller, Animalc. Infus. 1786. c. Fig.
Trichoda Diota? , Gyrinus? , Müller, Animalc. Infus. 1786. cum Fig.
Ecclissa, Vortic. gemella, Modeer, Neue schwed. Abhandl. XI. 1790. p. 227. XII. p. 19.
Vorticella Pila? , papillaris?, globularia? , nutans? , hians!, monadica! , Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 113 — 117. 1803.
Ecclissa nasuta? , truncatella?, saeculus!, scyphina?, crateriformis? , Arenarium, Schrank ibid. p. 103 — 105.
F. Convallaria, hians, crateriformis, Girod Chantrans, Observat. sur la T rem eile, 1802. p. 69. PI. X. Fig. 1. und 2. Essay phy-
sique du Depart. du Doubs, 1810. I. p. 297.
Urceolaria, Lamarck, Hist. nat. d. Animaux sans vertebres, II. 1816.
Vorticella Convallaria, Agardh, Nov. Act. Nat. Cur. X. I. p. 129. 1820.
Vorticella hians, Carus , Nova Act. Nat. Cur. XI. II. p. 506. 1823.
Convallarina , Bory de St. Vincent, Dict. class. 1823. Encycloped. meth. 1824.
Craterina > s
Kerobalana , 1
Ophrydia, \ Bqry ^ Encyclopgdt m£thod. 1824. (Vergl. d. Nachtrag.)
Jtiinella , '
Urceolaria ,
Vorticella ,
Vorticella Convallaria, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 66, 79. Taf. V. A. 1831. p. 92.
Wunderbare und kluge Infusorien, Enslen, üeber die Lichtbrechung der Lufthülle, 1834. p. 77, 78.
Aufenthalt: In ganz Europa und im sibirischen Asien beobachtet.
Es scheint, dass diese Form das erste Infusionsthierchen gewesen ist, welches Leeuwenhoek, der Entdecker derselben, in
Delft in stagnirendem Regenwasser im April 1675 beobachtete. Viele mit ihren Stielen an denselben Punkt befestigte Thierchen bilde-
ten Kugeln, die sich ausdehnten und zusammenzogen, eine Erscheinung, welche auch Kästner in Leipzig hervorhob, und die beson-
ders Professor Enslen in Berlin (1834) sehr auffallend fand. Dieses Zusammenschnellen vieler Thierchen bei Erschütterung in eine
Kugel und das strahlenartige Ausbreiten derselben in der Ruhe ist besonders beim Sonnenmikroskop höchst überraschend. Man findet
die Thierchen an der Oberfläche vegetabilischer Aufgüsse häufig mit der birnförmigen V. microstoma, von der sie sich durch breite
Stirn unterscheiden, welche ihnen eine Glockengestalt giebt. Sie findet sich auch zwischen Lemna und in stehenden Gräben, doch
selten, daher habe ich die unauflöslichen zahlreichen Synonyme danach geordnet, dass ich alle mit lebenden Pflanzen angezeigten als
V. nebulifera ansehe, und nur die in Infusionen vorgekommenen hierher bezogen habe. Ob man die microstoma scharf genug un-
terschied, bleibt zweifelhaft, da in der Contraction beide sich gleichen, doch ist die gegenwärtige Art weniger grau oder gelblich, und
durchsichtiger. Die hier angehäuften Synonyme schienen an dieser Stelle am zweckmässigsten zur Uebersicht und Erinnerung gebracht.
Die fehlenden sind im Nachtrag. Nur Buglena viridis vielleicht unter allen Formen des Thierreiches wetteifert mit ihrer, aus Man-
gel an Critik der Beobachter gehäuften, Namenmenge, und wird an Artnamen sehr übertroffen. Besonders fleissig und merkwürdig sind
die Beobachtungen von Spallanzani, Göze und Colombo über die Selbsttheilung und Knospenbildung. Gleichen hat sie zuerst
mit Carmin gefüttert, aber die Magen für Eier und den Stiel für einen Legestachel gehalten. Die Queerringe des Muskels im Stiel
hielt er für Eigränzen. Agardh hielt den Wirbel und die Anziehung durch denselben für eine Zauberkraft, weil er ein nicht hinreichend
vergrösserndes Mikroskop gebrauchte, wobei er nur die Wirkung der Wimpern, aber diese nicht selbst, sah. Eine sehr irrige Erklä-
rung des Wirbels durch Athmen gab Raspail 1828 (Annales des sc natur. XIV. p. 163.), weil er den Gegenstand nicht hinrei-
chend scharf beobachtete. Carus beschrieb 1823 ihr Entstehen durch generatio spontanea aus Oel. Die Beobachtung war eine zu-
fällige Infusion von Oelfarbe mit Brunnenwasser, wobei die Erscheinung auch auf natürlichem Wege verständlich wird. Absichtliche In-
W1&
fusionen gerade für diese Form schlagen eben so oft und öfter feil, als sie gelingen. Bory de St. Vincent bildete aus allen For-
men der verschiedenen Entwicklungsstufen besondere Genera. Diese Formenentwickelung ist 1830 berichtigt und im Detail dargestellt.
Man findet diese Art häufig zwischen grünen Infusorien und dann ist sie ganz grün erfüllt, jedoch kann man die genossenen TJiiere
deutlich erkennen, sogar noch deren Augenpunkt unterscheiden. — Der polygastrische Darm ist sammt dem Verbindungscanale direct
beobachtet, Samenblase und Eikörnchen, meist nach hinten dichter liegend, sind erkannt, aber noch keine Samendrüse deutlich unter-
schieden. In der Contraction sieht man Queerringe. Den Muskel im Stiel habe ieh bei dieser Art nun auch erkannt. — Grösse des
Körpers V36 — V20 Linie, Stiel bis 6mal so lang. (S. d. ausführliche Beschreibung in d. Abb. d. Berl. Akad. 1830.)
Erklärung der Abbildungen Taf. XXVI. Fig. III.
a. eine Gruppe 300mal vergrössert, mit Indigo genährt; 0' a Mund und After, s Samenblase, i Darm.
b. eine Kerobalanenform derselben Art, 500mal vergrössert, in der halben Contraction.
394. Vorticella picta, buntes Glockenthierchen. Tafel XXVI. Fig. IV.
V. corpore ovato-conico, campanulato, hyalino - albido , frontis dilatatae margine expanso parumper prominulo, stipitc
subtilissime rubro-punctato.
Vorticelle p einte, a corps ovale -conique et campanule, hyalin- blanchätre, ayant le front large a
bord quelque peu saillant et le pedicule tres-grele marque de points rouges.
Carchesium pidum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 93.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich beobachtete diese sehr liebliche Form nur auf Salvinia natans, welche ich 1831 bei Picheisberg in der Nähe von Span-
dau in der Spree sammelte. Sie fand sich zahlreich, war der V. nebulifera sehr ähnlich, aber zarter, und die rothen Körnchen,
welche den Stiel durchwirkten, waren sehr lebhaft gefärbt. Der Stiel war am Ende etwas erweitert, und ich zog sie des innern Ca-
nals im Stiele halber zu Carchesium. Sie nahm Indigo leicht auf. — Grösse des Körpers Voe — V48 Linie; Stiel 4 — 5mal so lang.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXVI. Fig. IV.
Eine mit Indigo genährte Gruppe ist bei 300maliger Vergrösserung des Durchmessers dargestellt.
Nachtrag zur Gattung Vorticella.
Es sind für die Gattung Vorticella indirect 142, direct 120 Artnamen gegeben worden, wovon nur 9 hier aufgenommen
werden konnten. Auch diese 9 Arten sind bisher in 8 so wenig natürliche Genera zerspalten worden, dass jede einzelne Art die Cha-
ractere aller 8 Genera in ihrem Formen -Cyclus besitzt. Diese grosse Formverschiedenheit der frei gewordenen Körper jeder einzelnen
Art und deren Aehnlichkeit mit den freien Körpern steif gestielter und stielloser oder verästeter Gattungen giebt viele, zuweilen unüber-
windliche, Schwierigkeit für das Feststellen ihrer wahren Namen und der darauf bezüglichen, zuweilen interessanten und wichtigen, Mit-
theilungen früherer Beobachter. Folgendes ist ein mühsamer Versuch zur critischen Anwendung der 110 hier ausgeschlossenen Namen,
von denen Linne 1767 (Syst. Nat. ed. XII.) 14, Müller 1773 und 1786 68, Maratti {de planus Zooph. et Lithoph.) 1776
1, Herrmann 1783 (Naturforscher XIX.) 1, Gmelin (Syst. Nat. Lirm. ed. XIII.) 1788 3, Esper (Pflanzenthiere) , nach
Schweigger, 2?, Abildgaard 1793 (Skrivter of naturhist. Selsk. B.III.p.70.) 1, Blumenbach, nach Cüvier, 1, Mo-
deer (Abhandl. d. schwed. Akad.) 1790 2, Bosc (Buffon ed. Deterville 1803.) 1, Schrank {Fauna boica) 1803 7, Dutro-
chet (Annales du Mus. XIX.) 3, Bory (Eticycloped. method.) 1824 4, Delle Chiaje 1833 1, Hemprich und Ehrenberg
(Symbolae physicae, Tabulae) 1828 2 gegeben haben: 1) Vorticella acinosa Müller (1773) == Epistylis umbellaria (fla-
vicans?); acinosa Schrank (1793) = Epistylis anastatica? ; 2) V. albina Müller (1786) = Trichodina? , Vorticella?;
3) V. albivestita Dütrochet (1812) = Vaginicola crystallina?; 4) V. Ampulla Müller (1786) = Vaginicola — ? ; 5) V.
Anastatica Linne (1767) == Carchesium, Zoothamnhtm und Epistylis Anastatica; Müller (1773) = Epistylis Anast. ; 6) V.
annularis Müller (1773) = Epistylis plicatilis? ; 7) V. arabica Hempr. u. Ehrenb. (1828) = Epistylis; 8) V. auricu-
lata Müller (1773) = Notommata lacinulata; 9) V. aurita M. (1786) = Notommata aurita; 10) V. bellis M. (1773) =
Epistylis; 11) V. berberina Linne (1767) = Opercularia? ; 12) V. brevipes Hempr. u. Ehrenb. (1828) = V. Conval-
laria; 13) V. bursata M. (1786) = V. chlorostigma? ; 14) V. canaliculata M. (1773) = V. Convallaria?; 15) V. Cani-
cula M. (1786) = Diglena? ; 16) V. Catulus M. (1773) = Diglena? ; 17) V. Cavolini Delle Chiaje (1833) = V. nebu-
lifera; 18) V. cincta M. (1773) = Peridinium; 19) V. cirrata M. (1786) = V. Convallaria?; 20) V. confervicola Dü-
trochet (1812) = Vaginicola; 21) V. conglomerata Linne (1767) = Pennatula? , Corallina? ; 22) V. constricta M.
(1786) = Notommata?; 23) V. cornuta M. (1773) = Leucophrys; 24) V. cothumata Hempr. n. Ehrenb. (1828) = V.
Convallaria; 25) V. crataegarialuiwi. (1767) = Epistylis; 26) V. crateriformis M. (1773) '= V. citrina? , Convallaria?;
27) V. Cucullus M. (1786) = Stentor? ; 28) V. cyathina M. (1776) = V. Convallaria; 29) V. digitalis Linne (1767)
= Epistylis dig.; 30) V. discina M. (1786) = Trichodina Pediculus? ; 31) V. Doliolum Bosc (1802) = Epistylis Ana-
statica; 32) V. Encrina Maratti (1776) = ümbellularia Encrinus; 33) V Encrinus Linne (1767) = ümbell. Encri-
nus; 34) V. fasciculata M. (1773) = V. chlorostigma?; 35) V. Felis M. (1773) = Diglena?, Notommata Felis?; 36) V.
ßosculosa M. (1773) = Lacinularia socialis? ; 37) V. folliculata M. (1786) = Vaginicola?, Cothumia? ; 38) V. fraai-
nina M. (1786) = Epistylis; 39) V. fritillina M. (1786) = V. Convallaria; 40) V. furcata M. (1773) = Diglena?, Fur-
cularia?; 41) V. gemella M. (1773) = V. Convallaria!; 42) V. glomerata s. conglomerata; 43) V. hians M. (1773) =
V. Convallaria; 44) V. hyacinthina Gmelin (1788) =■ Floscularia ornata? ; 45) V. inclinans M. (1773) = Epistylis;
46) V. iners Schrank (1803) = Epistylis Botrytis?; 47) V. lacinulata M. (1773) = Notommata lacinulata-, 48) V.
Larva M. (1786) = Diglena conura? ; 49) V. Umacina M. (1773) = Epistylis?; 50) V. limosa Bory (1824) = Vorti-
3*0
cella Convallaria! und Epistylis? ; 51) V. longiseta M. (1786) = Notommata longis.; 52) V. lunaris M. (1773) = V.
patellina?, Campanida? ; 53) V. lunifera M. (1786) = Peridinium? , fragmentum Sientoris?, Oscytrichae? ; 54) V. mar
croura Herrmann (1783) = Acthmrus neptimius; 55) V. monadica Schrank (1803) = V. microstoma? , Conv aMaria? ;
56) V. multiformis M. (1786) = Stentor; 57) V. nasuta M. (1773) = V. Convallaria; 58) V. nigra M. (1773) = Sten-
tor niger; 59) V. nutam M. (1773) = V. patellina; 60) V. ocreata M. (1786) = Stentor Mülleri deformis? ; 61) V.
operculina Linne (1767) [operculata, opercidaria auct.] = Opercidaria articulata; 62) Z7. ovifera Linne (1767) = En-
crinus? ; 63) V. ovifera Modeer (1790) == Zootliamnium Arbuscula; 64) V. papillaris M. (1786) = V. Convallaria ; 65)
V. parasitica Hempr. u. Ehrenb. (1828) = Episiylis; 66) V. pentagona Esper [nach Schweigger] (1791 ?) = Encrinus
Caput Medusae ; 67) V. pigra Schrank (1803) = Cocconema? ', Ec/iinella? ; 68) J7". P«7« Schrank (1803) == Trichodina? ,
Fort. Convallaria? ; 69) F". polymorphe M. (1773) = Stentor pol.; 70) F". polypina ; Linne (1767) = Carchesinm pol.;
71) Z7". punctata Abildgaard (1793) = Cbfe/w hirtus; 72) ^. putrida Gmelin (1788) = Epistylis puirina; 73) f. /m-
trinaM. (1776) = Epistylis p.; 74) J7". pyraria Linne (1767) = Epistylis pyraria; Müller (1773) == Gomphonema trun-
catum und Epistylis; 75) /^. piriformis M. (1773) = Carchesinm?, Vorticella? juv.; 76) Z7". c/uadricircularis Dütrochet
(1812) = Melicerta ringens; 77) Z7". quadricomis Schrank (1803) = Epistylis pyraria; 78) Z7". racemosa M. (1773) =
Zoothamnium? ; 79) Fl ringens M. (1773) = Epistylis; 80) Z7". rotatoria M. (1773) = Rotifer vulgaris; 81) ^. rotula-
ris Esper [nach Schweigger] (1791?) = Encrinus; 82) Z7- Saccidus M. (1786) = /^. Convallaria? ; 83) Z7". scyphina M.
(1786) = f. Convallaria?; 84) Z7! «ewto M. (1773) ■= Hydatina senta; 85) Z7". jS^kT* Schrank (1803) = Arcella? ', /)?/-
flugia acuminata? ; 86) Z7". socialis M. (1773) = Megalotrocha alba aut Lacinularia socialis juv.; 87) F". spectabilis
Bory (1824) = Carchesium polypinum; 88) Z7*. sphaeroidea M. (1786) = Enchelys? ; 89) 'F. Sputarium M. (1786) =
Epistylis, corpus? ; 90) Z7". stellata Linne (1767) = Sertidaria unißora? (Clytia); 91) Z7*. stelKna M. (1786) = Tricho-
dina Pediculus ; 92) F". stentorial^m^k (1767) = Stentor Mülleri et Roeselii? ; 93) F*. succollataM. (1786) = Salpina? ,
Notommata? ; 94) Z7", tetrapetala Blumenbach [nach Cüyier] (1798) == Melicerta ringens; 95) FV tetrodon Schrank
(1803) = Z7". Convallaria? ; 96) F". togata M. (1786) = Furcularia Notommata?, Diglena caudata? \ Euchlanisl ; 97)
Z7. tremida M. (1786) = Synchaeta trem.; 98) f. truncatella M. (1773) = Z7*. Convallaria? ; 99) Fl tuber osa M. (1786)
= Acineta tub.; 100) Z7". ttmbellaria Linne (1767) — Epistylis {ßavicans?); 101) Z7". umbellata Bort (1824) = Episty-
lis; 102) ^. Umbellula Bory (1824) = Epistylis (flavicans? ) ; 103) ^. urceolaris Linne (1767) = Brachionus urceola-
ris; 104) Z7". utriculata M. (1786) = Ophrydium versatile? ; 105) jK vaginata M. (1786) = Tintinnus? ; 106) Z7". ##%*#
M. (1786) = Stentor?, Monocerca valga? ; 107) Z7*. «wW« M. (1786) = Convallaria? ; 108) Z7". vermicidaris M. (1773) =
Notommata decipiens? ; 109) Z7". versatilis M. (1786) = Ophrydium versatile; 110) Z7". viridis M. (1773) = Trichoda? ;
111) Z7*. Volvosc Schrank (1803) = Epistylis vegetans.
Hieran schliessen sich die Synonyme der 8 unhaltbaren Gattungen , welche Hill, Modeer, Lamarcxsl und Bory de St.
Vincent aus den Entwickelungsformen dieser Gattung gebildet hatten:
I. Ecclissa Modeer (Abhandl. d. schwed. Akad. d. Wiss. 1790. deutsch p. 228- XII. p. 15.) mit 74 Arten, deren er
zum Glück nur 3 namentlich verzeichnet hat. Schrank beschrieb aber 1803 {Fauna boica III.) 15 Arten > wovon 11: 1) jE7.
albin a, 2) cornuta, 3) crateriformis, 4) Felis, 5) lacinulata, 6) nasuta, 7) nigra, 8) Saccidus, 9) scyphina, 10) £ra//-
catella, 11) viridis sich auf Müller's Vorticellen beziehen und deren Verbreitung in Baiern anzeigen , 4 aber neue Arten darstel-
len: 12) jE". Arenarium = Vorticella Convallaria? ; 13) E. Hermanni = Notommata lacinidata? ; 14) J57. Pyrum =
Stentor Mülleri? ; 15) i£. reversa = Vorticella Convallaria? . Goldfüss (Handbuch d. Zoologie I.) fügte 1820 noch 1 Art
hinzu: 16) 2J7. utrictdata = Vort. Müller. Modeer nannte 257. canalicularis , cingidata und flabellaris.
II. Urceolaria Lamarck 1801 [Systeme des anim. sans vertebres) und 1816 (Hist. nat. des anim. sans vert.
Vol. II). In dieser Gattung sind bisher 32 Namen gegeben worden. Lamarck gab deren 1816 26 nach Müller's Vorticellen:
1) £7. bursata, 2) cincta, 3) cirrata, 4) er uteri formis, 5) Cuadlus, 6) discina, 7) fritillina, 8) hamata, 9) hmifera,
10) multiformis, 11) nasuta, 12) nigra, 13) ocreata, 14) papillaris, 15) polymorphe, 16) Saccidus, 17) scyphina, 18)
sphaeroidea, 19) Sputarium, 20) stellina, 21) truncatella, 22) utricidata, 23) versatilis, 24) valga, 25) varia, 26) #/rz-
fi&a9, und 1801 hatte er den Rotifer vulgaris 27) Urceolaria rediviva genannt. Bory hat 1824 in der Encycloped. methodir/.
Zoophytes 4 neue Artnamen zugefügt: 28) 27. Cyclopus = Vorticella Convallaria? ; 29) £7. fuscata = Vorticella micro-
stoma?\ 30) 27. Grandinella = Trichodina Grand.; 31) 27. nigrina = /^örf. Convallaria? . Einen Namen gab ich 1828
nach der bis dahin üblichen Ansicht dieser Formen in den Symbolis physicis: 32) 27. Israelitarum = Vorticella nebulifera.
III. Rinella Bory 1824 {Encycloped. method.), Rhinella Bory (Biet, classir/ue 1828.). Es sind vom Grün-
der der Gattung allein 3 Arten verzeichnet: 1) Ä. mamillaris = Vorticella chlor ostigma? ; 2) .ß. myrtilina = Vortic. Con-
vallaria?; 3) iJ. Nasus = ^brjf. Convallaria? .
IV. Kerobalana Bory 1824 (Encycloped. method.). Es sind nur 2 Artnamen gegeben: 1) K. Mülleri = F. 27ö//-
vallaria? ; 2) Ä. lobloti = V. Convallaria? .
V. Cr uterina Bory 1824 (Encycloped. method.) mit 4 Arten: 1) 27. ^Wöfo? = Cryptomonas? ; 2) 27. Fritillus
= Vorticella Convallaria; 3) C. Lagenida = Enchelys?, Vorticella microstoma? ; 4) 27. stentor ea = Trachelius tricho-
phorus?. Eine 5te Art nannte er 1826 (DzVtf. c/^as. Microscopir/ues) 5) 27. margarina = Coleps hirtus?.
VI. Convallarina Bory 1823 (2>^. classique, auch 1831) und 1824 (Encycloped. meth.). Es sind von dieser
Gattung , welche alle die gestielten und einfachen, schnellenden oder steifen Vorticellen umfasst, bei denen man die Wimpern des Stirn-
randes übersehen hatte, 11 Arten verzeichnet: 1) 27. anmdaris, 2) Convallaria, 3) globularis, 4) inclinans, 5) nutans, 6) ^p*-
tf/w/: sind Müllers gleichnamige Vorticellen; neue Namen sind: 7) 27. biloba (1823) = Vortic. Convallaria; 8) 27. bilobata
(1824) = Eadem; 9) (7. nicotianina (1824) = Epistylis? inclinans; 10) 27. proboseidea (1831) = Epistylis?; 11) 27. ^W-
e&Ä (1823) = Vortic. chlorostigma? .
VII. Craspedarium Hill 1751 (History of Animals) mit 3 Arten: 1) 27. 1. = Vortic. Convallaria; 2) 27. 2.
= l^brÄc. Conv all.?, Trichodina Grandinella; 3) 27. 3- = Fbrflfc. Convallaria?, Enchelys?.
VIII. Macrocercus Hill 1751 (History of Animals) mit 7 Arten: 1) ü/. 1. = Vorticella Convallaria?, mi-
crostoma?; 2) i*f. 2. = Vorticella Conv all.? ; 3) ü!/. 3. = IWo?, Spermato%oon? ; 4) -«f. 4—6. = Cercaria?, Histrio-
nella? ; 7) M. 7. = Larva articidata Insecti.
3W
Die Gattungen Brachiomis und Ophrydia, Enchelys, Trichoda u. a. umfassen ebenfalls Formen der Gattung Vorticella^
sind aber in diesem Werke als noch bestehende Gattungen aufgeführt und enthalten die hierher gehörigen Synonyme an ihrem Orte. Die
ausgeschlossene Gattung Cercaria, welcher ebenfalls einige , dieser Familie und Gattung zugehörige, Formen einverleibt wurden, ist
hinter Eacldanis zu vergleichen* Das Physiologische ist bei den folgenden Gattungen nocli mehr entwickelt.
EINUNDNEUNZIGSTE GATTUNG: GLOCKENBÄÜMCHER
Carchesium. Carcbese.
CHARACTER: Animal e familia Vorticellinorum , pedicellum in spiram flexilem et spontanea imperfecta
divisione ramosum excernens, corpusculis pedicellatis similibus. ( = Vorticella frutieulosa.)
CARACTERE: Animal de la famille des Forticelimes , poussant un pedicule ßexible en spirale
et rameux par la division spontanee imparfaite^ ayant tous les corpuscules pedicu-
les de la meme forme. (= Vorticelle rameuse.)
Die Gattung der Glockenbäumclien enthält in der Familie der Glockenthierchen die Formen,
welche einen spiralförmig biegsamen und durch ihre unvollkommene Selbsttheilung baumartig verästeten Stiel
auszuscheiden vermögen , und deren gestielte Körper überdiess alle von derselben Gestalt sind. Es sind
baumartige zusammenschnellende Glockenthierchen.
Die zusammenschnellenden Glockenbäumclien gehören zu den anregendsten unter den lieblichsten
Erscheinungen des Mikroskops, und sie sind auch schon frühzeitig beobachtet worden. Es scheint nur Eine
Art dieser Gattung bisher beobachtet zu seyn. Schon Leeüwenhoek mag sie in Holland 1703 mit Säu-
lenglöckchen (Epistylis) an Meerlinsen gesehen haben, doch erwähnt er des Zusammenschnellens nicht.
Die allgemeine Form beschäftigte schon an sich seine Phantasie. Specieller und deutlicher bezeichnete sie
1703 ein anonymer Landbesitzer in England. Mit physiologischem Scharfsinn beachtete sie dann Trembley
1744, und er nannte sie zuerst nach Reaumürs Vorschlag Strausspolypen {Polypes ä bouquet). Den
ersten systematischen Namen gab Linne 1758, nachdem Ellis sie im Meere beobachtet hatte, als Sertula-
ria polypina; derselbe gab aber noch einen zweiten Namen für die gleiche von De Geer im Süsswasser
bei Stockholm beobachtete Art, welche er 1761 Isis Anastatica und 1767 Vorticella Anastatica nannte.
Daneben behielt er auch die Seewasserform, Vorticella polypina bei. Pallas verzeichnete sie als Bra-
chionus ramosissimus und Anastatica. Müller nahm sie auch beide gesondert 1773 in seinem systema-
tischen Infusorien werke , mit andern Characteren, als Vorticella polypina und anastatica auf. Neuerlich
hat zuerst Goldfüss 1820 die baumartigen Vorticellen unter dem Namen Campanella in eine besondere
Gattung gestellt, aber die steifgestielten oifenbar nicht absichtlich gesondert. Bory de St. Vincent theilte
1824 die verästeten und biegsamen Vorticellen in solche mit wirbelnden Wimpern und ohne diese. Die be-
wimperten stellte er zur einfachen oder verästeten Gattung Vorticella , die wimperlosen nannte er Den-
drella und vereinigte damit gestielte Bacillarien, welche er andererseits zum Theil als Sty Ilaria abson-
derte. Der von ihm berücksichtigte Mangel an Wimpern lag aber bloss an mangelhafter Beobachtung und
überdiess an Verwechselung von gestielten Bacillarien mit Vorticellen. Seit 1825 schloss er sie von den
Infusorien und Thieren aus und stellte sie in sein Reich der Psychodien. Das Carchesium führte er als
2 Arten der verästeten Vorticellen auf. Im Jahre 1830 wurde in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. die
Gattung Carchesium (Becherthierchen) von Epistylis und Vorticella geschieden, und mit 3 Arten in
die Familie der Panzervorticellen gestellt, weil der eigentliche Stiel als von einer Scheide umhüllt an-
gesehen wurde. Allein die fortgesetzten Untersuchungen haben 1831 ergeben, dass der Faden im Stiele
der Schnellvorticellen ein queerstreifiger Muskel ist, den die wahren Vorticellen in ihrem, nur oft zarte-
ren, Fusse auch führen, der aber den steifen Säulenglöckchen {Epistylis) abgeht. Die Gattung Carche-
sium wurde daher 1831 zuerst zur Vorticellenfamilie gezogen und mit 4 unverästeten und einer baumför-
migen Art verzeichnet. Da sich aber neuerlich die Anwesenheit des innern Muskels im Fusse aller schnellen-
den Vorticellen gleichartig festgestellt hatte ? so ist jetzt der Character der unvollkommenen Selbsttheilung
als Unterschied zwischen Carchesium und Vorticella hervorgehoben worden, wonach die früheren unver-
ästeten Carchesia zur Gattung Vorticella übertragen worden sind. Hierdurch ist denn nur Eine Art in
der Gattung verblieben. — Die Organisation ist noch nicht so vollständig zu entwickeln gelungen, als bei
Vorticella und Epistylis , doch ist ein einfacher, beim raschen Wirbel doppelt erscheinender, Wimperkranz
um die Stirn, und periodisch überdiess ein Rückenkranz, auch ein in der Contraction queerfaltiger faden-
artiger Muskel im Stiele erkannt — Der seitliche Mund und der polygastrische Darm sind scharf ermittelt
90
293
als Ernälirungsorgane. — Vom Sexualsystem sind weissliche Eikörncheii und eine contractile, zuweilen strah-
lige Blase im vordem Körper beobachtet. Eine Drüse liess sich nicht scharf unterscheiden. Ganz beson-
ders wichtig für seine Gestaltung ist die unvollkommene spontane Längstheilung, üeberdiess ist Knospen-
bildung beobachtet Das periodische Ablösen der Körper von den Stielen bedingt freie Formen, wie sie bei
Vorticella angezeigt sind.
Die geographische Verbreitung ist über ganz Europa beobachtet.
395- Carchesium polypinum, schnellendes CiUoekeiilmiuncIieii. Tafel XXVI. Fig. V.
C. corpore conico-campanulato, albo, fronte lata truncata,1 margine prominulo, fruticulo sub-umbellato.
Garchese Polype, a corps conigue-campanule, blanc^ ayant le front large troncjue a bord saillant
et les rameuuco presque en ombelle.
Bell-like animälcula , Leeuwenhoek, Philo s. Transact. XXIII. 1703. p. 1304.
Lilly - Animalcula of root of Lens palustris , Anonymus, Philosoph. Transact. 1703. p. 1496.
Pohjpes H bouquet, Taembley, Philosoph. Transact. (1744.) 1746. Vol. XLIII. Nr. 474. p. 169. und Vol. XLIV. p. 627.
Polypen an Wasserfiöhen (Cyclops), De Geer, Vetenskaps Academ. Handling. 1747. p. 229. Taf. 6. Fig. 2—5. Memoires des In-
sectes, Tom. VII. Tab. 30. Fig. 9 — 12. p. 914. 1778.
Vierte neue Polypenart aus der Spree, Berliner Relationen, 1753. p. 33. und 1261.
Clostering Pohjpes, Baker, Employment ofthe microsc. p. 334. (438.) Tab. XIII. Fig. IV. 1752. Vergl. Zoothamnium.
Glockenpolypen an Meerlinsen, Schäffer, Die Armpolypen um Regensburg, p. 5. Taf. I. Fig. 3. 1754.
Der kleine gesellige hecJierförmige Afterpolyp , Rösel, Insectenbelustigungen, III. p. 598. Taf. XCVII. Fig. 3. 1755.
Corallina omnium minima, Ellis, An Essay towards a natur. bist, of the Corallines, p.41. n. 22. Taf. 13. Fig. b. B. c. C. 1755.
Polypus dichotomus, Linke, Amoenit. Acad. Vol. II. p. 57. Nr. 4. u. 5. 1755. Flora Friedrichsdal. p. 238. 1757.? nach Modeer,
p. 243.
Martini, Magazine of Arts and Sciences, Oct. 1757. nach Baster.
Sertularia polypina, Linne, Syst. Naturae, ed. X. 1758.
Sertularia polypina, Baster, Opuscula subseciva, I. Lib. 1. Tab. 3. Fig. 1. a. b. c. 1758.
Isis Anastaiica, Linke, Fauna suecica, ed. II. 1761.
Brachionus ramosissimits . % -n „4 -r,, , „ i i. no - nn ^^ß
' X Palias, Elenchus Zoophyt. p. 98, 99. 1766.
— Anastatica, f r r
Vorticella polypina, i Lisrf Sygt# Rat# ^ m im
— Anastatica, |
Vorticella polypina, Müller, Verm. fluv. historia, 1773. Animalc. infus. 1786. p. 328. Tab. XLVI. Fig. 7—9.
Strausspolypen y Göze, in Bonnet's Abhandl. aus der lnsectologie, II. p. 460. 1774.
Animali alberetti9 Spallanzani, Opuscoli di fisica anim. I. p. 176. (202.) Taf. 2. Fig. 12—14. 1776.
Der Baum, Eichhorn, Beiträge z. Kenntniss der kl. Wasserth. 1775. zum Theil. Taf. 5. Fig. F.
Sertularia polypina, Slabber, auf Monoculns Taurus (Zoe?) , Physik. Belustig. 1778. p. 37. deutsch p. 17.
Alberetti animali, prima spezie, Colombo, Osservaz. microscop. im Giornale della medicina, Venezia 1787. deutsch 1793. p. 9. Fig. 1.
Vorticella anastatica, Modeer, Neue Abhandlungen d. schwedischen Akademie, 1790. Vol. XII. p. 1.
Vorticella polypina, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 119. 1803.
Campanella, Goldfüss, Handbuch der Zoologie, 1820. I. p. 71.
VcrticelU spectaMis, » BoRT DB gi< yIN Encycloped. metli. 1824.
— polypi7ia , §
Carchesium polypinum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 41. 1831. p. 94.
Bell -Polypus, Varlet, Improvements in the microscope, 1832. p. 56. Tab. V. Fig. 27, 28.
Aufenthalt: In Holland, England, Dänemark, Schweden, Norwegen, Preussen, Baiern, Frankreich und Italien im Siisswasser, auch
im Seewasser der Ostsee, der Nordsee und des atlantischen Meeres, nach Linne auch des Mittelmeeres, beobachtet.
Das schnellende Glockenbäumchen findet sich oft einzeln an Meerlinsen und allen Arten von Quellpflanzen, zuweilen überzieht
es in dichten Gruppen deren Oberfläche und erscheint dann dem blossen Auge schon als ein weisser schimmelartiger oder nebelartiger
Ueberzug. Es ist immer deutlicher sichtbar als das nebelartige Glockenthierchen, mit dem es oft zusammenlebt. Die Höhe
der ganzen Bäumchen beträgt % his 4/5 Linie. Es lebt auch im Seewasser an Corallinen, wo es Ellis bei England beobachtete. Ba-
ster sah es bei Ciricsee in Holland an Austern, und sein Freund Slabber an einem jungen Seekrebs, den er Monoculus Tau-
rus nennt, Müller an Fucus nodosus der Ostsee. Ich sah es 1833 bei Wismar an Zostera, Ceramium, Scytosiphon Filum und
andern Seepflanzen , auch im Meerbusen von Christiania im Seewasser, ohne es von dem bei Berlin lebenden unterscheiden zu können.
Zuweilen, doch seltener, findet es sich auf lebenden Schnecken, Wasser flöhen, Phryganeen-Larven und andern Wasserthie-
ren, deren parasitische Baum-Vorticellen meist Epistylis - Arten sind. Bei Berlin ist es an Ceratophyllum und Meerlinsen sehr häu-
fig und schon seit 1753 bekannt. Trembley fand es im Haag, machte aber seine Theilungsbeobachtungen an Epistylis Anastatica
und Zoothamnium. Spallanzani hat die Fortpflanzung an dieser Art erst scharf beobachtet; noch schärfer hat Colombo die Na-
turgeschichte derselben ermittelt. Alle neueren Mittheilungen darüber sind nur Wiederholungen jener Entdeckungen. Man hatte jedoch
keine Kenntniss der individuellen Organisation. Im Jahre 1830 theilte ich die ersten Resultate meiner angestrengten Untersuchungen
darüber in einem systematischen Schema mit, und diese sind später noch fortgesetzt und erweitert worden. Carchesium polypinum
gehörte zu den durch Farbenahrung schon bis 1830 geprüften Formen mit deutlichem Ernährungsapparat. Die von Spallanzani ge-
zeichnete und auch von Colombo angegebene mittlere Oeffnung des vorderen Trichters wurde als irrig erwiesen, aber die Entwicke-
lung durch Selbsttheilung ergab sich gerade so, wie Tremblex und Spallanzani sie erkannt hatten. Die Kerobalanenform, welche
schon Colombo beschreibt, wurde sammt all den bei Vorticella erwähnten Entwickelungsformen beobachtet, und überdiess sah ich
auch Knospenbildung. Beobachtungen dieser Entwicklung gewähren das höchste Interesse, und oft habe ich Nächte lang sie mit nie
ermüdendem Auge verfolgt. Trembley band die mit Yorticellen besetzten Pflanzentkeile an einen nackten Federkiel, bog ihn in das
Glas und benutzte seine Spannkraft, um sie unter Wasser fest an die Wand des Glases zu drücken, wo er sie dann mit einer festen
Lupe betrachtete. In einem flachen Uhrglase kann man bei nur lOOmaliger Vergrösserung dasselbe im Compositum leicht erreichen.
Die Organisation erkennt man erst bei 300maliger Vergrösserung des Durchmessers zur Ueberzeugung. Die Magenzellen sind leicht zu
beobachten. Der seitliche Mund erscheint beim Zumischen von Indigo ins Wasser wie ein rauchender Schiott, und auch das periodi-
sche Niederschlucken im Schlünde und das Fortrücken der Farbe im Darme wird deutlich, nur bleibt der Darm nicht gefüllt, sondern
jeder Bissen oder Mundvoll rückt rasch von einer Magenzelle zur andern, gerade so wie die Speise im menschlichen Schlünde nicht
verweilen kann, sondern rasch durchgeführt wird. Andererseits ist der dreitheilige Magen der Wiederkäuer mit dieser polygastrischen
279
Einrichtung vergleichbar. Durch den Mund wird gewöllartig das Unverdaute in Kugelform wieder ausgeworfen. Die weissen sehr feinen,
500mal zu vergrössernden, Eikörnchen sind bei durchgehendem Lichte gelblich. Die contractile Samenblase ist deutlich im vordem
Körper und zuweilen gelappt, fast strahlig. Auch heute (4. Sept. 1837) gelang es mir nicht, die Samendriise direct zu erkennen,
wohl weil ihre Lichtbrechungskraft zu wenig ausgezeichnet ist. Sehr merkwürdig ist der schon 1830 von mir bemerkte, sich in der
Contraction queerfaltende, fadenartige Muskel in dem mittleren Canale des Stieles. Diese Queerrunzeln (ganz denen der Muskelfasern
der grösseren Thiere ähnlich) scheint schon Gleichen bei V. Convallaria gesehen, aber für Eiergrenzen im Legestachel gehalten
zu haben. Der Mechanikus Varley hat sie zuletzt richtig, aber etwas greller dargestellt, als sie gesehen werden. Zuweilen, nicht
immer, ist der Stiel am Ende stark tellerförmig erweitert. Ich sah diese Form am 7. Dec. 1832 und im Januar 1835 unter'm Eise
sehr zahlreich und munter an Pflanzen, sonst zu allen Zeiten, besonders im Herbst bei Berlin. Die Form der Verästelung ist wech-
selnd. Junge Zoothamnien haben kleinere Thiere, sind schwer zu unterscheiden. — Grösse des erwachsenen Körpers Vis bis V36
Linie, der Eikörnchen V2Ü00 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXVI. Fig. V. und Taf. XVII. Fig. I. und VI.
Fig. #., ^., c. ein schirmartiges oder doldenartiges Bäumchen bei SOmaliger Vergrössenmg des Durchmessers, 6. zum Theil, c. ganz contrahirt. Fig,
d. und e. sind die ersten Entwickelungs- Gruppen eines Einzelthierchens zum Baum: «. sass auf dem leeren Stiele, trennte sich ab, lief wirbelnd um-
her und setzte sich dann nicht weit davon fest; ß. ist nach 12 Stunden aus «. entstanden, welches unter sich den Stiel ausgeschieden hat; y. und d.
ist ein solches Einzelthier, welches einer Vorticelle gleicht, mit entwickelten Eikörnchen und nach seiner ersten spontanen Längstheilung, bei S. links
ist die contractile Blase buchtig (strahlig), rechts rund; f. ist eine doppelt getheilte Form, der Anfang zum Baum, bei </ der Mund; £. ist noch mehr-
fach getheilt und contrahirt; 77. ist eine einfache Form mit Knospenbildung, 0' der Mund, g" die Knospe; &. Ecclissa oder Hineilen -Form; /. Ke-
robalanen-Form kurz nach der Ablösung vom Stiele. Fig. f. ist ein entwickeltes, mit Carmin genährtes, Bäumchen. Alle diese Formen sind 300-
mal im Durchmesser vergrössert. Auf Taf, XVII. sind 2 lebend mit Bacillarien besetzte Bäumchen der Ostsee bei Wismar.
Nachtrag zur Gattung Carchesium.
Fast alle Beobachter sprechen von mehreren Arten zurückschnellender baumartiger Vorticellen, dessenungeachtet bin ich nicht
geneigt, viele Arten als bekannt anzunehmen, da ich nur Eine sehr verbreitet sah. Linne hielt die Seeform für verschieden von
der Süsswasserform. De Geer verwechselte sammt Linne offenbar auch die steifen Formen mit den schnellenden, in deren besonderm
Muskelgliede ein generischer guter Character liegt. Am ansprechendsten könnte die zweite Art scheinen, welche Colombo beschreibt
und Fig. 2. abbildet. Allein ich mag lieber glauben, dass er das Zoothamnium vor sich hatte, welches schon Tremblet gut un-
terschied, dessen Knollenbildung er vielleicht für parasitische Körper hielt. Bory nennt sogar 4 contractile Arten. Die Süsswasser-
form, welche er in Königsberg in Preussen, in Brüssel und Lille gesehen, Vort. spectabilis, die bis 2 Linien lang seyn soll, ist
ohne Zweifel das von mir beobachtete Carchesium , nur sah ich es nie so gross. Seine Fort, polypina ist eine Seewasserform der
französischen Küste (Epistylis?), deren Stiel nur an den Enden contractu seyn soll, allein ich habe den ganzen Stiel der Form der Ost-
und Nordsee in zahlloser Menge contractu gesehen, und nur ein wenig dicker als bei der Berliner Form gefunden, die aber auch darin
wechselt. Eine dritte, bis 2% Linie hohe (?), Art ist eine Süsswasserform von Belgien und Flandern, Vort. umbellata^ war aber
gewiss eine Epistylis (E. plicatilis?, Galea?). Endlich verzeichnet er eine Dendrella Mülleri mit steifem Stamme nnd contracti-
len Aesten aus dem nördlichen Europa, die vielleicht das Zoothamnium war. Da die Körper der Einzelthiere sich unter gewissen
Umständen von ihren Stielen, die dann vergehen, ablösen und stiellos frei umherschwimmen, dabei aucli alle die Formen annehmen,
welche bei den Vorticellen vorkommen, so mögen unter den Namen Ecclissa^ Urceolaria, Rinella u. s. w. auch diese Thierchen ge-
meint seyn, und es wird selbst bei noch feinerer Detailkenntniss des Baues immer schwierig bleiben, die Arten und Gattungen im ab-
gelösten Zustande scharf zu sondern. Das gleichzeitige Vorkommen der Stammformen erleichtert und sichert das richtige Erkennen. —
Der Anonymus von 1753 fand das Carchesium bei Berlin an Wasser Schnecken und Wasserspinnen, und machte die interes-
sante Beobachtung, dass etwas Zucker, in's Wasser gebracht, sogleich alle Thiere von dem Bäumchen absprenge. Die Beobachtung
ist von mir nicht mit Glück wiederholt worden. Ich sah sie nur einschrumpfen. Den tödtlichen Einlluss des Zuckers auf Infusorien
kannte schon Leeuwenhoek. — Die 4 früheren Arten der Gattung Carchesium haben folgende Synonymie: 1) C. chlorostigma
(1831) = Vorticella chl; 2) C. fasciculatum (1830) = Vort. patellina; 3) C. nebuliferum (1830) = Vort. neb.; 4) C
pictum (1831) = Vort. picta. Carchesium pygmaeum^ eine zweite Art, siehe im Nachtrag z. Familie.
ZWEIUNDNEUNZIGSTE GATTUNG: SÄULENGLÖCKCHEN.
Epistylis. Epistylide.
CHARACTER: Animal e familia Vorticellinorum, pedicellum rigidum simplicem aut spontanea imperfecta
divisione ramosum excernens, corpusculis pedicellatis similibus. ( = Vorticella aut Car-
chesium stipite rigido s. musculo stipitis destitutum.)
CARACTERE: Animal de la famille des Vorlicellines 5 poussant un pedicule rigide simple ou ra-
meux par la division spontanee imparfaite^ ayant tous les corpuscules pedicules de la
meme forme. (= Vorticelle ou Carchese ä pedicule rigide [sans muscle inUrieur
du pedicule.])
Die Gattung der Säulenglöckchen unterscheidet sich in der Vorticellenfamilie durch Ausscheiden
eines steifen einfachen, oder bei unvollkommner Selbsttheilung verästeten5 Stieles und durch Gleichförmigkeit
3SO
der gestielten Körper. Es sind Glockenthierchen oder Glockenbäumclien mit starrem Stiele, d. i. ohne Mus-
kel im Stiele.
Die Gattung der Säulenglöckchen besteht jetzt aus 12 sichern Arten, und ist zuerst im Jahre 1830
in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. mit 3 Arten gegründet worden. Im Jahre 1831 erhielt sie ebenda
11 Arten. Die ersten Formen beschrieb Leeüwenhoek aus Holland 1703, und ein anonymer Engländer
fand sie in gleichem Jahre bei London auch. Umständlicher beobachtete sie der scharfsinnige Trembley im
Haag 1744. Seine für die damalige Zeit ausgezeichneten, und allgemeine Aufmerksamkeit erregenden, Beob-
achtungen über die Ent Wickelung der Strausspolypen durch Theilung machte er, wie es scheint, an Epi-
stylis Anastatica, und er wiederholte sie an Zoothamnium Arbuscula. Sehr schöne, noch jetzt vortreff-
liche, Abbildungen von 5 Epistylis- Arten gab der Maler Rösel von Rosenhof iu Nürnberg 1755, und diese
sind, von Linne und Pallas an, bis in die neueste Zeit die Grundlage der Systematik für die Glockenthier-
chen geblieben. Baker scheint nur 1 Carchesium und 1 Zoothamnium gesehen zu haben. Linne nahm
1758 diese 5 Arten in seine Gattung Hydra, und 1767 in seine Gattung Forticeila auf. Pallas ver-
zeichnete sie als 5 Arten seiner Gattung Brachionus 1766. Müller wiederholte die Theilungs- Beobach-
tungen 1773 an Epistylis Anastatica, die er Fort, racemosa nennt, und nur durch den schuppenlosen
Stiel unterscheidet, wobei er zu dem von keinem späteren Beobachter bestätigten Resultate kam, dass der
verlassene Stiel, wie ein Pflanzenstamm, auch wieder neue Thiere treiben könne. Er unterschied 1773
10 Arten mit starrem Stiele, 1786 14, überdiess eine als Volvox vegetans. Colombo unterschied 1787
2 Arten, deren Selbsttheilung er beobachtete, eine langgestielte an Meerlinsen (E. Anastatica), die andere
mit kurzem Stiele an Schneckenschaalen und Daphnien (EL digitalis). Goldfuss bildete 1820 die Gattung
Vorticella aus steifen und schnellenden einfach gestielten, und die Gattung Campanella aus steifen (und
schnellenden) verästeten Formen. Bory de St. Vincent verzeichnete 1824 6 Arten als Dendrella und Digitalina
ohne Wimpern, und 7 als Vorticella mit Wimpern bei den Infusorien, stellte sie aber seit 1825 in sein
Reich der Halbpflanzen. Ueberdiess bildete er aus einigen Formen die Gattungen Myrtilina, Mespilina und
Anthophysis, und verzeichnete die freigewordenen Leiber, obwohl ihm dieses Verhältniss nicht fremd war,
doch offenbar mit in seinen Gattungen Urceolaria, Rinella, Kerobalana u. s. w. Die speciellere Syno-
nymie ist im Anhange übersichtlich gemacht. — Die thierische Organisation, seit 1830 vollständig ermittelt,
zeigt als Bewegungssystem einen einfachen beständigen Wimperkranz an der Stirn und einen periodischen
am Rücken bei 8 Arten, nur den vorderen bei 3 Arten, E. arabica, Botrytis und vegetans, bei deren
letzterer er nur in der Wirkung erkannt ist. Bei einer Art fehlt die Beobachtung. Der Stiel scheint über-
all eine hohle Röhre zu seyn. — Die polygastrische Structur des Ernährungssystems ist sammt der verei-
nigten Mund- und Analstelle bei allen Arten durch Farbenahrung ausser Zweifel gestellt. Bei E. plicatilis
ist der ganze Darmverlauf direct beobachtet. — Vom weiblichen Sexualsystem sind bei 6 Arten die Eikörn-
chen erkannt und gemessen, rückständig sind: E. nutans, digitalis, Botrytis, parasitica, arabica, ve-
getans. Eine contractile männliche Blase ist bei E. ßavicans, leucoa und nutans, neuerlich auch bei Ana-
statica und plicatilis beobachtet; schon Rösel zeichnete sie bei E. ßavicans?. Eine kurze bandartige
männliche Drüse ist bei E. plicatilis, ßavicans und leucoa, bei K nutans aber eine kugelförmige beob-
achtet. Selbsttheilung ist von mir bei E. Anastatica, Galea, plicatilis , ßavicans , leucoa, digitalis und
nutans beobachtet. Die freien Formen haben vielleicht auch Queertheilung, die aber noch nicht beobachtet
wurde. Knospenbildung sah ich nur bei E nutans und plicatilis, bei keiner Art sah ich den Stiel selbst
Knospen treiben. Die freien Körper nehmen die Form von Ecclissa, Urceolaria, Rinella, Kerobalana und
Ophrydia an.
Die geographische Verbreitung ist über ganz Europa und in Carolina in Amerika im Süsswasser,
im Seewasser der Ostsee und Nordsee und im ganzen rothen Meere von Sues bis Habessinien bekannt.
396. Epistylis Galea, lielmartiges Säulenglöckcheii. Tafel XXVII. Fig. I.
E. corpore maximo conico, plicatili, ore laterali rostrato, pedicello fruticuloso crasso, articulato.
Epistylide Casque, ä corps ires-grand conique, pliant, ayant la bouche laterale mutante en forme
de bec et le pedieule epais, rameuai, articule.
Vorticella umbellata, Bory de St. Vincent? Encycloped. meth. 1824.
Epistylis Galea, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. ]>. 97.
Aufenthalt: Bei Berlin und vielleicht in Belgien und Flandern.
Diese sehr grosse und ausgezeichnete Art bildet fast 2 Linien grosse Bäumchen an Ceratophyttum bei Berlin, ist aber sehr
?Mh ? fand Sie nU1 im ÄUgUSt 1831 nnd 1835* Nur % des Körl)ers sind eierführend, das hintere Drittheil hat Längsfalten
(Muskeln.), keine Eier, und wird bei der Contraction stark gucergefaltet. Der Anfang des Wiinperkranzcä ist unter dem Munde, sein
Ende über demselben. Der dicke Stiel hat innen einen breiten Canal und bei jeder Theilungsstelle einen Absatz* Die männlichen Or-
381
gane blieben wegen Mangels an hinreichender Durchsichtigkeit des Körpers und Frequenz der Beobachtung unerkannt. — Körpergrösse
bis Vio Linie. Eier Vsoo Linie*
Erklärung der Abbildungen Taf. XXVII. Fig. I.
Es ist ein 300mal im Durchmesser vergrössertes Bäumchen dargestellt, der Stiel aber abgekürzt, auch ist es nur ein Theil des Bäumchens, Die mit-
telste Figur unter der Nummer zeigt die runde Mundöffnung en face, die andern zeigen sie meist im Profil.
39** Epistylis Anastatica, straussartiges Säulenglöckclten. Tafel xxvn. Fig. IL
E. corpore parvo conico, nee plicato, frontis dilatatae margine prominulo, pedicello diehotomo laevi aut particulis
alienis squamuloso.
Ep'istylide Rose de Jericho, a corps conique sans plis, ayant le bord du front large saillant et le
pedicule dichotome lisse ou herisse de petiis corps etrangers.
Bell-like Animalcula, Leeuwenhoek, Philos. Transact. 1703. Vol. XXIII. Nr. 283. p. 1308. Fig. 8.
PolyVes a louquet, Tremblet, Philos. Transact. Vol. XLIII. p. 171. Tab. XI. Fig. 5—7. 1744. Deutsch in Trembl. Polypengesch.
von Göze, p. 476. Taf. XIV. Fig. I— III.
Besondere Art von Wasserthieren , de Geer, Abhandl. der schwed. Akademie d. Wissensch. 1746. Taf. 6. Fig. 2 — 5.
Der arlessbeerförmige Afterpolyp, Rösel, Insectenbelustigungen, III. p. 604. Taf. XCVIII. Fig. 1 — 3. 1755.
Hydra crataegaria, Linne, SystemaNatnrae, ed. X. 1758.
Brachionus crataegarius und acinosus, Pallas, Elenchus Zoophytorum, p. 100. und 101. 1766.
Vorticella anastatica und crataegaria, Linne, Systema Naturae, ed. XII. 1767.
Vorticella Anastatica, crataegaria, ringens, Müller, Vermium fluv. bist. 1773. p. 139. Shael-Snurreren, N. Saml. af Dansk. V. Saelslc,
Skrift. II. p. 254. Anim. Infus. 1786. Tab. XLIV. Fig. 10. XLVI. Fig. 5. XXXVIII. Fig. 18.
Die Bimpolypen, Eichhorn, Beiträge zur Kenntniss d. kl. Wasserth. p. 35. Taf. III. Fig. A. B. 1775.
Polypi (Alberetti) a mazzetto, a fioeco, Colombo, Osserv. microsc. Giornale delia medic. Venez. 1787. Deutsch p. 57. Fig. ITI.
Vorticella polypina und crataegaria, Modeer, Abhandl. der schwed. Akademie d. Wissensch. 1790. B. XI. p. 241. XII. p. 8.
Vorticella acinosa, Schrank, Naturforscher, XXVII. p. 26. Taf. 3. Fig. 10 — 15. 1793.
Vorticella crataegaria, acinosa und tetrodon, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 123. 1803.
Campanella, Goldfcjss, Handbuch d. Zoologie, 1820. I. p. 71.
Vorticella ringens, l
Myrtilina crataegaria, > Bort de St. Vincent, Encyclopedie meth. Vers, und Di ct. class. 1824.
Digitalina anastatica, I
Epistylis Anastatica, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 41. 1831. p. 96.
Aufenthalt: Sicher nur bei Copenhagen, hei Conegliano in Italien, in Frankreich und bei Berlin beobachtet, vielleicht auch bei Delft
in Holland, im Haag, bei Nürnberg, bei Danzig, in Schweden und Baiern.
Diese bei Berlin auf Ceratophyllum und auch auf kleinen Wasser -Schaalthieren im Sommer und Herbst häufige Form passt
am besten auf Müllers Abbildung der V. anastatica. Schon Leeuwenhoek's Abbildung einer steifen verästeten Vorticelle von
1703 lässt sich auf diese sehr verbreitete Form anwenden, welche Bory de St. Vincent sogar auf alten Karpfen gefunden haben
will. Tremblex scheint, seiner Abbildung nach, mit dieser Art seine ersten berühmt gewordenen Beobachtungen der Selbsttheilung
gemacht zu haben. De Geer hat sie wohl bei Stockholm mit Carchesium gemischt auf Wasserflöhen beobachtet, und scheint
nach dem Carchesium seine Beschreibung, aber nach dieser Epistylis seine Abbildung entworfen zu haben. Rösel hat, wie mir
scheint, diese Art von Nürnberg auf Wasserflöhen {Cyclops ' quadricomis) zierlich abgebildet. Linne gab dieser einzelnen
Art 2 Namen, 1 nach Rüsel's und einen nach De Geer's Beobachtung. Letzterer ist Vorticella anastatica 1767. Linnes Isis
anastatica 1761 ist aber offenbar Carchesium gewesen, welches er auch Vorticella polypina nannte. Modeer hat diess schon
weitläufig erörtert und daher den auf diese starre Form von Linne 1767 selbst übertragenen Namen der sich abwechselnd entfaltenden
und schliessenden Jericho-Rose, Anastatica, an die Vorticella polypina, das Carchesium, zurückgegeben. Müller hat die starre
Form anastatica^ genannt, und um nicht die Verwirrung der Synonyme, welche auch Müller auf Linne schiebt, zu mehren, ziehe
ich vor, Müller zu folgen. Hier wird demnach die Epistylis anastatica nicht ihrer Contractilität halber anastatica genannt, son-
dern weil sie mit dem Carchesium, oder der Isis Anastatica Linne's, die meiste Aehnlichkeit in der Körperform hat. Schrank
bildete unter dem Namen Vort. acinosa eine ähnliche Art ab, die er am Kopfe der Larve der Waffen-Fliege (Stratiomys Cha-
maeleon) in Baiern fand. — Die kleinen, nicht immer, aber zuweilen vorhandenen, Schuppen am Stiele {V. monadica Schrank)
sind Junge, Brut; ich sah sie bei Carchesium schon ganz der Mutter gleich, nur kleiner, so dass um die Hälfte kleinere Vortic ei-
len mit an den Stielen der grossen sassen. Hieraus erklärt sich wohl auch Müller' s Irrthum mit dem Knospentreiben der Stiele.
Zuweilen scheint sich auch die Brut von Carchesium an Epistylis zu setzen und dadurch die Erscheinung zu bedingen, als sassen
contractile Zweige an starren Stämmen, welches letztere ich bei scharfer Critik nie bestätigen konnte (s. E. plicatilis). Ueberdiess
heften zuweilen Räderthiere ihre Eier an die Zweige, was man nicht für verschiedene Körperform, wie bei Opercularia, halten
darf. — Magenzellen, Stoffaufnahme, vereinte Mund- und Auswurfsöffnung sind ausser Zweifel gestellt, der Canal des Darmes ist noch
nicht direct gesehen. Eikörnchen sind beobachtet als weisse, bei durchgehendem Lichte gelbliche, Körner von etwa Viooo Linie Grösse.
Eine sich auszeichnende helle Blase, männliche Sexualblase, ist oft, aber ihre Contraction nicht gesehen. Eine Drüse ist noch nicht
beobachtet. Selbsttheilung ist als Längstheilung schon von Trembley gut beobachtet. Knospenbildung ist noch nicht gesehen. —
Körpergrösse bis % Linie; Höhe der Bäumchen Vi* — 4/« Linie; Grösse der Eier etwa Viooo Linie; Entwickelungscyclus also Viooo
— 1/24 ( — %) Linie. Auf Thieren entwickeln sich die Stiele nicht so lang, als auf Pflanzen.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXVII. Fig. IL
Fig. 1. ist ein ausgedehntes Bäumchen, dessen Thiere wirbeln und mit Indigo genährt sind. Fig. 2. ist dasselbe bei Erschütterung, wo sich alle
Thiere, aber nicht die Zweige contrahiren, letztere sich nur einander nähern. Vergrösserung 300mal im Durchmesser. Fig. 3. ist Cyclops Castor
mit dieser Form besetzt, 12mal vergrössert.
398. Epistylis plicatilis, faltiges Säulenglöckclien. Tafel xxvm. Fig. I.
E. corpore parvo conico - elongato , plicatili, frontis dilatatae truncatae margine vix prominulo, pedicello diehotomo
laevi aut particulis alienis squamuloso, saepc coryraboso.
91
232
Epistylide pliante^ a corps petit, conique - allonge \ pliant, ayant le bord du front elargi et tronr/ue
d peine saillant9 le pedicule dichotome lisse ou charge de petits corps etrangers, souvent deve-
loppe en fausse ombelle.
Der hirnförmige Afterpolyp, Rösel, Insectenbelust. III. p. 606. Taf. XCVIII. Fig. 2. d.
Hydra pyraria, Linke, Syst. na t. ed. X. 1758.
Brachionus pyriformis, Pallas, Blencli. Zoophyt. p. 102. 1766.
Vorticella pyrariay Linke, Syst. nat. ed. XII. 1767.
Vorticella annularis und pyraria, Müller, Vermium fluviat. hist. 1773. p. 133, 138. Animalc. infus. 1786. p. 318, 324. Tab. XLY.
Fig. 2, 3. Tab. XL VI. Fig. 1. nicht Fig. 2.
Vorticella quadricornis. Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 123. 1803.
Vorticella pyraria (Myrtilina?) , Bory de St. Vincent^ Encycloped. method. Vers 1824.
Epistylis plicatilis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 96.
Aufenthalt: Sicher bei Berlin, wahrscheinlich auch bei Nürnberg, Copenhagen, Landshut beobachtet.
Diese dem blossen Auge weisse, im Mikroskope etwas gelbliche, Art ist der vorigen sehr ähnlich und findet sich an densel-
ben Orten, ist aber etwas grösser, länger und durch ihre ringartigen Falten bei der Contraction, so wie durch ihre meist quastenarti-
gen Bäumchen ausgezeichnet. Sie lebt besonders gern auf kleinen Wasserschnecken. Ich vermuthe, dass sie von Rösel beobach-
tet worden, dessen Abbildung ziemlich passend ist. Die starren Stiele sind zuweilen mit gestielten Kügelchen (der Brut?) besetzt.
Durch Indigofiitterung liessen sich sehr grosse Magenzellen besonders deutlich sehen, auch gelang es oft, den ganzen Darmkanal rasch
durchlaufende Bissen und deren sofortiges Auswerfen durch die Mundstelle zu beobachten, so dass die Form des Ernährungscanais ganz
klar wurde. Ich rathe daher, diese stillsitzende Vorticelle ganz besonders zum Studium zu wählen. Gelbliche Eikörnchen sah ich erst
kürzlich, aber eine contractile männliche Blase und eine längliche, zuweilen bandartige, Drüse liessen sich früh erkennen. Wenn der
am Stiele sehr verdünnte Leib sich ringelt, scheint es wohl, als falte sich, wie Müller sagt, der Stiel selbst, allein es ist nicht der
Stiel, sondern nur der Leib. Der Wimperkranz an der Stirn ist einfach, erscheint aber meist doppelt. Es giebt Exemplare dieser
Art mit sehr viel dickerem Stiele als andere, wie ich diese Differenz auch bei Carchesium bemerkt habe. Die innere Röhre des Stiels
habe ich nun, 20. Sept. 1837, auch sammt Knospenbildung erkannt. Die Krall enfor in dieser Art schien mir immer 3 Reihen Rük-
kenwimpern zu entfalten. — Grösse des Körpers V24 bis Vis Linie, der Eikörnchen Viooo> der Bäumchen bis \% Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXVIIL Fig. I.
Fig. 1. ist ein Theil eines quastenartigen Bäumcliens mit wirbelnden Thieren, bei a t die männliche Drüse. Fig. 2. ist ein dickgestieltes Einzelthier
kurz nach der ersten Selbsttheilung, zu s ammenschnellend. Fig. 3. sind zwei dünngestielte, contrahirte Thiere. Fig. 4. ist die freie Krallenform.
Fig. 5. Bauchseite. Fig. 6. Rückenseite in der Contraction. Fig. 7. der sichtbare Ernährungscanal. Alle diese Figuren sind SOÖmal im Durch-
messer vergrössert. Fig. 8. sind 5 Bäumchen auf einem jungen Eimnaeus palustris in natürlicher Grösse.
399. Epistylis grandis, grosses Säulenglöckcheii. Tafel XXYII. Fig. III.
E. corpore amplo, late campanulato, stipite decumbente tenui, laevi, laxe ramoso, latissime caespitoso nee articulato.
Epistylide gründe^ a corps ample, largement campanule \ ayant le pedicule grele reiombant, lüse^
les rameaux; läches et ecartes sans articulations et formant de tres-grandes ton ff es.
Epistylis gra7idis, Abhandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 97.
Aufenthalt: Bei Berlin und Potsdam.
Unter allen bekannten Formen des Süsswassers ist dieses sehr grosse Glockenthierchen die, welche die grössten zusammen-
hängenden Massen bildet. Man kann sie mit den Gallion eilen vergleichen. Eigentlich ist ihre Farbe ein bläuliches Weiss, doch
wird sie durch genossene grüne Stoffe oft grünlich oder gelblich. An ihre durcheinandergewirrten schlaffen und weitläufig verästeten
Stiele hängen sich bald allerlei bräunliche moderige Stoffe, die dem Ganzen eine bräunliche Farbe geben. So überzieht diese Form zu-
weilen Ceratophylla und Nymphaeen- Wurzeln auf mehrere Fuss Länge als ein 2 bis 3 Zoll dicker, brauner, oben bläulich weisser
Schleim, der bei der Berührung leicht zerreisst. Ich entdeckte diese Form 1830, und fand sie wieder am 4. Juli 1834 im neuen
Garten zu Potsdam, auch am 11. JVfärz 1835 im Bassin des Thiergartens nahe am Thore bei Berlin. Auch in den Gräben der Torf-
stiche fand ich sie öfter in grosser Ausdehnung. Das erste Anfüllen der Magen durch den Mund zeigt hier besonders auffallend den
Darmkanal als eine lange blaue Strasse. Die männlichen Sexualtheile sind noch nicht deutlich geworden, die Eier aber leicht zu er-
kennen. Der doppelte Wimperkranz ist optische Verdoppelung. — Grösse des Körpers V12 — V10 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXVII. Fig. III.
Fig. 1. ist eine Gruppe von einem einfach verästeten und 2 ganz einfachen Thieren; a. nimmt Indigo auf, ß. ist eingezogen und zeigt den zusammen-
gefalteten Wimperkranz, y. wirbelt, ist von der Mundseite dargestellt und zeigt das Einströmen der Nahrung in einen der hintersten Magen, J, ist
von der Seite gesehen, bei 0' der Mund, unten entleert sich ein Magen in einen andern durch ein Stück des Darmes. Fig. 2. ist eine Krallenform.
Fig. 3. ist durch grünliche und gelbliche Nahrungsstoffe farbig. Sämmtliche Figuren sind 300mal im Durchmesser vergrössert. Fig. 4. natürlicher
Zustand der Massen dieser Form auf CeratophyUum.
400. Epistylis fiavicans, gelbliches Säulenglockclieii. Tafel xxvill. Fig. II.
E. corpore amplo , late campanulato, stipite stricto, laevi, ramis coaretatis, ad axillas dilatatis, ovulis flavicantibus.
Epistylide j aunätre, a corps ample> largement campanule \ ayant le pedicule dresse hsse, a rami-
ßcations resserrces , elargi auaß aisselles^ V ovaire jaunätre.
Der Mispelförmige Afterpolyp, Rösel?, Insectenbelustigungen, III. p. 614. Taf. C. 1755. Ledermüller, Taf. 88. Fig. t. u. 1763.
Hydra umhellaria, Litsne, Systema Naturae, editio X. 1758.
Brachiomis acinosus, Pallas, Elench. Zoophyt. p. 100. 1766. zum Theil, s. E. anastatica,
Vorticella umhellaria, Linke, Systema Naturae, editio XII. 1767.
Vorticella aänosa, Bellis?, Müller, Vermium fluv. hist. 1773. p. 135, 136. Animalc. Infus. 1786. p. 319, 323. Tab, XLV. Fig. 4.
Vorticella timbellaria, Modeer, Abhandl. d. schwed. Akad. d. Wiss. 1790. XI. p. 237.
Vorticella umhellaria, Girod Chantrans, Essay sur la Geographie physique du Depart. du Doubs, 1810, I. p. 297.
Campanella umhellaria, Goldfuss, Handbuch d. Zoologie, 1820.
383
iS£ ssr1 acin0Sl" i bort' f^^- »«"•*• *•»• **• p- ««. »«* p- ™.
Epistylis flavicans, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 97.
Aufenthalt: Bei Berlin!, vielleicht auch bei Nürnberg, Besangon und Paris beobachtet.
Bei Berlin ist diese sehr scharf characterisirte grosse Art nicht selten auf Lemna, Ceratophyllum und abgestorbenen Jim-
cus- oder Scirpus - Arten unter Wasser in Torfgräben. Rösel's schöne Abbildungen würde ich unbedingt hierher bezogen haben, wenn
es nicht mehrere verwandte Formen gäbe und wenn nicht Müller derselben Forin einen zweiten und Bort einen dritten Namen ge-
geben hatte. Die s -förmige helle Stelle, welche Rösel in den einzelnen Körpern gezeichnet hat, scheint mir die männliche Sexual-
drüse gewesen zu seyn. Die contractile männliche Blase, die Eier und Magenzellen hat er schon 1755 recht gut gesehen, nur nicht
richtig beurtheilt. Der doldenförmige Wuchs von Rösel's Hauptfigur ist vielleicht nur zufällige, mehr nach oben gedrängte, Ent-
wicklung der Zweige gewesen. Der starre Stiel hat an den Verzweigungsstellen keine queeren Zwischenwände in seinem Canale, son-
dern die beiden Aeste machen nur allemal eine kleine Biegung nach aussen. Der Canal ist sehr deutlich. Ich beobachtete sie am
19. April 1831, 1832 und 1833 im Sommer, 1835 im April, am 10. Juni und 24. Juli, 1837 am 23. Aug. mit Euglena sau-
guinea an Torfwasserpflanzen. — Körpergrösse (ausgedehnt) bis Vie Linie; Bäuinchen bis 1% Linie hoch.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXVIII. Fig. IL
Es ist ein Bäumchen bei 300maliger Vergrösserung des Durchmessers dargestellt, o' der Mund, t die männliche Drüse, neben welcher die
grosse helle Stelle die contractile Blase bezeichnet. Die meisten Thierchen haben ihre natürliche grüne Füllung der Magen, eins hat Indigo gekostet.
401. JEpistylis leueoa, weissfeorniges &äulesiglöcfcclien. Tafel xxvill. Fig. III.
E. corpore amplo, late campanulato, stipite erecto, minus stricto, rainoso- capitata, articulato, laevi, ovulis albis.
Epistylide blanche, a corps ample, largement carnpanule, ayant le pedicule erige, lisse, moins
dresse, articule, a rameaua en capitule, Vovaire blanc.
Volvox Sphaerula, Müller? Vermium fluv. histor. p. 8. 1773. Animalc. Infus, p. 16. Tab, III. Fig. 10. 1786.
Paramaecium marginatum, Müller? Animalc. Infus, p. 92. Tab. XII. Fig. 28, 29. 1786.
Aufenthalt: Bei Berlin, vielleicht auch bei Copenhagen.
Diese grosse Form entdeckte ich im Januar 1832 bei Berlin, und beobachtete sie wieder zahlreich im Januar 1835 auf fau-
len Schilfblättern unterm Eise im Thiergarten. Alle Exemplare hatten etwas gebogenes und zeichneten sich von der verwandten E.
flavicans durch weisse Eierchen aus, die bei durchgehendem Lichte grau erschienen. Bei jeder Verzweigung zeigt der Stiel einen Ab-
satz oder Gliederung. Die Thierchen haben eine auffallend gewölbte Stirn, deutliche Eikörnchen, einen einfachen Wimperkranz, eine
runde Mundöffnung in demselben, eine runde contractile Blase und eine s- formte ffebo«ene bandartige Samendriise. Einige verliessen
ihre btiele, indem sie sich rasch umdrehten und ablösten, andere entfalteten auf den Stielen schon den hintern Wimperkranz. Der
Grösse wegen möchte ich wohl Müllers Paramaecium marginatum und Volvos Sphaerula geradehin für diese Species erken-
nen, denn dass Beide Vorticellen -Leiber waren, scheint mir kaum zu bezweifeln. Herrmann's und Spallanzani's von Müller
dabei citirte Formen mögen aber Pandorinen oder Uv eilen gewesen seyn. Wenn die Vorticellen -Leiber still liegen, verändern zu-
weilen die inneren Magenzellen durch die Körper- Contractionen beständig ihre Lage gegeneinander, was für Ungeübte die Täuschung
veranlasst, als hätten diese inneren Blasen eine willkührliche Bewegung. Bei den grossen Formen ist diess auffallender als bei kleinen.
— Körpergrösse V12 — V10 Linie; Bäumchen bis lj2 Linie; Eier V*so — Vsoo Linie; Entwickelungscyclus mithin Väoo — V10 Linie*
Erklärung der Abbildungen Taf. XXVIII. Fig. in.
Fig. 1. ein Bäumchen; Fig. 2. eine freie Krallenform; Fig. 3. eine ganz contrahirte Kugelform mit abgewendetem Wimperkranz, sämmtlich 300-
mal im Durchmesser vergrössert.
40Ä. Epistylis Digitalis, Fingerhut -Säulenglockchen. Tafel XXVIII. Fig. IV. Tafel L. Fig. VII.
E. corpore parvo, cylindrice campanulato, stipite dichotomo subtiliter annulato.
Epistylide Digitale, a corps petit, cylmdrü/ue et campanule, ayant le pedicule dichotome finement
annale.
Der dütenförmige Afterpolyp, Rösel, Insectenbelust. Vol. III. p. 607. Taf. 98. Fig. 4. 1755.
Hydra digitalis, Linne, Systema Naturae, ed. X. 1758.
Ledermüller, Microsc. Gemütas- und Augenergötz. Taf. 88. Fig. M. 1760.
Brachionus digitalis, Pallas, Elencli. Zoophyt. 1766. p. 104.
Vorticella digitalis, Linne, Systema Naturae, ed. XII. 1767.
Afterpolyp der gezüngelten Naide, Müller, Würmer des süssen u. salz. Wassers, 1771. p. 71.
Vorticella digitalis (ringens? und inclinans? 1773), Müller, Animalc. Infusor. p. 327. Tab. XLVI. Fig. 6. 1786.
Vorticella digitalis, Schrank, Fauna boica III. 2. p. 124. 1803.
Campanella, Goldfüss, Handbuch d. Zoologie, 1820. p. 71.
Digitalina Roeselii , ) ~ n ^T ^ . , Jnni
. J Bory de St. Vincent, Dict. class. und Encyclop. meth. Vers. 1824.
— Simplex, I ' j l
Epistylis digitalis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 41. 1831. p. 96.
Aufenthalt: Bei Nürnberg!, Copenhagen!, Landshut, Paris?, Danzig? und Berlin! beobachtet.
Diese sehr ausgezeichnete Art lebt auf Cyclops quadricomis , dem Wasser floh, im Sumpfwasser bei Berlin häufig, und
ist durch ihren geringelten Stiel nur mit E. nutans verwandt, welche auf Wasserpflanzen lebt. Sie überzieht den Cyclops zuweilen
ganz, doch scheint sie nicht für ihn tödtlich zu seyn. In ihren Bäumchen nistet, wie ein Vogel im Pflanzenstrauche, die Notommata
Petromyzon, ein grosses Rädert hier, welches seine Eier, die grösser sind als die erwachsene Epistylis, an deren Zweige heftet
und die Thiere vom eigenen Baume frisst. Oft sind die Sträucher sehr dicht und stark verästet, man findet sie aber in allen Ent-
wickelungsstufen neben einander, oft auch einfach auf sehr kurzen Stielen. Der Spalt im Vordertheil, welchen die früheren Beobach-
ter hervorhoben, ist nur der Mund bei der Seitenansicht. Obwohl ich früher im Zweifel war, ob es nicht doch wimperlose Formen
gebe, die in die Gattung Digitalina passen, so bin ich doch jetzt überzeugt, dass der Character jener Gattung nur auf Mangel an
384
Beobachtung beruht Die Gattung Cawvpanella ist in Carchesium und Epistylis zerlegt. Ledermüller's Figur ist wahrschein-
lich nur eine freie Copie von Rösejl, und mit Unrecht von Bort zur besondern Art erhoben. Nach Müller (8. Novemb. 1784)
sollen zuweilen mehr als 2 Köpfe auf einem Stiele sitzen (?). Schrank fand sie bei Landshut auch an den Stratiomys-Tuürven
und an Ceratophyllum% verwechselte aber vielleicht andere Arten. — Farbestoff wurde leicht aufgenommen , und ich zählte bis 15
ziemlich grosse Magenzellen. Die Sexualorgane sind noch nicht direct erkannt, obwohl es nur an Aufmerksamkeit dafür fehlen mochte.
Selbsttheilung und Ablösen der Körper sind beobachtet. Ich zählte früher die auf Tafel LXIII. Fig. III. und Tafel LXIV. Fig. I.
abgebildeten, auf Brachionen sitzenden, Formen hierher, doch bin ich jetzt geneigter, sie für eine neue Art von Carchesium zu
halten, welches ich in diesen Tagen erst auf Cyclops quadricomis recht schön entwickelt fand (s. C. pygmaeum im Anhang zur
Familie). — Körpergrösse V24 — V20 Linie; Bäumchen bis % Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXVIII. Fig. IY.
Fig. 1. ein stark verzweigtes Bäumchen; Fig. 2. Krallenform, beide mit Indigo genährt; Fig. 3. junge einfache Thierchen. Vergrösserung 300mal
im Durchmesser.
Auf Tafel L. Fig. VII. ist das Eierlegen der Notommata in diese Sträucher dargestellt.
403. ISpistyMs? nutans9 nickendes Säulenglöcfeclien. Tafel xxix. Fig. I.
E. corpore parvo ovato, utrinque attenuato, ore distinctius bilabiato, labiis prominulis, corpore stipiteque annulatis,
fruticulosa.
Epistylide flechissante^ a corps petit ovale , aminci aucc deute bouts^ ayant Ja houche h deueo
levres tres - distinetes et saillantes et le corps , ainsi que iout le pedicule rameua}, anmde.
Epistylis nutans, Abliandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 96.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich entdeckte diese Art am 17. Aug. 1831 auf Wasserpflanzen bei Berlin, und beobachtete sie sehr zahlreich wieder am
11. Juni 1832 auf Myriophyttum und am 30. Januar 1835 auf Hottonia palustris unterm Eise. Vor wenig Tagen, am 7. Sept.
1837, fand ich sie wieder mit Carchesium polypinum und Fort. nebuUfera auf Ceratophrßlum. Diese Form hat viele, von den
andern stark abweichende, Eigentümlichkeiten im Baue ihres Organismus. Ihre Stirn ist beweglich, wie bei Opercularia^ kann aus-
und eingestülpt werden, ohne jedoch hinten sich in die Höhe zu heben, und ohne sichtbaren stielartigen Längsmuskel. Sie ist eine of-
fenbare Oberlippe, welcher eine eben so grosse ausstülpbare Unterlippe entspricht, und zwischen beiden kann das Thier eine Blase her-
vorschieben, wie (si parva licet co?nponere magnis) ein Kameel sein Gaumensegel. Die ganze Stirn kann eingezogen werden. Ue-
berdiess sind im ersten Magen (Schlundkopfe?) 3 — 4 bewegliche Falten, Wimpern oder vielleicht Zähne. Endlich hat es keine band-
artige männliche Sexualdriise, sondern eine fast kugelartige eiförmige. Es hat, wie Müller' s Vortic. inclinans, überdiess die son-
derbare Eigentümlichkeit, bei der Contraction des Körpers sich krumm zu biegen und mit dem starren Stiele einen Haken zu bilden.
Der Körper ist auch in der grössten Ausdehnung birnförmig, fast spindelartig, hat sehr feine gekörnte Ringe, mehr als 20 Magenzel-
len und eine sehr deutliche runde contractile Sexualblase. Eier liessen sich nicht unterscheiden. Ich sah Selbsttheilung und Knospen-
bildung. Vielleicht steht diese Art richtiger bei Opercularia, oder verlangt einst eine besondere Gattung. — Körpergrösse bis y36
Linie; Bäumchen V2 — % Linie, meist sehr schön dichotomisch.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXIX. Fig. I.
Fig. 1. ein grösseres ganzes Bäumchen mit Carmin genährt. Fig. 2. ein kleineres mit Indigo genährt, in der dritten Theilung begriffen, bei x eine
Knospe, die sich dann ablöst und frei wird, bei ° ein verlassener Stiel. Fig. 3. ist dasselbe in der Contraction; alle 300mal vergrössert. Fig. 4—9.
sind Thiere in allmälig abnehmender Ausdehnung. In gleicher Folge ist bei den 3 ersten die männliche Sexualblase abnehmend. Fig. 6. hat in der
Mitte noch 4 grosse innere Borsten, wahrscheinlich um bald als Krallenform aufzutreten; alle haben die grosse rundliche Drüse und die 3 — 4 Magen-
oder Schlund -Wimpern. Sonach wäre von da bis zur Lippe die Rachen- oder Mundhöhle. Fig. 7. mit warzenartigem Vordertheil und ausgedehnter
Sexualblase. Fig. 8. bei der Contraction über den Stiel gestülpt, was selten geschieht; bei s die Sexualblase, bei t die männliche Drüse. Fig. 9.
hakenartig umgebogen.
404. XJpistylis Botrytis, Sotrytis-Säulen^lockclieii. Tafel XXVII. Fig. IV.
E. corpore minimo ovato albo, fronte ciliis coronata, cörpusculis in stipite hyalino simplici acervatis capitulifonnibus.
Epistylide JSotrytide9 a corps trbs-petit ovale^ blanc^ ayant le front couronne de eils et les corr
puscules evi grappe serree sur tin pedicule hyalin simple.
Vorticella iwers, Schrank? Fauna boica, III. 2. p. 127. 1803,
Anthophysis solitaria, Bort de St. Vincent? Encyciopedie method. 1824.
Epistylis Botrytis, Abliandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 95.
Aufenthalt: Bei Berlin und vielleicht bei Landshut und Paris.
Ich beobachtete diese sehr kleine und niedliche Art am 15. Aug. 1831 an Ceratophyllum , sah sie aber nie an todten Cy-
clops- Leibern, wo Schrank eine ähnliche Art fand. Boinrs vielleicht gleiche Form, die er aber von den Infusorien ausschliesst
und in faulem Wasser fand, war mir unbekannt, als ich den Namen gab; der erste Name wäre E. iners. Gruithuisen hat 1812
auch unter dem Namen Traubenthierchen in seinen Beiträgen z. Pkysiognosie Taf. II. Fig. 18 — 22. eine Form abgebildet, die
man hierher ziehen könnte, allein ich halte sie für eine Uvella mit zufälligem Anhange. Die Körperchen sind um Vs grösser als die
der folgenden Art, und ich glaubte mich durch Indigo völlig zu überzeugen, dass sie einen Wimperkranz führten. Ich zählte 2 — 10
Thierchen auf einem Stiele, und der Stiel schien auch oben nicht verzweigt zu seyn. Diese Bildung hat mich veranlasst, die einfach
gestielten starren Vorticellen nicht von Epistylis so abzusondern, wie die einfachen schnellenden von Carchesium abgesondert sind,
da diess eine Mittelform ist, die einen physiologischen Uebergang bildet. Bei der folgenden Art findet dasselbe statt. Will man hier
trennen, so muss man sogleich nutzlos 3 Gattungen aus der einen machen. Die Körperchen lösten sich ab und liessen den leeren Stiel
zuletzt übrig. Dunkle Punkte im Innern mochten mit Farbe erfüllte Magen seyn. Die Kleinheit erlaubte damals keine schärfere Auf-
885
fassung, und neuerlich ist sie nicht wieder vorgekommen. — Grösse des Körpers bis V200 Linie , des Bäumchens V20 Linie. Form der
Sehiinmelgattung Botrytis. — ■ Die Jungen der grösseren Arten mögen oft dieser ähnlich seyn.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXVII. Fig. IV.
Es sind 3 Bäumchen bei 300maliger Vergrösseruug des Dnrchmessers dargestellt.
405. Epistylis? vegetans, pflanzenartlges Säiilenglöcfcclieii. Tafel XXVII. Fig. V.
E. corpore minimo ovato, aJbo, fronte ciliis (?) coronata, corpusculis in pediculo flavicante ramoso acervatis, capitatis.
Epistylide vegetante, a corps tres-petit ovale, blanc, ayant le front couronne de cils (?) et les cor-
puscules en grappe serree sar un pedicule jaune et souvent rameux;.
Volvox vegetans, Müller, Animalc. infus. 1786. p. 22. Tafel III. Fig. 22—25.
Volvox Splxaerula, Schrank, Oberdeutsche Beiträge, 1787. p. 141. Taf. 2. Fig. F. Briefe an Nau, 1802. Taf. I. Fig. 12.?
Conferva divergens, Roth? Catalecta botan. III. p. 180. 1801. nach Bory.
Vorticella Volvox, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 125. 1803*
Anlhophysis Müllen, 1 ßoRT D£ gT# VlNCENTj Dict. class. l822. Encycloped. meth. 1824.
— dichotoma, i
Epistylis vegetans, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 95.
Aufenthalt: Bei Copenhagen, Landshut, Lüttich, Berlin!.
Müller beobachtete diese Form im November 1779 und 1780 im Flusswasser bei Copenhagen, ausfuhrlich beschrieben sie
dann Schrank aus Baiern und Bory aus Belgien. Wahrscheinlich ist diese Form manchem neueren Beobachter vorgekommen, wel-
cher das Lebendigwerden der Atome der Pflanzenfaser direct zu sehen gemeint, denn das plötzliche Umdrehen und rasche Fortschwim-
men dieser kleinen, erst festsitzenden, dann den Monaden ganz ähnlichen, Körper ist allerdings überraschend. Wer aber viele Yorticellen
beobachtet hat, dem ist es keine neue täuschende Erscheinung. Schrank fand sie an Schneckenauswurf, Bory im Herbst in den belgi-
schen Canälen und überwinterte sie. Er theilte sie in eine kleinere und grössere Art, die ich. aber für nicht verschieden halte, da ich
auch verschiedene Grössen sah. Ob, wie Bory aus Original -Exemplaren auf Glimmer erkannte, Roth's Conferva divergens die
leeren Stiele dieser Art sind, bleibt zu beachten. Bei Berlin fand ich sie auf Ceratophyllum zuweilen sehr häufig, besonders am
15. Aug. 1831. Färbte ich das Wasser mit Indigo, so entstanden an allen Köpfchen starke Strömungen, und es liess sich ein Wir-
belorgan an jedem einzelnen Körperchen erkennen. Ob aber diess Organ ein Wimperkranz oder ein einfacher Rüssel war, blieb zwei-
felhaft. Auffallend war, dass sich hinter allen Köpfchen dicke Farbe äusserlich anhäufte. Auch in den kleinen Körpern schienen dunkle
Pünktchen, gefüllte Magen, zu entstehen. Oft lösten sich einzelne Thierchen, nie aber ganze Röschen ab, welches letztere Müller
und Bory behaupten. Sollte das Wirbelorgan ein einfacher Rüssel seyn, so würde die Form an Uvella und die Monaden anzu-
schliessen seyn und dort eine besondere Gattung und Abtheilung bilden; allein die nahe Verwandtschaft der vorigen, wo die Wimpern
mehrfach erschienen, lässt mich daran zweifeln.— Körpergrösse bis V2S8 Linie; Stiel doppelt so dick als ein einzelner Körper; Bäum-
chen bis V12 Linie. — Vielleicht beschrieb schon Leeuwenhoek 1695 diese Art (Arcan. Not. Contin. Epist. 96. p. 34.).
Erklärung der Abbildungen Taf. XXYIX. Fig. V.
Es ist eine Gruppe verschiedener Formen bei 300maliger Vergrösserung des Durchmessers.
406. Epistylis f parasitica, schmarotzendes Säulenglöckclien. Tafel XXVII. Fig. VI.
E. corpore parvo conico-campanulato, solitario, pedicello simplici, laevi.
Epistylide Parasite, a corps petit, conique, campanule, solitaire, ayant le pedicule simple lisse.
Vorticella parasitica, Hemprich u. Ehrenber&, Symbolae physicae. Evertebrata I. Phytozoa, Tab, III. Fig. 10. 1828. Abhandl. d.
Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 18.
Epistylis parasitica, Symbolae physicae, Text 1831. Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 95.
Aufenthalt: Bei Sues im rothen Meere.
Ich sammelte diese Form auf meiner afrikanischen Reise mit Dr. Hemprich bei Sues an Zoobotryon pellucidus, einer
Halcyonellen-Form des rothen Meeres, welche man bisher als Valonia unter den Algen verzeichnet hat. Ich habe an den in Wein-
geist aufbewahrten Exemplaren des letzteren noch einige Specimina wiedergefunden und danach die auf der Reise entworfene Abbildung,
welche in den Symbolis gegeben ist, ergänzt. Die Form ähnelt sehr einem Gomphonema, allein die faltigen biegsamen Körper spre-
chen dagegen. — Körperlänge V48 Linie; ganze Länge x/io — 1k Linie. (Vergl. Vortic. Physaliae im Nachtrag.)
Erklärung der Abbildungen Taf. XXVII. Fig. VI.
Es sind 6 Exemplare in verschiedener Form bei 300maliger Linearvergrösserung dargestellt.
40*. Epistylis arabica, arabisches SänlenglöcRclien. Tafel XXVII. Fig. VII.
E. corpore parvo ovato - campanulato , hyalino, pedicello parce ramoso laevi hyalino.
Epistylide arabique, a corps petit, ovale, campanule, blanc, ayant le pedicule peu rameua, hsse
et hyalin.
Vorticella arabica, Hemprich u. Ehrenberg, Symbolae physicae. Evertebrata I. Phytozoa. Tab. III. Fig. 9. 1828. Abhandl. der
Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 18. ...
Epistylis arahkay Symbolae physicae, Text 1831. Fol. c. /?. 2. Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 95.
Aufenthalt: Bei Tor im rothen Meere.
Ich beobachtete diese Form im December 1823 an den Analborsten der Serpula sanguinea, eines Ringel wurme s des
rothen Meeres. Folgendes habe ich damals im Tagebuche lateinisch niedergeschrieben: „Ich sah 2, 3, nie über 5 Thierchen baum-
artig vereinigt. Alle Theile waren farblos {Iiyalinae), im Körper war ein netzartiges Gewebe. Der obere Rand war mit sehr zarten
»2
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wirbelnden Wimpern ausgezeichnet. Sonst sah ich keine Bewegung, ausser etwa zuweilen ein zweifelhaftes Schwanken des ganzen Bäum-
chens. Grösse des Bäumchens Vi 2 Linie. « Nach der entworfenen Zeichnung betrug das Köpfchen lU bis V3 des Ganzen, also V48
— Vso Linie, und die Magenzellen sind deutlich angezeigt.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXVII. Fig. VII.
Es sind nach den in Tor gefertigten Zeichnungen 2 Bäumchen bei 80maliger Vergrösserung dargestellt. (Vergl. Epistylis Anastatica^
Nachtrag zur Gattung Epistylis.
Ausser den hier verzeichneten 12 Arten sind vielleicht noch 4 — 5 schon beobachtet, welche mir nicht anschaulich wurden.
Schon 1703 zeichnete Leeuwenhoek eine büschelartige Form mit einfachen Stielen auf Lemna, die man freilich für eine schnellende
Vorticella nebulifera zu halten sehr eingeladen wird, deren Bewegung er aber nicht angezeigt hat. Von Rösel's Abbildungen sind
die meisten unter den hier verzeichneten, von mir beobachteten, Arten wohl ziemlich sicher untergebracht, aber die Vorticella berbe-
rina Taf. 99. nicht erwähnt. Sie könnte eine besondere, sich durch nach oben erweiternde Stiele auszeichnende, auf Wasserkäfern
lebende, Art der Gattung Epistylis seyn. Allein seit ich die Opercularia beobachtet habe, bei welcher Rösel auch den Stiel irrig
nach vorn erweitert gezeichnet hat, möchte ich diesen Character der Zeichnung dem Thiere mit Sicherheit um so weniger beilegen, als
es physiologisch nicht wohl erklärlich ist, wie eine solche Bildung des Stieles nicht knotenartige Erweiterungen an den Theilungsstellen
bedingte, die doch Rösel nicht gezeichnet hat. Ich halte demnach die Auffassung nicht für gelungen und bemerke nur, dass vorzugs-
weise aus dieser Form Goldfüss seine Gattung Campanella gebildet, und dass Bort sie als Dendrella berberina und auch als
Digitalina simplem bezeichnet. Muller's Vorticella inclinans^ limacina, fra&inina und crataegaria, besonders letztere,
könnten junge oder selbstständige Arten seyn, auch Schrank's V. acinosa der Waffenfliegen-Larve, die ich oft immer umsonst
gesucht, ist weiter zu vergleichen, und endlich ist die von Jürine (Histoire des Monocles 1820) auf Cyclops Castor beobachtete
langeylindrische, vielleicht zu E. digitalis gehörige, Form, und die von v. Olfers an den Knoten der Senkfäden bei Physalia Are-
thusa beobachtete Vorticelle (Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1831. p. 171, 184. Taf- II. Fig. 8.) hier zu vergleichen, denn letz-
tere^ war wohl, weil sie sich in Weingeist erhält, keine contractile Art (vergl. E. parasitica). Der Brachionus cernuus von Pal-
jlas 1774 war keine Vorticelle, vielleicht eine Sertularia oder Clytia. In Baker's Strausspolypen (Clustering Polypes) finde
ich das Carchesium polypinum mit grösseren Thieren, das Zoothamnium mit kleineren Thieren, und eine dritte unklare Form,
welche Müller Vorticella tuberosa nennt, die aber nicht Acineta tuberosa , sondern eine wirbelnde Form war. Ob diese eine
Epistylis gewesen, bleibt zweifelhaft, er erwähnt nichts von der Starrheit des Stieles, spricht aber kurz zuvor vom Zusainmenschnel-
len der andern. Bory, welcher diese 1824 Volverella astoma nennt und ganz wie eine Epistylis beschreibt, will sie in Ostpreussen,
bei Marienwerder und bei Brüssel gesehen haben, verwechselte aber ohne Zweifel eine wahre Epistylis mit der ihm vielleicht auch vor-
gekommenen Acineta des Salzwassers, wie er auch aus Bakers Zoothamnium seine starre Dendrella Balceri bildet, während Ba-
ker das Zusammenschnellen des Stieles ausdrücklich anzeigt. Nach meiner dringenden Vermuthung ist sogar Rösel s Deckel polyp
und Berberspolyp ein und derselbe Körper. — Da die 7, zu Epistylis vorzugsweise gehörigen, Gattungen: Anthophysis (Dict.
classiq. 1822.), Dendrella , Digitalina, Mespilina, Myrtilina und Volverella von Bory {Encycloped. meth. 1824.), und die
Gattung Campanella von Goldfüss (Handb. d. Zoologie, I. 1820.) nicht aufgenommen werden konnten, so folgt hier die lieber-
sicht ihrer Synonyme: I. Anthophysis: 1) A. dichotoma (1822) = Epistylis vegetans; 2) A. Mülleri (1822) = E. ve-
getans; 3) A. solitaria (1824) = E. Botrytis?, Uvella? . IL Campanella: 4) C berberina (1820) = Opercularia ar-
ticulata? ; 5) C. umbellaria (1820) = E. ßavicans. III. Dendrella: 6) D. Baker i (1824) = Zoothamnium Arbuscula? ;
7) D. berberina (1824) = Opercularia artic; 8) D. geminella (1824) = Gomphonema truncatum; 9) D. Lyngbyi (1824)
= Gomphonema truncatum; 10) D. Mougeotii (1824) = Gomph. olivaceum; 11) D. Mülleri (1824) = Zoothamnium Ar-
buscula? ; 12) D. styllarioides (1824) = Gomph. truncat. IV. Digitalina: 13) D. anastatica (1824) = Epistylis
Anast.; 14) D. Roeselii (1824) = Epist. Digitalis; 15) D. simplem (1824) = Epist. Anastat J . V. Mespilina: 16)
M. [umbellata] (1824. p. 245.) = Epist. ßavicans?. VI. Myrtilina: 17) M. crataegaria (1824) = Epist. Anastat.
jung?; E. n* spJ; 18) M. fraxinina (1824) [fra&inea: Dict. classic/. 1826.] = Epistylis?; 19) M. limacina (1824) =
Epistylis? jung, Carchesium pygmaeum? . VII. V olverella: 20) V. astoma (1824) = Epistylis Anastat.? und Acineta
tuberosa? . — Die Bäumchen der Epistylis lassen sich auf Glimmer gut aufbewahren, und ich besitze die meisten Arten in meiner
Sammlung.
DREIUNDNEUNZIGSTE GATTUNG: SCHIRMGLÖCKCHEN.
Opercularia. Operculaire.
CHARACTER: Animal e familia Vorticellinorum, pedicellimi rigidum spontanea imperfecta divisione ra-
mosuin excernens, corpusculis pedicellatis disshnilibus, plurimis bilabiatis, labio superiore ob
musculum fuleientem umbraculiformi. ( = Epistylis corpusculis dissimilibus.)
CARACTERE: Animal de la famille des Vorticellines, poussantun pedicule raide et rameux par
la division spontanee imparfaite, ayant les corpuscules pedicules de differentes
formes, la plüpart a deux levres, dont la superieure, portee par un muscle, est en
forme de parasol. ( = Epistylide h corpuscules de differenle formet)
— 2$%
Die Gattung der Schirmglöckchen ist in der Familie der Gloekenthierchen durch Ausscheiden ei-
nes starren, in Folge unvollkommener Selbsttheilung baumartigen, Stieles characterisirt, dessen gestielte
Körperchen verschiedene Formen haben, wovon aber die Mehrzahl zweilippig ist mit einer schirmartig von
einem Muskelstiel getragenen Oberlippe. Es sind Säulengiöckchen mit doppelgestaltigen Körpern.
Die Gattung Opercularia bildete Oken 1815 und gab ihr den Namen Tickel. Goldfüss gab 1820
den Namen Opercularia articulata. Es scheint nur Eine Art der Gattung bisher beobachtet zu seyn, ob-
wohl die Darstellung sich auf 2 vertheilen liesse. Die erste Entdeckung dieser Form machte Frisch 1730
in Berlin j indem er an dem grossen schwarzen Wasserkäfer, Hydrophilus piceus, immer im Frühjahr
einen zähen weissen Schimmel bemerkte und beschrieb. Arderon fand sie nach Baker wohl 1745, und
dessen, den deckelartigen Fangapparat bewundernde, detaillirte Beschreibung wurde bald darauf von Rösel
1755 nach neuen Beobachtungen mit musterhaften Zeichnungen vermehrt und übertroffen. Rösel scheint
dasselbe Thierchen im contrahirten Zustande als berbersbeerförmigen Afterpolypen noch einmal be-
schrieben zu haben. Linne nannte es 1758 Hydra opercularia , Pallas 1766 Brachionus operculalus
und Linne 1767 Vorticella opercularia. Müller hat es nicht gesehen and' nicht in sein System aufge-
nommen. Eichborn beobachtete es bei Danzig wieder 1775, und Schrank bis 1803 bei Landshut. Nach-
dem Oken und Goldfüss es schon in besonderer Gattung abgegrenzt hatten, gab Bory de St. Vincent 1824
den andern Gattungsnamen Operculina und theilte die Form in 2 Arten nach den vorhandenen Abbildungen.
Erst 1835 wurde sie von mir in den Abhandl. d. Berl. Akad. als besondere Gattung aufgenommen. — Die
Organisation ist seit 1835 ziemlich ausreichend ermittelt. Der Bewegungsorganismus besteht, ausser dem
Wimperkranze der Stirn, in einem tief in den Körper hinabreichenden Längsmuskel, welcher die Stirnebene
nach Art einer Oberlippe in die Höhe schieben und herabziehen kann. Dabei wird im Heraufschieben der
Mund weit aufgesperrt. — Der Ernährungsorganismus ist überraschend deutlich und eigenthümlick. Bei In-
digonahrung sieht man das Erfüllen vieler runder Magenzellen in Gürtelform durch den einfachen seitlichen
grossen Mund neben der Stirn, einen deutlichen Darmkanal, der wieder zum Munde umbiegt, wo das Un-
verdaute auch ausgeworfen wird. — Der Sexualorganismus ist als hermaphroditisch in beiden Theilen er-
kannt. Ein Eierstock liegt im hintern Körper als Körnermasse. Die männliche Drüse ist nicht bandartig,
sondern kugelförmig?, und eine contractile runde Blase vorhanden, üeberdiess ist Selbsttheilung und freie
Ablösung der Körper vom Stiele zu beobachten. Sehr überraschend aber ist, dass es unter den gewöhnli-
chen Körpern immer, besonders in den Achseln der Zweige, einzelne sehr viel grössere giebt, und dass noch
grössere eiartige, 4- bis 5mal die übrigen übertreffende, mit an der Spitze verdickten Haaren besetzte Kör-
per dasind, die nur eine kleine runde, nicht wirbelnde, Oeffnung haben. Letzteres könnten parasitische
fremde Körper seyn, ersteres nicht, und die Analogie der folgenden Gattung nöthigt auch hier zur Berück-
sichtigung dieser Bildung. Gefässe und Nerven sind noch nicht beobachtet.
Die geographische Verbreitung der Gattung und einzigen Art ist bei Berlin, in England, bei Nürn-
berg, bei Danzig, bei Landshut und vielleicht bei Paris beobachtet.
408. Opercularia articulata, gegliedertes Scnirmglöckclieii.
O. arbusculis 2 — 3 linearibus, albis, dichotomis.
Operculaire articulee, a forme <T arbrisseau de 2 — 3 lignes de hauteur, blanc et dichotome.
Schimmel auf dem grossen sclnvarzen Wasserkäfer, Frisch, Beschreib, von allerlei Insecten Deutschlands, bis 1738. Heft IV. p. 32.
Ciustcring Polypes, Arderon bei Baker, Employment of the microsc. p. 351. Tab. XIII. Fig. 13, 14. 1752. Deutsch p. 442.
Der Afterpolyp mit dem Deckel, Rösel, Insectenbelustig. III. p. 609. Taf. 98. Fig. 5 — 6. 1755.
Der berbersbeerförmige Afterpolyp, Rösel? ebenda p. 413. Tafel 99.
Hydra opercularia und berberina? , Linke, System a Naturae, editio X. 1758.
Brachionus operculalus und berberiformis? , Pallas, Elenchus Zoophyt. 1766. p. 104!, 103?.
Vorticella opercularia und berberina'?, Linne, Systema Naturae, editio XII. 1767.
Polyp mit der Klappe, Eichhorn, Beiträge z. Naturg. d. kl. Wasserth. p. 85. Taf. VII. Fig. T. U. 1775.
Vorticella opercularia Linnei, Müller, Naturforscher, IX. Eichhorn's Synonyme, p. 214. 1775.
Vorticella opercularia, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 122. 1803.
Opercularia articulata, l
Campanella berberina, \ Goldfüss, Handb. d. Zoologie, I. 1820. p. 71, 72, 73.
Valvularia bilineata, )
Operculina Roeselü und Bakeri, Bort de St. Vincent, Encyclopedie metkodique, Vers. 1824.
Opercularia articulata, (Isis 1834. p. 1201.) Abhandl. d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1835. p. 174.
Auf enthalt: Auf dem Festlande Europa's sehr verbreitet und in England beobachtet.
Erst im Frühjahre 1835 gelang es mir, diese sehr ausgezeichnete Form bei Berlin auch kennen zu lernen. Ich fand sie auf
einem Dyticus marginatus , dessen Hintertheil und Schenkel wie mit Schimmel überzogen schienen. Seitdem habe ich sie am 7. März
1836 auf Hydrophilus piceus und am 10. April 1837 noch unterm späten Eise auf Dyticus marginatus wiedergefunden. Nie sah
ich sie an Wasserpflanzen. Sie nahm sehr leicht Carmin und Indigo auf, und zeigte dabei eine ganz eigenthümliche Vertheilung der
Magenzellen und des Darmkanals im Körper. Es füllten sich nämlich bis 44 kleine Magen an, welche einen Gürtel in der Mitte des
Leibes darstellten, hinter dem die Eiermasse lag und vor dem die contractile Blase, die runde Samendrüse und ein grosser Rachen den
Raum erfüllten. Auch war meist der ganze Verlauf des Darmes durch die Farbe scharf bezeichnet, wie es nur wenig Infusorien er-
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kennen lassen« Da diese Thierchen, wenn sie matt sind, den Deckel nickt liervorscliieben und nicht, oder sehr schwach, wirbeln, so
bin ich, der von Rösel gezeichneten runden Samendrüse wegen, sehr geneigt, die Vorticella berberina der Autoren auf diese Form
mit zu beziehen, zumal da sie gerade so auf dem Dyticus lebt, wie ich sie selbst gefunden habe. Sehr bemerkenswerth ist, dass ich
zuletzt gleichzeitig einen andern Dyt. marg. fand, welcher nur die birnförmigen grossen haarigen Körper in Menge auf dem Hinter-
theile der Flügeldecken trug, deren Entwickelung in Bäumchen ich nicht beobachten konnte. Es schien mir sogar, als wären die ge-
knöpften Haare dieser Körper, welche die früheren Beobachter nicht gesehen haben, einziehbar, und dann könnten diese eine parasiti-
sche Acineta vorstellen. Auch sah ich ein starkes griffeiförmiges Organ nicht fern vom Munde im Innern. (Vergl. Zoothamnium.)
— Der Stiel der Einzelthiere ist nach vorn nicht erweitert, sondern nur der letzte Rand ist etwas breiter, wie ein schmales Mund-
stück, worauf der Körper sitzt. Uebrigens ist der Stiel sehr fein in die Länge gestreift und zeigt an den Gabelstellen eine Queerlinie,
wie Gliederung. Eigenthümlich ist, dass viele Endthiere nicht bloss der Selbsttheilung halber breiter sind, sondern in allen Theilen
grössere Dimensionen haben, besonders sind die Magenzellen auch viel grösser. Wenn ich solche, die mit Carmin gefüttert waren, in.
klares Wasser brachte und ihnen dann unter'm Mikroskope Indigo zuthat> so war der Verlauf des Darmes ganz überraschend zu sehen.
— Baker, Eichhorn und Schrank sahen ihre Thiere auf Conferven, andern Wasserpflanzen oder freischwimmend. Es könnte nö-
tliig scheinen, wie schon Schrank bemerkt, jene, auch der längern Form wegen, abzusondern, allein nach meinen Beobachtungen bin
ich nicht dafür, und Bory will auch die O. Roeselii auf Pflanzen gesellen haben. — Grösse des ausgedehnten Körpers bis V36 Linie,
des Bäumchens 2 — 3 Linien.
Eine Abbildung konnte nicht mehr aufgenommen werden.
VIERUNDNEUNZIGSTE GATTUNG: DOPPELGLÖCKCHEN.
Zootliaiiinium. Zootliamiie.
CHARACTER: Animal e familia Vorticellinorum, pedicellum musculo interno in spiram flexilem et spon-
tanea imperfecta divisione fruticulosum excernens, corpusculis pedicellatis dissimilibus , ore
laterali simplice. ( = Carchesium corpusculis dissimilibus.)
CARACTERE: Animal de la famille des Vorticellines , poussant un pedicule flexible en spirale
par le moyen (Tun muscle inlerne et rameux par la division spontanee impar-
faite, ayant les corpuscules pedicules de differentes formes mais h bouche laterale
simple. ( — Carchese a corpuscules de differente formet)
Die Gattung der Doppelglöckchen zeichnet sich in der Familie der Glockenthierchen durch Aus-
scheidung eines spiralförmig biegsamen 5 mit innerm Muskel versehenen, Stieles aus, welcher durch unvoll-
kommene Selbsttheilung baumartig wird und auf dem verschieden gestaltete Thierkörper leben. Es sind
Gloekenbäumchen mit doppelgestaltigen Körpern.
Die Gattung Zoothamnium bildete Bory de St. Vincent 1824, ohne sie selbst gesehen zu haben,
aus der Vorticella ovifera der Encyclopedie methodique von Bruguieres, in seiner neuen Bearbeitung
desselben Werkes. Um dieselbe Zeit, 1825, beobachtete ich im rothen Meere bei Habessinien eine Vorti-
celline, die ich Zoocladium niveum nannte. Diese beiden Formen machen den jetzigen Stamm der Gat-
tung aus. Die erste Kenntniss solcher Körper hatte nicht, wie Bory, durch einen Schreibfehler bei Modeer
verleitet, wo Spallanzani statt Needham steht, angiebt, Spallanzani bei Brüssel, sondern Trembley im
Haag 1744, welcher sie 1746 als Polypes ä bulbe auch in Needham's nouvelles decouvertes microsc. so
ausführlich und umsichtig beschrieb, dass seine Beobachtungen die grösste Aufmerksamkeit der Physiologen
erregten. Baker scheint sie 1752 als gemeinste Strausspolypen in England gekannt zu haben. Erst
1755 beschrieb sie Dr. Brady aus Brüssel, der Leibarzt des Prinzen von Lothringen, als sensible Pflanze
mit pomeranzenartigen Früchten. Pallas nahm diese Form 1766 als Brachionus Anastalica auf, und
Linne zog jene Beobachtungen, mit der von De Geer, 1767 zu seiner Isis Anastatica, die er dann Vor-
ticella Anastatica nannte. Müller nannte diese Körper seit 1773 Vorticella racemosa, verwechselte
sie aber mit Epistylis Anastatica. Eichhorn beschrieb sie 1775 unter dem Namen der Baum. Den Na-
men Vorticella ovifera, welcher von Linne s gleichnamigem fusslangen Encrinus ganz verschieden ist, gab
Modeer 1790, und von ihm hat ihn Brügüieres entlehnt. Modeer nannte nur Trembley's und Eichhorn's
Thierchen so, dagegen Brady's Bäumchen Vort. racemosa nach Müller. Derselbe letztere Name wurde
von Lamarck 1816 beibehalten. Erst Bory de St. Vincent änderte 1824 den Gattungsnamen, schloss aber
die Form von den Infusorien aus und stellte sie zu seinen Psychodien. Im Jahre 1828 wurde in den $ym-
bolis physicis eine neue Art als Zoocladium der Infusorien abgebildet, und im Text 1831 für die ältere
Art der Name Zoocl Arbuscula nach Eichhorn vorgezogen, der auch in den Abhandl. der Berl. Akad. d.
Wiss. 1831 beibehalten wurde. Hier ist der Name Zoothamnium, weil er der früher gegebene ist, für
die Gattung aufgenommen. — An Organisation ist Folgendes, aber nur an Einer Art, ermittelt. Ein Kranz
von Wimpern um die Stirn bildet das Bewegungssystem des Körpers, und ein besonderer Muskelstrang
28® —
verlauft in allen Zweigen und im Stamme des Stieles. — Als Ernährung sorg ane sind viele runde Magenzel-
len durch Farbenahrung ausser Zweifel gestellt, auch die vereinte Mund- und Auswurfsöffnung direct er-
kannt; der verbindende Ernährung scanal ist nicht anschaulich geworden. — Die Fortpflanzungsorgane, Ge-
wisse und Nerven sind noch nicht sicher ermittelt, aber einfache und mehrfache Selbsttheilung beobachtet,
welcher letzteren eine, dieser und der vorigen Gattung eigen thümliche, Kiiollenbildung- vorangeht.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist in Holland, bei Danzig und bei Berlin sicher, und
wahrscheinlich auch in England, überdiess im südlichen rothen Meere beobachtet.
409. Zoothamnium Ar'hMS€ulm9 $>&iiin&Ftig,e§ DoppelglSckdien« Tafeixxix.Fig.il.
Z. arbusculorum ramis racemoso-umbellatis, animalculis candidis, pedicellis crassitie insignibus.
Zoothamne Arbrisscaii, a rameauw des arbrisseautc en grappe 011 en omhelle, les corpuscules ölancs,
les pedicules tres-gros.
Polype h Bulle, Trembley, Philo s. Trans act. Nr. 484. Vol. XLIV. p. 627. Tab. I. Fig. 7—9. (1744.) 1747.
Clustering Polypes, Baker, Employment of the Microscope, 1752.
Plant indued tvith sensibüity , Brady und Mitchell, Philos. Transact. Vol. XLIX. p. 249. Tab. VII. Fig. 1—6. 1756. (1755.)
Polypes ä hübe, Bonnet, Considerations surles corps organises, 1762. Artik. 201. ist nur nach Trembley.
Brachionus Anastatica, Pallas, Elen eh. Zoophyt. 1766. p. 99.
Vorticella Anastatica, Linne, Systema Naturae_, editio XII. 1767.
Vorticella racemosa, Müller? Vermium fluv. hist. 1773. p. 140.
Der Baum, Eichhorn, Beiträge z. Kenntniss d. kl. Wassert liiere, p. 31. Taf. II. Fig. K. nicht Taf. V. 1775.
Klase-Snurreren, Müller, Act. nov. Havniens. 2. p. 252. Tab. I. Fig. 5. a. b. 1780. Animalc. infus. 1786. p. 330. Tab. XLVI.
Fig. 10 — 11.
Alberetti animali altera spezie, Colombo, Osservaz. microscop. in Giornale della medicina, Venez. 1787. Deutsch p. 41.
Vorticella ovifera und racemosa, Modeer, Ab h an dl. der schwed. Akademie d. Wissens eh. 1790. XI. p. 238. und XII. p. 16.
Zoothamnia ovifera, \ Bqry de St^ yINCENT Encyclopedie methodique, Vers. 1824. Zootliammia, Diel, classiq. 1831. Tab. expl.
Dendrella Mülleri, )
Zoocladium Arhuscula, Hemprich u. Ehrenberg-, Symbolae physicae. Evertebrata I. Phytozoa. Text 1831. Abhandl. der Aka-
demie d. Wissen seh. zu Berlin, 1831. p. 94. Isis 1834. Bory's Synonyme p. 1216.
Aufenthalt: Im Haag, in England, bei Brüssel, bei Danzig, in Italien bei Conegliano und bei Berlin beobachtet.
Das besonders herrliche, einem schönen Fcderbusche ähnliche, Bänmchen zeichnet sich sogleich durch die starken Zweige aus,
hat aber einen wesentlicheren Charactcr vor Carcliesüim in den knollenartigen, hie und da meist in den Gabelungen sitzenden, Ku-
gelt liieren. Die Aeste sind bald rein dichotomisch, bald doldenartig gestellt, und es liegt darin kein Charactcr. Stamm und Aestc
sind hohl und wahrscheinlich mit einem sehr hellen Muskelstrauge erfüllt, den ich nicht speciell erkannte. Die besondern Stiele der
Einzelthierchen sind viel kürzer als bei Carcliesium , und ich sah die Knollen auch schon bei kleinen Bänmchen. Diese letzteren darf
man freilich nicht mit Rädcrthier-Eiern im Carcliesium verwechseln, die man, so wie ganze Räderthiere {Notommata Petro-
myxon, Brachionen u. s. w.) oft in allen baumartigen Vorticellinen findet. Trembley beobachtete schon 1744 (deutsch p. 521.),
dass die knollenartigen Anhänge sich theilten und in 24 Stunden durch Selbsttheilung 110 Thiere entwickelten, welche allmälig von
der Gestalt der übrigen wurden. An den Enden der Zweige blieben immer grössere Thierchen (wie ich es bei Heteropora der Antho-
zoen bemerkt habe). Letzteres konnte ich bei grossen Bäumchen nicht bestätigen, aber ich sah es bei Opercularia. Dass zur
Selbsttheilung eines Einzelthierchens 3/* — 1 Stunde (p. 509.) gehört, habe ich auch selbst öfter erfahren. Wenn Trembley die Knol-
len, den Gallen und Blüthen der Pflanzen gleich, aus den Stielen hervorwachsend angiebt (p. 525.), so habe ich vielmehr beobachtet,
dass es rückständige Einzelthiere sind, die sich nicht rasch forttheilen, wie die übrigen, sondern dafür dicker werden, endlich aber
auch sich ablösen. Ich konnte ihre Entwickelung nicht sehen, bemerkte aber, dass sie immer etwas unterhalb der Dichotomieen an-
sitzen. Das Schwesterthier der Knolle hat sich also alsbald nach der Abtheilung von ihr wiedergetheilt und Enkel entwickelt, wäh-
rend die Knolle (Tante) ohne Selbsttheilung blieb. Wo 2 Knollen hinter einander am Stiele unter Einer Gabelung sind, hat das Schwe-
sterthier sich nur mit Einer Hälfte entwickelt und die Spaltung gehört schon dem Enkelthiere der untersten Knolle an. Auffallend ist,
dass schon Linne seine Fort. Anastatica starr nennt und dabei Bradt citirt, und dass Müller Brady's Abbildung, welche auch
Bruguieres copirte, zu seiner starren Fort, racemosa zieht, deren Selbsttheilung er in Copcnhagen sah, obschon Brady die Bieg-
samkeit ausdrücklich angiebt. Baker's Beobachtung ist nur wegen Kleinheit der Thierchen, deren Wimpern ihm daher unsichtbar
blieben, hierher gebracht. Er hielt wohl die Knollen für parasitische Thiere, oder Unrath. Pallas sah es selbst in Brüssel, und
Eichhorn fand es sammt dem Carcliesium, das er nicht unterschied, in Danzig. Schrank' s Fort, racemosa von Ingolstadt war
Epistylis Anastatica. Bory scheint sie nicht selbst gesehen zu haben. Ich fand sie im Sommer auf Ceratopliyllum bei Berlin,
doch nie häufig. Dass die Bänmchen nicht regelmässig doldenförmig sind, bemerkte schon Trembley, und dass die Knollenthierchen
auch einen Wimperkranz haben, sah schon richtig Mitchell mit Brady. Letzterer erkannte auch die zuweilen vorhandene schüssel-
artige Ausbreitung des Fusses, und vielleicht eine bandartige innere Samendrüse des Körpers nach seiner Fig. 2. Ich habe diese orga-
nischen Verhältnisse theils bestätigt, theils mit neuen Beobachtungen geläutert und vermehrt. Die Resultate sind bei der Gattungscha-
racteristik angegeben. Schon 1831 gelang mir die Indigo aufnähme in bis 22 Magen zu beobachten. Die Doldenform des Bäumchens
entsteht, wenn auf die erste Theilung sehr rasch sich andere folgen und dann die Schnelligkeit der Selbsttheilung abnimmt, während
der Stiel fortwährend ausgeschieden und verlängert wird. Nach einiger Zeit lösen sich alle Thierchen ab, und der kahle besenartige
Stamm welkt und vergeht. — Körpergrosse bis Vsg Linie; Bänmchen bis 3 Linien; Stiel V* der Körperdicke; Stamm bei der Ver-
zweigung doppelt so dick als ein einzelner Körper, nach hinten ablaufend.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXIX. Fig., IL
Fig. 1. ein kleines doldenförmiges Bäumchen, 150mal vergrössert, mit Indigo genährt. Fig. 2. ein 3G0mal vergrössertes Einzelthierchen, bei o der
seitliche Mund. Fig. 3. ein grösseres, nur 8mal im Durchmesser vergrössertes, Bäumchen in seiner Contraction. Fig. 4. dasselbe ausgedehnt.
410. Ztootlmmnium miveum, babessinisclies »oppelglöcfcclieii. Tafel XXIX. Fig. HL
Z. arbusculorum ramis brevibus alternis subverticillatis, animalculis niveis ad ramulorum apices acervatis oblongis, non-
nullis globosis, in trunco sparsis, majoribus.
?3
»90
Zoothamne d* Abyssinie^ a rameaucc des arbrisseaux courts, alternes, presque verticilles, les ani-
malcides blaues,, oblongs, serres au bout des rameau&> quelques uns plus grands, attaches au
tronc, spheriques.
Zoocladium niveum, Hemprich u. Ehrenber&, Symbolae physicae. Evertebrata I. Pliytozoa. Tab. III. Fig. 6. 1828. Text 1831. Ab-
handl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 18. 1831. p. 94.
Aufenthalt: Auf der Insel Massauali der liabessiniselien Küste im rotlien Meere.
Icli fand diese Art im Juli 1825 an Steinen auf der Südseite der Insel Massauali im Meerwasser, welche davon wie mit Schim-
mel überzogen waren. Bei der Berührung zogen sich alle Bäumchen zusammen und verschwanden dem Auge. Da ich sie eine Strecke
in wenig Wasser bei grosser Hitze zu tragen hatte, so entfalteten sie unter dem Mikroskope die Wirbelkränze nicht mehr. Folgendes
schrieb ich damals in mein und Hemprichs Reisejournal in lateinischer Sprache ein: „.Der entfaltete Stamm ist 3 — 5 Linien lang,
nicht selten zweitheilig, farblos, rund mit alternirenden Zweigen. Die unteren Zweige sind oft fadenförmig, nackt, farblos, die oberen
tragen keulenförmige, vorn abgerundete, nicht eingeschnürte, Wärzchen. Diese Wärzchen (Thiere) sind mit einer flüssigen, feinkörni-
gen, weissen, dunkeln Masse erfüllt. Bei ausgedehnten Thieren sah ich in der stumpfen Spitze der Keulen eine Oeffnung. Am Stamme
zwischen den Aesten sassen einzelne Thierchen von grösserer und runder Gestalt, jeder Zweig schloss mit einem Thierchen. Der ganze
Stamm zog sich plötzlich in ein weisses Knötchen zusammen und dehnte sich wieder in eine, dem blossen Auge gut sichtbare, Feder
aus. Die keulenförmigen Thierwärzchen waren dicker als der Stamm und konnten sich einzeln aufrichten, biegen und verschieden be-
wegen, und sie fielen im Sterben (?) vom Stamme ab." — Körpergrössc bis Vis Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXIX, Fig. III.
Die Zeichnungen sind von mir in Massauah gefertigt, Fig. 1. natürliche Grösse auf einem Steinfragmente. Fig. 2. ein 20mal im Durchmesser ver-
grössertes Bäumchen. Fig. 3. dasselbe contrahirt. Fig. 4. verschiedene abgefallene Thierchen 5 lOOmal vergrössert.
Nachtrag zur Familie der Glockenthierchen.
Ein in die Augen fallender, und oft für die frei schwimmenden Einzelthiere zu deren richtigem Beurtheilen führender, Character
aller Thierchen dieser Familie ist eine zuckende Bewegung in ihrem Körper, welche die Folge von überwiegenden Längsmuskeln zu
seyn scheint, da sie sich bei den Räder thieren, wo diese deutlich sichtbar sind, auch findet. Nur bei Epistylis Galea und Vor-
ticella Conv aMaria glaube ich im Hintertheile des Körpers die Längsfasern direct gesehen zu haben. Mit dieser grösseren Reizbar-
keit, die dem Erschrecken ähnliche Erscheinungen bewirkt, stimmt auch die grössere Schnelligkeit in den Bewegungen, welche selbst
die festsitzenden Thierchen in hohem Grade zeigen, sobald sie frei werden.
Man hat neuerlich (Rüd. Wagner) das Ringeln der contrahirten Muskelfasern bei kleinen Thieren geläugnet. Wer den Stiel
des Carchesium genau ansieht, wird daran, selbst bei diesen polygastrischen Infusorien, nicht mehr zweifeln. (S. Euchlanis triquetra^)
Merkwürdig ist bei dieser Familie eine Art von Metamorphose, mit der vielleicht sogar eine Häutung verbunden ist, obschon
ich letzteres nie zu völlig klarer Anschauung erhielt, wie ich es wohl bei Kolpoda Cucullus deutlich sah. Die Metamorphose ist
nicht zu läugnen, aber sie ist dadurch wesentlich verschieden von der bei den Insecten und Krebsen, dass sie für das Individuum ein
wiederkehrender, cyclischer Zustand ist. Die Vorticelle entwickelt einen Stiel, theilt sich (und häutet sich?), entwickelt Rückenwim-
pern, löst sich ab vom Stiele, schweift umher, zieht (nach 2ter Häutung?) die Rückenwimpern wieder ein oder verliert sie, und setzt
sich fest, um wieder einen Stiel auszuscheiden, einen Stammbaum zu bilden und dasselbe unablässig zu wiederholen. Diese Erscheinung
hat offenbar ein hohes physiologisches Interesse. Sie ist ein wiederkehrender Verwandlungskreis, eine Rückkehr in einen früheren
Zustand, dem ähnlich, wenn ein Schmetterling plötzlich seine Flügel und Fühler verlöre und wieder zur Raupe würde, um dann wie-
der Puppe und Schmetterling zu werden, oder wenn ein Greis zum Kinde würde, um seine Laufbahn von Neuem zu beginnen. Es ist
die physiologisch begründete und wirklich hier vorhandene ewige Verjüngung des alternden Individuums durch den einfachen organischen
Process der Selbsttheilung. Millionen Theile sterben, einzelne bleiben. Ich habe diese Verhältnisse nie ohne lebhaftes Interesse betrach-
ten können und nicht absichtlich poetisch ausgeschmückt. Sonach wäre nicht der Baum, sondern die Kerobalanen-Form der entwickelte
Zustand der Vorticellinen. Die Corallenstöcke zeigen nicht dasselbe, nicht die Metamorphose, nicht die cyclische Ablösung.
Die besten Beobachtungen über die so merkwürdige Selbsttheilung und baumartige Monadenstockbildung der Vorticellinen mach-
ten früher Trembjley an Epistylis Anastatica und Zoothamnium Arbuscula, Spallanzani an Vorticella nebulifera und Car-
chesium polypinum, Baker an Carchesium und Zoothamnium, Colombo an Carchesium polypinum, Zoothamnium , Epi-
stylis Anastatica und digitalis. Gleichen an Vorticella Convallaria, Müller an Epistylis Anastatica? (Vort. racemosa),
Gruithuisen an Vort. Convallaria und microstoma (Beiträge zur Physiognosie und Eautognosie, 1812. p. 309. Taf. I. Fig. 16,
17.). Ich habe sie an fast allen hier dargestellten Arten noch viel detaillirter beobachtet und 1830 in den Abhandl. d. Berl. Akad,
bei Vort. Convallaria sammt allen Verwandlungen umständlich abgebildet.
Es sind dieser Familie ausser den hier verzeichneten 8 Gattungen noch 25 Gattungsnamen zuertheilt worden, welche hier aus-
geschieden und auf folgende Synonyme bezogen sind: 1) Anthophysis Bory siehe Epistylis; 2) Campanella Goldfuss s. Episty-
lis; 3) Convallarina B. s. Vorticella; 4) Craspedarium Hill s. Vorticella; 5) Cr uterina B. s. Vorticella; 6) Dendrella
B. s. Epistylis; 7) Diceratella cornuta B. = Vortic. chlorostigma? ; 8) Digitalina B. s. Epistylis; 9) Ecclissa Modeer
s. Vorticella; 10) Kerobalana B. s. Vorticella; 11) Lin%a Schrank s. Stentor; 12) Macrocercus Hill s. Vorticella; 13)
Mespilina B. s. Epistylis; 14) Myrtilina B. s. Epistylis; 15) Nummulella Carus s. Trichodina; 16) Operculina B. s.
Opercularia; 17) Ophrydia B. s. Ophrydium; 18) Rinella B. s. Vorticella; 19) Stentorina B. s. Stentor; 20) Tubaria
Thienemann s. Stentor; 21) TurbmellaB. s. Urocentrum; 22) Urceolaria Lamarck s. Vorticella; 23) Valvularia Gold-
füss s. Opercidaria; 24) Volverella B. s. Epistylis; 25) Zoocladium s. Zoothamnium. — Bory's Gattungen sind in die 8
Familien der Arthrodiees, Vorticellaires , Bursariees, Cercariees, Urodiees, My statines, Urceolariees und Trichodiees ver-
teilt, von denen die ersten 2 in das Psychodien- Reich, die übrigen in das Thier-Reich gestellt sind.
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Es ist ferner noch einer neuen Art von Carcheshim zu erwähnen, welche sich in diesen letzten Tagen ausser Zweifel ge-
stellt hat und die auch schon von früheren Beobachtern gekannt zu seyn scheint. Ich nenne sie C. pygmaeum. Sie lebt auf Daph-
nien, Cyclops^ an den Kiemen der Ephemeren-Larven und an Brachionen. Sie ist sehr klein, ihr birnförmiger Körper über-
steigt nicht Voe Linie, ihr Stiel ist selten 3- bis 4raal so lang. Ihre Bäumchen sind oft 1- bis 3köpfig, selten 4 — 5köp%. Auf
Tafel LXIII. Fig. III. und LXIV. Fig. I. der Räder tili er che n ist ihre einfache Form dargestellt. Müller- s Vorticella piri-
formis mag wohl dieselbe Form gewesen scyn, auch könnte V. globularia dahin gehören, beide aber nur als die einfache Jugend-
form. Ich hielt sie bisher für die junge Epistylis Anastatica.
Bei baumartigen Vorticellen habe ich neuerlich besonders häufig junge an alten beobachtet und bei Carchesium polypinum
es so auffallend gesehen, dass sich Müller's Täuschung mit dem Wiederausschlagen leerer Aeste, was er bei V. racemosa p. 331.
angiebt, wohl erklären lässt. Auch sah ich neuerlich im Sept. 1837 besonders häufig Eier der Notommata Petromy%on in Carche-
£^/fc-Bäumchen sammt der Mutter sitzen. Sonst sah ich sie öfter in den Epistylis- Bäumchen. Diese muss man nicht für Zoo-
thamnien-Thiere halten. Dass sich die abgelösten Thierkörper nach einiger Zeit wieder an die leeren Zweige setzten, ist nur ein selt-
ner Zufall bei einzelnen (s. Müller, p. 330.). Leeüwenhoek's Beobachtung eines baumartigen Thierchens 1695 und dessen Ent-
wickelung aus Knötchen gehört schwerlich zu Zoothamnium, wohin es Müller p. 326. zieht. (Vergl. Epistylis vegetans und Uvella.)
Wenn die Theilung der Vorticellen, welche nach Trembley's und meinen Beobachtungen 3/4 — 1 Stunde Zeit bedarf, re-
gelmässig fortginge, so würden in weniger als 10 Stunden aus einem Thierchen 1000, in 20 Stunden eine Million und in 24 Stunden
16,776816. Man sieht nun wohl bei einzelnen in 3 Stunden 8, auch, jedoch seltener, in 6 Stunden 64 entstehen, allein es treten
gewöhnlich immer längere Zwischenräume und bald völliger Stillstand ein, so dass ich nicht viel über 200, in 24 Stunden aus einem
Carclwsiurn - Thierchen entstehende, Individuen taxire; Tremblet zählte nur 110. Da nun überdiess die Yorticellen viele Eier ha-
ben, so scheint bei ihnen die rascheste Massenentwickelung möglich zu seyn. Dessenungeachtet sieht man diese Formen nie in so er-
staunenswerther Menge, als andere Thierchen, deren Vermehrung langsamer, aber allgemeiner und anhaltender ist (s. Paramecium).
VIERZEHNTE FAMILIE: PANZER - GLOCKENTHIERCHEN.
Opltrydlna. Oplirydines.
CHARACTER: Animalia polygastriea, enterodela (tubo intestinali distincto instructa), oris anique apertu-
ris discretis in fovea communi unica positis (anopisthia), loricata, solitaria aut aggregata.
( = Vorticellina loricata.)
CARACTERE: Animaux polygastriques , solitaires ou agreges, ayant un canal alimentaire
distinct, une bouche et un orifice de Tanus separes, mais reunis dans une meme et
seule fossette, le corps enveloppe (Tune carapace. (= Vorticellines ä carapace.)
In der Familie der Panzer -Glockenthierchen vereinigen sich solche polygastrische Thiere, welche
einen die Magen verbindenden Speisecanal besitzen, Mund- und Auswurfsöffnung gesondert, aber in einer
und derselben Körpergrube beisammen haben, die mit einer besondern Hülle gepanzert sind und einzeln le-
ben oder Monadenstöcke bilden.
Es sind bis jetzt nur 9 bis 11 Arten bekannt, welche hier in 4 Gattungen vertheilt sind: Ophry-
dium mit 1 Art, Tintinnus mit 2, Vaginicola und Cothurnia jede mit 3 — 4 Arten. Gegründet wurde
die Familie 1830 in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. mit den 4 Gattungen Carchesium, Ophrydium,
Vaginicola und Tintinnus. Schon 1831 wurde aber Carchesium zu den panzerlosen Glockenthierchen
gestellt, indem der Fuss als Muskelscheide mit Unrecht für einen Panzer gehalten worden war, dafür aber
die Gattung Cothurnia hinzugefügt. Die ersten Formen kannte schon Leeüwenhoek in der Vaginicola
crystallina 1703. Die Gattung Ophrydium entdeckte vielleicht Linne, sicher Gleditsch 1767 als Pflanze;
Müller nannte sie Vorticella versatilis. Die Gattung Tintinnus beschrieb Müller 1776 zuerst als Tri-
choda inquilinus, und die erste Form der Gattung Cothurnia kannten Müller als Trichoda innata und
Schrank als Tubularia vaga 1776. Schrank nannte 1802 das Ophrydium: Lin%a und bildete 1803 die
Gattung Tintinnus, welche Lamarck 1815 mit seiner Vaginicola verband, neben der er die Gattung Fol-
liculina bildete. Goldfüss zog 1820 die Vort. ingenita zur Gattung Limnias. Bory nannte 1824 die
Lin%a: Ophrydia, und nahm die Gattungen Vaginicola und Folliculina auf, die er sammt einer neuen
Gattung Bakerina (einer Mückenlarve) in die 3 Familien Mystacinae, Thikideae und Rotiferae ver-
teilte. Nach physiologischer Sichtung der Formen und Gründung der Familie 1830 wurde 1831 von mir
die Gattung Cothurnia zugesellt. — Die Organisation ist der der Vorticellen ganz ähnlich. Es sind in
ein gallertiges oder häutiges, nicht feuerbeständiges, Büchschen eingeschlossene, wahre Vorticellen oder
Stentor, welche auch zum Theil Thierstöcke bilden. — Ein Wimperkranz um die Stirn ist ein allen ge-
g93
meinsanaes Bewegungsorgan. Ophrydium zeigt einen zweiten Wimperkranz am Rücken , und Tintinnm
liat einen Schnellmuskel im Fasse. — Die polygastriscken Ernährung sorg ane sind durch Farbenahrung überall
leicht anschaulich geworden, der Darmkanal aber nur bei Ophrydium direct erkannt. — Der Herrn aphro-
ditismus des Geschlechts ist bei Ophrydium mit grünen Eiern, einfacher Samenbiase und bandartiger Drüse
klar ermittelt, bei den übrigen Gattungen sind nur Eikörnchen als weiblicher Theil beobachtet. Es giebt
grüne, gelbliche und weisse Eierchen. Ueberdiess ist bei Vaginicola und Cothurnia Langstheilung des
Körpers ohne den Panzer, bei Ophrydium mit demselben und Queertheilung (?) beobachtet. Nerven und
Gefösse sind wegen Feinheit noch nicht erkannt.
Die geographische Verbreitung der Familie erstreckt sich den jetzigen Beobachtungen nach über ei-
nen grossen Theil von Europa, zwischen Paris, Berlin und Norwegen.
Uebersicht der 4 Gattungen der Panzer-Glockenthierchen:
Monadeiistockbilduug durch unvollkommene Selbsttlieilung des Panzers Ophrydium
Körper im Panzer gestielt ^ schnellend TintinnilS
Einzelthieve ohne Selbsttlieilung des Panzers . \ % l Panzer stiellos • Vaginicola
, oipei s le os j Panzer gestielt Cothurnia
FÜNFUNDNEUNZIGSTE GATTUNG: GALLERTGLÖCKCHEN.
Opbrydiiim. ©pliryde.
CHARAGTER: minimal ex Ophrydinorum familia, lorica gelatinosa, spontanea corporis perfecta, loricae
imperfecta divisione, in globos gelatinosos consociatuni.
CARACTERE: Animal de la famille des Ophrydines, ayant une carapace gelatineuse et sat-
troupant par la division spontanee parfaite du coiys^ mais imparfaite de la cara-
pace en globes gelatineux.
Die Gattung der Gallertglöckchen unterscheidet sich in der Familie der Panzer-Glockenthierchen
durch gallertigen Panzer und kuglige Monadenstockbildung mit Hülfe vollkommener Selbsttlieilung des Kör-
pers, aber unvollkommener des Panzers.
Die Gattung Ophrydium wurde 1830 in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. mit dieser Einen Art
errichtet. Eine Gattung Ophrydia mit ganz andern Characteren und meist aus Vortic eilen- Leibern be-
stehend, hatte Bory 1824 gegründet und bis 1827 auf 6 Arten vermehrt. Die erste Beobachtung dieser
Form machte vielleicht schon Linne 1745, der sie Viva pruniformis des Mälarsees nannte. Gleditsch
beschrieb sie deutlicher 1767 als Kugelpflanze oder Seepflaume, Fucus subglohosus. Dann ist sie vielleicht
von Haller als Conferva globosa und von Weigel und Retziüs wieder als Viva pruniformis , von an-
dern Botanikern als Tremella und Linckia beschrieben worden. Sprengel hat unter dem Namen Cocco-
chloris stagnina 1807 offenbar auch dieses Thierchen als Pflanze beschrieben, später aber eine Ulva so
genannt. Neuere Botaniker haben eine wirkliche Pflanze Nosloc pruniforme genannt, und diese ist von
Lyngbye 1819 abgebildet. Zuletzt hat Agardh 1824 das Thierchen als Pflanze fraglich in der Gattung
Echinella verzeichnet, wenn es nicht noch als Coccochloris und Palmella hy alina hie und da gemeint
worden ist. Den thierischen Gharacter erkannte zuerst Müller (1786), desshalb nannte er den Körper
Vorticella versatilis. Schrank nannte ihn 1802 Lin%a pruniformis , Lamarck 1816 ürceolaria und
Bory 1824, ohne ihn zu kennen, Ophrydia nasuta^ zum Theil auch Raphanella. Seit 1830 ist der
Name Ophrydium versatile angenommen. Die, schon bei den Familien-Characteren angezeigten, organischen
Verhältnisse sind von mir reichlich ermittelt. Besonders wichtig für die äussere Erscheinung ist die Selbst-
tlieilung, wonach jeder Körper sich oft wiederholt so theilt, dass die beiden Theile sich ganz trennen, aber
der zellenartige Panzer nur eine Scheidewand erhält. Sehr schnell bilden sich auf diese Weise Tausende
und Millionen zusammenhängende , gallertige Thierzellen, die faustgrosse Gallertmassen darstellen, welche
ganz einem Nostoc gleichen.
Die geographische Verbreitung ist im mittleren und nördlichen Europa in Landseen, Teichen und
in Gräben beobachtet, worin Chara wächst.
293
411. Ophrydium ver sattle 9 grünes Oallertglockclieii. Tafel XXX. Fig. T.
0. corpusculis elongatis, utrinque attenuatis, laete viridibus, in polypariis subglobosis, glabris, hyalinis, liberis ant
affixis ad pisi pugnive magnitudinem consociatis.
Ophryde versatile, a corpuscules allonges, amincis ante deute bouts^ vivement veris, sociautc dans
des polypiers lisses, globiileucc , hyalin®, libres ou attaches, de la grandeur dun pois ou d'im
poing.
Ulva pruniformis, Linke?, Flora suecica, 1745. Tremella pruniformis? , Syst. Nat. ed. XII. 1767.
Fucus suhßobosus , Kugelpflanze, Seepflaume, Gleditsch! Vermischte Abhandl. 1767. III. y. 1 — 16.
Conferva globosa. Haller? Historia stirp. helvet. n. 2110. 1768.*
Ulva pruniformis, Weigel? Observat. botan. 1772. Tab. II. Fig. 4.* Retzius? Flora scand. prodr. 1779.
Linckia pruniformis, Wiggers? Primit. flor. holsat. 1780.* Schumacher? Enum. plant. Seeland. 1801.*
VorUcella versaWs, Müller! Animalc. Infnsor. 1786. p. 281. Tab. XXXIX. Fig. 14 — 17.
Tremella pruniformis, Roth? Flor, german. III. p. 548. 1788.*
Linza pruniformis, Schrank! Briefe an Nau, 1802. p. 91. Taf. IL Fig. 1 — 12. Fauna boica, III. 2. p. 313. 1803.
Coccochloris stagnina, Sprengel, Jung\s Observat. bot. in Floram halens. 1807. Kützing, Linnea, 1833. p. 380. Tab. III. Fig. 22.
Urceolaria versatilis, Lamarck, Hist. nat. des animaux sans vert. II. 1816.
Echinella? versatilis, Agardh! SystemaAlgarum, p. 16. 1824.
p iryt ta nasu a, \ Bory de St. Vincent! Encycloped. m etil od. Vers. 1824.
Rapnanella urbica, ( l
Ophrydium versatile, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 41. 1831. p. 91. 1835. p. 161, 164. Mittheilu n -
gen der Berl. Gesellsch. naturf. Freunde, 1836. p. 52.
Aufenthalt: In Norwegen bei Dröback, den Seen der Chur- und Neu -Mark, bei Ingolstadt, bei Halle, Berlin und Inowraslaw,
vielleicht auch in Holstein, Dänemark, Pommern und in Schweden im Mälarsee, immer nur im Siisswasser beobachtet.
Ich fand sonst diese, einer grossen lebhaft oder blass grünen Gallertalge mit der Consistenz des Froschlaiches sehr ähnlichen,
Vorticellenstöcke nur im August frei schwimmend im Plötzensee bei Berlin; seit 1835 habe ich sie aber zu allen Jahreszeiten im Tkier-
garten, sogar im December unterm Eise, auch oft an Pflanzen angeheftet gefunden. Ich sah Exemplare, die 4 — 5 Zoll im Durch-
messer hatten, also kopfgross waren, und zuweilen, besonders im Mai 1837, wohl Hunderte von faustgrossen Knollen, die durch in-
nere Gasentwickelung periodisch an die Oberfläche gehoben und vom Winde an den Rand der Gewässer geführt wurden. Eine solche
meist ungleiche, aber glatte Kugel ist von vielen Millionen Thieren gebaut, deren jedes etwa Voe Linie Dicke hat, aber bis Vio Linie
lang ist. In der Fläche einer Quadratlinie haben 9216 Thierchen Raum, auf der Oberfläche einer Cubiklinie 6mal mehr, also 55296,
auf der eines Cubikzolles nahe an 8 Millionen, nämlich 7,962624. Im Wasser bilden alle diese Thierchen eine einfache dicht ge-
drängte Reihe oder Fläche, wie beim Volvozc; bei Erschütterung ziehen sich viele nach innen zwischen die andern, und so entstehen
3 — 5 Reihen. Anfangs scheinen alle Gallertzellen im Centrum durch Fäden verbunden zu seyn, die später verschwinden und die Ku-
gel in der Mitte hohl mit Wasser erfüllt lassen. Gleditsch hat in seiner langen Abhandlung desshalb viel Unrichtiges, weil er die
Form mit der Seepomeranze, dem Halcyonium des Meeres von Imperati, vergleichen zu müssen glaubte, und seine varietas albi-
cans sind wohl die von den Thieren verlassenen weissen Gallerten, in denen sich dann Oscillatorien , Bacillarien und Conferven ansie-
deln. Er fand den Körper in den Seen der Mark bei Trebnitz, und beschrieb ganz irrig weibliche und männliche Fructificationstheile
und Samen. AssENs.und Müller fanden ihn bei Dröback im Sumpfwasser im August. Müller hielt sonderbarerweise, wohl durch
die Aehnlichkeit mit Froschlaich angeregt, die Gallertkugeln für Eierhaufen der kleinen dann freiwerdenden urnenförmigen Thiere und
bildete sich ein, dass diese also unendlich klein gelegt würden, dann aber (wie Froschlaich) anschwöllen, und dass zuletzt auf höchst
eigenthümliche Weise die Eierhaufen unendlich vielmal und selbst die langgestreckten Jungen 2 — 3mal grösser wären, als die Mutterthiere,
zu deren Grösse sie also erst wieder zusammenschrumpfen müssten. Aehnliche Wunderlichkeiten finden sich auch bei Schrank, wel-
cher (p. 100.) die ihre Zellen verlassenden und sich an den Wänden des Glases festsetzenden Thiere irrig mit Bienenschwärmen ver-
glich, die sich neue Häuser bauten, aber eine demokratische Regierungsform ( ! ) hätten. Auch haben sie keine grünen Haare, sondern grüne
Eier. Salpetersäure löste die Masse nicht auf, färbte das Grün rostgelb und gab einige Luftbläschen. Mit Recht vermuthet er, dass
der Kalkgehalt dem Wasser angehören möchte. Ich sah oft kleine Kalkcrystalle an der äusseren Fläche alter, zum Theil leerer, Ku-
geln sitzen, und sah bei Anwendung von Weingeist und Säuren auch nur ein starkes Einschrumpfen und Gelbwerden. Bory hat die
Gallerte für nicht dazu gehörig gehalten, weil er den Körper nicht selbst sah und ihn mit Euglenen verwechselt. Kützing hat
eine Abbildung von Sprengel's Coccochloris 1833 nach trocknen Exemplaren aus dessen Herbarium gegeben. Auch diese Körner
können leicht die Eier der Thierchen seyn. Schon 1830 zählte ich das Thierchen unter den mit Indigo geprüften polygastrischen For-
men auf, und 1835 habe ich auch die männlichen Sexualtheile angezeigt. Selbsttheilung habe ich als Längstheilung oft gesehen und
vermuthe, dass Schrank's Angabe der Queertheilung, die nebenbei auch vorhanden seyn könnte, doch ein Irrthum war. — Grösse
der grünen Einzelthierchen ausgedehnt bis Vio Linie; sie sind eben so lang, als die Zellen und die Dicke der Gallertschicht der Ku-
geln im ausgedehnten Zustande. Contrahirt sind der letzteren Wände oft 3 — 4 Linien dick und beliebig dicker, dann sind aber die
Zellen zwischen und hinter einander geschoben. Die sehr durchsichtigen Ränder der Oeffnungen der Zellen habe ich noch nie direct
sehen können, habe aber oft genug die Thiere lang hervorragen gesehen. — Grösse der Kugeln bis 5 Zoll Durchmesser.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXX. Fig. I.
Fig. 1 — 3. sind Gallertkugeln oder Polypenstöcke verschiedener Grösse im natürlichen Zustande, ohne Vergrösserung. Fig. 3. ist ansitzend. Fig. 4.
ist ein Stück der Oberfläche bei 4maliger Linearvergrösserung. Fig. 5. ist ein Durchschnitt einer contrabirten jungen Kugel. Fig. 6. ist ein Rand-
theil mit seinen Thieren bei lOOmaliger Linearvergrösserung. Fig. 7. ist ein durch ein aufgelegtes Glasblättchen etwas ausgebreiteter Theil dessel-
ben, wobei die eigentlichen Panzergrenzen als Gallertzellen, die Magen und Sexualblase sichtbar werden; links ist ein Thierchen in der Selbsttheilung.
Fig. 8. ist ein wirbelndes ganz ausgestrecktes Thier; t die Sexualdrüse, über welcher zunächst 1 oder 2 contractile Sexualblasen liegen, die übrigen
Blasen sind, zum Theil mit Indigo erfüllte, Magen. Fig. 9. hat die Rückenwimpern hervorgeschoben und die helle Sexualblase in der Mitte. Fig. 10.
ebenso mit eingezogenen Stirnwimpern, contrahirt. Fig. 11. excernirend, mit heller Samenblase. Fig. 12. contrahirt, Hintertheil nach oben (Zii-
nella). Fig. 13. zeigt die Mundöffhung. Fig. 14. ist ganz kugelartig contrahirt. Fig. 15. Krallenform mit Sexualblase. Fig. 16. Knospen-
form?. Fig. 8—- 16. sind 300mal linear vergrössert. Fig. 6 — 16. zeigen grüne Eikürnchen.
?4
294:
Nachtrag zur Gattung Ophrydium.
Von Herrn Landrath v. Wolanski erhielt ich 1832 Zeichnungen dieser Form ans Inowraslaw (Neu-Breslau) im Bezirk
Posen. Wahrscheinlich war auch die grüne Echinetta radiosa von Nees von Esenbeck aus Erlangen (Algen des süssen Wassers
1812) dieser Körper. Bory's 6 Arten der Gattung Ophrydia haben folgende Synonymie: 1) O. clavata (1824) = Trichodina? ,
Fort, nebulif. gemma? ; 2) O. Gyrinus (1824) = Trichodina?, Vorticellae gemma?; 3) O.Lagenulata (1824), Lagenula
(1827) = Vorticellae corpus; 4) O. nasuta (1824) = Ophrydium versatile; 5) O. Trochus (1824) = Trichodina?, Vor-
ticellae gemma?; 6) O. vorticellina (1826) [Essay dune classif. des microsc] = Ophryd. versat.
SECHSUNDNEÜNZIGSTE GATTUNG: KLÖPPELGLÖCKCHEN.
Tintinnus. Itattant.
CHARACTER: Animal e familia Ophrydinorum, solitarium, corpore dividuo, lorica urceolari non dividua,
corpore intra loricam pedicello flexili instructo (pistillum tiutinnabuli referente).
CARACTERE: Animal de la famille des Ophrydines, solitaire, divisant le corps, non la cara-
pace urceolaire, le corps ayant dans l interieur de la carapace un pedicule flexible
(semblable au battant cPune clocliette).
Die Gattung der Klöppelglöckchen ist in der Famiüe der Panzer -Glockenthierchen durch Theil-
barkeit des Körpers, aber Untheilbarkeit des büchsenartigen Panzers, mithin Mangel an Bestockung chara-
cterisirt, und hat einen schnellenden Fuss am Körper innerhalb des Panzers. Der Körper gleicht dem Klöp-
pel in einem Glöckchen.
Die Gattung ist von Schrank 1803 mit 3 Arten gebildet, von denen 2 in andere Gattungen gehö-
ren. Sie sollte sprachrichtiger Tintinnabulum heissen. Die einzige Art entdeckte Müller 1776 und
nannte sie Trichoda inquilinus. Oken nahm 1815 Schrank's Gattung Tintinnus auf, aber Lamarck, un-
bekannt mit diesen Arbeiten, gab 1816 den neuen Namen Vaginicola, unter welchem sie auch Bort 1824
aufgeführt hat. Die jetzige Begrenzung erhielt die Gattung 1830, wo ihr nur eine von Schrank's Arten,
die genannte Trichoda inquilinus Müller's, zuertheilt ward. Eine zweite, neue Art gab ich 1832, wenn
nicht auch diese ein Synonym von Müllers Vorticella vaginala ist. An Organisation sind ein Wimper-
kranz um die Stirn und ein schnellender Stiel für die Bewegung, sich sichtlich anfüllende Magenzellen
sammt einer seitlichen Mund- und zugleich Anal-Oeffnung für die Ernährung, und eine gelbliche Trübung
im Körper als Spur von Eierstock erkannt. Die Selbsttheilung hat Müller beobachtet.
Die geographische Verbreitung der beiden Arten beschränkt sich bis jetzt auf das Wasser der Ostsee.
412. Tintinnus inquilinus, cylindrisclies Klöppelglocfcclien. Tafel XXX. Fig. IL
T. corpore hyalino aut flavicaute, lorica cylindrica, hyalina.
Battant locataire, ä corps hyalin ou jaunäire, la carapace cylindrique, hyaline.
Trichoda inquilinus, Müller, Zoolog, danicae. prodromus, addend. p. 281. 1776. Zool. dan. Icones, Tab. IX. Fig. 2.
Eremit -Spilleren, Dannemark og Norg. Dyr-Historie, I. B. p. 34."
Tintinnus inquilinus, Schrank, Fauna boica III. 2. p. 317. 1803.
Vaginicola inquilina, Lamarck, Hist. nat. d. Anim. sans vert. 1816. II. Bort de St. Vincent, Encycloped. meth. 1824.
Tintinnus inquilinus, Abhandl. der Akad. d. Wissenscli. zu Berlin, 1830. p. 41. 1831. p. 95. 1833. p. 273.
Aufenthalt: Im Seewasser bei Copenhagen und Kiel.
Diese interessante Form ist ausser von Müller und mir nicht beobachtet worden. Ich fand sie 1830 und 1832 in Kieler
Seewasser, welches mir Dr. Michaelis mit Leuchtthiereu sandte, und 1833 beobachtete ich es in Copenhagen selbst im Hafenwasser.
Die letzteren Thierchen schwammen alle frei im Wasser, die ersteren sassen zum Theil an Pflanzenfragmenten fest. Sie nahmen
leicht Indigo auf. Müller sah und zeichnete auch 2 Individuen in Einer Zelle, mithin Selbsttheilung. Die gelbliche Farbe des Kör-
pers der Kopenhagener Form schien mir den Eiern anzugehören. — Körpergrösse ohne den Stiel V48 Linie, mit dem Stiel V20; Pan-
zer V48 Linie. Dicke des Panzer -Cylinders zuweilen kaum 2mal, zuweilen mehr als 3mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXX. Fig. IL
Fig. 1—3. sind Formen aus Kiel, die ich in Berlin nach dem Leben gezeichnet; einige sind ausgedehnt, andere eingezogen. Fig. 4—5. sind von
mir in Copenhagen gezeichnet. Linearvergrösserung 300mal.
413. Tintinnus suhulatus, spitziges Klöppelglöckcheii. Tafel XXX. Fig. in.
T. liyalinus, lorica conica, postica longe subulata.
Battant aigu, hyalin^ ä carapace coni(jue> allongee en pointe longue posterieivre.
395
Vorticella vaginata, Müller? Animalc. Infus. 1786. p. 310. Tab. XLIV. Fig. 12 — 13.
Tintinnus subulatus, Abhandl. d. Akad. d. Wissenseh. zu Berlin, 1833. p. 774.
Aufenthalt: Im Seewasser bei Copenhagen ? und Kiel!.
Ich beobachtete die Form im October 1832 mit Leuchtthierchen aus Kiel, und fand in einem der Gläser bis 6 freie Exem-
plare, aber nur 2 lebend, 4 als leere Schaalen. Der Panzer zeigte bei einigen leichte Qtieerriefen. Der cylindrische Körper der Thier-
chen war farblos und sass auf einem spiralförmigen zuckenden innern Stiele. Der Panzer war äusserst durchsichtig, daher das Ganze,
obwohl gross, doch schwer zu sehen. Müllers Vorticelle war ansitzend und schien ihm nicht in die Scheide zurückziehbar , war
daher vielleicht eine nicht günstig beobachtete Epistylis. Lamarck verzeichnete sie als Folliciilina vaginata, Bory als Vagini-
cola Vorticella. Wäre die Zuspitzung des Panzers dieser Form ein Stiel zu nennen, so verlangte die Consequenz einen besondern
Gattungsnamen, doch blieb ich darüber ungewiss. Ich sah es nicht schwimmen, auch nicht sich bis über den Rand der Schaale entfal-
ten, aber es entfaltete innerhalb seine Wimpern, zog sie wieder ein, zuckte zusammen und zeigte innere Magenblasen. — Länge des
Panzers bis Vs Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXX. Fig. III.
Fig. 1. sich ausdehnend nach dem Zusainmenschnellen. Fig. 2. mit gerade ausgedehntem Stiele. Fig. 3. leere Schaale, Vergröss. 300mal im Durchm.
SIEBENUNDNEUNZIGSTE GATTUNG: MANTELGLÖCKCHEN.
Vaginicola. Vaginicole.
CHARACTER: Aniinal ex Ophrydinorum familia, solitarium, corpore dividuo, loriea urceolari non divi-
dua, corpore loricaque sessilibus.
CARACTERE: Animal de la famille des Ophrydines, solitaire^ divisant le corps, non la cara-
pace urceolaire, nayant ni le corps ni la carapace pedicules.
Die Mantelglöckchen sind einfache Panzer -Glockenthierchen, welche neben der Selbsttheilung
des Körpers keine Theilbarkeit des Panzers haben, und die weder am Korper noch am Panzer einen Stiel
besitzen.
Die von Lamarck 1816 gegründete Gattung Vaginicola umfasste in 3 Arten diese und auch die
vorige und folgende Gattung. Erst 1830 wurde die jetzige Umgrenzung mit 3, 1 alten und 2 neuen, Ar-
ten festgestellt, die sich seitdem nicht vermehrt haben, und es wurde auf etwa eben so viele, von Andern
beobachtete, Arten hingewiesen. Die erste Kenntniss der Formen hatte schon Leeüwenhoek 1702. Dann
beobachtete dieselben erst Eichhorn wieder 1775 5 und Müller hielt dessen Zeichnung damals für Stentor
(Vortic. stentor ea). Später sali sie auch Müller selbst ? und er beschrieb 1786 wohl 2 Arten als Tri-
choda ingenita und Vorticella Ampulla. Colombo 1778 und Kammacher 1798 bildeten dann 2 oder 3
Arten namenlos ab. Schrank nannte dergleichen 1802 und 1803 Linza stentor ea und gleichzeitig Tintin-
nus sessilis. Lamarck gab 1816 einer von Müllers Arten den Namen Vaginicola , der andern den Na-
men Folliculina. Goldfüss stellte 1820 Müllers Trichoda in die Gattung Limnias, und Bory de St.
Vincent folgte 1824 bis 1830 Lamarck, mit Zusatz der Vag. Vorticella, Müllers Vort. vaginata. —
Der Organismus dieser Formen ? seit 1830 entwickelt, gleicht ganz dem der Vorticellen und Stentor
ohne den Mantel. Die abgestutzte Stirn umgiebt ein Wimperkranz, und in diesem am Rande liegt der
Mund. Der polygastrische Ernährung scanal wurde bei allen 3 Arten schon 1830 mit Aufnahme von Farbe-
stoffen erwiesen. Das Fortrücken der Speisen und Wiederkehren zur Mundöffnung war deutlich. Bei V.
crystallina sind grüne periodisch sich verlierende Eikörnchen sichtbar, welche bei den übrigen Arten weiss
zu seyn scheinen. Die männlichen Sexualorgane wurden bei keiner Art deutlich, doch könnte man aus
Müller s Abbildung der V. crystallina eine bandartige Drüse abnehmen. Spontane Längstheilung ist bei
allen Arten beobachtet
Die geographische Verbreitung der Mantelglöckchen ist in Holland, Dänemark, England, Baiern und
bei Berlin im Süsswasser beobachtet, vielleicht giebt es auch eine Art im Meere.
414. Vaginicola crystallina, crystallenes Mantelglockclien. Tafel XXX. Fig. V.
V. loriea crystallina, urceolari, reeta, ovulis viridibus.
Vaginicole crystalline, ä carapace crystallhie, urceolaire , droits^ les oeufs verU.
Bell-Me animalcula, Leeüwenhoek, Philo s. Transact. XXIII. Nr. 283. p. 1304. Fig. 8. O. P. Q. R. (1702.) 1703.
Das Trompetenihier , Eichhorn, Beiträge z. Kenntniss der kl. Wasserth. p. 73. Taf. 3. Fig. F. 1775.
Vorticella stentorea, Müller, Naturforscher, IX. p. 209. 1775.
Trichoda ingenita, Müller? Animalc. infus, p. 219. Tab. XXXI. Fig. 13— 15. 1786.
Rotiferi ad astuccio, altera spezie, Colombo, Osserv. microsc. 1787. deutsch 1793. p. 88. Fig. 7.
Animalcula, Kammacher, in Adam's Essay onthe Microsc. p, 570. Fig. B. Taf. XXVI. ed. II. 1798.
296
Linza stmtorea, Schrank, Naturhist. Briefe an Naü, 1802. p. 103. Fauna boica, IIL 2. p. 314.
Tintinnus sessilis, Schrank, Fan na boica, III. 2. p. 317. 1803.
Vaginicola ingenita, Lamarck, Hist. nat. des an. sans vert. II. 1816. p. 27.
Limnias ingenita, Goldfuss, Handbncli der Zoologie, 1820. I. p. 71.
Vaginicola ingenita, Bory de St. Vincent, Encycloped. meth. 1824.
Vaginicola crystallina, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 41. 1831. p. 93.
Aufenthalt: Im Süsswasscr bei Delft, Danzig, Conegliano, Ingolstadt?, London und Berlin, und im Seewasser bei Copenliagen.
Man findet diese Tliiercben an Meerlinsen, Conferven und Ceratophyllum bei Berlin, zuweilen in ausserordentlicher Menge.
Am 23. Juli 1835 sah ich sie am zahlreichsten, sonst einzeln. Leeuwenhoek hat sicher dieselbe Art beobachtet, und auch Co-
iombo und Kammacher hatten dieselbe. Eichhorn's Figur könnte man zu Cothurma ziehen wollen, allein es ist gerade ein Cha-
racter dieser Art, dass ihr Panzer sich dicht am Ende etwas verengt, ohne einen Stiel zu bilden. Diess mag bei Eichhorn, der
auch den Stentor Mülleri (seine Fig. Q.) damit verwechselte, etwas grell gezeichnet seyn. Die Wärzchen an der Schaalc sind eben-
falls übertrieben, aber sonst richtig; es sind die Auswürfe des Thieres, welche hie und da hängen bleiben. Ob Müllers Seethier-
chen sainmt Lamarck's und Bort's Synonymen hierher gehören, ist nicht ganz sicher; auch ist Schränk* Nachricht wunderlich,
der sie Seethiere nennt und in der Bairischen Fauna beschreibt, doch wohl also nicht sah. Ich habe sie oft mit Indigo und Carmin an-
gefüllt gesehen und immer 2 Formen beisammen beobachtet, die sich stark unterschieden, eine mit grünen Eierchen und eine ganz farb-
lose. Ich habe mich nach langem Schwanken dafür entschieden, dass es nicht 2 Arten sind, sondern die farblose dieselbe unbefruch-
tete Art ist, wie die grüne. Beide Formen sah ich oft in Selbsttheilung. — Panzerlänge bis Vis Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXX. Fig. V.
Es sind auf Zygnema quininum 4 Exemplare bei 300maliger Linearvergrösserung abgebildet. Fig. 1. mit grünen Eikörnern; Fig. 2. ohne diese,
beide in der Selbsttheilung; Fig. 3. in natürlicher Farblosigkeit und zurückgezogen; Fig. 4. jung.
415. Waginicola tineta, braunes Mantelglöcfcclieii. Tafel XXX. Fig. IV,
■ V. lorica flavo-fusca, urceolari, reeta, corpore hyalino.
Vaginicole t einte, a carapace brune-jaunätre, urceolaire, droite, le corps hyalin.
Vaginicola tineta, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 41. 1831. p. 95.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese auf Zygnema deeiminum häufiger vorkommende Art findet sicli auch an Wurzeln der Lemna. Ich sali sie sonst
öfter einzeln, aber am 23. Juli 1835 sehr zahlreich mit den übrigen Arten zusammen. Ich habe Stoffaufhahme, Selbsttheilung und Ju-
gend und Alter beobachtet. — Panzergrösse V24 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXX. Fig. IV.
Es sind 3 Exemplare in verschiedenen Zuständen, auch in Selbsttheilung, bei 300maliger Linearvergrösserung auf Zygnema deeiminum
{Conjugata, Spirogyra) abgebildet.
416. Waginicola decumbens, liegendes Mantelglocfeclien. Tafel xxx. Fig. vi.
V. lorica flavo-fusca, ovata, compressa, decumbente, corpore hyalino.
Vaginicole couchee, a carapace brune-jaunätre, ovale, comprimee, couchee et a corps hyalin.
Vaginicola deenmbens, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 41. 1831. p. 93.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Sie lebt mit den vorigen und ist leicht zu übersehen. Sie bildet braune Schüppchen an Meerlinsenwurzeln oder Conferven,
und zeichnet sich durch halbmondförmige Panzeröffnung sehr aus. Das innere farblose Thierchen, welches ich auch in Selbsttheilung
sah, ist sonst wenig verschieden. — Panzerlänge bis 7*4 Linie. Horizontale Polypenstöcke solcher Form würden ganz das Bild von
Flustren und Cclliporen geben. Giebt es nicht vielleicht dergleichen unter diesen?
Erklärung der Abbildungen Taf. XXX. Fig. VI.
Ein Stück Meerlinsenwurzel enthält 3 dieser Thierchen, davon eines in Selbsttheilung, eines zurückgezogen. Vcrgrössenmg 300mal im Durch-
messer.
Nachtrag zur Gattung Vaginicola.
Als vermuthliche Arten der Gattung lassen sich etwa noch Vorticella Ampulla Müller, und eine bei Kammacher und
Adams gezeichnete, in der Mitte verengte, Form ansehen {V. constrieta). Auch könnte die Seeform, welche Müller Trich. in-
genita nennt, doch eine besondere Art seyn. Endlich sind die grüne und farblose Form der crystallina noch weiter im Auge zu be-
halten. Die Synonyme der ausgeschlossenen Arten der Gattung sind übrigens folgende: 1) Vaginicola folliciäata Bort (1824) =
Cothurnia; 2) V. ingenita Lamarck (1816) = V. crystallina?; 3) V. innata Lamarck (1816) == Cothurnia? ; 4) V. in-
(juilina Lamarck (1816) = Tintinnus inquil.; 5) V. longicauda Schweigger [Naturgesch. d. skelettlosen Thiere] (1820) =
Notommata longic; 6) VJ socialis (Abhandl. d. Berl. Akad. 1831. p. 92.) = Dinobryon; 7) V. Vorticella Bory (1824),
vorticellina (1826) [Essay] = Tintinnus?, Epistylis? .
Hier mögen auch die Homonyme der eingegangenen Gattung Folliculina Lamarck folgen: 1) F. Ampulla Lam. (1816)
= Vaginicola? ; 2) F. BaJceri Bory (1824) = einer Mückenlarve mit ihrer Puppe, deren Beobachtung ein Anonymus 1746 in
rohen Abbildungen an Baker geschickt hatte, der sie {Employment of the Microsc. T. XIV. Fig. 8 — 12.) stechen liess. Bory
39?
nannte dasselbe im gleichzeitigen Article Microscopiques der Encycl. meth. Bakerina dipteriphora als Räder tili er, und 1828
im Biet, class. Rotifere theilt er mit, dass er es seitdem auch (bei Paris) gefunden. Ich halte die Räder bei Baker für die Schwanz-
borsten einer verkehrt gezeichneten Mückenlarve , deren Verpuppung ( ! ) ausdrücklich dort als beobachtet angegeben und gezeichnet ist.
3) F. folliculata Lam. (1816) = Cothurnia imberbis?; 4) F. vaginata Lam. (1816) == Tintinnus?, Fpistylis? '.
ACHTUNDNEUNZIGSTE GATTUN G: STELZENGLÖCKCHER
Cothurnia. Cotburnie.
CHARACTER: Animal e faniilia Ophrydinorum , solitarium, corpore dividuo, lorica urceolari non dividua,
pedicello loricae rigido cothurnatum.
CARACTERE: Animal de la famille des Ophrydines, solitaire, divisant le corps, non la cara-
pace urceolaire et s erigeant sur un pedicule exterieur raide.
Die Stelzenglockchen gehören zur Familie der Panzer-Glockenthierchen, leben einzeln durch Selbst-
theilung des Körpers ohne Theilung des Panzers, und haben einen starren Cothurn - artigen Stiel am Panzer.
Die Gattung wurde 1831 in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. gegründet und enthielt zuerst 2
Arten, deren eine aber 1833 (ebenda p. 284.) als Acineta mystacina abgesondert wurde. Jetzt sind ihr
doch 3— 4 Arten zugeschrieben. Da ich Eichhorns Trompetenthier Fig. F. zur Vagin. crystallina gezo-
gen, so scheint die älteste bekannte Form Schrank 1776 als Tubularia vaga beobachtet und beschrieben
zu haben, und bald darauf, 1777«, nannte Müller eine wahrscheinliche Form der Gattung Trichoda in-
nata, und eine zweite 1786 Vorlicella folliculata. Auch Colombo hat 1787 eine Art beschrieben. Schrank
nannte 1803 Müller's Trichoda: Tintinnus pedicellatus , ohne seiner früheren Art zu erwähnen. La-
marck bildete 1816 2 Gattungen mit diesen Formen. Müllers Trichoda nannte er Vaginicola innata,
und dessen Vorticella: Folliculina folliculata. Bory de St. Vincent hat zuletzt 1824 auch die Follic.
follic. zu Vaginicola gestellt, wodurch die Gattung Folliculina alle Arten verloren hat. Von den seit
1831 und 1833 der neuen Gattung zuertheilten 3 Arten sind die erste und dritte sehr ausgezeichnet, die
zweite könnte aber Abart der ersten seyn. — Die Organisation ist wie bei der vorigen Gattung gleich weit
ermittelt. Ein Wimperkranz um die platte Stirn, der Mund seitlich im Wimperkranze vereint mit der Anal-
öffnmig, der Körper schnellend oder zuckend im steifen Panzer, Stoffaufnahme in einen polygastrischen Er-
nährungs- Apparat und Längen -Selbsttheilung sind bei 2 Arten beobachtet. Männliche Sexualtheile sind un-
erkannt; zweifelhaft ist bei einer Art die gelbliche Eiermasse erkannt.
Die geographische Verbreitung der hier als sicher aufgeführten Arten ist in Italien, bei Linz und
bei Berlin im Süsswasser, und in der Ostsee bei Wismar und Copenhagen beobachtet.
41?. Cothurnia imberbis, bartloses SftelzenglöcKclieii. Tafel xxx. Fig. VII.
C. pedicello lorica hyalina multo breviore, corpore liavicante.
Cothurnie saus barbe, ayant le pedicule beaueoup plus court que la carapace et le corps jaunätre.
Tubularia vaga, Schrank, Beiträge zur Naturgesch. 1776. p. 104.
Vorticella folliculata, Müiier, Animalc. infus, p. 285. 1786. sine icone.
Rotifero ad astuccio terza spezie, Coiombo, Osservaz. microscop. im Giornale della medicina, 1787. deutsch p. 89. Fig. 8. 1793.
Folliculina folliculata, Lamarck, 1816. Vaginicola folliculina, Bort, 1824.
Cothurnia imberbis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 94. 1833. p. 285.
Aufenthalt: Bei Linz, Copenhagen, Conegliano in Italien und bei Berlin beobachtet.
Ich habe diese Art nie anders als auf lebenden Wasser flöhen, Cyclops quadricornis , bei Berlin gesehen; gerade da
fand auch Müller seine Art bei Copenhagen. Schrank fand seine Form bei Linz frei schwimmend, und Colombo bei Conegliano
an Meerlinsenwurzeln. Schrank's Abbildung passt ganz auf diese Art, welche dalier C. vaga heissen sollte, allein ich habe diese
Synonymie erst später aufgefunden, nachdem der Name imberbis, welcher sich auf die bärtige Acineta mystacina bezog, langst pu-
blicirt war. Man mag später den ersten Namen vorziehen. Die Längstheilung war häufig zu sehen. Bei all diesen Formen löst sich
nach der Theilung ein Individuum, welches oft etwas kleiner ist, ganz ab, überlässt dem andern die Zelle allein, schwimmt fort und
baut sich eine eigene. Ich sah das TMerchen im December 1830, am 6. April 1832 und im Januar 1835. Es hatte öfter grüne
Monaden verschluckt und nahm auch Indigo auf. Trichodina voran ist der Feind dieser Art. — Panzerlänge — V24 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXX. Fig. VII. und Taf. XXIV. Fig. V.
Es ist ein Wasserfloh, Cyclops quadricornis , mit mehreren Cothurnien besetzt, bei 300maliger Linearvergrösserung dargestellt. Der
Wasserfloh ist durch rothe Oeltröpfchen innerlich gefärbt, jener Zustand, in dem er Blutwässer bedingt. Auf Tafel XXIV. Fig. V. ist eine Co-
thurnia mit der Trichodina dargestellt.
95
— 298
418. Cothurnia maritima, See-Stelzenglocfcelieii, Tafel xxx. Fig. vm.
C. pediccllo lorica hyalina multo hreviore, corpore hyalino-albo.
Cotlinrnie maritime^ a pedimde beaucoup plus court r/ae la carapace hyaline et a corps blanchätre
hyalin.
Aufenthalt: Bei Wismar in der Ostsee.
Ich fand diese Form im August 1834 sehr zahlreich an den Gabelspitzen des Ceraminm diaphanum. Sie schien mir im-
mer kleiner zu seyn als vorige, und war nie gelblich , sondern sehr durchsichtig. Andere Charactere habe ich bis jetzt nicht ermitteln
können, halte sie aber doch für eine besondere Art^ weil ich zahllose übereinstimmende Exemplare von beiden Arten sah. Auch sie
war häufig in der Sclbstthcilung und nahm leicht Farbe auf. — Panzerlänge bis V48 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXX. Fig. VIII.
Die Darstellung zeigt eine Gabelspitze des Ceramium mit den Thierchen besetzt, 300mal vergrössert. Fig. 1. eiufach; Fig. 2. und 3.
in Sclbstthcilung.
419, Cothurnia havniensis, Copenhagener Stelzeiiglilelielieii. Tafel xxx. Fig. IX.
C. pedicello lorica hyalina multo longiore, corpore albicantc.
Cothurnie de Copenhague, a pedicule beaueoup plus long fjue la carapace hyaline et a corps blan-
chätre.
Aufenthalt: Bei Copenhagen in der Ostsee.
Diese Art lebte mit Acineta Lyngbyei an Ceramium und Sertularien und glich ihres langen Stieles und kurzen Kör-
pers wegen mehr einer Epistylis^ während die andern Arten der Stentor- Gestalt näher stehen. Ich sah Magenzellen , hatte aber auf
der Reise keine Zeit mehr, sie mit Indigo zu prüfen. Der grosse Abstand des äusseren Contours vom inneren Körper Hess mir einen
Panzer vermuthen. Die wirbelnden Wimpern zog es öfter ganz ein. Für eine Epistylis schien mir auch der Stiel zu fein. — Grösse
des Glöckchens ohne den Stiel V24 Linie; Stiel mehr als doppelt so lang.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXX. Fig. IX.
Es sind 2 Exemplare bei 300maliger Linearvergrössenmg.
Nachtrag zur Familie der Panzer -Glockentliierchen.
Die sich bei der Selbsttheilung ablösenden, eine kurze Zeit panzerlos frei schwimmenden, Formen dieser Familie mögen leicht
zu Irrungen führen. Wissenschaftliche Beobachter thun besser, die diesen Panzerglockenthierchen ähnlichen Gestalten lieber mit glei-
chen Namen zu nennen, als die Synonyme aufs Ungewisse zu mehren (s. Trichoda Vibrio). Nur wo man Gelegenheit hat, ähnliche
Formen in voller Entwickelung und vollem Organisations-Detail als abweichend zu beobachten, ist man berechtigt, sie abzusondern. Die
in dieser Familie sich verlierende Gattung Folliculina ist bei Vaginicola mit ihren Homonymen zu vergleichen. Tubicolaria La-
otarck gehört zu den Räderthieren. Müjller's Trichoda innata ist wohl eine 4te, von Cotk. maritima verschiedene, Art.
FÜNFZEHNTE FAMILIE: WALZENTHIERCHEN.
Enclielia. Encheliens.
CHARACTER: Animalia polygastrica, enterodela (tubo intestinali distineto instrueta), oris anique aper-
turis in corporis axi longitudinali oppositis, terminalibus (enantiotreta) nee loricata. ( = Co-
lepina nuda.)
CARACTERE: Animaux polygastriques, ayanl un canal digestif distinet, une bouche et un ort-
fice d'arnts opposes aux deux extrömites du corps et point de carapace.
Die Familie der Walzenthierchen umfasst alle Magenthierchen, die einen deutlichen Darracanal
mit in der Längsaxe des Körpers entgegengesetzter Mund- und After- Oeffnung besitzen und keinen Pan-
zer haben.
Erst seit 1830 ist eine Familie der Enchelien in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. mit 7 Gat-
tungen physiologisch begründet worden, welche 16 Arten enthielten. Jetzt sind 30 Arten in 10 Gattungen
vertheilt, obwohl die Gattung Coleps seit 1831, weil sich bei ihr ein Panzer hat erkennen lassen, mit 5
Arten zur eigenen Familie erhoben, und die Gattung Burmria^ jetzt mit 7 Arten, in der Familie der Hals-
399
thierchen eingereiht worden sind. Beide waren zuvor Glieder der Enclielien- Familie. Die jetzigen Gattun-
gen sind: Enehelys mit 4 Arten , Disoma mit 1 Art, Äctinophrys mit 3, Trichodiscus mit 1, Podo-
phrya mit 1? Trichoda mit 6, Lacrymaria mit 35 Leucophrys mit 6, Holophrya mit 3 und Proro-
dort mit 2 Arten. Die ersten Formen der Familie 5 so weit diess erkennbar ist, beobachtete Joblot 1716
in Holophrya ambigua, Trichoda Pyrum und Enehelys Pupa, wenn nicht Trichoda pura und Z^-
cophrys pyriformis und camium schon unter den Monaden waren, welche Leeüwenhoek sah. Die Gat-
tung Enehelys gründete Hill 1751 wohl mit Vibrionen, Anguillulis, Euglenen und Oscillatorien.
Erst mit Müllers schärferer Critik der Formen von 1773 an lassen sich mit Sicherheit bestimmte Formen
der Familie geschichtlich nachweisen, so Äctinophrys Sol, Enehelys Farcimen und Spathula. Bis 1786
kannte Möller noch Leucophrys patula, pyriformis , Enehelys Pupa, Podophrya fixa und Trichoda
Pyrum, vielleicht auch Trichodiscus Sol, also 9 Arten, die er in seinen Gattungen Enehelys, Trichoda,
Vibrio und Kolpoda vertheilt hatte. Uebrigens war Müller 1773 der Gründer der Gattung Trichoda
und 1786 der Gattung Leucophra. In dem neueren ausführlichsten Systeme von Bory de St. Vincent
1824 ist die Gattung Enehelys mit vielen heterogenen Formen in der Familie der Kugelt liiere {Volvo-
ciens) abgehandelt und Müller's übrige Formen sind in noch 16 andere Familien, der Trichodees, Mysta-
eines, Vibrionides u. a., vertheilt. Bory gründete die Gattung Lacrymaria, die er Lacrimatoria nannte.
Seit 1836 sind die übrigen 6 Gattungen von mir gebildet. — Rücksichtlich der Organisation sind seit 1830
alle thierischen Systeme in den Gattungen Enehelys, Leucophrys und Prorodon ermittelt. — Bewegungs-
organe sind in allen Gattungen und ausser 2 in allen Arten beobachtet, nirgends wirbelnde Rüssel, bei den
meisten eine Vielzahl wirbelnder Wimpern, bei den 3 Gattungen Äctinophrys, Trichodiscus und Podophrya
langsam bewegte Taster. — Die Ernährungsorgane sind bei 7 Gattungen durch Aufnahme von Farbestoffen ausser
Zweifel gestellt, wobei zwar nur in einer Gattung der ganze Verlauf eines Ernährungscanais direct beob-
achtet wurde, allein bei den meisten übrigen das Auswerfen des Abgangs an dem dem Munde entgegenge-
setzten Korperende die Darmform hinreichend erläuterte. Bei allen Gattungen mit alleiniger Ausnahme der
arabischen Disoma ist der polygastrische Bau direct anschaulich geworden. — Sexualorgane doppelter Art
sind bei Enehelys, Leucophrys und Prorodon beobachtet, bestehend in gleichartig vertheilten gleichgros-
sen (Ei-) Körnchen, einer kugelförmigen oder bandartigen (männlichen) Drüse und einer contractilen Blase.
Ueberdiess ist Selbsttheilung als vollkommene Längs- oder dueertheilung häufig beobachtet. Nie sind Knos-
pen beobachtet, und keine Gattung bildet durch unvollkommene Theilung Polypenstöcke. Augen oder Ner-
ven und Blut-Gefässe oder Kiemen sind noch künftiger Forschung vorbehalten; erstere scheinen allen be-
kannten Gattungen zu fehlen. Merkwürdig ist das doppelleibige Disoma und der zahnführende Prorodon.
Die geographische Verbreitung der Familie ist in Europa, dem arabischen und sibirischen Asien und
im libyschen Nordafrika bis jenseit des Wendekreises in Nubien beobachtet.
r
Mund
zahnlos
Uebersicht der 10 Gattungen der Familie der Walzenthierchen:
Mund gerade al>-
. f , , w. ,_ 1 (Körper einfach Enehelys
wirbelnde Wimpern am Munde j^^ doppdt? ^^
~.. fl.. , , ) gestutzt, keine { . __ ,. _ _., , . ( ,. „ j allseitige Strahlen. Äctinophrys
Korperflache ohne ) % ) staudenartige Tastfaden, kein stiellos . . Rnm1sfrn]llnn m m m m^j^^
wirbelnde Wimpern
Lippe
Wirbeln
/Randstrahlen . . . Trichodiscus
mit Stiel
Podophrya
Mund schief abge- j halslos Trichoda
stutzt, mit Lippe jmit Hals Lacrymaria
Körperfläehe mit wir- (Mund schief abgestutzt, mit Lippe Leucophrys
belnden Wimpern JMund gerade abgestutzt, ohne Lippe Holophrya
Mund gezahnt Prorodon
NEUNUND- NEUNZIGSTE GATTUNG: WALZENTHIERCHEN.
Enehelys. Xlnchelitle.
CHARACTER: Animal e familia Encheliorum, corpore simplici superficiei ciliis vibrantibus millis, ore in-
ermi ciliato, recte truneato.
CARACTERE: Animal de la famille des Encheliens, a corps simple sans eils vibrants ä la
surface, ayant la bouehe sans dents, mais ciliee et brusquement tronquee.
Die Gattung der Walzenthiercheii unterscheidet sich in der gleichnamigen Familie durch einfa-
chen Körper ohne wirbelnde Behaarung und gerade abgestutzten, mit wirbelnden Wimpern besetzten, ge-
bisslosen Mund.
Die von Hill 1751 gegründete Gattung umfasste die aalartigen langgestreckten Thierchen wahr-
scheinlich der Gattungen Anguillula, Euglena und Vibrio mit Oscillatorien. Er gab ihr 4 Arten. Müller
verzeichnete 20 Jahre später, 1773, 11 Arten und 1786 27 Arten, wobei er den Character der Gattung
nur in einer kürzeren Walzenform feststellte. Schrank vermehrte die Gattung 1803 um 6 Arten, Oken
1815 um 1, Nitzsgh 1817 um 2, Bory 1824 um 9, Nees und Goldfdss 1826 um 1, Hemprich und Eh-
renberg 1828 um 1, ich 1830 noch um 1 Art. So sind allmälig 48 Arten entstanden, von denen aber
nach der neueren Critik nur 4 der Gattung sicher verbleiben. Eine Deutung der übrigen Namen ist im Nach-
trage versucht. — Die Organisation ist in den 4 Arten mannigfach und im Allgemeinen vollständig entwik-
kelt. Ein Wimperkranz um den Mund ist bei 3 Arten deutlich, bei 1 undeutlich beobachtet. — Der Darm-
canal ist bei E. Pupa in seiner Form scharf beobachtet; bei allen sind die polygastrischen Zellen und die
Mund- und Auswurfs stelle erkannt. — Von Sexualorganen sind bei E. Papa und nebulosa sehr feine (Ei-)
Körnchen und bei E. Farcimen eine contractiie männliche Blase erkannt. Eine männliche Sexualdrüse
blieb unbeobachtet. Selbsttheilung ist nur als vollkommene dueertheilung gesehen. Die Enchelien-Forni der
Vorticellen unterscheidet sich durch ihre zuckende Bewegung beim Ruhen und Auswerfen durch den Mund.
Die geographische Verbreitung ist in Europa und vielleicht im nördlichen Afrika im Süsswasser fest-
gestellt.
420. JEnchelys Pupa, puppeMtförmiges Walzentlilerclieiio Tafel XXXI. Fig. I.
E. corpore clavato, turgido, antica parte attenuato, ovulis pallide flavo - virescentibus.
Enchelide Poupee, a corps en massue, gonfle, aminci au bout antcriear, ayant les ovales jaunes-
verdätres päles.
Massue, Joblot? Observat. avec le Microscope, (1718.) ed. 1754. p. 51, 74. Tab. VI. Fig. 5. Tab. X. Fig. 6. (Trachclius?)
Enchelis Pupa, Müller, Animalc. Infusor. 1786. p. 42. Tab. V. Fig. 25, 26.
Enchelis Scytale, Schrank? Fauna boica III. 2. p. 40. 1803.
Enchelis Pupa, Bory de St. Vincent? Encycloped. meth. 1824.
Enchelys Pupa, Abliandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 75. Taf. IT. Fig. I. 1., 2., 3., 5. und 15. 1831. p. 100.
Aufenthalt: Bei Paris , Copenliagen und Berlin, vielleicht auch bei Ingolstadt.
Diese grosse und träge Art habe ich nie wieder so häufig gesehen als vor 1830, wo sie im stehenden Sumpfwasser des Tliier-
gartens und in verschiedenen Infusionen vorkam. Ich habe den Verlauf des Darmkanals bei Canninfütterung 1830 umständlich beobach-
tet und gezeichnet, sie aber damals mit E. Farcimen verbunden, die ich nun absondere. Die Trägheit in der Bewegung ist Folge
des Mangels an verhältnissmässigen Bewegungsorganen. Der Körper ist zwischen den Magenzellen mit einer feinkörnigen grüngelblichen
Masse erfüllt, die man für den Eierstock halten kann. Samendrüse und Samenblase sind nicht deutlich erkannt, doch könnte letztere
die am hintern Ende in Fig. I. beobachtete helle Stelle seyn. — Länge bis V12 Linie; Dicke 2 — 2%— 4mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXI. Fig. I.
Fig. 1—3. verschiedene Formen des erwachsenen Thierchens, 1. wirbelnd, 3. auswerfend. Fig. 4. ist der durch das Fortrücken der Speisen allmälig
mühsam erkannte, aber im Zusammenhange gezeichnete, Verdauungscanal ; 0' Mund, co After. Vergrösserung 300mal im Diameter.
421. Enchelys Farcimen, wurstförmiges Walzenthierclaee. Tafel xxxi. Fig. IL
E. corpore cylindrico aut clavato, gracili, antica parte attenuato, ovulis albicantibus.
Enchelide Boudin^ a corps cylindrique ou en massue, grhle, aminci au bout anterieur, ayant les ova-
les blanchätres.
La petite Solle, Joblot? Observat. avec le microscope, 1718. (ed. 1754. p. 67.) PL 8. Fig. 11. (Amphileplus?)
Enchelis Farcimen, Müller, Vermium fluv. hist. 1773. p. 11. Animalc. Infus. 1786. p. 37. Tab. V. Fig. 7, 8.
Vibrio Intestinum, Müller, Vermium fluv. hist. 1773. p. 27. Animalc. Infus. 1786. p. 51. Tab. VI. Fig. 12 — 15.
Gleichen, Infusionsthierclien, Taf. XXVIII. Fig. 3. 1778.
Enchelis Farcimen, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 39. 1803.
Pupella Farcimen, Bort de St. Vincent, Encyclopedie method. 1824.
Condylostoma afrum, Hemprich u. Ehrenberg, Symbolae physicae. Evertebrata I. Tab. IL Fig. 9. 1828. Text 1831. Euch. Pupa.
Enchelys Pupa, Abliandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 16. 1830. p. 75. Taf. II. Fig. 4. u. 6 — 14. 1831. p. 100.
Aufenthalt: In Paris, Copenliagen, auf dem Greifenstein, bei Ingolstadt und in Berlin, vielleicht auch in Nord -Afrika in der Ju-
piter Amnions -Oase beobachtet.
Die Geschichte dieser Art ist unsicher, weil sie sich als Form wenig auszeichnet, auch habe ich selbst früher für besser ge-
halten, sie geradehin für den Jugendzustand der vorigen gelten zu lassen, allein ich habe sie dann in so grosser Menge ohne die grös-
sere Form gesehen, dass ich sie nun für eine selbstständige Art halte. Ich habe schon 1830 die Gehässigkeit derselben anschaulich
gemacht, indem sie mit einem Ansatz Thiere verschlingt, die dicker sind als sie selbst, wodurch auch ihre eigene Gestalt ganz verän-
dert wird. Joblot's Figur, welche Müller citirt und von Bory und Schrank nur nachgeschrieben wurde, bezieht sich auf ein
ganz anderes Thierchen, einen Vibrio. Auch Gleichen^ Citat bei Müller ist unpassend; doch scheinen Joblot und Gleichen
diese Form allerdings gesehen zu haben. Joblot fand es in Stroh- und Kornähren -Aufguss, Gleichen in Brunnenwasser, vielleicht
in Bonnland beim Greifenstein, Müller in lang stehendem Wasser, Schrank mit Ophrydium bei Ingolstadt, ich in Gräben des
aol
Tliiergartens und in Infusionen mit Brunnenwasser bei Berlin, und 1820 bei Siwa in der libyschen Oase im Abfluss des Sonnenquells.
Die belle Blase (Samenblase?) am Hinterende sah schon Schrank, welcher irrig von einem Panzer spricht. Ich gewann durch Far-
benahrung die Ansicht vieler Magenzellen. Es hat weissliche Körnchen und ist fast cylindrisch, gewöhnlich 4mal so lang als dick, oft
etwas Länger; nur wenn es grosse Körper verschlungen hat, wird es dicker, bis sie verdaut sind, — Körperlänge — Vse Linie.
Erklcärung der Abbildungen Taf. XXXI. Fig. IL
Fig. 1. wirbelnd; Fig. 5 — 7. allmäliges Verschlingen eines Chilodon Cucullulus; Fig. 8 — 10. sind andere Gestalten desselben. Linearvergrös-
serung 300mal.
433. lünclielyg imfuscatm, braunmündiges Walzeiitliiercfoeii, Tafel xxxi. Fig. III.
E. corpore ovato subgloboso, albido, ore infuscato nee prominulo.
Enchelide Moustache, a corps ovale ou spherique, blanchätre, la bouche entouree d?nn cercle brun
et point saillante.
Enchelys inficscata, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 101.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese Art hat Aehnlichkeit mit Leucophrys patula, ist aber glatt und hat einen engen vordem Mund, der einen gelblich-
braunen vertriebenen Umkreis und undeutliche Wimpern hat. Die grossen Magenzellen füllen sich leicht mit Indigo, und ich zählte bis
27. Andere Organe wurden nicht deutlich. — Grösse V24 — V20 Linie. Ich fand sie im Sumpfwasser mit langsamer Bewegung.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXI. Fig. III.
Es sind 2 Exemplare bei 300maliger Linearvergrösserung, mit Indigo gefüttert, dargestellt, o' Mund, w Auswurfsstelle.
4S3. Mnclielys nebmlosa9 nelbelaxtig'es WalEenttolercIieii. Tafel xxxi. Fig. IV.
E. corpore ovato hyalino, ore produeto subacüto.
Enchelide nebuleuse, a corps ovale hyalin, la bouc/ie saillanie en forme de bec.
Enchelys nehilosa, Müller, Vermium fluv. hist. 1773. p. 12. Anim. Infus, p. 27. Tab. IY. Fig. 8. 1786.
Gleichen, Infusionstierchen, Taf. XVII. Fig. D. II. c. 1778.
Enchelys nehulosa, Bory de St. Vincent, Encyclopedie meth. 1824.
Enchelys nebulosa, Abhandl. der Akademie cl. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 101.
Aufentbalt: Bei Copenhagen, auf dem Greifenstein und bei Berlin.
Gleichen fand diese Form in einem Gerstenaufguss , Müller im Wasser mit Cyclidium Glaucoma, icli habe sie Inin-
dertweise zwischen Saprolegnien in offenen Infusionen um todte Fliegen beobachtet. Sie nimmt leicht Carmin und Indigo auf, ich
zählte bis 19 erfüllte grosse Magen. Nur bei dieser Art habe ich spontane Queertheilung häufig gesehen. Trichoda pura ist schlan-
ker und hat einen schiefen Mund, Leucophrys carnium und pyriformis sind bewimpert. Diese 4 Formen sind oft schwer zu un-
terscheiden. — Grösse V192 bis y48 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXI. Fig. IV.
Es sind 4 blau und 2 roth genährte Thierchen bei SOOmaliger Vergrösserung des Durchmessers dargestellt, 2 in Queertheilung.
Nachtrag zur Gattung Enchelys.
Die 44 hier ausgeschlossenen Artnamen sind auf folgende Körper ganz anderer Gattungen, oft Familien , zuweilen Classen
und Reiche, bezogen: 1) Enchelys amoena Bory (1824) = Euglena? ', Astasia? ; 2) E. Bacillus Oken (1815) = Vibrio;
3) E. caudata Müller (1786), Schrank (1803) = Amphileptus? ', Uroleptus?; 4) E. Clava Schrank (1803) = Euglena? ;
5) E. constricia M. (1786) = Ilonas?; 6) E. cycloides Bory (1824) == Trichoda?; 7) E. deses M. (1786) = Euglena?,
Monas?; 8) %E. diconus Schrank (1803) = Navicula?, Closterium acerosum? ; 9) E. Epistomiam M. (1773) = Phialina;
10) E. festinans M. (1776) = Navicula?', 11) E. Fritillus M. (1773) = Vorticella Convallaria? ; 12) E. Fusus M. (1773)
= Navicula gibba? , Cocconema? ; 13) E. Gallinula Bory (1824) = Lo&odes? \ Chilodon? ; 14) E. gemmata M. (1786)
= Trachelias Anas? ; 15) E. gliscens Schrank (1803) = Gomphonema truncatum; 16) E. immota Schrank (1803) =
Cocconema?, Eunotia? ; 17) E. Index; M. (1786) = Trachelias?, Paramecium Aurelia po st partum? ; 18) E. inerta {inerte)
Bory (1824) = Euglena? , Monas deses?; 19) E. intermedia M. (1786) = Monas didyma; 20) E. Lagenula Bory (1824) =
Leucophrys; 21) E. Larva M. (1786) = Uroleptus? ; 22) E. microsoma Hemprich et Ehrenb. {Tab. 1828) = Monas
sciniillans; 23) E. monadina Bory (1824) == Chlamidomonas Pulvisculus; 24) E. Ovulum M. (1773) = Trichoda pura?;
25) E. Palea Schrank (1803) = Navicula viridis?; 26) E. Pirum s. Pyrum; 27) E. Podura Nitzsch (1827) == Ich-
thydium Podura; 28) E. Pulvisculus Müller (1786) = Monas bicolor; 29) E. punetifera M. (1786) = Distigma? ', Mi-
croglena punetifera? ; 30) E. Papula Müller (1773) = Trachelias Anaticula? ; 31) E. pyriformis Bory (1824) = Leu-
cophrys pyriformis; 32) E. Pyrum M. (1773) = Trichodina? , Leucophrys? ; E. Pyrum Schrank (1782. Natiirf. XVIII.
p. 80.) = Amphileptus Anser? ; 33) E. Rafanella und Raphanella Bory (1824) = Amphileptus Anser? ; Fasciola? ; 34)
E. retrograda M. (1776) = Lacrymaria? ', Phialina? ; 35) E. sanguinea Nees et Goldfuss (1826) -.== Euglena sangui-
nea?; 36) E. Scytale Schrank (1803) = E. Pupa? ; 37) E. Seminulum M. (1773) = Enchelys?, Monas?; 38) E. sero-
tinaM. (1780) = Monas?, Enchelys?; 39) E. similis M. (1786) = Doaococcus? \ Holophrya? ; 40) E. Spathula M. (1773)
= Leucophrys Spathula; 41) E. Tiresias Bory (1824) = Conferva bipartita; 42) E. tremula M. (1786) — Monas tr.;
96
30ä
43) JE. Truncus M. (1788) = Kolpoda Cucuttus post partum* ; 44) E. viridis M. (1773) = Cryptomonas ovafa?; E. vi-
ridis Nitzsch (1827) = Euglena?, Ichthydium? . Die 4 Formen, welche Hill 1751 als Typen aufstellte, waren wohl Nr. 1.
Anguittula, Nr. 2. Oscillatoria, Nr. 3. Vibrio, Nr. 4. Euglena. Bort's Gattung Kondyliosioma {Condylostoma) s. bei Leu-
cophrys* Die eingehende Gattung Pupetta Bory (1824) ist hier zu erwähnen. Die 9 Arten haben folgende Synonyme: 1) Papella
annulans B. (1824), annulata (1826) = Larva Insecfi? ; 2) P„ clavaia B. (1824) = Enclielys Farcimen? ; 3) P. Farci-
men B. (1824) = Enclielys*; 4) P. Indexe B. = Trachelius? ', Paramecium Aurelia? ; 5) P. Lntra B. = JJroleptus? ; 6)
P. P///?rt* B. = Kolpoda Cucuttus?; 7) P. £o/0# B. = Trachelius trichophorus? ; 8) P. tenaw B. = Dhtigma tenasc; 9)
P. vermintts B. = Trachelius Lametta? .
HUNDERTSTE GATTUNG: DOPPELLEIB.
Bi§oma. IMsome.
CHARACTER: Animal ex Encheliorum fainilia5 corpore duplici, nudo, ore inermi solo ciliato recteque
truncato. ( = Enclielys corpore duplici.)
CARACTERE: Animal de la famille des Encheliens, ä corps double, depourvu de eils, la bouche
sans dents, ciliee et brusquement tronquee. ( = Enchelide a corps double?)
Die Gattung der Doppelleiber unterscheidet sich in der Familie der Walzenthierchen durch dop-
pelten wimperlosen Korper an einem bewimperten gerade abgestutzten Munde.
Diese Gattung wurde auf meiner und IIemprich's Reise von mir 1823 bei Tor in Arabien in stag-
nirendem Seewasser beobachtet und 1828 publicirt. Es ist nur Eine Art bekannt und die Beobachtung der-
selben zwar mit vieler Anstrengung und Sorgfalt gemacht, allein ohne hinreichende Vergrösserung5 um die
Structur des Organismus zu erkennen. Es bleiben daher Zweifel 5 ob diese Form nicht doch eine in der
Längstheilung begriffene Enclielys war. Die Gründe , welche für die Selbstständigkeit der Gattung spre-
chen, sind das gleichzeitig beobachtete Vorkommen und die dennoch verschiedene Erscheinung des Trache-
lius Lametta i des am nächsten verwandten Thieres, und der Umstand, dass damals keine Einzelthiere vor-
kamen und dass auch bis heute noch bei keiner solchen Gattung der Enchelien- Familie, die einen gerade
abgestutzten, also am Ende der Körperaxe befindlichen, Mund haben, Längstheilung beobachtet ist. — An
Organisation ist ein Wirbel in der Mitte beider Körper an ihrem Vereinigungspunkte vorn erkannt. Im In-
nern sind viele kleine Zellenbläschen (Magen) beobachtet und am hintern Ende jedes Korpers schienen Ex-
cremente ausgeworfen zu werden.
Was den doppelten Leib als cons tauten Bildung scharacter anlangt, so ist, nachdem diess Thierchen
gefunden und publicirt war, auch bei den Saugwürmern von Nordmänn (Micrograph. Beiträge 1832) eine
Form gefunden und unter dem Namen Diplozoon paradoxum vortrefflich beschrieben worden, wo immer
2 Leiber in der Mitte vereinigt sind und wovon ich selbst seit nun 6 Jahren Hunderte von Exemplaren
beobachtet habe. Ein drittes Doppelthier habe ich in vielen Exemplaren lebend beobachtet und unter dein
Namen Amphicora Sabella in den Mittheilungen der Berl. naturf. Gesellsch. 1836 beschrieben, davon ist in
den Comptes rendus der Pariser Akademie 1837 eine Skizze gegeben. Eine 4te Form nannte v. Siebold
1836 Syngamtis trachealis^ widerrief sie aber 1837 in Wiegmann's Archiv I. p. 66. als zur Gattung Stron-
gylus gehörig. Dass die ganze Gruppe der Terebratulen doppelleibig sey, hat sich neuerlich auch nicht
befestigen lassen. So giebt es demnach bis jetzt, nächst dem Bisoma, nur noch 2 doppelleibige sichere
Thierformen.
Als geographische Verbreitung ist nur das rothe Meer bei Tor bekannt.
424. Hisoma vacitlans, seit wankender Uoppelleil*. Tafel XXXI. Fig. V.
D. corpusculis binis clavatis, gracilibus teretibus, hyalinis, antica parte attenuatis.
Disome branlant, a corpuscules binaires, filiformes, en massae grele, hyalins et amincis au bout an-
terieur.
Bisoma vacillans > Hemprich u. Ehrenbero, Symbolae physicae. Evertebrata 1. Pliytozoa, Tab. III. Fig. VI. 3. 1828. Text 1831.
Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 9, 12, 16, 19. 1831. p. 101.
Aufenthalt: Im Seewasser des rothen Meeres bei Tor am Sinai Arabiens.
Diese doppelleibige sehr interessante Form fand sich in einem Gefässe mit Meerwasser ein, welches ich gegen Ende Octobers
1823 in Tor absichtlich mit andern zur Infusorienbeobachtung hingestellt hatte. Erst am 8ten Tage sah ich einige derselben, dann
wimmelte das ganze Gefäss davon. Dazwischen waren Euplotes {Stylonychid)? Cimea, Trachelius Lametta, Vibrio Rugula,
Monas Termo, Cyclidium Glaucoma. Ich hielt anfangs das Thierchen für Trachelius Lametta {Kolpoda platyurd) in der
Selbsttheilung, allein die daneben befindlichen Einzelthiere des Trachelius zeigten sich bald als ganz verschieden. Sie machten keinen
303
Wirbel am vordem Ende und waren hinten platt. Dann imponirte die Frequenz und Uebereinstiinmung der Form immermchr, um darin
eine eigene physiologisch höchst interessante Erscheinung, ein Thier mit coiistant doppeltem freien Leibe an Einem Munde, zu erken-
nen. Ich habe die lateinischen Worte der ausführlichen Beschreibung des Tagebuchs in den Symbolis physicis mitgctheilt und bis
heute noch keine ähnliche Erscheinung wieder gesehen, obschon Müller's Vibrio verminus {Trachelius Lameila) in der Selbst-
theilung wohl ähnlich ist. Dieses letztere Thier hängt aber bei der Theilung an sehr verschiedenen Körperstellen zusammen, bald vorn,
bald hinten, bald in der Mitte, was ich bei dem arabischen nie sah. So bin ich denn, ungeachtet der damals schwachen Vergrösse-
rung, noch immer der Meinung, dass jene arabische eine eigen thümliche merkwürdige Form war. Häufig schwammen beide Leiber
parallel nebeneinander so, dass sie sich um die JLängsaxe drehten und wankend rasch fortbewegten. Zuweilen klafften beide Körper
weit auseinander, doch nie bis zur geraden Linie. Ich glaubte das Auswerfen am hintern Körperende zu sehen und sah innere Zellen.
Ein Wirbel war nur vorn an der Vereinigungsstelle, aber deutlich zu sehen. — Grösse V32 — V2 4 Linie. (Vergl. Trachelocerca bieeps.)
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXI. Fig. V.
Es sind 4 Doppelfchierchen bei lOOmaligcr Linearvergrösserung. Fig. 2. und 3. sind die gewöhnlichsten Stellungen; Fig. 1. stärker klaffend; Fig. 4.
stärkstes Klaffen und Wirbeln am mittleren Munde.
HUNDERTERSTE GATTUNG: SONNENTHIERCHEN.
Actinoplirys. Actlnopbre.
CHARACTER: Animal ex Enehelioram fanulia, corpore ciliis vibrantibus destituto, tcntaculis setaeeis im-
dique hirto, ore truneato.
CARACTERE: Animal de la famille des Encheltens, ä corps depourvu de eils vibrants, mais
herisse de tentacules setaces, rayonnants de tous cöfes, ayant la bouche brmquemenl
tronquee.
Die Gattung der Sonnentliierchen zeichnet sich in der Familie der Walzenthierchen durch Man-
gel an Fuss und wirbelnden Wimpern, aber durch Besitz von strahlenartig überall hervorstehenden Fühlbor-
sten und gerade abgestutzten zahnlosen Mund aus.
Müller sah zuerst und beschrieb 1773 das weissliche Sonnentliierchen als Trichoda Sol, meinte
aber schon, obwohl er Joblot's Trichodina damit verwechselte, dass es der Stamm einer besondern Gat-
tung; sey. Eichhorn beobachtete es sehr umständlich seit 1776. Gruithoisen sah es 1812. Bory de St.
Vincent führte es 1824 mit sehr verschiedenen Thieren in seiner Gattung Peritricha auf. In der beson-
dern Gattung Actinophrys wurde es 1830 zuerst mit einer 2ten Art verzeichnet. Eine dritte Art ist seit
1832 hinzugefügt. — An Organisation ist schon seit 1773 der Mund undeutlich, seit 1783 aber von Eich-
horn deutlich und auch Stoffaufnahme gesehen. Letzterer sah auch schon 1777 das Aufrichten und Senken
der Fühlborsten und die Ortsveränderung;. Den polygastrischen Bau und die dem Munde entgegengesetzte
Auswurfsstelle bemerkte ich seit 1830, wo auch, jedoch nur bei A. Sol, ein Rüssel angezeigt ward. Eine
körnige Trübung mochte bei allen Arten dem Eierstock angehören, was die grüne Färbung derselben bei A.
viridis bestätigt. Eine runde Samendrüse sah vielleicht schon Müller, und Eichhorn sah schon Selbsttheilung.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist bei Copenhagen, in Baiern, bei Berlin, Danzig und
Catharinenburg im Ural Asiens beobachtet.
435. Actinophrys Sol, weissliclies Soonenttoierclaen. Tafel xxxi. Fig. Vi.
A. corpore globoso, albido, radiis diametro corporis aequalibus , rarioribus.
Actinophrc Soleil, a corps spherique blanchätre, les rayons moins frcf/uents egalant le diametre dtt
corps.
Trichoda Sol, Müiier, Venu. fhiv. hist. 1773. p. 72. Animalc. Infus. 1786. ]>. 164. Tab. XXIII. Fig. 43 — 45.
Der Stern, Eichhorn, Beitrüge zur Kenntniss d. kl. Wasserth. Zugabe 1783. p. 15. Mit einer Abbildung.
Trichoda Sol, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 93. 1803.
Haarigies Iraumjelbes Kuyellhier, Gruithuisen, Beiträge z. Physiogn. und Eatitogn. 1812. p. 315. Taf. II. Fig. 2j.
Peritricha Sol, Bort de St. Vincent, Encycloped. meth. Vers. 1824.
Actinophrys Sol, Abhandl. der Akademie d. Wissenscli. zu Berlin, 1830. p. 42, 53, 61, 76. Taf. 2. Fig. 4. 1831. \>. 101.
Aufenthalt:- Bei Copenhagen, Danzig, Ingolstadt, Berlin und Catharinenburg im Ural.
An der staubigen Oberfläche der Infusionen oder auch in ähnlichen Verhältnissen im Freien lebt diess Thierchen sehr zahl-
reich das ganze Jahr hindurch in und bei Berlin. Im April 1827 fand ich es besonders zahlreich mit Monas Pulvisculus. Im Juli
1829 sah und zeichnete ich es in Catharinenburg auf der Reise mit Herrn von Humboldt. Eichhorn beobachtete es bei Danzig
im December, Januar und Februar 1776 — 1777 und sah es unterm Eise lebend. Da es fast unbeweglich ist, so wird es leicht über-
sehen. Seine Bewegung ist sehr langsam, wie die eines Seeigels. Durch Luftaufnahme kann es auch schnell zur Oberfläche getragen
werden und durch Entlassen der Luft schnell zu Boden sinken, wie es schon Eichhorn sah. Die Strahlen sah ich, das Bengen ab-
gerechnet, sich verlängern und verkürzen und am Ende mit einem Knöpfchen versehen. Sie dienen zum Fühlen, Gehen und Fangen,
und haben eine sehr auffallende schnell -tödtende Wirkung. Meten will abgeschnittene Strahlen sich windend gesehen haben, kann abg-
leicht Vibrio Bacillus dafür gehalten haben, der meist gleichzeitig da ist {Isis 1828. p. 1232.). Der Mund hat einen ausstülp-
304
baren Rüssel, ist gross und rund. Diesen Rüssel hielt vielleicht Eichhorn (Fig. 2.) für ein besonderes Thier. Eichhorn sali es
ganze "Wasserflöhe verschlingen. Ich habe es Carmin und Indigo oft verzehren gesehen. Es geschieht ruckweise ohne Wirbeln, und
ich zcählte bis 16 erfüllte Magen. Die helle runde Stelle in der Mitte, welche Müller beim Eintrocknen sah, kann die männliche
Sexualdrüse gewesen seyn, die mir nie recht deutlich geworden. Die von Eichhorn zuerst beobachtete Selbsttheilung habe ich zahl-
lose Male bestätigt und es schien mir nicht Längstheilung, d. h. Halbirung des Mundes, zu seyn. — Grösse Vioo bis V36 Linie beobach-
tet. Eichhorn scheint viel grössere gesehen zu haben, da er sie mit blossen Augen sehen konnte und darin ganze (!) kleine Wasser-
flöhe fand. Auch gelang ihm das Zerschneiden derselben, welches ihn zur Beobachtung der Reproduktion binnen 5 Stunden führte.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXI. Fig. VI.
Es sind 4 einfache und ein durch Selbsttheilung doppeltes Thierchen, mit Indigo und Carmin genährt, bei 380maliger Vergrösserung darge-
stellt. Fig. 1. o' zeigt den Rüssel, w die Analstelle an.
426. Actinophrys viridis, grünes §onnent!tier€ben. Tafel xxxi. Fig. VII.
A. corpore globoso, virente, radiis diametro corporis brevioribus, densioribus.
Actinophre verte, a corps spherir/ue verdätre, les rayons plus courts r/ue le diametre du corps et
tres -frequents.
Triclioda Chaetophora , Schrank? Fauna boica, III. 2. p. 93. 1803.
Actinoplmjs viridis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 228.
Aufenthalt: Bei Berlin, vielleicht auch bei Ingolstadt beobachtet.
Im April und am 14. Juni 1832 zwischen Conferven im Bassin des Thiergartens in mehreren Exemplaren beobachtet. Spe-
ciellere deutliche Details der Organisation wurden nicht erkannt. Die grüne Färbung schien Eikörnchen anzugehören. Die Strahlen
hatten nur die Hälfte des Körperdurchmessers. Schrank's Form, die ich früher übersehen, mag doch wohl dieselbe Art gewesen
seyn, und dann wäre sein Artname vorzuziehen. — Durchmesser des Körpers allein V52 — V24 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXI. Fig. VII.
Es sind 2 Exemplare verschiedener Grösse bei 300maliger Linearvergrösserung abgebildet. Die Strahlen sind allseitig, aber nur am Rande
sichtbar.
4££. Actinophrys dijgjTormis, ungleiches Sonnenthierclieii. Tafel xxxi. Fig. vm.
A. corpore inaequali lobato, hyalino, radiis partim diametro longioribus.
Actinophre difforme, ä corps inegal, lobe, hyalin, quelques rayons plus longs que le diametre.
Actinophrys diffbrmis, Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 42. 1831. p. 101.
Aufenthalt: In Berlin.
Diese Form habe ich nur an der Oberfläche von verschiedenen Aufgüssen zuerst am 10. Nov. 1828, dann noch einigemale
zahlreich, aber neuerlich nicht wieder beobachtet. Sie ist von sehr unregelmässiger Gestalt, vielleicht in Folge immer mehrfacher gleich-
zeitiger Selbsttheilung. Spuren von Magenzellen waren, wie bei voriger Art, aber nicht deutlich sichtbar. — Grösse ohne die Strah-
len ^48 — V24 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXI. Fig. VIII.
Es sind 2 Exemplare bei 300maliger Vergrösserung abgebildet.
Nachtrag zur Gattung Actinophrys.
Die, mit Actinophrys verwandte, Gattung Peritricha von Bory 1824, welche sehr heterogene Formen, auch Polypeneier,
enthält und 1831 im Dict. classique von ihm auch Politricha genannt wurde, dürfte leicht ganz eingehen. Folgende Synonyme schei-
nen zu den 15 Artnamen zu gehören: 1) P. Candida (1824. Encycl. meth.) = Trachelius Lamella? ; 2) P. Cometa (1824) =
Podophrya fi&a ß salsa; 3) P. cylindracea (1824) = Leucophrys patula; 4) P. Farcimen (1826. Essay) = Leuc. pa-
tula; 5) P. fixa (1828) = Podophrya; 6) P. Granula (1824) = Actinophrys?, Trichodina Grandinella? ; 7) P. Medusa
(1824) = Trichodiscus Soll; 8) P. Ovulum (1824) = Paramecium Chrysalis; 9) P. Parhelia (1824) = Trichodina Pe-
diculus? ; 10) P. Pleuronectes (1824) = Paramec. Aurelia; 11) P. Polyporum (1824) = Ova Hydrae; 12) P. signata
(1824) = Bursaria?; 13) P. Sol (1824) = Actinophrys; 14) P. solaris (1828. Dict. class.) = Trichodiscus Sol?; 15) P.
vacillans Hempr. et Ehrenb. (1828. Symb. phys.) = Paramecium Chrysalis.
HUNDERTZWEITE GATTUNG: STRAHLENSCHEIBE.
Trichodiscus. Tricodisque.
CHARACTER: Animal ex Encheliorum familia, ciliis non vibrans, ore inermi recte truncato, corpore de-
presso, non pedicellato, tentaculorum setaeeorum sola serie margmali radiato.
305
CARACTERE: Animal de la famille des Encheliens, sans vibrations de cils, h bauche sans denls,
brusquement tronquee, a corps deprime sans pedicule et ä tentacules setaces en Se-
rie simple au bord du corps.
Die Gattung der Strahle n seh eibe ist in der Familie der Walzenthierchen durch Mangel an wir-
belnden Wimpern, durch zahnlosen gerade abgestutzten Mund, abgeplatteten stiellosen Körper und durch
eine einfache Reihe borstenartiger strahlender Randfühler characterisirt.
Die Gattung ist seit 1830 aufgestellt und enthält nur eine bekannte sichere Art. Sie war eine
Frucht der Reise mit Herrn von Humboldt nach Sibirien. Seitdem ist sie aber auch bei Berlin vorgekom-
men und es scheint, dass man Müllers Trichoda solaris, welche Bory de St. Vincent mit in seiner Gat-
tung Peritricha als P Medusa und solaris aufführte, wenn nicht auf die Art, doch auf die Gattung be-
ziehen könnte. — An Organisation ist zwar mancherlei, aber nicht viel Entschiedenes ermittelt. Der flache
Körper ist scheibenartig und hat manche Aehnlichkeit mit der Gattung Arcella, ist aber schaalenlos, weich
und hat steife borstenartige Strahlen. Eine mittlere Mundöffnung und vielleicht eine seitliche grosse Drüse
sali ich in Berlin. Viele Magenzellen und Eikörnchen« sah ich undeutlich in Catharinenburg. Farbeaufnahme
gelang nicht. Die Analstelle ist unsicher.
Die geographische Verbreitung ist bei Berlin, bei Kischtym im Ural, bei Barnaul am Altai und viel-
leicht bei Copenhagen beobachtet.
428. Tvichodiscus Sot, sonnenartige Strahleiisclieilbe. Tafel xxxi. Fig. XX.
T. corpore depresso suborbiculari, hyalino aut flavicante, radiis variis.
Tricodisque Soleil, a corps deprime presque oröiculaire, hyalin ou jaunätre, les rayons variables.
Triclwdiscus Sol, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 54, 65. 1831. p. 103.
Aufenthalt: Bei Kischtym im Ural, hei Barnaul am Altai Asiens und hei Berlin beobachtet.
Dieses Thierchen gehört zu den Formen, welche in andern Welttheilen gesucht und entdeckt worden, und dann erst (seit 1830)
in der Heimath in Europa auch gesehen sind. Es ist sehr träge, oft lange ganz bewegungslos, und seine Bewegung ist nie anders als
höchst langsam mit Hülfe des Senkens und Hebens der Strahlen. Ich fand es zwischen Conferven immer nur einzeln im Juni und Juli.
MüiiER beobachtete ein ähnliches Thierchen im Meerwasser, das ganz die Gestalt einer todten Oceanea microscopica , jener kleinen
Leucht-Akalephe, hat, die ich im Categat beobachtet habe (Leuchten des Meeres p. 130.). Ich wage nicht, es als eine sichere
Art hier aufzunehmen. Die Organisation ist oben erwähnt. — Grösse % — Vis Linie im Durchmesser ohne die Strahlen, deren ein-
zelne grösser sind als der Durchmesser, aber nicht in die Augen fallen. Nur die Form von Kischtym war gelblich und körnig, wohl
von den Eiern, die andern waren farblos.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXI. Fig. IX.
Fig. 1—3. sind in Kischtym im Ural gezeichnet; Fig. 4. in Berlin; Fig. 5. in Barnaul am Altai. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
HUNDERTDRITTE GATTUNG: STRAHLENFUSS.
Podophrya. PodopSire.
CHARACTER: Animal ex Encheliorum familia, non vibrans ciliis, ore inermi recte truncato, corpore glo-
boso pedicellato (libero), tentaculis setaeeis undique piloso. ( = Actinophrys pedicellata.)
CARACTERE: Animal de la famille des Encheliens, sans eils vibrants, h bouche sans dents,
brusquement tronquee, ä corps spherique pedicule (libre) et herisse de tous cötes de
tentacules setaces, ( = Actinophre a pedicule^)
Die Gattung Strahlenfuss aus der Familie der Walzenthierchen zeichnet sich durch Mangel an
wirbelnden Wimpern, zahnlosen gerade abgestutzten Mund, kugligen, (frei) gestielten und von allen Seiten
mit borstenartigen Fühlern behaarten Körper aus. (Gestielte Strahlenkugel.)
Die seit 1833 von mir zur Gattung erhobene einzige Form kannte wohl schon Müller 1784 und
er nannte sie 1786 Trichoda fixa. Bory führte sie mit in seiner Gattung Peritricha unter 2 Namen
auf. — An Organisation hat dieses, ganz einer steif gestielten Actinophrys ähnliche, Thierchen langsam
und einzeln bewegte Strahlen, einen deutlichen Mund, deutliche Magenzellen und feine dunkle Eikörnchen
erkennen lassen. Stoffaufnahme und die Stelle des Afters sind nicht beobachtet. (S. d. Anhang z. Familie.)
Die geographische Verbreitung ist bei Berlin und Copenhagen erkannt.
306
429. Podopftrya ßaca, süsser Stralilenfuss. Tafel xxxi. Fig. x.
P. corpore globoso albicante, turbido, pedicello apice sublobato hyalino, setis corpus aequantibus capitatis.
Podophre affichee, a corps spherir/ue blanchätre^ obscur^ ayant un pedicide hyalin legerement echan-
cre au bout et les rayons a bouton e galant le diametre du corps.
Triclioda fixa, Müller, Animalc. infus. 1786. p. 217. Tab. XXXI. Fig. 11 — 12.
Peritricha Comcta, Bory de St. Vincent, 1824. Encyclopediemethodique, fixa 1828. Di ct. classiq.
Podophrya fiwa et dulcis, Abhandl. der Akademie d. Wissensck. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 306.
Aufenthalt: Bei Berlin im Süsswasser, vielleicht auch bei Copenhagen im Seewasser.
Ich fand diess Thierchen am 26. und 28. April 1832 zahlreich frei an der Oberfläche bestäubten Wassers aus dem Thicr-
garten in meiner Wohnung. Es hat manche Aehnlichkeit mit der Gattung Acineta und würde dieser Gattung angehören, wenn sich
der Mangel einer Analstelle bestätigte. Ich habe die Aehnlichkeit mit Actinophrys vorgezogen. Müllers ähnliches Thierchen fand
sich im Seewasser, hatte ein zweilappiges Fussende und keine Knöpfchen an den Borsten. Ich sondere es daher noch als va-
rietas ß salsa ab. Besonders interessant ist die Fangkraft des Thierchens, welche schon Müller bewunderte. Sobald das rasch
wirbelnde Ha gel thierchen, Trichodina Grandinella, welches gleichzeitig häufig zu seyn pflegt, an seine Fühlborsten stösst, so
ist es sogleich gefangen, hört plötzlich auf zu wirbeln und streckt die Wimpern rückwärts aus {Opisthotonus). Es wird dann immer
näher an den Körper gezogen, bleibt so lange Zeit hängen, wird innen sichtlich ausgeleert und die Haut fällt dann ab. Müller
nannte ein daran hängendes Thierchen Leucophra signata. Ich sah das Beugen und Verkürzen der Strahlen, sonst keine Bewegung,
kein Wirbeln in farbigem Wasser und keine Aufnahme von Carmin, aber deutliche Magenzellen. Eine helle contractile Stelle hielt ich
für den Mund und vermuthete, weil der Stiel nicht in der Längsaxe liegt, die Analstelle dem Munde entgegengesetzt, wodurch der
Stiel wohl, als Bauchglied, sich Fuss nennen lässt. Stiel schief angesetzt, mehr als doppelt so lang als der Körper, am Ende abge-
stutzt, etwas erweitert (auch wohl gelappt). — Grösse der Kugel V36 Linie.
gefangen.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXI. Fig. X.
Es sind 6 Thierchen in verschiedenen Grössen bei 300maliger Diametervergrösserung abgebildet. Fig. 1. und 5. haben Hagelthierchen
HUNDERT VIERTE GATTUNG: HAARTHIERCHEN.
Trichoda. Tricode.
CMARACTER; Animal ex Encheliorum familia, corpore nudo, ore edentato ciliis vibrante, oblique trun-
cato, labiato nee collo suffulto.
CARACTERE: Animal de la famille des Encheliens, ä corps sans poils ou eils, a bouche sans
dents, ciliee, vibrante, obliquemenl tronquee, h levre et sans cou.
Der Character der Gattung der Haarthierehen besteht in einem unbehaarten und wimperlosen
Körper, und einem unbewaffneten bewimperten schief abgestutzten Munde mit Lippe ohne Hals.
Die Gattung Trichoda ist schon 1773 von Müller für die nur halb behaarten, nicht radartig wir-
belnden, Infusorien gebildet worden, und hat seitdem zu einem Sammelplatz aller unklaren bewimperten
und behaarten Infusorien, Rädert hiere und auch vieler andern Dinge gedient, zumal da schon der Grün-
der der Gattung Wimpern und Haare verwechselte. So sind allmälig mehr als 126 Artnamen in dieser Gattung
entstanden, von denen nur 6 hier aufgenommen sind, und auch diese nicht alle als sichere Arten betrachtet
werden können. Zuerst brachte Hill 1751 2 solcher Formen in seine Gattung Scelasius, Fussthierchen,
denen er die Brachionos, Armthierchen (Räderthiere), in seiner Familie der Arthonien, Glieder-
thierchen, entgegensetzte. Miller nahm jenen Namen, der sprachlich nicht gut gebildet ist, nicht auf,
gab seiner Gattung Trichoda 1773 sogleich 40 Arten und bis 1786 vermehrte er die Namen auf 100,
die Artenzahl auf 89, d. i. V* aller ihm bekannten Infusorien. Schrank hat dann 1803 12 neue Art-
namen gegeben. Nitzsch gab 1817 1, Bory 1824 noch 5, und 8 wurden von mir später hinzugefügt.
Schon Schrank sonderte 1803 von Trichoda die Gattung Tintinnus ab und nahm eine Art als Vagina-
ria auf. Lamarck nannte 1816 eine Art Cercaria und bildete aus den übrigen die 4 Gattungen Trichoda,
Trichocerca, Vaginicola und Rattulus. Schweigger schlug 1820 vor, Müller's Gattung in 6 Genera
zu spalten (Handb. d. Naturg. d. skeletl. Th. p. 405.). Bory de St. Vincent sonderte sie 1824, nur
nach äusseren Verschiedenheiten, in 28 Genera, die er in 9 Familien vertheilte. Dabei behielt er 26 Ar-
ten in der Gattung Trichoda. Seit 1830 ist die Abtheilung dieser zahlreichen Formen nach ihrer inneren
Organisation von mir versucht worden, wobei eine ansehnliche Zahl von Arten in die Klasse der Räder-
thierchen verwiesen worden ist, die übrigen aber in sehr verschiedene Gattungen vertheilt wurden. —
Die organischen Verhältnisse der jetzigen Gattung, welche nur Eine inländische mir bekannte Art besitzt,
30¥
sind unvollständig beobachtet Eine Mehrzahl von Wimpern am Munde sind die alleinigen Bewegungsorgane.
— Ein polygastrischer Ernährungsapparat ist durch Farbenahrung ausser Zweifel gestellt, auch die hintere
Analstelle ermittelt Die schiefe Mundfläche bildet eine characteristische Oberlippe. Sexualtheile sind un-
deutlich beobachtet ? nur bei Trick. Pyrum ist Selbsttheilung erkannt Alle Arten sind farblos.
Die geographische Verbreitung ist in ganz Europa 5 im libyschen Afrika, in Dongala Nubiens und
im sinaitischen Arabien beobachtet. Noch könnten etwa 8 Arten dieser Gattung von Müller mir unbekannt
gebliebene Formen aus Dänemark seyn.
430. Trichoda pmra, reinliciies Maartltiercben, Tafel XXXL Fig. XL
T. corpore oblongo, clavato, antica parte attenuato, ore laterali ventriculisque parvis.
Tricode pure, a corps oblong en massue, aminci au botet anterieur, la bouche laterale et les venlri-
cules petits.
Kolpoda Purum 9 Müller? Animalc. Infus. 1786. (s. Leucophrys pyriformis und Trick. Pyrum.)
Trichoda pura, Abhandl. der Akademie d. Wissenscli. zu Berlin, 1831. p. 104,
Aufenthalt: In und bei Berlin.
Diese Form findet sich in vegetabilischen Aufgössen häufig sehr zahlreich mit Cyclidium Glaucoma und gleicht der etwas
grösseren Leucophrys piriformis sehr, welche ganz bewimpert ist. Sie nimmt leicht Farben auf, unterscheidet sich aber von ähnli-
chen Thierchen durch ihre kleinen, mehr als 20, Magenzellen. Früher verwechselte ich jene beiden Arten und sah oft einen hellen
runden Fleck in der Mitte ihres Körpers, welcher eine Samendrüse gewesen zu seyn scheint, die ich neuerlich nur bei der Leuco-
phrys deutlich wiedersah. Sie schwimmt, sich langsam um ihre Längsaxe drehend, weil sie nur geringe Bewegungsmittel hat. Eine
ähnliche Leucophrys lebt in übelriechendem Fleischwasser (carnium impura). Man vergleiche auch Glaucoma scintillans und
Chilodon Cucullulus wohl. — Grösse bis Vöo Linie, meist doppelt so gross als das Cyclidium.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXL Fig. XL
Es sind 11, mit Farbe genährte, Specimina bei SOOmaliger Vergrösserung dargestellt. Fig. 5. ist ein Cyclidium Glaucoma darunter mit
seinen grösseren Magenzellen.
431. Trichoda Nasamonum, litoysches Maarfbiercben. Tafel XXXL Fig. XII.
T. corpore cylindrico utrinque aequaliter obtuso, ore laterali elongato maxiino.
Tricode libyr/ue, a corps cylindrique egalement obtus au& deute ecctremiles et a bouche laterale tres-
grande allongee.
Condylostoma Nasamonum y Hemprich u. Ehrenber&, Symbolae physicae. Evertebrata I. Zoopliyta, Tab. II. Libyca, Fig. 10. 1828.
Trichoda Nasamonum, Abhandl. der Akad. d. Wissenscli. zu Berlin, 1829. p. 17, 19. 1831. p. 104. Symb. phys. Text 1831.
Aufenthalt: In der libyseben Wüste bei Siwa, dem ehemaligen Lande der Nasamonen.
Auf meiner libyseben Reise mit Dr. Hemprich sali und zeichnete ich 1820 diese Form im November in Siwa, der Am-
nions-Oase. Sie könnte auch eine O&ytricha gewesen seyn, da sie nicht hinreichend vergrössert beobachtet worden. — Grösse bis
V24 Linie.
Erklärung der Abbildung Taf. XXXL Fig. XII.
Es ist ein in Siwa gezeichnetes, lOOinal vergrössertes , Thierchen.
432. Trichoda ovata, eiförmiges Haarthierclien. Tafel xxxi. Fig. XIII.
T. corpore ovato turgido, antica parte attenuato utrinque rotundato, ore laterali parvo.
Tricode ovale, d corps ovale gonfle, aminci au bout anterieur, arrondi aua> exlremites, la bouche la-
terale petiie.
Condylostoma ovatum, Hemprich u. Ehrenberg, Symbolae physicae. Evertebrata I. Phytozoa. Tab. I. Fig. 8. 1828.
Trichoda? ovata, Abhandl. d. Akademie d. Wissenscli. zu Berlin, 1829. p. 17, 19. 1831. p. 104.
Aufenthalt: Bei Bulak und Caliira in Aegypten.
Es wurde von mir auf der Reise mit Dr. Hemprich im Jahre 1821 bei Bulak und Caliira in stehendem Wasser beobachtet
und gezeichnet. Es ist dicker und kürzer als T. pura und vorn stumpfer als T. Pyrum, wurde aber nicht hinreichend vergrössert.
— Grösse V40 Linie.
Erklärung der Abbildung Taf. XXXI. Fig. XHL
Es ist das von mir im Februar in Bulak gezeichnete, lOOmal im Durchmesser vergrösserte, Exemplar.
433. Trichodaf aethiopica, aetbiopisclies HaartWerdien. Tafel XXXL Fig. xiv.
T. corpore oblongo postice subacuto, ventre piano, ore amplo.
Tricode aethiopique, a corps oblong, aminci au bout posterieur, a ventre plat et a bouche ample.
Trichoda aethiopica, Hemprich u. Ehrenberg, Symbolae physicae. Evertebrata I. Phytozoa. Tab. I. Fig. 10. 1828. Text 1831.
Trichoda aethiopica, Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 17, 20. 1831. p. 104.
Aufenthalt: Nil bei der Insel Argo in Dongala.
308
Von Dr. Hemprich und mir im April 1822 in Nubien zwischen Conferven des Nils beobachtet. Es war wenig beweglich,
stand oft still, lief dann hin und her und warf sich auf fremde Körper hastig mit ausgespreizten Wimpern. Im Innern waren ver-
schluckte Dinge sichtbar. Die ausführliche Beschreibung meines Tagebuches ist in den Symbolis physicis mitgetheilt. Es könnte
eine bei zu geringer Vergrösserung betrachtete O&ytricha gewesen seyn. — Grösse Vso Linie.
Erklärung der Abbildungen Tat XXXI. Fig. XIV.
Es sind 3 Exemplare, bei lOOmaliger Diametervergrösserung, auf der Insel Argo gezeichnet. Eines davon hat sich an das hintere Ende des
andern angeklammert. Es war keine Selbsttheilung.
434. Trichoda asiatica, asiatisches Maarthierchen. Tafel XXXI. Fig. XY.
T. corpore ovato-oblongo utrinque rotundato, tereti, ore parvo.
Tricode asiatique, a corps ovale oblonge cylindrique , arrondi aucc bouts^ la bouche petite.
Condylostoma asiaticum, Hemprich u. Ehrenberg, Symbolae physicae. Evertebrata I. Phyto zoa. Tab. II. Sinait. 15. 1828.
Trichoda asiatica, Abhandl. der Akademie d. Wissens eh. zu Berlin, 1829. p. 17, 20. 1831. p. 104.
Aufenthalt: In Wadi Essele des Sinaigebirges in Arabien.
Es fand sieb 1823 auf meiner Reise mit Dr. Hemprich im November zwischen Conferven des kleinen Baches Wadi Essele
am Sinai , die ich in Tor untersuchte. — Grösse lj12 Linie.
Erklärung der Abbildung Taf. XXXI. Fig. XV,
Ein von mir in Tor bei lOOmaliger Linearvergrösserung gezeichnetes Exemplar.
435. Trichoda Pyrum, birnformiges Haarthierchen. Tafel XXXI. Fig. XVI.
T. corpore ovato turgido, antica parte subito acuto.
Tricode Poire, a corps ovale gonfle, brusquement aigu au bout anterieur.
Cornemuse, Joblot? Observations faites avec le microsc. 1716. p. 59. Tab. 7. Fig. 2.
Animaluzzi sferici dal Professor Ginevrino, Spallanzani? Opuscoli di Fisica anim. I. p. 152. Tav. I. Fig. 4. 1776.
Ovalthierchen , Gleichen, Abhandl. üb. Samen- und Infusionsth. p. 150. Tab. XXVII. Fig. 18 — 20. 1778.
Paere-bugter, Müller, Nye Saml. af Dansk. Vidensk. Saelsk. Skrift. 1780. II. p. 245,, 273. Taf. I. Fig. 1.
Kolpoda Pirum, Müller, Animalc. Infusor. 1786. p. 108. Tab. XVI. Fig. 1 — 5.
Enckelis pyriformis, Bory de St. Vincetst, Encycloped. meth. 1824.
Colpoda Pyrum, Hemprich u. Ehrenber&, Symbolae physicae. Evertebrata I. Phytoz. Tab. II. sinait. Fig. 2.
Trichoda Pyrum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 8, 17, 20. 1831. p. 104.
Aufenthalt: Bei Paris und Modena, auf dem Greifenstein, bei Copenhagen und wohl in Wadi Essele am Sinai Arabiens beobachtet.
Unter dem Namen Trichoda Pyrum begriff Müller offenbar viele verschiedene Körper: Trichoda pura, Leucophrys
pyriformis und carnium sammt den Theilungszuständen der Glaucoma scintillans, Chilodon Cucullulus, Paramecium Kol-
poda und anderer, denn alle diese Formen können auf seine Charactere passend erscheinen. Alle früheren Synonyme sind unsicher und
auf Abbildungen ist sich nicht zu verlassen, da man die Charactere übersah. Alles, was ich früher für Trichoda Pyrum bei Berlin
gehalten, bin ich jetzt geneigter für Leucophrys pyriformis anzusehen, deren allgemeine Behaarung nicht erkennbar ist, wenn man
nicht Farbe in's Wasser mischt. Ich verweise daher auf diese Form. Joblot hat Längstheilung für Begattung gehalten, und Spal-
lanzani, Gleichen und Müller haben Queertheilung beobachtet. Joblot kann auch die Jungen der Kolpoda Cucullus gemeint
haben. Er sah sie in Sellerie -Aufguss. Ich sah sie mit Dr. Hemprich im November 1823 in Tor zwischen Conferven. Bewegung
langsam drehend. Auch Trichoda pura in der Queertheilung kann solche Formen geben. — Grösse der arabischen Form Vioo Linie.
Erklärung der Abbildung Taf. XXXI. Fig. XVI.
Es ist das in Tor gezeichnete Exemplar bei lOOmaliger Vergrösserung des Durchmessers dargestellt. Etwas zu gross gesehen.
Nachtrag zur Gattung Trichoda.
Die Gattung Trichoda ist mit einem volkreichen berühmten Orte zu vergleichen, der mit der Zeit zu einem Dorfe herab-
gesunken und verödet ist. Folgendes ist ein critischer Versuch der Deutung ihrer verlorenen 120— 134 Artnamen: 1) Trichoda Acarus
Müller (1773) = Keronae pars; 2) T. ambigua M. (1786) = Spirostomum ambig.; 3) T. Anas M. (1773) = Trache-
Mus A.; (1776) [Prodr. Zool. dan.] = Chaetonotus Larus; 4) T. angulus M. (1773) = O&ytricha Pellionella? ; 5) T.
Augur M. (1786) = Stylonychiae pars-, 6) T. aurantia M. (1786) = Loxodes Cucullulus? ; 7) T. Bacillus Bort (1824)
= Enchelys? Paxillus; 8) T. barbata M. (1776) = Trachelius; 9) T. bicaudata Schrank {Fauna boica 1803.) = No-
tommata longiseta? , aequalis? ; 10) T. bicomis Schrank (1803) = Vorticellae corpus (Kerobalana) ; 11) T. bidens
Schrank (1803) =?, Euglena? ; 12) T. biloba Schrank (1803) = Vorticella frei schwimmend; 13) T. bilunis Müller
(1786) = Diglena?; 14) T. Bomba M. (1773) = Stentor? ; 15) T. Bulla M. (1786) = Euplotes; 16) T. Calvitium M.
(1773) = Kerona?, Stylonychia? ; 17) T. Camelus M. (1773) = Occytrichae pars; 18) T. Chaetophora Schrank (1803)
= Actinophrys viridis; 19) T. Charon M. (1773) = Euplotes Charon; 20) T. Cicada M. (1786) = Oaytricha; 21) T.
ciliata M. (1776) = Stylonychiae aut Keronae pars; 22) T. Cimea M. (1773) = Oaytricha? ; 23) T. Clava M. (1773)
= Oxytricha?, üroleptus? ; 24) T. Clavus M. (1773) = ?, Bodo?; 25) T. Cometa M. (1773) = Trichodina? mit zufälli-
gem Anhange; 26) T. comuta M. (1786) = Lepadella c; 27) T. Cricetus Schrank (1803) == Monocerca Rattus ; 28) T.
crinita M. (1786) = Oaytricha? ; 29) T. Cuniculus M. (1773) = Üroleptus?, Notommata? ; 30) T. Cursor M. (1786) =
Stylonychia; 31) T. Cyclidium M. (1773) = Oaytricha; 32) T. Cypris M. (1773) = Stylonychiae pars; 33) T. Delphi-
309
m/s M. (1773) = Uroleptus; 34) T. Delphis M. (1786) = Occytricha oder StylomjcMa Vordertheil ; 35) T. diota M. (1786)
= Vorticella Convallaria? , microstoma? ; 36) T. erosa M. (1786) = StylomjcMa Hintertlieil ; 37) T. Farcimen M. (1786)
= Leucophrys? , Bursaria mit Bläsdien -Krankheit; 38) T. jFcä* M. (1786) = Uroleptus? , Amphileptus? ; 39) T. fimbriata
M. (1786) = Occytricha oder StylomjcMa Vordertheil; 40) T. ficca M. (1786) = Podophrya f.; 41) T. Floccus M. (1786)
=* Räderthier?, junge Halcyonella? ; 42) T. /oeta M. (1786) = Uroleptus?, Trichoda? ; 43) T. Forceps M. (1786) = tf^y-
frec//«, Theil; 44) T. For/c^ M. (1786) = Occytricha, Theil; 45) T. foveata M. (1786) = Kerona? ; 46) T. Gallina M.
(1786) = Occytricha?, Notommata? ; 47) T. g-«'^« M. (1786) = Occytricha? ; 48) T. Globulus Schrank (1803) = jtfo-
*mw?, Bodo?; 49) T. Granata M. (1773) = Actinophrys? ', Trichodina?; 50) T. Grandinella M. (1773) = Trichodina
G.; 51) T. Gyrinus M. (1786) = Trichodina?, Vorticella Convallaria, Knospenform?; 52) T. /7»*Wo Schrank (1803) =
StylomjcMa; 53) T. horrido M. (1786) == Pantotric/ium ; 54) T. ^-mfa M. (1786) = Bursaria Cithara? , lateritia? ; 55)
21. IndeccM. (1786) = Occytricha, Theil; 56) T. ingenitaM. (1786) == Vaginicola crystallina?; 57) T. innataM. (1786)
= Cothurnia i. ; 58) T. inr/uilinus M. (1776) = Tinti?inus int/.; 59) T. Joblotii Bory (1824) = StylomjcMa pustulata,
Hintertheil; 60) T. Lagena M. (1786) = Trachelius? , Enchelys? ; 61) T. £oro« M. (1784) [Naturforsch. XX.] = C7/«c^o-
moAm Lotus; 62) T. Ze/ws M. (1773) = Occytricha L.; 63) T. Lichen(or)um Bort (1824) = Occytricha Pellionella ; 64)
T. Xtor M. (1773) == Occytricha; 6b) T. longicauda M. (1786) = Scaridium l; 66) T. iWs'o M. (1773) = Stylomj-
cMa, Theil; 67) T. fanorä M. (1786) == Rattulus km.; 68) T. Lyncaster M. (1776) = Euplotes?; 69) T. Lynceus M.
(1773) = Aspidisca L.; 70) T. »&<?/«&?# M. (1786) = Phialina? , Lacrymaria? ; 71) T. Musculus M. (1773) = tfrofe-
^s?, Rattulus?, Monocerca?; 72) T. Mytüus M. (1773) = StylomjcMa M.; 73) T. Navicula M. (1786) = Euplotes?;
74) T. wg-m M. (1786) = Trichoda? ; 75) T. 0r#* M. (1773) = ?, Aspidisca?; 76) T. Paramecium [Abhandl. der Berl.
Akad.] (1830) = CMlomonas; 77) T. P«te/fe M. (1773) = Euplotes P.; 78) T. patens M. (1786) = Uroleptus p.; 79) T.
jpofeAt M. (1786) = Leucophrys p.; 80) T. Paccillus M. (1786) = Enchelys? Pacc.; 81) T. Pellionella M. (1773) =
Occytricha P; 82) T. J%ci« M. (1773) = Uroleptus P; 83) T. Pocillum M. (1776) = Dinocharis P; 84) T. praeceps
M. (1786) = Occytricha? Theil; 85) T. iVröna M. (1786) = Euplotes?; 86) T. Proteus M. (1786) = Phialina?, Lacry-
maria?; 87) T. Pz/fo* M. (1773) = Trichoda?; 88) T. /Woz; M. (1773) = Occytricha; 89) T. Pullaster M. (1773) =
Occytricha; 90) T. P«/?« M. (1773) = Kolpoda, Theil; 91) T. Py/w Schrank (1803) = Amphileptus Anser ; 92) T.>
AattusM. (1776) = Monocerca R.; 93) T*. rostrata M. (1786) = StylomjcMa, Theil; 94) T. & M. (1776) = Occytricha?,
Uroleptus?; 95) T. &oto M. (1773) = Käronae pars?; 96) T*. Semiluna M. (1773) = Occytricha, Vordertheil?; 97) r.
setifera Nitzsch [Ersch u. Gruber's Encycl. Cercaria] (1827) = Occytricha?, Uroleptus? ; 98) T. Silurus M. (1773) =
Occytricha; 99) T. sinuata M. (1786) = Occytricha?; 100) T. Äo/ M. (1773) = Actinophnjs S.; 101) T. *o/«r^ M.
(1786) = Trichodiscus Sol? ; 102) T. sp7taeroidea*Ron.T (Encycl. 1824) = Enchelys?, Monas?; 103) T. striata M. (1786)
= Leucophrys sanguinea; 104) T. succisaM. (1786) = Occytricha, Vordertheil; 105) T. sulcataM. (1776) = Euplotes?;
106) T. Syncaster Gmelin (Linne's £y«r. iVaf. 1788.) s. Lyncaster; 107) T. 2%ri» M. (1786) = Notommafa T.; 108)
T. Tme« M. (1773) = Occytricha, Theil?; 109) 27. transfuga M. (1776) = Occytricha?; 110) T. Ävg-o«« M. (1773) =
Trichoda?; 111) T. Trochus M. (1786) = Trichodina-, 112) T. Tromba Bort (1830. Z>/cA c/«»*.) = Stenior? ; 113) T.
Urinarium M. (1773) = Phialina?; 114) T. (/««& M. (1773) [Ursula, Gmelin 1788.] = Vorticella?; 115) T. £W/«
M. (1773) = Occytricha?; 116) T. vermicularis M. (1786) = Phialina; 117) T. versatilis M. (1786) = Phialina?; 118)
T. vestianella Schrank (1803) = Vorticella?; 119) T. ftfrto Schrank (1803) = Vaginicola ohne Schaale?; 120) T. ««-
^r«e« Bory (1824) = Occytricha, Ausserdem sind 14 Artnamen 121) — 134) von Lamarck (1815) aus Müllers Leucophris
gebildet worden. — Bory's viele Doppelnamen der MÜLLER'schen Arten habe ich in der Am 1834. />. 1182. «e^y. beurtheilt.
HÜNDERTFÜNFTE GATTUNG: THRÄNENTHIERCHEN.
Iiacrymaria. iJacryniaire.
CHARACTER: Animal ex Encheliorum familia, corpore non ciliato, collo tenui instructum , clavatuni, ore
inermi labiato turgido et ciliis vibrante capitatum.
CARACTERE: Animal de la famille des Encheliem, a corps sans cils pourvu tfun cou etroit,
termine par une bouche ä levre, sans denls, gonflee en bouton et ciliee.
Die Thränenthierchen zeichnen sich als Gattung der Familie der Walzenthierchen durch unbe-
wimperten keulenförmigen Körper, einen engen Hals, einen kopfartig angeschwollenen, mit Lippe versehe-
nen und bewimperten Mund und durch Mangel an Zähnen aus.
Eine Gattung Lacrimatoria bildete Bory de St. Vincent 1824, erst mit 6, später mit 8 Arten,
welche aber nur vielleicht 1 der jetzigen Gattung enthält, die übrigen gehören zu Euglena, Phialina und
Trachelocerca. Sie sollte ohne Wimpern seyn. Ganz ähnliehe Formen mit Wimpern am ölunde nannte
er Phialina. Seit 1830 ist der sprachlich vorzuziehende Name Lacrymaria einer physiologisch schärfer
bestimmten andern Gruppe mit 2, und 1831 mit 3 Arten ertheilt worden, deren eine 1833 als besondere
Gattung Trachelocerca von mir abgetrennt, sogleich aber durch eine neue ersetzt worden ist. Die ersten
wahren Formen beschrieb Müller 1786 unter den Namen Vibrio strictus{?), Trichoda Proleus und T.
versatilis. Früher mögen diese von Baker, Eichhorn und Mlller selbst, bis 1775, als Proteus, mit Tra-
chelocerca Olor vereinigt worden seyn. Nur L. Proteus war eine früher gekannte, hier aufgenommene,
»8
310
Art; die beiden andern sind seit 1830 entdeckt; eine derselben kannte vielleicht Bory de St. Vincent. —
Der Organisationsgehalt ist noch weiter zu ermitteln. — Als Bewegungsorgane dienen der lang ausschieb-
bare Hals, die Dehnbarkeit des egelartigen Korpers und Wimpern am Munde. Der wahre Hals trägt den
Mund am Ende und umschliesst den einfachen langen Schlund (s. Trachelius). Der Mund wird durch eine
sehr kurze, zuweilen deutlich eingelenkte, rüsselartige Lippe nur wenig überragt, üeberdiess sind polyga-
strische Magenzellen durch Farbeaufnahme fest ermittelt und die Analstelle, dem Munde entgegengesetzt,
bei Einer Art erkannt. — Von Sexualorganen sind bei einer andern Art nur grüne (Ei-?) Körnchen beob-
achtet. Zwei Arten sind farblos, weisslich, eine grün.
Die geographische Verbreitung ist im Süsswasser bei Copenhagen und im duellwasser bei Berlin
beobachtet, eine Art, Vibrio strictus{?)> lebt wohl in der Ostsee.
436. JLaevy murin Proteus 9 proteusartiges Ttiränentliiercheii. Tafel XXXI. Fig.XYII.
L. corpore oblongo tnrgido, subtilissime transversc plicato, collo longissimo.
Lacrymaire Protee ? a corps oblong gonfle^ pourvu de plis transversaux> tres - delicats et a cou
tres - long.
Trichoäa Proteus, Müller, Animalc. infus, p. 176. Tab. XXV. Fig. 1—5. 1786.
Phialina Proteus, Bory de St. Vitscest? E n cyclo p ed. m etil od. 1824.
Lacrymaria Proteus, Ab ha ndl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 252.
Aufenthalt: Bei Copenhagen, Paris? und Berlin.
Diese von Müller im Winter 1779 mit Trachelocerca gleichzeitig zwischen Meerlinsen beobachtete Form unterschied ich
zuerst am 30. April 1832 bei Berlin zwischen Conferven. Ich sah und zeichnete sie auch schon im April 1827. Bory sah vielleicht
nur die Lacrym. rugosa. — Sie gleicht sehr der Trachelocerca Olor^ hat aber ein abgerundetes Hintertheil und die Analstelle in
der Mitte desselben, während jene eine schwanzartig über die Analstelle hinausragende Spitze hat. Bei Queertheilung der Trachelo-
cerca mag der abgelöste Vordertheil eine Zeitlang ganz einer Lacrymaria gleichen. Eine einzelne Form ist deshalb immer schwer
zu beurtheilen. Diese Art nahm neuerlich auch Indigo in ihre Magenzellen durch den vordem Mund auf. Nur sehr kleine Theilchen
wurden schnell durch den engen Schlund in die Magen gebracht. Eikörnchen, Drüse und contractile Blase blieben unklar. — Grösse
des ausgedehnten Thierchens bis V12 Linie, des Körpers allein — V36 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXI. Fig. XVII.
Ein mit Indigo genährtes Thierchen. Fig. 1. halb eingezogen; Fig. 2. ganz ausgedehnt; Fig. 3. ganz eingezogen, bei o' der Mund, bei w die
Afterstelle. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
43*. JLacrymaria Gutta 9 tropfenartiges Thränenthierdien. Tafel xxxi. Fig. XVIII.
L. corpore subgloboso laevi, collo longissimo.
Lacrymaire Goutle, a corps presque spherique lisse> le cou tres-long.
Lacrymaria Gutta, Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 105.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese durch ihre Schnelligkeit und Behendigkeit ausgezeichnete Art fand ich 1831 ebenfalls mit Conferven bei Berlin. Viele
Magenblasen im innern Körper waren deutlich, doch nahm sie keine Farbe auf. Ich habe sie seitdem nicht wieder gesehen. — Grösse
des Körpers Vög Linie, sammt dem ausgedehnten Halse — Vis Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXI. Fig. XVIIL
Es ist 1 Thierchen in 3 Formen, 300mal linear vergrössert, dargestellt. Fig. 1. grösste Ausdehnung; Fig. 2. halbe Ausdehnung; Fig. 3. schwan-
halsartige Biegung bei der schnellen Bewegung.
438. JLacrymaria rugosa, rundliches Thränenthierclieii. Tafel xxxi. Fig. XIX.
Le corpore subgloboso ruguloso, collo mediocri, ovulis viridibus.
Lacrymaire ridee> a corps presque splierique , ride9 le cou mediocre, les ovules verts.
Phialina Proteus, Bort, Encycloped. method. Vers. 1824. (Vergl. Lacrym. Proteus.)
Lacrymaria rugosa, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 105.
Aufenthalt: Bei Berlin und vielleicht bei Paris.
Ich beobachtete die ersten Thierchen 1828 zwischen Conferven bei Berlin und sah sie im Jahre 1831 wieder. Diese Form
war die 1830 erwähnte zweite Art. Ihre Bewegung war oft ein Wälzen um die Längsaxe des Körpers. Der nur selten bis zur dop-
pelten Körperlänge ausgedehnte Hals ist weniger lebhaft bewegt und alle Bewegung langsamer. Im Innern ist eine feinkörnige, mehr
oder weniger entwickelte, grüne Masse (Eiermasse) mit darin verstreuten Bläschen, Magenzellen, sichtbar. Stoffaufnahme gelang nicht
zu beobachten. Der Hals ist vorn keulenartig verdickt und schief abgeschnitten und gekerbt, ohne deutlichen Knopf, auch blieben die
Wimpern unerkannt. Die Queerrunzeln sind viel stärker als bei L. Proteus. Bory scheint diese Form mit und ohne grüne Eier-
chen gesehen zu haben, wenn es nicht mehrere Arten waren. — Grösse des Körpers bis 1I4S^ des Ganzen bis */24 Linie beobachtet.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXI. Fig. XIX.
Es ist 1 Thierchen in 4 verschiedenen Stellungen und Zuständen bei 300maliger Linear -Vergrösserung abgebildet.
31t
Nachtrag zur Gattung- Lacrymaria.
Bort's 8 Arten der Gattung Lacrimatoria haben folgende Synonyme: 1) L. Actes (1824) = Euglena Actis; 2) L.
delphiniformis = Phialina? (retrograda) ; 3) L. Epistonium = Phialina? ; 4) L. maculata (1831. Dict. class.) = Eu-
glena?; 5) L. Olor = Trachelocerca; 6) L. retrograda (1826. 2>wtf. c/«ss.) = Phialina; 7) X. Sagifta — Euglena?;
8) Z*. stricla = Lacrymaria? . Hierher gehören auch zum Theil die langhalsigen Arten von Bort's Gattung Phialina (s. Phia-
lina). Nur Müllers Vibrio strictus (vergl. Trachelius trichophorus) könnte noch eine schon beobachtete Art dieser Gattung seyn.
Die Gattungen Trachelocerca, Trachelius und Amphileptus enthalten sehr ähnliche Gestalten, die man sorgfältig zu vergleichen hat.
HUNDERTSECHSTE GATTUNG: WIMPERTHIERCHEN.
lencopbrys. üeucopbre.
CHAR ACTER: Animal ex Encheliorum familia, corpore undique ciliato, undique vibrante, ore inermi
oblique terminali, labiato.
CARACTERE: Animal de la famille des Encheliens, ä corps cilie et vilwant de tous cötes, ayant
la bouche sans dents, ohliquement terminale et pourvue dune espece de levre.
Die Gattung der Wim p er t hier eben hat in der Familie der Walzenthierehen als Character einen
tiberall bewimperten und wirbelnden Körper, einen zahnlosen vorderen schief ablaufenden und daher mit ei-
ner Art von Lippe versehenen Mund.
Schon 1776 gründete O. F. Müller eine Gattung der Infusorien unter dem Namen Leucophra mit
4 Arten in der Zoologia danica, und verzeichnete 1786 26 Arten, deren einige er früher unter den Na-
menf Vofoox^ Cyclidium und Vorticella beschrieben hatte. Schrank vermehrte 1803 die Zahl um 1 Art,
Lamarck verschmolz sie 1815 mit Trichoda. Bory fügte 1824 8 neue Namen hinzu, und seit 1830 sind
noch 4 andere Arten von mir in dieser Gattung aufgeführt worden, so dass die Gesammtzahl der Artnamen
jetzt 39 beträgt. Allein ein genaueres Studium der Organisation dieser Formen hat 1830 nur 3 der frü-
heren Arten in eine und dieselbe Gattung vereinbar gefunden, und seitdem ist die Zahl der generisch ver-
wandten Formen auf 6 gestiegen. Der Name Leucophra ist in Leucophrys umgewandelt, weil jener Um-
laut zu Verwechselungen, wie Leucophora (Goldfüss 1820.) und Leucophrus (Cüvier) schon geführt hatte.
Die ersten dieser fortbestehenden Formen mögen wohl Joblot und Gleichen beobachtet, aber nicht von Tri-
choda Pyrum unterschieden haben. Die sichere Geschichte der Gattung geht nicht über Müller 1773
hinaus. — Die Organisation ist reichlich ermittelt. Reihenweis über den ganzen Körper gestellte kleinere
Wimpern und ein Kranz um den Mund gestellter grösserer dienen zu einer sehr kräftigen Bewegung. —
Ein schlangenförmig gekrümmter Darm mit traubenartig anhängenden vielen (mehr als 50) Magenzellen und
mit dem Munde entgegenstehender Afteröffnung bilden das Ernährungssystem. — Als weibliche Sexualorgane
sind zahllose Körnchen bei 3 Arten beobachtet, welche sich mit Eiern vergleichen lassen, und bei ebenso-
viel Arten sind 1 — 2 kugelartige männliche Samendrüsen und 1—3 contractile einfache Blasen erkannt.
Selbsttheilung ist als Queer- und Längstheilung beobachtet. Eine der Arten ist blutroth durch Eier, die an-
dern sind weiss oder farblos. (Vergl. die sehr nah verwandte Gattung Bursaria)
Die geographische Verbreitung ist bei Copenhagen und Berlin beobachtet.
439. JLeucophrys patula, weitmündiges Wimperthierchen. Tafel xxxil. Fig. I.
L. corpore ovato campanulato, hyalino aut albo, turgido, ore amplo, patulo.
Leucophre bäillante, a corps ovale, campanule, hyalin ou blanc, gonße, la bouche ample, bäillante.
Trichoda patula, Müiler, Animalc. Infus, p. 181. Tab. XXVI. Fig. 3—5.
Kondyliosloma Lagenula, Bort, Encyclop. meth. Vers. 1824.
Leucophrys patula, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zn Berlin, 1830. p. 42, 76. Taf. IL Fig. 2. 1831. p. 105. 1835. p. 164.
Aufenthalt: Bei Copenhagen im Süsswasser und Seewasser, und in Berlin.
Diese Form gehörte zu denen, welche bis zum Jahre 1830 durch Indigofütterung die polygastrische Structur am deutlichsten
erkennen Hessen. Schon früher sah ich Anfüllung der Magenzellen mit grünen Monaden. Ich fand sie in Wassertonnen am 30. März
1830 und den Sommer hindurch, auch 1831, aber nicht 1832. Ich sah sie erst wieder am 3. Mai 1835 mit Chlamidomonas und
am 7. Juni 1836. Sie hat Aehnlichkeit mit einem Vor ticellen- Leibe, aber eine ganz andere, nie zuckende, kräftig wälzende Be-
wegung. Die Magenzellen sind sehr gross und füllen sich oft unregelmässig, wo dann an Zahl weniger sichtbar werden. Ich zählte
bis über 50 blau erfüllte Magen. Wenn sie beim Fressen ruhig liegen, sieht man das Fortrücken der Speise in dem schlangenförmi-
gen Darme, woran die Magen wie Beeren sitzen, deren Stiele nur dann sichtbar werden, wenn sie den Inhalt der Masren ein- oder
auslassen, geradeso wie der Schlund aller Tliiere nur zum raschen Durchgange sich erweitert, vor und nachher aber zusammenfällt.
Der Mund ist eine sehr grosse Spalte, die eine Art grosser beweglicher Lippe hat, zuweilen einer Vor ticellen- Stirn ähnlich. Die
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Län<rsreihen der Wimpern sind bei grösseren zahlreicher, zuweilen um das Doppelte verschieden an Zahl, zuweilen bis 40 in der Halb-
ansicht. Die Eierchcn sind bei auffallendem Lichte weiss, bei durchstrahlendem bräunlich. In der Körpermitte liegt eine nicht sehr
errosse kugelartige männliche Drüse, welche ich neuerlich bei Queertheilung erst verlängert, dann eingeschnürt und zuletzt mit getheilt
.sah. Ueberdiess sind 1—2 contractile Sainenblasen im Körper, deren eine nahe am Munde, die andere nahe am After ist. In eini-
gen Exemplaren sah ich fast einen Kreis von 10 — 12 grossen crystallhellen Blasen, die wohl, wie bei Nassida die violetten, einen
farblosen Digestionssaft enthalten. Selbsttheilung war häufig als Queertheilung sichtbar. — Körpergrösse V24 — Vs Linie. Dicke selten
2mal in der Länge, meist etwa lVamal. (Vergl. Bursaria Vorticella.)
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXII. Fig. I.
Fig. 1., 5., 7., 8., 9., 10. sind 1830 gezeichnete Formen; Fig. 2., 3., 4. und 6. sind von 1835. Fig. 1., 5., 7., 8. und 9. sind mit Indigo ge-
füttert- die übrigen haben ihre natürlichen Speisen in den Magen, o' bezeichnet den Mund, o> die Äuswurfsstelle, die bei Fig. 7. fungirt, t die männ-
liche Drüse **die Samenblase in Fig. 6. Fig. 5. wirbelt. Fig. 1., 5. und 7. sind Seitenansichten; 2. und 4. von der Bauchseite; 3. und 6.
vom Rücken. Fig. 3. zeigt den Blasenkranz für den Digestionssaft. Fig. 8. ist in Queertheilung. Fig. 9. ein eben abgelöster Theil. Fig. 10.
ist der allmälig zur Ansicht gekommene Darmverlauf. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
44©. Sjeucoplirys ®patlmla9 sp&telfformiges Wimperttiierclieii. Tafel xxxn. Fig. IL
L. corpore lanceolato, compresso, albido, antico fine membranaceo, oblique truncato dilatato, ibioue oris rima perforato.
Leucophre Spathule, a co?*ps lanceole, comprime, blanchätre, elargi membraneua)^ et obliquement
tronque au bout anterieur, ayant V orifwe de la bouche etroit au meme bout.
Enclielis Spathula, Müller, Verm. fluv. hist. 1773. p. 19. Animalc. Infus. 1786. p. 40. Tab. Y. Fig. 19, 20.
Enchelis dilatata, Bory de St. Vincent, Encycloped. meth. Vers. 1824.
Leucophrys Spathula, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 42. 1831. p. 105. Loscodes, Focke, Isis 1836.
Aufenthalt: Im Süsswasser bei Copenhagen, Berlin und Bremen (?).
Müller sali diese Form 1773 zwischen Meerlinsen und erkannte zwar die Reihen der Wimpern, aber nicht diese selbst.
Er nennt sie vollkommen cylindrisch, was auf das hintere Ende allein passt. Er sah schon die Magen, nennt sie aber 5 Eier, und
hat entweder 2 contractile Samenblasen gesehen, oder eine mittlere, mir nicht deutlich gewordene, runde Samendriise schon beobach-
tet ohne sie richtig zu deuten, und nur die hintere Samenblase auch gesehen. Ich zählte auf der Halbansicht mit den Rändern 9 Rei-
hen Wimpern und führte schon 1830 die Form als eine solche auf, welche durch Indigonahrung blaue Magenzellen zeigte. Dr. Focke
hat 1835 3 contractile Blasen gesehen (Isis 1836. p. 786.). — Körpergrösse — Vi 2 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXII. Fig. IL
Fig. 1. von der Seite gesehen; Fig. 2. vom Rücken gesehen, oben halb gewendet. Den höheren Mimdtheil nenne ich bei all diesen Formen Ober-
lippe und seine Körperseite den Rücken, weil bei Ophryoglena die Stellung des Auges darauf deutet. Vergrösserung linear 300mal.
441. leucophrys sanguinea, rotlies Wimpertftierclteii. Tafel xxxn. Fig. III.
L. corpore cylindrico, utrinque rotundato, sanguineo.
Leucophre rouge^ a corps cylindrique, arrondi aucc deua> bouts, rotige de sang.
Trichoda striata, Müller? Animalc. Infus. 1786. p. 183. Tab. XXVI. Fig. 9, 10.
Leucophrys sanguinea, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 253.
Aufenthalt: Bei Berlin!, vielleicht auch bei Copenhagen.
Dass Müller' s gelbes Thierchen diese Form gewesen, wäre wohl möglich, doch durfte ich das nicht geradehin annehmen.
Ich fand sie am 23. April 1832 im Thiergarten bei Berlin und sie vermehrte sich in Gläsern auf der Stube sehr zahlreich durch
Queertheilung. Daher fanden sich viele eiförmige und selbst kugelrunde Formen dazwischen. Der Körper hatte in der Halbansicht
13 19 Längsreihen von Wimpern und längere am Munde. Der Mund war eine enge und lange Längsspalte am vorderen Ende.
Zahlreiche, zum Theil mit Futter erfüllte, Magenblasen lagen im Körper, nahmen aber keinen Indigo auf. Die rothe Farbe in-
härirte einem feinkörnigen Wesen im innern Körper, welches der Eierstock zu seyn schien. Ausserdem waren 2 helle contractile runde
Blasen sichtbar, deren je eine bei der Selbsttheilung in jeder Hälfte blieb. Eine Sexualdrüse entging der damaligen Beobachtung, die
sie nicht eifrig genug aufsuchte. — Körpergrösse bis Vi 2 Linie, der Halbtheile — V24 Linie, der Eikörnchen weniger als V1000 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXII. Fig. III.
Fig. 1. und 3- sind 2 ausgebildete Exemplare, bei 0' ist der Mund, bei s die Samenblasen, bei w die Afterstelle. Fig. 2. ist eine nach der Selbst-
theilung heranwachsende Hälfte. Fig. 4. und 5. sind in der Selbsttheilung. Bei Fig. 3. und 5. sind die Wimperreihen unerkannt, nicht fehlend,
sondern mehr zurückgezogen. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
442. leucophrys piriformis, Mrnformiges Wimpetllüerelteii. Tafel xxxn. Fig.IY.
L. corpore ovato albido, antico fine subacuto, ventriculis amplioribus.
Leucophre pyriforme, a corps ovale, blanchätre, presque aigu au bout anterieur, ayant les ventri-
eules elargis.
Kolpoda Pirum, Müller? Anim. Infus, p. 108. Tab. XVI. Fig. 1 — 5. 1786. (S. Trichoda Pyrum.)
Enchelis pyriformis, Bory de St. Vincent? Encyclopedie meth. Vers. 1824.
Leucophrys pyriformis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 76. Tafel II. Fig. III. 1831. p. 105. 1835. p. 164.
Aufenthalt: Bei Berlin, Copenhagen«
Da die Wimpern dieser Art bei weniger achromatischen Mikroskopen nur wie ein etwas breiterer schwarzer oder weisser Rand
erscheinen, so mögen die früheren Darstellungen der Trichoda Pyrum sich auch hierher beziehen lassen. Vielleicht ist auch Enche-
lis Ovulum von Müller diese Form gewesen. Zuletzt sah ich das schon 1830 mit Farbe genährte Thierchen am 21. April 1835
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zahlreich wieder mit Euplotes Charon und Polytoma in einer Wassertonne, und erkannte die Sexualtheile als Eier, kuglige Samen-
drüse und Samenblase. Ich zählte 9 — 12 Wimperreihen in der Halbansicht und sah Queertheilung ohne Längstheilung. — Grösse iiU8
— V24 Linie; Eikörnchen Voco Linie. (S. Leuc. carnium.)
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIL Fig. IV.
Es sind 7 Exemplare in verschiedener Grösse und Stellung nach Indigonahrung, 300mal linear vergrössert, dargestellt; 0' der Mund, w die Afterstelle,
t die männliche Sexualdrüse, s die Samenblase. Fig. 2. wirbelt. Fig. 3. Selbsttheilung. Fig. 5. abgelöster Theil. Fig. 7. Anfang der Selbst-
theilung.
443. leucophrys camium, Fleiscb-WimpertMerchen. Tafel xxxn. Fig. v.
L. corpore ovato oblongo, albido, antico fine subacuto, ventriculis angustioribus.
Lencophre des viandes, a corps ovale-oblong, blanchätre, presque aigu au boat anterieur, ayant les
ventricules etroits.
Kolpoda Pyrum, Müller? Animalc. Infus, p. 108. 1786. (Vergl. Trichoda Pyrnm.)
Trichoda camium, Abhandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 75. Tafel I. Fig. VII. 1831. p. 103.
Leucophrys carnium, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1835. p. 164.
Aufenthalt: Bei Berlin und Copenliagen beobachtet.
Diese, in faulem Fleischwasser und in Mistpfützen in zahlloser Menge sicli entwickelnde, Form habe ich erst neuerlich am
26. April 1835 auch überall bewimpert gesehen, während ich sie früher für glatt hielt und desshalb als Trichoda beschrieb. Nur bei
Färbung des Wassers sieht man die Wimpern. Neuerlich habe ich auch die Sexualtheile, als Eier, eine runde Drüse und eine ein-
fache contractile Blase beobachtet. Die sich mit Farbe füllenden sehr kleinen Magen beschrieb ich schon 1830. Wimperreihen waren
etwa 10 auf der Halbansicht. Ich sah Längstheilung und Queertheilung. — Grösse Vi 20 — V36 Linie beobachtet; Eikörnchen V20Ü0 Li-
nie; Entwickelungscyclus demnach V2000 — V36 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXII. Fig. V.
Fig. 1. und 4. einfache Thierchen; Fig. 2. Längstheilung; Fig. 3. Queertheilung. Erstere giebt schlankere, letztere rundere und kleinere Gestal-
ten, als die Normalform ist. Lineare Vergrösserung 300mal.
444. leucophrys? Anodontae, Muschel - Wimpertliierelieii. Tafel XXXII. Fig. vi.
L. corpore ovato turgido hyalino, utrinque valde obtuso.
JLeucophre des moules, a corps ovale gonfle, hyalin, tres-arrondi aucc deute bouts.
Leucophra fluida, Müller? Zoolog, danica, 1776. Fase. II. p. 44. Tab. LXXIII. Fig. 1 — 6. Animalc. Infus. 1786. p. 156.
Leucophrys? fiuida, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 53, 63, 69. 1831. p. 106.
Aufenthalt: Bei Barnaul am Altai Sibiriens! und bei Copenliagen?.
Diese Form ist jedenfalls ein Infusorium, könnte aber bei noch genauerer Untersuchung sich vielleicht zur Gattung Bursa-
ria stellen lassen. Müller's im Wasser des Mytilus edulis beobachtete Seethierchen können leicht blosse Fragmente der wirbelnden
Kiemensubstanz des Muschelthieres gewesen seyn. Ich beobachtete sie auf der Reise mit Herrn Alexander von Humboldt 1829
im August im Wasser einer Anodonta des Ob bei Barnaul. Ich unterschied über den Körper zerstreute Wimpern, grosse Magenzel-
len und feine Körnchen (Eier), und glaubte den Mund etwas seitlich am Vorderende zu sehen. In Kiemenfragmenten sind keine gros-
sen Zellen, auch sind sie selten regelmässig rund. — Grösse V36 Linie. — Die Bewegung aller Arten ist um die Längsaxe wälzend.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIL Fig. VI.
Die Figur ist 1829 in Barnaul von mir gezeichnet worden und 290mal linear vergrössert.
Nachtrag zur Gattung Leucophrys.
Die 35 — 36 von den bisher gegebenen, hier nicht angewendeten, Special-Namen für diese Gattung, mit denen zum Theil Rä-
derthiere, Halcyonellen und Kiemenfragmente von Muscheln belegt wurden, und unter denen vielleicht noch einige, aber gewiss
nur eine sehr kleine Zahl, wirklicher Arten verborgen liegen mögen, haben etwa folgende Synonyme: 1) Leucophra acuta Müller
(1786) = Leucophrys?; 2) L. Armilla M. (1776. Zool. dan.) = Kiemenfragment des Mytilus?; 3) L. aurea M. (1786) =
Holophrya?; 4) L. bursata M. (1786) = Holophrya Ovum?; 5) L. Candida M. (1786) = Trachelius Lamella? ; 6) L.
Conflictor M. (1786) = Leucophrys patula? , Bursaria? ; 7) L. cornuta M. (1786) = theils Stentor? , theils Ophrydium? ,
kaum Leucophrys; 8) L. crinita Bory (1826. Essay) = Leucophrys?, Oaytricha? ; 9) L. dilatataM. (1786) = Stentor?,
Turbellaria? ; 10) L. fluida M. (1776) = Leucophrys Anodontae? , Kiemenfragment?; 11) L. flucca M. (1776) = Kiemen-
fragment des Mytilus; 12) L. fossulata Bort (1824) = Bursaria (pertusa)?; 13) L. fraeta M. (1786) = Fragment von
Stentor, Bursaria oder Paramecium; 14) L. globulifera M. (1786) = Holophrya Coleps? , Leucophrys? ; 15) L. hetero-
clita M. (1786) = junge Halcyonellen; 16) L. horrida Bory (1824) = Holophrya discolor? , Pantotrichum? , Kiemen-
fragment?; 17) L. hydrocampa Bory (1824) = Spirostomum ambiguum? ; 18) L. Joblotii Bory (1824) = Spirostomum
ambiguum; 19) L. Larus Bory (1824) = Chaetonotus Laras; 20) L. Lumbrici Schrank (1803) = Paramecium com-
pressum; 21) L. Mamilla M. (1786) = Bursaria?, Ophryoglena atra? ; 22) L. nodulata M. (1776) = Bursaria?; 23)
L. notata M. (1786) = Ophryoglena? \ 24) L. pertusa M. (1786) = Bursaria? ; 25) L. posthumaM. (1786) =?; 26) L.
Pupella Bory (1824) = Leucophrys?; 27) L. pustulata M. (1786) = Holophrya?, Pantotrichum?; 28) L. scintillans M.
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(1786) = Holophrya? > Pauiotrichum? ; 29) L. signafa M. (1786) = Bursaria?; 30) L. triangularis Bory (1831. Dict.
class.) = Fragmentuni Holophryae (aureae)? ; 31) L. trigona M. (1781) = Fragm. idem; 32) L. turbinata M. (1786)
= Leucophrys? \ Holophrya? ; 33) X. vesiculifera M. (1786) == Bursaria? ', Holophrya? ; 34) X. viresceus M. (1786) =
Bursaria?) Holophrya? ; 35) X. viridis M. (1786) = Pantotrichum Volvooo? .
Die eingehende Gattung Kondyliostoma (Condylostoma) von Bort 1824 hat folgende Synonyme: 1) C. afrum Hemprich
und Ehrenb. (1828. Symb. physic. Tabulae) = Enchelys Pupa; 2) C. asiaticum {Symb. phys. 1828.) = Triclioda as.;
3) A". cijpraea Bort (1826. Essay) = Trichoda sulcata M.; 4) Ä~. Lagenida Bort (1824) = Triclioda patula M.; 5)
Ä". limacina Bort (1824) = Trichoda patens M.; 6) C. Nasamonum (Symb. phys. 1828.) == Trichoda Nas.; 7) C. o##-
f//:/rc (Symb. phys. 1828.) = Trichoda ovata.
Tilesius beschrieb L. echinoides = Oceania? als Leuchtthierchen des Oceans (Wetterauer Annalen, 1814.).
HUNDERTSIEBENTE GATTUNG: WOLLTHIERCHEN.
Holophrya. Holophre.
CHARACTER: Animal ex Encheliorum faniilia, corpore undique ciliato, ore recte truncato, terminali, nee
labiato, inermi. ( = Enchelys undique ciliata.)
CARACTERE: Animal de la famille des Encheliens^ h corps vibranl et cilU de tous cötes, ayanl
la bouche terminale brmquement tronquee^ sans levre et sans denls. ( = Enchelide
ciliee de tous edles.)
Formen der Familie der Walzenthierchen, welche einen überall mit Wimpern wirbelnden Körper,
einen gerade abgestutzten Mund am vordem Ende, mithin keine Lippe , und die auch keine Zähne haben,
sind Wollthierchen. Es sind bewimperte Walzenthierchen.
Die Gattung Holophrya wurde 1831 in den Abhandl, d. Berl. Akad. d. Wissensch. mit 3 Arten ge-
gründet, von denen eine 1833 ebenda als eigne Gattung abgetrennt und durch eine andere Art ersetzt
wurde. Ob schon Müller unter dem Namen Leucophra bursata 1786 die Hol. Ovum> und unter Tri-
choda horrida 1786 Hol. discolor gemeint habe, ist mir unklar geblieben. Ebenso konnte er als Leuc-
ophra globulifera die Hol. Coleps gesehen haben. Die Form ist aber nicht entscheidend, sondern die
Structur. — An Organisation sind Mund und Analstelle bei 2 Arten, Magenzellen bei allen beobachtet. —
Die wirbelnden Wimpern stehen in Längsreihen. — Als Sexualorgane sind grüne Eierchen bei H. Ovum
allein erkannt, auch scheint dicht am After eine contractile Blase vorhanden zu seyn. Es scheint queere
Selbsttheilung zu geben (H. discolor).
Die geographische Verbreitung ist für die sicheren Arten der Gattung nur bei Berlin bekannt.
445. Holophrya Ovum, eiförmiges WoUtliierclieii. Tafel XXXIL Fig. YII.
H. corpore ovato utrinque subtruncato, subcylindrieo , ovario viridi.
Holophre Oeuf, a corps ovale, presque tronque au& deute bouts en forme d'un cyliudre court, Vo-
vaire vert.
Leucophra hursata, Müller? Animalc. infus, p. 143. Tab. XXI. Fig. 12. 1786.
Holophrya Ovum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 102.
Aufenthalt: Bei Berlin!, vielleicht auch im Seewasser bei Copenhagen.
Ich fand das Thierchen zwischen Meerlinsen und Conferven im Frühjahre 1831 bei Berlin. Müller fand seine Form im
Seewasser. Ich sah im Innern verschluckte Do&ococcas ruber und Chlamidomonas , und auch deren Auswerfen. Die hintere helle
Stelle kann auch eine cloakenartige Darmerweiterung seyn. In der Halbansicht waren 11 — 17 Wimperreihen zu zählen. Der Mund
war immer farblos. — Grösse x/4s — Vis Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIL Fig. VII.
Es sind 4 Exemplare, 300mal vergrössert. Fig. 1. und 2. Normalforinen in natürlicher Farbe. Fig. 3. auswerfend. o> Mund, eo After.
446. Holophrya discolor, kegelförmiges Wollthierchen, Tafel xxxil. Fig. VIII.
H. corpore ovato -conico albo, postica parte subacuta, ciliis rarioribus longioribus.
Holophre conique, a corps ovale, conique, blanc, presque aigu au bout posterieur, ayant les eils
ecartes et fort longs.
Trichoda horrida, Müller? Animalc. Infusor. 1786. p. 169. Tab. XXIV. Fig. 5. Kiemenfragment?
Holophrya discolor, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 251.
Aufenthalt: Bei Berlin!, bei Copenhagen im Mytilus Modiolus?.
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Diese Art fand sicli im Juni 1832 bei Berlin zwischen Conferven in mehrfachen Exemplaren. Ich zählte 10 — 12 Wimper-
reihen bei der Halbansicht. Zahlreiche Magenblasen im Innern waren zum Theil mit grünen Monaden (Chlamidomonas?) erfüllt.
Der vorn breite abgestutzte Körper hatte einen kleinen vordem Mund. Bewegung kräftig um die Längsaxe wälzend, bedächtig- —
Grösse bis V20 Linie, Es gab kürzere und längere , vielleicht durch queere Selbsttheilung.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXII. Fig. YIII.
Es sind 4 Exemplare bei 300maliger Vergrösserung im Durchmesser dargestellt, d Mund, w After.
44V« Holophrya Coleps, cylindrisclies Wollthierchen. Tafel xxxil Fig. ix.
H. corpore oblongo cylindrico, utrinque rotundato, albo.
Holophre cylindrique^ a corps oblong ■- cylindrique , arrondi ante deuoD bouts, blanc.
Leucophra glolulifera, Müller? Ani male. Infus. 1786. p, 149, Tab. XXII. Fig. 4.
Holophrya Coleps, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 102.
Aufenthalt: Bei Berlin und vielleicht bei Copenhagen.
Dieses , einem Coleps ganz .ähnliche, Thierchen ist panzerlos, weich und beim Anstossen biegsam. Es fand sich zwischen
Conferven in mehreren Exemplaren. Ich zählte 8 — 9 Wimperreihen und sah einige grosse Magenblasen im Innern, welche nicht con-
tractu waren. Müller verwechselte es mit der viel grösseren Bursaria intestinalis im Darme der Frösche. — Grösse Vae — V24
Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXII. Fig. IX.
Es sind 3 Exemplare 300mal diametral vergrössert.
Nachtrag zur Gattung Holophrya.
Müllers Leucophra aurea, pustulata, scintillans, trigona, turbinata, vesiculifera und mrescens könnten noch
einige Arten dieser Gattung verbergen, welche auch mit Pantotrichum leicht verwechselt wird.
HUNDERTACHTE GATTUNG: ZAHN WALZE.
Prorodon. Prorodon.
CHARACTER: Animal ex Encheliorum familia, corpore ciliis undique vibrante, ore recte truncato, den-
tiuin Corona interna circumvallato.
CARACTERE: Animal de la famille des Encheliens, a corps vibrant et cilie de tous cötes,
ayant la bouche brusquement tronquee et garnie dune couronne de dents interne.
Die Gattung der Zahn walzen zeichnet sich in der Familie der Walzenthierchen durch tiberall be-
wimperten Körper, gerade abgestutzten Mund und einen Kranz von Zähnen darin aus.
Gegründet wurde die Gattung Prorodon 1833 in den Abhandl. der Berl. Akad. d. Wissensch. mit
den 2 Arten, welche sie noch jetzt allein besitzt. Sie scheinen auch früher nicht beobachtet worden zu
seyn. _ Die Organisation ist sehr vollständig erkannt. Als Bewegungsorgane dienen reihenweis gestellte
wirbelnde Wimpern am ganzen Körper. — Ein reich polygastrischer Darm mit vorderem Munde und hinte-
rem After bildet das Ernährungssystem und nahm neuerlich auch Farbestoffe auf. — Eine lange bandartige
Drüse und eine grosse contraetüe Blase in der Aftergegend sind als männliche, und eine den Körper durch-
wirkende Körnermasse als weibliche Sexualtheile nur bei P. niveus erkannt (s. Nassulä).
Die geographische Verbreitung ist nur bei Berlin beobachtet.
448. Prorodon niveus, weisse Zabnwalze. Tafel xxxn. Fig. X.
P. corpore amplo, albo, elliptico compresso, dentium corona oblonga, compressa.
Prorodon neige, a corps ample, tres- blanc, elliptique-comprime, ayant la couronne des dents ob-
longue comprimee.
Prorodon niveus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 308, 322. Taf. IL Fig. II. 1835. p. 165.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Das Thierchen fand sicli im Sommer 1832 zwischen Conferven in Torflachen, und 1835 sah ich es zahlreich wieder. An
den letzteren Exemplaren Hessen sich die bei den ersten unbekannt gebliebenen Organisationstheile recht glücklich vervollständigen. Es
316
«•elano* Farbeaufnahme in die sehr zahlreichen Magenzellen, worin auch verschluckte Räderthiere (Rotifer oder Philodina mit ihren
characteristischen Zähnen) lagen, und im Innern fand sich die bandförmige lange männliche Drüse. Ich zählte auf der Halbansicht 30
Reihen Wimpern und im Zahncylinder 83 Zähne, doch kann ich auch 2 der letzteren immer für 1 gehalten haben. Früher zählte ich
70 in der Halbansicht. Sie sind schwer zu zählen. Bewegung wankend und um die Längsaxe drehend. Die Eikörnchen sind etwa
V2000 Linie gross. — Grösse bis Ve Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXII. Fig. X.
Fig. 1. von der flachen Seite, in der Mitte die bandförmige Sexualdrüse, o' Mund, s Befruchtungsblase und daneben die Afterstelle; Fig. 2. Bauch-
oder Rücken -Ansicht; Fig. 3. Zahncylinder allein. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
449. Prorodon teres, cylindriscftte Zahn walze. Tafel xxxn. Fig. XI.
P. corpore ovato-tereti albo, dentium Corona tereti, cylindrica.
Prorodon cylindrique, a corps ovale-cylindrique, gonfle, blaue, ayantla courönne des dents cylindrique.
Prorodon teres, Abhandl. d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 308, 322. Taf. II. Fig. III.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich entdeckte die Form am 11. Juni 1832 und sah sie wieder am 11. August in demselben stagnirenden Torfwasser. Sie
ist nur halb so gross als vorige. Der Körper ist meist auf beiden Enden gleichmässig abgerundet, zuweilen hinten dünner. Ich zählte
20 — 30 Wimperreihen auf der Halbansicht. Mund und After bilden die Enden der Längsaxe. Farbeaufnahme gelang leicht, schon
1832. Die polygastrischen Magen sind auch hier überaus zahlreich und geben dem weissen Thierchen oft ein sehr buntes Ansehen.
Im Zahncylinder zählte ich 20 Zähne, beim Zerfliessen zählte ich bis 40. Wenn der Tropfen verdunstet und der abgeplattete
Körper reisst, so werden die inneren Theile kräftig fortgeschleudert und die Zähne schiessen wie Pfeile fort. Es erinnert an die Mus-
kelkraft der Holothurien- Hülle, all ihre Eingeweide herauszudrängen. — Grösse bis V12 Linie. Bewegung um die Längsaxe
wälzend.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXII. Fig. XI.
Fig. 1. natürliche Normalform, o' Mund, o> After. Fig. 2. in wenig Wasser abgeplattet, die Zähne d wegschiessend. Fig. 3. seltnere Kegelform.
Vergrösserung im Durchmesser 300mal.
Nachtrag zur Familie der Walzenthierchen.
Nur Enchelys nebulosa, Leucophrys carnium und pyriformis erscheinen aus dieser Familie zuweilen so zahlreich, dass
sie grosse Wassermassen milchig färben, und Holophrya sanguinea könnte wohl unter günstigen Umständen blutiges Gewässer bilden.
An die Gattung Podophrya schliesst sich die Gattung Acineta der B a ciliar ien an, welche nur eine Körperöffnung, keine
besondere Analöffnung hat. Eine neue, in diesen Tagen entdeckte, sehr ausgezeichnete Form, welche ich Dendrosoma radialis,
strahlendes Wunderb äumchen, nennen mag, gehört zu einer der beiden Formen-Gruppen und scheint auch keine besondere Anal-
öffnung haben zu können. Es sind ästige, unten dickere, vielköpfige, festsitzende Stämme, deren jedes Köpfchen einer Actinophrys
gleicht. Ich halte jetzt eine Absonderung der Acineta von den Bacillarien für nöthig und bilde mit ihr und Dendrosoma die be-
sondere neue Familie der Acinetinen zwischen den Bacillarien und Vorticellinen, wohin vielleicht denn auch Podophrya und
Trichodiscus gehören. — Die 3 leuchtenden Trichoda- Arten des Oceans von Tilesiüs 1814: T. clava, granulifera, triangu-
laris, sind wohl Fragmente von Akalephen. (S. Abhandl. d. Berl. Akad. 1834. Ueber das Meeresleuchten, p. 474.)
SECHZEHNTE FAMILIE: BÜCHSENTHIERCHEN.
Colepina. Colepines.
CHARACTER: Aiiimalia polygastrica, enterodela (tubo intestinali distineto instrueta), oris anique aper-
turis in corporis axi longitudinali oppositis, terminalibus (enantiotreta), et lorica involuta.
( = Enchelia loricata.)
CARACTERE: Animaux polygastriques, enveloppes dune carapace et ayanl un canal digestif
distinet, la bouche et V orifice d' anus opposes aux deux extremites du corps. (=
Encheliens a carapace?)
Zur Familie der Büehsenthierchen gehören alle Magenthierchen, die einen deutlichen Darmca-
nal mit in der Längsaxe des Körpers entgegengesetzter Mund- und After- Oeffnung führen und von einem
Panzer umhüllt sind. Es sind gepanzerte Walzenthierchen.
; — B1%
Die Familie ist seit 1831 gegründet, wo erst der Panzer dieser Formen erkannt wurde. Sie ent-
hielt damals 1 Gattung mit 3 Arten. Dieselbe Gattung ist noch allein , hat aber seit 1833 5 Arten. Im
Jahre 1830 wurde die Gattung von mir in der Enchelien- Familie verzeichnet. Die ersten Formen der-
selben beschrieb, wenn nicht schon Leeuwenhoek, Möller 1786 als Cercaria hirta. Abildgaard be-
schrieb dieselbe Form 1793 als Vorticella punctata. Nitzsgh theilte 1827 (1816) Müllers Gattung Cer-
caria in 12 Gattungen und bildete aus C. hirta die Gattung Coleps. Bory de St. Vincent nannte die-
selbe alte Form 1824 wieder mit den beiden neuen Namen Diceratella ovata und Cr uterina margarina.
Seit 1830 habe ich den Namen Coleps festgehalten. — An Organisation ist noch einiges durch Beobachtung
zu ergänzen. Der Panzer in Form eines Tonnchens ist aus reihenweis gestellten Platten (Feldern) oder aus
Ringen gebildet, zwischen denen Wimpern hervorzustehen scheinen (testula multipartita). "Vorn ist er ab-
gestutzt, glatt oder gezahnt, und der Körper (Mund) daselbst länger bewimpert, hinten endet er in 3 — 5
kleine Spitzen. — Zur Ernährung dient ein vielzelliger (polygastrischer) Apparat, welcher auch leicht vorn
Farbe aufnimmt und hinten auswirft. — Von Sexualtheilen ist nur ein vermuthlicher Eierstock bei C. viri-
dis durch grünliche Farbe kenntlich geworden, bei den übrigen ist er farblos. Queere vollkommene Selbst-
th eilung ist bei einer Art beobachtet.
Die geographische Verbreitung der Familie und einzigen Gattung ist in Europa sehr gross und bis
zum Ural und Altai Asiens beobachtet.
HUNDERTNEUNTE GATTUNG: BÜCHSENTHIERCHEN.
Coleps. Coleps.
CHARACTER: Animal Colepinorum familiae characteribus instructum.
CARACTERE: Animal pourva des car acter es de la famille des Colepines.
Die Gattung der Büchsenthierchen ist durch die Familien -Char acter e der Büchsenthierchen be-
zeichnet.
Die Gattung Coleps deutete Nitzsch 1817 (1816) mit Müllers Cercaria hirta an, was er 1827
ausführlicher bezeichnete. Bory nannte sie 1824 mit dem sprachlich unzulässigen Namen Diceratella un-
ter Räderthieren, und gleichzeitig, mit dem Namen Craterina, unter Vorticellen. Sie wurde 1830
von mir mit 3 Arten in der Familie der Walzen thi er eben begründet, und 2 davon wurden als Farbe-
stoffe aufnehmend verzeichnet. Im Jahre 1833 fügte ich noch 2 Arten hinzu. — Die Organisation ist bei
der Familien -Characteristik angezeigt Bewegung um die Längsaxe wälzend. (S. Holophrya Coleps und
Pantotrichum)
Die geographische Verbreitung ist die der Familie.
45®. Coleps hirtus, haariges Büchsenthiercbeii. Tafel xxxili. Fig. I. Taf. xxxy. Fig. I.
C. corpore ovato, albo, lorica tabulata ciliorum seriebus transversis et longitudinalibus intereepta, posticis apiculis
tribus.
Coleps herisse, a corps ovale, blaue, ayant la carapaee parc/uetee et interrompue par des series
de eils transversales et longitudinales , terrninee en trois pointes*
Cercaria Urta, Müller, Animalc. infus, p. 128. Tafei XIX. Fig. 17 — 18. 1786.
Vorticella punctata 9 Abildgaard, Skrivt. af Natura. Selskabet. 3 Bind. I. p. 79. Tab. III. Fig. 1. 179?.
Coleps Mrtus, Nitzsch, Beiträge zur Infusorienkunde, 1817. (1816.) p. 4. Encyclopädie v. Ersch u. Gruber, 1827. Cercaria.
Diceratella ovata, Bory de St. Vincest, En cyclo p ed. meth. Vers. 1S24.
Craterina margarina, Bory, ibid. Artic. Microscopiques. Dict. class. 1826. Microscop. Planclies, Fig. XVII. und Fig. XXXVIII. 5.
Coleps hirtus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 42. nee p. 62. (viridis.) 1831. p. 100.
Aufenthalt: Bei Copenhagen, Paris und Berlin.
Man findet diese Thierclien liäufig zwischen Conferven, besonders im Sommer, mehr einzeln, selten 4 bis 5 in einem Tropfen
des Bodensatzes im Uhrglase. So länge sie schwimmen, ist es schwer, ihren Panzer zu erkennen. Lässt man sie aber antrocknen
oder breitet man sie zwischen 2 Glasplatten durch Druck aus, so sieht man die kleinen Felder deutlich, deren Starrheit man durch
cjueere Risse daneben erkennt. Vorn endet der abgestutzte offene Panzer mit 19 Zähnchen, hinten mit 3. Ich zählte 13 Queerreihen der
Panzerschildchen, es sind daher 19mal 13 oder 247. Im Schwimmen sieht man die Oberfläche durch zarte Wimpern flimmern und wir-
beln. Es nimmt Indigo in grosse Magenzellen auf, deren ich nur bis 5 zählte. Der Mund hat eine Vielzahl etwas längerer Wimpern,
Die Eicrclicn scheinen es weiss zu färben. Müller fand seine Art im Ostseewasser, Abildgaard in einer Infusion mit Arundo
liambos am 16. Juni 1790. Sollte die Seeform verschieden seyn, so würde der Name punctata dieser Art zukommen. Gehört viel-
leicht Leeüwenhoek's Figur (Contin. Arcan. Not. p. 382. Fig. 3. 1702.) hierher? — Grösse V48 — Vse Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIII. Fig. I. und Taf. XXXV. Fig. I.
Es sind 8 Exemplare, 300mal diametral vergrössert. Fig. 5—7. sind die schwimmenden Thierchen in Seitenansicht; Fig. 8. von hinten; Fig. 4.
mit wenig Wasser; Fig. 1 — 3. getrocknet. Auf Taf. XXXV. sind 2 Exemplare im Leibe der Bursaria vorax.
8©
318
451. Coleps viridis, grünes Büchsentbierclieii» Tafel xxxiii. Fig. n.
C. corpore ovato, tabulato, ciliato, viridi, apiculis tribus terminato.
Coleps vert, a corps ovale, parquete, cilie, vert, termine en 3 pointes.
Coleps Urtus var. viridis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 62.
Coleps viridis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch, zu Berlin, 1831. p. 101. 1833. p. 243.
Auf enthalt: Bei Berlin , Bogoslofsk im Ural und bei Syrjanofsk im Altai,
leb beobachtete diese Form am 1. Mai 1827 bei Berlin, im Juli 1829 auf der Reise mit Herrn Alexander ton. Hum-
boldt bei Bogoslofsk und im August bei Syrjanofsk, Sie lebt zwischen Conferven. Ick kielt sie bis 1830 für die mit grünen Mo-
naden erfüllte vorige Art, allein ick sak dann im Juni 1830, dass die Färbung aus feinen Körnchen zwischen den 31agenzellen be-
steht. Farbeaufnahme gelang noch nicht zu erkennen. Die Sckildcken sind gewölbter. Ick zäklte 11 Queerreihen und 14 — 15 Längs-
reihen, also etwa 160 Schildchen. — Grösse bis 1/8o Linie in Sibirien, bis V48 Linie bei Berlin beobachtet. Kleiner als vorige Art,
deren fruchtbarer Zustand sie mithin nicht wohl seyn kann.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIII. Fig. II.
Es sind 3 bei Berlin beobachtete Exemplare, 300mal im Durchmesser vergrössert.
45Ä. Coleps elongatus, langes Büclisentliierclieii. Tafel xxxm. Fig. in.
C. corpore cylindrico elongato, tabulato, ciliato, albo, apiculis tribus terminato.
Coleps allonge, a corps cijlindrique allonge, parquele, eilte ', blanc, termine en trois pointes.
Coleps elongatus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 42. 1831. p. 101. 1833. p. 243.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Bei dieser Art kabe ick queere Selbsttkeilung häufig beobachtet. Sie kam meist okne C. hirtus, zuweilen mit ikm, im Som-
mer zwiseken Conferven vor. Sie ist immer verkältnissmässig viel scklanker, okne länger zu seyn, kann dalier nickt der verlängerte
Zustand jener seyn. Bei der Tkeilung siekt man den Panzer weit klaffen und die beiden Mittelstücke panzerlos. Ick zäklte 13 Längs-
reiken und 11 Queerreiken von Täfelcken, also 143. Sckon bis 1830 sak ick Aufnakme von Indigo in die grossen Magenzellen. —
Grösse V48 — V36 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIII. Fig. HI.
Fig. 1 — 3. sind einfache Normalformen mit vorgeschobenen und zurückgezogenen Wimpern; Fig. 4. und 5. sind Theilungszustände. Vergrösserung
300mal im Durchmesser.
453. Coleps ampftacantftus , gekröntes BüchseMtfaierctoen. Tafel xxxm. Fig. IV. und
Tafel XXXVI. Fig. I.
C. corpore ovato, annulato, fronte dentibus inaequalibus coronata, aculeis posticis tribus validis.
Coleps couronne, a corps ovale, annale, le front couronne de dents inegales, trois epines fortes au
bout posterieur»
Coleps amphacanihus , Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 241.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Es fand sich am 15. Juni zuerst im Leibe des Spirostomum virens und ist nur gleichzeitig noch in 2 Exemplaren zwi-
schen Conferven vorgekommen. Es ist grösser, als die andern Arten, und kat vorn jederseits 2 längere Spitzen. Ick sak nur Queer-
fureken des Panzers, keine Längsfurcken, und auck keine Wimpern, ausser am Munde. Waren sie eingezogen? Ick zählte 12 — 14
Panzerringe und 10 — 11 grosse, mit Speise erfüllte, Magen. Einige leere Blasen gehörten vielleicht dem Sexualsystem an. — Grösse
V24 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIII. Fig. IV. und Taf. XXXVI. Fig. I.
Es sind 2 Exemplare in 3 Stellungen, 300mal diametral vergrössert. Auf Tafel XXXVI. ist ein drittes Exemplar im Leibe des Spirostomum.
454. Coleps ineurvus* gekrümmtes Müeliseiithierelieii. Tafel xxxm. Fig. V.
C. corpore oblongo, subeylindrico , leviter ineurvo, tabulato, albo, apiculis 5 terminato.
Coleps courbe, a corps oblong, presque cylindriqae , legerement courbe, parquete, blanc, termine en
5 pointes.
Coleps ineurvus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 242.
Aufentkalt: Bei Berlin.
Diese zwiseken Conferven im Tkiergarten 1832 am 20. Juni beobacktete Art war selten, und ist seitdem nickt wieder vor-
gekommen. Die Sckildcken sind sekr convex. Ick zäklte 16 Längsreiken und ebensoviel Queerreiken, also 256 Schildchen. Der
Stirnrand war fein gezahnt. Hinten waren 5 Spitzen. Die Körperoberfläche wirbelte auch in Indigofärbung nicht. Ich sah 2 — 3
grosse, mit Speise erfüllte, Magen, keine Indigoaufnakme. — Grösse V36 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIII. Fig. V.
Es sind 2 Exemplare in 300maliger diametraler Vergrösserung dargestellt.
319
SIEBZEHNTE FAMILIE: HALSTHIERCHEN.
Traclteliita. Traclieliens.
CHARACTER: Animalia polygastrica enterodela (tubo intestinali distincto instructa), orificio duplici, sola
ani apertura terminali (allotreta), nee loricata.
CARACTERE: Animaux polygastriques sans carapace, ayant un canal alimenlaire h deux
orißces distinets, dont seulement celui de V onus est terminal.
Die Familie der Halstliierchen enthält alle die panzerlosen Magenthierehen, welche einen Barm
mit zwei Mündungen, oder doch die letzteren, deutlich haben, bei denen aber nur die Aftermündung an
einem Körperende liegt.
Die Familie wurde 1830 in den Abhandl. d. Berl. Akademie d. Wissensch. mit 9 Arten in 3 Gat-
tungen: Trachelius, Loxodes, Glaucoma, gegründet, und 1831 ebenda mit 22 Arten in 5 Gattungen
(mit Bursaria und Phialina) bezeichnet. Im Jahre 1833 wurde sie ebenda mit noch 2 Gattungen, Chi-
lodon und Nassula, vermehrt, und hier umfasst dieselbe 8 Gattungen mit 38 Arten, nämlich Bursaria
mit 14 Arten, Trachelius mit 8, Loxodes und CMlodon jede mit 4, Nassula mit 3, Spirostomum und
Phialina jede mit 2, und Gkmcoma mit 1 Art. Die ersten Formen der Familie beobachtete schon Leeü-
wenhoek deutlich. Er sah wohl CMlodon Cucullulus am 10. Juni 1675, aber sehr entschieden Bursaria
intestinalis und cordiformis am 26. Juli 1683 im Darmschleime der Frösche. Sehr deutlich beschreibt
dann 1718 Joblot das Glaucoma scintillans zuerst, auch scheint er Trachelius Anas und trichopho-
rus, vielleicht auch Lametta, gekannt zu haben, und das Spirostomum ambiguum hat ihn sammt CMlo-
don Cucullulus viel beschäftigt. Die ersten Formen der Gattungen Loxodes und PMalina hat Müller
beobachtet, und die Formen der Gattung Nassula sind erst seit 1833 durch mich bekannt.— Systematisch
verzeichnete Hill Thierchen dieser Familie zuerst 1751 in seinen Gattungen Cyclidium und Paramecium,
Linne und Pallas haben sie ganz übergangen. Müller gründete 1773 die Gattung Bursaria und ver-
theilte bis 1786 die meisten Formen in seinen Gattungen Trichoda, Kolpoda, Leucophra und Vibrio.
Schrank bildete 1803 die Gattung Trachelius, und Bory 1824 die Gattung PMalina. Die Gattungen
Glaucoma und Loxodes wurden 1830, und CMlodon 1831 von mir errichtet. Zuletzt wurden 1833 von
mir die Gattungen Spirostomum und Nassula hinzugefügt. Bory de St. Vincent hatte die Formen der
ganzen Familie nur nach den äusseren, von den Beobachtern oft unrichtig aufgefassten , Characteren in 19
Genera vertheilt (s. den Nachtrag). Die Gattung Opalina, von Purkinje 1835, war schon 1833 Fronto-
nia als Subgenus von Bursaria genannt. — Die innere Organisation einiger Formen dieser Familie ist seit
langer Zeit ziemlich gut gesehen, aber in der neuesten Zeit aus theoretischen Gründen ausser Acht gelas-
sen worden (s. CMlodon). Seit 1830 ist sie zum Eintheilungsprincip benutzt. — Alle Formen sind frei be-
wegt. Als Bewegungsorgane finden sich ausser Phialina bei allen Gattungen über den ganzen Körper ver-
teilte wirbelnde Wimpern, meist in Längsreihen geordnet und am Munde etwas länger. Bei Trachelius
ist kein Hals, sondern die Stirn in eine rüsselartige, lange, und bei Loxodes und CMlodon in eine beil-
artige, breite Lippe verlängert, sonst giebt es keine äusseren Organe, doch ist bei der Gattung Glaucoma
eine zitternde Mundklappe, und bei CMlodon und Nassula ragen zuweilen die Zähne des Mundes vor. Die
Gattungen Bursaria und Nassula besonders haben einen dicken Stirnhöcker vor dem Munde, welcher der
mit Eingeweiden erfüllte vortretende Rücken ist. — Als Ernährungsorgane sind bei allen Gattungen viele
Magenzellen sichtbar, und die directe Aufnahme fester Stoffe in dieselben durch den Mund, so wie das Aus-
werfen am hintern Körperende ist bei allen Gattungen ohne Ausnahme beobachtet. Sehr merkwürdig sind
die deutlichen Zähne im Munde der Gattungen CMlodon und Nassula, und besonders auch der violette
Verdauungssaft (Galle) bei Nassula, welchen die übrigen Formen oft farblos auch erkennen lassen. Spiral-
förmig ist der Mund bei Spirostomum. — Die Sexualorgane sind doppelgeschlechtig bei allen Gattungen er-
kannt. Den Körper erfüllende, periodisch vorhandene, Ei -Körnchen sind in verschiedenen Farben, weiss,
grün, mennigroth und gelb, überall beobachtet, und auch das Auswerfen derselben, jedoch immer nur mit
Zerfliessen eines Körpertheils, gesehen. Die männlichen Drüsen sind theils rund, theils oval, schnür- oder
perlschnurförmig in allen Gattungen, ausser PMalina, erkannt, aber die contractilen Blasen fehlen auch dieser
Gattung nicht. Sehr häufig ist eine vollkommene spontane Selbsttheilung sowohl in der Queere als Länge.
Letztere haben frühere Beobachter für Begattung gehalten. Knospen sind nicht vorgekommen; auch giebt
es keine Thierstöcke. — Augen fehlen, und andere Empfindungsorgane sind sammt den Circulationsorganen
der Beobachtung noch entgangen.
330 —
Die geographische Verbreitung der Familie ist durch ganz Europa, im sibirischen Asien und im See-
wasser des rotlien Meeres beobachtet.
Uebersicht der 8 Gattungen der Familie der Halsthierchen:
/ / ( ., v 0h ,. l riissclförmig lang Trachelius
. . .„ , \ Stirn im- ) Mund einfach . . ) s lluai xSe ci lppe ^ beilartig breit Loxodes
i keine zitternde 1 . < ) ,. ,. , . , t^.. , t> •
Mund J M ,, < abgesetzt J ( stirnartig vortretender Rucken Bursaria
zahnlos \ jJim Ü^)Q j \Mund spiralförmig Spirostomum
f Stirn zapfenartig abgesetzt Phialina
zitternde Mundklappe GlailCOma
Mund (stirnartig vortretende Oberlippe Ghilodon
gezahnt i stirnartig vortretender Rücken , . Nassuia
HUNDERTZEHNTE GATTUNG: HALSTHIERCHEN.
Tracbelius. Traclaele.
CHARACTER: Animai e Trachelinorum familia, corpore undique ciliato, ore simplici inerini, labio su-
periore praelongo, proboseidis forma insignL
CARACTERE: Animai de la famille des Tracheliens^ h corps cilie de tous cötes^ ayant la hauche
simple sans dents, la levre superieure tres-allongee en forme d'une trompe.
Die Gattung der Halsthierchen umfasst solche Formen der gleichnamigen Familie, welche einen
überall mit Wimpern besetzten Körper haben und deren einfacher , gebissloser Mund eine zur Gestalt eines
Rüssels verlängerte Oberlippe führt.
Schrank bildete 1803 eine Gattung Trachelius mit 8 Arten aus 6 Arten der Gattung Vibrio von
Müller, deren einige Specials! amen er uunöthig abänderte, und 2 neuen. Nur 2 davon können Arten der
jetzigen Gattung gewesen seyn, die übrigen gehörten zu Amphileptus und Trachelocerca. Er hielt den
vordem rüsselartigen Theil für einen Hals und gab daher den unpassenden Namen Halsthierchen, wel-
chen ich nun, um ihn beizubehalten, metaphorisch nehme. Oken nahm 1815 die Gattung auf und fügte
den PALLAs'schen Brachionus Proteus {Trachelocerca Olor) als neunte Art, T. Proteus , hinzu. Bory
verzeichnete diese Formen 1824 grösstenteils in seinen Gattungen Kolpoda, Paramaecium und Lacrima-
toria. Ich vermehrte 1830 die physiologisch fester gestellte Gattung um 2 Arten von Müller9» THchoda;
1831 verzeichnete ich 6 Arten, 1833 fügte ich noch 3 Arten, und 1835 eine 4te Art hinzu. Eine der
früheren Arten ist jetzt zur Gattung Spirostomum gezogen und Tr. Foix zu Amphileptus Fasciola; so
ist die Zahl der Arten hier auf 8 festgestellt. Die ersten Beobachtungen von Formen dieser Gattung machte
Joblot, welcher Trach. Anas^ vielleicht auch trichophorus und Lametta gezeichnet hat. — An Organi-
sation ist die Gattung ergiebig gewesen. Bei 5 Arten sind die Wimpern des Körpers erkannt, bei 3 Arten
sind sie unsicher geblieben. Der rüsselartige Vordertheil, welcher den Mund nicht an der Spitze, sondern
am Grunde führt, dient bei 2 der letzteren vorzugsweise, bei den übrigen nebenbei, zur Ortsveränderung.
— Der polygastrische Darm ist bei 4 Arten durch farbige Nahrung direct anschaulich geworden, auch die
After stelle bei 3 Arten direct beobachtet, bei den übrigen wegen Abrundung des Hintertheils nur ebenda
vermuthet. Der Mund am Grunde des Rüssels ist bei 4 Arten direct erkannt. Der überall farblose Ver-
dauungssaft ist bei T. Meleagris blassroth. — Der Geschlechtsorg anisraus ist als hermaphroditisch bei 2 Ar-
ten vollständig, und bei noch 5 Arten zum Theil erkannt. Es sind Eikörnchen und 1 — 2 runde oder ovale
Drüsen nebst einfachen contractilen Blasen. Auswerfen der Eikörnchen ist bei T. Ovum und Meleagris
beobachtet. Selbsttheilung ist bei 2 Arten nur als Queertheilung gesehen.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist über ganz Europa bis Tobolsk in Sibirien, und bei
Tor am Sinai Arabiens beobachtet
4S5. Trachelius Anas, £ an* ähnliches Halsthierchen, CUins. Tafel XXXIII. Fig. vi.
To corpore clavato - cylindrico , albo, proboseide crassa obtusa diinidio corpore breviore, oris apertura proxime ad basin
proboseidis.
Trac fiele Oie> a co?*ps cylindric/iie en ma&sue, blaue, ayant une trompe cpaisse, arrondie an boui, plus
courte r/tie la mottle du corps et la bouche justement a la base de la trompe.
331
Poisson H., Joblot, Öbservations faites avec le microsc. 1718. (ed. IL 1754.) II. p. 19, 26. Tab. 3. Fig. H. Tab, 4. Fig. Ii.
Solle doree, Joblot, ibid. p. 66. Tab. 8. Fig. 5. Massue, Tab. 6. Fig. D.? Tab. 10. Fig. 6.?
Trkhoda Anas, 1 Müller, Vermium fluv. bist. 1773. p. 100. Animalc. Inf usor. 1786. p. 193. Tab. XXVII. Fig. 14 — 15. (excl. synon.)
Trichoda Index, i et Fig. 5 — 6. p. 190.
Trichoda Anas, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 91. 1803.
Amiba Solea et Joolotii, i
Raphanella Johlotii, > Bory de St. Vincent, Encycloped. meth. Vers. 1824.
Trichoda Anasy )
Trachelius Anas, Abbandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 42, 54, 65, 79. Taf. IV. Fi°\ V. 1831 p 107. 1835
p. 164. * A
Aufenthalt: Bei Copenhagen, Berlin, Paris und Petersburg beobachtet.
Es scheint wohl, dass diese in den Infusionen häufige Form schon unter Joblot's Fischen war, die er 1711 beobachtete
und 1718 beschrieb, denn die Zeichnungen passen ziemlich gut, obschon er sie etwas breiter als dick sah, denn die Form ist verän-
derlich; die aus dem Auster wasser konnte aber auch ein Kiemenfragment seyn. Ich fand sie bei Berlin zu allen Jahreszeiten in offenen
Infusionen, auch zwischen Conferven, und sie vervielfältigte sich oft sehr durch queere Selbsttheilung. Der biegsame Rüssel ist eine
angenehme Erscheinung. Die flimmernden Körperhaare erkannte schon Schrank richtig, obwohl sie Müller nur vorn am Rüssel
sah. Schon 1830 zeigte ich die Farbeaufnahme in den Körper an und gab ausführliche Abbildungen, die zum Theil hier wiederholt
werden konnten. Die beiden runden Drüsen hielt ich damals für etwas grössere Magen und die hintere Blase für Erweiterung des Dar-
mes. An den in Petersburg 1829 auf der Reise mit Herrn v. Humboldt beobachteten Exemplaren sah ich Eikörnchen. Unter den
von mir 1828 am 1. Mai gezeichneten Figuren finden sich dergleichen, welche der Trichoda Index ganz ähnlich sind. Bewegung
schwimmend, wälzend und kriechend. — Grösse l/2* — l/io Linie beobachtet.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIII. Fig. VI.
Fig. 1. mit nur einer mittleren Drüse und der hinteren contractilen Blase sammt vielen Magen. Fig. 2. wirbelnd in Indigo wasser, o' der Mund.
Fig. 3. mit gekrümmtem Rüssel, wie ein Gänsehals; o' der Mund. Fig. 4. gestreckte Form, auswerfend; tt zwei männliche Drüsen; bei 4. der
Mund. Fig. 5. etwas buchtig, wohl nach dem Eierlegen. Fig. 6. in der Queertheilung. Fig. 7. ein Junges, Hintertheil nach der Queertheilung.
Fig. 8. ein ähnliches, Vordertheil. Fig. 9. Verkuppelung als Trichoda Index. Zuweilen ist die Behaarung sehr stark, zuweilen gar nicht sieht-
bar, auch an demselben Individuum. Linearvergrösserung 300mal.
456. Trachelius voraao, gefräss.%es Halsthterchen. Tafel xxxm. Fig. VII.
T. corpore clavato, ovato, turgido, albo, proboseide crassa obtusa, dimidio corpore breviore, oris apertura a pro-
boseidis basi remota in raedio corpore.
Trachele vorace, a corps ovale en massue, blanc, gonfle, ayant la trompe epaisse obtuse, plus courle
que la moitie du corps et la bouche eloignee de la base de la trompe au milieu du corps.
Trachelius voraoe, Abhandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 275. 1835. p. 161.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich fand diese Form am 6. Juni 1832 zwischen Conferven. Sie hat eine viel grössere, mehr in der Körpermitte gelegene,
MundöfFnung, und verschlang ganze Exemplare des Lotcodes Bursaria, deren ich 4—6 in eben so viel einzelnen innern Magen lie-
gen sah. Die weisse Körpersubstanz war etwas trübe, zeigte aber keine deutlichen Körnchen, üeber dem Munde am Rücken glaubte
ich eine contractile Blase zu sehen, und neuerlich sah ich in einem Exemplare deutlich eine runde Drüse über dem Munde. Eine helle
Stelle am hintern Körperende schien den After anzuzeigen. Farbe nahm es nicht auf. Die Bewegung ist sehr trag kriechend und sich
drehend. Die Wimpern sind sehr fein. Man sieht sie nur durch Färbung des Wassers. — Grösse Vio Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIII. Fig. VII.
Es sind 3 Exemplare, 300mal diametral vergrössert. Fig. 1. ist im Begriff, einen Loxodes zu verschlingen, und hat deren schon 6 im Innern. Bei
t die Sexualdrüse, bei co die helle vermuthliche Afterstelle.
45*. Trachelius Meleagris, geperltes Halsthierclieii. Tafel XXXIII. Fig. Vin.
T. corpore compresso lanceolato, saepe sigmoideo, albo, proboseide crassa, obtusa, dimidio corpore breviore, vesicu-
larum serie dorsuali insignis.
Trachele Meleagre, a corps comprime lanceole, souvent courbe en forme d*un &, blanc, ayant la
trompe epaisse obtuse, plus courte que la moitie du corps et se distinguant par une serie de
vesicules en ßl de perles dans le dos.
Trachelius Meleagris, Abhandle d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1835. p. 164, 178. Taf. I. Fig. VI.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese an Amphileptus Meleagris erinnernde Form fand sich 1835 und auch 1836 ziemlich häufig im Frühjahr zwischen
Naviculis und Oscillatorien an der Oberfläche der Gräben im Thiergarten. Sie schwimmt leicht, aber langsam, vorwärts und
rückwärts, selten sich wendend. Die Organisation ist bei ihr am klarsten entwickelt. Ausser den polygastrischen Magen ist eine Reihe
röthlich erfüllter Zellen perlschnurartig im Rücken, welche dem Verdauungssafte oder der Galle wohl so angehört, wie es bei Nas-
sula noch augenscheinlicher ist. Zwei eiförmige männliche Drüsen, Eier und 2 contractile runde Blasen sind anschaulich geworden.
Die beiden Drüsen deuten auf Queertheilung, welche nicht beobachtet ist. Der Mund ist eine schiefe Queerspalte. Ein leichter Ein-
schnitt bezeichnet oft die Afterstelle. — Grösse Vs — Ve Linie; der Eier V336 — V288? Linie. (Vergl. Tr. Falte.)
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIH. Fig. VIII.
v
81
Es sind 5 Exemplare bei 300maliger Linearvergrösserung dargestellt. Fig. 1 — 3. Normalformen; Fig. 4. von der Bauchseite; Fig. 5. ist wohl
nach dem Eierlegen eingeschrumpft.
333
458. Trachelius £<amella, ^palinalinlichesllal^tliiereli^ii, Spalm. Tafel xxxm. Fig. IX.
T. corpore depresso, lamellari, lanceolato-lincari, antico fine saepius truncato, postico rotundato.
Tra ekele Lame, a corps deprime, lamme, lineaire-lanceole ' , souvent tronque au bout antcrieur, ar-
rondi a V autre bout.
Poisson 3, Joblot? Observat. fait. avec le microscope, 1718. (ed. IL 1754. p. 51.) PI. 6. Fig. 3.
Kolpoda LameJla, Müller, Vermium fluv. liist. 1773. p. 45. Animalc. Infus. 1786. p. 9?. Tab. XIII. Fig. 1—5.
EgeWmlicJie Thierchen, Gleichen, Infusionstierchen, p. 153. Taf. XXIX. Fig. 4. und 6. 1778.
Paramecium lamellinum, (Lameila 1826.), Bory de St. Vincent, Encyclopedie methodique, Yers. 1824.
Colpoda platyura, Hemprich u. Ehrenberg, Symbolae physicae. Evertebrata I. Phytozoa. Tab. III. Fig. VI. 2. 1828.
Trachelius Lamella, Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 17. 1830. p. 54, 56, 65, 70. 1831. p. 107.
Aufenthalt: In Paris?, Copenhagen!, auf dein Greifenstein, in Berlin!, Petersburg! und im rothen Meere bei Tor.
Diese häufig in Infusionen vorkommenden, sehr durchsichtigen Thierchen, welche wohl Joblot in Basilicum-Aufguss, Mül-
ler in frischem Wasser, Gleichen in Schneewasser, ich in Siisswasser- Infusionen in Berlin und Petersburg und in Seewasser -Auf-
guss in Tor am Sinai Arabiens fand, könnten der Jugendzustand des Amphileptus Fasciola seyn, doch ist es mir nicht möglich ge-
wesen, diess völlig ins Klare zu bringen. In Tor war ihr Verhältniss zn Disoma vacillans merkwürdig, indem diese Einzclthiere,
obwohl sehr ähnlich, doch mit den Hälften jenes Doppelthieres nicht übereinstimmten. Es macht einen feinen Wirbel nicht an dem
meist abgestutzten, zuweilen fast spitzen, Rüsselende, sondern fast in der Mitte, wie Amphileptus, aber die Afterstelle ist am Ende
und dicht davor eine helle Samenblase, die auch Gleichen sah, Farbeaufnahme gelang nicht. Auch muss es bewimpert seyn, weil
es ohne gewaltsame Bewegungen schwimmt. Am 5. Nov. 1833 beobachtete ich es sehr zahlreich in süssem Wasser, welches ich aus
dem botanischen Garten zu Copenhagen mit nach Berlin genommen hatte. — Grösse am Sinai Y24 Linie, in Petersburg V75 — lU%> in
Berlin und Copenhagen 1/3q — V24 Linie. (Vergl. Leucophra Candida Müller, [Peritricka c. Bory] und Uroleptus Lamella.)
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIII. Fig. IX.
Es sind 7, in Berlin von mir gezeichnete, Exemplare aus dem Copenhagener Wasser, hei 300maliger Vergrösserung des Durchmessers.
459. Trachelius Anaticula9 kleines Halsthiercfaen, flanschen. Tafel xxxm. Fig.x.
T. corpore parvo, ovato, pyriformi, albo, antico fine attenuato diaphano.
Trackele Oison, a corps petit, ovale, pyriforme, blanc, aminci et diapkane au baut anterieur*
Trachelius Anaticula, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 274.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Es fand sich am 26. April 1832 zwischen Conferven sehr zahlreich, und glich einer Leucophrys , liess aber nur am Grunde
des dicken Rüssels eine sehr leichte Grube als Mund erkennen. Es für Junge des Track. Anas zu halten, hinderte die Menge ohne
Begleitung und Entwickelung grösserer Formen und die (cjueere) Selbsttheilung, obschon ich jetzt weiss, dass auch junge Thiere sich
theilen. Indigo nahm es nicht auf. Einen Einschnitt am Hintertheile hielt ich für After, eine helle Blase dabei halte ich jetzt für
Sexualblase. Ich erkannte im trüben Körper undeutliche Grenzen von Magenblasen und feine Eikörnchen. Die Wimpern bildeten 10
— 12 Reihen auf der Halbansicht. (Vergl. Trichoda Pyrum (Gleichen) und Leucophrys pyriformis.) — Länge V48 — V2* Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIII. Fig. X.
Es sind 4 Einzelthierchen und 2 in Selbsttheilung bei 300maliger Linearvergrösserung.
460. Trachelius? trichophorus, peitschenförmiges Halstlüerclieii. Tafeixxxill. Fig. XL
T. corpore cylindrico, variabili, subclavato, proboseide flagelliformi tenuissima capitata.
Trackele? Fouet, a corps cylindrique, variable, souvent en massue, la trompe en forme de fouet
tres-minces avec un petit bauton.
Solle et Pain de sucre, Joblot? Observat. fait. avec le Microscope, 1718. (ed. II. 1754. p. 60, 61.) Tab. 7. Fig. 3, 6.
Kugelthierchen und Proteus, Gleichen? Infnsionsthierchen, p. 151. und 168. Taf. XXVIII. Fig. 18. 1778.
Vibrio strictus? , Proteus (Gleichenii) ? , Müller, Animalc. infus, p. 11, 71. 1786.
Proteus Gleichenii, Schrank, Fauna boica III. 2. p. 27. 1803.
Amiba Gleichenii, 1
Craterina stentorea, \ Bory de St. Vincent, Encycloped. meth. 1824. Auch Lacrimatoria strieta? u. a. m.
Pupella Solea, j
Trachelius? trichophorus , Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 54, 65, 70.
Aufenthalt: In Paris, bei Copenhagen, auf dem Greifenstein bei Berlin und bei Tobolsk in Sibirien beobachtet.
Dieses sehr interessante, sehr häufige und sehr verbreitete Thierchen scheint auch von den früheren Beobachtern öfter ange-
zeigt, nur selten richtig aufgefasst zu seyn. Vielleicht ist es auch Müller's Enchelis Farcimen 1773. Dazu gehören denn all' die
Synonyme, welche neuerlich durch Bort gegeben worden sind. Am häufigsten hat man den Rüssel übersehen, welcher äusserst zart
ist und dessen tastendes Köpfchen meist sehr entfernt vom Körper kleine Bewegungen bewirkt. Das Thierchen ist sehr gefrässig und
verschlingt grosse Körper mit einer Oeffnung am Grunde des feinen Rüssels. Hinten ist es oft abgestutzt und erscheint dann wie ein
Zuckerhut. Zuweilen schiebt es das Hintertheil voraus. Sehr oft ist es einem Proteus oder Astasia ganz ähnlich, bis man den Rüs-
sel erkennt. Joblot sah es in Paris wohl zuerst, dann nannte es Müller vielleicht Enckelis, Gleichen Proteus. Ich habe es
bei Berlin im Mai 1826 zuerst gesehen, 1829 fand ich es auf der Reise mit Herrn von Humboldt bei Tobolsk, und 1833 hatte
ich es im September häufig im Süsswasser des botanischen Gartens in Copenhagen. Zuweilen schien es mir bewimpert, doch fehlte
meist aller Wirbel in Farbeauflösungen. Das Auswerfen der Nahrung ist noch nicht beobachtet, aber eine contractile Blase erkannt
Grösse des Körpers V100— Vso Linie beobachtet. Die russische Form war mehr eiförmig, kürzer und kleiner, und ich habe kein Knöpf-
chen am Rüssel gezeichnet.
333
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIII. Fig. XI.
Fig. 1 — #., 6. und 9. sind in Berlin, Fig. 5., 7. und 8. in Copenhagen von mir beobachtet. Vergrösserung 300m al im Durchmesser.
461. Trachelius? globulifer, Kugelförmiges Malstbierchen. Tafel xxxni. Fig. XII.
T. corpore «loboso hyaline», proboscide flagelliformi tenuissima acuta.
Trachble? globifbre, a corps spherique , hyalin, la trompe en fouet tres-fine, aigue.
*
Trachelius? globulifer, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 65, 70. 1831. p. 108.
Aufenthalt: Bei Tobolsk in Sibirien im Irtisch.
Diese zwar weiche, aber doch vielleicht zu Trachelomonas gehörige, Form fand sich auf der Reise mit Herrn von Hum-
boldt 1829 zwischen Conferven des Irtisch. Bewegung langsam schleichend, nicht nach Art der Panzermonaden rollend. Ich sah
keine Wimpern. — Grösse des Körpers Vioo Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIII. Fig* XII.
Es sind die von mir in Tobolsk gefertigten Zeichnungen nach 380maliger Vergrösserung des Durchmessers.
46£. Trachelius Ovum, eiartiges Malstliierclieii. Tafel XXXIII. Fig. XIII.
T. corpore amplo ovato, aiitico fine late aperto, subcampanulato, proboscide brevi rostrato, albo.
Trachble Oeuf, a corps blanc, ample, ovale, largement ouvert au bout anterieur en clochetie, ayant
une petite trompe en forme de bec.
Die gespitzte Kugel , Eichhorn, Beiträge z. Kennt n. d. kl. Wassert h. 1775. p. 56. Taf. V. Fig. S.
Bursana rostellata, Abildgaard? Skrivter af naturh. Selskab. Bind III. H. 1. p. 88. Tab. III. Fig. B. 1793.
Trachelius Cicer, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 60. 1803.
Ophryocerca Ovum, Abhandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 112.
Trachelius Ovum, Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 277. 1835. p. 165, 166.
Aufenthalt: Bei Danzig?, Berlin und vielleicht bei Copenhagen und Landshut.
Bei Berlin findet sich dieses sehr grosse Thierchen zuweilen häufig in stehendem Sumpfwasser. Eichhorn und Abildgaard
haben ein ähnliches, letzterer aber mit weit längerem Rüssel, bei Copenhagen und Danzig gesehen. Schrank sah es vielleicht im
August bei Landshut. Bis 1831 hielt ich den Rüssel für einen Schwanz, weil es oft verkehrt schwimmt. Seit dem 20. Juni 1832
und 13. Oct. 1833 habe ich aber den Mund und die Organisation deutlich beobachtet, und somit die Gattung Ophryocerca aufgelöst.
Es hat viel Aehnlichkeit mit Bursaria truncatella, und darf auch nicht mit Amphileptus moniliger verwechselt werden. Bei kei-
nem polygastrischen Thierchen ist der Darm an sich so direct zu sehen, als bei diesem. Es ist ein verzweigter baumartiger Canal,
dessen Aeste blind enden und an den Enden sich kugelartig zu Magenblasen von beliebiger Grösse ausdehnen. Auch die feinsten Zweige
sind der unerwartetsten Erweiterung fähig. Der grosse Mund, die hintere grosse contractile Blase über dem Darm -Ende, viele kleine
Magenblasen und überall zerstreute Körnchen als Eiermasse fallen in die Augen. Eine bandartige Drüse sah ich neuerlich. Die Wim-
pern Hessen in der Halbansicht mehr als 30 Reihen erkennen. Vielleicht muss der Specialname geändert werden. — Grösse bis Ve Lune.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIII. Fig. XIII.
Drei Exemplare 300mal diametral vergrössert. Fig. 1. Normalform; Fig. 2. zusammengefallen (durch Eierlegen?); Fig* 3. im Eierlegen durch Zer-
fliessen begriffen, wonach es wieder munter weiter schwamm; 2 Magen sind sehr ausgedehnt.
Nachtrag zur Gattung Trachelius.
Ausser den verzeichneten 8 Arten sind noch 10 Namen direct gegeben worden, deren Homonyme hier folgen: 1) Trachelius
ambiguus (Abhandl. d. Berl. Akad. 1831.) = Spirostomum; 2) T. Anhinga Schrank {Fauna boica 1803.) == Trachelo-
cerca Olor; 3) T. Cicer Schrank (1803) = Trach. Ovum?; 4) T. Colymbus Schrank (1803) = Amphileptus?, Trach.
Meleagris?; 5) T. Cygnus Schrank (1803) = Amphileptus; 6) T. Fala Schrank (1803) = Trachelius; 7) T. Plana-
ria Schrank (1803) = Amphileptus Fasciola ; 8) T. Proteus Oken (1815) = Trachelocerca Olor ; 9) T. stylatus Schrank
(1803) = Amphileptus; 10) T. Utriculus Schrank (1803) = Amphileptus Fasciola. — Halbe Amphileptus kurz nach der
Theilung hält man leicht fälschlich für trachelius. Ein einzelnes Thierchen erlaubt keine sichere Entscheidung. Wo 2 Drüsen sind,
ist die Form wahrscheinlich erwachsen.
Als vielleicht zur Gattung Trachelius gehörige Formen sind zu vergleichen: Enchelys gemmata, Indea, Papula,
Vibrio verminus, Utriculus, Falcc, intermedius, Linter, Rolpoda ochrea, Trichoda barbata, ambigua, Lagena,
Leucophra dilatata, Candida von Müller.
HUNDERTEILFTE GATTUNG: LIPPENTHIERCHEN.
IjoxocleSc lioxocle.
CHARACTER: Aninial e Trachelinorum familia, corpore undique ciliato, ore simplici inermi, labio supe-
riore continuo, dilatato, cultrato.
334
CARACTERE: Animal de la famitte des Tracheliens^ ä corps cilie de tous cötes, ayant la bouche
simple sans dents^ la levre superieure contlnue et elargie en forme de hache.
Die Lippenthierchen zeichnen sich in der Familie der Halsthierchen durch überall bewimperten
Körper, einfachen gebisslosen Mund und eine unabgesetzte erweiterte beilartige Oberlippe aus.
Die Gattung wurde 1830 in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. mit 4 Arten gegründet; 1831
wurden 6 Arten verzeichnet, von denen L. Cucullulus 1833 als eigene Gattung Chilodon abgesondert,
und L. Qucullio zu Kolpoda gestellt worden ist. Hier sind 4 Arten aufgenommen. Die erste Kenntniss
der beiden früher bekannten Formen hatte Müller, als Kolpoda Rostrum 1770 und vielleicht als Tri-
choda aurantia 1786, dieBoRY als Paramaecium und Plagiolricha verzeichnet hat. — Die organischen
Systeme sind zahlreich erkannt. Als Bewegungsorgane sind Wimperreihen und längere Mundwimpern vor-
handen. — Das polygastrische Ernährungssystem ist bei 3 Arten durch Aufnahme fester Nahrung ermittelt,
auch bei 1 Art das Auswerfen durch die Afterstelle gesehen. — Sexualorgane sind in doppelter Geschlechts-
form bei L. Rursaria als Eikörnchen, eine ovale Drüse und 2 contractile runde Blasen beobachtet, bei 2
andern sind Eikörnchen allein erkannt. — Selbsttheilung ist nur als Queertheilung beobachtet; doch hat
Müller bei Trichoda aurantia auch Längstheilung gesehen.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist bei Copenhagen, Landshut, Berlin und Tobolsk beob-
achtet.
463. JLoacodes Mostrum, gesclmäfreltes l^ippentJiiercIieii. Tafel xxxiv. Fig. I.
L. corpore albo, lanceolato, propter labium lateraliter uncinatum leviter sigmoideo.
JLoxode JSec, a corps blanc, lanceole, legerement courbe en forme d'un ä, par la levre lateralement
crochue.
Kolpoda Rostrum, Müller, Vermium fluv. historia, p. 46. 1773. Animalc. Infus, p. 94. Tab. XIII. Fig. 7—8. 1786.
Colpoda Rostrum, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 70. 1803.
Paramaecium Solea, Bory, Encycloped. method. Vers. 1824.
Loccodes Rostrum, Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 42. 1831. p. 108.
Aufenthalt: Bei Copenhagen , Berlin, Landslmt beobachtet.
Bei Berlin sah ich diese Form nur zwischen Conferven 1831 im Juli, 1832 am 26. April. Sie wird sehr gross, doch sah
icli auch kleinere gleichzeitig mit grossen in der Queertheilung. Ich sah oft im Innern grosse verschluckte Navicidas und $i/?iedras9
auch Chlamidomonas. Farbe nahm es nie auf. Der Mund ist am Grunde des beilförmigen Rüssels, der rechts eine Falte hat. Die
Eierchen bilden oft 2 Streifen zu beiden Seiten des Leibes. Männliche Organe wurden nicht klar. Auch die Wimpern sind sehr zart,
doch sah ich sie neuerlich über den ganzen Körper. — Grösse V12 — Vs Linie; Eierchen weniger als V2000 Linie gross.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIV. Fig. I.
Es sind 6 Exemplare bei 300maliger Linearvergrösserung abgebildet. Fig. 1. grössere Form mit gebogener Rüsselfalte. Fig. 2. wirbelnd; o' der
Mund hat eine Navicula viridis und eine Synedra Ulna verschlungen, Bauchansicht. Fig. 3. Rückenansicht. Fig. 4. und 5. gebogen. Fig. 6.
in der Queertheilung.
464L JDoacodes Cifhara, harfenförmiges Lippeiitliiorclien. Tafel XXXIV. Fig. IL
L. corpore triangulo compresso, albo, in fronte dilatata oblique truncato, postice attenuato.
Loccode Harpe, a corps triangulaire comprime> blanc, elargi et obliquemevit tronque an front, aminci
au botet posterieur.
Trichoda aurantia, Müller? Animalc. Infus, p. 185. Tab. XXVI. Fig. 13 — 16. (Vergl. Chilodon Cucullulus.)
Loxodes Cithara, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 108.
Aufenthalt: Bei Berlin, vielleicht auch bei Copenhagen.
Dieses flache dreieckige Thierchen, welches eine Harfenform hat, zeigt, nachdem es verschiedene Nahrung genossen, eine ver-
schiedene Farbe, ist aber eigentlich weiss. Vielleicht war Müller' s Thierchen, das er 1784 mit Lemna fand, eine besondere Art,
vielleicht auch Chilodon. Bory nennt es Plagiotricha. Gegenwärtiges gleitet am Grunde des Wassers und zwischen andern Kör-
pern hin, und verschlingt auch Bacillarien. Am 7. Juni 1836 fand ich ein ähnliches, aber weniger plattes, Thierchen in einem
grünen Wassertümpel in Schönhausen bei Berlin mit Phacelomonas, Gonium und Leucophrys patula. An diesem sah ich deutlich
in der Halbansicht 11 — 12 Längsreihen von Wimpern, vorn eine ovale Drüse und eine contractile Blase am zugespitzten Ende, auch
sah ich da das Auswerfen genossener Monaden am hintern Ende, doch schien mir der Mund am stumpfen Winkel der abgestutzten
Seite zu liegen, was mehr für Bursaria passt. — Grösse V36 — Vis Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf, XXXIV. Fig. IL
Es sind 3 Zeichnungen von 1830 mitgetheilt, da die späteren nicht mehr aufgenommen werden konnten. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
465. XfOaoodes Bursaria, grünes Iiippentbierchen. Tafel XXXIY. Fig. m.
L. corpore oblongo viridi, antico fine depresso et oblique truncato, postico rotundato turgido.
Lo&ode vert, a corps oblong vert, obliquement tronque et deprime au bout anterieur, arrondi et gon-
fle au bout posterieur.
335
Paramecium Chrysalis var. viridis, Ab ha ndl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 65, 70.
Loxodes Bursaria, \ AbhandL der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 109, 111. 1835. p. 164.
Bursaria Chrysalis, \
Paramecium Bursaria, Focke, Isis 1836. p. 786.
Aufenthalt: Bei Berlin, Bogoslofsk im Ural und bei Bremen (?).
Vielleicht ist diese bei Berlin sehr gemeine Form doch das Paramecium versutum von Müller, nicht Schrank, und
ohne die Synonyme. Ich beobachtete es jährlich im April, Juni, Juli, .September und October, und auf der Reise mit Herrn voiv
Humboldt in Sibirien 1829 zeichnete ich es in Bogoslofsk im Ural im Juli. Es lebt in sumpfigen Wässern und vermehrt sich in
Gläsern durch queere Selbsttheilung sehr schnell. Es schwimmt gerade oder sich um die Längsaxe drehend, und kriecht an den Wän-
den der Gläser wie Kerona pustulata, oft auf kurzem Wege hin und her schweifend. Schon 1831 zählte ich es unter den mit In-
digo geprüften Formen auf. Seit 1835 habe ich auch eine eiförmige grosse Drüse in der Körpermitte und 2 contractile runde Blasen
erkannt, deren eine in der Mitte, die andere nahe am Hintertheile ist. Diese hat Dr. Focke, ein sehr fleissiger Beobachter in Bre-
men, strahlig gesehen, und hält diess für Character eines Paramecium. Allein die Stellung der Analöffnung am Ende kann für jetzt
diess allein entscheiden, da die Sexualorgane in allen Gattungen bedeutende Abweichungen bei den Arten zeigen. Die grüne Farbe sind
grosse runde (Ei-) Körnchen, die zuweilen dicht, zuweilen sparsam sind, und welche Dr. Focke sammt den blauen Magen sich be-
wegen (verschieben) sah (vergl. Stentor). — Grösse des Uralthierchens V25 Linie, des Berliner V24 Linie; Eierchen (?) V240 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIV. Fig. HL
Fig. 1. und 3. sind vom Bauche, Fig. 2. vom Rücken gesehen; Fig. 4. von der rechten Seite, wirbelnd; Fig. 5. in Queertheilung. Linearver-
grösserung 300mal. Die Körperwimpern, oft schwer zu erkennen, sind in gefärbtem Wasser deutlich und scheinen sehr dichte Reihen zu bilden.
466. JLoaoodes plicatus, faltiges liippentbierchen. Tafel xxxiv. Fig. IV.
L. corpore elliptico depresso, medio turgidulo, labio uncinato, abdomine obsoleto sulcato et plicato.
Loccode* plie, a corps elliptique deprime, gonfle im peu au milieu, la levre crochue, le corps legere-
ment plie.
Loxodes plicatus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 109.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich entdeckte es im März 1830 zwischen Conferven in Sumpfwasser. Es nahm keine Farbe auf und hatte viel Aehnlichkeit
mit Oscytricha Cicada, auch manches mit einer Aspidisca. Ich sah undeutliche Magenzellen und Körnchen im Innern, und unter-
schied 6 gekrümmte schwache Leisten am etwas breiteren Hintertheile. — Grösse V36 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIV. Fig. IV,
Fig. 1. schwimmend; Fig. 2. kriechend. Linearvergrösserung 300mal.
Nachtrag zur Gattung Loxodes.
Tric/ioda aurantia, Kolpoda Gallinula, Cucullio, mucronata, Cyclidium dubium und Gonium rectanguhim und
obtusangulum von Müller könnten noch dieser Gattung angehören, sie könnten aber auch sämmtlich Synonyme der hier beschriebe-
nen Arten oder der Gattung Chilodon seyn. Lotcodes Cucullio 1831 ist zu Kolpoda, Loxodes Cuculhelus zu Chilodon gezo-
gen, Loxodes Spathula Focke (1836. Isis, p.786.) ist als Leucophrys Sp. verzeichnet, weil die von dem scharfsichtigen Beob-
achter gesehenen 3 contractilen Blasen nach den hier angenommenen Eintheilungsprincipien keinen Gattungscharacter bilden.
HUNDERTZWÖLFTE GATTUNG: BÖRSENTHIERCHEN.
ISursaria. Boursaire.
CHARACTER: Animal e Trachelinorum familia, corpore undique ciliato, fronte turgida protensa, ore
simplici dentibus destituto, appendice tremula nulla. ( = Leucophrys ore laterali.)
CARACTERE: Animal de la famille des Tracheliens, a corps eilte de tous edles, le front gon-
fle depordant la bouche simple sans dents et sans lame tremblante.
Die Gattung der Börsenthierchen gehört der Familie der Halsthierchen an und zeichnet sich
durch überall bewimperten Körper, und über den einfachen und zahnlosen Mund vorragende dicke Stirn, so
wie durch Mangel einer zitternden Klappe am Munde aus.
Müller bildete die Gattung Bursaria 1773 mit 2 Arten, und vermehrte diese 1786 auf 5 Arten.
Abildgäard fügte 1793 1, und Schrank 1803 noch 2 neue Arten hinzu. Lamarck stellte 1815 eine Vor-
ticelle Müllers in diese Gattung. Sehr zahlreich mehrte die Arten Bory de St. Vincent 1822 im Biet,
ckissique, aber nur durch Umändern von 8 Namen Müllers aus den Gattungen Kolpoda, Paramecium,
8£
330
Oyclidium, Enchelis und Trichoda. Von Mlller s Arten behielt er nur 3. Im Jahre 1824 verzeichnete
derselbe im Ganzen nur 9 Arten , worunter eine neu ist Ich habe seit 1828 12 Artnamen hinzugefügt
So sind 35 Artnamen entstanden, von denen jedoch die physiologische Umänderung des Gattungscharacters
seit 1830 jetzt nur 14 Arten aufzunehmen gestattet. Die Homonyme der übrigen finden sich im Nachtrage,
Die erste sichere Kenntniss von Formen dieser Gattung findet man schon bei Leelwenhoek, welcher 1683
2 Arten, B. intestinalis und cordiformis , aus dem Darmcanale der Frösche abbildete. Im Jahre 1832
schlug ich schon vor, B. spirigera als besondere Gattung Spirostomum zu sondern, und die Formen mit
kleinerer, entfernter vom Stirnende liegender, Mundöffnung als Subgenus Frontonia abzutrennen, indem ich
Müllers beutelartiger Hauptform, der B. truncatella^ den Namen Bursaria liess. Purkinje und Valen-
tin haben 1835 die Bursarien des Froschdarmes unter dem Gattungsnamen Opalina wieder als neu be-
schrieben. Die Organisation ist reichhaltig ermittelt. Als Bewegungsorgane dienen meist reihenweis über
den Körper gestellte Wimpern, und etwas grössere bilden meist einen Kranz oder Einfassung um den Mund.
In gefärbtem Wasser erkennt man sie deutlicher. — Als Ernährungsorganismus dient ein, mit vielen kugel-
förmigen gestielten Beuteln traubenartig besetzter, Darm, der oft, vielleicht immer, vorn eine Krümmung
in den Stirnhöcker macht und am hintern Körperende mündet. Der Mund ist eine grosse Oeffnung, die
nicht, wie bei Leucophrys^ das vordere schief ablaufende Ende bildet, sondern ganz seitlich ist, so dass
die Stirn entweder weit darüber vorragt, oder doch das Ende bildet. Ein weisser und röthlicher Ver-
dauungssaft ist häufig erkannt. — Der Sexualorganismus ist als hermaphroditisch bei 3 Arten vollständig,
und bei 5 Arten tlieil weise ermittelt. Nur weibliche Ei -Körnchen sind überdiess bei noch 3 Arten, wahr-
scheinliche Sexualtheile also bei 11 Arten beobachtet. Längs- oder Queertheilung ist bei 5 Arten erkannt.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist in Holland, Dänemark, Frankreich, Baiern, Preussen
und dem sibirischen Russland nur im Süsswasser beobachtet. Eine Art lebt in der Eisenquelle bei Doberan
in Mecklenburg.
A. Subgenus Bursaria.
Der untere (nicht vordere) Mund bis an den Stirnrand reichend.
4ßff. Mursaria truncmtella, abgestutztes Ilörsentliierclteii. Tafel XXXIV. Fig. V.
B. corpore maximo, ovato, turgido, albo, fronte late excavata, truncata, ciliorum ordine simplici.
Boursaire troncatelle^ a corps tres-grand, ovale , gonße, hlanc^ tronque et largement creuse au
fronte qui a im simple rang de cils*
Bursaria irunvatella , Müller, Verm. flav. lüst. 1773. p. 54. Animalc. Infus. 1786. p. 115. Tab. XVIT. Fig. 1 — 4.
Bursaria truncalella, Bory de St. Viscest, Dict. class. 1822. Bursaire. Encyciopedie meth. 1824.
Bursaria truncatella, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 110. 1833. p. 237. 1835. p. 164.
Aufenthalt: Bei Copenhagen und Berlin beobachtet.
Im Frühjahre fand diese Form Müller bei Copenhagen in Waldgräben mit faulen Buchenblättern, ich fand sie auch im März
und Februar häufig in Torfgruben bei Berlin. Sie gleicht einem Ei, das vorn seitlich eine grosse offene Tasche hat, und schwimmt
langsam, senkrecht stehend. Der ganze Körper ist mit schiefen, Spiralen (?) Reihen von Wimpern besetzt, und die Fangtasche, an deren
Grunde in der Körpermitte der Mund liegt, hat nur auf der rechten Seite und vorn grössere Wimpern. Das grosse sehr weiche Thier
zeigt oft nur einige dunklere Linien und Blasen im Körper, allein wenn es mehrere Magen stark angefüllt hat, ist es oft sehr bunt.
Ich sah in einzelnen Magen ganze frische und halbverdaute Rädert liiere {Rotifer oder Philodina den Zähnen nach) liegen, auch
grosse Pflanzenstoffe, und ich konnte den Darm mit Carmin sich anfüllen sehen, aber nicht seinen ganzen Verlauf verfolgen. Um die
Speise ist immer eine klare Flüssigkeit in den einzelnen Magen, welche ich den Verdauungssaft (Magensaft) nenne. Zuweilen sah ich
am hintern Ende sehr dicht anliegende, zum Auswerfen bereite, Massen, aber nie das Auswerfen selbst. Eine grosse helle Blase ist
hinter dem Munde etwas links, und auf der linken Seite liegt auch eine grosse band- oder schnurartige, gebogene, ungegliederte Drüse,
welche bis in die Stirn reicht. Zahllose kleinere Magen und eine sehr feinkörnige weisse (Eier-?) Masse füllen den Leib, worin je-
doch linkerseits noch krumme Linien sichtbar waren, deren Bedeutung unklar blieb. Vielleicht biegt sich der Darm schlingenartig in
der Stirn um. — Grösse V* bis Vs Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIV. Fig. V.
Fi°\ 1. Ansicht von der Bauchseite, mit natürlicher Speise erfüllt und Indigo aufnehmend; bei v-\* ein mit einem Rad er thier erfüllter Magen. Am
Munde biegt die Strömung im rechten Winkel ab, einiges geht in den Darm; bei t Samendrüse. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
468. Bursaria Vorticella, sIocKenähiiliches ISorsenthierclieii. Tafel xxxiv. Fig. VI.
B. corpore magno subgloboso campanulato turgido albo, fronte late excavata truncata, ciliorum ordine duplici.
Boursaire Vorticelle^ a corps grand presque spherique, campanule, gonfle^ blanc, tronque et lar-
gement creuse au front , qui a im double rang de cils.
Bursaria Vorticella, Abhandl. d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 237.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich fand diese ausgezeichnete langsam schwimmende Form mit Chlamidomonas Pulvisculus und Gonium pectorale in
Löschkübeln auf den Strassen Berlins zuerst am 28. Sept. 1833. Sie hat eine sehr grosse Aehnlichkeit mit Leucophrys patiila, so
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dass ich fast fürchte, die neueren Abbildungen der letzteren (Fig. 2., 3., 4. und 6. Tafel XXXII.) mögen der Bursaria Vorticella
angehören. Ich habe nämlich so eben, am 20. Oct. 1837, wieder zahlreiche Exemplare vor mir, die ich für jene Leucophrys -For-
men allem Detail nach erkenne und die des in der seitlichen Spalte tief liegenden Mundes halber Bursarien benannt werden könnten.
Ich muss das Urtheil noch suspendiren und mache nur auf mein eigenes Schwanken aufmerksam. Bei der ursprün «liehen Form habe
ich Sexualtheile nicht unterschieden, aber die Ernährungsorgane sammt Mund und Afterstelle sehr deutlich erkannt. Ein wichtiger Un-
terschied der Bursaria von der Leucophrys liegt vielleicht auch in dem Mangel der Wimpern bei ersterer an der dreiecki°en rech-
ten Klappe am Mundrande, und so sind beide nah verwandte Formen vielleicht doch speciell und genetisch verschieden. Von der Spitze
der dreieckigen Klappe geht eine zweite Reihe einzelner sehr langer Wimpern ab, deren ich nur 4 zählte. Ich meinte schiefe Queer-
reihen von Wimpern zu sehen. Bei B. truncatella ist der rechte Mundrand bewimpert, der linke kahl. — Grösse bis x/9 Linie.
Erklärung der Abbildungen Ta f. XXXIV. Fig. VI.
Fig. 1. Ansicht der Bauchseite eines im Zerfliessen (Eierlegen?) begriffenen Exemplares, welches bei Zuthun neuen Wassers sich wieder abrundete und
munter fortschwamm; Mundspalte verengert, Fig. 2. Ansicht vom Rücken, bei o' der Mund. In 2 Magen liegen Gonium pectorale, in andern
Chlamidomonas, Fig. 3. Ansicht von der Bauchseite. Excretion. Mundspalte sehr geöffnet. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
469. Bursaria voraac, gefrässiges Börsenthierchen. Tafel XXXV. Fig. I.
B. corpore oblongo utrinque rotundato magno, oris rima ampla, corporis tertiam partem longa, apicem frontis attingente.
Boursaire vorace, a corps oblong, grand, arrondi au& deux> bouts, ayant V orifice de la bouche am-
ple, du tiers de la longueur du corps et touchant la sommite du front.
Bursaria vorax, Abliandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 110.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Dieses grosse Thierchen findet sich im Sommer im schlammigen Wasser bei Berlin. Ich sah schon 1831 im Juli es mit
Coleps hirtus angefüllt, und es nahm auch sogleich Farbestoffe auf, welche sehr schnell aus einem Magen in den andern gingen und
hinten an einer erweiterten Stelle und unter einer contractilen Blase ausgeworfen wurden. Bei wenig Wasser zerfloss es sehr leicht,
und setzte ich neues hinzu, so schwamm es in unförmlichen Formen aller Art, die es annahm, munter weiter. Ich sah iiberdiess den
Körper voll (Ei-) Körnchen. Diese Form hat sehr grosse Aehnlichkeit mit Urostyla grandis und Stylonychia lanceolata, deren
Krallen und Griffel oft eingezogen sind. Ich habe sie neuerlich nicht wieder gesehen. — Grösse V12 — Vo Linie.
Erklärung, der Abbildungen Taf. XXXV. Fig. I.
Fig. 1, Seitenansicht; Fig. 2. Bauchseite; Fig. 3. eine monströse Form nach dem partiellen Zerfliessen. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
4?0. Bursaria Jttnlozoon, Wurm-Borsenthierchen. Tafel xxxv. Fig. m.
B. corpore cylindrico turgido, utrinque fere aequaliter rotundato, magno, oris rima parva sub apice.
Boursaire Entozoe, a corps cylindrü/ue , grand, gonfle, arrondi ä peu pres egalement au& deu&
bouts, la bouche petite sous le front.
Aufenthalt: Bei Berlin in dem Darme der Frösche.
Müller hat vielleicht mit der Varietät seiner Leucophra globulifera, die er (bei Göze) in Quedlinburg im Darme der
Frösche sah, diese Form gemeint, doch scheint er vielmehr alle Darmthierchen mit diesem Namen und Vibrio vermiculus genannt
zu haben. Es ist viel dicker und gleichförmiger cylindrisch, als die folgende Art. Eine hellere Stelle am hintern Ende sah ich bei
einer durch halbes Zerfliessen verkümmerten Form, und hielt sie für die Analstelle. Viele Magenblasen, zum Theil mit farbigen Stof-
fen erfüllt, und Eikörnchen, so wie die reihenweis gestellten Wimpern (23 — 24 Reihen) sind von mir beobachtet. Es findet sich ge-
wöhnlich mit dem folgenden im Mastdärme der Rana temporaria im Winter und Sommer, seltener als die andern. — Grösse bis
Vs Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXV. Fig. m.
Fig. 1. und 2. sind 1826 entworfene Zeichnungen; Fig. 3. ist 1835 gezeichnet. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
4*1. Bursaria intestinalis, Darm- Bor sentliierciieii. Tafel xxxv. Fig. IV.
B. corpore cylindrico, gracili, postico fine attenuato, oris rima parva sub apice.
Boursaire intestinale, h corps cylindrique , grele, aminci au bout posterieur, la bouche petite sous
le front.
Animalcula in stercore Ranarum, Leeuwenhoek, Opera omnia, p. 49. Fig. A. 1683.
Vibrio vermiculus, Müller, Verra. fluv. hist. p. 25. 1773. Animalc. Infus. 1786. p. 50. Tab. VI. Fig. 10, 11.
Flimmerwalzen (Leucophrae) im Froschdarme, Göze, Naturgescli. d. Einge weidew. 1782. p. 111, 431. Taf. XXXIV". Fig. 8.
Hirudo intestinalis, Bloch, Abliandl. über die Erzeug, d. Eingeweidewürmer, 1782. p. 36. Tab. X. Fig. 10.
Leucophra globulifera, Müller, Anim. Infus, p. 149. Tab. XII. Fig. 4. 1786.
Paramaecium Incubus, Schrank, Fauna boica III. 2. p. 68. 1803.
Leucophra globulifera, Bort de St. Vincent, Encyclopedie method. 1824.
Bursaria intestinalis, Abhandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1835. p. 164. nicht 1831. (s. B. Nucleus.)
Opalina Ranarum, Purkinje et Valentin, de phaenomeno inotus vibratorii, 1835. p. 43, 59.
Aufenthalt: In Holland, Sachsen, Preussen nnd Baiern im Darme der Frösche beobachtet.
Dieses Thierchen entdeckte vor 154 Jahren am 26. Juli 1683 Leeuwenhoek in Delft im Darmschleime der Frösche.
Müller zog es 1773 zu seinem Vibrio vermiculus, der wohl eine Insectenlarve des Sumpfwassers war. Göze in Quedlinburg
nannte es 1782 Leucophra, und gleichzeitig beschrieb es Dr. Bloch in Berlin als Hirudo intestinalis, welcher erste Specialname
beizubehalten ist. Schränk fand es dann in Baiern wieder und gab unnöthig einen neuen Namen. Bort meint, die Frösche hätten
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es «efressen, hat es also wolil nicht gesehen. Ich habe es sehr häufig hei Berlin besonders im Februar wieder beobachtet in Kröten
(Bufo einer eus) und zwei Frosc harten, Rana tempöraria und esculenta. Durch den Namen Bursaria verleitet, dessen Be-
triff aber seit 1831 ganz anders gestaltet ist, hielten Purkinje und Valentin 1835 das Thierchen, weil es keine Tasche habe,
für eine ganz neue Form, und gaben den neuen Gattungs- und Specialnamen Opalina Ranarum. Die Wimpern liegen, wenn das
Thierchen gerade ausgestreckt schwimmt, in geraden Längsreihen, es windet sich aber oft, beim Trocknen zuweilen wie ein Pfropfen-
zieher, und dann sind auch diese Wimperreihen mehr oder weniger spiralförmig, zuweilen sogar erscheinen sie dann als Queerreihen.
Die vordere, aber untere Mundöffnung ist klein und schwer zu erkennen, auch spät erst ist eine ovale männliche Drüse von mir er-
kannt worden. Viele Magenblasen und Eikörnchen sind deutlich geworden, aber das Auswerfen noch nicht beobachtet, da es keine
Farbestoffe aufnahm. Nur bei dieser Ali der Gattung ist von mir queere Selbsttheilung beobachtet. Man darf also die kürzeren gleich-
zeitigen Formen nicht für andere Arten halten. — Grösse V20 — V10 Linie, der Eier — */62s Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXV. Fig. IV.
Fig. 1 — 4. sind lebende Nonnalformen, 0' der Mund, w die wahrscheinliche Afterstelle, t die männliche Sexualdrüse. Fig. 5. und 6. Queertheihmg.
IV. 7. ein sich verlängernder Hintertheil. Fig. 8. und 9. sind eintrocknende Exemplare. Oft sind die Wimperreihen nicht sichtbar, obwohl sie da
sind. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
4¥£. Bursaria? cordiformis, herzförmiges llöi seilt Iiicrelieii. Tafel XXXV. Fig. VI.
B. corpore reniformi, albo, fronte depressa, ore subspirali.
Boursaire? Coeur, a corps en forme cPun rognon, blaue, le front deprime, la bouche legerement
courbee en spirale.
Animalcula in stercore Ranarum, Leeuwenhoek, Opera omnia, p. 49. Fig. B. 1683.
Chaos intestinalis cordiformis, Bloch, Abliandl. über die Erzeug1, d. Ein ge weide w. 1782. p. 36. Tab. X. Fig. 11. nicht 12. (s. B. Nucleus.)
Flimmerquadrate (Leucophrae) im Mastdarme der Frösche, Göze, Naturgesch. d. Eingeweidew. 1782. p. 431. Taf. XXXIV. Fig. 10.
(s. B. Ranarum.)
Paramaecium Nucleus, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 67. 1803. zum Theil.
Bursaria Entozoon, Abliandl. der Akademie d. Wissen seh. zu Berlin, 1835. p. 164.
Aufenthalt: In Holland , Sachsen, Preussen und Baiern im Mastdärme der Frösche.
Diese und die vorige Art sind auch mir, sammt der B. Ranarum, als die gemeinsten in Fröschen und Kröten vorge-
kommen. Sie ist überdiess für die Erkenntniss der Organisation sammt B. vernalis die fruchtbarste gewesen. Ich sah die Bewegungs-
Wimpern, aber nicht ihre Reihen, viele Magenblasen, Eikörnchen, eine sehr grosse nierenförmige männliche Sexualdrüse und 3 con-
tractile Blasen, wie bei Cliilodon. Die gekrümmte fast spiralförmige 3Iundöifnung nähert diese Form an Spirostomum. Bloch sagt,
er habe aus ihr oder B. Nucleus viele Junge ausschlüpfen gesehen, allein das war wohl partielles Zerfliessen, welches beim Eierlegen
statt findet (s. B. flava und vernalis). — Grösse bis Vis* Eierchen Vjgs Linie. So eben finde ich es auch im Laubfrosch.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXV. Fig. VI.
Fig. 1. Ansicht der Bauchfläclie ; Fig. 2. Seitenfläche; Fig. 3. Rückenfläche; Fig. 4. Seitenfläche verkehrt; o' Mund, t Sexualdrüse, s Sexual-
blasen, co Äfterstelle. Linearvergrösserung 300mal. Die Sexualdrüse liegt im Stirntheile des Rückens sehr eigenthümlich.
4£3. Bursaria lateritia, ziegelrothes Borsentluerchen. Tafel XXXV. Fig. VIII.
B. corpore compresso, ovato-triangulari, pallide lateritio, fronte cristata acuta.
Boursaire rouge, a corps comprime, ovale -triangulaire, d'un rouge pale, le front en crete aigue.
Glöd- Spilleren, Müller? Nye Saml. af Dansk. Vidensk. Saelsk. Skrift. 1780. II. p. 268. Taf. II. Fig. IX.*
Trichoda ignita, Müller? Animalc. Infus. 1786. p. 186. Tab. XXVI. Fig. 17 — 19.
Ypsistomon salpina, Bory? (auch Ipsistoma), Encycloped. metkod. Vers. 1824. Di ct. class. 1831. Hypsistomon, Essay, 1826.
Bursaria lateritia, Abliandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 110. Isis, 1834.
Aufenthalt: Bei Berlin, vielleicht auch bei Copenhagen und Paris beobachtet.
Ich würde dieses niedliche Thierchen geradehin Bursaria ignita genannt haben, wenn nicht Bort es wieder zahlreich beob-
achtet zu haben berichtete, und auch 2, aber hintere Hörner, und alles, nur umkehrend, ebenso beschriebe, wie Müller. Dennoch
halte ich jetzt beide Körper für einerlei und die Hörner für eine optische Verdichtung der Wimpern, was Müller selbst an die Hand
giebt. Müller fand sein Thierchen 1777 und 1778 im Winter mit Lemna, Bory mit Oscillatorien, ich fand es im December 1830
und am 21. Nov. 1832 ziemlich zahlreich mit Conferven des Thiergartens bei Berlin. Ich sah es in sehr verschiedenen Grössen, aber
nie in Selbsttheilung. Müller sah Queertheilung und Längstheilung, die er mit Unrecht anfangs für Begattung hielt. Bory hielt
das Hintertheil für die Stirn, die contractile Blase für den Mund und meint, sie steckten sich willkührlich dutenartig in einander, wie
die Salpen. Müller hielt die hintere Blase schon fälschlich für eine offene Grube. Wenn ich alle diese falschen Ansichten als
stattgefunden annehme, so ist diess Thierchen die Trichoda ignita. Ich konnte es schon 1830 leicht zur Indigoaufnahme bringen,
und sah dadurch auch den sehr nach hinten gelegenen Mund. Viele Magenzellen, Eierchen, welche die Farbe zu geben schienen, und
eine grosse contractile innere Blase, die keineswegs ein Loch war, am hintern Ende sind die von mir erkannten organischen Details.
Die Behaarung fand ich als 11 — 18 Längsreihen von Wimpern auf der seitlichen Halbansicht. Der After schien an einer leicht aus-
gebuchteten hintern Stelle zu seyn, doch sah ich das Auswerfen nicht. — Grösse V36 — l\i% Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXV. Fig. VIII.
Fig. 1., 2., 4., 5. Seitenansichten. Fig. 1. wirbelnd; d Mund, w After. Fig. 4. mit ausgedehnter contractiler Blase. Fig. 3. Ansicht von der
Bauchseite, Fig, 6. ebenso D kriechend an einem Zygnema- Faden. Verschiedene Grössen bei gleicher 300maliger Linearvergrösserung.
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B. Subgenus Frontonia.
Körper (Stirn) höckerartig über den Mund und seine Lippen hinausragend.
4?4. Mursaria vernalis, Frühlings -Borsenthierclien. Tafel xxxiv. Fi*. VII.
B. corpore ovato oblongo turgido, viridi, utrinque rotundato, postica parte paullo tenuiore, ore tertia quartave corpo-
ris parte superato.
Boursaire du printemps^ a corps ovale-oblong^ gonfle^ vert, arrondi aucc deute bouts> aminci en ar-
riere^ la bouche depassee par le tiers ou le quart du corps.
LeucopTira virescens, Müller? Animalc. Infus. 1786. p. 142. Tab. XXI. Fig. 6 — 8. Bory, Encycloped. metliod. Vers. 1824.
Bursaria vernalis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 235. 1835. p. 164.
Aufenthalt: Bei Berlin und vielleicht im Seewasser hei Copenhagen und Cadix.
Bei Berlin lebt diese Form häufig zwischen Oscillatorien im Frühjahre. Ich sah sie am 25. März und am 26. und 29. Mai
bis zum 2. Juni 1832 und 1833, auch im Sommer 1835. Müller' s Form unterscheidet sich durch den Aufenthalt im Seewasser,
wo sie auch Bory bei Cadix gesehen zu haben berichtet, und durch verdünntes Vordertheil. Ich zweifle an einer Verschiedenheit der
Art, aber glaubte nicht berechtigt zu seyn, sie völlig zu vereinen. Diese Art ist von mir sehr glücklich beobachtet. Die Bewegung
ist ein Wälzen um die Längsaxe und gerades bedächtiges Schwimmen. Der Körper ist mit wirbelnden Wimpern ohne deutliche Längs-
reihen dicht besetzt und mit prismatischen kleinen Stäbchen durchwirkt. Der Mund hat einen Kranz von starren kurzen Borsten, die
last Zähnen gleichen. Viele innere Magenblasen sind oft mit sehr grossen Oscillatorien und Naviculis erfüllt, und führen einen deut-
lichen rothlichen Darmsaft. Ich zählte bis 10 grosse Naviculas im Leibe eines Thierchens. Eine grosse ovale männliche Sexual-
drüse und 2 runde contractile Blasen bilden den männlichen Geschlechtsorganismus. Grüne Eikörnchen, welche mit ganzen Körpertei-
len, des Lebens unbeschadet, durch ein partielles Zerfliessen periodisch ausgeschieden werden, füllen den Körper. Ueberdiess sah ich
spontane Längstheilung. Besonders interessant und wichtig war der leicht zu beobachtende Verdauungsprocess der Oscillatorien, die erst
elastisch und starr schön blaugrün waren, dann sichtlich schlaff, biegsam und hellgrün, dann gelbgrün wurden und in einzelne Glieder
zerfielen, die zuletzt inissfarbig gelb waren. Beim Verdunsten des Wassers zerfliessen die Körper leicht ganz, und oft bleiben die
Magen mit ihrem Inhalte dabei krampfhaft geschlossen, wie freie abgelöste Kugeln. — Länge V12 — V10 Linie, Eierchen V480 — %s
Linie. Entwickelungscyclus V52S — V10 Linie.
Erklärung der Abbildungen Tafel XXXIV. Fig. VII.
Fig. 1. kleinere Form, hat 10 Exemplare der Navicula viridis verschluckt, ist hinten nicht verengert, 0 der Mund. Fig. 2. Stirn nach oben, hat
viele Oscillatorien verschluckt, 0 Mund, s contractile Blasen. Fig. 3. Stirn nach unten. Fig. 4. Längstheilung im Umriss. Fig. 5. Act des Zer-
fliessens. s/+ freigewordene Magen mit ihrem Inhalte, t die männliche Drüse, b Stäbchen, p" Wimpern, 0" Eikörnchen. Linearvergrösserung 300mal.
4¥5. Bursaria JLeucas, weisses SSrsentliierctaen. Tafel XXXIV. Fig. VIII.
B. corpore albo oblongo subeylindrico, utrinque fere aequaliter rotundato, ore corporis quinta sextave parte superato.
Boursaire Leucas^ a corps blanc^ oblong ', cylindrique , presque egalement arrondi ante deu& bonfs,
la bouche depassee par le cinquieme ou le si&ieme du corps.
Bursaria Leucas, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 233.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich entdeckte diess Thierchen am 29. Mai 1832 und sah es wieder zahlreich am 11. Juli 1834 mit Oscillatorien und im
staubigen Ueberzuge des Wassers im Thiergarten. Ich sali es ganz erfüllt mit kleinen Körnchen (Eierchen) und Magenblasen, und be-
merkte eine sehr auffallende strahlige contractile Blase neben der langen offenen Mundfalte. Besonders merkwürdig wurde mir diess
Thierchen durch ein Exemplar, welches einen Oscillatorienfaden von seiner eigenen doppelten Leibeslänge, krumin gebogen, so ver-
schlungen hatte , dass der ihn aufnehmende Magen sich auch so ausgedehnt und gebogen hatte, dass er ziemlich die doppelte Länge des
Thierkörpers besass, dem er angehörte. Man vergleiche hierzu Amoeba diffluens^ wo diese Ausdehnung noch auffallender ist, Tri-
chodina> Chilodon> Kerona und die folgende Art, und man denke an Schlangen, die Frösche und Hirsche fressen. Ueber-
diess sah ich ungleiche Längstheilung. Der Magensaft ist farblos, der After am hintern Ende. — Grösse Vi 2 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIV. Fig. VIII.
Fig. 1 — 3. sind einfache Thierchen, mit Oscillatorien erfüllt; 0' der Mund, s die sternförmige contractile Blase. Fig. 3. hat einen Magen zu seiner
doppelten ganzen Körperlänge ausgedehnt. Fig. 4. ungleiche Längstheilung, Stirn nach unten. Linearvergrösserung 300mal.
4¥6. Bursaria Pupa9 puppenartiges Börsenthierclten. Tafel XXXIV. Fig. ix.
B. corpore albo, ovato -oblongo, postica parte subacuta, ore infero, apici propiore.
Boursaire Poupee, a corps blanc^ ovale -oblonge presqtie aigu au bout posterieur> la bouche infe-
rieure proche du bout anterieur.
Bursaria Pupa, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 111. 1833. p. 234.
Aufenthalt: Im eisenhaltigen Mineralquell zu Doberan in Mecklenburg und bei Berlin.
Ich entdeckte diese Form im Mai 1831 in Doberan und sah sie wieder am 7. Mai 1832 bei Berlin mit Naviculis und
Oscillatorien. Ich sah viele Magen, 16 — 18 Wimperreihen in der Halbansicht und die weite ovale Mundöffnung. Die Berliner Ex-
emplare hatten Navicula gracilis verschlungen, eines davon eine starre Synedra Ulna, die länger war als es selbst und die da-
her vorn und hinten eine Spitze am Körper bildete. Der After war am hintern Ende. Farbe nahmen diese 3 Arten nicht auf. —
Grösse V24 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIV. Fig. IX.
Fig. 1 — 2. in Detershagen bei Doberan gemachte Zeichnung. Fig. 3 — 4. aus Berlin, 0' der Mund. Linearvergrösserung 300maL
83
330
4*». MSursaria ftava, Massgelbes Borsenthierclien. Tafel xxxv. Fig. iL
B. corpore ovato - oblongo , flavo, saepe postica parte paullo tenuiore, subacuta, ore corporis aliqua parte superato.
Boursaire j aunätre, a corps ovale-oblong jaune, souvent im peu aminci et aigu au bout posterieur,
la bouche depassee par nne partie du corps.
Bursaria ßavay Abhandl. der Akademie d. Wissens eh. zu Berlin, 1833. p. 233.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Entdeckt im März 1830 im Sumpfwasser bei Berlin. Wieder beobachtet am 4. Juni 1832 und im Juli 1834. Dicht hin-
ter der runden Stirn ist der Mund als eine flache Grube. Der Körper ist überall bewimpert, doch Hessen sich keine Reihen unter-
scheiden. Dicht gedrängte blassockergelbe, etwa V232 Linie grosse, Bläschen machen den Körper undurchsichtig. Sind diess so grosse
Ei-Körnchen? Es wären dann die grössten. Etwas grössere dazwischen liegende fast farblose Blasen schienen Magenzellen zu seyn.
Ueberdiess erkannte ich eine weit grössere sehr helle contractile Sexualblase, und beim Zerfliessen sah ich eine ovale Drüse. Farbe-
stoffe nahm es nicht auf. Die Afteröffnung ist noch nicht direct beobachtet, aber durch eine hellere Stelle und Einbiegung wohl deut-
lich geworden. — Grösse V12 — Vs Linie, der Eierchen(?) V232 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXV. Fig. II.
Fig. 1. Normalform von der rechten Seite, 0' der Mund, w die Afterstelle. Fig. 2. drängt sich dicht an einen festen Körper an. Fig. 3. platzt und
zerfliesst, bei s die contractile Blase, bei t die Drüse. Linearvergrössernng 300mal.
4?8. Bursaria Nucleus, mandelartig'es Hi$rsentliiercliei&. Tafel XXXV. Fig. V.
B. corpore ovato minore, albo, utriiKjue rotundato, antica parte subacuta, ore aliqua corporis parte superato.
Boursaire Am and e, a corps ovale petita blanc, aminci au bout anterieur , arrondi aucc deute bouts,
la bouche depassee par une partie du corps.
Chaos intestinalis cordiformis, Bloch, Abhandl. üb. die Erzeng. d. Eingeweidewürmer, 1782. p. 36. Taf. X. Fig. 12. nicht 11.
Die Bouteillen (LeucopJirae) , Göze, Natnrgesch. der Eingeweidewürmer, 1782. p. 431. Tab. XXXIV. Fig. 9.
Paramecium Nucleus, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 67. 1803. (s. Burs. cordiformis.)
Bursaria intestinalis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 111. nicht 1835. (s. B. intestinalis.)
Aufenthalt: Bei Berlin und wohl bei Quedlinburg und in Baiern, im Mastdarme der Frösche.
Bloch und Schrank scheinen B. cordiformis und Nucleus für Eine Art gehalten zu haben, Göze hat sie gut unter-
schieden. Ich fand sie in Rana temporaria und esculenta im Juni und October 1827 und 1831, dann häufig öfter. Ich sah nur
die Wimpern, die Magenzellen, die Eier und den Mund. In einer Zeichnung von 1827 habe ich noch eine grössere rundliche Blase
oder Drüse in der Mitte des Körpers angemerkt. Besonders auf diese Form scheint sich Blochs irrige Beobachtung des Lebendig-
gebährens zu beziehen (vergl. B. cordiformis). So eben sehe ich in einem frisch untersuchten Frosche Thierchen, weicheich hier-
her rechne, die eine deutliche ovale Sexualdrüse, 2 contractile Blasen mit geperltem Rande und eine sehr spitze dreikantige Stirn ha-
ben, auch ein wenig länger sind. Etwa 80 sehr dichte und feine geperlte Wimperreihen waren auf der Halbansicht des trocknen Thier-
chens (October 1837). — Grösse V20 — Vis Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXY. Fig. V.
Es sind 4 Exemplare bei 300maliger Linearvergrösserung, bei 0' der Mund.
4*9. Bursaria Manarum, Frosch -Börsentbierclieii. Tafel XXXV. Fig. VII.
B. corpore ovato lenticularis compresso, magno, albo, ventre dorsoque carinatis, antica parte subacuta, postica saepe
truncata, ore infero frontis apici propincjuo.
Boursaire des Grenouilles, a corps ovale lenticulaire , comprime, grand, de couleur blanc, le ven-
tre et le dos en carene, presque aigu au front, souvent tronque ä V autre bout, la bouche infe-
rieure pres de la pointe du front.
Flimmerquadrate (Leucophrae) , Göze, Natnrgesch. d. Eingeweide w. 1782. p. 431. (s. B. cordiformis.)
Bursaria Ranarum, Abhandl. d. Akad. d. Wrissensch. zu Berlin, 1831. p. 110. 1835. p. 164.
Aufenthalt: Bei Berlin und Quedlinburg? im Mastdarme der Frösche.
Zuweilen ist diese grosse platte Form die gemeinste in den Fröschen. Ob Göze diese Art oder die B. cordiformis oder
beide meinte, ist unsicher. Ich zählte 32 — 33 Längsreihen von Wimpern auf der Halbansicht, doch kann ich leicht 2 für eine ge-
nommen haben. Beim Eintrocknen sieht man sie deutlicher, kann sie aber dann nicht mehr richtig zählen. Im Innern lagen viele
grosse Magenzellen, und der ganze Körper ist mit Eikörnchen erfüllt, die ihm die weisse Farbe geben. Vorn unter der Stirn ist eine
flache spaltartige Grube, wo der Wirbel hinführt, als Mund. Hinten in der Mitte der abgestutzten Stelle sah ich oft eine kleine Ein-
biegung, wie sie bei andern Formen die Afterstelle characterisirt. Ueberdiess erkannte ich in der Mitte zuweilen eine bandartige dünne
und kleine gekrümmte Drüse. Farbestoffe nahmen sie nie auf. Oft lagen sie kugelartig in Schleimzellen, und bei der Entwicklung
daraus nahmen sie erst geschwollene ovale Formen an, sich später abplattend. — ■ Grösse Vis his % Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXV. Fig. VIT.
Fig. 1. Normalform, o' Mund, w After, Seitenansicht; Fig. 2. Bauchansicht; Fig. 3. kleinere Form mit Drüse; Fig. 4. Seitenansicht; Fig. 5.
Rückenansicht; Fig. 6. sich aus Fig. 7. entwickelnde Form. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
4SO. Bursaria? aurantiaca, pomeranzenfarlbenesBorseiitbierelieii. Tafel XXXV. Fig. ix.
B. corpore ovato oblongo, postica parte subacuta, antica obtusa, aurantiaco, macula oris cinerea.
Boursaire? orangee, a corps ovale-oblong, presque aigu au bout posterieur, obtus au front, orange,
avec u?ie fache. ce?idree autour de la bouche.
331
Bursaria awantiaca, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 183!. p. 111.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich beobachtete diese Form am 31. Juli und 13. August 1831 mehrfach zwischen Oscillatoricn und sah sie wieder am 15.
Juni 1832. Die hochzeihe Farbe war nicht von Nahrung, sondern gehörte kleinen Körnchen, vennuthlich den Eiern, an. Ich habe
beide Male versäumt, die Wimpern genauer zu beachten. Viele Magenblasen waren deutlich vorhanden, auch die gelben (Fi-) Körn-
chen waren deutlich. Den Mund sah ich als grosse Grube in einem grauen Flecke und ich vermuthete, dass das Thierchen .einen Kau-
apparat besitze, wie Nassula (s. Nassuld). — Grösse V24 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXV. Fig. IX.
Es sind 3 Exemplare bei SOOmaliger Vergrösserung des Durchmessers abgebildet, d der Mund, w die vermutliche , zuweilen etwas ausge-
randete, Afterstelle.
Nachtrag zur Gattung Bursaria.
Der Name Bursaria ist bei den Infusorien zuerst gegeben. Die Bursaria spinosa, eine pentandrische Pflanzengattung aus
der Familie der Pittosporeen, ist 1798 von Cavanijlles errichtet und muss mithin einen andern Namen, etwa Bursarina, bekommen.
Die 23 von den bisher gegebenen, hier ausgeschlossenen, Artnamen sind in folgende critische Uebersicht gebracht: 1) Bur-
saria Bulla Müller (1776) [Prodrom. Zool dan. add.] = Euplotes? ; 2) B. bullina M. (1786) = Bursaria?; 3) B. Cal-
ceolus Bory (1826. Essay) = Paramecium Aurelia; 4) B. Chrysalis Bory (1822, Biet, class.) = Paramecium Ch. ; B.
Chrysalis (Abhandl. der Berl. Akad. 1832. p. 111.) = Lozcodes Bursaria; 5) B. Oucullio Bory (1822) = Kolpoda C.; 6)
B. Cuculus Bory (1822) = Chilodon Cucullulus ; 7) B. Drupella Bory (1822) = Euplotes?; 8) B. dubia B. (1822) =
Loaodes?; 9) B. duplella Müller (1786) = Euplotes?; 10) B. Epistomium Bory (1822) = Phialina? ; 11) B. FritiUus
Lamarck (1815) = Vorticella ConvalL? ; 12) B. glohina Müll. (1786) = Enchelys? ; 13) B. hirudinoides Bory (1824)
= Kolpoda Oucullio; 14) B. Hirimdinella Müll. (1773) = Peridhiium cornutum ; 15) B. navicularis Schrank (1803)
= Navic. fulva? ; 16) B. oblü/uata Bory (1824) = Euplotes?; 17) B. Ovulum {Symb. physic. 1828.) = Cyclid. Glau-
coma; 18) B. Pediculus Bory (1822) = Trichodina Pedic; 19) B. Pileus Schrank (1803) == Bursaria Vorticella?; 20)
B. Prisma Bory (1822) == Euplotes?; 21) B. rostellata Abildgaard (1793) = Trachelius Ovum?; 22) B. rostrata Bory
(1822) = Enchelys?; 23) B. spirigera (Abhandl. der Berl. Akad. 1833.) = Spiroslomum virens. In diese Gattung sind die
Gattungen Ypsistomon salpina Bory (1824) = Bursaria lateritia? und Opalina Ranarum Purkinje und Valentin (1835)
= Bursaria Entozoon, jede mit einer Art aufgenommen worden. — Als weiter zu berücksichtigende Formen der Gattung Bursa-
ria sind besonders anzusehen Leucophrys Anodontae und L. Conßiclor, Mamilla, nodulata, pertusa, vesiculifera und vtre-
scens von Müller.
Mehrere Eingeweidewürmer im Darmcanale der Frösche, Kröten und Salamander gehören zur Gattung Bursaria.
Nirgends weiter sind bisher im thierischen Speisecanale dergleichen mit Sicherheit beobachtet. Man findet sie, indem man den Mast-
darm der Frösche aufschneidet und den Inhalt sammt dem Schleime mit wenig Wasser verdünnt. Müller scheint geglaubt zu haben,
dieselben Thierchen fänden sich auch frei im Wasser, wie man sonst irrig die Spulwürmer im Menschen für verschluckte Regen-
würmer hielt und die Bandwürmer im Sumpfwasser suchte. Er hat sie nicht als besondere Arten verzeichnet. Auch Bory de
St. Vincent geht in diese Ansicht ein, spricht aber nicht von eigener Anschauung {Leucophr. globulifera 1824.). Frisch ausge-
worfene Excremente, welche ein Thicr vom andern häufig auffrisst, mögen die Fortpflanzung in den Thierkörpern befördern. Im freien
Wasser in Uhrgläsern halten sich diese Formen selten über 24 Stunden am Leben. Sammt den Excrementen lebten sie zuweilen 2
Tage fort. Sehr beachtenswerth ist die Art der Entdeckung dieser Thierchen durch Leeüweniioek. Er machte Beobachtungen über
das Blut der Frösche und fand gleichzeitig Thierchen. Ein weniger umsichtiger Beobachter würde nun von Thierchen im Blute viel
gesprochen haben, allein an Umsicht gewöhnt, untersuchte er erst die Umstände genauer und überzeugte sich, dass sein Blut niebt rem
aus den Gefässen geflossen, sondern mit Darm -Inhalt vermischt war. Er untersuchte nun den letzteren besonders, erkannte den ersten
Irrthum und entdeckte das wichtige feststehende Factum lebender Infusorien im Darmcanale lebender Wirbelthiere. Uebrigens sah er
4 Arten: B. Entozoon, B. cordiformis, Vibrio Bacillus? und Bodo Ranarum. Bloch und Göze sahen die Thierchen 100
Jahre später wieder, ersterer 2 Arten in Fröschen, letzterer 6 Arten in Fröschen, Land- und Wasserkröten und Salaman-
dern. Er sah wohl 1) Bodo Ranarum, 2) Bursaria Enlozoon, 3) B. Nucleus, 4) B. {Spiro stomum?) cordiformis, 5) B.
intestinalis, 6) B. Ranarum. Ich selbst habe in Fröschen und Kröten 7 Arten, nämlich, ausser denen von Göze, neuerlich
noch Vibrio Bacillus gesehen, und habe iiberdiess noch eine kleine Anguillula (Fadenwurm) sehr zahlreich beobachtet. Im
menschlichen Darmschleime sollen nach Leeüwenhoek 3 Infusorien -Arten vorkommen, die ich öfter umsonst gesucht habe. Er scheint
Vibrio Bacillus, einen Bodo oder Monade und eine Acaride (Schleimhautfragment?) gesehen zu haben. Auch in Hühner- und
Tauben -Excrementen fand er eine Monade {Anatomia et Contemplat. /?. 38. 1684.). Dieselbe sehr verbreitete Monade sammt
Vibrio Bacillus mögen wohl auch in Geschwüren und Jauche mancher Art hie und da vorgekommen seyn. Neuerlich hat Rud. YV ag-
ner ihre Existenz im Lippenkrebs angezeigt (Fragmente zur Physiologie d. Zeugung, 1836. p. 7.). Ich habe dergleichen nie ge-
sehen, und auch von Geübten sind passiv bewegte Partikelchen und wirbelnde Theilchcn der Schleimhaut für Thierchen gehalten wor-
den. Donnes geschwänzte Thierchen, Trichomonas vaginalis, in weiblichen Ausflüssen hielt ich für Ac ariden und würde sie
nur, wie Läuse, bei sehr schinuzigen oder hülflosen Personen suchen. Herr R. Froriep hat sich, nach eigenen Untersuchungen,
mit mir für die letztere Ansicht erklärt (Froriep's Notizen, 1837. p. 88.). Ist es der Bodo intestinalis von Leeüwenhoek?
B. Ranarum? Im Darme der Regenwurm er leben andere Thierchen (vergl. Paramecium compressum). Noch andere leben im
Darme der Naiden {Leucophr a nodulata).
333
HUNDERTDREIZEHNTE GATTUNG: SCHNECKENTHIERCHEN.
Spirostomiim. Spirostome.
CHARACTER: Animal e Trachelinorum familia, corpore imdique ciliato, fronte contiima, ore inernri, spi-
rali5 valvula tremula nulla.
CARACTERE : Animal de la famille des Tracheliens 5 ayant le corps eilte de tous cötes, le
front continu, la bouche en spirale, sans dents, point de lame tremhlante.
Die Sehneckeiitliiereheii bilden eine Gattung der Familie der Halsthierchen, welche sich durch
überall bewimperten Körper, ununterbrochen fortlaufende Stirn, zahnlosen spiralförmigen Mund und Mangel
einer zitternden Klappe daran unterscheidet
Die Gattung wurde 1833 von mir in den Abhandl. d. BerL Akad. vorgeschlagen. Sie enthält nur
2 Arten, vielleicht aber doch eine dritte. Die erste Kenntniss einer ihrer Formen hatte wahrscheinlich
schon Joblot 1718, welcher wohl das Spirostomum ambigumn vielfach beobachtet und gezeichnet hat.
Eine Art ist erst 1833 entdeckt und als Bursaria beschrieben, aber die fragliche dritte Art (s. Bursaria
cordifomiis) würde die älteste seyn, indem sie schon Leeuwenhoek 1683 abbildete. — Die Organisation
ist sehr glücklich ermittelt. lieber den ganzen Körper reihenweis vertheilte Wimpern sind die zahllosen
Bewegungsorgane, welche, am schiefen Stirnrande etwas länger, einen spiralförmig sich in den Mund sen-
kenden Kranz, wie bei Stentor, bilden. Bei Sp. amhiguum sind Stirn und Kranz unverliältnissmässig
lang. — Viele, bis 90, poly gastrische Magenzellen sind durch Farbestoffe bei beiden Arten ausser Zweifel
gestellt, auch ist die dem Munde entgegengesetzte {Sientor fehlende) Afteröffnung ermittelt. — An Fort-
pflanzungsorganen haben alle Arten Hermaphroditismus erkennen lassen. Eine bandartige dicke Drüse zeigte
Sp. virens, eine perlschnurartige Sp. amhiguum und die fragliche Art hat eine nierenförmige. Erstere be-
sitzt auch eine grosse contractile Blase. Grüne Eikörnchen hat Sp. virens, weisse Sp. amhigutim sammt
der dritten Art. Selbsttheilung ist noch nicht beobachtet, aber sehr wahrscheinlich als Queertheilung vor-
handen.
Die geographische Verbreitung der sichern Arten ist in Paris, Copenhagen und bei Berlin beobachtet.
481. Spirostomum virens, grünes &e!mecfeentliierclien. Tafel XXXVI. Fig. i.
Sp. corpore ovato-oblongo, depresso, antico fine truncato, postico rotundato.
Spirostome vert, a corps ovale - oblong , deprime, tro7ic/ue au bout anterieur , arrondi en arriere.
Bursaria spirigera, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 234.
Spirostomum , Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 252, 313.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich entdeckte diese Art am 14. und 15. Juni 1832 zwischen Conferven bei Berlin, und fand sie am 2. Sept. wieder. Sie
hat grosse Aehnlichkeit in der Form mit Stentor polymorphus , Bursaria vernalis und Leucophrys patula, ist aber deutlich ver-
schieden. Der Mund ist in einer grossen seitlichen Grube am vordem Ende, welche nicht, wie bei Leucophrys, der Mund selbst
ist, sondern sich ganz auf die Bauchseite hinab trichterartig verengend in einen schneckenförmigen Mund endet, und nicht, wie bei
Stentor, auch zum Auswerfen dient, sondern welchem eine AfteröfFnung am hintern Ende entgegensteht. In einem der vielen, auch
sich mit Farbestoffen anfüllenden, Magen des Thierchens entdeckte ich den ersten Coleps amphacanthus. Ich zählte auf der Halb-
ansicht 20 bis 30 Längsreihen von Wimpern, und vom Munde abwärts eine Fortsetzung des längeren Wimperkranzes der Stirn, wie
bei Stentor Mülleri. Letzteres ist mir später unklar geworden, indem ich den anfangs beobachteten breiten, vom Munde abgehenden,
Schlund- Canal später für eine daselbst liegende grosse cylindrische Drüse anzuerkennen vorgezogen, und da sich auf deren Dunkelheit
die Wimpern deutlicher sehen Hessen, so könnte die erst beobachtete Fortsetzung des Wimperkranzes nur dieselbe Drüse gewesen seyn.
Am hintern Körperende dicht am After ist eine grosse langsam contractile Blase, neben welcher ich das Auswerfen der genossenen
Stoffe sah. Der Körper ist mit grünen (Ei-) Körnchen durchwirkt, welche ich bei einigen in sehr geringer Zahl, bei andern ganz
fehlend sah. Die Bauchseite ist flach, die Rückenseite gewölbt. — Grösse bis Vio Linie, der Eierchen Vsoo Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXVI. Fig. I.
Es sind 3 Exemplare bei SOÖmaliger Linearvergrösserung dargestellt. Fig. 1. Bauchseite. Im Auswerfen bei w begriffenes Exemplar. Im Innern liegt
ein Coleps amphacanthus in einer grossen Magenzelle, umgeben von farblosem Magensafte. Die sehr ausgedehnte Sexualblase mag die Afterstelle
zur Seite gedrängt haben. Fig. 2. rechte Seitenansicht. Fig. 3. körnerloses Exemplar, welches gegen 90 Magen mit einzelnen Chlamidomonas
und etwas Indigo erfüllt hat. Jeder Magen enthält viel Verdauungssaft, o Mund, t männliche Drüse, s Sexualblase, to Afterstelle.
4855. Spirostomum amhiguum, wurmförmlgesScIiiiecfeeiitliierclien. Tafeixxxvi.Fig.il.
Sp. corpore filiformi tereti, plicatili, albo, antico line obtuso, postico truncato, maxiina parte frontem referente.
Spirostome Vert, a corps blanc, filiforme, cylindrujue, pliant, obtus au bout anterieur , tronc/ue en
arriere, le corps depasse la bouche en forme de front tres - allonge.
Poissons: Chenille doree , Chaussette ou Guetre, Comet a bouquin , Nasse, Bouffon, Massue, Sauässe, Rognon, Carolte, Elegant, Boulcille, Joblot,
Observat. fait. avec le microsc. 1718. (ed. 1754. p. 82.) Taf. XII. Fig. A— Y.
333
Lencoplira, i Müller, Animalc. Infus. 1786- p. 140. nota. p. 200. Tab. XXVIII. Fig. li — 16.
Trichoda ambigua? , |
Leucophra hydrocampa und Joblotii, Bory de St. Vincent, Encycloped. meth. Vers. 1824.
Oxitricha ambigua, Bory de St. Vincent, Encycloped. metli. Vers. 1824.
Tracheltus ambiguus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 42. 1831. p. 107.
Holophrya ambigua, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 102.
Bursaria? ambigua, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 252, 276.
Spirostomum ambiguum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1835. p. 165.
Aufenthalt: Bei Paris und Berlin im Süsswasser, vielleicht auch im Irtisch bei Tobolsk und im Seewasser bei Copenhagen.
Diess sehr grosse fadenartige weisse Thierchen findet sich bei BerKn häufig in den Gräben des Thiergartens , besonders in
solchen, worin faulende Eichenblätter und faules Holz liegen. Gerade dieser Umstand bewog mich, ohne Rückhalt Joblot's Fische,
die er mit so viel wunderlichen Namen belegt hat, hierher zu beziehen, obschon sie der Form nach auf Turbellarien, Stentor und
allerlei andere Thiergattungen passen könnten. Er fand sie im Aufguss von Eichenrinde. Müller fand seine Trichoda in klarem
Seewasser, vielleicht aber doch in schwach salzigem mit Holzfäule, wovon sie leben. Ich sah es 1827, 1828, 1830, 1831, am 21.
April, 14. Juni, 5. Juli 1832 und seitdem jährlich den ganzen Sommer und Herbst hindurch. Im Jahre 1829 fand ich ein sehr ähn-
liches Thierchen in Sibirien bei Tobolsk, doch könnte diess auch eine Turbellaria gewesen seyn. Schon bis 1830 hatte ich durch
Farbestoffe die polygastrische Natur der sonst den Turbellarien sehr ähnlichen Thierchen erkannt. Allein sehr allmälig hat sich erst
die weitere Kenntniss des Organismus entwickelt, weshalb ich es 1831 noch in 2 Gattungen vertheilte, aber 1833 (p. 276.) kannte
ich es schon besser und hatte auch die perlschnurartige Samendrüse ermittelt. Vorn bilden die etwas längeren, wirbelnden Wimpern
oft eine kegelförmige Erscheinung, die man, wie Müller, leicht für einen besondern Zapfen oder Rüssel hält. Sehr eigentümlich
ist die Bildung des Körpers, wonach der ganze Körper mit allen Eingeweiden, zu 4/s der ganzen Länge, die Stirn bildet, an deren
Grunde ganz hinten der spiralförmige Mund nicht weit vom After liegt. Vom Munde bis zur stumpfen Spitze der Stirn geht eine län-
ger bewimperte Furche. Der Hintertheil vom Munde an ist halbcylindrisch ausgehölt. Ich zählte wenigstens 14 — 15 Längsreihen von
Wimpern auf der Halbansicht, doch können leicht viel mehr seyn. Der sehr biegsame Körper kann alle die Formen annehmen, welche
Joblot bewunderte und zeichnete. Es schwimmt meist lang ausgestreckt, und ist dem blossen Auge sehr gut sichtbar. — Grösse fast
1 ganze Linie, etwa *ls"9 Eierchen Viooo Linie. (Vergl. üroleptus Fihim.)
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXVI. Fig. IL
Fig. 1 — 3. sind die Formen, welche ich 1830 Trachelius ambiguus nannte, 1/s Linie gross.
Fig. 4 — 6. sind die, welche ich 1831 Holophrya ambigua nannte, und zugleich der erwachsenere Zustand der vorigen, o' Mund, + zapfenartiges
zufälliges Wimperbündel, to After, t männliche perlschnurartige Drüse. Magenzellen und Eierchen sind deutlich, die contractile Blase noch nicht beob-
achtet Vergrösser ung 300mal im Durchmesser.
HUNDERTVIERZEHNTE GATTUNG: ZAPFENTHIERCHEN.
IMiialina. Pbialine.
CHARACTER: Animal e Trachelinorum familia (corpore ciliis destituto), fronte sulco circulari (collo)
ciliato a corpore discreta, ore inermi, laterali, simplici. ( = Lacrymaria ore laterali co-
ronato.)
CARACTERE: Animal de la famille des Tracheliens (sans cils du corps), le front separe du
corps par un etranglement (cou) cilie, la bouche laterale, simple, sans dents.
Die Gattung der Zapfen thierchen unterscheidet sich in der Familie der Halsthierchen (durch Man-
gel an Bewimperung des Körpers), durch eine ringartige bewimperte Einschnürung am Munde hinter der
Stirn, und durch einen zahnlosen, seitlichen, einfachen Mund. ( = Th r an en thierchen mit seitlichem
bekränzten Munde.)
Eine Gattung Phialina ist von Bory de St. Vincent 1824 mit 5 Arten errichtet worden, von de-
nen aber nur 1 mit Sicherheit in der jetzigen Gattung verbleibt, 3 der übrigen sind fraglich beibehalten;
die von ihm gemeinte Hauptform aber ist Trachelocerca Olor. Seit 1831 ist die Gattung von mir mit
2 selbstbeobachteten Arten physiologisch schärfer umgrenzt worden; dieselben 2 Arten bilden sie noch jetzt.
Eine dieser Formen beobachtete zuerst Müller 1786, die andere ist von mir 1830 entdeckt. — An Orga-
nisationstheilen sind schon 1831 Farbestoff aufnehmende Magenzellen erkannt. Bei beiden Arten ist die
Afterstelle durch die helle Sexualblase bezeichnet. — Die behende Bewegung geschieht durch das Wirbeln
des kräftigen Wimperkranzes am Halse, dicht über dem Munde, doch könnten auch sehr feine Wimpern
über den ganzen Körper vorhanden seyn, wie sie Müller bei Trichoda melitea gesehen hat. — Als Fort-
pflanzungsorgane Hessen sich nur grüne oder weisse Körnchen als Eier, und bei beiden Arten eine grosse,
schon Müller bekannte, contractile Blase am hintern Körperende, vielleicht sogar 2, wahrnehmen, welche
wohl den Hermaphroditismus anzeigen. Selbsttheilung ist als Queertheilurig wahrscheinlich vorhanden, aber
nicht direct beobachtet.
Die geographische Verbreitung ist bei Berlin und Copenhagen bekannt.
S4
334
483. Phialina vermicularis, weisses ZapfentWerclien. Tafel xxxvi. Fig. III.
PIi. corpore ovato-cylindrico, antica parte sensim tenuiore, albo, collo brevissimo.
Phialine blanche, a corps blanc, ovale -cylindrique^ peu a peu aminci au bont anterieur, ayant le
cou trbs-court.
Trichoda vermicularis, Müller, Animalc. infus, p. 198. Tab. XXVIIL Fig. 1—4. 1786.
PMalina hirudinoides , Bort de St. Vincen T,Encycloped. method. Vers. 1824.
Phialina vermicularis, Abliandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 111.
Aufenthalt: Bei Copenhagen und Berlin.
leb habe diese Form im Juli 1830 zuerst zur Aufnahme von Indigo gebracht. Es ist offenbar dieselbe, welche Müller im
Flusswasser Dänemarks beobachtete. Ich fand sie mit Meerlinsen. Die kräftige Bewegung ihrer Wimpern ist der der Trichodina
Grandinella ähnlich. Nur in gefärbtem Wasser, das über Nacht gestanden hatte, nahm sie endlich Farbestoffe auf. Ihre weisse
Farbe gehört den Eiern. In der Mitte des Körpers sah ich bei einigen Thierchen eine 2te contractile Blase ausser der am hintern
Ende. Vielleicht war es Vorbereitung zur queeren Selbsttheilung , worauf auch längere und kürzere gleich dicke Körperformen deute-
ten. — Grösse bis V20 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXVI. Fig. III.
Es sind 5 Exemplare, 300mal diametral vergrössert, in verschiedenen Stellungen und Grössen; 0' der Mund, w der After, * die Sexualblasen,
484. Phialina viridis, grünes Zapfenthier ehern Tafel XXXVL Fig. IV.
Ph. corpore ovato, lageniformi, viridi, antica parte subito, postica sensim attenuata, collo brevissimo.
Phialine verte> a corps ovale en bouteille, vert, brusquement aminci au bout anterieur, peu a peu
aminci en arriere, ayant le cou tres-court.
Phialina viridis, Abliandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 111.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Seit 1831 beobachtet. Die etwas abweichende Körperform könnte doch zufällig seyn, da ich nicht viele Individuen gesehen
habe. Sie ähnelt noch mehr, als vorige Art, in der Gestalt einem Echinorhynchus der Entozoen. Die grüne Farbe kommt von
den grünen (Ei-) Körnchen der Körpermasse her. Magenzellen und eine contractile hintere Blase waren deutlich, Farbeaufnahme er-
folgte nicht. — Grösse — Va* Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXVI. Fig. IV.
Es sind 2 Exemplare bei 300maliger Linearvergrösserung, wie vorige.
Nachtrag zur Gattung Phialina.
Die von den bisher gegebenen 7 Artnamen nicht angewendeten 5, welche sämmtlich Bory 1824 gab, haben folgende Syn-
onyme: 1) Phialina Cygnus Bory (1824) = Trachelocerca Olor; 2) Ph. hirudinoides B. = Phial. vermicularis; 3) Ph.
Proteus B. = Lacrymaria? ; 4) Ph. Pupa B. = Kolpoda- Fragment; 5) Ph. versatilis B. = Lacrymaria? , Phialina?. Als
weiter zu berücksichtigende, schon beschriebene, mir aber nicht vorgekommene, Arten dieser Gattung sind: 1) Müllers Trichoda
versatilis (Phialina Bory); 2) Tr. melitea {Stravolaema Bory); 3) Müllers Enchelis Epistomium {Lacrimatoria Bory)
und 4) Ench. retrograda (Lacrimatoria Bory) anzusehen. Die von Bory 1824 gebildete Gattung Stravolaema Echinorhyn-
chus (Trichoda melitea Müller) scheint durch keinen physiologisch wichtigen Character unterschieden zu seyn und müsste Phialina
oder Lacrymaria melitea heissen (vergl. Lacrymaria)*
H U N D E R T F U N F Z E H N T E GATTUNG: PERLENTHIERCHEN.
Olaiicoma, €rlaueome.
CHARACTER: Animal e Trachelinorum faniilia, corpore undique ciliato, ore inermi, valvula tremula oc-
cluso.
CARACTERE: Animal de la famille des Tracheliens, ayant le corps cilie de lous cötes et la
bouche sans dents garnie cPune lame tremblante.
Die Gattung der Perlenthierchen zeichnet sich in der Familie der Halsthierchen durch tiberall
bewimperten Körper und einen Mund ohne Zähne mit einer zitternden Klappe aus.
Gegründet wurde die Gattung 1830 in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. mit einer Art, welche
bis jetzt, bis auf eine zweifelhafte 2te Art, die einzige geblieben. Die Form ist schon 1718, vielleicht
335 —
schon 1678, von Jorlot, und 1777 von Gleichen deutlich erkannt, und ist eine der am meisten verbrei-
teten Arten, indem ihre Form, Grösse, hin- und herfahrende rasche Bewegung und zitternde Klappe eine
einfach scharfe Characteristik abgeben. Miller unterschied sie nicht scharf und nannte sie wohl 1773
Cyclidium Bulla; Bory de St. Vincent hat sie 1824 als Monas und 1830 als 2 Arten von Volvox ver-
zeichnet. — Die Organisation ist neuerlich sehr vollständig von mir ermittelt worden. Der Körper, den ich
früher für glatt hielt, ist mit Längsreihen von Wimpern besetzt und hat überdies eine zitternde Klappe
am Munde. — Als Ernährungsorgane sind polygastrische Magenzellen mit hinterer AfteröfFnung , folglich ei-
nem Darmcanale, deutlich. Der Mund, fast in der Körpermitte gelegen, hat eine zitternde Klappe. — Als
Sexualorgane sind eine grosse eiförmige, männliche Drüse, eine sternartige contractile Blase und Eikörn-
chen beobachtet. Selbsttheilung ist als vollkommene Queer- und Längstheilung erkannt.
Die geographische Verbreitung der einzigen sichern Art ist über ganz Europa beobachtet.
485. Glaucoma scintillans, zitterndes Perlentbierchen. Tafel XXXVI. Fig. V.
GL corpore leviter depresso elliptico aut ovato, ventriculis magnis.
Glaucome scintillant^ a corps leger ement deprime elliptique ou ovale , avee de gros ventricules.
Poisson h mouvement du coeur und Spheroide, Joblot, Observation faites avec le microsc. 1718. (ed. 1754. p. 36.) Tab. 5. Fig. 4. Q.
p. 74. Tab. 10. Fig. S.
Ovales, Joblot, ibid. p. 13. Tab. 2. Fig. A— T. p. 18. Tab. 3. D. p. 34. Tab. 5. Fig. 3. N. p. 63. Tab. 7. Fig. 5.
Cyclidium 2., Hill? History of animals, 1751. III. p. 3. (vergl. Cyclid. Glaucoma.)
Cyclidium Bulla, Müller, Vermium fluv. bist. p. 36. 1773. Naturforscher, IX. 1776. p. 205. Animalc. Infasor. 1786. p. 78.
Hey-Würmer, Eichhorn? Beiträge z. Kenntniss d. kl. Wasserthiere, 1775. p. 48. Taf. V. Fig. D.
Animali ovipari, Spallanzani? Opuscoli di fisica anim. I. p. 187. Taf. 2. Fig. 16. N. O. 1776. (s. Chüodon Cucullulus.)
Grosse Ooalthierchen, Gleichen, Mikroskopische Entdeck. 1777. p. 48. Taf. XXII. Fig. 8. a. b. c. Infusionstierchen, 1778. p. 140.
Taf. XXIII. b. Fig. e. f. g. und 1 — 3. p. 151. Taf. XXVIII. Fig. 19.
Btirsaria lullina, Schrank? Fauna boica, IIL 2. p. 78. 1803.
Monas Bulla, Bory de St. Vincent, Encycloped. meth. Vers. 1824.
Cyclidium saliens, Losana? Memorie di Torino, XXXIII. 1829 Isis, 1832. p. 770. Fig. 36,
Volvox 3 species de Joblot, Bory de St. Vincent, Biet, classique, 1830. Volvoce.
Glaucoma scintillans, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 53, 63, 70, 78. Taf. IV. Fig. I. 1831. i>. 112.
1835. p. 164.
Auf enthalt: In Paris, auf dem Greifenstein, bei Berlin und in Petersburg sicher beobachtet, wahrscheinlich auch in Delft, Eng-
land, Danzig, Copenhagen, Landshut und vielleicht bei Turin gesehen.
Die erste Beobachtung dieser Form machte wohl Joblot 1678 mit Hartsoeker, als dieser die ersten geschmolzenen Glas-
linsen nach Paris brachte, in Pfefferaufguss , wo sie auch vielleicht schon 1675 und 1676 Leeuwenhoek {Philosoph. Transact.
1677. Vol. XL p.822, 828.) als ovale Thierchen mit andern bezeichnete. Joblot beschrieb sie erst 1718. Er nannte sie Ovales,
übersah wohl anfangs den wichtigeren Character, welchen er aber später bei den Thierchen eines Aufgusses von Himbeerstielen erkannte
und für Systole und Diastole, oder das Schlagen des Herzens hielt. Es war das Zittern der Mundklappe. Ebendieses sah er wieder
bei Ovalt hier eben (Spherotdes) eines Aufgusses von Eichenrinde. Bei seinen übrigen Ovalthierchen hat er diesen Character
nicht angemerkt, aber schon anfangs die Wimpern erkannt. Ausserdem sind nur Gleichen's Beobachtungen und Zeichnungen eben so
scharf characterisirend. Etwas ähnliches sagt Schrank von seiner Bursaria bullina. Alle übrigen Beobachter vor 1830 sind nicht
so sicher, doch ist Eichhorns Abbildung und Bezeichnung der Thierchen im Heuaufguss sehr wahrscheinlich hierher zu beziehen, und
diese nannte Müller in seiner Synonymik (im Naturforscher) Cyclidium Bulla, in welcher Art er Monas Guitiila mit vereint haben
mag. Müller scheint es auch mit Cyclid. Glaucoma verwechselt zu haben, welches ähnlich, aber nur halb so gross ist und klei-
nere Magenzellen hat. Gleichen, welcher dieses Thierchen schon 1777 mit Carmin fütterte, hielt die Magen bald für Eier, bald für
kleinere Thiere in den grösseren und bezweifelte, dass die ausgeworfenen Kugeln Excremente seyn könnten (177,8. p. 140.). (Vergl.
den Nachtrag zur Familie der Kolpodinen.) Die Auswurfsstelle sah er deshalb bald hinten, bald an der Seite,"" weil er Thiere ganz
verschiedener Familien, welche den After in ganz verschiedenen Körpergegenden haben, für einerlei hielt, oder gleichartig beurtheilte,
namentlich Trachelinen mit Kolpodinen verwechselte. Derselbe Beobachter sah wohl eine 2te und 3te Art der Gattung in Regen-
würmern, diese erste aber im Aufguss von Waizenbrand. Ich habe sie seit früher Zeit in den verschiedensten vegetabilischen Aufgüs-
sen in zahllosen Mengen beobachtet und am Zittern der Mundklappe, die ich seit 1830 als äusseres Organ erkannte, unterschieden.
Im Jahre 1829 sah ich sie mit Monaden sehr zahlreich in Petersburg auf der Reise mit Herrn von Humboldt, wo ich sie eben-
falls durch das zitternde Organ unterschied und zeichnete. Umständliche viele Abbildungen der Form und Anfüllung der Magen mit
Indigo gab ich 1830, wo ich anch queere Selbsttheilung anzeigte. Eine weitere Untersuchung hat mir seitdem noch einen ansehnlich
tieferen Blick in den Organismus thun lassen. Ich habe noch die Längsreihen der Wimpern über den ganzen Körper, eine sternartig
contractile männliche Sexualblase, eine eiförmige Sexualdrüse und Eikörnchen, auch überdiess Längstheilung erkannt. Das, was Spal-
lanzani für Eier gekalten, sind doch wohl die Magen gewesen, und das Eierlegen war ein Zerfliessen, wobei ihn nur die grossen
Magenzellen beschäftigten und in Irrthum führten, wie Gleichen. Die zitternde Klappe scheint mir ein halbovales rüssel- oder zun-
genartiges Blättchen mit vorderem steifen Rande zu seyn. Die Körperwimpern sieht man bei Farbetrübung, wenn das Thierchen sich
abplattet, und beim Antrocknen. — Grösse — V2« Linie, der Eierchen V2000 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXVI. Fig. V.
Es sind 17 verschiedene Zustände und Formen bei 300maliger Vergrößerung abgebildet. Fig. 1. grösste Normalform, Bauchseite, d der Mund mit
der Klappe, daneben die grosse ovale Drüse, darunter die sternartige Sexualblase, Magen und Eierchen. Fig. 2. auswerfend, Rückenansicht. Fig. 3-
Seitenansicht. Fig. 4. Vorbereitung zur Längstheilung. Fig. 5—10. allmäliges Vollenden der Theilung mit Anfang als Theilung der Drüse.
Fig. 8. eine ungleiche Theilung. Fig. 11. und 12. durch Längstheilung entstandene Einzelthiere. Fig. 13. und 14. kleine Formen, die nur aus
Eiern entstanden seyn können. Fig. 15 — 16. queere Selbsttheilung.
336
Nachtrag zur Gattung Glaucoma.
Vielleicht ist Müller's Leucophra nodulata eine Art dieser Gattung, Gleichen sagt (Infusionsth. p. 151.): er habe
das zitternde Organ auch beim Knopfthierchen des Regenwurms gesehen, und Müller hält diess für einerlei mit seinen Thierchen
aus der Nah der Ostsee. Es giebt also wohl noch ein Gl. ?iodulatum und intestinale. Das Insect mit den Flossfedern von Ingen-
housz (Vermischte Schriften, II. p. 166. 1784.) war wohl Cyclidium Glaucoma zwischen Euglenen? (Vergl. Cyclid. Glaucoma?)
HUNDERTSECHZEHNTE GATTUNG: SEITENSCHNABEL.
Chilodon. Chilodon.
CHARACTER: Animal e Trachelinorum fainilia, corpore undique eiliato, ore dentium fasciculum tubulo-
sum includente, fronte in labium late membranaeeum aut auriculatum (oblique rostratum)
producta.
CARACTERE: Animal de la famille des Tracheliens, ayant le corps cilie de tous cdtes, la bouche
remplie cFun faisceau tubuleux de dents et le front avanfant en forme (Fune levre
elargie membraneuse ou garnie d'une oreillette en fomne de bec lateral.
Die Gattung der Seitenschnäbel unterscheidet man in der Familie der Hals thierchen durch überall
bewimperten Körper, durch einen , mit einem hohlen röhrenartigen Bündel von Zähnen ausgekleideten, Mund
und durch eine vorstehende, breite, ein seitliches Ohr oder einen Schnabel bildende, stirnartige Lippe.
Die Gattung wurde 1831 mit einer Art gegründet, aber 1832 mit 2 Arten versehen; jetzt hat sie
deren 4. Die ersten Formen scheint schon Leeüwenhoek in dem Ckilodon Cucullulus gekannt zu haben,
welches eine der verbreitetsten Infusorienformen ist, alle übrigen Arten sind von mir erst seit 1832 ent-
deckt. Die erste Abbildung des Chil. Cucullulus gab ein Anonymus 1703 in England, diese copirte Hill
und nannte sie 1751 mit dem ersten systematischen Namen Paramecium secundum. Dieselbe Form nannte
dann Ellis 1769 Volvox Torquilla. Müller gab 1786 den systematischen Namen Kolpoda Cuculhdus^
und Bory nannte sie Paramaecium Jcolpodinum^ vielleicht auch Plagiotricha aurantia. Ich nannte sie
1830 Loxodes ^ aber 1833 Chilodon^ weil nur bei dieser Art der Gattung Loxodes sich Zähne fanden.
(Vergl. Chil. Cucullulus?) — Die Organisation ist sehr vollständig ermittelt. Viele Längsreihen von Wim-
pern dienen als Bewegungsorgane. — Als Ernährungsorganismus sind ein gerader Darmcanal mit traubenfor-
mig ansitzenden vielen Speisebeuteln (Magen) bei einer Art, letztere allein bei allen anschaulich geworden.
Der Mund liegt nicht am vordem Korperende, sondern am Grunde einer vorragenden breiten meist häutigen
Lippe, und zeichnet sich durch eine röhrenartige Auskleidung von dicht aneinander liegenden Stäbchen aus,
welche härter als die übrigen Körpertheile sind, und deren Röhre zur Aufnahme der Nahrung dient. Es ist
offenbar ein Fischreusen- oder Moos -Peristora- ähnlicher Cylinder von Zähnen. Die Auswurfsstelle ist direct
beobachtet und die Magen wurden schon 1830 als Farbestoffe aufnehmend bezeichnet. — Als Sexualorgane
sind Eikörnchen bei 3 Arten, eine runde oder ovale Sexualdrüse bei allen 4, und contractile Blasen bei 3
Arten direct erkannt. Von letzteren zeigten Ch. Cucullulus 3, Ch. aureus und ornatus eine, die bei der
letzten Art, wie bei Nassula ornata, am Rande geperlt ist. Nur bei Einer Art ist Queer- und Längsthei-
lung beobachtet, diese zuweilen so ungleich, dass es an Knospenbildung grenzte. (Vergl. Loxodes und den
Nachtrag zur Familie der Kolpodinen.)
Die geographische Verbreitung der Gattung ist über ganz Europa bis tief in das sibirische Asien am
Altai bekannt.
48©. Chilodon Cucullulus, helmartiger Seitenschnahel. Tafel XXXVI. Fig. VI.
Ch. corpore depresso, oblongo, utrinque rotundato, antica dextra parte levius auriculato sive rostrato.
Chilodon Capuchon, ä corps deprime oblong, arrondi aux deucc bouts, le front avangant au cote
droit en bec ou oreillette legere.
Living creature like a Mussei- shell, Leeüwenhoek? Philos. Transact. Vol. XI. p. 815. Nr. 133. 1677. (1675.) Arcana Nat. Epist.
ad Ho oki um, Nov. 1680. p. 23.? (Selbsttheihing als Begattung.)
Animalcula in Dunghill - water Fig. N.9 Anonymus, Philos. Transact. 1703. Nr. 284. p. 1371.
Peiites huitres, Tourterelles , Joblot? Observat. fait. avec le microsc. 1718. («d. II. 1754. P. II. p. 21, 35.) PI. 4. Fig. p. q. PI. 5. Fig. 4.
Cgchdium 3., \ Hjll? Histcry of Animals, 1751. (ed. 1773. p. 4.) Tab. I. Copie von 1703.
Paramecium 2. , J r r
Hag- Water Animalcule, sliape of a Melon, Baker, The Microscope made easy, p. 77. 1742. Copie von 1703.
Voloox Torquilla, Ellis, Philos. Transact. 1769. p. 138. Fig. 2.
Kolpoda Cucullus, Müller, Vermium flu v. hist. p. 58. 1773. zum Theil.
ThiercJien der Bocksbart- Infusion, Schrank? Beiträge zur Naturgesch. 1776. p. 17. Taf. I. Fig. 21. (s. Paramaec. Cotyoda.)
Animale a heccuccio, Spallatszani, Opuscoii di Fisica anim. I. p. 187. Tav. II. Fig. XVI. M. 1776. (s. Glaucoma, Colpoda Ouc.)
— 33? — —
Kotpoda CucullulM 1 MÜL1K Animalc. Infus. 1786. p. 105. Tab. XV. Fig. 7-11. imd .,. 185. Tab. XXVI. Fig. 13-16.
Trtcnoda aurantia? , S l
OvaWüerchen , Gleichen, Infusionstierchen, Taf. XXVII. Fig. 6, 7. XXVIII. Fig. 5, 8, 9, 10. XXIX. Fig. 3. 1778. Auserlesene
Entdeck. 1781. Taf. 48. Fig. 1—11.
Colpoda Cucullulus, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 73. 1803.
Ovalthierchen, Gruithutsen, Beiträge zur Physiogn. n. Eautognosie, 1812. p. 302. Taf. I. Fig. 8, 12, 14.
Bursaria Cuculus, Bory de St. Vincent, Diction. classique d'lüstoire naturelle, 1822.
Paramaecmm hOpodhmm, \ BoKY> EncycIo m6tK Vers. 1824.
Plagiotricha aurantia?, J
Cyclidium cucullatum, aduncum , albicans, lullatum, Los ana, Memorie di Torino, 1829. Isis, 1832. p. 770.
Loxodes Cucullulus, Abhandl. d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 42, 53, 56, 63, 78. Taf. IV. Fig. III. 1831. p. 109,
150. 1832. p. 437. (Kolpoda Cucnllus.) Isis, 1833. p. 412.
Euodon Cucullulus, \ Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 169, 174, 176, 287, 322. Taf. II. Fig. I. a— g.
Chilodon Cuculluliis, i 1835, p. 164, 166. Euodon war Schreibfehler.
Aufenthalt: In Delft, bei London 9 in Paris , Copenhagen , Ingolstadt , Modena, auf dem Greifenstein, in Landshut , München, Tu-
rin, Berlin, Dröbak in Norwegen, in Ilezkaja Saschtschita bei Orenburg, bei Smei'nogorsk und Syrjanofskoi am Altai beobachtet.
Leeuwenhoek's Thierchen konnte auch Stylonychia Mytilus gewesen seyn, weil er es sehr gross nennt. Jedenfalls ist
aber diese von mir in mehr als 100 verschiedenen Infusionen zu allen Jahreszeiten, und frei in den verschiedensten Verhältnissen von
Berlin bis zum Altai Sibiriens beobachtete, Form eine sehr verbreitete, und es ist erlaubt, viele ähnliche Nachrichten und Abbildungen
früherer Beobachter, besonders von Infusionen, eher auf diese als eine andere Form zu beziehen, jedoch kommen bei Infasions- Beob-
achtern oft Collisionen mit Colpoda Cticullus und Paramecium Colpoda vor, welche sich nicht entscheiden lassen. Den ersten
systematischen Namen gab Ellis, und so sollte die Form Chil. Torquilla heissen, allein, da die Sicherheit der Deutung nicht unbe-
grenzt ist, so habe ich die Aenderung von Müllers Namen lieber unterlassen. Schon Leeuwenhoek sah bei einer ähnlichen Form
des Pfefferaufgusses die Selbsttheilung und hielt sie 1680 für Begattung. Joblot war 1718 (p. 22. 1754.) derselben Meinung in ei-
nem ähnlichen Falle und hielt diese Thierchen für junge Austern. Der Anonymus von 1703 fand sie in englischen Mistpfützen, und
Hill und Baker copirten seine Abbildung. Spallanzani hielt die innern Magenblasen für Eier und das Zerilicssen für ein Gebä-
ren dieser Eier. Gleichen unterschied diese Form nicht scharf von Colpoda Cticullus und vielen andern, und obwohl Gruithüi-
sen ausdrücklich sagt, er glaube, dass die Formen der Infusorien sich alle in einander verwandelten, so hat er doch recht gute Ab-
bildungen der Längen- und Queer-Theilung doch wohl dieser Art gegeben, welche er in Grasinfusion, Speichelinfusion und in Sumpf-
wasser mit JLemna und faulen Conferven bei München immer wieder fand. Schon 1830 gab ich viele Abbildungen dieser Form und
ihrer Selbsttheilung als Lo&odes Cucullulus und zeigte die Anfüllung der Magen mit Indigo, Carmin und Naviculis an. Eine Ver-
stärkung meines Mikroskops liess mich 1831 (1. c. p. 150.) die ganz unerwarteten Zähne eines polygastrischen Thierchens erkennen,
und ein Freund, dem ich meine Freude darüber zuerst mittheilte und den ich zum ersten Zeugen dieser physiologisch wichtigen Beob-
achtung nahm, erkannte, dass es nicht Mos neben einander liegende Zähne, sondern noch mehr, ein hohler Cylinder von Stäbchen sey,
was ich nur bestätigen konnte (s. Chlamidodon Mnemosyne). Die Selbsttheilung wird gewöhnlich in 1/2 bis 1 Stunde vollendet,
sobald sie angefangen hat, zuweilen verzögert sie sich auf viele Stunden. Queertheilung scheint etwas mehr Zeit zu bedürfen, nicht
unter 1 Stunde. Die Längspieilung geht meist von hinten nach vorn, zuweilen von vorn nach hinten, ist meist zu gleichen, zuweilen
zu ungleichen Theilen; immer theilt sich erst die mittlere Sexualdrüse. Der gerade traubenartige Ernährungscanal, oft mit vielen und
grossen Naviculis erfüllt, 3 contractile Sexualblasen und die grosse ovale -Sexualdrüse des mittleren Körpers wurden von mir schon
1833 umständlich beschrieben und abgebildet. Auch die Eikörnchen wurden beobachtet. Der farblose, die Speisen in jedem einzelnen
Magen umgebende, Verdauungssaft, sowie die Auswurfsstelle, welche über die Form des Ernährungscanais entscheidet, wurden direct
nachgewiesen, so dass hier wenig hinzuzusetzen ist, aber alles bestätigt werden kann. Längsreihen der Wimpern zählte ich auf einer
der breiten Flächen 12 bis 18. Im Zahncylinder waren 16 Stäbchen oder Zähne zu zählen. Derselbe konnte sich vorn erweitern,
um grosse lebende Körper als Speise aufzunehmen, und wenn sie hindurchgeglitten waren, konnte er sich vorn verengen und den Rück-
weg versperren. Die Zähne dienen nicht zum Zermalmen, sondern zum Festhalten, sind aber offenbar wahre Zähne. Düjardin hat
sie wohl nicht gesehen und ganz mit Unrecht für etwas Unklares anderes gehalten. Das Schwimmen ist ein Gleiten, kein Drehen um
die Längsaxe. Der convexere Rücken ist, wenn sie an der Oberfläche des Wassers schwimmen oder kriechen, nach unten gekehrt.
Die Wimpern erkennt man in gefärbtem Wasser leicht, die Reihen sieht man beim Antrocknen. Ich sah ein Thierchen mit einer ver-
schluckten Oscillatorie umherschwimmen, die ihm um das 3fache seiner Länge noch aus dem Munde hervorragte, und an der es wie
gespiesst erschien. Es verdaute sie aber nicht, sondern liess sie nach einiger Zeit wieder fahren. (Vergl. Bursaria.) Im Jahre
1829 fand ich es (vergl. 1830) in Schlangenberg am Altai im Bergwerk, 56 Lachter tief. Die Zeichnungen der Reise mit Herrn v.
Humboldt passen, bis auf den Mangel der Zähne, sehr wohl. In Dröbak sah ich es 1833 im Seewasser. — Grösse Vqg — V12 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXVI. Fig. VII.
Es sind 24 Darstellungen hei 300maliger Linearvergrösserung. Fig. 1. vom Rücken; Fig. 2. vom Bauche, Fig. 3. von der Seite; sind grosse
Normalformen; 0' der Mund, s die contractilen Blasen, t die Sexualdrüse. Fig. 1. mit Indigo genährt, zeigt den ganzen Darm verlauf. Fig. 2. ist
im Auswerfen begriffen und ist mit vielen grossen, von Magensaft umgebenen, Naviculis (N. gracilis und Librile) nebst Oscillatorien erfüllt
Fig. 3. zeigt die hintere dritte contractile Blase. Fig. 4 — 7. andere kleinere Formen, die Sexualblasen in verschiedener Expansion zeigend. Fig. 8.
ein Exemplar mit linkem Schnabel und rückgebogener Lippe. Fig. 9. ein ähnliches, wirbelnd, Seitenansicht. Fig. 10—12. kleinere Formen, mit
Indigo und Carmin gefüttert. Fig. 13—15. Längstheilung von hinten nach vorn. Fig. 16 — 18. Queertheilung; bei beiden hat jedes Doppelthier
2 Drüsen. Fig. 19. ungleiche knospenartige Längstheilung. Fig. 20. ein mit einer 4mal seine Grösse überragenden Oscillatorie, wie aufgespiesst,
umherlaufendes Thierchen. Fig. 21—24. Darstellung der Thätigkeit des Zahncylinders beim Schlingen.
48 ?. Chilodon uncinalus, hakenartiger Seitenschnabel. Tafel XXXVI. Fig. VIII.
Ck. corpore depresso oblongo, utrinque rotundato, antica dextra parte uncinato.
Chilodon crochu, a corps deprime, oblong, arrondi aucc deute öouts, crochu au cote d?*oit du bout
anterieur.
Chilodon uncinatus, Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1835. p. 164.
Aufenthalt: Bei Berlin.
85
338
Diese der vorigen ähnliche, aber kleinere und vorn hakenartig gekrümmte Form lebt ebenfalls in Pilanzenaufgüssen verschie-
dener Art. Sic ist sehr durchsichtig, und ich konnte die Reihen der Körperwimpern nicht unterscheiden; doch zweille ich nicht an ih-
rer Existenz. Ich zählte nur 8 Zähne im Munde und fand diesen immer mehr seitlich an der Ausrandung gelegen. Eine grosse kug-
lige Drüse und 4 — 6 Magenblasen waren deutlich. Ich unterschied sie erst am 13. April 1835. — Grösse bis V36 Linie. Losana's
Cyclidium ornatum gehört sehr unsicher hierher.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXVI. Fig. VIII.
Es sind 4 Exemplare, 300mal diametral vergrössert; t die Sexualdrüse.
488. Chilodon aureus, goldfarbiger Seifensclinalbel. Tafel XXXVI. Fig. VI.
Ch. corpore ovato coiiico^ turgido, aureo, antica parte dilatata obtuse rostrata, postica subacuta.
Chilodon dore, a corps ovale- conir/ue, gonfle, jaime d'or, elargi et courbe en bec obtus au bout an-
terieur 5 aminci au bout posterieur.
Nassula aurea var. c. und e. , Ab ha ndl. cl. Akad. d. Wissens eh. zu Berlin, 1833. p. 322. Taf. II. Fig. III.
Chilodon aureus, Abhandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1835. p. 164.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich beobachtete diese 9 von der vorigen sehr abweichende, Art schon 1832 gleichzeitig mit Nassula aurea und hielt" sie für
eine Abart derselben. Allein ich habe sie 1834 und 1835 ohne jene wieder beobachtet und den vorn ausgeschweiften, hinten schmä-
leren, Körper constant gesehen. Ich halte sie jetzt für eine von jener verschiedene Thierart und reihe sie hier an. Ich zählte 14 — 16
Zähne. Die gelbe Farbe des JKörpcrs rührt von den Körnchen (Eiern?) her, welche ziemlich gross sind. Eine grosse runde Drüse
und eine runde contractile Blase sind zwischen einer Mehrzahl vermuthlicher Magenblasen die beobachteten Structarverhältnisse. — • Grösse
bis Vi 2 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXVI. Fig. VI.
Es sind 3 Darstellungen eines Thierchens von 1835 bei 300maliger Vergrösserung. Fig. 3. ist halb gewendet; co die vermutliche Afterstelle.
489. Chilodon ornatus, bunter Seitensclinaliel. Tafel xxxvi. Fig. IX.
Ch. corpore ovato subcylindrico , aureo, utrinque aeejualiter rotundato, rostro levi, macula nuchae laete violacea.
Chilodon ome, a corps ovale- cylijidric/ue , jaune d'or, egalement arrondi aua> deucc bouts, avec un
bec leger et une tacJie vivement violette a la nur/ue.
Leucophra notata> Müller? Animalc. infus, p. 152. Tab. XXII. Fig. 13—16. 1786.
Chilodon omatus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1835. p. 164.
Aufenthalt: Bei Berlin !, ob auch in der Ostsee bei Copenhagen?
Ich entdeckte diese Form am 6. Juni 1835 in Torfgruben bei Berlin. Sie hat manche Aehnlichkeit mit Nassula aurea,
allein der schnabelartige Vordertheil liess mir vorziehen , sie hierher zu stellen. Sie hat gelbe Eikornchen, eine grosse kuglige Drüse,
eine am Rande abwechselnd geperlte contractile Blase, wie Nass. ornata, und ein schönviolettes, aus einem Haufen von Bläschen be-
stehendes, Saft- (Gall-?) Organ im Nacken, wie Nass. elegaus. Ich zählte 12 — 16 Zähne im Munde. Diese und die vorige Art
zeichnen sich von den ersten dieser Gattung durch Drehen um die Längsaxe beim Schwimmen sehr aus. Sie würden vielleicht besser
zu Nassula gestellt. Beide nehmen keine Farbe auf. Ich zählte 16 — 20 Wiinperreihen auf der Halbansicht bei beiden. — Grösse
bis Vi 5 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXVI. Fig. IX.
Es sind 3 Darstellungen eines Thierchens bei 300maliger Vergrösserung in seiner natürlichen Färbung, o' der Mund mit den Zähnen,
t die Drüse, s die contractile geperlte Blase, cd der After. Die übrigen Blasen sind wahrscheinlich Magen.
HUNDERTSIEBZEHNTE GATTUNG: REUSENTHIERCHEN.
ATassula. Hasselle.
CHARACTER: Animal e Trachelinorum familia, corpore undique ciliato, ore dentibus in nassae formam
coalitis munito, fronte turgida prominula, nee auriculata.
CARACTERE: Animal de la famille des Tracheliens, ayant le corps eilte de tous cötes, la bouche
garnie de dents en forme de nasse et le front gonfle avangant sans oreillette ou bec.
Die Gattung der Reusenthierchen ist in der Familie der Halsthierchen durch überall bewimper-
ten Körper, fisclireusenähnliche Zähne im Munde und eine angeschwollene vorragende Stirn, ohne Ohr oder
Schnabel bezeichnet.
Errichtet wurde die Gattung 1833 (1832) in den Abhandl. d. Berl. Akademie d. Wissensch. mit 3
ganz neuen, 1832 entdeckten, Arten, und diese sind auch seitdem an Zahl nicht vermehrt worden. Nur
vielleicht Rösel kannte eine der Arten als sein violettes Kugelthier. — Die Organisation dieser Formen
339
ist sehr befriedigend und überraschend gross anschaulich geworden. Sie gehören zu den Körpern, deren
Bekanntwerden plötzlich helles Licht auf viele bisher dunkle oder zweifelhafte Kenntnisse warfen, und zu
den prachtvollen Erscheinungen im Mikroskop. — Das Bewegungssystem ihres Organismus besteht in vielen
Längsreihen von Wimpern über den ganzen Körper. — Das Ernährungssystem tritt als mit fischreusenarti-
gen Zähnen ausgekleideter Mund hinter einer dicken vorragenden Stirn, und als viele polygastrische Ma-
genzellen bei allen 3 Arten hervor. Die Mundseite ist die Bauchseite. Die Afterstelle ist bei 2 Arten di-
rect erkannt, üeberdiess ist bei diesen Formen zuerst ein ganz neues Organensystem anschaulich gewor-
den, welches auch bei mehreren andern, vielleicht allen übrigen Magenthierchen, nur weniger deutlich
sichtbar, vorhanden zu seyn scheint. Es verrichtet die Absonderung eines hier violet gefärbten, der Ver-
dauung sichtlich dienenden, mithin der Galle ähnlichen, Saftes, und ist ausserdem nur bei Chilodon orna-
tus und Chlamidodon gleichartig vorhanden, ähnlich aber auch bei Bursarm vernalis, Trachelius Me-
leagris, Amphileptus margaritifer, Meleagris und longicollü beobachtet, und mag mit den, oft blasigen,
Drüsen am Magen der Räderthiere vergleichbar seyn. — Das Sexualsystem ist in seinem Dualismus deut-
lich geworden. Zwei Arten haben den Körper mit zum Theil grossen zahlreichen Körnchen (Eiern) erfüllt.
Alle 3 Arten haben eine grosse ovale oder kuglige Drüse im Körper, und eine Art hat 2 — 3, zwei Arten
haben 1 contractile einfache Blase, welche die Befruchtung vermitteln mag. Bei N. ornata wird sie am
Rande geperlt. Es ist nur Queertheilung beobachtet. — Augen, Nerven und Gefässe sind noch weiter zu
ermitteln; erstere scheinen zu fehlen.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist bei Berlin und vielleicht bei Nürnberg beobachtet.
490. Nassula elegans, zierliches Keiisentfeierclien. Taf. xxxvil. Fig. I.
N. corpore cylindrico aut ovato, antica parte paullo tenuiore, utrinque obtusissimo , albo aut virescente, vesiculis vio-
laceis picto.
Nasselle elegante, a corps cylindric/ue ou ovale, im peu aminci vers le front, tres-obtus aux deua
bouts, blanc ou verdätre, tachete de vesicules violettes.
Nassula elegans, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1832. p. 438. Nota. 1833. p. 176, 179, 303, 321. Taf. I. Fig. I.
1835. p. 164.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich entdeckte dieses überaus niedliche Thierchen am 24. April 1832 und erhielt es bis zum 29. April in Gläsern am Leben,
fand es aber auch in der Zwischenzeit wieder im Thiergarten an derselben Stelle in einem mit Meerlinsen und Conferven erfüllten Wie-
sengraben. Ebenda fand ich es wieder zahlreich am 4. Mai. Am 21. April 1833 fand ich eine zahllose Menge in einem kleinen Gra-
ben der Pflanzschule beim Bassin am Brandenburger Thore. Im Jahre 1834 fand ich keine, aber im April 1835 wieder sehr viele an
der Luiseninsel. Im März 1836 fand ich sie mit Oscillatorien und Vaucherien häufig, aber 1837 war keines zu linden. Es gleicht
sehr dem Paramecinm Aurelia, ist aber durchsichtiger, daher schwerer zu unterscheiden. Der schlanke cylindrische etwas keulen-
förmige Körper ist 3 — 4mal so lang als dick, allein durch oueere Selbsttheilung entstehen auch ovale, vorn gespitzte und fast kuglige
Formen. Die Farbe ist eigentlich ein blasses Grün, weil der weissliche Körper von grünen Eiern locker durchwirkt ist; zuweilen feh-
len diese, und dann ist er milchweiss oder farblos. Dazwischen liegen im Innern schön violette Bläschen verschiedener Grösse, und ein
ganzes Häufchen derselben ist im Nacken, von wo aus eine besondere Reihe violetter oder crystallheller Bläschen längs des Rückens
zum After verläuft, üeberdiess sieht man meist hier und da mit zum Theil erkennbarer Speise erfüllte Magenzellen, oft Chlamido-
monas enthaltend. — In der Mitte des Körpers liegt eine ovale grosse männliche Drüse in schräger Richtung und es finden sich vorn
neben dem Munde 2 einfache contractile Sexualblasen; eine dritte sah ich auf der mittleren Drüse. Das Thierchen schwimmt mit Dre-
hen um seine Längsaxe nach vorn und nach hinten, und ich zählte auf der Halbansicht 15 — 20 Wimperreihen. Der Mund, durch
die Strömung heim Wirbeln in Indigowasser leicht erkennbar, ist etwas entfernt vom vordem Ende und ist durch einen Cylinder von
26 Stäbchen oder Zähnen erfüllt, die willkührlich vorn langsam divergiren oder convergiren. Ungefähr im hintern Drittheil des Kör-
pers vermischt sich der violette Saft mit dem Inhalte der Magenzellen, und er wird mit ihm ausgeschieden. So wie er das Wasser
berührt, verliert er seine schöne Farbe ganz, üebrigens ist er zuweilen mehr blau, zuweilen röther. Ich sah ganz farblose, abgelebte
Thierchen, die aber doch noch im Nacken ein kleines Häufchen violetter Bläschen hatten. Die Selbsttheilung traf die Stelle der Drüse
und schien diese in 2 Hälften zu theilen. — Grösse Vi2 — Vio Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXVIL Fig. I.
Vergrösserung aller Figuren 300mal im Durchmesser. Färbung natürlich, ohne Farbenahrung. Fig. 1. Seitenansicht nach dem Eierlegen, hinten aus-
werfend. Fig. 2. Normalform, Ansicht der Rückenseite. Fig. 3. kurz vor dem Auswerfen, ohne Eier. Fig. 4. Vorragen des Zahncylinders bei
der Seitenansicht und eine mittlere, dritte, contractile Blase, vergl. Paramecium Aurelia. Fig. 5. Queertheilung mit Ausbildung des neuen Mundes
und der Zähne vor der Trennung. Fig. 6 — 7. heranwachsende Theile. Fig. 8. zeigt die Reihe violetter Rückenblasen. Fig. 9. zeigt dieselben
farblos. Fig. 10 — 12. Contraction des Zahncylinders.
491. Nassula ornata, buntes »euseiitliierclieii. Tafel xxxtii. Fig. IL
N. corpore ovato, depresso, suborbiculari, fusco-viridi, vesiculis violaceis numerosis variegato.
Nasselle ornee, a corps ovale, deprime, presque orbiculaire, vert-brunätre, tacliete de nombreuses
vesicules violettes.
Eiförmiges schön violblaues grösseres Kugellhier, RÖsei? Insectenbelustig. III. p. 620. 1755.
340
Nassula omata, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1832. p. 438. Nota. 1833. p. 169. seqq. 172. seqq. 179. seqq. 304*
321. Taf. I. Fig. IL 1835. p. 164.
Aufenthalt: Bei Berlin und vielleicht bei Nürnberg.
Diese Art wurde in einem Wiesengraben des Thiergartens am 13. April 1832 zuerst entdeckt, und das weitere Sueben nach
mehreren Exemplaren führte die Kenntniss der andern Arten herbei. Sie ist die grösste der Arten. Ich fand sie wieder am 25. und
29. April am gleichen Orte. In den Jahren 1833 und 1834 sah ich kein Exemplar, aber am 28. April und 19. Mai 1835 fand ich
sie wieder zahlreich an der Luiseninsel mit der ersten Art zwischen schwimmenden Oscillatorienhaufen. Auch im Mai 1836 war sie
häufig, fehlte jedoch 1837. Der Körper ist von der Rückenseite und Bauchseite, wo der Mund liegt, zusammengedrückt, daher von
der Lateralfläche gesehen, schmäler, was seine Bewegung bei dem Drehen um die Längsaxe wankend erscheinen lässt. Das schon mit
blossen Augen recht wohl sichtbare grosse Thierchen, welches mit Stentor niger und Ophryoglena atra im Aeusseren Aehnlichkeit
hat, ist dunkelbraun, aber unter dem Mikroskope zeigt es bei 300maliger Vergrösserung die prächtigsten sanftesten Farben und eine
bewundernswerthe Organisation. Ich habe nun viele Hunderte von Exemplaren gesehen. Der Körper ist äusserlich mit Längsreihen
von Wimpern besetzt, deren auf der Rücken- oder Baiichfläche bis 24 zählbar waren, und zwischen welchen noch ähnliche Reihen et-
was stärkerer Borsten abwechselnd standen. Der Mund ist auf einer der flachen breiteren Seiten, die ich deshalb die untere oder Bauch-
flache nenne, in einer breiten Grube, wie bei Bursaria , und ist mit einem etwas vorstehenden hohlen Kegel oder Cylinder von 20
bis 27 Zähnen ausgefüttert. Die Afterstelle erscheint am hintern Ende als leichter Ausschnitt und ist von mir auch mehrfach im Aus-
werfen direct thätig gesehen worden. Im innern Körper erkennt man bei 300maliger Vergrösserung viele braune, grüne, gelbe und
violette Kugeln oder Blasen, welche sehr verschiedener Natur sind. Alle braunen und gelben, auch die grösseren und unregelmässigen
grünen, sind mit Nahrung, grünen Monaden, erfüllte Magen, oft sieht man auch lange Oscillatorien- Stücke und Naviculas dazwi-
schen. Ueberdiess aber ist zuweilen, nicht immer, der Körper mit sehr gleichartigen, verhältnissmässig sehr grossen, runden, grünen
Körnern erfüllt, welche ich für Eier hielt. Gruppenweis zwischen diesen, in zahllosen Magenzellen liegenden, grünen und gelben (ver-
dauten) Speisemassen und zwischen den Eierchen liegen herrlich violett gefärbte Kugeln, ganz denen der vorigen Art ähnlich. Es sind
mit einem violetten Safte erfüllte Bläschen, die offenbar, anstatt bei voriger Art nur 1 Centralpunkt im Nacken zu haben, hier 6 — 8 Haupt-
gruppen im weiten Kreise um den Mund bilden. Dieser violette Saft wird mit den Excrementen ausgeworfen, erscheint dabei im Was-
ser wie Oeltröpfchen und entfärbt sich sogleich. Bei Bursaria vernalis sah ich deutlich, dass er, sobald er zu den grünen Speisen
tritt, diese gelb färbt und zersetzt. In der Mitte dieser Gruppen und des Körpers liegt allemal eine grosse Kugeldrüse, und dicht
daneben öffnet und schliesst (erweitert und verengt) sich periodisch eine grosse, der Selbstbefruchtung dienende, Sexualblase, welche in
grösster Contraction und Expansion einfach ist, in den Mittelzuständen aber einen geperlten Rand zeigt. Ich verglich den geperlten
Rand mit den Strahlen des ähnlichen Organs bei Paramecium Aurelia, nur seien wohl die Canäle kürzer. Nicht gar selten sah ich
auch freiwillige Queertheilung des Körpers und, wie bei voriger Art, gerade an der Stelle, wo das unpaarige Organ, die männliche
Sexualdrüse, liegt. Das Entstehen und Abschliessen der Queertheilung sammt Ausbildung der beiden Drüsen der neuen Mundöffnung
und der neuen 20 — 27 Zähne schien mir 1832 das bewundernswerthe Werk von 2 Stunden organischer Thätigkeit zu seyn (1833.
p. 172.). — Grösse bis Vs Linie, der Eierchen V400 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXVII. Fig. IL
Es sind bei 300maliger Linearvergrösserung gezeichnete Formen, ohne künstliche Farbenahrang. Fig. 1. Ansicht der Rückenseite, Fig. 4. der Bauch-
seite, beide im Schwimmen. Fig. 3. etwas abgeplattet, in wenig Wasser ruhend und Excremente entleerend; Bauchseite. Fig. 5. rechte Seitenan-
sicht und Richtung des Wirbels zum Munde. Fig. 2. Queertheilung, nur rechts sind die Eierchen zwischen den Magen angedeutet. Fig. 6 — 9.
grösste Ausdehnung und allmälige Contractionsformen der contractilen Sexualblase. Fig. 10. der Zahncy linder besonders, d Mund, w After, t Se-
xualdrüse, s contractiles Organ.
492. Nassula aurea9 goldgelbes Ileuseiitliierclioii. Tafel XXXVII. Fig. in.
N. corpore ovato-oblongo, subeylindrico , aureo, utrinque obtusissimo.
Na% seile doree, a corps ovale -oblong, presc/ue cylindrique^ dore, tres-obtus auze deute bouts.
Nassula aurea, Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 183.2. p. 43^. Nota. 1833. p. 169. seqq. 172. seqq. 305. 322. Taf. I. Fig. III.
exclus. Fig. c. e. 1835. p. 164.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese dritte Art der merkwürdigen Gattung fand sich zuerst am 7. und 9. Juni 1832 in Torfgruben bei den Pulvermagazinen
Berlins. Ich fand sie später sehr zahlreich wieder am 1. Mai 1835 und am 16. Juni 1836 einzeln. In den Jahren 1834 und 1837
sali ich nirgends dergleichen. Die Thierchen haben äusserlich viel Aehnlichkeit mit Stentor igneus und Ophryoglena flavicans,
noch ähnlicher aber sind sie dem Chilodon aureus, von welchem ich sie erst 1834 unterschied. Der kurzcylindrische, vorn und hin-
ten fast abgestutzte, Körper ist auf der Halbansicht mit 20 bis 24 Wimperreihen behaart. Der Mund mit seinem hohlen Cylinder von
Zähnen liegt nicht in einer deutlichen Vertiefung, sondern an der gewölbten Bauchfläche. Im Innern sieht man ein feinkörniges leb-
haft bräunlichgelbes fleckiges Wesen, was ich auch 1835, freilich ohne grosse Schärfe der Untersuchung, nicht recht klar erkennen
konnte. Die Magen schienen sehr zahlreich mit einer, der Farbe des Eierstocks ganz gleichartigen, Masse erfüllt, wodurch denn die
Grenzen der Einzelheiten undeutlich wurden. Sehr deutlich war nur, ausser dem Zahncylinder mit 20 und 21 Zähnen, die runde mitt-
lere Drüse und eine grosse einfache contractile Blase daneben. Besondere Organe eines Yerdauungssaftes wurden nicht klar. — Grösse
Vio Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXYII. Fig. III.
Es sind 4 Exemplare bei 300maliger diametraler Vergrösserung. Fig. 1. von der rechten Seite. Fig. 2. Bauchfläche. Fig. 3. eine hinten spitzere
Form, vielleicht zu Chilodon gehörig. Fig. 4. linke Seitenansicht, o' der Mund, t Sexualdrüse, s contractile Blase in verschiedener Ausdehnung.
341
Nachtrag zur Familie der Halsthierclieii.
Im Jahre 1797 beobachtete Herr Alexander von Humboldt vielleicht Formen dieser Familie, Bursarien, mit Tri-
c ho den, Cyclidien und Vibrio Gliäinis in faulen Morcheln (Gereizte Muskel- und Nervenfaser, L p. 179.).
ACHTZEHNTE FAMILIE: SCHWANENTHIERCHEN.
Opliryocercina. Opltryocerqties.
CHARACTER: Animalia polygastrica enterodela (tubo intestinali distineto instrueta), oriiicio duplici, sola
oris apertura terminali (allotreta) nee loricata.
CARACTERE: Animaucc polygastriques sans carapace, ayant un ccmal alimentaire a deux
orißces distinets, dont seulement celui de la bouche est terminal.
Die Familie der Schwanenthierchen begreift alle solche polygastrischen panzerlosen Tliierchen
mit bestimmtem Darmcanal und doppelter Mündung desselben, bei denen nur die Mundöffnung an einem Kör-
perende liegt.
Diese Familie wurde 1831 in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wissensch. mit einem einzelnen aus-
gezeichneten Tliierchen, der Ophryocerca Ovum, gebildet. Später fand sich, dass der schwanzartige, den
Character gebende, Theil nur beim Verkehrtschwimmen, welches häufig geschieht, hinten ist, und die Form
wurde 1833 zur Gattung Traclielius gezogen. Gleichzeitig fanden sich aber andere Formen auf, deren Or-
ganisation in die leer gewordene Stelle der Familie passte, und es wurde schon 1833 die Gattung Tra-
chelocerca mit 3 Arten allein in diese Familie gestellt, wo sie auch bis jetzt nicht vermehrt worden sind.
Die erste bekannt gewordene Form der Familie ist der viel besprochene Proteus von Baker, welcher 1752
zuerst beschrieben wurde, die beiden andern Arten sind von mir entdeckt. Höchst merkwürdig ist beson-
ders die dritte Art, weil sie den Anschein einer monstruösen Doppelbildung hat und doch vielleicht normal
gebildet ist. — Die Organisation ist schon mannigfach, aber noch nicht vollständig ermittelt. Für die ziem-
lich rasche Körperbewegung haben sich bisher nur geringe Wirbelorgane am Munde erkennen lassen, allein
allerdings ist der lange peitschenartige Hals durch seine schnellen Bewegungen fähig, auch allein das Schwim-
men zu bewirken. Vielleicht giebt es aber doch feine Wimpern am Körper. — Ein wirbelnder Mund am
Ende eines wahren Halses und ein polygastrischer, Farbestoffe aufnehmender, Darmcanal mit vor dem zu-
gespitzten Körperende oberhalb befindlichen After bilden das Ernährungssystem. — Grüne und weisse eiar-
tige Körnchen sind bei allen Arten erkannte Sexualtheile als Eier. Vielleicht zeigte T. bieeps eine con-
tractu^ Blase. Selbsttheilung ist nicht beobachtet. (Vergl. Amp/iileptus.) Keine bekannte Form entwickelt
sich massenweis.
Die geographische Verbreitung der Familie ist in England und dem Festlande von Europa beobachtet.
HUNDERTACHTZEHNTE GATTUNG: SCHWANENTHIERCHEN.
Trachelocerca. Traclielocerque.
CHARACTER: Animal Ophryocercinorum familiae characteribus insigne. ( = Lacrymaria caudata.)
CARACTERE: Animal ayant tous les car acter es de la famille des Qphryocercines. (=Lacry-
maire a queue.)
Die Gattung der Schwanenthierchen ist durch die Charactere der Familie der Schwanenthierchen
bezeichnet. Es sind geschwänzte Thränenthierchen.
Die seit 1833 in den Abhandlungen d. Berliner Akad. d. Wiss. gegründete Gattung Trachelocerca
enthält noch jetzt die ihr schon damals zuertheilten 3 Arten, deren eine seit 1752 durch Baker unter dem
Namen Proteus bekannt ist, die andern aber von mir entdeckt sind. Rösel gab den Namen Proteus 1755
einem ganz andern Thiere, der Amoeba diffluens. Pallas nannte jenen Proteus des Baker 1 766 Brachi-
onus Proteus. Müller nannte ihn 1773 Vibrio Proteus; Eichhorn beschrieb ihn 1775 als Wasser-
86
«4/^
schwan. Müller änderte seine Meinung 1786 und nannte ein dem BAKERschen ähnliches Thierchen
Trichoda Proteus , welches aber eine schweiflose Lacrymaria war; den eigentlichen Proteus von Baker
nannte er Vibrio Olor und stellte dazu unrichtig den von Göze beobachteten Amphileptus margaritifer.
Gmelin nannte die Ämoeha Rösels und die Trachelocerca Bakers 1788 zusammen Vibrio Proteus.
Schrank bildete für diese Formen wohl vorzugsweise seine neue Gattung Trachelius 1803, allein die Mehr-
zahl seiner Arten waren Amphilepti. Bory de St* Vincent nannte den BAKERschen Proteus 1822 Ämiba
Olor und 1824 Lacrimatoria Olo?% und unterschied davon noch Phialina Cygnus ^ wozu er ebenfalls
den BAKERschen Proleus citirt. Ich hatte die Form 1830 mit Lacrymaria vereinigt, — Was an Organi-
sation ermittelt worden , ist schon bei der Familie angezeigt. Queere Selbsttheilung dieser Formen kann
leicht den Thränenthierchen eine Zeitlang ähnliche Gestalten bedingen. (Vergl. auch Amphileptus und
Phialina?)
Die geographische Verbreitung der Gattung ist der der Familie gleich.
493. Trachelocerca Olor, weisser Schwan. Tafel xxxvill. Fig. VII.
T. corpore fusiformi, albo, collo longissimo simplici, valde agili, in capitulo os ciliatum includente terminato.
Trachelocerque Cygne, ä corps fasele, blanc, ayant le cou simple e&cessivement long et mobile,
termine par im bouton leger, contenant la bonche ciliee.
The Proteus, Baker, Employment for the Microscope, 1752. Deutsch p. 340. Taf. X. Fig. XI. 1 — 6.
Hrachionvs Proteus, Pallas, Elench. Zoopliyt. 1766. p. 94.
Vibrio Proteus, Müller, Vermium fluviat. hist. p. 45. 1773. Proteus - Straeltkeren.
Der Wassersclnvan, Eichhorn, Beiträge z. Kenntn. d. kl. Wasserth. p. 33. Taf. II. M. N. p. 73. Taf. VII. Fig. C. 1775.
Vibrio Cygnus, Müller, Synonyme zu Eichhorn, Naturforscher, IX. 1776. Schrank, Abhandl. d. baier. Akad. 1780. p. 478.
Vihrio Proteus, Hermann und Müller, Naturforscher, XX. p. 160. Fig. 42. 1784.
Vibrio Olor, Müller, Animalc. infus, p. 75. Tab. X. Fig. 12 — 15. 1786. excl. Syn. Göze.
Vibrio Proteus , Gmel in , Lin n e's S y s t e m a N a t u r a e , ed . XIII. 1788. zum Theil.
Trachelius Anhinget, Schrank, Fauna boica, 1803. III. 2. p. 56. Tr. Proteus, Oken? Naturg. 1815. = Cercaria?
Amiba Olor, 1
Lacrimatoria Olor, > Bory de St. Vincent, Encycloped. meth. Vers. 1824.
Phialina Cygnus, )
Lacrymaria Olor, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 42. 1831. p. 105.
Trachelocerca Olor, Abhandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 316.
Aufenthalt: In England, bei Copenhagen, Danzig, Passau, Strassburg, Landsliut und Berlin beobachtet.
Diess Thierchen hat seines langen, sehr beweglichen und zierlichen, bald eingezogenen, bald um das 4- und 5fache der Kör-
perlänge vorgestreckten, Halses wegen, besonders aber auch wegen einer klaren Absichtlichkeit in seinen tastenden Bewegungen, die
Aufmerksamkeit und gemiithliche Theilnahme aller der mikroskopischen Beobachter erregt, welchen es vorgekommen. Bei Berlin ist es
nicht häufig und immer einzeln zwischen Conferven, doch wo ich eins sali, konnte ich gewöhnlich mehrere finden, wenn ich darnach
suchte. Es kriecht am Boden, setzt sich in Uhrgläsern am Grunde fest und schwimmt unbehülflich, schlängelt sich aber lieblich um
Meerlinsen -Wurzeln und andere zarte Theile. Zuweilen hat es die Form eines Schwans, es wechselt aber die Lage und Biegung
des Halses beständig. Contrahirt zeigt es Queerfalten. Im Innern sind viele ziemlich grosse Blasen, deren ich bis 20 und darüber
zählte, und welche sich schon 1830 bei den Farbenahrungsversuchen als Magen erkennen Hessen. Ueberdiess sah ich zuweilen noch
feine weisse Körnchen, welche Eier seyn mochten, oft aber fehlten sie ganz. Besondere contractile Blasen und Sexualdrüsen gelang
mir noch nicht deutlich zu unterscheiden, obschon sie wohl ohne Zweifel vorhanden sind. Das Auswerfen der verdauten Stoffe sah ich
dicht vor dem Afterende auf der (dem Munde entgegenstehenden) Rückenseite, weshalb der Schwanz dieser Thierchen kein wahrer, keine
Rückenverlängerung, sondern ein Fussrudiment, ein Bauchglied ist. — Grösste Ausdehnung bis Vs Linie, des Körpers ohne den Hals
V24 — V20 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXVIII. Fig. VII.
Es sind 5 Thierchen in verschiedenen Stellungen abgebildet, 3 wirbelnd; o' der Mund, to der After; einige haben Indigo verzehrt. Ver-
grösserung 300mal linear.
494, Trachelocerca viridis, grüner Schwan. Tafel xxxvill. Fig. VIII.
T. corpore fusiformi, viridi, collo longissimo valde agili, in capitulo os ciliatum et labiatum includente terminato.
Trachelocerc/ue verte, a corps fasele, vert, ayant le cou simple •, tres- agile et tres -long-, termine en
bouton, contenant la bouche a levre ciliee.
Trachelocerca viridis^ Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 317.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Es fand sich am 22. April 1832 zwischen Lemna im Thiergarten und zeichnet sich durch seine grünen Eikörnchen, aber
auch durch eine Art von eingelenkter Lippe aus, wie sie bei Lacrymaria vorkommt und auch an Phialina erinnert. Im ausgedehn-
ten Zustande erkennt man die Bildung richtig. Das schlanke liebliche Thierchen ist kleiner als die vorige Art, und kann daher nicht
wohl deren fruchtbarer Zustand seyn. Ich sah mehrere Exemplare gleichzeitig, aber dann keines wieder. Der sehr gespitzte Hintertheil
lässt nicht glauben, dass gerade die Spitze die Afterstelle sey. Der Körper zeigt sich kreuzende feine Queerfalten. Dunkle verloschene
Stellen im Innern zeigten undeutlich Magen an. — Grösste Länge —l/10 Linie, contrahirt 732 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXVIII. Fig. VHI.
Es sind 7 verschiedene Zustünde eines und desselben Thierchens dargestellt, o' Mund, w After. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
343
495. Traclielocerca Mceps, doppelfeiSpffi^er Scbwan. Tafel XXXVIIL Fi*. IX.
T. corpore fusiformi, albo, eollo longo, apice bifido, ore duplici, discreto.
Trachelocerr/ue a deua> tetes, a corps ßtsele, blanc 5 ayant Je cou long, fendu eu fourche avec
deute tefes et hon dies separeex.
Traclielocerca lieeps, Ab ha ndl. der Akad. d. Wissen seh. zn Berlin, 1833. p. 316.
Au fent halt: Bei Berlin.
Ich fand ein einzelnes Thierchen dieser Art am 4. Mai 1832 zwischen Conferven des Thiergartens und habe nie ein zweites
gefunden. Wäre die Form constant, so nüisste es der physiologischen Wichtigkeit des Characters wegen als eigene Gattung abgeson-
dert werden, allein bis es öfter beobachtet ist, schien es besser, die Synonyme zu sparen. Es könnte nämlich doch eine Monstruosi-
tät oder Ueberbildung seyn, obschon dergleichen ausserdem bei den Infusorien unerhört sind. Nur eine Mehrzahl von Augenpunkten bei
Rotifer vulgaris ist mir zuweilen als solche vorgekommen, wahrend das Zerfliessen, die Selbsttheilung und das Zusammenfallen der
Körper nach dem Eierlegen oft mangelhafte und verkrüppelte oder zusammengesetzte Formen geben, welche aber einen ganz andern
Character haben. An eine Vorbereitung zur spontanen Längstheilung einer Track. Olor war nicht füglich mit Recht zu denken, weil
der Körper dazu keine verhältnissmässige grössere Breite hatte, auch besonders der übrige Hals gar keine Vorbereitung dazu zeigte. Es
schien mir am zweckmässigsten, die sehr interessante Form hier einzureihen, da ihre deutlichen Eikörnchen bei T. Olor selbst nicht
so zahlreich vorgekommen waren. Die hinterste helle Blase im Körper scheint eine Sexualblase gewesen zu seyn, weil sie verschwand.
Der Hals war in beständiger Bewegung, so dass die 2 Theile sich zu schlagen schienen. — Grösste Länge */i6 Linie, des Körpers
allein V32 Linie. (Vergl. Disoma.)
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXVIIL Fig. IX.
Es ist ein Exemplar in 3 Stellungen, 300mal diametral vergrossert.
NEUNZEHNTE FAMILIE: SCHILDTHIERCHEN.
AspiiUscIna. Äspiiliscines»
CHARACTER: Animalia polygastrica loricata enterodela (tubo intestinali distineto instrueta), orificio du-
plici, sola ani apertura terininali.
CARACTERE: Animaux polygastriques ä carapace, ayanl un canal intestinal dislinct ä double
orifice^ dont seulement celui de Vanus est terminal.
Die Familie der Schildthierchen begreift alle gepanzerten Magenthierchen, welche einen deut-
lichen Darmcanal mit doppelter Mündung und nur die Afteröffnung an einem der Körperenden haben.
Die Familie wurde im Jahre 1830 in den Abhandl. d. Berliner Akad. d. Wissensch. mit einer ein-
zelnen Gattung und Art gegründet. Dasselbe ausgezeichnete Thierchen hat erst neuerlich, 1833, noch ei-
nen Gesellschafter erhalten. So besteht jetzt die Familie aus 2 Thierarten einer einzelnen Gattung. Die
erste Kenntniss solcher Formen hatte Müller 1773, er nannte eine derselben Trichoda Lynceus. Bory
de St. Vincent hat dieses Thierchen 1824 sonderbarerweise in seine Gattung Ratulus {Rattulus) gestellt
und daher wohl den nur scheinbaren Schnabel für ein Schwänzchen und das Hintertheil für das Vordertheii
gehalten. — An Organisation ist ein festeres, sehr durchsichtiges, flaches, verbrennliches Schildchen erkannt,
worin der Körper liegt, welches nur vorn über den Mund hinausragt, hinten aber mit dem Körper am Af-
ter endet. Biegsame längere Borsten an der Bauchfläche dienen zum Klettern, und feinere kürzere Wim-
pern am Munde zum Wirbeln und Schwimmen. — Als Ernährungsorganismus sind Farbestoffe aufnehmende
viele Magenzellen direct ermittelt und das Auswerfen am hintern abgestutzten Rande gesehen. — Als Se-
xualtheile sind Eikörnchen und eine ovale Drüse bei 1 Art, und eine einfache contractile Blase bei beiden
Arten erkannt. Selbsttheilung scheint Müller beobachtet und für Begattung gehalten zu haben. Keine
Form der Familie entwickelt sich in grossen Massen.
Die geographische Verbreitung ist in Dänemark, Preussen und Russland an der Grenze des nördli-
chen Asiens im Süsswasser und im Meere beobachtet.
344
H UN DERTNEUNZEHNTE GATTUNG: SCHILDTHIERCHEN.
Aspidisca. Aspidisque.
CHARACTER: Animal Aspidiscinorum familiae eliaraeteres prae se ferens. (= Euplotes ano terminali.)
CARACTERE: Animal pourvu de tous les car acter es de la famille des Aspidiscines*
Die Gattung der Schildthierchen trägt alle Charactere der Familie der Schildthierchen.
Die Gattung Aspidisca wurde gleichzeitig mit der gleichnamigen Familie 1830 zuerst genannt und
enthielt damals nur 1 bekannte Art Das Geschichtliche ist weiter bei der Familie angezeigt. Die Ver-
wandtschaft der Formen mit den Entomostracis , welche Müller nur beiläufig erwähnt , hat seinen Grund
in einer Täuschung, indem der scheinbare, dem des Lynceus ähnliche, Schnabel nur eine helle, vom Schild-
chen {ßcutellum) überdeckte, geschlossene Stelle ist, etwa wie bei Bursaria cordiformis oder Loxodes
erscheinen würde, wenn sie ein Rückenschild trügen. Es ist die zum Munde führende Furche des Körpers.
Diese Thierchen haben die meiste Aehnlichkeit mit Euplotes ^ allein bei letzteren überragt das Schildchen
den Körper auch nach hinten,- so dass die Afterstelle so wenig als die Mundstelle am Ende liegen. Die
Bewegung ist sehr rasch im Kreise drehend, hüpfend, kletternd und schwimmend. — Die Organisation ist
bei der Familie angegeben und bei den Arten zu vergleichen.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist die der Familie.
496« Aspidisca jLynceus, gesclmalieltes Scbildtluepchen, lynceus. Tafel xxxix. Fig. I.
A. scutello suborbiculari, postico fine truncato, fronte uncinata.
Aspidisque Lyncee, h carapace presque orbiculaire, tronquee au bout posterieur , le front crochu*
Trichoda Lynceus , Müller, Vermium fluv. historia, p. 86. 1773. Los-Spilleren. Nye Sa ml. af Dansk. Vidensk. Saelsk. Skrift.
D. 2. p. 259. Taf. I. Fig. VI. 1780.? Animalc. Infus, p. 225. Tab. XXXIL Fig. 1-2. 1786.
Ralulus Lynceus , Bory, Encycloped. method. Vers. 1824.
Aspidisca Lynceus , Ab ha ndl. der Akademie d. Wissens eh. zu Berlin, 1830. p. 42, 53, 61. 1831. p. 21 , 106.
Aufenthalt: Bei Copenhagen , Berlin, Wismar, Uralsk und Catbarinenburg im Ural.
Der Lynceus scheint eine der gemeinsten und am weitesten verbreiteten Infusorienformen zu seyn, obsebon er nie in grossen
Massen beisammenlebt. In bestäubten Infusionen ist er mir seit 1826 im Winter und Sommer vorgekommen ; früher sah ich ihn selten.
Er lebt auch häufig zwischen Wasserlinsen und Conferven. Ich sah ihn 1826 ganz grün, mit Chlamidomonas erfüllt, in grünen Was-
serkübeln. Im Jahre 1829 zeichnete ich ihn auf der Reise mit Herrn von Humboldt in Uralsk und Catbarinenburg. An letzterem
Orte glaubte ich mehrere Längslinien, Wimperreihen (?) über dem Körper zu sehen. Die Anfüllung mit Indigo gelang schon 1830.
Am 19. Nov. 1834 sali ich ihn im Ostseewasser bei Wismar und am 20. April 1835 mit Euplotes turritus in Berlin. Ausser Mül-
ler hat ihn vorher niemand beobachtet, und dieser sah die sehr durchsichtige Schaale nicht. Was er von der Begattung sagt, dazu ver-
führte ihn seine Vergleichung mit den Lynceus- Krebschen. Er sagt, beide Thierchen hingen mit den Hintertheilen zusammen, und
giebt die Lage der Sexualtheile an, die er nicht gesehen haben kann. Er scheint also Queertheilung oder von vorn nach hinten ge-
hende Längstheilung im Moment der Abschliessung beobachtet zu haben, was mir nicht gelang. Was er als Darm beschreibt, könnte
die wirbelnde Wimperreihe am Munde gewesen seyn. Das Thierchen schwimmt meist mit dem Rücken nach unten, oder es kriecht
verkehrt an der Oberfläche des Wassers. Am Munde sind feine Wimpern. Der Körper hat auf der freien Bauchfläche hinten 5 — 6
Griffel und vorn 5 — 8 Haken, wie Euplotes oder Stylonychia. Viele, bis 20, kleine Magenzellen füllen den mittleren Körper,
worin in der Nahe des Mundes eine contractile Blase liegt. Den übrigen Raum füllen Eierchen. Auf Platinblech oder Glimmer ist es
spurlos verbrennlich. — Grösse bei Berlin V72 — V48 Linie, bei Wismar 1/48/", bei Uralsk Vo6w, bei Catbarinenburg Vioo — 1j16 Linie
beobachtet.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIX. Fig. 1.
Fig. 1 — 3. sind mit Indigo genährte Exemplare von Berlin. Fig. 4. und 5. sind von Wismar aus der Ostsee. Vergrösserung 300mal im Durchmes-
ser, s die Sexualblase.
49?. Aspidisca denticulata, gezäbneltes Scftildtliierclieii. Tafel xxxix. Fig. IL
A. scutello suborbiculari, antico et postico fine rotundatis, sinistro latere truncato, denticulato.
Aspidisque denticulee, a carapace presque orbiculaire, arrondie aueo deute bouts, le cöte gauche
tronque et denticule.
Aspidisca denticulata, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 231.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Es fand sich am 16. Juni 1832 rasch bewegt und kletternd zwischen Wasserlinsen im Tbiergarten bei Berlin und seitdem
nicht wieder. Das Schildchen gleicht dem abnehmenden Vollmonde in den ersten Tagen. Der linke Seitenrand ist abgestutzt und ge-
zahnt, der übrige Umfang gerundet, glatt. Am gezahnten Rande sind wirbelnde Wimpern, und am hintern Ende von deren Reihe,
beim hintersten Randzahne, schien der Mund zu liegen. Nach innen sind 2 grosse helle Flecke, deren einer eine stete ovale Drüse,
der andere eine contractile runde Sexualblase zu seyn schien. Der Rücken ist gewölbt, die Bauchseite flach, und an dieser sind beim
Klettern Haken oder Griffel sichtbar, welche beim Ruhen und Schwimmen unsichtbar blieben. Die den scheinbaren Schnabel bedingende
1
345
Körperfurchc der vorigen Art fehlt. Die Afterstelle ist nicht beobachtet, mithin könnte die Form zu Euplotes gehören. — Grösse
/48 Linie. (Vergl. Lo&odes plicatus.)
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIX. Fig. IL
Es sind 3 Stellungen eines Exemplares. Fig. L Bauchseite, Fig. 2. rechte, Fig. 3. linke Seitenansicht; letztere beide Formen kletternd, t wahr-
scheinliche Sexualdrüse, * contractile Blase. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
ZWANZIGSTE FAMILIE: BUSENTHIERCHEN.
Colpodea. Kolpodes.
CHARACTER: Animalia polygastrica lorica destituta, enterodela, tubi cibarii orificiis duobus, discretis,
neutro terminali (catotreta).
CARACTERE: Animaux polygastriques sans cara/pace, ayant deux orifices separes au canal
alimentaire , aucun aux bouts du corps.
Die Familie der Busenthierchen umfasst alle panzerlosen Magenthierchen, welche einen deut-
lichen, durch 2 getrennte Mündungen bezeichneten, Ernährungscanal haben, bei denen aber keine dieser
Mündungen an einem Körperende liegt.
Eine Familie der Kolpodinees bildete Bory de St. Vincent 1824 in der Encyclopedie methodique
dhist nat. Art. Microscopiques mit den 4 Gattungen Triodonta, Kolpoda, Amiha und Paramaecium,
und obwohl diese auf ganz andere Charactere gegründet war, so passen doch viele Formen auch in die je-
tzige Familie. Diese wurde 1830 nach den Structurverhältnissen mit den 3 Gattungen Colpoda, Parame-
cium und Amphileptus begründet, wozu 1831 noch die Gattungen Uroleptus und Ophryoglena gefügt
worden sind. Diese 5 Gattungen mit 27 Arten, nämlich Paramecium und Amphileptus jede mit 8, Uro-
leptus mit 5, und Colpoda sammt Ophryoglena jede mit 3 Arten, bilden auch hier die Familie. Wohl
schon Leeuwenhoek beobachtete 1676 die ersten Formen der ihrer Verbreitung halber besonders merkwür-
digen Gattungen Colpoda und Paramecium, welche Joblot 1718 deutlicher gezeichnet hat. Joblot un-
terschied auch zuerst Formen der Gattung Amphileptus. Mehrere Urolepti (Piscis und Musculus) wur-
den von Müller 1773 zuerst beobachtet und als Trichoda beschrieben. Sämmtliche Arten der Gattung
Ophryoglena sind erst seit 1831 von mir beobachtet. — An Organisation ist in dieser Familie eine beson-
ders reiche Ausbeute für die Beobachtung gewesen. — Bei allen 5 Gattungen sind Bewegungsorgane als
Längsreihen von Wimpern ermittelt. Das beständige Wirbeln der Bewegungsorgane dient zugleich zum Her-
anziehen der Nahrung an den Mund. — Als Ernährungsorgane sind sehr zahlreiche polygastrische Magen bei
allen 5 Gattungen durch Farbenahrung ausser Zweifel gestellt. Auch sind 2 Mündungen eines Darmcanals
direct ermittelt. Der Verdauungssaft ist überall farblos. — Als Sexualtheile sind bei sämmtlichen Gattungen
Eikörnchen so beobachtet, dass der Eierstock den grösseren Körperraum erfüllt und von ihm alle übrigen
Organe dicht umgeben und eingehüllt sind. Bei Colpoda ist das Auswerfen der Eierchen beobachtet. Aus-
serdem sind männliche Sexualtheile in doppelter Form sichtbar geworden. Die seit 1831 von mir als männ-
liche contractile Sexualblasen angesehenen, strahligen oder runden, veränderlichen hellen Stellen kannte schon
Spallanzani, welcher sie 1776 (I. p. 214. Tab. II. Fig. XVIII.) für Respirationsorgane hielt. Bei den Vor-
ticellen bildete sie Rösel schon 1755 ab. Die eigentlichen Sexualdrüsen erkannte ich zuerst bei Stentor
und Chilodon, dann auch in dieser Familie. Beide Organe sind hier bei vielen Arten von 4 Gattungen er-
mittelt, bei einer noch unerkannt. Die strahlige Form der Blasen findet sich bei 2 Gattungen, die runde
bei den übrigen. Die Form der Drüsen ist rund, oval oder perlschnurförmig, und all diese Formen finden
sich schon in der alleinigen Gattung Amphileptus. Vollkommene Selbsttheilung ist in der Familie häufig.
Frühere Beobachter hielten sie für Begattung. Sie tritt sowohl als Clueertheilung, als als Längstheilung
nicht selten abwechselnd bei einem und demselben Individuum auf. Nirgends giebt es Thierstockbildung,
auch sind keine Knospen beobachtet. — Die von Grüithuisen angegebene Blutbewegung in Paramecium
Aurelia {Isis 1828. p. 506.) kann nur Darmbewegung gewesen seyn. Ich glaubte früher zuweilen ein feines
Gefässnetz auf dem Körper derselben zu sehen, es mochten aber die inneren Eierschnüre seyn. — Das Em-
pfindungssystem ist bei einer Gattung, Ophryoglena, durch Augenpunkte bezeichnet. — Sehr merkwürdig
8»
346
ist das von Müller zuerst beobachtete Häuten der Colpoda Cuculhis (des BracMonus mucronattis und
des Vibrio Anguillula). Bei Anguillula ßuviatilis sah ich es am 24. Juli 1830 ebenfalls selbst.
Die geographische Verbreitung der Familie erstreckt sich über ganz Europa, das nordwestliche Asien,
und ist im südwestlichen Asien Arabiens erkannt. Kolpoden leben auch in lichtlosen Tiefen der Bergwerke.
Uebersicht der 5 Gattungen der Familie der Busenthierchen:
( .t ,.., , , „ | w. i am Rücken fehlend Colpoda
An»e„l ) a"SStu¥,arer kHrZei* gC * ' ' I 1,em i überall vorhanden Parailiecium
ugen os . \ 4 mjt j^üsscj umi scjiwanz Amphileptus
| ohne Zunge I
mit Schwanz ohne Rüssel . • Uroleptus
Mit einem Augenpunkte . . • . • Ophryogiena
HUNDERT ZWANZIGSTE GATTUNG: BUSENTHIERCHEN.
Colpoda. Kolpode.
CHARACTER: Animal e Colpodeorum familia, ocello destitutum, lingua brevi, venire ciliato, dorso nudo.
CARACTERE: Animal de la famille des Kolpodes^ sans oeil^ pourvu tfune petite langue, le ven-
ire garni de cils, le dos nu.
Die Gattung der Busenthierchen ist in der gleichnamigen Familie durch Mangel an Augen , Be-
sitz einer kleinen Zunge, bewimperte Bauchfläche und nackten Rücken bezeichnet.
Miller gründete die Gattung 1773 mit 5 Arten und definirte sie als einfache durchsichtige flache
mikroskopische Würmchen mit busenartig ausgebuchtetem Rande, Jetzt sind 101 Artnamen vorhanden, von
denen nur 3 hier angewendet werden konnten. Joblot's Zeichnungen der Colpoda Cucullus sammt der
eigenen Ansicht des Thierchens lagen offenbar Müller s Idee bei der Gattung hauptsächlich zum Grunde. Die
erste, obwohl unklare, Kenntniss der Formen hatte wahrscheinlich schon Leeüwenhoek im Pfefferaufgus s.
King 1693 und ein Anonymus in England von 1703 gaben unklare Abbildungen; erst Joblot theilte
1718 unverkennbare Zeichnungen davon mit. Sie bevölkern häufig die vegetabilischen Aufgüsse in erstau-
nenswerther Menge, sind aber im Freien nie häufig, obschon sie in allen Gewässern einzeln sehr ver-
breitet erscheinen. Hill verzeichnete dergleichen 1751 als Parainecium secundum und tertium*, und co-
pirte die Zeichnungen von 1703. Ellis verband wohl solche Formen 1769 unter dem Namen Volvox Tor-
4/uilla mit Chilodon. Nach Müllers Begründung der Gattung Kolpoda 1773 haben Spallanzani, Schrank,
Gleichen, Göze, Herrmann, Abildgaard und Swaning neue Beobachtungen darüber mitgetheilt Müller
verzeichnete 1780 noch 3 neue Arten seiner Gattung und mit Herrmann 1784 noch eine 4te, aber 1786
im Ganzen 14. Pallas und Linne nahmen keine dieser Formen in ihre Systeme auf. Gmelin verzeichnete
1788 in Linnes Systema Natur, ed. XIII. Müllers 5 Arten Kolpoda von 1773. Bosc wiederholte 1801
in Blffons Naturgesch. (ed. in duodec.) Müllers Arten von 1786. Schrank verzeichnete 1803 7 Arten
aus eigener Beobachtung, worunter eine neue war. Lamarck, Oken und die späteren Systematiker haben
Müllers Arten wiederholt. Bory de St. Vincent änderte 1824 viel, indem er 22 Arten seiner Gattung
Kolpoda beschrieb, aber nur 4 von Müller darunter aufnahm, wovon nur 1 Art hier beibehalten werden
konnte; dagegen hat er die wahre Hauptform als Amiba und Bursaria doppelt verzeichnet. Vibrionen
von Müller und Figuren von Joblot haben seine Artenzahl hergegeben. Gleichzeitig (1823) 1825 hat Lo-
sana in Turin 64 Arten mit neuen Namen beschrieben und sämmtlich, aber in rohen Umrissen und völlig
unkenntlich, abgebildet. Seit 1830 ist versucht worden, die innere Organisation als Character der Gattung,
und Colpoda Cucullus als Normalform festzustellen. — Die Organisation ist sehr mannigfach, aber voll-
ständig nur bei einer Art, ermittelt, Wimpern auf der Bauchfläche vor und hinter dem Munde dienen als
nicht zahlreiche Bewegungsorgane, daher ist die Bewegung ohne Lebhaftigkeit. — Die Ernährungsorgane
sind ein, durch Mund und After bezeichneter, Darm mit vielen polygastrischen Blasen, welche bei 1 Art
Farbe aufnahmen. Beide Mündungen des Darmes sind neben einander auf der ausgeschweiften Bauchfläche.
Der Mund hat eine warzenartig hervorschiebbare Zunge oder Gaumenfläche. — Als Sexualorgane sind sehr
feine netzartig verbundene weissliche Eierschnüre und deren Auswerfen durch die Afteröffnung bei Einer
Art direct beobachtet. Bei 2 Arten ist eine helle contractile runde Blase, und bei der dritten Art sind de-
ren 2, auch ist eine grosse runde oder ovale Drüse im mittleren Körperraume bei 2 Arten von mir erkannt
— 34*
Queer- und Längstheilung ist von mehreren Beobachtern angegeben. Die starke Anfüllung des Körpers mit
Eiermasse und Magenzellen hat bisher nicht erlaubt , noch andere Details zu erkennen , aber ein Häuten
wurde von Müller bei C. Oucullus beobachtet und von mir bestätigt.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist in Holland , England, Frankreich , Dänemark, Preus-
sen. Baiern, Elsass, Piemont, Russland, Sibirien, Italien und Nordafrika beobachtet. C. Cucullus und Cu-
cullio leben auch in lichtlosen Tiefen der Bergwerke des Altai.
498. Colpoda Cucullus, kappenartiges Busentliierclieii. Tafel xxxix. Fig. v.
C. corpore turgido levius compresso, reniformi, antica parte saepe tenuiore.
Kolpode Capuce, a corps gonfle^ leger ement comprime^ en forme de rognon, sonvent aminci au
botet anterieur.
Oval Animals (creatures) in Pepper-water , Leeuwenhoek? Philosoph. Transact. 1677. Nr. 133. Vol. XI. p. 824. p. 831. 13. Juni 1675?
7—8 sorts of Animälcula in Rainwnter wiih Oats, Ed. Kin&, Philos. Transact. Vol. XVII. 1693. p. 861. Fig. 1.
Odly made Animälcula, Anonymus? Philosoph. Transact XXIU. 1703. Nr. 284. p. 1371. Fig. N. (siehe Chilodon.)
Rognons argentez, Cornemuse, petites Huitres, gros Poissons, Cucurbite doree, Joblot, Observat. fait. avec le microsc. 1718. p. 17. PI. 3.
Fig. F. p. 26. PI. 4. Fig. p. q. p. 32. PI. 5. Fig. 6. p. 37. PI. 5. Fig. S. PI. 6. Fig. 4. p. 65. PI. 8. Fig. A. B. C.
Animalcule shape of an Emmets Egg, Baker, the Microsc. made easy, 1742. ed. V. p. 76.
Paramecium secundum , Hill , Natural liistory of Animals, 1751. Figur copirt von 1703.
Volvox Torquitta, Ellis? Philosoph. Transact. LIX. p. 149. Fig. 2. 1769.
Kolpoda Cucullus, Müller, Haette -hugteren , Verm. fliiY. bist. 1773. p. 58.
Infusorj del riso con un acuto beccuccio, Spallanzani? OpuscolidiFisicaanim. I. p. 187. Tav. II. Fig. XVI. M. 1776. Chilodon?
Grosse InfusionstHerchen im Aufguss des Brandstaubes, Schrank? Beiträge zur Natu rg esc h. 1776. p. 17. Taf. I. Fig. 21.
Göze, Beschäftig, d. Berlin, naturf. Gesellsch. III. p. 376. Taf. 8. Fig. 1—6. 1777.
Pandeloquenthierchen, Gleichen, Infusionstierchen, p. 131. Taf. XV. Fig. E. IT. III. Fig. 6. Taf. XVTU. Fig. B. III. Taf. XX. Fig.
C. III. Taf. XXI. Fig. B. C. D. E. F. III. Taf. XXVII. Fig. 3. 1778.
Haettebugteren, Müller, Nye Saml. af Dansk. Vidensk. Saelsk. Skr. III. p. 6, 24. Tab. I. Fig. 1. c, 2. Tab. II. Fig. 1. d, 2. c, 3. c.
Kolpoda Hippocrepis, » HerrmaK]S et MÜLLER} Naturforscher, XX. p. 169. Taf. III. Fig. 27. c. 60. 1784.
Cyclidium , (
Kolpoda Cuctdlus, Müller, Animalc. Infus. 1786. p. 102. Tab. XIV. Fig. 7—14.
Kolpoda Cucullus, Abildgaard, Skrivter af naturh. Selskab. Bind III. H. 1. p. 77, 82. 1793.
Infusie Dierties, Swanins, Naturkund. Verhandel. van de Maatsch. te Haariem. Deel. 1. St. I. p. 49. Taf. XVII. Fig. III. VI. 1798.
Colpoda Cucullus, Schrank, Fauna boica III. 2. p. 72. 1803.
Grosse Pendeloque, Gruithuisen , Beiträge z. Physiognosie und Eautognosie, p. 318. Taf. II. Fig. 34. 1812.
Kolpode Coucou, Lamarck, Hist. nat. des an. sans vert. I. p. 430. 1815.
Bursaria Cuculus, Bory de St. Vincent, Dict. class. d'hist. nat. 1822.
Amiba cydonea et Bursaria Cuculus, Bory de St. Vincent, Encyclopedie meth. Vers. 1824.
Kolpoda, Losana, Memorie di Torino, 1825. (gelesen 1823.) Vol. XXIX. p. 189. seq. (Vergl. Proteus.)
Colpoda Cucullus, Hemprich u. Ehrenberg, Symbolae physicae. Evertebrata I. Phytozoa. Tab. II. 3. Fig. 3. 1828. Text 1831.
Kolpoda Cucullus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 16. 1830. p. 53, 56, 63, 77. Taf. III. 1831. p. 113.
1835. p. 164.
Kolpoda, Purkinje, Kastner's Archiv f. Physik, III. p. 88. 1831.
Colpoda Cucullus, Gravenhorst, Nova Acta Nat. Cur. XVI. p. 865. 1832.
Aufenthalt: In Delft? und Haariem!, bei London!, in Modena, in Paris!, Strassburg?, Turin!, in Copenhagen!, auf dem Grei-
fenstein!, in München, bei Linz? und Landshut ! , bei Berlin!, Quedlinburg? und Breslau?, in Petersburg! und Uralsk!, im Berg-
werke von Smei'nogorsk! und in Tobolsk! Sibiriens, auch in Tor am Sinai Arabiens! beobachtet.
Diese Thierchen gehören zu den gemeinsten in allen Aufgüssen von Pflanzenstoffen und damit stimmt auch sehr wohl ihre über-
aus grosse geographische Verbreitung überein. Es mögen also die Formen dieser Art in allen Brunnen und Bächen mehr oder weniger
zahlreich vorhanden seyn, stündlich eingeschöpft und mitgetrunken werden. Dessenungeachtet finden sie sich keineswegs immer und in
allen Infusionen. Bis zum Jahre 1831 fand ich sie überaus häufig in denselben in Berlin, seitdem ist es mir nur 2mal gelungen, sie
zahlreich zu erhalten. Es mag an meiner Lokalveränderung liegen. Leeüwenhoek sah sie wohl im Pfeffer-, King im Haberaufguss,
Joblot fand sie in Kornähren-, Fenchel-, Kornblumen-, Sennesblätter-, Nelken -Infusion und im Austerwasser. Letzteres war vielleicht
Paramecium compressum. Er nennt sie Dutelsäcke, Silbernieren, Gold-Kürbisse, grosse Fischchen und kleine
Austern. Wahrscheinlich sah er zuerst Längen -Selbstth eilung. Hill copirte 1751 nur die früheren Beobachtungen des ano-
nymen Engländers von 1703. Ellis in London nannte es wahrscheinlich mit Chilodon Cucullulua: Volvos Torquitta > und beob-
achtete vielleicht zuerst queere Selbsttheilung. Müller fand es in Copenhagen in alten Heu - Aufgüssen , verglich irrig die Magenbla-
sen mit den inneren Kugeln bei Volvotc Globator, die er für Junge hielt, und sprach 1786 (gegen Göze) die, von den Späteren
leider als Auctorität benutzte, Meinung aus, dass kein guter Beobachter ein wirkliches Verschlingen von Thieren bei Infusorien gese-
hen habe. Das Platzen beim Verdunsten des Wassers hielt er für Auswerfen der Brut, und er glaubte ein Häuten beobachtet zu haben.
Dass man zuweilen 2 optische Bilder (umbram unius, p. 81.) sieht, wusste er selbst. Spallanzani kann auch leicht Chilodon
und Kolpoda mit seinen eierlegenden Schnabelthieren gemeint haben. Schrank sah es in Aufgüssen von Brandstaub der Pflan-
zen 1776 in Linz, und in stinkenden Heu- Aufgüssen 1803 in Landshut, scheint aber besonders Paramecium Colpoda damit ver-
wechselt zu haben. Göze sah in Quedlinburg 1776 dergleichen Formen von einer Bursaria oder Stylonychia? gefressen werden, was
Müller nicht anerkannte. Herrmann's Figuren aus Strassburg sind unklar. Sehr deutliche, ja die besten Abbildungen vor Mül-
ler gab Gleichen zahlreich von seinem Schlosse Greifenstein als Pandeloquenthierchen. Er fand sie in Aufgüssen von Korn,
Gerste, Erbsen und besonders von Hanfsamen, und hielt sie für die Alten aller kleineren Infusorien, sah auch vielleicht das Eierlegen
oder Auswerfen schon, nur unklar, und hat die contractile Blase als hellen Fleck richtig angegeben. Abildgaard fand sie wieder in
Heu -Aufgüssen, stehendem Wasser, in Aufgüssen von bornholmer Kreide, sächsischer Walkerde und isländischer Lava, auch wenn er
Mercurius sublimatus beimischte. Swaning gab oberflächliche Beobachtungen und Abbildungen aus Haariem. Gruithuisen beob-
achtete die Queertheilung wieder und gab die bisherige beste Abbildung. Lamarck nannte sie fälschlich Kukukst liiere, weil Mül-
ler irrig Leeuwenhoek's Vergleichung mit Kukukseiern citirt hatte. Bory folgte Lamarck und beobachtete sie, wie er sagt, in
Paris selbst. Losana scheint sie in Turin auch gesehen zu haben, hat aber viele ganz unbrauchbare Namen und Abbildungen gege-
ben. Im Jahre 1823 fand ich sie auf der Reise mit Dr. Hemprich in Tor am Sinai in 3tägigem Pfefferaufguss, und 1829, auf der
Reise mit Herrn von Humboldt in Sibirien, erwachsen deutlich in Tobolsk, als jüngere Form in 56 Saschenen (Lachter) Teufe des
: • 348
Bergwerks von Smei'nogorsk am Altai (s. 1830) und in Petersburg. Im Jahre 1830 theilte ich sehr umständliche Beobachtungen und
Abbildungen dieser Art in den AbhandL d. Berl. Akad. der Wissensch. mit und machte darauf aufmerksam, dass nur allein diese Form
der Infusorien als eine in den verschiedensten Erdgegenden vorgekommene nahmhaft zu machen sey. Purkinje sah 1830 in Breslau
ein Luftbläschen bei einer Colpoda allmälig verschwinden und schloss daraus auf Athmen derselben, was jedoch allzu unsicher war.
Gravenhorst hat neuerlich 1832, ohne Rücksicht auf die neueren Kenntnisse der Formen, diess Thierchen in Breslauer Infusionen
auch beschrieben. Seit 1830 — 35 ist von mir die hier bezeichnete Organisation angezeigt, welche bei den Gattungscharacteren aufgezählt
ist. Der Mund ist durch eine kleine fleischige Zunge geschlossen, wie es deutlicher bei Paramecium Aurelia sichtbar ist. Beson-
ders merkwürdig ist das Verändern der Gestalt nach dem Eierlegen durch Zusammenfallen und Faltung des Körpers. Sehr junge For-
men sind von Trichoda und Monaden schwer zu unterscheiden (vergl. Monas Colpoda). — Grösse in Berlin Vm — V24 Linie, in
Petersburg Vi 4 4 — lhs'"> in Uralsk — V100"', in Tobolsk V100 — V75'", in Smei'nogorsk — V100'", in Tor — V32 Linie beobachtet.
Eierchen V1000 Linie. Treviranus Thierchen aus Bremen (Biologie II. p. 322. 1803.) konnte wohl auch diese Art seyn.
Erklärung der Abbildungen Ta f. XXXIX. Fig. V.
Es sind alle Figuren nach 300maliger Linearvergrösseruug gezeichnet Sie stellen den ganzen Entwickelungs-Cyclus des Thierchens dar und zei-
gen die Wirkung von farbiger Nahrung mit Carmin und Indigo, wie sie 1830 von mir zuerst vorgelegt wurde. Erst nachdem die Tafel gestochen war,
entdeckte ich auch in allen Individuen die runde Samendrüse. Ich habe daher dieselbe in die meisten Figuren nachträglich einzutragen für gut gehalten,
was ich hier bemerke. Gelb, golden, erscheinen sie bei durchgehendem Lichte, wenn sie viel weisse Eierchen, silbern, farblos, wenn sie wenig haben.
Fig. 1 — 5., 7 — 8. und 10. sind grössere kleinere Normalformen von der Seite, letztere Excremente auswerfend; Fig. 6. vom Rücken; Fig. 9. von
der Bauchfläche; Fig. 11. ist Fig. 7., im Eierlegen begriffen, mit den netzförmigen Eischnüren; Fig. 12. dasselbe nach dem Eierlegen (munter
bewegt); Fig. 13 — 17. ähnliche Formen nach wiederholtem beobachteten Eierlegen, die man sonst für andere Thiergattungen halten würde und
welche zeigen, wie untergeordnet die Form dem Character der Thiere ist; Fig. 18. ein fast ovales Thierchen; Fig. 19. eine Gruppe junger Thier-
chen, welche an Trichoda piriformis erinnert, o' Mund, 00 After, s contractile Blase, t männliche Drüse.
499. Colpoda? Iten, liieren förmig es JBusentliiercIieii. Tafel xxxix. Fig. III.
C. corpore ovato - cylindrico , reniformi, utrinque rotundato.
Kolpode? Rognon, a corps ovale -cylindrique en forme de rognon, arrondi aucc deute boufs.
Kolpoda Ren, Müller, Nyrebugteren , Verm. fluv. bist. p. 57. 1773. Animalc. Infus. 1786. p. 107. Tab. XV. Fig. 20—22. exclns.
Synon. — Bory, Di ct. class. 1826.
Kolpoda Reit, Abhandl. d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 53, 63. 1831. p. 113. 1835. p. 164.
Aufenthalt: In Copenhagen und Petersburg beobachtet.
Müller fand sein Thierchen in frischem Heuaufguss nur einmal , wie es scheint. Sein Citat von Joblot gehört aber zur
vorigen Art, und das von Gleichen war wohl eine Enchelys. Seine Zeichnung der ovalen Drüse hat mich bestimmt, mein Thier-
chen mit seinem Namen zu nennen. Er sah auch Queertheilung, könnte aber Paramecium Aurelia in der Queertheilung vor sich
gehabt haben. Ich beobachtete 2 runde contractile Blasen, und diesen Character halte ich am festesten samint der ovalen grossen Drüse.
Wimpern sah ich gar nicht, auch die Zunge nicht, und es fehlt daher einige Sicherheit für diese Gattung, für welche die Form
spricht. Ich fand es im Newa -Wasser zu Petersburg auf der Reise mit Herrn v. Humboldt 1829 im Winter. — Grösse V24 Li-
nie. (Vergl. Paramecium Colpoda.)
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIX. Fig. III.
Es sind 2 in Petersburg gezeichnete Figuren nach 390maliger Linearvergrösserung. t die männliche Drüse, s die Samenblasen.
500. Colpoda? Cucullio, elliptisches Busenthierclieii. Tafel xxxix. Fig. IV.
C. corpore compresso, piano, elliptico, sub fine antico parumper sinuato.
Kolpode? elliptiquey a corps comprime, plat, elliptique> leghrement echancre pres du bout anterieur.
Kyse-Bugter, Müller? Nye Saml. of Dansk. Vidensk. Saelsk. Skrift. III. p. 15. 1780.?
Kolpoda Cucullio, Müller? Animalc. Infus, p. 106. Tab. XV. Fig. 12 — 19. 1786. Abildgaard, I. g. p. 79. 1793. Schrank, 1803.
Bursaria hirudinoides et Cuculio, Bory de St. Vincent, Encycloped. meth. 1824.
Loxodes Cucullio, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 53, 56, 58, 63. 1831. p. 109.
Aufenthalt: Im Bergwerke zu Smei'nogorsk am Altai, bei Copenhagen und Landshut.
Ich beobachtete diese Form 1829 auf der Reise mit Herrn von Humboldt im August im Schleime, den ich von der Zim-
merung des Bergwerks bei 56 Lachter Teufe in absichtlich durch starkes Erhitzen von aller Feuchtigkeit vorher befreiten Gläschen
mit mir genommen hatte. Müllers Art ist wohl ein Gemisch von mehreren, von C. Cucullus und auch von Chüodon Cucullulus,
und einem Trachelius oder Lo&odes. Er fand sie in Birnenaufgüssen und mit Wasserlinsen. — Eine sich auszeichnende kleine helle
Blase am hintern Ende mag die contractile Sexualblase gewesen seyn. Ueberdiess waren Spuren von Magenzellen und Eierchen vor-
handen. Es krümmte sich beim Kriechen wie Egel. Die Stellung in der Gattung ist nicht sicher, weil ich bei der Eile der Reise
keine Wimpern und die Zunge nicht erkannte. — Grösse — x/76 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIX. Fig. IV.
Es sind 3 in Sibirien gezeichnete Figuren eines Exemplares, 390mal vergrössert Fig. i. von der Seite; Fig. 2. vom Rücken; Fig. 3. kletternd.
Nachtrag zur Gattung Colpoda.
Von den 102 Artnamen dieser Gattung sind 99 hier zurückgewiesen. Von diesen würden Losana' s 64 Namen, als auf
ganz unklare Beobachtungen gegründet, nur zum Schaden für die Wissenschaft gedeutet werden. Die übrigen 35 erlauben folgende
349
Feststellung ihrer Homonyme: 1) C. Anas Bory (1824) = Amphileptus Anas; 2) C. assimilis Müller (1786) = Amphi-
leptus Meleagris; 3) C. bibullata Bort (1824) = Trachelius {Falz;)?, Amphileptus Fasciola? ; 4) C. Cosmopolita Bory
(1824) == Leucophrys turbinata? ; 5) C. crenulata Bory (1824) = Amphileptus Meleagris; 6) C. Cucullulus Müller
(1786) = Chilodon C; 7) C. Cuneus Müller (1786) = Nov. Gen.? , Loccodis pars?; 8) C. dilatata Bory (1824) = Leuc-
ophrys Spalhula; 9) C. fasciolaris Bory (1824) = Amphileptus Fasciola; 10) C. Gallinula Müller (1786) = Loxodes
(G.)?; 11) C. Hippocrepis Herrjvtann (1784) = C. Cucwllus ; 12) C. hirudinoides Bory (1824), hirudinacea (1826) =
Amphileptus Meleagris; 13) C. Joblotii Bory (1824) = Trachelius Anas; 14) C. lacrimiformis Bory (1824) = Amphi-
lepitis Fasciola; 15) C. Lametta Müller (1773) = Trachelius L.; 16) C. limacina Bory (1824) = Amphileptus {Cyg-
nus); 17) '(?. Unter Bory (1824) = Trachelius (L.); 18) C. 2^« Schrank (1796) = Cocconema Cistula? ; 19) C. Me-
leagris Müller (1773) = Amphileptus 31.; 20) C. mucronata Müller (1786) = Loccodes? ; 21) C. Nucleus M. (1779?)
= Trichoda?, Enchelys?; 22) C. ochrea Müller (1786) = Amphileptus longicollis? ; 23) C. ovifera Bory (1824) = Bur-
saria?; 24) C. Pirum Müller (1780?) = Trichoda F.; 25) C. planeriformis Bory (1824) = Trachelius infermedius;
26) C. platyura {Symbolae phys. 1828.) = Trachelius Lametta; 27) C. Rastettum Müller (1786. p. 109.) = Euplotes? ,
Fragmentum Keronae? ; 28) C. Rostrum Müller (1773) = Loxodes R.; 29) C. Solea Bory (1824) = Colp. Cucullus;
30) C. striata Müller (1786) = Trichoda?; 31) C. triangulata Bory (1824) = Loxodes? ; 32) C. trü/uetra Müller
(1786) = Colpoda? ; 33) C. truncata Bory (1824) = Trachelius {ütriculus); 34) C. versuta Bory (1824) = Bursaria
{versuta); 35) C. Zigaena (Zygaena) Bory (1824) = Amphileptus ßleleagris. — Yiele Cyclidia Losana's sind Colpoda
Cucullus (s. Isis 1832. /?. 770. Tab. XK).
Die aus Müller's Kolpoda Cuneus allein gebildete Gattung Triodonta holpodina von Bory 1824 ist nur einmal bei
Copenhagen im Sumpfwasser beobachtet und kann leicht ein blosser Theil eines Amphileptus oder Loxodes dergl. gewesen seyn,
müsste auch TV. Cuneus genannt werden. Ebenso ist von Bory aus Müllers Kolpoda Rastettum, welche Fabricius Kerona
R. nannte, 1824 eine besondere Gattung Tribulina Rast, gebildet worden; die Form scheint aber auch nur ein Fragment einer Ke-
rona, Stylonychia oder ein Euplotes gewesen zu seyn. — Bursarien unterscheiden sich durch hintere, nicht untere, Aftcrstclle.
Die Infusionsthiermutter von Göze (in Bonnet's u. a. Auserlesenen Abhandlungen, 1774.), welche Müller tax Kolpoda
Nucleus zog, waren vielleicht Enchelys Pupa oder Leucophrys patula, und was er für die Jungen hielt, waren ohne Zweifel die
beim Zerfliessen frei werdenden Magen. Uebrigens mag er wohl damals Junge aus Eiern in Monadenform bei den Alten gesehen haben.
Dieselbe Form waren auch wohl Leeuwenhoek's Kukuks-Eier 1675 {Philosoph. Tr ansäet. 1677. XI. p. 829.). Dieser sah
auch schon ihr Platzen.
HUNDERTEINUNDZWANZIGSTE GATTUNG: LÄNGETHIERCHEN.
Paramecinm. Faramece.
CHARACTER: Animal e Colpodeorum familia, undique ciliatum, ocello nullo, lingua (papilliformi) in-
struetum.
CARACTERE: Animal de la famille des Kolpodes, cilie de tous cötes, sans oeil, mais pourvu
d'une petite langne.
Die Gattung der Längethierchen zeichnet sich in der Familie der Busenthierchen durch überall
bewimperten Körper, Mangel eines Augenpunktes und Besitz einer (warzenartigen) Zunge aus.
Den Namen der Gattung bildete Hill in England 1751 mit 4 Arten ohne besondere Namen, und
es scheint, dass die von ihm gemeinte Normalform noch jetzt denselben Rang hat. Miller gab 1773 der
Gattung nur 2 Arten, aber 1776 eine dritte. Drei neue Arten bildete Herrmann 1783 und 1784, und
1786 verzeichnete Müller 5 Arten. Gmelin nahm 1788 Herrmann's Arten auf. Schrank vermehrte 1803
diese Zahl um 6 Arten, v. Chamisso 1820 um 1 Art. Lamarck verzeichnete 1815 nur Millers Arten.
Bory de St. Vincent gab 1824 7 neue Namen nach schon bekannten Formen und nahm 12 Arten, aber
nur 2 von Müller, in der Gattung auf. Losana bildete 1829 27 neue Namen, die nicht brauchbar sind.
Seit 1828 habe ich 6 Artnamen hinzugefügt, und 1833 hat diese Zahlen Gravenhorst durch einen ver-
mehrt. Im Ganzen sind 56 Artnamen gegeben worden. Nach der seit 1830 versuchten physiologischen
Characteristik der Gattung sind davon nur 8 vereinbar geblieben. Die erste Kenntniss solcher Thierchen
hatten schon Leeüwenhoek 1676 und Joblot 1718, und alle Beobachter von Aufgüssen haben dergleichen
beschrieben und abgebildet, aber Linne und Pallas sahen sie noch nicht für Thiere an. Sie vermehren
sich überall, wo sich im stehenden Wasser Pflanzentheile zersetzen, durch Theilung und Eier zu so zahl-
losen Mengen, dass sie die Idee begründen halfen, als könnten sie plötzlich aus den Urstoffen entstehen.
Seit 1831 ist aber nachgewiesen, dass ihre 3fache Selbsttheilung in 24 Stunden schon hinreicht, um aus 1
Thierchen in 7 Tagen eine Million zu bilden, was die Noth wendigkeit jener Idee sehr beschränkt (s. den
Anhang). Eine Art lebt im Darmcanale der Regenwürmer und in Schnecken. — Die Organisation ist
reichlich ermittelt und wenn auch erst neuerlich klar geworden, doch schon frühzeitig in vielen Details er-
kannt. — Viele Längsreihen von Wimpern, die zuweilen am Munde länger sind, dienen bei allen Arten,
88
350
zwei unsichere ausgenommen , allein der Bewegung. Besonders merkwürdig sind die langen Mundwimpern
des P Chrysalis. — Als Ernährungsorgane sind sehr zahlreiche, bis mehr als 100, beerenartig an einen
(gekrümmten) Canal gereihte, Magenzellen bei 5 Arten durch Farbestoffe, und bei einer 6ten durch natür-
liche grüne Nahrung direct ermittelt. Der Mund und die Zunge sind bei 5 Arten, und die Afterstelle bei
4 Arten direct erkannt. — Als Sexualorgane Hess sich eine dicht im Körper vertheilte kornige Masse als
Eier bei 2 Arten direct erkennen, und bei 7 Arten von den 8 sind den männlichen vergleichbare Organe, bei
5 Arten sowohl 1 — 2 Drüsen als 2 — 4 contractile Blasen, bei 2 Arten letztere allein aufgefunden. Ganz
besonders auffallend und physiologisch interessant sind die schon Spallanzani bekannt gewordenen sternar-
tigen Formen dieser Blasen bei den grösseren Arten. Bei 4 Arten ist vollkommene Queer- und Längsthei-
lung abwechselnd beobachtet. — Circulations - und Respirations- Organe sind so wenig als Empfindungsorgane
bisher direct erkannt worden. Besonders merkwürdig sind vielleicht noch kleine cry stallartige, periodisch
vorhandene, schwarze Körperchen im vordem Körper bei P. Aurelia.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist durch ganz Europa bis in das sibirische und arabi-
sche Asien und bis in das tropische Nordafrika auch im Seewasser beobachtet.
501. Paramecium Aurelia, Pantoffelthierclieii. Tafel XXXIX. Fig. VI.
P. corpore cylindrico, subclavato, antica parte paullo tenuiore, plica longitudinali obliqua in os multum recedens
exeunte, utrinque obtuso.
Paramece Anreite^ a corps cylindrique 5 legerement aminci au bout anterieur en forme de massue
obtase autc deute bouts, ayant im pli longitzidinal oblique , aboutissaut a la boache tres-reculce.
Lütle animals longer ihan an oval, 13. Juni 1675, Leeüwekhoek? Philosoph. Trans act. XI. Nr. 133. 1677. p. 825.
Animalcula in Pepper Water, Anonymus? Philosoph. Trans act. Nr. 284. p. 1368. 1703. Fig. F. Slyhnychia Mytilus , zum Theil.
Cfmusson, Joblot, Observat. fait. avec Ie Microscope, p. 79. Tab. 10. Fig. 23. 1718.
Anirnalcules in Pepper Water first sort, Baker, The Microscope made easy, 1742. ed. 5. 1769. p. 72. PI. Vir. Fig. 1. Copie von 1703.
Paramecium species 3. et 1.? , Hill, History of Animals, 1751. III. p. 4. Tab. 1. Fig. 3. et 1.? Ersteres Copie von 1703.
Wärmer in Heuwasser, Ledermüller, Microsc. Gemüths- und Augenergötz. p. 88. Taf. 48. Fig. 1. 1760.
Animalculum piseiforme, Wrisbero, Observat. de animalc. Infus, satura, Fig. 7. a. E. 1765.
Volvox Terebella, Ellis, Philosoph. Trans act. 1769. p. 138. Fig. 5.
Paramaecium Aurelia, Puppe- Aflang er en, Müller, Vermium fluv. hist. p. 54. 1773.
Pantoffel-artige Thiere in Heuinfusionen, Göze, in auserles. Abhandl. aus der Ins ec toi. p. 427. 1774.
KarJcassenpolyp , Pelissojs? Beschäftig, d. Berl. naturf. Gesellsch. B. 1. p. 332. 1775.
Animali elittici 7iiassimi a due slelluzze, Spallaszatsi , Opus coli di Fisica anim. I. p. 214. Tav. II. Fig. XVIII. 1776.
Pandeloquenthierchen, Gleichen, Microscop. Entdeck. 1777. p. 48. Taf. XXII. Fig. 7. g.
Pantoffel- und Pandeloquenthierchen, Gleichen, Inf usionsthierchen , p. 128, 139, 152. Taf. XVII. E. II. b. XIX. E. I. a. XXIII. b. Fig.
a. b. g. h. 1. 2. 3. XXIX. Fig. 1. 2. 1778.
Paramecium Aurelia, Herrmann, Naturforscher, XX. p. 157, 159. Fig. 41. a. 37. c. 1784.
Paramaecium Aurelia, Müller, Animalc. Infus, p. 86. Tab. XII. Fig. 1 — 14. 1786.
Paramaecium Aurelia, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 65. 1803.
Paramaecium, Treviranus, Biologie, II. p. 325. 1803.
Grosse Pcndeloquen, Gruithuisen, Beiträge z. Physiogn. u. Eautognos. 1812, p. 312. Taf. II. Fig. 23. Isis, 1828. p. 506.
Paratnaecium Aurelia , 1824. j
Peritricha Pleuronectes, 1824. \ Bory de St. Vincent, Encyclopedie inethod. 1824. Essay d'une Classificat. des microscop.
Bursaria Calceolus, 1826. / 1826. Dict. class. Explicat. des Planches, 1831.
Polytricha Pleuronectes, 1831. / /
Paramaecium plures spec, Losana, Memorie di Torino, Vol. XXXIII. 1829. p. 1 — 48. Taf. II. Isis, 1832. p. 772. Tab. XV.
Paramaecium Aurelia, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 25, 43, 54, 56, 64. 1831. p. 9, 11, 114. 1833.
p. 172, 176, 179, 323. Taf. III. Fig. 1. 1835. p. 145, 164. Taf. I. Fig. X.
Paramaecium Aurelia, in Poggendorff's Annalen d. Physik, 1832. Taf. I. Fig. 5.
Paramaecium Chrysalis, Rud. Wagner, Isis, 1832. p. 389.
Paramecium Aurelia et piseiforme, Gravenhorst, Nova Acta Nat. Curios. XVI. p. 860. 1833. unklar.
Aufenthalt: In Europa in Delft?, London!, Paris!, Copenliagen ! , Modena!, Göttingen?, Nürnberg?, Quedlinburg!, Berlin!,
Strassburg?, Landshut?, München, Turin!, Bremen?, Wismar!, Petersburg, Erlangen!, Königsberg und Breslau, in Asien in
Syrjanowskoi ! beobachtet.
Das Pantoffelthierchen findet sich ganz besonders häufig in den vegetabilischen Aufgüssen und ist wohl von allen Beobachtern
derselben angezeigt worden. Viele hielten es freilich für die Alten der kleinen Infusorien, und auch noch 1812 war Gruithuisen
der Meinung, dass an keine Artbestiminung zu denken sey (p. 3 19-). Leeuwenhoek sah sie wohl in Delft in gestandenem Regen-
wasser, der Anonymus bei London in Pfeiferaufguss, Joblot zuerst sicher im Aufguss von Eichenrinde zu Paris, Ledermüxler
in Heuaufguss in Nürnberg, Wrisberg undeutlich im Aufguss von Apium palustre in Göttingen, Ellis sah sie in London zuerst
in Queertheilung. Müller sah sie in vegetabilischen Aufgüssen und zwischen Meerlinsen im Freien bei Copenhagen zuerst in Längen-
theilung. Göze sah sie in Quedlinburg in Heuinfusionen, Pelisson fand sie wohl in Berlin, Spallanzani sah sie deutlich in Mo-
dena und beobachtete die sternartigen Sexualblasen zuerst, welche er für Athmungsorgane hielt. Gleichen fand sie 1777 im Aufguss
von Brandstaub und sah sie Carmin aufnehmen, stellte sich aber ein Durchdringen der Masse davon vor, wie Krapp die Knochen färbe,
hielt die roth gefüllten Magen zweifelhaft für Eier oder lebendige Junge, und war nicht geneigt, den rothen Abgang für Excremente
zu halten. Derselbe hielt 1778 die contractile Sexualblase für ein Herz, sah aber die Strahlen nicht (p. 152.). Er scheint die wah-
ren Eierchen als schwarze Pünktchen (p. 152.) auch schon gesehen zu Laben. Den wahren Act des Gebährens beobachtete er nach
p. 142., blieb aber über sein Wesen im Zweifel, und hielt P. compressum des Regenwurms für dasselbe. Herrmann's Beob-
achtungen aus Strassburg sind unklar. Müller hielt 1786 die Längstheilung für wahre Begattung, beschrieb die Queertheilung sehr
genau und sah auch die Zunge des Mundes schon, welche er für einen Sexualtheil (vulvam Cucullani referens) hielt. Auf Glei-
chen^ Beobachtung des Fressens gab er nichts und er erwähnt sie nicht, sprach sich aber bei Kolpoda Cucullus stark dagegen aus
(p. 103. auch Praefatio p. XII.). Die wahren Eierchen sah er als schwarze Erdtheilchen zwischen den (Magen-) Blasen, wenn es
nicht die kleinen CrystaHe waren. Er sah die Längstheilnng (einmal) in 12 Stunden noch nicht beendet, ein andermal in 2 Stunden
351
unverändert, daher schloss er auf Begattung. Er fand sie 1776, 1777, 1780 im Juni, November und December mit Lemna, 1781
den ganzen Winter durch und in den meisten Aufgüssen. Ueberdiess hielt er mit Gleichen das Paramecium des Regenwurms
(P. compressuni) für diese Art. Schrank beobachtete ersteres bei Landshut in allen faulen Pflanzenaufgüssen. Treviranus sah
es unklar im Aufguss von Wasserlilien in Bremen. Gruithuisen gab 1812 Abbildungen der Qucertheilung aus München, hielt die
Bursarien des Froschdarmes auch für diese Art und behauptete 1828 eine Saftcircnlation gesehen zu haben, die aber nur Darmbe-
wegung gewesen seyn kann. Bory theilte 1824 Müller's behaarte Formen als Peritricha, auch Polytriclta Pleuronectes , von
den glatten ab, obschon dieser Character nur in der Zeichnung liegt, und bildete aus Joblots Figur eine besondere Art der Gattung
Bursaria. Die ganz glatte Form behauptet er zwischen Conferven zählreich, die behaarte nicht gesehen zu haben. Von Losana's
unkenntlichen Abbildungen mögen sich einige auf diese Art von Turin beziehen, v. Baer erkannte 1826 in Königsberg die wahre Mund-
stelle (JV. Acta Nat. Curios. XIII. p. 639.), gab sie aber p. 756. selbst wieder auf. Die hier zum Grunde liegenden, von den
früheren ganz abweichenden, Ansichten der Organisation habe ich seit 1830 in den Abhandl. d. Berl. Akad. entwickelt. Der Mund,
die Zunge oder Rüssel, die vielen (über 100), durch Farbeaufnahme ausser Zweifel gestellten, Magenblasen sammt der Afterstelle und
den Wimperreihen wurden schon 1830 angezeigt und 1831 abgebildet. Der Darmcanal ist sehr schwer zu erkennen, weil er nicht die
Speise behält, sondern nur wie ein Schlund schnell zu den Magen führt, welche die Ruhepunkte sind. Die Krümmung sah ich zu ver-
schiedenen Zeiten verschieden. Im Jahre 1831 wurden in den Schriften der Akademie umständliche Beobachtungen über die Vermeh-
rung durch Selbsttheilung mitgetheilt, aus denen sich eine direct beobachtete lOtägige Lebensdauer und die beobachtete Verachtfachung
eines Emzelthierchens in 24 Stunden durch blosse Selbsttheilung ergab, was eine mögliche Vermehrung jedes Einzelthierchens in 4 Ta-
gen zu 4096, und in nicht völlig 7 Tagen zu einer Million zeigt. Die Theilung schliesst sich zuweilen in 2 Stunden ab, verzögert
sich aber oft auf Ykle Stunden. Die sternartigen Organe fand ich erst 1832 (1833), aber fast gleichzeitig auch die bis dahin ganz
unbekannt gebliebene grosse ovale Drüse (p. 176.). Ganz neuerlich habe ich crystallartige kleine dunkle Körper, besonders häufig in
der Stirn, gesehen, und ich bin geneigt, diese für, wenn auch zweifelhafte, Anzeigen dort liegender Nervenmasse zu halten, wie der-
gleichen Crystalle sie oft begleiten. Eben so interessant ist der neuerlich von mir beobachtete Geschmackssinn dieser Thierchen, indem
ich, wenn ich blaue und rothe Farbe zusammenmischte, zuweilen sah, dass einige Thierchen einzelne Magen nur mit Roth, andere nur
mit Blau erfüllten, obschon viele ihre Magen mit Violett erfüllt zeigten. Professor Wagner in Erlangen hat 1832 (Isis) jene Fär-
bungsversuche nach meiner Methode glücklich wiederholt, und sein Thierchen konnte der Grösse halber wohl nur diese Art seyn. Diese
Thierchen lassen sich recht leicht mit ihren gefärbten Magen auf Glimmer oder Glas auftrocknen, wenn man sie nur isolirt. Bei der
Selbsttheilung schnürt sich erst innerlich die ovale Drüse in 2 Theile ab, dann trennt sich der äussere Körper. Meist sieht man nur
2 contractile Blasen, bei bevorstehender Längstheilung bilden sich aber erst 4. Ich sah auch einmal eine dritte sternartige Blase in
der Mitte. Die Strahlen der Sterne halte ich für die hier nur sehr langen, vielseitig in das Ovarium gehenden, Samencanäle, du-
ctus spermatici. Die Verbindungscanäle mit der Samendrüse sind mir noch nicht deutlich geworden. Die Function der contra etilen
Blase und ihr Zusammenhang erläutert sich deutlich durch die Räder tliiere. Für Herz und Lungen spricht keine physiologisch nahe
Analogie. Das Auswerfen der Eier sah ich oft, wie schon Gleichen, als partielles Zerfliessen, und die dabei erscheinenden, nur pe-
riodisch vorhandenen, zahllosen Körnchen hielt ich für die Eier. Die Mutterthiere werden dann falti«; und ranz verändert, schwimmen
aber eben so munter fort. Eierführende Thierchen sind bei auffallendem Lichte weiss, bei durchgehendem gelb, daher die oft vorkom-
mende Bezeichnung bei Joblot als Gold- und Silber-Fischchen. Eierlose sind farblos. Die Entwickelung der Eier ist noch
nicht beobachtet, aber sehr kleine beobachtete Thierchen sprechen dafür. Die plötzliche grosse Vennehrung in Infusionen scheint öfter
Folge der Selbsttheilung. Das Gefässnetz, welches ich 1833 (p. 179.) zu erkennen meinte, scheint mir jetzt das durchschimmernde
Eierschnur-Netz zu seyn. Die Bewegung ist nach vorn und rückwärts, um die Längsaxe wälzend. Mengen bilden Schwärme, wie Mük-
ken. Einzelne kriechen auch. Die Wimpern erscheinen meist erst, wenn man das Wasser durch Farbe trübt. Jede Wimper sitzt
auf 1 Knötchen, welche, auf der Halbansicht etwa 26, 52 Längsreihen bilden. In einigen Reihen zählte ich 60—70, das gäbe 70mal 52,
etwa 2640 Bewegungsorgane. — In Berlin ist es zu allen Jahreszeiten in den vegetabilischen Infusionen, in den Wasserkübeln der
Strassen und im Freien, auch oft im Winter, von mir gesehen. Im Winter sah ich es auch 1829 in Petersburg auf der Reise mit
Herrn v. Humboldt, auch in Syrjanowskoi im Altai im August, und 1833 in Wismar im Süsswasser im September. Vielleicht ge-
hört auch die Dongalanische Form des P. Ckrysalis hierher. — Grösse Vio — % Linie oder kleiner, der Eierchen Viooo Linie.
Erklärung der Abbildungen Tafel XXXIX. Fig. VI.
Alle Figuren sind SOOmal im Durchmesser vergrössert. Fig. 1. ruhendes Thierchen bei wenig Wasser mit nach oben gekehrtem Munde o und stern-
artigen Sexualblasen *, bei t die Drüse; vorn sind Eierchen. Fig. 2. wirbelt im Indigo wasser, bei o der Mund. Fig. 3. in Längstheilung durch
den Mund begriffen, schwimmend, mit 4 Sexualblasen und 2 schon getrennten Drüsen. Fig. 4. schwimmend, mit Carmin erfüllt. Fig. 5 — 6. Pan-
toffel artige Formen in natürlicher Farbe. Fig. 7. ruhend, bei wenig Wasser abgeplattet und mit seitlichem Munde o', die Zuuge vorgestreckt, blau
genährt. Fig. 8. strotzend von Indigonahrung und bei w auswerfend, d der Mund, s die veränderlichen Blasen. Fig. 9. hat Roth und Blau in
verschiedene Magenzellen selbst gesondert,' was man auch künstlich dadurch leicht bewirken kann, dass man Thierchen aus Blau, dann in Roth setzt.
Dasselbe Thierchen ist durch eine dritte Sternblase in der Mitte merkwürdig. Fig. 10. jüngeres Thierchen, welches nicht durch Selbsttheilung ent-
standen seyn kann. Fig. 11. ideale Zeichnung des beobachteten Verlaufes des Darmes, doch sah ich auch zuweilen ihn vom Munde erst nach hinten
und dann nach vorn gehend in doppelter Schlinge; c! Mund, w After. Fig. 12. Vorbereitung zur Queertheilung durch den Mund mit schon geseil-
ter, noch nicht getrennter, Drüse. Fig. 13. und 14. frei gewordene Theile 5 letzterer, ein Hintertheil, bildet schon eine 2te Sternblase.
502. Paramecium caudatum, geschwänztes IB a nt o fiel tili er clien. Tafel XXXIX. Fig. VII.
P. corpore fusiformi, antica parte obtusiore, postica magis attennata.
Paramece a gueue, a corps fusele, obtus au bout anterieur^ plus aminci au bout posterieur.
Paramecium caudatum, Herrmann, Naturforscher, XX. p. 157. Taf. III. Fig. 38. 1784. AmpMleptus?
Paramaecium caudatum, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 66. 1803.
Paramecium caudatum, Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 268, 323. Taf. III. Fig. IL
Aufenthalt: Bei Berlin und vielleicht bei Strassburg und Landshut.
Diese Art ist der vorigen sehr ähnlich, meist aber, auch bei auffallendem Lichte, gelblichweiss, und findet sich nicht in In-
fusionen, sondern im Freien zwischen faulen Schilfblättern und Conferven, auch im Winter. Ich entdeckte sie am 11. Juni 1832. Es
giebt zuweilen ziemlich ähnliche Formen auch unter P. Aurelia , diese sind aber nicht die hier gemeinte Art. Der Organismus ist
353
«anz wie bei voriger Art, nur sah ich die Blasen nie sternartig. — Grösse bis Vio> Eierclien Vsoo Linie beobachtet. Herrmann's
Synonym ist unsicher.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIX. Fig. VII.
Fig. 1., 2. und 4. Einzelnere mit und ohne Indigofütterung; Fig. 2. auswerfend; Fig. 3. in der Längstheilung, o' Mond, to After, $ contractile
Blasen, t männliche Drüse. Vergrösserung 300mai im Durchmesser.
503. $*arameeium Chrysalis 9 Wymplientliierclieii. Tafel XXXIX. Fig. VIIL
P. corpore oblongo, cylindrico, utrinque aequaliter rotundato, oris ciliis longissimis.
Paramece Chrysalide, a corps oblong cylindrique , egalement arrondi auac deute bonfs, ayant les
cils de la bouche tres-longs.
Ovales dores, Joblot? Observations faites avec le Microsc. 1718. ed. 1754. TT. p. 13. PI. TT. B. D. K. TL O. R. L.
Paramaecium Chrysalis et oviferum, Müller, An i male, infus, p. 90, 91. Tab. XU. Fig. 15 — 20. und 25 — 27. 1786.
B ursaria Chrysa lis ,
Paramaecium Chrysalis, Bqry^ Dict clagg> 1822# Encycloped. method. Vers. 1824.
Peritricha Ovulum, /
Kolpoda ovifera, /
Bursaria Chrysalis, I Hemprich u. Ehrekber&, Symbolae physicae. Evertebrata. Phytozoa, Tab. I. Fig. 5—9. Text 1831. Para-
Peritricha vacillans, » maecium Chrysalis.
Parameäum Chrysalis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 17. 1830. p. 25, 43, 54, 56, 65, 78. Tab. TV.
Fig. IL 1831. p. 114. 1835. p. 164.
(Paramaecium Chrysalis, R. "Wagner, Isis, 1832. ist P. Aurelia.)
Aufenthalt: In Europa in Paris ?, Copenhagen?, bei Berlin und Petersburg, in Asien in Bogoslowsk im Ural, in Afrika auf der
Nilinsel Argo in Nubien, in Dongala und bei Caliira und Bulak in Aegypten beobachtet.
Müller fand seine Form im Seewasser der Ostsee häufig im Herbst und bemerkt, dass sie auch im Süsswasser fortlebte,
während P. Aurelia im Salzwasser starb. Eine andere ähnliche Form sah er mit Meerlinsen im Süsswasser und nennt sie P. ovife-
rum, weil er die Magenblasen für Eier hielt. Auch ich habe häufig ein dem Pantoffelthierchen sehr ähnliches, kürzeres und weniger
schlankes, Thierchen, aber nur im Süsswasser, beobachtet, welches auf Müller' s Abbildung ziemlich passt. Diess habe ich denn P.
Chrysalis genannt. Bei Berlin ist es abwechselnd in Aufgüssen und Wasserkübeln auch im Winter häufig, und ich fand 1822 eine
ähnliche Form im subtropischen und tropischen Nordafrika zwischen Conferven des Nilwassers und sah sie wieder in Petersburg und
Bogoslowsk auf der Reise mit A. von Humboldt 1829. Ich theilte 1830 von dieser Art bereits viele Abbildungen und Organisations-
Details mit. Anfüllung von 120 Magenzellen mit Farbestoffen, die Längsreihen der Wimpern , Mund, Zunge und After waren erkannt.
Seitdem habe ich 2 neben einander liegende contractile runde Blasen, eine runde Sexualdrüse und sehr lange merkwürdige Mundwim-
pern beobachtet, die einer wellenartig bewegten Membran gleichen, auch Längstheilung und Queertheilung gesehen. Es bildet, wie die
Pantoffelthierchen, zuweilen durch zahllose Mengen milchiges Wasser, und im Wasser selbst bildet es den Mückenschwärinen ähnliche
Gesellschaften, die auf- und absteigen. Durch leichte Erschütterung kann man diese sogleich hervorbringen. — Grösse in Berlin bis
Vau* in Argo V20* in Dongala und Bulak x\iq Linie,
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIX. Fig. VIII.
Es sind 4 einfache Einzelthiere , eines in Queertheilung und eines in Längstheilung, bei 300maliger Linearvergrösserung abgebildet. Fig. 1. zeigt die
Afterstelle; Fig. 5. bei d den Mund, bei s die Sexualblasen; Fig. 2. hat die natürliche Farbe, die übrigen haben farbige Nahrung verzehrt.
504. Paramecium Colpoda, Busen -I^ängetliierclieii. Tafel XXXIX. Fig. IX.
P. corpore ovato, leviter compresso, utrinque obtuso, antico fine attenuato, obtuse uncinato.
Paramece Kolpode, d corps ovale., legerement comprime, obtus mite deute bouts, aminci et obtuse-
ment crochu au bout anterieur.
Colpoda Cucidlus, Schrank, Beiträge zur Naturgescli. p. 23. Taf. I. Fig. 21. 1776. Fauna boiea.
Kolpoda Ren, Müller und Schrank zum Theil?
Paramaecium Kolpoda, Abhandl. der Akademie d. Wissenscli. zu Berlin, 1831. p. 114. 1833. p. 174, 324. Taf. III. Fig. III. 1835.
p. 164.
Aufenthalt^ Bei Berlin!, Linz? und Copenhagen?.
Diess Thierchen findet sich bei Berlin in Aufgüssen lebender Pflanzen zuweilen häufig, besonders zahllos vermehrte es sich
1832 in Brennnessel -Aufguss. Schrank und Müller könnten in Linz und Copenhagen leicht diese Form mit Kolpoda Ren ver-
wechselt haben. Yiele frühere Beobachter könnten sie auch für Colpoda Cucullus gehalten haben. Von diesem unterscheidet sie sich
durch bewimperten Rücken , mehr nach hinten gelegenem After, Mangel des zuugenförmigen Theils zwischen Mund und After, und den
kürzeren Schnabel; von C. Ren durch 2 neben einander stehende contractile Blasen, 1 — 2 runde Drüsen und die Behaarung. Der
Mund ist vorn unterm Schnabel, der Ausschnitt ist also auf der Bauchseite. Die Abbildungen von 1833 waren noch ohne die Sexual-
drüsen; diese sind seit 1835 ermittelt und hier nachträglich eingetragen. Queer- und Längstheilung sind beobachtet. Letztere giebt
sehr schlanke, erstere sehr rundliche Formen. Zwei Drüsen scheinen bevorstehende Selbsttheilung anzuzeigen. P* Colpoda, P. Chry-
salis und Colpoda Ren sind ihrer doppelten Sexualblasen halber physiologisch merkwürdig. — Grösse bis V20 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXTX. Fig. IX.
Es sind 7 einfache Thierchen, i in Queertheilung, 2 in Längstheilung und 1 in 3 umrissen, bei 300maliger Linearvergrösserung. Fig. 1. wirft aus;
0' Mund, t Sexualdriise, s Sexualblase, w After. Fig. 2. Bauchseite. Fig. 3. bis 5. Seitenansichten, 2 wirbelnd. Fig. 6. Queertheilung. Fig.
7—8. Längstheilung. Fig. 9 — 10. jüngere Formen. Fig. 11-12. Skizze für die männlichen Sexualtheile , die Contractilität der Blasen erläu-
ternd. Fig. 11. Expansion. Fig. 13. Contraction.
353
505. JParamecium? sinaiticum, l^ängethierclien des Sinai. Tafel XXXIX. Fig. X.
P. corpore compresso elliptico, dorso ventreque carinatis, ciliorum Corona incerta.
Paramece sina'itique, a corps comprime aua> flaues, ellipiique, le dos et le venire en carene, la
conronne de eils au front poi?it distinete*
Paramaecium? sinaiticum, Hemprich et Ehrenberg, 1828. Symbolae physicae. Evertebrata. Phyto zoa. Tab. IL Sinaitica. Fig. 5.
Text 1831.
Paramecium sinaiticum, Abhandl. der Akademie d. Wissenscli. zu Berlin, 1829. p. 17. 1831. p. 114.
Aufenthalt: Im Wadi Ess'le des Sinai -Gebirges.
Ick beobachtete die Form im Jahre 1823 -mit Dr. Hemprich in Tor am Sinai Arabiens zwischen Conferven des Baches
Wadi Ess'le. Ich sah sie nur auf der flachen Seite kriechen , nicht schwimmen. Die lateinische Beschreibung des Tagebuchs findet
sich in den Symbolis physicis. Auf der rechten schmalen Seite war eine Falte. — Grösse Y24 Linie. (Vcrgl. P. compressum.)
Erklärung der Abbildung Taf. XXXIX. Fig. X.
Es ist ein Exemplar in 3 Stellungen, bei lOOmaliger Vergrösserung des Durchmessers, 1823 in Tor gezeichnet.
506. Parameciumf ovatum, eiförmiges läiigethierclieii. Tafel XXXIX. Fig. XL
P. corpore ovato, turgido, antico fine obtuse attenuato.
Paramece ovale, a corps ovale , gonfle, aminci et obtus au hout antcrieur.
Paramecium ovatum, Abhandl. der Akademie d. Wissenscli. zu Berlin, 1830. p. 65. 1831. p. 115.
Aufenthalt: In Petersburg.
Diese Art fand ich im Winter 1829 auf der Reise mit Herrn von Humboldt in Petersburg in stehendem Newawasser. Sie
kann nicht wohl ein Fragment einer andern Art seyn, ist zu gross für einen Theil von P. Chrysalis, aber nicht oft beobachtet; auch
wurden die Wimpern nicht erkannt. Die von vorn zum Munde laufende Falte , viele Mage nz eilen , eine hellere hintere Blase und eine
feinkörnige Trübung als Eiermasse Hessen sich wahrnehmen. — Grösse V24 Linie. (Vergl. P. C/irysalis.)
Erklärung der Abbildung Taf. XXXIX. Fig. XL
Es ist das 1829 in Petersburg gezeichnete Exemplar, 390mal vergrössert; s die Sexualblase.
50 Ä. JParamecium compressum, flaclies längetliierclien. Tafel xxxix. Fig. xn.
P. corpore compresso, elliptico aut reniformi, fronte ciliis longioribus oblique coronata.
Paramece comprime, a corps comprime, elliptique ou echancre en forme de rognon, ayant une
couronne oblique de eils allonges au fro?it.
Bohnenihierchen (Glasthierchen wnd Netzihiercheri) im Regenwürme, Gleichen, Mikroskopische Entdeck, p. 58. Taf. XX VII. Fig. 2, 4. 1777.
Paramaecium Aurelia , Müller, Animalc. infus, p. 89. 1786.
Leacophra Lumbrici, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 101. 1803.
Paramaecium compressum, Abhandl. der Akademie d. Wissenscli. zu Berlin, 1830. p. 65. 1831. p. 114. 1835. p. 164.
Aufenthalt: Auf dem Greifenstein ob Bonnland, bei Landshut, Berlin und in Uralsk im Ural Asiens beobachtet.
Diess Thierchen fand ich zuerst im Innern einer lebenden Flussmuschel, Mya, des Uralflusses 1829 auf der Reise mit Alex,
ton Humboldt. Erst 1837 fand ich die Thierchen im Darme der Regenwurm er bei Berlin, welche Gleichen entdeckt hat, und
sah sie so übereinstimmend, dass ich beide Thierparasiten nun vereinige. Ob es bei den Muschelt liieren auch im Darme lebt, habe
ich nicht ermittelt, verrnuthe es aber. Das bei Berlin nicht häufige Regenwurmthierchen zeigt ebenfalls eine grosse ovale Drüse, eine
contractile Blase dicht am Munde und die Magenzellen besonders im hintern Theile des Körpers, wo ich auch grüne Nahrungsmittel
darin erkannte. Der vordere Theil, die Stirn scheint mehr für die Entwickelung eingerichtet und hat in seiner Mitte fast strahlige
helle Zellen, deren Natur mir zweifelhaft blieb. Sind es noch Magen? Der Mund liegt in der Mitte des Körpers, wo der Wimper-
kranz endet, in einer mehr oder weniger leichten Einschnürung und hat ein zungenartiges Wärzchen. Besonders das Vordertheil sah
ich oft verkrüppelt, durch Eierlegen zusammengefallen und ausgebuchtet. Ich zählte 16 Reihen Wimpern auf der Halbansicht. Glei-
chen sah vielleicht Queertheilung. — Grösse des Regenwurmthierchens bis V20 Linie, der Eierchen Vioou Linie, des Muschelthierchens
*/18 Linie. (Vergl. P. sinaiticum, Kerona Polyporum und den Nachtrag.)
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIX. Fig. XII.
Es ist nur das Thierchen von Uralsk aus der Mya des Ural dargestellt, nach Zeichnungen von 1829. Fig. 1. breite linke Seitenfläche; o' Mund, s
Sexualblasen, t Sexualdrüse. Fig. 2. schmale Bauchfläche. Neuere Zeichnungen des Regenwurmthierchens konnten nicht mehr aufgenommen werden.
Vergrösserung 390mal im Durchmesser.
508. Paramecium Milium, Hirsethierclieii. Tafel XXXIX. Fig. xm.
P. corpore parvo, oblongo, triquetro, utrinque fere aequaliter rotundato.
Paramece Mille t, a corps petit, oblong, trilateral, egalement arrondi au& deua) bouts.
Cyclidium Milium, Müller, Vermium fluv. hist. p. 37. 1773. Animalc. lnfusor. p. 79. Tab. XI. Fig. 2, 3. 1786.
Monas? Milium, in der Isis, 1833. p. 243. Synonyme von Müller.
Aufenthalt: Bei Copenhagen und Wismar.
Ich erhielt diess Thierchen zuerst am 10. October 1834 in einer Sendung brakischen Seewassers der Ostsee von Wismar
durch die Güte des Herrn Dr. Ferd. Rose, und erkannte sogleich die Aehnlichkeit von Müllers Zeichnung. Im Juni 1836 erhielt
ich es mit Wasser aus Copenhagen, welches gar keinen Salzgeschmack hatte. In Berlin habe ich es noch nicht in Infusionen gesehen.
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Müller fand sein Tliierclien mit Paramecium Aurelia und Conferva fluviatilis. Es färbte bei mir zuletzt das ganze Wasser mil-
cliijr und lebte besonders zahlreich, als diess einen unerträglichen Genich annahm, starb aber bei weiterer Zunahme der Fäulniss des
Wassers. Es war in Gesellschaft des Euplotes striatus und nahm Indigo in viele kleine Magenzellen auf. Der Mund war in der
vordem Gegend des Körpers, und am Ende der dicken Längsfalte, welche Müller als Strich bezeichnet hat, schien die Afterstelle
zu seyn, neben der eine helle contractile Blase lag. Der ganze Körper wirbelt in Farbe. Die Zunge ist undeutlich geblieben, wie
bei Amphileptus. Ich sah auch Queertheilung. — Grösse Vq6 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXIX. Fig. XIII.
Es sind 9 in Berlin beobachtete Tliierclien aus Wismar mit Indigofüllung, bei 300maliger Vergrösserung gezeichnet. Fig. 3. zeigt bei o' den nur durch
den Wirbel erkennbaren Mund, bei s die Sexualblase. Fig. 6.* ist in Queertheilung begriffen.
Nachtrag zur Gattung Paramecium.
Die Homonyme der 48 von den 56 bisherigen Artnamen, welche nicht angewendet werden konnten, sind mit Ausschluss der
nicht wohl zu deutenden 25 neuen Namen von Losana etwa folgende: 1) Paramecium acutum Herrmann (Naturforsch. XX. 1784.)
= Amphileptus Fasciola? ; 2) P. aneeps Herrmann (1784) = Amphileptus Fasciola? ; 3) P. Cohjmbus Bory (1824) =
Amphileptus? ; 4) P. dubium Bory (1824) = Euplotes?; 5) P. Fasciola Müller (1776) = Amphileptus F.; 6) P. Fusus
Schrank (1803) = Trachelius Lametta?, Amphileptus? ; 7) P. Histrio Müller (1773) = Stylonychia H.; 8) P. Incu-
bus Schrank (1803) — Bursaria intestinalis; 9) P. kolpodinum Bory (1824) s. Colpoda Cucullulus ; 10) P. Lametta
Schrank (1803), Bory (1826) = Trachelius Lametta; 11) P. lamellinum Bory (1824) = Tr. Lametta; 12) P. margi-
natum Müller (1786) = Vorticella? > Spirostomum? ; 13) P. Nucleus Schrank (1803) = Bursaria cordifurmis; 14) P.
oceanicum Chamisso (N. Acta N. C. X. p. 371. 1820.) = Astasia?; 15) P. oryziformis Bory (1824) = Monas?, Bursaria?;
16) P. oviferum Müller (1786) == P. Chrysalis? ohne Eierchen; 17) P. parado&um Bory (1824) s. Cyclidium dubium;
18) P. pigrum Schrank (1802. Naturhist. Briefe an Nau) = Amphileptus Fasciola?; 19) P. piseiforme Gravenhorst (1833)
= P. Aurelia; 20) P. Solea Bory (1824) = Loscodes Rostrum; 21) P. Terebra Schrank (1803) = Amphileptus; 22)
P. versutum Müller (1786) = Bursaria vernalis? ; 23) P. viride Schrank (1803) = Euglena deses? , Astasia?. — Die
4 von Hill ohne Namen bezeichneten Arten waren wohl 1) und 3) = P. Aurelia und Stylonychia Mytilus, 2) Chilodon Cucul-
lulus, 4) Amphileptus Fasciola?. — Paramecia ohne Zunge sind Amphilepti. — Paramecium ist richtiger als Paramaecium.
lieber die lebenden Infusorien im Darme des lebenden Regenwurms.
Der Freiherr v. Gleichen entdeckte im November 1776 beim Durchschneiden von Regenwürmern mit der Scheere in
dem ausgelaufenen Tröpfchen Safte lebende Thiere. Er fand sogleich bei fortgesetzter Untersuchung 7 Arten lebender Thiere im Re-
genwurme. Unter 50 Regenwürmern hatte etwa der dritte Theil dergleichen. Er hat ein Tagebuch seiner Beobachtungen (p. 64.
seiner Mikrosp. Entdeckungen) geliefert. Die von ihm genannten 7 Thierarten würde ich auf 3 Arten von Infusorien, 1 Fadenwurm
und 1 Saug wurm deuten, nämlich: 1) Knopfthierchen = Glaucoma nodulalum? ; 2) Netz tliierclien = Paramecium com-
pressum alt?; 3) Glasthierchen == Param. compressum in Queertheilung?; 4) Bohnen tliierclien = Param. compressum
junger; 5) Aelchen = Anguillula intestinalis? ; 6) Egel = Distomum? ; 7) Perlenthierchen = Glaucoma? intestinale?
diese Perlen waren nur die optische Erscheinung des wellenförmigen Flimmerns. Nach Gleichen hat die Tliierclien Schrank, eben-
falls in Baiern , wieder gesehen; er nennt sie Leucophra Lumbrici und fand sie im Darmcanale und Magen. Ich habe bei Berlin
viele Hunderte von Regenwürmern zerschnitten, aber erst im September, October und November dieses Jahres (1837), wo ich wie-
der nahe an 100 Stück untersuchte, sie endlich in 5 Exemplaren mit Anguillula intestinalis nur im hintern Darme zahlreich gefun-
den. Ich habe aber immer nur die Bohnen tliierclien und Aelchen gesehen; letztere sind Fadenwürmer, erstere wahre Infu-
sorien und hier als Paramecium compressum verzeichnet. Die Tliierclien im Darme der Frösche sind Bursarien und Bodo-
nen. (Vergl. Bursaria.)
HUNDERTZWEI UNDZ WANZIGSTE GATTUNG: DOPPELHALSTHIERCHEN.
Amphileptus. Ampbilepte.
CHARACTER: Animal e Colpodeorum familia, ocello et lingua destitutum, proboseide caudaque insigne.
CARACTERE: Animal de la famille des Kolpodes^ ri ayant ni oeil, ni langue, pourvu dune
trompe et d'une queue.
Die Gattung der Doppelhalsthierchen unterscheidet sich in der Familie der Busenthierchen durch
Mangel an Auge und Zunge, neben dem Besitz eines Rüssels und Schweifes (Fusses).
Die Gattung ist 1830 in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. mit 2 Arten gegründet, erhielt 1831
ebenda 4, 1833 6 Arten und wird seit 1835 mit 8 Arten verzeichnet. Die ersten Formen kannte Joblot
1718. Hill nannte dergleichen (?) 1751 zuerst Paramecium quarlum, Ellis 1769 Volvox vorax, Müller
1773 Vibrio Anser, Fasciola, Colymbus caet. und Kolpoda Meleagris. Schrank nannte sie 1803
TracfieUm. Bory hat sie neuerlieh als Kolpoda, Paramaecium und Amiba verzeichnet. — Die Orga-
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nisation ist reichlich ermittelt. — Als Bewegungsorgane dienen sehr zahlreiche, bei 3 Arten in Längsreihen
gestellte, nur bei 1 Art unerkannte, Wimpern, und überdiess haben die verdünnten Körperenden oft eine
grosse Beweglichkeit. Zuweilen sind Schwanz (Fuss) und Rüssel (Stirn) nur stumpfe Vorsprünge. — Als
Ernährungsorgane sind bei 5 Arten viele Magenzellen mit erkennbaren Nahrungsstoifen erfüllt gesehen; ein
deutlicher Mund ist bei 7, und eine AuswurfsöiFnung bei 5 Arten beobachtet. Alle Arten haben einen farb-
losen Magensaft, nur A. margaritifer hat ihn blass rosenroth. — Als Sexualorgane sind Eikörnchen bei
7 Arten erkannt, bei einer von Farbe grün, bei den übrigen weisslich. Ferner sind bei 4 Arten contractile
Blasen und bei 3 Arten Sexualdrüsen erkannt, kugelförmig und doppelt bei 2, perlschnurförmig bei der drit-
ten, dueer- und Längstheilung ist bei 1 Art, Queertheilung allein bei einer zweiten beobachtet.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist über ganz Europa bis Petersburg und bis zum Ural
Asiens erkannt.
&09. AmpMleptus Anser, weisser Doppellials, Scliwanengans. Tafel xxxvil. Fig. IV.
A. corpore turgido fusiformi, albido, proboscide corporis longitudine obtusa, cauda brevi acuta.
Amphilepte Oie, a corps fasele, gonfle, blanchätre, pourvn d'une trompe obüise de la longueur du
corps et (ffune queue courte aigue.
Sygnes, Joblot, Observations faites avec le microsc. ed. 1754. IT. p. 66. Tab. 8. Fig. 8. 1718.
Vibrio Anser, \ Müller, Vermium fluyiat. bist. p. 46 , 47. 1773. Gaase-StraeMceren. Suane - Straetäeren. Animalc. infus, p. 72. 73.
— Cygnus, ) Tab. X. Fig. 6 — 11. 1786.
Der gemeine Wasser - Schwan , Eichhorn? Beiträge z. Kenntn. d. kl. Wassertb. 1775. p. 73. Taf. VII. Fig. C. (s. Trachelocerca.)
Trachelius Cygnus, Schrank, Fauna boica, 1803. III. 2. p. 56.
Amiba Anser et Cygnus, Bory de St. Vincent, Dict. classique d'liist. nat. 1822.
Kolpoda limacina, Bory de St. Vincent, Encycloped. metb. Vers. 1824.
AmphUeptus Anser, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830, p. 43. 1831. p. 116. 1833. p. 230. 1835. p. 164.
Aufenthalt: In Paris , Copenhagen, Landshut, Danzig und Berlin beobachtet.
Dieses ganz liebliche schwanenartige weisse Thierchen steht an Schlankheit andern Arten der Gattung nach und lässt sich
daher mit einer Gans vergleichen. Es lebt zu allen Jahreszeiten zwischen Wasserlinsen und an abgestorbenen Schilf blättern. Der
halsähnliche Rüssel ist kein Hals, sondern eine Stirn oder Oberlippe, indem der Mund an der Basis ist. Die Afteröifnung glaubte ich
einmal oberhalb des Schwanzes auf der Riickenseite zu sehen. Farbestoffe nahm es nicht auf, aber ich sah erkennbare Chlamidomo-
nas Pulvisculus schon 1830 in einigen Magen. Viele Magenblasen, Eierchen, eine runde contractile Blase und 2 runde Sexualdrü-
sen sind erkannte Organisationsglieder. Die Bewegung des Körpers ist träge, aber die des Rüssels nach allen Seiten ziemlich lebhaft.
Die Ordnung der Wimpern Hess sich nicht erkennen. Obwohl ich fast glaube, dass Müjller's V. Anser die folgende Art war, so
fehlen doch die Charactere auch. Sein Vibrio Anas war wohl A. Fasciola. Sein V. Cygnus war als Eichhorn's Thierchen
(Naturforscher IX.) diese Art. Seine characteristischen Knötchen sind die angeschwollenen Mundränder, Lippe. Müller hat queere
Selbsttheilung innerhalb einer Stunde völlig abgeschlossen gesehen. — Grösse bis Vio Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXVIL Fig. IV.
Es sind 4 Darstellungen verschiedener Thierchen bei 300maliger Vergrösserung. Mehrere haben grüne Monaden verzehrt, o' Mund, co
After, s Sexualblase, t Drüsen.
510. AmphUeptus margaritifer 9 Perlen -Scliwan. Tafel XXXVIL Fig. V.
A. corpore gracili, fusiformi, albido, vesicularum serie recta ornato, proboscide corpus aecpante, caudaque brevi sub-
acutis.
Amphilepte ä perles, le corps grele, fasele, blanc, gafni dune serie de vesiciäes cn fil de perles,
la trompe de la longueur du corps, presque aigue comme la c/ueue courte.
Das SicheliMer, Proteus, Göze, in Bonnet's Abhandl. aus der Insectologie, deutsch. Anhang, p. 38t. 1773. Taf. IV. Fig. 9.
AmphUeptus Anser ß margaritifer, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 230.
Aufenthalt: Bei Quedlinburg und Berlin beobachtet.
Diese niedliche Form, welche schon Göze mit gemüthvoller Theilnahme beschrieb, lebt bei Berlin zuweilen häufig zwischen
Vorticellen-Colonieen, an Meerlinsen und Ceratophyllis. Ich sah sie im August 1826, am 25. April 1832 und dann öfter, auch
am 22. Oct. 1837. Das Knöpfchen am Rüssel bei Göze halte ich für optische Verdickung durch Senkung der Spitze. Müller zog
diesen zu Vibrio Anser, allein die Perlenreihe der Saftbläschen für den farblosen Digestionssaft und ihr Mangel schien mir characte-
ristischer, als alle Form. Ich sah im Innern verschluckte grüne Monaden in einzelnen der zahlreichen Magenzellen, eine Reihe von
6_16 hellen Saftbläschen und Eierchen, auch eine einfache contractile Blase, erkannte aber noch keine Drüsen. Der After schien
durch eine leichte Vertiefung oberhalb der Schwanzbasis (also des Fusses) bezeichnet. Die geschwollenen Mundränder sind auffallend.
Die Ordnung der nur in farbigem Wasser leicht sichtbaren Wimpern blieb dunkel. Die Beweglichkeit und der beständige Formwechsel
sind bei der schlanken Gestalt überaus lieblich. Es hat kriechend immer neue, immer fesselnde Gestalten, und schwimmt nur langsam.
Schon 1826 sah ich einmal ein Zerfliessen in 2 Hälften, — Grösse bis % Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXVIL Fig. V.
Es sind 7 Darstellungen, bei 300maliger Linearvergrösserung , in verschiedenen Grössen und Bewegungen, o' der Mund, + + die Reihe der Saftblasen,
s die Sexualblase. Fig. 7. ist 1826 im Zerfliessen gezeichnet. Beide Hälften schwammen dann lange so herum.
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511. AmpMleptus moniliger, Ketten -Gans. Tafel xxxvm. Fig. L
A. corpore turgido, amplo, albo, proboscide caudaque brevibus, glandula rnoniliformi.
Amphilepte monilifere, ä corps gonfle, ample, blanc, la trompe et la queue courtes, la glandule
en forme de fil de perles.
Amphileptus moniliger, Abhandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1835. p. 165.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese sich sehr auszeichnende Art fand ich am 13. März 1835 zwischen Wasserlinsen einzeln zu wiederholten Malen. Sie
hat grosse Aehnlichkeit mit Trachelius Ovum, von dem sie das Spitzchen am Hintertheil und die Perlendrüse wesentlich unterschei-
den. Farbe nahm es nicht auf. Die Mundstelle war kenntlich , der After undeutlich, schien aber auf der Rückenseite des Spitzchens
zu seyn. Eierchen und grosse Magenblasen füllten den Körper, dessen Wimpern deutlich, aber ohne sichtliche Ordnung waren. —
Grösse % — 1/6 Linie.
Erklärung der Abbildung Taf. XXXVIIL Fig. I.
Ein Exemplar in 300maliger Linearvergrösserung. Seitenansicht, o' Mund, co After, t Kettendrüse.
512. AmpMleptus viridis, grüne $cliwanengan§. Tafel xxxvm. Fig. IL
A. corpore turgido, fusiformi, viridi, proboscide caudaque hyalinis, brevibus.
Amphilepte vert, a corps fusele, gonfle, vert, la trompe et la queue hyalines, courtes.
AmpMleptus viridis, Abhandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 229.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Am 16. April 1832 zwischen Lemna minor im Thiergarten entdeckt. Der Körper hatte 15 — 20 Längsreihen von Wim-
pern auf der Halbansicht. Die grüne Farbe war durch innere, im Rüssel und Schwänze fehlende, grüne Körnchen , Eierchen bedingt.
Eine lebhaft abstechende helle contractile Blase war im hintern Körper sichtbar und viele Magenzellen schimmerten undeutlich durch die
Eiermasse. Farbe nahm es nicht auf. Bewegung langsam schwimmend, um die Längsaxe drehend und kriechend. — Grösse */io — 1[$
Linie, der Körnchen Viooo Linie, mithin Cyclus der Entwickelung wohl Viooo — Vs Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXVIIL Fig. IL
Fig. 1. gerade ausgestreckt, wirbelnd; o' der Mund, cd der After?. Fig. 2. mit gebogenem Halse. Fig. 3. eingezogen. Linearvergrösserung
300mal.
513. AmpMleptus Fasciola, SBindentbierchen. Tafel xxxvm. Fig. in.
A. corpore albido, depresso, lineari-lanceolato, venire piano, dorso turgidulo.
Amphilepte Bandelette, a corps blanchätre, deprime, lineaire-lanceole, le ventre plat, le dos convexe.
Pelites huitres, Joblot? Observat. fait. avec le microsc. ed. 1754. p. 26. PL 4. Fig*. m. n. o. 1718.
Paramecium quartum, Hill? History of Animals, 1751. p. 5. Tab. I. Fig. 4. (Figur Copie der Stylonycli. Mylilus Yon 1703.)
Vibrio Fasciola, Müller, Vermium fluv. hist. Igle - StraekJceren. p. 48. 1773.
Der Wasserbohr, Eichhorn, Beitrage z. Kenntniss der kl. Wasserth. p. 34. Taf. 2. Fig. T. 1775.
Paramaecium Fasciola, Müller, Zoolog, dan. prodr. 1776. p. 280.
Paramecium acutum et anceps, Herrmann, Naturforscher, XX. p. 157, 158. Tab. III. Fig. 39, 40. 1784.
Vibrio Anas, Fasciola und intermedius, Müller, Animalc. Infus, p. 69, 72. Tab. IX. Fig. 18—20. Tab. X. Fig. 3—5. 1786.
Trachelms Planaria, i Schrank, Fauna boica III. 2. p. 59, 65, 66. 1803.
Paramecium pigrum et Terebra, |
Kolpoda fasciolaris, planairiformis et lacrimiformis, \
Paramaecium acutum et anceps, \ Bort de St. Vincent, Encycloped. meth. Vers. 1824.
Enchelis Raplianella et rafanella, )
Trachelius Fasciola, Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 54, 65, 78. Taf. IV. Fig. IV.
Amphileptus Fasciola, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 116. 1835. p. 164.
Aufenthalt: In Paris?, London?, Copenhagen ! , Danzig?, Strassburg?, Landshut, Berlin, Petersburg, ferner in Uralsk und Ca-
tliarinenburg an der Grenze von Asien. Im Süsswasser und Seewasser beobachtet.
Diess Thierchen ist in Berlin in allen Infusionen und allen Gewässern zu allen Jahreszeiten sehr verbreitet und gemein, und
es ist von mir 1829 bis an die Grenze des nordwestlichen Asiens beobachtet worden. Am häufigsten ist es in einer kleineren Form,
doch sah ich diese neuerlich sich ansehnlich grösser entwickeln, so dass sie dem Vibrio Anas ganz vergleichbar wurde. Schon Jo-
blot fand es im Austerwasser (Seewasser) und sah queere Selbsttheilung, die er für Verbindung hielt. Hill sah es im Aufguss der
Zittwer- Wurzel {Zedoariae radia) und in Teichwasser in England. Müller nannte es mit 3 Namen, sah es im Seewasser und
Süsswasser bei Copenhagen, sah Queertheilung und Längstheilung, die er für Begattung hielt, und auch die contractile helle Blase.
Eichhorn fand es bei Danzig, Herrmann bei Strassburg, Schrank bei Landshut, und dieser gab ihm auch 3 Namen in 2 Gat-
tungen. Bory hat es nicht gesehen und nach den Abbildungen 6 Namen in 3 Gattungen gegeben. Schon 1830 sah ich Aufnahme
von Indigo, 1831 sah ich, dass ganz ausgebildete Exemplare den After nicht am Ende hatten und zog es daher von der Gattung Tra-
chelius zu Amphileptus. Später habe ich die Organisation sehr detaillirt erkannt. Die Wimpern bilden 10 — 12 Längsreihen in der
Halbansicht. In der Mitte sind 2 runde Drüsen, nach hinten ist eine Sexualblase. Feine Eikörnchen sind zwischen den Magenzellen.
Ich sah Queertheilung und Längstheilung, letztere häufiger. Es schweift langsam hin und her, kriecht oft und biegt sich. — Grösse
XU* — Vi2 Linie, in Petersburg 1J369 Uralsk %, Catharinenburg Veo — V25 Linie. (Vergl. Trachelius Lamella.)
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXVIIL Fig. in.
Fig. 1-4. grössere Form von Berlin, 1834. Fig. 5 — 14. kleinere Form, nach Zeichnungen von 1826 und 1830. Einige mit Indigo und Carmin
gefüttert, andere in Queer- und Längstheilung, wirbelnde, kriechende, junge und alte, o der Mund, a) der After, t Drüse, ,v Sexualblase.
— 35?
514. Amphiieptus Meleagris, gefleckter Doppelhals, Perlhuhn. Tafel XXXVIIL Fig. IV.
A. corpore magno, compresso, membranaceo, late lanceolato, albido, dorsi crista denticulata.
Amphilepte P int ade, h corps grand, comprime, membraneucc, largement lanceole, blanchätre, la
crete du dos denticulee.
Kolpoda Meleagris } Müller, Vermium fluv. historia, p. 59. 1773. Animalc. Infus. Kalkun- Bug leren, p. 99. Tab. XIV. Fig. 1—6.
et XV. Fig. 1-5. 1786.
Kolpoda Zygaena, Meleagris, hirudinacea, Bory, Encycloped. method. 1824.
Amphiieptus Meleagris, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 43. 1831. p. 115.
Aufenthalt: Bei Copenhagen, Brüssel und Berlin beobachtet.
Müller fand das Thierchen mit Wasserlinsen im Herbst 1773, 1783 und 1784 bei Copenhagen, Bort fand es bei Brüs-
sel nicht selten, machte aber aus Müller' s Abbildungen 3 Arten. Ich sah es oft bei Berlin. Es gleicht einer kleinen Planaria,
kriecht und windet sich langsam. Schon 1830 sah ich verschluckte Naviculas und grüne Monaden in den polygastrischen Magen-
zellen und erkannte auch das Auswerfen derselben entschieden an der dein Munde entgegengesetzten Rückenseite, wodurch der
Schwanz, der nur Rückenverlängerung seyn kann, zum Fusse wird. Der Mund ist eine kleine Längsspalte. Ich sah 13 — 18 Längs-
reihen von Wimpern, eine nicht immer deutliche Reihe von 8 — 10 hellen farblosen Flecken (Saftblasen) auf der Bauchseite, und am
Rücken 7 — 8 stumpfe Zähne. Ueberdiess habe ich Queertheilung beobachtet. Farbe nahm es nicht auf. — Grösse bis Ve Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXVIIL Fig. IV.
Es sind 4 Darstellungen bei 300maliger Linearvergrösserung. Fig. 1. Seitenansicht, wirbelnd, auswerfend; of der Mund und die Bauchseite, co After
und Rückenseite. Fig. 2. sich umbiegend. Fig. 3. schmale Rückenfläche, beim Kriechen auf der rechten Seite. Fig. 4. Queertheilung, mit der
Blasenreihe auf der Bauchseite.
515. Amphiieptus longicollis, langhalsiger Doppelhals. Tafel XXXVIIL Fig. V.
A. corporis postica parte turgida, dilatata, antica in proboscidem s. frontem longam ensiformem attenuata.
Amphilepte ä long cou^ le corps gonfle et elargi au bout posterieur, aminci et allonge au front en
forme de sabre.
Der Ochsenhopf, Eichhorn? Beiträge z. Kenntniss d. kl. Wasserthiere, p. 55. Taf. V. Fig. O. P. Q. 1775.
Kolpoda OcJirea, i Müller? Animalc. infus, p. 95, 213. Tab. XIII. Fig. 9—10. Tab. XXX. Fig. 15. 1786. Kolpoda ochrea et Oxitncha
Trichoda Felis, f Felis, Bory, 1824.
Amphiieptus longicollis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 115.
Aufenthalt: Bei Berlin!, Danzig und Copenhagen?.
Auch diese sehr ausgezeichnete Form hat deutlich Mund und After auf entgegengesetzter Körperseite. Ich fand sie 1831
zwischen Meerlinsen und am 2. Mai 1832 wieder, sah überall Wimpern, Eikörnchen, viele Magenblasen, eine Reihe (9 — 10) heller
farbloser Saftblasen, Mund und Auswerfen, aber die männlichen Sexualorgane blieben, ie bei voriger Art, unerkannt. Bewegung-
träge, fast proteusartig. — Grösse Vio — -Vs Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXVIIL Fig. V.
Fig. 1. rechte Seitenansicht, Stirn nach unten; Fig. 2. linke Seitenansicht, Stirn nach oben; Fig. 3. umgebogen. Vergrösserung 300mal im Durch-
messer.
516. Amphiieptus? papillosus, gefranzter »oppelhals. Tafel XXXVIIL Fig. VI.
A. corpore depresso, lanceolato, papilloso-cirroso, proboscide caudaque laevibus.
Amphilepte? a papilles, le corps deprime, lanceole, herisse de papilles greles au bout, la trompe et
la r/ueue lisses.
Amphiieptus papillosus, Abhandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 228, 263.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Zwischen Conferven des Thiergartens sah ich ihn zuerst in 4 Exemplaren im Mai 1832, dann zahlreich wieder am 12. März
1835 zwischen Oscillatorien und Naviculis. Ich glaubte früher, diess Thierchen habe eine Navicula fulva verschluckt; seit ich es
aber zahlreich immer wieder so sah, habe ich diese Ansicht ganz aufgeben müssen. Dass es eine Navicula mit fleischigem Ueber-
zuge sey, mit einem Mantel, wie ihn die Cypräen- Mollusken haben, ist mir möglich erschienen, aber auch nicht deutlich gewor-
den, doch war eine gewisse Starrheit sichtlich. Ich wage noch nicht, dem Körperchen eine andere Stellung zu geben. Farbe nahm
es nicht auf. Der Mund schien am Grunde des Rüssels zu seyn uud der After am Grunde des Schwänzchens. Bewegung kriechend
oder gleitend, wie Trachelius trichophorus ohne Wirbeln. — Grösse Vso — V36 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XXXVIIL Fig. VI.
Es sind 4 Darstellungen bei 300maliger Linearvergrösserung mit mehr oder weniger ausgedehnten Papillen, welche dicken Wimpern gleichen,
Rüssel und Schwanz. 0' der Mund?, co der After?.
Nachtrag zur Gattung Amphiieptus.
Die Formen dieser Gattung geben leicht Anlass zu Irrungen und vielen unnützen Namen, wenn weniger geübte Beobachter
dergleichen zu geben geneigt sind, indem bei Queertheilungen die beiden Hälften andere Gattungen darstellen. Das Vordertheil ist ein
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Trachelius, das Hiiitcrtlieil ein Uroleptus. Es ist daher hei Bestimmung der Formen die Umsicht auf die Umgebungen nöthig. Be-
sonders A. Faxciola ist, da er sehr gemein und oft in Theilung ist, leicht in seinen Thcilen für einen Trachelius zu halten. Fin-
den sich neben Atnphileptis ihnen ähnliche Trachelicn, oder neben Trachclien AmpJälepti, so ist, um Missgriffe zu vermeiden,
ihr Wechsclverhältniss genau zu beachten.
Diese Gattung wurde 1835 in den Berl. akad. Abhandl. zu den Ophryocercinen gezogen, ist daher auf den Tafeln zwi-
schen die Familien der Tr ach el inen und Ophryocercinen gestellt, sie gehört aber ziu den Kolpodeen.
HUND ER TDREIUNDZWANZIGTE GATTUNG: SCHLEPPTHIERCHEN.
Uroleptus. Urolepte.
CHARACTER: Animal e Colpodeonim familia, ocello, Lingua et proboseide carens, caudatum.
CARACTERE: Animal de la famille des Eolpodes, n etyant ni oeil, ni langue, ni trompe, mais
pourvu dune queue.
Die Gattung der Schleppthierchen ist neben den Characteren der Familie der Busentbierchen
durch Mangel an Augen, Zunge und Rüssel, und durch Besitz einer schwanzartigen Schleppe ausgezeichnet.
Die Gattung ist 1831 in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. zuerst mit 4 Arten aufgestellt, und
1833 wurden ebenda noch 2 Arten, eine fraglich, hinzugefügt. Die zweifelhafte der letzteren Arten, U.
patens, ist hier zu Oxylricha gezogen, und somit sind 5 übrig geblieben. Die ersten Formen beobachte-
ten Joblot 1714 und Müller als Trichoda Musculus und vielleicht Plscis und Delphinus 1773. Eine
Art entdeckte Schrank 1780; Müller nannte sie Enchelis caudata. Bory de St. Vincent hat Müller's
Formen als Ratulus, Raphanella und Trichoda, Joblot's als Enchelis verzeichnet. — An Organisation
sind bei allen Arten Wimpern als Bewegungsorgane, bei 3 Arten auch deren reihenweise Anordnung direct
erkannt. — Bei 2 Arten sind die polygastrischen Ernährungsorgane durch farbige Nahrung schon 1831 von
mir ausser Zweifel gestellt. Der Mund ist bei allen Arten beobachtet, die Afterstelle aber nur mit grosser
Wahrscheinlichkeit festgestellt. — Weibliche Sexualtheile sind als feine grünliche Körnchen bei 2 Arten er-
kannt, männliche sind nicht direct beobachtet, doch hat Müller bei U. Piscis? eine contractu^ Blase ge-
zeichnet.
Die geographische Verbreitung ist von Berlin und wohl Linz, Landshut, Copenhagen und Paris bekannt.
51V. Uroleptus Piscis, das Fischchen. Tafel XL. Fig. I.
U. corpore tereti subturbinato, postica parte sensim in candam crassam attemmta, ovulis virescentibns.
Urolepte Poisson, a corps presc/ue en forme de toupie allongee, la partic posterieure peu h peu
amincie en ff neue grosse, les ovules verdätres.
Massue, Jobiot? Observat. fait. avec Ie microsc. p. 74. Tab. 10. Fig. ö. 17(8.
Trichoda Piscis, Müiler? Verm. fluv. hist. p. 68. 1773. Anim. Infus, p. 2(4. Tab. XXXI. Fig. 1 — 4. 1786. Bory, 1824.
Enchelis, Bory de St. Vincent, Encycloped. meth. Vers. 1824.
Oxißricha Piscis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 43.
Uroleptus Piscis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 117.
Aufenthalt: Bei Paris, Copenhagen und Berlin.
Es lebt bei Berlin im Februar und März zwischen dem flockigen braunen Ueberzuge der abgestorbenen Scbilfblätter mit Chla-
midomonas und Cryptomonas. Müllers Thierchen war etwas abgeplattet, daher vielleicht eine Oxytricha (O. rubra?). Er
fand es zwischen Conferven etwa 20mal, zuerst im Anfang von 1773. Joblot fand sein Thierchen 1714 in Paris in Eichenrindenaufguss.
Bory hat es nicht gesehen. Schon 1830 gelang mir Farbeaufnahme zu bewirken, auch sah ich verschluckte grüne Monaden in in-
nern Magenzellen. Der Mund ist eine grosse Längsspalte unter der Stirn und ist mit etwas längern Wimpern umgeben. Zwischen
den Magenzellen sind blassgrüne Körnchen als Eier. Der ganze Körper ist überall bewimpert. Bewegung um die Längsaxe wälzend.
Müller's Thierchen war gelb, ob durch weisse Eierchen beim durchgehenden Lichte, ob durch gelbe? Ich sah viele kleinere und
krüppelhafte Formen zwischen den grösseren, auch mehrere durch partielles Zerfliessen mit mancherlei bruchartigen Höckern. — Grosse
V24 — V12 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XL. Fig. I.
Fig. 1., 2., 3., 7. und 8. Normalformen. Fig. 4., 5., 6. Monstra durch partielles Zerfliessen oder Eierlegen. Einige mit Carmin und Indigo genährt.
co der After?
518. Uroleptus Musculus, die Wassermaus. Tafel XL. Fig. iL
U. corpore albo, tereti, pyriformi, postica parte incrassata et subito in caudam attenuata.
Urolepte Souris, a corps blatte, cylindricyue, en forme de poire, elargi vers le bout posterieur et
brusc/uement termine par tme queue.
Trichoda Musculus, Möhek, Muus - Spilleren , Vermium fluv. hist. p. 74. 1773. Animalc. infus, p. 210. Tab. XXX. Fig. 5 — 7. 1786.
Trichoda Musculus, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 89. 1803.
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Ratulus ßlusculus , Bort de St. Vincent, Kncyclopedie methodiqn e, Vers. 1824.
Uroleptus Musculus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 117.
Aufentlialt: Bei Copenhagen, Landslmt und Berlin,
Diese Art fand sich 1831 mit Oscillatorien. Müller sali sie nur 2mal in altem Heuaufguss. Bory hat sie nicht gesehen.
Es gelang mir sogleich die Aufnahme von Indigo zu bewirken. Die Magenzellen hat schon Müller gezeichnet und es von den Seiten
abgeplattet gesehen. Dass, Müller ein Reädert hier beobachtet habe, wäre freilich auch möglich, doch passen die Magen nicht dazn.
Ich sah 4 Exemplare von ziemlich gleicher Gestalt und Grösse. Ihre Körper hatten 9 — 11 Reihen von Wimpern auf der Halbansicht.
Der Mund war eine sehr lange Spalte unter der Stirn in einer flachen Grube. Da das farblose Schwänzchen keine Blasen enthielt, so
liess sich auf die Lokalität des Afters vor der Schwanzbasis wohl schliessen. Bewegung wälzend, nicht lebhaft und steif. — Grösse
Vis Linie, ohne den Schwanz V20 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XL. Fig. IL
Es sind * Stellungen Eines Thierchens, welches 3 Magen mit Indigo erfüllt hat, bei SOOmaliger LinearvergrBsserung. 0 Mund, co After?
519. Uroleptus Mospes9 der Gast* Tafel XL. Fig. HL
U. corpore virescente, ovato - oblongo , turbinato, antica parte oblique truncata et excavata, postica in caudam styli-
formem acutam attenuata.
Urolepte Hote, a corps verdätre, ovale- oblong , en forme de toupie^ obliquement tronque et creua> au
botet anterieur , termine en qneue stil-i forme aigue.
Uroleptus Hospes, Abhandl. der Akademie d, Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 116.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich fand ihn 1831 im April in den Zellen des ausgekrochenen Froschlaichs, kugelartig zusammengeballt, und im August in
leerem Schncckenlaich in zahllosen Mengen, seitdem nicht wieder. In jeder Zelle war 1 Thier." Gewaltsam befreit, dehnten sie sich
lang aus. Einige schwammen schon frei daneben. Indigo tödtete sie. Ich erkannte einen grossen Mund als Längsspalte unter der
Stirn in einer breiten Grube, und zählte mehr als 20 Magenblasen. Die Wimpern bildeten 8 — 10 Längsreihen auf der Halbansicht.
Die Afterstelle ist nur vermuthet. Ich sah viele Krüppel. Die blassgrüne Farbe schien sehr feinen Ei -Körnchen oder einem Pigment,
was ich nicht deutlich unterschied, jedenfalls nicht den Magen anzugehören. — Grösse V20 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XL. Fig. III.
Fig. 6. ist der Zustand im Schneckenlaich, bei lOOmaliger Linearvergrösserung, Fig. 1—5. und 9. sind freigemachte Thierchen. Fig. 7., 8., 10.
sind Monstra durch partielles Zerfliessen. Fig. 11. eine einzelne Zelle mit ihrem zusammengeballten Thierchen; letztere sämmtlich 300mal vergrossert
520. Uroleptus? I,amella9 der Span. Tafel XL. Fig. IV.
U. corpore hyalino, depresso, lineari-lanceölato, piano, tenuissimo.
Urolepte? Lame, a corps hyalin, deprime, plat, lineaire - lanceole , tres-mince.
Uroleptus Lamella, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 117.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich fand 1831 diess Thierchen mehrmals in Infusionen, dann nicht wieder. Vorn sah ich dicht unter der Stirn eine breite
ovale Mundöffnung, in der Mitte sehr feine Magenbläschen oder Eierchen, sonst war alles durchsichtig. Bei co hörte alle innere Trü-
bung auf, weshalb ich da den After vermuthe. Indigo nahm es nicht auf. — Grösse bis Vis Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XL. Fig. IV.
Es sind 5 Darstellungen in verschiedener Grösse, Ausdehnung und Wendung. 0' der Mund, w vermutliche Afterstelle. Vergrösserung 300-
mal im Durchmesser.
521. Uroleptus Mlum, das Fadenfhier. Tafel XL. Fig. V.
U. corpore filiform!, tereti, alhido, antico fine rotundato, postico in caudam longam reetam attenuato.
Urolepte Fil9 a corps filiforme > cyli^idrir/ue^ blanc, arrondi au b out anterieur^ aminci en longue queue
droite au bout posterieur.
Vibrio, EgelschneckenähnlicJies ScJileuderthier , Schrank, Neue philos. Abhandl. d. Baierischen Akad. d. Wiss. II. p. 479. Taf. I. Fig.
18-22. 1780.
Enchelys cemdata, Müller? Animalc. Infusor. p. 34. Tab. IV. Fig. 25, 26. 1786-
Enchelis caudata, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 44. 1803.
Raphrmella rapuneuloides , Bory , Encyclop. meth. Vers. 1824.
Uroleptus FOum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 277.
Aufenthalt: Bei Wien oder Linz?, Copenhagen? und Berlin!.
Ein sehr ähnliches Thierchen scheint Schrank 1780 wohl bei Linz in lange stehendem Wasser entdeckt zu haben; dann
hat wohl Müller im Oct. 1784 im Sumpfwasser bei Copenhagen ein ähnliches beobachtet. Bort hat offenbar nicht selbst eins gese-
hen, nur Müller's Beschreibung sehr frei übersetzt. Ich fand es am 11. Juni 1832 in stagnirendem Quellwasser des Thiergartens.
Es hat viel Aehnlichkeit mit Spirostomum ambiguum, hat aber einen ganz andern Bau. Es schwimmt gerade ausgestreckt, ohne
Biegungen. Der Körper ist in der vordem Hälfte weiss und trübe, in der hintern, schwanzartig verdünnten, farblos und durchsichtig.
Der Mund liegt als Längsspalte in der Mitte der Vorderhälfte. Der After scheint nur am Anfang des farblosen Theiles liegen zu kön-
nen, indem da die den Vordertheil erfüllenden polygastrischen Zellen aufhören. Farbe nahm es nicht auf. Ich zählte 12 Längsreihen
— 360
von Wimpern in der Halbansicht. Männliche Sexualorgane blieben unerkannt, die weisse Trübung mqclite aber wohl vom Eierstocke
kommen. — Grösse bis V* Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XL. Fig. V.
Es sind 2 Exemplare bei 300maliger Linearvergrösserung. o' Mund, w After?.
HUNDERTYIERUNDZWANZIGSTE GATTUNG: WIMPERAUGE.
Ophryoglena. Opltryoglene.
CHARACTER: Animal e Colpodeorum fanrilia, undique ciliatura et ocello frontali instruetum.
CARACTERE: Animal de la famille des Kolpodes^ eilte de Ions edles et ponrvu etnn oeil an front.
Die Gattung Wim p eräuge zeichnet sieh in der Familie der Busenthierchen durch überall bewim-
perten Körper und Besitz eines Stirn -Auges aus.
Die Gründung der Gattung geschah 1831 in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wissensch. mit 1 Art,
und 1833 wurden ebenda noch 2 neue hinzugefügt, welche Dreizahl seitdem nicht vermehrt worden ist.
Sämmtliche Arten waren vorher wohl unbekannt, doch könnte eine 4te unter Müllers Infusorien als Lenc-
ophra notata befindlich seyn, die aber auch zu Chilodon ornatns gehören könnte. — Die reiche Organi-
sation ist schon seit 1833 von mir mitgetheilt. — Viele Längsreihen von Wimpern bilden die äusseren Be-
wegung sorgane. — Als Ernährungsorgane sind zahlreiche polygastrische, oft mit Navicnlis erfüllte, Zellen bei
allen Arten beobachtet, und bei 1 Art gelang Aufnahme von Indigo. Der Mund ist in einer Grube unter
der Stirn, und die Afterstelle ist auf der Rückenseite an der Basis des Schwänzchens beobachtet. — Das
Sexualsystem ist sehr vollständig ermittelt. Braune Eikörnchen sind bei 1 Art direct gesehen, und bei den
andern verräth sie die gelbe und schwarze Farbe. Eine grosse mittlere Drüse ist bei 1 Art deutlich, viel-
leicht auch bei den andern undeutlich, gesehen, und contractile Sexualblasen sind bei 2 Arten sehr in die
Augen fallend, bei einer sternartig, bei der andern rund. Ueberdiess ist bei 1 Art dueer- und Längsthei-
lung beobachtet. — Als directes Empfindungsorgan ist ein an der Stirn befindlicher, nie fehlender, grosser,
rother oder fast schwarzer Augenpunkt annehmlich, wie es bei den Euglenen und Räderthieren häufig,
und bei letzteren mit wissenschaftlicher Sicherheit, der Fall ist.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist nicht ausser Berlin sicher ermittelt.
5£2* Ophryoglena atra, schwarzes Wimperauge. Tafel XL. Fig. VI.
0. corpore ovato compresso atro, postico fine acuto, ocello frontis atro marginali, ciliis albidis.
Ophryoglene noire, a corps ovale comprime, noir^ aigu au bout po&tericur, pourvu de eils blaues
et d'u?i oeil noir au bord du fr out.
Leucophra MammiUa, Müller? Animalc. Infus, p. 141. Tab. XXT. Fig. 3 — 5. 1786.
Ophryoglena atra, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 2(35. Taf. VII. Fig. IX.
Aufenthalt: Bei Berlin, wohl kaum bei Copenhagen.
Nachdem ich 1831 die gelbe Art zuerst entdeckt hatte , fand ich im folgenden Jahre am 16. April 1832 die braune und am
24. Juni diese schwarze Art. Letztere ist mir dann am 4. Juli 1834, am 5. Juni 1835 und am 5. Mai 1836 in derselben Gegend
in Torfgruben wieder zahlreich vorgekommen. An denselben Orten leben die form verwandten Nassula aurea, Chilodon aureus und
Stentor niger. Zwei Ophryoglenen zeichnen sich durch ihre platte Gestalt und dadurch bedingtes Wanken bei der etwas schwerfälli-
gen Bewegung aus. Der Körper ist von den Seiten zusammengedrückt, so dass Bauch und Rücken fast scharfe Kanten bilden. Hin-
ten schliesst sich der Körper abnehmend in eine kleine, nicht verlängerte Spitze. Die Anordnung der überall sichtlichen Wimpern,
welche bei den andern Arten Längsreihen bilden, habe ich neuerlich hier unbeachtet gelassen. Den Mund bildet eine Grube dicht un-
ter der Stirn, über der auf der Rückenseite das röthlich schwarze Auge steht. Die Mundgrube geht trichterförmig tief in den Körper,
und es schien mir neuerlich, als ob sich daran eine ovale helle Drüse schlösse, welche ich 1833 und in der Zeichnung noch als Mund-
raum dargestellt habe. Da, wo diese helle Stelle aufhört, befindet sich gegen den Rücken hin eine sternartig contractile Blase. Die
dunkle Farbe gehört inneren sehr feinen Körnchen an, 'welche zu Eierchen fast zu fein sind, und sie erlaubt keine scharfe Unterschei-
dung der übrigen Organe, doch sah ich einige dunklere Körper (Nahrungsstoffe in den Magenzellen) durchschimmern. Schon 1832
beobachtete ich Queertheilung, aber 1836 sah ich auch Längstheilung, und bei letzterer eben sah ich die mittlere helle Stelle ziemlich
deutlich als langovale Drüse, welche sich auch bei der Queertheilung theilt. Ich halte sie nicht mehr für den hintern Mundraum. Zeich-
nungen der neuen Ansicht konnten nicht mehr aufgenommen werden. Bei Längstheilung erweitert sich erst der Mund, theilt sich und es
bildet sich gleichzeitig sogleich ein 2tes Auge im Bauchtheile, während der Rückentheil das alte behält. Bei der Queertheilung bildet
sich lange vor der Trennung eine 2te Sternblase, das neue Auge aber erst spät. Die weissen Wimpern erscheinen als ein Silberring
um den Körper, besonders vorn. Müllers Thierchen war kuglig und hatte die Spitze vorn, war also wohl ein anderes. Beim Zer-
fliessen sieht man Magen und Körnchen. — Grösse der Einzelthiere Vis Linie, bei Queertheilung — Vs Linie.
361
Erklärung der Abbildungen Taf. XL. Fig. VI.
Fig. 1 rechte Seitenansicht; Fig. 2. schmale Bauchfläche; Fig. 3. queere Selbsttheilung. Vergrösserung 300mal im Durchmesser. Fig. 3. hat in
der hintern Hälfte 5 dunkel erfüllte Magen.
523. Opftryoglena acuminata, geschwänztes Wimperauge* Tafel XL. Fig. VII.
O. corpore fusco, ovato, compresso, postico iine breviter caudato, acuto, ocello frontis rubro.
Op/iryoglene a queue, le corps örun, ovale, comprime, avec une petite queue aigue et im oeil rouge
au front.
Ophryogtow acuminata (nigricans), Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 174, 268. Taf. VII. Fig. X. 1835. p. 164.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Am 16. April 1832 in Torfgruben bei den Pulvermiihlen entdeckt. Die Stirn überragt den Anfang des Mundes um V« der
Körperlänge. Hinten endet der Körper in eine verlängerte scharfe Spitze. Ich sah 15 — 20 Wimperreihen auf der Halbansicht. Die
schon 1833 angezeigten 2 hellen Flecke haben sich neuerlich 1835 als 1 grössere kugelförmige Drüse und 1 kleinere runde Sexual-
blase ergeben. Im Innern sah ich oft beim Abplatten nnd Zerfliessen des Körpers viele Naviculas graciles und die braune Farbe als
Körnchen, auch leere Magenblasen. — Grösse Vis Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XL. Fig. VII.
Fig. 1. und 4. linke Seitenansicht; Fig. 2. Bauchfläche; Fig. 3. abgeplattet und zerfliessend. o Auge, o' Ende des halbseitlichen Mundes, t Drüse,
s Sexualblase.
5£4. Opftryoglena flavicans, seil* es Wimperaugeo Tafel XL. Fig. vill.
O. corpore flavicante, ovato, turgido, postico fine attenuato obtuso, ocello rubro frontali.
Ophryoglbne jaunätre, h corps jaunätre, ovale, gonfle, aminci et ohlus au bout posterieur, avec
un oeil rouge au front.
Ophryoglena flavicans, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 18, 117, 152. Taf. II. Fig. IX. J833. p. 174, 266.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Im Sommer 1831 wurde diese Art von allen zuerst in Torfgruben entdeckt, und es gelang sogleich die Aufnahme von In-
digo zu bewirken. Sie glich einer Bursaria und ich unterschied sie von dieser mir durch den, bis dahin in der Familie unerhörten,
constanten Augenpunkt, dessen physiologische Wichtigkeit ich festhielt. Der von der Stirn abgehende Mund bildet eine tiefe Tasche,
und daneben war immer ein heller, aber nicht so deutlicher, Fleck, als bei den vorigen Arten. Bei einem Exemplare sah ich dicht
über der hintern Spitze ein Bläschen hervortreten, welches bald verschwand. War diess Gasentwickelung aus dem Darme ? Es ist mir
nur diese eine ähnliche Beobachtung vorgekommen. Die Mundwimpern waren etwas länger, als bei den vorigen Arten, und ich zählte
12—16 Längsreihen von Wimpern auf der Halbansicht des Körpers. — Grösse Vi2 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XL. Fig. VIII.
Fig. 1. und 2. sind halbe Seitenansichten mit und ohne Farbenahrung. Fig. 3. volle Seitenansicht.
Nachtrag zur Familie der Kolpodeen.
Ueber die Erscheinung und Auffassung des Ernährungscanais der polygastrischen Infusorien.
Die Kolpoden und Paramecien gehören zu den grösseren, allgemeiner verbreiteten, daher leichter sichtbaren Infusorienformen,
und es gelingt leicht, durch Farbestoffe ihre inneren Ernährungsorgane anschaulich zu erhalten. Seit ich 1830 die Resultate der, mit
wissenschaftlicher Schärfe angestellten, Versuche bekannt gemacht habe, hat es zwar viele bestätigende, aber dennoch auch einige schwan-
kende und widersprechende Beobachter gegeben, und es liegen überdiess einige Schwierigkeiten in der nie zu übersehenden früheren Ge-
schichte. Ich halte daher für nützlich, eine kurze Uebersicht über den Stand dieser Kenntnisse zusammenzufassen, werde diese aber
an's Ende des Werkes bringen. Hier nur einige Fingerzeige für die zum Grunde dieser Darstellungen liegenden Experimente und de-
ren Schwierigkeiten. Schon die ersten Beobachter der Infusorien haben vom Fressen dieser Thiere gesprochen und lange vor Glei-
chen hat es schon Joblot 1718 bei Stylomyc/iia pustulata abgebildet (p. 78, Tab. 8. Fig. 9.). So wie aber Linne und Pallas
durch die erkannten vielen und groben Irrthümer der Beobachter überhaupt abgehalten wurden, auch das von diesen berichtete Wahre
für wahr zu halten und aufzunehmen, so reichten auch Gleichen's Färbe versuche der Infusorien (1777), so glücklich sie auch einer-
seits waren, der unphysiologischen wunderlichen Ansichten halber, welche er damit verband, so wenig als Corti's und Gözes ähn-
liche detaillirte Nachrichten über Stylonychia pustul. 1774 und 1777, oder Rotifer vulg. 1773 hin, Müller's ürtheil für sich zu
gewinnen, und dieser letztere, offenbar gewichtigste, Zeuge schrieb noch am Ende seines Lebens nieder, dass kein guter Beob-
achter ein Fressen der Infusorien gesehen habe (s. Colpoda Cucullus). So fand ich die Kenntnisse 1830, und ich ver-
suchte sie mit umsichtiger Prüfung zu befestigen oder zu bekämpfen.
Die Schwierigkeiten, welche die früheren Beobachter in Irrthum führten, waren folgende : 1) hielt man die vielen runden Bläs-
chen im Innern, die Magen, für Eier oder Junge, weil sie beim Zerfliessen der Thiere zum Theil ganz liegen blieben, und Glei-
chen hat mit der ernstesten Anstrengung ihr Auskriechen zu beobachten versucht, obschon er Farbe darin sah (s. Colpoda Cucullus
und Paramec. Aurelia). Ich habe nun diesen Bläschen, wenn sie gefüllt waren, einzeln eine scharfe Beobachtung geschenkt und ge-
sehen, dass sie nach einer kurzen Zeit sich entleeren und dass ihr früherer Inhalt von einem Bläschen zu einem andern wandert, wo-
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durch es scheint , als hätten die Bläschen seihst eine freiwillige Orts Veränderung , die sie gar nicht haben. Diese Beobachtung wieder
ist leicht und schwer. Oft verändert sich so ein Bläschen stundenlang nicht und man tlint wohl, mit gewissen Thierchen gar nicht die
Zeit und Kraft zu verschwenden, wenn sie nicht alsbald das Gewünschte zeigen. Durch Abändern der Verhältnisse und wiederholtes
Nachforschen kann man, so scheint es mir, es bei allen Arten so erreichen, wie ich es bei sehr vielen schon erreicht habe. Auffallend
ist ein sich Abschliessen dieser kleinen Magen, bei Verletzung des Darmes oder beim freiwilligen Zeriliessen, in freie runde Kugeln,
fällt aber dem weniger auf, welcher oft Regenwurm er dergl. zerstückelt gesehen hat, wo jedes noch so kleine Stück sich sogleich an
den Enden so zusammenzieht, dass wenig Saft ausfliesst. So wirkt auch dort die Contraction auf diese Theile. Ferner 2) sah man
keinen verbindenden Canal zwischen den, die Nahrungsstoffe enthaltenden, Bläschen. Dieser Canal ist bei einigen Thieren aber wirk-
lich zu sehen und es kommt nur darauf an, diese gerade nachzuuntersuchen. Bei vielen ist er allerdings nie zu sehen, allein der Grund
liegt nicht im Mangel, sondern in der Art seiner Thätigkeit, indem dieser Canal, wie der Schlund der grösseren Thiere, nur zum
Durchlassen der Speisen, nicht zu ihrer Aufbewahrung und Verdauung dient, welche letztere nur in den Magenblasen, und sichtlich,
stattfinden (s. Bursaria vemalis). Er erweitert sich zum Durchlassen der Speise ganz beliebig, wie der kleine Mund und Schlund ei-
ner Schlange, die ein Kaninchen verzehrt, und fällt sogleich wieder zusammen und wird, der optischen Schwierigkeiten halber,
völlig unsichtbar, wenn er nicht in Thätigkeit ist. Auch hat man 3) darin Schwierigkeit gefunden, dass die Beobachter wohl ein Aus-
werfen von Excrementen oder vermeinten Eiern sahen, dieses aber nicht bloss hinten, sondern auch an der Seite, bald oben, bald un-
ten und auch vorn, beobachteten. Gleichen fand sich namentlich durch diese Schwierigkeit in seinem Urtheil aufgehalten, und Dtr-
jardin hat es neuerlich zur Opposition benutzt. Der Grund dieser Ungleichheit liegt aber nicht in den Thieren, sondern in der man-
gelhaften Critik der Beobachter für ihre Objecte. Gleichen und viele neuere bis auf Grüithüisen und noch spätere hielten alle
Infusorien für mehr oder weniger complicirte Entwickelungsformen der thierischen Ur- Materie des Chaos, daher hat selbst der wür-
dige Tre viranus in seiner reichen Biologie die Formen, welche er zu den wichtigsten Experimenten benutzte, mit Namen zu benen-
nen, für unnöthig gehalten; andere thaten es sparsam oder critiklos. So verwechselte man die heterogensten Thiere eines und desselben
Tropfens. Sah man nun ein Auswerfen am hintern Körperende, hatte man also etwa eine Enclielys vor sich, und sah man dann wie-
der ein Auswerfen auf der Seite oder in der Mitte, so wrar diess nicht eine andere Lokalität dieses Actes, sondern man beobachtete
dann ein anderes Thierchen einer ganz andern Familie und Gattung, eine Kolpodee. Sah man es aber vorn, so war es ein Stentor,
eine Vorticelline, oder irgend ein dannloses Thierchen, Anenteron> wenn es auch in der allgemeinen Form dem ersten ähnlich
war. Diess war es, wras man nicht unterschied. Endlich hat man 4) Bewegung der Kugeln im Leibe gesehen und sie deshalb, an-
statt für Magen, für innere Monaden oder Junge gehalten. Diese Bewegungen, welche neuerlich (s. Stentor) wieder angeregt wurden,
beruhen entweder auf dem blossen Fortrücken der Speisen, sind also völlig ungegründet, oder sie beruhen auf den Contractionen des weichen
Körpers, zuweilen auch im blossen Umdrehen um seine Axe. Wer den Darmcanal mit einiger Deutlichkeit sehen will, muss genau bei
den hier angewendeten klaren Vergrösserungen folgende Formen zu erhalten suchen : 1) grosse Exemplare des gemeinen Chilodon Ca-
culluhiS) 2) Trachelius Ovum^ 3) Epistylis plicatilis^ 4) Vorticella chlorostigma , 5) Vort* Convallaria, 6) Opercularia
articulata^ 7) Stylonychia Mytilus. Bei diesen 7 sehr verbreiteten Formen habe ich den Canal so deutlich gesehen, dass ich ihn
abzeichnen konnte. Ferner habe ich ihn bei folgenden Formen durch allmäliges Fortrücken der Speisen mir am leichtesten deutlich ma-
chen können: 8) Enchelys Papa, 9) Leucophrys pattila, 10) Ophrydium versatile, 11) Paramecium Aarelia. Bei letzterer
habe ich seinen ganzen Verlauf einmal auch direct gesehen. Besonders empfehle ich Vorticella, Epistylis und Opercularia, vorzüg-
lich letztere 2, weil diese ganz still sitzen, und wenn man etwas Indigo oder Carmin ins Wasser mischt, bald wirbeln, ihn stromartig
an den grossen Mund ziehen, in ihre grossen Magen bringen und bald wieder auswerfen.
EINÜNDZWANZIGSTE FAMILIE: HECHELTHIERCHEN.
Oxytricltina. Oxytriques.
CHARACTER: Animalia polygastrica, lorica destituta, enterodela (tubo intestinali distineto), orifieiis dis-
cretis, neutro terminali (catotreta), ciliis vibrantibus et setis, stylis aut uncinis non vibran-
tibus niunita.
CARACTERE: Animaux polygastriques sans carapace, ayant un canal digesttf ä deux orißces
separes, aueun aux bouls du corps, pourvus de cih vibrants et de soies, de styles
ou de crochets non vibrants.
Die Familie der Hechelthierchen umschliesst alle panzerlosen Magenthierchen, die einen Darm
mit 2 getrennten, nicht an den Körpereuden gelegenen, Mündungen, oder doch letztere deutlich, erkennen
lassen, und welche neben wirbelnden Wimpern auch nicht wirbelnde Borsten, Griffel oder Haken führen.
Sämmtliche Formen dieser Familie sind mehr oder weniger platt und haben durch ihre, nur oder
hauptsächlich auf der flachen Bauchseite befindlichen, Bewegungsorgane und kräftigen Bewegungen nicht
wenig Aehnlichkeit mit den Wasser -Asseln, Oniscis, welche letztere jedoch zu den krebsartigen ein-
darmigen Pulsthieren, Sphygmo%ois, mit getrenntem Geschlecht gehören. Die, seit 1830 in den Abhandl.
d. Berl. Akad. mit 9 Arten in 4 Gattungen gegründete, Familie begreift einen Theil der Familie der My-
stacinees von Bory de St. Vincent, deren Formen hier zum Theil in sehr heterogene Familien vertheilt
363
werden mussten. Im Jahre 1831 wurde mit unwesentlichen Abänderungen dieselbe Zahl der Gattungen
und Arten verzeichnet. Eine 5te Gattung, Ceratidium^ wird hier hinzugefügt und die Zahl der Arten auf
17 vermehrt. Es werden in der Gattung Oxytricha 8, in Stylonychia 6 und in den Gattungen Cerati-
dhim, Kerona und Urostyla in jeder 1 Art verzeichnet. Die erste Kenntniss solcher Formen (der Styl-
Onychia Mylilus?) hatte vielleicht schon Leeüwenhoek sogleich in den ersten Tagen der Entdeckung der
Infusorien im April und Mai 1675. Joblot hat dergleichen 1718 deutlich abgebildet. Hill gründete 1751
eine Familie der Arthronien (Gliederthiere) für alle haarigen Mag enthierchen und die Räderthiere,
in welche er unter dem Gattungsnamen Scelasius (Fussthiere) solche Formen stellte. Müller nahm die-
sen, sprachlich unrichtigen, Namen nicht auf, sondern verzeichnete die Formen in seinen Gattungen Tri-
choda und Kerona ^ wozu später die Gattung Himanlopus kam, welche ich zu den gepanzerten Euplolis
zähle. Bory zertheilte Müller's Formen in seine 5 Gattungen Oxitricha^ Coccudina^ Mystacodella^
Plagiotricha und Trihulina, die aber mit den hier aufgestellten 5 Gattungen nicht vergleichbar sind (s.
d. Nachtrag). Die Organisation der Familie ist reichlich ermittelt. Bewegungsorgane als Wimpern, Griffel,
Borsten und Haken (s. d. folgenden Erläuterungen) sind überall beobachtet, und sie werden mit vieler Ener-
gie bewegt. — Als Ernährungsorgane dienen pölygastrische Zellen an einem Darmschlauche, welche ich
schon 1830 bei den älteren Gattungen durch Farbestoffe ausser Zweifel stellte; bei Ceratidium allein sind
sie noch unklar. Mund- und After Öffnungen sind bei 4 Gattungen erkannt. — Als Fortpflanzungsorgane sind
periodische eiartige Körnchen bei 4 Gattungen ermittelt, und auch männliche Organe als Drüsen und Se-
xualblasen sind bei 4 Gattungen erkannt, üeberdiess ist vollkommene dueer- und Längstheilung bei 3 Gat-
tungen, aber nirgends sind Knospen beobachtet. — Augen sind bei keiner Gattung vorgekommen.
Die geographische Verbreitung der Familie ist über ganz Europa bis in das sibirische Asien beob-
achtet.
Uebersicht der 5 Gattungen der Familie der Hechelthierchen:
Mit Wimpern und. Borsten, ohne Griffel und Haken. . . < «,. .J_\T.. ^ ^ ,. ,.
1 | Stirn mit Hörnern Ceratidium
imit Haken ohne Griffel Kerona
mit Griffeln ohne Haken Urostyla
mit Griffeln und Haken Stylonychia
Erläuterung der verschiedenen Arten der äusseren Bewegungsorgane dieser Familie.
Besonders in dieser und der folgenden Familie treten verschiedene Formen von äusseren Bewegungsorganen kräftig hervor,
welche eine Unterscheidung gestatten und verlangen. 1) Wimpern (cilia) sind Haare, welche auf einer verdickten zwiebelartigen Ba-
sis (bulbus) sitzen und eine wirbelnde Bewegung dadurch machen, dass sie, während die Basis sich nur in ihrer Gelenkpfanne oder
um ihren Befestigungspunkt dreht, mit der Spitze fortwährend sehr schnell einen grösseren Kreis beschreiben. Alle so wirbelnden
Haare sind Wimpern. Einige von diesen bilden mit der Zwiebelbasis ein continuum, cilia continua, andere sind in letztere einge-
lenkt und können von der Basis abfallen {cilia articiäata). Letztere Form ist bei Paramecium Aurelia, erstere bei Stylonychia
Mytilus sehr deutlich. 2) Borsten (setae) sind den Wimpern ähnliche, bewegliche steife Haare, die nicht zum Wirbeln dienen,
aber zum Stützen und Klettern mit verwendet werden. Sie sind zuweilen ohne verdickte Basis, wie bei Actinophrys, zuweilen in der-
gleichen eingelenkt, wie die 3 hintersten Borsten bei Stylon. Mytilus, zuweilen sind sie spitz (mbulata), zuweilen mit einem Knöpf-
chen am Ende (capitata). 3) Griffel (styli) sind dickere gerade Borsten, welche bei einigen Formen, wie die Schwanzfedern der
Vögel, am hintern Körpertheile am Bauche sitzen, die nie wirbeln, keine zwiebelartige Basis haben, nicht hakenartig sich biegen, aber
ebenfalls zum Stützen und Klettern dienen. 4) Haken (tincini) sind gebogene hakenartige dickere und kürzere Borsten, welche auf
der Bauchseite die Stelle der Füsse sehr anschaulich vertreten. Sie wirbeln nicht, haben eine Zwiebelbasis, die eine allseitige Bewe-
gung erlaubt, und obwohl sie ungegliedert sind, sind sie doch vieler Bewegungen der Gliederfüsse bei den Gliedert liieren fähig (ver-
gleiche die Einleitung).
HUNDERTFÜNFUNDZWANZIGSTE GATTUNG: HECHELTHIERCHEN.
Oxytricha. Oxytrique.
CHARACTER: Animal ex Oxytrichinorum familia, stylis uncinisque destitutum, nee comutum.
CARACTERE: Animal de la famille des Oxytriques^ sam styles et sans crochets, depourvu de
cornes.
364
Die Gattung der Hechelthierchen unterscheidet sich in der gleichnamigen Familie durch Mangel
an Griffeln und Haken, und durch ungehörnte Form.
Die Gattung Oxytricha {Oxitricha) bildete Bory de St. Vincent 1824 in der Encyclopedie me-
thodique d7iistoire naturelle aus 12 Triclioda - und Kerona- Arten von Müller und aus einem Infuso-
rium von Joblot mit 14 Arten. Davon sind hier 2 beibehalten , einige aber zu den Gattungen Spirosto-
mum, Kerona und Uroleptus gezogen. Seitdem 1830 die Organisation zum Abtheilungsgrunde der Gat-
tungen gelegt ist, wurden erst 4 Arten in dieselbe aufgenommen, diese aber 1831 zum Theil wieder ent-
fernt und durch andere Formen auf 5 erhöht. Eine 6te Art wurde 1833 als Uroleptus? patens und Oxy-
tricha caudata beschrieben. Eine 7te Art wurde 1836 in den Mittheilungen der Beil. naturforsch. Ge-
sellsch. angezeigt, und hier ist die Zahl der Arten auf 8 erhöht. Die ersten Formen beobachtete wohl Jo-
blot 1718. — Die Organisation besteht aus Wimpern und Borsten als Bewegungsorganen bei allen Arten,
wobei jedoch die letzteren mehr als starre Haare, die ersteren allein durch Wirbeln zur Bewegung dienen.
Die Bewegung ist oft stossweis vorwärts und rückwärts, kriechend, schwimmend und kletternd. — Als Er-
nährung sorg ane sind sichtlich feste Stoffe aufnehmende, polygastrische Magenzellen bei 5 Arten erkannt,
die Zellen allein auch bei allen übrigen. — Als Fortpflanzungsorgane sind periodische, eiartige Körnchen
bei 5 Arten, rundliche, männliche Sexualdrüsen bei 4 Arten, und runde Sexualblasen bei 5 Arten erkannt
Ctueer- und Längstheilung ist bei O. Lepus und Pellionella, letztere allein bei O. Cicada und vielleicht
Pullaster ermittelt.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist durch ganz Europa bis zum Ural und Altai Nord-
asiens, und auch im Seewasser der Ostsee bekannt.
525. Oocytricha rubra, rothes Hecheltliiercheii. Tafel XL. Fig. IX.
O. corpore lineari, subtus piano, utrinque aequaliter rotundato , lateritio-rubro.
O&ytrique rouge, a corps rouge - briquefe , lineaire^ plat au venire^ egalement arrondi auzc bouts.
Triclioda Piscis et patens, Müller? vergl. Uroleptus Piscis.
Oxytricha rubra, Mittheil. d. Berlin, naturf. Gesellsch. 1836. p. 3. und 5. Abliandl. d. Akademie d. Wissenscli. zu Berlin,
1835. p. 164.
Aufenthalt: Bei Copenkagen und Gothenburg in der Ostsee und Nordsee.
Ich fand diese Art im Deccmber 1835 in Berlin mit Monuris im Seewasser aus Gotlienbnrg, welches seit Monat August da-
selbst angekommen war, und worin sich noch mehrere andere kleine liebliche Seethiere lebend erhalten hatten. Ich zeigte sie am 19.
Januar in der naturforschenden Gesellschaft lebend vor. Dieselbe Art fand ich dann auch im Seewasser aus Copenhagen. . In beiden
Gefässen lebten auch Viva Lactuca und Callithamnien. Sie waren im Januar 1836 in solcher Menge, dass sie das Wasser röth-
licli färbten. Viele sassen an der Wand der Gläser ruhig, nur sich in kleinem Räume stossweis yor- und rückwärts bewegend, wie
Stylonychia Mytilus oder Paramec. Aurelia es auch thun. Die Farbe der ziemlich gleich breiten, bandartigen, unten flachen,
oben etwas gewölbten, Thierchen war mehr oder weniger, zuweilen lebhaft, ziegelroth, und beim Tode der Thierchen noch vor dem
Eintrocknen wurde sie gelbroth. Sie gehört sehr feinen innern Körnchen, Eierchen, an. Der ganze Körper war glatt, nur am Bauche
befanden sich 2 Reihen Wimpern und Borsten, welche eine hellere breite Furche einfassten, und die auch zum Klettern dienten. Eine
grosse, 1/i des Körpers einnehmende, Spalte unter der Stirn bildete den Mund, und um dessen vordem und rechten Rand standen
wahre Wimpern. Die übrigen Haare der beiden Bauchreihen waren zwar beweglich, aber nicht wirbelnd. Im Innern waren ausser den
dicht gedrängten rothen Körnchen viele Blasen, Magenzellen, dazwischen 2 grosse runde Drüsen. Die contractile Blase blieb unklar.
Die Form der Thierchen war oft gewunden. Vermuthlich vermehrten sie sich durch Queertheilung. Müller' s gelbe Trichodae wa-
ren vielleicht nur im durchgehenden Lichte von weissen Eierchen gelb. Tr. Piscis war aus dem Süsswasser, Tr. patens aus dem
Ostseewasser. Letztere war vielleicht doch diese Form. — Grösse V12 — Vio Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XL. Fig. IX.
Fig. 1. Bauchfläche; die helleren grösseren Flecke in der Mitte sind 2 Drüsen. Fig. 2. contrahirt, sterbend, in's Gelbe übergehend. Fig. 3. halb
gewendet. Fig. 4. kletternd, Seitenansicht. Vergrösserung 300inal.
526. Oocytricha Pellionella, Pelzthierclien. Tafel XL. Fig. x.
0. corpore albido, laevi, leviter depresso, utrinque aequaliter rotundato, medio saepe paullo latiore, capite non dis-
creto, ore ciliato, cauda setosa.
Otcytrique Pellionelle^ a corps blanchätre, lisse, legerement deprime, egalement arro?idi aua> deucc
bouts > souvent plus large au milieu, ayant la tete continue, la bouche ciliee^ la queue gamie
de soies.
Poule hnppce, Navette de Tisserand, Joblot, Observat. fait. avec le Microsc. p. 14. Tab. II. Fig. 1. und 6. 1718. (siehe 0. Pullaster.)
Scelasius secundus , Hill? History of animals, 1751. edit. 1773. p. 10. PI. I. Fig. 2.
Triclioda Pellionella, Müller, Vermium fluY. hist. p. 80. Peltz - Spilleren.
Die Wassertatze, Eichhorn, Beiträge zur Kenntniss d. kl. Wasserth. p. 61. Taf VJ. Fig. L. 21. 1775.
Triclioda Pellionella, Müller, Animalc. Infus, p. 222. Tab. XXXI. Fig. 21. 1786.
Polypenläuse, Gruithuisen, Beiträge zur Physiogn. u. Eautognosie, 1812. p. 317. Taf. II. Fig. 31. nicht Fig. 27. (s. Styloiu pustulata.)
Oxitricha pelionella et Joblolii, Bort de St. Vincent, Encycloped. method. Vers. 1824.
Oxytricha Pullaster, Abliandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 54, 65. nicht p. 43.
Oxytricha Pellionella, Abhandl. d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 43. 1831. p. 118. 1833. p. 174, 325. Taf. III. Fig. VI.
1835. p. 164.
365
Aufenthalt: In Europa in Paris, England, Copenhagen, Danzig, München und Berlin, in Nordasien in Uralsk beobachtet.
Diese Art hat eine sehr grosse geographische Verbreitung, obschon sie auch noch öfter mit Stylonychia pustulata verwech-
selt worden seyn mag. Ich habe schon 1833 Abbildungen der Form und Ernährungsorgane gegeben, aber seitdem noch vollständigere
Anschauungen der Structur erlangt. Die Längen-Selbsttheilung bildete vielleicht Joblot ab, aber eine Queertheilung scheint vor mir nie-
mand sicher beobachtet zu haben, indem Gruithüisen, der es angiebt, offenbar 2 Thiere verwechselte. Joblot fand es in Pfeffer-
aufguss, Hill in Sumpfwasser, Müller in Infusionen, Eichhorn in Schlamm. Letzterer glaubte vorn ein Auge zu sehen, es ist
aber wohl ein dunkel gefüllter Magen gewesen. Bory fand es in Heu -Infusionen und Pfefferaufguss. In Berlin ist es in allen Infu-
sionen und im stehenden Wasser eines der gemeinsten Thierchen. Farbenahrung zeigt unwiderleglich viele runde Magenzellen. Jedes
Thierchen hat 2 ovale männliche Drüsen und zwischen diesen eine einzelne runde Sexualblase. Bei bevorstehender Länjvstheilunff ent-
wickeln sich erst 4 Drüsen und dann theilt sich die Blase. Auch glaube ich einmal die Vorbereitung zur Queertheilung gesehen zu
haben, wobei ebenfalls der Blase die Theilung bevorstand. Eine monstruöse Längstheilung ist hier abgebildet. Ich zählte vorn bis 10
Wimpern, hinten 4 — 5 Borsten. Die Afterstelle ist an der Basis der Borsten. — Grösse % bis % Linie, in Uralsk ^ Linie.
(Vergl. Stylon. pustulata und Oa>. gibba.)
Erklärung der Abbildungen Taf. XL. Fig. X.
Fig. 1—4. Einzeiligere in verschiedenen Graden der Ausdehnung ihrer Sexualblasen. Fig. 2. mit eingezogenen Borsten. Fig. 5. ist wohl zur Queer-
theilung geneigt. Fig. 6. ist in der Längstheilung. Fig. 7., 8., 10 — 11., 14. und 15. sind jüngere Formen. Fig. 9. ist monstruöse Längsthei-
lung. Fig. 13. ist ein Hintertheil nach partiellem Zerfliessen. Fig. 16. ist gewunden, t die Drüsen.
52 V. $$xytriclMi caudata, geseliwäit&tes Hechelthiercbeii. . Tafel XL. Fig. XL
O. corpore albido, laevi, lineari-lanceolato, antica rotundato, postica in caudam setosam attenuato.
0 ccytrique a (/neue, blanche , Itsse, lineaire-lanceolee^ arrondie au front L, le bout posterieur aminci
en forme de queue garnie de soies.
Uroleptus patens, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 278. exclus. Synon.
Oopytricha caudata, Abhandl. d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 279.
Aufenthalt: Bei Berlin und Wismar.
Diese ziemlich grosse Form fand sich am 26. April 1832 im Süsswasser bei Berlin, und am 19. Nov. 1834 sali ich eine
ähnliche viel kleinere Form im Ostseewasser aus Wismar, welches ich mit nach Berlin genommen hatte. Im Jahre 1833 vereinigte
ich die grössere mit einein andern hier übergegangenen grossen Thierchen aus Wismar, und nannte beide Uroleptus? patens. Die
letztere habe ich hier ganz abgesondert und gar nicht aufgenommen, weil ich über die richtige Stellung zweifelhaft geworden bin, ob-
schon sie eine ausgezeichnete Gestalt und Organisation hat, indem sie zu den wenigen Infusorien gehört, welche perlschnurförmige männ-
liche Drüsen haben, wie Stentor polymorphus. Die jetzige Oaytr. caudata ist der Oaytr. rubra sehr ähnlich gebildet, nur hin-
ten spitzer, und ich erkannte in der Mitte der Bauchfläche an der breiten Längsfurche keine Borsten, sondern nur vorn am Munde
Wimpern und hinten 5 Schwanzborsten. Der Körper zeigte innen viele Magenblasen, jedoch liess sich bei der grösseren Form weder
eine contractile Blase, noch eine Drüse deutlich unterscheiden. Bei der kleineren dagegen waren 2 helle Stellen ausgezeichnet, eine
grössere allemal in der Mitte, welches wohl eine Kugeldrüse war, und eine kleinere, nicht in allen Individuen vorhandene, die also
eine contractile Sexualblase gewesen seyn mag. Eierchen sind nicht erkannt. — Grösse der Berliner Form Vi 2 — Vio> der Ostseeform
4S
1I — Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XL. Fig. XL
Fig. 1 — 3. ist das grössere Berliner Thierchen; Fig. 4 — 6. das kleinere aus Wismar. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
528. OaeyMcha platystomu, fl>reitm!iisclig,e§ Mecbeltbiercben. Tafel XLI. Fig. I.
O. corpore albido, ovato-oblongo, ventris plani margine undique setoso, ore ciliato maximo.
O ztytrique platystome, a corps blanc, ovale-oblong, plat au venire et garni de soies au bord, ayant
la bouc/ie tres- gründe ciliee*
Oanjtricha platystoma, Abhandl. der Akademie d. Wrissenscli. zu Berlin, 1831. \). 111.
Oxytricha eury Stoma der Tafel XLI.
Aufenthalt: Bei Berlin. *
Ich beobachtete diese Art am 23. Januar 1832 in stehendem Sumpfwasser auf der Stube. Es hätten wohl Junge der Uro-
styla grandis seyn können, doch waren sie flacher. Der Rücken war glatt, aber der ganze Umkreis der Bauchfläche am Rande bor-
stig. Hinten und vorn waren die Borsten etwas länger. Der innere Körperraum war sehr dicht mit 20 — 30 Magenzellen erfüllt, de-
ren einige gelbe Do&ococcus oder Trachelomonas zu enthalten schienen. Die grosse ovale breit geöffnete Mundöffnung unter der
Stirn, von mehr als Vs der Körperlänge, war mit wirbelnden Wimpern besetzt, der Körper nach hinten etwas abnehmend. Von Se-
xualorganen wurden nur eiartige Körnchen erkannt. Bewegung um die Längsaxe wälzend, wankend, oder auf dem Rücken schwim-
mend und kriechend. — Grösse V20 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLI. Fig. I. (O. eurystoma.)
Fig. 1—2. und 4. Ansichten der Bauchfläche. Fig. 3. rechte Seitenfläche. Linearvergrösserung 300mal.
529. Oacytricfta gibba, buckliges Hecbeltbiercben. Tafel XLI. Fig. IL
O. corpore albo, lanoeolato, utrinque obtuso, medio ventricoso, venire piano, setarum serie duplici insigni, ore am-
plo rotundato.
9£
366
O&ytriqne bossue, a corps blanc, lanceole, obtus aua deua) bouts, brusquement elargi au milien
avec deucc series de cils au venire plat, la bouche large ronde.
Trichoda gibba et foeta?, Müller? Animalc. Infus, p. 179, 180. Tab. XXV. Fig. 16 — 20. et 11 — 15. 1786.
Oxiiricha gibbosa et gibba, Bory de St. Vincent, Encycloped. meth. Vers. 1824. Dict. class. 1826.
Aufenthalt: Bei Berlin und vielleicht bei Copenhagen beobachtet.
Es ist der Oa. Pellionella sehr ähnlich , aber durch die Borstenreihen und die 2—3 contractilen Blasen, mitten auf eben-
soviel Sexualdrüsen, gar sehr ausgezeichnet. Ich sah es früher und wieder am 11. Febr. 1835 zwischen Oscillatorien und Naviculis.
Müller fand sein Thierchen im brakischen Küsten wasser der Ostsee, und ein ähnliches im Süsswasser. Bort gab wohl nur eine zu
freie Uebersetzung von Müller's Beschreibung. Der Hintertlieil ist kahl, die Borsten sind ziemlich fern vom Ende ausgehend und
sind zuweilen sehr kurz und eingezogen. Ich sah im innern Körper Eierchen, viele Magenzellen und verschluckte Naviculas, beson-
ders auflallend aber waren 2 — 3 helle contractile Blasen, deren jede unmittelbar über einem runden drüsigen Körper lag. Die Mund-
wimpern gehen in die 2 Reihen von Bauchborsten über und schliessen mit 4 — 5 verlängerten Schwanzborsten. Es wirbelt oft ruhig
auf dem Rücken liegend, oft hin und her stossweis bewegt, und kann schnell laufen. Die geringere oder grössere Durchsichtigkeit des
Körpers rührt von mehr oder weniger Eierchen her. Schon Müller sah das plötzliche Zerfliessen. — Grösse bis V20 Linie, Eier-
chen V2000 Linie. — (Vergl. Cercaria se/ifera.)
Erklärung der Abbildungen Taf. XLI. Fig. II.
Fig. 1. Bauchfläche, und 3 contractile Blasen auf 3 hellen drüsigen Flecken zeigend. Fig. 2. und 3. haben jedes 2 Drüsen und Blasen. Fig. 4.
Seitenansicht beim Kriechen. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
530. Onytricha Pullaster 9 das Wasserhiiliiiclieii. Tafel XLI. Fig. m.
0. corpore albicante, lanceolato, utrinque obtuso, venire medio nudo, capite aliquantum discreto caudaque hirtis, oris
rima angusta.
O&ytrique Poularde, a corps blancliätre, lanceole, obtus au& deua bouts, le venire au milieu nit,
la töte, marquee par un etranglement, ainsi que la queue poilues, la bouche en fossette etroite.
Poule huppee, Joblot? Observat. fait. avec le microsc. p. 14. PI. II. Fig. 1. 1718. (vergl. Ooc. Pellionella.)
Trichoda Pullaster , Müller, Verm. fluv. bist. Nr. 81. 1773. Hane- Spilleren.
Vorläufer vom Radmacher, Eichhorn? Beiträge z. Kenntn. d. kl. Wasserth. p. 35. Tab. II. Fig. Q,.
Kerona Pullaster, Müller, Animalc. Infus, p. 241. Tab. XXXIII. Fig. 21—23. 1786.
Oxitricha Pullaster, Bory de St. Vincent, Encyclopedie meth. Vers. 1824.
Oocytriclia Pullaster, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 43. (nicht p. 54. 65.) 1831. p. 118.
Aufenthalt: Bei Paris, Copenhagen, Danzig und Berlin beobachtet.
Die früheren Beobachter dieses Thierchens, welches bei Berlin nicht eben häufig in stehenden Wassergefässen und Pflanzen-
infusionen seit dem Juni 1827 von mir beobachtet, aber nach 1830 nicht wieder gefunden ist, unterschieden die verwandten ganz verschie-
denen Thierchen nicht scharf genug, und die Abbildungen sind zum Theil abenteuerlich. Es ist der Form nach vom vorigen wenig
verschieden, doch sah ich auch noch neuerlich keine Borsten am Leibe. Vom Pelz thierchen unterscheidet es nur die kopfartige
vordere Anschwellung, die oft schwach ist. Magenzellen, Eikörnchen, Wimpern am Munde und etwa 10 Schwanzborsten sind erkannt,
auch sah ich 1830 Farbeaufnahme, ohne es in der Zeichnung damals anzumerken. Nach dem Eierlegen wird es sehr klein und bildet
Gestalten, welche der Vorticella Sputarhtm gleichen, was auch Stylonychia pustulata thut. Joblot. fand es in Paris in Pfeffer-
aufguss und sah Längstheilung (vielleicht Pellionella oder beides), Müller mit Wasserlinsen bei Copenhagen. Im October 1779 und
December 1780 sah er ganz behaarte (also andere Arten), und er sah das Zerfliessen. Eichhorn sah es im Schlamme bei Danzig,
und hat es mit Schnabel, Kamm und Auge als Hühnchen abgebildet. Die russische Form habe ich seit 1832 zu Pellionella gezogen.
— Grösse — V36 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLI. Fig. III.
Fig. 1—4. sind Zeichnungen von 1830, 300mal linear vergrössert. Fig. 5 — 6, sind von 1827, 2Q0mal vergrössert.
531. Oocytriclia Cicada, die Wassergrille. Tafel XLI. Fig. IV.
O. corpore albo, ovato, fere hemisphaerico , ventre piano, dorso sulcato crenatoque.
Oscytrique Cicade, a corps ovale^ presque Mmispherique 9 plat au ventre, raye et deniicule au dos.
Trichoda Cicada, Müller, Verm. fluv. hist. Nr. 85. Vaeggeluus- Spüleren. 1773. zum Theil.
Trichoda Cicada, Müller, Animalc. Infus, p. 232. Tab. XXXII. Fig. 25—27. 1786.
Trichoda Cicada, Schrank, Fauna boica III. 2. p. 96. 1803.
Coccudina Cicada, Bory de St. Vincent, Encycloped. meth. Vers. 1824. p. 540.
Oocytricha Cicada, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 119.
Aufenthalt: Bei Berlin, wahrscheinlich auch bei Copenhagen und Landshut beobachtet.
Schon 1831 gelang mir das Anfüllen der zahlreichen Magenbläschen mit Indigo. Ich zählte deren 25. Die Form gleicht
einer halben Erbse oder Bohne und klettert mit borstenartigen Organen der Bauchfläche ziemlich rasch. Der Rücken ist gefurcht und
alle Leisten sind gekerbt. Ich zählte deren 8 — 13. Die früheren Beobachter haben es wohl mit Euplotes - Arten verwechselt. Beim
Zerfliessen sieht man, dass der ganze Körper weich ist. Mund und After sind nicht deutlich erkannt, aber die Stellung der Borsten
und Wimpern passt hierher. Ich sah Längstheilung. (Man vergleiche Cyclidium margarilaceum.) Sexualtheile sind nicht unter-
schieden. Die gelbliche Farbe bei Müller kann von weissen Eierchen kommen. Er fand es im Flusswasser, ich an der Oberfläche
stehenden Wassers, Schrank im August mit Conferven. — Grösse V120 — V72 Linie beobachtet.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLI. Fig. IV.
Fig. 1—3. sind Abbildungen von 1832. Fig. 4—8. von 1830. Fig. 4. und 6. sind in Längstheilung. Vergrösserung des Durchmessers 300mal.
36?
533. Oxytricha JDepus, der Wasserhase» Tafel XLL Fig. v.
0. corpore albicante, elliptico, glabro, piano ^ fronte ciliata, cauda setosa.
Oxytrique Lihvre, a corps blanchätre^ elliptique, glabre, plat, cilie au front, garni de soies au
bout posterieur.
Trichoda Lepus, Müller, Vermium fluv. hist. p. 89. 1773. Nye Saml. ofDansk. Yidensk. Saelsk. Skrift. II. Tab. I. Fig. II. 1788.?
Emma Lepus, Müller, Animalc. Infus, p. 243. Tab. XXXIV, Fig. 5 — 8. (Köhler 1781. = Stylon. pust.)
Trichoda Lepus , Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 100.
Oxitricha Lepus, Bort de St. Vincent, Encyclopedie metliodique, Vers. 1824.
Oxytricha Lepus, Abliandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 54, 65. 1831. p. 118.
Aufenthalt: Bei Copenhagen, Berlin, Landslmt und Syrjanofskoi im Altai Asiens.
Bei Berlin lebt diese Art nicht häufig in stehendem bestäubten Wasser. Am Altai fand ich wohl dieselbe 1829 auf der Reise
mit Herrn v. Humboldt zwischen Conferven, und 1830 ebenso bei Berlin, ganz angefüllt mit Naviculis. Ich habe sie seitdem nicht
wieder gesehen. Sie ist viel durchsichtiger als Stylonychia pustulata, mit welcher sie Köhler in Dresden 1781 verwechselte, wie
die von ihm sehr richtig gezeichneten 2 Sexualdrüsen beweisen. Müller fand sie in Mistpfützen und animalischen und vegetabilischen
Infusionen, Schrank nicht selten in Sumpfwasser und Pflanzenaufgüssen. Ich sah nur vorn und hinten Haare, viele deutlich Stoffe
aufnehmende Magenzellen und Eierchen. Mund und Afterstelle blieben unklar, und ich erkannte keine männlichen Sexualtheile. —
Grösse y45 — Vs Linie. Müller sah Längstheilung; ich habe Queertheilung beobachtet.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLL Fig. V.
Fig. 1. ist nach einer Zeichnung von 1830; Vergrösserung 300mal. Fig. 2—3. von 1827; Vergrosserung des Durchmessers 20QmaI.
Nachtrag zur Gattung Oxytricha.
Die hier ausgeschlossenen 14 der bisherigen 22, meist von Bort 1824 nach MÜLLER'schen Trichodis gegebenen, Artnamen
haben folgende Homonyme: 1) Oxytricha ambigua Bort (1824) = Spiro st omum ; 2) O. Bulla Bory = Euplotes? ; 3) O.
eurystoma s. platystoma; 4) O. Felis Bory = Uroleptus? , Amphileptus? ; 5) O. Gattina Bory = Oxytricha? \ Notom-
mata? ; 6) O. gibbosa Bory s. gibba; 7) O. Joblotii Bory = O. Pellionella?, Stylonychia pustulata?: 8) O. pelionetta
Bory s. Pellionella; 9) O. Piscis (Abhandl. d. Berl. Akad. 1830.) = Uroleptus; 10) O. Pulex Bory = Oxytricha? ; 11)
ö. pullicina Bory = Oxytricha Pulex?; 12) O. tramfug a Bory = Oxytricha? ; 13) O. variabilis Bory = Oxytr. prae-
ceps? Theil?; 14) O. Volutator Bory = Stylonychiae pars? {Ilimantopus Müller). Die fraglich dieser Gattung noch zuge-
schriebenen Formen können lebende Fragmente von Stylonychia pustulata gewesen seyn.
HUNDERTSECHSUNDZWANZIGSTE GATTUNG: HORNTHIERCHEN.
Ceratidium. Meratide.
CHARACTER: Animal ex Oxytrichinoruin familia, ciliatum, stylis uncinisque destitutum, fronte cornutum.
CARACTERE: Animal de la famille des Oxytriques, garni de cils, depourvu de styles et de
crochets, ayant des cornes au front.
Die Gattung der Hornthierchen umfasst die Formen der Familie der Hechelthierchen , welche, ne-
ben dem Besitz von Wimpern und dem Mangel an Griffeln und Haken, eine in Hörner verlängerte Stirn
führen.
Diese Gattung wird hier zuerst aufgenommen und enthält nur eine, von keinem früheren Beobach-
ter gekannte, Art. Ich entdeckte sie im Jahre 1820 bei Berlin und habe sie bisher übergangen, weil ich
sie nicht wieder fand. Die auffallende Bildung lässt mich aber nun vorziehen, sie hier anzureihen. — An
Organisations- Detail ist noch wenig scharf ermittelt. Bewegungsorgane waren nur auf der Bauchseite als
vordere Wimpern und hintere Borsten deutlich, doch ist ihre Natur noch weiter zu entwickeln. Im Innern
waren unbestimmte Dunkelheiten, welche wohl grösstenteils den Magenzellen angehörten. Die Stellung der
Form ist zwar wahrscheinlich hier richtig, aber nicht sicher; sie muss stärker vergrössert beobachtet werden.
Die geographische Verbreitung ist ausser Berlin nicht bekannt.
533. Ceratidium, cuneatum, Keilförmiges Horntliierelieii. Tafel XLL Fig. VI.
C. corpore cuneato, fronte bicorni cornibusque truncatis.
Keratide cuneiforme, a corps triangulaire, le front bicorne tronque, ainsi que les cornes memes.
Aufenthalt: Bei Berlin.
36S
Ich fand das oberhalb glatte weissliche Thierchen 1820 zwischen Conferven, und habe es neuerlich nicht wieder gesehen.
Die ausgezeichnete Form des Körpers wird es leicht wieder erkennen lassen. Es wirbelt«, läuft und klettert schnell, wie Euplotes
Charon. — Grösse Vse Linie.
Erklärung der Abbildung Taf* XLI. Fig. YL
Es ist ein Thierchen in 2 Ansichten , hei lOOmaliger Linearvergrösserung.
HÜNDERTSIEBENÜNDZWANZIGSTE GATTUNG: KRALLENTII1ERCHEN.
Meroita. Merone.
CHARACTER: Animal ex Oxytrichinorum familia, uncinosum et ciliatum, stylis destitutum.
CARACTERE: Animal de la famille des Oxytriques^ ayant des cils et des crochets^ point de
styles.
Die Gattung der Krallenthierchen zeichnet sich in der Familie der Hechelthierchen durch Besitz
von Wimpern und Krallen, so wie durch Mangel an Griffeln aus.
Die Gattung Kerona ist von Müller 1786 mit 14 Arten gegründet worden, von denen er 7 schon
1773 in der Gattung Trichoda beschrieben hatte. Eine 8te hatte er dann 1776 und eine 9te Art 1779
angezeigt, die übrigen 5 waren neu. Aiuldgaard beschrieb 1793 ein Rädert hier, Anuraea^ als Kerona.
Schrank zog 1803 die Gattung zu Trichoda; Lamarck vereinigte 1815 Himantopus mit ihr. Bory de
St. Vincent zertheilte 1824 Müllers Formen in seine 5 Gattungen Tribidina^ Kerona^ Ploesconia^ Oxi-
tricha und Coccudina. In die Gattung Kerona nahm er 20 Arten auf, indem er zu 9 beibehaltenen Ar-
ten von Müller noch 5 von dessen Himantopoden und 6 Trichoden stellte. Seit 1830 ist nur 1 Art,
K. pustulata^ in der Gattung verzeichnet, und neuerlich ist auch diese, nach schärferer Beobachtung, ent-
lassen und zu Stylonychia gezogen worden, wogegen eine andere, bisher unklar gewesene, Thierart die
Charactere der Gattung hat erkennen lassen. Diese Form ist zuerst von Rösel unterschieden, vielleicht
aber schon Leeöwenboek bekannt gewesen. — Die Organisation ist reich und fast befriedigend ermittelt.
Der ganze Korper ist überall bewimpert, auf der Bauchseite sind überdiess Krallen und vielleicht einige
Borsten. — Zahlreiche Magenzellen zeigen den polygastrischen Bau des Ernährungsorganismus. Der Mund
und wahrscheinlich auch die Analstelle sind beide auf der Bauchfläche. — Das Fortpflanzungs- System zeigt
Dualismus als Eierchen und 2 Drüsen sammt einer contractilen Blase. Selbsttheilung ist nicht beobachtet.
Die geographische Verbreitung der Gattung und einzigen Art ist mit Sicherheit nur bei Nürnberg,
Landshut und Berlin beobachtet.
534. Merona I*olyporum9 ovale Polypenlaus. Tafel XLI. Fig. VII.
K. corpore albicante, depresso, elliptico-reniforini, ciliorum serie frontali sub os producta longiore.
Kerone des Polypes, h corps blancliätre, depri?ne, elliptic/ue, echancre en forme de rognon, ayant
une serie de cils allouges au front terminee sans la bouche.
Animalcules on body of Polypös, LeeuwenhoekV Philosoph. Transact. Vol. XXIII. Nr. 283. 1703. (vergl. Trichodina Pediculus.)
Animalcules des Polypes , Trembley? Histoire des Polyp es, Tab. VII. 1744. (vergl. Trichodina. Nicht Gözes Thierchen.)
Ovalrunde Polypenläuse, Rösel, Insectenbelustig. III. p. 503. Taf. LXXXIII. Fig. 4. 1755.
Cyclidium Pediculus, Schränk! Fauna boica, III. 2. p. 64. 1803.
Polypenläuse , Gruithuisek , Beiträge z. Physiognosie und Eautognosie, p. 315. 1812. (verwechselt mit Stylonychia.)
Cyclidium Pediculus, v. Olfers? de animatis et veget. corporibus in animat. corp. reper. p. 67. 1816.
Veränderte Polypenkörner?, Schweigger, Handb. d. Naturg. p. 325. 1820. (v. Baer, N. Act. Nat. Cur. XIII. p. 723. 1827. s. Trichodina.)
Kerona Polyporum, Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1835. p. 164.
Aufenthalt: Delft?, der Haag?, Nürnberg!, Landshut!, München, Berlin!.
Diess Thierchen fand ich erst -am 11. April 1835 auf sehr vielen Exemplaren der Hydra vulgaris und oligaclis bei Ber-
lin, und sah es wieder am 3. Mai. Ich habe es seitdem auch im Sommer 1836 frei in Gefassen angetroffen, worin damit behaftete
Polypen lebten. Es läuft beständig auf allen Theilen des Körpers, auch auf den Fangarmen, auf und nieder, ist unten ganz flach
und hat daselbst vorn 3 — 4, hinten 5 — 6 Krallen, von denen 3 bis 4 der letzteren mehr borstenartig sind. Der Rücken ist ein we-
nig gewölbt und überall bewimpert, wobei ich neuerlich undeutliche Längsreihen erkannte. Der Mund ist eine schmale Spalte in der
Ausbuchtung, überragt vom länger bewimperten Rande. Der After ist nicht direct beobachtet, aber sehr wahrscheinlich vor dem hellen
Ende. Es Messen sich mehr als 40 Magenzellen zählen, von denen viele mit bräunlichen (halb verdauten grünen?) Monaden erfüllt
waren. Zwischen denselben liessen sich Eikörnchen unterscheiden. Zwei grosse durchscheinende Kugeldrüsen und eine strahlenlose con-
tractile Blase in der Körpermitte nahe am Mundrande vollendeten den Organismus. Schwimmen wankend. Man hat es früher mit Tri-
chodina Pediculus verwechselt, aber schon Rösel unterschied die ovalrunden und tellerförmigen, oder Theeköpgen- artigen Poly-
penläuse, und Schrank hat sie auch scharf gesondert. Gruithuisen muss diese wohl auf Polypen bei München gesehen haben,
weil er sie richtig mit Stylonychien vergleicht, obschon er den Namen Polypenläuse für letztere ganz fehlerhaft verwendet. Die
Polypen sterben, wenn sich diese Parasiten sehr vermehren (vergl. Trichodina Pediculus, p. 266.). — Grösse bis Vi 2 Linie.
369
Erklärung der Abbildungen Taf. XLT. Fig. VII.
Fig. 1. Bauchseite. Fig. 2. Rückenseite; t Drüsen, * Sexualblase. Fig. 3. und 4. kletternd; siimmtlicu bei 300maliger Linearvergrössenmg. Fig. 5.
eine kleine Hydra oligactis mit den Thierchen besetzt, 12mal vcrgrössert.
Nachtrag zur Gattung Kerona.
Von den bisher gegebenen 27 Artnamen haben die liier ausgeschlossenen 26 folgende Synonyme: 1) Kerona Acarus La-
marcic (1815) = Kerona?, Stylonychia? Theil; 2) K. Calvitium Müiier (1786) = Kerona?, Stylonychia? ; 3) IL Co-
rona Lamarck (1815) = Himantopus Charon, pars?; 4) K. Cypris M. (1786) = Stylonychiae pars; 5) IL. depauperata
Bort (1824. Encycloped. method.) = Kerona? \foveatd); 6) K. erosa Bort (1824) = Stylonychia, Hintertheil ; 7) K. fim-
briata Bort (1824) = Stylonychia? Vordertheil; 8) K. Haustellum Müller (1786) = Stylonychia, Vordertheil; 9) IL Hau-
strum M. (1786) = Stylonychia, Vordertheil; 10) K. Histrio M. (1786) = Stylonychia; 11) K. larvoides Bort (1824) s.
Himantopus Larva; 12) K. Lepus M. (1786) = Trichoda L.; 13) IL Ludio Lamarck (1815) s. Himantopus; 14) IL
Ly neuster M. (1786) = Euplotes? ; 15) IL Mytilus M. (1786) = Stylonychia M.; 16) IL octoceras Abiidgaard (1793)
= Anuraea quadrata? ; 17) K. Patella M. (1786) = Euplotes; 18) K. pectinata Bort (1824) s. Trichoda ciliata, Kie-
men-Fragment?; 19) K. Pullaster M. (1786) = Occytricha; 20) IL pustulata M. (1786) = Stylonychia; 21) IL Bastei lum
M. (1786) = Euplotes?, Aspidisca'i; 22) IL rostrata Bort (1824) s. Trichoda rostrt; 23) IL Sannio Lamarck (1815)
= Keronae pars?; 24) IL Silurus M. (1786) = Occytricha; 25) K. truncata Bort (1824) s. Trichoda Augur; 26) K.
Vannus M. (1786) = Euplotes. — Da es oft schwer hält, die sämmtlichen Bewegungsorgane zu erkennen, so lässt sich, den bis-
herigen Nachrichten nach, mit Sicherheit nicht von andern Arten der Gattung sprechen. Die Abbildungen sind oft mangelhaft.
HUNDERTACHTUNDZWANZ1GSTE GATTUNG: GRIFFELTHIERCHEN.
ITrostyla. Urostyle.
CHARACTER: Animal ex Oxytrichinorum faniilia, ciliatum, stylis niunitum, uncinis carens.
CARACTERE: Animal de la famille des Oxytriques, gami de eils, pourvu de styles, depourvu
de crochets.
Die Gattung der Griffelthierchen ist in der Familie der Hechelthierclien durch den Besitz von Grif-
feln neben Wimpern, und durch den Mangel an Haken ausgezeichnet.
Die Gattung wurde 1830 in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. mit 2 Arten gegründet, die aber
schon 1831 in eine verschmolzen wurden, und es ist noch keine zweite beobachtet. Es scheint auch, dass
die Form früher nicht bekannt gewesen. — An Organisation ist die einzige Art befriedigend reich. — Als
äussere Bewegungsorgane des fast walzenförmigen Körpers dienen, ihn überall in dichten Reihen bedeckende,
zahllose Wimpern, welche zu beiden Seiten der langen Mundspalte grösser sind. Auch am hintern Körper-
ende auf der Bauchseite ist eine kleinere Spalte, welche mit nicht wirbelnden Griffeln eingefasst ist. — Im
innern Körper bezeichnen viele runde Magenblasen das Eroährungssystem, welches leicht Farbe und feste,
auch grosse, Körper aufnimmt. — Eine Drüse in der Mitte des Körpers und eine contractile Sexualblase
sammt einer feinkörnigen, überall verteilten, Eiermasse bilden das männliche und weibliche Fortpflanzungs-
system, üeberdiess ist queere Selbsttheilung beobachtet.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist mit Sicherheit nur in Berlin bekannt.
535. trostyla grandis, grosses Oriffelthiercben. Tafel XLI. Fig. VIII.
ü. corpore albo, semicylindrico , subclavato, utrinque rotundato, antica parte levins incrassata, stylis brevibus.
Urostyle gründe, a corps blatte, scmicylindriijuc, arrondi ausc deute bonts, presque en forme, de mas-
sue par un gonflement leger du, front, ayani les stylen courts.
Vrostyla grandis, Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 43. 1831. p. 119.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diess Thierchen hielt ich anfangs für Trichoda patens, welche ich nun als Uroleptus verzeichnet habe. Es lebt im Früh-
ling zahlreich an schleimigen abgestorbenen Schilfblättern der langsam fliessenden Gewässer. Am 23. März 1835 sah ich wieder Hun-
derte, und ebenso am 15. April 1836. Früher fand ich es auch im Mai. Es ist der walzenförmigen Bursaria voracc und der kral-
lenführenden Stylonychia lanceolata sehr ähnlich. Der Körper, am Bauche flach, ist reihenweis eng bewimpert, weiss, bei durch-
gehendem Lichte gelblich. Hinten und vorn schienen einige längere Borsten zwischen den Wimpern zu seyn. Die vordere Mundspalte
ist sehr gross, V* — % der Körperlänge, und auf beiden Seiten mit längeren Wimpern besetzt. Hinten bezeichnet eine kleinere Spalte
93
370
offenbar den After, und diese ist nur links mit 5 — 8 kleinen Griffeln (die keine Zwiebelbasis haben) eingefasst- Es nahm leicht In-
digo auf und hatte im natürlichen Zustande gewöhnlich viele Magen mit Chlamidomonas , Bacillarien und auch Rädert liieren
erfüllt, so dass es oft sehr bunt aussah. Der Magensaft ist farblos. In der Körpermitte erkannte ich eine Kugeldrüse und am Grunde
des Mundes rechts eine runde contractile Blase. Die Bewegung war meist stossweis, bald vorwärts, bald rückwärts, auch schwimmend
mit Drehen um die Längsaxe. Weisse Eierchen geben die Undurchsichtigkcit und Grundfarbe. Ich sah Queertheilung mit vorangehen-
der Theilung der Sexualdrüse. Die Jungen sind etwas flacher als die Alten. Trichoda Uva von Müller könnte daher ein Junges
seyn. — Grösse Vi 2 — Vs Linie.
Erklärung der Abbildungen Tafel XLL Fig. VIIL
Es sind 5 Exemplare in verschiedenen Zuständen bei gleicher 300maliger Linearvergrösserung dargestellt. Fig. 1 — 2. Bauchseite; 2 mit angezeigter
Strömung in den Mund beim Wirbeln, t Sexualdrüse, s Sexualblase. Beide haben Indigo aufgenommen, und mehrere verschluckte Naviculas^ um-
geben von farblosem Magensafte, im Innern. Fig. 3. ist in Queertheilung, Rückenseite; tt die schon getheilte Drüse. Bei + ein verschluckter Ro-
tifer vulgaris , <m seinen Zähnen und Augen kenntlich. Fig. 4. und 5. sind Junge.
HUNDERTNEUNUNDZWANZIGSTE GATTUNG: WAFFENTHIERCHEN.
Stylonychia. Styloiiyque.
CHARACTER: Animal ex Oxytrichinorum familia, ciliatum, stylis uncinisque armatum.
CARACTERE: Animal de la famille des Oxytriques, eilte et garni de styles et de crochets.
Die Waffen thi er ch en der Familie der Hechelthierchen unterscheiden sich durch Griffel und Kral-
len neben den Wimpern.
Diese Gattung ist seit 1830 von mir vorgeschlagen worden und hatte anfangs 2 Arten, welche jetzt
auf 6 vermehrt worden sind. Sie enthält sehr verbreitete und sehr ausgezeichnete, daher schon frühzeitig
bekannt gewordene, Formen. Leeüwenhoek scheint schon 1675 Stylonychia Mytilus gesehen zu haben,
und Joblot hat dieselbe oder St. pustulala 1718 noch deutlicher gezeichnet. Hill nahm solche Formen
wahrscheinlich unter den Namen Paramecium quartum und vielleicht tertium, auch wohl als Scelasius
auf. Ellis beschrieb Styl, pustulala wohl 1769 als Volvox Oniscus. Müller nannte sie 1773 Trichoda
und 1786 Kerona und Himantopus. Müller ist, obwohl er mit rühmlichst anzuerkennendem Fleisse beob-
achtete, doch in viele Irrthümer dadurch gerathen, dass er die Selbsttheilung und das Zerfliessen dieser
Formen sammt den daraus entwickelten Gestalten nicht allgemein genug erkannte. Deshalb hat er aus den
Hälften viele besondere Arten gebildet. Bory de St. Vincent hat 1824 diesen üebelstand dadurch noch
vergrössert, dass er die vermeinten Arten neu classificirt und daraus sogar neue Gattungen gebildet hat.
So ist denn in diese Formen eine grosse Verwirrung der Namen gekommen, welche jedoch durch die vor-
trefflichen Abbildungen von Müllers Bruder, verbunden mit angestrengten neuen Naturbeobachtungen, man-
nigfach ausgeglichen ist und sich wird vollends überwinden lassen. — Die Organisation ist sehr befriedigend
ermittelt. Als Bewegungsorgane dienen überall Wimpern, Borsten, Griffel und Krallen, bei einer Art sind
sie zählbar gewesen. — Als Ernährungsorgane sind bei 1 Art Darmcanal und viele Magenzellen in ihrem
ganzen Verlaufe und Verbindungen scharf ermittelt, bei allen übrigen sind Magenzellen und Stoffaufnahme
beobachtet. — Als Fortpflanzungsorganismus ist ein dicht gekörnter Eierstock bei allen Arten erkannt. Als
männliche Organe sind bei 2 Arten je 2 Drüsen, und bei 4 Arten contractile Blasen beobachtet. Queer-
und Längen -Selbsttheilung ist bei 2 Arten, queere allein bei einer dritten ermittelt. Bei St. pustulata ist
wohl Knospenbildung gesehen. Die Lebensdauer und Schnelligkeit der Vermehrung ist bei St. Mytilus und
pustulata direct beobachtet.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist über ganz Europa bis tief in das nordwestliche Asien
erkannt.
536. Stylonychia Mytilus» Musclieltliierclieii. Tafel XLL Fig. ix.
St. corpore albo, utroque fine hyalino, piano, oblongo, medio leviter constricto, fronte dilatata obliqua, forma Mytili.
Stylonyque Mottle, a corps blanc, hyalin aucc deua> bouts, plat, oblong, legerement etrangle au
milieu , elargi au front oblique , en forme de moule.
Living crealure like a Mussei- Shell, Leeüwenhoek, Philosoph. Transact XI. p. 825. (1675.) 1677. (vergl. Chilcdon.)
Animalcula, Anonymus, Philosoph. Transact. XXIII. Nr. 284. 1703. p. 1368. Fig. F. copirt von Baker und Hill (vergl. Paramecium Au-
relia.)
Le Pirouetteur coneave et coiwexe, Joblot? Observat. fait. avec le Microscope, p. 81. PI. M- F>£- -*• vordertheil. 1718.
Paramecium terlium et quartum, \ „ kt ± i i • * c a • i Air-t rr;n- ,™ -fim
_ , . „ ' ' \ Hill, Natural history of Animals, 1751. big. von l/ua.
iicelasius prinuisf |
Trichoda Mytilus, Cypris, Sannio, Acorus, Müller, Vermium fluv. bist. 1773.
IMe Mauersüge, Eichhorn, Beiträge z. Kenntn. <1. kl. Wasserth. p. 49. Taf. V. Fig. E. 1775.
3¥1
Trichoda Cimex, Göze, Beschäftig, d. Berl. natnrf. Gesellsch. III. p. 376. Taf. 8. 1777. (St. pmhtlata?)
Trichoda Mytihts, Herrmann, Naturforscher, XIX. p. 51. Tab. II. Fig. 12. 1783.
Kerona Mytihts, Möubr, Animalc. Infus, p. 242. Tab. XXXIV. Fig. 1 — 4. 1786. Normalform.
Kerona Cypris, F/ausIrum, tlanstellum, Müller, Animalc. infus, c. Fig. Vordertheil.
Trichoda fimbriala, Vonlertheil, erosa, rostrata, Hintertheil , Müller, Animalc. Infus, c. Fig.
Himantojms Acarns, Ludio, Sannio, Corona, Müller, Animalc. Infus. Fragmente.
Trichoda Mytihts, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 99. 1803. /
Kerona Mytihts, Cypris, Hamtnmi, HausteVum, fmibriata, crosa, rostrata, Acants, Ludio, Sannio, Corona, Bort, Encycloped. m etil od.
Vers. 1824.
Plagiotricha Diana, Bort, Encyclopedie method. Vers. 1824.
Stylonychia Mytilus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 43. 1831. p. 10, 30, 120. 1833. p. 174, 330. Taf. VI.
Fig. II. 1835. p. 164.
Aufenthalt: In England?, Holland?, Paris?, Copenkagen!, Danzig!, Quedlinburg?, Strasburg, Landslmt, Charenton? und Berlin!.
Diess Thierchen ist im freien Wasser zwischen Oscillatorien und in Infusionen bei Berlin zu allen Jahreszeiten sehr gemein,
und ist auch sehr deutlich von früheren Beobachtern beschrieben und abgebildet worden. Zweifelhaft könnte Leeüwenhoek's , sich
wohl in Chilodon theilende, Beobachtung seyn, aber vergleicht man die Beschreibung aus England von 1703 und hält man Müller's
Abbildung der St. Mytilus mit der Fig. F. vou 1703 zusammen, so ergiebt sich eine kaum zu bezweifelnde Gleichheit dieser Formen.
Hill und Baker haben diese Figur copirt, und ersterer hat aus der Seitenansicht eine besondere Art, Paramecium quartum, ge-
bildet. In dieser Figur mag auch wohl 1703 Paramecium Aurelia mit gemeint seyn. Hin fand es auch im Aufguss von Nua>
vomica. Eichhorn's Abbildung aus Danzig ist, obwohl roh, doch sprechend, und Müller's Abbildung ist völlig genügend für eine
geringere Vergrösserung. Diess grosse Thierchen zerfliesst sehr leicht, theilt sich und verändert sich beim Eierlegen sehr bedeutend.
Daher kommt es, dass es schon Müller mit 11 Namen in 3 Gattungen belegt hat. Schon 1773 sah Müller das Auswerfen der
Excremente. Eichhorn sah schon 1755 die helle Sexualblase, viele Magcnzellen und vielleicht auch die beiden Drüsen. Eine Drüse
mit der Sexualblase sah Müller bei Tr. Haustellum, und er zeichnete auch vielleicht bei Himant. Sannio eine Drüse 1786.
Bort übersetzte Müller's Beschreibung so frei, dass es unsicher bleibt, ob er die Drüse selbst gesehen hat. Diess ist bei allen die-
sen Formen, auch bei der Hauptform, K. Mytilus, der Fall; das Hintertheil (K. erosa) hat er allein in der Marne bei Charenton
ausdrücklich selbst gefunden. Schrank fand das Thierchen in allen Aufgüssen in Landshut. Wahrscheinlich meint es Gruithuisen
auch als Polypenläuse (s. St. pustulata). Sonderbar ist, dass es Gleichen nicht deutlich bezeichnet hat. Schon 1830 habe ich
die systematische Stellung dieses Thierchens physiologisch zu befestigen gesucht, allein besonders 1833 (1832) habe ich seine Lebens-
verhältnisse so detaillirt mitgetheilt, dass diese mühsamen Darstellungen vorläufig als Typus für die ähnlichen Infusorien gelten konnten.
Ich habe auch diese Beobachtungen 1835 und hier noch weiter vermehrt. Der sehr flache Körper ist vorn und hinten sehr durchsich-
tig, so dass man ein Rückenschild za. sehen glaubt, allein es sitzen daran Wimpern und es ist sehr weich und biegsam. Eine in der
Mitte jederseits, wie eine 8 etwas eingebogene, schlingenartige Reihe von wirbelnden Wimpern bildet die Einfassung des ganzen Kör-
pers. Ich zählte solcher Wimpern bei 10 Exemplaren 122 bis 144, und fand bei jedem andere zwischen diesen Extremen liegende
Zahlen. Die übrigen Organe hatten feste Zahlen. Eine leichte Trübung lag als Streif unter den Knötchen der ganzen Wimperreihe,
und ich halte diess für die bewegende Muskellage. Am hintern Ende waren keine Wimpern, sondern 3 auf Knötchen sitzende beweg-
liche Borsten standen in grösseren Zwischenräumen. Wo eine fehlte, erkannte ich es am Zwischenräume. Ueberall waren 5 Griffel
von ungleicher Länge an der Afterstelle, überall waren auf der Bauchseite rechts 18 fussartige Haken, paarweis von vorn nach hinten
verlaufend. Einzelne Borsten fand ich zuweilen ausgefallen; so mag es auch mit den Wimpern seyn, deren Lücken schwieriger zu ent-
decken sind. Der Mund, fast in der Körpermitte gelegen, führt in einen gerade zum After verlaufenden weiten Darm, an welchem,
wie Beeren an der Traube, über 20 Magen als kleine Beutel angeheftet sind. Der Magensaft ist deutlich farblos. Farbeaufnahme ge-
lang schon 1830. Den ganzen mittleren Körper füllten in den Zwischenräumen sehr feine weisse Körnchen, die ich für Eier halte und
welche oft fehlten (unentwickelt oder entleert waren). An den hellen Stellen vorn und hinten fehlten sie immer, dahin also reicht der
Eierstock nicht. Links in der Einbiegung der Wimperreihe, ausgeschlossen von dieser, war eine runde helle contractile Blase, und
die 1833 noch vermisste Drüse habe icli später ebenfalls beobachtet, sogar immer doppelt gesehen. Sie ist von Gestalt oval. Beson-
ders interessant sind die Selbsttheilung und das partielle Zerfliessen als Bedingungen sehr verschiedener auffallender Formveränderungen.
Ich sah nur Queertheilung. Das so eben abgeschnürte Vordertheil gleicht vollständig der Kerona Haustrum Müller's, und das Hin-
tertheil der Trichoda erosa. Beim Zerfliessen bildeten sich die wunderlichsten munter fortlebenden Fragmente, welche ganz, den Hi-
mantopoden Müller's vergleichbar waren. Ich habe diese Form Veränderungen umständlicher bei St. pustulata abgebildet. Die
Bewegung ist meist ein vor- und rückwärts Stossen, doch klettern, laufen und schwimmen sie auch behend, den Bauch meist nach oben.
Nach den am 14. Nov. 1830 gemachten, 1831 mitgetheilten, Beobachtungen lebte ein einzeln abgesondertes Thierchen dieser Art 9
Tage lang fort, nachdem es sich durch Queertheilung in 24 Stunden in 3 ganze Thiere getheilt hatte. Aus diesen 3 Thieren wurden,
nach 24 Stunden Ruhe, wieder in 24 Stunden durch Queertheilung 12. Es ist mithin durch blosse Theilung (ohne die Eier) eine
Verdreifachung und Vervierfachung in 24 Stunden, also Möglichkeit der Vermehrung jedes Einzelthieres zu 1 Million in 10 Tagen,
beobachtet. Reichliche Nahrung begünstigte die Vermehrung. — Grösse V20 — x/8 Linie beobachtet. (Vergl. St. pustulata.)
Erklärung der Abbildungen Taf. XLI. Fig. IX.
Fig. 1. Rückenseite. Fig. 2. Bauchseite; Vergrösserung 300mal im Durchmesser. 0' der Mund, w After, • Darmcanal, v Magenbeutel, * männliche
contractile Sexualblase, t Sexualdrüsen, + hintere Borsten. Fig. 3. ein frei bewegtes Exemplar mit einer verschluckten, durch den Darm bis tief in
einen Magen reichenden und sammt diesem den Körper mit ausdehnenden, Oscillatorie , welche noch lang ans dem Munde vorsteht. Fig. 4. Rucken-
seite. Fig. 5. Seitenansicht beim Klettern {Paramecium quartum Hill). Fig. 6. Queertheilung. Fig. 7. freigewordenes, sich bald wieder er-
gänzendes, Vordertheil {Kerona Haustrum). Fig. 8. Hintertheil {Trichoda erosa). Fig. 9. Theilung durch Zerfliessen. Fig. 10. ein sich
wieder ergänzendes Vordertheil, kein Uroleptus.
53?. Stylonychia pustulata, (blasiges) Flundertliierclien. Tafel XLII. Fig. i.
St. corpore albo, turbido, elliptico, utrinque attenuato, obtuso, uncinorum fascia media.
Stylonyr/ue pustuleuse, ä corps blanc, trouble, elliptigue, aminci et obtus auos bonts, ayant um
bände de crochets au milieu du venire.
Smal oval creatures witli little feet, Leedwenhoek? 16. Juni 1675, Philos. Transact. XI. p. 8'28. 1677.
Animal sliaped like a Flunder, Anonymus, Philosoph. Transact. XXIII. p. 1368. Fig. G. 1703.
373
Grosse araignee aquatique, Goulu, Joblot, Observations faites avec Ie Microsc. ed. 1754. p. 14, 67, 78. PI. 2. Fig. 3, 4, 5. PI. 8.
Fig. 9. PI. 10. Fig. 19. 1718.
A third sorl resemlling a Flunder, Baker, the Microsc. made easy, 1742. ed. 1795. p. 73. Fig. 3. Cop. von 1703.
AnimnleUi in contatto, Beccarta 1765. bei Spallanzani, Opuscoli di fisica anim. I. p 145. Tav. I. Fig. III. 1776.
Volvow Oniscus, Ellis, Philosoph. Transact. LIX. p. 150. Fig. 4. 1769.
Trichoda Silurus, Cyclidium, Pulex, Calvitium, Pullaster?, Müller, Vermium fluv. bist. 1773.
/ grossi Spinosi, Corti, Osservaz. microsc. sulla T reine IIa, p. 100. Tav. II. Fig. 13. 1774.
Hurtiges Thierclien mit 2 Stacheln, Eichhorn? Beiträge z. Kenntniss der kl. Wasserth. p. 35. Taf. II. Fig. R. 1775. (s. Chaetonotus.)
Trichoda Acarus, Müller, Naturforscher, IX. Synonyme, p. 208. 1776.
Trichoda Cimex , Göze, Beschäftig, d. Berlin, naturf. Gesellsch. III. p. 376. Taf. 8. 1777. (St. Mytilus?)
Trichoda Lepus, Köhler, Naturforscher, XVI. p. 71. 1781. Taf. III. Fig. a — h.
Cyclidium radians, Hermann, Naturforscher, XX. p. 151. Fig; 27. i. 1784.
Trichoda foveata? , Augur, Cyclidium, Cursor, Pulex, \
Kerona Silurus ^pustulata , Calvitium, Pullaster? \ Müller, Animalc. Infus. 1786. abgebildet.
Himantopus Larva, Volutator, )
Trichoda Cyclidium, Schrank, Fauna boica III. 2. p. 97. 1803.
Grosse Polypenlänse , Gruithuisen, Beiträge z. Physiogn. u. Eautognos. p. 314. Taf. II. Fig. 25, 27, besonders 28. 1812.
Oxitricha Pulex, pullicina , Volutator, Pullaster? »
Kerona pustulata, Augur, foveata, Silurus , Calvitium, larooides , \ Bory de St. Vincent, Encycloped. meth. Vers. 1824.
Mystacodella Cyclidium , \
Kerona pustulata, Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 53, 63. 1831. p. 119.
Stylonychia pustulata, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1835. p. 164.
Aufenthalt: In England, Paris, Turin, Modena, Copenliagen ! , Danzig!, Quedlinburg?, Dresden!, Landsliut, München!, Berlin!,
Freiberg, Petersburg! und Catharinenburg im Ural! beobachtet.
Diess Thierclien, bei Berlin in allen Infusionen und in freiem Wasser mit Oscillatorien stets häufig, auch 1833 in Copenlia-
gen im Seewasser und neuerlich im Grubenwasser von Freiberg, 1829 in Petersburg und Catbarinenburg von mir selbst beobachtet, ist
deshalb eine der merkwürdigsten Infusorienformen, weil man sehr frühzeitig seine Organisation und Selbsttheilung bemerkte und diese
oft wieder beobachtete. Queertheilung sah man schon 1703 (als Begattung). Joblot bildete Queer- und Längstheilung ab. Ellis
sah wieder Queertheilung, Beccaria hielt es in Turin für Begattung, Müller sah dasselbe, Köhler beobachtete 1781 in Dresden
genau die Dauer, V* Stunde für die Abschnürung und im Ganzen 3/* Stunde bis zum völligen Auswachsen der Theile. Gruithuisen
hat Queertheilung auch beschrieben. Ferner hat man an dieser Form, wTie es scheint, schon frühzeitig öfter das Verschlingen anderer
Infusorien gesehen. Schon Joblot hat es abgebildet, Corti's und Göze's Abbildungen stimmen sehr mit jener überein, doch könnte
man St. Mytilus gemeint haben. Köhler hat ganz deutlich schon 1781 die beiden männlichen Drüsen gesehen, welche Müller
noch 1786 bei St. Histrio für Eier hielt. Auch Gruithuisen hat 2 grosse ovale drüsige Körper gezeichnet. Im Jahre 1830 be-
schrieb ich die Ernährungsorgane umständlich und gab Abbildungen der Magen nach Farbenahrung unter dem Namen Kerona. Die
Sexualtheile als Eierchen, zwei ovale Drüsen und 1 runde Sexualblase habe ich 1831 und 1835 vollständig angezeigt und wissenschaft-
lich erwiesen. Auf den grossen Formenwechsel dieser sehr verbreiteten Art habe ich bei der Synonymik von Müller und Bory de
St. Vincent (Isis 1833. p. 242. und 1835. p. 1194.) aufmerksam gemacht. Erst spät habe ich bei dieser Form auch die Krallen
erkannt, woran ich sonst St. Histrio unterschied. Ich habe Queertheilung, Längstheilung und Knospenbildung, auch durch das die
Eierausscheidung begleitende partielle, Leben und Bewegung nicht unterbrechende, Zerfliessen eine zahllose Formenmenge hervorgehen
gesehen, deren viele man früher als besondere Arten und Gattungen beschrieb. — Grösse bis Vi 2 Linie, Eierchen V200Ü Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLIL Fig. I.
Es sind 26 verschiedene Gestalten und Zustände dieses Thierchens bei 300maliger Linearvergrösserung. Fig. 1. und 3. Bauchseite; Normalformen.
Fig. 2. Rückenseite; 0' Mund, t Drüsen, s Sexualblase. Fig. 4. Bauchseite bei bevorstehender Queertheilung. Fig. 5. Seitenansicht im Klettern.
Fig. 6. Queertheilung. Fig. 7. Knospenbildung. Fig. 8. ein munteres Vordertheil nach dem Zerfliessen {Trichoda succisa). Fig. 9. Längs-
theilung von hinten nach vorn. Fig. 10. Act des Zerfliessens und Freiwerdens der Eierchen. Fig. 11. Vordertheil kurz nach vollendeter Theilung.
Fig. 12. Fragment nach dem Zerfliessen. Fig. 13. Auswerfen durch den After, 60 — 70 Magen. Fig. 14. verschluckte Navicula viridis. Fig. 15.
verschluckte Osciilatorie. Fig. 16. Längstheilung von vorn nach hinten. Fig. 17. Hintertheil kurz nach der Theilung. Fig. 18. ungleiche Längs-
theilung. Fig. 19. freie Hälfte nach Längstheilung, erinnert an Oxytricha Pellionella. Fig. 20 — 21. vorderes Zerfliessen. Fig. 22. Form
der Oxytricha Pullaster durch Zerfliessen, nach einer von mir in Petersburg gemachten Zeichnung. Fig. 23. fortgesetztes Zerfliessen derselben.
Fig. 24. zerflossener Theil in Form des Himantopus Ludio und Larva. Fig. 25. und 26. zerflossenes Thierchen in Form der Trichoda For-
ceps, Forfex und Index, die aber aus allen Arten der Gattung entstehen können. Die Krallen sind oft eingezogen und sammt den Griffeln und
Borsten, besonders bei der Rückenansicht, unkenntlich. Die Figuren 1., 3., 4., 16. sind neuerlich scharf beobachtet, die übrigen sind als ältere
Skizzen zu betrachten. 16 — 18 Stirnwimpern, 14 Haken, 5 Griffel und 3 Borsten schienen Normalzahlen zu seyn.
538. Stylonychia Silurus, Welsthiercheii. Tafel XLIL Fig. IL
St. corpore albo, forma Mytili, minore, ciliis uncinisque praelongis.
Sfylonytjne Silur e, ä corps blaue, peiil, en forme de Mottle, ayant les eils ei les crochets bieu Jungs.
Trichoda Silurus, Müller? Vermium flnv. liist. 1773. p. 88.
Kerona Silurus, Müller?. Animalc. lnfusor. p. 244. Tab. XXXIV. Fig. 9 — 10. 1786. Bort, 1824.
Aufenthalt: In Copenliagen , vielleicht auch bei Berlin.
Ich fand diese Form Anfang Septembers 1833 im Süsswasser des Copenhagener botanischen Gartens, und beobachtete sie in
mitgenommenem Wasser zu Ende Sept. und am 5. Nov. noch in Berlin, wo ich sie mit Chlamidomonas nährte. Müller selbst war,
wie Fabriciüs (p. 244.) sagt, unsicher über die Charactere seiner Arten. Lepus, Silurus, Calvitium und pustulata -werden preis-
gegeben. Ich war daher in Anwendung der Namen nicht beschränkt, habe jedoch hier die Lokalität zum Anhalt genommen. Sie gleicht
einer kleinen St. Mytilus und ist sehr lebhaft. Weisse Eierchen, grün erfüllte Magen, eine contractile Blase, Queer- und Längs-
theilung sind beobachtet. — Grösse y24 — Vis Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLIL Fig. IL
Fig. 6. ist eine bei Berlin gesehene Monstruosität durch Zerfliessen, die übrigen sind aus dem Copenhagener Wasser. Fig. 3. Längentheil. Fig. 5.
und 7. Queertheüe. Linearvergrösserung 300mal. 20 Stirnwimpern, 8 Haken, 5 Griffel, 3 Borsten sind wohl Normalzahlen n
— 3^e
539, StylonycMa appendiculata, Sporentbiercheii. Tafel XLIL Fig. Hl.
St. corpore elliptieo, albo, piano , parvo, ciliis stylisque longis, setis oblique affixis, faseieulatis.
Stylonyque a eperons, le corps elliptif/ue, blaue, petit et plat, ayant les eils et les slyles longs, les
soies en faisceau oblique.
Aufenthalt: Bei Wismar in der Ostsee.
Ich. fand es am 30. August 1834 auf der kleinen, ehemals befestigten, Insel Walfisch bei Wismar zahlreich in einer Lache.
Es war bei durchgehendem Lichte durch viele weisse Eierchen gelblich. Die sehr abgerundete Gestalt, die langen Bewegungsorgane,
der grosse helle Mund und die dicht beisammenstehenden und schief gerichteten 3 hintern Borsten gaben auffallende Charactere. Ich
zählte auch 6, in einer Reihe kammartig neben einander stehende, fast gleichlange, Griffel. Haken sah ich nur 2 — 3 auf der bewim-
perten (!) Mundseite. — Grösse V24 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLIL Fig. III.
Fig. 1 — 2. Bauchseite; Fig. 3. Rückenseite. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
540, Stylonychia Histrio, die Maske. Tafel XLIL Fig. IV.
St. corpore albo, elliptieo, niedio turgidnlo, uncinis in acervum anticum congestis, setis nullis.
Stylonyque masquee, ä corps blaue, elliptique, leg er erneut gonfle au milieu, ayant un amas de cro-
chets pres da botet anterieur et poiut de soies.
Paramaecium Histrio , Müller , Vermium f 1 u v i a t. li i s t. p. 55. 1773.
Kerona Histrio, Müller, Animalc. infus, p. 235. Tab. XXXIII. Fig. 3, 4. 1786.
Trichoda Histrio, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 99. 1803.
Kerona Histrio, Bory de St. Vincent, Encycloped. meth. Vers. 1824.
Stylonycliia Histrio, Ab ha ndl. der Akademie d. Wissens eh. zu Berlin, 1830. p. 43. 1831. p. 120.
Aufenthalt: Bei Copenliagen, Landslmt und Berlin beobachtet.
Diese Art ist der St. pustulata sehr ähnlich, schien mir aber durch nur vorn unter der Stirn angehäufte, nicht über die
ganze Baiichfläche vertheilte, Haken, durch Mangel der 3 Endborsten und durch mehr nach der Mitte gerückten Mund ausgezeichnet.
Müller's Abbildung des zwischen Conferven gefundenen Thierchens passt ziemlich gut. Er hat sogar, nach Fig. 4., 2 Drüsen und
eine contractile Blase erkannt, zugleich freilich ein Häkchen gezeichnet, welches auf St. pustulata deutet. Müller sah ein stark
verstümmeltes Thierchen, welches in % Stunde die verlorne Stelle wieder ersetzte (Reproduction). Ich sah dergleichen 1830 bei St.
Mytilus. Ich habe Queertheilung und Längstheilung beobachtet, auch partielles Zerfliessen gesehen* Wenn man viele Thierchen in
einem Tropfen hat und das Wasser verdunsten lässt, dicht vor dem völligen Trocknen aber neues Wasser zuthut, so erhält man lauter
halb zerflossene, munter bewegte, Krüppel (Himantopoden) aller Art. Die Längstheilung von hinten nach vorn sah auch Schrank.
Ich fand sie zwischen länge stehenden lebenden Conferven häufig. Merkwürdig ist bei dieser und der folgenden Art der Mangel der 3
hintern Borsten, welche alle andern haben. Ich sah 3 — 4 Griffel und 6 — 8 Haken. Die Bewegung geschieht auf dem Rücken schwim-
mend, stossweis vorwärts und rückwärts. — Grösse V24 — Vis Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLIL Fig. IV.
Fig. 1. und 3. sind ganze Normalformen, Bauchseite. Fig. 2. anfangende, Fig. 4. fast beendete Längstheilung. Fig. 5. Queertheilung. Vergrös-
serung 300mal im Durchmesser.
541, Stylonychia lanceolata, tanzet - Waffentliierclieii. Tafel XLIL Fig. V.
St. corpore magno, pallide virescente, lanceolato, utrinque aequaliter obtuso, venire piano, uncinis prope os acerva-
tis, stylis nullis.
Stylonyque lanceolee, a corps grand, verdätre, pale, lanceole, egalement obtus aua deu& bouts,
plat au venire, ayant les crochets reunis pres de la bouche, point de styles.
Stylonychia lanceolata, Abhandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1835. p. 164.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich fand diese Form am 5. Sept. 1832 zwischen Conferven und habe sie vielleicht früher mit für die krallenlose Urostyla
grandis gehalten, allein ich sah am 23. März 1835 Hunderte davon sammt dieser mit Oscillatorien , und halte sie seitdem für ein
nah verwandtes ganz anderes Thierchen. Die grünliche Farbe kommt von den Eierchen. Der Körper (Rücken?) ist mit Längsreihen
von Wimpern bedeckt, 16 — 18 auf der Halbansicht. 1832 sah ich nur den Mund mit längeren Wimpern besetzt, 1835 aber konnte
ich die Reihe bis um den Hintertheil auf der Bauchseite verfolgen. Bei jenen sah ich vorn 5 Haken, bei diesen 3, bei beiden sah
ich hinten 4 Griffel. Die feinen Wimpern waren zuweilen schwer zu erkennen. Bei den letzteren Exemplaren sah ich eine einfache
contractile Blase links unter dem Munde, und daneben eine grosse ovale Drüse. Das gefrässige Thierchen hatte viele grüne Mona-
den und Bacillarien, meist Navic. graeilis und Junge der N. viridis, oft einzeln, oft mehrere beisammen, in seinen zahlreichen
Magen, umgeben von farblosem Magensafte. Ich sah auch freiwilliges partielles Zerfliessen häufig und völliges Zergehen beim verdun-
stenden Wasser. War diese Form vielleicht das gefrässige Thierchen der früheren Beobachter Joblot und Corti (s. St. pustulata)?
Bewegung stossweis vorwärts und rückwärts, schwimmend und auch kletternd. — Grösse Vi 2 — V10 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLIL Fig. V.
Fig. 1. Zeichnung von 1835; 0 Mund, s Sexualblase, t männliche Drüse, to After. Fig. 2. von 1832. Fig. 3. dieselbe von der Seite, kletternd.
Fig. 4. ein vorn partiell zerfliessendes (Eierlegendes) Exemplar, f frei werdender Eierstock mit abgelösten, noch mit Speise erfüllten, Magen, + ein
sich ablösender, noch gestielter, Magen neben einer Kralle. Linearvergrösserung 300mal.
94
— 3¥4
Nachtrag zur Gattung Stylonychia und der Familie der OxytricMnen.
Ausser den liier verzeichneten 6 Arten der Gattung nannte ich 1829 (1830) noch eine Art, Styl. Cime&; diese ist hier zu
Euplotes gezogen.
Bei der Familie der Oxytrichinen sind einige, von Bory de St. Vincent 1824 aus Müller's Trickodis, Leucophris
caet. errichtete, Gattungen zu erwähnen, welche hier nicht aufgenommen werden konnten, weil ihre Charactere keine physiologische Fe-
stigkeit haben. L Mystacodella mit 5 Arten: 1) 31. Bipes = Tr. Forfea = Fragment der Stylonych. pustulata? ; 2)
M. Cyclidium == Styl, pustulata?; 3) M. Forceps = Styl, pustul? ; 4) M. Indecc = Styl. pustul.? ; 5) M. oculata = Tr.
Uvula — Urosiyla grandis, pullus? . Alle diese Formen können auch O&ytrickae und Kerouae seyn. IL Plagiotricka
mit 15 Arten: 1) P. annularis (1826) = Leucopkra Armilla (Kiemenfragment?); 2) P. Armilla (1824) = idem; 3) P. au-
rantia = Chilodon Cucullulus? ; 4) P. Camelus = O&ytrichae pars? ; 5) P. cercarioides = Cer curia sctifera (O&y-
tricka?); 6) P. Diana = Stylonychia Mytilus^ Vordertheil ? ; 7) P. Jcolpodina — Kolp. triquetra {Loazodes?); 8) P. La-
gena = Trick. Lagena {Trackelius? , Enckelys?); 9) P. Pkoebe = Vorticella lunifera {Stenloris? , Occytrickae pars?,
Peridinium?); 10) P. setifera (1826) = P. cercarioides ; 11) P. sinuata = Trick, sinuata (Kcronae? , Oxytrickae? ', Sty-
lonych. pustulatae pars?); 12) P. striata = Trick, striata {Leucopkrys sanguinea?); 13) P. succisa — Trick. succm
(Oxylricliae? ', Stylonych. pustulatae pars?); 14) P. vibrionides = Trick, bar 6 ata (Trackelius?); 15) P. viridis — Vor-
tic. viridis (Trickoda?). Coccudina und Tribulina gehören zur folgenden Familie, Trinella wohl zu den Rädert liie-
ren* — Alle Formen dieser Familie sind schwer getrocknet aufzubewahren, weil sie leicht zerfliessen, doch gelang es mir mit vielen.
ZWEIUNDZWANZIGSTE FAMILIE: NACHENTHIERCHEN.
Euplota. Buplotes.
CHARACTER: Animalia polygastrica loricata, enterodela (tubo intestinal! distineto), orifieiis discretis,
neutro terminali. ( = Aspidiscina neutro orificio terminali, s. Oxytricliina loricata.)
CARACTERE: Animaux polygaslriques , ä carapace, ayant un canal alimentaire ä deux ort-
fices separes, dont aueun aux bouts du corps.
Zur Familie der Nachentkierchen gehören alle gepanzerten Magenthierchen, welche einen
Ernährungscanal mit 2 getrennten und ausserhalb der Körperenden gelegenen Mündungen, oder letztere all-
ein deutlich erkennen lassen.
Diese Familie ist seit 1830 in den Abhandlungen d. Berl. Akad. d. Wiss. abgesondert und hatte an-
fangs nur 1 geprüfte Art in 1 Gattung, Euplotes. Im Jahre 1831 fügte ich in den Symbolis physicis die
Gattung Discocephalus mit 1 Art hinzu, und verzeichnete an ersterem Orte nun 2 Gattungen mit 4 Arten.
Seit 1833 ist eine dritte Gattung Himantopus {Himantophorus) mit 1 Art aufgenommen, und seit 1835
ist eine 4te Gattung Chlamidodon mit 1 Art verzeichnet. Hier werden 6 neue Arten von Euplotes hin-
zugefügt, welche Gattung nun 9 Arten zählt. Die Familie hält jetzt 12 Arten in 4 Gattungen. Die ersten
Formen der Familie finden sich Aielleicht schon bei Joblot, wenn nicht gar die zu Stylonychia pustulata
gezogenen, sich theilenden, Fussthierchen von 1675 und 1703 auch zu Euplotes Charon gehören. Die
erste ziemlich sichere Abbildung ist wohl Euplotes Charon 1718, dann bei Müller 1786. Der letztere Beob-
achter gab theils schon 1773, theils 1786 die ersten systematischen Namen als THchoda Charon^ Cimex,
Patella, Himantopus Charon, vielleicht auch als Kerona, Bursaria und Cyclidium. Bory de St. Vin-
cent verzeichnete sie 1824 in seinen Gattungen Ploesconia, Coccudina und wohl Tribulina mit Schaal-
Rädert liieren in seiner Familie Citharoidees , und letztere als Gymnodes. — Die Organisation ist seit
1830 reichhaltig ermittelt. Die mannigfachen kräftigen äusseren Bewegungsorgane sind denen der vorigen
Familie ähnlich, und des Panzers halber lassen sich die Formen dieser Familie nach mehrfachen Beziehun-
gen mit den, jedoch sehr verschiedenen, Wasser-Asseln, Asellus, oder mit Entomostracis vergleichen,
so dass sie, ihrer kräftigen Gestaltung nach, zum Schlussstein der Classe der Magenthierchen ganz pas-
send erscheinen. — Das polygastrische Ernährungssystem ist deutlich bei 3 Gattungen ermittelt, deren eine
sogar durch einen Cylinder von stabartigen Zähnen und einen schön rosenfarbenen Verdauungssaft, wie JVas-
sula, ausgezeichnet ist. — Der Fortpflanzungsorganismus ist als Dualismus bei 3 Gattungen erkannt. Eier-
chen sind bei 2 Gattungen direct erkennbar gewesen. Männliche Drüsen bei 2 Gattungen, contractile Bla-
sen bei 3. Selbsttheilung ist überdiess als vollkommene Queer- und Längstheilung bei 1 Gattung beobach-
tet. Knospen sind nicht vorgekommen. Nur eine Form der Familie ist grün, alle übrigen sind weisslich,
3*5
farblos. Einige Euplotae sind in den Infusionen sehr zahlreich, keine Form ist durch Massenentwickelung
auffallend.
Die geographische Verbreitung der Familie ist durch ganz Europa, auch im Meere, und 2 Formen
sind im Wasser des rothen Meeres bei Tor am Sinai beobachtet.
Uebersicht der 4 Gattungen der Familie der Nachenthierchen:
Mit Wimpern ohne Griffel |Mund oIine Zäline • jThne ZiTonlrung' ! ! ! ! ! HimantTp^irus
(Mund mit Zähnen Chlamidodon
Mit Wimpern, Krallen und Griffeln « Euplotes
HUNDERTDREISSIGSTE GATTUNG: SCHEIBENKOPF.
Discocephalus. Discocephale.
CHARACTER: Animal ex Euplotorum familia, stylis dentibusque carens, uncinosum, capitatum.
CARACTERE: Animal de la famille des Euplotes, riayant ni styles, ni denls, mais des crochels
et la tele distinguee du tronc.
Die Gattung Scheibenkopf ist in der Familie der Nachenthierchen durch Mangel an Griffeln und
Zähnen, Besitz von Haken und durch Kopfsonderung characterisirt.
Die einzige Art der Gattung wurde von mir auf der Reise mit Dr. Hemprich in Arabien 1823 beob-
achtet, und 1828 von mir in den Symbolis physicis abgebildet und genannt. Die Form ist nicht hinläng-
lich vergrössert beobachtet, aber in Menge gesehen. — An Organisation sind nur wirbelnde (und?) haken-
artige mehrfache Bewegungsorgane speciell beobachtet.
Die geographische Verbreitung ist ausser Arabien unbekannt.
542. Discocephalus rotatorius, wirbelnder Scneifrenkopf. Tafel XLn. Fig. vi.
D. hyalinus, planus, capite angustiore quam corpus, utrogue rotundato.
Discocephale vibrant, h corps hyalin, plat, lalete plus petite f/ue le corps, Fun et Fautre arrnndis.
Discocephalus rotatorius, Hemprich et Ehrekberg, Symbolaephysicae. Evertebrata I. Phytozoa. Tab. III. Fig. 8. Mari« rubri. Text
1831. Fol. c. a.
Discocephalus rotatorius, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 9, 16. 1831. p. 119.
Aufenthalt: Bei Tor in Arabien im rothen Meere.
Das Thierchen fand sich 1823 Ende Novembers im Wasser des offenen Meeres zwischen den Corallenthieren, die ich
in Gefässen zum Ufer trug. Ich sah es oft, beschrieb und zeichnete es sogleich, es ist aber nicht scharf genug beobachtet. Die la-
teinische Beschreibung des Tagebuchs ist in den Symbolis physicis 1831 abgedruckt. Ich zählte damals (1823) sorgfältig 8 Haken,
die ich für die Wimpern hielt, weil sie bei dem Wirbeln wie zahllos erschienen. Es mögen aber wohl diese 8 Haken zwischen den
wirbelnden Wimpern gelegen haben, welche letztere ich, der zu schwachen Vergrössernng halber, nicht sah. Zwei dieser Haken wa-
ren am Kopfe, 3 Paar am Leibe eingelenkt. Dass es ein Euplotes in der Theilung gewesen sey, liegt nahe, ist mir aber deshalb
schwierig, weil ich nie gleichzeitig ähnliche Einzelthiere , diese (ungleiche) Doppelform aber häufig sah. Im umgekehrten Falle würde
ich es jetzt für Euplotes zu erklären kein Bedenken tragen (vergl. Eupl. Cimecc). — Grösse Vai Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLII. Fig. VI.
Fig. 1. Bauchseite; Fig. 2. Seitenansicht. Vergrösserung lOOmal im Durchmesser. Zeichnung von Tor am Sinai 1823.
HÜNDERTEINÜNDDREISSIGSTE GATTUNG: PEITSCHENFUSS.
Himantoplioriis. Hfmantophore.
CHARACTER: Animal ex Euplotorum familia, stylis dentibusque carens, capite discreto destitutum, un-
cinis numerosis insigne. ( = Kerona loricata.)
CARACTERE: Animal de la famille des Euplotäs, sans styles et sans dents, pöurvu de nomhreux
crochets, nayant pas la tele distinguee du tronc.
Die Gattung Peitschenfuss unterscheidet sich in der Familie der Nachenthierchen durch Mangel
an Griffeln, Zähnen und Kopfsonderung, und durch Besitz von (langen) Hakenfüssen.
376
Den Namen Himantopus gab Fabricius 1786 für eine Gruppe von Infusorien, welche Müller als
besondere Gattung in seinen nachgelassenen Papieren bezeichnet, aber nicht genannt hatte. Die meisten je-
ner Formen sind nur Fragmente von Thieren der vorhergehenden Familie. Eine nur ist eine selbstständige
Form. Diese nannte ich denn 1833 mit Fabricius Himantopus Charon, allein da der Name Himantopus
von Brisson schon 1756 für eine, jetzt allgemein aufgenommene, Gattung der Strandvögel angewendet
und derselbe von Plinjls schon für diesen Vogel, den Charadrius Himantopus Linne's, gebraucht worden
ist, so habe ich hier eine, an den ersten Namen doch erinnernde, Abänderung vorgezogen. — Die Organi-
sation ist nicht genügend, aber mannigfach erkannt. Lange gebogene Haken bilden fast paarweis ein brei-
tes Band auf der Bauchseite als Bewegungsorgane, daneben ist eine, vom Munde bis weit nach hinten rei-
chende, Wimperreihe. — Viele Magenzellen, welche sichtlich feste Stoffe aufgenommen hatten, mit deutli-
chem Mund und After, bilden das Ernährungssystem. — Am hintern Rande befindet sich eine grosse con-
tractile Blase, und rechts neben der Wimperreihe am Rande eine Reihe drüsiger Flecke. Eine, die Zwi-
schenräume der Magen erfüllende, Trübung könnte dem Eierstocke angeboren. Selbsttheilung ist nicht
beobachtet.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist wohl bei Copenhagen im Seewasser und bei Berlin
im Flusswasser beobachtet.
543. fflimantopfoorus €Xmron9 der grosse Charon. Tafel XLIL Fig. VII.
H. corpore hyalino, piano , elliptico, antico fine leviter oblique truncato, ciliis parvis, uncinis gracilibus longis.
Himantophor e Charon, a corps hyalin, plat, elliptique, leger ement tronque et oblique au bout an-
terieur, ayant les cils petits, les crochets greles et longs.
Himantopus Charon, Müller, Animalc. Infusor. p. 252. Tab. XXXIV. Fig. 22. 1786.
Kerona, Lamarck, Hist. nat. des an. sans vert. I. p. 442. 1815.
Ploesconia Area, Bory de St. Vincent, Encyclopedie methodique, Vers. 1824.
Himantopus Charon ß glaber, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 296, 325. Taf. III. Fig. 8.
Aufenthalt: Bei Copenhagen in der Ostsee und bei Berlin.
Das grosse, einer Stylonychia Mytilus ähnliche, mehr elliptische und durchsichtigere Thierchen sah ich selten, zuerst am
29. März 1832 in einem überwinterten Wassergefässe. Ich habe nur diese Form bei der Gattung im Sinne, und die Anwendung von
Müllers Namen ist untergeordnet. Müller fand sein Thierchen im Seewasser und sah eine Streifung des Panzers, wie sie bei Eu-
plotes- Arten bekannt ist. Die Mundöffnung fängt vorn im Winkel der 3eckigen hellen Stelle an, aber die eigentliche Schlundöffnung
scheint ganz hinten am Ende der Wimperreihe im Innern des umgebogenen Panzers zu liegen. Die hintere Darmöffnung ist nicht weit
davon an der Basis der letzten Haken, welche zu 4 — 6 kammartig neben einander stehen und die Stelle der Griffel vertreten. Im
Ganzen zählte ich 22 — 27 Hakenfüsse, die beim Klettern nicht alle in Anwendung zu kommen schienen. Die Reihe von drüsigen
Knötchen rechts könnten gelblich erfüllte Gallenbläschen gewesen seyn, wie bei Amphilept. margaritifer. Eine männliche Drüse und
bestimmte Eikörnchen blieben unerkannt. Es schwimmt in der Rückenlage. Bory hat es nicht gesehen. Vielleicht ist das Seethier-
chen von Müller als var. striata, die Süsswasserform vorläufig als var. glabra zu bezeichnen. — Grösse — Vis Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLIL Fig. VII.
Fig. i. Seitenansicht, kletternd. Fig. 2. Bauchfläche, s Sexualdrüse , co After. Abbildung von 1833. Eine Abbildung von 1832 ist 1833 von der
Rückenseite mitgetheilt. 300malige Linearvergrösserung,
Nachtrag zur Gattung Himantophorus.
Die 6 hier ausgeschlossenen von den 7 Arten der Gattung Himantopus in Müllers Nachlass, welche Lamarck. sämmt-
lich zur Gattung Kerona zog, und von denen Bort 5 Arten zu Kerona und eine zu O&ytricha stellte, haben, meiner jetzigen An-
sicht nach, folgende Synonyme: 1) II. Acarus — Stylonychiae pustulatae? pars; 2) H. Corona = Stylonychiae Mytili pars? ;
3) H. Larva = Stylonych. pustulatae pars; 4) //. Ludio = Idem; 5) H. Sannio = Styl. Mytili pars? ; 6) H. Voluta-
tor = Oxylrichae s. Styl, pustulatae pars?. Ich bemerke, dass ich in den Synonymen in der Isis 1833 und 1834 unter Ke-
rona die Kerona pustulata, jetzt Stylonychia, verstand.
HUNDERTZWEIUNDDREISSIGSTE GATTUNG: GEDENKTHIERCHEN.
Cblamidodon. Chlamidodon.
CHARACTER: Animal ex Euplotorum familia, stylis uncinisque carens, ciliis et oris dentibus gaudens.
( = Oxytricha loricata et dentata.)
CARACTÜRE; Animal de la famille des Euplotes, sans styles et sans crochets, ayant des cils
et des denls h la bouche.
3?7
Die Gattung der Gedenkthierchen zeichnet sich in der Familie der Nachenthierchen durch Man-
gel an Griffeln und Haken , und durch Besitz von Wimpern und Zähnen im Munde aus.
Die Gattung wurde 1835 zuerst in den Abhandlungen der Berliner Akad. d. Wiss. genannt und cha-
racterisirt. Sie enthält bis jetzt nur 1 Art. Die Form war früher nicht bekannt. Ich entdeckte sie am
26. Aug. 1834 im Wasser der Ostsee bei Wismar. — Die Organisation ist überraschend reichhaltig ermit-
telt. Ein ovales farbloses Schildchen bedeckt den Rücken und überragt allseitig den Körper. Der Körper
ist rings am Rande dicht an der Stirn etwas länger bewimpert. Zwischen den Wimpern sind hinterwärts
vielleicht kurze Kletterborsten. Als Ernährungsorganismus tritt ein polygastriseher, aus vielen Bläschen ge-
bildeter, Apparat im Körper hervor, und vorn in der Mitte liegt ein den Mund einfassender, hohler Cylin-
der von Zahnstäbchen. — Ueberdiess bezeichnen bei der einzigen Art schön rosenrothe Bläschen den farbi-
gen Verdauungssaft. — Grüne Trübung durch sehr feine Eikörnchen (?) und eine grosse ovale helle mittlere
Drüse sind die erkannten Theile des Fortpflanzungssystems. Selbsttheilung ist nicht beobachtet.
Die geographische Verbreitung ist ausser Wismar nicht bekannt.
544. Chlamidodon Mnemosyne, die Hose, Mnemosyne. Tafel XLIL Fig. YDI.
Cli. corpore piano, elliptico aut antico fine latiore ovatoque, laete viridi aut hyalino, vesiculis roseis eleganter picto.
Chlamidodon Mnemosyne, a coi*ps plat, elliptifjue on elargi au baut anterieur en forme ovale,
vert clair ou hyalin, peint de vesicnles couleur de rose brillant.
CMamidodon Mnemosyne, Ab ha ndl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1835. p. 175.
Aufenthalt: Bei Wismar in der Ostsee.
Vom 26. August bis 6. Sept. hatte ich diess niedliche schöngriine und rosenfarbene Körperchen mit Zostera und Scytosiphon
zahlreich lebend in Wismar, und ich erinnerte mich dabei der bei Chilodon Cucullulus mir und der Wissenschaft gewordenen Beleh-
rung, erkannte auch sogleich wieder die ganze Rundung des Cylinders, welchen die Zähne wie dort bilden. Ich sah mit grünen Körn-
chen erfüllte und auch farblose Thierchen (nach dem Eierlegen?), alle aber hatten carminrothe innere Bläschen, ähnlich den violetten
bei Nassula ornata und elegans. Ueber den ganzen Körper sah ich sehr feine Längslinien gehen, die dem Panzerhäutchen anzuge-
hören schienen. Der Körper allein hatte links eine leichte Ausbuchtung in der Mitte. Ich zählte 16 Zahnstäbchen. Eine contractile
Blase und das Auswerfen der Nahrung blieben unbeobachtet. Das überragende Panzerhäutchen lässt aber die Stelle des letzteren unbe-
zweifelt. Die rosenfarbenen Blasen waren hinter der Körpermitte. Bewegung rasch und kräftig, wie Euplotes. — Grösse ^48 — V20 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLIL Fig. VIII.
Fig. 1. und 3. Rückenansichten; Fig. 2. Bauchfläche, grüne Eierchen führend; Fig. 4. farbloses, steriles? Thierchen. Vergrösserung 300mal im
Durchmesser. Fig. 5. Zahncylinder, 800mal vergrössert.
HUNDERTDREI UNDDRE ISSIGSTE GATTUNG: NACHENTHIERCHEN.
Euplotes. Euplote.
CHARACTER: Animal ex Euplotorum familia, ciliis, stylis uncinisque instruetum, dentibus carens. ( =
Stylonychia loricata.)
CARACTERE: Animal de la famille des Euploles, pourvu de eils, de styles et de crochets, point
de dents.
Die Gattung der Nachenthierchen ist in der gleichnamigen Familie durch Besitz von Wimpern,
Griffeln und Haken, so wie durch Mangel an Zähnen des Mundes kenntlich.
Diese Gattung wurde in der jetzigen physiologischen Begrenzung 1830 unter dem Namen Euploea
mit 1 geprüften Art eingeführt. Obwohl aber dieser letztere Name bei den Lepidopteris , wo er von Fa-
briciüs zuerst gegeben wurde, von Latreille in Danais verwandelt worden ist, so scheint er doch für
diese noch beizubehalten, ich habe daher den Namen seit 1831 Euplotes geschrieben. 1831 verzeichnete
ich 3 Arten; hier sind 9 aufgezählt. Bory de St. Vincent hatte 1824 aus mehreren, hierher gehörigen,
Keronis und Trichodis von Müller sammt ffimanlopus zwei besondere Gattungen, Ploesconia und Coc-
cudina, errichtet, welche beide Namen aber sprachlich nicht annehmbar schienen. — Die ersten Formen der
Gattung mögen schon von Leeüwenhoek und den ältesten Beobachtern gesehen und unklar bezeichnet seyn,
da mehrere von ähnlichen Thierchen mit Füssen sprechen, und gerade bei diesen sehr verbreiteten Formen
die Bewegungsorgane kräftig entwickelt und leicht sichtbar sind. Doch habe ich diese Beobachtungen bei
Stylonychia pustulata angeführt. Eine Abbildung bei Joblot schliesst sich näher hier an, allein die ersten
sicheren Bezeichnungen sind von Müller 1773 unter den systematischen Namen: Trichoda Charon, VI-
mex, Patella; derselbe hat später noch mehrere Formen, zum Theil in andern Gattungen, verzeichnet, als
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3*8
Bursaria bullina, daplella, Trichoda Prisma^ Navicula Bulla^ Cyclidium fluitans, und er hat auch
1786 die ersten völlig sicheren Abbildungen gegeben. Die späteren Systeinatiker folgten Müller, oder ver-
zeichneten die Formen als Trichoda und Kerona. Bory hat Müllers Arten als Ploesconia, Coccudina,
Bursaria^ Trichoda, Oxytricha und Gyges wohl in 6 Gattungen verzeichnet — Die Organisation ist in
vielem Detail schon erkannt. Die Bewegungsorgane sind mannigfach und kräftig als Wimpern, Haken, Bor-
sten und Griffel vorhanden. — Die polygastrischen Ernährung sorg ane sind bei 4 Arten durch Farbenahrung
ausser Zweifel gestellt, bei allen übrigen sind sie als deutliche helle Bläschen erkannt. Die Afterstelle ist
bei 1 Art durch Auswerfen, bei den übrigen durch das überragende Schildchen ermittelt und bezeichnet
Der Verdauungssaft ist farblos. — Die Sexualorgane sind im Dualismus bei 7 Arten erkannt, vollständig
aber nur bei 1 Art Eier sind, sämmtlich weiss, bei 4 Arten, eiförmige oder runde einfache Drüsen bei 3
Arten, einzelne contractile Blasen bei 5 Arten, bei einer 6ten sind 2 beobachtet Selbsttheilung ist als
dueer- und Längstheilung bei 1 Art, als blosse Queertheilung bei 2 — 4 andern gesehen. Müllers Bemer-
kung, dass sie die Eier unter dem Bauche tragen, wie Onisci, ist irrig, so wie das von ihm bemerkte
Auge (s, E. Charori).
Die geographische Verbreitung ist über ganz Europa, auch im Seewasser, und im rothen Meere
beobachtet
545. JEuplotes Patella, scliüsselartiges ISTacIieiitliiercIieii. Tafel XLII. Fig. IX.
E. testula ampla suborbiculari, antico fine leviter truncata, margine late prominula, hyalina, dorso in gibbum elato,
striis laevibus obsoletis paucis insigni.
Euplote Patelle, a carapace ample, presque orbiculaire , legerement tronquee au bout anterieur, les
bords hyalins depassant de beaucoup le corps, le dos hausse en bosse, ayant quelques raies fi-
nes et lisses.
Trichoda Patella, Müller, Verminm fluv. historia, p. 95. 1773.
Kerona Patella, Müller, Animalc. Infus, p. 239. Tab. XXXIII. Fig. 14 — 18. 1786.
Coccudina Jceronina et clausa, Bory de St. Vincent, Encycloped. meth. Vers. 1824. p. 540. Dict. class. Microscopiques.
Euplotes Patella, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 118,
Aufenthalt: Bei Copenliagen und Berlin beobachtet.
Der crystallhelle Panzer und die Grösse der Form zeichnen sie vor den ähnlichen der Gattung sehr aus. Müller entdeckte
sie 1773 im Sumpfwasser, und sah sie wieder 1776 und 1777 im Winter in Gefässen mit Lemna (Wasserlinsen) in seiner Wohnung.
Im October 1784 sah er eine nach hinten schmälere Varietät. Ich fand sie auch im stehenden Wasser schon im August 1828, dann
im Januar 1831 — 35 mit Conferven, und am 15. Januar 1836 mit Lemna unteren Eise im Thiergarten. Bory scheint sie nicht
selbst gesehen zu haben. Der Körper bildet eine leichte gelbliche Trübung in der crystallenen Panzerschaale, welche auf der convexen
Seite 7 feine Leisten hat. Die gelbliche Trübung mag von den weissen Eierchen kommen, die ich nicht gesondert unterschied. Der
Mund ist links und auswärts mit Wimpern eingefasst, der Schlund hinter der Körpermitte, der After hinter der Basis der Griffel*
Meist waren etwa 30 — 32 Magenzellen zählbar, welche sich auch oft mit Farbe füllten. In der Mitte war eine grosse ovale Drüse
und dahinter eine einfache contractile Blase. Von Bewegungsorganen waren vorn 8 Hakenfüsse und 2 linkerseits hinten. Am hintern
Ende waren 4 Griffel von gleicher Länge in gleicher Ebene, und daneben rechts noch 2 abgesonderte Griffel, vielleicht Borsten. 10
Haken, 4 Griffel, 2 Borsten, 20 — 30 Wimpern. Sie schwimmen wankend, ruhen wirbelnd und laufen oft an der Oberfläche des
Wassers verkehrt, mit dem Rücken nach unten. — Grösse V24 — Vis Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLII. Fig. IX.
Fig. 1. Bauchfläche, wirbelnd; o' Mund, w After, t Drüse, s Sexualblase. Fig. 2. Seitenansicht, kletternd auf Zygnema deciminum. Fig. 3,
Rückenfläche. Der vordere erste Krallenfuss links deckt den zweiten, soll doppelt seyn.
546. XJuplotes Charon, geperltes Waclieiithierclien, der kleine Charon. TafelXLll.Fig.x.
E. testula minore, ovato-elliptica, antico fine oblique subtruncata, dorsi striis granulatis.
Euplote Charon, a carapace petite, ovale-elliptique, legerement tronquee au bout anterieur, ayant
des raies grenues au dos.
Peiite Araignee aquatique, Joblot, Observat. fait. avec le microsc. ed. II. p. 77. PI. 10. Fig. 15. 1718.
Trichoda Charon, Müller, Verm. fluv. hist. p. 83. 1773.
Faerye- Spilleren, Müller, Nye Saml. afDansk. Vidensk. Saelsk. Skrift. II. p. 270. Tab. 2. Fig. XI.*
Trichoda Charon, Müller, Anim. Infus, p. 229. Tab. XXXII. Fig. 12 — 20. 1786.
Ploesconia Charon, Bort, Encyclop. meth. Vers. 1824.
Enploea Charon, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 43, 82. Taf. VI. Fig. II.
Euplotes Charon, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 118. 1835. p. 164.
Aufenthalt: Bei Paris!, Copenliagen! und Berlin!.
Diess Thierchen ist eines der gewöhnlichsten in lange stehendem staubigen Wasser und in Infusionen. Vielleicht sind schon
Leeüwenhoek's und Ellis, von mir zu Stylonychia pustulata gezogene, Beobachtungen mit andern dort erwähnten hierher zu be-
ziehen. Sicher scheint Joblot's Bezeichnung erst zu seyn. Ferner mag man wohl (Schrank, Göze? und andere) diese häufigere
Form oft Trichoda Cimeac genannt haben, wie sie denn deutlich Müller selbst nicht scharf unterschied, und die ähnlichen Formen
des Seewassers ohne Unterschied Tr. Charon, die des Süsswassers Tr. Cimev nannte (vergl. E. appendiculatus). Ich habe diese
Form auch im Ostseewasser in Copenliagen selbst gesehen, und weil sie die gewöhnlichere ist, so halte ich sie für Müller's Art.
3*9
Bort sagt nicht, dass er sie selbst gesehen, und was er berichtet, ist von früheren beobachtet oder gezeichnet. Schon Joblot
erkannte die Streifang des Panzers und das Verhältniss der Bewegungsorgane. Längstheihing hielt Müller für Begattung, und nur
die Queertheilung für wahre Selbsttheilung. Da er von einer Vergleichung mit Entomostracis (Lynceus) und Oniscis ausging, so
glaubte er zuweilen ein Auge zu sehen, und sah einen Eiersack unter dem Bauche hängen, den er auch abgebildet hat. Beides ist
nicht vorhanden, obschon der Leib zuweilen durch volle Magen dicker ist, und ein vorn dunkler erfüllter Magen oder ein Wimperbim-
del am Rande gar oft ein Auge vorzustellen scheint. Ich habe schon 1830 viele Abbildungen des durch Farbestoffe entschieden be-
zeiclineten Ernährungsapparats "sammt der Längs- und Queertheilung gegeben, kenne jetzt aber den Organismus noch weit specieller,
weshalb hier bestimmtere neue Zeichnungen gestochen sind. 6 — 7 gekörnte Rückenleisten (oft scheinbar 5), 8 Krallenfüsse (oft schein-
bar 7), 5 ziemlich gleiche Griffel, etwa 30 Wimpern sind vorhanden. Ich zählte 20 und auch 40 Wimpern, fand aber ihre Zahl
überall am schwierigsten sicher zu bestimmen. Borsten sah icli nicht. Weisse Eierchen, Sexualdrüse und contractile Blase sind neuer-
lich seit 1835 direct beobachtet. — Grösse %6 — V24 Linie bekannt.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLII. Fig. X.
Fig. 1. Bauchfläche, Eierchen, 10 After. Fig. 2. Rückenfläche. Fig. 3. Rückenfläche, wirbelnd, 0' Mund, t Drüse, s Sexualblase. Fig. 4. Sei-
tenansicht, kletternd. Fig. 5. Längstheihing mit gegen einander gewendeten Mundstellen, obere Hälfte vom Rücken, die andere von der Bauchseite.
Ich sah es auch gleichseitig. Fig. 6. Queertheilung, Rückenseite. Fig. 7. zackiges partielles Zerfliessen sammt dem Panzer.
54». Muplotes striatus, gestreiftes afachenthierclien. Tafel XLII. Fig. XI.
E. testula oblongo-elliptica, antica parte oblique leviter truncata, uncinis in postica corporis parte sola positis, striis
dorsi 4 laevibus.
Euplote strie, ä carapace oblongue - elliptique , legerement tronquee au bout anterieur, ayant les cro-
chets seulement ä la partie posterieure du corps, et 4 raics du dos lisses.
Aufenthalt: Bei Wismar in der Ostsee.
Ich beobachtete diese Art überaus häufig im Seewasser von Wismar in Berlin am 10. Oct. 1834, nachdem es 14 Tage alt
war, mit Paramecium Milium. Ich hatte E. Charon daneben und unterschied ihn sogleich. Am auffallendsten ist die verschiedene
Lage des Mundes, bei Charon links, hier rechts. Vielleicht habe ich mich hier und bei der folgenden Art darin aber geirrt, doch
stimmt es mit Himantophorus , wie Charon mit Patella. Die linke Seite des Panzers war etwas ausgeschweift, die 4 Rückcnlei-
sten glatt und auch gebogen. Vorn sah ich gar keine Haken, in der Mitte 3— 4 und hinten 5 — 6 Griffel. Sie nahm Indigo auf,
und ich zählte 25 — 30 Magen. Eine contractile Blase war hinten, und Eikörnchen waren überall zerstreut. War diess Müllers
Himantopus Charon? — Grösse — V20 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLII. Fig. XI.
Fig. 1. Bauchseite; Fig. 2. Rückenfläche; Fig. 3. Seitenansicht, kletternd. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
548. Muplotes appendicutatus, gesporntes Hacnenthiercneii. Tafel XLII. Fig. XII.
E. testula ovato-oblonga, utroque fine rotundato, postico angustiore, stylis obliquis, setis posticis quatuor marginalibus.
Euplote a Operons, ovale - oblong , arrondi aux deux bouts, pourvu de styles obliques et de 4 sozes
au bout posterieur plus etroit.
Trichoda Charon, MüiierV Vermium fluv. hist. p. 83. 1773. nicht 1786.
Euptotes appendicmlalws, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1835. p. 164.
Aufenthalt: Bei Copenhagen im Ostseewasser.
Ich fand diess Thierchen im Januar 1836 im Seewasser von Copenhagen zu Berlin. Müller's Ausdruck: „puppis rotun-
data, fasciculo pilorum inflexo, pendulo; prora angustior, setis duabus vel tribus porrectis imtruitur« lässt kaum zweifeln,
dass er zuerst mit dein Charon diese Form gemeint habe. Später hat er, der Abbildung nach, aber offenbar mehrere Arten verwech-
selt. Ich zählte 5 glatte Panzerstreifen, 20 Wimpern, 4 Griffel, 3 Haken und 4 Borsten, sah viele Magen und weisse Eierchen
sammt einer runden mittleren Drüse. — Grösse V20 Linie. Lebensart wie Charon.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLII. Fig. XII.
Fig. 1. und 3. Bauchfläche? Fig. 2. Rückenfläche? Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
549. Muplotes truncatus, gestutztes afachenthierclieii. Tafel XLII. Fig. xffl.
E. testula oblonga, striis laevibus, antico fine inaequaliter truncata, denticulata, uncinis crebris, stylis rectis setisque
insignis.
Euplote tronque, a carapace oblongue, marquee de raies lisses, inegalement tronquee et denticulee
au bout anterieur, ayant de nombreua> crochets, des styles droits et des sotes.
Aufenthalt: Im Seewasser bei Wismar.
Die Form dieses Thierchens ist eigenthüinlich parabolisch. Ich fand es am 14. Nov. 1834 im Ostseewasser aus Wismar in
Berlin, und wieder am 1. Mai 1835 in demselben. Es ist sehr durchsichtig und hat besonders rechts eine grosse durchsichtige 3eckige
Stelle'als Mundöffnung. Das vordere Ende ist ungleich abgestutzt und hat links einen Weinen spitzen Zahn als Vorragung der Leiste.
Der Mund ist links. Daneben sind vorn 6 Haken und ein 7ter in der Mitte, 5 Griffel, 4 Randborsten hinten. Glatte Panzerstreifen
sah ich 6. Ausserdem sind Eierchen, Magenblasen und eine contractile Blase beobachtet. — Grösse V20 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLDI. Fig. XIII.
Fig. i. Rückenfläche; Fig. 2. Seitenansicht; Fig. 3. Bauchfläche. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
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550. XJuplotes mono styhts, geschwänztes Utochenthierclieii« Tafel XLII. Fig. XIV.
E. testula elliptica, utrinque rotundata, nee striata, xmeinis nullis, stylo singulo caudatus.
Euplote monostyle^ ä carapace elliptique, arrondie au& deu& bouts, sans raies, ayant im seid style
en forme de queue> point de crocliets.
Aufenthalt: Bei Wismar in der Ostsee.
Diese sehr ausgezeichnete Art mag wohl später als besondere Gattung abzutrennen seyn. Der Panzer ist unten mehr geschlos-
sen und hat daselbst vorn einen flachen Ausschnitt und rechts seitlich eine enge Spalte für die Wimpern, ebenso hinten, wie es schien,
eine Oeffnung für den einzelnen Griffel. Sie hat überdiess 2 Sexualblasen und keine Hakenfüsse. Sonst ist sie in Bewegung und Le-
bensweise den andern ähnlich. Ich sah auch Queertheilung, und es erfolgte leicht Farbeaufnahme in viele kleine Magen. Eiereken und
Drüsen blieben unklar. Beobachtet am 24. August und im September 1834 im Seewasser zu Wismar. — Grösse V40 — V24 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLII. Fig. XIV.
Fig. 1. Rückenseite des jüngeren Thieres; Fig. 2. Seitenansicht; Fig. 3. Bauchfläche des älteren; Fig. 4. Seitenansicht; Fig. 5. queere Selbst-
theilung, s männliche Sexualblase. 300malige Linearvergrösserung.
551. Muplotes aculeatus, stachliges IVaclientliierelieii. Tafel XLII. Fig. XV.
E. testula oblonga, utrinque rotundata, subquadrata, dorsi cristis duabus, altera medio aculeo brevi insigni.
Euplote epineuw^ a carapace oblongue, arrondie au& deuao bouts9 presque quarree^ ayant deute cre-
tes au dos, dont Vune porte u?i aiguillon au milieu.
Aufenthalt: In der Ostsee bei Kiel.
leb fand das Thierchen am 9. Sept. 1834 im Seewasser, welches mir Herr Dr. Michaelis mit Leuchtthierchen von
Kiel nach Wismar sandte, in wenigen Exemplaren mit Peridiniam acuminatum. Die Krümmung des Häkebens am Rücken sah rück-
wärts. Es hat Wimpern, viele (6 — 8) auf der Baucbfläche zerstreute Haken, und schien auch 4 — 5 Griffel zu haben, doch blieben
diese Details unklar; auch sah ich von andern Organen nur viele Magenzellen deutlich. War diess Thiercben vielleicht Müllers Ke-
rona Mastellum? — Grösse — */36 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLII. Fig. XV.
Fig. 1. Seitenansicht; Fig. 2. halb von hinten; Fig. 3. ganz von hinten; Fig. 4. Rückenfläche. Vergrösserimg 300mal im Durchmesser.
55£. XJuplotes turritus, Cliiiiesenmütze. Tafel XLII. Fig. XVI.
E. testula suborbiculari, laevi, dorsi aculeo medio longissimo erecto.
Euplote Toumelle, a carapace lisse, presque orbiculaire, ayant un aiguillon tres-long et debout
au milieu du dos.
Ewplotes? turritus, Abhandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 118.
Aufenthalt: Bei Berlin und Wismar im Siisswasser und Seewasser.
Schon im August 1828 beobachtete und zeichnete ich diess auffallende Thierchen bei Berlin zwischen Conferven, allein erst,
nachdem ich es öfter wieder gesehen, nahm ich es 1831 zweifelhaft als Art dieser Gattung auf. Seitdem habe ich es wieder und zahl-
reich bei Wismar mit Aspidisca Lynceus auch im Seewasser gefunden, namentlich häufig am 19. Nov. 1834, und da sah ich ausser
den Magenblasen 5 hintere Griffel, 5 vordere Haken, und neben dem leicht gekrümmten sehr spitzen Rückenstachel eine contractile
Blase. Vorn hatte der Körper einen nasenartigen Ausschnitt, wie der Lynceus. Die grosse Schnelligkeit erlaubte nicht, in den ein-
zelnen kurzen Momenten der Ruhe die Wimpern zu erkennen. Die frühere Berliner Form hatte einen kürzeren, abgestutzten Stachel.
Ob zu Aspidisca zu stellen? — Grösse Vßo — V36 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLII. Fig. XYI.
Fig. 1. Seitenansichten; Fig. 2. Rückenfläche; Fig. 3. halb gewendet, sämmtlich Formen der Ostsee. Fig. 4. Berliner Thierchen von 1831. Ver-
grösserung wie vorige.
553. Euptotes Cimeoo, glattes UFachentliiercIieii. Tafel XLII. Fig. XVII.
E. testula oblonga, elliptica, laevi, ciliis, stylis uncinisque munitus.
Euplote lisse, d carapace oblongue^ elliptique^ lisse^ pourvu de cils^ de styles et de croc/iets.
Trichoda Cimex% Müller, Vegge luus - Spilleren , Vermium fluv. bist p. 84. 1773. Nye Saml. af Dansk. Vidensk. Saelsk. Skrift.
II. p. 270. III. p. 32. Animalc. infus, p. 231. Tab. XXXII. Fig. 21—24. 1786.
Trichoda Cimex, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 97. 1803.
Coccudina Cimex, Bort de St. Vincent, Encycloped. method. Vers. 1824. p. 540. Dict. class. Microscopiques.
Coccudina Cimex, Hemprich u. Ehrenberg, Symbolae physicae. Evertebrata I. Phytozoa I. Tab. III. Maris rubri. Fig. 7. 1828.
Stylonychia? Cimex, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 12, 17.
Ewplotes Charon, Hemprich u. Ehrenberg, Symbolae physicae. Text 1831. Fol. c. 2. ß.
Aufenthalt: Bei Copenbagen, Landsbut, Berlin und im Seewasser bei Tor im rothen Meere beobachtet.
Diese Art bedarf noch einer schärferen Feststellung, da es noch keine einzige hinreichend scharfe Beobachtung dafür giebt,
vielmehr alle bisherigen leicht aus zu flüchtiger Betrachtung des E. Charon entstanden seyn könnten. Freilich habe ich auch bei Ber-
lin dergleichen ganz glatte Formen gesehen, wie sie Müller gezeichnet hat, allein ich sah auch oft, wie schon Müller selbst be-
merkt, dass dergleichen scheinbar glatte Thierchen beim Verdunsten des Wassers ihre Streifungen erst erkennen lassen, die keines-
wegs blosse Runzeln sind. Müller beobachtete gleiche Queertheilung, die er für Begattung hielt, und sah, dass ein Tropfen See-
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wasser sie tödtete. Er sagt dabei selbst: „Charonti nimis similis« und jenes Experiment scheint um so weniger entscheidend, als er
sie auch in salzigem Mistwasser fand. Göze hat sein, 1777 für Trich. Cimea gehaltenes, Thierchen selbst 1778 (Neueste Manniehfal-
tigkeiten, I. p. 710.) als Stylonych. Mytilus angesehen. Joblot's gestreiftes Thierchen war E. Charon. Was die arabische Form
anlangt, so hat sie manches specielle Interesse. Ich habe 1828 sie zu Borys Coccudina gestellt, 1829 aber frao-Iicli zu Styl-
onychia gezogen, weil ich bei diesen irrig ein Rückenschild zu sehen glaubte. Seitdem habe ich, das beobachtete Schildchen festhal-
tend, 1831 die Form mit Euplotes Charon vereinigt. Neuerlich habe ich aber für besser gehalten, auch die nicht beobachtete Strei-
fung hervorzuheben, und die Form lieber zu der ebenfalls zweifelhaften Trichoda Cimetc ferner zuzugesellen, wie ich es anfangs für
recht hielt. Die ausführliche lateinische Beschreibung meines Tagebuches von Tor habe ich in den Symbolis physicis abdrucken las-
sen. Ich habe sie damals mit vieler Aufmerksamkeit, aber zu schwacher Vergrösserung, beobachtet und als durchaus verschieden
vom Discocephalus angesehen, den ich gleichzeitig vor mir hatte. Ich zählte 1823 12 Wimpern vorn, hinten 4 längere Griffel und
am Bauche 4 kürzere Hakenfüsse. Im Innern sah ich Zellen (Magenbläschen). Ich vermuthete sogar eine gefressene Navicula im
Innern zu sehen. Sie fand sich auf meiner Reise mit Dr. Hemprich in Tor am Sinai Arabiens im November 1823 in 8tägigem, ab-
sichtlich zur Infusorienbeobachtung hingestellten, bestäubten Seewasser (vergl. 1829). — Grösse der von Tor Vaa — V24 Linie.
Erklärung der Abbildungen Tafel XLII. Fig. XVII.
Fig. 1. ßiiuchfläche; Fig. 2. Seitenansicht; Fig. 3. Rückenfläche. Vergrösserung 100m al im Durchmesser. Zeichnung und Beobachtung aus Ara-
bien von 1823.
Nachtrag zur Gattung Euplotes.
Die 2 — 3, von Bory de St. Vinceät 1824 für Formen dieser Gattung gebildeten, Gattungen Ploescoma, Coccudina
und Tribulina haben folgende Synonyme ihrer Arten: Ploesconia 1) Area = Himantophorus Charon; 2) PL Charon = Eu-
C\ Cicada =
Euplotes Pa-
Aspidisca ?
Zweiter Nachtrag zur Familie der Bacillarien.
Von Brebisson und Godey ist im Jahre 1835 eine fleissige und dankenswerthe Aufzählung der Algen von Falaisc in Frank-
reichs Normandie bekannt gemacht worden, worin, nach Agardhs und Kützings Weise, auch die Bacillarien als Pflanzen aufgenom-
men worden sind. Ich habe sie zu spät zur Ansicht bekommen, um an ihrem Orte diese Zusätze und Benennungen einzuschalten. Sie
haben das Interesse der Lokalität als geographischen Verbreitungspunkt. Die Abbildungen sind nicht elegant, aber doch kenntlich, nur
fast alle nicht hinreichend vergrössert. Auf Kützings Synonyme ist besonders Rücksicht genommen, und auch dessen Irrthiiiner, so
wie seine Zeichnungen, sind öfter ganz oder doch fast copirt. Auch sind die Salzcrystalle, welche Kützing Micrasterias cruciata
und parado&a nannte, aufgenommen und durch Binatella Calcitrapa vermehrt. Gonium pectorale ist als Trochiscia pectora-
lina beschrieben. Auf die von mir seit 1830 gegebenen Namen derselben Körper ist keine Rücksicht genommen. Eine neue Gattung
mit dem Namen Binatella umfasst 19 Arten; es sind aber Des midien, Staurastra, Xanthidien und Salzcrystalle. Folgendes
ist das critische Verhältniss von 134, als Pflanzen verzeichneten, Thierarten von Falaise sammt den Homonymen:
1) Achnanthes etcilis;
2) Binatella aculeata: Xanthidium fascic; 3) B. b aciliar is? ; 4) B. calcitrapa: Crystalli; 5) B. cruciata:
Staurastrum cruc? ; 6) B. dejeeta? ; 7) B. duplicata: Desmidium Swartzii; 8) B. hispida: Xanthidium hirsutum et Sphaer-
astrum hispid.? ; 9) B. ineurvata? ; 10) B. ineus? ; 11) B. muricata? ; 12) B. muiica: Desmidium Swartzii; 13) B. prae-
morsa? ; 14) B. retusa? ; 15) B. rotundata? ; 16) B. tetracantha? ; 17) B. tetracera: Staurastrum parad.; 18) B. tri-
cornis: Desmidium Swartzii ; 19) B. tricuspidata: Desmidium aculeatum? ; 20) B. tumida? ;
21) Closterium (Acus): rostratum; 22) CL (baculum): Trabecula; 23) Cl. {lamellosum) : Digitus?, Trabe-
cula? ; 24) Cl. (Leibleini): Lunula; 25) Cl. Lunula; 26) CL (subrectum): acerosum? ; 27) CL (tenue): Dianae? ;
28) Cymbella adnata: Eunotia tVestermarmi; 29) C* apperidiculata: Navicula amphisbaena? ; 30) C. avena-
cea: Nav. gracilis; 31) C. copulata: Cocconema Cistula; 32) C cymbiformis: Cocconema; 33) C. fulva: Cocconema ;
34) C. gastroides: Cocconema cymbifi; 35) C. geminata: Cocconema; 36) C. inflata: Coccon. gibbum? ; 37) C. incrassnta:
Nav. gibba?; 38) C. maculata: Cocconema; 39) C. oUvacea: Gompho?iema; 40) C operculata: Pyccidicula; 41) C. Ma-
lis: Cocconema?, Navicula?; 42) C. pieta: Eunotia turgida? ; 43) C. 5- punctata: Nav. Librile; 44) C. Solea: Idem;
45) C. ventricosa: Cocconema gibbum;
46) Desmidium aptogonum: Aptogonum Desmidium^ Nov. Genus? ; 47) D. cylindricum: Arthrodesmus ; 48)
D. mueosum: Odontella Desmidium et Tessararthra ßliformis; 49) D. Swarteii PL IL; 50) D. (Swartzii PL V.): bifi-
dum; 51) D. vertebratum: Odontella unidentata;
52) Diatoma elongatum: Bacillaria eL et tabellaris; 53) D. fenestratum: Bacillaria pectinalis? ; 54) D. floc-
culosum: Idem; 55) D. tenue: Bacill. euneata; 56) D. vulgare: Bac. vulg.? ;
57) Encyo7iema parado&um: Gloeonema;
58) E&ilaria crystallina: Synedra Ulna; 59) E. curvata: Syn. lunaris; 60) E. rubiginea: Podosphenia? ; 61)
E. truncata: Synedra fasciculata? ; 62) E. Vaucheriae: Syn. Ulna; 63) E. viridescens: Syn. Ulna?;
64) Fr agilar ia (capucinaBEsm aziekes): rhabdosoma; 65) F. (hiemalis) : pectinalis; 66) F. (pectinalis) : rhahdmoma ;
96
38»
67) Frustulia acnia: Aciculae Spongillae? ; 68) F. aequalis: Synedra? , Fragilaria? ; 69) F. anccps: Navi-
cula gracilis?; 70) F. major: Navic. viridis; 71) F. multifasciaia: Nav. gracilis?; 72) F. oblonga: Nav. gracilis?; 73)
F. obtusa: Nav. viridis juvJ , Synedra? ; 74) F. pellncida: Navic; 75) F. punctata: Nav. viridis?; 76) F. splendens:
Synedra Ulnu; 77) F. subquadrata: Meridian v er male? ; 78) F. subtilis: Nav. Actis? ; 79) F. subulata: Closterium rostrJ ;
80) F. tenuissima: Fragil, rhabdos.; 81) F. Ulna: Idem;
82) Gomphonema (Clavus): acuminalum; 83) G. {curvatum): minutissimum ; 84) G. {dichotomiim): gracile;
85) G. {geminatum): truncatum; 86) G. (pohliaeforme) : minutissimum; 87) G. rostratum: Cocconema?; 88) G. semi-
ellipticum: Cocconema lanceolatum? ; 89) G. simplecc: Cocc. cymbi forme? ; 90) G. {subramosum): truncatum;
91) Heterocarpella binalis: Euastrum verrucosum? ; 92) H. bioculata: Euastr. inlegerrimum? ; 93) //. po-
lymorpha: Euastr. ansatum; 94) H. letrophthalma: Euastr. Botrytis;
95) Meloseira minutula Chauvin: Gallionella ferruginea? ; 96) M. moniliformis: Gallion. aurichalcca? ; 97)
M. orichalcea: Idem; 98) M. subfleccilis: Gallion. varians; 99) M. varians: Idem;
100) Meridian {circulare): vemale;
101) Micrasterias cruciata: Zwillingscrystalle eines Salzes; 102) M. deniieulata {Echinella rolata Greville,
Brit. Flora 2. p. 398): Euastrum Rota; 103) M. heliactis: Alge; 104) M. margaritifera: Euastrum; 105) M. paradocca:
Salzcrystalle; 106) M. (reuicarpa): heptactis; 107) 31. ricciaeformis : Euastrum; 108) M. (selenaea): Bonjana; 109) M.
sinuata {Echinella oblonga Greville ibid.): Euastrum Pecten;
110) Scenedesmus bilumdatus: Arthrodesmus pectinatus ; 111) Sc. dimorphus: Idem; 112) Sc. duplex: Arthr.
acutus; 113) Sc. Leiblcini: Arthr. quadric. ecaudis; 114) Sc. minor: Idem; 115) Sc. moniliformis: Tessar arthr a; 116)
Sc. octodacrys? '; 117) Sc. ovaltemus?; 118) Sc. pectinatus: Arthrod.; 119) Sc. q uadr alter nus: Arthr. acutus; 120) Sc.
quadricauda: Arthrod. quadricaudatus ; 121) Sc. quadrirenalis : Micrasterias? ', Euastrum?; 122) Sc. stomatomorphus :
Odontella?; 123) Sc. tetradacrys? ; 124) Sc. tetrapenion? ;
125) Sigmatella acuminata: Navicula Sigma; 126) £. attenuata: Nav. Hippocampus; 127) S. Nitxschii: Nav.
sigmoidea; 128) *S". vermicnlaris: Nav. curvula? ;
129) Surirella biseriata: Nav. bieeps;
130) Trochiscia bijuga: Tessararthra ; 131) T. dimidia/a: Pyxidicula? ; 132) T. pectoralina: Gonium pe-
ctorale; 133) T. quadrijuga: Sphaerastrum? , Tetraspora lubrica? ; 134) T. solitaris: Tessararthra.
Die Gattung Aptogonum würde sich bei Odontella anreihen als ein Desmidium mit Zapfen an den Ecken ohne Mittelcanal.
Die Gattung Motellina von Serres (Comptes rendns de V Institut de Paris, 18. Juill. 1836) war wohl Euastrum
oder Micrasterias.
Sehr auflallend ist eine, von dem gelehrten Plott 1683 in den Soolwässern von Staflbrdshirc gemachte, Beobachtung, wo-
nach der Sandgehalt (Pfannenstein?) der englischen Soolwässcr von lebendigen prismatischen (Bacillarien - ) Tliierchen herkäme {A Na-
tural history of Stoff ordshire, p. 96.).
Man vergleiche auch Mohl über die Symmetrie der Pflanzen, Rcgensburger bot. Zeitung, Juli 1837. p. 388. Der sehr ver-
diente Verfasser betrachtet Achnanthes, Meridion, Diatoma und Frustulia {Navicula) immer fort als Pflanzen, ohne auf die wich-
tigen Gegengründe einzugehen, und erkennt ebenfalls darin ein deutlich Rechts und Links, wie bei den Thieren. Sollten aber wohl
Pflanzen, welche Rechts und Links, Mund, Magen und Füsse haben, fressen und kriechen, nicht geradehin desshalb eben zu den Thie-
ren zu zählen seyn? Fänden sich diese Characterc bei allen Pflanzen, würde man dann nicht alle Pflanzen mit allem Rechte zu den
Thieren zählen?
Kurze Uebersieht über die Entwicklung der Kenntnisse von der Paarung und Fortpflanzung
der Magenthierchen durch Selbsttheilung, Knospen und befruchtete Eier.
Schon Leeuwenhoek sah von 1680 an öfter die Verbindung zweier Tliierchen im Pfefferwasser und hielt es für Paarung:
ac ubi duo animalcula sibi invicem implicita natantia aut decumbentia viderem, tuue ea coire {mihi videbatur), „und
wo ich 2 Tliierchen sich umschlingend schwimmen oder ruhen sah, hielt ich es für Paarung" {Experimenta et Contemplat. p. 22.
Epist. ad Hookium, vergl. Chilodon Cucullidus). Derselbe sagt ebenda p. 255. 1692: videbam multa ecc Ins animalculis in
cottu constttuta ac dm tn eo statu manere — adeo ut nunc manifestius ac unquam antea horum animalculorum vide-
rem eoztum, „ich sah viele von diesen Tliierchen in der Paarung und darin lange verweilen — so dass ich nun klarer als irgend
vorher die Paarung dieser Tliierchen beobachtet habe" (vergl. Stylonychia pustulata). Aehnliches sagt er Continuat. Are. natu-
rae p. 21. 1795. und p. 36. Ebenso verglich bei Stylonych. pustulata der Anonymus von 1703 die gesehene Erscheinung zwei
zusammenhängender Tliierchen mit der Paarung der Fliegen, und Joblot, welcher es 1718 bei Stylonychia pustulata, Oxy-
tricha Pullaster, Colpoda Cucullus und Chilodon Cucullulus sah, hielt es auch für Paarung, wie Baker 1742. Erst durch
Tremblets vortreffliche Beobachtungen der Glocken tliierchen (Vorticcllen) 1744 wurde bekannt, dass diese letzteren sich
zur Vermehrung, ihrer ganzen Länge nach wiederholt in 2 Theile theilcn, die Trompetentierchen {Stentor) aber eine schiefe
Queertheilung eingehen. Seitdem sind diese Verhältnisse vielseitig gesucht und erkannt worden. Zwar hielt der Pater Beccaria iu
Turin 1765 noch ein solches Doppelthierchen der Stylonychia pustulata für in der Paarung begriffen, aber Rösel sah 1755 die
allmälig vor sich gehende Selbsttheilung beim Proteus, Amoeba diffluens, und Saussure erkannte durch genaue Beobachtung der
allmäligen Veränderung bei 2 Arten 1765, dass Beccarias Beobachtung keine Begattung, sondern eine, den Infusorien wie den
Strausspolypen {Vorticelld) eigentümliche, Vermehrungswcise , eine Trennung sey (Spallanzani , Opusc. di fisica anim. I.
p. 148, 149.). Ellis machte dann 1769 schon mehrfache Beobachtungen von spontaner Queertheilung als Fortpflanzungsweisc , bei
Amphtleptus Fasciola, Paramecium Aurelia, Chilodon Cucullulus, Leucophrys piriformis?, Trichoda pura und einer Mo-
nade. Vielseitig erkannte dasselbe Otto Friedr. Müller schon 1773 bei Monas Lens, Enchelis Seminulum, Cyclidium
Glaucoma, Paramecium Aurelia, Vorticella crateriformis und Fort, racemosa immer als Tlieilung, aber bei Trichoda Lyn-
_ — 383
cens glaubte er doch eine wirkliche Paarung zu beobachten. Spallanzani und Colombo sahen ebenfalls Doppelgestalten, allein sie
erkannten dieselben mit Sicherheit, wie Saussure, als Folge der Sclbsttheilung, welche nach Trembiets Entdeckung eine beson-
dere Art der thicrischen Fortpflanzung bildet. Spallanzani sali 1776 14 Arten von Infusorien in Sclbsttheilung. Er sah Längs-
theilung wie Trembley, Queertlieilung wie Saussure, und noch überdiess entdeckte er die Knospenbildung bei Vorticellen. Dass
die Theilung nicht ein unfreiwilliges Zerstückeln durch Verletzung oder ein Platzen zum Freilassen der Brut sey, wie Ellis meinte,
hat er schon gründlich befestigt (Spallanz. /. c. p. 155. ser/.). Corti glaubte 1774, wie Saussure, eine Viertheilung bei 2 be-
haarten Thieren zu sehen, allein kein späterer Beobachter hat diese auffallende Nachricht der sonst treuen und bedächtigen Beobachter
bisher bestätigen oder erläutern können, denn jene Thierchen konnten keine Polytoma oder Chlamidomonas seyn (Qsservaz. microsc.
p. 73.). Gleichen nannte die gesehene Verbindung 1778 wieder Paarung, aber ohne scharfe Beobachtung. Eine sehr genaue Beob-
achtung einer solchen Queertlieilung machte Köhler in Dresden 1781 wieder an Stylonychia pustulata bekannt. Eichhorn sah
die Sclbsttheilung bei Actinophrys Sol 1783. Ungeachtet aber dieser und anderer so mannigfacher sorgfältiger Beobachtungen blie-
ben doch in Müllers Opus posthunium von 1786 auffallende Unsicherheiten und Widerspruch, wozu mit beitragen mochte, dass einige
Beobachter, auch Leeuwenhoek und Wrisberg, noch ein Verschmelzen kleiner Infusorien zu grösseren gesehen zu haben meinten.
Müller sagt in seinem nachgelassenen Werke bei 9 Infusorienarten, dass er ihre Paarung gesehen, ausdrücklich, und unterscheidet
sie von der häufigeren Sclbsttheilung. Es sind Vibrio Fasciola, Paramaecium Aurelia, Trichoda Cimetc, Lynceus, Prisma,
ignila, aurantia und Kerona Vannus; ganz umständlich spricht er sogar vom getrennten doppelten Geschlecht bei Trichoda CAa-
ro?i. Völlig im Widerspruche nun mit diesen Nachrichten ist dagegen, was er in der Vorrede p. XI und XII desselben Werkes
sagt, wo er die Beobachter, welche von Paarung und Verschmelzung sprechen, scharf tadelt, weil sie die Sclbsttheilung für Paarung
gehalten. Er sagt in der Note: Juncta vidi saepissime, at observatio pertinacc successivam partitionem — copulam nu-llam
doeuit, „Doppelthiere habe ich oft gesehen, aber eine anhaltende Beobachtung zeigte mir allmälige Trennung — nie eine Paarung» u
Dagegen sagt er ebenda p. VI: quid, quod coitum paucissimoriim vize dubium, (addam), „ich bemerke, dass sogar die Paa-
rung bei einigen, wenn auch sehr wenigen, kaum zweifelhaft ist." Nun sind zwar in der neueren Zeit die Theilungscrscheinungen
wieder beobachtet, aber, ausser von Gruithuisen 1812 in dessen Beiträgen zur Physiognosie, von Niemandem mit hinreichender Ver-
grösserung überzeugend revidirt worden. Gruithuisen's Abbildungen des Chilodon, der Stylonychia u. s. w. zeugen von intensiver
Beschäftigung mit dem Gegenstande, aber er sah keine Paarung, nur Sclbsttheilung in allen Richtungen. Seit 1830 habe ich meine
eigenen, auf den innern Organismus gelenkten, Beobachtungen auch über die Sclbsttheilung bekannt zu machen angefangen, und es hat
kein früherer Beobachter ebensoviel directe Beobachtungen angestellt. Es giebt aber hiernach durchaus keine Verschmelzung noch Paa-
rung, wenn sich auch zufällig einzelne Thierchen an einander anklammern. Alle Individuen haben vielmehr bei den zahlreichen,
der intensiven Nachforschung bisher zugänglich gewesenen, Arten einen so überzeugenden, in den Tafeln dargestellten, Hermaphrodi-
tismus in ihren Organen selbst erkennbar werden lassen, dass die Frage von getrenntem Geschlecht und Paarung verneinend hier als
gelöst erscheinen dürfte. Auch die bei einigen Mollusken bekannte Paarung hermaphroditischer Thiere ist mir nicht vorgekommen.
Gerade Queertlieilung und Längstheilung, die ich bald gleich, bald ungleich sah, kann man jetzt als fast allgemeinen, wenn auch noch
nicht überall beobachteten, Character der Magenthierchen annehmen. Schiefe Queertlieilung ist, ausser bei Stentor, auch bei
Chlorogonium und Arthrodesmus. Knospen entdeckte Spallanzani bei Vorticellen, Gruithuisen sah sie 1812 wieder und
ich habe sie ebenda und auch bei Dinobryon und Stylonychia pustulata erkannt. Durch die, seit 1832 von mir in den Abhandl.
d. Berl. Akad. d. Wiss. nachgewiesene, 1835 aber ebenda durch Vergleichung mit grösseren Thieren wissenschaftlich festgestellte, An-
wesenheit von männlichen Sexualdrüsen und Eiern in allen Individuen der Arten, und deren Verhalten bei der Selbsttheilung glaube ich
eine wissenschaftlich feste Basis für diese Untersuchungen und Meinungen gewonnen zu haben, und die Existenz der Befruchtung, welche
Schweigger noch 1820 als wichtigen Gegengrund gegen das Anerkennen von wahren Eiern ansah, findet in diesen, auch durch die merkwür-
digen contractilen Blasen gesicherten, Verhältnissen so lange eine unläugbare starke Stütze, bis völlig nachgewiesen seyn wird, dass
die von mir für Eier gehaltenen Körnchen entweder wirklich monadenartige Junge ausschlüpfen lassen, oder bis eine bestimmt zu er-
weisende andere Natur derselben festgestellt seyn wird. Meinungen ohne scharfe Beobachtungen haben freilich hierbei gar keinen Werth.
>0G^=
CLASSE DER RAEDERTHIERE.
Rotatorla* Rotatoires.
CHARACTER: Animalia emedullaria, asphycta, tabulata, forma definita, androgyna, rotatoria, pseudo-
poda, processu pediformi singulo aut nullo.
Medulla spinali carentia, vasorum pulsu destituta, intestino simpliciter tubuloso, nee fissa nee gemmipara, sin-
gtila sexus utriusque organis et organis rotatoriis instrueta, vere articulatis pedibns orba.
CARACTERE: Animmix sans moelle epiniere^ sans pulsatiom des vaisseaux^ ayant un canal
alimentaire simple tubuleux^ la forme definie (ni gemmes ni division spontanee)^ ä
double sexe reuni > pourvus $ organes rotatoires et depourvus de vrais pieds articu-
leS) ayant souvent un seul faux-pied.
Rädert hiere sind rückenmarklose und pulslose Thiere mit einfach schlauchförmigem Ernährung s-
canal, den Insecten und Rückenmarkthieren gleich abgeschlossener Form, mit doppeltem vereinten
Geschlecht und Räder Organen 5 ohne wahre Gelenk -Füsse und meist mit einem einzelnen Scheinfusse.
Rotatoria
sunt:
Polygastrica tubulata, nunquam dividua;
Acalepliae tubulatae, organis rotatoriis;
Itfematoidea organis rotatoriis, et androgyna ;
Bryozoa nunquam gemmipara;
Mollusca asphycta (ecordia);
Insecta (Entomostraca) asphycta, pseudo-
poda, androgyna;
Piscei» emedullares, asphyeti, androgyni, ro-
tantes.
I*es Rotatoires
soat:
Polygastriaues ä canal intestinal simple,
sans division spontanee;
Acalephes ä canal intestinal simple, pour-
vues d' organes rotatoires;
iVcmatoidcs ä organes rotatoires et ä dou-
ble sexe reuni;
BIryozoes sans gemmes;
Moiiusques sans pulsations des vaisseaux
(sans coeur);
Insectes (Kntoinostraces) sans pulsations
des vaisseaux, ä faux- pieds et ä double
sexe reuni;
Poissons sans moelle epiniere, sans coeur,
ä double sexe reuni, ayant des organes
rotatoires.
IMe Bäderthiere
sind:
Magenthiere mit einfach schlauchartigem
Darmcanale und ohne Selbsttheilung ;
(iualieii mit einfach schlauchartigem Darm-
canale und Räderorganen;
Fatlenwürmer mit Räderorganen und ver-
eintem doppelten Geschlecht;
Moosthiere ohne Knospenbildung ;
Schnecken ohne Gefäss - Pulsationen (ohne
Herz) ;
Insecten (Flohkrebse) ohne Puls und ohne
Gelenkfiisse , mit vereintem doppelten Ge-
schlecht;
Fische ohne Rückenmark, ohne Herz, mit
vereintem doppelten Geschlecht und Rä-
derorganen.
Uebersicht der 8 Familien der Classe der Räderthiere:
panzerlose
gepanzerte
Einfacher zusammenhängender Wimperkranz
Monotrocha*
ganzrandiger Wimperkranz :
Holotrocha,
Einräderthiere:
Ringräderthiere:
ausgeschweifter Wimperkranz : i panzerlose
Schizotrocha,
Kerbräderthiere:
Mehrfacher oder getheilter Wimperkranz:
Sorotrocha,
Haufräderthiere:
vieltheiliger Wimperkranz :
Polytrocha>
Vielräderthiere:
zweitheiliger Wimperkranz :
Zygotrocha^
Doppelräder thiere:
| gepanzerte
panzerlose
I gepanzerte
panzerlose
gepanzerte
Ichthydina
Oecistina
Megalotroehaea
Floscularia
Hydatinaea
Euchlanidota
Philodinaea
Brachionaea
385
Erläuterungen zur Classe der Rädertliiercheii.
Die Classe der Rädertliiere umfasst jetzt 169 Arten in 55 Gattungen und 8 Familien. Davon haben die Familien der
Hy datin aeen 18 Gattungen mit 71 Arten, die der Euchlanidota 11 Gattungen mit 36 Arten, die der Floscularia 6 Gattungen
mit 7, der Philodinaea 7 mit 17 Arten, die Iclithydina und Brachionaea jede 4 Gattungen mit 6 und 27, die Megalotrochaea
3 Gattungen mit 3, die Oecistina 2 mit 2 Arten, so dass die erstercn 2 Familien bei weitem überwiegend in der Natur vorbanden
sind. Die ersten Formen der Rädertliiere beobachtete, wie die der Magenthiere, auch schon Leeuwenhoek, welcher 1680 und
1703 Rotifer vulgaris und Melicerta ringens so vortrefflich untersuchte, dass seine Angaben noch jetzt brauchbar und sogar mu-
sterhaft sind. Andere sah und beschrieb Joblot flüchtiger 1718. Unter seinen Figuren erkennt man die Formen von Ichlhydium
Podura, Brachionus Pala, B. amphiceros, Rotifer vulgaris und R. citrinus\ ?, Euchlanis? und Notommata gibba? . Hill
kannte 1751 Leeuwenhoek's 2 Arten, nannte sie Brachionus und stellte sie mit borstigen Magen thicrchen (Scelasius) in die
Familie der Arthronia seiner Classe der Animalcula. Baker beschrieb und zeichnete 1752 flüchtig 8 — 9 Arten, nämlich 1 P/n-
lodina, 2 Rotiferen, 3 Brachionos , 1 Euchlanis? ', 1 Notommata? und 1 Floscularia. Ein Anonymus von Berlin gab 1753
eine sehr gute Abbildung der Lacinularia socialis. Eben so vortreffliche Zeichnungen und musterhafte Beobachtungen über Räder-
tliiere lieferten dann besonders Rösel 1755 über dieselbe Lacinularia und Mcgalotrocha , und gleichzeitig vor allen vorzüglich
Schäffer von Melicerta ringens. Brady gab wieder 1756 eine Abbildung der Mcgalotrocha. JLinne überging sie bis zur X.
Ausgabe seines Syslema Naturae 1758, wo er 2 aufnahm, Rösels Lacinularia als Hydra socialis und Schaffers Melicerta
als Serpula ringens. Baster fand 1759 eine Form unter den Leuclittlrierchen der Nordsee, welche an Synchaeta baltica er-
innert. Pallas nahm 1766 in einer und derselben Gattung mit Yorticellen und Tracheioc er ca 6 Arten in sein System der Zoo-
phyten auf: Brachionus tubifecc = Melicerta, B. capsulißorus = B. urceolaris, B. calycißorus = B. Pala et Bakeri,
B. Iiyacinthinus = Floscularia ornata, B. socialis = Lacinularia und B. roiatorius = Rotifer vulgaris. Linne nahm
1767 (Syst. Nat. ed. XII.) nur 3 auf: Vorticella urceolaris = Brach, urc, Hydra socialis = Lacinularia, und die Me-
licerta als Sabella ringens wieder mit Helicc und Trochus unter den Seh aal- Mollusken. In der Fauna suecica hatte er
1761 Schaffer's Brachionus erst Tubipora urceus genannt. Müller beschrieb 1773 18 Arten, 3 als Cercaria, 2 als Tri*
choda, 7 als Vorticella und 6 als Brachionus. Derselbe kannte deren bis zu seinem Tode 1784 56 Arten, die er auch da noch
von den Magenthierchen nicht scharf unterschied, indem er 9 als Cercarien, 9 als Trichoden, 15 als Vorticellen und
23 als Brachionen verzeichnete. Ausserdem sind von Eichhorn, Abildgaard, Schrank, Kammacher, Dütrochet und
Morren nur wenige Arten hinzugefügt worden; auch Bory de St. Vincent, welcher 1824 etwa 80 Arten aufstellte, hat diess
mehr durch eine flcissige Revision der vorhandenen, nicht immer glücklichen, Abbildungen von Joblot, Baker und der andern, als
durch eigene Untersuchung erreicht (vergl. Isis, 1834. p. 1182.).
Alle genau bekannte Rädertliiere, und es sind nur sehr wenige einzelne Formen unklar gehlieben, stimmen so sehr in der
Organisation überein und unterscheiden sich so bestimmt von allen übrigen Thiereh, dass sie ebenfalls, wie die Magenthierchen,
eine der natürlichsten Thierclassen hilden. Gewöhnlich sind sie grösser, als die Magenthierchen, doch übersteigt auch hier keine
Form ungefähr eine Linie, und auch unter jenen giebt es viele eben so grosse, wie unter diesen auch sehr kleine. Dass sie nur im
Wasser leben könnten, ist unrichtig. Manche leben amphibisch in feuchter, oft scheinbar trockner Erde, und diese haben die Fabel
unterhalten, als lebten sie getrocknet nach Jahren wieder auf (s. Rotifer). Im Allgemeinen ist der Organismus der Rädertliiere leich-
ter zu durchschauen, als der der Magenthiere. Der Grund davon liegt in der grösseren Einfachheit des Ernährungscanais und Eier-
stocks, neben denen man bei ihnen leicht noch die Muskeln, Gefässe u. s. w. ihres durchsichtigen Körpers erkennt, während die grosse
Ausdehnung der fischrogenartigen Eiermasse, sammt der grossen Menge von besondern Magenzellen, bei den Magenthierchen alle
übrigen innern Theile derselben so dicht umhüllen und zusammendrängen, dass es schwer hält, sie optisch zu sondern. Der Organismus
der Rädertliiere dagegen lässt 1) bei einer grossen Anzahl der Formen völlig deutliche innere Muskeln für alle einzelnen ihrer mannig-
fachen äusseren Bewegungsorgane und Körperveränderungen erkennen (s. Ilydatina). Ein fussartiger, aber ungegliederter, obwohl oft
wie ein Fernrohr in sich einschiebbarer, Fortsatz an der Bauchseite des hintern Körpers dient sehr allgemein, durch eine Saugscheibe
oder eine Zange an seinem Ende, zum Festhalten des Körpers während des Wirbeins, welches letztere ohne diess eine Ortsveränderung,
ein Fortschwimmen des Körpers hervorbringen würde. Dieser Zangen- oder Gritfei- Fuss ist kein Schwanz, weil er eben nirgends eine
Verlängerung der Rückenseite ist, sondern die Auswurfsöffnung allemal über sich hat. Die wichtigsten Bewegungsorganc sind die ein
Räderwerk bildenden und wirbelnden Wimpern. Diese Räderorgane bestehen aus lokal gehäuften und geordneten Wimpern, deren
jede einzelne sich nur um ihre Basis dreht, welche aber bald 1 oder 2 einfache Cirkelreihen bilden, deren Gesammt- Bewegung einem
laufenden Rade gleicht, bald auch durch Krümmungen ihrer Reihen blumenartige Formen darstellen. Andere dieser Organe sind form-
los gehäuft und verschieden gruppirt. Diese Bildungen sind hier zum Abtheilungs-Grunde benutzt. (S. Mcgalotrocha, Ilydatina und
Rotifer.) 2) Bei allen Formen ist ein, in 48 Gattungen mit unzweifelhaften Zähnen, als bewegten Kauorganen, versehener Ernäh-
rungscanal anschaulich, dessen Form im Ganzen nicht sehr differirt, nur bald schmäler, bald dicker, bald mit, bald ohne einen ein-
zelnen, durch eine Einschnürung gesonderten,' Magen ist. Zuweilen findet sich eine Erweiterung am hintern Ende (Rotifer), die den
eigentlichen Dickdarm {Rectum) bildet (Ptygura). Zuweilen auch sind mehrere Blinddärme vorhanden (Diglena lacustris , Mcga-
lotrocha). Mund und Auswurfsöffnung sind immer getrennt. Die grosse Mehrzahl der Formen hat dicht hinter'm Schlünde 2 grosse,
meist eiförmige, selten cylindrische oder gabelförmige, den pankreatischen vergleichbare, Drüsen, zuweilen giebt es auch fadenartige
Gallgefässe (?) (s. Enteroplea). 3) Ein sehr deutlicher Dualismus des Geschlechtssystems zeigt sich so, dass man in den meisten
einzelnen Formen einen kürzeren oder längeren, zuweilen bandartigen, Eierstock mit, wie bei Vögeln und Amphibien, nur wenig
gleichzeitig entwickelten grösseren Eiern erkennt (s. Hydatina sentd), dass man 2 fadenartige und vorn keulenförmig dickere männ-
liche Sexualdrüsen sieht, die ganz den Organen gleichen, welche bei Cyclops die Männchen von den Weibchen unterscheiden, und
dass es bei ihnen eine, den Hermaphroditismus vermittelnde, contractile Blase (zur Selbstbefruchtung) in der Nähe der hintern Darm-
Mündung giebt, welche allen nicht hermaphroditischen Thieren zu fehlen scheint, die sich aber bei den Magenthierchen auch sehr
bestimmt entwickelt zeigt. Alle Individuen sind eierbildend und eierlegend, einige sind periodisch lebendig gebährend. Selbsttheilung
findet nie statt, auch giebt es keine Knospenbildung. Eigrösse oft xjz, das lebende neugeborne Junge zuweilen % des Mutterthieres.
4) Ein Gelässsystem hat sich als parallele Queergefässe , welche scheinbare Ringe (Scheingliederung) bilden, erkennen lassen, mit de-
nen durch innere freie Längsgefässe der Bauchseite ein, unter'm Mundrande hie und da deutliches, Gefässnetz in Verbindung steht, und
von dem fadenartige Canäle zum Darme gehen. Eine, auch zwei Reihen symmetrisch gestellter, oft die Sexualdrüsen begleitender (Hy-
99
386
datina), zuweilen an eigene freie Röhren gehefteter {Notommata, Cotiochilus), zitternder ovaler Körperchen scheinen inneren Kiemen
vergleichbar, deren zitternde Bewegung von äusseren Blättchen abhängt. Zur Aufnahme von Wasser in den innern Körper scheint eine
Ocffimng im Nacken zu dienen, welche bei sehr vielen Arten in eine oder zwei spornartige Röhren verlängert und mit Wimpern versehen
ist, die also als Respirationsröhren dienen könnten, wodurch Wasser in den Körper ein- und ausströme. 5) Als Empfindungsorgane
sind 1, 2, 3, 4, selten mehr, rothfarbige Augenpunkte entweder an der Stirn oder im Nacken so vorherrschend, dass sie bei 42 Gat-
tungen und 150 Arten bereits beobachtet sind. Oft sieht man sie deutlich auf ein drüsiges Knötchen (Hirn, Augenganglion) gerade so
angeheftet, wie es bei Cyclops -Kr eb sehen der Fall ist, wo man sie schon längst und mit Recht für wahre Augen gehalten hat.
Sie sind unter der durchsichtigen Oberhaut frei beweglich, wie es auch das deutliche zusammengesetzte Auge der Daphnien-Krebs-
chen ist. Ueberdiess sind noch andere, mit Nervenganglien und mit Nervenfäden vergleichbare, Organe hie und da, besonders auch
eine Nervenschlinge im Nacken, entschieden ermittelt; bei den andern Formen mögen sie nur etwas schwieriger erkennbar seyn (s. Hy-
datina senta, Diglena lacnstris, Notommata Myrmeleo u. a. m.).
Ein Räderthierchcn im Allgemeinen lässt sich demnach einigermassen (pmne simile Claudicat) mit einer Daphnia verglei-
chen, deren flu od artige, zuweilen häutige, Schaalen (grösste Respirationsblätter?) am Bauche nicht offen, sondern verschmolzen sind,
und welche die Kiemen nach innen eingeschlossen und die Respirationsöffnung für dieselben im Nacken oder an der Kehle hat. Es ist
mich nicht getrennten Geschlechts, sondern hermaphroditisch und ohne Herzschlag. Sehr merkwürdig ist der durchgehende Parallelismus
panzerloser und gepanzerter Formenreihen.
Ausser den hier zu Unterabtheilungen angewendeten Verschiedenheiten der organischen Bildung der Räderthiere Hessen sich
auch wohl die Darmbildung, und selbst, wie bei den grossen Säugethieren Linne versuchte, die Zahnbildung benutzen. Beides ist
auch bei der Umgrenzung der Gattungen, wo es nicht für im Uebrigen allzu natürliche Gruppen trennend und störend war, hier berück-
sichtigt worden, doch sind manche dieser Verhältnisse erst einer künftigen, immer tiefer greifenden, Forschung zu empfehlen. Nach
der Dannbildung zerfallen die sämmtlichen Formen der Räderthiere in 4 Hauptgruppen: 1) mit langem fadenartigen, die Speise nur
rasch durchlassenden, nicht anhaltenden, Schlünde und verhältnissmässig kürzerem unabgeschnürten conischen Darme ohne Magen,
Schlund -Räderthiere, Trachelogastrica, wie Ichthydium und Chaetonatus; 2) mit sehr kurzem Schlünde und langem, nach
hinten conisch abnehmenden, Darme ohne Magen, Darm-Räderthiere, Coelogastrica, wie Hy datina und Synchaeta; 3) mit
einer bestimmten magenartigen, durch Form oder Einschnürung scharf abgegrenzten, Kammer oder Erweiterung des Darmes, Magen-
Räderthiere, Gasterodela, wie Euchlanis, Brachioniis, Lepadella, Enteroplea, Diglena, Megalotrocha u. s. w.; und 4)
mit undeutlichem Schlünde, aber einem fadenartigen, sehr langen, die Speise in sich anhaltenden, Dünndarme und einem kugelartigen
Dickdarme dicht an der Auswurfsöffnung, Fadendarm-Thierchen, Trachelocystica, wie Rotifer, Actinurus, Philodinaw. s. w.
(vergl. die Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1831c p. 40.).
Nach dem Zahnbau zerfallen die Räderthiere in 3 Haupt -Gruppen: in Zahnlose, Agomphia, Freizahnige, Gymno-
gomphia, und Haftz ahnige, Besmogomphia. Bei jenen sind die Zähne, wie die Finger einer Hand, hinten an das Kiefergerüst
angeheftet, vorn frei; bei diesen sind sie, wie der Pfeil auf einem Bogen, auf dem Kiefertheile queer angeheftet. Die Freizahnigen
sind entweder einzahnig in jedem der beiden Kiefer, oder mehrzalmig; die Haftzahnigen entweder doppelzahnig in jedem Kiefer, oder
vielzahnig. So entstehen folgende 5 Gruppen: 1) Zahnlose, Agomphia, wie Ichthydium? , Chaetonotus? , Enter oplea; 2) Ein-
zahnig e, Monogomphia, wie Pleurotrocha , Furcularia, Cycloglena, Monostyla, Lepadella; 3) Viel zahnige, Polygom-
phia, wie Hy datina, Notommata zum Theil, Euchlanis, Stephanoceros , Brachionus u. s. w.; 4) Doppelzahnige, Zygo-
gomphia, wie Callidina, Rotifer, Actinurus, Philodina, Monolabis und Pterodina; und 5) Reih enz ahn ige, Lochogom-
phia, wie Ptygura, Megalotrocha, Melicerta. Ob man die Arten einiger sehr natürlich scheinenden Gattungen, der Differenz
ihrer Zahnbildung halber, trennen dürfe, muss eine spätere intensivere Beobachtung lehren. Ueber die Zahnlosen vergleiche man
Chaetonotus. (S. d. Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1831. p. 46.)
Die Formen der Classe der Räderthierchen sind in Europa überall sehr verbreitet, und in Nordafrika, im nördlichen und west-
lichen Asien, und auch (Rotifer?) in Amerika in Carolina beobachtet.
ERSTE FAMILIE: WIMPERFISCHCHEN.
Iclttliydtiia. Iclttliydieiis.
CHARACTER: Aiiimalia rotatoria, nuda, organo rotatorio unico, continuo, nee margine lobato.
CARACTERE: Animaux rotatoires, sans carapace, avec un seul organe rotatoire continu, sans
echancrures au bord.
Die Wim perfise liehen bilden eine Familie der gepanzerten Räderthiere mit einzelnem ganz-
randigen Wirbelorgan ohne Ausbuchtungen.
Die 1830 mit 3 Arten in den 2 Gattungen Ichthydium und Chaetonotus gegründete Familie um-
fasst jetzt 6 Arten, welche in 4 Gattungen geschieden sind, Ptygura^ Ichthydium und Glenophora jede
mit 1 Art, und Chaetonotus mit 3 Arten. Diese Thierchen gehören zu den verbreitetsten Infusorienformen.
Schon Joblot bildete 1718 deutlich Ichthydium Podura ab, und Chaetonotus Larus zeichnete wohl
Eichhorn 1775. Ptygura und Glenophora sind 1831 von mir zuerst angezeigt. Müller nahm diese Kör-
perchen zuerst, jenen unter dem Namen Cercaria Podura 1773, und diesen als Trichoda Anas 1776,
in der systematischen Zoologie auf, und änderte den letzteren Namen 1784 in Trichoda Larus. Die
38?
Cer curia verzeichnete Lamarck 1815 in seiner Gattung Furcocerca, und Nitzsch zog sie 1817 (1827)
mit Euglena viridis zu Enchelys. Bory de St. Vincent hat die beiden älteren Formen 1824 als Furco-
cerca Podura und Leucophra Larus, letztere 1826 als Diceratella Larus aufgeführt. Die Organisa-
tion der Familie ist reichhaltig ermittelt, aber noch zu vervollständigen. Ein kreisförmiges Räderorgan (Rad)
dient bei Ptygura und Glenophora der Bewegung, ein bandartiges lang -elliptisches am Bauche bei Chae-
tonotus und Ichthydium. Ein Gabelfuss ist bei Chaelonotus und Ichthydium, ein einfacher bei Ptygura
und Glenophora. Ein einfach conischer Darm mit langem dünnen Schlünde ohne Zähne (?) des Mundes
findet sich bei Ichthydium und Chaelonotus, mit 2 einzelnen Zähnen und einem kurzen Schlünde bei
Glenophora, mit je 3 Zähnen und einem abgeschnürten Magen bei Ptygura. Pancreatische Drüsen sind
nur bei Chaelonotus und Ptygura beobachtet. Blinddärme und Gallengefässe fehlen. Die männlichen Se-
xualtheile sind noch bei keiner Form beobachtet, aber wahrscheinlich nur übersehen. Als weiblicher Se-
xualorganismus ist bei 2 Gattungen ein Eierstock mit wenigen grossen Eiern erkannt. Als Anzeigen eines
Nervensystems sind die beiden rothen Stirnaugen bei Glenophora deutlich geworden. Auffallend ist die
borstige Behaarung des Rückens bei Chaelonotus.
Die geographische Verbreitung der Familie ist über ganz Europa und in Dongala des tropischen Nord-
afrika's beobachtet.
üebersicht der 4 Gattungen der Wimperfischchen:
ij^.. , , , j , (einfach abgestutzter Schwanzfuss {Pseudopodium) Ptygura
] gabelartiger Schwanzfuss Ichthydium
Rücken mit borstigen Haaren besetzt ChaetonotuS
Mit 2 Stirn-Augen Glenophora
ERSTE GATTUNG: FALTENSCHWANZ.
Ptygura. Ptygure.
CHARACTER: Animal ex Ickthydinorum familia, ocellis destitutum, nee pilosum, pseudopodio tereti, sim-
pliciter truncato.
CARACTERE: Animal de la famille des Ichthydiens, depourvu dyeux et de poils, ayant im
faux-pied cylindrique, simplement tronque.
Die Gattung Faltenschwanz zeichnet sich in der Familie der Wimperfischchen durch Mangel an
Augen und an Behaarung, so wie durch einen einfach abgestutzten drehrunden Schwanzfuss aus.
Die Gattung wurde 1831 in den Abband! d. Berl. Akad. d. Wiss. mit 1 Art aufgestellt, und ist
seitdem nicht formenreicher geworden. Ja, es sind Zweifel bei mir selbst rege geworden, ob diese Formen
nicht junge Thiere anderer Gattungen sind. Die Organisation ist mannigfach ermittelt. Ein Räderorgan als
einfacher fast geschlossener Ring, ein Schlundkopf mit vielen Haftzähnen, zwei pancreatische Drüsen, ein
kleiner enger Schlund, ein langgestreckter Magen und ein kugelförmiger Dickdarm sammt Auswurfsöffnung
an der Basis des Schwanzfusses bilden das Ernährungssystem. Ein kurzer geknäuelter Eierstock liegt ne-
ben dem Darme, und neben dem kugelförmigen Dickdarme war eine contractile Blase undeutlich bemerkbar.
Innere contrahirende Längsmuskeln wurden sammt andern organischen Details nicht scharf unterschieden,
weil die Formen nicht häufig und nicht zu bequemer Zeit für strengere Untersuchung vorkamen, doch wur-
den Augenpunkte umsonst mühsam aufgesucht.
Die geographische Verbreitung ist ausser bei Berlin nicht bekannt.
1. Ptygura Melicerta, der Faltenschwanz. Tafel XLIIL Fig. !
Pt. corpore tereti clavato, antica parte turgido, hyalino, ore bicorni, tubulo cervicis(P) unico, brevi.
Ptygure Melicerte, a corps cylindrique en forme de massue, gonfle vers le bout anterieur, hyalin,
ayant deute petites cornes crochues a la bouche et im seul petit tube a la nuque (?).
Ptygura Melicerta, Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 122.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich entdeckte das Thierchen in mehreren Exemplaren im Frühjahre 1831 mit Ceratophyllum , nnd sah es im Sommer noch
einige Male, aber nie zu sehr günstiger Zeit für die specielle Beobachtung aller einzelnen Systeme des Organismus. Es nahm sicht-
lich Indigo in seinen ursprünglich grün erfüllten Darm auf und hatte neben dem Darme in seinem farblosen klaren Körper einen weis-
sen, weniger durchsichtigen, kurzen Eierstock mit einem fast reifen Eie. Der cylindrische dicke Schwanzfuss blieb immer queergefaltet.
388
Beim Schwimmen entwickelte es ein ringförmiges einfaches Wirbelorgan, das am Munde einen seitlichen Einschnitt hatte. Augen suchte
ich umsonst. Ich vermuthete anfangs, es könnte ein Junges der Melicerta ringen* sevn, dem es in der Form überaus ähnlich ist,
allein der Mangel der Augen und der zweiten Respirationsröhre nöthigten mich, diese Vcrglcichung fallen zu lassen, obschon ich die
anfangs als verschieden gebildet erschienenen Zähne später sehr ähnlich fand. Die beiden Kiefer des Schlundkopfes haben viele Haft-
zähne, sind also reihenzahnig. Die beiden krummen Hörnchen am Munde könnten die gespaltene Unterlippe darstellen. Es kriecht
auch wie ein Egel. — Ganze Länge etwa Vi 2 Linie, Ei Veo — lUs Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLIIL Fig. I.
Fig. i. Seitenansicht bei entfaltetem Wirbelorgan. An der Schwanzbasis zeichnet sich links auf der Rückenseite die Afterstelle, und oben hinter'm Rä-
derorgan die Respirationsröhre aus. Fig. 2. Bauchfläche, beim Wirbeln in Indigo -Wasser. Fig. 3. contrahirt in derselben Lage, wie Fig. 1. Bei
.y neben dem grünen kugelartigen Dickdarme die contractile Blase, co Afterstelle, sollte unter s stehen, ist auf der falschen Seite der richtigen Kör-
pergegead angezeigt. Vergrößerung1 300mal im Durchmessen
ZWEITE GATTUNG: WIMPERFISCHCHEN.
Iclttliydium. Ichtbyde.
CHAR ACTER: Animal ex Ichthydinorum familia, ocellis carens, nee pilosum, pseudopodio furcato termi-
natum.
CARACTERE: Animal de la famille des Ichthydiens^ sans oeil et sans poils^ ayant le faux-pied
au bout posterieur fendu en fourche.
Die Gattung der Wimperfisehchen unterscheidet sieh in der gleichnamigen Familie durch Mangel
an Augen und an Behaarung, neben dem Besitz eines gabelförmigen hintern Schwanzfusses.
Die Gattung, seit 1830 in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. mit 1 Art aufgestellt, hat seitdem
nicht mehr Arten erhalten. Diese einzige Form ist auch schon 1718 von Joblot vielleicht als Poisson h
tete treflee gezeichnet worden. Müller nannte sie zuerst systematisch 1773 Cercaria Podura. Lamärck
nahm sie 1815 in seine sehr gemischte und unhaltbare Gattung Furcocerca auf. Nitzsch zog sie dann
18175 durch den Schein des Gabelfusses bei Euglena viridis verleitet, mit dieser zu Enchelys, und 1824
hatte Bory de St. Vincent sie mit Lamarck als Furcocerca Podura verzeichnet Die Organisation ist
nur erst theilweis ermittelt. Vorn an der Mundöffnung und längs dem Bauche ist ein Wirbel deutlich ge-
worden, welcher auf ein, sich wohl über die ganze Bauchfläche hinziehendes, auch zum Kriechen dienen-
des, Wirbelorgan schliessen lässt. Ein langer Schlund, ein dicker einfacher conischer Darm, und in einzel-
nen Fällen ein grosses entwickeltes einzelnes Ei sind die bisher erkannten Details. Giebt es im Munde
vielleicht einen zuweilen vorgestreckten Cylinder von stäbchenartigen Zähnen?
Die geographische Verbreitung der einzigen Art der Gattung ist im westlichen, nördlichen und öst-
lichen Europa, und auch im tropischen Dongala Nordafrikas beobachtet.
2. IcMhydium Podura, das Wimperfisehchen. Tafel XLIIL Fig. IL
I. corpore lineari-oblongo, sab apice turgido interdum trilobato saepe leviter constricto, furca postica brevi.
Ichthyde Podure, a corps lineaire- oblonge souvent leger ement etrangle pres du bout anterieur gon-
fle et quelquefois trefle> ayant le bout posterieur en fourche petite.
Poisson h la tele treflee, Joblot, Observation faites avec le Microsc. 1718. ed. II. 1754. p. 79. PL 10. Fig. 22.
Cercaria Podura, Müller, Vermium flnv* liist. I. p. 66. Loppe-haleren. 1773. Animalc. lnfusor. p. 124. Tab. XIX. Fig. 1 — 5. exclus.
Fig. 3. ? 1786.
Cercaria Podura?, Herrmann, Naturforscher, XX. p.. 164. Tab. III. Fig. 50. 1784.
Furcocerca Podura, Lamarck, Hist. nat. d. An im. sans vert. I. p. 447. 1815.
Encliebjs Podura, Nitzsch, Beiträge z. Inf u sorienkunde, 1817. p. 6. Pirsch und Gruber's Kncyclop#d. Cercaria. 1827.
Furcocerca Podura, Bory de St. Yincent, Encycloped. meth. Vers. 1824.
Diurella Podura, Hemprich et Ehrenberg, Symbolae physicae. Evertebrata. Phytozoa. Tab. I. Fig. 11. Text Ichtfoß. Pod. 1831.
Xchihjdimn Podura, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 8, 16. 1830. p. 44. 1831. p. 50, 121.
Aufenthalt: In Europa bei Paris, Copenhagen, Strassburg und Berlin, im tropischen Nordafrika in Dongala beobachtet.
Joblot fand das Thierchen zuerst bei Paris im Aufguss von Eichenrinde im December 1714. Müller fand es im Nov.
und Dec. mit Meerlinsen bei Copenhagen, und sah es zuweilen haarig, verwechselte es also mit Chaetonotis , oder sah das Räderor-
gan am Bauche zuweilen. Herrmann sah es einzeln im Meerlinsenwasser bei Strassburg. Bory de St. Vincent fand es in stag-
nirendem Meerlinsenwasser bei Paris. Ich sah es zuerst in Dongala Nubiens zwischen Conferven des Nilwassers. Die damals 1821
entworfene Zeichnung ist in den Symbolis physicis mitgetheilt. Einen Wimperkranz am Munde habe ich in Dongala deutlicher ge-
sehen, als neuerlich, es kann aber der Wirbel bei der zu geringen Vergrösserung mir damals als Wimperkranz erschienen seyn. Seit
1826 kenne ich das Thierchen aus dem freien Gewässer bei Berlin, und seit 1831 halte ich das dongalanische für dasselbe. Es ist
farblos oder weisslich, aber oft durch Anfüllung des breiten Darmes gelblich. Die Bauchfläche ist platt und bewimpert, die Rücken-
fläche gewölbt und unbehaart. Ich sah sehr grosse Exemplare ohne Spur von Rückenbehaarung, auch ist das Thierchen viel seltner,
339
als die folgende (behaarte) Gattung. Icli sali es zuletzt am 7. Juni 1837 mit Oscillatorien. Einigemale sah icli deutlich ein Band
von Wimpern längs der Bauchfläche ; bei dem grössten beobachteten Thiercben habe ich mich aber, freilich wohl nicht intensiv genug,
umsonst bemüht, es direct zu erkennen, obschon ich am Bfunde einen deutlichen Wirbel sah. Bei Chaetonotus habe icli neuerlich den
Mund auffallend starr geöffnet und am Rande gekerbt, auch röhrenartig vorstehend gesehen, so dass ich auf den Gedanken kam, es
könnte wohl ein Zahncylinder , wie bei Nassula, dort und hier vorhanden seyn, dessen "Vorschieben denn auch die dreieckige Kopf-
form periodisch bedingt. Dass es noch ein, diesem ähnliches, grünes Thierchen gebe, welches den wiederholten Irrthum mit dem Ga-
beischwanze der Buglena viridis hervorgerufen hat, ist mir wegen des Mangels jenes Formenwechsels kaum wahrscheinlich, wäre aber
doch möglich. Einigemale sah ich im hintern verdickten Körper ein grosses entwickeltes dunkles Ei, sonst aber blieb die Organisation
unerkannt. Es schwimmt seltner, als es kriecht. — Grösse »/so bis V« Linie beobachtet. Furcocerca triloba, Bory, ist dasselbe.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLIII. Fig. IL
Fig. 1. ein % Linie grosses Exemplar, vorn wirbelnd von der Bauchseite. Fig. 2. ein kleineres eiertragendes von der Rückenseite. Fig. 3. ein
ähnliches, Bauchseite. Fig. 4. Seitenansicht mit den Wimpern der Bauchfläche. Vergrößerung 300mal im Durchmesser.
DRITTE GATTUNG: BÜRSTENFISCHCHEN.
Chaetonotus. Cnetonote.
CHARACTER: Animal ex Ickthydinorum familia, ocellis destitutum, dorso pilosum, pseudopodio furcato.
CARACTERE: Animal de la famille des lchthydiens, depourvu tfyeux, garni de poils au dos,
fendu en fourche au boui posterieur.
Die Gattung der Bürstenfisch chen ist in der Familie der Wimperfischchen durch Mangel an Au-
gen und durch Besitz von Rückenborsten mit einem gabelförmigen Schwanznisse ausgezeichnet.
Die Gattung wurde mit der vorigen 1830 gegründet und enthielt damals 2 Arten. Seit 1831 habe
ich eine dritte grössere beobachtet, die zur Erkenntniss der Organisation sehr förderlich gewesen ist. Die
ersten Formen sah vielleicht Eichhorn 1775 als sein haariges Thierchen mit 2 Stacheln. Schrank nannte
es 1786 Brachionus pilosus. Müller nannte es auch 1776 Trichoda Acarus und 1784 Trichoda La-
rus. Bory verzeichnete es 1824 als Leucophra Larus und 1826 als Diceratella Larus. Die Organi-
sation ist mannigfach, aber nicht vollständig ermittelt. Die Bewegung wird durch eine doppelte Wimper-
reihe der Bauchfläche vermittelt, welche ein bandartiges Räderorgan bildet. Die Borsten des Rückens wir-
beln nicht, können nur sicli sträuben und anlegen, dienen auch wohl nicht zum Kriechen. Der Gabelfuss
hat wenig Thätigkeit. — Zur Ernährung dient ein röhrenartiger, vielleicht mit einem Zahncylinder, bei Ch.
Larus mit 8 Zähnen, ausgelegter Mund, ein langer dünner Schlund und ein langer conischer Magen {Tra-
chelogastricum), an dessen oberem dicken Anfange bei der grossen Art 2 halbkuglige Drüsen sitzen. Pe-
riodisch bilden sich neben dem Darme nach hinten, in einem nicht direct beobachteten Eierstocke, 1 bis 3
einzelne grosse Eier. Der männliche Sexualorganismus blieb unerkannt. Die Behaarung stört die Untersu-
chung. Die Bewegung ist meist ein langsames, auch rasches Kriechen, selten ein Schwimmen.
Die geographische Verbreitung ist nur in Preussen, Baiern und Dänemark sicher beobachtet.
3. Chaetonotus maeeimus, grosses Biirstenfischclien. Tafel XLIII. Fig. III.
Ch. corpore elongato, sub apice turgido obtuseeme triangulo leviter constricto, dorsi setis brevibus acqualibus.
Chetonote grand, ä corps allonge, leg'erement etr angle pr es du bout anterieur gonfle ei ob/usement
trefle\ ayant les poils du dos courts et de meme longueur.
Chaetonotus mammus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 153. Taf. III. Fig. 6.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich beobachtete diese grössere Form später als die andern erst im Herbst des Jahres 1831, dann wieder am 6. April 1832
und am 27. Nov. 1834. Sie nahm auch leicht Farbestoffe auf, wobei besonders der lange Schlund als Strasse zum Magen recht deut-
lich wurde. Den Mundrand" sah ich neuerlich schwach gezahnt und zählte mehr als 8 Zähnchen. Die Vertheilung der Borsten sah
ich bei einigen in deutlichen Längsreihen, bei andern schienen sie schiefe Queerreihen zu bilden. Mehreremale sah ich ein einzelnes
grosses Ei im hintern sehr ausgedehnten Körper, erkannte auch in dem Eie deutlich das Keimbläschen. Einmal sah ich das Legen des
Eies durch die Auswurfs- und Sexualöffnnng dicht über dem Zangenfusse. Ich sali nur langsames Kriechen als Bewegung. Schon im
Jahre 1831 theilte ich eine weniger vollständige Abbildung des Darmcanals mit. — Grösse Vis — Vio Linie, des Eies Vso Linie, Ent-
wickeluiigscvclus also V30 — Vio Linie.
Corti's haariges Animaluxzo motte {Osservaz. microsc. snlla Tremella, ¥31%. p.S7. Tab, II. Fig. 11.) kann nicht
wohl ein Magenthierchcn gewesen seyn, da er einen Dann gezeichnet bat und es grosse Eier legen sah. War es vielleicht das
grosse Bürstenfischchen, dessen Gabelschwanz er übersah? Er wäre dann der erste Beobachter der Art und Gattung in Modena.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLIII. Fig. III.
Fig. J. Seitenansicht nach einer Zeichnung von 1834, Indigo aufnehmend; 0 Mund, <o Auswurfsöffnung, gp pancreatische Drüsen. Fig. 2. dasselbe
Thier vom Rücken. Fig. 3. Rückenansicht nach einer Zeichnung von 1831. Fig. 4. eiführendes Thier, Rückenansicht, 1832. Fig. 5. ein ge-
legtes Ei mit seinem Keimbläschen.
98
390
4. Chaetonotus Ikarus, Moyen-Fisclicbeii. Tafel XLIII. Fig. IV.
Ch. corpore elongato, sub apice turgido, obtuse triangulo, leviter constricto, dorsi setis posterioribus longioribus.
Chetonote Goeland, a corps allonge^ legerement etrangle pres du front gonfle et obtusement triangu-
laire^ ayant les soies posterieures du dos plus longues.
Borstiges Thierchen mit 2 Stacheln, Eichhorn? Beiträge zur Kenntniss d. kl. Wasserth. p. 35. Taf. IT. Fig. R. 1775. (vergl. Styl-
onychia.)
Trichoda Acarus, Müller, Naturforscher, IX. p. 208. 1776.
Trichoda Anas, Müller, Zoolog, dan. prodr. ad den d. p. 281. 1776.
Brachionus? pilosus, Schrank, Beiträge zur Naturgesch, p. 111. Taf. IV. Fig. 32. 1776.
Trichoda Latus (Müller bei) Herrmann, Naturforscher, XX. p. 170. Tab. III. Fig. 61. 1784.
Trichoda Larus, Müller, Animalc. Infus, p. 215. Tab. XXXI. Fig. 5 — 7. 1786.
Trichoda Larus, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 90. 1803.
Leucophra Larus, Bory de St. Vincent, Encycloped. m etil od. Vers. 1824.
Diceratella Larus, Bory de St. Vincent, Essay d'une Classification des microscopiques, 1826.
Chaetonotus Larus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 44. 1831. p. 40, 42, 44, 123.
Aufenthalt: Bei Danzig?, Copenhagen!, Strassburg?, Linz?, Landshut!, Berlin!.
Diess häufige, und über Europa weit verbreitete, Thierchen ist wahrscheinlich von früheren Beobachtern mit Ichthydium ver-
wechselt worden, da die Borsten bei geringen Vergrösserungen nicht erkannt werden. Ja, es könnte sogar zu dem Irrthume mit dem
Gabeischwanze der Euglena viridis^ welcher schon bei Leeüwenhoek vorkommt, die Veranlassung gegeben haben, indem es durch
genossene grüne Monaden zuweilen den breiten Darm sehr mit grüner Farbe gefärbt zeigt (vergl. Ichthydium und Euglena viridis).
Corti's Animaluz%o molle 1774 hat gleichlange Borsten, ist daher bei der vorigen Art erwähnt. Eichhorn's Form von Danzig
zog Müller anfangs zu seiner Trichoda Acarus^ dann 1784 auch zu Tr. Larus, aber der Name Tr. Anas war ein Schreibfeh-
ler, wie er an Herrmann gemeldet, für Larus. Herrmann hat auch die Borsten übersehen, oder ein Ichthydium, wenn nicht
gar eine Diglena, vor sich gehabt. Schrank5 s Abbildung von Linz ist die erste gute, passt, der gleich langen Borsten halber, aber
mehr auf die vorige Art, obschon er später sie zu Tr. Larus selbst citirt, deren Beschreibung anzeigt, dass er die rechte Form bei
Landshut sah und mit Ophrydium fand. Bory hat es wohl nicht gesehen. Das Thierchen lebt im freien schlammigen Gewässer der
Gräben, kriecht beweglich, schwimmt selten, kann aber seine Borsten spreitzen und anlegen. Ich sah es 1826, 1827, 1828, 1830,
1831 im Sommer, am 23. Juni 1832 und am 1. Juni 1837 bei Berlin, auch 1830 schon Indigo aufnehmen. Ich habe immer nur 1
entwickeltes grosses Ei gesehen und eiertragende Individuen waren nach hinten dicker, eierlose hatten den Kopf dicker als den Lei{).
Das Ei hatte etwa V3 der ganzen Körperlänge. Den Mund schien mir eine Rohre von 8 Zähnchen auszukleiden. Pancreatische Drü-
sen blieben unklar. Die in Längsreihen geordnete Behaarung störte die Durchsichtigkeit. — Grösse Veo — Vis Linie beobachtet.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLIII. Fig. IV.
Fig. 1. Rückenansicht; to Afterstelle. Fig. 2. Seitenansicht mit Wirbeln der Wimpern am Bauche; o' Mund. Fig. 3. ein jüngeres Thierchen. Fig. 4.
linke Seitenansicht, gebogen. Fig. 5. Rückenansicht. Letztere beide mit einem entwickelten Eie. Fig. 6. Zahncylinder? Mundröhre. Vergrös-
serung 300mal im Durchmesser.
5. Chaetonotus hrevis, kurzes Bürstenfiscliclieo, Tafel XLIII. Fig. V.
Ch. corpore ovato-oblongo, sub apice turgido, leviter constricto, dorsi setis rarioribus, posticis longioribus, ovulis parvis.
Chetonote court, ä corps ovale-oblong, legerement etrangle pr es du front gonfle, ayant les soies du
dos plus rares et les posterieures plus longues , les oeufs petits.
Chaetonotus Irevis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 44. 1831. p. 123.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese mit der vorigen bei Berlin, aber seltner, in sumpfigen freien Lachen lebende Art unterscheidet sich ausser dem kürze-
ren Körper von ihr durch kleinere und gleichzeitig zahlreicher entwickelte Eier. Ich zählte bis 3 Eier gleichzeitig, deren jedes etwa
Vs der ganzen Länge des Thierchens hatte. — Grösse Vse Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLIII. Fig. V.
Fig. 1. Seitenansicht; Fig. 2. Rückenansicht. Vergrösserung SGOmal im Durchmesser.
Nachtrag zur Gattung Chaetonotus.
Bory's Gattung Diceratella von 1824 und 1826, welche 3 Arten aus 3 verschiedenen Gattungen und 2 Thierclassen ent-
hielt, hat folgende Synonyme: 1) D. Larus = Chaetonotus; 2) D. ovata = Coleps hirtus; 3) D. triangularis = Stentor
polymorphus?, Ophrydium? (vergl. Leucophra comutaM.). — Eine Respirationsröhre im Nacken scheint dieser Gattung zu fehlen.
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VIERTE GATTUNG: AUGENKREISEL.
Glenopbora. €ü£nophore.
CHARACTER: Animal ex Ichthydinorum familia, ocellis duobus frontalibns instrnctnm, organo rotatorio
frontali circulari, pseudopodio truncato.
CARACTERE: Animal de la famille des Ichthydiens, ayant deux yeux au front, Forgane ro-
tatoire circulaire et frontal, le faux-pied tronque.
Die Gattung der Augenkreisel zeichnet sich in der Familie der Wimperfischchen durch 2 Stirn-
augen, ein radförniiges Räderorgan an der Stirn und einen abgestutzten Schwanzfuss aus.
Die Gattung wurde 1831 in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wissensch. mit 1 neuen Art gegründet,
und ist seitdem nicht vermehrt worden. — Die Organisation ist noch schärfer zu ermitteln. Erkennbar war
damals ein einfacher Wimperkranz an der Stirn als Räderorgan und einziges Bewegungsorgan. — Als Er-
nährungsorganismus war ein, bei einigen Individuen farbloser, bei andern grün erfüllter, kurzer und dicker
conischer Darm sichtbar, und 2 in der Mitte des Räderorgans hervortretende zangenartige Spitzen gehörten
wohl, als 2 Zähne, 2 einzahnigen Kiefern an. Der grüne Darm endete an der Basis des abgestutzten
Schwanzfusses. — Mehrere knotenartige trübe Körper im Innern neben dem Darme Hessen sich auf den un-
entwickelten Eierstock und 2 pancreatische Drüsen beziehen. — Zwei scharf umschriebene Punkte an der
Stirn, dicht hinter dem Räderorgane, sprachen als 2 Augen an. Eine Respirationsröhre blieb unerkannt.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist nur bei Berlin sicher beobachtet.
6. Glenophora Trochus, Nonnen -Fischchen. Tafel XLra. Fig. VI.
Gl. corpore ovato-conico, fronte turgida et pseudopodio attenuato truncatis, ocellis nigricantibus.
Glenophore Toupie, ä corps ovale -conique, tronque au front gonfle et au fati£c-pied aminci,
ayant les yeucc noirätres.
Glenophora Trochus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 123.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diess bei Berlin nur selten zwischen Meerlinsen beobachtete Tliierchen könnte leicht ein Junges einer andern Gattung seyn,
doch hat sich keine ähnliche Form bisher ermitteln lassen, die als Erwachsenes gälte. Fände es sich mit entwickelten eignen Eiern,
so wäre es als selbstständige Form sicher. Es schwimmt rasch, wie eine Trichodina oder ein abgelöster Vorti cell en -Leib. Die
Gattungen Monolabis und Microcodon haben ähnliche Formen. Die Organisation ist bei der Gattung erläutert. — Grösse % Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLm. Fig. VI.
Fig. 1. mit der Stirn nach unten gewendet. Fig. 2. nach oben gewendet. Fig. 3. etwas eingezogen und mit grüner Speise erfüllt; co wahrschein-
liche Afterstelle. Fig. 4. Seitenansicht. Vergrösserung 300mal im Durchmesser. Zeichnungen von 1831.,
ZWEITE FAMILIE: HÜLSENFISCHCHEN.
Occistliia. Oecistines.
CHARACTER: Animalia rotatoria monotrocha, organi rotatorii margine integro, loricata.
CARACTERE: Animaux rotaloires avec un seid organe rotatoire ä bord entier et avec une
ewveloppe au corps.
Die Familie der Hülsenfischchen ist in der Classe der Räderthiere durch ein einfaches und ganz-
randiges Räderorgan, und durch Besitz einer besondern Körperhülle characterisirt,
Diese Familie wurde 1833 (1832) in den Abhandl. der Berl. Akad. d. Wissenschaften zuerst mit
denselben beiden Gattungen und Arten aufgestellt. Sie war besonders interessant durch die Vervollständi-
gung der Reihe der gepanzerten Räderthiere im Verhältniss zu den panzerlosen. Dütrochet entdeckte und
beschrieb vielleicht 1812 eine Form der Gattung Oecistes als Rotiföre confervicole , die Lamarck 1815
Tubicolaria nannte. Möglich wäre es auch, dass der unbekannte gute Beobachter zu Berlin 1753 schon
den hier häufigen Conochilus kannte, wenn es nicht Junge der Lacinularia waren. — Die Organisation
392 - — --
der Familie ist reichlich ermittelt. — Bewegungsorgane mit innern Muskeln und einem zangenlosen Schwanz-
fusse, Ernährungsorg ane mit reihenzahnigen Kauapparaten und 2 pancreatischen Drüsen, so wie Eient Wicke-
lung und Eierlegen sind bei beiden Formen beobachtet. Männliche Sexualtheile sind noch unerkannt. Ge-
wisse 5 2 fadenartige zitternde Organe , Kiemen? und Nervenfäden mit Ganglien sind bei Conochilus^ rothe
Augenpunkte bei beiden ermittelt. Die verschiedene Panzerform giebt Gattungscharactere.
Die geographische Verbreitung der Familie ist sicher nur bei Berlin, vielleicht aber auch bei Paris
beobachtet.
Uebersicht der 2 Gattungen der Familie der Hülsenfischchen:
, ..„ (einzeln gesondert für iedes EinzeltLicr . . Geeistes
lanzerhijlle < . w^im^a
) gehäuft^ oder gemeinsam für viele EinzcltLicre Conochilus
FÜNFTE GATTUNG: HÜLSENFISCHCHEN.
Oecistes. ©eciste.
ClIARACTER: Animal ex Oecistinorum familia, lorica singulis singula discreta, ocellis duobus frontali-
bus, provectiore aetate obsoletis.
CARACTERE: Animal de la famille des Oecistines^ etyant chaeun son enveloppe particuliere se-
paree et deux yeux au front \ qui sejfacent avec Vage.
Die Gattung der Hülsenfischchen zeichnet sich in der gleichnamigen Familie durch einen freien
besondern Panzer für jedes Einzelthier und durch Besitz von 2 Stirnaugen aus, die im Alter undeutlich
werden.
Die Gattung Geeistes wurde 1833 (1832) in den Abhandlungen der Berliner Akad. der Wiss. mit
1 Art errichtet, welche sie noch jetzt allein enthält, wenn nicht Tuhicolaria confervicola Lamarcr's
vielleicht eine zweite Art bildet. — An Organisation sind innere, in den langen schwanzartigen Fuss ver-
laufende, Längsmuskeln, ein einfacher Wimperkranz an der Stirn, ein einfacher schlauchartiger eingeschnür-
ter Speisecanal mit langem Magen, mit 2 reihenzahnigen Kiefern im Schlundkopfe, 2 pancreatische Drüsen,
ein Eierstock mit einzeln sich entwickelnden Eiern, und 2 Augenpunkte an der Stirn erkannt; letztere sind
beim Jungen roth, beim Alten farblos. Der Panzer ist eine gallertige cylindrische klebrige Büchse {Urceo-
lus), in die sich das Thier ganz zurückziehen kann, an die es nur mit dem untern Fuss -Ende angeheftet
ist und die es, beunruhigt, verlässt, um sich wohl eine andere zu bilden.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist, ausser Berlin, vielleicht in Frankreich beobachtet.
?. Geeistes crystallinus, crystallenes Hülsenfischclien. Tafel XLIIL Fig. VII.
Oe. lorica hyalina viscosa, floecosa, corpore crystallino.
Oeciste crystallina a carapace hyaline visc/ueuse , vehie de flocons etrangers et a corps crystallina
Oecistes crystalUnus, Abhandl. d. Akademie d. Wissens eh. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 223.
Oeästes hyalinus, Tafel XLIH. dieses Werkes.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese Form wurde am 10. Juni 1832 auf den Blättern der lebenden Hotlonia palustris bei Berlin entdeckt, und am 30.
Sept. 1832 wieder an Meerlinsen -Wurzeln gefunden. Sie ist, obwohl nicht klein, doch ihrer gallertigen Natur und Durchsichtigkeit
halber schwer zu erkennen. Sie konnte sich ganz in den Cylinder zurückziehen, wobei der Fuss dicker und kürzer wurde. Stark be-
unruhigt verliess sie von selbst die Hülle, und schwamm unbehülflich kreisend umher. Der einfache Wimperkranz schloss sich mit einer
offenen Stelle an den Mund an. Die 2 reihenzahnigen Kiefer des Schlundkopfes hatten je 3 stärker entwickelte Zähne. Der Schlund,
sehr kurz, ging sogleich in einen langen, vorn mit 2 Päncreasdrüsen ohrartig besetzten, Magen über, welcher immer bräunliche Spei-
sen enthielt, und durch eine Einschnürung von einem kurzen kugelartigen Dickdarme getrennt wurde, worin gröbere NahrungsstofFe la-
gen. Die Auswurfsöffnung war da in Thätigkeit sichtbar, wo der Körper sich plötzlich in den Fuss verdünnt, und durch einen leich-
ten Vorsprung kenntlich. Neben dem Darme lagen innerlich trübe Körper, welche Tlieile des Eierstocks waren, zuweilen auch ein
schon ganz entwickeltes cylindrisches Ei. Ausgeschiedene Eier fanden sich oft 2 — 5 in den Cylindern neben dem Fusse. Im Innern
Körper waren überdiess noch 2 lange bandartige Muskelstreifen kenntlich, die von der Gegend des Schlundkopfes an bis zur Fussbasis
und von da bis tief in den Fuss sichtbar waren. Vier unter dem Räderonmne liegende grosse Knoten hielt ich, ihrer Thätigkeit nach,
für die Contractions - und Expansions -Muskeln desselben. Eine sehr wenig vorspringende Respirationsröhre sah ich zuweilen, aber nie
recht deutlich, in ihrer wahren Lage. Dütrochet's Art dieser Gattung, wenn es nicht ein Junges einer andern Gattung war, hatte
2 solche Röhren {Oe. confervicola). Besonders interessant war die Eientwickelung. In einigen Eiern sah ich schon sogleich 2 dunkle
Funkte neben den bereits entwickelten Kiefern, und beim gelinden Drucke platzten sie, uud ich sah das Junge frei neben der Schaalc
— — 393
mit 2 rothcn Augenpunkten. Ich suchte letztere dann beim Mutterthiere und fand nur bei contralrirtem Räderorgane 2 farblose ähn-
liche Flecke an der Stirn. — Eilänge V20 Linie , Körper ohne den Schwanz Via, mit demselben xjz Linie. Hülle % Linie. Ent-
wickelungscyclus V20 — V3 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLIII. Fig. VII. {Geeistes hyalinus.)
Fig. 1. etwas contrahirt, im Begriff sich wieder zu entfalten. Fig. 2. entfaltet; co Afterstelle, /' Panzer. Fig. 3. Schlundkopf mit den Zähnen und
4 Muskelparthieen , durch Druck ausgebreitet; sämmtlich 300mal vergrössert. Fig. 4. ein Blattwirtel der Hottonia palustris in natürlicher Grösse)
mit Thierchen besetzt. Fig. 5. eine Blattfieder mit der Lupe vergrössert.
SECHSTE GATTUNG: LIPPENKREISEL.
Conocliilu*. Cono Chile.
CIIARACTER: Animal ex Oecistinorum familia, sociale , loricis acervatis contiguis, ocellis duobus fron-
talibus persistentibus.
CARACTERE: Animal de la famille des Oecistines, social, ayant les enveloppes conglomerees
• et contigues, pourvu de deux yeux persistanls au front.
Die Gattung der Lippenkreisel umfasst Thiere der Familie der Hülsenfischcben, welche in haufen-
weis eng an einander schliessenden Futteralen gesellschaftlich leben und 2 bleibende Stirn -Augen führen.
Die Gattung wurde 1833 (1832) mit der vorigen zuerst bekannt gemacht und hatte schon damals
nur die eine, hier zu verzeichnende, Art. Ob schon frühere Beobachter diese Form kannten, oder ob sie
die Jungen der Lacinularia als besondere Arten beschrieben, ist schwer zu entscheiden, doch passt die
Beschreibung immer mehr auf letztere (vergl. Lacinularia). — Die Organisation ist reichlich ermittelt und
bei der Familien -Charakteristik schon angezeigt, Specieller ist sie bei der Artbeschreibung angegeben.
Die geographische Verbreitung ist mit Sicherheit nur von Berlin s Umgegend bekannt.
8. Conocftüus Toivojc, wälzender Xippenkreisel, Kiigelfiscliclieii. Tafel XLIII. Fig. VIII.
C. corpusculis albis loricisque gelatinosis hyalinis, radiatim in spliaeram libere volutantem albidam conjunetis.
Conochile Volvoce, les corpuscides blaues et les enveloppes gelatineuses hyalines , reunis en sphere
rayonnante blanche, librement tournoyante.
ConocJälus Volvoxy Ab ha ndl. d. Akad. d. Wissen seh. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 224.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich entdeckte die ersten 4—5 Exemplare am 4. Juni 1832 im Wasser des Plötzen-Sees bei Berlin, und am 10. Mai und
15. Juni 1834 fand ich wohl über 100 in einer Torfgrube bei den Pulvermagazinen. Seitdem fand ich das Thierchen zahlreich wie-
der am 13. und 26. Juni 1835, am 10. Mai, 30. April, 15. Juni, 1., 2. und 30. Juli 1836, und im ganzen Sommer und Herbst
bis zum 3. December 1837 unterm Eise an denselben Orten. Es gleicht einem weissen Volvosc Globator und ist nie festsitzend.
Hätte der anonyme Beobachter von 1753 bei Berlin nicht gleichzeitig sehr ausführlich die Lacinularia beobachtet und beschrieben, so
würde ich eine seiner Formen für diese Art halten, es mögen aber Junge jener gewesen seyn. Eben so ist Müllers Vorticella so-
Cialis und Sghrank's Lin%a Hippocrepis wohl nicht diese, sondern jene Form gewesen. In 3 Cubikzoll Wasser schöpfte ich zu-
weilen 20 bis 30 Kugeln. Jede Kugel bestand aus 10 — 40 Tbieren. Der eiförmige oder kurz cylindrische Körper endet in einen
dünneren, langen und ziemlich starken cylindrischen Fuss ohne Zange, mit einer Saugwarze am Ende. Jede Kugel hat in der Mitte
einen gallertigen Kern, welcher in gefärbtem Wasser leicht sichtbar, sonst oft unsichtbar, zuweilen aber durch grüne parasitische Mo-
naden gefärbt ist. Dieser Kern ist der gemeinsame Panzer, in dessen Zellen sich die Einzelthiere ganz zurückziehen können, wobei
sie den Fuss verdicken und krümmen. Die Stirn der Thiere ist etwas breiter, als der Körper, abgestutzt und mit einem fast cirkel-
runden Wimperkranze umgeben, der beim seitlichen Munde etwas absetzt. In der Mitte dieser Stirnfläche erheben sich 4 conische dicke
Warzen, auf deren Spitze je eine Borste eingelenkt ist, die manchmal nur auf den beiden vordem erscheint. Sie bilden vielleicht eine
gespaltene Oberlippe, während das Räderorgan den Stirnrand darstellt. Ein 4muskeliger Schlundkopf mit 2 reihenzahnigen Kiefern und
je 4 bis 5 stärkeren Zähnen liegt dicht hinter dem Munde, geht in einen kurzen engen Schlund und einen ovalen Magen über, wel-
cher durch eine Einschnürung von einem fast gleichgrossen ovalen Dickdarme abgesondert wird {Gaster odela). Neben dem Schlünde
am Magen liegen 2 kugelige pancreatische Drüsen oder Speicheldrüsen, und hinten über dem Dickdarme liegt der oft mit einem gros-
sen entwickelten Ei erfüllte Eierstock. Die Auswurfs- und LegeöfTnung ist an der Fussbasis, wo der meist mit farbiger Speise sicht-
lich erfüllte Dickdarm endet.
Sehr eigenthümlich ist die Anordnung der Muskeln im innern Körper. Es giebt keine vorderen Muskeln, aber 3 Paar hin-
tere, welche nach vorn gehen, ohne das Räderorgan zu erreichen, ein Rückenpaar und 2 Seitenpaare. Sie laufen hinterwärts bis
an das Ende des Fusses. Im Fusse selbst liegen 2 grosse keulenförmige drüsige Organe, wie sonst die Zangenmuskeln sind. Hier
scheinen aber die männlichen Sexualdrüsen diese Stelle einzunehmen. Eine, gewiss nicht fehlende, contractile Sexualblase war nicht zu
erkennen. Für Gefässe hielt ich mehrere, besonders im hintern Körper hervortretende, Queer-Canäle, die zum Theil eine sich kreu-
zende Richtung hatten, und welche mir mit je 2 vordem seitlichen Längsgefässen in Verbindung zu seyn scheinen, die wohl von einem
bisher nicht erkannten Gefässnetze des Kopfes entspringen, wie bei Hydatina. Neuerlich sah ich auch zitternde sehr eigenthümliche
99
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Kiemen in Form von 2 gewundenen Spiralbändern im liintern Körper. Endlich sind noch nervenälmliclie Gebilde erkannt. Zwei schön-
rotlie deutliche Augenpunkte liegen im Nacken dicht hinter dem Wimperkranze jedes Thierchens, und in der hintern Körpergegend las-
sen sich 2 kleine ovale Ganglien als verdickte Stellen von 2 Fäden erkennen , die leicht Nerven seyn mögen. — Die gespaltene Ober-
lippe mag wohl eine Verschmelzung des einfachen Wimperkranzes aus 2 ursprünglich getrennten Räderorganen andeuten, wie so vieles
Unpaare der Organisationen ursprünglich paarig ist. Oder sind es abweichend gestellte Respirationsröhren ? Das Thierchen nimmt leicht
Carmin und Indigo auf, ist aber meist mit goldgelblicher Nahrung erfüllt. — Grösse der Kugeln bis 1% Linie, der Individuen — V*
Linie, der Eier Vsg Linie. Entwickelungscyclus von V36 — Vs Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLIII. Fig. VIII.
Fig. 1. ist ein Theil einer 300mal vergrösserten Kugel, worin 6 Thierchen liegen. Fig. 1 — 3. in verschiedenen Graden der unvollkommenen Aus-
dehnung. Fig. 4. ganz ausgedehnt; Rückenseite. Fig. 5. Seitenansicht, co After. Fig. 6. wie Fig. 3. Bauchseite. Fig. 2. ist eine neuere Zeich-
nung nach schärferer Beobachtung, Bauchseite, mit den Kiemenspiralen, den hinterwärts dazwischen liegenden 2 Ganglien u. s. w. Fig. 3. eine
schwimmende Kugel mit halb eingezogenen Thieren. Fig. 4. eine ähnliche mit ganz ausgedehnten Thieren, 20mal vergrössert. Fig. 5. sind die
beiden Kiefer mit den Zähnen, 300mal vergrössert. ~~
DRITTE FAMILIE: SONNENSCHIRMTHIERCHEN.
Megalotrocliaea» Megalotroclies»
CH AR ACTER: Animalia rotatoria monotrocha, organi rotatorii margine inciso aut flexuoso, nee loricata.
VARACTERE: Animaux rotatoires, sans carapace ou enveloppe^ ayant V Organe rotaloire sim-
ple > mais sinueux ou echancre aux hords.
Die Familie der Sonnenschirnithierchen unterscheidet sich in der Gasse der Rädert liiere
durch einfaches, am Rande buchtiges, oder eingekerbtes Räderorgan, und durch Mangel einer besondern
Hülle.
Diese Familie wurde 1830 in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. mit 2 Arten in 2 Gattungen
Microcodon und Megalotrocha gegründet, und bildete den Gegensatz zur Familie der gepanzerten Blu-
menrädchen. Jetzt wird die Familie durch 3 Arten in 3 Gattungen repräsentirt, indem die 1832 ent-
deckte Gattung Vyphonautes zugefügt ist. Die erste Kenntniss solcher Thierchen hatten wahrscheinlich Rö-
sel und Brady 1755 in der Megalotrocha, die ersterer aber mit der Lacimäaria verwechselte. Die-
ser gab auch Bory 1824 den Namen Megalotrocha, obwohl Schrank sie schon 1803 Linza und Schweig-
ger 1820 Lacinularia genannt hatten. Müller scheint sie als Vorticella socialis mit den Jungen der
Lacinularia und Vonochilus gemeint zu haben, im Fall er sie kannte. Die Formen der Gattungen Micro-
codon und Vyphonautes sind von mir entdeckt worden. - — Die Organisation ist sehr reichlich bei Mega-
lotrocha^ etwas karger bei den andern ermittelt. Ein ununterbrochener, nicht ganz geschlossener, am Rande
buchtiger Wimperkranz bildet das Organ für die Ortsveränderung, das Schwimmen und Heranziehen der
Nahrung; deutliche innere Muskelbänder dienen sichtlich der Formveränderung des Körpers. — Der Ernäh-
rungsorganismus ist bei allen Formen in seiner Function beobachtet. Bei Megalotrocha ist der Speisecanal
mit einem Magen und 2 kleinen Blinddärmen, vorn aber mit zwei reihenzahnigen Kiefern versehen, hat
auch 2 pancreatische Drüsen; bei den beiden andern Gattungen ist es ein einfacher Canal ohne Magen und
ohne Blinddärme, mit 2 einzahnigen Kiefern bei Microcodon, zahnlos bei Vyphonautes, auch bei ersterem
ohne deutliche Darm -Speicheldrüsen. — Die Fortpflanzungsorgane sind bei allen Gattungen als Eierstock er-
kenntlich, welcher wenig grosse Eier ausbildet. Nur Megalotrocha trägt die Eier an Fäden angeheftet.
Männliche Sexualtheile sind noch bei keiner Gattung klar erkannt. — Gefässe sind nur bei Megalotrocha
deutlich, auch innere zitternde Kiemen sind da beobachtet. — Empfindungsorgane sind bei 2 Gattungen als roth-
farbige Augen sehr deutlich, bei der dritten ist ein Ganglion an derselben Stelle gesehen, auch sind bei
Megalotrocha dem Hirn vergleichbare strahlige Markknoten und überdiess 4 dunkle drüsige Kugeln in der
Nähe des Mundes erkannt. Letztere wurden 1830 fälschlich für 4 Augen gehalten.
Die geographische Verbreitung der Familie ist nur bei Berlin und Kiel im Süsswasser und Ostsee-
wasser, wahrscheinlich auch bei Brüssel und Nürnberg bekannt
Uebersicht der 3 Gattungen der Familie der Sonnenschirmthierchen:
Angcnlos Cyphonautes
Arv A jinit 1 Auge .... Microcodon
Mit Augen . . { ., ~ A „ , J ,
ö mit 2 Augen .... Megalotrocha
395
SIEBENTE GATTUNG: BUCKELFISCHCHEN.
Cyphonautes. Cypbonante.
CHARACTER: Animal e Megalotrochaeorum familia, ocellis omnino earens.
CARACTERE: Animal de la famille des Megalotroches , toujours sans yeux.
Die .Gattung der Buckelfisehchen enthält die völlig augenlosen Formen der Familie der Sonnen-
schirmthierchen.
Cyphonautes wurde zuerst 1833 in den Abhandl. d. Berl. Akad. der Wissenschaften als Glied der
Familie der Blumen r ad chen mit nur 1 neuen Art beschrieben, deren Körper eine besondere Hülle zu
haben schien. Da aber die letztere doch vielleicht nur die Oberhaut des Körpers ist, so ist die Gattung
wohl zweckmässiger liier untergebracht. — Die Organisation der auffallenden Form ist wegen Mangels viel-
facher Beobachtung etwas unklar geblieben, doch mannigfach ermittelt. Als Bewegungsorganismus dienen
ein ununterbrochener, aber buchtiger Wimperkranz und innere bandartige Muskeln. — Als Ernährungsorgane
erkennt man einen zahnlosen Schlund und einen Indigo aufnehmenden Darm, vielleicht auch eine Pancreas-
drüse. Als Sexualorgan ist ein Eierstock mit einem einzelnen grossen entwickelten Eie sichtbar gewor-
den; männliche Organe sind nicht erkannt. — Gefässe sind nicht beobachtet, auch keine zitternden Kiemen.
Ein runder drüsiger Knoten am Schlünde ist vielleicht eine Nervenmasse.
Die geographische Verbreitung der Gattung und einzigen Art ist nur im Ostseewasser bei Kiel be-
kannt.
9. Cyphonautes compressus, dreieckiges Buckelfiscliclieii. Tafel XLIV. Fig. II.
C. corpore eoinpresso, obtuse triangulo, albo, fronte truncata, dorsi gibbere subacuto.
Cyphonaute comprime, a corps comprime, obtusement triangulaire , blanc, trow/ue au front, hausse
en bosse presque aigue au dos.
Cijphonautes compressus, Abhandl. d. Akademie d. Wissenscli. zu Berlin, 1833. p. 204.
Aufenthalt: Bei Kiel in der Ostsee.
Herr Dr. Michaelis in Kiel sandte mir im Herbst 1832 auf meine Bitte leuchtendes Ostseewasser nach Berlin, und in ei-
nem der Fläschchen fand ich am 25. November auch 2 Exemplare dieses Thierchens, welche aber nicht leuchteten. Im folgenden
Jahre meldete mir Herr Michaelis die eigne Beobachtung desselben Thierchens mit sehr umständlichem, von dem meinen zwar etwas
abweichenden, aber vielfach bestätigenden, Detail. Denkt man sich einen kurzen Kegel von 2 Seiten zusammengedrückt, so hat man
die Form des Körpers dieses Thierchens. Ich glaubte früher, weil es steif war, einen festeren Panzer als Umkleidung annehmen zu
müssen, allein ich habe die Beobachtung nicht scharf genug darauf gelenkt, um viel Gewicht darauf zu legen. Ich färbte das umge-
bende Wasser mit Indigo und sah das Wirbeln der ganzen vordem Seite, au deren einem Ende ein grosser dunkler Knoten einen Schlund-
kopf vorstellte. An diesem waren zwei stärkere und 2 dünnere Borsten (zuweilen schienen es mehr zu seyn) in einer greifenden Be-
wegung, wie Zähne. Ein starker Strom der Farbe ging am Schlundkopfe vorbei oder durch ihn in einen grossen innern Raum, und
es füllte sich nach hinten ein schmaler Canal mit Farbe, welcher in der Spitze des Rückens umbog und auf der dem Schlundkopfe
entgegenstehenden Seite nach vorn zurückging, sich aber noch vor dem Vorderrande endete. Da wurde die Farbe wieder ausgeworfen.
Den innern Winkel des sich umbiegenden Darmes nahm ein dunkler drüsiger grosser Körper ein, vielleicht ein Pancreas, und am Aus-
gange des Darmes nach vorn lag ein anderer grösserer trüber Körper mit einem dunkleren kleineren. Diesen letzteren hielt ich für
den Eierstock mit einem Eie. In der Mitte des Schlundkopfs lag noch eine Kugcldrüse, die vielleicht Hirn- oder Augenganglion war;
ein mit Pigment gefärbtes Auge war nicht vorhanden. Vom Schlundkopfe ging jederseits ein bandartiger Muskel zur Rückenspitze,
welche in eine veränderliche (Saug?-) Warze endete. Das Räderorgan ragte mit 2 wirbelnden Fortsätzen nach innen. Ein trüber
Streifen dicht unter dem Wimperkranze war wohl die bewegende Muskellage. Es schwimmt wankend. — Grösse % Linie; Ei % Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLIV. Fig. II.
Fig. 2.±_ Seitenansicht; m' Schlundkopf, g' Hirn- oder Augenganglion, m" Muskel, oe Schlund, gp pancreatische Drüse, i Speisecanal, o"" Eier-
stock, m Ausmündung des Darmes. Fig. 2.^ Stirnansicht; o Mund, w Auswurfsöffnung. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
ACHTE GATTUNG: GLOCKENFISCHCHEN.
Micro co don. Hicrocodon.
CHARACTER: Animal e Megalotrochaeorum familia, ocelto unico instructum.
CARACTJERE: Animal de la famille des Megalotroches^ ayant an seul oeü.
Die Gattung der Giockenfischchen enthält die Formen der Familie der Sonnenschirmthierchen mit
einem Auge.
396
Die 1830 zuerst angezeigte Gattung enthält auch jetzt nur 1 Art, und scheint nie vorher beobach-
tet zu seyn. — Die Organisation ist weniger reichlich ermittelt. — Der einfache Wiinperkranz um die Stirn
ist in der Mitte etwas eingebogen und bildet fast eine queerliegende 8. — Der Speisecanal ist ein dicker
gerader Schlauch ohne Magen, dessen vorderes Ende ein ohne Schlund ansitzender Schlundkopf bildet. Zwei
einzahnige Kiefer, wie es scheint, bilden einen Kauapparat. — Ein trüber Eierstock füllte den Körper ne-
ben dem Darme. Männliche Organe sind nicht beobachtet. — Gefässe sind unbekannt. — Dicht hinter dem
Räderorgane liegt an der Stirn ein kleiner rother Augenpunkt. Ueberdiess ist ein röthlicher Knoten im
mittleren Körper der einzigen Art, dessen Natur unklar blieb. (Vergl. Floscularia.)
Die geographische Verbreitung der Gattung ist nur bei Berlin bekannt.
10. Microcodon Clavus, das &lockenfiscbchen. Tafel XLIV. Fig. 1.
M. corpore canipanulato , pedicellato, pedc styliformi corpus aequante et superante.
Microcodon Clou, a corps campanulc, pcdiculc, ayant Ic pied styliforme de la longueur du corps
ou plus long.
Microcodon Clavus, Ab ha ndl. der Akademie d. Wissen seh. zu Berlin, 1830. p. 45. 1831. p. 124.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese 1830 entdeckte Form fand ich 1831 wieder und am 16. Aug. 1832, so wie im März 1835 nochmals, immer einzeln.
Müljler's Trichoda Clavus scheint vielmehr ein Bodo gewesen zu seyn, da sie sehr klein war. Die grosse Beweglichkeit und Sel-
tenheit der Form hat noch nicht alles Detail des Organismus zu ergründen erlaubt. Das Räderorgan bildet einen etwas überragenden
Rand des glockenartigen Körpers, und in der Mitte der Stirn sind 2 Büschel steifer Borsten. Zwei zangenartige Spitzen, die wohl
Zähne waren, ragten aus der Mitte des Räderorgans und waren wohl mit den röthlichen Kiefern in Verbindung, die unmittelbar, ohne
Schlund, auf dem Darme sassen. Pancreatische Drüsen blieben unerkannt. Die Auswurfsöffnung schien am Ende des grünen Darmes
auf der augenführenden Rückenseite zu seyn. Der Eierstock enthielt einmal ein deutliches entwickeltes Ei von fast der Körperlänge.
Im mittleren Körper war ein schwärzlicher oder röthlicher runder Körper, wie er bei mehreren, besonders jungen, Thieren {Lacinu-
laria, Enteroplea, Notommata granularis) beobachtet ist, dessen Natur aber unklar blieb. Der Schwanzfuss endete in eine scharfe
Spitze und zeigte 2 Schein -Gelenke, war aber nur am Grunde biegsam. — Grösse V24 — Vis Linie ohne den Fuss. Ei V24 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLTY. Fig. I.
Fig. 1. a. Rücken ansieht; Fig. 1. b. rechte Seitenansicht; Fig. 1. c. linke Seitenansicht. Bei c ist wahrscheinlich die Auswnrfsstelle. Linearver-
grösserung 300mal,
NEUNTE GATTUNG: SONNENSCHIRMTHIERCHEN.
Megalotrocha. Megalotrocbe.
CHARACTER: Animal e Megalotrochaeorum fainiüa, ocellis duobus provectiore aetate interdum obsoletis
insigne.
CARACTERE: Animal de la famille des Megalolroches^ ayant deux yeux qui s effacent quelque-
fois avec rage.
Die Gattung der Sonnenschirmthierchen unterscheidet sich in der gleichnamigen Familie durch
Besitz von 2 Augen, die im Alter oft unsichtbar werden.
Diese Gattung ist 1830 in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. gegründet worden. Zwar gab
schon 1824 Bory de St. Vincent den Namen Megalotrocha socialis der Vorticella socialis Millers,
allein diese war schon von früheren Beobachtern Linza und Lacinularia genannt, und war offenbar meist
nur das Junge der Vorticella ßosculosa (siehe Lacinularia socialis). Die hier mit diesem Namen bezeich-
nete Form kannten, wenn nicht Arderon 1745, doch, wie es scheint, schon Rösel und Brady 1755, spä-
ter wurde sie aber nur von Eichhorn wieder scharf bezeichnet. — Die Organisation ist seit 1828 von mir
sehr reichlich ermittelt. — Ein 21appiges Räderorgan; ein Speisecanal mit Magen, Blinddärmen und Dick-
darm, und mit einem, 2 reihenzahnige Kiefer führenden, Schlundkopfe; zwei pancreatische Drüsen; ein kur-
zer geknäuelter Eierstock mit wenig gleichzeitig entwickelten Eiern; drei Paar vordere und 2 Paar hintere
Längsmuskeln; 2 Contractions- Muskeln des Räderorgans; 4 Schlundmuskeln ; 4 queere Cirkelgefässe; 4 zit-
ternde Kiemen im Kopfe; zwei, beim Jungen rothfarbige, Stirnaugen und zwei vieltheilige und strahiige, in
der Scheibe des Räderorgans vertheilte, Markmassen als Hirn- und Nerven -artige Empfindungsorgane sind
die erkannten Organisationsglieder. Vier weisse undurchsichtige kugelartige Körper am Grunde des Räder-
organs sind, ihrer Natur nach, unklar, vielleicht Kalkbeutel, vielleicht männliche Sexualdrüsen? Früher
hielt ich sie irrig für 4 Augenganglien.
39?
Die geographische Verbreitung der Gattung ist vielleicht in England, sicher aber in Baiern , Belgien
und Preussen bekannt
11. Megalotrocha alho-fiavicams, g'el^licIiesISoiieeiiscliiFmfbiercIien. TafelXLlV.Fig.Ill.
M. socialis, in globulos racliatim consociata, juvenis alba, libera, adulta flavicans, affixa.
ßlegalofroche j aunätre, sociale, reunie en globules rayonne, blanche et lihre en jeune äge, jau-
nätre et attachee plus tard.
Der gesellige Keulenförmige Afterpolyp, RÖsei, Insectenbelnst. III. p. 585. Taf. XCV. XCVF. nicht XCIV. {Lacinularia.) 1755. (1754.)
Jnsect lilce a Jiltle flat round leaf, with crownd heads, Braut, Plülos. Transact. XLIX. Tab. 7. Fig. 1. . p. 248. 1756. (1755.)
Hydra socialis, Linke, System a Natur ae, ed. X. zum Theil. 1758. ed. XII. 1767. zum Theil Lacinularia.
Bracliionus socialis, Pallas, Elencli. Zoophyt. p. 96. 1766. zum Theil.
Keulenförmiges Schlammtliierclien , Ledermüller, Mi er ose. Gemüths- und AugenergÖtz. p. 174. Taf. 88. Fig. f. g. 1763.
Vorticella socialis, Müller, Vermium fluv. hist. p. 112. 1773. zum Theil.
Der Sternpolyp, Eichhorn, Beiträge z. Kenntniss der kl. Wasserth. p. 24. Taf. I. Fig. 6. 1775.
Vorticella socialis , Müller, Naturforscher, IX. p. 207. 1776. ganz! Animalc. Infus, p. 304. 1786. zum Theil. excl. Fig.
Linza Hippocrepis, Schrank, Fauna boica III. 2. p. 314. zum Theil. 1803.
Lacinularia socialis, Schweigger, Handb. d. Naturg. d. skeletl. T liiere, p. 408. 1820. zum Theil.
Stentor socialis, Goldfuss, Handbuch d. Zoologie, I. p. 70. 1820. zum Theil.
Megalotrocha socialis, Bory de St. Vincent, Encycloped. method. Vers. p. 536. 1824. Dict. class. Art. Rotiferes. 1828.
Megalotrocha alba, Hemprich u. Ehrenberg, Symbolae physicae. Evertebrata I. Tab. VI. Fig. 5. 1828. Text 1831.
Megalotrocha alba, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 45. 1831. p. 33, 51, 126, 153, 154. Taf. III. Fig. 15.
Taf. IV. Fig. 26.
Megalotrocha flavicans, Tafel XLIV. Fig. III. dieses Werkes. 1835.
Aufenthalt: Bei Nürnberg, Brüssel, Danzig? und Berlin!.
Rösel entdeckte wahrscheinlich in den Jahren 1753 und 1754 diese Form und beobachtete sie sehr umständlich bei Nürn-
berg, und 1754 soll sie, nach Brady, der Opticus Symoy bei Brüssel zuerst gefunden haben. Vielleicht ist aber das Thierchen
noch früher, schon 1745, von Arderon nach Baker in England entdeckt, der es Clustering Polypes nannte und das Räderorgan
für einen Deckel hielt (vergl. Opercularia). Rösel publicirte seine Beobachtung 1755 und Brady 1756. Rösel verwechselte sie
gleich anfangs mit der Lacinularia , und alle sich auf seine schönen Abbildungen stützenden Systematiker thaten dasselbe. Leder-
müller hat wohl dieser Form viele innere Eier beigegeben, die aber aussen ansassen. Eichhorn kann auch Rösels Verwechselung
getheilt haben, da junge Thiere schwer zu unterscheiden sind und bleiben werden. Die 4 vorderen weissen Drüsen und das Ansitzen
der Eier am Körper sind sichere Unterschiede der Megalotrocha von der Lacinularia, und die Abwesenheit des gallertigen Mantels
(Kernes) lässt sich durch Farbetrübung des Wassers auch leicht zur Anschauung bringen. Müller hat bei Copenhagen wohl nur die
Jungen der Lacinularia gesehen, wie Schrank bei Landshut, der vielleicht aber den Conochilus vor sich hatte. Ich gab die erste
ausführliche Abbildung und Beschreibung des Thierchens von Berlin 1828 in den Symbolis pliysicis. Es bildet kleine gallertige Ku-
geln um die feinen Zweige oder Blattfiedern der Wasserpflanzen Ohara, Ceratophyllum, Hottonia, Ranunculus dergl., oft auch
um die Meerlinsen -Wurzeln, die einem Ndstoc (Linckia) oder Chaetophora gleichen. Eine solche Kugel besteht aus oft 20 bis
30, mit den schwanzartigen Füssen an einen gemeinsamen Punkt befestigten, Thierchen von conischer oder keulenförmiger Gestalt. In
der Ruhe strecken sich diese Thierchen lang aus und entwickeln vorn ein sehr grosses hufeisenförmiges Wirbelorgan, das, wie ein Son-
nenschirm, den Körper weit überragt. Das Ausstrecken und Einziehen geschieht mittelst 5 Paar innerer bandartiger Längsmuskeln, von
denen 3 Paar (1 Paar Rückenmuskeln und je 1 Paar Seitenmuskeln) im vordem Körper liegen, und 2 Paar die hintere Hälfte mit
dem Fusse verbinden, bis in dessen abgestutzte, mit Wimpern behaarte, Spitze verlaufen und seine Verkürzung bewirken, so wie die
ersteren das Räderorgan und den ganzen Vordertheil nach der Mitte einziehen. Die 4 hintern Muskeln sind unmittelbare Fortsetzungen
der beiden Rücken- und der beiden obern Seitenmuskeln. Das Räderorgan besteht aus einer einfachen Reihe von Randwimpern, unter
der ein trüber Streifen liegt, welcher Muskelsubstanz zu seyn scheint. Durch 2 sich kreuzende Muskelbänder, deren eines parallel von
oben nach unten gerichtet und auf der Bauchseite 2gablig ist, deren anderes von der Mitte nach rechts und nach links sich gegenübersteht,
wird die Spannung und Faltung des Räderorgans bewirkt. Den übrigen Theil des Räderorgans füllen markige Massen und Fäden, die
wohl Nervenmasse sind. Das Ernährungsorgan fängt im Munde mit einem 4muskeligen Schlundkopfe an, worin 2 reihenzahnige Kiefer
liegen, in denen je 4 Zähne stärker sind. Die Kiefer werden beim Kauen seitlich horizontal gegen einander bewegt und beissen deut-
lich ab. Hinter dem Schlundkopfe liegt zunächst ein kurzer enger Schlund, auf diesen folgt ein langer weiter Magen, welcher vorn
2 grosse kugelartige Drüsen, die oft innen blasig sind (pancreatische Drüsen), angeheftet trägt, hinten aber 2 kurze Blindfortsätze hat.
Eine kurze, aber starke, Verengerung scheidet den Magen von einem fast kugelförmigen Dickdarme, welcher unmittelbar an die Aus-
wurfsöffnung stösst. Neben diesem, sammt dem Magen mit farbiger Speise gefüllten, Dickdarme liegt ein trüber grosser, mehr oder
weniger verlängerter, weisslicher Körper, der Eierstock, welcher oft ein ganz entwickeltes Ei mit seinem Keimbläschen einschliesst
und beim Druck 8 — 10 stufenweis weniger entwickelte Eikeime zeigt. Sehr selten sind 2 Eier gleichzeitig entwickelt. Diese Eier
werden bei Contraction des Körpers aus der Darmöffnung ausgeschieden, bleiben aber mit einem Faden am Körper hängen, so dass die-
ser zuweilen 4 — 5 grosse Eier in der Aftergegend an sich trägt, welche sich daselbst weiter ausbilden und die ich am Leibe auskrie-
chen sah. Die männlichen Sexualorgane habe ich noch nicht deutlich ermittelt. Sind vielleicht die vordem 4 weissen Knoten in der
Nähe des Schlundkopfes zwei doppelte Samendrüsen? Bei Lacinularia ist die Drüsenform anders. Vom Gefässsysteme habe ich
bis jetzt nur 4 queere Cirkel-Gefässe in der Mitte des Leibes erkannt, und im entwickelten Räderorgane liegen in einer geraden quee-
ren Reihe, an die hirnartigen Massen angeheftet, 4 zitternde Körperchen, welche ich als Kiemen ansehe (vergl. Notommata Myr-
meleo). Als Empfindungsorgane sind bei sehr jungen Thieren vor Entwickelung des grossen Räderorgans 2 rothe Stirnaugen, runde
Punkte, deutlich sichtbar, und ich habe sie oft schon in den noch geschlossenen Eiern erkannt. Jedes sitzt auf einem farblosen drü-
sigen Knötchen, dem Augenganglion. Durch die Entwickelung des grossen Räderorgans scheiden sich in dessen Fläche mehrere mar-
kige Massen, die sehr nervenmarkartig erscheinen. Neben dem Schlundkopfe nach der Einbuchtung des Räderorgans, der Bauchfläche,
hin liegt eine grosse 41appige Markmasse, welche 2 flügelartige keulenförmige Fortsätze nach beiden Seiten in die Mitte des Räderor-
gans verbreitet, wovon jederseits 3 Markfäden zum Rande gehen. In dieser Verbreitungslinie liegen die wahrscheinlich an besondere
Geiässe angehefteten Zitterorgane, üeberdiess ist der ganze Rand des Räderorgans unter dem Muskelsaume mit einem Marksaume ein-
gefasst, welcher jederseits 7 markige Warzen hat. Die rothen Punkte bei Rösel beziehen sich nicht auf die Augen, sondern auf die
zuweilen bräunlichen Kiefer.
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398
In den Eiern entwickelt sich im Eierstock erst ein heller Eikeim als runder heller Fleck , in diesem entwickelt sich ein trü-
ber Kern, welcher anfangs mit einem breiten hellen Rande von Flüssigkeit umgeben ist. In dem Keimkerne als Dottermasse er-
scheint allmälig noch im Eierstock ein mittleres helles Keimbläschen. Mit diesem wird das Ei ausgeschieden. Im Keimbläschen ent-
wickelt sich ausserhalb der Embryo sehr rasch, wird aber erst deutlich erkennbar, wenn schon das Dotter aufgezehrt ist. Dann er-
scheint zuerst eine trübe Stelle in der Mitte, die sich zum Schlundkopfe und den Zähnen ausbildet, gleichzeitig erkennt man einen
schwärzlichen körnigen ovalen Körper im Hintertheile und allmälig röthet sich das Pigment der beiden Augen, womit gleichzeitig Wim-
perbewegungen sichtbar werden, und nach einigen Stunden dreht sich der ganze Fötus, welcher in halbspiraler Lage liegt. Die Ei-
schaale platzt, das Junge kriecht aus und heftet sich zwischen die alten, die leere Schaale bleibt oft lange am Mutterthiere sitzen.
Die jungen Thiere, welche nur 2 weisse vordere Drüsen und ein kleines faltiges einfaches Räderorgan, wie die Wirnperfischchen,
haben, sondern sich nach einiger Zeit in besondern Gesellschaften von den alten ab und schwimmen als rollende Kugeln, wie Cono-
chilus, frei im Wasser, heften sich aber nach einigen Stunden an feste Körper an. — Grösse der Einzelthiere bis xjz Linie, der Ku-
geln bis 2 Linien.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLIV. Fig. III.
Fig. 3. a. ist ein 200mal vergrösserter Theil eines Thierhaufens , welcher 4 Alte und 1 Junges enthält. Links ist ein altes Thierchen mit ganz ent-
faltetem Räderorgane von der Rückenseite, welches 3, schon völlig reife und augenführende Fötus enthaltende , Eier an sich trägt, und am Fusse ne-
ben sich ein eben ausgekrochenes Junges mit 2 Augen, 2 Drüsen, dem dunklen Körperchen, mit bewimpertem Fuss-Ende und kleinem ungelappten
Räderorgane hat. Die mittlere grosse Figur ist ein Altes mit zusammengefaltetem Räderorgane und 2 anhängenden Eiern, deren eines ß eben aus-
kriecht. Das hinter diesen beiden liegende, rechts gewendete, Thierchen ist in der rechten Seitenansicht. Rechts bei 3. a. ist ein ganz contrahirtes
Thierchen dargestellt. Fig. 3. b. zeigt die beiden Kiefer mit den Zahnreihen. Die Kiefer sind mit 3 Bügeln {arcus superior^ medius^ inferior)
in die Muskelsubstanz befestigt. Vergrösserung 300mal. Die Erscheinung des Ganzen ist dem blossen Auge wie Fig. IV. #., und mit der Lupe wie
Fig. IV. b. dieser Tafel.
VIERTE FAMILIE: BLÜMENFISCHCHEN.
Floscularia» FlosculaFies*
CHARACTER: Aniinalia rotatoria, monotrocha, loricata, organi rotatorii liiargine flexuoso, lobato aut
inultifido.
CARACTERE: Animaux rotatoires enveloppes dun fourreau, ayanl un seul or gerne rotatoire a
bord flexueux^ lobe ou divise.
Die Familie der Blumenfischchen umfasst Räderthiere mit einer besondern Hülle (Futteral)
und mit einfachem, am Rande wellenförmigen, gelappten oder tief gespaltenen Räderorgane.
Die aus wenig übereinstimmenden, sehr auffallenden Formen gebildete Familie ist 1830 mit 3 Arten
in den 3 Gattungen Lacinularia, Floscularia^ Melicerta physiologisch begründet worden. Im Jahre 1831
wurden noch 2 Arten in den früheren Gattungen, und die neue Gattung Stephanoceros mit 1 Art zugefügt.
Im Jahre 1833 ist die Gattung (Jyphonautes mit einer Art dazu gestellt, und eine neue Floscularia zu-
gebracht worden. Hier besteht die Familie aus 7 Arten in 6 Gattungen: Lacinularia^ Tubicolaria^ Ste-
phanoceros ^ Melicerta und Limnias jede mit 1 Art, Floscularia mit 2 Arten. Die ersten Formen der
Familie fand schon Leeuwenhoek, welcher die Melicerta ringens sehr kenntlich beschrieb. Baker ent-
deckte 1752 die Floscularia ornata. Ein anonymer Beobachter in Berlin entdeckte 1753 die Lacinula-
ria socialis. Die Gattung Stephanoceros hat Eichhorn 1775 entdeckt. Die Gattung Limnias entdeckte
Schrank 1803, und die Gattung Tubicolaria vielleicht Dütrochet 1812. — Die Organisation der Familie
ist sehr vollständig erkannt. Schon Leeuwenhoek machte sehr genaue und umständliche Beobachtungen an
Melicerta , die von Schäffer bestätigt wurden. Dann ist Lacinularia vielseitig, besonders von Rösel,
sehr glücklich beobachtet worden. Zuletzt erhielten Dutrochet's Beobachtungen viel Theilnahme von La-
marck, Cüvier, Savigny, Schweigger, allein weil er die früheren, schon sehr ausführlichen, Beobachter
der Melicerta nicht kannte, so ist von ihm nur geringe Frucht geblieben. Rücksichtlich der Organisa-
tion ist diese Familie, wie die ersten 3, durch die Anordnung und Bildung ihrer männlichen Sexualtheile
von den 3 folgenden ansehnlich abweichend, auch ist die Stellung der zitternden Organe eigenthümlich. —
Das Räderorgan ist mehr oder weniger tief entweder 2-, 4-, 5- oder 6 -spaltig. Bei letzteren Formen fast
mehrfach zu nennen. Seine Theilungen bilden den Corollen der Blumen ähnliche liebliche Gestalten. Bei
einigen ist seine Bewegung nur periodisch wirbelnd, oft lange ausgestreckt ruhend. — Der Speisecanal ist
meist mit einem Magen und überall mit gezahnten Kiefern versehen. In 4 Gattungen sind die Kiefer reihen-
— 399
zahnig, bei Floscularia doppelzahnig , bei Slephanoceros freizalmig. Ohne Magen ist nur die Gattung
Floscularia. Nur bei der Gattung Lacinularia sind 2 Blinddärme oder Zipfel am Magen beobachtet. Pan-
creatische Drüsen sind bei allen Gattungen in ovaler oder halbkugliger Form erkannt. — Von Fortpflanzungs-
organen ist bei allen Gattungen ein kurzer Eierstock mit wenig gleichzeitig entwickelten Eiern beobachtet,
die überall in die Futterale abgelegt werden. Besondere männliche Sexualtheile sind als Drüsen bei Laci-
nularia und Melicerta, vielleicht auch bei Floscularia und Slephanoceros gesehen, contractile Blasen
sind noch nirgends deutlich erkannt. Unerkannt sind sie bei Tuhicolaria und Limnias geblieben. — Ge-
fässe sind nur bei Lacinularia als 4 queere Cirkelcanäle des Leibes, und ein starkes Gefässnetz am Grunde
des Räderorgans anschaulich geworden. Zitternde kiemenartige innere Organe sind bei Lacinularia und
Slephanoceros bisher allein beobachtet, bei beiden nur am Grunde des Räderorgans und in demselben. —
Empfindungsorgane, als Augenpunkte, sind bei allen Gattungen und Arten ausser Tuhicolaria vorhanden,
Hirn- und Nerven -artige Massen überdiess bei Lacinularia, Limnias und Melicerta gesehen. Innere freie
Muskeln sind überall nur 2 Paar unterschieden, die vorzugsweise den Körper nach hinten contrahiren. Die
Räderorgane von Lacinularia und Melicerta haben eigene besondere Muskeln. Die Entwickelung der Jun-
gen im Ei ist wie bei Hydatina, und ist bei 5 Gattungen direct beobachtet.
Die geographische Verbreitung der Familie ist in Holland, England, Frankreich, Dänemark, Italien,
Baiern und Preussen bekannt. Alle sind Süsswasserthiere.
Uebersicht der 6 Gattungen der Familie der Blumenfischchen:
Ohne Augen Tuhicolaria
Mit 1 Auge (in der Jugend) StephanocerOS
fn-i -I- i «.,.,. (Hüllen der Einzeltliiere gesondert . . . Limnias
wx 0 *„„„„ /• l üaderorgan im Erwachsenen 2theihg . <„..!, -, -p. ,., . , .. t, v . , .
Mit 2 Augen (in ) ° ö | Hüllen der Einzeltliiere gehäuft ..... Lacinularia
der Jugend) \ Räderorgan im Erwachsenen 4theilig Melicerta
^ Räderorgan im Erwachsenen 5 — ötheilig Floscularia
ZEHNTE GATTUNG: FUTTERALRÄDCHEN.
Tuhicolaria. TuMcolaire.
CHARACTER: Animal e Flosculariorum familia, ocellis omni aetate destitutum (?), organo rotatorio qua-
drilobo, urceolo gelatinoso.
CARACTERE: Animal de la famille des Floscularies , depourvu dyeux en tout äge(?), ayant
T Organe rotatoire a quatre lobes et le fourreau gelatineux.
Die Gattung der Futteralrädchen umfasst die augenlosen Formen der Familie der Blumenfisch-
chen, welche ein 41appiges Räderorgan und ein gallertiges Futteral haben.
Lamarck gründete 1816 diese Gattung auf Dutrochets Beobachtungen mit 3 Arten, wozu er noch
3 Arten aus Müller's Vorticellen geseilte. Seine Formen waren aber Melicerta-, Limnias- und Epi-
stylis-Arten, mit vielleicht einer Art der jetzigen Gattung. Bory hat 1824 noch einen Artnamen zugefügt,
womit er aber wohl eine Halcyonelle beschrieb, und Cüvier hat 1830 Blimenbach's Vorlicella tetra-
pelala hierher bezogen. Die einzige mir bekannt gewordene, von den schon früher vorhandenen Gattungen
abweichende und hier aufzunehmende, Form nannte ich 1831 Lacinularia Melicerta. Da der Jugendzu-
stand unbekannt blieb, so könnte der Mangel der Augen kein fester Character seyn, allein die Viertheilung
des Räderorgans, das einfach gallertige Futteral und der doppelte Sporn (Respirationsröhre*) würden im-
mer die Form generisch isoliren. — Die bekannten Organisationsverhältnisse der einzigen Art sind: ein
41appiges Räderorgan und 4 hintere Längsmuskeln; — ein Speisecanal mit langem Magen ohne Zipfel und
kurzem rundlichen Dickdarme, ferner mit einem 4muskeligen Schlnndkopfe, 2 reihenzahnigen Kiefern und
2 halbkugligen pancreatischen Drüsen; — ein Eierstock mit einzeln entwickelten grossen Eiern (männliche
Sexualtheile sind unerkannt); — zwei vorn auf der Bauchseite stehende Respirationsröhren.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist nur bei Berlin sicher bekannt, vielleicht aber in Frank-
reich auch beobachtet.
tfc. Tuhicolaria Najas, die Mantel -STaJ ade. Tafel XL V. Fig. I.
T. urceolo et corpore hyalinis.
Tubicolaire Najade, a fourreau et a corps hyalins.
400
Rotifer alhivestitus , (Du Trochel) Dütrochet? Annales du Museum d'hist. nat. XIX. p. 375. PL 18. Fig. 9. et 10. 1812.
Tubicolaria alba, Lamarck? Hist. nat. des an. sans vert. II. p. 53. 1816.
Melicerta alba, Schweigger? Handbuch d. Naturgesch. d. skeletl. T liiere, p. 408. 1820.
Tubicolaria alba, Bory de St. Vincent, Encyelopedie methodique, Vers. 1824.
Lacinularia Melicerta, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 124.
Aufenthalt: Bei Berlin! und vielleicht bei Chateau Renaud in Frankreich.
Ich entdeckte diese Form 1831 an Wasserpflanzen bei Berlin nur in 1 Exemplare. Sie zeichnete sich von den bekannten
sogleich sehr aus und schien ganz neu zu seyn. In Betrachtung der Veränderungen, welche die Räderorgane der erwachsenen Thier-
chen dieser Familie oft im Verhältniss zu den jungen eingehen, habe ich aber neuerlich das von Dütrochet, damals Arzt in Chateau
Renaud, beschriebene Thierchen als Junges derselben Art ansehen zu können geglaubt, dessen Rcäderorgan noch nicht entwickelt war,
obsclion der gezahnte Rand des Futterals in seiner Zeichnung auch erlaubt, sein Thierchen für das Junge der Melicerta oder Lim-
nias zu halten. Ich habe mein Thierchen am 30. Juni 1835 auf Lemna- Wurzeln wieder in einigen Exemplaren gefunden, aber nie
ganz entwickelte Eier gesehen. Die speciellc Organisation ist schon bei der Gattung angeführt. Die Kiefer sind 4zahnig und haben
anstatt der bogenförmigen Fortsätze jeder einen stachelartigen Stiel. Die beiden Respirationsröhren sind vorn behaart. In der Form
von 1831 war das Räderorgan äusserlich am Grunde durch einen tiefen Einschnitt vom Körper geschieden, an den späteren war diess
nicht der Fall. Die zum Le^en reifen Eier zeigten in der Mitte einen hellen runden Fleck. — Grösse bis xjz Linie, des Eies V36 Linie.
uö^« *- ~« ^^ , ^v
Erklärung der Abbildungen Taf. XLY. Fig. I.
Fig. 1. ist ein in sein Futteral zurückgezogenes Thierchen. Fig. 2. dasselbe ausgedehnt, ohne sein Futteral; beide 209mal vergrössert. Der Mund
ist am Grunde des Räderorgans über den beiden Respirationsröhren, die Auswurfs- und Sexualöffnung ist bei Fig. 2. am Grunde des innern Eies.
Fig. 3. mit Stephanoceros auf einer Lemna polyrrhi%a in natürlicher Grösse. Fig. 4. Schlundkopf und Kiefer, 300mal vergrössert. Fig. 5.
ist mit Stephanoceros auf einer Meerlinsenwurzel mit der Lupe vergrössert.
Nachtrag zur Gattung Tubicolaria.
Die 8 der bisherigen 9 Artnamen dieser Gattung, welche hier nicht aufgenommen werden konnten, haben folgende Homonyme:
1) Tubicolaria alba Lamarck (1816) = T. Najas jiwenis?, Limnias? , Geeistes?; 2) T. co?/fervicola Lamarck = Lim-
nias?, Geeistes?; 3) T. crataegaria? Lam. = Epistylis juvJ ; 4) T. fraxinina? Lam. = Epistylis juv.? ; 5) T. lima-
cina? Lam. = Epistylis?; 6) T. quadriloba Lam. = Melicerta ringen* ; 7) T. tetrapetala (Cüvier, Regne Animal 1830.
III. /?. 325.) = Melicerta ringens; 8) T. Thorii Bory (1824) = Halcyonella articulata? . Letztere Form hat der Botaniker
Thore zwischen Ceratophyllum bei Dax gefunden; sie soll, wie Lemna trisulca^ netzartig verbunden und violet seyn, war daher
wohl gar kein Räderthierchen, sondern ein Moosthierchen.
E1LFTE GATTUNG: KRONENRÄDCHEN.
Stepbanoceros. Stephanoceros.
CHARACTER: Animal e Flosculariorum familia, ocello unico instructuin (organo rotatorio profunde fisso,
ciliis verticillato).
CARACTERE: Animal de la famille des Floscularies, ayant un seul oeil {et un organe rotatoire
profondement divise en lobes^ garnis de cüs verticilles).
Die Gattung der Kronenrädchen enthält die Blumenfischeken mit 1 Auge (und mit tief gespal-
tenem, mit Wimpern wirteiförmig besetzten, Räderorgane).
Diese Gattung wurde 1831 in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wissensch. bei den Räderthieren phy-
siologisch festgestellt. Die sehr liebliche und interessante, einem Armpolypen oder Moosthierchen ähn-
liche, einzige Form entdeckte zuerst Eichhorn 1761 bei Danzig und er gab 1775 eine erkennbare Abbil-
dung, welche O. F. Müller 1776 für eine Tubularia erklärte. Seitdem ist die Form, wie es scheint,
ganz übergangen worden, und nur Oken und Goldfüss haben sie aufgenommen. Oken stellte sie 1815
zwischen Hydra und Tubularia^ und nannte sie Kronel. Goldfüss stellte sie 1820 ebenso mit Coryna
und Crütatella zu den Polypen, und nannte die Form Coronella fimbriata. Da der Name Coronella
schon in der Botanik und Amphibiologie doppelt vorhanden war, und auch noch als Coronilla in der Bo-
tanik und als Coronula in der Zoologie gebraucht wird, so habe ich das niedliche Thierchen, den Ent-
decker ehrend, Stephanoceros Eüchhomii genannt. — Die Organisation der einzigen Art der Gattung ist
bereits reichlich ermittelt und 1833 umständlich beschrieben und abgebildet. — Das Bewegungssystem ist
ein durch tiefe Einschnitte vielarmiges Wirbelorgan. Innere sichtliche Längsmuskeln bewirken die Contra-
ction und Expansion des Körpers. — Das Ernährungssystem zeigt einen einfachen Darm mit Magen und klei-
nem Dickdarm. Der Schlundkopf hat freizahnige Kiefer, die man als 4 ansehen kann. Vorn am »lagen
— 401
sind 2 Drüsen. Vor dem Schlundkopfe ist ein grosser kropfartiger Rachen. — Das Fortpflanzungssystem
zeigt einen, wenig Eier gleichzeitig ausbildenden, Eierstock und vielleicht 2 männliche Sexualdrüsen. Eine
contractile Blase ist noch unerkannt, — Vom Gefässsystem sind nur erst eine Reihe zitternder Kiemen am
Kopfe ermittelt. Als Empfindungssystem ist ein rother Augenpunkt mit einer Reihe von Markknoten -Paa-
ren am Grunde des Räderorgans anschaulich geworden. Junge haben einen kleinen drüsigen dunklen Kör-
per im Innern.
Die geographische Verbreitung der einzigen Art der Gattung ist nur in Preussen bekannt.
13. Stephanoceros JEichhornii, EicMioriTs Kronenrädclieii, die Krone. Tafel
XLV. Fig. IL
St. urceolo hyalino, organi rotatorii lobis bracliiatis verticillatim ciliatis quinis.
Stephanoceros d' Eichhorn, ä fourreau hyalin, ayant Vorgane rotatoire divise en 5 lobes de forme
de bras et gamis de cils verticilles.
Der Kron-Pohjp, Eichhorn, Beiträge z. Kenntn. d. kl. Wassertli. 1775. p. 20. Taf. I. Fig. 1.
Tubulnria n. sp., O. F. Müller, Naturforscher, IX. p. 207. 1776.
Kronel, Oken, Lehrbuch d. Naturgeschichte, III. 1. p. 52. Abbildung copirt nach Eichhorn und verkleinert. 1815.
Corondla fimbriata, Goldfuss, Handbuch d. Zoologie, I. p. 77. 1820.
Slephanoceros Eiclihormi, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 125. 1833. p. 336. Taf. XI. Fig. 1.
Aufenthalt: Bei Danzig und Berlin.
Der Pastor Eichhorn in Danzig entdeckte sein Thierclien am 20. Juli 1761 an "Wasserkraut, wahrscheinlich Ceratophyl-
lum, dann sah er es wieder am 14. Aug. 1763 und am 19. Dec. 1772. Ich habe es im September 1831 an den Blättern der Nym-
phaea alba an den Pulvermühlen bei Berlin entdeckt, fand es wieder im Januar 1835 unter'm Eise an abgestorbenen Calmus -Blät-
tern, und am 7. und 17. Sept. 1837 überaus zahlreich an lebendem Ceratophyllum und Lemna im Thiergarten mit Carchesium.
Das periodische Wirbeln der oft lange ruhenden Wimpern sah, wie ich, schon Eichhorn. Was ich 1833 fraglich für einen Augenpunkt
in den Eiern hielt, war keiner, sondern der kleine dunkle Körper, welcher bei den Jungen der Megalotrocha schon erwähnt worden.
Wahre Augen, Kiemen und Nerven habe ich erst neuerlich erkannt. Das Thierclien kann die fangarm artigen Theile des Räderorgans
horizontal ausbreiten und auch an den Spitzen, oder ganz, einziehen. Wenn die Spitzen des noch ausgestreckten Räderorgans convergi-
rcn, entsteht die liebliche Gestalt einer Krone. Ich zählte 15 Wirbel von Wimpern an jedem Arme. Das crystallhelle Büchschen,
worin jedes Thierclien sitzt, ist oft schwer zu sehen, durch Indigotrübung aber sogleich anschaulich. Die neuerlich gefundenen Kie-
men sind 6 ovale Körperchen im Grunde des Räderorgans in gleicher Horizontalebene. In der Basis jedes Räderarmes sind 2 markige
Knoten (Nerven?); sind das 5 Ganglienpaare? Der Schlundkopf ist sehr eigentümlich , und die Form der vielleicht 2paarigen Kie-
fer noch nicht ganz festgestellt. Die beiden muskelartigen Keulen im Fusse könnten männliche Sexualdrüsen seyn. Im Schlünde und
Darme sah ich oft grosse Naviculas, auch Gonium pectorale und andere erkennbare Formen, sah auch das Fangen eines Stentor
mit den Armen. Ich sah schon im Leibe die Eier ganz entwickelt, daher kann es auch lebendig gebährend seyn. Der Fuss hat (zu-
weilen) weiche stachelartige Anhänge. Bei einem 4armigen Individuum sah ich 1831 einen kleinen Höcker als Rudiment des 5ten Ar-
mes. War es Missbildung oder Verstümmelung? — Grösse bis Vs Linie, des Eies V20 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLV. Fig. IL
Fig. 1. ist ein halb in sein Futteral zurückgezogenes Thierchen mit kronenartig convergirenden Armen, erkennbaren Speisen im Schlünde (Navicula^
Gomum), und 2 völlig reifen, mit Augen versehenen, Eiern, deren vorderer ovaler dunkler Fleck jener zweifelhafte Körper ist, von dem oben die
Rede war. Dieser Körper ist im Hintertheile des Fötus. Ein drittes kleineres Ei hat das Keimbläschen deutlich. Bei w ist die Auswurfsöffnung.
Fig. 2. ist ein fast ganz ausgedehntes erwachsenes Thierchen mit 2 reifen und 2 unreifen Eiern, o das Auge, b die Kiemen, dicht über welchen
die (Nerven-) Markknoten liegen. Fig. 3. ist ein jüngeres Thierchen mit eingezogenen Räderarmen und wenig entwickeltem Eierstocke. Fig. 4. ist
die erwähnte Missbildung mit 4 Räderarmen. Fig. 5. ist der beobachtete Act des Fangens eines Stentor mit den Armen. Fig. 6. ein gelegtes
Ei, x der zweifelhafte hintere Körper. Alle diese Darstellungen sind 200mal vergrössert. Fig. 7. ist die Zeichnung des Schlundkopfes mit den Kie-
fern von 1831. Fig. 8. ist von einem erwachsenen 1835, und Fig. 9. von einem Jungen. Vergrösserung 300mal. Fig. 10. ist ein mit Tubico-
laria an einer Lemna- Wurzel sitzendes, mit der Lupe vergrössertes , Thierchen. In natürlicher Grösse erscheint es wie Fig. 1. 3. dieser Tafel.
ZWÖLFTE GATTUNG: WASSER-DÜTCHEN.
Umnias. Limniade.
CHARACTER: Animal e Flosculariorum familia, ocellis duobus insigne, urceolo solitario, organo rota-
torio bilobo.
CARACTERE: Animal de la famille des Floscularies , avec deux yeux, a fourreau solitaire
et pourvu ä"un organe rotatoire h deux lobe».
Die Gattung derWasser-Dütchen zeichnet sich in der Familie der Blumenfischchen durch Besitz
von 2 Augen, durch Einzelheit des kleinen Futterals und durch ein 21appiges Räderorgan aus.
Die Gattung Limnias ist von Schrank 1803 gebildet worden, und hat auch jetzt nur noch dieselbe
einzige Art. Goldfuss bildete 1820 aus Vaginicola crystallina eine 2te, aber nicht haltbare, Art, Lim-
nias ingenita. Dass Dütrochet's Rotifer albivestitus und confervicola dieselbe sehr häufige Form waren,
101
40S
welche dann Lamarck Tubicolaria nannte , ist, obwohl es gegen die Zeichnungen und Mittheilungen an-
stösst, doch möglich, fast wahrscheinlich. Ich verzeichnete 1831 dasselbe Thierchen als Melicerta biloba.
— An Organisation ist bereits vielerlei ermittelt. Das Wirbelorgan des Erwachsenen bildet eine queere, in
der Mitte eingeschnürte, Ellipse. — Das Ernährungsorgan ist ein einfacher Darm mit Magen, zwei reilien-
zahnigen Kiefern im Schlundkopfe und zwei pancreatischen Dtüsen. Der After ist an der Basis des langen
abgestutzten Schwanzfusses. — Am hintern Darmtheile liegt ein Eierstock mit wenig gleichzeitig entwickel-
ten grossen Eiern, welche in das Futteral gelegt werden und sich da entwickeln. Männliche Sexualtheile
sind noch nicht erkannt, wie Kiemen und Gefässe. — Empfindung sorgane sind deutlich bei Jungen vorhan-
den als 2 Augenpunkte mit rothem Pigment, die schon in den Eiern durch die Eischaale sichtbar sind, bei
den Alten aber nicht zu erkennen waren. Audi zeigt das ganz entfaltete Räderorgan in seiner Mitte 4
grosse Markknoten, die wohl das Gehirn bilden.
Die geographische Verbreitung der Gattung und einzigen Art ist nur in Baiern und Preussen sicher
beobachtet, vielleicht aber auch bei Paris gefunden.
14. Jjimnias Ceratopliylli, das Wasser -Dütclien* Hütchen. Tafel XL VI. Fig. IV.
L. urceolo primum albido, dein fusco aut nigricante, glabro, aut viscoso et alienis corpusculis hispido.
Limniade du Ceratophylle, a fourreau d abord blanc, plus tard bnm ou noirätre, lisse ou par sa
viscosite couvert de corpuscules etrangers.
Limnias Ceratophylli , Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 311. 1803.
Rotifer albivestitus et confervicola , Dutrochet? Annales du Mus. d'hist. nat. XIX. p. 375. PL 18. Fig. IX. X. XI. 1812.
Tuhicolaria alba et confervicola, Lamarck? Hist. nat. des animaux sans vert. II. 1816.
Limnias Ceratophylli, Oken, Lehrb. d. Naturgesch. 1815. p. 48. Goldfuss, Handb. d. Zoologie, p. 71. 1820.
Melicerta biloba, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 126.
Aufenthalt: Bei Landsliut oder Ingolstadt und Berlin, vielleicht auch in Holland, England, Italien und Frankreich.
Schrank fand sein Thierchen überaus häufig den ganzen Sommer hindurch an Ceratophyllum in Baiern, und beschrieb es
sehr ausführlich und sehr richtig. Oken und Goldfuss verwechselten es mit Eichhorns Stentor Millleri und Vaginicola cry-
stallina. Dutrochet verwechselte es vielleicht mit den von ihm gleichzeitig beobachteten Tubicolaria Najas und Geeistes cry-
stallinus, woraus sich denn die Zusammensetzung seiner Skizzen aus ganz heterogenen Characteren erklären Hesse. Die beiden Re-
spirationsröhren nahm er von der Najas, das einfache Räderorgan von dem Oecistes, das zweilappige von der Limnias. Wie un-
sicher er beobachtete, geht auch aus seinen gestielten Augen, seinem ganz falschen Verlaufe und Form des Darmes u. s. w. hervor.
Uebrigens entschuldigt die Schwierigkeit dieser Beobachtungen die Beobachter mannigfach. Schon Schrank bemerkt, dass dieses Thier-
chen keinen Zapfen (Respirationsröhre) wie das Räderthier habe. Auch ich sah keine vorstehende Röhre, aber doch, wie bei vielen
Räderthieren (s. Hydatina), eine markirte Stelle, welche durchbohrt seyn mag. Ich sah 1831 Aufnahme von Indigo in den Speise-
canal, der gewöhnlich mit grüner oder brauner Nahrung erfüllt ist. Beim Durchschneiden der kleinen conischen Röhren, die immer am
Grunde etwas heller sind, fielen oft, wenn das Thier sich dann bewegte, 2 — 5 Eier heraus. In allen reifen Eiern hatten die Jungen
2 deutliche rotte Augenpunkte und völlig entwickelte Kiefer. Durct leietten Druck gelang es oft, die Eisctaale zu platzen, wo dann
die freien Jungen nact Auflieben des Druckes umtersetwammen. Sie tatten ein ganzrandiges Räderorgan und 2 setr deutlicte Stirn-
augen. Man darf solcte Ttiercten niett für Ptygura- Arten talten. Ict sali immer nur 3 stärkere Zähne in jedem Kiefer. Die
Befestigung des Thieres in seinem Futterale scheint willkührlich , und der Bau aller dieser ähnlichen Futterale durch die Auswurfsöff-
nung zu geschehen, was ich bei Melicerta direct beobachtet habe. Ich fand es bei Berlin am 15. Aug. 1831, im Sommer 1832,
1833, am 7. Juli 1835, im ganzen Sommer 1836 und am 7. Sept. 1837 an Ceratophyllum und Meerlinsen, auch an Hottonia.
Dutrochet fand sein Thierchen an Ranunculus aquatilis. — Grösse des Ganzen etwa l/2 — 2/s Linie, des Futterals etwa % — -Vs
Linie. Dicke 5 — 6mal in der Länge.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLVI. Fig. IY.
Fig. 1. ist ein erwachsenes Thierchen mit ausgedehntem wirbelnden Räderorgane in seinem Futteral. Fig. 2. ist ein ähnliches mit zerschnittenem Fut-
teral, woraus 5 reife Eier kamen; a ist ein solches, durch leichten Druck entleertes, Ei, ß ist das freigewordene Junge mit seinen beiden Stirnaugen
und ringförmigem Räderorgane, «+■ ist das hintere Stück des Futterals. Fig. 3. ist ein mit Indigo genährtes, aus seinem Futterale hervorgezogenes,
Thierchen mit contrahirtem Räderorgane. Bei w ist die Afterstelle; auf der gegenüberstehenden Körperseite ist in der Nähe des Schlundkopfs eine
etwas vorspringende Stelle, die ich für die Respirationsöffnung hielt. Der Eierstock deckt den hintern Darmtheil. Im Fusse erkannte ich Spuren von
2 (4?) Längsmuskeln. Vergrösserung 200mal. Fig. 4. Schlundkopf mit den Zähnen von vorn. Fig. 5. derselbe in Seitenansicht, 300mal ver-
grössert.
Nachtrag zur Gattung Limnias.
Leeuwenhoek beobachtete schon im December 1702 Räderthiere mit einem doppelten Rade und glatten Futteralen an
Meerlinsenwurzeln in Delft. Diese sind hier zu Vaginicola crystallina gezogen. Ob die ähnlichen Formen, welche er 1704 im
Juli und August ebenda gleichzeitig mit Melicerta fand, eben jene wieder, oder ob sie Limnias waren, ist zweifelhaft. Die 1706
in den Philos. Transact. XIV. Nr. 295. p. 1784. gegebene Beschreibung und Abbildung einer solchen Form passt allerdings mehr
auf Limnias, doch blieb mir die Sache deshalb unklar, weil er nur die 4räderigen Melicerten vorzugsweise beobachtet und ihre
Structur vielleicht auf Vaginicola übertragen hat. Hill hat 1751 Leeuwenhoek's Figuren mit 2 Rädern als Brachionus primus
403 1
copirt, in der Beschreibung als 12armig bezeichnet und mit Rotifer critiklos verwechselt. Baker hat auch nur Leeuwenhoek s
Figuren und Beobachtungen raitgctheilt. Coiombo sah vielleicht auch Limnias bei Conegliano. Ich habe diese Beobachtungen theils
bei Vaginicola, theils bei Melicerta angezeigt. Dutrochet's Rotifer cruciger ist unklar beobachtet, aber auch zn vergleichen.
DREIZEHNTE GATTUNG: HUFEISENTHIERCHEN.
Lacinularia. JLacinulairc.
CHARACTER: Animal e Floscularioruin familia, ocellis duobus insigne (in statu juvenili), urceolis acer-
vatis coalitisque, organo rotatorio bilobo. ( = Megalotrocha basi gelatinosa carens.)
CARACTERE: Animal de la famille des Floscularies, avec deux yeux {etant jeune), a four-
reaux conglomeres et colles, pourvu d'un organe rotatoire ä deux lobes. ( = Me-
galotroche sans Aase gelatineuse.)
Die Gattung der Hufeis cnthierchen ist in der Familie der Blumenfiscbchen durch Besitz von 2
Augen, durch haufenweis verschmolzene Futterale und durch ein 21appiges Räderorgan ausgezeichnet. ( =
Sonnenschirmthierchen ohne Gallertbasis.)
Die Gattung Lacinularia bildete Oben 1815 mit dem Namen Lappel aus Müllers Vorticella
flosculosa; die Jungen aber nannte er Sientor socialis. Schweigger nannte sie 1820 Lacinularia und
nahm 2 Arten auf. Aus denselben Formen hatte schon 1803 Schrank 2 Arten seiner Gattung Linza ge-
bildet, und eben diese nannte Bory 1824 mit 4 Artnamen in 3 Gattungen Megalotrocha socialis, Stenlo-
rina Roeselii, biloba und auch Synanlherina socialis. Goldfcss zog sie wohl zu Stentor socialis. Ich
fügte 1831 die Lacin. Melicerta (jetzt Tubicolaria Najas) als neue Art hinzu. Cards nannte 1831 die
Vorticella flosculosa: Lacinularia fluvialilis. Es ist, nach critischer Sichtung, von den 4 Artnamen nur
1 Art für die Gattung übrig geblieben. Der Entdecker dieser Form war ein unbekannter sehr treuer Beob-
achter aus dem Jahre 1753 (1752) in Berlin. Nach ihm hat sie Rösel 1755 noch ausführlicher beschrie-
ben, aber mit Megalotrocha verwechselt. Linne und die späteren Beobachter haben, auch Müller, die
Jungen als besondere Art betrachtet und zum Theil durch verschiedene Benennung der verschiedenen Ab-
bildungen die Form noch mehr zerspalten.— Die Organisation der einzigen Art ist seit 1828 sehr vollstän-
dig ermittelt und festgestellt worden, war aber von den frühesten Beobachtern schon mannigfach sehr er-
freulich beachtet und erkannt worden. Das Hauptbewegungsorgan ist ein, bei den Jungen ganzrandiges, bei
den Erwachsenen zweilappiges, hufeisenförmiges Wirbelorgan, ganz wie bei Megalotrocha, und im innern
Körper liegen bandartige Längsmuskeln. — Das Ernährungssystem besteht aus einem grossen 4muskeligen
Schlundkopfe mit 2 reihenzahnigen Kiefern, aus einem engen und kurzen Schlünde, einem langen Magen
ohne blinddarmartige Zipfel, einem kurzen kugligen Dickdarme und aus 2 vorderen eiförmigen pancreatischen
Drüsen. — Das Fortpflanzungssystem ist wahrscheinlich in seinem Dualismus erkannt. Ein deutlicher Eier-
stock mit wenig, aber grossen, Eiern liegt im hintern Körperraume und hat mit dem Darme einen und den-
selben Ausgang daselbst. Als männliche Sexualdrüsen lassen sich 4 markige Massen im obern Theile des
schwanzartigen Fusses ansehen. Eine eontractile Blase ist zwar nicht erkannt, aber wahrscheinlich vom
Darme und Eierstock bedeckt, und nur schwer zu erkennen. Am Dickdarme liegt noch ein unpaares drü-
siges Organ mit 1 oder einigen dunklen Körnchen. — Das Gefässsystem ist durch queere Cirkelcanäle des
Leibes, ein Gefässnetz am Grunde des Räderorgans, vielleicht mit einem breiten Cirkelcanäle daselbst und
durch zitternde kiemenartige Körper bezeichnet. — Das Empfindungssystem spricht sich durch 2, auf Markknöt-
chen ruhende, rothe Augenpunkte der Jungen im Ei und vor Entwickelung des Räderorgans aus, bei Er-
wachsenen sah ich nur einigemale 2 schwärzliche Punkte, sehr oft habe ich sie ganz umsonst gesucht. Ue-
brigens liegt eine 4— Ötheilige markige, dem Gehirn vergleichbare, Masse am Schlundkopfe, und dieser hat,
wie bei Megalotrocha, 2 flügelartige strahlige Fortsätze in der Mitte der beiden Theile des Räderorgans,
wo unter der Muskellage des Wimperkranzes noch eine Reihe von Mark-Knötchen liegt, deren 2 grösste
auf der Bauchseite sind.
Die geographische Verbreitung der Gattung und einzigen Art ist in Preussen, Holland, Baiern, Dä-
nemark, Frankreich und Sachsen beobachtet.
15. JLacinuMaria socialis, das Hufeiscntliierclien. Tafel XLIV. Fig. IV.
L. urceolis gelatinosis flavicantibus, in globulum coacervatis, organo rotatorio latissimo, ferri couini forma.
Lacinulaire sociale, a fourreaux sociaux, gelatineux, jaunätres, reunis en globale, Vorgarn ro-
tatoire tres-large en forme de fer a cheval.
404 —
Nene Art von Polypen aus der Spree hei Berlin, Anonymns, Berliner wöchentliche Relationen, 3. Januar 1753. p. 11, 35. Fig. 1.
Der gesellige Keulenförmige Aflerpolyp, Rösel, Insectenbelustigungen, III. p. 585. Taf. XCIV. Fig. 1 — 6. 1755.
Hydra sotialis et stentoria, Linke, Syst. Naturae, ed. X. 1758. ed. XII. 1767.
ßrachionus social is , Pallas, Elench. Zoophyt. p. 96. 1766.
Hydra socialis, Otto Fr. Müller, Flora Friedrichsdaliana, appendix, Fauna, p. 238. 1767.
Vortkella socialis et floscnlosa, Müller, Vermium fluviat. hist. p. 112, 113. 1773. Animalc. infus, p. 304. Tab. XLIII. Fig. 13— -20.
1786. zum Theil.
Linza ilosculosa et Hippocrepis, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 314. 1803.
Stenlor socialis, i 0ken, Lehrbuch der Naturgesch. 1815. III. p. 45, 49.
Lappel, nov. Genus, \
Vortkella socialis et flosculosa, Lamarck, Histoire nat. des an im. s. vert. IL p. 47, 48. 1816.
Stentor socialis, Goldfüss, Handbuch der Zoologie, p. 70. 1820.
Lacinularia flosculosa et socialis, Schweigger, Handbuch d. Naturg. p. 408. 1820.
MegalotrocJia socialis, \
Stento7wa Roeselii et biloba, \ Bory de St. Vincent, E n cyclo p ed. meth. Vers. 1824.
Synantherina socialis, \
MegalotrocJia socialis, Hemprich u. Ehrenberg, Symbolae physicae. Evertebrata I. Phytozoa. Tab. VI. Fig. IV. 1828. Text 1831.
Lacinularia socialis, Abhandl. d. Akad. d. Wissens eh. zu Berlin, 1830. p. 45. 1831. p. 35, 124.
Lacinularia (luviatilis, Carus, Erläuterungstafeln z. Entwickelungsgeschichte, III. Taf. I. Fig. 7. 1831.
Aufenthalt: Bei Berlin, Nürnberg, Delft, Copenhagen, Gera, Landslmt, Paris und Dresden beobachtet.
Diese Form scheint allerdings über ganz Europa sehr verbreitet zu seyn. Der erste Beobachter gab sogleich eine sehr sau-
bere Abbildung aus Berlin und eine gut detaillirte Naturgeschichte. Rösel widmete dann dem Thierchen eine neue noch grössere und
glücklichere Aufmerksamkeit bei Nürnberg. Den Schlundkopf erkannte Rösel als solchen oder als Magen in einem röthlichen Flecke,
der in seiner Zeichnung wie ein Auge dargestellt ist. Das Wirbeln des Räderorgans sahen beide, nur ersterer sah die Wimpern.
Rösel sah junge Schwärme sich aus den alten entwickeln und beschreibt die Eier, allein er verwechselte oifenbar Megalotrocha und
glaubte, die Eiercanal-Mündung sey dicht am Munde oder im Munde selbst. Das Absondern eines jungen Schwarmes dauerte 1 Stunde.
Ich fand es, wie Rösel, auf Meerlinsen, aber auch häufig auf Ceratophyllum, Rammculus und Chara im Thiergarten und im
Plötzensee im Juni und Juli bei Berlin, besonders häufig aber auf Stratiotes bei Picheisberg in der Spree. Pallas fand es oft erb-
sengross und sehr zahlreich an Ceratophyllum in einem Canale bei Delft in Holland. Müller fand es im September und oft im
Frühjahr (mit Volvos Globator) an Ceratophyllum bei Copenhagen. Schrank fand es selten bei Gera an Wasserlinsen, die junge
Form aber mit Chara als frei schwimmende Kugeln bei Landshut (?). Bory de St. Vincent scheint es auf Myriophylhim und
Potamogeton bei Paris gesehen zu haben, und hält den röthlichen Schlundkopf für ein Herz. Carus fand das Thierchen bei Dres-
den. Es bildet kleine Gallertkugeln an den Zweigen oder Blättern der Wasserpflanzen, die man mit blossem Auge recht wohl erkennt,
deren Thierchen aber erst mit der Lupe deutlich werden. Man findet in jedem Häufchen 10 — 60 und noch mehr Thiere, die mit den
seh wanzartigen Füssen strahlenartig convergiren. Jedes sitzt in einer Gallertzelle, in die es sich ganz zurückziehen kann. Sind die
Thierchen ausgedehnt, so erscheinen ihre Gallertzellen (Panzer, Futterale) wie ein Klümpchen Schleim in ihrer Mitte. In diese Gal-
lertzellen legen die Thierchen auch ihre Eier, zuweilen 7 — 8 in jede. Diese Eier bleiben nicht, wie bei Megalotrocha , mit Fäden
am Körper befestigt, und finden sich daher nie zahlreich oben am Körper oder in demselben. Die ausgekrochenen Jungen setzen sich
zwischen die Alten fest; wenn aber mehrere gleichzeitig auskriechen, so heften sie sich mit den Schwanzflossen aneinander, bilden selbst
eine strahlige Kugel und schwimmen von den Eltern weg, um sich irgendwo anzuheften und zum Eierlegen Futterale zu bilden. Die-
ses Abschwärmen, wie bei den Bienen, hat schon Rösel umständlich und richtig erkannt. Die jungen Schwärme hat Linne schon
1758 als besondere Thiere, Hydra stentoria^ zu Stentor gezogen, und Müller Vorticella socialis genannt, auch neuerlich hat
wieder Bory sie als Synantherina socialis in eine besondere Gattung gestellt, wogegen schon Pallas 1766 eiferte und worin auch
Linne 1767 nachgab. Ungeübtere Beobachter können solche freie Kugeln freilich leicht für unbekannte Formen halten, oder mit Co-
nochilus und Megalotrocha verwechseln. Sie haben den Character der Gattung noch nicht, sind aber doch Lacinulariae, wie junge
Frösche ohne Füsse und mit Kiemen und Schwänzen doch Frösche bleiben müssen. Die Organisation ist in der Gattungscharacte-
ristik angezeigt und in der Abbildung dargestellt. Die grössere Entwickelung des Räderorgans bei den Erwachsenen, welche von dem
Verkümmern der Augenpunkte begleitet zu seyn scheint, bildet eine Art von Verwandelung, die vielleicht auch mit Häutung verbunden
seyn mag, obschon letztere nicht deutlich anschaulich geworden. Das Auswerfen der Eier geschieht durch die hintere Darmmündung an
der Basis des Schwanzfusses. In Wassergefässen halten sie sich selten 8 Tage. Sie sterben und fallen zu Boden, auch wenn Pflan-
zen darin wachsen. Die erste grössere Abbildung des Berliner Thierchens gab ich in den Symbolis physicis 1828. Ueber die Rä-
derorgane habe ich 1831 p. 35. umständlich gehandelt. — Grösse bis % Linie; der Eier %6 Linie; Entwickelungscyclus Vsg — ^s Linie.
Erklärung der Abbildungen Tafel XLIV. Fig. IV.
Fig. 4. a. ist ein Stämmchen der Chara mit 5 Gallertkugeln der Lacinularia (oder auch Megalotrocha) in natürlicher Grösse. Fig. 6. ist eine
dergleichen der Lacinularia, mit der Lupe vergrössert. Fig. <?. ist ein Theil der letzteren, 200mal im Durchmesser vergrössert. Ein ganz ausge-
dehntes Thierchen ist in der Mitte vom Rücken aus, ein anderes hinter diesem von der linken Seite gesehen. Darunter ist ein älteres Thierchen mit ein-
gezogenem Räderwerk; oberhalb rechts ist ein sich eben entfaltendes Thierchen mit scheinbar 4theiligem Räderwerke. Diese 4 sind von 2 jungen be-
gleitet und bis zur Hälfte in die gallertige Hülle eingesenkt, in deren Grunde mehrere Eier liegen, o die Augen, b die Kiemen, co der After, x der
unbekannte Körper, « ein reifes Ei mit demselben unbekannten Körper. Fig. 4. d. Kauapparat, 300mal vergrössert. Das seitliche erwachsene Thier-
chen hat seine Augen noch, die andern nicht.
VIERZEHNTE GATTUNG: VIERBLATT.
Melicerta. Meücerte.
CHARACTER: Animal e Flosculariorum familia, ocellis duobus (in statu juvenili certe) instruetum, ur-
ceolis solitariis, organo rotatorio quadrilobo.
CARACTERE: Animal de la famille des Floscularzes, ayant deux yeux {au moins dans la Jeu-
nesse), ä fourreaux solitaires et avec un organe rotatoire a quatre lobes.
405
Zur Gattung des Vierblattes gehören die Formen der Familie der Blumenfischchen , welche (be-
sonders jung) 2 Augen, vereinzelte Futterale und ein 41appiges Räderorgan haben.
Die Gattung Melicerta ist von Schrank 1803 gegründet worden und besitzt auch jetzt nur die da-
malige einzelne Art, obschon 7 verschiedene Artnamen darin gegeben worden sind. Die erste Kenntniss
der sehr ausgezeichneten und blumenartigen Form hatte schon Leeuwenhoek, und seine Beobachtungen sind
musterhaft umsichtig gewesen. Ob Hill unter seinem ersten Brachionus mit dem Futterale diese Form
oder Limnias gemeint habe, ist unsicher, da keine von beiden in trocknem Schlamme und auf den Dächern
lebt, und er nur Leeüwenhoek's Nachrichten benutzte. Die ausführlichste eigne Beschreibung und die bis-
herigen besten, und für alle Zeiten loben swerthen, Abbildungen des Malers Bez publicirte Schäffer 1755
aus Regensburg. Diesen erst gab Linne volles Vertrauen, und er nahm das Thierchen als Serpula ringens
1758 in die Xte Ausgabe seines Systema Naturae unter die Schaalthiere auf. Pallas nannte es 1766
Brachionus tubifex und zählte es zu den Zoophyten. Linne blieb 1767 dabei, es zu den Mollusken
zu stellen, nannte es aber nun Sabella. Müller hielt es auch für eine Sabella. Colombo gesellte es wie-
der zu den Rotiferen. Schrank bildete aus den Halcyonellen und den Räderthieren sammt Ma-
gent liieren mit Futteralen eine Familie oder Classe der Röhrenthiere, worein er seine Gattung Meli-
certa versetzte. Blumenbach hat es dann als Vorticella aufgeführt. Neuerlich zog es Dutrochet 1812
sammt mehreren ähnlichen Panzer -Räderthieren zur Gattung Rolifer, Lamarck sonderte aus diesen wieder
1816 die Gattung Tubicolaria ab und nahm in dieselbe auch diese Form auf. Cuvier 1817 und Bory
de St. Vincent 1824 folgten ihm. Oken führte 1815 Schrank's Namen in Deutschland fort, und ihm folg-
ten Schweigger und Goldfüss bis 1820. — Die Organisation wurde schon von Leeuwenhoek als keines-
wegs einfach erkannt, und obwohl Schäffer die Polypen als einfachere Thiere definirte, so beschrieb er
doch schon viele organische Details dieser lieblichen Form ganz richtig. — Das Wirbelorgan ist auch im
ausgedehnten Zustande in 4 tief getheilte, aber nicht getrennte, blumenblattartige Lappen gespalten. Freie
Längsmuskeln für die Körpercontractionen liegen im Innern. — Das Ernährungssystem ist ein einfacher brei-
ter Darmschlauch mit einer Magenabtheilung und einem 4muskeligen Schlundkopfe mit 2 reihenzahnigen Kie-
fern, deren Kauthätigkeit manche für Herzschlag gehalten haben. Vor dem hintern Schlünde am Magen sind
2 pancreatische Drüsen. Der Mund ist unter den grossen Blättern des Räderorgans, die Auswurfsöffnung
an der Fussbasis. — Das Fortpflanzungssystem besteht in einem, wenig grosse Eier gleichzeitig entwickeln-
den, Eierstocke. Als männlichen Theil hat man vielleicht die in dem Schwanzfusse liegenden drüsigen Kör-
per anzusehen, und eine, bisher nicht erkannte, contractile Blase zu suchen. — Vom Gefässsystem ist noch
keine Anschauung gelungen, aber zwei unter dem Munde an der Kehle (Brust) liegende zapfenartige Röh-
ren könnten wohl Respirationsröhren seyn. — Vom Empfindungssysteme sind in den Eiern und Jungen 2
Stirnaugen erkannt, und das mittlere gebogene drüsige Band in jedem Theile der grossen Wirbelorgane
könnte leicht Nervenmasse seyn, die vielleicht mit der mittleren, beerenartig unebenen Markmasse, als einem
Gehirn, zusammenhängt.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist in Holland, Baiern, Italien, Frankreich und Preussen,
vielleicht auch in England beobachtet.
16. Melicerta ringens, Rachen -blumiges VierTblatt. Tafel XLYI. Fig. m.
M. urceolo conico, favoso - granuloso , rufescente, corpore crystallino aut albido.
Melicerte Fleur en gueule, a fourreau conitjue, gramdeuoc, ressemblant a un gaufre, le corps
crystallin ou bla?ichätre.
Animalcula wilh case or sheath, Leeuwenhoek, Philosoph. Transact. Vol. XIV. Nr. 295. p. 1784. 1706. (1704.) Fig. 3—4.
Animalculum hospitans in theca, Leeuwenhoek, Bpistolae physiologicae, VII. p. 64. 1713. Philosoph. Transact. Vol. XXVIII. 337.
Animalcule with four Wheels in a sheath or case, Baker, The Microscope in ade easy, p. 91. PI. VI II. Fig. 4, 5. 1742. Copie.
Brachionus primus, Hill, a Natural history of Animals, 1751. c. Fig. Copie von Leeuwenhoek. Limnias?
Blnmenpolyp , Schäffer, Die Blumenpolypen der süssen Wasser, 1755. Mit vielen musterhaften Abbildungen.
Serpula ringens, Linne, Systema Naturae, editio X. 1758.
Brachiomts tubifex , Pallas, Elench. Zoophyt. p. 91. 1766.
Sabella ringens, Linne, Systema Naturae, editio XII. 1767.
Der Blumenpolyp, Eichhorn, Beiträge zur Kenntniss d. kl. Wasserth. p. 52. Taf. V. Fig. 3. 1775.
Sabella ringens, Müller, Naturforscher, IX. p. 210. 1776. '
Rotifero ad astnccio, Colombo, Osservaz. microscop. in Giornale della medicina, T. IV. Venez. 1787. deutsch p. 72. Fig. 6. 1793.
Melicerta ringens, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 310. 1803.
Vorticella tetrapetala, Blumenbach, nach Cuvier. Briefliche Mittheilung? Vor 1817.
Rotifer quadricircularis, Dutrochet (Du Trochel), Annales du Museum d'hist. nat. XIX. p. 355. PI. 18. Fig. 1—8. 1812. Vol. XX. 1813.
Brachions on Roliferes de Dutrochet (et Ledere), Savkjny, Memoires sur les anim. sans vertebres, II. p. 65. 1816.
Tubicolaria quadriloba, Lamarck, Hist. nat. d. Anim. sans vert. II. p. 53. 1816.
Melicerta ringens, Oken, Lehrbuch d. Naturgesch. III. p. 49. 1815. Cfr. Isis, 1817. p. 980. über Leclerc's Difflugia.
Tubicolaria tetrapetala, Cuvier, Regne Animal, ed. I. 1817. ed. II. Vol. III. p. 335. 1830.
Melicerta quadriloba, Goldfüss, Handb. d. Zoologie, p. 76. 1820.
Melicerta quadriloba, Schweigger, Handb. d. Naturgesch. d. skeletl. Thiere, jp. 408. 1820.
Tubicolaria quadriloba, Bory de St. Vincent, Encycloped. method. Vers. 1824. Dict. classique, Rotifere, 1828.
Tubicolaria qnadrihbata , Blainville, Diction. d'hist. naturelle, 1828.
Melicerta ringens, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 45. 1831. p.35, 51, 126. Taf. IV. Fig. 25.
1©£
406
Aufenthalt: In Delft in Holland, bei Regensburg und* Ingolstadt in Baiern, bei Conegliano (Venedig) in Italien, bei Chäteau Re-
nand in Frankreich und bei Danzig und Berlin in Preussen, yielleicht auch in England beobachtet.
Leeüwenhoek entdeckte diese Thierchen im Juli 1704 an Wasserlinsen in Delft und sah sie im August wieder, ebenso
sah er sie im Juli und August 1712. Nach ihm hat sie erst Schäffer 1755 wieder bei Regensburg beobachtet. Hierauf erkannte
sie Eichhorn 1775 bei Danzig an Wasserpflanzen, und etwas später fand sie Colombo an Meerlinsen in Italien 1787. Schrank
beobachtete sie vor 1803 bei Ingolstadt zuweilen häufig. Dütrochet hat sie dann 1812 bei Chäteau Renaud in Frankreich an Ra-
nunculus ar/uatilis gesehen. Ich habe sie bei Berlin jährlich sehr häufig an CeratophyMum , Rammculus, Hottonia, Lemna,
Stratiotes und Myriophyllum im Frühjahr, Sommer und Winter beobachtet. Die übrigen Schriftsteller sind wohl nur Referenten und
Systematiker. An Meerlinsenwurzeln und fein zertheilten Pflanzenblättern sieht man sie mit blossem Auge schon als kleine, senkrecht
abstehende, braune Spitzen oder Borsten, oft einzeln, zuweilen aber zu 20 — 30 an einem Würzelchen, oft sind sie mit Limnias ge-
mischt, zuweilen auch mit Vaginicola und Vorticellen, wie sie schon Leeüwenhoek fand. Man erkennt die Röhren am leich-
testen, wenn man dergleichen feine Wasserpflänzchen in weissen Porzellan-Untertassen in klares Wasser thut. Die Thierchen aber sieht
man nur gegen einen dunklen oder schwarzen Grund in Uhrgläsern dergl., und nur mit der Lupe. Jede Röhre hat etwa die Dicke
eines Kopfhaars, ist 3 — 4mal so lang als dick, und unterscheidet sich sogleich von allen ähnlichen Körpern durch ihre scheinbar wa-
benartige, zcllige, aber richtiger aus Kiigelchen bestehende, Structur. Leeüwenhoek erkannte schon das 41appige bewimperte Wir-
belorgan, den Speisecanal, die Aufnahme von Speise durch den Mund, einen hornartigen Zapfen, wie beim Stör (eine der Respira-
tionsröhren?), und sah den Bau des Futterals durch Ansetzen neuer Körner mit dem Munde, auch den Tod der Thierchen durch in
seine Schaale und seinen Körper sich einbohrende Würmer (wahrscheinlich Naidinen). Schäffer verglich die Thierchen mit den
Yom Grafen Marsigli abgebildeten Corallenblüthen, welche nach Peyssonel's Entdeckung keine Blumen, sondern Thiere waren, und
glaubte, wie jener, durch Scheide wasser ein Aufbrausen, also Kalkgehalt, auch bei diesen Futteralen zu erkennen, eine mir so wenig
als Dütrochet gelungene und wohl unrichtige Beobachtung. Vortrefflich aber studirte Schäffer die äussere Form des Thierchens,
und sein Maler Bez war von ihm sehr wohl instruirt und unterstützte ihn sehr tüchtig. Er erkannte die beiden Respirationsröhren als
Fühlhörner, die beiden Kauorgane (Kiefer), welche er für 2 Zähne hielt, die beiden Spitzen, die er wohl ganz richtig als Lippen be-
zeichnet und welche auch hier für eine gespaltene Oberlippe angesehen werden. Den wahren Magen scheint er erkannt, und den da-
neben liegenden Eierstock für den zweiten Beutel gehalten zu haben, welcher zur Ausleerung durch den Mund diene. Ausleerung und
eine zweite Darmmündung sah er nicht. Den Dickdarm hielt er für den Behälter der Masse zum Bau der Röhre, und die Grenze zwi-
schen dem Eierstock und Darme für ein herzartiges Rückengefäss. Die Körner des Futterals hielt er für 6eckige linsenförmige Tafel-
chen und glaubte irrig, dass die Röhren Knospen trieben, indem er an Alten sitzende Junge mit den der Armpolypen verglich, während
es nur ein zufälliges Anheften war. Den Fuss sah er am Ende schwach zangenförmig. Man erkennt, wie mühsam und sorgfältig
Schäffer diese Untersuchungen machte, auch da, wo er sich geirrt hat. Eichhorn hielt die Körnchen der Futterale für 5eckig,
sah die Zapfen am Halse und bemerkte schon, dass die Futterale nicht Knospen treiben, sondern dass sich Junge an sie ansetzen.
Schäffer und Eichhorn wussten schon, dass eine geringe Verletzung der Röhre die Thierchen frei heraustreibt und die Beobach-
tung erleichtert. Colombo sah wieder die beiden Hörnchen und Spitzen, hatte aber die wunderliche Meinung, dass die Zähnchen des
Räderorgans auf dessen Rande selbst herumliefen. Er sah die Kiigelchen des Futterals immer von 6 andern umgeben. Getrocknet leb-
ten sie nicht wieder auf. Eier sah er nicht, aber zuweilen zweiräderige Thierchen (Limnias?, Vaginicola?), die er für eine ver-
schiedene Art hielt. Schrank sah die Röhre aus Sechsecken bestehend und fand auch, dass die Thiere in etwas matt gewordenem
Wasser bald sterben.
Dütrochet sah die Körnchen des Futterals und behauptete ebenfalls irrig, dass die Zähne des Räderorgans eine laufende
Bewegung hätten: »Le mouvement de transport des dents de la rotte sur la circonference simiense da pavillon immobile
est cependant un fait, dont il ri est pas possible de douter.« Die beiden seitlichen Hörner hielt er unrichtig für gestielte Au-
gen mit 2 schwarzen Punkten, und die beiden Spitzen hielt er für 2 Tentakeln. Er glaubte auch das Ein- und Ausstülpen der Au-
gen, wie bei den Schnecken, zu sehen. Den vordem Schlundkopf mit kauenden Kiefern hielt er anfangs für ein Herz, dann aber
für ein Kauorgan. Er sah das Thier im Futteral sich um seine Längsaxe drehen. Durch Zerschneiden des Futterals erhielt er es
frei. Die specielle Form der Kiefer blieb ihm fremd. Er sah den engen Schlund, den weiten Magen und den Dickdarm, letzteren
hielt er aber für den Eierstock, und den wahren unentwickelten Eierstock scheint er für ein Ei gehalten zu haben. Die untere Darm-
mündung hat er zwar beschrieben und abgebildet, kann sie aber so wenig so gesehen haben, als er den Oviduct, den er angiebt, aber
nicht gezeichnet hat, gesehen haben kann. Auch das selbstbewegte Ei, welches er beobachtet zu haben glaubt, kann nur irgend etwas
anderes gewesen seyn. Passender zu den jetzigen Kenntnissen ist, was er von den Eiern sagt, die er beim Zerschneiden der Futterale
fand. Sie wurden nach 2 Tagen, oder auch am 6ten und 7tenTage, erst zu ausgebildeten Räderthieren, wobei er aber keine Schaale
rückbleiben, sondern nur eine Entfaltung sah. Er nennt daher das Thierchen lebendig gebährend, was es nicht ist. Alle Jungen waren
ohne Futterale. Die Futterale zeigten in Salpetersäure kein Aufbrausen und kein Geräusch beim Zerdrücken. Er hielt sie für zusam-
mengeleimte fremde Körper. Sie lebten nur 14 Tage. Savigny, der Melicerta nicht selbst sah und auch Leclerc's Difflngia>
wie Oken, damit verwechselte, verglich sie im Baue nicht glücklich mit den Ascidien, wozu ihn Dütrochet verleitet hatte. Cu-
vier folgte beiden. So war denn schon Vieles, nur unklar und widersprechend, von der Organisation erkannt.
Meinen eigenen Beobachtungen zufolge sind die Futterale aus linsenförmigen Körperchen zusammengeheftet, welche das Thier,
wie Leeüwenhoek undeutlich sah, ich aber deutlich ermittelte, aus der hintern Darmmündung ausscheidet und mit derselben festklebt.
Daher ist das. Futteral immer von der Höhe dieser Gegend des Thieres. Diese Körnchen sind keine fremden Körper, wie am Phry-
g an een- Gehäuse, und keine Excremente, sondern ein eigener mit letzteren gemischter, klebriger, im Wasser erhärtender, Stoff. Man
kann sie eben so richtig für Sechsecke als für Fünfecke ansehen, indem sie durch zähen Schleim verbundene Linsen sind, die verschie-
dene, oft 6, erfüllte Ecken zwischen sich übrig lassen. In diese Röhre zieht sich das weiche Thierchen zurück, und aus ihr entfaltet
es sein blumenartiges Räderwerk. Die radartige Bewegung des 4theiligen Wirbelorgans entsteht keineswegs durch laufende Wimpern,
sondern jede einzelne Wimper dreht sich nur um ihre Basis und bildet einen scheinbar vielstrahligen Trichter, welcher m der Gesammt-
wirkung scheinbar radartig läuft und einen Strudel im Wasser macht, den die Reihenfolge der Wimpern zum Munde dirigirt (vergl.
1831. p. 35.). Der Mund ist im Grunde der Spalte der beiden grossen Theile des Wirbelorgans, die daher Bauchtheile sind, und da
die Augenpunkte bei den beiden krummen Spitzen stehen, so sind diese einer gespaltenen Oberlippe der Rückenseite auch hierin ver-
gleichbar, indem sie der Mundseite entgegengesetzt sind. Auf der Seite der Augen und Spitzen ist auch die Auswurfsöffnung, die ich
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oft in Function sah und die mithin auf der Rückenseite ist, wodurch der schwanzartige Hinterthcil, den ich nie deutlich am Ende ga-
belförmig sah, zum Bauchgliede oder Fusse wird. Das ungleich viertheilige Räderorgan verglich Linne mit einer Lippen- oder Ra-
chen-Blume. Die beiden, von Dutrochet für Augen gehaltenen, Zapfen am Halse sind 2 Röhren, die ich früher, als Sexualtheile,
Sporen (calcar) nannte, jetzt aber als Respirationsröhren betrachte. Im innern Körper sah ich nur 4, im hintern Theile und im
Schwanzfusse deutlichere, Längsmuskeln. Die beiden pancreatischen Drüsen waren bisher unbekannt. Von dem übrigen, schon vorn
bei der Gattung erwähnten, Organisationsdetail füge ich hier nur hinzu, dass ich sehr oft durch leichten Druck die in dem Futterale
zu 3 — 4 liegenden Eier zum Auskriechen veranlasst habe, wobei eine sehr deutliche Schaale liegen bleibt und ein einräderiges Junges
ohne Futteral frei wird, welches man leicht für Ptygtira halten könnte, was aber 2 ganz bestimmte rothfarbige Stirnaugen besitzt, die
ich bei den Alten oft umsonst gesucht, zuweilen aber doch auch noch gefunden habe. Die Entwickelung der Eier geschieht immer aus-
serhalb des Körpers. Im August 1831, am 8. April 1833 und am 5. Juni 1835 fand ich fast alle Thierchen mit vielen Eiern. —
Grösse der Futterale Vs — % Linie, der Thierchen % — 1 Linie, der Eier V20 — Hi% Linie. Entwickelungscyclus V20 — 1 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLVI. Fig. IIL
Fig. 1. ist ein in sein Futteral zurückgezogenes, sich wieder zu entfalten beginnendes, Thierchen. Fig. 2. ein ähnliches halb ausgestrecktes mit ent-
faltetem Räderorgan, vom Rücken gesehen. Fig. 3. rechte Seitenansicht eines ganz ausgestreckten Thierchens mit blossem Umriss des Futterals, wo-
durch das Verhältniss der Aftergegend zum Rande des Futterals anschaulich wird. 0' Mund, s' 2 Respirationsröhren, gp 2 pancreatische Drüsen, w
Auswurfsöffnung des Speisecanals und Eierstocks. Diese 3 Futterale sitzen auf einem Stück Meerlinsenwurzel. Fig. 3. hat in seinem Innern 4 ge-
legte Eier, deren 2 schon ganz entwickelte Fötus mit Augen und Zähnen erkennen lassen. Erst erkennt man die Zähne, später das Pigment der
Augen. Fig. 4. ein aus dem Futterale herausgenommenes ausgestrecktes Thierchen in rechter Seitenansicht, co Afteröffnung der Rückenfläche. Im
Fusse sind die vermuthlichen Sexualdrüsen sichtbar. Vergrösserung dieser sämmtlichen Figuren 200mal. Fig. 5. sind die beiden reihenzahnigen Kie-
fer mit je 3 entwickelten Zähnen, ihren Kieferbögen und 4 Schlundmuskeln. Fig. 6. ist eine Figur von Schäffer, wo viele Thierchen, wie die
Knospen der Armpolypen, auf einander sitzen, wobei aber nicht an Knospenbildung zu denken ist. Bei starker Frequenz mögen diese parasitischen
Zusammenhäufungen vorkommen, die ich selbst nie sah. In natürlicher Grösse gleicht das Thierchen der Fig. I. 3.* derselben Tafel. — Das Räder-
organ ist übrigens in seinem speciellen Baue wahrscheinlich dem der Lacinularia ähnlich, daher noch weiter zu beobachten.
Nachtrag zur Gattung Melicerta.
Sghrank's Gattungsname Melicerta von 1803 ist des honigkuclien- oder wabenartigen Baues des Futterals halber gegeben
worden, und der von Peron bei den Acalephen verwendete gleiche Name ist späteren Ursprungs. Letzteren hat Oken 1815 in
Melicertum umgeändert, und so ist er in Eschscholtzs System der Acaleplien aufgenommen. Cuvier und Lamarck haben
Peron's Namen nicht angenommen, sondern die Form zu Aec/uorea und Cycmaea gezogen. Auch Rafinescjüe nannte 1810 einen
sicilianischen Fisch Melicertus Tigris, welcher Name mithin bei den Fischen besser für immer zu unterdrücken ist. Der deutsche
Name Blumenpolyp, den Schäffer und Schrank brauchten, wird besser bei den Halcyonellen, wie Armpolyp bei den Hy-
dren verwendet.
Von den 7 Artnamen, welche bisher für die Gattung gegeben waren, haben die 6 ausgeschlossenen, von denen Oken 1817
in der Isis 1, Schweigger 1820 3, Goldfüss 1820 1 und ich 1831 1 gegeben haben, folgende Homonyme: 1) Melicerta alba
Schweigger = Tubicolaria? ', Limnias? ; 2) M. biloba E. = Limnias Ceratophylli; 3) M. confervicola Schweigg. = Oe-
eistest ; 4) M. enteigera Goldfüss = Limnias? ; 5) M. {proteiformis) Oken = Diffhigia; 6) M. quadriloba Schweigg.
und Goldfüss = ßl rij/gens.
FÜNFZEHNTE GATTUNG: BLUMENRÄDCHEN.
Floscularia. Flosculaire.
OHARA CTER: Animal e Flosculariorum familia, in statu juvenili ocellis duobus insigne, ureeolis solita-
riis, organo rotatorio multifido, lobis ultra 4.
CARACTERE: Animal de la famille des Floscularies , ayant deux yeux {surtout dans la Jeu-
nesse), ä fourreaux solitaires, V Organe rotatoire en plus de 4 lobes.
Die Gattung der Blumenrädchen umfasst alle die Formen der Familie der Blumenfisehchen, welche
(in der Jugend wenigstens) 2 Augen haben, die vereinzelt leben und ein mehr als 4spaltiges Räderorgan
besitzen.
Diese Gattung hat Oken 1815 mit 1 Art gebildet. Eine 2te neue Art habe ich 1833 zugefügt;
beide sind noch jetzt die einzigen. Oken's erste Form entdeckte wohl Baker vor 1752. Pallas nannte
sie 1766 Brachionus hyacinthinus , Gmelin 1788 Vorticella hyacinthina. Umständlicher beschrieb die-
selbe Eichhorn 1775. Müller nannte sie 1776 Cercaria, nahm sie aber nicht in das System der Infu-
sorien auf, was erst durch Oken als Floscularia geschehen. Bei Bory de St. Vincent finde ich sie nicht
erwähnt. Die physiologische Begründung der Gattung geschah erst 1830. Peltier meldete 1836, er habe
eine neue Art gefunden, allein die angegebenen Charactere passen auf die alte. — Die Organisation ist
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reichlich erkannt , aber noch weiter zu verfolgen. Diese niedlichen Thierchen sitzen in gallertigen Futtera-
len einzeln an Wasserpflanzen fest. Das Futteral ist oft sehr durchsichtig und schwer zu seilen. — Das
Räderorgan ist wohl immer 6spaltig und von einer eigenthümlichen Beschaffenheit, welche weniger umsich-
tige Beobachter verleiten kann, es gar nicht für ein Räderwerk zu halten, wie es auch schon von Peltier
geschehen ist. — Der Ernährungsorganismus ist als ein einfach conischer Darm {Caelogmtrica) erkannt,
welcher bei einer Art deutlich, bei der andern weniger deutlich, einen mit 2 doppelzahnigen Kiefern verse-
henen, zweiten Schlundkopf hinter einem zahnlosen ersten hat, auch vorn 2 pancreatische Drüsen führt
Besonders merkwürdig ist bei beiden Arten der doppelte Schlundkopf. — Als Fortpflanzungsorganismus ist
ein Eierstock mit wenig grossen Eiern bei beiden beobachtet. Männlichen vergleichbare Organe blieben noch
unerkannt, wenn nicht die 2 muskelartigen Körper im Fasse vielleicht Sexualdrüsen sind. Die Eier wer-
den in s Futteral gelegt. — Gefässe sind noch nicht ermittelt. — Empfindungsorgane sind als 2 rothe Au-
genpunkte bei den Jungen und beim Fötus im Ei beider Arten erkannt. Die Formen haben Aehnlichkeit
mit Acineta.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist nur, aber mannigfach, in Europa gekannt.
Iff. Floscularia proboscidea, Müssel -Hlumenrädclieii. Tafel XL VI. Fig. I.
F. major, urceolo liyalino, lobis rotatoriis brevius ciliatis 6, proboscidem mecliam ciliatam ambeuntibns.
Floscitlaire h trompe^ plus grande, a gahie hyaline, ayant sitc lohes rotatoires a cils courts en-
tourant une trompe ciliee.
Floscularia proboscidea, Ab ha ndl. d. Akademie d. Wissenscli. zu Berlin, 1833. p. 207.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese seltnere Art entdeckte ich am 10. Juni und 15. August 1832 in vielen Exemplaren auf den Blättern der Hottonia
palustris in Torfgräben bei Berlin, und habe sie seitdem nicht wieder gesehen. Sie hat mir zur Erläuterung der älteren 2ten Art
sehr gedient. Das gallertige, cylindrische, abgestutzte Futteral, worin das Thierchen lebt, ist äusserst durchsichtig, daher ohne Trü-
bung des Wassers nur sehr unsicher, eigentlich gar nicht, zu sehen. Zuweilen verrathen es anhängende fremde Körper. Der eiförmige
Körper hat vorn ein manschettenartiges ötheiliges Räderorgan und hinten einen langen griffeiförmigen contractilen Fuss, welcher sich
am Grunde des Futterals ansaugt. Im ganz ausgedehnten Zustande ragt der ganze Körper und noch ein Theil des Fusses aus dem
Futterale hervor. Aus der Mitte des 6theiligen, zuweilen scheinbar 5th eiligen, Räderorgans ragt eine grössere cylindrische etwas bieg-
same Röhre hervor, welche vorn eine grosse Oeffnung zu haben schien. Das vordere Ende dieser rüsselartigen Röhre und die geknöpf-
ten Zacken des Räderorgans tragen lange träge Wimpern, welche nur partiell kräftig wirbeln, wenn sie Nahrung fühlen. Man könnte
desshalb dieses Räderorgan als ein vielfaches betrachten, jedoch schien mir die krausenartige Basis, welche offenbar dazu gehört und
eine muskelartige Beschaffenheit hat, es zu vertheidigen , die Formenverwandtschaft mit Stephanoceros jener andern von Metopidia
oder Colurus vorzuziehen. Die Wimpern sind im ausgedehntesten Zustande etwa um das Doppelte länger, als die Basis. Ein deut-
licher kugelförmiger Schlundkopf mit 4 Muskelparthieen und doppelten 2zahnigen Kiefern (Zygogomphia) , ein enger, sehr kurzer,
nur angedeuteter Schlund, ein grosser einfacher conischer Darm und ein kurzer Eierstock mit meist 1 entwickeltem Eie sind innere Or-
gane. Von Darmdrüsen hat sich nur eine Spur als weissliche Ohren am vordem Darme erkennen lassen. Besonders merkwürdig er-
schien ein doppelter Schlundkopf, indem vor dem schon beschriebenen zahnführenden noch ein 2tes schluckendes Organ mit 2 zahnlosen
Kiefern befindlich war. Im Innern der Futterale fanden sich nicht selten 2 — 5 ausgeschiedene Eier und in einigen ganz entwickelte,
sich bewegende, Embryonen mit 2 rotlien Augenpunkten, welche beim Erwachsenen nicht sichtbar waren. — Länge des ausgedehnten
Körpers % Linie, des Futterals % Linie, Ei V24 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLVL Fig. I.
Fig. 1. ist ein in sein Futteral zurückgezogenes Thierchen, welches 3 Eier neben sich hat. Fig. 2. oberer Theil eines ganz ausgedehnten Thierchens
ohne sein Futteral; ein Theil des untern Fusses ist weggelassen, o' vorderer erster Schlundkopf, co hintere Darmmündung, s ein Theil des Eier-
stocks oder vielleicht eine männliche Sexualblase, 200mal vergrössert. Fig. 3. ein Wirtel der Hottonia palustris , mit beiden Arten von Floscu-
laria reichlich besetzt, in doppelter natürlicher Grösse. Fig. 4. Spitze einer Blattfieder mit 3 Thierchen in verschiedener Ausdehnung, mit der Lupe
vergrössert. Fig. 5. Schlundkopf und Kiefer, 300mal vergrössert.
18. Floscularia ornata, Schmuck -Rädchen. Tafel XL VI. Fig. IL
F. minor, urceolo hyalino, lobis rotatoriis 6 longius ciliatis, proboscide nulla.
Flosculatre ornee, plus petite, ä gaine hyaline, ayant si& lobes rotatoires a cils longs, sans trompe
au milieu.
Animalcula , Baker? Employment for the Microscope, p. 302. Deutsch p. 381. Taf. XII. Fig. 2. 1752.
Brachionus hyacinthinus, Pallas? Elen eh. Zoophyt. p. 93. 1766.
Der Fänger, Eichhorn? Beiträge z. Kenntniss d. kl. Wasserthiere, p. 39. Taf. III. Fig. G — L. 1775.
Cercaria nov. spec, Müller, Naturforscher, IX. p. 209. 1776.
Trichterpolyp , Beseke? Leipziger Magazin d. Naturk. IV. St. 3. Nr. 2. Fig. 14. 1784.
Vorticella hyacinthina > Gmelin , L'inne's Systema Naturae, ed. XIII. 1788.
Floscularia hyacinthina, Oken , Lehrbuch d. Natur g. III. p. 49. 1815.
Floscularia ornata, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 45. 1831. p. 35, 125. 1833. p. 207, 332. Taf. VIII.
Fig. II.
Nouvelle espece de Flosculaire, Peltier, L'Institut, 23. Nov. Nr. 183. 1836.
Aufenthalt: In England, bei Danzig, bei Mietau in Curland, bei Berlin und Paris beobachtet.
Ob Baker' s Thierchen aus einer bleiernen Cisterne im Sommersetgarten zu London diese Form war, ist zweifelhaft. Es
schwamm frei, wirbelte stark und schien vorn eine härtere Schaale zu haben. Die Abbildung passt jedoch auffallend und die Beschrei-
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hing scheint er einige Jahre später, wie er selbst sagt, erst gemacht zu haben. Eichhorn's Thierchen war wohl diese Art sammt
der vorigen. Er hat zwar in einigen Figuren weniger und mehr Theile des Räderorgans (4 — 10) gezeichnet, als hier vorkommen?
allein die Zahl der Theile ist etwas schwer zu ermitteln. Er fand es zuerst am 27. Mai 1767 und wieder am 7. und 12. Mai 1769
in Menge, und beschrieb es sehr umständlich und gut. Weder Baker noch Eichhorn sahen die Futterale der Thierchen, auch er-
sterer nicht ihre Wimpern die der letztere aber sehr richtig, obwohl unklar, bemerkte; beides ist ohne gefärbtes Wasser sehr schwer
zu erkennen. Eichhorn sah auch ein periodisches Wirbeln und das Räderorgan erschien ihm wie ein Netz, welches das Thierchen
zum Fan<r ausbreite und plötzlich zusammenklappe. Eichhorn fand sein Thierchen bei Danzig in Gefässen mit Wasserpflanzen, die
etwas gestanden hatten, frei an der Oberfläche, wie andere, sonst in Futteralen festsitzende, Thiere allerdings auch vorkommen, wenn
das Wasser matt und trübe wird. Die Steutor bauen sich aber ein Futteral, um darin zu sterben. Der dritte bisherige Beobachter
war wohl Prof. Beseke in Mietau, dessen Thierchen freilich eine Acineta seyn konnte. Auch er sali weder das Futteral, noch die
Wimpern. Oken verband zuerst Baker's und Eichhorn's Thierchen. Die erste physiologische Umgrenzung der Gattung und der
jetzige Warne wurden dieser Art 1830 gegeben, weil Baker' s und Eichhorn's Formen doch andere Arten seyn könnten, und so
scheint es noch jetzt zweckmässig, sie beizubehalten. Neuerlich hat Peltier vor der Pariser Akademie über eine neue Art gespro-
chen, aber offenbar nur in der Absicht, eine Opposition gegen die seit 1830 veröffentlichten Organisationsverhältnisse der Infusorien zu
bilden, ohne tüchtige Beobachtung und ohne Beachtung der schon seit 60 Jahren vorhandenen Kenntnisse von dieser Form.
Bei Berlin ist diess niedliche Thierchen zu fast allen Jahreszeiten sehr häufig. Ich fand es im Sommer 1830, am 18. Aug.
1831, am 24. April und 20. Juni 1832, am 12. März 1835, am 4. Sept. 1837 oft an Conferven, noch öfter an Ceratophtßlum,
meist in Gemeinschaft mit Vortic eilen oder gestielten B aciliar ien. Das crystallhelle Futteral ist meist schwer zu erkennen, bei
Färbung des Wassers aber sogleich anschaulich. Das Thierchen ist sehr träge, entfaltet sich langsam, zieht sich aber oft rasch zu-
sammen und verbirgt sich in sein Häuschen. Eichhorn hielt diess für ein Fangen, allein es ist nur ein Erschrecken und Einziehen
der Glieder beim Niederschlucken. Das Fangen geschieht nur bei ganz offenem Räderorgan und ist mit einem oft schwachen, zuwei-
len kräftigen, Wirbel begleitet, welcher, wie bei allen Räderthieren, die Nahrung zum Schlundkopfe führt, während das glockenartig
entfaltete Räderorgan selbst den Mund bildet. Neuerlich habe ich, wie bei der vorigen Art, vor dem deutlicheren Kieferapparate noch
ein zweites vorderes Schlingorgan erkannt, aber bei keinem ganz deutlich Zähne gesehen, vermuthe jedoch in den hintern Kiefern eben-
falls je 2 Zähne, deren Spuren ich sogar direct erkannte. Das Räderorgan hat meist deutlich 6 Einschnitte, und jeder Theil hat ein
verdicktes Knöpfchen, worauf 5 — 8 sehr lange Wimpern sitzen, die meist steif ausgestreckt sind, aber wenn sie Nahrungsstoffe füh-
len, mit einigen raschen und kräftigen Schwingungen diese in den Mund bringen. Bei der Contraction bilden die Wimpern ein dickes
langes Bündel, welches immer aus dem Futterale hervorragt, aber auch nicht sehr in die Augen fällt. Das Verschlingen grösserer Kör-
per, Naviculac dergl., geschieht mit Contraction des ganzen Körpers. Chlamidomonas ist eine Lieblingsnahrung. Der Schlundkopf
sitzt ohne Schlund auf dem Darme und hat neben sich 2 helle Flecke, die wohl pancreatische Drüsen sind. Der After ist da, wo der
grünlich erfüllte Darm hinten endet und wo auch meist i Ei liegt. Das Ei bildet bei durchgehendem Lichte eine dunkle, bei rück-
strahlendem Lichte eine weisse Masse, der Eierstock liegt als trüber, weniger dunkler, Körper daneben. Oft fand sich überdiess in
dieser Gegend ein brauner ovaler Körper, dem ähnlich, welcher bei Microcodon vorkommt, auch bei Lacinularia, Enter oplea und
Notommata gr anularis wohl vorhanden ist. Im Fasse sah ich 2 keulenförmige trübe lange Körper, die vielleicht Muskeln, viel-
leicht aber auch männliche Sexualdrüsen sind, neben denen erst die Muskeln liegen. Andere Theile blieben bisher unklar. Die Eier
werden in die Futterale gelegt, worin ich bis 5 vorfand. Meist waren einige Eier ganz entwickelt, zeigten Bewegung der Fötus und
2 rothe Augenpunkte. Bei leichtem Drucke platzte die Schaale, und das Junge kroch schwach wirbelnd hervor. Die Wimpern waren
noch kurz und unklar, aber der Schlundkopf schluckte. Der Fuss der Alten war am hintern Ende abgestutzt und zuweilen verdickt,
bei der Contraction queergefaltet. — Grösse des Körpers bis Vo Linie, des Eies V48 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLVI. Fig. IL
Fig. i. ist nach einer, 1835 etwas abgeänderten, Zeichnung von 1832 mit scheinbar 5theiligem Räderorgane. Bei 0' ist das vordere Schlingorgan,
darunter das 2te grössere. Im Körper ist ein Ei, und ein ausgeschiedenes Ei mit ganz entwickeltem 2äugigen Jungen liegt im Futterale. Im Fusse
sind die beiden Muskeln oder Drüsen. Fig. 2. hat ein normales 6theiliges Räderorgan, im Darme eine Navicula gracilis mit Chlamidomonas^
und daneben den unentwickelten Eierstock. Bei w ist die Afterstelle. Fig. 3. ist zurückgezogen, hat 1 Ei im Leibe und 3 im Futterale, überdiess
den braunen Körper neben dem Darme. Vergrösserung 300mal im Durchmesser. In natürlicher Grösse gleicht das Thierchen der Fig. I. 3.* dersel-
ben Tafel, ist aber viel durchsichtiger und daher weniger zu sehen. Der Körper in der Conferve bei x drehte sich.
Nachtrag zur Familie der Blumenfischchen.
In die Nähe dieser Formen würde die Gattung Bakerina dipteriphora gehören, welche Bort de St. Vincent 1824 aus
einem von Baker beobachteten Thierchen gebildet hat, das er auch gleichzeitig Folliculina Bakeri nannte, welches aber eine Miik-
kenlarve war, deren Verpuppung Baker selbst dabei anzeigt (s. Folliculina p. 296.).
Was die Massenentwickelung sämmtlicher Formen dieser Familie anlangt, so ist sie bei keiner bisher besonders in die Augen
fallend beobachtet worden. Sie sind einzeln, wie seltene schöne Blumen auf einer Wiese, und erfreuen gleich ihnen das Auge des
Beobachters. Alle lassen sich trocken aufbewahren, selbst Stephanoceros besitze ich recht deutlich erhalten, nur muss man dazu bei
einigen das Thier aus seinem Futterale herausnehmen.
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FÜNFTE FAMILIE: CRYSTALLFISCHCHEN.
Mydatmaca. Hyilatiiies»
CHARACTER: Animalia rotatoria, polytrocka, nuda.
CARACTERE: Animaux rotatoires^ depourvus de carapace ou de gaine^ ayant V Organe rata-
toire partage en plusieurs serles ou en plus de deux parties separees.
Die Familie der Crystallfi schoben aus der Classe der Rädcrthiere unterscheidet sich durch ein
mehrfaches oder wirklich getheiltes. mehr als zweitheiliges 5 Räderorgan und durch Mangel an einer beson-
dern Hülle oder Panzer.
Uelberslclitllclie Erläuterung zur Familie der CrystallfiscHclien.
Diese Familie ist die stärkste der Classe der Rädertliiere. Sie ist 1830 in den Abliandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. zuerst
festgestellt worden, und enthielt damals 32 Arten in 16 Gattungen. Seitdem ist sie zu 71 Arten in 18 Gattungen herangewachsen,
obwohl eine der früheren Gattungen mit 1 Art, Zoobotryon pellucidus (eine Form, welche die Botaniker bisher als Valonia unter
den Algen verzeichnet hatten), zu den Halcyonellcn der Classe der Moosthierchen gestellt worden ist, und eine 2te Gattung mit
3 Arten, Dinocharis, in die Familie der Euchlanidota aufgenommen worden ist. Der Gehalt der Gattungen an Arten ist jetzt fol-
gender: Notommata mit 27 Arten, Diglena mit 8, Furcidaria, Synchaeta, Distemma jede mit 4 Arten, Pleurotrocha, Mo-
nocerca, Eosphora jede mit 3 Arten, Hydatina, Polyarthra, Triarthra, Cycloglena, Theorus jede mit 2 Arten, Entero-
plea, Scaridium, Rattulns, Triophthalmus , Otoglena jede mit 1 Art. Es sind also die Formen der Gattungen Notommata und
Diglena , welche allein die Hälfte bilden, als besonders characteristisch zu betrachten. Die erste Kenntniss solcher Formen hatte Jo-
blot 1718, der wohl Notommata gibba abbildete. Die erste Form der Gattung Synchaeta beobachtete wohl Baster 1759 als
Leuchtthierchen der Nordsee. Eine unkenntliche Art, vielleicht Diglena caudata, bildete Ledermüjller 1763 ab. Müller hat
1773 die Formen der Gattungen Hydatina und Cycloglena entdeckt. Eichhorn hat 1775 zuerst Monocerca (und Triarthra?)
beobachtet. Die ersten Formen der Gattungen Scaridium, RaUulus und Distemma hat Müller 1786 bezeichnet. Die Gattungen
Enteroplea, Pleurotrocha , Furcularia9 Theorus, Eosphora, Triophthalmus (Norops) wurden 1830 hinzugefügt. Die Gattung
Triarthra ist vielleicht 1831 entdeckt, die Gattung Polyarthra 1833, und seit 1835 ist Otoglena angezeigt worden. Von der ganzen
Formen -Masse nahm Linne gar keine, Pallas aber 1766 nur die Notommata? Baker's als Brachionus rotatorius {llotifer*)
auf. Müller verzeichnete 1773 in seinem Systeme 2 Arten als Cercaria und 5 Arten als Vorticetta. Derselbe hat 1786 25 — 26
Arten, 6 als Cercaria , 5 als Trichoda, 14 als Vorticetta , 1 vielleicht als Brachionus , benannt. Lamarck hat im Material
nichts geändert, nur 1815 und 1816 die Gattungsnamen Furcocerca und Furcidaria eingeführt. Nitzsch gab den Namen Dicra-
nophorus, vcrgl. Diglena, 1817. Bory de St. Vincent verzeichnete 1824 dieselben 26 Arten von Müller. Er nannte 3 Ar-
ten Cephalodella, 2 Arten Diurella9 1 Filina, 2 Furcocerca, 11 Furcidaria, 3 Leiodina, 2 Monocerca, 1 Ratulus und
1 Urceolaria oft mit polygastrischen Infusorien in denselben Gattungen oder Familien. Möhren hat noch 1830 den Namen Dcki-
nia, und Corda 1835 den Namen Cystophthalmus einzuführen gesucht (s. Diglena und Notommata). Die früheren Bemühungen
bis 1830 beruhten auf mehr oder weniger genauer, meist sehr oberflächlicher, Beachtung der äusseren Form. Die innere Structur ist
erst seit 1830 zum Unterscheidungsmerkmal auch dieser Thiere mühsam studirt und benutzt worden. Ich nannte die Form, an der ich
sie zuerst ausführlicher erkannte, Enteroplea. — Alle diese Thierformen stimmen darin iiberein, dass sie einen weichen und glatten
Körper besitzen, der vorn ein zusammengesetztes Wirbelorgan trägt. Diese Zusammensetzung besteht hauptsächlich darin, dass es nicht
eine blosse einfache Cirkel- oder Halbcirkel-Reihe von Wimpern ist, sondern mehrere, nach innen hinter einander liegende, Reihen oder
Gruppen sind, oder die Gruppen doch völlig getrennt und mehr als 2 sind. Alle Formen, Polyarthra ausgenommen, haben einen fussartigen
griffeiförmigen oder zangenförmigen Fortsatz am hintern Bauche, welcher einem Schwänze ähnlich, aber keine Verlängerung des Rückens
ist. Einige sind mit besondern Griffeln, Borsten und Barten versehen, die wohl an die Arme der Daphnien erinnern, aber ohne Ge-
lenke sind, wie auch der Fuss zwar Gliederung, aber keine Gelenke hat. Sehr deutlich sind bei vielen Gattungen und Arten innere
Muskeln für die Formveränderungen des Körpers. — Das Ernährungsorgan ist bei allen Gattungen völlig deutlich ermittelt. Es ist ein
meist einfach conischer Schlauch als Speisecanal, der mehrentheils ohne Magenabschnürung ist (Coelogastrica) , doch haben Diglena
catellina, Polyarthra und Triarthra longisetu wirkliche abgeschnürte Magen, während bei Enteroplea, Notommata Myrmeleo,
Syrina:, clavidata, den Synchaetis und Diglena lacustris ein magenartig erweiterter Darm mit oft schnell abnehmendem Auswurfs-
canale und langem Schlünde vorhanden ist (Gasterodela). Nur Enteroplea hat besondere strahlige Gefässe am Schlünde, und
nur Notommata clavidata und Diglena lacustris haben besondere Blinddärme am Magen, der jedoch kein wahrer abgeschnürter
Magen, sondern ein offener runder Darm ist. Der Anfang des Speisecanal ist bei 16 der 18 Gattungen ein, mit deutlichen Kiefern
und Zähnen versehener, muskulöser Schlundkopf. Nur die Gattung Enteroplea hat sicher keine Zähne, bei Rattulus sind sie vielleicht
noch zu linden. Die zahnführenden 16 Gattungen haben meist freie Zähne (Freizahnige, Gymnogomphiä), allein von den Arten der Gat-
tungen sind einige einzahnig, andere vielzahnig, Triarthra ist doppelzahnig (Zygogomphia). Die pancreatischen Drüsen am Anfange des
Speisecanals sind bei allen Gattungen, aber zum Theil in sehr eigenthümlicher Form bei einzelnen Arten, vorhanden. Die gewöhnlichste Form
ist halbkuglig oder eiförmig, allein bei Notommata Myrmeleo sind sie halbmondförmig oder nierenförmig, bei Not. Brachionus und
Synchaeta tremula conisch, bei Not. clavidata walzenförmig, bei Diglena lacustris gabelförmig. — Das Fortpflanzungssystem
ist überall und bei 15 Gattungen deutlich hermaphroditisch erkannt. Der Eierstock ist bandartig, meist geknäuelt, nur bei Notom-
mata Myrmeleo und clavidata und bei Diglena lacustris entfaltet. Er bildet wenig grosse Eier aus und öffnet sich mit kurzem
Eileiter in der hintern Darmmündung. Keine Art ist lebendig gebärend. Die männlichen Sexualtheile bestehen aus 2 fadenartia: <re-
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streckten keulenförmigen Drüsen und einer sie verbindenden, beim Eierstocke gelegenen, contractilen Blase. Diese Drüsen sind bei vie-
len Arten von 12 Gattungen erkannt, in 6 Gattungen mit einzelnen oder wenig Arten unbekannt. Die contractilen Blasen sind immer
mit Drüsen, aber auch bei 5 der scheinbar drüsenlosen gesehen. Besonders merkwürdig ist eine doppelte Eiform, bald mit weicher und
glatter, bald mit härterer und stachliger oder höckeriger Schaale, welche letztere liier Winter -Eier genannt werden und die von Tür-
pin als besondere Pflanzengattungen Bursella und Erithrinella verzeichnet worden sind (s. Hydatina, Triarthra und Notommata
Parasita und vergl. Brachionus und Anuraea). Nur Notomm. Bracliionus und die Gattungen Polyarthra und Triarthra tra-
gen ihre Eier, wie die Krebse, angeheftet mit sich herum. Notommata Parasita, gr anularis und Petromyzon heften sie auf
andere lebende Infusorien, N. WernecMi bildet Pflanzen -Gallen. — Das Gefässsystem ist bei 11 der 18 Gattungen direct erkannt,
bei 7 unbekannt. Es besteht aus Queergefässen, Längsgefässen, einem Nackengeflecht und zitternden freien Organen, welche Corti zuerst
unklar erkannte und die hier Kiemen genannt werden (s. Hydatina). Mit diesem Systeme scheint eine Zapfen- oder Sporn-artige Röhre
oder auch blosse Oeffmmg im Nacken vieler dieser Thiere (in 7 Gattungen) in Verbindung zu stehen, welche bei keinem doppelt ist
und die hier Respirationsröhre genannt wird. — Das Empfindungssystem ist bei allen Arten von 15 Gattungen dieser Familie durch
Augen mit meist rothem Pigment und darunter liegenden Markknoten (Hirn) ausgesprochen. Sie sind immer am obern vordem Körper-
rande oder im Nacken, dem Munde gegenüber, und bestimmen die Rückenseite der Thiere. Ueberdiess sind bei mehreren Arten der
Gattungen Notommata und Diglena, bei Enteroplea und Triarthra, besonders aber bei Hydatina, (Nerven-) Mark -Knötchen
in Verbindung mit nervenartigen Fäden erkannt. — Einige Arten der Gattung Synchaeta haben die Fähigkeit, Licht zu entwickeln,
und bilden die Leuchtthiere des Meeres. Die Massen -Entwicklung der Hydatina senta, Diglena catellina und Triarthra bildet
zuweilen milchig trübes Wasser.
Die geographische Verbreitung der Familie ist über ganz Europa von Italien bis Norwegen und Russland, aber auch in Nord-
afrika und im nördlichen Asien beobachtet.
Uebersicht der 18 Gattungen in der Familie der Hydatinaea:
( unbewaffneter Mund Enteroplea
Augenlose . . . K ^^ bewaffiieter Mund j viekahnige Kiefer Hydatina
( /einzahnige Kiefer Pleurotrocha
mit 1 Stirnauge Furcularia
mit Griffclfuss Monocerca
vj i i \ ( mit Stirnwimpern ohne Haken noch Griffel • Notommata
^ mit 1 Nackenauge <mit Zangenfuss . / — — mit Griffeln Synchaeta
( — — mit Haken Scaridium
ohne Fuss, mit vieltheiligen Barten oder Flossen Polyarthra
/ / j mit Zangenfuss Diglena
Augenführende <(mit 2 A Jmit 2 Stirnaugen ^ ^^ ^ ^ jmit Barten Triarthra
) ^ \ /ohne Barten Rattulus
^mit 2 Nackenaugen und Zangenfuss Distemma
3 stiellose Augen i3 NackenailSen Triophthalmus
mit 3 Augen / ' b \2 Stirnaugen, 1 Nackenauge Eospliora
(2 Stirnaugen gestielt, 1 Nackenauge stiellos Otogleiia
mit einfach gehäuften vielen, mehr als 3, Augen Cycloglena
mit doppelt gehäuften vielen, mehr als 3, Augen TheorilS
SECHSZEHNTE GATTUNG: ORGANENFISCHCHEN.
Enteroplea, Enteroplee.
CHARACTER: Animal ex Hydatinaeorum familia, oculis dentibusque carens, pede furcato.
CARACTERE. Animal de la famille des Bydatines, sans yeux et sans dents, le pied fourchu.
Die Gattung der Organenfischchen umfasst solche Formen der Familie der Crystallfischchen,
welche weder Augen noch Zähne, aber einen Gabelfuss haben.
Der Name der Gattung wurde 1828 auf den Tafeln der Symbolae physicae zuerst mit einer Ab-
bildung gegeben und 1830 in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. systematisch verzeichnet. Die Gattung
enthielt damals, wie jetzt, nur 1 Art, allein es wurden 3 sehr verschiedene Thierchen noch mit einan-
der verwechselt. Erst 1831 im Texte zu den Symbolis physicis wurde der weitere Erfolg der Unter-
suchungen umständlich, und in den Abhandl. d. Berl. Akad. gleichzeitig kurz mitgetheilt. Die 1828 gege-
bene Abbildung wurde da Diglena lacuslris, und die dritte Form Notommata clavulata genannt, die wirk-
lich äugen- und zahnlose Form aber als Enteroplea Hydatina beibehalten. Die Fülle der sichtbaren Or-
gane in diesen Thierchen hatte den Namen hervorgerufen. — Die Wimpern ^es Wirbelorgans bilden keine
einfache Reihe, sondern getrennte, in halbkugelige Muskeln eingesenkte, Bündel. Mehrere Längsmuskeln
bewegen den Körper und andere die Fusszange. — Der Speisecanal fängt mit einem zahnlosen Schlundkopfe
an, dem ein langer, in der Mitte mit einem strahligen (Gefäss?-) Fadenkranze umgebener, Schlund folgt.
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Ein conischer, hinten plötzlich sehr abnehmender, vorn mit 2 ohrenartigen pancreatischen Drüsen versehe-
ner, Darm endet da, wo die innern Fussmuskeln anfangen. — Der Fortpflanzungsorganismus lässt einen
länglichen Eierstock und 2, bis nach vorn reichende, dünne keulenförmige Sexualdrüsen sammt einer con-
tractilen Blase an der Fusswurzel erkennen. — Das Gefässsystem ist sehr deutlich durch viele parallele
queere Cirkelcanäle bezeichnet, und neben der contractilen Blase liegt im hintern Körper der einzigen Spe-
cies ein zitterndes^ auffallend grosses, einer Kieme vergleichbares, Organ. — Als Empfindungsorgan scheint
ein grosser, neben dem Schlünde liegender, Hirnknoten zu dienen, welcher einen dicken, schlingenartig um-
kehrenden, Markfaden auf die Rückenseite zum 2ten Queergefässe schickt, wo wahrscheinlich die Respi-
rationsöffnung ist. — Ueberdiess befindet sich im hintern Körper neben dem Darme ein körniges, dunkles,
in seiner Function unklares, Organ, wie es auch bei Lacinularia^ Microcodon^ Floscularia^ im Ei des
Stephanoceros und bei Notommata granularis angezeigt ist.
Die geographische Verbreitung der Gattung und einzigen Art ist nur in Preussen bekannt.
19. Enteroplea Mydatimi, crystallenes ©rganenfisciiclieii. Tafel XLVIL Fig. L
E. corpore conico liyalino, pede fnrcato parvo, Hydatinae sentae sirnillima.
Enter oplee Hydatinc, a corps conir/ue hyalin avec im petit pied fourcltu^ tres semblable a VHyda-
tine couronnee.
Enleroplea lacustris, Hemprich u. Ehrekberg, Symbolae physicae. Evertebrata I. Pliytoz. Tab. III. VI. Fig. 11. 1828. (Der Name
zum Theil, nicht die Figur.) Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 46, zum Theil.
Enleroplea Hydatina, Hemprich u. Ehrenberg, Symbolae physicae. Text 1831. Phytozoa Polypi, Fol. b. Abliandl. der Aka-
demie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 40, 50, 128. Taf. III. Fig. 9. Abbild, des Speisecanals.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Im Jahre 1828 theilte ich unter dem Namen Enteroplea meine Zeichnungen von einer Berliner Infusorienform mit, um die
Structur des Zoobotryon des rothen Meeres zu erläutern, aber die fortgesetzten Untersuchungen vermehrten bald meine Kenntnisse der-
selben noch ansehnlich und schon 1831 gab ich in den Symbolis phy stets eine detaillirte Unterscheidung von 3 ähnlichen Formen,
welche jede sogar besondern Gattungen angehörten. Der bereits 1830 festgestellte Character der Enteroplea entschied darüber, dass
die 1828 gegebene Zeichnung davon zu entfernen und zu Diglena zu stellen sey. Die wahre Enteroplea fand ich wieder am 26.
April 1836 mit Hydatina senta und pflege sie seitdem, wenn diese häufig ist, oft einzeln darunter zu finden. Am 3. Juni und 29.
Aug. 1836 fand ich sie in Schönhausen bei Berlin mit Phacelomonas. Es ist das einzige (!) Räderthierchen, von dem ich mit voller
Sicherheit weiss, dass es keine Zähne hat, denn bei Chaetonotus und Ichthydium sammt Rattulus u. a. scheint nur die Untersuchung
derselben schwierig zu seyn, und Cyphonautes habe ich zu wenig gesellen. Im Wirbelorgane zählte ich 8, in ebensoviel Muskel-Beu-
tel gesenkte, Wimperbiindel zu je 5 Wimpern, was sich mit der Bildung der Muskel -Scheiden für die Fussborsten bei Annula ten
vergleichen lässt. Vier Längsmuskeln sind nur im vordem Körpertheile und reichen bis zur Mitte, es sind 1 Rücken-, 1 Bauch-
muskel und 2 sich gegenüberliegende Seitenmuskeln. Zwei innere kurze keulenartige Muskeln bewegen den Zangenfuss. Ich zählte
10 — 11 Cirkel-Canäle des Gefässsystems. Das übrige ist bei der Gattung angezeigt. Neuerlich fand ich auch zwischen Eiern der
Hydatina solche mit einem innern dunkeln Flecke und ich überzeugte mich durch Druck, dass das ausgebildete Junge zahnlos war,
weshalb ich diese für Eier der Enteroplea zu halten volles Recht hatte, denn der dunkle Fleck ist das körnige characteristische Or-
gan dieses Thierchens. Auch diese reifen Fötus hatten so wenig Augen, als die der Hydatina. Enteroplea ist immer kleiner, als
Hydatina senta. — Körpergrösse bis Vio Linie, des Eies bis V48 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLVII. Fig. I.
Fig. 1. 1. ist ein auf dem Rücken liegendes, fast erwachsenes, Thierchen; ph der Schlundkopf; oe der Schlund; v die strahlenartigen Gefässe, welche
sich, obwohl in der Lage auffallend abweichend, mit manchen Gall - Gefässen kleiner Thiere vergleichen lassen; gp die pancreatischen Drüsen; i der
Speisecanal; lo die hintere Mündung desselben und des Eierstocks; 0 + der unentwickelte Eierstock; * die contractile männliche Sexualblase; t die bei-
den männlichen Drüsen; c das Hirnganglion mit seiner nach *', der Respirationsöffnung?, gerichteten Nervenschlinge; x der dunkle körnige Körper.
Die 10 — 11 queeren Cirkelgef ässe , die 4 freien längsstreifigen innern Muskeln, die halbkugligen Muskeln des Räderorgans und die 2 keulenförmigen
des Zangenfnsses finden sich deutlich. Fig. 2. ist ein jüngeres Thierchen. Fig. 3. ein Ei mit reifem Fötus. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
SIEBZEHNTE GATTÜ N G: CRYSTALLFISCHCHEN.
Hydatina. Hy da tine.
CHARACTER: Aniinal ex Hydatinaeoruin familia, oculis carens, maxillarum binarum dentibus liberis nu-
merosis (polygomphicum) et pede furcato insigne.
CARÄCTERE: Animal de la famille des Hydatines, sans yeux^ ayant les deux mächoires ä
dents libres et nombreuses, le pied fourchu.
Die Gattung der Crystallfischchen zeichnet sich in der gleichnamigen Familie durch Mangel an
Augen und Besitz von 2 vielzahnigen Kiefern nebst Gabelfuss aus.
Die Gattung Hydatina wurde 1828 auf den Tafeln der Symbolae physieae zuerst genannt und
hatte damals nur 1 Art; 1830 wurden 5, 2 sichere und 3 fragliche, Arten, 1833 aber eine 6te Art in den
413 - .
Abliandl. d. Berl. Akad. verzeichnet , wovon liier nur 2 Arten aufgenommen sind. Die erste Formenkennt-
niss hatte schon Mlller 1773 unter dem Namen Vorticella genta. Die erste und beste bisherige Abbil-
dung gab Corti 1774 von derselben Eyd. senta als Rotifero a cono. — Die Organisation ist vorzugs-
weise an ff. senta von mir studirt und entwickelt worden, so dass dieselbe schon 1830 als Typus der Or-
ganisation für die Räderthiere aufgestellt werden konnte. — Der Bewegungsorganismus besteht in einem
mehrfachen Räderorgan , einem Zangenfuss und innern Muskeln, welche letztere bei ff. senta am zahlreich-
sten beobachtet sind. — Der Speisecanal hat einen kugelartigen 4muskeligen Schlundkopf mit 2, bei beiden
Arten 5zahnigen, Kiefern. Ein kurzer Schlund verbindet diesen bei ff. senta mit einem einfach conischen,
bei der andern Art mit einem eingeschnürten Darme, an dessen vorderem dickeren Ende 2 ohrenartige kug-
lige Drüsen sitzen. — Der Sexualorganismus lässt einen (bei H. senta deutlich bandartigen, aber) geknäuel-
ten Eierstock mit grossen und wenigen gleichzeitigen Eiern erkennen. Als mannliche Organe sind bei bei-
den Arten 2 dünne keulenartige, in eine contractile Blase mündende, Drüsen beobachtet. — Das Gefäss-
sy stem ist nur bei ff. senta, aber sehr weit, sammt den Kiemen ermittelt. — Vom Empfindungssysteme ist
bei beiden Arten das Hirnganglion mit seiner Nacken schlinge gesehen, andere zahlreiche Details sind nur
bei ff. senta beobachtet. — Die ganze fortschreitende Entwicklung des Jungen im Ei ist bei ff. senta seit
1835 bekannt. Im Gröberen war die Eibildung für die numerische Fortpflanzung schon 1831 umständlich
beobachtet.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist über ganz Europa von Italien bis Norwegen, und die
3 zweifelhaften Arten sind im sibirischen Asien beobachtet.
20. Hydatina senta, grosses Crystallfiscliclieii. Tafel XLVIL Fig. IL
H. corpore conico, hyalino, organi rotatorii margine ciliato, pede furcato validiore.
Hydatine couronnee^ a corps conir/ue^ hyalin , ayant le bord de V or gerne rotatoire eilte et le pied
fourchn robuste.
Vorticella senta, Müller, Vermium flnv. hist Timie-Snnrreren. p. 109. 1773. Zoolog, dan. prodr. 1776.
Animaluzzo a cono et Gran rotifero a cono, Corti, Osservaz. microsc. sulla Tremella, p. 86, 180. Tav. II. Fig. IX. und XV. 1774.
Vorticella senta, Müller, Animalc. lnfusor. p. 290. Tab. XLT. Fig. 8 — 14. 1786.
Furcularia senta, Lamarck, Hist. nat. des an. sans vert. II. p. 38. 1816.
Furcularia senta, Bory de St. Vincent, Encyclopedie methodique, Vers. 1824.
Hydatina senta, Hemprich u. Ehrenberg, Symboiae physicae. Evertebrata I. Phytozoa. Tab. VI. Fig. I. 1828. Text 1831.
Hydatina senta, Abliandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 27—33, 45, 86. Taf. VIII. 1831. p. 3 — 9, 36, 40, 44,
127, 154. Taf. IV. Fig. 2. 1835. p. 169.
Hydatina senta, Rud. Wagner, Isis, 1832. p. 383. Tafel IV. Fig. 1 — 3.
Hydatina senta, Czermac, Beiträge z. Lehre v. d. Spermatozoon, 1833. p. 15. Note.
Hydatina senta, Grant, Thomson's British Annal., 1838. p. 272. mit Copien und idealen Skizzen in Holzschnitt.
Aufenthalt: Bei Copcnliagen ! , Reggio!, Berlin! und Delitzsch?, Erlangen, Wien?, London? und bei Cliristiania ! beobachtet.
Ich halte für nützlich, diese Form, welche in Europa weit verbreitet ist, als Typus aller Räderthierchen detaillirt zu beschreiben.
Müller und Corti entdeckten wahrscheinlich gleichzeitig dieses Thierchen in Dänemark und Italien. Letzterer hat es weit umständ-
licher und glücklicher beobachtet, ohne dass ersterer davon Kenntniss erhielt. Müller fand es mit Meerlinsen, erkannte die Zusam-
mensetzung des Räderorgans recht gut, sah den Schlundkopf {musculus deglutorius) deutlich, den Speisecanal aber und den Eier-
stock unklar, wie er denn auch kein Verschlingen sah. Drei hintere Spitzen an der Fussbasis waren wohl nur Hautfalten. Er fand
es wieder im Winter von 1776 zu 1777 in nur 2 Exemplaren. Corti entdeckte es bei zerstörter Chara im Modenesischen, sah das
Wirbelorgan weniger klar, aber den Schlundkopf, Schlund, Speisecanal, den Eierstock und die pancreatischen Drüsen, ja sogar auch
schon 4 Kiemen {fistolette) , obwohl er von all diesen Organen keine klare Vorstellung bekam. Er hielt die Drüsen für Eier und
die Kiemen für Herzen, verwechselte auch mit diesen wahren Kiemen den zitternden Rachen bei Brachionus urceolaris und Diglena
aurita?. Besonders wichtig war Cortis Beobachtung des Auskriechens der Jungen aus den Eiern mit Rückbleiben der leeren Ei-
schaale, und selbst des Eierlegens durch die hintere Darmmündung, obschon er dabei sagt: (escono per h, almeno in apparenzd)
es scheine wenigstens so. Ich habe es wahrscheinlich zuerst im Stadtgraben zu Delitzsch, zwischen Leipzig und Wittenberg,
1818 mit Oscillatorien, dann von 1826 an jährlich in Berlin in sehr grossen Mengen in den Sturmfässern der Strassen beobachtet.
Im Jahre 1833 fand ich es zahlreich in Cliristiania in Norwegen in einem kleinen Süsswassertümpel, nur wenige Schritte vom Fiord.
Bei Berlin sah ich es auch häufig mit Volvos Globator oder Chlamidomonas (11. April 1836) im Freien, und mit Phacelomonas
in Schönhausen am 3. Juni und 29. Aug. 1836. Ich habe das Thierchen öfter überwintert, und habe eben jetzt, am 19. Januar 1838,
viele Hunderte lebend zur Disposition auf meiner Stube. Diess Thierchen hat mich 1818, wo ich den erfüllten Darm und das Fressen
und Ausleeren schon erkannte, im Detail zwar noch unklar, aber schon auf das Bestimmteste überzeugt, dass es in den Infusorien eine
grosse Complication der Organisation gebe, nur könnte die damalige Form auch Eosphora Najas gewesen seyn, deren Augen ich über-
sehen haben würde. Andere Beschäftigungen und die 6jährigen Reisen in Afrika reiften zwar in mir von andern Seiten her dieselben
Ideen, aber die directen Beobachtungen gerade auch dieser Formen nahm ich erst 1826 wieder auf, wo ich sie in Berlin wieder fand.
Ich beobachtete zunächst das Auskriechen der Eier mit völliger Klarheit, wie es schon Corti auch gesehen hatte, und sah die zurück-
gelassene leere Schaale, unterschied auch den Eierstock im Innern des Thieres und die beiden Drüsen etwas genauer als Corti. Diese
Beobachtungen theilte ich in Zeichnung 1828 in den Symbolis physicis mit. Schon 1828 aber dehnte sich meine Kenntniss dieser
Form bei wiederholter angestrengter Untersuchung sehr aus, und nur die Reise mit Herrn v. Humboldt nach dem Ural und Altai
1829 unterbrach die Nachforschung, welche dafür in andern Erdgegenden neues wichtiges Material für die gleichen Zwecke fand. Im
Jahre 1830 konnte ich in den Abliandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. schon eine ziemlich vollständige Anatomie, auch schon die Muskeln
und Zähne und männlichen Sexualorgane, der Hydatina senta sammt einer ganzen Tafel voll Abbildungen davon mittheilen, und 1831
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vermehrte ich diese Mitteilungen im Texte der Symbolae physicae. Die auf 18 Tage direct ermittelte Lebensdauer einzelner Indi-
viduen, und die directe Beobachtung der, einer gener atio spontanen ähnlichen, und eine solche ersetzenden, überraschenden Vermehrung
durch Eibildung, wonach aus jedem Individuum unter den günstigsten Verhältnissen sich in je 10 auf einander folgenden Tagen 1 Mil-
lion entwickeln könne, habe ich 1831 in den Abhandl. d. Berl. Akad. mitgetheilt, auch beiläufig über die Einwirkung von Giften auf
dasselbe Thierchcn gemeldet. Ueber die kiemenartigen zitternden Organe, deren einige schon Corti kannte, aber mit dem Rachen-
Canale anderer verwechselte, habe ich 1833 (1832) ausführliche Beobachtungen mitgetheilt, und zuletzt, 1835, habe ich den Gefäss-
kränz am Kopfe beschrieben. Einige der Entwickeln ngs- und Strnctur- Beobachtungen wiederholte Herr Rudolph Wagner 1832, be-
sonders die Eientwickelung, mit gleichem Glück, wie Herr Czermac die der Organisation in Wien 1833. — Die Gesammtorganisation
des kleinen Wesens besteht nun, der jetzigen Einsicht nach, in Folgendem:
Das sehr veränderliche, im ausgedehnten Zustande stets bewegte, Wirbelorgan wird aus einem einfachen, äusseren, am Munde
etwas unterbrochenen, Wimperkranzc und aus, wie es jetzt scheint, 11 innern Bündeln von Wimpern gebildet, welche sämnitlich ein-
zeln in Muskclscheiden stecken. Im Jahre 1830 zählte ich während der Bewegung 17 Bündel, es war die vielleicht etwas contra-
Iiirte Erscheinung eines abgeschnittenen Kopfes. Seit 1831 habe ich an, in der Ausdehnung (im Tetanus) gestorbenen Thierchen die
Theile besser, wie ich glaube, unterschieden, indem die früher beobachtete äussere Reihe von 9 Wimpcrbündeln sich so in einen, schon
Müller bekannten, einfachen äusseren Kranz ausbreitete, und die innern Bündel nun nur noch 11 Gruppen darstellten. Riicksichtlick
der Längsmuskcln im innern Körper hat sich ebenfalls einiges in der Vorstellung geändert. Ich zählte anfangs 8 Muskelbänder, finde
aber doch neuerlich 9, indem ich immer eins der seitlichen früher mit dem Rückenbande verwechselte. Diese Muskeln sind nun 1 obe-
rer oder vorderer Rückenmuskel (kein unterer oder hinterer), 2 vordere Bauchmuskeln und 2 sich daran schliessende hintere, 1 rech-
ter vorderer Seitenmuskel nebst dessen Fortsetzung als hinterer, und 1 linker ähnlicher. Die 5 vorderen Muskeln entspringen zwischen
den Muskelbündcln.des Räderorgans, die meisten am Rande, der Rückenmuskel aber in der Mitte neben dem Hirnknoten. Säinintliche
5 vordere Muskeln heften sich in der Mitte des Körpers mit etwas erweiterten Enden zwischen dem 4ten und 5ten Queergefässe an die
innere Bauchhaut. Ebenda entspringen die 4 hintern Muskeln unmittelbar neben ihnen und heften sich an das hintere Ende der Bauch-
haut da, wo der Zangenfuss aus derselben hervortritt. Dicht unter dem äussern Wimperkranze liegt eine Muskellage, und jedes der
11 innern Wimperbündel ist eingehüllt in eine fast kuglige Muskelscheide. Zwei langgestreckte Maskeischeiden umhüllen die innern
Wurzeln des Zangenfasses. Sowohl diese Muskelscheiden, als die des Räderorgans, haben an ihrem Grunde fadenartige, an die Bauch-
haut geheftete, Fortsätze, welche vielleicht nur Anheftungsbänder sind, vielleicht aber auch die zu den Muskeln gehenden Gefässe und
Nerven enthalten, deren Feinheit eine weitere Isolirung nicht erlaubt. Ueberdiess bilden noch 4 dicke Muskelparthieen, zu 2 gegen-
überstehend, den kugligen Schlundkopf. Ein Kranzmuskel an der hintern Darmmündung und ein blasenartiges Muskelorgan als Samen-
schneller sind andere, zum Bewegungsorganismus gehörende, erkennbare Gebilde. Die bandartigen Längsmuskeln lassen ihre Faserbil-
dung sehr deutlich, zuweilen auch Queerrunzeln der Fasern erkennen, wie sie irgend bei den grossen Thieren beobachtet sind. Bei
der Contraction des Körpers werden sie kürzer und breiter, bei der Expansion länger und dünner, wie eine elastische gespannte Schnur,
wodurch sie sich von andern faden- oder bandartigen Organen, welche bei der Contraction des Körpers nur gekrümmt werden (sich
passiv verhalten), leicht und scharf unterscheiden. (Vergl. Carchesium und Eiichlanis trir/uetra.)
Das Ernährungssystem besteht aus einem, durch das Wirbelorgan grösstentheils als Oberlippe umgebenen und gebildeten, gros-
sen Mundraume, in dessen Grunde, näher der Bauchseite, der kuglige 4muskelige Schlundkopf mit 2 vielzahnigen Kiefern liegt. In
jedem Kiefer sind fast bandförmig 5 conische, am Grande etwas convergirende, an Grösse nach innen abnehmende, Zähne. Zuweilen
scheint auch ein kleinster 6ter Zahn sich geltend zu machen. Ich hielt sie 1830 für 2spitzig, weil ich sie nicht scharf genug isolirte.
Die 5 Zähne jedes Kiefers, welche sich beim Zerdrücken des Körpers zwischen geschliffenen Glasplatten als alleinige harte und feste
Theile erkennen lassen, sind an ein knorpliges Gerüst eingelenkt, welches den Muskeln zum Ansatz dient und die Form eines Schul-
terblattes hat. Diess ist der eigentliche Kiefer, welcher aus mehreren Theilen besteht. Nach innen sind beide Kiefer mit einem Ge-
rüst von knorpligen Schlund -Bögen in Verbindung, welches sehr zusammengesetzt ist und mehr zur Stütze und zum Ansatz der Kau-
31uskeln, als zu eigener Thätigkeit vorhanden zu seyn scheint. Auf den Schlundkopf folgt ein enger und kurzer Canal als Schlund
(Oesophagus), und auf diesen ein vorn dicker, hinten conisch abnehmender, Darm ohne Magen, welcher gewöhnlich mit grüner oder
brauner Nahrung erfüllt ist, deren Bestandteile sich oft als andere Infusorienformen, besonders Bacillarien, erkennen lassen, der
aber auch leicht Carmin oder Indigo aufnimmt. Die ganze innere Fläche dieses Speisecanals ist mit wirbelnden feinen Wimpern besetzt,
welche oft die feineren Speisen in eine kreisende Bewegung bringen, als drehten sich Monaden im innern Körper umher. Zuweilen
erscheint der Darm durch innere halbmondförmige Klappen (Valvulae), die seitlich kleine Taschen bilden, welche wie Magen dienen,
undeutlich traubenartig. Am hintern Ende vor der Mündung innerlich ist ein Kranzmuskel (spinnet er) da, wo sich Darm und Eier-
gang vereinen. Zum Ernährun^sapparat gehören noch 2 drüsige, kugelförmige, weisse Körper, welche 2 Ohren oder Hörner am An-
fange des Darmes bilden, die Corti für Eier hielt, die aber durch Farbe, Form und Anheftungsweise mit der Bauchspeicheldrüse
(Pancreas) höherer Thiere mehr Aehnlichkeit haben, als mit irgend etwas anderem. Sie sind fest an den Darm geheftet und haben nach
vorn ein feines Band, welches sie an die innere Körperhaut befestigt und ihnen wohl Gefässe zuführt. Beim Zerlegen des Thieres
bleiben sie am Darmcanale, nicht an der Bauchhaut und nicht am Eierstocke sitzen. Für Nieren wird sie wohl schwerlich ein umsich-
tiger Physiolog halten, obschon sie deren Gestalt einigermassen haben. Neuerlich haben sich noch Gefässe für den Darm direct erken-
nen lassen«,
Der Fortpflanzungsorganismus ist deutlich hermaphroditisch bei jedem Individuum. Der weibliche Theil besteht aus einem, im
unbefruchteten Zustande platten, rundlichen oder viereckigen, auch herzförmigen, drüsenartigen Eierstocke, welcher mit seiner Ent-
wicklung scheinbar zweihörnig wird, eigentlich aber bandförmig und schlangenartig eng zusammengefaltet ist. Die Eier sind in einfa-
cher Reihe hintereinander und entwickeln sich ain ersten zunächst dem kurzen Eiergange, wo sie auch nur befruchtet werden können.
Die am meisten entwickelte Seite des Eierstocks ist rechts gelegen. Es sind gleichzeitig selten 2, noch seltner 3 oder 4 Eier reif,
aber der übrige Eierstock stellt zuweilen noch mehr eiartige Höcker vor. Der unbefruchtete Eierstock umgiebt, wie eine Leber, die
Mitte des Darmcanals und endet mit einem stielartigen Eieraanae vor dem Schliessmuskel in den Darm; der befruchtete erfüllt zuwei-
len den grossten Theil des Leibes. Die Eier kriechen nie im Körper der Mutter aus, sondern werden vorher gelegt, wie Vogeleier.
Die erste Entwickelang des Eies im Eierstock ist ein helles Bläschen, der Eikeim, 3 — 4 Stunden nach dem Auskriechen; in diesem
bildet sich nach 2 — 3 Stunden seines ersten Erscheinens schon ein mittlerer trüber Kern, welcher Dottersubstanz ist, und um den
herum 5 — 6 Stunden lang ein breiter heller Ring (von Eiweiss) sichtbar ist. Junge Eierstöcke stellen daher meist nur eine drüsige
Masse mit 6—10 augenartigen hellen Flecken vor. In dem Keimkerne, welcher allmälig sammt dem Eikeime wächst und dabei das
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Eiweiss (den hellen Ring) immer melir schmälert und verdrängt, bildet sich, nachdem alles Ei weiss aufgezehrt oder verdrängt ist, und
das Ei nun schon eine ansehnliche Grösse erlangt bat, erst in der Mitte ein anderer runder und heller Fleck, das Keimbläschen.
Solche Eier sind reif und werden nun gelegt. Beim Legen zieht sicli das Thierchen plötzlich zusammen, presst das noch weiche nach-
gebende Ei sehr schnell durch die hintere Darm- und Eierstock -Oeffnuiig und streckt sich sogleich wieder aus- diess alles ist die Thä-
tigkeit eines Moments. Häufig ist es dabei mit dem Zangenfusse irgendwo angeheftet und legt mehrere Eier auf denselben Fleck. Zu-
weilen kehrt es auf den ersten Fleck zurück, wenn es neue Eier legen will. Das Legen folgt sich zuweilen in 4 5 Minuten, oft
in 1 Stunde oder mehr Zwischenraum. In Cylinder- Gläsern legen die Thierchen meist ibre Eier an das Glas dicht unter den Was-
serrand, nicht selten 20 bis 30 neben einander im Kreise, oft legen auch andere ihre Eier zu den ersten, wobei eine Beurtheilung,
wenigstens eine Erkenntniss und eine Absicht, auch ein Gesellschafts -Sinn, unläugbar erscheinen. Da, wo sich Priestley'sche Haut an
der Oberfläche oder ein Bodensatz von todten Thieren bildet, legen sie sie oft zwischen diese. Die Entwickelung gelegter Eier ge-
schieht so, dass nach 1 — 2 Stunden der mittlere belle Fleck sich trübt, und nach 3 Stunden mit einer, der Dottermasse sehr ähnli-
chen, Substanz, dem Embryo, ganz erfüllt ist, so dass Embryo und Dotter dann nicht optisch zu unterscheiden sind. Gleichzeitig ent-
steht ein kleiner länglicher heller Fleck am Rande vorn. In der 5ten Stunde nach dem Legen erkennt man in der Mitte des Eies an
der Stelle, wo vorher der helle Fleck war, einen dunkeln Fleck, welcher nach noch 1 Stunde schon deutlich als Schlundkopf erkannt
wird, und von da an immer deutlicher die Umrisse der Kiefer und Zähne ausbildet. Erst gegen die Ute Stunde nach dem Legen er-
kannte ich freie Bewegungen des Fötus, die im Wirbeln mit den vordem Wimpern, dicht am Rande der Eischaale, bestanden. Nach
12 Stunden Hess sich die spirale Lage des Körpers im Ei erst erkennen, indem der Zangenfuss gegen das Räderorgan umgebogen ist*
wie ich es schon 1828 darstellte. Gleichzeitig erfolgten Umwendungen des ganzen Körpers und auch deutliches Kauen mit den Kie-
fern und Schlucken. Das Platzen der Eischaale durch einen Queerriss verzögerte sich aber oft noch 2 Stunden. Der ganze Verlauf
der Eientwickelung ist desshalb von der ersten Keimbildung an bis zum Auskriechen das Werk einer 24stündigen organischen Tbätig-
keit, deren Hälfte innerhalb des Mutterleibes vor sich geht. Raschere Entwickelung habe ich bei meinen, obwohl zahllosen, Beobach-
tungen nie gesehen, aber sehr oft viel langsamere. Den raschesten Verlauf kann man dadurch berbeiführen, dass man sie in kleine
Glasröhren setzt und ihnen reichliche Nahrung von Chlamidomonas Pulviscidus oder Euglena viridis dergl. giebt. Das Wirbeln
des Jungen im Ei ist keine Respiration, sondern hier ein Wirbeln zum Fressen, was sich aus der Bewegung des Schlundkopfes wohl
deutlich ergiebt. Auch der Fötus der Säugethiere und selbst der Mensch schluckt im Ei die ihn umgebende Flüssigkeit ein, denn die
Woll-Haare seiner Oberhaut finden sich massenweis in den ersten Ausleerungen des Kindspechs- nach der Geburt. — Manche Eier der
Hydatina haben eine doppelte Schaale, welche an einem der Enden einen hellen Zwischenraum zwischen sich lassen. Dergleichen
Eier kommen bei vielen Räderthieren in verschiedener, oft zackiger, Form vor. Diese haben eine viel langsamere Entwickelung, und
ich nenne sie daher Dauer -Eier oder Winter -Eier. Andere überziehen sich mit einer Hygrocrocis- Alge und erscheinen ganz haarig*
Man hat solche Eier schon öfter auch bei andern Thieren für normal und bewimpert gehalten (s. Wagner, Isis), allein die Wim-
pern sind fremde, ihnen anhängende, Algen, die sie oft verderben. Eine andere Krankheit der Eier ist Blasenbildung im Dotter, diese
kommen nicht aus. — Die männlichen Befruchtungsorgane bestehen aus 2 keulenförmigen, vom Kopfe anfangenden, auf beiden Seiten
im Körper herabsteigenden und sich fadenförmig verdünnenden, geschlängelten Samendrüsen; sie enden dicht hinter der Mündung des
Eierstocks im Halse eines blasenförmigcn contractilen Organs, welches fast den Herzen der Daphnien gleich thätig, aber ohne allen
Rhythmus ist. Diese krampfhafte, contractile, faltige Muskelblase lässt sich mit den ebenfalls krampfhaft contractilen Samenblasen der
grösseren Thiere vergleichen, und scheint die Befruchtung direct zu vermitteln. Ihre Anwesenheit ist jetzt so vielseitig bei den Räderthie-
ren erkannt, dass sie sich nur zuweilen noch der Beobachtung entzogen zu haben, nirgends zu fehlen scheint. An die keulenförmigen
Sexualdrüsen sind die zitternden Kiemen und wahrscheinlich auch grosse Gefässstämme angeheftet. Zuweilen erscheinen sie desshalb
wohl wie aus gewundenen Canälen zusammengesetzt. Spermatozoen habe ich bisher umsonst gesucht. Sie mögen sehr klein seyn, aber
wohl kaum fehlen. Um diese letzteren Theile zu sehen, muss man solche Individuen wählen, die nicht zu stark mit Speise oder Eiern
erfüllt sind.
Das Gefässsystem der kleinen Körper ist überraschend deutlich in seinen Haupttheilen. Diese sind parallele Queergefässe und
Zitterorgane. Queere Ringgefässe zählt man leicht 9, und sie erscheinen beim flüchtigen Anblick wie Körperringe der Glied er-
thiere. Bei genauer Aufmerksamkeit sieht man sie nicht in der Contraction des Thierchens am besten, wo solche Ringe verstärkt
werden müssten, sondern in der Expansion, wo sie verschwinden sollten, und man erkennt auch leicht, dass die äussere gespannte Haut
ganz glatt und faltenlos ist, jene Queerlinien aber an der Innenseite der Bauchhaut sitzen, ja bei gewissen Bewegungen sieht man so-
gar die Innenseite der Bauchhaut durch die Muskeln nach innen von der äusseren etwas mehr abgezogen, was eine doppelte Haut, eine
äussere und eine innere, anzeigt, und wonach die Queerlinien der innern angehören. Alle grösseren gut beobachteten Räderthiere zei-
gen dergleichen Queerlinien, und bei mehreren sieht man sie sehr stark und als unbezweifelte Röhren oder Canäle. Ich glaubte 1830
bei Hydatina einen mittleren Längscanal zu sehen, welcher die Queergefässe verbindet, allein ich habe mich mit den Längsmuskeln
wohl offenbar getäuscht, da ich jetzt keinen dergleichen mehr finde. Dagegen habe ich seit 1835 ein kranzartiges Gefässnetz am Kopfe
beobachtet, von dem aus ganz offenbar freie gefässartige Fäden auf der Bauchseite zu den Queergefässen gehen. Ich habe sie an den
3ten und 4ten Ring gehend erkannt und meine, sie weniger klar auch für noch tiefere gesehen zu haben. Ausser dieser directen Verbindung
der Gefässe unter einander erkannte ich 1835 noch auf der Rückenseite aus der Mitte jedes Queergefässes einen (Gefäss-) Faden zum
Speisecanale gehend, und ihm zugleich als Befestigungsband dienend. Diese mögen denn wohl die Chylus-Canäle vertreten, wenn solche
Analogie durchgeht. Ein lockeres Gefässnetz umgiebt noch überdiess den Darm, wie ich ganz neuerlich sah, und vor des letzteren
Mitte, der Rückenseite, sah ich 2 gefässartige, einfache, parallele Fäden zwischen das 7te und 8te Cirkelgefäss gehen, und da wieder
vom Anheftungspunkte 2 feinere Fäden nach innen gerichtet. Diese könnten auch Nerven seyn, so wie die schiefe Nervengabel in der
Basis des Zangenfusses Gefässe seyn könnten. Ausser diesen directen Gefässbeobachtungen gelang mir 1832 eine klarere Anschauung
der zitternden Körperchen zu erlangen, welche schon Corti 1774 sah und zweifelnd für 4 Herzen hielt. Ich fand deren hier 8, je
4 auf jeder Seite in 2 Reihen, an die Sexualdrüse angeheftet. Bei andern Räderthieren sah ich dergleichen noch viel mehr und an
ein, von den Drüsen frei abgesondertes, starkes Gefäss angeheftet (vergl. Notommata Syrina), clavulatd). Diese zitternden Kör-
perchen sind kleine, birnförmige, freie, nur mit einem Ende angeheftete, nach allen Seiten bewegliche Beutelchen, welche entweder auf
sich eine längere spiralförmige, oder in sich 3 — 4 gesonderte kleine zitternde Falten haben, die detf Willkühr des Thieres entzogen
sind. Man sieht sie nur deutlich, wenn man die Thierchen durch ein aufgelegtes sehr dünnes und leichtes Glasblättchen etwas ausbrei-
tet, ohne sie zu zerdrücken. Bei Hydatina schienen diese zitternden Valven innerhalb des Beutelchens zu liegen, bei Notommata
collaris habe ich sie neuerlich über den Rand etwas hervorragend gesehen und musste daher glauben, dass sie äusserlich sitzen. Ueber-
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diess scheint eine, im Nacken der Hydatina befindliche, Oeffnung in einer wichtigen directen Verbindung mit diesen Organen zu ste-
hen, die bei vielen andern Rädcrthiercn in eine spornartige Röhre ausläuft. Dicht um diese Oeffnung legt sich die Nervenschlinge des
Nackens, und ein Markring scheint sie als Ganglion zu umgeben. Beobachtet man nun das Thierchen, so wird es bald faltig, bald
ganz angeschwollen, und im letzteren Falle sind alle Organe durch eine dazwischen liegende klare Flüssigkeit frei gesondert. Es scheint
also das Thierchen durch die Nackenöffnung reines Wasser in seinen innern Körper abwechselnd aufzunehmen und auszustossen, und so
mögen denn auch allerdings jene Zitterorgane kleine innere Kiemen seyn, welche das Athmen vermitteln, während eine Circulation der
Säfte, des geringen Durchmessers der Gefässe halber und wegen Durchsichtigkeit und Feinheit der Blutkiigelchen, noch unerkannt blieb,
aber höchst wahrscheinlich nicht fehlt. Zuweilen sah ich auch (bei kranken Thieren?) fremde Körperchen frei im Wasser der Bauch-
höhle fluetuiren. — Viele der froheren, auch neuere, Beobachter, welche von einem Herzen der Räderthiere sprechen, sahen den Schlund-
köpf dafür an. Corti hat den zitternden Rachen und die Kiemen dafür gehalten. Ausserdem aber, dass kein wahres Herz bisher di-
rect erkannt ist, ist es auch anwahrscheinlich, dass es später noch werde gefunden werden, weil die verwandten Thiere sämmtlich keines
haben, sondern durch ein Zittern der innern Gefässwände die Bewegung des Blutes herbeiführen.
Das Empfindungssystem oder Nervensystem ist ebenfalls schon mannigfach als ein keineswegs verschmolzenes, sondern scharf
gesondertes Organensystem zu erkennen gewesen. Es scheidet sich der Form nach in Fäden und markige Knoten. Die grössten Mark-
knoten liegen, als Hirnmark, im Kopfe zwischen den Muskeln des Räderorgans, und ich glaubte neuerlich deren besonders 3, vielleicht
5, mit einander verbundene zu erkennen, welche auf der Rückenseite des Mundes und der Stirn einen halbmondförmigen Körper bilden.
Das mittlere Ganglion ist das grösste, und von diesem aus geht ein dicker Markfaden zu der Respirationsöffnung im Nacken, legt sich
da an, bildet eine leichte Anschwellung oder einen Markring um die Oeffnung, und kehrt wieder zum Hirnmark zurück, eine Schlinge
bildend. Diese Schlinge verhält sich bei den Bewegungen des Thicres nicht wie ein Muskel, sondern erscheint bei der Contraction ge-
bogen, erschlafft und passiv. Aus der Anschwellung im Nacken, welche gerade an der Körperstelle ist, wo viele Räderthiere ihr ro-
thes Nacken -Auge tragen, entspringen 2 feine, nach der Stirn gehende, Fäden und heften sich an dieselbe gerade da an, wo viele
Räderthiere ihre Stirnaugen führen. Augen sind übrigens bei Hydatina nicht vorhanden, auch nicht in der Jugend, doch sind viel-
leicht die Stellen, wo die Markmasse sich an die Haut anlegt, auch einer Lichtempfindung fähig, wofür die Geschicklichkeit der Be-
wegungen und das Wiederauffinden der Eier wohl sprechen. — Ausserdem sind zu beiden Seiten des Kopfes je eine scharf umschrie-
bene Stelle, von welcher strahlenartig einzelne Fäden zu den einzelnen Muskelbündeln des Wirbelorgans gehen, vielleicht ein Ganglion
mit Nervenfäden. — Endlich finden sich auf der Bauchseite zwei vorn Gehirn kommende Fäden, die in der Nähe der pancreatischen
Drüsen jeder eine. ovale Anschwellung haben, sich etwas unter dem 4ten Queergefässe in einen dickeren Markknoten vereinen, aus wel-
chem ein mit vielen kleinen Anschwellungen versehener einfacher, einer einfachen gegliederten Nervenröhre ähnlicher, Faden zwischen
den Bauchmuskeln herab bis zum 8ten Queergefässe verläuft, dann aber sich schief und gabelförmig zur Rückenfläche des Zangenfusses
wendet. So, etwas anders als 1830, erscheinen mir jetzt die schwer zu entwickelnden Verhältnisse, bei deren Betrachtung mir nur
immer klarer wurde, dass ich früher noch viel zu wenig von der vorhandenen Organisation erkannte und auch jetzt noch sie bei wei-
tem nicht erschöpft habe. Die von Hr. Grant 1838 abgebildete Kette von 6 Ganglien um den Schlund kann nur ideal seyn.
Dass so hoch organisirte Thiere auch in ihrer Erscheinung etwas Kräftiges und thierisch Selbstständiges sogleich erkennen
lassen werden, ist wahrscheinlich, und wer eine Hydatina seilt a bei SOOmaliger Vergrösserung nur einmal betrachtet hat, wird sich
sogleich sagen, dass solche Kraft in der Bewegung und Assimilation nicht von einem einfachen Häutchen ausgehen kann, sondern aller-
dings gerade jene Organisation voraussetzt. Besonders instruetiv für die Anschauung der Kraft des Wirbelorgans ist, ein wenig Indigo
in das Wasser zu mischen. Jedenfalls über Nacht, oft auch nur 1 Stunde lang in gefärbtem Wasser lebend, zeigen sie den Darm er-
füllt, und gleichzeitig erkennt man bei ihren Bewegungen in dem farbigen Wasser eine Schleimabsonderung der Haut, wie bei Schnek-
ken, wodurch bleibende Streifen entstehen. Will man die Kraft der Assimilation gut sehen, so gebe man der Hydatina etwas mit
Euglena viridis dicht erfülltes Wasser. Sic beisst mit ihren Zähnen sichtlich die grossen Euglenen entzwei, verschluckt den In-
halt und wirft den leeren Balg weg. Die rasche Kaubewegung des Schlund kopfes gleicht dann allerdings einem Herzschlage. Die
Zähne sieht man am besten, wenn man in klarem Wasser das Thiercheu zwischen 2 geschliffene Glasplättchen legt. Gleichzeitig sieht
man dann die Zitterorgane sehr gut. Ohne Druck beobachtet man sie am besten einzeln in einem sehr kleinen Tröpfchen Wasser, so
dass sie sich ausdehnen, aber nicht schwimmen können. In kleinen Cj lindergläsern von der Dicke starker Federspulen, 2 Zoll lang,
sind sie sehr gut zu beobachten und schon mit blossem Auge erkennbar. Haben sie darin Nahrung, so legen sie alsbald dicht unter
dem "Wasserrande ihre horizontal gelegten Eier am Glase ab, die man mit der Lupe deutlich erkennt und unter dem Mikroskop im ver-
stöpselten weissen Glase beobachten kann. Mit einer pinselartigen Federspitze kann man sie abnehmen, auf ein flaches Glas bringen und
offen betrachten. Schon nach 2 — 3 Tagen sieht man reichliche Vermehrung der Thiere und leere Eischaalen unter den vollen Eiern, lie-
ber das Erkenntniss vermögen, die Wahlfähigkeit und den Ortssinn, auch einen Gesellschaftssinn dieser Thierchen kann kein Zweifel
bei denen bleiben, welche sie mit Lust beobachten. Man mag diese Erscheinungen Instinct oder, wie man will, nennen, so bleiben es
jedenfalls Geistesthätigkeiten, die man doch nur aus Eitelkeit gern niedriger stellt, als sie sind. Ob der Hermaphroditisinus dieser
Thiere Zuneigung zu einander gestattet, könnte in Frage gestellt und ihnen ein grauenhaft isolirtes, überall feindliches, Leben zuge-
schrieben werden, allein sie legen ihre Eier gern zusammen und hierin spricht sich eine wenigstens ihrer Gemüthlichkeiten aus, deren
sie leicht noch viele, bisher entgangene, haben.
Zwei Arten von Krankheiten zerstören die Hydatina und die meisten Räderthiere: 1) Blasenbildung, wobei man überall
kleine Ringe (Bläschen) sieht. Sie erstreckt sich auch auf die Eier. 2) Körnerbildung, wobei alle innern Organe, wie aus feinen
Körnchen zusammengesetzt, chagrinirt erscheinen. Epizoen und Entozoen sah ich nie, aber bei todten Thierchen sehr oft den Leib
mit Monas Crepuscuhim dicht erfüllt. Auch Eier, die offenbar todt waren, sah ich oft voll Monaden. Eine dritte Krankheit (der
Eier) kann der Ueberzug von Algen seyn. Faules Wasser tödtet sie. (Vergl. den Anhang: Gifte, Electricität u. s. w.)
Ein junges Thierchen bildet schon nach 2 — 3 Stunden nach dein Auskriechen die ersten Eikeime aus, und binnen 24 Stun-
den sah ich aus 2 Individuen durch Eibildung 8 entstanden, 4 aus einem grösseren, 2 aus einem kleineren. Bei gleicher Fortbildung
von täglich 4 Eiern und deren Ausschlüpfen giebt diess in 10 auf einander folgenden Tagen eine mögliche Production von 1 Million
48,576 Individuen von einer Mutter, am folgenden Uten Tage aber von 4 Millionen. Neuerlich schien es mir, dass einige an Ei-
nem Tage 8 — 10 Eier gelegt haben mussten, das gäbe eine Möglichkeit der Production einer Million von 1 Mutterthiere in je 7 — 6
Tagen. Dergleichen Berechnungen sind nun zwar, besonders für längere Zeiträume, desshalb sehr unsicher, weil eine solche Producti-
vität bei einem und demselben Organismus nie sehr lange anhält, so wie, obwohl die Möglichkeit da ist, doch selten von einem und dem-
selben Weibe in den 25 sich dazu eignenden Jahren 20 bis 30 Kinder geboren werden, allein wenn es sich um die Erklärung der fast
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plötzlichen Erscheinung grosser und auffallender Mengen solcher Organismen handelt, so gehen die obigen Erfahrungen dem nüchternen
Bcurtheiler Mittel an die Hand, um alle eingebildete Zauberei und Mystik in das Gleis der gewöhnlicheren, an sich weit mächtiger er-
greifenden, wahren Naturgesetze zu bringen. — Grösse des Erwachsenen bis */* und selten l/3 Linie, der Eier V20 Linie, des auskrie-
chenden Jungen % der Muttergrösse.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLVII. Fig. IL
Diese Tafel stellt die ganze Organisation, das Eierlegen und die allmälige Entwicklung des Eies dar und soll für die Bildung aller übrigen
Rädcrthiere eine Normal -Uebersicht geben, da die andern nur in weniger wesentlichen Dingen von diesem Typus abweichen.
Fig. 1. ist ein ganz entfaltetes wirbelndes Thierchen von der Bauchseite, in dessen Speisecanale bei x eine kreisende Bewegung des Inhalts (Speise-
breies) sichtbar ist, die vom Wirbeln der innern Darmwimpern herrührt und nicht Monaden-Bewegung ist. Fig. 2. rechte Seitenansicht nach den
neueren Beobachtungen; 0 Mund, co After. Der Speisecanal ist mit erkennbaren Infusorien: Navicula, Fragilaria, Gomphonema, Chlamido-
monas? erfüllt. In der Mitte der Fussbasis fehlt das 9te Queergefäss, welches bei Fig. 1. und 3. angezeigt ist. Die sichtbaren Muskeln, Ganglien
und Gefässe sind mit Nummern in. ihrer, von vorn nach hinten gehenden, Ordnung gezählt. Fig. 3. ähnliche Seitenansicht mit Weglassung des Dar-
mes und Eierstocks, welche bei 0"' und i als abgeschnitten zu denken sind, damit die Muskeln und männlichen Bcfruchtungstheilc deutlicher vor Au-
gen liegen. Es sind die neueren Beobachtungen in einem früheren Umriss. Fig. 4. ist das Thierchen im Moment des Eierlegens. Fig. 5. ist der
Vordertheil eines Thierchens, dessen ELintertheil mit feinem Messer abgeschnitten ist und dessen Eierstock und Darm als freie Organe hervortreten,
also keineswegs blosse Aushöhlungen in einer Schleimmasse sind. Der umgestülpte Darm i lässt sehr deutliche wirbelnde Wimpern an seiner innern
Fläche, und am Rande Strömung erkennen, sobald nur etwas Indigo in's Wasser gemischt wurde (Figur von 1830). Der Eierstock hat 1 stark ent-
wickeltes Ei und 6 Eikeime. Fig. 6. ist der Hintertheil eines Thierchens, dessen Wirbelorgane vorn abgeschnitten sind, wobei der vordere Theil
des Darmes sammt dem Eierstocke ganz frei hervortreten. Fig. 7. ist eine Ansicht der innern Organe in ihrer wahren Lage, von der Rückenseite,
mit Weglassung der Körperbedeckung und Bewegungsorgane, bei stark entwickeltem Eierstocke. Bei + ist die sichtbare Insertionsstelle der Samen-
gefässe in die contractile Samenblase. Bei f sind conische breite Umhüllungen des hintern Theiles der Samengefässe. Diese sämmtlichen Figuren sind
300mal im Durchmesser vergrössert. Fig. 8. ist die ideale Zeichnung der eigentlichen bandartigen Gestalt des Eierstocks sammt den männlichen Se-
xnaldrüsen. Fig. 9. ist der isolirte Speisecanal, an dessen Grunde die Fortpflanzungsorgane nur angedeutet sind. Beides bei geringer Vergrösserung.
Fig. 10. ist die richtige Lage der Zähne und des Kiefer- und Schlund köpf -Gerüstes von der Bauchseite aus, nach starkem Druck. Fig. 11. das-
selbe bei noch stärkerem Drucke, mit dadurch unrichtig gewendetem Kiefer - Gerüst. Beides 300mal vergrössert. a handartige Zähne, ß schulterblatt-
artiger Kiefer, y ohrartiger Fortsatz, S Schlundmuskel- Gerüst, e Schlundröhre. Fig. 12. ist ein Haufe von Eiern, die in Priestley'sche Materie aus
Chlamidomonas (ß) und Chlorogonium (a) gelegt worden sind, als Theil des grünen Häutcbens einer Wasserfläche zu denken, an der unten
bei ++ ein eierlegendes Mutterthier und bei + ein eben ausgekrochenes Junges sitzen. Das Ganze ist lOOmal vergrössert.
Fig. 13 — 19, ist die beobachtete Entwickelungsgeschichte des Eies. Fig. 13. ein junger Eierstock in der 6ten Stunde nach dem Auskriechen des
Thieres, mit 8 Eikeimeu, welche schon Kerne haben. Fig. 14. ein ähnlicher, mehr entwickelt, mit schon 1 reifem Ei. Fig. 15. ein ausgeschiede-
nes Ei mit seinen 2 hellen Stellen im körnigen Dotter. Im mittleren Flecke, dem Keimbläschen, entwickelt sich der Embryo rasch durch dessen Trü-
bung. In der Zeit zwischen der lsten und 5ten Stunde nach dem Legen erscheint das Ei homogen trübe, wie Fig. 20. — Fig. 16. und 17. ein
rundliches und ein längliches Ei mit schon vom Embryo ganz aufgezehrtem Dotter und schon in die Augen fallender Entwickelung des Schlundkopfs,
5 Stunden nach dem Legen, 17 Stunden nach dem Auskriechen des Mutterthieres. Fig. 18. ist ein zum Auskriechen reifer Fötus im Ei, in der
12ten Stunde nach dem Legen, der 24sten seit dem Auskriechen des Mutterthieres. Fig. 19. ist der eben vollendete Act des Auskriechens sammt
der Eischaale {Chorion). Fig. 20. ist ein doppelschaaliges Winter-Ei mit Ueberzug von einer Hygrocrocis - Alge (vergl. Brachionus urceola-
ris). Fig. 21. ist ein krankes Ei mit Blasenbildung.
Die sich gleichen Zeichen der verschiedenen ähnlichen Organisationstheile der Figuren bedeuten:
U Branchiae, Kiemen.
c Cerebrum, Gehirn.
c' Cauda {Pseudopodium) , Schwanzfuss (Zangenfuss).
g Ganglion, Nervenmark -Knoten.
gp Glandulae pancreaticae, Bauchspeicheldrüsen.
i Intestinum, Speisecanal.
m Musculus , Muskel.
mL Musculus dorsualis anterior sinister, linker vorderer Rücken-
muskel.
m 2 Musculus dors. anterior dexter, rechter vorderer Rückenmuskel.
m3 Musculus lateralis anterior dexter , rechter vorderer Seiten-
muskel.
m* Musculus lateralis anterior sinister, linker vorderer Seiten-
muskel.
m5 Musculus abdominalis anterior sinister, linker vorderer Bauch-
muskel (Brustmuskel).
m° Musculus abdominalis anterior dexter, rechter vorderer Bauch-
niuskel (Brustmuskel).
m1 Musculus lateralis posterior sinister ^ linker hinterer Seiten-
muskel.
ms Musculus lateralis posterior dexter , rechter hinterer Seiten-
muskel.
m9 Musculus abdominalis posterior dexter , rechter hinterer
Bauchmuskel.
m10 Musculus abdominalis posterior sinister, linker hinterer Bauch-
muskel.
m-^r Musculus pedis, Muskel des . Schwanzfusses.
7n+-\* Musculus circularis , Sphi?icter , Kranz -Muskel.
n Nervus, Nerv.
o Os, Mund, Bauchseite.
o" Ovum, Ei.
0'" Oviductus , Eileiter.
0+ Ovariiwn, Eierstock.
oe Oesophagus, Schlundröhre.
ph Pharynx, Schlundkopf.
r' Mete, Gefässnetz.
.9 Vesicula seminalis , Samenblase, contractiles Organ, Ejaculations-
organ.
* Sipho {Calcar), Respirations - Oeffnung (Respirations - Röhre,
Sporn).
sp Vasa spermatica, Samengefässe.
t Testiculi, männliche Drüsen.
v Vasa longitudinalia, Längengefässe.
v" Vasa transversa, Queergefässe.
#++ Vitellum, Eidotter, Keimkern.
vm Vesicula Ovi, Keimbläschen im Eidotter.
co Anus, hintere Darm- und Eiercanal- Oeffnung, Rückenseite.
21. Mydatina hraehyäactyla, kleines Crystallfischclieii. Tafel XLVII. Fig. ffl.
H. corpore ad pedis basin subito decrescente , digitis minoribus.
Hydatine a doigts courts, le corps bnispuement aminei de la base du pied> les doigls trbs-courts.
Ilydaiina hmchßactyla , Abhandl. der Akademie d. Wissenscli. zu Berlin, 1833. p. 208.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese kleinere Art fand sich zuerst am 21. Juni 1832 bei Berlin zwischen Meerlinsen im Flusswasser, dann wieder am
23. Juli 1835 zwischen Vorticellen ebenfalls an Meerlinsen im Thiergarten. Nachmals fand ich sie am 15. April 1836 mit Sfen-
tor aureus an Hottonia in einem toriigen Wiesengraben nahe bei der Jungfernheide, immer nur in wenig Exemplaren. Der walzen-
förmige Körper ist vorn gerade abgestutzt, nach hinten etwas dicker und dann plötzlich sehr verengt zum Zangenfusse übergehend.
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Der nach vorn und hinten abnehmende Körper unterscheidet diese Form schon, aber sie ist besonders durch eine Abschniirung des Dar-
ines scharf characterisirt, welche denselben in einen langen Magen und einen kurzen kugligen Dickdarm scheidet. Der Magen war zu-
weilen ganz mit Chlamidomonas erfüllt. Die Kiefer des Schlundkopfs erschienen mir 1832 einzahnig, später aber je 6zahnig. Das
vielfache Räderorgan, der kuglige Schlundkopf, die 2 kugligen pancreatischen Drüsen, der Eierstock, 2 keulenförmige Sexualdrüsen
und die contractilen Blasen waren den ähnlichen Organen der ersten Art sehr gleich, auch die augenlose Nervenschlinge im Nacken
war deutlich. Die Form des Kiefer- und Schlundkopf- Gerüstes ist sehr abweichend, auch die sehr kleine Zange am Fusse characteri-
stisch. Muskeln, Kiemen und Gefässe blieben bis auf die Fuss- und Wirbel -Muskeln unbekannt. — Grösse V12 Linie, Ei Vae Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLVII. Fig. III.
Fig. 1. Seitenansicht; * Respirationsöffnung-?, w Auswurfsüffnung. Fig. 2. Rückenansicht. Fig. 3. neuere Ansicht des Schlundkopfes, von 1835.
Fig. 4. ältere Ansicht der Kiefer. Fig. 5. neueste Zeichnung der Zähne von 1836. Vergrößerung 300m al im Durchmesser.
Nachtrag zur Gattung der Crystallfischchen.
Ausser den hier verzeichneten 2 Arten sind früher von mir selbst noch 4 andere genannt worden. Von diesen ist H. gibba,
ihrer einzahnigen Kieferbildung halber, hier als Pleuroirocha verzeichnet, aber 3 Arten, die ich auf der Reise mit Herrn v. Hum-
boldt 1829 in Sibirien beobachtete und zeichnete, und 1830 und 1831 als H. laticauda, leptocerca und terminalis in den Ab-
liandl. d. Berl. Akad. d. Wissensch. fraglich aufnahm, habe ich hier ganz weggelassen, weil ich immer festerer glaube, dass ich da-
mals die Augen dieser Formen übersah, welche, obschon keine sichere, doch mehr Aehnlichkcit mit den Arten der Gattungen Diglena
und Furcularia haben. (S. Diglena grandis, Digl. conura und Furcularia gracilis.)
ACHTZEHNTE GATTUNG: PFRIEMENZAHN.
Plenrotrocha. Pleurotrocbe.
CHARACTER: Animal ex Hydatinaeorum familia, ocellis carens, dentibus in singula mandibula singulis
instructum, pede furcato. ( = Hydatina mandibulis unidentatis.)
CARACTERE: Animal de la famille des Hydatines, sans yeux, ayant une seule dent dans chaque
mächoire et le pied fourchu.
Die Gattung Pfriemen zahn ist in der Familie der Crystallthierchen durch Mangel an Augen, durch
einzahnige Kiefer und einen Gabelfuss bezeichnet.
Im Jahre 1830 bildete ich die Gattung Pleurotrocha in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. aus
einer, nur scheinbar äugen- und zahnlosen, Art mit seitlichem Räderwerke, PI. Petromyzon. Diese
Form ist jetzt zur Gattung Notommata gestellt. Im Jahre 1831 fand und beschrieb ich noch 2 neue Ar-
ten in gleichem Sinne. Seitdem fand ich Zähne im Schlundkopfe dieser Arten und zog vor, das seitliche,
aber auch hei Notommata- und Diglena- Arten ähnlich beobachtete, Räderwerk dem Zahnbau systematisch
unterzuordnen. Die Folge davon war, dass Hydatina gibba zur Gattung Pleurotrocha gestellt werden
musste. So sind denn wieder 3 Arten in der Gattung, deren keine früher bekannt war. — Die Organisa-
tion ist mannigfach, aber bei weitem weniger vollständig, als bei Hydatina bekannt. — Das Räderorgan
ist kein einfacher Wimperkranz, sondern besteht aus bündelweis neben einander in besonderen Muskelbäl-
gen vertheilten Wimpern, üeberdiess sind die 2 Fussmuskeln bei P. gibba, bei allen aber die 4 Schlund-
kopfmuskeln erkannt. — Ein kugliger Schlundkopf mit 2 einzahnigen Kiefern, eine kurze Schlundröhre und
ein einfach conischer Darm, an dessen vorderem Theile 2 kugelförmige Bauchspeicheldrüsen sitzen, bildet
bei allen 3 Arten das Ernährungssystem, dessen hintere Mündung an der Fussbasis auf der, dem Munde
gegenüberliegenden, Rückenseite ist. — Das Fortpflanzungssystem besteht aus einem, neben dem Darme lie-
genden, geknäuelten Eierstocke mit wenig grossen Eiern. Von männlichen Sexualtheilen ist nur bei P. le-
ptura eine contractile Blase erkannt. — Empfindungsorgane sind nicht mit Sicherheit beobachtet, und die
Nervenschlinge im Nacken der Hydatina scheint hier ganz zu fehlen. Ein zapfenartiges Organ zwischen
den Muskeln im Kopfe der P. leptura scheint das Hirnganglion zu seyn.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist nur bei Berlin bekannt.
22. Pleurotrocha gibba, der »icke. Tafel XLVII. Fig. IV.
P. corpore a fronte ad pedis basin increscente, tunc subito decrescente, digitis minoribus turgidis, fronte truncata.
Pleurotroche bossue, a corps s' elargissant du front vers la Aase du pied, dela brusquement s atnin-
cissant, les doigU courts et gonßea, le front tronque.
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Hydatina gibhtt, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 46. 1831. p. 127.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Das Thierclien ist bei Berlin ziemlich häufig, aber immer einzeln, und hat viel Ähnlichkeit mit Hydatina brachydactyla
und in der Körperform mit Furcularia gibba oder Diglena catellina. Es lebt um Meerlinsen im Sommer, aber 1836 fand ich es
auch schon am 17. Februar. Der Rücken überragt höckerartig die Fassbasis. Die gerade abgestutzte Stirn schien 6 Wirbelorgane,
vielleicht auch einen äusseren Wimperkranz zu haben. Am Munde war ein schnabelartiger Fortsatz als Unterlippe. Der kuglige Schlimd-
kopf mit 2 einzahnigen Kiefern, eine kurze Schlundröhre, ein conischer grün erfüllter Darm mit 2 kugligen pancreatischen Drüsen und
ein länglicher weisser Eierstock mit 8 — 15 Eikeimen und einzelnen grösseren Eiern wurden deutlich erkannt. In der Fussbasis waren
auch die Zangenmuskeln deutlich. — Grösse yl8 Linie, Ei x/48 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLVIL Fig. IV.
Fig. 1. rechte Seitenansicht. Fig. 2. Zahngerüst im Schlundkopfe in der Ruhe, wo die beiden Zähne horizontal gegen einander stehen. Fig. 3. Kie-
ferform im Moment des Fangens oder Beissens. Jeder Kiefer ist ein einfaches schwach gekrümmtes Knorpelstäbchen, an dessen vorderem Ende der
einzelne Zahn eingelenkt ist. Vom Zahne herab gehen die Schlundknorpel, die einem harten Gaumen vergleichbar sind. Vergrösserung SOOmal im
Durchmesser.
33. Pleurotrocha constricta, der Räuber» Tafel XLVIII. Fig. I.
P. corpore elongato conico, a capite strictura discreto, digitis gracilioribus rectis, fronte obliqua.
Pleurotroche etranglee, a corps allonge conique, la tete separee du corps par un etranglement, les
doigts greles droits, le front oblique.
Phurotrocha conslricta, Abhandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 129.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese 1831 entdeckte Art fand ich wieder am 9. April 1836 mit Chlamidomonas Pidvisculus in einem grünen Sumpfwas-
ser, und am 20. Nov. 1837 mit Epistylis und Amphileptus an Ceratophyllum im Thiergarten* Sie ist leicht mit Notommata
Petromyzon zu verwechseln, welche ein sehr kleines und oft sehr blasses Nackenange hat. Im grünen Wasser lebte sie mit Notom-
mata, lacinulata, und ich sah, wie sie diese mit einem absichtlichen Anlauf erfasste, mit den Zähnen anbiss, ihr die Eingeweide aus-
sog und die leere Haut dann fallen Hess. Mehrere Muskelparthieen des Räderorgans, ein kugliger Schlundkopf mit 2 einzahnigen ga-
belförmigen Kiefern, eine kurze Schlundröhre, 2 Kugeldrüsen, ein einfacher conischer Darm und ein Eierstock mit einzelnen reifen
Eiern, welche das Keimbläschen zeigten, sind die bisher erkannten Organisationsdetails. Das Thierclien ist kräftig lebhaft und auch
der Erscheinung nach ein Raubthier. — Grösse Vi* Linie, der grössten Eier XU$ Linie. (Vergl. Diglena grandis.)
Erklärung der Abbildungen Taf. XL VIII. Fig. I.
Die ganze Gruppe stellt den von mir beobachteten Moment des Fressens einer Notommata lacinulata dar.
Fig. 1. Seitenansicht. Das Thierchen ist im Begriff, auf die mit -I- bezeichnete Notommata loszuschiessen. Fig. 2. hat sie erpackt. Fig. 3. saugte
sie aus und Hess die leere Haut ++ fallen, gp Speicheldrüsen, o" Eierstock, v** Keimbläschen im Ei.
24. JPteurotrocha leptura, der ȟnnfiiss. Tafel XLYlll. Fig. II.
P. corpore medio turgido, fronte obliqua, pede gracili, digitis tenuissimis leviter curvatis.
Pleurotroche lepiure, ä co?*ps gonfle au milieu, le front oblique, le pied grele a doigts tres-minces
et legerement courbes.
Pleurotrocha leptura, Abhandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 129. Taf. IV. Fig. 18.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich habe diess Thierchen früher bei Berlin öfter im Sommer zwischen Conferven beobachtet, und es nahm leichter, als an-
dere, Indigo in sich auf. Die Organe sind wie bei den vorigen Arten, doch sah ich an der Fussbasis noch eine contractile Blase im
Innern, die Samenblase, und sah im Kopfe ein über die Wirbelmuskeln hervorragendes zapfenartiges Organ, welches ganz dem grossen
Hirnknoten vergleichbar ist, der bei Notommata häufig das Nackenauge trägt. Auch reife Eier habe ich beobachtet. Die feinere Or-
ganisation ist aus Mangel an zahlreichen Exemplaren und bequemer Zeit noch nicht weiter verfolgt. — Grösse bis l/X2 Linie, des Eies
V36 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLVIII. Fig. IL
Fig. i. rechte Seitenansicht. Im Auswerfen begriffenes, mit Indigo genährtes, Thierchen, dessen Hirnknoten über dem Schlundkopfe liegt. Fig. 2.
Rückenansicht desselben. Fig. 3. linke Seitenansicht. Fig. 4. Schlundkopf und Kiefer. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
NEUNZEHNTE GATTUNG: GABELFISCHCHEN.
Furcularia. Furculaire.
CHARACTER: Animal ex Hydatinaeorum familia, ocello unico frontali et pede furcato, caudae instar in-
structum.
CARACTERE: Animal de la famille des Hydatines, ayant un seul oeil au front et le pied fourchu
a F instar dune queue*
43©
Die Gattung der Gabelfischehen aus der Familie der Crystallfischchen besitzt ein einzelnes Stirn-
Auge und einen sehwanzartigen Gabelfuss.
Unter dem Namen Furcularia errichtete Lamarck 1816 eine Gattung seiner Gasse der Wimper-
Polypen aus Müllers gabelschwänzigen Vorticellen mit 13 Arten. Cuvier und Schweigger sahen 1817
und 1820 Rotifer als den Typus der Furcularien an. Bory de St. Vincent verzeichnete 1824 11 Arten
in der Familie der Urceolaires mit Vorticellen, von denen er sie nur durch beweglichen eingelenkten
Schwanz unterschied. Er vermehrte die Artenzahl um 4 Namen, trennte aber mehrere der früheren Arten,
auch Rotifer, ab. Seit 1830 ist der obige, auf die Gesammtorganisation gegründete, Character für die Gat-
tung festgestellt worden, und es sind darnach erst 2, jetzt 4 Arten darauf eingezeichnet. So sind jetzt 20
Art-Namen in der Gattung vorhanden, von denen aber nur 4 angewendet werden können. Lamarcks und
Kory's Arten haben sich, bei genauerer Untersuchung, so in die aller verschiedensten Gattungen und Fami-
lien zerstreut, dass keine derselben übrig geblieben. Diese Thierchen sind sehr beweglich und kräftig. Sie
schliessen sich in ihrer Organisation, die noch weiter zu ermitteln ist, vielseitig eng an Hydtttina an, nur
durch das Auge sich sondernd. Ein mehrfaches Wirbelorgan ist bei allen Arten, aber nur noch oberfläch-
lich, bekannt. Längsmuskeln sind bei F. gibha, Zangenmuskeln bei 3 Arten unterschieden. -^ Ein Schlund-
kopf mit 2 einzahnigen Kiefern (Monogomp/ua) ist bei 2 Arten deutlich, bei den übrigen unklar auch
beobachtet. Eine sehr kurze Schlundröhre, ein einfacher conischer Darm {Coelogastrica) mit 2 drüsigen
Ohren ist bei allen Arten erkannt — Als Fortpflanzungsorgan ist bei sämmtlichen Arten ein Eierstock an-
schaulich, und bei F. gibba allein ist auch eine contractile männliche Blase sammt Samendrüsen beobachtet.
— Gefässe sind noch nicht erkannt, auch keine vorspringende Respirationsrohre, noch Kiemen. — Als Em-
pfinduiigsorgane ist bei allen Arten ein rother Augenpunkt an der Stirn bemerklich, und bei F. ReinhardU
ist ein zapfenartiger Hirnfortsatz vorhanden. — Sie leben zum Theii parasitisch auf andern Thieren.
Die geographische Verbreitung der jetzigen Gattung ist in Preussen, Mecklenburg, Dänemark und
vielleicht im sibirischen Asien, von 3 Arten im Süsswasser, von 1 im Seewasser beobachtet.
25. furcularia gihha, buckliges &a]belfi§cltchei*. Tafel XL VIII. Fig. III.
F.. corpore oblongo, leviter comprcsso, dorso convexo, ventre piano, pedis fiircati digitis styliformibus dimidiam cor-
poris longitudinem aecjuantibus.
Furculaire bossue, a corps oblong, legerement comprime, plat an venire, coiwetce au dos, ayant
les doigts du pied fourchu styliformes et longs de la moiiie du corps.
Furcularia gibha, Abhandl. d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 46. 1831. p. 130. Taf. IV. Fig. 16.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Sie findet sich bei und in Berlin mit Chlamidomonas in grünem Wasser, auch zwischen Conierven, immer einzeln. Die
lange Fusszange und das lebhaft rothe Stirnauge characterisiren es mehr, als die Körperform. Es ist convexer, wenn es Eier in sich
trägt und den Dann stark erfüllt hat. Die gröberen organischen Systeme sind sehr klar, die feineren erst noch mühsamer aufzusuchen.
Ich glaubte, auf jeder Seite 2 starke innere gestreifte Muskelstränge zu erkennen, welche vom Räderorgan bis zur Fussbasis reichten.
6 Wirbelmuskeln und 2 Fusszangeninuskeln treten vor. Das Auge sass auf einem (Hirn-) Markknoten der Stirn über dem Munde und
bezeichnete die Rückenseite scharf. Der 4muskelige Schlundkopf mit 2 einzahnigen Kiefern, der kurze Schlund, der einfach conische,
leicht Indigo aufnehmende, Darm und 2 ohrenartige Speicheldrüsen an demselben waren sogleich zu erkennen, so wie die Auswurfs-
öffnung auf der Rückenseite der Schwanzbasis. Der Eierstock hatte meist ein reifes grosses Ei. Hinter ihm lag eine rundliche con-
tractile männliche Blase, in welche sich die, auf der Bauchseite von vorn nach hinten gerade auslaufende, schmale keulenförmige Se-
xualdrüse einmündete. Ich sah letztere nur einfach, vermuthe sie aber doppelt. Die Zangenschenkel sind fast 6mal so lang, als ihre
Basis. Die Bewegung ist etwas träge. — Grösse — */» Linie, des Eies J/36 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLVIII. Fig. III.
Fig. 1. rechte Seitenansicht; Fig. 2. Rückenansicht; Fig. 3. linke Seitenansicht im eingezogenen Zustande, wo der Fuss einfach griffelartig wird;
Fig. 4. Schlundkopf mit den Kiefern und nach innen wie zum Schlucken gebogenen Zähnen. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
S6. Furcularia Meinhardti, Reinhardrs dalbelfiscliclieii. Tafel XLVIII. Fig. IV.
F. corpore fusiformi, fronte truncata, pede cylindrico elongato, apice breviter furcato.
Furculaire de Reinhardt^ a corps fusele, tronque au fronte ayant le pied allonge cylindrique h
courte fourche au bout.
Furcularia ReinhardU, Abhandl. der Akademie d. Wrissensch. zu Berlin, 1833. p. 508.
Aufenthalt: Bei Wismar und Copenhagen in der Ostsee.
Dieses Thierchen ist für die Monopyscis (Sertularia) geniculata des Seewassers derselbe Parasit, wie Noiommata Pe-
tromy%on für Epistylis des Süsswassers. Es lebt auf und zwischen den Zweigen derselben, und die Beobachter der Sertularien
haben sich in Acht zu nehmen, nicht die Eier für Kapseln der Sertularien zu halten. Ich fand es zuerst am 15. Aug. 1833 zwi-
schen der Sertularia bei Wismar, dann im September zwischen derselben und Coryne multicomis, an frisch ausgeworfenen Fucis
bei Copenhagen, die ich mit dem Etatsrath Reinhardt, dem Zoologen, daselbst sammelte. Der etwas spindelförmige Körper des
— 431
sehr klaren, und durch sein schönrothes grosses Stirnauge sich angenehm auszeichnenden, Thierchens scheidet sich vorn durch eine
leichte Strictur in Kopf und Rumpf, hinten aber läuft es sehr allmälig in einen langen und dünnen Fuss von V$ der ganzen, V2 der
Körper-Länge aus, an dessen Ende zwei kleine Zangenfinger befindlich sind, die 1/5 — % des Fasses bilden und durch 2 lange, durch
den ganzen Fuss laufende, Zangenmuskeln bewegt werden. Vier vordere Muskelbündel des Räderorgans, ein längliches, vorn das Auge
tragendes, Hirnmark, ein 4muskeliger Schlundkopf mit 2 gabelförmigen einzahnigen, vielleicht 2zahnigen, Kiefern, eine kurze Schlund-
röhre, ein einfach conischer Darm mit 2 Drüsen sind leicht bemerkliche innere Organe. Zu diesen gesellt sich noch ein mehr oder
weniger entwickelter Eierstock. Zuweilen sah ich auch zarte Längsstreifen im Innern, die ich für Muskeln hielt. Die Bewegung ist,
das Wirbeln ausgenommen, nicht sehr lebhaft. — Grösse bis V10 Linie. Reife Eier wahrscheinlich Vjg Linie gross. Ich sah keine
ganz reifen.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLVIIL Fig. IV.
Fig. 1. rechte Seitenansicht des ausgedehnten Thierchens. Fig. 2. Rückenansicht des contrahirten Thierchens. Fig. 3. Kiefer und Zähne. Ver-
grösserung 300mal im Durchmesser.
%%. furcularia JForJicula9 Obrwarmfischclien. Tafel XLVIIL Fig. V.
F. corpore cylindrico, fronte subacuta, pedis forcipati digitis praelongis recurvis, superne basi dentatis.
Furcnlaire Forficule^ a corps cylindriyue , obtusement aigu au front , ayant les doigts du pied
fourchu tres-longs, recourbes et denteles a la base superieure.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich fand diess hier zuerst genannte seltene Thierchen am 6. August 1834 in Torfwasser bei Berlin. Es war sehr lebendig,
hin und her fahrend, hatte einen lebhaft rothen Augenpunkt ganz vorn auf der fast spitz auslaufenden Stirn, unter welcher ein wohl
zweizahniger Kieferapparat zum Fangen bereit war. Das Räderorgan schien zwei Stirntheile neben dem Auge, und jederseits ein fast
radartiges Wimperbündel zu haben. Der längliche Schlundkopf mit 2 langen Kieferschenkeln, die nur durch einen Einschnitt bezeich-
nete fast fehlende Schlundröhre, 2 Speicheldrüsen, der einfach conische, mit grüner Speise erfüllte, Darm und der längliche Eierstock
zu seiner Seite sind die erkannten Organisationstheile. Sehr ausgezeichnet war der Zangenfuss durch breite krumme Finger, deren je-
der oben am Grunde 2 Zacken hatte. Müllers Cercaria vermicularis passt besser auf Diglena forcipata. — Grösse V12 Linie*
Das reife Ei wahrscheinlich Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLVIIL Fig. Y.
Fig. 1. Rückenansicht; Fig. 2. linke Seitenansicht. Vergrösserung 3Q0mal linear.
28. Furcularia gracilis, schlankes C^aTbelfiscbcIieii. Tafel XLVIIL Fig. VI.
F. corpore cylindrico, gracili, ad basin caudae subito decrescente, pedis furcati digitis gracilibus longis rectis, dinu-
dio corpore brevioribus.
Furculaire grele, a corps cylindricjue grele, brusc/uement aminci a la base du pied fourchu , ayant
les doigts longs, droits, plus courts r/ue la moitie du corps.
Furcularia gracilis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 46. 1831. p. 130.
Hydatina? leptocerca? , Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 63. 1831. p. 128.
Aufenthalt: Bei Berlin, vielleicht auch bei Tobolsk im sibirischen Asien.
Das schlanke Gabelfischchen lebt bei Berlin mit Meerlinsen, Conferven und in grünem Wasser von Chlamidomonas zuweilen
häufig. In seinen Bewegungen ist es rasch und kräftig. Es hat manche Aehnlichkeit mit jungen Thieren der F. gibba, allein bei
gleicher Länge bleibt es viel schmäler und hat ein mehr längliches, daher bei gleicher Länge weniger voluminöses Ei, welches es an
Conferven anheftet. Das Räderorgan schien 6 Muskeln zu haben, zwischen denen oberhalb ein längliches Hirnmark mit einem rothen
Augenpunkt auf seinem vordem Ende befindlich war. Ein rundlicher 4muskeliger Schlundkopf mit 2 unklaren einzahnigen Kiefern, eine
deutliche Schlundröhre, 2 kleine Speicheldrüsen, ein einfacher conischer, oft mit grüner Speise erfüllter, auch leicht Indigo aufnehmen-
der, Darm und neben diesem nach hinten ein Eierstock mit oft 1 entwickeltem Ei sind, nebst 2 Zangenmuskeln des Fusses, die er-
kannten Theile des Organismus. Ob die Hydatina? leptocerca aus Tobolsk in Sibirien hier anzureihen ist, bleibt zweifelhaft, doch
wäre es nach der vorliegenden, damals von mir entworfenen, augenlosen Zeichnung möglich, da das Auge leicht übersehen seyn kann,
obschon ich schon darauf aufmerksam war. — Grösse bis Vis Linie, des Eies bis V36 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLVIIL Fig. VI.
Fig. 1. rechte Seitenansicht; Fig. 2. junges Thierchen; Fig. 3. rechte Seitenansicht eines halb erwachsenen; Fig. 4. Rückenansicht; Fig. 5. halb
eingezogen; Fig. 6. ein an einer Conferve ansitzendes Ei. Solche Eier hat Turpin 1828 als Pflanzengattung Bursella beschrieben. Vergr. 300.
Nachtrag zur Gattung Furcularia.
Folgendes ist ein Versuch, die 17, von Lamarck 1816 und Bory de St. Vincent 1824 gegebenen, hier nicht aufge-
nommenen, Artnamen zu deuten: 1) Furcularia aurita Lamarck = Notommata aurita; 2) F. Canicula Lam. — Diglena?;
3) F. Catulus Laj>t. = Diglena catellina?; 4) F. constricta Lam. = Notommata; 5) F. Felis Lam. = Diglena?, No-
tommata F.; 6) F. furcata Lam. = Diglena?, Furcularia?; 7) F. Joblotii Bory = Monostyla? , Lepadella? ; 8) F. la-
cinulata Lam. == Notommata lac; 9) F. Larva Lam. = Diglena conura? ; 10) F. lobata Bory = Notommata lacinu-
106
433
lata; 11) F. longicauda Bory = Scaridium longicaudum; 12) F. longisela Lam. = Notommata long.; 13) F. rediviva
Lam. = Rotifer vulgaris; 14) F. #arefo Lam. = Hydathta $.; 15) jF. stentorea Bory (1825. ZWc£ class.) = Dinocharis
Poeillum; 16) JFl succollata Lam. = Salpina?, Notommata? ; 17) F. togata Lam. = Furcularia? , Notommata? 9 Di-
glena caudata? ', EucJdanis? .
ZWANZIGSTE GATTUNG: FADENSCHWANZ.
Monocerca. Monocerque.
CHARACTER: Animal ex Hydatinaeorum familia, ocello unico occipitali et pede simpliciter styliformi,
caudam referente.
CARACTERE: Animal de la famille des Hydatines^ avec un seul oeil a la nuque et un pied
simplement styliforme^ semblable et une r/ueue.
Die Fadenschwänze bilden eine Gattung der Familie der Crystallfischchen, welche sich durch ein
einzelnes Nackenauge und einen einfach griffelforinigen, schwanzartigen Fuss auszeichnet.
Ein sehr eigentümliches Thierchen dieser Gattung ist von dem Pastor Eichhorn in Danzig 1775
zuerst beobachtet worden. Müller nannte es 1776 erst Cercaria und dann Trichoda Rattus, verwech-
selte es aber sogleich mit Mastigocerca carinata, welche sich durch einen Panzer unterscheidet, sonst
aber sehr ähnlich ist. Schrank nannte es, auch schon 1776, Brachionus cylindricus und 1803 Tri-
choda Cricetus. Eine 2te Art nannte Müller 1786 Vortieella valga^ und eine dritte Art Schrank 1793
Brachionus Rattus und 1862 Vaginaria longiseta. Lamarck kannte nur Müllers 2 Arten und führte
1816 die erstere als Rattulas carinatus und die letztere als Urceolaria valga in seinem Systeme auf.
Schweigger folgte Lamarck, Goldfuss zog Trichoda Rattus zu Trichocerca. Bory de St. Vincent bil-
dete 1824 zuerst die Gattung Monocerca mit 2 Arten und füllte seine Gattung Ratulus mit ganz andern
Formen 5 als Lamarck. Der Trichoda Rattus gab er unnöthig den neuen Namen Monoc longicauda^ und
Synchaeta tremula war seine 2te Art der Gattung. Die Urceolaria valga verzeichnete er besonders.
Hier hat die seit 1836 auf strengere Charactere zurückgeführte Gattung 3 Arten. — Die Organisation ist
reichlich ermittelt ? aber noch nicht erschöpft. — • Das Bewegungssystem besteht bei 2 Arten aus einem ? in
etwa 6 Bündel vertheilten, Wirbelorgane. Ueberdiess erkennt man in 2 Arten bandartige Längsmuskeln
und auch 1 — 2 Fussmuskeln. — Eine eigentümliche schiefe Form des Schlundkopfs mit 2 ungleichen, 1 — 2-
zahnigen Kiefern, eine gebogene lange Schlundröhre, ein einfach conischer Darm und 2 ohrartige Speichel-
drüsen an dessen vorderem Ende sind bei 2 Arten deutlich. — Ein Eierstock mit wenig grossen Eiern und
eine contractile Blase über der Fussbasis sind bei 2 Arten erkannte Details des Hermaphroditismus. — Eine,
bei 2 Arten an der Stirn hervorragende, Respirationsröhre lässt die Anwesenheit des Gefasssystems erken-
nen, dessen weitere Details noch erst aufzusuchen sind. — Von Empfindungsorganen ist ein rother Augen-
punkt auf einem grossen, zwischen den Muskeln des Räderwerks hervorragenden, Markknoten an dessen
Hinterseite aufsitzend anschaulich geworden.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist weit über Europa, aber nur im Süsswasser beobachtet.
29. Monocerca Mattus, Ratten -Fischchen. Tafel XLVIII. Fig. VIL Tafel IL Fig. VII.
M. corpore ovato oblongo, fronte truncata inermi, pede styliformi longissimo, corporis longitudiuc.
Monocere/ne Rat^ a corps ovale -oblong, trone/ue au front saus armure9 ayant le pied styli forme de
la longueur du corps.
Die Wasser - Ratte , Eichhorn, Beiträge z. Kenntniss der kl. Wasserth. p. 34. Taf. II. Fig. O. 1775.
Cercaria, n. sp., Müller, Naturforscher, Synonyme zu Eichhorn, IX. p. 208 1776.
Trichoda Rattus , Müller, Prodromus Zoolog, danicae. Addenda, p. 281. 1776.
Brachionus cylindricus , Schrank, Beiträge zur Naturgesch. p. 105. Taf. IV. Fig. 16. 1776.
Trichoda Rattus, Herrmaisn? Naturforscher, XX. p. 163. Tab. III. Fig. 47, 48. 1784. zu schwache Vergrosserung.
Trichoda Rattus, Müller, Animal c. Infus, p. 205. Tab. XXIX. Fig. 5. und 6. nicht 7. 1786. (s. Mastigocerca.)
Trichoda Cricetus, Schränk, Fauna boica III. 2. p. 90. 1803.
Rattulus carinatus, Lamarck, Hist. nat. d. An im. sans vert. II. p. 23. 1816. zum Tlieil, s. Mastiyocerca.
Raltulus carinatus, Schweigger, Handb. d. Naturg. d. skeletl. T liiere, p. 407. 1820.
Trichocerca Rattus, Goldfuss, Handbuch d. Zoologie, I. p. 69. 1820.
Monocerca longicauda, Bory de St. Vincent, Encycloped. method. Vers. 1S24. zum Theil.
Monocerca Rattus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 46. 1831. p. 130.
Aufenthalt: Bei Danzig, Copenhagen, Zizelau in Baiern , Strassburg? und Berlin beobachtet.
Eichhorn entdeckte das Thierchen bei Danzig im Schlamm, sah keine Wimpern und fand es träge. Müller ,sah es in
Dänemark in Gräben, Schrank in einem Sumpfe bei Zizelau, auf dessen Grunde Spongilla fluviatilis wuchs. Herrmann fand es
wohl bei Strassburg mit Wasserlinsen. Seitdem hat es, ausser mir, wohl niemand wieder gesehen. Bei Berlin ist es nicht selten zwi-
schen Conferven, und ich sah es seit 1830 oft wieder im Sommer und Winter (1835 am 11. Februar). Es schwimmt langsam und
423 — —
steif; wenn es ruht, wirft es den Griffelfuss hin und her. Auf der Stirn scheint es eine harte Platte zu haben, unter welcher ein sie
überragender trüber Beutel (Hirn-Masse?) liegt und die vorn einen Ausschnitt für die Respirationsröhre hat. Sechs halbkuglige Mus-
kelscheiden für die Wimperbündel umgeben einen langen zapfenartigen Markknoten (Augenganglion), welcher am hintern Ende, im
Nacken, ein grosses rothes Auge trägt. Zwei Rückenmuskeln gehen von der Stirn schief zur Mitte des Rückens, und 2 Bauchmuskeln
zur Mitte des Bauches. Der schiefe Schlundkopf hat 2 ungleiche einschenklige Kiefer, die 1 — 2 Zähne führen. Seitlich in der Mitte
des Schlundkopfs inserirt sich die Schlundröhre in Form eines Schwanenhalses. Es folgt ein einfach conischer Dann mit 2 grossen
ovalen Speicheldrüsen. Diese hintere Mündung ist unter einer Hautfalte an der Fussbasis. Der Eierstock hat eine röthliche Farbe.
Dahinter liegt eine rundliche contractile Blase. Der Fuss hat nur eine kurze Basis mit einem herzförmigen (2?) inneren Muskel, aber
einen sehr langen Griffel, an dessen Grunde noch 4 ungleiche, zuweilen eng anliegende, Borsten sind. — Grösse bis l/io Linie, des
Eies V36 Linie. — Bory's Monoc. carinata (Isis, 1834. p. 1199.) war ein Schreibfehler von mir. (Vergl. Chilomonas destruens.)
Erklärung der Abbildungen Taf. XLVIIL Fig. VII.
Fig. 1. rechte Seitenansicht. Fig. 2. linke Seitenansicht; beides nach Zeichnungen von 1835. s die contractile Blase, m-\- der Fussnuiskel. Fig. 3.
rechte Seitenansicht nach einer Zeichnung von 1830. Jüngeres Thierchen. Fig. 4. Schlundkopf und Schlund. Der mittlere Zapfen ist die innere
Röhre, der krumme und der gerade längere Streif sind die beiden Kiefer. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
30. Monocerca Mcornis, zweiBiorniger Fa<leii*eliwanz, Stachel -Kalte. Tafel XLVIIL
Fig. VIII.
M. corpore ovato-oblongo, fronte truncata, duobus aculeis armata, pede styliformi longo, breviore quam corpus.
Monocerque bicorne^ a corps ovale -oblonge tronque au front , arme de deute epmesy ayant le pied
styliforme un peu plus court que le corps.
Brachionus Rattus, Schrank, Naturforscher, XXVIT. p. 26. Taf. III. 1793.
Vaginaria longiseta, Schrank, Briefe naturhist. Inhalts an Natj, p. 383. Taf. II. Fig. 13. 1802. Fauna boica, III. 2. p. 140. 1803.
Monocerca Mcornis, Abhandl. der Akademie d. Wissens eh. zu Berlin, 1830. p. 46. 1831. p. 131.
Aufenthalt: Bei Ingolstadt oder Erlangen und Berlin.
Schrank bat diese Art in Baiern zuerst 1793 und öfter beobachtet. Er hielt sie 1802 für Müllers Trichoda Rattas
und gab eine weit bessere Abbildung, bei der nur, wenn es nicht eine besondere Art war, die Stacheln und der Griffelfuss zu lang gezeich-
net sind. Da gerade in dem längern Körper im Verhältniss zum Fusse ein Character dieser Art gegen die vorige liegt, so konnte ich
den Namen longiseta nicht anwenden; ist aber Schrank' s Art eine besondere, so mag dieser der Name passend seyn und bleiben.
Die Organisation ist der der vorigen sehr ähnlich. Die feste Stirnplatte geht nur bei dieser in zwei lange, oft sehr ungleiche, zuwei-
len gleiche Spitzen aus. Ich zählte auch 6 Muskelscheiden für die Wimperbündel, dazwischen einen cylindrischen langen oder ovalen
Markknoten, auf dem hinterwärts das rothe Auge aufsitzt. Den Markbeutel unter der Stirnplatte vermisste ich, aber die Respirations-
röhre ragte zwischen den Stacheln durch. Der schiefe Schlundkopf zeigte feine Queerrunzeln, einen krummen und einen geraden Kie-
fer und an jedem derselben vielleicht 3 Zähne, wenn ich die 6 — 7 Spitzen richtig gedeutet habe. Die schwanenhalsartige Schlund-
röhre, die beiden Drüsen, der conische einfache, meist mit grüner Speise erfüllte, Darm waren gleichartig. Von innern Längsmuskeln
sah ich nur Rückenmuskeln, aber in doppelter Zahl, 4 neben einander, mehr nach hinten reichend. Neben dem Eierstocke lag hinter-
wärts auch die contractile Blase. Die Basis des Schwan zfusses war schmäler und kürzer bei grösseren Körpern, und zeigte nur 1 in-
nern halbkugligen Muskel. An der äusseren Basis des Griffels selbst lagen noch 2 dicke kurze Borsten angedrückt. Ich sah keine
ganz reifen Eier. Bei Berlin ist auch diese Art jährlich nicht selten im Torfwasser zwischen Conferven, zuweilen -mit Volvotc Glo-
bator. Sehr häufig hatte ich sie am 25. März 1835, vor 1830 nur einzeln. Ich sah sie nie röthlich, wie die vorige immer. —
Grösse % Linie, des reifen Eies wohl V36 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLVIIL Fig. VIII.
Fig. 1. rechte Seitenansicht eines Thierchens mit gleichlangen Hörnern. Fig. 2. ein zusammengezogenes Thierchen mit dem Kopfe nach unten und
mit gebogenem Rattenschwänze. Fig. 3. Schlundkopf. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
31. Monocerca? valga, kleiner Fadenscltwanz. Tafel XLVIIL Fig. IX.
M. corpore parvo subeubico, capite discreto, dorsi gibbere et pede conico crasso furcam inaequalem referentibus.
Monocerque crochue, a corps petit presque cubique, avec une tete disthicfe, une bosse au dos et
un pied conique formant une fourche inegale.
Vorticella valga, Müller? Animalc. Infusor. p. 266. Tab. XXXVII. Fig. 12. 1786.
Urceolaria valga, Lamarck, Hist. nat. des animaux sans vert. II. p. 43. 1816.
Urceolaria valga, Bort de St. Vincent, Encyclopedie method. Vers. 1824.
Monocerca? valga, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 211.
Auf enthalt: Bei Berlin und vielleicht bei Copenliagen.
Müller's sehr selten im Sumpfwasser vorgekommene Vorticella valga kann eine durch Zerfliessen oder Eierlegen her-
vorgegangene Missbildung sehr vieler verschiedener polygastrischer Infusorien seyn, daher auch die andern, darauf sich stützenden, Na-
men sehr unsichere Synonyme sind (vergl. Stentor caeruleus, Taf. XXIII. Fig. IL 3.; Enchehjs Farchnen, Taf XXXL
Fig. IL 9.; Colpoda Cucullus, Taf XXXIX. Fig. V. 16.). Das von mir bei Berlin beobachtete Räderthierchen ist sehr ausge-
zeichnet, obschon es noch nicht hinreichend scharf beobachtet ist. In der Erscheinung gleicht es sehr der Glenophora Trochus, von
der Seite gesehen ist es aber hinten gabelförmig und es hat nur 1 Auge und dieses im Nacken. Es ist selten, sehr rasch beweglich
und fand sich mit Notommata granularis, der es auch im Aeusseren ähnlich ist, im November 1833 in mehreren Exemplaren. Das
Junge dieser kann es nicht seyn, denn ich hatte dergleichen daneben. Das Räderorgan zeigte bei der Contraction 4 Muskelscheiden.
Das deutliche rothe Auge sass auf einem weniger deutlichen Markknoten. Im Innern waren verschiedene unklar begrenzte Organe. Ein
einfacher kurzer conischer Darm und ein grosses Ei waren vorherrschend. Der Schlundkopf war undeutlich. Die hiutere Darmmündung
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imrastc wohl gerade in der Mitte der Zangengabel seyn, deren oberer Theil dann ein Höcker des Rückens, deren unterer längerer Theil
ein einsclienkliger Fuss war, wie bei Notommata Centrura. — Grösse V24 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLVIIL Fig. IX.
Fig. 1. Rückenansicht; Fig. 2. linke Seitenansicht; Fig. 3. Rückenansicht in der Contraction; Fig. 4. rechte Seitenansicht. Linear -Vergrüs-
serung 300mal.
EINUNDZWANZIGSTE GATTUNG: NACKENAUGE.
lotommata. lotommate.
CHARACTER: Animal ex Hydatinaeorum familia, ocello unico occipitali, pede bisulco, caudam furcatain
referente et organo rotatorio siinpliciter ciliato instnictum.
CARACTERE: Animal de la famille des Hydatines, ayant un seul oeil a la nuque, un pied a
deux doigts^ en forme de quene fourchue et Vor gerne rotatoire simplement eilte.
Die Nackenaugen zeichnen sich in der Familie der Crystallfischchen durch ein einzelnes Auge im
Nacken^ einen zweifingrigen5 gabelschwanzartigen Fuss und ein nur aus Wimpern gebildetes Räderorgan aus.
Erläuterung* zur C*attuiig der Mackenaugen.
Die Gattung Notommata , zu welcher mehrere der grössten Räderthiere gehören, umfasst jetzt 27 Arten. Sie wurde 1830
mit 8 Arten gegründet. Mit Sicherheit giebt es keine frühere Geschichte derselben, allein wahrscheinlich kannte man doch mehrere
Arten seit langer Zeit. In Joblot's Abbildungen von 1718 findet sich eine, der Notommata gibba ziemlich ähnliche, Form unter
dem Namen Doguin. Baker kannte 1752 vielleicht Notommata aurita. Müller verzeichnete 1773 vielleicht N. lacinulata und
Tripus als Vorticella auriculata und V. Felis. Eichhorn kannte 1775 vielleicht N. ansata, Müller wohl 1786 noch N.
longiseta und aurita als Vortic eilen, und N. Tigris als Trichoda, vielleicht auch eine Art als Cer curia Crumena aus dem
Seewasser, und noch 3 Arten als Vorticella succollata, constrieta und togata des Süsswassers, im Ganzen 9 Arten. Schrank
hat 1793 eine, der N. Myrmeleo sehr ähnliche, Form abgebildet, die er auch noch 1803 Brachionus multieeps nannte, wobei er
N. Tigris wieder als Trichoda, und N. Tripus als Ecclissa Felis verzeichnete. Oken brachte 1815 einige dieser Formen in
seinen 4 Gattungen Zapfel, Stürzet, Korbet und Spurrel unter. Lamarck nahm 1816 nur Müller's Vorticellen in seine
Gattung Furcularia auf, ohne von den übrigen Kenntniss zu nehmen. Ihm folgten die Neueren, besonders Bory de St. Vincent,
der 1824 5 Arten mit Lamarck zu Furcularia zog, eine Diurella Tigris nannte und 2 wohl als Ratulus und Leiodina be-
schrieb. Zuletzt hat Corda wohl 1835 eine Art Cystophthalmus Ehrenbergii genannt (s. d. Nachtrag). Von den hier verzeich-
neten 27 Arten waren vor 1830 etwa 7 Arten bekannt. Ausser den gleichzeitig mit der schärferen Umschreibung des Gattungschara-
cters 1830 verzeichneten 8 Arten sind 1831 noch 6 hinzugefügt worden. Wieder neue 6 Arten wurden 1833, und noch 3 Arten
1835 beobachtet. Hier ist die Zahl noch um 4 Arten vermehrt. — Die Organisation ist bei Vs der Arten sehr vollständig, bei allen
aber mannigfach bekannt, und schliesst sich ganz nahe an die von Hydatina an. — Als Bewegungsorgane dienen bei allen Arten ein,
nur vorn an der Stirn des übrigens glatt nackten Körpers gelegenes, aus mehreren Farthieen (Wimperbündeln) bestehendes, zuweilen
Ohr- und Arm -artiges Räderwerk und ein gabelförmiger Schwanzfuss. Bei 8 der grösseren Arten sind zahlreiche innere Bewegungs-
muskeln erkannt und sehr umständlich studirt worden. Bei N. Copeus und Werneckii sind noch besondere Borsten einzeln am Kör-
per. — Das Ernährungssystem ist bei allen Arten ermittelt. Ein bei 18 — 19 Arten mit zwei einzahnigen, bei 8 Arten mit 2 vielzah-
nigen Kiefern versehener Schlundkopf mündet durch eine Öfter kurze, zuweilen lange enge Schlundröhre in einen weiten einfach coni-
schen Darm (Coelogastrica). Nur bei N. Tuba ist eine Magen -Abschnürung {Gasterodela a), und nur bei N. Myrmeleo, Sy~
rinzc und clavulata ist eine magenartige Erweiterung ohne Abschnürung {Gasterodela ß). Blinddarmartige Anhänge am vordem
Darme sind nur bei N. clavulata. Die 2, als pancreatische Drüsen betrachteten, ohrartigen Anhänge vorn am Speisecanale sind bei
24 Arten beobachtet, bei 3 unklar geblieben. Die Form dieser Drüsen ist sehr verschieden: 1) kugelartig oder eiartig bei 19 Arten;
zu dieser Abtheilung scheinen auch die unklaren zu gehören; 2) doppelkugelartig bei N. hyptopus (und Myrmeleo?); 3) kegelartig
bei N. Brachionus ; 4) nierenartig bei N. Myrmeleo; 5) keulen- oder walzenartig bei N. clavidata. Bei allen Arten ist die hin-
tere Darmmündung auf der Augen- oder Rückenseite an der Basis des Fusses. — Der Fortpflanzungsorganismus besteht bei 16 Arten
deutlich aus 2 Theilen, einem weiblichen eierbereitenden, und einem befruchtenden männlichen. Bei den übrigen Arten war zwar der
weibliche Eierstock überall erkennbar, aber der männliche Theil blieb unklar. Der Eierstock ist bei den meisten Arten geknäuelt, wie
bei Hydatina, wahrscheinlich überall bandartig. Entfaltet und deutlich bandartig ist er bei N. clavulata, auch bei N. Syrina.
Aehnlich, aber queergelagert ist er bei N. Copeus und centrura. Keine Art ist lebendig gebärend, nur N. Syrina hatte ganz ent-
wickelte Eier in sich. Nur eine Art, N. Brachionus, trägt die Eier, bis sie ausgekrochen, am Rücken äusserlich angeheftet, wie
die Brachionen. Nur N. Parasita hat stachlige Wintereier erkennen lassen. Der männliche Theil ist bei 13 Arten als 2 keulen-
förmige fadenartige Drüsen und eine contractile Blase erkannt, bei 3 Arten ist nur letztere Blase beobachtet. Verschiedenheiten in der
Form dieser Organe kommen nur insofern vor, als die Sexualdrüsen bei N. Brachionus und Myrmeleo deutlich aus vielen zarten
Längsröhren bestehen, und die contractile Blase bei N. Syrina und Myrmeleo ausserordentlich gross ist, sogar verzweigte Gefässe?
zeigt. — Das Gefässsystem ist bei 10 Arten als feine Röhren, Netze und zitternde Kiemen, besonders deutlich aber bei allen den 7
435
grösseren Alten erkannt. Bei 3 der kleineren Arten sind nur Kiemen beobachtet. Bei N. Myrmeleo und Syrincc allein ist ein brei-
tes Gefässnetz am Kopfe sichtbar. Nur bei denselben und N. clavulata dient eine einzelne freie Gefässrölire den in einer Reihe ge-
stellten Kiemen zur Anheftung, bei allen übrigen Arten stehen die Kiemen in 2 seitlichen Reihen (wahrscheinlich auf 2 Gefässröhrcn)
an die Sexualdrüsen geheftet. Die Zahl der Kiemen ist bei den 2reibigen zu je 2, je 4 und je 6 oder 7. Bei den einreihigen bis
30 und 48 (N. Myrmeleo). Freie innere Längsgefässe sind bei N. ßlyrmeleo und Syrinzc. Eine hervorspringende Respirations (?)-
Röhre im Nacken ist bei 4 — 5 Arten , N. clavulata , Brachionus , Copeus, centrnra und Felis'? beobachtet. Eine Oeffnung an
dieser Stelle , ohne Röhre, ist bei N. Myrmeleo , Syrincc und Tuba bezeichnet. — Spuren des Nervensystems, Augen, sind ein Cha-
racter der Gattung, müssen daher bei allen Arten vorhanden seyn. Dieser Augenpunkt im Nacken ist bei 26 Arten durch ein feinkör-
niges Pigment schönroth, nur bei N. Felis farblos. Ein unter dem Auge liegendes (Hirn-) Mark- Ganglion ist bei 26 Arten erkannt.
Bei N. Copeus und centrura überzieht ein dreilappiges Hirnmark den Schlundkopf und hat das Auge vorn, bei den übrigen liegt das
Hirnmark als 1 oder mehrere Markknoten zwischen den Wirbel -Muskeln der Stirn, und der grösstc davon trägt das aufsitzende in-
nere, mit ihm frei bewegliche, Auge hinten. Eine bis zur Respirationsöffnung reichende Nervenschlinge des Nackens ist bei N. Myr-
meleo , Syrincc und Tuba vorhanden. Freie Nervenfäden mit Ganglien (Anschwellungen) sind überdiess bei N. Brachionus, beson-
ders aber bei N. clavulata beobachtet. Als Anhänge des Gehirns sind noch besondere weisse Beutel bei 4 — 6 Arten vorhanden, N.
saccigera, {Copeus? , centrura?,) braehyota, collaris und aurita. Vielleicht sind es Kalkbeutel. Sie linden sich nur bei zahnbilden-
den Thieren. Achnliche sind auch bei Megalolrocha, Biglena, Brachionus. — Besonders merkwürdig ist diese Gattung durch ihr
parasitisches Leben {N. gr anularis) auf andern Räderthieren, aber auch sogar auf polygastrischen Infusorien (N. Petromy%on), und
selbst in den Kugeln des Volvocc Globator (N. Parasitd), nicht bloss wie ein Kukuks-Ei im Grasmückenneste, sondern wie ein
Bär im Bienenstocke oder wie ein Vogelnest im Wespenneste. Eine Art endlich bildet Gallen an Wasser -Algen (iV. Wcrnechii).
(Vergl. Furcularia und Brachionus.)
Die geographische Verbreitung der Gattung ist nur über Europa, ganz sicher nur bei Berlin und Copenhagen bekannt. Die
sichern Arten leben im Süsswasser, eine unsichere ist im Meerwasser beobachtet.
A. Untergattung Zangenzahn: mit 2 einzahnigen Kiefern.
Subgenus Labidodon: dente unico in utraque maxilla. Sousgenre Labidodon: une seule dent h char/ue mächotre.
32. Notommata Myrmeleo, die Zangen -Cttoe&e. Tafel XLIX. Fig. I.
N. corpore campanulato magno, pede laterali brevi, maxillarum dentibus curvis in foreipem circularem seu circini curvi
formam conniventibus.
Notommate Myrmeleon, ä corps campamde , grand, le pied court , lateral, les deua: mächmres en
forme de compas courbe.
Brachionus multieeps, Schrank? Naturforscher, XXVII. p. 30. Taf. 3. Fig. 16 — 19. 1793. Fauna boica, HF. 2. p. 139. 1803.
Vielräderiges Korlel, Oken, Lehrbuch der Naturgesch. III. p. 48. 1815. Taf. I. Copie von 1793; verkehrt gestellt.
Notommata Myrmeleo, Abhandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1834.) p. 214. 1835. p. 1Ü9.
Aufenthalt: Bei Ingolstadt und Berlin beobachtet.
Diese so auffallend gestaltete Art fand wolil Schrank 1793 mit Chara fleccilis in Gräben in Baiern. Oken stellte sie mit
Anuraea striata in eine besondere Gattung Korbet. Bei Berlin fand ich sie häufig in Torfgräben , zuerst am 5. Juni 1834, dann
wieder am 25. Mai 1835 und am 30. Mai 1836 mit Volvos Globator. Es scheint mir aber, als gäbe es bei Berlin 2 sehr nah
verwandte Arten, welche sich durch die Form der Speicheldrüsen und die Kiemen, vielleicht auch durch das Räderwerk und die Mus-
keln unterscheiden. Als ich die erste Art fand, war mir Schränk'» Mittheilung nicht gegenwärtig. Jetzt könnte, ausser seinem Na-
men, auch der spätere noch ebenfalls Anwendung finden. Die Form Myrmeleo a, mrdtieeps, zeigte 7 besondere Wirbel apparate mit
anscheinend vielen Wimpern, einen sehr grossen, auf der Rückenseite mit einem Schnabel versehenen, schiefen Schlundkopf mit 2 sehr
grossen, balbcirkelförmig gekrümmten, auf 2 kleinen Kiefern sitzenden, Zähnen, gleich einem Tastercirkel. Diese auflallend grosse
Zange konnte das Thierchen weit hervorstrecken, wie ein Ameisenlöwe, wobei die Bildung und Entfaltung des Schlundkopfs die
Verlängerung sehr beförderte. Ein langer dünner Oesophagus, ein kugelförmiger dicker Magen und ein plötzlich dünner werdender
langer immer leerer Dickdarm bildeten den Speisecanal. Vorn am Magen waren 2 doppelte Speicheldrüsen. Bei einem Thierchen, des-
sen dunkler Magen fast den ganzen Körper erfüllte, kamen beim geringen Druck 2 grosse verschlungene Exemplare des Lynceus glo-
bularis wieder durch den Mund hervor, wonach der Magen sich wie bei den übrigen zeigte und das Thierchen munter fortwirbelte.
Ein kurzer und breiter bandartiger Eierstock mit einem fast ausgebildeten Eie und eine grosse contractile Blase waren in der Nähe der
hintern Darmmündung. Zwei geschlängelte, vom Schlundkopf anfangende, Samendrüsen lagen auf der Bauchseite, zwischen beiden ein
geschlängeltes , ziemlich dickes, sehr durchsichtiges Gefäss, an welchem einseitig 48 — 49 zitternde Blättchen hingen, welche ein Kamm-
artiges Bild gaben, wie die Kämme am Leibe der Scorpione. Ein breiter Rückenmuskel und ein ähnlicher Bauchmuskel, beide ge-
streift, nach hinten breiter werdend und sich mit mehreren Bündeln anheftend, 2 Zangenmuskeln und 7 halbkuglige Rädermnskeln bil-
deten mit einem muskeligen Schiandkopfe das Muskelsystem. Keine Respirationsröhre, aber 5 Queergefässe und 4, zu den ersten 2
Queergefässen gehende, Längsgefässe mit deren vom Rücken, nach innen gerichteten, 2 Strahlungen, erschienen sammt dem Kiemen-
canale und einem unklaren Gefässnetze der Stirn als das Gefässsystem. Von Nerven erkannte ich nur das grosse, zwischen den Wir-
belmuskeln der Stirn gelegene, Hirnmark mit seinein rotten Auge am Ende. Die beiden, 1834 erwähnten, Ganglien gehörten der fol-
genden Form.
Die Form ß Myrmeleo, welche ich 1835, aber auch schon 1834, beobachtete und 1836 wieder sah, liess um den Kopf ein
deutlicheres Gefässnetz erkennen, zeigte nur 4 Queergefässe und nur zum ersten 2 Längsgefässe gehend. An der Stelle des früher
vermeinten vordem 5ten Queergefässes sah ich hier eine Respirationsöffnung mit Wimpern, und was beim ersten als 2 Gefässe und 2
Ganglien erschienen war, zeigte sich hier als ein dickes Nervenband, als Nackenschlinge mit 2 Ganglien. Das rotte Auge war viel
grösser. Die 7 Räderwerke hatten jedes uur (5—) 6 Wimpern und schienen 8 (jederseits 4) zu seyn. Anstatt des einfachen Rücken-
und Bauchmuskels sah ich hier jeden doppelt, als 4 Seitenmuskeln, je einen rechten und linken. Auf der Bauchseite ging ein Mnskel
oder Gefäss vom Kopfe zur Körpermitte. Die beiden Bauchspeicheldrüsen waren halbmond- oder nierenf örmig , die contractile Blase
hatte anscheinende Gefäss Verzweigungen. Am Kiemengefäss waren nur 8 etwas grössere Kiemen sichtbar. Auch tier fand ict den
10»
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Lynceus im Magen. Diese mannigfachen starken Verschiedenheiten konnten freilich zum grossen Theil auf Rechnung des Beobachters
kommen, da die grosse Durchsichtigkeit aller Theile leicht Irrungen veranlasst. Ich habe daher noch vorgezogen, beide Formen zu
vereinen. — Grösse % — V3 Linie; Ei etwa Vis Linie.
. Erklärung der Abbildungen Taf. XLIX. Fig. I.
Fig. 1. Notommata Myrmeleo a multiceps, in rechter Seitenansicht, b' das Kiemengefäss mit den 48 Kiemen, v** das Keimbläschen im Ei.
Fig. 2. Notommata Myrmeleo /?, linke Seitenansicht. U Kiemen, g Hirnmarkknoten, gp pancreatische Drüsen, i" Dickdarm des Speisecanals,
m Muskel, rri Räderwerksmuskel, m" 7n" Längsmuskelpaare, m+ Fussmuskeln, m + + Ringmuskel, m** Schlundmuskel, n freier Nerv mit 2 An-
schwellungen, ö+ Eierstock mit einfacher Reihe von Eikeimen, oe Schlundröhre, p" Wimpern, ph Schlundkopf, r' Gelassnetz, s contractile männ-
liche Blase mit scheinbaren Gefässverzweigungen , / Respirationsöffnung am Rücken, t männliche Sexualdrüsen bündelartig (aus Röhrenl) gebildet, v"
Queergefässe, v'" Kiemengefässe, dicker als die Kieme, daher kann die zitternde Kieme nicht wohl ein Herz seyn. Linearvergrösserung 300mal.
33. Notommata Syrinac, die Syrinx. Tafel XLIX. Fig. IL
N. corpore campanulato magno, pede laterali, tenuissimo, vix prominulo, maxillarum dentibus curvis, apice bifidis.
Not omni ate Syringe, a corps campanule grand, ayant Ig pied lateral tres-mince ä peiue vis? die,
les deu& mächoires en forme de compas courbe, la pointe des dents fendue.
Notommata Syrinx^ Abhandl. d. Akad. d. Wissen seh. zu Berlin, 1835. p. 169.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese, den vorigen sehr ähnliche, Form unterschied sich besonders durch den Fuss auffallend, der lange ganz umsonst von
mir gesucht, sich doch vorfand. Ich fand sie am 25. Aug. 1835 in einer Torflache mit Anuraeen. Im Wesentlichen ist sie mit
der vorigen vai\ ß in der Organisation ganz übereinstimmend. Das Räderorgan zeigte 6, aus je 3 Muskeln gebildete, Parthieen, de-
ren jede 5 — 7 Wimpern besass. Der Zwischenraum der Wirbelbündel (Mund) war nicht concav, sondern convex. Die beiden krum-
men Zähne waren vorn gespalten. Die pancreatischen Drüsen waren einfache Kugeln. Im Magen eines Thierchens fanden sich 9 (!) Ex-
emplare der Anuraea aculeata. Ich zählte 4 Längsmuskeln als 2 rechte und 2 linke Seitenmuskeln. Bei Einem Exemplare waren
anscheinend 4 Queergefässe, bei einem andern 5. Bei jenem waren 8 Kiemen, bei diesem 13. Respirationsöffnung am Rücken, Ner-
ven, Gefässkranz, Eierstock, alles war wie bei voriger. Ein im Leibe befindliches Ei hatte schon ein ganz entwickeltes (! ) Junges
mit rotliem Auge und wirbelnden Wimpern. Ich sah auch ein gabelförmiges Gefäss vom Kopfe zur Mitte gehen. Bewegung träge. — ■
Grösse lU — V3 Linie, des Eies Vis Linie. Beide Formen geben getrocknet sehr deutliche Muskel -Präparate.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLIX. Fig. IL
Fig. 1. linke Seitenansicht. Fig. 2. rechte Seitenansicht. U Kiemen, c Gehirn, gp pancreatische Drüsen, m Wirbelmuskel, /rc + + Ringmuskcl des
Darmes, m** Kaumuskeln und Kiefer, n Nervenschlinge im Nacken, 0" Ei, 0+ Eierstock, r' Gefässnetz, ,v contractile Blase, s Respirationsöffnung
im Rücken, t Befruchtungsdrüse, t/ Längsgefässe, das untere ist aber vielleicht ein Muskel, v" Queergefässe, v"' Kiemengefäss, co eingezogener
Fuss und hintere Darmmündung. Fig. 3. Schlundkopf. Linearvergrösserung 300mal.
34. Notommata liyptopus, das Mäulchen. Tafel L. Fig. VI.
N. corpore globoso- cainpanulato, magno, pede parum prominulo in medio ventre, maxillarum dentibus parvis.
N otommate hyptopode, a corps spheriqiie- campanule, assez grand, le pied peu avangant au milieu
du ventre, les dents des mächoires petites.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese, ebenfalls frei im Wasser schwimmende, träge Art entdeckte ich am 25. April 1835 in einem Torfgraben bei Berlin
in nur 2 Exemplaren. Das Wirbelorgan zeigte 4 — 5 Muskelbündel. Der Schlundkopf war kugelig und 4muskelig, eine Schlund-
röhre nur angedeutet, sehr kurz, der Speisecanal einfach, weit, im Rücken nach der Fussbasis umgebogen. Zwei Paar kuglige pan-
creatische Drüsen, ein geknäuelter Eierstock mit einzelnen grossen Eiern, eine geschlängelte männliche Drüse mit einer daran befestig-
ten Kieme (wahrscheinlich mehreren) und eine contractile Blase waren, samint einem aus den Rädermuskeln hervorragenden, in, der Mitte
eingeschnürten und da mit einem grossen Augenpunkte versehenen, Hirn -Mark die erkannten organischen Details, wozu noch 2 grosse
Längsmuskeln, als ein rechter und linker Rücken- und Bauch -Seitenmuskel, kamen. — Grösse % Linie; Ei Vis Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. L. Fig. VI.
Fig. 1. rechte Seitenansicht. Fig. 2. die 2 halbzirkelförmigen Kiefer mit je einem wenig gekrümmten kurzen Zahne und dem mittleren Schlundcanale.
gp pancreatische Drüsen -Paare, t Samendrüse, s contractile Blase, w After. Linearvergrösserung 300mal.
35. Notommata JParasita, der Raubschiffer. Tafel L. Fig. I.
N. corpore ovato parvo, pede parvo parum prominulo postico, dentibus parvis.
iV otommate Parasite, a corps ovale, petit, le pied petit peu avangant en arriere, les dents petites.
Notommata Parasita, Berliner SPKNEiTsche Zeitung, 20. Juni 1835. Abhandl. d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1835.
p. 177. Mittheil. d. Berlin. Gesellsch. naturf. Freunde, 1836. p. 33.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese kleine, körperlich nicht sehr ausgezeichnete, Art ist ihres Vorkommens halber sehr merkwürdig. Sie lebt in den Ku-
geln des Volvosc Globator, frisst dessen innere Knospenhaufen (Töchterkugeln), und legt statt dessen ihre Eier hinein. Der Volvos
führt sie in seinem Innern, wie in einer Kutsche oder einem Schiffe, immer mit sich herum. Will sie hinein oder heraus, so frisst sie
einige Thierchen der Kugel, bis das Loch gross genug ist. Ich sah oft 3 — 5 erwachsene Raubschiffer mit mehreren Eiern in Einer
Kugel, öfter aber nur 1 oder 2 mit 1 oder 2 Eiern. Ich entdeckte diese Form am 20. Mai 1835 und fand sie am 6. Juni wieder.
Am 16. Juni zeigte ich sie lebend in der Gesellschaft naturforsch. Freunde. Im Jahre 1836 habe ich sie zu zahllosen Malen gesehen,
42?
und wo viele Volvocc sind> scheint sie immer gleichzeitig vorzukommen. — 3 — 4 Bündel des Räderwerks, ein kugligcr 2%ahniger
Schlundkopf, eine deutliche kurze Schlundröhre , ein dicker einfacher grün erfüllter Darm, ein gedrängter Eierstock mit bald glatten,
bald stachligen Eiern, eine (wahrscheinlich doppelte) Samendrüse und ein dicker Hirnknoten mit einem rotlien Auge sind die erkannten
Organisationstheile. Gleichzeitig, aber immer getrennt, fand ich auch N. Petromyzon im Volvosc. Solche Volvoces haben immer
zerrissene Stellen. — Grösse bis Vi 2 Linie, der Eier V24 — V20 Linie. (Vergl. Volvos Globator, p. 70, 71.)
Erklärung der Abbildungen Taf. L. Fig. I.
Fig. 1. eine ganze lebende Volvox- Kugel mit zerrissenen Stellen der Oberfläche, worin ein Raub Schiffer mit 2 glatten und einem stachligen (Winter-)
Ei sitzt und sich umherfahren lässt, während er die innern Knospen des Volvo x bis auf 2 grüne und 1 gelbe schon verzehrt hat. Auch eine Eu-
notia ist in's Innere des Volvox eingedrungen. Fig. 2. ist ein aus dem Volvox herausgenommener Raubscbiffer mit einem stachligen Ei; bei a)
die Afterstelle. Fig. 3. ein freies Winter -Ei. Fig. 4. ein gewöhnliches glattes Ei. Fig. 5. ein jüngeres Thierchen.
36. Notommata gr anularis 9 der Wasser -Kukuk. Tafel L. Fig. IL
N. corpore cylindrico, brevi, utrinque truncato, pede gracili tenninato, corpusculo aliquo interno granulato nigro.
Nolommate granulaire, a corps cylindrü/ue court, tronque ante deu& bouts, mais termine par un
pied grele et ayant quelque corps grenu dans le venire.
Notommata granularis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 133. 1835. p. 176.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Das Thierchen von 1831 fand sich am 1. April 1835 wieder mit Brachionus Pala und Notommata Brachionus in be-
sonders grosser Menge in Sturmfässern. Ich war daher auf seine Fortpflanzung aufmerksam und suchte eifrig, wo es seine Eier hin-
lege, fand aber keine. Zufällig fiel es mir auf, dass die Eier, welche die Notommata auf dem Rücken trug, von sehr verschiedener
Grösse waren. Ich bemerkte dann, dass aus den grösseren Eiern deutlich die Jungen, den Alten ganz ähnlich, hervorkamen, aus den
kleineren dagegen ganz andere Thierchen ausschlüpften. Der schwarze körnige Fleck im Leibe der N. grarmlaris und in allen rei-
fen kleinen Eiern, so wie endlich die völlige Gleichheit der Jungen mit jenen Alten liess mich erst vermuthen, dass also wohl ein und
dasselbe Räderthierehen zuweilen verschieden geformte Junge habe, allein die gleichzeitigen Beobachtungen des Volvos mit seinen Pa-
rasiten lenkten zu dem Kukuks- artigen Verhalten hin. Manche Brach ionen trugen 10 bis 12 nur fremde Eier auf sich. — Ein
4 — 6muskeliges Räderwerk, ein dicker Schlundkopf mit unklaren, wahrscheinlich 1 zahnigen, Kiefern, eine sehr kurze Schlundröhre,
ein dicker kurzer einfacher Darmschlauch, 2 Bauch- und 2 Rückenmuskeln, 2 Fussmuskeln , 1 geknäuelter kurzer Eierstock, 2 ge-
schlängelte Sexualdrüsen mit jederseits 2 zitternden Kiemen, ohne deutliche contractile Blase, 1 Hirnknoten mit dem rotlien Auge und
ein dunkler körniger Körper, wie bei Enteroplea, sind die bisher ermittelten Organisationsglieder. Die Jungen sah ich oft auskrie-
chen und die leere Eischaale zurücklassen. Im Ei wirbelte und bewegte sich der Fötus mit deutlichem Auge. — Grösse V24 Linie,
Ei V40 Linie. Am 5. Juni 1836 fand ich das Thierchen wieder mit Brach. Pala und suchte die Zähne nmsonst. Ist es eine be-
sondere zahnlose Gattung?
[lö'
Erklärung der Abbildungen Taf. L. Fig. IL
Fig. 1. Brachionus Pala mit fremden Eiern der N. gr anularis beladen. Seine wahren grossen Eier sind auf Tafel LXIII. Fig. I. zu vergleichen;
+ leere Eischaalen. Fig. 2. Rückenansicht der N. granularis. Fig. 3. Bauchseite derselben; x der dunkle körnige Körper, co die Miinduug des
Speisecanals und Eierstocks. Linear vergrösserung 300mal.
3?. Notommata Petromyzon, das Pricfeen-Fischclien. Tafel L. Fig. VII. Tafel IV. Fig. 1. 4.
N. corpore elongato, utrinque attenuato, ore et organo rotatorio lateralibus.
Nolommate Lamproie, a corps allonge, aminci ante deute bouts, ayant la bouche et V organe rofa-
toire laterautc.
Pleurotrocha Petromyzon, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 46. 1831. p. 129.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Auch dieses Thierchen ist seiner Lebensart halber sehr merkwürdig. Ich entdeckte es im Mai und Juli vor 1830 und sah
damals kein Auge, hielt auch die Stellung des Räderorgans für wichtiger als jetzt , daher sonderte ich es als eigene Gattung Pleuro-
trocha ab. Seit 1835 erst habe ich ein sehr kleines rotlies Auge bei ganz ähnlichen Thierchen beobachtet, und glaube nun, diess frü-
her übersehen zu haben. Mit dem Auge sah ich es zuerst am 15. Februar 1835 zwischen den Bäumchen der Epistylis digitalis, die
selbst auch auf einem Cyclops quadricornis ( Wasserfloh) sass. So war es denn der Parasit eines Parasiten des Wasser flo-
hes(!). Ich fand es dann wieder am 13. Mai 1835 in einem Volvos Globator, dessen Knospenhaufen es sichtlich zerbiss und ver-
zehrte, wie N. Parasita. Im Deccmber 1837 fand ich es im Carchesium polypinum häufig im Schaafgraben. Tief ergriffen mich
beide Erscheinungen. So legen im Meere die Fische ihre Brut in die Thierstöcke der Corallen-Blumenthiere, und die Dintenfisehe
heften ihre Eier an dieselben. Der Vogel in der Luft baut sein Nest auf und in dem Baume, auch das Räderthier der unsichtbaren
Welt in's Infusorium der unsichtbaren Welt! — Eier in den Bäumchen der Glocken thierchen Epistylis, Zoothamnium, Car-
chesium dergl. kann man leicht irrig für grosse Knospen dieser Formen halten. — Die Organisation ist mannigfach ermittelt und leicht
zu erkennen (siehe die Zeichnung). — Grösse Vis bis % Linie, des Eies V20 Linie. (Vergl. p. 71. und 283.) Die Fnrcalaria
Reinhardti des Seewassers ist in Form und Lebensweise dieser Art sehr verwandt.
Erklärung der Abbildungen Taf. L. Fig. VII. und Taf. IV. Fig. I. 4.
Fig. 1. ein erwachsenes Thierchen am Stamme der Epistylis digitalis in rechter Seitenansicht, von 1835. Fig. 2. ein frei timherschwimmendes mit
mehr entwickeltem Eierstocke, daher aufgetriebenem Rücken, von 1830. Fig. 3. ziemlich reifes Ei an die Epistylis angeheftet. Fig. 4. ganz rei-
fes Ei mit wirbelndem und augenführendem Fötus. Fig. 5. Rücken ansieht; a> Darm- und Eierstock -Mündung. Fig. 6. Schlundkopf mit dem vor-
dem Darmstücke. Auf Tafel IV. Fig. I. 4. sitzt es im Volvox Globator und hat ein Ei neben sich angeheftet. Vergrösserung 300mal im Durch-
messer.
438
3®. Notommata lacinulata, zweispitziges srackenauge , der Kegel. Tafel LI.
Fig. IY. und Tafel XL VIII. Fig. I. +
N. corpore eonico, parvo, fronte truncata, sublobata (lacinulata) , porrectis dcntibus saepe bicuspidata.
Notommate lobee^, a corps conü/ue, petita tronqne et leger ement lohe au front , ayant souvent les
dents en deu& pointes avancees.
Vorticella auriculata, Müller, Vermium fluv. historia, p. 111. 1773. Oere-Snurrcren,
Vorticella auriculata, (Müller) Herrmann, Naturforscher, XIX. p. 54. Taf. II. Fig. 18. 1783. (vergl. Synchaeta ircmula.)
VorUcella lacinulata, Müller, Animalc. Infus, p. 292. Tab. XLII. Fig. 1 — 5. 1786.
Ecclissa lacinulata et Hermanni, Schrank, Fauna boica, HL 2. 107, 109. 1803.
Ecclissa Felis et Hermanni, Oken, Lehrbuch d. Natur gesell. III. 1. p. 45, 844. 1815.
Furcularia lacinulata, Lamarck, Hist. nat. des an. sans vert. IT. p. 38. 1816.
Furcularia lobata, Bory de St. Vincent, Encyclopedie methodique, Vers. 1824.
Notommata lacinulata, Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 46. 1831. p. 51, 134.
Aufenthalt: Bei Copenhagen!, Strassburg?, Ingolstadt? und Berlin! beobaclitet.
Bei Berlin lebt diese Art häufig zu allen warmen Jahreszeiten mit Chlamidomonas Pulvisculus im Freien und auch in Was-
serkübeln. Müller entdeckte sie in reinen Wässern bei Copenhagen 1773. Prof. Herrmann in Strassburg fand ein ähnliches Thier-
chen im Herbst in einem mit Pappelblättern erfüllten Sumpfe. SchranIv fand doch wohl etwas anderes am Schleime des Ophrydium
versatile bei Ingolstadt 1803, die wahre Form aber vielleicht zwischen Conferven. Im Jahre 1833 fand ich es in Copenhagen selbst
im Süsswasser des botanischen Gartens. Im Jahre 1835 habe ich es in Berlin auch überwintert. Es ist ein sehr lebhaftes, rasch wir-
belndes, hin und her schiessendes Thierchen, welches ich von der grösseren Pleurotrocha constrieta erhaschen und aussaugen sah.
Die stets vorstehenden 2 Zähne bilden eine Spitze in der Mitte des Wirbelorgans, das zuweilen 2 kleine seitliche Ohren zeigt. Die
pancreatischen Drüsen und männlichen Sexualtheile sind noch nicht erkannt, auch die Muskeln und Gefässe unklar geblieben. Darm,
Eierstock und Auge sind deutlich. Müller sagt 1786, er habe zuweilen ein Ei äusserlich anhängen gesehen, das war wohl eine Ver-
wechselung. — Grösse V24 — Vi 2 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LI. Fig. IV. und Taf. XLVIII. Fig. I. +
Taf. LI. Fig. IV. 1. ein grösseres Thierchen in der rechten Seitenansicht. Fig. 2. Rückenansicht eines kleineren. Fig. 3. etwas zusammengezogen,
rechte Seitenansicht. Fig. 4. schmale Form, Rückenansicht. Fig. 5. wirbelnd in Indigo -Wasser mit nur scheinbar abgeschnürtem Darme. Fig. 6.
die beiden gabelförmigen ungleichschenkligen Kiefer mit je einem kurzen Zahne. Auf Tafel XLVIII. ist der Fang eines Thierchens von Pleuro-
trocha constrieta dargestellt. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
39* Notommata foreipata, Scheeren-FIsctoelieii. Tafel LI. Fig. V.
N. corpore elongato, parvo, pedis digitis longis, saepe decussatis, oculo maximo.
Notommate Porte - pince, a corps petit, allonge, les doigts du pied longs , souvent croises^ V oeil
tres-grand.
Notommata foreipata, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 46. 1831. p. 134. 2V. forficata.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Auf diess Thierchen passt Müllers Cercaria Lupus einigermassen , doch habe ich sie zu Cycloglena gezogen. Das
Wirbelorgan schien zuweilen wie ein einfacher Kranz, öfter aber als aus mehreren Theilen gebildet. Der Schlundkopf und 2 Zähne,
eine kurze Schlundröhre, ein einfach conischer Darm, 2 runde Speicheldrüsen und der Eierstock sammt dem grossen, nicht scharf um-
schriebenen, Auge sind die alleinigen bis jetzt ermittelten Organe, da das Thierchen zwischen Lemna selten war und seit 1830 nicht
wieder vorgekommen ist. — Grösse bis Vis Linie. Müllers Cercaria foreipata war wohl eine Diglena.
Erklärung der Abbildungen Taf. LI. Fig. V.
Fig. 1. Rückenansicht. Fig. 2. halbe Stirn-Ansicht mit den beiden Zähnen mitten im Räderorgane, das scheinbar einfach radförmig, aber unklar war.
Fig. 3. kugelartig zusammengezogen, von vorn gesehen. Fig. 4. rechte Seitenansicht. Liuearvergrösserung 300mal.
40. Notommata collaris, der Dickttals. Tafel LH. Fig. i.
N. corpore elongato maximo, utrinque sensim attenuato, collo turgido, pedis digitis brevibus.
Notommate goitreuse, allongee^ trbs- gründe , peu ä peu amincie aucc deiia, öouts, le cou gonße,
les doigts du pied courts.
Notommata collaris, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 131. Taf. IV. Fig. 11. 1833. p. 186, 217, 333. Taf.
IX. Fig. 2.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese Form zeigte sich im Sommer 1831, auch 1832 und 1833, häufig in Torf- Brüchen, aber immer einzeln. Sie war
mit blossem Auge sehr wohl zu erkennen. Ihr langsameres Schwimmen beruht auf der Kleinheit des Wirbelorgans im Verhältniss zum
Körper. Im Jahre 1831 theilte ich die Abbildung des einzahnigen Schiandkopfs mit, allein 1833 gab ich die Abbildung des ganzen
Thierchens mit sehr vermehrtem Detail. In den Jahren 1834 bis 1836 kam es nicht vor, aber 1837 sah ich es wieder zahlreich am
12. August immer in derselben Gegend. Ein 5faches Räderorgan mit 2 kurzen Ohren, Schlundkopf, Schlundröhre, ein conischcr Darm
mit 2 kugligen Speicheldrüsen, ein geknänelter Eierstock, 2 geschlängelte lange Sexualdrüsen mit je 2 zitternden Kiemen, hinten in
eine contractile Blase einmündend, 5 parallele Queergefässe , keine spornartige Respirationsröhre, 5 Paar innere Längsmuskeln, 7 Wir-
belmuskeln, 4 Schlundkopf- und 2 Fassmuskeln sammt einem deutlichen Auge auf markigem Hirnknoten in einein beutelartigen langen
Anhange blieben die erkannten Structurverhältnisse. — Grösse bis XU Linie, des Eies Vi 2 Linie.
_ 420
Erklärung der Abbildungen Taf. LH. Fig. L
Fig. 1. ein erwachsenes Exemplar von der Rückenseite, b' b' Kiemen; c eine Reihe von Hiruthcilcn, auf denen in der Mitte das grosse Auge unter
der Haut frei aufsitzt; cl Cloake, oder Vereinigungs-Raum des Speise- und Eiercanals; gp pancreatische Drüsen; * Speisecanal; m1 linker vorderer
Rückenmuskel; m2 linker hinterer Rückenmuskel; m3 linker, m* rechter vorderer Bauchmuskel; ?n* linker, m* rechter vorderer Seitenmuskel; mf
Wirbel-Muskel; m-V Fuss- Muskel; m* Schlnndkopf- Muskel; 0 + Eierstock; o" Ei; oe Schlundröhre; r Wimpern des Wirbelorgans; s contractile
männliche Sexualblase; sc sacculus cerebralis^ beutelartiger Hirn-Anhang; sp gewundene männliche Samen -Canäle bei der Einmündung in die con-
tractile Blase; t männliche Samendrüse auf beiden Seiten; v" die 5 queeren Cirkelgefässe ; x Falten der Bauchhaut?; w innere und äussere Grenze
der Darm- und Eierstock -Mündung. Fig. 2. Schlundkopf durch Druck zwischen Glasplatten ausgebreitet, d keuienartige Zähne mit einfachem Kie-
ferfortsatze, unter deren verdeckten Enden das Knorpelgerüst der Schlundröhre liegt; m* Kaumuskeln;/?/* Schlundröhre, hinten durch die Contraction
scheinbar unterbrochen; oe Fortsetzung der Schlundröhre. Linearvergrösserung 300mal.
41. Notommata WernecMi, Werneck's ftackenauge.
N. corpore elongato, utrinquc sensim attenuato, pedis digitis brevibus, setis diiabus prope ps positis.
Notommate de JFerneck, a corps allongey peu ä peu aminci au& deux bouts, ayant Jes doigts du
pied courts et deucc soies pres de la bauche.
Cydops Lnpnla, Vaucher? Histoire des Conferves d'eau douce, p. 32. Tab. 3. Fig. 8. r. und 11. 5. 1803.
Excrescentia Vaucheriae dichotomae , Lykgbye? Tentamen Hydrophytologiae danicae, p. 82. 1819.
Wahres Entozoum im Innern einer Vaucheria, Wimmer, Uebersicht d. Arbeiten d. schies. Gesellschaft für vaterl. Ctiitur, 1833.
p. 71. (1834.) cfr. p. 69.
Notommata, nov. spec, Werneck, briefliche Mittheilung vom März 1834 aus Salzburg.
Notommata Werneckii, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1834.) p. 2(6.
Animalculum rotatorium, Purkinje et Valentin, de phaenomeno motus vibratorii, p. 34. 1835.
Notommata Werneckii, Mittheilungen d. Berlin. Gesellsch. naturf. Freunde, p. 30. 1836.
Aufenthalt: Bei Genf, in Dänemark, bei Breslau, bei Kitzbiihel und bei Zerbst in Dessau beobachtet
Das Thierchen gleicht der N. collaris sehr, ist aber kleiner, und lebt in kolbenartigen Auswüchsen der Yaucherien als en-
tophytisches Thier. Zwar kannte schon Vaucher 1803 Thiere in den Kolben der Ectosperma {Vaucheria) racemosa bei Genf,
allein er nannte sie Cyclops^ vielleicht weil er das rotte Auge sah. Lyngbye sah die Kolben an Fauch, dichotoma in Dänemark,
beachtete aber die Thiere darin nicht. Prof. Wimmer sah und fand Thierchen in Kolben einer Vaucheria von Gräbschen bei Bres-
lau und nannte sie nur Entozoen; Dr. Valentin übernahm die mikroskopische weitere Untersuchung, allein es gelang ihm nicht,
die Classe der Thierchen zu erkennen. Im Frühjahre 1834 fand Dr. Unger ein ähnliches bei Kitzbühel und gab es Dr. Werneck
zur Untersuchung. Ich erhielt im März von letzterem eine detaillirte schöne Zeichnung, aus welcher sich sogleich die Classen-, Fa-
milien- und Gattungs-Charactere, ja auch besondere Artcharactere erkennen Messen, weshalb ich es nach dem bisherigen besten Beob-
achter N. Wemeckii nannte und noch in die Abhandlung von 1833, welche eben gedruckt wurde, aufnahm. Aus den mir von Herrn
Prof. Wimmer gütigst gesandten, ganz unklaren, auch nicht die Classe bezeichnenden, Original -Zeichnungen des Herrn Valentin
weiss ich, dass derselbe gar kein Recht hatte, 1835 sich eine Priorität der Beobachtung gegen die früheren zu geben, deren Referent
ich nur, aber mit Freude über die gewissenhafte und richtige Auffassung, war. Sehr dankenswerth war die Auffassung und Beobachtung
der geographischen Verbreitung durch Herrn Wimmer. Im Herzogthum Dessau hat es 1836 die Frau Herzogin Friederike von
Anhalt -Dessau, Königliche Hoheit, als eifrige und kenntnissreiche Freundin der Botanik und mikroskopischen Forschung bekannt, ent-
deckt. Am 12. Juli 1836 erhielt ich zu grosser Freude Vaucheria dichotoma und racemosa mit dergleichen Kolben durch Herrn
Hofrath Schwabe aus Dessau, welche die Frau Herzogin bei Zerbst selbst gesammelt hatte und mir lebend übersandte. Ich fand die kol-
benartigen Auswüchse ganz voll von Eiern eines Räderthieres, deren Junge schon ganz entwickelt waren, rothe Augenpunkte hatten,
wirbelten und sich umdrehten. Diese Eier mag Vaucher für Cyclops (Lynceus globularis) gehalten haben. Ich zeigte sie am
19. Juli 1836 in der Gesellsch. naturf. Freunde zu Berlin lebend vor, sah aber kein freiwilliges Auskriechen und kein erwachsenes Thier-
chen. In manchen Kolben waren 20 — 30 Eier von V48 Linie Grösse in verschiedener Entwicklung. Alle starben allmälig. Prof.
Wimmer zeigte seine lebenden, ebenfalls nur 8 Tage gesunden, Thierchen am 4. October 1833 der Breslauer Gesellschaft vor.
Durch Druck von mir künstlich geöffnete Eier entliessen wirbelnde, aber nicht kräftig entfaltete, Junge, deren rothes Nackenauge und
einzahniger Kauapparat deutlich waren. Ich bin der Meinung geworden, dass diese Eier wohl mehr als einer Thierart angehörten, da
ich zuweilen grössere und andere mit 2 Augenpunkten (einer Diglena) sah, auch Werneck's grosses Thierchen %> Linie grosse Eier
hatte. Um die Hälfte könnten freilich die Grössen bei gleicher Art verschieden seyn. In der Salzburger Zeichnung hatte das Thierchen ein
vorn nur 31appiges Räderorgan. Zwei rundliche Speicheldrüsen, der Eierstock, Speisecanal und beide Mündungen waren samiut den
einzahnigen Kiefern und dem Nackenauge erkannt. Am Munde waren 2 lange Borsten, die dem Jungen fehlen sollten, beobachtet.
Wären diese Borsten nicht, wie bei Copeus, entfernt genug vom Räderwerke, so würde die Form zu Synchaeta gehören. — Alle
von mir beobachtete Kolben der Vaucherien waren schon desorganisirt und der Auflösung nahe, und hatten auch noch Monaden in
sich. Aehnliches sah schon Vaucher. Ich sah auch Rotifer vulgaris und Philodina erythrophthalma und viele Infusorien schon
öfter in halb zerstörten Confervenschläuchen, wie auch Valentin eine Enchelys in der alternden Vaucherie fand (1833. schies. Ge-
sellsch. p. 69.). So mögen sich unter gewissen Umständen in den gesunden Theilen solcher Röhrenpflanzen, die, wie Vaucheria^
keine Scheidewände haben, Gallen, wie bei grösseren Pflanzen, bilden, und das engere Anschliessen bestimmter Thierarten an be-
stimmte Pflanzen ist eine sehr allgemeine, nicht überraschende, Erscheinung, welche für die Idee der gener atio primaria keine wich-
tige Grundlage bildet. Es ist nicht die Möglichkeit der letzteren zu erweisen, wer wird diese läugnen! aber ihre Wirklichkeit ist zu.
begründen und alle andern Möglichkeiten sind als unstatthaft zu erweisen. Es ist hier, wie es scheint, vielmehr ein ganz ähnliches
Verhältnisse wie das der Not. Parasita im Volvotc Globator. — Grösse Vs Linie, des Eies V20 Linie nach Werneck. Die Eier
des Thierchens von Breslau haben nach den gütigst gesandten getrockneten Original -Exemplaren des Herrn Prof. Wimmer ^48 Linie,
eben so gross waren die lebenden in den Vaucherien von Dessau, dazwischen aber einzelne von V20 Linie. Der Standort ist also wohl
nicht characteristisch für die Art. (Vergl. Synchaeta)
Eine Abbildung konnte nicht mehr aufgenommen werden.
4£. Notommata Najas , das Najaden-Fiscliclieii. Tafel LIL Fig. IL
N. corpore cylindrico-conico, crasso, fronte trancata nee aurita.
Notommate Najade, ä corps cylindrique gros, aminci en pied ' conique, tronque au front sans oreillettes*
430
Notommata Najas, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 132.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese, ganz der Hydatina senta ähnliche, Form, die sich aber durch das Nackenauge auszeichnet, hat auch grosse Aehn-
lichkeit mit Eosphora Najas, jedoch keine Stirnaugen wie diese. Ich fand sie wieder am 23. Juli 1835 zwischen mit Vorticellen
besetzter Lemna und gleichzeitig mit Hydatina braehydaetyla. Einige unklare Längsmuskeln, 2 Fussmuskeln, 2 Sexualdrüsen mit
4 Kiemen und einer contractilen Blase sind neben dem Eierstock, Schlundkopf, Wirbelorgan und augenfiihrenden Hirnknoten anschau-
lich geworden. — Grösse */to Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LIL Fig. IL
Fig. 1. halb gewendet, rechte Seitenansicht. Fig. 2. Rücken ansieht; ö-f Eierstock, o" Ei, s contractile Blase. Fig. 3. Kiefergerüst; m* einfacher
Kiefer -Bogen zur Anheftung des Kaumuskels, d Zähne, & Schlundgerüst. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
43. Notommata mir Ha, Doppelohr. Tafel LH. Fig. HL
N. tergo et uropygio turgidis gibba, fronte aurita, bursa obscura alba globosa sub oculo.
Notommate anriculee, a dos gonfle a la racine de la queue et par cela bossu^ le front auricule^
P oeil at tacke ä tine boter se blanche obscure dans la nuque.
Animalcida, Baker? Employment of tlie Microscope, p. 302. Tab. XII. Nr. 3. 1752.
Brachionus .rotatorius, Pallas, Elenchus Zoophyt. p. 94. 1766. zum Tlieil.
Vorlicella aurita, Müller, Animalc. Infus, p. 288. Tab. XLI. Fig. 1 — 3. 1786. ohne das Synonym.
Furcularia aurita, Lamarck, Histoire nat. des an im. s. vert. II. p. 38. 1816.
Furcularia aurita, Bory de St. Vincent, Encyclopedie methodique, Vers. 1824.
Notommata aurita, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 46. 1831. p. 131. Taf. IV. Fig. XII. Schlundkopf.
Aufenthalt: In England, bei Copenhagen und Berlin beobachtet.
Müller fand sein Thierclien bei Copenhagen zwischen Meerlinsen und sah das Auge als einen grossen dunkeln Punkt auf
einer weissen Stelle. Baker's Thierclien aus England ist nicht ganz sicher als gleiche Art, aber doch diese wahrscheinlicher, als der
ihm bekannte Rotifer. Eichhorn's ähnliches Thierclien ziehe ich nicht mit Müller hierher, sondern zu N. ansata. Oft wirbelt
es ohne vorgeschobene seitliche Ohren, beim Schwimmen entfaltet es aber dieselben. Müller glaubte, es zöge sie im Schwimmen
auch abwechselnd ein, allein das ist ein durch den beim Drehen um die Längsaxe des Thieres erfolgenden Wechsel des Sichtbarwerdens
erzeugter Irrthum. Bei Berlin ist es sehr gemein zwischen Conferven und Meerlinsen, besonders im März und April häufig, auch
im Februar unter'm Eise gesehen. Die gröberen Organe: Darm, Speicheldrüsen, Schlundkopf, Eierstock, Hirn mit dem Auge und dem
dunkeln Beutel, Muskeln des Räderwerks und des Fusses sind deutlich, für die feineren hat es noch an Müsse zur genauen Aufzeich-
nung gefehlt. — Grösse V20 — V10 Linie, Ei y36 Linie. (Vergl. Cycloglena Lupus und Diglena aurita.)
Erklärung der Abbildungen Taf. LIL Fig. III.
Fig. 1. ist eine Rückenansicht eines mit Indigo genährten Thierchens. Fig. 2. rechte Seitenansicht desselben, c ein vom Auge nach der Stirn ge-
hendes Band von Hirnmark; sc saeculus cerebralis^ der dunkle (Kalk?-) Beutel am Auge; 0" ein Ei; a> Mündung des Speisecanals und Eierstocks.
Fig. 3. ein jüngeres Thierchen. Fig. 4. der Schlundkopf, durch Druck ausgebreitet, mit einem gespaltenen Zahne auf jedem Kiefer und treppen-
artigen Schlundfalten. Fig. 1 — 3. 300mal, Fig. 4. 500mal im Durchmesser vergrössert.
44. Notommata gibba, gewölktes liackenauge* Tafel LH. Fig. IV.
N. tergo et uropygio turgidis gibba, fronte truncata nee auriculata, saeculo cerebrali nullo, pedis digitis brevissiinis.
Notomtnate bossue* a dos gonfle a la racine de la queue et par cela bossu, le front tronque saus
oreilletieS) point de bourse ä V oeil, les doigts du pied tres-courls.
Le Doynin, Joblot? Observat. fait. avec le microsc. p. 111, 112. PI. XIII. Fig. 10. 1718.
Notommata gibba, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 132. Taf. IV. Fig. XV. Schlundkopf.
Aufenthalt: Bei Paris? und Berlin!.
Diese Art ist nicht selten zwischen Meerlinsen und in offenen alten Aufgüssen in freier Luft, und bat viel Aehnlichkeit mit
Hydatina braehydaetyla, von der sie sich durch das Auge unterscheidet. Das Auge ist klein und sitzt am hintern Ende eines dicken
Hirnmarkes. Die Wirbelorgane sind mehrfach, sind aber noch undeutlich beobachtet. Zwei Fussmuskeln, ein Schlundkopf mit 2 ein-
zahnigen Kiefern, Schlundröhre, Speicheldrüsen, ein einfacher Darm, ein Eierstock, eine contractile Blase und zwei Befruchtungsdrü-
sen sind deutlich geworden. Joblot fand sein Thierchen, welches er den Mops nennt, bei Paris in einer 10 Monate alten Stroh-
Infusion. War es Furcularia gibba? In einer durchsichtigeren kürzer geschwänzten Form des Doguin sah Joblot 1718, wie er
sagt, die Bewegung des Herzens (des Schlundkopfs), der Lungen und (leider) aller andern Eingeweide (! ) {Hydatina?). — Grösse
Vi s — Vi 2 Linie, Ei V48 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LIL Fig. IV.
Fig. 1. rechte Seitenansicht eines mit Indigo genährten Thierchens. Fig. 2. Rückenansicht desselben; s contractile Sexualblase. Fig. 3. die 2 ein-
zahnigen Kiefer mit der Schlundröhre. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
45. Not ommata ansata 9 Henkel -Fischchen. Tafel LH. Fig. Y.
N. corpore medio, turgido, utrinque subito attenuato, fronte auriculata, saeculo cerebri nullo, pedis digitis validis.
Notommate a anses, le corps gonfle au milieu, brusquemetit aminci au& deua bouts9 le front auri-
eule, saus bourse a V oeil, les doigts du pied robustes.
Der Wasser -Hund, Eichhorn, Beiträge z. Kennt n. d. kl. Wasser tli. p. 30, 59. Taf. II. Fig. F. G. Taf. VI. Fig. F. 1775. (1766.)
Infusorium novum, Müller, Naturforscher, IX. p. 208, 211. 1776.
431
VorUcella aurita, Müller, Am" male. Infnsor. p. 288. ohne die Abbildung. 1786. (s. Nolommata aurita.)
Blatt - Spurrel und Zapfet, Oken , Lehrbuch d. Naturg. ITT. p. 40. 1815.
Notommata ansata, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 131.
Aufenthalt: Bei Danzig und Berlin beobachtet.
In flachem Sumpfwasser im Sommer zwischen Conferven nicht selten. Eichhorn fand sein Thierchen auch im Sumpfwasser
am 7. Juli 1766 und dann im Juni und Juli wieder. Er hat 2 scheinbar verschiedene Thiere gezeichnet, die er aber selbst mit glei-
chen Namen nennt und die auch ein und dasselbe sind, je nachdem es seine Ohren vorstreckt oder nicht. Ersteres geschieht im Schwim-
men. Oken trennte die Form in 2 Gattungen. Fünf Wirbelmuskeln, ein Hirnganglion mit rothem Auge, ein Schlundkopf mit 2 ein-
zahnigen Kiefern, eine kurze Schlundröhre, ein einfach conischer Darm mit 2 vordem Drüsen, ein Eierstock, 2 Befruchtungsdrüsen
und 2 Fussmuskeln sind beobachtete Organe. — Grösse */io — Vs Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LIT. Fig. V.
Fig. i. Rückenansicht eines mit Indigo genährten Thierchens; c Hirnmark. Fig. 2. Kiefer und Anfang der Schlundröhre im Schlundkopf zwischen
den Kiefern. Linearvergrösserung 300mal.
46. Notommata deeipiens, schlankes üfacfcenaiige. Tafel LH. Fig. VI.
N. corpore gracili, cylindrico nee auriculato, pedis digitis brevissimis.
Notommate grele, ä corps grele, cylindrique , saus oreillettes, les doigts du pied tres-courls.
Notommata deeipiens, Abhandl. d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 46. 1831. p. 132.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich habe diese Form von 1830 bei Berlin in freiem Gewässer mit verschiedenen Pflanzen öfter beobachtet, aber neuerlich
nicht wieder gesehen. Mehrere unklare Muskelpartliieen des Räderorgans, einen dazwischen im Nacken hervortretenden Markzapfen als
Hirn mit dem kleinen rotlien Auge am Ende, einen anscheinend 2zahnigen Schlundkopf, eine kurze Schlundröhre, 2 rundliche pancrea-
tische Drüsen, einen einfachen langen conischen Dann, einen zuweilen 4 fast reife Eier haltenden Eierstock und eine contractile Blase
am hintern Ende bemerkte ich schon damals als Tbeile des Organismus. — Grösse Vis Linie, des reifen Eies wohl 7*8 Linie. (Vergl.
Furcularia gracilis und die jungen Formen der andern Arten.)
Erklärung der Abbildungen Taf. LH. Fig. VI.
Fig. 1. rechte Seitenansicht des erwachsenen, 4 fast reife Eier führenden, Thierchens. Fig. 2. Rückenansicht. Fig. 3. Zustand der Contraction.
c Hirnganglion, m* Schlundkopf und Kaumuskeln, gp pancreatische Drüsen, o" Eier, s contractile Befruchtungsblase. Linearvergrösserung 300maL
4*. Notommata? Felis, die Wasserkatze. Tafel LH. Fig. VII.
N. corpore parvo, gracili, fronte cornuta, oculo hyalino, uropygio subito in furcam parvam attenunto.
Notommate Chatte^ a corps petita grele, cornu au front, V oeil hyalin, la fin du dos brusquement
amincie en fourche petite.
Notommata Felis, Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 46. 1831. p. 133.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich war früher der Meinung, diess bei Berlin zwischen Meerlinsen und dem flockigen Ueberzuge der Wasserkräuter seltene,
seit 1830 nicht, aber so eben, am 1. Februar 1838, unterm Eise bei — 8° Reaum. wieder beobachtete, Thierchen sey Müllers Vor-
ticetta Felis, allein ich linde es nicht mehr wahrscheinlich, habe vielmehr letztere Nachrichten zu Not. Tripus bezogen, wie sie denn
immer unsicher bleiben werden. Am nächsten dieser Form steht Theorus uncinatus. Ich halte aber das vordere weiche Hörnchen
bei beiden für eine Respirationsröhre, die das Thier einziehen kann. Mehrere Muskelpartliieen des Wirbelorgans wurden bei der Sei-
tenansicht deutlich. Zwei einzahnige oder zweizahnige Kiefer des Schlundkopfs, eine kurze Schlundröhre, 2 rundliche pancreatische
Drüsen, ein einfacher grün erfüllter conischer Darm und daneben liegende trübe Körper als Theile des Eierstocks sammt einer contra-
ctilen Befruchtungsblase fielen in die Augen. Ueber dem Schlundkopfe lag ein grosses Hirnganglion mit einem länglichen farblosen Bläs-
chen (Auge?). Ob zu Pleurotrocha zu stellen? Es streckt zuweilen die Zangenzähne weit hervor, ist sehr lebendig und veränder-
lich. — Grösse V20 Linie. (Vergl. Cercaria foreipata Müller.)
Erklärung der Abbildungen Taf. LH. Fig. VII.
Fig. 1. rechte Seitenansicht. Fig. 2. Rückenansicht. Fig. 3. eingezogen, o das Auge, o der Mund, w* der Schlundkopfmuskel mit 2 einzahnigen
Kiefern, gp pancreatische Drüsen, o" zwei Eier, s contractile Befruchtungsblase. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
48. Notommataf Tigris, der Wassertiger. Tafel LIII. Fig. I.
N. corpore cylindrico, semilunari, pedis dimidio corpore longioris, digitis longissimis, decurvis, fronte cornuta.
Notommate Tigre, a corps cylindrique, semilunaire, le pied a doigts tres-longs decourbes et sur-
passant la moitie du corps , une petite corne au front.
Trichoda Tigris, Müller, Animalc. Infus, p. 206. Tab. XXIX. Fig. 8. 1786.
Diurella Tigris, Bort de St. Vincent, Dict. class. d'hist. nat. 1824. Encycloped. metli. Vers. 1824.
Notommata Tigris, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 215. Isis, 1833. p. 246.
Aufenthalt: Bei Copenhagen? und Berlin!.
Das bei Berlin lebende Thierchen fand ich 1830, zuerst todt, aber am 26. April 1832 habe ich es zwischen Oscillatorien
des Thiergartens mit Naviculis auch lebend gefunden. Müjller sah es selten im Sumpfwasser. Es lässt sich mit keinem andern ver-
wechseln. Der gebogene Körper ist auf der Rückenseite convex und scheint eine etwas feste Oberhaut zu haben, welche an der Stirn
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in ein Hörnchen ausläuft. Das wenig ausgezeichnete Räderorgan zeigt mehrere Muskelparthieen, ein länglicher Schlundkopf mit 2 un-
°leichschenkli°cn einzahnigen Kiefern geht mit einer sehr kurzen Sclilundröhre in einen einfach conischen weiten Speisecanal über, wel-
cher vorn 2 rundliche Drüsen trägt. Neben dem Darme nach hinten liegt ein länglicher Eierstock. Der After ist an der einziehbaren
Fussbasis auf der Rückenseite beobachtet. Ueber dem Schlundkopfe liegt ein längliches Hirnganglion mit einem grossen rothen Auge
am hintern Ende. — Grösse ohne den Fuss Vi 2 Linie, mit dem Fasse Ve Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LIII. Fig. I.
Fig. 1. rechte Seitenansicht, halb vom Rücken, im ausgedehnten Zustande. Fig. 2. dieselbe ganz seitlich, mit eingezogenem Räderwerk und Fussbasis.
Fig. 3. dieselbe entfaltet, mit aufwärts gebogenem Fusse. <9 + Eierstock, w Darm- (und Eierstock-) Mündung. Linearvergrösserung SOOinal.
4®. Notommata longiseta, IjanggalbeL Tafel LIII. Fig. IL
N. corpore cylindrico, fronte truncata, pedis digitis styliformibus , corpore duplo et quadruplo longioribus inaequalibus.
Notommate Longue-soie, a corps cylindric/ue, tronc/ue au front, les doigts du pied styliformes, deute
ä trois fois plus longs r/ue le corps et inegaucc.
Ziveigescliwänztes RädertMer^ Beseke, Leipziger Magazin d. Naturk. IY. St. 3. p» 329. Fig. 11. 1784.
Trichoda, nov. spec. , Herrmann, Naturforscher. XX. p. 165. Taf. III. Fig. 53. 1784.
Vorticella longiseta, Müller, Animalc Infus, p. 295. Tab. XLII. Fig. 9, 10. 1786.
Trichoda bicaudata et Vaginaria braehyura, Schrank, Fauna boica III. 2. p. 87, 144. 1803.
Furcularia longiseta, Lamarck, Histoire natur. tL anim. sans vert. p.39. II. 1816. Bory, Encyclopedie in etil. Vers. 1824.
Notommata longiseta, Abhandl. d. Akad. d. Wissens eh. zu Berlin, 1830. p. 46.
Notommata longiseta ß inaequalis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 134.
Aufenthalt: Bei Mietan in Curland, Strassburg, Copenhagen, Ingolstadt und Berlin beobachtet.
Bei dieser sehr ausgezeichneten Form bleibt kein Zweifel , dass Müller wenigstens sie kannte , da er sogar das Nackenauge
(als solches zwar nicht erkannt, aber) rothfarbig gesehen hat Er fand sie selten im Gewässer bei Copenhagen und verwechselte sie wohl
mit der folgenden. Seitdem ist sie sicher bei Berlin wieder gefunden. Ich unterschied sie 1830 im Juni von der folgenden, sah sie dann
wieder am 18. Juli 1831 mit derselben und hielt sie für eine Abänderung dieser, aHein ich habe sie am 5. Sept. 1832 wieder schär-
fer beobachtet und halte beide Formen wieder für 2 Arten. Sie lebt zwischen Conferven und Oscillatorien selten zahlreich beisammen.
Sie hat ein 6muskeliges Räderorgan, dicht dahinter ein dickes Hirnganglion mit dem rothen Auge. Ein kugliger Schlundkopf mit 2
einzahnigen, im rechten Winkel gebogenen, Kiefern, eine kurze Schlundröhre, 2 kugelförmige panereatische Drüsen, ein einfacher Darm*
schlauch mit grünlicher Speise erfüllt und an dessen hinterm Grunde eine markige Masse als Eierstock. Im Innern der sehr dicken
Zangenglieder sah ich an der Basis in der Mitte einen Muskel oder Canal. Das Tliierclien springt und wirft sich mit dem Fusse um-
her. — Grösse Vio — Vs Linie, des Körpers — V*o Linie.
Erklärung der Abbildungen Tafel LIII. Fig. II.
Fig. 1. jüngeres Thierchen mit kürzeren Fingern, von der Rückenseite. Fig. 2. erwachsenes, halb gewendet, von der rechten Seite, w die beobach-
tete Darmmündung. Vergrösserung des Durchmessers 300mal.
50. Notommata aequaMs, Stelzenscliwaiiz. Tafel LIII. Fig. III.
N. corpore cylindrico, fronte obtusa, pedis digitis styliformibus, aequalibus, longitudinc corporis.
Notommate h echasses, le corps cylindrif/ue , obtus au front, les doigts du pied styliformes de la
longueur du corps et egaua).
Vorticella longiseta, Müller, Anim. Infus, p. 295. 1786. zum Theil.
Notommata aequalis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 46.
Notommata longiseta a aequalis , Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 134.
Aufenthalt: Bei Berlin!, vielleicht auch bei Copenhagen.
Diese, der vorigen bis auf das Verhältniss der Fusszange und vielleicht der etwas vortretenden Stirn ganz ähnliche, Form
lebt bei Berlin zuweilen gleichzeitig mit ihr. So fand ich sie im Juni 1830 und am 18. Juli 1831. Die Zangenglieder sind immer,
bei gleicher Körperlänge des Erwachsenen, viel kürzer, nur von der Länge des zugehörigen Körpers selbst, und beide gleich lang.
Müllers Figur passt auf die vorige Art, obsclion er in der Beschreibung von Ungleichheit der Fussfinger nicht spricht. — Grösse
Yxo Linie, des Körpers allein V20 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LIII. Fig. III.
Fig. 1. llüxkenansicht eines mit Indigo genährten Thierchens, dessen Stirn etwas vortritt. Fig. 2. halbe linke Seitenansicht eines andern mit abge-
stutzter Stirn. Fig. 3. das erstere zusammengezogen. Linearvergrösserung 300mal.
B. Untergattung Rechenzahn: mit 2 vielzahnigen Kiefern.
Su b gen us Ctenodon: pluribus dentibus in utraque maxilla. Sonsgenre Ctenodon: plusieurs dents a chaque mächoire.
51. Notommata clavulata, Keulenträger. Tafel L. Fig. V.
N. corpore campanulato, pede conico brevissimo, glandulis pancreaticis clavato - cylindricis.
Notommate Porte-massue, a corps campanule, le pied coniejue tres-court, les glandules pancrea-
tiques allongees en forme de cylindre ou de massue.
Enteroplea lacustris, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 46. zum Theil.
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Notommata clavulata (Epiphancs clavulata) , Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 133, 134, p. 45, 51. Taf. IV.
Fig. 1. 1833. p. 187, 193, 214, 334. Taf. X. Fig. 1. Symbolae physicae, Hkmprich «. Ehrenberg.
Evertebrata I. Pliytoz. Rotatoria. Text 1831.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Bis zum Jahre 1831 wurde diese Form mit Enteroplea Hydatina und Diglena lacustris verwechselt. Sie lebt im Juli
in kleinen Lachen torfiger Niederungen. Im Jahre 1831 gab ich eine Abbildung des Schlundkopfes mit den Zähnen , und 1833 eine
detaillirte Abbildung des ganzen Organismus, fand aber noch andere wichtige Stnicturverhältnisse , die Kiemen, später erst auf, was
wenigstens noch im Texte angezeigt wurde. Ich blieb damals zweifelhaft, ob ich nicht N. Myrmeleo damit verwechselt habe, was
nicht der Fall ist. Diese Art ist in ihrer leicht anschaulichen Organisation auf so mannigfache Weise vor allen Arten der Gattung
ausgezeichnet, dass ich sie schon 1831 mit dem Namen Epiphanes abzusondern gesonnen war, allein die äussere Form und das rothe
Nackenauge schienen mir doch überwiegend für Notommata zu sprechen. Ausser den 8 Muskelscheiden des 8fachen Wirbelorgans sind
der 4muskelige Schlundkopf, 2 kleine Fussmuskeln und 3 Paar Längsmuskeln (2 Rückenmuskeln, 2 Seitenmuskeln, 2 Bauchmuskeln) be-
obachtet. Diese Längsmuskeln sind überaus deutlich und gestreift. Der kuglige Schlundkopf hat 2 sechszahnige Kiefer, ihm folgt eine
lange Schlundröhre, eine Magenerweiterung ohne Absclinürung und ein langer dünner Darm. Am Magen sitzen 2 lange dicke Pancreas-
Drüsen, bald cylindrisch, bald keulenförmig, und überdiess 5 lange cylindrische Blinddärme (pancreatische Hülfsorgane ? , Gallengef ässe ?
also Leber?). Ein langer bandartiger biegsamer Eierstock liegt hinter dem Magen. Dicht an der Fusswurzel ist eine contractile grosse
Blase, in welche 2, vom Räderorgan aus auf beiden Seiten geschlängelt herablaufende, männliche Sexualdrüsen einmünden. Sechs, viel-
leicht queere, Cirkelgefässe, ein sehr durchsichtiges starkes Kiemengefäss mit etwa 36 einseitig daran gehefteten zitternden Kiemen, eine
spornartige Respirationsröhre im Nacken und einige verbindende freie Längengefässe sind bisher ermittelt. Besonders reich ist auch das
Nervensystem entwickelt worden. Ausser dem grossen Hirnganglion, welches das rothe Auge trägt, sind 2 strahlige Ganglien am Halse
erkannt, welche Nervenfäden nach den Rädermuskeln und abwärts an die Bauchwand senden. Zwei andere ganglienartige Körper sind
zu beiden Seiten im hintern Körperraume. Ueberdiess sind am 2ten und 3ten Cirkelgefässe je 2 längliche Ganglien - artige Knötchen,
und ein 5tes Ganglien -Paar findet sich an einem Längsnerven -Paare da, wo es das 2te Ringgefäss schneidet. Endlich sind noch 3
kleine Ganglien -Paare dicht beisammen im hintern Körperraume neben dem grösseren daselbst, so dass mithin 8 Ganglien -Paare vor-
handen wären. Von diesen sind nur die beiden grösseren strahlig. Es schien mir zuweilen noch ein vorderes Ringgefäss oder Gefäss-
geflecht dicht hinter den Wirbelmuskeln zu liegen, wonach sich dann die Zahlen der andern ändern würden. — Grösse bis Vs Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. L. Fig. V.
Fig. 1. Rückenansicht. Fig. 2. rechte Seitenansicht. Fig. 3. Schlundkopf mit den 2 6zahnigen Kiefern. U Kieinenreihe ; g Ganglien; gp pancrea-
tische Drüsen; ml Bauchmuskel -Paar; m2 Rückenrauskel-Paar; mz Seitenmuskel -Paar; ö+ Eierstock mit 7 Eikeimen; s contractile männliche Blase;
s' Respirationsröhre; t Sexualdrüsen; cd Darm- und Eierstock -Mündung. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
5£. Notommata Tuba, das Sprachrohr. Tafel XLIX. Fig. III.
N. corpore conico tubiformi, fronte dilatata, sensim sensimque in pedem furcatum acutum abeunte.
Notommate Trompette, a corps conir/ue ei i forme de trompette, elargi au front, peu a peu aminci
en pied fourchu aigu.
Notommata Tuha9 Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 216.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Das Thierchen wurde am 29. Juni 1832 zwischen Meerlinsen des Thiergartens in 2 Exemplaren entdeckt, und ist seitdem
nicht wieder vorgekommen. Es gleicht in der Form dem Ste?itor Müllerz, ist aber viel lebhafter und heftiger in seinen Bewegungen.
Es ist 1833 ausführlich beschrieben. Das Räderorgan bilden 8, als Unterlippe im Halbkreis gestellte, bewimperte Muskelpartkieen,
während die Stirn oder Oberlippe glatt ist, gerade umgekehrt als sonst bei Räderthieren. Zwischen den Muskeln liegt ein rundlicher
Schlundkopf mit 2 6zahnigen Kiefern, auf den eine dünne schwanenhalsartige Schlundröhre folgt. Ein dicker, durch eine Einschnürung
in einen langen Magen und kurzen Dickdarm getheilter, Speisecanal mündet an der Fussbasis auf der Rückenseite, und hat vorn 2 kug-
lige pancreatische Drüsen. Ein geknäuelter drüsiger Eierstock liegt neben dem Darme. An der Fussbasis ist eine contractile Blase,
in welche (2?) lange Sexualdrüsen einmünden, deren eine nur erst beobachtet ist. Zwischen den Wirbelmuskeln liegen noch 2 Hirn-
knoten, deren einer ein rothes Auge am hintern Ende trägt, deren anderer einen dicken Nervenstrang im Nacken dahin zur Haut sen-
det, wo wohl die Respirationsöffnung ist. Daneben sind noch 2 helle Knötchen gesehen, die vielleicht Hals -Ganglien waren. Von der
Mitte des Räderorgans geht ein straffes Muskelband zur Mitte des Rückens, und im Fusse liegen 2 keulenartige Muskeln. Andere
Organisationstkeile sind noch nicht weiter ermittelt. — Grösse Vio — */s Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. XLIX. Fig. III.
Fig. 1. rechte Seitenansicht. Fig. 2. Bauchseite. Fig. 3. geöffnete Kiefer. Fig. 4. niederschluckende Kiefer, m vorderer Rückenmuskel, gp pan-
creatische Drüsen, ö+ Eierstock, s contractile Blase, s' Respirations-Oeffnung?, t männliche Sexualdrüse, w Darm- und Eierstock -Mündung, + Hals-
ganglien. Fig. 2. ist im Ausleeren des Darmes begriffen. Linearvergrösserung 300mal.
53. Notommata Brachionus, das Pritschen -Fisehclieii. Tafel L. Fig. III.
N. corpore dilatato, depresso, subquadrato , pede stipitiformi gracili, ovulis pendulis.
Notommate Brachion, a corps elargi, deprime presque quarre, le pied grele en forme de pedicule,
les oeufs attaches.
Notommata BracMonns, Abhandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1835. p. 176.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Das Thierchen fand sich am 31. Mai 1836 gleichzeitig mit Hydatina senta, Brachio?ms Pala und Notommata gr anu-
laris in einem grünen Wasser von Chlamidomonas Pulvisculus. Ich hielt es eine Zeitlang für einen Brachionus, überzeugte mich
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aber allmälig, dass es oline Schaale war. Nocli viel auffallender war eine andere Beobachtung. Es interessirte inicli nämlich dann be-
sonders sehr, zu bemerken, dass es also eine Notommata gebe, welche ihre Eier, wie Brachionus , auf dem Rücken trägt; daher
waren diese Eier ein besonderer Gegenstand scharfer Aufmerksamkeit. Da bemerkte ich denn, dass einige Thierchen viel kleinere Eier
trugen, als andere. Ja, ich sah zuweilen 5 — 6 Eier, von denen nur eins die Normal -Grösse hatte. Gleichzeitig untersuchte ich die
Notommata granularis und spürte besonders deren Eiern nach. Bald fiel mir ein körniger schwarzer Fleck in all den kleineren
Eiern auf, die sich auf der N. Brachionus fanden, und diess leitete zum Auffinden der sonderbaren Thatsache, dass Not. granula-
ris ihre Eier auf den Rücken der N. Brachionus legt. Ich fand später dasselbe wieder an Brachionus Pala, welcher auch ver-
schiedene Eier trug, und sehe in diesem Verhältniss etwas der bekannten Sage vom Kukuk Aehnliches, womit auch das Phänomen der
Not Petromyzon und der Not. Parasita im Volvoat Globator vergleichbar ist. — An Organisation ist ein Wimperkranz um die
Stirn, und innerhalb diesem sind auch 6 Wimperbündel erkannt. Vier paarweis nach hinten divergirende Längsmuskeln, ein 4muskeli-
ger kugliger Schlundkopf und 2 Fussmuskeln dienen der Bewegung. Fünf queere Ringgefässe und eine kurze conische Respirations-
röhre im Nacken bezeichnen das Gefässsystem. Ton der Stirn (einem Stirngeflecht ? ) geht jederscits ein (Gcfäss?-) Faden zum 4ten
Queergcfäss. Zitternde Kiemen sind nicht erkannt. Der Schlundkopf mit 2 4zahnigen Kiefern geht mit einer kurzen Schlundröhre in
einen dicken einfach conischen Darm über, an dem vorn 2 eigentümlich gestellte, wie bei Synchaeta tremula, conische Pancreas-
Drüsen sitzen. Ein geknäuelter kurzer Eierstock, eine contractile männliche Sexualblase und 2 gewundene längsstreiiige Sexualdrüsen,
bilden die Fortpflanzungsorgane. Als Empfindungssystem war ein dicker Markknoten mit einem grossen rothen und runden Auge an der .
Stirn, und 2 längliche Knötchen, vielleicht Ganglien, an zarten Fäden waren in der Gegend des Eierstocks sichtbar. In den anhän-
genden Eiern war oft das Junge mit Augen, Zähnen und wirbelnden Wimpern sichtbar. Die Finger der Fusszange hatten noch vor-
schiebbare besondere Wärzchen an der Spitze. — Grösse Vs Linie, des Eies V24 Linie.
Erklärung der Abbildung Taf. L. Fig. III.
Es ist nur eine Rückenansicht eines erwachsenen, nur eins seiner wahren Eier führenden, Thierchens, dessen Darm mit Chlamidomonas
erfüllt ist. Die daneben stehende Abbildung des Brachionus Pala mit den Eiern der N. granularis zeigt das Verhältniss der Eier der letzteren.
g Ganglien, s contractile Blase, w Mündung des Darm- und Eier-Canals. Linearvergrösserung 300mal.
54. Notommata Tripus, der Breifiiss. Tafel L. Fig. IV.
N. corpore ovato, fronte subtruncata, leviter auriculata, dorso postremo in caudam styliformein abeunte, pedis furca brevi.
Notommate Trepied, a corps ovale, leger ement tronque et auricitle au front, ayant nne r/neue sty-
liforme a V ezetremite du dos et la fourche du pied courte.
Vorticella Felis, Müller? Verm. fluv. hist. p; 108. 1773. Animalc. Infus, p. 301. Tab. XLITI. Fig. 1 — 5. 1786. exclus. syn.
Furcalaria Felis, Lamarck, Hist. nat. des animaux sans vert. II. p. 39. 1816. Bory, Essay d'iine class. des microsc. 1826.
Distemma Felis, Isis, 1833. p. 247. 1834. p. 1192.
Aufenthalt: Bei Berlin und vielleicht bei Copenhagen.
Müller's Thierchen fand sich zwischen Lemna und könnte auch entweder Notommata Felis oder eine Art der Gattung
Salpina gewesen seyn. Das Citat von Schrank passt nicht hierher. Ich fand es am 5. Aug. 1835 und am 23. Oct. 1837 an Hot-
tonia palustris. Zuweilen steckte es kleine Wirbel -Ohren hervor. Diess Thierchen hat samint N0 centrura und N. Copeus einen
wirklichen Schwanz als Verlängerung des Rückens über dem After. Sechs Wimperbündcl, ein kugliger Schlundkopf mit 2 4zahnigen
Kiefern, eine Einschnürung an der Stelle der Schlundröhre, ein einfach conischer Darm mit 2 kugligen pancreatischen Drüsen, ein kur-
zer geknäuelter Eierstock, 2 Fussmuskeln und ein zapfenartiges dickes Hirnganglion mit einem rothen, mit Zellen umkränzten, Auge
sind die erkannten Structurtheile. — Grösse Vis Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. L. Fig. IV.
Fig. 1. Rückenansicht. Fig. 2. rechte Seitenansicht, x Schwanz, w Darm- und Eierstock - Mündung. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
55. Notommata saccigera, Beutel -FischciieH. Tafel L. Fig. VIII.
N. corpore elongato cylindrico, postica attenuato, foreipe brevi, saeculo interno pone oculum clavato.
N otommate Porte- bourse, a corps allonge cylindrique, aminci au hont posterieur, ayant la fourche
petite et derriere V oeil nne bourse interne e?i forme de massue.
Notommata saccigera, Abhandl. der Akad. d. Wissenscli. zu Berlin, 1830. p. 46. 1831. p. 133.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich fand das Thierchen 1830 und wieder am 4. Aug. 1835 mit Volvos Globator und Epistylis leueoa in torfigen La-
chen. Es hat, wie N. collaris und aurita, einen beutelartigen Hirnfortsatz hinter dem Auge, und neben dein Auge 2 dunkle kör-
nige Flecke, wie ZV. braehyota, die auch an Theorus und Triophthalmus erinnern mögen. Das Wirbelorgan ist seitlich, wie bei
Pleurotrocha. Der Schlundkopf hat 2 4zahnige Kiefer, dazu kommt ein kurzer Schlund, ein einfacher conischer Darm, neben dem
hinterwärts der Eierstock liegt und welcher vorn 2 ovale Drüsen hat. Da, wo der Hirnbeutel endet, liegt eine grosse zitternde Kieme,
oder ist es eine zitternde innere Stelle des Darmes? Ausserdem sind 2 Fussmuskeln erkannt. — Grösse */i2 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. L. Fig. VIII.
Fig. 1. Rückenansicht. Fig. 2. rechte Seitenansicht. + zitternde Stelle; s" saeculus cerebralis, sackförmiger Hirnfortsatz ; w Darm- und Eierstock-
Mündung. Linearvergrösserung 300mal.
56. Notommata Copeus, Ruder - Tischchen, der Telegraph. Tafel LI. Fig. I.
N. corpore magno, utrincjiie attenuato, cauda parva indurata, auriculis maximis, setis duabus lateralibus mediis.
N otommate Rameur, a corps grand^ aminci autc deute bouts, ayant nne petite queue endurcie, des
oreillettes fort longues et deu& soies au milieu des cotes.
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Notommata Covern , Ab ha ndl. d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 186, 213.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Am 8. Juni 1833 bei Berlin in Torfwasser entdeckt, dann wieder am 31. Mai 1836 mit Volvos Globator und Not. Myr-
meleo beobachtet. Das grosse, mit blossem Auge sehr sichtbare, Thierchen hat über den ganzen Körper einen dicken Gallertüberzug,
den ich aber doch einige Male vermisste. Der Rücken endet hinten in eine etwas härtere Spitze, einen wahren Schwanz, zwischen
welchem und dem Fusse die Darmmündung liegt. An jeder Seite ist in der Mitte eine lange etwas einziehbare Borste, wie auch bei
N. Werneclcii vorn. Vorn, hat es 2 einziehbare grosse Wirbelohren. Wenn es kriecht, hat es die grossen Wirbel -Arme eingezo-
gen, wirbelt aber mit den Stirnwimpern und dem Rüssel fort. Es ist dann der N. centrura sehr ähnlich, unterscheidet sich aber
durch die 2 Ruderborsten. Das Räderorgan hat 4 bis 5 Theile, 2 Stirntheile, 2 Ohren und die Rüsselspitze, welche Unterlippe ist.
Der Schlundkopf hat 2 fiinfzalinige Kiefer, dann folgt eine lange dünne Schlundröhre, darauf ein dicker einfach conischer Speisecanal,
welcher vorn 2 halbkuglige pancreatische Drüsen -Ohren führt. Hinterwärts liegt queer über dem Darme ein breiter bandartiger Eier-
stock. Zu beiden Seiten des Darmes sind 2 geschlängelte, mit je 4 zitternden Kiemen besetzte, männliche Sexualdrüsen, die sich in
die contractile Blase einmünden. Vorn erkennt man 4 Längsmuskeln, 2 Rücken-, 2 Bauchmuskeln, hinten sind auch Spuren von
Längsmuskeln. Im Fusse sind 2 cylindrische Muskeln, und für die seitlichen Ruderborsten laufen Muskelscheiden nach vorn. Ein
grosses dreilappiges Gehirn, welches das Auge vorn trägt, schien mir den Schiandkopf zu umhüllen. Vier bis fünf breite queere Ring-
gefässe, je 4 an die Sexualdrüsen geheftete Kiemen und eine dicht vor dem Auge stehende Respirationsröhre bilden die Kenntniss vom
Gefässsystem. Beim Schwimmen sind die Wirbel -Arme entwickelt. — Grösse bis % Linie, Ei etwa V20 Linie. — Vergl. Polyarthra.
Erklärung der Abbildungen Taf. LI. Fig. I.
Fig. 1. Rückenansicht des schwimmenden Thieres im Auswerfen. Fig. 2. Vordertheil mit gebogenen Wirbel -Armen. Fig. 3. Kiefer mit den Zäh-
nen und Schlundgerüst. Linearvergrösserung 300mal.
5V. Wotommata centrura, Sfachelscbwanz. Tafel LI. Fig. II.
N. corpore magno, utrinque attenuato, cauda parva indurata, auriculis parvis, setis lateralibus nullis.
Notommate Porte-r/uene, a corps grand, aminci ante deute bouts? ayant mie petiie (/neue endurete,
des oreillettes courtes et point de soies laterales.
Notommata centrura, Abliandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1832. p. 438. 1833. p. 185, 211, 333. Taf. IX. Fig. 1.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Die ersten 2 Exemplare fand ich am 6. Juni 1832 im Plötzensee und ebenda wieder einige im Juni 1833. Im Sommer
1837 fand ich wieder dergleichen in einer Torflache bei den Pulvermagazinen. An dieser Form entdeckte ich 1832 die Kiemen der
Räderthiere, welche Corti nur unklar erkannt hatte (s. Hydatiiid). Auch diess Thierchen ist oft, nicht immer, in einen dicken
Schleim gehüllt, in welchem gegliederte Hygrocrocis -Fäden vegetiren, die dem Thierchen ein haariges Ansehen geben. Der nach
hinten verdickte Körper endet auch in eine etwas härtere Spitze, einen wahren Schwanz, unter dem ein Zangenfuss sitzt. Zwischen
beiden ist die Darin - Oeffnung. Borsten, wie Copeus, hat es nicht an den Seiten, obschon 2 markirte Stellen ebenda vorhanden sind.
Das Wirbelorgan der Stirn ist für die Körpergrösse klein, daher auch ein unbehülfliches Schwimmen kommt. Es sind 5 Wimper-Par-
thieen, deren 2 seitliche etwas ohrartig über ragen. Der Schlundkopf hat 2 dreizahnige Kiefer. Eine lange dünne queerrunzlige Schlund-
röhre, ein dicker einfacher Darmschlauch und dessen 2 vordere Kugeldrüsen bilden überdiess den Speisecanal. — - Ein bandartiger brei-
ter queergelagerter Eierstock hat einen stielartigen starken Eileiter. Zu beiden Seiten des Darmes liegen, bis zum Schlundkopfe rei-
chend, 2 männliche Sexualdrüsen, an welche die zitternden Kiemen geheftet sind, und die sich hinterwärts in einer contractilen Blase
vereinen. Fünf breite Queergefässe, eine Respirationsröhre im Nacken und rechts 7, links 6 an die Sexualdrüsen geheftete, Kiemen
bilden das Gefässsystem, wozu vielleicht noch 2 Fäden gehören, die von den pancreatischen Drüsen nach vorn gehen. Die flimmernden
Kiemen sind notenförmig frei mit einem Köpfchen auf einem dünnen Stiele. Ich zählte 3 zitternde Falten an jeder, die keine Wimpern
waren, und sie schienen äusserlich zu sitzen. — Ein grosses 31appiges Hirnmark schien ringartig den Schiandkopf zu bedecken, em
längerer Theil hing auf der Bauchseite herab. Oben und vorn trug es ein grosses längliches queergestelltes Auge. Vielleicht sind die
3 Lappen ebensoviel solche Beutel, wie bei N. collaris und saccigera vorkommen, und nur der Theil unter'm Auge ist wahres Hirn-
mark. Auffallend sind noch die jederseits am 2ten Queergefässe liegenden Stigmate oder markirten Stellen, an welche sich nach innen
ein dreispaltiger Faden anschliesst. Sind es 2 Ganglien, welche Nerven zum Eierstocke und Darme schicken? Ich hielt es später eine
Zeitlang für zurückgezogene Borsten, wie bei Copeus, aber habe auch diese Ansicht nicht bestätigen können. — Von Längsmuskeln
sind 5 Paar beobachtet, 1 Paar vordere Rückenmuskeln, 1 Paar vordere Bauchmuskeln, die beide nur bis zur Körpermitte gehen und
sich am dritten Queergefässe in mehreren Schenkeln enden, ferner ein rechtes und ein linkes Seiten -Paar, nur das Rücken -Paar setzt
sich als ein 5tes, hinteres Muskel-Paar fort. Zwei Fussmuskeln und 4 Schlundkopf-Muskeln sind überdiess erkannt. — Grösse bis 1/3 Li-
nie, der Eier Vis Linie. — Vergl. Kammacher in Adam's Essay on the Micr. p. 570. 1798. Tab. XXVI. Fig. JE. Dinocharis?
Erklärung der Abbildungen Taf. LI. Fig. IL
Fig. 1. ist eine Rückenansicht des Thierchens im Schwimmen, Fig. 2. ist das ideal abgesonderte Gehirn oder dessen 31appiger Anhang mit dem Auge,
wo in der vordem Oeffnung die Zähne liegen. Fig. 3. ist der viermuskelige Schlundkopf mit den Kiefern und Zähnen sammt der dazwischen liegen-
den festeren Schlundröhren -Einfassung. Linearvergrösserung 300maL
58. Notommata hraehyota, das lim zoltr. Tafel LI. Fig. ni.
N. corpore parvo, utrinque parum attenuato, nee caudato, frontis auriculis palisque foreipe parvis, saeculis dnobus ni-
gricantibus prope oculum.
Notommate braehyote, ä corps petita legerement aminci aucc bouts, saus r/ueue, ponrvu d" oreillettes
et d'un pied fourchu minces, garui de deute petites bourses noirätres pres de V oeil.
Notommata brachjota, Abliandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 51, 132. Taf. IV. Fig. 8.
Aufenthalt: Bei Berlin.
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Das 1831 zwischen Meerlinsen beobachtete Tliierclien ist seitdem nicht wieder vorgekommen. Es hat die grössto Aeknlich-
keit mit Not. saccigera, aber kein schiefes Räderorgan, keinen Markbeute], und unterscheidet sich durch andere mannigfache Chara-
ctere. Das Wirbelorgan hat 2 kleine seitliche Ohren, das Auge ist uueeroval, der Schlundkopf vorn gebrannt. Neben dem Auge sind
2 dunkle körnige Massen, die man nicht mit den Augen bei Triophthalmus zu verwechseln hat. Eine kurze Schliindröhre , ein ein-
fach cylindrischer Darm mit 2 drüsigen Ohren, hinterwärts daneben einige drüsige Andeutungen des Eierstocks und 2 Fussmuskeln sind
bisher beobachtet. — Grösse Vi« Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LI. Fig. III.
Fig. 1. Riickenausicht. Fig. 2. linke Seitenansicht, wobei vorn das seitliche Ohr und hinten der Ausschnitt für die Darm -Mündung sichtbar waren.
Fig. 3. die gabelförmigen Kiefer mit 3 Zähnen. Linearvergrösserung 300mal.
Nachtrag zur Gattung Notommata.
Tax dieser Gattung gehören vielleicht noch Cer curia Crumena, Vorticella suecottata, togata und comtrieta von Mül-
ler mit ihren Synonymen: Leiodina Crumena, Furcularia suecottata, Rattulus togatus, Furcularia constrieta von Bort.
Da die Gattungscharactere von den Autoren übersehen wurden, so wird mau bald für diese, bald für jene Stelle dieser Formen besser zu
rathen glauben, es aber nie mehr wissenschaftlich begründen können.
Die im Jahre 1836 in Weitenweber's Beiträgen zur gesammten Natur- und Heilwissenschaft Heft II. p. 178. beschrie-
bene und abgebildete neue Gattung der Räderthierchen, Cystophthalmus Ehrenbergii, welche man zur Familie der Ichthydina stellt,
scheint mir °eine Spccies der Gattung Notommata zu seyn. Sie fand sich im Frühjahr 1834 gesellig unterhalb Prag an der obern
Wehre zwischen den Inseln der Moldau bei Lieben. Die sehr ausgeführte Beschreibung ist samrnt der Abbildung in vielen Stücken
ideal, und die Charactere der Gattung und Familie sind, ungeachtet grosser Schärfe des Ausdrucks und der Zeichnung, nicht klar zu
ermitteln. Das Räderorgan scheint zurückgezogen gewesen zu seyn, daher steht das Auge mehr nach vorn und der Fuss war mithin
wohl doch ein zusammengefalteter Gabelfuss. Innere Muskeln sind nicht erkannt, auch keine männlichen Sexualdrüsen. Aber die Ana-
tomie des Auges ist detaillirter beschrieben, als sie mit den jetzigen besten optischen Hülfsmitteln bei den grössten Räderthieren zu er-
kennen war. Was Augenkapsel heisst, war wohl das ganze Haupt -Hirn -Ganglion; sein Markknoten war wohl nur der Pigmentfleck
des Auges; seine Hornhaut ein Theil der wahren Augenkapsel, und die Crystalllinse etwas weniger Deutliches. Die Vergleichung mit
dem Daphnien-Auge bezog sich bei mir 1831 auf das einfache Auge dieser Thiere, welches keine Crystalllinse hat und haben kann,
weil es nicht scharf umschrieben ist, dort wird aber von einer bekannten Crystalllinse desselben gesprochen, was sich nur auf das zusam-
mengesetzte Auge der Daphnia beziehen kann, wo aber nicht eine, sondern viele Linsen sind(!). Ferner kann das gezeichnete Rük-
kengefäss schwerlich existiren, und das Cyclo-, Para-, Peri-, Cata- und Epi-Yertebral- Element des Schlundkopfs sammt jener Augen-
Anatomie, den 4 Urwirbeln des Skclets der Rädertkiere, dem Schweifwirbel und dem Auge als Wirbel im Wirbel der Rädcrthiere sind
nicht Feinheiten der Untersuchung, sondern Worte und Darstellungen, welche leicht Misstraucn gegen ernste mikroskopische Forschungen
herbeizuführen geeignet sind. (Abhandl. d. Berl. Akad. der Wissensch. 1835. (1837.) p. 235. Vergl. Navicula Sigma.)
ZWEIUNDZWANZIGSTE GATTUNG: BORSTENKOPF.
Syncliaeta. Syncliete.
CHARACTER: Animal ex Hydatinaeorum familia, ocello unico occipitali, organo rotatorio stylis armato,
pede furcato.
CARACTERE; Animal de la famille des Hydatines, avec un seul oeil a la nuque, V Organe rota-
toire arme de styles, le pied fourchu.
Die Gattung Borsten köpf unterscheidet sich in der Familie der Crystallfischchen durch ein ein-
zelnes Nackenauge, durch ein mit Griffeln bewaffnetes Räderwerk und einen Zangenfuss.
Die Gattung ist 1831 mit 3 Arten in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. gegründet worden. Eine
4te Art ward 1833 ebenda von mir zugefügt, und eine 5te zweifelhafte Art ist 1836 bei Venedig von Dr.
Focke beobachtet worden. Die erste Kenntniss dieser Formen scheint Dr. Baster in Ciricsee in Holland
1759 gehabt zu haben, indem er unter den Leuchtthierchen der Nordsee eine, der S. baltica sehr ähnliche,
Form gezeichnet hat. Eichhorn beobachtete dann S. oblonga 1775, und Herrmann vielleicht S. tremula
1784. Müller hat S. baltica nicht erkannt, aber wohl eine ähnliche andere Form 1786 als Vorticella
tremula verzeichnet. Diese nannte dann Bory 1824, durch Müllers Zeichnung verleitet, Monocerca vor-
ticellaris. Seit 1831 ist die Aufmerksamkeit mehr auf die Organisation gewendet worden, und seitdem
haben sich auch die Formen klarer entwickelt. Besonders interessant war Dr. Michaelis erneute Beobach-
tung eines solchen Thierchens 1830 als Ursache des Meeresleuchtens der Ostsee bei Kiel (s. S. baltica).
— Die Organisation ist sehr mannigfach und klar beobachtet. Ein 6— lOtheiliges Wirbelorgan mit 2 bis
4 starken, dazwischen stehenden, Griffeln, die vielleicht Zähne sind, bildet die Stirn, welche gegen den
— 43?
kurzen Körper sehr breit ist, ihm daher eine kurze Kegelgestalt giebt. Innere Längsmuskeln sind bei allen,
sehr deutlich bei 3 Arten, und Fussniuskeln auch bei 3 Arten erkannt. — Ein sehr grosser Schlundkopf
mit 2 einzahnigen, weniger harten, daher beim Druck leicht unsichtbaren, Kiefern ist überall, aber nur bei
2 Arten mit den Kauorganen deutlich gesehen, und vielleicht auch die Griffel (Zähne?). Eine bei 2 Arten
lange, bei den übrigen kurze, dünne Schlundrohre führt zu einem weiten einfach conischen Speisecanal, wel-
cher 2 rundliche, nur bei S. tremula conische, pancreatische Drüsen hat. Ein geknäuelter Eierstock ist
bei allen Arten beobachtet. Männliche contractile Blasen sind bei 3, Sexualdrüsen bei 2 Arten erkannt. —
Vier bis zehn Queergefässe sind bei 2 Arten beobachtet, vielleicht ist auch eine Respirationsöffnung bei N.
pectinata und tremula , und bei ersterer ist auch wenigstens vorläufig eine zitternde Kieme erkannt. —
Das Haupte Nervenmark bildet eine knotige Umgebung des Schlundkopfs, und in der Mitte derselben liegt
ein grosses rundliches rothes Auge im Nacken. Ueberdiess sind bei S. pectinata noch 3 Ganglienpaare und
starke Nerven sehr wahrscheinlich geworden. Die grosse Durchsichtigkeit und Beweglichkeit der Formen
erlaubt nur allmälig, die weitere Organisation zu verfolgen. — Dr. Michaelis hat sein lichtgebendes Thier-
chen mit äusserlich anhängenden Eiern gesehen und gezeichnet, vergl. auch S. tremula.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist in der Nordsee, der Ostsee und dem adriatischen
Meere, aber auch im Süsswasser bei Berlin erkannt.
59, Synchaeta pectinata, kammtragender Borstenkopf. Tafel LDL Fig. IV.
S. corpore conico, brevi, stylis duobus.
Synchete a crete, le corps conique, court, avec deute styles et deute er et es en forme de comes au front.
Synchaeta pectinata, Abhandl. der Akademie d. Wissens eh. zu Berlin, 1831. p. 135. 1833. p. 221, 335. Taf. X. Fig. III.
Aufenthalt: Bei Berlin.
In torfigen Lachen ist diese Art zwischen Meerlinsen und Conferven zuweilen häufig, doch nie in Menge beisammen. Ich
fand sie seit 1831 meist im April, auch wieder am 9. April 1836. Sie ist äusserst durchsichtig, aber wenn sie den Darm erfüllt hat,
gut zu beobachten. Das Räderorgan sah ich 1831, wo ich schon ausführliche Abbildungen mittheilte, aus 4 Stirnbündeln und jederseits
2 ohrartigen Seitenbündeln gebildet, und mitten auf der Stirn waren 2 mit nicht wirbelnden Borsten besetzte Hörnchen oder Kämme.
Sind diese Hörnchen vielleicht 2 Respirationsröhren, wie auch bei Polyarthra und Anuraea? Die mittleren 4 Wimperbündel habe
ich 1836 nicht wieder erkannt, an ihrer Stelle aber 4 (Nerven?-, Muskel?-) Knoten gesehen, und etwas seitlich jederseits ein ande-
res Borstenbündel erkannt. Die grosse Lebendigkeit dieses Thierchens und seine Durchsichtigkeit erschweren gar sehr die scharfe Bc-
urtheilung der Verhältnisse. Ein überaus grosser Schlundkopf von V3 der Körperlänge hat vorn 2 einfache hakenartige Zähne, und
auch die beiden grossen Griffel sind in seine Muskeln eingesenkt, als wären es noch 2 weit ausgespreizte Kiefer mit einfachen Zähnen.
Auf diesen Schlundkopf folgt eine lange schwanenhalsartige Schlundröhre, die in einen kurzen dicken und einfachen Speisecanal über-
geht, vorn aber 2 kuglige pancreatische Drüsen hat. Im geknäuelten Eierstocke zählte ich bis 9 Eikeime. Zu beiden Seiten des Kör-
pers sah ich 1831 2 Sexualdrüsen und an der Fussbasis eine contractile Blase als männliche Theile, letztere sah ich auch 1836, aber
die Drüsen nur kurz, so dass ich 1831 einen der Seitenmuskel als Fortsetzung der Drüsen angesehen hatte. Queergefässe zählte ich
1831 9—10, 1836 nur 5 oder 6. Sie sind schwer zu erkennen. Am Ende der rechten Sexualdrüse sah ich 1836 eine zitternde Kieme
und nahe am Auge eine strahlige Mündung, vielleicht einer Respirationsröhre. Von Muskeln sah ich ausser den 8 Wirbelmuskeln noch
2 Seitenmuskeln und 1 Rücken- und 1 Bauchmuskel sammt 2 Fussmuskeln, 1836 sah ich 6 ( — 10?) Wirbelmuskeln, 2 Rücken-,
2 Bauchmuskeln und 2 Seitenmuskeln sammt den 2 Fussmuskeln. Das Gehirn hat vorn eine dicke Anschwellung, dann eine Verenge-
rung, auf welcher das grosse bald runde, bald queerovale, rothe Auge sitzt, und hinter diesem noch eine Anschwellung. Ueberdiess
sind 4 rundliche Knoten am Schlundkopfe, die Hirnmark seyn könnten. Zu beiden Seiten zwischen dem Auge und den Wirbelohren
sind je 2 Ganglien, das zweite mit 3, nach den Räderorganen gehenden, Strahlen und einem 4ten nach hinten gerichteten, welcher am
Isten Queergefässe wieder eine Anschwellung hat. Anhängende Eier sah ich nicht. — Grösse — Vio Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LIII. Fig. IV.
Fig. 1. Rückenansicht; Zeichnung von 1831. Fig. 2. Bauchseite; Zeichnung von 1836. Eierstock mit 9 Eikeimen. Fig. 3. eingezogener Zustand.
Fig. 4. mit ausgestülptem Schlund köpfe beim Tode durch Erhitzen, wobei das, was ich früher Zähne nannte, sich wohl als Schlundgerüst, und die
Griffel als Kiefer mit einfachen Zähnen erweisen, a' auriculae, Wirbelohren; t/ Kieme; c Hirn; g1 erstes Ganglien -Paar; g2 zweites; g3 drit-
tes; ml Seitenmuskel; m2 Rückenmuskel; ms Bauchmuskel -Paar; o' Mund; /?+•+■ Griffel; pf Kämme; #" Queergefässe ; s contractile Blase ; t männ-
liche Sexualdrüsen; co Darm -Mündung. Linearvergrösserung 300mal.
60. Synchaeta baltica, baltischer Borstenkopf. Tafel LIII. Fig. V.
S. corpore ovato, fasciculis rotatoriis stylisque quaternis, crista unica sessili.
Sync/iete baltique, h corps ovale, avec c/uatre faisceautc rotatoires et 4 styles, pourvu cfrune seule
crete sessile.
Animalcula (Insecta) marina lucentia, Baster, Opuscula subseeiva, I. p. 32. Tab. IV. Fig. 1. 1759.
Vortkella, nov. spec, Michaelis, Ueber das Leuchten der Ostsee, p. 38. Taf. I. Fig. links unten. 1830.
Poggeisdorff's Annalen d. Physik und Chemie, 1831.
Synchaeta baltica, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 220. 1834. p. 536, 538, 572. Taf. I. Fig. II.
Synchaeta baltica? , Focke, Mittheil. d. Berlin. Gesellsch. naturf. Freunde, 1836. p. 16.
Aufenthalt: Bei Ciricsee in Holland in der Nordsee, bei Kiel und Copenhagen in der Ostsee, vielleicht auch bei Venedig beobachtet.
Die von Baster schon 1759 beobachteten und gar nicht undeutlich abgebildeten Thierchen sind durch Form und Lichtent-
wickelung mit dieser Art sehr verwandt. Er hielt es für 3 Arten, und allerdings ist die Gestalt verschieden, erinnert zum Theil an
110
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Stentor, (loch könnten auch alle derselben Gattung und Art angehört haben. Lichtentwickelnde ähnliche Thierchen fand erst 1830
Dr. Michaelis wieder in der Ostsee bei Kiel, und er nannte sie Vorticella. Ich erhielt auf meine Bitte von ihm im Herbst 1831
dergleichen Leuchtwasser in Berlin , und es leuchtete wirklich noch. Ich isolirte die Infusorien, worunter auch diese Synchaeta war,
sah aber keines von ihnen leuchtend, dagegen leuchtete eine kleine Polyno'e^ die ich P. fulgurans nannte, ganz überzeugend. Im
August und September 1832 erhielt ich nochmals dergleichen leuchtendes Seewasser in Berlin und sah wieder die grosse Synchaeta
darin zweimal, allein sie leuchtete nie, sondern das Lichtgebende waren die kleinen Peridinien und vielleicht Prorocentrum. Das-
selbe Thierchen fand ich auch im Sept. 1833 im Seewasser bei Copenhagen mitCorynen und Sertularien, und sah es nicht leuch-
ten. Vielleicht begriff es daher Müller mit unter seiner Vort. tremula. Herr Dr. Michaelis rechnet diess Thierchen zu den 5
von ihm am schärfsten isolirten Leuchtthieren, hat es aber immer mit anhängendem Eie abgebildet. Ich sah nur Thierchen mit unent-
wickeltem Eierstocke. Vielleicht ist die Zeit der Eientwickelung auch die des Leuchteus. Im Jahre 1834 gab ich eine grössere de-
taillirte Abbildung, habe aber, des grösseren Interesses an den Leuchtthierchen halber, damals die Structurdetails nicht mühsam genug
studirt. Die grösste Ähnlichkeit mit den andern Alten der Gattung springt aus dem Erkannten dennoch hervor. Baster filtrirte %
Quart Lcucht- Wasser bis auf den Rückstand eines Löffels voll, worin er denn in jedem Tropfen sehr viele dieser Thiere fand. — Das
Räderorgan besteht aus 4 Theilen, von denen 2 seitliche Ohren bilden. Zwischen den 2 mittleren liegt ein unpaarer borstiger, nicht wir-
belnder Stirn theil, ein Kamm oder Oberlippe. Ein sehr grosser Schlundkopf mit 4 langen Griffeln, die vielleicht vorragende Zähne
sind, geht mit einem engen ziemlich langen Schlünde in einen kurz conischen dicken, mit gelber Speise erfüllten, Darm über. Vorn
hat der Darm 2 kuglige Drüsen, die nicht immer von gleicher Grösse waren, und hinterwärts lag neben ihm eine andere drüsige Masse,
die wohl Eierstock war. Von männlichen Sexualtheilen wurde vielleicht eine bis zum Auge reichende, bei der Contraction gebogene,
Sexualdrüse erkannt. Fünf Queergefässe waren bei einem Thierchen ziemlich deutlich. An Muskeln war einmal ein etwas vor der Kör-
permitte ausgehender hinterer Rückenmuskel anschaulich. Vom Empfindungssystem ist nur ein grosses rothes Auge im Nacken beobach-
tet. — Grösse V» Linie, des Eies nach Dr. Michaelis Zeichnung V4 der Mutterlänge, also Vae Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LIII. Fig. V.
Fig. 1. rechte Seitenansicht; älteres Thierchen mit Bläschen -Krankheit; Zeichnung von 1831. Fig. 2. Rückenansicht eines jüngeren Thierchens;
Zeichnung von 1832. Fig. 3. zusammengezogen mit passiv gebogener Samendrüse, die daher kein Muskel seyn kann. Ganz anders verhält sich der
daneben liegende wahre Muskel, contrahirt wird er breiter und kürzer ohne Biegung. /?++ Griffel, w Darmmündung. Linearvergrösserung 300mal.
61. Synchaeta oblonga, gestreckter Borstenfcopf. Tafel LIIX. Fig. VI.
S. corpore ovato-oblongo, fasciculis rotatoriis senis, stylis quaternis, crista media singula sessili.
Synchete ovale-oblong^ a corps oblong avec si& faisceauoc rotatoires, quatre styles et wie seule
crete sessile au milieu*
Das Stachellhier , Eichhorn, Beiträge z. Kenntniss der kl. Wasserth. p. 77. Taf. VII. Fig. K. 1775.
Unbekanntes Thier, Müller, Naturforscher, IX. p. 213. 1776.
Vierstachliges Gluiel, Oken, Lehrbuch d. Naturgesch. III. 1. p. 40. 1815. nach Eichhorn.
Synchaeta oblonga, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 135. 1833. p. 221.
Aufenthalt: Bei Berlin und Danzig.
Diese Art ist bei Berlin zwischen Conferven und Meerlinsen im Frühjahre die häufigste und zeichnet sich durch lang -ovalen
Körper aus. Von der folgenden unterscheidet sie sich bestimmter durch die Form der pancreatischen Drüsen , aber auch durch. Gestalt
und Räderorgan. Eichhorn entdeckte sie 1768 am 18. Sept. und hat sie nur einmal gesehen, aber mit manchem guten Detail be-
schrieben. Ich fand sie seit 1831 wieder am 8. April 1832 und am 26. Februar und 30. März 1835. Bei dieser Art schien es mir
wieder, als wären die Griffel zangenartig weit vorstehende Kiefer, dann aber freilich je 2. Die Structurverhältnisse sind deutlich denen
der S. pectinata ganz ähnlich. Ich sah diese Art ein Ei legen, welches nicht am Thiere hängen blieb. Bei co ist die Darm- und
Eicrcanal- Mündung. Der mittlere unpaare Theil der gewimperten Stirn wirbelt nicht, hat nur Borsten. — Grösse Vi 2 — Vs Linie, des
Eies V30 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LIII. Fig. VI.
Fig. 1. Rückenansicht eines grösseren Thierchens; Eierstock mit 7 Eikeimen und 1 reifem Ei. Fig. 2. dieselbe eines kleineren. Fig. 3, ein geleg-
tes Ei. s contractile Blase, co Darm- und Eierstock -Mündung.
%%. Synchaeta tremula, kreiselnder Borstenliopfo Tafel Lm. Fig. VII.
S. corpore argute conico, fasciculis rotatoriis senis, stylis quaternis, crista nulla.
Synchete tremblante^ a corps e&actement conique avec sitc faisceaua rotatoires, quatre styles et
point de crete.
Vorticella auriculata?, Herrmann, Naturforscher, XIX. p. 54. Taf. II. Fig. 18. 1783. (vergl. Notommata lacinuMa.)
Vorticella tremula, Müller? Animalc. Infus, p. 289. Tab. XLI. Fig. 4—7. 1786. und Vort. laänulata M. mit anhängendem Eie?
Monocerca vortkellaris , Bory de St. Vincent, Encyclopedie methodique, Vers. 1824.
Synchaeta tremula, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 135, 138. 1833. p. 221.
Aufenthalt: Bei Copenhagen (im brakisclien? Uferwasser) und bei Berlin! beobachtet.
Herrmanns Thierchen von Strassburg war langsam, was auf die blitzartigen Bewegungen aller Arten dieser Gattung, denn
ihr Wirbelorgan ist im Verhältniss zum Körper sehr gross, nicht passt. Müller fand sein Thierchen selten in Seewasser -Infusionen
der Viva, und 1784 im ersten Frühlinge fand er im Uferwasser bei Copenhagen mehr als 50 kleine und grosse in jedem Tropfen.
Ich hatte der Form halber 1831 Müllers Abbildung auf diess Berliner Thierchen bezogen und hatte öfter gesehen, dass im braki-
schen Wasser die Berliner Süsswasserthierchen auch vorkamen. Bald darauf erhielt ich die Anschauung des Kieler Leuchtthierchens
S. baltica. Nun hätte ich freilich letztere können S. tremula nennen, allein da Müller vom Leuchten nichts sagt und doch soviel
gesehen hat, so mag sie wohl von der seinen verschieden seyn. Müllers Thierchen unterscheidet sich auch durch die zapfenartige
(Respirations?-) Röhre im Nacken. Die Fusszangc mag er wohl, wie Eichhorn, übersehen haben. Einmal sah er den Fuss eines
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grossen im Maule eines kleineren eingeklemmt, ohne dass es sich befreien konnte. — Ich sah es zuerst zwischen Wasserpflanzen im
Deceinbcr 1830, dann wieder am 30. März 1835 mit $. oblonga. Es ist durch seine scharf conische Gestalt sehr auffallend und
nicht so gross, als die übrigen, hat weniger deutliche Wirbelohren, keinen borstigen Kamm in der Stirnmitte, 6 Wimperbündel als
Räderorgan, und 4 Griffel. Die drüsigen Ohren am Darme sind eigentümlich conisch und hängen vorn mit 3 Fäden am Kopfe fest.
Ein Eierstock, eine contractile Blase, 4 Queergefässe , 2 Fussmuskeln sind beobachtete innere Theile Grösse Vis — x/io Linie beob-
achtet, der fast reifen Eier V48 Linie. _ Einmal sah ich ein Thierchen, wohl dieser Art, mit anhängendem Eie (s. 1831. p. 138.).
Erklärung der Abbildungen Taf. LIIL Fig. VII.
Fig. 1. Rückenansicht, etwas von rechts, im Indigo - Wasser wirbelnd. Fig. 2. linke Seitenansicht. Fig. 3. Rückenseite eines Jungen (dieser Art?)
von 1835. Fig. 4. Rückenansicht eines Erwachseneu bei leichtem Druck. Die 4 Griffel schienen hier nicht deutlich mit dem Schlundkopfe verbun-
den, gp pancreatische Drüsen, s' contractile männliche Blase, co Darm -Mündung auf der Seite des rothen Auges oder der Rückenseite. Linearver-
grösserung 300mal.
Nachtrag zur Gattung Synchaeta und zum Leuchten der Räderthiere.
Die bei S. baltica erwähnte Beobachtung des Dr. Focke aus dem adriatischen Meere bei Venedig bezieht sich vielleicht
auf eine 5te und zugleich 2te leuchtende Art dieser Gattung. Die mir von ihm gesandten Skizzen lassen mehrere unterscheidende Cha-
ractere allerdings erkennen , und wenn auch die Auffassung dieser Thierchen so schwierig ist, dass eine noch detaillirtere Kenntniss je-
ner Form erst der Begründung einer neuen Art vorausgehen muss, so ist doch durch diese Mittheilungen nötliig, die Aufmerksamkeit
darauf besonders zu richten. Ueber das Leuchten des Meeres durch Infusorien ist schon p. 258. dieses Werkes ausführlich gehandelt.
Seit dem Drucke jener Bemerkung sind neuere Experimente von Matteucci, Linari und Colladon bekannt worden (s. Poggen-
dorffs Annalen d. Physik und Chemie, B. 37, 38, 39, 40.), zufolge welchen die thierische Electricität, besonders des Zitterro-
chens, sich immer enger an die der unorganischen Körper anschliesst, auch ebenso condensirt und in Funken sichtbar gemacht werden
kann, wodurch die in der Abhandlung über das Meeresleuchten 1834 von mir hervorgehobene Erscheinung des Blitzens und Funkeins
auch der Infusorien in immer klarere Verbindung mit den grösseren electrischen Phänomenen tritt.
Ein Herr v. Meidinger in Wien hat 1776 in den Berliner Beschäftigungen III. B. p. 149. das Leuchten des faulen Hol-
zes durch Infusorien irrig behauptet, die er aber nicht erkennen konnte, und Dr. Michaelis hat in dem leuchtenden Fischfleische In-
fusorien umsonst gesucht. Alle Leucht- Infusorien sind Seethiere, und nur 1 — 2 Arten sind Räderthiere.
Sollte sich immer mehr feststellen lassen, dass die Griffel der Synchaeten Zähne wären, so würde dadurch der bisherige Cha-
racter der Gattung verloren gehen, da aber die Formen sich von Notoinmata durch die griffelartig immer vorstehenden, nicht ganz
einziehbaren, Zähne doch auffallend unterscheiden, so lässt sich die Diagnose der Gattung leicht darnach abändern und aus ihnen eine
immer sehr natürliche Untergattung bilden.
DREIUNDZWANZIGSTE GATTUNG: SPRINGER.
$c&Fidiuni. Scaride.
CHARACTER: Animal ex Hydatinaeoruin familia, ocello unico occipitali, organo rotatorio, uncino fron-
tali armato et pede bicruri longissinio ad saltuin apto instruetum.
CARACTERE: Animal de la famille des Hydatines, ayant un seid oeil a la nuque, Tor gerne ro-
tatoire arme d'un crochet au front et le pied fourchu tres-long propre au saut.
Die Gattung der Springer aus der Familie der CrystaMschchen zeichnet sich durch einfaches
Nackenauge, ein durch einen Stirnhaken bewaffnetes Räderwerk und einen gabelartigen sehr langen Sprung-
fuss aus.
Die erste Sonderung der Gattung geschah in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wissensch. 1830. Sie
enthielt damals, wie jetzt, nur 1 Art. Diese Form entdeckte Müller 1779 in Pyrmont und verzeichnete
sie als Trichoda longicauda. Die Späteren haben sie Vaginaria, Bürstel, Trichocerca, Vaginicola
und Furcularia longicauda genannt, indem sie dieselbe mit andern ganz verschiedenen Thierchen verban-
den. — An Organisation ist ein in viele Muskelbündel vertheiltes Räderwerk an der Stirn vorhanden, über
welches eine krumme Stirnborste ragt. Ein schiefer Schlundkopf mit ungleichen gabelzahnigen (einzahnigen)
Kiefern geht in einen kurzen engen Schlund, dieser in einen weiten einfach conischen Darm über. Vorn
am Darme sind 2 kuglige Bauchspeicheldrüsen. Hinten liegt neben dem Darme ein geknäuelter Eierstock
und eine contractile Sexualblase. Im Fusse sind 2 lange keulenförmige Muskeln, und zwischen den Muskeln
des Räderorgans liegt ein zapfenartiger Hirnknoten mit einem etwas linsenförmig platten rothen Auge. Sehr
merkwürdig sind die scheinbaren Gelenke des Fusses.
Die geographische Verbreitung der Gattung und einzigen Art ist in der Grafschaft Waldeck, in
Baiern, Dänemark und Preussen bekannt.
44©
63. ScarMium longicaudum, der langfiissige Springer. Tafel Liv. Fig. i.
Sc. pede duplo longiore quam corpus, digitis dimidium pcdem aequantibus.
Sc aride Longue-queue9 a pied deute /bis plus long que le corps et a doigts de la moitie du pied
eti longueur.
THclwda longicauda, Müller, Animalc. Infusor. p. 216. Tab. XXXI. Fig. 8 — 10. 1786.
Vaginnria longicaudata , Schrank, Fauna boica, III. 2. 139, 140. 1803.
Bürstel, Oken, Lehrbuch der Naturgesch. III. 1. p. 4t. 1815. mit Eichhorns Amphileptus oder Uroleptus.
Trichocerca longicauda, Lamarck, Hist. nat. des an. sans vert. II. p. 25. 1816.
Trichocerca longicauda ,, Goldfuss , Handbuch d. Zoologie, I. p. 69. 1820.
Vaginicola longicauda, Schweigger, Handb. d. Naturg. d. skeletl. Thiere, p. 407. 1820.
Furcularia longicatida, Bory de St. Vincent, Encycloped. method. Vers. 1824.
Scaridium longicaudum, Abhandl. d. Akad. d. Wissen seh. zu Berlin, 1830. p. 47. 1831. p. 136.
Aufenthalt: Bei Pyrmont, bei Gyldenlund und Copenkagen, bei Ingolstadt und Berlin beobachtet
Müller entdeckte das ausgezeichnete Thierchen 1779 in einem Graben bei Pyrmont mit Achncmthes brevipes und Fra-
gilarien, und sah es wieder im Juni 1782 in einem Sumpfe Seelands, dann wieder im October 1784 (kurz vor seinem Tode) im
Friedrichsberger Garten zwischen Meerlinsen bei Copenhagen. Er hat schon das rothe Auge gesehen und abgebildet, aber nicht von
dein darunter liegenden Schlundkopfe verschieden erkannt. Er nennt es Kaumuskel. Schrank fand es bei Ingolstadt selten in einem
Graben mit Hydra im Sommer. Ich habe es bei Berlin zwischen Oscillatorien und Conferven im Frühjahr und Sommer nicht selten,
aber immer einzeln, gesehen. Es schwimmt unbehiiJflich und durch schnelles Anziehen des Fusses oft hüpfend oder springend. Einen
Panzer schien es mir nicht zu haben, und die bei allen übrigen Räderthieren unerhörte Einbiegung des Fusses ist, durch seine Länge
und eine etwas steifere Oberhaut des Körpers und Fusses erzeugt, nur scheinbar, wie mit einem Gelenk, denn der Fuss kann nicht
eingezogen werden, daher wirken die beiden Muskeln krümmend und in einem falschen Gelenke einknickend. Der characteristische Stirn-
haken ist wohl dem ähnlichen Organe bei Mo nur a, Colurus und Metopidia vergleichbar. Hinter dem Auge ist eine Queerfalte am
Halse, wo sich der Kopf in den Körper zurückzieht; auch der Fuss hat eine Queerfalte, wo er sich biegt. Im Ei sah ich das Keim-
bläschen. — Grösse Vg Linie, des Körpers ohne den Fuss 1/18 Linie, des reifen Eies Vs6 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LIV. Fig. I.
Fig. 1. rechte Seitenansicht während der Thätigkeit der hintern Darmmündung und bei gelenkartiger Fussbiegung, die aber, wie der Verlauf der Mus-
keln zeigt, nur scheinbar, nur steife Krümmung ist. Fig. 2. Rückenansicht des steif ausgedehnten schwimmenden Thierchens. Fig. 3. rechte Sei-
tenansicht des ersteren im steif ausgedehnten Zustande, s contractile männliche Blase neben einem Ei mit Keimbläschen. Es war mit Indigo gefüttert
und hatte davou etwas in den schon mit grüner Speise erfüllten Speisecanal aufgenommen. Fig. 4. Schlundkopf mit einarmigen ungleichen Kiefern
und einfachen Gabelzähnen, durch Druck ausgebreitet. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
VIERUNDZWANZIGSTE GATTUNG: FLOSSENFISCHCHEN.
Polyarthra. Polyarttire.
CH AR ACTER: Animal ex Hydatinaeorum familia, ocello unico occipitali, pede nullo, cirris seu pinnulis
pectoralibus instruetum.
CARACTERE: Animal de la famille des Hydatines^ aveo un seul oeil h la nuque^ sans pied,
garni de cirres ou de nageoires pectorales.
Die Gattung der Flossen fi seh chen zeichnet sieh in der Familie der Cry stallfisch chen durch ein
einzelnes Nackenauge, Mangel eines Fusses und durch Besitz von Barten oder Brust -Flossen aus.
Diese Gattung ist seit 1833 in den Schriften der Berliner Akademie d. Wissensch. mit einer bis
dahin ganz unbekannten Art in das System der Räderthiere aufgenommen worden. Hier wird eine 2te Art
hinzugefügt. — Die Organisation ist mannigfach entwickelt. Das Räderorgan besteht aus 4 Wimperbündeln
in ebensoviel Muskelscheiden, die zuweilen wie ein doppeltes Räderorgan eines Brachionus erscheinen,
wie denn die ganze Körperform sehr an Anuraea erinnert. Der Korper ist aber weich und das Räder-
organ erschien mir zuweilen deutlich zu beiden Seiten doppelt. Im Innern erkannte ich nur 2 Längsmus-
keln als Rückenmuskeln, welche zuweilen als noch 2 Bauchmuskeln deckend erschienen. Zwei mit feinen
Borsten besetzte Hörnchen der Stirn sind bei beiden Arten, und beide Arten haben an der Brust 6, zu 3
an der Basis vereinte, lange starke Griffel oder Barten, welche flossenartig bewegt werden können. Ein
Fuss fehlt. — Vom Ernährungsorganismus ist ein Schlundkopf mit 2 einzahnigen Kiefern, eine kurze Schlund-
röhre, ein durch eine Einschnürung mit einer Magenabtheilung versehener Speisecanal, vorn mit 2 runden
pancreatischen Drüsen, bei beiden Arten beobachtet. — Ein geknäuelter Eierstock ist bei beiden, eine con-
tractile männliche Sexualblase nur bei 1 Art gesehen. Eine Art ist mit anhängenden Eiern beobachtet. —
Vom Gefässsy stem ist nichts erkannt, wenn nicht die beiden weichen Hörnchen der Stirn vielleicht 2 Re-
spirationsröhren sind. — Als Empfindungsorgane sind ein grosses Stirnganglion und ein auf ihm ansitzendes
rundes rothes Auge annehmlich. — Sehr merkwürdig erscheint die Flossenbildung an der Brust, welche nahe
an die Bildung der Arme der Daphnien -Krebschen antritt, wo ebenfalls 6 Borsten, aber auf einem
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gegliederten Stamme ruhend, vorkommen. Hier sind sie auf zwei ungegliederten kurzen Warzen beweglich.
(Vergl. die Familie der Philodinaea) Aelraliche Flossen hat die Gattung Triarthra^ vielleicht auch Fi-
lina, und die Griffel der Notommata Copeus und Werneckii sind damit vergleichbar. Letztere konnten
sogar, ihrer Flossen wegen, als besondere gabelfüssige Gattung Copeus hier angereiht werden; C. Notom-
mata und Werneckii.
Die geographische Verbreitung ist nur bei Berlin bekannt
©4. PolyartMra Trigla, schmalfingriges Flossenflscliclieii. Tafel LIV. Fig. IL
P. corpore ovato siibquadrato, pinnis utrinque sex setaeeis.
Polyarthre Trigle, a corps ovale presque quarre y ayant sicc nageoires sefacees.
Pohjarthm (sexpemiis) Trigla, Ab h and 1. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 226, 336. Taf. XI. Fig. II.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Das schmalfmgrige Flossenfischclien fand sicli zuerst am 20. November zwischen Conferven nur einmal , allein am 14. April
1835 wieder in mehreren Exemplaren in Torfgruben ebenfalls mit Conferven. Es schwimmt schnell und hat oft eine stossweise, hüpfende
Bewegung, wie die Wasserflöhe. Die letztere entsteht durch den Mitgebrauch der gespreizten Flossen ; das stetige schnelle Schwim-
men geschieht durch das Wirbelorgan allein, bei anliegenden Flossen. Bei dieser Art schienen mir sämmtliche 6 griffelartige Flossen,
zu je 3 vereint, auf jederseits 2 einfachen kugligen Basal- Gliedern oder Muskeln eingelenkt und alle auf der Bauchseite, der Brust.
Alle Flossen waren gleiclilang und von der Körperlänge, so dass sie beim Anliegen hinten so viel hervorragten, als sie vorn durch die
Insertion zurücktraten. Die Längsmuskeln sah ich nur bei dieser Art deutlich« Auch sah ich bei derselben allein einige Exemplare
mit anhängenden Eiern, in denen ich schon 1832 das Keimbläschen zeichnete, welches ausserhalb der Mitte lag. Einige dieser Thier-
chen sah ich, wie oft den Cyclops qaadricornis und seine Jungen, mit Colacium stentorinum besetzt (vergl. Tafel VIII.) —
Grösse des Körpers Vi 6 Linie > des Eies V32 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LIV. Fig. II.
Fig. 1. Bauchseite beim raschen stetigen Schwimmen mit anliegenden Flossen. Fig. 2. Rückenansicht heim Hüpfen mit gespreizten Flossen, ö" das
Ei mit Keimbläschen. Fig. 3. ein mit Colacium besetztes Thierchen in der rechten Seitenlage, wie es oft erscheint, wenn es in wenig Wasser
liegt und gestört ist. Fig. 4. Schlundkopf beim Druck. Vergrösserung 300maL
65. Polyarthra platyptera, Ibreiffingriges Flossenfischclien. Tafel LIV. Fig. III.
P. corpore ovato, subquadrato, pinnis ntrinque sex ensiformibus serrulatis.
Polyarthre platyptere, a corps ovale presque quarre ^ ayant sicc nageoires larges en forme de
glaive dentelee.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese Art ist hier zum ersten Male erwähnt. Sie fand sicli am 4. und 5. Juli 1835 sehr zahlreich mit Triarthra longi-
seta zwischen Chlamidomonas in Sturmfässern zu Berlin, war aber ihrer Kleinheit halber etwas schwer zu isoliren. Sie ist der er-
steren Art ganz ähnlich, nur sind die Flossen viel breiter, schwerdförmig und am Rande gezahnt. Ueber die Stellung der Flossen bin
ich bei dieser Art etwas zweifelhaft geworden, da die grosse Durchsichtigkeit das Hinten und Vorn scharf zu unterscheiden sehr er-
schwert. Es schien mir nämlich, als wären hier die beiden Flossenbündel nicht beide auf der Bauchfläche, sondern seitlich so, dass
eins mehr der Riickenfläche und eins mehr der Bauchfläche angehöre. Das allerauffallendste dabei war, dass diese Bündel nicht gleich-
seitig, sondern abwechselnd gezahnte Flossenstrahlen zeigten, so dass das links gelegene Bündel der Riickenfläche gezahnte, das rechte
glatte, und das linke der Bauchfläche glatte, das rechte aber gezahnte habe. Diese Bildung ist so auffallend, dass ich mich geirrt zu
haben vermuthe, obwohl ich es vielleicht lOmal mit aller Geduld wieder vorgenommen habe. Dennoch halte ich die Untersuchung für
nicht gelungen. Auch ein 4ter gekrümmter Fortsatz am rechten Rückenflossenbündel blieb unklar. Im Magen waren Chlamidomonas.
Neben dem Dickdarme hinterwärts lag eine contractile Blase. — Grösse des Körpers Vie Linie, des Ganzen V12 Linie. Ei unbekannt.
Erklärung der Abbildungen Taf. LIV. Fig. III.
Fig. i. Ansicht der Rückenseite eines nicht frei schwimmenden sich spreizenden Thierchens. Fig. 2. Gestalt desselben beim freien Hüpfen, mit dem
4ten, krummen, Fortsatze der rechten Rückenflosse. Fig. 3. Rückenseite desselben beim schnellen Schwimmen mit anliegenden Flossen ; s Sexualblase,
w Darm-Oeffnung.
FÜNFUNDZWANZIGSTE GATTUNG: ZWEIAUGE.
Diglena. IMglene.
CHARACTER: Animal ex Hydatinaeorum familia, ocellis duobus frontalibus, pede furcato.
CARACTERE: Animal de la famille des Hyrdatines, ayant deux yeux au front et le pied fourchu.
Die Gattung Zw ei äuge unterscheidet sich in der Familie der Crystallfischchen durch Besitz von
2 Stirn -Augen und einem Gabelfusse.
Die physiologische Begründung der Gattung ist seit dem Jahre 1829 und 1830 in den Abhandlun-
gen d. Berl. Akad. d. Wissensch. zuerst mit 3 Arten geschehen, welche bis jetzt auf 8 vermehrt sind. Eine
111
443
sichere Geschichte der Gattung giebt es vor 1829 gar nicht, da die Charactere bis dahin ganz übersehen
worden sind. Die ersten Formen kannte vielleicht doch schon Harris 1694 in der Diglena forcipala.
Ledermüller gab 1763 vielleicht die erste Abbildung der Diglena caudata, aber noch sehr unsicher.
Müller beschrieb 1773 3 Arten als Cercaria Catellus, Vorticella vermicularis und Catulus. Corti
zeichnete 1774 eine der D. aurita sehr ähnliche Form, und Eichhorn vielleicht die D. caudata deutlicher
1775. Müller hat dann 1786 noch 6 Arten als Cercaria forcipata, catellina, Trichoda bilunis, Vor-
ticella larva, furcata und Canicula, im Ganzen 9 Arten beschrieben. Schrank nannte wohl Eichhorn's
Form 1776 Brachionus bicaudatus und liess sie 1803 als Vorticella, Felis Müllers wohl ganz fallen,
da er diese, aber nicht jene wieder., verzeichnet hat. Die Späteren haben bis 1830 zu diesem Material
nichts zugesetzt, nur die Namen verändert. Lamarck nannte 1815 und 1816 Müller's Formen Furcula-
ria Larva, furcata, Canicula und Catulus, Trichocerca vermicularis und forcipata, Furcocerca Ca-
tellus und Catellina. Nitzsch bildete 1816 und 1827 aus Cercaria Catellina, vermicularis, forcipata,
Catellus und Lupus {Cycloglend) die Gattung Dicranophorus. Bory de St. Vincent hat 1824 derglei-
chen Formen Ceplialodella catellina und Catellus, Diurella lunulina, Furcularia Larva und Canicula,
Furcocerca furcata und serrata{?), Leiodina vermicularis und forcipata genannt. Zwei Arten, D.
catellina und aurita, wurden 1828 in der Gattung Typhlina der Philodinaeen, eine als Enter oplea
lacustris und zwei vielleicht 1830 als Hydatinae, verzeichnet. Noch einen neuen Gattungsnamen für die
alten, schon viel benannten, Formen gab Morren 1830 als Dekinia vermicularis und forcipata. — Die
Organisation dieser Formen ist seit 1828 sehr befriedigend, besonders reichlich bei D. lacustris, ermittelt.
Ausser dem Gabelfuss und Räderorgan hat keine bekannte Art ein äusseres hervorstehendes Organ, einige
schieben aber die Zähne zangenartig vor. — Das Ernährungssystem zeigt sich bei allen Arten in einem mus-
keligen Schlundkopfe mit 2 einzahnigen Kiefern, einer nur bei D. lacustris langen, bei den übrigen sehr
kurzen, Schlundröhre, einem bei 6 Arten einfach conischen, bei 2 aber mit einem Magen versehenen, Darme,
welcher bei allen Arten vorn 2 kuglige Pancreasdrüsen trägt, die bei D. lacustris allein lang cylindrisch
und vorn 2hörnig oder gabelförmig sind. — Der Eierstock ist bei D. lacustris bandartig, bei den übrigen
geknäuelt. Männliche Sexualdrüsen sind bei 3 Arten beobachtet, contractile Blasen aber bei 4 Arten. Keine
Art ist lebendig gebärend, keine trägt die Eier äusserlich angeheftet mit sich herum. — (fcueergefässe sind
bei 3 Arten, bei einer auch ein Gefässnetz am Kopfe erkannt. Zitternde Kiemen sind bei 3 Arten beob-
achtet und bei 2 derselben deutlich an die Sexualdrüsen geheftet. — Das Nervensystem ist in besonders
reicher Entwickelung bei D. lacustris, bei allen Arten aber als farbige Stirn -Augen isolirt beobachtet. —
Eine Art lebt vielleicht in Gallen der Vaucherien.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist mit grösster Wahrscheinlichkeit über ganz Europa
ausgedehnt, ostwärts bis in die Mitte des sibirischen Asiens und bis zum Altai, nahe an die Grenze der
Mongolei beobachtet, auch in Dongala Nubiens des tropischen Nordafrika's erkannt.
66. Diglena lacustris, Aachen- Zweiauge, »reigabel. Tafel LIV. Fig. IV.
D. corpore ovato crasso, crystallino, fronte recte truncata, subito pede attenuato, quartam corporis partem parum su-
perante, digitis tertiam pedis partem longis.
Diglene des marais, a corps ovale gros, crystallin, le front escarpe, le pied brustjuement aminci,
egalant un peu plus da r/uart du corps, les doigts d'un tiers de la longueur du pied.
Knteroplea lacustris, Hemprich n. Ehrenber», Symbolae physicae. Evertebrata I. Phytozoa I. Tab. III. Fig. IV. 11. 1828. Abhandl.
der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 46.
Oijjlcna lacustris, Hemprich u. Ehrenberg, Symbolae physicae. Evertebrata I. Text 1831.
m,ßena lacustris, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 45, 52, 136, 153. Taf. III. Fig. 10. Taf. IV. Fig. 14.
1833. p. 215, 335. Taf. X. Fig. 2. 1835. p. 169.
Aufenthalt: Bei Berlin (Charlottenburg, Pankow).
Die ersten Beobachtungen des Thierchens machte ich vielleicht schon 1818 in Delitzsch, doch unterschied ich damals die For-
men der Notommata clavulata und Eosphora Najas nicht genau, die ich erst 1831 schärfer sonderte. Die erste sichere Beob-
achtung, obschon ohne Augen, ersehe ich aus meinen Zeichnungen von 1827 in Berlin, welche ich in den 1828 gefertigten Tafeln der
Symbolae physicae, zur Erläuterung der afrikanischen Formen, in ganzer Figur stechen liess. Die Abbildungen, welche ich 1831
mitgcthcilt habe, betreffen den Verdauungsapparat und die Zähne mit dem Schlundkopfe allein und in schärferer Darstellung. Eine noch
detaillirtere ganze Figur habe ich 1833 mitgetheilt, und 1835 ist die Entdeckung des Gefässkranzes um den Kopf gemeldet worden.
Das Thierchen ist bei Berlin in toriigen Brüchen nicht selten, auch fand icli es 1831 im August in einem grünen Sumpfwasser bei
Charlottenburg. Im Plötzensee fand ich es am 3. und 25. Juni 1832. Ich vermisste es 1833 und 1834, sah es aber am 30. Mai,
1. Juni, 26. Juni und 17. Juli 1835, letztere im Grunewalde, auch fand ich es am 3. Juni 1836 in einem grünen Wasser von Chla-
midomonas und Phacelomonas in Pankow. Zuletzt habe ich es am 12. und 19. Aug. 1837 beobachtet und habe viele Hunderte
davon gesehen, doch aber neuerlich erst die zitternden Kiemen und die Sainendrüsen erkannt, nachdem ich sie mit aller Anstrengung
schon früher umsonst gesucht hatte. Die Durchsichtigkeit ist zuweilen ein kaum zu überwindendes Hinderniss für die Erkenntniss der
innern Organe, obschon sie sehr gross sind. — Die Oberhaut ist fein chagrinirt. Im Räderorgane zählte ich 8 Muskelbündel, im
44a —
Leibe neuerlich 6 Längs- und 2 Fussmuskeln. — Ein etwas schiefer Schlundkopf mit 2 (einzahnigen oder zweizahnigen?) gabelzah-
nigen Kiefern, ein langer Schlund, eine Magenanschwellung und ein langer dünner Dann bilden die Verdamingsorgane. Am Magen
sind 2 lange dicke, vorn gabelartige, Drüsen und 6 fadenartige dünne Anhänge. — Ein bandartiger Eierstock, zwei vorn spiralartig
gebogene, mit Zitterorganen besetzte, Sexualdrüsen und eine grosse contractile Blase am Mastdarme sind die Fortpflanzungsorgane. —
Ein netzartiger (Gefäss-) Kranz um die Stirn und 8 parallele Queergefässe des Leibes bilden, nebst einer bewimperten (Respirations-)
Oeffnung im Nacken und 4 Zitterorganen, vermuthlichen Kiemen, das Gefässsystem. — Das Emplindimgssystem ist durch 2 rothe Stirn-
augen, einen dicken Hirnknoten, eine mit 3 Ganglien versehene Nackenschlinge und durch 2 freie Nervenstämme, welche noch 4 — 5
Ganglien -Paare an sich haben und deren einer aus mehreren Zweigen in einen einzelnen Stamm verschmilzt, bezeichnet. Bei einigen
Thieren sah ich hinter dem Hirnknoten einen dunklen (weissen) Beutel, der mich fast verleitete, an eine neue Art von Eosphora zu
denken. Bei genauer Analyse gab es aber kein drittes Auge darauf, und es schien, dass es Jugend -Character wäre. — Die Bläschen-
Krankheit habe ich öfter beobachtet, und auch das Verschlingen von Räderthieren und Lynceus gesellen. — Grösse bis Ve Linie, des
Eies Vso — ^2 4 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LIV. Fig. TV.
Fig. 1. rechte Seitenansicht nach einer Zeichnung von 1832 mit neueren Ergänzungen; im Magen eine Notommata lacinulata. Fig. 2. linke Sei-
tenansicht mit einem Lynceus im Magen, c Hirnknoten; g Ganglion; gp pancreatische Gabeldrüsen; i'" Blinddärme, vielleicht mehrfache pancreati-
sche oder Gall-Organe (Leber?); m Wirbelmuskeln; ml linker Rückenmuskel; m2 linker Seitenmuskel; mz linker Bauchmuskel; n verzweigter Ner-
venstamm; o' Mundstelle; o" Ei; ö + Eierstock, ph Schlundkopf; r Gefässnetz am Kopfe; s männliche contractile Sexualblase; s bewimperte Respi-
rationsöffnung und Ende der Nervenschlinge im Nacken; s" sacculus cerebralis\ t männliche Drüsen; + + ■+■ Queergefässe; w hintere Darmmündung
auf der Rückenseite (Augenseite). Fig. 3. Schlundkopf durch Druck ausgebreitet, oe Schlundröhre ; + Schliessmuskel des Eingangs zur Schiund-
röhre. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
©?. IPigliMt grandis9 Mneipzangenfischclten. Tafel LIV. Fig. V.
D. corpore cylindrico, magno, graeili, fronte oblique truncata, digitis pede crasso longioribus, rectis.
Diglhne gründe, a corps grand, cylindrique, grele, oblicjaement tronque au front, les doigts droits
plus longs que le gros pied.
Hydatina? laticauda? , Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 63. 1831. p. 127. (Vergl. Hydatina.)
Diglena grandis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 137.
Aufenthalt: Bei Berlin und vielleicht bei Tobolsk im sibirischen Asien beobachtet.
Diese Form ist im September 1830 zwischen Conferven und Oscillatorien entdeckt, seitdem aber nicht wieder beobachtet.
Die geraden und kürzeren Finger am Fusse, die kleineren Zähne und der beutelartige Hirnfortsatz im Nacken unterscheiden sie von
der folgenden, die ich öfter sah. Der zweizahnige Schlundkopf stellt oft, wie eine Kneipzange, weit vor und dient dem in seinen Be-
wegungen heftigen Raubthiere zum Fangen. Eine dünne Schlundröhre geht zu einem, wohl nur zufällig öfter eingeschnürten, einfach
conischen Darme über, an dem vorn 2 kleine Drüsen sitzen. Im Eierstocke sah ich ein reifes Ei mit Keimbläschen. Besonders auf-
fallend ist der vorn 2gablige Hirnbeutel, dessen Gabel zwischen den beiden deutlich umgrenzten Augenganglien liegt. Andere Verhält-
nisse blieben unklar. Ein isolirtes Thierchen hatte nach 2 Tagen ein Ei mit entwickeltem, aber todten, mit Monaden erfüllten, Em-
bryo neben sich. — Grösse Vio, Vs> Ve Linie beobachtet. Ei ^ Linie. Das sibirische Thierchen war V24 Linie gross. (Vergl.
Pleurotrocha constricla.)
Erklärung der Abbildungen Taf. LIV. Fig. V.
Fig. 1. Rückenausicht des Erwachsenen. Fig. 2. zusammengezogen. Fig. 3. rechte Seitenansicht eines kleineren Thierchens. Fig. 4. zusammen-
gezogen mit vorgeschobenen Kiefern. Sämmtliche Figuren 300mal im Durchmesser vergrössert. Fig. 5. Kopf, 500mal vergrössert und durch Druck
ausgebreitet. 5 Wirbelmuskeln, 2 Queergefässe, 2 Nacken -Nerven? gf Augen -Ganglien, s" Hirnbeutel, ++ Queergefässe, a) hintere Darm -Mün-
dung. Fig. 6. reifes todtes Ei mit spiralem Embryo und innen wimmelnd von Monaden (31. Crepusculum).
68. Diglena foreipata, krummfingriges Eweiauge. Tafel LV. Fig. I.
D. corpore cylindrico, magno, graeili, fronte oblique truncata, digitis pede crasso longioribus decurvis.
D ig Vene Porte-pince, a corps grand, cylindrique^ grele, obliquement tronque au front, les doigts
decourbes plus longs que le gros pied.
Animal like an ear-wig, Harris? Philo s. Transact. 1696. p. 254. (1694.)
Vorticella vermicularis , Müller, Vermium fluv. hist. p. 107. 1773. Madike- Snurreren.
Cercaria foreipata et vermicularis, Müller, Animaic. Infus, p. 134. Tab. XX. Fig. 21 — 23. 1786.
Trichocerca vermicularis et foreipata, Lamarck, Hist. nat. des anim. sans vert. II. p. 25. 1816. Goldfuss, Handbuch der Zoologie,
I. p. 69. 1820.
DicranopTiorus vermicularis et foreipatus, Nitzsch, Beitrage z. Infusorienkunde, p. 4. 1817. Ersch und Gruber's Encyclopad.
1827. Cercaria.
Leiodina vermicularis et foreipata, Bory de St. Vincent, Encycloped. metli. Vers. 1824.
Dehinia vermicularis, Morren, Bydragen tot de Natuurkund. Wetenschappen door van Hall, Vrolik en Mulder, Th. V. Nr. II.
p. 227. cum icon. 1830.
Diglena foreipata, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 137, 154. Taf. IV. Fig. 10.
Aufenthalt: In England?, bei Copenhagen, Brüssel und Berlin!.
Ob das Thierchen von Harris aus dem Regenwasser in Winchelsea in Sussex hierher gehöre, ist nicht mehr zu entschei-
den, es wäre aber möglich. Müller' s Thierchen fand sich nur einmal Ende Novembers 1781 im Sumpfwasser bei Copenhagen, allein
wahrscheinlich nannte er dasselbe schon 1773 Vorticella vermicularis, wo er es mit Meerlinsen fand und mit Joblot's Figuren des
Rotifer vulgaris verwechselte. Müller's letztere Form könnte man auch zu Notommata deeipiens beziehen. Morrens Figuren
sind eben so unkenntlich, als die von Müller. Ich fand diese Art 1831 zwischen Meerlinsen, gab eine Zeichnung des Schlundkopfs,
und sah sie am 2. April und 17. Juli 1835 wieder, immer einzeln» Zwölf Wirbelmuskeln, ein grosser Schlundkopf mit 2 einzahnigen
Kiefern, feilenartig gefaltetem Schlundeingange und kurzer Schlundröhre, ein einfach conischer Darm, zuweilen durch verschluckte ganze
1
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Räderthiere die Gefrässigkeit verratliend , ein geknäuelter Eierstock, 2 Sexualdrüsen , eine schon Müller 1781 bekannte, von ihm
fälschlich für characteristisch gehaltene, contractile Blase, 2 Fussmnskeln und 2 Stirnaiigen sind die erkannten Stnicturtheile. — Grösse
/io — Vs Linie. (Vergl. Pleurotrocha und Notommata forcipata.)
Erklärung der Abbildungen Taf. LV. Fig. I.
Fig. 1. rechte Seitenansicht. Fig. 2. Rückenlage. Im Darme liegt ein ausgesogener Rotifer oder Philodina^ an den Zähnen kenntlich. Fig. 3.
linke Seitenansicht. Fig. 4. eingezogen; sämmtlich 300mal vergrössert. Fig. 5. geöffneter Schlundkopf. Fig. 6. ruhender Schlundkopf. Fig. 7.
niederschluckender Schlundkopf; 500mal vergrössert, und durch Druck zwischen 2 Glasplatten ausgebreitet, s contractile Blase, co Darmmündung.
69. Diglena? aurita, langöhriges Zweiauge0 Tafel LV. Fig. IL
D. corpore cylindrico minore, gracili, fronte recte truneata, auriculata, pede subito constricto, digitis parvis.
Diglhne auriculee^ a corps cylindi^ie/ue petita grcle, le front escarpe, auricule, le pied brusc/uement
aminci) les doigts courts.
Animaleüi corniferi, Corti, Osservaz. microsc. sulla Tremella, p. 86, 180. Tav. II. Fig. X. 1774.
Vorticella Canicula, Müller? Animalc. Infus, p. 300. Tab. XLII. Fig. 21. 1786. Furcularia, Lamarck et Bory.
Typhlina Canicula, Hemprich u. Ehrenberg, Symbolae physicae. Evertebrata I. Phytozoal. Tab. I. Fig. 16. 1828.
Diglena aurita? , Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 8, 16, 20. 1830. p. 47. 1831. p. 137.
Diglena aurita, Hemprich u. Ehrenber&, Symbolae physicae. Text 1831.
Eosphora aurita?, Werneck, Mittheilungen d. Berlin. Gesellsch. naturf. Freunde, p. 16. 1836.
Aufenthalt: Bei Berlin, vielleicht auch bei Reggio in Italien, bei Copenhagen?, bei Salzburg und in Dongala des tropischen Nord-
afrika's.
Müller und Eichhorn, welche auch ohrenführende Räderthierchen beobachteten, scheinen Notommata aurita und ansät a
gesehen zu haben, aber das schlanke Thierchen von Corti lässt sich nur hierher beziehen, vorausgesetzt, dass es 2 Stirnaugen ge-
habt habe, was nicht angegeben ist. Müller könnte es im eingezogenen Zustande als Fort. Canicula beschrieben haben. Der Name
wurde von mir zuerst 1829 einer Berliner Form gegeben, und weil sie der Dongalanischen, die ich 1822 auf der Reise mit Dr. Hem-
prich beobachtete und zeichnete, ganz ähnlich erschien, diese auch von Müller's Vorticella Canicula wohl verschieden war, so
wurde sie sammt dieser D. aurita genannt. Die Dongalanische ist in den Symbolis physich abgebildet. Neuerlich fand ich sie wie-
der am 9. April und 1. Mai 1836 zwischen Conferven. Sie besitzt einen runden Beutel über dem Schlünde, welcher mit einer opa-
ken weissen Substanz erfüllt ist und mit den Augenganglieu durch eine Brücke in Verbindung steht. Nachdem Dr. Werneck in Salz-
burg mir im März 1836 die Zeichnung einer neuen Eosphora aurita gesandt hatte, welche dieser Diglena von Berlin sehr ähnlich
war, fand ich im April und Mai auch bei dem Berliner Thierchen einen blassrothen Punkt auf dem dunkeln Beutel im Nacken, der es
zu vielleicht derselben Art von Eosphora machen würde, wenn er sich als Auge bestätigt (s. Eosphora). Ich zählte 4 Muskelbündel
des Wirbelorgans und 2 Fussmuskeln, sah einen Schlundkopf mit 2 einzahriigcn Kiefern, nur eine Einschnürung an der Stelle der
Schlundröhre , einen einfach conischen Darin mit 2 vorderen kugligen Drüsen, einen geknäuelten Eierstock, 2 Sexualdrüsen mit Zitter-
organen und eine contractile Blase. Die Zitterorgane, 4 an Zahl, bildeten die Spuren des Gefässsystems. Das von Corti angege-
bene Zitterorgan (Herz) war wohl die wirbelnde innere Darmhaut des vordem Speisecanals (vergl. Hydatina senta und Notommata
saccigera). — Grösse in Berlin V12 Linie, in Dongala Vie Linie beobachtet. Ei x/36 — V40 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LV. Fig. IL
Fig. 1. Rückenansicht. Fig. 2. rechte Seitenansicht. Vergrössemng 300mal. Fig. 3. Schlundkopf durch Druck ausgebreitet, 500mal linear vergrös-
sert. b" Kiemen, s contractile Blase, t Sexualdrüsen, w hintere Darm- und Eierstock -Mündung. Die Eier zeigen das Keimbläschen.
30. Diglena catellina, das Hündchen. Tafel LV. Fig. III.
D. corpore oblongo, brevi, fronte et uropygio recte truncatis, pede brevi infero.
Diglene catelline, a corps oblonge court} escarpe au front et a la fin du dos, le pied court mferieur.
Cercaria catellina, i MüL Anim# Infus# 130 m Tab# xx# Fi 12_13. Tab. XL. Fig. 1—3. 1786.
Vorticella Larva, f r
_, _ . ' M Lamarck, Histoire natur. d. anim. sans vert. I. p.448. 1815. II. p. 37. 1816.
Furcularia Larva, \
epiao e a ca e ma, i ß0RY de St. Vincent, Encyclopedie metli. Vers. 1824.
Furcularia Larva, \
Dicranophorus catellinus, Nitzsch, Beiträge zur Infusorienkunde, p. 4. 1817. Ersch und Grüber's Encyclopäd. Cercaria, 1827.
Typhlina Furca, Hemprich u. Ehren berg, Symbolae physicae. Evertebrata I. Phytozoa I. Tab. I. Fig. 17. b. 1828.
Diglena catellina, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 8, 16, 20. 1830. p. 62. 1831. p. 26, 137. Taf. IV. Fig. 17.
Leiodina capitata, i Korken, Bydragen tot de Natuurk. Wetenschapp. door v. Hall, Vrolik en Mulder, V. II. p. 211, 223. cum
Dekinia foreipata, f icone. 1830.
Diglena catellina, Symbolae physicae, Text 1831.
Vorticella Larva, Rud. Wagner, Isis, 1832. p. 388. Tafel IV. Fig. 6.
Aufenthalt: Bei Copenhagen, Brüssel und Erlangen, Berlin und bei Schlangenberg am Altai Asiens, vielleicht in Dongala des tropi-
schen Nordafrika's und auch im Seewasser bei Wismar und Copenhagen beobachtet.
Das Thierchen lebt in Berlin in allen Monaten des Jahres in offen stellenden Wasserbehältern und Infusionen, welche eine
Haut ansetzen, besonders häufig mit Chlamidomonas in Sturmfässern im Frühjahre. Die grüne Haut des Wassers ist oft ganz erfüllt
mit den Eiern dieses Thierchens, und seine Massen bilden zuweilen eine milchige Trübung des Wassers. In Afrika fand ich es mit
Dr. Hemprich 1832 zwischen Conferven des Nilwassers, in Schlangenberg am Altai Asiens auf der Reise mit Herrn von Humboldt
1829 im August. Müller entdeckte es in Gräben, worin Meerlinsen waren, bei Copenhagen, und nannte eine sehr ähnliche Art des
Ostseewassers Vorticella Larva. Letztere erkannte ich in Wismar für ganz dasselbe Thierchen, obschon Müller's Zeichnung mehr
auf folgende Art passt, auch eine Notommata oder eine augenlose Form gewesen seyn kann. Die Kleinheit des Körpers erschwert
die Untersuchung der Structur. Ich zählte 4 — 6 Wirbelmuskeln und sah 2 Fussmuskeln. Ein grosser Schlundkopf mit 2 einzahnigen
ungleichen Kiefern, eine Einschnürung statt der Schlundröhre, ein durch eine Strictur getheilter Darm mit Magen, 2 kuglige Darm-
445
driisen, ein geknäaelter Eierstock und eine contractile Blase, 2 queere Cirkelgefässe und 1 Zitterorgan, so wie 2 rothe Stirnaugcn
sind die übrigen erkannten Details. Im Magen sah ich Chlamidomonas , und es nahm Indigo leicht auf. Im Ei sah ich noch einen
dunkeln Fleck , wie bei Notomm. gr anularis. — Grösse V30 — Vis Linie; Ei V36 — V24 Linie. Grösse des Dongalanischen Vi6> des
Sibirischen V20 Linie. (Vergl. auch Vortic. Catulus Müller.)
Erklärung der Abbildungen Tafel LY. Fig. III.
Fig. 1. rechte Seitenansicht mit Ausscheidung des Darminhalts nach Indigonahrung. Zeichnung von 1830. Fig. 2. linke Seitenansicht von 1835.
Fig. 3. Rückenansicht; Zeichnung von 1835. Fig. 4. contrahirt; bildet vorn 4 Falten. Fig. 5. Rück enau sieht, jüngeres Thier. Fig. 6. rechte
Seitenansicht, in der Art wie Müller's Figur; beide sind aus der Ostsee bei Wismar. Die Queerfalte im Nacken findet sich eben so oft bei dem
Berliner Thierchen und ist kein Character irgend einer Art. Fig. 7. reifes Ei mit dem dunkeln Fleck. Fig. 8. eben ausgekrochenes Junges.
Fig. 9. Schlundkopf. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
VI. Diglena conura, der InangkegeL Tafel LV. Fig. IV.
D. corpore ovato-oblongo, fronte recte truncata, postiea parte in pedem conicum sensiin abenntc.
D igle ii e conique ^ a corps ovale -oblonge escarpe au front > le dos s amincissant en pied conique.
Hydatina? terminalis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 63* 1831. p. 128.
Biglena co7iura7 Abhandl. der Akademie d. Wissen&ch. zu Berlin, 1833. p. 206.
Aufenthalt: Bei Berlin und vielleicht bei Bogoslowsk im Ural Asiens.
Die Hydatina von Bogoslowsk im nördlichen Ural hat, als ich sie 1829 auf der Reise mit Herrn von Humboldt und
Gustav Rose beobachtete, keine Augen erkennen lassen; das konnte am Mangel der Augen oder der Beobachtung liegen. Ich bin
jetzt der Form halber geneigter, letzteres anzunehmen. Die Berliner Thierchen fanden sich am 29. März 1832 zwischen Oscillatorien.
Ich hielt früher Müller's Vorticella Larva für diese Art, allein seit ich sie in Wismar gesehen zu haben meine, stelle ich sie zu
Digl. catellina. Ich zählte 4 Wirbelmuskeln, sah 2 einzahnige Kiefer im Schlundkopfe, 2 fast halbkuglige Darmdrüsen, einen ein-
fach conischen Darm, einen geknäuelten Eierstock, reife Eier mit Keimbläschen, 2 Fussmuskeln und 2 Stirnaugen, das Uebrige blieb
unklar. — Grösse V12 Linie, Fuss allein Vso Linie, Ei Vso — Vso Linie. Form vom Ural V30 Linie, also ein Junges? Die Zeich-
nung spricht auch dafür.
Erklärung der Abbildungen Taf. LV. Fig. IV.
Fig. 1. rechte Seitenansicht. Fig. 2. Rückenlage, w hintere Dannmündung auf der Rückenseite. Linearvergrösserung 300mal.
¥3. 1) igle na capitata , grosskopfiges Kweiaiige, CJrossRopf. Tafel LV. Fig. V.
D. corpore oblongo, conico, fronte oblique truncata, dilatata, corpore postico in duos digitos longos, articulo basali
carentes, sensiin attenuato.
Diglene Grosse-tele> a corps oblong- conique > obliqtiement tronque^ au front elargi^ le corps £ amin-
cissant peu a peu en deute doigts longs sans base apparente.
Diglena capitata, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 47, 56, 62. 1831. p. 138.
Aufenthalt: Bei Buchtarma am Altai Asiens und bei Berlin, vielleicht auch schon früher bei Copenhagen beobachtet.
Ich entdeckte diese Form wahrscheinlich im August 1829 zwischen Conferven bei Buchtarma am Irtisch auf der Reise mit
Herrn v. Humboldt in Sibirien, fand sie aber 1830 auch bei Berlin. Bei der asiatischen Form habe ich keine Augen gesehen, all-
ein diese sind mühsam zu suchen, meist erst beim Druck zwischen Glasplatten sichtbar. Ueberhaupt könnte diese Art ein Junges seyn,
dessen Alterszustand noch unbekannt ist. In Berlin fand ich sie mit Chlamidomonas und sah im Darme verschluckte solche Thier-
chen und Naviculas. Ein langer Schlundkopf mit 2 spitzen einzahnigen Kiefern, eine Einschnürung statt Schlundröhre, ein einfach
conischer Darm, 2 kuglige Darmdrüsen, kein deutliches Fussglied, AnalöfFnung an der Basis der Finger, 4 Wirbelmuskeln, 2 Stirn-
augen auf einem Ganglion sind die erkannten Organe. — Grösse in Berlin 1/i8 Linie, in Buchtarma V36 Linie. — Müller's Cerca-
caria Catellus = Furcocerca Catellus Lamarck, Dicranophorus Cat. Nitzsch und Cephalodella Catellus Bory war wohl
dasselbe von Copenhagen, 1773 und 1782.
Erklärung der Abbildungen Taf. LV. Fig. V.
Fig. 1. rechte Seitenansicht. Fig. 2. dieselbe mit vorgeschobenen Zähnen. Fig. 3. eingezogen. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
£3. Diglena caudata, langscbwänziges Zweiauge. Tafel LY. Fig. VI.
D. corpore conico -elongato, fronte oblique truncata nee latiore quam corpus, pede brevi distineto longe digitato.
Diglene Longue-queue, ä corps conique allonge, obliquement tronque au front non elargi, le pied
courty distinet, ä doigts longs.
Gabelförmige Würmer im Heuwasser, Ledermüller, Microsc. Gemüths- und Augenergötz. p. 90. Taf. 48. 1763. zum Tlieil.
Vorticella furcata, Müller, Vermium fluv. lustoria, \u 110. ForJe-Snurreren. 1773. Naturforscher, IX. p. 208. 1776.
Die Kneifzange, Eichhorn? Beiträge z. Kenntn. d. kl. Wasserth. p. 33. Taf. II. Fig. L. 1775.
Animali acquajuoli con due antennette, Spallanzani, Opuscoli di Fisica anim. IL p. 206. 1776.
Trickoda bilunis et Vorticella furcata, Müller, Animaic. Infus, p. 299. et 204. Tab. XXIX. Fig. 4. 1786.
Brachionus licaudatus, Schrank, Beiträge zur Naturgescli. p. 105. Taf. IV. Fig. 17, 18. nicht 19. 1776.
Ecclissa Felis, Schrank? Fauna boica, III. 2. p. 109. 1803.
Furcularia fivrcata, Lamarck, Histoire nat. des anim. s. vert. IL p. 39. 1816.
Furcocerca serrata, i Bqry Djg St Vincent, Encyclopedie methodique, Vers. 1824. nach Ledermüller.
Diurella lunulina, f
Diglena caudata, Abhandl. d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 205. (1832.)
Aufenthalt: Bei Berlin!, vielleicht auch bei Nürnberg, Danzig, Pavia, Copenhagen, Zizelau bei Linz, Ingolstadt und Paris beobachtet.
112
Diess bei Berlin mit Chlamidomonas und Chlorogonium in grünem Wasser häufige Thierchen mag auch wohl anderwärts
häufig seyn. So passen denn ungefähr die angezeigten Nachrichten darauf, und ich würde es jetzt lieber geradehin Biglena furcata
nennen. Doch sind alle Synonyme unsicher. Ich fand zuerst mehrere Exemplare am 25. März, dann wieder am 2. April zwischen
Oscillatorien eines Teiches. Sehr zahlreich sah ich sie besonders wieder am 18. März 1835 und am 8. April 1836 mit Nassula
elegans im Thiergarten. Schrank verwechselte es mit einem Uroleptus, der in Längentheilnng war, die einzige ähnliche, schon
von Müller (Fort. Felis) zurückgewiesene, Beobachtung. Ob es Bory de St. Vincent bei Paris in Rindenaufgüssen, wie er sagt,
gesehen, ist sehr zweifelhaft. Die Zähne bei Ledermüller sind Wimpern. — Mehrere unklare Wirbelmuskeln, ein Schlundkopf mit
2 einzahnigen Kiefern, keine deutliche Schlundröhre, ein einfach conischer Darm mit 2 runden Darmdrüsen, 2 Fussmuskeln und ein ge-
knäuelter Eierstock sind sammt 2 rothen Stirnaugen beobachtet. — Grösse V20 — Vio Linie, Körperlänge ohne Fnss V20 — Vis'"* Fusslänge
Vso'"- Eier nur unreif gesehen. — Zu vergleichen ist auch Vorticella togata Müller (1786) = Furcularia Lamarck, Rat-
tulus Bory.
Erklärung der Abbildungen Taf. LV. Fig. VI.
Fig. 1. rechte Seitenansicht eines grossen sehr genährten Thicrchens, dessen Schlnndkopf so tief in den ganz erfüllten Darm eingesenkt erschien, dass
dieser 2 Ohren bildete. Die beiden Darmdrüsen waren überdiess vorhanden, eine liegt auf dem Schlundkopfe sichtbar. Hinten lag ein unreifes Ei
neben dem Darme im Eierstocke. Fig. 2. Rückenansicht eines kleineren. Fig. 3. dieselbe mit geschlossenen Fingern und eingezogenen Wimpern.
Fig. 4. noch mehr eingezogen, m Darm -Mündung. Linearvergrösserung 300mal.
Nachtrag zur Gattung Biglena.
Ausser den verzeichneten 8 Arten der Gattung sind vielleicht noch 1) Cercaria Crumena^ 2) Vorticella Catulus, 3) Vor-
ticella constrieta^ 4) Vorticella succollata und 5) Vort. Felis von Müjller zu vergleichen, die auch Notommaiae und Bistern-
mata, oder Für ciliar iae ^ ja selbst Salpinae gewesen seyn könnten, da sie doch wohl Augen hatten. — Bei Vortic. constrieta
hat Müller ein plötzliches Zerfliessen des Körpers in Schaum gesehen, wie bei Mag ent liieren. Es ist die einzige, doch wohl
irrige, Beobachtung dieser Art bei Räderthieren.
In dieser Gattung verlieren sich die 3 Gattungen Leiodina, Cephalodella {Encycloped. meth. p. 527. Biet, classicjue^
Vol. 10. p. 544.) und Biurella von Bort 1824, ferner die Gattung Bicranophorus von Nitzsch 1817 und 1827, und die Gat-
tung Belcinia von Morreiy 1830, welche 5 Genera folgende Synonyme ihrer 22 Arten erhalten: I. Leiodina: 1) L. Crumena
Bory = Biglena? , Notommata? ; 2) L. capitata Morren (1830) = Biglena catellina; 3) L. foreipata Bory = Biglena
foreipata; 4) L, vermicularis Bory = Bigl. foreipata. II. Cephalodella: 1) C. catellina Bory = Biglena c; 2) C.
Catellus Bory = Bigl. capitata? ; 3) C. Catesimus Bory (Biet, class.) wohl Druckfehler für Catellus; 4) C. foeni Bory
= Rotifer? ', Biglena?; 5) C. Lupus Bory = Cycloglena. III. Biurella: 1) B. lunulinaBoiiY = Biglena caudata?;
2) B. Podura {Symbolae physicae 1828.) = Ichthydium P. ; 3) B. Tigris Bory = Notommata T. IV. Bicranopho-
rus: 1) B. catellinus Nitzsch = Biglena cat.; 2) B. Catellus N. = Bigl. caudata; 3) B. foreipatus N. = Bigl. forc;
4) B. Lupus N. = Cycloglena L.; 5) B. vermicularis1^. = Bigl. foreipata. V. Belcinia: 1) B. c alopodaria Mokken
= Notommata lacinulata?; 2) B. compta M. = Eadem certior ; 3) B. foreipata M.:= Biglena catellina certior; 4) B.
minutula M. = Notomm. lacinulata juv.? ; 5) B. vermicularis M. = Bigl. foreipata. Die Namen Leiodina^ Cephalodella
und Biurella sind auch sprachlich unzulässig.
SECHSUNDZWANZIGSTE GATTUNG: DREIBART.
Triartbra. Triartlire.
CHARACTER: Animal ex Hydatmaeorum familia, ocellis duobus frontalibus, pede simpliciter styliformi
et cirris seu pinnulis (pectoralibus) instruetum.
CARACTERE: Animal de la famille des Nydatines, ayant deux yeux au front , le pied sim-
plement styliforme et des cirres ou nageoires (ä la poitrine).
Die Gattung Dreibart zeichnet sich in der Familie der Crystallfischchen durch zwei Stirn -Augen,
einen einfacli griffelartigen Fuss und Barten oder (Brust-) Flossen aus.
Der Name und die Umgrenzung der Gattung wurden 1831 in den Abhandl. d. Berl. Akademie der
Wissensch. mit 1 Art gegeben, die 2te Art wurde 1833 (1832) ebenda hinzugefügt. Die erste Kenntniss
einer solchen Form hatte vielleicht Eichhorn 1775, und Müller nannte 1776 diese Trichoda?, aber 1786
eine ähnliche, vielleicht verschiedene, Form Brachionus passus. Jene hat Oken 1815 in seiner Gattung
Spurrel mit Notommata und Biglena, und diese hat Bory de St. Vincent 1824 als Filinia Mülleri in
seiner Familie Vrceolaries (der Magenthierchen) verzeichnet. Aus den zuweilen häufigen Winter-Eiern
dieser Formen hat Türpin wahrscheinlich 1828 seine neue Pflanzengattung Erythrinella gebildet, wenn es
nicht Samen von Ricci en waren. — Die Organisation ist schon tief verfolgt worden. Ausser den Wirbel-
organen sind innere bandartige Bewegungsmuskeln bei beiden Arten erkannt Zwei bewegliche Sprung-
44?
borsten, Barten oder Flossen an der Kehle oder Brust erinnern an Pohjarthra und die Dap Im ien- Krebs e5
und dienen zum Hüpfen. — Das Ernährungssystein besteht aus einem 4muskeligen Schlundkopfe mit 2 dop-
pelzahnigen Kiefern , wie Rot/fe/% bei 1 Art, einer langen oder kurzen Schlundröhre, einem einfach coni-
schen oder eingeschnürten Darme und aus 2 rundlichen Darmdrüsen. — Ein gekmiuelter Eierstock und eine
contractile männliche Blase sind beobachtet. Die Eier bleiben an Fäden am Thiere hängen, wenn sie ge-
legt sind. — Gefässspuren sind nicht erkannt. — Das Nervensystem ist durch 2 rothe, auf Markknoten
sitzende, Stirnaugen leicht kenntlich. — Beide Arten bilden durch Massen -Entwickelung zuweilen milchig
trübes Wasser.
Die geographische Verbreitung ist sicher nur bei Berlin, vielleicht aber auch bei Danzig und Copen-
hagen beobachtet.
»4. Triarthra longiseta9 laogfeärtiger Dreijbarl;, der üanglbarf;. Tafel LV. Fig. VIL
T. ocellis distentis, cirris pedeque corporis triplici fere longitudine.
Triarthre Barbe, aua> yeuaz ecartes^ les nageoires et le pied a peu pres de la triple longueur du
corps.
Lmgleiniyer Wasserfloh, Eichhorts, Beiträge z. Kenntniss d. kl. Wasser thiere, p. 25. Taf. I. Fig. 7. 1775.
Trichoda, nov. spec, Müller, Naturforscher, IX. p. 208. 1776.
Laich- Spurrel, Oken , Lehrbuch d. Naturg. III. I. p. 40. 1815.
Triarthra longiseta, Abhandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 222, 332. Taf. VIII. Fig. I. detaillirte Abbildung.
Auf enthalt: Bei Berlin und vielleiclit bei Danzig .beobachtet.
Diese Art fand ich später als die folgende, zuerst am 16. Juli 1832 in einer Regentonne, und erhielt sie in Gläsern bis
zum 11. August in Fortpflanzung. In grösserer Menge sah ich sie wieder im Octobcr 1833 und zu Anfang Juni 1834, dann am
13. Juni 1835 und am 12. Aug. 1837. Sie lebt mit Hydatina senta und Brachionus urceolaris oder Pala zuweilen in solcher
Menge in den Löschkiibeln der Strassen, dass sie das Wasser milchig färljt. Sie unterscheidet sich von der folgenden Art durch meh-
rere sehr wesentliche Cliaractere. In die Augen fallend ist die nicht ganz constante, immer grössere Länge der Girren, aber auch die
mehr auseinander gerückten grösseren Augen unterscheiden sie. Noch wichtiger ist, dass sie einen deutlichen, vom Dickdarme geschie-
denen, Magen und eine lange Schlundröhre hat, welche der andern fehlten. Ferner war der Zahnapparat deutlich und zygogomphisch
oder doppelzahnig, wie bei den Philo dinaeen, bei der andern Art aber immer undeutlich. Das Thierchen unterscheidet man leicht
durch seine hüpfende Bewegung während des Schwimmens. Eichhorn fand es nur einmal in stehendem Regenwasser bei Danzig, sali
das Hüpfen, die anhängenden Eier, die er, an Cyclops denkend, fälschlich ein Laichbeutelchen nannte. Der bestimmten absichtlichen
Bewegung halber glaubte er, es müsse Augen haben, fand aber keine, und es hat wirklich deren. Der längeren Gestalt halber halte
ich Eichhorn's Thierchen nicht für die 2te Art und glaube, er hat von den Sprungborsten nur einen TJieil gesehen. Man kann
leicht die ganze Entwicklung des Fötus im Ei beobachten und durch Druck das Junge aus der Eischaale treiben. Früher war ich der
Meinung, dass die Girren und Fussborste sich erst später entwickeln, allein ich sah im Oct. 1833 (vergl. 1833. p. 223. Note), dass
sie nur sehr weich sind und dicht am jungen Thiere anliegen, das schon im Ei seine Augen und Zähne, letztere früher, deutlich zeigt.
Manche Thiere haben 5 — 6 Eier oder leere Schaalen an sich hängen. Die inneren gestreiften Muskeln sind sehr deutlich, aber schwer
aufzufassen. Ich unterschied 2 Rückenmuskeln, 2 Bauchmuskeln und jederseits einen Seitenmuskel. Zwei kräftige rundliche Muskeln
dicht unter dem Räderorgane auf der Bauchseite (an der Kehle, Brust) bewegen die dicken armartigen Barten oder Springilossen , und
ein einzelner den Fuss- Griffel. Sämmtliche Griffel werden vorwärts und rückwärts bewegt und beliebig gespreizt. Die hintere Darm-
Mündung ist der gerade abgestutzten Stirn in der Längsaxe entgegengesetzt, auf der Seite der Augen oder Rückenseite. Ebenda wer-
den die Eier ausgeschieden und angeheftet. Beim gewöhnlichen Schwimmen bilden die 3, mit Widerhäkchen besetzten, Griffel einen
hinterwärts anliegenden conischen Schwanz. — Grösse des Körpers ohne Griffel Vi 2 Linie, mit dein Fusse und nach hinten anliegen-
den Barten V* Linie, ausgespreizt mehr als % Linie. Ei %s — Vjg Linie. Entwickelungscyclus Vis — *U oder x/2 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LV. Fig. VIL
Fig. 1. grosses Exemplar in rechter Seitenlage mit nach vorn gespreizten Griffeln und sehr weit nach hinten reichenden Rücken- und Bauchmuskeln,
mit Indigo genährt und auswerfend; bei s die contractile Blase. Fig. 2. linke Seitenansicht, mit 1 anhängendem reifen Ei in der Lage des ruhigen
Schwimmens durch Wirbeln. Fig. 3. rechte Seitenansicht, mit kürzeren Rücken- und Bauchmuskeln, leerer anhängender Eischaale -K Fig. 4. das
aus dem Ei der Fig. 3. + eben ausgekrochene flimmernde ruhig liegende Junge, scheinbar ohne Griffel. Fig. 5. Rückenansicht. Diese 5 Figuren
sind dieselben von 1833, die folgenden neu. Fig. 6. ist ein jüngeres Thierchen in Rückenlage. Fig. 7. ein auskriechendes Junges mit anliegenden
Griffeln. Fig. 8. ein Junges mit sehr langen Griffeln, sich spreizend. Fig. 9. ein durch Druck ausgebreiteter Schlundkopf, worin ich neuerlich
2 stärker entwickelte Zähne fand (Zygogomphia). Linearver grösser ung 300mal.
V5. Triarthra m,ystacina9 fcurzlkärtiger Ureitoart, der MurzJbart. Tafel LV. Fig. vm.
T. ocellis approxiinatis, cirris pedeque corpore vix unquain duplo longioribus.
Triarthre Moustache, aua> yeua> rapproches, les nageoires et le pied a peine de la double longueur
du corps.
Brachionus passtis, Müller, Animalc. Infusor. p. 353. Tab. XLIX. Fig. 14 — 16. 1786.
Brachionus passus, Lamarck, Hist. nat. des animaux sans vert. II. p. 34. 1816.
Filinia passa et Filina, Bory de St. Vincent, Di ct. class. cV hist. nat. 1824. Encycloped. m etil od. Vers. 1824.
Erythrinella ammlaris, Turpin? Dict. des sc. nat. Planck. Plantes acotyled. XI. Fig. 17. 1828.
Triarthra mystacina, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 138. 1833. p. 222.
Aufenthalt: Bei Berlin, vielleiclit aucli bei Copenliagen und Paris beobachtet.
Der dänische Etatsrath Müller entdeckte sein Thierchen 1777 in Meyenberg und 1779 in Maglebye auf Seeland in nur 3
Exemplaren in schmuzigen Sümpfen. Er blieb selbst zweifelhaft, ob es ein Schaalthier sey, nannte es aber Brachionus. Seiner
__ 448
Beschreibung nacli war es wohl ohne Zweifel eine Triarthra, allein die Abbildung, welche vielleicht nur eine flüchtige Federskizze
war, zeigt einen allmälig in den Fuss übergehenden conischen Hinterleib. Aus der Beschreibung ersieht man, dass er anhängende Eier
sah und die Jungen unter seinen Augen auskrochen, auch sah er einen Kaumuskel. Diese Form hat Bory nur nach Müller's An-
gaben frei, wie nach eigenen Beobachtungen, neu beschrieben, scheint sie aber nicht gesehen zu haben. Aus der flüchtigen Federskizze,
die offenbar falsch gezeichnet war, hat er eine conische Scheide seiner Gattung Filina beschrieben, die er mit Folliculina und Va-
ginicola vergleicht und durch den steifen Borstenschwanz unterscheidet. Der Character der Gattung Filina oder Filinia passt gar
nicht auf Triarthra. Ich fand diese Form zuerst im April 1831 in einem Löschkübel (Sturmfass) und sah sie sehr häufig wieder,
auch am 10. Aug. 1832 und 4. Juli 1835, einigemale gleichzeitig mit der vorigen Art. Auch sie trübte einmal das Wasser durch
ihre Menge. Die genäherten Augen, die kürzeren Sprunggriffel (1 Fuss nnd 2 Barten), die sehr weichen Kiefer, deren Zähne ich
nicht deutlich erkennen konnte, der Mangel einer Schlundröhre und der einfach conische Darin geben scharfe Unterschiede. In einigen
Thierchen sah ich einen zackigen Körper, den ich anfangs für einen verschluckten Pflanzensamen (wie Riccid) hielt, allein ich über-
zeugte mich, dass es eine besondere Eibildung war, die ich Winter -Eier nenne und bei Notommatis und Anuraeen auch ähnlich
beobachtet habe. Ich sah diese Eier nie äusserlich angeheftet, sie werden frei abgesetzt. Ich fand sie in Menge, und da sie bei
durchgehendem Lichte gelblich oder röthlich erscheinen, so könnten sie leicht Herrn Turpin's Pflanzengattung Erythrinella gewesen
seyn. — Grösse Vis Linie, der gewöhnlichen Eier J/so Linie, der Winter-Eier Vsg Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LY. Fig. VIII.
Fig. 1. rechte Seitenansicht eines Thierchens mit einem zackigen Eie in natürlicher Haltung. Fig. 2. Bauchseite, mit 2 anhängenden gewöhnlichen
Eiern. Fig. 3. springendes Thierchen, linke Seite. Fig. 4. Ansicht des Winter- Eies. Fig. 5. andere Ansicht desselben. Vergrösserung 300mal.
SIEBENUNDZWANZIGSTE GATTUNG: BRILLEN-RATTE.
Rattulus. Ratule.
CHARACTER: Animal ex Hydatinaeorum familia, oculis duobus frontalibus, pede simpliciter styliformi,
cirris pinnulisve carens.
CARACTERE. Animal de la famille des Hydatines, ayant deux yeux au front, le pied simple-
ment styliforme, point de cirres ou de nageoires.
Die Gattung Brillen -Ratte zeichnet sich in der Familie der Crystallfischchen durch 2 Stirnaugen,
einen einfachen Griffelfuss und durch Mangel an Barten aus.
Der Name dieser Gattung ist 1816 von Lamarck für Müllers Trichoda Rattus und Clavus an-
gewendet worden. Bory hat den ersten Character verändert und 8 Artnamen gegeben, welche theils Rä-
derthiere, theils Magenthiere bezeichnen, aber Lamarck's beide Formen ausschliessen. Monocerca Rattus
wurde 1828 Rattulus sinaiticus genannt. Seit 1830 ist, bei der physiologischen Umgrenzung aller Gat-
tungen, dieser nur 1 Art in Müllers Trichoda lunaris verblieben. — Die Organisation - Kenntnisse sind
beschrankt. Mehrere schwach begrenzte Wirbelmuskeln, ein Schlundkopf ohne deutliche Zähne, keine deut-
liche Schlundröhre, ein einfach conischer Darm mit 2 runden Darmdrüsen, und ein Eierstock sind, nebst
den 2 rothen Stirnaugen, die beobachteten Details. Die Augen sind wohl nicht, wie früher, Nackenaugen
zu nennen, weil sie vor dem Schlundkopfe liegen. (Vergl. Distemma marinum.)
Die geographische Verbreitung der einzigen Art der Gattung ist nur in Dänemark, Baiern und Preus-
sen bekannt.
¥6. ttattulus lunaris 9 die Sichel -Ratte. Tafel LVL Fig. I.
*- Ii. corpore parvo, ocellis a frontis margine remotioribus, pede decnrvo, lunato.
Ratule croissant, a corps petita les yeucc recules au borcl du front, le pied decourbe en croissant.
Trichoda lunaris, Müller, Animalc. Infus, p. 204. Tab. XXIX. Fig. 1—3. 1786.
TrkJioda lunaris. Schrank, Fauna boica III. 2. p. 89. 1803.
Cercaria lunaris , Lamarck, Hist. nat. des an im. sans vert. I. p. 446. 1815.
Ratulus lunaris, Bort de St. Vincent, Encyclopedie method. Vers. 1824.
Rattulus IwnariSy Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 47. 1831. p. 138.
Aufenthalt: Bei Copenhagen, Ingolstadt und Berlin.
Müller entdeckte das Thierchen an Wasserlinsen 1784 in Dänemark im Herbst. Schrank sah es sparsam mit einem Schwanz
von halber Körperlänge in Gräben bei Ingolstadt, aber kein Wirbeln. Ich fand das langsam sich um seine Längsaxe drehende Thier-
chen nach 1830 wieder am 15. April 1835 zwischen Uroglena, Volvosc, Pandorina und Polyarthra in torfigen Lachen, immer
selten und einzeln. Die Organisation ist bei der Gattung angezeigt. Zähne konnte ich nicht erkennen, habe sie aber auch nicht eifrig
und oft gesucht. Diglenen mit eng geschlossenen Fingern muss man nicht für Brillen -Ratten halten. Die brillenartigen 2 Augen
sind deutlich roth, vielleicht doch Nackenaugen, wenn sie nämlich am hintern Ende der Nervenknoten lägen, was ich liier absichtlich
als unentschieden hervorhebe. — Grösse lj^ Linie. (Vergl. Distemma setigerum.)
— — 449
Erklärung der Abbildungen Taf. LVI. Fig. I.
Fig. 1. und 2. rechte Seitenansicht. Fig. 3. Riickenansicht. Fig. 4. eingezogen. Linearvergrösserung SOOmaL
Nachtrag zur Gattung Rattulus.
Die 10 bisher gegebenen , liier nicht aufgenommenen, Artnamen haben folgende Homonyme: 1) Rattulus carinatus La-
marck = Monocerca Rattus und Mastigocerca carinata; 2) R. cercarioidesBoRY (Encycloped. meth. 1824) = ? Bodo?;
3) R. Clavus Lamarck = ? Bodo?; 4) R. Delphis Bort == O&ytricha v. Stylonychia, Vordertheil ; 5) R. Grande Guenle
Bory = Rotiferi ; 6) R. Lynceus Bory = Aspidisca Lynceus; 7) R. Musculus Bory = Uroleptus Musculus; 8) R.
Mus Bory {Essay cFune classif. des microsc.) = Cer curia?, Euchlanis? ; 9) R. sinaiticus (1828) = Monocerca Rattus;
10) R. togatus Bory = Diglena caudata? , Notommata? .
Bei Monocerca Rattus ist das Citat der von mir im sinaitischen Arabien beobachteten Form, welche der europäischen ganz
ähnlich ist und die also deren Verbreitung bis Arabien erweitert, weggelassen worden, was hier, wo die Namen zu reguliren waren, am
schicklichsten ergänzt wird. Die Abbildung wurde 1828 in den Symbolis physicis (Evertebrata I. P/iytozoa. Tab. IL Fig. IV. 16.)
unter dem Namen Rattulus sinaiticus mitoetheilt.
ACHTUNDZWANZIGSTE GATTUNG: DOPPELSTERN.
IMstemma. Distemme.
CHARACTER: Animal ex Hydatinaeorum familia, ocellis duobus occipitalibus , pede furcato.
CARACTERE: Animal de la famille des Hydalines, aycmt deux yeux ä la nuque et le pied fourchu.
Die Gattung der Doppelsterne ist in der Familie der Crystallfischchen durch 2 Nacken -Augen und
einen Gabelfuss ausgezeichnet.
Die Gattung wurde 1830 in den Abhandl. d. Beil. Akad. d. Wissensch. zuerst begründet und mit 3
Arten verzeichnet. Seitdem ist Vorticella Felis Müller's aus einer, jetzt wahrscheinlicher nicht glückli-
chen, Combination (Isis 1833) dazu gestellt (s. Notommata Tripus), und eine 5te Art aufgefunden wor-
den. Die erste Kenntniss der letzteren Form hatte vielleicht Müller als Vorticella succollata, doch mö-
gen sie leicht sämmtlich früher ganz unbekannt geblieben seyn. — Die Organisation ist mannigfach erkannt.
Das Wirbelorgan ist aus mehreren Bündeln zusammengesetzt. Der Ernährungsapparat besteht aus einem,
bei 3 Arten mit 2 einzahnigen, bei 1 Art mit 2 vielzahnigen Kiefern bewaffneten, Schlundkopfe, überall
aus einer kurzen Schlundröbre und einem einfach conischen Darme mit 2 kugligen Darmdrüsen. — Ein Eier-
stock ist bei allen Arten beobachtet; männliche Sexualdrüsen sammt contractiler Blase sind nur bei D. ma-
rinum erkannt. Vom Gefässsystem sind noch keine sichern Details beobachtet, aber das Empfindungssystem
ist durch 2 sehr deutliche rothe, bei nur 1 Art farblose, Nackenaugen bezeichnet, welche hinter dem Schlund-
kopfe liegen und nur bei D. marinum vor demselben, aber doch hinter dem Räderorgane befindlich sind.
— Keine Form trägt aussen angeheftete Eier und keine entwickelt sich zu besonders grossen Massen.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist, ausser im Süsswasser bei Berlin, auch im Salzwas-
ser der Ostsee bei Wismar bekannt.
*». IMstemma Wovficula, zangenfüssiger Doppelstern, Sägezange. Tafel LVI. Fig. iL
D. corpore cylindrico-conico, ocellis rubris, pedis digitis validis recurvis, basi dentatis.
Distemme Forficule, h corps cylindrique-conique, les yeuoo rotiges, les doigts du pied robustes, re-
courbes, denteles a la base.
Distemmn Forficula, Abhandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 47. 1831. p. 139.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese Form ist der Furcularia Forficula sehr nahe verwandt, hat aber 2 deutliche rothe Augen im Nacken. Seit 1830
habe ich sie wieder am 16. Aug. 1832 zwischen Conferven beobachtet und im Ganzen nur wenig Exemplare gesehen. Sie nahm 1830
leicht Indigo auf, und ich sah auch das Auswerfen auf der Mckenseite. Die Augen sitzen am Ende eines langen cylindrischen Mark-
knotens. Im Räderorgan unterschied ich 4 Theile. — Grösse Vjo Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LVI. Fig. IL
Fig. 1. Rückenansicht. Fig. 2. linke Seitenansicht. Fig. 3. vorgeschobene Kiefer zum Fassen, w Darm -Mündung. Vergrößerung 300mal im
Durchmesser.
113
450
»8. IPistemma setigerum, borstenfiissiger »©ppelstern, Borstenzange. Tafel LVI. Fig. III.
D. corpore ovato-oblongo, ocellis rubris, pedis digitis setaceis decurvis.
Distemme Alene, a corps ovale -oblong, les yeusc rotiges, les doigts du pied setaces et decourbes.
Distemma setigerum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 47. 1831. p. 139.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese Art wird man leicht mit Raltulus verwechseln, weil die meist eng anliegenden Fussfinger dem ersten Anblick nach
einfach erscheinen. Wer geübt ist im Sehen dieser Dinge, unterscheidet das Wesentliche schon bald. Ein Basalglied der Finger, ei-
nen eigentlichen Fiiss, hahe ich gar nicht erkannt, und ich habe die Form nur selten, neuerlich gar nicht wieder gesehen. — Grösse
Vis Linie.
Erklärung der Ahbildung Taf. LVI. Fig. III.
Rechte Seitenansicht bei 300maliger Linearvergrösserung. w Aiiswurfsstelle.
S9. IPistemma? marinum, See - Doppelsteril. Tafel LVI. Fig. IV.
D. corpore ovato-conico, ocellis rubris valde approximatis , pede longo, digitis validis longitudine pedis.
Distemme? marin, a corps ovale -conique, les yeucc rouges tres-rapproches, le pied allonge de la
longueur des doigts robustes.
Aufenthalt: Im Ostseewasser bei Wismar.
Ich beobachtete diese Art zu wiederholten Malen zuerst am 26. Aug. 1834 in Wismar mit Furcularia Reinhardti, die
ich schon 1833 fand. Diese Form zeichnet sich von den andern durch vielzahnige Kiefer sehr aus. Vielleicht wäre sie zu der Ab-
theilung Ctenodon der Gattung Notommata zu stellen, allein ich würde geneigter seyn, sie als den Typus eines Subgenus von Di-
stemma zu betrachten, da das Auge offenbar doppelt ist. Das Genus Distemma zerfiele dann in das Subgenus Encentrum, Sta-
chelzahn, und Endesma, Bündelzahn, gerade wie Notommata in Labidodon und Ctenodon. Bemerkt muss werden, dass die
Augen nicht hinter dem Schlundkopfe, sondern vor demselben, aber doch hinter dem Räderwerke liegen. Bei vielen Notommatis ist
es aber ebenso, und vielleicht war auch die frühere Ansicht bei Rattulus richtiger. Müller könnte diese Art als Vorticella suc-
collata (Furcularia Lamarck und Bory), die er im Seewasser fand, gemeint haben, doch ist es nicht zu entscheiden. — Sechs
Wirbelmuskeln, 2 fünfzahnige Kiefer, sehr kleine Schlundröhre und kleine Darmdrüsen, deutliche Sexualdrüsen und Sexualblase wurden
ausser den 2 Fussmuskeln , dem Darme und dem Eierstocke erkannt. — Grösse Vi 2 Linie.
Erklärung der Abbildung Taf. LVI. Fig. IV.
Eine Riickenansicht bei 300maliger Linearvergrösserung. s Sexualblase.
80. IPislemmut forcipatum, farbloser »oppelstern. Tafel LVI. Fig. V.
D. corpore ovato-oblongo, ocellis hyalinis, pede brevi, digitis crassis.
Distemme? hyalin* a corps ovale -oblong, les yeuat hyalins, le pied court a gros doigts.
Distemma forcipatum, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 47. 1831. p. 139.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich hielt diese Form 1830 für Müller' s Cercaria forcipata, die ich später aber einer Diglena besser entsprechend fand,
da sie grösser gewesen seyn muss. Sollten die beiden farblosen Bläschen keine Augen seyn, so wäre diese Art zu Pleurotrocha zu
stellen. Das Thierchen war heftig in seinen Bewegungen und erschien als Raubthier. Ich habe es seitdem nicht wieder gesehen. —
Grösse V24 — V20 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LVI. Fig. V.
Fig. 1. Riickenansicht eines Erwachsenen. Fig. 2, zusammengezogen, im Angriff, mit vorgeschobenen Kiefern, Fig. 3. rechte Seitenansicht; 10 Darm-
Rlümlung. Fig. 4. Junges. Im Eierstocke waren 5 — 8 Eier vorbereitet. Linearvergrösserung 300mal.
NEUNUNDZWANZIGSTE GATTUNG: REIHENAUGE.
Triophthalmus. Trioplitlialme.
CHARACTER: Animal ex Hydatinaeorum familia, ocellis tribus oceipitalibus in serie transversa sessili-
bus, pede furcato.
CARACTERE: Animal de la famille des Hydatines, ayant trois yeux ä la nuque en serie trans-
versale, le pied fourchu.
Die Gattung Reihenauge unterscheidet sich in der Familie der Crystallfischchen durch drei, in
eine Queerreihe gestellte, stiellose Nackenaugen und einen Zangenfuss.
Diese Gattung wurde 1830 in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wissensch. unter dem Namen Norops
dorsualis mit 1 bis dahin unbekannten Art aufgestellt. Da aber der Name Norops von Wagler (Natürl.
451
System d. Ainphib. 1830. p. 149.) für ein Amphibien- Genus, den Anolis auratus von Daudin, gleichzeitig
gegeben wurde, so ist hier ein anderer generischer Name angewendet. Der Character der Gattung erhält
einige Schwierigkeit dadurch, dass es 2 Arten von Nolommata giebt, welche, wie auch Otoglena^ neben
dem einfachen rothen Nackenauge jederseits einen dunkeln (weissen) körnigen Körper haben, so dass auch
sie 3 Augen in gerader Queerreihe zu haben aber nur scheinen. Diess muss man unterscheiden. — Ein mehr-
faches Räderorgan, ein grosser Schlundkopf mit 2 (einzahnigen?) Kiefern, eine lange dünne Schlundröhre, eine
kuglige Magen -Anschwellung mit 2 ovalen Darmdrüsen und ein dünner Darm sind nebst 2 Fussmuskeln und
3 rothen Nackenaugen die allein erkannten Structur Verhältnisse.
Die geographische Verbreitung der Gattung und einzigen Art ist ausser Preussen nicht bekannt.
81. Triophtlmlmus dorsualis, dreiäugiges Reihenauge« Tafel LVL Fig. Vi.
T. corpore crystallina, turgido, pede subito atlenuato, diinidiuin corpus aequante.
Triophihalme dorsal^ h corps crystallina gonfie^ ayant le pied brusr/uement aminci egalmit la moi-
tie du corps en longueur.
Norops dorsudlis, AbhandL der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 47. 1831. p. 140.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich entdeckte dieses Thierchen im August 1819 einzeln und habe es 1828 im Sommer Mieder, seitdem aber nicht mehr ge-
sehen. Es gehört zu den grösseren Räderthieren und hat einige Aehnlichkeit mit Notommafa ansata in der Form, aber mit N.
Myrmeleo in der Grösse. Ich habe es leider nicht stark genug vergrössert beobachtet und gezeichnet. Die im Körper gesehenen vie-
len Längslinien mögen Muskeln und Sexualdrüsen gewesen seyn. — Grösse Vr — lU Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LVL Fig. VI.
Fig. 1. Rückenansicht eines */4 Linie grossen wirbelnden und schwimmenden Thierchens. Fig. 2. dasselbe eingezogen und im Wiederentfalten be-
griffen. Fig. 3. mit eingezogenem Wirbelorgan. Linearvergrösserung 100m al.
DREISSIGSTE GATTUNG: DREIAUGE.
Eosphoia. üosphore.
CHARACTER: Animal ex Hydatinaeorum familia, ocellis tribus sessilibus, duobus frontalibus, uno occi-
pitali, pede furcato.
CARACTERE: Animal de la famille des Hydatines, ayant trois yeux sessiles, deux au fronte un
ä la nuque, le pied fourchu.
Die Gattung der Dreiaugen zeichnet sich in der Familie der Crystallfischchen durch 3 stiellose
Augen als 2 Stirnaugen und 1 Nackenauge, so wie durch einen Gabelfuss aus.
Gegründet wurde diese Gattung 1830 in den Abhandlungen d. Berliner Akademie d. Wissensch. mit
1 Art, als eine der Früchte von der Reise mit Herrn v. Humboldt nacli Sibirien. Eine 2te Art wurde
1831, und eine dritte 1833 ebenda hinzugefügt. Seitdem ist eine 4te Art von Dr. Werneck beobachtet
worden, welche mit Diglena aurita identisch zu seyn scheint. Nur letztere ist seit langer Zeit bekannt,
die übrigen waren bis dahin unbekannte Formen, die ich vielleicht früher unter Enleroplea begriff. Die
Organisation ist reichlich ermittelt, und ihr klares Erkennen war die Ursache des Namens Eosphora. Ein
aus vielen Muskelparthieen gebildetes Räderorgan, deutliche gestreifte Längsmuskeln, ein mit 2 einzahnigen
Kiefern versehener Schlundkopf mit kurzer Schlundröhre und einfach conischem Darme, woran vorn 2 ovale
Darmdrüsen angeheftet sind, sind bei allen Arten als Verdauungs Werkzeuge erkannt. Ein etwas gestreck-
ter Eierstock ist überall gesehen, männliche Sexualdrüsen sind bei 3 Arten, eine contractile Blase bei den-
selben erkannt. Queergefässe sind bei 2 Arten ermittelt, bei einer dritten sind Zitterorgane, Kiemen, er-
kannt. Eine Respirationsröhre ist nicht gesehen. Ausser den 3 rothfarbigen Augen, welche gerade an den
Stellen liegen, wohin auch bei Hydatina Nerven gehen und wo Ganglien sind, sind auch die Hirnganglien
bei allen Arten beobachtet.
Die geographische Verbreitung ist in Preussen, vielleicht auch in Italien und Baiern, und wahrschein-
lich in Sibirien Asiens beobachtet.
83. Eosphora Najas, das Morgenrotli-Fiscliclien. Tafel LVI. Fig. VII.
E. corpore conico hyalino nee auriculato, digitis pede multo brevioribus.
Eosphore Na jade', a corps conique hyalin, sans oreillettes, les doigfs beaueoup plus courts que le pied.
453
Eosphora Najas, Abli. d. Akad. d. Wiss. zu Berlin, 1830. p. 47, 54?, 62?, 84. Taf. VIT. Fig. ITL 1831. p. 50, 140. Taf. IV. Fig. XIII.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich entdeckte wohl die folgende Art 1829 in Tobolsk in Sibirien, wo ich sie zwischen Conferven des Irtiscli auf der Reise
mit Herrn v. Humboldt im Juli fand, aber von den 3 Augen nur das Nackenauge erkannte- Nacli der Rückkehr sah ich diese
Art in Berlin 1830 nicht selten zwischen Conferven des Tiergartens, und fand noch die beiden Stirnaugen, welche leicht übersehen
werden. Früher habe ich sie vielleicht schon seit 1818 bei Delitzsch und Berlin mit Hydatina und Enteroplea {Notommata da-
vulatä) für einerlei gehalten, da ich erst allmälig immer schärfere Einsicht in den Organismus erlangte. Den Organismus dieser Art
kannte ich 1830 schon eben so vollständig, als den der Hydatina senta, und ich theilte die Zeichnungen der letzteren nur deshalb
detaillirter mit, weil ich sie als eine, ihrer bekannten grossen Verbreitung halber der mehrseitigen Prüfung dieser Verhältnisse leichter
zugängliche, Form hielt. Die noch grössere Complication des Organismus dieser Form, als der Hydatina, und die Begründung des
Nervensystems durch die Augen veranlassten den Namen Eosphora , Morgenroth -Fischchen. Da ich neuerlich diese Form zwar zuwei-
len wieder gesehen, aber in zu noch schärferer Untersuchung nicht günstigen Zeiten fand, so kann ich nur das erläutern, was ich
schon 1830 davon vorgetragen habe. Die Räderorgane scheinen in 10 Bündel vertheilt. Ich zählte 8 Längsmnskeln, ganz wie bei
Hydatina senta, nur hatten sie sämmtlich viel längere Ansatzpunkte im mittleren Körper, waren aber eben so deutlich gestreift. Auch
die beiden Fussmuskeln waren ähnlich. — Das Ernährungssystem war durch den einzahnigen Kieferbau sehr abweichend, sonst überein-
stimmend mit Hydatina. — Der Eierstock, die Sexualdriisen und die contractile Blase waren ganz so, wie bei Hydatina. — Zit-
terorgane als Spuren des Gefässsystems habe ich noch nicht erkannt, aber 8 — 9 (5 deutlichere) queere Cirkel-Gefässe waren sichtbar,
und nur 3 davon zuweilen durch Falten verdeckt. Eine Respirationsöifnung blieb unerkannt. — Zwischen den Wirbelmuskeln lag ein
grosser Mark -Knoten, welcher hinten ein queer- ovales rothes Auge trug, und vorn am Stirnrande waren 2 blassere Augenpunkte. —
Grösse Vi* — Vs Linie, des Eies Vjg Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LVI. Fig. VTI.
Fig. 1. etwas gewendete Rückenansicht eines erwachsenen, mit Indigo genährten, Thierchens. w Darm -Mündung, s contractile männliche Blase mit
den sich in sie einmündenden Sexualdrüsen, + sind wohl Falten der innern Bauchhaut, wo diese durch die Muskelwirkung von der äusseren, durch
ein elastisches Zellgewebe mit ihr verbundenen, nach innen partiell abgezogen wird. Fig. 2. jüngeres Thierchen. Fig. 3. der Schlundkopf in der
Ruhe, Fig. 4. das Schlundkopfgerüst beim Niederschlucken. Linearvergrösserung 300mal.
83. JEosphora digitata, langfingriges »reiauge. Tafel LVI. Fig. vm.
E. corpore conico hyalino nee auriculato, digitis tertiam pedis partem longis.
Eosphore digitee, a corps conic/ue hyalin, sans oreillettes, les doigts ayant le tiers de la longueur
du pied.
EospJiora Najas, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 54, 62.
Eosphora, nov. spec, Mittheilungen der Berl. Gesellscli. naturforsch. Freunde, 1836. p. 16.
Aufenthalt: Bei Berlin und wohl bei Tobolsk im sibirischen Asien beobachtet.
Ich habe diese, der vorigen ganz ähnliche, nur mit längern Fingern versehene, Form seit 1835 bei Berlin zwischen Confer-
ven einzeln gefunden und bemerke, dass meine in Tobolsk gemachte Zeichnung sich, der etwas langen Finger halber, näher an diese
Art anschliesst, bei welcher die innern Muskeln wohl aus Mangel an intensiver Untersuchung nicht so deutlich wurden, als 1830 bei
der ersten Art. Sonst sind alle Verhältnisse dieser und der vorigen Art sehr ähnlich. — Grösse Vs Linie, auch in Tobolsk Vs Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LVI. Fig. VIII.
Fig. 1. Rückenansicht mit natürlich grün erfülltem Speisecanale. Fig. 2. Schlundkopfgerüst. Linearvergrösserung 300mal.
84. JEosphora elongata, schlankes Dreiauge. Tafel LVI. Fig. IX.
E. corpore elongato, fere fusiformi, gracili, fronte truncata, nee auriculata, digitis brevibus.
Eosphore allongee, a corps allonge presque fusele, grele, le front tronque sans oreillettes, les doigts
courts.
Eosphora elongata, Abhandl. der Akademie d. Wrissensch. zu Berlin, 1831. p. 140.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Seit 1831 ist diese längere, aber schlankere, grosse Art nicht wieder vorgekommen. Die Structurverhältnisse sind noch wei-
ter zu entwickeln, aber sogleich, s. die Abbildung, mannigfach festgehalten worden. Sie lebt in ähnlichen Verhältnissen. — Grösse
Vö Linie, des Eies V24 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LVI. Fig. IX.
Fig. 1. rechte Seitenansicht, w Darm -Mündung. Im Eie ist das Keimbläschen erkannt, und der Körper unter dem Ei erschien einer contractilen Blase
ähnlich. Fig. 2. Schlundkopf durch Druck ausgebreitet. Linearvergrösserung 300mal.
Nachtrag zur Gattung Eosphora.
Die Eosphora aurita des Dr. Werneck. in Salzburg, als 4te Art der Gattung, von Berlin, Salzburg und Italien, war
hier schon als Diglena aurita gestochen, als ich das rothe Nackenauge auch noch erkannte. (S. Tafel LV. Fig. II. Mittheilungen
der Berl. Gesellscli. naturforsch. Freunde, 1836. p. 16.)
453
EINUNDDREISSIGSTE GATTUNG: STIEL AUGE.
Otoglena. ©t oglene.
CHARACTER: Animal ex Hydatinaeorum fainilia, ocellis tribus, uno occipitali sessili, duobus frontalibus
pedicellatis, pede furcato.
CARACTERE: Animal de la famille des Hydatines, ayant trois yeux^ dont Fun sessile h la
nuque^ les deux autres pedicules au front , le pied fourchu.
Die Gattung des Stielauges ist in der Familie der Crystallfischclien durch 3 Augen, ein stielloses
Nackenauge und 2 gestielte Stirnaugen, so wie durch Besitz eines Gabelfusses kenntlich.
Diese erst 1836 entdeckte Gattung besitzt nur 1 Art und wurde in den Abhandl. d. Berl. Akad. d.
Wiss. 1835, gedruckt 1836, zugefügt und zuerst bezeichnet. Das grosse Thierchen hat viel Aehnlichkeit
mit Notommata Myrmeleo oder clavulata^ ist aber sehr ausgezeichnet. An Structur sind 4 seitliche
Längsmuskeln neben 6 Wirbelmuskeln, und 2 mit dem Räderorgane verbundene Fussmuskeln erkannt. Ein
zahnloser und scheinbar kieferloser Schlund geht in einen etwas verdickten Magen mit sehr dünnem Darme
über. Ein Eierstock, eine contractile Blase und 2 Sexualdrüsen wurden deutlich. Mitten auf dem Rücken
schien eine Respirationsöffnung zu seyn, ein Gefässnetz am Halse und 4 queere Cirkelgefässe bildeten die
erkannten Details des Circulations- Systems. — Ein ovaler Hirnknoten mit 2 dunkeln Anhängen und einem
rothen Auge, sammt einer langen Nervenschlinge im Nacken, die in einen zweiten Markknoten der Stirn
zurückläuft, und ein gabelartiger Bauchnerv (?) bilden mit 2 Hörnchen- oder Ohren -artigen Stirnhöckern,
welche noch 2 Augenpunkte tragen, das vermuthliche Empfindungssystem.
Die geographische Verbreitung solcher Formen ist ausser Preussen nicht bekannt
85. Otoglena papulosa, warziges Stielauge.
0. corpore campanulato, turgido, papillis scabro.
Otoglene verruqueuse^ a corps campanule, go?iße, scabreucc de petites vermies.
Otoglena papulosa, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1835. p. 169, 175.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Das Thierchen fand sich am 8. Juni 1836 mit Volvoaz Globator und Notommata Myrmeleo in einer toriigen Lache an
den Pulvermühlen hei Berlin. Ich habe bisher nur das eine gesehen, und obwohl ich es mit vieler Aufmerksamkeit betrachtete, so sind
doch über den Schlundkopf und Darmverlauf einige Zweifel geblieben. Auch Messen sich keine Zitterorgane erkennen. Mit besonderer
Aufmerksamkeit habe ich die characteristischen Theile, die Augen, mir klar zu machen gesucht. Die dunkeln, weissen, Körper neben
dem Auge könnten nur Zeichen der Jugend gewesen seyn, wie ich es am 12. Aug. 1837 bei Diglena lacustris ähnlich fand. Der
cönische Fuss ist klein und hat sehr kleine Finger. — Grösse Vs Linie.
Eine Abbildung konnte nicht mehr aufgenommen werden.
ZWEIUNDDREISSIGSTE GATTUNG: KREISAUGE.
Cycloglena. Cycloglene.
CHARACTER: Animal ex Hydatinaeorum familia, ocellis numerosis (plus tribus) simpliciter coacervatis
occipitalibus, pede furcato.
CARACTERE: Animal de la famille des Hydalines, ayant de nombreux yeux (plus de trois) sim-
plement conglomeres a la nuque> le pied fourchu.
Die Gattung Kreisauge zeichnet sich in der Familie der Crystallfischclien durch zahlreiche, mehr
als 3, einfach zusainmengehäufte Nackenaugen und einen Gabelfuss aus.
Die Gattung wurde 1829 in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. mit einer afrikanischen und einer
europäischen Art begründet, aber 1830 und 1831 nur die letztere aufgenommen. Hier sind beide Formen
wieder getrennt. Die erste Kenntniss von dergleichen, vielleicht denselben, Formen scheint Müller schon
1773 gehabt zu haben, indem er sie Cercaria Lupus nannte. Lamarck nannte diese Furcocerca, Bory
Cephalodella, Nitzsch Dicranophorus, ich die afrikanische Art zuerst Typhlina, alle in Gemeinschaft mit
andern ganz heterogenen Thieren. Ungeachtet das Thierchen zu den gemeinsten gehört, so hat es mir docli
noch nicht gelingen wollen, die Structur recht klar und vollständig auszumitteln , und es ist immer eine so
nahe Verwandtschaft mit Notommata aurila zurückgeblieben, dass ich sie zuweilen für einerlei erklärte
und doch immer wieder Formen fand, welche die Charactere schroff aus einander zogen. — Ein mehr-
114
454
faehcs Wirbclorgan und innere Fussmuskeln sind erkannte Bewegungsorgane. — Ein Schlundkopf mit 2 ein-
zahnigcn, vielleicht aber 3 -zahnigen, Kiefern, eine sehr kurze Schlundröhre, ein einfach conischer Darm und
2 rundliche Darmdrüsen bilden die Ernährungsorgane. — Ein geknäuelter Eierstock, 2 männliche Sexual-
drüsen und eine contractile Blase sind die Fortpflanzungsorgane. — Sieben queere Cirkelgefässe und 6 Paar
an die Samendriisen geheftete Zitterorgane sind als Gefässsystem anschaulich geworden. Ein beutelartiger,
durch einen engen Fortsatz mit einem grossen Stirn -Ganglion verbundener, dunkler (weisser) Körper im
Nacken enthält 6 — 12 rothe Punkte, von denen der vorderste der ausgezeichnetste ist.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist ausser Preussen vielleicht in Dänemark und in Don-
gala Nord -Afrikas bekannt.
86. Cycloglena Etupus, der Wasserwolf. Tafel LVL Fig. x.
C. corpore ovato - oblongo aut conico, nee aurito, digitis pedcque terminali brevibus.
Cycloglene Loup, a corps ovale -oblong ou conir/ue, sans oreilleties, les doigts et le pied terminal
courts.
Cercaria Lupus, Müller? Vermium fluviat. bist. p. 67. 1773. Ulv -haleren. Animalc. infus, p. 131. Tab. XX. Fig. 14 — 17. 1786.
Cercaria Lupus?, Herrmann, Naturforscher, XX. p. 165. Tab. III. Fig. 52. 1784. Schrank? Fauna boica III. 2. p. 83. 1803.
Furcocerca Lupus, Lamarck, Hist. nat. des anim. sans vert. I. p. 448. 1815.
Dicranophorus Lupus 9 Nitzsch, Beiträge zur Inf usorienkunde, p. 4. 1817. Ency clopädie v. Ersch u. Gruber, 1827. Cercaria*
Cephalodella Lupus, Bory de St. Vincent, Encyclopedie methodique, Vers. 1824.
Cycloglena Lupus, Abhandl. d. Akad. d. Wissen seh. zu Berlin, 1830. p. 48. 1831. p. 141. Taf. IV. Fig. 19. Kiefer.
Aufenthalt: Sicher nur bei Berlin, vielleicht auch bei Copenhagen erkannt
Eine Zeichnung vom August 1828 aus Berlin enthält meine älteste Beobachtung dieser Form, welche ich des dunkeln Kno-
tens im Nacken halber mit Müller's Lupus verglich. Gegenwärtige Zeichnungen sind nach Exemplaren vom 21. Juni und 15. De-
cember 1832. Notommata aurita, die vielleicht schon Baker kannte, ist sehr ähnlich, nur etwas schlanker, und hat nur 1 rothes
Auge auf ihrem weissen dunkeln Knoten im Nacken, dabei 2 Ohren, die es im Schwimmen immer entwickelt. Dieser Mangel der
Ohren beim Schwimmen war neben den zahlreichen Augenpunkten für mich bisher der überzeugendste Character, da die Notommata
oft auch ihren dunkeln Knoten im Nacken aus kleinen dunkeln Kugeln bestehend zeigt, die zwar bei auffallendem Lichte weiss sind,
aber im Mikroskop oft schwierig von rothen Augen unterschieden werden. Vielleicht ist die von mir 1828 beobachtete Form noch eine
andere Art, indem diese eine lange dünne Schluudröhre besass, eine Magen -Erweiterung gehabt zu haben scheint und grösser, V* Li-
nie gross war. Schrank' s Thierchen aus Landshut war vielleicht Diglena furcata, und Herrmanns Thierchen aus Strassburg
dasselbe, — Grösse Vi 2 his V10 Linie, 1828 — V* Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LVL Fig. X.
Fig. 1. Rückenansicht. Fig. 2. rechte Seitenansicht. Fig. 3. Schlundkopf nach 1832 im Juni. Fig. 4. Schlundkopf nach 1832 im December, mit
je 3 Zähnen? U Kiemen, s contractile Blase, co Darm -Mündung. Linearvergrösserung SOOinal.
8¥. Cycloglena? elegans, zier liebes Hreisaiige. Tafel LVL Fig. XL
C. corpore ovato, nee aurito, pede infero, digitis longioribus.
Cyclogletiel elegante, a corps ovale, sans oreillettes, le pied inferieur et a doigts allonges.
TypUina Furca, Hemprich u. Ehrenber&, Symbolae physicae. Evertebrata I. Pliytoz. Tab. I. Fig. 17. b. 1. 1828.
Cycloglena elegans, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 8, 15.
Cycloglena Lupus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 48. 1831. p. 141. zum Theil.
Aufenthalt: Bei Kasr Dongala im Nilwasser der Wasserleitungen.
Ob die Art dieser Gattung sieber angehöre, ist nicht mehr scharf zu entscheiden, doch wäre es möglich, obschon ein ähn-
licher dunkler Fleck damals von mir in einer zu Diglena catellina gezogenen Form beobachtet und für einen Theil des Darmes ge-
halten wurde. Die Körperform passt einigermassen. — Grösse Vio Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LVL Fig. XL
Es sind 3 gleichzeitig beobachtete Thierchen, welche ich 1828 Typhlina Furca nannte, jetzt aber als 2 verschiedene Formen ansehe.
Fig. 1. ist die hi^r gemeinte Cycl. elegans, und Fig. 2. und 3. sind zu Diglena catellina gezogen. Die Zeichnungen habe ich 1822 in Dongala
entworfen. Vergrösserung lOOmal im Durchmesser.
DREIUNDDREISSIGSTE GATTUNG: VIELAUGE.
Tlieorus. Xheore.
CHARACTER: Animal ex Hydatinaeorum familia, ocellis nuinerosis (plus tribus) in acervos duos occi-
pitales dispositis, pede furcato.
CARACTERE; Animal de la famille des Hydatines, ayant plus de trois yeux disposes en deux
groupes ä la nuque, le pied fourchu.
455
Die Gattung Vielauge begreift in der Familie der Crystallfisehchen solche Formen, die mehr als
3 Augen in 2 Gruppen im Nacken gestellt und einen Gabelfuss fuhren.
Seit 1830 ist eine Art dieser damals neu gegründeten Gattung in den Abhandlungen d. Berl. AkacL
der Wiss. angezeigt worden. Eine 2te Art wurde ebenda 1833 hinzugefügt. Dieselben 2 Arten sind hier
verzeichnet. Wenn nicht Notommata Felis als Vorticella Felis von Müller hierher zu ziehen ist, so
war keine dieser Formen früher bekannt. Eine andere Frage ist, ob die für Augen angesehenen Organe
dieser Thiere, da sie pigmentlos sind, nicht vielleicht bloss den dunkeln Beuteln und Körpern zu verglei-
chen sind, welche bei vielen Räderthieren am Hirnmark liegen. In diesem Falle gehörten die beiden hier
verzeichneten Formen zur augenlosen Gattung Pleurotrocha. An Organisation ist ein mehrfaches Rader-
organ sammt 2 Fussmuskeln, ein Schlundkopf mit 2 einzahnigen Kiefern, eine kurze Schlundröhre, ein ein-
fach conischer Speisecanal mit 2 Darmdrüsen, ein geknäuelter Eierstock sammt 2 männlichen Sexualdrüsen
und eine doppelte Gruppe von pigmentlosen Nackenaugen erkannt Der Stirnhaken ist vielleicht eine Re-
spirationsröhre.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist nur in Preussen sicher bekannt.
88. Theorus vemalis, Frühlings -Tielaiige. Tafel L VI. Fig. XII.
Tli. digitis minoribus, frontis uncino millo.
Theore du printemps, a Voigts petits^ sans crocftet cm front.
Theorns vemalis, Abhandl. d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 47. 1831. p. 14?. 1833. p. 221.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese zwischen Oscillatoricn 1830 entdeckte Form fand ich wieder ebenso am 26. März 1832. Die erstere hatte je 6 Bläs-
chen als Augen in den beiden Nacken -Haufen, die letzteren hatten deren nur je 4. Da diese scharf umschriebenen Bläschen nicht trübe
und dunkel waren, so hielt ich sie für Augen, ohne freilich dafür eben so scharfe Gründe zu besitzen, als für die rothfarbigen. Die
Entscheidung nmss später geschehen. Die Bewegungen des Thierchens sind lebhaft und. heftig, wie die eines Raubthieres. Der Darm
war mit grüner Speise stark erfüllt. Dunkle Längsstreifung im Körper schien auf Längsmuskeln hinzudeuten. Vielleicht sind die For-
men von 1830 und 1832 verschiedene Arten. — Grösse V12 — V10 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LVX. Fig. XII.
Fig. 1. Zeichnung des Thierchens von 1830 mit je 6 Augen, Rückenansicht. Fig. 2. Rückenansicht der Form von 1832 mit je 4 Augen. Fig. 3.
dieselbe auf dem Rücken schwimmend, rechte Seitenansicht. Fig. 4. eingezogen mit vorstehenden Kiefern, Vergrosserung SOOmal im Durchmesser.
89. Theorus uncinatus, Haken -tippe. Tafel LVI. Fig. XHL
Th. digitis longioribus, fronte uncinata.
Theore crochu, a doigts attonges, le front crochu.
TJieorus mcinntus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 221.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Das Thierchen ist am 29. März 1832 zwischen Oscillatorien entdeckt worden, seitdem aber nicht wieder gefunden. Es ist
schwer von Notommata Felis zu unterscheiden, auch Furcularia gracilis und Not. decipiens sind, so lange sie umherschweifen,
kaum zu sondern. Unter leichtem Drucke still liegend, zeigt es sogleich die Charactere mit aller Sicherheit, und die Abwesenheit roth-
farbiger Augenpunkte erlaubt schon nur wenig Missgriffe mit jungen Pleurotrochis dergl. Der Darm war immer mit sehr blassgelben
Stoffen erfüllt. Ich zählte 6 Augenpunkte jederseits, 2 einzahnige Kiefer und 6 Räderorgane mit einem länglichen Hirnganglion über
dem Schlundkopfe. Der Stirnhaken war vielleicht eine Respirationsröhre. Im Innern sah ich schwache Längsstreifung, vielleicht Spu-
ren der Muskeln. — Grösse V20 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LVI. Fig. XIII.
Fig. 1. rechte Seitenansicht, halb gewendet. Fig. 2. Rückenansicht. Vergrosserung 300mal im Durchmesser.
SECHSTE FAMILIE: MANTELFISCHCHEN.
Eudilanidota» EuchlanidLes»
CH AR ACTER: Animalia rotatoria, polytrocha, loricata.
CARACTERE: Animaux rotaloires, pourvus ctvme carapace ou d'une gaine^ ayant V Organe ro-
tatoire partage en plusieurs series ou plus de deux parties separees.
456
Die Familie der Mantelfischclien unterscheidet sich in der Classe der Räderthiere durch ein
mehrfaches oder wirklich getheiltes, mehr als zweitheiliges , Iläderorgan, und durch Besitz einer besondern
Hülle oder eines Panzers.
Uel>ersiclitliclie Urlütiferuitg zur Familie der Mantelffisetacltem.
Nächst den Crystallfisclichen ist diese Familie die formenrcicliste der Räderthiere. Sie wurde 1830 ebenfalls in den Ab-
liandl. d. Berliner Akademie der Wissensch. zuerst umgrenzt und hatte 12 Arten in 6 Gattungen. Ein Theil ihrer Formen war als
eine besondere Familie Stephanopina abgetrennt. Jetzt sind, nach Vereinigung beider Familien, 36 Arten in 11 Gattungen namhaft
zu machen, nämlich Euchlanis und Salpina jede mit 6 Arten, Colurus mit 4, Lepadella, Monostyla, Dinocharis, Metopidia
und Stephanops jede mit 3 Arten, Monura und Srjuamella jede mit 2, und Mastigocerca mit 1 Art. Unter Joblot's Abbildun-
gen von 1718 linden sich schon einige Formen dieser Familie, welche man vielleicht mit den Namen Euchlanis Lima, Monostyla
cornuta und Lepadella ovalis belegen kann. Hill hat 1751 vielleicht unter dem Namen Brachiurus 3 Formen in sein System
des Thicrreichs aufgenommen, die man als Monostyla und Dinocharis bezeichnen könnte. Baker hat 1752 vielleicht die Beobach-
tung einer Euchlanis mitgetheilt. Keine dieser Formen wurde von Pallas 1766 oder Linne 1767 in das schärfer philosophische
System der Naturkörper aufgenommen. Erst Müller verzeichnete nach Hill 1773 wieder 5 Arten als Brachionus Patella, cirra-
tus, Tripos, uncinatus und mucronatus, welche die Repräsentanten der Gattungen Stephanops, Colurus und Salpina enthielten.
Derselbe kannte bis 1786 12 Arten in 3 mit Polygastricis vermischten Gattungen als Cer curia Orbis und Lima, Trichoda cor-
nuta, Pocillum und Rattus, und als Brachionus Bractea, cirratus, dentatus, mucronatus, ovalis, Patella, Tripos und un-
cinatus. Hierunter waren noch die Repräsentanten der Gattungen Mastigocerca und Sc/uamella. Die ersten Formen der Gattun-
gen Monura und Metopidia sind von mir seit 1820 beobachtet. Schrank verzeichnete Müllers Arten 1803 als Brachionus
Patella, cirratus, Tripos, dentatus, Vaginaria, Pocillum und Bractea, und fügte Brachionus muticus und Vagmaria cy-
lindricu als neue Arten hinzu. Lamarck kannte nur Müller's Arten und vertheilte sie 1815 und 1816 in seine Gattungen Fur-
cocerca^ Rattulus, Trichocerca, Brachionus. Nitzsch gab 1817 und 1827 für Müller's 2 Cercarias den Namen Lecane.
Bory de St. Vincent hat sie neuerlich in den 9 — 10 Gattungen Trichocerca, Trichotria, Furcularia, Lepadella, Mono-
cerca, Sf/uamella, Mytilina, Colurella und Sr/uatinella nur nach den äusseren Characteren an Müller's Abbildungen verzeich-
net. Vielleicht gehört auch eine seiner neuen Arten der Gattung Testudinella hierher, so dass er etwa 17 Arten aufstellt, unter
denen 3 neue, 2 nach Joblots unklaren Abbildungen, aber auch einige Doppelnamen sind (s. Isis 1834. p. 1182. seqq.). Zu den
physiologisch geordneten 12 Arten und 6 Gattungen von 1830 kamen 1831 ebenda 15 andere Arten mit 5 andern Gattungen Mo?mra,
Colurus, Metopidia, Dinocharis, Stephanops, von denen aber die 3 Gattungen Monura, Colurus und Stephanops mit 4 — 5
Arten 1830 schon in einer eigenen Familie Stephanopina, und die Gattung Dinocharis in der Familie der Hy datin aeen verzeich-
net worden waren. Nur die Gattung Metopidia war ganz neu. Im Jahre 1833 wurden an gleichem Orte zu verschiedenen Gat-
tungen dieser Familie noch 7 neue Arten hinzugefügt, und auch hier sind 2 bisher nicht beschriebene Arten eingeschaltet worden.
Alle bis jetzt bekannten Formen dieser Familie haben einen schaalenartigen Panzer, wie Schildkröten oder Krebse, wel-
cher da, wo er überall geschlossen, nur vorn und hinten offen ist, eine wirkliche Seh aale vorstellt (Testa, Testuld), wie Schild-
krötenschaale, da aber, wo er am Bauche oder auf dem Rücken in der ganzen Länge klafft, den Schaalen der Krebse gleich, einem
umgebogenen Schildchen (Scutellum) gleicht. Deutlich zweischaalige, welche Müller zu sehen glaubte, sind mir nicht vorgekom-
men, auch ist das 4schaalige Thierchen bei Baker wohl eine einschaalige Euchlanis gewesen. Es scheint in der freien umherschwei-
fenden Beweglichkeit all dieser Formen und ihrer Raublust ein Grund zu liegen, warum sie nie büchsenartige Panzer und auch nie ein-
fache Räderorgane haben, denn die kleinen Stephanopinen , denen ich früher ein einfaches Räderorgan zuschrieb, haben später ein zu-
sammengesetztes erkennen lassen. Als besondere Anhänge kommen Borsten (Setae) bei Euchlanis und Stephanops, Haken (Uncini)
bei Colurus, Hörnchen (Cornicula) bei Dinocharis, Sporen oder Respirationsröhren (Calcar, Sipho) bei Euchlanis und Salpina,
eine Stirnkappe (Cucullus) bei Stephanops vor. Alle Arten der meisten Gattungen haben einen Gabelfuss, nur wenige Gattungen
haben einen einfachen Griffelfuss, und fusslose sind gar nicht vorgekommen. Unter der ganzen Formenmasse sind nur 3 (von 36) au-
genlos, und diese deshalb in besonderer Gattung abgetrennt. — Die Substanz des Panzers hindert oder erschwert oft die Einsicht in
das organische Detail, wie ein noch so helles Glasfenster die Betrachtung der Dinge in einem Glasschranke immer erschwert. Geson-
derte Bewegungsmuskeln sind für das Räderorgan aber bei allen Gattungen erkannt, innere freie Muskeln besonders bei 3 Arten der
Gattung Euchlanis, bei einer sogar mit Längs- und Qneerstreifen erkennbar gewesen. Besondere Fussmuskeln sind auch mehrseitig
deutlich. — Das Ernährungssystem hat bei allen 11 Gattungen einen muskeligen Schlundkopf mit 2 zahnführenden Kiefern erkennen
lassen, die ohne Ausnahme zur Abtheilung der freizahnigen (Gymnogomphia) gehören. Sie sind bei vielen, aber noch nicht bei allen
Arten scharf beobachtet. Alle Formen haben eine sehr kurze Schlundröhre. In den 8 formenreicheren Gattungen ist der bei allen Ar-
ten beobachtete Speisecanal bei einigen einfach conisch (Coelogastrica), bei andern durch eine Einschnürung mit einem Magen ver-
sehen (Gaster odela). Nur bei den 3 Gattungen Mastigocerca, Monura und der formenreichen Salpina kommt kein Magen vor.
Zwei rundliche oder eiförmige Darmdrüsen sind in allen Gattungen bei fast allen Arten beobachtet. Die Darmöffnung ist auf der Rück-
seite der Fussbasis. Die Rückenseite ist durch die Augenstellung scharf gegeben, und bei den 3 augenlosen durch Analogie zu er-
schliessen. — Bei allen Gattungen ist ein geknäuelter Eierstock mit wenig gleichzeitig entwickelten Eiern erkannt. Männliche Befruch-
tungsorgane sind als 2 bandartige Sexualdrüsen und contractile Blasen bei den Gattungen Euchlanis, Monostyla, Stephanops und
Sc/uamella erkannt, als letztere allein bei Metopidia, Lepadella und Mastigocerca beobachtet, so dass nur 4 Gattungen in Rück-
stand sind. Keine Form irgend einer Gattung trägt ihre Eier äusserlich mit sich herum. — Vom Geiässsystem sind Spuren bei 2 Ar-
ten von Euchlanis und vielleicht bei Dinocharis als Zitterorgane aufgefunden, auch ist die Respirationsröhre bei Salpina und Eu-
chlanis wohl dahin zu beziehen. — Das Nervensystem ist bei 10 Gattungen an all ihren 33 Arten durch rothe Augenpunkte angezeigt
und deren Zahl und Stellung zu sichern Gattungscharacteren brauchbar gefunden. Nur bei einer Gattung und deren 3 Arten ist es
nicht beobachtet. Deutliches Hirnmark ist als markige Unterlage der Augen bei Euchlanis, Monostyla, Mastigocerca, Salpina
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erkannt. — Nur die Gattung Lepadella entwickelt sich zuweilen in stehendem Wasser zu solchen Mengen, dass sie das Wasser
weisslich trübt.
Die geographische Verbreitung der Familie ist über ganz Europa, im sibirischen Nord -Asien bis zum Altai und im südwest-
lichen Asien am Sinaigebirge Arabiens, auch in der Ostsee und im adriatischen Meere beobachtet.
Uebersielit der 11 Gattungen in der Familie der Mantelfisehchen:
Augenlose mit Gabelfuss Lepadella
(mit Griffelfuss j"? ni?de^dfckt- Pa— Monostyla
..1A \ nilt Prismatischem Panzer Mastigocerca
m* ^ < i mit unten klaffendem Panzer Euchlanis
. ^ ö ' /mit Gabelfuss / ., . _ _ (mit Hörnchen am Panzer Salnina
. I f | mit unten geschlossenem ranzer \ , ■«■ .. , ^ 1v. r . ,
Augen- J { \ f °'ine Hörnchen am Panzer .... Olliocharis
führende \ /mit Griffelfuss Monura
mit 2 Augen 1 /Panzer seitlich zusammengedrückt oder prismatisch . ColurilS
(Stirnaugen) j mit Gabelfuss 1 Panzer niedergedrückt oder cy- j Kopf schirmlos ...» Metopidia
' ( lindrisch j mit Kopfschirm SteplianopS
mit 4 Augen und Gabelfuss Squamella
VIERUNDDREISSIGSTE GATTUNG: SCHUPPENFISCHCHEN.
lepadella. l^epadelle.
CHARACTER: Animal ex Euchlanidotoruni familia, ocellis carens, pede furcato.
CARACTERE: Animal de la famille des Euchlanides , sans yeux, pourvu dCun pied fourchu.
Die Gattung der Schuppenfischchen ist in der Familie der Mantelfisehchen durch Mangel an
Augen und einen Gabelfuss bezeichnet.
Den Namen Lepadella gab Bory de St. Vincent zuerst 1824 einer Gattung von Infusorien seiner
Familie der Brachionides, und vereinte in derselben 4 Arten von Müller s Brach ionen und Trieb öden,
welche hier zu 4 verschiedenen Generibus der Räderthiere gezogen worden sind. Eine derselben bietet
möglicherweise Charactere einer selbstständigen Gattung dar, und dieser ist mit einer andern bekannten und
2 neuen Formen jener Gattungsname nach neuen Characteren seit 1830 überlassen worden. Die erste
Kenntniss solcher Formen hatte vielleicht schon Joblot 1718 mit Lepadella ovalis, die aber auch Eu-
chlanis Luna oder Metopidia seyn konnte. Müller hat L.? Patella {emarginata?} 1773 beschrieben.
Eine Form nannte Bory 1824 vielleicht Testudinella Argida. L. emarginata ist 1828 in den Symbolis
physicis verzeichnet worden , und LJ Salpina ist 1833 zuerst angezeigt. Im Ganzen sind 9 — 10 Spe-
cialnamen gegeben worden ? wovon hier nur 3 — 4 beibehalten werden. — Die Organisation ist vielfach er-
mittelt. Mehrere Wirbelmuskeln sind bei 3 Arten erkannt, Fussmuskeln bei 2. Ein Schlundkopf mit 2 ein-
zahnigen Kiefern ist bei L. ovalis und wohl bei L. emarginata , mit 2 dreizahnigen bei L. Salpina. Die
Schlundröhre ist bei allen Arten sehr kurz. Bei 2 Arten der Speisecanal eingeschnürt, bei L. Salpina ein-
fach. Ein geknäuelter Eierstock ist bei allen 3 Arten erkannt, eine männliche Sexualblase nur bei L. Sal-
pina. Bei L. Salpina ist vielleicht auch ein augenloses Hirnganglion beobachtet. Nur Lepadella ovalis
entwickelt sich zuweilen in stehendem Wasser zu zahllosen Mengen.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist in Frankreich, Dänemark, Preussen, Baiern und vom
Sinaigebirge des südwestlichen Asiens in Arabien bekannt.
90. lepadella ovalis 9 eiförmiges Schuppenfischchen. Tafel LVII. Fig. I.
L. testula depressa ovali, fronte attenuata utrinque truncata, nee emarginata.
Lepadelle ovale, ä carapace deprimee ovale, amincie au front, tronquee aux deiia bouts, sans
echancrures.
Tortue?, Joblot, Observations faites avec le microsc. Tab. IV. 2. Fig. G. 1754. Brach. Paiclla Müller.
BracUonus ovalis, Müller? Animalc. infus, p. 345. Tab. XL1X. Fig. 1 — 3. 1786. s. L. emarginata.
Bracliionus ovalis, Lamarck, Hist. nat. des an. sans vert. IT. p. 36. 1816. s. L. emarginata.
Mytilina lepülura, Bory de St. Vincent, Encycioped. meth. Vers. 1824.
Lepadella ovalis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 45, S5. Taf. VII. Fig. IV. 1831. p. 127.
Aufenthalt: Bei Paris, Copenhagen und Berlin beobachtet.
Es ist desshalb wahrscheinlicher, dass die früheren Beobachter dieses Thierchen eher als andere ähnliche kannten, weil es mir
als eine sehr häufig vorkommende Form vorzugsweise bekannt geworden ist. Es ist bei Berlin in allen offen stehenden Aufgüssen und
allem stagnirenden Wasser zu allen Jahreszeiten das gemeinste Räderthierchen und nicht selten darin so häufig, dass es das Wasser
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weisslieh trübt. Joblot's Zeichnung aus Paris passt recht gut. Er fand es in einem Aufguss von Nelkenblumen. Müiler's Zeich-
nung liisst sich auch auf L. emarginata und Metopidia Lepadella deuten , und nie mehr entschieden verwenden. Lamarck
und Bort haben nur Müller's Abbildung beschrieben. Ich gab schon 1830 die hier wiederholten detaillirten Zeichnungen und habe
nichts mehr dazu fiigen können. Gewöhnlich ist der Speisecanal des Thierchens gelblich erfüllt, oft fast farblos, weil es sich oft von
farblosen Monaden nährt. Zwischen Chlamidomonas wird , es grün erfüllt. Ich habe es oft mit Indigo und Carmin genährt. Das
Räderorgan zeigt bis 6 Theile, wovon einer vielleicht ein Hirn - Ganglion ist. Der Schlund hat 2 einzahnige Kiefer. Eine kurze
Schlundröhre, ein durch eine Einschnürung getheilter Darm mit Magen (Gasterodeld) , und 2 kuglige Darmdrüsen sind beobachtet.
Besonders beim Nähren mit Farben tritt die Darmbildung recht scharf hervor. Der Eierstock ist geknäuelt und oft sehr ausgedehnt.
Männliche Organe Hessen sich noch nicht deutlich erkennen, weil alles meist sehr durchsichtig oder durch den Eierstock verdeckt ist.
— Grösse Vh, Linie, des Eies V*8 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LVII. Fig. I.
Fig. 1. Bauchfläche. Fig. 2 — 3. Rückenfläche. Fig. 4. rechte Seitenansicht eines Jungen. Fig. 5. leerer Panzer von der Bauchseite. Fig. 6.
Schlundkopf mit geöffneten Kiefern. Fig. 7. derselbe im Niederschlucken. Linearvergrösserung 300mal.
91. JLepaäella emarginata, ausgeschweiftes iSc&uppenfiscliGlien. Tafel LVII. Fig. IL
L. testula depressa ovali, antica parte latiore, utroque fine emarginata.
Lepadelle echancree, a carapace deprimee ovale, large au front ', echancree autc deu& e&tremites.
Brachionus Patella et ovalis? , Müller, Verm. fluv. List. p. 130. Fad - Hvirvleren. 1773. Animalc. Infus, p. 341, 345. Tab. XLVIII.
Fig. 15—19. Tab. XLIX. Fig. 1 — 3. 1786.
Brachionus Patella, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 132. 1803.
Brachionus Patella et ovalis?, Lamarck, Histoire natur. d. anim. sans vert. II. p.35, 36. 1816.
Lepadella Patella et Mytilina lepidura, Bort de St. Vincent, Encycloped. method. Vers. 1824.
Lepadella? emarginata, Hemprich et Ehrenberg, Symbolae physicae. Evertebrata I. Phytozoa. Tab. II. sinait. Fig. 19. Text 1831.
Lepadella emarginata, Abliandl. d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 127.
Aufenthalt: Bei Berlin, vielleicht auch bei Copenhagen und in den Bächen des Sinaigebirges in Arabien im Wadi Ess'le.
Als ich diese Ali in Arabien beobachtete und beschrieb, hielt ich sie deshalb für eine besondere neue Art, weil ich L. ova-
lis verschieden wusste und weil Müllers Brach. Patella convexer seyn soll. Ich bin auch jetzt noch ungewiss, ob nicht L. Pa-
tella als besondere Art zu verzeichnen ist, die ich nur noch nicht sah. Ein dem arabischen Thierchen sehr ähnliches habe ich seit
1832 bei Berlin gefunden, beide zwischen Conferven. Beide sind ziemlich von gleicher Grösse und unterscheiden sich von der L. ova-
lis durch vorn und hinten deutlich ausgebuchteten Panzer. Der Darm war eingeschnürt und die Kiefer schienen einzahnig. Wirbel-
muskeln, 2 kleine runde Darmdrüsen und ein geknäuelter Eierstock waren zu unterscheiden. — Grösse in Berlin (Körper ohne den
Fuss) 1Us Linie, am Sinai (das Ganze) V24 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LVII. Fig. IL
Fig. 1. ein Berliner Thierchen, eingezogen. Fig. 2. dasselbe ausgestreckt. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
92. JLepadellaf Salpina, Salpen- Schüppchen. Tafel LYII. Fig. III.
L. testula oblonga prismatica, obtuse triangulari, dorso cristata, fronte denticulata.
Lepadelle? Salpine, a carapace oblongue pri$matic/ue , obtusemcnt triangulaire , elevee en crete an
dos, denticulee au front.
Lepadella Salpina% Abliandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 209.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Das Thierchen wurde am 28. März 1832 zwischen Conferven im Thiergarten entdeckt und am 21. Juni, auch 1834, wieder
beobachtet, ohne dass es möglich war, bei angestrengtein Suchen Augen zu entdecken. Die Form erinnert sehr an Colurus, aber der
gezahnte vordere Rand an Salpina, obschon es keine Hörnchen sind. Der Consequenz wegen müsste diese prismatische Form in be-
sondere Gattung (etwa Lophocharis) gestellt werden, was nöthiger wird, wenn sich mehrere Arten finden. Der Panzer ist nicht ganz
glatt, sondern durch feine Grübchen uneben, und der Riickenkamm ragt etwas über die Fussbasis vor. Bauchseite flach mit einem
Ausschnitt vorn und einer Oeffnung für den Fuss hinten. Mehrere Wirbelmuskeln, ein 4rnuskeliger Schlundkopf mit 2 zweizahnigen
oder dreizahnigen Kiefern {Gymnogomphid) und treppenartigen Falten, eine sehr kurze Schlundröhre, ein einfach conischer Darm,
2 kleine runde Darmdrüsen und ein Eierstock sammt einer contractilen Blase, nebst 2 Fussmuskeln und vielleicht einem Hirnganglion,
sind beobachtete Organe. — Grösse der Schaale Vis Linie, des ganzen Körpers Vis Linie, des Eies V48 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LVII. Fig. 111.
Fig. 1. rechte Seitenansicht mit Spur von Hirnganglion. Fig. 2. Bauchfläche. Fig. 3. Riickenfläche nach den ersten Zeichnungen. Fig. 4. Rücken-
ansicht Fig. 5. ßauchfla'che. Fig. 6. Schlundkopf, gepresst. Fig. 7. Zähne stark gepresst, nach späteren Zeichnungen.
Nachtrag zur Gattung Lepadella.
Ausser diesen 3 Arten sind folgende 7 Namen in der Gattung verzeichnet: 1) Lepadella cornuta Bory {Essay d'une
classif des micr. 1826.) = Monostyla; 2) L. glumiformis Bory (1824) = Monostyla cornuta; 3) L. lamellaris Bory
(1824) = Stephanops; 4) L. lunaris (Abhandl. d. Berl. Akad. 1831.) = Monostyla; 5) L. Patella Bory (1824) = L.
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emarginata? ; 6) L. plicatilis Bort (1824) = Brachionus; 7) L. triptera (Abhandl, d. Berl. Akad. 1830. p. 63, 71.) = Me-
topidia. Vielleicht ist L. Patella eine besondere Art, aber Testudinella Argula von Bory, welche einen Gabelschwanz hatte,
war vielleicht nur L. ovalis (Diel, class. cum icone 1831.).
FÜNFUNDDREISSIGSTE GATTUNG: STÄCHELFUSS.
Monostyla. Mono style.
CHARACTER: Animal ex Euchlanidotorum familia, ocello singulo oceipitali, pede simpliciter styliformi,
testula depressa.
CARACTERE: Animal de la famille des Euchlanides^ ayant un seid oeil a la nuque^ le pied
simplement styliforme et la carapace deprimee.
Die Gattung Stach elf uss zeichnet sich in der Familie der Mantelfischehen durch ein einzelnes
Nackenauge, einen einfachen Griifelfuss und einen flach niedergedrückten Panzer aus.
Seit 1830 in den Abhandl. d. Berliner Akad. mit 2 — 3 Arten gegründet, enthält diese Gattung jetzt
noch dieselben 3 Arten. Die ersten Kenntnisse davon hatten vielleicht Joblot 1718 und Hill 1751. Mül-
ler verzeichnete erst spät die gleiche Art als Trichoda cornuta. Bory de St. Vincent nannte sie 1824
Lepadella glumiformis und 1826 L. cornuta. Eine neue Art nannte ich 1830 Monostyla lunaris und
1831 Lepadella lunaris. — Die Organisation ist mannigfach entwickelt. Wirbelmuskeln sind bei 2 Arten
in Vielzahl, auch ein 4muskeliger Schlundkopf bei 2 Arten erkannt , dessen 2 Kiefer bei einer einzahnig,
bei den andern 2zahnig sind. Eine sehr kurze Schlundröhre und einen eingeschnürten Darm (Gaslerodela)
zeigen sämmtliche Arten ? auch sind überall 2 Darmdrüsen vorhanden. Ein geknäuelter Eierstock und reife
Eier mit Keimbläschen sind bei 2 Arten sicher beobachtet Männliche Befruchtungsorgane, Gefässe und Re-
spirationsröhren oder Kiemen sind unbekannt, aber bei allen Arten ist ein rothes Nackenauge beobachtet.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist in Frankreich, Dänemark, Preussen, Böhmen und im
sibirischen Asien beobachtet.
93. Monostyla cornuta, glatter $tacfoeifiiss. Tafel LVIL Fig. IV.
M. testula hyalina inermi, fronte truncata.
Monostyle comue, a carapace hyaline , obtuse^ le front tronc/ue.
Tortue ou Poisson a la queue umhilicale, Joblot, Observat. fait. avec le microsc. p. 73. PI. 10. Fig. 2. 3.? 1718.
Trichoda cornuta, Müller, An im. Infus, p. 208. Tab. XXX. Fig. 1—3. 1786.
Lepadella glumiformis , Bort de St. Vincent, Encyclopedie meth. Vers. 1824.
Monostyla cornuta, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 46, 54, 64. 1831. p. 130.
Aufenthalt: In Paris?, Copenhagen!, bei Berlin, im Steinbad zu Töplitz und bei Tobolsk in Sibirien? beobachtet.
Joblot's Thierchen ist nur wahrscheinlich dasselbe, aber in Copenhagen habe ich es, wie Müller, selbst beobachtet. Bei
Berlin ist es gemein zwischen C/iara und Conferven klarer Torflachen. Aus Töplitz sandte mir es Herr von Humboldt 1836 im
Wasser des Steinbades, und auf der Reise mit ihm nach Sibirien beobachtete ich es wohl 1829 zwischen Conferven des Irtisch bei
Tobolsk, übersah aber damals das Auge. Ich habe es zu allen Jahreszeiten gesellen, auch überwintert. Es hat die Gestalt eines Ro-
chen-Fisches. Der eiförmige flache Panzer ist vorn schmäler und zeigt bei der Contraction keine wahre Ausbuchtung, obschon für
Ungeübte es scheinen kann, als ob eine da wäre. Deshalb kann Joblot's dritte Figur auch hierher gehören. Ein mehrfaches Wir-
belorgan, ein 4muskeliger Schlundkopf mit 2 einzahnigen Kiefern, eine sehr kurze Schlundröhre, ein eingeschnürter Darm mit 2 Darm-
drüsen, ein geknäuelter Eierstock, welcher oft den ganzen Körperraum ausfüllt, sind beobachtete Organe. Ueberdiess ist ein deutliches
rothes Nackenauge vorhanden, dessen Nervenganglion unklar blieb. — Bei allen Arten ist es schwer, sich von der Einfachheit des letz-
ten Gliedes am Fusse zu versichern, das bei der Bewegung zuweilen optisch doppelt erscheint. Ich halte daher Müllers Gabel am
Fusse der Tr. cornuta für ein optisches Scheinbild, zumal da er sich bei Brachionus dentatus (S alpin a) und bei Euglena viri-
dis eben so irrte. Um sicher zu urtheilen, muss man stärkere Vergrösserungen anwenden, wobei ich immer den Stachel oder Nagel
am Fussfinger einfach gesehen. Die Natur dieses Nagels am Finger erklärt sich durch Euchlanis Lima und Notomm. Brachionus.
— Grösse bei Berlin — xI2q9 bei Tobolsk Va* Linie. In den Abhandl. d. Berl. Akad. ist durch ein Versehen der Fundort der bei-
den sibirischen Formen verwechselt.
Erklärung der Abbildungen Taf. LVIL Fig. IV.
Fig. 1. Rückenansicht eines mit Indigo genährten Thierchens. Fig. 2. linke Seitenansicht. Fig. 3. rechte Seitenansicht, mit Keimbläschen im Ei.
Fig. 4. eingezogener Zustand. Fig. 5. gelegtes Ei. Fig. 6. Schlundkopf. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
94. Monostyla quadridentata, vierhorniger Staclielfiiss. Tafel LVIL Fig. V.
M. testula flavicante, fronte quatuor cornibus profunde dentata.
Monostyle a quatre comes, a carapace jaunätre, le front profotidement dentietde en 4 cornes.
_ 40O
Monostyla qundridentata , Abhandl. <ler Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 46. 1831, p. 130.
Aufenthalt: Bei Berlin*
Seit icli 1830 das früher beobachtete Thierchen zuerst beschrieb, habe ich es im Juli 1831 zwischen Conferven, am 15. Juni
1832 und am 1. Juni 1834 in dem flockigen Ueberzuge der Hottoma- Blätter wieder beobachtet. Es ist durch seine 2 krummen Stirn-
hörnchen nnd 2 spitzen Stirn -Ecken des Panzers 4hörnig. Letztere scheinen zuweilen doppelt zu seyn, allein diese 2 andern Spitzen
gehören dem Räderorgan an. Meist ist es von einer ledergelben Farbe, die auch dem blossen Auge nicht rein weiss erscheint, doch
sah ich auch farblose. Die Organisation ist wie bei voriger Art ermittelt, doch sah ich 2 Zähne in jedem Kiefer und erkannte auch
das Augenganglion. Im Schlünde sind treppenartige Falten, im Ei sah ich das Keimbläschen. — Grösse bis Vio Linie, ohne den Fuss
Vi 2 > des reifen Eies V36 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LVII. Fig. V.
Fig. 1. Bauchfläche eines eingezogenen Thierchens. Fig. 2. dieselbe im ausgestreckten Zustande. Fig. 3. linke Seitenansicht. Fig. 4. Rücken-
fläche eines im Entfalten begriffenen. Fig. 5. Kiefer. Linearvergrösserung 300mal.
95. Monostylaf lunaris, mondfformiger Staclielfiiss. Tafel LVII. Fig. VI.
M. testula hyalina, fronte lunatim excisa.
Monostyle? lunaire, a carapace hyaline, le front echancre en croissant.
Monostyla livnaris? , Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 64.
Lepadella hmaris, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 127.
Aufenthalt: Bei Schlangenberg am Altai Asiens.
Die erste Kenntniss dieser etwas zweifelhaften Form hatte vielleicht schon Joblot, indem seine Fig. 3. der Tortue (PL 10.)
diese Art gewesen seyn könnte, allein bei übermässigen Contractionen wird auch M. cornuta vorn scheinbar ausgeschweift, ohne es
wirklich zu seyn. Auch Müller's Figur der Trichoda cornuta ist ähnlich abgebildet. Das rothe Nackenauge zeichnete ich 1829
in Schlangenberg, hatte es aber in der Beschreibung auf der Reise nicht angemerkt, daher der Name Lepadella von 1831, wo ich
der Beschreibung mehr Glauben schenkte, als der Abbildung, was ich jetzt wieder umkehre, wie früher. Ich sah den grünen Darm,
den Eierstock und andere innere Details, wohl auch 2 Darmdrüsen, zwar weniger klar, aber doch kenntlich. — Grösse Vi 2 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LVII. Fig. VI.
Fig. 1. ganz eingezogenes Thierchen von der Rückenseite. Fig. 2. sich entfaltend. Linearvergrösserung 300mal.
SECHSUNDDREISSIGSTE GATTUNG: PEITSCHENSCHWANZ.
Mastigocerca. Mastigoeerque.
CHARACTER: Animal ex Euchlanidotorum faniilia, ocello singulo occipitali, pede simpliciter styliforuii,
testula dorso cristata, prismatica.
CARACTERE: Animal de la famille des Euchlanides , ayant un seul oeil ä la nuque, le pied
simplement styliforme, la carapace elevee en crete au dos et prismatique.
Die Gattung Peitsehenschwanz ist in der Familie der Mantelfischchen durch ein einfaches Nacken-
auge, einen griffeiförmigen Fuss und einen mit einem Rückenkamme versehenen prismatischen Panzer aus-
gezeichnet.
Es ist nur 1 Art dieser 1830 in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. gegründeten Gattung bekannt
und dieselbe wurde schon, wie es scheint, von Müller 1786 als Abänderung der Trichoda Rattus ver-
zeichnet. Er hielt den Rückenkamm für eine Eierblase des Bauches. Lamarck hat 1816 aus Müllers
Abbildung seine Gattung Rattulus carinatus gebildet, welche Art diese Form sammt Monocerca Rattus
umfasst. Bory de St. Vincent hat die Gattung Rattulus ganz verändert, und dieselben beiden Formen
1824 Monocerca longicauda genannt. Die nahe Verwandtschaft mit Monocerca Rattus Hess auch mich
beide Formen lange verwechseln, allein ich halte jetzt, seit 1830, beide für generisch und selbst der Fa-
milie nach verschieden. — An Organisation ist ausser dem Panzer ein 4theiliges Räderorgan, ein kleiner
Fussmuskel, ein schiefer Schlundkopf mit 2 ungleichen, 2-?zahnigen Kiefern, eine kurze Schlundröhre, ein
einfacher Darm, 2 kuglige Darmdrüsen, ein geknäuelter Eierstock, eine kleine contractile Blase und ein lan-
ger Nervenknoten mit einem Nackenauge bekannt. Gefässspuren fehlen für die Beobachtung.
Die geographische Verbreitung ist bei Copenhagen und Berlin bekannt.
96. Mastigocerca carinata, Panzerratte. Tafel LVII. Fig. VII.
M. testula in antica dorsi parte cristata, pede corporis longitudine.
Mastigocerque carinee, ayant la carapace elevee en crete a la pariie anterieure du dos, le pied
de la longueur du corps*
461 —
Trichoda Rattus vesiculam gerens, Müller, Animalc. Infusor. p. 205. Tab. XXIX. Fig. 7. 1786.
Ratttdus carinatus, Lamarck, Hi st. nat. des an im. sans vert. II. p. ?4. 1816. zum Theil.
Trichocerca Rattus, Goldfüss, Handbuch der Zoologie, Lp. 69. 1820. zum Theil.
Monocerca longicauda, Bort de St. Vincent, Encycloped. method. Vers. 1874.
Mastigocerca carinata, Abhandl. der Akademie d. Wissens eh. zu Berlin, 1830. p. 46. 1831. p. 132.
Aufentlialt: Bei Berlin und Copenhagen beobachtet.
Dieses seltnere Tliierchen ist bei Berlin zwischen Ceratopliyllum vorgekommen. Müller fand es in Gräben. Ich sah es
vor 1830, dann wieder 1831 und am 21. Juni 1832 mit Conferven, immer in wenigen, aber doch mehreren, Exemplaren. Es ist
fleischfarben, schwimmt langsam und ist der Monocerca Rattus ganz ähnlich. Die Organisation ist oben angezeigt. Die Kiefer sind
wohl entweder gabelförmig, oder es sind deren 4. — Grösse — % Linie, des Körpers ohne den Griifelfuss Vi 2 Linie, des Eies V30
Linie. Müller hielt den Rücken für den Bauch und verglich sein Tliierchen wohl mit Oniscus.
Erklärung der Abbildungen Taf. LVII. Fig. VII.
Fig. 1. rechte Seitenansicht mit schwach gestreiftem Rückenkamme. Fig. 2. dieselbe verkehrt mit auf den Rücken umgebogenem Griffelfusse. In die-
ser Figur ist die contractile Blase an der Fussbasis beobachtet. Fig. 3. Rückenansicht. Fig. 4. linke Seitenansicht. Fig. 5. Kiefergerüst. Li-
near vergrösserung' 300mal.
SIEBENUNDDREISSIGSTE GATTUNG: MANTELFISCHCHEN.
Euchlanis. Euclilanicle.
CHARACTER: Animal ex Euchlanidotorum familia, ocello singulo occipitali, pede furcato, lorica subtus
longitudinaliter hiante.
CARACTERE: Animal de la famille des Euchlanides, ayant un seul oeil a la nuque, le pied
fourchu, la carapace longiludinalement häillante au venire.
Die Gattung der Mantelfischchen unterscheidet sich in der gleichnamigen Familie durch ein ein-
zelnes Nackenauge, einen Gabelfuss und einen auf der Bauchseite klaffenden Panzer.
Die Gattung Euchlanis wurde ebenfalls im Jahre 1830 in den Abhandl. der Berliner Akademie zu-
erst begründet. Sie enthielt damals 2 anatomisch festgestellte Arten, jetzt sind deren 6 bekannt. Die erste
Form kannte wohl Joblot 1714 (1718) in der Euchl. Luna. Eine zweite Art (E? triquetra?) zeichnete
vielleicht Baker 1752. Müller nannte 1776 die erstere Art Cercaria Luna. Eichhorn bildete 1775
wohl E. dilatata unter dem Namen Flunder sehr gut ab, und Müller nannte sie 1776 JSrachionus.
Lamarck nannte die Cercaria 1815 Furcocerca Luna, Nitzsch 1817 — 1827 Lecane Luna, Bory de
St. Vincent 1824 Trichocerca Luna. Die übrigen 3 — 4 Arten blieben den früheren Beobachtern unbe-
kannt. Die Organisation ist sehr vollständig bei 3 Arten, und reichlich bei den übrigen ermittelt. Unge-
wöhnliche borstenartige Anhänge sind bei E. macrura. Mehrfache Wirbelmuskeln bilden mit ihren Wim-
pern das Räderorgan. Fussmuskeln, Kaumuskeln und besonders sehr deutlich fasrige Längsmuskeln, sogar
mit seitlichen Queerfalten, bezeichnen das Bewegungssystem. — Ein Schlundkopf mit 2 einzahnigen, öfter
vielzahnigen, bei E. macrura vielleicht 4, Kiefern (Gymnogomphia), ein sehr kurzer Schlund, ein bei
5 Arten einfacher, bei einer Art eingeschnürter, Speisecanal mit 2 kugligen Darmdrüsen bilden das Ernäh-
rungssystem. — Ein geknäuelter Eierstock mit wenigen gleichzeitig entwickelten Eiern ist bei 5 Arten be-
obachtet. Männliche Befruchtungsorgane als 2 bandartige Drüsen sind bei 3 Arten, und bei zwei der grös-
seren Arten ist auch eine contractile Blase erkannt. — Als Theile eines Gefässsystems sind bei 2 Arten
vielleicht Queergefässe, bei 3 andern aber, den grössten, an die Sexualdrüsen geheftete zitternde Kiemen
beobachtet. Eine Respirationsröhre ist nur bei E. Lynceus erkannt. — Als Empfindungsorgan fällt bei al-
len Arten ein rothes Nackenauge auf, welches bei 5 derselben mit grossen Markknoten in Verbindung ist,
die zum Hirnmark gehören mögen. — Keine Art trägt ihre Eier aussen angeheftet mit sich herum: eine
heftet sie an Conferven, wie ein Gespinnst. Keine Art ist durch Massenentwickelung auffallend.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist in Frankreich, England«, Dänemark, Preussen, Böh-
men und Mecklenburg beobachtet.
99. JEuchlanisf triqiietva, dreikantiges Mantelfischelien. Tafel LVn. Fig. VIII.
E. lorica dorso cristata triquetra maxiina, pede setis carentc.
Euchlanide? trilaterale, a carapace tres - grande , trilaterale par inte crefe au dos, le pied saus
soies.
Insect in four Shells, Anonymus bei Baker? Bmployment for the Microscope, p. 386. 1751. Deutsch p. 501. Taf. XV,-. Fig. 7. 1752.
Aufenthalt: Bei Berlin und vielleicht in England gesehen.
116
468 —
Baker- s Abbildung ans England lässt sich auf eine Euchlanis deuten , aber freilich unsicher und auf keine bestimmte Art.
Die Grösse spräche etwas für diese Art. Sie fand sich zwischen Meerlinsen. Ich beobachtete diese ausgezeichnete Form zuerst am
25- April und 25. Juni 1835 einzeln mit Conochilus in einer Torflache , dann wieder am 30. Mai und 3. Juni 1836 mit Notomm.
MyrmeleO) Volvosc Globator und Diglena lacustris an einem ähnlichen Orte, etwa in 10 Exemplaren. Das Thierchen ist sehr
gross , aber auch sehr durchsichtig, deshalb war es mir nie möglich, die Spaltung des klaren Panzers auf der Bauchseite direct anschau-
lich zu erhalten. Sechs grosse Bfuskel- Massen bildeten das Wirbelorgan. Ein 4muskeliger starker, oft vorn brauner, Schlundkopf
mit 2 Szahnigen Kiefern, dem der Hydatina senta ähnlich, eine sehr kurze Schlundröhre und ein einfacher grün erfüllter Darm mit
2 vordem Drüsen waren deutlich. Ein kurzer geknäuelter Eierstock mit einzelnem reifen Eie und Keimbläschen in diesem füllte einen
grossen Theil der Bauchhöhle. Zu beiden Seiten lagen 2 stark geschlängelte, fadenartige, dicke Sexualdrüsen, an denen Zitterorgane
sassen, und welche sich in eine grosse contractile gefaltete Blase an der Fussbasis vereinigten. Nur auf einer Seite sah ich einmal 2
an die Sexualdrüse geheftete Zitterorgane, so dass ich deren wenigstens 4 vermuthe. Ein grosser ovaler Hirnknoten mit einem rothen
Nackenauge, 2 Fussmuskeln und 2 innere Längsmuskeln, welche vom Räderorgan zu beiden Seiten bis hinter die Panzermitte reichten
und da sich anhefteten, sind die gesehenen Organe. Besonders physiologisch und anatomisch interessant war das bei dieser grossen Art
sehr deutliche Verhältniss der Muskelfasern in den Lateral -Muskeln. Sie bildeten 3 Bündel jederseits und zeigten vollkommen dieselbe
Queerfarchung, wie die der grössten Thiere, ein Umstand, der von Anatomen bisher geläugnet wurde, und die Aehnlichkeit der grossen
und kleinen Organismen bis in ihre speciellsten Details gar sehr bestätigt. — Grösse — V* Linie, des Eies — 1/1Q Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LVII. Fig. VIII.
Fig. i. verkürzte Ansicht von hinten in Form eines Queerdurchschnittes. Fig. 2. linke Seitenansicht, welche den Rückenkamm des Panzers zeigt.
An der Basis des Fusses ist eine äussere lockere Hautfalte sichtbar. Fig. 3. Bauchfläche. Oeffnung für den Fuss, aber keine sichtbare Längsspalte
im Panzer. Letztere habe ich auch bei E. dilatata erst spät gefunden, und neuerlich wieder sehr mühsam suchen müssen. Sie klafft wohl nicht
immer. Oberhalb liegt rechts neben dem Darme unter der Sexualdrüse die grosse contractile Blase. Fig. 4. Kiefer und Schlund geriist. o+ Eier-
stock, t Sexualdrüsen, m" Muskeln. — Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
98. MucManUf Mornemanni, Hornemann's ManteWischclieii. Tafel LVII. Fig. IX.
E. lorica tenera, brevi, semi-orbiculari, fronte truneata, corporis parte anteriore molli plicatili, elongata.
Euc/ilanide? de Homemann, a carapace mince, coarte, semi- orbiculaire , tronquee au front > la
partie anterieure du corps m'o/te, pliante et allongee.
Euchlanis Hornemanni, Abhandl. d. Akad. d. Wissen seh. zu Berlin, 1833. p. 206, 220.
Aufenthalt: In Copenhagen und in Töplitz beobachtet.
Ich entdeckte diese, der Notommata gracilis ähnliche, aber auch durch die langen Fussglieder abweichende, Art zuerst
1833 im Wasser des botanischen Gartens zu Copenhagen, wo ich dem verdienten Etats -Rath Hornemann, dem neuesten Bearbeiter
der Flora danica^ die freundlichste Belehrung verdankte. Sie hat auch Aehnlichkeit mit E. Lima, war aber nie mondförmig aus-
geschweift. Ich nahm Wasser mit nach Berlin und fand sie darin aucli nach 4 Wochen noch lebend. Andere Exemplare sah ich im
Wasser aus dem Steinbade sowohl, als dem Schlangenbade von Töplitz, welches ich Herrn von Hümboidt's Güte im Juli 1836 ver-
dankte. Der Körper des Thierchens ist einer Notommata ähnlich, vorn ganz weich, aber hinten bis zur Hälfte von härterer Haut
umschlossen, so dass es in der Contractijn immer halb scheibenartig wird. Ja, es schien den ganzen Fuss einziehen zu können. Ein
ovaler Schlundkopf mit 2 einzalinigen (?) Kiefern, eine sehr kurze Schlundröhre, ein einfacher grün erfüllter Darm mit 2 kugligen
Drüsen, ein geknäuelter Eierstock und 2 Fussmuskeln waren mit einem langen cylindrischen Hirnknoten, an dessen hinterm Ende das
rothe Auge sass, die gesehenen Details. Zuweilen schienen Längsmuskeln anschaulich zu werden, und in Berlin sah ich auch einmal
3 feine parallele Queerlinien , die wohl Gefässe waren. — • Grösse ^36 — V20 Linie, Ei l/62 — xUs Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LYII. Fig. IX.
Fig. 1. rechte Seitenansicht in der Ausdehnung beim Schwimmen. Fig. 2. Rückenfläche ebenso. Fig. 3. halb eingezogen mit Spuren von Queerge-
fässen. Fig. 4. noch mehr eingezogen. Fig. 5. stärkste Einziehung des Panzers. Fig. 6. unklar nach dem Bauche umgeschlagener (vielleicht ein-
gezogener) Fuss. Fig. 1., 2., 4., 5. und 6. sind in Copenhagen von mir gezeichnet; Fig. 3. in Berlin. Linearvergrösserung 300mal.
99. JEucManis Unna, mondformiges Mantel fisclaelieit. Tafel LVII. Fig. x.
E. lorica semi-orbiculari, fronte lunatim excisa, digitis unguiculatis.
Euc/ilanide Lune^ a carapace semi- orbiculaire , le front echancre en forme de croissant, ayant des
ongles au& doigts.
Tortue, Poisson a la queue umhilicale, Joblot, Observat. fait. avec le Mi er ose. p. 72. Tab. X. Fig. 1. 1718. (siehe Monostyla.)
Cercaria Lima, Müller, Prodi omus Zoolog, danicae. Addenda, p. 280. 1776. Animalc. Infus, p. 139. Tab. XX. Fig. 8, 9. 1786.
Furcocerca Lima, Lamarck, Hist. nat. des animaux saus vert. I. p. 448. 1815.
Lecane Lima, Nitzsch, Beitrage z. Infusorienkunde, p. 4. 1817. Ersch und Gruber's Encyclopäd. Cercaria. 1827.
Trichocerca Lima, k ßoRY DE St yINCEN Encycloped. meth. Vers. 1824.
Furcularia Jouloti, l
Euchlanis Luna, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 131.
Aufenthalt: Bei Paris, Copenhagen, Wismar und Berlin beobachtet.
Diess bei Berlin häufige Thierchen scheint auch sonst öfter gesehen worden zu seyn, obschon das characteristische Auge un-
erkannt blieb. Die Queerlinien des Körpers bei Joblot, der es im Eichenrindenaufguss 1714 sah, überreden mich jetzt am meisten,
dass sein Thierchen dieses, keine Lepadclla, war, obschon die Finger kürzer gezeichnet sind. Müller's Form fand sich mit Lemna.
Er sah auch die characteristischen Nägel der Finger, aber nicht das Auge. Ich habe das Thierchen bei Berlin häufig mit Ceratophyllum
und Conferven im Sommer gefunden, und sah es auch bei Wismar 1834 im September in brakischem Hafenwasser. Es ist der Mono-
styla cornuta sehr ähnlich, und da es zuweilen die langen Fussfinger anhaltend eng an einander legt, so verwechselt man wohl beide
leicht. Durch den einzahnigen Kieferbau ist das Thierchen von den grösseren Arten der Gattung abweichend, und durch die Einschnürung
463
des Darmes sammt dem Nagel an den Fingern (s. Monostyla cornutd) von allen. Die queeren 2 Cirkellinien hielt ich für Gefässe.
Das Auge sitzt auf einem deutlichen Markknoten. Im Ei sah ich das Keimbläschen. — Grösse — Vi 2 Linie, des Eies Vse Linie.
Erklärung der Abbildungen Tafel LVII. Fig. X.
Fig. 1. Rückenseite, Fussfinger zusammengefaltet, schwimmend. Fig. 2. zurückgezogen, die Finger spreizend. Fig. 3. rechte Seitenansicht. Fig. 4.
halb eingezogen, mit Keimbläschen im Ei. Fig. 5. stärkste Contraction in Mondform. Fig. 6. Schlundkopf. Linearvergrösserung 300mal.
lOO. XJucManis macrura, langfüssiges Maiiielfiseliclfieii. Tafel LVIII. Fig. I.
E. lorica ovata, depressa, magna , pedis basi setosa, digitis styliformibus longis.
Enchlanide Long-pied, a carapace ovale, deprimee, gründe, la base du pied garnie de soies, les
doigfs styliformes longs.
Euchlanis mamira, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 46, 50. 1831. p. 131. Taf. III. Fig. 7. 1833. p. 186,
219, 332. Taf. VIII. Fig. 3.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diess grosse Räderthierchen, welches bei Berlin in klaren Gewässern zwischen Conferven nicht selten ist (besonders zahlreich
im Aug. 1828 , am 16. Juli 1832 und 12. März 1835 wieder beobachtet) , zeichnet sich durch Borsten an der Fussbasis, deren ich
früher 2, jetzt 4 zählte, sehr aus, und hat auch einen aufFallend zusammengesetzten Kieferbau. Es gehört zu den am frühesten von
mir in ihrer Organisation erkannten Formen, und schon 1830 diente es zur Systematik. Eine vollständige Abbildung gab ich 1833,
eine Abbildung des Speisecanals allein 1831. Yon der folgenden Art unterscheidet es sich auch durch stärkere und etwas längere Fin-
ger am Fusse. Allein es giebt vielleicht noch eine zwischen beiden stehende Form mit noch weit dickeren und kürzeren Fingern und
Borsten, welche ich 1828 einmal beobachtete, seitdem aber nicht wieder sah. Ich zählte 4 — 6 Muskelparthieen im Wirbelorgane.
Der 4muskelige Schlundkopf hat 2 Kiefer mit je 5 Zähnen und daneben noch 2 kieferartige weichere Anhänge mit noch je 2 Zähnen.
Eine kurze Schlundröhre, ein einfacher Speisecanal mit 2 innen blasigen Darmdrüsen, ein geknäuelter Eierstock mit einzeln entwickel-
ten grossen Eiern, 2 mit je 3 Zitterorganen besetzte Sexualdrüsen und 2 breite innere Seitenmuskeln sind, nebst einem ein rotlies
Nackenauge führenden Hirnganglion, die Structurtheile. Neuerlich sah ich auch eine Bauchspalte im Panzer* In der Seitenlage be-
merkte ich einmal einen grossen beutelartigen (Hirn?-) Markzapfen über dem Schlundkopfe, und unter diesem das Augenganglion. —
Grösse ohne den Fuss — Vs Linie, des Eies V20 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LVIII. Fig. I.
Fig. 1. Rückenansicht, mit durchscheinender Spalte des Panzers auf der Bauchseite (?). Zur linken des mit Indigo erfüllten Darmes lag ein grosses un-
klares Organ, das ein Theil des Eierstocks oder eine grosse contractile Blase seyn könnte. In dieser Abbildung sind die schon 1833 von mir abge-
bildeten Kiemen durch ein Versehen im Stich ausgelassen, aber ähnlich, wie bei Fig. II. Fig. 2. rechte Seitenansicht, w Auswurfsstelle. Fig. 3.
Kieferbau. Fig. 4. Zangenfuss der dickfingrigen Varietät, die vielleicht eine besondere Art ist. Linearvergrösserung SOOmal.
101. EuehUinis dilatata, Ibreites Hantelfischchen, Flunder-Rädchen. Tafel LVlll.Fig.il.
E. scutello latius ovato, depresso, subtus complicata, magno, pedc setis carente, digitis longis.
Euchlanide large, a carapace ovale elargie, deprimee, gründe, pliee au venire, le pied sans soies,
les doigfs longs.
Die Flunder, Eichhorn, Beiträge z. Kenntniss der kl. Wasserth. p. 30. Taf. II. Fig. H. 1775.
Brachionus, Müller, Naturforscher, IX. p. 208 1776.
Herz-Flwulel, nov. Gen., Okek, Lehrbuch der Naturgesch. III. 1. p. 40. 1815. nach Eichhorns Abbildung.
Euchlanis dilatata, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 46, 50. 1831. p. 131. Taf. IV. Fig. 3. 1833. p. 219.
Aufenthalt: Bei Danzig und Berlin beobachtet.
Eichhorn's Abbildung dieses Thierchens gehört unter die besten der früheren Zeit. Grösse und Form des Panzers stimmen
für diese Art, aber die Fussfinger sind zu klein gezeichnet. Ich halte diess nicht für Character einer besondern Art, sondern für Feh-
ler der Auffassung, da nur diese Art bei Berlin häufig ist. Ich habe die ganze Entwicklung dieses Thierchens öfter beobachtet und
es zu allen Jahreszeiten, auch im Winter unter'm Eise, zwischen Conferven und Lemna zuweilen zahlreich, nie massenweise, gefunden.
Es heftet seine grossen Eier an die Meerlinsenwurzeln und Confervenfäden der Länge nach an und überzieht sie mit einem Schleime,
wodurch sie ganz dem Cocon einer Schmetterlings -Puppe gleich erscheinen. Die frisch ausgekrochenen Jungen haben einen sehr wei-
chen Panzer und können leicht für eine Notommata- Art gelten. Die reifen Eier im Leibe zeigen das Keimbläschen. Müller mag
vielleicht diese Form unter den grösseren Exemplaren seines Brachionus ovalis und Bractea verstanden haben. Den Schlundkopf
gab ich 1831 in einer Abbildung. Eichhorn sah ihn schon in Bewegung und hielt ihn für den Magen. Oken verglich diesen Ma-
gen mit einem Karten- Herz. Joblot's Chenille aquaticjue {PL 6. Fig. 10. a.), welche man für eine Euchlanis halten könnte,
ziehe ich der Beschreibung halber zu Rotifer. — Das Räderorgan schien mir 8 Theile zu haben. Der Schlundkopf hatte 2 5 -zah-
nige Kiefer. Ich sah 2 Seitenmuskeln, jederseits 3 an die Samendrüsen geheftete Kiemen und eine deutliche contractile Blase. Das
übrige ist wie bei voriger Art, nur habe ich mich neuerlich bei dieser überzeugt, dass der Panzer auf der Bauchseite der ganzen Länge
nach wie die Schaale einer Daphnia offen klafft, er mithin keine Schaale (testula), sondern ein Schildchen mit umgebogenen Rändern
{scutellum) ist (vergl. 1833. p. 219.). — Grösse — % Linie ohne den Fuss, des Eies V20 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LVIII. Fig. II.
Fig. 1. Rückenansicht. Fig. 2. Bauchseite. ' Fig. 3. Schlundkopf durch Druck ausgebreitet. Fig. 4. Kiefer noch stärker ausgebreitet. Fig. 5.
und 6. zwei an einer Meerlinsenwurzel ansitzende Eier, deren eines, Fig. 5., einen schon ganz reifen wirbelnden und kauenden Embryo mit seinem
Auge besitzt, deren anderes eine leere Schaale darstellt, aus welcher das Junge, Fig. 7., so eben entschlüpft ist. Linearvergrösserung 300mal im
Durchmesser.
~- 464 -
102. Euchlanis JZynceus, Kynceiis- artiges Maiitelfiscliclien. Tafel LVin. Fig. ni.
E. scutello ovato, turgido, involvente, profunde sulcato, fronte bicorni.
Euchlanide Lyncee, a carapace ovale, gonflee, enveloppante et profo?idement sillonnee^ avec deute
petites cornes an front.
Salpina? Lynceus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 219.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese Form fand sich am 14. Juni 1834 in einer klaren Torflache an den Pulvermagazinen und ist seitdem nicht wieder vor-
gekommen. Sie ist einem Lynceus- Kr eb sehen überaus ähnlich, ist aber offenbar ein Räderthier. Ein 5 — 6-theiliges Räderorgan,
ein Schlundkopf mit 2, wie es schien , einzahnigen Kiefern, eine kurze Schlundröhre, ein dicker fast kugliger Dann ohne Einschnü-
rung mit 2 Darmdrüsen, eine deutliche, zwischen den Stirnhörnchen vorgeschobene, Respirationsröhre , ein rothes Nackenauge und ein
langer Gabelfuss sind die erkannten Organisationstheile. Der Panzer ist sehr eigentümlich melonenartig längsgefurcht und hat einen
abgesonderten dreieckigen plattenartigen Stirntheil, der vorn in 2 Hörnchen ausläuft. Unten ist er der ganzen Länge nach klaffend,
wie bei Lynceus und Daphnia. — Länge des Körpers (Panzers) Vis Linie, Dicke V*4 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LVIII. Fig. III.
Fig. 1. Rückenansicbt Fig. 2. linke Seitenansicht; to Auswurfsstelle. Fig. 3. Bauchfläche. Fig. 4. Stirnansicht, verkürzt. Linearvergrösserung
300maL
Nachtrag zur Gattung Euchlanis nebst Geschichte der Gattung Cercaria und der
Sanienthierchen.
Die Formen, aus welchen die Gattung Euchlanis bisher zusammengesetzt ist, verlangen noch eine schärfere Untersuchung.
Einige sind vielzahnig mit einem umgebogenen, am Rande flügelartig zugeschärften, Schildchen, andere sind einzahnig mit einem Schild-
chen, einige haben dieses Schildchen von flacher, andere von prismatischer Form, noch andere haben vielleicht eine geschlossene Schaale
und einzelne Zähne. Diess sind generisch zu trennende Elemente, wenn nämlich nicht eine schärfere Beobachtung die wesentlicheren
Differenzen als irrig ergiebt und ausgleicht. Euchlanis dilatata erkenne ich als Typus für die Gattung an.
Ferner hatte Nitzsch 1817 und 1827 aus 2 Formen, welche vielleicht in diese Gattung gehören, ein Genus Lecane > und
Bort de St. Vincent aus denselben 1824 eine Gattung Trichocerca gebildet, letzterer den zweiten Namen sogar zweimal ver-
braucht. Folgendes sind die Homonyme der Namen in der Gattung Lecane: 1) L. Orbis Nitzsch = Euchlanis? Orbis; 2) L.
Luna N. =■ Euchlanis Lima. Vielleicht ist Lecane Orbis als eine noch weiter zu beachtende sehr langfüssige Art dieser Gattung
zu empfehlen, die ich aber nicht sah. Derjenigen von beiden Arten, welche einst von Euchlanis generisch zu trennen wäre, käme
aber der Name Lecane zu. Die Synonvme zu Trichocerca sind bei Dinocharis zu vergleichen.
Da Müller auch 2 Arten der Gattung Euchlanis als Cercaria verzeichnet, so schliesse ich hier in Kürze die sehr weit-
läufige Geschichte und Synonymie der Gattung Cercaria und der aus ihr getrennten 10 Gattungen: Crumena, Furcocerca, Histrionella,
Macrocercus, Phacus, Raphanella, Silurella, Spermatozoon, Virgulina und Zoospermos an. Die Gattung Cercaria selbst ist
von mir seit 1828 in den Symbolis physicis aus den beiden Classen der Infusorien entfernt und zu den Saugwürmern, Trema-
todeen, gestellt worden, weil ich Cercaria Lemna und die Sanienthierchen als Typus dieser Gattung betrachten zu müssen
glaubte. Hill nannte zuerst 1751 in seinem grossen systematischen Werke, History of animals, die 2te Classe seines ersten Buches
über die Thiere, welches von den mikroskopischen Thieren (Animalcules) handelt, Cercaria, und theilte die Formen in die 2 Gat-
tungen Brachiurus und Macrocercus, deren letztere die Vorticellen und Sanienthierchen umfasste, deren erstere aber Rü-
de rthiere und Euglenen enthielt (s. Dinocharis und Vorticella). Den Namen Cercaria wendete 0. F. Müller 1773 zuerst
für eine Gattung der Infusorien an und er vereinigte darin, wie Hill, Magenthierchen und Räderthierchcn mit Saugwür-
mern und Sanienthierchen. Hill verzeichnete 13, Müller, wegen strengerer Systematik, nur 8 Arten. Seitdem hat man die
allerverschiedenstcn wirklich oder scheinbar geschwänzten Thierchen Cercaria genannt, so dass es jetzt 44 Namen für Arten dieser
Gattung giebt, welche theils Krebsen, theils Saugwürmern, Magen t liieren oder Räder thieren angehören. Müller selbst
hat bis 1786 22 Artnamen gegeben. Später haben Abildgaard 1793 1, Bosc 1802 1, Schrank 1803 2, Lamarck 1815 1,
Oken 1815 1, Nitzsch 1817 4, Bory de St. Vincent 1823 und 1824 9, Pritchard 1834 3 Namen gegeben. Die letzteren
3 betreffen längst anders benannte bekannte Gegenstände. Folgendes ist ein Versuch für die Synonymie: 1) Cercaria Baheri Bort
(1824. Encycloped. meth.) = Vortic. Convallaria v. microstoma ; 2) C. Bomba Bory (1824) = Enchelys nebulosa? ,
Leucophrys piriformis? ; 3) C. caryophyllata Bory (1823. Diction. class.) = Trichoda? ; 4) C. Catellus Müller (1773)
= Diglena capitata?; 5) C catcllina Müller = Diglena catettina; 6) C. CometaBoinx (1823) = Bodo?, Amphileptus? ;
7) C. cornuta Bosc (Histoire nat. de Buffon par Deterville, Fers. 1802.) = ein junger Cyclops; 8) C. Crumena
Müller (1786) = Diglena?, Notommata? ; 9) C. Cyclidium Müller (1773) = Cyclidium margarit.? ; 10) C. Discus
Müller (1786) = Bodo?; 11) C. ephemera Nitzsch (1817. Beitr. z. Infusorienk.) = Histrionella ephemera der Saug-
wiirmer; 12) C. foreipata Müller (1786) = Diglena foreipata; 13) C. furcata Nitzsch (1817) = Cercaria, Malleolus
furcatus der Saugwürmer; 14) C. gibba Müller (1786) = Bodo?; 15) C. Gyrinus Müller (1773) = Bodo? und die ganze
Familie der Sanienthierchen; 16) C. hirta Müller (1786) = Coleps hirt.; 17) C. infuieta Müller (1786) = Histrio-
nella? der Saugwürmer; 18) C Lacryma Bory (1823) = Chilomonas? ; 19) C. Lemna Müller (1773) = Histrionella?
der Saugwürmer; 20) C. longicauda Pritchard (The natural history of Animalcules, 1834.) = Euglena longicauda; 21)
C. Lima Müller (1776) = Euchlanis Lima ; 22) C. lunaris Lamarck (1815) = Rattulus l; 23) C. Lupus Müller (1773)
= Cycloglena L.; 24) C. maculata Bory (1824) = Euglena?; 25) C. major Nitzsch (1817) = Cercaria?; 26) C. mi-
Httta Nitzsch (1817) = Cercaria minuta, Saugwürmer; 27) C. Mougeotii Bory (1823) = Bodo?; 28) C. opaca Bory
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(1823) = Bodo?; 30) C. Orbis Müller (1776) = Euchlanis?; 31) C. ovalis Schrank {Fauna boica 1803.) . == Euglena
hyalina?, Glenophora? ; 32) C. Pleuronectes Müller (1773) = Euglena PL; 33) C. Podura Müller (1773) = Ichthy-
dium Pod.; 34) C. Pyrula Bort (1823) = Trichoda? , Chilomonas? ; 35) C rubrum (!) Pritchard (1834) = Euglena
sanguinea; 36) C. Seminis Oken (1815) = Spermatozoon; 37) C. setifera Müller (1786) = O&ytricha? ; 38) C. Spiro-
gyra Pritchard (1834) = Euglena Spirog.; 39) C. tenacc Müller (1773) = Bodo?; 40) C. tricaudata Schrank (Na-
tnrhistor. Briefe an Naü 1802. p. 376.) = Arcella vulgaris et aculeata? ; 41) C. Tripos Müller (1776) == Peridinium
Tripos; 42) C. Turbo Müller (1776) = Urocentrum Turbo ; 43) C. varicans Abildgaard (1793. SJcrivt. of naturh. Sels-
Jcabet, Bind 3.) = Cercaria, Malleolus furcaius?; 44) C. vermicularis Müller (1786) == Diglena foreipata? ', Notomm.
deeipiens? ; 45) C. viridis Müller (1786) = Euglena viridis. Die Cerc. tenasc im Zahnsclileime ist unsicher thieriscli.
Müllers Gattung Cer curia fand schon Schrank 1803 {Fauna boica , III. 2. p. 86.) aus allzuheterogenen Dingen zu-
sammengesetzt , er versuchte aber keine Sonderung. Lamarck stellte 1815 8 Arten in eine besondere Gattung Furcocerca, 2 in
seine Gattung Trichocerca und behielt 11 als Cercaria. Oken theilte sie 1815 ebenfalls in mehrere Gattungen-, die aber eben so
heterogene Formen vereinigten und gute abgeschlossene Arten zertrennten. Nitzsch schlug 1817 eine Trennung der MÜLLERschen
Gattung in 12 Genera vor, die er speciell angab und 1827 noch schärfer umschrieb und benannte: Macrocercus, Urocentrum, En-
chelys, Dicranophorus, Crumena, Lecane, Trichoda, Coleps, Ceratium, Phacus, Cyclidium, Cercaria, Bory de St.
Vincent errichtete 1824 eine Familie der Cercariees bei den Infusorien und führte 1824 eine Trennung von Müllers Cercarien
in 13 Genera mit wieder andern Characteren und Namen aus, nämlich: Cephalodella , Cercaria, Furcocerca, Diceratella, Hi-
strionella, Leiodina, Plagiotricha, Raphanella, Trichocerca, Tripos, Turbinella, Virgidina und Zoospermos, wozu Bosc's
Art als Silurella kam. Alle diese Bemühungen bezogen sich nur auf die sehr untergeordneten Verhältnisse der äusseren Form und
erzeugten neue, eben so wenig natürliche, Verbindungen. Es folgen hier die Synonyme der nicht schon vollständig an andern Orten
erwähnten übrigen Gattungen:
I. Cr umena Nitzsch s. Diglena Crumena?.
IL Furcocerca Lamarck: 1) F. catellina Lam. (1815) == Diglena cat.; 2) F. Caiellus Lam. = Digl ca-
pitata?; 3) F. furcata Lam. = Digl. caudata; 4) F. Lima Lam. = Euchlanis L.; 5) F. Lupus L am. == Cycloglena
L.; 6) F. Malleus Lam. = Cercaria, Malleolus furcaius der Saugwürmer; 7) F. Orbis Lam. = Euchlanis?; 8) F. Po-
dura Lam. = Ichthydium R; 9) F. serrula Bory (1824) = Diglena caudJ; 10) F. triloba et trilobata Bory (1824,
1825) = Ichrhyd. Podura; 11) F. viridis Lam. — Euglena viridis.
III. Histrionella Bory: 1) //. annulicauda Bory (1824) = Histr. Lemna der Saugwürmer {Symbolae phy-
sicae, 1828. und 1831.); 2) H. fissa Bory (1824) = Cercaria, Malleolus furcatus; 3) H. inquieta Bory = Histrionella?
der Saugwürmer; 4) IL Lemna {Symb. phys. 1828, 1831.) = ein Saugwurm; 5) EL Papula Bory (1824) = Trachelius? .
IV. Macrocercus Hill (1751): 1) M. 1. = Vorticella Convallaria? , microstoma? ; 2) M. 2. = Vortic. Con-
vall.?; 3) M. 3. = Bodo?, Spermatozoon Caprarum der Saugwürmer; 4) M. 4. = Cercaria? , Histrionella? , Euglena?
et Spermatozoon Hominis et Simiarum; 5) M. 5. == Anguillula? et Spermatozoon Canis et Felis, Erinacei, Talpae et
Vespertilionis; 6) M. 6. .== Histrionella? et Spermatoz. Equi et Ursi; 7) M. 7. = Larva articulala lnsecti? et Sperma-
tozoon Ranae, Lacertae et Serpentum; 8) M. 8. = Spermatozoon Apum et Insectorum; 9) M. gibbus Nitzsch (1817)
= Bodo?; 10) M. Gyrinus Nitzsch = Bodo? und alle Samenthierchen?.
V. Phacus Nitzsch (1817): 1) Ph. Pleuronectes Nitzsch = Euglena PI.; 2) Ph. tenaac Nitzsch = Bodo?.
VI. Raphanella Bory (1824): 1) R. gemmata Bory = Trachelius Anas?, gemmatus? ; 2) R. loblotii Bort
= Trachelius Anas?; 3) R. Podura Bory = Ichthydium Podura; 4) R. Proteus Bory = Distigma tenax ; 5) R. ra-
punculoides Bory = Uroleptus caudatus; 6) R. urbica Bory = Euglena viridis?, As/asia viridis?; 7) R. urbicola
Bory = Idem.
VII. Silur ella Bory (1824): 1) S. Boscii Bory = ein junger Cyclops; 2) S. cyclopina Bory = ein junges
Cyclops - K r e b s c h e n .
VIII. Spermatozoon v. Baer (1827. Acta Leopold. Vol. XIII).
IX. Virgulina Bory (1824): 1) V. brevicauda Bory = Cyclidium margaritac? , Glaucoma? ; 2) V. Cycli-
dium Bory (1826) = ldem; 3) V. Discus Bory (1824) = Bodo?; 4) V. Pyrenula Bory = Bodo? tenaat ; 5) V. Pleu-
ronectes Bory == Euglena PI.
X. Zoospermos Bory (1824) = Spermatozoon mit fielen Arten, deren aber keine einzige deutlich zu den Infusorien
gehört, die vielmehr sämmtlich den Saugwürmern anzugehören scheinen.
Sämmtliche, bisher zu den Infusorien gestellte, Samenthierchen {Spermatozoa , unrichtig Zoospermos genannt) bieten
der Geschichte und Beobachtung noch folgende, zum Theil mehr psychologisch, der verschiedenen Verirrung des menschlichen Geistes
bei ihrer Auffassung halber, als naturhistorisch interessante, Verhältnisse dar.
Kurze Uebersicht der Kenntnisse von den Samenthierchen oder Spermatozoon.
Die Veranlassung zur Entdeckung der Spermatozoon gab im August 1677 ein Leydner Student der Medicin, Ham (Leeü-
wenhoek nennt ihn im November 1677 Ham und Hammiüs, der berühmte Physiker Hüygens nennt ihn 1678 Hammius- Neuere
(Cloquet, Gleichen) haben ihn auch Ludwig von Hammen und den Sohn eines holländischen Consuls aus Danzig genannt). Er war
ein sonst unbekannt gebliebener, eifriger junger Mann, welcher, von Leeüwenhoeks Entdeckungen angezogen, sich in dessen Beobach-
tungsmethode von ihm unterrichten liess und diese zufällig auf den Abgang eines an Samenfluss leidenden Kranken anwendete. Er sah
und zeigte Leeuwenhoek und Hüygens {His/ory ofthe Royal society , Vol. III. p. 415. 16. Juni 1678.) darin sich bewegende
geschwänzte Körperchen, und hielt sie für einen Beweis krankhafter Zersetzung und, Fäulniss. Der Entdecker des physiologisch Merk-
würdigen bei den Spermatozoon wurde erst Leeuwenhoek. Er theilte im November 1677 {Philos. Tr ansäet. XL Dec. 1677.
Nr. 142. p. 1040. Continuatio Arcanorum Naturae, p. 60.) der Londoner Societät der Wiss. mit, dass es nicht bloss in krank-
haften, sondern auch in den gesunden zähen Befruchtungsflüssigkeiten männlicher Individuen zahllose, dem blossen Auge ganz unsicht-
bare, lebende Wesen gebe, und am 18. März 1678 erweiterte er {p. 1044.) diese Mittheilungen dahin, dass dieselbe Erscheinung bei
gesunden Kaninchen und Hunden, wie beim gesunden Menschen, statt finde. Sogleich mit dieser Entdeckung entstanden neue
Systeme über die Entstehung der Thiere und des Menschen. Manche leichtfertige Beobachter und Systematiker kielten diese kleinen
na
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frei bewegten, den Frosch larven oder Kaulquappen im Kleinen ähnlichen, Körperchen geradehin für jene kleinen materiellen
ewigen phantastischen Idole des alten griechischen Philosophen Democrit, die jedem besondern Thiere gleichartig innwohnten und
sich allmälig in die grösseren Formen der Thiere und Menschen entfalteten und ausdehnten. Einige bildeten sogar kleine Menschen-
Figuren ab, die sie in diesen Spermatozoon schon ganz vorgebildet sich dachten und gesehen haben wollten. Dergleichen abenteuer-
liche Abbildungen von Samenthierchen, ganze kleine Menschenfiguren eingeschlossen enthaltend, gab zuerst der holländische Physiker Hart-
soeker, welcher sich auch, ohne Begründung, die Ehre der Entdeckung der Spermatozoen anmaasste (vergl. Büffon IL cap. VIL),
in seinem Werke: Principe* de ph?jsique3 1694. p. 230. Wieder andere bildete ein gewisser Dalenpat (nicht Delampatius) in den
Nouvelles de la republique des lettres, Mai 1699. p. 552. ab, welcher sie aus Spermatozoen samint Brust und Armen, Kopf und
Beinen auskriechend mit seinen Augen gesehen haben wollte : „ Nam dam om?iia curiose lustramus, iinum grandius^ eamto jam
övtpaQ, quo involvebatur, sese aperuit nudatasque clare ostendit ambas tibias, crura^ pectus, gemina brachia et eamvium
altius protractum caput^ ad instar cucullae, obnubebat. Se&uum discrimina prae e&iguitale nosci non quita sunt et
moritur dum se aperuit*" Diesen Brief an Bernard, den Herausgeber der Nouvelles in Rotterdam, welcher bei Leeüwenhoek.
etwas anders lautet, soll ein gewisser Francis Plantade, Secretair der Akademie zu Montpellier (Gleichen), geschrieben haben, der
seinen Namen in Dalenpat verkehrte. Schon Leeüwenhoek wiess im 116ten Briefe der Contin. Arcanor. Natur ae p. 88. im
Juni 1699 diese Darstellungen als völlig naturwidrig und gehaltlos mit ausführlichen Gründen zurück. Noch detaillirter und widersin-
niger kehrten solche Ideen als Beobachtungen in einem kleinen Buche des französischen Malers und Anatomen, Jacques Gautier
dAgoty, Zoogenie ou generation de V komme 1750 wieder, nie hat aber ein bedächtiger fruchtbarer Forscher ihnen Beifall ge-
schenkt. In die gleiche Richtung gehört das Menschengesicht mit Schnauzbart (Grenadiergesicht), welches Joblot, Professor der Ma-
thematik in Paris, an einem Wasserthierchen mit 6 Füssen erkannte und 1718 auf Tafel VI. Fig. 12. seines Werkes (Observation* faiU
avec le microscope) abbildete, was nichts weiter als eine kleine Wassermilbe war, deren Rückenzeichnungen er abenteuerlich deu-
tete, wie mancher leicht in den Wolken Figuren sieht, die an sich gar keinen Zusammenhang mit dem Bezeichneten haben, oder wie
der Todtenkopf-Schmetterling den Todtenkopf, der Adlerfarrn den doppelten Adler trägt. Das sind Verirrungen der Phan-
tasie, oder Spielereien schwacher und ernstloser Beobachter, oder es sind gleichgültige Ärmlichkeiten, gesucht von müssiger
Laune. Leeüwenhoek, in dessen Hände zum Glück für die Wissenschaften die erste Auffassung der allgemein anregenden Erschei-
nung fiel, verfolgte dieselbe mit Ernst und Gründlichkeit, und stellte sie auf dem richtigen Gesichtspunkte sogleich so fest, dass die
gewöhnlichen Schwankungen der Meinung verschiedener Beobachter nicht mehr von wesentlichem Einfluss auf das, für alle Zeiten schon
begründete, Urlheil waren. Dass auch er die Samenthierchen für entwickelungsfähige Keime der grösseren Thiere und der Menschen
hielt, ist eine ihm verzeihliche Teleologie oder Liebe zur Erklärung des Nutzens gewesen, da seine Nüchternheit in der Beobachtung
durch sie nicht beeinträchtigt worden ist. Seitdem ist die Lehre von den Spermatozoen fast zu einer besondern Wissenschaft geworden,
welche die Philosophen in ihre Systeme verflochten und welcher nicht wenige Naturforscher die Lebenskraft vieler Jahre gewidmet haben.
Die Democritische Vorstellungs weise des Körperlichen, welche in der Philosophie des Cartesius 1630 neue Wurzeln
schlug, wurde durch Leeüwenhoek' s Entdeckung der Infusorien 1675, besonders aber der Spermatozoen 1677, vielen anschaulich,
sey es, dass man diese sichtbar bewegten Körperchen für Thiere oder für Skizzen, Formen, Keime oder Anlagen der Thiere hielt.
Mit starken Farben sprach sich Lelevel, ein Professor der Philosophie und Geschichte in Paris, 1699 darüber aus, indem er die
kleinen Urformen aller existirenden Körper, die je waren und seyn werden, gleichzeitig erschaffen meinte, so dass alle jetzt lebenden
Menschen von gleichem Alter mit Adam wären: „Les moules de ces corps — tous ces corps en petit ont ete forme* par Dieu
meme des le commencement , les embryons de tous les corps organises sont aussi anciens que le monde, le corps du der-
?iier des hommes qui vivera sur la terre est aussi äge que celui d Adam" (Nouvelles de la Republique des lettres, 1699.
p. 210.). Auch Leibnitz sprach sich in der Theodicee 1710 philosophisch für die Präexistenz und Fortexistenz aller Körper billi-
gend aus. Andry, ein thätiger berühmter Anatom zu Paris, gab 1700 die wunderliche theoretische Erläuterung, dass diese Thierchen
beim Menschen einen dickeren Kopf hätten und lauter kleine Embryonen wären, deren immer 1 in ein Ei schlüpfe und mit dem
Schwänze die Klappe der Oeffnung verschliesse , um sich darin zum Jungen zu entwickeln. Linne sprach sich 1746 gegen die An-
sicht aus, dass die bewegten Körperchen im Samen Thiere wären. Er erklärte sie für ölige Theilchen (particulas oleosas, Amoe-
nitat. Academ. de sponsal. plant, p. 372.), scheint sie aber nie selbst beobachtet zu haben. Sehr ausführlich behandelte Büffon
1748 den Gegenstand in seinem classischen, überaus fleissigen und geistvollen colossalen Werke über die Naturgeschichte der Thiere
(Hist. not. generale et partic. T. IL c/tap. V. VI.). Er bestätigte die Existenz der Thierchen, behauptete aber, dass Leeü-
wenhoek sie grösser gezeichnet, als er sie gesehen. Er selbst habe sie auch in weiblichen Hunden und Kaninchen (in den Eier-
stöcken, die er Samendrüsen nennt) eben so gesehen, und endlich suchte er (p. 80.) durch einen Schluss aus den Grössen Verhältnissen
die Vorstellung einer Einschachtelung mehrerer Generationen zu entkräften, indem darnach ein Mensch schon gegen das Samenthierchen
der sechsten Umhüllung bei gleichen Verhältnissen viel grösser seyn würde, als unser Sonnensystem gegen das kleinste, durch ein Ver-
grösserungsglas zu erkennende, Stäubchen. Er hält sie übrigens nicht für Thiere, sondern (c. IV. p. 36.) ihre Bewegung für eine
noth wendige, unfreie, und sieht sie, mit Neediiam, welcher sie 1747 mit den Samenröhrchen des Calmar verglich, und durch die-
sen gerade besonders dazu angeregt, für dem Sperma wesentliche Körperchen an, die sich aber weder selbst entwickeln, noch etwas
erzeugen könnten, vielmehr nur vermittelnde Maschienchen wären. Diese von Büffon vertheidigte , die Spermatozoon abschliessende,
Ansicht der Entstehung der Organismen, ohne vorexistirende, sich nur entwickelnde Keime, führt in der Physiologie den Namen Epi-
genesiS) System der Nachbildung, oder allmäligen Heranbildung.
Den ersten systematischen Namen und Rang gab diesen Thierchen Hill 1751, indem er sie als Zoolog in das Thierreich
wirklich aufnahm und sie in die 2te Classe seines ersten Buches von den Thieren stellte, die er Cercaria nannte. Die Gattung
(das Genus) der Samenthierchen nannte er Macrocercus^ und in dieselbe Gattung zog er die gestielten Vorticellen. Die lang-
schwänzigen Euglenen und die Histrion eilen der Saugwürmer waren offenbar im Sinne von Hill ebenfalls MacrocercL Im
Jahre 1756 und 1758 erschienen in Nürnberg neue Beobachtungen und Zeichnungen der Spermatozoen von Ledermüller, welche ge-
gen Büffon die Thierheit dieser Körperchen bestätigen und beweisen sollten, dass Leeüwenhoek sich für seine Beobachtungen eines
Sounenmikroskops bedient habe, weil nur dadurch die Grösse seiner Abbildungen als naturgetreu erklärlich werde. Letzteres scheint
aber nicht nöthig, weil man bei 2000maliger Linearvergrösserung diese, fast V*8 Linie langen, Thierchen gerade so gross sieht, als
Leeüwenhoek zeichnete, und eine solche Vergrösserung mit sehr kleinen einfachen Linsen von l/i% Vis Linie Focus aller-
dings auch möglich ist. Haller wies 1758 nach, dass das Hühnchen im Ei schon vor der Befruchtung darin vorhanden sey.
Caspar Wolf wies 1759 in seiner classischen Schrift: Theoria gener ationis, p. XXIX. das System der Vor Zeichnung (Prae-
46*
delineatio) und das durch Leeuwenhoek hervorgerufene System der Vorbildung junger Körper mittelst der Spermatozoon , als zu
einer Erklärung der Erzeugung {generatiö) organischer Körper nicht geeignet, ganz und gar zurück. Bonnet nahm dann in den
Co?isiderations stir les corps organises 1762 die Thierheit der Samenkörperchen als historisch sicher auf, sah sie aber nicht als
nothwendig, nicht als vorgebildete Keime der künftigen Geschlechter an, vertheidigte vielmehr das System der Einschachtelung oder
Entwickelang {Evolution , Emboitement) der Geschlechter in Rücksicht auf die Präexistenz des Keimes im Ei vor der Befruchtung.
Linne nahm auch in seinem späteren Leben von den Spermatozoon als Thieren gar keine Notiz, aber Pallas erkannte sie 1766 als
selbstbewegte deutlich belebte Wesen an, die er geneigt war zu Volvos zu stellen {Elenchus ZoophyL p. 416.). O. F. Müller
hatte nie die Samenthierchen aufgesucht und nie gesehen, er hatte aber ähnliche Infusorien -Formen in thierischen Aufgüssen beobachtet
und hielt diese 1773 und 1786 für völlig gleich mit jenen, denen er insgesammt den Namen Cercaria Gyrinus beilegt. Durch sehr
sorgfältige und detaillirte Beobachtungen und Experimente machte Spallanzani von 1765 an es von Neuem wahrscheinlich, dass die
Spermatozoon allerdings nicht die sich entwickelnden Keime der Thiere und Menschen sind. Auch fand er in derselben Flüssigkeit zu-
weilen andere Würmclien (Saggio di osservazioni concern. il sislema della generatione). Er widerlegte dabei sehr ausführlich
die entgegengesetzten Ansichten des Dr. Pirri in dessen Theorie de la piitrefaction^ und des Malers Gautier von 1750. Glei-
chen^ Abhandlung über die Samenthierchen, ein Werk von 1778, war wieder auf viele eigene Anschauung gegründet und sprach die
Thierheit der Formen mit Bestimmtheit aus, zugleich auch die freilich nur theoretische Meinung, dass das Eindringen der Spermatozoon
in die Eier zu deren Erweckung zur Entwickelung oder Befruchtung nothwendig sey. Seit 1791 hatte auch Blumenbach's Schrift
über den Bildungstrieb, worin die Spermatozoon als Nebensache bei der organischen Bildung erscheinen, die Ideen von der Be-
deutsamkeit dieser Körperchen abgelenkt. Er führte sie als Chaos spermaticum bei den Infusorien auf. Cüvier erwähnt sie 1798
als Thiere, aber 1805 in den Legons d Anatomie comparee da, wo er die Befruchtung abhandelt, nicht, und hat sie im Regne
animal 1830 als Cercaria mit dem Zusatz bei den Infusorien verzeichnet: animaua: snr lesr/uels on a fonde tant d hypotheses
bizarres. Auch Treviranüs in seiner Biologie (1802 — 1805. Vol. II. und III.) und auch Oken legen ihnen keine Wichtigkeit bei.
Ein neues Interesse für diese Körperchen erregten 1824 die Mittheilungen von Prevost und Dumas in den Annales des
sciences naturelles , T. 1. p. 274., welche mit folgenden Resultaten schlössen: 1) Alle männlichen Thiere in reifer Körperentwicke-
lung besitzen Spermatozoon, sehr junge und sehr alte nicht, die Vögel nur zur Brutzeit, aber Hahn und Tauber stets. 2) Die
Spermatozoon sind nur in den Samendrüsen und bleiben auch, durch die Ausführunos^än^e entleert, eine Zeitlang unverändert. 3) Die
Samenblasen, die Nebenblasen, die Prostata und die Cowper'schen Drüsen haben keine Thierchen. 4) Die Bewegung dieser Thier-
chen ist an ihren Lebenszustand eng gebunden, ganz anders als bei den Infusorien, auch sind sie durch völlig übereinstimmende Form
verschieden. Sie sind das Product einer wahren Seeretion. 5) Der electrische Funke tödtet sie, die galvanischen Ströme, welche Was-
ser und Salze zersetzen, rühren sie nicht. Die Verfasser dieser detaillirten Untersuchung haben neue, stark vergrösserte , Abbildungen
einiger Formen gegeben, welche bis jetzt die besten sind. Die erste Anzeige dieser dort geläuterten Arbeit war 1821 in den Mem.
de la soc. de Physique de Geneve, Fol I. p. 180. mit riesenhaften, idealen, Figuren. Bory de St. Vincent hat gleich-
zeitig 1824 in der Encyclopedie methodiefue d'hist. ?iat. Article Zoospermos eigene Beobachtungen und systematische Versuche
mitgetheilt. Er sieht die Samenthierchen als Thiere seiner Familie der Cercariees bei den Infusorien an und hat sie in eine beson-
dere Gattung abgeschieden, die er Zoospermos nennt. Er verzeichnet 26 — 30 Arten, die er nach den Thierarten benennt, aus de-
nen sie genommen. Seine Ansicht dieser Körperchen spricht er in folgenden Sätzen aus: 1) Die Samenthierchen sind wahre Thiere
und können kein Product der Secretion seyn. 2) Sie verhalten sich wie Eingeweidewürmer der Samenflüssigkeit. 3) Sie finden sich
nur dann, wenn diese Flüssigkeit, ihr Element, vorhanden ist. 4) Sie dienen durch ihre Bewegungen zur Mischung und Fruchtbar-
machung des Samens. 5) Durch starke Vermehrung werden sie zu einem Reiz. 6) Durch Fortleben eine Zeitlang, nachdem sie aus-
geschieden, können sie eine mehrfache Befruchtung vermitteln. Im Article Cercariees ist schon 1823 einiges allgemeine von ihm (im
Biet, classique) gesagt (vergl. Mutiere muqueuse^ ibid. p. 254.). Im folgenden Jahre 1825 schrieb Dumas den Artikel Gene-
ration für das Dielion. classifjue d hist. nat., worin seine früheren Mittheilungen ausführlich wiederholt sind. Dass eine Henne
20 Tage lang nach dem Hahntritt, oder eine Bienen-Königin lange hinter einander befruchtete Eier legen könne, erklärt er durch
Fortleben der Spermatozoen in einer seitlichen Tasche oder im Eileiter, welches Prevost nach 14 — 18 Tagen noch direct sah
{p. 220.). Er schliesst mit Rolando's Beobachtung (?), dass die Spermatozoen in die Eier eindringen und den Anfang des Nerven-
systems bilden, und dass die Gefässhaut des Eies, als weiblicher Theil, die übrigen Organe bilde, was denn, wenn es sich so verhielte,
allerdings vieles bisher Dunkle erklären würde. Allein die Resultate der neueren und meiner eigenen Forschungen zeigen, dass zu sol-
chen Schlüssen das Material, die Basis, d. h. die Form und Natur der Spermatozoen, von jenen Beobachtern noch lange nicht hinrei-
chend scharf untersucht war.
Im Jahre 1826 wurden die Spermatozoen in Burdach's gründlichem Werke über die Physiologie als Erfahrungswissenschaft
(I. p. 95.) von Baer für zufällige Infusorienbildung gehalten. Johannes Müller hielt sie 1827 nur für einen Theil und das Zei-
chen der höchsten Belebung des Samens, dabei für Infusorien. Die Infusorien hielt er damals für Product des Zerfallens der thierischen
Substanz (p. 86, 89. seines Grundrisses für Vorles. über Physiologie), v. Baer gab 1827 in den Actis Leopoldi/iis, Vol. XIII.
2. p. 640, 647. den sprachrichtigeren Namen Spermatozoa , und hielt sie für frei werdende organische Masse, wie Blutkügelchen, und
als eine sehr niedrige Stufe des selbstständigen Lebens im Cercarientypus. Duges beschrieb 1828 die Spermatozoen des Regen-
wurms als ovale platte Körperchen {Annales des sc. nat. XV. p. 333.). Bory de St. Vincent wiederholte 1830 seinen Auf-
satz von 1824 im Biet, classique unter Zoospermes und gab 1831 eine Erläuterung seiner dortigen kleinen Abbildungen von 24 Ar-
ten. Ich entfernte 1830 in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. p. 48. und 1831 in den Symbolis physicis, Evertebrata I. Text,
Entozoa, die Spermatozoen" von den Infusorien, weil sie weder einen polygastrischen Bau, noch die Charactere der Räderthierchen
zeigten, und stellte sie zu den Trematod een der Entozoen, als Trematoda Pseudo-polygastrica, in einer eigenen Familie
der Cercozoa, woran ich auch die, den Distomen ganz ähnlichen, Gattungen Cercaria und Histrionella nebst Phacelura reihte.
Zwar kann man auch bei Vibrio und Spirillum keinen polygastrischen Bau erkennen, allein man kann es bei den ähnlichen Monas
und Ophidomonas, und man kann sich bei ersteren damit beruhigen, dass keine der wenigen bekannten Arten so gross ist, dass ihr Or-
ganismus gesehen werden müsste, wahrend die Spermatozoen allerdings viel grösser sind, viele Arten vorstellen und auch Organe, die
man freilich nicht in den bisherigen Abbildungen suchen muss, die mir aber 1828 völlig den von mir bei Histrionella gezeichneten
gleich vorkamen, erkennen lassen, welche sie denn auch an die Histrionellen enger, als an die Magen thierchen, anschliessen.
Im Jahre 1832 und 1833 erschien eine mühsame Arbeit über denselben Gegenstand vom Prof. Czermac in Wien (Beiträge zur Lehre
von den Spermatozoen),, worin die Samenthierchen wieder für das active Princip der Sameniiüssigkeit angesehen und für diese als das-
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jenige erklärt werden, was die Blutkörperchen für das Blut sind (p. 10.). Ob man sie Infusorien, ob Entozoen nennen solle, sey
ungewiss, da es keinen Unterschied zwischen beiden gebe. Die Bewegung sey von der der Infusorien nicht verschieden. Er nimmt
selbstständige Lebensatome in den organischen Körpern an und stellt jene in die Reihe der Thiere als Chylo- und Haematosphae-
ren (Chylus- und Blutkügelchen) einesteils, und als Spermatozoon anderntheils. Diese Spermatozoon theilt er in Cephaloidea (schwanz-
lose Kugelchen, die er (irrig) bei Fischen angiebt), üroidea (kopflose Fäden, bei Amphibien und Vögeln) und Cephaluroidea
(Kopf und Schwanz führende, bei Sauge thieren). Nachdem sie platt oder rund, kurz- oder langschwänzig sind, soll man daraus
Genera bilden. Sie entstehen aus Körnern, wie Blutkügelchen und Dotterstoff. Der Same sey das Zeugungsblut, das Blut der Er-
nährungssame. Die Abbildungen sind weniger gelungen, als die von Prevost 1824. In den Abhandlungen der Berliner Akademie
vom Jahre 1833 (1832) p. 18. sprach ich mich nach neuen Beobachtungen über diese Verhältnisse wie früher aus.
R. Wagner beschrieb 1834 und 1835 gegliederte (? ) Spermatozoon des Regenwurms (Lehrb. der vergleich. Anatomie,
IL p. 315. Müllers Archiv für Physiol. 1835. p. 222.), und benutzte (in Wiegmann's Archiv, 1835. p. 368.) dieselben zur ana-
tomischen Erkennung männlicher Samendrüsen. Henle beschrieb 1835 in Müllers Archiv (p. 574.) mehrfache Formen von Körper-
chen in Samen des Regenwurms, und sah mit Dr. Schwann die den Cercärien ähnliche Sauggrube, welche auch mich 1830
leitete, in menschlichen Spermatozoon. Er sah sie nur todt und dabei Körper und Schwänze getrennt, wie bei Cercärien, wo es
Nitzsch irrig für Zusammensetzung aus 2 Thieren hielt. Dass, wie er sagt und abbildet, Naviculae in den Sarnenorganen des Re-
genwurms (p. 592.) und Arcellae in denen des Flusskrebses wären, ist eine Verirrung durch Formälinliehkeit, die erkennen
lässt, dass die richtige Beurtheilung dieser Verhältnisse und die Untersuchung selbst gar manche, bisher unberücksichtigte, Schwierig-
keiten hat und ja nicht übereilt werden darf. Gleichzeitig erschien eine Abhandlung von Treviranus in Bremen in seiner Zeitschrift
für Physiologie, worin er (p. 136, 139.) die Spermatozoon von den Infusorien als verschieden erklärt und sie als dem Samenstaube
{Pollen) der Pflanzen analoge Körper bezeichnet. Die dazu gegebenen Abbildungen haben aber keine Klarheit, und das Urtheil ist
mehr die Folge scharfsinniger Combination des höchst achtbaren Forschers. In den Abhandlungen der Berliner Akademie 1835 sprach
ich mich p. 240. nach zahlreichen neuen Beobachtungen von Neuein über diesen Gegenstand aus, und bezeichnete die Familie der Cer-
cozoen im Verhältniss zu den Distomen, wie die Cystica zu den Bandwürmern. Die wahren Spermatozoon theilte ich in fa-
denartige Trichozoa, welche sich vielleicht später zu den Fadenwürmern, Nematoidea, gesellen lassen, und in Froschlarven-artige
Cephalozoa, deren nächste Verwandtschaft zu Histrionella ich noch mehr befestigt hatte. . Im Jahre 1835 war ich mit Prof. Rüd.
Wagner in Helgoland, wo derselbe mir die aufgefundene interessante Erscheinung der Spermatozoon der Actinien zeigte, deren äus-
sere Formen mir schon 1823 im rothen Meere bekannt wurden und welche ich bereits 1828 in den Symbolis physich hatte stechen
lassen, deren Bedeutung und scheinbares rasches Verlängern des in der Mitte scheinbar gewimperten Fadens aber mir neu war. Wim-
pern kannte und zeichnete übrigens schon Spallanzani an den Spermatozoon des Salamanders 1776 (Opuscoli di fis. IL 27.
Tav. III. Fig. VI. VII.). Im Jahre 1836 erschienen in Müller's Archiv für Physiologie neue sehr fleissige und interessante Auf-
sätze von R. Wagner und v. Siebold. Ersterer handelt über die Genesis der Samenthierchen, theilt sie in Samenthierchen und
gleichzeitige Samenkörnchen, als die Keimstätte jener, und vermuthet unter andern in den durch Needham und Büffon so berühmt
gewordenen Maschienchen im Samen des Calmar nur einen grossen Eingeweidewurm, Echinorhynchus, den er wirklich da fand
(p. 230.), giebt auch eine Zeichnung eines Spermatozoon des rothen Affen. v. Siebold gab sehr zahlreiche und mühevolle neue
Beobachtungen über Spermatozoon der rückenmarklosen Thiere ebenda p. 13. und 232., auch im Uterus der Distomen, wobei er die
Phacelura Paludinae, in der ich 1831 einen innern Darmcanal und daneben noch einen trüben Streifen (Eierstock?), wie bei Anguil-
lula, zu erkennen meinte, als einen Entwickelungszustand der Samenthierchen aus Bläschen durch Längstheilung betrachtet. Ich habe
mich auch neuerlich wieder überzeugt, dass diese Phacelura sich wie ein Entozoon (Cercarie), aber nicht local wie ein Sperma-
tozoon verhält, da sie zuweilen die ganze Leber erfüllt. Besonders merkwürdig wäre auch desselben scharfsichtigen Beobachters Entdeckung
der Spermatozoon bei den Acalephen, Medusa aurita (Froriep's Notizen, Sept. 1836. p. 33.), wo es mir aber auch nicht gelang
sie zu sehen (vergl. Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1835. (gedruckt 1836.) p. 199, 258.). Derselbe hat in Froriep's Neuen Noti-
zen (p, 281. 1837.) Wagner's (Spallanzani's) Flimmerorgane der Spermatozoon beim Salamander als optische Täuschung betrachtet
und nur für ein spiralförmiges Aufrollen des Hinterendes erklärt. Johannes Müller theilt im Jahresbericht von 1836 in seinem Ar-
chiv für Physiologie seine Beobachtung der Spermatozoon des Petromyzon marinus mit, deren Bewegung er der der Infusorien gleich
sah und welche er für wahre Thiere hält. Donne hat zuletzt noch durch einige Beobachtungen über das Sterben der Spermatozoon
in saurem oder zu alkalischem Schleime der Schleimhäute die Unfruchtbarkeit zu erklären gesucht {Institut, Nr. 211. 1837.). lieber
die vermeinten Samenthierchen der Pflanzen, welche ohne alle thierische Charactere sind, vergl. p. 38. dieses Werkes.
Diess sind die hauptsächlichsten, noch sehr verworrenen und widersprechenden, Kenntnisse, welche die Gesammtwissenschaft
von der Natur der höchst interessant erscheinenden, aber an die Grenzen der Sehkraft streifenden, daher noch immer unklaren, Spermato-
zoon bis jetzt hat, und zugleich die Gründe, warum sie hier nicht als Infusorien angesehen und aufgeführt werden. Eine vollständige
critische Geschichte der oft aufopferungsvollen Bemühungen der Naturforscher würde mehrere Bände füllen. Man sieht auch in diesem
Abriss, wie immer umsichtslose oder irrige einzelne Beobachtungen, sobald sie in die Hände sogenannter philosophischer, das heisst ver-
allgemeinernder, aber eigentlich unphilosophischer, Jtänner fielen, zu riesenhaften Fratzen herangebildet wurden, wie dagegen die ein-
fache besonnene treue Naturbeobachtung, immer langsamen Schrittes vorwärts gehend, hier das Falsche ausscheidend, dort Neues an-
bauend, unbekümmert um Pütz und Systeme, als welche sie nur, bald wie gerathene, bald wie missrathene, Kinder umgeben, bis mit-
ten unter uns gediehen, und wir erblicken unsere eigene Zeit in kräftiger guter Thätigkeit dabei, die ja kein Streben nach Aucto-
rität stören möge. Nur scheint es nützlich, hier noch zu bemerken, dass die neueren Beobachter offenbar in der Beobachtung
der Entwickelung nicht selten ganz heterogene Dinge für Spermatozoon angesehen haben, andere aber die verschiedenen Arten der Be-
wegung kleiner Körperchen nicht immer scharf unterschieden. Viele Körperchen sind bewegt und bestimmt geformt, aber nur einige
davon sind Spermatozoon. Meinen eigenen, im Speciellen noch zurückgehaltenen, gar zahlreichen Untersuchungen bei Thieren aller
Classen zufolge, verhalten sich diese wahren Spermatozoon, so sehr sie auch allerdings verbreitet sind, nirgends entschieden anders, als
die Cercärien in der Leber der Schnecken, deren thierischer Organismus durch v. Baer {Acta Leopold. 1827.), mich (Sym-
bolae phys. Evertebrata 1. Icones, Tab. FI. 1828.) und R. Wagner (Isis, 1832. p. 393.) immer vermehrend, ausser allen
Zweifel gesetzt worden ist; auch giebt es (siehe Bodo) keine ihnen gleichen Formen im freien Wasser.
469
ACHTUNDDREISSIGSTE GATTUNG: SALPENFISCBCHEN.
Salpina. Salpine.
CHARACTER: Animal ex Euchlanidotorum familia, ocello singulo occipitali, pede furcato, lorica subtus
clausa, mucronibus dentibusve terminata.
CARACTERE: Animal de la famille des Euchlanides , ayant un seul oeil a la nuque, le pied
fourchu, la carapace fermee au venire et garnie d epines ou de dents aux bouts.
Die Gattung der Sal penfisch eben zeichnet sich in der Familie der Mantelfischchen durch ein ein-
faches Nackenauge, einen Gabelfuss und einen am Bauche geschlossenen, an den Enden mit Spitzen oder
Zähnen bewaffneten, Panzer aus.
Die seit 1830 in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. mit 5 Arten gegründete Gattung ist seitdem
nur um 1 vermehrt. Eine 7te Art wurde zwar 1833 Salpina Lynceus genannt, allein diese ist hier zu
Euchlanis gezogen. Die ersten Formen beschrieb wahrscheinlich Müller 1773 als Brachionus Tripos
und mucronatus {dentatus), wozu 1786 noch Br. dentatus {mucronatus) kam, doch erkannte er nir-
gends die characteristischen Augen. Davon habe icli nur etwa B. mucronatus kennen gelernt. Audi
Lamarck nannte Möller's Formen 1816 Brachionus. Bory de St. Vincent bildete 1824 aber aus ihnen
und Lepadella ovalis seine Gattung Mytilina, welcher Name vielleicht noch Anwendung findet, wenn es
sich ergiebt, dass die mir unbekannt gebliebenen Br. Tripos und dentatus augenlose Formen sind (vergl.
Lepadella Salpina [Lophocharis]). Die Organisation ist mannigfach erkannt. Die Form hat einige Aehn-
lichkeit mit einer Salpa. Der Panzer gleicht einem 3seitigen Kästchen mit gewölbten Seiten, welches un-
ten flach ist und vorn und hinten am abgestutzten Ende Spitzen hat, und worein sich das Thier ganz zu-
rückziehen kann. Alle haben eine erhabene Leiste auf dem Rücken, die bei 2 Arten doppelt erscheint. Ja
ich bin auch der Meinung geworden, als klaffe daselbst die Sehaale der ganzen Länge nach, wodurch diese
Formen umgekehrt wie die Euchlanis- Arten beschaffen wären, welche unten klaffen. Dabei sind sie aber
keineswegs 2schaalig. — Ein mehrfaches Räderorgan, 2 kurze vordere Seitenmuskeln und 2 Fussmuskeln
sind zur Bewegung, letztere bei S. mucronata, erkannt, Ein Schlundkopf mit zwei 3— 4 -zahnigen Kie-
fern, eine kurze Schlundröhre, ein einfach conischer Darm sind bei allen Arten, 2 kuglige Darmdrüsen bei
5 Arten beobachtet. Vom Fortpflanzungssystem ist nur der Eierstock mit einzelnen grossen Eiern und de-
ren Keimbläschen erkannt. Vom Respiratioussystem ist der Sporn im Nacken bei 3 Arten beobachtet. Vom
Empfindungssystem haben alle Arten das characteristische Nackenauge mit rothem Pigment in Verbindung
mit einem deutlichen Markknoten als Hirn. Das Eierlegen sammt der Entwickelung ist bei S. mucronata
und ventralis beobachtet. Keine Art vermehrt sich zu grossen Massen.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist in Dänemark, Baiern, Preussen und Sibirien beob-
achtet.
103. Salpina mucronata, kurzstacliliges Salpenftscbchen. Tafel LVin. Fig. IV.
S. lorica fronte guadricorni subtilissime scabra, fine postico tricorni, cornibus fere rectis aequalibus.
S alpine armee, la carapace tres - subtilement scabreuse, garnie de 4 cornes au front et de 3 cornes
au bout posterieur, les cornes egales presque droites.
Brachionus mucronatus, Müiler, Animalc. Infus, p. 349. Tab. XLIX. Fig. 8, 9. 1786, nicht B. mucronatus 1773.
Brachionus mucronatus, Lamarck, Hist. nat. des anim. sans vert. II. p. 36. 1816.
Mylilina cypridina, Bort de St. Vincent, Encycloped. meth. Vers. 1824.
Salpina mucronata, Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 46. 1831. p. 133. Taf. IV. Fig. 6. Schlundkopf.
Aufenthalt: Bei Copenhagen und Berlin, vielleicht auch in Baiern bei Landshut beobachtet.
Diese Art ist die gemeinste bei Berlin. Müher fand sie bei Copenhagen vor 1786 weniger häufig, als Br. dentatus, zwi-
schen Meerlinsen. Im Jahre 1773 nannte er einen andern, den Br. dentatus, zuerst Br. mucronatus. Den Panzer hielt er für
2schaalig, sah den Schlundkopf und meinte, weil er leere Schaalen fand, es fände eine Häutung statt, wie bei Raupen, allein man sieht
oft leere Schaalen todter Thierchen. Was er von einer 3hörnigen Varietät sagt, ist mir unverständlich. Vielleicht nannte Schrank
in der Fauna boica III. 2. p. 138. diese Art Br. dentatus. Ich beobachtete sie im Aug., Sept. und Oct. 1830, im Febr.
und März 1831, im Januar und Dec. 1832 und im Mai 1834, mithin zu allen Jahreszeiten, selbst unter'm Eise. Sie legt und heftet
ihre Eier an die Wurzeln der Meerlinsen und an Conferven der Länge nach. Ich sah die ganze Entwickelung des Jungen im Ei und
überzeugte mich viele Male, dass die verschiedenen Panzerformen verschiedene Arten characterisiren, weil die auskriechenden Jungen nur
immer ihrer Mutter gleichen. Der junge Panzer ist weich und oft faltig, erhärtet aber bald und hat dieselben Spitzen. Das Thierchen
nimmt leicht Indigo auf. Im Kiefer zählte ich je 4 Zähne und darunter ein treppenartiges Schlundgerüst. Der Sporn im Nacken en-
det in eine kleine Borste. Vorn sah ich im Innern jederseits einen Seitenmuskel und hinten 2 Fussmuskeln. Bei einigen erschien mil-
der Panzer punetirt und wie mit Spitzchen besetzt. — Grösse des Panzers V12, des Eies V24 — V20 Linie. Die sehr häufigen Eier
dieser Art könnten vorzugsweise Turpin's Pflanzengattung Bursella olivacea veranlasst haben. (Vergl. S. bicarinata.)
118
4tO
Erklärung der Abbildungen Taf. LVIXL Fig. IV.
Fig. 1. Bauchfläche eines mit Indigo genährten, vorn zurückgezogenen, Thierchens. Fig. 2. Riickenfläche desselben. Beim ersteren sind die innern
Muskeln sichtbar. Fig. 3. linke Seitenansicht eines wirbelnden Thierchens mit seiner Respirationsröhre. Fig. 4. rechte Seitenansicht bei eingezo-
genem Räderorgan und Indigonahrung. Fig. 5. ein eben ausgekrochenes Junges auf seiner Eischaale. Fig. 6. ein Ei kurz nach dem Legen. Fig. 7.
ein Ei mit schon ganz entwickeltem Fötus, welcher im Eie wirbelt. Diese 3 Eier sind an eine Meerlinsenwurzel angeheftet. Fig. 8. Kiefer und
Schlundgerüst. Fig. 9. offene Kiefer. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
104« Salpina spinigera, dorniges Salpenfischclieii. Tafel LVXIL Fig. V.
S. loricae fronte quadricorni, fine postico tricorni, postico cornu dorsuali longiore leviter recurvo.
Salpine epineuse, a carapace garnie de 4 cornes egales au front et a 3 comes au bout posterieur^
dont celle du dos plus longue et un peu recourbee.
Salpina spinigera, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 46. 1831. p. 133.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese 1830 zuerst zwischen Ceratopliyllum und Meerlinsen beobachtete Form fand ich wieder am 9. Juli 1831. Sie ist
etwas grösser als die erste und viel seltener, seitdem nicht wieder vorgekommen. Der hintere Rückendorn des Panzers ragt über die
hintern Bauchdornen hinaus, ist nach oben gekrümmt oder fast gerade. Bei dieser Art sind die Darmdrusen noch nicht erkannt. —
Grösse des Panzers Vi 2 Linie, des Eies V24 — V20 Linie.
Erklärung der Abbildungen Tafel LVIII. Fig. V.
Fig. 1. rechte Seitenansicht. Fig. 2. Rückenansicht eines wirbelnden Thierchens. Fig. 3. Bauchfläche eines leeren Panzers. Der Schlundkopf ist
ganz, wie hei der folgenden Art, mit 4zahnigen Kiefern, to hintere DarmöfFnung. Linearvergrösserung 300mal.
105. Salpina ventralis, langstacMiges 8alpenfi$cltclieii. Tafel LVIII. Fig. TL
S. loricae fronte bicorni scabra, fine postico tricorni, ventralibus duobus rectis longioribus, dorsuali breviore decurvo.
S alpine ventrale^ a carapace garnie de 2 petites comes au front scabreuoc et a 3 comes au bout
posterieur , dont les deucc 4U venire plus longues et droites, celle du dos courte et decourbee.
Salpina ventralis, Ab h and I. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 46. 1831. p. 133. Taf. IV. Fig. 7. Schlundkopf.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Vor 1830 zuerst beobachtet , fand sieb diese Art wieder am 9. Juli 1831 , am 21. Juni 1832, am 17. und 21. Juli 1835,
immer zwischen Conferven, Meerlinsen und Ceratopliyllum. Ihre Eier sah ich an Meerlinsenwurzeln, und sah das Auskriechen des
Jungen. Der vordere Stirnrand des Panzers ist durch feine Spitzchen rauh. Die 2 vordem Kinnstacheln des Panzers waren sehr kurz,
die Nackenstacheln fehlten ganz bis auf einen kleinen Höcker. Die grosse Länge der hintern Stacheln ist characteristisch, doch ist die
Länge und Form des hintern Rückenstachels veränderlich. — Grösse des Panzers V10, des Eies V24 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LYIII. Fig. VI.
Fig. 1. Bauchseite. Fig. 2. rechte Seitenfläche eines wirbelnden und auswerfenden Thierchens mit seiner Respirationsröhre. + Auswurf. Fig. 3.
ein dem Ei eben entschlüpftes Junges mit deutlichen Organen. Fig. 4. Schlundkopf, comprimirt, mit den 2 4-zahnigen Kiefern. Fig. 5. Varietät (?)
-eines hintern Panzertheils. In den Eiern sind Keimbläschen beobachtet. Linearvergrösserung 300mal.
106. Salpina redunca, ItaKendornlg'es Salpenfiscficlien. Tafel LVIII. Fig. vn.
S. loricae fronte bicorni laevi, postico fine tricorni, cornibus ventralibus reduncis, crista dorsi bifida hiante.
*S alpine crochue^ d carapace garnie de 2 petites cornes au front lisse et a 3 comes au bout poste-
rieur, dont les deux; du venire croc/iues, la er eie du dos fendue et bäillante.
Salpina redunca, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 46. 1831. p. 134.
Salpina Mcarinata, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 65. 1831. p. 134.
Aufenthalt: Bei Berlin und vielleicht bei Tobolsk in Sibirien.
Im Jahre 1830 beobachtete ich in Sibirien, auf der Reise mit Herrn v. Humboldt, zwischen Conferven des Irtisch eine
Form mit deutlich gespaltener oder klaffender Rückenleiste, und zeichnete sie flüchtig. Dieses Characters wegen unterschied ich sie von
der ihr sonst ganz ähnlichen $. redunca. Allein 1832 am 22. Juli bemerkte ich, dass die alten Exemplare der S. redunca eben-
falls eine klaffende Rückenleiste haben, und ich fing sogar an, diesen Character als einen generischen zu betrachten. Seitdem zog ich
die sibirische Form zu dieser Art, allein es fand sich doch gleichzeitig eine andere neue Form bei Berlin, auf welche der Name S. bi-
curinata übertragen werden konnte, obschon er nicht mehr ausschliesslich bezeichnend ist. Von den 4 Stirnhörnchen der S. mucro-
nata hat diese Art nur die 2 untern am Kinn, und die hintern 2 Hörnchen der Bauchseite sind immer stärker nach oben gekrümmt,
als bei den andern Arten. Die Kiefer sind 4zahnig. Ein 6muskeliges Räderorgan, 2 runde Darmdrüsen, ein deutliches Augenganglion
und 2 Fussmuskeln ergeben sich sammt Darm und Eierstock aus der Abbildung. — Grösse des Panzers Vis — Vi 2 Linie, des Eies V24 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LYIII. Fig. YII.
Fig. 1. rechte Seitenansicht > mit kurzer Respirationsröhre im Nacken. Fig. 2. Rückenansicht. Fig. 3. hintere Ansicht in Verkürzung. Fig. 4. Kiefer.
Vergrösserung des Durchmessers 300mal.
!©?• Salpina hrevispina, kurzbörniges Salpenfiscliclieii. Tafel LVIII. Fig. vm.
S. lorica ad frontem bicornem scabra, postico fine tricorni, cornibus abbreviatis, crista dorsi non hiante.
Salpine ecourtee, a carapace garnie de 2 petites cornes au front scabreua; et a 3 comes courtes
au bout posterieur , la er eie du dos non bäilla?ite.
4?1
Salpina hrevispina, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 46. 1831. p. 133.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese Art unterscheidet sich von der S. ventralis, welcher sie am ähnlichsten ist, durch sehr kurze hintere Hörnchen, und
von S. redunca^ zu welcher die Form der letzteren ziemlich passt, durch das rauhe Stirnband des Panzers, von beiden aber durch
3zahnige Kiefer. Ich fand das Thierchen schon 1827 bei Berlin zwischen Ceratophyllum. Die Zeichnungen sind von 1830, wo ich
es am 3. Aug. jung und alt sah. Ich fand es wieder im April 1831, und sah wieder nur 3 Zähne. Im Mai, Juni und Juli 1835
habe ich es zahlreich wieder beobachtet. Die Schaale ist etwas milchig trübe, obwohl sie hell erscheint, daher der Organismus schwer
zu sondern, welcher aber sichtlich dem der andern in den gröberen erkennbaren Theilen ganz gleicht. Darmdrüsen waren sichtbar, aber
die Respirationsröhre blieb unerkannt. — Grösse des Panzers V12 Linie, des Eies bis V24 Linie«
Erklärung der Abbildungen Taf. LVIII. Fig. VIII.
Fig. 1. Rückenansicht. Fig. 2. linke Seitenansicht; w Darmmündung über dem Fusse. Fig. 3. vorderer Panzerausschnitt am Kinn. Fig. 4. hinte-
rer für den Fuss5 beides auf der Bauchseite. Fig. 5. dreizahnige Kiefer. Linearvergrösserung 300mal.
108. Salpina bicarinata, klaffendes Salpenftschclien, l>oppel&amm. Tafel LVIII. Fig. IX.
S. lorica laevi, fronte quadricorni, fine postico tricorni, cornibus posticis parvis, ventralibus minoribus.
Salpine bäillante^ a carapace lisse^ gamie de 4 cornes au front et a 3 corries courles au bout po-
sterieur, dont les deute du ventre les plus courtes.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Obwohl ich schon 1830 und 1831 eine S. bicarinata verzeichnet habe, so ist doch die jetzt diesen Namen führende eine
andere Form. Jene war sehr wahrscheinlich nur der erwachsene Zustand der S. redunca^ diese ist der S. mucronata sehr nahe ver-
wandt, von der sie sich, ausser dem Klaffen der Rückenleiste des Panzers, welches vielleicht kein sondernder Character ist, durch
kleinere Form im ausgewachsenen Zustande und besonders durch die sehr kleinen hintern Bauchhörnchen, so wie durch kleinere Grösse
aller Hörnchen unterscheidet. Eine einzelne solche Form würde an Missbildung, Zwergform dergl. zu denken erlauben, allein ich sah
am 4. April 1832 zwischen Conferven einer Torflache eine Mehrzahl ganz ähnlicher Gestalten, und hatte die gemeine Form daneben
aus anderm Gewässer. Die Hauptorgane sind wie bei den übrigen erkannt, 4 Zähne in jedem Kiefer, 2 Darmdrüsen, Darm, Eierstock,
2 Fussmuskeln, Hirnknoten. Seitenmuskeln und Respirationsröhre blieben unklar. — Grösse bis Vis Linie, des Eies V36 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LVIII. Fig. IX.
Fig. 1. rechte Seitenansicht. Fig. 2. Rückenlage. Fig. 3. Ansicht von hinten in Verkürzung. Fig. 4. und 5. Bauchseite, Vorder- und Hintertheil,
die Kiefer und Form der Ausbuchtung darstellend. Linearvergrösserung 300mal.
Nachtrag zur Gattung Salpina.
Die von Bory 1824 mit 4 Arten verzeichnete Gattung Mytilina, welche sich nur auf Müller's ganz unnöthig verdrängte
Namen bezog, hat folgende Synonyme: 1) M. cypridina Bort = Salpina mucronata; 2) M. cytherea Bort = Salpina? den-
tata; 3) M. Lepidura Bory = Lepadella ovalis; 4) M. limnadina Bory = Salpina? Tripos. — Dass die 2 Nägel an den
Fussfingern des Bracliionus dentatus, welche Müller gezeichnet hat, Charactere einer besondern Gattung wären, ist unwahrschein-
lich. Ich halte sie für einen Fehler in Auffassung der optischen Erscheinung. (Vergl. Monostyla cornuta.)
NEUNUNDDREISSIGSTE GATTUNG: POXCALTHIERCHEN.
IHno cliaris. Dinocliaride.
CHARACTER: Animal ex Euchlanidotoruin familia, ocello occipitali singulo, pede furcato, lorica subtus
clausa , utrinque inermi.
CARACTERE: Animal de la famille des Euchlanides^ pourvu dun seul oeil ä la nuque^ le pied
fourchii) la carapace fermee au ventre et sans dentelures aux bouts.
Die Gattung der Pokalthierchen ist in der Familie der Mantelfischchen durch ein einfaches Nacken-
auge, einen Gabelfuss und einen, am Bauche geschlossenen, dornlosen Panzer ausgezeichnet.
Der Name dieser Gattung ist seit 1830 einer schon frühzeitig bekannt gewordenen, sehr ausgezeich-
neten, Thierform gegeben. Diese Gattung wurde damals mit 3 Arten in der Familie der nackten Hydati-
naeen verzeichnet, weil ihr Panzer nur eine weiche Oberhaut zu seyn schien. Seit 1831 ist sie zu den
Seh aal -Rädert liieren gezogen, und auch hier werden nur 3 Arten verzeichnet. Die erste Kenntniss
der Form findet sich vielleicht schon bei Hill 1751 als JBrachurus tertius cauda fimbriata^ sicherer ist
erst eine vortreffliche Abbildung der D.Pocillum als Schwerdtthier bei Eichhorn 1775, welche Müller
4¥» *
1776 erst ßrachionus n. spJ nannte, dann aber auch sah und in gleichem Jahre als Trichoda Pocittum
in sein System aufnahm. Bis 1830 kannte man nur diese Art, welche Schrank 1803 in seine Gattung
Vaginaria stellte, Oken 1815 als Gattung Bediel absonderte, die aber Lamärck 1816 in seiner Gattung
Trichocerca mit Diglenen und Notommalis vereinte. Bory de St. Vincent nannte dieselbe Form 1825
im Biet classique d'hist. nat Furcularia stentorea, und gleichzeitig in der Encycloped. meth. (1824,
richtiger auch 1825) bildete er 2 verschiedene Gattungen unter dem gleichen Namen Trichocerca , deren
eine für dieses Thierchen ganz allein gelten sollte, diese p. 534., die andere p. 746. der Encyclopedie.
Dieses Versehen wurde von ihm 1831 in der Erklärung der Abbildungen zum Dict. classiq. p. 98. mit Ver-
änderung des Namens in Tricholria zu spät verbessert, weil indessen 1830 der Gattungsname Dmocharis
angewendet worden war. Bory hatte 1830 im Dict. classique den Namen Trichocerca bloss für Dino-
charis verwendet und die andern Formen übergangen. — Die Organisation ist, so weit es Panzerthiere er-
lauben, schon reichlich ermittelt. 5 — 6 Wirbelmuskeln und 2 Fussmuskeln als Bewegungsorgane sind bei
2 Arten beobachtet. — Ein Schlundkopf mit 2 einzahnigen Kiefern ist überall, bei B. tetr actis aber ein-
mal mit 2zahnigen gesehen. Eine sehr kurze Schlundröhre haben alle, der Darm ist aber bei B> Pocillum
eingeschnürt (Gaslerodela) , bei den übrigen einfach (Coelogastrica) gesehen. Zwei ovale Darmdrüsen
sind nur bei B. Pocillum und tetractis erkannt. — Drüsige Theile des Eierstocks sind bei allen 3 Arten
gesehen, bei B. Pocillum ist neuerlich auch eine helle contractile Blase an der Fussbasis erkannt. — Vom
Gefässsystem ist nur eine mögliche Spur bei D. Pocillum als ein geräumiges Zitterorgan gleich hinter dem
Schlünde beobachtet, doch könnte es ein Zittern der innern Magenfalten gewesen seyn. In einer Zeichnung
von 1826 habe ich noch, bei geringerer sehr klarer Vergrösseruug, 6 Queerlinien angemerkt, die vielleicht
Gefässe waren. — Als Nervenmark ist nur der, dem Auge zur Stütze dienende, längliche Markknoten bei
allen Arten unklar beobachtet. Die Hörnchen am Fusse bei dieser Gattung erinnern an Rotifer und die
Philodinaeen. Von den Salpinen und Euchlanis unterscheidet sich diese Gattung noch durch die Un-
fähigkeit, den Fuss in dem Panzer zu verbergen, weshalb dieser sogar mit gepanzert zu seyn schien (s.
B. Pocillum).
Die geographische Verbreitung ist in England, Preussen, Dänemark und Baiern bekannt.
lO». Ifinocharis Pocillum, fiinfzackiges Pofealthierclien. Tafel Lix. Fig. I.
D. lorica subeylindrica, conriculis pedis basalibus elongatis binis, digitis tribus.
Dinocharide Gobelet^ a carapace presque cylindrique > deuoz longa comets h la base du pied et 3
doigts ä la fourche.
Brachurus tertius , cauda fimbriata, Hill, History of animals, p. 7. PI. I. cum Fig. 1751. (vergl. Acihiurus.)
Schwerdühier , Eichhorn? Beiträge z. Kenntniss d. kl. Wasserthiere, p. 40. Taf. III. Fig. M. N. O. 1775.
Brachionus, noo. spec. ?, Müller, Naturforscher, IX. pv 209. 1776.
Trichoda Pocillum, Müller, Zoolog iae danicae prodr. addenda, 1776. Animalc. Infus, p. 206. Tab. XXIX. Fig. 9—12. 1786.
Animalcula nova, Kammacher, in Adam's Essay on the Microsc. 1798. p. 570. Taf. XXVI. Fig. E.
Vaginaria Pocillum, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 141. 1803.
Hechel, Oken, Lehrbuch d. Na turg. III. 1. p. 41. 1815.
Trichocerca Pocillum, Lamarck, Hist. nat. des an. sans vert. II. p. 26. 1816.
Furcularia stentorea, Bory de St. Vincent, Dict. classique d'hist. nat. 1825.
Trichocerca Pocillum, Bory de St. Vincent, Encyclop. meth. Vers. (1824.) 1825.
Dinocharis Pocillum, Abliandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 47. 1831. p. 135.
Trichotria Pocillum, Bory de St. Vincent, Biet, classique cfliist. nat. 1831. Tome XVII. p. 98.
Aufenthalt: Bei London, Copenhagen, Landshut, Danzig, Berlin,
Das von Hill 1751 gezeichnete TJiierchen fand sich in Calmus- Infusion und war klein, was freilich nicht passt, allein die
5 Spitzen am Fusse erlauben fast nur entweder an Dmocharis oder Actinurus zu denken, wo dann erstere näher steht. Eichhorn
fand sein Schwerdthier 1775 bei Danzig im Most (Sumpfe), nennt es ein Schaalenthier, sah das Kauen des Schlundkopfs für Bewegung
des Magens an, bewunderte den, wie gedrechselten, Fuss, nannte die Basal -Hörnchen 2 Schwerdter und erkannte die Wimpern des
Räderorgans, zeichnete aber irrig das hintere Panzerende, vielleicht durch die Rauhigkeiten verleitet, gezahnt und nur 2 Finger am
Fusse. Müller fand es seit 1776 öfter im Sumpfwasser bei Copenhagen, erkannte die Queergefässe und den Schlundkopf, hielt aber
den Stirnrand für 2 Kiefer, die Basalhörnchen des Fusses für willkührlich zu verlängern, und sah den Fuss 4gliederig, den sein Bru-
der, der Maler, auch 5gliederig sah. Das Thierchen bei Adams aus England könnte auch Notommata centrura gewesen seyn.
Schrank fand es im Mai und Juli mit Myriophyllum und Ophrydium ver sattle bei Landshut?. Bei Berlin ist es sehr häufig zwi-
schen Conferven im Torfwasser, doch immer einzeln. Nie sah ich es in Infusionen, habe es aber öfter zwischen Meerlinsen und Cfe-
ratophyllum überwintert. Meine Zeichnungen sind vom Mai 1826, von 1830, vom 5. Juni 1832, 10. Mai und 21. Juni 1835, und
ich sah es zuletzt am 15. Februar 1838 mit Callitriche. Der Körper ist fast walzenförmig mit einer schwachen Rückenleiste. Der
Fuss hat weder 4, noch 5 Glieder, sondern eigentlich nur 3 Gliederungen, welche bei D. paupera am besten vortreten. Das erste,
durch Einstülpung zuweilen doppelte, Glied hat 2 lange Hörnchen, deren Länge etwas variirt, die mir aber nicht einziehbar schienen.
Der Mitteltheil des Gliedes ist von einem rauhen Panzerringe umgeben. Auch das 2te Glied kann durch Einstülpung an der Basis
doppelt erscheinen, hat aber ebenfalls einen einzelnen Panzerring, wie das dritte, welches ich nie doppelt sah. Zwischen den beiden
langen Fingern der Zange ist ein mittlerer kurzer dritter Finger, wie bei Philodinaeen. Zwei keulenförmige Muskeln liegen im
Innern. Ich zählte 5 Wirbelmuskeln der Stirn, sah zwei einzahnige Kiefer im Schlundkopfe, eine sehr kurze Schlundröhre, einen
durch Einschnürung in Magen und Darm abgesonderten Speisecanal, welcher Indigo aiifiaahm und vorn 2 nierenförmige Darmdrüsen hatte.
4?3 ■
Dicht an der Schlundröhre war ein aus etwa 6 zitternden Falten bestehendes Zitterorgan , bei dem ich ungewiss blieb, ob es die innere
Magenwand oder eine Kieme war. Am Ende des Darmes an der Fussbasis schien ein helles contractiles Organ zu liegen, welches mit
einigen drüsigen Parthieen im Hinterleibe als Eierstock die Sexualtheile bildete. Im Jahre 1826 sah ich auch die, schon Müller
bekannt gewordenen, Queerlinien, vielleicht Gefässe, habe sie aber neuerlich vernachlässigt. Das rotte Auge sitzt deutlich auf einem
Markknoten, dem Gehirn. Die feinen Rauhigkeiten des Panzers, welcher ausser der Körperscheide, wie schon erwähnt, noch aus 2
getrennten cylindrischen Fussschienen besteht, hindern die klare Ansicht der feineren Organe. — Ganze Grösse bis Vio Linie. Reife
Eier sind unbekannt.
Erklärung der Abbildungen Taf. LIX. Fig. I.
Fig. 1. Rückenansicht mit etwas zur rechten Seitenansicht gewendetem Fusse; w hintere Darmöffnung. Zeichnung von 1830. Fig. 2. Rückenansicht
nach einer Zeichnung von 1832. Fig. 3. idealer Queerdurchschnitt des Körpers. Fig. 4. beobachteter Schlundkopf mit den 2 einzahnigen Kiefern.
Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
110. ItimocJmris tetractis, vierteiliges Pokalthierclieii. Tafel LIX. Fig. iL
D. loriea acute triangula, corniculis pedis basalibus binis, digitis duobus.
Dinocharide quaternaire, a carapace a trois tranchans, deua> cornets a la base du pied et deua>
doigts*
Dinocharis tetractis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 47. 1831. p. 135,
Aufenthalt: Bei Berlin.
Bei dieser Art, zu welcher der langen Hörnchen halber Eichhorjnts Figur nicht passt, habe ich mich am 9. Juli 1831 zu-
erst von der Anwesenheit eines Panzers überzeugt, und ich sah sie am 7. April 1832 wieder. Ich fand sie mit Lemna und Cerato-
phyllum. . Sie hat besonders auch längere Finger als die übrigen, und verhältnissmässig einen kürzeren Körper. Den Darm sah ich
ohne Einschnürung, den Schlundkopf, die Darmdrüsen und den Eierstock aber wie bei voriger Art. Nur erschienen mir 1832 die Kie-
fer 2zahnig. Fussmuskeln und Sexualblase blieben undeutlich. Keine Fussschienen. — Grösse bis Vio Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LIX. Fig. IL
Fig. 1. Rückenansicht. Fig. 2. Schlundkopf, nach Zeichnung von 1831. Fig. 3. zweizahnige Kiefer, nach Zeichnung von 1832. o) hintere Darm-
Mündung. Linearvergrösserung 300mal.
111. ffinocharis paupera, einfaches Pofcaltliierelieit. Tafel LIX. Fig. HL
D. loriea acute triangula, corniculis pedis basalibus vix prominulis, digitis duobus brevioribus.
Dinocharide pauvre, a carapace a trois tranchans, les cornets ä la base du pied peu visibles et
les deute doigts moms longs.
Dinocharis pempera, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 47. 1831. p. 135.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Der ebenfalls sehr scharf Skantige Panzer dieses Thierchens ist gleichartig rauh, doch sah ich bei ihm so wenig, als bei der
vorigen Art, deutliche Fuss- Schienen. Allein die Scheingliederung des Fusses zeigt anstatt am ersten allein, auch am 2ten Haupt-
Absätze kleine warzenartige Vorsprünge. Die Fussmuskeln waren deutlich, aber die Darmdrüsen blieben undeutlich. Den Darm sah
ich einfach und den Schlundkopf mit einzahnigen Kiefern, aber unklar. — Grösse Vio Linie,
Erklärung der Abbildungen Taf. LIX. Fig. 111.
Fig. i. Rückenansicht, w Darm -Mündung. Fig. 2. Ansicht von der Stirn in Verkürzung. Fig. 3. Rückenansicht mit gespreizten Fingern. Linear-
vergrösserung 300mal.
Nachtrag zur Gattung Dinocharis.
In dieser Gattung verlieren sich Schrank's Gattung Vaginaria 1803, welche zu heterogene Formen einschliesst, ferner
Lamarck's Gattung Trichocerca 1816, welche ebenfalls sehr verschiedene Formen zugleich umfasste, und Bory's 2 gleichnamige
Gattungen Trichocerca 1824 sammt seiner Gattung Trichotriat 1831, welche letztere speäter als Dinocharis genannt wurde. Fol-
gendes ist ein Versuch zur Feststellung der Synonymie : I. Trichocerca: 1) T. Joblotii Bory (1824) = ein zusammengezogener
Botifer?; 2) T. foreipata Lamarck (1816) = Diglena forc; 3) T. longicauda Lamarck (1816) = Notommata longic;
4) T. Luna Bort (1824) = Euchlanis L.; 5) T. Orbis Bory (1824) = Euchlanis? Orb.; 6) T. Pocillum Lamarck
(1816) = Dinocharis P.; 7) T. vermicularis Lamarck (1816) = Diglena foreipata? . IL Vaginaria: 1) V. Bractea
Schrank (1803) = Squamella Br.; 2) V. braehyura Schr. = Notommata longiseta; 3) V. Cwieus Schr. = Anuraea
stipitata?; 4) V. cylindrica Schr. = Notommata?; 5) V. longicaudata Schr. = Notommata l; 6) V. longiseta Schr,
= Monocerca bicomis; 7) V. Musculus Schr. = Uroleptus?, Battulus?, Monocerca? ; 8) V. Pocillum Schr. = IMno-
charis P.; 9) V. Squamula Schr. = Anuraea Sq. (Vergl. Vaginaria, Bory, 1822. p. 243. dieses Werkes.)
119
4¥4
VIERZIGSTE GATTUNG: GRIFFELFUSS.
Monura. Monure.
CHARACTER: Animal ex Euchlanidotorum familia, ocellis frontalibus duobus et pede simpliciter styli-
formi instructum.
CARACTERE: Animal de la famille des Euchlanides, ayant deux yeux au front et le pied sim-
plement styliforme.
Die Gattung Griffelfuss unterscheidet sich in der Familie der Mantelfischchen durch 2 Stirnaugen
und einen einfachen Griffelfuss.
Der Name wurde 1829 und 1830 in den Schriften der Berliner Akademie d. Wissensch. zuerst an-
gewendet, und die damalige neue und einzige Art der Gattung ist bis jetzt nur durch eine zweite, eben-
falls neue, Art vermehrt worden. Im Jahre 1830 wurde diese Gattung in der Familie Stephanopina ver-
zeichnet, weil das Räderorgan einfach erschien, was sich neuerlich als zusammengesetzt ergeben hat. —
An Organisation ist ein am Bauche offener, etwas zusammengedrückter, Panzer ($cuteüum\ wie bei Daph-
nia, erkannt. Vorn ist ein einziehbarer hakenartiger Stirn theil. Das Wirbelorgan zeigt bei einer Art 4 — 6
Muskelparthieen. Ein Schlundkopf mit 2 gezahnten Kiefern, eine sehr kurze Schlundröhre, ein einfacher
Speisecanal mit 2 kugligen Darmdrüsen sind beiden Arten gemein. Ein Eierstock mit einzelnen grossen
Eiern ist beiden gemein, bei einer Art ist auch das Keimbläschen im Ei beobachtet. Beide Arten haben 2
deutliche rothe Augen, die auf innern markigen Massen beweglich ansitzen.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist im adriatischen Meere bei Cattaro an der dalmati-
schen Küste, bei Berlin!, bei Copenhagen im Ostseewasser! und bei Tobolsk im sibirischen Asien bekannt.
113. Monura Colurus, stumpfer Oriffelfuss. Tafel Lix. Fig. IV.
M. lorica ovata, postico fine oblique truncata, obtusa, ocellis approximatis.
Monure obtuse, ä carapace ovale, oblic/uement tronc/uee et obtuse au bout posterieur, ayatit les yeu&
rapproches.
Colurella adriatica, Hemprich u. Ehrenberg? Symbolae physicae. Evertebrata I. Phytoz. I. Tab. III. Fig. V. 3. 1828. Text 1831.
Monura Colurus. (vergl. Mon. dulcis.)
Monura Colurus, Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 8, 17. 1830. p. 44, 54V, 64?. 1831. p. 128. 1833. p. 203.
Aufenthalt: Bei Copenhagen und Tobolsk in Sibirien beobachtet.
Die beiden Arten sind schwer zu unterscheiden und früher von mir selbst verwechselt worden. Die Zeichnung des von mir
zuerst beobachteten Thierchens aus der Bocca di Cattaro , die ich 1820 auf der Reise mit Dr. Hemprich nach Afrika entwarf, ge-
hört der Form nach deutlich der folgenden Art an, allein die Lokalität spricht für diese Art. Da es gewisse halb gewendete Lagen
der Thierchen giebt, in denen die hintere stumpfe Ecke spitz oder die Spitze stumpf erscheint, so ist dieser Character, wo er nicht
ausdrücklich beachtet war, wie ich jetzt weiss, unsicher, und auch die Stellung der Augen blieb früher unberücksichtigt. Ja, ich habe
bis 1832 auch das Berliner Thierchen für augenlos gehalten, und 1829 in dem sibirischen ebenfalls die Augen übersehen. Eine zweite
Schwierigkeit ist die gar leichte Verwechselung der Colurus- Arten mit diesen Formen. Oft tragen die Coluren ihre Finger hart-
näckig an einander geschlossen, und nur durch Quetschen zwischen Glasplatten erkennt man ihren Gattungs-Character. Mit Sicherheit
sind also nur die hier von Berlin und Copenhagen stammenden 2 Formen gekannt, und es wird denn unter dem Seethierchen das der
Ostsee verstanden, das dalmatische des Meeres aber und das sibirische des Irtisch werden nur beiläufig erwähnt. Das Thierchen
findet sich an der staubigen Oberfläche des gestandenen Wassers zuweilen sehr zahlreich, zu 10 — 20 in einem Tropfen. Das Gefäss-
system und der männliche Theil des Sexualsystems sind noch unerkannt. Die sibirische Form, von der ich 1829 auf der Reise mit
Herrn v. Humboldt 2 Abbildungen zeichnete, Hess bei einer Form 2(?) vordere Stirnhaken anschaulich werden. Die Panzerform
dieses Thierchens des Irtisch passt genau zu der des Ostseethierchens, welches ich im December und Januar 1835 und 1836 im Co-
penhagener Seewasser sah, das seit Monat November in Berlin angekommen war. — Grösse des Panzers allein V24 Linie, des sibiri-
schen Thierchens y36 Linie«
Erklärung der Abbildungen Taf. LIX. Fig. IV.
Fig. 1. Ansicht der Bauchfläche. Fig. 2. Rückenfläche. Fig. 3. rechte Seitenansicht beim Wirbeln. Fig. 4. dieselbe mit eingezogenem Räder-
organ; Co Darm -Mündung. Linearvergrösserung 300mal.
113. Monura dulcis, spitzer Griffelfuss* Tafel Lix. Fig. v.
M. lorica ovata, postico fine oblique truncata, acuta, ocellis distantibns.
Monure aigue, a carapace ovale, obliquement tronr/uee et aigiie au bout posterieur, les yeux ecartes.
Colurella adriatica, Symbolae physicae? 1828. vergl. M. Colwus.
Monura Colurus, Abhandl. d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. 1830. 1831. 1833. p. 203. zum Theil.
Aufenthalt: Bei Berlin (vielleicht auch bei Cattaro).
Die Form des Thierchens aus dem adriatischen Meere, welche in den Symb. physicis gestochen ist, würde ziemlich gut
auf diese Art passen, allein da die stumpfe Art neuerlich in der Ostsee, die spitze im Süsswasser beobachtet ist, so bin ich zweilel-
4?5
haft, wohin jene zu stellen ist. Noch besser passt jene Abbildung zu Colurus caudaius^ das würde aber einen, mir nicht so wahr-
scheinlichen, Fehler in meiner damaligen Beobachtung des Fusses voraussetzen. Diess Thierchen ist bei Berlin sehr gemein zwischen
Conferven und vermehrt sich in Gläsern in wenig Tagen oft zu grossen Mengen. Am 25. März 1832 entdeckte ich die Augen. Am
2. Februar 1838 sah ich es unter'm Eise zwischen dem flockigen Ueberzuge der Wasserpflanzen. Die Darmdrüsen waren undeutlich,
der Darm oft mit grüner Speise erfüllt. — Grösse des Panzers V24 Linie, des dalmatischen Thierehens V24 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LIX. Fig. V.
Fig. 1. rechte Seitenansicht. Fig. 2. Rückenfläche. Fig. 3. Bauchfläche; cd Darm -Mündung. Vergrösserung des Durchmessers 300mal.
EINUNDVIERZIGSTE GATTUNG: ZANGENFUSS.
Colurus. Colu re.
CHARACTER: Animal ex Euchlanidotorum familia, ocellis frontalibus duobus, pede furcato et lorica com-
pressa aut cylindrica instructiim.
CARACTERE: Animal de la famille des Eucklanides , ayant deux yeux au fronl^ le pied fourchu
et la carapace comprimee ou cylindrique.
Die Gattung Zangenfoss zeichnet sich in der Familie der Mantelfischchen durch 2 Stirnaugen, ei-
nen Zangenfuss und einen seitlich zusammengedrückten oder cylindrischen Panzer aus.
Bory de St. Vincent gab 1824 den Namen Colurella an Müller s Brachionus uncinatus, als eine
besondere Gattung seiner Familie der Brachioniden, ganz allein. Dieser griechische Name ist seit 1830
nur in der gegenwärtigen sprachrichtigeren Form, ohne lateinische Diminutiv-Endigung, von mir angewendet,
und die Charactere der Gattung sind gleichzeitig schärfer bestimmt, so wie eine neue Art hinzugefügt wor-
den. Noch 2 neue Arten wurden 1833 beschrieben. Diese 4 x4rten bilden noch jetzt die Gattung. Sie
wurde 1830 in der Familie der Stephanopinen aufgeführt, allein das Räderorgan ist seitdem als zusam-
mengesetzter erkannt worden. Die erste Kenntniss solcher Formen hatte Müller 1773, als er den Bra-
chionus uncinatus zuerst verzeichnete, alle übrigen Arten waren früher nicht bekannt. — Die Organisa-
tion ist im Groben reichlich ermittelt. Eine am Bauche offene Schaale (Scutellum), wie bei Daphnia, bil-
det bei 4 Arten deutlich den Panzer. Ein mehrfach zusammengesetztes Räderorgan ist bei allen Arten er-
kannt und wird bei allen durch einen einziehbaren Stirnhaken (Respirationsröhre?) überragt. Ein Schlund-
kopf mit zwei 2 — 3zahnigen Kiefern ist bei 2 Arten gesehen, undeutlich blieben bei den andern nur die
Zähne. Alle haben eine sehr kurze Schlundröhre, 2 Arten einen eingeschnürten Darm (Gasterodela) , die
übrigen 2 einen einfachen (Coelogastrica) , woran vorn bei allen Arten 2 Darmdrüsen beobachtet sind. —
Von Sexualorganen ist nur der Eierstock bei allen Arten gesehen. — Zum Gefässsysteme gehört vielleicht
der kappenartige Stirnhaken als Respirationsrohre. Zwei sehr feine rothe Stirnaugen sind allmälig bei 2
Arten, nocli nicht bei C. uncinatus und bicuspidatus, erkannt worden, welche sie wohl auch noch zeigen
werden. Alle Arten haben eigenthümliche Bläschen im Rücken und sind leicht mit Monura zu verwechseln.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist in Dänemark im Süsswasser und Ostseewasser, im
Elsass, in Preussen, Mecklenburg und im sibirischen Asien beobachtet.
114. Colurus f uncinatus , der Meine Kangenftiss. Tafel LIX- Fig. VI.
C. lorica ovata, coinpressa, mncrone postico brevi duplici, digitis brevissiuiis.
Co Iure? crocIiU} a carapace ovale , comprimee , ayant deute peiites pointes au bord posier ieur ei les
doigts tres-courts.
Brachionus uncinatus, Müller, Verm. fluv. Iiist. p. 134. Krog-Uvirvleren. 1773. Animalc. Infus, p. 351. Tab. L. Fig. 9— 11. 1786.
Vorticella (Monoculo Pulici i. e. Daphniae similis) , Herrmann, Naturforscher. XIX. p. 51. Taf. II. Fig. 13. 1784.
Colurella uncinata, Bory de St. Vincent, Encyclopedie meth. Vers. 1824.
Colurus uncinatus, Abhandl. der Akademie d. Wissenscli. zu Berlin, 1830. p. 44. 1831. p. 129.
Aufenthalt: Bei Copenliagen im Süsswasser und Ostseewasser, im Elsass bei Strassburg, bei Berlin, bei Bogoslofsk im Ural im
Süsswasser und bei Petropowlofsk in Sibirien im Salzwasser beobachtet.
Diess Thierchen mag leicht eines der am weitesten verbreiteten Räderthierchen seyn, allein die Arten der Gattung müssen
sehr sorgfältig und mühsam unterschieden werden, weshalb auf die früheren Beobachter bis 1830 kein sicherer Verlass ist. Müller
fand es im Süsswasser und Seewasser bei Copenliagen und nennt es irrig zweischaalig. Da die Augen dieser Art noch nicht ausser
Zweifel gestellt sind, so ist die Stelle in der Gattung unsicher, allein auch bei den übrigen sind die Augen lange übersehen und mit
Anstrengung sogar einige Zeit umsonst gesucht worden, ein Verhältniss, welches man sich mit dem Aufsuchen eines Luftballons hoch
am Himmel erklären mag. Ist der Ort eines sehr kleinen Dinges sicher angezeigt, so sieht es jeder, ohnediess übersieht es auch ein
angestrengtes Suchen. In der Mitte des Rückens ist meist ein Kranz von Bläschen, in dem ich 1831 pigmentlose Augen vermuthete.
._ 4^o —
Aebnliche Blasen sind aber bei allen Arten, daher ist es wahrscheinlicher, dass es Oelbläschen sind, wie sie bei den Cyclopiden
häufig vorkommen, zumal da sie bei C. caudatus und defle&us neben den Augen vorhanden waren. Sonderbar ist die von mir wie-
derholt gemachte Beobachtung, dass 2 Thierchen der Länge nach mit den Seiten an einander hingen, wie bei Selbsttheilung, die doch
nicht existiren kann; einmal sah ich sie ein Kreuz bilden (vergl. die folgende Art). Der Schlundkopf war deutlich, die Zähne waren
es nicht* Der Darm war bei einigen eingeschnürt und schien bei andern einfach. Es lebt zuweilen zahlreich an der staubigen Ober-
fläche stehenden Wassers. Im Jahre 1829 fand ich es auf der Reise mit Herrn v. Humboldt in Sibirien im Süsswasser des Ural
und in einem Salzsee der Steppe. Erstere Form war hinten unterhalb stärker ausgeschweift, und bei beiden sah ich den Stirnhaken
nicht« — Grösse des Panzers V36 — V24 Linie bei Berlin, V45 Linie in Sibirien.
Erklärung der Abbildungen Tafel LIX. Fig. VI.
Fig. i. rechte Seitenansicht. Fig. 2. Rückenansicht; Zeichnung von 1830. Fig. 3 — 6. 3 Paar zusammengeheftete Thierchen; w hintere Darmöff-
nung« Linear vergrösserung 300mal.
115„ Colurus? Mcuspidatus , der grosse Zangenfnss. Tafel LIX. Fig. VII.
C. lorica ovata, compressa, mucrone postico duplici valido, digitis brevibus.
Colure? pointu, ayant la carapace ovale , comprimee, les deute pointes au bord posterieur fortes et
les doigts courts.
Colurus licuspidatus , Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 44. 1831. p. 129. 1833. p. 203.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese der vorigen sehr ähnliche Art ist häufig grösser und hat immer nur einen einfachen Darm. Vielleicht sind daher Fig.
3 — 6. der vorigen Art hierher zu rechnen. Hinten ist der Panzer tiefer ausgeschweift. Deutliche Rädermuskeln , ein Bläschenkranz,
ein Schlundkopf ohne deutliche Zähne, keine deutlichen Darmdrüsen und reife Eier sind beobachtet. — Grösse des Panzers V24 Linie,
des Eies lj^ Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LIX. Fig. VII.
Fig. 1, rechte Seitenansicht; cd Darmmündung. Fig. 2. Bauchfläche. Fig. 3. Rückenfläche. Linearvergrösserung 300mal.
116. Colurus caudatus, langfingriger Zangenfuss. Tafel Lix. Fig. vm.
C. lorica ovata, compressa, mucrone postico duplici distineto, digitis pede longioribus.
Co Iure a doigts longs^ ayant la carapace ovale , comprimee, les pointes au bord posterieur distin**
ctes, les doigts plus longs cjue le pied.
Colurus caudatus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 202.
Aufenthalt: Bei Berlin im Süsswasser und im Seewasser von Wismar in Mecklenburg beobachtet.
Diese am 2. April 1832 bei Berlin zuerst unterschiedene Art ist besonders leicht mit Monura zu verwechseln. Die Schaale
ist ganz der des C. uncinatus ähnlich, aber die Finger des Fusses sind viel länger. Die Augen stehen sehr dicht beisammen. Die
Kiefer des Schlundkopfs sind ein- oder zweizahnig, die Schlundröhre klein, 2 deutliche Darmdrüsen, ein einfacher Darm, ein deutli-
cher Eierstock sind erkannt. Ich fand am 5. Nov. 1833 eine dieser sehr ähnliche Form mit etwas mehr abgestutztem Hintertheil im
Ostseewasser von Wismar, welches ich mit nach Berlin genommen hatte. Die Augen waren etwas mehr getrennt, der Stirnhaken et-
was breiter, vorn abgestutzt, und im Nacken war ein Kranz von Bläschen. Die auffallendste Verschiedenheit war aber im eingeschnür-
ten Darme. Ob eigene Art? Neuerlich habe ich am 14. Febr. 1838 das Thierchen der ersten Form wieder in einem überwinterten
Gefässe mit Arthrodesmus , Naviculis und Arcellen beobachtet. — Grösse des Panzers V24 Linie, Ei Vso Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LIX. Fig. VIII.
Fig. 1. rechte Seitenansicht. Fig. 2. Rückenfläche; beide Zeichnungen von 1832. Fig. 3. Rückenfläche. Fig. 4. rechte Seite; w Darmmündung.
Fig. 5. rechte Seite; sämmtliche 3 Seethierchen von 1833. Linearvergrösserung 300mal.
II?, Colurus defleacus, geflügelter Zangenfuss. Tafel LIX. Fig. IX.
C. lorica ovata, compressa, mucrone postico duplici praelongo deorsum speetante, digitis pede brevioribus.
Colure abaisse, a carapace ovale, comprimee, ayant les pointes au bord posterieur tres-longues et
pendantes s. abaissees^ les doigts plus courts qne le pied.
Cohmis deflexus, Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 203.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese sehr ausgezeichnete Art fand sich am 23. Juni 1832 im klaren Wasser eines Torfmoores. Sie ist mehr gerundet und
sehr durchsichtig. Jederseits zwei kuglige Muskelparthieen des Räderorgans, ein Schlundkopf mit zweizahnigen Kiefern, eine kurze
Schlundröhre, ein einfach conischer Darm, 2 kleine kuglige Darmdrüsen, ein Kranz von Bläschen im Rücken mit einer drüsigen Un-
terlage, und ein Eierstock mit einem grossen Ei fielen in die Augen. Die beiden Stirnaugen sassen vorn auf einem grossen Markkno-
ten. — Panzerlänge 3/*oj Eilänge V48 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LIX. Fig. IX.
Fig. i. rechte Seitenansicht; w Darmmündung. Fig. 2. linke Seitenansicht. Fig. 3. Bauchfläche. Fig. 4. Rückenfläche. Fig. 5. die beiden zwei-
zahnigen Kiefer. 300maligc Linearvergrösserung.
4W
ZWEIUNDVIERZIGSTE GA TT ü N G: STIRNAUGE.
Metopidia. Metopidie.
CHARACTER: Animal ex Euehlanidotonim faiinlia, ocellis frontalibus duobus, pede furcato, lorica de-
pressa aut prismatica et fronte nuda aut uncinata nee cucullata insigne. (=Lepadella ocel-
lis duobus frontalibus.)
CARACTERE: Animal de la famille des Etichlanides, ayant deux yeux au front^ le pied fowehu,
la carapace deprimee ou prismatigae et le front nu ou croc/m, sans chaperon.
Die Gattung Stirnauge ist in der Familie der Mantelfischchen durch 2 Stirnaugen, einen Gabel-
fuss, einen niedergedrückten, flachen oder prismatischen Panzer, und eine nackte, oder mit einem Haken
versehene, schirmlose Stirn bezeichnet.
Gegründet wurde die Gattung 1830 in den AbhandL d. BerL Akad. d. Wiss. aus Lepadella triptera
mit 1 Art, M. triptera. Eine 2te Art wurde 1831, und die 3te 1833 ebenda hinzugefügt Eine Kennt-
niss dieser Formen könnte früher Beseke 1784 oder Müller in seinem Brachionus Braclea gehabt ha-
ben, welchen Bory de St. Vincent Squamella limulina nannte, doch fehlen die Charactere (s. Squamella).
An Organisation ist vielerlei des Wesentlichsten ermittelt. Der Panzer scheint unten geschlossen (Testula).
Drei bis vier Wirbelmuskeln sind bei 2 Arten, 2 Fussmuskeln bei 1 erkannt. Zwei Arten haben einen
Stirnhaken, wie Colurus (Respirationsröhre?), und treten mit diesem nahe an die folgende Gattung. Der
Schlundkopf hat bei 1 Art je 2, bei 1 je 4, bei 1 undeutliche Zähne. Eine kurze Schlundröhre und 2 kug-
lige Darmdrüsen haben alle, 2 Arten haben einen deutlich, 1 einen undeutlich eingeschnürten Darm {Ga-
sterodela). — An Sexualtheilen haben alle einen Eierstock und M. triptera auch eine contractile männ-
liche Blase erkennen lassen. — Zwei rothe Stirnaugen sind allen Arten gemein.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist mit voller Sicherheit nur bei Berlin bekannt, wahr-
scheinlich aber ausser Preussen auch in Curland und im Ural Asiens beobachtet.
118* Metopidia I*epadella9 flaches Stirnau^e. Tafel LDL Fig. X.
M. lorica depressa, fere plana, late ovata, postica parte rotundata, fronte lunatim excisa.
Metopidie Lepadelle, a carapace deprimee, presque plate, arrondie a F e&tremitc posterieure et
echancree au front en croissant.
Viertes nuderthierchen , Beseke? Leipziger Magazin d. Naturk. IV. St. 3. p. 329. Fig. 12. 1784.
Metopidia Lepadella, Abhandl, der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 136.
Aufenthalt: Bei Berlin und vielleicht bei Mietau in Curland.
Diess Tliierchen hat grosse Aehnlichkeit in der Form mit Lepadella ovalis, welche zweizahnige Kiefer und keine Augen
hat, und mit Squamella Bractea^ welche 4 Augen und undeutlich gezahnte Kiefer zeigt. Mit beiden kann Müller schon 1786
sie verwechselt haben. Eine unvollkommene Zeichnung eines ähnlichen Thierchens gab Beseke aus Mietau. Bei Berlin ist es zuwei-
len ziemlich zahlreich zwischen Confervis Conjugatis. Es ist gross, klar, hat einen Schlundkopf mit 2 4zahnigen Kiefern, eine
kurze Schlundröhre, 2 Darmdrüsen, einen eingeschnürten Speisecanal und deutlichen Eierstock mit 1 — 2 Eiern. Zwei rothe Augen-
punkte stehen ganz in den seitlichen Winkeln des Räderorgans. Die Finger sind etwas länger als der Fuss. — Grösse des Panzers
bis Vi2 Linie, des Eies V24 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LIX. Fig. X.
Fig. 1. Bauchfläche mit eingezogenem Räderwerk. Fig. 2. rechte Seitenansicht beim Hingleiten an den Confervenröhren. Fig. 3. Rückenfläche im
Wirbeln, w Darm -Mündung. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
119. Metopidia aeuminata, gespitztes Stirnauge. Tafel LIX. Fig. XI.
M. lorica depressa, fere plana, ovata, postica parte acuminata, fronte levius excisa.
Metopidie aigue, a carapace deprimee^ presque plate, ovale^ aigue ä V e^ctremite posterieure et le-
gerement echancree au front.
Metopidia'* acuminata, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 210.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Es ist nur 1 Exemplar am 4. Mai 1832 zwischen Oscillatorien entdeckt und seitdem kein zweites beobachtet worden. Die
Form hat manche Aehnlichkeit mit einem Colurus. Alle bekannten Arten der letztereu Gattung haben aber genäherte Augen und einen
seitlich zusammengedrückten, unten offenen, Panzer. Ich unterschied 4 Wirbelmuskeln, einen deutlichen 4rnuskeligen Schlundkopf mit
unklarem Kieferbau, eine kurze Schlundröhre, einen zweitheiligen Darm, zwei rundliche Darmdrüsen und einen Eierstock, ausserdem
2 seitliche rothe Stirnaugen. Die Stirn überragt ein Haken mit häutiger Ausbreitung (Respirationsröhre?), wie bei Colurus. — Grösse
des Panzers V2o> des Eies V48 Linie. Ganze Länge Vis Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LIX. Fig. XI.
Fig. 1. Rückenansicht. Fig. 2. rechte Seitenansicht. Fig. 3. Rückenfläche mit eingezogenem Räderorgan, co Darm-Mündung. Linearvergrösserung 300mal.
120
4?8
120. Metopidia triptera, dreiflügliges Stirnauge. Tafel Lix. Fig. xn.
M. lorica ovata, acute triquetra, dorso cristata.
Metopidie triptere, a carapace ovale, distinctement trilaterale par une crete au milien du dos.
Lepadella? Iriplera, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 63, 71.
Metopidia triptera, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 137.
Aufenthalt: Bei Bogoslofsk im Ural und bei Berlin beobachtet.
Das niedliche Thierchen war eine Frucht der Reise mit Herrn von Humboldt nach Sibirien im Jahre 1829. Zwar hatte
ich schon 1826 eine Zeichnung derselben Art in Berlin gemacht, allein ich hielt sie für unrichtig beobachtet und erwähnte sie nicht.
Ein erneutes Auffinden derselben Form 1830 bei Berlin bestätigte es aber und zeigte mir die Anwesenheit 2 bis dahin übersehener
kleiner Stirnaugen, und am 13. März 1835 habe ich sie in Berlin in mehreren Exemplaren nochmals beobachtet. Das Thierchen lebt
.zwischen Conferven der freien Gewässer. Ein 3theiliges Räderwerk, ein Stirnhaken, ein Schlundkopf mit 2zahnigen Kiefern, eine kurze
Schlundröhre, ein zweitheiliger Darm, 2 kuglige Danndrüsen, eine contractile Sexualblase und ein Eierstock sind samint 2 Fussmus-
keln und den 2 rothen Stirnaugen beobachtete Structurtheile. Durch diese Form entstand 1830 die Gattung, und sie war systematisch
damals recht wichtig. (Vergl. 1830. p. 71.) — Grösse in Berlin V24 — V12 Linie, im Ural Vas Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LIX. Fig. XII.
Fig. 1. Rückenansicht; * contractile Sexualblase. Fig. 2. linke Seitenansicht. Fig. 3. Ansicht von hinten in Verkürzung. Diese 3 Figuren sind von
Berlin 1835. Fig. 4. Rückenansicht eines jüngeren Thierchens. Fig. 5. Verkürzung von hinten; beide nach Zeichnungen von 1830. Vergr. 300.
DREIUNDVIERZIGSTE GATTUNG: DIADEMTHIERCHEN.
Stephanops. Stepbanops.
CIIARACTER: Animal ex Euchlanidotorum familia, ocellis duobus frontalibus, pede furcato, lorica de-
pressa aut prismatica et fronte cucullata insigne.
CARACTERE: Animal de la famille des Euchlanides, ayant deux yeux au fronte le pied fourchu>
la carapace deprimee ou prismatique et le front garni d'un chaperon ou diademe.
Die Gattung Diademthierchen unterscheidet sich in der Familie der Mantelfischchen durch 2 Stirn-
augen, einen Gabelfuss, einen niedergedrückten oder prismatischen Panzer und einen Hauben- oder Diadem-
artigen Stirnrand.
Diese Gattung wurde 1830 in den Abhandlungen der Berl. Akad. d. Wiss. zuerst scharf umschrie-
ben, mit 2 Arten versehen und mit Monura und Colurus in eine eigene Familie der gepanzerten Räder-
thierchen, Stephanopina, gestellt, weil das Wirbelorgan einfach erschien. Seitdem ist letzteres bei all die-
sen Formen als zusammengesetzt erkannt und die Familie schon 1831 aufgelöst worden, wo auch eine
dritte Art hinzukam. Diese 3 Arten sind noch nicht weiter vermehrt worden. Eine der 3 Formen kannte
Müller schon 1773 und nannte sie Brachionus cirratus, eine andere nannte er 1786 Brachionus la-
mellaris, die dritte Art wurde 1831 von mir entdeckt, Jene ersten 2 Arten hat nur Bory de St. Vincent
1824 von Brachionus abgesondert, aber in 2 verschiedene Gattungen gestellt als Lepadella lamellaris
und Squatinella Caligula. Im Jahre 1830 hielt ich Müllers Synonym, worauf sich Bory's Gattungsname
bezog, nicht für sicher identisch mit meinem augenführenden Stephanops cirratus,, sollten sich daher spä-
terhin ähnliche augenlose Formen finden, so bliebe der Name Squatinella für diese. — An Organisation ist
ein Panzer mit einem vorn erweiterten Stirnrande, bei 2 Arten hinten in Dornen verlängert, beobachtet.
Eine Art hat 2 seitliche vordere Längsmuskeln und 2 Fussmuskeln, und dieselbe 3 — 5 Wirbelmuskeln er-
kennen lassen. — Ein Schlundkopf mit 2 einzahnigen Kiefern und kurzer Röhre ist bei allen Arten beob-
achtet. Eine Art hat einen 2theiligen, 2 haben einen einfachen Darm. Darmdrüsen zeigten bisher 2 Arten.
— Ein Eierstock ist bei allen beobachtet, contractile Sexualblasen sind bei 2 Arten. Zwei rothe Stirnaugen
nahe am seitlichen Rande sind bei 2 Arten beobachtet, bei einer noch unerkannt {Squatinella?). Alle Ar-
ten haben sehr rasche unstäte Beweglichkeit. Die Stirnkappe bleibt ausgestreckt, wenn das Thier sich zu-
sammenzieht.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist nur von Dänemark, Baiern und Preussen bekannt.
131. Stephanops lamellaris, dreispitzig-es Diademthierchen. Tafel Lix. Fig. XIII.
St. loricae spinis postieis tribus.
Stephanops lamellaire, ayant trois epines an bout posterienr de la carapace.
UracJnimus lameUaris, Müller, Animalc. Infusor. p. 340. Tab. XLVII. Fig. 8 — 11. 1786.
Brachionm lamellaris, Lamarck, Hist. nat. des anhn. saus vert. II. p. 35. 1816.
4?9 .
Lepadella lamellaris , Bort de St. Vincent, Encycloped. method. Vers. 1824.
Stephanops lamellaris, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 44. 1831. p. 137.
Aufenthalt: Bei Copenliagen und Berlin beobachtet.
Die sehr raseben Bewegungen dieses sehr durchsichtigen Thierchens erschweren seine Betrachtung, allein den Character der
crystallhellen Stirnhaube oder des Diadems erkennt man leicht samint den 3 characteristischen hintern Spitzen. Müller fand es zuerst
im November 1779, häufiger aber im October 1781 in Sumpfwasser. Den Namen lamellaris gab er wegen der Haube, die er la-
mella nennt. Ein Wirbeln sah er nicht. Er sah ein Hörnchen im Wirbelorgan, das ich nicht fand. War es eine Respirationsröhre ?
Ich fand es 1826 im August, 1830 im Juni zwischen Conferven, 1831 im Juli und 1832 im Juni wieder. Es ist fast walzenförmig
oder eiartig rund. Der Schlundkopf hatte 2 einzahnige Kiefer, der Darm war zweitheilig und nahm leicht Indigo auf. Ueberdiess sah
ich 2 Eier und 2 Augen. Bei der letzten Beobachtung sah ich dicht über den Fussfingern eine Borste eingelenkt, dergleichen auch
bei Euchlanis vorkommen. — Grösse des Panzers l/3Q bis V20, des Ganzen V20 bis Vi2> des Eies V*8 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LIX. Fig. XIII.
Fig. 1. Bauchfläche. Fig. 2. rechte Seitenfläche eines Erwachsenen; w Darm -Mündung. Fig. 3. Bauchfläche eines Jungen. Fig. 4. Schlundkopf.
Linear vergrösserung 300mal.
1Ä3. Stephanops? muticus, dornloses Diademthiercben. Tafel LIX. Fig. XIV.
St. loricae postica parte inermi, integra.
Stephanops? desarme^ a carapace entihre^ sans epines au bout posterieur.
Stephanops muticus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 138.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Entdeckt im Sommer 1831, fand es sich wieder am 14. April 1835 in mehreren Exemplaren. Es ist eben so beweglich,
als das erste, allein ich konnte keine sicheren Augen erkennen, obwohl ich 1835 in der Seitenlage einen dunkleren Fleck an der Stirn
wahrnahm. Den Mangel halte ich noch für Fehler der Beobachtung. Ausser dem Schlundkopfe ohne deutliche Zähne, den Darmdrü-
sen, dem einfach conischen Darme und den Spuren des unentwickelten Eierstocks sah ich eine contractile Blase an der Fussbasis. —
Grösse V12 Linie. — Squatinella?
Erklärung der Abbildungen Taf. LIX. Fig. XIV.
Fig. 1. Riickenansicht; s contractile Blase. Fig. 2. linke Seitenansicht mit Augenspur; w Darm -Mündung. Fig. 3. Junges vom Rücken gesehen;
* contractile Blase. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
123. Stephanops cirratus, zweispitziges IMademfliierctieii. Tafel LIX. Fig. XV.
St. loricae postica parte spinis duabus armata.
Stephanops fottrchu, ayant deuoo epines au bout posterieur de la carapace,
Brachionus cirratus, Müller, Verm. fluv. List. p. 132. 1773. Lökke - Hvirvleren. Animalc. Infus, p. 352. Tab. XL VII. Fig. 12. 1786.
Brachionus cirratus, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 137. 1803.
Squatinella Caligula, Bory de St. Vincent, Encycloped. meth. Vers. 1824.
Stephanops cirratus, Abhandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 44. 1831. p. 137.
Aufenthalt: Bei Copenliagen und Berlin bekannt.
Diess ist die am frühesten von Müller 1773 bei Copenliagen beobachtete Art, bei der er schon das Auswerfen (durch eine
hintere Darmöffnung) anmerkt. Nie fand ich sie aber von der Grösse des Brach, urceolaris, wie Müller angiebt. Ich sah 3 oder
5 Wirbelmuskeln, 2 seitliche Längsmuskeln, vorn bis zur Panzermitte reichend und vielleicht bis zu den Stacheln fortgesetzt. Der
4muskelige Schlundkopf, 2 kleine Darmdrüsen, ein einfacher Darm, ein Eierstock, eine männliche Sexualblase und 2 Fussmuskeln wa-
ren nebst den 2 rothen Stirnangen die ansprechenden Structur Verhältnisse. Joblot's Thierchen, Chenille aquatique, welches Mül-
ler hierher zieht, mag Rotifer vulgaris gewesen seyu. — Grösse V20 Linie, des Eies %% Linie.
Erklärung der Abbildung Taf. LIX. Fig. XV.
Es ist eine Rückenansicht des Thierchens bei 300maliger Linearvergrösserung. * die männliche Sexualblase.
VIERUND VIERZIGSTE GATTUNG: AUGENSCHÜPPCHEN.
Squamella. Squamelle.
CHARACTER: Animal ex Euchlanidotorum familia, ocellis frontalibus quatuor et pede furcato. ( = Le-
padella ocellis quatuor.)
CARACTERE: Animal de la famille des Euchlanides, ayant 4 yeux au front et le pied fourchu.
Die Gattung der Augenschüppchen zeichnet sich in der Familie der Mantelfischchen durch 4 Stirn-
augen und einen Gabelfuss aus.
Den Namen der Gattung gab Bory de St. Vincent 1824 in der Efricyclopedie methodique d hi-
stoire naturelle einer jetzigen Art derselben > jedoch mit ganz andern 5 nur äusseren 5 Characteren, nach
4§0 —
Müllers Beschreibung des Bracktonus Bractea. Scharfer umgrenzt wurde die Gattung nach neuen Beob-
achtungen 1830, und eine 2te Art ist 1833 zugefügt, beide bilden noch allein diese Gruppe. Miller fand
seinen Brachionus vor 1786, Schrank nannte denselben 1803 Vaginaria Bractea und Bory änderte
seitdem den Namen unnöthig in Squamella limulina um. — An Organisation ist Folgendes beobachtet: Der
Panzer ist eine geschlossene Schaale (Teslula), das Wirbelorgan wird bei beiden Arten aus 5 — 6 Muskel-
parthieen gebildet. Der Schlundkopf zeigte bei 1 Art zweizahnige oder dreizahnige Kiefer. Die Schlund-
röhre ist bei einer Form kurz, bei der andern länger und s- förmig. Beide haben einen zweitheiligen Darm
(Gasterodela) und kleine Darmdrüsen5 die bei $. oblonga conisch sind, wie bei Notom. Brachionus. — Beide
haben einen Eierstock und eine contractile männliche Blase; männliche Drüsen sind nur bei einer erkannt.
Die 4 Augen liegen bei beiden paarweis an den Seiten der Stirn.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist in Dänemark, Baiern und Preussen bekannt.
124. f&quamella Mractea, crystallenes Augensclmppcben. Tafel LDL Fig. XVI.
Sq. lorica depressa, late ovata, crystallina, digitis crassioribus , brevioribus.
Sr/uamelle Bractee, a carapace deprimee, largemcnt ovale, hyaline, les doigts plus gros et plus courts.
Brachionus Bractea, Müller, Animalc. infus, p. 343. Tab. XLIX. Fig. 6 — 7. 1786.
Brachionus Bractea, Schränk, Fauna boica, III. 2. p. 143. 1803.
Squamella limulina, Bory de St. Vincent, Kncycloped. metli. Vers. 1824.
Squamella Bractea, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 47. 1831. p. 141. 1833. p. 220.
Aufenthalt: Bei Copenhagen, Landshut und Berlin.
Obwohl Müller die characteristischen Augen dieses Thierchens nicht sah, so ist doch seine Abbildung sehr für dasselbe spre-
chend. Den speciellen Fundort hat er nicht angemerkt. Schrank fand sein Thierchen in Grabenwässern vom Mai bis zum Herbst
mit Hydra- Polypen in Baiern. Ich sah es bei Conferven im Thiergarten von Berlin im Sommer. Müller spricht von 2 Haken
an der Schwanzbasis des Thierchens, und dieselben erwähnt Schrank als Stacheln, allein es sind nur die doppelten Ränder der Pan-
zeröffnung für den Fuss von der Rückenseite gesehen. Das Wirbelorgan erschien mir 6fach. Der Schlundkopf war deutlich, aber die
Zähne blieben unklar. Der Darm füllte sich leicht mit Indigo und warf an der Fussbasis aus. Zwei ovale kleine Darmdrüsen, ein
Eierstock mit 2 fast reifen Eiern und eine contractile Sexualblase wurden deutlich. Die paarweisen Augenpunkte sind sehr zart, etwa
in der Mitte der Wirbelmuskeln, seitlich. — Grösse des Panzers V12? des Eies ^36 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LIX. Fig. XVI.
Fig. 1. Bauchfläche; s männliche contractile Befruchtungsblase. Fig. 2. rechte Seitenansicht. Fig. 3. Rückenfläche mit den vermeinten 2 Stacheln;
o) Darm - Mündung. Linearvergrösserung 300mal.
1£5. Squamella oblonga, längliches Augenscbiippclieii. Tafel LIX. Fig. XVII.
Sq. lorica depressa elliptica s. ovato- oblonga, hyalina, digitis gracilioribus , longioribus.
S quam eile oblongue, ä carapace deprimee, elliptir/ue ou ovale-oblongue, hyaline, les doigts plus gre-
les et plus longs.
Squamella oblonga, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 220.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese Art wurde am 16. August (nicht April) 1832 in grünem Wasser mit Chlamidomonas Pulvisculus entdeckt und am
21. Mai 1834 in ganz ähnlichen Verhältnissen wieder beobachtet. Sie pflanzte sich in Gläsern bis zum 15. Juni viele Hundertweis
fort. Das Räderorgan erschien 6theilig. Der 4muskelige Schlundkopf hatte an jedem der 2 Kiefer einen gabelförmigen Zahn oder
2 Zähne, und daneben noch 2 Zähnchen fast frei, die ich aber einmal mit den ersten zu je 3 zusammenhängen sah. Einmal sah ich
1832 einen sehr kurzen Schlund, aber 1834 sah ich immer einen ziemlich langen. Der Darm war immer eingeschnürt. Die Darm-
drüsen sah ich 1832 rundlich, aber 1834 bei grösserer Aufmerksamkeit birnformig. Im Eierstocke sah ich reife Eier und ich beobach-
tete ihr Ausscheiden. Männliche Sexualdrüsen sah ich erst 1834, aber die queergelagerte contractile Blase schon 1832. Die Augen
sind grösser, als bei der vorigen Art. — Grösse des Panzers V20 des Ganzen Vis* des Eies V36 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LIX. Fig. XVII.
Fig. 1. Rückenfläche 1834; s contractile Blase, t Samendrüse, #4- Ei, gp Darmdrüse. Fig. 2. Bauchfläche 1832. Fig. 3. linke Seitenansicht. Fig. 4.
Umriss des Panzers von der Bauchseite. Fig. 5. eingezogenes Thierchen. Fig. 6. gelegtes Ei. Fig. 7. und 8. Kiefer. Linearvergr. 300.
481
SIEBENTE FAMILIE: WEICH-RÄDERTHIERCHEN.
Pliilodinaea. Fliiloilines.
CHAR ACTER: Animalia rotatoria, zygotrocha, nuda.
CARACTERE: Animaux rotaloires, sans galne ou carapace et pourvus de deux organes rota-
toires simples en forme de deux roues.
Die Familie der Weichrädert hierchen umfasst alle Räderthierchen ohne Panzer oder Hülle,
welche nur 2 einfache Wirbelorgane in Form zweier Räder führen.
ITebersichtliche Erläuterung zur Familie der Weichräderthiere.
Die Formen dieser Familie sind seit Leeüwenhoek's Entdeckung der Infusorien von allen Beobachtern und vielen Systema-
tikern mit besonders grossem Interesse betrachtet und berücksichtigt worden. Unter ihnen ist das, durch seine scheinbar um eine Axe
frei bewegten Räder und sein Wiederaufleben nach jahrelangem Vertrocknen berühmt gewordene, Räderthier, Rotifer, das Rüssel -
rädchen. Die Umgrenzung der Familie geschah in gegenwärtiger Art im Jahre 1830 in den Abhandl. d. Beil. Akad. d. Wiss., wo der-
selben 9 physiologisch festgestellte Arten in 5 Gattungen zuertheilt wurden. Im Jahre 1831 sind ebenda 16 Arten in 7 Gattungen
verzeichnet. Seit 1833 ist die Zahl der Arten auf die gegenwärtigen 18 in denselben 7 Gattungen gestiegen. Davon haben die Gat-
tungen PHlodina 7, Rotifer 5, Monolabis 2, Callidina, Hijdrias, Typhlina und Actinurus jede 1 Art, so dass Philodina
und Rotifer als die eigentlichen Repräsentanten der Familie anzusehen sind. Leeüwenhoek entdeckte die erste Form am 1. Sept.
1701. Es war wohl Rotifer vulgaris oder Philodina erythrophthalma , und seine Beobachtung derselben war so detaillirt, dass
sie die thierischen Charactere der kleinen Wesen schon ausser Zweifel setzte und ein wahres Muster der ersten schwierigsten Auffas-
sung neuer Thatsachen bleibt, so wunderbare Phantasieen sie auch angeregt und hervorgerufen hat. Die vielbesprochenen frei laufenden
Räder und das Wiederaufleben nach langem Vertrocknen waren neue, von Leeüwenhoek gut beobachtete, aber nicht hinreichend im
Detail verfolgte, Thatsachen, welche die späteren Schriftsteller erst, bei denen die Neuheit der Erscheinung es nicht mehr entschuldigt,
zur Carricatur ausgebildet haben (s. Rotifer). Joblot beschrieb und zeichnete dann 1718 dasselbe Thierchen, vielleicht 2 Arten der
Gattung Rotifer, mannigfach als Chenille aquatique, Limas und Poisson a la gründe gueule. Baker copirte 1742 nur Leeü-
wenhoek, aber 1745 theilte er der Londoner Gesellschaft eigene Beobachtungen mit, die jene wunderbaren Räder anerkannten und
noch mehr befestigten. Dabei entdeckte er eine zweite Form und bediente sich zuerst des Namens Wheel-Animal, Räderthier, der
deutsch 1757 im Hamburger Magazin zuerst angewendet ist und welchen englisch Hill 1751 aufnahm. Hin verwechselte in
seinem grossen Werke über die gesammte Naturgeschichte 1751 Melicerta und Limnias mit Rotifer und bildete aus die-
sen Formen seine Gattung Brachionus in der dritten Classe seines ersten Buches über die Thiere, die er Arthronia, Glieder-
thiere, überschreibt. Pallas, nahm 1766 eine einzige Form der Familie als Brachionus rotatorius zwischen Vorticellen bei
den Zoophyten auf. Linne' überging sie ganz. Erst O. F. Müller stellte sie 1773 in der besondern Classe der Infusorien,
welche bei Hill eine in Classen zerfallende willkürlichere Abtheilung des Thierreiches war, mitten in eine Gattung der polygastrischen
Thierchen als Vorticella rotatoria , und unterschied auch später nur 1 Art. Eine dritte Form, zugleich den Typus der Gattung
Actinurus, entdeckte Göze (1773) 1774. Cuvier nannte 1798 das Räderthier der Autoren Rotifer redivivus, später aber Fur-
cularia. Lamarck führte 1801 Leeüwenhoek's Räderthier in seiner Gattung ürceolaria als U. rediviva auf. Schrank bil-
dete 1803 nach Lamarck aus der bisherigen einzigen Art der Systematiker zwei Arten, den Rotifer vulgaris und R. macrurus.
Lamarck änderte 1816 den Namen in Furcularia rediviva, eine neben Urceolarien und Vorticellen gestellte Gattung der
2ten Section (Rotißres) seiner ersten Ordnung der Polypen, Polypes cilies, und Bort de St. Vincent beschrieb 1824 nach
den verschiedenen unklaren Abbildungen und Nachrichten der älteren Beobachter über Rotifer vulgaris und macrurus 5 Arten seiner
neuen Gattung Esechielina, welche ganz der schon vorhandenen Gattung Rotifer von Cüvier entsprach, und die er in einer Ord-
nung oder Familie der Rotiferes mit Melicerta, Megalotrocha , einer Ophrydina {Folliculina) und einer Mückenlarve {Ba-
kerina) zusammenstellte (s. Rotifer). Im Jahre 1828 stellte Reichenbach diese Formen zu den Crustaceen, und Blainville
hielt sie 1827 und 1830 für Insectenlarven. Drei neue Formen, worunter 2 Gattungen, wurden 1820 bis 1822 von Dr. Hemprich
und mir im libyschen Afrika entdeckt. Die übrigen 10 Arten mit noch 3 neuen Gattungen sind von mir seit 1830 hinzugefügt. Die
Gattung Siphonostoma von Zenker 1832 war nur ein Synonym von Rotifer vulgaris.
Die thierische Organisation dieser Formen ist schon in früher Zeit, wenn auch unklar, doch mannigfach beobachtet worden
(s. Rotifer). Neuerlich sind besonders die Gattungen Rotifer und Philodina mühsam und glücklich untersucht. Der Körper der
meisten ist wurmartig cylindrisch oder spindelförmig und in falschen Glieder- artigen, durch die Muskel -Ansätze bedingten, Gelenken
wie ein Fernrohr ein- und ausschiebbar. Das doppelte, bei Rotifer erläuterte, Räderwerk ist bei allen 16 Arten gesehen. Als weitere Bewe-
gungsorgane ist ein Zangenfuss allen Arten aller Gattungen gemein, und dieser hat bei Callidina, Rotifer, Actinurus und Philo-
dina noch Nebenhörnchen an falschen Gliederungen, wie bei Dinocharis. Innere Bewegungsmuskeln sind bei 4 Gattungen, Callidina,
Rotifer, Actinurus und Philodina, beobachtet. — Als Ernährungsorgane sind ein Schlundkopf mit 2 doppelzahnigen Kiefern (Zy-
gogomphia) bei 3, mit 2 reihenzahnigen (Lochogomphia) bei 2 Gattungen ermittelt. Die beiden rückständigen Gattungen mit 2 Ar-
ten sind afrikanisch und nicht scharf darauf geprüft. Ein fadenartiger Darm mit blasenförmiger Erweiterung am Ende ist bei den 4
Hauptgattungen meist characteristisch (Trachelocystica). Ihn umgiebt eine unklare zellige oder drüsige Masse. Bei einer 5ten Gattung
ist er schlauchartig conisch (Coelogastrica) , unerkannt ist er nur bei den auf der Reise flüchtiger beobachteten afrikanischen 2 For-
men geblieben. Darmdrüsen zeigten 4 Gattungen. — Das Sexualsystem ist in hennaphroditischer Form bei 4 Gattungen als Eierstock,
1J81
48»
männliche Sexualdrüsen und contractile Befruchtungsblasen anschaulich geworden. Letztere sind nur bei Rotifer und Philodina gese-
hen. Dieselben 2 Gattungen und Actinurus sind auch zuweilen lebendig gebärend. — Theile eines Gefässsystems sind als 9 — 12
Queergefässe bei Rotifer und Philodina, ferner als spornartige Respirationsröhren bei denselben und überdiess bei Actinnrus und Mo-
nolabis beobachtet. — Als Theile eines Empfindungssystems sind bei 4 der 7 Gattungen und 13 der 16 Arten paarweise Augen mit
rothem Pigment vorhanden , deren feste Anwesenheit und Stellung zu Gattungscharacteren benutzt werden konnte. Nur unter den Augen
ist Nervenmark anschaulich geworden.
Die geographische Verbreitung der Familie, besonders des Rotifer vulgaris, ist über ganz Europa bis in das sibirische und
arabische Asien, im libyschen Afrika und vielleicht in Carolina in Amerika beobachtet.
Uebersicht der 7 Gattungen in der Familie der Philodinaeen:
mit Rüssel und mit Nebenhörnchen am Fusse . Callidina
Augenlose .. . . / , ^ , -, „,. , l Räderorgane gestielt Hydrias
\ ohne Rüssel und Hörnchen . j ^^ Typhlina
Fuss mit | zweifingrig .... Rotifer
, I mit 2 Stirnaugen / Hörnchen J dreifingrig .... ActillurtlS
Augeniuhrendc . / j Fugg zweifingrig olme Hörnchen Monolabis
mit 2 Nackenaugen Philodina
FÜNFUNDVIERZIGSTE GATTUNG: SCHÖNRÄDCHEN.
Callidina. Callidine.
CHARACTER: Animal e Philodinaeorum familia, ocellis destitutum, proboscide et pedis eorniculis insigne.
CARACTEKE: Animal de la famille des Philodines, sans yeux^ pourvu dune trompe et de cor-
nets au pied.
Die Gattung Schönrädchen ist in der Familie der Weichräderthierchen durch Mangel an Augen,
Besitz eines Rüssels und durch Hörnchen am Fusse ausgezeichnet.
Diese Gattung ist 1830 in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wissensch. zuerst aufgestellt worden und
hat jetzt, wie damals, nur eine Art. Die Form selbst ist von Früheren nicht mit Sicherheit beobachtet,
denn es wäre gegen alle Kenntniss wissenschaftlicher Entwickelung, wenn man Leeuwenhoek's und Baker's
Räderthiere, weil diese keine Augen gezeichnet und gesehen haben, für Callidinen erklären wollte. Es wa-
ren offenbar Rotiferen oder Philodinen, und der Mangel der Augen ist Fehler der Beobachtung gewe-
sen. Die Seltenheit dieser Form und die grosse Verbreitung der andern dienen hierbei zum Anhalten. Be-
sonders muss man sich hüten, nicht Philodinen mit Callidina zu verwechseln. — An Organisation ist ein
doppeltes stielloses Wirbelorgan, ein dicker bewimperter Stirnrüssel und ein langgestreckter zweifingriger
Gabelfuss mit 4 Nebenhörnchen, also 6 Spitzen, beobachtet. Innere Längsmuskeln, besonders 2 Fussmus-
keln, waren kenntlich. Der Schlundkopf hat 2 Kiefer mit durchgehend gleichartigen (?) vielen sehr feinen
Zähnen. Der fadenartige Darm mit hinten erweiterter Endblase {Trachelocystica) nahm Indigo auf. Darm-
drüsen blieben unerkannt. Eine um den Darm gelagerte körnige und zellige Masse blieb in ihrer Bedeutung
unklar. Vielleicht sind es die Sexualdrüsen. — Ein Eierstock endlich mit einzelnen grossen Eiern bildete
ein erkennbares Organisationsglied des Sexualsystems. — Ein kleiner Sporn im Nacken mag eine Respira-
tionsröhre seyn. — Vom Nervensystem ist keine sichere Anzeige erreichbar gewesen.
Die geographische Verbreitung der Gattung und einzigen Art ist nur in Preussen bekannt.
136. Callidina elegans, zierliches Schönrädchen, Spinnradtliierclien. Tafel LX. Fig.l.
C. corpore fusiformi, crystallino, rotulis parvis.
Callidine elegante, a corps_ fusele , crystallin, ayant les roues petites.
CalUdina elegans, AbliandL der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 48. 1831. p. 142.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Das Thierchen fand sich zuerst am 27. März 1830 in einem Aufguss von am Boden gelegener Eichenrinde des Thiergartens.
Ich sah es dann wieder am 24. April 1832 und am 26. Nov. 1834 im Sumpfwasser des Thiergartens. Ich war eine Zeitlang im
Zweifel, ob es nicht Philodina erythrophthalma mit sehr blassen, übersehenen Nackenaugen gewesen, allein ich habe 1834 von Neuem
die Zähne scharf untersucht und sie ganz abweichend gefunden. Schon 1830 sah ich das Eierlegen dieses Thierchens und das Aus-
kriechen der Jungen. Nach dem Legen des ersten Eies war das Thierchen fortgeschwommen und hatte dann ein zweites Ei an dieselbe
Stelle gelegt. Lebendiggebärende sind nicht vorgekommen. Die ersten Fusshörnchen waren etwas länger, als bei Philod. erythro-
phthalma, und kürzer, als bei Ph. macrostyla. Die letzten (dritten) Spitzen, oder eigentlichen Finger, sind sehr kurz. — Grösse
des ausgedehnten Körpers V« Linie, des Eies »/so Linie. Wegen einer zweiten Art vergleiche man Philodina roseola.
■ — 483
Erklärung der Abbildungen Taf. LX. Fig. I.
Fig. i. Bauchfläche mit eingezogenen Fingern. Fig. 2. Rückenfläche mit ganz ausgedehntem Fusse und sichtlichen Fussnmskeln; o Mund, cl Darm-
erweiterung, co hintere Mündung des Speisecanals. Fig. 3. Junges; s Respirationsröhre. Fig. 4. halb eingezogener Zustand. Fig. 5, zwei ge-
legte Eier mit schon reifendem Fötus. Fig. 6. eben dem Ei entschlüpftes Junges. Fig. 7. die Kiefer. Linearvergrösserung 300mal.
SECHSUNDVIERZIGSTE GATTUNG: WASSERDREHER.
Mydrial. Mydriade.
CHARACTER: Animal e Philodinaeorum familia, ocellis, proboscide et pedis corniculis carens, rotulis
duabus in totidem brachiis instructum.
CARACTERE: Animal de la famille des PMlodines^ sans yeux, sans trompe et sans cornets au
pied) ayant les deux roues portees par deux bras.
Dre Gattung Wasserdreher unterscheidet sieh in der Familie der Weichräderthierchen durch Man-
gel an Augen, Rüssel und Hörnchen am Fusse, besitzt aber die beiden Wirbelräder gestielt oder unterstützt
durch 2 Arme.
Diese Gattung ist in Hemprich und Ehrenberg's Symbolis phy stets ^ Evertebrata L 1828 zuerst
benannt und abgebildet, dann 1829 und 1831 im Texte dazu von mir beschrieben worden. Es ist nur
1 Art der Gattung aus Afrika bekannt, und diese ist freilich unter einer ruhigen Beschauung ungünstigen
Verhältnissen im Raube beobachtet. Obwohl ich aber manche der früher von mir unterschiedenen afrikani-
schen Formen später mit europäischen für identisch selbst erkannt habe, so habe ich doch diese mir da-
mals, eben ihres Unterschiedes von Rotifer, den ich recht wohl kannte, halber, nicht mit dessen Gattung
vereinigen zu dürfen geglaubt. — An innerer Organisation ist, der damaligen Schwierigkeit der Beobachtung
wegen, wenig Bestimmtes, aber doch Einiges, erkannt. Ausser den 2 Rädern, zwischen welchen nie ein
rüsselartiger Fortsatz sichtbar war, und den 2 einzelnen Fussfingern ohne Hörnchen und Gliederung des
Fusses, ist, der damals entworfenen Zeichnung zufolge, wohl der Schlundkopf und der Eierstock mit einem
grösseren Eie beobachtet worden. Die Form gleicht einer schaalenlosen Pterodina.
Die geographische Verbreitung ist nur im libyschen Nord -Afrika beobachtet.
12¥. Mydrias cornigera, der libysche Wasserdreher. Tafel LX. Fig. IL
H. corpore ovato, liyalino, pede in caudae breviter farcatae formain attenuato.
Hydriade comifere, h corps ovale, hyalin, le pied aminci en forme de queue pen fourclme.
Hydrias cornigera, Hemprich u. Ehrenberg, Symbolae physicae. Evertebrata I. Phytozoal. Tab. II. Libyca. Fig. XL Text 1831.
Hydrias comigera, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 9, 16, 19. 1831. p. 143.
Aufenthalt: Bei Siwa in der Oase des Jupiter Ammon.
Das Thierclien fand ich im November 1820 auf der Reise mit Dr. Hemprich durch Libyen und entwarf die bereits 1828
mitgetheilte Zeichnung. Es ist etwas kleiner, als die Hälfte der ausgedehntesten Länge der Callidina elegans, aber nicht so stark
vergrössert dargestellt, als diese. Es fand, sich im stehenden Wasser eines kleinen Quells mit Oscillatorien. Die Organisation ist bei
der Gattungscharacteristik angezeigt. — Grösse */i6 Linie.
Erklärung der Abbildung Taf. LX. Fig. IL
Es ist die in Siwa 1820 von mir entworfene Zeichnung bei 200maiiger Vergrösserung des Durchmessers.
SIEBENUNDVIERZIGSTE GATTUNG: BLINDWIRBLER.
Vypblina. Typbline.
CHARACTER: Animal e Philodinaeorum familia, ocellis, proboscide et pedis corniculis orbum, rotulis
sessilibus. ( = Monolabis coeca.)
CARACTERE: Animal de la famille des P/iilodines, n ayant ni yeux> ni trompe , ni cornets ä
la base du pied; les roues sessiles.
Die Gattung Blindwirbier ist in der Familie der Weichräderthierchen durch Mangel an Augen,
an Rüssel und an Basalhörnchen des Fusses, so wie durch stiellose Rädchen ausgezeichnet.
— — — 484
Sie wurde 1828 in den Tafeln der Symbolae physicae von meiner und Dr. Hemprich's afrikani-
schen Reise mit 3 Arten verzeichnet , von denen aber 2 schon seit 1829 zu den Gattungen Diglena und
Qycloglena gezogen worden sind. Diese übrig gebliebene einzelne Form ist ebenfalls nicht unter so gün-
stigen Verhältnissen beobachtet, dass ihre Organisations - Verhältnisse klar erkannt und festgestellt werden
konnten. Sie glich einem sehr kleinen Rotifer ohne Stirnrüssel und ohne Augen mit zwei bewimperten
ansitzenden Räderorganen , einem einfachen Gabelfuss und grün erfülltem Körper. Speciellere Theile sind
nicht unterschieden worden.
Die geographische Verbreitung ist nur von Aegypten bekannt.
128. Typhlina viridis, grüner Blindwirfrel. Tafel LX. Fig. III.
T. corpore parvo, oblongo-conico, extus hyalino, intus viridi.
Typhline verte, a corps petit, oblong '- conique , hyalin au dehors, vert en dedans.
Typhlina viridis, Hemprich u. Ehjrenbejr&, Symbolae physicae. Ev^rtebrata I. Phytozoa I. Tab. I. Fig. 17. a. 1828.
TypMina viridis, Abhandl. d. Akademie d. Wissens eh. zu Berlin, 1829. p. 9, 17, 19. 1831. p. 143.
Aufenthalt: Bei Cahira und Bulak in Aegypten.
Die Form und Grösse dieses afrikanischen Thierchens, welches ich 1821 auf der Reise mit Dr. Hemprich in Aegypten
beobachtete , gleicht sehr einer jungen Euglena viridis^ und selbst der Gabelfuss ist irrthümlich bei dieser schon öfter angegeben, all-
ein die 2 Räderorgane, welche ich sah und zeichnete, nöthigen es abzusondern. Es hat somit seine nächste Verwandtschaft in der Gat-
tung Monolabis und Hydrias; ob aber nicht Augen da waren, ist im Zweifel, da es nicht hinreichend stark vergrössert wurde. Ue-
brigens beobachtete ich in derselben Zeit, 1822, Rotifer vulgaris in Nubien und sah dessen Augen. Die grüne Färbung war von
einer farblosen Haut umschlossen, also innerlich. Dass sie den ganzen Leib erfüllte, ist auffallend, wenn sie vorn Speisecanale kam,
doch ist bei Rotifer macrurus auch ein breiter Darm gesehen. Es fand sich zahlreich, fast grünes Wasser bildend, in einer Lache
zwischen den Schuttbergen bei Cahira. — Grösse 1/6o Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LX. Fig. HL
Es sind 5 Thierchen in verschiedenen Grössen und Stellungen, nach in Aegypten 1821 von mir entworfenen Zeichnungen, bei 200maliger
Linearvergrösserung dargestellt.
Nachtrag zur Gattung* Typhlina.
Die beiden andern, 1828 von mir publicirten, Arten dieser Gattung haben hier folgende Synonyme: 1) Typhlina Canicula
s. Diglena aurita; 2) T. Furca 1. s. Diglena Catellina; T. Furca 2 — 3. s. Cycloglena elegans*
ACHTUNDVIERZIGSTE GATTUNG: RÜSSELRÄDCHEN.
Rotifer. Ro Ufere.
CHARACTER: Animal e Philodinaeorum familia, ocellis duobus in proboseide frontali positis et pede eor-
niculato, apice digitis duobus bisulco iusigne.
CARACTERE. Animal de la famille des Philodines, ayant deux yeux sur la trompe du front,
le pied garni de cornets et pourvu de deux doigts en forme d'un bout fourchu.
Die Gattung der Rüsselrädchen zeichnet sich in der Familie der Weichräderthierchen durch 2 Au-
gen am Stirnrüssel und einen mit Hörnchen besetzten und mit 2 Fingern gabelartig endenden Fuss aus.
Erläuterung zur Gattung ttotifer.
Der Name Rotifer ^ als Uebersetzung von Wheel-Afiimal) Rädert hier, ist gleich anfangs nicht ein Special -Name, son-
dern ein Genus -Name gewesen, indem Melicerta9 Limnias, Rotifer und wohl Philodina^ mithin wohl eigentlich die Formen der je-
tzigen ganzen Classe der Räderthiere, etwa mit Ausnahme der Polytrocha^ schon von Leeuwenhoek verbunden wurden. Eine engere
Bezeichnung erhielt der Name Räderthier durch Bakers neue und ausführliche Beobachtungen von 1745, aber durch Hill wurde er
1751 wieder eine generische Bezeichnung, und Baker selbst unterschied 1753 ein zweites Räderthier. Gerade diese Thierchen ver-
suchte Hill, ihrer armartig hervorschiebbaren Räderwerke halber, mit dem von ihm erfundenen Namen Brachionus (Arm thierchen)
zu characterisiren. Pallas nahm Hills Gattungsnamen 1766 auf, zog aber die RösEL'schen Vorticellen und Schäffer's Meli-
certa in dieselbe Gattung, und gab, nach Linne's Weise, besondere Artnamen. Das BAKER'sche Räderthier nannte er Brachionus
485 —
rotatorius. Fontana 1768 und Spallanzani haben den anfangs italienischen Namen Rotifero zuerst , wie es scheint, ein-
geführt. Müller verwendete 1773 den Namen Brachionus nur für die Schaalen führenden Räderthiere und stellte die durch Leeu-
wenhoek und Baker berühmt gewordene nackte Art in seine Gattung Vorticella als Vorticella rotatoria. Scopoli sonderte
1777 -wieder, wie Baker, diese Formen in eine eigene Gattung, die er Rotaria nannte, von Müller's Vorticellen ab. Cu-
vier nahm 1798 in seinem Tableau elementaire den ersteren Namen in sein System der Thiere als Rotifer redivivus auf, verliess
aber später diesen Namen und folgte Lamarcks Benennung. Lamarck nahm zuerst 1801 das BAKERsche Thierchen in seine Gat-
tung Urceolaria auf. Schrank stellte 1803 die Gattung Rotifer wieder her und zertheilte den R. redivivus in 2 Arten, R. vul-
garis und R. macrourus, welche beide schon Baker bezeichnet hatte. Dütrochet bildete 1812, gerade wie Leeuwenhoek, aus
Melicerta, IÄmnias (Oecistes?) und Rotifer 4 Arten der Gattung Rotifer, deren eine aber nur hierher gehört. Oken bildete
1815 richtig 3 Gattungen: Wirrel, Schiebet und Schälchel, verwechselte aber Eichhorns und Baker?s langschwänzige Form.
Lamarck verzeichnete 1816 dieselbe einzige Art als Furcularia rediviva mit ganz andern Thieren in gleicher Gattung. Bort
de St. Vincent gab 1824 der Gattung willkührlich und unpassend den neuen Namen Esechielina, indem er die wunderbare Gestalt
dieser Thiere mit jenen Thierwundern verglich, welche wie Räder hin und her gingen und die der Prophet Hesekiel in seinen Vi-
sionen sah. Er verzeichnete 1824 4, und 1828 5 Arten, von denen er nur 1 selbst beobachtet hatte, die übrigen aber aus den un-
vollkommenen Abbildungen der älteren Beobachter entnahm. Reichenbach hat 1828 die Gattung zu den Crustaceen gestellt; Blain-
ville hat sie 1830 als Insectenlarven betrachtet. Seit 1830, wo die Gattung nach inneren Characteren des Organismus fester um-
schrieben wurde, erhielt dieselbe den älteren Namen Rotifer wieder und 3 Arten nach neuen Beobachtungen. Eine arabische 4te Art,
welche 1828 von mir verzeichnet worden war, liess ich 1830 einstweilen weg, habe sie aber 1831 wieder aufgenommen, und 1833
wurde noch eine 5te Art hinzugefügt. Diese 4 — 5 Formen bilden bis jetzt die Gattung. Zenkers neue Wurmgattung Siphono-
stoma parasiticum von 1832 ist wohl nur Rotifer vulgaris gewesen.
An Organisation ist ein, schon Leeuwenhoek bekanntes, doppeltes Wirbelorgan, welches Cüvier und Andere neuerlich
mit Unrecht für ein Respirationsorgan hielten, als Bewegungsorgan mit seinen Muskeln bei allen Arten erkannt. Innere Längsmuskeln
und Fussmuskeln sind bei 3 Arten direct beobachtet. Ein Zangenfuss und paarweise Hörnchen am Fusse sind bei 4 Arten gesehen, nur
bei R. citrinus erschien die Fusszange dreieckig und bei R. erythraeus war sie wohl eingezogen. — Als Ernährungsorgane sind ein
4muskeliger, neuerlich noch von Bort für ein Herz gehaltener, kauender Schlundkopf mit 2 zweizahnigen Kiefern bei 4 Arten, ein
unmittelbar daran gehefteter fadenartiger Speisecanal, ohne Schlundröhre, mit blasenartiger Erweiterung am Ende, umhüllt von einer drü-
sig-zelligen unklaren Masse, bei 3 Arten, ein schlauchartiger conischer Darm, ohne Umhüllung ? und ohne Erweiterung am Ende,
bei 1 Art ermittelt. Bei den 4 europäischen Arten sind 2 kuglige Darmdrüsen gesehen. — Ein Eierstock mit wenigen grossen Eiern
ist bei allen 4 europäischen Arten erkannt, und bei denselben allen entwickelt er periodisch vollständige lebendig zu gebärende Junge.
Schon Leeuwenhoek, Fontana und Göze sahen längst, nur weniger klar, diese Verhältnisse. Daneben sind in jedem Individuum
männliche Sexualtheile als contractile Blasen bei 3 Arten erkannt. Neben dem Darme seitlich liegen bei R. macrurus zwei Sexual-
drüsen, wie bei Hydatina senta, die vielleicht bei den übrigen nur dichter an den eigenthümlichen Drüsen -Apparat angeheftet sind.
— Vom Gefässsystem erkannte ich bei 3 Arten 9 — 12 parallele Queergefässe, und überdiess sind bei allen 4 europäischen Arten schon
den frühesten Beobachtern bekannte griffelartige Respirationsröhren im Nacken, die bei einigen Arten vorn gewimpert sind. Manche
wollen 2 dergleichen gesehen haben, allein diese verwechselten vielleicht 2 Hautfalten am Halse damit. — Als Spuren des Nerven- oder
Empfmdungs- Systems sind bei den 4 europäischen Arten 2 rothe Stirnaugen beobachtet und bei R. vulgaris 2 darunter liegende Gang-
lien gesehen. Bei R. vulgaris, citrinus und macrurus sind Ueberbildungen der Augen beobachtet. Besonders bemerkenswerth sind
die Erscheinungen der radartigen Bewegung der Wirbelorgane und das behauptete Wiederaufleben nach jahrelangem Eintrocknen dieser
Thiere (s. R. vulgaris). Die Massenentwickelung des R. vulgaris ist zuweilen doch so gross, dass er den Grashalmen unter dem
Wasser, woran er millionenweise sitzt, eine graue, selbst weisse Farbe giebt.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist über ganz Europa bis zum Altai des sibirischen Asiens!, im arabischen Asien?,
in Nubien Afrikas! und vielleicht in Carolina Nord -Amerikas beobachtet.
1£9. liotifer vulgaris, das alte Räderthierclieii. Tafel LX. Fig. IV.
R. corpore fusiformi albo, in pedem sensim attenuato, ocellis rotundis.
Rotifer e ancien, a corps fusele, blanc, peu ä peu aminci vers le pied, les yeuoo ronds.
Animalcula Unis rotulis, Leeuwenhoek, Continnatio Arcan. Natnrae, p. 386. (Febr. 1702.) Beobachtung- vom 1. Sept. 1701.
Anwialcula with wheels, Leeuwenhoek, Philosoph. Transact. XXIV. Nr. 289. p. 1525. (3. Nov. 1703.) 1704. — Nr. 295. p. 1789. 1705.
Chcnüle aquatique, Limace, Poisson a la grande gueule, Joblot, Observat. fait. avec le Microscope, p. 30, 56. PI. 5. Fig. 1. p. 54.
PL 6. Fig. 10. p. 77. PI. 10. Fig. 18. et 20. p. 80. PI. 11. 1718.
Animalcules iviih wheelwork , Baker, the Micro sc. m ade easy, ed. V. p. 91. (1742.) nach Leeuwenhoek.
Brachionus cauda tricuspidi, Wheel - Animal , Hill, History of Animals, p. 11. 1752. Fig. 2. I.
Wheel-Animal, Baker, Employment of the Microscope, p. 267. Tab. XL (1745.) 1753. Radmacher, deutsch, p. 348. 1754.
Räderthier, John Hill, Hamburger Magazin, B. XIX. 3tes Stück, p. 282. 1757.
Animalcula pohjpis analoga, Wrisberg, Observat. de animalc. Infus, satura, p. 69, 108. Fig. I. K. et VIII. A. E. 1765.
Animalia sicca in vitam restituta, Haller, Elementa physiologiae humanae, VIII. p. 111. 1766.
Brachionus rotatorius, Pallas, Elen eh. Zoophyt. p. 94. 1766.
Rotifero, Fontana, Giornale d'Italia, V. 1768. Hannöv. Mag az. 1771. p. 1138. Beckmann, Götting. physik. ökon. Biblioth. 1771.
Das Balcersche Räderthier, Göze, Hannoversches Magazin, 83., 85. Stück, p. 1318. 1772. 17 — 18. St. 1773.
Vorticella rotatoria, dan. Hiul-Snurreren, Müller, Verm. fluv. hist. p. 14, 106. 1773.
Animaluzzi rotiferi, il rotifero (Fontana, Spallanzani), Corti, Osservaz. microsc. sulla Tremella, p. 97. 1774.
Gewöhnliches Räderthier, Göze, Bonnets und Anderer auserles. Abhandl. aus der lnsectologie, p. 528. Taf. VII. Fig. 12. A. B. 1774.
Animalcule ä roue de Leeuwenhoek, Roffredi, in Rozier's Observat. sur la physique, (Journal de Physique) Tom. V. p. 219. 1775.
Der Radmacher, Eichhorn, Beiträge z. Kenntn. d. kl. Wasserth. p. 28. Taf. IL Fig. A — E. 1775.
Lange Räderthiere, Pelisson, Beschäftigungen der Berl. Gesellsch. naturforsch. Freunde, I. p. 338. 1775.
Räderthier, Müller, Naturforscher, VII. p. 98. 1775. IX. p. 208. 1776.
II Rotifero, Spallanzani, OpuscolidiFisicaanim. IL p. 181. Tav. IV. Fig. I — V. 1776.
Räderthiere, Göze, Beschäftigungen der Berl. Gesellsch. naturforsch. Freunde, IL p. 287. 1776.
Rotaria, Scopoli, Introductio ad historiam naturalem, p. 375. 1777.
Rotifer, Polype ä roues9 Fontana, sur le venin de la Vipere, I. p. 87. 1781.
Vorticella rotatoria, Schrank, Naturforscher, XVIII. p. 82. 1782.
Vorticella rotatoria tertia, Herrmann, Naturforscher, XIX. p. 57. 1783.
Nadelräderthiere , Beseke? Leipziger Magazin d. Naturk. IV. St. 3. p. 328. Fig. 8— 10. 1784.
Vorticella rotatoria, Müller, Animalc. Infus, p. 296. Tab. XL1I. Fig. 11—16. 1786.
122
486
RädertMerchen , Prochaska, Abhandl. der böhmischen Gesellsch. d. Wissensch. p. 227. 1785. mit Abbild. (?)
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Vorticella rotatoria, Blumenbach, Handbuch d. Naturg. ed. IV. 1791.
Rotiferi delle grondaje, Colombo, Osservaz. microscop. intorno-ai rotiferi, 1787. deutsch p. 83. 1793.
Roiifer redivivus, Cuvier, Tableau elementaire de Thist. nat. des anim. p. 654. Tab. XIV. 1798.
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Roiifer vulgaris, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 110. 1803. Grundriss der Naturg esc h. p. 388. 1801.
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Rotifcr redivivus, Du Trochet, Annales du Mus. d'hist. nat. XIX. p. 363. PI. 18. Fig. 7. 1812. XX. p. 469. 1813.
Vorticellen, Treviranus, Biologie, IV. p. 167. 1814.
Roliicr vulgaris, Oken, Lehrbuch d. Naturgesch. III. p. 42. 1815.
Furcularia rediviva, Lamarck, Histoire nat. des anim. s. vert. II. p. 39. 1816.
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Furcularia rediviva, Schweigger, Handb. d. Naturgesch. d. skeletl. Thiere, p. 296. 1820.
Räderiliiere , Rudolphi, Physiologie, I. p. 285. 1821.
Rädertliierclien, Nees von Esenbeck, Nova Acta Nat. Cur. Leopold. X. 2. p. 714. 1821.
Vorticella rotatoria, Conferva, Cypris detecta, Cyclops quadricomis , Wiegmann (senior), Nova Acta Nat. Curios. Leopold. XI. 2. p. 550,
551, 557. 1823.
Esechielina s, Ezechielina Mulleri, Leeuwcnhoekii et Balceri, Bort, Encyclop. method. Vers. 1824. p. 536. Dict. class. Rotifere, 1828.
Rotifer, Blainville, Annales des sciences naturelles, p. 105, 110. 1826. Bulletin de la soc. philom. 1827.
Rädertliiere , v. Baer, Nova Acta Nat. Curios. Leopold. XIII. 2. p. 758. 1827.
Rotifere, Raspail, Bulletin des sc. naturelles par Ferussac, Tom. XIV. p. 163. 1828. (Globe, 1827.)
Rotifer, Reichenbach, Allgemeine deutsche Taschenbiblioth. Zoologie, 1828. Hemprich's Naturgeschichte, 2te (völlig ver-
änderte und Hemprich's Grundansichten über die Natur entgegengesetzte) Ausgabe, 1829.
Furcularia rediviva, Sigism. Schultze, Microsc. Untersuch, über R. Brown's lebendige Molecule, p. 30. 1828.
Rotifer brachjurus, Hemprich u. Ehrenberg, Symbolae physicae. Evertebrata I. Phytozoa. Tab. I. Fig. 18. 1828. Text 1831.
Rotifer vulgaris, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 7, 17. 1830. p. 30, 32, 36, 48, 56!, 65, 83!. Taf. VII.
Fig. I. 1831. p. 13, 27, 31, 37, 42, 50, 52, 144!. Taf. III. Fig. XI. Taf. IV. Fig. XXI.
Rotifere, Blainville, Dict. des sc. natur. Art. Zoophytes, p. 140. 1830.
Wheel-Animal, Faraday, Journal of the Royal Institution, Febr. 1831. p. 220.
Siphonostoma parasiticum , Zenker, de Gammari Pulicis bist. nat. Comm. acad. p. 9, 28. Fig. I. cum icone.
Rotifer vulgaris, Gravenhorst, Nova Acta Nat. Cur. Leopold. XVI. 2. p. 844, 878. 1833.
Furcularia rediviva, Sigism. Schultze, Isis, 1834. p. 709. (1833.)
Rotifer vulgaris, Ehrenberg, Isis, 1834. p. 711. (1833.) Perty, ibid. p. 1246. 1834.
Rotifer, Czermac, Beiträge z. Lehre v. d. Spermatozoen, 1833. p. 15. (p. 14. Nota?)
Rädertliierclien, Carus, Müller' s Archiv für Physiologie, 1834. p. 556.
Rotifer redivivus, Dutrochet, Memoires pour servir a Thist. anat. et physiol. p. 473. 1837.
Aufenthalt: In Holland bei Delft (Leeuwenhoek); in England bei London (Baker, Hill, Faraday); in Italien bei Pa-
via (Spallanz ani) , bei Pisa (Fontana), bei Reggio (Corti), bei Vinay (Beccaria und Fontana), bei Conegliano (Co-
iombo), bei Casanova in Piemont (Roffredi); in Frankreich bei Paris (Jorlot, Bosc, Bory de St. Vincent, Blain-
ville, Raspail), bei Besangon (Girod Chantrans), bei Dijon (Vallot), bei Chäteau-Renaud (Dutrochet), bei Strassburg
(Herrmann); in Deutschland bei Göttingen (Wrisberg, Blumenbach), bei Quedlinburg (Göze), bei Danzig (Eichhorn),
bei Berlin (Pelisson, Ehrenberg), bei Landshut (Schrank), bei Wien (Czermac), bei Braunschweig (Wiegmann), bei
Freiburg (Schultze), bei Breslau (Gravenhorst), bei Jena (Zenker); in Böhmen bei Prag (Prochaska); in Curland
bei Mietau (Beseke); in Dänemark bei Copenhagen (Müller, Ehrenberg). — Ausser Europa ist das Thierchen wohl mit
Sicherheit in Suckot im nubischen Afrika (Hemprich und Ehrenberg) und im sibirischen Asien auf dem Gipfel der Prochod-
noy-Alpe des Altai (Ehrenberg), wahrscheinlich auch in Carolina Amerika's (Bosc) gleichartig vorgekommen. — Im Süsswasser
und im heissen Quell zu Vinay, auch im Ostseewasser und oft in trockner Erde lebend.
Dieses Rädertliierclien ist seit 137 Jahren mit so viel Kraftaufwand und Interesse von Naturforschern, Philosophen und Lieb-
habern mikroskopischer Untersuchungen betrachtet worden, und ist noch jetzt ein so vielseitig interessanter Gegenstand physiologischer
Meinungs -Verschiedenheiten über die Details seiner Organisation und sein unbemerkbar fortdauerndes (latentes) Leben im Zustande der
Trockenheit, dass es besonders zeitgemäss und wissenschaftlich nützlich erschien, alle vorhandenen Kenntnisse, so weit sie mir zugäng-
lich waren, critisch zusammenzustellen, denn gerade in der oberflächlichen Geschichtskenntniss und der oberflächlichen Untersuchung
des Gegenstandes liegen allein die Verschiedenheiten der Meinung begründet. Es ist desshalb die hier angeführte grosse Literatur kein
eitles und leeres Gepränge von pedantischer Gelehrsamkeit, sondern nur eine Auswahl des zur Feststellung des Urtheils unentbehrlichen
Materials. Man sucht und finde hier die Stellen der Werke, wo, neben den leicht bewegten, auch die spruchfälligsten Männer ihrer
Zeit sich ausgesprochen haben. Dass viele, weniger in das Endurtheil eingreifende, weggelassen sind, mag und wird man entschuldigen.
Ob aber alle die hier angeführten Beobachter wirklich diese oder eine andere Art von Rädertliierclien vor sich hatten, ist nicht immer
sicher, allein ich habe die Nachrichten von entschieden abweichenden, mit gleichen Namen genannten, Formen an ihrer passenden Stelle
angeführt. Sie beziehen sich theils auf andere Arten derselben Gattung, theils auf die Gattungen Actinurus und Philodina^ theils
auch auf Brachionus urceolaris. Besonders Philodina kann leicht von allen denen, die keine Augen sahen, gemeint worden seyn,
doch wurden diese Augen früher überall übersehen. Die 2 bewunderten Eigenschaften, welche das Räderthier berühmt gemacht haben,
die um ihre Axe frei bewegten Räder und das Wiederaufleben im Wasser nach jahrelangem Trocknen, — eine Erscheinung, welche dem
philosophischen Begriffe vom Leben der Thiere überhaupt widersprach, und die man durch Annahme eines latenten Lebens, wie jenes
quasi-körperlichen Gottes, den Cicero {de Natura deorum^ 1. XXVI.) nicht einsehen konnte, zu berichtigen schon längst und neuerlich
wieder sich bemüht hat, — sind beide unbegründet; dennoch haben diese Thierchen in sich ein fortdauerndes Interesse für jeden Beobachter,
und wer vom Lebendiggebären so kleiner Thierchen sich überzeugen will, darf nur irgend ein grösseres Exemplar dieser Art, am besten unter
leichtem Druck, aufmerksam bei 300maliger Linearvergrösserung betrachten, um die völlig sichere, so oft bestrittene, Erfahrung als-
bald selbst zu machen. — Die vorzüglichsten und detaillirtesten Beobachter waren bisher Leeuwenhoek, Baker, Göze, Spallan-
zani und Müller. — Der Aufenthalt der Thierchen, welche Leeuwenhoek zuerst im stehenden Wasser einer Dachrinne am 1. Sept.
mit Euglena sanguinea sah, ist bei Berlin im ersten Frühjahr und unterm Eise im Winter an Wasserpflanzen, deren flockigen Ue-
berzug sie zuweilen durch ihre zahllose Menge grau oder schimmelartig weiss färben. Im Sommer sind sie ebenda oder zwischen Con-
ferven, aber mehr vereinzelt, zahlreich doch oft auch dann zwischen Oscillatorien und Bacillarien. Auf der Reise mit Dr. He m-
nucH in Afrika 1822 fand und zeichnete ich es mit seinen Augen in Suckot zwischen Nil-Conferven im Februar. Im Jahre 1829
48*
beobachtete und zeichnete ich es auf der Reise mit Herrn A. v. Humboldt in Sibirien im August. Im Jahre 1833 sah und zeich-
nete ich es im Süsswasser des bot. Gartens in Copenhagen im September. Da, wo man es in alten Infusionen beobachtet haben will,
hat man wahrscheinlich Philo dinen damit verwechselt, so Göze 1776 in seiner, nicht zuverlässigen, Vorschrift, Räderthiere
im Winter zu erziehen (durch einfachen Heuaufguss), so auch Wiegmann in Braunschweig, welcher es in verschiedenen Aufgüssen ge-
sehen zu haben berichtet. Müller sah es auch oft im Seewasser. Bory fand es im Aufguss von Phryganeen- Gehäusen bei Paris.
Zenker sah es als Parasiten des Garnmarus Puletc bei Jena, hielt es aber für etwas ganz Unbekanntes. Als meteorisches, in der
Atmosphäre schwebendes, Thierchen vermuthete es Müller 1786, Alexander von Humboldt wendete diese Möglichkeit in seinen
trefflichen, die Erde tief und weit überschauenden, Natur -Schilderungen an, und Sigism. Schültze berichtete die directe Erfahrung
davon 1828, indem er es beim Regen am Fenster gefunden zu haben versichert, was jedoch noch andere Erklärungen zulässt. Blain-
ville hielt das Thierchen noch 1830 für eine Insectenlarve , von Baer und ihm nachfolgend Reichenbach und Schultz (Isis
1830.) hielten es unrichtig für sogenannte Prototypen der Krebse {Crustacea) und Polypen. — Eine Zauberkraft glaubten im Wir-
beln Nees von Esenbeck 1821 und Wiegmann 1823 (p. 557.) nach Agardh's Weise zu sehen, welche aber nicht existirt. —
Göze glaubte irrig, sie aus Heu schaffen zu können, Schrank hielt sie 1782 für die Alten der Euglena viridis , Wiegmann be-
hauptet 1823, ihr Entstehen aus Speichel, Corallina officmalis^ Ohrenschmalz und Chara hispida, und ihren Uebergang in Con-
ferven und Krebse (Cypris detecta und Cyclops quadricorjiis) gesehen zu haben, was offenbar nur Folge nicht vorurtheilsfreier
und nicht hinreichend critischer Untersuchung war. Erschaffen habe ich sie nie gelernt, aber wenn man schlammige Pflanzen oder schlammige
Oscillatorien in Gefässe thut, so hat man gewöhnlich dergleichen viele mit, und kann sie durch Ruhen der Flüssigkeit beliebig verviel-
fältigen und erhalten. Zuweilen mögen sie in offen stehende Infusionen, dem Sonnenstaube gleich, aus der Atmosphäre niederfallen, in
welcher es nicht hypothetisch, sondern handgreiflich viele fremde mikroskopische Körper aller Art giebt, die wir nicht sehen, aber mit
athmen und die sich überall hin vertheilen, wobei auch Räderthierchen seyn können, die aber noch niemand darin scharf erwiesen hat.
— Die wunderlichen angeblichen Beobachtungen über das wunderbare Wiederaufleben nach jahrelangem Trocknen sind im Nachtrage zu-
sammengestellt.
Jedes Thierchen hat einen spindelförmigen nackten Leib, der wie ein Fernrohr in falschen Gliederungen ein- und ausschieb-
bar ist und ganz zur Kugel werden kann. Vorn ist ein rüsselförmiger Stirntheil mit bewimpertem Ende und einem weichen Haken,
dicht am Ende sind 2 dunkle rothe Punkte befindlich. Hinten endet er in einen massig lang ausdehnbaren schwanzartigen Fuss mit 6
paarweis an Scheingliederungen sitzenden Spitzen, die bei der Contraction wohl auch als 3 Spitzen erscheinen. Die 2 hintersten die-
nen zum Festhalten wie eine Zange, sind Finger. Vorn an der Brust sind auf 2 aus- und einschiebbaren kurzen und dicken Annen
2 willkührlich wirbelnde Wimperkränze , die berühmten Räder, als Schwiininorgane und als strudelnde Anziehungsorgane für die Spei-
sen, und diesen entgegen auf der Rückenseite ist ein griffelartiger Zapfen, welcher am Ende keine Wimpern zeigt. Beim Wirbeln
hat der Hals eine Cirkelfalte, welche wie 2 seitliche Griffel erscheint. — Von innern Bewegungsorganen sind 2 vordere und 2 hintere
Längsmuskeln der Seiten, 2 keulenartige Fussmuskeln und 2 Muskelmassen des Räderwerkes erkennbar. Zuweilen schienen auch 4
vordere Längsmuskeln, ein Rücken- und Bauchmuskel überdiess hervorzutreten. Die Ortsveränderung geschieht durch Ansaugen des
Mundes und Fusses, wie ein Egel, oder durch Schwimmen mit entfaltetem Räderwerke. Ist bei entfaltetem Räderwerke der Fuss an-
geheftet, so erfolgt kein Schwimmen, sondern ein starker Wirbel im Wasser, der 2 Spiralen gleicht und alle nahrhafte Theilchen zum
Munde führt, wro willkührlich davon einiges gewählt, vieles wieder weggeschleudert wird. Der Ernährungsapparat fängt mit einer, vorn
unterm Rüssel befindlichen, bewimperten Mundöffnung an, die während des Wirbeins durch Zurückziehen des Rüssels zwischen bei-
den Räderwerken liegt. Der Mund ist eine lang ausdehnbare Röhre, an die sich nach hinten ein 4muskeliger Schlundkopf mit 2 dop-
pelzahnigen gestreiften Kiefern anschliesst {Zygogomphid). Die Schlundröhre, als Einschnürung sichtbar, geht sogleich in einen fa-
denartigen, den ganzen Körper durchlaufenden, Speisecanal über, welcher sich hinten in einen ovalen Raum erweitert, der an der Fuss-
basis daselbst zugleich seine hintere Mündung hat. Den vordem engen Theil des Darmes umgiebt eine breite drüsig -zellige, oft gelb-
liche oder grünliche, Masse, welche immer noch räthselhaft ist, indem sie bald als eine dicht geschlossene Masse von Blinddärmchen,
bald als eine vom Darme unabhängige drüsige Masse erschien und an Sexualdrüsen erinnerte. Allein letztere habe ich bei R. macra-
rus und Philodina besonders gesehen. Schon 1830 gab ich Abbildungen des mit Indigo und Carmin gefüllten Darmes, welcher bei der
Contraction schlangenförmig gebogen erscheint. Vorn sind 2 kuglige Darmdrüsen. — Sehr interessant ist der Sexualorganismus. Der
Eierstock ist eine geknäuelte drüsige Masse, in welcher sich oft gleichzeitig 4 — 5 Eier so vollständig entwickeln, dass die Jungen im
Leibe aus den Eiern auskriechen und nur noch von der dehnbaren Haut des Eierstocks, dem Uterus, umschlossen bleiben, so dass man
oft ganz ausgestreckte, kauende und wirbelnde, mit Augen versehene, Junge im innern Körper findet, die bis 2/3 der Länge des Mut-
terthieres haben. Im unreifen Eie erkennt man das Keimbläschen , meist in der Mitte, zuweilen seitlich. Im Ei liegt das Junge in
halber Spiralbiegung. Von den männlichen Sexualtheilcn habe icli bei dieser Art nur erst die contractile Blase sicher beobachtet, und
da ich die in sie führenden Samengänge auch zu sehen meinte, so schienen mir die beiden Sexualdrüsen ganz eng an die Umhüllung
des Darmes geheftet zu seyn. Periodisch werden bald Eier, bald ausgekrochene Junge durch die hintere Darm- und Sexualöffnung
ausgeschieden. — Zum Gefässsysteme gehören wohl 11 bis 12 parallele farblose Queercanäle des Leibes und der Zapfen oder Sporn
im Nacken als Respirationsröhre; (Farbloses Blut). — Von Empfindungsorganen sind nur 2 rothe Stirnaugen mit darunter liegenden 2
Ganglien beobachtet. Diese Augen sind mit einem körnigen Pigment erfüllte Zellen, die zuweilen abnorm in mehrere getheilt sind, so
dass man daraus mit ziemlicher Sicherheit auf Mangel einer Crystalllinse schliessen kann; ob aber jedes Pigmentkörnchen einem kleinen
prismatischen Körper des Insectenauges vergleichbar ist, bleibt noch zu entscheiden. Ich sah einmal anstatt der 2 Augenpunkte einen
in 3, und den andern in 4 Theile getheilt, also 7 Augen, allein es waren doch nur 2 Augen, denn die darunter liegenden 2 Mark-
knoten zeigten keine Theilung. Dieselbe Erscheinung sah ich oft bei Daphnien, wo das einfache Auge zuweilen ein zusammenhän-
gender, zuweilen ein unterbrochener Pigmentstreif auf dem Hirnfortsatze ist.
Von diesen Structurverhältnissen kannte Leeuwenhoek 1701 schon das Aeussere bis auf die Augen und das letzte Ende
des Fusses vollständig. Vom Innern sah er den kauenden Schlundkopf für ein Herz an. Einige der grösseren hatten 2 oder 3 Junge
doppelt zusammengebogen in sich. Er sah das Gebären eines Jungen, blieb aber über die Körperstelle, von der es kam, im Zweifel.
Seine Untersuchungen verbreiteten sich besonders über das ihm so merkwürdige Wiederaufleben nach 8 Tagen und selbst nach 5 Mo-
naten Trockniss. Joblot hielt 1718 den Schlundkopf auch für ein Herz und sah zuerst die beiden Zapfen der Halsfalte (p. 54, 55,
78-). Ein Ei hielt er für die Gedärme. Baker hat manches zugefügt, vieles bestätigt und erläutert. Auch er hielt das Kauen des
Schlundkopfs für Systole und Diastole des Herzens, dessen Unregelmässigkeit ihm nur auffiel. Die peristaltische Bewegung der Einge-
weide, welche er und Joblot sahen, war schwerlich die rechte, obschon dergleichen sichtbar ist. Er glaubte auch einen fluetuirenden
; 488
farblosen Saft zwischen den Eingeweiden und farblose Gefässe im Kopfe zu sehen , wobei er aber offenbar das Gesehene zu bestimmt
bezeichnete. Hieraus und aus der Farblosigkeit des Schlundkopfs , den er für das Herz hielt, schloss er irrig, dass das Blut farblos
seyn müsse* Den Sporn hielt er zuerst für ein Sexualorgan* Er unterschied schon 6 Hörnchen am Fasse, deren letztes Paar, die ei-
gentlichen Finger, oft schwer zu erkennen ist. Die Räderorgane hielt er, wie beide Vorgänger, für frei bewegte Räder, Die Fort-
pflanzung sachte er umsonst zu erkennen, er sah aber das Wiederaufleben nach vielmonatlichem Eintrocknen. Er suchte nach Augen,
weil es gar zu geschickt in seinen Bewegungen sey, aber umsonst. Trembley erklärte in den Pliilos. Tr ansäet. 1747. Nr. 484.
p. 636. schon die Radbewegung für unrichtig, und Hill erkannte 1757 die Bewegung ziemlich richtig als keine Radbewegung, be-
schrieb aber die Wimpern sonderbar als 14 Arme, jeden mit 8 Gelenken. Er sali das Wählen der Nahrung und das Auswerfen, auch
das Sichtbarbleiben der Räder beim Antrocknen. Fontana erkannte 1768 das Wirbeln für ein Senken und Heben von conischen
Wärzchen (Wimpern), hielt den Schiandkopf auch für ein Herz und bestätigte das Wiederaufleben vertrockneter Thiere. Dabei fand
er darin eine höchst auffallende Merkwürdigkeit, dass das Herz des Roiifer, wie sonst bei keinem andern Thiere, gleichviel ob man
es für ein Herz oder einen Magen halten wolle, offenbar der Willkühr unterworfen sey. Diese, nur in der unrichtigen Auffassung lie-
gende, Wunderbarkeit beseitigten schon Göze und Spallanzani. Göze fand 1772, dass die bewimperten Scheiben sich nicht dre-
hen, sondern fest sitzen und nur die Wimpern wirbeln (p. 1347.), entdeckte die Augen (p. 1339, 1343. und 1350.), erklärte den
hellen Kopfring bei Baker nicht für Gehirn, sondern für einen Kopfmuskel, sah irrig einen 2ten Sporn an der Fussbasis (p. 1362.)
und hielt beide für die Füsse. Das sogenannte Herz sey der Hauptmuskel für das Räderwerk (p. 1365.). Er sah nur 4 Hörnchen
am Fusse, keinen Geschlechtsunterschied , keine Begattung. Derselbe überzeugte sich im folgenden Jahre, dass das Wirbelorgan Nah-
rung anziehe und das sogenannte Herz diese ergreife und niederschlucke (p. 259, 266.). Was er von Färbeversucken dann erzählt
und irrig auf Rotifer bezog, gehört zu Brachionus urceolaris^ wie er auch selbst in Bonnet's Abhandl. aus d. Insectologie 1773.
p. 369. anzeigt. Dass er, wie Müller ihm verweist, an eine Verwandlung, wie bei Raupen, geglaubt habe, erklärt er in den aus-
erles. Abhandl. 1774. p. 535. für ein Missverständniss.
Müller sah 1773 die Augen wieder, das Auswerfen des Verdauten häufig und glaubte Eier zu sehen, gab auch zuerst von
allen bisherigen Beobachtern dem Thierchen seine im Allgemeinen richtige Stelle im Kreise der Thiere. Göze hielt dann den 12. März
1774 für den glücklichsten Tag seines Lebens. Er sah da ein lebendiges Junges im Innern eines Alten und wusste nicht, dass schon
Leeüwenhoek vor 73 Jahren dasselbe gesehen hatte. Er gab davon zeitgemäss gute und die besten Abbildungen, dabei auch die
erste Zeichnung des Thierchens mit den Augen. Ferner sah er eine krankhafte Knollenbildung äusserlich am Körper, der ähnlich,
welche man bei Hydra öfter beobachtet und mit Eibildung verwechselt hat. (Ich sah sie bei Hydra vor wenig Tagen im März 1838
wieder. Es waren 2 — 4 — 6 conische Knoten, die im Innern mit bewegten Körperchen {Bodo? C/tilomonas?) erfüllt waren, end-
lich platzten und vergingen.) Corti suchte 1774 (p. 99.) die Möglichkeit scharfsinnig zu erklären, wie das Aufhören des Herzschla-
ges und mithin der Circulation , die gegen den bisherigen Begriff vom Leben stritten, bei den Räderthieren ohne wirklichen Verlust des
Lebens denkbar seyen. Roffredi sah 1775 den Act des Eierlegens zuerst (p. 220.). Derselbe sah auch damals den Act des Aus-
kriechens der Waizenälchen aus dem Eie (p. 14.). ErciraoRiv sah 1775 die Augen wieder, sah Wimpern am Stirnrüssel und hielt
den Schlundkopf für den Magen. Auch Spallanzani sah 1776 3 Spitzen am Fusse (p. 186.), aber an der mittelsten noch andere
feine Spitzen (p. 107.). Den Schlundkopf hielt er für ein Schlingorgan (p. 207.) und behauptete, es gebe kein Herz und keine Cir-
culation, und diese sey auch nicht nöthig für den Begriff eines Thieres (p. 209.). Uebrigens erläuterte er die Form durch Brachionus
und Diglena caudata (p. 206. seq.), und das Wiederaufleben beschäftigte ihn vorzugsweise. Seine Abbildungen zeigen doch grosse Un-
klarheit. Uebrigens hielt er Leeüwenhoek' s und Bakers Thiere, weil er einiges anders sah, für von den seinigen verschiedene
Arten, denn bei diesen sah er keine wirkliche Radbewegung, nur eine scheinbare, wie bei Vorticellen (p. 202.). Fontana wie-
derholte seine Mittheilungen 1781. Müller hielt 1786 wieder den Schlundkopf für ein Herz. Proctiaska hielt den Schlundkopf
für einen Magen und sprach von Eibildung ohne Befruchtung. Blumenbach bestätigte 1791 wieder, dass das Räderthier kein Herz,
sondern einen Schlingmuskel habe. Für die Function eines Schlingmuskels (organe de deglutitiori) entschied sich auch Dütrochet
1812, welcher aus irriger Vergleichung mit Mclicerta und Limnias die schon Joblot bekannte Hautfalte am Halse als 2 Tentakeln,
ferner einen Magen und das Räderorgan als einfach beschrieb. Ihm zufolge nahmen Savigny und Cüvier eine den Ascidien ähnliche Bil-
dung bei Räderthieren an. Schweigger nannte 1820 (p. 303.) wieder den Schlundkopf einen Magen, billigte aber (p. 304.) nicht,
dass man die schwarzen Punkte am Kopfe Augen nenne, weil keine Nerven zu sehen wären. Derselbe erkannte auch die Eier nicht
als Eier an, weil sie ohne Befruchtung gebildet würden, also nur Knospen oder Knollen heissen könnten. Bory de St. Vincent
hielt noch 1824 (p. 536.) das Kauen des Schlundkopfs für einen Herzschlag, läugnete 1824 (p* 537.) und 1828 die Anwesenheit von
Augenpunkten, hat also vielleicht nur Philodinen gesehen, hielt das Wiederaufleben für unmöglich und behauptete, dass zerschnittene
sich nicht wieder ergänzen. Das Wirbelorgan hielt er 1828 ganz entschieden, wie vor ihm Schrank 1801 und Cüvier, für ein Re-
spirationsorgan. Eine Circulation sey augenscheinlich, weil es ein Herz gebe. Als Herz sah er nicht bloss den Schlundkopf, sondern
den ganzen Darm an, den er (p. 683.) ausdrücklich als dem Rückengefässe der Insecten ähnlich beschreibt Auf jeder Wiraper des
Wirbelorgans soll man Blutgefässe suchen. Einen Darm hätten sie nicht, nur einen Mund. Sie nähren sich mit der ganzen Fläche
und wären gewissermassen höher organisirt, als die Insecten. Seit 1830 sind in den Abhandlungen d. Berl. Akad. d. Wiss. die hier
angenommenen, mit den früheren Beobachtern besser, als mit den neueren, stimmenden, Structurverhältnisse sehr umständlich mitgetheilt
und zum Theil schon abgebildet worden. Muskeln, Gefässe, ein Schlundkopf mit 2 Kiefern und Zähnen, der Speisecanal, den männ-
lichen Sexualtheilen vergleichbare Organe, dem Nervenmark vergleichbare Theile unter den Augen sind seitdem allmälig mit Sicherheit
nachgewiesen, und somit sind denn auch wohl all die Wunder von Leeüwenhoek und Baker, so wie die Zweifel von Fontana,
Spallanzani, Corti, Schweigger und den Uebrigen gelöst worden, wobei aber das Thierchen eines der interessantesten verbleibt.
Ueber die Wiederbelebung siehe den Nachtrag.
Ein besonderes Interesse hatte man von jeher an der Erklärung der überaus anziehenden und überraschenden radförmigen Wir-
belerscheinung bei diesen Thieren. Leeüwenhoek, Joblot und Baker konnten sie nur mit laufenden Rädern vergleichen, dessen
Möglichkeit bei Organismen Andere vielfach bezweifelten. Trembley, Hill, Fontana und Göze beschrieben sie schon bis 1772
als weniger wunderbar und nur als ein rasches Senken und Heben oder Zittern von Wimpern. Auffallend war es daher, dass Dütro-
chet 1812 die alte Idee vom laufenden Rade mit aller Bestimmtheit wieder feststellen wollte. Allein schon im folgenden Jahre 1813
nahm er es selbst zurück und hielt die Erscheinung für bedingt durch einen Muskelstrang, welcher irn Zickzack am Rande der Wir-
belorgane liege und abwechselnd Schlingen bilde, die bei seinen Contractionen ihre Stellen veränderten, was denn wirklich eine stete
Orts Veränderung, ein Laufen der Schlingen im Kreise sey, ohne dass jedoch der Muskelstrang selbst herumliefe. Schon 1830 habe
— 489
ich das Räderorgan (p. 48.) als 2 Wimperkränze bezeichnet und so abgebildet. Faradat, der sehr verdiente englische Physiker, ver-
suchte 1831 diese radförmige Erscheinung als ein optisches Trugbild auf verschiedene Weise zu erklären. Es könne eine, vom Wil-
len des TIrieres unabhängige, an den Wimpern im Kreise hingehende, Bewegkraft seyn, oder es könne ein rasches, daher unsichtbares,
Beugen und ein langsames, daher sichtbares, Aufheben in steter Reihenfolge seyn. Keine dieser Erklärungen erscheint aber als auf
lebende Organismen anwendbar, obwohl sich so bei mechanischen Yorrichtungen dieser Erscheinung ähnliches darstellen mag, denn man sieht
bei 300maliger Yergrösserung schon die grossen Räderorgane bei Lacinularia und Megalotrocha so gross, dass eine umlaufende
Kraft, wenn sie nicht Blitzesschnelle hätte, sich in der successiven Wirkung bemerklich machen müsste, was nicht der Fall ist, und
das^ Senken und Heben der Wimpern in ungleichem Zeitmaasse bei so grosser Geschwindigkeit scheint organisch nicht möglich, obschon
es im langsamen tempo und bei mechanischen Apparaten leicht ist. Eine ausführliche Erklärung der Erscheinung versuchte ich 1831
m geben (Abhandl. d. Berl. Akad. p. 31.), und diese ist auch von den neueren Physiologen, Purkinje, Müller, aufgenommen wor-
den. Jede Wimper dreht sich darnach nur einfach auf ihrer Basis, so wie der Arm eines Menschen in seiner Gelenkpfanne, und be-
schreibt dadurch mit ihrer Spitze einen Kreis und mit der ganzen Länge einen Kegel. Selbst ohne Verschiedenheit in der Zeitfolge
des Anfanges muss dabei durch das dem Auge bald ferner bald näher Stehen der Wimpern eine gewisse Lebendigkeit in den Kreis
kommen, die, sobald alle Wimpern sich nach gleicher Richtung umdrehen, einem laufenden Rade gleichen wird. Uebrigens sind die
Wirbelbewegungen der Vorti cellin en ganz gleichartig, wie Trembley schon richtig erkannte, nur grössere Feinheit der Wimpern und
ihre dichtere und längere Reihe scheint das Radförmige weniger auffallend zu machen. Je 2 feine horizontale Muskelfäden, deren einer
oben und aussen am Bulbus eines jeden Härchens festgeheftet ist, der andere unten und innen, würden, abwechselnd und alternirend
gespannt und erschlafft, eine greifende, etwas nach 4 Seiten schwankende und bei Schnelligkeit im Kreise drehende, Bewegung auf die
einfachste Art zu geben im Stande seyn. Ebenso ist der Lauf aller Thiere begründet, nur zusammengesetzter. Ganz neuerlich hat
zwar Dütrochet 1837 seine frühere Meinung wieder geltend machen wollen und die Erscheinung mit einer faltigen auf und nieder be-
wegten Krause oder mit den Wellen im Wasser verglichen, wobei die Substanz selbst ihren Ort nicht verlässt, allein seit man die Wim-
pern gesehen und gezählt hat, und zu jeder Zeit wieder sehen und zählen kann, fallen solche Erklärungen von selbst weg. Dass übri-
gens die Räderorgane zur Respiration dienten, scheint Schrank 1801 zuerst aus der Analogie mit den wirbelnden Kiemen der Sehne k-
ken vermuthet, und 1803 (p. 145.) ausführlich erörtert zu haben. Cuvier nahm es auf, und es hat Raspail und Bory de St.
Vincent auf die wunderlichste Weise zu immer grösserem Irrthum geführt. Raspail hielt 1827 alle Wimpern der Infusorien für einge-
bildet, für blosse Wasserströme bei der Respiration, und theilte sehr ungründliche, aber sehr bestimmt ausgedrückte, Untersuchungen
mit. Eben so zeigt die genaue Detailkenntniss dieser Organe, dass an eine zauberartige Wirkung dabei nicht zu denken ist, da sich
alles natürlich erklären lässt. Auffallend und unbegründet ist auch die von Gravenhorst 1833 noch ausgesprochene Meinung, dass
das Wirbelorgan, in dem er 10 — 15 Wimpern zählte, nicht zum Fangen diene, und der Schlundkopf des Räderthieres ein Respira-
tionsorgan (Lunge?) wäre, weil das Fressen der Räderthiere nur ein Irrthum sey. Die Zähne waren schon 1830 ausführlich beschrieben
und abgebildet. Ich erkannte früher 12—14, neuerlich aber in jedem Räderorgane wohl 50—60 sehr zarte (gegliederte) Wimpern, die
nur während der Radbewegung etwa 12—14 grösseren Wimpern gleichen, so dass der wunderlichen Bezeichnung von Hill 1771 doch
eine, wenn auch unklare und nicht völlig richtige, Beobachtung zum Grunde liegen mag.— Grösse % bis V* Linie, des Eies Vae Li-
nie, des Neugebornen y18 bis fast Vs Linie. In Nubien Vie Linie gross, also jung gesehen.
Erklärung der Abbildungen Taf. LX. Fig. IV.
Fig. 1. ein schwimmendes Thierchen in natürlicher Farbe von der Rückenseite mit 2 entwickelten Jungen, einem Ei mit Keimbläschen und 6 Fuss-
spitzen. Fig. 2. ein mit dem Fusse festgeheftetes, in Indigo -Wasser wirbelndes, Thierchen mit den 2 zugehenden spiralförmigen Strömungen und
dem schlottartigen abfliessenden Strome der verschmähten Stoffe, wobei der Schlund immer kaut und einiges sichtlich in den Darm niederschluckt, der
sich allmälig ganz erfüllt. Ein Junges, ein reifes und ein unreifes Ei im Innern. Fig. 3. ist Fig. 2. zusammengezogen, von der Bauchseite, wo der
Sporn nach unten liegt. Fig. 4. ein festsitzendes wirbelndes Thierchen von der Bauchseite mit 2 entwickelten und einem unentwickelten Eie; to auswer-
fende Darmmündung auf der Rückseite, m vordere Längsmuskeln, t die wohl mit dem zelligen, den Darm umgebenden, Apparate vereinigten Se-
xualdrüsen ?, v** Keimbläschen im Ei. Fig. 5. ein Thierchen von der Bauchseite unter leichtem Drucke zwischen Glasplatten; + + +«/' die Queer-
gefässe, m der rechte und linke vordere Seitenmuskel, a» + 2 Fussmuskeln, s die contractile Befruchtungsblase, s der Sporn oder Respirationsröhre
im Nacken, t die geschlängelten Samencanäle?. Fig. 6. rechte Seitenansicht bei etwas stärkerem Drucke, Vordertheil. Fig. 7. ganz in Kugelform
eingezogenes Thierchen, wobei die 4 inneren Muskeln deutlicher werden. Fig. 8. Vordertheil der Rückseite eines Thierchens, dessen Augenpigment
in mehr als 2 Häufchen auf den unterliegenden 2, auch bei andern Figuren dargestellten, Ganglien vertheilt ist. Fig. 9. 2 gelegte Eier mit aus-
kriechenden Jungen. Diese sämmtlichen Figuren sind 300mal vergrössert, aber nicht nach den grössten Exemplaren und nicht im ausgedehntesten Zu-
stande gezeichnet. Fig. 10. ist der Kopf und das Wirbelorgan bei 800maliger Vergrösserung und Druck, wobei die Wirbelerscheinung der Wim-
pern und die normale Form des Räderwerkes nicht ideal, aber nach Studien eingezeichnet ist. Die Zahl der Wimpern ist von mir neuerlich grösser
und ihre Form gegliedert gesehen, p die conisch wirbelnden Wimpern mit der unterliegenden Muskellage, o' die Mundöffnung, t die Halsfalte, v" die
Queergefässe* (Man vergl. Hydatina senta>)
130. Motiferf citri aus, citrongelbes Rüsselrädcben. Tafel LX. Fig. Y.
R. corpore fusiformi, medio citrino, utroque fine albo, in pedem sensini attenuato, corniculis elongatis, ocellis rotundis.
Rotifere? citrin, a corps fasele, citrin au milieu, blatte auze bmrts , peu a peu aminci vers le pied,
les comets allonges, les yeucc ronds.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Dieses citrongelbe Thierchen mit weissem Kopf und Fuss, welches vielleicht Joblot schon auf seiner Taf. 11. abgebildet
hat , fand ich zuerst 1826 bei Berlin , dann wieder zwischen Oscillatorien am 10. Juli 1832, und hielt es für eine zulällig gelbe Ab-
änderung des R. tardus oder vulgaris, allein ich habe es dann am 27. Nov. 1834 wieder und noch schärfer beobachtet, und halte
es nun für eine besondere Art, bei welcher die Farbe ein Neben - Character ist. Leicht könnte man es mit grösserem Rechte zur Gat-
tung Acfinurus ziehen, indem der Fuss mir unter allen Umständen immer 3 Finger am Ende und nur 2 Hörnchen oder 5 Spitzen
zeigte. Die Fusshörnchen waren zuweilen auffallend verlängert, doch auch zuweilen weniger. Noch ein Character könnte in der vorn
gezahnten Respirationsröhre liegen. Ich sah ein Junges mit ganz ausgestreckten Räderorganen im Leibe der Mutter wirbeln, und sah
einmal deutlich eine feine Haut (den Uterus) das Junge umgeben, obschon dieses den halben Körperraum einnahm. Auch eine Mon-
strosität der Augen wurde beobachtet. Der Leib zeigt oft Längsfalten und ist weniger durchsichtig. Die weiteren Details ersehen
sich aus den Abbildungen. — Grösse bis % Linie, des Eies y36 Linie.
123
490
Erklärung der Abbildungen Taf. LX. Fig. Y.
Fig. 1. Rückenansicht, ausgedehnt, ohne zu wirbeln, abnorm mit strichförmigen Augen. Fig. 2. mehr eingezogen. Fig. 3. Bauchseite bei leichtem
Drucke. Im Innern ein Junges mit ganz entwickelten Räderorganen. Sämmtliche Zeichnungen von 1832 und 1834; Vergrösserung 300mal. Fig. 4.
Hintertheil nach einer Zeichnung von 1826. Vergrösserung lOOmal.
131. Motifer? erythraeus, arabisches Riisselrädcben. Tafel LX. Fig. VI.
R. corpore oblongo, subito in pedem longum attenuato, nano.
Rotifere d Arabie, a corps nain, oblonge brusquement aminci en un pied long.
Rotifer erytliraeus, Hemprich u. Ehrenberg, Symbolae physicae. Evertebrata I. Phytozoa, Tab. II. Fig. IV. 18. 1828. Text 1831.
Rotifer erythraeus, Abhandl. d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1829. p. 17. 1831. p. 145.
Aufenthalt: In den Giessbächen des Sinaigebirges in Arabien am rothen Meere.
Ich beobachtete diese Art zwischen Conferven des Wadi Ess'le im November 1824 auf der Reise mit Dr. Hemprtch, be-
trachtete und zeichnete sie aber. nur mit lOOmaliger Vergrösserung. Sie hat grosse Aehnlichkeit mit R. macrurus, ist aber ausge-
streckt nur so gross , wie ein Ei des letzteren. Ich habe deshalb Bedenken getragen , ihr jenen Namen beizulegen. Ueberdiess ist sie
freilich auch nicht hinreichend beobachtet. Die beiden Stirnaugen , welche der Abbildung fehlen, sind in der Beschreibung angemerkt,
und der Gabelfuss mag auch eingezogen gewesen seyn. — Grösse V20 Linie.
Erklärung der Abbildung Taf. LX. Fig. VI.
Es ist die 1824 in Tor am rothen Meere von mir entworfene Zeichnung, nach lOOmaliger Vergrösserung des Durchmessers.
13£. Motifer macrurus, langfiissiges Riisselrädclieii. Tafel LX. Fig. VII.
R. corpore ovato oblongo, subito in pedem longum attenuato, magno et albo.
Rotifere a pied long, ayant le corps blanc ovale- oblong, grand et brusquement aminci vers le pied.
Wheel-animal with a long tau, Baker, Employment ofthe Microscope, deutsch p. 380. Taf. XII. Fig. 1. 1753.
Vorticella macroura, Müller, bei Herrmann, Naturforscher, XIX. p. 57. Taf. II. Fig. 23. 1783. zum Theil. (s. Aciinurus.)
Rotifer macrourus, Schrank, Fauna boica III. 2. p. 111. 1803. zum Theil. (s. Actinuras.)
Ezechielina gracilicauda, Bory de St. Vincent, Encycloped. m etil od. Vers. Microscopiques. 1824. Di ct. class. 1828. Rotifere.-
Rotifer macrurus, Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 48. 1831. p. 145. Taf. IV. Fig. 22.
Aufenthalt: Bei Norwick in England und bei Berlin beobachtet.
Ob irgend jemand diese Form vorher gesehen hat, ist unsicher, da die Beschreibungen und Abbildungen mehr oder eben so
gut auf Actinurus passen, doch ist Bakers Thierchen wahrscheinlich dasselbe gewesen. Es unterscheidet sich von Actinurus so-
gleich durch seine kleinen Finger und Hörnchen, aber auch durch den dicken, plötzlich absetzenden, Leib. Die vorige arabische Art
hat viel Aehnlichkeit mit dieser. Ich sah sie 1828 häufig in einem sumpfigen Wasser, am 4. Juni 1832 fand ich Hunderte in der
Nähe eines todten Blutegels, und am 12. und 18. Aug. 1837 habe ich es mit Peridinien und Euglena sanguinea in der Jungfern-
haide am Wege nach Spandau zahlreich angetroffen. Im Allgemeinen hat es die Structur des R. vulgaris, allein sein Speisecanal
schien mir sehr auffallend abzuweichen. Doch vermuthe ich noch einen Irrthum von meiner Seite. Ich sah nie einen fadenartigen Ca-
nal, sondern einen dicken conischen grün erfüllten Darm, wie bei Hydatina senta. Schlundkopf und Darmdrüsen waren denen
von R. vulgaris ähnlich. Ueberdiess sah ich deutlich, wie mir schien, 2 Sexualdrüsen sammt einer grossen contractilen Blase. Vier
innere Längsmuskeln wurden ganz deutlich. Auch 2 Fussmuskeln erkannte ich. Der Griffel im Nacken war sternartig bewimpert. Ich
sah Eier mit Keimbläschen und lebendige ausgekrochene Junge im Innern, auch einmal eine Zertheilung der zuweilen runden, zuweilen
ovalen Augen in 7 — 8 Häufchen, wie es auch bei Daphnien vorkommt. — Grösse V32 Linie, der Eier V20 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LX. Fig. YII.
Fig. 1. linke Seitenansicht von der Bauchseite; s' Respirationsröhre des Rückens im Wirbeln. Fig. 2. Bauchseite, wirbelnd und auswerfend. Ver-
grösserung 300mal. Fig. 3. Kiefer und Zähne, 800mal vergrössert.
133. Motifer tardus* das faule Rüsselrädclieii. Tafel LX. Fig. VIII.
R. corpore fusiformi, albo, in pedem sensim attenuato, stricturis profundis articulisque spuriis quadratis insigni, ocel-
lis oblongis.
Rotifere paresseucc, ä corps fusele, blanc, peu a peu aminci vers le pied, ayant des etranglements
profonds en forme d articulations fausses quarr ees, les yeu& oblongs.
Rotifer lardigradus , Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 48. 1831. p. 145.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Die eckigen Formen des Thierchens bei Joblot (Taf. 11.), welche sein Zeichner Vigneux 1718 gemalt hat, passen eini-
germaassen auch auf diese Art, deren Character aber nicht angegeben ist. Am meisten Aehnlichkeit bat diese Form mit R. citrinus,
doch giebt es auch Exemplare des R. vidgaris, welche man der Form und Trägheit nach hierher ziehen könnte, allein diese haben
runde Augen. Alle die, welche ich mit länglichen Augen sah, waren eckig abgeschnürt und träge, und verloren selbst beim Schwim-
men die Scheingliederung des Körpers nicht. Wie weit diese Charactere bezeichnend sind, muss späterer Untersuchung vorbehalten
bleiben. Auch hier sah ich fast reife Junge im Leibe und, wie überall, so auch hier entwickelte sich erst der Kieferapparat, ehe die
Augen sichtbar wurden. Im Allgemeinen war die Structur ganz wie bei R. vulgaris, so weit sie nur erkennbar wurde. — Grösse
bis % Linie beobachtet; Ei '/so Linie.
491
Erklärung der Abbildungen Taf. LX. Fig. Till.
Fig. 1 Bauchseite mit eingezogenen Räderorganen. Fig. 2. dieselbe eines andern mit entwickelten Räderorganen und ganz vorgestrecktem Fusse.
*ig- d. bchlundkopf , gedrückt, SOOmal vergrössert. Fig. 4. Kopfstück eines Thierchens mit abnormer Zerspaltung der 2 Augen in 2 Reihen
ttgnientflecke. Diese Figuren sind 300mal linear vergrössert. Fig. 5. eine Zeichnung von 1826 bei lOOmaliger Linearvergrösserung.
Nachtrag zur Gattung Rotifer.
■ Ausser den liier verzeichneten 5 Arten sind noch 5—7 nicht anwendbare Specialnamen gegeben worden, deren Cüvier 1801
1, Dütrochet 1812 für besondere Arten 4 gab.. Sie haben folgende Synonyme: 1) R. albovestitus Dütr. = Limnias Cerato-
phylli, Tubicolaria? , Oecistes? ; 2) R. confervicola Dütr. = Limnias? , Geeistes?; 3) R. cruciger Dütr. = Limnias?;
4) R. macrourus Schrank (1803) = R. macrurus et Actinurus nept.; 5) R. auadricircnlaris Dütr. = Melicerta rin-
gens; 6) R. redivivus Cuv. = R. vulgaris; 7) R. tardigradus (1830) = R. tardus, sprachrichtiger.
Die hier sich verlierenden 3 Gattungen Rotaria, Exechielina und Siphonostoma haben folgende Synonyme: I. Rota-
ria Scopoli = Rotifer. II. E%echielina Bort (1824): 1) E. Bakeri = Rotifer vulgaris?, Philodina?; 2) E. capsu-
laris = Notommata aurita, Philodina?; 3) E. gracilicauda = Rotifer macrums; 4) E. Leeuwenhoekii = Rotifer vul-
garis; 5) E. Mülleri = R. vulgaris. III. Siphonostoma parasiticum Zenker = Rotifer vulg.
Uebersicht der Kenntnisse von den Augen der Räderthierc und Magenthierchen.
Die erste Kcnntniss der Augen bei Infusorien gewann Göze 1772 am Rotifer vulgaris. Es waren aber nur schwarze
Pünktchen, die für Augen zu halten es an hinreichenden Gründen fehlte. Müller, Eichhorn und Dütrochet bestätigten die be-
ständige Existenz dieser Pünktchen an derselben Stelle, und Müller fand noch andere Thierchen mit ähnlichen augenartigen Punkten.
Die Anwesenheit von Augen bei mikroskopischen Thieren war übrigens in der früheren Zeit ein oft beobachteter und zwar eben so oft
bewunderter, aber nicht physiologisch noch systematisch wichtiger, Character, so lange man, wie Leeuwenhoek, Joblot und Baker,
alle mikroskopischen Thierchen in eine und dieselbe Gruppe stellte. Bei Cyclops, Daphnien, den kleinen Insectenlarven und
Milben hatte man längst Augen gesehen und beschrieben. Nur erst das Sondern der Infusorien als eigene Thierclasse durch Müller
brachte ein grösseres Interesse für die Erscheinung in dieser Gruppe. Die naturnhilosophische Richtung der neueren Zeit, welche von
den Säugethieren nach dem kleinsten Räume hin eine Abnahme der Organisation gebietend verlangte und in den Infusorien das einfache
Material der grösseren Organismen, die organische Ursubstanz, feststellen wollte, liess es immer von Neuem laut werden, dass die In-
fusorien weder innere Organe, noch auch Augen haben könnten. Man dachte an Scheinorgane, Skizzen, Yorzeichnungcn (Prototypen)
und ähnliche Ausflüchte. Müller hatte bis 1786 an 14 Infusorien dunkle Punkte an den verschiedensten Körperstellen angemerkt,
die er aber zum Theil selbst für farbige Kauorgane und unklare Erscheinungen hielt. Es waren Vorticella Canicula, rotatoria,
longtseta, tremula und aurita, Trichoda Charon und longicauda, Leucophra notata, Cercaria inquieta und Lemna, Vi-
brto Sagitta und Acus, Enchelys punetifera und Monas Ocellus. Bei Vibrio Acus und Vorticella longiseta sah er auch schon
die rothe Farbe deutlich. Das Auge der Euglena sanguinea erkannte 1790 Weber in Halle als dunkeln Punkt, und das der Eu-
glena viridis Nitzsch in Halle 1817. Die Natur dieser Punkte als wahrer Augen vertheidigte zwar Nitzsch (Beitr. z. Infusorien-
kunde, p. 10. 1817.), allein da sie bei den übrigen Pflanzenthieren, den Echinodermen, Quallen, Polypen und Coral-
len, constant fehlen, so sey ihr Daseyn bei den Infusorien doch unerwartet. Cüvier und Meckel (Vorlcs. über vergleich. Anato-
mie von Cüvier, übersetzt und mit Anraerk. von Meckel, 1809. II. B. p. 344.) erklärten, „dass sie auch nicht entfernt daran ge-
dacht haben, sich zu überzeugen, ob die Infusorien ein Nervensystem besitzen oder nicht," so wiessen auch Laätarck und Schweigger
bis 1820 (p. 235, 304.) diese Augen ganz zurück, indem keine Spur von Nerven überhaupt in diesen Thieren vorhanden sey, daher diese
schwarzen Punkte eine andere Bestimmung haben müssten. Bory de St. Vincent läugnete 1824 und 1828 auch die Existenz der
schwarzen Punkte, obwohl sie Dütrochet 1812 ? freilich mit dem Irrthume, als waren auch die beiden Sporen der Melicerta ge-
stielte Augen, wiedererkannt hatte. Seit 1830 ist nicht bloss die Existenz, sondern auch der Zusammenhang dieser Punkte mit dem
Nervenmarke vergleichbaren Organen bei sehr vielen Infusorien beider Classen theils direct nachgewiesen und abgebildet, theils sehr
wahrscheinlich gemacht worden (Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1830. p. 32!, 33!, 38, 39, 44. seq. Tab.). Ja, es hatte sich
sogar in diesen Augenpunkten ein wesentlicher Character für die systematischen Abtheilungen ergeben. Noch ausführlicher wurde 1831
p. 12. und 1833 p. 193. die Natur dieser Organe ebenda auseinandergesetzt und mit dem einfachen Daphnien- und Cyclops - Auge
so durchaus vergleichbar dargestellt, dass jetzt kein Zweifel mehr über die ganz ähnliche Natur und Function dieser Punkte bei den
Krebsen und Infusorien begründet werden kann. Bei Daphnien-Krebsen sind sie noch begleitet von zusammengesetzten Augen,
wie bei den Insecten, bei den Cyclops -Kr eh sen sind sie, ohne jene, allein fungireiid. Schäffer's vortreffliche Abbildung der Da-
phnia Pulex (Zackige Wasserflöhe, 1775. Taf. IL Fig. IL g.) gab schon seit mehr als 60 Jahren die Mittel zur Vergleichung die-
ser einfachen Augen und zur Erkenntniss ihrer wahren Natur, sie wurden aber von Jürine und selbst von Strauss nicht beachtet.
Die Tafeln dieses Werkes werden eine noch weit vollständigere und leichtere Uebersicht nicht bloss über die sehr weit verbreitete Exi-
stenz der nicht schwarzen, vielmehr überall rothen, Pigmentstellen geben, sondern auch den Zusammenhang derselben mit darunter lie-
genden Nervenknoten in so hinreichend vielen Fällen erläutern, dass die unklar gebliebenen ein entgegengesetztes Urtheil zu befestigen
nicht mehr erlauben. Die ebenfalls von mir aufgefundenen Augen derMedusen, Seesterne und Nematoideen, sammt den mit ihnen
verbundenen nervenartigen Organen geben diesem Urtheile eine noch immer breitere und festere Basis. Ob auch eine wahre Hornhaut
vorhanden ist, wie Wagner (Lehrb. d. vergl. Anatomie, IL p. 422. 1835.) annimmt, und ob eine Crystalllinse vorhanden ist, wie
es beim Cystophthalmus von Corda behauptet worden, ist nicht wahrscheinlich und späterer Entwickelung zu überlassen. An grösserer
Zusammensetzung wird es nicht fehlen, doch scheinen Hornhaut und einzelne Crystalllinsen eine schärfer abgeschlossene Pigment -Anhäu-
— 49S
fang zu verlangen, als sie bei Daphnien und Infusorien beobachtet wird. Uebrigens verstellt es sich freilich von selbst, dass nun
nicht jeder schwarze oder rothe Fleck bei kleinen Thieren als ein Auge zu betrachten ist, sondern der verständige Beobachter hat im-
mer von Neuem die Nebenumstände umsichtig erst zu prüfen. Zur Vergleichung der Verhältnisse kann in diesem Werke selbst die auf
Tafel VIII. Fig. II. vorgestellte Larve des Cyclops (juadricornis mit Brachiomis urceolaris (Taf. LXIII. Fig. III. 2.), und kön-
nen die älteren Formen desselben Cyclops auf Tafel VIII. und XXX. dienen. Sehr merkwürdig ist das von Nordmann entdeckte,
von mir bestätigte, indigoblaue Pigment bei einigen Lernaeen. In allen übrigen, von mir zahlreich untersuchten, Fällen in allen
Classen der Thiere und beim Menschen lässt sich das Pigment der Augen durch Violet und Rothbraun auf Roth reduciren und nur
durch Intensität erscheint es bei Erwachsenen oft schwarz.
Kurze Uebersicht von der Kenntniss des Wiederauflebens jahrelang vertrockneter Thiere.
Obwohl man schon in den alten Zeiten der menschlichen Geschichte Kenntniss davon hatte, dass es einen todtartigen Zustand
des Schlafes gebe, worin Menschen und Thiere wunderbar lange ohne Wahrung bewegungslos verharren und aus dem sie doch wieder
erwachen können, so wurde doch 1701 durch Leeuwenhoek's Entdeckung des Wiederauflebens Monate lang und Jahre lang vertrock-
neter Räderthiere ein neues Gesichtsfeld eröffnet, und diese so modificirte Erscheinung zu einem physiologisch und philosophisch höchst
wichtigen Gegenstände erhoben. Da das organische Leben immer als Thätigkeit und als Wechselwirkung des Starren und Flüssigen er-
scheint, so dachte man bei dieser offenbaren Aufhebung aller Thätigkeit durch Austrocknen alles Wassers an einen wirklich eingetretenen
Tod und an eine Fälligkeit der Wiederbelebung gewisser thierischer Körper nach dem wirklichen Tode, an eine wahre Auferstehung,
Der erste Beobachter dieser auffallenden Verhältnisse, Leeuwenhoek, war aber ein viel zu besonnener Naturforscher, als dass er aus
den von ihm beobachteten Thatsachen die ihm später oft zugeschriebene obige Meinung von dem Wiedererwecken aus dem Tode hätte
abnehmen sollen. Er sprach sich, wie gewöhnlich die ersten Beobachter, ganz nüchtern und vorurtheilslos, daher ganz anders darüber
aus, und nur die Späteren, welche immer Neues sehen oder Wunderbares bestätigen wollten, haben endlich einen Haufen von Wunder-
barkeiten errichtet, welcher von vielen Menschen altern angestaunt wurde und glauben machen sollte, dass die gewöhnlichen Naturgesetze
ihre Anwendung bei den Infusorien nicht mehr fänden. Leeuwenhoek entdeckte am 1. Sept. 1701 Rotifer vulgaris oder Philo-
dina mit Euglena sanguinea in einer bleiernen Dachrinne seines Hauses in Delft (Continuatio Arcan. Nat. p. 383.), und machte
als aufmerksamer Beobachter beim Vertrocknen und Zuthun neuen Wassers, zuerst am 2. September 1701, die auffallende Bemerkung,
dass in dem über Nacht in der Stube gelegenen, schon vorher so trocknen, Dachrinnensande, „dass er niemals geglaubt haben würde,
es könnten sich lebende Thierchen darin befinden " (p. 385.), als er ihn mit Regenwasser befeuchtete, nach einer Stunde Hunderte je-
ner lebenden Thierchen schwammen, die er vorher, als jener nass war, darin beobachtet hatte. Am Abend waren es mehr als 300,
meist kleine sehr durchsichtige, als wären sie eben geboren worden. Er sah auch bei den grossen 2 — 3 Junge im Leibe. Nach
2 Tagen that er wieder von jenem trocknen Sande etwas in ein Glasröhrchen und begoss es mit gekochtem abgekühlten Regenwasser.
Nach einer halben Stunde schon sah er Hunderte lebender Räderthiere. Am 4. September geschah dasselbe. Am 6. und 7. September
lebten sogar auch Euglenen wieder auf (p. 391.). Selbst am 8. Februar 1702 hatte derselbe in 5 Monate altem, trocknen, mit ab-
gekühltem gekochten Regenwasser übergossenen, Sande noch lebende Thiere. Leeuwenhoek schloss daraus nur (p. 393.), dass also die
mikroskopischen Thierchen in trocknem Sande und Schlamme lange lebend bleiben können, und es mithin nicht mehr auffallend
sey, wenn die im Sommer austrocknenden, im Winter aber wasserreichen, Lachen von Thierchen wimmelten, die nun nicht noth wendig
ein Product der Fäulniss wären. Uebrigens fand er die Erscheinung vergleichbar mit dem Ausdauern der Raupeneier und Schmetter-
lings-Puppen, deren Haut er sich so wasserdicht dachte, dass sie die Verdunstung des Flüssigen verhindere (p. 389-). Er dachte mit-
hin an einen 5monatlichen Scheintod oder dem Schlafe ähnlichen Zustand. Diese einfachen und merkwürdigen Beobachtungen wurden
durch Needham's Entdeckung der Waizenälchen im brandigen Waizen am 11. August 1743 {Philosophical Transact. 1743.
p. 640. Vol. XLU.) sehr auffallend und 1745 noch dadurch vermehrt, dass derselbe aus 2 Jahre zuvor (1743) in England gesammel-
ten und in einer Schachtel trocken im heissen Portugal aufbewahrten, Waizenkörnern die A eichen wieder ins Leben zurückzuführen
meinte, als sie befeuchtet wurden. Tremblet sah diess wieder 1747 (Traduction de: Needham, Nouvelles decouvertes, p. 102.),
und Baker bestätigte es gleichzeitig auf Folice's Veranlassung. Baker sprach sich zuerst weitläufiger 1753 {Employment of the
microsc. cap. IV. und VI.) darüber aus, und hat die wunderliche Ansicht fester zu begründen gesucht, dass in diesen Fällen alle Or-
gane und Gefässe des Leibes, völlig ausgetrocknet und verhärtet, beliebig, auch wohl nach 20, 40 und 100 Jahren, von Neuem an-
fingen zu leben, wenn nur kein Zerreissen eingetreten wäre und die verschwundene Flüssigkeit durch frische ersetzt würde. Er sah
lebende Aeichen in 4 Jahre lang trocken gelegenen Waizenkörnern. Hill verwechselte 1751 (History of animals, p. 11.) Meli-
certa oder Limnias mit Rotifer und schrieb ganz irrig diesen das Wiederaufleben zu. Schäffer wiederholte 1755 diese Versuche
mit Brachionus urceolaris ohne Erfolg (p. 62.). Ginanni sah 1759* das Wiederaufleben der trocknen Waizenälchen, und Le-
dermüller fand in Jahre lang trocken gelegenem Kleister beim Anfeuchten am andern Tage lebende Kleister-Aelchen. Haller
erwähnt 1767 einige dieser Beobachtungen in seinem classischen Werke Physiologia corp. huma?ii> VIII. p. 111., aber nur histo-
risch, und sein Darüberhingehen zeigt an, dass er sie für gewöhnlichen Scheintod hielt. Der Professor, Abbe Spallanzani in Reggio
gab gleichzeitig die Nachricht, dass seinen 3jährigen Untersuchungen zufolge die Infusorien getrocknet nie wieder aufleben, auch Need-
ham bestätigte diess bei Infusionen {Nouv. Recherch. I. p. 171.) und hielt es für Erschöpfung der bildenden Substanz. Im folgenden
Jahre nahm Felice Fontana, Professor in Pisa, diese Untersuchungen auf. Der Gor diu s, wenn er nicht zu lange an der Luft blieb,
lebte ihm wieder auf. Er habe ferner Räderthiere 2V2 Jahre lang im Dachrinnensande, auf den er im Sommer die ganze Kraft der
Sonne wirken Hess, erhalten. Nach 2 Stunden bekamen sie im Wasser Leben und Bewegung wieder. Er liess Räderthierchen auf Glas-
täfelchen für sich allein antrocknen und brachte sie nach einigen Taoen wieder unter Wasser, worauf er sie wieder aufleben sah. Der
Pastor Göze beobachtete 1772 und 1773 keine Wiedererweckung vertrockneter Räderthiere, deren Begründung auch Müller 1773
(p. 14.) läugnete, nur Anguillula von allen Infusorien ausnehmend. Göze erwähnt 1774 des 2jährigen Scheintodes der Räderthiere
(p. 29.) nur historisch und sagt p. 450., dass seine Beobachtungen gegen Fontana mit Spallanzani übereinstimmen, indem Ver-
trocknetes nie wieder auflebte. Genaue Versuche zeigte Corti 1774 wieder an. Er sah, dass Infusorien {ßtylonychid) beim Ver-
403
dunsten des Wassers nicht trocknen, sondern platzen (p. 100.). Das Rädcrthicr im Dachrinnensande sali er aber wieder aufleben (p. 97.)
und diese Eigenschaft sah er noch stärker an dem Wasserbär (Arctiscon tardigradum) , den er Brucolino, Wasser -Räu li-
ehen, nennt, an Tre in eilen (Oscillatoria) , einem andern Infusorium ( ?), an Nostoc und Lemna. Er hielt ihren trocknen Zu-
stand nicht für Tod, sondern für ein unterdrücktes geringes (latentes) Leben. Müller hielt 1775 Fontana's Beobachtungen nicht
für annehmbar, weil die Räderthiere im Trocknen platzen (Naturf. VII. p. 98.).
Mit ganz besonderm Eifer und Interesse verfolgte 1775 der Abt von Casanova in Piemont, Mauricio Roffredi, das Wie-
deraufleben vertrockneter Thiere. Er sprach sich dahin aus, dass die Waizenälchen allerdings nach vollkommenem Vertrocknen wie-
der aufleben und dass diess ganz ihrer Bestimmung und Lebensökonomie gemäss sey (p. 18, 222.). Er tadelt p. 202. sehr die Ver-
wechselung der verschiedenen Arten von Essigälchen, Kleisterälchen und Waizenälchen durch Ledermüller, Linke (Chaos
redwivum) und selbst Müller, giebt p. 203. eine (gute) Methode 'an, sie im Kleister sicher zu erziehen, indem er Mehl in Wasser mit
einigen Tropfen Essig zu Kleister kochte, diess in Leinwand wickelte, das Packet in einem Blumentöpfe in Erde einsenkte und es in
der Sonne feucht erhielt. In 10—12 Tagen bekam er so immer die Aeichen. Er unterscheidet 3 Arten der Kleisterälchen,
beobachtete ihre grosse Organisation, sah aber an diesen nie ein Wiederaufleben. Ledermüller's 2 Jahr alte A eichen wären aus
Eiern und nicht getrocknet gewesen. Alle seine Versuche mit Kleister zeigten nur sich wieder aufblähende, aber nie wirklich wieder-
belebte, Aelchen. Auch die Essigälchen kämen nur einige Stunden nach dem Eintrocknen wieder in's Leben, weil der Essig sie
wie ein Firniss überziehe. Nur die Waizenälchen unter allen Thieren, meint er, leben ganz eingetrocknet wieder auf. Er reinigte
auch eine Menge von Leeuwenhoek's Räderthierchen von verschiedener Grösse von allem Fremdartigen und liess sie eintrocknen.
That er dann Wasser hinzu, so blähten sie sich zwar auf und bewegten sich scheinbar, aber nie lebten sie wirklich wieder auf. That
er fremdartige Stoffe zu den Thierchen, so lebten einige wieder auf. Er hatte zwischen 104 todten 5 lebende. Spallanzani behan-
delte diesen physiologisch so interessanten Gegenstand von Neuem sehr ausführlich 1776 in den Opusc. di fis. anim. IL p. 181. Er
erklärte, die Infusorien lebten getrocknet nie wieder auf, allein es gebe andere ihnen ähnliche kleine Thiere, die wirklich nach dem
lode ein wahres und entschiedenes Wiederaufleben zeigen (besticciuole privilegierte per avverarsi in loro dopo di esser morte
una vera e rigor osa resurr e%io?ie) , nämlich das Räderthier (Rotifero), der Wasserbär (Tardigrado) und die Erd- und
Waizen-Aelchen (Anguillette). Er beschrieb das Wiederaufleben sehr umständlich p. 188. und spricht: „man sah sie wahrhaftig,
völlig wahrhaftig und ganz unläugbar wieder belebt" (p. 189.). In seit 4 Jahren verstöpselten GlasHäscbchen von ihm aufgehobener
Dachrinnensand zeigte Wiederbelebung der Thiere. Er wiederholte das Trocknen und Befeuchten derselben Thierchen 12mal mit glei-
chem Erfolge, jedoch wurde die Zahl der auflebenden immer kleiner. Beim löten Befeuchten lebte gar keines mehr auf. Im reichsten
Sande waren nach 3 Jahren nur etwa 1 von 100 noch übrig. Uebrigens blieb sich die Schnelligkeit der Wiederbelebung stets ziem-
lich gleich, immer regellos. Warmes Wasser beschleunigte sie. Sie bestand in 4, 9 — 12 Minuten und länger. Eine notwendige
Bedingung zum Wiederaufleben schien ihm die Umgebung der Thierchen von Sand zu seyn. Dieselbe Erfahrung machten Pater Campi
in Mailand und Roffredi. Die Berührung des Luftzuges mache sie zum Wiederbeleben nntüchtig. Die Frage, ob sie wirklich todt
wären und nach dem wirklichen Tode wieder auflebten? entschied er dahin, dass alle andern Thiere, welche ähnliche Zustände zeigten
und mit denen er viele Versuche selbst angestellt, nur im Scheintode lägen; anders sey es mit den Räderthieren, die ganz und gar er-
härten. Bei ihnen sey die Wechselwirkung des Festen und Flüssigen wirklich aufgehoben, das Flüssige verschwunden, mithin wahrer
Tod eingetreten. So trete denn bei den Räderthieren allein auch wahres und bestimmtes Wiederaufleben nach dem Tode auf.
Der Freiherr von Gleichen theilte 1778 (Abhandl. üb. Samen- und Infusionsthierchen, p. 80.) mit, dass ihm vertrocknete
Infusionen (nicht Räderthiere) in weniger als 24 Stunden wieder belebt seyen, allein die auf den Glastäfelchen angetrockneten Körper
nie. Fontana wiederholte seine Erfahrungen über die Räderthiere von 1768 in seinem Werke: „sur le venin de la vipere, 1781.
I. p. 98., setzt hinzu, er habe seitdem eine Menge anderer kleiner Thiere auf den Dächern, in der Erde und im Wasser gesehen, die
getrocknet Wiederaufleben, und verspricht ein besonderes Werk über den Scheintod, das nicht erschienen ist. Professor Herrmann in
Strassburg erklärte im Naturforscher XIX. 1783. p. 58., er habe nie Räderthierchen wiedererwecken können, und der dänische Etats-
rath Müller, der intensiveste Beobachter der Infusorien, sprach sich ebenda p. 163. gleichzeitig so aus, dass es mit Räderthierchen
und Aelchen auch ihm, aber nur zuweilen, nicht immer, gelinge, sie wieder zu erwecken, und nur dann, wenn sie mit fremden Kör-
perchen umgeben und vor der Luft geschützt sind. Auch in seinem nachgelassenen Hauptwerke 1786 {praefat. p. XV. und p. 297.)
ist er der Ansicht, dass es eine Wiederbelebung wirklich trockner oder todter Infusorien nicht gebe. Colombo, welcher 1787 die
sehr scharfsichtigen Beobachtungen über Vorticellen bekannt machte, sagt p. 83. der deutschen Uebersetzung, dass er bei Melicerta
das Wiederaufleben nach dem Eintrocknen umsonst versucht, auch wenn er Sand hinzugethan, was, wie er wisse, beim Räderthiere
der Dächer nöthig sey. Gmelin nahm 1788 in Linne's Stjstema Natur. VI. p. 3023. auf, dass trockne Infusorien nicht wieder
aufleben. Auffallende Versuche machte 1796 Guanzati aus Mailand in den Opuscoli scelti, Vol. XIX. p. 10 — 16.* bekannt, die
er am Proteus (wahrscheinlich Amphileptus moniliger) gemacht hatte. Diese Thiere vertrockneten zu Kügelchen und lebten be-
feuchtet nach 3 — 4 Stunden oder 3 Tagen wieder auf. Diese Fähigkeit erhielten sie bis 10 Monate lang und lebten mehr als ein-
mal, nicht über 3mal, wieder auf. Er hielt die Umwandlung in eine Kugel dabei für nothwendig und spricht von einer Schaale, welche
das wiederauflebende Thier verlässt, denkt es sich als ein Rückkehren in den Eizustand und als eine Wiedergeburt. Blumenbach
erwähnt in seiner Naturgesch. 1797 die Erfahrungen Anderer nur historisch als Scheintod der Räderthiere (p. 474.). Cüvier wiess
1798 in seinem physiologischen Tableau elementaire des Thierreichs diese Auferstehungskraft des Rotifer ebenfalls zurück und hat
sie nie anerkannt. Steinbuch beobachtete 1799 das Wiederaufleben der Gras-Aelchen bis 1 Monat lang, aber nur der entwickel-
ten jungen (Naturf. 28. p. 233.). Alte und Eier mit reifem Fötus blieben todt. Girod Chantrans behauptete 1802, sein Volvoa lacu-
stris (Euglena sanguined) sey, nachdem er 4 Jahre lang trocken gelegen, unter Wasser wieder aufgelebt (p. 186.) s. Engl, viridis.
Schrank erklärte sich 1803 entschieden gegen das Wiederaufleben. Alle diese Thiere, auch der Wasser bär, platzten beim Trocknen
{Fauna ioica, III. 1. p. 196.). Bei geringer Feuchtigkeit verlören sie die Bewegung, nicht das Leben ; getrocknet, allemal ohne Aus-
nahme, das Leben (III. I.p. 111.). Alexander v. Humboldt nannte 1808 den unbeweglichen Zustand der Räderthiere einen Scheintod
(Ansicht, d. Natur, ed. I. Bd. I. p. 159. ed. IL 1826. IL p. 3, 64.). Dütrochet behauptete 1812 p. 376., nur der Rotifer re-
divivus lebe von Räderthieren wieder auf, weil das Trocknen von allen Seiten plötzlich geschehe, wodurch die Desorganisation verhin-
dert werde, welche durch ein langsames Trocknen der einzelnen Theile herbeigeführt werde. Auch der Wasserbär (p. 383.) und
das Wasser- Aelchen (p. 384.) lebten ihm alle, nur wenn sie im Sande waren, wieder auf, aber mit Melicerta und Limnias ge-
lang es nie. Everard Home bestätigte 1814 das Wiederaufleben der Waizen-Aelchen (Lectures on comp. Anat. I. 375.)
nach Bauer. Oken hielt 1815 dafür, dass die Infusorien, einmal todt, nicht mehr aufleben, aber halb gefault aus ihrer Masse neue
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Generationen erzeugen (III. p. 23.). Beim RädertMercIien (p. 42.) sagt er: „Sein Auferstehen ist ein Mährchen." Lamarck hielt
es 1816 (ohne eigene Untersuchung) für wahrscheinlich, dass alle Infusorien die Fähigkeit des Wiederauflebens besässen {Bist, nat.
d. a. s. v. IL p. 21.). Treviranüs nennt 1818 die Erscheinung des Wiederauflebens dieser Räderthiere Lcbenstenacität, erzählt
aber dabei historisch mehrere Beobachtungen der Früheren von jahrelangem Eintrocknen, ohne diess zu unterscheiden (Biologie, B. 5.
p. 273.). Schweigger schrieb' 1820 in einem eigenen Abschnitte seines Handbuches p. 251. über die Fortdauer des Lebens getrock-
neter Vibrionen (und Räderthiere). Er hielt die Vibrionen und Infusorien für einfache organische Materie, glaubte nicht, dass
die Vibrionen im brandigen Getraide vorhanden sind, sondern dass sie sich erst bei Desorganisation des Getraides im Wasser bilden.
Räderthiere und auch andere Infusorien verhalten sich ebenso. Diese Erscheinungen schienen ihn darauf hinzuleiten, dass Infusorien sich
durchaus anders verhalten, als andere Thiere, dass sie keine bestimmte Thierspecies, sondern mehr oder minder einfache organische
Materie sind, in welche Körper bei ihrer Zerstörung sich auflösen (p. 255.).
Rudolphi hielt 1821 die Wiedererweckung vertrockneter Thiere jeder Art für ein Mährchen, das einer dem andern nach-
spricht, und unterschied diess scharf vom Scheintode durch Kälte oder Erstarrung (Physiolog. I. p. 285.). Francis Bauer und
Home bestätigten 1823 die Wiederbelebung der Waizen-A eichen. Ersterer gab vortreffliche Zeichnungen und Untersuchungen, die
er seit 1807 vorbereitet hatte. Bauer fand die längste Lebensdauer getrockneter Waizen-Aelchen 6 Jahre und 1 Monat. Zwei-
oder dreimal in 8 — 10 Tagen wieder erweckt, starben sie. Fünf Tage lang auf Glas getrocknet, lebten sie wieder auf. Ganz Er-
wachsene lebten nie wieder auf. Besonders interessant ist sein gelungenes Einimpfen der Aeichen in die Narbe der Waizen- Samen
und seine Beobachtung ihrer Entwickelung im Innern des jungen Halmes (Philos. Transact. 1823. p. 1. Annales des sc. nat.
T. IL p. 154. 1824.)- Bort de St. Vincent läugnete 1824 das Wiederaufleben getrockneter Räderthiere gänzlich, als auf schlech-
ten Beobachtungen beruhend, weil so zusammengesetzte Thiere, die ein Herz und eine Circulation hätten, in deren Function nicht un-
terbrochen werden könnten {Encycloped. meth. p. 536.). Auch das Wiederaufleben der Vibrionen und aller Infusorien sey fabel-
haft {ibid. p. 775, 779.) und die Monaden selbst sterben {p. 548.). Er citirt bei Vibrio den Aufsatz von Düges, welcher erst
1826 erschienen ist. Blainville sah bis 1826 nur einmal einen Rotifer mit Sand wieder auflebend und hielt sie sarnmt Arctiscon
für Insectenlarven {Annales des sc. nat. 1826. p. 110.). Ohne Sand blähten sie sich, nur leblos, bis lOmal an einem Tage auf
(p. 109.). Ausführlichere Untersuchungen über die Kleister-Aelchen machte Düges 1826 in Am Annales des sc. nat. IX. be-
kannt, und er widerlegte durch seine Erfahrung ein Wiederaufleben derselben nach mehr als XU — 1 Stunde nach dem Eintrocknen,
wiess auch Bauers und Home's Behauptung, dass sie liermaphroditisch wären, mit Recht zurück. Bory de St. Vincent hat 1828
(Oscillaries) und 1830 {Vibrio) im Dictionn. classique seine frühere Meinung wiederholt, aber die jahrelang unzerstört in einer
Flasche im Wasser von ihm beobachteten Leichname des Vibrio Bacillus waren wohl Kieselpanzer der Navicula Acus.
Die neueste Zeit hat wieder mannigfache Vertheidiger des Auferstehens der mikroskopischen Organismen gefunden. Sigis-
münd Schültze berichtete, was Spallanzani und Humboldt früher vermutheten, 1828 beobachtet zu haben, dass der überall
herumfliegende Staub mit einer grossen Menge eingetrockneter Infusionsthierchen gemengt sey, aber auch dass der Regen die erkenn-
baren Räderthiere an die äussere Fläche der Fenster anklebe. Allein aus der Erzählung geht eine feine Genauigkeit der Untersuchung
nicht hervor, zumal da er aus Staubinfusionen nach p. 30. und 31. auf vertrocknete und wiederauflebende Monaden nur schloss (Mi-
kroskop. Unters, über R. Brown's selbstbewegte Theilchen). Ich selbst sprach begründete Zweifel über die Wiederbelebung zuerst in
den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1830. p. 83. und in Poggendorffs Annalen der Phys. 1830. p. 513. aus. Hierauf theilte
1833 (1832) Prof. Czermac in Wien (Beitr. z. Lehre v. d. Spermatoz. p. 14.) mit, dass er oft das Wiederaufleben angetrockne-
ter Infusorien beim Befeuchten beobachtet, und sogar mit Indigo gefütterte, nach dem Trocknen auf Glastäfelchen wiederbelebte,
vorgezeigt habe. Noch bestimmter wurde 1833 in der Versammlung der Naturforscher zu Breslau über diese Erscheinung von
Prof. Sigism. Schultze berichtet. Er hatte den Wasserbär und Furcularia rediviva, wie er glaubte, seit dem 2. Mai 1829
im Dachrinnen- und Dachmoos - Sande getrocknet, und das Wiederaufleben dieser über 4 Jahr alten Thierchen wurde vorgezeigt. Den
Wasser bär nannte er Macrobiotus Hufelandii und war der Meinung, dass beide Thierformen in einem völlig ausgetrockneten Zu-
stande wären, aber nicht alle, nur einige wieder erwachten, wenn sie befeuchtet würden (Froriep's Notiz. Oct. 1833. Nr. 824. p. 151.
Isis, 1834. p. 709.). Ich erhielt von diesem Sande etwas durch Herrn Prof. Retzius und wiederholte in dessen Gegenwart die mir
bis dahin nicht zugänglich gewesene Thatsache mit günstigem Erfolge. Nur darin, und freilich in der Hauptsache, blieb ich anderer
Meinung, dass diese Thierchen todt gewesen seyn sollten. Ich erkannte nämlich in ihnen nicht den LEEUWENHOEKschen Rotifer,
sondern 2 Arten Philodina, Ph. erythrophthalma und roseola, und sah bei den einzeln zwischen vielen todten scheinbar wiederauf-
lebenden den Speisecanal mit grünen Theilchen erfüllt, deren ähnliche als Conferven- Fragmente in dem Sande häufig um sie waren.
Da ich den sehr zusammengesetzten Organismus dieser Thierchen schon 1830 und 1831 erläutert und auch ihre Kiefer und Zähne ken-
nen gelernt hatte, und da ich ferner bei den meisten hier abgehandelten Infusorien unwillkührlich, absichtlich aber bei Rotifer vulga-
ris, Philodina erythrophthalma, Hydatina senta, Brachionus urceolaris, Euglena sanguinea, E. viridis, Chlamidomonas
Pulviscukis und Anguillula fluviatilis sehr zahlreiche Wiederbelebungsversuche immer umsonst angestellt hatte, auch jene trocknen
Körperchen als oval -runde ziemlich glatte Kügelchen gestaltet sah, so schien mir vorzuziehen und kein bedeutendes Hinderniss obzu-
walten, ihnen eine blosse amphibische Lebensart zuzuschreiben und eine, seit den 4 Jahren gar nicht unterbrochen gewesene, Lebens-
thätigkeit zuzuerkennen. Der Erscheinung nach konnten sie langsam fortgefressen und langsam fort Eier gelegt haben, so dass die Ur-
grossmütter gesammelt, die Urenkel aber beobachtet wurden. Schranks Name Arctiscon für den Wasserbär war mir entgangen,
aber die ältere Geschichte desselben mannigfach bekannt und ich theilte über ihn umständliche Beobachtungen mit (Isis 1834. p. 710.).
Joh. Müller äusserte sich in seiner Physiologie 1833. I. p. 28, 29. hierüber so, dass der Keim im ruhenden Eie und Samen
nicht todt sey, aber auch nicht lebe, sondern nur eine speeifische Lebensfähigkeit habe, der entwickelte Organismus werde scheintodt
oder sterbe ganz ab, wenn die zur weitern Entwickelung nöthigen äusseren Reize fehlen. Einfachere Thiere leben nach ihm leichter
vom Scheintode wieder auf, z.B. vertrocknete Räderthiere (p. 32.). Hierauf erschien ein Aufsatz von Carus, dem verdienten physio-
logischen Anatomen, in Müller's Archiv für Physiol. 1834. p. 551., worin die eigenthümliche Daseynsform der gesammten Welt mit
dem Ausdrucke Leben bezeichnet, und das engherzige Beschränken des Lebens auf die Thier- und Pflanzenwelt als gänzlich unstatthaft
erklärt wird. Es wird ein latentes gebundenes Leben in dem Sinne angenommen, wie man neuerlich von latenter Wärme und Electricität
spricht, und diesem ein freier, ein manifester Zustand des Lebens gegenüber gestellt. Das Ueberwintern der Insecteneier und das Wie-
deraufleben der Räderthiere werden, wie bei Corti und Prochaska, durch gebundenes Leben erklärt. Nur wenn alle Theile gleich-
massig eintrocknen, daher nur im Sande, beharre bei letzteren das latente Leben, ausserdem folge Zerreissung und Tod, Winterschlaf
und Sommerschlaf der Thiere und selbst der gewöhnliche Schlaf sey ein partielles Suspendiren oder Latentwerden von Lebensfuuction.
__ — 405
Auch selbst die Krankheit sey ein organisches Ganzes. Es gebe ein manifestes und latentes Kranklieitsleben , und so werde auch das
Effluvium der Pest verständlich. Bald darauf erschien Pertys Aufsatz in der Isis 1834. /?. 1246., welcher in all den, seit Leeu-
wenhoek und Spallanzani angestellten, Versuchen eine völlige Beweiskraft für das Wiederaufleben findet. Er nennt es gut consta-
tirte Thatsachen und die klarsten Erfahrungen, und tadelt die Andersdenkenden. Aus den verschiedenen, wahrscheinlich fehlerhaften,
Beschreibungen des Wasserbärs bildet er 4 Arten, und nennt sie mit besondern Namen in einer besondern Familie der Krebse.
Im gleichen Jahre dedicirte S. Schultze das Arctiscon tardigradum, welcher Name ihm fremd geblieben war, an Hufeland zu dessen
Doctor- Jubiläum in einer besondern Schrift: Macrobiotus Hufelandii, und war der Meinung, dass es nach völligem Vertrocknen viel
länger, als ohne diese Unterbrechung, lebe. In gleichem Verhältniss sey Fnrcularia rediviva (Philodina) und Vibrio Anguillula
der Dächer. Wiegmann jun. fand 1835 (Archiv, f. Naturg. I. p. 16.) das latente Leben nach Carüs für geeignet zur Erklärung
der Wiederbelebung nach dem Vertrocknen, und Nitzsch gab ebenda (p. 374.) einen Beitrag zur Kenntniss des Arctiscon , bildete
2 nicht verbürgte Arten aus den vorhandenen Nachrichten, und hielt die neuesten Erfahrungen des Wiederauflebens nach dem Vertrock-
nen ebenfalls für sehr sprechend (p. 378.). Dutrochet hat 1837 seine früheren Beobachtungen wieder abdrucken lassen. Zuletzt
habe ich in den Berichten der Berl. Akad. d. Wiss. 1837. p. 107.; Abhandl. 1836. den amphibischen Zustand der Bacillarien, welche
Wochen und Monate lang ohne Wasser im Zustande der Dammerde, ohne zu vertrocknen und ohne Scheintod, fortlebten, angezeigt.
Dass bei dieser Uebersicht der Beobachtungen und Meinungen seit mehr als 100 Jahren von einer Klarheit und gut consta-
tirten Thatsachen nicht wohl die Rede seyn kann, ergiebt sich für das critische Auge sogleich, und die eigene vielfache Untersuchung
all der factischen Verhältnisse hat mich belehrt, dass grosse Missgriffe in der Beobachtung und im Urtheil über die Thatsachen gesche-
hen sind. Zuvörderst haben die meisten Beobachter das völlige Vertrocknen der kleinen Thiere mit dem Scheintode durch Frost und
Winterschlaf verglichen, was sich gar nicht vergleichen lässt, dessen Gleichheit eben erst scharf zu erweisen war. Fontana's Beob-
achtungen würden schon entscheidend gewesen seyn, wenn sie nicht offenbar übertrieben oder falsch beurtheilt gewesen wären. Er mag
nicht bedacht haben, dass, wie der dicke wollene Mantel den Araber in der Wüste vor der afrikanischen Sonne schützt, so auch der
Dachrinnensand und der Moosrasen die Räderthiere in voller Sonne vor dem Vertrocknen bewahrt; beim freien Antrocknen auf Glas
mag er Bewegung für Leben gehalten haben. Dass Roffredi ferner die Grösse Gottes zu bewundern Gelegenheit nahm, liegt auch
am Tage, und dass unter den Aeichen nur die Waizen-Aelchen, ihrer Lebens- Oekonomie halber, die Fähigkeit, vom Tode auf-
zuerstehen, allein und noth wendig besässen, hat sich späterhin nicht bestätigt, man hat es bei allen Arten gesehen. Die Abnahme der
Zahl bei der Wiederbelebung der Räderthiere bei Roffredi und Spallanzani spricht sehr dafür, dass die übriggebliebenen wenigen
keineswegs erhärtet und wirklich todt waren, sondern sich kärglich erhalten hatten. Die oft ausgesprochene Notwendigkeit einer Um-
gebung von Schleim bei den Aeichen und von Dachsand bei den Räderthieren ist ein Beweis mit, dass ein wirkliches Vertrocknen be-
hindert seyn muss, das eintretende aber den Tod bringt. Besonders bei den Waizen-Aelchen kann ein solches Erhalten am Leben
desshalb nicht auffallend seyn, weil der Waizenkern ihnen ein selbst lange lebendes Haus und Magazin bietet. Guanzati's detaillirte
Beobachtungen sind nicht klar und linden in den neuesten Kenntnissen keine Stütze. Girod Chantrans hat viele andere falsche Beob-
achtungen bekannt gemacht (vergl. Euglena, Naviculd). Dutroghets Erklärung passt nur, wenn das Factum passend erwiesen ist.
Lamarck hat nie selbst beobachtet und keine Garantie für sein Urtheil. Schweigger hat alle Beobachter gegen sich. Schujltzes
Meinung von 1828 war nicht detaillirt erörtert und nicht ansprechend. N Czermac erwähnt auch die Sache nur nebenbei, und könnte
wohl Bewegung für Leben gehalten haben. Die übrigen wichtigeren Schriftsteller sprachen von Scheintod, nicht vom Tode. Die neue-
ren beruhigten sich mit dem Nachweise der Wirklichkeit belebter Wasserthiere im trocknen Sande beim Befeuchten, und meinten irrig,
damit das physiologische Interesse befriedigt zu haben. Aus meinen eigenen Beobachtungen ist besonders hervorzuheben, dass dieselben
Arten von Rotifer und Philodina^ welche im Dachrinnensande sich nach dessen jahrelanger Trockniss erhalten zeigen, aus dem Sumpf- und
Bach -Wasser genommen und auf verschiedene Weise getrocknet, mir auch bis heute nie ein erhaltenes Leben nach dem Eintrocknen
der Flüssigkeit zeigten, so dass ich eine Gewohnheit bei den Dachrinnenthierchen vermuthe und erkenne, bald mit viel, bald mit wenig
Feuchtigkeit zu leben, und darin den Schlüssel für das ganze Geheimniss zu linden meine. Freilich wer an die von dem berühmten
und verdienten Physiker Boügüer mit kindlicher Gläubigkeit 1749 erzählte Geschichte glaubt, wonach der Pater Gumilla und
der Chirurg Granchamp in Mompox ihm glaubwürdig versicherten, dass es am Orinoco eine sehr giftige Schlange, Tatacua, gebe,
welche getödtet und 10 bis 12 Jahre lang an einem Baumaste angeknüpft, oder im Rauchfange hängend, zu jeder beliebigen Zeit wie-
derauflebe, wenn man sie nur in schlammigem Wasser einige Tage der Sonne aussetzt, wobei er treugläubig hinzufügt: „denn die
Thiere sind Maschinen, wie Descartes sagt," — wer dergleichen glaubt, ist auch mit dem Auferstehen todter Räderthiere leicht voll-
kommen einverstanden {La Figure de la terre. Voyage au Perou, p. XCVII. 1749.).
Der neueste Ausweg, den Zustand vertrockneter Räderthiere als ein latentes Leben zu erklären, welchen mehrere Physiologen
vorgezogen haben, ist schwerlich gangbar. Es ist oifenbar keine glückliche Vergleichung, wenn man latente Wärme und latente Ele-
ctricität mit dem Zustande vertrockneter Räderthiere zusammenstellt. Denn es giebt weder wärmelose noch sicher electricitätslose nahm-
hafte Körper, aber es giebt ohne Widerrede leblose Menschen und Räderthiere. Das Leben ist nicht ein Gleichartiges mit der Wärme,
ist kein Gesammtzustand der Welt, sondern ist ein bestimmter Zustand der organischen Körper, an dem sich Freiheit des Geistes ent-
wickelt und dessen Aehnliches weder die Erde, nocli andere Weltkörper zeigen, deren Organismus niemand bisher nachgewiesen, so lächer-
liche Beschreibungen vom Leben der Erde man auch entworfen hat (Wagener, vom Leben des Erdballs, 1829.). Der Tod ist nicht
ein gebundenes Leben, sondern Mangel an Leben, Es ist mit diesem latenten Leben offenbar, wie mit dem schon erwähnten Quasi-
Körper-Gottes der Epicuräer, von dem Cicero sagt, dass er sich ihn nicht denken könne. Wo Leben still steht, neutral, gebun-
den, latent ist, da ist der Tod schon eingetreten. — In den, Dammerde bildenden, Navicnlis^ welche sich ihrer Kieselsehaale halber
nicht zusammenziehen können und durchsichtig sind, aber auch jetzt schon 10 Monate ohne anderes Wasser, als das der Atmosphäre,
fortgelebt haben, lässt es sich sogar erweisen, dass die sichtlich fortlebenden nie getrocknet waren. Nur die kriechen im Wasser wie-
der umher, welche ihre gelbgrünen Eierplatten und den inneren gallertigen Körper in natürlicher Lage erhalten zeigen. Das Zusam-
menleben der an ein Leben in geringer Feuchtigkeit gewöhnten Räderthiere mit hygroskopischen Substanzen, leicht wasseranziehenden
Kalk -Salzen und Mooswurzeln hilft ebenfalls diese Erscheinung erklären, an welche sich manche interessante Vergleichung, aber wohl
schwerlich ein so wichtiges physiologisches Princip, knüpft, das die Infusorien von allen andern Thieren sonderte. Zu einer Vergleichung
mit den Weltgesetzen sind diese Erscheinungen zu beschränkt, zu verborgen. Die Naturgesetze verstecken sich nicht. Die Räderthiere
leben, einmal vertrocknet, nie wieder auf, sondern werden zu Mumien, die ein beliebiges Alter allerdings erreichen, wenn sie trocken
bleiben. — Ob die im Wasser wieder freie Bewegung zeigenden Infusorien der fast trocknen Erden, in Scheintod, Schlafsucht dergl.
versunken, jahrelang keine Nahrung genossen haben, ist nicht erwiesen, aber nicht nothwendig anzunehmen. Allerdings können selbst
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Menschen jahrelang ohne Speise leben und jahrelang in Schlafsucht liegen (vergl. Haller, Physiol. corp. hum. VI. p. 174. Schind-
ler, die Schlafsucht, 1829.) und es wäre nicht auffallend, wenn es auch Infusorien könnten, zumal da ihre Lebensdauer keineswegs
so ephemer ist, als man früher meinte, allein die fastenden und schlafsüchtigen Menschen, wie die Thiere im Winterschlafe, magern
ab und erstere werden allmälig hectisch. Die Luft als Pabulum vitae, Lebensspeise, war bei den alten Aerzten nur eine unerwie-
sene Antwort auf eine schwierige Frage beim Scheintode. Räderthiere, welche 4 Jahre lang scheinbar trocken gelegen und den Spei-
secanal voll erkennbarer Speise zeigten, als sie eben sich wieder ausdehnten, wie die von mir 1833 mit Herrn Retzius gesehenen,
haben aber nicht gefastet, oder nicht, wie alle andere Scheintodte, alles Entbehrliche aufgezehrt. Die Eier der Insecten und alle Eier
und Samen der Pflanzen haben kein latentes, sondern ein offenbares Leben. Das Leben in seiner geringsten manifesten Thätigkeit ist
die Erhaltung einer Wechsel Verbindung des Festen und Flüssigen entgegen den physikalischen und chemischen Gesetzen. So wie das
manifeste Leben aufhört, verfällt der organische Körper jenen allgemeinen Gesetzen der unorganischen Massen, Ei und Same verder-
ben, Fäulniss und Zersetzung oder ein passiver Mumien -Zustand treten ein. — Jeder der bekannten lebenden Körper besitzt eine Or-
ganisations- Feuchtigkeit. So lange er diese, den ihn bestürmenden physikalischen Naturkräften entgegenkämpfend, in seinen Hauptor-
ganen erhält, so lange ist er lebend; sobald sie durch Hitze, Frost oder eigene Schwäche verloren geht oder durch und durch erstarrt,
erfolgt der Tod, der auch auf manche andere Weise eintreten kann. Diese Organisation -Feuchtigkeit nehmen Käferlarven im dürr-
sten Holze, Mottenlarven im dürrsten Pelze, Infusorien und Moos wurzeln, Samen dergl. im dürrsten Sande aus dem Dun-
ste der Atmosphäre in sich auf, bleiben fleischig und feucht und nässen sogar ihre Umgebung. Lebende Dammerde bleibt feucht. So
erscheinen die Verhältnisse des nur scheinbaren Wiederauflebens der Räderthiere in ihrer Geschichte und in ihrer Verbindung mit den
übrigen Einrichtungen der Natur interessant genug, aber ohne Schroffheit. (Vergl. das Verhalten der Infusorien im Eise.)
NEUNUNDVIERZIGSTE GATTUNG: DREIZACK.
Actinurus. Actinure.
CHARACTER: Animal e Philodinaeorum familia, ocellis duobus frontalibus insigne, pede cornieulis duo-
bus instrueto digitisque tribus terminato. ( = Rotifer pedis apiculis 5.)
CARACTERE: Animal de la famille des Philodines, pourvu de deux yeux au front^ de deux
cornets et de trois doigts au pied. ( = Rotifere a 5 pointes au pied.)
Die Gattung Dreizack unterscheidet sich in der Familie der Weich -Räderthierchen durch 2 Stirn-
augen neben 2 Hörnchen und 3 Fingern am Fusse.
Sie ist 1830 in den AbhandL d. Berliner Akad. d. Wiss. mit 1 Art zuerst begründet und genannt
worden. Dieselbe Form war vielleicht schon Baker 1745 und Hill 1751 bekannt, allein die erste sichere
Nachricht und Abbildung gab Göze 1774. Müller verband 1783 Herrmann's Beobachtung derselben mit
Rotifer maerurus und nannte sie Vorticella macroura, die er aber 1786 selbst nur als Varietät der
Fort, rotatoria ansah. Oken bildete daraus 1815 zuerst eine besondere Gattung Schiebel, später ist sie
gewiss von Bory sammt Rotifer maerurus E%echielina gracilicauda genannt worden. Noch jetzt ist
nur 1 Art bekannt ? doch könnte Rotifer eitrinus^ der auch farblos vorkommt, eine 2te Art der Gattung
seyn. — Die Organisation ist der des Rotifer vulgaris ganz ähnlich. Es sind innere Längsmuskeln beob-
achtet, deren besonders kräftige von der Mitte der Rückenseite aus in den Fuss gehen. Wirbelorgan und
Sporen sind ganz wie bei Rotifer \ der Fuss hat 3 Finger am Ende und 2 Hörnchen. — Der 4muskelige
Schlundkopf mit 2zahnigen Kiefern {Zygogomphid)^ der fadenartige Darm mit dem erweiterten Ende ( Tra-
chelocystica) und die 2 Darmdrüsen sind wie bei Rotifer^ ebenso die drüsige Umhüllung des Darmes. —
Vom Sexualorganismus Hess sich, wenn nicht die Darm -Umhüllung für männliche Drüse anzusehen ist, nur
der weibliche Theil, ein bald Eier, bald reife Junge entwickelnder Eierstock und Uterus erkennen. Ich sah
hier und bei Rotifer das Gebären als Kopfgeburt. — Vom Gefässsystem ist nur der Sporn als vermuthliche
Respirationsröhre gesehen. — Zwei rothfarbige Stirnaugen bilden die beobachteten Theile des Nervensystems.
— Die früheren Beobachter gaben oft allen Weich - Räderthieren hinten 3 Spitzen, weil sie den Fuss nicht
genau genug untersuchten und dessen Entwickelung nicht abwarteten.
Die geographische Verbreitung ist mit Sicherheit nur in Preussen, Dänemark und im Elsass beobachtet.
134. Actinurus neptunius, langer Dreizack. Tafel LXL Fig. I.
A. corpore albo, fusiformi, in pedem longissimum sensim attenuato, digitis tribus aequalibus, cornicula longitudine ex-
cedentibus.
Actinure neptunien, a corps blaue , fusele^ peu a peu aminci en un pied fort long, ayant les 3
doigts plus longs r/ue les cornets et egau&.
Das langgescJiwänzte Räderthier, Göze, Bonnet's und Anderer auserles. AbhandL aus der Insectol. p. 523. Tab. VII. Fig. 10, 11. 1774.
Der Radmacher mit dem langen Fuss, Eichhorts , Beiträge z. Kenntniss der kl. Wasserth. p. 57. Taf. VI. Fig. A. B. C. D. E. 1775.
Vorticella mavroura, Müller und Herrmann, Naturforscher, XIX. p. 57. Tab. II. Fig. 23. 1783.
Vorticella rotatoria, Müller, Ani male. Infus, p. 296. zum Theil. 1786. I s. Rotifer macnvrm.
Rotifer macrourusy Schrank, Fauna boica, III. 2. p, 111. 1803. zum Theil. »
49?
ScJiiehel, Oken, Lehrbuch der Naturgesch. III. p. 43. 1815.
Actinurus neptunius, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 48. 1831. p. 145. Tab. IV. Fig. 23. Schlnndkopf.
Aufenthalt: Bei Quedlinburg, Danzig, Strassburg, Berlin und Copenhagen (in Sumpfwasser) beobachtet.
Die Beobachter mögen diess Thierchen öfter mit Rotifer macrurus verwechselt haben, und besonders Bakers Fi°ur 1.
Tab. XII. von 1745 und 1753 eines Thierchens aus Norwich erlaubt daran zu denken, womit denn auch Schranks und Borys
Synonyme diese Bedeutung erhalten würden. Hills Brachiurus tertius von 1751 aus London, der zu Dinocharis Pocillum ge-
zogen worden, könnte ebenfalls eine misslungene Darstellung dieser Form seyn. Göze's Abbildung ist eine der besten früheren Abbil-
dungen von Räderthieren überhaupt. Er fand es bei Quedlinburg am 10. Oct. 1773 so zahlreich in einer Lache mit Meerlinsen, dass
in jedem Tropfen wenigstens 5 — 6 waren. Er sah es nie in eine Kugel zusammengezogen, den Körper eckig, den Schwanz drei-
mal so lang als den Körper, sah den Rüssel, die Augen, die Räderorgane, die 5 Spitzen des Fusses und erkannte den Schlundkopf
als Schluckmuskel, auch das Uebergehen der Speise in den Darm, sah aber keine Respirationsröhre. Eichhorn glaubte bei Danzig,
wo er es in stehendem Sumpfwasser der warmen Monate fand, eine Schaale zu unterscheiden und hielt es für einen alten Rotifer vul-
garis, dessen Oberhaut erhärtet sey. Er glaubte eine Zunge zu sehen, mit der es lecke, sah eine Oberlippe und Unterlippe, die
Wimpern am Munde und sah es käuen, wie ein vierfüssiges Thier. Er sah ferner die Augen und den langen Fuss, den er 5 — 6mal
von der Leibeslänge fand. Die Abbildungen sind weniger gut. Herrmann fand bei Strassburg 2 Thierchen in einem Tropfen Was-
ser eines Sumpfes am 22. Juni, die er vom gemeinen gelben Räderthiere (R. citrinus?) unterschied. Schrank fand sein Thierchen
in Aufgüssen von Wasserpflanzen in Baiern sehr selten und hatte wohl den Rotifer. Oken hielt 1815 den Mangel der Respirations-
röhre, der nur ein Fehler der Beobachtung war, für einen Gattungscharacter. Bei Berlin ist das Thierchen zuweilen auch häufig. Ich
sah es im Sommer 1826, 1830, 1831, im August 1832 und 1833 in Copenhagen. In Gefässen sammelt es sich an der Ober-
fläche am Rande der Lichtseite, und ich erhielt da auch mehrere Exemplare in einem Tropfen. Das Ein- und Ausschieben des über
alle Erwartung langen Fusses ist höchst auffallend und ergötzlich, aber der Fuss hat nur die einfache Körperlänge, wenn man die
Darmmündung als Ende des Körpers annimmt, wie es doch nöthig ist. Die früheren Beobachter haben diess nicht beachtet. Vorn
am Munde sah ich einmal 2 bewimperte Hörnchen, vielleicht die beiden Lippen bei Eichhorn, dessen Zunge wohl die Respirations-
röhre gewesen seyn mag. Das Kauen des Schlundkopfes ist oft deutlich zu sehen, auch sah ich Eier und 2 bis 3 lebendige Junge im
Innern. Die Früheren sahen die rothen Augen überall nur als schwarze Punkte. Merkwürdig waren mir noch die vorn convergiren-
den (?) Zähne der zuweilen deutlich gestreiften Kiefer des Schlundkopfs, und dass die Finger länger sind, als die Hörnchen des Fus-
ses, ist ein von den übrigen Formen der Familie ganz abweichender, an Dinocharis erinnernder, Character, übrigens waren die Hörn-
chen um die Hälfte einziehbar. — Grösse Vs bis 2/s Linie, Ei Vsg Linie. (Vergl. Rotifer macrurus.)
Erklärung der Abbildungen Taf. LXI. Fig. I.
Fig. 1. Bauchseite eines schwimmenden Thierchens ; a) Darmmiindung. Fig. 2. eingezogenes Thierchen. Fig. 3. Bauchseite eines kriechenden Thier-
chens. Die Respirationsröhre hat eine feine Spitze. Im Innern sind 2 ganz reife Fötus mit nach hinten gekehrten Köpfen, und ein halbreifer mit
Kiefern, aber noch ohne Augenpigment. Fig. 4. Schlundkopf mit den Kiefern, durch Druck ausgebreitet. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
FÜNFZIGSTE GATTUNG: GABELZANGE.
Monolabis. Monolabide.
CHARACTER: Animal e Philodinaeorum familia, ocellis duobus frontalibus pedisque digitis duobus in-
struetum, corniculis carens.
CARACTERE: Animal de la famille des Philodines^ ayant deux yeux au front et deux doigts
au pied, sans cornets.
Die Formen der Gattung Gabelzange zeichnen sich in der Familie der Weich -Räderthierchen durch
Besitz von 2 Stirnaugen und 2 Fussfingern, und durch Mangel an Hörnchen des Fusses aus.
Die Gattung ist ebenfalls seit 1830 festgestellt worden und hatte damals nur 1 Art. Seit 1831
sind deren 2 aufgeführt, die bis jetzt nicht vermehrt wurden. Die Formen sind wohl früher unbekannt ge-
wesen 5 haben aber grosse Aehnlichkeit mit den Arten der Gattung Dlglena oder mit Jungen der Familie
der Schizotrochen. Da dieselben bisher nur selten vorgekommen sind, so lässt sich mit voller Sicher-
heit über sie nicht urtheilen, und den bisherigen Beobachtungen nach verlangten sie diese Stelle. — An
Organisation ist ausser dem doppelten Räderwerke und 2 Fussmuskeln ein 4muskeliger Schlundkopf mit
doppelzahnigen oder reihenzahnigen Kiefern, eine sehr kurze Schlundröhre und ein einfach conischer Darm
bei beiden Arten ermittelt. Eine Art besitzt 2 kuglige Darmdrüsen. Ein Eierstock ist bei beiden Arten ge-
sehen , aber reife Eier und männliche Sexualtheile sind bisher unerkannt. Bei 1 Art ist eine Respirations-
röhre vorhanden. Beide haben 2 Stirnaugen mit rothem Pigment.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist nur aus Preussen bekannt.
135. Monolahis eonica, dicke C*a1>elzaiige. Tafel LXI. Fig. IL
M. corpore crassiore, calcarato, dentibus in utraque maxilia ternis.
Monolabide conique, a corps plus gros avec nn eperon et aya?it 3 dents en cliaque mächoire.
1£5
____ 498
Monohibis conica^ Abhan'dL der Akademie d. Wissen seh. zu Berlin, 1830. p. 48. 1831. p. 146.
Aufenthalt: Bei Berlin,
, Diess Tliierchen hat grosse Aehnlichkeit mit dem Jtigendzustande einer Form aus der Familie der Schizotrochen, weil es
zu den Reihenzahnigen (Lochogomphia) gehört« Dass es Müller's Vorticella tremula gewesen sey, ist mir nicht wahrscheinlich
(s. Sy?ic7iaeta) r doch hat es Aehnlichkeit damit. Ich sah es 1830 im März mehrmals im Torfwasser, dann nicht wieder. Zwischen
den Räderorganen tritt die Stirn rüsselartig etwas hervor. Es schien hinten eine Darmerweiterung zu haben. Die Darmdrüsen wurden
wohl nur übersehen. Die Darmerweiterung war auch vielleicht eine contractile Sexualblase. Der Sporn war an der Basis verdickt, vorn
schnell dünner werdend« — Gross« bis V*o Linie.
Erklärung der Abbildungen Tat LXL Fig. II.
Fig. 1. ein mit Indigo genährtes Exemplar von der Bauchseite; co hintere Darmöffnung. Fig. 2. Ansicht von vorn und unten. Fig. 3. Bauchseite
mit vortretender Stirn« Fig. 4. Kiefer und Zähne. Linearvergrösserung 300mal.
136. Monolahis gracilis, schlanke Gabelzange. Tafel LXL Fig. III.
M. corpore graciliore« calcare nullo. dentibus in utraque maxilla binis.
Monolabide grele> a corps plus grele, saus Operon, ayant deute dents en chac/ue mäcltoire.
Monolahis gracilis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 146.
Aufenthalts Bei Berlin.
Im Juni 1831 zuerst beobachtet, zeigte sie sich wieder am 24. April 1832. Sie hat manche Aehnlichkeit mit einer Di-
glena, aber doppelzahnige Kiefer, wie ein Rotifer, dessen Rüssel, Sporn und Fusshörnchen ihr fehlen. Die Darmdrüsen waren deut-
lich. Bei einem Jungen sah ich, nach Indigofiitterung, auch eine Erweiterung am hintern Darmende. — Grösse V20 — Vi 2 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LXL Fig. III.
Fig. 1. Bauchseite. Fig. 2. linke Seitenansicht. Fig. 3. Riickenseite mit etwas aufgerichteter Stirn. Fig. 4. ein mit Indigo genährtes Junges von
der Rückenseite. Linearvergrösserung 300maL
EINÜNDFÜNFZIGSTE GATTUNG: NACKENRÄDCHEN.
iMtilortina. Philodine.
CHARACTER: Animal e Philodinaeorum familia, ocellis duobus oeeipitalibus, pede eornuto. ( = Roti-
fer ocellis oeeipitalibus.)
CARACTERE: Animal de la famille des Philodines^ ayant deux yeux a la nuque et des cornets
au pied.
Die Gattung der Nackenrädehen ist in der Familie der Weichräderthierchen durch 2 Nackenaugen
und Hörnchen am Fusse kenntlich.
Der Name ist seit 1830 zuerst in den Abhandi. der Berl. Akad. d. Wiss. gegeben , und gleichzeitig
sind die Charactere festgestellt worden. Es waren damals 3 Arten bekannt. Im Jahre 1831 wurden deren
ebenda 6 verzeichnet, und eine 7te, Ph. macrostyla, wird hier hinzugefügt. Die erste Kenntniss dieser
Formen können leicht schon Leeüwenhoek und Joblot gehabt haben. Besonders letzterer hat vielleicht
den wahren Rotifer gar nicht gekannt, weil er nur Aufgüsse beobachtete, worin dieser selten erscheint,
doch können ebensogut die Augen von ihm übersehen seyn. Ferner haben vielleicht alle die keine Roti-
feren, sondern Philodinen gesehen, welche, wie Fontana, bei ihnen Eier, aber keine lebenden Jungen sahen.
Es ist darüber nicht ins Klare zu kommen. Nur sind die Thierchen des Dachrinnensandes, welche Prof.
Schultze aus Greifs walde in Breslau zum Beweise der Wiedererweckung vorgelegt hat, nicht Furcularia
rediviva^ d. i. Rotifer von Leeüwenhoek und Baker, sondern Philodina gewesen, wie ich mich selbst
überzeugt habe. Somit passt denn auch bei den früheren Beobachtern die Eigenschaft des scheinbaren Wie-
dererweckens aus dem Tode auf die Formen dieser Gattung, wie auf Rotifer. Göze's Methode, Räderthiere
durch Heuinfusion zu erziehen, spräche dafür, dass er Philodinen meinte, obschon er früher nur Rotiferen ab-
bildete. Uebrigens sind beide Gattungen formenreich und sehr scharf unterschieden. — Die Organisation ist
der des Rotifer ganz ähnlich. Alle haben 2 Wirbelorgane auf der Brust, 5 Arten einen vorn bewimperten
Stirnrüssel. Bei einer Art sind innere Längsmuskeln deutlich, bei den andern deren Spuren erkannt. 2 Fuss-
muskeln sind bei 6 Arten gesehen. Der 4muskelige Schlundkopf hat bei 4 Arten zweizahnige Kiefer, bei
2 Arten reihenzahnige mit 3 Zähnen, bei 1 Art ist er nicht scharf beobachtet. Der Speisecanal ist faden-
förmig mit hinterer Erweiterung bei 6 Arten, bei der 7ten nicht scharf beobachteten zeigte er Taschen.
Der drüsige oder zellige, den fadenförmigen Theil umgebende, Apparat färbte sich bei farbiger Nahrung oft
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deutlich mit, und ergab sich dadurch als im nächsten Zusammenhange mit dem Ernährungssysteme. Er ist
wohl ein Convolut kleiner Blinddärmchen, wie manche Fische dergleichen sehr zahlreich haben. Gewöhnlich
färbt sich der Darm allein. Darmdrüsen sind bei 6 Arten aufgefunden. — Ein sehr deutlicher Eierstock
bildet meist Eier, jedoch periodisch, aber nur selten auch lebendig zu gebärende Junge aus (deren Eischaale
schon im Mutterleibe platzt und vorher ausgeworfen wird). Männliche Sexualorgäne sind als contractile
Blasen bei 3 Arten, als Samendrüsen nur bei 1 Art beobachtet. — Bei allen Arten ist eine einzelne sporn-
artige Respirationsröhre im Nacken gesehen, die zuweilen am Ende gewimpert ist. Queergefässe sind bei
Ph. erythrophlhalma allein gesehen. — Die zu den beiden Nackenaugen gehörenden Nerven -Ganglien sind
bei Ph. erythrophthalma beobachtet, die Augen selbst bei allen Arten ein Character der Gattung. Zu-
weilen sind sie sehr blass gefärbt, daher einzelne Exemplare leicht fälschlich für Callidinen gehalten wer-
den können.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist mit Sicherheit nur aus Preussen, Dänemark und der
Schweiz bekannt, doch ist sie sehr wahrscheinlich in Frankreich und Italien, im Rotifer, auch beobachtet.
-13V. Philodina erythrophthalma, schlankes tfacfcenrädchen. Tafel LXI. Fig. IV.
Ph. alba, laevis, ocellis rotundis, pedis corniculis brevibus.
Philodine grele, blanche et lisse, ayant les yeuoc ronds et leg cortiets du pied courts.
Philodina erythrophthalma, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 48, 84. Taf. VII. Fig. II. 1831. p. 40, 147.
Furcularia rediviva, Sigism. Schultze, in Froriep's Notizen, 1833. Nr. 824. p. 151. Macrobiotus Hufelandii, 1834. und Isis,
1834. p. 709.
Philodina erythrophthalma, Isis, 1834. p. 710.
Aufenthalt: Bei Berlin und bei Freiburg im Breisgau, wahrscheinlich auch anderwärts in Europa gesehen.
Die Geschichte dieses Thierchens ist unauflöslich mit der des Rotifer vulgaris verwebt, und auch Philodina roseola nimmt
entschieden daran Theil. Bei Berlin ist es zu allen Jahreszeiten in den Wasserkübeln der Strassen und Gärten in feuchtem Schlamme
und. in den Conferven der Gewässer sehr gemein. In Gläsern vermehrt es sich leicht zu Tausenden und befindet sich besonders wohl
in Pflanzeninfusionen verschiedener Art, entsteht aber nicht darin, sondern vermehrt sich nur zahlreich. Daher ist sein Erscheinen ein
Glücksfall, den ich aber durch zahlreiche Darbietung der Gelegenheit zum Erscheinen und zur Vermehrung oft erzwungen habe. Schon
1830 theilte ich Zeichnungen des mit Carmin und Indigo erfüllten Darmes und auch die Entwicklung aus dem Eie mit. Im Jahre
1833 sah ich es in seit 4 Jahren trocknem Dachrinnensande von Freiburg, in dem es als Furcularia rediviva angezeigt war, %
Stunde nach dem Befeuchten kriechen und wirbeln, sah aber zugleich, dass der Darm mit Speise aus grünen Körnchen erfüllt war (den
Gliedern Conferven -artiger Mooswurzeln), dergleichen viele daneben im Sande lagen und sehr frisch aussahen. Ich meinte also nicht,
es erweckt, sondern nur die nie todt, wahrscheinlich auch nicht scheintodt gewesenen, Körper in freiere Bewegung gebracht zu haben,
welche ihnen ohne Wasser abgeht. Der Mund ist vorn am Ende des Stirnrüssels, durch dessen Einziehen er beim Wirbeln zwischen
die Räderorgane zu liegen kommt. Die 2 Räderorgane sind, wie bei Rotifer, an der Brust und haben auch die gleiche Einrichtung
ihrer Wimpern, die während der Radbewegung weniger zahlreich erscheinen, als sie sind. Im etwas durch Druck abgeplatteten Körper
erkannte ich 6 gestreifte Längsmuskeln, deren 2 Bauch- und 2 Rückenmuskeln länger, 2 Seitenmuskeln etwas kürzer waren; erstere
bestanden vielleicht aus je 2 vordem und 2 hintern, in der Mitte des Körpers zusammenschmelzenden. Ueberdiess waren 2 Fussmus-
keln vorhanden. Der 4muskelige Schlundkopf hat 2zahnige Kiefer, der fadenförmige, hinten blasenartig erweiterte, Darm enthielt oft
Naviculas, füllte sich auch leicht mit Farben. Erst nach mehreren Tagen färbte sich die drüsige Umhüllung des Darmes auch. Zwei
kuglige Darmdrüsen am Schlünde, der eibildende, selten Fötus bildende, Eierstock und zwei Samendrüsen sammt contractiler Blase, wie
bei Hydatina, waren deutlich, doch hatte es immer viel Schwierigkeit, die Samendrüsen anschaulich zu erhalten, was nur einigemal
gelang. An der Respirationsröhre sah ich nie Wimpern, am Leibe aber 6 parallele Queergefässe. Die rothen Augen sind rund, lie-
gen hinter der Respirationsröhre, bezeichnen die Rückenseite und zeigten mir einigemale 2 unter ihnen liegende rundliche Nerven- oder
Hirn-Knoten. Der Fuss hat 4 Hörnchen und 2 sehr kurze Finger, also 6 Spitzen, von denen aber meist nur 2 oder 4 vorgeschoben
sind. Eingetrocknet im Sande, gleicht es einem Ei oder aucli einer Birne mit kurzem Stiel. In der Eiform scheint es mit an die
Mundöffnung vorgeschobenen Kiefern fressen zu können. Von dieser Art sowohl, als von Rotifer vulgaris besitze ich seit 3 Jahren
wohlerhaltene Präparate, welche den mit Farbe erfüllten Darm, die Kiefer, die Darmdrüsen und andere Organe erkennen lassen, auch
gelang es bei beiden, den fadenartigen Darm durch Druck und Zerlegen frei aus dem Körper zu bringen, so dass er als selbstständi-
ges Organ, nicht bloss als Aushöhlung, in meiner Sammlung vor Augen liegt. Das Keimbläschen im Ei, die Entwicklung der Kiefer
i- der der Augen und das Platzen der Eischaale zum Austritt des Jungen sind beobachtet. — Grösse Vio — lji} des Eies Vse Linie.
vor
Erklärung der Abbildungen Taf. LXI. Fig. IV.
Fig. 1. Rückenansicht; der Mund liegt zwischen den Wirbelorganen, Markknoten liegen unter den Augen. Fig. 2. vorn eingezogen, hinten stark aus-
gestreckt; w After. Fig. 3. Bauchfläche mit eingezogenem Räderwerke und den Mundwimpern. Fig. 4. eingezogener, eiförmiger Zustand. Fig. 5.
eben auskriechendes Thierchen. Fig. 6. 4 Eier mit schon entwickelten Embryonen, noch ohne Augen. Linearvergrösserung 300mai.
138. Philodina roseola, röthliclies ftackenrädclieii. Tafel LXI. Fig. V.
Ph. roseola aut carnea, laevis, ocellis ovatis, pedis corniculis brevibus.
Philodine rose, a corps couleur de rose ou de chair, lisse, ayant les yeux ovales, les cornets du
pied courts.
Philodina roseola, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 147, 153. Taf. III. Fig. 16. Speisecanal.
Furcularia rediviva, Sigism. Schüi.tzk, in Froriep's Notizen, 1833. Nr. 824. p. 151. Macrobiotus Hufelandn, 1834. und Isis,
1834. p. 709.
Philodina roseola, Isis, 1834. p. 710.
_ 500
Aufenthalt: In Berlin und in Freiburg im Breisgau , wahrscheinlich auch schon anderwärts in Europa beobachtet
Ich habe das Tliierchen 1830 nnd 1831 in Infusionen von Eichenrinde des Thiergartens kennen gelernt, fand es auch einige-
male, besonders am 25. Juni 1832, sehr zahlreich in Sturmfässern. Im Jahre 1833 fand ich es in dem von Hrn. Prof. Schültze
in Breslau vorgezeigten Dachrinnensande von Freiburg, seitdem nicht wieder. Es ist ausgezeichnet durch seine blass zinnoberrothe, zu-
weilen ziemlich lebhafte Farbe und seine länglichen Augen, im üebrigen gleicht es ganz der vorigen Art. Die rothe Farbe ist am in-
tensivesten im Eierstocke und den Eiern. Es giebt auch sehr blasse und ganz farblose. Die Fussmuskeln und die contractile männ-
liche Blase waren neben dem Eierstock mit Eiern ohne lebendige Junge, und neben dem Speisecanal mit 2zahnigen Kiefern, Darmdrü-
sen und zelliger Umhüllung deutlich. So eben, während ich dieses zum Drucke revidire, April 1838, versuchte ich im Dachrinnensande
meines Hauses es noch einmal lebendig zu linden, fand aber ein augenloses, an Farbe und Form ihm ganz ähnliches, ja oft noch röthe-
res, zuweilen ganz farbloses, Thierchen. Ich war erst der Meinung, dass es nur sehr blasse Augen haben möge, allein ich sah Hun-
derte aller Grössen und bei keinem Augen. So bleibt denn nichts übrig, als in letzterer Form eine neue Art der Gattung Callidina
mit 2zahnigen Kiefern zu erkennen, welche der Philodina roseola zum Verwechseln ähnlich ist. Es verwickelt sich somit die Ge-
schichte der Thierchen des Dachrinnensandes noch mehr. Namentlich könnte Herrmann unter seinem gelben gemeinen Räderthiere
auch diese Form in Strassburg gekannt haben. Ich nenne sie Callidina rediviva und verstehe in ihrem Wiederaufleben den amphibi-
schen, bald trägeren, schlafsüchtigen oder scheintodten Zustand im Trocknen, bald lebhafteren, deutlich frei bewegten Zustand im Was-
ser. Einen auffallenden Character linde ich noch in der Breite des Speisecanals und in dem offenbaren Zusammenhange der umgebenden
zelligen oder scheinbar drüsigen Masse mit demselben. Einen ähnlichen Bau kannte ich bisher schon bei Philod. collaris, und glaubte
ihn auch 1831 bei Philodina roseola zu sehen, die ich vielleicht damals mit dieser Callidina verwechselte (s. 1831. Taf. III. Fig. 16.),
denn ich habe es seitdem nie wieder so deutlich gesehen. Mit blauer Farbe erfüllt, sahen diese beiden Formen oft polygastrischen In-
fusorien ganz ähnlich, weil sich eine grosse Anzahl seitlicher Taschen, die aber hier Blinddärme sind, anfüllen und dann viele blaue
Kugeln zeigen. Das Anfüllen des Darmes, vor dem der Blinddärme und ohne deren Theilnahme, habe ich oft gesehen, bei Polyga-
stricis ist das unerhört, aber eine Spur von Taschen ist auch bei Hydatina. — Ich bemerke noch, dass Ph. roseola in Gläsern ihre
Eier auf Haufen legt und dass die auskriechenden Jungen mit den Alten lange beisammen bleiben und Familien oder Colonieen bilden,
was man einen Gesellschafts-, vielleicht sogar Familien -Sinn zu nennen nicht eben behindert ist, wenn auch der Stolz des Menschen
es belächeln will. — Grösse Ve — xk Linie, der Eier ^48 — Vao Linie.
Erklärung der Abbildungen Tafel LXL Fig. V.
Fig. 1. Riickenansicht im Schwimmen oder Wirbeln; w hintere Darmmündung. Fig. 2. linke Seitenansicht desselben. Fig. 3. Bauchfläche im Krie-
chen. Fig. 4. ein Junges. SämmÜiche Figuren sammt dem Ei (Fig. 7.) und den Kiefern (Fig. 8.) 300mal vergrössert. Fig. 5. eine Colonie oder
Familie bei 8maliger Vergrösserung mit der Lupe. Fig. 6. Theil eines Cylinderglases , an dessen Wand mehrere Colonieen sitzen, in natürlicher
Grösse.
139. Philodina collaris, MacKenrädchen mit dem ffialsbande. Tafel LXL Fig. VI.
Ph. hyalina aut alba, laevis, ocellis rotundis, collari prominulo.
Philodine a co liier, hyaline ou blanche, lisse, ayant les yeutc ronds, le collier eleve.
Philodina collaris, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 148.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ob die früheren Beobachter, welche dem Räderthiere 2 Sporen im Nacken zeichneten, diese Form sahen, ist nicht auszumit-
teln, auch beim Rot. vulgaris ist eine Spur des Halsbandes. Das Halsband bildet eine Wulst, deren seitliche Vorragung wie 2 Za-
pfen erscheint. Diese Art ist mir seit 1831 nicht wieder vorgekommen und damals sah ich wohl die Kiefer, aber nicht die Zähne
deutlich. Besonders merkwürdig ist es durch den breiten Darmcanal und die dessen Wänden anhängenden Blinddärmchen, wodurch es
bei Indigo -Nahrung einem polygastrischen Infusorium ähnlich wird. Dasselbe ist auch bei der, der Philod. roseola ganz ähnlichen,
Callidina rediviva. Die Nackenaugen sind sehr klein, rund und rothfarbig. Die Räderorgane sind klein. — Grosse Vis — Vi o Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LXL Fig. VI.
Fig. 1. Bauchfläche eines wirbelnden Thierchens ; w Afterstelle. Am Darme sind einige kugelartige Blasen mit blauer Farbe gefüllt, deren es oft 30—60
giebt. Fig. 2. rechte Seitenansicht mit der Respirationsröhre. Linearvergrösserung 300mal.
140. Philodina macrostyla, langhorniges UTacfcenrädcIieii. Tafel LXL Fig. Vir.
Ph. alba, laevis, ocellis oblongis, pedis corniculis basalibus praelongis.
Philodine macrostyle, blanche, lisse, les yeusc oblo?igs, les cornets ä la base du pied fort longs.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese Art wird hier zuerst verzeichnet. Ich entdeckte sie im Februar 1835 zwischen Oscillatorien im Thiergarten und fand
sie ebenda wieder am 10., 12. und 21. März und am 29. Juni. Nach einer Zeichnung von 1826 könnte ich sie damals schon gese-
hen und mit Ph. erythrophlhalma verwechselt haben. Sie ist, ausser den langen Fusshörncheu , auch durch eine vorn verdickte und
bewimperte Respirationsröhre, besonders aber durch 3 Zähne in jedem Kiefer ausgezeichnet. Nur Ph. aculeata hat ebenfalls reihen-
zahnige Kiefer. — Grösse bis Ve Linie, Ei V36 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LXL Fig. VII.
Fig. 1. linke Seitenansicht im Wirbeln. Fig. 2. Rückenansicht mit eingezogenem Räderwerke; w Darmmündung. Fig. 3. Schlundkopf mit den Kie-
fern und vorderm Darmtheile, durch Druck ausgebreitet. Vergrösserung 300m al im Durchmesser.
— 501 —
14t. Philodina citrina, citrongellbes UTackenrädclien. Tafel LXI. Fig. VIII.
Pli. corpore laevi, medio citrino, capite pedcque albis, ocellis forma variis, pedis corniculis parumper elongatis.
Philodine citrine, a corps lisse, citrin au milieu, blanc autc deute boiits^la forme des yeu^o varia-
ble, les cornets du pied un peu allonges.
Philodina cilrina, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 49. 1831. p. 148, 154. Taf. IV. Fig. 24.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Zwischen Oscillatorien 1830 entdeckt, fand sich diese Art wieder am 9. Mai 1831 in vielen Exemplaren. Ich sah damals
runde Augen, wie bei Ph. erytlirophthalma, allein am 31. Mai 1836 fand ich wieder einige Exemplare mit länglichen Augen. Die
Kiefer sah ich in der Mitte eingebogen, zweizahnig. An den mittelsten Fusshörnchen schienen Saugscheiben am Ende zu seyn. Die
Organisation glich sonst der der Ph. roseola. — Grösse bis % Linie, der Eier 1I3Q Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LXI. Fig. YIII.
Fig. 1. Rückenansicht eines wirbelnden Thierchens; m hintere Darmöffnung. Fig. 2. ganz ausgestreckter Fuss von unten. Die scheinbar mittleren
Spitzen sind die hintersten, oder die eigentlichen Fussfinger. Fig. 3. Schlundkopf, gedrückt. Linearvergrösserung 300mal.
142. Philodina aculeata, stachliges Itfacfcenrädclieii. Tafel LXI. Fig. IX.
Ph. alba, corpore cirroso, tanquam aculeato, ocellis rotundis.
Philodine epineuse, a corps blaue, gami de fausses epines molles, les yeux ronds.
Philodina aculeata, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 49. 1831. p. 148.
Aufenthalt: Bei Berlin.
.Seit 1830 habe ich diese sehr ausgezeichnete Art wieder am 7. Aug. 1835 zahlreich mit Micrasterien in Torfwasser beob-
achtet. Die scheinbaren Stacheln sind weich , können gespreizt und dicht angelegt werden. Die Respirationsröhre ist vorn kugelartig
verdickt. Die Kiefer haben je 3 Zähne. Die reihenzahnigen Kiefer linden sich auch bei Ph. macrostyla, alle übrige Arten haben
zweizahnige. Im Uebrigen ist die Organisation wie bei Ph. roseola erkannt. — Grösse bis Ve Linie, der Eier lj^ Linie. Diese Art
und Ph. erytlirophthalma sind periodisch lebendig gebärend.
Erklärung der Abbildungen Taf. LXI. Fig. IX.
Fig. 1. Bauchfläche von der linken Seite mit eingezogenem Räderwerk und einem reifen Fötus; w .Darmmündung. Fig. 2. eingezogen. Fig. 3. Kie-
fer und Zähne. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
143. Philodina megalotrocha, grosswimpriges üackeiirädclieii. Tafel LXI. Fig. X.
Ph. alba, corpore laevi breviore, rotulis maximis, ocellis ovalibus.
Philodine megalotroche, blanche, le corps lisse et court, les roues Irks-grandes, les yeu& ovales.
Philodina megalotrocha , Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 148.
Aufenthalt: Bei Berlin und Copenhagen beobachtet.
Diese Art ist durch ihren kurzen Körper mit sehr breitem Räderwerke und auch durch ihren Aufenthalt zwischen Meerlinsen
ausgezeichnet. Sie heftet ihre Eier einzeln im rechten Winkel auf diese Wurzeln, oder auch an Conferven. Ich habe die ganze Ent-
wickelung vom Keimbläschen an recht wohl beobachten können. Die Kiefer sind 2zahnig. Die übrige Organisation ist wie bei Ph.
roseola beobachtet. Ich fand sie im August 1828, im Oct. 1830, am 7. Juli 1835 und viel öfter, meist mit Melicerta gleichzeitig
bei Berlin. In Copenhagen fand ich sie im September 1833 im süssen Wasser mit Meerlinsen. — Grösse Vis — V9 Linie, des Eies
V24—V2 o.Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LXI. Fig. X.
Fig. 1. Rückenansicht, wirbelnd; co After. Fig. 2. linke Seitenansicht im Wirbeln, mit Keimbläschen im Ei. Fig. 3. ebenso mit eingezogenem Rä-
derwerk. Fig. 4. Rückenansicht im Kriechen, das Ei mit Keimbläschen. Fig. 5. Kiefer. Fig. 6. leere Eischaale. Fig. 7. volles Ei mit reifem
Fötus, an eine Meerlinsenwurzel angeheftet. Linearvergrösserung 300mal.
ACHTE FAMILIE: SCHILD-RÄDERTHIERCHEN.
Itracliioiiaca. Bracliioiies.
CHARACTER: Animalia rotatoria, zygotrocha, loricata.
CARACTERE: Animaux rotaloires^ pourvus de deux organes rotatoires simples en forme de
deux roues et enveloppes dans une galne ou carapace.
126
— SOS
Zur Familie der Schildrädertliierehen gehören alle gepanzerten Raderthicrchen, welche nur 2
einfache Wirbelorgane in Form zweier Räder führen.
Uelbersiclitliclie Erläuterungen zur Familie der ScliIldrädLertliiere.
Eine Familie mit dem Namen Brachionides bildete Bory de St. Vincent 1822 im Dictionnaire classiyue d" hist. nat.,
diese utnfasste die Brachionaeen, aber auch die meisten damals bekannten Formen der Euchlanidota sainnit Cyclops-Lnvvcn. Er hatte
darin 11 Genera und war ungewiss , ob sie zu den Krebsen oder Polypen zu stellen wäre. In der Encyclopedie 1824. Art.
Microscopiques bildete derselbe eine Ordnung der krebsartigen Infusorien , Crustodes, die den Entomostracis parallel wären, und
in dieser gab er der Familie der Brachionides 9 Genera mit Ausschluss von Anuraea, aber mit Einschluss vieler Euchlanidoten.
In noch andern 2 Familien derselben Ordnung hatte er auch polygastrische Infusorien, Euplota. Die jetzige, anders und schärfer um-
grenzte, Familie der Brachionaea ist seit 1830 ganz in gleicher .Weise, wie hier, mit 6 Arten in 4 Gattungen gegründet worden.
Die Artenzahl ist seitdem auf 27 gestiegen, die der Gattungen unverändert geblieben. Jetzt enthält die Gattung Anuraea 14, Bra-
chionus 9, Pterodina 3 Arten und Noteus 1 Art. Die ersten Formen entdeckte und zeichnete Joblot 1718, es waren Brachioni.
Die ersten Formen der Gattungen Anuraea und Pterodina entdeckte Eichhorn 1775, und die Gattung Noteus ist von mir 1830
zuerst verzeichnet. Hill, welcher 1751 die ersten systematischen Namen gab, nannte einige Formen der Familie in seiner Ordnung
der Cercarien Brachiurus, andere aber Brachionus neben Floscularien und Philodinaeen. Linne, der besonders
Schäffer's Beobachtungen auszeichnete, nahm nur dessen Brachionus unter dem Namen Tubipora Urceus 1761 in der Fauna
suecica auf. Pallas verzeichnete 2 Arten 1766 in der Classe der Zoophyten unter der Gattung Brachionus , und Linne
folgte ihm 1767 in der Xllten Ausgabe des Systeme* Naturae, nannte aber die einzige aufzunehmende Art Forticella urceolaris.
Müller nannte 1773 alle ihm bekannten Formen dieser Familie Brachionus, gesellte zu ihnen sämmtliche Euchlanidota itnd stellte
sie zu den Infusorien. So verzeichnet sie auch sein Opus posthumum 1786. Seitdem sind einige Formen (Anuraeen) von Schrank
zur Gattung Vaginaria gezogen worden, und später ist nur von Bory de St. Vincent und von mir die Systematik, wie oben an-
oezeiot, abgeändert worden, allein Blainville. v. Baer, Nitzsch und Reichenbach hielten sie für nächste Verwandte der Krebse.
Seit 1830 beruhen die Namen und Gruppen auf den Characteren der innern Organisation und sind von denen der Crustaceen schart
geschieden. (S. p.384.) — Der Panzer ist bei allen 4 Gattungen einer Schildkrötenschaale gleich {Testida), nicht ein Schildchen (Scntcllum),
wie bei Krebsen (vergl. Anuraea striata). Das Bewegungssystem hat theils äussere besondere Organe, theils innere Muskeln. Das
Räderwerk ist oft scheinbar aus 5 Theilen zusammengesetzt, 3 mittleren und 2 seitlichen. Nur die beiden grösseren Seitentheile sind
Räderorgane, die mittleren sind nur bewimperte Stirntheile, welche beim Wirbeln des Räderwerkes steif ausgestreckt ruhen und Fühl-
organe bilden. Mit diesen Räderorganen sind die Ohren der Hy datin aeen vergleichbar, nicht identisch. Einige, vielleicht alle, Bra-
chioni haben 2 Borsten im Räderorgane, wie Synchaeta. Die 2 Gattungen Noteus und Brachionus haben einen Gabelfuss, Anu-
raea ist fusslos und Pterodina hat eine Saugscheibe am Fussende ohne Finger. — Die Ernährungsorgane sind denen der Hydati-
naeen und Euchlanidoten sehr ähnlich. Alle Gattungen haben deutlich gezahnte Kiefer in einem 4muskeligen Schlundkopfe. Diese
sind bei 3 Gattungen vielzahnig (Polygomphia) , bei Pterodina allein theils zweizahnig, theils reihenzahnig (Zygogomphia, Locho-
gomphia). Der Speisecanal ist bei Noteus und Pterodina eingeschnürt mit Magen (Gasterodela) , bei den übrigen theils einlach
(Coelogastrica) , theils mit Magen. Bei allen Gattungen sind Darmdrüsen beobachtet. — Vom Fortpflanzungssystem sind bei allen
Gattungen ein Eierstock mit grossen und wenigen Eiern, die nie im Mutterleibe auskriechen, und männliche Sexualdrüsen sammt con-
tractilen Blasen beobachtet. Viele Arten von Anuraea und Brachionus, auch Noteus, tragen ihre Eier nach dem Legen an Fäden
angeheftet mit sich herum. — Vom Gefässsystem, welches des Panzers halber schwer zu erkennen ist, sind zitternde kieinenartige , an
die innern Sexualdrüsen geheftete, Organe bei 3 Gattungen, nur bei Pterodina nicht, beobachtet. Respirationsrohren sind bei einigen
Arten von Anuraea und Brachionus und auch bei Noteus erkannt. — Das Nervensystem ist bei 3 Gattungen durch rothfarbige Au-
genpunkte bezeichnet, nur Noteus hat keine Spur von Augen, aber doch anscheinend einen grossen Hirnknoten. Andere Nerventheile
sind nicht mit Sicherheit ermittelt. — Einige Brachioni vermehren sich zu zahllosen Mengen, so dass sie das Wasser milchig trüben.
Die geographische Verbreitung der Familie ist über ganz Europa bis zum Altai des sibirischen Asiens beobachtet.
üebersicht der 4 Gattungen der Schildrädertliierehen:
Augenlose mit Gabelfuss Noteus
j . N , ,, j ohne Fuss Anuraea
Augenf ührende . )ml ^ a° en"' U^e J mit Gabelfuss . . . Brachionus
(mit 2 Stirnaugen und Griffelfuss Pterodina
ZWEIUNDFÜNFZIGSTE GATTUNG: EITRÄGER.
JÜToteus. UTotöe.
CHARACTER: Animal e Brachionaeorum familia, ocellis destitutum, pede furcato. (= Brachionus ocello
carens.)
CARACTERE: Animal de la famille des Brachionus, depourvu dyeux, le pied fourchü. (= Bra-
chion sans yeux^)
503 — -
Die Gattung Eiträger aus der Familie der Schildräderthierchen zeichnet sich durch Mangel an Äu-
gen und durch einen Gabelfuss aus.
Seit 1830 gegründet, gehört diese Gattung zu denen, welche, anstatt an Formenzahl zu wachsen,
abgenommen haben. Der Grund davon liegt in der nicht immer gleichen Leichtigkeit der Erkenntniss des
Auges bei den wirklich Augen führenden. Sie wurde mit 1 Art, N. Bakeri, zuerst aufgestellt, erhielt aber
1831 2 Arten. Die erste Art ist hier zurückgenommen, weil das Auge doch wohl nur übersehen wurde,
da sie seitdem nie wieder vorgekommen, und eine ganz ähnliche Form mit einem Auge, Brachionus Ba-
kert\ häufig ist; die zweite, jetzt einzige, Art ist zu verschiedenen Zeiten und selbst ganz neuerlich als
augenlos wieder erkannt. Es scheint nicht, dass frühere Beobachter diese sehr ausgezeichnete und grosse
Form gekannt haben, und es wäre offenbar critiklos, wenn man all die alten unvollkommenen augenlosen
Zeichnungen der Brach ionen für Noteen erklären wollte. — Das zweiräderige Wirbelorgan schliesst eine
dreilappige bewimperte Stirn ein, ist ohne längere Fühlborsten und zeigt samint dem Gabelfusse deutliche
Muskeln. Der Panzer hat vorn und hinten Stacheln. Ein Schlundkopf mit vielzahnigen Kiefern {Polygom-
p/iia), ein eingeschnürter Darm mit Magen (Gasterodeld) , 2 grosse Darmdrüsen, ein Eierstock, 2 Sexual-
drüsen und eine contractile Blase sind, sammt einer Spur von zitternden Kiemen, einer kurzen und dicken
Respirationsröhre, und auch einem grossen, zwischen den Wirbelmuskeln gelegenen, Hirnknoten, ermittelt
Worden.
Die geographische Verbreitung ist nur aus Preussen bekannt.
144. Noteus quadricornis , vierhörniger Hiträger. Tafel LXII. Fig. I.
N. testula suborbiculari, dcprcssa, scabra, arcolata, fronte quadricorni et aculcis duobus in fine dorsi insignis.
JSotee a quatre cornes, la carapace presque orbiculaire, deprhnee, sccibreuse et parquetee, le front
garni de quatre cornes, den sc epines a F esefremite du dos.
Notmis qiutdricornis , Abhandl. der Akademie A. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 143. Taf. IV. Fig. 5. Schlnndkopf.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich entdeckte dieses grosse sehr durchsichtige weissliche Thierchen im August 1826 zwischen faulen Schilfblättern bei Berlin,
sah es wieder im Juni 1832 an verschiedenen Tagen, zahlreich am 23. Juni. In den folgenden 2 Jahren suchte ich es umsonst, fand
es aber wieder am 22. und 24. Juli 1835 zwischen Conferven des Thiergartens. Am 3. Juni 1836 fand ich es mit Digletta lacit-
stris in Pankow bei Berlin, und am 20. Februar 1838 sah ich viele Exemplare an flockigen Wasserpflanzen unter dem Eise. Vom
Auge hat es keine Spur, sonst aber ganz die Gestalt eines Brachionus. Der rauhe, auf dem Rücken mit Fünfenken facettirte, Pan-
zer ist auf der Bauchseite flach, aber etwas convex. Vorn ist die Stirn halbmondförmig ausgeschweift und hat auf der Rückenseite
2 gekrümmte Hörnchen, die mit den 2 Ecken 4 Spitzen bilden. Der Kinnrand ist glatt. Hinten sind 2 ziemlich lange Spitzen am
Panzer über der Fussbasis. Die Oeffnung für den Fuss ist ebenfalls halbmondförmig. Die Scheingelenke des Fasses sind etwas ge-
schwollen, die Finger spitz. Die Kiefer des Schlundkopfs sind je 5zahnig, wie bei Hydatina. Die Darmdrüsen sind birnförmig, ge-
stielt, zuweilen mit innern Blasen. Nur einmal sah ich ein Zitterorgan an der rechten Sexualdrüse, woraus sich auf mehrere schlies-
sen lässt. Der dicht vor dem Schlundkopfe gelegene mittlere der 5 innern weichen Knoten, wovon je 2 seitliche die Muskeln des Rä-
derwerkes sind, schien eine Nervenmark- Masse zu seyn. Die contractile männliche Sexualblase erfüllte den Raum der Panzeröffnung
für den Fuss, oder lag auch neben dieser. — Grösse Vio — Va Linie, Ei Vm Linie beobachtet.
Erklärung der Abbildungen Taf. LXII. Fig. I.
Fig. 1. Rückenansicht im Wirbeln. Rechts in der Mitte am Rande eine Kieme. Fig. 2. rechte Seitenansicht; <o hintere Darmniündung. Fig. 3.
Bauchfläche. Fig. 4. Kiefer und Schlundgerüst beim Druck. Linearvergrösserung 300mal.
DREIUNDFUNFZIGSTE GATTUNG: STÜTZRÄDCHEN.
Anuraea. Anuree.
CHARACTER: Animal e Brachionaeorum familia, ocello unico occipitali, pede nullo. ( = Brachionus
pede carens.)
CARACTERE: Animal de la famille des Brachiones, ayanl un seul oeil ä la nuque, point de
pied. ( — Brachion sans pied.)
Die Gattung der Stutzrädchen ist in der Familie der Scbildräderthierchen durch Besitz eines ein-
zelnen Nackenauges und durch Mangel an Fuss kenntlich.
Unter den 2 Namen Anourella und Keratella sonderte zuerst Bory de St. Vincent 1822 wahr-
scheinlich einige Formen dieser Gattung im Diction. class. dhist. nat. von den Brach ionen ab, wohin
sie, nach Müller, Lamärck gestellt liatte. Keiner von ihnen hat den Character der Augen erkannt. Da
504
der erstere Name nicht spraehrichtig gebildet, sondern von griechischem Stamme, lateinischer Endung und
franzosischer Schreibart ist, so wurde seit 1830, um den Anklang beizubehalten, der Name Änuraea vor-
gezogen. Die erste Kenntniss von Formen dieser Gattung hatte Eichhorn 1775 mit 3 Arten (A. Testudo?,
foliacea? und stipitata?). Miller beschrieb und zeichnete bis 1786 5 Arten in seiner Gattung Bra-
chionus^ Eine neue Art beschrieb 1793 Abildgaard als Kerona octoceras. Schrank sonderte 1803 die
Thierchen mit Schaalen ohne Räderorgane, die nur wirbeln ohne Radbildung, in eine Gattung Vaginaria
ab, und verzeichnete darin auch 2 Arten von Stutzrädchen, worunter eine von Müller und die 3te Eice-
HORNsche Art, als V. cuneus, war. Spätere Beobachter haben nichts hinzugefügt. Bory änderte die Gat-
tungsnamen, verzeichnete aber nur Müllers 5 Formen, denen er ohne Recht auch neue Specialnamen gab.
Ich deutete 1830 in den Abhandl. der Berl. Akad. d. Wiss. aus eigener Beobachtung nur erst 1 Art an
{Brachtonus Pala), 1831 aber beschrieb ich schon 7 Arten, darunter 4 neue. Andere 4 neue Arten gab
ich 1833 (1832), nahm aber eine der fraglichen als Microtheca zurück. Hier ist die Zahl der mir be-
kannten Arten auf 14 erhöht. — Die Organisation ist reichlich ermittelt. Der Panzer ist bei 7 Arten auf
dem Rücken facettirt, bei 4 Arten längsstreifig, bei 3 Arten glatt, bei 13 vorn, bei 7 auch hinten stach-
lig. Eine Art, A. biremis, hat bewegliche Stacheln an den Seiten. Eine Art ist nur als leere Schaale ge-
funden, bei allen übrigen sind die Räderorgane mit ihren Wimpern, oft mit ihren Muskeln, innere Längs-
muskeln sind aber noch bei keiner Art gesehen. Das Ernährungssystem als Schlundkopf und Darm ist
bei allen Arten beobachtet. Kiefer und Zähne sind bei 9 Arten erkannt, bei 1 Art je 2, bei 4 Arten je
3, bei 2 Arten je 4, bei 2 Arten je 5. Ein eingeschnürter Speisecanai (Gasterodela) ist bei 4 Arten, ein
einfach conischer {Coelogastrica) bei 9 Arten beobachtet. Zwei Darmdrüsen am Anfange des Darmes sind
bei allen 13 Arten gefunden. — Von Sexualtheilen ist der Eierstock bei 12 Arten gesehen. Männliche Se-
xualdrüsen und eine contractile Blase sind nur bei einer der nicht rauhen und grösseren Arten anschaulich
geworden. Bei derselben allein sind auch 4, an die Sexualdrüsen vertheilte, Zitterorgane gesehen. Respi-
rationsröhren im Nacken sind nur bei 3 Arten beobachtet. — Vom Nervensystem ist das Auge allen Arten
characteristisch, und augenlose ähnliche Formen, die also in besonderer Gattung zu verzeichnen wären, sind
noch nicht beobachtet Bei A. Squamula, curvicornis, biremis, striata und foliacea ist auch das Ner-
venmark unter dem Auge erkannt — Von 8 Arten ist das Hängenbleiben der gelegten Eier am Körper
beobachtet. Bei 2 Arten sind glatte und geäderte oder haarige Eier (Sommer- und Winter-Eier) vorgekom-
men. — Alle schwimmen ziemlich gut, doch nicht sehr schnell.
Die geographische Verbreitung ist von Preussen, Dänemark und Baiern bekannt, im Süsswasser und
auch im Ostseewasser beobachtet.
A. Hinten stachellose und stiellose Arten:
145. Anuraea? quadridentattt» viertaörniges Stutzrädclieii, Vierhorn. TafelLXII.Fig.il.
Ä. testula oblonga, frontis dentibus quatuor, postico fine mutico, dorso tessellato.
Anuree? a i/natre cornes, oblongue, ayant (/uatre cornes au front, le bout posterieur obtus et le
dos parc/uetc.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich fand mehrere leere Schaalen dieser Form im April 1835 in torfigem Wasser. Eine Rauhigkeit der Oberfläche war nicht
wahrnehmbar. Sie mögen wohl einer Anuraea angehören, vielleicht Müller's Bracliionus Pala {Anourella Cithara Bory), der
aber glatt gezeichnet ist. Da es viele Formen in dieser Gattung giebt, so habe ich Müller' s dänischem Thierchen, das eine eigene
Art seyn könnte, den Namen nicht ohne Sicherheit des Rechtes entwenden zu dürfen geglaubt. — Grösse Vis Linie ohne die Hörnchen.
Erklärung der Abbildungen Taf. LXII. Fig. IL
Fig. 1. linke Seitenansicht. Fig. 2. Rückenfläche bei 300maliger Vergrösserung. »
146. Anuraea Squamula, Fiscfaschuppen-artiges Stutzrädclien, Fiscliscliiippclien.
Tafel LXII. Fig. III.
A. testula obtuse quadrata, frontis dentibus senis, postico fine mutico, tota glabra.
Anuree Ecaille, obtusement r/uarree, sisc cornes au front, le bout posterieur desarme, entierement
lisse.
Brachionus Squamula, Müller, Animalc. infus, p. 334. Tab. XLYVII. Fig. 4 — 7. besonders Fig. 7. 1786.
Vaginaria Squamula, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 142. 1803.
Bracliionus Squamula, Lamarck, Histoire nat. des an im. s. vert. II. p. 34. 1816.
Anourella Luth, Bory de St. Vincent, Encycloped. in etil. Vers. 1824.
Anuraea Squamula, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 144.
Aufenthalt: Bei Copenhagen, Ingolstadt und Berlin.
Müllers Thierchen fand sich mit Lem?ia minor bei Copenhagen, und obwohl Müller dasselbe mehr scheibenartig ge-
zeichnet und beschrieben hat, so passt doch die Fig. 7. seiner Zeichnung viel zu gut, als? dass es für verschieden zu halten wäre, auch
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werden alle Arten beim Sterben breiter und rundlich. Vom Rücken gesehen, zeigt es meist nur 4 Stirnhörnchen. Schrank fand
Müxler's Form, wie er sagt, im Juli nicht selten bei Ingolstadt. Ich fand es 1831 zahlreich in torfigem Wasser bei Berlin und wie-
der zahlreich am 20. Juni 1832. Es trug oft ein grosses Ei äusserlich auf der Bauchseite hinten, zuweilen auch ganz hinter der
Schaale angeheftet Ein sehr grosses lebhaft rotlies rundes Auge, ein deutlicher Schlundkopf mit 4 Muskeln, 2 Darmdrüsen, ein ein-
fach conischer Darm und ein Eierstock sind, ausser dem Räderwerk, die innern erkannten Organe. Zwischen den beiden Rädern war
ein einfacher langer bewimperter Stirntheil, gleich einer Respirationsröhre. Die Zähne wurden nicht sorgfältig gesucht. — Grösse
V20 — Vis Linie, des Eies Y36 Linie.
Erklärung der Abbildungen Tafel LXII. Fig. III.
Fig. 1. Rückenansicht beim Wirbeln. Fig. 2. rechte Seitenansicht; (0 hintere Oeffnung, woran ein Ei sitzt. Fig. 3. Bauchfläche mit eingezogenem
Räderwerk. Linearvergrösserung 300mal.
14*. Anuraea falculata, Sichel -Stwtzrädchen. Tafel LXII. Fig. IV.
A. testula oblonga, frontis dentibus senis, mediis falcatis, superficie aequali aspera, postico fine mutico.
Anuree Faucille, oblongue, a si& cornes au front L, les deucc du milieu courbees, la surface du test
egale et apre, le bout posterieur obtus.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese Form ist der A. serrulata sehr ähnlich, von der es auch Abänderungen ohne hintere Stacheln giebt, hat aber keine
facettirte Schaale. Ich habe sie nur am 28. Juni 1835 in 2 Exemplaren gleichzeitig gesehen und ihre innere Organisation nicht scharf
genug beobachten können. Ich sah das Auge, den einfach conischen Darm und 2 grosse Darmdrüsen zu beiden Seiten des Schlund-
kopfs durch die Schaale schimmern. Eins hatte ein Ei an sich hängen. — Grösse Vi 2 Linie, des Eies V36 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LXII. Fig. IV.
Es ist ein Exemplar von der Rückenseite mit eingezogenem Räderwerke und einem Ei , 300mal vergrössert.
\4&. Anuraea curvicornis, RrummIiöriiiges!StiitzrädcIien,KrunftmIiorii. Tafel LXII. Fig. V.
f A. testula subquadrata, frontis cornibus sex, mediis deorsum et extrorsum curvis majoribus, dorso tessellato.
Anuree courbee, presque quarr ee^ sia> cornes au front^ les deute du milieu plus grandes et courbees
en dessous et en dehors,.le dos parquete.
Anuraea curvicornis, Abhandh der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. (1832.) p. 197.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Zuerst fand es sich am 21. Juni 1832 im Plötzensee bei Berlin, dann wieder am 25. März 1835 in einer Torilache bei den
Pulvermühlen. Ich habe 5 Exemplare beobachtet. Die Oberfläche des Panzers sah ich zuletzt sehr fein punetirt. Die Stirn Jiat nur
einen bewimperten Mitteltheil. Das grosse rothe und runde Auge sitzt auf einem starken Markknoten. Der Schlundkopf hat 2 drei-
zahnige Kiefer. Der Speisecanal ist einfach conisch und hat vorn 2 kuglige Darmdrüsen. Der Eierstock bildet einzelne grosse Eier,
die, wenn sie gelegt sind, am hintern Körper an einem Faden hängen bleiben. Ich sah in einem Ei einen wirbelnden Fötus mit sei-
nem Auge und vollendetem Schlundkopfe. Die mittelsten Stirnhörnchen sind nach aussen und unten gebogen. Der Kinnrand des Pan-
zers ist glatt und hat 2 abgerundete starke Zähne, -7- Grösse Vis Linie, des Eies V36 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LXII. Fig. V.
Fig. 1. Rückenansicht im Schwimmen. Fig. 2. rechte Seitenansicht eines ertragenden Thierchens; w die After- und Eier -Mündung. Fig. 3. Bauch-
fläche der leeren Schaale. Fig. 4. Kiefer und Zähne. Linearvergrösserung 300mal.
149. Anuraea hiremis, zweiruderiges Stutzrädclieii. Tafel LXII. Fig. VI.
A. testula lineari, elongata, frontis dentibus quaternis, dorso glaberrimo, aculeis duobus mobilibus, remiformibus in
quovis latere.
Anuree Rameur, lineaire-allongee, a quatre cornes au front, le dos tres-lisse, deua) aiguillons mo-
biles autc cötes en forme de rames.
Anwaea hiremis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 144. 1834. p. 538.
Aufenthalt: Im Seewasser der Ostsee bei Kiel.
Ich entdeckte das Thierchen im October 1831 in leuchtendem Ostseewasser, welches Dr. Michaelis mir zu senden die Güte
hatte, in Berlin, und habe es seitdem nicht wieder beobachtet. Ich versuchte umsonst, es leuchten zu sehen, obwohl es eben so gelbe
Speise im Darme hatte, als die Leuchtthierchen, so dass die Nahrung schwerlich einen Theil am Leuchten hatte. Uebrigens sah ich
das Wirbelorgan nur eingezogen, zuckend. Der Schlundkopf hatte 2 dreizahnige Kiefer, der Darm war einfach conisch und hatte vorn
2 rundliche Darmdrüsen. Die Sexualorgane blieben undeutlich. Das Auge war lebhaft roth und rund. Die beiden seitlichen bewegli-
chen Stacheln, welche Müller auch bei A. striata angiebt, erinnern an Notommata Copeus, sind aber wohl den übrigen Stacheln
am hintern Ende der Formen aus den Gattungen Anuraea und Bracliionus ähnlicher, deren auch manche weich und biegsam sind
{Brach, amphiceros). Beim Verdunsten des Wassers wird die Panzerform viel breiter. Grösse V12 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LXII. Fig. TL
Fig. 1. Bauchfläche mit anliegenden seitlichen Stacheln. Fig. 2. Rückenfläche mit gespreizten Stacheln. Fig. 3. rechte Seitenansicht; co Darmmün-
dung. Linearvergrösserung 300mal.
12*
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150. Anuraea striata, gestreiftes Stiitzrädchen. Tafel Lxn. Fig. vn.
A. testula lineari, elongata, frontis dentibus senis, dorsi striis longitudinalibus duodecim, fine obtuso.
Anuree rayee, lineaire-allongee, a sicc cornes au front, le dos garni de 12 raies longitudinales et ob-
tus au bout.
Brachioms striatm, Müller, Animalc. Infus, p. 332. Tab. XLVII. Fig. i — 3. 1786.
Brachioms striatus, Lamarck, Hist. nat. des anim. sans vert. II. p. 34. 1816.
Anourella Lyra, Bort de St. Vincent, Encycloped. meth. Vers. 1824.
Anuraea striata, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 144.
Aufenthalt: Bei Copcnhagen, Kiel und Wismar in der Ostsee, und bei Berlin im Siisswasser beobachtet.
Müller fand sein Thierclien erst todt, seit 1779, 1781 aber aucli wirbelnd im Meerwasser bei Copenhagen mit Ptero-
dina clypeata. Er sali und zählte schon die 12 Rückenstreifen, sah die Stirnhörnchen bald länger, bald kürzer werden, und erkannte
3 Tlieile des Wirbelorgans, welches er auch in radförmiger Bewegung sah. Was er 2 Spitzen (mucrones) nennt, ist mir unklar,
es waren vielleicht 2 innere Längsmuskeln ; er sah auch den Schlundkopf und das Auswerfen der verdauten Nahrung. Ueberdiess sah
er 2 seitliche Stacheln (cuspides), welche ich bei dieser Art nie sah und die ich characteristisch für A. biremis, ebenfalls ein Ostsee-
thierchen, fand. Müller hat daher wohl diese beiden Arten verwechselt und in seiner Fig. 3. eine A. biremis, anstatt mit 4, auch
mit 6 Stirnzähnen abgebildet. Ich beobachtete diese Art zuerst im Oct. 1831 in leuchtendem Seewasser aus dem Kieler Hafen, wel-
ches ich auf meine Bitte von Dr. Michaelis erhielt, in Berlin. Es leuchtete nicht, obwohl es innen gelbe (Nahrungs-) Stoffe hatte,
wie die Leuchtthierchen. Ich fand es 1834 mit Gonium pectorale (was auch bei Gonium noch zuzufügen ist) im Seewasser bei
Wismar auf der kleinen Insel Wallfisch in einer Lache, ebenfalls mit Pterodina clypeata und Brachionus Mülleri. Sehr auffal-
lend war mir, dass ich am 25. Febr. und 3. März 1835 dieselbe Thierform mit Anuraea acuminata in einer Torflache bei Berlin
häufig vorfand. Sie ist in der Gestalt sehr veränderlich, bald lang und schmal, bald urnenförmig oder glockenförmig, auch fast schei-
benförmig, weil der häutige Panzer bei den Contractionen des Körpers nachgiebt. Die lange Form scheint die natürlichste zu seyn.
Beim Wirbelorgan bemerkte ich einmal noch einen äusseren ganzen Kreis von Wimpern, wie bei Hydatina, was gegen den Farnilien-
Character wäre, vielleicht aber unrichtig beobachtet war. Einmal schien mir auch der Panzer auf der Bauchseite in der ganzen Länge
zu klaffen, wie bei Euchlanis. Ich zählte 3 Zähne in jedem Kiefer, sah den Darm einfach conisch, 2 Darmdrüsen, den Eierstock
und den Nervenknoten des rothen Auges. Ein Junges sah ich im Ei wirbeln und auskriechen, das Ei fand sich am Boden des Glases.
— Grösse V12 — Vioj des Eies V24 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LXII. Fig. VII.
Fig. 1. Bauchfläche der leeren Schaale. Fig. 2. Rückenansicht im Wirbeln. Fig. 3. rechte Seitenansicht; « hintere Panzeröffnung. Fig. 4. reifes
Ei. Linearvergrösserung 300mal.
B. Hinten stachlige oder stielartig verdünnte Arten:
151. Anuraea inermis, waffenloses Stutzrädchen. Tafel Lxn. Fig. VIII.
A. testula oblonga, postice attenuata, truncata, fronte mutica, striis dorsi longitudinalibus obsoletis.
Anuree sans armes, la carapace oblongue, amincie a V ecctremite posterieure et tronquee, sans den-
telures au front, ayant le dos garni de raies longitudinales faibles.
Anuraea inermis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 197.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Am 27. März 1832 im Torfwasser entdeckt, nur in 1 Exemplare und seitdem nicht wieder gesehen. Es war ein sehr wei-
ches biegsames Thierchen von der Gestalt der An. acuminata, mit der es gleichzeitig vorkam, und ich hielt es anfangs für deren
Junges. Neben einander liegend waren beide Formen aber doch bei gleicher Grösse zu verschieden, zumal da andere kleinere Junge
der letzteren schon die Spitzen des Panzers deutlich zeigten. Der Hintertheil blieb nach dem Bauche zu umgeschlagen, auch wenn es
schwamm. Ich sah 2 dreizahnige Kiefer, einen einfach conischen Darm, 2 Darmdrüsen, den Eierstock und das rothe Auge. Das Wir-
belorgan hatte 2 Räderwerke und 3 bewimperte Stirntheile. — Grösse ausgedehnt Vi* Linie, eines fast reifen Eies Vss Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LXII. Fig. VIII.
Fig. 1. Bauchfläche. Fig. 2. Kiefer und Zähne, bei 300maliger Linearvergrösserung.
15£. Anuraea acuminata, zugespitztes Stutzrädcheii. Tafel LXII. Fig. IX.
A. testula oblonga, postice attenuata, truncata, frontis dentibus senis acutissimis, dorsi striis duodecim longitudinalibus.
Anuree azgu'e, a carapace oblongue, amincie et tronquee au bout posterieur, ayant sicc cornes tres-
aigu'es au bord du front et dou%e raies longitudinales au dos.
Anuraea acuminata, Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 52, 144. Taf. IT. Fig. 9. Schlnndkopf.
Aufenthalt: Bei Berlin.
l *, Idl entdeckte diese bei Berlin selir gewöhnliche Art am 10. April 1831 zwischen Conferven im Thiergarten. Sie ist in zahl-
losen Mengen vorgekommen, nur aufgezeichnet am 25. März 1832, am 25. Februar, 3. März 1835, am 29. März, 15. April 1836,
7 'S w in 01'fla<:lien* Die beiden Räderwerke waren sehr deutlich, aber nur ein rundlicher Stirntheil mit steifen Wimpern dazwi-
schen. Wegen der nicht rauhen und nicht facettirten Oberfläche des Panzers, auch der Grösse halber ist diese Art am ergiebigsten für
die ivenntniss des Organismus gewesen. Ein 4muskeliger Schlundkopf mit 2 zweizahnigen Kiefern und einem Schlundgerüst, ein einfach
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conischer Darm mit 2 ovalen etwas gestielten Darmdrüsen, ein Eierstock , zwei männliche keulenartige lange Sexualdrüsen mit je 2
daran hängenden Kiemen, eine contractile Sexualblase, 4 kiemenartige Zitterorgane und ein rothes Nackenauge, über welches sein Ner-
venknoten hinausragt, sind festgestellte Organe. — Grösse Vis — Vio Linie, des Eies y36 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LXII. Fig. IX.
Fig. 1. rechte Seitenansicht mit vorgeschobenen Rädern; co die hintere Panzeröffnung der Bauchseite. Fig. 2. Rückenansicht mit eingezogenen Rädern,
Sexualorganen und Kiemen. Fig. 3. Kiefer und Zähne beim Druck. Linearvergrösserung 300maL
153, Anuraea foliacea, ftlattartiges Stutzrädchen. Tafel lxii. Fig. x.
A. testula oblonga, fronte sexdentata, postice in aculeum, pedicellum referentem, terminata, dorso ventreque longitu-
dinaliter striatis, cingulo frontis scabro.
Anuree foliacee, a carapace oblongue, ayant si& dents au front ;, terminee a V e&tremite posterieure
en epine simple a V instar d'un pedicule, le dos et le venire longitudinalement rayes, une cein-
ture apre pres du front.
Die Gabel, Eichhorn? Beiträge zur Kenntniss d. kl. Wasserth. p. 69. Taf. VI. Fig. 10. 1775.
Cercaria, nov. spec, Müller, Naturforscher, IX. p. 212. 1776.
Vaginaria Musculus, Oken, Lehrbuch d. Naturgesch. III. p. 844. 1815.
Aufenthalt: Bei Berlin und wahrscheinlich bei Danzig beobachtet.
Eichhornes Thierchen fand sich im Sommer im Most (Wasserschlamm) bei Danzig. Er sah nur 5 Stirnzähne und einen
längeren Stiel. Die Länge der Hörnchen ist aber bei allen Anuraeen wechselnd, daher habe ich diesen Unterschied für unwichtig ge-
halten, und die Zahl der Zähne ist etwas schwierig mit Sicherheit auszumitteln. Ich habe deutlich 6 Zähne am Stirnrande gesehen
und in den wenigen beobachteten Exemplaren immer den Stiel kürzer als den Körper gefunden. Ein rauher Gürtel ist dicht hinter der
Stirn am Panzer. Der Schlundkopf hat 2 4zahnige Kiefer. Der Darm ist einfach conisch, mit 2 vordem Drüsen. Den Eierstock
sah ich wenig entwickelt. Ausser den 2 Räderorganen sah ich keine Stirnwimpern, aber unter dem Auge zeichnete sich der Hirnkno-
ten deutlich. Oken verwechselte es mit Schrank/ s Vaginaria Musculus. Zuerst am 13. März 1835, dann wieder am 2. Juni
1837 beobachtet. — Grösse Vis Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LXII. Fig. X.
Fig. 1. Rückenfläche. Fig. 2. linke Seitenfläche. Fig. 3. Vorderrand von der Bauchseite. Linearvergrösserung 300mal.
154. Anuraea stipitata, schaufelartiges Sfutzrädchen. Tafel LXII. Fig. XL
A. testula subquadrata aut triangula, postice mucrone simplici pedicellata, frontis dentibus senis, dorso tessellato.
Anuree Pelle, a carapace presque quarree ou triangulaire , terminee en eperon ou pedicule, ayant
sitc dents au front et le dos parquete.
Schaalenthier wie Wasserbesen, Eichhorn? Beiträge z. Kennt n. d. kl. Wasserth. p. 78. Tab. VIT. Fig. L. 1775.
BracJiionus, nov. spec, Müller, Naturforscher, IX. p. 213. 1776.
Vaginaria Cuneus, Schrank? Fauna boica, III. 2. p. 142. 1803.
Vaginaria Cuneus , Oken, Lehrbuch d. Naturgeschichte, III. p. 48.
Aufenthalt: Bei Berlin und wahrscheinlich bei Danzig und Ingolstadt beobachtet.
Eichhorn's Thierchen von Danzig fand sich im Frühjahr und hatte auf jeder Seite vorn 5 Zacken. Schrank fand es bei
Ingolstadt in Baiern im März mit Conferven und spricht von nur 5 vordem Zähnen. Beide nennen es keilförmig. Oken benutzte
nur Schrank' s Nachricht. Jene früheren Beobachtungen könnten sich auch auf A. acuminata beziehen, doch sind bei der gegen-
wärtigen Art meist vom Rücken oder dem Bauche aus nur 4 — 5 Stirnzähne anschaulich. Ich fand es bei Berlin am 12. Juli 1834
und wieder am 14. April 1835 mit Uroglena und Stentor niger in Torflachen. Das doppelte Räderwerk, das grosse rothe Nacken-
auge, ein Schlundkopf mit unklaren Zähnen, ein eingeschnürter Darm (Gasterodela) mit 2 kugligen Darmdrüsen und ein Eierstock
waren deutlich, auch schienen 2 Sexualdrüsen durchzublicken. Sehr sonderbar war die einmal auf der Bauchseite vortretende Respira-
tionsröhre. — Grösse V20 — Vis Linie, des Eies V30 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LXII. Fig. XI«
Fig. 1. Bauchfläche im Wirbeln, wo zu beiden Seiten der Darmdrüsen den Sexualdrüsen vergleichbare Organe liegen. Fig. 2. Rückenfläche mit ein-
gezogenem Räderwerk. Fig. 3. rechte Seitenansicht, mit Respirationsröhre auf der Bauchseite (?) und einem Eie. Linearvergrösserung 300mal.
155. Anuraea Testudo, Schildkröten -ähnliches Stntzrädchen. Tafel LXII. Fig.xil.
A. testula quadrata, frontis dentibus senis rectis subaequalibus , mucronibus posticis duobus brevibus, dorso ventreque
asperis, illo tessellato.
Anuree Tortue, a carapace quarree, ayant sicc cornes droites presque egales au front et deua; poin-
tes courtes a V ea)tremite posterieure, le dos et le venire apres, le dos parquete.
Anuraea Testudo, Abhandl. d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 145. (vergl. Eichhorn's Brodkorb, £ acul)
Aufenthalt: Bei Berlin.
Im April 1831 entdeckt, fand sie sich zahlreich wieder in einem Torfwasser am 25. März 1835, seitdem ist aber an ihre
Stelle A. serrulata in denselben Gewässern getreten. Durch die auch auf der Bauchseite rauhe Schaale unterscheidet sie sich von der
langstachligen A. aculeata, durch gleichlange gerade Stirnzähne und ziemlich gerade abgeschnittenen glatten Kinnrand der Schaale, so
wie durch stiellose Darmdrüsen, Mangel an Magen und einfachen Stirnzapfen von A. serrulata, jedoch sind auch die Facetten des
Rückens bei diesen Arten verschieden. Der Schlundkopf hat 4zahnige Kiefer, wie bei serrulata, der einfach conische Darm hat vorn
50S
2 Darmdrüsen, das Auge ist queer-oval. Zwischen den beiden Rädern stellt nur ein grosser abgestutzter bewimperter Stirnzapfen. Bei
einigen sah ich anhängende glatte, bei andern facettirte Eier, letztere mögen Dauer -Eier oder Winter-Eier seyn. — Grösse 1/ — Vis*
des Eies y48 — -Vsö Linie.
Erklärung der Abbildungen Tat LXII. Fig. XII.
Fig. 1. Rückenansicht im Wirbeln. Fig. 2. Bauchfläche mit eingezogeuem Räderwerk und einem anhängenden Ei. Fig. 3. rechte Seitenansicht im
Wirbeln; w hintere Eierstock- und Darin -Oeffnung. Die Zähne ganz wie bei Fig. XIII. 4. Linearvergrösserung 300mal.
15©o Anuraea serrulata, höcfcriges Stutzrädchen. Tafel LXII. Fig. XIII.
A. testula ovato^-quadrata, frontis dentibus senis inaequalibus ,' mediis curvatis, mucronibus posticis duobus brevibus,
interdum obsoletis, dorso ventreque asperis, illo tessellato.
Anuree Porte-serre9 a carapace ovale- quarr ee, ayant site cornes inegales au front ;, les deute du
milieu conrbees, deute pointes couries au bout posterieur quelquefois peu marquees, le dos et le
venire apres , le dos parquete.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Erst seit 1835 habe ich diese Form bei Berlin , seitdem aber auch hundertweis gesehen. Wo ich früher A. Testudo fand,
lebt diese Art in noch weit grösserer Menge. Sie unterscheidet sich durch ein noch länglicheres Auge, ungleiche grössere gekrümmte
Stirnhörnchen, durch schärfere Rauhigkeiten am Panzer, durch 2 breite gerundete und gesägte Zähne am Kinnrande, dickeren Kopf,
gestielte ovale Darmdrüsen und eingeschnürten Darm. Die hintern kurzen Stacheln fehlten zuweilen fast und wirklich ganz. Die Kie-
fer waren 4zahnig. Die Stirn hatte neben dem doppelten Räderwerke 3 cylindrische Fortsätze, auf deren abgestutztem Ende Wimpern
sassen. Ich fand 1835 von dieser Art Öfter lebende Exemplare, welche ganz haarig waren. Die Ursache davon war die sie bedeckende
kleine Hygrocrocis vestiens, eine Alge. — Grösse Vis Linie, des Eies y48 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LXII. Fig. XIII.
Fig. 1. Rückenansicht im Wirbeln; Normalform. Fig. 2. stachellose Varietät, leere Schaale, Rückenseite. Fig. 3. rechte Seitenansicht eines durch
Hygrocrocis vestiens behaarten Thierchens; leere Schaale.- Fig. 4. Kiefer und Zähne. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
15?. Anuraea aculeata, stachliges Stutzrädchen. Tafel LXII. Fig. XIV.
A. testula quadrata, frontis dentibus senis, mediis elongatis, mucronibus posticis longis aequalibus, dorso aspero et tes-
sellato , ventre glabro.
Anuree epineuse, a carapace quarr ee, ayant site cornes au front, les deute du milieu plus longues,
deute epines longues et egales au bout du dos, le dos apre et parquete, le venire lisse.
Der Brodkorh., Eichhorn? Beiträge z. Kenntn. d. kl. Wasserth. p. 27. Taf. I. n. 11. 1775. (vergl. An. Testudo.)
Brachionus, nov. spec, Müller, Naturforscher, IX. p. 208. 1776.
Bracfiionus quadratus , Müller, Animalc. Infus, p. 354. Tab. XLIX. Fig. 12 — 13. 1786.
Kerona octoceras, Abildgaard, Skrivt. af Naturh. Selskabet. Bind III. I. p. 80. Tab. III. Fig. 2. 1793. (1790.)
Brachionus quadratus, Lamarck, Hist. nat. des animaux sans vert. II. p. 34. 1816. Schweigger, Handb. d. Naturgescli. d. ske-
letlosen Thiere, p. 409. 1820.
Keratella quadrata, Bort de St. Vincent, Dict. classique, II. p. 470. 1822. Encyclop. method. Vers. 1824. p. 469, 538.
Anuraea aculeata, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 145. 1833. p. 199.
Auf enthalt: Bei Berlin und wahrscheinlich auch bei Danzig und Copenhagen.
Obwohl die Abbildungen der früheren Beobachter nicht ganz genau auf diese Art passen, so können die Unterschiede doch
allzuleicht Fehler der Beobachtung seyn, indem die Räderorgane die Panzer -Zähne optisch verdecken und verschiedentlich abstumpfen,
wenn sie nicht ganz eingezogen sind. . Die beiden hintern langen Stacheln haben alle gesehen. Eichhorn fand es im Frühling und
Herbst bei Danzig, hat es längsstreifig gezeichnet, wie es bei der Contraction auch zuweilen erscheint, und die Hörnchen gleich und
klein, auch deren 8 gesehen. Eier und Darm verglich er mit Broden im Korbe. Müller fand es sehr selten im Sumpfwasser, ver-
glich es mit einem kleinen Sepien -Ei (soll wohl Rochen -Ei heissen) und sah vorn nur die beiden längern Spitzen, scheint auch ein
anhängendes Ei gesehen zu haben. Abildgaard fand ein ganz ähnliches, vorn 8hörniges, Thierchen, welches wenigstens wohl sicher
das von Eichhorn war, im 7 - tägigen Aufguss einer ostindischen Lilienkapsel in Copenhagen im Juni 1790. Ich fand sie 1831 häufig
in Toribrüchen und auch am 9. April 1835 zahlreich, allein seit 1832 fand ich nur die folgende A. valga ebenda noch weit häufiger.
Der Darm ist eingeschnürt, der Schlundkopf hat 2 mehrzahnige Kiefer, und daneben sind 2 kuglige Darmdrüsen. Zwischen den bei-
den Rädern steht ein einzelner bewimperter Stirnzapfen. Das rothe Auge ist etwas queer-oval. Die Eier hängen einzeln auf der
Bauchseite zwischen den Stacheln. Eine kleine Respirationsröhre steht vor dem Auge. — Grösse ohne die Stacheln bis 712, mit den-
selben bis Vs Linie, des Eies V24 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LXII. Fig. XIV.
Fig. 1. Rückenansicht im Wirbeln, Fig. 2. Bauchfläche mit halb entwickeltem Räderwerke. Fig. 3. rechte Seitenansicht mit Respirationsröhre und
Ei. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
158. Anuraea valga, hinkendes Stutzrädchen. Tafel LXII. Fig. XV.
A. testula quadrata, frontis dentibus sex, inediis longioribus, mucronibus duobus posticis inaequalibus, dorso tessellato
et cum ventris parte antica scabro.
Anuree boiteuse, ä carapace quarr ee, ayant site coriies au front, les deute du milieu plus longues,
armee de deua> epines inegales au bout du dos, le dos parquete et apre ainsi que la moitie an-
terieure du venire.
509
Anuraea? valga, Abhandl. d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 198.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Es fanden sicli von dieser Art zuerst am 5, April 1832 10 übereinstimmende leere Panzer todtcr TJiierclien. Seitdem wur-
den zuerst am 25. Mai 1835 auch lebende beobachtet. Sehr zahlreich sah ich sie am 26. Mai 1836 und seitdem öfter wieder. Im
Sommer 1836 fand ich einst 9 Exemplare beisammen im Magen einer Notommata Syrinx; und auch mehrere im Magen der Not.
Myrmeleo. Alle waren sich durchaus ähnlich. In allen den von mir bis jetzt aufmerksam betrachteten Exemplaren war der linke Sta-
chel der kürzere, die Länge beider im Allgemeinen aber verschieden. Die Kiefer sind 5zahnig, der Darm eingeschnürt, die Darmdrüsen
eiförmig, das rothe Auge queer-oval. Zwischen den Rädern liegt ein einzelner bewimperter Stirnzapfen, und zwischen den mittleren
Stirnhörnchen ragt eine kleine Respirationsröhre vor. Das Junge sah ich im Ei wirbeln und zuweilen Eier durch Hijgrocrocis ve-
stiens behaart. — Grösse des Panzers ohne die Stacheln Vis Linie, des Eies V^s — ^o Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LXII. Fig. XV.
Fig. i. Rückenansicht mit wirbelnden Rädern. Fig. 2. rechte Seitenansicht mit wirbelndem Fötus im Ei und Respirationsröhre. Fig. 3. leere Schaale,
Bauchfläche. Fig. 4. behaartes Ei. Fig. 5. Kiefer und Zähne. Linearvergrösserung 300mal.
Nachtrag zur Gattung Anuraea.
Die beiden, von Bort 1822 und 1824 gegründeten, Namen Keratella und Anourella, welche sich in dieser Gattung ver-
lieren, haben folgende Homonyme ihrer Arten: I. Keratella: 1) K. quadrata = Anuraea aculeata. IL Anourella:
1) A. Bipalium (1822. Biet, class. II. p. 470.) = Anuraea striata, forma linearis*; 2) A. Cithara (1824) = A. qua-
dridentata?; 3) A. Luth (1824) = Anur. Squamula; 4) A. Lyra (1824) = Anur. striata; 5) A. Pala (1822) = Anur.
cfuadridentata; 6) A. pandurma (1824) = Anur. striata linearis?; 7) A. Squamula (1822) = Anur. Squamula; 8) A.
striata (1822) = Anur. striata.
Es wäre wohl möglich, dass von den früheren Beobachtern, deren Abbildungen von den hier gegebenen abweichen, noch an-
dere Arten schon gesehen wären. Die Mannigfaltigkeit der Arten der Gattung spricht dafür, doch können auch eben so leicht Fehler
der Beobachtung vorgefallen seyn. Als besondere Arten könnten einst 1) Brachionus Pala und 2) Bipalium von Müller, 3) der
Brodkorb (Kerona octoceras Abildgaard), 4) die Gabel und 5) das Schaalthier {Vagin. Cuneus Schrank) von Eich-
horn, vielleicht auch 6) Corti's Animaluccio a corona Fig. VII. (s. Brachionus urceolaris) noch erkannt werden. — Bei
mehreren Arten der Gattung, besonders oft bei A. acuminata, sah ich die Wirbelbewegung der innern Darmhaut, wie bei Hydatina.
— Dass den Brachionen zuweilen die Füsse (Schwänze) ausfielen und ergänzt würden, wie Müller bei Br. urceolaris 1786.
p. 358. erzählt, und was den Gattungscharacter der Anuraeen stören könnte, habe ich nie gesehen, und halte ich, des Baues halber,
für ganz unwahrscheinlich. Die Cercarien haben diesen Irrthura wohl herbeigeführt.
VIERÜNDFÜNFZIGSTE GATTUNG: WAPPENTHIERCHEN.
Brachionus. Brachion.
CHARACTER: Animal e Brachionaeorum familia, ocello occipitali singulo et pede furcato instruetum.
CARACTERE: Animal de la famille des Brachiones^ ayant un seul oeil a la nuque et le pied
fourchu.
Die Gattung der Wappenthierchen unterscheidet sich in der Familie der Schildräderthierchen
durch Besitz eines einzelnen Nackenauges und eines Gabelfusses.
Erläuterungen zur Gattung Brachionus.
Der systematische Name Brachionus ist von Hill 1751 und einer der ältesten bei den Infusorien, allein die jetzige Um-
grenzung des Begriffes desselben ist nach der innern Organisation der Tliierclien erst 1830 ausgeführt worden. Im Ganzen sind allmä-
Hg 69 Artnamen gegeben, von denen hier nur 9 angewendet werden konnten. Die ersten Formen beobachtete Joblot 1718, es wa-
ren wohl Br. Pala und amphiceros. Hill verzeichnete wohl 1751 4 Arten in seiner Thiergesehichte, 1 als Brachiurus quar-
tus und 3 als Brachionos. Mit letzterem Gattungsnamen nannte er auch Rotifer, Melicerta und Limnias, ihrer armartigen Räder-
organe halber. Baker gab 1753 gute Abbildungen von 3 Arten, Br. Pala, urceolaris und Ba&eri, und beobachtete schon das
Auskriechen der Jungen aus dem Ei und auch die Wintereier. Schaffer beschrieb und zeichnete wohl den Br. rubens lUbb.
Linne nahm Schaffer's Thierchen allein in der Fauna suecica 1761 als Tubipora urceus auf. Pallas bediente sich zuerst
wieder des Gattungsnamens Brachionus 1766 für alle Vortic eilen und Räder thi er e, deren er 18 aufnahm, und verzeichnete Ba-
128
5iO
kers Formen als 2 Arten , Br. capsuliflorus (= Br. urceolaris und Bakeri) und Br. calycißorus { = Br. Pala). Linne
nannte dann seine Tubipora urceus in der Xllten Ausgabe des Systema Natur ae 1767 Vorticella urceolaris. Müller ver-
zeichnete Br. urceolaris \1§7 im Anhang der Flora Friedrichsdaliana noch als Tubipora Urceus > und unterschied 1773 zuerst
die nackten und gepanzerten Räderthiere. Er nannte die ersteren Vorticella oder Trichoda, und die letzteren allein Brachiomis,
vereinte diese aber noch mit den Euchlanidotis. Von der jetzigen Gattung Brachiomis kannte er nur den Br. urceolaris, ver-
zeichnete aber 6 Arten in der Gattung, deren übrige zu Colurus, Salpina, Stephanops und Lepadella gehörten. Gute Beobach-
tungen machten Corti und Göze 1774 über den Br. urceolaris wieder bekannt. Eichhorn sah vielleicht 1775 den Br. polya-
canthus. Müller vermehrte bis 1786 die Gattung Brachiomis zu 22 Arten, von denen aber nur 4 der jetzigen Gattung angehö-
ren. Schrank 1776 — 1803 und Meyer 1789 gaben mehrere neue Artnamen, aber nur ersterer hat 3 — 4 der jetzigen Gattung zu-
gehörige Namen gebildet. Lamarck zählte 1816 17 von Müller's, sehr verschiedenen Gattungen angehörigen, Arten wieder in der
Gattung Brachiomis auf, aber Bort de St. Vincent bildete 1822 aus Müller' s Gattung eine Familie von 11 Gattungen und
stellte anfangs nur 2 Arten von Müller {Br. urceolaris und Bakeri) in die speciellere Gattung Brachiomis , die er durch aber-
malige Benennung der schon benannten BAKERschen Formen allmälig auf 6 Arten vermehrte. Von den wahren Brachionen trennte er
als eigene Gattungen Tricalama und Silu/uella (s. d. Nachtrag). Nitzsch behielt 1824 in der Encyclopädie von Ersch und Grü-
ber Müllers Arten bei und unterstützte durch eigene Beobachtung die Lehre von der bestimmten grossen Organisation dieser Thiere.
Bei der physiologischen Revision dieser Formen 1830 verzeichnete ich zuerst 3 (2 von Müller und 1 neue) selbst beobachtete Arten
der Gattung Brachiomis ^ und viele von Bort's Gattungen und Müller' s Arten gingen in andere Gattungen und Familien über.
Auch Bort's Gattung Brachiomis zerfiel in Noteiis und Brachiomis. Die Zahl der Arten wuchs 1831 auf 4 und 1833 auf 7.
Hier sind noch 2 neue Arten zugefügt worden. — Die Organisation der Gattung ist schon in früher Zeit mannigfach erkannt, allein
das Unphysiologische, oft sich Widersprechende und Wunderliche der Auffassung der Beobachter hat bis in die neueste Zeit eine feste
und sichere Verarbeitung dieser Kenntnisse bei den critischen Systematikern verhindert, oder auch diese zu grossen Fehlgriffen verleitet.
Den Schlundkopf hielt, der kauenden Bewegung halber, zuerst Joblot bei Br. Pala für ein Herz, derselbe sprach von 2 Nerven-
fäden, die Herz und Darm verbänden, und sogar von Lungen, welche das Herz umgäben (p. 69.). Nur Gravenhorst hat bei
Rotifer neuerlich wieder die Kiefer für Lungen gehalten. Baker sah schon das Auskriechen der Jungen von Br. urceolaris
mit Rücklassen der Schaale, und Göze sah auf das Deutlichste die Function der Kiefer und das Aufnehmen grüner Monaden in den
Darm. Corti sprach von 2 Herzen, die wieder anders waren. Müller hielt zwar den Schlundkopf für ein Kauorgan, glaubte aber
wunderlicher Weise nicht an ein wirkliches Fressen und sprach von periodischem Abfallen des Schwanzes bei Br. urceolaris. Pal-
las und Schaffer hielten die Eier für Eiersäcke, wie bei Cyclops, aber Corti und Müller sahen wieder das Auskriechen der
Jungen aus der Eischaale, wie es neuerlich auch Nitzsch bestätigt. Dessenungeachtet hat besonders Lamarck, und haben nach ihm
Cüvier und die neueren Schriftsteller eine vollkommene Organisation bei diesen Thieren nicht anerkannt, und ersterer hat die Eier,
Kiefer und alle bestimmt fungirenden Organe deshalb nicht für solche erkannt, weil sie keine Muskeln, Gefässe und Nerven hätten, auch
wären die Keimkörper {corpusciiles reproduetifs) noch keine Eier (p. 32.). Aus den hier vorliegenden Untersuchungen scheint sich
aber mit aller Bestimmtheit ein festes anderes Resultat zu ergeben, welches die ganze hier vorliegende grosse Reihe von ähnlichen Er-
scheinungen bei mir wenigstens zu völliger Evidenz gebracht hat. — Der Panzer ist bei allen Arten eine geschlossene Schaale mit 2
Oeffnungen, wie Schildkrötenschaale (Testula), und diese hat vorn bei allen Arten, bei einigen auch hinten, einen zackigen Rand um
die Oeffnungen. Bei Br. Bakeri und militaris ist der Panzer rauh, bei ersterein sogar facettirt, bei den übrigen glatt. In diesen
Panzer kann sich das Thier ganz zurückziehen. — Die äussern Bewegungsorgane bestehen in einem doppelten Räderwerke und einem
faltigen sehr biegsamen Gabelfusse, welcher keineswegs abfallen und regenerirt werden, aber lange ganz eingezogen, versteckt seyn kann.
Zwischen den beiden seitlichen Räderorganen liegen an der Stirn bei allen Arten 1 — 3 Stirnzapfen, mit Fühlhaaren besetzt, und bei
6 Arten sind dazwischen 2 — 4 längere Griffel beobachtet. Die Räderorgane selbst sind im nicht völlig ausgedehnten Zustande zuwei-
len scheinbar 2 — 31appig. Bei allen Arten sind 2 bis 8 innere Wirbelmuskeln, 2 innere Fussmuskeln, bei 6 Arten auch 2 bis 8 in-
nere Längsmuskeln gesehen. — Die Ernährungsorgane sind bei allen Arten deutlich ermittelt. Ein grosser 4muskeliger Schlundkopf
mit 2 vielzahnigen Kiefern zeigt meist je 5, bei Br. polyacanthus aber 4 Zähne. Eine kurze Schlundröhre ist bei allen. Der Darm
ist bei 8 Arten eingeschnürt (Gasterodela) , nur bei B. militaris einfach conisch {Coelogastrica). Alle Arten haben 2 Darindrüsen,
aber in verschiedener Form, rundlich, eiförmig, doppelt eiförmig {Br. brevispmus), birnfönnig oder gestielt eiförmig {Br. militaris),
hammerförmig {Br. urceolaris) und halbmondförmig bis zum gabelförmigen, wie bei Br. Mülleri. — Hermaphroditische Sexualtheile
sind bei 7 Arten vollständig als Eierstock, männliche Sexualdrüsen und contractile Blase beobachtet, und nur bei den 2 rauhen Arten,
der geringeren Durchsichtigkeit halber, unerkannt, doch sind auch bei diesen die Eierstöcke, und bei einer derselben auch eine contra-
ctile Blase gesehen. Keine Art ist lebendig gebärend, alle tragen ihre gelegten Eier, oft viele gleichzeitig (8 — 10), hinten am Rucken
mit sich herum, welche daselbst auskriechen. Sehr merkwürdig ist, dass eine Art sich fremde Eier auf den Rücken legen lässt und
diese mit sich herumträgt, bis sie ausgekrochen sind {Br. Pala). — Spuren eines Blut - Circulations - Systems sind bei allen Arten
als Respirationsröhre im Nacken, und bei 4 Arten als in 2 Reihen an die 2 männlichen Sexualdrüsen symmetrisch geheftete 6 — 8 zit-
ternde kiemenartige Organe, bei Br. Pala auch als Queergefässe, beobachtet. — Vom Nervensystem ist nur das Haupt -Mark -Gang-
lion mit dem rothen Auge deutlich bei allen Arten erkannt. Das Pigment ist bei 4 Arten in einer scharf 4eckigen Zelle eingeschlos-
sen, wie bei Cyclops, und scheint ebenso aus 2 seitlich verschmolzenen zu bestehen. In der Zelle selbst ist das Pigment verschieden
vertheilt, daher physiologisch nicht an eine Crystalllinse oder Hornhaut zu denken. — Br. Pala, urceolaris und rubens vermehren
sich nicht selten zu dichten Massen, welche milchiges Wasser hervorbringen. Manche Thierchen tragen Vorticellen, Epistylis, als
Parasiten auf ihrer Schaale, wie schon Schäffer 1755 sah, andere sollen schädliche Parasiten der Nai'dinen seyn* Bei Br. Mül-
leri sah ich lebende kleinere Thierchen, Eingeweidewürmer, im Innern des Leibes. Todte sah schon Müller voll Monaden. Das
angeblich beobachtete Häuten bezieht sich auf leere Panzer todter Thiere, die man oft findet, und das beobachtete Ausfallen der Schwänze
ist gewiss auch ein Irrthum, da es dem Organismus derselben ganz entgegen ist. Ebenso ist es unrichtig, dass die Jungen, wie Mül-
ler sagt, den Fuss zurückgeschlagen, oder, wie Nitzsch sagt, noch nicht haben, und dass sie stumpfere Randzähne hätten. Alle
von mir scharf beobachtete Junge aller Arten sehen den Alten ganz gleich, nur ist die Schaale noch weich. Ihre wappenartige zierlich
gezackte Form ist stets für den Beobachter ein erfreuliches Object.
Die geographische Verbreitung ist von Italien über ganz Europa bis zum Altai des sibirischen Asiens beobachtet. Einige Ar-
ten leben nur im Seewasser der Ostsee, andere bald im süssen, bald im salzigen Wasser, die meisten im süssen Quellwasser des Fest-
landes.
511
159. Mrachiowus Pate, vierhöFiiigeg Wappentlilerclieii. Tafel LXIIL Fig. I. TafelL.Fig.il.
Br. testula laevi, fronte quatuor dentibus insigni, pedis apertura obtuse bidentata.
Brachion Grenade, a carapace lisse, gamie de c/tiatre cornes au front et de deute dents ohtuses a
F Ouvertüre du pied.
Grenacles aquatiques, couronnees et barbues, Joblot, Observat. fait. avec le Microscope, I. 2. p. 68. PI. IX. excl. Fig. 4. 1718. (1714.)
Bracliionus tertius, Hill? History of animals, p. 11. 1751.
Whcel animal ivith shells, first sort, Baker, Employment ofthe Microscope, deutsch p. 384. Tab. XII. Fig. 4 — 6. 1753.
Bracliionus calyeiflorus 9 Pallas, Elen eh. Zoophyt. p. 93. 1766. nach Baker.
Bracliionus capsuliflorus (calyeiflorus) , Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 134. 1803.
Bracliionus hicornis, Bory de St. Vincent, Encyclop. meth. Vers. 1824. nach Baker.
Anuraea Palea, Abhandl. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 48, 61. 1831. p. 145.
Bracliionus Palea, Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 48. 1831. p. 146. Taf. III. Fig. 8. Darm.
Aufenthalt: In Paris und London, bei Ingolstadt, in Berlin und in Scklangenberg am Altai Asiens beobachtet.
Dass Joblotts Thierchen, welche im 5monatliclien Aufguss von Waizenstroli am 1. Juli 1714 in Paris beobachtet wurden,
dieser Art angehörten, ist wohl ohne Zweifel, und die seltnere Form, Fig. 4., war gewiss auch Br. amphiceros 9 wie er in Berlin
vorkommt. Was er von Herz, Lungen und 2 Nervenfäden sagt, zeugt von Mangel an anatomischen Kenntnissen. Hill's Thierchen
ist durch den im Yerhältniss zum Körper kurzen Fuss ebenfalls etwas characterisirt. Deutlicher noch ist Baker's Zeichnung des Thier-
chens aus dem Garten von Sommersethouse. Pallas hat es nicht selbst gesehen, aber Schrank, fand es wieder bei Ingolstadt in
Baiern im Juli. Seitdem ist keine Nachricht neuer Beobachtung vorhanden bis auf die von mir gegebene. Ich fand es zuerst im Au-
gust 1829 in Smemogorsk (Schlangenberg) in einer Lache und zeichnete das Thierchen. Da ich keinen Fuss sah, an dessen Stelle
3 Eier am Hintertheile hingen, so hielt ich es für fusslos und verzeichnete es 1830 und 1831 als Anuraea Palea, obschon ich
gleichzeitig ein ganz ähnliches Thierchen von Berlin als Bracliionus Palea beschrieb. Seitdem habe ich aber öfter ein hartnäckiges
Einziehen des Fusses in die Schaale bei mehreren Brachionen beobachtet, und da die Zeichnung es übrigens durchaus begünstigt, so
halte ich die Anuraea Palea jetzt für einerlei mit dem Brachionus. Diesen sah ich nun am 3. Aug. 1830 und seitdem sehr häu-
fig wieder in Sturmfässern mit Chlamidomonas ; das Wasser milchig färbend sah ich ihn am 23. März, 5. und 8. Juli 1835, und
besonders zahlreich auch am 5. Juni und 12. Juli 1836 mit Notommata granularis, endlich am 12. und 18. Aug. 1837 mit Br.
amphiceros. Jedoch bin ich nicht ganz sicher, ob ich nicht doch bisher noch 2 verschiedene Arten unter einem Namen begriffen habe,
indem meine Zeichnungen von 1830 bis 1835 sehr viel kleinere Stirnzähne darstellen. Allein ebenso sah ich sonst die wahren Kiefer-
zähne der Hydatina senta viel kleiner, weil ich die bedeckenden Kaumuskeln nicht scharf genug sonderte. So könnte hier das Rä-
derorgan früher deckend gewirkt haben. Diese Thierchen schwimmen meist in senkrechter Lage, die Stirn nach oben gerichtet. Ganz
entfaltet ist das Räderorgan aus 2 Wirbelkreisen gebildet, die 3 bewimperte Stirntheile einschliessen, halb entfaltet ist es oft buchtig.
In die beiden seitlichen Stirntheile sind 2 lange Borsten eingesenkt. Als innere Bewegungsorgane dienen 8 Muskelbündel der Stirn,
jederseits 3 innere Längsmuskeln der Seite (ein kurzer vorderer und 2 längere hintere), ferner 2 Fussmuskeln und 4 Schlundkopfmus-
keln. Jeder Kiefer hat 5 Zähne. Der Darm hat eine Magenabtheilung. Die Darmdrüsen sind dicht angeheftet, oval oder auch co-
nisch, vorn abgestutzt und oft innen blasig. Der Eierstock ist geknäuelt, wie bei Hijdatina, und liess auch dessen ganze Ent Wicke-
lung der Eier erkennen. Mit dem Keimbläschen werden die Eier, noch überzogen von der Eierstockhaut (?), ausgeschieden und blei-
ben an der Eiercanal- Mündung durch einen, schon Joblot bekannten, Faden (die Ovarienhaut- Falte?) bis zu 6 und 8 hängen.
Binnen 12 Stunden entwickelt sich dann der Fötus mit Zähnen und Augen vollkommen, die Schaale platzt durch dessen Bewegungen,
und das eben ausgekrochene Junge gleicht vollkommen dem Mutterthiere, nur ist der Panzer noch ganz weich und häutig, wie er denn
auch im Eie gebogen und gefaltet liegt, doch sah ich keine Stirngriffel. Die 2 männlichen Sexualdrüsen und die contractile Blase wa-
ren deutlich. Baker hat auch Winter-Eier abgebildet (Fig. 5.). An den Samendrüsen waren jederseits 3 zitternde Kiemen und zwi-
schen den mittleren Stirnzacken ragte eine Respirationsröhre hervor, auch sah ich 2 queere Cirkelgefässe. Die 4eckige Pigmentzelle
des Auges ist ganz, wie beim jungen Cyclops (Amymone) [s. Tafel YIII. Fig. IL] und sitzt auf einem deutlichen Markknoten. Das
merkwürdige Verhältniss dieses Thierchens zur Notommata gr anularis , welche ihm ihre Eier auf den Rücken legt, ist bei dieser
nachzusehen. — Grösse mit dem Fusse bis V3 Linie, des Panzers allein Vio — % Linie, des Eies V24 — Vi 2 Linie. In Schlangen-
berg */s Linie gross (ohne den Fuss).
Erklärung der Abbildungen Taf. LXIIL Fig. I. vergl. Taf. L. Fig. IL
Fig. 1. Rückenansicht eines senkrecht schwimmenden Thierchens mit 2 Eiern, deren eines leer, das andere nahe am Auskriechen des Jungen ist. 0 +
Eierstock mit Eikeimen, d" Ei, + + + Kiemen, s contractile männliche Blase, s Respirationsröhre, w Darm- und Eiercanal -Mündung. Zwei Queer-
gefässe liegen in der Mitte; f Eischaale. Fig. 2. das eben ausgekrochene Junge ohne Stirnborsten. Beide Zeichnungen, mit langen Stirnzähnen, von
1836. Fig. 3. Rückenansicht mit eingezogenem Fusse (wie Anuraea)^ s contractile Blase. Fig. 4. rechte Seitenansicht mit 2 Eiern; s Respira-
tionsröhre. Beide Zeichnungen, mit kurzen Stirnzähnen, von 1830 und 1835; letztere nach Indigonahrung. Fig. 5. Schiundkopf und Zähne beim
Druck. Linearvergrösserung 300mal.
161h Mrachionus amphiceros, cloppeltge viertes Wappentliierclieii. TafelLXlll.Fig.il.
B. testula laevi, fronte et uropygio quatuor dentibus insignibus.
Brachion Grenade double , a carapace lisse, gamie de (juatre cornes au front et d9 autant a F au-
tre e&tremite du dos.
Grenade aquatique coiwonnee ei barbue, Jobjlot, Observations faites avec le microsc. p. 69. PI. IX. Fig. 4. 1718. (1714.)
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich beobachtete diese Form zuerst am 5. und 8. Juli 1835, dann wieder am 12. Juli 1836 und am 12. und 18. Aug. 1837,
immer einzeln und gleichzeitig mit grossen Mengen von Bracliionus Pala. Ebenso berichtet Joblot, sie vor mehr als 100 Jahren
in Paris gesehen zu haben, denn er fand nur eine unter Br. Pala, die er für die gleiche Art hielt. Ich habe wohl an Missbildun-
gen jener gedacht, allein die Form ist sehr constant, und ich fand sie 1837 an jenen Tagen, so oft ich sie suchte. Sie unterschied
sich von der vorigen durch geringere Grösse, durch Mangel an Stirnborsten, durch 4 scharfe Zacken am Ende des Rückens, durch
513
Mangel der vordem Scitenmuskeln (?) und durch jedcrseits 4 Zitterorgane, auch sah ich keine vorstellende Respirationsröhre , wovon
jedoch mehrercs der Beobachtung zur Last fallen könnte. — Grösse bis Vo Linie , des Eies V24 — V20 Linie.
Erklärung der Abbildung Taf. LXIII. Fig. IL
Rücken ansieht hei 300maliger Linearvergrösserung; + + •+• Kiemen, s contractile Blase, o" leere Eischaale.
161. HracMonus urceolaris, urnenartiges Wappentliierclien. Tafel LXIIL Fig. in.
Br. testula laevi, fronte brevius sexdentata, postico fine mutico, corpore albicante.
Brachion Bouquetier^ a carapace lisse> ayant sisc dents trbs-courtes au front et V autre ecetremite
du dos arrondie^ le corps blanchätre.
Brachionus quartus, Hill, Histcry of Animals, p. 11. 1751.
Wkeel-animal with shells second sort, Baker, Employment ofthe Microscope, deutsch p. 384. Taf. XII. Fig. 7 — 10. 1753.
Brachionus capsuliflorus a, Pallas, Elench. Zoophyt. p. 91. 1766.
Tubipora Urceus, Müller, Flora Friedrichsdaliana, p. 238. 1767.
Bäderthiere, ivelche sich füttern lassen, GÖze, Hannoversches Magazin, 1773. Uebers. v. Trembley's Polypengeschichte, p. 176. 1775.
Brachionus urceolaris, Müller, Verm. fluv. hist. p. 131. 1773.
Brachionus urceolaris, Göze, Bonnet's und Anderer auserles. Abhandl. aus der Insectologie, p. 369. 1773.
Animaluccio a coröna, Corti, Osservaz. microsc. sulla Tremella, p. 85, lY7. Tav. II. Fig. VIII. und XIV. nicht Fig. VII. 1774.
KruBe-Hvirvlcren, Müller, Nye Saml. of Dansk. Vidensk. Saelsk. Skr.ift. II. D. p. 249. Tab. I. Fig. III. 1778.?
Brachionus urceolaris, Müller, Animalc. Infus, p. 356. Tab. L. Fig. 15 — 21! 1786.
Brachionus urceolaris, Schränk, Fauna boica, III. 2. p. 133. 1803. Beiträge z. Natur ges eh. p. 109. Brach, capsulifi. 1776.
Brachionus urceolaris, neglectus et utricularis, Bory de St. Vinceet, Dict. class. II. 1822. XVII. 1831. Encycloped. method. Vers. 1824.
Brachionus urceolaris, Nitzsch, Encyclopadie v. Ersch und Gruber, 1824.
Brachionus urceolaris, Hemprich u. Ehrekberg, Symbolae physicae. Evertebrata I. Phytozoa I. Tab. VI. Fig. II. 1828. Text 1831.
Brachionus urceolaris, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 48, 62. 1831. p. 50, 146, 153. Taf. III. Fig. 14.
Speisecanal. 1833. p. 334. Taf. IX. Fig. 3.
Auf enthalt: In England zu London, in Belgien bei Rackanje, in Italien bei Reggio, in Dänemark bei Copenhagen und Friedrichs-
dal, in Frankreich zu Paris?, in Baiern bei Linz und Ingolstadt, in Preussen bei Quedlinburg, Halle und Berlin, und bei Tobolsk
im sibirischen Asien beobachtet.
Hills Thierchen aus London mit dem längeren Fusse passt durch diesen Character einigermassen hierher. Baker's Abbil-
dung desselben aus dem Garten von Sommersethouse war die erste Darstellung und ist kenntlich. Er sah schon das Auskriechen des
Jungen aus der Eischaale. Pallas sah es häufig in Belgien im {irakischen Wasser (lacu subsalso\ Schaffers Thierchen, wel-
ches Linne zuerst Tubipora urceus und Vorticella urceolaris nannte, gehörte zur folgenden Art. Müller, der diese gegenwär-
tige Art bei Copenhagen wieder fand, gab ihr zuerst den Namen jener. Corti beobachtete sie sorgfältig bei Reggio, verwechselte
aber wahrscheinlich eine 8zahnige Anuraea (Fig. 7.) damit. Er sah das Bilden der Eier und das Auskriechen der Jungen wieder aus
der Eischaale, erkannte den Kaumuskel (esofago), hielt aber den Mundraum (Rachen) und die Schlundröhre, deren inneres Zittern er
sehr richtig sah, für 2 Herzen oder Blutgefässe (ßstolette). Müller sah es dann in Dänemark, und Göze in Quedlinburg wieder,
letzterer mit C/damidomonas , hielt es für einerlei mit dem Räderthiere {Rotifer) und beobachtete sein Fressen der grünen S taub-
in o na de, die er absichtlich hinzuthat. Er war der Meinung, dass er zuerst dergleichen Fütterung bei Räderthieren, wie Tremrley
bei den Polypen, beobachtet habe, allein schon Leeüwenhoek sah den Darm des Rotifer vulgaris durch Fressen von Euglena
sanguinea .gerottet. Die Verwechselung gestand Göze 1773 (Insectolog.) schon selbst. Müller beschrieb 1786 die Form umständlich
als häufig vorkommend, erkannte den Schlundkopf, sat wieder das Auskriechen der Jungen mit Zurücklassung der leeren Eischaale, be-
hauptete aber, das vermeinte Fressen sey eine Täuschung, der Strudel werfe alles wieder fort. Irrig behauptete er ferner, der Schwanz
(Fuss) falle periodisch ab und werde wiedererzeugt. Irrig war ferner seine Beobachtung, dass die Jungen stumpfere Panzerspitzen hät-
ten und mit Schmilz bedeckt wären. Dagegen sah er schon, ganz richtig, todte Thierchen mit Monaden erfüllt und sah lebende auf
Daphnien als parasitische Thiere. Schrank fand sie in Baiern mit Meerlinsen. Ob sie Bory bei Paris wirklich selbst gesehen
hat, ist unklar. Nitzsch hat sie bei Halle beobachtet. Er hielt sie für vollkommener organisirt, als viele Polypinen. Er sah
deutliche Kiefer (noch keine Zähne) und unterschied sie durch den Mangel artikulirter Bewegungsorgane und grosse Contractilität des
Rumpfes von den Krustenthieren. Ob die Kiefer dem Munde oder dem Speisecanal angehören, blieb ihm unklar. Lamarck's Zwei-
fel über die Eier oder Jungen hielt er für unstatthaft, behauptete aber, die Jungen haben noch keinen oder einen sehr kleinen Schwanz,
referirt auch Müller's Beobachtung, dass dieser bei Alten ausfalle und reproducirt werde. Er sah die Bewegung des Fötus im Ei
und die neugebornen Jungen. Bei Berlin kenne ich diese Form seit 1818, wo ich sie zuerst in zahllosen Mengen in Sturmfässern fand.
Detaillirtere Zeichnungen machte ich erst 1826, wo ich das rothe Auge entdeckte. Diese Abbildungen Hess ich 1827 und 1828 in
den Symbolis physicis in Kupfer stechen. Hierauf beobachtete ich dasselbe Thierchen 1829 im Juli in Tobolsk auf der Reise mit
Herrn v. Humboldt und Gustav Rose. Seitdem habe ich es in Berlin zu allen Jahreszeiten, in allen Monaten, selbst unter'm Eise
und nicht selten so häufig gesehen, dass seine Milliarden das Wasser milchig trübten. Dasselbe sah Pallas in Belgien. Der Panzer
hat weniger geschärfte und kürzere Spitzen, als bei der folgenden Art. Seine Oberfläche ist etwas, aber nur leicht, gekörnt, und von
den Zacken aus gehen feine Längsleisten ab. Besonders die 2 Zähne des Kinnrandes sind sehr stumpf. Das Räderwerk hat 2 Räder,
3 bewimperte Stirntheile und 2 Borsten. Von innern Muskeln sah ich 6 dem Kopfe angehörige, ferner 2 seitliche Längsmuskeln vorn
und 2 Fussnmskeln. Der 4muskelige Schlundkopf hat. 2 5zahnige Kiefer. Während des Fressens wirbelt der Rachencanal vor dem
Schlundkopfe und die Schlundröhre hinter demselben. Der Darm ist 2theilig, im vordem Theile ist eine stark wirbelnde Stelle dicht
an der Schlundröhre. Die 2 Darmdrüsen sind gestielt, birnförmig oder conisch. Der Eierstock und 2 geschlängelte Samendrüsen sammt
einer contractilen Blase sind leicht zu erkennen, in den reifen Eiern oft auch das Samenbläschen. Ich sah bis 10 Eier hinten anhän-
gen. Einige Eier haben eine besondere abstehende Schaale, Wintereier oder Dauereier, wie sie schon Baker bei Br. Pala sah.
Jederseits 3 zitternde Kiemen sitzen an den beiden Samendrüsen, ein schon Baker bekannter Sporn (Respirationsröhre) liegt zwischen
den mittleren Stirnzähnen. Das rothe Auge ist zuweilen deutlich in einer 4eckigen 2theiligen Zelle und sitzt unmittelbar hinten auf
einem grossen Markknoten (vergl. Cyclops, Tafel VIII.), manchmal ist der Pigmentfleck rund. Die Jungen sind den Alten völlig
gleich und der Fuss fehlt nie, kann auch schwerlich reproducirt werden, da ich nie dergleichen Erscheinungen sah, oft ist er aber ganz
und halb eingezogen. Nicht selten besetzen junge Epistylis oder Carchesium pygmaeum (s. p. 291.) den Panzer. Dasselbe ge-
schieht bei Br. Bakcri. — Grösse mit dem Fusse Vs — Vo Linie, der Schaale Vio — % des Eies V20 — Vis Linie. In Tobolsk bis V10 Linie.
513
Erklärung' der Abbildungen Tu f. LX1IL Fig. III.
Fig. 1. Rückenansicht eines mit 7 Eiern beladenen Thierchcns, deren 2 auskriechen; 200mal vergrössert. *' Respirationsröhre. Fig. 2. Riickenan-
sicht eines Indigo aufnehmenden wirbelnden Thierchens mit 2 Eiern. + + + die Kiemen, to die Darm- und EiercaimL- Mündung, f Eier. Fig. 3.
Rückenansicht mit 1 Winter-Ei und einem jungen Carchesium pygmaeum. // Kieme, s contractile männliche Blase, die streifige Darmstelle zwi-
schen den Darmdrüsen wirbelt. Fig. 4. rechte Seitenansicht, s Respirationsröhre, co Darm -Mündung auf der Rückcnseite. Fig. 5. Schlundkopf mit
2 Szahnigen Kiefern.. Fig. 6. Stirnrand des leeren Panzers; Bauchseite. Fig. 7. Fussöffnung desselben. Linearvergrösserung 300mal.
162. Brachionus ruhen» 9 rütMIclies Wappenttoierclieii. Tafel lxiii. Fig. IV.
Br. testula laevi, fronte acute scxdcntaia, postico iine mutico, corpore rntilante.
Brachion rougeatre, a carapace lisse > ayant sitc dents aigues au front et V autre e&tremite du dos
arrondie, le corps rougeätre.
Schalige Räderihiere an den Wasser flöhen , Schaffer, Die zackigen Wasserfalle, p. 61. Taf. I. Fig. VIII. Taf. II. Fig. VII — IX. 1755.
Tnlipora Urceus, Linke, Fauna suecica, p. 537. 1761. nicht Müllers Flora Friedrichsdal. 1767.
Brachionus capsulifloms , Pallas, Elen eh. Zoophyt. p. 91. 1766.
Vorticella urceolaris, Linke, Systema Naturae, editio XII. 1767*
Brachionus urceolaris, Müller, Vermium fluviat. hist. p. 131. 1773. Animalc. infus, p. 356. 1786. zum Theil.
Aufenthalt: Bei Regensburg, in Schweden und bei Berlin beobachtet.
Schaffer fand, der Abbildung nach, offenbar diese Art an Wasser flöhen bei Regensburg, bald nachdem Baker ähn-
liche Formen ans England beschrieben hatte. Die Kiefer hielt er für das Herz. Dass die Räder ans Wimperreihen bestehen, sah er
deutlich. Ben Sporn (ein Züngelchen) hielt er für den Säugrüssel oder ein Fühlhorn, den Fuss nennt er einen vorn geth eilten Schwanz
und die Eier 1 oder 2 Eierstöcke, verglich sie also mit denen bei Cyclops. Getrocknete lebten ihm nicht wieder auf. Linke nahm Schaf-
fers Art in die Systematik auf und scheint sie in Schweden beobachtet zu haben. Bei Berlin habe ich sie erst seit 1835 als beson-
dere Art unterschieden, wo ich sie am 31. März sehr zahlreich fand. Im Sommer 1835 und 1836 habe ich sie in Sturmfässern eben
so zahlreich gesehen, als Br. urceolaris, doch immer getrennt, aber oft mit Brach. Pala. Ihre Wirbelmuskeln und Eierstock sind
röthlich, doch oft auch Mass. Die Hauptunterschiede vom Br. urceolaris waren die spitzeren und etwas längeren Stirnzähne und auch
die zugespitzten 2 Zähne des Kinnrandes. Die von den Zähnen nach der Panzermitte gehenden Leisten waren deutlicher, und ich
zählte leicht auf jeder Seite nicht 3, sondern 4 zitternde Kiemen, sonst war alles ungefähr gleich, doch schien mir auch die Form der
Kiefer abweichend. — Grösse der Schaale (ohne Fuss) bis Vg Linie, das Ganze bis XU Linie, das Ei bis Vis Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LXIII. Fig. IY.
Fig. 1. Bauchfläche mit eingezogenem Wirheiorgan; 4- drei drüsige Knötchen. Fig. 2. Rückenfläche mit vorstehendem Wirbelorgan und 2 anhängen-
den Eiern, deren eines ein reifes Junges einschliesst. + + + sind zitternde Kiemen, s die contractile Blase. Fig. 3. Schlundkopf mit Szahnigen Kie-
fern, beim Druck. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
163. Brachionus Mülleri, MüIIer's Wappenthlerclieii. Tafel lxiii. Fig. v.
Br. testula laevi, frontis dentibus sex obtusis, papilla termiiiatis, postico dorsi line obtuse bidentato.
Brachion de Müller, a carapace lisse, ayant six dents obtuse*, terminees par des papüles simples
au bord da front, garnie de deux dents arrondies a V autre extremite du dos.
Braclüomis Mülleri, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 200.
Aufenthalt: Im Ostseewasser bei Wismar.
Eine ähnliche, aber doch wohl verschiedene, Art des Ostseewassers hat Müixer als Brach, plicatilis beschrieben, weder
die Form, noch die Weichheit des Panzers, noch die gelbliche Farbe passen auf diese Art. Ich fand sie im August 1833 häufig im
Wasser einer Lache der kleinen Insel Walfisch bei Wismar, und habe sie lebend mit nnrh Berlin gebracht, auch über einen Monat
lang in Fortpflanzung erhalten. Sie ist etwas grösser, als Br. urceolaris, und hat eigentümlich gestaltete Stirnzähne. Der Kinn-
rand ist glatt abgestutzt mit 3 schwachen Einschnitten. Der sehr durchsichtige Panzer erlaubte, neben 4 Stirnmuskeln, noch je 2 vor-
dere Seitenmuskcln, auch 2 hintere Seitenmuskeln und 2 Fussinuskeln zu erkennen. Das Wirbelorgan hatte 2 Räder und dazwischen
3 bewimperte breite Stirntheile mit 2 längeren Griifeln. Der Schlundkopf hatte 2 5zahnige Kiefer mit einem zusammengesetzten Schlnnd-
gerüst und beilartigen Kieferkörpern. Der Darm war eingeschnürt und hatte vorn 2 gabelförmige Darmdrüsen. Ein Eierstock, 2 Se-
xualdrüsen und 1 contractile männliche Blase wurden erkannt. Kiemen sind nicht beobachtet, aber eine grosse Respirationsröhre gese-
hen. Hinten trug es 1—3 Eier. Ein rundliches rothes Ange war am Ende eines grossen drüsigen Knotens, des Hirns, im Nacken.
— Bei der Contraction erschienen einige krumme Borsten oder Wimpern in der Stirnmittc. Stirnzähne, Darmdrüsen und Kieferform
sind die unterscheidenden Merkmale der Art. Sehr auffallend war ein Individuum, welches während seines Lebens mit vielen lebenden
Monaden, wahren Entozoen, erfüllt war. Die Jungen, welche ich auskriechen sali, waren den Alten gleich. — Grösse des Pan-
zers Vs Linie, des Ganzen bis x/s Linie, des Eies V24 — V12 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LXIII. Fig. V.
Fig. 1. Rückenfläche wirbelnd, mit 1 vollem und 2 leeren Eiern; s die contractile Blase. Fig. 2. rechte Seitenansicht; Rückenlage mit reifem Ei.
Fig. 3. eingezogenes Exemplar mit lebenden Monaden erfüllt, vorn wirbelnd. Fig. 4. Kiefer und Zähne, sammt Schlundgerüst. Linearvergrös-
serung 300mal.
164. Brachionus brevispinus, kurzstaebiiges Wappentliierclien. Tafel lxiii. Fig. vi.
Br. testula laevi, frontis dentibus sex acutis inacoualibus, postico dorsi fine quatuor aculeis crassis, mediis duobus
brevioribus, armato.
Brachion a epines courtes, ayant la carapace lisse, six dents aigues et inegales au bord du front
et fjiiatre epines grosses ä P autre extremite du dos, dont les deux du milieu plus courtes.
129
514
Brachionus breoispinus, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 146.
Aufenthalt: Bei Berlin,
Die Form dieser Art hat grosse Aehnlichkeit mit Müllers Br. patulus, welche auch Schrank in Baiern sah, allein die-
ser soll 8 Stirnzähne gehabt haben. Demnächst hat sie grosse Aehnlichkeit mit Brach. Bakeri, aber einen glatten Panzer und viel
kürzere und dickere Rücken stacheln, auch sehr abweichende Darmdrüsen. Die ersten Zeichnungen entwarf ich 1826 in Berlin, stellte
sie aber damals zu Br. - Bakeri. Ich habe sie immer nur in langsam fliessendem klaren Wasser mit Conferven gesehen und nur erst
wenig Exemplare beobachtet. Zwei Räder, 3 Stirntheile, mit Wimpern, ohne Griffel, 8 Stirn muskeln, 2 innere Seitenmuskeln, 2 Fuss-
muskeln, ein Schlundkopf mit 2 5zahnigen Kiefern, ein eingeschnürter Darm mit 2 doppelten ovalen Darmdrüsen, ein Eierstock, 2 Se-
xualdrüsen und eine contractile Blase sind, sammt einer Respirationsröhre und einem rotlien Auge mit unterliegendem grossen Nerven-
knoten, beobachtete Theile. — Grösse Ve — lU Linie, des Eies V20 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LXIII. Fig. VI.
Fig. 1. Rückenfläche , wirbelnd. Fig. 2. rechte Seitenansicht mit einem reifen Ei mit Keimbläschen; &' Respirationsröhre, w Afteröffnung. Fig. 3.
Schlundkopf beim Druck» Vergrösserung 300mal im Durchmesser. Fig. 4. Stirnrand der Bauchfläche. Fig. 5. Ende des Rückens ebenda.
165. ßrachionus Bakeri, Baker's Wappeiitliierelieii. Tafel LXIV. Fig. I.
Br. testula scabra, in medio dorso tessellata, frontis dentibus sex acutis inaequalibus, dorsi aculeis duobus lateralibus
praelongis, totidem mediis in pedis ocrea prominulis parvis.
Brachion de Baker, a carapace scabreuse, parquetee an milieu du dos, ayant sioo dents inegales au
front, deute epines laterales longues au dos et deute autres petites a la jambiere du pied.
Brachiurus quarius, i wlml_ AnimaiSt Hill, History of Animals, p. 7, 11 cum icone. 1751.
Brachiurus quintus, \
Wheel-animal wiih shell third sort, Baker, Employment ofthe microscope, p. 391. PL XII. Fig. 11 — 13. 1753.
Brachionus capsuliflorus ß, Pallas, Elen eh. Zoophyt. p. 92. 1766. nach Baker.
Brachionus quadridentatus , Herrmann, Naturforscher, XIX. p. 47. Taf. II. "Fig. 9. 1783.
Brachionus Bakeri, Müller, Animalc. Infus, p. 359. Tab. XLVII. Fig. 13. Tab. L. Fig. 22, 23. 1786.
Brachionus Backen, quadricornis et hicomis, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 134, 135. 1803.
Brachionus Bakeri et octodentatus , Bory de St. Vincent, Dict. classique, II. 1822. Encycloped. meth. Vers. 1824. p. 537.
Noteus Bakeri , Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 48. 1831. p. 142.
Brachionus Bakeri, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 48. 1831. p. 146. Tab. IV. Fig. 4. Schlundkopf.
Aufenthalt: In England zu London, in Belgien bei Rackanje, in Frankreich bei Strassburg, in Dänemark bei Meienberg und Co-
penhagen, in Baiern bei Ingolstadt und Burghausen, in Preussen bei Berlin beobachtet.
Dass Hills Thierchen schon diese ausgezeichnete Art gewesen, ist nicht völlig sicher, aber Baker' s Abbildungen und Be-
schreibungen aus England passen gut. Pallas sah es dann wieder in brakischem Wasser selten unter zahllosen Mengen des Br. ur-
ceolaris beim Dorfe Rackanje und hielt es für eine Sommer-Varietät jenes. Eichhorn mag wohl die folgende Art gekannt haben.
Müller fand es wieder 1777 bei Meienberg in Dänemark und meldete diess an Herrmann; Herrmann nannte es 1783 Brach,
quadridentatus, weil er sein Thierchen von Strassburg noch für verschieden von dem von Müller hielt. Dieses hat der Zeichnung
nach einige Aehnlichkeit mit Br. brevispinus, doch ist sie zu flüchtig entworfen und Br. Bakeri gewöhnlicher. Müller sah es
wieder 1784 bei Copenliagen , beide Male mit Lemna, und überging Herrmanns Namen. Schrank hat es in Baiern gesehen und
in 3 Arten getrennt, deren Charactere aber nicht ansprechend sind. Er fand eine davon im Juli mit Chara und Ceratophyllum.
Bory hat es wohl nicht gesehen und in 2 Arten geschieden. Bei Berlin ist es jährlich zu finden, aber nie in grossen Mengen bei-
sammen. Ich hatte anfangs das Auge übersehen und war der Meinung, es gebe eine wirklich augenlose Form, allein da ich diese seit
1826 nie wieder gesehen habe und damals das Auge bei andern augenführenden selbst noch übersah, so mag ich wohl immer nur den
Bracldonus gehabt haben. Ich fand diese Form wieder am 27. Mai und 24. Sept. 1832 im Plötzensee , am 23. Juli 1835 mit
Lemna im Thiergartcn, am 23. Mai 1836 an den Pulvermühlen in Torfgruben. Sie ist durch ihre breite Gestalt ausgezeichnet und
hat einen facettirten Rücken. Der Panzer ist überall mit feinen Körnchen besetzt, die auf der Bauchseite in der Mitte parallele, etwas
gekrümmte, Linien bilden. Die mittleren Stirnzähne sind die längsten und etwas seitwärts gekrümmt. Um die Fussbasis bildet der
Panzer einen röhrenartigen Vorsprung, dessen Ende die beiden mittleren Hinterspitzen bilden. Zwei Räder, 3 bewimperte Stirntheile
ohne Griffel, 4 Stirnmuskeln, 2 innere vordere Längsmuskeln gegen die Mitte gelegen, 2 Fussmuskeln, ein Schlundkopf mit 2 5zah-
nigen Kiefern und treppenartigen Schlund falten, ein eingeschnürter Darm, 2 ovale, kurz gestielte Darmdrüsen, ein Eierstock, eine Re-
spirationsröhre im Nacken und ein rothes Auge auf einem grossen Hirnknoten sind die beobachteten Structurdetails. Das männliche Se-
xualsystein und die Kiemen und Gefässe blieben, wohl der geringeren Durchsichtigkeit des rauhen Panzers halber, unerkannt. An dieser
Art sah ich öfter das Carchesium pygmaeum (s. p. 291.) parasitisch angeheftet. — Grösse Vio — 1I$ Linie, des Panzers ohne Spi-
tzen Vis Linie, des Eies V20 Linie.
Erklärung der Abbildungen Tafel LXIV. Fig. I.
Fig. 1. Rückenansicht im Wirbeln, mit 2 Eiern. Fig. 2. Bauchfläche mit eingezogenem Fuss und Räderwerk und mit Carchesium besetzt, + Car-
ches. pygmaeum. Fig. 3. rechte Seitenansicht, Bauchlage, mit Carchesium besetzt. Fig. 4. Schlundkopf mit den Zähnen, beim Druck. Fig. 5.
reifes Junges im Ei, mit gebogenem Panzer. Linearvergrösserung 300mal.
166. ßrachionus polyacanthus , vieldorniges Wappenthierclieii. Tafel LXIV. Fig. IL
Br. testula laevi, frontis dentibus 4 longioribus, margine mentali sexdentato, dorsi aculeis quinque, externis duobus
longissimis.
Brachion epineucc, a carapace lisse, ayant 4 cornes allongees au front, sia> dents au bord du men-
ton et 5 epines ä V extremite posterieure du dos, dont les e&terieures tres - longues.
Der Wasserbesen, Eichhorn? Beiträge z. Kenntniss d. kl. Wasserthiere, p. 23. Taf. I. Fig. 3. und 5. (1763.) 1775.
Brachionus, noo. spec., Müller, Naturforscher, IX. p. 207. 1776. Eichhorns Synonyme.
515
Brachionus longispinus? , Schrank, Fauna boica, III. 2. 133. 1803.
Brachionus polyacanthus , Ab ha ndl. der Akademie d. Wissenscii. zu Berlin, 1833. p. 201.
Aufenthalt: Bei Berlin und wahrscheinlich bei Danzig, vielleicht auch in Baiern beobachtet.
Bei Berlin ist diese ebenfalls ausgezeichnete Art selten. Ich fand sie nur am 7. Juni 1832 in wenig Exemplaren im Plötzen-
see. Eichhorn, welcher ein ähnliches Thierchen von Danzig gezeichnet hat, sali es dort fast zu allen Jahreszeiten, besonders im
Sommer, 1763 auch im Januar, sehr häufig, auch im stehenden Regenwasser, hat aber vielleicht doch das vorige und mehrere Arten
verwechselt. Er sali 2 Eier und hielt sie für 2 Laiehbeutelchen, wie bei Cyclops, er suchte nach kleinen Jungen im Verhältniss der
Cyclops-Bmt, fand aber alle von fast gleicher Grösse, was sehr richtig war, da die aus dem Ei kriechenden Jungen schon ziemlich
2/3rder Grösse des Alten haben. Schrank hat dann ein ähnliches Thierchen wohl bei Ingolstadt im Juli gesehen, das aber nur 2
Spitzen vorn und 2 hinten am Panzer von der Fusslänge gehabt haben soll. Vielleicht war es Noteus quadricornis. Der Panzer
hat auf der Rückenseite der Stirn 4 starke fast gleichlange Spitzen, auf der Bauchseite am Kinnrande jederseits 3 Zähne, hinten sind
zwei sehr lange gerade seitliche Dornen, und die Fussbasis umfassen 3 kleinere, aber auch starke, Stacheln. Zwei Räder schliessen
vorn 3 Stirntheile ein, deren mittlerer nur bewimpert ist, die seitlichen haben jeder einen Griffel, 3 Stirnmuskeln, 2 Paar vordere Sei-
tenmuskeln, 2 hintere, von der Fussbasis zur Mitte gehende, Seitenmuskeln und 2 Fussrnuskeln, ferner ein 4muskeliger Schlundkopf
mit 2 4zahnigen Kiefern, ein eingeschnürter Darm mit 2 fast kugligen Darmdrüsen, ein breiter Eierstock, 2 geschlängelte Sexualdrü-
sen, eine contractile Blase, eine Respirationsröhre im Nacken und ein rothes Auge auf einem starken Hirnmark sind beobachtete Theile
des Organismus. Ich beschrieb es ausführlich 1833. — Grösse Vio — % Linie ohne die Spitzen, des Eies V24 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LXIV. Fig. IL
Fig. 1. Rückenansicht; w Darmmündung. Fig. 2. Bauchfläche mit eingezogenen Organen. Fig. 3. linke Seitenansicht in der Rückenlage, ein Ei
tragend. Fig. 4, Schlundkopf beim Druck. Linearvergrösserung 300mal.
1G7. Brachionus militaris, bewaffnetes Wappentliierclieii. Tafel LXIV. Fig. HL
Br. testula scabra, frontis dentibus 12 elongatis subaequalibus, dorsi spinis quaternis, mediis inaequalibus.
Brachion militaire, a carapace scabreuse, ayant douze dents allongees et presque egales , quatre
epines au dos> dont les deute du milieu inegales.
Brachionus militaris, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 199.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Diese nur am 10. Juni 1832 im Plötzensee, aber häufig, entdeckte fast cylindrische Art vermehrte sich in Gläsern meiner
Wohnung in wenig Tagen bis zu etwa 50 Exemplaren. Sie ist früher nicht beobachtet und durch die vielen Dornen am Panzer, welche
meist etwas gebogen sind, sehr ausgezeichnet. Die mittelsten Stirnzacken des Rückentheils sind etwas länger, als die übrigen, und
auffallend ist die constante Ungleichheit der mittleren hintern Rückenstacheln , deren rechter länger ist. Der Fuss ist im Verhältniss
kurz. Die beiden Räder schliessen 3 bewimperte Stirnzapfen ein, neben denen 2 (oder 4?) kurze Griffel zu stehen schienen. ^ Vier
Stirnmuskeln und 2 Fussrnuskeln waren neben dem 4muskeligen Schlundkopfe erkennbar. Zwei 5zahnige Kiefer, ein einfach conischer
Darm, 2 birnförmige Darmdrüsen, oft mit einer Blase in der Mitte, ein geknäuelter breiter Eierstock, eine contractile männliche Se-
xualblase, eine spornartige Respirationsröhre im Nacken und ein rothes, auf einem kugligen starken Hirnmarke sitzendes, Auge sind die
beobachteten Organe des Körpers. Oft hingen 1 — 2 Eier hinten am Körper, deren reife Fötus ich im Ei wirbeln und kauen sah.
Auch die Panzerspitzen sah ich im Ei gebogen liegen, und die auskriechenden Jungen glichen durchaus den Alten, nur waren sie ei-
nige Stunden lang weicher und faltig. — Grösse des Panzers ohne Hörnchen bis */io Linie, des Eies % Linie. Entwickelungscyclus
V20 — Vio Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LXIV. Fig. III.
Fig. 1. Rückenansicht eines schwimmenden Thierchens mit 2 Eiern, worin reife Junge liegen; die Sexualblase ist an der Fussbasis contrahirt. Fig. 2.
Bauchfläche, cd Darmmündung; die Sexualblase an der Fussbasis ist ausgedehnt. Fig. 3. ein junges Thierchen entfaltet, 2 Stunden nach dem Aus-
kriechen. Fig. 4. dasselbe von der linken Seite. Fig. 5. Schlundkopf beim Druck zwischen Glasplatten. Linearvergrösserung 300mal.
Nachtrag zur Gattung Brachionus.
Ausser den hier verzeichneten 9 Arten hat man bisher im Allgemeinen noch 55 — 60 hier nicht angewendete , theils Räder-
thieren, theils Magenthiereh, theils auch Moosthieren gehörige, Artnamen dieser Gattung gegeben, deren Homonyme ich im
Folgenden übersichtlich zu machen versucht habe. Davon gaben Pallas 1766 (Elenchus Zoophyt^ und 1778 (Naturgesch. merk-
würd. Thiere, Spicilegia Zool.) 18, Müller 1773 und 1786 22, Schrank 1776 (Beiträge z. Naturgesch.), 1793 (Naturforscher)
und 1803 {Fauna boica) 11, Herrmann und Müller 1783 (Naturforscher XIX.) 2, Meyer (Voigt's Magazin, B. 6.) 1789
4, Bory de St. Yincent 1824 {Encycloped. meth. Microscop.) und 1831 (Diction. class. XV.) 3, wie folgt: 1) Brachionus
acinosus Pallas (1766) = Epistylis Anastatica et flavicans; 2) B. Anastatica Pallas (1766) = Epistylis A. et Carche-
sium polypin.; Anastatica Meyer (1789) = Carches. polyp.; 3) B. berberiformis Pallas (1766) = Opercularia artic;
4) B. bicaudatus Schrank (1776) = Diglena caudata; 5) B. bicornis Schrank (1803) = Brach. Bakeri; bicornis Bory
(1824) = Brach. Pala; 6) B. Bipalium Müller (1786) = Anuraea biremis? al. sp.; 7) B. Bractea Müller (1786) =
Squamella Bractea? , Metopidia Lepadella? ; 8) B. calyeiflorus Pallas (1766) = Brach. Pala; 9) B. campanulatus Pal-
las (1766) = Vorticella Convall.; 10) B. capsulißorus Pallas (1766) = Brach, urceolaris et Bakeri; 11) B. cermms
Pallas (1778) = Clytia (Bryozoon, Sertularia); 12) B. cirratus Müller (1773) = Stephanops cirr.; 13) B. Colombea
Meyer (1789) = Epistylis Anastatica; 14) B. clypeatus Müller (1786) = Pterodina cl; 15) B. crataegarius Pallas
51©
(1766) = Epistylis Anastat.; 16) B. cylindricus Schrank (1776) = Monocerca Rattiis ; 17) B. dentatus Müller (1786)
= Salpina? d. species peculiaris ; dentatus Schrank (1803) — Salpina mucronata ; 18) B. digiialis Pallas (1766) =
Epistylis digit.; 19) B. dubia Meyer (1789) = Gomplionema truncatum; 20) B. liyacinthinus Pallas (1766) = Floscu-
laria ornafa? ; 21) //. impressus Müller (1786) = Silir/uella imprJ , Brach, urceolaris? ; 22) B. lamellaris Müller
(1786) = Sfephanops lamelL ; 23) JB. longispinus Schrank (1803) = Noteus (/uadricJ ', Brach, polyacant/ms? ; 24) B.
media Meyer (1789) = Zoothamnium Arbuscula ; 25) B. mucronafus Müller (1773) = Salpina? dentata, species pe-
cuL; mucronatus Müller (1786) = Salpina mucronata; 26) B. multiceps Schrank (1793) = Notommata Myrmeleo ;
27) B. muticus Schrank (1803) = Lepadella ovalis? , Metopidia LcpadJ ; 28) B. neglectus Bory (1831) = Brach, ur-
ceolaris; 29) B. operculatus Pallas (1766) = Opercularia artic; 30) B. ovalis Müller (1786) = Lepadella ov.3 L.
emarginata? ; 31) B. Pala Müller (1786) = Anuraea c/uadridcniata? ^ al. spJ; 32) B. Palea (Abhandl. d. Berl. Akadem.
1830. 1831.) = Brach. Pala; 33) B. Parasites Meyer (1789) = Epistylis?, Carchesium pygmaeum? ; 34) B. passus
Müller (1786) = Triarthra? ; 35) B. Patella Müller (1773) = Lepadella emarginata? ; 36) B. Patina Herrmaän
[Müller] (1784) = Pterodina Pal. ; 37) B. patulus Müller (1786) = Brachionus p.> spec. pec? ; 38) B. pilosus Schrank
(1776) = Chaetonoius Laras ; 39) B. plicatilis Müller (1786) — Brach. pl.9 spec. pecul. ; 40) B. Proteus Pallas (1766)
= Trachelocerca Olor ; Proteus Schrank (1776) = Histrionella Lemna; 41) B. piriformis Pallas (1766) = Epistylis
plicatilis; 42) B. r/uadratus Müller (1786) == Anuraea aculeata? ; 43) B. f/uddricornis Schrank (1803) = Brach. Ba-
keri? ; 44) B. Rattus Schrank (1793) = Vaginaria longiseta; 45) B. ramosissimus Pallas (1766) = Carches. polypin.;
46) B. rotatorius Pallas (1766) = Rotifer vulgaris; 47) B. socialis Pallas (1766) = Laciuularia soc; 48) B. Sr/ua-
mula Müller (1786) = Anuraea Sr/.; 49) B. stentoreus Pallas (1766) = Stentor Mülleri et polymorphus ; 50) B. stria-
Ins Müller (1786) == Anuraea striata; 51) B. Tripos Müller (1773) == Salpinae species; 52) B. tuberosum Pallas
(1765) = Acineta tuberosa; 53) B. tubifezc Pallas (1766) = Melicerta ringens; 54) B. uncinalus Müller (1773) =
Colurus uncinatus; 55) B. utricularis Bory (1831) = Brach, urceolaris. Dazu kommen 56) Brachionus 1. Hill (1751)
= Melicerta ringens et Limnias Gerat.; 57) B. 2. Hill (1751) = Rotifer vidgaris? ; 58) B. 3. Hill (1751) = Brach.
Pala?; 59) B. 4. Hill (1751) = Brach, urceolaris?; 60) B. 5. Hill (1751) = Brach. BaJceri? .
In der Gattung Brachionus verlieren sich wohl auch die beiden Gattungen Silir/uella Bursa pastoris und Tricalama
plicatilis von Bory (1822. Biet, class. Brachionides). Die letztere ist nur auf den Brachionus plicatilis Müller's ohne neue
eigene Beobachtung gegründet, und diese Form hat alle Charactere einer guten Art der Gattung Brachionus, aber keine eigentüm-
lichen. Die erstere ist ebenfalls ohne eigene Beobachtung nur auf die Abbildung des griffelfüssigen Brach, impressus Müllers ge-
gründet. Diese fand Müller sehr selten, wie er sagt, daher wohl nur Imal, in Dänemark im tlionigen Wasser mit Volvotc Gran-
dinella\ einer ebenfalls unklar beobachteten Form. Die Zeichnung ist offenbar sehr flüchtig bei zu kleiner Vergrösserung entworfen,
und der gezeichnete Griffclfuss könnte leicht ein Zangenfuss, das Ganze aber Br. urceolaris oder Br. rubens gewesen seyn. — Als
besondere, mir vielleicht bisher nicht vorgekommene, Arten der früheren Beobachter sind aber doch Brachionus patulus, plicatilis,
longispinus, r/uadricomis und impressus im Auge zu behalten. Wäre letzterer wirklich eine besondere griffelfüssige Gattung, so
geli orte ihr der Name Siliquella impressa.
FÜNFUNDFUNFZIGSTE GATTUNG: FLÜGELRÄDCHEN.
Pterodina. Pterodine.
CHAR ACTER: Animal e Brachionaeorum familia, ocellis duobus frontalibtis insigne, pede styliformi.
CARACTERE: Animal de la famille etes Brachiones^ ayant deux yeux au front et le pied sim-
plement styliforme.
Die Gattung der Flügelrädchen zeichnet sich in der Familie der Schildräderthierchen durch 2
Stirnaugen und einen einfachen Griffelfuss aus.
Diese Gattung wurde zuerst von Bory 1822 unter dem Namen Testudinella und 1824 unter den
2 Namen Testudinella und Proboskidia in der Familie der Brachionides mit 2 Arten nach Müller und
einer 3ten neuen Art verzeichnet, da aber der Name Testudinella der mir unbekannten, über alle Maas-
sen grossen, T. Argula hauptsächlich gilt und verbleiben muss, deren Gabelschwanz sie von Pterodina
trennt, und der Name Proboscidea schon bei den Pflanzen, Fledermäusen, Insecten und Entozoen, und
auch als Proboscidia schon früher bei den Pflanzen und den Naidinen eingeführt, mithin 6mal verbraucht,
der neuere aber nicht sprachrichtig gebildet war, da endlich auch ein Rüssel diesem Thierchen fehlt, so
wurde 1830 der Name Pterodina vorgezogen und eingeführt. Eine 2te Art ist 1831 und eine dritte 1833
hinzugefügt worden. Die erste Kenntniss dieser Formen stammt von Eichhorn 1775, welcher Pt. Palina
recht gut abbildete. Diese und eine 2te Art {PL clypeata) hat Müller 1786 als Brachionus Palina
und clypeatus beschrieben. Die dritte ist erst seit 1833 bekannt. — Die Organisation ist reichlich ermit-
telt. Alle bekannte Arten haben eine glatte , flache und weiche Schaale, wie Schildkrötensckaale (Te-
stula), die besonders am Rande biegsam ist. Ein doppeltes Räderwerk und ein einfach conischer Fuss mit
einer, zuweilen bewimperten, Saugscheibe am Ende ist allen gemein, Pt. elliptica allein hat einen behaar-
ten Stirnzapfen zwischen den Rädern. Qucerbänder oder Längsmuskeln sind bei allen Arten beobachtet —
5«
Ein 4muskeliger Schlundkopf mit haftzahnigen Kiefern {Besmogomphia) ist bei 2 Arten reihenzahnig {Lo-
chogomphia), bei 1 Art {PL elliptica) doppelzahnig {Zygogomphia). Bei allen Arten ist der Speisecanal
eingeschnürt, mit einem Magen {Gaster odela), und hat vorn 2 Darmdrüsen, die bei 2 Arten biriiförmig,
bei PL clypeata bandartig sind. — Ein Eierstock ist bei allen Arten erkannt. Die männlichen Sexualtheile
sind unklar geblieben, doch schienen bei PL Patina sowohl Sexualdrüsen, als eine contractile Blase vor-
handen zu seyn. — Vom Gefässsystem sind nirgends ansprechende Spuren, auch nicht hervorstehende Re-
spirationsrohren, sichtbar geworden. — Als Anzeige des Nervensystems dienen nur 2 rothe Stirn -Punkte
als wahrscheinliche Augen bei allen Arten. «
Die geographische Verbreitung der Gattung ist in Preussen, der Grafschaft Waldeck, Frankreich,
Curland , Dänemark, Baiern und Mecklenburg beobachtet.
168. JPterodina Patina, schfisselartiges Fliigelrädclien, Schüssel. Tafel LXIV. Fig. IV.
Pt. testula membranacea, orbiculari, crystallina, prope marginem latum asperula, fronte inter rotas exeisa.
Pterodine Patene, a carapace membraneuse, orbiculaire et crystalline, legerement scabreuse pres du
bord large, ayant le frotit echancre entre les roues.
Die Steinbutte, Eichhorn, Beiträge zur Kenntniss d. kl. Wasserth. p. 22. Taf. I. Fig. 2. und 4. 1775.
Brachionus, nov. spec, Müller, Naturforscher, IX. p. 207. 1776. Eichhorns Synonyme.
Eichhorns Steinbutt, Müller, Beschäftigungen der Berl. Gesellsch. naturforsch. Freunde, B. IV. 1779.
Brachionns Patina, Müller bei Hkrrmann, Naturforscher, XIX. p. 48. Taf. II. Fig. 10^ 1783.
Das Schildräderthier , Beseke, Leipziger Magazin d. Naturk. IV. St. 3. p. 327. Fig. 7. 1784.
Brachionns Patina, Müller, Animalc. Infus, p. 337. Tab. XLVJII. Fig. 6 — 10. 1786.
Brachionns Patina, Schrank, Fauna boica, III. 2. p. 133. 1803.
Brachionns Patina, Lamarck, Hist. nat. des an im. sans vert. II. p. 35. 1816.
Proboskidia Patina, Bory de St. Vincent, Eneycioped. meth. Vers. 1824. p. 538.
Brachionns Patina, Nitzsch, Encyclopädie von Ersch und Gruber, 1824.
Pterodina Patina, Abhandl. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1830. p. 48. 1831. p. 147. Taf. III. Fig. 13.
Aufenthalt: Bei Danzig, Pyrmont, Strassburg, Mietau, bei Meienberg, Jägersburg und Copenhagen, bei Ingolstadt (? ) in Baiern,
bei Halle und Berlin beobachtet.
Dieses höchst durchsichtige und zarte Thierchen fand Eichhorn zuerst bei Danzig im Frühling und Sommer, er beschrieb
die Räder ausführlich und ziemlich richtig, und gab eine sehr gute zeitgemässe Abbildung. Müller sah es zuerst im Sommer 1777
bei Meienberg in Dänemark mit Lemna polyrr/iiza, und am 21. Dec. 1777 bei Copenhagen, dann 1778 in Pyrmont im August mit
Achnanthes brevipes, endlich auch im Juni und Juli 1782 in Jägersburg mit Lemna minor. Er sali die Räder, den Schlundkopf
mit 2 Kiefern, nannte das Ov avium lobi und lobuli, die 2 hintern Längsmuskeln spicalum, den Fuss cauda, die Sexualdrüsen
membrana crenulata. In Strassburg fand es Herrmann am 1. Aug. 1777 mit Hydrocharis, glaubte ein Herz zu sehen und sah
die 2 Räder. Beseke sah es bei Mietau, Schrank mit Lemna in Baiern, Nitzsch fand es neuerlich bei Halle, und ich habe es
sehr oft bei Berlin gesehen. Es findet sich zwischen Lem?ia und Ceratophyllum nicht selten im Sommer, ist aber nie massenweise.
Schon 1830 fütterte ich es mit Indigo. Das doppelte Wirbelorgan mit seinen 2 Muskeln, 2 vordere und 2 hintere Queerbänder und
2 breite Längsmuskeln sammt einem einzelnen Fussmuskel sind als Bewegungsorgane gesehen. Ein 4muskeliger Schlundkopf mit 2 rei-
henzahnigen Kiefern (Lochogomphia) , den ich früher für zweizahnig hielt, sind neuerlich festgestellt. Der Darm hat eine Einschnü-
rung, einen herabsteigenden Magen und einen aufsteigenden Dickdarm. Yorn sind am Magen 2 birnförmige Darmdrüsen. Der Eier-
stock ist eine drüsige geknäuelte Masse, die oft in mehrere Lappen getheilt ist und an der Fussbasis liegt. Auf der linken Seite
ebenda sah ich zweifelhaft eine grosse contractile Blase, welche bis zu den Darmdrüsen hinaufreichte. Dicht neben diesen pancreatischen
Drüsen liegen 2 Knäuel gewundener Röhren, die ich für Sexualdrüsen halten möchte. Oben ganz am Rande der 2 Räderorgane liegen
2 deutliche rothe Punkte als Augen. Die verschiedene Füllung des Darmes und Grösse des Eierstocks giebt verschiedene Gestaltung
der innern Organe. Den Rand kann das Thierchen unterwärts einrollen. — Grösse bis Vio Linie, Ei V24 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LXIV. Fig. IV.
Fig. 1. Bauchfläche eines wirbelnden Thierchens. Fig. 2. dieselbe mit eingezogenem Körper uud umgerolltem Rande, wobei die Augen zuweilen ganz
in die Mitte kommen. Fig. 3. Ansicht von vorn und halb vom Bauche. Fig. 4. rechte Seitenansicht; w Darmmündung auf der Rückenseite der
Fussbasis. Fig. 5. Schlundkopf, doppelzahnig {Zygogomphia) , nach einer Zeichnung von 1835. Fig. 6. Kiefer, reihenzahnig {Lochogomphia),
nach einer Zeichnung von 1836. Linearvergrösserung 300mal.
169. Pterodina elliptica, elliptisches Flügeirädclien. Tafel LXIV. Fig. V.
Pt. testula membranacea, elliptica, margine angustiore, laevi, fronte integra rotas connectente , setosa, ocellis distentis.
Pterodine elliptique, a carapace membraneuse elliptique ayant le bord plus etroit et lisse, le front
sans echancrare Kant les deute roues et garni de soies , les yeacc ecartes.
Pterodina clypeata, Abhandl. der Akademie d. Wrissenscli. zu Berlin, 1831. p. 147.
Pterodina elliptica, Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1833. p. 217.
Aufenthalt: Bei Berlin.
Ich hielt 1831 dieses Thierchen für Müller's Brack, clypeatus, habe aber seitdem 1833 das der Ostsee, welches Mül-
ler vor sich hatte, kennen gelernt und darin gutespeeifische Unterschiede erkannt. Am 2. Mai 1832 sah ich die gegenwärtige Form
wieder und bestätigte ihren constanten Character gegen Pt. Patina. Sie lebt zwischen Conferven. Die elliptische Form, der ganz
glatte Panzer, der behaarte Stirnzapfen zwischen den Rädern und die etwas stärkere Grösse unterscheiden sie von Pt. Patina. Auch
hat sie sehr deutliche Wimpern am hintern Fussende. Die 2 vordem Längsmuskeln sah ich auch, aber unklarer. Die Kiefer des
Schlundkopfs sah ich doppelzahnig (zygogomphisch). Darm und Eierstock waren deutlich, wie bei der ersten Art, ebenso die Darm-
drüsen, aber die Sexualdrüsen waren undeutlich. — Grösse Vio bis Vq Linie, Ei V24 Linie.
130
518
Erklärung der Abbildungen Taf. LXIV. Fig. V.
Fig. 1. Rückenansicht im Wirbeln; w Fussüffnung im Panzer und Darmüffnung an der Fussbasis. Fig. 2. ein Junges. Fig. 3. Kiefer. Linearver-
grösserung 300mal.
13f©, Ptierodina clypeata, schildförmiges Flügelrädchen. Tafel LXIV. Fig. vi.
Pt. testula mcmbranacea, oblonga, margine angustiore, lacvi, fronte rotas connectente nee setosa, ocellis approximatis.
Pterodine JBouclier / a carapace metnbraueuse, oblongue, a bord elroit et lisse, le front avangant
entre les deute roues et sans soies, les yeusc rapproches.
BracHonus clypeatus , Müller, Animalc. lnfusor. p. 339. Tab. XLVIII. Fig. 11 — 14. 1786.
Brachionus elypeatus, Lamarck, Hist. nat. des an im. sans vert. II. p. 35. 1816.
Testudinella clypeata, Bory de St. Vincent, Diction. class. 1822. (Brachionides.) Encycloped. m etil od. Vers. 1824. p. 538.
Plerodina clypeata, Abb an dl. der Akademie d. Wissens cb. zu Berlin, 1833. p. 218. niebt PL clyp. 1831.
Aufenthalt: Bei Copenhagen in Dänemark und bei Wismar in Mecklenburg in der Ostsee.
Müller fand diese Form zuerst im October und November im Seewasser bei Copenhagen und hielt sie sehr richtig für hin-
reichend verschieden von Pt. Patina, weil er aber das Räderwerk nie so stark entwickelt sah, als bei jener, so hat Bory de St.
Vincent, der sie nicht selbst beobachtet hat, aus dieser Form die besondere Gattung Testudinella gebildet, welcher der Mangel des
Räderwerkes eben als Character zugeschrieben ist, und der er irgend einen Krebs als 2te Art zugesellt zu haben scheint. Ich beob-
achtete sie im October 1833 im Ostseewasser bei Wismar und nahm dergleichen Wasser mit mir nach Berlin, wo ich sie am 5. No-
vember lebend wiederfand und sie sieh 14 Tage lang zu zahlreichen Mengen fortpflanzte. Auch bei dieser Art ist der geflügelte Rand
des Schildes weniger breit, aber glatt, und an den Seiten ist er immer etwas eingerollt. Zwei Räder habe ich sehr deutlich und oft
gesehen. Die Form gleicht durchaus den andern Arten. Den Stirn theil zwischen den Rädern hat Müller auch behaart gezeichnet,
allein ich sah ihn glatt, doch ist die Wirbelbewegung der Räder, wenn sie nicht kräftig ist, störend für diese Erkenntniss. Die grosse
Durchsichtigkeit all dieser Formen lässt die Muskeln und manche andere Theile schwer unterscheiden. Die beiden 1831 erwähnten
Längsmuskeln halte ich jetzt für Bänder, die man mit den 4 Queerbändern der Pt. Patina zu vergleichen hat, weil sie in der Con-
traction nicht verkürzt und erweitert, sondern gebogen erscheinen, also nicht elastisch sind, wie Muskeln. Die Längsmuskeln mag ich
denn wohl übersehen haben. Ein einfacher Fussmuskel wurde zuweilen klar anschaulich. Der kuglige 4muskelige Schlundkopf zeigte
sogleich und immer 2 reihenzahnige (lochogomphische) Kiefer mit je 4 Zähnen, der Darm war mit einer Magenabtheilung (Gastero-
delct). Sehr eigentümlich, bandartig waren die Darmdrüsen, wie bei Notommata clavulata. Von Sexualtheilen war nur der Eier-
stock sehr deutlich, und ich sah das Eierlegen sammt dem Entwickeln des Jungen, wobei auffallend war, dass ich die Augen wohl,
aber nicht die Kiefer durch die Eischaale erkannte. Beim Zerdrücken reifer Eier fand ich aber auch die Kiefer deutlich vollendet.
Vier Längsreihen heller Knötchen, zu 3, im Körper und 2 drüsige runde Flecke im Räderwerke blieben unklare Theile des Organis-
mus. Kiemen und Ganglien? Die beiden rothen Augenpunkte am Stirnrande waren mehr einander genähert, als bei den übrigen Ar-
ten. Bei völliger Contraction sah ich öfter auf der Oberfläche des Panzers feine Längsstreif ung. — Grösse x/io Linie, der Schaale bis
V12 Linie, des Eies bis V24 Linie. Entwickelungscyclus mithin V24 — V10 Linie.
Erklärung der Abbildungen Taf. LXIV. Fig. VI.
Fig. 1. Rückenansicht im Wirbeln mit gestreckten Bändern. Fig. 2. dieselbe, halb eingezogen, mit gekrümmten Bändern und den 4 sichtbaren Kör-
nerreihen. Fig. 3. ganz eingezogen, grosses Exemplar, mit sichtbarer hinterer Panzeröffnung für den Fuss und dem 2ten Bänder-Paare vorn. Fig. 4.
Bauchfläche, im Entwickeln des Räderwerkes begriffen; m Gegend der hintern Darmmündung nach oben. Fig. 5. rechte Seitenansicht. Fig. 6. völ-
lig contrahirter Zustand. Fig. 7. Kiefer. Fig. 8. reifes Ei. Linearvergrösserung 3C0mal.
Nachtrag zur Gattung Pterodina.
Es verlieren sich in dieser Gattung die beiden Genera ProbosJcidia und Testudinella von Bory ; von dem ersteren ist schon
ausführlich gemeldet, das letztere ist von ihm 1822 genannt und 1824 mit 2 Arten beschrieben worden. Eine Art der Gattung Te-
studinella ist Müller's Brach, clypeatus, dem das Räderwerk abgeläugnet wird, das er aber besitzt. Die andere Art ist von Bort
bei Paris beobachtet und neu, sie wird Test. Argula genannt. Eine Abbildung davon ist im Diel, classique gegeben, die aber ge-
gen die übrigen Abbildungen derselben Tafel, welche doch 50 — lOOmalige Linearvergrösserungen vorstellen sollen, alles Maassstabes
entbehrt, denn sie kann, da das Thierchen selbst 2 Linien gross seyn soll und das Bild 8 Linien lang ist, nur bei 4maliger Linear-
vergrösserung gemacht seyn. Ich halte diese Art, da derselbe ileissige Beobachter unter Bakerina und Silurella schon auch Krebse
und Insecten verzeichnet hat, für einen jungen Krebs, vielleicht einer besondern Gattung, welche den Namen Testudinella vor-
läufig behalten kann, und womit die für ein Räderthier ganz enorme Grösse nicht mehr auffallend ist.
Alle Räderthiere lassen sich, auf Glas oder Glimmer getrocknet, zu beliebiger Vergleichung aufbewahren, und es kommt nur
auf den Grad der Sorgfalt des Isolirens und Präparirens an, um sie durchaus erkenntlich zu erhalten. (Vergl. Abhandl. der Akadem.
d. Wissensch. zu Berlin, 1835. p. 145.)
519
Uebersichtliche Entwiekelung der Kenntniss von den Ernährungsorganen der Infusorien.
Es ist bereits p. 36t. bei den Kolpodeen Einiges über das Ernährungssystem der polygastrischen Infusorien im Allgemei-
nen mitgetheilt worden; der Gesichtskreis muss aber weiter gefasst werden und die Entwiekelung dieser Kenntnisse bei den Rädertlueren
einschliessen, wenn die nocli fortdauernden Meinnngs -Differenzen als doch ganz nichtig erscheinen sollen. Die ersten Beobachter ver-
wechselten Insecten, kleine Krebse und Infusorien; sie sahen, wie Joblot und Baker, bei kleinen Wasserflöhen und
Ephemeren-Larven sehr richtig einen deutlichen Darm, Eier, Kauorgane oder ein pulsirendes Herz, und trugen diess unbedenk-
lich, aber ohne hinlängliche Critik, oft völlig ohne Begründung, auf die Infusorien über. Auch jede Berührung zweier Thierchen mit
einander nannten sie, wie schon Leeuwenhoek, eine Begattung. Die schärferen systematischen Naturforscher hielten dagegen an der
Aristotelischen Idee einer Vereinfachung der Organisation in den kleinsten Körpern, sie erkannten oder fühlten doch die oft groben Ver-
wechselungen der unsystematischen mikroskopischen Beobachter und verwarfen daher die ganzen Resultate derselben, oder hielten die For-
men, bei denen mit einiger Zuverlässigkeit ein grösserer Organismus hervorzutreten schien, für von den Infusorien ganz verschiedene
Thiere. So stellte Linne die Melicerta zu den Mollusken und nannte ziemlich das ganze Material der Beobachter Chaos. Seit-
dem aber Hill und besonders Müller (1773) die Infusorien als besondere Gruppe der kleinen Thiere abtrennten und in ihrem ein-
facheren Baue einen Character fanden, ist man allgemeiner in den entgegengesetzten Fehler verfallen und hat die bei ihnen vorkommen-
den organischen Verhältnisse nicht, oder nicht als vollendet, anerkannt, sondern nur höchstens für Andeutungen von Organen gehalten.
Der Grund dieses Schwankens und Irrthums lag theils in wissenschaftlicher Vorsicht und in noch nicht hinreichend tiefer und umsichti-
ger Untersuchung, theils aber und besonders in der vorgefassten philosophischen Idee und Meinung, dass es Abstufungen in der Voll-
endung geben müsse. Dass die vermeinte Begattung keine Verbindung, vielmehr immer eine Trennung durch Selbstthcilung sey, er-
klärte Müller 1786, und derselbe 20 Jahre lang unermüdliche und fruchtbarste Beobachter schloss in gleichem Jahre seine Thätig-
keit auch mit der Bemerkung, dass nie ein guter Beobachter das Fressen eines Infusoriums gesehen habe.
In Deutschland hat man zwar durch Schrank's nüchterne und systematische Beobachtungen immerfort die Spuren der klein-
sten Organisationen verfolgt und sie nicht ausser Acht gelassen, allein auch er war 1803 (Fauna boica, 111. 2. p. 4.) der Meinung
beigetreten, dass die Infusorien einfachere Thiere wären, deren einfachste Formen sich durch Willkülir in der Bewegung allein, aber
bestimmt, als Thiere erwiesen (p. 9.). Auch wurden Gruitiiüisens Beobachtungen in Gehlen's Journal 1808 und in den Beitrag,
zur Physiognosie 1812 wichtig, nur war es nicht von ihm erwiesen, wenn er von Frcsswcrkzeugen, Darmcanal, Eierstöcken, sichtbaren
Muskeln und Nerven u. s. w. der Räderthiere (p. 140. [544.]) sprach. Auch er glaubte an einfachere und allmälig zusammengesetztere
Formen, und glaubte nicht an abgegrenzte Arten (p. 114. [523.]). Nur die Räderthiere wurden durch Dutrochets Beobachtungen
1812, als mit entschiedener Organisation begabt, in Frankreich anerkannt, und Savigny's bald folgende wichtige Entdeckung der voll-
kommenen Organisation vieler Halcyonien, als mikroskopischer Mollusken, gaben jenen Beobachtungen über Räderthiere, welche
schon 57 Jahre zuvor von Schäffer in Regensburg an Melicerta noch detaillirter und gründlicher gemacht worden waren, eine mäch-
tige Stütze. Lamarck's Urtheil, auf Dutrochet's Beobachtungen sich stützend, ward durch sein umfassendes Werk (Hut. not.
des anim. sans vert.) die Norm der Zeit seit 1816. Er hielt den Darm und Mund einiger Rotiferen für eine Ausnahme von der
Regel in ihrer natürlichen Classe (IL p. 27.) und suchte durch diabetische, nicht auf Beobachtung gegründete, Erörterungen zu bewei-
sen, dass Kopf, Kiefer, Eier u. dergl., wenn man sie auch bei den Infusorien (den Brachionen selbst) sähe, doch keine wären,
weil der übrige Organismus fehle, welcher diese Theile bei den grösseren Thieren erst zu dem mache, was sie sind, ja p. 10. sagt er,
es sey vernunftwidrig (contre la raison) zu glauben, die Infusorien wären eben so organisirt, wie die vollkommenen Thiere oder hätten
Empfindung und Willkühr in der Bewegung, diess hätten sie nicht und brauchten sie nicht. Ihre Organe wären nur Scheinorgane und
Entwürfe. Diese Idee der Scheinorgane hat seitdem kräftige Wurzel geschlagen. Sie wurde 1820 durch Schweigoers Handbuch d.
Zool. in Deutschland verbreitet, und Bory de St. Vincent hat sie seit 1824 in Frankreich noch fester gestellt. Schweigger
sagt p. 245.: „Infusorien bestehen nur aus Schleim ohne irgend ein inneres Organ, die Ernährung kann daher nicht anders als durch
die Oberfläche geschehen;« und p. 301.: „ Rücksichtlich der Ernährung sind Schwing- und Räderthiere den Infusorien im Wesentlichen
gleich, indem sie nämlich vorzugsweise durch die Oberfläche Nahrung einziehen und jedes Stück an der Assimilation gleichen Antheil
nimmt. — Sie besitzen aber auch einen Magen oder vielmehr eine Höhle im Innern.« — Diese Thiere erhalten jedoch nicht bloss
durch den oft verhältnissmässig sehr kleinen, kaum sichtbaren, Magen, sondern mehr noch durch die Haut ihre Ernährung. Noch de-
taillirter entwickelte diese scheinbar philosophischen Ansichten Bort 1824 in der Encyclopcd. method. d'hist. nat. und 1826 im
Dictionn. classique unter Microscopiques, p. 541., auch unter Rotifere ebenda, p. 1828. Einige Infusorien wären vollkommen
einfach oder besässen den Entwurf eines Darmes ohne Mund (ebauche de l'intestin, wie es schon du Fray 1817 auch nannte), an-
dere hätten den Entwurf eines Mundes, ohne andere Complication. Bei einigen vollkommneren träten Wimpern hervor, die ein Respi-
rationssystem vorbereiteten, einige davon hätten auch Mund und Darm. Mit der Entwiekelung der Respiration (Luftleben) begnüge sich
eine grosse Menge von Formen. Hierzu trete nun zuerst ein Blutumlauf und ein Herz (den Schlundkopf hielt er dafür). Solche For-
men wären denn ohne Selbsttheilung und fielen nicht bloss der generatio aequivoca anheiin, sondern bildeten auch unvollkommne Eier,
Entwürfe von Eiern, zur Fortpflanzung. Eine ähnliche stufenweise Entwiekelung suchte der verdienstvolle Physiolog von Baer 1827
in den Actis Leopold. XIII. gründlicher geltend zu machen, diese Ansichten waren die Folge der damals um sich greifenden sogenann-
ten Naturphilosophie, im Grunde aber eine weitere Ausschmückung der Aristotelischen Abstufung der Organisationen, welche in Deutsch-
land seitdem aus der Zoologie entwichen und durch Agardh und Reichenbach auf die Botanik übergegangen ist (s. Euglend).
Nur Gravenhorst hat 1833 noch in Deutschland die Kauorgane bei Rädertlueren (s. Rotifer) wieder, wie Joblot 1718, als Lun-
gen beschrieben und ihren Darm geläugnet. In Frankreich haben diese Ideen an Bory de St. Vincent 1831 (Biet, class. Vol.
XVII.) , Düjardin und Peltier, wohl aus Mangel an guten Instrumenten, aber auch an strenger Critik im Urtheil über das Gese-
hene, noch neuere Stützen gefunden, die wohl die letzten seyn werden.
Die hier vorgetragenen vollkommenen Verhältnisse der Ernährungsorgane wurden 1830 in den Schriften der Berliner Akade-
mie d. Wissenschaften zuerst entwickelt, und auszugsweise in der Isis und in Poggendorff's Annalen der Physik gleichzeitig bekannt
gemacht, seitdem sind sie auch in die Journale und Bücher anderer Länder übergegangen. Das Geschichtliche findet sich in den Ab-
handl. d. Berl. Akademie weiter ausgeführt. Hier ist nur noch anzudeuten, in wie weit frühere Beobachter, freilich neben vielen Ver-
irrungen, sich an diese Darstellungen anzuschliessen bereits Grund hatten. Diese bisher nicht geachteten Beobachtungen werden von
nun an als Bestätigungen dienen können. Niemand kann läugnen, dass Leeuwenhoek schon 1701 das Fressen und den Darmcanal
der Räderthiere nach guten Gründen erkannte, indem er den Rotifer vulgaris zwischen der rothen Euglena sangtiinea? fand und
♦5
— — 530
seinen Darm von ihr roth gefärbt sali {Continuatio Arcan. Natur ae^ p. 384.). Schäffer beschrieb 1755 den Speiseeanal und
Kauapparat bei Melicerta sehr überzeugend. Ebenso sah Göze 1773 die entschiedene Aufnahme grüner Monaden {Chlamidomonas)
in den vorher leeren Magen des Brachionus urceolaris, den er mit Rotifer vulgaris verwechselte, und auch das Uebergehen der
Speise vom Munde in den Darm bei Actinurus. Denselben Brachionus sah Schrank 1776 sich von dem unverkennbaren Gonium
pectorale nähren (Beiträge zur Naturgesch. p. 109.)- Sehr entschieden scheinen Couxfs umsichtige Beobachtungen von 1774 an
Stylonychia gewesen zu seyn, die er erst durch Hunger in klarem Wasser durchsichtig werden liess. Auch bei Hydatina sen/a sah
er sehr deutlich den Darm. Göze's Beobachtungen desselben Thierchens von 1777 bestätigten das Verschlingen von Kolpoden, so
dass auch er, wie Corti, die verschluckten Thiere ihrer ganzen Form nach im Innern liegen sah. Ueberdiess nun fütterte Gleichen
schon 1778 Paramecium Aurelia und Chilodon Cucullulus sammt Vorticellen mit Farbe/ hielt aber freilich die erfüllten deut-
lichen Magen für gefärbte Eier oder Junge (Infusionsth. p. 83.), ein Missgriff, welcher seine Unbekanntschaft mit der Physiologie im Allge-
meinen verrieth und sich durch die Analogie mit dem Färben der Knochen durch Krapp nicht wohl entschuldigen lässt. Viele Andere ha-
ben vom Fressen der Infusorien gesprochen, aber so wenig ansprechende Zeichnungen oder so deutlich critiklose Mittheilungen darü-
ber gegeben, dass sie keinen Werth haben, zumal da viele, wie auch Schaveigger 1820. p. 250., die innern runden Blasen, die
Magen, der polygastrischen Thierchen für verschluckte Monaden hielten. Neuerlich hat 1809 Gruithuisen vom sichtlich angefüll-
ten Darme des Räderthieres mit Laudanum (Gehlens Journal, VIII. p. 531. Beiträge zur Physiognosie, 1812. p. 124.), dessen
Fresswerkzeugen u. dergl. berichtet, und p. (523.) 113. die Beobachtung kleiner Infusorien im Leibe der grösseren als eine ganz ge-
wöhnliche dargestellt. Nur wenig konnten Dütrochet's Berichte von 1812 diesen schon vorhandenen Nachrichten zufügen, doch gab
er noch ein Urtheil mehr über wirklich vorhandene Ernährungsorgane. Nitzsch hat für Brachionen dann 1824 die bestimmteste Er-
klärung abgegeben, dass sie Kiefer und Darmcanal besitzen. Zuletzt hat Bort de St. Vincent 1828 den Darmcanal der Räderthiere
(Rotifer es) für ein Rückengefäss erklärt, das Uebrige ist schon angeführt, so wie auch das neuere Schwanken der Meinung über die
polygastrischen Magenzellen p. 361. erläutert und zu beruhigen versucht ist. (Vergl. p. 1, 2, 406, 413, 488.)
Zu berühren ist nur noch das organische Verhältniss der Ernährung bei den Bacillarien, welche noch beim Anfange des
Druckes dieses Werkes nie zur sichtlichen Aufnahme von festen Stoffen in den innern Körper zu bringen waren. Zerstreute Zellen im
Innern dieser oft mit Kieselschaale umgebenen Körperchen lasseh sich überall erkennen und die willkührliche Bewegung spricht leicht
für Thierheit, dass aber die Zellen Magen sind, war schärfer zu erweisen. Der Färbe versuch ist mir zu spät gelungen, um ihn
bei den Formen selbst speciell anzuzeigen, allein ich habe ihn schon p. 242. erwähnt. Er ist wirklich gelungen. Die Magen füllen
sich mit Indigo. Bei den Naviculis und vielen andern habe ich auch die Panzeröffnungen für den Mund, und andere für das Eier-
legen und die Füsse angezeigt. Dennoch kommen mir jetzt mehrseitig Einwendungen vor, dass die von mir für Oeffnungen gehaltenen
hellen Stellen bei Navicula keine solche, sondern geschlossene Nabel wären. Bis 1830 hatte ich diese Stellen nicht so deutlich an
den lebenden gesehen, aber doch schon erkannt, allein ich war damals der Ansicht, dass alle in der Mitte eine klaffende Längsspalte
hätten, aus welcher jederseits ein vieltheiliger Fuss hervorzuragen schien (1830. p. 34.). Genauere Untersuchungen haben bei mir diese
Ansicht allmälig dahin abgeändert, dass ich nicht 2 je 3theilige aus den sichtlichen Spalten ragende, sondern 4 — 6 Wechsel-Füsse an-
zuerkennen geneigt wurde, welche bei Navicula aus den Oeffnungen der Mitte und der Enden hervortreten, und deren mittlerer, nur einfach
gesehener, ein Rüssel zu nennen wäre, da er den Mund einschliesst. Die Spalten schienen mir neuerlich geschlossene Furchen zu
seyn. Eine Schwierigkeit beim Erkennen der Oeffnungen, die mir natürlich auch oft vorgekommen, liegt in dem Isoliren und daneben
Liegen des scheinbaren Loches selbst beim Zerbrechen der Schaale, wodurch es vielmehr wie eine solide Scheibe erscheint. Allein es
ist auch kein einfaches Loch, sondern jede dieser, den Füssen den Durchgang gestattenden, Stellen bei Navicula erschien mir als ein
innerer Trichter, welcher nur ein viel kleineres Loch im Grunde hat, das ich bei gerader Aufsicht auch zu sehen meinte. Das Durch-
lassen der Füsse und die Aufnahme der Farbe waren für mich entscheidende Gründe, jene Stellen für Oeffnungen zu halten. — End-
lich haben einige Thiere, theils Bacillarien, theils Monaden, theils Euglenen, selbst Räderthiere, eine Aufnahme von Far-
benahrung bis jetzt constant verweigert. Ich bin der Meinung, dass unter den jetzigen, so allgemein bei der Mehrzahl der Formen fest-
gestellten, Ernährungs- Verhältnissen dergleichen Fälle kaum noch Aufmerksamkeit verdienen und ohne erheblichen Einfluss auf die An-
sicht sind, welche vom Ganzen nun vorliegt. Der Geist des Widerspruches mag diese Formen hervorheben und weiter, nur mit der
gehörigen Critik, verfolgen, so wird es auch Nutzen bringen« (Vergl. Wiegmann's Bestätigung im Archiv f. Naturg. 1837. p. 377.)
Ueber die Aufgüsse.
Die Aufgüsse oder Infusionen von Wasser auf andere meist feste Körper, von denen die Infusionsthierchen ihren Namen haben,
schienen bisher das wunderbare Geheimniss der generatio spontanea^ der, sogar willkührlichen, Erschaffung organischer Körper aus un-
organischen oder todten Massen, die völlige Unzerstörbarkeit kleiner Thiere durch Hitze und noch andere Wunderbarkeiten einzuschliessen,
und sie sind mit aller Kraftanstrengung und allein Fleisse zu verschiedenen Zeiten, selbst mit den schmuzigsten und widerlichsten Gegen-
ständen, versucht worden. Mannigfach änderten sich mit den Zeiten auch die Absichten der Beobachter, aus denen diese Versuche hervor-
gingen. Oft mag nur Curiosität die Veranlassung gewesen seyn, zuweilen war es der tiefste Ernst der wissenschaftlichen Forschung. Weil zur
Zeit der Erfindung des Mikroskops und Entdeckung der Infusorien die Humoral -Pathologie in der Medicin viel Theilnahme fand, zufolge
welcher Lehre man den Grund aller Krankheiten in den Säften und deren Veränderun«en suchte, wie denn schon Praxagoras von
Kos zur Zeit Alexanders des Grossen, etwas mehr als 300 Jahre vor Christo, dergleichen süsse, saure, salpetrige, salzige, bittre,
beissende Säfte im Körper unterschied, so ist es begreiflich, warum man auf die nach dem Verdunsten der Feuchtigkeiten für das Mi-
kroskop zurückbleibenden Salze grosse Aufmerksamkeit verwendete und die früheren Schriften über mikroskopische Beobachtungen mit
Urin-, Speichel-, Gall- und Samen-Salzen erfüllte. Leeuwenhoek, Joblot, Baker gaben ihrer Zeit diesen Tribut, und Glei-
chen scheint 1778 den Schluss damit gemacht zu haben. Als Leeuwenhoek im April und Anfang Mai's 1675 die Infusorien in ei-
nem Tropfen stehenden Regenwassers entdeckt hatte und nun seine ganze Aufmerksamkeit auf diese einfachen belebten Atome der Welt,
wie er es sich dachte, gelenkt hatte, fiel ihm auch ein, zu untersuchen, was wohl dem Pfeffer seine beissende Eigenschaft geben möge.
Er übergoss ganzen Pfeffer mit Wasser. Nach 3 Wochen war das Wasser fast verdunstet und es wurde etwas Schneewasser zugesetzt.
531
Zu seinem grossen Erstaunen sali er am 24. April 1676 alles Wasser wimmelnd von Thieren {Philos. Transact. 1%1T. p* 827.
Nr. 133. Vol. XI). Diess war die erste Infusion. Solche Pfefferaufgüsse wurden dann oft wiederholt. Uebrigens sah er gleich-
zeitig Thierchen im Seewasser von Scheveningen, im Flusswasser, Brunnenwasser und in stehendem Schneewasser, Der holländische
Physiker Huygens th eilte 1678 diese Entdeckungen und die neueste Form der Mikroskope seiner Landsleute der Pariser Akademie
mit, ohne die Entdecker zu nennen; ausser Pfeffer gebe auch Coriander und Birkensaft dergleichen Thiere {Journal des sa-
vans, 18. p. 331.). Bald darauf, in gleichem Jahre, kam Hartsoeker nach Paris, meldete, dass er der Entdecker dieser Mikro-
skope für Flüssigkeiten sey und zeigte auch Pfefferthierchen vor {Journal des savans, 29. Aug. 1678. Joblot, 1718. p. 12.). —
Im folgenden Jahre bot Butterfield in Paris und London dergleichen Mikroskope zum Verkauf aus, durch die man die Würmer in
stehendem Urin, Wasser, Pfeffer-, Muskatennuss-, Gewürznelken- und Coriander- Aufguss sehen könne (Elsholz, Ephemerid. Nat.
Cur. Decur. I. Ann. 9. Obs. 115. 1679.). Schon im Jahre 1680 machte Leeüwenhoek auch den ersten Versuch, einen Auf-
guss gestossenen Pfeffers in einer zugeschmolzenen Glasröhre zu beobachten, und als er sie nach 5 Tagen zerbrach, sah er sie wim-
melnd von Thieren {Eccperim. et Gontempl. p. 4.). Leeüwenhoek sah ferner 1680 Infusorien im Darme der Fliegen, und 1683
die Bursarien im Darmschleime der Frösche und die sogenannten Thierchen des mit Speichel verdünnten Zahn Schleimes, die aber,
wie ich es sehe, nur Molecularbewegungen lebloser Theilchen waren. Letztere fand er auch im Aufgnss mit Regenwasser, wobei er
wahre Thiere verwechselt haben mag {Eatperimenta et Contempl. p. 20. 1680. p. 42. 1683. und ebenda Epist. 75. p. 335. 1692.).
Die Thierchen in seinem eigenen Darmschleime bei Diarrhoe sah er 1684 {ibid. p. 37.) und gleichzeitig dergleichen im Urin der Pferde
{p. 40.), im Darmschleim der Hühner und Tauben {p. 40, 41.), auch, aber selten, in Weinrebenwasser {p. 28.), wo ich sie
oft umsonst gesucht habe. Edmund King machte 1693 in London die ersten Versuche mit Hafer-Aufguss und mit dem Aufguss
gekochter Kräuter {PJdlos. Transact. XVII. Nr. 203. ^.861.). Hartsoeker behauptete 1694, man dürfe nur irgend etwas
Wasser 4 — 5 Tage stehen lassen, besonders aber etwas Aromatisches in's Wasser legen, um viele Thierchen zu erhalten {Essay de
Dioptrique^ p. 226.), und war der haltlosen, durch Reaumur, Ledermüller und andere später angenommenen, Meinung, die
Infusorien wären Larven unsichtbarer Fliegen der Luft, die ihre Eier auf Gras und Kräuter oder auch in das Wasser selbst fal-
len Hessen {p. 226.). Leeüwenhoek sah 1695 Wasser, worin Muschelthiere faulten, sehr belebt {Contin. Arcan. p. 14.).
Harris beschrieb 1696 Infusorien des Regenwassers, eines grünen Wassers und eines Stahlwassers aus England. Stephan
Grat beschrieb dergleichen aus T hau (der Fensterscheiben!) und aus Schneewasser {Philos. Transact. 1696. p. 254, 282.
Vol. XIX.) , letzterer uncritisch. Mikroskopische Würmer im Weine {Anguillulas) sah Andry in Paris 1700 {Nouvelles de la
Republique des leltres, 1700. p. 35.), wie vor ihm »auch Leeüwenhoek erkannt hatte. Im Jahre 1701 machte Leeüwenhoek
den sehr interessant gewordenen Versuch eines Aufgusses von trocknem Dachrinnensande, welcher das Wiederbeleben vertrockneter Rä-
derthiere zu beweisen schien. (S. p. 492.)
Eine lange Reihe von Versuchen mit Aufgüssen machte hierauf Joblot in Paris 1718 bekannt.
Anemone royale^ p. 57.
Austerwasser, p. 20, 45.
Blut, p. 45.
Calendula {Souci), p. 36.
Champignon, p. 45, 48.
Citronenblüthen, p. 57.
Eichenrinde, getrocknet, p. 81.
— frisch, p. 72, 82.
Eisch aalen, p. 45.
Erdbeerstiele, p. 35.
Essig, p. 8, 51.
Fenchel, p. 36./ ^^ Nelkenblumen, p. 27, 30.
Feuerschwamm, p. 96, 100, 103. Ocymum basilicum, p. 51.
Gerstenstroh, p. 71.
Er beobachtete:
Sellerie, p. 58.
Tabak, p. 42.
Theeblätter, abgekocht, p. 34.
Hafers troh, p. 71.
Heu, frisch, p. 38, 39.
— alt, p. 53.
Jasmin, p. 30.
Knoblauch, p. 45. v
— kalt, p4 34.
Waizenstroh, p. 111, 65.
— türkisches, p. 71.
Waizenähren, p. 65.
Weintrauben, unreife, p. 36.
Wiesenblumen, p. 49.
Pfeifer, weissen,
— schwarzen,^ p. 14, 15.
— langen,
Rhabarber, p. 47.
Roggenstroh, p. 71.
Rosen, p. 30.
Kornblumen, p. 31, 52. Russ, flüssigen, p. 45.
Melonenrinde, p. 36. Salbei, p. 36.
Muschelwasser, p. 45. Sennesblätter, p. 16.
Er fand in gekochten verstöpselten Infusionen keine Thiere (p. 40.), aber in offenen fand er dergleichen (p. 30).
Im Jahre 1746 machte Hill in London Aufgüsse von Pflanzensamen, diese sah Needham und sie regten ihn an, sich selbs
mit dem Gegenstande zu beschäftigen. Büffon und Needham machten 1748 in Paris zusammen 4 Infusionen von den Keimen der
Mandeln; Buffon machte dann noch 15 andere Infusionen aus:
Nelkensamen, p. 110. Pfeffer, p. 110. Samendrüsen eines Hundes, p. 96.
Eierstöcken von Kühen, p. 107. Caninchensamen, p. 98. — eines Widders, p. 100.
Gallerte von Kalbsbraten, p. 110.
Er beobachtete auch Austerwasser und bemerkte (wie Leeüwenhoek bei Krebsaugen), dass Scheidewasser, auf Kalk gebracht, ganz
andere Erscheinungen gebe. Needham's 60 — 80 Versuche, wonach er eine Flasche mit kochender Fleischbrühe u. dergl. füllte und,
nachdem er die übrige Luft in der Flasche durch Umgeben derselben von heisser Asche stark erhitzt hatte, zustöpselte, haben viel Auf-
sehen gemacht, weil die dennoch darin entstandenen Thierchen nach ihm beweisen sollten, dass sie aus Urstoffen durch gener atio pri-
maria entstanden wären. Diesen Versuch haben schon Bonnet 1762 {Consid. sur les corps org. 11. p. 227.) und besonders Spallan-
zani 1765 als ungenügend zu erweisen gesucht. Aus jenen Beobachtungen entnahmen aber Buffon und Needham nach gemeinsamen Ver-
suchen 1748 und 1750 ihr lange wiederhallendes System der organischen Bildung, wonach die Infusorien keine willensfreien Thiere,
sondern nur reizbare, an sich leblose, Körperchen und Maschienchen wären. (Buffon, Naturgeschichte, I. 2. p. 96 — 110. 1748.
[III. p. 450. Cap. VI. XLIV.] Needham, Nouvelles Observations microsc. p* 182, 196. 1750,)
Hill machte 1751 einiges von seinen Beobachtungen bekannt. Er nennt Infusorien aus Aufgüssen von:
Calmus - Wurzel ; Cubeben ; Hy oscyamus - Samen ; Millefolium - Blättern ; Nu& vomica ;
Cress - Samen ; Galanga - Wurzel ; Ingwer ; weissem Mohnsamen ; Zittwer - Wurzel ;
und aus Cyder und Mistwasser {History of Animals). — Baker scheint bis 1753 nicht viele und keine eigenthümlichen Aufgüsse
selbst gemacht zu haben. — Romieu verglich 1756 die Bewegung der Infusorien mit der 1 Linie grosser Kamphertheilchen auf
Wasser {Hist. de V Academie). — Wright fand Infusorien im Aufguss von Asselwürmern {Philos. Transact. 1756. p. 553.).
— Monti beobachtete 1757 viele Infusionen, der Schimmelbildung wegen {Commenl. Acad. Bonon. T. 111. p. 145. Hamburger
Magaz. XIX. p. 563.). — Ledermüller theilte 1763 nur Beobachtungen über Heu- Aufgüsse aus Nürnberg mit (Mikrosk. Ge-
lnüths- und Augen -Ergötz, p. 90.).
131
— 522
Wrisberg machte 1765 wieder eine grosse Reihe solcher Versuche aus Göttingen bekannt. Aufgüsse von:
Apium palustre^ frischem Kraute, p. 61. Entozoen (todten), ])- 1 — 8. Hanf, p. 57.
— — trockncm — p.71. Fleische (frischem), p. 21. Hirse, p. 57.
Bohnenblüthen, Phaseolus, p. 45, — (faulem), p. 27. Kohlsamen, p. 57.
Cardiaca -Samen, p. 54. Fliegenlarven (todten), p. 31, 38. Matricaria -Samen, p. 54.
Chrysanthemum- Samen, p. 54. Gartenerbsen, p. 41. Rindfleisch (gekochtem), p. 17.
Eidotter, p. 15. Geranium-Samm, p. 54. Samenflüssigkeit, p. 29.
"Eiter (Lungen-), p. 92. Hafer, p. 57. Sesam, p. 57.
Eiweiss, p. 14. Hammelfleisch (gekochtem), p. 19. Zwiebelsamen, p. 54.
Er hielt das Häutchen auf faulem Wasser der Infusionen für den ersten Zustand der Organisation, für die Anfänge, aus deren weiterer
Bewegung und Reizung die sogenannten Infusionsthierchen durch Juxtaposition entstehen (p. 88.), deren Arten in allen verschiedenen
Infusionen gleich wären und deren Formen man vielartiger beschrieben habe, als sie wären (p. 91.). Alle Pflanzen und Tliiere seven
zusammengesetzt aus solchen Theilchen und lösen sich wieder darein auf (p. 89.). Was die Fäulniss verhindere, verhindere auch das
Entstehen der Infusorien (p. 90.). Zuletzt bekämpft er die Meinung, dass Alles organische aus Eiern entstände (p. 97. Ohservat de
animalc. infusor.). — Gleichzeitig zeigte Otto v. Müjvchhausen in Hannover 1765 an, dass Schimmelstaub, Brand und
Mutterkorn des Getreides und aller Pilzsamen im Wasser zu Infusorien werde und mithin nur aus Eiern von Infusorien be-
stehe, wonach denn die Pilze und auch die Baumflechten Polypenstöcke von Infusorien wären (Hausvater, 1. Theil, p. 329, 331. 2. Th.
p. 751, 752. 3. Th. p. 872.). Eine wunderliche, ohne alle gründliche Erörterung ausgesprochene, Meinung, welche aus Verwechse-
lung von Infusorien und Pilzsamen hervorging, die aber Linne und andere Zeitgenossen mächtig und unbegreiflich anregte und ver-
führte. Daher Linne's Chaos Ustilago und Ch. Fungorum.
Sehr wissenschaftlich und ausführlich nahm sich 1765 Spallanzani in Reggio dieser Angelegenheit an, indem er eine wi-
derlegende Critik der Büffon- und NEEDHAM'schen Meinungen schrieb. Sie bildet die solide Basis der besseren neueren Kenntnisse.
Er machte Aufgüsse von:
Amylnm (Stärke), p. 155. Gerste, p. 157. Kleber (Gluten), p. 155. Reiss, p. 157. Walzen, p. 127.
Bohnen (Faba), p. 144, Hanf j ... ... Kleesamen, p. 189, Salat, p. 188. Wassermelonen, p. 148.
157. Hirse j l* ' * Kürbissamen, p. 127. Sauerampfer, p. 127. njrnWicken, p. 155.
Erbsen, p. 144. Kälbertalg, p. 177. Lein, p. 155. Spelz, p. 127. Zuckererbsen, p. 165.
Fleisch, p. 186. klein. Kamill., p. 127,128. Lupinen, p. 157. türkischem Waizen,p.l55.
Er schloss aus seinen Versuchen, dass der Kleber der Infusorienbildung vorzugsweise günstig sey, dass keine Thierchen entstehen, wenn
die Gefässe hermetisch verschlossen und dann selbst mit gekocht sind (p. 202.). Er war der Meinung, dass der Zutritt von Luft das
Erscheinen der Infusorien bedinge und es schwer sey, auch Needham nicht gelungen sey, die überall vorhandenen Keime auszuschlies-
sen, wo diess aber gelinge, erscheinen auch erfahrungsinässig keine Tliiere, somit sey die von Needham wieder erneuerte Theorie der
primären Erzeugung von Organismen haltlos (ßaggio di osservaz. Modena^ 1765.* [im Giornale d' Italia, III. 1767.* Nouvelles
recherches microsc, 1769. Physikal. Abhandl. 1769.]) — Ellis beobachtete 1769 in London Infusorien aus Aufgüssen von ge-
kochten Kartoffeln und Hanfsamen (Philos. Tr ansäet 1769.). — Mit grosser Ungründlichkeit und Bestimmtheit behauptete dann Guet-
tard wieder, diese Aufgussthierchen wären keine Thiere, sondern ganz den gährenden Mehl theilchen gleich, und so habe auch Münch-
hausen ganz recht (Memoires sur differentes pari, des sciences^ IL p. 473. 1770. Commentar. Lips. Dec. II. Suppl. 1772.)
Martin Terechowsky, ein junger Russe, machte dann 1775 in Strassburg glückliche Aufgüsse von Fleisch, Hyacinthen-
Zwiebeln, Levkoien-Blättern, Tulpen-Blättern und einem Nelkenstrausse, betrachtete auch Eiswasser und gekoch-
tes Wasser, so wie frisch gegohrenes Bier, letzteres aber erfolglos. Einerlei Wasser auf verschiedene Substanzen gebracht^
gab ihm einerlei Infusorien, verschiedenes verschiedene. Gekochte Substanzen mit gekochtem Wasser infundirt, gaben keine Thiere,
aber mit frischem Wasser gaben sie dergleichen. Ein Tropfen mit Thieren, in gekochte erkaltete Infusion gebracht, bewirkte grosse
Vermehrung jener. Hermetisch versiegelte oder über Quecksilber abgesperrte Infusionen gaben keine Thiere. (Dissert. de Chao infus.)
Schrank machte 1773 Aufgüsse in Baiern, die er 1776 beschrieb, von:
hrm&igemBockshart (Tragopogon), p.17, Eiern des Bombyac Pini, p. 19. Phryganeengehäusen , p. 19.
29. Gerstenkörnern, p. 24. Ranunculus arvensis, p. 16.
Cyathus Crncibulum (Peziza lentif.), Haferkörnern, p. 26. Raupenkoth, p. 26.
p. 18. Nigella damascena^ p. 16. ../Staub der Zimmer, p. 20.
Er beobachtete auch Pfützenwasser (p. 21.) und gestandenen Urin (p. 23.). Aus den Versuchen schloss er, dass Pflanzen, wie Tliiere,
im Aufguss Infusorien erzeugen, und Staub thue dasselbe. Sie entstehen nicht ohne Fäulniss, aber eben so zahlreich in natürlichen In-
fusionen, d. i. Pfützen. Im frischen klaren Quellwasser sey niemals ein einziges Thierchen (p. 22.). Manche organische Substanzen
gäben keine Infusorien, -wie Raupenkoth. In den Brandkörnern des Getraides vermuthet er Infusorien- Pap pen (Beiträge zur Naturge-
schichte). — Roffredi erfand 1775 eine merkwürdige Infusion zur Erzeugung von Kleisterälchen, welche ich ganz glücklich wie-
derholt habe (s. p. 493.). Die Thierchen mögen in der feuchten Gartenerde stecken und sich im Kleister dann stark vermehren, kön-
nen auch einzeln, im Mehle seyn; die Arten sind noch nicht scharf genug bestimmt. — Göze fand 1774 in mit Blase zugebundenen
Gläsern nie Infusorien, in offenen gewöhnlich. Er machte Aufgüsse von:
Baummoos; Heu; Hollunder; Kümmel; Raute; Stroh; Thee.
(Auserles. Abhandl. aus der Insectolog. p. 426.) Derselbe sah 1775 im Pfefferaufguss keine Thierchen (in Bonnet, über d. organ.
Körp. p. 91.).
Der Freiherr v. Gleichen machte auf dem Greifenstein bis 1778 Aufgüsse von:
Bocksfleiscli,p.l51,163. Eroschnieren, p. 170- Kalbfleisch, p. 151, 164. "Rindfleisch, p. 160. '" türkischem Waizen, p.132,
'Erbsen, p. 136. .»Gerste, p. 133, 166. Karpfenblut, p. 153. Rindsmaul, p. 161. 166.
Erde, p. 150. Gras, p. 144. Karpfenmilch, p. 126. Koggen, p. 129. Waizen-Brand, p. 151.
Eroscheiern, p. 150, 162,; Hafer, p. 144. Maulesel -Samen, p. 151. Stubenfliegen, p. 160,
171. ^ Hanf, p. 137. Ochsen-Samen, p. 165. 169. ;
Ueberdiess beobachtete er Regenwasser (p. 139.), Brunnenwasser (p. 150.), Schneewasser (p. 150, 152.), destillirtes Wasser, Darm-
schleiin des Regenwurms (p. 151.) und Mistwasser. (Ueber Samen- und Infusionsth. 1778. und Mikroskop. Entdeck. [Brand, Mist-
533 — -
wasser, Regenwurmthierchen] p. 48. seq. 1777.) Diese, auf 15 Tafeln die allmäligen Formveränderungen der AufgusstMerclien darstel-
lenden, Beobachtungen sind die detaillirtesten, welche gegeben wurden, aber nicht hinreichend critisch aufgefasst. Die entschiedene
Thierheit wird anerkannt. Weder in der Vegetation, noch in der Decomposition, sondern in den innern Bestandtheilen des Wassers
selbst fand er die Entstehung der Infusorien begründet (p. 75.). Sie entständen in allen Arten von Wasser, es sey filtrirt, roh, ge-
kocht oder destillirt, in verschlossenen oder offenen Gefässen, mit oder ohne Vermischung, daher sey der Urstoff dieser Wesen im
Wasser (p. 77.). Er dachte sich eine gelinde Gährung (p. 76.) und war der Meinung, dass kleinere Formen sich zu grösseren ver-
bänden und sich mit einer gemeinsamen Haut überzögen (p. 75, 89.) [vergl. Wrisberg]. In den verschiedensten Infusionen sah er
immer dieselben Thierchen (p. 78.), welche klein und unförmlich anfingen und sich vergrösserten, aber nie zu Fliegen wurden (p. 77.).
Die Crystalle der Infusionen schienen ihm ein wesentliches Product der Animalität (p. 94.).
Hierauf hat 1779 — 1781 Priestjley in London viele Aufgüsse in ganz anderer Absicht gemacht, um nämlich seine Beob-
achtung der Sauerstoffgas -Ent wickelung weiter zu verfolgen. Er fand in Aufgüssen von:
Blutkuchen, p. 82. gebratener Kalbssehne, p. 58. Möhren, p. 70.^ 2 Schaaf-Hirn, p. 60.
Blutwasser, p. 82. Kartoffeln, roh, p. 49. Pastinak - Wurzel, p. 70. Sehaaf-Leber, p. 60.
Fischen, p. 53. — gekocht, p. 51. Rüben, p. 51. f Schaaf - Lunge, p. 60.
Fleischbrühe, p. 61, 82. Kohl, p. 42. Sallat, p. 45. Schöpsen -Talg ," p. 61.
Gurken, p. 47. Lilien, weissen, p. 48. Sckaaf-Blut, p. 61. Wasser-Moos, p. 41.
Kalbfleisch, p. 54. einer todten Maus, p. 58. Schaaf - Galle , p. 61. Wolfsmilch, p. 46.
nach 10 — 20 Tagen seine grüne Materie, die aus sehr verschiedenen, ohne scharfe Critik benutzten, Körpern, meist aber aus grünen
Infusorien bestanden haben mag (Experiments on the Air , Vol. V.). — Herrmann in Strassburg beobachtete 1784 Infusorien
im Aufguss von Schleim eines Cabeljau und im Mistwasser neben anderem Gewässer (Naturforsch. XX. p. 147.). — Senebxer verfolgte
1781 {Jonrn. de phys. T. 27. p. 209.), und Ingenhousz 1783 und 1784 Priestley's Weg weiter, und letzterer fand die Aufgüsse von:
Conferven, p. 214. Fleisch bankwasser, p. 164, 170. Jonquillen, p. 157. Phytolwca decandra, p. 211.
Datteln, p. 168." - grüner trockner Materie, p. 198. Kuhmist, p. 164. Taubenmist, p. 164.
Fischen, p. 168, 173. Hyacinthen, p. 157. Ochsenblut, p. 167. Tremella Nostoc , p. 184, 227.
Fleisch, p. 168, 173. Indigo, p. 162. Ochsengalle, p. 162. Weinblättern, p. 213.
erfüllt mit Thierchen, die sich in grüne Materie und selbst wahre Pflanzen verwandelten, und aus zerfallenden Pflanzen wieder entstan-
den (Vermischte Schriften, II. [s. d. Nachtrag zu den Astasiaeen, p. 120.]) — Cavolini machte 1785 Infusionen von Krebs-
sc beeren und Fucis mit Seewasser, und von Dach er de mit Quellwasser bei Neapel, deren Thierchen sehr ähnlich waren. Die
grössten, welche er Corridori (Läufer) nennt, waren wohl Paramecium Aurelia oder Stylonychien. Gekochte Fuci in gekoch-
tem Seewasser gaben keine Thiere (p. 77.).
O. F. Müller hat bis 1786 aus folgenden Aufgüssen, die er in Copenhagen machte, Thierchen beschrieben:
Birnen, p. 106, 113. Gras, p. 170, 172, 184, 186, 197, 210. Mist wasser, p. 42, 112, 141, 232, 244.
Blumenwasser, p. 130. Hanfsamen, p. 99. Ranunculus fluviatilis, p. 28.
Ciavaria cor alloides^.M. Heu, p. 33, 46, 107, 170, 172, 184, 196, 202, 280, 322. Sonchus arvensis, p. 50, 105.
Conferva fluviatilis^ p. 79. Jungermannia tamariscina^ p. 121. Ulva latissima, p. 55.
Erlenwasser, p. 19. Lenina, praef. p. XIII. p. 171. TJlva Lin%a> p. 37, 77, 96, 129, 298.
Fleisch, p. 120, 244. Liehen coriarins, 1773. p. 193. 1786. p. 197. Zahnschleim, p. 137.
Ueberdiess beobachtete er besonders Sumpfwasser, Seewasser, Essig, Kleister, Darmschleim der Nai's (p. 154.), Muschel- Wasser des My-
tilus edulis (p. 165, 190, 221.), des Mytil. Modiolus (p. 169, 195.). Er bestätigte die entschiedene Thierheit und Willensfrei-
heit der Thierchen, und verzeichnete dieselben allmälig, ihren vollen Werth als selbstständige Wesen anerkennend, in 17 Gattungen
mit 379 Arten (praef. V. VI. VII.). Es sey falsch, dass sie bloss in faulem Wasser leben, und falsch, dass sie in sehr faulem Was-
ser fehlen. Besonders zahlreich wären sie im Meerlinsenaufguss (p. XIII.). Pflanzen und Thierstoffe werden, so glaubte er zuletzt
(p. XXIV.), in blasige Bauteilen aufgelöst, deren Bläschen allmälig sich ablösen und lebendig werden, um wahre Infusorien und Sper-
matozoon darzustellen, die von den übrigen mikroskopischen Thieren an Stoff und Bau verschieden wären, und aus denen alle Pflanzen-
und Thiergestalten sich entwickeln. So, im ewigen Kreislauf, entstehe das Organische aus dem Unorganischen, und aus dem ersteren
das letztere (p. XXV. Animalctila Infusoria, 1786. [vergl. Pile- Larven 1772. und über den Ursprung der Infusorien Nye SamU
of dansh. Vidensk. Sels/c. Skrifi. III. p. 1.]). — Necker meldete 1790, dass ein Beobachter in Indien nur wenig Infusorien in
Aufgüssen fand, die bald starben, aber im Meerwasser wimmele es (Comment. Acad. Theod. Palat. Vol. VI p. 257.).
Neue Versuche machte Abijldgaard 1793 in Copenhagen. Die Thierchen schienen ihm entweder als Eier oder als vollen-
dete Thiere nicht bloss im Wasser, sondern auch in den Aufgussstöffen zu existiren. Gekochtes Wasser, in gekochten Gläsern aufbe-
wahrt, gebe keine oder sehr wenig, und sehr reines Quellwasser gebe nur sehr wenig verschiedene Formen. Er machte Aufgüsse von
indischen Körpern, um zu sehen, ob diese nicht neue, von Müller's Formen abweichende, Arten enthielten. Er fand deren 2, wie
er meinte (es war aber Coleps hirtus oder viridis und Afiuraea aculeata), und glaubte damit zu erweisen, dass diese nicht im dä-
nischen Wasser gewesen seyn könnten. Ferner entnahm er aus seinen Versuchen, dass die Fäulniss des Wassers immer durch Infuso-
rien entstehe, deren zahllose Cadaver die Haut der Oberfläche bilden, weshalb er Vorschläge für Seeschiffer macht. Uebrigens zeigten
ihm seine Versuche auch das Gedeihen der Infusorien ohne alle Fäulniss des Wassers, ja sie starben in der letzteren. Er beobachtete:
Arundo Bambos, p. 78. Kirschlorbeerwasser, p. 84. Mercurius sublimatns , p. 83. Walkererde, sächsische, p. 84.
Brunnenwasser, p. 76. ^Kleber von Waizenmehl, p. 84. Marschschlamm p. 84. Wasser, gekochtes, p. 76.
Calamus Rotang, p. 78. ^ J^iveiAe, p. 84. QueÜwasser, p. 76. Zucker, p. 86.
Heu, gekocht, p* 78. Lava, p. 84. Rosinen, p. 87.
roh, p. 77. Lilienkapseln, indische, p. 78. Thon, bornholnrschen , p. 84.
G. R. Tre vir anüs theilte 1803 eine Reihe von eigenen Beobachtungen mit:
Acorus Calamus, p. 325. Essig, p. 329. Roggenkörner, p. 342, 344.
Aepfel, p. 326, 338. Iris Pseudacorus, p. 320. rothe Rüben, p. 326.
Butomus umbellatiiS) p. 325. Kalkwasser, p. 328. Wein, p. 329.
Eisen, p. 346. Kirschlorbeerwasser, p. 332, 337. Wurzeln, p. 319.
Erbsen, p. 332. Möhren, p. 326, 349.
524
Sic dienten ilim zu Versuchen, aus denen er schloss, dass Aufgüsse, welclie ein aromatisches oder narkotisches Princip enthalten, der
Erzeugung der Infusorien günstig, der des Schimmels aber ungünstig sind (p. 332, 336.)? und er endet mit der Ansicht, dass lebens-
fähige Materie und Lebenskraft unzertrennlich verbunden sind; der an sich gestaltlosen lebenden Materie werde durch verschiedene äus-
sere Einflüsse eine verschiedene bestimmte, bald animalische, bald vegetabilische, Form ertheilt, deren erste Rudimente Infusorien und
Schimmel sind, aus denen sich die lebende Natur durch unzählige Mittelstufen bis zum Menschen und zur Ccder und Adansonie erhebe.
Diese Rudimente bedürfen nur Einflüsse der leblosen Natur, aber in die höheren Formen ergiesse sich in jetzigen Zeiten die lebende
Materie nur unter Mitwirkung lebender Organismen (Biologie, IL p. 353.)- Spallanzani's Ansichten sucht er B. IL p. 290. zu wi-
derlegen. Den beobachteten Infusorien -Formen gab er keine Namen, denn er hielt alle für zufällig geformte Materie ohne sichtbare
Organisation, und bemühte sich auch nicht, Müxler's Formen genau zu vergleichen (s. Volvos Globator). [Biologie, I. p. 411.]
Ein französischer Kriegs- Commissair, du Fray, machte dann 1807 zum Theil in Berlin wieder viele Aufgüsse mit:
Blattläusen, p. 14.
Blumenblättern, p. 15.
Blütenstaub , p. 15.
Blut, p. 13.
Borago*, p. 16.
Eisen, p. 32.
Felderde, p. 25.
Fischen, p. 14.
Flusssand, p. 47.
Gartenerde, p. 25, 73.
Granit, p. 32.
Holz, p. 15.
Jaspis, p. 32.
Insecten, p. 14.
Kalkstein, p. 32.
Kupfererz, p. 35.
Marmor, p. 32.
Milch, p. 13.
Morastschlamm, p. 25.
Mumie, p. 7.
Ochsenfleisch, p. 5, 128.
Futerfleiseh, p. 131.
Quarz, p. 32.
Roggenbrod, p. 130.
Seneeio, p. 139.
Teichschlamm, p. 25.
Tussilago fragrans^ p. 6, 16.
Waizen, p. 128.
Waizenmehl, p. 72.
Wiesenerde, p. 25.
Wurzeln, p. 15.
Die daraus gezogenen Resultate waren, dass alle animalischen und vegetabilischen Substanzen aus Kiigelchcn beständen, die durch Auf-
güsse frei belebt werden. Es gelang ihm, Ochsenfleisch in Fliegen zu verwandeln, und dergleichen in grosse schwarze Fliegen
verwandeltes Fleisch liess er, nachdem er es einigen seiner Freunde vorgezeigt hatte, davon fliegen (!) (p. 124.). Auch sah er Po-
duren aus destillirtem Wasser entstehen (p. 77.) und sehr oft bei seinen Infusionen verschiedene Theile von Insecten, die er für An-
fänge und Skizzen hielt, z.B. Schwänze von Monoculis, auch Körper mit Schwanz und Füssen, oder Theile von verschiedenen Wür-
mern, ganz durchsichtig und ohne alle Bewegung (p. 71.). Anstatt nun diese Dinge, die sehr gewöhnlich vorkommen, für leere Schaa-
len, Cadaver, zu halten, hielt er sie für noch unentwickelte Entwürfe der Natur. Dieses sehr fliessend geschriebene Buch ist voll von
den unbegreiflichsten Fehlern im Urtheil, und die Beobachtungen sind, so detaillirt sie auch beschrieben sind, doch ohne gründliche
Critik angestellt und beurtheilt worden. Man hat sich daher auch nicht zu wundern, dass er selbst aus Steinen und Erzen Thiere
machte. Bildete doch Grindel von Ach (ßlicrograp/iia curiosa, 1687. p. 28.) einen nach 3 Tagen in einem Tropfen Maithau er-
zeugten, 2 Zoll grossen, Frosch ab.
Hierauf hat 1809 und 1812 Gruithuisen in München eine neue grosse Reihe von Beobachtungen dieser Art mitgetheilt über:
Alabaster, p. 304.
Asa foetida, p. 117, 123.
Blei, p. 100.
Blut, p. 109, 302.
Brod, p. 304.
Campher, p. 117, 122.
Canthariden, p. 125, 310.
Castoreum, p. 117, 124.
Chinarinde, p. 105.
Conferven, p. 118.
Eidotter, p. 109.
Eisen, p. 100.
Eiter, p. 120, 137.
Eiweiss, p. 117.
Erze, p. 136.
Federn, p. 117.
Fleisch, p. 117, 118.
Froschkoth, p. 303, 312.
Früchte, p. 116.
Galläpfel, p. 123.
Gallerte, p. 117.
Glas, p. 100.
Gras, p. 116, 310, 318.
Gummi Kino, p. 105, 124.
Haare, p. 117.
Haut, p. 117, 140.
Heu, p. 113, 121.
Hölzer, p. 116.
Ihjpnum fontanimi) p. 306. Moose, p. 118.
Kalk, p. 105. Moschus, p. 117.
Kaminruss, flüssigen, p. 105, 124. Muschelmarmor, p. 102, 110.
Kleber, p. 106.
Knochen, p. 117.
Knorpel, p. 117.
Kochsalz, p. 105.
Kupfer, p. 100.
Leder, p. 117.
Magneteisenstein, p. 304.
Meerlinsen, p. 118.
Messing, p. 100.
Meteorstein, p. 304.
Mineralien, p. 137.
Nerven, p. 117.
Rinden, p. 116.
Rosskastanien, p. 123, 140.
Schleim, p. 137, 306.
Sehnen, p. 117.
Staub, p. 137.
Steinkohlen, p. 110.
Syrup, p. 105.
Tabak, p. 123.
Wurzeln, p. 116.
Zucker, p. 124.
Er hat überdiess Säuren (p. 105.), starke alkalische Laugen (p. 105.), Weingeist (p. 105.) und vielerlei Gewässer beobachtet. Er
schloss daraus, dass in reinen Gläsern mit destillirtem Wasser (ohne Staub) keine Infusorien entstehen (p. 100). Die Infusorien ent-
stehen nur während eines, eine bestimmte Zeit dauernden, Gährungsprocesses (p. 108.), den er Infusions - Gährung nennt (p. 114.).
Diese kann während der weinigten, sauren oder faulen Gährung statt finden (p. 116.). Die Qualität der Stoffe habe einen herrschenden
Einfluss auf Gestalt, Grösse und Bewegung der Infusorien (p. 119.). Den Staub (Sonnenstaub) hält er für einen Schimmel der Luft
(p. 137.); Steine geben Infusorien durch den an ihnen sitzenden Staub (p. 137.); Luft ist zur Infusorienbildung nöthig, und in der
Luft ist Staub (p. 113, 137.). Er beurtheilt du Fray's Versuche und warnt vor dessen Beispiele im Experimentiren (p. 127 — 144.).
Es gebe Substanzen, welche der Entwicklung der Infusorien widrig sind (p. 100.). Die Bildung derselben sey keine Lösung von ei-
ner organischen Substanz (p. 106.). Sie gehen durch Metamorphose in einander über (p. 114.). Magnetismus, Galvanismus und Ele-
ctricität haben Einfluss auf sie (p. 125.). An eine Artbestimmung der kleinen Infusorien sey gar nicht zu denken (p. 113, 319.). —
(Beiträge zur Physiognosie und Eautognosie, 1812. [Gehlens Journal, VIII. 1809.]) Kastner meinte 1825, nach du Fray,
dass sich aus dem Granit durch Aufguss urweltliche lebende Infusorien befreien Hessen (Handb. d. Meteorol. IL 1. p. 32.)
Wiegmawn und Stieren in Braunschweig gaben 1820 und 1823 auch eine Reihe von Beobachtungen, die sie an
548, 551.
Agaricus fimetarius , p
Ohara hispida, p. 557.
Coiiferva Helminthochordos , p,
Corallina officinalis , p. 550.
Cruor von Menschenblut, p. 548
Cypris deteeta^ p. 547, 555.
Daphnia longispina, p. 546.
Fischen, p. 552.
551.
Froschlarven, p. 545.
Gartenschnecken, p. 544, 552.
Isis nobilis, p. 550.
Kalbfleisch, p. 544, 552, 554.
Mucus, p. 550, 554.
Mückenlarven, p. 545.
Ochsengalle, p. 551.
Podura ambulans , p. 545.
— aquatica^ p. 546.
Serum von Menschenblut, p. 549.
Speichel, p. 550, 554.
Tannenholz, p. 553.
Terra anglica, p. 553.
Urin, p. 718, 1820.
Ohrenschmalz, p. 551.
gemacht hatten. Die Resultate sind denen von du Fray ähnlich, indem aus Infusorien Krebse und aus Thieren Pflanzen wurden.
Cypris deteeta war für Folvosc Globator gehalten, und Froschlarven und Mückenlarven sind gleich unbekannten Körpern umschrieben
535
>vprden. Das Wirbeln der Vorticellen erschien als Zauberkraft; alles wohl Folge eines im vollkommenen Mikroskopes. {Nova Acta
Leopold. X. 1820, p. 710. XL 1823. p. 544. sey.) — Bory de St. Vincent sagt 1825: er habe immer dieselben Thierchen in
Aufgüssen von Neuholländischen -, Japanischen, Neuseeländischen, Indischen, Antillischen und Südamerikanischen Stoffen erhalten, immer
mit einer kleinen Anzahl jeder Infusion eigenthiimlichen Arten, die sich aber vielleicht auch anderwärts fänden {Dictionn. dass. VII
p. 254.) [s. weiter unten]. — Friedr. Nees von Esenbeck fand 1824 in Fleischaufguss keine Infusorien, sondern schleimige Flocken
(Kastner's Archiv, III. p. 306. 1824.). — Münke beschrieb 1830 (Isis, 1831. p. 1074.) Infusionen von Chyliis, einer Nelke,
Spelzmehl, Brod, Kalbsbraten, Kartoffeln, Zwieback und Stärkmehl, und Gravenhorst in Breslau 1833 von 1) Blumenwasser; 2)
Dachtraufenwasser; 3) Bier und Wasser; 4) Wasser mit Meerlinsen und Conferven^ und Vermischungen, dieser (Nova Acta Leopold.
XVI 2. p. 848.). Beide hatten die Absicht, die Entstehung und Entwickelung der Infusorien zu verfolgen, haben aber die bekannte
Organisation nicht berücksichtigt. — Vorsichtig zu benutzen sind auch mehrere neuere Beobachter der Pries tley sehen grünen Materie
(s. p. 120.).
Die letzte grössere, zum Theil interessante, Reihe von solchen Beobachtungen hat ein junger Arzt, Dr. Lorent in Mann-
heim, 1837 beschrieben. Er machte Aufgüsse von
Asperulaodorata; Fleisch, gekochtem; Hasenfleisch; Kochsalz; Oel; Urin;
Cichorium Ehdivia ; Geranium zonale ; Heu; Lindenkohle; Quecksilber; Zucker.
Erbsen; Hafer; Karpfen; Nerium Olea?ider ; Tabak;
Im Quell- und Regenwasser sah er keine Thiere (p. 11.) und versucht die gener atio aer/uivoca zu vertheidigen, ohne jedoch neue
und einleuchtende Gründe anzugeben (p. 18.). Kleine Mengen Kochsalz und Spiritus vini hinderten die Entwickelung der Infusorien
nicht, aber grössere thaten es. Lindenkohle, Quecksilber, Geranium zonale, Nerium, Tabak gaben Infusorien, auch gekochtes
Fleisch in gekochtem Wasser. Fast in allen vegetabilischen Infusionen sah er immer dieselben Thierchen, die kleinsten entständen zu-
erst und stürben zuletzt. Die Arten, welche beobachtet wrurden, sind nicht sicher bestimmt, denn dass Closi. Luntila und Ceratium
macroceros in einfachen Infusionen vorgekommen wären, ist unwahrscheinlich. (De animalc. infusor. dissert. inaug. in 4to.)
Ich selbst habe zahllöse Versuche mit Infusionen der verschiedensten Körper und Mischlingen gemacht, habe dergleichen in
Leipzig, in Delitzsch, in Berlin, in Aegypten, in Tor im sinaitischen Arabien , in Petersburg und im Ural iji Catliarinenburg auf->
merksam beobachtet, habe an zahllosen Orten die Gewässer, den Regen, Thau und den Schnee untersucht, alle irgend vorgekommenen
animalischen und vegetabilischen Flüssigkeiten oft mit allem medicinischen Stoicismus mikroskopisch geprüft, und die Resultate seit 1829
schon bekannt gemacht. Die. in Arabien von mir gemachten Infusionen sind in den Abhandl. d,.Berl. Akad. d. Wiss. 1829. p. 11. beschrie-
ben, die in Russland bereiteten 1830. p. 70. angezeigt. Ueber die Aufgüsse im Allgemeinen habe ich ebenda 1833. p. 165. (vergh
Poggendorffs Aiinal. d. Phys. 1831.) meine Ansicht ausgesprochen, die ich seitdem nicht verändert, nur zu immer festerer Ueber-
zeugung gebracht habe. Folgendes ist das von mir aus den eigenen Beobachtungen gewonnene Resultat:
Niemand gewiss von allen bisherigen Beobachtern hat je durch Aufgüsse ein einziges Infusorium gemacht oder erschaffen, weil
allen, welche dergleichen vermocht zu haben meinten, die Organisation dieser Körperchen völlig entgangen war, sie mithin nie. mit der
Genauigkeit beobachteten, welche nöthig erscheint, um einen so wichtigen Schluss zu ziehen. Weil ferner bei einer, mit Benutzung
der besten jetzigen Hülfsmittel vorgenommenen und durch über 700 Arten durchgeführten, Untersuchung mir selbst nie ein einziger Fall
vorgekommen ist, welcher zu überzeugen vermocht hätte, dass bei Infusionen, künstlichen oder natürlichen, eine Entstehung von Orga-
nismen aus den infundirten Substanzen statt fände, vielmehr in allen am speciellsten beobachteten Fällen eine Vermehrung durch Eier,
Theilung oder Knospen in. die Augen fiel. Sie waren eben so, wie Schimmel, nicht die Ursache oder Wirkung, sondern die Begleiter
von Auflösung und Gährung organischer Substanzen. Infusionen erschienen offenbar nur als eine Darreichung reichlicher Nahrung für
alle zufällig in der Flüssigkeit oder den infundirten Substanzen befindlichen organischen Wesen oder deren Eier. Durch Zerfallen der
organischen Stoffe im Wasser vermittelst der Fäulniss wird Nahrung für Infusorien in ungewöhnlich reichlichem Maasse frei, und mit
dieser tritt in ebenfalls ungewöhnlich reichlichem Maasse ihre Fortpflanzung durch Eier und Theilung ein. Die auch nicht selten vor-
kommenden Fälle j dass in stagnirendem Wasser und Infusionen keine Thierchen erscheinen, lassen sich dadurch erklären, dass zuwei-
len kein Thierchen oder Ei in der Zusammenmischling war, welches die gegebene Gelegenheit, sich zu nähren und zu vervielfältigen,
benutzen konnte. Man hat, meiner eigenen vielfachen Erfahrung nach, nicht in seiner Gewalt, durch gewisse Infusionen gewisse For-
men zu erzeugen, sondern eine genauere Specialkenntniss und ein sorgfältigeres Studium der Formen zeigt, dass es nur eine kleine Zahl
sehr verbreiteter Infusorien giebt, die in allen Infusionen, bald diese, bald jene, bald mehrere gleichzeitig, wiederkehren. Nur in die
der Luft zugänglichen, bestäubenden Infusionen kommen nach langer Zeit zuweilen seltnere Formen, sogar Räderthierchen, und diese
mag der Luftzug, welcher den Staub, oft auch Grashalme hebt, mitgehoben und eingestreut haben. Dass aber aus einem einzigen Eie
oder lebenden Thierchen, welches sich in der Infusion zkiällig befand oder in dieselbe gerieth, in wenig Tagen und Stunden Millionen
auf dem gewöhnlichen Wege der Fortpflanzung durch Eier und Theilung entstehen können, habe ich bereits früher, directen Erfahrun-
gen und Experimenten zufolge, angezeigt (s. Paramecium Aurelia, Hydatina senta, Stylonychia Mytilus), Wer an den überall,
wo die Sonne hinscheint und nicht hinscheint, in der klarsten ruhigsten Luft sichtlich befindlichen Sonnenstaub denkt, und von den darin
dem blossen Auge sichtbaren Körperchen auf die dem Auge unsichtbaren, im Wasserdunst gehobenen, schliefst, wird sich nicht wun-
dern, dass er überall, wo er Infusionen hinsetzt, und wären es 100,000 in allen Häusern einer grossen Stadt, ( — ein Bild, welches
Rudolphi für die gener atio spontanea einnahm, aber sie nicht wahrscheinlicher macht [Eutozoor. Jiist. nat. I p. 385.],) auch
überall eine staubige Oberfläche des Wassers und überall Thierchen im Wasser erhält. Wer ferner an die Gewalt denkt, mit welcher
verdünnte Luft und gewöhnliche Luft sich in's Gleichgewicht zu setzen suchen, ja wer nur daran denkt, dass in wohl verschlossenen
Stuben und Schränken sich nach kurzer Verschlusszeit schon dicke Staublagen, aus dem Luftstaube oder Sonnenstaube, gebildet abla-
gern, dem werden viele von den früheren Beobachtern gemachte, als dem Zutritte der Luft verschlossene, Aufgüsse sehr unsicher erschei-
nen. Ja es ist nicht nur nicht zu verwundern, dass in sogenannten hermetisch versiegelten gekochten Infusionen allmälig Thierchen er-
scheinen, sondern vielmehr zu verwundern, wenn sie nicht erscheinen, da der Luftwechsel zu den kräftigsten, alles zersprengenden und
durchdriugenden, Gewalten gehört, aber freilich auch oft durch unsichtbare kleine Poren und Spalten vermittelt wird und den eben so
feinen Luftstaub desto sicherer mit sich reisst, je gewaltsamer die Herstellung des Gleichgewichtes — von der im Grossen alle Winde
und Orkane, und auch der fühlbare schneidende Luftzug am wohlverschlossenen Fenster im Winter, eine Vorstellung geben — vor sich
geht. Uebrigens kann man sich die in der Atmosphäre schwebenden Thierchen wie Wölken denken, mit denen ganz leere Luftmassen,
ja ganze Tage völlig reiner Luftverhältnisse wechseln. Zu unzählbar wiederholten Malen habe ich seit 20 Jahren einfaches Quell wasser,
destillirtes Wasser, gekochtes Wasser mit und ohne gekochte Aufgussstoffe sehr verschiedener Art, heiss und kalt, in offenen und ver-
132
526
schlossenen Gcfässen hingestellt. Von den offenen erhielt icli unter allen Umständen, nur bald nach längerer, bald nach kürzerer Zeit,
Thierchen; die sorgfältig verschlossenen blieben in der Regel ohne Thierchen, nur nach längerer Zeit und selten erfüllten auch von
gekochten einige sich mit Tliieren ; das waren also wohl die, in denen atmosphärische Luft ihr Gleichgewicht mit der Luft im Gefässe ge-
waltsam hergestellt und Wasserdunst, Staub und Thiere mit hineingezogen hatte, oder nicht alle verbrüht waren (s. p. 528.). Dass
aber aus jedem einzelnen Thierchen durch blosse Theilnng ohne die Eier in 10 Tagen eine Million werden kann, ist nun durch Er-
fahrung festgestellt. — Dass eine Gährung zur Erzeugung der Infusorien nicht nothwendig ist, erkennt jeder Beobachter leicht, indem
im klaren offenen Wasser sich kräftigere Formen finden und gäbrende Aufgüsse vielmehr offenbar ein Uebermaass der Ernährung und
Fortpflanzung bedingen, welches mit dem Verderben der späteren Generationen endet. — Als am meisten in der Atmosphäre, in den
Gewässern und organischen Flüssigkeiten (wie Entozocn) verbreitete Infusorien -Formen zeigen sich von den 722 hier verzeichneten Ar-
ten nur gegen 40, von denen ich einige wie bei Leipzig und Berlin, so auch in Norwegen, in Petersburg, in Sibirien des nördlichen,
am Sinai des arabischen westlichen Asiens und im libyschen Afrika gleichartig beobachtet habe. Diese also allen Infusionen am leichtesten
zugänglichen 41 Formen sind:
* Amphileptus Fasciola ;
B acter tum triloculare;
Bodo s alt ans ;
* — socialis ;
**Chitodon Cucullulus ;
Chilomonas Paramecium;
* Chlamidomonas Pulvisculus;
Coleps hirtus;
** Colpoda Cucullus;
** Cyclidium Glaucoma;
■ Euplotes Charon;
Glaucoma scintillans ;
* Leucophrys carnium ;
* — piriformis ;
■ * Monas Crepusculum;
— gliscens ;
##
— Guttula ;
— Termo ;
*Oa>ytricha Pellionella ;
** Paramecium Aurelia;
** — Chrysalis;
Colpoda;
* Paramecium Milium ;
* Polytoma Uvella;
* Spirillum Undula;
— volutans;
* Stylonychia pustulata;
— Mytilus;
**Trachelius Lamella;
Trichoda pura;
Trichodina Grandinella;
* Uvella Glaucoma;
Vibrio Bacillus;
* Vibrio Lineola;
** — Rugula;
— tremulans ;
Vorticella Convallaria;
■# — microstoma.
Räderthiere:
*Colurus imcinatus ;
Ichthydium Podura;
■* Lepadella ovalis.
Einige davon vermehren sich vorzugsweise mehr in animalischen Aufgüssen, als: Monas Crepusculum, Spirillum Undula , Vibrio
Rugula , Leucophrys carnium, Polytoma Uvella; einige vorzugsweise im Seewasser: Paramecium Milium und Stylonychien.
Die Formen, welche die gewöhnlichsten sind, haben ein Sternchen, die von diesen geographisch am weitesten verbreiteten deren 2.
Eine besondere Erwähnung verdient noch das Häutchen auf dem Wasser der Infusionen, hinter welches sich die neuesten Ver-
teidiger der Generatio spontanea flüchten. Dieses Häutchen ist von sehr verschiedener Natur, zuweilen schillernd, mineralisch, wie
bei Eisenwässern und Soolwässern (Mineral -Quellen), weit häufiger aber organisch und in letzterer Beziehung überaus verschieden. Die
grünen nennt man gewöhnlich Priestlcy'sche Materie, es kann aber alle Farben haben und besteht in bei weitem den meisten farblosen
und farbigen Fällen aus Infusorien -Cadavern, die sich an der Oberfläche durch Gasentwickelung anhäufen (vergl. Abildgaard, 1793.).
Ueberaus häufig lassen sich Monas Crepusculum, M. Termo, Polytoma , Bodo, Vibrio Rugula, Spirillum Undula (bei farb-
losen), Chlamidomonas Pulvisculus (bei grünen) als constituirende Bestandteile ohne allen Zweifel leicht erkennen, worunter auch
oft noch lebende sind, die, wenn sie fortschwimmen, sich abzulösen scheinen, wie Müller (Animalc. Infus, p. XXIII. 1786.) zu
sehen meinte. Zuweilen besteht es aus zerflossenen Infusorien und ist nur dem Geübten erkennbar. In andern Fällen besteht es aus
Scliimmelkeimen, sogenannten Hygrocrocis - Algen, und ist dann fasrig und körnig, oft aus Penicillium glaueum; zuweilen, beson-
ders in Heuinfusionen, gleicht es einer dicken, aber zarten, farblosen Gallerte, diese ist eine Alge aus der Gattung Palmella, P. In-
fusionum, indem die Gallerte von Körnchen durchwirkt und äusserlich in runde Lappen getheilt ist. Wo diese Algen überhand nehmen,
verlieren sich die Infusorien, gleichviel ob ein aromatisches Princip, oder ätherisches Oel, in den Aufgussstoffen ist oder nicht. So ge-
deihen die Pflanzen nicht in der Stubenluft der Menschen, und die Massen der grösseren Thiere nicht in den dichten Wäldern, sondern
am Saume der Wälder (Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1836.). Bei einer genauen Kenntnissnahme von diesen Verhältnissen und ei-
ner genauen Kenntniss der speciellen vorliegenden Infusorienformen ergiebt sich dem Unbefangenen, dass dieses Häutchen des Wassers,
wohin auch die Befenbildung bei der Gährung gehört, welche man neuerlich in Frankreich und Deutschland gewiss sehr unrichtig beur-
tlieilt hat (s. Erdmanns Journal für praet. Chemie, XI. p. 408.), von gar keiner physiologischen Bedeutung ist und am wenigsten
den Eierstock der Natur für alles Organische vorstellt.
Vom Einfhiss der Kalte auf die Infusorien und ihr Verhalten im Eise.
Schon Henry Power berichtete 1664, dass die Essig- Aeichen, wenn sie selbst eine ganze Nacht hindurch starkem
Froste ausgesetzt und gefroren waren, beim Aufthauen alle wieder auflebten {Ezcperimental Philosoph?/ , p. 32.). Hierauf bezieht
sich wohl Linkes Bemerkung bei Volvos Chaos und sein Chaos redivivum. Joblot beobachtete 1718 Pfeffcr-Thierchen im
harten Winter zu Paris unter 2 Linien dickem Eise (p. 16.), die, wenn es oben fror, tiefer in/s Wasser gingen. Müller bemerkt
1773 p. 14., dass einige Infusorien die Eiskälte ertrugen und beim Aufthauen des Eises wieder umherschwammen, andere starben in der
Kälte. [Vibrio) Amphileptus Fasciola lebte so (Verm. ßuv. /tist.). Göze bestätigte 1774 das Wiederaufleben nach dem Einfrie-
ren bei den Essig-Aalen (Naturforsch. I. p. 20.). Terechowsky sah 1775 noch lebende Thiere bei + 1° Fahrenheit ( — 13° R.).
Weit zahlreichere Beobachtungen machte Spallanzani 1765 und 1776 an Infusorien. Er trug Infusionen im Sommer aus + 23° R.
Wärme in den Eiskeller zu — 2° Kälte, was kaum Veränderung hervorbrachte. Grub er Infusionen in Schnee, so starben nach 4 Ta-
gen von 22 Gefässen alle bis auf die von 7, nach 12 Tagen starben noch 2 aus, die übrigen 5 lebten 2 Monate fort. Bei 6° unter
Null froren ruhige Infusionen erst. Er sah lebende Thierchen in den Poren des Eises, in ganz fest gefrornem Eise waren sie todt.^ Den
Vorgang im Act des Erierens verfolgte er mit dem Jfikroskope in einem Uhrglase und sah, dass die Thierchen da, wo Eis im Was-
ser anschoss, sich entfernten und in der Mitte am Grunde des Glases sich anhäuften. Als auch diess fror, waren sie todt. Bei 6°
Kälte starben alle. Frische Infusionen in hermetisch verschlossenen Röbren 15° künstlicher Kälte mit Schnee und Salz ausgesetzt, ga-
ben ihm nach einiger Zeit doch wieder viele Thierchen, also waren die Keime derselben durch 15° nicht zerstört (p. 68.). Er schloss
aus seinen mit grosser vergleichender Umsicht musterhaft angestellten Versuchen, dass die Kälte den Infusorien wie den Insecten mehr
schade, als ihren Eiern (p. 71.). Eine Sorte der kleinsten Infusorien entstand in schneekaltem Wasser und ward in kochendem Was-
53?
ser nicht getödtet (p. 73.). Diese hielt er für eine und dieselbe Art (p. 75. OpuscoU di fisica anim. I). — Aehnliche Versuche
mit gleichem Erfolge machte Gleichen 1778 (p. 127.) bekannt. Ein paar Stunden lang zu Eis gefrorene Infusionen gaben beim Auf-
thauen lebende Thiere, und auch Filtriren des Wassers durch einen Schneetrichter tödtete sie nicht (s. Trachelius Lmnella). — 0. F*
Müller fand Vorticella putrina in 3 Tage lang gefrorenem Mistwasser. — Du Erat sagt 1807 , die Thierchen würden durcli
den Frost zerrissen; er sah bewegte Theilchen im Schneewasser, aber keine Thiere (p. 21.). Gruithuisen erinnerte 1812 (Phy-
siognos. p. 115.) daran, da&s'die Räderthiere im eingetrockneten Zustande den kältesten Winter ausdauern, die Infusorien im Wasser
aber ohne Ausnahme umkommen.
Meine eigenen oft wiederholten Versuche bestätigen Spaxlanzani's Mittheilungen vielfach, und ich habe die Versuche mit
Eiskälte in Uhrgläsern auf specielle Formen gerichtet, was nothwendig, bisher aber nicht geschehen war. Fast alle gewöhnlichen Formen
fand ich auch im Winter unterm Eise lebend. Vorticella microstoma {putrina Müller?) in sehr grosser Menge 1 Stunde lang der
Kälte von 9° R. ausgesetzt und langsam aufgethaut, zeigte unter 100 Todten vielleicht 1 lebende und diese von ihrem Stiele abgelöst,
schnell aufgethaut keine lebende, über Nacht bei 9 — 12° Kälte stellend waren am Morgen alle Thierchen todt. Paramecium Aure-
lia> Cyclidium Glaucoma, Glaucoma scintillans und Colpoda Cucullus zeigten dasselbe Verhalten. Die todten Thierchen waren
meist übrigens unverletzt, nur Chilodon Cucullulus oft zerflossen. Sientor polymorphus und Mülleri lebten nie wieder auf, wenn
sie auch nur 1 Stunde lang bei — 9 — 10° R. eingefroren waren; alle Thierchen sah ich beim Aufthauen zerflossen. Ebenso verhielt sich
Bursaria truncatella. Monas Termo und Spirillum Undula^ auch Vibrio Rugula fanden sich, bei 12° Kälte über Nacht im
Eise eingeschlossen, am Morgen in der Mehrzahl todt, allein es waren so viele noch lebend, dass diese das Wasser noch sehr stark
bevölkerten. Bei baumartigen Vortic eilen sah ich allemal die Thierchen von ihren Stielen abgefallen und nur selten eins davon noch
Spuren von Leben zeigend. Die Bacillarien im Eise waren beim Aufthauen ebenfalls nur selten zum Theil noch lebend, was sich
jedoch nur bei den beweglichen (Navicula dergl.) entscheiden Hess. Noch empfindlicher gegen die Frostkälte waren die Räderthiere.
Von Hydatina senta^ Brachionus urceolaris und Salpina- Arten lebte selten eins wieder auf, allein Diglena catellina^ Colli-
rus, Metopidia und Lepadella erhielten öfter, obwohl auch selten, ihr Leben eine Nacht hindurch im festen Eise. In künstlicher
Kälte mit Eis und Salz im Sommer erhielt ich dieselben Resultate. Die meisten Thierchen lebten bei 8 — 9° künstl. Kälte nach lU Stunde
nicht wieder auf. Im letztverflossenen strengen Winter 1837 — 1838 lebten die Naviculae als Dammerde im Thiergarten bei Berlin
im Freien nach 20° R. Kälte noch fort; viele waren aber todt. Ich maass an Ort und Stelle die Temperatur mit dem Thermometer
und fand an einem Tage gegen Mittag bei 9° Kälte der Luft die gefrorne Infusorien -Erde 6 Zoll unterm Schnee — 5° R. kalt, wenn
ich das Thermometer 3 Zoll tief in sie einsenkte. Diese, durch die vielen Kieselschaalen todter Thierchen schwammartige, Erde mag
wohl auf die überlebenden wie ein Pelz wirken. Ich habe noch eine directe interessante Erfahrung darüber gemacht. Wenn ich in
Uhrgläsern Infusorien einfrieren Hess und es, was selten ist, recht klares Eis wurde, so sah ich an kaltem Orte mit kaltem Mikro-
skope, dass einzelne Thierchen in sehr kleinen Blasen des Eises, die nicht gefroren zu seyn schienen, eingeschlossen waren. Aehnli-
ches scheint auch Spallanzani im Anfange der Eisbildung gesehen zu haben. Ich bin daher durch diese directe Erfahrung geneigt,
an eine eigene Wärme dieser Thierchen zu glauben, welche durch gewisse, selbst hohe, Kältegrade unter günstigen Verhältnissen nicht
überwunden werden kann, und dass nur die Thierchen wieder aufleben, welche ihre organische Wärme, sey es im Eise, sey es ge-
schützt durch eine pelzartige Erde, zu erhalten vermögen. Schnelles Aufthauen wirkt immer nachtheilig. — Bis zu völliger Steifheit
vom Froste erstarrte Menschen sind nur so lange der Wiederbelebung fähig, als die innern Hauptorgane nicht auch erstarrt sind, und zu
schnelles Erwärmen tödtet sie. Das Wiederaufleben gefrorner Fische, welches Plinius kannte (Hist. Nah IX.. 57.) und Ovid besingt
(Trist. III Bieg. 10. ^.49.), hat auch Pallas beobachtet (Zoogr. Rosso-asiatica, 1811. III. p. 298, 299.). Ebenso giebt es viele
ähnliche Beobachtungen an Fröschen, Insecten und Würmern (vergl. Rudolphi's Physiologie, I. p. 172.). Das Einfrieren der
Schwalben im Eise ist eine Yolkssage, die bis jetzt keinen physiologischen Credit und Werth hat, obschon der Winterschlaf vieler
Thiere sehr bekannt ist. Die wichtigsten, das physiologische Interesse erkennenden und berührenden, Yersuche sind von Spallanzani
(/. c. p. 98.). Gefrorene Insecten fand er durch und durch hart und todt, aber noch stärker in künstlicher Kälte gefrorene Eier von In-
secten waren, zerdrückt, innen nicht gefroren. Er schliesst daraus, dass die Eier überhaupt der Erstarrung mehr widerstehen, als die
entwickelten Thiere (p. 72.), in welchem ersteren Falle auch die überwinternden Puppen der Schmetterlinge sind. — So wären
denn auch diese Verhältnisse der Infusorien denen der übrigen thierisch- organischen Körper doch ganz ähnlich. Auch die Pflanzen sind
todt, wenn sie durch und durch erstarren, was nicht immer der Fall ist, wenn sie gefroren zu seyn scheinen.
Vom Einfluss der Hitze auf die Infusorien.
Dass die Essig-Aelchen schon bei massiger Erwärmung am Feuer sterben und zu Boden sinken, beobachtete schon Power
/. c. 1664. Joblot beobachtete 1718 in gekochten verstöpselten Infusionen keine Thiere, nahm er aber den Pfropfen weg, so fan-
den sich deren nach einiger Zeit ein (p. 40.). Er glaubte also, die Siedhitze tödte die Thiere, und es kämen neue Eier aus der At-
mosphäre in das Wasser. Grosses Aufsehen machten daher Needham's Versuche 1750, welche Lyonet 1742 angeratheil hatte
{Theologie d. Insectes de Lesser, I p. 58.), und wonach in gekochten und in der Hitze fest verpfropften Infusionen nach einiger
Zeit lebende Thierchen sich entwickelten, die im Zweifel Hessen, ob nicht die Eier oder Keime derselben die Siedhitze ohne Schaden
ertragen hätten, aus denen Needham selbst aber auf unmittelbares Entstehen der Thiere aus unorganischen Stoffen schloss. Bonnet
suchte die Ansicht, dass die Eierchen der Siedhitze widerstanden haben könnten, dadurch zu vertheidigen, dass sie, weil das Licht,
nach Bouguer's Bemerkung, durchsichtige Körper weniger erwärmt als undurchsichtige, durch ihre Kleinheit und Durchsichtigkeit der
Einwirkung entgingen, allein er erkannte das Unhaltbare dieser Gründe selbst, und Spallanzani bewies durcli eine grosse Reihe ge-
nauerer Versuche 1765 (Physikal. Abhandl. p. 201.), dass Needham's Beobachtung nicht hinreichend genau und mithin das Factum
irrig war, welches dem ganzen von ihm gegründeten Systeme zur Grundlage diente. Spallanzani's Versuche zeigten, dass, wenn
man bei gekochten Infusionen die innere Luft der Gefässe durch Kochen des ganzen, vorher hermetisch versiegelten, Gefässes recht
stark erhitzt, sich keine Infusorien erzeugen (p. 205.), mithin die Kochhitze Eier und Thiere tödtet. Auch tödtete ihm die unmittel-
bare Sonnenhitze in l/2 Stunde alle Thierchen in 40 Gefässen (p. 139.). Wrisberg fand ebenfalls 1765, dass Kochhitze die Infuso-
rien tödtet (l. c. p. 84.). Fontana 1768 Hess den Sommer hindurch auf Räderthierchen im trocknen Dachrinnensande die ganze Kraft
der Sonne bei Pisa wirken und fand sie, mit Wasser befeuchtet, noch am Leben. Derselbe sah auch Räderthiere im heissen Quell zu
528
Vinay (s. Rotifer). Terechowsky beobachtete 1775 , dass, wenn er Infusionen in kochendes Wasser setzte, die Thierchen erst
starben, wenn die Infusion bis zu + 35°R. erhitzt war.— Spallanzani behielt seine Ansicht auch 1776 im Allgemeinen bei, änderte
aber dieselbe nach neuen sehr mühsamen Versuchen dahin ab, dass nur die grösseren Infusorien durch Kochen getödtet werden, die
kleinste Sorte aber nur erst bei 3/4 stündigem Kochen im Wasser verschwinde, wobei sie also wenigstens eine Hitze von + 80° R. ertra-
gen müsse, während die grösseren nur bis +27° R., trockne Räderthiere aber +54° R. vertrügen {Opuscolidi fisica anim. I. p. 32,
36, 298. //. p. 211.). — Ja selbst im Feuer und Lichte dachten sich Bonnet, Saussüre, Senebier (Mikroskop. Entdeck, übers,
v. Donndorf, 1795. p. 118.) und selbst noch Treviranus 1803 lebende Infusorien möglich. — Schrank fand in gekochtem
Schlammwasser nach einigen Tagen Thiere (1776. Beiträge z. Naturg. p. 26.). Derselbe widerlegte 1803 Bonnets Erklärung von
Needham's Beobachtung und hielt auch die Monaden und Eier der Infusorien deshalb für unzerstörbar durch Hitze, weil sie kei-
nen Brennstoff enthielten, da sie farblos wären, vielleicht auch aus einem unzerlegbaren Urstoffe beständen, die Entwickelung der Wärme
aber nur eine Zerlegung sey {Fauna boica^ III. 2. p. lt.). — Du Fray sagt 1807 p. 20., er habe nie ein Infusionsthier der
Siedhitze widerstehend gesehen. — Nach Gruithuisen entstehen die Infusorien durch generatio spontanea, gleichviel ob die Auf-
gussstoffe roh, gesotten oder gebraten sind, und in der Siedhitze bleibt kein Thier und kein Ei am Leben (Physiognosie, p. 106. 1812.)«
Nach Lorent (1837. s. p. 525.) tödten +34° R. die Infusorien. — Aus meinen eigenen Versuchen geht hervor, dass das Verhalten
der Infusorien nach der verschiedenen Anwendungsart der Wärme etwas verschieden ist. Menschen ertragen eine Lufttemperatur als täg-
liches Maximum von +35° R. in südlichen Ländern ohne Nachtheil, ich selbst habe in Nubien als Fremder 1822 anhaltend +36 bis
38*12° R. im Schatten am Nachmittag ertragen, wobei ich mich freilich sehr erschlafft und unbehaglich fühlte. In Dampfbädern erträgt
man +40 — 50° R. Der Engländer Blagden ertrug eine Luft-Temperatur von + 101 8/9° R. = 260° Fahr. 7 Minuten lang, und Leute,
die sich als Unverbrennliche für Geld sehen lassen, ertragen zuweilen vielleicht noch etwas mehr. Heisses Wasser von +40° R. ist für
den Menschen unerträglich. Kaffee schlürft man von +50 — 60° R. Rasche Hitze tödtet die Infusorien in der Expansion. Infusionen,
die ich im Winter auf den Ofen stellte, mit dem sie allmälig abwechselnd erwärmt wurden, zeigten am Thermometer 40° R. Wärme
und dabei noch lebende Paramecium Aurelia, Colpoda Cucullus und Cliilodon Cuculhis mit Monaden. Wenn ich aber Glas-
röhren mit Infusorien l/2 — 1 Minute anhaltend in Wasser von 60° Wärme einsenkte, so starben die Thiere, auch meist selbst bei 40° und
35°. Einmal habe ich Chlamidomojias Pulvisculus in einem, wie man es tliun inuss, mit dem Finger verschlossenen dünnen Glasröhr-
chen 30 Secunden lang in siedendes Wasser von +80° R. gehalten und dann noch viele lebend gesehen. Bei Wiederholung des Versuches
waren sie todt. Die Glasröhrchen waren 4 — 5 Linien im Durchmesser und die Flüssigkeit, 6 — 9 Linien hoch, wurde ganz unter das
"Wasser gebracht. Hydatina senta, Brachioniis urceolaris^ Salpina mucronata, Monostyla quadridentata waren bei +60° R.
im Wasserbade nach 30 Secunden sammt ihren Eiern todt. Bei +45° lebten nach 30 See. Brach, ureeolaris mehrfach, Hydatina
senta einzeln, Cliilodon Cucullulus und Monas gliscens einzeln noch, Spirillum ündula und die Wärzchen des Closterium be-
wegten sich noch, dagegen waren viele jener und alle Euglena viridis, Chlorogo?iium und Chlamidomonas, Vorticella microstoma
sammt Monas Punctum todt. Beim Brachionus wirbelten noch Junge im Ei. Bei +35° R. lebten Euglena viridis , Pandorina
Morimi) Monas Punctum , Monostyla r/uadridentata :, Chlorogonium , Vorticella microstoma , O&ytricha Pellionella , ■ Na-
vicula gracilis noch fort, viele waren todt. In gekochten Infusionen erhielt ich sehr selten Thierchen, wenn ich sie verstöpselt hatte,
und bin der Meinung, dass einzelne dann am Leben geblieben oder auf irgend eine der vielen möglichen Weisen von aussen hinein-
gekommen*
Ueber den Einfluss des Lichtes auf Infusorien.
Priestley und Ingenhousz machten 1781 und 1783 besonders auf den förderlichen und notwendigen Einfluss des Lieh-
tes zur Erzeugung der grünen Wasserhaut aufmerksam, und letzterer erkannte schon deutlich ihren thierischen Character (s. p. 120.). Seitdem
ist das Licht zur Erzeugung oder Vermehrung der Infusorien als sehr wirksam oft angegeben worden. TrJeviranus hielt 1803 (Bio-
logie II. p. 297.) das Licht für besonders wichtig zum Entstehen derselben, und vermuthete, wie Senebier, sogar in den Lichtstrahlen
Infusorien und deren Eier, wenn wirklich an lichtlosen Orten andere Arten wären. Grüne Thierchen setzten sich immer an die dem
Lichte entgegengesetzte Seite des Glases (p. 340.). Der unmittelbare Zutritt des Sonnenlichtes hindere mehr die Fortpflanzung der
grünen Materie, als er sie fördere (p. 342.). Du Fray behauptete aber 1807, das Wasser in einem Schranke ohne Licht gebe auch
Thiere, mithin sey dieses nicht durchaus nöthig zur Entwickelung der Thiere (p. 34.). — Gruithuisen behauptete 1812, das Son-
nenlicht habe einen ganz besonders wohlthätigen Einfluss auf diese Thiere (p. 115.) und sie gediehen ihm im Schatten oder in einem
verschlossenen Schranke weniger (p. 121.). Gewisse Formen grüner Thierchen {Pandorina Mor um!) sah er immer das Licht suchend
und zuletzt sich auf der Lichtseite fixirend und pflanzenartig werden (p. 320.). — Schweigger nahm 1820 an, dass, wenn ein Auf-
guss im Schatten steht, sich gewöhnliche Infusorien erzeugen, in der Sonne aber die grünen der Priestley'schen Materie (Handbuch d.
Naturg. p. 260.). — Morren in Gent machte 1830 Versuche über den Einfluss der farbigen Lichtstrahlen auf die Entwickelung der
organisirten Wesen bekannt und behauptete, dass Roth und Gelb die Entwickelung am meisten begünstigen {Messager des sc. de Gand,
1830. *). — Ein auffallend verschiedenes Verhalten einiger Infusorien in rothem, gelben und blauen Lichte hat Kastner 1831. zu
beschreiben nur versprochen (p. 315. Archiv f. d. Naturlehre). — Dütrochet behauptete 1832, die Infusorien hätten einen Instinct,
das Licht zu fliehen. In Röhren zögen sie sich der dem Lichte abgekehrten Seite zu, stiegen colonieenweis, abwärts vom Lichte, auf
und ab (Temps, Fevr. 1832. Morgenblatt, Nr. 47, p. 186.). — Die neueren Beobachter der Priestley'schen grünen Materie (s. p. 118.)
haben auch den Einfluss des Lichtes berührt; so sagt Ktjtzing 1833 {Linnea VIII. p. 335.): „Ohne Sonnenlicht bilden sich im
Schleime der Aufgüsse erst Kügelchen, dann Hygrocrocis und Leptomitus, im Sonnenlichte grüne Materie. "■". — Haferaufguss, in
«inen dunkeln Schrank eingeschlossen, gab nach Lorent 1837 wenig Infusorien, keinen Schimmel. — Meine eigenen Beobachtungen
und Versuche über den Einfluss des Lichtes auf Infusorien ergaben, dass Infusorien auch an lichtlosen Orten vorhanden sind. Ich fand
deren in Infusionen, welche ich in Schränken aufbewahrte, und theilte auch 1830 Beobachtungen über das Vorkommen derselben in
lichtlosen Tiefen des Bergwerks von Schlangenberg am Altai Sibiriens und aus dem Ural mit (Abhandl. d. Beil. Akad. d. Wiss. 1830.
p. 58.). Licht im Allgemeinen, Tageshelle und Sonnenblicke schienen mir der Vermehrung dieser Thierchen allerdings günstig, aber
anhaltendes Sonnenlicht meist schädlich. Auch findet man sehr oft in schlammigen Wasserrinnen auf der Nordseite der Häuser die grü-
nen Thierchen, besonders Euglenen, in grossen Massen. Es scheint, dass man im Urtheil specieller verfahren müsse. Ich sah oft,
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dass von ihm sehr erfülltes Wasser, wenn es 2 Tage lang im verschlossenen Schranke stand, nur noch wenig Leben zeigte, dazu kann
aber auch die Lnft mitwirken. Neuerlich erhielt ich Monas Termo und Gallionella ferruginea aus Freiberg durcli den Hrn. Prof.
Reich und Hrn. Krantz aus 1106 Fuss Teufe. Dass die grünen das Licht flöhen, ist auch nicht constant. Gewöhnlicher sogar ist,
meiner Erfahrung an Euglenen und Chlamidomonas nach, wie ich es so eben wieder vor mir habe, dass sie an der Lichtseite der
Gläser die Wand bedecken. Ein Umstand könnte hierbei Aufschluss über die Verschiedenheit geben. Ich sali nämlich sehr oft eine
gleichzeitige Gasentwickelung längs der Gefässe, und in deren Strome die Thierchen angehäuft. Dieser Strom schien aber zuweilen
mehr der Wärmeseite als der Lichtseite zu folgen. Tag und Nacht unterscheiden die Infusorien nicht. Sie haben keinen bemerkbaren
Schlaf. Ich habe darüber viele Nächte und oft beobachtet. Eichhorn wunderte sicli über die nächtliche Munterkeit der Notommata
ansata und Daphnia Pulesc 1775. — Ueber die Entwickelung von Licht bei Infusorien ist besonders gehandelt worden. Dass far-
biges Licht einflussreicli sey, ist unwahrscheinlich.
Verluiltniss der Infusorien zur Electricität
Es ist bei den Infusorien ein actives und ein passives Verhältniss zur Electricität zu unterscheiden. Das passive, die Wir-
kung electrischer Ströme auf ihren Organismus, beobachteten Moscati und Spallanzani zuerst, dock kam Terechowsky in der
Publication zuvor. Moscati machte 1771 als Professor der Physik in Pavia auf Spallanzani's Ersuchen einige Versuche, woraus
hervorging, dass der electrische Funke der Leidner Flasche gar keine Wirkung auf Infusorien habe. Diese Wunderbarkeit schrieb
Spallanzani an Bonnet, und dieser theilte sie an Saussüre mit. Saussure wiederholte 1772 im Februar diese Versuche und
erhielt ein anderes Resultat, wonach allerdings die Thierchen durch den Funken starben. Er hatte schon eine Vorrichtung ersonnen,
während des Schlages selbst durclrs Mikroskop die Wirkung anzusehen. Einige zerflossen sogleich in Körner, andere bewegten sicli
noch kreisend, sanken aber sterbend zu Boden. Er maclite dabei die auffallende Bemerkung bei so starken Funken, welche \lj2 Zoll
lang einen Eisendraht von Vi 2 Linie Dicke schmolzen, dass nur die der Oberfläche bis höchstens auf 4 — 5 Linien nahen Thierchen
starben, die tieferen unbeschädigt blieben. Er hielt es für eine stärkere Leitungsfähigkeit der Oberfläche des Wassers. . Moscati wie-
derholte seine früheren Versuche in Mailand 1775 und erklärte, dass er nun auch Wirkung sehe, früher aber das Infusorienwasser in
einem Metallgefässe gehabt habe, welches ableitend wirkte. Er sah sie auch bei schwacher Electricität sterben, dock starben nur die
unmittelbar berührten, wurden an der Oberfläche rauh wie ein Schwamm, dunkler und etwas grösser. Spallanzani selbst fand nach
eigenen Versuchen, dass einige clectrisirte Thierchen gesund blieben, andere zerrissen wurden, oft alle starben. Bei grösseren Was-
sermengen taumelten einige nur und andere blieben unbeschädigt. Er sali es sowohl beim Herausziehen des Funkens aus der Infusion,
als auch beim Uebertragen aus dem Conductor. Auch starben sie in einem Tropfen einer Spitze, aus welcher Electricität strömte. Noch
so schwache und langsame Funken tödteten, aber funkenloses Electrisiren schadete nichts. Dasselbe fand Saussure. Spallanzani
untersuchte alle ihm bekannten Arten von Infusorien und sie verhielten sich gleich, alle starben. Diese Nachrichten finden sich beisam-
men in Spallanzanis Opuscoli di fis. anim. I. c. VII. p. 114. 1776. — Terechowsky meldete 1775, dass, wenn er Funken
aus Infusionen oder auch aus Fischbehältern durch eingelegte Drähte lockte, es weder auf die Infusorien noch auf die Fische wirkte,
auch eine Leidner Flasche that nichts; wenn er aber in doppelt verkorkte Glasröhren Drähte steckte und einen Schlag durchs Wasser
gehen liess, wurden die Thiere plötzlich lebhafter und starben dann. — Gruithuisen sagt 1809 und 1812, er habe mit dem Fun^
ken einer Leidner Flasche von 1 dFuss Belegung die Infusorien nicht tödten können, sie taumelten nur bei jedem Schlage und waren
dann wie vorher (p. 126.). Aber die atmosphärische Electricität schien ihm einen starken Einftuss zu haben, da in schwüler Sommers-
zeit nach 1 paar Stunden schon Infusorien in den Aufgüssen waren (p. 115.). (Gehlen's Journal, p. 525, 531. 1809. Beiträge zur
Physiogn. 1812.) — Prevost und Dumas tödteten durch electrische Schläge die Samenthierchen, und haben einen Apparat zur Beob-
achtung der Wirkung mit dem Mikroskope angegeben. — Ich selbst habe viele Versuche mit einem kleinen dazu gefertigten Electrophor
gemacht und auch starke Schläge grösserer Maschienen angewendet. Die Infusorien verhalten sich nach meinen eigenen Beobachtungen
ebenso, wie andere ähnliche Thiere. Mein Electrophor hat einen 7V2 Zoll breiten Harzkuchen und einen 5% Zoll breiten, durch ei-
nen Glassriff isolirten, Collector. Ich habe einen messingenen Entlader mit gläsernem Griffe und bediene mich zum Beobachten der Ob-
jeete unter dem Mikroskope eines gewöhnlichen, oder in der Mitte concav ausgeschlifFenen , Glastäfelchens, worauf ich mit Siegellack 2
viereckige Stückchen Kork befestigt und durch diese 2, 3 Zoll lange, Eisen- oder Platin-Drähte so gesteckt habe, dass sie auf der Mitte
des Glastäfelchens in geneigtem rechten Winkel convergirend einfallen und mit ihren abgerundeten Spitzen beliebig genähert oder ent-
fernt werden können, um im Beobachten nicht zu behindern. Wenn ick mit diesem einfachen, kleinen Apparate 20 Funken in eine
kleine Leidner Flasche sammle, so waren von dem durcli die Drähte des Glastäfelchens und die ihre Spitzen verbindende Infusorien-
flüssigkeit ganz einfach mit dem Entlader geleiteten Funken Volvosc Globator, Stentor niger, St. aureus, Amphileptus monili-
ger, Chlamidomonas, Euglena viridis, Epistylis flavicans plötzlich todt, ohne zu zerfliessen, letztere fiel von ihren Stielen ab.
Ophryoglena atra zerfloss, dasselbe that Stentor polymorphus. Ebenso waren Cyclops Castor, c/uadricomis und Caprella, Hy-
droporas unistriatus, eine kleine Planaria und andere Thierchen sogleich todt. Dagegen waren Hydatina senta, Brachionus ur-
ceolaris und rubens? , Paramecium Aurelia sammt Mücken mit 1 solchem Schlage selten ganz todt, aber sie starben beim 2ten.
So verhielt sich auch Carchesium polypinum, dessen Thierchen nicht abfielen. Bei Closterium hörten erst mit dem 2ten Schlage
die Bewegungen der Wärzchen auf, und Naviculae starben auch erst beim andern Schlage. Offenbar und sichtlich waren nur die un-
mittelbar berührten Thierchen des Tropfens afficirt, einige nicht stark getroffene erschienen sogleich uneben und monströs, bewegten sich
im Kreise und starben auch zum Theil bald darauf. Wahrscheinlich starben alle, die im eigentlichen Strome lagen, plötzlich, und wo
das weniger deutlich ist, mag wohl der Yersuch nicht richtig ausgeführt seyn. Bei starken Funken grösserer electrischer Maschienen
durch Glasröhren sah ich immer eine breite und starke Wirkung, auf flachen Gläsern zuweilen gar keine, das mochte wohl daran liegen,
weil die Thierchen nicht im Strome lagen. Auch mir schien die verlangsamte Electricität sicherer einzuwirken, als der rasche Funke. —
Die Einwirkung der Gewitterregen auf Pfützen ist oft über alle Erwartung stark. Zuweilen schon in 24 Stunden nach solchen Früh-
lingsregen sind alle Pfützen grün von zahllosen Millionen grüner Thiere. Selbsttheilung und Eierlegen mögen dann zusammenwirken.
Ausser diesen Erscheinungen ist eine eigene Electricität der Infusorien zu beachten. Die Lichtentwickelung der funkelnden
Meeres -Infusorien gleicht, meiner Erfahrung nach, ganz einer wiederholten electrischen Entladung (s. p. 258.). Noch andere active
electrische Erscheinungen will Morren 1830 an den wahren Vibrionen gesehen haben, die er Bactrella Rugula, Bacillus und
Filum nennt, und deren eine Art (J?. Filum) vielleicht Spirochaeta Serpens war. Die Bewegung dieser Thierchen soll zum Theil
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von Electricität kommen. Die Pflanzen, mit denen die Bactr eilen zusammenlebten, wären voltaisclie Säulen, von denen diese Thier-
chen electriscli würden, und die aus ihnen electrisclie Rädclien machten {Messager des sciences de Ga?id, Vol. VI. 1830. Bulle-
tin des scienc. natur. de Ferussac, Vol. XXVII. /?. 203.). So behauptete auch Dutrochet 1833, dass Bory's Zoocarpen
(Euglena viridis u.a.m.) sammt allen kugelförmigen oder elliptischen Infusorien Pflanzenbläschen wären, die durch electrisclie Strö-
mungen bewegt würden (I? agent immediat du mouvement vital.). Diese beiden letzteren Ansichten sind aber ohne alle Beweise aus-
gesprochen und ohne Begründung. Ebendahin gehört Romieü's Beobachtung und Ansicht, dass die Infusorien den kleinen (bis 1 Li-
nie grossen) sich auf Wasser drehenden Kamphertheilchen gleich wären, deren Bewegung er auch der Electricität zuschrieb (Hist. de
T Academie^ 1756.), die aber wohl von der Verflüchtigung allein herrührt. Diese Kamphertheilchen haben übrigens allerdings glei-
chen Werth mit dem künstlichen Proteus (p. 129.) und können im Scherz für künstliche Infusorien gelten.
Verhalten der Infusorien gegen Galvanisraus.
Könnte man noch jetzt die Aeichen (Anguillula) zu den Infusorien zählen, so hätte Alex. v. Humboldt's jugendliche
Meisterhand 1797 bei den Infusorien auch den ersten Metallreiz glücklich angewendet (Gereizte Muskel- und Nervenfaser, I. p. 272.).
Tue vir anüs war 1803 in seiner Biologie II. p. 328. der Meinung, dass der Galvanismus die Erzeugung der Infusorien begünstige.
Er machte daher mit Zink und Silber armirte Infusionen, ohne jedoch ein recht klares Resultat festgestellt zu haben. Specieller machte
solche Versuche Grüithuisen 1809 und 1812 bekannt. Er fand, dass die Infusorien zwischen den Polen im Wassertropfen sterben,
besonders wenn sie sich dem einen oder dem andern nähern. Tanzend und sich überschlagend beschliessen sie ihr Leben. (Beitr. z.
Physiognosie , p. 126.) Neuerlich hat Herr Paul Erman in Berlin dergleichen Versuche wiederholt und die Wirkung der galva-
nischen Kraft auf die Infusorien bestätigt. Um die Pole schnell umzukehren, wendete er das Gyrotrop an. Ich selbst habe zu ver-
schiedenen Zeiten Versuche mit galvanischen Säulen gemacht und mich bemüht, einige speciellere Verhältnisse der Formen festzuhalten.
Wo keine Wasserzersetzung statt fand, äusserte sich auch gar keine Wirkung der Säule, auch nicht beim OefFnen und Schliessen.
Wo diese aber eintrat, waren die im Strome zwischen den um 1 — 3 Linien genäherten Drähten befindlichen Thierchen {Hydatina s.,
Brachionus urceolaris , Biglena catellina, Euglena viridis , Paramecium Aurelia) wie vorn Blitz getroffen, zusammengezogen
und meist gleich todt. Der Strom war in doppelter Breite der Drähte wirksam. Euplotes Charon, Stylonychia Mytilus, pustu-
lata, Stentor polymorphus und andere zerflossen plötzlich; einige, die nur berührt waren, wurden unförmlich und machten kreisende
Bewegungen. Eben diese Erscheinungen, und beim Oeffnen stärker als beim Schliessen, ein Zusammenfahren, Zucken der dem Strome
nahen Thiere sah ich durch Hrn. Prof. Magnus Güte an seiner Säule nach Wollastons Construction mit 10 4zölligen Platten.
Gern hätte ich Alexander v. Hümboldt's so überaus feine Metallreizungen mit Gold- und Silber -Nadeln, die er bis zu den Aei-
chen in der Haut des Regenwurms glücklich versuchte, auch auf Räderthiere angewendet, allein so oft ich es that, habe ich
der Kleinheit halber doch kein klares Resultat erlangt.
Verhalten der Infusorien gegen Magnetismus.
Grüithuisen sagt 1809 und 1812, dass die Infusorien zwischen den Polen eines sehr starken hufeisenförmigen Magnets
wenig oder gar keine Veränderung in ihren Bewegungen äusserten. Sie schienen sich nur in grösserer Anzahl in der magnetischen Li-
nie aufzuhalten (Beiträge z. Physiognosie, p. 125.). Aus Versuchen, die ich an einem neuen magneto-electrischen Apparate des Hrn.
Prof. Magnus so eben anstellte, ging hervor, dass ohne Wasserzersetzung keine sichtbare Einwirkung statt findet, mit Beginn dieser
aber die in die magnetische Linie bei 2 — 3 Linien Entfernung der Drähte kommenden Thierchen, Hydatina senia und Brach, ur-
ceolaris , plötzlich todt, zuweilen auch nur betäubt stehen bleiben, ganz wie beim galvanischen Strome.
Verhalten der Infusorien im luftleeren Räume und beim behinderten Zutritt der
atmosphärischen Luft
Schon Leeüwenhoek beobachtete 1680 in einer zugeschmolzenen, mit nicht gekochtem Regenwasser nicht ganz erfüllten,
Glasröhre nach 5 Tagen lebende Infusorien {E&perim. et Contempl. p. 4.). Joblot sah deren 1718 keine in verkorkten Flaschen
und gekochten Infusionen entstehen (p. 40.). Needham glaubte 1750 gefunden zu haben, dass sich beim völligen Abschluss der Luft
in gekochten Infusionen Infusorien entwickeln. Spallanzani beobachtete 1765, dass die Luft auch in zugestöpselte Gefässe dringt
(p. 201.) und dass in manchen davon keine, in andern doch sich Infusorien zeigen. In kleinen ganz hermetisch verschlossenen Gefäs-
sen fand er keine (p. 201.). Durch die Luftpumpe starben die Infusorien, wie viele Wasser-Insecten, erst nach ein paar Tagen, und in
Infusionen unter derselben entstanden keine Thiere (p. 200.), beim Zulassen von nur wenig Luft entstanden dergleichen (p. 202. Phy-
sikal. Abhandl. 1769.). — Wiiisberg hinderte 1765 den Zutritt der Luft durch 1 Linie hoch auf dem Wasser schwimmendes Oel
und sah nach 18 Tagen in Regenwasser noch keine Thiere (p. 90.), wohl aber, wrenn nur Oeltropfen darauf schwammen. Corti bemerkt
1774, die Pflanzen und Thiere stürben um so eher im luftleeren Räume, je grösser sie wären. Thiere und Landpflanzen verhielten sich
gleich und stürben schnell, Wasserorganismen stürben langsamer. Die Infusorien leben und vermehren sich unter der Luftpumpe, ebenso
die Oscillatorien (Osservaz. microsc. sulla Tremella^ p. 104.). — Terechowsky sah 1775 die Infusorien unter der Luftpumpe
8 — 36 Stunden noch lebend, nach 4 Tagen aber todt. — Die grösste Reihe von Versuchen hat Spallanzani bis 1776 bekannt ge-
macht. Er fand, dass nach den verschiedenen Arten der Infusorien eine Verschiedenheit im Verhalten sey, indem einige sehr bald, an-
dere spät sterben. Er beobachtete die Thierchen in dicht am Rande angebrachten Glasröhren durch die Glocke und hatte daneben ähn-
liche Infusionen in freier Luft zur Vergleichung. Sechzehn Tage ohne Luft (?) zu leben, schadete ihnen nichts, erst am 20sten Tage
fingen sie an zu sterben und am 24sten Tage waren alle todt, während die freistehenden lebten. Andere Infusionen erhielten die Thier-
chen einen Monat lang, eine 35 Tage. In einigen starben sie in 14, 11 und 8 Tagen, und in mehr als einer in weniger als 2 Ta-
gen. Sie pflanzen sich dabei fort, laufen und schwimmen wie gewöhnlich und wie es andere Thiere auch thun, allmälig wird alles
531
langsamer. Zuweilen , aber selten , lebten sie beim Zulassen der Luft wieder auf. Nie sah er, wie früher, im leeren Räume Infuso-
rien in Infusionen entstehen, wohl aber im nicht völlig luftleeren Räume. Schon bei 13 Zoll Druck auf das Quecksilber entstanden
dergleichen (p. 117 — 119. Opuscoli di ßs. anim. I. cap. VIL). — Grüithuisen erklärte (1809 und) 1812, dass atmosphäri-
sche Luft oder ein Surrogat von dieser zur Entstehung der Infusorien nothwendig sey. Je weniger er atmosphärische Luft im Gefässe
liess, desto weniger entstanden Thiere. Trieb er den Pfropfen der Flasche ins Wasser, so entstanden gar keine, nicht einmal im
Heuaufguss (p. 113.). — Treviranus sammelte 1818 (Biologie, B. Y. p. 267.) viele neuere Beobachtungen über lebende grössere
Thiere im luftleeren Räume und ohne Zutritt erneuter atmosphärischer Luft, woraus er schloss, dass die Thiere der niedern Classen
dabei weniger als die der höhern leiden, doch sind wohl nicht alle angeführten Beobachtungen gleich sicher. Der Aufenthalt vieler Ein-
geweidewürmer in den Eingeweiden und Flüssigkeiten des innern Körpers machte es Rüdolphi wahrscheinlich, dass ihr geringes Leben
fast keiner Respiration (Luft) bedürfe (Physiol. IL 2. p. 369. 1828.). Lorent bemerkt 1. c. 1837, dass Oel auf dein Wasser die
Infusorien tödte (p. 26.). — Ich selbst habe zu meinem grossen Verdruss zahllose Male die Erfahrung gemacht, dass, wenn ich Infu-
sorien, besonders die grösseren Räderthiere, in kleinen Gläsern zahlreich gesammelt, aber den Stöpsel in der Eile oder zufällig zu
tief in das volle Gläschen gedrückt hatte, ich alle todt nach Hause brachte. So sterben auch die Entomostraca oft in 1 — 2 Stun-
den. Medusen erhielt ich dann aus der Ostsee lebend in Berlin, wenn das Gefäss, ohne dem Wasser zu viel Bewegung zuzulassen,
ein wenig Luft enthielt; in ganz vollen waren sie todt. Die kleineren Infusorien sind zäher, wahrscheinlich enthält das Wasser für
ihr Bedürfniss länger hinreichende Luft. Unter 3 Linien Oel lebte Chlamidomonas 5 Tage lang. Hydatina sentit und Brachio-
nus urceolaris , Chlamidomonas , Euglena viridis , Euplotes Charon, Morias Punctum? und andere Formen lebten mehrere
Tage lang, starben aber dann, während andere im freien Wasser daneben noch lange fortlebten. Ja Hydatina senta in einem sie
selbst kaum überwiegenden Tröpfchen Wasser in Oel eingeschlossen, lebte wirbelnd 5 Stunden lang fort, bis das Wasser verdunstet
war. Auf Oel trocknen sie ein, wie auf Glas. Die Versuche mit der Luftpumpe zeigten mir, dass die Infusorien nur so lange leben,
als noch etwas Luft im Wasser vorhanden seyn mag, und die grösseren bald sterben.
Mephitische Luftarten, Lebensluft und künstliche atmosphärische Luft.
Du Fray machte 1807 und 1817 mehrere Versuche mit Infusionen in verschiedenen Gasen und künstlicher atmosphärischer
Luft bekannt. Es bildeten sich in Wasserstoff und Sauerstoff mit destillirtem Wasser, wie er sagt, sogar Poduren, Milben und
sehr viele verschiedene Anfänge von Insecten, auch einige lebende Infusorien (p. 77.); in künstlicher atmosphärischer Luft (und
destillirtem Wasser) bildete sich nichts (p. 84.). In destillirtem Wasser mit Wasserstoff bildeten sich Mücken (p. 87.). Wasserstoff
und Salpetersalz gab nichts (p. 95.). Stickgas und Wasserstoffgas gab Schimmel (p. 98.). Mehrere Gase, vereint mit Wasser,
gaben Erden (p. 283.). Er wollte daraus nichts Geringeres als die geologischen Verhältnisse erklären. Schon 1809 zeigte Grüit-
huisen, dass auf diese Versuche nicht zu bauen sey, und allerdings scheinen sie auf eine sehr flüchtige und ungenaue Weise gemacht
zu seyn. Grüithuisen selbst ist 1812 p. 130. der Meinung, dass die Infusorien in den sogenannten mephitischen Gasarten desshalb
entstehen, leben und gedeihen können, weil diese nie ganz frei von respirabler Luft wären, und künstlich davon befreit, entschieden
tödtlich wirken würden, wie er es bei Fliegen beobachtet. Franz Schulzes die gener atio spontanea nicht begünstigende Ver-
suche mit gereinigter atmosphärischer Luft wurden 1836 in Poggend. Annal. d. Phys. p. 487. angezeigt. — Um Specialverhältnisse
kennen zu lernen, habe ich selbst mehrere Versuche mit Gasarten angestellt. Mit Wasserstoffgas gefüllte Fläschchen mit eingerie-
benem Stöpsel füllte ich unter reich belebtem Infusorien -Wasser zu XU ihres Inhalts mit diesem Wasser dadurch, dass ich die Luft so
weit entweichen liess. Der Stöpsel wurde unter'm Wasser wieder eingebracht und die Flaschen verkehrt hingestellt, nachdem sie stark
geschüttelt waren. Hydatina senta und Brac/iionus urceolaris waren am Abend, nach 6 Stunden, noch lebend, aber am Morgen,
nach 17 Stunden, todt. Ebenso verhielten sich einige Mückenlarven. In einem dieser Gläser war Cyclops c/uadricornis schon
nach 2 Stunden gestorben, Ndis proboscidea lebte nach 17 Stunden in demselben noch, war aber nach 2 Tagen todt. Unter Koh-
lensäure waren Cyclops c/uadricornis und Mückenlarven nach 1 Stunde todt. Brachionus urceolaris und Hydatina senta
starben erst über Nacht nach 17 Stunden. Unter 2/s Stickgas über 1/s Wasser lebten Brac/iionus und Cyclops kümmerlich bis 20
Tage, und noch verlöschte die Luft sogleich die Kohle. Im Sau er st off gas (Lebensluft) lebten in allen Gläsern Cyclops,
Mückenlarven, Brachionus und Hydatina ohne Veränderung lustig fort. Am 3ten Tage brachte ich eine glühende Kohle an
die Mündung eines geöffneten Fläschchens, die sich sogleich entzündete. — Da man (Ingenhousz, Haller) behauptet hat, ein Thier
lebe 5mal länger in Lebensluft, als in atmosphärischer Luft, was aber Herz und Humboldt (Gereizte Muskeif. IL p. 309.) auf Rei-
zung und schädliche üeberreizung reducirt haben, so ist das Verhalten der Infusorien nicht auffallend, und dass sie in kohlensaurem
Gas und Wasserstoffgas sterben, in Stickgas lange leben, ist ebenfalls den bekannten Erfahrungen an andern Thieren ganz gemäss.
Liess ich Schwefeldampf in ein Glas steigen und liess ich dann V* der Luft unter Infusorienwasser austreten, so waren nach 2 Stun-
den die dafür eingetretenen Infusorien todt.
üeber die Gifte für Infusorien und ihr Verhalten gegen Ärzneistoffe.
Schon Leeuwenhoek machte die Bemerkung, dass Essig, Kaffee und geringe Wärme die Thierchen im Schleime der Zähne
tödten, Pfeffer aber sie erzeugen helfe. Auch sah er die lebenden Essigälehen in Essig und Wein. Hartsoeker, Hutgens,
Butterfield und Andere machten darauf Aufgüsse von mehreren scharfen Gewürzen und erhielten lebende Thiere. Eine ganze Reihe
von Beobachtungen über schädliche Substanzen machte der Engländer King 1693 bekannt, und es war besonders auffallend und ange-
nehm, dass Zucker ein wirkliches Gift für Infusorien sey. Salz, Vitriolöl, Tinte, Tinctura Salis Tartari, frisches Blut, Urin und
Sect (Wein) tödteten sie ebenfalls (Philos. Transact. XV1L Nr. 203. p. 861.). Joblot beobachtete dann 1718, dass Fäulniss des
Wassers den Infusorien nicht nütze, sondern schade (p. 45.), dass Wasser aus kupfernen Röhren ein Gift für die Thierchen sey und
dass Zusammenmischung zweier verschiedener aromatischer Aufgüsse keine Thierchen gehe (p. 52.). Aufgüsse von Senna, Rhabarber
und Tabak scheinen ihm unerwartet Thierchen gezeigt zu haben. — Baker nennt 1743 Speichel als tödtlich (The microsc. p. 75.).
Hill machte 1751 Thierchen aus Aufgüssen von Nu& vomica^ Hyoscyamus- Samen und mehreren starken Gewürzen bekannt. Ein
533
Un°enannter bei Berlin meldete 1753 die interessante , aber nicht immer erfolgende, Erscheinung, dass etwas Zucker inys Wasser ge-
bracht die Bäumchen des Carchesium polypinum zersprenge (s. Carchesium). Wrisberg bestätigte 1765 p. 56, 71, 81., dass
Säuren und Alkalien die Infusorien tödten. Dass die Blätter des Geranium (Pelargonium) zonale die Infusorien tödten, fand Ei>
ns 1769 (Philos. Transact L1X. p. 143.). Terechoivsky machte 1775 wieder eine Reihe von Versuchen bekannt. Yitriolsäure,
Sublimat, Weinsteinsalz, Sole, Weingeist, Kampher, Mohnsaft tödteten die Thierchen, ebenso Scliwefeldampf in 24 Stunden, mit Bi-
sam blieben sie 15 Tage am Leben. Hierauf hat Spallanzani 1776 viele neue Versuche mitgetheilt. Kampher und Terpentinöl
tödten die Infusorien schnell durch ihren Geruch, wie ersteres Menghini 1747 zuerst bei Insecten fand (Comment. Acad. Bonon.
T. III. 1755.) und letzteres Reaumur auch bei Insecten beobachtete. Tabaksraueh tödte nach einigen Stunden, Schwefeldampf so-
gleich. Salzwasser, Essig, Tinte, Brand wein, Weingeist .und die andern geistigen und ätzenden Flüssigkeiten wirkten sogleich tödtlich
(p. 101 102.). In stehendem Urin fanden sich Thierchen, die auch, in frischen übertragen, fortlebten, aber ein Tropfen Urin tödte
die anderen (p. 102.). Kälte, Hitze und Electricität, so wie Mangel an atmosphärischer Luft wirken tödtlich. Müller bemerkt, dass
die Siisswasserthierchen durch Zuthun eines Tropfens Seewasser starben und zerflossen (Trichoda Cimeac). Ingenhousz sah in Ge-
fässen über Quecksilber keine Infusorienbildung (Vermischte Schriften, p. 161, 173. 1783.). Colombo bemerkte 1787, dass Koch-
salz, Vitriol, Zucker, Salpeter, Zwiebelsaft, Knoblauchsaft, Wein oder Essig, in's Wasser gemischt, die baumartigen Vorti cell en tödte;
Kochsalz, Essig und Wein wirken augenblicklich. Abildgaard setzte 1793 Säuren zu Aufgüssen (I.e.), die danach keine Thierchen
bekamen, aber im Heuaufguss, worin Mercur. suhlimat. aufgelöst war, fanden sich nach 46 Tagen und nach Zuthun von etwas Brun-
nenwasser Thierchen. Essig und Wasser schimmelte ohne Thiere. Er gründete darauf eine Anwendung zur Erhaltung frischen Was-
sers auf langen Seereisen. Schrank sagt 1803, dass bei Anwendung von Salz die Bacillarien sich krümmten {Fauna üoica,
III. 2. /?. 49.), was, meiner Prüfung nach, ein Irrthum war. Vielleicht sah er eine gekrümmte Navicula. Du Fray hielt 1807
und 1817 im Spiritus sich bewegende Staubtheilchen wohl für lebende Infusorien (Essay sur Vorigine des corps org. p. 21.). Eine
neue lange Reihe von Versuchen machte Gruithuisen 1809 und 1812 bekannt. Erdiges Braunsteinerz, Pulver vom Rauschgelb,
Kampher, Galläpfel -Aufguss, Gummi Kino, flüssiger Kaminruss, verdünnte Opium -Tinctur, Säuren, Kochsalz, Zucker, Syrup, Wein-
geist, Alkalienauflösungen tödteten die Thierchen. Betäubend wirkten Asa foetida, Rosscastanienrinde, spanischer Tabak. Aufguss
von Biebergeil tödtete die kleineren Thiere und zog den grösseren Blasen. Canthariden- Infusion schien sie vielmehr neu zu beleben.
Opium -Tinctur {Laudanum) verschluckten die Räderthiere (Rotifer) und lebten munter fort. Die, welche starben, sah er oft im
Tanze sterben- Zuletzt, 1837, hat Dr. Lorent in seiner Inauguraldissertation zu Mannheim einige interessante Versuche über die
Mengen von Weingeist und Salz bekannt gemacht, welche die Infusorien tödten. Eine Drachme Salz auf 5 Unzen Wasser tödtete alle,
1 — 2 Scrnpel tödteten nicht alle. In 5 Unzen Wasser mit 100 Tropfen Spiritus vini waren am 6ten Tage Vortic eilen und
Paramecia. Ucber 100 Tropfen tödteten alles, gepulverte Lindenkohle hält er für schädlich. Quecksilber hinderte das Entstehen
der Infusorien nicht, wenn es im Wasser am Boden der Gläser lag; electrische Funken, Schwefeldampf, Tabakrauch tödten die Thier^
chen. Saft der Blätter des Geranium (Pelargonium) zonale und des Nerium tödtet, Aufguss der Blätter giebt Thiere. Mangel
an atmosphärischer Luft wirkt tödtlich.
Meine eigenen Versuche haben mich zu der Ansicht gebracht, dass alles die Infusorien leicht tödtet, was ihr Element, das
gemeine Wasser, chemisch verändert, dass sie dagegen in Wasser, dem nur mechanisch selbst starke Gifte beigemischt sind, ganz mun-
ter fortleben. Ferner geht aus meinen Beobachtungen hervor, dass die früheren Beobachter, welche Infusionen von giftigen Dingen
machten, oft ganz irrige Schlüsse daraus gezogen haben. Wenn nämlich eine irgendwie differente Substanz im Wasseraufguss lange steht
oder gar fault, so wird sie meist zersetzt, indifferent, und die also spät erschienenen Infusorien haben meist keine Verbindung mehr mit
der Eigenthümlichkeit des Aufgussstoffes. Ferner gewöhnen sich offenbar^viele Infusorien an Flüssigkeiten, die unter andern Umständen
sie tödten. Am Ausflüsse der süssen Gewässer in's Meer leben viele Siisswasserthierchen im brakischen Wasser und im deutlichen See-
wasser, thut man aber etwas Seewasser auf dieselben Thierchen aus ganz süssen Gewässern, so sterben sie. Hierin linde ich auch den
Grund, warum oft beim Zusammengiessen von 2 stark belebten Infusionen die Thiere sterben. Das erklärt auch die Thierchen im Urin.
Wer ferner den Todeskrampf irgend eines Thieres Tanz nennen will, kann es auch bei den Infusorien. Ihr Drehen und Winden im Ster-
ben ist ein so ernster Moment, wie für den Menschen. Einige sehr merkwürdige Beobachtungen aus meinen zahlreichen Versuchen über
Gifte bei Infusorien theilte ich 1831 (Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. p. 34.) mit. Strydinin tödtete sie in der Expansion, wie bei
der raschen Hitze und Fäulniss des Wassers. Pulver von Rhabarber frassen die Hydatinen, ich sah es im Darme liegen, aber nicht
die gewünschte Wirkung. Sie frassen nie viel davon, und wenn das Wasser sich allmälig davon chemisch veränderte, starben sie. Ue-
ber Arsenik und Mercurialien habe ich 1834 ebenda p. 111. Erfahrungen angezeigt. Hydatina senta verzehrte etwas Arsenikpulver
und erst lange nachher starb sie, ob vom genossenen, ob von dem das Wasser chemisch verändernden Arsenik, blieb unklar. Calomel
und Sublimat -Pulver verzehrten Hydatina senta und Brachionus urceolaris, und sie starben erst einige Stunden nachher. Viele
Dinge verschmähen die Infusorien ganz als Speise. Sehr schwer verzehren sie mit Bleiweiss versetzten Indigo (blaue Deckfarbe), aber
reinen Indigo leicht. Das mit Alaun versetzte Saftgrün verzehren sie leicht. Die so plötzliche Wirkung des Kamphers sah ich nie,
erst nach einigen Stunden starben Hydatina senta, Brachionus urc, Cläamidomonas und Euglena viridis. Schwefeldampf wirkt
wohl durch Säuerung des Wassers, und so mag manches andere durch chemische Veränderung des Wassers wirken, was nicht so scheint.
Für den Menschen liegt etwas Widerliches in dem Gedanken, dass alles Wasser von Leben durchdrungen ist, und die Natur selbst
entzieht seinen Augen die Werkzeuge ihrer fort und fort bis zum sinnlich Unerreichbaren thätigen Kräfte. Es ist auch im beständigen
Tödten und Vernichten so vieler belebter Wesen mit jedem Trünke ein nicht wohlthuendes Gefühl. Die Vorbereitungen des Fleischers
und Koches, wie der glühende Kern unserer Erde, auf dem wir täglich mit Zittern umhergehen sollten, werden leichter übersehen, als
solche Wirkung eines harmlosen Trunkes. Sey es nur harmlos und vernünftig, so wird es naturgemäss seyn. Abdim Bey, der
Gouverneur von Dongala, ein menschenfreundlicher verständiger Türke, sagte mir 1822, als er unter dem Mikroskope bei mir so-
gar in seinem Trinkwasser lebende Wesen sah, ich habe ihn doch sehr unglücklich gemacht, weil es gegen seine Religion sey, Thiere
zu tödten und er nun kein Wasser mehr trinken dürfe, ohne diess aber umkommen müsse. Er hatte mir Rum geschenkt und von mir
Wein angenommen und getrunken. Ich antwortete dem Muhamedaner, er dürfe nur etwas Rum oder Wein in's Wasser giessen, so fie-
len alle Infusorien zu Boden, und den Bodensatz könne er weggiessen. Er drohte mir lächelnd mit dem Finger. — Man kann auch
Zucker in's Wasser thun, um einige Infusorien sicher zu Boden zu schlagen, andere wird man, wie den Staub, ohne Wissen zahlreich
mit jedem Athemzuge gemessen. Die Mücken wird man durchseihen, aber die Kameele hinuntertrinken.
RECIIST KR.
•Aal-Stra elfteren, dänisch = Anguillula.
Ac ariden (Milben) wahrscheinlich für Infusorien gehal-
ten, 331. mit Menschengesicht , 466.
Achlya, 37.
Achnanthe, 226. Tat XX. Synon. 229, 381. etroite,
228. inegale, 229. menue, 228. na ine, 228. ä pied
court, 227. a pied long, 227.
Achnanthcs, 226. Taf. XX. Synon. 229. adnata Bory,
227. arcuata Kütz. 202. b aciliar ioides Bory 227. bi-
juga Turp. 150. bilunulata Türp. 151. brevipes, 227.
brevipes aquae dulcis Scandinaviae Agardh, 228. dimor-
pha Türp. 151. dubia Bory, 227. eocilis Kütz. 228,,
381. inaequalis, 229. Leibleini Agardh, 228. Ion-
gipes, 227. m £m ntissi m a , 228. multiarticulata Agard h,
228. obliqua Türp. 152. octalterna Turp. 152. quadral-
lerna Turp. 152. quadricauda Turp. 150. quadiijuga
Turp. 150. stibsessilis, 228. mipwictata Carmich.
Kütz. 230.
Aciculae Spongillae, 382.
Acineta, 240. Taf. XX. Synon. 242. Lyngbyi, 241.
mystacina, 242. tuberosa, 241.
ACINETINA, 316.
Actinocycle, 171. Taf. XXT. huitain,!!?.. siatain, 172.
Actinocyclus, 171. Taf. XXI. octonarius, 172. sc-
narius, 172.
Actinomyce, 119.
Actinophre, 303. Taf. XXXI. Synon. 304. dif forme,
304. Soleil, 303. ucrfe, 304.
Actinophrys, 303. Taf. XXXI. Synon. 304. diffor-
mis, 304. SoZ, 303. viridis, 304.
Actinure, 496. Taf. LXI. neptunien, 496.
*Actinnrns, 496. Taf. LXI. neptunius, 496.
.4cws (Euglena), 112, 176. (Navicula) , 176.
-4 c<7- Trumleren, -dän. = Enchelys Ovulum Müller.
A eichen,, 82, 530. im Weine, VII, 82, 521.
AENDERLINGB (ASTASIAEA), Geschichte, Organisa-
tion, 100.
Aend erlin g (Jsfosfo), 101. Taf. VII. Synon. 103.
blutfarbiger, 101. gelber, 102. grüner, 103.
"kleiner, 102.
Aether voll Infusorien, s. Chaos aethereum, Licht, Luft.
Af längeren, dän. = Paramecium.
After, hintere Darmmündnng, gesondert erkannt bei fast
allen Räderthieren (vgl. 410, 413. ) und bei vielen Magen-
thieren: z. B. Börsenthierchen, 326. Busenthierchen, 346.
Doppelglöckchen , 289. Doppelhalsthierchen, 355. Dop-
pelleib, 302. Faltenschwanz, 387. Glocken thierchen, 260.
Haarthierchen , 307. Halsthierchen , 319, 320. Klöppel-
glöckchen , 294. Krallenthierchen , 368. Kugeliischchen,
393. Lippenthierchen , 324. der Monas socialis , 16.
N achen thierchen , 378. Reusen thierchen, 339. Säuien-
glöckchen, 280. Schildthierchen, 343. Schwanenthierchen,
341.. Sonnenthierchen , 303. StelzenglÖckchen , 297.
Thränenthierchen, 310. Vierblatt, 405. Walzenthierchen,
299. Wimperauge, 360. Wimperthierchen , 311. Woll-
thierchen, 314. Zahnwalze, 315. Zapfenthierchen", 333.
Afterpolyp, arlessbeerartiger , Rös. 281. berbersbeer-
förmiger, Rös. 287. birnförmiger, Rös. 282. du teigför-
miger, Rös. 283. geselliger keulenförmiger ^Rös. 397,
404. kleiner becherförmiger, Hös. 270. kleiner geselliger
becherförmiger, RÖs. 278. mispelförmiger, Rös. 282.
mit dem Deckel, Rös. 287. der gezüngelten Naide,
Müll. 283.
Agardhi (Schizonema) , 238.
Agomphia ( Rotatoria) , 386.
Aig utile (Euglene) , 112. (Navicule), 176.
Ahinete, 240. Taf. XX. Synon. 242. bossue, 241. de
Lyngbye, 241. moustache, 242.
Alberetti animali 1 spezie, Col. 278. a fiocco, Col.
281. a mazzetto, Col. 281.
Alcyonellae stagnorum pullus, Rasp. 131.
Alene (Distemme) , 450.
Algenartige Infusorien, 238.
Algen (Bygrocrocis) überziehen die Futterale, die Eier
und den Körper mancher Infusorien, 408, 415, 416, 508.
Alkalien, Einfluss der Alkalien auf Infusorien, 524.
Allotreta, «, «».
A m a nde, (Boursaire) , 330.
Am a sperma Rafusesque (1814) = Gallionella?
Amblyophide, 101, 103. Taf. VII. verte, 104.
Amblyophis, 101, 103. Taf. VII. viridis, 104.
Amiba Anser Bory, vide Amphileptus Anser, 355. cydonia
Bory, vide Colpoda Cucullus, 347. Cygnus Bory, vide
Amphileptus Anser, 355. Gleichenii Bory, 322. Joblotii
Bory, 321. Olor Bory, vide Trachelocerca Ohr, 342.
Raphanella Bory, 116. Solea Bory, 321.
Amoeba, 126. Taf. VIII. Synon. 128. diffluens, 127.
princeps, 126. radiosa, 128. verrucosa, 126.
AMOEBAEA, 125.
Amoebe, 126. Taf. VIII. Synon. 128. Chef, 126. rah-
men se, 127. rayonnante, 128. verruqueuse, 126.
AMOEBEES, 125.
Amphilepte, 354. Taf. XXXVII, XXXVIII. Synon. 357.
Bandelette, 356. a long cou, 357. monilifere,
356. Oie, 355. ä papilles, 357. h perles, 355.
Pintade, 357. vert, 356.
Amphileptus, 354. Taf. XXXVII , XXXVIII. Synon. 357.
Anser, 355. Fasciola, 356 longic'ollis, 357.
m a rg a r itifer, 355. ß. margaritifer, viel. Amphileptus mar-
gar Ulf er, 355. Meleagris , 357. monilig em ^ 356.
papillosus, 358. viridis, 356.
Amphisbaena (Navicula), 178.
A m phisbene (Navicule) , 178.
Amphora (Navicula), 188.
Amphore yNavicule) > 188.
Amymone, 465, 511. s. Nauplius und Cyclops*
Anas (Trachelius) , 320.
Anastatiq# (Epistylis), 278, 281, 287, 289.
Anaticula (Trachelius) 322.
Anaxis (155) Subgenus Micrasteriae.
Ande-Mad-h aleren, dänisch = Cercaria Lemma.
An de- Spilleren, dän. = Trachelius Anas.
Androgynismus, s. Selbstbefruchtung.
Anentera, pag. ##, ««.
Aneinanderreihen der Inf. zu Pflanzen, XÖ9, 121.
s. Verwandlung.
Angnille du vinaigre de la colle, 82, 492. du hie , 492.
Anguillula, 82, 331, 353, 492. vergl. 79.
Anguillula intestinalis, 354.
Anhaltia, 119.
An hang lose (Abtheilung der Magen thierchen), 3£^ , 1 .
Anhing a, 342.
Animal a frutto di Rosaio Cort. 274. like an ear-wig
Harr. 443. shaped Wie a Flunder, v. Stylonychia
pusttilaia , 371.
Animalcula, v. Stylonychia Mytilus^ 370- Bak.
408. 430. Unis rotulis Leeuw. 484. in Dunghffl-water,
336. Kammacher, 295. marina lucentia Bast. 437.
nova Kammacher , 472. odly made , 347. paMypis ana-
loga Wrisb. 485. a roue de Leeuw. 485. shape of an
Emmets Egg. Baker, vid. Colpoda CucuIIms* 347.
7 — 8 sorts in Rainwater with Oats King. vid. O&lpoda
Cucullus , 347. in stercore Ranarum Leeüw. I£27, 328.
with ivheels Leeuw. 485. with case or slieath- Leeuw.
405. with four Wlieels in a sheath or case Bak«. 405.
Animale a beccuccio Spall. 336.
Animalcules Bak. 274. first size Leeuw. 274- &n lody
of Polypes Leeuw. 266. on body of Polypes Leeow. vid.
Kerona Polyporum, 368. des Polypes Trembi. 266,
368. in Pepper Water first sort Bak. 350. tuith wheeC-
work Bak. 485. ■■„
Animalculum hospitans in theca Leeuw. 405. piseiforme
Wrisb. vid. Paramecium Aurelia, 350. rotat&rium Pur-
kinje et Val. 429.
Animaletti comiferi Cort. 444. in contatto Bjecc. v.
Stylonychia pustulata, 372. a tanagliette Corti
sind unklar.
Animali acquajuoli con due antennette Spali.. 44S- albe-
retti Spall. 278. alberetti altera spezie Colomb. 289.
a bulbo Spall. 274. ä campanelle Spall. 270. elittici
massimi a due stelluzze Spall. vid. Paramecium
Aurelia 350. ovipari Spall. 335, 336.
Animali a in pepper ivater, vid. Paramecium ^ALwrelia,
350. sicca in vi tarn restituta Haller , 485.
Animals, Utile, longer than an oval Leeuw. vid. Para-
mecium Aurelia, 350. oval, in Pepper-water X«eeuw.
vid. Colpoda Cucullus , 347.
Animalnccio a corona Corti, 512. More Coüiri, 53.
Animaluzzi rotiferi Corti, 485. sferici dal £*rotf- Gine-
vrino (Saussure) Spall. 308.
Animaluzzo a cono Corti, 413. motte, ital. Corti, 389.
Anodontac (Leucophrys) , 313.
Anopisthia (Vorticellina et Ophrydina) p. 3k3£, *£:&#.
Anourella Luth. Bory, 504. Lyra Bory, 500-
Anser (Amphileptus) > 355.
Anthophysis dichotoma Bory, 285. Mülleri Bojsly, 285.
solit aria Bory, 284.
Antonnoir Jobl. 274.
Annraea, 503. Taf. LXII. Synon. 509. aculeaita 508.
acuminata, 506. bi remis, 505. curvic&mis,
505. falculat a, 505. foliacea,b01. i-nermis ,
506. octoceros Khr. 164. Palea, 511. qmadri-
dentata, 504. serrulata, 508. Testud**? 507.
valga, 508.
Anuree, 503. Taf. LXH. Synon. 509. aiguiz, 506.
sans armes, 506. boiteuse, 508. a quatve cor-
neSy 504. courbee, 505. Ecaille, 504. Famcille,
505. foliacee, 507. Pelle, 507. Porte— &erre9
508. Rameur, 505. rayee, 506. Tortue 9 507.
Aplotella, Kützing =s Naviculae lineares.
Aptogonum, nov. Gen, 382.
Araignee aquatique grosse Jobl. vid. Styl&mtychia
pustulata, 372. aquatique petite Jobl. 278.
Arbrisseau (Nawieme), 235. (Zoothamne), 280^
Arbuscula (Naimema), 235. (Zoothamniuni) , 2SIÄ.
.irc (Eunotie) , 191. (AfawcMfe), 182.
4.rcella, 132. Taf. IX. Synon. 134. acule<tt**, 133.
c2entatn9 134. hyalina, 134. vulgaris , !3£l.
JrceZZe, 132. Taf. IX. Synon. 134. dcnteey 1^1- <?>i-
wewsß, 133. hyaline, 134. vulgaire, 133+
ARCELUNA, 129. Svnon. 135.
ARCELLINES, 129. Synon. 135.
Archimedea = Diatoma Biet, class. 1822.
.4rcf£sc<m tardigradum 493. s. Macrobiotus.
Arcus (Eunotia), 191. (Navicula), IS2.
Aristella minuta Kütz. 123.
Arthonema, 103.
Arthrodesme, 149. Taf. X. Synon. 153. alternant,
151. embrassant, 152. oetocome, 152. peigne,
151. quadricande, 150. tronque, 152.
^tr<7jro(Jcs?n?is, 149. Taf. X. Synon. 153. acutus,
151. convergens , 152. octocornis, 152. pecti-
7iatus, 151. quadricaudatus . 150. truncatus,
152.
Arthrodiees , 137.
Ascaris minutissima Göze = Anguillula fluviatilis.
ASTASIAEA, 100.
ASTASIÄEN: (Aenderlinge) über die rothen und grünen
Färbungen der Gewässer, und über meteorische Infuso-
rien, 118.
Astasia, 101. Taf. VII. Synon. 103. euchlora Ehr. 114.
flavicans, 102. haematodes, 101. pusilla, 102.
viridis, 103.
.4strtsit>, 101. Taf. VII. Synon. 103. jaunätre, 102.
naine, 102. sanglante, 101. werte, 103.
ASTASIEES, 100.
Aspidisca, 344. Taf. XXXIX. denticulata , 344.
Lynceus, 344.
ASPIDISCINA, 343.
ASPIDISCINES , 343.
Aspidisque, 344. Taf. XXXIX. dcnticttZe'c , 344.
Lyncee, 344.
Athmen der Magenthiere, 274,348. der Räderthiere, 286.
A t h in ungs organe, s. Kiemen, Zitterorgane.
Atmosphäre; Infusorien in derselben, V, VIII, IX. 122.
Atmosphärische Luft im Verhältniss zu den Infus.
524. 530.
Jtome (Uvelle), 21.
Atome, VI. s. Urstoffe.
Atomenmonade (Uvella atomus) , 21.
Atomenstäbchen 1831 == Fi&Wo tremulans, 79.
ifoms living, VII.
Atomus (Uvella), 21.
Aufgüsse, geschichtliche Uebersicht, 520. erdichtete, VITI.
A u f b e w a h r u n g s m e t h o d e der getrockneten Infusorien,
XVII. 286. der Meteor -Organismen, 119.
Augen, Uebersicht der Kenntnisse von den Augen der
Räderthiere und Magenthierchen , 491. Missbildungen
der Augen, 487,489. Verkümmerung der Augen bei Ent-
wicklung der Räderorgane, 404. Beobachtet sind sie bei den
Gattungen : Augenkranzthierchen, 257. Augenkreisel, 391.
Augenkugel, 63. Augenmonade, 26. Augenschüppchen,
4S0. Augenthierchen, 105. Blumenrädchen, 408. Bor-
stenauge, 252. Borstenkopf, 437. Brillenratte , 448.
Diademthierchen, 478. Doppelpunkt, 116. Doppelstern,
449. Dreiauge, 451. Dreibart, 446. Dreizack, 496.
Fadenschwanz, 422* Flaschenmonade, 45. Flohfreund,
115. Fliigelrädchen, 517. Gabeliischchen , 420. Gabel-
zange, 497. Glockeniischchen , 396. GriiFeliischchen,
440. Griifeifnss, 474. Hüllenthierchen, 64. Hülsenfisch-
chen, 392. Hufeisenthierchen, 403. Kranzthierchen , 250.
Kronenrädchen, 401. Kugeliischchen, 394. Kugelthiere,
68. Mantelüschchen , 461. Nackenauge, 425. Nacken-
rädchen, 499. Panzerauge, 46. Peitschenschwanz, 460.
Pokalthierchen , 472. Ruderthierchen , 66. Räderthiere,
386. Reihenauge, 451. Rüsselmonaden, 48. Rüssel-
rädchen , 485. Salpenlischchen, 469. Sonnenschirmthier-
chen, 394,396. der grünen Spindelmonade, 17. Springer,
439. Stachelfuss, 459. Stielauge, 453. Stirnange, 477.
Strahlenauge, 62. traubenartige Strahlenkugel, 61;
Stumpfauge, 104. Stutzrädchen, 504. Vielauge, 455. \
Vierblatt, 405. Wappenthierchen , 510 Wimperauge, \
360. Wimperiischchen, 387. Wirbel-Moosthierchen, 124. ■
Zangenfuss, 475. Zweiauge, 442. Scheinbare A. 70, 91.
Augenkranzthierchen ( Glenodinium) , 257. Taf. XXII.
gelbes, 257. getäfeltes, 257. stachliges, 258.
Augenkreisel (Glenophora), 391. Taf. XXXXIII.
Augenkugel (Eudorina), 62. Taf. III. schön grüne,
63.
Augenmonade (Microglena) , 25. Taf. I. gelbliche,
26. grünliche, 26.
Augenschüppchen (Squamella) , 479. Taf. 59. cry-
stallenes , 480. längliches, 480.
Augenthierchen (Euglena)} 104. Taf. VII. Synon. 113.
birnförmiges, 110. blutfarbiges, 105. drei-
seitiges, 112. farbloses, 107. geschnäbeltes,
113. gewundenes, 110. grünes, 107. lang-
schwänziges, 111. nadeiförmiges, 112. schol-
lenartiges, 111. träges, 107.
Aune (Synedre), 211.
Aurelia (Paramecium), 350.
Austern, kleine, s. Chilodon Cncullulus , 337, und
Colpoda Cucullus, 347. grüne, 176.
Auster thierchen, grünes, Navic. gracilis, 176.
Aveugle Jobl. 274.
Baad-Spilleren, dän. = Trichoda hinter, Müller.
Baal-Sebub (Beizebub), VII.
134
534
Baccello di fagivolo , 93.
ßacillaire,19o. Taf. XV. Synon. 200. allongee, 198.
de Cleopatra, 199» cuneiforme, 198. aflocons,
199. jirtrnrfoa?nZc,192. Peignc, 198. cZc Ptolemee,
200. « serie, 200. Tablette, 199. vulgaire, 197.
BAC1LLARIA, Familie, 136 '(195,200, 3S1, 382). Structur,
242, 520.
Bacillaria, Genus, 195. Taf. XV. Synon. 200. fa'/wn-
ctato Ehr. 205. C^ta?« H. (?* E. 224. Cleopatrac,
199. communis Bory , 211. rrrtssrt Bory, 203. cw-
ncata, 198,381. diöphthalma , 205. elongata,
198,381. floccnlosa, 199. /»fa« Nitzsch, 176, 177,
182. fusiformis H. et Khr. 181. Hystrix Bory, 212. Lwmla
Schrk. 90 Lyngbyi Bory, 204, 211. Mülleri Bory, Türp.
197. multipunciata Ehr. 204. multistriata Hmp. e* Ehr.
93. paZt'rt Nitzsch 176, 197, 204. paradoxa, 196»
paradoxa Bory, Ehr. 197. Paxillum Bory, 211.
pectinalis, 198, 381. pectinalis Nitzsch, 199, 204.
phoenicenteron Nitzsch, 175, 176, 177, 182, 224. var.
Nitzsch, 188. Ptolemaei, 200. seriata, 200. «V/mmw-
<fe« Nitzsch, 182.- tabcllaris, 199, 381. «7/««
Leibl., Nitzsch, 204, 211. viridis Nitzsch, 182.
vitrea Bory, 211. vulgaris, 197, 381.
Bacillarien, 136, 242. zweiter Nächtrag, 520. sterben
nach einmaligem Eierlegen, 139.
BACILLARIES , 136, 195, 200, 381, 382, 520.
Bacillus (Vibrio i, 81.
Bactere, 75. Taf. V. Synon. 77. Enchelide, 76.
Point, 76. trilocnlaire, 75.
Bacterium, 75. Taf. V. Synon. 77. ariiculatum Ehr.
.76, 77. cylindricum, 15. deses Ehr. 16. Enchelys,
176. fnscüm Ehr. 42. Punctum, 76. simplex Hmpr.,
Ehr. 17 Tenno Ehr. 79. tremulans Ehr. 79. iri-
loculare, 75.
Bactrella = Vibrio, s. 529.
Bänder (Sehnen) bei Infusorien, 518.
Bai; er i (Brachionus) , 514.
Balierina dipteriphora Bory, 409.
Bakersches Räderthier Göze. 485.
Bandelette (Amphilepte), 356.
Bangia micans Lyisgb. 236. rutilans, Lyngb. 235.
Barbe (Triarihre) , 447.
Barbula muralis Kütz. 108.
Baregine, 122.
Battant, 294. Taf. XXX. aigu, 294. locataire, 294.
Bauch mündige Magen thiere-, «, ««-#.
Bauchspeicheldrüsen, s. Pancreatis che Drüsen.
Baum Eichh. 278, 289.
Baumthierchen 1831 == Echinella.
Bec (Loxode), 324. de Corbin Joblot, 87 = Stylony-
chiae pustulatne pars.
Bechel Ok. 472.
Becherthierchen 1831 ■== Carchesium,
Beelzebub, VII.
Beeren kugel (Pandorina) , 53. Taf. II. Synon. 55.
farblose, 54. grüne, 53.
Befruchtung der Infusorien, 382, 385.
Begattung der Infusorien irrig, 337, 382.
Beger-Snnrreren , dän. = Vorticella truncatella»
Behaarte (Abtheilung der Magenthierchen) , *#.
Bell er Joblot = Cyclops quadricomis.
Bell-animals Bak. 270, 274.
Bell -lilt e animalcula Leeuw. 278, 281, 295.
Bell-like animals, 274.
Bell-Polypus Varl. 278.
Berbers polyp Rösel, 286, 287.
B er gm eh l von Infusorien, 243. künstliches Bergmehl
ans lebenden Infusorien, 244. italisches aus Santaftora,
243. schwedisches, 243. finnländisches, 243. lünebur-
gisches, XII. spanisches, VII. von Isle de Bourbon, XII.
dessauisches > XIII.
Berg werksinfusorien, Cliilodon Cucidlulus, 337. 529.
Kolpoda Cucnllns , 12.
Berkeley a fragilis Grev. 236.
Beutelfisch dien (Notommata saccigera) , 434.
Bewegung ohne Bewegungsorgane behauptet, 69, 70,
519. vergl. Gyges, 51. wie Raketen, 69. rhythmische
Beweg, der Infus, s. Geschwindigkeit.
Bewegungs organe (s. die einzelnen Familien und
Gattungen), 5, 363. grosse Zahl derselben bei Parame-
cium Aurelia, 351. Form und Stellung derselben be-
dingen die Art der Bewegung, 4. s. Wimpern, Borsten,
Griffel, Haken, Rüssel u. s. w*
Biddulphia Gray, 154, 243.
Bierhefe, 121. s. Hefe.
Binatella, 381.
Bindenthierchen (Amphileptus Fasciola), 356.
Biosphaeren Mayer, 36.
Biphore (Syncyclie) , 233.
Birnpolypen Eichh. 281.
Blaa- Runderen, dän. Cyclid. Glaucoma.
Bläschen im Innern der polygastrischen Infusorien sind
ihre Magen, nicht ihre Eier, 361.
Bl ä sc henk rank heit der Eier v. Hydatina senta, 415.
des Thieres selbst, 416, 417. Taf. XXXXVII. f. 2, 21.
B I ä 1 1 e r - T r i p e l ( Tri pel , Silbertripel) , s. Polirschiefer.
Blatt-Spurrel Ok. 431.
Blaues Gewässer, 122.
Blinddärme sind beobachtet bei den Gattungen : Nacken-
auge, 424. Nackenrädchen, 499. Sonnenschirmthierchen,
394, 396.
Blindwirbier (Typhlina), 483. Taf. LX. grüner, 484.
Blomster-Snurreren, dän. = Lacinularia.
Blühen des Wassers, 121. (s. blutiges, grünes, rothes
Wasser.)
BLÜMENFISCHCHEN (FLOSCULARIÄ) , 398.
Blumenpolyp Schaff., Eichh. 405.
Blnmenrädchen {Floscularia) , 407. Taf. XXXXVI.
Rüsselrädchen, 408. Schmu ckrädchen, 408.
Blut artige Färbung der Gewässer, VII. 15, 102,
118, 119. periodisches Verschwinden und Wiederkehren,
120, 122, 316. Fischsterben dabei, 119.
Blutige Färbung des Nilwassers zu Mosis Zeit, 105.
vergl. 106.
Blut um lauf bei Infus., früher irrig behauptet, jetzt
wahrscheinlich ; s. Respirationsorgane.
Blutkiig eichen sind keine Infusorien, 36, 37. der
Infus. 416.
Boble-Runderen, dän. = Cyclidium Bulla.
Bodo, 31. Taf. II. Synon. 35. didymns, 33. graji-
dis, 34. intestinalis, 34. Ranarum , 34.
saltans,33. socialis, 32. viridis, 35. vorti-
cellaris, 32.
Bodo (Uvella), 23.
Boeckii (Cocconema), 224.
Böige- Straeckeren, dän. = Müll. 84.
B'örsenthierchen (Bursaria), 325. Taf. XXXIV. XXXV.
Synon. 331. abgestutztes, 326. b las sgelbes , 330.
Darmbörsen thi er dien, 327. F rose h bor sen-
thierchen, Frühlingsbö rsenthierchen , 329.
gefrässiges,327. glockenähnli dies, 326. herz-
förmiges , 328. mandelartiges, 330. pomeran-
zenfarbenes, 330. puppenartiges, 329. weis-
ses, 329. Wurmbörsenthierchen, 327. ziegel-
rothes, 328. no
Bogen -Spin delthierchen (Closterium Dianae) , 92.
B ogens chi ff dien (Naviciüa Arcus), 182.
B o h n e n t h i e r c h e n Gleich., s. Paramec. compressum, 3o3.
Bombe- Spilleren, dän. = Trichoda Bomba.
Borsten als Bewegungsorgane , 363. beobachtet bei den
Gattungen: Börsenfischchen , 389. Dreibart, 446. Ge-
denkthierchen , 377. Hechelthierchen, 363, 364. Horn-
thierchen , 367. Klettenthierchen , 251. Krallenthierchen,
368. Kugeliischchen, 393. Manteliischchen, 461. Nachen-
thierchen, 378. Nackenauge, 424. Strahlenfuss , 305.
Strahlenscheibe, 305. Waifenthierchen, 370.
Borstenauge (Chaetoglena), 252. Taf, XXII. wälzen-
des, 252.
Borstenfüsse (Schildthierchen) , 343.
Borsten köpf (Synchaeta) , 436. Taf. LIII. Synon. 439.
baltischer, 437. gestreckter, 438. kammtra-
gender, 437. kreisender , 438.
Borsten monade (Chaetomonas), 248. Taf. XXII. ein-
geschnürte, 249. kuglige, 249.
Borstenzange (Distemma setigerum) , 450.
Borstiges Thierchen mit 2 Stacheln Eichh. 390.
Bory n na ( Micrasterias) , 157.
Botrytide (Epistylide) , 284.
Botrytis (Epistylis) , 284. (Euastrum) , 163.
Botrytis-Säulenglöckchen, 284.
Bouclier (Coccoiieide) , 194. (Pterodine), 518.
Boudin (Enchelide) , 300.
Bouffon, franc. Jobl. 332.
Bouqnetier {Brachion), 512.
Boursaire, 325. Taf. XXXIV. XXXV. Synon. 331.
Amande, 330. Coeur, 328. Entozoe, 327. des
Grenouilles, 330. jaunätre, 330. intestinale,
327. Leucas, 329. orange, 330. Poupce, 329. du
printemps, 329. rouge, 328. ironcatelle, 326.
vöracc, 327. Voriicelle, 326.
Bourse Joblot = Vortic. ConvalU
Bouteille (Vorticella) Jobl. 274. (Spirostomnm) Jobl. 332.
Bouteiilen Götze, s. Bursaria nucleus, 330.
Brachion, 509. Taf. L. LXlIl. LXIV. Synon. 515.
de Baker, 514. Bouquetier, 512. a epines courtes,
513. epineux, 514. Grenade, 511. Grenade
double, 511. militaire, 515. de Müller, 513.
rougeätre , 513.
Brachion (Notommate), 433.
BRACHION AEA, 501.
BRACHIONES, 501.
Brachions de Dntrovhet Savi&n. 405.
Brachionus, 509. Taf. L. LXIII. LXIV. Synon. 515.
acinosus Pall. 281. amphiceros, 511. Anastatica
Pall, 278, 289. Backen Schrk. 514. Bakeri Müll.
514. berberiformis Pall. 287. bicaudaius Schrk. 445.
bicornis, 511. bicornis Schrk. 514. Bractea Müll.,
Schrk. 480. brevispinus , 513. calyeiflorus Pall.
511. campanulatus Pall. 270 , 274. capsidißorus , 511.
a. Pall. 512, 513. capsuliflorus ß. Pall. 514. cauda
tricuspidi Hill. 485. cirratus Müll. 479. clypeatus
Müll., Lam. 518. crataegarius Pall. 281. cylindricus
Schrk. 422. digitalis Pall. 283. hyacinthinus Pall.
408. lamellaris Müll., Lam. 478. longispinus Schrk. 515.
militaris,blb. mucronatus Müll. Lam. 469. Mülleri,
513. multieeps Schrk. 425. neglecHs Bory, 512. n.
sp. Müll. 507, 508, 514. octodentatus Bory, 514.
operculatus Pall. 287. ovalis Müll., Lam. 457, 458.
Pala, 511. passns Müll. 447. Patella Müll., Lam.,
Schrk. 458. Patina Müll. etc. 517. pilosus Schrk. 390.
polyacanthus, 514. polyacanthus Ehr. 515. primus
Hill; 405. Proteus Pall.' 342. pyriformis Pall. 282.
quadratus Müll. 508. quadricomis Schrk. 514. qua-
dridentatns Herrm. 514. ramosissinms Pall. 278. Rat-
tus Schrk. 423. rotalorius Pall. 430, 485. rubens,
513. socialis Pall. 397, 404. Squamula Lam., Müll.
504. stentoreus Pall. 262. var. caerulea, 263. var.
viridis, 263. striatus Müll., Lam. 506. tertius Hill,
511, 512. tubifex Pall. 405. tuberosus Pall. 241.
meinatus Müll. 475. nrceolaris, 512. urceolaris
Müll. 513. utricularis Bory, 512.
Brachionus (Notommata), 433.
Brachiurns I quartus Hill, 514. quintus Hill, 514.
Brachurus ] tertius, cauda fimbriata, Hill, 472.
Brachyurus primus et quintus Hill, 113.
Bractea (Squamella) , 480.
Bröad-Hvirvleren, dän. = Salpina mucron.
Brand des Getreides für Infusorien gehalten, 492,522 sq.
Brandige Wunden, Infusorien in ihnen, 36, 331.
Braunes Gewässer, 122.
Braut monade (Glenomorum) , 27. vergl. die grüne
Spindelmonade, 17.
Briareus, 126.
Brikke-Spilleren, dän. = Trichoda Orbis.
Brillenratte (Rattulus) , 448. Taf. LVI. Synon. 449.
Br od korb Eich. 508.
Brombeermonade, farblose (Uvella Chamaemo-
rüm) j 211.
Browns Moleküle, 6.
B r n c h s t ab c h e n (Fragilaria) , 202. Taf. XV. Synon.
206. breites, 204. Dop pelpnnkt-, 205. gemei-
nes, 204. kammartiges, 206. leiterförmiges,
205. punktirtes, 204. schmales, 205. zwei-
äugiges, 205.
Brustschild des jüdischen Hohenpriesters, 56.
Bryozo e n , 136 , 384.
Bryst- Hiörneren Müll. 56.
Bnckelfischchen (Cyphonautes) , 395. Taf. XXXXIV.
dreieckiges, 395.
BÜCHSENTHIERCHEN (COLEPINA) , 316.
Büchsen thierchen (Coleps) , 317. Taf. XXXIII.
XXXV. XXXVI. gekrümmtes, 318. gekröntes,
318. grünes, 318. haariges , 317. langes, 318.
Büchschen, beobachtet bei den Gattungen: Beerenkngd,
53. Gyges -Ring, 51. Hüllenthierchen, 64. Hülsen-
iischchen, 392. Panzer- Glockentliierchen, 291. Pan-
zermonaden, 40. Spindelthierchen , 89. Stachelmonaden,
44. Wirbel -Moosthierchen, 124.
Buffon's physiologisches System durch unrichtige Beobach-
tung der Saprolegnia und der Entozoen des Calmar
gereift, 37, 466.
Bugteren, dän. ===== Colpoda.
Biirstel Ok. 440. m VVVVttt
Bürstenfischchen (Chaetonotus) , 389. Taf. XXXXIII.
Synon. 390. grosses, 3S9. kurzes, 390. Mo ven-
Fischchen, 390.
Büket- Snurr er en, dän. = Vorticella fasciculata.
Bursaria, 325. Taf. XXXIV. XXXV. Synon. 331.
ambigua Ehr. 333. aurantiaca, 330. bullina Schrk.
335. Calceolus Bory, 350. Chrysalis Ehr. 325. Chry-
salis Bory, Ehr. 352. cordiformis , 328. Cuculio
et hirudinoides Bory, 348. Cuculus Bory, 337, 347.
Entozoon, 327, 328. flava, 330. hirundinella. Müll.
255. intestinalis, 327. mtestiiwlis Ehr. 330. late-
ritia, 328. Leucas, 329. Nucleus, 330. Ovulum
Hempr. et Ehr. 245. Pupa, 329. Ranarum, 330.
rostellata Abildg. 323. spirigera Ehr. 332. trnnca-
tella, 326. vernalis, 329. voran, 327. Vorti-
cella, 326.
Bur saria ( Loxodes) , 324.
Bursella olivacea Türp. 148, 243.
Busen monade (Monas Kolpoda), 12.
BUSENTHIERCHEN (COLPODEA) , 345. (Buchten-
thierchen.)
Busenthierchen (Colpoda), 346. Taf. XXXIX. Synon.
348. elliptisches, 348. kappenartiges, 347.
nierenförmiges, 348.
Byssus Flos aquae 121, 137, 177. — aquatica 37.
Cadmus dissiliens Bory, 108.
Callidina, 482. Taf. LX. ele gans, 482.
Callidine, 482. Taf. LX. elegante, 482.
Calcotrix ramulosa Desv. 239, 243.
Ca meel- Spilleren, dän. = Trichoda Camelus.
Campanella Goldf. 278, 281. berberina Goldf. 287.*
digitalis Goldf. 283. umbellana Goldf. 282.
Camp an eile h piede semplice prima spez. 272. 2— 4 spez.
Colombo, 270.
Campannla ( Vorticella) > 272.
Canin- Spilleren, dän. = Trichoda Cunic.
Capuce (Kolpode) , 347.
Capuchon ( Chilodon) , 336.
Carchese, 277. Taf. XXVI. Synon. 279. Polype,
278.
Carchesium, 277. Taf. XXVI. Synon. 279.. fascicu-
latum Ehr. 272, 273. nehdiferum Ehr. 270. piclum
Ehr. 275. polypinum, 278. pygmaeum^ 291.
Carmin-Fütterung, 2, 8, 351.
C arm in färbe aus Infusorien, 106.
Carotte Jobl. 332.
Carus -Schiffchen (Navicula), 179.
Casque (Epistylide) , 280.
Cassette (Cocconeme) , 224.
Catena (Tessella) , 202.
Cephalodella catellina Bory , 444. Lupus Bory , 454.
Ceraminm verrueosum Roth, 227.
Ceratidium, 367. Taf. XXXXI. euneatum, 367.
Ceratium tetraceros Schrk. 255. macroceros Schrk.
255, 525. Tripos Nitzsch, 255.
Ceratophylli (Limnias) , 402.
Cercaria Mich. 44, 256. catellina Müll. 444. foreipata
Müll. 443. gibba Müll. 34. gyrinus Müll. 34. hirta
Müll. 317. inquieta Müll. 35 , 118. Lemna Müll.
35 , 118. Lima Müll. 462. lunaris Lam. 448. Lupus
Müll. 454. n. sp. Müll. 408, 507. Pleuronectes Müll.,
Schrk. 111. Podura Müll. 388. Tripos Müll., Mich.
255. Turbo Müll. 268. vermicularis Müll. 443. viri-
dis Müll., Ström. 105. viridis Müll., Web., Schrk.,
Bory, 108. vollständige Synonymie, 464.
Cercariea Bory, 35.
Chabot Jobl. 274.
Chaetoglena, 252. Taf. XXII. volvocina, 2fc.
Chaetomonas, 248. Taf. XXII. constrieta, 249.
globulus , 249.
Chaetonotus, 389. Taf. XXXXIII. Synon. 390. bre-
vis , 390. Larus, 390. maximus, 389.
Chaelotyphla, 250. Taf.XXII. armatay2bl. asperä,
251. Pyritae, 251, 252. (pyrphora), 243.
Chaine (Tesselle) , 202.
Chamaemo r u m ( Uvelle) , 21 .
Chaos Gleich. 22, 32, 36. Göze, 36. Link. 36, 72.
aetherei nimbi 1767. IX. 36. aquatile Bltoenb. 36. ^ bi-
tuminosa Bory = Lepmria? — Febrium exaeerbantium,
IX. 36. febrium exanthematicarum , 36. Fermenti putredi-
nisque, 36. F&ngorum Linn. 1767. 522. infusorium Liwisr.
1767. 36. Schrk. 177. intestinalis cordiformis Bloch,
328, 330. organicum Oken, 36. primordialis Bory
== Palmella botryoides? Euglenay36. Pro-
teus Link. 127. redivivum Link. 1767. = Anguillula,
526. sanquinarius Bory = Palmella. — spermaticum
Lints.1767. = Spermatozoon. — Syphilidis, 36. Ustilago
Linn. 36, 522. ■ : _ '
Charon, grosser (Himmtophorus tharon), d76. kleiner
(Euplotes Charon), 378. _
Charon (Euplotes), 378. (Himmtophorus), 376.
Chatte (Notommate), 431.
Chaussette Jobl. 332. #
Chausson Jobl. vid. Paramecium Aurclia, 350.
Chef (Monade a ljueue) , 34.
535
Chenille aquntique Jobl. 485. doree Jobl. 332. doree,
couro7inee et masquee Jobl. (109) ist eine wahre Schmet-
terlings-Puppe gewesen. — (Spirostome) , 332.
Chetoglöne, 252. Taf. XXII. Volvoce, 252.
Chetomonade, 248. Taf. XXII. etranglee, 249.
Globule, 249:
Chetonote, 389. Taf. XXXXIII. Synon. 390. court,
390. Goeland, 390. grand, 3S9.
Chetotyphle, 250. Taf. XXII. «pre, 251. rtrwice,
251. du Pyromaque, 251, 252.
Chilodon, 336. Taf. XXXVI. «wrews, 338. Cucullu-
lus, 336. omatus , 338. uncinatus , 337.
Chilodon, 336. Taf. XXXVI. Capuchon, 336. crochxi,
337. dore, 338. or«e, 338.
Chilomonade,30. Taf. II. Destructeur, 31. Prisme,
30. ronlante, 30.
Chilomonas , 30. Taf. ll. destrwens, 31. Para-
mccium •, 30. Volvox, 30.
C h i n e s e n m ii t z e ( Euplotes turritus) , 380 .
Chlamidodon, 376. Taf. XXXXII. Mnemosyne, 377.
Chlamidomonade , 64. Taf. III.
Chlamidomonas , 64. Taf. III. PtfZut scultts, 64.
Chlorogone , 113. Taf. VII. euchlore, 114. '
Chlorogonium, 101, 113. Taf. VII. euchlorum ,
114.
Cholerazeit zeigt keine besondern Infus, im Wasser,
XVI.
Chrysalide (Paramece) , 352.
Chrysalis {Paramecium) , 352.
Chylosphären Czerm. 37.
Chyln skiig eichen sind keine Infusorien, 37.
Cicade (Oxytrique), 366.
Ctitß (Wimpern), 363.
Cimex (Euplotes), 380.
Cistnla (Cocconema) , 224.
Cithara, 324. (Loa?ofc) , 324.
Citron-Snurreren, dän. Vorticella citrina.
Clavus (Microcodon), 396.
Cleopatrae (B aciliar ia) , 199.
Clochette ( Vorticelle) ,272.
Clostere, 90. Taf. V. Corne, 94. Cylindre, 95.
de Diane, 92. Doigt, 94. epais, 95. gröle, 94.
inegal, 98. Lunule, 90. margaritifere, 95.
monilifere, 91. Poincon, 93. raye, 96. rostre,
97. setace, 97. Sotiie««, 93. striole, 96.
CLOSTERIEES, 87.
CLOSTERINA, 87.
Clo sterings Polypes Bak. 241, 278, 287, 289.
Closterium, 90. Taf. V. Synon. 98. vergl. 132.
acerosum, 93, 381. acerosum var. Ehr. 91. ßc?j-
minatum Corda, 90. .4cws Nitzsch, 112. attenua-
tum, 94. Cornu, 94. Cylindrus, 95. Dianae,
92, 94, 381. Digitus, 94, 381. inaequale, 98.
lineatum, 96. Lunula, 90, 381. Lunula var. Ehr.
91. Kütz. 91. Morr. 91, 93. Nitzsch, Kütz. 91.
margaritaceum, 95. moniliferum, 91. multi-
striatum Ehr. 93. rostrrttwwi, 97, 381, ruficeps Ehr.
92. setrtcewm, 97. streotrttwm, 96. tarne Kütz.
95. Trabecula, 93, 381. turgidum, 95.
CZom (Microcodon) , 396.
Clustering Polypes Bak. 397«
Clypee (Cocconeide) , 195.
Clypeus ( Coccon'eis) , 195 .
Clytia, 286. Brachionus cernuus.
Coccochloris stagnina Sprgl. 293.
Coccodea viridis 124.
Cocconeide, 193. Taf. XIV. XXI. Bouclier, 194.
Clypee, 195. de Finlande, 194. Gäteau, 194.
onduleuse, 194. Püw, 194.
Coccon'eis, 194. Taf. XIV. XXI. Clypeus, 195.
finnica, 194. Pediculus , 194. Placentula, 194.
Scutellum, 194, undulata, 194.
Cocconema, 223. Taf.XIX. Synon. 226,381. Boechii,
224. Cistula, 224, 381. cymbiforme, 225, 381.
Fusidium, 226. gibbum, 225, 381. lanceolatum,
224. Utriculns Ehr. 123.
Coccorceme, 223. Taf. XIX. Synon. 226. &ossw, 225.
de Boeclt, 224. Cnssette, 224. Fuseau, 226.
lanceole, 224. Nacelle, 225.
Coccudina Chada Bory , 366. Cimex Bory, H. et E.
380. drtwsfl Bory, 378. keronina Bory, 378.
Coelogastrica (Rotatoria) , 386.
Coeur (Bowrsaire) , 328.
Coeur manque auoc Infusoires, 384.
Colace, 14. Taf. VIII. et LIV. Stewtor, 115. veV*-
culeux, 115.
Colacium, 114. Taf. VIII. et LIV. stentorinum, 115.
vesf cwiosttm, 115.
COLEPINA, 316.
COLEPINES, 316.
CoZe7?s, 317. Taf. XXXIII. XXXV. XXXVI. rtmpfcrt-
canthus, 318. elongätus, 318. hirtus, 317.
iwcwrvws, 318. viridis, 318.
Coleps (Holophrya), 315.
Colpoda, 346. Taf. XXXIX. Synon. 348. Cucullio,
348. CuculUlus Schrk. 337. Cucullus, 347. Schrk.
352. platyura H. et E. 322. Pynwi H. et E. 308.
i?e7i, 348. Rostrum Schrk. 324. vermis infusorius vi-
ridissimus Link. 65.
Colpoda (Paramecium), 352.
COLPODEA, 345.
Colpopelta viridis Corda, 163.
Colure, 475. Taf. LIX. abaisse, 436. : er o diu,
475. « doigts longs, 476. pointu, 476.
Colu rella adriatica H. et E. 474. uncinata Bory, 475.
Colurus, 476. Taf. LIX. bicuspidatus , 476. c«w-
datus; 476. deflexus, 476. uncinatus, 475.
Cfo??trws(Mo?i?/m), 475.
Comet-Spilleren, dän. = TricJwda Cometa, 308.
Condylo stoma afrum H. et Ehr. 300, 314. asiaticum
H. et E. 308, 314. cypraea Bory, 314. Lagenula Bory,
314. limacina Bory , 314. Nasamonum H. et E. 307,
314. ouafani H. et E. 307, 314.
Conferva, Ursprung des Namens, 120. armillaris Müll.
227. biddulphiana Smith , 199. bipartita Bory , 108.
dissiliens Dillw. 142. diuergens Roth, 285. fasäata
Dillw. 168. ferax,^!. ftoccidosa Dillw., Hörn. 197.
Roth., Smith, Dillw. 199. PVos ar/w«e, 121. /betfd«
Dillw. 235. globosa Hall. 293. /«Vt« .Müll. 227.
infexa Roth, 168.. lineata Dillw. 167. moniliformis,
Hörn., Müll. 168. Mwcor Roth, 227. mueoroides,
121. multicapsularis var. Dillw. 232. nurnmuloides
Smith, Dillw. 167, 168. obliquata Smith., 209.
ochracea Roth, Schum., Dillw. 169. onc7m?cert Agardh,
168. pectinalis Müll. 198, 206. pennatula (flavescens?)
Vahl. 212, 214. rhomboidales Bory , 199. rividaris
Ingenh. 108. rutilans Trentep., Jürg. 235* stipitata
Smith, 227. wptm Conferva Dillen. 227.
Conferve inedite Gir. Chantr. 90.
Confervenartige Infusorien, 120, 139.
Conferven, keine Infusorien , 99.
Conjugatae, 89, 99. besonderer Bau derselben, 99.
Conochile, 393. Taf. XXXXIII. Fotooce, 393.
Conochilus, 393. Taf. XXXXIII. Fotuo^, 393.
Conops = Anguillula und Mückenlarven.
Uonvallaria ( Vorticella) , 274.
Convallaria viridis Bory , 273.
Convallarina Convallaria Bory, 270. watas Bory,
273. '
Copenhagener-Stelzengloc&chen (Cotliurnia hav
niensis), 298.
Copeus (Notommata) , 434.
Copulation der Spindeithierchen , 89.
Coquille Joblot = Mücken -Puppen.
Co»' Infusoriis nulluni, 384.
Cor allin a omnium minima El l i s , 278.
Corbillon d\m oublieur Jobl. s. Lamellina.
Corculum Linn. = Anguilkda.
Corne (dosiere), 94.
Cornemuse Jobl. 308, 347. argentee dasselbe ohne
Eier, doree dasselbe mit Eiern, s. 351.
Corne t ä bouquin Jobl. 332.
Cornu (Closteiium) , 94.
Coronella fimbriata Goldf. 401.
Coronula (Micrasterias) ,156.
Corpicetti a baccello Corti, 87, 92, 93.
Cosmarium bipes Corda, 163. Cucumis Corda, 163.
deltoides Corda, 163. lagenarium Corda, 162. Petto
Corda, 162. sinuosnm Corda, 162. stellinum Corda,
161. truncatum Corda, 161.
Cotliurnia, 297. Taf. XXIV. XXX. Synon. 298. /i«v-
wiewsts, 298. imberbis, 29f. maritima , .298.
mystacina Ehr. 241.
Cothumie, 297. Taf. XXIV. XXX. Synon. 298. de
Copenhague, 298. maritime , 298. s««s barbe.
297.
Couronne (Micrasterie) ,156.
Craspedarium 1 — 2. Hill, 274. seeundum Hill, 267.
Craterina Bory, 43. margarina Bory, 317. stentorea
Bory, 322. w'n'des Bory, 41, 42.
Creature, smal oval ivitli Utile feet Leeüw. v.Stylony-
chia pustulata, 371.
Cr e'p w s c w t.'e (itf onade) , 6.
Crepusculum (Monas) , 6.
Crevettes Jobl. sind Mückenlarven.
Cristatella vagans (Türp.) 148.
Croix (Navicule ) , 184. de Malte (Euastre) , 161 .
Crucigenia, 159, 243.
Crumena, 465.
Crusto'de Bory, 253.
CVwa? (Navicula), 184.
Crux melitensis (Euastrum) , 161 .
Cryptoglena, 46. Taf! II. «^'s Ehr. 47. caeru-
lescens, 47. conica, 46. pigra, 46, 47.
Cryptoglene, 46. Taf. II. bleuet tre, 47. pares-
seuse, 47. Toupie, 46.
CRYPTOMONADINA, 38.
Cryptomonas, 40. Taf. II. Synon. 43. cur v ata, 40.
cylindrica , 42. eVos«, 41. fusca, 42. glauca,
42. lenticularis, 43. ovata, 41.
Cry stalle als Infusorien beschrieben, 159, 381. im
Körper der Infusorien, 350, 351.
CRYSTALLFISCHCHEN (HYDATINAEA) , 410. Ge-
schichtliche Erläuterung der Familie, Organisationsgehalt,
410. (vergl. bes. Hydaiina senta, 413 ff.) üebersicht der
hierher gehörigen Gattungen, 411.
Crystallfischchen (Hydatina) , 412. Taf. XXXXVII.
Synon. 418. grosses, 413. kleines, 417.
Crystallia pulvinata Sommerf. 216.
Ctenodon,. Subgenus Notommatae , 432.
Cuckows JB<7<; ft&g animalculä, 349.
Cucullio ( Colpoda) , 347.
Cucullulus (CJnlodon), 336.
Cucullus (Chüodon), 336. (Colpoda), 347.
Cucurbite doree, Jobl. 347.
Cuculus Lamarck, s. Colpoda Cucullus.
Cyclide, 245. Taf. XXII. Synon. 247. Glaucome,
245. Ijentille,2±S. Perle, 246. pt«t, 246. *
CYCLIDINA, 244.
CYCLIDINES, 244.
Cyclidium, 245. Taf. XXII. Synon. 247. aduneum
Los, 337. albicans Los. 337. J5wt?« Müll. 335. &wt-
Zrtttwn Los. 337. cumllatum Los. 337. Glaucoma ,
245. inane Hempr. et Ehr. 18. lentiforme, 246.
margaritacenm, 246. Milium Müll 353. Pedicu-
lus Mvll. 266. Pediculus Olf. 368. planum, 246.
radians Herm. 372. saliens Los. 335. seewndum Hill,
245,335,336.
Cycloglena, 453. Taf. LVI. elegans, 454. Lupus,
454.
Cycloglene, 453. Taf. LVI. elegante, 454. Loup,
454.
Cyclops, Auge, 491. Lupula Vauch. 429. quadri-
cornis, 115, 121, 297, 491,, 465; Taf. XXX. Fig. VII.
Taf. VIII. Fig. I. II,
Cyclope Jobl. = Puppe einer Mücke.
Cyclotella operculata Kütz. 165.
Cygne (Trachelocerqae) , 342.
Cylindermonade (Monas cylindrica), 15.
Cyltnder-Spindelthierchen ( Closteriuni Cylindriis);,
Cylindrns (Closterium) , 95.
Cymbella appendiculata Agardh, 231, 381. cymbiformis
Agardh, 224, 381. fwtü» Agardh, 177, 381. www
Agardh, 177. operculata Agardh, 165, 381. p/iöm-
centeron Agardh, 175. Scalprum Agardh, 181. si/7-
moidea Agardh, 182. ventricosa Agardh, 225 , 381.
Cyphide, 135. Taf. IX. dore, 135.
Cyphidium, 135. Taf. IX. aureolnm, 135.
Cyphonaute, 395. Taf. XXXXIV. compimc, 395.
Cyphonautes , 395. Taf. XXXXIV. cbmpres^s,
395.
Cyprinus Gobio mit Saprolegnia besetzt, 37.
Cypris deteeta für Fbtwa? Globator gehalten, 121, 524.
Cypris-Sp.illeren, dän. = TncÄ. Cypm Müll.
Cystophthalmus, 435, 491.
Dämmerungsmonade ( Monas Crepusculum) , 6.
Damm er de von Infusorien, 244.
Daphnia, Auge, 491.
Darmkanal, Formen desselben bei den polygastrischen
Infusorien, 361. Arten, bei denen er am besten zu
beobachten, 362. bei den Räderthieren, 519. Beobach-
tet ist er bei den Gattungen: Augenkreisel, 391.^
Angenschüppchen, 480. Blumenrädchen , 408. Börsen-'
thierchen, 326. Brillenratte, 448. Buckelfischchen, 395.
Busenthierchen , 346. Crystallfischchen, 410, 413.
Diademthierchen , 478. Doppelstern, 449. Dreiauge,
451. Dreibart, 446. Dreizack, 496. Eiträger, 503.
Fadenschwanz, 422. Flügelrädchen, 517. Gabelfisch-
chen, 420. Gabelzange, 497. Glockenthierchen , 270.
Griffelfuss, 474. Kreisauge, 454. Kronenrädchen, 400.
Lippenthierchen, 324. Mantelfischchen , 461. Nacken-
auge, 424. Nackenrädchen, 498. Organenfischchen,
412. Panzer-Glockenthierchen , 292. Peitschenschwanz,
460. Pfriemen zahn , 418. Pokalthierchen , 472. Reihen-
auge, 451. Rüsselrädchen, 485. Salpenfischchen , 469.
SchirmglÖckchen, 287. Schönrädchen, 482. Schwanen-
thierchen, 341. Seitenschnabel, 336. Springer, 439.
Stachelfuss , 459. Stielauge, 453. Stirnauge, 477.
Stutzrädchen, 504. Trompetenthierchen , 262. Viel-
auge, 455. Vierblatt, 405. Waifenthierchen , 370.
Walzenthierchen, 299. Wappenthierchen , 510. Wimper-
fischchen, 387, 388. Wimperthierchen , 311. Zahnwalze,
315. Zangenfuss, 475. Zweiauge, 442.
Darm-BÖ rsenthierchen (Bursaria intestinalis), 327.
Darm-Infusorien der Fliegen, 36, 521. der Frösche,
331. der Hühner, 331, 521. des Menschen, 36, 331. der
Regenwürmer, 331, 522. der Tauben, 36, 521.
Darmmonade (J?odo intestinalis) , 34.
Darmrädert liiere (Coelogastrica), 386.
Dauer- Eier, 415, 508, 511, 512.
Deckelpolyp Rösel, 286, 287.
Dehinia foreipata Morr. 444. vermicularis Morr. 443,
446. geminata Bory, 216.
Dendrella Lyngbyi Bory, 216. Mülleri Bory, 279,
286, 289, 290. olivacea Bory, 219. styllarioides
Bory, 216.
Demokratische Regierungsform der Infusorien, 293.
Dendrosoma radians, 316.
Denticella , 210.
Desmide, 140. Taf. X. Synon. 142. apre, 142. e'/u-
neux , 142. fendu, 141. hexaeeros, 141. orbi-
cnlaire, 141. de Stuart z, 140.
Desmide (O donteile) , 153.
Desmidiacea (Sectio prima Bacillariorum) , 140.
Desmiditim, 140. Taf. X. Synon. 142. acute atum,
142, 381. apicnlosum, 142. bifidnm, 141. cylin-
dricum Grev. 142. didymum Ehr. 141. hexaeeros,
141. orbiculare, 141. Swartzii , 140. tenax
Ag. 142.
Desmidinm (Odontella) , 153.
Desmogomphia (Rotatoria) , 386.
Diadema (Eunotia), 192.
Diademthierchen (Stephanops) , 478. Taf. LIX. dorn-
loses, 479. dreispitziges, 478. zweispitzi-
ges, 479.
Diamant lagert mit Eisenocker und Steinmark (ob also
nicht in Verbindung mit Infusorien?) 171.
Diamant-Linsen für zusammengesetzte Mikroskope die
Aufgabe unserer Zeit.
Dianenthierchen , 92.
Dianenthierchen (Closterium Dianae) , 94.
Diatoma, 200, 243, 381. arcuatum Hörn., Lyngb.
202. biddulphianum Agardh, 154. crystallinum Agardh,
222. danica Bory, 197. elongatum Agardh, Kütz.
198,381. fasciculata Agardh, 212. fasciculatum Agardh,
212. fenestratum Corda, 199. Kütz.. 197. fiahellatum
Jürg. , 221. flocculosum Agardh , 197. Agardh ,
Lyngb., Dec , Kütz. 199, 381. Decand., Agardh,
197. Liber Suhr. 209. Lyngbyi Agardh, 197. Navicula
Corda, 205. obliquatum Lyngb., Agardh, 209. pa-
rasiticum Agardh, 211. pectinalis Agardh, 206., re-
gidum, 230. Decand. 227. scalaris Gratel. 211.
striatulum Agardh, 202. sulphurascens Agardh, Kütz.
198. Swarzii Ag. , Lyng. , Turp. 140. tabidatum
Agardh, 212. tenue Grev. 197. tenue a. ß. Kütz.
197. Lyngb. 198, 381. tenue Agardh, 198. tc^we /?.
marinum Lyngb. 197. tenue y. euneatum Kütz. 198.
tenue y. elongatum Lyngb. 198. unipunetatum Agardh,
230. variegatum Agardh, 222. vexillum Jürg. 227.
vulgare Kütz. 197, 381. vulgaris Bory, 197.
DIATOMEA, 137.
Dicke (der) Pleurotrocha gibba), 418.
Dickdarm, unterschieden bei den Gattungen: Falten-
schwanz, 387. Futteralrädchen , 399. Hufeisen thierchen,
403. Kronenrädchen, 400. Kugelüschchen , 393.
Dick hals (Notommata collaris) , 428.
Diceratella Larus Bory, 390. ovata Bory, 317.
Dicranophorus catellinus Nitzsch, 444. foreipatus
Nitzsch, 443. Lupus Nitzsch, 454. vermicularis
Nitzsch, 443.
Dictyocha, 165.
Dicyclia, Subgenus Micrasteriae, 157.
Difflugia, 130. Taf. IX. Synon. 132. acuminata,
131. Annelide Richard, 131. Enchelys, 132. ob-
536
longa, 131. Planorbis Ehr. 132. proteiformis,
131. Psychodinire Bory, 131.
Diffluqie, 130. Taf. IX. Synon. 132. rtttfwc, 131.
Enchelide, 132. oblongue, 131. proteiforme,
131.
-Digitale (Epistylide) , 283.
Digitalina anastatica, 281. Roeselu Bory , 283. sim-
?;?(?# Bory, 283.
Digitalis ( Epistylis) , 283.
Digitus ( Closterium ) , 94.
Diglena, 441. Taf. LIV. LV. Synon. 446. aurita,
444. capitata, 445. catellina, 444. candata,
445. co?i?tr«, 445. forcipatay 443. grandis,
443. lacustris, 442.
Diglene, 441. Taf. UV. LV. Synon. 446. anriculee,
444. catelline, 444. coniquc. 445. grande, 443.
Grosse-tetc, 445. Longue- queue, 445. des
marais, 442. Porte-pince, 443.
Dillwynii (Naunema), 235.
Dinob'rye, 124. Taf. VIII. socire^e, 12a. SeHw-
laire , 124.
DINOBRYINA, 122.
DINOBRYINES, 122.
Dinobryon, 124. Taf. VIII. Sertularia, 124. socirt-
Dinocharide, 471. Taf. LIV. Synon. 473. Gobelet,
472. pauvre, 473. quaternaire, 473.
Dinocharis, 471. Taf. LIX. Synon. 473. paupera,
473. Pocillnm, 472. tcfractis, 473.
Diodon ( Eunotia ) , 192.
Diplotricha? 42.
Discocephale, 375. Taf. XXXXII.
Discocephalus, 375. Taf. XXXXII. rotntoriws,
375.
Disoma, 302. Taf. XXXI. vaciU«?i$, 302.
ZHsome, 302. Taf. XXXI. branlant, 302.
Distemma, 449. Taf. LVI. F<?7ts Ehr. 434. forcipa-
tnm, 450. Forficula, 449. setig er um, 450. ma-
rinnm, 450.
Dtstemme, 449. Taf. LVI. JZt'ne, 450. Forficule,
449. hyalin, 450. marin, 450.
Distigma, 116. Taf. VIII. Synon. 118. Planaria,
118. Proteus, 117. tewaa?, 116. viride, 117.
Distigme, 118. Taf. VIII. Synon. 118. Planaire, 118.
Protee, 117. tcwace, 116. verte, 117.
Diurella lunuUna Bory, 445. Podura H. et E. 388.
Doguin Jobl. 430.
#oi</t (Clostere), 94. r
I) o p p e 1 g 1 Ö c k c h e n (Zoothamnium) , 288 . Taf. XXIX .
Svnon. 290. baumartiges, 289. habessinisches,
289.
Doppelgriff (Euastrum ornatum), 162.
Doppeln als thierchen (Amphileptus) , 354. Taf.
XXXVII. XXXVIII. Synon. 357. Bindenthierchen,
356. geflecktes , 357. gefranztes, 357. grüne
Schwanengans, 356. Kettengans, 356. lang-
halsiges, 357. Perlen-Schwan, 355. weisses,
355.
D o p p e 1 k a m m (Salpina bicarinnta) , 471 .
Doppelklette (XftnfAirfwm) , 146. Taf. X. Synon. 149.
ästige, 148. gabiige, 148. ge b üschelte, 147.
haarige, 147. stachlige, 147. unregelmässi-
ge, 149.
Doppelknospenbildung (Zygose) bei den Spindel-
tiiiprrnf*n Mo
Doppel leib (Disoma), 302. Taf. XXXI. schwan-
kender, 302.
Doppelleibige Thierformen, 302. vergl. 316.
Doppel mantel (Synciypta), 59. Taf. III. wälzen-
der, 60.
D o p p e 1 o h r (Notommata aurita) , 430.
Doppelpunkt (Distigma), 116. Taf. VIII. Synon. 118.
egelartiger, 118. farbloser, 117. grüner, 117.
zäher, 116.
D o p p e l r ä d e r t h i e r e (Zygotrocha) , 384.
Doppelseelen -Reich, nach Bory, 109.
Doppelstern (Distemma) , 449. Taf. LVI. borsten-
füssiger, 450. farbloser, 450. See-, 450. Zan-
gen füssiger, 449.
Doppeizahnige Räderthiere, 386.
Dosenkette (Gallionella) , 166. Taf. X. XXI. Synon.
171. gestreifte, 167. getrennte, 170. goldene,
168. kuglige, 167. perlschnurähniiche, 168.
querstreifige, 170. rostfarbene, 169. ver-
änderliche, 167.
Doublet (Monade h queue) , 33.
Duxococctis, 28. Taf. II. Globulus , 29. inaequa-
lis, 29. Pulvisculus, 29. ruber, 29.
Doxocoque, 28. Taf. IL globule, 29. inegal, 29.
rotige , 29. verf, 29.
Drei äuge (Eosphora) , 451. Taf. LVI. Synon. 452.
langfingriges, 452. Morgenroth-Fischchen,
451. schlankes , 452.
Dreibart (Triarthra) , 446. Taf. LV. kurzbärtiger,
447. langbärtiger, 447.
D r e i f u s s (Notommata Tripns) , 434.
Dreigabel (Diglena lacustris) , 442.
Dreizack ( Äctinurus) , 496. Taf. LXL langer, 496.
Drövel- Spilleren, dän. = Trichoda Uvula.
ßud, O5O arab. Name für Mückenlarven u . Essigälchen,VII.
Dünnfuss (Pleurotrocha leptura) , 419.
Dütchen, 402.
Dütenthierchen Schr a:n k (Limnias) , 402.
Dutelsäcke, s. Colpoda Cucullns, 347.
Du7ighill-ivater-animalcnla, 336.
Duun- Spill er en, dän. = Trichoda Pulex.
Ear-wig like animal, 443.
Ecaille (Anuree) , 504.
Ecclissa, 276, 290. Arenarinm Schrk. 274. crateriformis
Schrk. 274. Fetts Schrk. 445. Ok. 428. #(?mdto Schrk.
274. Hermanni Schrk., Ok.428. lacinulata Schrk. 428.
nasuta Schrk. 274, nigra Schrk. 264. sacailus Schrk.
274. scyphina Schrk. 274. truncateüa Schrk. 274.
viridis Schrk. 263.
Echelle (Fragilaire), 205.
Echinella, 164, 219. abbreviata, 222. acuta Bory,
173. capitata, 221. circularis Grev. 207. crenulata
Corda, 222. eunenta Lyngb., Bory, 214. fasciculata
Lv:ngb., Grev. 212. fasciculata, et ß. truncata Grev.
211. flabellata, 220. fnlgens, 222. geminata
Lyngb. 216. obtusa Jürg. 190. Lysgb. 211. olivacea
Lykgb. 219. olivacea ß. dilutior Lyngb. 224. para7
doxa, 221. radiosa Lyngb. 162, 163. N. ab Es. 294.
ricciiieformis Agardh. 162, 163. splendida, 221.
slipitata Lyngb. 227. striata Türp. 214. strieta Bory,
214. ventilntoria Bory, 214. ventilatoria Desmaz.
207 , 208. versatilis Agardh. 293.
Echinelle, 219. brillante, 222. en chapitean, 221.
en evantail, 220. paradoxale , 221. & pit'ti
court, 222. splendide, 221.
Echinellea, Sectio tertia Bacillariorum, 208.
Echinellen Lykgb. 87.
Eckengurke Corda, 94.
Eckethierchen Schrank = Gonium.
Edelopal, 171.
Egel ähnliche Thierchen Gleich. 322.
Egelschneckenartiges Schleuderthier Schrk. s.
Uroleptns Filum, 359.
Egem-Spilleren, dän. = Trichoda Silurus.
Eibildung der Magen thierchen , Uebersicht, 382. der
Räderthiere, 414.
E i e n t w i c k l u n g der Hydatina senta , 414. Dauer der-
selben, 415. des Brach. Pala, 511.
Eier und Eierstock sind beobachtet bei den Gattungen :
Aenderling, 101. Augenkranzthierchen, 257. Augen-
kreisel, 391. Augenkugel, 63. Augenschüppchen, 480.
Augenthierchen, 105. Beerenkugel, 53. Blumenräd-
chen, 405. Bbrsenthierchen , 326. Borstenauge, 2o2.
Borstenkopf, 437. Borstenmonade, 249. Brautmonade,
27. Brillenratte, 448. Biuchstäbchen, 203. Buckel-
tischchen, 395. Büchsentliierchen , 317. Bürsteniisch-
chen, 389. Busenthierchen , 345, 346. Crystallüschchen,
410, 413. Diademthierchen, 478. Doppelhalsthierchen,
355. Doppelklette, 146. Doppelmantel, 59. Doppel-
punkt, 116. Doppelstern, 449. Dosenkette, 166.
Dreiauge, 451. Dreibart, 446. Dreizack, 496. Eiträ-
ger, 503. Ellenthierchen , 210. Fadenschwanz, 422.
Fächerstäbchen, 207. Fahnen thierchen, 227. Falten-
schwanz, 387. Flaschenmonade, 45. Flohfreund, 115.
Flügelrädchen , 517. Futteralrädchen, 399. Gabelüsch-
chen, 420. Gabelzange, 497. Gallertschiffchen , 231.
Gedenktiiierchen , 377. Glockenbäumchen , 278. Glo-
ckeniischchen, 396. Glockenthierchen , 260, 270. Grif-
felüschchen, 440. Griifelfuss, 474. Griifelthierchen ,
369. Gyges-Ring, 51. Halsthierchen , 319, 320.
Hechelthierchen , 3(54. Hermenthierchen , 123. Höcker-
thierchen, 135.' Hufeisenthierchen , 403. Hüllen thier-
chen, 64. Hülsenüschchen, 392. Isthmenthierchen,
209. Kapselthierchen , 133. Keilbäumchen , 216. Keil-
sch'üppchen, 214. Kettenstäbchen, 140. Klettenthier-
chen, 251. Klöppelglöckchen, 294. Krallenthierchen,
368. Kranzthierchen, 250, 253. Kreisauge, 454. gelbe
Kreiselm onade, 17. Kreiselthierchen, 268. Kreuzstern-
chen, 142. Kronenrädchen, 401. büchsenförmige
Kugeidose, 165. Kugeliischchen, 393. Kugelkette, 144.
Kugeistern , 145. Kugelthiere , 68. Längethierchen,
350. Lippenthierchen , 324. Manteliischchen , 461.
Mantelglöckchen , 295. Monadinen, 1. Muffthierchen,
247. Nachenthierchen, 378. Nackenauge, 424. Nacken-
rädchen, 499. Nixenthierchen, 113. Organenfischchen,
412. Panzeraugen, 46. Panzermonaden , 40. Piiie-
menzahn, 418. Peitschenschwanz, 460. Perlenthierchen,
335. Plattenkette, 201. Pokalthierchen , 472. Pracht-
schiffchen, 190. grosse Punktmonade, 10. der ocker-
gelben Punktmonade, 11. der blassrothen, IL der
weinrothen, 11. Reusenthierchen, 339. Ringschinchen,
233. Röhrenbäumchen, 240. Röhrenschift'chen , 234.
Röhrenkorn, 237. Ruderthierchen , 66. Rüsselmonaden,
47. Rüsselrädchen , 485. fcäulenglöckchen , 280. Sal-
peniischchen , 469. Schiffchen, 175. Schildschiffchen,
194. Schildthierchen , 343. Schirmglöckchen , 287.
Schleppthierchen , 358. Schlussmonade, 8. SchÖnräd-
chen, 482. Schuppeniischchen , 457. Schwanenthier-
chen, 341. Seitenschnabel, 336. Sonnenschirmthierchen,
394, 396. Sonnenthierchen , 303. Spindelthierchen, 89.
Springer, 439. Stachelfuss, 459. Stelzenglöckchen, 297.
Stelzkorn, 223. Sterns<#eibe , 161. Stielauge, 453.
Stirnauge, 477. Strahlenauge, 61. Strahlenbäumchen,
241. Strahlenkugel, 60. des Stumpfauges, 103.
Stutzrädchen, 504. haarige, des Stutzrädchens, 504.
Tafelthierchen, 55. Thränenthierchen , 310. Trauben-
monaden, 19. Trompetenthierchen, 262. Tropfen-
monade, 9. Urnenthierchen , 266. Vielauge, 455. Vier-
.blatt, 405. Vierlinge,. 150. Waffen thierchen , 370.
Walzenthierchen, 299, 300. Wappenthierchen , 510.
Hängenbleiben derselben, 504. Wasserdreher, 483.
Wechselthierchen, 126. grüne Wedelmonade, 28. Wim-
perauge, 360. Wimperiischchen , 387, 388. Wimper-
thierchen, 311. Wollthierchen , 314. Zahnwalze, 315.
Zangenfuss, 475. Zapfenkette, 153. Zapfenthierchen, 333.
Zellensternchen, 155. Zickzackfähnchen, 230. Zickzack-
thierchen, 190. Zweiauge, 442.
Eierlegen der Infusorien, s. Kolpoda, Navicula, Micra-
sterias, 139, 346, 348, 382. scheint für einige tödtlich,
139. ist oft mit Verlust von Körpersubstanz verbunden,
262, 264, 319, 329. Act des Eierlegens, oft beobachtet
bei Magenthieren, Taf. XXXIX. Fig. V. 11. s. Zer-
iiiessen, bei Räderthieren, 415 (Taf. XXXXVII. 2. Fig.
4.), 496. s. Gebären.
Eierstock der Magenthierchen netzförmig, 345, 351*
der Räderthiere bandartig , oft geknäueit, 385.
Eikeime im Eierstock der Räderthiere, 414.
Eimonaden, 12. gleitende (Monas gliscens), 13.
kleine (Monas ovalis), 14. längliche (Monas Enche-
lys), 12. punktförmige (Monas Punctum) , 14.
wasser helle (Monas hyalina), 13.
Eingeweidewürmer bei Wappenthierchen, 510.
Einimpfen der Waizen - Aeichen , 494.
E i n r ä d e r t h i e r e ( Holotrocha) , 384.
Kinsch achtel 11 ng-s-Theorie, gegründet auf Volvox
Globator, 69. Widerlegung der Richtigkeit der Beobach-
tung, 70. gegründet auf Spermatozoon, 466.
Einzahnige Räderthiere, 386.
Eisengehalt der Gallionellen, 243, 244.
E i s e n t h i e r c h e n ; rostfarbene Dosenkette, 169, 170, 244.
Eisenocker aus Thierchen, zum Anstreichen der Häu-
ser dienlich, 170. #
Eisen Silicat, als Panzer des Eisenthierchens, 166.
Eis, Infusorien unterm Eise, 526. im Eise, 526.
Eiter-Infusorien, 36, 331, 522. im Lungeneiter,
522. (sämmtlich zweifelhaft.)
Eiträger (Noteus), 502. Taf. LXII. vierhörniger ,
503.
Electricität, Verhalten der Tnfus. gegen — , 529. der
Infusorien selbst und ihre Lichtentwickelung, 2o8, 439
529. s. Meeresleuchten.
Elegant Jobl. 332.
Ellenthierchen (Synedra), 210. Taf. XVII. XXI.
Synon. 213. breitköpfiges , 211. büschelarti-
ges, 212. doppelkrummes, 213. Gallion s,
212. gewöhnliches, 211. sichelförmiges, 212.
Emmcts-Egg = Colpoda Cucullus, 347.
E m p f i n d u n g s - O r g a n e der Räderthiere , 385. der
Monadinen, 5.
Enantiotreta (Abtheil, der Magenthiere) , #-#«-.
Etcentrum, 450.
ENCHELIA, 298.
Enchelide, 299. Taf. XXXI. Synon. 301. Bondin,
300. Moustache, 301. nebuleuse , 301. Poupee,
300.
Enchelide (Bactere), 76. (Difflugie) , 132. (Monade),
12. (Pantotrique) , 248.
ENCHELIENS, 298.
Enchelis Farcimen Müll., Schrk. 300, 322. dilatata
Bory, 312. Pupa Müll., Bory, 300. piriformis Bory,
308,312. Raphanella Bory, 355. Scytale Schrk. 2. Hill.
81. Spathula Müll. 312. tertia Hill. 108.
Enchelys, 299. Taf. XXXI. Synon. 301. Herrm. 175,
176. amoena Bory, 108. Bacillus Ok. 81. cnudata
Müll. , Schrk. 359. comtrieta Müll*. 13. deses Müll.
16. Müll., Schrk., Bory, 107. Farcimen, 300.
Fritülus Müll. 274. infus c ata, 301. intermedia
Müll. 13. nebulosa, 301. Podura Nitzsch, 388.
punetifera Müll., Schrk. 26. Pupa, 300. Puluisculus
Kütz. 108. puloisculus Müll. .10. sanguinea Nees et
Goldf. 106. viridis Müll. 41, 42. Schrk., Nitzsch,
108.
Enchelys (Bacterium) , 76. (Difflugia) , 132. (Monas),
12. (Pantotriclmm) , 248.
Encyonem a paradoxum Kütz. 237 , 3S1 .
Endesma, 450.
Enfans en maillots Jobl. sind wohl Frühlingsfliegen-
Larven (Phryganea) des Flusswassers gewesen.
Entdeckung der Infusorien, VII.
Enterodela, ##, *-*##.
Enteroplea, 411. Taf. XXXXVII. Hydatina, 412.
lacustris H. et E. 412, 442.
Enteroplea ( Rata toria ) , 385.
Enteroplee, 411. Taf. XXXXVII. Ilydatine, 412.
Entia perianthio infundihnliformi similia Terech. 274.
Entophy tische Infusorien, s. Infusorien in Pflanzen.
Entozoische Infusorien, s. Infusorien in Thieren.
Entozoon (Bursaria), 326.
Entozoum, wrahres, in einer Vancherie, Wimm. 429.
Entstellung der Infusorien aus Urstolfen ist unerwiesen,
525. aus Gährung ist unrichtig, 525. s. Erzeugung.
Entwicklung, individuelle, der Räderthiere: der Uyda-
t'ina senta, 414. der Salpina mucronata, 469. der
Melicerta ringens, 405. des Brachionus Pala, 511. des
Sonnenschirmthierchens, 398. des Hufeisenthierchens,
403. der Thiere aus Pflanzen, 37. der Magenthiere,
278, 347.
Eosphora, 451. Taf. LVI. Synon. 452. aurita Werk.
444. digitata, 452. elongata, 452. Najas, 451.
Eosphore, 451. Taf. LVI. Synon. 452. allongee, 452.
digitee, 452. Najade, 451.
Ephemeren-Larven, 291, 519. s. Sauterelle aqualique.
Epiphanes clavtilata Ehr. 433.
Epiphy tische Infusorien, s. Infus, aufpflanzen.
Epipyxide, 123. Taf. VIII. Outre, 123.
Epipyxis, 123. Taf. VIII. Vtriculus, 123.
Epistylide, 279. Taf. XXVII. XXVIII. L. Synon. 286.
arabique , 285. blanche, 2S3. Botrytidc, 2S4.
Casqne, 280. Digitale, 283. flcchissante, 284.
grantle, 282. jaundtre, 282. Parasit e , 285.
pliante , 281. Rose de Jericho^ 281. vegetante,
285
Epistylis, 279. Taf. XXVII. XXVIII. L. Synon. 286.
Anastatica , 281. arabica, 285. Botrytis,
284. Digitalis, 283. flavicans, 282. Galea,
280. grandis, 282. leueoa, 283. nutans, 284.
purasitica, 285. plicatilis, 281. vegetans, 285.
Epitricha (Abtheilung der Magenthierchen), ##.
Epizoische Infusorien, s. Infus, auf Thieren.
Erbrechen der Infusorien, 337, 425. aller Darmlosen,
1, 2.
Ercmit-Spilleren, dän. 294.
Erkenntnissvermögen bei Infusorien, 416,
Ernährung ohne Organe behauptet, VI. 519.
Ernährungsorgane, übersichtliche Entwicklung der
Kenntniss von denselben, 361, 519. der Bacillarien,
175, 181, 242, 520. der Monadinen, 1. der Monaden-
gattung, 4. Vergl. die Artikel: After, Darm, Ma-
gen, Mund, Schlund, Schlundkopf u. s. w.
Erschrecken der Infusorien, 2, 290, 409, s. Zucken.
Erstarrung der Infusorien, 492,527.
Erythrinella annularis Türp. 148, 447.
Erzeugung der Infusorien ausUrstoffen (Generutio spon-
tanea, aequivoca) , 121, 465 , 525.
53?
Es-Khnliches Schiffchen (Navicula sigmoidea) , 182.
# Escchielina BaJceri, LeeuwenhoeHi , Müllcri Bory, 486.
Essbare Infusorien, XIII.
E s - S c h i f f c h e n (Navicula Sigma) , 181»
Essig- Aeichen, geschichtliche Erörterungen, 82. älte-
ste Geschichte derselben von Aristoteles an sind
keine Infusorien, 82. und Kleister-Aelchen , künstliche
Erzeugung nach Roffredi, 493.
Euastre, 160. Taf. XII. Synon. 164. Croix de
Malte, 161. epineux, 161. Grappe, 163. lisse,
163. margaritifere, 163. Peigne, 162. Rone,
161. Tenon, 162. verrnqueux , 162.
Ena st mm, 160. Taf. XII. Synon. 164, 382. angulosum
Taf. XII. Ehr. 163. ansät um, 162. apiculatum,
161. Botrytis, 163. hexagonum Corda, 157. inte-
ger rimum , 163. margaritiferum, 163. Crux
melitensis, 161. Pecten, 162. pcntangidare Corda,
157. Rota, 161. sexangulare Corda, 158. verruco-
sus, 192.
Euchlanide, 461. Taf. LVII. LVIII. Synon. 464. de
Hornemann, 462. large , 463. Long-pied, 463.
Lune, 462. Lyncee, 464. trilaterale, 461.
EUCHLANWES, 455.
EUCHLANIDOTA, 455.
JEttcA-irtwt's,461. Taf. LVII. LVIII. Synon. 464. dilatata,
463. Hornemanni, 462. Luna, 462. Lynceus, 464.
macrura, 463. triquetra, 461.
Eudorina, 62. Taf. III. elegans, 63.
Eudorine, 62. Taf. III. elegante, 63.
Englena, 104. Taf. VII. Synon. 113. icws, 112. wm
Ehr. 107. deses, 107. hyalina, 107. longicauda,
111, Pleuronectes, 111. Pyrum, 110. rostrata,
113. sanguinca, VII. 105. Spirogyra , 110. Jri-
quetra, 112. viridis, 107.
Euglene, 104. Taf. VII. Synon. 113. Aiguille, 112.
caudee, 111. hyaline, 107. paresseuse, 107.
Pleuronecte, 111. Poire, 110. rostree, 113.
sanglante, 105. Spirogyre, 110, trilaterale ,
112. verfe, 107.
Eunotia, 189. Taf. XIV. XXI. Jrc«s, 191. ZH«-
dema, 193. Biodon, 192. Faba, 191. granulata,
191. Pentodon, 192. Serra, 193. Tetraodon,
192. Triodo n, 192. turgida , 190, 381. FFester-
manni, 190, 381. Ze&r«, 191.
Eunotie, 189. Taf. XIV. XXI. ^Irc, 191. Diademe,
193. Diodon, 192. Feue, 191. gonflee, 190.
grenue, 191. Pentodon, 192. Sc£e, 193. Tetrao-
don, 192. de West ermann, 190. Zehre, 191.
Euodon Cucullulus Ehr. 137*
Euploea Charon Ehr. 378.
EUPLOTA,$U.
Euplote, 377. Taf. XXXXII. Synon. 381. C7i « r o« ,
378. & eperons, 379. epineux, 380. lisse, 380.
monostyle, 380. Patelle, 378. sfrie, 379. Towr-
weJJc,380. tronque, 379.
EUPLOTES, 374.
Euplotes, 377. Taf. XXXXII. Synon. 381. aculeatus,
380. appendiculatus, 379. Charon, 378. Cimew,
380. monostylus, 380. Patella, 378. striatus,
379. truncatus, 379. turritus, 380.
Ewige Verjüngung durch Selbsttheilung , XIII. 290.
Excrescentia Vaucheriae dicJiotomae Lyngb. 429.
Exilaria, 223, 243, 381. crystallina Kütz. 211.
fasciculata a. Kütz. 212. fabellata Grev. 220. Fto-
&eHum Ehr. 207. fulgens Grev. 222. panduriformis
Ehr. 208. truncata Kütz. 211. Vaucheriae Kütz. 212.
Ezechielina B o r y , 286. gracilicauda Bory, 490.
Frt&rt (Eunotia), 191.
Fabelhafte, unsichtbare Thiere, V. s. Unsichtbare
Thiere.
Fadendarm thierchen (Trachelocystica) , 386.
Fadenthier {Uroleptus Filum), 359.
Fadenschwanz (Mo?ioctTm) , 422. Taf. II. XXXXVIII.
kleiner, 423. Rattenfischchen, 422. zwei-
hÖrniger, 423.
F/id- # virü? er ew Müll. 458.
Fächer-Palmenthierchen (Echinella fabelt ata) , 220.
Fächerstäbchen (Meridion) , 207. Taf. XVI. Synon.
208. Frühlings-, 207. geigenartiges, 208.
Fänger Eichh. 408.
Faerge-Spilleren, 378.
Fahnen thierchen (Achnanthes), 226. Taf. XX. Synon.
229. kurzfüssiges, 227. langfüssiges, 227.
schmales, 228. ungleiches, 229. zartes, 228.
Zwerg-, 228.,
Falaiser Bacillarien, 381.
Faltenschwanz (Ptygura Genus et spec.) , 387. Taf.
XXXXIII.
Familien-Sinn der Infusorien? 500. s. Nester.
Farbe der Infusorien, meist von den Eiern (Eidotter),
11, 16, 40, 61. aus Infusorien zum Häuseranstreichen,
s. Eisenocker, zum Malen, 106.
Farbiges Gewässer aus Infusorien, 120. s. Blutiges
Wasser.
Farcimen (Enchelys), 300.
Fasciola (Amphileptus) , 356.
Faucille ( Anuree) , 505.
Fausse Mure ( Uvelle) , 21.
* Fe Tis (Notommata) , 431.
Felsenbildung durch Infusorien, s. Halbopal, Polir-
schiefer.
Feuer, Infusorien im Feuer lebend behauptet, 527.
EinÜuss des Feuers auf Infusorien , s. Hitze , 527.
Feuersteine der Kreide, aus Kiesel-Infusorien gebildet.
Hierher besonders: Doppelkletten, 147, 148. Kugel-
dose, 165. Pyxidicula, 166.
Feuerstein-Klettenthierchen(C/irte<o/i/p7JrtPy/n7«e),
Feuerstein-Kranzthierchen {Peridinium pyropho-
rum) , 254.
F <? ü e ( Eunotie) , 191 .
F^, 359.
Filinia passa Bory, 447.
Filnous matter Priestlky, 108.
Filum (Urolejrtus) , 359.
Finger des Fusses bei Dreizack, 496.
Fingerhut-Säulenglöckchen (Epistylis Digitalis) ,
283.
Fisch artige grüne Insekten Ingenh. 108.
Fischchen, grosse, 347. s. Colpoda Cucullus.
F i s c h c h e n ( Uroleptus Piscis) , 358.
Fische sterben von überhandnehmenden Infusorien und
Oscillatorien, 121. Fische schimmelartig mit Vorticellen
und Saprolegnia überzogen, s. Schimmel, Saprolegnia.
Fischschüppchen (Anuraea Squamula), 504.
Fischtödter Kunze, 121.
Fishe-Spilleren, dän. Trichoda Piscis Müll.
Fistolctte, s. Kiemen.
Flaschenmonade {Lagenella), 45. Taf. II. schön-
grüne, 45.
Flaske-Str aelcher en , dän. F$no Utriculus Müll.
Fleau (Navicule), 185.
Fleisch-Wim per thierchen (Leucwphrys carnium) ,
313.
Fleur en gueule (Melicerte) , 405.
Fliegen, Infusorien im Darme der — , 37, 521. mit
Saprolegnia besetzt, 37.
Flimmerquadrate im Mastdarme der Frösche Göze,
328 , 330.
Flimmerthierchen Schrank, = Leucophra*
Flimmer walzen im Froschdarme Göze, 327.
Flohfreund ( Cofociwii ) , 101, 114. Taf. VIII. LIV.
blasiger, 115. trompetenförmiger , 115.
Fl ön der -Haieren, dän. Euglena Pleuronectes.
Flosculaire, 407. Taf. XXXXVI. orwe'e, 408. /*
trompe, 408. nouvelle espece de — Pelt. 408.
FLOSCULARIA, 398.
Floscularia, 407. Taf. XXXXVI. hyacinthina Ok. 408.
omata, 408. proboseidea, 408.
FLOSCULARIES, 398.
Flossen, erkannt bei der Gattung Dreibart, 446. Grif-
felfischchen, 440, und anderen, 441.
Flössenfischchen (Pofyrtrtör«) , 440. Taf. LIV. breit-
fingriges, 441. schmalfingriges , 441.
Flügelrädchen (Pterodina), 517. Taf. LXIV. Synon.
518. elliptisches, 517. schildförmiges, 518.
schüsselartiges, 517.
Flunder Eichh. 463. a third sort resembling a — Bak.
v. Stylonychia pustulata, 372.
Flunder-Rädchen (Euchlanis dilatata), 463.
Flunderthierchen (Stylonychia pustulata) , 371.
Folliculi na folliculata Lam. 297, 409.
F ollis (Navicula), 179.
Foraminiferes , 135.
Forficula (Distemma) , 421, 449.
Forlc-Snurreren Müll. 445.
Form-Erde aus Tripel -Infusorien, VII.
Fortpflanzung der Magen thierchen , geschichtliche
Uebersicht, 382. ohne Befruchtung behauptet, 519.
Fortpflanzungssystem der Monadengattung, 4.
Fortsätze, bewegliche , der Kapselthierchen , 133.
Fossile Infusorien; allgemeiner Ueber blick der fossi-
len Gattungen und Arten, 242 ff. 259. vergl. 138.
Beweis , dass sie mächtige Lager bilden können , 244.
Als fossil sind beobachtet: Bacillaria vulgaris, 197.
Chaetotyphla Pyritae, 251. Cocconeis Scutellum, 194.
Clypeus, 195. — Cocconema cymbiforme, 225. Fusidium,
226. gibbum, 225. Doppelkletten, 147,, 148. getrennte
Dosenkette, 170. rostfarbene Dosenkette, 169. quer-
streifige Dosenkette, 171. Eunotia Arcus, 192. Diadema,
193. Diodon, 192i Faba, 191. granulata, 191. Pen-
todon, 192. Serra, 193. Tetraodon, 192. Triodon, ,
192. Zebra, 191. Fragilaria dio^mthalma, 205. pecti-
nalis, 206. rhabdosoma, 204. Gomphonema acuminatum,
219. clavatum, 218. truncatum, 216. Formen der
Kranzthierchen , 259. Kugeldose , 165. Navicxda
bifrons, 186. Cari, 179. Crux, 184. dieephala, 185.
Follis, 179. fulva, 177. gibba, 184. G?«?««, 185. gra-
cilis , 176. inaequalis , 184. macilenta , 183. phoenicen-
ieron, 175: Scalprum, 181. striatula, 187. suecica,
189. trinodis, 179. Trochus, 179. viridis, 182. w*n-
d?*Z«, 183. Peridinium delitiense, 254. Podosphenia
nana, 215. Schiifchen, 174. Gatt. Strahlendose , 172.
Synedra capitata, 212. Ü7na, 211.
Fowe* (Triefe) , 322.
Fourche (Peridine) , 256.
Fourmilidre de tres petiis animaux Jobl. 245.
Fragilaire, 202. Taf.XV. Synon. 206. diophthalme,
205. Echelle, 205. elargie, 204. eiroite, 205.
grande, 203. Peigne, 206. & dewa? points, 205,
pointillee, 204. rhabdosome, 204.
Fragilaria, 202. Taf.XV. Synon. 206, 381. angnsta,
205. bipunetata, 205. diophthalma, 205. fasciata
Ltugb. 151. /issrt Ehr. 205. grandis, 203. %e-
Miafts Lyn&b. 168. lineata Lyngb. 167. mnltipun-
■ data, 204. pectinalis, 206, 381. pectinalis Lysgb.,
Agardh, 206. rhabdosoma, 204, 381. s«?mi« Kütz.
228. scalaris, 205. turgidula , 204. undulata
Corda, 204. unipunetata Lyngb. 230.
Freizahnige Räderthiere, 383.
Fressen der Infusorien, 361, 519.
Frösche, Infusorien in deren Darmkanale, 331.
Frö-Trumleren, dän. Enchelys Seminulum Müll.
Fr ö-Unge -Haieren, dän. Cercaria Gyrinus Müll.
Frontonia (Snbgcnus ßursariae), 329.
Frosch im Thautropfen, 524.
Frosch-BÖrsen thierchen (Bursaria Ranarum), 330.
F r o s c h m o n a d e (jßo(io Ranarum) , 34.
Frost, Eintiuss auf Infusorien, 526.
Frühlings -Börsenthierchen = Bursaria vemalis,
329.
Frühlings- Fächer Stäbchen (Meridion vernale), 207.
F r ü h 1 i n g s - V i e 1 a u g e (Theorus vemalis) , 455.
Frnstulia, 231. Synon. 232, 382. acuminata Kütz.
181. /Äafrt Kütz. 190. aqrestis Corda, 182. appen-
diculnta, 231. Cord. 180. tireuhms Düby, 207.
conspurcans Agardh, 176. copulaia Kütz. 188. cri-
Mita Mart. 123. euncala Agardh, Naccar. 214. cus-
7>«7rtto Kütz. 178. cymbiformis Kütz. 224, 225. f,is-
ciata Agardh, 211. fulua Kütz. 224. gastroides Kütz.
225. incrassata Kütz. 184. inflata Kütz. 225. Jür-
gensii Agardh, 190, 211. lanceolata Kütz. 185. Lyug-
byei Kütz. 214. maculata Kütz. 224. maritima,
232. minor Agardh, 177. multifasciata Kütz. 176.
Nitzschii Kütz. 182. oblonga Kütz. 176. obtusa Agardh,
211. olivacea Kütz. 219. operculata Agardii, 165.
ovalis Kütz. 188. Palea Kütz. 176. parasitica Ag\rdh,
211. pellucida Kütz. 176. pieta Kütz. 190. punctata
Kütz. 200. quadrangula Agardh, 211. quinquepunctaUt
Kütz. 185. Rhabdium Wallr. 174. salina , 232.
Scalprum Kütz. 181. splendens Kütz. 211. tenuissima
Kütz. 204. Utna Agardh, Kütz. 211. Kütz. 204.
ventricosa Agardh, Kütz. 225. viridis Agardh, 204.
Kütz. 182. viridula Kütz. 183.
Frustulie, 231. Synon. 232. brunätre, 231. mari-
time, 332. saumätre, 232.
Fucus subglobosus Gled. 293.
F n c u s a r t i g e Infusorien , 239.
Fühlfaden, wirbelnde, bei der Gatt. Strahlenbäumchen,
241.
Fühlhaare, bei der Gatt. Wappenthierchen , 510.
Fünfstrahl (Pentasterias) , 144. Taf. X. geperlter,
1*4.
Füsse, wimperartige, bei der Gatt. Scheibenthierchen,
245.
Funnel- Animal Bak. 263.
Furca (Peridinium), 256.
Furcocerca catellina Lam. 444. Luna Lam. 462.
Lupus Lam. 454. Podura Lam. , Bory, 388. serrata
Bory, 445. viridis Lam. 108.
Fnrculaire, 419. Taf. XXXXVIII. Synon. 421. bossne,
420. Forficule, 421. gröle, 421. de Reinhardt,
420.
Furcularia, 419. Taf. XXXXVIII. Synon. 421. aurita
Lam., Bory, 430. Felis Lam. 434. Forficula, 421.
furcata Lam. 445. gibba , 420. gracilis , 42 1 .
Jobloti Bory, 462. lacimdata Lam. 428. Larva Lam ,
Bory, 444. lobata Bory, 428. longicauda Bory, 440.
longiseta Lam. 432. rediviva Lam., Schulz , 486, 499.
Reinhardti, 420. senta Lam. 413. slenlorea Bory,
472.
Furia infernalis , XIII. .
Fuseau (Cocconeme), 226. (Peridine), 256.
Fusidium ( Cocconema) , 226.
Fusus (Peridinium), 256.
F u s s ( vergl. Gabelf uss), erkannt bei den Gattungen :
Doppelhalsthierchen, 355. conischer beim Flügeträdchen,
516. Höckerthierchen , 135. Hülseniischchen , 392.
Kreiselthierchen , 268. Nackenrädchen, 498. Schiffchen,
175. veränderliches Schmelzthierchen, 131. Springer, 439.
Strahlenfuss, 306. hakenartiger bei den Urnenthierchen,
265. Wappenthierchen , 510. Wimperfischchen, 387.
Fussfinger der Gatt. Wasserdreher, 383.
F uss lose Magenthiere, «#.
Fusszange der Gatt. Rüsselrädchen, 485.
Futterale, Bau derselben und Art der Verfertigung,
402, 406.
Futteralrädchen (Tubicolaria) , 399. Taf. XXXXV.
Synon. 400. Mantel- Naj ade, 399.
Gaase-StraeJckeren, dän. Müll. v. Amphileptus
Anser, 355.
G ab e - Snurr er en , dän. Vortic. ringens.
Gabel Eichh. 507.
G a b e 1 f i s c h c h e n (Furcularia) , 419. Taf. XXXXVIII.
Synon. 421. buckliges, 420. Ohrwurmfischchen,
421. Reinhardts, 420. schlankes, 421.
Gabelförmige Würmer im Heuwasser, Lederm. 445.
Gabelf uss, beobachtet bei den Gattungen : Blindwirbier,
484. Eiträger, 503. Nackenauge, 424. Schönrädchen,
482. Wappenthierchen, 510. Wimperfischchen, 387.
Zweiauge, 442.
Gabelzange (Monolabis), 497. Taf. LXI. dicke,
497. schlanke, 498.
Gährung, 121. s. Infusionsgährung.
Gänschen (Traclielius Annticula) , 322.
Gaillonella moniliformis Bory, 168 nummuloides Bory,
167.
Gaillonelle, 166. Taf. X. XXI. Synon. 171. distante,
170. doree, 168. ferrugineuse , 16S. monili-
forme, 168. rayee, 167. sillonnee , 170. sphe-
riquetWl. variable, 168,
Galea (Epistylis), 280.
Galle (vergl. Verdauungssaft) des Amphileptus Ion-
gicollis, 357. margaritifer , 355. Meleagris, 357. der
Bursaria vemalis, 329. des Chilodon ornatus , 337.
des Chlamidodon Mnemosyne, 377. des Reusenthier-
chen (Nassula), 339. des T r ach elius Meleagris, 331.
Gallen (Auswüchse) der Vaucherien, veranlasst durch
Räderthiere 425 429.
Gallertglöckclien(Op7ir^twm),292. Taf.XXX. Synon.
294. grünes, 293.
Gallertschiffchen (Frustulia) , 231. Synon. 232,
bräunliches, 231. Salz-, 232. See-, 232.
Gallionella, 166. Taf. X. XXI. Synon 171. auri-
chalcea, 168. distans, 170. ferruginea, 169,
244, 382. lineata, 167. moniliformis, 168. num-
muloides, 167. operculata Ehr. 165. sulcata, 170.
varians, 167. . .
Galvan i smus, Einfiuss auf Infusorien , 530.
Ganglien (Nervenmarkknoten, vergl. Nerven), gesehen
bei dem langschwänzigen Augenthierchen , 111. bei den
Crystalllischchen , 411,. 413. bei den Hufeisenthierchen,
403. den Kronenrädchen, 431. der Gattung Vierbiatt,
405.
Gase, Einfiuss auf Infus. 530.
Gasentwicklung bedingt das periodische Erscheinen
farbiger Gewässer. im Darme der Magenthierchen ?
361.
Gast (Uroleptus Hospes), 359.
Gasterodela (Rotatoria) , 386. '
Gasterosteus aculeatus mit Saprolegnia besetzt, o7.
Gate au (Cocconeide) , 194.
135
538
Gebären der Gatt. Dreizack, 496. • Kugelthier, 68. s.
Eierlegen und Lebend iggebären. Gebären der Rader-
thiere als Kopfgeburt, 496i
Gedenkthierchen (Chlamidodon) , 376. Taf. XXXXII.
Mnem osyne, 377.
Gefässe sind beobachtet bei den Gattungen: Borsten-
kopf, 437. Crystalliischchen , 411, 413. Dreiaugv, 451.
Hufeisenthierchen, 403. Kreisauge, 454. Kugelfiseh-
chen, 393. Manteliischchen ,' 461. Monadengattung, 5.
Nackenauge, 424. Nackenrädehen, 499. Organeniisch-
chen, 412. Rüsselrädchen , 4Ö5. Sonnenschirmthierchen,
394, 396. Stielauge, 453.' Wappenthierchen , 510.
Zweiauge, 442. Gefässnetze der Magen thierchen , 345,
351. der Räderthiere, 385.
Gegenmündige Magenthiere, #-#.
Gehirn, als solches erkannt bei den Gattungen (vergl.
Nervensystem): Borstenkopf, 437. Eitrager, 503.
Fadenschwanz, 422. Gabelfischchen , 420. Griffelfisch-
chen, 440. Griffelfuss ,. 474'. Hufeisenthierchen, 403.
Manteliischchen , 461. Nackenauge, 425. Pfriemenzahn,
418. Pokalthierchen, 472. Rüsselrädchen, 485. Sal-
penfischchen, 469. Schuppenfischchen, 457. Springer,
439. Stielauge, 453. Vierblatt, 405. Wappenthierchen,
510.
Geistes thätigkeiten bei Infusorien, 416, 500.
Gelberde aus Infusorien, 170, 243.
Gelbes Wasser durch Infusorien, 122.
Generatiospontanea, aequicoca, primaria, 121, 525.
Geologie, Hoffnungen für dieselbe aus den Infusorien,
XIII.
Geographische Verbreitung der Räderthiere, 386. der
Magenthiere, hei den einzelnen Familien und Gattungen
angezeigt.
Geschlecht aller Infusorien doppelt, aber vereint, 304,
bei Gleoncma getrennt? 237.
Geschlechtssystem der Räderthiere , 385.
Geschmack bei Paramecium Aurelia, 351.
Geschwindigkeit der Infusorien, XIV»
Gesellschaftssinn der Infusorien, 19, 27, 393, 396,
403, 416, 500. s, Infusoriennester. •
Gewicht einzelner Infusorien, 170.
rfj dqyilwdeg r\ tu c<QyvQOjf,iara Ix^arTerca (Silber tripei),
Gifte,. Wirkung auf Infusorien, 531.
Girodella comoides Gaul. 173, 236.
Glairine , 122.
Gl and cornu Jobl. Vorticellae pars.
Gl and (Navicule) , 185.
Gl ans (Navicula) , 185..
Glas durch Schmelzen von Kiesel -Infusorien bereitet,
XIII.
Glas th ierchen Gleiches. Paramec. compressum,
353.
Glaucoma, 334. Taf. XXXVI. Synon. 336. scintil-
lans, 335.
Glaucoma (Cyclidium) , 245. (Uvella) , 22.
Glaucome* 334. Taf. XX XVI. Synon. 336. scintil-
lant, 335.
Glaucome (UveUe) , 22..
Glenodine , 257. Taf. XXII. ceint, 257. herisse,
258. parquete, 257.
Glenodinium, 257. Täf. XXII. apiculatum , 258.
cinctum, 257. tabnlatum, 257.
Glenomore , 27. Taf. I. vid. Monade verte, 17.
Gleiiomorum tingens, 27. Taf. I. conf. Monas tin-
gens, 17.
Glenophora, 391. Taf. XXXXIII. Trochns, 391.
Glenophore, 391. Taf. XXXXIII. Toupie, 391.
Gleonöme , 236. Synon. 237. paradoxale, 237.
Gliederstä bchen (Bacterium), 75. Taf. V. Synon. 77.
dreigliedriges, 75. monadenartiges, 76.
punktähnliches ,-76.
Glimm er -Mo na de , dän. Monas Mica.
Globator (Volvox) , 68.
Gl ob nie (Chelomonade) , 249. (Doxococcus) , 29.
Globuline Türpin, 174.
Gl ob nl us ( Chaetomonas) , 249. (Doxococcus) , 29.
Glocken bäume hen( Cqrchesium) , 277. Taf. XXVI.
Synon. 279. schnellendes , 278.
Gl ockenf ischchen (Microcodon) , 395. Taf. XXXXI V.
(zugl. Species, 396.)
Glockenmonade {Bodo vorticellaris} , 33.
Glockenpolypen Schaff. 270. an Meerlinsen Schaff.
278. ,
GLOCKENTHI KRCHEN ( VOItTICELLINA), 259. Ge-
schichtliches _, Structurgehalt , 260. Eintheilung , 261.
Metamorphose, Häutung, Synon. 290.
Glockenth ierchen ( Vorticella) , 269. Taf.. XXV. XXVI.
Geschichtliche Erläuterung der Gattung, 269. Organi-
sationsgehalt, Verbreitung, 270. Synon. 275. buntes,
275. gelbes, 271. grosses, 272. grünes, 273.
hakenartiges, 273. kleinmündiges, 272. Mai-
Mumenthierchen, 274. nebelartiges , 279.
scliü ss eiförmiges, 273.
Glockenth ierchen, einfache schnellende auf Meer-
linsen, 270. röthlichgelbes , träges, Colomb. 216.
Glöd-Spilleren Müll. 328.
Gloeonema, 236. Synon. 237, paradoxum, 237.
Leibleini Agardh , 237.
Glojonema par adoxum Agardh, 237.
Glüioncma paradoxum Leibl. 237.
Glufel, vierstachliges, Oken, 438.
G ne d-Mona den , dän. Monas Lens Müll.
Gobelet (Dinocharide) , 472.
Gögle- Aflangeren, dän. Paramec. Histrio Müll.
• Göglc-Spilleren, dän. Trichoda Sannio Müll.
Go bland (Chetonote), 390.
Goldfischchen, 351.
Gold-Kürbisse, s. Colpoda Cucullus, 347.
Golds chi ff che n (Navicula splendida) , 186.
Goniphonema, 215. Taf. XVIII. Synon. 219, 382. abbre-
viatum Agardh, 217, 219, 222. Kütz^ 214. acumi-
natum, 217. argentescens Kütz. 220. brevipes Kütz.
222. capitatum, 217. clavatufn, 218. constrictum
Ehr. 216. curvatum Kütz. 217. dichotomnm Kütz.
217. discolor, 218. Ilabellatum Kütz. 220. Flabel-
lum Chaüv.220. fulgens Kütz. 222. geminatum Agardh,
Leibl., Grev.' 216. geminatum var. Leibl. 217, 218.
gracile, 217. . Leibleini Kütz. 218,219. minntis-
s imu m , 217.- oculatum Kütz. 218, 219. oliv a ceu m ,
218, 381. paradoxum Agardh, Kütz. 221. Ehr. 216.
pohliaeforme Küt z . . 216. roiundatum , 218. semiel-
Upticum Agardh, Kütz. 224. septalum Agardh, Kütz.
217. simplex Kütz. 225. subramosum Agardh , 217.
Kütz. 218. trnncatum, 216.
Gomphoncmc, .215. Taf. XVIII. Synon. 219. arrondi,
218. courbcy 217. discoloYe, 21S. gröle, 217.
Massue , 218. olivätre, 218. a tete, 217. tron-
que , 216. • ...
Gone, 55. Taf. III. Synon. 59. blenätre, 58. hyalin,
.58. Pectoral, 56. tachete , 57. tranquille, 57.
Gonium, 55., 56. Taf. III. Synon. 59. qlauc um, 56.
hyalinum, 58. Pectorale, 56, 120, 382, 520.
puneta tum, 57. trän qu illum, 57.
Gordius, 493.
Goulu Jobl. 372.
Goutte (Lacrymaire) , 310. (Monade), 9.
Grain de millet 'Sob'z. = Cypris.
Grammonema , 243.
Granat-Spilleren, dän. Trichoda Granata Müll.
Grande Gueule ■ (Rntulus) , 449. .vergl. 485..
Grandinella (Trichodina') , 267.
Granularia ichthyoblahe Kunze, 121.
Grappe (Euastre)', 163. (Uvelle) , 31.
G r a s - A e 1 c h e n , scheinbares Wiederaufleben , 493.
Grenade (BrhcJiion) , et Grenade double , 511.
Grenades aqualiques, barbues et couronnees Jobl. 511.
Grendse- Monaden, dän. Monas Termo Müll.
Grenouille ( Monade a queue ) , 34.
Griffel als Tast- und Bewegungsorgane, 363. bei Ma-
gen thi eren,' 364,* 369, 370, 378. bei Räderthieren, 510.
Griffelfuss (Monura) , 474. Taf. LIX. spitzer,
474. stumpfer, 474.
Griffelthierchen {Urostyla)-, 369. Taf. XXXXI.
grosses , 369.
Groen-Snurrer.en, dän. V.ortic. viridis Müll.
Groen-Trnmlpren, dän. Enchelys viridis Müll.
Grosse-tete ( IHglene) , 445.
Grosskopf (Diglena conura) , 4:43.
Grüne Färbung der Gewässer, Ursachen, 118, 120. ist
zuweilen' Ursache von Fischsterben, 121. namentliche
Aufzählung der das Wasser oft grün färbenden Thier-
chen, 122. periodisches Verschwinden und Wiederkeh-
ren, 120, 122. schleimige Haut, Priestl. 108. Wagn.
108. Thierchen im rothen Wasser Leeuw. 108. Was-
serthierchen ; runde -und eiförmige, Fontana, 108.
Grünes Wasser Harr. 108.
Guetre Jobl. 332. '
Glitt a (Lacrymatorid), 310.
Guttula (Monas) ,9.
Gyges, 51. Taf;, IL Synon. 53. bipartiius, 52. var.
Ehr. 52. Granulum , 52. viridis Bory, 52.
Gyges, 51. Taf. II. Synon. 53, divise, 52. Gra-
nuley 52. ,
Gyges-Ring (Gyges), bl. Taf. II. Synon. 53. geseil-
ter, 52. samenärtiger , 52.
Gymnica (Abtheiiung der Magenthierchen), #«♦
Gymnogomphia (RotatoriaY, 386.
G y n a n d r i s m ,vf s ., s. Selbs tbef r u ch tu ng.
Haarige Eier der Räderthiere, 415.
H a a r t h i e r c he n (Trichoda ) , . 306. Taf. XXXI. Synon.
308. äthiopisches, 307. asiatisches, 308. birn-
förmiges, -308. eiförmiges, 307. libysches,
307. reinliches, 307.
Hab er thi er Bak.\ Arder. 173, 177.
Haematobium Rchbch. 36.
Haematosp hären Czerm. 37.
Haettebugteren Müll. vid. Colpoda Cucullus,
347. ':•••
Häutchen auf stehendem Wasser,. 526.
Häuten der Anquillnla fluviatilis;, 346. der Colpoda Cu-
cullus, 346, 347. vergl. -290. der Räderthiere 469, 510
irrig; der Spermatozoon, von Hartsoeker irrig ange-
geben , 466. .
Haferthiere,173, 521. .
Haftzahnige Räderthiere, 386.
Hagel thi er oh eh (Trichödina Grandinella) , 267.
Haken, 363. Bewegungsörgarfe der Infus. — s. die
Gatt.: Hecbelthierchen , 363. Rachenthierchen , 378.
Scheibenkopf, 375..
H a k e n - L i p p e (Tfieorus nncinatus) , 455.
Halber Mond Eichh. 90.
Halb -Opal aus Infusorien gebildet, 243.
Halcyonellae pullus, 131.
H aleren, dän. Cercaria,
HALSTHIERCHEN (TRACHELINA), 319. Uebers. d.
Gattungen, 320.
Halsthierch-en (Trachelius) , 320. Taf. XXXIII. Synon.
323. eiartiges , 323. gans ähnliches, 320. ge-
hässiges, 321. geperltes, 321. kleines, 322..
kugelförmiges, 323|l peitschenf Örmiges, 322.
spahnähnlic he s , ' 322.
Halv -Maane - Spilleren, dän. Trichoda Semiluna
Müll.
Hamecon (Vorticelle) , 273.
Jlammer-Straehlteren, dän. Vibrio Malleus M.
Hane- Spill eren, dän. Trich. Pullaster M.
Hare- Spilleren, dän. Trich. Lepus M.
Harpe (Loxode) i 324,
Haufräderthiere (Sorotrocha) , 354.
Haut des Wassers, s. Häutchen.
Hautlose Thiere , unrichtig aufgefasst, 135.
H avl~ Spill er en , dän. THch. Gradinella.
Hay-Water Ämmalcula Bak; 336.
HECHELTHIERCHEN (OXYTktCHINA) , 362.
H e c h e 1 1 h i e r c h e n ( Oxytricha) , 363. Taf. XXXX. XXXXT.
Synon. 367. breitmündiges, 365. buckliges, 365.
geschwänztes, 365. Pelzthierchen, 364. ro-
thes, 364. Wasser gril le , 366. Wassern aase,
367. Wasserhühnchen, 366.
Hefe, 121.
Heli actis, 159.
Helierella, 159, 160, 243. Boryana Türp. 157. Lyng-
byi Bory, 162. Napoleonis Türp. 156. renicarpa.
Turp. 157.
Henk elfisch chen (Notommata ansät a) , 430.
Heptasterias Ehr. 143.
Hermaphroditismus ist allen Infusorien gemein, 385.
s. Selbstbefruchtung.
H e r m e n t h i e r c h e n ( Epipyxis ) , 123, Taf. VIII.
schlauchartiges, 123.
Herz fehlt den Infusorien, 384. vergl. 350, 415. s.
Respiration, Kiemen.
Herz-Flundel Ok. 463.
II e r z - P a 1 m e n t h i e r c h e n ( Ech inclla paradoxa) , 221 .
Heterocarpella , 145, 159, 164, 243, 382. amara
Türp. 146. bijuga Türp. 145. botrytis Bory, 163.
didella Turp. i62. geminata Bory, 145. polymorpha
Kütz. 155, 162, 163. pulchra Bory, 163. quadrijuga
Türp. 146. tetracarpa Bory, 146, 155. tetrophthalma
Kütz. 163. ursindla Kütz. 163.
Hexasterias Ehr. 143.
Hey-Würmer Ehr. = Glaucoma scintillans,
335, 350.
H.imantophore , 375. Taf. XXXXII. Synon. 376.
Charon, 376.
Himantophorus, 375. Taf. XXXXII. Synon. 376.
Charon, 376.
Himantopus Charon Müll. 376. et ß. glaber Ehr. 376.
Himantopus, Acarus, Corona, Ludio, Sannio, Müll.
vid. Stylonychia Mytilus, 371. Larva Müll. 372.
volutator Müll. 372.
Hiörncren , dän . Gonium.
Hippo campe (Navicule), 180.
Hippoc a m pus ( Navicula) , 180.
Hirudo intestinalis Bloch, 327.
II ir n n d in eil a quadricuspis Bory, 255.
Hirse- Run deren, dän. Cyclidium Mili'im Müll.
Hirset hier chen (Paramec. Milium) , 353.
Histrio (Stylonychia) , 373.
Hitze , Einlluss der Hitze auf Infusorien, 527.
Hiul-Snurrercn Müll. 485.
II Ocker Schiffchen (Navicula gibba) , 184.
Höckerthierchen ( Cyphidium) , 135 . Taf. IX . gold-
farbenes, 135.
Hörnchen am Fuss bei der Gattung: Pokalthierchen,
472. Rüsselrädchen, 485.
Hörnchen der Stirn bei F'osseniischchen, 440.
II o ffm anni (Naunetna) , 235.
Höh Uh ierchen Schrank = Bursaria.
Holophre, 314. Taf. XXXII. Synon. 315. conique,
314. cylindrique, 315. Oeuf, 314.
Holophrya, 314. Taf. XXXII. Synon. 315. ambigua
Ehr. 333. Coleps, 314. discolor , 314. Ovum,
314.
Holothurien, 165.
Homoeocladia, 243.
Homemann's M a n t e 1 1 hier chen (Euchlanis Hörnern. ) ,
462.
Hom-Snurreren , dän. Vortic. cornuta : Müll.
Hörn thierchen (Ceraüdium), 367. .Taf. XXXXI. keil-
förmiges, 367.
Hörn wurm Schrank = Ceratium.
Hospes ( Uroleptus) , 359.
Hbte (Urolepte), 359.
Hufeisenthierchen (Lacinularia) , 403. Taf. XXXXI V.
Hühnchen, 366.
Hühner-Darminfusorien, 331, 521.
Hüllen thi er chen ( Chlamidomonas ) , 64. Taf. III.
grünes, 64.
HÜLSENFISCHCHEH (OECISTINA), 391.
Hülsenfisch chen (Oecistes), 392. Taf. XXXXIII.
crystallnes, 392 (hyalinus der Tafel).
Hündchen. (Diglena catellina) , 444.
Hüpfen, beobachtet bei der Gatt. Dreibart, 446.
Hurtiges Thierchen mit zwei Stachein Eichh. 372.
Huitres pelites Jobl. 336, 347, 356.
Hydatina, 412. Taf. XXXXVII. Synon. 418. braehy-
daetyla, 417. senta, 413. gibba Ehr. 419. lati-
cauda Ehr. 443. terminalis Ehr. 445.
Hydatina (spec. Enteroplea Hydatina) , 412.
HYDATINAEA, 410.
Hydatine, 412. Taf. XXXXVII. Synon. 418. couron-
nee, 413. a doigts courts, 417.
HYDATINES, 410.
Hydra, 262, 270, 281, 282, 283, 287, 397, 404, 488.
berberina Li:nn. 287. Convallaria Linn. 270. cratae-
garin Linn. 281. digitalis Limn. 283. opercularia Linn.
287. pyraria Lin^. 282. socialis LitfN. 397, 404.
Müll. 404. stentorea Limn. 262. stentoria Link. 404.
umbellaria Litsin. 282.
Hydriade, 483. Taf. LX. cornifere, 4S3.
Hydrias, 483 Taf. LX. cornigera, 483.
Hydrurus, 243.
Hy'grocro eis , 99.
Hynder Hiörneren, dän. Gonium pulvinatum Müll,
Ja b chus ^niT Essigälchen, VII.
Ichthyde, 388. Taf. XXXXIII. Podure, 388.
ICHTHYDIENS , 386.
ICHTHYDINA, 386.
Ichthydium, 388. Taf. XXXXIII. Podura, 388.
Igle-Straehkeren, dän. Amphileptns Fasciola.
#ndigoblaues Pigment der Augen bei Lernaeen, 492.
I n d i g o f ü 1 1 e r u n g bei Infusorien ,2,8! 351 , 362.
Infusie-Dierties Swanino, vid. Colpoda Cucul-
lus, 347.
Infusionen, s. Aufgüsse, 520. #
Infusions-Gährung, 523,524. nicht Ursache noch
Wirkung, sondern Begleiter der Infusorien, 52o.
Infusionsth ierchen, grosse, im Aufgusse des Brand-
staubes, Schrk. s. Colpoda Cucullus.
Infusionsthierchen, erste Anwendung des Namens,
InfiLsionsthiermütter Göze (Enchelys Pupa) , 349.
Infusions thiere der grünen Materie im Wasser, 64.
Infusorj del riso conun acuto beccuccio Spall. vid. Col-
poda Cucullus, 347.
539
Infusorien, scheinbare Verwandlung' in Pflanzen , 109.
sind Amphibien, können im Wasser und ohne Wasser
leben, 244, 496. künstliche. Infus. 129. mit Brand wein,
5. Kampfer, 521. die dem Wasser eine rothe Farbe
ertheilen, 119. die es grün, weiss, blau, gelb, braun
und schwarz färben, 122. meteorische, 122. auf
Pflanzen, 268, (Echinellea) 122, 227, 270. auf
thieren, 115, 278, 279, 281 — 287, 295 — 298, 487,
512. auf Infusorien, 194, 211, 291, 512. im Darme
des Menschen, 36, 331. der »Salamander, 331. der
Landkröte, 331. der Schildkröte, 331. der Wasser-
kröte, 331. der Tauben, 36, 521. Hühner, 36, 521.
Fliegen, 521. im Weine, 82. in Pilzen (Morcheln),
85, 341. im Urin, 36, 521. im Schleime der weib-
lichen Harnwege, 36, 331. im Samen, 465. im Zahn-
schleime, 36, 521. im Blute. 36,37,331. im Kiter, 331,522.
in brandigen Schäden, 36, 331. in Pflanzen (Magenthiere),
37, 38, 341. (Räderthiere), 429. in Eiern, 36. in
andern Infusorien, 6, 30, 35, 36, 416, 512 (Räderthiere
im Volvox Globator), 70, 425, 426. in Infusorien-
Eiern, 36, 416.
Infusorienbildung, s. Aufgüsse, 520. besonders
525 v
Infusorien-Läuse, 194, 211, 291, 512.
Infusorien-Nester als Monadenstockartige freiwillige
Verbindungen von Magenthieren , 19, 27, 114. oder
Räderthieren , 393, 396, 403. s. Gesellschaftssinn, Mo-
nadenstöcke.
Infus or tum novum Kamm. 176. Müll. 430.
Insect mit Flossfedern Ingenh. 336.
I nse et in four shelh, 461.
Insect like a Utile flat round leaf, with crown'd heads
Brady, 397.
Ipsistoma salpina Bort, 328.
Isis Anastatica Linn. 278.
Isthmenthierchen (Isthmia) , 209. Taf . X VI. Synon.
210. geripptes, 209. glattes, 209.
Instinct der Infusorien , 416. s. Geistesthätigkeit.
Isthmia, 209. Taf. XVI. Synon. 210. euer vis, 209.
obliquata, 209.
Isthmie, 209. Taf. XVI. Synon. 210. lisse, 209.
oblique, 209.
Junge Infusorien, familienweis frei auf alten sitzend,
291 , 404 , 512.
Kälte, Einfluss der Kälte auf Infusorien, 526.
Käulchen (Notommata hyptopus) , 426.
Kalk, phosphorsaurer, in den Zähnen der Räderthiere,
XIV.
Kalkschaalen bei keinem Infusorium bekannt, 136.
Kalkun-bugteren , d an. = Amphilepius Meleagris.
Kamm (Euastrum pecten) , 162.
K a m p h e r , künstliche Infusorienbildung durch , 521.
tödtet die Infus. 533?
Kanonen gegen Infusorien anzuwenden, XII.
Kapselt hier Schrank — Brachionus.
KAPSELTHIERCHEN (ARCELLINA), 129. Synon.
135.
Kapselthierchen (Arcella) , 132. Taf. IX. Synon. 134.
farbloses, 134. gezahntes, 134. scheibenför-
miges, 133. stachliges, 133.
Karkassenpolyp Peliss. s. Paramecium Aurelia,
350.
Katte-Snurreren, dän. = Notommata Felis.
Kegel (Notommata lacinulata) , 428.
Kegelmonaden, 16. gesellige, 16. träge, 16.
Keilbäumchen (Gomphonema) , 215. Taf. XVIII. Synon.
. 219. abgerundetes, 218. abgestutztes, 216.
farbloses, 218. keulenförmiges, 218. krummes,
217. olivenbraunes, 218. rundköpfiges , 217.
schlankes, 217. spitzköpfiges , 217.
K e' i l s c h ü p p c h e n (Podosphenia), 213. Taf. XVII. Synon.
215. breites, 214. kleines, 215. rhombisches,
214. schlankes, 214.
Keimbläschen im Ei der Räderthiere, 415. schon
1832 bei Polyarthra angezeigt, 441. beim Griffelfuss ,
474. beim Saipenfischchen , 469. beim Stachelfuss,
459.
Keratella quadrata Bory, 508.
Keratide, 367. Taf. XXXXl. euneiforme, 367-
Kerona, 368. Taf. XXXXI. Synon. 369. Augur Bory,
372. Caluitmm Bory, Müll. 372. CharonhAM. 376. Cypris
Müll. 371. foveata Bory, 372. Haustellum Müll. 371.
Haustrum Müll. 371. Histrio Müll., Bory, 373.
larvoides Bory, 372. Lepus Müll. vid. O xytricha
Lepus, 367. octoceras Abildg. 508. Patella Müll.
378. Polyp orum, 368. Pullaster Müll. 366, 372.
pustulata Bory , Müll. 372. Silurus Bory , Müll.
372
Kerone, 368. Taf. XXXXl. des Polypes, 368.
Ketten-Gans (Amphilepius moniliger) , 356.
Kettenstäbchen (Desmidium) , 140. Taf. X. Synon.
142. doppelzahniges , 141. rauhes, 142. schei-
benartiges, 141. sechshörniges , 141. stach-
liges, 142. Swartzens, 140.
Keulenträger (Notommata clavulata) , 432. .
Kiefer, sind beobachtet bei den Gattungen : Angen-
schüppchen, 480. Blumenrädchen, 408. Borstenkopf,
437. Crystallfischchen, 410, 413. Diademthierchen, 478.
Doppelstern, 449. Dreiauge, 451. Dreibart, 446.
Dreizack, 496. Eiträger, 503. Fadenschwanz, 422.
Flügelrädchen, 517. Futteralrädchen, 399. Gabeltisch-
chen, 420. Gabeizange, 497, Griffelüschchen , 440.
Griffelfuss, 474. Hufeisenthierchen , 403. Hülseniisch-
chen, 392. Kreisauge, 454. Kronenrädchen, 400.
Kugeliischchen , 393. Mantelöschchen , 461. Nacken-
auge, 424. Nackenrädchen, 498. Peitschenschwanz,
460. Pfriemenzahn, 418. Pokalthierchen , 472. Rei-
henauge, 451. Rüsselrädchen, 485. Salpentischchen,
469. Schönrädchen, 482. Schuppenfischchen , 457.
Sonnenschirmthierchen , 394 , 396. Springer , 439.
Stachelfuss, 459. Stutzrädchen, 405. Vielauge , 453.
Vierblatt, 405. Wappen thierchen , 510. Zangenfuss,
475. Zweiauge, 442.
Kiemen, gesehen bei den Gattungen: Borstenkopf, 437.
Crystallfischchen, 411, 413. Dreiauge, 451. Eiträger,
Taf. XXX.
503. Hnfe:senthierchen , 403. Kreisauge, 454. Kro-
nenrädchen, 401. Kugeliischchen, 394. Mantelfischchen,
461. Nackenauge, 424. der Räderthiere, 386. Son-
nenschirmthierchen, 394, 396. Wappen thierchen, 510.
Zweiauge, 442.
Kiep - Straekkeren, dän. Vibrio Bacillus Müll. 81.
Kieselerde künstlich aus lebenden Infusorien pfundweis
gebildet , centnerweis zu haben , 244.
Kieselpanzer bei Vibrionen, 81. bei Bacillarien durch
Glühen und Säuren unzerstörbar, 169. x
Kieseiguhr von Böhmen, 243. von Isle de France, 243.
von Finnland, 243. aus Infusorien, 175, 243. künst-
licher, 244.
Killinge- Hai er en, dän. — Cercaria Catellus Müll.
Klase-Snurreren Müll. 289.
Kleister-Aeichen, geschichtliche Erörterungen, 82,
492. künstliche Erzeugung derselben, 493, 522.
Klettenthierchen ( Chaetotyphla) , 250. Taf. XXII.
Feuerstein-, 251, 252. rauhes, 251. stachli-
ges, 251.
Klo de- Vaclteren, dän- Volvox Globator,
Klöppel glöckchen ( Tintinnus ) , 294.
cylindrisches, 294. spitziges, 294,
Klot-Mask, schwed. = Volvox Globator.
Kneipzange Eichh. 445.
Kneipzangenfischchen (Diglena grandis) , 443.
Kniv-blad-bugteren, dän. = Kolpoda Lamella M.
Knollenbildung beim Doppelglöckchen > 289. bei
Räderthieren , 488. durch Infusorien bei Hydra , Sper-
matozoon? 488.
Knospen des schnellenden Glockenbäumchens , 278.
Knospenbildung bei Räderthieren, 384, 385. ferner
bei den Gattungen: Glockenthierchen, 260, 270. Magen-
thierchen, 382. Spindelthierchen , 96, 97. der Stylo-
nychia pustulata, 372. Vierling, 153. Wirbelmoosthier-
chen, 124.
Knospenpaarung, 89, 99. s. Doppelknospenbild.
Koelle-Spilleren, dän. Triclwda Clava Müll.
Körne rbildung (krankhafte) der Hydatina senta, 416.
Kohlensaure, Einfluss auf Infusorien , 531.
Kolpoda Cucullio, 348. Cucullulus Müll. 337. Cucullus
Vorkommen, 12. Müll. 336,347. fasäolnris Bory, vid.
Amphilept. Fasciola, 356. Hippocrepis Herrm.
347. hirudinacea Bory, 357. lacrimiformis Bory, 356.
Lamella Müll. 322. limacina Bory, 355. J,wm Schrk. 224.
Meleagris Müll. 357. Ochrea Müll. 357. ovifera Bory,
352. Pirum Müll. 307, 308, 312, 313. planairiformis
Bory, vid. Amphilept. Fasciola, 356. Ren Müll.
Ehr. 348, 352. Rostrum Müll. 324. Zygaena Bory,
357.
Kolpoda (Monas), 12.
Kolpode, 346. Taf. XXXIX. Synon. 348. Capuce,
347. elliptique, [348. Rognon, 348.
Kmlpode (Monade) , 12. Coucou Lam. vid. Colpoda
Cucullus, 347.
KOLPODES, 345.
Kop-Snurreren, dän. Vortic. crateriformis Müll.
Korpel, vielräderiger , Okek, 425.
Kondylio Stoma Lagenula Bory, 311.
Kwrcoijj, it e. GzcoXrjy.ta ru>v y.wvwTuav = Anguillula,
VII.
Krallen bei Waffenthierchen, 370.
Krallenthierchen (Kerona), 368. Taf. XXXXI.
Synon. 369. ovale Polypen laus, 368.
Krankheiten der Infusorien, 416, 488. s. Zerfliessen.
KRANZTHIERCHEN (PERIDINAEA), 249. Ueber ihre
Lichtentwicklung als Meeresleuchten, 258. fossiles Vor-
kommen, 259.
Kranzthierchen (Peridinium) , 252. Taf. XXII. Synon.
256. braun gelbes, 254. von Delitzsch, 252.
dreihörniges, 255. Feuerstein-, 254. gabel-
förmiges, 256. gehörntes, 255. grünes, 253.
Michaelis-, 256. spindelförmiges, 256. spitzi-
ges, 254. staubartiges, 253.
Kreisauge ( Cycloglena ) , 453. Taf. LVI. Wasser-
wolf, 454. zierliches, 454.
Kreiselmonade, gelbliche (Monas flavicans) , 17.
K r e i s e 1 1 h i e r c h e n ( Urocentrum ) , 268. Taf. XXV.
Müller's, 268.
Kreuzsternchen (Staurastrum) , 142. Taf. X. Synon.
143. breites, 143. schlankes, 143.
Kröten, Infusorien in deren Darmkanale, 331.
Krog- Hvirvleren Müll. 475.
Krone (Stephanoceros Eichhornii) , 401.
Kronel Oken 401.
Kronenrädchen (Stephanoceros) , 400. Taf. XXXXV.
Eichhorns 401.
Krön -Polyp Eichh. 401.
Krnkke- Hvirvleren Müll. 512.
Krumm hörn ( Anuraea curvicomis) , 505.
Kuchen -Schildchen (Cocconeis Placenhda)9 194.
Kümmung durch Infusarienschwärme irrig vermuthet,
VIII.
Kugel, gespitzte, Eichh. 323.
Kugeldose (Pyxidicula) , 165. Taf. X. Synon. 166.
büchsenförmige, 165.
Kugelfischchen (Conochilus Volvox), 393.
Kugelkette (Tessararthra) , 144. Taf. X. Synon. 145.
perlschnurartige, 145.
Kugelmonaden (Sphaeromonades) , 6.
Kugelpflanze Gled. 293.
Kugelquadrät GÖze, 56. Beseke, 58.
Kugelquadrat-Eckethierchen Schrk. 56.
K u g e 1 s t e r n (Sphaerastrum) , 145. Synon. 146. run-
der, 146. vi er strahlig er, 146.
Kugel thi er (Volvox), 67. Taf. IV. Synon. 72. gold-
farbenes, 71. grünes, 68. sterntragendes, 72.
Kugel thier Bak., Rös., Göze, 68. einförmiges,
schön violblaues, grössres, Rösel ; s. Nassula or-
nata, 339.
KUGELTHIERE ( VOLVO CIN A) , 49. Structurverhält-
nisse, geograph. Verbreitung, 50. systematische Uebersicht
der Gattungen, 50.
Kugelthierchen Gleich. 32, 127, 322.
Kugle- Vaelteren, dän. Volvoz Globulus Müll.
Kukuks-Ei, 349.
Kurzbart (Triarthra mystacina) , 447.
Kurzohr (Notommata braehyota) , 435.
Kyse-Bugteren Müll. 348.
Labidodon ( Subgenus Notommatae) , 425,
Lachenzweiauge (Diglena lacustris) , 442.
Lac er na der Augenkugel, 63. der Doppelmantel, 59.
der Strahlenaugen, 61 der Tafelthierchen , 55.
Lacernata ( Sectio quarta BacWariorum ) , 231 .
Lacinulaire, 403. Taf. XXXXIV. sociale, 403.
Lacinularia, 403. Taf. XXXXIV. jlosculosa Schweigg.
404. Melicerta Ehr. 400. so Cialis, 403. Schweig&.
397, 404.
Lacrimatoria Acus Bory, 112. maciilata Bory, 113.
Sagitta Bory, 113.
Lacrymaire, 309 Taf. XXXI. Synon. 311. Goutte,
310.' Protee, 310. ridee, BIO.
Lacrymaria, 309. Taf. XXXI. Synon. 311. Gutta,
310. Olor Ehr. 342. Proteus, 310. rugosa; 310.
Laichkrautwurm Schrk. = Ophrydium.
Längen-Schildchen (Cocconeis Scutellum), 194.
Länget hierchen ( Paramecium ) , 349. Taf. XXXIX.
Synon. 354. Busen-, 352. eiförmiges, 353. fla-
ches, 353. geschwänztes, 351. Hirsethier-
chen, 353. Nymphenthierchen, 352, Pantöffel-
thierchen , 350. des Sinai, 353.
Längstheil nng der Infusorien , geschichtliche Ueber-
sicht, 282. nie bei Räderthieren vorkommend,. 384.
von Schrank bei Diglena caudata angegeben. Ausser-
dem beobachtet bei den Gattungen: Angenkranz thier-
chen, 257. Augenthierchen, 105, 112. Börsenthierchen,
326. Bruchstäbchen, 203. Busenthierchen, 345, 347.
Doppelhalsthierchen , 355. Doppelmantel, 59. Dosen-
kette, 166. Fahnenthierchen, 227. ■ GallertglÖckchen,.
293. Glockenbäumchen , 278. Glockenthierchen, 270.
Hechelthierchen , 364. Isthmenthierchen, 208, Keil-
bäumchen, 216. Keilschüppchen , 214. Kranzthierchen,
253. grünes Kugelthier, 70. Längethierclien , 350.
Lippenthierchen , 324. Mantelglöckchen , 295. Mona-
dengattung, 4. Muffthierchen , 247. bei der cylindri-
schen Panzermonade, 42. Perlenthierchen , 335. RÖh-
renbäumchen, 240. Röhrenschiffchen, 234. Rudertluer-
chen, 66. Säulenglöckchen, 280. Schiffchen, 174 ff.
Seitenschnabel, 336. Stelzenglöckchen, 397. Stelzkorn, 223.
bläuliche Traubenmonade, 22. Trompetenthierchen, 262.
Waffenthierchen, 370. Wimperthierchen, 311. Zickzack-
thierchen, 196.
Läuse auf Infusorien, 194, 211, 512. auf Infusorien-
, lausen, 211. Infusorien als Läuse, s. Infusorien auf
Thieren.
Lagenella, 45. Taf. II. euchlora, 45.
Lagenelle, 45. Taf. II. verte, 45.
Lagenelle (Pantotrichum) , 248.
Lagehula euchlora Ehr. 45.
Lagenula ( Pantotrichum) , 248.
Laich-Spurrel Ok. 447. *
Lame (Trachele) , 322. . .
Lamella ( Trachelius ) , 322. ( Üroleptus) , 358.
Lamellina Bory, 49. s. Isis 1834. p. 1195.
Lamproi e (Notommate) , 427.
Langbart (Triarthra longiseta), 447.
Langkegel (Diglena conura), 445.
Langgabel (Notommata longiseta), 432.
Langhalsthierchen Schrank === Trachelius.
Lang haut Schrank = Paramecium.
Lanzet- Waffenthierchen (Stylbnychia lanceolata),
373.
Larus (Chactonotus) , 390.
Latentes Leben , 494.
Leben. Was ist Leben? 495, 496. Leben der Erde un-
erwiesen, 495. Latentes Leben, 494. ist kein Ge-
sammtzustand der Welt, 495.
Lebendige Dammerde , 244.
Lebendiggebären der Bacillarien (Fragilaria) , 203.
der Nackenrädchen, 499. bei Räderthieren, 483. vergl.
488.
Lebendig gebärende Monade, 9.
Lebensdauer einzelner Infusorien, 351, 371, 414, der
Bacillarien durch Selbsttheilung unabsehbar lange, 290.
Lebensluft, Einfluss auf Infusorien, 531. *
Lecane Luna Nitzsch, 462.
Leiodina capitata Morr. 444. foreipata Bory, 443.
vermicularis Bory, 443.
Lee-Sraekkeren, dän. = Vibrio Falv Müll,
Leiter thierchen (Fragilaria), 205.
Lens , 32.
Lentille (Cyclide) , 246.
Lepadella, 457. Taf. LVII. Synon. 458. em arg in ata,
458. glumiformis Bory, 479. lamellaris Bory, 479.
lunaris Ehr. 460. ovalis, 457. ' Salpina, 458.
triptera Ehr. 478.
Lepadella (Metopidid) , 477.
Lepadelle, 457. Taf. LVII. Synon. 458. echaheree,
458. ovale, 457. Salpine, 458.
Lepadelle ( Metopidie) , 477.
Lepraria infusionum , 120. Kermesina, 120.
Lepus (O xytricha), 367.
Leucas (Bursaria), 329. .
Leuchtthiere: als solche sind erkannt:. Microtheca
octoceros , 164. Peridinium acuminahim , 254. Furca ,
256. Fusus, 256. Michaelis, 256. Tripos, 255. Pro-
rocentrum, 44. Synchaeta baltica, 437. Trichoden,3I6.
Leucophra bursata Müll. 314. fluida Müll. 313.
globulifera Müll., Bory, 315, 327. hydroeämpa Bory,
333. Joblotii Bory, 333. Larus Bory, 390, Lumbriä
Schrk. 353. Mammilla Müll. 360. notata. Müll, 338.
vircscens Müll. 329. viridis Müll. 248.
Lencophre, 311. Taf. XXXII. Synon.313. bäillante,
311. des moules, 313. pyri forme, 312. rouge,
312. Spathule, 312. des viandes, 313.
Leucophrys, 311. Taf. XXXII. Synon. 313. Ano-
dontae, 313. camium, 313. echinoides • Tiles.* 314.
■fluida Müll. 14. Ehr. 313. patnla., 311. pirifor-
mis, 312. sanguinea, 312. Spathula, 312.
Librile (Navicula), 185.
54©
Licht, Einfluss des Lichtes- anf Infusorien, 528. uncr-
wiesene Infus, im Sonnenlichte behauptet, 523.
Lichtentbehrende Infusorien an dunklen Orten, 52S.
Licht entwicklung nur. bei einigen Infusorien des
Meeres beobachtet, 44, 258, 439, 529. s. Leuchtthiere.
Licmophora abbreviata Agardh, 214. argentescens
Agardh , 220. flabellata Agardh , 220. Jürgensii
Agardh, 214. minuta Kütz. 222» paradoxa Agardh,
221 , 243.
Lievre (Oxytrique) , 367.
Lilien-corv al- Snurr er en , dän. VorUc. Convallarina.
Lill y - Ani m alcul a of root of Lens palustris , 278.
Limace Jobl. 485.
Limniade, 401. Taf. XXXXVI. Synon. 402. du Cera-
tophylle, 402.
Limnias, 401. Taf. XXXXVI. Synon. 402. Cerato-
pliylli, 402. ingcnita Goldf. 296.
Limnopolypi Lam. 131.
Linckia pruniformis Wi g G . 293 .
Lineola (Vibrio) , 79.
Lineal e (Vibrion) , 79.
Linicstraekkercn Müll. 79.
Linza ßosculosa Schrk. 404. llippocrepis Schrk. 397.
pruniformis Schrk. 293. stentorea Schrk. 262, 296.
Lippe, gesehen bei den Gattungen: Halsthierchen, 319.
Thränenthierchen, 310.
Lippen kreis ei (Conochilus) , 393. Taf. XXX XIII.
wälzender, 393.
Lippenmonade {Chilomonas) , 30. Taf. II. dreisei-
tige, 30. wälzende, 30, zerstörende, 31.
Lippenthierchen (Loxodes), 323. Taf. XXXIV. Synon.
325. faltiges, 325. geschn ä beltes, 324. grü-
nes, 324. harfe nförmiges, 324.
Living atoms Leeuw, = Vorticella ConvaUarin. — creature
like a Mussei- shell. Leeuw. 336. vid. Slyl Onychia
Mytilus, 370.
Lac hog ompliia (Rotatoria) ■, 686.
Lokke-Hvir vieren Müll. 479.
Lom- Straekkcren , dän. = Vibrio Colym b us. Müll.
Longue-queue, 440. (Diglene) , 445.
Longue-soie ( Notommate) , 432.
Loppe-haleren, dän. Müll. 388.
Loppe-Sp illeren, dän. = Trichoda Pulex Müll.
Los-Spilleren Müll. vid. Aspidisca Lyncetis,
344.
Loup (Cycloglene) , 454.
L ovo de, 323. Taf. XXXIV. Synon. 325. Bec, 324»
Harpe, 324. plic , 325. vert, 324.
Loxodes, 323. Taf. XXXIV. Synon. 325. Bursaria,
324. Cithara, 324. Cuadlio Ehr. 348. Cucullulus
Ehr. 337. plicatus, 325. Rostrum, 324.
Lub otiner See, 121, 122.
Jjudd e- Snurr er en , dän. = Voriic. nulans Müll.
Luft zur Infusorienbildung nöthig, 524.
Luft- Infusorien, 4S7, 524. s. Sonnenstaub, Aether,
Licht.
Luftleerer Raum, Einfluss auf Infusorien , 530.
JL u n a ( Euchlanis ) , 462.
Lune (Euchlanide) , 462.
Lunula (Closterium) , 90.
Lunule ( Clost ere) , 90.
Lunulina Bory, 87. monilifcra Bory, 91. Mougeolii
Bory, 213. Mougeotii Tür p. 92. olivacea Bory, 224.
vulgaris Bory, Turp. 90, 91.
Lupus (Cycloglena) , 454.
Luse- Runderen, dän. Trichodina Pedicuhis.
Lyncee (Aspidisque) , 344. (Euchlanide) , 464.
Lynceus (Aspidisca), 344. (Euchlanis), 464.
Lyngbya ochracea Leibl. 169.
Lyngbyi (Acineta) , 241.
Lysig onium lincatum Link, 167. moniliforme Link,
168.
Maane-Biörneren, dän. Gonium lunatum Müll.
Maane- Snurreren, dän. Voriic. lunaris Müll.
Maane- V aelteren, dän. Volvox Lunula Müll.
Macrobiotus Hufelandii eine Lernaee, kein Infusorium,
494 495.
Macrocercus Hill. 35, 112, 113, 274, 276, 290.
Madike -Snurr er en Müll. 443.
Madike -Straekkeren, dän. Vibrio Vermicidus Müll.
Magen der Infusorien, 361. der Gatt.: Aenderling, 101.
Augenkranzthierchen , 257. Augenthierchen , 105. Bor-
stenauge, 252. Borstenkopf, 437. Borstenmonade,
249. Bruchstäbchen , 203. Büchsenthierchen, 317.
Bürsteniischchen , 389. Busenthierchen , 345 , 346.
DoppelglÖckchen , 289. Doppelhalsthierchen, 355. Dop-
pelleib, 302. Doppelmantel, 59. Doppelpunkt, 116.
Dosenkette, 166. punktförmige Eimonade , 14. Ei-
träger, 503. Ellen thi erchen, 210. Fächerstäbchen, 207.
Fahnenthierchen , 227. Faltenschwanz, 387. Floh-
freund, 115. Flügelrädchen , 517. Futteralrädchen,
399. Gallertschiffchen, 231. Gedenkthierchen , 377.
Glockenbäumchen, 277. Glockenthierchen , 260, 270.
Griffelfischchen , 440. Griffelthierchen, 369. Haarthier-
chen, 307. Halsthierchen, 319, 320. Hecheithi erchen,
364. Hornthierchen, 367. Hufeisenthierchen, 403. Hül-
senfischchen , 392. Kapselthierchen , 133, gesellige
Kegelmonade, 16. Keiibäumchen, 216. Keilschüppchen,
214. Kettenstäbchen, 140. Klöppelglöckchen , 294.
Krallenthierchen , 368. Kranzthierchen , 250, 253. Krei-
selthierchen , 268. Kronenrädchen, 400. Kugelrischchen,
393. Kugelthiere, 68. Längethierchen , 350*. Lippen-
monade, 30. Lippenthierchen, 324. Mantelglöckchen,
296. lebendig gebärende Monade, 9. MufFthierchen,
247. Nachen thierchen , 378. Nackenauge, 424. Nixen-
thierchen, 113. Panzerauge, 46. Panzermonade, 40.
Panzer- Glockenthierchen, 292. Perlenthierchen , 335.
Prachtschiffchen, 190. Reihenauge, 451. Reusen thier-
chen, 339. Rüsselmonade, 47. Scheibenthierchen ,
245. Schiffchen, 175. Schi Idschirf che n , 194. Schild-
thierchen, 343. Schirmglöckchen , 287. Schlangen-
monade, 43. Schleppthierchen, 358. Schlussmonade, 7 ff.
Schmelzthierchen , 130. Schwanzmonade, 32. Seiten-
schnabel, 336. Sonnenschirmthierchen, 394, 396. Spin-
delthierchen , 89. Stachelmonaden, 44, Stelzenglöck-
chen, 297. Stelzkorn, 223. Stielauge, 453. Strahlen-
auge, 61. Strahlenfuss , 305. Strahlenknget , 303.
Strahlenscheibe , 305. Tafelthierchen , 55. Theilmona-
de, 24. Thränenthierchen, 310. Traubenmonade, 19.
Trompetentierchen, 262. Tropfenmonade, 9. Urnen-
thierchen, 266. Vierblatt, 405. Vierling, 150. Waf-
fenthierehen , 370. Walzen thierchen, 299, 300. Wech-
selthierchen , 126, 127, 128. Weintrau benmonade, 21.
Wimperauge, 360. Wimperthierchen, 311. wedeiförmi-
ges Wirbel -Moosthierchen, 124. W oll thierchen, 314.
Zahnwalze, 315. Zapfenkette, 153. Zapfenthierchen ,
333. Zellensternchen, 155* Zickzackthierchen , 196.
Zweiauge, 442.
Magenrädert liiere ( Gasterodela) , 386.
Magensaft, s. Verdau vmgssaft.
Magenthierchen, Uebersicht und Characteristik ,
# — ##«. Fortpüanzvingsarten, 382.
Magnet -Snurreren, d an. Peridinium cinctum»
Magnetismus, Einfluss auf Infusorien, 530.
Maiblumenthierchen ( Vorticelln Convallaria) , 274.
Malezien, Jobl., sind Miickenlarven.
Malteserkreuz (Euastrum Crux) , 161.
Männliche Fortpflanzungsorgane der Infusorien, s.
Samendrüsen, Samenblasen, Befruchtung, 382, 385.
Mantel, beobachtet bei den Gattungen: Augenkugel, 63.
Ruderthierchen , 66. Strahlenauge, 61. Tafelthierchen,
55.
MANTELFISCHCHEN (EUCHLANÜOTA), 455.
Mantel fisch eben (.Enchlmris), 461. Taf. LVII. LVITT.
Synon. 464. breites, 463. dreikantiges, 461.
Hörnern anns, 462^ lan gfüs siges , 463. Lyn-
ce us-artig es, 464. m o n d f ö r m i g e s , 462.
Mantelglöckchen (Vaginicola), 295. Taf. XXX. Synon.
296. braunes, 296. crystallnes, 295. liegen-
des, 296.
M a n t e 1 - N a j a d e (Tubicolaria Najas) , 399.
Marsuin-Spilleren, dän. Trichoda Delphinus Müll.
Maske (Stylonychia Histrio) , 373.
Masque Jobl. = IVombidium?
Massenentwicklung, überraschende, bei Vorticellen,
291. der Monaden, 7. der Gallionellen, 170. s. Selbst-
theilung.
Massue Jobl. 300, 332, 358.
Massuc {Gotnphoneme) , 218.
Mastigocerca, 460. Taf. LVII. carinata, 460.
Mastigocerqne, 460. Taf. LVII. carinee, 460.
Mattere vegetative, 121.
Mau er säge Eich. 370.
Mauersteine, die besten nach Vitruv. von Infusorien,
VII. s. Ziegelsteine.
Maulbeerinsect Arderon, 22.
M a u l b e e r k u g e l (Pandorina Morum) , 53.
Meeres- Infusorien, XIII.
Meeresleuchten durch Infusorien, 258. (vgl. Leucht-
thiere, Lichtentwicklung.)
Megalotrocha, 396. Taf. XXXXIV. Synon. 398. alba
H. et E. 397. albo-flavicans , 397. socialis Bory,
397. H. et E. 404.
MEGALOTROCHAEA, 394.
Megalotroche, 396. Taf. XXXXIV. Synon. 398. jau-
nätre, 397.
MEGALOTROCHES, 394.
Melanella atoma Bory, 79. erythraea Hmpr. et Ehr.
80. flexuosa Bory, 80i tnonadina Bory, 76. Spirillum
Bory ,85.
Meleagre ( Trnchele) , 321 .
Meleagris (Amphileptus) , 357. (Trachelius) , 321.
Melicerta, 404. Taf. XXXXVI. Synon. 407. alba
Schweige 400. biloba Ehr. 402. proteiformis Oken,
131. quadriloba Goldf., Schweigg. 405. ringens,
405.
Melicerta ( Ptygura) , 387 .
Melicerte, 404. Taf. XXXXVI. Synon. 407. Fleur
en gueule, 405.
Melicerte (Ptyyure) , 387.
Melon , shape of a — Baker , 336.
Meloseira moniliformis Agardh, 167. Jürgensii Agardh,
167. lineata Agardh, 167. nummuloides Agardh, 167.
varians Agardh, 168.
Melosira discigera Agardh, 167. fragilis Kütz. 208.
moniliformis Kütz. 168, 382. nummuloides Kütz. 167.
orichalcea Kütz. 168, 3S2. siibflexilis Kütz. 168. vari-
ans Kütz. 168, 382.
Melotomns , 243.
Mengen der Infus, im kleinen Räume, 7. s. Massen-
entwicklung.
Menschen, angeblich aus Infusorien bestehend, VIII.
aus Infus, sich entwickelnd , 466. Infus, im Menschen,
36, 331.
Mensch engesicht eines angeblichen Infusoriums, 466.
Mep hitische Luftarten, Einfluss auf Infus. 531.
Meride, 207. Taf. XVI. Synon. 208. du printemps,
207. Violon, 208.
M er idion, 207. Taf. XVI. Svnon. 208. circulare Agardh,
207, 208, 382. cordalnm Corda, 207, 208. fialellum
Ehr. 207,208. ovatum Agardh, 208. pandnriforme ,
208. radians Agardh, 208, 220. vernale, 207. Agardh,
208, 219.
Me s pel-S nur r ere n , dän. Vortic, mespilina Müll .
Mespilina umbellina Bory , 283.
Messerschiffchen (Navicula Scalprum) , 181 .
Metall reizungen, Humboldts, der Aeichen, 530.
Metamorphose der Glockenthierchen, 290. der Infu-
sorien, 109, 121, 524. s. Verschmelzen.
Meteorische Infusorien, 122.
Metopidia, 437. Taf. LIX. acuminata , 477. Le-
padella, 477. triptera, 478.
Metopidie, 477. Taf. LIX. aigu'e^ 477. LepadelXey
477. triptere, 478.
Mica (Monas) , 14.
Michaelis ( Peridinium) , 256.
Micrasterias, 154. Taf. XL Synon. 159, 382. angu-
losa, 158. Boryana, 157. Boryi Kütz. 157. Co-
ro7iula, 156. cruciata Kütz. 143. duplex Kütz. 157,
158. elliptica, 159. emarginata Ehr. 158. falcata
Corda, 143. furcata Agardh, 157, 158. Kütz. 157,
158. heptactis, 156. Ehr. 157. hex actis, 156..
Ehr. 156. Napolconis, 156. radiosa Agardh, 162,
163. renicarpa Kütz. 157. ricciaej'ormis Kütz. 162,
163. Rotula, 158. Selenaea Kütz. 156, 157, 158.
simplex Kütz. 157. Straurastrum , telraccra et — ß.
didicera, tricera, Kütz. 143. Tetras, 155. tricy-
clia, 158.
Micrasterie, 154. Taf. XI. Synon. 159, 382. de Bory,
157. Couronne, 156. clliptique, 159. hepta-
ctis, 156. de Napoleon, 156. Rouelle, 158.
Tetras, 155. tricycle, 158. tronquee, 158.
Microcodon, 395. Taf. XXXXIV. Clavus, 396.
Microcosmus Müll., Haufe von Vibrio Rugula, 80.
Micro gl ena, 25. Taf. I. monadina , 26. Ehr. 28.
punetifera, 26. volvocina Ehr. 26.
Microglene, 25. Taf. I. janndtre, 26. verte, 26.
Micromega, 239. Synon . 240. cor n i culatu m , 240.
fragilis Grev 236.
Micromege, 289. Synon. 240. fonrchu, 240.
Mikroskope, Entdeckung und Entwicklung, XII.
Microtheca, 164. Taf. XII. octoceros, 164.
Microthöqne, 164. Taf. X1L octoceros, 164
Mi de -Spill er en, dän. Trichoda Acarus Müll.
Milchiges Wasser, 316. durch Paramecium Aurelia,
352.
Milchstrasse der kleinsten Organismen, XIV.
M i l i u m ( Paramecium) , 353.
Mi 11 et (Paramöce), 353.
Missbildungen bei Infusorien , 343 , 401 , 487 , 489.
schwanzlose Brachionen sind unrichtig beobachtet, 509.
bei Pflanzen veranlasst durch Infusorien, 429. s. Gal-
len, bei Thieren (Hydra), 488. ob Spermatozoon?
Mistwasser thierchen, 336.
Mnemosyne ( Chlamidodon) , 377.
Modergeruch durch Infusorienverwesung, 244.
M öl -Spilleren, dän. Trichoda Tinea Müll.
Möven fisch eben ( Chnetonotus Laras) , 390.
Mohnkanne Eichh. 274.
Molecularbewegungen früher oft mit Infusorien-
bewegung verwechselt, 37, 521.
Molli {animaluzzi) Corti = Chaetonotus?
Monadair es Bory, 49.
Monade (Monas) , 3. Organisation, 4, 5. Verbreitung,
5. (vergl. Monadinen.) Gruppen, 6. Was sind Mona-
den, was keine? 1, 6.
Monade bicolore , 10. a carapace , 3S, 40. colo~
rante, 17. Crepuscule, 6. cylindrique, 15.
Enchelide , 12. epuisee, 18. glissante, 13.
Gonlte, 9. grande, 10. hyaline, 13. janhätrey
17. Kolpode, 12. lente, 16. Mica, 14. ochreuse,
11. rf' Oleen, 15. Ombre, 12. ovale, 14. point,
14. reluisante, 18. rougissante, 11. simple,
17. sociale, 16. Terme, 7. vineuse, 11. vivi-
pare , 9.
Monade a carapace, 40. Taf. II. Synon. 43. bleuet-
tre, 42. brunc, 42. courbee, 40. cylindrique,
42. echancree, 41. Icnticulaire , 43. ovale, 41.
Monade a point e, 44. lumineuse , 44.
Monade h quene, 31. Taf. II. Synon. 35. Chef, 34.
Doublet , 33. Grenouille , 34. intestinale, 34.
Sauteur , 33. sociale, 32. verte, 35. Vorti-
celle, 33.
Monade Serpent, 43. de Jena, 44.
Monade ä trompe, 47. Taf. II. cylindrique , 49.
noirätre,4S, volvocine, 48.
MONADES ä CARAPACE, 38.
M o n a d e n m e e r , vegetabilisches , Meyen , 38.
Monadenstöcke sind wie Polypenstöcke oder Corallen-
stöcke durch Selbsttheilung entstandene, zusammenhän-
gende Thiergruppen bei Infusorien , bei Volvocinen,
Bacillarien und Vorticellinen am ausgezeichnetsten, 49,
115, 123, 124, 137, 259. verschieden von periodisch
vereinten Thierhaufen, 19, 27, 114. Käderthiere bilden
nie Monadenstöcke, weil sie keine Selbsttheilung haben,
aber auch Gesellschaften (Haufen, Familienvereine,
Nester), wie Uvella, 393, 396, 403. monadenstock-
bildende Arcellinen, 136. Monadenstöcke und Infuso-
riennester gemischt gleichzeitig, 291. (Junge auf den
Bäumchen des Carchesium) bilden Gattungscharactere.
MONADINA, 1.
MONADINEN, 1. Uebersicht der Gattungen, 2. Ge-
schichte, 35. Vorkommen in Thieren, 36. die Blut-
körperchen sind keine, 36. Vork. in lebenden Pflanzen,
5, 37. Verwechselung mit bewegten Algensamen, 5.
MONAS, 3. Taf. I. Synon. 18, 331. Atomus Hmpr.,
Ehr. u. Müll. 21. bicolor, 10. Bulla Bory, 335.
Cr epusculum, 6. cylindrica, 15. deses, 16.
Enchelys, 12. erubescens, 11. flavicans, 17.
glaueoma Ehr. 22. gliscens, 13. grandis, 10.
Guttula, 9. hyalina, 13. inanis, 18. Kolpoda,
12. Lens Hmpr. u. Ehr. 21. Müll. 21, 32. Hornsch.
65. N. ab E. 64. Mica, 14. Milium Müll. 353.
Ocellus Müll. 43. ochracea, 11. Okeni, 15.
ovalis, 14. Ovulum Göze 64. polytoma Ehr. 25.
Pidvisculus Kütz. 108. Müll. 28. Bory, 65. Punctum,
14. punctum Müll. 14, 76. scintillans, 18. Sim-
plex, 17. socialis, 16. Termo, 7. tingens,
17. Umbra, 12. Uva Müll. 21, 25. vinqsa, 11.
vivipara, 9. Volvox Ehr. 30. volvox var. 12.
Mond, halber, Eichh. 87, 90.
Monema comoides Grev. 236, 243. Bülwynii Grev.
235. quadripunetatum Grev. 236.
Monocerca, 48, 422. Taf. II. bicomis, 423. longi-
cauda Bory, 423, 461. Rattus, 422. vergl. 449.
valga, 423. vorticellaris Bory, 438.
Monocerque, 422. Taf. II. 48. bicorne* 423. cro-
chue, 423. Rat, 422.
Monocycliae, Subgeiius Micrasteriae, 156.
Monogomphia (Rotatoria), 386.
541
Monolabide, 497. Taf. LXI. conique, 497. qrele
498. '
Monolabis, 497. Taf. LXI. conica, 497. gracilis
498. . . '
Mono Sphären Mayer, 36.
Monostyla, 459 Taf. LV1I. cornuta, 459. lunaris
460. quadridentata, 459. '
Monoslylc, 459. Taf. LVII. comue, 459. « quatre
cornes, 459. lunaire, 460.
Monstra bei Infusorien ans Missbildung, 343, 401, 487
489. aus partiellem Zerfliessen, 300 scy/.
Monotrocha, 384.
Monura, 474. Taf. LIX. Colurus, 474. dulcis.
474.
Monure, 474. Taf. LIX. aigue, 474. obtuse, 474.
Moorbeer-Snurreren, dän. Fbrtfc. crataegaria Müll.
Mooskarpfen mit schimmelartigen Vorticeilen besetzt
37.
M o r g e n r o t h - S c h i f f c h en (Eosphora Najas) , 451.
Mar um (Pandortna) , 53.
Mose-Pungen, dän. Bursaria truncatclla Müll,
Moule (Stylonyque) , 370.
Moustache (Enchelide) , 301. (Triarthre) , 447,
Müller i (Brachionus) , 513. (Stentor), 262.
Mülleria Lmmla Schrk., Leclerc. 90.
Mufftliierchen (Pantotrichum), 247. Taf. XXII. Synon.
248. flaschenförmiges, 248. längliches, 248.
wälzendes, 248.
Muguet (Vorticelle) , 274.
Mund, gesellen bei den Gattungen : Börsenthierchen, 326.
Borstenmonäde, 249. Büchsenthierchen, 317. Bürsten-
fischchen, 389. Busen thierchen , 346. Doppelglöckchen,
289. Doppelhalsthierchen, 355. Glockenbäumchen , 277.
Glockenthierchen, 260. Haar thierchen, 307. Halsthier-
chen, 319, 320. Klöppelglöckchen , 294. Krallenthier-
chen, 368. Kranzthierchen, 253. Kreiselthierchen, 268.
Längethierchen , 350. Lippenthierchen, 324. Mantel-
glöckchen, 295. Perlenthierchen , 335. Pfriemenzahn,
418. Rensenthierchen, 339. Säulenglöckchen , 280.
Scheibenthierchen, 245. Schildthierchen, 343. Schirm-
glockchen, 287. Schleppthierchen , 358. Schwanen-
thierchen, 341. Seitenschnabel, 336. Stelzenglöck-
chen, 297. Strahlenfuss , 305. Strahlenkugel, 303.
Strahlenscheibe, 305. Tafelthierchen , 55. Thränen-
thierchen, 310. Trompetentierchen , 261. Urnen-
tliierchen, 265. Vierblatt, 405. Walzen thierchen, 299.
Wimperauge, 360. Wimperthierchen , 311. Wollthier-
chen, 314. Zahnwalze, 315. Zickzackthierchen , 196.
Mundklappe der Halsthierchen , 319.
Mure (Pandorine), 53.
Murtensee, blutige Farbe dess. , 12§..
Mus cardine = Saprolegnia, 37.
Muschelthierclien ( Stylonychia Mytilus) , 370.
Muschel- Wimperthierchen (Leucophrys Anodontae),
ÖXÖ.
Musik gegen Infusorien anzuwenden, XII. .
Musculus (Uroleptus) , 358.
Muskeln sind gesehen bei den Gattungen : Augenschüpp-
chen, 480. Borstenkopf, 434. Brillenratte, 448. Buckel-
fischchen, 395. Crystallfischchen, 410, 413. Diademthier-
chen,478. Doppelglöckchen, 288. Doppelstern, 449. Drei-
auge., 451. Dreibart, 446. Fadenschwanz, 422. Falten-
schwanz, 387. Flossenfischchen, 440. Flügelrädchen. 316.
Futteralrädchen 399. Gabelüschchen, 420. Glockenbäum-
chen, 277, 279. Glockenthierchen, 260, 270, 290. Huf-
eise nthierchen, 403. Hülsenfischchen,392. Kreisauge, 454.
Kronenrädchen, 400. Kugelfischchen, 393. Mantelfisch-"
chen, 461. Nackenrädchen, 498. Organenfischchen, 411.
Panzer- Glockenthierchen, 292. Peitschenschwanz, 460.
Pfriemenzahn, 418. Pokalthierchen , 472. Rüsselräd-
chen, 485. Salpenfischchen , 469. Schirmglöckchen,
287. Schönrädchen, 482. Schuppenfischchen, 457. Son-
. nenschirmthierchen, 394, 396. Springer, 439. Stachelfass,
459. Stielauge, 453. Stirnauge, 477. Stutzrädchen,
504. Trompetenthierchen , 261. Vielauge, 455. • Vier-
blatt, 405. Wappenthierchen , 510.
Mutterkorn, eine Art davon enthält Aeichen, 492.
für Infusorien gehalten, 522. s. Weizenälchen.
Muus-Spilleren Müll., Schrk. vid. Uroleptus Mus-
culus, 358.
Myrmeleo (Notommata) , 425.
M y r m eleo n (Notommate ) , 425.
Myrtilina crataegaria, 281. pyraria Bory, 282.
Mystacodella Cyclidium Bory, 372.
Mytilina cypridina Bory, 469.- lepadura Bory, 457,
458.
Mytilus (Stylonychia) , 370.
Nacelle ( Cocconeme) , 225.
NACHENTHIERCHEN, 374.
Nachenthierchen (Euplotes) , 377. Taf. XXXXII.
Synon. 381. Chinesenmütze, 380. gepexltes,
378. geschwänztes, 380. gesporntes, 379. ge-
streiftes, 379. gestutztes, 379. glattes, 380*
schiis seiartiges, 378. stachliges, 380.
Nackenauge (Notommata) , 424. Taf. IV. IL. L. LI.
LH. tili. Synon. 436. Beutelfisch chen , 434.
Dickhals, 428. Doppelohr, 430. Dreifuss , 434.
gewölbtes, 430. Henkel-F ischchen, 430. Käul-
chen, 426. Kegel, 428. Keulenträger, 432.
Kurzohr, 435. Langgabel, 432. Najadenfisch-
chen, 429. Pricken - Fischchen, 427. Prit-
schen-Fischchen, 433. Raubschiffer, 426.
Ruderfischchen, 434. Scheeren - Fisch chen,
428. schlankes, 431. Sprachrohr, 433. Stachel-
schwanz, 435. Stelzenschwanz, 432. Syrinx,
426. Telegraph, 434. Wasserkatze, 431. Was-
ser- Kukuk, 427. Wasser tiger, 431. We.rn-
eck's-, 429. Zangenglocke, 425. zweispitzi-
ges, 428. *,..
Nackenrädchen (Philodina) , 498. Taf. LXI. citr^S:
gelbes, 501. grosswimpriges, 501. mit del&;
Halsbande, 500. langhörniges, 500. rotli-
liches,499. schlankes, 499. stachliges, 501.
Nadelräderthiere Bes.485.
Naese-Snurreren, dän. Vortic. nasuta Müll.
Najaden-Fischchen {Notommata Najas), 429.
Najas (Eosphora), 451. Synon. 452. (Notommata), 429.
(Tubicolaria) , 399.
Naja de (Eospliore) , 451. (Tuhicolaire) , 399.
Naiden, Infusorien in deren Darmkanale, Yid. Leucophra
nodulata.
Napoleonis ( Micrasterias) ,156.
Nasamonum (Trichoda), 307.
Nasse Jobl. 332. '
Nasselle, 338. Taf. XXXVII. doree, 340. elegante,
339. ornee, 339.
Nas stila, 338. Taf. XXXVII. aurea, 340. aurea vor.
c. e. Ehr. 338. elegans, 339. ornata, 339.
Naturspiel Gleich. 32.
Naunema, 233. Taf. XX. Synon. 236. Arbuscula,
235. balticum, 236. Dillwynii, 235. Hoffmanni,
235 . simplex , 234.
Naunem c,233. Taf. XX. Synon. 236. Arbrisseau,235.
baltique, 236. de Dillwyne, 235. de Hoffmann,
235. simple, 234.
NaupliuS) 116.
Navette de Tisserand Jobl. vid. O xytricha Pellio-
nella, 364.
Navicula, 173. Taf. XIII. XIV. XXI. Synon. 189, 381.
Acus, 176. Amphisbaena, 178, 381. Ehr. 185.
Amphora, 188. anceps Kütz. 177. Arcus, 182.
attenuata Kütz. 180. baltica, 180. bifrons, 186.
bipunctata Bory , 176. Turp. 182. bitruncata Turp.
178. capitata, 185. Cari, 179. ciliai <i*Corda,
225. constricta, 188. costata Corda, 225. Crttx,
184. curvula, 181. depressa Kütz. 177. dicepliala,
185. flexuosa Ehr. 180, 181. Follis, 179. fulva, 177.
fusiformis Ehr. 181. Gaillonii Bory, 212. gibba, 184.
Gl ans, 185. gracilis, 176, 381. granulata Ehr.
191. Hippocampus , 180. inaequalis , 184. lan-
ceolata, 185. Librile, 185. lineata Bory, 176.
lineolata , 188. macilenta, 183. major Kütz.
177. nodosa, 179. obliqua Turp. 224. obtusa Bory,
Turp. 177. ostrearia Bory, 176. parvula Kütz. 177.
pellucida , 176. phoenicenteron , 175. platy-
stoma, 178. quadricostata, 180. Scalprum, 181.
scalprum Turp. 182. scalprum var. Turp. 177, 178.
Sigma , 181. Ehr. 180. sigmoidea, 182. Hempr.
et Ehr. 181. spien dida, 186. striaiula, 187.
suecica, 189. transversa Bory, 176. trinodis, 179.
tripunctata Bory, 176. Trochus, 179. turgida Ehr.
190. umb onata , 177. uncinata , 184. undulata,
187. wiipunctata Bory, Turp. 177. ventricosa Ehr.
178. viridis, 182. viridis var. Ehr. 183. viridula,
183. Westermanni , 190. Zebra Ehr. 191.
Naviculavea (sectio 2da B aciliar iorum) , 165 ♦
Naviculine Turp. 174.
Navicule, 173. Taf. XIII. XIV. XXI. Synon. 189.
Aiguille, 176. Amphisbcne , 178. Amphore , 188.
Are, 182. baltique, 180. bossue, 184. ä bouton,
185. de Carus, 179. Croix, 184. courbee, 181.
dicephale , 185. a double nez. 186. etranglee,
188. fauve, 177. Flcan, 185. Gland, 185. grele,
176. Hippocampe, 180. inegale, 184. lanceo-
lee, 185. lineolee, 188. maigre, 183. noueus e,
179. ondulce, 187. Outre, 179. platystome,
178. pommetee, 177. quadricostee, 180. rou-
gissante, 175. Sigma, 181. sigmo'ide, 182.
sillonnee, 176. splendide, 186. striee, 187.
Toupie, 179. Tranchet, 181. trinode, 179.
verdätre, 183. verte, 182.
Nebelglöckchen {Vorticella nebulifera) , 270*
Nebelmeer yon Urmonaden, 37.
Needhams System, aus unrichtiger Beobachtung der
Saprolegnia entstanden , 37.
Nematoplata bronchialis Bory, 206. pcctinalis Bory,
206.
Nemazoaires s. Nemazoones, 173.
Nervensystem der Magenthierchen ist bei den einzel-
nen Familien nachzusehen , bei Monaden , 5. bei den
Au gen thierchen , 111. u. s. w. bei letzteren ist (111)
das Augenganglion direct beobachtet. — der Räderthiere
bei allen einzelnen Familien und Gattungen zu verglei-
chen, Uebersicht, 386. genauer beschrieben, 416.
ferner: 394, 395, 396, 425, 437, 442, 453, 460, 499,
504 u. s. w.
Nesterbildung, s. Infusoriennester.
Nixchen, 113.
Nixen thierchen ( Chlor ogonium) , 113. Taf. VII.
schöngrünes, 114.
Nonnen-Fisch chen (Glenophora Trochus), 391.
Norops dorsualis Ehr. 451.
Nostoc Flos aquae, 121.
Notee, 502. Taf. LXII. a quatre comes, 503.
Noteus, 502. Taf. LXII. Bakeri Ehr. 514. quadricor-
nis , 503.
Notommata, 424. Taf. IV. XXXXVIII. IL. L. LI. LH.
L1I1. Synon. 436. aequalis, 432. ansata, 430.
aurita, 430. Brachionus , 433. br aehyota, 435.
centrur q, 435. clavulata, 432. collaris, 428.
Copeus, 434. deeipiens , 431. Felis, 431. for-
cipaia, 428. gibba, 430. gr anularis , 427.
hyptopus, 426. lacinulata, 428. longiseta,
432. Myrmeleo , 425. Najas, 429. Parasit a,
426. Peiromyzon, 427. Syrinx , 426. Tigris,
431. Tripus', 434. Tuba, 433. Werneclcii, 429.
Notommate, 424. Taf. IV. XXXXVIII. IL. L. LI. LH.
LIII. Synon. 436. a anse, 430. auriculee, 430.
bossue, 430. Brachion, 433. braehyote, 435.
Chatte, 431. a echasses, 432. goitreuse, 428.
granulaire, 427. grele, 431.. hyptopode, 426.
Lamproie, 427. lobee, 428. Longue-soie, 432.
Myrmeleon, 425. Najade, 429. Parasite, 426.
Porte-massige, 432. Porte-pince , 428. Porte-
queue, 434. Rameur, 434. Syringe, 426. Tigre,
;,s 431. Trepied, 434. Trompette, 433. de T^Ter-
«ecA;, 429.
Nucleus {Bursaria) , 330.
.ZV« m mtblell a conehyliospermatica Car u s , 266.
Nutzen der Infusorien, s. Eisen, Feuersteine, essbare
Erden , Farben , Polirschiefer , Ziegelsteine , Formen-
erde, gute Dammerde, Meeresleuchten, vielleicht auch
Glas, reine Kieselerde, s. Organismen.
Nymphenthierchen (Paramecium Chrysalis) , 252.
Nyrebugteren Müll. vid. Colpoda lien, 347.
Oat-animal Baker, 177.
Ochsenkopf Eichh. s. Amphilept. longicollis,
357.
Octasterias Ehr. 143.
Odontella, 153. Taf. X. XVI. Synon. 154, 210, 38L
aurita Agardh, 154. D esmidium, 153, 381. f£&z-
formis, 154. nnidentata, 154, 381.
Odontelle, 153. Taf X. XVI. Synon. 154. Desmide],
153. filiforme, 154. unidentee , 154.
Oeciste, 392. Taf. XXXXIU. cry stallin, 392. (%rfm
rfw Planche)
Oecistes, 392. Taf. XXXXIII. crystallinus, 392.
(hyalinus Tabulae.)
OECISTINA , 391.
OECISTINES, 391.
Oel erzeugt angebliche Vorticeilen , 274.
Oeltröpfchen (rothe) kommen auch bei Brachionus
Urceolaris , wie bei Cyclops vor, 119.
Oere-Snurreren Müll. 428.
Oewf (Holophre), 314. (Trachele), 323. de Crislatella
Mucedo Turp. 254.
Ohrwurm fischchen, 421.
Oic (Amphilepte) , 355. (Trachele), 320, 322.
Oken's Stabmonade (Mo?ms Okcni) , 15.
O^or (Trachelocerca) , 342.
Ombre (Monade) , 12.
Oncobyrsa, 243.
Opal, gemeiner, 171. edler, 171. - s. Halbopal, 243.
Opalina Ranarum Purkinje , 327.
Operculaire, 286. articulee, 287.
Opercnlaria , 286. articulata , 287. Goldf. 287.
Operculina Bakeri Bory, 287. Roeselii Bory, 287.
Ophiothrix, 243.
Oplarinm crueiforme Los. 143. formosissimum Los. 157.
hyacinihinum Los. 157. numismaticum Los. 157. ptero-
phorum Los. 162. speciosum Los. 157. vasculosum Los.
157. verticillatum Los. 157.
Ophidomonas, 43. je'nensis , 44,
Ophryde, 292. Taf. XXX. Synon. 294. versatile9
293.
Ophrydia nasuta Bory, 293.
OPHRYDINA, 291.
OPHRYDINES, 291.
Ophrydium, 292. Taf. XXX. Synon. 294. versatile,
293.
OPHRYOCERCINA, 341.
Ophryocerca Oomn Ehr. 323.
Ophryocerques, 341
Ophryoglena, 360. Taf. XL. acuminata , 361.
«/rrt , 360. flavicans, 361.
Ophryoglene , 360. Taf. XL. jaunatre, 361. noire,
360. « queue , 361.
Ophthälmoplanis Ocellus, 49.
Orangefarbenes Wasser, 122.
Organenfischchen {Enteroplea) , 411. Taf. XXXXVIL
crys tallenes, 412.
Organismen , grosser Einfiuss derselben auf das Feste
der Erde, bisher als Kalkablagerung durch Muscheln
und Corallen, jetzt auch als Kiesel und Eisenablagerung
durch Infusorien, XII.
Ortssinn der Infusorien , 416. s. Nesterbildung.
O scillaria brevis Kütz. 108, 109. paxillifwa Schrk.
197.
Oscillatoria ochracea Lyngb. , Agardh, 169. F/os
<if/M«e, 121, 171, 243.
Oscillatorie, rothe, des Murtensees, 122.
Oscillatorien, Gründe, warum sie keine Infusorien
sind, 99, 109, 120.
Otoglena,Ao3, papulosa, 453.
Otoglene , 453. verruqueuse, 453.
Outre (Epipyxide), 123. (iVrtu/cwite) , 179.
Oval- ani m al s , 347.
Ovales Jobl. 335. ctore's Jobl. 352.
Ovalthierchen Gleich. 31, 245, 308,337. grosse
Gleich. 335.
Ovum (Hölopkrya) , 314. (Trachelius) , 323.
Oxitricha ambiqua Bory, 333. pellionella Bory, 364.
pute Bory, 372. Pullaster Bory, 372. pullicina Bory,
372. Volutator Bory, 372
Oxytricha, 363. Taf. XXXX. XXXXI. Synon. 367.
c au data, 365. Cicada, 366. eury Stoma , 365.
gibba, 365. Lepus, 367. Pellionella, 364.
Pesds Ehr. 358. platy Stoma, 365. Pullaster, 366.
Ehr. 364. nt&ra, 364.
OXYTRICMNA, 362.
Oxytriqne, 363. Taf. XXXX. XXXXI. Synon. 367.
bossue, 365. Cicade, 366. Liövre, 367. Pellio-
nelle, 364. platystome , 365. Poularde, 366.
« queue, 365. rotige, 364.
OXYTRIQUES, 362.
Paarung der Magenthierchen, 382.
Paere - bugter , dän. 308.
Paere- Snurreren , dän. Vortic. pyriformis , M.
Paere-Trumleren, dän. hnchelys Pirum M.
Pfu'w Je Äwcre Jobl. 322.
Pala (Brachionus) , 511 .
Palme IIa botryoides Kütz. 108. ichthyoblabe Kunze,
121, 526.
Palmen thierchen (Echinella), 219. Taf. XIX. blin-
kendes, 222. Fächer-, 220. Herz-, 221. kurz-
fässiges, 222. Pracht-, 221. Schirm-, 221.
Paltonophora lanceolata Küt z . 224.
Pancreas, gesehen bei den Gattungen: Augenkreisel,
391. Augenschüppchen , 480. Blumenrädchen, 408.
Borstenkopf, 437. Brillenratte, 448. Buckelfischchen,
395. Bürstentischchen , 389. Crystallfischchen, 410,
413. Diademthierchen , 478. Doppelstein , 449. Drei-
auge, 451. Dreibart, 446. Dreizack, 496. Ei träger,
503. Fadenschwanz, 422. Faltenschwanz, 387. Flü-
gelrädchen, 517. Futteralrädchen, 399. Gabelüschchen,
136
543
420. Gabelzange, 497. GrifTelfischchen, 440. Griffel-
fuss, 474. Hufeisen thierchen, 403. Hülseniischchen, 393.
Kreisauge, 454. Kugeliischchen , 393. Mantelfischchen,
461. Nackenauge, 424. Nackenrädchen, 499. Organen-
fischchen, 412. Peitschenschwanz, 460. Pfriemenzahn,
418. Reihenauge, 451. Rüsselrädchen, 485. Salpen-
fischchen , 469. Springer,, 439. Stachelfuss, 459. Stirn-
auge, 477. Stutzrädchen, 504. Vielauge, 455. Vier-
blatt, 405. Wappenthierchen , 510. Wimperhschchen,
387. Zangenfuss, 475. Zweiauge, 442.
Pandeloquen thierchen Gleich. 347, 350.
Pandorina , 53, Taf. II. Synon. 55. . hyalin n9 54.
Ehr. , Bory, 54. LeeuwerihoeM Bort , 53,68. fo-
rnm , 53. Bory, 53. sphaerula. Ehr: 54.
Pandorine , 53. Taf. II. Synon. 55. hyaline, 54.
Mure, 53.
Pantoffel thierchen (Param. Aurelia) , 350. ge-
schwänztes ( Param. caudaium) , 35.1.
P antotrichum , 247. Taf. XXII. Synon.. 248. armatum
Ehr. 251. aspernm Ehr. 251. Enchelys, 248. La-
genula, 248. Volvox , 248.
Pantolrique, 247. Taf. XXII. Synon. 248. Enche-
lide, 248. Lagenelle, 247. Volvoce, 248.
Panzer (vergl. Mantel, Büchschen), sind, erkannt bei den
Gattungen: Augenkranzthierchen, 257. Beerenkugel,
53. Borstenauge, 252. Bruchstäbchen, 203. Büchsen-
thierchen, 317. Doppelklette, 146. Dosenkette, 166.
Ellenthierchen , 210. Fächerstäbchen, 207. Fahnen-
thierchen, 226. Flaschenmonade, 45. Fiinfstrahl, 144.
GallertschifFchen , 231. Gedenkthierchen , 376. Gyges-
Ring, 51. Höckerthierchen, 135. Hülsenfischchen, 392.
Isthmenthierchen , 209. Kai)selthierchen, 133. fossil,
134. Keilbäumchen, 215. Keilschüppchen , 213. Ket-
tenstäbchen, 140. Klettenthierchen, 250. Kranzthier-
chen, 249. Kreuzstern, 142. Kugeldose, 165. Kugel-
stern, 145. Monadinen, 1. Nachenthierchen , 377.
Palmenthierchen , 220. Panzermonade, 39. Panzerratte,
460. Panzerthierchen, 46, 292. Peitschenschwanz, 460.
Plattenkette, 201. Prachtschiüchen , 190. Ringschiff-
chen, 233. Röhrenbäumchen, 240. Röhrenkorn, 237.
Ruderthierchen, 66. Rüsselmonade , 47. Scheibenkopf,
375. Schiffchen, 174, 520. Schildschiffchen, 19.3. Schlah-
genmonade , 43. Spindelthierchen , 89. Stachelmonade,
44. Stachelscheibe, 164. Stelzenglöckchen , 297. Stelz-
korn, 223. Sternscheibe, 160. Strahlenange, 61.
Strahlen bäumchen, 240. Strahlendose, 171. Strahlen-
schiffchen, 238. Stutzrädchen, 504. Tafel thierchen,
55. Vierling, 149. Wappenthierchen., 510. Zapfen-
kette, 153. Zellensternchen , 154. Zickzackfähnchen,
230. Zickzackthierchen , 196.
Panzerauge (Cryptoglena) , 46. Taf. II. bläuliches,
47. kreiseiförmiges, 46. träges, 48.
PANZER - GLOCKENTIUERCHEN ( OPMIYDINA ) ,
291. Structurdetail , Uebersicht der' Gattungen, 292.
Panzermonade ( Cryptomovas ) , 40. Taf. II. Synon.
ausgerandete, 41. bläuliche, 42.- bfaune, 42.
cylindr i sehe, 42. eiförmige, .41. krumme,
40. linsen förmige , 43.
PANZERMONADEN (CRYPTO MONADINA) , 38. Zu-
satz 49.
Panzer ratte (Mastigocerca carinata) , 460.
Papillen, bewegte, der Spindelthierchen, 89.
Paradesmus, 243.
Paramae dum, vid. Paramecium. Fasciola Müll.
356. Histrio Müll. 373. Incubus Schrk. 327, Kolpo-
dinum Bory, 337. marginntum Müll. 283. Nucleus
Schrk. 328. Solea Bory, 324.
Paramece, 349. Taf. XXXIX. Synon. 354. Aurelie,
350. Chrysalide, 352. Kolpode, 352. Millet,
353. ovale , 353. a q u e u e , 351. s in a 'i t i que , 353.
Paramecium, 349. Taf. XXXIX. Synon. 354. acutum
et aneeps Herrm. , Bory, 356. Aurelia Müll. 353.
Bursaria Fo c k e , 325 . c a u d at u m , 351 . Chrysalis,
352. Wag«. 350. Chrysalis var. viridis Ehr. 325.
Colpoda , 352. compressum , 353. lamellinum Bory,
322. Milium, 353. Nucleus Schrk. 330. ovatum, 353.
pigrum Schrk. 356. piseijorme Graveiäh. 350. quar-
tum Hill , 356. seeundum Hill, 347. sinaiticum,
353. Terebra Schrk. 356. tertium et quartum Hill,
370. spez. 3 et 1 Hill, 350.
Paramecium (Chilomonas) , 30.
Parasita (Notommata) , 426.
Parasite (Notommate) , 285, 426.
Parasiten. Unterschied zwischen Parasiten und Theilen
eines Organs, 37.
Parasitische Infusorien, 425, vergl. Infusorien.
Parasol (Vorticelle) , 273.
Patella (Euploies) , 378.
Patelle (Euplote) , 378.
P at eil e-Sp illeren, dän. Triclioda Patella Müll.
Patene (Pterodine) , 517.
Patina (Pterodina), 515.
Pauken gegen Infusorien anzuwenden, XII»
Pecten (Euastrum), 162.
Pectoralina flavicans Bory, 56. hebraica Bory,
Turp. 56.
Pediastrum, 159, 160. biradiatum Meyen, 157, 158.
duplex Meyen, 156, 157, 158. irreguläre Corda, 156.
quadrangulum Corda, 157. simplex Meyen, 156, 157,
158.
Pediculus (Cocconeis) , 194. (Trichödina). , 266.
P eigne (Bacillaire) , 198. (Euastre) , 162. (Fragilairc),
206.
Peitsch enfuss (Hima7itophorus) , 375. Taf. XXXXII.
Synon. 376. der grosse Charon, 376.
Peitschenschwanz (Mastigocerca) , 460* Taf. LVII.
Panzerratte , 460.
Pellionella ( Oxytricha) , 364.
Pell Ion eile (Oxytrique), 364.
Pelz thierchen (Oxytricha Pellionella),, 364.
Pelz-Spilleren, dan. Oxytricha Pellion. .
Pendeloque , grosse, Gruith. 347.
Pendeloquen, grosse, Gruith. s. Paramecium
Aurelia, 350.
Penlasterias, 144. Taf. X. margaritacea, 144.
Pentasterie, 144. Taf X. margaritifere , 144.
Pentodon (Eunotia) , 192.
Peridine, 252. Taf. XXII. Synon. 256. brun, 254.
ceint, 253. cornu, 255. de Delitzsch, 254.
Fourche, 256. Fusean, 256. de Michaelis, 256.
piqnant, 254. Poussier, 253. pyromaque, 254.
Trepied , 255.
PERIDINAEA, 249.
PERIDINES, 249.
Peridinium, 252. Taf. XXII. Synon. 256. acumina-
tum, 254 cinetum, 253. cornutum, 255. deli-
tiense, 254. Furca, 256. fuscum, 254. Fusns,
256. Michaelis, 256. priscum Ehr. 254. Pulvi-
sculus, 253. pyrophorum, 254. tet bulatum Ehr .
257. Trip os, 255.
.Peritricha Cometa Bory, 306. Ovulum Bory, vid.
Paramecium Chrysalis, 352. Pleuronectes Bory,
vid. Paramecium Aurelia, 350. Polyporum Bory,
267. Sol Bory, 303, 304. solaris, 304. vacillans
H. et E. vid. Paramecium Chrysalis , 352.
Perle (Cyclide) , 246.
Perlen- Schwan ( Amphileptus m argaritifer) , 355.
Perlen -Spindelthierchen ( Closterium moniliferum) ,
91.
Perlenthierchen ( Glaucoma) , 334. Taf. XXXVI.
Synon. 336. zitterndes, 335.
Perlhuhn (Amphileptus Meleagris) , 357.
Pestthierchen, VIII.
Petromyzon (Notommata) , 427.
Pflanzen, problematische Entstehung aus Infusorien,
109.
Pflanzen thi er (Closterium), Gruith. 91.
Pfriemenwurm Eichh. 112.
Pfriemen zahn ( Pleurotrocha ) , 418. Taf. XXXXVII.
XXXXVIII. der Dicke, 418. der Dünnf uss, 419.
der Räuber, 419.
Phacelomonade, 28. verte, 28.
Phacelomonas , 28. Pulvis cnlus, 28.
Phacus Pleuronectes Nitzsch, 111. cfr. 113.
Pharyngoglossa Corda, 174 sigmoidea Corda, 181.
Phialina, 333. Taf. XXXVI. Synon. 334. Cygnus Bory,
vid. Trachelocerca Olor , 342. hirudinoides Bory,
334. Proteus Bory, 310 vermicularis , 334. vi-
ridis, 334
Phialine, 333. Taf. XXXVI. Synon. 334. blanche,
334. verte, 334.
Philodina, 498. Taf. LXT. aculeata, 501. citrina,
501. collaris , 500. erythrophthalma , 499..
macrostyla, 500. megalotrocha, 501. roseola,
499.
PHILODINAEA, 4SI.
Philodine, 498. Taf. LXI. ciirine, 501. « collier,
500. epineuse, 501. grele, 499. macrostyle,
500. megalotroche, 501. rose, 499.
PHILODINES , 481.
Pigment der Augen, bei allen Infusorien roth, 492.
Pille- Snurr er en, dän. FoHic. inclinans Müll.
Pille-V alteren, dän. Volvox Pilula Müll.
Pinddyr Müll. 196.
Pintade (Amphilepte) , 357.
Pirouette Jobl. 267.
Pirouetteur coneave et convexe Jobl. v. Stylonychiä
Mytilus, 370.
Piscis (Uroleptus) , 358.
Pitachnae, Ziegelsteine aus Pitane von Silbertripel fa-
bricirt, VII.
Placentula (Cocconeis) , 194.
Plagiotricha aurantia Bory, 337. cifriwa Bory, 271.
Dernm Bory, ^ vid. Stylonychiä Mytilus, 371.
Planorbis , 1^2.
Polirs chief er aus Infusorien gebildet, 2^.
Planaire (Distigme) , 118.
Planaria (Distigma) , 118.
Plant indued ivith sensibility Brady, 289.
P i av 1 1 e n k e 1 1 e (Tessella) , 201. Taf. XX. Synon. 202.
gestreifte, 202. glatte, 202. unterbrochne ,
202.
Platzen der Infusorien, 349, 351, 493.
Pleuronectes (Euglena) , 111.
Pleurosicyos myriopodus Corda, 88.
mwio(po)dus Corda, 94,
Pleurotrocha, 418. Taf. XXXXVII. XXXXVIII. con-
strieta, 419. gibba, 418. ?ep««r«, 419. Pc/ro-
myzon Ehr. 427.
Plenrotroche, 418. Taf. XXXXVII. XXXXVIII. &o^w,
418. etranglee, 419. lepture, 419.
Ploesconia Area Bory, 376. 67mnm Bory, 378.
Pocillum (Dinocharis) , 472.
Podophre, 305. Taf. XXXI. affichee, 306.
Podophrya, 305, 316. Taf. XXXI. fitf«, 306.
Podospheniä, 213. Taf. XVII. Synon. 215. 381. #*&-
breviata, 214. euneata , 214. gracilis, 214.
nana , 214. *
Podosphenie, 213. Taf. XVII. Synon. 215. cwwet-
forme, 214. grele, 214. naine, 215. rhomboi-
dale, 214.
Po dura (Ichth/diuni) , 388.
Podure (Ichthyde) , 388.
Pölse-Trumlereri, dän. = Enchelys Farcimen
Müll.
Poincon, 93.
Ponit (Baciere), 76. (itfb?*rtde) , 14.
Poire (EugUne) , . 110.
Poisson (Urolepte) , 358.
Penssott H. Jobl. 321. 3 Jobl. 322. ?t 7« #mwd (7M<wte
Jobl. 485. vergl. 449. & mouvement du coeur Jobl. 335.
« ?« </uew? umbilicale Jobl. 462. & 7« t&e fre/te'e Jobl.
388
Pensso?iS, #ros, Jobl. vid. Colpoda Cucullus, 347.
Pokal thierchen (Dinocharis), 471. Taf. LIX. Synon.
473. einfaches, 473. fünfzackiges, 472. vier-
z ackiffes 473.
Polirschiefer : von Bilin, Cassel, 170, 243. von
Jastraba in Ungarn , 243. von Zamuto in Ungarn, XII.
von Oran, 171, 172, 243. von den Philippinen, XIII.
von Riom in der Auvergne, 243. von Zante, 243.
Polyarihray 440. Taf. LIV. platyptera, 441. Tri-
r/Z«,441.
Polyarthre, 440. Taf. LIV. platyptere, 441. TW-
#Z'c, 441.
Polyasterias Ehr. 143.
POLYGASTRICA, #.
POLYGASTRIQUES, *.
Polygomphia (Rotatoria) , 386 .
Polyp mit der Klappe Eichh. 287.
Polyp e (Car diese), 278.
Polyp e a Bulbe Trembl. 289. « chamiercs Gir. Chantr.
197. « fowes Font. 485. . .
Polypen an Wasserflöhen Geer, 278. von Leipzig,
erste neue Art, Rästn. 274. neue Art aus der Spree,
Anon. 404. .
Polypen art, dritte neue aus der Spree bei Berlin, 116.
vierte neue aus der Spree, 278.
Polypeneier Türp.' s. Peritricha-Polyp, 148.
Polypenkörner in Polypenläuse verändert, Schweigg.
s. Kerona Polyporum, 368.
Polypenläuse Gruith. s. Oxytricha Fellionella,
364, 368. grosse, Gruith. 372. ovalrunde, Göze,
368.
Polypenlaus, längliche (Kerona Polyporum), 368.
runde (Trichödina Pediculus), 266.
Polypes a Bouquet Trembl. 278, 281. a bulbe Bonn.
289. des Conferves Gir. Chantr. 176, 177. en enlon-
noir Reaum. 262.
Polypi a fioeco , mazzetto Col. 281.
Polyp- Snurreren, dän. Carches. polypin.
Polyp us dichotomus Linn. 278. pedimeulo spiraliler in-
curvo Wrisb. 274.
Polythalamien sind keine Infusorien, 135 ff.
Polytoma, 24. Taf. I. Uvella, 24.
Polytome, 24. Taf. I. Uvelle, 24.
Polytricha Pleuronectes Bory, vid. Paramecium
Äurelia, 350.
Poppe-Trumleren, dän. Enchelys Pupula Müll.
Porte-bourse (Notommate), 434.
Portc-massue (Notommate) , 432.
Port.e-pieu (Bacillaria) , 196.
Porte-pince (Diglene) , 443. (Notommate) , 428.
Porte-queue (Notommate) , 435.
Porte-serre (Anuree) , 508.
Pot au lait Jobl. 274.
Pou aquatique Jobl. ist Daphnia.
Pou de Polype (Trichodine) , 266. terresfre Jobl. ist ein
Insect : Smynthurns.
Pou (Cocconeide) , 194.
Poularde ( Oxytrique) , 366.
Ponte huppee Jobl. vid. Oxytricha Pellionella, 364.
et Oxytricha Pullaste.r, 366.
Ponpee (Boursaire) , 329. (Enchelide), 300.
Poussier ( Chlamidomonade) , 64. (Peridine) , 253.
Pracht-Palmenthierchen (Echinella splendida), 221.
Pracht-Schiffchen (Eunotia) , 189. Taf. XIV. XXI.
bogenartiges, 191. bohnenartiges, 191. dia-
demartiges, 193. dreizackiges, 192. fiinf-
zackiges, 192. gekröntes, 191. sägenartiges,
193. schwellendes, 190. vierzackiges, 192.
Westermanns, 190. Zebra-, 191.
Pricken-Fischchen (Notommata Petromyzon) , 427.
Priestleya viridis, 121.
Priestley'sche grüne Materie, 108, 120, 523, 526,
528.
Prisme ( Chilomonade) , 30.
Pritschen-Fischchen (Notommata Brachionus) , 433.
Probo shidia, 516.
Prorocentrum, 44. micans, 44.
Prorodon , 315. Synon. 316. niveus, 315. leres,
316.
Protee (Distigme), 117. (Lacrymaire) , 310.
Proteischer (grenzenloser) Formen Wechsel einiger
Infnsorien und Erklärung desselben, 126. vergl. 129.
Proteus, 127. künstlicher, 129. kleiner Rösel, 127.
Gleich. 127. GÖze, s. Amphileptus margaritifer , 355.
Gleich. 322. Gleichenii Müll., Schrk. 322. Guan-
zati, 493. == Amphileptus moniliger. tenax Müll.,
Schrk. 116.
Proteus (Distigma) , 117.
Prot eu s (Lacrymaria) , 310.
Protetbs Bak. (Trachelocerca) , 342.
Proteus- Snurreren, dän. Stentor polymoi plius.
Proteus-Straelckeren, dän. Vibrio Proteus Müll.
Protococcus Monas Kürz. 108. viridis Meyen, 65,
108.
Protonema Barbulae Kütz. 108.
Psendppoda, ##.
Pseudopodia , «#.
Psychodi aire regne B ory , 1G9.
Psygmatella, 243.
Pterodina, 516. Taf. LXIV. Synon. 518. clypeata,
518. elliptica, 517. Patina, 517.
Pterodine, 516. Taf. LXIV. Synon. 518. a Bouclicr,
518. elliptique, 517. Patene, 517.
Ptolemaei (Bacillaria ) , 200.
Ptygura, 387. Taf. XXXXIII. Melicerta, 387.
Ptygura (Rotatoria), 385.
Ptygure, 387. Taf. XXXXIII. Melicerte, 387.
Pnllaster ( Oxytricha) , 366.
Pulvisculus (Chlamidomonas) , 64. (Dqxococcus) , 29.
(Peridinium) , 253. (Phacelomonas) , 28.
Punktmonaden, 6. blassrothe, 11. farblose,
6. gelbe, 11. grosse, 10. grüne, 10. ocker-
gelbe, 11. rothe, 11. weinrothe, 11. zwei-
farbige, 10.
Punctthierchen, 35.
Punctum (Bacterium), 76. (Monas), 14.
Pnngen, dän. Bursaria.
Pupa (Bursaria), 329. (Enchelys), 300.
Pupella Farcimen Bory, 300. Solea Bory, 322. tenax
Bory, 116.
Puppe- Aflangeren Mull. via. Paratiiecium Aure-
lia, 350. g.
Puppe-Spilleren, dan. Tnchoda Pupa Müll.
543
Pyrit ac Chaetotyplüa, 251.
Pyromaque , Chetolyphle de — , 251.
Pyrum (Eugleiia) , 110. (Triclwda) , 308.
Pyxidicula, 165. Taf. X. Synon. 166, 381. opercu-
lata, 165.
Pyxidicule, 165. Taf. X. Synon. 166. owcrcwZe'e ,
165.
Quaere - Snurreren , dän. Voitic. pyraria Müll.
( Gomphonema) .
Queertheilung ist gesellen worden Lei den Gattungen :
BÖrsenthierchen, 326. Büchsen thierchen, 317. Busen-
thierchen, 345, 347. Doppelhalsthierchen, 355. Glo-
ckenthierchen , 270. GriffelthiercJien , 369. birnförmi-
gem Haarthierchen , 308. Halsthierchen , 320. Hechel-
thierchen, 364. gesellige Kegelmonade, 16. Kreisel-
thierchen, 268. Längethierchen , 350. Lippenthierchen,
324. Monadengattung, 4. Nixenthierchen, 113. Per-
lenthierchen , 335. Reusenthierchen , 339. Scheiben-
thierchen, 245. Schlangenmonade, 43. Schwanenthier-
chen, 342. Schwanzmonade, 32. Seitenschnabel, 336.
Spindelthierchen , 88, 89. Traubenmonade, 22. Trom-
petenthierchen , 262. Waifenthierchen , 370. Walzen-
thierchen, 300. Wimperauge, 360. Wimperthierchen,
311. Wollthierchen , 314. Zapfenthierchen , 333.
Q u e 1 1 s c h l e i m (Baregine) , 122.
Rad (Euastrum Rota) , 161.
Radbewegung des alten Räderthieres , 488. s. Räder-
organ.
Radmacher Eichh. 485. Vorläufer vom Radmacher,
366. mit dem langen Fuss Eichh. 496.
Räderorgane der Räderthierchen , 385. des Rotifer,
488. — Da sie bei allen Räderthieren ohne Ausnahme
vorhanden sind, so sind liier die einzelnen Gattungen
nicht namentlich aufgeführt.
Rädert hier Hill, 485.
Rädert hier, langgeschwänztes, Göze, Actinurus, 496.
Räderthierchen (Rotifer) (vergl. Rüsselrädchen),
Geschichte, 484. Erhalten der Form durch Auftrocknen
auf Glas oder Glimmer, 518. scheinbares Wiederauf-
leben nach dem Trocknen, 493. perasitisch auf Garn-
marus Pulex , 487. viertes, Beseke, 477. von GÖze,
welche sich füttern lassen, 512. schalige von Schaff.
an den Wasserflöhen, 513.
RÄDERTfHERß (ROT AT 0 RIA) , 384. Einteilung der
Classe, 384. Geschichtliche Erläuterungen, 385. Orga-
nisationFgehalt, 385. besonders speciell bei Hydatina
senia, 413. Verschiedene Einteilungen nach dem inne-
ren Baue, 386. im Winter zu ziehen nach GÖze, 487,
498. im Innern von Magenthieren , s. Infusorien in
Infusorien.
Räuber (Plenrotrocha coiistricta) , 419.
RamctLT (Anuree), 505. (Notommate) , 434.
Ranarum Bursaria, 330.
Raphanella Joblotii Bory, 321. Proteus, 116. ra-
punculoides Bory, vid. Uroleptus Filum9 359.
urbica Bory, 108, 293.
Raseneisen, Bildung, 169.
Rat (Monocerque) , 422.
Rattenfisch chen (Monocerca Rattus) , 422.
Rattenschwanz Eichh. = Nais.
Rattnlus, 448. Taf, LVI. Synon. 449. lunaris, 448.
carinatus Lam., Schweigg. 422, 461.
Rattus (Monocerca), 422.
Ratule, 448. Taf. LVI. Synon. 449. croissant, 448.
Ratuhis lunaris Bory, 448. Lynceus Bory, vid. Aspi-
disca Lynceus , 344. Musculus Bory, vid. Uro-
leptus Musculus, 359.
Raubschiffer (Notommata Parasita) , 426.
Rechenzahn (Untergatt, von Nacken au ge) , 432.
Regen, Infusorien in reinen Regentropfen bisher umsonst
gesucht, 122, im Regenwasser sehr zahlreich beobachtet,
487, 520 seq.
Regeneration, 304, 488. s. Wiedererzeugung.
Regenwurm, lebende Infusorien in seinem Darme, 354.
s. auch: Paramecium compressum , 522.
Reihen äuge (Trioplithalmus) , 450. Taf. LVI. drei-
augiges, 451.
Reihenzahnige Räderthiere, 386.
Rein ha r dt' s Gabelfischchen (Furcularia Reinhardti),
420.
Reinigen der Wasserbassins von lästigen Infusorien-
Massen, 244.
Ren (Colpoda), 347.
Rendc-Snurreren, dän. Vortic, canaliculaia Müller.
Reproduction, s. Regeneration.
Respiration, sogenannte, im Ei, 415. s. Athmen.
Respirationsöffnungen der Schiffchen, 175. sind
irrig, vergl. 242, 520. bei Borstenkopf, 437. Dreizack,
496. Gabelzange, 497. Salpenfischchen , 469. Schon-
rädchen , 482. Stielauge , 453. Stutzrädchen , 504.
Wappenthierchen , 510. Vielauge? 455. Zangenfuss,
475.
Respirationsröhre beim Eiträger, 503. Fadenschwanz,
322. Futteralrädchen, 399. Manteliischchen, 461. Nacken-
auge, 425. Nacken rädchen, 499. Rüsselrädchen, 485.
Stirnauge, 477. Vierblatt, 405.
Respirations- System der Räderthiere, 386.
Reusenthierchen ( Nassula) , 338. Taf. XXXVII.
buntes, 339. goldgelbes, 340. zierliches,
339.
Rhabdinm obtusum Wallr. 211, 243.
Rhabdomonades (Monadum.Subgenus), 15.
Rhizopodes Düjard. 135.
Ri ngräd er tili er e (Monotrocha) , 384.
Ring Schiffchen (Syncyclia), 233. Taf. XX. s alpen-
artiges, 233.
Ring -Snurreren, dän. Vortic. annularis Müll.
Röhrenbäum chen (Micromega) , 239. Synon. 240.
zackiges , 240.
Röhren körn (Gloeonema) , 236. Synon. 237. wunder-
liches, 237.
RÖhrenschiffchen (Nauncma), 233. Taf. XX. Synon.
236. baltisches, 236. baumartiges, 235. Dill-
wyne's, 235. einfaches, 234. Hoffmann's,
235.
Röhrenpolypen GÖze (von aussen wachsende), 35.
Röschen, weisses, Herrm. 22.
Roeselii (Stentor) , 263.
Rognon Jobl. 332.
Rognon (Kolpode) , 347.
Rognons urgentes Jobl. 347, 348.
Rose de Jericho (Epistylis) , 281.
Rose (Chlamidodon Mnemosyne) , 377.
Rostgelbes Wasser, 122.
R o s t r u m ( Loxodes) , 324.
Rota (Euastrum), 161.
Rotaria Scop. 485.
ROTATOIRES, 384.
ROTATORIA, 384. vergl. Räderthiere.
Rot ellin a Serres , 382.
Rothe Thierchen im Dachrinnenwasser Leeuw. 105.
Rot lies Gewässer (s. blutiges Gew.).
Rotifer , 484. Taf. LX. Synon. 491. albivestitus Dutr.
400, 402. brachyurus H. et E. 486. citrinus, 4S9.
confervicola Dutr. 402. erythraeus, 490. macru-
rtis, 490. macrourus Schrk. 490, 496. quadricircula-
ris Dutr. 405. redivivus Cuv. 486. tardigradus Ehr,
490. tardus, 490. vulgaris, 485.
Rotifere, 484. Taf. LX. Synon. 491. ancien, 485.
d^Arabie, 490. de Carolina Bosc. 4S6. citrin, 489.
paresseux, 490. a pied long, 490.
Rotiferes de DutrocJiet Savign. 405.
Rotiferi ad astuccio, altere spezie Colomb. 295. delle
grondaje Col. 486.
Rotifer o Font. 485. ad astuccio Colomb. 405. terza
spezie Colomb. 297. a cono Corti, 413.
Rotula ( Mkraslerias) , 158.
Rone ( Euastrum ) , 161 .
Ron eile ( Micrasterie) , 158 .
Ruderfäden der Ruderthierchen, 66.
Ruder fisch chen (Notommata Copeus) , 434.
Ruderthierchen (Sphaerosira) , 66. Taf. III. grün-
liches, 66.-
R u g nla ( Vibrio) , 80.
Rücken schild chen der Panzermonaden (vergl. Panzer
und ScuteUum) , 4Q.
Rüssel: derselbe ist erkannt bei dem kleinen Aenderling,
101, 102. ferner hei den Gattungen: Augenkranzthier-
chen, 257. Augenkugel, 63. Augenmonade, 27. Augen-
thierchen, 105. Beerenkugel, 53. Borstenauge, 252.
Brautmonade, 27. Doppelhalsthierchen, 355. Doppelman-
tel, 59. hei der punktförmigen Eimonade, 14. Flaschen-
monade, 45. Flohfreund, 114. Gliederstäbchen, 75. Hals-
thierchen, 319, 320. Hüllenthierchen, 64. Kegelmonade,
16. Klettenthierchen , 251. Kranzthierchen , 250, 253.
Kugelthiere , 68. der lebendig gebärenden Monade, 9.
Lippenthierchen , 324. Nixenthierchen , 113. Panzer-
auge, 46. der bläulichen Panzermonade, 40. der gros-
sen Punktmonade, 10. Ruderthierchen, 66. Rüssel-
monade, 47. Schlangenmonade, 43. der grünen Spin-
delmonade, 17. Stachelmonaden , 44. Strahlenauge,
61. Strahlenkugel, 60, 303. Stumpfauge, 103. Tafel-
thierchen , 55. Theilmonade, 24. Traubenmonade, 19.
der atomartigen Traubenmonade , 22. der bläulichen
Traubenmonade, 22. der gelblichen Traubenmonade,
20. Trichodina tentaculata, 265. Tropfenmonade, 9.
der grünen Wedelmonade, 28. des wedeiförmigen
Wirbel - Moosthierchens , 124. der Weintrau benmonade,
21.
Rüssel-Blumen rädchen (Floscularia proboscidea) ,
408.
Rüsselmonade (Trachelomonas) , 47. Taf. II. c y 1 i n-
drische, 49. schwärzliche, 48. wälzende, 48.
Rüsselrädchen (Rotifer), 484. Taf. LX. Synon. 491.
altes, 485. arabisches, 490. citrongelbes,
489. faules, 490. langfüssiges, 490.
Runderen, dän. Cyclidium.
Rund-haleren, dän. Cercaria Cyclidium Müll.
Rund-Spilleren, dän. Trichoda Cyclidium "Müll,
Rundschildchen, 195.
Rundethierchen Schrank = Cyclidium.
Sab eil a ringens Link., Müll. 405.
Sägezange (Distemma Forficula) , 449.
S ä n 1 e n g l ö c k c h e n (Epistylis), 279. Taf. XXVII. XXVIII.
L. Synon. 286. arabisches, 285. Botrytis-,
284. faltiges , 281. Fingerhut- , 283. gelbli-
ches, 282. grosses, 282. helmartiges, 280.
nickendes, 284. pflanzenartiges, 285. schma-
rotzendes, 285. straussartiges , 281. weiss-
körniges, 282.
Säuren, Einfluss auf Infusorien, s. Essig.
Salamander, Infusorien in deren Darmkanale, 331.
Salpa (Syncijclia) , 233.
Salpenfischchen (Sulpina) , 469. Taf. LVIII. Synon.
471. dorniges, 470. hakendorniges, 470.
klaffendes, 471. kurzhörniges , 470. kurz-
stachliges, 470. langstachliges, 470.
Salpen-Fischchen (Lepadella Salpina) , 458.
Salpina, 469. Taf. LVIII. Synon. 471. bicarinata,
469, 470, 471. brevispina, 470. mucronata, 469.
vergl. 148. redunca, 470. spinig er a, 470. ven-
tralis, 470.
Salpine, 469. Taf. LVIII. Synon. 471. armee, 469.
bäillante, 471. crochue, 470. ccourtee, 470.
epineuse , 470. ventrale , 470.
Salpina (Lepadella) , 458.
Salze, Einfiuss des Kochsalzes auf Infusorien, 530.
Salzcrystalle als Infusorien beschrieben, 159, 381.
Salz-Gallertschiffchen ( Frustulia salina) , 232.
Samenblasen der Magenthiere : siehe die einzelnen
Gattungen: Au gen thierchen, 105. BÖrsenthierchen,
326. Busenthierchen, 345, 346. Doppelhalsthierchen,
355. Gloekenthierchen, 260. Griffelthierchen , 369.
Halsthierchen , 320. Hermenthierchen , 123. Hüllen-
thierchen, 64. Kapselthierchen , 133. Krallenthierchen,
368. Kreiselthierchen , 268. Kugelthier, 68. Länge-
thierchen, 350. Lippenthierchen, 324. Nachen thierchen,
378. Panzermonade , 40. Perlenthierchen , 335. Reu-
senthierchen, 339. Säulenglöckchen , 280. Scheiben-
thierchen, 245. Schildthierchen, 343. Schirmglöckchen,
287. Seitenschnabel, 336. Tafelthierchen , 55. Trom-
petenthierchen , 262. Waffenthierchen, 370. Walzenthier-
chen, 299. Wimperauge, 360. Wimperthierchen,. 311.
Wollthierchen, 314. Zahnwalze, 315. Zapfenthierchen,
333.
Samenblasen der Räderthiere: siehe die einzelnen
Gattungen: Augenschüppchen, 480. Borstenkopf, 437.
Crystalliischchen , 411, 413. Diademthierchen, 478.
Doppelstern, 449. Dreiauge, 451. Eiträger, 503.
Fadenschwanz, 422. Faltenschwanz , 387. Flügelrad-
chen, 517. Gabeliischchen , 420. Griffelfischchen , 440.
Kreisauge, 454. Mantelfischchen, 461. Nackenauge,
424. Nackenrädchen , 499. Organenfischchen , 412.
Peitschenschwanz, 460. Pfriemenzahn, 418. 'Pokalthier-
' chen, 472. Rüsselrädchen, 485. Springer, 439. Stiel-
auge, 453. Stirnauge, 477. Stntzrädchen, 504. Wap-
penhierchen, 510. Zweiauge, 442.
Samendrüse der Magen thierchen: siehe die ein-
zelnen Gattungen: Aenderling, 102. Angenthierchen,
105. Beerenkugel, 53. BÖrsenthierchen , 328. Borsten-
ange, 252. Brautmonade, 27. Busenthierchen, 345,
346. Doppelhalsthierchen, 355. Doppelklette, 146.
Eimonade, 12. Gallertschiffchen, 231. Gedenkthierchen,
377. Gloekenthierchen, 260. Griffelthierchen, 369. Hals-
thierchen, 319, 320. Hechelthierchen, 364. Hüllenthier-
chen, 64. Keilschüppchen, 214. Krallenthierchen, 368.
Kranzthierchen, 253. Kngelkette, 144. Kugelstern,
145. Kugelthier, 68. Längethierchen,. 350. Lippen-
thierchen, 324. Monadengattung, 4. Muffthierchen,
247. Nachenthierchen, 378. Nixenthierchen, 113. Pan-
zerauge, 46. Panzermonade, 40. Perlenthierchen, 335.
Reusenthierchen, 339- RÖhrenkorn, 237. Rüsselmonade,
47. Säulenglöckchen, 280. Scheibenthierchen, 245.
Schiffchen, 175. Schildthierchen , 343. Schirmglöckchen,
287. Seitenschnabel, 336. Sonnenthierchen, 303. Spin-
delthierchen, 89. Stächelmonade, 44. Stelzkorn, 223.
Sternscheibe, 161. Strahlenauge, 62. Strahlenscheibe,
305. Stumpfauge, 104. Tafelthierchen, 55. Theil-
monade, 24. Traubenmonade, 20. Trompetenthierchen,
262. Urnenthierchen,266. Vierling, 150. Waffenthier-
chen, 370. Walzenthierchen, 299, 300. Wimperauge,
360. Wimperthierchen, 311. Zahnwalze, 315. Zapfen-
kette, 153. Zellensternchen, 155. Zickzäckthierchen,
196.
Samendrüse der Räderthiere: siehe die einzelnen
Gattungen: Augenschüppchen, 480. Crystalliischchen,
410, 413. Doppelstern, 449. Dreiauge, 451. Eiträ-
ger, 503. Flügelrädchen, 517. Gabeliischchen, 420.
Hufeisen thierchen, 403. Kranzthierchen, 250. Kreis-
auge, 454. Kronenrädchen, 401. Manteliischchen, 461.
Nackenauge, 424. Nackenrädchen, 499. Organenfisch-
chen, 412. Rüsselrädchen, 485. Schnppeniischchen,
457. Stielauge, 453. Vielauge, 455. Vierblatt, 405.
Wappenthierchen , 510. Zweiauge, 442.
Samenthierchen: Kurze üebersicht der Kenntnisse
von den — , 465. Selbsttheilnng der Samenth, 468.
Häuten derselben, 466. der Räderthiere oft umsonst
gesucht, 415. der Hydra (tturantiaca) ? 488. der Pflan-
zen, 85, 465.
S a m m l u n g en getrockneter Infusorien zu machen
XVIII.
S am quem -Snurreren, dän. Lacinul. socialis.
Saprolegnia (Molluscorum) , 5, 37.
Saucisse Jobl. 332.
Sauerstoffgas, Einfluss auf Infus. 531.
Sangnapf der ürnenthierchen , 265.
Saugscheibe am Fuss bei Flügelrädchen , 516.
Saug schiefer aus Infusorien, 171, 243.
Santerelle aquatique Joblot ist eine Ephemeren-Larve.
Sautetir Jobl. 267.
Sauteur (Monade a qneue) , 33.
Scalprum striatum Corda, 180.
Scalprum (Navicula) , 181.
Sc aride, 439. Taf. LIV. Longue- qneue,. 440.
Scaridium , 439. Taf. LIV. longicaudatum, 440.
Scelasius primus Hill, 370. seeundus Hill, 364.
Scenedesmus acutus Meyen , Ehr., Kütz. bilunulatus
Kütz., dimorphus Kütz., duplex Kütz., obliquus
Kütz., obtusus Ehr.,Meyes, octalternus Kütz., pecti-
natus Kütz., quadralternus Kütz. 151, 382. moniliformis
Küfz. 145. pectinatus Meyen , 151. — bijugaius, Lei-
bleini, longus, magnus, minor, trijugatus Kütz. 150, 382.
— caudatus Corda, 150. ellipticus Corda, 150. monili-
formis Kütz. 145. octodacrys, quadHrenalis , tetrada-
crys, tetrapenion Brebisson, 382.
Scenodesmus quadricaudatus, a cornutus, ß ecornis Ehr.
150. quadricaudatus ß ecornis Ehr. 151.
Schäden durch Infusorien, s. Fischsterben, Modergeruch,
Verschlammen des klaren Wassers. Schreck durch blu-
tige Färbung des Wassers, s. fabelhafte Thierchen.
Seh aale der Gattung: Augenschüppchen, 480. Zangen-
fuss, 475.
Schaalenthier wie Wasserbesen (Anuraea) Eichh.
507.
Schalmey ähnlicher Afterpolyp RÖsel, 262.
Schalmeyenthiere Göze 262.
»Schattenmonade (Monas Umbra) , 12.
Scheeren-Fischchen (Notommata foreipata) , 428.
Scheiben köpf (DiscocepJialus) , 375. Taf. XXXXII.
wirbelnder, 375.
Scheibenspirale (Spirodiscus) , 86. Taf. V. gelb-
braune, 86.
Scheibenthierchen ( Cyclidium ) , 245. Taf. XXII.
bläuliches, 245. flaches, 246. linsenförmzges,
246. perlfarbiges, 246.
Scheidethierchen Schrank = Vaginaria.
Scheinfüsse der Magenthiere, #«.
Seh ein organe bei Infusorien irrig behauptet, 519.
Scheintod der Infusorien, besonders der Räderthiere,
existirt vielleicht nicht, ist nur Trägheit, 495. oder
nur als Winterschlaf, s. Winterschlaf.
Schiebet Ok. 497.
Schiffchen (Navicula), 173. Taf. XIII. XIV. XXI.
Synon. 189. ausgeschweiftes, 179. baltisches,
180. Bogen-Schiffchen, 182. breitmündiges,
544
178. Carus-Schiffchen, 179. doppelköpfiges,
185. dreibäuchiges, 179. eichelartiges , 185.
Esähnliches Schiffchen, 182. Es-Schi ffchen,
181. gefurchtes, 176. gelbliches, 177. ge-
schnürtes, 188. gestreiftes, 187. Goldschiff-
chen, 186. griinf arbiges, 182. grünliches,
183. Höcker-Schiffchen, 184. knan fragen-
des, 185. knopftragendes, 177. kreuzartiges,
184. krummes, 181. lanzetfÖrmiges , 185.
linirtes, 188. Messer -Schiffchen , 181. na-
delformiges, 176. rothliches, 175. schlan-
kes, 176. schlauchartiges , 179. schmäch-
tiges, 183. schnellradartiges, 179. Seepferd-
chen, 180. Tonnenschiffchen, 188. unglei-
ches, 184. vierriefiges , 180. Wäge -Schiff-
chen, 185. • Wellen-Schiffchen, 187. zwei-
schnäbliges, 178, 186.
Schildclieh der Panzeraugen , 46.
Schildkrötenartiges Stutzrädchen {Anuraea Testudo) ,
507.
Sei ldräder thier Beseke, 517.
SCHILD -RÄDERTHIERCHEN (BRACHION AEA), 501.
Schildschiffchen (Cocconeis) , 193. Taf. XIV. XXI.
finnisches, 194. Ku che nschild chen , 194.
Längenschildchen, 194. Run dschildchen, 195.
Schmarotzerschildchen, 194. Wellenschild-
chen, 194.
■SCHILDTHIBRCHEN (ASPIDISCINA) 3 343.
Schild thi er chen (Aspidisca) , 344. Taf. XXXIX. ge-
schnabeltes, 344. gezahneites, 344.
Schillernde (metallische) Infusorien = Opercularia.
Schimmel artige Ueherzüge durch Infusorien: auf dem
grossen schwarzen Wasserkäfer Frisch, 287. auf Kar-
. pfen, 37, 121. auf Wasserpflanzen sind es verschiedene
Vorticellinen, 122, 271, 278, 281, 282. Räderthiere,
486. Trompetenthiere, 262, 263. auf Wasserflöhen
sind es Epistylis und Carches. pygmacum, 279, 291.
Schimmer monade (Monas Mica), 14.
S c h i r m g 1 Ö c k c h e n ( Opercularia), 286. gegliedertes,
287.
S c h i r m - P a l m e n t h i e r c h e n ( Echinclla capitata) , 221.
Schizonema, 23S. Taf. XX. Synon. 239. Agardhi,
238. balticum Ehr. 236. Dittwynii A&ardh, 235.
Grevillii Agardh , 236. Boffmanni A&ardh, 235.
. micans A&ardh, 236. pumilum A&ardh , 236. rutilans
A&ardh, 235. tenue A&ardh, 235.
Schizoneme, 238. Taf. XX. Synon. 239. d'Agardh,
238.
Schizotrocha, 384.
Schlaf fehlt den Infusorien, 529.
Schlafsucht der Räderthiere im trocknen Zustande ist
wohl nur Trägheit und ünbehülfliclikeit darin, 495.
s. Scheintod.
Schlamm t hier chen , keulenförmiges, Lederm. 397.
Schlangenmonade ( Ophidomonas) , 43. j e n a i s c h e ,
44.
Schlangen thi er chen Gleich. 80, 81.
Schleimabsonderung der Haut bei Hydatina senta,
416.
Schleimige grüne Haut, Priestl. 108.
Schlepp thierchen (Uroleptus), 358. Taf. XL. Fa-
denthier, 359. Fischchen, 358. Gast, 359.
Span, 359. Wassermans, 358.
Schlendert hier, egelschneckenartiges , Schrank , s.
- Uroleptus Filum, 359.
Schlingenthierchen ( Spirochaeta ) , 83. Taf. V.
w u r m f Ö r m i g e s , 83.
Schlund, ist beobachtet worden bei den Gattungen:
Augenschiippchen , 4S0. Borstenkopf, 437. Buckel-
fischchen, 395. Bürstenflsclichen, 389. Crystallflschchen,
410,413. Diademthierchen , 478. Doppelstern , 449.
Dreiauge, 451. Dreibart, 446. Fadenschwanz, 422.
Faltenschwanz, 387. Gabelfischchen, 420 Gabelzange,
497. Griifelflschchen, 440. Griffelfuss, 474. Hufeisen-
ihierchen, 403. Hülsenfischchen , 392. Kreisauge, 454.
Organeniischc'ien, 411. Peitschenschwanz, 460. Pfrie-
menzahn, 418. Pokalthierchen , 472. Reihenauge, 451.
Salpenfischchen, 469. Schuppenfischchen, 457. Springer,
439. Stielauge, 453. Stirnange, 477. Wappenthierchen,
510. Wimperüschchen, 387, 388. Zangenfuss, 475.
Zweiauge , 442.
S ch l u n d k o p f , beobachtet bei den Gatt. : Augenschiipp-
chen, 480. Blumenrädchen, 408. Borstenkopf, 437. Bril-
lenratte, 448. Crystallflschchen, 410, 413, Diadem-
thierchen, 478. Doppelstern, 449 Dreiauge, 451. Drei-
bart, 446. Dreizack, 496. Eiträger, 503. Fadenschwanz,
422. Fliigelrädchen , 517. Futteralrädchen, 399. Gabel-
zange , 497. Glockenfischchen , 396. Griftelfischchen,
440. Griffelfuss, 474. Hufeisenthierchen , 403. Kreis-
auge, 454. Kronenrädchen, 400. Kugelüschchen , 393.
Mantelfischchen, 461. Nackenauge, 424. Nackenrädchen,
498. Organeniischchen , 411. Peitschenschwanz, 460.
Pfriemenzahn , 418. Pokalthierchen, 472. Reihenauge,
451. Riisselrädchen, 485. Salpenfischchen, 469. Schön-
rädchen, 482. Schuppenfischchen, 457. Springer, 439.
Stachelfuss, 459. Stirnange, 477. Stutzrädchen, 504.
Vielauge, 455. Vierblatt, 405. Wappenthierchen, 510.
Wasserdreher, 483. Zangenfuss, 475. Zweiauge, 442.
S c h 1 u n d r ä d e r t h i e r e ( Trachelog astrica) , 386.
S chluss monade (Monas Tcrmo), 7.
Schmelz thi er chen (Difflugia) , 130. Taf. IX. Synon.
132. längliches, 131. spitziges, 131. ver-
änderlichesy 131. walzenartiges, 132.
Schmarotzer- Infusorien, 115 (vergl. Infusorien in
und auf andern Thieren).
Schmarotzer-Schildchen (Cocconeis Pediculus), 194.
Schmuck- Rädchen (Floscularia proboseidea) , 408.
Schneckent hier chen (Spirostomum) , 332. Taf. XXX VI.
grünes, 332. wurmf örmiges, 332.
Schnee, rother, Ursachen, 119. schon Aristoteles be-
kannt ibid. in reinen Schneenocken Infusorien umsonst
gesucht, 122. im geschmolzenen unreinen Schnee be-
obachtet, 526. vergl. Kälte, Eis.
Schönrädchen (Callidina) , 482. Taf. LX. zierli-
ches, 482.
Schraubenförmiges Thierchen Köhler, 84, 85.
Schüssel (Pterodina Patina) , 517.
Schuppenfischchen (Lepadella) , 457. Taf. LVII.
Synon. 458. ausgeschweiftes, 458. eiförmiges,
458. Salpenfischchen, 458.
Schwärmen der Lacinnlaria , 403. s. Nester.
Schwärmer, Etchh. 274.
Schwan, s. Schwanenthierchen , 341. mit zwei Armen,
Eichh. (79) vergl. 343.
Schwaneng ans (Amphileptus Anser) , 355 . grüne
(Amphileptus viridis) , 356.
SCHWANENTHIERCHEN (OPHRYOCERCINA), 341.
Sc hwanent hier chen ( Trachelocerca ) , 341 . Taf.
XXXVIII. doppelköpfiges, 343. vergl. Eichh. 79.
grünes, 342. weisses, 342.
Schwanz der Infusorien ist meistens ein Fuss , Bauch-
glied, keine Rückenverlängerung, 443.
Schwanzmonade (Bodo), 31. Taf. TT. Synon. 35.
Darmmonade, 34. doppelte, 33. Frosch-
monade, 34. gesellige, 32. Glockenmonade,
33. grosse, 34. grüne, 35. hüpfende, 33.
Schwanzthierchen Sc hrank — Cercaria.
Schwarzes Gewässer aus Infus. 122.
Schweins köpf Eichh. = Amphileptus Meleagris , 5.
Seh wen gel thi er chen Schränk = Tintinnus.
Schwerst thi er Eichh. 472.
Schwimmende Mauersteine aus Spanien und Pitane,
VIT.
Schwimm stein der Kreide aus Infus. (Pyxidicula), 166,
243. von Menilmontant aus Spongien? XII.
Scie (Ennotie), 193.
Scutellum der Panzerangen , 46. der Panzermonaden,,
40.
Scutellum ( Cocconeis) , 194. (Monura) , 474.
Seedoppelstern, 450.
See-Gallertschiffchen (FrustuUa maritima) , 232.
Seepferdchen (Navicula Hippocampus) , ISO.
Seepflaume Gled. 293.
S ee- Stelz engl öck chen (Cothurnia maritima) , 298.
Sei-Haleren, dän. Cercaria tenaoe Müll.
Seitenschnabel ( CUlodon) , 336. Taf. XXXVI. b u n-
ter, 338. goldfarbiger, 338. hakenartiger,
337. helmartiger, 336.
Selbstbefruchtung findet bei allen Infusorien statt,
385. (s. Androgynismns , Gynandrismus,, Hermaphro-
ditismus.)
Selbsttheilung giebt es bei keinem Räderthierchen,
384, 385, der Bacillarien und Vorticellen macht eine
erstaunenswerte rasche Massenentwicklnng möglich ,
291, 351. bedingt eine mögliche grenzenlose Lebens-
dauer, 290, 291. unvollkommene Selbsttheilung bildet
Monadenstöcke, 49, 115, 123, 124, 137, 259. (vergl.
Längstheilung und Queerth eilung.) Mit Be-
stimmtheit ist sie gesellen worden bei den Gattungen:
Augenkugel , 63. Doppelglöckchen, 289. Doppelklette,
146. Gliederstäbchen, 75. Glocken thierchen , 260.
Gyges-Ringj 51. Haarthierchen , 307. Hüllenthierchen,
64. gesellige Kegelmonade, 16. Klöppelglockchen,
294. Kreuzsternchen , 142. Magen thierchen , 382.
Maulbeerkugel, 54. Monadengattung, 4. Palmenthier-
chen, 219. RÖhrenkorn, 237. Ruderthierchen , 66.
Samenthierchen , 303. SchirmglÖckchen , 287. Spindel-
thierchen, 88, 89. Sternscheibe, 161. Strahlenauge,
62. Strahlendose, 171. Strahlenkugel, 303. Tafel-
thierchen, 55. Theilmonade, 24. Traubenmonade, 20.
Vierling, 150. Walzenspirale, 84. Wimperauge, 360.
Zellensternchen, 155. Zitterthierchen , 78.
Serpula ringens Linn. 405.
Serra (Eunotia) , 192.
Sertularia polypina Linn., Bast. 278, Slabb. 278.
Sertularia ( Dinobryon) , 124.
Sertulaire (Dinobrye) , 124.
Setae, 363.
Sexualdrüsen, s. Samendrüsen.
Sichelratte (Rattulus lunaris), 448.
Sichel-Stutzrädchen (Anuraea fäleulata) , 505.
Sichelthier Göze, s. Amphileptus marg aritifer,
355.
Sigma (Navicula), 181.
Sigmatella Nitzschii Kü t z . 182 , 382.
Silbernieren, s. Colpoda Cucullus, 347.
Silber-Tripel ( schon Strabo bekannt) aus Infusorien
gebildet, s. Polirschiefer von Bilin, VII.
Sili quell a, 516.
Silure (Stylonique) , 372.
Silurella, 465.
Silur us (Stylonychia), 372.
Siphonostoma parasiticum Zenk. 486.
Sleael-Snurreren, dän. Vortic. Anastaüca Müll.
Slcald- Spilleren, dän. Triclioda Caloitium Müll.
Zy.(i)lr\yJa)V aq%r] lqvQ-qr\, VII.
Slang e-Straeklceren, dän. Vibrio Serpentulus Müll.
Snabel-bugteren, dän. Kolpoda rostrum Müll.
Snabel- runderen, dän. Cyclidium rostratum Müll.
Snegt-Snurreren, dän. Vortic. limacina Müll.
S?iurreren} dän. = Vorticella.
Soel-blomst-Snurreren, dän. Vortic. bellis Müll.
Soel - Gran - Vaelteren , dän. (127 Am. diffluens)
Volvox Spliaerula Müll.
Soel- Spilleren, dän. Actinophrys Soh
Söm- Spilleren, dän. Triclioda Clavus Müll.
Sol (Actinophrys), 303. (Trichodiscws) , 305.
Soleil (Actinophre) , 303. (Tricodisque) , 305.
Soliveau (Clostere) , 93.
Solle doree Jobl. 321. la petite Jobl. 300. de Sucre
Jobl. 322.
Sonnenmikroskop, XVI.
SONNENSCHIRMTHIERCHEN (MEGALOTROCHAEA)
394.
Sonnenschirm thierchen (Megaloirocha) , 396. Taf.
XXXXI V. Synon. 398. g e 1 b 1 i c h e s , 397.
Sonnenstaub, 487,524.
Sonnenthierchen (Actinophrys) , Taf. XXXI. Synon.
304. grünes, 304. ungleiches, 304. weissli-
ches, 303.
Sorotrocha, 384.
Sort- Snurreren, dän . Stentor niger.
Sonris ( Urolep te) , 358.
Sp adel-Tru m leren, dän. Enchelys Spatlnila.
Spannenmesser Etchh. = Egel?
Speise k anal der Infus. 361, 519. s. Darmkanal.
Spermatischer Geruch des grünen Wassers, 65.
Spermatobium Reichenbach = Spermatozoon 1828.
Spermatothalus Leuckart = Spermatozoon 1827.
Spermogonia, 243.
Spermatozoon, kurze XJebersicht der Kenntnisse von
den — , 465. s. Samenthierchen.
Span (Uroleptus Lamella) , 359.
Spathula (Leucophrys) , 312.
Sphaerastrum, 145. Synon. 146, 381. pictum, 146»
q uadr ij u g um, 146 .
Sp h a erodes mus , 243.
Sp h a ero m onades , 6.
Sphaerosira, 66. Taf. III. Volvow, 66.
Spherosire, 66. Taf. III. Voluoce, 66.
Sphaero zosma elegans Corda, 154, 243.
Sphaerozoum Meyen 1834 = Volvox? Alga?
Spheiiella, 213.
Sphenophora, 216.
Spherastre, 145 Synon. 146. globnleuoo , 146.
quadr ij u g u e , 146.
Sphero'ide Jobl. = Glaucoma scintillans, 335.
Spielereien der Naturkraft, Formenspiele, wie sie
Needham sich dachte, sind nur Spielereien des Menschen
mit der Naturanschauung, 160.
Spilleren, dän. = Trichoda.
Spindelmonade, einfache, 17. flimmernde, 18.
grüne ,17. leere, 18.
SPINDELTHIERCHEN ( CLOSTERINA ). Geschicht-
liche Erörterungen, 87. Gründe, warum diese Thiere
keine Pflanzen sind, 88. Organisation, 89. geogra-
phische Verbreitung, 90. Unterschied von Conjugatis,
99.
Spindelthierchen ( Closferium) , 90. Taf. V. Synon.
98. balkenförmiges, 93. Bogen- Spindel thi ei-
chen, 92, 94. borstenfÖ rmiges , 97. Cylinder-,
95. Dianen thi er chen, 92 dickes, 95. finger-
förmiges, 94. gekörntes, 95. gestricheltes,
96. halbmondförmiges, 90. hornförmiges ,
94. langschnäbliges , 97. linirtes,96. nadel-
artiges, 93. Perlen-, 91. ungleichschnäb-
lig.es, 98.
Spinnradthierchen ( Callidina elegans) , 482 .
Spinosi, i gfossi Corti , 372.
Spirille, 84. Taf. V. Syntfn. 85. fin, 84. ondoyant,
84. tournant , 85.
Spirillum, 84. Taf. V. Synon. 85. Bryozoon Ukger,
85. tenue, 84. Undula, 84. volulans, 85.
Spirochaeta, 83. Taf. V. plicatilis. 83 (serpens der
Tafel).
Spirochete, 83. Taf. V. pliable, 83.
Spirodiscus , 86. Tai". V. fuscus, 86.
Spiro disque , 86. Taf. V. fauve, 86.
Spirogyra (Euglena), 110.
Spirogyren, ob zu vergleichen mit Closferien, 99«
interessanter Bau derselben, ibid.
Spirostomum, 332. Taf. XXXVI. ambiguum , 332.
virens , 332.
Spirulina Ammonis Jobl. 132.
Spongilla. Spongillen - Nadeln (Spong. lacustris) als
Bacillarien beschrieben , 382.
Sporent hier chen (Slylonychia appendiculata) , 373.
Sporn im Nacken bei dem Schönrädchen, 482. und
dem Salpenfischchen, 469.
Sprachrohr (Notommata Tuba), 433.
Spraelcke- Snurreren, dän. Vortic. hians Müll.
Springer (Scaridium), 439. Taf. LIV. langfüssi-
ger, 440.
Springer - S piller en, dän. Trichoda Ludio Müll.
Spurrel Okeis , 447.
Squamella, 479. Taf. LIX. Bractea , 480. limulina
Bory, 480. oblong a, 480.
Squamelle, 479. Taf. LIX. Bracteey 480. oblon-
gue, 480,
Squamula (Anuraea), 504.
Ä q u atinella Caligula B ort , 479.
Stabmonaden (Subgenus von Monas) , 15.
STABTHIERCHEN ( BACILLARIA ). Geschichtliche
Erläuterung der Familie, 136. Organisationsgehalt, 138.
XJebersicht der Gattungen, 139. fossiles Vorkommen,
139. '
Stab thi er chen Leeuw. , Jobl. 173.
Stachelfuss ( Monoshßa) , 459. Taf. LVII. glatter,
459. mondförmigfcr, 460. vierhörniger , 459. *
Stachel monade (Prorocentrum) , 44. Taf. II. leuch-
tende, 44.
Stachel-Ratte (Monocerca bicornis) , 423.
Stachelscheibe (Microiheca) , 164. Taf. XII. a c h t-
hornige, 164.
Stachelschwanz (Notommata centrura) , 435.
Stachelt hier Eichh. 438 (Synchaeta) ; RÖs. = Vortic.
crataegaria.
S täb gen thier , sonderbares, Müll. 196.
Stäbgevier, 195.
Staub der Atmosphäre wahrscheinlich voll Infusorien,
425. s. Sonnenstaub.
Staub monade ( Chlamidomonas PuMsculus) , 64.
Staurastre , 142. Taf. X. Synon. 143. aplati, 143.
gröle, 143.
Staurastrum, 142. Taf. X. Synon. 143, 381. circu-
lare Meyen, 143. dilatatum, 143. Kützingii Ehr.
143, paradoxum, 143, 381.
Stauridium bicuspidatum Corda, 155, 159, 243. Crux
melitensis Corda _, 155.
Steinbildung durch Infusorien, s. Halbopal, Polir-
schiefer u. s. w.
Steinbutte Eichh. 517.
545
Steinmark-Infusorien, 243.
Stelzenglöckcben (Cothumia), 297. Taf. XXIV. XXX.
Synon. 298. bartloses, 297. Copenhagener.
298. See-, 298.
Stelzkorn (Cocconema), 223., Taf. XIX. Synon. 226.
bauchiges, 225. Boecks-, 224. kästchenarti-
ges, 224. kahnartiges, 225. lanzenartiges,
224. spindelartiges, 226.
Stentpr, 261. Taf. XXIII. Synon. 265. aureus Ehr.
264. caer nlcus, 263. igneus, 264. Mulleri, 262.
niger, 264. polymorphus, 263. pygmaeus Ehr.
115. Roeselii, 263. socialis Goldf. 397, 404. Oken,
404. solitarius Oken, 262.
Stentor (Colace) , 115.
Stentor, 261. Taf. XXIII. Synon. 265. biloba Bort,
404. Heu, 263. de Müller, 262. noirätre, 264.
de Roesel, 263. rouge de feu, 264. vert, 263.
Stentorina hieroconlica Bory, 362. vergl. 290. Infun-
dibulum Bory, 264, 265. Mulleri Bory, 262. polymor-
pha Bory, 263. Roeselü Bory, 262, 404.
Stern Eichh. 303.
Sternpolyp Eichh. 397. m
Stephanoceros, 400. Taf. XXXXV. Eichhomii,
401.
Stephanopina, 456.
Stephanops y 478. Taf. LIX. cirratus, 479. lamel-
laris, 478. muticus, 479.
Stephanops, 478. Taf. LIX. desarme, 479. fourchu,
479. lamellttire, 478.
Sternscheibe [Euastrum) , 160. Taf. XII. Synon. 164.
beerenartige, 163. geperlte, 163. glatte, 163.
kammartige, 162. Malteserkreuz, 161. rad-
förmige, 161. stachlige, 161. warzige, 162.
zapfenartige, 162.
Stickgas, Einüuss auf Infusorien, 531.
Stielauge (Otoglena), 453. warziges, 453.
Stirn, bewimperte, beim Eiträger, 503.
Stirnange (Melopidia) , 477. Taf. LIX. dreiflügli-
ges, 478. flaches, 477. gespitztes, 477.
Stirnborste bei der Gattung Springer, 439.
Stirnhaken bei den Gattungen: Stirnauge, 477. Zan-
. genfuss , 475.
Stirnrüssel bei den Gattungen: Nackenrädchen, 498.
Scliönrädchen , 482.
Stirnzapfen der Wappenthierchen , 510.
Stomatella, 159, 243.
Str aale -runderen, dän. Cyclidium radians Müll.
Straekkeren , dän. Vibrio.
St raeg straekkeren Müll. 79.
Strähnenschiffchen (Schizonema) , 238. Taf. XX.
Synon. 239. A g a r d h ' s , 238.
Strahlenauge (üroglena) ,. 61. Taf. III. wälzendes,
62.
Strahlenbäumchen (Acineta), 240. Taf. XX. Synon.
242. gehörntes, 241. lang bärtiges , 242.
Lyngbye's, 2416
Strahlendose (Act inocyclus) , 171 . Taf, XXI. a c h t-
zellige,172. s echs zel lige , 172.
Strahlenfuss (Podophrya) , 305. Taf. XXXI. süsser.
306.
Strahlenkngel (Synura) , 60. Taf. III. trauben-
artige, 61.
Strahlenscheibe (Trichodiscus) , 304. Taf. XXXI.
sonnenartige, 305.
Strausspolypen GÖze (Carchesium) , 277, 278. ein-
fache Un&er (Vorticella) , 270.
Stravolaema , 334.
Streckethierchen Schrank = Vibrio.
Striatella, 229. Taf. XX. arcuata, 230. Agardh,
202. unipunctata Agardh, 230.
Striatelle, 229. Taf. XX. arquee, 230.
Strich eichen (Vibrio Lineola) , 79.
Striid-Vaelteren, dän. Volvox Conflictor Müll.
Strut-Pungen, dän. Bursaria Hirundinella Müll.
Stürz el Oken = Notommata lacinulatal
Stumpfauge (Amblyophis) , 103. Taf. VII. grünes,
104.
Stump-Hiörneren, dän. Gonium truncatum Müll.
Stutz rädchen (Anuraea), 503. Taf. LXII. Synon. 509.
blattartiges, 507. Fischsch uppen-artiges,504.
gestreiftes, 506. hinkendes, 508. hockriges,
508. kr ummhörniges, 505. schaufelartiges,
507. Schildkröten- ä hnliches, 507. Sichel-
Stutzrädchen, 505. stachliges, 508. vierhör-
niges, 504. waffenloses, 506. zugespitztes,
506. zweiruderiges , 505.
Sty Ilaria cuneata Bory, Agardh, 214. geminata Bory,
216. oliuacea Bory, 219. paradoxa Bory, 221. vergl.
Stylonychia, 370. Taf. XXXXI. XXXXII. Synon. 374.
appendiculata, 373. Cimex Ehr. 380. Histrio,
373. lanceolnta, 373. Mytilus, 370. pustulata.
371. Silurus, 372.
Stylonyque, 370. Taf. XXXXI. XXXXII. a eperons,
373. lanceolee, 373. masquee, 373. Moule, 370.
pustuleuse, 371. Silure, 372.
Suane-Straekkeren Müll. v. Amphileptus Anser*
355. '
Sumpfluft angeblich durch Infusorien schädlich, VJII.
Surirella biseriata Breb. 382. striatula juv. Türp. 185.
Venus Corda, 174. viridis Ehr. 182.
Sivartzii (Desmidium), 140.
Sygnes Jobl. vid. Amphileptus Anser , 355.
Synantherina socialis Bory, 404.
Synchaeta, 436. Taf. LIII. Synon. 439. baltica, 437.
oblonga 438. pectinata, 437. tremula, 438.
Synchete, 436. Taf. LIII. Synon. 439. baltique, 437.
ä crete, 437. ovale-oblong e , 438. tremblante*
438. *
Syncyclia, 233. Taf. XX. Ä«?p«,233.
Syncyclie, 233. Taf. XX. Biphore, 233.
Syncrypta, 59. Taf. III. Fo^oa?, 60.
Syncrypte, 59. Taf. III. FoJuoce, 60.
Synedra, 210. Taf. XVII. XXI. Synon. 213, 381. faZtica
Ehr. 212. bilunaris , 213. capitata, 211. cuneata
Ehr. 214. fascicnlata, 212, 381. Gallionii, 212.
lunaris, 212, 381. üln«, 211, 381.
Synedre, 210. Taf XVII. XXI. Synon. 213. J««e,
211. bilunaire, 213. rt faisceaux, 212. de Gail-
lon, 212. lunaire, 212. « tefe large, 211.
Synura, 60. Taf. III. Uvella, 61.
Synure, 60. Taf. III. Vvelle, 61.
Sy ringe ( Notommate) , 426.
Syrinx, 243.
Syrinx (Notommata), 426.
Syzygites , 89.
Ta age- Snurreren, dän. Vorticella nebulifera Müll.
Taag e-Trnmleren , dän. Enchelys nebulosa Müll.
Tablette (Bacillaire) , 199.
Tafel thierchen (Gonium), 55. Taf. III. Synon. 59.
bläuliches, 58. farbloses, 58. grünes, 56.
punktirtes, 57. ruhendes, 57.
Tanagliette, animaletti Corti sind unklar.
Tap- Trumleren, dän. Enchelys Epistomium Müll.
Tardigrado, 493.
Tarme-Strackkeren, dän . F7&roo Intestinum Müll .
Tauben, Infusorien im Darme der — , 331.
Taster, Tastorgane, s. Borsten, Griffel, 299. Fühl-
haare, 510.
Teen- Trumleren , dän. Enchelys Fusus Müll.
Telegraph (Notommata Copeus) , 434.
Temachium , 243.
Tengne, habessinischer Name für Anguittula Aceti, VII.
Tenon (Euastre , 162.
Terme (Monade) , 7.
Termo (Monas), 7.
Terra argillacea Strabo (y5 ^//AwcF???), VII.
Terra pumicosa Hispaniae et Pitanae utilissima (Silber-
tripel) Plinius, VII.
Terra quemadmodum pumex Vitruviüs , VII.
Tessararthra, 144. Taf. X. Synon. 145, 381. fiZi-
form es, 145. Khr. 154. moniliformis, 145.
Tessararthre , 144. Taf. X. Synon. 145. monili-
forme , 145.
Tessarthonia moniliformis Türp. 145 .
Tessella, 201. Taf. XX. Synon. 202. arcuata , 202.
Catena, 202. interrupta, 202.
Tesselle, 201. Taf. XX. Synon. 202. arquee, 202.
Chaine, 202. interrompue, 202.
Testudinclla clypeata Bory, 518.
Testudo (Anuraca) , 507.
Testula bivalois Navicularum, 174.
Testula (Schaale) der Gatt.: Flügelrädchen , 516. Wap-
penthierchen, 510.
Tetraodon (Eunotia) , 192.
Tetras (Micrasterias) , 155.
Thau, Infusorien im reinen Thau umsonst gesucht, 122.
im Thanwasser beobachtet, 520.
Thaumas socialis Ehr. 32.
Theilmonade (Polytoma) , 24. Taf. I. trauben-
artige, 24.
Theore, 454. Taf. LVI. crochu, 455. de printemps,
455.
Theorns, 454. Taf. LVI. uncinatus, 455. ver««-
fo's , 455.
Thierchen, borstiges, mit zwei Stacheln, Eichh. 390.
der Bocksbart-Infusion Schrk. 336. grüne, im rothen
Wasser, Leeüw. 108. hurtiges, mit zwei Stacheln,
Eichh. 372. rothe, im Dachrinnenwasser, Leeuw.
105.
T h rä n e n t b i e r c h e n ( Lacrymaria) , 309. Taf. XXXI.
Synon. 311. pro te usartiges, 310. runzliches,
310 tropfenartiges , 310.
Tiger thi er Eichh. = Englena! Larva?
Tigre (Notommate) , 431.
Tig ris (Notommate) , 431.
Tintinnus, 294. Taf. XXX. inqnilinus, 294. sessi-
lis Schrk. 296. subulatus, 294.
Tiresias crispa Bory, 108.
Tonnenschiffchen (Navicula Amphora) , 188.
Torne-Snurreren , dän. x\Iüll. 413.
Tortue Jobl. 457, 459, 462.
T ortue (Anuree) , 507.
Toupie {Cryptoglene), 46. (Glenophore) , 391. (iV«mc?f?ß),
179. (tfrtWre , 268.
Tournelle {Euplote) , 380.
Tourterelles Jobl. 336.
Toxotium, 90, 95.
Trabecula (Closterium) , 93.
TRACHELIENS, 319.
Trachele, 320. Taf. XXXIII. Synon. 323. Fowet, 322.
globifere, 323. JLrcmß, 322. Meleagre, 321.
Öewf, 323. Ote, 320. Oison, 322. vorace, 321.
Trachelius, 320. Taf. XXXIII. Synon. 323. ambiguus
Ehr. 323,333. J7t«s, 320. Anaticula, 322. Anhinga
Schrk. 323, 342. Cicer Schrk. 323. Colymbus Schrk.
323. Cv^ms Schrk. 323, 355. F«te Schrk. 323. Fasciola
Ehr. 356. globulifer, 323. Lamella, 322. itfc-
leagris, 321. Ovum, 323. Planaria Schrk. 323,
356. Proleus Oken, 323. stylatus Schrk. 323. to-
chophorus, 322. Utriculus Schrk. 323. vorax,
321.
TRACHELINA, 319.
Trachelocerca, 341. Taf. XXXVIII. biceps, 343.
OZor, 342. viridis, 342.
Trachelocerque, 341. Taf. XXXVIII. Cygne, 342.
« detto? tetes, 343. vert, 342.
Tr aclielocystica (Rotatoria) , 386.
Trachelogastrica (Rotatoria), 386.
Trachelomonas, 47. Taf. II. cylindrica, 49. ««-
gricans y 48 volvocina, 48.
Tranchet (Navicule), 181.
Traubenmonade (Uvella), 19. Taf. I. Synon. 23.
atomartige, 21. bläuliche, 22. gelbliche, 20.
g r ü n e , 23.
Trekant-Spilleren, dän. Trichoda Charon Müll.
Tremella meteorica, 119. 2Vos/oc Ingenh. 108. prwt£-
formis Roth, 293. « spim maggiore e minore Corti,
85.
Trefod-Hvir vieren, dän. Brachionus tripos Müll.
Trepied (Notommate), 434. ( Per iV/ft* (?) , 255.
Triarthra, 446. Taf. LV. longiseta, 447. mysta-
cina , 447.
Triarthre, 446. Taf. LV. Barbe, 447. Moustache,
447.
Tribulinay 349, 374, 381.
Tricalama, 516. ^
Trichocerca forcipata Lam. 443. longicauda Goldf.
440. Z/jwm Bory, 462. Pocillum Lam. 472. jR««us
Goldf. 422. vermicularis Lam. 443.
Trichoda, 306. Taf. XXXI. Synon. 308. vergl. 316*
Jcrtrws Müll. 370, 372, 390. aethiopica , 307*
ambigua Müll. 333. J««s Müll. 321, 390. asiaticai
308. Augur Müll. 372. aurantia Müll. 337. foc/ra-
drtto Schrk. 432. bihvnis Müll. 445. Bomba Rasp.
86, 132. Calvitium Müll. 372. carnium Ehr. 313.
Chaetophora Schrk. 304. CA «rem Müll. 378, 379.
Ciortrfft Müll. 366. Cimex Göze, 371, 372. Müll.
380. claua Tiles. 316. Cometa Müll., Bory, 267.
cornuta Müll. 459. Cricetus Schrk. 422. Cursor Müll.
372. Cyclidium Schrk., Müll. 372. Cypris Müll.
370. Diota Müll. 274. erosa Müll. 371. Felis Müll.
357. fmbriata Müll. 371. fixa Müll. 306. foeta,
Müll. 366. foveata Müll. 372. gibba Müll. 366. gra~
nuhfera Tiles. 316. Gyrinus Müll. 274. Histrio Schrk.
373. horrida Müll. 314. ignita Müll. 328. Index
Müll. 321. ingenita Müll. 295. inquilinus Müll. 294.
Larus Müll., Schrk. 390. Lepus Köhler^ 372. Müll.
Schrk. 367. longicauda Müll 440. lunaris Müll. 448.
Lynceus Müll. 344. Muscnhis Müll. 358. Mytilus
Müll., Herrm. 370. Nasamonnm, 307. ovata,
307. Parameäum Ehr. 31. Patella Müll. 378. patens
Müll. 364. patnla Müll. 311. Pellionella Müll. 364.
Piscis Müll. 358, 364. Pocillum Müll. 472. Proteus
Müll. 310. Pnlex Müll. 372. Pullaster Müll. 366,
372. pura, 307. Pyrum, 308. Ratlus Müll. 422.
Raitus vesiculam gerens Müll. 461. rostrata Müll. 371.
Sannio Müll. 370. Silurus Müll. 372. Sol Müll.,
Schrk. 303. striata Müll. 312. triangularis Tiles.
316. Trochus Müll., Bory, 267. vermicularis Müll.
334.
Tri ch öden leuchtend gesehen, 316.
Trichodesmium Flos aquae, 121.
Trichodina, 265. Taf. XXIV. Synon. 22, 267. comosa
Ehr. 267. G ran diu eil a , 267. Pediculus, 266,
stellina Ehr. 266. tentacnlata , 266. vorax, 267.
Trichodine, 265. Taf. XXIV. Synon. 267. Gresil,
267. Pon de Polype, 266. tentaculee, 266.
vorace, 267.
Trichodiscus, 304. Taf. XXXI. Sol, 305.
Trichomonas vaginalis Donne, 331.
Trichotria Bory, 471, 473.
Trieb ter pol yp Beseke , 408.
Trichterpolypen Reaüm. 261.
Tricode, 306. aethiopiqne, 307. asiatique, 308.
libyque, 307. ovale, 307. Poire, 308. pure,
307'.
Tricodisque, 304 Taf. XXXI. Soleily 305.
Tr i comonas, s. Trichomonas.
Trigla (Polyarthra) , 441.
Trinella , 367.
Trinkwasser von Infusorien zu reinigen, 532.
Triodon (Eunotia ) , 192.
Triophthalme, 450. Taf. LVI. dorsal, 451.
Triophthalmus , 450. Taf. LVI. dorsualis, ,451.
Tripel, gebildet durch Infusorien, von Bilin, 170.
(Silbertripel, Blättertripel.) yon Oran , aus fossilen
Kapselthiereu bestehend y 134. vergl. Polirschiefer.
Tripos ( Peridin ium ) , 255 .
Trip us Mulleri Bory, 255.
Trip us (Notommata), 434.
Trochiscia bijuga Kütz. 145, 382. dimidiata Breb.
382. pectoralina Breb. 382. quadrijuga Kütz. 146,
382. solitaris Kütz. 145, 382.
Trochus (Glenophora) , 391. (Navicula), 179.
Trompeten gegen Infusorien anzuwenden, XII.
Trompetenthier Eichh. 295. mit Futteralen, 295.
Trompetenthierchen (Stentor), 261. Taf. XXIII.
Synon. 265. blaues, 263. feu erfarbenes, 264.
grünes, 263. Müller's, 262. RöseTs , 263.
schwarzbraunes, 264.
Tromp et - Snurreren, dän. Vortic. stentorea Müll.
Trompette (Notommate), 433.
Tropfenmonade (Monas Guttula), 9.
Trnmleren, dän. Enchelys.
Tuba (Notommata), 433.
Tubaria viridis Thien. 263, 265, 290.
Tubicolaire, 399 Taf.XXXXV. Synon. 400. Najade,
399.
Tubicolaria, 399. Taf. XXXXV. Synon. 400. alba
Lam., Bory, 400 y 402. confervicola Lam. 402. Na-
jas, 399. quadriloba Lam. 405. quadrilobata Blainv.
405. Suitana Meyen, nicht Blumenb. 131. telrapetala
Cuv. 405.
Tubipora Urceus Müll. 512. Linn. 513.
Tubularia , vaga Schrk. 297. n. sp. Müll. 401.
Tumling -T ruml er en , dän. Enchelys Fritillus Müll.
Tunnel- like Polypi, white Trembl. 262. blue , 263.
green, 263.
Turbinilla maculigera Bory, 268, 290.
Turbo (Urocentrum) , 268.
Tvilling -Snnr reren, dän. Vortic. gemella Müll.
Ty puteorum Bory = Cercaria (Malleohts) Malleus.
Typhlina, 483. Taf. LX. Canicula H. et E. 444. Furca
H. et E. 444, 454, viridis, 484.
Typhline, 483. Taf. LX. verte, 484.
Ulna (Synedra) , 211.
Ulv-haleren Müll. 454.
U Iva olivacea Hörn. 219. compressa, 121. lubrica
Bory, 65. pruniformis Linn., Weig. 293.
Vmbra (Monas), 12.
Unbestand, Schrank = Amoeba.
Uncini, 363.
JJndula (Spirillum), 84.
Unform Gleich. 37,
139
546
Unsichtbare fabelhafte Thiere, s. Cholerathierchen,
Furia iwfernalis, Pesttlrierclven.
Unterirdische Infusorien , s. Bergwerks-Infus.
Unt hier Maycor, .37.
XJrceolaria cinctct Lam. 253. citrina Bory, 27.1. discina
Bory, 266. Grandinella Bort, 267. Israelit orum H.
et E. 270. Parhelia Bory, 266. rediviva Lam. 4S6.
vahja Lam., Bory, 423. versatilis Lam. 1293.
Urceolus der Beerenkugeln, 53. der Gyges-Ringe, 51.
der Hii llenthierchen , 64. Geeistes , 392. der Panzer-
monaden, 40. bei Prorocentrum , 44. der Spindeithier-
chen, 89. der Wirbelnioosthierchen , 124.
Urinai Jobl. .
Urin- Glas~ Spilleren, d ä n . Trich oda Urinarhim M.
Urne- Spilter en , dän. Tricliodä Urnula Müll.
Ur- Monaden, 37.
Umenthierchen (Trichodina) , 265. Taf. XXIV. Synon.
267. Ha gel thi erch^n , 267. gef rassiges , 267.
parasitisches, 266. tastendes, 266.
Urocentre, 268. Taf. XXV. Toupiv, 268."
Urocentrum, 268. Taf. XXV. Turbo, 268.
Uro dien Bory, 35.
Uroglena, 61. Taf. IIL Volvox, 62.
Uroglepe, 61. Taf. III. Volvoce, 62.
Urolepte, 358. Taf. XL. Fil , 359. Höte, 359.
Lame, 359. Poisson, 358. Sourie, 358.
Uroleptus, 358. Taf. XL. Filum, 359. Hospes,
359. Lam eil a , 359. Musculus, 358. pafews Ehr.
365. Piscis, 358.
Urostyla, 369. Taf. XXXXI. grandis, 369.
Uro style, 369. Taf. XXXXI. gramle, 369.
Ursinella margaritifera Turp. 163.
Urslet, the = Wasserbär.
Urs t off, Kl, 520, 523, 525.
Urtheilchen (Jfomc), 520, 525.
Urzeugung, s. Erzeugung.
Uterus bei Dreizack, 496.
Utriculns (Epipyxis) , 123.
tfurt (Uvella), 21.
Uvella, 19. Taf. I. Synon. 23. Jfomws, 21. Bodo,
23. Chamaemorum ,' 21. Chnmacmorus Bory, 21,
5. flavoviridis Ehr. 20. glaucoina, 22. minuta Ehr.
21. rosacea Bory, 22. vircscens, 20. Bory, 20.
Uvella (Polyioma), 24.
Uvelle, 19. Taf. I. Synon. 23. atome, 21. fausse
mnre, 21. grttppe, 21. glaueome, 22. jaunä-
tre, 20. ver/c, 23.
Uvelle {Polytome), 24.
Vaelteren, d'dn. Voloox.
Vaginaria kraehyura Schrk. 432. Cuncus Schrk. 507.
longicaudata Schrk. 440. longiseta Schrk. 422. Muscu-
lus Ok. 507. Pocillum Schrk. 472. Squamula Schrk.
504.
Vaginicola, 295. Taf. XXX. Synon. 296. crystal-
lina, 295. d*ecumbens, 296. ingenita Lam. , BoryJ^
296. inquilina Lam. 294, 296. longicauda Schweigg.
440. socialis Ehr. 125. tineta, 296.
Vaginicole, 295. Taf. XXX. Synon. 296. couchee,
296. crystallina, 295. t einte, 296.
Valonia , s. Zoobotryon,
Valp- Snurreren , dän. Vorticetla Catulus Müll.
Valvularia biüneata Gold f. 287, 190.
Validier ia aquntica , 37. microscopica , 121. monaden-
artig bewegte Samen derselben, 5.
V aucheriae dichotomae exerescentia Lyisgb. 429, 442.
Räderthiere in Gallen derselben , 425.
Veggeluns-Spilleren, fön. MDll. 380.
Verbreitung der Monaden, 5. der übrigen Infus, bei
jeder Familie und Gattung angezeigt.
Verdauungprocess leicht zn beobachten, 329.
Verdau ungssaf fr (Digestionssaft, Darmsjaft, Magensaft),
farbloser am gemeinsten, 326, 355, 357. rechlicher,
321, 329. lebhaft violetter, 339, 340, 377. s. Galle.
Vermehrungsfähigkeit der Infus, erstaunenswerth,
291, 351, 371, 416.
Verschlammen klarer Gewässer durch Infusorien und
Abhülfe dagegen, 244.
Verschmelzen vieler einzelner Infus, zu einem grös-
seren ist ein Irrthum , 35 , 109 , 383 , 522. periodisch
vereinigt, nicht verschmolzen; sind Uvellen , 19. und
Brautmonaden, 27. s. Monadenstöcke.
Verst-einerte Infusorien sind meist steinerzengende,
nicht durch Versteinern erhaltene Thiere, s. Polir-
schiefer.
Verwandlung aller Infusorien in einander irrig , 524.
vergl. Metamorphose.
Vibrio, 77. Taf. V. Synon. 82, 331. acerosus Schrk.
87, 93. Acus Müll. 112. Anas JVTüll. 356. Anser
Müll. 355. Bacillus, 81. bipunetatus Müll. 211.
Cygnus Müll. 342, 355. Fascioln Müll. 356. Fitsus
Sc hrk . 173 , 177. Glutinis, 85 , 34i . Intestinum
Müll. 300. intermedius Müll. 356.. lineola, 79.
Lineola Ehr. 79. Lunula Bory, 73. Müll. 87, 93, 95,
98. Herrm., Gruith. 90. Lunula var. Müll. 91.
ministerialis Bory, 85. Olor Müll. 342. ostrearias
Gaill. 173, 176. paxillifer Müll., Lam. 196. Schrk.
198. proliier, 81. Proteus Gmel. 127. Müll. Gmel.
342. Rugula, 80. Sagitta Müll. 113. serpens Müll.
85. Spirillum Müll. 85. strictus Müll. 322. subti-
lis , 80. Subula Schrk. 112. tremulans, 79. tri-
punetatus Müll. 176, 204. turrifer Schrk. 173, 224.
Undula Herrm., Müll. 84, 85. Undula var. Müll.
85. vermiculus Müll. 327.
Vibrion, 77. Taf. V. Synon. 82. haguette, 81. Li-
neole, 79. prolifere, 81. ridd, 80. subtil, 80.
tremblant , 79.
VIBRIONIA, 73.
VIBRIONIDES, 73.
Vielauge (Theorns), 454. Taf. LVI. Frühlings-Viel-
auge, 455. Haken lippe, 455.
Vielräderiger Korbel ökün, 425.
Viel zahnige Räderthiere, 386.
Vier blatt {Melicerta) , 404. Taf. XXXXVI. Synon. 407.
rachenblumiges, 405.
Vierling (Arthrodesmus) , 149. Taf. X. Synon. 153.
achthörniger , 152. ' geschwänzter, 150. ge-
stutzter, 152. kammartiger, 151. umarmen-
der, 152.- wechselnder, 151.
Vierstachliges Glusel Ok. 438.'
V inltel- Spill er e-nr dän. Trich. Angulus Müll.
Vi ol on (Meride) , 208.
Virgulina Pleuronecies Bory, 35, 111, 113.
Volverella astoma Bory, 241, 286, 290.
Vo.lvoce, 67. Taf. IV. Synon. 72. dore, 71. etoile,
72. vert, 68.
Volvoce (Chaeloglene) , 252. {Pantotrique) , 248. {.Syn-
crypte),®). (Uroglene) i, 62.
VOLVOCIENS, 49.
Volvociens Bory, 73.
fOLVOCINA, 49.
Volvox, 67. Taf. IV. Synon. 72. 3 species de Jöblot,
Bory, 335. aureus, 71. Bero'e Litsn. 67, 72. bicau-
datus Link. 67, 72. Calamus Pritch. 106. Chaos
LrNN. 127. complanätus Schrk. 56. dimidiatus ,
67. Wilke , 266. glaueoma Bory, 245. Hmpr. , Ehr.
22. Globator, 68. globator aetate aurantius Müll.
71. Globator juv. Ehr. 54. globosus de Geer, 68.
Globulus Müll. 29. Granulum Müll., Schrk. 52.
inconnu Gir. Chantr. 107. Ucustris Gir. Chantr.
105. Lwmla Müll. 80. Morum Müll., Schrk. 53.
Oni&cus Ell is , 372. Proteus Pall. 127. punctum
Müll. 14. socialis Müll. 21. Schrk. 22. sphaerula
Herrm. 66. Müll. 127, 283. Sphaerula Schrk. 285.
stellatus, 72. terebella Ellis, 350. Torquilla Ellis,
336. torquilla Ellis, 347. trisectus Los. 353. Uva
Müll., Herrm. 20. vegetans Müll. 285.
Volvox (C/ulomonas) , 30. (Conochilus) , 393. (Panto-
trichum) , 248. (SpJiaerosira) , 66. (Syncrypta) > 60.
{Uroglena), 62.
Vorläufer vom Radmacher Eichh. 366.
Vorspiel Gleich. 21.
Vorticclla, 269. Taf. XXV. XXVI. Synon. 275. acinom
Schrk. 281. anastatien Linn., Müll. 281, -2S9.
Modeer, 278. annularis Müll. 282. arabica H. et E.
285. auriculata 'Müll. 428 , 438. aurita Müll. 430,
•431. berberina Rösjbtl, 286. Linn. 287. brevipes H.
et E. 270. bursätä Müll. 267. Cam'pannla, 272.
C-anicula Müll. 444. chlorostigma , 273. cineta
Müll. 253. cirrata Müll. 274. citrina, 271. Müll.
274. Convallaria, 274. Cav. Schrk. 27Ö. Litsn.
Müll. 270. colburnata H. et E. 270. crataegaria Linn.,
Müll., Mod. 2S1. . crateriformis Gir. Chantr., Müll.
.274. cyathinn Müll. 274. digitalis Lt^n., Müll. 28ä.
discina :Müll. 266. fasviculatd Müll. -273. Felis Müll.
434. flosculosa Müll. , Lam. 404. folliculata Müll.
297. fritillina Müll. 274. furcata Müll. 445. gemella
Müll. 274. globülaria Müll. 274, 291 Schrk. 274.
hamata, 273. Müll. 274. hians Müll., Schrk.,
Girod., Carus, 274. byacinthina Gmel. 408. iners
Schrk. 284. lacinulata Müll. 428. Larva Müll.,
Wagn. 444. longiseta Müll. 432. lunaris Müll., Bory,
272 , 273. macroura Müll 490 , 496. microstoma,
272. monadica Schrk. 272, 274. Monoculo pulici,
s. Daphniae similis, Herrm. 475. nasuta Müll. 274.
nebulifera, 270. Müll. 270. nigra Müll., Schrk.
264. nuta7is Müll. 273. Schrk. 274. opercularia Linn,,
Müll. etc. 287. ovifera Mod. 289. papillaris Müll.,
Schrk. 274. parasitica Hmpr. et Ehr. 285. patel-
li n a , 273 . pieta, 275 . Pila Schrk. 274. piriformis
Müll. 291. polymorpha Müll, 263. polypina Mod.
281. Müll., Schrk., Bory, 278- punctata Abildg.
317. pyraria, 216. Litsn., Müll., Bory, 282.
quadricornis Schrk. 282. ramosa Müll., Mop. 289.
ringens Müll. 281. rotatoria Müll, et alior., 485. rota-
toria Müll. 496. rotatoria juv. Schrk. 108. sacetdus
Müll. 274. sqjphinrt Müll. 274. senta Müll. 413.
socialis Müll. 397. Müll., Latvi. 404. spectabilis Bory,
278. stellina Müll. 266. stentorea Müll. 262, 295.
tetrapetala Blumenb. 405.' tremula Müll. 438. trunca-
tella Müll. 274. tuberosa Müll., Schrk. 241, 242.
umbellata Bory, 279, 280. urceolaris Linn. 513. vagi-
nala Müll. 295. valga Müll. 423. varia Müll. 274.
vcYmicularis Müll. 443. versatilis Müll. 293. Yolvox
Schrk. 285.
Vorticella n. sp. Mich. 437.
Vorticella (Bursaria), 326.
Vorticelle, 269. Taf. XXV. XXVI. Synon. 275. Clo-
chette, 272. Hamecon, 273. jaune , 271. mi-
crostome, 273. Muguet, 274. nebuleuse , 270.
Parasol, 273. peinte, 275. verte, 273.
V orti celle ( Boursaire) , 326.
VORTWELLINA, 259.
VORTICELLINES , 259.
W a g e s c h i f f c h e n (Navicula Librile) , 185.
Wälzmonade (Doxococcus) , 28. Taf. II. grüne,
29. kugiige, 29. rothe, 29. unregelmässige,
29.
Waffen t\\ i er ch e n (Stifaiycläa), 370. Taf. XXXXI.
XXXXU. Synon.374. blasiges Flunderthierchen,
.371. Lanzet-Waffenthierchen, 373. Maske,
373. Muschelthierchen, 370. Sporenthier-
chen, 373.' Welsthier eben , 372.
W a g.e b a 1 k e n - S c h i f f c hen (Navicula Librile) 9 175.
Wahlfähigkeit der Infusorien, 416. s. Geschmackssinn,
Geistesfahigkeit.
Waizenälchen, 492. Einimpfen derselben, 494» Me-
thode ; sie zu todteh, 532.
Waizenälchen, vertrocknete , sollen nach dem wirk-
lichen Tode wieder aufleben, 493.
Wall fischähnliche Thiere im Blute, 37*
W a I z e n s p i r a I e (Spirillum) , 84. Taf. V. Synon. 85.
grosse, 85. kleine, 84. zarte, 84.
WALZENTHIERCHEN (ENCUELIA), 298. Nachtrag,
316.
Walzenthierchen (Enchelys), 299. Taf. XXXI. Synon.
301. braunmündiges, 301. nebelartiges, 301.
puppenförmiges, 300. wurstförmiges , 300.
Wappen thiere hen (Brachionus) , 509. Taf. L. LXIII.
LXIV. Synon. 515. Baker's, 514. bewaffnetes,
515. doppeltgeviertes, 511. kurzstachliges,
513. Müller's, 513. röthliches, 513 urnen-
artiges, 512. vieldorniges, 514. vierhörni-
- ges , 511.
Warzen bei Kugelfischchen, 393.
Wasser, grünes, Harris, 64,108.
Wasser, Ursachen der rothen , grünen unrl anderen
Färbung, 120. Blühen dess. 121. Namen der Infuso-
rienarten, die diese Farben bedingen, 122.
Wasserbär, Wiederaufleben nach dem Vertrocknen,
493. s.. Macrobiotus.
Was s er besen Eichh. 507, 514.
Wasser bock Eichh. = Cyclops Capreolus.
Wasserbohr Eichh. s. Ampliileptus Fasciola,
356.
Wasserdreher (Hydrias) , '483. Taf. LX. libyscher,
483.
Wasserdütchen (Limnias), 401. Taf. XXXXVI. Synon.
402. Dütchen, 402.
Wasser ei Eichh. 274.
Wasser flöhe, 519. s . Daphnia u nd Cyclops, Pou aq.,
Belier.
Wasserfloh, langbeiniger , Eichh. 447. eigentlicher
Eichh. = Daphnia.
Wasser grille ( Oxytricba Cicada) , 366.
Wasser h aase ( Oxylricha Lepus } , 367.
W a s s e r h ü h neben ( Oxylricha Pullaster) , 366.
Wasserhund Eichh. 430.
W a s s e r k a t z e (Notommata Felis) , 431.
Wasserkatze Eichh. s. Oxytricha Pellionella, 364.
Wasserkruke Eichh. 274.
Wasserkukuk (Notommata granularis), 427.
Wasserläuse, grüne, Eichh. 64.
Wasserlöwe Eichh. = Mücke.
Wasser maus .( Uroleptus Musculus) , 358.
Wasserpfeifen Eichh. = Vaginicola?
Wasserratte Eichh. .422.
Wasserschläger Eichh. = Mückenpuppe.
Wasserschlange Eichh.. = Anguillula jto.? Nais?
Wasserschwan Eichh. s. Schwanenthierchen,
342. und ■ Amphileptns Anser, 355.
"Wasser thiere hen, runde und eiförmige grüne (For-
tan a) , 108.
W a s s e r t i g e r (Notommata Tigris) , 431.
Wasserwolf ( Cycloglena. Lupus) , 454.
Wechselfüssige Magenthiere, «.
Wechselmündige Magenthiere, ■£-&. ■
WECHSELTHIERCHEN (AMOEBAEA), 125.
Wechselthierchen ( Amoeba) , 126. Taf. VIII. Synon.
128. grosses, 126. ' k u r z f ü s s i g e s , 126. (k ii n s t-
liches), 129. schmelzendes,. 127. strahliges,
128.
W e d e l m o n a d e (Phacelom'onas) , 28. g rü n e , 28.
Weibliche Förtpfianzungsorgane der Infusorien, s.
Eierstock.
WEICH -RÄDERTHIERCHEN (PHILODINAEA) , 481.
Wein- Aeichen, 82, 521.
Weinrebenwasser-Infusorien, 37, 521.
Weintraubenmonade (Uvella Uva) , 21.
Weinwürmer, 82, 521.
W e 1 1 e n s c h i l d c h e n ( Cocconeis undulata) , 1 94.
W e 1 1 e n s c h i f f c h e n ( Navicula undulaUi ) , 1 87 .
W e 1 s t h i e r c h e n (Stylonychia Silurus) ,372.
Wernecltii (Notommata), 429.
Westermanni (Eunotia) ,. 190.
Wheel-animal Hill, Bak. 485. with a lovg tail Bak.
490. with Shells, first sort Bak. 511. second sort, 512.
with Shells third sort , 514.
Wiederaufleben Jahre lang vertrockneter Thiere, 492.
nach wirklichem Tode behauptec, 493. s. Scheintod.
Wiedererzeugung., 304. des Stieles bei Vorticellen,
270, 278. keine bei Räderthieren , 488. s. Regenera-
tion, Reproduction. . •
Wimperauge (Ophryoglena^ ,. 360. Taf. XL. gelbes,
361. geschwänztes., 361. schwarzes , 360.
WrlMPERFISCHCHEN (ICUTHYDINA), 386.
Wimperfischchen (Gattung Ichthydium und Art Ichth.
Podura), 388. Taf. XXXXIII.
Wimpern, 363. bei fast allen Gattungen zu vergleichen.
Einzelne Wimpern sind oft Rüssel, 4. fehlen den Amoe-
baeen, Arcellinen, Bacillarien, Closterinen, 87, 125,
129, 136. fehlen nie bei Räderthieren.
W i m p e r t h i e r c h e n (Leucophrys ) , 311 . Taf. XXX IT.
Synon. 313. birnförmiges , 312. Fleisch-, 313.
Muschel-, 313. rothes, 312. spatelformiges,
312. weitmündiges, 311.
Windelpuppe Eichh. = Phryganeenlarve.
Winter-Eier, 414, 424. s. Dauereier.
Winterschlaf des Räderthierchens im Dachrinnensande,
527. der Bacillarien in der gefrornen Dammerde, 527.
WIRBELMOOSTH1ERCHEN (DINOBRYINA) , 123.
Wirbel-Moosthierchen {I)inolmjon) , 124. Taf. VIII.
geseiliges, 125. wedeiförmiges, 124.
Wir bei organe, s. Wimpern und Räderorgane.
Wolken, periodische, von Infusorien wie von Fichten-
Wo°l UM erchen (Holophrya) , 314. Taf. XXXIT. Synon.
315. cylindriscli es; 315. eiförmiges, 314. ke-
gelförmiges, 313. •
Würmer im Heuwasser, s. Paramccinm Aurelia,
350. im Weine, 82, 521. im-Essig, s. Essig -Aeichen.
W u n d er b ä u m c h e n , strahlendes (Dendrosoma ra-
dialis), 316.
Wunder-Zickzackthierchen, 196. .
Wurm-Börsenthierchen {.Bursaria Entozoon) , 327.
Xanthide, 148. Taf. X. Synon. 149. difforme, 149.
epineux, 147. fascicnle , 147. fotCrchu, 148.
poitn, 147. rdmenx , 148. .
Xanthidium, 146. Tab. X. Synon., 149.' aculeatum,
147. difforme, 149. fascicnlätnm, 147, 381.
furcatum, 148. hirsutum, 147, 381. pilosum Ehr.
147. ramosum, 148.
Ypsistomon s'alpina Bory, 328;.
Ypsistoma Bort, 331.
Zähne der Magenthierehen* 299, 319, 374. der
54*
Gedenk tili erchen , 377. Reusenthierchen ,. 339. Seiten-
schnabel , 336. Zahnwalze , 315.
Zähne der Rädert liiere, 385. verschiedene Arten
und Eintheilung nach denselben , 386. finden sich zu-
weilen frei im Wasser liegend, 487. geben eine deut-
liche Anzeige von phosphörsaurem Kalk, XIV". Deutlich
sind sie erkannt bei den Gatt.: Augenkreisel, 391. Angen-
schüppchen , 480. Blumenrädchen , 408. Borstenkopf?
436. Bürstenfischchen, 389. Crystallfischchen, 410, 413.
Diademthierchen, 478. Doppelstern, 449. Dreiauge, 451.
Dreibart, 446. Dreizack, 496. Eiträger, 503. Faden-
schwänz, 222. Faltenschwanz, 387. Flügelrädchen, 517.
Futteralrädchen, 399. Gabelfischchen, 420. Gabelzange,
497. Griifeltischchen,440. Griffelfnss, 474. Hufeisenthier-
chen, 403. Hülsenfischchen, 392. Kreisauge, 454. Kro-
nenrädchen, 400. Kugeltischchen, 393. Mantelfischchen,
461. Nackenauge, 424. Nackenrädchen, 498. Peit-
schenschwanz , 460. Pfriemenzahn , 418. Pokalthier-
chen, 472. Reihenauge, 451. Rüsselrädchen, 485. Sal-
penfischchen , 469. Schönrädchen, 482. Schuppenfisch-
chen, 457. Sonnenschirmthierchen, 394, 396. Sprin-
ger, 439. Stachelfuss, 459. Stirnauge, 477. Stutz-
rädchen, 504. Vielauge, 455. Vierblatt, 405. Wap-
penthierchen , 510. Wimperfischchen, 387. Zangenfuss,
475. Zweiauge, 442.
Zahnlose Räderthiere, 386.
Zahnsch leim -Infusorien Leeuw. keine Thiere, 36,
521.
Zahnwalze, 315. Synon. 316. cylindrische, 316.
weisse, 315.
Zangen- Augenkreisel, 391.
Zangenfuss (Colurus), 475. Taf. LIX. geflügelter,
476. grosser, 476. kleiner, 475. langfingri-
ger, 476.
Zangenfuss-C rystallfischchen, 410, 413.
Zangen fuss-Rüsselrädchen, 485.
Z a n g e n g l o c k e (Notommata Myrmeleo) , 424.
Zangenzahn (Untergatt. v. Nacken aage), 425.
Zapfel Oken 431.
Zapfenbildung der Vierlinge, 153.
Zapfenkette (Odontella) , 153. Taf. X. XVI. Synon.
154. bandartige, 153. einzahnige, 154. faden-
artige, 154.
Zapfen thiere he n (Phvüina) , 333. Synon. 334. Taf.
XXXVI. grünes, 334. weisses, 334.
Zauberkraft der Infusorien, 37, 525.
Zebra (Evnotia) , 191«
Zebra - Prachtschiffchen (Eivnolia Zebra), 191.
Zellensternchen [Micrasterias) , 154. Taf. XI. Synon.
159. Bory's, 157. dreireihiges, 158. fünffa-
ches, 156. gestutztes, 158. längliches, 159.
Napoleon's, 156. radartiges, 158. sieben-
strahliges, 156. vierstrahliges, 155.
Zerfliessen der Magenthierchen, 349, 351,361, 370 seq.
s. Eierlegen, Gebären. Findet bei Räderthieren nicht
statt, 446.
Zerplatzen des Trompetenthierchen , 263.
Zickzackfähnchen (Striatella) , 229. Taf. XX. ge-
krümmtes, 230.
Zickzackthierchen (BacUlarin), 195. Taf. XV. der
Cleopatra, 192. flockenartiges, 199. gefleck-
tes, 200. gewöhnliches, 197. kammartiges,
198. keilförmiges, 198. langes, 198. ptole-
mäisches, 200. Wurm-, 196.
Ziegelsteine, schwimmende, vermuthiieh aus Infuso-
rien, nach Vxtruv die besten, VII.
Zirkel tili er Eichh. = Cercnria.
Zitter organ der Pokaithierchen, 472. der Stutzrädchen,
504. s. Kiemen.
Zitterstoff, 37.
ZITTERTHIERCHEN (VIBRTONIA) , 73.
Zittert hierchen (Vibrio), 77. Taf. V. Synon. 82.
gegliedertes, 81. geselliges, 79. schlängeln-
des, 80. stabähnliches, 81. strichförmigeSj
79. zartes, 80.
Zittert hier eben, gepanzerte Ehr. 87.
Zoe, 259, 278.
Zoobotryon E. 1828. Symb. pfajsic. (Valonia) = Hai-
qjonellen.
Zoocladium Arbuscula H. et E. 289. niveum H. et E.
290.
Zoogene, 122.
Zonites Los an a 1829 = Bursaria? Paramecium?
Zoöspermos , 465.
Zoothamne, 288. Taf. XXIX. Synon. 290. d'Abyssi-
nie, 290. Arbrisseau, 289.
Zooihamnia ovifera Bory, 289.
Zoothamnium, 288. Taf. XXIX. Synon. 290. Arbus-
cula, 289. niveum, 289.
Zucken der Vorticellen, 290. s. Erschrecken — ; der
Räderthiere , 409.
Zucker tödtet Infusorien, 279. soll Vorticellen zerspren-
gen , 179.
Zuneigung der Infusorien zu einander, 416. periodi-
sches Vereinigen der Uvellen, 19. und Brautmonaden,
.27. in Haufen, s. Nestbildung, Geistesthätigkeiten.
Zusammensetzung der Cercarien aus 2 verschiedenen
Thieren irrig behauptet, vergl. Aneinanderreihen, Ver-
schmelzen , Nester.
Zunge derBusenthierchen, 346. Längethierchen, 350. der
Stabthierchen , ist keine, 181.
Zweiauge (Diglena) s 441. Taf. LIV. LV. Synon. 446.
grossköpfiges, 445. Hündchen , 444. Kneip-
zangenfischchen, 443. krummfingriges, 443.
Lachen-, 442. Langkegel, 445. langöhriges,
444. langschwänziges, 445.
Zweigeschwänztes Räderthier, Bes. 432.
Zwerg-Fahnentkierchen (Achnanthes minuiissima) ,
228.
Zygnema, 89 , 99. interessanter Bau derselben, 99.
Zygoprisma, s. Desmidium 1833. p. 148.
Zygose (Zygosis), s. Doppelknospenbildung, 89, 96.
Zygotrocha, 384.
Zygogomphia (Rotatoria) , 386.
Verzeichnis® der Druckfehler und einige Verbesserungen,
S. 9. Zeile 7 von unten lies : egalant
- 11. - 14 - - - tremblant
- 14. - 13 - - - grand, longueur
- 17. - 6 von oben - plus de deux
- 19. - 22 - - - groupes
- 20. - 26 - - - groupes globuleuoc roulants de
- 21. - 3 - - - ne surpassant pas
-21. - 5 von unten - egalant
- 21. - 35 - - - egalant
- 23. - 29 - - - en longueur
- 27. - 18 von oben - groupes
- 31. - 9 von unten - pourvue
- 33. - 18 - - - Sauteuse
- 34. - 5 von oben - attachee für affichee
- 69. - 3 von unten - Menschen oder Volkshaufen
- 72. 2 - - - Volvooo Oniscus = Stylonychia pushdata?
- 80. - 24 von oben - bis ■£% Linie grosse Fäden für 36 Linien grosse
- 90. - 31 von unten - Vibrio Lunula für Mülleria? Lunula
- 106. - 27 - - - in diesen
- 109. - 25 von oben - 1830 für 1833.
- 113. - 26 - - - Cercaria im Nachtrage zu Euchlanis
- 118. - 20 von unten - über ihm
- 136. - 15 - - - 35—36 Genera
- 137. - 8 von oben - eine Fragilaria und eine Achnanthes
- 144. - 4 von unten - aus dem Pflanzenreiche in das Thierreich
- 184. - 5 von oben - 2 Exemplare
- 185. - 6 - - - 21. März für 31. März
- 188. 9 - - ist Fig. III. halb gewendet überflüssig.
- 191. - 2 von unten lies: pres des deuoc bouts
- 196. 7 - - - fois plus longue
- 197 ist zuzufügen, dass Bacillaria vulgaris 1703 schon von einem Anonymus in England (Philosoph Transact. XXIII. p. 1357) beobachtet wurde.
- 202. Zeile 3 von oben lies: a carapace lamelliforme
- 204.
- 209.
- 211.
- 212.
- 212.
- 216.
- 218.
- 224.
- 238.
lies :
lies:
- 240. Zeile
- 247. -
7 von unten - plusieurs
22 von oben - Taf. MDCCCLXXXIX. 1790. Taf. CMXXVIII. Conf. striatula 1808 = Tessella.
6 von unten - Fig. XXIX. für XXYIII.
10 - - - a tous les cötes
10 von oben - Fig. XXIX. für XXVIII.
6 - - - bei den für beiden.
1 - - - ressemblant a
semi-lanceoles , semiovales*
Strähnenschiffchen für Strählenschiffchen
1 von unten lies: häutigen gestielten Panzer
25 - - - Trachelius Ovum? für Leucophrys Ovum?
- 262.
- 265.
- 275.
- 285.
- 285.
- 293.
- 325.
- 328.
- 332.
- 344.
- 363.
- 365.
- 368.
- 401.
- 413.
- 416,
- 422.
- 425.
- 425.
- 428.
- 456.
- 457.
- 457.
- 518.
- 528.
- 529.
- 25 von oben - Fig. F. für Fig. F. d.
- " 9 - - Stentor pruniformis für St. penniformis
sind Dutrochet's Rotiferen unrichtig als Vorticellen aufgeführt,
vor Zeile 9 von oben ist einzuschieben: Leeuwenhoek Philosoph. Transact. 1702. p. 1016?
Zeile 17 ist zuzufügen:
- 14 - —
8 von unten lies:
9 von oben -
4 von unten -
- 8 -
- 10 -
- 27 von oben -
- 23 von unten -
- 27 von oben -
- 30 von unten -
- 21 u. 22 lies
Leeuwenhoek entdeckte diese Form 1702 im Canal zu Delft.
Stentor pruniformis Oken Lehrb. der Naturgesch. III. 1815.
debordant.
Auch bei dieser Art für Nur bei dieser Art.
Spirostome Chenille für Sp. Vert
hat ihren Grund
, aber am Bauche sitzen
übergangenen
sous la bouche
Wirtel für Wirbel
Annual für Annal
ihre weissen Eier im horizontal gelegten Glase , für ihre horizontal gelegten Eier im weissen Glase.
-■ ist zuzusetzen: im sinaitischen Arabien (s. Rattulus sinaiticus)
5 -
26 von oben lies
28 -
2 von unten -
20 -
13 von oben -
14 -
4 von unten ist zuzusetzen
22 von oben lies: Chilodon
pede infero für pede laterali
le pied court , inferieur,
mit einem beutelartigen für in e. b.
nur 3 (von 36) sicher augenlos.
oder cylindrisch für oder prismatisch
oder prismatisch für oder cylindrisch.
Vergl. p. 457 Lepadella.
Cucullulus
- 1
von
ihnen
Die Buchstabenfehh^s^ wie die technischen Harten und Schwierigkeiten, besonders der aus merkantilischen Gründen beigegebenen, mir weniger geläufigen französischen Sprache
in den von mir nothwendig selbst abzufassenden Diagnosen wird der entschuldigen, welcher mehr als Buchstaben in diesen Daistellungen erkennt.
mm mymp
' t^^^^-*^'— jä't^Kk .C^I^&xfs^i'^Jilit^SS^S^^^^^
^ - ^ --? ~ -=--: ^tsI ;.^ 'Bx:-^^^^^^^^.