ALFRED WOLFENSTEIN
DER GUTE KAMPF
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DAS NEUSTE GEDICHT
Heft 39/41
ALFRED WOLFENSTEIN, DER GUTE KAMPF
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ALFRED WOLFENSTEIN
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DER GUTE KAMPF
EINE DICHTUNG
MIT FÜNF ORIGINALLITHOGRAPHIEN VON
WALTER JACOB
RUDOLF KAEMMERER VERLAG
DRESDEN 1920
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Hundert Exemplare wurden auf holzfreies Daunendrudi-Papier abgezogen,
von Nr. 1 — 100 numeriert und vom Diditer signiert
Alle Redite, insbesondere das der Übersetzung vorbehalten
Copyright 1920 by Rudolf Kaemmercr Verlag, Dresden
Gedrudit in der Lehmannfdien BuAdrudterei in Dresden
im April 1920
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Die Sonne kommt, ein Glutgesdioß — kommt — scfiwebt —
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Sit trifft, o arme Rriie, nur das Dadi der Nadit,
Und über ihr die Sterne werden blauer Himmel,
Dodi nieder regnet Asdiengräue, Sturm und Sdiladit.
Millionen Augen, rasend aufgesdilagen
Wie Gegensonnen, spiegelnd tragen
Im Blick dit Hölle! Sehet jedes Volk
Vom Kriege rot aus wüstem Sommer ragen.
Sie stemmen sidi, von giftigen Strömen trunken.
Die unten diese Erde blind durdbfunkeln.
Aus ihrer Länder starrem Sdioß empor
Zur Mensdiensdiladit, und schlagen sidi im Dunkeln.
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O seht den Himmel seine reine Sonne zeigen
Doch euch vorüber zur Unendlichkeit sich neigen.
Und Krieg und Endlidikeit und Tod
Für euch aus jeder Dämmrung sonnlos steigen —
Die Türen knarren bissig auf, zum Morgen
Stolpern Gestalten über Müll und Sorgen
Hinaus, — hinein in einen Haufen Stadt,
Darin liegt auch am Tage Nacht verborgen.
In ihren Taschen klimperts alt und kak.
Darin liegt Eisen eng mit Geld verkraüt.
Der Schlüssel harte Barte träumen
Vom Schoß der Türen, Reichtum und Gewak.
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P\- Wohin sie: treten, hungertoll nach ihresgleichen,
Kntzünden Fenster sidi statt Sonne, heulend schleichen
Büro und Magazin im Kannibalentanz
Um Kassenfunkeln, Arbeitsroste, Bücherbleichen.
In ihren Kleidern,- die von Lüge steinschwer sinken,
Warten Dolche starr wie Hunde auf ein Winken,
Und ihre Augen sind gleich Messern in der Stirn,
Die plötzlich krumm ins Blut des Nächsten blinken.
Sit treten dick aus ihrem Park, und bald
Umwächst si^ ihrer Sklaven größrer Wald,
Aus Kellern galoppieren Herden Kinder
Und machen zwischen Schloten hager Halt.
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Da gottlos übertönen sidi die Glocken.
Auf zinsdurdizuckten Riesenschultem hocken
Die Häuser schwankend, tückisch treibt und stößt
Einander ihr berechnet Bocken.
Auf Schienen wie Begierde schnell und glatt
Springt mit den Schädeln der Bahnhöfe Stadt in Stadt,
Der Grenzen langgekrümmte Hörner zacken
Land gegen Land, mit Spitzen niemals satt.
O wie die Welt sich weit verfolgt — Dann wieder
Zieht klein zusammen ihre Glieder
Des Tages Haßharmonika und irgendwo
Schlägt eine Tür nur einen Bettler nieder.
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Wird nur ein Mäddhen in des Prinzipals Kabinett
An seinen SdioQ gefesselt wie ein Brett,
Und sdileidien Sdiüler, wild vom Grün des Klassenfensters,
Wie Zerrbilder der Freiheit aufs Klosett.
O dennodi Sonne, — die du sdiwarz und kalt
Hinweg sdbwebst über die Erde, o Gestalt
Des Herzens: Sonne! deinen Weg durchfliegen
Wie singende Adler Klänge mit Geistergewalt —
Herbei ihr alle, die der Seele dienen.
Aus tönendem Haupt der Kunst, aus bewegenden Mienen
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i Im Werk dk arme Welt vollkommner baun,
'I Im Sdiwung des Worts, im Sdiwarm der Violinen —
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Und i^?: voll Sorgen in den Kohlengrüften,
An fremdem Baugerüst in sdiwindelnden Lüften
Arbeiten nad^t in Armut, Gift und Dampf -'
Zu andrem Kampf! zu andrem Kampf hebt Haupt und Hüften!
Ihr Freunde, wohnend überall!
Ihr Sdiaffenden quer durdi den hohlen Sdiwall,
Durdi Sümpfe Geld, durdi Abgrund Krieg, durdi Wüste
Gleidimut,
Quer durch der Länder falsdi zerteilten Ball
Krsdieint! Und kämet ihr aus Schlamm gekrochen.
Wie aus dem Himmel kommt hervorgebrochen!
Strahlt nieder auf der Bösen krummes Heer,
Das anschwillt wie vom Tod gestochen —
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Dumpfhell zusammendonnemder Tumult ^
Da sudicn sidi die Gegner, Haß und Huld,
Pfeilregen klirrt, ins Sdiwarze trifft
Liditrüstung aus dem klingenden Katapult.
Das Rotgesidit der Roheit tauchen
Die Träume in ihr weißes Meer und haudien
Geldpanzer sprengend an mit Engelsglut,
An ihrem Atem stirbt der Habgier Faudien!
Aus Kerkern wirft ein Haupt wie Freiheit blau
Der Rufe Feuer in Tyrannenbau!
Des Lächelns allen Leib durchflatternde Fahne
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Schwingt über Schwebenden der Liebe Frau.
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Auf Steinscfiädel der Reidien, Liebefernen,
Die rings dts kalten Zufalls Mietkasernen
Baun, niedersaust der Jünglinge Gelenk
Mit hoch um ihre Hand geschwungnen Sternen!
Ihr Freundesfreunde — Blumen und Tiere laden
Sidi ein zu eurem Heer, elektrisdier Faden
Zieht hilfsbereit zuckend durchs All —
Kameraden der Erde! Gottes Kameraden!
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Und rastlos singt der Mütter Mund Alarm
Mit KindeHiedern frisdi und wühlend warm, V
Der Mütter Arm fällt unzerbrechlich
Den blutbegoßnen Schläditern in den Arm.
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Shr Feindesfreunde — eure Hand ist Streich
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lUnd ist audi Gruß, wie eines Sdiöpfers weidi!
|Im Kampf gestaltend euren Feind ^ ! Die linke
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'Faßt an das eigne Herz und formt's zugleich.
O Zarte, fiebernd auch um kleinste Dinge,
In Geist Versogne, schlank wie Schmetterlinge,
.Doch löwenwuchtig durch den tiefsten Wald
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Der Leiden schweifend, der euch voll durchdringe — -
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O Schöne, steigend aus des Herzens Meer
Auf Muschelschimmern, — watend kreuz und cjuer
Durch Kot und Wut und Trübsal, — reiner
Auf immer neue Erde tretend her —
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O Klare, die ihr Äth'erhaupt durdisdiauen.
Doch tiefer schauernd vor der Gottheit Blauen
Niedersinken, — - und auf Knieen dodi
Dem starken, nie gesunknen Haupt vertrauen —
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Den guten Ansturm führen sie
Und Finsternis wird fliehn. Denn die noch nie
Gewesen ist: die Menschensonne runden
Sie an den Himmel, ihrem Geist entbunden.
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Die Dichtung „Der gute Kampf '''' erschien igif in
dem Buche „Die Freundschaft, Neue Gedichte von
Alfred Wolfenstein" im Verlage S. Fischer, Berlin
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WERKE VON ALFRED WOLFENSTEIN
Im Verlag S. FISCHER, Berlin:
DIE GOTTLOSEN JAHRE
Gedidite 1914
Diese Gedichte sind der rauhe und starke Beginn eines wirklichen
Dichters. yuUus Bat in der ,, Gegenwart"
Eine neue Form der Dichtung . . . Man denkt an Picasso . . .
Bewunderungswürdig ist die Auflösung der Masse.
Walter Hasenclever im ,, Berliner Börsen-Kurier"
DIE FREUNDSCHAFT
Neue Gedidite 1917
Ein programmatisches Budi jüngster Dichtung.
Kurt Pinikut im ,, Berliner Tageblatt"
Aus dem Willen, nicht Musik 2u machen, ist sie nun ungewollt
aufgestiegen, männlich und hinreißend stark.
Fritz Schwie/ert in der ,, Zeitschrift für Bücherfreunde"
Hier ertönt das neue Bundeslied, das Freundesbundeslied.
Hans Franck in der ,, Frank furter Zeitung"
Ein Dichter, dei* sich entschlossen hat, seine Person für die Liebe,
für die Gemeinschaft, für die höhere Ordnung einer neuen Welt hin=
2Ui?eben. Ludwig Rubiner in der ,, Aktion"
Im Verlag KURTWOLFF, Leipzig:
DIE NACKTEN
Eine Diditung 1917
Diese kleine Dichtung ist erschütternd im tiefsten Sinne. Ein Drama
der Seele ohne Theater. Emst Weiss im ,, Berliner Börsen- Kurier"
Im ROLAND VERLAG, München:
DER LEBENDIGE
Novellen
^jJte:
S. FISCHER VERLAG, BERLIN
Diditungen und Bekenntnisse aus unserer Zeit
ALFRED WOLFENSTEIN
MENSCHLICHER KÄMPFER
Ein Buch ausgewählter Gedichte
C'est une oeuvre de forte solitude, d'amitie passionnee et d'action
heroTque, J'en aime l'ardeur concentree.
Romain Rolland
DIE ERHEBUNG
Jahrbuch für neue Diditung und Wertung
Herausgegeben von
ALFRED WOLFENSTEIN
Erstes Budi ersdiienen April 1919
UnveröfFentlidite Beiträge von
Adler, Bedier, Blümel, Braun, Bufaer, Bursdiell, Däubler, Döblin,
Drey, Ehrenstein, Flake, Gumpert, Hatzfeld, Hausenstein, Heynicke,
Hiller, Holitsdier, Kayser, Kölwel, Kornfeld, Kurella, Landauer,
Loerke, Lorenz, Matthias, Meidner, Neuman, d'Oudth, Picard,
Pinthus, Rheinhardt, Rilke, Sdiürer, Sorge, Steffen, Toller, Unruh,
Weiß, Werfel, Wolfenstein, Zedi.
Dies erste Jahrbudi der Erhebung ist ein Kompendium neuer
Diditung und Geistigkeit. Gedidit, Drama, episdie Prosa, Abhandlung
und Aufruf bieten hier vereinigt ein volles Bild des Sdiaffens einer
neuen Welt.
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RUDOLF KAEMMERER VERLAG, DRESDEN
HENRI GUILBEAUX
JOSEPH SOLVASTER
Ein Roman
Aus dem französischen Manuskript übersetzt
von
Hermynia von zur Mühlen
Dieser Erstlingsroman des von der imperialistisAen Regierung
Clemenceau zu Tode verurteilten Henri Guilbeaux ist ein
literarisch = künstlerisdies Sittenbild jenes Frankreich, gegen das
Henri Barbusse, Anatole France, Romain Rolland und zahl-
reiche andere hochgesinnte Menschen einen erbarmungslosen
Kampf führen. Es ist ein Kampfbuch im besten Sinne des
Wortes, ein fesselndes, mitreißendes, aufpeitschendes Werk,
getragen von hohen menschlidien Idealen und aufrichtiger Liebe
für alle Unterdrüditen. Es ist ein unerbittliches Bekenntnis eines
ehrlichen Kämpfers für Wahrheit und Redht.
Preis geheftet Marie 8.—
gebunden Mark 12.^
RUDOLF KAEMMERER Verlag; DRESDEN
MAXIM GORKI
AUFSÄTZE
1905 - 1918
übersetzt von
JOSEPH CHAPIRO und
RUDOLF LEONHARD
Dieses Buch enthält die Stellungnahme Gorkis
zu den aktuellen russischen Problemen
Preis geheftet Mark 10.—
gebunden Mark 14. —
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