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Full text of "Die pneumatische Schule bis auf Archigenes"

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MEDICAL LIBRARY 




HISTORICAL 
LIBRARY 



COLLECTION OF 



(JÜiAA^^ 0\ t^JUMz 




PHILOLOGISCHE 

UNTERSUCHUNGEN 



HERAUSGEGEBEN 



VON 



A. KIESSLING und ü. v. WILAMOWITZ-MOELLENDOEFF. 



VIERZEHNTES HEFT: 

DIE PNEUMATISCHE SCHULE 

BIS AUF ARCHIGENES 
IN IHRER ENTWICKELUNG DARGESTELLT 

VON 

MAX WELLMANN. 



BERLIN 

WEIDMANNSCHE BUCHHANDLUNG. 

1895. 



DIE PNEUMATISCHE SCHULE 



BIS AUF ARCHIGENES 



IN IHRER ENTWICKELUNG DARGESTELLT 



MAX WELLMANN 



BERLIN 

WEIDMANNSCHE BUCHHANDLUNG. 

1895. 



VW , 



EINLEITUNG. 



ÄUSSERE GESCHICHTE DER PNEUMATISCHEN SCHULE 
BIS AUF ARCHIGENES. 



l. 

Athenaios. 

Das erste Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung bezeichnet 
für die Medizin die Zeit der letzten Blüte. Die vermehrte Genufs- 
sucht und die kolossale Lasterhaftigkeit der Bevölkerung des neuen 
römisch -hellenischen Weltreiches waren die indirekte Veranlassung 
derselben. Die neuen Krankheiten, welche die allgemeine Demora- 
lisation im Gefolge hatte 1 ), die verheerenden Epidemieen, die in 
den gröfseren Städten infolge des unverhältnismäfsig schnellen Wachs- 
tums der Bevölkerung und besonders in den Handelsstädten infolge 
des Zusammenströmens eines bunten Gemisches korrumpierten Ge- 
sindels von den Nationen dreier Weltteile ausbrachen 2 ), gaben den 
Ärzten reichlich Gelegenheit zur Vervollkommnung ihrer Wissen- 
schaft. Dazu kam das rege Interesse, das die römischen Kaiser von 
Augustus an der Medizin entgegenbrachten und das in der Wieder- 
aufnahme einer alten Institution, der Archiatrie, die an den Höfen 



') PJin. n. h. XXVI 1 ff. 

s ) Gal. XII 839: Pamphilos erwarb iu Rom grofse Reichtümer mit einem 
Mittel gegen Mentagra, als dort eine Mentagra-Epidemie herrschte. Oribas 
II 68 (D.): Zur Zeit des Pneumatikers Apollonios aus Pergamon wurde Asien 
von der Pest heimgesucht. Vgl. Friedender, Sittengeschichte Roms 1 6 39. 



6 

der Nachfolger Alexanders des Grofsen allgemein verbreitet gewesen 
war 1 ), einen sichtbaren Ausdruck fand. 

In der Geschichte der Medizin dieser Zeil sind zwei Erschei- 
nungen besonders auffallend. Während in vorchristlicher Zeit Kos 
und Alexandreia die Hauptsitze gewesen waren, gehören seit der Zeit 
des ersten Jahrhunderts v. Chr. die bedeutendsten Ärzte durch ihre 
Geburt Kleinasien 2 ) an: an die Stelle der früheren Centren treten 
die Schulen von Pergamon, Epliesus, Tralles, Milet, Attalia u. s. w. 
Die andere durchgehende Erscheinung dieser Zeit liegt in dem Um- 
stände, dafs gerade die bedeutendsten Ärzte entweder vorübergehend 
oder ständig in der Hauptstadt des römischen Reiches gewirkt 
haben 3 ). Es erklärt sich dies in erster Linie aus rein äußerlichen 
Gründen: Rom bot mehr Aussicht auf Erfolg und Verdienst als 
jede andere Stadt. Dann hat aber auch die Einrichtung der Ar- 
chiatrie sehr viel dazu beigetragen, dafs gerade die tüchtigsten Ärzte 
nach Rom gingen : die ägxtccTQoi hatten nicht blofs als Leibärzte 
der Kaiser, sondern auch in andern ärztlichen Funktionen reichliche 
Gelegenheit 4 ), ihr umfangreiches Wissen und ihre reiche Erfahrung 
zum Wohle der Menschheit zu verwerten. 

Die drei grofsen Schulen der vorchristlichen Zeit, die dogma- 
tische, empirische und die Schule des Asklepiades bestanden in dieser 
Zeit fort. Daneben aber gab es eine nicht geringe Zahl von Ärzten, 
die unbefriedigt von den bestehenden Systemen entweder die Lehren 
derselben weiter ausbildeten oder durch Verquickung der Medizin 
mit der Philosophie die Grundlage zu einem neuen System schufen. 
Gleichzeitig machte sich das Restreben geltend, die Gegensätze der 



*) ßriau, L'archiatrie romaine ou la medecine officielle daus l'empire 
romain. Paris 1877. Horaolle Bull, de oorr. hellen. IV 218 (1880). Bull, de 
corr. hellen. VII 359 (1883). In der litterarischen Überlieferung ist Theniison der 
erste (iQ/iargos. Vgl. schol. Juven. sat. X 221 p. 327 (Jahn). Es ist eine loh- 
nende Aufgabe, die auf Inschriften vorkommenden Arzte zusammenzustellen. 

a ) Asklepiades stammte aus Prusa in Bithynien, Theniison und Archigencs 
aus Syrien, Thessalos aus Tralles, Athenaios aus Attalia, Meuemachos aus 
Aphrodisias, Magnus, Sorau und Rufus aus Ephesus, Olympiakos aus Milet, 
der Pneumatiker Apollonios aus Pergamon, Dioskorides aus Anazarba, Aretaios 
und Heras aus Cappadocieu u. s. w. 

s ) So z.B. Asklepiades, Theinison, Thessalos, Andromachos , Athenaios, 
Agathinos, Herndot, Heliodor, Soran u. s. w. 

4 ) Briau, a. a. 0. 



herrschenden Schulen mit einander zu versöhnen und so eine syn- 
kretistische Richtung zu fördern, die uns auf philosophischem Gebiet 
schon ein Jahrhundert früher begegnet- 

Aus der Schule des Asklepiades ist. der Arzt hervorgegangen, 
der durch Popularisierung der Theorieen seines Lehrers der Be- 
gründer der methodischen Schule wurde, Themison aus Laodicea. 
Die grofse Zahl der Anhänger 1 ) dieser Schule spricht für den Bei- 
fall, den ihre straffe Systematik gefunden hat. Der bekannteste 
Vertreter ist Thessalos aus Tralles, ein Schüler des Themison aus 
neronischer Zeit, ein Arzt von schamloser Selbstsucht und markt- 
schreierischer Grofsthuerei, der mit Unrecht für die Folgezeit der 
typische Vertreter dieser Schule geworden ist. 

Für die weitere Entwicklung der Arzneiwissenschaft war die 
methodische Schule mit ihrer allerdings einfachen, aber höchst ein- 
seitigen Lehre von den xoivÖTijreg und der daraus abgeleiteten 
Therapie von untergeordneter Bedeutung im Verhältnis zu einer 
anderen Ärzteschule, deren Anfänge in etwas spätere Zeit, etwa in 
die des Claudius fallen — ich meine im Verhältnis zu der pneu- 
matischen Schule. Das Charakteristische derselben besteht in einer 
eigenartigen Verknüpfung der stoischen Philosophie mit den Haupt- 
sätzen der dogmatischen Schule. Diese Verquickung der Medizin 
gerade mit dem Stoicismus wird verständlich durch die hin- 
länglich bekannte Thatsache, dafs in jener Zeit der Stoicismus zu 
weitverbreiteter Herrschaft gelangt war. Die Verdienste der Pneu- 



') Ich nenne von den Schülern des Themison : Meges aus Sidon (schol. 
Oribas. III 688, 17. Gal. X 454. Cels. V 28, 7 u. öfter), Eudemos (Cael. Aur. A. 
M. II 38 u. öfter), Proculus (Cael. Aur. M. Ch. III 8. Er ist identisch mit 
dem von Galen ernannten Methodiker Proclos: Gal. X 52. XIV 684. Oribas. 
V 130. Vgl. Grotefend, Die Stempel der röm. Augenärzte. Hannover 1867 
u. 83. 84, dessen Bedenken gegen die Identität unbegründet sind) und Mene- 
machos aus Aphrodisias (Gal., a.a.O. Da Celsus bereits ein Zahnmittel von 
ihm anfuhrt VI 9, 247 D., so mufs er ebenfalls Schüler des Themison gewesen 
sein. Als solcher giebt er sich dadurch zu erkennen, dafs er genaue Vor- 
schriften über die zuerst von seinem Lehrer verwandten Blutegel gegeben 
hat: Orib. II 72. Vgl. II 417 f.). Ferner Dionysios (Gal. X 52. XIV 684), 
Mnaseas (er gehört schon der zweiten Hälfte des t Jahrh. an. Soran be- 
nutzte ihn: Cael. Aur. M. Ch. II 7. nsgl yvv. na». I 6, 27. 29 R. Andrerseits 
ist er jünger als Dionysios: Sor. a. a. 0.). Antipatros, Olympikos aus Milet 
und Apollonides aus Cypern (Gal., a. a. 0.). 



8 

matiker sind nicht auf ein Gebiet der Medizin beschränkt, sondern 
erstrecken sich gleichermafsen auf die Physiologie, Diätetik, Patho- 
logie und Therapie. Als Stifter galt Atbenaios aus Altalia, aber 
schon unter seinem Schüler Agathinos nahm sie eine eklektische 
Richtung an, die sie nicht zu ihrem Schaden unter den späteren 
Vertretern beibehielt. 

Über das Leben des Stifters sind uns fast gar keine Nach- 
richten erhalten, nicht einmal über die Zeit seiner Thätigkeit liegt 
eine directe Überlieferung vor. Eine Möglichkeit, dieselbe zu be- 
stimmen, ergiebt sich aus der bei Suidas s. v. 'AQXiysvric erhaltenen, 
durch Juvenal 1 ) bestätigten Angabe über die Lebenszeit des Archi- 
genes. Da dieser Arzt unter Trajan blühte, sicher nicht nach Trajan, 
weil er schon von Rufus 2 ) und Soran benützt 3 ) ist, und da er ein 
Alter von 63 Jahren erreicht hat (Suid.), so mufs er spätestens 
54 n. Chr. geboren sein; demnach kommen wir mit seinem Lehrer 
Agathinos (Suid.) in die Zeit der Flavier oder wenn wir für ihn 
eine längere Lebenszeit in Anspruch nehmen, in die neronische Zeit, 
und mit seinem Lehrer Athenaios 4 ) in die Zeit des Claudius. Des 
Atbenaios Lehrthätigkeit bis in die Zeit des Tiberius hinaufzurücken, 
verwehrt uns die Thatsache, dafs Celsus, der unter Tiberius seine 
acht Bücher de medicina schrieb 5 ), die Anhänger der pneumatischen 
Schule mit keinem Worte erwähnt, während er die Theorien der 
etwas älteren methodischen Schule bereits berücksichtigt hat, ferner 
eine Notiz des Galen 6 ), nach welcher der Lehrer des Scribonius 
Largus, Tryphon 7 ) oder dessen Sohn bereits von Athenaios benüzt ist. 
Der erste Arzt, der beide Pneumatiker erwähnt, ist der jüngere 



!) Jav. sat. VI 236. XIII 98. XIV 252. 
2 ) Rufus d'Ephese ed. Ruelle 496, 2. 
») Cael. Aur. A. M. II 10. 

4 ) Gal. VIII 787. 

5 ) M. Schauz, Die Schriften des Cornelius Celsus. Rh. Mus. XXXVI 362 (f. 

6 ) Gal. XIII 847. 

') Vgl. Scrib. Larg. comp. u. 175, 71 H. Seine Verdienste liegen auf dem 
Gebiet der Pharmacie und Chirurgie. Vgl. Cels. VII piooem. 263 D. Galen 
nennt ihn zweimal Tqvif(av ßp^ttios: Gal. XII 843 = Scrib. Larg. 203 82. 
Gal. XIII 745 = Scrib. Larg. c. 201, 81. Der Tryphon pater (Cels. a. a. 0.) setzt 
einen Tryphon filius voraus. Vielleicht ist sein Sohn der von Galen mit 
dem Distinktiv ruQiviitirrjg angeführte Tr. XIII 216 = 253 (aus Asklepiades). 



Andromaclios aus der Zeit der Flavier in seinem pharmaceu tischen 
Werk riegl (fctQfiäxutv (fxevaaiccg 1 ). 

Nachdem wir eine Grundlage für die Zeitbestimmung der beiden 
ältesten Pneumatiker gewonnen haben, halte ich die Vermutung 
üsanns 2 ) für höchst wahrscheinlich, dafs der in der vita Persii als 
Freund des Stoikers Cornutus erwähnte Claudius Agaturinus 3 ) (so 
oder Agaturrinus die Hds.) medicus Lacedaemonius kein anderer ist 
als der Pneumatiker Agathinos. Alle persönlichen Anzeichen passen 
vortrefflich auf ihn: sein wirkliches Nomen war Claudius 4 ), erwirkte 
wie sein Schüler Herodot 6 ) und Archigenes in Rom, ferner stammte 
er thatsächlich aus Sparta 6 ), endlich glaubt man gern, dafs ein Ver- 
treter der ärztlichen Schule, die sich nach dem Zeugnis des Galen 7 ) 
direkt an die Lehren der Stoa angeschlossen hat, in dem Hause 
eines Cornutus verkehrte. Athenaios stammte aus Attalia 8 ) (in Pam- 
phylien?), ging von dort nach Rom und wurde hier das Haupt einer 
eigenen Schule. Er mufs hohes Ansehen genossen haben, da er 
einen grofsen Kreis von Schülern um sich scharte, 6 xwv an' 
^Ad-rjvaiov x°Qo?> °* " 7T ' A&iqvaiov iov 'AttccXsux; oder nvev- 
fiaTtxoi 9 ) genannt. Selbst die Nachwelt wagte es nicht, seinen 
Ruhm zu schmälern : der schmähsüchtige Galen spricht von ihm 
mit grofser Achtung 10 ) und verdankt nicht wenige seiner Theorien 
dieser Schule. Die von ihm besonders bei Oribasius erhaltenen 



>) Gal. XIII 296. 299. 

2 ) Com. de nat. deor. XVIII. 

s ) Vgl. Zeller, Gesch. d. Phil. IV 689A. Simon Sepp, Pyrrhoneiscbe 
Studien. FreisiDg 1893, 120. Reinesius hat Claudius Agathemerus vermutet, 
den wir als Arzt aus C. I. S. I. 1750 kennen. Prof. v. Wilainowitz schliefst 
sich ihm an, wie er mir brieflich mitgetheilt hat; den Sarkophag des Claudius 
Agathinus hält er für jünger. 

*) C. I. S. I. 2064: XXavöios Ji/T^p 'Ayadelvos. 

5 ) Gal. Vni 750f. 

8 ) Gal. XIX 353. Vgl. Suet. Tib. 6. 

') Gal. VIII 631. 642. 

8 ) Der Athenaeus Tarsensis bei Cael. Aur. A. M. II 1 ist höchst wahrschein- 
lich verderbt. Doch ist auch möglich, dafs er thatsächlich eine Zeit lang io 
Tarsus gewirkt hat. Bei Sor. ntfft yvv. naf}. II praef. 2 R. ist 'A&tiriuiv für 
'Aä-rivaiog zu lesen : vgl. Cels. V 25, 9. 

8 ) Gal. VII 295. VIII 749. 787 u. öfter. 

10 ) Gal.I 457: KuCtoi a/tiup oüSi'is rwr vtiuitquiviarwv oviiog unavta töv 
zart« t^v laiQixtiv x^/vriv l'itiQyäoaio Xoyov iöi 'ASr\vaioq. Vgl. Gal. VII 174. 



10 

ziemlich umfänglichen Bruchslücke zeugen von grofser Einfachheit 
und Klarheit der Darstellung und sind voll von richtigen Beobach- 
tungen und treffenden Bemerkungen. Er ist die liebenswürdigste 
Erscheinung unter den Ärzten dieser Zeit: mit gründlicher philo- 
sophischer Bildung verband er einen scharfen Blick für die Mifs- 
stände seiner Zeit. Es klingt wie eine verhaltene Klage, wenn er 
in seinen platonisch gehaltenen Vorschriften über Jugenderziehung 
seinen Zeitgenossen den Vorwurf macht, dafs die meisten von ihnen 
mehr Geld für kundige Pferdeknechte ausgäben als für tüchtige 
Pädagogen 1 ), oder wenn er den Frauen im Interesse ihrer Gesund- 
heit und ihrer Nachkommenschaft ein einfaches, in der Sorge für das 
Hauswesen aufgehendes Leben anempfiehlt 2 ). 

Seine Kenntnis der grofsen Meister der philosophischen und 
medizinischen Litteratur ist nicht gering anzuschlagen 3 ): unter ihnen 
waren es vor allem die Werke des Aristoteles 4 ), Plato 5 ) und der 
Stoiker, besonders des Chrysipp 6 ), die er zur Begründung seines 
Systems heranzog; daneben benützte er von Philosophen den Empe- 
dokles 7 ), Theophrast 8 ), Straton von Lampsakos ), Herakleides Pon- 
tikos 10 ), von Ärzten den Hippokrates 11 ), Diokles 12 ), Andreas 13 ) und 
Asklepiades 14 ), jedoch so, dafs er mit Urteil und Kritik sich seinen 
Standpunkt wahrte 16 ). 

Athenaios vertrat die Ansicht, dafs die Unterweisung in der 
Arzneikunde einen wichtigen Bestandteil des Jugendunterrichts bilden 
müsse? er verlangte also, dafs jeder Mensch Arzt sein müsse, da es 
keine Beschäftigung gebe, in der man nicht der Heilkunde bedürfe 
(Orib. III 164). Es ist daher begreiflich, dafs er, um dieser For- 
derung die Möglichkeit der Durchführung zu verschaffen, ein grofs- 
artig angelegtes Werk verfafste, in dem er die gesamte Arzneikunde 
behandelte, streng nach seinen Grundsätzen und mit vielem wertvollen 
gelehrten Material, unter dem Titel ttsqi ßorjd-ri fiürwv (Orib. 



>) Orib. III 163 f. *) Orib. III 97. 

8 ) H. Diels, Sitzuogsber. d. B. Ak. 1893, S. 102, Anm. 2 hat zuerst auf 
das doxographische Interesse dieses Mannes aufmerksam gemacht. 

*) Gah i486. IV 610. 612. 613. 620. 626. 

6 ) Gal. VII 609. 8 ) Gal. 1 486. 523. ') Orib. III 79. 8 ) Gal. 1 523. 

o) Gal. VII 615 f. 1°) Gal. a. a. O. ") Orib. III 98. 

12) Orib. III 78. is) Orib. III 108. ">) Gal. VII 615. I 486. 

> 5 ) Gal. I 486. VII 615. 



11 

II 302) in mindestens 30 Büchern (Orib. a. a. 0.). Die Anordnung 
des Ganzen läTst sich nicht mehr erkennen, aber soviel ergiebt 
sich aus den Bruchstücken, dal's er alle 1 ) Gebiete der Medizin darin 
bearbeitet hat. So behandelte er in den ersten Büchern die Diätetik: 
im 1. Buche die Nahrungsmittel, die verschiedenen Getreidearten, 
wie Weizen (Orib. I 10), Gerste (Orib. 1 26) und die daraus berei- 
teten Brote (Orib. I 24) 2 ), wahrscheinlich auch das Wasser (Orib. 
I 337), im 3. Buche die Physiologie (Gal. XIX 356), im 7. Buche 
die Entwicklungsgeschichte (Gal. IV 604 1, im 24. pathologische 
Fragen (Gal. VII 165), im 29. die Beschaffenheit der atmosphärischen 
Luft (Orib. II 29t), im 30. endlich die Lage der menschlichen Woh- 
nung (Orib. II 302). 

Fraglich ist, ob die von Galen einmal (XV 444) erwähnte Schritt 
eines Athenaios über die Kunst des Wahrsagens aus dem Flug der 
Vögel mit unserm Arzte etwas zu thun hat. Namentlich citiert wird 
die Schrift von Galen nicht, vermutlich führte sie wie die Spezial- 
schrift des mit ihm von Galen zusammen genannten Arztes Polles 3 ) 
von Aegä den Titel olowoaxomxd 



Agathinos. 

Unter den Schülern des Athenaios ist der bedeutendste Claudius 
Agathinus aus Sparta 4 ), von dessen Lebenszeit im vorhergehenden 
Paragraphen die Bede war. Mit ihm und einem nicht weiter be- 
kannten Petronius Aristocrates 5 ) aus Magnesia, die beide in der 
vita Persii als „doctissimi et sanctissimi viri" bezeichnet werden, wurde 
im Hause des Cornutus der an Jahren jüngere Persius bekannt. Er 
galt als Stifter ) der eklektischen oder episynthetischen oder hektischen 



') Vgl. Gal. I 457. 

2 ) Das ao den beiden letzten Stellen bei Oribasius überlieferte i.' 
Xöyov ist in u loyov zu ändern. Vgl. Daremb. I 564. 

») Vgl. Suid s. v. Orib. IV 528. 

<) Gal. Vlll 787. XIX 353. 

■'') Vielleicht auch Arzt. Einen Aristocrates gramniaticus kennt Gal. .XII 
878. 879. Unter den Ärzten der Zeit war Neigung zur Stoa: so nird Julius 
ßassos, der Freund des jüngeren Niger, geradezu als 2t(i>ix6s bezeichnet. 
Gal. Xill 1033. 

6 ) Gal. XIX 353. 



12 

Schule, deren Streben darauf gerichtet war, die Lehren der pneumati- 
schen Schule mit denen der Empiriker und Methodiker zu vereinigen. 
Eine treffende Charakteristik dieses Mannes giebl sein Schüler Archigenes : 
nävia äxQtßiji; «)' xal ov tciGtsviov tjJ ixXoyfj, alka. xai nsioug sig 
äayalsiav ötö^svoq 1 ) und berichtet von ihm, dafs er auf empi- 
rischem Wege den Nutzen des Nieswurz festgestellt habe. Galen 
rühmt ihn ebenfalls als ctv^Q ov% 6 zv%u>v slg ti\v toiavitjv vn- 
sHSyei didaßxaliuv 2 ). Als er einmal an einem heftigen, mit 
Delirien verbundeneu Fieber erkrankt war, wurde er von seinem 
Schüler Archigenes durch Übergiefsungen mit warmem Öl geheilt 3 ). 
In seinen Schriften behandelte er die von seiner Schule besonders 
ausgebildeten Gebiete der Medizin: die Pulslehre 4 ), die Lehre von 
den Fiebern 5 ) und hygienisch-diätetische Fragen 8 ). Dem Titel nach 
kennen wir nur die Schrift neql ffcpvyfiiiov, welche seinem Schüler 
Herodot gewidmet war 7 ) und deren erstes Buch von den Pulsdefi- 
nitionen 8 ) handelte: in dieser Schrift zeigt er dasselbe doxographische 
Interesse wie sein Lehrer. 



>) Orib. II 158. 2 ) Vgl. Gal. VIII 937. 

s ) Aet. III 172. «) Gal. VIII 749. 

6 ) Gal. Vll 367. 369. 373. XVII A. 120. 228. 942. 

6 ) So handelte er über den Gebrauch der Nieswurz (Cael. Aur. A. M. 
III 16), die er gegen Wassersucht empfahl, solange die Krankheit im Entstehen 
war. Vgl. Orib. II 158. Ferner über den Nutzen der kalten Bäder: Orib. II 394. 

') Gal. VIII751. 

8 ) Ein Abschnitt desselben läfst sich aus Galen rekonstruieren. Im 
vierten Buche seiner Schrift ntQi fiiatf-oQÜs a<fvy^i(äv giebt Galen eine Zusammen- 
stellung und Kritik der verschiedenen spitzfindigen Definitionen des Pulses von 
der Zeit des Herophilos bis auf Archigenes. Hermann Schoene hat in seiner tüch- 
tigen Doktorarbeit de Aristoxeni mgl rijs 'HQoifilXov cclgtaecos libro tertio 
decimo, Bonn 1893, richtig erkannt, dafs die von Galen gegebene Zusammen- 
stellung von Definitionen der Herophileer aus Aristoxenos, einem Schüler des 
Alexander Philalethes, also aus der Zeit des Augustus oder Tiberius, stammt. 
Seine Abgrenzung des aristoxenischen Excerptes ist nicht ganz richtig: es 
reicht nur bis Gal. VIII 748, 8. An dieser Stelle setzt eine neue Quelle ein: 
daraus erklärt sich, dafs er noch einmal auf die Definition des Bakchios zu 
sprechen kommt, trotzdem er sie schon 732, 8 abgethan hat. Angeführt werden 
in diesem Abschnitt die Definitionen des Asklepiadeers Philonides, des Hero- 
phileers Bakchios (74S), des Agathinos (750), Athenaios (750. 756), Archigenes 
(754), Magnus (756), Asklepiades (757), Moschion (758) und des Erasistrateers 
Apollonios aus Memphis (759). Die beiden jüngsten der hier erwähnten Ärzte sind 
Agathinos und Archigenes. Zeitlich steht von ihnen Archigenes dem Galen am 



13 

3. 
Theodoros. Magnus. 

Von den übrigen Schülern des Athenaios ist nur wenig bekannt. 
Ein Otodiogog laTQÖg 'A&ijvaiov [ia&ijTijg wird von Diogenes 
Laertius 1 ) erwähnt, den ich mit dem QeodtOQo; 6 Maxsdwv iden- 
tificiere, der in dem von E. Rohde 2 ) edierten Auszüge aus Archi- 
genes citiert wird. Auf Archigenes gehen auch die sonstigen Er- 
wähnungen 3 ) dieses Arztes zurück. 



oächsteo. Trotzdem spricht gegen die Annahme, dafserdie Quelle dieser Zusammen- 
stellung ist, der Umstand, dafs er in seiner Schrift ntgi aifivyfitäv keine doxo- 
graphische Übersicht über die Ansichteu seiner Vorgänger gegeben bat; ferner 
ist es unwahrscheinlich, dafs er die Ansicht des Athenaios, dem er zeitlich 
doch nicht so fern stand, aus Agathinos gekannt haben sollte wie Galen 
(750, 19). Die Quelle des Galen ist vielmehr sein Lehrer Agathinos. Es folgt 
aus seinen eigenen Worten 748,8: äantg d' (vraüS-u nolXüv Xöywv vnö- 
9i(ftv iavrü Tis nogieao&ai dvvurai, xaiä ibv avzbv rgönov, läv rä ytyga/j.- 
[ttva <piX(avtärj r(p Zr/.tlM xaiä rb negi rrjg largixijg dxTtnxutStxaTov ngo- 
/lcg((rjTcti rig, täv ini ßga/b xai 'Ayaüivog £/AVijft6rtvot /j(/u(fö/uei'og aiirüi 
ngtüiov fxiv (BS t*o%&riQ(ö<; änoffrjva/uh'ca rbv atf.vyfioi' Iv ägrrjgiaig /uoraig 
ytyvto&ai , ätiiTtQov ä'e d>g xai ibv Bax%Hov ovx cgSwg iauTÜ (svvtnianm- 
ja£v<$ 750, 19: xa\ fiivioi xai rbv 'A9r\vaiov (prjdiv (sc. Aga- 
thinos) oteaSat xai xr\v <svaxo).r\v övo/jaCio&ac oqvyfibv etc. Die Definitionen 
des Philonides, Bakchios, Athenaios stammen also aus ihm, folglich hatte er 
wie sein Lehrer doxograpbiscb.es Interesse. Dafs er sich nicht auf die Defi- 
nitionen der Pneumatiker beschränkte, sondern auch die der Erasistrateer und 
Asklepiadeer erwähnte, erklärt sich aus seinem eklektischen Standpunkt. Nun- 
mehr wird es auch klar, wie Galen (715, 4 — 719, 10) darauf kam, sich gegen 
den Wert von Definitionen auszusprechen: er referiert einfach die Ansicht des 
Agathinos. Vgl. Gal. 719, 5: lavia ovv tixozaig f^i^iifiöfitvog äti zoig Ini- 
XiigoiJaiv anavia öV ogaiv <St,öaOxiiv i'ivtxa nagaäffyfiaro; tni xbvSt rbv 
Xöyov r)xov = Gal. 749, 13: 6 yovv 'Aya&Tvog . . . xalioi roTg oV ogiov 
tnixiigovotv anavra Siöaaxtw tnirifiijöv, o/uwg xrl. 750, 9. 

') Diog. L. II 103: Qioäiogui 6i ytyövaoiv tl'xooi — (104) tmaxaidt- 
xarog lazgbg 'A9i)vaiov /ja9t)rrjg. 

2 ) Rhein. Mus. XXVIII 270. 282. 

s) Aet. VI 91. VIII 46. XII 5. XIV 24. 48. XVI 49. Alex, von Tralles 
1 559 (P.). Das Citat Alex. v. T. 1 563 : ix iov vr)' Qtoäügov Moa^ioivog (Ma- 
xtdovogt) halte ich trotz Rose Soran XVII für verderbt. Mit dem Skeptiker 
Theodas, der etwas jünger zu sein scheint, hat er trotz Simon Sepp a. a. O. 119 
nicht das mindeste zu thun. Der von Plinus XX 103, XXIV 186 erwähnte 
Theodoros ist sicher ein älterer Arzt. 



14 

Ferner gehört noch Magnus hierher, der von Galen 1 ) zusammen 
mit Archigenes, Athenaios und Agathinos als Pneumatiker genannt 
wird. Auch von Caelius Aurelianus 2 ) wird er zusammen mit Aga- 
thinos und Archigenes erwähnt. Da er von ihm als älter bezeichnet 
wird als Agathinos, so kann er nur Schüler des Athenaios gewesen 
sein. Er stammte aus Ephesos und verfaßte Briefe medizinischen 
Inhalts in mindestens zwei Büchern 3 ). Eine zweite Schrift von ihm 
führte den Titel mgl twp sqsvQrjfisvwv psrä voig O*[iiacovoc 
Xqovovc, einem Demetrios gewidmet, in mindestens drei Büchern 4 ). 



4. 

Herodot. Leonidas. 

Als Schüler des Agathinos werden Archigenes 5 ) und Herodot ) 
genannt. Der letztere gehörte demnach dem Ende des 1. Jahrh, 
n. Chr. 7 ) an und hat mit dem skeptischen Philosophen gleichen 



l ) Gal. VIII 646: 6 yäg tot, Mäyvog xai avTog anb rijg nvevfittitxrjg 
algtatug tivai nQOGJioioiifitvog. Vgl. 674. 

s ) Cael. Aur. A. M. II 10: Nam ex oostris primus Magnus eius (sc. 
xaTttXthptaii) argumenta constituit atque mox Agathinus, dehioc Archigenes. 
Er war also wie diese Eklektiker. 

s ) Cael. Aur. A. M. III 14. 

4 ) Gal. VIII 640. Von ihm zu unterscheiden ist der Archiater Magnus, 
der unter Marc Aurel in Rom lebte und sich um die Lehre von den Giften 
verdient gemacht hat (Gal. XIV 261. 262. 263. 267). Es gab verschiedene Ärzte 
dieses Namens, deren Identificierung die reinste Willkür wäre: einen Magnus 
ö -paaötXyivg (Gal. XIII 296. 829. 831), der gleichfalls dem 1. Jahrh. 
u. Chr. angehört, ferner einen Magnus aus Tarsus (Gal. XIII 313), einen Magnus 
ö xlivixög (Gal. XII 829) und einen Magnus 6 neQtodivTi'ig (Gal. XII 844). Der 
von Theophilos ntQi ovqwv erwähnte M. laTQoaoqiorrig (Ideler med. et phys. 
I 261) gehört einer jüngeren Zeit an. 

6 ) Suid. s. v. 6) Gal. VIII 750. 

') Der erste, der ihn citiert, ist der Leibarzt des Trajan (Gal. XII 445. 
MartialXI 60, 6. Suid. s. 'Povifog. F. H. G. IV 373 f.) Kriton (Gal. XIII 789. 801), 
der ein Handbuch der Toilettenkunst (Koa fir\i ixa) verfal'ste, eine fleifsige, aber 
dürre Zusammenstellung der kosmetischen Mittel des Herakleides von Tarent, 
der Cleopatra oaoi t' ciXXot piii' avrovg iv rä /Aera^i' yiyovctoiv iargoi in 4 B. 
(Gal. XII 446), d. h. des Damokrates (XII 486), Moschos (XII 401), Antonius Musa 
(XII 994), Artemidor (XII 828) und anderer. Eine Inhaltsangabe s. xoa/iijTixä hat 
Galen (XII 446 f.) erhalten. Die Cleopatra-Citate bei Galen gehen auf ihn zurück 
(Gal. XII 492. 103). AuCserdem schrieb er 7rfpt rrjg tujv <fKQ t uäx(ov nvvfUaewg 



15 

Namens nichts zu thun. Gegen die von Zeller 1 ) und nach ihm von 
Simon Sepp 2 ) vermutete Identificierung spricht allein schon die 
Nachricht des Galen 3 ), dafs er keine medizinische Sekte aufser der 
pneumatischen anerkennen wollte. Schwerlich hätte dieser Mann, 
der darnach zu den starrsinnigsten Anhängern dieser Schule ge- 
hörte, sich zu einer andern Schule bekannt, zumal den Pneumati- 
kern nachgesagt wurde 4 ), dafs sie lieber ihr Vaterland verraten hätten, 
als ihre Schule aufgegeben. Aufserdem läfst sich selbst bei den 
gewaltsamsten Reckungsversuchen seine Zeit (etwa 70— 100) schlech- 
terdings nicht mit der des Lehrers des Sextus Empiricus (170 — 200) 
vereinen. 

Herodot war ein angesehener Arzt in Rom 6 ); ihm war das 
Ruch seines Lehrers ttsqI Gcpvy/jwv gewidmet. Von seinen Schriften 
sind zwei dem Titel nach bekannt: ein Yargo'g 6 ) und ein umfäng- 
liches Werk tisqI ßofjd-tj^äroiv 7 ), von dem mehrere Teile angeführt 
werden: nsgi xsvovjisvwv ßoijd-rjfxäicoy^), tzsqI noiov/isvcoy ßorj- 
xf-fl(jt.ccTU)V e ) und ttsqI toov e^coS-sv nqoanircxovxoov 10 ). Er war 



(XIII 786) oder ßlßXoi (pciQ/uaxinSeg (XIV 103), wie der von ihm benatzte Heras 
aus Cappadocien. Von diesem Werke hat Galen ebenfalls umfängliche Bruchstücke 
erhalten. Von Simon Sepp, a.a.O. 121, wird er zum Freunde des Herodot 
gestempelt auf Grund von Gal. XIII 788 f.; dafs diese Stelle weiter nichts besagt 
als dafs Kriton ihm das Hikesiosrecept entnommen, beweist Aet. XV 13. Archi- 
genes benützte den Herodot ebenfalls schon: Orib. IV 587, 6. Aet. X 29. 

') Zeller, Ph. d. Gr. IIP p. 6. 2 ) Simon Sepp, a. a. O. 120. 

s ) Gal. XI 432: lycö äk ngbg rovtoig Hzt xaxüvo tinotfi av, tos Hqö- 
Soiog /ih> ünaOug rag nlXag alqtotig ftox&rjgcig vnolafißavtav nXr\v rrjg 
nvtvpazixrjg ml. 4 ) Gal. VIII 630. =>) Gal. VIII 751. 

6 ) Gal. XVII A 999. Ihn für den Verfasser des unter Galens INameu er- 
haltenen IctTQÖg zu halten, liegt kein Grund vor; der Verfasser desselben ge- 
hört einer späteren Zeit an. 

') Über die Anlage solcher Werke vgl. Gal. XVI 315. Stobaus Floril. 
III 263 M. 

8 ) In diesem Teile seines Werkes handelte er u. a. über die Jrage, 
zu welcher Zeit des Fiebers der Aderlafs anzuwenden ist (Orib. II 42, von 
Gal. XVI 134 benutzt aus Antyll), über die Wirkung der Schröpfkö'pfe (Orib. 
II 62), über den Gebrauch des Helleboros (Orib. II 163). 

9 ) Orib. I 496f. Dieser Abschnitt behandelte die von Asklepiades ein- 
geführten Friktionen. 

'<>) Orib. II 419. 461. Dies Buch handelte von den Bädern (Orib. II 386), 
den Sandbädern (11403), den Sonnenbädern (II 407), den Meerwasserbädern 
(II 466), den Ölbädern (II 461. 468), den Mineralwässern (II 386) u. s. w. 



16 

wie sein Lehrer Eklektiker. Von seinem Eklekticismus zeugen die 
von ihm erhaltenen Bruchstücke: die Grundlage seines Systems 
bildet die pneumatische Lehre von der Qualitätenmischung 1 ), er 
giebt genaue Vorschriften, um das Übermafs einer Qualität zu be- 
kämpfen 2 ), er rechnet mit dem Einflufs, den Geschlecht, Lebens- 
alter und Jahreszeit auf den menschlichen Körper ausüben 3 ). 
Andrerseits treten uns in seinen Lehren ganz unverkennbare Spuren 
methodischer Doktrin entgegen: er nahm auf die methodische Lehre 
von den xoivözrjttc Rücksicht 4 ), er ist Anhänger der von Thessalos 
zur Beurteilung des Verlaufs einer Krankheit aufgebrachten Theorie 
von der SidrQixoc 1 '), er wandte bei chronischem Fieber ein der 
Metasynkrise verwandtes Verfahren 6 ) an und suchte wie Thessalos 7 ) 
die Metasynkrise durch passive Bewegung und Friktionen herbeizu- 
führen 8 ). Sogar in seiner Terminologie sind methodische Anklänge 
nachweisbar: der von Asklepiades geprägte Kunstausdruck der iv- 
(TTäösig, der die durch Verstopfung der Poren entstandenen Krank- 
heiten bezeichnet 9 ), kehrt bei ihm wieder 10 ), ebenso der von den 
Methodikern zur Bezeichnung der Centralorgane des menschlichen 
Körpers aufgebrachte Ausdruck %ä ftsda 11 ). 

Die Zugehörigkeit des Leonidas aus Alexandreia 12 ) zu dieser 
Schule beweist der Umstand, dafs er von Galen und Soran 13 ) als 
Episynthetiker bezeichnet wird. Da er vor Soran, d. h. im Aus- 
gange des 1. Jahrh. n. Chr. lebte, so scheint er Schüler des Aga- 
thinos, des Begründers der episynthetischen Schule 14 ), gewesen zu 
sein. Er war fast ausschliefslich Chirurg. Die von Aetius und 
Paulus Aegineta erhaltenen Bruchstücke 15 ) zeugen von genauer 



>) Orib. I 407. 2) Aet. IV 45. 47. ') Orib., ... a. 0. udü öfter. 

4 ) Orib. 1406. 6 ) Gal. X 264. Orib. 1413. *) Orib. I 500. 
') Gal. X 250. 8 ) Orib. I 496. 519. 

9 ) Dareinberg zu Orib. I 418, 12. 646, 26. 
'.0) Orib. I 418. ») Orib. I 407. 497. 

12 ) Gal. XIV 684. Er gehörte zu den berühmtesten Ärzten des Altertums: 
Cramer A.P. IV 196,1 f., wo au vorletzter Stelle. dtbiviSt]*; für diovtSr\<; zu lesen ist. 
») Cael. Aur. A. M. II 1. u ) Gal. XIX 353. 

I6 ) Aet. VI 1 = Antyll bei Orib. IV 200. Paul. Aeg. VI 3. Aet. X 30. XIV 
8. 9. 11. 13. 14. 21. 22. 23. 50. 85. XV 5. 7. 8. XVI 40. 43 f. 50. Paul. Aeg. VI 
32. 44. 64. 67. 69. 78. 79. 84. schol. Orib. III 588. Die aus Leonidas stammende 
Partie bei Oribasiüs steht III 631, 2 — 9 in einem aus Antyll entlehnten Kapitel. 
Vgl. Paul. Aeg. VI 78. 



17 

Kenntnis der schwierigsten chirurgischen Operationen. Er knüpfte 
dabei an die großartigen Erfindungen der alexandriniscben Chirurgen 
des l.Jahrh. v. Chr. an, deren Kenntnis uns Celsus Übermittelthal, 
und ist die Ilauptquelle für die Chirurgen der pneumatischen Schule, 
für Heliodor 1 ), Archigenes 2 ) und Antyll 3 ). Sein chirurgisches Werk 
war vermutlich wie das der andern Chirurgen seiner Zeit XtiQovQ- 
yoi'ijjfva betitelt. 



Apollonios aus Pergamon. Heliodor. 

Apollonios aus Pergamon lebte sicher vor Antyll (c. 150 n.Chr.) 4 ), 
der ihn bereits in seiner Schrift negl ßoti^rj^äroji' benutzt hat. 
Die Vorschriften, die er über den Aderlafs giebt 5 ), beweisen, dafs 
er auf dem Boden der pneumatischen Schule stand. Das wichtigste 
Axiom der Pneumatiker, dafs Krankheit und Gesundheit durch das 
Verhalten des nviv^a bedingt ist, findet in seinen Bruchstücken 
volle Beachtung: so widerrät er häufige Anwendung des Aderlasses 
mit der Begründung, dafs mit dem Blut zuviel nvtvfia ^tocixöv 
dem Körper entführt werde' 3 ); andrerseits hält er es für schädlich, 
wenn die Gefäfse und Eingeweide zum Platzen voll und zu sehr 
gespannt sind, weil das ifvGixöv nvsifiu in diesem Falle nur schwer 
den Körper durchdringen könne 7 ). Das einzige Persönliche, das wir von 
ihm erfahren, ist die Notiz des Oribasius, dafs, als zu seiner Zeit Asien 
von einer Pest heimgesucht und er selbst von der Krankheit be- 
fallen wurde, er sich durch Scaritikation das Leben rettete 3 ). 



') Orib. IV 3 ff. = Paul. Aeg. VI 36. Quelle ist Antyll, der aus Heliodor 
schöpft. Mit diesem Berieht deckt sich wieder in vieleu Punkten Leonidas 
bei Aetius XV 7. 8. Vgl. schol. Orib. IV 527, 25 (Heliodor) = Leonidas bei 
Aet. XV 5. 

2 ) Aet. X 30. XVI 43. s ) Vgl. Anin. 15, S. 15. 

4 ) Orib. II 64 — 68. Dafs der an dieser Stelle citierte Apollonios identisch 
ist mit dem Pergamener, folgt aus Orib. V 575 = V 20 21.814.815. Vgl. 
V4I8= VI 413. Seine Benutzung durch Antyll folgt aus der Vergleichung 
von Orib. II 64 mit Gal. XI 322. XVI 95. Mit dem Landwirt gleichen Namens, 
der ebenfalls aus Pergamon stammte (Plin. Ind. I 8. 10. 14. 16 — 18. Varro, r. r. 
I 1, 8. Col. 11,9) bat er nichts zu thun. 

6 ) Orib. II 64. 6 ) Orib. II 65. 

') Orib. II 66. 8 ) Orib. II 68. 

2 

Philolog. Untersuchungen. XIV. 



18 

Ungefähr in derselben Zeit wie Archigenes lebte Heliodor 1 ). 
Dafs er dieser Schule zugehört, folgt daraus, dafe er den Leo- 
nidas benützte und wieder von Antyll , der gleichfalls Pneumatiker 
war, in seiner Chirurgie in umfänglicher Weise 2 ) benützt ist. 
Er war als Chirurg berühmt und verfafste eine Schrift XtiQovQyov- 
fisva in fünf Büchern 3 ) und ein [lovoßißhov nsql snidstifMov*) 
das die Hauptquelle für das 48. Buch der Compilation des Ori- 
basius ist 5 ). 



!) Juv. sat. VI 373 uüd das Scholion. 

2 ) Orib. III 615 und öfter. 

s ) Seine Chirurgie läfst sich zum grol'sen Teil aus Oribasius mit Hilfe 
der Scholieu rekonstruieren. In das 1. Buch gehören folgende Kapitel: 
ntQl artazio^dimv (Orib. IV 526, 6), ntQi axXt]Qi6fia7og (Orib. IV 13, 11 = IV 
527, 11), ntQl yayyXlov (Orib. IV 15, 11 = IV 527, 16), ntQl TeQr]Soviafiov 
XQavtov (Orib. IV 1S7, 14 = IV 533, 32), vermutlich auch ntgl iiuv iv xtciaXrj 
TQavfxüiwv (Orib. IV !47, 9), ntQl rov int (itydXto zgau/taTi inl nXtiov itjjiXta- 
fiivov boriov (Orib. IV 153, 4 = IV 531, 6) und ntQl rrjg rwv ocofiätcuv ava- 
aroXrJe (Orib. IV 154, 6 = IV 531, 7). In das 2. Buch folgende: ntQl ifXe- 
y/tovijg äiuci Qay/uarog rcov [iv'iior t)q(ov (Orib. III 590, 1 = III 686, 15), ntQl rrjg 
iv roig nc<Qto!)f.u'oi; (fkty/jovrjg (Orib. III 590, 7 = III 686, 17), ntgl rcöv iv 
ovXqi ovQiyyiDV (Orib. III 627, 2 = 688, 8), ntgl arturti)f.tü.rmv, fÄtXixrjolämv, 
nwQiov , rcöv iv rocg fiXtcfdguig a&rjQcofiarcov (Orib. IV 10, 11 = IV 527, 8). 
In das 3. Buch folgende: ntQl ipXty/itovrjs xal romxcöv änoaniuärcov (Orib. 

III 572, 12 = III 686, 1), rivt g i(üi> äcf-iaraftiviov roncov vnonimovai %tiQOVQyCq 
xal ri'vtg äia(rt) xal cfag/jaxticc (Orib. III 577, 1 = III 686,5), räv iv [itoo- 
nXtvQito <xnoar>j : ucacov xtiQovQytu (Orib. III 579, 1 = III 686, 7), ntQl rcöv 
xard xovg ßovßcövag ctnoarrj^iärcov (Orib. III 687, 12), ntQl rcöv xaiä rov nrjx vv 
na&cöv (Orib. III 621, 3 = III 688, 5), ntQl rcöv yiyvo/.iivcuv xard roiig Saxxv- 
Xovg (Orib. III 033, 5 = III 688, 14. Vgl. IV 249, 8 = IV 537, 1), tiiqI tiöv xar' 
dyxcöva nadtöv (Orib. IV 10, 4 = IV 527, 6), ntQl /oigdcfcov (Orib. IV 527, 25). 
In das 4. Buch folgende: ntgl rcöv iv rrj 'ic?Qq gayuäcov xal xovävXcofjdicov 
(Orib. III 573, 13 = III 686, 3), ntQl rcöv taget ovglyycav (Orib. 111 627, 6 = III 
688, 10), ntQt rov axXrjgco/sarog rov iv reo rga/riXco rijg xvartcog (Orib. IV 14,6 = 

IV 527, 13), ntQl vnoonaäiaiag (Orib. IV 463, 13 = IV 540, 15), ntgl oiiooag- 
xw&iioyg oigrj»gas (Orib. IV 472, 1 = IV 540, 22) und die folgenden Kapitel. 
In das 5. Buch: ntgl rrjg rov ba/iov cfXtypovrjg (Orib. III 590, 11 =111 
686, 19. Vgl. 633, 14 = 688, 16), ntQl rcöv iv öa^iqj xigacöv (Orib. IV 44, 1 
= IV 528, 7. Das letzte Kapitel war betitelt: ntQl dxQcoTrjoKiij/uov (Orib. IV 
247, 12 = 536, 28). Er benützte in dieser Schrift aul'ser Leonidas den Archi- 
bios und Wenodoros (Orib. IV 161). 

4 ) Orib. IV 281, 10. schol. IV 537, 12. 

5 ) Schol. Orib. a. a. O. Darnach stammen Orib. ß. XLVIII c 20—70 
(IV 281—332) aus ihm. 



19 

6. 

Archigenes. 

Der bedeutendste Anhänger der pneumatischen Schule ist ohne 
Frage Archigenes aus Apamea in Syrien 1 ). Er ist der einzige 
Pneumatiker, der hei Suidas eine vita hat, die leider nur wenig Detail 
enthält: darnach hiefs sein Vater Philippos 2 ), sein Lehrer Agathinos; 



') Suid. s. v. Gal. XIV 684. Cramer A. P. IV 196. Vgl. Hartes, Analecta 
historico — critica de Archigene medico et de Apollouiis medicis. Lipsiae 
1816. ltt'. 

2 ) Vielleicht war er der Arzt Philippos, der des üflereo von Galen mit 
Archigenes zusammen erwähnt wird und dessen Verdienste um die Arzneimittel- 
lehre von ihm gerühmt weiden (Gal. XIII 14. 502. 642). Mehrere Mittel von 
ihm hat Asklepiades o •l'ttQ^iaxloiv (Ende des 1. Jahrh. u. Chr.) erhalten: gegen 
Ruhr und Blutspucken (Gal. XIII 88), gegen Schwindsucht und innere Ge- 
schwüre (105), gegen chronische liuhr (304). Vgl. XII 735. Möglich, dal's er 
der Philippos ö Mctxtdajv ist, von dem Galen ein Gegengift dfjßuoaia kennt 
(XIV 149). Er hatte auch pathologisches Interesse: so handelte er über die 
Starrsucbt, deren Symptome er genau beschrieb (Cael. Aur. A. M. II 10. Gal. 
XVI 684. XVII A 640, der ihn wieder mit Archigenes zusammen nennt). Ein 
zweiter Träger des Namens Philippos war ein Zeitgenosse des Galen (XIX 16), 
gehörte der Schule der Empiriker an und war ein so eiogefleischter Anhänger 
dieser Schule, dafs er in einem Disput mit dem Arzte Pelops, dem Lehrer des 
Galen in Smyrna, die Behauptung veitrat, dal's die Medizin allein mit der Er- 
fahrung auskommen könne. Dieser Disput war der Gegenstand einer dem 
Galen bekannten Schrift: niQi rijf iaTQixijg tfjntiyfag (Gal. XIX 16). Im 
Alter von vierzig Jahren verfaßte er eine Schrift über die Frage, wie man 
dem Menschen ewig die Jugeud erhalten könne. (Gal. VII 670. VI 399). Galeu 
bekämpft an erster Stelle diese Behauptung ohne .Nennung ihres Vertreters: 
der JName des Philipp stand bei Aet. IV 106, der diese Stelle excerpiert hat: 
log tl'yi (Svvcstöv i\v cht diaifvXuTKiv iygüv t!]P xgäaiv rov owfjcnog, u tov 
aoifiaiov 't'iXinnov Xoyog, txOävazov lnayycii.ci/A(vog nottjotiv tbv avtip nti&o- 
jxtvov cdi)9rig äv e'irj. Infolge der Polemik gegen ihn verfafste Philippos eine 
zweite Schrift niql rrjg Sav/xaarfjg dytjQctoias, in der er seine Ansicht dahin 
änderte, dal's nur derjenige in ewiger Jugend erhalten werden könne, bei dem 
durch die Erziehung die richtige Grundlage gelegt sei (VII 671). Endlich gab 
es einen Pneumatiker Philippos, der eine Schrift über die Abzehrung vertatst 
hat, die den Galen zur Abfassung seiuer Schrift ntgl fj.agaa/.wv (VII 667) 
veranlafste. In dieser Schrift hatte er über die Entstehung dieser Krankheit, 
ihre verschiedenen Arten und die Diagnose derselben eingehend gehandelt, die 
Therapie dagegen unberücksichtigt gelassen (VII 689). Ein Arzt Philippos wird 
von Plin. Ind. 29. 30 citiert. Vgl. Juv. XIII 125. 

2* 



20 

ferner erfahren wir, dafs er 63 Jahre alt winde, unter Trajan in Rom 
lebte und noXXa laiQixä xt xal (fidtxä schrieb. Er war ebenfalls 
Eklektiker 1 ) und einer der fruchtbarsten medizinischen Schriftsteller. 
Obgleich seine Werke, insbesondere seine Schrift tisqi (Scpvyfiwv nicht 
frei von Vulgarismen waren, weshalb der Atticist Galen ihn des öfteren 
tadelt 2 ), standen sie doch bei der Nachwelt in höchstem Ansehen. 
Antyll 8 ), Soran 4 ), Galen, Philuinenos 5 ), Philagrios 6 ), Alexander von 
Tralles 7 ) und aus diesen wieder Oribasius, Aetius, Paulus von Aegina 
haben ihn häufig benützt. Alexander von Tralles 8 ) nennt ihn 6 
d-sioTcaoc, und Galen, der seine Schriften genau kannte, hat die 
hohen Verdienste dieses Arztes anerkannt ): „er war, um seine 
Worte zu gebrauchen, wie kaum ein anderer bemüht, die Arznei- 
wissenschaft von Grund aus zu durchforschen und hat viele be- 
deutende Schriften hinterlassen. Ereilich hat er nicht in allem, was 
er überliefert, das Richtige getroffen, ebensowenig wie seine Vor- 
gänger ; er war ja ein Mensch, und es ist deshalb schwerlich anzu- 
nehmen, dafs er sich nicht in manchen Dingen geirrt haben sollte; 
er hat manches nicht gekannt, anderes unrichtig gedeutet, anderes 
wieder nur oberflächlich beschrieben". Rezeichnend ist es, dafs 
Galen das Lob des Archigenes durch den Hinweis auf seine Ab- 
hängigkeit von den Vorgängern wieder einschränkt. 

Von seinen Schriften sind uns folgende dem Titel nach be- 
kannt: nsQi %ü>v xaxa ysvoc (faqfidxioi> w ), nsgi nvQtzwv a^fisioö- 

J ) Gal. XIV 684. Er heilst deshalb bald Empiriker (Gal. XII 469), bald 
Methodiker (Cael. Aur. A. M. II 10). Nach Cramer A. P. IV 404 war er aucb 
als Arzt der castra praetoriana thütig (A. 6 argaroniSov 9tQU7iiviav). 

2 ) Gal. VIII 578. 932. 

3) Aet. III 167 = Orib. II 383. Aet. III 180 = Orib. II 409. Aet. III 181 
= Orib. II 410. 

4 ) Cael. Aur. A. M. II 10. 

5 ) Aet. IX 3. Orib. IV 65 (Philuinenos = Archigenes bei Aet. XIII 120 If. 

6 ) Aet. XI 4. 

7 ) Alex. v. Tralles (Puschin.) I 556. 560. 562. 566; II 154. 264. 

8) Alex. v. Tr. II 265. 72. Gal. XII 534f. 
9 J Gal. XII 534 f. 

10 J Gal. XII533f. Dieses Werk, das zwei Bücher unifafste (Gal. XIII 217), 
gehörte zu deo berühmtesten Heilmittellehren des Altertums. Es ist von 
Galen in seinen beiden pharmakologischen Schriften niql Ovv&taiwg (fctQuäxwv 
tüv xata jonovg und tüv xuict yivtj s u stark benützt, dafs es sich zum 
grol'seu Teil rekonstruieren läl'st. Galen wirft ihm allerdings des öfteren vor 



21 

Gtojg 1 ), nsQi totküv nsnovdonov' 2 ), ntql Tvnwv 3 ), ntql twv iv 
talg vÖGoig xcuqoöv 4 ), ttsqI 0(fvy[ib)V s ), rwv o^iwv xal iqoviwv 
nad-OYViOjjbovixa 6 ), &€QccnsvTixa %Cw b'S,idiV xal xqovIcüv na- 
d-döp 7 ), avvoxpig luv xtiQOVQYOV^sviov*), ntgi xaGioqiov 
XQiJGfcog 9 ) , eni<Jiolai w ), vermutlich auch mql ßori&ruiü- 



dafs ihm die äxgtßela iciiv ogtß/uwv, d. h. genauere Angaben über den Gebrauch 
der Mittel gefehlt haben (Gal. XII 514. 969. 1002). Selbst die Haarfärbemittel 
fanden in dieser Schrift gebührende Beachtung. Es wäre unrecht, daraus 
einem sonst verständigen Arzte wie Archigenes einen Vorwurf zu machen, da 
die Damen der vornehmsten Kreise (ßaoihxcti yvvuixtg) darnach verlangten 
(Gal. XII 443). Er gehörte wie Kriton zu den galanten Modcärzteu (vgl. 
luv. VI 236) jener Zeit. 

') Gal. IX668f. Von dieser Schrift, die in 10 Büchern die Fieberlehre 
der pneumatischen Schule behandelte, gab es auch eine Epitome (669). 

2 ) Diese Schrift war eine örtliche Pathologie und bestand aus drei 
Büchern (Gal. IX 670). Galen rühmt sie als die beste auf diesem Gebiet; 
durch sie ist er zur Abfassung seiner Schrift nenl rwv ntnorvSoiiav röniav 
angeregt worden (VIII 1 ff.). 

3 ) Gal. IX 672. Galens Schriften ntgl ivntov (VII 463) und ngog tovs 
negl tv7zwv ygutpaviag !} mgl negioäcov (VII 475) verdaukea ihre Entstehung 
dieser Schrift des Archigenes. Vgl. Gal. IX 672: locus ptv yäg xal rj/uiTg 
dg roiig airoiig tjoii ivnovg ygaipo/mv, Iva t« it n goa ^(vgr^iva äif'X&ojfiet' 
ai^iXwfiiv li nvct itüv in' 'Agyjyirovg ovx bgftwg tigri/jtvojv anctvra re 
oaiptög SQfi)]i'tvato/jcv. 

4 ) Dieses Werk, das aus zwei Büchern bestand (Gal. VII 461), ist von 
Galen in seiner gleichbetitelten Schrift (VII 406 f.) ebenfalls benützt. 

6 ) Gal. VIII 754. Über diese Schrift wird später ausführlich gehandelt 
werden. 

6 ) Gal. VIII 203. Die Schrift bestand vermutlich aus 4 Büchern. 

7 ) Orib. II 146. 

e ) Vgl. Orib. III 646 mit dem dazu gehörigen Scholion 111689,9: dnu 
rov «' ßißkiov jrjg owoipeiog twv yeigovgyov/n^vcuv, fitiu 16 T\)xiav toxi 
ßtßh'ov, xtqiüXaia iov 6/juCov. Im ersten Buch dieser Schrift handelte er 
ntgl yayygutvcüv (Orib., a. a. O.), negl inoäga/uorrog a'i'fxazog (Orib. IV 193,4 
= IV 534, 1), ntgl vntgaagxtöatiog (Orib. IV 195, 9. 197, 10. schol. IV 534, 5), 
ntgl TtSv c<(f<ai,g(S)]aofjifwv ficgcov (Orib. IV 244, 9. schol. IV 536, 44), ntgl 
loifiixäv iXxäv (Orib. IV 517, 8. schol. IV 541, 10). 

9 ) Gal. XII 337. Möglich ist aber auch, dafs dies Buch ein Teil eines 
gröl'seren Werkes gewesen ist. 

10 ) Gal. VIII 150: ßißlioiv tniaiohxwv ivStxa. In diesen 11 Büchern 
hat er Freunden ärztliche Ratschläge erteilt in Briefform. Das erste Buch ent- 
hielt einen Brief an Marsus, in dem er über Wiederherstellung des verlorenen 
Gedächtnisses handelte. Galen (VIII 150f.) hat daraus ein längeres Excerpt 



22 

tiov^) , endlich neql loßöhov d-^qiov xcu d)jhji>iq'uov (fciQjid 
xwv 2 ). 



erhalteD. Ein zweiter an denselben Marsus gerichteter Brief bandelte über 
Melancholie (Aet. III 114; vgl. Gal. XIII 129). Ein Brief kqos 'AQtoiuva ent- 
hielt eine Beschreibung der Iberis nach Damokrates: Aet. III 184; vgl. Aet. 
XII 2 (aus Archigenes), Gal. XIII 349. 353. Endlich wird von Paulus von 
Aegina III 45 ein Brief an einen Attieus erwähnt. 

') Der Titel ist allerdings nirgends überliefert. In dem Abschnitt ntg\ 
tiöv e£(o9tv TiQuaifeQo^ivoiv handelte er über Bäder (Aet. 111 167 = Orib. 
II 383), über das Ausziehen der Haare mittels der Pechmütze {ntQi d(><i)7idza)v 
Aet. III 180 = Orib. II 409), über Sinapismus (Aet. III 181 = Orib. II 410), 
aufserdem weise ich dieser Schrift zu Orib. II 202: nigi ifierov dnb anCmv 
und Orib. II 270: xa&apj^Qiu inl Tivgerrovicov, vermutlich dem Abschnitt 
ntQi xevovftivoiv ßorjfrrj/Liaitov. 

2 ) Erwin Rohde, Aelius Promotus. Rh. Mus. 28, 264. 



I. Teil. 

QUELLEN FÜR DAS SYSTEM DER PNEUMATISCHEN 

SCHULE. 



1. Aretaios. 

Eine der wichtigsten Quellen für unsere Kenntnis der Theorieen 
der pneumatischen Schule, insbesondere ihrer Pathologie und Therapie 
sind die beiden Schriften des Kappadokiers Aretaios jisqI cchuZv 
xal ßrjfitiMV d|ewv xal xqovIcov na&wv in vier Büchern und eben 
so viele nsgl d-eqaneiai; o^stov xal %qovio)v na&wv. Der geniale 
Verfasser der einzigen wissenschaftlichen Geschichte der Arzneikunde, 
Kurt Sprengel 1 ), hat richtig erkannt, dafs der Verfasser ein An- 
hänger der eklektisch pneumatischen Schule gewesen und dafs er 
„in aller Rücksicht mit Archigenes in eine Klasse zu setzen sei." 
Heutzutage erfreut er sich bei den modernen Ärzten und Litterar- 
historikern grofsen Ansehens : fast einstimmig wird die hohe Natur- 
wahrheit seiner Krankheitsbilder, die schlichte Einfachheit seiner 
Darstellung, seine reiche Erfahrung und die strenge, bis ins kleinste 
gehende Berücksichtigung der Diät in seiner Therapie gerühmt. Das 
sind in der That Vorzüge, die Niemand verkennen wird. Merk- 
würdig ist nur, dafs die Hochschätzung der Modernen in krassem 
Widerspruch steht zu dem Ansehen, das er im Altertum genofs. 
Trotzdem seine Schriftstellerei sich über die verschiedensten Ge- 
biete der Medicin erstreckte — aufser den beiden erhaltenen Schriften 
schrieb er hsqI tzvq£twv 2 ), nsgl yvvaixiiaov 3 ), xziQOvgyiai*), über 



2 ) Geschichte der Arzneikunde II S l]4f. Nach ihm Locher, Aretaios aus 
Kappadocien, Zürich 1847. 

») Aret. ed. Kühn 185. s ) Aret. 209. 4 ) Aret. 295. 



24 

Pharmakologie 1 ) und neQi (fvXaxrixwv 2 ) — wird er doch nur von 
wenigen Ärzten citiert. Er teilt darin das Schicksal eines ihm 
geistesverwandten Schriftstellers, des Nicander. Abgesehen von 
Pseudodioskorides, der von ihm ein Mittel gegen Nierenkrankheit 
erwähnt 3 ) kennt seine Hauptschrift nur noch Philagrios 4 ), während 
seine beiden Schriften mql ttvqszwv und ntgl qm'ka%%i*&v einzig 
und allein von dem Verfasser der unter dem Namen des Alexander 
von Aphrodisias erhaltenen Schrift tiiqi nvQSTav benutzt sind. Wie 
ist diese auffallende Thatsache zu erklären? Diese Frage, die von 
den Modernen gar nicht aufgeworfen worden ist, läfst sich in be- 
friedigender Weise damit beantworten, dafs Aretaios kein selbstän- 
diger Schriftsteller ist, sondern dafs er seine pathologisch-therapeu- 
tischen Theorieen dem grofsen Meister seiner Schule, dem Archigenes 
von Apamea verdankt. Der Beweis dafür kann mit Hilfe der bei 
Aetius zahlreich erhaltenen Excerpte dieses Arztes erbracht werden. 
Der Hauplwert des Aretaios liegt in dem tollen Ionisch, das er 
schreibt: er will weiter nichts als Stilist sein, und darin liegt ein 
weiterer Grund, weshalb er von einem leidlich verständigen Arzte 
verschmäht wurde. 

In den Krankheiten, deren genaue Beschreibung und therapeu- 
tische Behandlung das Verdienst der nachchristlichen Ärzte ist, ge- 
hört die Elephantiasis, eine Art Aussatz, die vornehmlich in Ägypten 
verbreitet 5 ), in Italien aber noch zur Zeit des Celsus 6 ) ziemlich 
unbekannt war. Die erste Erwähnung derselben findet sich bei 
einem Arzte des 3. Jhds. v. Chr., bei dem Erasistrateer Straton 7 ), 
der richtig das Wesen derselben in der schlechten Beschaffenheit 
des Blutes erkannte und sie deshalb ftaxo%vfjbia nannte. Aber 
Gegenstand sorgfältiger Behandlung ist sie erst seit der Zeit des 
Asklepiades geworden 8 ). Sein Schüler Themison ist für uns der 



!) Aret. 213. 254. 

2 ) Alexander Aphrod. in Idelers phys. et med. gv. minores 1 97. 

3 ) Dioscorides ed. C. Sprengel II 34. 

4 ) Bei Aetius VIII c. 47. XI c. 1. Paul. Aeg. IV c. 1. 
6) Gal. XI 141. 

') Cels. III 25, 116 D. Plin. XXVI 7. 

') Rufus in seinem nuSoyvmuavw'ov roiv XQortiov citierte ihn nach 
Orib. IV 63, 4. 

8 ) Plut. quaest. com. VIII 9 u. 1, 2. Plin. a. a. 0. 



25 

erste, der sie in seiner Therapie behandelt hat '). Ungefähr in die- 
selbe Zeil mag die auf den Namen des Demoerit gefälschte Schrift 
negl tltipaviittGems gehören, in der als Ursache derselben nach 
dem Vorgänge des Straton die schlechte Beschaffenheit des Blutes 
bezeichnet und als Mittel der Aderlafs und das Decoct einer in 
Syrien und Cilicien wachsenden nicht genauer bestimmten Pflanze 
empfohlen wurde 2 ). Seit dieser Zeit fehlt die Behandlung dieser 
Krankheil in keinem therapeutischen Werke, von Celsus 3 ), 



') Cael. Aur. M. Ch. IV 1. Im 2. Buch seiner Briefe empfahl er gegen 
diese Krankheit: Aderlafs, Brechmittel auf nüchternen Magen, Abführmittel, 
besonders den Helleborus, Reibungen des Körpers mit einer Salbe aus fivoo- 
ßc'dccioi' mit Essig, Rosenöl, Myrrhenöl, Tropfen von Ammoniakharz mit Alaun. 
Ferner liel's er die Kranken zweimal am Tage kalt baden in einer Abkochung 
von Rebhühnerkraut oder Wegerich oder Myrten oder Brombeeren, verordnete 
xplXoj&pov zur Glättuog der Haut, ferner Cataplasmata, erweichende Umschläge, 
Rubefacientia und das Pflaster des Archagathos (Cels. V, 19, 27 p. 176 D. 
Orib. VI 201). Als Nahrung schrieb er leicht verdauliche Speisen und Wasser 
vor; aufscrdein empfahl er körperliche Bewegung und darnach Schnitzbader, 
dagegen verbot er das Salben des Körpers, weshalb er von Philumenos- 
Archigenes bei Orib. IV 73 angegriffen wird. 

2 ) Cael. Aur. M. Ch. IV 1. Rufus bei Orib. IV 63. R. Fuchs, aneedota 
medica graeca, Rh. Mus. XLIX 557. Das von ihm edierte Anecdoton führte 
den Titel ätc'iyycaaig 71(qI läv ögscov xal xgovliov roarj t ucutor. Kennt der 
Verf. wohl den Caelius Aurelianus'.' 

*) Cels. III 25, 116 D. Seine Kenntnis von den Krankheitserscheinungen ist 
im Verhältnis zu derjenigen der späteren Arzte noch gering: als charakteristische 
Symptome bezeichnet er die Geschwülste und Flecken, welche die Körper-' 
Oberfläche bedecken und anfangs rötlich, später schwarz erscheinen, ferner 
die Risse in der Haut, das Anschwellen des Gesichts und der Füfse unter 
gleichzeitigem Abmagern des Körpers, das Umsichgreifen der Geschwüre au 
den Fingern und Zehen, endlich das Fieber. Seine Behandlung ist im Wesent- 
lichen dieselbe wie die des Themison. Die Beschreibung der Krankheit berührt 
sich mit Plin.XXVI7; diese Berührung ist derart, dafs meiner Ansicht nach 
eine gemeinsame Quelle zu statuieren ist. Eioe Gegenüberstellung beider Be- 
richte wird jeden Unbefangenen davon überzeugen: 

Cels. III 25, 116, 15. Plin. XXVI 7. 

Ignotus autem pae/w in Italia, fre- Diximus elephantiasim ante Pompel 

queniissimus in quibusdam regionibus Magni aetatem non aveidisse in Italia, 

is viorbus est, quem fXeipavrCaaiv et ipsam a faeie saepins ineipientem, 

Graeeivocanl isque longis annumeratur. in nare prima veluti lenticula, nwx 

Totum corpus affwitur ita , ut ossa inarescente per totum corpus maculosa 

quoque vitiari dicantur. Summa pars cariis coloribus et inuequali cute, alibi 



26 

Rufus 1 ), Archigenes 2 ), Soran»), Galen 4 ), Philumenos 6 ) an bis auf 
die späteren Compilatoren. 

Die Elephantiasis galt im Altertum für sehr gefährlich und 
hatte verschiedene Namen, die ihr Wesen nach verschiedenen Seiten 



crassa, alibi tenui, dura alibi cm 
scabie aspcra, ad postremum vero 



nigrescente et ad ossa carnes ad- 
primente, intumescentibus digitis in 
pedibus manibusquc 



corporis crebras maculas crebrosque 
tuniores habet; rubor earum paulatim 
in atrum colorem convertitur ; summa 
cutis inaequaliter crassa, tenuis, dura 
mollisque, quasi squamis quibusdam 
cxaspcratur ; corpus emacrescit ; os, 
surae, pedes intumescunl : ubi uelus 
morbus est, digiti in manibus pedibus- 
que sub tumore conduntur, febricula 
oritur, quae facile tot malis obrutum 
hominem consumit. 

Dasselbe gilt für die bei Plinius unmittelbar vorhergeheüde Beschreibung 
des Carbunkel (§ 6): 



Cels. V, 28, 205: 
Eius (sc. carbunculi) hae notae 
sunt : rubor est superque eum non 
nimiurn pusulae eminent, maxime 
nigrae, interdum sublividae aut palli- 
dae .... somnus urget; nonnum- 
quam horror aut febris oritur aut 
ulrumque .... circumque e.riguae 
pusulae oriuntur: et si circa stomachum 
faucesve incidit, subito spiritum saepe 
elidit. 



Plin. a. a. 0. 

Nascitur in occultissimis corpnruni 
partibus et plerumque sub lingua 
duritia rubens vari modo, sed capite 
nigricans, alias livida, in corpus in- 
tendens nequc intumescens, sine dolore, 
sine pruritu , sine alio quam somni 
indicio, quo gravatos in triduo aufert, 
aliquando et horrorem adferens circa- 
que pusulas parvas , rarius febrem, 
stomachum faucesque cum invasit, 
ocissime e.vanimans. 
Plinius hat seine Angaben über den Carbunkel und die Elephantiasis höchst 
wahrscheinlich aus Varro. Ich schliefse es aus dem Varrocitat (§ 14) in dem 
unmittelbar folgenden sich ebenfalls mit Celsus (prooem. I 2, 14. D. 13 
p. 18, 24) berührenden kurzen Überblick über die Entwicklung der Medicin. 
Simon Sepp a. a. 0. 56 ist anderer Mcinuug. Die dritte von ihm zum Beweis 
für die Benutzung des Celsus durch ihn angeführte Stelle: Plin. d. h. XXXI 38 
= Cels. II 18 p. 66, 28 geht sicher auf Varro zurück. Vgl. Rusch, De Posi- 
donio Lucreti Cari auetore, Greifswalder Dissert. 1883 p. 38. Die Quellen- 
schrift des Celsus wäre darnach das 8. Buch der Encyclopädie des Varro. 
Diese Frage bedarf einer Specialuntersuchung. 

a ) Er behandelte diese Krankheit in seinem na&oyviüfiovixov tüv öf«oi» 
xal XQOviiov naSiäv: Orib. IV 63 und das schol. IV 529, 13. 
2) Aet. XIII 120 f. ') Cael. Aur. „. a. 0. 

") Gal. XI 140f. u. öfter. 5 ) Orib. IV 65if. 



27 

charakterisierten : Leontiasis 1 ), weil bei dem an Elephantiasis 
Erkrankten ähnlich wie beim ergrimmten Löwen die Haut oberhalb 
der Augen (das sniöxvviov) stark herabgezogen und dadurch die 
Augen verdeckt werden. Satyriasis 2 ) wegen der Ähnlichkeit des 
Gesichts eines solchen Kranken mit dem eines Satyrn oder wegen 
des durch diese Krankheit hervorgerufenen satyrhaften Triebes nach 
Geschlechtsgenufs, endlich Krankheit des Herakles wegen ihrer 
furchtbar vernichtenden Macht 3 ). 

Nach Aretaios ist die Krankheit schrecklich anzusehen und des- 
halb so gefahrlich, weil sie dieselbe Ursache hat wie der Tod, näm- 
lich Erstarrung der eingepflanzten Wärme, und weil sie in ihrem 
Anfangsstadium schwer zu erkennen ist, da sie auf der Oberfläche 
des Körpers erst im vorgerückten Stadium erscheint, wenn das 
Innere des Menschen schon von ihr zerfressen ist. Vortrefflich ist 
seine Beschreibung der Symptome: Trägheit, Schläfrigkeit, Hart- 
leibigkeit, übelriechender Atem, dicke, schlammige, schaumige Be- 
schaffenheit des Urins, Erschlaffung der Verdauungsorgane, zahlreiche 
dicke Geschwulste an verschiedenen Stellen des Körpers derart, dafs 
der Zwischenraum zwischen den einzelnen Stellen birst und Risse 
bekommt, Ausfallen der Haare, frühzeitiges Ergrauen und Kahlwerden, 
tiefe Risse in der Kopfhaut, Nachlassen des Pulses, Anschwellung 
der Venen an den Schläfen und unter der Zunge, hagelkornartige 
Knötchen auf der Zunge, flechtenartiger Ausschlag an den Extre- 
mitäten, Röte und Anschwellung der Wangen, Trübung und me- 
tallene Färbung der Augen, übelriechende Geschwüre an Wangen, 
Kinn, Fingern und Knieen, Absterben und Abfallen einzelner Körper- 
teile, unnatürliche Geilheit, völlige Apathie, Schwere in den Gliedern 
und endlich Erstickungsanfälle. 

Vergleicht man diese Beschreibung des Aretaios mit der von 
Aetius (XIII 120) erhaltenen Beschreibung des Archigenes, so mufs 
die last wörtliche Übereinstimmung jedem in die Augen springen: 
dieselbe Erklärung der verschiedenen Namen, dieselbe Begründung 
ihrer furchtbaren Gefahr, endlich dieselbe Reihenfolge in der Be- 



! J Rufus a.a.O. kennt dieselben Namen, giebt aber eine etwas ver- 
schiedene Erklärung. Vgl. Pseudogalen tiaaymyi] XIV 757. 

2 ) Gal. VII 29. 727 f. 

3 ) „Krankheit des Herakles" hiol's auch wegen ihrer Grauenhaftigkeit die 
Epilepsie: Gal. XVII B 341. 



28 



Schreibung der Symptome. Diese Übereinstimmung ist um so auf- 
fallender, als die Beschreibung bei beiden so ins Einzelne geht, wie 
es in den sonst erhaltenen Beschreibungen derselben Krankheit 
nirgends der Fall ist. 

Aet. XIII 120: 

IJtal tkeipavtiäams- 'Ex itöv 'Aqx'- 

ytvovg. 

'II IXtifaviiaaig xaXtiiui nuna 
Ttöt Xtovilaaig, nag' btnoig d"t 



Aret. caus. eh. m. II 13, 178: 

'ExixXrfixov dt xal Xiovia ib 
näöog iov Imoxvviov ir\g bfiotoiijTog 
tXvtxtv, r\v vaitoov tf(>((0(o. o'i ät ') 
o etivQiriG iv idv it fjrjXoji' tov 



tnv&rijmiog xal i% £s 2 ) avvovairjv aaivglaaig. tXtquvilaoig /jfa oiv 



bg/urjg aaxiiov re xai ävaio~xvviov, 

äiaQ Xul TjQttxXilOV, on lovdt 

(*t£ov ovSiv ovdt idxifuÖTeoov. 



Miya /utv ovv io nddog (g ävva- 
fj.LV xjeTvat yüg nävicov fxäXXov 
dvi'uTtoiaiov uxao xal Ideo&ai ai- 
a/oör xal dtt/iaTiüdtg rä Tidvra, lig 
lX£(pctg to fhrjQtov äXX' ii(fvxTog r\ 
vovoog. 



') fjSi Hds. o'i oV Wil. 2 ) rij? Ix 
awovatiöv ÖQ/JTJg Hds. Die Verbesse- 
rung rührt von Fr. Z.Eiinerins, Aretaei 
Cappadocis quae supersnnt p. 150, her. 



jrixJLijr«« 1 ) did ib fiiytd-og xal io 
noXv/goviov tov nd&ovg , ov fxr\v 
äXXd xal did ir\v imyivofiivrjv nah' 
aiiiöv iQaxvirjia tov digfiaiog. 
ItoviCaOig äf) xtxXrjTtti, inndi) 
ib fiiiianov tov nenovSoiog ftn' 
oidrifiaiog nvbg x a ^" Tctl b/uoiwg lü, 
imaxvv(o) iov Xioviog. oaivolaotg 
dt Xiytiai, dion la fj.rjXa iov ngoaco- 
nov tnat'gtiat lotg Toiovroig /jit' 
Igv&rj/uaTog, oiov anaofibv nvd 
vnofxtvövimv iiäv öiayovnojv /xvtSv 
nXaivvnai ydg 3 ) to yivtiov xaSantg 
Totg yeXwßiv Ifiiftgöig laTg t<öv aa- 
Tvgojv ynctifuig, oii fir}V dXXd xal 
7igbg OvvovoCav ngo&vfila a(fodgd 
avioig ngoaidgevet, üotiiq Xfyeiai. 

"Eon dt xaXtnbv ib nddog xal 
lyyiig iov avlaTov tivai, xal ßagv 
fjtiv avTiö toi ndaxoVTi, elStx&tg dt 

Xal (l7I0aTQ0(firjV 7TC<Q^X 0V T0 'f bool- 

OiV, woit TioXXol idöv avayxaitov xal 



Ich gebe den griechischen Text nach 
dein cod. Weigelianus (W.), sechzehn 
Bücher s. XV, jetzt cod. ßerol. gr. 
fol. 37 und nach dem cod. Philipp. 
1534 ex bibl. Meerman. s. XVI (P.), 
ebenfalls in Berlin. 

') xaXtTiai- P. „Elephantiasis quidem 
a magnitudine . . . noinen accepit." 
Cornarius. -) d£ fehlt in W. „autein" 
Com. 8 ) ydg fehlt in P. 



29 



5. 341, 9: dzfgnkg [itv xal tpoßi- 
gbv lätiv dtjgiov yäg <i}) J ) täirf äiog 
äi 'ivftßiovv n xal S-vväiaiTäoÖai 
ov fiiiov fj Xoifim' ävanvorjg yag ig 
fjezaäoaiv (irjiät'r) ßaifij. 



5. 183, 7: loioiaäe ovv ioviag Ti'g 
oix av ifiyoi ?) z(q oix av ixzganilrj, 
xrjv vlbg T] nazrjg hj, xz\v xaatyvr\zog 
TV/rj; Jiog xal äfjql fAtzaäbaiog zov 
xaxov- noXXol yovv in' igijuCrjg xal 
ig bgta zotig ifiXraTovg i^iSeaav, ol 
(l&V ig x$° vov inanriyovTig reo Xi/auj, 
ol äs iäg äxma*) aipiag idiXovTttg 
ixSaveiv. 



5. 178, 14: ärcto oiäs ta^a Tixpag 
oiätv r) agxr] zrjg roioov\jj.iya] 3 ), oiäi 
ri l-cvongcnig xaxbv tov äv&gainov 
Imifoira- oiäi inl zotai*) intnoXrjg 
tov axT/vcog ifavzütizai, a>g lä^v ze 
ci&vg xal ÜQ/ofitvo) ägrjgai, äXXä 
roTai onXdyxvoioiv i/uipoiXsvoav oxwg 
a'iäijXov 6 ) nvg rjärj zvifizai xal rtöv 
iXaia xgcirrjoav avfKg noze inmoXaiiog 
i'idnztTat . . . 



>) Wil. 2 ) Wil. ijxior« Hds. 
s ) Glossein Wil. *) inl zfjoi ininoXrjai 



oixtiiav zo t naaxovn 1 ) i£ixXtvav 
iqv äiaTgißr\v [ahoi] 2 ). Kai yäg 
ärj inovoiuv nagelt noXXoTg tö 
nu&og, log fxtzaäoatfiov vnäg%ov 3 ). 
Kayioyt (ft]ui [toxö'jgbv t'ivai 16 
ovväiazglßiiv zoig zoioizoig' /uoXvve- 
rai ydg b ttgnvtoptvog üijg ix rijg 
luv Uxiov ävaiuätag xal zijg fxox&tjgäg 
ixnvorjg. %aXtnbv äi iazi to na&og 
ov iibvov äiä zrv xazaaxtvr\v äiaXv- 
zov inäg/ovoav*), äXXä xal diu zo 
ävaäiayvüazovg a/lSov 'ix flv zag 
äoxäg b ) zrjg yiviaiaig- Sze yäg negl 
zrjv iniipdvtiav rjärj i'xvt] aiirov 
[yti'rjzat ji] 6 ) ipafvezai, oi ylyvtzai 
tote, aXXä ztXtiovzai, 'iväoD-tv dg 
tlnsiv anö ziüv dnXiiyxviov agxö- 
/.tfvov xal äiaßatrov inl zi\v iniipu- 
vtiav äaze oix änsoixog iazi zag 
öx^codtig inavaazäang xal xaza zo 
ivzog ycyovtvtu. 

äXCaxovzai äi T^j nafkti avägtg 
(.läXXov zdv 1 ) yvratxiov xal zovziov 
fxäXXov ol noXv yXia/gor xal utXay- 
XoXixöv 'ixovztg to al/ia xal oi 
tpXiyfia noXv ytvvtövztg äXfivgöv fy 
6i;todig oi zt zgoiprj naxtiu xal 
ävaäioixrjTqj xgiöfitvoi xal ol ägyo- 
ßioi • oix 'iXazzov dl zoixiav ol dza- 
xziug noXXoig yvfivaotoig /pty'jUSj/oi 
xal äia zovziov tig nrjfyv äyovzig zb 
aifia oi TS diaip&iigovzig avvsx<iig 
zag Tgoipüg. oaov äi s j inl zrj tjXixla 
naTäeg xal vioi fxaXiaza xa&' ov 
xaigbv rißtjg ylvtTai agxr). X^Q tt «^ 
tov na&ovg noir\Tixi]' ) ) tj re äyav 



Hds. Verbessert von Er 
««Fi Hds. 



6 ) Wil. 



') tw nao~%o\>zi W. zov nao~xovzng 
am Raode von anderer Hand. -) Wil. 
(ii'rirj W. uvTiöv P. 3 ) inagxn W. 
inagxiyv P. 4 ) diu to . . . vnagxttv P. 
5 ) ttjv «p/ijv P. 6 ) DiUographie Wil. 
') Tiäv fehlt in P. ») äi fehlt in W. 
9 ) toü izü&ovg noirjzixrj fehlt in W., 
von anderer Hand erst am Raode er- 



30 



5. 179, S: NwÖt'tg fiiv ydg <ög dnb 
O/ldt'ovfiQoqi'toios, in raXioi ,r)avxioi , 
rrjv xoiXitjV £ni'$>]got. Tadt xal xoToiv 
iytaivovat xdgxa ovx drj&ta. 'Eni 
dt xrjotv ab^rjntoi xov näihtog äva- 
nror) ßgoi/.iuidrjg ix xr)g iväov dia- 
if.8ogr)g l ) xov ni'tv/uaxog. xoiddt b 
ür]Q r\ xi xiov €$u>'&tv ahirjV la^tiv 
box&i. Ovgu na/ia, Xtvxd, öoXigd 
olov ino^vyCov . . . 182, 15: aixiiav 
bgi'iig ovx «ryswijf änowg (f' s ) 
i] ytvoig ovdt xtgnybv r\ tdatdr) xal 
r) nbaig- ändvnov ök in' ä/Vijäö- 
vog fuaog, Idygodiirjg Inifrvfurj 3 ) 
Xvoaiodrig ... 180, 16: (fXfßtg 
XQoiätfmv (nijg/ut'rai xal inb xrj 
yXtüaaij, xoiXiab ^oAoidffff. yXtüaaa 
XaXa£wdto~LV ioräoiai xgrjytta- ovx 
ddbxrjxov xal xb %v[xnav axrjvog t/x- 
nXtvov xoiondt tfj/utvai. xal ydg 
xal rotoi xaxoyvfioiai itgtioiat xa 
xgia %aXatjjS iaxiv 'i/jnXta ■ r/v dl 
not.Xbv atprjxai*) dnb xtöv ivdoUtv 
i] na&ij xal tnl xoTot, azooiot qain]- 
r«« 5 ), Xtt/rjvig £nl xoioiv dxgoioi 
baxxvXotOo, yovvaot xpr/a/uol xal xiüi> 
xvrjOftäv unxorxat ptd> rjdovi]g- 
u/jm'G/ei dt b Xuy'v\v xal yivtiöv xore 
h XVxXlti' toti&ti dt xal fifjXa !jvv 
byxm oi xaQXa /jtydXai . . . xQtv/ua 
ntXtävbv i) fi(Xav .... 5. 1S2, 5: 
f)V dt Inl fiäXXov av'ir\ xb xaxbv, 
iXxwdtag 701/f o/S-ovg' /uyXwv ytvtiov, 
daxxvXtav yovdxmv xdxodfia xal äv- 
aX&(a xa iXxtu ... 182, 17: xbnoi 
avxö/uaxot , fitXtiov txdaxov idt'rj 
ßagtTa, xal xbv av&gamov u/dtti 
xal xa GftixQa fxiXta' dxdg xal xb 
a<öfia ngbg änai'xa aydtxai, oi Xov- 
iqoTbi xtgntxai, ovx dXovatij , ob 



&tg/ur) xal r) ndvv il'V/gd, r) /uiv xüi 
xaxonxäv xb ai/ua , r) dt rijj xaxa- 
Titiyvütiv xrj xpv'iti xal xiZ xmXvtiv 
xi]V äi.anvor)v xal xaxanvtyuv xb 
tfKfVXOl' dtQpbv. 

naoaxoXovdti dt xoTg /jiiXXovaiv 
Ivaxt'jiiatoBai 1 ) xto xoiovxoi nadti 
rio9gbi>jg, ßgadinroia, SvgxivrjOCa, 
xoiXiag ffi'i'f/ijf (no/ti 2 ), ovqiov ix- 
xgtoig vno£vyia)dibv, dvanvor) ßgadeia 
xal ßgot/uiodrjg s ) , (gvyal avvtxth 4 ) 
xal avxoig xoTg ntnovdoat TxgoaßdX- 
Xovaai Tiva ärjdtav. bgt£tig ovx 
•IfjßXtiai fjtv ovdt (fXoyoJdtig. ■ . 5 ) bgfirj 
ngbg ätfnodi'aia (nixtxafxü'x). >\dr\ 
dt xov nü&ovg ätaßaCvovxog tlg xtjv 
inufävsiav, firiXa ngojxov nayvvtxat 
xal yti'ttov, tix' igvSgai'vexat xavxa 
ovx tvavSti, äXXcc ntXioi IgvfrrjfxaTi, 
xal et 6 ) inb xi)v yXoixxav tpXißtg 
xvgxovvxac. xal fxtXaivovxai , (ig tfi- 
(paivtiv bxi h> b/xota xivl 1 ) xaxaaxd- 
Gti xal tc anXdyxva tloiv, bnoia 
ßXintxat xai xivtav xoi'giai' xu faxbg, 
d dr) yaXd^ia xaXtTxai. toxi d' bxe 
xal xa&' uXov xov owfxaxog oi o%!ioi 
(paivovxai, fidXtora dt xuxd xiäv 
dxQwv xov /jtxojnov xal xov ytvelov. 
doxti dl xb aio/ja avxoig Iv /JiytS-fi 
nvl vndgxtiv s ) dfia xal ßdgtt 9 )xivl 
dvnvnoi'axa), bxt ovxt xb mtiv 10 ) al- 



') dvuifogfjg Hds. Erra. diaif&ogr]g. 
2 ) 3' Erin. 3 ) Wil. dxgoffl)] Hds. 
4 ) So Wiggan. ai'gri xi Hds. 6 ) Enn. 
für (favrjxai. 



gäDzt „Regio vero huius mali in- 
duetrix" Coro. 

') IrtoxHrijataSai W. P. 2 ) awoxh 
Inoxr) W. „assidaa coustrictio alvi" 
Com. 3 ) ßgojxiuätig W. „respiratio 
gravis et foetida" Com. l ) xal 
ovvtxtlg VV. 6 ) Wil. zu ergäozeu 
etwa: xcbv St ngoa(f,tgo t u^ron> i)dovr\ 
inaxldxrj. 6 ) ai fehlt in P. ') xivl 
fehlt iu P. 8 ) Die Interpolation fxtx 
byxov fehlt in W., von anderer Hand 
am Rande ergänzt. 9 ) ßdgovg xivbg 
d. P. 10 ) noteivW. 



31 

iQO(f>ij, ovx äairirj, ov xtvrjOi, ovx roTg obre ib ifiaytiv riäv loziv. oio/l- 
rigefilr) . . . .Svanvoiu y.aQitori . nviyts f-ioi St ytyvovrai nqbg navxa' ovrt 
lig an' ccyxövTjg .... yao imb iptio£a>'ias xaxuXtinuv rbv 

ßtoV Xul XUTCUfQOVllV xaQTiQovaiv 
o'vie to nciS-oe ytvvalag iftQtiv 
övvuvTcti, äki.' uhstiiq xajsyroixoTig 
kuvxiöv eioi xal ntqiaxiXXovxai xal 
IxxUvovOiv unb xwv yvcootfiaiv. 
Tivis dt aixwv xal nviywStig xal 
diOnen ay%änivoi yiyvovrai xaxa 
rovg vnvovg 

Zur Erklärung dieser Übereinstimmung sind zwei Annahmen zu- 
lässig: entweder Ärcliigenes ist Quelle des Aretaios oder umgekehrt. 
Die dritte Annahme, dafs beide aus gemeinschaftlicher Quelle 
schöpften, halte ich bei der bisweilen wörtlichen Übereinstimmung 
für ausgeschlossen. Allein schon die Berühmtheit und das hohe 
Ansehen, in dem Ärcliigenes im ganzen Altertum gestanden, berechtigt 
zu der Schlufsfolgerung, dafs er die Primärquelle gewesen. Auch 
wird man wohl unbedenklich zugeben, dafs der Bericht des Aetius, 
der überhaupt viel verständiger ist als Aretaios, in seiner Geschlossen- 
heit und Vollständigkeit durchaus den Eindruck des Ursprünglichen 
macht. Bewiesen wird seine Unabhängigkeit von Aretaios durch 
die gröfsere Reichhaltigkeit, die uns vor allem in seinen Angaben 
über die Disposition der einzelnen Lebensalter und der verschiedenen 
Gegenden zu dieser Krankheit entgegentritt. 

Ebenso auffallend ist die Übereinstimmung in der Therapie 
dieser Krankheit 1 ): beide empfehlen Aderlafs mit dem Hinzufügen, 
beide Ellenbogenvenen zu öffnen mit steter Rücksicht darauf, dafs 
kein gutes Blut mit abgeführt werde, ferner die Hiera sowie sonstige 
Abführmittel, den Genufs von Molken, Brechmittel und Niefswurz; 
bei beiden folgt dann eine Anzahl von Recepten mit dem Unter- 
schiede, dafs sie von Aetius sehr ausführlich angegeben werden, 
während sich Aretaios auf eine geringe Auswahl beschränkt, beide 
rühmen besonders das Nattermittel, endlich stimmen beide in den 
(t^TJy^aia überein, die zur Beseitigung des Ausschlages dienten. 
Die Verwandtschaft beider Berichte wird durch eine Gegenüberstellung 
klar werden: 



Aiet. cur. raoib. cluon. II 13, 341 f. Aet, XIII 121 f. 



32 



Aret. 341, 17 t'. 

Tdixvetv tov Tag in' äyxiüvt ifXi- 
ßag, afAifio di. TäfiveiV de xal Tag 
inl otfvgoiot, (.fjrj) 1 ) avjijuag' xgia- 
aov yäg r\ diäoTuOig eg re noXXijv 
%r\V tov ai'fictTo; gorjV xal ig «ici- 
xXrjOtv Trjg dvräuiog. yged>v yag 
uifia noXXäxig xal noXXöv 2 ) ix/iai, 
tov näfhtog Tr)v Tgoifitjv. a/jixgöv 
dt iv avrä> to /gr^OTov, rrjs (fvoiog 
7] Tgotft). BwTexftaigtOxtat wv, ä(fai- 
ge'oi'Ta tö novrjgov, xal evtijxrov 
fiearjyv tö oixiiov, uiaift äv ngoa- 
navSrjOrj ctTQocii't] >) i'oüoog . . . intim 
tIjv Itgiiv nmt'axtir, jxri iganai;' 
äXXä ytyvia&ü> nävia noXXäxig ii; 
«crdgi/'ios xal naXivdgofjCtjg. "JEarco 
xal r\ ä'XXt] xaOugoig <rag : uax(odi]g iv 
(Jtriip, r) inl io> laylio [;}] tXe$a. ärag 3 ) 
r)de yäXa ädtäxgnov noXXöv di toxi» 
Tode ig dia/wgijaiv nieiv. ^ftw de 
/uoigrjv Tr\v nitimt]V vdwg, mg näv 
lö yaXa ditxdietv. 'Eg ifie'iovg de 
Oäaaov äyeiv vfjOTiag tö ngtÖTov 
änö anliov d' uv&ig' eneua änö 
gaipuvlätov noXXäxig de xal i;uve- 
^t~o>g navTa yiyviod-m. ig eXXißogov 
äyovTa xaigiö navil, fiSXXov de 
eagog xal (ftfironügov äiäövai ijfiigav 
«</>' r)ftigag, xal av&ig ig veioia. 

Kr)v r) voiiaog xgaTvv&rj, ipag/jä- 
xmv noTiöv öxöou Tig yiyi'ojoxet ni- 
nlaxeiv äyaSöv yäg ifag/uaxtveiv 
noXXöv h orrjoiv. Käydi de öxooa 
yiyvmaxio ygutpia- xtdgi'tjg xvafXov 
eva xgdfißrjg dvo filayovia didövai. 

AXXo' Gidrighidog tov yvXov xva- 
Sog tig, TgufvXXfov tig, ol'vov xal [i{- 
Xuog xva&oi dvo. 

AXXo' IXiifavTog tov ödoVTog givr)- 



Aet. XIII 121 f. 
&tganeia iXtqaVTiiui'Tiov ore toi- 
rvv ngotfuCvono 1 ) tov näfhovg Ttra 
tiöv eigrjfxiviav arj/.teta, ävvneg&ijwg 
ulutt [AtßtgiOf.tt'i'iog iaiö T(Sv dvo 
äyxioviuv xgh xevovv ' äva(u>n vgtiTai s ) 
yag TgoTiov Tiva s ) tö ifufvtov &eg- 
/uör, lag ala&rjTÜis xov(f(£tOfrat, tö 
Olx>f^a^ Z/codai /uirioi Ti\g ov{ifj.tTg(ag 
äti iv Trj xtVdiati' xal yag iv noXXü 
Tio dxgr\GTOi ai/uaTi bXCyov To.oixtwv 
iGTf /utTft de Trjv tov a'i/xaTog äifai- 
geoiv irdofteioüiv öXlyiav rtfiegüii; 
ty\v xazoi xoiXCav vnaxTiov xal ngiS- 
t6v ye xgyGTe'ov tw diä rfjff xoXoxvv- 
9idog tiÖXtco, i'£ ov xal xaTanÖTia 
dcdovai xagvoig 17ovTixoTg i ) o/uoia 
nj . . . . ti /ut] ßovXotvTo de tuvtu 
Xa/ißaveiv, ig rj/.ieTe'ga leget 11 ) xadal- 
geiv tfff 8 ) • &av/iiaGT(üg yag 7 ) n oiei in' 
avTtJiv xaiä /iirjva exaOTOv didofj.hr]. 
Merä de Tj/jigag äixa og'gü yäXaxTog 
ayiGTov xgrjoao&ai. oix iXaTTovi 8 ) 
Tgiäiv xorvXiüv 9 ) ovdt firvv nXtiovi 
T(üv7iivTf 10 )eaTOjdeoretoveloi6vTe 11 ) 
tö yäXa, i'i ov tov öggöv X.afißavo- 
/uev. ngognXixeiv de aiiTa) %gi] 
tXXeßögov fteXavog TguußoXov xal 
Gxufxfitorlag yg. a , dtäovrag TavTa 12 ) 
jUfi' bXCyov oööov 1 *) i'ijam, xänetTa 
avTÖv toi' 6g*gbv xa&' aiiTOV ngoad- 
yovtag .... fxtTct de Tr\v Tovitav na- 
gäXijxpiv if.iHovg änö Tgoyrjg naga- 
Xajxßäveiv, Eiza xal änö gaifavidiov 



') jjr] fehlt in Hds. CoDJectur von 
Erm. 2) noXXöv Wig. nöXX' Hds. 
'■') Wil. Hds.; i) inl ttp inytbt y eXega 



') ngoupat'votvTo VV. P. 2 ) «v«ftu- 
nvgovTac W. äva£u>6negovVTai. P. 
3 ) fehlt in P. 4 ) xagvov Hovtixov P. 
6 ) rg i'fp« Tg r)fj.eT(ga P. e ) fehlt in 
P. ') für yag hat P. de". 8 ) eXaTTov 
P. s ) xoTvXfjg VV. 10 ) nXeiov tcov 
ne't'Te Xaußävorrag P. ") t« fehlt in VV. 
12 ) Tai' öXiyov öogov P. ls ) oggoii 
fehlt in W. vgl.Cornarius: „cum modico 
sero". 



33 



fiuroi bXxijg Sgayfli] Sit' oivii) Kgrj- 
rsita xvdfhiov Svo. 

ärdg xal rcäv iyeoiv Tmv igntTÜv 
[9yiqC(ov] ') «( aägxtg, xal aiSe ts ägr(- 
axovg ntnXaa/A^iai nCvovrai' änora- 
/aovtci Si yg-r) Trjg xtifaXrjg xal rrjg 
ovgafrjg ixdaio.v' 2 ) bxbaov SaxrvXovg 
Ttooagag, to Xotnbv 'irf/tiv £<; Sid- 
xgiatv 3 ) t(öv axavOtäv. Tag Si 
trdgxag agTfaxovg StanXdaavTa if/v- 
yttv Iv oxirj' mniaxtiv Si rovaSt, 
ox(og xal xr\v axiXXrjV xal avrol Si 
ot iyitg oipov Iv StCnvto' aig lyjtvag 
Si ygrj Tovrovg axtvdaai. *Hv Si 
to dl' lyiSvcöi' tÖ noixCXov nagirj 
(fägfiaxov, ävil ndvriav nlvuv locff. 
i'ayei yctg navra b/uov' gvmtiv Si 
xal to oxrjvog xal rovg by&ovg XtaC- 
VüV). (fdg/uaxa Si iiXXa fivgta' twv 
KtXrfav 6 ), o'i rvv xaXtoviai rdXXoi 6 ), 
rag viTgwStig 1 ) rag noirfi'ag (fifai- 
gag, rjOi gvmovai rüg bflüvag, aantuv 
inixXrjV ' rtjoi giinitw to axiji'og (v 
Xovrgio ägtOTOv xal ävSgdyvrj 6 ) xal 
dti^iaov i;vv oSt'i, drdg xal Xand- 
flof giCiorv dytifiTj/ja 't;vv dnvgco 
HtCot gvnrti xaXdüg' noixCXov Si dX- 
xvovCov Toii Xliov xal virgov xal rgv- 
ybg o'Stog xtxavjxii'y\g xal <3tv7iTr\gtr)g 
ayiaTrjg xal dtiov tov dnvgov xal 
xöarov xal i'giSog xal ninigiog. Tdya 
dt yg-r) ndvra [Aioytiv, ixaotov to ngbg 
äivufitv, liXXo Si (aXXo)) a ) l'aov, xal 
roSt xaianaoaoi'Ta dvaiglßtiv. 'Ej 
Si Toiig by&ovg tov ngootonov xXi}- 
/jdruiv Ti]v anoSitjV 'ivv Tivi {hr/gCaiv 



') Wil. 2 ) txaUTov Wig. txaOTov 
Hds. a ) Vgl.Gal.XII318. 4 ) dXtuCvuv 
Hds. verbessert vod Wig. 5 ) Erm. 
KiXt&üv für das überlieferte KcXtioiv 
vgl. Plio. XXVIII 51. 6 ) Gal. XIV 80. 
') XirgiuStig Hds. verbessert von Erm. 
e ) So Wig. für das überlieferte av- 
SgdyvrjV. 9 ) von Erm. hinzugefügt. 
Philolog. Untersuchungen. XIV. 



V-rjGTtv, xi'ntiia Inl tov iXX^ßogov 

%gyto9 ai 1 ) olSa äi riva 2 ) 

xal rwv arpöSga xgaTrjfh(vr(ov &ega- 
ntv9£i'Ta inb Tivog (fag/jdxov roi- 
ovtov oljovg xaXXCarov xal xtägCag 
(ifj.a xva&ov «', xgd/jßrjg yvXov xvd- 
Sovg ß' avyxtgdaag SiSov vr\OTti 
tia&iv, tha ngbg tontgav xgt&ivov 
dgrov StSov aififitTgov /LitTa Ttvog 

tiSv xov(fOT(g(ov nrrjvöiv f la ?~ 

Tvgovai df 8 ) noXXol xal Trj aiSrigCriSi 
ßoTavrj' SCSotui äi*) <«' Tai' ipvX- 
Xo)V ^rjQÖiv Xet'oiji ohv otfqj «i)oT»jpft!" 
oi'Sa noiovaav xal tijv Tg((fvXXov 
ßoTavrji' T)ji' aa(paXTi£ovo~av. SCSo- 
TK< St xal TttVTT]q : ') < a' vtiOTti 
Xtaivofx{vt] , ivl /jiv xvddaj ol'i'ov, 
tri St b'iovg xal ivl fiiXnog. Kai 
IXtyavrog St ootov 6 ) glvtj/ja fj x(ga- 
tos (Xa(ftiov ooov xoyXidgiov noXXd- 
xig fxiyvvTtti Trj ngotigi\fxivr] Soati. . . 
II St Si ' lyiSi'üv &rjgiaxr) 'AvSgo- 
fxdyov IniTOfjr) ndarjg ffag^iaxtlag 
tOTl SiSojx^vr) find Tag xaSagatig Ix 
SiaXtijXfjdToiv bXiycüV. Gav/iaorbv 1 ) 
St iffTi ßoTjd-)]fta Toig (XeifaVTicüGiv 
i) 8 ) T(öy (yiSviöv ßgcoGig. ygi] Si 
tafMtiv Tttiirag ToiöigSi axtvdCovTa' 9 ) 
ngÜTov fJtv dnoY.onTofi{vi]g Ttjg xt- 
upaXijg xal rf/s ovgäg, tira tov Stg- 
fAUTog dupatgt&tt'Tog xal tüv ivTO- 
aSloiv ndvTioY ÜaigtdivTOiv xal vSart 
xaf)ag<i Sig xal Tglg ntginXv9tio~r]g 
Tr\g aagxbg, iipovvrai h' XondSi TaTg 
lyyilvai naganXr\atbig vSarog ifißXr\- 
9(vTog l0 )avTdgxovg xal IXat'ov ßgayiog 
ovv di'rj&ü) xal ngüoo). /uträ Si t^i> 
avTagxr) tijjtjOtv dgTvtoSio b t,oifibg 
«Xal avfXfi^Tgoig xal ovitog StSoaäco 



>) IX»& P. 2 ) fehlt in P. ') oV 
fehlt in W. ") Si baov < « P. 
6 ) TttVT« W. 6 ) fehlt in P. 7 ) »av- 
fjdaiov P. 8 ) fehlt in W. 9 ) axtvd- 
Covrag W. 10 ) jxiv ßXrjOivTog W. 
3 



34 

aiian fjLioyovtK. xg 111 * 1 ! Xioviog i\ 
nagddXwg i) UQX10V, tjV dt fij), x r ) va ~ 
Xiöixtxog' Sfioiov yag iv ävoi/o(o}') 
oxaig 7i(&7]xog dvSgiuno) cigiarov 
xal d/j/icoviaxbv to dvfiirjiut $bv b'l-iC 
xal dgvoyXtiaaov /vJ.bs 2 j ij noXvyb- 
vov xal bnoxvaitg xal Xbxiov r)v dt 
ntXidval itoaiv al Onyxes, 7igoey%agdo- 
attv iyxi'Xojatog t'ivtxtv rjv 6' iul 
to7<u dgt/xiai gtvpaaiv dvadagivra 
ngrfivuv tk fiigta i9iXrjg, rrjXiog 
difiiiprjfjci r) nriaävtj; yvX'os 3 ), gvftfia 
•laX&axbv Xi'nag dt gödivov 4 ) rj 
a/invov, Xovrga dt Swtxta ijbfjqioga 
Ig bygao/ubv xal lg du<7ivor)v tcöv 
xaxüv /vfitüv. 



a ) So Erra. Hds.: hl dvoftofco. 
2 ) XvXtö Hds. /vXög Erm. s ) yvXov 
Hds. %vXog Erm. 4 ) (ioACvov r) 

axivivov Hds. verbessert vod Erm. 



iv ijXiui xu{ii£u/jiv(o ?(p xd/xtovn .... 
ngoaqigtiv rt y.Qh t'goj&tv Tjf iii- 
tpavtiu tö ipt'Xiofrgov iv ßaXavtib) . . . 
dtd tovto xal 1 ) nTiaavrjg xvXty 1 ) 
axtva^iaftcu rb ipi'XmSgov. dXXd 3 ) 
xal to dgxrtiov fiäXiaxa oiiag fj 
aXtanixtiov, tl dt /nr), rabgeiov abv 
xXrjfiajivr) ri(f.gq dva/jaxdtv xal abv 
xovla OTaxrij iiprjdtv anovdaiwg 
dnoXtmvvtv rovg bx&ovg' Toiovitp 
yag rgonoi xal oänwv xaTaOxtva&Tai 
xal XQijOtiov avroj- /ui) nagörrog dt 
dgxrtiov i) äXioTitxeiov axe'aTog, dya- 
fhbv xal dvägdxvrj Xtitodtioa abv o£« 
xal ib Xtnibv dtCChiov, o xaXovair 
01 'Puifiaioi iXXixtßgav 4 ) . . . xaXüg 
dt notti'') xal orvnrrjQia /*(&' dX(üv 
xal aavdagayjig t'atov 6 ) iv ol'vio xal 
IXai'iü, ftdXiOTa'') ax'Vt'vq), tl dt fii), 
godCvio XtHo&ivrtov xal 7Ü e ) ngbg 
äXqobg [tff] nag' r)fjtlv avvnSe- 
fiivu)^) £»jp(p Onovdalwg änoO(ir)xtiv. 
ob 10 ) r) axevaaia e'xu ourmg- äX- 
xvonov, ritgov xal Stiov cinvgov, 
(ivQOivi)s (fbXXa Jjjp« xal ovxijg 
ayg(ag ioov ixäaiov 11 } xoxpag arjOag 
Xeiozara abv bt-ei xarä/git xal 
a t*ny. e & ßaXavtCo) 



] ) xal fehlt in P., dafür diu. 2 ) x»- 
Xov P. 3) äXXd fehlt in P. *) r]Xi- 
xtßgav W. ißtxißog P. vgl. Diosc. 
IV 89, 5SG. 5) y „xüg noulv W. 
xaXwg dt noiu P. 6 ) i'oio P. ') oV 
P. 8 ) tw W. 9 ) to ngbg äXtfoig 
dt aoi avrrt&tjab/jevov P. 10 ) i'ari 
dt P. n ) iaa xbipag W. laov 

txäaioi P. 



Um über die Arbeitsweise des Aetius zur Klarheit zu gelangen, 
ist es notwendig, den parallelen Bericht eines dritten Autors, des 
Oribasius, heranzuziehen. Im 29. Kapitel des 45. Buches seiner 



35 

sßdofiijxoi'iäßtßXoc iatQixwv Gvvaycoyäjv 1 ) behandelt dieser Arzt 
mit derselben Ausführlichkeit wie Aetius die Therapie dieser Krankheit 
in vielfach fast wörtlicher Übereinstimmung mit ihm. Trotzdem ist die 
nächstliegende Annahme der Abhängigkeit des Aetius von Oribasius 
auszuschliefsen wegen der gröfseren Reichhaltigkeit des Aetius und 
mehrerer Abweichungen im Einzelnen : beide beginnen die Behandlung 
mit dem Aderlafs; während sich aber Oribasius allgemein hält, empfiehlt 
Aetius in Übereinstimmung mit Aretaios im Gegensatz zu der Be- 
handlung der überwiegend gröfseren Zahl von Krankheiten beide 
Ellenbogenvenen anzuschlagen. Der Zusatz des Aetius, dafs die 
Hiera besonders wirksam sei, wenn sie monatlich einmal dem 
Kranken gereicht werde, fehlt bei Oribasius, ebenso die von ihm 
empfohlene Mischung der Molken mit Nieswurz und Skammoniuin- 
harz. Ferner ist Aetius ausführlicher in den Angaben über die Zu- 
bereitung der Nieswurz. Die Gewaltkur der Castration bei dieser 
Krankheit wird nur von Aetius erwähnt, während die zur Begründung 
derselben verwandte Thatsache, dafs Castraten selten an dieser 
Krankheit leiden, auch dem Oribasius 2 ) bekannt ist. In der Be- 
schreibung der (faQfiay.a und GfjtjypaTa ist Aetius wieder bei bis- 
weilen wörtlicher Übereinstimmung mit Oribasius viel reichhaltiger; 
so fehlt z. B. die ausführliche Besprechung des Vipernmittels ganz 
hei ihm. Endlich ist die Behandlung der für diese Krankheit not- 
wendigen Diät bei Aetius 3 ) viel ausführlicher und vollständiger, kurz 
wer beide Berichte nebeneinander vergleichend durchläuft, wird sich 
davon überzeugen, dafs beide aus derselben Quelle geschöpft haben. 
Freilich bin ich weit davon entfernt, die ganze Masse der von Aetius 
angeführten Mittel aus dieser Quelle herzuleiten: das fff/^fia des 
Oribasius z. B. hat er sicher direct entlehnt. Bei diesem Thatbe- 
stande ist der Schlufs ganz unabw eislich, dafs der von Oribasius 
als Quellenschriftsteller genannte Philumenos die Hauptquelle des 
Aetius ist, nicht nur für die Therapie der Elephantiasis, sondern bei 
der engen und unlösbaren Zusammengehörigkeit der Beschreibung 
derselben mit dem folgenden auch für dieses Capitel (c. 120) d. h. 
mit andern Worten, dafs Aetius den Archigenes nicht direkt benützt 
hat, sondern durch Vermittelung des Philumenos. 



i) Orib. IV 65 f. 2 ) Orib. IV 82, 13. ») Aet. XIII 125. 

3* 



36 

Was die Therapie des Philumenos anlangt, so folgt aus der 
oben nachgewiesenen Übereinstimmung mit Aretaios, dafs er sie 
ebenso wie die Beschreibung der Krankheit entlehnt hat. An und 
für sich ist recht wohl glaublich, dafs er auch in diesem Abschnitt 
seiner Darstellung dem Archigenes gefolgt ist. Um aber jeder 
Zweifelsucht von vornherein zu begegnen, seien hier mehrere directe 
Zeugnisse hervorgehoben, welche für verschiedene Behauptungen 
dieses Abschnitts den Archigenes als Quelle gewährleisten. 

Gleich zu Anfang seiner Darstellung, nachdem er den Aderlafs 
und den Genufs von Coloquintenpillen empfohlen hat, fährt er fort: 
ei (ty ßovkoivzo ds tccvzcc Xa^dvnv, zfj rjpszsQq Uqä xa&aiqeiv 
dst. Von diesem im Altertum hochgeschätzten Laxans 1 ) gab es 
verschiedene Präparate, von denen eins ausdrücklich dem Archigenes 
zugeschrieben wurde 2 ). Er konnte also mit Fug und Recht sagen: 
rri WMtQtt »*(?<* xcc&aiqsw öst. Das voraufgehende Purgans, 
die Coloquintenpillen , gehörte gleichfalls zu den beliebten 
Purgirmitteln dieses Arztes 3 ), sogar die hier verordnete Dose von 
18 haselnufsgrofsen Pillen kehrt in seiner Therapie wieder*). Die 
Beobachtung, dafs die Castration zur Heilung dieser Krankheit dien- 
lich sei, wird ausdrücklich von ihm bezeugt durch den Scholiasten 
zu Orib. IV 530, 3: Totyaqovv xal 6 stQXtyevqg xal «tVof/tC« 
zovg ijdrj aq^ccfisvovg iw ndü-si zovzot xazsxecs&ai. Zudem wird 
er in diesem Abschnitt von Philumenos genannt : ov ydq äv tiqoig, 
(f'TjOtv'AQXiytt'i]?, ovöiva zütv eivovxiGfrtvzcov (svvov%iZo(iivwv P.) 
ike(f>eci>Tiwvia ovdt (ir\v yvvatxu (yvvatxag P.) qctdioog' od-ev 
xcti züiv bvtÖXjiwi' iazqöiv zivsg snt%tiQfiGccv zfj y_tiqovqyia xai 
öaoi yt (deest P.) zmv xa^vövrow zov sz rijg yjiqovqyiag i^scfvyov 
xivdvvov , zfj üxoXovd-w &iQ<X7ieiq XQtjOci/i&voi zekimg anTjXXäyij- 



l ) Act. III 111 — 116. Gal. XIII 129 tr. Sc.ib. Larg. c. 97,41(1. Das 
Mittel eüthielt eiue Reihe von kräftigen Purgantien, vor allem Coloquinten 
oder Aloe. Darnach hiels die eine iiga <5ta xoloxvvSidog, die andere Uq« 
äi' ükoi]g. Die Hiera des Audromachos, die wohlriechendes Bartgras, Holz- 
baisam, Mastixharz, Crocus, indische Narde, Haselwurz, Zimnit und Aloe ent- 
hielt, wurde zu Galens Zeiten hga nixo« genannt (Gal. XIII 129). Es gab 
eiue Hiera des Paccius Antiochus, Rufus, Archigenes, Galen und lustus 
(Aet. a. a. 0.). 

-) Aet. a. a. 0. Orib. II 272. 8 ) Orib. II 271 f. Aet. XII p. 13 Cast. 

*) Orib. a. a. 0. 



37 

ffav xov [io%frrjQov 7T«3ovc. Die Verwendung des Vipernmittels l ) 
gegen Elephantiasis war ebenfalls eine Neuerung des Archigenes 2 ) : 
so verbreitet dieses Mittel in der pharmakologischen Litteratur der 
Alten war, besonders als Heilmittel gegen Nervenleiden und Mandel- 
anschwellungen 3 ), seine Verwendung gegen den Ausschlag begegnet 
erst seit der Zeit des Archigenes (vgl. Soran bei Cael. Aur. M. Ch. IV 1). 
Somit haben wir als Thatsache zu constatieren, dafs Philumenos 
die Quelle des Aetius und Orihasius für die Behandlung der Ele- 
phantiasis ist und dafs er sowol wie Aretaios den Archigenes benützt 
haben. Des Archigenes Behandlung dieser Krankheit ist mafsgebend 
geworden für die Folgezeit: aufser den beiden genannten Ärzten 
haben ihn Galen 4 ) und Soran 5 ) benützt. Bei letzterem, der ihn 
als unum ex noslris neben den Pneumatikern Magnus und Agathinos 
citiert 6 ), ist er unter den alii zu suchen, die geronnene Milch, das 
Mithridation und Vipernfleisch empfahlen 7 ). Berührung mit Archigenes 
weisen auch die am Schlufs des Capitels über die Elephantiasis 
stehenden Vorschriften auf, die Haut des Kranken anzuschneiden, 
um die schlechte Flüssigkeit zum Abflufs zu bringen und den Kranken 



i). Pliü. XXIX 70. Diosc. 1118. Gal. XIV 265. XII 311. 317. Dies Mittel 
wurde io der Weise zubereitet, dafs man am Kopf und Schwanzende drei 
resp. vier Finger breit abschnitt, die Eingeweide mit dem Rückgrat heraus- 
nahm und das übriggebliebene Fleisch in Wasser mit Garteudill («vrj&ov) 
kochte, Weizenmehl hinzusetzte und im Schatten trocknete. Dioscorides a. a. 0. 
d. h. Sextius i\iger erklärte das Abschneiden von Kopf und Schwanz nach 
einem bestimmten Mal'se für fAv$(öä>js. Wie es scheint, verdankt dies Mittel 
seine Verwendung in der Elephantiasis dem Zufall. Aretaios (caus. ehr. in. 
II 13, 183) d. h. Archigenes und nach ihm Galen (XII 312, aus ihm Aet. II 170) 
berichten darüber genaueres: „Ein Kranker sah, wie eine Natter in ein Fafs 
mit Most kroch und nachdem sie sich satt gesoffen, den Most und eine grofse 
Menge Gift ausspie. Als das Tier in dem Most erstickt war, trank der 
Kranke davon, ward trunken und fiel w'ie tot zur Erde. Darnach fielen ihm 
Haare, Nägel, Finger, kurz ein Glied nach dem andern aus, und es bildete sich 
neues Fleisch an den einzelnen Gliedern." Charakteristisch für Galen ist es, 
dafs er dies Ereignis in Asien als junger Mensch selbst erlebt haben will. 

-') Bezeugt ist dies allerdings nur in der Hds., die der lateinischen Über- 
setzung des Aetius von Cornarius, Basel 1542, zu Grunde lag. In den beiden 
Berliner Hds. W. und P. fehlt das Archigenescitat. 

s ) Diosc. a. a. 0. 

«) Gal. XI 143IT. XII 311 f. 6 ) Cael. Aur. M. Ch. IV 1. 

6 ) Cael. Aur. A. M. II 10. ') Cael. Aur. M. Ch. IV 1. 



38 

bei der grofsen Ansteckungsgefahr aus der Gemeinschaft der Men- 
schen zu entfernen 1 ). 

Die Darmverschlingung (sttsö?) 2 ) war seit Hippokrates ?) häufig 
genug Gegenstand ärztlicher Behandlung gewesen. Während aber 
die älteren Ärzte wie Hippokrates, Euryphon und Praxagoras den 
sllfög mit dem %OQÖaip6g identificierten, unterschied zuerst der 
Karystier Diokles, der Zeitgenosse des Plato, beide Bezeichnungen 
in der Weise, dafs er unter xogöaipog die Erkrankung des Dünndarms, 
unter tiXsög die des Dickdarms verstand 4 ). Diese Unterscheidung 
des Diokles hat sich in der Folgezeit nicht behauptet. Nach dem 
Zeugnis des Celsus 5 ) nannten die meisten Ärzte zu seiner Zeit die 
Erkrankung des Dickdarms xwhxov, während sie den Sitz des slXsög 
in den Dünndarm verlegten. Aretaios folgt in seiner Definition des 
elleög dieser landläufigen Ansicht 6 ): er verstand darunter eine mit 
heftigen Schmerzen verbundene Entzündung des Dünndarms, die da- 
durch hervorgerufen wird, dafs sich ein im Innern entwickeltes kaltes 
und träges Pneuma in den Gedärmen festsetzt. Den Sitz des %oq- 
daipög 7 ) verlegte er in die untere Partie der Gedärme; er entsteht 
durch Compression und Erweichung der Gedärme und tritt äufserlich 
dadurch in die Erscheinung, dafs der Unterleib anschwillt 8 ). Als 
Ursachen des eileög nennt er das Übermafs im Essen, Genufs un- 
verdaulicher, besonders fetter Speisen, Fäulnis der eingenommenen 



') Cael. Aur. a. a. 0.: Alii quoque etiam cutis vulnerationem aöectandam 
probaDt, qua corpus exhumoretur: neque cunctis commune Judicium et igoaris 
cognitum providentes, quod peiorante passione superficies corporis ulceretur. 
Alii aegrotum in ea civitate, quae nunquam fuerit isto morbo vexata, si fuerit 
peregrinus, exeludendum probant, civem vero longius exulare aut locis medi- 
terraneis et frigidis consistere, ab hominibus separatum, exinde revocari, si 
meliorem reeeperit valetudinem, quo possint ceteri cives nulla istius passionis 
contagione sauciari. 

2 ) Nach dem Zeugnis des Kallimachos nannten einige pythagoreische Ärzte 
in Sicilien die Krankheit „Verstopfung {(fQay/uög)", liquidem obtrusis naturali- 
bus ventris ofßciis fieri videatur. Vgl. Cael. Aur. A. M. III 17. 

3 ) Hipp. 7icq\ vovocov III 304. 4 ) Cels. IV 20. Cael. Aur. a. a. 0. 
6 ) Cels. a. a. 0. 

6 ) Aret. caus. acut. in. II 6, 45. Vgl. Ps. Gal. XIX 423. 
') Interessant ist die Ableitung, die er von diesem Worte giebt: /o^äri 
= iviiga, exprjoc; = fi(ii.9ufrs. Vgl. Cael. Aur. A. M. III 17, 172. 
8 ) Vgl. Cael. Aur. a . a. 0. 



39 

Nahrung, Schlag auf den Unterleib, Erkältung oder endlich hastiges 
Trinken kalten Wassers bei schwitzigem Körper 1 ). Beim xoqdcapoi; 
pflegt eine mit Kot angefüllte Darmschlinge bis in den Hodensack 
hinabzugleiten und zwar so, dafs sie nicht mehr in die Unterleibs- 
höhle zurückgebracht werden kann. Nach seiner Angabe ist diese 
Krankheit bei Kindern häutig, aber weniger gefährlich; bei alten 
Leuten dagegen selten, aber gefährlich; am häufigsten tritt sie im 
Sommer auf. Bei der Beschreibung der Symptome unterscheidet 
er 3 ) drei Stadien: im ersten Stadium haben die Kranken einen win- 
denden Schmerz, ihr Magen ist mit Flüssigkeit überfüllt, sie leiden 
an Abgeschlagenheit und Mattigkeit und werden von Aufstofsen und 
heftigem Kollern im Magen geplagt. Nimmt die Krankheit zu, so 
leiden die Kranken an Kälte des ganzen Körpers, heftigen Schmerzen, 
grofser Atemnot und quälendem Durst. Wenn endlich infolge der 
hochgradigen Verstopfung kalter Schweifs und Harnbeschwerden sich 
einstellen, so steht der Tod bevor. 

Die von Aretaios vorgetragene Pathologie dieser Krankheit deckt 
sich wieder mit Aetius IX 28; ihre Übereinstimmung ist sogar in 
diesem Falle eine so völlige 3 ), dafs beide Capitel hier Platz zu 
finden verdienen: 

Aret. caus. ac. m. II 6, 45. Aetius. 

'EviiQoiai yiyvtiai piv <fXeypov> h m Q l liXloii xai X»Qdaipov. 

bSvvtjv ble»Qi>jV iftnoiovaa. 9v^- 'AQ/^vovg 1 ). 

axovoi, yaQ fivgCoi OTQoipoiOi xetQie- '0 elXtbs nciSog lauv tvitgiav 

gotOW iyyiyviTai Sl xai nvivfta oövvrjV bXt&Qiov IniiftooV'). Ahia 

xpvxQov, ägyov, avrt xcizio 7ieQijoc<t. de rov nä&ovg avve/rjs äiaifdoga 

(jrj'ldtov ovre aviü ccviX9i/xivai,' fiC- an((ov noXXtüv i£ xai noixiXatv xai 

fj.vu de ininoXh iXioaöjuevov tv 6X(- 

yyot, rüjv livio eXC£eaf lovvexe xai 1 ) Vgl. Paul. Aeg. III 44. 2 ) Ini- 

tö Tiado; Ini'xXrjaiv 'ia/ev elXeöv. ifiQiav P. 



J ) Vgl. Cael. Aur. a. a. 0. 

2 ) Vgl. Cels. IV 20. Hipp. negi vovOcov III 304. Vgl. aufserdem Orib. 
JI 238. IV 493. 575. 

s ) Auf die Abhiiugigkeit des Aretaios von Archigeoes in diesem Kapitel 
hat bereits Io. Erueslus Hebenstreit in einem Leipziger Programm vom Jahre 
1757 aufmerksam gemacht: Aetii Amideui 'Avexäöitov lib. IX e. 28 exhibens 
tenuioris intestini niorbuin quem ileon et chordapsum dicunt. Den JMachweis 
dieser Schrift verdanke ich Herrn Dr. H. Schöne. 



40 



KrjV ngbg roig axgöifoig Si xal nleotg 
xal /tä'X&ai'ig xäv tvxigwv Ig, xai 
novXv xb vnoydoxgiov vntglax'} > 
%ogSa\pbg rö xoiovxbv ioiiv obvofia' 
[6"] 1 ) exptjaig fiiv ydg tj /uaX9ai;ig m 
Xogäij Se ivxigaiv (nibvvf.wv . . . al- 
ri'rj xov tiXtov avvex^g f*l v Sia(f9ogij 
aixi'oiv noXXüv xe xal noixt'Xarv xal 
ob i-wt]fr((ov , xal aXXrj In' uXXrj 
dns'p(ri, fiäXiara S' (nl toToi nifie- 
XwStaiV 2 ), bxolov xt fitXav Orjnlrjg. 
Ovx äSbxrjXog Se nXrjyrj ?, ipv^ig jj 
lpvxgonoairj iip' ISgiixi, aSt]V ? 
XavSöv xal oiot, St eviegov lg rbv 
baxeov %bv xöngai xai^h] xal ovx 
ävwoSri ig xr]V xoiXi^v, äXX' dveXr)(p&ri 
ß(>], xovxioiatv e&og lni(fXtypia(vtiv 
xa xäxia $VT£Qa. Svvrj&eg St rb 
nd&og naiSioiaiv, oiaineg av xal 
dnexpir] jj , xal rb ßXäßog StaSiSgci- 
oxovai fxäXXov, [St] 3 ) Stä re to i'9og 
xal rr\v vygbxrjra rcäv ivxt'gwv 0X1- 
o&rjQa yäg' yigovxeg St ob /uäXa jitv 
naoxovai, ntgiylyvovxai St fxiOxa. 
ägrj 9e"gtog xi'xxti [täXXov fjgog, ipfrivb- 
noigov dt xei/J<ävog, a/Mpotv Se inl 
fiäXXov digog. IloXXot*) /uiv ovv inl 
xovxoiOi Oxgöyoiot 9vr/axoveiv aii- 
xixa- ftixet-ixigoiai Se xal nvog iy- 
yCyvtxat, xal avfhig fiiXavStv [xbxt] h ) 
tö evxtqov xal Siaoantv iiintoe, 
xal ovriag üiXinov. Svvtan St 
avxoioiv, ll /Lt'tV (7ltltXTjg <ö) 6 ) tl- 
Xtog tirj, novog tXiooöftivog, axofiä- 
Xov nXäSog, txXvaig, fiaXaxit], igev- 
|«f xeval xal ovSiv lixftXovaat, 
xoiXCi) vnoßogßogCCovaa (fvoyoiv, 
bSomogir) f/iatfi eSgrjg , Si^oSoi St 
äxiXe'tg. "Hv Si intxaeiv 1 ) ia%r) b 



aavvri&wv 1 ) xal /uäXtOxa rtöv xara- 
mii.e'XaiV avvCaxaxai Si xal Inl 2 ) 
nXriyaig rieft xal inl xpvüeaiv lax<i- 
gaTg xal Inl ipvzgov äSgba noan, 
/jdXiOia £<p' iägcön nagaXapßavo- 
fiivtj. avfißaCva St xal oig 'ivrtgov 
eig ibv baxeov ovv tij xöngoj xat4ßr\, 
Uta avt&XCßri fttiä ßtag xal tx jov- 
rov (tfXfy/xrjve. riyvnai Si xal Inl 
Talg ibjv 3i]Xy]Tr]o{ü3V noötat xal vnb 
axXrjgüg xbngov negl rec Xtnrä sviega 
ivaxe^ttarig z ). 'Etp' evbg Ji lönov 
itjg bävvrjg liegeiioiatjg negl rd 
Xenxä rüv hrigtov*), tag axXtjglav 
vnont'nreiv rrj a(f^, /op(F«)//6v iSCiag 
IxaXovv ol agxaioi, tovi' eori fidXSa- 
|tv ivTe"giov, xal noXXol Inl raig 
bävvaig &vrj0xovo~iv avxixa. 'Exe'goig 
cTf dtanv'i'axtTai 5 ) »} (fXey/xovb, xal 
av&tg fieXav&iv rb hitgov xal Sta- 
Oantv Ixnimti xal ovxajg IxXttnovai. 
Ovvrjdeg o°t rb nu&og naidixrj 
r\Xixiu, Ixipevyovai /uivxoi äiä rjjv 
(fvaixrjv vygbxrjxa , yiqovai. St ov 
navv fiiv avvrjätg- luv 6 ) St ntgi- 
niataGi xüj nä&ei, ob udXa negi- 
yiyvovxai,. nagtnexai, St xoig xä/u- 
vovoiv bSvvrj ntgieiXov/ie'vtj, axo- 
/jäxov nXäSog, exXvdig, igvyal xival 
ftrjSiv lntxov(fi(iovOai, ßonßogvy/uol ') 
xmv Ivxigtnv, tnoxh. navxtXr\g xbngov 
xal nvtvjxäxiav. ei St Inlxaaiv Xäßoi 
rb nddog, ndvxa ävix(foga 8 ) yiyvt- 
xaf Sib xal t/uexog ifXe'yfiaxog xal 
XoXfjg, -tyv'g'ig xov navxbg aäfiaxog, 
novog noXbg xal s ) Svanvoia. El 
ö'e xal d-vtjoxeiv fie'XXovaiv, ISgäg 
ipvxgbg xal Svoovgia, ö 10 ) SaxxbXtog 



>) Wil. 2 ) Hds. : elXeiöSeot, ver- 
bessert vod Wig. 3 ) Wil. 4 ) Erra. 
Hds. 7ioUo(a«. 5 ) Erm. xe xb eixtuov. 
6 ) Erm. ') Hds.: inl näaiv. Vgl. 
Aetius. 



] ) avvrjUwv W. 2 ) iv P. 

3 ) Iveoxe&tCorig W. *) Die Worte 
(ig — Ivie'gtov fehleD in P. 6 ) Sia- 
nviaxet, W. P. 6 ) ti W. ') ßog- 
ßogvyftbv W. 8 ) ävtöqoga P. 

9 ) fehlt io P. •») fehlt io P. 



41 

(Uebg, nüvztav äva> i) </sopt), nvev/xct- totfiyp^vog , ug /JrjSe nvorjva f^vXijg 
ztov, (fkfyfiaro;, ^oAJjf. 'E/lwvOi yovv a^iäbv v7io6e%todaf h'iore dt 1 ) 
T«dV Ifw^poi, ipvxQol jb nur oxij- xal xonnog ävi/JiZrcii. 

vog' novo; novXvg, ävanvor) xaxij, 

SixpaXioi. *Hv öi y.ai üvrjaxuv fxiX- l ) fehlt in P. 

XaiOiv, ÜQiig '/»"/CÖf, äuoovo(r), 
Wor] ÜTioltlrif.ifiivr], tag fitjdi laxvbv 
ikaOfia Sitldaai, xö-nooiv f/Airot xik. 

Trotz dieser fast wörtlichen Übereinstimmung beider Autoren 
ist die naheliegende Annahme der Benützung des Aretaios durch 
Aetius deshalb unzulässig, weil der Bericht des Aetius den keines- 
wegs nebensächlichen Zusatz aufweist, dafs auch der Genufs von 
Gift und verhärtete Kotmassen die Ursache der Krankheit bilden 
können 1 ). Dafs dieser Fall in der Quelle vorgesehen war, beweist 
der Umstand, dafs Aetius im folgenden für denselben Verhaltungs- 
mafsregeln giebt und Becepte anführt 2 ). Beide Berichte erscheinen 
demnach einander gegenüber als selbständig: als Quelle hat der 
Mann zu gelten, den Aetius als Quellenschriftsteller nennt, Archigenes. 
Nach meiner obigen Darlegung ist soviel sicher, dafs Aetius ihn 
nicht selbst eingesehen hat. Die Frage aber, woher er sein Excerpt 
entlehnt hat, vermag ich nicht zu entscheiden: man hat die Wahl 
zwischen Philumenos und Philagrios. In der Therapie ist der Be- 
richt des Aetius wieder reichhaltiger und erschöpfender, die Dar- 
stellung des Aretaios 3 ) dagegen kürzer und flüchtiger. Die Haupt- 
quelle des Aetius ist Archigenes, es folgt dies bei der engen und 
unlösbaren Zusammengehörigkeit einfach mit Notwendigkeit aus dem 
Archigenescitat. Daneben hat er wie gewöhnlich in der Therapie 
dieser Krankheit den Oribasius für mehrere Becepte benützt. Cha- 
rakteristisch für seine Arbeitsweise ist es, dafs er da, wo seine 
Hauptquelle Archigenes wieder einsetzt, diesen mit Namen anführt. 

Ist eine Entzündung vorhanden, so empfehlen beide überein- 
stimmend den Aderlafs. Leidet der Kranke dagegen an Verstopfung, 
so verwerfen sie den Aderlafs und verordnen Brechmittel, Abführ- 
mittel, Einreibungen des Afters, Klystiere, zu denen sie Pflanzen- 



') Auch Soran führte deu Geoufs von Gift unter den Ursachen des lUeög 
auf: vgl. Cael. Aur. A. M. III 17, 171. Vgl. Orib. IV 575. 
*) Aet. IX 28 p. 514 Comarius. 
s ) Aret. cur. acut. morb. II 5 p. 271. 



42 



safte, schleimige Abkochungen, Öl, Honig und Ysop verwenden, 
warme Bähungen der leidenden Teile, Cataplasmen, Schröpfköpfe, 
die auf den Unterleib zu applicieren sind, ferner schmerzstillende 
Mittel wie das Theriak des Andromachos, und wenn der Schleim 
nicht nachläfst, weder Blähungen abgehen noch Stuhlgang erfolgt, 
die Hiera, die entweder das Erbrechen von Schleim und Galle her- 
beiführt oder den Kot nach unten abführt. Bezeichnend ist die 
enge Berührung beider Berichte an der Stelle, wo Archigenes von 
Aetius ausdrücklich als Quelle genannt wird. Ich setze die beiden 
Stellen her: 



Aret. cur. ac. m. II 5, 273 : 
ÜQonCvttv dl xvfxtvov r nrjyavov 
itipixprifiaTo; y.ttl [tov] 1 ) olvurvog r) !;Lv 

TOVTOlOl TÜ)V <pCtQfJCCZ(Ol> TÜV tXTbl- 

iuvwv iwä' fivpla Si äXXotOiv aXXa 
ntiQi] yeyövaat nitnä. äyadöv fä 
xal to 8C t/idvwv (fÜQfiaxov, /u^ov 
tov ftijQov Tinos rö £üvr}9fs noöfr. 
*Hv ät firjTt 6 novo; häidü (irjxt 
tfvoa firJTe xönqiov avad*o&rj, tov 
xadctQitjgiov Trjg tiqijg in' äväyxrjg 
äiJovetf i) yäq arn]Xu&r) !jvv (fXfy- 
fxaxi xal %oXrj tö if.ctQfiaxov rj ötrjX- 
&tv l£äyov (piaag, axvßaXa, tfXfyfiu, 
%oXr)v, rov xaxov Tag IvTaOiag. 



>) Wil. 



Aetius. 
'E/qrjo'a/.is&a Inin/äg inl tüv 
ätfltyfiäyiuiV tiXiüv, tprjolv 'Aq%t- 
yt'vrjS, xal t;j äiit xoXoxvv&id'og 
rjuniqa ieqii < ß', IvioTe df xal y 
tlg xaTttTiöiia ävanläoavTig' rj yäo 
tStfieiTat to ifiiQftaxov f.ttTtt ifXfyf/a- 
Tog noXXov xal /o^ijis rj vnlX&ov xaT' 
ei'TfQov o~vvv7ii£äyii eavTiö tu t'i\v 
SiaSeaiv £gya{6/jeva afita mivTa. 
'E/jfjtvoVTiuv Sc Tiijv äXyrj/uaTtov xal 
fjuXiOTa i(f>' iLv ol Iviifitvoi xXva- 
TtJQig oii% vnsgiQXoVTai, äiöövat xal 
Tag ävoMvovi 1 ) xal t(;> nä&u äq- 
/joCovOag 2 ) ävxiäoTovg sig xoiirjv. xot- 
rr) fjiiv ovv xal aqiOTrj r) diä ävotv 3 ) 
ntntq&uv (Orib. IV 576) xal jj liv- 
dqo/Aa/ov cV tytdvtüv &rjqiaxrj .... 



') T(äv avoSvrtav P. -) ägfio&v- 
tuv P. 3 ) Sio W. Vgl. Orib. IV 576 

Unter tiIsvqIxiq versteht Aretaios ') eine Entzündung der dünnen, 
die Bippen bekleidenden Haut, die mit Fieber, Husten, verschieden- 
artigem Auswurf und heftigen, bis zum Schlüsselbein sich erstrecken- 
den Schmerzen verbunden ist. Er betont dabei, dafs nur in dem 
Falle, wenn diese Erscheinungen in ihrer Gesamtheit auftreten und 
auf derselben Ursache beruhen, diese Krankheit vorliege. Als 
ihre Symptome bezeichnet er Atemnot, Schlaflosigkeit, Appetit- 



') Aret. caus. acut. m. I 10 p. 20. 



43 

losigkeit, Röte der Wangen, trockenen Husten, Auswurf von galligen 
oder stark mit Blut gemischten Schleimmassen. Eine schlechte 
Prognose stellt er, wenn der blutige Auswurf nicht aufhört, weil 
sich in diesem Falle Delirien, Schlafsucht und Phantasieren einstelle. 
Tritt keine Genesung ein, so bildet sich ein Empyem, das an dem 
Frostschauer und den stechenden . Schmerzen kenntlich sei. Ver- 
gleichen wir hiermit die Beschreibung, die Soran 1 ) von dieser Krank- 
heit gieht, so läfst sich die enge Berührung beider Berichte nicht 
verkennen; ja die Angaben des Soran über die Symptome decken 
sich mit Aretaios in dem Mafse, dafs ich den Schlufs nicht von der 
Hand zu weisen wage, dafs sich beide in der Pathologie der Krank- 
heit derselben Quelle angeschlossen haben. Besonders hervorheben 
will ich die Wiederkehr der Notiz bei Soran, dafs der Kranke nicht 
auf der gesunden Seite zu ruhen vermag, weil der Druck der ent- 
zündeten Membran den Schmerz vermehre 2 ), ferner daTs die Krank- 
heit häufig in Lungenentzündung ühergehe oder sich zum Empyem 
entwickele und dafs sich in diesem Falle Schüttelfrost und stechen- 
der Schmerz einstellen. Endlich mag darauf hingewiesen werden, 
dafs beide in den Angaben über die Disposition der verschiedenen 
Alter und Jahreszeiten zu dieser Krankheit übereinstimmen n ). 

Weit zwingender ist der Beweis, der sich für die Abhängigkeit 
der Therapie des Aretaios von einer älteren Quelle mit Hilfe des Aetius 
(VIII 68) erbringen läfst. Gleichzeitig werden wir dadurch in den 
Stand gesetzt, die gemeinsame Quelle zu benennen. 

Die Behandlung leitet Aretaios mit einem Aderlafs ein, er 
empfiehlt eine Ellenbogenvene zu öffnen, jedoch nicht an der kranken 
Seite. Auch warnt er vor übermäfsiger Blutentziehung, weil in 
diesem Falle die Gefahr entsteht, dafs eine Lungenentzündung hin- 
zutritt. Er rät den Aderlafs an demselben Tage zu wiederholen, 
wenn das Befinden des Kranken es gestattet und wenn eine längere 
Bemission des Fiebers eingetreten ist; sonst empfiehlt er bis zum 
nächsten und übernächsten Tage zu warten. Zum äufseren Gebrauch 
bedient sich unser Autor eines mit warmem Ol angefeuchteten Woll- 
umschlages, in dem Baute oder Dill abgekocht ist, und Übergiefsungen 



') Cael. Aur. A. M. II 14, SO. 

a ) Aret. a. a. 0. 20. Cael. Aur. a. a. 0. 80. 

3 ) Aret. 23. Cael. Aur. A. M. II 13, 79 f. 



44 

mit Öl. Aufserdem wendet er Cataplasmen, erweichende Pflaster, 
Bähungen und Salben an, empfiehlt Schröpfköpfe und Klystiere. 
Das Heilverfahren des Aetius stimmt mit dem des Aretaios fast völlig 
überein. In erster Linie wendet er den Aderlafs an mit derselben 
Beschränkung wie Aretaios: 



Aret. cur. ac. m. I 10, 232. 

MÖXiaja /uev (ov aiiTrj/xaQ (fiXtßa 
xd/xvetv fjv de dnb nXrjOiog ahotv 
xal noT(öv fj, In' aatriyg /j(av ij/ne'- 
qtjv (fvXül-aVTu, üffatot'etv an' 1 ) äy- 
xtövog T^f tv rw xoiXia ifXeßbg- rov 
fiev 2 ) xar' X'£iv Trjot htgrjOt, nXev- 
pjjof XQ^aaov yitQ än(mcao) äyeiv. 
Tb dt nX!j9og /nrj /u("xQt XtinoSvfiirjg- 
neotnvev/jovtriv yitQ InMfoiTJjOai 

xtvÖVVOf, fjV t'o aä/Jct i7TllpV/9lV TTjV 

\pv%r]V ixXeinrj. itata yitQ t« vyqa 
Sw&t'tt, zfis txrbg ccqatQS&tvTct Sia- 
/Lirjg re xal läotos, nvevfitov dt fj.a- 
vog Ji xal deofibg xal fg öXxtjv dvva- 
TioTaiog' nXevQtöv re yetrövrjfia nvev- 
fiiov xal xoiviovbg ctXytiav utccq xal 
al rovde dtadt^teg ov fuaXaneoiyXyvov- 
rat . . . %Qr) iäv inl £ui*[i£TQq> rrj öojj 
rov a'i/jiajog /ueorjyv rbv av&Qconov 
SvXXO-avia av&ig ätpaigitiv, et utv 
ev i'/ot, aÜTTJpan, rrjg inave"aiog /itt- 
xpijg yiyvo/ue'vrjg- r)V dt fjrj, rrjg 
vmfQrjg . . . 



l ) in' Hds. ') WH. fti) Ilds. 



Aetius VIII 68: 

Nach einem kurzen Excerpt aus 
Galen (XIV 445. Orib. V 473) fährt 
unser Autor also fort: 

'Eni 1 ) dt rüv o£etag voaovrtov, tag 
notiQifiai, tl*) negl 3 ) fj.a£bv xal*) 
xXeida Eh) rb äXyrj/ua, rtfivetv XQV 
rr)v fv äyxwvt (pXe"ßa, fir( rov xar' 
iifri h ) ßoa/iovog rr)g (fXeyfiatvovarjg 
nXevnäg, äXlä rijg avrixetfttvrjg /ei- 
QÖg' tö 6 ) xei'ov/uevov dt nXijfhog firj ') 
/ue'xQt Xemo9v/utag- xivdvvog yäg tx 
rovrov nlQtnvevfievlav Iniylyvtadat 
ypv'^ofiivov (HpöäQtt*) rov oüftarog. 
6 nrev/icov yäg*) aoatbg xal &eg- 
fibg iinaQxiüV xal yeirvitSv rsi nXevQ(ji 
holfitog rr\v vöaov vnoäe'xerai. XQ'I 
oiv xal i0 ) OvftfiiTQOv ü(fatQetv xal 
dtaaryuarog txavov ytvofxtvov näXiv 
inatfatneiv avftutTQov. el dt tfoßog 
tXr) Xemo&v/uXag, ry e^ijg (naifatQiiv. 



') Am Rande von W. steht: roüro 
ivavTtov xq~> raXt)vqj. Am Rande von 
P. und in der ed. 'Aqxiyivovg. 3 ) W. 
ed. P.: el xal. 3) W. ed. P. : neql 
röv. *) W. ed. P.r r) ir]v. 5 ) W. 
ed. P.: xatiltv. 6 ) W. ed. P.: ib dt. 
') fehlt in P. •) W. ed. aifodQÜg P. 
9 ) W. ed. nvevuuv dt P. '«) fehlt 
in P. 



Dann sucht er den Leib durch Klystiere von den überflüssigen 
und schädlichen Säften zu befreien. Er empfiehlt ein Klystier aus 
Bautenöl, Terpentinharz und Butter, Aretaios beschränkt sich auf 
Bautenöl: 



45 

Aretaios 239: Aetius: 

XQT] äi fxrjii tijv xäiio lijTQffrjV JVf/r« xXvCeiv rrjv xoiXIav ti äi 

vrrtQonrjv, urSgäai fih' ig to frrfQov uytö oinoi iftgotro, tvtuau zgiitidctt 

Tirjydvirov eXttiov iy/iovia, yvrai'^l äri'niQ&tTiog u*<« jrrjyavit'ov iXaiov 

ät xal ig iar^QrjV. Iviaxeiarjs «ürr;7 reQeßirfKvtjs xal 

ßoVTVQOV. 

Ferner bedient sieb unser Autor zum äufseren Gebrauch der 
warmen Bähungen, aus warmem Öl bestehend, in dem Raute, Dill 
und Alkannablüte abgekocht sind, und aufgelegter Schwefelwolle, die 
mit warmem Öl angefeuchtet ist. 

Aretaios 233,9: Aetius: 

inl Si rij nXivQ/j xal t-Qiov fKvia ittcitk xaiaioväv i^taäiv ii\v 

fiaXi>axov !jiv üXu'qiari &ep/j(ü TTtj- Tilfvqca' iXaiu dig/xw, ii> a ntjyavor, 
yavoit rj ävrj&ov äifii/j^ftarog- xmaw- ttvrjftov, xvttqov civdog tva(f{ipi]Titf 
vrjV öi to nXtvQov tv fjäXa 7iQoa>]- xal tQiov Ti&euo/ut'tov r\ aiiiö to 
viog. Dtiov [f£oi<] ifinenaa/u^vor Xitov 

2W, 16: M tf {To} 7i Iivqoj x&oVtti (Xlvip W.) /So^wy {ßgtyov P.) tw 
Xqtj iQia Ov/jtrjS(rra 'htlto, Xi'na'i' f^fg/u^i iXalut xal ftv/xov ,1fQfjov 
öeäevfjtva, t'i'fta avt)9-ov iifirjzat i} Xtiorärov ßgaftv l/xnaOag innifrti 
7it]yctvov, l-vvtylg öi rovroiai to xai tniSrjaov xoviptug xal ovri/tög. 
TiXfvgbv xataioirjr ... Tg i/^ßgo/g rairg xe/ggao /ut/Q 1 - 

Trjg XQlrrig rj/utgag, ig dt TtTrcpTij 
xaianXaOfia ngoaayioitta äiü yvgttog 
xal Xivoanig/xav {Xtvoanig/jaiog W.) 
xai fif'XiJog xal iXaiov ngyavivov ' 
i'ffiw rff nävv xovifov to xaTciTiXaa/ua. 

In der Zahl der Cataplasmata und der zusammengesetzten 
Mittel ist Aetius reichhaltiger; auch seine Angaben über die Bestand- 
teile der einzelnen Mittel sind vollständiger. Zum ersten Cataplasma, 
das nach Aretaios (237, 4) aus Trespenmehl (ccIqü)i> äXtvQov, Mehl 
von Lolium temulentum), Erysimon und aufgestreutem Natron be- 
steht, fügt Aetius noch Bockshornklee {rijXtc, Trigonella Foenum 
graecum) hinzu. Für den Fall, dafs die Krankheit in Eiterung über- 
zugehen droht, setzen beide dem Cataplasma Sent und Kachrys- 
Samen (xdyxQvc, Cachrys Libanotis) zu, Aetius aufserdem Semen 
Cardamomi, Bertram (nvgt^Qov Anthemis Pyrethrum) und Irismehl 
mit einem Zusatz von Wachs, Asphalt und Öl. Beide empfehlen 
zur Erwärmung der Cataplasmata warmes Öl in Blasen anzuwenden. 
Die Vorschriften über die Verwendung der Schröpf köpfe werden von 



46 

ihnen völlig übereinstimmend gegeben. Von den vier zusammen- 
gesetzten Mitteln kehren drei hei Aetius zum Teil in größerer Aus- 
führlichkeit wieder: 



1. Aret. 240,4: *Hv Si /.iij rgoifijg 
xittgbg ?n, doTto dt} t« xal luv noi- 
y.Omv mxigiov ihr fiiXni b\>i\9h> ig 

GÜOTttötV. 

Er empfiehlt dies Mittel zu Kugeln 
zu formen, sie unter die Zunge zu 
legen und zerfliefsen zu lassen. 

2. Aret. 240, 9 = 237, 1 fehlt bei 
Aetius. 

3. Aret. 240, 12: aaiita äi r<< ifag- 
[taxiodea" xviSris xal XCvov toü 
on{g t uaTog xal aui'Xov xcil xwi'ov 7oü 
xoxxaXov Xft'ov h.aoiov xva&ov xal 
afivydaXiov tiüv nixgüv nfrii xal 
i'ixoai zbv ägi(h/iov roaoi äi xal 
niTT^Qiog xöxxoi. (fto%tHvTa ds XQ'I 
XtTa fitXtn ig äväXeiypa (VVil.) ifv- 
grjv Tijjv öooig /jvari'Xrj /udj. 

4. Aret. 240, 17: rjv <fi vygä xal 
itTtfnra ävayt], ct^vgvrjg bXxrjg <^ ävo, 
xgoxov fit'a, ntnigiog xöxxoi dixa- 
nivxt , fxütrog (Erm. cod. fjiXm) 
ifvgijiai Xirgij [inj. 



Aetius: 
1. ßoürvQov riagbr //er laov /utXirog 
tipi'irrag diöov xo/Xoägiov a . 

Unmittelbar vorher geht das dritte: 

3. exXeiy/ja inirrjäeiov rb toiovto' 
xriätjg an^g/uarog, Xivoanig/Aov, 
argoßlXiav , äjxvXov äva xva&ov a, 
ä/uvyö*aXa mxga XiXtmafitva xt', 
nm^gsiag xöxxoi X' ifgv^ag in' öXiyov 
ja argoßiXia xal ib Xivöaniguov, 
liia xöxpag orjoag ra aXXa xal ava- 
Xaßär ftiXni i\jji]Oag äiäov xoyXia- 
giov a' vrjOiei ixXnyfia 1 ). 

4. tl o°£ iiygä xal aTrenra äväyti, 

agflöfilOV TOVTO' G[4VQV)]g TQÜjyXt- 

näog / ß', xqoxov <^ ß', nentgettig 
xoxxoi it , fiiXnog ani\<fgiafiivov Xi. 
a, avuXaßwv ätäov xoyhagtov tb i 
(S P) 2 )- 



') Vgl. Gal. XIV 446. 

2 ) Dieses Mittel ist eine Erfindung 
des Apuleius Celsus, des Lehrers des 
Scribonius Largus. Vgl. Scrib. Larg. 
ü, 94. 



Eingebende Prüfung bat also ergeben, dafs der Bericht des 
Aetius durchgehends reichhaltiger ist. Demnach ist an Aretaios als 
Quelle desselben schlechterdings nicht zu denken; wir sind vielmehr 
zu der Folgerung gezwungen, dafs beide dieselbe Quelle benutzt 
bähen. Der Name der Quelle ^Aqii,ysvrj<; steht bei Aetius in P. 
am Rande und in der editio prineeps (p. 175 b 30). 

Die Arzte der nachchristlichen Zeit unterschieden drei Arten von 
Kopfschmerz, den acuten oder die xtcfalalyia, den chronischen 
oder die xtyalaia und den halbseitigen oder i)inxqavia, srtqo- 
xQccvia. Dafs die ältere Zeit diese Unterscheidung nicht kannte, 
beweist Celsus '), der unter xsipcdaia den acuten Kopfschmerz ver- 



») Cels. IV 2, 12. 



47 

steht und den langwierigen vdooxecfccXog nennt. Nach unserer 
Überlieferung ist Archigenes der erste, der diese Unterscheidung 
kennt 1 ), nach seinerzeit kehrt sie bei Soran 2 ), Galen 3 ), Alexander 
von Tralles 4 ) und den späteren Compilatoren wieder. Mit gewohnter 
Ausführlichkeit behandelt Aretaios 5 ) die Therapie der xsqalaia, die 
zugleich für die Hemikranie gilt"). Er eröffnet sein Verfahren mit 
dem Aderlafs; darnach empfiehlt er, um den Krankheitsstoff vom 
Kopfe zu entfernen, starke Purginnittel, vor allem die Hiera, Kly- 
stiere, ferner die Arteriotomie und Schröpfköpfe. Zur Beseitigung 
des Schleimes wendet er Niesmittel (ntaQ[iixa) und solche Mittel 
an, welche den Schleim durch den Mund abführen (ano(fl(yfi>an- 
Ofj.oi): als Niesmittel empfiehlt er Pfeffer, Wurzel vom Seifenkraut 
(ffTQovd-tov), Bibergeil, denen er, um die Wirksamkeit zu erhöhen, 
Euphorbiumharz, Mostöl {skcciov ykevxtvov), sikyonisches Öl und 
Styraxsalbe zusetzt, als ano(flty^aiiaiJ,oi Senf, Samen von Daphne 
Gnidium (ol Kvidioi xoxxoi), Pfeffer und Läusekraut (aiaiflc dygia), 
die er entweder kauen oder in einer Mischung mit Wasser und 
Honiggemisch zum Gurgeln verwenden läfst. Um die Transpiration 
zu befördern, rät er den Kopf mit warmem Wasser zu baden und 
zu übergiefsen. Besteht die Krankheit nach Anwendung dieser Mittel 
fort, so bedient er sich, nach voraufgegangenem Scheeren des Kopfes, 
der Cauterisation, unter Umständen bis auf den Knochen mit sorg- 
fältiger Vermeidung der Muskeln, der Incisionen in die Kopfhaut, 
ebenfalls bis auf den Knochen und der Trepanation, ferner empfiehlt 
er reizende und ableitende Mittel wie Senf- und Pechpflaster, end- 
lich als letztes und kräftigstes Mittel den Gebrauch von Nieswurz. 
Grofse Aufmerksamkeit widmet er der Diät und Lebensweise: alle 
scharfen Speisen verwirft er, ebenso alle den Kopf beschwerende 
Nahrung, während wohlriechende, urin- und blähungtreibende Ge- 
richte von ihm empfohlen werden. Aufserdem soll der Kranke sich 
viele Bewegung verschaffen , gymnastische Übungen vornehmen, 
fahren, reiten, besonders aus kalten Gegenden in warme und aus 
feuchten in trockene, baden und den Geschlechtsgenufs vermeiden. 



>) Gal. XII 533. 565. 593. Aet. VI 50. 

*) Cael. Aur. M. Ch. I 1. 3 ) Gal. VIII 204f. 

*) Alex. v. Tr. 1465 f. P. nach Galen. 

») Aret. cur. ehr. m. I 1 p. 293. 6 ) Aret. 302. 



48 

Diese Vorschriften tragen durchaus das Gepräge der therapeu- 
tischen Doctrin des Archigenes. Der Zufall hat es gefügt, dafs uns 
von einer Kopfkrankheit, dem Schwund des Gedächtnisses, die 
Therapie des Archigenes 1 ) erhalten ist, die sich in den Haupt- 
momenten mit unserer Darstellung deckt. Archigenes empfiehlt in 
erster Linie den Aderlafs, der ja überhaupt zu den wichtigsten 
Grundlagen seiner Therapie gehört, doch warnt er wie Aretaios vor 
einer übermäfsigen Blutentziehung und rät ihn lieber zu wieder- 
holen. Diese Vorschriften über die Anwendung des Aderlasses decken 
sich mit denen, die er für die Behandlung der TtlsvqHig erteilt 2 ). 
Bei Galen heifst es (VIII 150): iv äqxjj f*^ oi'v avrijg (sc. kni- 
CTohrjg nqög Müqaov) [astcc xo nqooi/jtov, önöxs rrjg ^-tqaneiag 
aq%io9-cti (iskkst, ysyqumai, ravia xatä Xi^iv „atfcdqsöiv (itt> 
ovv u'iuuTOQ Ovfi^itqov xa\ tnacpcciqetjiv TrsnoirJG&at, Tjpäg 
aqxo^isvtjg rijg cntod-Xilpioog neneiGficci (?) , si fiij rig dßd-s- 
vsia ysyovEv sfxnodutv." Bei Aretaios 293, 18: 'ivi/Ttx^uiqo^tvov 
de xr\v dvvcc(iiv iö nkijO-og aqaiqseiv. aqiarov 6i fjtj tCana^, 
'iv' (Wil. ijv Iltis.) ij dvvafiig ts dvsyjiiai rtjv nty&vv xr\g äyai- 
qidiog '^vvsxig re xotdiv aviotüi fj,oxkevTj[ai t\ vovoog. Dann 
lä l'st Archigenes wie Aretaios den Kopf scheeren, Schröpfköpfe appli- 
cieren, trockene und solche mit Skarilication, wobei er ebenfalls 
darauf aufmerksam macht, dafs die mit Skarification wirksamer 
seien (Gal. VIII 154. Aret. 294). Für besonders wirksam erklärt er 
das Übergiefsen des Kopfes mit lauem Wasser und gebrauchte zur 
Abführung des Schleimes nTrocpleyfiUTiGfioi aus Senf, Kresse, Samen 
von Daphne Gnidium und Läusekraut bestehend und Niesmittel 
(Gal. VIII 153. Aret. 295. 296). Cauterisation , Incisionen in die 
Kopfhaut wandte er ebenfalls an (Gal. VIII 154. Aret. 298), endlich 
läfst er das Senfpflaster applicieren (Gal. VIII 158. Aret. 299). Über 
das letzte Mittel, das von der methodischen Schule herrührt und 
den Zweck hat, die Metasj nkrise herbeizuführen, hat Archigenes 3 ) 
eingehend gehandelt, es ist sogar ausdrücklich bezeugt, dafs er es 
gegen chronischen Kopfschmerz und f.rsqoxqavia empfohlen habe. 



') Gal. VIII 15Uf. Er behandelte diese Krankheit im ersten Buch seiner 
Briefe in einem Brief an Marsus. 

2 ) Aet. VIII 68 = Aret. 232. Vgl. Archigenes bei Aetius Vfll 47. 
s ) Aet. III 181 = Antyll bei Orib. II 410f. 



49 

Aet. III 181 : %d d' dlla ndvta fi,sQrj rov (Ju>(iarog xai ndd-ij 
(xqovhx vgl. Orib. II 411) xaiQti, w ßorj&tjfiaii,. s^aigszug 6s T»jj 
xsqaXfi sv raig %Qoviaig xsipalaXyiatg xai STsqoxqaviaig 
dfiioiwc ■ . . sniT^dsioc . . . 

Noch wichtiger aber ist die Übereinstimmung des Aretaios mit 
der kurzgefafsten Therapie, die Archigenes in seiner pharmakologi- 
schen Hauptschrift nsQi TÜtv xaxd ysvog ipaQjxäxiov von dieser 
Krankheit gegeben hat 1 ). Er empfahl bei jedem Kopfschmerz, der 
nicht mit Fieber verbunden ist: Wasser, wenig Nahrung und Ab- 
führmittel : xoivwc si> aQxfj noisl i'dQonoaia, öliyoaizia, xoiXiag 
sxXvGig. Aret. 299, 13: diana dt jj p,tv scp.' sxdaim xüv dXyivov 
XsTtiij, dXiyoßivirj (oXiyonoTiq Hds.) xai vÖQOnoiiij sninQoad-sv 
jj,dli(tra axsog nvoc. Ferner die Hiera (Gal. XII 537. Aret. 294), 
deren Dose 4 oder 5 Drachmen betrage (Gal. XII 450 Aret.), als dno- 
yXtyfiaiiGpioi in Übereinstimmung mit Aretaios Senf, Ysop und 
Läusekraut (Gal. XII 565. Aret. 296). Aufserdem wendet er Ader- 
lafs an, indem er entweder eine Stirnvene öffnet oder aus den Venen 
im Innern der Nase Blut entzieht (Gal. XII 570. Aret. 294, 10. 297, 2) 
und Schröpf köpfe auf den Hinterkopf (Aret. 294, 13. Er nimmt 
wie Aretaios die Blutentziehung von den leidenden Teilen (Aret. 294, 11). 
Auch Cauterisation und das Applicieren eines Senfpflasters spielt bei 
ihm eine Bolle (Gal. XII 571. Aret. a. a. 0.1. 

Vergleichen wir jetzt die Darstellung des Aretaios mit der von 
Aetius 2 ) erhaltenen Behandlung dieser Krankheit durch Archigenes, 
so wird jeder Zweifel an der Abhängigkeit des Aretaios von ihm 
schwinden. Ich hebe besonders hervor, dafs beide die Arteriotomie 
empfehlen und zwar der Arterien hinter und vor den Ohren, dafs 
von beiden die Cauterisation angewandt wird bis auf den Knocheu, 
bei welcher Gelegenheit beide vor Verletzung der Muskeln warnen, 
dafs bei beiden die Incision in die Kopfhaut oberhalb der Stirn als 
wirksames Mittel wiederkehrt, dafs beide den weifsen Helleboros für 
das letzte und kräftigste Mittel ansehen, dafs endlich von beiden 
dieselben Diätvorschriften gegeben werden. 



1) Gal. XII 533 f. 

2 ) Aet. VI 50 mit der Überschrift: xoii'rj Stnuntüt xupulaiai xai fj/xixQa- 
vt'c<( ix riSv 'An/iyivovg. 

Philolog. Untersuchungen. XIV. 4: 



50 



Aret. cur. ehr. m. 1 2, 

295, 1 : 7) ät lg wrtiXrjV ijxrj ra 
rgcufiara, rüg ugri]g(ag Ixräfxvtiv. 
äinlcu ät, al /Atv xaröniv tlalv äruiv 
esfiixgöv ri Tigoaiart'goy, ärjXat, ät ratg 
äiaaifb£taiv, al äi rov lirbg lg tov/j.- 
ngoo&tv, airöiv nXr^oiov . . . 

297, 16: rjv äi Inl rovroioiv r\ xt- 
upaXaXylr) fitfivrj, rjv re anonavr\rai, 
avrov xqt] lg riXog ijxtiv rijg irjrget'rjg' 
IfiXvTloGTQOlfOV yäg xaxbv xal Iv 
iägr\ i£ov rä TXoXXä <f(i)Xtvei. xßh 
luv äcpaiglovra rüg xö/uag i;vgiji — 
xal yäg roät xttfaXfj bvr\iaibv — 
xaltiv nvgiifii xavrr\g<av, l7ii7ioXfjg 
tiiv lg fivag ■ r]v ät fjiiaiii bailov 
Id-lXyg, änävtv&tv xal xiav fivajv 
fiveg yäg xav9e"vrtg taat anaafiüv 
ngoxXrjaitg .... eratiov rivtg iinig 
fxtrianov xarce rr)v arnpävrjv rb älg/xa 
ä/Qig 6art"ov xal roät Im'ilaavrtg ij 
Inixoxpavrtg luloipi ätnXörjg lg oäg- 
xcüGiv rjyayov. ot ät xal latigoiGav 
[rm ödTttp] ') fxloifi fir\viyyog. tvroXfia 
ät rä axta, clXXä xorja&ai, xtjv Inl 
näoi piv r] xiipaXalrj Iniiilfivv), 6 äi 
vooteov tv&vfiog r 6 rövog rov at!>- 
itarog clyadog. 

302 , 4 : bxodoiai ät Ix riSvät 
äupvxrog i) vovaog, IXXtßögqi xorjOSai, 
rij la/arij xal ävvarcoräry nävriav 
äywyrj. 

299, 15: ivfinav ät äoifticov iiiv 
äift&g, xQofifiiitov xal axogoäoiv xal 
onov rov CiXupiov ■ GlvrjTiog ät /ut) 
Tidy/v. xal yäg rb ägi/xv avrov 
ttqos rij tov aioiiuyov ägtrij xal lg 
xtopaXrv ovx ä%aQt , opX.iyira yjov 

xal äianvt'ov i) äitXavvov xcirio 

KgloOcuv r) rjävoo/uog fj ßordvtj xal 
yXrj/cov ngbg yäg") toToiv tvtväioiv 
tO/ovoC ri xal ovQtav ayuiybv xal 



Aet. VI 15: 

' Eni,fJ.tvovar)g ät tilg äiaSlaecog, 
riuvtiv rüg mal rä wra ÜQrrjgi'ag 
xal naXtaxa rag Iv xgorä(foig. Ixgij- 
aavro äi rivtg Inl xtipaXaiag xal 
xavoti ßaf>tCu, qwXarrofitvot, fiövov 
ur) rig lern /uvcöv iinonlorf röj xavrrj- 
pi. Igetätrai ät xavrrjgia nvprj- 
votiäij, onov fiäXXov oävvüJvrai, 1 ) 
xal lyxcoQit f^l/gtg 6ar£ov xaCtiv 
Trgbg Xtniäog anoaraaiv. ßäoßagoi 2 ) 
ät /xrjvoiiäij ätatgiaiv äiäöaai ntgl 
rb tfJ.7iQoo9tv % ) Litgog rijg xtifaXfjg 
äviorigo) tov fitrionov anb rov ägt- 
artgov wrbg /nl/Q 1 T °v ätgiov, ano- 
Xvovrtg rov ntgixgäviov i/xlva xal 
Ini.l'iovrtg rb bariov rrjg xtifaXrjg 
l^aotfaXtiltoitai Xlyovrtg riji' xtopaXrjv. 
xal oix uv tlxtj 4 ) äo!-)j 7iagtiXrj(f&at 
r\ )>ttgovpyta rotg tläbot. xrv äva/l- 
gtiav rov xaxov, äi' rjv oval rä 
{roiaiira) 5 ) ßor]f}rj[Jiara ptiCova rrjg 
/gtlag lari s ). tXXtßogog äl <a<püü 
ob %tigov xavTrjgiiov, ei fir) 7 ) xal 
{.läXXov . . . lyd) äi xal rovroig xal 
rolg lni,Xrj7irixoig rov ßoXßbv rov 
Xtvxov iXXtßögov XtTov xal /vowtfij 
noiäv ä(ä(axa <«'... 7igofJ.tfitXt- 
rrjxviav ydg rjä>] äiä&totv xal lv 
avroig, cüs tlntiv, rolg oariotg ntnrj- 
yviav ovx tan dyojviazixcöregog rgö- 
Trog aXXog 

TCagatrtioOai ät xal rag ägiLivrlgag 
ßgiäaag, oiov xgo/ifiviov, axogoäcov*) 
xal rtüv bfjLoioiv xal rag luvev/xartu- 
ätig xal oOai ävaäilgoäoi, oiov rvgol, 



•) Wil. 2) Erm. fehlt in Hds. 



! ) öävviirat. P. ed. 2 ) (fdgjxaxa W. 
vou anderer Hand am Rande verbessert. 
3 ) IfiTigoodiov P. ed. 4 ) fiärriv dxrj P. 
6 ) t« roiavra P. ed. Corn. : fehlt in 
W. 6) ian W. Corn. forr«i P. ed. 
') fiy n P. ed. 8 ) xgöfifj,va, Oxogö- 
ä(uv xal rä o/uoia W. 



(fivaiäv [f'lodW] 1 )- ■■■ Xa/ävcov äi 
i<fi&div [iiv 6x6a« ovgwv xal xoiXiag 
imaymyä . . . glCai de noirjgal xal 
eipSal, gutpavtSts, yoyyvXlStg, ara- 
ifvXh'of oüorjTixu fiev, nXrjOfiict dV • 
. .. o'ivog Xevxbg, Xenzbg .. igüyrifia 
nüv xeqaXaXye'g ... 7iirja/.iovrj ndv- 
Ttav xal riüv uxjeXouviiav xaxbv 
xaxtov d'i anexplrj .... 



51 

yäXa , vdi'a'), /uvxtjTc; ßoXßo'i, 
yoyyvXtdeg. atgele&at de t« evxolXia, 
evnenia-), ijjayaga , eiiaro/ia/a 3 ), 
anifxtXu, aßgw/ua, äiovgrßixü. nagai- 
rrjTiov 4 ) äe xul p{Xt xal 7k yXvx£a 
nävta. o'ivog de Xenrög xal Xevxbg 
to~T(o xal ftrj navv naXaiog fir/de 
oipodga eviäärjg xal rw nXrj9ei avfi- 
/uiiQog . . . 



') Wil. ') väara W. cf. Gal. Xn 460. 

2 ) anema W. P. evnenja ed. 3 ) fehlt 
in P. *) cKf.iaxiov P. opevxre'ov ed. 
Cotd. 

Ein Kapitel des Aetius 1 ), die Behandlung der Lungenentzün- 
dung (nsQwivsviiovia), scheint sich nicht in das von mir erwiesene 
Verhältnis des Aretaios zu ihm zu fügen. Auf den ersten Blick ist näm- 
lich die Übereinstimmung desselben mit Aretaios in der Beschrei- 
bung der Symptome und in der Behandlung der Therapie eine so 
auffallend enge, dafs es den Anschein gewinnt, als ob dasselbe wört- 
lich aus Aretaios abgeschrieben sei. Vergleicht man aber beide ge- 
nauer, so wird jeder unbefangene Leser sich von der Unhaltbarkeit 
dieser Annahme überzeugen. Zur vollständigen Darlegung des Ver- 
hältnisses ist es notwendig, zunächst beide Massen in Gegenüber- 
stellung herzusetzen. 



Aret. caus. ac. ra. II, 1, 25 f: 

"Hde laxlv rjv xaXtofiev negmvev- 
fiovirjV, ifXtyixovrj rov nvtvfjiovog k~vv 
ög~e"i nvpiTw, tme k~vveouv aviotOi, 
ßcigog 70C Haiigaxog, anovtr), r\v fjov- 
vog (fXtyfxr]vrj nvev/uwv ... rjv de 
xal rig i&v äficp' avrbv viihtav int- 
(fXiy/urjVrj, oiat, ngbg ibv Siögtjxa 
ngooe'gXiiai, ivrtori xal novog, ava- 
nvoi] xaxrj, &eg/ur], ävaxafllvvvaüui 
l&e'Xovoi o~xij t ua bgdiov ig äyanvo^v . . . 
igv&gol ja ngbatona, ert de /jSXXov 
t« ftrjXa' rä Xevxä jcöv öq&uX/xiöi' 
Xa/j.vgo>Taia xal nlova. glg cixgrj aiftrj, 



Aetius VIII 66: 
ITegl tiSv mginvivfiovtxmv. 
'H negmvivuorta (pXtyftovrj iori 
rov nvtvfJ-ovog Gvv ä'(el nvgerüi. 
nagineiai de rotg näa/ovai ßagog 
rov S-ügaxog avtadvvov cl de jüv 
mgl 1 ) aiibv vfxivbiv (fXey/Aovrj ei't] 
riöv awäedeiiiviov xaxä /jrjxog tcü 
&(x)gaxt, Toie xal bduvrjg alottävoVTat,' 
dvanvoia Sl rovroig avrfiaßaXXei, xal 
<lvaxa&l£eiv ßovXovrai ' inmlmmv 
yäg 6 nvtvfxiav irj xagäiq nvi- 



l ) Act. Vm G6. 



') nag' aiiTiäv ei. cf. Aret. 



4* 



52 



If'Xißtg (v XQOXIHfOLOlV t) Xttl XQa/l]Xo) 

dn]Q[iivai, dnoaixir), atpvyiiol i« ngöi- 
tk f/tyäXot, xtvol, nvxvoraxol, öxotov 
xi avvtXrjXa/xivoi. . . . i(f>' y (sc. dto- 
fAaOlr)) uvanvoi HtQ^i], ähpog, yXtiia- 
Or\g Jjjpdrjjs, imf^viiCrj \pv/nov i]ioog, 
yvtö^irjg dnooir], ßr]% ^ijot) icc noXXu. 
"Hv äi xi ävayrjTUi, (fXiyiia üqnaidig 
i) inöyoXov xaxaxooig i) äiaifxov av- 
9-rjQov aipoöqcc xbät iaxl [xbdiai/jov] 1 ) 
xtöv aXXiav xdxiov. 

"Hv äi (nl xb davaxüiäeg imäiäöj, 
ccyQvnvh], vnvoi OfAixaol vaidool 
xaj/iaxioättg, ipavxaoCai d'ivrtxoi, 
naQciXtjQot xr\v yviö/LirjV, ixaxaxixol 
ov fiäXa. dytKoalrj tüv nantovxwv 
xcixcöv . . ■ axqa ijjv/gd, ovvjres ni- 
Xiävol, ynvnol")' Gipvy/jol fiixgol, 
nvxvöraxot, ixXtlnovxtg, tvxt ay%ov 
xovxov oXl&gog' ißäofjaioi, yäg tb 
nXiov 9vrjxov<uv. 

"Hv äi xoxt inavaifiigrj 7) vovGog 
xaC xi ig dya&bv xginrjxai, aifxogg'a- 
yti] Xäßgog ix giviüv , xotXir)g') 
lxxagal;ig noXXiäv /oXwäiiov , in- 
dipQiov . . . toxi äi bxt xetl ig ovga 
ixgäntxo . . xtjv fitv ig ivxtgov i) 
xvaxiv xb änb xtjg nXtvgrjg nagogt- 
xtvftfj nvog, ig fiiv xb 7ictQcivx(xa 
igrjioav änb xrjg ntginvtvfjovt'rjg . . . 
rjv äi ig xbv nvsv/uova bg/uijarj xb 
nvog, tlalv o? äntnviyr\Gav . . . 



') Wil. 2 ) Wig. ilygvnvoi Hds. 
s ) xoiXCr) Hds. 



yfibv iTlKfiQit. igvägbv äi 1 ) xov- 
xoig xb ngbaumov xa\ fiaXiaxa tb 
firXcf gig *«*' dxgbv aifiovxai, (f>Xi- 
ßtg iv xQoxttifOig inxjQfiivai, ävogigta, 
ävancvor »tgpr), yXiöaarjg fyooxi);, 
yiiv/gov väaxog, /jäXXov äi aigog 
iniftv/uta- /Srjl f)?e«. ei äi xal dva- 
yßür\ xi, iiqgüStg, xaxä/oXov, 'iaxiv 
oxe xaC äiai t uov dvO-rjnbv aifbägu, 
o 2 ) x«l xuxiaxbv iaxiv. 

El S' int xb &av«xiäSeg (jinoiev, 
äygvnvia owedoevei rj vnvoi Ofiixooi 
xcüfictxojäeig- xal tfMVTttalai naoaXr)- 
qoi s ) xr)v yvoj/xr/v, ov nuvv aia&avö- 
pivot rtov 7iciq6vxojv xttxüv. dxqa 
xpvxgct, owxtg ntXidvoX xal ygvnov- 
/.iivot*) xixaQiaioi rj xb nXiiaxov 
ißöo/u.atoi ovxoi ccno&vrjOxovOiv. 

El 0" int xb äyct&bv xginaixo r] 
vöaog, alfiod&ayia XaßQog i ) ix (>ivm< 
ctxoXov&tir) xoiXCug ixxäoai-ig 7ioXX(üv 
XoXiüäiov xal äipQcoädüv 'ioxi ä' ore 
/JfxaßXrjdtiarjg tlg nvov^) xr]gifXeyfio- 
vrjg, ätd yaaiQog 7} dl' ovgwv xb niov 
Ixxolvtxai, xal avxCxa xmv byX^oiöv 
QVtxai. il äi [lg xbv nvtiftova 
bp/urjoeie, äSoütog i] äninvi^tv i] fttxa 
nävv '/aXtniöv avfinxoiixäxiüv tlg <f,9t- 
Giv fjttrHoxaxut. 



•) fehlt in ed. 2 ) Ort W. ed. 

3 ) TtaQaXXrjXoi ed. cf. Aret. 4 ) Wil. 

ygv7iovvxai W. 5 ) Xavgog W. ed. 

6 ) nvog W. niov ed. 



Drei Sätze des Aetius fehlen bei Aretaios, nämlich die Bemer- 
kungen, dafs die Lunge, wenn sie auf das Herz drückt, Erstickungs- 
fälle hervorruft, dafs die Lungenkranken nicht nur nach kalter Luft, 
sondern auch nach kaltem Wasser Verlangen spüren und dafs bei 
dieser Krankheit schon am vierten Tage der Tod eintritt. An sich 
sind diese Zusätze untergeordneter Natur, und man könnte leicht 
geneigt sein, sie als Zuthaten des den Aretaios excerpierenden Autors 
gelten zu lassen. An Bedeutung gewinnen sie erst dadurch, dafs die 



53 

beiden ersten Notizen in der Beschreibung dieser Krankheit bei Soran 
(Cael. Aur. A. M. II 27) wiederkehren. Vergleicht man seine Beschrei- 
bung mit der des Aretaios, so bedarf es keiner angestrengten Aufmerk- 
samkeit, um wahrzunehmen, dafs sie identisch ist mit der desAretaios, 
dafs sie in der Aufzählung der einzelnen Symptome abgesehen von 
ihrer gröfseren Reichhaltigkeit so völlig mit ihr zusammenfallt, wie es 
ohne Benützung derselben Quelle nicht leicht möglich gewesen wäre. 

Cael. Aur. A. M. II 27: 
Intellegitur fsc. peripneumoniaj ex 
kis quae concitri'unt. Etenim peripneu- 
monicos sequentur febres acutae, gra- 
vedu thoracis et sensus laborantium qua- 
dam difßcultate laterum atque medium 
papillarum, iacendi eliam facultas su- 
pinae positionis atque paulo erectior, 
frequens eliam sedendi delectatio atque 
supra latus iacendi diffieultas , 
ita ut praej'ocabilis esse sentia- 
tur, vultusrubor,tanquam florens, ocu- 
lorum veluti pinguis aspectus atque 
etiam splendor, scilicet in partibus 
albidis, quae praeter papulam videntur. 
. . . Sequitur eosdem etiam anhelitus 
celeritas, tussicula sanguinolenta atque 
J'ellea vel Jumosa iactans sputa et in 
comparatione pleuriticorum fulviora 
vel spumosiora, spiratio difßcilis, 
desiderium frigidi atque plu- 
rimi aeris haustu rapiendi , 
frigidi etiam potus appetitio, 
os siccum , lingua aspera . . . pulsus 
vehement et celer, anxietas, iactatio, 
vigiliae iuges, ingemeiis atque turbu- 
lentus somnus. Peiorante passione 
thorax etiam extanlior fiet . . 
mentis alienatio . . . pulsus Intens aut 
formicabilis, quem Graeci /.tiiQ/urjx^ovia 
vocant ... At si salutaribus pro- 
sperata signis passio coeperit in melius 
vergere, omnium supradictorum ßet 
paxdalim deductio 

Mithin gab es vor Soran eine mustergiltige Beschreibung dieser 
Krankheit, in welcher die bei Aretaios fehlenden, von Aetius aber 



54 

aufgenommenen Notizen von der durch das Liegen auf der Seite 
herbeigeführten Atemnot und von der Sucht der Lungenkranken, 
kaltes Wasser zu trinken, thatsächlich standen. Ich meine, durch 
diesen Thatbestand wird die Annahme, dafs Aetius den Aretaios be- 
benützt habe, widerlegt und die Herleitung beider Berichte aus der- 
selben Quelle zu einer fast an Gewifsheit reichenden Höhe der Wahr- 
scheinlichkeit erhoben. Der Name dieser gemeinsamen Quelle kann 
nach der voraufgehenden Untersuchung nicht zweifelhaft sein. Eine 
schwache Spur scheint auch bei Aetius auf den Namen zu führen. 
Zum Schlufs seiner Therapie, die wieder abgesehen von einzelnen 
Zusätzen völlig der Darstellung des Aretaios 1 ) entspricht, macht er dar- 
auf aufmerksam, dafs sie vielfach dieselbe ist wie bei der Pleuritis; 
als letztes Mittel figuriert ein Umschlag aus Wachs, Terpentinharz, 
Hirschmark, Ysop, Butter und Iris. Dasselbe Mittel führt Aetius 
bei der Behandlung der Pleuritis aus Archigenes an: 

Aet. VIII 66: Aet. VIII 68: 

ri to Sia xrjQov xai regeßivS-ivrjS Mira <Si raüict Iniftfpaai xqt]öt{ov 

xai fj.veXov lXa(f((ov xai vGOtanov xai fxäXidja Iv t»j tjjs avaywyijs 

iiygov xai ßovivQov xai iQeoj; Xlw- xaiQia oiov lo joiovrov ßovxvpov, 

tktijs ini&ifia 7ipoOayfa9io • forco Ttptßwtvrfg, iaaünov [fpap/uöxovW. 

3& loa rä nävra. 'Eviore x«l vaQ- deest P.], xrjpov, fxviXov £Xa(ft(ov 

Svvov jxvqov tftßdXXeiv . . . xai i'gewg iaa, xvtiqIvov IXalov tj 

■nr\yavivov av/j/nerpov IfißaXXofiivov. 

Die vorhergehende Untersuchung hat also ergeben, dafs Aretaios 
in den beiden uns erhaltenen Schriften sich in sklavischer Weise an 
den bedeutendsten Arzt seiner Schule, den Archigenes, angeschlossen 
hat. Dies Besultat kann nur den befremden, der die Arbeits- 
weise der nachchristlichen Ärzte nicht kennt. Die medicinische 
Litteratur seit der Zeit des 2. Jh. ist im Wesentlichen eine excer- 
pierende: das gilt in gleicher Weise für Ärzte wie Soran, Galen, 
Heliodor, Antyll, Philumenos, Philagrios sowie für die späteren 
Sammelwerke eines Oribasius, Aetius, Alexander von Tralles und 
Paulus von Aegina. 

So überflüssig es nach der oben geführten Untersuchung scheinen 
mag, so angenehm ist es, das gefundene Besultat noch weiter be- 
stätigt zu sehen. Bei der Epilepsie macht Aretaios einen Unterschied 



Aret. cur. in. ac. II 1, 243 f. 



55 

zwischen dem epileptischen Anfall, den er zu den acuten Krank- 
heiten rechnet (Aret. caus. m. ac. I, I. cur. p. 216) und der chroni- 
schen Form dieses Leidens (Aret. caus. m. ehr. I 4, 72, cur. p. 308 f.). 
Er unterscheidet wieder zwei Arten der chronischen Epilepsie, von 
denen die eine im Kopf ihren Sitz hat, die andere in den entfernter 
vom Kopf liegenden Nerven entsteht und von dort nach dem Kopfe 
steigt 1 ). In der Therapie dieser Krankheit empfiehlt er zum Teil 
dieselben Mittel, welche er gegen Kephalaia verordnet hatte: Blut- 
entziehung aus der Ellenbogenvene und aus der geraden Stirnvene, 
Purgantien, Schröpfköpfe, Arteriotomie, Incisionen in die Kopfhaut, 
Cauterisation, Trepanation 2 ), darnach Rubefacientia. Von den letz- 



') Gal. VIII 193 fügt zu dieseD zwei Arten noch eine dritte hinzu, welche 
im atö/xa^og (Oesophagus) ihren Sitz hat. Vgl. Alex, von Tralles I 536 (P.). 

2 ) Diese heroischen Kuren, die Alexander von Tralles a. a. 0. verwirft, 
die Incisionen in die Kopfhaut, Cauterisation and Trepanation rühren von 
Themison her (Cael. Aur. M. Ch. I, 4). Incisionen in die Kopfhaut und 
Cauterisation empfiehlt auch Celsus III, 23, 115, wahrscheinlich nach The- 
mison. Nach Celsus empfahlen einige Arzte, das Blut von Fechtern gegen 
diese Krankheit zu trinken (Cels. a. a. 0. 114, 34): dies Mittel war allgemein 
bekannt, wir lesen es hei Scrib. Larg. 17. Plin. XXVIII 4. Aret. 312 (er 
will selbst gesehen haben, wie ein Kranker es trank), Alex. v. Tralles I 565. 
Plinius ist wieder unabhängig von Celsus. Ich benütze diese Gelegenheit, um 
einiges Material zur Quellenanalyse des Celsus zu geben. Das charakteristische 
seiner Therapie ist die Verbindung von hippokratischer und asklepiadeischer 
Doktrin. Das zeigt sich *,. ß. in seiner Behandlung der angina (IV 7, 129). 
Seine Beschreibung der beiden Arten dieser Krankheit, der Ouvdy%ri und 
xvvüyxt ist streng hippokratisch. Hippokrates versteht unter dieser Krank- 
heit eine Entzündung des Rachens, die durch eine kalte, schleimartige Flüssig- 
keit hervorgerufen wird, welche besonders zur Winters- oder Frühlingszeit 
aus dem Kopfe in die Halsvenen strömt (neQi Stairr); o'iziav II 69 Kühn). Die 
Krankheit äufsert sich in Erstickungsanfallen : der Kranke kann nicht schlucken, 
Rachen, Hals und Gesicht brennen ihm, die Augen treten heraus, sind starr 
auf einen Punkt gerichtet, Schluchzen stellt sich ein, das Sehvermögen und 
der Gehörssinn sind geschwächt, mit oll'enem Munde liegt er apathisch da und 
giebt Speichel von sich (nefjl vovoiov II 300). Er unterscheidet verschiedene 
Arten: die gefährlichste ist diejenige, bei der sich weder im Rachen noch 
äul'serlich am Halse ein Zeichen von Entzündung zeigt (I 114. Kwaxat TiQoyv. 
I 290) ; sie verursacht grol'se Schmerzen, Atmungsbeschwerden und Erstickungs- 
anfälle (1 114) und führt entweder an demselben Tage oder nach 2—4 Tagen 
den Tod herbei. Langwieriger, aber minder gefährlich ist die Art, bei der 
nur der Rachen anschwillt und sich rötet oder Hals und Rachen zugleich. Der 
Kranke kommt mit dem Leben davon, wenn die Entzündung sich auf die 



56 



teren bezeichnet er als besonders wirksam das aus Canthariden be- 
reitete Mittel, wobei er zum Schutz der Blase Milch zu trinken 
rät, weil die Canthariden nachteilig auf die Blase einwirken. Dies 



äufserea Teile wirft, während bei einer Entzündung der Lunge die Krankheit 
Wahnsinn zur Folge hat (I 291. I 1 1 4 f . ) . Die Parasyuanche endlich betrachtete 
er als eine mildere Form der Kynanche (II 301). Die Vergleichung mit Celsus 
beweist dessen Abhängigkeit von Hippokrates. Die Behandlung des Celsus ist 
darauf gerichtet, den Körper von dem Krankheitsstoff zu befreien. Darum 
verordnet er zunächst einen Aderlafs, wenn die Kräfte des Kranken es ge- 
statten, darnach Abführmittel, Schröpfköpfe, die er unter das Kinn oder in die 
Gegend des Schlundes zu applicieren empfiehlt, feuchte Umschläge, Gurgel- 
mittel, bestehend aus einer Abkochung von Vsnp, Katzenminze, Thymian, 
Wermuth, Kleien und trockenen Feigen, eine Salbe aus Ochsengalle und dein 
Maulbeermittel zum Bestreichen des Gaumens. Als letztes Mittel «andte er 
die Laryngotomie an oder Öffnung der Gefäfse unter der Zunge. Dies Heil- 
verfahren stammte von Asklepiades her, der im 2. Buche seiner Schrift thqi 
o'Uiüv na&oiv diese Krankheit behandelt hatte (Cael. Aur. A. M. III 4): 

Cael. Aur. A. M. III, 4: 
A sclepiades vero secundo libro 
celerum vel acutarum passionum in- 



Cels. IV 7, 129 28: 
Quidquid est, si vires paliuntur, 
sanguis mittendus est: secundum est 
ducere alvum. Cucurbitula quoque 
recte sub mento et circa fauces ad- 
movetur, ut id quod strangulat, evocet. 
Opus est deinde fomentis humidis; 
nam sicca spiritum elidunt. Ergo ad- 
movere spongias oportet . . . Tum 
commodum est hyssopmn vel nepetam 
vel thymum vel absinthium vel etiam 
furfures aut ficus aridas cum mulsa 
aqua decoquere eaque gurgarizare; post 
haec palatum ungere vel feile taurino 
vel eo medicamento , quod ex moris 
est. ... Si per haec partim proficitur, 
ultimum est incidere satis altis plagis 
sub ipsis maxillis supra Collum, et in 
palato citra uvam, vel eas venas, quae 
sub lingua sunt . . . 

Dafs Asklepiades bei der Bräune die Laryngotomie angewandt habe, be- 
zeugen aufserdem Gal. XIV 734: !daxXr)niüörig Si ln\ luv äxQio; nviyofitvüw 
xal luQvyyoTOfJ.H. Plin. XXVI 17. 

Zum Schlufs erwähnt Celsus zwei volkstümliche Mittel: das Fleisch 
einer jungen Schwalbe und einen Trank aus Meth und der Asche einer jungen 
eingepökelten Schwalbe. Das zweite Mittel (vgl. Scrib. Larg. 70. Aret. 226. 



quil: synanchicis convenit sanguinis 
detractio atque ventris depurgatio et 
cataplasmata . . . et gargarismata et 
superunctiones . . . ut sunt ex hyssopo, 
origano et thymo . ■ absint/iio, fici 
coctione . . . feile taurino . . adiciens 
etiam Cucurbitae usum cum scarifica- 
tione . . . Tum phlebolomiam probat 
ex fronte faciendam vel angulis ocu- 
lorum vel venis, quae sub lingua sunt, 
vel e bracchio. At si maior, inquit, 
passio fuerit, div'idendae sunt fauces, 
hoc est tonsillae et partes supra uvam 
constitutae. 



57 

Mittel stammt von Archigenes her, der es gegen den Kopfschmerz, also 
auch gegen diese Form der Epilepsie angewandt hatte: vgl. Aet. VI 50: 



Aet. VIII 47. Gal. XII 974) rührte von Asklepiades her nach dem Zeugnis des 
Galen XIV 942: "A XXo äu'c ytX.tdoroiv ctvtv ßqactaü OTofjarixöv öidyj>iaiov, tag 
AoxXr)7it,aä>]g ZyQU\l>£ xctTc'i XQiv ovrwg. 'LiXXrj, noctl xal avvayyixoTg. ytXt- 
öovaiv clyQlaiv xtxaviiinav rrjg onodov S S ' . xqoxov <^ «'. väqdov 'Iidtxrjg 
<^ et, [ttkin ctvctX.üfißavf, ij xoäoig nqog rag vnoxei/zfi'ag Siu9(atig. äü äk 
jag yiXidövctg xaluv röv tqotiov toviov. aXal xajanäaavitg rovg veoriovg 
avv roig nreooTg ßctXXofifv elg äyyog xiottfjtovv xal tovto (fi/xwffctvztg li&euiv 
in' äv&QKXtov. Beide Mittel kehren bei Plinius wieder (XXX 30), der aber 
aus Celsus nicht geschöpft haben kann wegen seiner genaueren mit Dioskorides 
(II 60, 190) stimmenden Angabe des Quantums dieses Mittels. Diese Überein- 
stimmung bestätigt wieder meine schon vorher ausgesprochene Vermutung, 
dafs Varro die gemeinsame Quelle ist: von ihm würde dann die Verbindung 
von hippokratischer Doctrin mit der des Asklepiades herrühren. 

Der Lethargus und die Phrenitis sind zwei entgegengesetzte Leiden: 
beide sind nach Asklepiades Geisteskrankheiten mit dem Unterschiede, dafs 
das Charakteristische der Phrenitis Aufregung, das des Lethargus Schlafsucht 
und Niedergeschlagenheit ist (Cael. Aur. A. M. II 1). Dieselbe Definition giebt 
Cels. III 20, 104. In seiner Behandlung der Lethargie ist er ebenfalls von 
Asklepiades abhängig: 

Cels. III 20: . Cael. Aur. A. M. 119: 

Hos aegros quidam subinde exciiare Asclepiades primo libro de acutis 

nituntur, admotis iis, per quae sternu- passionibus scribens multa inquit ad- 

tamenta evocanlur, et iis quae odore hibenda lethargicis quae phreniticis 

foedo movent ; qualis est pix cruda, lana sunt ordinata. Nitilur etiam higiter 

sueeida, piper, veralium, castoreum, demersos excitare sternutamentis et 

acetum, atlium, cepa. Iuxta etiam odoramentis castorei, rutae et aceti et 

galbanum incendunt, aut pilos, aut spondylio et conyza et agno herbis: 

comu eervinum; st id non est, quod- baccis etiam lauri . . Iubet etiam ea 

libet aliud .... 105, 7: alte.ro die im- udhiberi, quae epileplicis vel matrice 

ponendum eastoreum, aut ruta ex acelo prae/'oeatis adhibuil odoranda, hoc est 

contrita, aut lauri baccae, aut hedera lanam vel capillos aut cervi cornu vel 

cum rosa et aceto. Praecipueque pro- galbanum carbonibus imposita . . . 

fielt, et ad excitandum hominem, nari- omnium , inquit, praestantius atque 

bus admotum, et ad morbum ipsum operantius esse sinapi tritum cum 

depellendum, capiti front ive impositum aceto admixto atque hinc Caput cataplas- 

sinapi .... vinurn quoque cum tem- mandum et dandum manibus quod ex- 

pestivo eibo dalum non medioeriter eilet aegrotantem . . Potum dat bis 

adiuvat. in die vel ter et veniente nocte offert 

tanquam phreniticis vinum . . . 

Dafs das Verfahren des bithynischen Arztes nicht allgemeine Billigung 
fand, beweist Caelius Aurelianus, beweist ebenso Celsus, der die Aul'serung 



58 



ijfjhstg ds XQiäfisd-a tw dicc rwf xav&aQidwv xaxa%qid\haxi (xaioc- 
nläßfiari, ed. Corn.) xal noitl naqadö'Zoic noXXüi %qövm «2-ij(<y£t- 
tid-kvTuiv vnb xov (pctQficixov yiyvofisvoov sXxvÖqimv. dst de 
TXQoridcfaXiGd-tti ttjv xvotiv öid yalaxionoönöv xal i/jßqoxdöf 



eines Arztes Tharrias anführt, dafs das Erwecken des Kranken während des 
Anfalles nicht ratsam sei. Dieser Tharrias, der bei Celsus noch einmal vor- 
kommt (11121,109) ist sonach jünger als Asklepiades, andrerseits ist er älter 
als Scribonius Largus, dessen Thraseas chirurgus kein anderer Arzt ist 
(c. 204. 20S); bei Galen (XIII 741 = Scrib. Larg. c. 208) heifst er Tharseas. 
Vgl. Aet. VIII 65. Er lebte also frühestens in der letzten Zeit der Republik. 
Mitten zwischen dem Eigentum des Asklepiades bei Celsus steht die ans 
Heiakleides von Tarent stammende Vorschrift, dafs man den Kopf des Kranken 
abscheeren und ihn mit Wasser und einer Abkochung von Raute und Lorbeer 
bähen müsse (vgl. Cels. 105, 5 = Cael. Aur. A. M. II 9). Ob das Zusammen- 
arbeiten der Darstellung des Asklepiades, Tharrias und Herakleides von Celsus 
herrührt oder von seiner Quelle, läfst sich mit unserem Material nicht aus- 
machen. 

In der Behandlung der Wassersucht weist die Darstellung des Celsus 
(III 21) wieder dieselbe Abhängigkeit von Asklepiades auf: 



Cels. 106, 34: 
Atque hie quoque quaecumque species 
est, si notidum nimis oecupavil, iisdem 
auxiliis opus est: imdtum ambulan- 
di/m, currendum aliquid est; superiores 
maxime partes sie perfricandae, ut 
spiritum ipse contineat . . . eibus esse 
debet er media quidem materia, sed 
tarnen ganeris duri . . . 



Cels. III 21, 108: At si id Vitium 
est, cui XivxocfXfy/uaTia nomen est 
.... utendumque frictione, madefactis 
tantum manibus aqua , cui sal et 
nitrum et otei paulum sit adiectum 
. . . Utilia etiam sunt eataplasmata, 
quae reprimunt . . Incidendum quo- 
que est super talum. quatuor j'ere 
digilis, ex parte interiore, qua per 
aliquot dies frequens humor feratur; 
atque ipsos tumores ineidere altis 



Cael. Aur. M. Ch. III 8: 
Asclepiades etiam libro quo de hy- 
drope scriptit, parvo humore collecto, 
sive plurimo, needum tarnen pedibus aut 
cruribus infuso, alhletarum regulam 
adhibendam probat, ex plurima deam- 
bulatione atque cursu et refricatione 
relento spiritu. Tunc eibo dandum 
panem diligenter elaboratum atque 
excereitum cum piseibus natura 
duris 

In leucophlegm atia vero fricaliones 
adhibet et eataplasmata f'rigerantia . , . 
et ex vesicis illisionem adhibendam 
probat. Laudat etiam punetionem qua- 
tuor digilis a talo distantem faeien- 
dam superius ab interiore parte, sicut 
in phlebolomia servatur, ut per ean- 
dem punetionem humore effuso corpora 
rcleventur ; si minus, scarificatione 
altiore utendum ... C. Aur. A. M. 
III 8, 485 resp. 355: Herodicus igitur, 



59 

diu %6 stoifjiwg avzijv nolXäxic adixeTff&ui, ex tov (rwc P. ed.) 
dt« xavihagiÖMV XQidfi,atog. 

Es ist sicher kein Zufall, dafs das Wenige, was wir von Archigenes 
Behandlung der Epilepsie wissen, sich mit Aretaios deckt. Der 
Schriftsteller, dem wir dies Wenige von seiner Therapie verdanken, 
ist Alexander von Tralles (I 561). Darnach riet er, Einreihungen 
mit Salben vorzunehmen, dem Kranken reichlich Wasser zu geben, 
dagegen den Genufs von Fleisch 1 ) und den geschlechtlichen Ver- 
kehr 2 ) zu verbieten. Ferner gab er dem Kranken die Leber eines 
Wiesels ohne Galle mit einer halben Kotyle Wasser vermischt auf 
nüchternen Magen drei Tage lang zu trinken und berichtete, dafs 
einige Ärzte mit einem Stück von der Möve, das sie verbrannt und 
als Getränk gereicht, die Krankheit geheilt hätten. 



plagis oportet . . . Auctoresque mulli ut Asclepiades memorat . . . vesicis 
sunt, inflatis vesicis pulsandos lumo- bubulis repletis corpus vaporandum 
res esse. probat vel aliis quibusque maioribus 

inflatis tumentia loca pulsari iubet. 

Sic etiam aniiquissimus Euryphon. 

Die auctores multi, die das Schlagen der Geschwulst mit aufgeblähten 
Blasen empfahlen, stammen alse ebenfalls aus Asklepiades: es waren Herodikos 
und Euryphon. In der spateren Zeit war dies Verfahren ganz geläufig: 
Arcbigenes und Herodot kennen es nach Aet. X 29: Aoxi/jaOTtov 81 xal tö 
'IIqoöIxov ßoy$t]/.ia' xal yäq ßot]9(Iv dvvarm, oiJ/ rjTtov rrjg igiipeiog. xiiOieoi 
/jiv oüv ßostatg f) alXaig ei/uiyi&eaiv tv ntipvor\ulvai,g xgove (xqovci W.) 
xoiitpwg rovg ii'oiärjaavrag rÖTiovg, (f.rjoiv *Aqyj,y£vr\g xal 'IlQÜdorog' lm- 
nvxvoviai yctQ ij Octg!; ttlvntog ohre äi.y^/.iarog yiyvofih'ov (fehlt in P.) ovra 
ävTtivni'ag axXrjgoxiQag anavTwang. Über die operative Entfernung der 
Wasseransammlung berichtet auch Aetius (X 3U) nach Asklepiades, Antyll und 
Archigenes. 

Endlich will ich noch darauf verweisen, dafs die Ausführungen des 
Celsus (IV 13) betreffend die Behandlung der Pleuritis durchaus asclepiadeische 
Farbe tragen (Cael. Aur. A. M. II 22). Das Resultat dieses Excurses ist also, 
dafs Asklepiades eiue der Hauptquellen des Celsus für seioe Therapie der 
Krankheiten ist; ob er ihn direct benutzt hat, ist mir zweifelhaft. 

') EbeDSO wie Asclepiades (Cael. Aur. M. Ch. I 4, 228) und nach ihm 
Celsus (III 23). 

2 ) Über diesen Punkt waren die Allen geteilter Meinung. Während 
Asklepiades (Cael. Aur. M. Ch. I 4, 228) und Rufus (Aet. III 8) den Beischlaf 
geradezu empfahlen, wurde er von andern Ärzten verboten: Cels. a.a.O., 
Gal. (VIII 341) u. a. Vgl. Daremberg Oribas. I 668. 



60 



Alex. v. Tralles a. a. 0. . 
"AXXoi Se tfuniv, ImXrint ixovg Sia- 
yvioadü'zcis Stguntvtiv £ pij, xa&äneg 
'Ag/iyivrjg nagatvei. TTQorjyov/jt'roig 
ovv ratg xara ttjv Stanav xaTaXXtj- 
Xoig xQrjOT^or iSgonoaCaig' xgedöv 
anoxi} xcd [owovoiui] 1 ) äcfgoStoiiuv. 
äXtifJfiätüiv St nagaX^ptig yt-i'ofxtvai 
nag' tfintCgtar nagaitjrinr)Viai. joig 
S' lniXt]7iTixoig äg/joSta xal zaCra- 
yaXrjg r/nag /(oglg rrjg x°^S /u«*' 
vSaiog rijiixoTvXiov nonCt vrjariv 
(<f! rjfit'gag y' '. Xiyovoi Si nvtg /ufgog 
at&vCag*) rov ögve'ov xexavpt'vov iv 
7totui StSöfitvov KVttaxtv&itiv TTjV 
vooov. xal zavra fiiv ix rcSv -dp/ 1 ' 
yivovg 2 ). 

'JWil. 2 )Hds fiigog änb tov bgviov. 

Bei dem epileptischen Anfall gab Archigenes den Rat, die ein- 
zelnen Körperteile festzuhalten und jedes Glied durch sanftes Be- 
streichen mit Fett ohne Anwendung von Gewalt zu erweichen und 
den verzerrten Gesichtsteilen die natürliche Form wiederzugehen 3 ). 
Hat der Anfall aufgehört, so empfiehlt er den Kopf des Kranken 
durch Tücher zu erwärmen. Ebenso Aretaios. 

Aret. 217: 



Aretaios: 

314, 14: xgtöjv fxnXiara filv 
aneigydia naunav ei St firj yt, iv 
tij fttgantlij . . . 

315,8: ogy!] St xal Xayvtii) xaxov 
xal yctg ro ngfjyfia rijf vovaov <fe"gei 
rä aifxßoXa . . . 

314, 1: äXei[*/xa fir\ xagtaXinaghv 
igiipig iv /utXXrjOti fih ovaa, axXrjgo- 
rigrj S' lg nvxvtoaiv . . . 

312, 3: Xöyog ort xal yvnbg (y- 
xiifaXog xal al&vqg töjxrjg xgaSh) xal 
ol ivotxäSioi yaXtol ßgiüfUvieg Xv- 
ovai ttjv vovaov . . ■ 



Alex. v. Tralles I 557: 
AgXiyivrjg /xiv ovv iv roTg xara 
yt'vog nagaivet ovtco Xiymv xaia St 
70t>? nagoivOfxovg SiaXQareTv Sei 
ncivra t« fie"Qr], (Saneg xal rovg 
n tgioSiy.öig giyovviag, xal luv fitXwv 
txaarov XmagaTg raig %e()Oiv antv- 
&vvtiv fsezä ovfi/jt'Tgov avvroviag 
fiaXaaaoviag ia T£ ouftara aviiüv 
fjOv/ij xal xaTaipv/ovTag, Iti re qXe- 



'Hv St xal anärai fj SiaaTg£(f>r)Tat 
rrjv xärai yrä&ov t; tiö /lige xal i« 
axiXea gtmrjrai xal Zvftnag TiTaivrj- 
rai ol ä\p, \pr)Xaif)Crj 'g~vv XCna'C fiaX&äo- 
aeiv äni&vvtiv rt rrjg mpiog t« Siä- 
azgoipa ■ nQrjiug Se Siaxgaiieiv, oig 
ut) Siaaige'ifriiac ja ij5fK. ja ipv%gä 
nvgiijv igioiGi naXaiofg, nivagoioi 
TQvxeoi .... 



>) Vgl. Pseudo-Dioskorides negl tbnogCoimv 1 18, 102(Sp.) Diosc. 11,27, 179 
Cael. Aur. M. Chr. I 4, 229. 

2 ) Cael. Aur. a. a. 0. 

') Diese Art der Behandlung kehrt bei Philumenos wieder (Orib. V 403); 
er keimt auch die Forderung des Aretaios (217), durch Federn, die mit Iris- 
salbe bestrichen sind, Erbrechen hervorzurufen. Philumenos wieder ist von 
dem Arzte Poseidonios aus dem 4. Jh. (Sprengel, Gesch. der Arzneikunde 
II 3 127) benutzt: Aet. VI 13 = Orib. V 403. 



61 

ßozofjsTv ctvxovg xaia tov xai(>bv 
tovtov. 7tavaa/u(vov äi avyyjjioitov 
xal S-aXnr^ov ifiajioiq jr\v XKpalrjv 
noi.X(ö llaicu xal ^fp^ufti Ov/AßQfyovias. 

Das von mir beigebrachte Material wird genügen, um den 
Glauben an die Selbständigkeit des Aretaios zu erschüttern: eine 
ganze Reihe von Capiteln sind weiter nichts als ein in eine närrische 
Caricatur des Ionischen umgesetzter Archigenes. Ich halte darnach 
den weiteren Schlufs für berechtigt, dafs Archigenes, wenn nicht die 
einzige, so doch die Hauptquelle des Aretaios ist. 

Die Frage nach dem Titel der benützten Schriften läl'st sich 
mit Hilfe unserer Überlieferung beantworten. Galen ist es, der den 
Titel seiner pathologischen, Oribasius, der den Titel seiner thera- 
peutischen Schrift erhalten hat: %&v o%emv xal xQovicov nad-oyvm- 
[iixä (Gal. VIII 203) und 3-sQansia twr o'geoiv xal xgovicov na- 
&wv (Orib. II 146), beide, wie es scheint, aus 4 Büchern bestehend. 
Das kurze Bruchstück aus seiner Pathologie behandelt den Schwindel 
(axÖTWfia), der nach seiner Meinung infolge von Säfteanomalien 
des Kopfes und des Unterleibs entsteht. Als Symptome bezeichnet 
er im ersteren Falle Ohrensausen, Kopfschmerz, ein Gefühl von 
Schwere im Kopf, Schwächung des Geruchssinnes und anderer 
Sinne, im letzteren Falle Magenschmerzen und Erbrechen. Die Sym- 
ptome kehren bei Aretaios (caus. m. ehr. I 3, 70) wieder; dafs er 
auch die beiden von Archigenes angegebenen Entstehungsursachen 
der Krankheit kannte, folgt aus seiner Therapie, wo er in der Be- 
handlung einen Unterschied macht, je nachdem die Krankheit durch 
Säfteanomalien im Kopf oder durch Säfteüberflufs in der Leber, in 
der Milz oder in einem andern inneren Organ entstanden ist (cur. 
m. ehr. I 3, 302 f.). 

Umfangreicher ist das von Oribasius aus seiner therapeutischen 
Schrift erhaltene Bruchstück. Die Bedeutung desselben liegt darin, 
dafs es uns einen ungefähren Mafsstab für die Beurteilung des Um- 
fangs dieser Schrift an die Hand giebt. Es enthält eine eingehende 
Behandlung der Art der Vorbereitung der Kranken auf den Genufs 
der Nieswurz '), ferner genaue Angaben über die verschiedenen Arten 



: ) Mau vergleiche damit die kümmerlichen Angaben des Pliu. XXV 59. 
Er läl'st den Körper sieben Tage lang auf den Genufs des Helleboros vor- 



62 

derselben und Vorschriften über seine Gebrauchsweise. Aus der 
Thatsache, dafs er sogar darüber Vorschriften giebt ') wie sie Kranken 
wider ihren Willen beizubringen sei, folgt, dafs die Nieswurz in 
seiner Therapie eine wichtige Rolle spielte; vollauf bestätigt wird 
diese Schlufsfolgerung durch die Notiz des Galen, dafs er eine eigene 
Schrift über die Nieswurz verfafst habe 2 ). Diese Wertschätzung 
derselben als Brech- und Abführmittel ist allerdings keineswegs ihm 
allein eigen; sie findet sich schon bei älteren Ärzten. Es is be- 
kannt, dafs Herophilos, der im Gegensatz zu Erasistratos auf Arznei- 
mittel, einfache und zusammengesetzte, hohen Wert legte 3 ), sogar 
soweit in der Wertschätzung dieser Pflanze ging, dafs er sie mit 
einem tapferen Heerführer verglich, weil sie im Innern alles auf- 
rege und darnach unter den ersten ausrücke 6 ). Aber erst seit der 
Augusteischen Zeit beginnen Anhänger der methodischen und pneu- 
matischen Schule eingehend über die Verwendung des Helleboros 
zu schreiben: ein Schüler des Asklepiades, Philonides 5 ), eröffnet 
den Reigen, ihm schliefsen sich Themison ) an, der Lehrer des 
Archigenes, Agathinos 7 ), Herodot 8 ), Bufus p ) Archigenes und Antyll 10 ). 
Aretaios verwendet beide Arten von Nieswurz, vornehmlich aber die 



bereiten durch scharfe SpeiseD und Enthaltung vom Weingenufs, am dritten 
und vierten Tage durch Erbrechen und tags vorher durch Fasten. 

>) Orib. II 59. 3 ) Gal. XVI 124. 

8 ) Plut. quaest. symp. IV 1, 3 p. 633 c 

*) Plin. XXV 58. Schon zu Hippokrates Zeit fing man an, sie als Ab- 
führmittel allgemein zu verordnen (Gal. XV 865. XVII b 781. Orib. II 108. 137. 
Vgl. Daremberg Orib. II 800), obgleich die Ärzte auf die Gefahr aufmerksam 
machten, die mit ihrer Verwendung verbunden war. Ktesias, der Leibarzt 
des Artaxerxes, bezeugt, dafs zur Zeit seiner Vorfahren sie niemand anwandte, 
ohne den Kranken vorher sein Testament machen zu lassen, da die Art der 
Mischung und die Dosis unbekannt waren (Orib. II 182), und Mnesitheos gab 
den Rat, sie nur als letztes Mittel in verzweifelten Fäileu zu reichen (Orib. 
a. a. 0.). Dagegen empfahlen ihn Plistonikos, Diokles, Phylotimos und Dieuches 
als Purgans in der verschiedensten Zubereitung. Die Beschreibung beider 
Arten steht bei Theoph. (H. pl. IX 10). 

6 ) Diosc. IV 148 p. 629. Vgl. über ihn Hermes XXIII 563. 

6 ) Plin. XXV 58. 

') Cael. Aur. A. M. III 16. Orib. II 15S. 

8 ) Orib. II 163 : IIcqI dootiog ilXtßoQov. 'Ex xtäv 'HqqöÖtov Ix rov 7T£ol 
xtvovfiiviav ßoi]9ri/jtxiw. 

«) Orib. II 108 f. i°) Orib. II 167 f. 



63 

weifse, bei einer ganzen Reihe von Krankheiten, wenn es gilt, ein 
heftiger wirkendes, den ganzen Organismus erschütterndes Brech- 
mittel zur Anwendung zu bringen: so bei der Kephalaia (302), bei 
der Elephantiasis (346), bei der Melancholie (320), beim Schwindel (304) 
und bei der Gicht (339). Bei der Behandlung des Kopfschmerzes 
bezeichnet er ihn geradezu als das letzte und wirksamste Mittel (302) 
und zum Schlufs der Therapie der Elephantiasis (346) giebt er eine 
kurze Schilderung seiner Wirkungsweise. Seine Vorschriften endlich 
über die Anwendungsart, die Bemessung der Dosis für kräftige und 
schwächliche Constitutionen (303. 320) stimmen durchaus mit 
denen des Archigenes überein. Sollte es bei diesem Sachverhalt reiner 
Zufall sein, dafs Aretaios bei der Behandlung der Melancholie (320) das 
Versprechen giebt, an einem andern Orte die Art und Weise zu 
beschreiben, wie der Kranke auf den Genufs von Nieswurz vorzu- 
bereiten ist, ferner die Arten derselben, ihre Gebrauchsweise, Unter- 
scheidungsmerkmale und die beim Brechen sonst noch gebräuch- 
lichen Hilfsmittel zu behandeln d. h. mit andern Worten, dafs er 
sich die Behandlung dessen für eine andere Gelegenheit aufspart, 
was Archigenes thatsächlich in seiner therapeutischen Schrift ein- 
gehend besprochen hat? Ich meine, diese Stelle enthält einen di- 
recten Hinweis darauf, dafs Archigenes und kein anderer den Aretaios 
zu diesem Versprechen veranlafst hat. Ob er es gehalten, wissen 
wir nicht, da uns von seinen Schriften nichts weiter erhalten ist. 

Endlich will ich noch erwähnen, dafs das kurze von dem ara- 
bischen Arzte Rhazes (10. Jh.) aus Bufus erhaltene Bruchstück des 
Archigenes 1 ), in dem die Härte der Milz, welche die Verhärtung 
dieses Organs hervorruft, mit einem Steine verglichen wird, sich 
mit Aretaios (caus. m. ehr. II 14, 110) deckt. 

Das dargelegte Verhältnis des Aretaios zu Archigenes gestattet 
uns, die Frage nach der Lebenszeit des Aretaios endgiltig zu beant- 
worten. Da der erste Arzt, der ihn benützt hat, Philagrios 2 ), spätestens 
dem Anfang des 4. Jhds. angehört, so mufs er im Ausgang des 
zweiten oder im dritten Jhd. gelebt haben. Eine weitere Einschrän- 
kung seiner Lebenszeit gestattet der Umstand, dafs er seine Schriften 
in ionischer Mundart verfafst hat. Daraus schliefse ich, dafs er 



] ) Rufus ed. Ruelle p. 496. 

'-) Aus ilnn stammen die Aetiuscitale: vgl. Aet. VIII 47. XI 1. 



64 

der Zeit angehört, in der die archaisierende Richtung in der grie- 
chischen Litteratur herrschte d. h. jener Zeit, der Lukian 1 ) vorwerfen 
konnte, dafs sie ionisch schreibe, ohne es zu verstehen und in der 
Männer, wie Kephalion seine naviodanal imogiai und Arrian 
seine 'lvdwq ionisch schrieben. Auf dieselbe Zeit weist eine bisher 
wenig beachtete Stelle seiner Pathologie. In der Beschreibung der 
Elephantiasis steht eine Beschreibung des Dickhäuters, nach dem 
diese Krankheit benannt ist. Mag dies Tier in seiner Heimat auch 
noch so selten gewesen sein, das wird Jedermann zugeben, dafs 
eine so ausführlich gehaltene Beschreibung in einer pathologischen 
Schrift nichts zu suchen hat. Dafs er sie aus einer andern Quelle 
entlehnt hat, beweist die Parallelüberlieferung bei Aetius. Ein er- 
höhtes Interesse erhält sie durch die Thatsache, dafs sie ganz un- 
verkennbare Anklänge an Oppian Cyn. II 489 ff. aufweist. Beide 
verfechten die Ansicht, dafs die Stol'szähne der Elephanten nicht 
Zähne, sondern Hörner seien, die allerdings zum Unterschied von 
den andern hörnertragenden Tieren vom Maule ausgingen (Opp. 491. 
Aret. 175, 9), beide heben in der Beschreibung die ungewöhnliche 
Gröfse des Tieres (Opp. 515. Aret. 174, 10), den Bau des Kopfes 
(Opp. 519. Aret. 175, 4), der Ohren (Opp. 520. Aret, 175, 7) und 
des Rüssels hervor (Opp. 521. Aret. 176, 1). Letzterer wird von beiden 
mit den Händen verglichen und von beiden die Bemerkung hinzu- 
gefügt, dafs er sich desselben zum Fressen bedienen müfste, da er 
wegen der Länge seiner Beine, die das Tier hoch über der Erde 
emporhielten, mit dem Maule nicht fressen könne (Opp. 525. Aret. 
176, 6 f.). Endlich heben beide in gleicher Weise die Bauhigkeit 
und ungemeine Dicke seiner Haut hervor (Opp. 527. Aret. 177, 9). 
Bei diesem Sachverhalt findet vielleicht die Vermutung Beifall, dafs 
Aretaios aus derselben Vorlage geschöpft hat wie Oppian 2 ) d. h. aus 
der Schrift des unter Marc Aurel lebenden Amyntianos tisqI ile- 

(fävTMV. 



1 ) Ärzte schrieben damals mit Vorliebe ionisch: Luc. quom. bist, sit 
eonscr. c. 16. 

2 ) Dal's Oppian und Paus. V 12 den Amyntianos benützt haben, glaube 
ich Herrn. XXVII 402 wahrscheinlich gemacht zu haben. 



65 



2. Galen. 

Pseudogalens Schrift hqot laxqixoi. 

Von den Schriften Galens verheifst die unter seinem Namen 
überlieferte Schrift öqoi laiqixoi (Gal. XIX 346 ff.) eine reichliche 
Ausbeute für die Doctrin der pneumatischen Schule. Valentin Rose 1 ) 
und nach ihm Philippson 2 ) und H. Diels 2 ) haben darauf aufmerk- 
sam gemacht, dafs in ihr ein gut Stück der Doctrin des Athenaios 
enthalten sei. Diese Vermutung ist mit gewisser Einschränkung 
richtig: aufser Athenaios sind in ihr die späteren Vertreter der pneu- 
matischen Schule wie Agathinos, Archigenes, Leonidas und Heliodor 
benützt. Kurz, um das Resultat der folgenden Untersuchung vor- 
wegzunehmen, die Schrift rührt von einem zum Synkretismus hin- 
neigenden Pneumatiker frühestens aus dem 3. Jahrhundert her. 

Der erste, der diese Schrift erwähnt und zugleich an ihrer 
Echtheit zweifelt, ist der Scholiast zu Oribasius IV 535, 32: Kccwxq- 
xMSfibv 6 raXijfög (pr\ßiv sv tm thqI oqmv fiovoßißXo), iimq 
ägcc xai yvijaiöv idnv avxov to ffvyygcefifia, /jtTayojy^v oßiov 
dnö tov tkxqcc (fvßiv Tonov tig xov xaxa (fvöiv 1 ). Da der 
Scholiast zeitlich nicht allzu tief herabzurücken ist, vornemlich des- 
halb, weil ihm die reichen Schätze der medicinischen Litteratur aus 
dem Anfange des 2. Jhds. noch in ziemlicher Vollständigkeit vor- 
lagen 5 ) so fällt sein Urteil ins Gewicht. Eine erfreuliche Bestäti- 



') Anecdota gr. et graecol. II 170. 

2 ) De Philodemi libro qui est negl ariuilav xui <Srj/jH(ooi<ov et Epicureoruin 
doctrina logica, Berl. Dissert. 1881 p. 66 A. 1. 

3 ) Über das physikalische System des Strabon, Sitzgsb. d. Berl. Akad. 
der Wiss. 1893, 102 A. 2. 

*) Vgl. Gal. XIX 461, 7. Aulserdem schol. Orib. IV 536, 16 = Gal. XIX 

461, 1. Orib. 539, 3 und 20 = Gal. 461, 12 (der Text des Galen ist Dach dem 
Scholioo zu emendieren). Orib. 539, 26 f. = Gal. 462, 1. Orib. 539, 9 = Gal. 

462, 5f Orib. 530, 5 = Gal. 462, 9. Orib. 536, 13 = Gal. 444, 1. Orib. 539, 5 f. 
= Gal. 460, 12 f. 

6 ) Der Scholiast kannte noch des Antyll und Heliodor xeiQouQyov/Jtvct, 
des Archigenes aivmpis iüv xuqovQyovnh'üiv, des Rufns Schrift neoi näv 
?xids nnftmv, den Soran und anderes. Vielleicht läfst sich für seine Zeit 
Philolog. UntersuchimgeD. XIV. ^ 



66 

gung erfährt es durch die Thalsache, dal's Arelaios für die Definition 
von akutem und chronischem Kopfschmerz benätzt ist: 

Gal. X1X417, 1: Aret. p. 68. 

Tb pkv rrf XHfttXrjg ä'Xyog ,ui/ *Hv «Xyirj XKfaXrj axtäliag Inl 

Xqoviov £<n< xnfaXaXyta, ynörtov ö'e -nQoaxalQO} ctiiirj, xijv Inl nXevvag, 

xtifaXala. r)v aXytr) xeipaXr) aytSioig xetfuXaXyh] xaXtnai. r\v $1 (!7{#('f|j 

Inl TigooxalQO) atji'rj, xrjv tnl TiXtv- XQ° yt l> f* ax Q<j> f b äXyrffia xal nigiö- 

vag, xetfaXaXyC)] xuXititti. rv dt doioi /jaxQrjin xal TToXXfjoi xal ngoa- 

<Sie&t'£ri XQÖVV ftaxQÜ tb «Xytifia xal lmyiyvr\tai f.i^io n xal nXevvov äva- 

TKQiööoiai /jaxQrjGi xal noXXrjoi, xal aXdrj, xt'paXairjV xixXrjaxo/Aev. 
TTQOsiniyCyvrjTai ftiCt» it xal nXlvvov 
ävaaX&r, xeifaXai'rjV xixXraxofJ.IV. 

Demnach hat der Verfasser der Sqoi frühestens im 3. Jh. ge- 
leht. Ein bedeutender Arzt war er ganz gewifs nicht. Das Ganze 
macht den Eindruck einer zu praktischen Zwecken verfafsten Zu- 
sammenstellung der wichtigsten Lehren der Medicin in der Gestall 
von Definitionen. Dafs der Verfasser keine andere Absicht damit 
verfolgt habe, bezeugt er in der Vorrede (346): Tijv neql tüv 
oqwv nqayixaxsiav noXvujtftlsdzdtriv vfnxQXOVO'av näcti xotq 
laigoZc, (idÄicirci de rote elffayo/^svoig xm> vsoav, s'xQipa, xu&wg 
tj^tcoßctg, xal dvvttyaytlv xcci dvaygäipcet, l«XQm> dqiars &iv- 
&qcc xtX. 

Was die Richtung des Verfassers anlangt, so sind besonders 
im ersten physikalischen Teile der Schrift Spuren des pneumati- 
schen Systems ganz unverkennbar: das Pneuma, die eingepflanzte 
Wärme und die Mischung der Qualitäten kehren in den meisten 
der hierhin gehörigen oqoi wieder. Auf der andern Seite sind die 
Lehren der methodischen Schule nicht unberücksichtigt geblieben: 
die Unterscheidung z.B. von nct&rjtixä und vfoxä 6xoi%stu (357,6f.) 
geht auf diese Schule zurück, bei der Definition der halbdreitägigen 
Fieber (402, 14) wird die Ansicht dieser Schule erwähnt, allerdings 
ohne vom Verfasser gebilligt zu werden, endlich finden auch die 
Ansichten der Dogmatiker (351, 3. 357, 14. 387, 1) und Empiriker 
(357, 18. 396, 12) Berücksichtigung. Diese Verschmelzung der ver- 



ein Anhaltspunkt daraus gewinnen, dal's schon in der Zeit des Aetius und 
Paulus von Aegina die Hauptkoryphäen der Chirurgie, Heliodor, Antyll uod 
Archigenes nur noch aus den Compilationcn des Philumenos und Philagrios 
hekannt wareu. 



67 

schiedenen Schultheorieen zwingt uns zu der Annahme, dafs der 
Verfasser ein Vertreter der eklektisch-pneumatischen Schule war, die 
bekanntlich in der Folgezeit die medicinische Wissenschaft beherrscht 
hat. Die beiden jüngsten Ärzte, die der Verfasser mit Namen er- 
wähnt, sind die beiden Pneumatiker Athenaios und Agathinos, der 
Begründer der eklektischen Schule. Den ersteren, der an zwei 
Stellen (356, 6. 392, 13) citiert wird, hat er nach der Vorrede 
(347, 16) selber benützt, trotzdem er keine derartige Schrift verfafst, 
sondern nur gelegentlich in seine Schriften Definitionen mit einge- 
mischt habe. 

In der That läfst sich mit Hilfe der vorrätigen Bruchstücke 
des Athenaios eine nicht allzu kleine Zahl unleugbarer Entlehnungen 
aufdecken. Die Einteilung der Arzneikunde in Physiologie, Patho- 
logie, Diätetik, Materia medica und Therapeutik (def. 11, 351) geht 
nach Gal. XIV 689 auf Athenaios zurück 1 ), ebenso die herophilei- 
sche Definition von lazQixxj (def. 9, 351) 2 ). Die zweite Definition 
vom rjysfiovixöv (def. 113, 378) ist nach Gal. X 929 ebenfalls Gut 
dieses Arztes 3 ). Die Sätze der Temperaturmischung der Lebens- 
alter und deren Verhältnis zu den Jahreszeiten (def. 104, 373) dürften 



') Def. 11: M£gr\ xr,g laxgixfjg, a xal i'iär) Tivkg IxaXeoav, S-Gti nivif 
ifvOioXoyixbv, na{hoyvio/j.ovixbv, äiaixTjxixbr, vXixbv xal &ega7itvxixöv. Gal. 
XIV 689: Migrj targixijg xa fikv ngöixd iaxi xo re (pvoioXoytxbv xal xb 
aixioXoyixbv r nad-oXoyixbv xal rb iyietrbv xal rb arj/ueicuxixbv xal rb 
ihcga7xevxixbv. 'A&ijvaioq Si dvil xov or]fjsi<oTixov ib vhxbv xdxxei, o laxt-v 
(v xü) &ega7i(vxLxu)' avtv ydg xov vXixov xb deganevxixbv ovx av itr\. Vgl. 
Philippson a. n. 0. 66 A. 1. Der pathologische Zweig der medicinischen 
Wissenschaft (sonst naSoXoyixov oder aixioXoyixov) führte in der pneuma- 
tischen Schule die Bezeichnung Trafhoyrco/uovixöv: Rufus und Archigenes ver- 
fafsten ein nad-oyvwfiovixov x<JJv ölsatv xal /govdov nafrüiv (Orib. IV 529 
vgl. 63. Gal. VIII 203). 

2 ) Im cod. Pal. 297 p. 53 steht in einem Excerpt aus Galen ntgl aigi- 
asajv xC laxiv taxgixt ; xoiixov ydg ibv ogov 'AdrjVatog 6 AxxaXsbg itniv 
iaTQixr) laxiv (rxiaxtjurj [largixrj] vyieivcov xal voatgiüv xal ovStrigoiv. 

3 ) Def. 113: ol äk ovrwg' lyytfiovixbv yjv/ijg laxi to xaxäg^ov xrj; ohjg 
xov tyov ätoixTjata);, xzxaypivov Si Iv xtj xagöi'a [xoii lyxeqdXov in Glossem 
und stammt aus der ersten Definition von T)yefiovtz.6v]. Gal. X 929: 'läojv 
yovv noxe T(äv an' Afrrjratov xivä xr\v xsqaXrjV aiovolixa goSli'cp xßl ofsi 
fiefxiyfih'ois (bei der Phrenesie) IxojXvov «f«oi> intiptgtiv Tai &ojgaxi xb 
ßorjfrrjfxa' ßtßXacpfrai fitv yäg xa) nagatfgorovvxt xb ijys/xovixbv, tlvai 6' 
ir Ti; xagdfa toCxo xaxä xbv'Adtwaiov xxX. Vgl. Gal. VIII 19. 149. Aret. 24f. 

5* 



68 

nach Galen (l 522) ') aus ihm entlehnt sein. Von den fünf Defini- 
tionen, die der Verfasser vom Pulse giebt, stammt die dritte (def. 
110, 376) aus Athenaios (Gal. VIII 756) 2 ), während die erste dem 
Archigenes entlehnt ist (Gal. VIII 754). Die letzte von den Fieber- 
definitionen (def. 185, 398) gehört ihm gleichfalls an (Gal. I 522) 3 ). 
Ferner beachte man, dafs die Lehre des Athenaios auf die Stoa ge- 
gründet ist. Er benutzte besonders den Chrysipp 4 ), dem er wahr- 
scheinlich auch seine Vorliebe für Definitionen verdankt. Damit 
wäre die Quelle aufgedeckt, aus welcher dem Verfasser die stoischen 
Definitionen zugeflossen sind (def. 29,355. def. 94,370. def. 154,392. 



] ) Beide Stellen mögen hier in Gegenüberstellung ihren Platz finden: 
Gal. def. 104 p. 373, 18: Gal. I 522: 

Tiaaagig elotv ißtxtai, ngiurt) ftev tnifxifivrfliiai o" tvrav&a (sc. oi 

fj riöv vio>V Slvrtga <T{ >) rüv äxfia- dn 'A&rfvaiov rov 'AiraXe'aig) xal riöv 
CÖvtojv xal rgirrj ') riöv fiiaaiv xal cbgoiv rov fron;, vygbv ftiv xal xpv- 
rerdgrrj ») riöv yigovriov. oi vioi X?' ov eivai rov %eou(oi'rt ipdoxovrig, 
jj.iv 9egiiol rrjv xniioiv xcu vygol xal ilQov de xal ftegubv rb &e"gog xal 
7$ eagi naganX>)oiov oi 3e axftä- ifiv^gbv xal ^r/gbv rb ti&ivonwgov, 
fovrts &fnuol xal $r)gol znt tr\v ab- tvxgarov d' cifxa xal Oegf/r/v xal 
rr]V xgäoiv roi öe'gei ngosxexrrj^e'voi. vygdv ägav xaXovOi rb f'«p' oiira rff 
oi [iiaot t/jv/gol xctl ir\goi elo~i rij x«i rtov i)Xtxiiov rrjv natdixriv tvxga- 
xgdaei o/uotoi r«> i(,Sivondsgti>. oi rov re xal Seg/urjV xal vygdv clvttt 
tfe yigovreg ijjv/goi xal vygol xal rm tiaat xxX, 
/(iftiSii nagaTiXtpioi. 

2 ) Def. 110 p. 375, 16: £<fvy t uog lau äiaaroXt] xal avaioXt] xagjtag xal 
dgztjgicöv ifvaix)] = Archigenes bei Gal. VIII 754: yovv 'Ag/iyt'vrig l§ug- 
yao&ai Soxtöv rov negl rä>v aipvyumv Xöyov Iv hl /uiydXo) ßifiXicp xara ir/y 
agxh" avrov rbvSe rbv bgov tygai/jt ' aifvyiibg (an xagöiag xal dgrrjgi(ov 
diaoroXr (fvaixi'i re xal avaroXfj yvoixi). p. 376, 3: oifvy/xög lari xlvrjBig 
ifvatxi) xal angoaigtrog rov Iv xagd(q xal dgrrjgtaig dig/jov (ig iavtb xal 
a<p' iavrov avyxnovaa bpoi'wg rrjV re xagöiav xal rag dgrrjgiag = Athenaios 
bei Gal. VIII 756: Avrbg äi 6 rrjg aigtamg avriov fjyefitbv A9r']vaiog rbv 
ntfwy/xov ögl&rat xivvdiv xara öiaaroXrjV <fvaix'r)V xal angoalgtrov rov Iv 
agrrjglaig xal xagäi'a Veg/tov, <*! iavrov re x«i eig iavrb xirov/uZvov xal 
avyxivovaa xagdiav xal dgrrjgi'ag. . . . 

) Def. 185 p. 398, 14: nvgerög (ort Svoxgaaia rov ipvaixov nveiparog 
inl rb 9eg/*6regov xal i-qgbregov = Athenaios bei Gal. I 522: ngbg öt\ rovg 
roioirovg Xöyovg dnofia/oiAivoi riveg räiv an' A9i]\aiov rov ArraXemg 
öfioae x<°Qovaiv, ovre xardaraaiv vygäv xal deg/ntjv ftfyifioSat Xiyovrtg . ■ . 
aXXa navuog i] &ig/jbv xal ir;gbv vridg/eiv, tue rbv nvgeröv xrX- 
4 ) Vgl. S. 10. 



69 

def. 439, 450). Stoisch ist die Definition von f£ic (def. 96, 372) d. li. 
jener Kraft, welche die Teile des Körpers zusammenhält, die von ihnen 
als die gröbste Art des Pneuma aufgefafst wurde 1 ). Die stoische Defini- 
tion von (pvGtc, unter der das künstlerisch schaffende feurige Pneuma 
verstanden wurde, welches dasTastlose Entstehen vermittelt 2 ), steht bei 
Gal. def. 95 p. 371, 4. Die zweite und letzte der Definitionen von (fvötg, 
die zusammengehören, tragen ebenfalls durchaus stoische Farbe: der 
Ausdruck y.aiä antQfiuitxovc Xöyovg ist ein spezifisch stoischer 8 ). 
Aufserdem beweisen die Bruchstücke des Athenaios, dafs er doxo- 
graphisches Interesse hatte 4 ): Aristoteles, der in unserer Schrift an 
drei Stellen (355. 366. 457) citiert wird und dem z. B. die Defini- 
tion des Syllogismus entlehnt ist 5 ), ist von Athenaios häufig genug 
benützt 6 ) worden, besonders in seiner Entwicklungslehre, ebenso 
Plato (def. 29, 355. def. 86, 368. def. 439, 449. def. 462, 457), 
Empedokles (def. 99, 372), Hippokrates (def. 99, 372. def. 138, 388. 
def. 139. 388. def. 439, 449. def. 462, 457). Asklepiades von Bithynien 
(def. 99, 373, def. 116, 379. def. 439, 450. def. 445, 452) und Diokles 
(def. 439, 449). Zur Gewifsheit läfst sich freilich die Zurückführung 
dieses reichhaltigen doxographischen Materials auf Athenaios nicht 
erheben, immerhin gewinnt sie dadurch an Wahrscheinlichkeit, dafs 
er für uns der einzige Pneumatiker ist, bei dem sich Benützung 
dieser Schriftsteller nachweisen läfst. 

Aufserdem trägt eine ganze Beihe von Definitionen ganz unver- 
kennbar pneumatisches Gepräge. Die Unterscheidung von drei Be- 
standteilen des Körpers, den festen, flüssigen und dem Pneuma 
(def. 33, 356), ist dieser Schule eigen (Aret. caus. ac. m. II 3, 40). Die 
Definition der Lunge (def. 47, 359): nveifuov ia-clv aqirjqiüodTjc 
ix twv Xeioov xal iQa%tim> ctQztjQiön' aofMfÖTSQOc, öqyavov dva- 
tivsvötixÖv berührt sich nahe mit Aret. caus. ac. m. II 1, 25: fiavöc 



•) Die Definition stammt vielleicht vou Chrysipp : Zeller III 1 , 192. Stein, 
die Psychologie der Stoa I 90, 153. 

2 ) Vgl. Diog. Laert. VII 156: doxti ä' cwtoTg it)V /*tv tfvOiv elvdi kvq 
HYVixbv öäta ßctäi'Cor «ff ybtaiv, utiiq larl nvivfia nvQotidig xal u^voude; 
== def. 95: <l>vaig ?aü nvq jt/vixbv öJ^j /SaoVfoi' (Ig yiviaiv xal llj iavrov 
hipyrjTixüig xirov/.itvoy. Stein a. a. O. 42 A. 56. 

') Vgl. Diog. Laert. VII 148. 4 ) Vgl. S. 10. 

*) Vgl. Zeller II 2 226 A. 3. def. 19 p. 354, 4. 

6 ) Vgl. S. 10 A. 4 



70 

[itv yäq tijv ovaiijv, dqioißiv i'xfAog. aqxrjqicu öt disXqXavxat, 
TQaxttca, xovdqwdteg ... Die Leber ist nach def. 51, 360 ein 
Blntconcrement, venös und dient der Blutbereitung (^«»^«raxrtc). 
Vgl. Aret. caus. ac. m. 117, 48: «fr* yäq a'ifxaxog näyog xo nXiXGxov 
qnaq . . . qi£w<Ttg yäq (fXfßwv ynaq yiyvsxcu . . . s'qyov yäq 
avxov xov xccxä xr\v s^aifiäxutGiv ovx söxip dpärcavXa ovdi d/x- 
ßoXtj. Die Behauptung, dafs die Arterien mehr nvtvficc, die Venen 
dagegen mehr Blut enthalten (def. 73. 74, 365) beruht auf pneuma- 
tischer Lehre. Vgl. Bufus 183 (Buelle): (fXsßtg (i£v tlffip dyytta 
mqnxxixä aifiaroc, öiä utv xo aipa elg näpxag xoi'g tov ßw- 
fiocTog xönovg naqansfinsTai, • äqxrjqiav öd elaiv äyyticc nsqit- 
xrixä aifiaroc (Afv noawg, nvev^iaroQ dt nXsov noXv, iv otc 6 
ffcfvyfiög yiyvsrai. Archigenes und seine Anhänger hatten die An- 
sicht verfochten, dafs das Herz und die Arterien in der Systole des 
Pulses Luft einnehmen und das unrein gewordene in der Diastole 
wieder abgeben (Gal. V 162 f. VIII 713. IX 424). Mit dieser Ansicht 
verknüpft sich von selbst die von unserm Autor vorgetragene An- 
schauung (def. 74, 366). Wenn er in den unmittelbar sich an- 
schliefsenden Worten die Bedeutung der umgebenden Luft darin 
sieht, dafs sie das innerorganische Pneuma abkühlt und gleichzeitig 
erhält, so beruht diese Anschauung gleichfalls auf pneumatischer 
Lehre (Antyll bei Orib. I 461). 

Am deutlichsten tritt aber die Abhängigkeit des Verfassers der 
öqoi von der pneumatischen Schule in seiner Pulstheorie entgegen. 
Es ist bekannt 1 ), dafs die spitzfindige Ausbildung dieser Lehre das 
zweifelhafte Verdienst der Pneumatiker ist, insbesondere des Archigenes, 
der in einer umfangreichen Schrift nsql acfvyfiwp diese Theorie 
bis ins Einzelnste behandelt hat. 

Durch einen glücklichen Zufall ist uns in einem Scholion zu 
der Pseudogalenischen Schrift neql 0<pvy(juäp nqög 'Avxwviov tfi- 
Xo/Jia&ij xal (fiX6ao(fov (Gal. XIX 629 f.) die Pulseinteilung des 
Archigenes erhalten (Bufus 231). Darnach unterschied er in seiner 
Pulslehre zehn Kategorieen : Tä dexa ysvtj rwv ßcpnyfiwp sx xwv 
'Aq%iyspovg- «', xo naqä xo notiov xijg diuGxoXrjg (dazu rechnete 
er den fxeyag und ptxqög atpvyfiög vgl. Gal. VIII 455 f. XIX 629)- ß\ 
xo naqä xo noiöp xijg xivijöewg {xa%vg, ßqadvg öcpvyfiög)' y', 

] ) Sprengel a. o. 0. 104. 



71 

io nagä idv rövov Ttjc 6vvcifji,fMc (rtefodgog, äfjvdoöc acfvy^og 
vgl. Gal. VIII 647)- d\ %6 naget iö noaöv z^g nlijyrjg (ßagvg, aßagijg 
Gal. VIII 659 ?) • *', zö naget zöv xqövov zfjg fair/jag (nvwöc, 
ägatög GepvyiJboc) ■ ?', iö netqä zip Gvffzaaiv (fiakaxdg, dxltjgdc 
acfvyfiög vgl. Gal. VIII 578)- £", to naget zijv öfialoztjza xal clvco- 
jtaliav {öfiakoc, avoapakog Gefvyjxög)' »/', zö nagä zrjv zei'&v 
xal dra'iiav &', zo nagä zo nÄrj&og xal tö xivov t', zo naget 
tov gv&fiöv. Aufserdem ist uns bezeugt, dafs er innerhalb jeder 
Gattung drei Hauptarten unterschied, nämlich zwei Extreme und 
einen in der Mitte zwischen beiden Extremen liegenden Puls (psGog 
Gal. VIII 591. 602. 603). Vergleicht man mit dieser Einteilung des 
Archigenes die Darstellung des Pseudogalen, so leidet es meines Er- 
achtens keinen Zweifel, dafs eben diese Einteilung unserm Autor 
vorschwebte (def. 208, 404 f.). (m Einzelnen giebt sich die Abhängig- 
keit von Archigenes noch deutlicher zu erkennen. Aus seinen De- 
finitionen des langen, breiten und hohen Pulses, die er als Unter- 
arten der ersten Kategorie betrachtete (Gal. VIII 602), ergeben sich 
ohne weiteres die von unserm Autor vorgetragenen Definitionen des 
grofsen und kleinen Pulses (def. 208, 404 f.). Ferner berühren sich 
die Definitionen des vollen und leeren 1 ), starken und schwachen 2 ), 
unregelmäfsigen und ungleichförmigen 3 ) Pulses so nahe mit denen 



*) Def. 209 p. 404, 13: Ktvög lau aq.vy/ios, xufr' ov avif^g ri zrjg «p- 
T>ji>iag 17 mgio/rf navranaavv ia/vrj xal no/LtifoXvyoj^rjg larlv xal tö iy^vfia 
a/uavQov xal li;ii>]Xov, San x«i luv zig ni^ay roig äaxivXoig xevtfjßarrjaewg 
äriiXrjifuv inoninruv = Archigenes bei Gal. Vlll 931: xevbg <$l o no^KfoXv- 
y<i>Sr) ii}V eytgoiv rrje ctQrrjQlag notovfiti'og, äan xara zbv Ininiia^ibv riav 
SaxzvXoiv xivi/jßaTTjOiv vno-nlmiiv. Vgl. Gal. VIII 509. Def. 209 p. 404, 9: 
ÜXrjQrjg lail ai^ivyfibg u äid/.uazog ngbg rr\v neprrV vnoninToiv, äan xal 
avibv /uiv zbv /izwva zrjg aQZrjQi'ag lniar)fx6zigov äoxiiv ytyoviviw fxüXiaxa 
Sk to ivrös avzrjg fitazöztQov zs xal au>fxaz(ü$£oztgov xazaXa/ußcireo&ai = 
Archigeoes Gal. VIII 931: iazi öi 7zXriQt)g atfvy/ubg 6 vaozozegav Iniöetxvvg 
Jtjv dgzrjgiav xal %r]V vnbnzuaiv avzijg diaaeaayftivrjV ly/vXojg. 

2 ) Def. 213 p. 406, 5f.: SipoSgog lazi oqvy/ubg 6 zz\v xivr\Oiv tvzovov 
tycov xal ßtaCav noioviitvog ztjV TzXr\yr\V- 'AfivSgog laxiv 6 ixXvzov exwv 
rbv rövov xal iijv JzXijyrjv noioviitvog aa&ivfj — Archigenes bei Gal. VIII 647: 
aupodgbg fiiv ovv oipvy/ibg 6 fjtl^oya zovov i'%(ov zrjg xivt\aaag xal goi(mär]g 
div äftvögbg it b IxXiXvfievov ibv xövov fyaiv xal davor goif,ov jtjv nXr\yr\v. 
Vgl. Agathinos bei Gal. VIII 937. 

') Def. 217 p. 407, 16f.: 'Arai-ia oipvyfiov lanv üxazaozaoia rfjg xara 
roi)g atfvyiiovg Siaifogäg. Def. 219 p. 408, 7: Avia/xuXia aepvyftav lartv 



72 

des Archigenes, (Ms ihre Entlehnung aus seiner Pulslehre unzweifel- 
haft erscheint. 

Wenn demnach in der ganzen Anlage der von unserm Autor 
vorgetragenen Pulslehre sowie in mehreren Einzeldefmitionen noch 
mit unserem knappen Fragmentenbestand die Spuren der Doctrin 
des Archigenes aufgedeckt werden konnten, so glaube ich zu der 
Annahme berechtigt zu sein, dafs uns in dieser Theorie im wesent- 
lichen Überreste der Pulslehre dieses berühmten Pneumatikers mit 
Zuthaten aus andern Pneumatikern vorliegen. 

Den Definitionen der chirurgisch zu behandelnden Erkrankungen 
des menschlichen Körpers liegt die Doctrin der pneumatischen Chirurgie 
zu Grunde. Unter a&sQMfi,a versteht der Verfasser (def. 375 p. 440, 14) 
eine Geschwulst, deren Inhalt aus einer breiartigen Masse (äO-iJQa) 
besteht. Nach Pollux (IV 197), der in den Definitionen der äufseren 
Krankheiten methodische Überlieferung (Soran) repräsentiert, wurde 
diese Art von Geschwulst yayyliov benannt. Um so mehr fällt die 
Übereinstimmung unseres Autors mit den Ansichten der pneumatischen 
Chirurgen ins Gewicht, von denen nachweislich Leonidas (Aet. XV7) 1 ) 
und Antyll (Urib. IV 9, 9 nach Leonidas) dieselbe Erklärung gaben: 

def. 375 p. 440, 14: Orib. (aus Antyll): Aetius: 

tt»tgo>fiu ton £tT<ui' ib ä&r)Q(o/AÜ laxiv v- nt Ql a9(Q(ofittTtüV xal 

vevQiöäiji a&egöJäisvygbv ygbv ügyöv tt xcu Xivxbv [*iXixrjgiomv. Aitorioov ). 
ntgit/oiv. nigit/ofiirov tv %iimvi. Tb fiiv d&igw/ud louv 

Vgl. schol. IV 527, 3: byxos b/jö/govg, avui- 

A&r)Qb>jiti xcdita&at tptj- Svros, tv /itüvi revgtö- 

Oiv (sc. 'AvtvXXos) ktto äa ntgifycov ägyov v- 

tov to 7ieQiexb/.iivov toi- ygov avXXoyi)v totxözos 

xtvai Ttj thcq' Atyvnrioig {totxÖTnW'-) t;} Xeyoftirrj 

Xtyofj-tvri aOi'igrr eipTj/ua dStfOtt (ctv^rjgtc W.) ifj 

b" toil yivofitvov nag' tl- dXevgov iipovfttrov 

avTott ix nvgivov Xevxov Oxeva£o[itrri 
aXei'Qov. Vgl. Paul. Aeg. VI 36 

(aus Antyll). 

ctvioorris oifvy/jäiv xaid nva jtSv nagmo^truiv airrolg äiuqogäiv = Archi- 
genes bei Gal. VIII 626: 'Avta/taXfa /uiv äi'iaÖTtjs oywyfiwv xiuä r/r« täv 
nuqinonivtov avTois Siaif^ogäv djct'Sla äi äauamaia ygovixrj xarä rtrct läv 
tov Offivy/iov dtctifogtöl'. 

') Vgl. Cels. VII 6. 

2 ) Natürlich ist Leonidas nicht direkt von Aetius benützt, sondern, wie 
es seheint, durch Veiiniltelung des Philagrios: Vgl. Act. XV 9. 



73 

Die Definition der Fettgeschwulst (def. 376 p. 140, 15): azsd- 
TMfiä süzi naqd (fvdtv nifxeXfjg avi'avirjaig deckl sich mit 
Leonidas (Ael. XV 8): Tö öndzw^a nifieXij iazi naget tpvtfiv 
tjv^fispt] xatd zrjv zonix^u idiöztjza und mit Ileliodor (scliol. 
Orib. IV 526, 6): 6 dt 'HXtödoiqog iv nqwzM Xuqovqyovnivwv (pq- 
(Siv dzi nt(j,sXij sazl naqd yvaiv [itf.t,eyi$-onoir][ih'i] . . . Anlyll 
gab dieselbe Erklärung: Vgl. schol. Orib. IV 526, 4. Paul. Aeg.VI36. 
Cels. VII 6. Poll. IV 203. 

Die Honiggeschwulst (jieXiKijqig), die mit den vorher genannten 
gewöhnlich zusammen behandelt wird, fehlt bei unserm Autor. Nicht 
identisch ist das xrjQioy (def. 391 p. 443, I): Kriqiov sariv tXxog 
awsxiic zyov xazazqr\Gtig, i'§ oji> /itliTiödtg vyqöv ixxqivtiai. 
Die abweichende Definition des Soran (Poll. IV 201) bestätigt wieder 
die Zusammengehörigkeit des Pseudogalen mit Leonidas (Ael. XV 11): 
zo xaloi>n>iVOV xtjqiov tXxog tazlv oyxwdtg (dfiMÖtc W.) xai qtv- 
(tan^öfiitvov' (pd-tiQOfifVOV ydq zo enixtifitvov dsq^ia xazati- 
TQttiai xai IxmQ (dnoq)qtl' fieXizcödec de sGziv vyqöv t6 ex- 
xQiv6[ttvov Xtnzov diö xai xrjqiov xexXrjzai did ze zo o"iW u 
väv dtazqijßecov xal zijv Ideav zov sxxqtvofievov vyqov und mit 
Heliodor (schol, Orib. IV 526, 13): Td de xijqia oinwg on'o^d- 
G&ai sv a Xeiqovqyovfievmv Xeyei (sc. ö ^HXiodwqog) xaiä fis- 
xayoqdv zijv and zov sp zote jxtXizovqyeioig xyqiov aig ydq 
sxttvo xaiazqijoeig s%ei, oV utv zo fieXi dnoqqet, ovzco xai eni 
zov tXxovg (f&eiqousi'ti r) adq^ /ntXtzoeidij l%wqa exxqivet. 

Eine fernere Benützung pneumalischer Doctrin giebt sich in 
den Definitionen kund, die der Verfasser der oqoi von den ver- 
schiedenen Darmbrucharten (def. 423 f. p. 447 f.) giebt. Er unter- 
scheidet 9 Arten: vdqoxrjXi], svieqoxtjXT], vdqtvztqoxijXti, xiqaox^Xi], 
vdqoxiQdoxrjXri, nwqoxijXtj, ininXoxr'jXti, evzeqoininXox^Xti und 
ffzeqoncoqoxtjXtj. Die Definition der letzten Art ist infolge der 
schlechten Überlieferung ausgefallen. Die Paralleluberlieferung bei 
Pollux (Soran) IV 203 kennt diese hohe Ausbildung der Bruchlehre 
nicht: es werden hier nur vier Arten erwähnt: evvsqoxij)^, 
vdqoxi'ßt], ncDqoxtjXij und oaqxoxijXt]. Dafs sie der pneumatischen 
Schule angehört, folgt aus Oribasius (d. h. Antyll - Heliodor), der 
in den leider ausgefallenen Parüeen des 50. Buches seiner Com- 
pilation folgende 7 Arten behandelt hat: c. 28: neql vdqoxqXixwv. 
c. 36: neql xiqaoxrjXrjg. c. 38: ntqi noyqoxijXtic. c. 39: neql 



74 



tviiQoxijXyg. c. 60: ttiqi eni7TkoxijXtjg. c. 61 : 7r*(H svtfQOtni- 
nloxrjXriQ. c. 62: 7r*(>i vdQoevTfQoxrjXrjg 1 ). Die kurzen Delini- 
tionen des Pseudogalen decken sich mit Paulus von Aegina, der 
ebenfalls auf pneumatischer Doctrin beruht (Antyll oder Leonidas 
durch Vermittelung eines Compilators, nicht des Oribasius, sondern 
vielleicht des Philumenos), wovon eine Gegenü))erstellung jeden 
überzeugen wird: 



def. 424 p. 447, 11: 
'Yv*goxr)Xt] lartv ägyov bygov o~v- 
araatg xara fitoog rov ba%£ov. 



def. 425 p. 447, 13: 
'Evrtgoxr\Xr\ iailv Ivrtgov xaro- 
Xia^rjOig lig rb oaxtov xara ßga/ii 
»j ä&gbwg. ahtai Si tvitgoxi'jXrjg >) 
ngoxaraoxrix)} iviaaig rj nXijyi], 
awcxTixrj di (nixTtiaig r) grjl-ig rov 
nfgnovaiov. 



def. 427 p. 448, 3: 
KiQOuxißii loilv ch'tvgvOftbg xai 
filytöonolyaig riviov i) TiaVTCüV tmv 
rgapovrtav rbv äi'ävfxov ayytiaiv. 



Paul. Aeg. VI 62 p. 261 (ed. Brian): 
ligybv vygbv avXXtyo/jtrov mgl 
tö /utgog iw)i rbv ba/eov äianXtxöv- 
rwv aoifjarojv byxov rt änigyaCö- 
Hivov ctlodijibv ravrrjg rr)g bvofxaaiag 
TtTv/rjxe. 

Paul. Aeg. VI 65 p. 276: 

'HvT(nox)'iXrj iarlv ilg oa/tov lv- 
itgov xaroXla&rjaig. Tlrtiai Sk i) 
<$iü grj^iv rov ntgirovaiov gayirrog 
xara tbv rov xtvetövog rbnov )) <h' 
inixraaiv (hneraoivE. tnixraßivX.) 
ttvTov rov negiroraCov. 'Afitporiga 
luiv ovv, rj (>r}£t; <pr)/M xai r) in- 
txraOtg (EX), ylvovtai ßtag rivbg 
7rQorjyrj(Ta/ii(rris, oiov 7iXr)yr~]g rj 7itjir t - 
ftarog i) xgavyrjg. 'H äe xar' In- 
ixraaiv iS((og xtu äta nägtoiv xai 
dV trigag rov oio^iaiog dodevu'ag 
yivirai. Vgl. Aet. XIV 23 (aus Leo- 
nidas). 

Paul. Aeg. VI 64 p. 272: 

Td fitv xarä rov ba/cov fj rovg 
Sagrovg äyyüa xigaov/Aiva xtgoovg 
änXtog ovo/xaiovai. Ta o" äXXct rä 
rg£<forra rov äiSv/iov tav dnoxig- 
oia&y, xigaoxrjXrjV rb nä&og ngoo- 
ayogtvovai. Ta dt Orjfiüa rovriav 
(l'örjXa • OvaraGig yag byxa>8 larigu 
. . . xai xaXaa/ja rov äiSv/uov ngu- 
ij uit Hai, . . . Dal» Leonidas Quelle 
ist, folgt aus Paul. Aeg. p. 274: '0 
b*i AttovtSrjg (fr/div (ög, tdv ftiv riva 



l ) Vgl. Orib. IV6S0f. 



75 

xtüv T(fiifovru)v xbv öiävfiov ityytiiav 
ilnoxiQOtod)], o'vTb) dei noaxiav. El 
äi navxa .... 

def. 429 p. 448, 8: Paul. Aeg. VI 63, 270; 

HaiQoxtjXr) toxi ncögoiV OvOxaats Ol di tkuqoi xcixti xt xbv äiSvfiov 

xaxa xt fitgo; xov oo/tov. xal xaxa xbv {Xuxooudij awlaxuv- 

11(1 . . . 

def. 430. 431. p. 448, 10: Paul. Aeg. VI 65, 278: 

Em n XoxijXr) taxiv bXto&rjOu; ini- El /jev ovv xov Txegixovcttov (5k- 

nXov xaxa xo fifyos rov oa/fov. yivxog Int'nXovs fibvov Ixniay xaxc't 

'Evx(Qot7Xi7xloxi}Xrj toxlv 6Xia9rjaie rov b<?%iov , iTXinXoxi'iXr) ixgonayo- 

h'xfoov xt xal inlnXov xaxä rb iitoog givixai xb -naSog' il öi xalivxtqor, 

xov oo/eov. imTiXoevxiQoxrxX^. 

Eine feste Theorie setzt seine Lehre von den Schädelbrüchen 
voraus (.def. 316 f. p. 431, 13 f.). Der Verfasser unterscheidet 8 Arten 1 ): 
Qbayfir), syiionr), eyyiiawficc, sfinltff^u, xufiäqoicliQ, änotixe Tcaqvi- 
Gjioc, ämjxijfia und &Äciff(ia mit dem Bemerken, dafs einige Chirurgen 
nur 6 Arten gelten liefsen, indem sie das d-läa^a überhaupt nicht 
für einen Bruch hielten und das ani\%»][xu als besondere Art der 
Qüiy/irj fafsten. Es liegt auf der Hand, dafs die Achtteilung die 
ursprüngliche war und dafs sie erst den Anlafs zur Bildung der 
sechsteiligen Theorie gegeben hat. Eine weitere Frage ist die, von 
wem diese beiden Theorien ausgebildet sind. In unserer Überliefe- 
rung ist Soran der erste, der eine genaue Unterscheidung der 
Schädelbrüche 2 ) kennt. Wollte man nun aber die auf den ersten 
Blick auffällige Übereinstimmung der Namen der einzelnen Schädel- 
brucharten mit denen Pseudogalens zu der Annahme verwerten, dafs 
Soran die Quelle desselben gewesen, so würde eine genauere Betrach- 
tung und Vergleichung der einzelnen Definitionen bald davon über- 
zeugen, dafs sie durch keinerlei Interpretationsmittel mit jenem Be- 
sultat in Einklang zu setzen sind. Die einzige Übereinstimmung 
besteht darin, dafs ihm die sechsteilige Schädelbruchtheorie bereits 



') Def. 316, p. 431, 13: Jiaqioga't xüv Iv xtyaXrj xaxayftaxiav oxito Ü0f 
Qtoyfil], iyxonr] (txxonn Hds.), lyytiaioftu (iyylauifia Hds.) (ftnita/ia {Ixndofiu 
llds.), xa/^dgiootg, änoaxinanvio/ibg, änrj/yifxa {änay/ixt Hds.), MbK/i«, [ctni]- 
Xlfta]. h'iot de tÖ [iiv &Xäo/ia t'ivai oi 9iXovai, xb Si aTir/x^/ia rp 
Qioyfxij vnuyovai. 

') Physici et medici graeci minores ed. Idelcr Vol. I, 248 f. Pseudo- 
Soran quaest. med. def. 219ff. in Koses Aoecdota II 269. 



76 

bekannt ist: seine Definitionen berühren sich mit den vorliegenden 
höchstens im Allgemeinen. Dagegen kommen wir mit Paulus von 
Aegina einen Schritt weiter, der im 6. Buche seiner Coinpilation c. 90 
dieselbe Theorie ausführlich behandelt. Eine Vergleichung derselben 
mit Pseudogalen läfst deutlich erkennen, dars die Quelle des Paulus 
identisch ist mit dem Vertreter der zweiten von Pseudogalen vor- 
getragenen Theorie. Der Gewährsmann des Paulus läfst nur sechs 
Arten von Schädelbrüchen gelten: Qwyiitj, iyxonij, anoaxenaQvi- 
Gfiöc, ifiTtisafia, iyyiiawiia, xapciQüHnc und polemisiert gegen 
die Vertreter der Ansicht, dafs die &laGic und das änijx*l! J > tt eben- 
falls zu ihnen zu rechnen seien, mit derselben Begründung wie 
Pseudogalen, die sich nur durch die gröfsere Ausführlichkeit von 
der vorliegenden unterscheidet. Den Namen dieser Quelle der sechs- 
leiligen Theorie erfahren wir von Oribasius (IV154ff.) bei dem die- 
selbe Einteilung, allerdings mit Unterdrückung des Namens der 
einen Art (anoo'xinaQViotiöc:) und dieselben Definitionen in fast 
wörtlicher Übereinstimmung mit Paulus und Pseudogalen wieder- 
kehren: 

Uef. 317 p. 431, 18: Paul. Aeg. VI 90, 366: vgl. Orib. IV 155. 

'Pwyfti'l tauv öaiov Tov Ol xctTciyfictTog irj; 
Sccixoni) IntnöXaiog ^ij) XKfctXijg cd dictcionaittoiv 
ßadtia (tvätia Hds.) xcti ctvictf t)(oy/jij, lyxoni], 
»j'roi anvt] T] nXctTtict. IfcniiOfAit , lyytCacofict, 
Vgl. Soran a. a. 0. xctLicioiooig, in\ dt rtöv 
248, 6. VYpitcav xai öXc'tatg. 'Put- 

y/jrj fiiv oiii' (an dicttot- 

Otg tov xQuvlov Im- 

noX.cttog jj ßadltct, ftrjdct- 

fiiög 'iws i£io itnaxivi]- 

iHvxog toü ntnov&öxog 

oaiiov. 

tief. 318: Eyxoni] laxiv 'Eyxonij d£ Ion tSiai- Orib. 163: 'II iyxomi 

oaiov ditxxonr) fjuä tov ptaig tov xoarlov fxizä dcctipialg lau tov xqci- 

ctvc'txXaoTov {ciXXaaSov t'tvctxX.ttOfiov ro? ntnov- viovfxfTctctvaxXaOfcovTov 

Hds.) tivai tu nenov&bg &6to;. Et äi y.a) ano- ntnov&oTo;, toxi Si oti 

öoiovv. douvcSiirj to ntnovftbg, y.cu fJlTÜ ctno&Qttvaiaig 

def. 321: Anoaxincta- itnoay.tnctQviaf.i6v nvt; tov nmorSÜTog boict- 

viOfiog Iotiv boiov c'tno- to netdog nnoactyoQtvov- qi'ov. 

xonij finct tov (ro) c'tno- oiv. 
xixo/Äftirov öaiovv(6ozov 

Hds.) TldpCtVOdttl. 



77 



<lef. 319: 'EyysiOCOfitt 'Eyyilauuia dt (an 

loriv barov diaxoTiT] rov bariov äiaigtaig 

ustic rov rb öiaxixofi- fiträ rov ro ntnovüog 

fi(rov (dtuxetfiivov llds.) öarovv vniXr]Xv9(iai. roi 

dg to ßÜ9og vnoxtx°>- (jov Hds.) xarct ifvOtv 

gtjxfyut xal vntXriXv9(vai xdrio ngbg rljv fitjvnyya. 
(d7iiXr\Xv9i\vai Hds.) iw 

ll7TltH(l U0TO). 



Oi ib. 165, 6: Tb (yyi l- 
aioua äiaigeaig (anv 
öortov luv xgaviov fjira 
rov io xariaybg barovv 
imoxi^oiotyx^vai xdnoxal 
vn(XrjXv9ivai. im xiau 
ifvOtv. 



def. 320: 'Efinliafjd 'E/unitoua di lau no- Orib. 164,6: Tb (ii- 

tartv öaxov noXv/Litgljg Xv/jegrig rov oareov Siui- niioiia noXv/jfgi]g (an 

ätaxoni] fterd rov i« oioig fitra rov ru xari- iov xgaviov äiaigiaig 

aivagd (rdaiv ägäv Hds. ayoru oardgia bnoxf^ta- xara u iitgog fitra rov 

TA2INJPA) riövbartüv grjxivai xdrio ngbg rrjV rd xanayöra öontgia 



dg io ßa9og vnoxi/ai- fir]vtyya. 
gr^xivai xal 9Xtß(iv ri]V 
firpiiyya. 



vnoxt^ioqrßivai xdria tag 
ngbg rrjv /utjviyya. 



def. 322: Kafidgwaig KafidgtoOtg o*( (an. Orib. 164, 1 : 'H xapc- 

lanv öarov äiaxonr) iura äiaigeaig rov xgaviov giaaig äiaigeaig (an rov 

iov <rö> aivagbv öarovv fit»' vipüaaog rnov ne- xgaviov fieru mpüaiiag 

ävaxixXäo&ca #| dfiipo- nov9oriov (baritav) . . ■ rwv ntnov9oroiv bart- 

rigtav xal naganXr\ain>g tov . . . 
xafidgatg (o%r] l uarlo9ai. 



def. 323: 'AnfalL 1 « ^ ax,v öarov 
äiaxoni] (mnöXaiog »; xal ßa9(ia 
xar' dvrixtiiitva (ligr) rov rgavparog. 
Vgl. def. 316. 



def. 324: QXdafia (ariv vfio/tugnotg 
rov barov rov xgaviov ilg rb ßa9og 
b"i/a xatdyfiarog. yiverai dt (nl 
rijg naiSixijg ftdXiaia ^Xixiag' vor\- 
ang S\ aatfiartgov rb elgtjiiivov (nl 
nav xaaairigivwv axtvöJv rovto avu- 
ßatvov Seaod/tivog. 



Paul. Aeg. 368 : Tivtg dk ravraig raTg 
Jcaifoguig xal rb itnrjxw 1 ngoart&d- 
xaaiv , öneg (orl xar' avrovg (ir)!jig 
xgaviov xard ra ävrtxtifieva iiöv 
ntnXriyfiiviov ytvofiivr] [itgojv. TlXa- 
viövrai Jf ovroi .... 

368: 'II äk &Xdoig oix '(an, Stai- 
gtaig. rov bariov xal ravrrj av rig 
ivXoyiog ovil xäraypa tpattj rr\v rot- 
avrrjv t!tü9taiV dXX' iariv WS vivaig 
xal oiov xdfiipig (nl rd h'Sov rov 
xgaviov xoiXaivofitvov X 01 Q li T0 " ^ v ~ 
9iji'ai rijV awtxtiav, xa9amg (nl 
rdiv xaXxiüv re x«l läfjoßvgaiviav 
dyytiinv '£'$<a9tv nXr\rrofi(viav yivtrai. 
Vgl. Orib. 167, 9. 



Ich schliefse aus dieser Übereinstimmung, dafs Paulus von Aegina 
in seiner Lehre von der Sechsteilung der Schädelbrüche demselben 
Gewährsmann folgt wie Qribasius d. h. nach dem Zeugnis des 



78 

Scholiasten 1 ) dem Heliodor. Da die achtteilige Theorie älter ist, so 
nehme ich sie für den älteren Leonidas in Anspruch, gegen den 
Heliodor, trotzdem er ihn benützt hat 2 ), auch sonst polemisiert 3 ). 
Von weiteren Übereinstimmungen des Pseudogalen mit der pneu- 
matischen Tradition des Oribasius mögen hier folgende Platz finden: 

1. Def. 389 p. 442,14: IJwqög iarlv oicia XiScüdrjg, <«7ri?»'»ye> 
xal dnöxqixog. Orib. IV 11: 'O xvqiooc X^yo^tvog nwqog ovaia 
Xid-oiörjg iuriv äXXoxorog, änqvrjg . . . (naeh dem Scholiasten 
527, 1 aus Buch I der Chirurgie des Heliodor). 

2. Def. 380 p. 441, 6: TayyXiov stiel vevqov naqä ifvöiv 
övßtQocfij aM^aioTrenoirifisvtj. Orib. IV 15, 12: Tö yayyXiov 
vsvqov iöxi dvvayoiyfj nXtovaL,ov iv xotg xaqnotg, yivofisvov 
dt xal iv xotg dXXoig (xsqtGtv (aus Heliodor Buch I: schob 527, 16). 
Vgl. dagegen Poll. IV 1 97 : yayyXiov dnoo'iijft.a änovov imo Xtvxai 
xal vtvquidft %txävi xiX. Paul. Aeg.VI 39, 184 stammt aus derselben 
Quelle wie Oribasius (Philumenos?), Aet. XV 9, der ebenfalls mit 
beiden übereinstimmt, nach dem Autorenlemma aus Philagrios. 

3. Def. 402 p. 444, 7: Qvfiog iailv exqvaig aaqxog xqu^tiag 
ö t uoia xotg iö(i}öi/.ioig 9-Vfioig nsql aldoioi xal idqq yivofiiivij. 
Orib. IV 19, 6: Gvfiog hXxog iarlv vnsqöaqxovv xqa%tiq y.al ipa- 
&vqq GKQxi' yivtxai öi sv xe eöqq xal aldoioig xal xotg aXXoig 
tonoig näciv xiX. Vgl. Poll. IV 194. Quelle des Heliodor oder 
Antyll, aus dem Oribasius stammt, ist Leonidas nach Aet. XIV 4 
vgl. mit XIV 13, der auch dieselbe Etymologie giebt. Paul. Aeg. 
71, 292 stammt aus Philumenos (vgl. Aet. XVI 105). 

4. Def. 438 p. 449, 12: r HX6g iaxiv tXxog iv niX^axi niqt- 
(fiqtg xal xsxvXcofisvov. Orib. IV 20, 10 (aus Antyll oder Heliodor): 
ol dt fjXoi yivovrat (laXiaxa fitv iv xotg noaiv slal 6i GxXr\- 
qoxrjxeg imeqs%ovaai niX^barog, ntqisqqcoyvtai xxX. Paul. Aeg. 
VI 87, 344: O fitv rjXog xvXog kaxl ntqicfiqijg, Xsvxog, w^oiw- 
ftivog fjXov xeyaXrj, xaiä näv xov aaijjarog fisqog avviörä/jti- 
vog, ficiXtara de iv xotg neX/juacri xtJov nodvtv xal xotg 6av.iv- 
Xoig. Paulus geht vielleicht auf Leonidas zurück: Aet. XIV 4. Vgl. 
XIV 82. Vgl. schob Nie, Tber. 272. Poll. IV 195. 

] ) Vgl. schol. Orib. IV 53], 6. 7. Heliodor wird vorher von Orib. p. 147 
ritiert. 

-) Schol. Orib. IV 527, 25 = Leonidas bei Aetius XV 5. 
s ) Vgl. Orib. IV 201, 4 mit Aet. VI ] (aus Leonidas). 



79 

5. Def. 400 p. 444, 3: ^Jxqoyoqdoov iaziv excpvöig ntqKftq>~ 
ze xal didoztvov s'xovaa ßdßiv. Heliodor bei Orib. 21, 5: "Edti 
di i\ iitv axqoyoqdüv aaqxoidqg vntqoxil Xtia, aztvi\ ßdaet xt- 
XqiHievtj. Paul. Aeg. VI 87, 346: 'H di dxqoxoqdwv inavdazaaig 
iazi (iixqd zijg inKfavtlag, dnovog, zvXmdtig, TTtquftqrig xazd 
zö n'ktXßzov, tt\v dt ßäatv s'xovaa aztvqv ütg doxtXv ixxqtpä- 
a&at. Vgl. Aet. XIV 4. Dagegen Pollux IV 195: dxqoyoqdwv dno 
piv zijg qi£>]g kiTciij sxcfvdic, nsql dt zö dxqov naxvvofisv^, 
fjbuXiaza inl naidiiov. 

6. Def. 401 p. 444, 5: Mvqnqxia sxcpvßig iazi naytXa xal 
,ujJ duiazsvov s'xovaa ßdaiv. Paul. Aeg. VI 87, 344: H dt fivq- 
IXTjxicc inavdazaaig iazi zrjg irtKfavtiag fiixqd, zvXwdz\g, azqoy- 
yvlij, naxtta, xazd ßdaiv iyxad-rjfitvq . . . Heliodor bei Orib.IV21: 
'H dt jiVQfiqxiu zqaytXa vnsqox>j ivtqqiCaifiivtj rw aoofiazi. Vgl. 
Aet. XIV 4. Poll. IV 195: fiVQfiijxice sxipvß ig azeqtd xal zquytXa, 
Tvkwdijg, svaifiog, ntql zd a'xqa xal id s'am rqc x f ' Q°S- 

7. Def. 399 p. 444, 1: iJyxvXi] iazi nisaig zwv ntql zov 
zqdx^Xov ij zd aqd-qa ztvövzwv, di 1 rjv i(inodi£szai ij ivsqysia. 
Antyll bei Orib. IV 22: Tö nqoaayoqtvö[isvov dyxvXiov axtdöv 
sv näai zolg inl noXv xafinzofisroig fisqtai zov awfiatog yive- 
i«i' xal ydq nsql zqdxrjkov avviazazai xal ntql fiaaxdXqv xal 
nsql dyxwva nsqi zt daxzvlovg' avviazazai di xal ntql ßov- 
ßwva xal lyvvav xal ntql rij*' zov nodög nqög xvijfitjv avvayijv. 
' Eati piv ovv avvoXxq awfidzwv tpvtfst xa/j,nzofitvwv xal ixzsi- 
vofisvwVj ix dt zov ndd-ovg avvayo[isvwv ovxwz, wozs ixzsivs- 
ad-ai firi dvvaaihai. Tivszai di ijzoi zwv vsvqwv zwv xdfinzav 
tu awfiaza ntcfvxözwv avvzad-ivzwv diä nd&og, iq ix ytvtzijg 
ovzo) ifivzwv . . . Vgl. Poll. IV 196. 

8. Def. 378 p. 441, 1. "Avsvqvopd icn cpXsßwdovg äyytiov 
ävsvqvafiög rj nvtv/xazixijg vXrjg naqaanOQÜ vnö zijg caqxog 
xazd diantjdrjOiv äyadido/jtvrjg. Aet. XV 9 (aus Leonidas) : xo*- 
»'WC di zö di'tvQVdjjd iazi (^ äi'tvQrjOtg W. am Rande von anderer 
Hand: aiztov iaziv zov dvivQvOfiazog. P: xoivbg di al'ziov zov 
dviVQvGfiazog) xazd dnj&tiotv zov iv zaXg dqzr]qiuig ulfiuiog 
xal nvivfiuzog <q xazd dvaazöfKaOiv zwv dqzrjqiwv f t xazd qf t - 
|«r. zö di xazd ßqayv ixxqiv6(.isvov aifia xal nvivfia a&qoi- 
ItTui vnö zö diqiia. 



80 

9. Def. 388 p. 442, 12: KoXößwfid eaitv exxoipig pogiov 
xaid xt iiegog xov aüfiaxog. Antyll bei Orib. IV 56: "Eoxt [xev 
tÖ xoXdßutfia eXXetipig fiogiov r\ nvog deg^atog xalvnxovxog 

XÜ (füJfACCta. 

10. Def. 395 p. 443, 11: Tegrjdwv eGnv oaxov xaxdxgrjffig 
dnö (f&ogdg. xö de övofxa im ndd-ei* dnö nöc ai'iißeßijxoiwv 
xqrmdriov olovei xig xgtjdwv ovoa. Heliodor bei Orib. IV 187: 
Tiiv xov xgaviov ipS-ogav xal xwv dXXiov doxewv owri&wg ol 
iaigol xegt>döva ngoor^yögevoav. Die Erklärung des Namens war 
bei Heliodor eine andere, sehol. IV 533, 34: "Oit, xaxd [itxaifogdv 
xwv ngoOiL,ovoüv zegrjdövojv xolg nXoioig eigqzai %6 nä&oc, 
tag avxög (ftißiv o'ioneg ydg exelvai dieod-iovOi, xo '£vXov, ovno 
xal xo nu&og (f&eigei xä öoxea. 'O de raXijvög iv x(f) negl 
aliiag vootj^dzcov cpijaiv (VII 38) • xö de xijg xegijddvog ovojjba 
nXeovd^eiv nwg doxtl im e Oxoi%eioy nagd ydg xo xqijfia Ovyxel- 
o9ai neniox evxaz , xa&dneg xgrjdoiv xtg ovoa. Vgl. Poll. IV 192. 

11. Def. 390 p. 442, 15: 'YdgoxeqaXov loziv vdaxwdovg 
vygov ij aiftazog xov xgvyu>dovg OvXXoyij xazd xi fiegog xüiv trjv 
xfifakijv nXexovzoov Oiofj,dxiov. Leonidas bei Aet. VI (XV 12 im cod. 
Weig.): negl vdgoxeydXojv Aecavidovg. 'YdgoxetpaXov nqoOtj- 
yogevzaz and xov ev xrj xsfpaXij vdazoidovg vygov ovXXeyofjievov 
xazä xö nXelOxov [iev (de W) vdaicÖdeg ovXXeyexat, evioxe de 
xai xgvyoideg xal diai/jov. Vgl. Antyll bei Orib. IV 201. Paul. 
Aeg. VI 3. 

12. Def. 394 p. 44 3, 8: Jiovvoioxoi elolv doxotdtig vnego%al 
eyyvg xgoxdyiov yt,yv6[ieväi. Xeyovzai de xegaxa und xwv xe- 
gaö(fogovvnov £wü>v xexXrj^eva. Heliodor bei Orib. IV 204, 14: 
Oaxcodrig en'ufvGig ev navil fiiv yivexai fiegei xov Ooipazog, 
nXeova^dvxiogde ev xfj xecpaXfj, [idlioza de nXrjoiov xütv xgoxdipmv. 
'Oxav de dvo enuf. voeig yevcovxai, nXijOid£ovoai xolg xgoxdqoig, 
xegaxa xavxd xiveg eloi&aoiv ovofid'Qeiv, evioz de diovvoioxovg 
vovg ovto) nenov&öxag dvd-gumovq ngoOrjyögevOav. Heliodor 
beim Schol. 534, 9: Kegaxa fjtev Xtyexai and xrjg xwv xsgdxoov 
extfvaewg xüiv ytvoy,evuiv xotg dXöyoig £w'ot£. sfiovvoiOxovg de 
avxovg ngooayogevovoiv and zijg nqdg xov d-eöv eficpegeiag, 
wg avxog (frjaiv ev xolg %eigovgyovfi,evoig. cf. Poll. IV, 205. 

13. Def. 413 p. 445, 8 : 'YnoOnadiag eoxl ndfrog, s<f>' ov 
ij ßdlavog IqeiXxvo'xat. ij «Fr« ndd-og, «y' ov ^ ßdXavog dnoxe- 



xXenai (dnoxeiTcti Hds.) xal xo vqg ovqtj&qag xqfjf.ia (xqififia Hds.) 
vxöxsixai. Antyll und Heliodor bei Orib. IV 463, 13: 'Ex ysvST^c 
svioig tj ßäXavog ov xsxqtjTai, xaxa (pvtfiv, äXXd vnö xü xvvl 
xaXov[isvw xavä xöv änaqtiaiiöv xijg ßaXüvov xo xqij/jicc sgxiv... 
Iloxs (isv ovv noqqw xov xvvog svqidxsxai, xö xqijfia xaxa fj,ia7j» 
xijv oiqrjO-qav nqög ijj tov xavXoii ßcißsi . . . noxs 6s xaxa. tov 
Xsyöfisvov xvva . . . Vgl. schol. 540, 14: 'Ana xwv AvxvXXov 
XEiqovqyovfisvwv, ßißXiov ß' ', xaTtc to y' fisqog. 'Ynoana6iaiav 
6s Xsysad-ai (fijCiv avzijv 6 'HXi66oiqog sv xcö 6' xwv Xsiqovq- 
yovfisvmv naqä to anäöd-ai ttjv ßdXavov. Vgl. Paul. Aeg. VI 
54, 238 (aus derselben Quelle wie Oribasius : Philumenos ?). 

14. Def. 415 p. 445, 14: fDi/iog sgtiv tj xwv noqwv (fvffixwv 
xaxäxXsiffig. diarpoqal 6s tov (pifiov 6vo " rj yüo ix (fvßswg ij 
«| sniysvij/Aaxog sXxwaaog nqotjyfjaay,svrjg yivsxai. Def. 416: 
nsQi(f>ijia)oic (nagacfijiooffic Hds.) icxiv dnoßvqsvxog tov xijg 
ßaXdvov vsvqov , wg (xijxsti, sniCvqat, xijv noG&tjv 6vvuGd-ai. 
Antyll bei Orib. IV 466, 5: Jixxov xö xijg rpifiwaeaig sßxiv noxs 
fisv ydq tj nöa3ij xaXvipaaa xi\v ßdXavov dnoövqsßd-at, ndXiv 
aövvaxsX- noxs 6s dnax&stoa oniaw, ovxsxi sndysxai. Tovio 
to s(6og I6ioog nsqicfi^ßig nqortayoqsvsTai. 'H fisv ovv nqmxrj 
6ia(pooä yivsxai. 6id ovk^v sv nöad-ji ysvofxsvrjv, ij 6id aaqxog 
sx(pvöiv. Vgl. Paul. Aeg. VI 55, 240. 

15. Def. 420 p. 446, 16: Kov6vXwvd saxi 6axivXiov öxoXi- 
6oi6ijg (axoXiöog Hds.) snavddxadig fisxd (fXsy/iovijg. Paul. Aeg. 
VI 80, 328: To sv toi 6axTvXim xov6vXw(ia xazd xöv xönov 
fiovov xwv sv xotg yvvtxixsioig 6isvr{vo"f i s , azoXi6w6sg ov xccl 
aviö, xijg t6qag snavdaxaGig, ij (fXeyfiovijg ij qayddog nqoijyij- 
ßafisvjjg. Vgl. Aet. XIV 3. 

16. Def. 412 p. 445, 7: Ovys3q6v ((pvys&Xov Hds.) söxi 
xaxa ßovßdöva yivofisvov dnöoitjfia. Heliodor beim Schol. Orib. 
III 687, 12: O'HXiodwqog sv xqixm Xsiqovqyovfisvwv, xstpaXaiw 
nsql xcöv xaxa rovg ßovßwvag dnoOTt\fiäTWV (pijo'lv oJg ol fisv 
(pvysd-qa, ol 6s (fVfiuTa nqoötjyogsvGav . . . Vgl. Orib. III 611. 
Poll. IV 191. 

Mit gleicher Sicherheit drängt sich bei der Vergleichung der- 
Delinitionen der innern Krankheiten mit Aretaios die Wahrnehmung 
auf, dal's ihre Übereinstimmung mit jenem Pneumatiker nicht ein 

Philolog. UntersucbuugeD. XIV. 6 



82 

Spiel des Zufalls sein kann, sondern auf den Einflufs pneumatischer 
Doctrin zurückgeführt werden mufs. 

Aretaios (caus. ac. ni. II 3, 38) betrachtete nach dem Vorgange 
des Asklepiades (C. Aur. A. M. II 31) die ffryxonfj oder xaqdiaxr) 
diü&zGig als eine Affection des Herzens, bei der die Bande, welche 
die Lebenskraft zusammenhalten (der rövog), gelöst werde, nicht als 
ein Magenleiden: oi'ös rr)v dvyy.on'tjp aniöTOV rrjg xaoditjg vovöov 
Sfifjusvai i] amrjv ßivog tijg sv airij rot» £ijv dvvafjtoc . . . sati, yaq 
%6 näd-og XiiGig twv dsß^cov tijg slg ^wijp övvdfiiog ... p. 41: ijv 
de Ttjg (fvdiog 6 dsd/xog, tovisöti 6 rovog, Xv&jfc, tözs yiyvexai 
%6 na&og. Pseudogalen def. 265 p. 420,15 referiert beide Ansichten. 

Die Cholera ist nach unserm Autor (def. 266 p. 421, 9) ein 
acutes Leiden, bei dem sich galliges Erbrechen, Durchfälle, Waden- 
krämpfe, Erkaltung der Extremitäten und ein kleiner, schwacher 
Puls einstellt. Die Beschreibung des Aretaios (caus. ac. m. II 5, 43) 
stimmt damit überein: 



def. 266 p. 421, 9: 
XoXiQa iail nü&og öfü fitz' tpt- 
toij/ noXXtöv xoXoiäiöv xal vnox<OQrj- 
aetov rijs xoiXlag fiera rov avviXxe- 
a&at Tag yaaiQOXVTjiutag xal xara- 
ipi>XtOxhai, tk äxga. yti'ovrai ä£ in 
avTiöv ot atpvyftol /uixQÖrtQoi xal 
a/xvSQOjeQoi. 



Aretaios: 
'H /oXsqtj . . o'ivTarov xaxöv ÖlSX- 

.V« de V7IIQ&SV [JIV ig €fltTOV TK 

iv toi GTo/uaxq> äXi(6/ueva' 6ta de rijg 
xaxta äie'iodov ra iv t;J xoiXlr\ xal 
roTg iviigoig vyga . . . rjv de icidi 
anoxXvaSij, ifXeyfiajtäSea, enena 
XoXaidea . . onao/uol, ZwoXxal fiviäv 
tiüv iv rrj xvrjfiri xal ßga/iovcov . . . 
cixQa >pvxQK . . ocpvy/xoi OfUXQÖTaioi 



xai nvxvoictToi . . . 



In der Definition des Brennfiebers (def. 188 p. 399, 7) decken 
sich die von Pseudogalen angegebenen Symptome: beifsende Hitze des 
ganzen Körpers, trockene Zunge, Verlangen nach Kälte, vermehrte 
Bespiration, Wärme der ausgeatmeten Luft, mit Aretaios caus. ac. II 4, 4 1 : 



def. 188 p. 399, 7: 
Kavaog ianv 6 fiexa nvQo'iaeojg 
noXXijg yivö/uevog ävaOToXijv /uyjde- 
/uiav rw aäfiari. naQix<ov, yXtSaaav 
iniirjQatvtov, [teXali'CDV, ini&viu'av 
rf/vxQov 7iaQix wv i" fT " ävanvoijg 
fAeyäXr/g xal &e$fj.rjg 16 aüfta in 1 
tiXyog äian&eig. 



Aretaios: 
IliQl xavacov. JIvq /uev navit] xal 
dgt^v xal Xenrov, (laXiOTa de tk 
etaa), avanvoy) &e()/iir] wg ix nvQog, 
riigog bXxr) ^teyaXrj, \pvxQov im&vfilr), 
yXiaaai\g grjQÖjtig. 



83 

Unter nsqmvsv^ovia versteht unser Autor (def. 269 p. 419, 12) 
eine Entzündung der Lunge, mit der heftiges Fieber und Atemnot 
verbunden ist. und bei der sich die Wangen des Kranken röten. 
Vgl. Aretaios caus. ac. m. II 1 p. 25: 

def. 269 |i. 419, 12: Aretaios: 

Ileginvevftovia ioil <fXeyfiovr\ 'Eni de fxeyaXo) nä&e'C, öxoiov r/ 

nvev/novog ueia nvguov b'iiog xul rpXey/uovr) (sc. rov nvevfiovog), nvt- 

dvanvolag - ytveiai de in' abitöv xal y/JÖg,äif(DVtr], cinvoia,öXe&gosaÜT(xa' 

iiegev&rj tk jurjXa. i\de iailv rjV xaXiof^tv neginvevfiov(r}V, 

qXey/uovrj rov nvevfiovog, i;vv ü'£ü 
nvgexvi . . . igvfrgol rii ngöaiona, 
inl de uäXXor ra /urjXa . . . 

Der tsravoc besteht in einer Spannung der Sehnen und Muskeln. 
Er unterscheidet sich vom hnio&OTOvoc und sfinQorffroioi'oc da- 
durch, dafs bei ihm der Körper gestreckt wird und so steif, dafs 
er den Hals weder drehen noch wenden kann, dafs Ober- und 
Unterkiefer und die Zähne fest auf einander geprefst werden. Ist 
der Körper des Kranken nach hinten gebogen, so heifst das Leiden 
ömö&oTOVog, im umgekehrten Falle eiinQoö&örovog. Vgl. def. 237. 
238. 239. p. 413, 13f. = Aretaios caus. ac. m. 16 p. 6 f. Vgl. Aet. 
VI 38, 39 (Archigenes). 

Die vßTSQixii nvi"% entsteht nach der Definition Pseudogalens 
durch eine Bewegung des Uterus entweder nach oben oder nach 
unten, wobei Stimmlosigkeit eintritt, der Atem derart abgeschnitten 
ist, dafs die Inspirationen gar nicht bemerkbar sind, der Puls end- 
lich schwach und langsam ist (def. 300 p. 428, 15). Die von ihm an- 
gegebenen Symptome kehren bei Aretaios wieder (caus. ac. m. II 1 1, 60) : 

def. 300 p. 42S, 15: Aretaios: 

'Yaregixri nvi£ ian nüftog dV äva- xivierat, yag (sc. i) firirgrf) i'£ ecov- 

ögo/jijv vaxigag yiyvöfAtvov 5j xa- irjg ev&a xal h'9a Int rag Xayövag- 

TÜnrwaiv xal äqwviav inufigov äräg xal ig iß ävio . . . yiyvexai de 

(-ei Hds.), äaie xal ttjv üvanvorpi xal ngoneTeare'grj ig rä xaico ... 

airatg ovx exdrjXov yiyveadat, fiexem- atfvyfiol dtaXelnovreg, äiaxioi, ix- 

gtCea9a( je rä vno/ovdgia xal rov Xetnovreg, nvlSxagregrj, äqwvCrj, &v- 

aifvyfiöv tyeiv üfivdgöv xal ßgadiiv. atOlht)O(t), ij ävanvorj aorjftog, [aaa- 

tfiijg Wil.] . . . 

Vgl. Aet. XVI 68 tisqI vrjtegixrjg nviyog (aus Archigenes durch 
Vermittelung des Philumenos). 

6* 



84 

Zum Schlufs verweise ich noch auf folgende Übereinstimmungen: 
lief. 260. 261 p. 419, 15 = Aret. caus. ehr. m. I 8 p. 91 f. tief. 264 
p. 420,11 = Aret. caus. ac. m. I 10, 20. tief. 273 p. 423, 4 = Aret. 
caus. ac. m. II 6, 45. def. 289 p. 426, 12 = Aret. caus. ac. m. II 12, 63. 

Galens Schriften neql diafpoqag -rtvqexüv, neql xiöv 
Tienov d- bx mv xönmv und neql <J neqfiaxog B. II. 

Die Art der Quellenhenützung ist in den einzelnen Schriften 
des Galen verschieden. Die einen sind flüchtig hingeworfene 
Compilationen, wie der Commentar zu der hippokratischen Schrift 
neql %v(jbmv l ) und seine verschiedenen Schriften üher Arzneimittel- 
lehre, in denen nach Art der nachchristlichen Compilatoren grofse 
Excerptenmassen in mechanischer Wörtlichkeit an einander gereiht 
sind. Die Analyse derselben ist einfach. Anders steht es mit den 
Schriften, in denen Galen seine eigenen Gedanken mit denen seiner 
Quelle verwebt. Bei seiner geradezu verblüffenden Bedseligkeit wird 
es uns nicht Wunder nehmen, dafs auch über die Art seiner Quellen- 
henützung in diesen Schriften eine Bemerkung aus seiner Feder ge- 
flossen ist. In seiner Schrift neql xqiffeotv (IX 670 f.) teilt er 
seinen Lesern mit, dafs er zur Vermeidung von unnötiger Weit- 
schweifigkeit sich damit begnüge, die falschen Ansichten seiner Vor- 
gänger zu berichtigen und das Fehlende zu ergänzen: xavx' ovv 
anavxa et [lexaipeqetv elg xovde töv Xöyov eni%eiqriGai\i,i, xal 
xovxoig sn nqoad-etvat, xa. vif' yfiwv ely/teva, fie^xpovxai, xiä 
[ifjxsi xijg nqayfiaxeiag. xal fiev dij xal xa neql xrjg xiöv nv- 
qexwv diacpoqäg , ei nävxa xaxa xovde xöv Xöyov ene^ioifii, 
noXv öij fiäXXov er* jjbtjxvveiv avxoXg do%<o. xd (iev ovv dvvet- 
Gftat, diaipvyetv enijqeiav yqd[i,jjba firjdev ovxwg ijv naXaiöv, wöxe 
xal TlXdxutv avxov fjs^vtjxai. xö 6' ovtia xoviiov e%övxu>v exXi- 
yeäd-at, fieaov eldog Xoywv, aqiaxov slvai i.ioi tfaiveiai. xi dt 
xo (isaov sgxlv .... deixvvg fiev a XQ*1 yivmcxeiv «§ ävayxqg 
xöv (leXXovia xaXütg nqoyviäaead-at XvGiv voa^^avog, önoia 
xs xig eöoixo xal xa&' övziva xqövov. oi<% änavea d' avxä VW 
snt§£Q%6fitvog, äXX' bau äaaifwg eiqijxai, xotg e/j,nqoG^ev ityyov- 
(isvog, öaa de naqaXeXetnxai, nqoaxid-eig. xö <T r\xoi xä xaXwg 

') V. Rose, Anecdola gr. et graecol. I 22 f. 



85 

#' äfia xccl aacpoig iiQqfispct [tizayQacpsiv, ij zotg iptvdwc tlQ/j- 
fjbivoiQ avnHytiv, utg slg fiaxQoloyiccv anäyov, iipvka^iifi^v. 
Diese Mitteilung hat meines Erachtens darin ihren Grund, dafs er für 
diesmal von seinem gewöhnlichen Verfahren abgewichen ist, welches 
darin bestand, dafs er das Gute seiner Quelle verwertete, mit andern 
Worten, dafs er seine Quelle da, wo die Ansichten derselben seine 
Billigung fanden, ebenfalls excerpierte. 

Mit diesem Zeugnis des Galen gewinnen wir einen festen An- 
halt für die Beurteilung seiner sorgfältig durchgearbeiteten Schriften. 
Wir wären demnach allen Unbequemlichkeiten einer Quellenanalyse 
überhoben, wenn er sich dazu verstanden hätte, hier und da seine 
Quelle mit Namen zu nennen. Statt dessen unterläfst er jeglichen 
citierenden Fingerzeig und erwähnt seine Quelle nur da, wo er 
gegen sie. polemisiert. Zu dieser Kategorie von Schriften gehören 
die drei erwähnten. 

Die Pathologie verdankt der pneumatischen Schule eine Beihe 
neuer Theorieen, welche in der Folgezeit herrschend geworden sind. 
In erster Linie die Lehre von den Fiebern. Der Stifter der Schule, 
Athenaios, ferner Agathinos, Herodot und Archigenes haben an ihrer 
Vervollkommnung gearbeitet. Der letztere verfafste eine umfängliche 
Schrift tciqI Tijc x&V nvQtzüv aij^sioiaitog in 10 Büchern 1 ), in 
welcher er die Errungenschaften seiner Schule zusammenstellte. 
Diese Schrift, von der es auch eine Epitome gab, veranlafste den 
Galen zur Abfassung seiner zwei Bücher tcsqI diatfOQag nvQszwv 2 ), 
die in übersichtlicher Gliederung nach den Bubriken der einzelnen 
Fieberarten ein Bild von dieser Lehre geben. Bisher hat 
man diese Schrift für Galens eigenes System verwertet 3 ; in der 
Voraussetzung, dafs die von ihm vorgetragenen Lehren wirklich von 
ihm herrühren. So berechtigt dies Verfahren an sich sein mag, 
glaube ich doch den Nachweis führen zu können, dafs er nichts 
Wesentliches zur Ausbildung dieser Theorie beigetragen hat trotz 
seiner Versicherung, dafs man aus den Schriften anderer nichts 
lernen könne, weder über das dreitägige Fieber, noch über eine 



*) Gal. IX 381. 668 f.: t« yovv '.4g/iy(vovs nigl rij; xtjjv nvQSxäv 
atj/ueiiüanog ötxtt ßißXCa [taxqa ifciaxovreg ilvcu, /j.ovt]V avayiviöaxtiv £m- 
XiigovOi xrjv Innofi^v ovät TavitjV anavxes, all' lioiv ot xcti javitjs exi 
ßga/vTegov xi tyxovoi . . . 

2 ) Gal. VII 273 f. s ) Sprengel a. a. 0. II» 167. 



86 

andere der unzählig vielen Fieberarten '), dafs sich vielmehr seine 
Thätigkeit im Wesentlichen darauf beschränkt hat, die Lehren der 
pneumatischen Schule in Einzelheiten zu modificieren und weiter 
auszubilden 2 ). 

Zunächst bezeugt Galen selbst, dafs er in dieser Schrift, abge- 
sehen vom Eintagslieber, im Wesentlichen mit den Theorieen der 
Pneumatiker übereinstimme (VII 295 f.): insl d& xwv Xot^wdiliv 
ifiprjfiovsvaa nvgszwi' vnd Grjnsdövoc ünävzwv yivo\izvu>v, a%iov 
sniGzävza zov Xoyov sv tmÖs diaöxeipctG&ai tzsqi nalaiov 66- 
Yliccroc, anavza nvgtzbv inl zij t&v %v\imv ßtjipti, (päaxovxog 
ylviöd-ai. xivdvvtvsi yaq ovv öo^aCsiv oode xal 6 %mv ö7t' 140-ij- 
vaiov %oqoc, ccvSqsc ov%i (pavXözetzoi %ä t' akla zijg xsxftjc 
xal oi>x rjxicfzcc nvqtTMV imdi^rjc, nsql oiv xäyw toys rcXet- 
csxov avzotg GvfMfijiiij nXijv sv %i naQirjfiij tovg iqijfisQovg ovo- 
fia^ofisvovg nvQszovg. 

Die Schrift, mit deren Hilfe diese Übereinstimmung für eine 
Stelle genauer nachgewiesen werden kann, ist der unter dem Namen 
des \4Xs^avÖQog 'AyqodiOievg laxqög überlieferte Tractat neql 
TtVQszdiv 3 ). Es ist bereits des öfteren ausgesprochen worden 4 ), dafs 
diese Schrift mit dem berühmten Aristotelescommentator Alexander 
von Aphrodisias nicht das mindeste zu thun hat. Dem widerspricht, 
dafs der Verfasser ausdrücklich lazQÖg genannt wird, natürlich zur 
Unterscheidung von dem gleichnamigen ifyyqrtjg zov^QiazozeXovg, 
dem widerspricht noch weit nachdrücklicher die ganze geistige Rich- 
tung dieses Mannes. Es enthält nämlich jener Tractat so unver- 
kennbare Spuren der pneumatischen Lehre, dafs ich kein Bedenken 
trage, ihn dieser Schule zuzuweisen. 

Er unterscheidet drei Bestandteile des Körpers, feste, flüssige, 
und pneumatische (c. 14 p. 91, 23. Gal. XIX 356, 16. Aret. caus. ac. 
m. II 3, 40), das Pneuma wird von ihm nach Art der späteren 
Pneumatiker mit dem sfitfvzov ö-iq/iäv identificiert (Gal. XIX 
357, 1), das Herz gilt ihm als Sitz der eingepflanzten Wärme 
(82, 20 f» Gal. XIX 360, 4), die mit den Einzelwesen zusammen ent- 



') Gal. IX 647. Vgl. Gal. VII 369. 2 ) Gal. VII 369. 

s ) Ich citiere nach Seiten-Zeilen- und Capitelzahl der pbys. et med. gr. 
min. ed. Ideler 181 f. 

4 ) Zeller IV 791 A. 2. 



87 

steht (85, 26 f.) und sich von hier aus durch das Pneunia und das 
Blut dem ganzen Körper mitteilt (83, 5 f. Gal. XIX 360). Er kennt 
die Lehre von der Dyskrasie; die eingepflanzte Wärme beruht nach 
ihm auf der normalen Mischung der Qualitäten, bei der die 
Wärme überwiegt (86, 57), während die widernatürliche Wärme auf 
Dyskrasie beruht. Pneumatisch ist die Zurückführung der beim 
Fieber entstehenden Dyskrasie auf Wärme und Trockenheit (82, 29 f. 
Gal. I 522. XIX 398, 14), die Unterscheidung des (fvöixöv oder Jwri- 
xöv nvsvficc (84, 37), die Definition der Krankheit als widernatür- 
lichen Zustandes, durch den die körperlichen Functionen gestört 
werden (Gal. XIX 384, 15. 386, 7. VIII 14 ff.), die Behauptung, dafs 
das Zustandekommen von Wahrnehmung, Bewegung, Ernährung, 
Entwicklung und Zeugung durch die eingepflanzte Wärme oder das 
Pneuma bedingt ist (85, 6 f. Gal. XIX 355, 15. 371, 15), endlich die 
Lehre von den Ursachen, die in seiner Untersuchung einen breiten 
Baum einnimmt (c. 27f. Gal. XIX 392, 5f.). Will man den Bück- 
schlufs von dem Inhalt der Schrift auf die geistige Bichtung des 
Verfassers gelten lassen, so war er Pneumatiker. Über seine Zeit 
läfst sich soviel ausmachen, dafs er nach dem Pneumatiker Aretaios 
gelebt hat, den er an 3 Stellen citiert (c. 16 p. 92, 18. c. 24 p. 97, 15. 
c. 30 p. 105, 3) d. h. nach dem 2. Jh. n. Chr. 

Diese Schrift Alexanders weist in der Einteilung der Fieber- 
arten eine so grofse Übereinstimmung mit den von Galen in seiner 
erwähnten Schrift vorgetragenen Lehren auf, dafs der Gedanke an 
.ein nahes verwandtschaftliches Verhältnis der beiderseitigen Berichte 
unabweislich ist. Beide Schriftsteller kennen drei Einteilungsprincipien. 
Da das Wesen des Fiebers in der abnormen Steigerung der Wärme 
besteht, so ist ein Einteilungsprincip mit dem Gradunterschied der 
Wärme gegeben. Je nachdem sie in höherem oder geringerem 
Grade auftritt, unterschieden sie 2 Arten, die nvqsxol fitycxkoi und 
pixQoi. Da ferner das Fieber an einen bestimmten Stoff gebunden 
ist, so ist ein zweites Einteilungsprincip durch die verschiedenen 
Formen gegeben, in denen die Materie in unserem Körper auftritt. 
Mit Zugrundelegung der bekannten pneumatischen Theorie von den 
dreierlei verschiedenen Stoffarten in unserm Körper 1 ), den festen 



J ) Es verdient darauf hingewiesen zu werden, dafs bei beiden in dem- 
selben Zusammenhang die Berufung auf Hippokrates wiederkehrt (Alex. c. 17 



88 



(öitQtd), flüssigen (vyQÜ) und luftförmigen (äfQooörjg ovala), unter- 
schieden sie, je nachdem einer dieser Teile von der Krankheitsver- 
änderung betroffen wird, Eintagslieber, septische und hektische 
Fieber. Ein drittes Einteilungsprincip bildet die Art der Bewegung 
der Wärme: die Arten, die nach diesem Princip zu unterscheiden 
sind, fehlen bei Galen, Alexander erwähnt sie: es sind die lang- 
samen und schnellen, die intermittierenden und continuierenden 
Fieber (91, 27 f.). Die Übereinstimmung beider Autoren ist sogar 
zum Teil eine wörtliche, wovon eine Gegenüberstellung jeden Unbe- 
fangenen überzeugen wird: 



Alex. c. 15 p. 9], 27: 

Tgiüiv toIwv Iv rj/jip ovruiv, oti- 

gtiov, vygwv xal ijjf ätg&dovg ov- 

alag, xal reu)' u'tv ftogCiov tov rjut- 

T^gOV OülfACCTOg UVTIOV TWV OTtgtiüv, 

tiöv St xvfAiöv twv iygtäv, tov öi 
tpvoixoii nvtv/jtaxoq Tijg ätgioöovg 
ovaCag, avfißatvn Ttjv naga ifivatv 
9tgfioT7]Ta aXXort fj'tv {£ aXXov tiov 
tlgr]fxiviav agxta9ai, tnive'ftto'&ai, äi 
xal awStaiiStvai tu nenov9oTi lü 
Xomä Svo yh'rj, tl /urj tf&cioeie Xv9fj- 
)'«i ngoTtgov Xtt'i dt.a<fogr]9ijvai- xäv- 
Ttv9ev TgtTg rjfJtiv xal naga Ti]V vXr/v 

diatpOQCll TIOV TtVQltWV (tVCtlflttl'OVTai. 

Mi« fJt'v, xa9' rjv >i dtgiöSrjg /uiv 
ut'ffüt fiövi) Tt9t"gfJaOTai. Ixavüig, tu St 
vygä xal tu artgeä 9tg/xai'v(Tai f/tv 
xal aviä,£xTi&{nfjaOTac(Wü. hl reff. 
Hds.) Si ovnm • äuuftou yag ov /uixgo) 
to 9tgfia(vto9ai tov Tt9egfta09ai ' to 
fj'tv yag ylyviTao, Svvä/jti t{ Ioti 
ZvfmitpvQfAivov ätl, xal ovnco Iv- 
TlXt/itu tö tlvai t/st, to St yiyovtv 
ijdrj, xal ovnoTt (Wil. ovti Hds.) Svvci- 
fia Svfint'ifiVQTut, xal Ivegytiq laüv 
alXt] Si, xa9' tjv Twviiygüvfitv rj ovala 
TifHgfiaOTai, Tt9{g^aajai St ovnw 
ov9' fj äegmSrjg ovala othe r« ne- 



Galen VII 275 f. 

AI St naga iijV vXrjV, iv !j to 
nagd tfveiv tovto 9tgfiov, oixtioTU- 
rot Siai/ogal Tijg naga (fvOiv 9tgfja- 
alag eialv, ijTot to nwtia Tijg xagSiag 
avro xaTtiXmfviag avTrjg i) Tovg ntgt- 
tXofit'vovs iv Talg xoiXlaig avirjg %v- 
fxovg. Xoini] St xal TglTt] Tig in' 
aviaig Siaifogä, Tijg äegtoSovg ovolag 
/nortjg ixTt9tg/jao i uf'vt)g Ixavtüg, tiöv 
Si vygüv xal axtgtwv ato/uaTiov 
9tg/jaio/uivwp fitv fr/, txTt&tgfiaa- 
ftertov Si ovöinw. Siacfigti yag ov 
OfJixgöi to 9igjuai'veo9ai ti ioC 
Tt{tegfido9ai .... 

c 2 p. 277: 'AgxtTat /uiv ovv ij 
naga (fvaiv avTrj 9tg/J0Tr]g, r/vntg 
xal nvgtTov 6vo/ua£o/Atv, äXioTt t% 
aXXov tüv tlgy^iiivtav, {nirt'fiiTat <5'e 
xal Ov)'SiaTi9r]0~i tcü ntnov9oTt tu 
Xoind ovo y(vr\ 

p. 278, 16: ... xal tl /xri <f9iiatit 
Xv9ijvai, ovvSiut{9i]0iv üoaviwg xu- 
xtTva TW xgö> m. 



p. 93, 16. Gal. 278), in dessen fiögta taxovia, loxö/utra und hogftwvTa die 
pneumatische Dreiteilung wiedergefunden wurde. 



89 

(tue S-eg/xa/vezat yt yA\v in xui 
ovnio TeOtn/uaGiai • iqIiij ä't xcii la- 
yäirj, zk*' Sje TtiHQ/Liaarat /jh rj'<T>) 
i« aiegeä, t« d" l'dht fHQfiuivuctt, 
fx'tv, ov Tt3t(>uaOTCti JV. 

Dazu kommt bei Alexander endlich noch ein viertes dem Hippo- 
krates 1 ) entnommenes Einteilungsprincip nach den Symptomen der 
widernatürlichen Wärme (Alex. 93, 35), nach dem die Fieber in 
s^sqi'9-qoi, g^coxQoi. und ntkioi eingeteilt wurden. 

Aus der steten Bewegung der eingepflanzten Wärme erklärt es 
sich, dafs die einzelnen Fieberarten leicht in einander übergehen; 
am leichtesten teilt sich die widernatürliche Hitze der Säfte dem 
Pneuma und die der festen Teile den Säften und dem Pneuma 
mit, während die festen Teile ungleich schwerer in Mitleidenschaft 
gezogen werden, da die festen Substanzen nicht so leicht der Ver- 
änderung unterworfen sind wie die dünnen (Alex. c. 16. c. 19. Gal. 
277, 17 f.). Es ist deshalb genau zu bestimmen, welche Teile wirk- 
lich erhitzt sind, da ein wesentlicher Unterschied zwischen der be- 
stehenden und der beginnenden Hitze besteht. (Alex. 91, 36ff. Gal. 
276). Nach dem Teile, der wirklich erhitzt ist, wird die Fieberart 
benannt: sind z. B. die luftartigen Teile erhitzt, während die übrigen 
Teile von der Hitze angegriffen sind, so hat man es mit den Ein- 
tagsfiebern zu thun u. s. w. (Gal. 276. Alex. 91, 36 ff.). Vergleicht 
man diese beiden Partieen, so wird man ohne weiteres zu- 
geben, dafs die Darstellung Alexanders gegenüber dem stark ge- 
kürzten Bericht des Galen durchaus den Eindruck des Ursprüng- 
lichen macht: demnach ist die Möglichkeit der Abhängigkeit des Ver- 
fassers von Galen von der Hand zu weisen. 

Es lolgt bei beiden ein Beispiel zur Veranschaulichung dieses 
Herganges (Alex. c. 16 p. 92, 14f. Gal. 276). Der Zweck ist bei 
beiden derselbe, das Beispiel dagegen verschieden. 

Diese Stelle verhilft uns zur Bestimmung der Quelle Alexanders. 
Da er ausdrücklich bezeugt, dafs er sein Beispiel dem Aretaios ent- 
lehnt hat, so folgt aus dem unlöslichen Zusammenhang desselben 
mit der vorhergehenden Darlegung, dafs sie derselben Quelle ent- 
nommen ist. Eine wichtige Bestätigung dafür erhalten wir durch 



i) Vgl. Gal. VII 275. XVII A 870 f. 



90 

Ca]). 30. Alexander bestreitet hier die Behauptung des Aretaios, 
dafs das eigentümliche Kennzeichen des septischen Fiebers darin 
bestehe, dafs keine offenbare Gelegenheitsursache wie bei den andern 
beiden Fieberarten vorhergehe. Ich schreibe diese Worte wegen ihrer 
Wichtigkeit aus: HuQaizovpav 6s svcav&a top "yigszatov xal 
eisQovg, löiav slnovzag didyvMßtv %&v snl %vnolc nvoszüiv 
xal ovx ä%ÜQiöTOV zo firjöiv twv nqoxazaQxzixwv alziütv yyij- 
csaöd-ai ztöv zoiovzcav nvQszwv , ozi xal ov6szsqm tiov aXXmv 
ysvwv zovd-' vnaqfii, diä xö xovg /isp iipijfjsQovg anaviag snl 
zatg nooxazaoxzizaZg ahiaig avviazaßd-ai, zovg 6s sxzixovc, 
bzav dvsv xovzoov ysvwvtai, (iij6e e£ GQxrjg slaßdXksiv, xaizoi 
pqdsvoc o'iov t' bvzog, ov nvgsiov \h6vov, ctlX 1 ov6s voö^fiazog 
ointvogovv, dvsv xivög xwv nqo-Aazaqfövzmv uqyiGd-ai. Ganz 
dieselbe Ansicht, die Aretaios hier vertritt, lesen wir bei Galen 
(304, 11): t\ diayvtoötig 6s xwv snl Grapst, x v l l <* lV nvgszwv al 
zoiaiös. nowxtj fisv änaGwv ovx dxwQicizog fisv, iöiog 6s zu 
fizj6ty xdov nooxazaoxzixcöv ulziäv qyijaao'9-at xtiiv xoiovzmv 
nvosiüv ov6sz£qw yäq zmv äXkoov ysvwv xoi>&' vndgxst 6ut 
zo zovg syijfjbSQOvg dnavzag snl zatg nqoxazaqxzixatg aiziuig 
nvvitizaßÜ-ai , zovg 6' sxzixovg, ozav dvsv xovzwv ysvwvzai, 
firjdsnoz' s% doxijg sltißdXXuv, örtS-' özuv dvsv nooxaiaQXOvGijg 
ahiag vndg^zai zig nvgs'zzsiv, si6£vai zovzov Tr\v alziav zov 
ndd-ovg sv totg /ii/totc vnaQxsiv. Da die Übereinstimmung 
zwischen Aretaios und Galen eine wörtliche ist, so ergiebt sich für 
uns als eine zweifellose Thatsache, dafs für die Partieen, in denen 
Alexander und Galen übereinstimmen, Aretaios als Quelle anzusetzen 
ist, der thatsächlich eine Schrift tzsqI nvoszcöv verfafst hat 1 ). Ferner 
schliefse ich daraus, dafs Aretaios diese Schrift nicht im ionischen 
Dialekt verfafst hat, weil sonst die enge Übereinstimmung mit Galen 
nicht zu erklären ist. 

Wie ist nun aber die Übereinstimmung zwischen ihm und Galen 
zu erklären? Der nächstliegende Gedanke ist der, dafs er den Galen 
benutzt hat. Dem widerspricht aber der oben geführte Nachweis, 
dafs er in seiner Pathologie und Therapie trotz mannigfacher Über- 



M Aret. p. 185: dxoau fiiv wv Iv nvQtzüv &egc(7ie(ij yiyvixai xaia if 
ii]V tovicov äitt(fOQi}V xal xcciu rr\v Zbiv voOrj/Aaraiv idkrjv xal rrjv Iv aiiotg 
7ioiy.tX(t)V, toviüiv i« nXtiia Iv roiai afitft nv ntztZr XöyoiOi XiX^tiai xtX. 



91 

einstimmuiigen mit Galen nicht diesem, sondern dein Archigenes 
gefolgt ist. Feiner erinnere ich an den Umstand, auf den ich be- 
reits aufmerksam gemacht habe, dafs die Darstellung Alexanders 
auch da, wo sie sich mit Galen berührt, durchaus den Eindruck 
des Ursprünglichen macht. Endlich wäre es doch höchst auffallend 
und der Manier dieser späten Excerptoren durchaus widersprechend, 
wenn man annehmen wollte, dafs Aretaios nur einzelne Sätze dem 
Galen entnommen und die gröfsere übrige Masse einer andern Quelle 
entlehnt habe. Die Sache liegt vielmehr so: Galen und Aretaios 
schöpfen aus derselben Quelle und diese Quelle ist dieselbe, die 
Aretaios in seiner Pathologie und Therapie benützt bat, nämlich 
das umfängliche Werk des Archigenes ntgl rrjg ruf ttvqsxwv ßrj- 
jU.ftwG'fwc. Er ist also der Arzt, auf den die Worte des Galen zu 
beziehen sind (295): nsql iov (sc. tivqstmv) xäyco zo ys nlttatov 
airotc (SV[Kff]\i,i, mit andern Worten die Quelle, aus der seine 
Fiebertheorie im Wesentlichen stammt. 

Hat die vorhergehende Untersuchung gezeigt, wie Galen den 
Archigenes auszunützen liebte, so wird es um so weniger auffallen, 
dafs er sich in seiner Schrift nsgi ntnovO-örwv lönwv dem 
Archigenes anschliefst, da dieser Arzt dasselbe Thema vor ihm aus- 
führlich behandelt hat. Galen rühmt sogar diese Schrift, die aus 
drei Büchern bestand, als die beste auf diesem Gebiet 1 ). Gleichwohl 
hat er uns die Möglichkeit genommen, den Umfang der Benützung 
des Archigenes aus seinen Citaten nachzuweisen. Er erwähnt ihn 
in dieser Schrift an 1 1 Stellen, aber nur, um gegen seine Theorieen 
zu Felde zu ziehen. Insbesondere ist es seine Lehre von den ver- 
schiedenen Arten der Schmerzempfindung, die den Spott des Galen 
herausfordert. Archigenes hatte die Ansicht vertreten, dafs man 
durch die Arten der Schmerzeniplindung den Sitz der Krankheit 
bestimmen könne 2 ) und in spitzfindiger Weise eine grofse Zahl von 
verschiedenen Arten unterschieden. Ferner hatte er die Theorie 
der Sympathie in allen ihren Consequenzen verfochten, deren Wesen 
darin besteht, dafs ein Körperteil in seiner Function dadurch beein- 



') Gal. IX 670: Kai yaQ drj xcti nigi ntnov&oitov ronoiv 'AQ%iy£vu 
yfyQaniai ßißXCa tqih, naviiov iiäv 'ifxnQoa^tv tU t!jv avrijj' ngay/Ltarsfav 
ytyQUfifiivwv agioia. 

») Gal. VIII 70. 73. 86. 90. 110. 



92 



trächtigt wird, dafs er, ohne selbst erkrankt zu sein, von einer 
andern Krankheit in Mitleidenschaft gezogen wird 1 ). Als Beispiel 
führte er unter anderm die Trübung der Augen an, die sich bei der 
Ansammlung von feinteiligen Speiseresten im Magenmunde einstellt 
und die ihren Grund darin hat, dafs Gase der im Magen enthaltenen 
Flüssigkeiten zum Kopfe emporsteigen 2 ). Endlich gab seine echt 
pneumatische Theorie von der Verlegung des yytjiovixöv ins Herz 
dem Galen reichlich Gelegenheit zur Polemik 3 ). Trotz dieser 
wiederholten Polemik gegen ihn, die den Zweck hat, die wunden 
Punkte in seiner örtlichen Pathologie nachzuweisen, hat er es nicht 
verschmäht, das Gute, was Archigenes bot, aus ihm zu entlehnen. 
Er behandelt (VIII 414) den hysterischen Erstickungsanfall in wört- 
licher Übereinstimmung mit Aetius (XVI 68), dessen unmittelbare 
Quelle mit Hilfe des Oribasius (V 539) benannt werden kann : 



Orib. V 539: 
IIiqI vaiiQixiäv nnyöf Ix luv 

Tltnl jtjv ngtinrir awalaSriaiv f] 
xal rjSrj xaitiXijftfA^vijg lij vGTIQixrj 
nviyi, diaötofioig lit lixna x(>h xaia- 
Xafjßavtiv xal TQlßuv lyvvug loyv- 
piüg, naü Si rwv dtaStofjtav xal 
xi'ijuag xal oXa lu ax(Xr), baqQaviä 

If Tf7 QIVl 7« (iliatliSl TIQOOiftgttV. 

Kai aixvag äi xoXXciv 7iQoa>]xa fiov- 
ßiöai xal firjQoig xal vnoyaajqiof 
(ytdai ät dtl xal diu xXvai^qog Iv 
joTg ixrjxvvo^ivoig ro iwv nriv/jcawv 
äytuyä xal rw öaxivXi'io xal tu 
xoXnia iqi yvvaixiicij ngoari^vac, 
oiov iaxi löife ■ n-qyavov XtioTQißtnat, 
ovv fxiXixi xal nqoaXaußavti ßpayv 
xvfiCvov xal riigov xal yqittai äa- 
\piXig xaxa ixariqiov tiöv iotiojv. 
Kai dg bvitjv dt ir\v vaiiqav t« 



Aetius: 

diaderr/utiv roivvv xoh r « «xqa iv 
rotg 7ittQ0%vB[AOig xal jqißtiv Toig 
noSag ioyuqwg /utri< i(öv dia<Stofiu>v 
xal Tag xvrjuag xal öXa ja ox(Xr)' 
xal bßifQaviu raig ijiol nqoaäytiv, 
xaaioqiov ,u£r' o£ovg Xuov xal dia- 
Xqitiv avT(ji rovg /uvxtijqag t] /«/l- 
ßavrjv öfioioig xal ofoj Sqifiviaiov, 
Iv ü> ä(firj\pr]rai yXr\%iav fiaXtoia »J 
xu).afA(v9r) rj Svfiog r\ öqlyavov r\ 
xovv£a Xtnrrj xal 111 o'inio äqifiia . .. 
dtl dt . . nraq/uobg xtvetv ... ti] 
dt firiTQa tvaidi] /JtTu tov /aXäv xal 
xtiQ^uaivetv xal nvtvfiara 1 ) nqoaxa- 
XtiaSai dvvä/utva nqoaäytiv , olov 
lau rö Ivveaifaq/Mtxov Xtyöfuvov xal 
ja 7raqci7iXi)aia tnl oxXtjqtag firjrqag 
yqaifiriaofitva .... Toiavia d"t nqoa- 



') nvtvfia W. 



] ) Gal. VIII 20. 136. 138. 2 ) Gal. V1H 20. 

3 ) Gal. VIII 19. In seiner Behauptung, dafs das Herz der Sitz des 
iiytfiovixöv sei, stimmt er mit Athenaios (Gal. X 929), der diese Theorie 
der Stoa entlehnt hat. Vgl. Stein a. a. 0. 135. vgl. 149. Siebeck, Geschichte 
der Psychologie T. I, 2. Abteilung S. 267. 



lüdärj Twv fivquiv ?y%eöfitva xkik- 
ttnüv aiiiijv ne'ipvxi. £vv lovioi ät 
xttl tfjßoüiio rig aviaig iga/vi^ga 
ifj tfoivry vaitgov dt xttl niag^tixu 
nagaXa/ußaviaSio. Avivex^tfaijg (ff 

CtTlb 1ÜV 7TClOoSva/A0V lfX(ßOTO^.r]l{oV, 

ti fir] n xtoXuif ßiXuov Si ünö 
aifvgov nottto&ai ir)v aifaCgtaiv. 
Aiaair]attvjtg Si oaov kniet r)fiigag 
i!jg Sia xoXoxvvütäog tfgiig iiäaofJt V, 
tha XQrjOo/JtSa tj tov xaaiogCov 
ö'öae i " noXXaxig yug lovio fiüvov 
ünrjXXa'iE Trjg äta&t'atatg iijv xu/liov- 
Oav xigvaaOai (ff 16 /xiX(xquiov äia 
itoie/uiotag ttifia/jrjf^aiog. Kai ntaaoi 
<K fiaXcixiixoi xal t« iyxaftiOfiaiu 
iTforreus" av TtaQaXafißavoiio. 



93 

r\yu Xttßovaav trjv fiidav lulg äaxtu- 
Xoig ngoaayiiv 10) Oio/uan iTjg fir)- 
iQcig xctl nttnctiQi'ßiiv ijgf'/utt xttl Inl 
noXv . . . xal TJjf idgu de nnooStTvat 
nrjyavov, xü/Jilov, vtigov (Jiid [itXi- 

lOg Xal 1(1 7ig0(igT]9(VTtt flVQCt fXCltt 

ßovivgov iviivai xttl aixvav dt xoXXiiv 
TiQoarjxei ßovßiäaC le xal jjrjgoig, 
xaniixa nigl ibv OfxifaXbv /Jt'aov 
xal kxai{Q(o9tv fAtiä nuXXijg ifXoybg 
avtv xaiaoxttOf*ov. avv lüinoig dt 
Tiäotv i/jßoaico ng aviaTg ifja^vii- 
Qtttg 1 ) (fuvaig .... llvtvixS-tiaa d"t 
11710 lov naQoSvOjUov . . . inl iijv lov 
xaoioglov noaiv ovvtx^S y<<Q nuga- 
Xaußavofiivr) noXXaxig irjg äia&iaitog 
äntjXXal-f didöaftio dt 10 xaaiögiov 
als /utv fj.tiä «yti/iijjUOTof ügit/utaiag, 
bii dt /und fteXtxQaiov oaov < a 
... ir)g dt Inl tiöv /goviCovitov diia- 
oxivrjg xaia 10 nXeiaiov unb ifXlßo- 
lofiiag äp/ö/uitta . . . inmu xal xa- 
ttagaiv nagaXafißavo/utv ngaxuxio- 
läirj *) dY (anv Inl loviiav 17 diu irjg 
Uqüs irjg xoXoxvvlMiSog xriöanoig . . . 
nnoifvXaxijg ^apir ix dceiXtifi/udiiov 
iivtüv xal fjüXtOia ntnl ibv vnoniov 
xcuqov lyxttd-faftaoi ^p7/<j#rie loTg 
7iQotiQr\fx{voig . . . Ix o*i loviiav av- 
lüiv xal iiäv &tQ[Xttlvtiv xal fjttXdo- 
anv ävva^^vtav ntaaovg noodu- 
»ivai . . . 



') na^viiottig W. Am Rande von 
anderer Hand ina^viigatg. 2 ) ngaxit- 
xwiaiov W. 



Diese Übereinstimmung gestattet keinen Zweifel, tlafs Philumenos 
die directe Vorlage des Aetius für die Therapie dieses Leidens und 
damit für das ganze Capitel ist. Die Berührung zwischen Galen und 
Philumenos hingegen ist derart, dafs beide Berichte einander gegen- 
über als selbständig erscheinen; so leicht und natürlich sie sich in 
einander fügen, so unmöglich ist es, die eine Darstellung aus der 
andern abzuleiten, weil bald der eine, bald der andere eine gröfsere 



94 

Reichhaltigkeit aufweist. Nach Philumenos gehen die hysterischen 
Erstickungsanfalle vom Uterus aus und ziehen die darüber gelegenen 
Organe in Mitleidenschaft, durch die Arterien das Herz, durch die 
Häute und Nerven des Rückgrats das Gehirn und durch die Venen 
die Leber 1 ); der ganze Uterus scheint in die Höhe zu steigen. Als 
Symptome nennt er Abgeschlagenheit, Trägheit bei der Verrichtung 
der Geschäfte, Abspannung in den Gliedern, bleiche Gesichtsfarbe, 
glänzende Augen. Plötzlich tritt ein heftiger Erstickungsanfall ein, 
Gefühls- und Bewegungslosigkeit, der Puls ist klein und sehr 
schwach, bisweilen setzt er ganz aus, die Respiration ist manchmal 
gar nicht bemerkbar. Von diesen Symptomen fehlen die ersteren 
hei Galen, die letzteren werden dagegen völlig übereinstimmend von 
ihm geschildert: 



Aetius XVI RS: 
'H vatfQixrj 7rvif xutco&iv [*iv dnu 
Trjg var^Qug Xa/ußävei. ttjv KQ/rjV, tlg 
avfimiitnav di aytt tci v7il(>xtif*ira 
fi^Qrj xal nühaiit zä xvQtanaTa, ötd 
fi&v tüv aQTt]Qi(5v rrjv xaoälav, diu 
dt iiäv tov vaiTiaiov fxr\vlyyiov xal 
riäv ttg ctiiäs 1 ) £/u(fivo/u(v<DV vivgtav 
luv iyxitfttXov , diu dt rdöv tfXißtäv 
tu i\naQ. 'ioixi dt dvadgo/urj 7iuo~r)g-) 
Trjg vortgag Ml rä avia ftigrf ylyvt- 
afhui. nagijinai di rais naa/ovaaig, 
tyyt£oVTOS piv tov nagolva/jov, dia- 
VoCag tü)$q6ttis OTvyvr) oiov in' Ix- 
nXri^tiug ri&afißrj/uttvr] , bxvog ngbg 
ras ngu'^tig, ärovt'a oxtXäjv, ü/gÖTrjg 
7iQoOüj7zov, ßXfyfxa vnoXinagov. (J- 
ra Qantvng ngoantnova-qg jijg nvt- 
yog 3 ) äiui'oSrjioi xai uxCvtjtoi yi- 
yvovTat. /jixqöv de xal afxvägÖTaiov 
tov acfvyfiov io/ovoiV ivioTt de 



Galen VIII 414. Vgl. XVI 177. 



') avTrjV W. P. ainäg Sor. ed. Dietz 
n. 247. 2 ) naOTjg vorlag P. vgl. 
Sor. p. 247. s ) ngoaneaovaa r\ 

nv\'£ P. 



'Eyto de Sfaaafj,svog noXtctg yvvai- 
xag vatigtxag . . . Tivdg fiiv ävaiodr- 
Tovg if aua xal äxivr\Tovg xeifxe"- 
vag, d/uvdgoraTÖv TS xal in,xgoTaTov 
t/ovaag atfvy/xöv 17 xal navieXwg 
daipvxTovg opaivo/ie'vag, Ivi'ag d' 
alaflavo/ue'vag ts xal xivovfxivag xal 
firfSiv ßeßXaft^ivag tov Xoyiapöv 1 ) 
öXiyodgavovoag'*) Tt xal fiöyig dva- 
nveovaag, htgag de ovveXxofiivag ik 
xtöXa, dcaupogäg inoXafjßdvta Ttöv 
votiqixiü-v TiaftrjfxaTiov tlvai nXeCovg, 



: ) tov Xoyio/xov Hds. 2 ) Wil. Xi- 
nodgavovaag Hds. 



>) Diese Theorie ist echt archigeniseh: Gal. VIII 20. 



95 

xal navTtXoig daifvxTot ytyvovrai. rjroi xard to u^ytüog Trjg noiovaifi 

Ivlatg dt oiäk tj «vanvorj alo&tjTtxi] ahiag ij xar' ti'ärj Tiva fitatptgovoag 

ObiClTtti drjXovoTi nagd rijg nowvOrjg äXXriXwv. 
ahiag Tyv diaifogdv xal ib fifytfrog. 

Von nun an laufen beide Berichte längere Zeit hindurch voll- 
ständig parallel; so wissen beide von einigen Ärzten zu berichten, 
die, um zu prüfen, ob die Respiration völlig aufgehört hat, entweder 
Charpiefasern der Erkrankten unter die Nase hielten, oder auf die 
Magengegend ein kleines Gefäfs mit Wasser setzten und aus dessen 
Bewegung ihre Schlüsse zogen. Beide erklären den Scheintod der 
an diesem Leiden Erkrankten damit, dafs, trotzdem die Bespiration 
beim Menschen durch Mund und Nase aufgehört habe, doch die 
Transspiration im Körper durch die Arterien stattfinden könne und 
verweisen dabei als Analogie auf die Schlangen, bei denen während 
der Winterruhe die Respiration aufhöre, woraus sich ihr totenähn- 
licher Zustand erkläre: 



Aetius: 

Kai Tiveg ßovXö/utvoi yvCJvai, tl 
aiä&iaC Tig ai/Tcrfg xal *) ßga^ttu 
civanvot], xaid Trjg 2 ) girbg sgwv 
i^aafiivov änoxge/^ulaiv, tlia Ix Ttjg 
yivo(Jiivr\g xivrjOtiog Ttx/^algovTai 
atö&O&ai rrjv ätä rijg givbg tlanvor)V 
xal lxnvor)V. Tivkg öl rptüXrjV väciTog 
/LieOTrjv xara tov oio/jutos 3 ) Trjg 
yaazQÖg lit&toav, &tu>govVTtg tl xC- 
vtjolv ziva e't-ti to vdtog' dyvoovOi 
ik ovioi, wg i] pkv äia tov aiofiatog 
xal tiöv öivmv dvanro)) (vioit ov 
yii'tTai, i; äk äia r<üv Iv bXo) im 
aca/AUTi aQTrjQitöv dianvoj] yivezai, 
xa&äntg Inl luv loßoXiav ifwXtvöv- 
tiuv fedcuj' ogio/jtv yivbfitvov ' i« ydg 
ioßöXa £<£>«, iö 4 ) TÜV hiftiov Xiyio 
yivog, öi' oXov rov /eiftwvog vsxooig 



') xav W. Sor. xaC P. '-) xaid 

ttv Trjg P. 3 ) In W. fehlen die Worte 
von rijg — aiöfiaiog. Ich habe sie er- 
gänzt nach P. und Sor. 248. *) ib 
fehlt in P. 



Gal. VIII415: 
'HgaxXtiöoy ä' av&ig vGTtgov yt- 
yovoTtg tvioi, ßovXofitvoi diaotolitoSat 
ii rijg dva7ivorjg, et xal /nr) tpaivoiro, 
xitjäovag IqCov Sie^a/u/ut'vov xaiag- 
tuv (faai yofjvat ngb Trjg givbg, tlg 
Siayvioaiv dxgißrj tov tft'gtofiai n 
nvtvfxa <Ji« Trjg dvanvorjg iioto if 
xal ai&ig ffa>' tivkg äk xara tö 
atöfia rijg yaargbg ijiiTt&t'vai xtXtvov- 
aiv Xtxdviov vdarog /utarbv, dxJvrj- 
rov yäg äxgißüg <piXa/&r]ota&ai rb 
vygbv, tl /uijäkv bXwg aii^ono rijs 
dvanvorjg. tl fikv ovv äni&vrjOy.or 
al o&Tcug iyovaai näoai yvvaixtg, 
änXovv dv t irj rö Cyrrj/na' O(o£ofj('i>(i>i> 
äk h'tcoi', öinlovv ylyvtiat, ttjv Tt 
äiäittotv ripäiv biTOVVTiov , btp' rjg 
äncoXXviai rb rrjg di'anrofjg tgyov, 
tri 7£ fjäXXov OTitog tri yüaiv al 
fi>]S' oXwg avanviovaai,' ntnioitvjai 
ydg a/iogiOTOv tivai iov ctvanvttv 
ib £rjv Tov Tt Srjv TÖ dvanvtiv, äait 
xal tov CdüVTa navitog ävanvttv xal 
töv ävanve'oVTa nävraig f?jj'. ij 



96 



Öuota xarcc Tovg iaviiäv ifiuXfobg 
ffSoiniai i!V« tüv iv oXoj rw oioftan 
tiOXrjQiüiv äutnvto^tva. ly%a>QiT roi- 
rvv xänl i% vOTfgixrjg nviybq, 
Intiir} xaityvxTai rö näv oiüfta, Ttjv 
fihv äict toü aröfiarog ävanvorjv 
fiTjäöXiog yCviaSai, ttjv öl h oXq> rw 
(Julian dta tiüv aQTr)Qiiöv ytvio&af 
dvvaibv ät xal yivo/.i(vrjV adirjv iTin 

OIOjUKTOS XCll IHVlÜV £Xa%lOIIjV oijociv 

Xavd-ttVtlV ir\v cuo&rjGiv. 



rovro /«XtnivTfooi 1 : ovx tan J" 
oviiog /aXiniÖTfgov, dXXä Sajinov 
tf(OQCt9rvai giiov, fi'ye xal ra ifia- 
Xeüovr« tqm vexQoig bjj.oia xurit loiiq 
ittoXtohg etoyutvtt rfjs ctvanvorjg 
oidh' dnoaiöCovza tfuCvtiai .... 
ly/iogei jotvw Inl rijg ianntxrig 
dnvolag, {ntiörj xajitpvxzai rö näv 
aiüua, (ftttviiat yän h'ctQyiög tovto, 
tt\v uiv (JVe tov OToinKTog avanvoriv 
fit]SöXa>g yCyvtad-ui, ir]V öl <Ji« tiüv 
üoTrjQtiüv ylyvtaSai' Swaibv Sl xui 
yiyvofi£vr\v avTrjv IXa^iarrjV XavOü- 
vtiv ttjv alaSrfaiv. 

Die weiteren Symptome fehlen wieder bei Galen. Philumenos 
nennt als solche Schlafsucht, Stimmlosigkeit, Gefühls- und Bewegungs- 
losigkeit, während im Fall, dafs das Leiden nachläfst, der Körper 
seinen %6voq erhält, die Wangen sich röten, die Kinnbacken nicht 
mehr krampfhaft auf einander geprefst sind, die Augen sich öffnen, 
aus den Genitalien eine Feuchtigkeit austritt und Poltern im Bauch 
entsteht. Besonders entsteht diese Krankheit im Winter und Herbst, 
sie findet sich vorzugsweise bei jungen, geilen und unfruchtbaren 
Frauen. Zu den Veranlassungen der Krankheit gehören Erkältungen 
der Gebärmutter, Unterdrückung einer Blutung aus dem Uterus, 
hei manchen hat das Leiden auch Fehlgeburten zur Folge. Diese 
Krankheit beruht nach Philumenos auf einer Erkältung des Pneuma, 
er bekämpft die Ansicht des Soran, dafs sie durch eine Entzündung 
veranlaßt werde. Er nahm an, dafs ein reichliches, dickes, klebriges 
Sperma sich im Uterus ansammelt, erkältet wird und die Erkältung 
dem Herzen und Gehirn mitteilt. 

Als Beweis dafür, dafs die Ursache eine so geringfügige ist, 
wird von beiden wieder übereinstimmend ein Beispiel mit einem 
Weibe angeführt, das nach Aussonderung eines dicken, reichlichen, 
klebrigen Sperma von ihrem Leiden genas: 

Aelius: Galen 420: 

OttStt yctQ avTÖg tioti 9eaad/ievog 'Ev zaÜTaig fxoii 7ioti tatg h'voüag 

yuvatov ntQintaöv tiü toiovtoi nä- ojtoj lifjävj] ToiovSt avftßäv Ix noX- 

9tf xal Trjg fiuiag tu yaXaoTixit Xov %qovov %rjQ£vouOri yvvaixi' xail- 

xal eviüiir] fiot)9ri(iuTK nQoaayovarjg /ovtiov yaQ aiiTrjV xal eiXXtov fi(v 

xal naottTQiftovarjg tu aiöoiov laut- tiviov ü/Xyiitüv xal vtvgixiüv öicitu- 



97 



tkto) ToTg SaXTvXoig, vno T£ ir\g ix 
itov ßorj&rjfjärwv ittofiaatag xctl Tijg 
tcöv (SaxTvXcov i[/a votwg lytvovio 
avvoXxal f/era növov Tt ä{ict xctl 
ijJuj'ijs 1 )- Itp' ctig 2 ) IxxQLOivrog na- 
X<?og s ) rs xctl noXXoü xctl yXCcrygov 
aniqftuTog, dnrjXXctyrj twv xctTtyöv- 
icov ctviijv 6/XriQiör r) yvrrj. 



') 6Svvr]g W. 
8 ) Tayiog W. 



2 ) tcf' oig W. 



Otoiv, tlnovorjg 81 Trjg fialctg clvtonci- 
cs9cii 77ji' /jr)Toav, ?<fo£f xQrjcrcto&ctc 
ßorjfrrjfiamv, oig tlio&ctaiv (lg rct rot- 
ttvia ygijaS-ai' %gco/utvr]g 3' avTrjg, 
vno ie Trjg ctviojv &tQ^aalctg xal Ttjg 
xctTct irjv dtganttav xpctvßf.cog iiäv 
yvvaixtlcov TÖncav, (yivovio avvoXxal 
fitTtt nbvov rf KjO« xal ijdorrjg ofioicti 
Tcag xaict lag Gvvovaictg, lip ' aig 
ixxqi&ivrog nayiog rs xal noXXov 
(Mtofiaiog, änrjXXayr) tcöv xaTtyov- 
iiav airrjv dyXrjQcöv »J yvvrj. 



Es ist nicht wunderbar, fährt Philumenos fort, dafs gering- 
fügige Ursachen so grofse Wirkungen liaben, da docli das Gift der 
Schlangen, trotzdem es nur durch eine schmale Öffnung eingespritzt 
wird, die schwersten Erkrankungen im Gefolge hat. Die unheilvolle 
Wirkung verderbter Säfte zeigt sich bei tollen Hunden; schon die 
Berührung mit ihrem Speichel genügt, um die Krankheit zu über- 
tragen : 



Aetius: 
Kai oväiv SctVftaaTov Ix roO o'intog 
iXaytdTov Toiavia yt'vtciOai avfinTw- 
fiara, onov yt xal r« Sr)lr\Trjg>ti 
a/nxQÖTcaa Sciöfitva xal rtav ignt- 
tiav b log (itl&rtt tovtcov nadij/jciTct 
ngoaüyti, ßgctyvTctTov lov äiä xrv 
anvorrjict Ttjg önrjg Ivie/jivov. Ovdiv 
ovv ctTonov tl xal crnig/xu xaxoyv- 
/aov f xaTa/ut]i'iov b/uoitog iyov ini- 
oyt&tvTtt xal diaoantvTct avitnidi- 
/jara (ptgtt 1 ) yaXtnt'f Ttxprigtov ä{ 
aoi ycviodco ib Inl tcöv Xvitcövjcov 
xvvcöv yivöfitvov. Too~avT>) yctg iv 
aiiotg yi'vtiai diatpfrogä täv %vfi.<5v, 
ämt to altXov cwtcov ftovov ctvO-gco- 
nt{q> acöfxaTi ngoontobv dntgydCt- 
aOai Xvirav. Ilagtt ftiv ovv TrjV 
noobrrjTc'nsxal 2 ) noiÖTrpajov c'txrgoi- 
Q&ivTos avrcttg trntg/jcaog xctl xaia- 
"XXort äXXov s ) av/LinTcuftarog 



') ifiotiv W. 2 ) xcti obue is W. 
3^ ciXXon fehlt io W. 

Philolog. Untersuchungen. XIV. 



Gal. 421: 
"Oaot 8' ol'ovrai {ifyüXcov avf.imca- 
jjüioiv iv oXci) toi oti/AaTi ytyvofit- 
vcov ctTiiOctrov ilvat %i>[ibv öXiyov 
iv ei'l (iotjCo) nsQU/o/uwor ahiäafrai, 
doxovai fioi Xt'av äfivrjfioveg tiica imv 
ba>]fj(Qat yivouivcov inl yovv ToTg 
tojv cpaXayyiwv iS>]y[xaotv oXov oQa- 
ita nctayov to dm/jct, /jixqov Tivog 
lov xaict ßQayvTctTrjV bn^r lvilfi£ 

vov 423: oitfiv 9avfiacftbv 

ll Gntp/ja xaxoyvfiov i) xctTa/jrjriov 
bjjoltog %X 0V iniaydKi'Ta xtu Jiada- 
nfvTct av{iTTTi6f.taTa ytoii yaXtnü ToTg 
nctStiv (7TiTrjSf{cag i%ovai aaifxctcsiv. 
ftnO-iii' ycto (in xctnl iiäv xvvtüv, 
oOTjV ?JffJ ävvafiiv rj nnbg to naSiTv 
briovv iniTrjäeiÖTrjg' oväevbg yovv 
tiüv aXXtuv iojcov aXioxopitov Xvttij, 
fjövov äXioxticti tovio, xal Todavirj yt 
xuTct avTO ytyvnai ihctif<9ogd xtäv 
yiifiiöv, äciTt to alaXov amov fxovov 
üvSoarnfvci) aiijxaTi nooantobv tnyci- 
CtTttt Xvnttv .... 432: naget b*i TtjJ' 
7 



98 



tiöog avTcäg ylvnai ■ l/'^/f"' t*iv y«p 
S/ov to rroiii« ävvafxivov tov Xvttovv- 
Tog cthiov, xaTuxpv/ovtai oifoäocög, 
wg fir]Tt ävanvtiv ttlafhfttäg fji)T£ 
CHpvCeiv ricg clgTijgiag • rraxiog de 
ovrog r) ägiitiog, GJiaOfxoi ylrovraf 
dva&vpi'a di 7ic<gaxo?.ov&tT , brav 
fXtXayxoXixcoTtoov rj ■ Xtinot/jv/icti di 
img aifoÖQorriai iwv diarccototv 1 ) 
enovicu xetl rcug xaTaipv^tai xal raig 
tov GTo/uctTog T/js yaargbg xaxcio teil. 



l ) ihnarÜGKog VV. 



noaÖTi]Tci rt x«! noioTrjTa tov ti 
xcciaurjviov xal tov anio/jaTog aXXor' 
iiXXo ovfinrmfiaTog tidog avTaig yi- 
yvtTui. ipv/etv [tiv yctg oXov to acüfja 
öwauivov tov XvnovvTog ahlov, 
xaTaxfivjrovrai aifodgiäg, cog fit\T' 
dvanveiv alo&tjicög fxr']Te otpv&iv 
■na^ivg <T oVTog rj dgculog, ol arra- 
a/uol yiyvoi'Taf dvadv/xi'cu d(, orav 
;] /utXccyxoXixwTtnoV üoneg yt TiäXiv 
Xtinoipvxtcu « r ;7 aifoiSgoTrjTi iiöv 
Tcioitoi' snovTai xcu Tatg xciTaxpvI-tOi 
xcu Tmg tov OTo/utci/ov xaxcooeotv. 



Die Durchmusterung des Einzelnen bei Aetius hat also den 
oben ausgesprochenen Eindruck bestätigt, dafs sein Bericht unmög- 
lich aus Galen geschöpft sein kann. Hinsichtlich der Quelle hat 
schon Valentin Rose in seiner Ausgabe des Soran 1 ) die Vermutung 
ausgesprochen, dafs sein Bericht auf Archigenes beruhe. Es trifft 
sich glücklich, dafs das aus Archigenes entlehnte Capitel des Aretaios 
über die vgtsqixi) nvii 2 ) sich mit ihm deckt, sowohl in den mit 
Galen übereinstimmenden Parlieen als auch in denjenigen Sätzen, 
die nur von ihm erhalten sind und damit der Vermutung Roses 
den urkundlichen Beweis in die Hand liefert: 



Aet.XVI68. Aret. caus. ac. in. II 1 1 p. 60: 

Vgl. S. 94. F-v r Ü <n Xctyöot twv yvvaixcüv ul- 

oijijiv lyxltTai rj f.ir\Tgr], n~nXtty%vov 
yvi'cuxri'iov ciyxcora ^cocödtg. xiriiTcu 
yctg IS icuvTrjg lv9a xal k'rfrcc Inl 
Tag Xayövag- chäg xal lg t« Rico, 
xca' X'icv fiev vnb tov xövdgov tov 
dcogrjxog' lg Tct nXdyia de [Inl de&ä 
rj lg KpiOTfp«] 1 ) ij lg rjncto r) onXrjva 2 ). 
yi-j'Vtccu äh xal ngontTtarlnrj lg 
TCt XCITIO, xc<l ^vXXr]ßdrjV tlTTlOUtV, 
■ncivTTj lail Ti Xariodrjg . . . xal to 



l ) Wil. 
Hds. 



Wig. OnXayxva 



Gal. VIII 425: 
z/<ö xal Tivsg oiov Ctjiöv ti naiöo- 
noilag Ini&v/urjTixov tivat Tr)v ftr\- 
rgav vno&^tvoi, (STtgioxoutvov wv 
oofyeTai, navTi rw ocn/uan. Xv/uca- 
vtofhai (f«oi. yndcfti yovv b UXareav 
ovTcog- (Tim. p. 365) „Ai de Iv Talg 
yvvai^lv [xrJTQaC t( xcu vOTloai Xeyb- 
[ierai dt' ccvrä TavTa, £o>ov lm9v- 
(tTjTixbv ov Trjg natSonoi'iag, otuv 
axccQnov naget Trvv canav %qovov 
noXiiv yiyvt]Tai, x^Xtncög üyavaxrovv 
ifigti xal nXcciü/Atvov nävTrj xarä 
to otäua, Tag tov nvtvfjtaTog äi(S- 
oäovg clnocfigÜTTov, avanvtiv oix 



') Sor. 320 udn. 



-) Aret. caus. ac. m. II 11,60. 



99 



'iiifinav iv ry avO-giünq' 1 ) iarlv >j 
vOrigr], bxotov 11 £<j5oi' iv fojM. 

rfdt oiiv r^v i%antvr\g avto'iörog 
yivi\Tctl xal inmoXv ävw fit(vr\, xal 
ixßiaoijtat tu anXäyxva, dninvix^i] 

XOTl 7] iivd-QOmOS TQ07I0V TCH" ini- 

Xr\nTixbi> aviv&iv Onacfftwv' inie"- 
£ito ycig üxe'iog mivoxoigirj fjnag, 
diäifgayfja, nvtvjjuav, xagditj. rov- 
vixiv anvoirj l-vvtivai äoxtei xal 
aCfUiVLTj 2 ). dräg xal al xugwTlöig 
ivfinad-lrj rfjg xagdtag miCovrai. ötä 
TÖäe xagrjßagia Tf xal (tvaiß&r]0{a 

f i/»'{<Tre xal xc'iQog s ) 

'in Si TQÖfioi avTÖftatot xal oix 
avTOfjtajoi . . dXX' i'( vnofrt'aiog 
dfißX(ü9gid(ov ipvgieg xagrigal ttjs 
vOTl'grjg, alftodöaylrjs dS-gorjg Int- 
oxiOog xal oxoaa rotaäe. 

rjv ovv ß'plijrni ndayiw., xiviv- 
fiivr^g ävw rrjg voii'gag, oxvog igyiav 
ngrji-tog, 'ixXvatg, aiovCrf, yovvaTwv 
äxgaair], GxoTodti'og, xal t« yvia 
Xiiorrca, xHpaXijg norog, xagrjßagir] . . . 
Gifvy/Jol diaXtinoVTig, ajaxroi, ix- 
XilnovTig' nvl'i xaqTigr], ätpoivlrj, dv- 
aiG\)y\alr\, 7j dvanvoi] ilar\fxog, daa- 
<f>r]g, äxiorog xal dmorog o &avaiog m 
ovdh' ydg 1'o/ovoi vexgaifiig, ig 
XQOirjV Caiwöng, igvflgörigai /xäXXov 
ft^XQ 1 nolXov tov d-avarov otf'SaX- 
fiol fAixgöv t< l'£ln%ovTtg, Xa/ungol, 
ov xdgra [iiv driv^ig, (trag oiäi 
xagju xixa/Jitivoi. 

"Hv äi {iiiaxiv£r)jai non ig iägrjv 
ij var^gt], nglv ig reXog livai rö 
nä&og, äiaäiSgrjaxovai ir\v nrlya' 
ivxi xoiXlri inoßogßogvitL, vygörtjg 
itäv ym'atxrjiwv lonmv, dvanvot] 
Saavrigt] xal aaifioi(gr), löxiort] ix 
toü na&sog r; 'iyigotg <Siä 



fehlt 
bei Galen. 



i(3v , etg dnogtag rag la/arag ifi- 
ßdXXn xal vöaovg navxoSandg eiXXag 
naqiyti." Tavra tov JIXiiToivog il- 
novxog, h'toi ngoaiStaar, «j intiSäv 
al [ATfTgai 7iXavta{itvat xara to OM/na 
zw äia(f'QÜy/uaji ngoaniaaoir , ipi- 
7i o3i£ov0i. jr\v avanrorjv h'toi Si 
7rXavair&ai fiiv airriv Honig £äov 
ov tfuoiv . . . Vgl. XN'l 179. Soran 
ed. Rose p. 177,4 fr. Gal. XIX def. 
300 p. 428. 



Aet. a. a. 0. : 
Kai ipiilitg äh iv xa&agaei xara- 
firjviuiv tb vößr)[ia äjiagydaaxo ■ 
h'taig dl xal ixTgu>G/xög l ) duff/fpij? 
to nü&og inrjt'fyxe. Kai il al/xotiga- 
yi'av äno vOT^gag ämorö/utag oxiiXaC 
Ttg ßovXrj&rj, 10 V0Oy\fxa elgyäaaio. 
nagimrai 31 ralg naG%ovoaig, Gal. VIII 414. 
iyyi'Coi'Tog fjkv tov nagoi;vOfiov, a°ta~ 
voiag vwd-goTrjg arvyvrj, oiov in' ix- 
nXri&wg TiHafjißrjitivr] , oxvog ngbg 
Tag ngä^iig, arovt'a axilmv, liy^gorrjg 
ngoownoVj ßX^fi/ua vnoXinagov. eira 
i£u7ii'vt)g ngooneaovorjg Trjg nviybg, 
avalöi+)]Tot, xal axlvrpoi ydovrai, 
fxixgbv äe xal ä/uvdgöraTov tov aifv- 
yfxbvlnxovaiv ivloii de xal nttvrilwg 
aaifvxToi ylvovTtti. ivluig äi ovät 

rj avanvorj aiof)i^Tixf\ am^iTai 

%UTCC(p£QOVTai Toivvv 2 ) ßaO-icog ai xot- 

avrai fiuu tttfoyrtag xal di'aiaSrjOiag 

xal äxivrjOiag' eira SiixXvofiivmV tmv fehlt 

ahiwv, agxiTai Tovovadat to aüf.ia bei Galen. 

xal ävtgivdeiv 1 ) tu /jrjXw öiavolyov- 

rai dl xal al yvaS-oi, xal ol 6y.&aXfj.ol 

/xira TiXeiGTOv ßägovg inalgovTai ■ 



') Wil. avoi Hds. 2 ) Wig. «iow'ij 
Hds. s ) Erm. xaivia xdgoj Hds. 



') Wil. Hds. : ixTgwn/uovg eiW/fpff?. 
2 ) Toivvv xal ToiavTai ßa&£<ag P. 
3 J Wil. ivigivfXiiv P. cod. Paris. 
2193. igivS-iTv W. Paris. 2191. 
7* 



100 

löjf rer/viai to nii&os ylyvuai, 
yiQniTtQJjOt. <T£ rixiOTtt. yßi yag 
rjfozir) 7£ xal ßiori] xal yviößrj nXa- 
Vüiitdxigrj, iÜ ai xa ^ vaitQri laxl 
ötfißtofw a7irjXix(OT(Qrjai ') tU tiaia- 
9fa xal y\hxtr\ xal ßlog xal yviofxr] 
xal iai(Qr). 

Vgl. Soran ed. V. Rose II 4 p. 320 ff. 
Eine Vergleichung des Arelaios und 
Aetius mit ihm laTst ihre Zusammen- 
gehörigkeit als unzweifelhaft er- 
scheinen. 



fidkoiat]? äi (rjd'n) 1 ) avUa&ai, ngo- 
TQfyei ix köv yvvttixtioiV joniav 
vygaaia ngog ir)V äiprjv, xal ßog- 
ßoQvy/uos yivtrat tüv IvrfQtov, «i5r>j 
Tt ini/aXüiai xar' oXiyov r) v<n{Qa' 
xal ovrto; änoXa/jßävovaiv al nu- 
a/ovaat rö rf voüv xal alaSävioSai 
xal xivtio&ai. inmtirtti Si rö na- 
&os (hl /jh; fj.äXiOTa äi Iv /f/^wyt xal 
(f9tvo7iojgio' vioig äc fxäXXov xat 
lixaTuifÖQOig ngbg XayvtCav, aril- 
gaig*), xal fidXtdra et cTi« (fag/ja 
Xfiav liev aioxot. 



l ) Wig. nrjXtxmt'Qrjai Hds. 



!) ridr} fehlt in W. Vgl. Soran ed. 
Dietz 250. 2 ) aitlgaig fehlt in P. 



Die Theorie endlich, dafs die hysterischen Erstickungsanfälle 
nicht auf einer Entzündung im Körper, sondern auf einer Verderbnis 
des Pneuma beruhen, pafst vortrefflich zu Archigenes. Er hatte in 
ähnlicher Weise bei der Behandlung der Synanche die Ansicht be- 
kämpft, dafs sie auf einer Entzündung beruhe und sie für ein Leiden 
des Pneuma ausgegeben, das durch die schlechte Beschaffenheit der 
Atemluft hervorgerufen werde. (Aret. caus. ac. m. I 7, 11). An jener 
Stelle des Aretaios kehrt sogar zum Beweis für die unheilvolle Wir- 
kung verderbter Säfte das Beispiel vom tollen Hunde wieder (Aret. 
p. 12, 9). Zum Schlufs will ich noch darauf verweisen, dafs auch 
die Therapie des Philumenos abgesehen von ihrer gröfseren Reich- 
haltigkeit sich im Wesentlichen mit Aretaios (cur. ac. m. II 10, 
285 f.) deckt. 

Die einzige Quelle für unsere Kenntnis der pneumatischen Ent- 
wicklungsgeschichte ist das zweite Buch der Galenischen Schrift 
nsqi ßnsQfiaioc (IV 5931'.). Im ersten Teile dieses Buches wider- 
legt Galen die Ansicht des Athenaios, dafs die Weiber keinen Samen 
haben und sucht zu erweisen, dafs sie nicht nur Samen haben, 
sondern dafs ihr Same auch ebenso wie der des Mannes Gestaltungs- 
kraft (dvvaiaq) besitze. Athenaios hatte im 7. Buche seiner medi- 
cinischen Compilation über den Samen gehandelt 1 ) und ohne Zweifel 
im Anschlufs daran in seiner bekannten doxographischen Manier 



') Gal. IV 6UJ. 



101 

seine ganze Entwicklungslehre auseinandergesetzt 1 ). Da er siel) in 
dieser Theorie aufs engste an Aristoteles 2 ) anschlofs, so glaube 
ich in ihm die Quelle sehen zu dürfen, aus welcher dem Galen die 
Aristotelescitate in diesem Buche zuflössen. 

Die sachlich keineswegs scharf gegliederte Beweisführung des 
Galen zerfällt der Hauptsache nach in 2 Teile: im ersten wird aus 
dem Bau der weiblichen Zeugungsorgane, insbesondere der Ovarien 
und der Muttertrompeten gefolgert, dafs auch die Weiber Samen 
haben (592 — 601). Seine Quelle für die Heschreibung der Ovarien 
{didv(i.oi) und der Samenkanäle (nTTfQfictzixoi noqoi) ist Hero- 
philos, der in seiner Anatomie ausführlich über die Geschlechts- 
organe gehandelt hatte (596). Die Ansicht des Herophilos wird von 
ihm in zwei Punkten berichtigt, nämlich darin, dafs die Samen- 
kanäle nicht deutlich zu sehen seien und dafs sie sich wie beim 
Manne bis an den Hals der Blase erstrecken. Zum Beweis für 
seine Behauptung, dafs die Weiber Samen haben, führt er 
das bekannte, von Archigenes entlehnte 3 ) Beispiel von einer Witwe 
an, die, von hysterischen Krämpfen befallen, dickflüssigen Samen in 
reichlicher Menge von sich gegeben habe (598). Dieser Teil schliefst 
mit einer Widerlegung der Behauptung des Athenaios (599), dafs 
die weiblichen Geschlechtsorgane nur der Harmonie wegen in der 
angeführten Weise gebildet seien in ähnlicher Weise wie die Brust- 
drüsen des Mannes. 

Im zweiten Teile (601—615) entwickelt er die Widersprüche, 
zu welchen die Behauptung des Athenaios, dafs die Weiber bei der 
Begattung keinen Samen liefern, mit der von ihm gebilligten An- 
nahme von der Bildungskraft des Samens führt. Zugestandener - 
mafsen besitzt der Same als das bildende Princip die Kraft, das 
Erzeugte so zu gestalten, dafs es dem Erzeuger ähnlich oder un- 
ähnlich wird (603). Wenn also das Weib keinen Samen hat, so 
ist klar, dafs das Erzeugte niemals der Mutter ähnlich werden könne 
(607) ebenso wie im umgekehrten Falle, wenn die Katamenien die 



*) Er wird vou Galen an 10 Stellen citiert: IV 599. 601. 61)3. 604. 610. 
612. 613. 614. 620. 626. 

2 ) Vgl. Gal, IV 601. 612. 613. 620, wo er mit Aristoteles zusammen ge- 
nannt wird. 

s ) Vgl. S. 96. 



102 

Kraft des Samens haben, das Erzeugte niemals mit dem Valer Ähn- 
lichkeit haben könne. Athenaios hatte auch aus diesem Dilemma 
einen Ausweg gefunden, indem er die Ähnlichkeit des Erzeugten 
mit der Mutter aus der ihm von ihr zugeführten Nahrung erklärte 
und sich dabei auf die Veränderungen berief, die in der Tier- und 
Pflanzenwelt durch die Nahrung herbeigeführt werden (603). Galeti 
gelangt dann weiter durch ein doppeltes Schlufsverfahren zu dem 
Resultat (609), dafs die Ähnlichkeit der Kinder mit den Erzeugern sich 
nur aus dem Samen erklären lasse, dafs also der weibliche Zeugungs- 
stoff Same d. h. als solcher Kraft (dvvafiic) und Stoff (vltj) zu- 
gleich sein miifse (613). Selbst dies Resultat, zu dem Galen auf rein 
logischem Wege gelangt, ist nicht sein geistiges Eigentum. Er giebt 
es unverholen zu, wenn er im Folgenden berichtet, dafs gegen diese 
Annahme zweierlei geltend gemacht werde: 1. Für den Fall, dafs 
das Weibchen Stoff und Kraft zugleich enthält, ist das Männliche 
überflüssig. 2. Dafs das Männliche überflüssig sei, beweisen die 
Hühner, die ohne vorhergehende Begattung Eier zu legen imstande 
sind (616). Dieser doppelte Einwurf giebt ihm Veranlassung die 
Frage zu erörtern, warum das Weib nicht aus sich selbst zeugen 
und warum, auch wenn das Weibchen Samen habe, ein Männliches 
entstehen könne. Er beginnt mit der Ansicht des Empedokles über 
die Ursachen der Entstehung männlicher und weiblicher Individuen, 
die in dem Satze gipfelt, dafs die Teile der sich bildenden Jungen 
sich teils im Männchen, teils im Weibchen befänden, weshalb diese 
auf Vereinigung mit einander bedacht sein (616f.)'). Diese Ansicht 
des Empedokles, die zuerst von Aristoteles behandelt worden, ist 
so sehr Gemeingut der späteren naturwissenschaftlich medicinischen 
Litteratur geworden , dafs die Annahme gerechtfertigt erscheint, 
Galen verdanke sie derselben Quelle, aus der ihm die Aristoteles- 
citate zugeflossen sind, d. h. dem Athenaios, zumal dieser sicher den 
Empedokles 2 ) benützt hat. 

In der folgenden Auseinandersetzung, welche die Frage nach 
der Ähnlichkeit der Kinder mit den Eltern behandelt (626 f.), kann 
man zweifelhaft sein, inwieweit hier Galen seiner Quelle folgt und 
inwieweit er diese Frage selbst weiter ausführt. Jedenfalls ist diese 



x ) Vgl. Stein, Emped. Agrig. fragiö. p. 65, wo diese Stelle des Galen fehlt. 
2 ) Oi-ib. III 79. 



103 

Frage auch von Athenaios erörtert worden und zwar in einer Weise, 
dafs er damit in Widerspruch mit seiner Ansicht über die Bedeu- 
tung des weiblichen Samens kam (614). Da Galen ausdrücklich 
zum Beweis dafür auf das Folgende verweist (614), so glaube ich 
in seiner Auseinandersetzung über diese Frage die Ansicht des 
Athenaios wiederzufinden. Nimmt man an, so heifst es bei ihm, 
dafs die Ähnlichkeit durch das Überwiegen des Samens zu stände 
komme, so müfsten alle Teile demjenigen der Erzeuger ähnlich 
werden, dessen Same überwiege. Dem widerspricht aber die Er- 
fahrung. Demnach ist die Ähnlichkeit nur so zu erklären, dafs bei 
den verschiedenen Akten der Begattung bald der männliche, bald 
der weibliche Same überwiegt und dafs der in jedem Fall über- 
wiegende Same zur Bildung der einzelnen Körperteile beitrage. 

Eine weitere Frage ist die nach der Entstehung des Geschlechts- 
unterschiedes. Die Ansicht des Straton (629), der ihn daraus er- 
klärte, dafs entweder der männliche Same über den weiblichen 
oder dieser über jenen das Übergewicht habe, wird von ihm ver- 
worfen. Seine Quelle ist vermutlich wieder Athenaios, der den Strato 
benützt und bekämpft hat 1 ). Galen erklärt sie vielmehr aus dem 
Vorwiegen der warmen und trockenen oder der kalten und feuchten 
Qualitäten in der Gebärmutter. Diese Erklärung beruht durchaus 
auf pneumatischer Anschauung. Athenaios hat thatsächlich Kälte 
und Feuchtigkeit als die dem weiblichen Geschlecht eigene Quali- 
tätenverbindung bezeichnet 2 ) und dementsprechend Wärme und 
Trockenheit als die des männliche Geschlechts. Darin waren ihm 
die späteren Pneumatiker wie Archigenes 3 ) gefolgt, Die Grundlage 
für diese Annahme bilden zwei Sätze des Empedokles, dafs sich der 
männliche Embryo schneller entwickele als der weibliche und dafs 
er für gewöhnlich aus der rechten Seite des Uterus d. h. aus der 
wärmeren stamme (631. 633). Da nun ausdrücklich überliefert ist 4 ), 
dafs Athenaios diese beiden Sätze des Empedokles in seiner Ent- 
wicklungslehre gekannt und verwertet hat, so halte ich die Vermu- 
tung für wahrscheinlich, dafs diese Verknüpfung der pneumatischen 
Qualitätentheorie mit den alten Lehrsätzen des Empedokles zur Er- 
klärung der Entstehung des Geschlechtsunterschiedes auf ihn zurück- 



i) Gal. VII 615 f. 2 ) Orib. III 97. 

s ) Aret. caus. ac. m. I 6 p. 7. 4 ) Orib. III 79. 



104 

geht. Dafür würde die Thatsache sprechen, dafs er in diesem Ab- 
schnitte mit keinem Worte erwähnt wird, da Galen bekanntlich 
seine Quelle nur dann zu nennen pflegte, wenn er gegen sie po- 
lemisiert. 

Zum Schlüsse dieser Untersuchung will ich noch darauf ver- 
weisen, dafs man sich angesichts der Thalsache, dafs Athenaios für 
uns der letzte Arzt ist, der seine Entwicklungstheorie auf Aristoteles 
aufbaute, veranlafst sehen könnte, die beiden bei Oribasius (III 63) 
sich unmittelbar an ein Excerpt aus Athenaios anschliefsenden aus 
Aristoteles geschöpften Capitel über die Lebensfähigkeit der Kinder 
von 8 Monaten 1 ) und über die Molenschwangerschaft 2 ) auch für 
ihn in Anspruch zu nehmen. 



3. Oribasius. Aetius. 

Die umfänglichsten Excerpte aus den verloren gegangeneu 
Schriften der pneumatischen Arzte sind uns in den grofsen Com- 
pilationen des Oribasius, des Leibarztes des Kaisers Julian, und des 
syro-armenischen Christen Aetius aus Amida aus dem 6. Jahrb. er- 
halten. Leider sind die späteren medicinischen Sammelwerke von 
der modernen Forschung derartig vernachläfsigt worden, dafs über 
ihre Quellen so gut wie nichts bekannt ist. Über beide hier ein 
Wort. 

Was Oribasius anlangt, so ist die Frage berechtigt, ob die Ex- 
cerptenmassen, die er seinem sßdo^xorcdßißkog einverleibt hat, 
von ihm zusammengestellt sind. V. Rose hat in seinen Anecdota 
graeca 3 ) zuerst darauf aufmerksam gemacht, dafs zahlreiche Excerpte, 
die Oribasius aus Athenaios, Herodot, Archigenes, Rufus und Antyll 
erhalten hat, in dem Commentar des Galen zu der hippokratischen 
Schrift mgi xvfiwv^ und, was ergänzend hinzuzufügen ist, in seiner 
Schrift Ttegl ßdtlXüiv, aviiGnüßtioi;, ßixvag xal sy%aQa§tw<; xal 
xaiao%aGnov'') wiederkehren, ohne aus diesem Thatbestand die 
weiteren Schlufsfolgerungen gezogen zu haben. Aus dem Umstände 
nämlich, dafs bei Galen mehrfach dieselben aus verschiedenen 



') Arist. histor. an. VII p. 203 (ß). 

2 ) Arist. ao. gen. IV 107. histor. an. IX 318. 315 (B). 

8 ) Anecd. gr. I 22 f. *) Gal. XVI 1 ff. 5 ) Gal. XI 317 f. 



105 



Autoren entlehnten Stücke in derselben Reihenfolge wiederkehren, 
folgt mit Notwendigkeit, dafs es bereits vor Galen eine medicinische 
Compilation im Stil des Oribasius gegeben hat. 

Orib. II 36 f. steht ein Excerpt aus Antyll über die Frage, welche 
Gefäfse beim Aderlafs zu öffnen sind; daran schliefst sich ein Stück 
aus Herodot (II 42) über die Zeit des Aderlasses in den verschie- 
denen Fieberperioden. Beide Excerpte folgen bei Galen (XVI 134) 
in entsprechender Kürzung in umgekehrter Reihenfolge auf ein- 
ander: 



Gal. XVI 134: 



El de owe^eTg elev ol nvgerot, 
df/Xov de" riva nagogvo/ubv tfe'goiev 1 ), 
xa&' ov ngoGrt&ivreg int rov avrov 
fieye'Sovg /Ae"vovOi, noiovfxevot rera- 
y/.ie'vwg rj äräxrtog rag ngooßoXäg, int- 
ftetagrjreov, tis ivi fiahojtt, fit) xara 
Tag int&e'oetg rtöv iniorjftaottöv rag 
ätfaige'ctetg notetoSat, äXXä xarä rovg 
SiofAttXtOfiovg-), 7iotoufj(9ii de rr\v 
ätfaigeßiv änb fiogltav noXXtöv. el 
/.tev oiiv änb /uertonov noieTg, rrjv 
evdeTav int iiertonta tflißa dtatgrj- 
aetg, int de rtöv nXei'ortov xarä rä 
artxi /Jig>] rov fjticonov xat ngbg rtö 
ßge'ypari, evfra voeidtög t] tfXhjj a%{- 
t^erat. de? Je nagä avrrjV rijv a/laiv 
iv rtö xärto [tiget noieiv rrjv dtal- 
Qeaiv rag de iv roTg xav&otg iyyhg 
rijg otftQvog noXii ävtorigto rtöv xav- 
9tSv. 'Ontafrev de rtöv ojtwv') dt- 
atgtre'ov rrjv ävitxeifiivrjv rtö rgaya- 
vtö rov tirög. 'Ynb de rrjg yXtörrtjg, 
ei /ut) ätitfore'gag dtatgov/jev, rr\v 
vnege/ovaav xarä /jfyefrog xr\v 
deljiäv tefxoxifxev xarä de %eiga 



') tfegoiev Orib. tpigovot Gal. 
a ) dto/jaXtOp/ov; Orib. dtogta/jovg 
Gal. 8 ) rov tirog Hds. 



Orib. II 42: 
Tt'g xatgbg tpXeßoro/utag iv roTg 
Int fiegovg xaigoTg; ix rtöv'Hgodorov, 
ix rov negl xevov/xiruv ßorj,9ti/.iärtov. 

43, 13: El di awe^etg i^ev elev ol 
nvgero't, exdrjXov de" nva nago£v- 
0/Ltov tpegotev, xarä ov ngoan9e'vreg 
int rov avrov jAeyi&ovg fjevovai, 
notovfievoi reray/uirag rj xat ärtt- 
xrovg rag ngoGßoXäg, änoSetogrjre'ov, 
dg evt naXiaia, fir) xarä rag int- 
&iaeig rtöv iniOrjf/aOicöv rag äifaige'- 
aeig noteTa&at, äXXa xara rovg dw- 
/uaXtafAOvg- ovxog yäg xal ngbg rgo- 
qrjV xtcigbg inirrjdetog. 

38, 1 : JIoTa räv iv rotg fj.e"geatv 
äyyeta dtatger e"ov ; ix rtöv 'AvrvXXov, 
ix rov ß' Xoyov rtöv xevov/je'viov ßorj- 
9t] t uartüV. 

'And fitrtönov rr\v ätfatgeotv notov- 
fxtvoi, rrjV evftelav inl fiertiinov 
StaiQov/.iev qXißa, inl de rtöv nXei- 
artuv xara rä ävto fiiori rov /ueroinov 
xai ngbg rtp ßgty/uart, ei'&a voei- 
dtög ff tfXhp Ox^ lTC "' <^ f ' ^ naga 
airrjV rijv a/t'aiv iv rtü xdrto fie'gei 
noieiv rrjv StaCgeotv rag de iv rotg 
xav&oig iyyvg rrjg ötfgvog noXv 
avtarigto rtöv xavStöv. "Onto&ev de 
rtöv ärwv diatgere'ov rqv (ivrixei/xi- 
v>]V reo rgayavtö rov drög. 'Ynb de 
rrjg yXtorrrjg, el iir] ä/Jtforigag dtai- 
goiuer, rrjv inege'xovaav xarä ^e"ye- 



106 



xutu vwroi'') Trjg #£»pö? rr\v ovauv 
fjtTa^v tov fiioov xai naoaftioov 
SuxtvXov xutu Sk tyvuav ttjv fit- 
aordrrjV xutu St oqpvnöv*) Tag 
k'rSov aXXü GfiixnÖTrjg noXXdxig 
noitl dg ovx tlvai iip' fjfiiv Sg 
ifXißug ßovXöfit&u StiXtiv. Eni St 
twv xai' äyxwva, tl xutu ifvotv w? 
inl twv nXtCoTwv iniTr)Stia t'irj r« 
tqIu uyytia s ) xai ifuvtgu, to t€ üvn> 
to xutu tov /nvv xai to fiioov xai 
to ngbg Trj änoifvaei toü ßgaxtovog, 
Stuxgivovfitv, noTov uvtwv inl ti'vwv 
öiuiQtTiov. 'Eni fikv yüg twv Xmo- 
Svuixwv i ) »; iif>' wv tl xtxüxwTui 6 
OTO/ta/og r) tcc Trjg Svvüfitwg, ro avta 
SiutgtTt'ov üyyttov inl Sk twv u&goag 
atfaiqiotwg /pjjfdviwv xai tviovov 
Trjg xtvcootaig 5 ) to fiioov inl St 
twv fttTunot,r)atwg ;fpij£orTwv, äantg 
iniXrjnTixwv. t6 xÜtoi. inl 3k twv 
loxviöv tfvXaxTiov to xÖt(o xai iqp' 
mv t'vgwaiov t( xai navv fiiya iaTiv. 
Inl 3k twv oybSqa nifitXwSwv to 

aVW SlttlQlTtoV. 



') vwrov Hds. s ) atfvgwv Hds. 
3 ) tu äyyeTa Hds. 4 ) Xtino9vfiiwv 
Hds. b ) xirrjatwg Hds. 



&og ttjv Statur Ttftovfitv ' xaiä 3k 
XttQa xarä vwtov tijs xtipog ir)v 
ovOuv fttTU^v tov fiiaov xai naga- 
ftiaov SaxTvXov xutu Sk lyvvav ttjv 
fiinoiaT^v xutü 3k Otfvgbv Tag iv- 
Sov, xa't, tt ye thv al fikv ifingoadtv 
roC otfvoov , ai Sk onia&tv, Tag 
ifinqoaStv Siä fiivToi ttjv fnxgu- 
TrjTa twv uyytiwv tu noXXa ovx Inl 
rjuiv Iotiv a ßovX6ftt9a SieXiiv. 
'Eni Sk twv xutu ayxwra xai tu iv 
tovtü) Siaigovfitva äyylTa i^tTuatwg 
noixiXwTigug xgÜCtt . . . tl Sk äantg 
xarä ifvOiv xai inl twv nXtiOTWv 
iniTrjSnu titj tb rata xai tiavigd, 
to Tf «i'ai tö xarä tov ftvv xat id 
fiioov xai to ngbg rij uno(f,vati tov 
ßoa/iovog, S Sr) xul dgTrjgtwSig Ibti, 
Smxgivovfitv, notov avTwv inl tIvwv 
SiaigtTiov. Eni jukv twv Xinofrvfii- 
xwv t) Inl tov xtxaxwTat aT6[Aa%og 
j) T« r^f Svva/itiwg vnonTci Ioti, to 
«Vw StaiQniov äyyiiov inl Sk T(üv 
ä&Qoag aiftaiQiatwg /p?jfövT(uv xai 
xeiwaiwg tvTovov to /uiaov inl 3k 
reöv itviOfiov xai [iiTanoirjaewg xqrj- 
fdvTcuv, woniQ intXrjnTixwv . . tö 
xutw .... inl Sk twv xkti'o^vwv 
ifvXaxTiov to xutw xai inl wv ev- 
gwaröv tc xai aiföSga ftiya itSTlv . . . 
inl Sk twv oyöSoa ni/xiXwSwv . . . 

TÖ «VW SlUtptttoV. 



Die gröfseren Excerptenmassen bei Oribasius II 19511'. über das 
Brechen und die Klystiere aus Rufus und Diokles folgen bei Galen 
(XVI 141) ebenfalls auf einander: 



Gal.: 
Iltgl Sk Tfjg xevwoiwg Trjg Siä 
i/tiTov t( Sei Xiyeiv; (fuviobv yao 
oTt Tolg ei(o9oai ftkv i/uiiv ivioTt 
OvftqpiQtt. ngooäyuv, ivioTt Sk änt- 
diCeiv. Ei ftkv ovv (lg 7»/v xoiXlav 
ov(i(i{oi fav#rj x°Xr, r)v ü uvSqwnog 



Orib. . 
Tolg iüdoi twv iftiTcov ivioTt fikv 
ovfufiqtt nooddyttv, ivioTt Sk an- 
n/ftv i£ xai ane&i'Cav. Et fikv ovv 
eig Tijv xoiXiuv av^gioi fav*ij /oXr), 
ntxQOxbXov te ovTog tov üv&gwnov 
xai %wq(ov oixoviTog StQfibv iv Tt 



107 



5 n ixgöxoXog xai (xurli) ') %wqIov 
&(q[j.ov iv ie novoig xai (fQoviiai diai- 
Toiifitvog, 7i Qoai&i'Ceiv XQV ttjv %oXriv 
(/uiiv, nglv ngooaigio&ai TgotftjV il 
Je diu io nXe'ov t&iXav oivov nCvtiv 
inl toig XovrgoTg ngb luv atittov, 
dndyeiv tov edov; xai tov nliftovs 
dyaigeTv Tmv T£ aniiov xid noTiäv. 
i\ ydg xoiXla äid tovioiv daSevrjg 
yivofjtvr) rag £f bXov toO aw/uarog 
7tiQiovatag ttg uviijv ovg'geovoag 
vTToäixeTai. Ivioit it f/uilv ngoarjxii, 
dg /v/jov yXCaxQov xai nXöaiov 
dnoggiipai 2 ) jrjg yadrobg **** xai ei 
auve/äg toiovtov xv^öv dügolUi rtg 
Iv rrj yaGzol, avvf/iüg tfjtiv avrüv 
äet. ifxnuXiv 6t (tT) w, xoiXia äro- 
vovoa /ut] düvaiai ife'geiv rd Xrjif&e'VTtt, 
ovx f/iertov xai Soiiov bXiya anla 
re xai lioiöfiaxa xai rotg 'e^ioStv 
tnm&efie'voig ifaQfiäxotg giowiivreg 
avrrjv tdoo/xev 3 ). 



'Eneiirj elf rolg xaXeniug Ipovat, xtv- 
ävvog ovx ° TV X''> 1 ' xut fXtßiov grj'^ai 
xai tr\v bipiv ßXnßrjvai xai xiovlda 
xai aröfiaxov 6u*vv>j9rjvtti xai aXXa 
xaxü na9tiv, äib i^evg^xaaiv ol 
laTQoi Tgonovg, xa&' ovg ZveOTiv 
evnerajg t/jeTv. 



iif>' mv yovv ßovXö/je9a tov /utiä 
Seinvov (jutrov äXvncvg xivrjaai, roiig 
ßoXßoiig twv ragxiaauv a/uu tü>v 
ie&toue'viov (faytTv Swaofiev xai ov- 
riog evrjfieig «viovg noirßofxev. 
t/uerixbv ö*t iort xai dvayvgecog 
anig/xu xai ßaXavov /uvgerptxfjg 



*) Wil. J ) dnoTghpai Hds. s ) Wil. 
iäaiofitv Hds. 



novoig xai ifgoviiai, ätanovue'vov, 
7iQoat&t£ttv xQI x h v /oXijV iiitiv, 
nglv ngognigeoSeii TgoiffjV ll de diu 
rb nXe'ov t&e"Xeiv oi'vov nlveiv tnl 
roTg XovTgoTg nob tüv anttov, d- 
ndyeiv tov xaia jbv iuerov edovg 
aiia tcü xai tov nXrj&ovg dipaigeiv 
tüv re aiTiwv xai noTiäv • da&evrjg 
ydg rj xoiXia yivofxivr] tovtidv, i&i- 
&Tai ätxea&ai Tag 1% bXov tov aia- 
fjaTog niQiovolag eis avTTjV ov^qcov- 
Oag. KaTa xaigovg <f^ Tirag {fjiiv 
Ovniftqti xagiv rov xv/uöv yXloyj>ov 
xai nXüOTov änoQ'iinpai Ttjg yaorpög 
. . . Kai il avrixiüg äi tov toiovtov 
Xvjx'ov d&got'Cfi Tig Iv ttj yampl, 
avvtx<i>g inl tov eftiTov li^o/niv e/i- 
naXiv 6i, uTovovorjg iijf xoiXi'ag, dg 
/jfi dvvaodat (figtiv T« Xrjif&tvTa, 
xwXvoojuev ifttiv, öXt'yu if äiäövTtg 
ßirla xai Tavia evaro^axa, xai Toig 
ffra^f v t'nni&ifxt'voig (faQfiäxoig quiv- 
vvvTtg avTrjV. 

11 197: ndäg uv Tig tixoXtog tftol; 
'Ex tiöv 'Poixfov Ix rtöv ngög 
IJoTa/uoiviavov negl Ifttraiv. 

'Ernto*}] rotg avvTÖrwg xai xaXintüg 
Ifiovat xtvSvvog ovx b tvxiöv xai 
(fXtßiov gr)£ai xai ttjv bxpiv ßXaßrjvai, 
(fagvyyeSgöv re xai xioviäa xai 
OTOfiaxov ö&vvri^TJrai xai ti dXXo 
ovx inn^äfiov na&iiv, ö*ib 6*i] l£- 
svgrixaaiv ol laTgol Tgönovg, xaTa 
o?f iviGTw thntiüis l(iöv .... 

II 196, 9: 'Eni iöv äe ßovXofxiüa 
t'ov find äiinvov i/jctov dXi/mog 
xivrjaai, ioi)f ßoXßovg twv vagxlooiav 
äfia rivv lodiofje'voiv Tirl ipayctv 
öovng, iv>]fi€tg avTovg noirfroj-iiv 
€Oti ydg ifxtTixbv (fdgfjaxov b tov 
vagxiaaov ßoXßbg, ov xiifaXrjV ovo- 
fjd£ovOiv. 'EfilTtxbv äi lau xai 
dvayvgetog to entglitt xai ßaXavov 
uvgitpixrjg r^if oagxbg dgax/ji) fila 



108 



rfjg oanxbg doic/fii] fx(a /uera /JtXt- 
xni'aov no&tiGa. JloXXaxig dt xai 
dict rijf xtaio xoiXCag iniiyti, (ig xiä 
to rjTiaQ xai töv 07TXijva fjiTa 
6£vxQt'tTov diaxaftctQiti. 

6 ä' e^itTog noXXag äiitXtlag Ini- 
iffolt,' xai ycto rb ifXiy/ua xei'oT xai 
xi(iaXr)v ßagtiav Lnixovtft&i xai Tr)v 
oXrjv t^iv tov oaJfjaTo; IXaipooTigav 
Tiagi/a, xai nore xai 7Tqo9v/.iotiqov 
(fttyoi'Ta drrtnTrjGai xoiXvti. xcu ano- 
XaCaaiTa o'ii'ov rrXtiovog ovx lä ßXa- 
ßrjvat. "Oous dt l/Jttv i&iXn , oto- 
XaaTiov «vzip tiöv ngoaifcgofiü'iov, 
WS ,ur] OTQvipvd r) |>jpß rj , dXXa rct 
ixtv toO yXvxvT^gov xai vyooTtqov 

TOOTIOV, 7« dl TOV U*QlflVl{oOV . . , 

tau dl roiddt 1 ) rj (ratfavi'g 76 xai tv- 
^(üf.iov xai räoi^og naXatbv xai dpi- 
yav'ig yXiaQa xai xoofjfivov oXiyov 
xai nQitGov xai tiöv ogttqIoiv nn- 
GÜvai, ixiXnog t/ovOai, xai tu änb 
TWII xvdfiiov tili]-) xai 7« TliovaTiöv 
xqiiöv. riov o'iviov dt roiig yXvxv- 
t£qov; aiQirtov ovtoi ydq IntnoXa- 
OTixiÖTtgot , xai fiäXXov ti xtqav- 
vvvto tov tlw&ÖTog vdagiGTiQov. 



'Päov d( Tig xa9i']/J.evog t/JÜ rj 
öpööV Ott dl f,ir) ßiaCtaS-ai- 3 ) ttqo- 
9-vjuov/jirov Tiävta intuitiv äxotßiog, 
äXX' ütuv xtviu&rj Ttg txaviög, läv. 
Ultra dt to IfitTv 7o d'oxoüj' tvXoyov 
tivai, diäviyjov rr)v xotXi'av daniQ 
äyytTov [71] 4 ), 7ii6rra b ) iitXixparov 
i) vdaiQ noXv xai ndXtv 'tfitGov. 



') Wil. rödt Hds. 5 ) hi Hds. 
3 ) ßiäiovTa Hds. <) Wil. 6 ) Wil. 
niibv 70 Hds. 



^{7« iitXixqdrov no&tia«. IloXXdxig 
dt xai dtä ri); xärar xoiXing vndyti 
dcnpiXlg, otrtv, inndäv V7ilp 70C 
dtaxaftägal ri tiöv GnXayxviov xai 
ftdXiaia r/7r«p ») anXrjra xQio/Ailla Tip 
(paQ/ittXip, [ttTa bljvxgiaov dtdo/utv. 

II 197, 8: xai ydg ifXfy/ja xevoT, xai 
xi<f>ttXr)v ßaQliav lntxov<fi£ti xai tt)v 
äXXijV ffu' IXaifQOT^Qav naqtyti xai 
noTt xai KQod-v/uÖTtQov ijayovitt 
äntmr\aat xioXiiti r) xai änoXiwoaVTa 
oh'ov TzXtlorog ovx lii ßXaßr)vai . . . 
ZTO%uaTiov d\ xai Tbiv nQOOtftoo- 
fxiriov, cög fir) GTQVtfra r) Jijpn rj, 
äXXä tk /uiv tov yXvxvT^oov TQonov 

XCll V)'Q0T{Q0V, Tlt dl TOV dQlfiVT^QOV. 

Joxü dk Iv 70i'7ot? uaifavtg Tt ei- 
doxiiAtiv xai fi'fct),uov Kai rdgt/og 
naXaibv xai ÖQiyavlg /Xiooä xai 
xqou/uvov oXiyov xai nqäoov. 2vv- 
tgyti dl ToTg ifxhoig xai tiov Ögtipiiov 
a'i Tt rciiOavai, fitXnog tyovoai, xai 
7« ntova Tiöv XQtiov . . . JrjXov dt 
drjTrov, oti xai tiöv oTviov Tovg dg 
yXvxvTc'iTovg aiQttfov ovtoi yäg 
(TrmoXaGTixioTiQoi , xai fiäXXov tl 
xtoawvVTo tov ttiofrorog vdaofOTiQoi'. 

II 200: 'Efiiiixa. 'Ex tiov dt,o- 
x Xiovg. 

201, 9: 'Püara dl av Tig xa&ri/jfvog 
£/uoJ rj öodög. dli di fxr) ßtd£tG9ai 
TrQodv/nov/utvov TtafTa i£t/ue?v äxqt- 
/Saif, dXXd, ÖTav xtrio&ij Tig ixariog, 
täv ■ ■ . Mit« dt to t/uiir to doxovv 
tvXoyov tivai, xafräntq dyytiov dta- 
viipai Tijv xoiXiav, rrioVTa /utXt'xQaiov, 
ij vdüjg noXv xai ndXiv lfi£oai. 



Bei Galen folgen Excerpte aus Rufus über die Clystiere (XVI 
144, 11) = Orib. II 204, 7: ttsqI xhtafiaiog. 'Ex xüv 'Povqov, 



109 

über das Räuchern (147, 8) = Orib. II 186, 3: FIsqI vnoxcmvt- 
ßfiov. 'Ex tmp 'AvxvXlov , über Niesmittel (147, 14) = Orib. II 
188, 1 aus Antyll, über Tbränen- und Urinreizende Mittel (148, 1) 
= Orib. II 188, 4. 189, 1 ebenfalls aus Antyll. 

Die weiteren übereinstimmenden Partieen sind folgende: 
Gal. XVI 95 = Orib. II 66 (aus Apollonios). 

„ ., 117, 3 f. = Orib. II 88. 

„ „ 117, 11 f. = Orib. II 90 (aus Rufus). 

„ „ 119 ff. = Orib. II 93 ff. (aus Rufus). 

„ „ 400 = Orib. II 298 (aus Antyll). 

„ „ 401 = Orib. II 302 (aus Athenaios). 

„ XI 317 = Orib. II 69 (aus Antyll). 

„ „321 = Orib. II 63 (aus Antyll). 

i) » 322 = Orib. II 64 (aus Apollonios). 

Die Annahme, düfs Oribasius die betreffenden Partieen aus Galen 
entlehnt habe, stellt sich bei der gröfseren Reichhaltigkeit des Oribasius 
in allen Capiteln als von Haus aus unzulässig dar. Es bleibt dem- 
nach nur die Möglichkeit, ihre Übereinstimmung daraus zu erklären, 
dars sie aus demselben verloren gegangenen Werke geschöpft haben. 
Dies Resultat kann uns bei einem Schriftsteller wie Galen nicht 
überraschen, da ja sein Commentar zu Hippokrates nsgl %V(iwv, 
an dessen Echtheit zu zweifeln nicht der geringste Anlafs vorliegt, 
lediglich für Schulzwecke bestimmt war. Das Quellenwerk war 
eine umfängliche Compilation, in der nach bestimmten Gesichts- 
punkten Excerpte medicinischer Art besonders aus den Ärzten der 
pneumatischen Schule, wie Athenaios, Herodot, Apollonios von 
Pergamon, Archigenes, Rufus und Antyll an einander gereiht waren. 
Die weitere Frage nach dem Verfasser dieser Compilation ist 
nicht so wesentlich und es würde nichts verschlagen, wenn sie un- 
beantwortet bliebe. Indessen scheint eine schwache Spur auf den 
Namen zu führen. Da die meisten der benützten Schriftsteller der 
pneumatischen Schule angehören, so ist der Schlufs berechtigt, dafs 
die Compilation das Werk eines pneumatischen Arztes ist. Der 
jüngste der excerpierten Pneumatiker ist Antyll, der sicher nach 
Archigenes 1 ) und vor Galen, also etwa um 140 n. Chr. anzusetzen 
ist. Seine Schrift ntol ßorjd-rifiäiwv ist von Oribasius häufig und 



') Er citiert den Archigenes: Orili. II 337. 



110 



in grofser Ausführlichkeit excerpiert worden. Wäre der Nachweis 
möglich, dafs er in dieser Schrift einen oder mehrere der genannten 
Schriftsteller excerpierte, so glaube ich, würde die Vermutung, dafs 
er die postulierte Quelle ist, zu einer fast an Gewißheit reichenden 
Hohe der Wahrscheinlichkeit erhoben werden. In der Tbat sprechen 
zwei Stellen dafür, dafs seine Schrift eine Compilation gewesen. 

Die eine Stelle steht bei Oribasius II 383 f. 409. 410. Diese 
Excerpte aus Antyll über die natürlichen Bäder, über das Ausziehen 
der Haare mittelst der Pechmütze, über die Verwendung des Pechs 
und über die Anwendung von Senfpflastern kehren wörtlich bei 
Aetius (III 167. 180. 181) wieder, tragen aber bei ihm nicht den 
Namen des Antyll, sondern des Archigenes. Das erste dieser Capitel 
möge hier in Gegenüberstellung Platz finden: 



Orib. II 383: 

TIlpl 1ÜV KVTOtfVlijV loVTQtÜV. ' Ex 

roi avrov Xoyov (sc. ixrtüv'AvrvXXov 
ix rov «' Xoyov rov negl ßoTjtrrj/ua- 
riav vgl. 380, 6). 
Tcöv dl avrotfvüv Xovrgwv noXv 
r) dvia/j(g ianv toxvgoriga xal dga- 
orixiartoa rüv i'i fm-Tf/friaeais' dal 
dl dutifogal nXltovg nana rrjv irjg 
yrjs 7ioi6tt)tci, diä r)g tfigtraf rä 
fjlv yag iort virgoidrj, rä dl äX/Jvgä, 
rä dl arvnrt]gi(üdrj, rä dl Seicodrj, rä 
dl äatpaXrwdr], rä dl y m aXxav9<oSti, 
rä dl aidrjgdovra, t« dl ovvfXtra ix 
roirtav , nXttövtov noiorr)riov öfjov 
avfifjtyvvftirbiv. üävrtov fjlv ovv 
ttvrotpväv vdäruiv r) dvrafi/g iort 
£riguVTixr) xal S-tp/iaviutri. rb inlnav 
aifbdga tvTÖvajv vnuQxövrtov dlb 
dS] xal roig 6%iöi roar)fxaaiv o{/ 
ägfiofci, äXXa fiäXXov roig /poj/Co/f, 
xal rovroiv /uaXtara roig xa9vygotg 
xal ipv/ootg. "Hdr\ dl rä ulv rtrgiiidrj 
xal aXag $%ovitt xiifiaXT] xatüXXrfXa 
xal öwgaxi glv/jariCo/uira) xal azo- 
jJ-a-XV xaSvygw xal vdgionixoig, 
oldrjfjaoC re rotg ix voaiav xal Ovy- 
xQi'oet, <fXiy/narog ytvr'rjrixrj- rä dl 
arvnrrjgiüdrj a'i'/uarbg n ävaywyatg 



Aet. III 167: 

JT(qI Xovrgwv avToqviöv. 
'Agxiyivovg. 

Twv ö" avroyvwv Xovrgwv ra ftiv 
iau vtrgwdrj, rä dl äX/uvgä, rä dl 
azvrrjrjQKÜd'], rä dl 9(iwdrj^), rä dl 
äotfttXrtödri, tk dl aidrjoi^ovra, rä 
dl xaXxoii lx (l ") Trotörrjra 3 ), rä dl 
avvfXtra ix rovrwv iari. Twv roi- 
ovrwv dl nuvrwv r) A ) dvva/Litg iari 
grjQavrixr), rivä ä' avrwv avv 1$ 
grjgafativ 6 ) xal &eg/ttatvei yivvatwg, 
rivä dl avv rqj i^gatveiv 6 ) arvifei 
xaßänsg rä arvnrr]giiüdrj, ix fjfgovg 
dl xal rä äX/uvgä xal rä %aXxoü 
nowrrjra xixrt]fjiva. Agpödia d' 
iarl nävra roig iygoig xal ifjv/goTg 
nagä (fiioiv Ow/uaOt xal voarj/uaat 
roiovroig xqov(£ovOi • dtä ravra 
xar äXXrjXa d g9g(ridi, nodä- 
yga, nagtoiai, vtifigirtdi, 
äad fiarixol g, xaräyfiaoi no>- 
qüo tiog' l )d tofiivotg ,'iXxtai gev- 



l ) rä dl fteiaidri, rä dl äacpaXrajSrj 
W. P. : i« dl ä. tb dl ». ed. 2 ) i x ovra 
W. 'ix il P- e ^- s ) TioiÖTtjjo; W. 
*) ij fehlt in W. ed. 6 ) fygatvH W. 
6 ) f?jp. xal ariKfii ed. 7 ) nvgtäatiag ed. 



111 



xal Ifieructj) aroftü^o} xal zolg itfii- 
zgaig vnb aifjioQ'göiötov ivoj(Xovfiivoig 
xal yvvaiglv äiäxzwg xafraioofitvaig 
xal avi'f/dig ixzizntooxovOaig. Tä 
&ei(öir] öi rtvQtov iiuXaxzixä xal 
avyxotatiug &iQ[iavzixä xal növtiv 
nagrjyogixa ' az6fja%ov öi ^rjXüvii 
xal üvazninti. Tä öi äaqaXtuiör] 
xeifaXrjV zt avft7zi.tjQoi xal zä alo&r]- 
ZTjQia xaxoi' fKg^alvtt öi i/i{iöv<ag 
xal fxaXäaati aiv xqovoj, /uaXtota zä 
izegl vozioav xal xvoziv xal xiäXov. 
Tä öi %ttXxav9LCovz a azö/uazi xal 
nagiafr/utoig xal 0za<pvXrj xal ouuarji 
ötaifiQovztog Inizrjöiia. Tä öi 01- 
ör/QOv noiözrjzog Lttzt/ovza azofiä/cp 
xal arzXrjvl nnzovfröoi övvazai/Qrjai,- 
filvtiv. Tä öi fjixzrjg üvza noiözr\- 
zos xazä zijf tnixgäzeiav züv fxtfii- 
yfxivurv ivtpyu. /Iti öi xa&iarwai 
zoTg avzotfvtaiv vöaai xal äzgtfiovai, 
ZQrjodaf . . . öiä zovto xal zäg t/j.- 
ßäaag zäg (lg zb Söojq xgh noitTo&cti 
xaziovzag äHoovßüig, oniag »j öui'a/xig 
äveifjtvci) zw aio/uan ngooiovoa 
iyxazaövaaizo' ztäv öi oiooßrjftircog 
xal zagaguiöüg iftßaivovziov (ig etvzä 
nvxvoviuevov zb acöfta ovx dg J^/£r<u 
nagä zov vöazog noiözrjza . . . 'Yneg- 
fyetv öi xgovvotg avzoipvdiv vöa- 
ztuv (xdvoig xgr] fiövon, oaotg not- 
ozz\z{g tlaiv ä/uoöioi zij xiqaXtj, cüs 
baot zolg dnb äaipdXzov r) &it'ou 
giovai x.QovvoTg nagdxovzsg iavzovg 
ivxöXiog xaxovvzai. 



/uaz ixotg, qpXey/xovalg /qovi- 
iovOaig xal ijör) axXrjgvvo[*i- 
vaig 1 ). "Hörj öi zä (jiv vizgcööt] xal 
äX/jwörj xKfuXtj xazdXXriXa xal Sio- 
gaxi 2 ) gtv/jazitofxivo} xal azofiä/uj 
xu9vygu> 3 ) xal vögcomxolg xal olörj- 
fxaau ?r«(Ti 4 ). Tä öi Ozvnzr\gi<oör\ 
aXfiazog ävayioyalg, ff/izixü azo/jä/oj 
xal zotg ä/utzgcog vnb ai/uog'go'iötoi' 
Ixxtvovfitvotg*') xal yvvai'ilv äza- 
xzcug xa&aigo/th'aig 6 ) xal zaTg /(oglg 
(favigäg ngoyäoiiog avi'f/äig fxzizgm- 
axovaaig 'OvCvrjOi öi xal zovg 
vnig zb öiov lögovvzag xal 
zovg ßgaövn tnzovvzag xal zä 
iv xVTj/jaig olörj [taza xaV) xig- 
aoTg aifMfOQtt. Tä öi ftixoör) 
vevgiov zt B ) fiaXaxuxä xal zwv zare- 
a/ucüötöp noi'iov naqriyoQrjZixä' azo- 
fj.a%ov^) öi IxXvti xal ävazotnii ' xt- 
vol öi zrjv In iifävtiav xal öiä 
zovzo ßor]S-(T äX(fo!g w ) Xevxaig, 
(Xengaig, if/iöga i g) n ), Xeixrjai, 
'dXxtoi l, )noXv%Qovtoig,ägdQ(ov 
(>ev[ia<Ji , a ti Xrjvl a x ifiöoiö e i 
x«i ,s ) r\nazi xal voz iget naoei- 
^^voif") xal io%iaöi x oig xal 
xvr)0 povaig. Tä öi äaifaXzcoörj 
x«faXrjV Ov[i7iXr]Qot xal zä aia&rj- 
zrjqia xaxoi ' &€Qfta(vu öi £/U- 
fiovoig xal ftaXäaan avv XQovh), 
fxaXiaza zä mgl zrjV ioztgav xal 
xvaziv xal xiäXov. Tä öi ^«Axoü 
noiözrjza ex ovTa Ozöjtazt xal naoi- 
o&fiioig xal ataifvXrj xal b/u/zaai 



') axXr]oa>fi£vaig ed. 2 ) &iögaxa 
ed. 9 ) xa&üöio ed. 4 ) näoi am 
Rande von W. von anderer Hand nach- 
getragen. 5 ) xevovfutvotg ed. 6 ) In 
ed. interpoliert f) vninxaSaioofiivaig. 
7 ) xal fehlt in W. ed. ») zi iazi P. 
9 ) xal azöfiaxov öi W. P. 10 ) äöiX- 
<fotg ed. «) fehlt in W. P. I2 ) xaC 
ed. ls )xat\V. P. ,4 ) nagtiftivaig ed. 



112 



filttto (oövtoiq Imrqö'tia. Tä <Jf aiiSr)n(- 
Zoi'Ta aiojiä%<!> xal anXtjvl xaraXXi]- 
Xotutk 1 ). tu dt fjixTrjg 2 ) övict noio- 
rrjTog xaia Trjv tnt,*Q('aiiav t<Zv 
fjKfiiyftivmv h'tgyiT. z1tl ä' ort /ua- 
XiOTie iäg (h ') avTotfvrj SeQ/jct üdara 
f/.tßäaeig a&vgvßcog noietaSai, ömag 
jj düia/uig ävsifiivoy 4 ) t^j (Jwuuii 
TTQOönlmovoa fyxaTadvaairo' tüv 
yaq raga^iadiög lfißaivovj(ov nvxvoi- 
lai rö aoifjei (pgCiTov, xal ovx eig- 
dY^frra irjV ano iov vSttToq noiöirpa. 
ToTg $' ttOifaXzuidtai xal*) tffiftidfffj 
xgovvoig*) tiöv idaimv oii Sei vjto- 
rttKvai t«s xttfaXdg- fv/tQÜig'') yaq 
xaxovrai. 



] ) xaraXXrjXÖTfQn W. ') /.axTrjgyaQ 
ovia W. ed. *) tlg 16 P. : 1 ig r«f 
ed. 4 ) iivitfiivtff ed. 6 ) xal &. fehlt 
in W. P. „Ceterum biturainosis et sul- 
phurulentis" Cora. 8 ) XQoif/oig P. 
7 ) ev/uagüg ed. 

Ich liabe beide Stellen ausführlich ausgeschrieben, um einmal 
an einem charakteristischen Beispiel die Unabhängigkeit des ■ Aetius 
von Oribasius darzuthun: die Quelle des Aetius war vermutlich die 
Compilation des Philagrius. Will man nun seinen Quellenschrift- 
steiler nicht geradezu zum Fälscher stempeln, der auf Archigenes 
übertrug, was dem Antyll gehörte, so mnfs man annehmen, dafs 
er die betreffende Partie im Archigenes las oder wenigstens unter 
dem Namen des Archigenes vorfand. Der Einwand, dafs die Auloren- 
beischrift bei Aetius gefälscht sein könne, erledigt sicli durch den 
einfachen Verweis auf die zweifellose Thatsache, die ich hiermit ein für 
allemal constatiert haben will, dafs die Quellenbeischriften in der 
späteren medicinischen Litteratur im Gegensatz zu denen der Geo- 
ponici, die bekanntlich- zu einer traurigen Berühmtheit gelangt sind, 
in den controllierbaren Fällen durchaus glaubwürdig sind. Ich 
halte demnach die Schlufsfolgerung für unabweislich, dafs Antyll 
seine Darstellung von den Mineralwassern aus Archigenes ge- 
schöpft bat. 



113 

Die zweite ebenso beweiskräftige Stelle ist das Excerpt des 
Oribasius (II 287. 289) aus Antyll über die verschiedene Mischung 
der Luft in den einzelnen Tages- und Jahreszeiten. Der gleiche 
Bericht ist bei Aet. III 162 zu lesen mit der einzigen Abweichung, 
dafs bei ihm Athenaios als Quelle figuriert: 



Orib. 287, IM). 
Iltgl rr/g xma (irjvu iw digcov äia- 
(fogäg. 'Ex köv 'AvtvXXov ix tov 
«' Xoyov zähl il-tofrev ngoanmTovToiv. 

Egya&iai äk äiaifogcig iv t<ö äe'gi 
TiagaTrXrjOicog tw i]h'ta xal r) 0tXr\vr\, 
mguovoa tov T(Sv £u>äl(av xvxXov 
fgya£eTai äk xal avjr\ liaoagag ägag 
fir\vialag ävaXuyovaag jaig iTrjGioig, 
kßäo/.iaätxd> äk agiirfta) ntgixvxXov- 
jxivag. 'H ftkv ovv ngtaTtj tov firfvog 
tßäo/uäg ÜQX'hv fikv anb vovjxrjvlag 
k/ti*, 7iQO€iai äk /Li^XQt di%oTÖfiov ■ 
toxi äk eagi iotxvtu ' vyga ydg xal 
9igiirj ... i) äk ätvTiga kßäo/täg äg- 
Xtxai /jkv ano äixoio/uov, ngöiiGi äk 
/utyQ' 7iavatXi]\ov {higti äk naga- 
nXr]aiog äiu tovto , Sri xagnovg 
niooti fxaliaxa. "H yt ( u»;v /uera 
■navaiXrjVov fßäo/udg fxixQ 1 äixoTo/uov 
tfitivovarig rijg oih\vr\g irfgu (xu\ 
\jjvxga) xal (AtronioQU) naga7iXr]ai.og. 
II äk TeXevjat'a xtif^d)vi euixtv. 

II 289, 4 : Hegl rijg xara t)/uigav 
äiaqjogäg noi' üigaiv. Tov uvtov • 
Ix rov avxoii Xoyov. Vgl. Stob. Flor. 
CI 15. 

Tr)v r)/j(gav Xa/ußävofxev fitra rfjg 
vvxrog' dvaXoylav 8k xal TuvTr\v 
IfttfAhV i%eiv 7TQOg TOV iviavTov. 
'EstI äk 6 /utv bgSgog vygbg xal 
&eo[AÖg, tagt nagunXrjGiog- äid tovto 
o'i tc vnvoi ivxgiviTg xal tu öio/jutu 
uviftai xal tr Tiäv vyiaivovTwv xal 
t« töv voOovvtiov, äai€ xal ToTg 
nvgiaaovaiv ivtfogtuTajov titat TÖväi 



Aet. 

Iltgl üigiov raXrjVov 

ix Tiäv 'A9-r\va(ov iv x ) fxkv ovv r/7 
iagivrj äga vygbg xal Stg/xog b 2 ) 
ärjg, iv äk Trj »egtvrj &egpibg xal 
£>]i>bg s ), iv äk Trj if&ivoTiuigivfj xpv- 
Xgbg xal irjgbg, iv äk T/y x tl l*ZQ>vri 
vyobg xal \pvxgbg. IlaXiv d" iv ixä- 
arij Toiv ü)Q(üv TQcTg äittifogal yiyvov- 
Tai, 7TQWTTJ xal fiior) xal voiärr], Tic 

/jkV OVV /jfaa TTf\V tXXlXQIVlOT UTT]V 

xf/g ägctg k"x 1 ' xQÜOtv • tu äk npiüi« 
xal vOTUTa Ttj yeiTVitÖG)) ioqc< äipo- 
fioiovVTai. Kai i aeXrjvrj äk xutu 
/.tijva igyaC(Tat äiaifOQag Tiaaaqag 

iv TOJ ä£(tl 'II flkv OVV 7Inü>TT) 

kßäofxag anb VBOfirjvlag ftixQ 1 r VS 
kßäofxrig nagioi-xt*) Tai kaoi, uyga xal 
OfQfjij ovaa' r) äk äevriga kßäo/näg 
fiiXQ' navotXi]Vov fHoti 7iaQa7iXr]aiog' 
r/ äk tq(ti) fßäo/jitg if_9ivovarjg aeXrjVrjg 
ipu/Qa xal ^rjiia' rj äk TlTapTrj xal 
TtXtvTakt xpvxQa xaliypa. (xaiy') xad-' 
kxaOiTjV ät r'jfiipav äiaq opal tov 
äioog yiyvoVTai. b /xkv yag bp&pog 
vypbg xal &ep/Aog cug tÖ tag' ätd 
tovto xal t« oäftuTa uvtuai xal 
tcüv vyiaivbviCDV xal tiöv vogovvtiov, 
ü)öte xal Toig nvgi-GGovo'iv 6 xacgbg 
ovrog tiKfogtüTaTog. Tu äk [Aioa rijt; 
})fi(gug 9igtt nagtixaOTat, i« äk e ) 



') Vgl. Stob. Floril. Cl 30. 
Philolog. Uutersuchungeu. XIV. 



') 6 ftkv ovv iv t/; P. xal iv ftlv 
ed. 2 ) fehlt io P. 3 ) Sigbg xal &eg- 
fiog ed.. &igßbg xal |»;po's W. P. 

4 ) nagioixvla W. P.: nagiotxt ed. 

5 ) xa&' kxuoit]V äk W. P. °) xuTa 
äi Tt]V ättXrjv W. P. 



114 

jbv xaigov .... Tä äl fxiaa jijg xcitci JJ]V äsUtjv t/^ivonwoo), ja äl 

rjfjtgag &{qii nagiixamat, ra äl ncgl lanigav /fi | ucöj'i. Kai jr\g 

xaxa JrjV äeürjv (pSivontoQw. Tfjg vvxrog äl Ja ngwia (f&n'07ia>Qa> na- 

61 vvxzog ja fxlv 7iQ(öja xal negl Qitxuajat, t« äl /n(oa /(ifi(Svi x ) xal 

xr(V koniqav ofiota t»J öii'Xrj . . . ja ja ilXXa äxoXoii^otg. 

äl fifaa jijg vvxzog /tt/uän, t'Ui- 

xaojai .... t« äl JiXiVJaTa zrjg ') nagtoixe P. 

l^xrö? diu Jt\v ngbg jov bgdqov 
ytijviaaw jfjg aijrjg xgaatoig £xih<qi 
fitJttXafxßävii. 

V. Rose 1 ) hat allerdings die Überschrift bei Aetius: ex twv 
sid-tjvaiov nur auf die unmittelbar folgenden Worte d. h. auf die 
hier vorgetragene Theorie der Qualitätenmischung der einzelnen 
Jahreszeiten bezogen. Dagegen spricht aber die Citierweise des 
Aetius und vor allem der Umstand, dafs das Excerpt inhaltlich zu 
der Lehre des Athenaios vortrefflich pafst 2 ). 

Die beiden von uns für die Quelle postulierten Charakteristika: 
Zugehörigkeit zur pneumatischen Schule und compilatorische Art 
der Darstellung passen also auf Antyll. Ich halte mich danach 
für berechtigt, die dem Galen und Oribasius gemeinschaftlichen 
Partieen dieser Quelle zuzuweisen. Ob aber Oribasius den Antyll 
selbst benützt hat oder ihn bereits in seiner Quelle verarbeitet 
vorfand, vermag ich mit dem mir zu Gebote stehenden Material 
nicht zu entscheiden. 

Im Anschlufs an dies Resultat fasse ich kurz zusammen, was 
wir von Antyll wissen. Er war Pneumatiker und lebte in der 
Mitte des zweiten Jahrhunderts. In Cramers Anecd. gr. IV 196 wird 
er unter den berühmtesten Ärzten aufgeführt. Seine Verdienste 
liegen auf dem Gebiet der Diätetik und Chirurgie. Seine Haupt- 
schrift thqI ßorid"ri(.iacMV bestand aus vier Rüchern, von denen das 
erste ntqi xwv s'^oad-sv nQOGninxöviMv ßotj&rjfiäToiv^), das zweite 
7if(H %mv xtvovfjisvwp ßorjS-ijfiäioov*), das dritte nsgi twv nqoa- 
(f£QO/i,Ei>eoi> s ) und das vierte tisqL twv noiovfjsvwp ßorjd-tj(idnov 6 ) 
handelte. Sein chirurgisches Werk, das ebenfalls eine Compilation 



') Rose a. a. 0. 22 Anin. 2 ) Vgl. Orib. II 291 f. 

3 ) Orib. II 287. i) Orib. n 38 f. 

5 ) Orib, I 300. 6) Orib. I 436 vgl. S. 15 A. 7. 



115 

war 1 ), führte nach dem Vorhilde seines Vorgängers Heliodor den 
Titel xsiQovQyov^sva 2 ) und bestand vermutlich aus zwei Büchern 3 ). 
Antyll gehörte zusammen mit Leonidas, Heliodor, Archigenes 
zu den bedeutendsten Vertretern der Chirurgie, die in der pneuma- 
tischen Schule ihre letzte Blüte erlebte. Die pneumatischen Chi- 
rurgen sind gewissermafsen die letzten Glieder einer längeren Ent- 
wicklungskette, deren Anfänge nach Alexandreia weisen. Von chi- 
rurgischen Versuchen aus dem Anfang der hellenistischen Zeit, wo 
in Alexandreia die beiden Schulen des Herophilos und Erasistratos 
blühten, erfahren wir nichts. Die grofsen Verdienste dieser beiden 
bedeutenden Ärzte liegen auf andern Gebieten, vornehmlich auf dem 
der Anatomie. Die anatomischen Anschauungen des Herophilos, die 
er in seiner ävarofjH] 4 ) und in einer Specialschrift ttiqi o(fihttlfi(Zv b ) 
niedergelegt hat, beherrschen die medicinische Wissenschaft bis in die 
späteste Zeit, wogegen die Verdienste seines grofsen Nebenbuhlers 
Erasistratos, der ebenfalls eine Anatomie ) verfafste, zurücktraten. Erst 
im 2. und besonders im 1. Jh. v. Chr. beginnen die grofsen Erfolge 
alexandrinischer und römischer Chirurgen. Sie wagten sich an die 
schwierigsten Operationen, an die Behandlung des Steinschnitts und 
der Embryotomie, an die Operation der verschiedenen Arten von 
Augenleiden und der Knochenkrankheiten. Celsus entwirft uns in 



*) Vgl. scbol. Orib. IV 527, 25 ff. IV 463: negl vnoanuSiaiutv. Ix J<üv 
'AvtvIIou xal 'HhoSiägov. Vgl. Orib. 111 570. 615. Aufser Heliodor ist 
Leonidas von ihm benutzt: vgl. Orib. III 631, 2f. mit schol. Orib. III 688, 14f. 
und Paul. Aeg. VI 78, 322. 

2 ) Schol. Orib. IV 540, 14 und öfter. 

*) Im 1. Buche handelt er unter andern) über folgende Gegenstände: ntnl 
nugov (Orib. IV 11,3 = schol. 527, 10), negl ttnoaTrjfxazoiv (III 570, 11 = 
schol. 685, 17), negl avgCyytov (III 611, 9 = schol. 687, 17. 688, 7), negi aria- 
iiofifiitüV (IV 3, 1 1 = schol. 526, 2), negl fielixrigCStov xal ä»i]g(ofjdr(ov (IV 
7, 7 = 526, 10), negl dyxvUov (IV 22, 1 = 527, 21), negl äyxvXoyXolooov (IV 
25, 6 = 527, 23), negl xoigääwv (IV 27, 9 = 528, 4), negl ävevgvaucaog (IV 
52, 9 = 529, 1), negl xoXoßoifidxiov (IV 56, 3 = 529, 3), negl tüv b> gial xal 
üal xoXoßoi/aaTtov (IV 58, 1 = 529, 4). Aus dem 2. Buche sind folgende Ca- 
pitelüberschriften erbalten: negl Xmo^g t u(üv (IV 460, 10 = 540, 12), negl 
inoanaäialoiv (IV 463, 13 = 540, 14), negl (fi/ucoaecos (IV 466, 5 = 540, 18), 
negl ngoaifvovi nla&r\s (IV 469), negl twv negire^vo/ue'vtav, negl diipiov luv 
Iv atdoioig (IV 469 f.). 

4 ) Gal. II 571 u. öfter. ") Aetius VII 46. 

6 ) Gal. IV 718. Cael. Aur. A. M. III, 4. 

8* 



116 

den letzten beiden Büchern seiner Encyclopädie der Arzneiwissen- 
schaft ein anschauliches Bild von der Thätigkeit dieser Chirurgen 
und nennt als die bedeutendsten Vertreter dieses Zweiges der Me- 
dicin den Philoxenos, Gorgias, Sostratos, Heron, Ammonios aus 
Alexandreia, Apollonios von Kition, Apollonios Mys, Tryphon, Euel- 
pistos und Meges. Das Erbe dieser Männer hat dann die pneuma- 
raatische Schule angetreten; die bedeutenden Erfindungen derselben 
wurden von den pneumatischen Chirurgen mit unwesentlichen Ver- 
änderungen herübergenonimen und um neue bereichert. So bildet 
die pneumatische Schule das Bindeglied zwischen der alten Zeit und 
den späteren Jahrhunderten : aus ihren Schriften hat sich die alexan- 
drinische Doctrin herübergerettet in die Schriften des Oribasius, 
Aetius und Paulus von Aegiua. Wer nur einen Blick in die chi- 
rurgischen Partieen dieser Compilatoren wirft, dem wird der enge 
Zusammenhang auffallen, der zwischen ihren Theorieen und denen 
jener Alexandriner besteht. Sucht man nach einer Erklärung für 
diese Erscheinung, so ist der nächstliegende Gedanke, dafs schon 
in der Zeit vor Celsus das gesamte chirurgische Wissen von einem 
Arzt zusammengefafst ist und dafs diese Schrift grundlegend ge- 
worden ist für die Folgezeit. An eine Benützung des Celsus seitens 
der Späteren wird kein Verständiger glauben wollen. 

Die häufige Übereinstimmung des Celsus mit der Chirurgie des 
Paulus von Aegina (B. VI) ist natürlich von dem verdienstvollen 
Herausgeber des Celsus, Ch. Daremberg, nicht übersehen, aber keines- 
wegs in ihrem vollen Umfang gewürdigt worden. Zur endgültigen 
Lösung dieses Problems ist aufser Paulus Aegineta die parallele 
Überlieferung, die in der Compilation des Aetius vorliegt, heranzuziehen. 

In der Beschreibung der Erkrankungen des Auges und der Dar- 
stellung der verschiedenen Arten ihrer Behandlung finden sich durch- 
gängig Übereinstimmungen zwischen Celsus und Paulus Aegineta. Über 
die vdaiic, eine Art Fettblase im oberen Augenlide, die einen anhal- 
tenden Schleimausflufs aus dem Auge veranlafst und sich meist bei 
Kindern findet, sowie über die Operation derselben, die in einem 
seichten Querschnitt in die Haut besteht, um die Blase zum Aus- 
tritt zu bringen, berichten beide im Wesentlichen gleichmäfsig 1 ). 

') Cels. VII 7, 1. Paul. Aeg. VI 14. Vgl. die Abhandlung über Augen- 
krankheiten herausg. von Th. Paschmann. Berl. Stnd. für klass. Philo]. Bd. V 
Heft 2 S. 144. Ps.-Galen XIX def. 364 |». 438, 17. 



117 

Bei der Behandlung des Hagelkorns (xcdü^iov) empfehlen beide 
dasselbe Verfahren, indem sie es, wenn es unmittelbar unter der 
Haut sitzt, von aufsen, wenn es sich dagegen unter dem Knorpel 
befindet, von innen mit dem Messer einschneiden und von den ge- 
sunden Teilen loslösen 1 ). Vom Flügelfell (meQvyiov) gehen beide 
dieselbe Beschreibung; auch über die Art der Behandlung berichten 
sie übereinstimmend und malmen zur Vorsicht bei dem chirurgischen 
Eingriff, weil die Gefahr besteht, dafs die Thränenkarunkel am in- 
neren Augenwinkel mit abgetragen wird, was eine neue Erkrankung 
des Auges, die §vdg, zur Folge habe 2 ). Die Behandlungsweise der 
iyxavd-ig, einer Geschwulst am innern Augenwinkel, wird von 
Paulus 3 ) nur kurz angedeutet. Die ausführlichere Beschreibung der- 
selben hei Aetius 4 ) berührt sich mit Celsus 5 ) sehr nahe. Dieselbe 
Berührung zwischen Celsus und Aetius ist in der Beschreibung der 
Operation der Thränenfistel nachweisbar 6 ). 

Beweisend ist wieder die Übereinstimmung der Capitel, welche 
von der Operation der TQi%iaGig handeln. Die Alten verstanden 
darunter eine Augenkrankheit, bei der Haare auf den Augenlidrändern 
nachwachsen und dadurch, dafs sie nach innen gegen das Auge ge- 
kehrt sind, das Sehvermögen beeinträchtigen. Die antike Medicin 
kannte verschiedene Heilmethoden, von denen Celsus 7 ) drei anführt. 
Die Darstellung der beiden ersten stimmt in der Hauptsache mit 
Paulus 8 ), bei dem sie die technische Bezeichnung öid avußQoxi- 
Cfiov und dta aidiJQOv xavöttog führen. 

In der Darstellung des chirurgischen Eingriffs bei dem Hasen- 
auge (kayeScf^cd^og) 9 ) ist Celsus reichhaltiger als Paulus 10 ). Die 
Beschreibung der von Celsus vorgeschlagenen Operation, die in einem 



') Cels. VII 7, 3. Paul. Aeg. VI 16. Vgl. Act. VII 93. Puschuiaan a. u. 0. 

146. Ps.-Galen XIX def. 354 p. 437, 7. 

2 ) Cels. VII 7, 4. Paul. Aeg. VI 18. Vgl. Aet. VII 60 f. Pusehmano a. a. 0. 
142. Ps.-Gal. XIX def. 366 p. 439, 5. 

3) Paul. Aeg. VI 17. 
*) Aet. VII 63. 64. 

6 ) Cels. VII 7, 5. PuschmaDu S. 148. Ps.-Gal. def. 361 p. 438, 5. 

6 ) Cels. VII 1, 7. Aet. VII 85 (aus Severus) Paul. Aeg. VI 22. 

') Cels. VII 7, 8. 

8 ) Paulus VI 13. 

9 ) Cels. VII 7, 9. Vgl. Puschmann S. 146. Ps.-Gal. def. 365 p. 439, 3. 
>°) Paul. VI 10. 



118 



halbmondförmigen Einschnitt in die Haut besteht, stimmt wieder 
im Wesentlichen mit Aetius 1 ). 

Eingehend wird von Celsus 2 ) die Extraction der toten Frucht 
aus der Gebärmutter behandelt. Das entsprechende Capitel des 
Paulus 3 ) stammt nach Aetius 4 ) aus Philumenos-Soran 6 ). Die Über- 
einstimmungen mögen hier kurz angedeutet werden. Die Gebärende 
mufs bei dieser Operation rücklings auf das Bett mit dem Kopf 
nach unten gelegt und ihr Unterleib mit den Schenkeln zusammen- 
gedrückt werden: 



Cels. VII 29 
p. 317, 4: 

Oportet autem 
ante omnia re- 
supi/iam midierem 
transverso lecto sie 
eollocare, ut femi- 
nibus eius ipsius 
Uta compriman- 
tur . . . 



Soran II 19 
p. 363 R. 

(ßti Toi'rvv tnl 

xX(vrjg} näaav 

a/rifictTiCuv xaia- 

tftQiäg . . xal 

ouvrjyfitvcov 7igog 

to ImyäoTQiov 
imv noSmv Inl 
tov ivrjläTov ffrij- 
qt&iv, tira kxait- 

QtO&CV äl ' V71TJ- 
QtTCÖV 10 Otiifta 
xaii%tw rj yvvai- 
xtöv lfi7ieiQiüV xal 

iO/VQCÖV. 



Paul. VI 74: 

xaiaxXi&eiaTjg 
toCvvv tnl xXi'vrjg 
vnrtag rrjg yvvai- 
xbs xal /uSXXov 

XttTtt^OTlOV, TU 

<SxiXr\ InriQfitva 
dtaxQttTtii<aoitv 
exttr£Q(o9(V yv- 

vaixeg f; vnrjQfrat 

iivtg . . . 



Der Arzt führt die Finger der linken Hand, 
gesalbt, in den Muttermund ein und bringt bei Qu 
Schulterlage die Frucht in eine gerade Richtung: 



Aet. XVI 23: 
ntql l [ißqvovXxlag 
xeu tfjßQvoTOfiictg' 

<PiXovfiti>ov. 

. . . xaraxXiv- 
{a9ta Totvvv inl 
rrjg xXt'vijg vmta 
xal fxäXXov xaxäd- 
Qonog, r« St axiX>] 
airijg ljir\Qß(vu 
xal Sit OTjjxöra an' 
äXXi)X(av xal v7io- 
xtxa/ifitva Sia- 
XQaxthoioav yv- 
vatxtg tyniigoi 
xal ta/vQal exa- 
Tegco&tv . . . 

nachdem er sie 
er-, Steifs- oder 



Cels. 317, 9: 
Hae occasione usus (d.h. 
wenn der Muttermund ge- 
öffnet ist) medicus unetae 
manus (der linken ; es 
folgt aus den folgenden 
Worten: trahere autem 



Sor. 363, 15: 
zr\V iiwvvpov %l?Qa 
. . . awriyfj.(viav xaia 
xoqvtpag eig (xvovqov tüv 
SaxTvXvov xal XeXma- 
onivoiv xa&itvai, Si- 
toiwiog Toii aro/niov rrjg 



Paul. 



0.. 



xrv tuiovvfiov /tiga 
ovvr\y^ii.vr(v fitz' tügeo- 
oiaiv SaxriXiav XeXma- 
o/u&rir xadi(vat ngog rö 
axofia rijg /jrjrgag xal Si- 
tvgivtiv avro, iXaio%v- 



1 ) Aet. VII 73 (aus Dewosthenes). 

2 ) Cels. VII 29. 3) Paul. VI 74. 

4 J Aet. XVI 23. 6) Soran ed. Rose p. 362 ff. 



119 

dextra manus uncum; iiOTigag- tl Si /urj, &X(- xovfxtvov Si tovto tiqoo- 

sinistra intus pusita in- ipiat, xal awe^iatv IXaw- avct/ahlr xal tnTtiv, nov 

fantem ipsum) indicem xvirjousi nQoavcr/ctXa- xttTanaQTiov röv Ipßov- 

digitum primum debel afttVTog. i-ntna niiQÜ- ovXxör. 

inserere atque ibi con- o&ai to nagtyxtxXixog 

tinere, donec Herum id os tl Svvkt'ov (Mtvdvvttv 

aperialur rursusque al- xal (tjTttv rönov etg 

terum digitum demiltere xaTanagaiv lußovovXxoiJ 

et per easdem occasiones ngog tö fiq ixneatTv 

alias , donec Iota esse gaSliag. 

intus manus possit. . . . 

Medici vero propositum 

est, ut eum manu dirigat 

vel in caput vel etiam in 

pedes, si forte aliter com- 

positus est. Ac si nihil 

aliud est, manus vel pes 

apprehensus, corpus rectius 

reddit . . . 

Hat der Arzt die Zange angelegt, so zieht er mit der rechten 
Hand, die linke dient zur Leitung der Frucht in der Gebärmutter. 
Ist die Frucht von Wasser aufgetrieben, so mufs er sie mit dem 
Zeigefinger durchbohren, damit sie nach Abflufs des Wassers zu- 
sammenfällt. Gefährlich ist es, wenn die Spitze des Hakens ab- 
gleitet und in den Muttermund gelangt: 

Cels. 318, 1 : Sor. 364, 12: Paul. 302: 

Trahere autem dextra Stopü Si IXatqj ttqo- "Enma t'ov ifißqvovX- 

manus uncum; sinistra xf/Xiaa^ivov tbv (ftßgv- xbv Tg Stliä X(iqI xa- 

intus posita infantem ovXxov rrj Stl-tä x H Q l *ty uv ' ^ xapmr\v Si 

ipsum, simulque dirigere xax£x tiv i T V V xa f l7 'n v avTov jois SaxtvXoig 

eum debel. Solet etiam St avrov xolg SaxtiXoig {yxgvipavia rtj tvoivifiu) 

evenire, ut is in/ans hu- lyxgmpavTu Trj evcorifiui x^'o'*- nq«<og ovrttaifigHV 

more distendatur exque /«pt ngätog awtia<p(qtiv xal xarantCgtiv h> tivi 

eo profluat f'oedi odoris xal xaraTiiigiiv tl'g nva xmv tlgrjfi^voiv löncov 

sanies. Quod si tale est, rönov axgt xtvtfißairj- c<xQt xevtitßairiGtuig- xal 

indice digito corpus illud atwg wg tlgfixa/tiv. xara- avti&trov tovjoj Seine- 

forandum est, ut ejf'uso ntCgav Si xal avrC&tiov gov, onoig laöggonog xal 

humore extenuetur. jovtqj StvTtgov , bniog fii) iitgoxXivi]g 6 lm- 

p. 317, 34: Nam, si laö^gonog xal fir\ he- anaßfibg tmitlolio. 

compresso vulvae ore id goxXiv'ng 6 inianaofibg Ist der Embryo von 

tentatum est, non emiitente inueXijrai xal Sia tovto Wasser aufgetrieben , so 

eo, in/ans abrumpitur et rov fit'govg naqtyxXlvov- empfiehlt Paulus (304 ff.) 



120 

n/ici acumen in ipsum os tos au^rjvwaiv üno/ucnj dasselbe Verfahren, mag 
vulvae delabitur; sequitur- rb %/j.ßgvov. der Kopf oder die Brust 

que nervorum distentio et 366, 7: ... ü fjiv oder der Unterleib wasser- 
ingens periculum mortis. vygoxitpctXov ttrj rb ßgi- haltig seio. 

(pog, öiaiQeiv, iva tov 

vygov xerw&tvjos r\ 

ntoioxrj avpmiay rijs 

xtipaXijg . . . 

367, 3: ei di /V' ov- 

itüff vntixoi , rb (nt- 

yctOTQiov Sittäpiväv, ü>a- 

ttvitog xav vSgainixbv ij 

rb ipßgvov. xivio&tvios 

yäg roü vygov av/unimfi 

neos to/vwatv ij niawxh 

toxi adfiazog. 

Bei der Fufslage wird die Frucht leicht nach aufsen befördert. 
Wenn bei der Querlage die Wendung der Frucht auf den Kopf oder 
die Füfse nicht vorgenommen werden kann, so mufs sie zerstückelt 
werden, wobei man darauf zu achten hat, da fs der Kopf zuerst nach 
aufsen befördert wird, da er sonst leicht in die leere Gebärmutter 
zurückfällt. 

Cel. 318, 8: Sor. 368, 3: Paul. Aeg. 306, 5: 

In pedes quoque conver- IloXXaxig äi öia ttjv Tijöv Si Ini nböag 

sus infans non difficulter int nöiag cmeinov bXxijv ifigofiivcov r\ fiiv nag- 

extrahitur; quibus appre- anoonäicu rö xtipdXiov iyxXioig gaäiiog änev- 

hensis per ipsas manus xal SvoX>]mov Ioti äia &ivtrat ngbg rö azöfia 

commode edueitur. ttjv n igiiptguav xal rö rrjg iortoag Tu 

318, 15: Tum id agen- ngoauvargi/uv xara ttjv <Si nXayia tüv t/ußnvm>, 

dum est, ut ante eaput, tvgv%(og(av rfjg firjigag. tl fiiv antvdvvoivio, 

deinde reliqua pars auj'e- raig tlgi]fi(vaig xgrfOdai 

raiur : quin f'ere, maiore /it&bäoig, il 3i uq, 'h'Sov 

parte extraeta, caput in oXov «örö xuraitfivovia 

vacuam vulvam prolabitur xo/xlfradai xiträ ftigog, 

extrahique sine sumvio (fvXanouirov firj ti rtüv 

periculo non polest fiogiarv avroii dtaXa&bv 

ivSov xajaXttip9eCq. 

Tritt der letztere Fall ein, so mufs ein kräftiger Mann, der zur 
linken Seite der Gebärenden steht, mit der einen Hand auf den 
Unterleib, mit der andern auf den Steifs drücken, um den Kopf 
der Frucht gegen den Muttermund zu bringen. Celsus drückt sich 



121 

ungenau aus (318, 18): Si tarnen id ineidit, super ventrem mulieris 
duplici panniculo iniecto, valens homo, non imperitus, a sinistro 
latere eins debet assistere et super imum ventrem eins duas manus 
imponere alteraque alteram premere: quo fit, ut illud caput ad os 
vulvae compellatur; idque eadem ratione, quae supra posita est, 
unco extrahünr. Genauer Soran nach Sostratos (368, 6): 'Onöis 
SoidTQaiog [tsi> cög inl xu>v Xid-tov (cf. Cels. VII 26 p. 308, 20 f.) 
tlg Ttji> iögccf xad-slg töv Trjs eviovvfiov xeiQÖg däxivlov , rij 
de^iä de ms^iov nsiqmeu %6 xetfdliov xaxäysiv . . . Soran ver- 
wirft dies Verfahren des Sostratos ; er empfiehlt vielmehr, den Kopf 
mit der Hand in der Gebärmutter zu suchen, ihn bis an den Mutter- 
mund zu bringen und dann mit Hilfe der Zange herauszuschaffen. 
Bei der Steifslage endlich empfehlen beide (Cels. 318, 26 = Sor. 361) 
die Hinterbacken zurückzuschieben, den zunächst gelegenen Fufs auf- 
zusuchen und daran die Frucht herauszuziehen. 

Alle vier Autoren behandeln im Wesentlichen übereinstimmend 
die Honig-, Brei- und Fettgeschwülste: Gels. VII 6. Aet. XV 7 (nach 
Leonidas). Orib. IV 2 p. 3, 11 (nach Antyll) und Paulus VI 36 
(ebenfalls nach Antyll). Da die Übereinstimmung zwischen Celsus 
einerseits und Leonidas-Antyll andererseits eine auffallend enge ist, 
so lasse ich die drei Massen in Gegenüberstellung folgen: 

Celsus: Aetius XV 7: Paul. Aeg. VI 36 

fn/iocfsc.capäejmulta HiqI d»egioftiawv xal fiiXi- P- 177 - 

variaque tubercula oriun- xriglSiav. AtmvlSov, Vgl. Orib. IV 3B'. 

tur; yäyyXia, fttXtxrigC- Tb fj.lv ds-igta/xa loitv Tov yevovg ovra 

äag, äStgwfJara iiomi- byxog öfiöxgovg, ävcüövrog, xal tuvtci (oticit. 

naitt; atiisque etiamnum Iv /nun vivQtuäii ntgitym' d&fg. xal fit)..) tüv 

vocabults quaedam atii ägyov vyguv ovXXoyrß 1 , toi- dirooitjpänov xovrta 

discernunt: quibus ego xörog r>j Xtyofxtvt) ad-r/ort 1 ) Siaipigovoiv, ort rei 

oieaTio/uitT« quoque adi- rrj l£ dXtvgov trpov- (xiv iSCiag änoaitj- 

ciam. Quae quamvis ut ptvov axivatopivr). tnl fiaia xaXoviitva tf.Xe- 

in cervice et in atis et in Si riviov d^igio/uazioy ona- ypoiwSn ri (tat xal 

lateribus oriri sole/d, per vltag eigtaxo/uev avv ra tniöSvva xal Sgifttog 

se tarnen non posui, cum d&tgiuSei vygqj xal hegä iygov xal Staßgion- 

vriiniaistamedioeiesdiffe- itva XtdiiuSi] xal axXrjgd xoii negitxTixü xal 

rentias habeant ae neque acö/naia xal hega tag &itov ovx tv tSiio vfxivi 

periculo terreant neque di- ifj^y/uara, W ou dl xal negit/oviai >jroi /i- 

verso genere curentur. ogvlSaiv baragioig fiifiaar)- tävi. diaipigovai SI 

Omniaveroistaetexpar- äXXrjXtoi', Sri rb fiiv 

vulo incipüint et diupaula- ') av&>igä W. tv x$ OTiaitüfiaTt 



122 

timque increscunt, et tu- filvoig o/joicf ivqo/Jiv dV mqitxöfitvov nqoa- 
nica sua includuntur. nori xal äontq rqi'/ag avfi- (poqiag rrj övofjtuaia 
Quaedam ex his dura ac ntnXtyfilvag toj j ) vyqiT) na- ortari naganXyawv 
renitentia,quaedammollia yvrärq} bvri. <f>tXög'tvog lari' rb dt lv T$ 
cedentiaque sunt ; quaedam dl <prjCf( nori tvqnxivai faJ« äSiqojfjau rrj dnb 
spatio nudantur, quaedam lv r<p vyqo) xmvoixpi a ) rov atiov ä&rjqtr 
tecta capillo suo perma- i) fiiaig fiixqaig ofioia' fxiXiri dk naqioixbi 
nent fereque sine dolore inoninrit dt Ivlort rd rot- iyqbv lv rrj /utXixt]- 
sunt. Quid intus habeant, avra aiöfiara rrj d(prj r<5v qfdi. diayviaGq dt 
ut conieetura praesagiri daxrvXtav lv ralg anfitia- avra ovrcag- rb fitv 
polest, sie ex toto cognosci, ataiv. "Eon, dt xul rtp artdrco/na oxXrjqort- 
nisi cum eieeta sunt, non o/yfiari xal ti] dianXdan qov lari rtüv äXXwv 
potest. Maxime tarnen in 6 byxog rov d&tqai/^arog xal avt i fxi^iordfitvov 
iis, quae renituntur, auf vnofj.r\xrjg xal vnönXarvg, rrj dqtrj xal rijv ßäatv 
lapillis quaedam similia, rrj naqantloti rüv daxrii- ortvwriqav '£%ov r\ 
aut concreti confertique Xcov diu rb nd%og rov vyqov äi /utXixrjqlg dnrofil- 
pili reperiuntur. In iis ßqadltog xot-Xaivö /Jtvog xal voig diantq ri oiijfici 
vero, quae cedunl, aut fxtrd rr\v dqoiv riöv daxrii- %aXaqbv vnontnrti 
melli simile aliquid, aut Xoiv ßqaäiiog (Twayö/utvog. xal ßqadliag fih %ti- 
tenui pulliculae aut quasi 'H dt fj.tXixrjqlg vtvqwdrjg rat, raglaig dl av9t; 
rasae eartilagini,aut earni lari %irü>v Xtmov vyqov Orqlopirai. 
Itebeli et cruentae ; quibus fxlXiraidovg ntqitxrixbg, ävio- 
aliialiique eolores essecon- dvvog dt ö/uotaig. du«ptfqei 
suerunt. Fereque ganglia f*iv ovv rov ü&eqoi/uarog 
renituntur; atheromati a^nfiari xal ry rov vyqov 
subest quasi tenuis pulti- ovoraoti ' riö /utv 0%r;[iari 
cula; meliceridi liquidior arqoyyvXiöreqög lariv 6 rrjg 
humor ; ideoque pressus /ulXtxrjqtdog byxog' rrj äi 
circumfluil; steatomati avardau Xmrörtqov Ion ro 
pingue quiddam; idque lv avrfj vyqov dib xal 
latissime patere consuevit, ntqurharat, fiäXXov 6 byxog. 
resoh'itque totam cutem Kai lv iw 7iaqa7iteo/xiö rwv 
superpositam sie, ut ea daxrvXmv ruyiara fj'tv ll'xct 
labet, cum in ceteris sit to vyqbv xtü nciXtv fxtra 
adstrictior. rr\v äqaiv rwv daxrvXwv 

räxiora avvayirai. 

Aet. XV 8: 
Iliql anariofidrtüv. 
Tb onaraifja nifitXrj lari 
naqa ipvaiv r\v'ir\jx{vn xarä 



a ) Die Worte r(p vyqtp bis 
ouifiara siud in W. am Rande 
nachgetragen. 2 ) xiavai W. 



123 

lijv Tonixrjv iöiöjijia • 'ian 

öi uyxog 6[to)(Qovg eüaqrjg 

xal xaz' äg/ag piv fiixgög, 

XQÖvio öl fA.iyi9vvtxai. r« 

öi noXXit zcüv aifaTco/Liatiov 

nXarvtegä lloi Trj ßdan 

xmci Ti]V ntgitftguav ana- 

vCwg öl thglaxeiai xal onvrj 

Ltiv Trj ßäaei xi^gifi^va, 

xctra öl ttjv xoQvtfijV nXa- 

rvvöfitva. öiaifigti öl to 

aTtäiiofia /oigäöog tu /uaXa- 

xwTfgov vnoninrttv Tr\ ä(f>rj ' 

wdavTtog öiaiftgu xaläS-egw- 

fxaiog xal //iXixrjQCöog, ort 

xal nXr}gtg lau xal vaaiov 

xal fxr) xoiXaivöfxtvov xara 

rag tcSv öaxTvXwv naga- 

ni(aug . . . 
Die Bezeichnung der einen Geschwulstart (ad-sQCOfia) mit einem 
lokal gefärbten Worte 1 ) enthält einen Fingerzeig für die Herkunft 
der Quelle: sie war ein alexandrinischer Chirurg. Da nun in der 
Beschreibung, die Leonidas, der älteste der pneumatischen Chirurgen, 
von diesen Geschwüren giebt, ausdrücklich Philoxenos als Quelle 
für eine Partie genannt wird, die sich mit Celsus deckt, da ferner 
dieser Arzt thatsäcblich in Ägypten wirkte 2 ) und endlich von Celsus 
in der Vorrede zum 7. Buch im Gegensatz zu Gorgias, Sostratos, 
Heron, die beiden Apollonii und Ammonios 6 lid-oröfiog, denen 
er nur einzelne Erfindungen auf diesem Gebiete nachrühmt, als der- 
jenige bezeichnet wird, welcher mit der gröfsten Sorgfalt die ge- 
samte Chirurgie in mehreren Büchern bearbeitet hat 3 ), so schliefse 
ich, das er die gesuchte Quelle des Celsus und Leonidas 4 ) ist und 



') Schol. Orib. IV 527, 3: 'A&r)go>[*a xaXiia&at (prioiv (sc. 'AvzvXXog) und 
tov 76 niQifxöfitt'ov loixivai Trj naget ToTg 'AtyvnjCoig XiyojJ.ivrj ci9r)gq- 
hf/rj/^a ö' iatl yivofiivov nag' avrotg ix nvgtvov Xtvxov äXivgov. 

2 ) Cels. VII praef. 262, 21. 

3 ) Cels. a. a. 0. : deiüde, posteaqum didueta (sc. chirurgia) ab aliis habere 
professores suos coepit, in Aeg-ypto quoque increvit, Philoxeüo niaxiine anetore, 
qui pluribus voluiniuibus hanc partem diligentissime comprehendit. 

4 ) Vermutet hatte ich es schon lange. Vgl. Heim. XXVI 342 A. 1. Übrigens 
stammt das Citat des Philoxenos bei Aet. XVI 42 auch aus Leonidas. Es ist 
sicher kein Zufall, dafs beide aus Alexaodreia stammen (Gal. XIV 684). 



124 

dafs überall da, wo Celsus mit den späteren Chirurgen stimmt, 
Überreste seiner Doctrin vorliegen. 

Eine erfreuliche Bestätigung für unser Resultat ist es, dafs 
der Autor, der nach unserer Beweisführung von der Quelle bereits 
verarbeitet sein mufs, Sostratos, thatsächlich von Philoxenos für 
chirurgische Zwecke verwertet ist. Die beweisende Stelle ist von 
dem lateinischen Übersetzer dies Soran, Muscion erhalten (Soran ed. 
Rose p. 106) und es ist bezeichnend genug, dafs die Ansicht des 
Philoxenos ohne Namensnennung bei Paulus (VI 70, 293) wiederkehrt: 

Musciou a. d. 0. Paul. Aeg. a. a. 0. vgl. Aet. XVI 103. 
/jpollonius et Sostralus et Filo.re- Kai ir\v xiqxoiaiv ät aaqxiöSrj ex- 

nus adseverant in orificio matricis ifivaiv ovaav äno oto/uiov rrjg [trj- 

carnem quandam emergere et in tan- rqas avanXrjoovaav tb yvvaixtiov 

tum excrescere nt expleto orificii) et aidoiov, nori de xal eis ra e|<u ä(xr]v 

collo matricis aliquando et Joris hoc xe"qxov nqon im ovaav, naoanXrjaiios 

penetret. ätpaiQeie'ov rjj vvpqrj. 

Da er der jüngste der drei genannten Autoren ist 1 ), so folgt, 
dafs er den Apollonios und Sostratos benützt hat. Dann darf aber auch 
mit derselben Bestimmtheit behauptet werden, dafs Celsus die Kenntnis 
dieser beiden Ärzte, die er in seiner Vorrede gewissermafsen als 
Quellenschriftsteller nennt und die er auch sonst citiert, ihm verdankt. 

Die Untersuchung ist bisher geführt worden ohne Rücksicht 
auf die Frage, wem Aetius und Paulus Aegineta ihre chirurgischen 
Excerpte verdanken. Da ihre Werke völlig aus fremdem Material 
bestehen, so kommt es bei dieser Frage nicht auf die Entdeckung 
der älteren, sondern der jüngsten d. h. der directen Quellen an. 
Die Beantwortung derselben wird erst dann möglich sein, wenn von 
beiden Compilationen brauchbare Ausgaben vorliegen. Vom Tetra- 
biblon des Aetius 2 ) giebt es überhaupt noch keine vollständige 
Originalausgabe. Bisher war nur die erste Hälfte des Werkes im 
griechischen Originale gedruckt, Venedig 15341'.: erst neuerdings 
hat der Grieche A. G. Kastomiris in verdienstvoller Weise zunächst 
die Herausgabe der noch ungedruckten Bücher des Aetius begonnen, 
von denen bis jetzt das 12. Buch gedruckt vorliegt. Von Paulus 3 ) 



') Vgl. Susemihl, Gesch. d. griech. Lit in der Alexaodiineizeit II 445. 
2 ) Über seine Zeit vgl. Sprengel, Gesch. d. Medicin II 3 277. 
9 ) Paulus von Aegina gehört der Mitte des 7. Jh. au: vgl. Briau, Chirurgie 
de Paul d'Egiae, Paris 1855 p. 191'. 



125 

ist die editio princeps, Basel 1538, wenig brauchbar; in neuerer Zeit 
ist nur die Chirurgie (B. VI) von dein verdienstvollen französischen 
Gelehrten B. Brian herausgegeben. 

Trotz der Schwierigkeiten, die einer Quellenuntersuchung des 
Aetius entgegenstehen, glaube ich die Analyse des letzten Buches 
seines TSTqdßißlov, das eine Beihe von chirurgischen Fragen, wie 
die Entfernung der Nachgeburt, die Extraction des kindlichen 
Körpers, die Behandlung von Erkrankungen der Gebärmutter und 
der weiblichen Brüste und anderes mehr enthält, in befriedigender 
Weise lösen zu können. Ich füge sie meiner Darstellung bei, ein- 
mal um den Mitforschenden einen Wink zu geben, in welcher Bich- 
tung die Quellen dieses Compilators zu suchen sind, andrerseits um 
einem vielverkannten Arzte seine richtige Stellung in der medici- 
niscben Litteratur anzuweisen. 

Aetius steht in seiner schriftstellerischen Thätigkeit noch eine 
Stufe tiefer als Paulus 1 ), insofern als er ganz stumpfsinnig mit Ver- 
zicht auf jede eigene Meinung nach Art des Oribasius einfach Ex- 
cerpt an Excerpt reiht. Darin liegt aber gerade sein polier Wert 
für uns: zahlreiche Excerpte aus den Werken älterer Ärzte sind 
nur von ihm erhalten. Zu Anfang seiner Compilation lesen wir 
eine kurze Quellenangabe: 'Asiiov 'Aiii6i\vov Ovvoipig xwv tqiäv 
ßißl'uov/ÖQißaaiov Xsyco d-q zov nQog^IovXiavov xal xov nqög 
Evdzdd-iov xal zov nqog Eivdniov xal twv d-sqanevzixüv 
ßißXiwv raliji'ov xal *Aq%iysvovg xal 'Povtpov xal szeqiqv zwv 
agxaicoy snißijfioyp. Ergänzt wird diese Angabe durch den Pa- 
triarchen Photios, der in seiner Bibliothek (c. 221 p. 177a 7) eine 
kurze Inhaltsangabe der 16 Bücher des Amideners erhalten hat: 
Avsyt'wG&t] 'Asziov A^nSrjfov ßißXlov lazQixöv sv Xöyoig ic,' . 
sözi fiiv ovv avziä näda rj ngay^azsla övviszayfxsvri ex ts wv 
'Oqsißdffiog nqog 'lovXiavöv syqaxps nqöq ts EvGzdd-iov xal 
Eivdniov , in de xal sx zwv d-soansvzixMV ßißXitov raXijvov 
xal [i,rjv xal 'Aq%iysvovg xal 'Pov(pov 3 szt dt Jioaxovqidov xal 
'BqoSotov xal Scooavov 0tXayoi,ov ts xal OiXovjjbivov xal IJo- 
astdwviov xal szsqcov zivwv räiv snl zf[ zi%vr\ xr\g lazqixrfi 



*) Dieser betont ausdrucklich iu seioer Vorrede (abgedruckt bei ßriau 34 f.), 
dafs er sich seine eigene Meinung seinen Quellen gegenüber bewahrt habe. 
Destäligt wird es durch Stellen wie VI 9 |>. 108. 53 p. 238 ß. 



126 

ovo(ia linovnov. Wollte man sich auf die Quellenangabe verlassen, 
so müfste man glauben, dafs er aufser Oribasius, den er natürlich 
selbst benutzt hat, den Galen, Rufus, Archigenes und andere be- 
rühmte Ärzte selbst eingesehen habe. Dem widerspricht aber der 
Umstand, dafs er eine Reihe von Excerplen dieser Ärzte nach 
seinen eigenen Angaben nur aus späteren Compilationen') kennt. 
Da die Autorenbeischriften im Aetius durchaus zuverlässig sind, so 
ist der Weg der Quellenuntersuchung für die einzelnen Rücher, so- 
fern sie ein geschlossenes Ganze bilden, genau vorgeschrieben. Es 
kommt darauf an, mit ihrer Hilfe den compilierenden Schriftsteller 
zu ermitteln, die Zahl der von ihm benützten Autoren festzustellen 
und darnach den Umfang seiner Renützung zu bestimmen. 

In dem 16. Ruch, das die Krankheiten des weiblichen Geschlechts 
behandelt, finden sich die Reischrilten von folgenden 9 Autoren: 
Asklepiades, Leonidas, Rufus, Soran, Archigenes, Galen, Aspasia, 
Philumenos und Philagrios. Dasjenige Werk, dem naturgemäfs die 
meisten Excerpte entlehnt sind, sind Sorans yvvaixtta. Die 
nächstliegende Erage: hat Aetius den Soran selbst eingesehen oder 
verdankt er die Excerpte aus ihm einer späteren Quelle? läfst sich 
mit aller nur wünschenswerten Bestimmtheit beantworten. 

Oribasius hat im 9. Buch seiner Gvvoipic ngog Evöxdd-iov 
c. 45 — 56 (V 539 ff.) ein längeres Excerpt aus Philumenos erhalten, 
natürlich in starker Kürzung und mit möglichster Reschränkung auf 
die Therapie der einzelnen Erkrankungen, das sich vollständig mit 
den entsprechenden Capiteln des Aetius deckt: 

1) Orib. V 539: ntgl vGkqwv rcviyog' ix tcov <t>iXov[i£vov 
= Aet. XVI 68 2 ). 

2) Orib. V 540f.: mql qov yvvaixtiov = Aet. XVI 65 (aus 
Archigenes). 

3) Orib. V 542: nsql (fltyfioi^c vtiisQccg = Aet. XVI 83 
(aus Philumenos). 

4) Orib. V 543: ttsqi toov iv [iiJtqcc anotixrmciTiov = Aet. 
XVI 85 (aus Archigenes). 

5) Orib. V 543: nsql vav iv ^tqcc sXxwv = Aet. XVI 88 
(aus Archigenes). 

') Vgl. Aet. V 116 (Herodot aus Philumenos), VIII 45 (Leonidas aus Philu- 
menos), XI 4 (Archigenes aus Philagrios), VI 9 (Galen und Rufus ausPoseidoüios). 
2 ) Vgl. S. 92. 



127 

6) Orib. V 545: tcsqi twv sv fiiJTQq xccQxiviofianov = Aet. 
XVI 94 (aus Archigenes). 

7) Orib. V 545: nqog qayadag sv pijzQq = Aet. XVI 107. 

8) Orib. V 546: tisqI tpifiov iv vdrsQq = Aet. XVI 95. 

9) Orib. V 546: ttsqI sintvtvixazMßiOig [njrqag = Aet. XVI 78. 
10) Orib. V 547: nsql nqonxmasiog varsQag = Aet. XVI 76 

(aus Soran). 

Da Philumenos nicht nur von Oribasius als Quelle für das 
erste, sondern auch von Aetius als Quelle für das dritte Capitel des 
Oribasius gesichert ist, da er ferner Archigenesexcerpte 1 ) nachweis- 
lich seinen Schriften einverleibt hat, so halte ich den Schlufs für 
berechtigt, dafs Oribasius die ganze Capitelfolge aus ihm entlehnt 
hat. Folglich hat er auch den Soran excerpiert; denn das letzte 
der angeführten Capitel, welches das Hervortreten der Gebärmutter 
behandelt, ist ein wörtliches Excerpt aus diesem Schriftsteller, wo- 
von Jeden eine Gegenüberstellung der in Frage kommenden Partieen 
überzeugen wird: 

Orib. 547: Sorau II 31, 375 R. Aet. XVI 76: 

KcaaajaXuv de Sei El /xev olv OxißaXa m Q l ngonnöoewg varigag, 

ii,v ngontaovaav v- iv i$ unev&voptvy xo!) a{lToC < sc - ^Q^'oiy). 

arigav ngöiegov xXv- nagaxiotro , äiä xXv- tl [tkv ovv axvßaXa 

a/jaai xerjaä/jevovnQog aiijgog ciira xo/Aioriov iv iw dnev9va^ivoj naga- 

xrp xofiiS'rjV luv axv- änXov. üaavTiog äe tf xenai, dia xXvarijgog airu 

ßdXcov (öoauTwg de xal Iv xüarei negiTTio/ja xofiiartov (oaavrwg ä$ xal 

(l Iv xüarec, ntgitTWfia eirj, äiä xaSejijgog airb et iv xiotei negCzru/xa eirj, 

aweiXey/uivov ein, xal xofiiatiov . . . ax^axt- did xafrerijgog avrö xofii- 

jovto diä xu»iTt]Qog Cetv de peia rovto rijv are'ov . . . a/rj^ariCeiv de 

ixXr\m£ov. Elia a/rj- xäfivovaav vnxtav fiera tovto xtjv xü/*vovo«v 

fiarl&iv JtjV nan^ov- v\pr\Xbiega tyovOav rä imitav viprjXoiega M/ovaav 

aav inl xXivrjg vnxtav ia%la xal xäftipaoav ict la/ia xal xdfixpaauv rag 

dvdg'gonov awr l yfit'vag rag lyvvag /aerä rov lyvvag fxeza rov diearävai 

e'xovaav rag lyvvag xal ditardvat an ' dXXriXaiv an' äXXijXcov 2 ) ra axiXrf 

iv dtaaräaet ra axiXrj, ra axiXrj. eneira iXatco eneira iXuio) noXXäi xarav- 

ineira Xaßeiv avarge/x- noXXiä /Xiagü xarav- rX^oavrag*) x l,ct QV ™ n 9 ' 

fxa igCov änaXov xal rXriOavrarbngonenrco- 

ax^ati, xal nd/ei äva- xbg rrjg fjjrgag inl ') Xoigavov im Text von P. 

Xoyovvrd)x6Xntürtöyv- noXv xal no^auvra 2 ) aXXyXutv P. s ) xaravrXy- 

vttixelü) negißäXXeiv te aiarge/afia ig IgCov aavreg P. 



') Vgl. S. 35 f. 92 f. 



128 

Xemiä bOovi'orxal xuiu- a/y]/uari xal nuyei civa- nenToixbg Trjg firjTgag (ril 

ßunieiv eig /vXia/na Xoyovv tgj yvvaixeiqr noXv xal noirjaavTug 1 ) av- 

inoxiaiidog ij üxaxlag xbXncp negißaXXeiv e"£oi- aTge t u[ta 2 ) ?!■ tgt'ov a/rjfiun 

oivoj öieifitvov ngoOTt- 9ev to oüoTQspi/ja tov xal na/ei avaXoyovv TttJ 

fKvai t£ r;] ioTe'gqxul igiov layvoTÜTit) xal yvvavxelvy xöXnio, negi- 

äi/a ßlag avaßißä^eiv xa&ago) btioviioxäneiTa ßuXXeiv*) ei;a>Sev to au- 

nitv to ngonenTiaxbg, xaraßanTeiv Ta%e"tag eig aroffi/ja tov IqCov ia/vo- 

ä/gig ov 6 oyxog öXog b^vxgaTov . . . eig %vXbv rcaq) 4 ) xal xa&ago)TaT(p ö&o- 

£v icü xoXniff ye'vrjTat axaxiag r\ inoxioiiSog vlia ' xanena xaTußämeiv 

xal axenu^eiv iiio&tv ol'ro) äiei^vr]g xal tig /vXbv äxaxtag rj vno- 

onoyyo) rö rjrgov dno- ngogriSe'vai Trj baiigu xvaiCSog oi'vit) o'iet/xe'vrjs 6 ) 

reöXt/jfte'rai £| öfvxgä- xal diaßißäCetv näv rb xal ngoSTi&e'vai Trj iiaie'nu 

tov xaTaxXCvav Te Tr)v ngoTiemmxbg figi/ja xal öiaßißai^eiv näv tu ngo- 

avÖQomov txTeiaite'vu üva&XCßovra, ä^gig ov nenTiaxbg jjp^ua uva&Xißov- 

xal avvrjg/uoa/ite'vueyov- V f*rJTQa inl tov i'äiov Tag, a/Q'S ov r\ firJTpa Inl 

Oav uXXrjXoig tu axe'Xij totzov ävu/aigrjarj xal tov idiov totiov dvayargtj 

f] rb iregov xarä tov 6 tov fgiov byxog SXog xal ö tov igiov oyxog Iv 

higov xet/nevov. Muri iv rij3 xoXnm yh'rpai, TftJ xöXnio yttiriTai , tovt' 

de tovto atxvag naga- tovt' i-Otiv iv icp al- iauv Iv tw aiöot'oj. ehe 

Xrjmiov /ueTu (fXoybg äot'q). eha egia egco&ev Zgta ti-to&ev inn/divat, oi- 

nXeiovog aV(o ngbg bfj.- IniTiSUvai oivar Otv- voi OTvtfovTi ßeßgey/uiva } 

(fuXbv xttTa ixaTigav (f,ovTi ßeßgeyfiiva ij xal eha Oxe'netv to fjTgov oXov 

Xayova. Trj Se Tghtj Gxentiv to rJTgov oXov onoyyco rj igCoig b'^vxgaib) 

Ttäv rjfregiSv, lyxeiye- anöyyü) xal igCoig £f ßeßgey l ue'voig 6 ) xal Imd't- 

vov toü lg(ov, tyxa&i- ö^vxgiaov Te&Xifi/ue'roig oueTv txTeiveiv tc tu axürj 

C,iT<o rj yvvr) eig oivov . . . IxTelveiv Te tk Trjg yvvaixbg, tuGTe to eregov 

fliXavcc, avdrrjgbv no- axiXrj Trjg yvvaixbg, ^r<y)')6r^oiu tmxetO&at. Me- 

otüg xexXiaofxe'vov rj äare to eregov iw hi- rä de tovto atxvag ngogßXt]- 

eig aife'xprjfia ßaTov r) gui tiTixeTo&ai. fieTa Te'ov fieTu tfXoybg') nXelovog 

fxvgalvrig 7j Giätujv. äi tovto aixvag ngog- ngbg LfM[,aXbv xa3' exarigav 

MeTa de TuvTa tö /uev ßXrjre'ov fjeTa ifXoybg Xayova xal batfgaVTa Talg 

tyxeifjerov egiov atgi- nXeiovog rrgbg öiuf,aXbv giolv evüd'rj avrex<ög ngog- 

aSa>, hegov äi Ivti- xal xa&' exuTe'gav Xa- evexre'ov t;/ 6k Tghrj tüv 

&e'a9<a tw avrip vevo- yöva ... Trj ök Tghr] rj/jeg<äv tyxeifitvov Tai xoX- 

Tiafte'vov (fag/uüxo) tiöv IjuegcSv tyxeifte'vov noi tov Igiov, lyxa9iCe"ro) r) 

/.aTanXaOfAaTi't. Te £feu- toj xoXnto tov lg(ov yvvr) eig oivov uikava av- 

Oev i7it$gtm(trlt(i} xutü lyxa3i£e"T(o r] ywr\ eig 

toD vnoyaGTgiov t« oivov fiiXava avOTrjgbv ') noirjaavTeg P. 2 ) ffii- 

äia ifoivtxarv xal dXipi- xe/Xt.aOfie'vov noatSg t] OTgefi t ua am Rande von 

Tiav t; (paxrjg ij aiäiwv eig a(f<(Kprjfia ßaTov i) W. nachgetragen. 3 ) ?r£0(- 

äut Tghr)g Te näXiv T« fivgaCvrjg rj a/ivov !) ßaXeivW. 4 ) looiäiu) P. W. 

avTa yivfoS-oi f*e"xgi aiäloiv. fieTa ö£ to 6 ) 6ir\^.ivr]g W. <$n\pivfav P. 

neXa^a ße'ßaiov Xäßia- fyxäü iO/ju xaTaxXi&er- 6 ) kMi^w« P. und am 

ftev negl tov /ue'veiv tu orjg ui>Ti)g bnTtug avag 1 - Rande von W. ') Wil. 

xuTeaiaX/ue'ra G(v/.taTa. gönov tag ixpriXoTega 8 ) yogetv W. 



129 

tyeiv rti nyog roig oirigov xtgUaSfitvoi' 710010; 

taxloig, ro [liv lyxti- f t tig ä(f(\pr)fta ßarov i) 

fitvov totov t!jaiQita&(ü, fj.VQaivrig >} ayjvov rj atSiow. 

itcqov ät hridtaSai Mtia dt tö {yxä&io/ja xara- 

ßtßQtyfttvov tcü uvTüt xXt&t(aijg avtfjg virxiag 

(fUQftaxq). xaxanXai- ai«(i(>önov l ) tag vxprjXötiQK 

Tfo&io ät tö iniyaaiQt- i%uv T« nnü; xoig tayioig, 

ov <poCi>i£tv, üktflToiq, xo fih lyxiifxtvov tQiov Ig- 

aidioig, tfaxo) fttx' ö!jv- aigtia&m' 2 ), ixegov ät tv- 

[teiiTog- xal äiä röhr); xt&ta&oj ßlßgty fiivov T<£ av- 

■naliv xa airä yiyv(- tw ifaQ/xaxor xaxanXaa- 

<r#eu f4i%Qi navxtkovg otoSia ät xb iiriydaxgiov 

öeoanttag. tpolvtgiv, aXtfixoig, oiäCoig, 

ifaxtü [Ati' 6$v[i£i.tTog. xal 

äiä xgCxrjg (xa} 3 ) avra 

ytyvtaS-to fifyQ 1 navxtkovg 

änofttoantiag. 



l ) ärafiöönov P. W. am 
Kande. *) t'ZaiQixog W. 

3 ) fehlt io P. W. 

Wann lebte Philumenos? Wollten wir den modernen His- 
torikern der Medicin Glauben schenken, so würden wir mit unserm 
Resultat in einen unlösbaren Widerspruch geraten. Die moderne 
Forschung setzt ihn in das 1. Jh. n. Ch., wenigstens schreibt dies 
völlig willkürlich immer ein Historiker der Medicin dem andern 
nach, trotzdem nicht einmal die Spur eines Zeugnisses dafür vor- 
handen ist 1 ). Caelius Aurelianus d. h. Soran kennt ihn nicht, trotz- 
dem Philumenos Methodiker gewesen sein soll; Galen ebensowenig. 
Ist das Zufall? Bei der ausgezeichneten Überlieferung, die wir 
gerade von der methodischen Schule besitzen, ist es ganz unwahr- 
scheinlich, dafs er von unsern verschiedenen Quellen für diese Schule 
gleicherweise nur aus Versehen nicht erwähnt sein sollte. Wir 
halten uns an die Überlieferung. Darnach war er jünger als Archi- 
genes und Soran und älter als Oribasius (4. Jh.), der ihn zuerst 
erwähnt; vielleicht gestattet das Schweigen des Galen über ihn eine 
weitere Einschränkung seiner Lebenszeit, so dafs wir mit ihm ins 



') Tb. PuschmaDn, Nachträge zu Alexander vou Tialles, ßerl. Studien für 

klass. Philologie Bd. V Heft 2 S. 13. S. Sepp a. u. 0. 121. Sprengel, Gesch. 
d. griech. Alz. II 3 46. 

Pbilolog. Untorsuchuugeii. XI V. 9 



130 

3; Jh. kämen. Philumenos war ein Compilator in der Weise der 
späteren Sammelschriftsteller. Archigenes, Soran, Herodot 1 ) sind 
schon von ihm excerpierl; vermutlich aber auch die übrigen der von 
Aetius im 16. B. erwähnten Arzte mit der einzigen Ausnahme des 
Philagrios. Der Titel des von Aetius benutzten Werkes ist uns von 
dem Scholiasten zu Oribasius III 681, 10 erhalten : 'late'ov ort 6 
fitv 2xoQavos sv rolg Fwuixtioic dia io cxlrjQov xal dvGxlvij- 
cov ^vXrjv fj fivXov dvo(iü^tait-ai tfTjGiv 6 ös 0tXoi'iievog iv 
Tut ß' T(!av rvvaiv.iimv Xsyn oti, tivig 'iGtoqovvzcu xata %ö 
cna.vi.ov rwv ixßtßowfisvrjv sayrtixviüv xqv vGzsqav sne^QWfisvov 
tov Xoinov awfiaioc. . . . Seine Abängigkeit von Soran documentiert 
sich im Titel und, wie es scheint, auch in der Bücherzahl: seine 
TvvaixsXa bestanden wie die des Soran aus 2 Büchern. Nach 
unserer Überlieferung war es das letzte und abschliefsende Werk 
auf diesem Gebiet; daher der Zuspruch der folgenden Generationen 
zu ihm. 



') Vgl. Aet. V 116. Wenn an dieser Stelle eio Excerpt über die Behand- 
lung der Schlaflosigkeit bei Fiebernden mit der Überschrift steht: ix t<5v 
'Ilgoäoiov xal <t>ikoi\u(vov, so besagt das nach der Methode der spateren 
Compilatoren, dal's Philumenos den Herodot ausgeschrieben hat und nicht, wie 
Sepp a. a. 0. 121 geschlossen hat, dal's Herodot der Compilator war. 



II. Teil. 

SYSTEM DER PNEUMATISCHEN SCHULE. 



Eine erschöpfende Darstellung der Lehren der pneumatischen 
Schule ist bei der Lückenhaftigkeit und Unzulänglichkeit des vor- 
handenen Materials unmöglich. Der Stifter der Schule und Archi- 
genes sind die einzigen, über deren System wir genauer unterrichtet 
sind. Dagegen fehlt es uns vollständig an Mitteln, die Änderungen 
und Bereicherungen, welche das System des Athenaios durch seine 
Schüler erfahren hat, Schritt für Schritt zu verfolgen. Das eine 
gilt von allen, dafs sie bald mehr, bald weniger zum Eklekticismus 
hinneigten. Ich begnüge mich deshalb mit einer Darstellung des 
Systems des Athenaios und Archigenes mit steter Rücksichtnahme 
auf die Lehren der übrigen Pneumatiker. 

1. 
Physiologie. 

Athenaios unterschied fünf Disciplinen der Arzneikunde')'. 
Physiologie ((fvaioloyixov), Pathologie (na&oyvoofiovixov), Diätetik 
(öiaiTTjrixöv), Materia inedica (vfoxöv) und Therapeutik {f>sqa- 
Tisvnxnv). Mit Hecht nimmt in seinem System die Physiologie in 
der Stufenreihe der medicinischen Disciplinen die oberste Stelle ein, 
da sie die wichtigste derselben ist. Ihr verdankt die pneumatische 
Schule die Geschlossenheil ihres Systems, durch welche sie sich 



l ) Vgl. Gal. XIV 089. XIX def. 11 p. 351, 12. Vgl. S. 67 A. 1. Die 
Semiotik wollte er als besonderen Zweig der Arzueikuude nicht gelten lassen, 
wenn er auch ihre Berechtigung als Teil der Therapie anerkannte. Dafür 
betonte er den Wert der niateria medica (XIV 689). 

9* 



132 

vorteilhaft von der der Methodiker und Empiriker unterscheidet: 
ihre pathologischen Principien, ihre therapeutischen Grundsätze lassen 
sich nur aus den physiologischen Grundanschauungen ihres Systems 
verstehen. 

Mit grofser Ausführlichkeit behandelte Athenaios in seiner 
Physiologie die Lehre von den Elementen, vom Pneuma, von der 
ivxQuoia und die Entwicklungslehre. Die verstreuten Bruchstücke, 
die von diesen Theorien des Athenaios erhalten sind, haben die 
moderne Forschung auf die grofse Übereinstimmung seiner Phy- 
siologie mit der der Stoa aufmerksam gemacht 1 ): es ist daraus mit 
Recht geschlossen worden, dafs sie „mit Bewufstsein von den aus- 
gebildeten Grundsätzen der stoischen Naturphilosophie abhängig ist". 
Diese Annahme, die sich bei genauerer Betrachtung seines Systems 
mit unabweislicher Notwendigkeit aufdrängt, wird gestützt durch das 
unanfechtbare Zeugnis des Galen, der ausdrücklich die Stoa als 
Quelle ihrer Lehren bezeichnet 2 ): aqsaxovxai yag ovxoi navxn; 
ol jivavfKXTiy.oi x<xXov(itvoi rotg and xijc oxoäg doyfitxcfiv, woV 
STXft Xovomnog ainovg ii&i(Siv äfitfiaß^xaTy txsqI xüiv xazcc 
ztjv (fiXoGocf'uxi' oyofiäzMV ovo' aiiiol 7XiQi xüv xaxa xrp> 
IccxQixrjv zccvzu noittv oxvovgi und genauer den Chrysipp als 
Stifter dieser Schule hinstellt 3 ): noXv dt tovx' sßii nccqä xo> 
7TQ07xtx7tno) xrjg algsoewc (xvxwv Xqvaimtbi. Derselbe Galen 
bezeugt, dafs sich ihre Abhängigkeit von der Stoa nicht nur in 
ihren Lehren, sondern sogar in der ganzen Art ihrer Darstellung 
zeige. Wer die Darstellungsweise eines Chrysipp kennt, wird in der 
Thal durch die unreine Sprache der Pneumatiker, ihre dunkle und 
unklare Ausdrucks weise 4 ), ihre grofse Unterscheidungssucht s ) und 
ihre dialektischen Spitzfindigkeiten und Wortklaubereien ) lebhaft an 
dieselbe erinnert. 



') Spreugel, Gesch. der Mcdicin im Altertum II" 96. Siebeck, Gesch. 
der Psychologie II 145. 

-) Gal. VI» 642. vgl. I 523. s ) Gal. VIII 631. vgl. I 486. 

*) Dies gilt iusbesondere für Archigenes Schrift nigi oqvyuiöv: Gal. 
VIII 578 f. 647. 650. 9321'., aber auch für Athenaios: 1465. 

5 ) Man denke uur an die Fieber- und Pulslehre dieser Schule sowie an die 
Theorie des Archigenes von den verschiedenen Arten der Schinerzempfindungeo 
(Gal. VIII 86. 90. 110). 

6 ) Vgl. Gal. I 460 f. Gal. IV 610 tadelt die fntairifxovixul dnoöetfeis des 
Athenaios. 



133 

Die Physiologie des Athenaios beruht auf der dynamisch-ma- 
terialistischen Wellanschauung der Stoa. Einerseits acceptierte er 
ihre Annahme, dafs nur das Körperliche wirklich sei 1 ), andrerseits 
nahm er ihre Lehre vom Pneuma auf, wahrscheinlich in der Gestalt, 
wie sie von Chrysipp entwickelt war 2 ). In seiner Elementenlehre 3 ) 
ging er mit ihnen von der Annahme aus, dafs aus dem eigenschafts- 
losen Stoff, der ungeworden und unvergänglich ist, sich durch Ein- 
wirkung der Qualitäten die Elemente bilden 4 ). Er fafste aber nicht 
die Elemente, sondern die Qualitäten {noiötrirtq), die für sie kenn- 
zeichnend sind: das Warme, Kalte, Trockene, Feuchte als die Grund- 
bestandteile (öTotjc«?«) 5 ) d er Lebewesen und der gesamten Arznei- 
kunde auf 6 ). Er wählte diese Bezeichnung, weil er dann sagen 



') Zum Beweise dafür genügt es auf die Thatsache zu verweiseo, dafs 
er das Warme, Kalte, Feuchte, Trockene für Körper ausgab (Gal. 1 457). 

') Vgl. Gal. XIV 698: xarä äi ibv 'ASrjvaiov aroi/da dv&gw7iov ob 
ik ztooupct ngwra atö/uata, nig xal drjg xal väiog xcü yr\, dW ai notoirj- 
Ttg abtriöv, to 9tgfibv xal to xpw/gbv xal ib !-t]gbv xal ib iygbv, tl>v Svo 
fiiv rd notrjTixtt aixta inoxCSnat,, to 9eg { ubv xal io xpvxgöv, 8vo rfi r« 
iXixd, to &]QOV xal rö iygbv, xal nifxiuov naguodyn xarä roig Zrtoixoig 
iö oV/jxov Sid ndvroiv nvivfia, itf' oi rä ndvta ovvixialtai xal Stoixel- 
oSat,. XIV 699: ol äl ntgl ASrjVatov xal AgxtyevrjV fiovoi t£ iir\»ovti, 8t' 
avTtSv TtvsvfiaTt xal t« tfvaixd ouveGTavat rs xal dtotxiiodat xal r« voor\- 
fiaxa ndvta, tovtov ngono7ia9ovvTog, ytvtG&at dnitfrjvavro, o9{v xal nvtv- 
uaitxol xQrj[iaiC£ovoi. Übrigens verdankt Galen die Kenntnis der stoischen 
Pneumalehre zum nicht geringen Teil den Pneumatikern : vgl. dagegen Stein 
a. a. 0. 102 A. 175. 

9 ) Seine Hauptquelle war die Schrift des Chrysipp ntgl oiaictg: Gal. I 
486. 488. Über die Elemente handelte Chrysipp auch im 1. Buch seiner Physik 
(Diog. Laert. VII 136). 

*) Gal. I 469. 

b ) Seine Definition von aiot^iiov (Gal. XIX 356) ist durchaus stoisch. 
Vgl. Diog. Laert. VII 136. Hirzel, Untersuchungen zu Ciceros philos. Schriften 

n>769. 

«) Gal. I 457 : xa&dntg xal 'Aätjvatog 6 'Analiig, eifta fiiv ti&tfitvog 
arotyeta tov dvitgamov rb Stgpbv xal to \pvxgbv xal tö fygbv xal to iygbv, 
dpa o" tvagyrj tfdaxwv t'ivat rd oiot/eia zat fir]äifiiag tinodeifrtog äet- 
odat, xal Tzori uh övoflä&v avrd 7iowTt]iag tt xal ävvd/j.tig, ivt'oJt tSe 
avy/togäv atafiath' vTtägxuv, ihn äeäicbg liäiog xal dtga xal nig xal yijv 
bfioXoyrjaat. I 459: dW 'iatog (prjaovotv ol an ' AStjvafov, firjiS' aiiol nigi yt 
tovtuiv avTtöv dnotfutveoöat, /jrjdtv Int'xtiv« ydg tlvat rijg laigtxrjg it/vrjg- 
dgxtiv 6' avjotg to »egpbv xal rb \pvxgbv xal ib fygbv z«l iygbv, a xäv 
Totg Cifinig tvagyüg b°iT$at äivaviat, aroi%tta xal lüiv trtuudrwv vTitiflta»ai 



134 

konnte, „dies ist nicht hypothetisch wie kvq, ccijq und bedarf nicht 
eines Beweises wie ykiyfictj x°M> sondern ist ipagyqg d. h. es ist 



xal ifjg oXtjg lalQWtrjg. 76 fxtv ovv üanto Ziauv xal rrjs laTQixfjg imofria&ai 

OTOI/tltt TÖ SlQUOV XBl TO iflVXQOV Xttl TU |>jpoj' X(U ib vyobv off»/? (Uoj'lßC 

f/lTai, li äv iyw vvv lni£ioifit; xixmuoiätjTai yaQ inu noXXtiv rJdVi ro döy/ja 
xal xpöyov xal yfXurta ov OfXix.QÖv, in re ngbg lovroig äniariav oix oXlyrjv 
Tip naXauö TiQoaeiQtipaio Xoyto ... Vgl. XIV 6'J8. X 402. XIX def. 3 1 p. 35ö, •!. 
In der Lehre des Athenaios von dea Elementen sind es zwei Punkte, die 
den Widerspruch des Galen herausgefordert haben , weil er seine Lehre 
mißverstanden hat: 1. Die Anoahme, dafs die Elemenlaiqualitaten die 
aior/kia seien und 2. die Behauptung, dal's sie so deutlieh in die .Sinne 
fallen, dal's sie keines Beweises bedürfen. Die Widerlegung derselben 
füllt die zweite Hallte des 1. Buches seiner Schrift: nt{>'i luv xa&' 'Inno- 
XQBTrjv oioi/flav (1457 — 486). Sie knüpft au ein Gespräch an, das er im 
Alter von 19 Jahren mit einem Auhänger dieser Schule geführt haben will 
(I 460, 15 — 465,2). Aus diesem Gespräch ergiebt sieb, dafs die Pneumatiker 
in ähnlicher Weise wie die Stoa und in offenbarer Abhängigkeit von ihr eine 
dreifache Bedeutung der Begriffe VtQfiov, iyQov u. s. w. unterschieden: im ab- 
soluten Sinne die Qualität, in einem andern die vier Elemente, in einem 
dritten jeden Stob , in dem diese Qualität vorherrscht (I 464. Vgl. die stoische 
Definition des Begriffs oioi/ltov: Stob. Ecl. I 3 1 2 f. Diels Doxog. 458). Den 
llauptwiderspruch des Atheuaios findet er iu seiner Behauptung, dal's Wärme, 
Kälte u. s. w. als die oioi%tta von den vier Elementen verschieden seien 
(465). Die Widerlegung derselben zerfällt in drei Teile: zuerst wird nach- 
gewiesen, dafs die Bestimmungen des Alhenaios über das aioi/iiov folgerichtig 
auf die vier Elemente führen (465 — 473) und dal's die Qualitäten nicht die 
cnoi^iitt, sondern die ünxal (vgl. Zeller III 327 A. 1) der Körper seien (470). 
Darnach wird auf Grund der peripatetisch- stoischen Lehre von der Umwand- 
lung des Stoffes (437 f. vgl. Zeller IV 179 A. 3. Gal. II 4) ihre Behauptung 
widerlegt. Dafs diese Lehre von der äXX.ohoaig und (jvatg auch pneumatisch 
ist, geht aus Galens eigenen Worten klar und deutlich hervor (486, 3): (fioi 
fiiv yaQ xal &av[ia£eiv tntyxirat rr/v 'A&rjrai'ov yviöfirjV, ft^it ravia ra vvv 
tlorjfiiva ,u))*' hau ngootxfrjxtv '^ptoTor^A/j? zi xal Xgvainnog tinövrog, 
all' üg'iovvTog irapyr/ r« oroi/fia xoiQlg ünoStt&aig Xafißavia&at. xaiioi 
yl iv oig aiirbg avitintv 'AoxXrjnuiäi], ft(fivrijul ncog xal jovtiov (sc. der 
vorhergehenden Gesichtspunkte), ov% änuviiov piv äxoißüg oüdi ayarViOTtxäg 
oväi laia xal fii96äo> Xoyixij /qoiptvog if/f uvxiXoyiag • ofiiag ö" ovv fitfjvr)- 
tui, lagüuiav ürüxiuig aviov. Die Widerlegung schliefst (c. 8. 9 p. 476) mit 
dem Nachweis, dal's Hippokrates sich in der Bezeichnung der vier Grund- 
elemente und der für sie bezeichnenden Qualitäten allerdings nicht gleich 
bleibe, dafs er aber unter den noiörtjrtg immer den StolT, dem die Qualität 
zukommt, verstellt: die noiörrjiig an sich sind für ihn die ap/ul, unter 
iriot/fi"« versteht er Feuer, Wasser, Luft und Erde. 



135 

sinnfällig" ' ). Eine Erklärung Für seine Abweichung von der landläufigen 
Auffassung der vier Elemente als Gioi%t%a erhalten wir durch seine 
Definition des aioi%rtov, unter dem er nicht das allen Körpern 
gemeinsame, sondern nur das, was den belebten Korpern eigentüm- 
lich ist, verstanden wissen wollte 2 ). Diese Qualitäten als die ur- 
sprünglichsten, einfachsten und kleinsten sind es, aus denen der 
menschliche Leib besteht und in die er sich wieder auflöst 3 ): ihre 
Ursprünglichkeit wird dadurch bewiesen, dafs sie rein und ohne 
Zuthat in unserer Erfahrung vorkommen und dafs sich kein anderer 
Körper aus ihnen ausscheiden läfst 4 ). Durch die Mischung dieser 



') Gal. I 457. 458. 460. 486. Die richtige Auffassung von den pneuma- 
tischeu oroi/iia verdanke ich Prof. v. Wilamowitz. Die Elemente des 
Atbenaios sind in Wirklichkeit gar keine 'Qualitäten', wie Galen will, son- 
dern es sind 'das Warme, Feuchte' u. s. w. Er benannte also die 4 Arten, 
in welche sich die Materie trennt, nach der für sie bezeichnenden Qualität. 

2 ) Gal. I 465, 4: l9avfia£ov de, nüg ovx alaSavtiai avy/iiov iavrbv b 
'A&rjVawg, ug &fQfibv [tev xal \pv%gvv xal £r\(>ov xal iiygov övo/uäfeiv Ini- 
XUQtt, äna^iol dt nvg tlniiv xal yrjv xal dt'qa xal vdiog. vat (pr)Oi • „rd 
yccQ 7iQooe%ri T(üv £u>iov Xa/ußavw, ovyl iä xoivä ndviiov aw/uäjiuv oroi/eTa". 
xaXovai äi ngoatyri tu oiov iäia xal fxrjätrbg dXXov tiSv anavtmv. Dafs 
übrigens diese Ersetzung der Elemente durch die Elementarqualitäten nicht 
erst von Athenaios herrührt, bezeugt Gal. XIX 356, 6 : xal lASrjvatog 6 'AttaXeiig 
Iv T<£ TQCitp ßißXioj (ftjalv ovxtug- „OTOiytta rrjg iarQixijg tan, x«#K7ifp 
tivtg tüv aqxalaiv vnt'Xaßov, tu ÖiQfibv xal ic ipv/gov xal iö iygov 
xal to £t)()bv, IS £>v ngattiov tf-aivofxiviav x<ü änlovatutoiv xal tXay(atiav b 
üv&Qtanog avv(airjxt xal tig a ta/ata ifaivofifva xal dnXovatatu xal tXa- 
yiata tr\v äväXvaiv Xaftßdvei." Diese Theorie stellt sieb als ein Compromifs 
dar zwischen der Stoa und den älteren Ärzten. Die Quelle, auf welche sie 
in letzter Linie zurückgeht, mögen Ärzte wie Diokles, Mnesitheos, Dieuches 
gewesen sein (Gal. X 462). Vgl. die eigenartige Lehre des Krotoniaten Hippon, 
der die Feuchtigkeit als das Lebensprincip hingestellt hatte in Diels Anonymi 
Londinensis ex Arist. iatricis Menoniis eclogae Suppl. Arist. III, 1 p. 17, 1. 
Dafs sie schon vor Aristoteles ihre Vertreter gehabt haben mufs, beweist 
Arist. part. anim. II 1, 646a 16. Plat. symp. 186 D. 187 D. Der Vermittler der- 
selben für Athenaios ist Chrysipp(Ga). I 486). Vgl. Stein a. a. 0. 132A. 175. 252. 

») Gal. XIX 356. 

*) Gal. I 471, 1 : tu di iiiä ruvio Sidiirui tavS' öfxoXoyiiv tivai atoi- 
Xtia, diön firft' t^aiqov/itev tx toC aai/uato; abtüv tt, f^r/t' lvt(ds/Atl', taya- 
tmg TjXi'&iov . . . Gal. I 467: all' oii taütü (jrjOiv ö A&rjvuiog (sc. dafs Knochen, 
Knorpel, Sehnen otoiytüt seien), aXXä tu lovuav ovv&ettxd bvtcog slvai 
atoiyfia. dijXov oiiv log iniQßaivu ti]V a'i(l9r)aiv tnl tu nptöta xal nvttug 



136 

Qualitäten sind die lebenden Wesen entstanden ') in der Weise, 
dafs sich aus ihnen zuerst die gleichzeitigen Körper {öfioiofifqii) 
wie Fleisch, Knochen, Knorpel, Haar, Fett und aus diesen wieder 
die übrigen Teile des Körpers zusammensetzen 2 ). Die notwendige 
Voraussetzung bei dieser Theorie ist die Körperlichkeit der Qualitäten. 
In der That wird uns von ihm bezeugt, dafs er sie bald für Körper, 
bald, insofern sie Lebenserscheinungen hervorbringen, für wirkende 
Kräfte {övväfisiq) ausgegeben habe :! ). Von den vier Qualitäten 
bezeichnete er das Warme und Kalte als die wirkenden Ursachen 
{noirjiixci aÜTia), das Trockene und Feuchte als die leidenden 
(vXixä)*). Alles, was entsteht und vergeht, ist einer doppelten 
Veränderung unterworfen, der älloicoaic und der Qvaic b ), von 
denen die alXoimGig durch die Qualitäten herbeigeführt wird, 
während die qvdiq entweder sinnenfällig ist als sxxqicic oder un- 
sichtbar als dianvoij. Die äXloimGic beruht auf dem Überhand- 
nehmen einer Qualität d. h. im Sinne der Pneumatiker auf dem 
Überhandnehmen der Wärme, Kälte, Trockenheit und Feuchtigkeit, 
die (ivGig dagegen auf der Abnahme. Die Verminderung der über- 
wiegenden Qualität geschieht durch die ihr entgegengesetzte, die Er- 
gänzung durch dieselbe Qualität. Die Abnahme wird durch die 
Arzneimittel UpctQ/taxa), die Zunahme durch die Nahrung (rQOfij) 
herbeigeführt. 



imXa T(7> XoyiOfKiJ ngoicov, S fury.iu ly/iOQii Xtytiv imxQaitlu 101a i] toi'« 
yivia&ut . . . 

') Gal. X 462. Ebenso Chrysipp (ebenda) nach dem Vorgänge des 
Aristoteles (Gal. I 489). 

2 ) Gal. I 466. Von den gleichteiligen Körpern, deren Grundbestandteile 
die Qualitäten sind, entsteht das Fleisch, wenn das Feuchte vorherrscht, der 
Knorpel, wenn das Kalte vorherrscht, die Knochen, weno Trockenheit und 
Kälte überwiegen, das Fett, wenn Feuchtigkeit und Wärme die vorwiegenden 
Qualitäten sind u. s. w. 

s ) Gal. I 457. Diese Annahme ist ebenfalls stoisch (Gal. II 92. XIX 464), 
darf demnach »ohl für Chrysipp in Anspruch genommen werden (cf. Stein 
a. a. 0. 15 A.20). 

4 ) Gal. XIV 698. Gal. I 518. 

5 ) Dafs diese Lehre pneumatisch ist, habe ich S. 123 All nachgewieseu. 
Vgl. Gal. XV 295. Sie ist natürlich der Stoa entlehnt. Vgl. Plut. plac. I 9, 2: 
ol £ib>ixoi TQtnirjV xal üXXoiii>ri)V xctl fitjaßXi]ji)V xal £1 vGttjv öXr)V dV oXov 
rr\v vhjv. Zeller III" 179 A. 3 



137 

Das Pneiima ist die Kraft, die alles belebt, beseelt und zu- 
sammenhält 1 ). Es durchdringt den menschlichen Körper und ist in 
ihm das lebenspendende Prinzip (daher nvtvfia 'Qwiixov)' 2 ), von 
dessen Beschaffenheit das körperliche und seelische Befinden des 
Menschen abhängig gedacht wurde : Veränderungen und Verletzungen 
des Pneuma bewirken Erkrankungen des Menschen 3 ). Es war eine 
alte Streitfrage, ob das Pneuma dem Menschen von Natur innewohnt 
oder ob es von aufsen in seinen Körper gelangt: die Pneumatiker 
entschieden sich für die erstere Auffassung 4 ) (daher nvevfia tfiijii- 
tpvTOi> b ). Pneuma und innere Wärme (sfiyviov &EQ(i6v) sind ihnen 
im Grunde verschiedene Kräfte"): das Pneuma ist das Eingeatmete, 
das sich dem avfiqiviov nvsvfju assimiliert, während sich die innere 
Wärme erst aus dem inneren Pneuma infolge seiner durch Reibung 
verursachten mannigfachen Bewegung entwickelt 7 ). Dadurch wird 
allerdings das Pneuma wesentlich Träger desselben und kann des- 
halb mit dem t[i(fVTov &SQfiov identificiert werden 8 ). Als das 
Centralorgan für das Pneuma und die eingepflanzte Wärme galt 
ihnen das Herz oder genauer die beiden Herzventrikel 9 ). 

Das Pneuma, welches das Herz zur Atmung gebraucht, erhält 
es zum Teil von der Lunge, die wieder vom Herzen mit einge- 
pflanzter Wärme versehen wird 10 ). Durch diese Zuführung von 
Wärme wird umgekehrt wieder das Verlangen in der Lunge erregt, 



M Gal. XIV 69Sf. Vgl. S. 122A. 7. 

•-) Gal. VIII 936. Apoilouios bei Orib. II 65. 

s ) Gal. a. a. 0. Archigenes hatte diese Lehre des Athenaios in ihrer 
Reinheit beibehalten. Die Quelle ist Chrysipps Schrift nigl yv/ijs: Gal. V 287. 

*) Nach der Lehre desPraxagoras, Phylotimos, Erasistratos und Asklepiades 
ist es ln(xir\Toq . Gal. VII 614. 

*) Gal. VIII 936. Orib. II 65. 

6 ) Ebenso bei Aristoteles vgl. Siebeck u. a. 0. 494; vgl. Ps.-Gal. 
XIX 360, 6. 

') Kui'us ed. Daremberg-Ruelle 166, 9: Bin/uaoiav <J« xcu nvtvfxa Ztjvmv 
uev rö ctizö ilvai ifTjOiv ol äi icngol dicttgovoi. nvtv/xu /*& ttvunviöfiivov, 
SiQfiov äi rijv imqnpiv tov nvfv/^cnoc ol dt ag/yv Tiva uuij?. Antyll bei 
Orib. 1461,5: Tb yag nviii/jct ity iv fjftiv üignuaiav ru noXvxtvrjrai xijg 
ifogiis xatit jl/v n ctgüi gupiv lytlga xa'i Zconvgii xtX. 

») Ps.-Gal. XIX 357, 1. 

9 ) Ps.-Gal. XIX 360, 4 f. 
>») Ps.-Gal. XIX def. 468 p. 459, 16. Aret. caus. ac. II 3, 39. 



138 

kalte Luft, d.h. Pneuma von aufsen in sich aufzunehmen 1 ). Die 
Organe, welche die Aufnahme derselben vermitteln, sind der Mund, 
die Nase und die Luftröhre, während der Brustkasten der Schirm 
und Behälter der Lunge ist. Die Atmung {avanvor\) dient dem- 
nach in erster Linie der inneren Wärme zur Abkühlung 2 ), daneben 
aber auch zur Nahrung des innerorganischen Pneuma 3 ). Von der 
Atmung unterschieden sie die Perspiration (diam'oij), unter der sie 
die Zuführung und Verteilung der atmosphärischen Luft im Körper 
durch die Schlagadern und die Aussonderung der unrein gewordenen 
durch die auf der Haut befindlichen Poren verstanden 4 ). Archigenes 
hatte auf die eigenartige Erscheinung 5 ) aufmerksam gemacht, die 
sich bisweilen bei hysterischen Frauen findet, dafs die Atmung durch 
Mund und Nase völlig aufhören könne, ohne dafs das Leben er- 
lösche, weil die Perspiration im Körper noch stattfinde. 

Da der normale Zustand des Organismus durch die Menge des 
innerorganischen Pneuma bedingt ist 6 ), so spielte die Atmung eine 
wichtige Rolle in ihrer Physiologie. Sie vollzieht sich in der Weise, 
dafs bei der Zusammenziehung des Brustkastens Luft aufgenommen, 
bei der Ausdehnung desselben die unrein gewordene nach aufsen 
abgegeben wird 7 ). Je gröfser nun die Ausdehnung der Organe ist,' 
welche die Luft dem Körper zuführen, um so mehr Pneuma nimmt 
der Mensch in sich auf, da sich jedes Leere naturgemäß wieder 
füllt 8 ). Von grofser Bedeutung für den menschlichen Organismus 
ist die Atmung deshalb, weil die durch sie dem Körper zugeführte 
Luft vermöge ihrer feinteiligen und feuchten Beschaffenheit das 



') Aret. caus. ac. ff 1, 24. 

-) Ps.-Gal. XIX 366, 5. Antyll bei Orib. I 461. So schon bei Philistiou 
und Diokles nach Gal. IV 471. 

») Ps.-Gal. XIX 366, 7. Gal.V 1U\_ Autyll bei Orib. I 455. 456. 

*) Ps.-Gal. XIX def. 109 ~pTyib~il. Athenaios bei Orib. II 304. Aet. 
XVI 6S. Vgl. Zeller IIi 736 A. 3. 

5 ) Aetius a. ü. 0. Vgl. S. 95. 

s ) Nach Apollonios bei Orib. II 65 erkaltet der Körper bei übermafsiger 
Ausscheidung des Pneuma und vermag seine natürlichen Functionen nicht zu 
verrichten. 

') Gal. V 162. 

8 ) Orib. 1 456. Diese Behauptung setzt die stoische Lehre von der Nicht- 
cxistenz des leeren Raumes in der Welt voraus: Zeller IIP 187. 



139 

schädliche Übermafs von Festigkeit und Trockenheit im Körper zu 
verhüten imstande ist. 

Wie die Lunge dem Herzen Pneuma zuführt, so erhält es sein 
Blut von der Leber, welche das Geschäft der Blutzubereitung 
(e£a*|u,ßVcöo*t§) hat 1 ). Mit der Leber hängt die Gallenblase zu- 
sammen, welche zur Aufbewahrung der von der Leber abgesonderten 
Galle dient und sie in den Darmkanal überführt. Wenn die Kanäle, 
durch welche die Galle in den Darmkanal fliefst, infolge einer Ent- 
zündung oder Verhärtung verstopft sind, so strömt die Galle aus 
der Gallenblase zurück, wird dem Blute beigemischt und durch das- 
selbe dem ganzen Körper zugeführt 2 ). Die Milz dient zur Reinigung 
des schwarzen Blutes; sie nimmt die unreinen Stoffe derselben aut 
und verarbeitet sie s ). Vom Magen, dessen Aufgabe es ist, die 
Nahrungsstoffe so umzuwandeln, dafs ihre brauchbaren Bestandteile 
zum Übertritt in das Blut geeignet werden 4 ), werden dieselben, 
nachdem sie den Verdauungsprocefs durchgemacht haben, der Leber 
zugeführt und hier mit Hilfe der eingepflanzten Wärme zu Blut 
verarbeitet: daraus erklärt sieh, dafs das Blut dieselbe Qualitäten- 
mischung hat wie die Wärme: Wärme und Feuchtigkeit 5 ). Zugleich 
mit dem Pneuma und der eingepflanzten Wärme wird das Blut vom 
Herzen aus durch die Schlag- und Blutadern den übrigen Teilen 
des Organismus zugeführt. Die Nahrungsstoffe werden im Körper 
nicht nur durch sichtbare Kanäle, sondern auch durch Dünste 
\cccfioi) verbreitet, welche durch feste und harte Teile dringen und 
in alle einzelnen Körperteile gelangen ). 

Nach ihrer Theorie sind Arterien und Venen mit Blut und 
Pneuma angefüllt 7 ) mit dem Unterschiede, dafs die letzleren mehr 



i) Ps.-Gal. XIX def. 468 p. 459, 14. def. 51 p. 360, 13. Aret. caus. ac. 
II 7, 48. Vgl. Ps.-Gal. XIX def. 100 p. 373, 6. 

2 ) Aret. caus. ehr. I 15, 114. 

s ) Aret. a. a. 0. 

*) Ps.-Gal. XIX def. 99 p. 372, 9. 

5 ) Ps.-Gal. XIX def. 66 p. 364, 4. Gal. XV 289. (Die ap dieser Stelle 
von Galeo vorgetragene Lehre ist uuverkennbar pneumatisch.) Vgl. Ps.-Gal. 
XIX def. 99 p. 372, 9. 

8 ) Aret. caus. ehr. I 15, 115. 

') Ps.-Gal. XIX def. 73. 74 p. 365, 12 ff. Aet. XV 9. Orib. IV 51. Paul. 
Aeg. VI 180. 



140 

Blut, die ersteren mehr Pneuma enthalten 1 )- Das arterielle Blut 
ist dünner, reiner, hellroter und gerinnt schwerer als das venöse 2 ). 
Die Arterien haben ihre Wurzel im Herzen, die Venen in der 
Leber 3 ). Die Kraft, welche die Pulsalion des Herzens und der 
Arterien veranlafst, ist die eingepflanzte Wärme, die im Herzen 
ihren Sitz hat und sich von sich weg und zu sich hin bewegt 4 ). 

Im Gegensatz zu der landläufigen Anschauung halten sie, ins- 
besondere Arehigenes 5 ), die wunderliche Hypothese aufgebracht, dafs 
sich die Arterien und das Herz bei der Zusammenziehung mit Luft 
füllen, bei der Ausdehnung dagegen das unrein gewordene (tcc 
xanvoädri xcci ktyvvoiöfj nsQUTWfiaru) wieder abgeben. Die Ar- 
terien haben für den Organismus eine ähnliche Bedeutung wie die 
Lunge 6 ), weil sie bei der Pulsation vermittelst ihrer in der Haut 
befindlichen Endungen 7 ) dem Herzen ebenfalls Luft zuführen. 

Mit den Stoikern haben sie die dreifache Abstufung des Pneuma 
gemein, die sie mit den stoischen Termini : i|tc, (pvaig und ipvxij 
belegten. Die gröbste Art desselben ist die i'?t? 8 ) d. h. die Kraft, 
welche die einzelnen Teile des Körpers zusammenhält, von größerer 
Feinheit ist die (pvcic, die organisch gestaltende Natur, welche ver- 
möge der ihr eigenen vernünftigen Keimkräfte {a7teqy«Tixol Xoyoi) 
die Zeugung und das Wachstum des Menschen verursacht 9 ), in 
seiner feinsten Ausgestaltung strömt endlich das Pneuma in der 
ipi>X>j, welche das Leben, Denken und die Sinnesempfindungen ver- 
mittelt 10 ). Der herrschende Teil der Seele ist das tjytfiovtxöv 11 ), 
als dessen Organ Athenaios in Übereinstimmung mitChrysipp 12 ) nicht 



') Ps.-Gal. XIX def. 73 p. 365 tf. Rufus p. 183. 
2 ) Aret. caus. ac. II 2, 33. 8 ) Aret. caus. ac. II 7, 277 f. 

«) Gal. VIII 756. Ps.-Gal. XIX def. 110, p. 376, 3. 
s ) Gal. V 162. VIII 713. XIX def. 74, 366, 3. 
6 ) Ps.-Gal. XIX def. 74, p. 366. ') Gal. V 709. 

8 ) Ps.-Gal. XIX def. 96, 372, 1. Vgl. S. 69 
°) Ps.-Gal. XIX def. 95, 371, 4. Vgl. S. 69. 

1(l ) Ps.-Gal. XIX def. 29 p. 355, 15: \pv%ri lau, nvtv/ja naQionaQfitvov 
tv oho toj oajpiiTt., oV ov £üfAev xcä i.oyiCö/Ltt9a xai rnff loinmq ulodr)- 
Offfij' hsQyov/ufr vnrjQtiovVTog tov aoj/uctrog. Vgl. Stein a. u. 0. 102A. 175. 
(jhrysipp definierte folgendermaßen: rj ipu/h nvtvfia toit, Ovfiipviov ij,uü' 
nwi/tg navtX iiii aiafiun di>ixov (Gal. V 287). 

") Ps.-Gal. XIX def. 113 p. 378, 4. Vgl. S. 67 A. 3. 
12 ) Vgl. Stein a. a. 0. 135. Siebeck a. ... O 266 f. 



141 

das Gehirn, sondern das Herz ansah '). Es war daher eine von 
Galen mit Recht verspottete Inconsequenz, wenn Schüler des 
Athenaios bei der Phrenesie, die auf Verletzung des rjyefiovixöv 
beruhte, nicht die Brust, sondern den Kopf des Kranken örtlich 
behandelten 2 ). Übrigens waren sich die Pneumatiker hierin nicht 
einig. Einige von ihnen haben sich der Ansicht nicht entziehen 
können, dafs der Kopf der Sitz der Seele (des xpv%ix6v nvevjia) 
sei 3 ). 

Da das Pneuma unsern Körper belebt und erhält, so ist von 
seiner Beschaffenheit das körperliche und seelische Befinden des 
Menschen abhängig. Völlige Unterdrückung des Pneuma führt den 
Tod herbei, während durch die Verderbnis desselben die verschiedenen 
Krankheiten entstehen und von dem Grad der Verderbnis die Schwere 
der Erkrankung abhängt. Die Verderbnis des Pneuma ist die 
Folge einer Dyskrasie der Elementarqualitäten: so erklärten sie 
beispielsweise die Synanche, eine der beiden Formen der Angina, 
dadurch, dafs das Pneuma einen zu hohen Grad von Trockenheit 
und Wärme erlangt habe 4 ). Als Ursache des Asthma galt ihnen 
Kälte und Feuchtigkeit des Pneuma 5 ). Der hysterische Erstickungs- 
anfall beruht auf einer Erkältung des Pneuma, nicht auf einer Ent- 
zündung 6 ). Die Darmverschlingung entstellt dadurch, dafs das 

') Gal. X 929: 'tcfcov yovv noxt xtär «tt' Afrrivaiov xivä xtjv XiipaXijV 
alortSvxa ooäivio xai o'Sti {Jt/uiy/utvotg lxiü?.voi' diiöiv (7Ti(f^Qeiv xcö 9ioqkxc 
xo ßotjxtrjfÄa • ßißXdtf&at fiiv yaQ xw naniitfQOVovvxt xo rjyefiovixöv, elvcn 
<T h xrepdY« xovxo xaxa xov 'ASrjraiov . . ■ Archigenes war ihm hierin ge- 
folgt Gal. VIII 19: xattyvtoatai d" i'jij't] noüg ändvicov xiuv ävaxo/jixöiv xai 
xä txiq'i loi xi,g l/ii'/jjf yyefiovtxov yiyoa/tftivtt xoTg Iv xij xKpdY« vofAi^ovaiv 
VTiapZfii' avxö xai o'i yt neol xov 'AQ%iyil'W fxr\x' dnoaxrjvai ifavigiog xov 
äöy/uaxog vnofiivovxtg titXiyxof/tvöv xt avxo diu xt noXXiöv ä'XXtov ogiävxtg, 
ovy_ rjxtox« St xai xaxä xctg dtoanti'ag xiäv (fQtviTtxüv xe zot Xrj&agyixäiv, 
uvio xi xai xäxüi xovg Xoyovg axobpovotv, äXXox' äXXa Xfyovxtg, tl xai /urjSir 
oXios anooatf.ovvxtg, oiov äfifXü xai xb xgixov toxi ntgi xiöv nmovSöxiov 
xöniov 'Aqxiytvovs. Vgl. VIII 148 f. Aret. caus. ac. II 1 p. 24 f. 

2 ) Gal. X 929. Anders Antyll bei Orib. II 333. 

:) ) Ps.-Gal. XIX 113 p. 378, 4. XIX 467 p. 459, 11 = Aret. caus. ac. II, 7: 
tog St xai xwv ootpiSv ä(fn}yiovxa£ xtvig xai rpv/ijg lm9vfiixi xtjSt (sc. h' 
roj ijnaii) tyxaOrjxat (Plato). 

*) Aret. caus. ac. I 7, 11. 

6 ) Aret. caus. ehr. 111, 102. 

•) Aret. caus. ac. II 11, Ü0 f. Aet. XVI (58. Ps.-Gal. XIX def. 300 p. 428, 15. 



142 

Pneuma erkaltet und sich im Darm festsetzt'), bei den iVIilzabscessen 
ist der Bauch bis obenhin mit einem dicken, trüben, scheinbar 
feuchten Pneuma angefüllt 2 ), als Ursache der Epilepsie galt ihnen 
das eingeschlossene Pneuma, welches alles in Bewegung setze 8 ). 

Während eine Verderbnis des Pneuma die Gesundheit schädigt, 
wird sie durch die Spannung (toVoc) des Pneuma gefördert. Der 
Begriff der Spannung des Pneuma spielte in ihrem System eine be- 
deutende Bolle. Der starke und schwache Puls wurde von Athenaios 
aus dem Gradunterschied der Spannuug des Pneuma erklärt 4 ), Ring- 
übungen und Bergsteigen wurden deshalb von ihnen empfohlen, weil 
dadurch eine zweckmäfsige Spannung des Pneuma {ivxovia nvev- 
fiaioc) herbeigeführt werde 5 ), während andrerseits die Synkope, 
unter der Archigenes eine Affection des Herzens verstand, deshalb 
so gefährlich ist, weil sie gewissermafsen eine Auflösung des 
rovoc ist 6 ). 

Die Sinnesthätigkeiten erklärten sie wie die Stoiker mit Hüte 
des Pneuma 1 ). Jeder der fünf Sinne hat ein besonders geartetes 
Pneuma, das von ihnen mit den Elementen und dem cetfioq in 
Verbindung gesetzt wurde 8 ). Das Pneuma, das beim Sehakt die 
mechanische Vermittelung bildet, ist sehr fein teilig; das des Gehöres 
ist trocken, also der Erde ähnlich, das des Geruches hingegen, das 
in der Nase lokalisiert ist, feucht und dampfartig (ccrfiwdtjc), das 
für den Geschmackssinn feucht, also dem Wasser ähnlich. 

Die Stimme kommt dadurch zu Stande, dafs das Pneuma, das 
bei der Atmung in den Körper eindringt und aus demselben aus- 
geschieden wird, durch die Stimmapparate articuliert wird. Die 
ein- und ausgeatmete Luft ist also der Stoff, der von den Stimmwerk- 
zeugen gebildet wird 9 ). Die verschiedene Beschaffenheil der Stimme 
hängt demnach von dem Zustande des Pneuma und der Stimm- 



l ) Aret. caus. ac. II ö, 45. 2 ) Aret. caus. ehr. I 14, 111. 

3 ) Aret. caus. ac. I 5, 5. *) Gal. VIII 646. 652. 

5 ) Aotyli bei Orib. I 524. 534. 

6 ) Aret. caus. ac. II 3, 38. Ps.-Gal. XIX def. 265 p. 421, 1. 
') Ps.-Gal. XIX def. 116 f. p. 379, 6tf. 

8 ) Diese Aopassung der Siüne ao die Elemeote rührt ebenfalls vod der 
Stoa her: vgl. Zeller III 1 205 A. 4. 

9 ) Vgl. Aotyli bei Orib. I 452 ff. Steiu a.a.O. 130. Chrysipp bei Gal. 
V 288. Vgl. Ps.-Gal. XIX def. 123 p. 380, 12 f. 



143 

organe Hb d. h. des Kehlkopfes, des Kehldeckels und der darüber 
befindlichen Teile der Mundhöhle, der Zunge, des Gaumens, der 
Zähne und der Lippen '). Die Höhe und Tiefe der Töne entsteht 
durch die Verengerung und Erweiterung des Kehlkopfes und des 
Halses. Bei den hohen Tönen wird der hintere Teil der Zunge 
kräftig nach oben gegen das Zäpfchen gedrückt und dadurch der 
Hals verengt, während bei den tiefen Tönen der hintere Teil sich 
möglichst weit vom Zäpfchen entfernt. Infolge der dadurch herbei- 
geführten Ausdehnung des Halses tritt eine reichliche Menge Pneuma 
in die Sprachorgane. Die Kraft und die Reinheit der Stimme hängt 
davon ab, ob eine genügende Menge von Pneuma vorhanden ist; im 
andern Falle kann sie niemals kräftig, laut, rein und klangvoll sein. 
Da das innerorganische Pneuma durch die Atmung vermehrt werden 
kann, so ist dafür zu sorgen, dafs die Luftröhre und die Poren, 
durch welche die Luft in den Körper tritt, die Fähigkeit erhalten, 
sich möglichst weit auszudehnen. Je enger die Poren sind, desto 
schwächer ist die Stimme; sie wird um so kräftiger, je weiter sie 
sind. Daraus erklärt sich auch, dafs Knaben, Weiber und Eunuchen 
eine schwächere Stimme haben als die Männer. 

Die Sprache galt ihnen als ein wichtiges Förderungsmittel der 
Gesundheit, weil sie die innere Wärme vermehrt, reinigt, kräftigt, 
verdünnt und die einzelnen Bestandteile des Organismus fest, stark, 
rein und widerstandsfähig macht 2 ). Aurserdem wird durch sie das 
Übermafs von Feuchtigkeit, Kälte, Trockenheit und Wärme im Körper 
verhütet und auf das richtige Temperaturverhältnis herabgedrückt 3 ). 

Genauer sind wir über die pneumatische Lehre von der 
tvxQaoia unterrichtet 4 ). Diese Lehre hat die Unterscheidung von 



') Orib. 1 453. 

2 ) Orib. 1 448. Vgl. Plut. de sanit. tuenda (153 D), dessen Darstellung 
aus einer stoischen Vorlage geflossen ist. Denn einmal ist ihre Verwandt- 
schaft mit Autyll unverkennbar, andrerseits trägt die Definition, die er von 
ifoiirj giebt, ganz deutlich stoisches Gepräge. 

s ) Orib. I 460 f. Beim Schwindel (axoicu/j.c<) empfahl Archigenes Stiuim- 
iibungen, aber lieber in tiefen Tönen als in hohen, weil durch die hohen Töne 
der Kopf zu sehr angespannt wird (Aret. cur. in. ehr. I 3, 305). Ebenso ver- 
ordnete er sie in der Elephantiasis als passende Übung des 7ivcvf4.ee (Aret. 
cur. m. ehr. II 13, 345). 

*) Die von Stein a. a. 0. 175 ausgesprochene Vermutung, dal's diese 
Lehre auf Chi ysipp zurückgehe, wird durch den im Vorhergehenden geführten 



144 

wirkenden und leidendlichen Qualitäten zur Voraussetzung. Durch 
die Vereinigung je einer wirkenden und einer leidenden Qualität 
ergaben sich im ganzen vier mögliche Qualitätenverbindungen : 
Wärme-Trockenheit, Wärme-Feuchtigkeit, Kälte-Trockenheit, Kälte- 
Feuchtigkeit '). Die Verbindungen von Wärme und Kälte, Feuchtig- 
keit und Trockenheit sind unmöglich 2 ), da sich diese Qualitäten 
gegenseitig ausschliefsen. Sie bekämpften die Ansicht einiger Arzte, 
welche nur zwei von diesen Verbindungen für möglich hielten, näm- 
lich die des Kalten und Feuchten und die des Warmen und Trockenen, 
mit der Begründung, dafs durch die überwiegende Wärme im mensch- 
lichen Körper die Feuchtigkeit und durch die überwiegende Kälte 
die Trockenheit aufgehoben, also im ersten Falle Trockenheit, im 
zweiten Feuchtigkeit herbeigeführt werde 3 ). Was die Bezeichnung 
anlangt, so nannten sie einen Körper warm, kalt, feucht, trocken, 
wenn die betreffende Qualität in ihm vorherrscht 4 ). Sie unter- 
schieden eine normale und verschiedene abnorme Mischungen. Als 
normale Mischung (tvY.QUTOv) galt ihnen die Verbindung von Wärme 
und Feuchtigkeit 5 ). Einige Pneumatiker gingen sogar soweit, zu 
behaupten, dafs die Verbindung dieser beiden Qualitäten niemals 
Krankheil erzeugen könne ): das geschehe durch die drei anderen 



Beweis der Abhäugigkeit der pneumatischen Physiologie vod ihm zur Gewifs- 
heit erhöhen. 

') Gal. XIV 698. 1518. Vgl. Zeller IIP S. 131 f. 184. Galen behandelt 
die Lehre von der Mischung der vier Eleinentarqualitaten im 1. Buch seiner 
Schrift najl xgaaetov (1 509 t'.), wie sie von den /uoUaraToi rwv ngb 7J,u<üj' 
laiQiüv jf xai (filooutfwv vorgetragen war mit besonderer Polemik gegen 
ihre Ansicht von der evxgaoia. Da er (522) ausdrücklich den Athenaios und 
seine Schule als Vertreter dieser Ansicht nennt, so ist kein Zweifel, dafs 
unter den xagiiaiaroi largoi die Pneumatiker und unter den (fiköooifoi ihre 
Quellen, Aristoteles und die Stoa, die er ebenfalls in diesem Zusammenbang 
erwähnt (523), zu verstehen sind. 

2 ) Gal. 1518. 3) Gal. I 511 tf. 

4 ) Gal. I 463. s) GaL r 520 a; 

") Gal. 1522: ngbg J^ joi/g rotovTovg loyovg änofta/OfAivot ring luv 
an' A&rjVttiov iov AnaXitng oftöat %o]goüotv, ovti xaraaiaaiv iiygäv xai 
&igpriv fj.e'fi(fia:tat liyovxtg, ov&' tvge9rjvai n vöarjfia ifdaxovitg vygov xcti 
»igfiov, aMa navrmg rj &igfiöv xai fjjpov inäg/ttv, dg rbv nvgtibv, r\ 
xfiv/giv xai vygbv, mg rbv vSigov, ff \pv%gbv xai fygbv, tög ttjv /xtXayxoUav. 
tntftefivrjvrai <S' tvrav&a xai xmv wgüiv roi huvg , vygbv fiiv xai ipvxgbv 
livai tov xiifiüii'a (fäaxovifg, tygbv dt xai &ig/u6v tu 9(gog, xai ipvxgbv 



145 

Qualitätenverbindungen. So werde Fieber durch die Verbindung von 
Wärme und Trockenheit '), die Wussersucht durch die Verbindung 
von Kalte und Feuchtigkeit 2 ) und die Melancholie durch die Ver- 
hütung von Kalte und Trockenheit 3 ) hervorgerufen. 

Die dvffxQuaia d. h. die Abweichung von der normalen Mischung 
entsteht dadurch, dafs eine der vier Qualitäten in übermäfsiger 
Weise (dfisiQmg) vorherrscht 4 ); dadurch wird zunächst Krankheit, 
und wenn das Übermals der Qualität zunimmt, schliesslich der Tod 
herbeigeführt. Sie unterschieden acht Dyskrasien: vier einfache 
(ctnXat dvGxQaaiat.), hei denen nur je eine Qualität vorherrscht, 
und vier zusammengesetzte (avv&tioi), hei denen ein Übermafs 
von Wärme und Kälte mit mehr Feuchtigkeit oder Trockenheit ver- 
bunden ist 5 ). 



xai SrjQÖv tö <f&irönoj()or, tvxqaiov <J' a[4cc xai StQfirpi xai iiygav ägav 
xakovai to tag ' ouioj äi xai riäv ijktxtm 1 rrji' 7iaiSixi\r liixgajöv r« xai 
#tg/ui]r xal vygäv t'ivaC yaoi. drjkovaftat äi tr]V tvxgaoi'av avrfjg ro/u/Zovai 
xux tiöv tvtgytiüi' irjg (/votiog, ((igw/^t'raiv zrjvixavja (täktora. xal ftiv tFij 
xai iov ftdvaiov ifaaiv tig £r)qöirjiu xcu ijjv'£t,v ayttv iä itöv 'u{>o)v aäfxara. 
xakeTa9ai yovv äklßaviag lovg vixooilg, log av fir\xiit. hßäSa xal iygoTTjZtt 
xtxrrjfitiovg ovät/iiav , f^aT/nia^h'iag ttfia fitä ir t v djro/oigrjaiv iov Segfjov 
xai nayiviag vnö irjg i/'uffw?. äkk' t'intg u S-avarog, ifaai, imoviog, dvciy- 
xaiov r/d/j rijv fwiji', (ig äv h'tivitav vnäg/ovoar uviöi, StQfirp it tivai xai 
vygäv xai /jijv tiniQ i] C<ur], ifaai, {Hgfiov it /Qtjua xai iiygov laiiv, äväyxTj 
näoa, xai rrjv 6/uoioiäirjV aviij xgäatv ägiairjv vnägytiv tl dt tovto navxi 
nov äfjXov mg tvxgaioiäirjr, äst' tii lavio avfißalvnv vygäv xai 9tg^i)v 
ipvotv tvxgäio), xai fir]Siv äkko tivai ir/v tvxguoCav r} rrjg iygöitjiög re xai 
fHgjAoiriTog liuxguiovorig, oi fJtv e)ij iiäv ä/iiifi xbv 'A&rivatov köyoi loioidt. 
Soxti oY niog ?; aviij do£« xai Agiaioitkovg tivai rov yikoaöifov xai @io- 
opgäaiov ys fiti' avibv xai zijjv JSrui'ixwv ... Nach einigen Pneumatiken! 
beruhte die Gesundheit auf der ivxgaaia dieser Eleuientarqualitäten : Ps.- 
Galeo XIX def. 79 u. 382, 8 : »/ vyitiä tonv ivxgaaia iiör itaaägiov ngo'i- 
rmv aioi/titov, £J d>v iö aiüua ovvtairjxt, ätg^ov, \Jjv/qov, vygoü, ty^oH. 
') Gal. a. a. 0. Ps.-Gal. XIX def. 185 p. 398, 14f. 

2 ) Gal. a. a. 0. Aret. caus. ehr. II 1 p. 125, 2: tau dt tg ino/itßQi'rjV 
ntvfia if/vxQÖv, na/v, oxoiov r/ öfitykri rw navTi- r rgoni) iyQrjg xai tpv/grjg 
alri'rjg, (g roir)vät efi» iifgoiovatjg iov ävügbmor. 

3 ) Gal. a. a. 0. Vgl. Aret. caus. ehr. I 5 p. 74 ff. 
«) Gal. I 521. 

5 ) Gal. VIII 149: iCr'ßovv d" lyvmxivai, liva dvaxQuoiav aijfjg (sc. des 
Gedächtnisschwundes) aliCav riytitat (sc. 'Aq/tyivr\g) tlvai iov nä&ovg. ovii 
yäu ort ävaxgaaiav itvd ti'vat VtvöfXixlV, tjuifißakkov, tidilig Trv aigtaiv rov 
Pliilolog. ünterBnoliungen. XIV. 10 



146 

Ks ist bezeichnend für die Geschlossenheit des pneumatischen 
Systems, dafs mit diesen vier Qualitätenverbindungen die Verschieden- 
heit alles Seienden erklärt wurde. Wie die verschiedenen Geschlechter, 
so haben auch die verschiedenen Lebensalter und Jahreszeiten 
ihre besondere Qualitätenmischung. Das weibliche Geschlecht 
ist von Natur kalt und feucht 1 ), das männliche warm und 
trocken 2 ). Von den verschiedenen Lebensaltern ist das Knaben- 
alter wann und feucht 3 ). Es ist also das Alter der normalen 
Mischung, die sich äußerlich, bei dieser Altersstufe in dem hohen 
Grad von physischer Kraft offenbart 4 ). Dem Alter, das dem Tode 
am nächsten steht, eignet Kälte und Trockenheit 5 ); da diese Quali- 
tätenverbindung den Tod herbeiführt, so mufs die entgegengesetzte, 
die Verbindung von Wärme und Feuchtigkeit, die Quelle des or- 
ganischen Lebens sein"). Allerdings waren die Pneumatiker hin- 
sichtlich der Qualitätenverbindung des Alters geteilter Meinung, indem 
einige Ärzte dieser Schule 7 ) an die Stelle der Trockenheit die 



ttvägö;' äXX' {nlidij äraxQiiai'ag ijäiiv oxiui xnft' ixitmov /juqiov avnaittfifyag, 
ituunttg fjiv anlas, T{rr«p«? <$t ovvittiovg, (niSvuiovr yrwri't, rCva loiiiiav 
o 'AQ/iydijg änttptjVKio 7% ßfßht/uutrrjg ll'lQyeiUi ttlilav ilvai, nötig« 
\pv£w »j ijj'pdnjr« luv xuiit ir/v xuQÖtav nrii/uarog rj aüv9liav Ix tpv£em 
if xai iyQoiTjTo;, i) £ijpöri;rr< fjtr« ijiv'iuag vnoXa/jßüva ävvaaSai rö naftog 
toydoaa&at roi'ro . . . Vgl. Gal. VI 09. 384. IX: 331. X 462. XIII 124 
Galen ist iü dieser Theorie völlig von dei' pneumatischen Schule abhängig. 

') Athetiaios bei Orib. III 97: Tb x«.xt\]wyfjiivov tiüv yvvaanov xn'i xu- 
Ovygor lrjg ovaiäoii»; iiogHwitov r;7 Stg/uor^ga xai i'r/porf'p« d'ictfti). Aret. 
caus. ac. in. 1 6 p. 7: yvvmxi; öi ärägüiv onwrznt /jh' fiäXXov, ö'ri ijjv/quI' 
«reo aide nigiylyvovtcti fjüXXov (beim Tetanus), ort vygai. Vgl. Aret. caus. 
ehr. in. 111 p. 102: limadtts v*i yvvaTxig (beim Asthma) avSgüv /AiiUor, 
on ntg iiyoul 7f xa'i \jjvygai. 

'-) Gal. IV 034. 631. 

3 ) Athenaios bei Gal. I 522. Aret. caus ac. in. 19, 18: nXiiatov yetn rö 
9(QfÄ<>v tv iovj(oiat (sc. naidfoig ü/gig rtßns). Fs.-Gal. XIX def. 104 p. 374, 2. 

*) Gal. a. a. 0. 

6 ) Diese Ansicht iertrat Archigenes nach Aret. caus. ac. m. 16 p. 7: 
tthirj yag (sc. des Tetanus) i/<üi>? xcit Jijpörr/? yijnnog xai darürov ?) (fiatg. 
Gal. I 582. 

8 ) Gal. 1 522. 

') Gal. 1580 f. Ps.-Gal. XIX def. 104 p. 374, 3. Athenaios selbst ge- 
hörte zu den Vertretern dieser Meinung. Vgl. Orib. III 183 mit Gal. 1522. 
Art. III 102. 



147 

Feuchtigkeit setzten. Diese Abweichung erklärt sich daraus, dafs 
sie die Qualitätenverbindung nach den überflüssigen Nahrungssäflen 
und nicht nach den Körperteilen bestimmten. Die Qualitätenver- 
bindung der dxfiä'Qovttc ist Wärme und Trockenheit 1 ); strittig 
war, ob ihnen oder dem Knabenalter mehr Wärme zukomme. Als 
Qualitätenmischung für das Mannesalter {naqax^d^ovtsi; oder 
fisooi) blieb demnach nur noch die Verbindung von Feuchtigkeit 
resp. Trockenheit und Kälte übrig 2 ). 

Von den Jahreszeiten ist der Frühling diejenige, welche die 
Eukrasie am meisten befördert, da ihm Feuchtigkeit und Wärme 
eigen ist 3 ). Der Sommer ist die trockene und warme Jahreszeit, 
der Herbst die kalte und trockene resp. feuchte, der Winter 
endlich die kalte und feuchte 4 ) resp. trockene. Sie verglichen die 
Qualitätenverbindungen der Jahreszeiten mit derjenigen der Lebens- 
alter, indem sie das Knabenalter dem Frühling, das Jünglingsalter 
dem Sommer, das Malinesalter dem Herbste und das Greisenalter 
dem Winter entsprechen liefsen s ). 

In jeder Jahreszeit unterschieden sie wieder Anfang, Mitte und 
Ende und behaupteten! dafs die Mitte der Jahreszeit die ihr eigen- 
tümliche Qualitätenmischung am reinsten darstelle, während Anfang 
und Ende derselben sich der Qualitätenmischung der zunächst 
stehenden Jahreszeit angleiche 6 ). 

Dem Monde schrieben sie gröfsen Einflufs auf die Luftbe- 
schaffenheit innerhalb der einzelnen Monate zu. Im ersten Viertel 
vom Neumond bis zum 7. Tage ist sie warm und feucht, im zweiten 
Viertel bis zum Vollmond warm und (rocken, im dritten kalt und 
trocken, im vierten endlich kalt und feucht 7 )- Ebenso weisen Tag 



') Gal. I 583. Ps.-Gal. XIX a. a. 

») Athenaios hei Orib. III 165: Toig äi nctQaxudiovaiv ägfioCu äCaira 
vtffifA^vtj xa'i i/JV/rjg xcc) aw/umog . ■ xni rctg Tpoqag (x n^oaaymyrjg ovOTal- 
Tfov, rijj Titoig ttVTMV ciQX*i v tyv&aiS Xa/tißuvovayg. Ps.- Galen XIX a.a.O. 
Vgl. Gal. XV 187. XVI 101. Ideler a. a. 0. I 303. 

3 ) Gal. I 522. Athenaios bei Aet. III 162 = Antyll bei Orib. II 287. Vgl. 
S. 113. 

♦) Gal. a. a. 0. 

<■) Gal. a. a. 0. Ps.-Gal. XIX def. 104 p. 374, 2 f. 

») Athenaios bei Aet. III 162. Aotyll bei Orib. a a. 0. Vgl. Macrob. 
coinment in somn. Scip. I 6, 54 If. 

7 ) Athenaios a. a. 0. Antyll a. a 0. 

10* 



148 

und Nacht in ihren verschiedenen Abschnitten diese vier Qualitäten- 
verbindungen auf. 

Auch in den vier Cardinalsäften, welche den Körper erfüllen, 
dem Blut, dem Schleim, der gelben und schwarzen Galle treten die 
Qualitäten in combinierter Weise zu Tage: in dem Blut Wärme und 
Feuchtigkeit, in dem Schleim Kälte und Feuchtigkeit, in der gelben 
Galle Wärme und Trockenheit, in der schwarzen Galle Trockenheit 
und Kälte 1 ). Von den Fieberarten, die in den Säften des Körpers 
ihren Sitz haben, hat das Quotidiantieber (ä^ftj^fQivdg ntgeioq) 
den Schleim zum Krankheitsstoff, wird also durch Kälte und 
Feuchtigkeit hervorgebracht, das Tertiantieber (tQitatog nugeröc) 
durch Wärme und Trockenheit, da es in der gelben Galle seinen 
Sitz hat und das Quartanfieber (nTagratoc nvQtiOQ) durch 
Kälte und Trockenheit, da die schwarze Galle der Sitz desselben 
ist 2 ). 

In der Entwickelungslehre schlofs sich Athenaios aufs engste 
an Aristoteles 3 ) an, vermutlich nach dem Vorgange der Stoa, die 
bekanntlich seit der Zeit des Antiochos unter Aufgabe der Unter- 
scheidungslehren der älteren Stoiker sich der platonisch -aristote- 
lischen Philosophie anzunähern bemüht war. 

Zur Zeugung eines Wesens gehört zweierlei, ein Thätiges und 
ein Leidendes. Das Thätige ist der männliche Zeugungsstoff, inso- 
fern er die bewegende und bildende Kraft ist, das Leidende ist der 
weibliche Zeugungsstoff, weil er den stofflichen Bestandteil des 
Embryo hergiebt 4 ). Diese strenge Scheidung beider Principien be- 
gründete Athenaios ebenso wie Aristoteles damit, dafs in einem 



') Ps.-Gal. XIX def. 65 p. 363, 14 fl. 

2 ) Vgl. Gal. VII 333 ft'. Diese Lehre ist pneumatisch und als ihr 
Gewährsmann ist nach meiner Beweisführung Atheuaios resp. Archigeues an- 
zusehen. 

») Zeller II 2 524 11. 

*) Gal. IV 611 f: iv eff roT; feuot? »/ /utv vnoßfßkrjfj^vrj ngo; ri]V ytvtaiv 
uvräv oiota to xttia^iTjViov tau fiövov, ui; 'AqiototO.ijs i-liyiv 'i] 8i üqxi 
rijs xirtjaews (x tov 07itQ[.tttTog ctviy yi'viTai. xat fx'tv <Srj xai 6 'Athyrcuos 
üanvTtaq 'AqiototO.ii ttjt /uir vkr^v rijc tov fijioi» ytvtattas iv iw xctTKjjrjViM 
xi&iTtti, ti)v xnovoav dt ctvto Svvuptiv h rw tov a(Söei'os ontofAUTi. Vgl. 
Arist. gen. anim. I 2, 717a 4 u. 20. 729a 9. 



149 

Wesen nicht Form und Stoff zugleich sein könne '), dafs also das 
Weib unmöglich zugleich ein ntQiiToyfia nniq[iuxix6v und alfwttixöv 
haben könne. Er billigte also die Ansicht des Aristoteles, dafs das 
Weib keinen Samen bei der Begattung von sich gebe wie der 
Mann. Dagegen gab er ausdrücklich zu, dafs hei den Pflanzen beide 
Principien nicht getrennt, sondern in ein und derselben Pflanze 
vereinigt seien' 2 ). Der männliche Zeugungsstoff ist wirklicher Same 
und gleichsam der Baumeister 3 ), der den Embryo gestaltet und 
formt, während der weibliche Samen, der sich in den Katamenien 
aus dem Körper aussondert 1 ), kein wirklicher Same ist 6 ). Es war 
daher nur eine folgerichtige Consequenz, wenn er die Behauptung 
aufstellte, dafs die Eierstöcke des Weibes ebenso wie die Brust- 
drüsen des Mannes nur dem Zweck der Harmonie der Körperteile 
beider Geschlechter dienen ), da sie ihre ivsqyeia nicht bewahrt 



') Gal. IV 621: oi o°t ntni rbv 'Adijvaiov efjmtfov txQrjOavro rtjü Xbyif 
Si« rovro yäg ovx t'ival qctot Tip &yXu nigimofia onigfiarixbv, ort rö 
aiftarixbv tyci' Svo S' ovx ijV avriä ntgirrtöfiara ytväo&ai. ngoariiHaai 
ö" tviort ro> Xöyqi xal lös oL% oiöv r£ lariv tv iifiov äficporegas Hj[hv tv 
iavry ras ägx«S roC yivvrj»t](jo^vov, rr\v rt vXrjV xal rrjv diivaptv. aXXä 
rovro fiev ovx o?rf' ontas oi nXavw/itvot, näXiv avrol xarä rä ifvrä ^u»; 
thaxtxgiodat tfctat ras ägxäs rtjs ytviatias, äXX' ufiifoiigas tv avrois tlvai 
xal ras «JS vXqs xal ras <»s ävväfieaig. 

") Gal. IV 621. Vgl. die vorhergehende Anmerkung. 

s ) Gal. IV 602: /xt/jvrjvrat t uiv yag xara/jrivtiov (sc. oi nvtvjxarixot, ins- 
besondere Athenaios), vXrjV olxitav »tfitvot rä xvov/xtvo), rb äi antg^ia 
6>}fjiovoybv avrov, äi'artivoptvol rt noXXä rqZ Xoyo> ngbs rovs atp' bXov rov 
aio/uarog i'gxta&ai rb anigfia (fdoxovras xal ät/^avus, üs oi'x bgiöaiv obroi 
röv rt xoOfirjOavra xal rä^avra rb nagayivöfxtvov, aiirö n (fäfUVot lijv tv 
Tfji orn'n/jari ävvafiiv tlvai roiiro, dianhirrovoäv rt xal iwgifovaav rb 
xiirjfAa, /uixgbv vorigov tniXad-ofXtvot rovrtov ovx aio&ävovrai rooavras rrj 
vXr) dtSövrts Svvdfitis, ag ifinqoodtv töCäoaav r<ji äijfjiovoyip. Vgl. Arist. gen. 
auim. 122, 730b. 

*) Gal. IV 612. 

6 ) Ps.-Plut. Placita V, 5, 2: 'Agiarorüt]s xal Zrjvoiv vXtjv fiiv vygäv 
ngottaHai (sc. ras »ijXtlag), oiovtl änb rrjs OuyyvfivaOias ifgürag, ov fzriv 
oniofiartxbv. Die Stoa teilte die Ansicht des Aristoteles. 

6 ) Gal. IV 599: oV o xal 'Afrrjvaios äni&avös tan qäaxoiv, äantg rois 
«dotoi rovs ririrovs, obriu xal rois frr\Xtat rä arrtg/iarixä äiaxtio&ai fAogut, 
avrris ^övrjS rrjs ävaXnyiag rtov ftogiot' tv rrj ngoirr) ihnnXäati ytvofitvrjs, 
ov fi'rjv rrjf yt tvtgyttag <fvXax!)tifri)S. 



150 

haben. Über den Ursprung des Samens (eilte er die Ansicht des 
Aristoteles, dafs er nicht durch Ausscheidung verbrauchter Stolle 
aus den organischen Teilen des Körpers, sondern aus dem ver- 
kochten Blut entstehe 1 ) und widerlegte die Meinung älterer Philo- 
sophen und Ärzte wie z. B. des Demokrit 2 ), des Hippokrates und 
Praxagoras 3 ), dafs der Samen sich aus allen Teilen des Körpers aus- 
sondere 4 ). Da die Katamenien den Stoff hergeben, so bewirken sie 
die Entwicklung des Keimes zu einem Wesen derselben Gattung 
wie das ist, von dem sie herstammen, während der männliche Same 
den Keim bildet'), nicht nur hinsichtlich seiner Gestalt, sondern 
auch hinsichtlich seiner Gröfse, der Lage und Verbindung seiner 
einzelnen Teile 6 ). Die Ähnlichkeit der Kinder mit der Mutter er- 
klärte er aus der ihnen, von der Mutter zugeführten Nahrung 7 ) und 
berief sich zur Stützung dieser Ausicht auf die Veränderungen, 
welche die Nahrung bei Tieren und Pflanzen hervorzubringen ver- 
mag. Weiter führte er die Thatsache an, dafs Bastarde nach der 



') Gal. IV 626: xal rjv r),ui> b/JoXoyrjua xoivov xovio nobg 'Agtoioittr) 
xui l49>jvaiov, ix tr\g tov ui/jarog ntipltag rr/V yirtaiv avi<£ uSiuivovg, 
ovx ix ifjs anüviiov räv tov fojoi/ fxoqCtav anoTrjZiiog xtX. Arist. gen. anirn. I 
c. 17—20. 

2 ) Ps.-Plnt. Placita V, 3, 6. Arist. gen. aniui. I 32, 721 b. IV 1. Ceusor. V2. 

3) Ps.-Gal. XIX def. 439 p. 449, 15. 
») Gal. IV 602. 626. 

•') Gal. IV 612. 

6 ) Gal. IV 605: Xiyia Si to fjr\ fibvov lyyi'viuSui ijj i).ij tö i'iSog, l£ 
ov yivirai tu /Jtv uvdQamog, to di Sgvg r) nXuTnvog <) xmög, ctXXa xal ir\v 
fioQyijV uvttjv vnb tov ant'gfjaTog t»jv vhjV SianXuTToVTog uTioTtXtioSai. 
aro/äC(ia9cti <i" uvtü qutsi xaxä tr\v fiög(fwaiv ob tov a^rjfjaTog (ibvov, 
uXXä xui tov (jiyi'&ovg xal T>jg fMoiios ixäaiov iwv uogitav, hi u Ttjg ngös 
aXXi]Xu ovfjtfivatiog. 

') Gal. IV 603: 7« <T b[/otov t uivii natd(a t/J /Jr)TQt ihu tijv TQOifrjV 
ofxoiovaSai <fuai, xuntna iviev&ep unoTtivovai äoXtybv tov Xöyov, itixviv- 
itg, vaai <fiß TQOtpijg tiXXouaoeig lyCyvovio xui Cqjotg xui tfvioig. th' ovx 
ainSuvovTui fj.ijacii.Cav üv Kyovaiv üXXoioiafMv Inifoigia ävvdixtvoi to ilSoi 
i^aXXaiTovaav. uvitxu yüo ib ITioaaiov ifvjbv tig AXyvmov uiTaxojJMS&iv 
(pvx~) liijXXayrj zijv iäiuv, tlXXü xQtjOTrjg fndußo/Liivov TQoqr/g röv xagnbv 
iSwöifxov ea/iv, ovx b)> nouitgov toiovto' otlrf T« ngößaia /jiTaOiitVT« 
71076 (ig vo/jrjv ht"oav raig 'iiAnaonOtv ulfiv iö/jouöi)ri, xicfruTien ovo' aiyts 
nooßaToig ;/ öVotf xal innoig. Vermutlich spielte das von Galen aügeführte 
Beispiel von der nioaea auch in seiner Beweisführung eine Rolle. Vgl. Gal. 
VI 617. XII 560. Sehn). Nie. Ther. 764 Fleckeisen Jahrb. LXXXVIH 5, 155. 



151 

Mutter umschlagen wie Pflanzen nach dem ernährenden Boden 1 ). 
Das Junge, das durch Kreuzung einer Stute und eines Esels ent- 
siehe, nehme nicht das Aussehen eines Esels an, sondern werde ein 
Mittelding aus beiden, ebenso alle Bastarde aus Hund und Fuchs 2 ); 
er behauptete sogar, dal's das Junge in diesem Falle mehr von dem 
Weibchen als von dem Männchen an sich habe. So entstehe durch 
Kreuzung eines Schafes und eines Ziegenbockes ein Junges von der 
Art des Weibchens, das von dem Männchen nur die Art der Be- 
haarung annehme; analoges trete bei der Kreuzung von Bock und 
Ziege ein. Trotzdem gab er inconsequenter Weise bei der Behand- 
lung der Frage nach der Ähnlickeit des Erzeugten mit der Mutter 
ausdrücklich zu, dafs der weibliche Zeugungsstoff auch Gestaltungs- 
kraft (dvpafiig) besitze 3 ). In der Frage der Entstehung der ver- 



') Arist. gen. an im. II 738 b. 

3 ) Gal. IV 603: Iv fie'vToi jmg inifii^Cais t<2v tTegoytvviv Coioh* ultös 
A&ijvaiog b/ioXoyeT ngooyivea&ai n Kp xvovuh'io naga rijff fttjigbg, ovx 
eig ih v T ^? /Qo((tg vnaXXu'siv ij XeriTÖTijTog »j nti/vi>jiog j} evyuvlag ij Tivog 
iregov xoiovTov fxixgä yag xavTU xai tfjg vXrjg /uovrjg avTov xttiä to ffpov 
eiöovg eivut, t« 7i «9r). x« 6' änb iTjs ptjTgbg bXov i^ciXXäxTii rb eiäog. ei 
fxev bvov anigfiti Tai? fxrjTgaig 'innog bnoäei rjTai , rei xvr/fiara ov tb tov 
Tiargög eiäog jjlqvov ta/oviat, äXX' ii; StuipoTigtov tiov yeiva/utviov /aixiöv ei 
o" äXainrji xvvbg, xävTavda tov yevv<i>fj.ivov fti) xvvbg, äXXu fiixtov Tivog 
0; üutfoiv yevüv änoTeXovfxivov. xal jxiv ye xai /uei£ov in tov yt xutu 
to eßSofiov ßißXi'ov, oneg IotI negi anegfiarog, mjrijy n ooooftoXoyü b li&tj- 
vuiog, ovx oiä' bnoyg ovx aiaS-äveiai. nXiov yag i%tiv (pyol naga xijg 
/urjTgbg r\ tov iTUTgbg to yevviä/Aevov, oiov äup' i'nnov [*lv to r\fiiovov nXiov 
»j tov bvov, dianeg de xüneiääv aXiönrfi xvv'i /u<x&rj, to ytvvrj&l'v, el f*iv b 
xvtav it(ig>iv vnäg/ei, rö i% äXoinexog ia^et eiöog, ei J" dvärtaXiv eig tijv 
tov xvvbg lätav fxixantnTU to eyyovov, mg ylveo&ui to /Jtv £| äXoinexog 
äXtonexa xvvouSfi, rb <F' Ix xvvbg äXwnexoeidrj xvva. xai yag el ngoßaTov 
Tgctyog 6/tvaeie, ngoßaTov yevviia&ai iprjOi axXrjgÖT gi%ov el S e/unaXiv 
tüya xgibg fiaXuxoTgi/ov, tag oväev tjttov (ig tt]V löe'av tov ytvofiivov ovvtc- 
Xeio9ai ti naget xijg /urjTgbg, äXXä xal nXiov rj naga tov naTgög lxQ*l v de 
firi ort nXe'ov Ix T^js ,«i)ipos (hat Toig (yyövoig, äXXit fiijie to eXaTTov. Vgl. 
Arist. gen. anini. II 738 b. 

3 ) Gal. IV 613: xara yäg tov tovtov tov Xoyov ov fxövov LXr) tov yev- 
vt)9rioo[ie'vov tö aiu« yivon' uv, äXXit xai ane'guu ävvüftei. tfaCveTat äe 
xai 'A9tjvntog fni tovtov ('ufixvovfievog tl; ävciyxrjg ibv Xoyov vaxegov, r\vixa 
irjTei, 7iwg b/uoiovTai Ty jUJjTpl Tu fyyovov, äXrj!>eg jt(v it Xe'ywv, ov /xijv 
iavTtjJ öftoXoyovfievov, tag av&<g del$<o V%\ IV 602. 



152 

schiedenen Geschlechter widerlegte er die Ansichten des Enipedokles') 
und Straton 2 ) und vereinigte die Annahme des Enipedokles 3 ), dafs 
die Knaben als die Wesen von gröfserer Lebenswärme sich schneller 
im Uterus entwickeln als die Mädchen, weil sie aus der rechten 
d. h. der wärmeren Seite des Uterus stammen, mit seiner Qualitäten- 
theorie in der Weise, dafs er die Wärme und Feuchtigkeit der Gebär- 
mutter als Grund für die Entwickelung des Foetus zum Knaben, die 
Kälte und Feuchtigkeit dagegen als Grund für die Entwickelung zum 
Mädchen annahm. Auch über die Entwickelung des Embryo hatte er 
im Anschlufs an Enipedokles Betrachtungen angestellt 1 ). Die Bildung 
desselben erfolge nach 40 Tagen; am neunten Tage heben sich einige 
blutige Umrisse ab, nach 18 Tagen zeigen sich fleischige und sehnige 
Klumpen geronnenen Blutes und der Puls sei fühlbar. Nach 27 Tagen 
zeigen sich in einer schleimigen Haut schwache Spuren des Bückgrals 
und Kopfes, nach 36 oder 40 Tagen habe sich endlich die Gliederung 
der Frucht vollzogen. 



') Gal. IV bl« f. 2 ) Gal. IV 629. 

3 ) Orib. III 79: SvfliptoVfl df loig xgöroig jrjg nai'ieXois rwr tfjflpviov 
dittxnioewg xctl 6 (fvaixbg EuniSoxXiig xai (pijaiv, ort #«ttov fia/nootpoitai 
tÖ ä(i{)€V loü dvjXiog xai t« iv roig äei-iois rwv Iv eiajvvfiois. Vgl. Gal. 
IV 63 J. 633. Vgl. S. 103. 

4 ) Orib. III 78: neol ita/tiogifioatotg. Ix tiSv 'Aftrjmi'ov. H <5t ngm>i 
öiitfioQ^wais Twi' l/ußova>v Siaat)fj.aivti ntgl rag TtaactQiixovTCi yfifgug- «oj 
fjh yicg 9 r) : u€Q(Sv olov yoitfiftai rivig atfiaTtadtig vnoiptpoVTai' nigl de 
rag öxrioxaidtxa dgou^ot ouQxwötig xai Ivoiät] Tiva öiaaij t ua/vttai, xai 
atpvyfJ.bg lv ainoig eiigioxHat, ö rij? xagäiag. Ufo) de rüg rgetg trvidSag, 
<uf if.rjOtv o dioxXijg, iv vfiivh [iv'£t!)d(i ytvizai (favegüg üfivägög ö xinog 
irjg (jttxtwg xtü ü Trjg zeqaXfjg. Ueot de Tag jcaoaoag Iwuciag ögäTia 
7ioä>Tov diaxixgiij.(rov öXov io atS L ua rj tö tiXiviciiov, utäg ngo<Sit$fiori< 
rtTQctdog, ntqi ri]v TtooaguxorräSu. 2v(j.(ftovtl de Toig xgurotg 7r;f navit- 
ioü; tcöv t/jßgvwv d'iaxgiaitag xai ö ifvaixdg 'EfJ7i(iJoxXijg . . . Das Diokles- 
citat stammt aus seiner Schrift nen) yvvatxtltov , vgl. Gal. XVII A 1006. 
Macrob. com. iu somit. Sein. I 6, 05: Straton Peripateticus et Diocles Carystius 
per septenos dies co?tcepti corporis f'abrieam hac observatione dispensant 
itt Ziebdomade secunda credant gutta* sanguinis in superßcie folliculi, de quo 
diximus, apparere, terlia demargi eas introrsum ad ipsum conceptionis humorem, 
quarta humorem ipsum coagulari ut quiddam velut inter earnem et sanguinem 
liquida ad/me soliditate eonveniat, qitinla vero inlerdum fingt in ipsa subslantk 
humoris humanam figuram magniludine quidem apis, sed ul in illa brevitate 
membra nmnia et designata tulius corporis lineamenta consistant. 



153 

Die Absonderung des Samens beginnt nach seiner Meinung 
mit dem H.Lebensjahre 1 ): zeugungsfähig wird er schon im 18. Lebens- 
jahre, bei den meisten aber erst im 27. Vom 63. Lebensjahre an 
verliert er seine Zeugungsfähigkeil und hört schliefslich ganz auf. 



2. 
Pathologie. 

Von den pathologischen Theorieen dieser Schule ist uns bis 
auf Arcbigenes wenig überliefert. Wir erfahren gelegentlich 2 ), daJJs 
Athenaios eine besondere Art des Hustens von einer Dyskrasie der 
Respirationsorgane herleitete, die zur Folge habe, dafs sich das 
Pneuma an sich selbst stofse und dadurch den Hustenreiz hervor- 
rufe, ferner dafs er den Starrfrost ((jTyoc) in derselben Weise wie 
Piaton 3 ) erklärte und ihn mit dem Zittern (igöfiog) identifizierte, 



') Orib. III 62: noxt äg/exat xb antgfiu xal nöxt Xijyti; tx xiäv 'A&rj- 
raiov. 'Äg%txa< fiiv xoig nXtCaxoig anb xüv xtaoagtgxatötxa txmv txxgi- 
Vtaftai xb Ontqfitc yövi/uov iff yivea&ai, xial (jiv änö riöv oxxtaxaiStxa, 
xoig cff nXt(oxoig ntgl xäg xgug ißdofj.äSag. "4yovov de yivtxat ntgl xäg 
tvvtu ißdo/uadag' xotg <f* e!g ib navxeXtg yijgag äifixvovfiivoig xetl t lg xt'Xog 
txXttntt. 

') Gal. VII 174: ytvog öt tau xal äXXo xi ßixbg tnl dvoxgaoia xüv 
ogyüvtov t>/j äranvoijg, o xaxtvörjaav fjiv ov/ rjxtaxa xal xüv änb rijc 
7ivii*fiaTtxr)g alg(at(og livSowr oi äoxifiiöxaxoi, <av toxi xal lldi'jvaiof xr\v 
/utvxoi ävdyxrjv. <F/ ' r)v tniylvtxat ßr)$ cfi« ävoxgaOiav, xivig ftiv avxiov ovo" 
tne/tCgtianv oXtog tlniiv, k'vioi it ngoanxuitiv tavxw <f,aot tu nviv/xa, xivig 
ä' aaayioxtgov ixt. xovxov gfjua tpdtyiäfttvoi vofxliovatv tloi\xevai xi. Xgrj 
o" oi/ oxi Tt]V aixiav dyvoovai fit'/AtftaSai xoTg ävägäaiv, äXX' öxt y.aXbv 
tgevgov Httöi))]fiu xal li^iov xr)g iavxwv yiXonoviag inaivtiv- Galeu erklärte 
ihu aus einer Erkältung; der Respirationsorgane. 

s ) Gal. VII 609: l4&r]va(ov äi aigiov Oav/uä^tiv xov 'AxxaXiv>g' noXv yäg 
tn xal HXaxoivog vaxtgog ytrofjevog oiix tv xoig ntgl xrjg alxtag XoyiOfxoig 
fiovov 'intxai xw TlXaxoivt, — xovxo /itv yäg taixxöv — äXXä xal ntgl x!jV 
ivvoiav öuoiaig txtfi'ot (fafvexat avyxt%vfitvog. ovxt yäg dwigloaxo giyovg 
xal xgouov xr/V ivvoiav vnoygatfiuv xt xo (nyog tlidi niüg </.ijai * „15 o*i] fxa/ij 
xal xü oua/ity xoCxm xgö/tog xal (iiyog 'intxai iftv/gov xe (<Si Hds.) xb näitog 
anav xovxo xal xö ägüv aixb &>*«' bvoua, äg nov , ujrjo't , xal 6 TlXäxmv 
hiyti." oviog yäg avxljv xi)V X&v il'gijxe xov nXaxmog. i/u M r] aifinaatt 
xovSt xov xgönov „xu yäg Sr) xüv nigl xö aä/na vygmv fiiyaXofitgtaxfgu 
tig 7fU- txtirtov oi Svväpivtt Ugag tviZwi, avvio»oivxa r)ixüiv xä voxtgä 



154 

dafs er die Lethargie für eine Geisteskrankheit erklärte, die mit 
Niedergeschlagenheit verbunden sei 1 ), während Leonidas nach Art 
der Methodiker darunter eine Stockung der Atome in den Gehirn- 
häuten verstand, durch welche Wahnsinn, Fieber, Niedergeschlagen- 
heit, Depression und ein grofser Puls hervorgerufen werde 2 ), end- 
lich dafs er sich um einen Zweig der Pathologie, der von den 
andern Schulen der Zeit gemeiniglich vernachlässigt wurde 3 ), um 
die Ätiologie, grofse Verdienste erworben habe. Während die 
Empiriker nach dem Vorgange der Skepsis 4 ) nur die Erforschung 
der offenbaren Ursachen {(paivofisva) als notwendiges Erfordernis 
ansahen 5 ), die der «dj/Aa dagegen als überflüssig verwarfen, 
forderte die dogmatische Schule gleichmäfsige Berücksichtigung 
heider Arten von Ursachen 6 ). Die Pneumatiker schlössen sich 
bierin den Dogmatikern an 7 ), während die Methodiker offenbar 
unter dem Einflufs der Lehrsätze des Asklepiades 8 ) nur viererlei 
Allen von aizicc anerkannten : die nqoxatuqxxixä, avvixTtxdj 
ctvTOieXij und ßvvairia 9 ). Unter den airia nQoxuvaQxnxä ver- 
standen sie die äufseren Gelegenheitsursachen, wie körperliche An- 
strengung, übermäßige Hitze und Kälte, welche die Krankheit 
hervorrufen, ohne bei ihrem Bestehen fortzuwirken 10 ). Die cthict 



(voOiqu Hds.) — tlol dt t« OfjuzyoTeQK (-or«7« Hds.) — i&iHv ibv htgov 
tH uvwftäXov xtxiv>)fi(vov T£ axCvtjiov St' öftaXörrira xal irv £vvtaOiv uniqya- 
Cö/Jtva niyyvvai. iö Si naqä (fvaiv Ovvayo/Atvov fjä/nat xaza (fvoiv aito 
kttvito iis 10 Ivaviiov änio&ovv. rij 6k fa/ij xal toi/toi t<ü oho/jm tQofioi 
xal Qtyos £r{&r}. xpv/gov <?£ 10 na&o; änav tovjo xal rö Sqü>v avrb Iff/ff 
ovopa." Vgl. Tim. 62 b. Orib. III 209. 

') Oael. Aur. A. M. II 1 : Athenaeus AltalknsU (Tharsensis Hds.) j'urorcm 
iiiquä mentis cum moestitudine (sc. lethargiam). 

•) Cael. Aur. a. a. 0. 

») Gal. XIV 689 f. 

*J Gal. XI 381. Sext. Einp. adv. log. II 191. 

6 ) Gal. 1 81. 

G ) Cels. I p. 3, 11. 

') Ps.-Gal. XIX def. 162. 163 p. 394, 5 f. 

•) PHd. XXVI 13. Cael. Aur. A. M. I 2. 

9 ) Ps.-Dioskorides ed. Kühn II 51 f. 

10 ) Ps.-Diosk. a.a.O.. Miraßaivovai ät hravda (nl ras J(öv ahlaiv 
JiatfoQas xal X(yovaiv (sc. <A MeSoäixoi), otc tüiv ahltov jtva fxiv lari 1« 
7iQoxaraQiavia , a noirjOavia miHoq %<OQ(£txai' olov xönos xal ijjv£is, 
Zyxavtjig xal ra naoanXrpia. 



155 

avvfxiixd') fafsten sie als die eigentlichen fortwirkenden Ursachen 
auf, von deren Vorhandensein, Zunahme, Abnahme und Aufhören 
die entsprechenden Stadien der Krankheit abhängig sind. Als die- 
jenigen Ursachen, welche für sich allein unabhängig von andern die 
Erkrankung herbeiführen, galten ihnen die ahia uvioztkij, während 
sie als die ihnen entgegengesetzte Klasse von Ursachen die zu- 
sammenwirkenden (avpairia) a ) betrachteten. Die pneumatische 
Schule ging in der Ausbildung dieser Lehre noch einen Schritt 
weiter. Wir haben gesehen, dafs Alhenaios für die Naturerklärung 
zwei Principien annahm, das Wirkende und das Leidende. Das 
Wirkende (rö noiovv) oder die wirkende Ursache (tö noitizixdv 
a'iziov) betrachtete er als die Ursache im höchsten Sinne und 
nannte sie id TTQoxaiagxTixöv 3 ). Diese aizia im höchsten Sinne 
sind nach seiner Theorie die Qualitäten. Andrerseits verstand er 
unter den airia nqoxuiaqxtixd im engeren Sinne die äufseren 
Gelegenheitsursachen, durch welche die nQorjyovfisva airia hervor- 
gerufen werden 4 ). Der Begriff der nQorjyovueva alua scheint von 
ihm in die Ätiologie der antiken Median eingeführt worden zu 
sein 5 ). Sie bewirken nach seiner Auffassung, dafs die aizia nqo- 
■/.azctQXTixci zur Krankheit werden. Der übermäfsige Genufs von 
Speisen z.B. ist ein alxiov nqoxacuQxzixov: die durch den über - 



') Ps.-Diosk. a. a. : r« dt avrtxrixä Sik rb noiüv rb ntio-og xai naga- 
fitvtiv, iovt' (atlv iäv fjtv nagnvjutv rä ctnoiiXta/uaia ndgiariv, aviuvo^ivoiv 
Si cw^tiai xai ftnov ( uii(ov /Lteiovrai xai navaafiiyuiv navtrai. 

a ) Ps.-Diosk. a. a. 0.. xai avtortXr) ävvaiai t'ivai xafh' iaviä naga- 
ywofitva luv ünouXiafiuKov. 

») Ps-Gal. XIX def. 155 p. 392, 13: 'A&ijvaios ö"t 6 'AnaXtvs ovtu 
ifrjaiv ai'uöv lau rb noiovv (ti). toüto Si ian ro ngoxaTagxTixov. 
Arcbigenes nannte sie lö ägwv Jt, Gal. VIII 20. 

*) Gal. XV 112: tl äi t<£ xvgta) xkt' avxiiv övö/uan /gtürö rif, ngorjyov- 
f.itva luv vöouv igti r« Toiavia Jtäv ahiiäv, äantg 'A&ijvaiog. vif' ov äi 
Tidhv avra ravTet ru ngoriyou/ueva ylyvijcti, ngoxcaugxuxä k xa'i ngoxardg- 
%oviu xaXious. 7iX?i&og yi<g lätOfjiiim', ännpiai re xai Xovrgct xai yvfjvdota 
ftij xuTct xaigbv yiyvö/xeva xai nävft' oou änjXUov Iv rrji nigl T(Sv tiqo- 
xuTagxitxwv tthitöv vno(.ivi)fxaxi , iiöv 7igot]yo>ifxii'cov airnöv exciairjg vöaov 
yiveiai 7io,r,j,xd. Vgl. Ps.-Galen XIX def. 155 p. 392, 10. Gal. VII 302. 

') Gal. .1. a. 0. Lconidas untersebeidet zwei Arten des Kuochenfrafses, 
je nachdem er auf einer ahla ngoxuTagxnxr, oder auf einer atii'a 7igor\yov- 
ftivtj beruht: Paul. Aeg. VI 84. 



156 

mäfsigen Genufs von Speisen hervorgerufene Überfüllung der Gefäfse 
mit Blut ist das nQO^yovftsvov ahiov 1 ). Das aixiov cvvsmmov 
fafste er ohne Zweifel als die im strengen Sinne wirkende Ursache 
auf 2 ). Der ganze Schwann der philosophischen alxut war den 
Pneumatikern bekannt: aufser den vorhergenannten noch die «IVta 
amoreXfi, avvaizia, GvvsQya, nqödijXtt, ov noodrjlct, xad-äna^ 
ädqXa*), rigog xcciqov adtjka 1 ). Bei dem von mir erwiesenen 
Zusammenhang ihres Systems mit stoischer Doctrin, speciell mit 
Chrysipp, halte ich die Annahme der Abhängigkeit ihrer Ätiologie 
von den Lehren desselben Philosophen für sehr wahrscheinlich 5 ), 
zumal sich drei ihrer Definitionen (der GvvexTixa, Gvvaixia, <svv- 
sqya airict) 6 ) mit denen der Stoa decken und ihre Definition des 
Begriffs aitiov echt stoisch ist 6 ). 



') Gal. a. a. 0. Gal. I 380. XV 302. Alexander negl nvgitwv c. 27. 

J ) Ps.-Gal. XIX def. 157 p. 393, 5. 

3 ) Ps.-Gal. XIX def. 162 p. 394, 6, wo Dach Philippson de Philodemi 
libni qui est ntgi arj/uiioiv etc. p. 66 A. 2 für xitSantg x«#«7in{ zu lesen ist. 

*) Ps.-Gal. XIX def. 158 f. p. 393. Dafs diese Definitionen nicht aus 
Gal. XV 302 f. entlehnt sind, beweist ihre grb'fsere Reichhaltigkeit. Andrer- 
seits sind die von Galen aufgezählten Arten von ainu nicht sein Eigentum, 
weil er hier im Widerspruch zu seiner sonstigen Gewohnheit die Entlehnung 
deutlich kennzeichnet. In der Mitte dieses Abschnittes heilst es nämlich 
(p. 302, 17): Xe'yovot /uiv avrortXtg tivui rb uviu xitS' rtvjb noiovv lö 
liXog und zum Schlul's (p. 303, 13): tlSivai dt öti ndvtiag ra attia, einig 
fiväiv dviinitog ylvtiai. xai iovi' ianv ttnüvitav oyeSbv n itav ifiXoooywv 
öuoXoyrj/ju xoivov. Von wem die Zusammenstellung herrührt, vermag ich 
nicht zu entscheiden. Vgl. Ps.-Gal. Eiaaycuyrj XIV 691 ff. 

B ) Anders urteilt Philippson u. a. O. 

») Ps.-Gal. XIX def. 157 p. 393, 5: Sext. Emp. Hyp. III 15: 

Zvvtxrtxbv attiöv tonv o nagov Tovtiov ds tiüj' aiiiiav ol fiiv 

fitv nugovoitv ifi'Xäjiti jf/v vöoov, nXilovg rjyovvtai rtt jj.tv avvixrixd 

avttioov/utvov de ttiatgeT, tag 6 iv ijj tlvttl, tu de avvaiita, rd de avvegyd, 

xuarti Xt'flog, dg vdaTi'g, otg niegv- xai OvvtXTixd filv vndg/tiv tav na- 



ywv, lag lyxavfUg xtX. 

def. 159: Zvvalriöv touv S avv 
irt'qb) övvafiiv i'arjv f'yov naiuvv rb 
aitaiiXtapm, avrb äi xcn' lälav 
fjtorov ov ävvu^ttvov noiijoat. 

def. 160: Zwtgyöv faitv uixiov o 
noiovv anoiiXta/ia, Sva^eoiSg <U, 



gövimv ndgtari rb dnoTi'XeOfjia xai 
algofit'ruv «igeiia xai uetov/jivav 
/ueiovrat . . . itwaiitov <5i o rr]V 
Xo~r\v ilnyiqtiui Svvctf.uv titgia avv- 
antm ngbg lö tivai rb dnoit'XlOfiu 
.... awigybv iSi 5 ßgitxitar flaif.4- 
gam ävva/uv xai ngbg rb fjftä 



157 

Dem Aretaios verdanken wir die genaue Kenntnis der patho- 
logischen Principien des Archigenes. Das Charakteristische derselben 
ist ihr enger Zusammenhang mit den physiologischen Grund- 
anschauungen der pneumatischen Schule. Jede Erkrankung des 
menschlichen Körpers beruht nach der Theorie der I'neumaliker 
auf einer Dyskrasie der vier Elementarqualitäten 1 ), die bestimmte 
Anomalien des I'neuma und der Säfte im Gefolge hat. Es handelte 
sich also in seiner Pathologie in erster Linie darum, die jedesmalige 
Dyskrasie der Krankheit festzustellen. Gleichzeitig gewann er damit 
einen sicheren Mafsslab für die Beurteilung der Disposition der 
verschiedenen Lebensalter, Geschlechter und Jahreszeiten zu den 
einzelnen Krankheilen 2 ). Am deutlichsten lafst sich diese Theorie 
an der Lethargie und Phrenitis veranschaulichen. Die Lethargie 
betrachtete er als eine Erkrankung des Gehirns, welche mit Träg- 
heit, geistiger Depression und Schlafsucht verbunden ist 3 ). Als 
Geisteskrankheil hat sie ihren Sitz im Gehirn; das charakteristische 
Merkmal dieses Leidens ist die Schlafsucht. Demnach beruht es 
auf einer Dyskrasie derjenigen Elemenlarqualitäten, welche das 
nvti'ixa zu betäuben imstande sind. Diese Qualitäten sind Kälte 
und Feuchtigkeit 4 ); denn die Erfahrung lehrt, dafs übermäfsige 
Kälte die Lebenskraft erstarrt, dafs übermäfsige Feuchtigkeit Schlaf- 
sucht hervorruft, dafs ferner das Knabenalter wegen seiner Feuchtig- 



avkUtfjßciior ngög ri üttor «uro (maTwvri; vnäpxtiv 10 änoTttcofia, 
yirtoitai , xkt' ISluv ti notltv ov oiov otav ävoiv ßÜQog ti ßaarttCornor 
ävynfitvov. pöhg rgdog jig nQootldüv avyxov- 

(fiorj lovio. 
Vgl. Gal. XIV 691 f. XV 302. Zeller III 1 132 A. 2. Die Stoa wieder scheint 
diese Fülle von a't'ita der älteren dogmatischen Schule entlehnt zu haben, 
i) Gal. VIII 149. Ps.-Gal. XIX def. 133 p. 386. Orib. III 97. 

2 ) Darin ist die pneumatische Schule von den älteren Dogmatikern *. B. 
von Praxagoras abhängig: vgl. Fuchs, Anecdota inedica Graeca, Rh. Mus. 49 
p. 554, 9 f. 

3 ) Aret. cur. ac. I 2, 204 f. 

*) Schon Hippokrates hatte die Lethargie auf den feucht-kalten Saft d. h. 
den Schleim zurückgeführt, der das Gehirn beschwere und dadurch die geistige 
Thätigkeit beeinträchtige. Vgl. Fuchs a. «. 0. 541, 20. Diokles betrachtete 
dies Leiden als eine Erkältung des im Herzen und Gehirn befindlichen nvfvfia 
iliuytxov, welche das Blut gerinnen mache. Vgl. Gal. XIV 741. 



158 

keil einen gesunden Schlaf hat, wahrend das Greisenalter wegen 
seiner Trockenheit an Schlaflosigkeit leidet '). 

Aus Aretaios ersehen wir, dafs Archigenes in der That eine 
Dyskrasie von Kälte und Feuchtigkeit als Ursache der Lethargie 
ansah: er forderte, dafs das Krankenzimmer erwärmt sei mit der 
Begründung, dafs die Kälte (ifjv&g s'fjtcfvioc) die Krankheit hervor- 
rufe 2 ), ferner empfahl er den Gebrauch von Bibergeil, weil es den 
Körper wann und trocken mache und dadurch den Krankheitsstoff 
beseitige 3 ). Mit der Zunahme von Kälte und Feuchtigkeit im 
menschlichen Körper ist naturgemäfs eine Anomalie des Saftes ver- 
bunden, dem diese Qualitätenverbindung eigen ist, d. h. des Schleimes. 
Seit Hippokrates galt der Schleim bei vielen Ärzten als Krankheits- 
ursache 4 ); bei Archigenes sinkt er zur Bedeutung des Krankheits- 
stolfes herab, der durch seine ühermäfsige Kälte und Feuchtigkeit 
auf das Pneuma betäubend einwirkt und deshalb aus dem Körper 
entfernt werden mufs 5 ). 

Die Behandlung der Lethargie soll nach Archigenes derjenigen 
der Phrenitis entgegengesetzt sein 6 ): daraus folgt, dafs er diese 
Krankheit aus der entgegengesetzten Ursache herleitete, d. h. aus 
einer Dyskrasie von Wärme und Trockenheit. Wieder bestätigt 
Aretaios 7 ) diese Schlufsfolgerung. In der That erklären beide 
Qualitäten am besten den aufgeregten Zustand, der diesem Leiden 
eigen ist. Der KrankheitsstoiT ist demnach die Galle 8 ) und als 
solcher aus dem Gehirn und dem Unterleibe, der nach seiner 
Meinung gleichfalls Sitz der Phrenitis sein kann, zu entfernen 9 ). 

') Gal. VIII 161. ») Aret. cur. ac. in. I 2, 200. 

») Arct. cur. ac. m. 1 2, 205. *) Gal. XIV 741. Fuchs a. a. 0. 

5 ) Aret. cur. ac. m. I 2, 201 f. 6 ) Aret. cur. ac. m. 1 2. 

') Aret. cur. ac. m. \ 1, 189. 197 

B ) Aret. a. a. O. 198. 

0) Vgl. Cael. Aur. A. M. 1 2, 9. Hippokrates sah das Gehirn als Herd 
der Kraükheit au und als Krankheitsursache die Galle, welche das Blut in 
den Gehirnhäuten verderbe (Fuchs a. a. O. 541). Pra.xagoras fafste sie als ein 
Leiden des Herzens auf, Diokles als ein Leiden des Zwerchfells, wahrend 
Erasistratos sich der hippokratischen Ansicht anschlofs. Beiläufig: bei der 
Beurteilung der Herkunft der von Fuchs edierten aneedota ist von Cael. 
Aur. A. M. I 8 auszugehen, wo dieselbe doxographische Zusammenstellung, nur 
iu grösserer Reichhaltigkeit wiederkehrt: sie beweist, dafs Soran TttQi afnäv 
na&täv Quelle ist. 



159 

Die meisten Krankheiten beruhen auf einer Dyskrasie von Kälte 
und Feuchtigkeit oder Trockenheit. Auf Kälte und Feuchtigkeit 
führte er vornehmlich die chronischen Krankheiten zurück wie 
Schwindel 1 ), Epilepsie 2 ), Phthisis 3 ), Asthma 4 ), Wassersucht 5 ) und 
Diabetes ), von den akuten Krankheiten die Synkope 7 ). Das weih- 
liche Geschlecht ist diesen Krankheiten leichter ausgesetzt als das 
männliche, weil ihm diese Qualitätenverbindung von Natur eigen 
ist 8 ), kalt-feuchte Gegenden begünstigen sie am meisten 9 ). 

Eine Dyskrasie von Kälte und Trockenheit verursacht Tetanos 10 ), 
Pleuritis 11 ), Paralyse 12 ), Kephalaia 1S ) und Melancholie 14 ). Weiber 
bekommen diese Krankheiten leichter als Männer, weil sie kalter 
Natur sind, sie kommen aber eher mit dem Leben davon, weil sie 
von Natur warm sind 15 ). Das Greisenalter ist wegen der ihm eigenen 
Qualitätenverbindung am meisten zu ihnen disponiert 10 ), während 
Kinder selten von ihnen hefallen werden, und wenn sie an ihnen 
erkranken, leicht geheilt werden 17 ). Von den Jahreszeiten endlich 
ruft naturgemäfs der Winter diese Krankheiten am häufigsten 
hervor 18 ). 

Auf einer Dyskrasie von Wärme und Trockenheit beruhen das 
Drennfieber 1 ''), die Manie 20 ), die Lungenentzündung 21 ) und die 
Cholera 22 ). Diese Krankheiten sind im Sommer am häufigsten, 
darnach im Herbst, seltener im Frühling, am seltensten im Winter 23 ). 
Von den Lebensaltern werden das Jünglings- und Mannesalter am 



1 ) Aret. caus. ehr. I 2, 71. 

2 ) Aret. caus. ehr. I 4, 74. cur. 316. Fuchs 541. 
') Aret. caus. ehr. 1 8, 95. 

*) Aret. caus. ehr. I U, 102. Fuchs 533. 

s ) Gal. I 522. Aret. caus. ehr. II 1. 

«) Aret. caus. ehr. 11 2. ') Aret. caus. ac. II 3, 40. 

8 ) Aret. caus. ehr. I 11, 102. Atheuaios bei Orib. III 97. 

•) Aret cur. ehr. I 4, 316. 10 J Aret. caus. ac. I 6, 7. Aet. VI 39. 

") Aret. caus. ac. I 10, 23. 12 ) Aret. caus. ehr. I 7, 89. Aet. VI 28. 

n ) Aret. caus. ehr. I 1, 70. 14 ) Gal- I 522. Aret. caus. ehr. I 5, 74 f. 

ls ) Aret. caus. ac. I 6, 7. Aet. VI 39. 

'») Aret. caus. ac. I 10, 23. I 6, 7. ehr. 1 7, 89. Aet. VI 28. 

») Aret. caus. ac. I 10, 23. ehr. 1 7, 89. 

ls ) Aret. caus. ehr. I 7, 89. n ) Aret. caus. ac. II 4, 41. 

20 ) Aret. caus. ehr. I 6, 79. 21 J Aret. caus. ac. II 1, 26. 

-'») Aret. caus. ac. II 5, 44. 28 J Aret. caus. ac. II 5, 44. 



160 

häufigsten von ihnen befallen, während das Greisenalter davon ver- 
schont bleibt. 

Am seltensten ist eine Dyskrasie von Wärme und Feuchtigkeit 
Ursache einer Erkrankung; einige Pneumatiker leugneten sogar 1 ), 
dafs diese Qualitätenverbindung Krankheit hervorrufen könne. Unter 
den von Archigenes behandelten Krankheiten ist der Blutauswurf 
die einzige, welche auf diese Dyskrasie zunickgeführt wird 2 ). Ich 
schliefse es aus seiner Bemerkung, dafs diese Krankheit durch den 
Frühling begünstigt werde, dafs sie dagegen im Winter sehr selten 
sei 3 ). 

Mit der widernatürlichen Steigerung einer dieser Qualitäteil- 
verbindungen ist, wie bereits oben erwähnt wurde, regehnäfsig eine 
Anomalie des Saftes, welcher dieselbe Qualitätenmischung' aufweist, 
oder des Pneuma verbunden. Bei der Epilepsie z. B., die von ihm 
auf Kälte und Feuchtigkeit zurückgeführt wurde, stellt sich eine 
Anomalie des Schleimes ((fXsyfta kalt -feucht) ein 4 ). Daher gilt 
häufiges Erbrechen von zähen und kalten Schleimmassen 5 ) als 
Symptom dieser Krankheit und in der Therapie wurden Abführ- 
mittel empfohlen, welche imstande sind, den Schleim zu ver- 
mindern ). Der Krankheitsstoff der Melancholie, die auf einer Dys- 
krasie von Kälte und Trockenheil beruht, ist der schwarzgallige 
Saft (%ohri [iskaiuu kalt - trocken) , der sich im Gehirn oder im 
Magen festsetzt und auf das Pneuma einwirkt 7 ). Archigenes em- 
pfahl deshalb bei dieser Krankheit schwarze Nieswurz oder atti- 

') Gal. I 522. 

*) Archigenes bei Aet. VIII 62. Aret. caus. ac. II 2, 37. 

*) Aret. a. a. 0. 

4 ) Hippokrates ist der Begründer der Theorie, dafs der Schleim die Ur- 
sache der Epilepsie ist: er füllt das Gehirn au und verstopft die Ausgänge 
dergestalt, dafs sich das im Gehirn lokalisierte t/jv/tnov TTrivpa nicht den 
Nerven mitteilen kann (Fuchs a. a. 0. 542). Praxagoras und Diokles schlössen 
sich ihm an mit dem Unterschiede, dafs sie den Sitz der Kraukheit in die 
Aorta (ita/iiu KQTrjQta) verlegten: dadurch, dafs sich in ihr schleimige Säfte 
aDsainmeln und Blasen werfen, werde die Bewegung des vom Herzen aus- 
gehenden ijjv/txöv mtS/ua behindert. Galen billigte die Ausicht des Hippo- 
krates: VII 201. 

5 ) Aret. caus. ac. 15 p. 1. 5. 

6 ) Aret. cur. ac. I 5, 217. cur. ehr. 1 4. 
') Aret. caus. ehr. I 5, 74. 



161 

sehen Thymian, um die schwarze Galle aus dem Körper zu ent- 
fernen. 

Die Synanche, die allgemein für eine Entzündung des Schlund- 
kopfes angesehen wurde 1 ), führte er auf eine Dyskrasie der ein- 
geatmeten Luft zurück, die einen zu hohen Grad von Wärme und 
Trockenheit erlangt hat und dadurch störend auf das Pneuma ein- 
wirkt 2 ). In ähnlicher Weise erklärte er den hysterischen Anfall 
nicht wie Soran für eine Entzündung, sondern für eine Erkältung 
des Pneuma 3 ). Die Dyskrasie von Kälte und Trockenheit, die der 
Darmverschlingung zu Grunde liegt*), wirkt auf das Pneuma der- 
gestalt ein , dafs es sich in den Schlingen der oberen Gedärme 
festsetzt und eine Entzündung derselben hervorruft. Beim epilepti- 
schen Anfall ist infolge der durch den Schleim hervorgerufenen 
Verstopfung die Perspiration des Pneuma behindert 5 ) : es sammelt 
sich infolge dessen im Brustkasten an und rüttelt alles auf. Die 
sfiTCViVfiävuiOn; beruht auf einer durch eine Dyskrasie bewirkten 
Ansammlung von Pneuma im Magenmund und Magen, wodurch 
eine Spannung dieser Organe herbeigeführt und die Verdauungs- 
thätigkeit des Magens gestört wird ). 

Die Pneumatiker unterschieden bei jeder Krankheit zwischen 
ahia, diu&itiig, voGog, ndd-og und av^moo(ia. Unter ahicc 
verstanden sie die wirkende Ursache und unterschieden, wie wir 
oben gesehen haben, zwischen verschiedenen Arten derselben, mit 
diä&satg bezeichneten sie alles das, was zum Krankheitszustande 
gehört 7 ). Die beiden allgemeinen Begriffe von Krankheit vöaog und 
nd&og unterschieden sie in der Weise, dafs sie mit vöaog die 
Dyskrasie 8 ), mit näd-og dagegen die durch die Dyskrasie hervor- 
gerufene Verletzung der natürlichen Funktion der Körperteile 9 ) be- 
zeichneten. Die Folgen endlich der • verletzten Funktion nannten 
sie Gvfj,7iTco(icc w ). Das nd&og hat seinen Sitz in dem Körperteil, 



!) Vgl. Cels. IV 7. Gal. VIII 269. Fuchs a. a. 0. 543. 
2) Aret. caus. ac. I 7, 11. s ) Aet. XVI 68. Vgl. S. 98 f. 

<) Aet. IX 28. Aret. caus. ac. II 6, 45. Vgl. S. 39 f. 
5) Aret. caus. ac. I 5, 5. 6 ) Ps.-Gal. XIX def. 258 p. 419, 8. 

') Gal. XV 111. 8 ) Ps.-Gal. XIX def. 133 p. 386,6. 

9) Ps.-Gal. u. a. 0. def. 134 p. 386, 15. GaL r VHl 20. 136. 
'») Ps.-Gal. a. a. 0. def. 170 p. 395, 16. 
Philolog. Untersuchungen. XIV. '* 



162 

dessen Funktion verletzt ist 1 ). Bisweilen wird aber ein Körperteil 
in seiner Funktion dadurch beeinträchtigt, dafs er von der ur- 
sprünglich afficierten Stelle, die ihm benachbart oder durch Nerven- 
stränge mit ihm in Verbindung steht, in Mitleidenschaft gezogen 
wird 2 ). Diese Krankheitszustände sind die secundären oder sym- 
pathischen: Archigenes gebührt das Verdienst, sie scharf von den 
primären unterschieden zu haben. Er verglich sie mit dem Schatten, 
den die primären ndD-rj werfen 3 ) und führte als Beispiel dafür die 
Trübung der Augen an infolge von Ansammlung feinteiliger Speise- 
reste im Magen, die zur Folge habe, dafs Gase der im Magen ent- 
haltenen Flüssigkeiten zum Kopfe emporsteigen. In seiner speciellen 
Pathologie finden wir die weitgehendste Berücksichtigung dieser 
Theorie. Beim Asthma ist z. B. die Lunge der eigentliche Sitz der 
Krankheit: durch die Lunge werden wieder die beiden Hilfsorgane 
der Bespiration, Zwerchfell und Brustkasten dermafsen in Mit- 
leidenschaft gezogen, dafs die Krankheit häutig in ihnen lokalisiert 
erscheint 4 ). Die Epilepsie entsteht primär im Kopf; secundär hat 
sie in den mittleren Organen ihren Sitz 5 ). Beim hysterischen 



1 ) Gal. VIII 20: Tüv xara to ool/ja tov £ojov naGtiJv h'egyutöv ixütJT7]g 
n fioQiov iSiov torir, oV oij yi'vexai. xai toivw xai ßläm toti-ai tt)V h'tg- 
yetav ävayxaiov Ioti, nu&ovTog xaia ti tov ärji.ttovQ-j'ovVTog avxr)v. rraayti, 
o*i noii /uiv ouTWf tvlvTov nafrog, tbg tv3vg ctfxtt TO) ägaoavTt ywQiaSdn 
7Ti7iuvoHai, noii ö' oiniog ävolvTor, big nagafifriiv Ini nXttOTOV Iotiv 
J' ort xal ro önöir ainb ötoäevov, oiix tOTr]gi.y/u£vov tv iü uogioj to Ttä&og 
loytt&Tai, xcd tovt' ttxäfei axiä nü&ovg 6 L'/p/ijiVij?, wg Inl t<öj' ofiui« 
Toig vrro/tofih'oig i/avTa£o[j{vuiv 6(f9al/Ä(3v, Itp' iäv h rw aiofjan tf\s 
yaajQog Ij&goitTTKi mgiTTW/ja Xemofitotg' aruiäv yag nvwv IvTtv&tv tii 
Tour 6(f&cd/;wvg ttVCHfEQOfiivtov, Titoinlniovaa Toiiioig tj otitixt] ävnt/xis 
öfioiojg (fctnäCtKu ijj xcträ jovg inoyeofxiiovg. Vgl. Gal. VIII 136. 

2 ) Gal. VIII 136: IJtgl tojv ninoi&oTwv xöniav . . . oXiyoi re rmv 
largtöv {ngccyfjaTtvaaiTO nXtov tt nngtXmov uvtl-inyaoTav f) [AtTtyitgioarTO' 
xaiakiTiojv ovv tyfo xoiig aXXovg 'Agyiyt'vovg tfjrrtftovtvaa fxövov ätxabo; 
intg ixeivovg anavTag (nrivrj/^fyov Xtyoviog <V kvtov ßXamtaüai nvcig 
tvtgyttag uvtv tov ßXarnta&ai to fiogiov tov aui/Auzog, tv w yt'vovxai, Sio- 
giauov tov Xöyov t(frjv Jeiafiat.- övvaa&ai yäg Tii'ct Xlynv ogfrojg, li xal fiy 
fjoviftov rjSri Siäftiaiv iyot to xaTa ovfjnätitittv higov ßXanTÖfitvov, «11' 
wg avxög euprj, xaSanig Tivä axtav aviö xovio to ndftog V7iäg%tiv avTOÜ 
Vgl. Gal. VIII 20. 

3 ) Gal. a. a. 0. *) Aret. caus. ehr. I 1 1, 102. 
6 ) Aret. cur. ehr. I 4, 310 f. Aet. VI 50. 



163 

Erstickungsanfall steigt der Uterus in die Höhe und preist Leber, 
Zwerchfell, Lunge und Herz zusammen : daher die Erstickungsanfälle 
und die Stimmlosigkeit. Aufserdem werden aber auch die Garotiden 
wegen ihrer Sympathie mit dem Herzen zusammengedrückt, woraus 
sich wieder die Schwere im Ropfj die Gefühllosigkeit und die 
Schlafsucht erklärt L ). 

Den Sitz der Krankheit glaubte er durch die verschiedenen 
Arten der Schmerzempfindung bestimmen zu können, deren er in 
spitzfindiger Weise nach Art seiner Pulstheorie eine grofse Zahl 
unterschied 2 ). 

Die Fieberlehre der pneumatischen Schule, die insbesondere 
dem Athen aios und Archigenes ihre hohe Ausbildung verdankte, 
beruht auf denselben Theorieen. Während die Methodiker im An- 
schlufs an Asklepiades 8 ) der Ansicht huldigten, dafs das Fieber 
durch Verstopfung der zwischen den Atomen verlaufenden Hohl- 
gänge zustande komme, knüpften Athenaios und seine Schule au 
die Theorie der älteren Dogmatiker an, welche jede Fieberart von 
einer Fäulnis der vier Säfte des menschlichen Körpers hergeleitet 
hatten 4 ). Darin wichen sie von ihnen ab, dafs sie diese Fäulnis auf eine 
Dyskrasie zurückführten: über die bei dieser Dyskrasie wirkenden Quali- 
täten waren sie verschiedener Meinung. Nach Athenaios 5 ) beruhte sie 
auf einer abnormen Steigerung von Wärme und Trockenheit, nach 
Archigenes 6 ) auf Wärme und Feuchtigkeit. Aufserdem teilten sie den 
Verlauf eines jeden Fiebers in bestimmte Perioden: Herodot in die 
vier Stadien des Anfangs, der Zunahme, der Höhe und der Ab- 
nahme 7 ), Archigenes liefs unmittelbar auf den Anfang die äx/itj 
folgen und unterschied bei der naQax^tj zwei Stadien : die naQaxfj,ij 
und die uvtßi,^). 

Mit Zugrundelegung der Theorie von den drei verschiedenen 



>) Aret. caus. ac. II 11, 60 f. Vgl. S. 98. 

») Gal. VIII 70. 73. 86. 90. 110. s ) Gal. VII 615. 

4 ) Gal. VII 295: Inel äk tüv kotuiadüv i/xvrj/iövtvaa nvtieTiüi imü 
(jrjneSövog änäviuv yivofiivtov, ci'iiov (maräiia xuv loyov (v Kpdt äiaoxf- 
\paodtti negi naluioü döyfiaros, anctvta nvgexbv fni ry züv yv/xiör ai]\pei 
{fiiaxovTog ytveo&ctt. xiväiireiiei yäg oiiv So£aZtiv wäe xcu 6 tmv ein ' 'A&x\- 
vaiov x°Q°S> «vages ov/l (favXuraroi t« i' ciXXa 7% te'/v^s xcu ov% ijxioja 
nvotiiäv t7iiOTr)[tt]<;, negi cüv xctym rö ye nleToiov «vzoig av/Aifrjfji, nXifli 
er rt nagCrjfii, loiis lynixe'govs ovo/ja&ftt'vovs nvoeroiis. Vgl. VII 404. 

*) Gal. I 522. 6 ) Orib. II 270. 7 ) Orib. 1 417. «) Gal. VII 424. 

11* 



164 

Bestandteilen des menschlichen Körpers, den festen, flüssigen und 
pneumatischen, unterschieden sie drei Hauptarten von Fiebern: 
Eintagsfieber, septische und hektische'), j« nachdem die Fäulnis im 
Pneuma, den flüssigen oder festen Teilen ihren Sitz hat. Ihre An- 
sicht, dafs die Eintagslieber durch Fäulnis der Säfte hervorgebracht 
werden, fand nicht die Billigung des Galen 2 ), er vertrat vielmehr 
die Anschauung, dafs sie auf eine abnorme Steigerung der ein- 
gepflanzten Wärine zurückzuführen seien. Als charakteristische 
Merkmale dieser Fieberart betrachteten sie die äufsere Gelegenheits- 
ursache 3 ), die angenehme Beschaffenheit der Wärme, die sich gleich- 
mäfsig über den ganzen Körper erstreckt 4 ), die Qualität des Urins, 
der gleich am ersten Tage verdaut erscheint, und die Beschaffenheit 
des Pulses, der zwar voller und schneller geht, aber durchaus 
gleichmäfsig ist 5 ). Das septische Fieber erkannten sie daran, dafs 
keine offenbare Gelegenheitsursache, wie bei dem Eintagslieber, 
voraufgeht 6 ), ferner an der Beschaffenheit der Körperwärme, die 
fressend ist, so dafs sie bei der Berührung gleichsam beifst und 
frifst, wie wenn Rauch in die Augen und in die Nase steigt 7 ), an 
der unverdauten Beschaffenheit des Urins und der vermehrten 
Geschwindigkeit des Pulses 8 ). Die Annahme des Archigenes, 
dafs der harte Puls ein charakteristisches Merkmal dieser Fieber- 
arten sei"), wird von Galen verworfen mit der Begründung, dafs 
die Härte des Pulses, die sich bisweilen bei ihnen einstellt, sich 
aus irgend einem Symptom erkläre, bei den Eintagsfiebern aus 
starker Erkältung, Nervenanspannung, grofser Hitze, Ermattung, 
Mangel von Nahrungsmitteln, Schlaflosigkeit und übermäßiger Ent- 
leerung, beim septischen Fieber aus einer Entzündung, einem Skirrhus 
der Eingeweide, einer Nervenanspannung u. s. w. ;0 ). Die gemein- 
schaftlichen Kennzeichen der hektischen Fieber fafslen sie dahin 
zusammen, dafs sie von Anfang bis zu Ende gleichmäfsig, aber mit 
geringer Heftigkeit anhalten, dafs die Hitze eine trockene Beschaffen- 
heil hat, dafs jedesmal nach dem Essen der Puls verändert und 



') Vgl. S. 88 f. Th. Puscbroauo. Alex. v. Tralles I 119 f. 

2 ) Gal. VII 295. 

s ) Gal. VII 302 f. «) Gal. VII 303. 

6 ) Gal. VII 302. ») Gal. VII 304 f. Vgl. S. 90. 

') Gal. VII 307. s, Gal vil 308. 

9 ) Gal. VII 310 f. 686. IX 366. ") Gal. VII 311. 



165 

die Hitze vermehrt erscheint 1 ), dafs endlich die Arterien sich weit 
heifser anfühlen als die umgebenden Teile 2 ). 

Eine besondere Art, des hektischen Fiebers ist nach ihrer Theorie 
das marasmische Fieber (nvQfrög fiagan fj,ü>dtjc). Es entwickelt sich 
aus dem hektischen dadurch, dafs die im Herzen befindlichen Säfte auf- 
gezehrt werden 3 ). Über seine Entstehung, die verschiedenen Arten und 
die Unterscheidungsmerkmale desselben hatten die Pneumatiker, ins- 
besondere Philippos, ein Schüler des Archigenes 4 ), eingehend gehandelt. 
Philippos unterschied zwischen dem [j,aQc«r[jMdr]g nvqeiog, dem 
ix vöaov yijoag und dem eigentlichen fiagaßfioc. Der Marasmus 
tritt nur im Greisenalter auf, ohne mit Fieber verbunden zu sein, 
und beruht auf dem Schwinden der eingepflanzten Wärme. Der 
Tod ist in diesem Falle weiter nichts als eine allgemeine Austrock- 
nung nach dem Laufe der Natur 5 ). Er verglich das allmähliche 
Erlöschen der natürlichen Wärme mit der Flamme, die, wenn sie 
des Stoffes Herr geworden ist, zu hellem Feuer entfacht wird und 
schliefslich, wenn der Stoff verzehrt ist, langsam verlischt 6 ). Die 
Abzehrung, die sich aus einer Krankheit entwickelt (ex vöaov yiJQag), 
hielt er für eine besondere Form des marasmischen Fiebers 7 ), weil 
das charakteristische Merkmal des Fiebers, Härte des Pulses, auch 
ihr eigen ist. Ihre Verschiedenheit vom eigentlichen Marasmus 
schlofs er daraus, dafs sie nicht nur im Alter, sondern auch bei 
Knaben auftrete 8 ). Er führte sie auf dieselbe Ursache zurück wie 
den Marasmus d. h. auf das allmähliche Verlöschen der eingepflanzten 
Wärme 9 ). Galen rühmt ihm nach, dafs er das Wesen dieser Krank- 
heit richtig erkannt habe, indem er sie mit ausgebrannten, in Asche 
zerfallenden Kohlen verglich 10 ). Den nvQsrog fiuga(J[itö6r]g fafste 
er als eine hitzige und trockene Krankheit auf, bei welcher der 
Mensch sehr schnell seiner natürlichen Wärme beraubt wird und 
verdorrt wie ein vertrockneter Baum wegen Alters oder nahen 
Feuers oder grofser Dürre 11 ). Er unterschied zwei Arten: den 
TTSQKfQvyijg und den avyxoTtoidqg ^ugadfiog 1 '). Bei beiden ist 



') Gal. VII 322 f. ') Gal. VII 328. 

3) Gal. VII 313. 4 ) Gal. VII 685. Vgl. S. 19 A. 2. 

*) Gal. VII 315. 672. 6 ! Gal. VII 674. 

') Gal. VII 685. 8 ) Gal. VII 315. 685. IX 176. 

») Gal. IX 176. 10 ) Gal. IX 176. 

IM Gal. VII 315. ») Gal. VIT 686 f. 



166 

der Puls häufig und klein: den nsQHfQvyijq erkannte er an der 
Wärme des Atems; er entwickelt sich aus einem starken Brenn- 
lieber und beruht auf Wärme und Trockenheit, der avyxonwdtjg 
entwickelt sich dagegen aus einer cryxontj. 

Nach der Art der Bewegung der Wärme teilten sie alle Fieber in 
intermittierende und continuierende, je nachdem sie nach bestimmten 
Unterbrechungen wiederkehren oder weder bei Tag noch bei Nacht aus- 
setzen 1 ). Zu den intermittierenden rechneten sie dieQuotidian •, Tertian- 
und Quartanfieber 2 ). Diese drei Fieberarten, die als Unterarten der 
septischen Fieber galten, werden von ihnen nach ihrer bekannten 
Theorie auf bestimmte Dyskrasieen zurückgeführt: das Quotidian- 
fieber auf Kälte und Feuchtigkeit, das Tertianfieber auf Wärme und 
Trockenheit und das Quartanfieber auf Kälte und Trockenheit. Der 
Krankheitsstoff der alltäglichen Fieber wird demnach durch den 
Schleim, derjenige der dreitägigen durch die gelbe Galle und der- 
jenige der viertägigen durch die schwarze Galle gebildet 3 ). Das 
Quotidianfieber kommt am häufigsten im Winter, bei kalter und 
feuchter Luftbeschaffenheit, vor, in kalten und feuchten Gegenden 
und im Greisenalter. Das dreitägige Fieber tritt vornehmlich im 
jugendlichen Alter (axfiti'C.ovTeQ) und zur Sommerszeit auf; es ent- 
steht in heifsen und trockenen Gegenden, es erkranken daran solche 
Constitutionen, die hitzige und trockene Nahrungsmittel zu sich 
nehmen oder erhitzende und austrocknende Arzneimittel gebrauchen. 
Das Quartanfieber ist das gewöhnliche Fieber der naQaxfid^ovini: 
die Herbstzeit, kalte und trockene Nahrungsmittel und Getränke 
befördern die Entwicklung dieser Fieberform 4 ). Jedes dieser Fieber 



') Vgl. S. SS. s ) Gal. VII 336. 

a ) Gal. VII 334 f. IX 64S f. 

J ) Die Qualitätentheorie, die dieser ßesümiiiuug zu Gruude liegt, ist die 
des Atheoaios: 

a//(fn)fiigivcg nvQtrös, kalt-feucht, Schleim, Winter, Greiseoalter. 
TQnaToq nvgnög, warm trocken, gelbe Galle, Sommer, axfiä^ovtti. 
TSiaotaioi nvneTos, kalttrocken, schwarze Galle (1X659), Herbst, 
nuQuxfiä^ovT tg. 
Vgl. Gal. I 522. Oiib. III 1S3. Aet. HI 162. Ich schließe daraus, dals Atbe- 
naios die Quelle ist. Für Archigenes gilt folgendes Schema: 

kalt-trocken, schwarze Galle, Winter, Greisenalter (Arct. caus. ac. I 6,7). 
kalt-feucht, Schleim, Herbst, äxfta&VTfs, yvvahces (Arct. a. a. 0.). 
warm-trocken, gelbe Galle. Sommer, rfoi, iivtjuf; (Aret. a. a. ). 



167 

ist mit Frostanfällen verbunden 1 ), die infolge des verschiedenen 
Krankheitsstoffes verschieden sind : beim Quolidianlieber stellt sich 
nur ein Gefühl des Frostes ein 2 ), während beim dreitägigen Fieber 
der Frostschauer ein stechendes und bohrendes Gefühl verursacht 3 ) 
und im viertägigen Fieber mit Eiskälte verbunden ist, die bis auf 
die Knochen dringt 4 ). Während bei diesen Fieberarten der Schüttel- 
trost vorangeht und das Fieber nachfolgt, kannte Archigenes eine 
Art des Quotidianfiebers, bei der Schüttelfrost und Fieber von 
Anfang an im ganzen Körper zu gleicher Zeit auftreten: er nannte 
sie den nvqsidg i^wAo? 5 ). 

Von den continuierenden Fiebern, die sie von der gelben Galle 
herleiteten 6 ), kannten sie zwei Arten: die tivostoI cvvoyoi und 
avvi%£lg' ! ) , von denen die dvvo%oi, nur einen Anfall von Anfang 
bis zu Ende machen, ohne auszusetzen, während bei den GvvtyßXc, 
Zunahme und Abnahme deutlich zu unterscheiden sind 8 ). Zu den 
Gvvtytlg rechneten sie den r^xir^natog, den nvQttöc xavawdtjg und 
zvcpwdrjs"). Unter dem halbdreitägigen Fieber verstand Agathinos 
nach dein Vorgange der Methodiker 10 ) ein verlängertes dreitägiges 
Fieber, das sich nur hinsichtlich der Dauer des Anfalls vom Tertian- 
lieber unterscheidet 11 ). Er unterschied drei Arten desselben: den 
[isyccg, (isaog und fiixqog ^nqixaXog, je nachdem der Anfall 
sich über vier diaffTtjfiaTcc, d. h. über 4S oder über 36 oder über 
24 Stunden erstreckt 12 ), ohne dafs ein Nachlafs eintritt. Den 
Namen leitete er von seiner Ähnlichkeit mit dem Tertianlieber ab, 



!) Gal. IX 664. 2 ) Gal. IX 653. 

8 ) Gal. VII 335. IX 652. 4 ) Gal. VII 335. IX 652. 

5 ) Was GaleD ( V1I3-J7) über die Eutstehung dieser Fieberart mitteilt, scheint 
ebeufalls auf pneumatischer Doctriu zu beruhen, dafs nämlich bei ihr nur ein 
Teil des Schleimes in Fäulnis gerät: der in Fäulnis übergegangene ruft das 
Fieber hervor, während der andere Teil den Schüttelfrost hervorbringt. 

6) Gal. VII 336. 

') Ps.-Gal. XIX def. 186 p. 318, 16 f. XVII A. 890. VII 336. IX 665. 
8 ) Bei Gal. XIX def. 186 ist zu lesen: ij awi/rj kvqitov xakovat rnv 
di anvQtiiav uqiv tü£<u; <;U'#ijr«/> /ut] navöfiivov xil. Vgl. Gal. IX 664. 
Quelle ist Archigenes. 

s ) Ps.-Gal. XIX 135 p. 387, 7. 
i») Cels. III 3. Ps.-Gal. XIX. 402, 12 
ii) Gal. VII 367. 373. 
12) Gal. XVII A 120. 228. 942. VII 468. 



168 

da es, wie dieses, jeden drillen Tag wiederkehrt 1 ). Archigenes er- 
klärte diese Fieberart, ebenso wie Galen, für eine Verbindung des 
Terlian- mit dem Quotidianfieber 2 ), bei der entweder das eine oder 
das andere Fieber die Oberband habe und führte die Entstehung 
derselben auf Fäulnis zweier Säfte, des Schleiines und der gelben 
Galle zurück. 

Das Brennfieber (nvotrog xavöotörig) beruht als continuierendes 
Fieber auf einer Dyskrasie von Wärme und Trockenheit: sein 
Krankheitsstoff ist die gelbe Galle 3 ). Die charakteristischen Sym- 
ptome sind eine trockene, beißende Hitze, Trockenheit der Zunge 
und des Mundes, heftiger Durst, vermehrte Respiration, galliges 
Erbrechen, Kälte der Extremitäten, gallige Färbung des Urins und 
Auftreten von Delirien 4 ). Haben Wärme und Trockenheit ihre 
höchste Steigerung erfahren, so endet es mit einer reichlichen 
Schweifssecretion und allmählicher Auflösung des Körpers. Archi- 
genes empfahl, wie Herodot, bei diesem Fieber den Genufs von 
kaltem oder geschmolzenem Wasser 5 ). 

Die hippokratische Lehre von den kritischen Tagen, deren 
Einfluß auf die Prognose Asklepiades nicht anerkannt hatte 6 ), wurde 
von der Schule des Archigenes wieder aufgenommen 7 ), wenn auch 
über die Bedeutung der einzelnen Tage Meinungsverschiedenheil 
herrschte 8 ): Einstimmig wurden von ihnen als kritische Tage der 
7., 11., 14., 20. Tag ) anerkannt. Archigenes wies dem 21. Tage 
eine gröfsere Bedeutung zu als dem 20. IC ), dem 27. eine geringere 
als dem 28. Nach dem 40. Tage hört die Bedeutung der kritischen 
Tage auf 11 ). Die Krisis der avvo%oi, nvqsroi tritt nach Archigenes 
Ansicht am 4. Tage ein 12 ), bei den avvt%iX^ nvqtxoi richtet sie 
sich nach der Stärke und der Bewegung der Wärme. Sie erfolgt 
am 3. Tage, wenn das Fieber grofs ist und eine schnelle Bewegung 



') Gal. VII 469. 2 ) Gal. VII 365. 369. 

s ) Aret. caus. ac. II 4, 41. 4 ) Ps.-Gal. XIX def. 188 p. 399. 

5 ) So schoo Hippokrates: Epid. IV 59. V 19. Vgl. Cels. III 7. Petron 
bei Cels. III 9. Aret. caus. ac. II 8, 55. caus. ehr. I 1, 168. Orib. I 422. 425. 
Philumeoos bei Aetius V 78. Gal. VII 183. 

•) Cels. III 4, 80. ') Gal. IX 775. 

•) Gal. 1X778. ») Gal. IX 781. 

") Gal. IX 816. ") Gal. IX 839. 

,s ) Gal. IX 717. 



169 

hat, am 5. dagegen, wenn es minder groß ist und die Wärme sich 
nur langsam bewegt. Die Krisis fällt immer mit dem Anfall zu- 
sammen: daher ist sie am 4. Tage bei diesen Fiebern so selten, 
dafs Archigenes es nur zweimal, Galen einmal erlebt haben will 1 ). 

Archigenes teilte die Fieber nach ihrem Charakter in folgende 
Arten: xaro'Sen;, o%ttq } iqövioi , ßqaxvxqövioi 2 ), deren Be- 
nennungen er nicht nur von der Zahl der Fiebertage, sondern auch 
von der Bewegung und der Natur des Fiebers abhängig machte 3 ). 
Ein Fieber, das bis zum 7. Tage anhält, nannte er xdzo'^vv , ein 
solches, das sich bis zum 14. Tage ausdehnt, 6%vv; dabei machte er 
zur Vorbedingung, dafs es mit Schnelligkeit und Gefahr verbunden 
ist 4 ). Demnach kann ein Fieber, das sich langsam und träge be- 
wegt und mit fieberlosen Zwischenzeiten auftritt, niemals ein 
ni'Qsrog ö%vg sein. Ein Fieber, das bis zum 40. Tage anhält, 
nannte er xqovioc; die langwierigen Fieber aber, die weder gefähr- 
lich noch bedeutend sind, nannte er ßqcc%vxQOvioi b ). 

Die hohe Ausbildung der Pulslehre ist ebenfalls ein Verdienst 
dieser Schule. Sie ist zwar nicht frei von dialektischen Spitzfindig- 
keiten und müfsigen Wortklaubereien, aber ihre grofse Bedeutung 
für die Vervollkommnung der Diagnose kann niemand leugnen. Der 
Ruhm, die Pulslehre im Altertum wissenschaftlich begründet zu 
haben, gebührt dem grofsen alexandrinischen Arzte Herophilos von 
Chalkedon. Die von seinem Lehrer Praxagoras stammende Ent- 
deckung des natürlichen Pulses der Schlagadern 6 ), sowie die von ihm 
im Gegensatz zu Praxagoras verfochtene Ansicht, dafs die Schlag- 
adern mit Pneuma und Blut angefüllt seien 7 ), bilden die Grundlage 
seines Systems. Die Verdienste seines berühmten Zeitgenossen 
Erasistratos um diese neue Lehre sind im Verhältnis zu ihm gering. 
Schuld daran ist sein hartnäckiges Festhalten an der Theorie des 
Praxagoras, dafs die Arterien nicht Blutgefäfse, sondern Luftkanäle 
seien 8 ). In der Folgezeit hat sie in den Schulen beider Meister zu 



i) Gal. 1X717. 

2 ) Aufserdem kannte er Doch nvQirol tiiyonoi und xuxorjfttiq : Orib. 
II 270. 

3 ) Gal. IX 887. 4 ) Gal. IX 888. 

») Gal. IX 887. 940. 6 ) Gal. V 561. VII 702. 

') Gal. IV 731. 

8) Gal. XI 153. Vgl. Gal. VIII 759 f. 



170 

heftigen Streitigkeiten geführt'), ist dann im 1. Jh. n. Chr. von den 
Methodikern und Pneumatiken) wieder aufgenommen worden und 
hat sich besonders in der Schule der letzteren, des Athenaios, Aga- 
thinos, Magnus, Herodot und Archigenes zu jener Vollkommenheit 
ausgebildet, die uns in Galens Schriften entgegentritt. Die um- 
fängliche Schrift des Archigenes ntgi a<fvy(iwv 2 ) ist für uns das 
letzte abschliefsende Werk auf diesem Gebiet, der die Folgezeit, 
insbesondere Galen, seine genaue Kenntnis dieser Lehre verdankt. 
Im folgenden versuche ich eine Reconstruktion dieser Schrift: durch 
sie wird zugleich ein Schlaglicht auf die Lehren der übrigen Pneu- 
matiker fallen 3 ). 

Die Grundlage der pneumatischen Pulserklärung bildet die dem 
Ilerophilos entlehnte Annahme 4 ), dafs die Schlagadern Pneuma und 
Blut zugleich enthalten und dafs durch deren Circulation der Puls 
hervorgerufen werde 5 ), sowie dafs die Schlagadern die Kraft zur 
Ausdehnung und Zusammenziehung ihrer Häute vom Herzen er- 
halten, d. h. dafs Herz und Arterien in steter Wechselbeziehung zu 
einander stehen. Jeder Puls besteht aus vier Zeiten, der Zusammen- 
ziehung, Ausdehnung und den beiden Pausen , von denen sie die 
beiden Bewegungen der Diastole und Systole als die eigentliche 
Kraftäufserung (evsQysicc) der Arterien und des Herzens betrach- 



') Gal. VIII 719. -') Gal. VIII 754. 

3 ) Die Quellen für unsere Kenntnis der antiken Pulslehre sind eine 
Anzahl von galeniscben Schriften: sein kurzer Grundrifs niql io>v (Sifvyfimv 
toi; tiaayofiivoig (VIII 453 f.), sein aus vier Teilen bestehendes Hauptwerk 
über diesen Gegenstand : nigi Siatfoqüg aifvyfiiäv (VIII 493 f.), nt pl Siayvm- 
atiag aifvy/utov (VIII 766 f.), nSQi tüv iv toi? atfvy/xoig ahiiov (IX 1 f.) und 
?7fpi nooyvcöotCDg oqvyfiujv (IX 2Ü5 f.) und seine 2vvo\pig ntgl Oipvyfiwv 
iät'ag TiQayfiartictg (IX 431). Vgl. Ilberg: Über die Schriftstellerei des Klaudios 
Galenos, Rh. Mus. XLIV 219 f. Sein Commentar zu der Pulsschrift des Archi- 
genes in 8 B. ist leider verloren gegangen. Aul'serdem kommen in Betracht 
ein unter dem JNamen des GaleD erhaltener, in Wirklichkeit einer pneumati- 
schen Feder entstammender Abrifs ntgl aipvyfiojv nobg 'dvxiäviov (fiiXo/iaSrj 
xki ipiloootfov (Gal. XIX 629), die kurzen Definitionen in der Pseudogaleniscben 
Schrift ö'poi iaiqixoi (Gal. XIX 404 f.), der gemeiniglich unter dem Nameu 
des Rufus gehende Tractat Tifpt a<fvy/j.äv (Daremberg-Ruelle p. 219 f.) und 
endlich die von V. Rose, Auecd. gr. II herausgegebene Schrift des Pseudo- 
Soran de pulsibus (263 f) und peri s gmon (275 f.). 

*) Gal. IV 731. 

") Gal. VIII 733. 870. VII 598. Ps.-Gal. XIX def. 73. 74, 365. 



171 

teten 1 ). Mit dieser Annahme standen sie im Widerspruch zu Hero- 
pliilos und Asklepiades , von denen der erstere gewöhnlich nur die 
Zusammenziehung als ihre eigentliche Kraftäufserung ansah 2 ), 
während Asklepiades sich nicht deutlich darüber aussprach, ob 
überhaupt eine dieser Bewegungen als Kraftäufserung gelten dürfe 3 ). 
Ein wichtiger Unterschied ihrer Theorie von derjenigen der älteren 
Arzte besteht darin , dafs sie mit Berufung auf die Analogie der 
Atmungsorgane die Behauptung verfochten, dafs die Arterien sich 
bei der Systole füllen, bei der Diastole dagegen leeren 4 ). 

Athenaios und sein Schüler Agathinos hatten eine mehrfache 
Bedeutung des Wortes Ocfvyfidg unterschieden 6 ): sie verstanden 
darunter nicht, nur die Bewegung der Schlagadern und des Herzens, 
sondern auch mit Anlehnung an Erasistratos die abnorme Arterien- 
bewegung bei Entzündungen , die blofse Ausdehnung oder Zu- 
sammenziehung der Arterien, die Aufeinanderfolge mehrerer Aus- 
dehnungen und Zusammenziehungen, die Pulsation an der Hand- 
wurzel, endlich die Bewegung der sichtbar gespannten Arterien. 
Archigenes war beiden darin gefolgt 6 ), als grundwesentlich aber 
galt ihm folgende Definition 7 ), die zu Beginn seines Werkes zu 
lesen war: „ayvyfiög seil xaqdlag xal dQifjQicZf öiaßvoXii <fv- 
Gixri %s xal avaxolrj (fvaixij us ). Er übernahm also die Defini- 



*) Gal. VIII 755: ol S' an' 'A&rjVaCov nüvzeg, dg tlgrjzai, zag xivi^aag 
ccfKfOzdgag hegyeiag tjyoüvzai, zijv zt h zip di«oifAXto&ca yivo^ivr^v xal 
irv iv zä avaziUeaSai . . . Vgl. 754. 

') Gal. VIII 747. 754. ») Gal. VIII 755. 

*) Gal. V 162 f. VIII 713. IX 424. Ps.-Gal. XIX def. 74, 366. Vgl. S.140. 

'•>) Gal. V11I 750. 6 ) Gal. VIII 752. 

') Gal. VIII 754. Ps.-Gal. XIX def. HO p. 375, 16. 

8 ) Athenaios verstand unter Puls die natürliche, unbeabsichtigte Aus- 
dehnung der in den Arterien und im Herzen befindlichen Wanne, die sich 
von sich weg und zu sich hin bewegt und die Bewegung des Herzens und der 
Arterien veranlagt (Gal. VIII 756. Vgl. Ps.-Gal. XIX def. 110 p. 376): 
'A&ijvawg zov atfvy/xov ögi&zat xivrfliv xazu ätuaroi-iiv <fvoix>iv xal ängo- 
algtzov zov iv ÜQzrjQiaig xal xagSCa »egpov ?i- euvzov zt xal (Ig iavzb 
xivovfilvov xal aiiyxivovvzog xagSlav xßi ägzrjgiag. Er definierte auch den 
Puls als Ausdehnung und Zusauimenziehung auf Grund der Perspiration des 
Herzens und der Ailerien oder als sichtbare, an und für sich wahrnehmbare 
Perspiration, vgl. 756 f. Magnus delinierte folgendermafsen : otpvyftös iazi 
öiöyxioOtg xal (Svvi^atg alaSr]i!) xagälag xal ziöv öuownaSoiivzwv avzrj. 
Agathinos verstand unter Puls die Bewegung von Herz und Arterien: vgl. 



172 

tion seines Lehrers, dafs unter Puls jede Bewegung der Arterien 
und des Flerzens zu verstehen sei 1 ), mit dem Zusntze, dafs nur 
die normale Bewegung den Puls ausmache 2 ). Dieser Zusatz hat 
den Zweck, der Unterscheidung des Pulsschlages vom xQOfioq, 
anaßfiög und naXfiog zu dienen, die er demnach wie sein Lehrer 3 ) 
als abnorme Bewegungen der Arterien 4 ) auffafste s ). 

Ausführlich behandelte er die Frage nach der Ursache der Be- 
wegung der Arterien und berücksichtigte dabei alles, was HerophiloB 
darüber gesagt hatte 6 ), ohne seine offenkundigen Versehen zu be- 
richtigen, dagegen polemisierte er gegen die Auffassung des Hero- 
philos von den vier Kräften, welche das Leben regieren (övväfiin; 
%ä £wa dioixovßai). 

Herophilos hatte in seiner Pulslehre vier Hauptunter- 
schiede der Pulsarien angenommen 7 ): Gröfse, Schnelligkeit, 
Stärke und fihythmos; ausserdem als Eigenschaften derselben 
Regelmäßigkeit , Gleichmäfsigkeit und deren Gegenteile. Archi- 
genes nahm deren nach dem Vorgange seiner Schule 8 ) acht 



VII 750. Die übrigen Pneumatiker definierten in ähnlicher Weise. Gal. VIII 757: 
xai cii.f.01 0V ni'ig T(Sv ttno rfjg nvivfiajixfig atQ^oetog ooovg inoir\aavio tov 
oif'Vy/ioü ßQfixi) luv 7Tooei(>)]fiii'(ov naQaXXiajovxag, wg linov, tlioi' ov xqtj 
fivrj/J,0V€veiv avxäv indyo^ivovg xcc&' oaov oiöv tt äiaäga/xiiv t'ov löyov. 

i) Gal. VIII 750. 2 ) Gal. VI11 722. 754. 

s ) Gal. VIII 751. 4 ) Gal. VIII 722. 

5 ) Herophilos hatte ebenfalls zu Beginn des 1. Buches seiner Pulslehre 
den Unterschied von aifivy/xög, roöfiog, OJiciOfiög und naX/xög behandelt 
(Gal. VIII 71ü. 724). Er erkannte richtig mit Polemik gegen Praxagoras 
(VIII 723), der diese Erscheinungen für quantitativ, nicht qualitativ ver- 
schieden vom Pulsschlag hielt (Gal. a. a. 0. Rufus 220), dafs sie mit dem 
Pulse nichts zu thun haben, sondern vielmehr von den Muskeln und Nerven 
ausgehen. Diese einleitenden Bemerkungen des Herophilos sind zum Teil 
gegen seinen Lehrer, zum andern Teil gegen Aigimios, den ersten Verfasser 
einer Pulslehre unter dem Titel nectl naljxiöv , gerichtet (Gal. VIII 716. 
Ruf. p. 219). 

6 ) Gal. VIII 870. Dals Archigenes der Gegenstand der Polemik des Galen 
ist, folgt aus dem Zusammenhange. 

') Gal. VIII 956. 959. 592 (aus Archigenes). 625 (aus Archigenes). 

s ) Das besagt, worauf mich Herr Prof. von Wilamowitz aufmerksam 
macht, die Ausdrucksweise fiitixrjfitvai naget roig yovv xadagiioig. Sie be- 
weist, dafs diese Pulslehre, und zwar ihre als Axiome angesehenen Fundamente, 
älter und eine Unterscheidungslehre der Schule sind. Es ist mir wahrschein- 
lich, dafs Agathinos der Urheber dieser Lehre ist (vgl. Gal. VIII 593). 



173 

an 1 ) und nannte sie einfache Beschaffenheiten {unkat noioirjitg): er 
bezeichnete sie als allgemein bekannt {dirjxtliisvai) 2 ) und war der 
Ansicht, dafs sie keines Beweises bedürfen. Es sind folgende: [isye- 
&og, aipoÖQOiriq, xdyog, nvxvortjg, nXijQOTrjg, reinig ij dra^ia, 
öftaloTijg ij avwfialia, QvO-fiög. Weiter wollte er im Gegen- 
satze zu Herophilos, der diese Begriffe als die artbildenden Unter- 
schiede auffafste, unter seinen Qualitäten Gattungsbegriffe ver- 
standen wissen, von denen die fünf ersten wieder drei Arten unter 
sich begreifen, zwei Extreme und eine natürliche (psöog, avixfis- 
TQog) Pulsart 3 ). Darnach umfafst die erste Gattung (ro ji4yt&og 
toi' öifvyfiov)*) den acfvyfiög ysyug, (iixqog, fieaog, die zweite 
(dcfodoÖTijg rot) ßqvyfiov) den rryvyfiög <f<pod(>öc, d/^ivögog, 
ftEffo? 5 ), die dritte {rä%og %ov ocpvyfjbov) den ocfvy/iog x«%i'S, 
ßoadvg, fx^aog 6 ), die vierte (TivxvÖTfjg rov G(fvyfiov) den oyvy- 
fiog nvxi'ög , ccgaidc und jj.söog 1 ), die fünfte (nlrjQdiTjg iov 
aqvyfiov) den G(pvy[i6g nkiJQrjg, xtvög, fisaog s ). Die beiden 
folgenden yti'ij, von denen das sechste den regelmäfsigen und un- 
regelmäfsigen, das siebente den gleichmäfsigen und ungleichmäfsigen 
Puls unter sich befafste 9 ), liefs er unbenannt (dxarovo^aöta), 
weil er keinen gemeinsamen Gattungsbegriff fand, trotzdem er sie 
mit demselben Beeilte, wie die vorbenannten Gattungen, als TÜ^tg 
und öpaXÖTrig hätte bezeichnen können. Eine Ableitung dieser 
Qualitätenunterschiede hielt er für überflüssig; ebenso erscheint 
ihre Achtzahl ziemlich willkürlich und Archigenes selbst bat dies 
dadurch anerkannt, dafs er die Qualität der Härte, die den harten 
und weichen Puls unter sich begreift und die er im vierten loyog 
seiner Schrift, also mitten unter den andern Qualitäten abgehandelt 
hatte, zu Anfang seiner Schrift, wo er eine Aufzählung derselben 



') Gal. VIII 576. 578. Die Worte des Archigenes werdeD gelautet haben: 
,'Oxt(o XfyoVTai notoitireg 7iciQ^nia9iti roTg aqvy^oig, ai äiriy^vm nagd 
yoiiv toTs xtt»itof<ots (vgl. Archigenes bei Orib. II 203), pfyt»os, aif o^ot^tk, 
tk/oc, nvxvoTrjTit, nlrjoörrija, tä'iiv >} «r«£i'«j<, öfialdTrjTa r t avoifxaUav, 

(w&/xov u . 

2) Gal. VIII 578. s ) Gal. VIII 590. 591. 605 u. üft. 

*) Gal. VIII 578. 591. 5 ) Gal. a. a . 0. 

•) Gal. VIII 593. ') Gal. VIII 593. 

», Gal. VIII 582. s ) Gal. VIII 592 ff. 



174 

giebt, übergeht 1 ). Die cxkriqoTrjg war im Sinne des Archigenes 
ebenso gut eine Qualität wie die übrigen; die Zurückweisung der- 
selben als Qualität bätte nur dann Berechtigung, wenn er sie nicht 
als einfache, sondern als zusammengesetzte Qualität angesehen hätte 2 ). 
Diese Annahme trifft aber für Archigenes nicht zu, weil er durch 
die Erklärung dieser Pulsgattung als t) xazä avataGiv ^ diukvoiv 
äviiXijipic deutlich zu erkennen giebt, dafs er sie zu den einfachen 
Qualitäten rechnete 3 ). 

Aufser diesem seinen Vorgängern entlehnten Einteilungs- 
princip nach den Qualitäten bezeugt Galen für Archigenes 
ein zweites Einteüungsprincip. Den harten und weichen Puls 
hatte er, wie wir eben gesehen haben, unter den Begriff der 
Consistenz der Arterie (xctiä avaraötv ij diükveiv xijg 
aQcijQiac) rubriciert; den starken und schwachen Puls ordnete 
er dem Begriff des rovog der Bewegung unter {xaicc xövov rijg 
xivrj<j£0)c) 1 ). Vollständig erhalten ist dieses zweite Einteüungs- 
princip in einem Scholion zu einer Pariser Hds. der Pseudogaleni- 
schen Schrift ntql ayvyiimv tiqöc. *Avzcoi>ioi> & ), , das Daremberg in 
seiner Ausgabe des Bufus 6 ) herausgegeben hat: Tä öexcc yivrj twv 
ßcpvyiidov sx tüöv 'AQXiytvovq' a rö naqcc rd nooöv xr^g dia- 
Giolijg. ß'. xö nuQtt xö noiöv xijg xivtjotmg' y zo naqä xöv 



') Gal. VIII 577: avn'xa y€ 101 xaiit Tag dxToi Tag ngüiiag notäir}!«; 
ovöauov fjLVrijj.ovtvaag (sc. Archigenes) axXrjgoTrjTog xa'i fiaXaxuTrjTog (itjg 
vtiIq avTtüi' SiaXtytTai. ngüJTOv fiiv yag ntgl fjtyiftovg, äivrigov öi TTffi'i 
tsifOÖQi>Tr]Tog, xa\ tqi'tov ntgl nlrjooiri'iog, ihagTov äi ntgl axXrjgoTrjTog 
diltXtXTai. 

2 ) Gal. VIII 578. 

') Gal. a. a. 0.: ISiyov/utvog (sc. Archigenes) öc tl nox' iart, ttjv xutk 
oiiaiaoiv ;" äiaXvaiv rrjg ägTygi'ag ävtCXryipiv ilntv, t% wv SrjXoviri luv 
änXdJv avirjv tivai ßovXirat. raira likv ovv tvfrbg xar' ag%ag ^unprijTtu 
Tftj Ag/iyh'fi negi irjv i^agi^/^rjaiv rwr nniÜTtov noioirjuov, Sg ovä' ano- 
ät?£at , nöig joaaviai rbv äoift/iov eioiv, fj^icuaev, äXl' anXiüg ladt nag 
fggttf/i ibv Xbyov xtX. 

4 ) Gal. VIII 647: AijXov ovv <ög oi>d" o7ir\ Sirptyxtv 6 ayoSgbg otfvyfibg 
rijg alllag, vrp' ijg yiyvtrat, Jnjgdgiu/Aercitg lyiyvuiOxtv 6 'Agy_iy£vr)g. xkI 
äta roiJTO (v reo roi'fti jrjg xivr)Oiiag rbjv Kprjjpiwy tjjv 0(foäg6rijra n'&fjai, 
S(ov tovto fiiv ahtov elnetv aifodgojriiog, avrr]V äk xarä ib noibv i>jc 
nXr\yi\g qavai ovviOTao&ai ßiaiuv nva ovoav xal avußauxrjV ngooßoXtjV. 

6 ) Gal. XIX 634. «) Ruf. ed. Ruelle p. 231. 



175 

xövov xrjg äwäfiicog- d' xö itaoa xö noaov xijg nltjyijc' s xo 
nccQÜ xöv xqovov iqg riav%iac' c xö na(jä xx\v avGxaaiv 
£ xö TtKQU xr\v öjxaÄoiijTa y.cci uvMfialiav rf in nagcc xr t v 
xdg~n> xccl uTcc^iav &' rö ticcqü 16 jtlrjS-oc xccl 16 xevov i' xo 
nctoa xöv (5u#ftoV. Da thatsächlich die beiden von Galen für 
Archigenes bezeugten Gattungen in dieser Aufzählung wiederkehren, 
so halte ich jeden Zweifel an der Authenticität des Autornamens für 
ausgeschlossen. Somit haben wir als Thatsache zu constatieren, 
dafs Archigenes in seiner Pulslehre zehn Pulsgaltungen unterschieden 
hat; bei dem Zusammenhang seiner Lehren mit philosophischen 
Theorieen ist es sehr wahrscheinlich, dafs die Zehnzahl der aristote- 
lischen Kategorieen ihn veranlafst hat, für seine Pulsgattungen nach 
dieser Rundzahl zu suchen. 

Das gewonnene Resultat ist deshalb von hoher Redeutung, 
weil mit einem Schlage klar wird, dafs die Pulseinteilung, die Galen 
seinen beiden Schriften neol xiav ßcpvyf.iwv xotg siaayofiivoig 
und TtfQi dnxqoQÜg aiivy^xütv zu Grunde gelegt hat, und die in 
der Pseudogalenischen Schrift ttiqI oqvyndov nqög 'Avuäviov 
wiederkehrt, dem Archigenes in etwas modificierter Gestalt entlehnt 
ist, wovon eine Gegenüberstellung jeden überzeugen kann: 



Gal. VIII 455 f.: 
]. xaxa ro noaör Ttjg 

$ICtOTo).TJf 

/xfyecg, fiiy.QÖg, 
/jiöog. 



Gal. XIX 629: 

1. 77KQU TO 71000V T(ÜV 

Siaaraattov 
[tfyctg, fiixQÖg. 



Archigeoes : 
1. to naQcc tb nooöv 

T7JS ÖlKOTolijS' 

ftfyag, fiixgög, 
fiiaog. 



2. xctTtt to noiov rrj? 
xivriotatg- 
Ta/iig, ßgaöiig, 
pioog. 



2. Ttaga To7Toiöi>(7ioaor' 
Hds.) T»j? xivijacto;' 
Tctyiig, ßgad'vg. 



2. TÖ TIttQa TO 7C0IOV 

Trjg xt,\i\ai(ag- 
Ta/iig, ßoaävg, 
fxtaog. 



3. xkt« to Trjg nXrjytjg 

TTOläv 

atfodoog, äfivdoog, 
fitoog. 



3. 77«OK TOI' TOl'OJ' Ttjg 

tfvvauiojg- 
Otfodgog, ecuvd*Qog. 



3. TÖ 7TKQU TOI' TÖVOV 

Trjg 6vva[it(ag- 
aiioÖQog, ctfiudoög, 
fiiaog. 



4. (xutu TrjV ovöiaOH'} ' 
axXijOog, ftalnxog, 
fitaog. 



4. naoä tt\v ovcfTaoiv 
tov öoycirov • 
axlrjoog, fialaxös- 



4. tu naoh tö nodoy 
rijs nXriyiig- 
lo/vQÖg ? 



176 



5. (xtact TOV zqoi'OV Trjg 
tiai'Xt«s oder xaza rö 
noabv tov %govovy ' 

nvxvög, ägaiog, (i£- 
aoq. 

6. xnra ttjv öfiakoTrjTa 
xai aviapaMav. 



7. xara rriv Tßfi» r\ «- 

8. (xaiu to nli]9og xai 
tÖ xf vo'i') ' 

7T>.)']Qt]g, XEJ'Ö«, /u^crof. 

9. x«r« toi' i'ivthuiv- 



5. 7icpK to noabv rtüv 
nvxvög, ägaiog. 



6. TTKQCt T7JV ÖjUaAdl/JTß 

xßj ttjc ävio/uaMav. 



7. 7T«p« TJJV Tß'ftv xai 
äja'Slav. 

S. 7T«p(< to nXrjgeg xai 
xtvov. 

9. 7T«pß tov (>vfh/u6r 
(ägtöfiöv Hds.). 



5. TO 7TKQÜ TOV %1>6V0V 

nvxvög, ägaiog, fi(- 
aoq. 



b. TO 7Tßpß Tr(v au- 
OTaoiv 
axXtigög, fialaxog, 
fitiaog. 

7. to nagä ttjv bjxaXö- 
TrjTa xai aviaftallav. 

8. tÖ 7T«p« ttjv Tttl-lV 
xai aTal-lav. 

9. TÖ 7T«p« TÖ 7lX!jf)0( 

xai to xtvorv. 



10. 77npn tjjv Stgfxaotav 10. to nagä tov (wtlfiov. 

TTJV ßJ'ßO t 10 t Of/{'»<JJl' 

(ft« Tot ouifiaTog tjJs 
«pTijp^nf. 

Kehren wir zu der Schrift des Archigenes zurück, von der Galen 
bezeugt, dafs sie nicht aus mehreren, sondern aus einem umfänglichen 
Buche bestanden hat '). Sie war mit Zugrundelegung der Qualitäten- 
einteilung nach einzelnen löyoi geordnet, von denen jeder ein oder 
mehrere xsopdlaia umt'afste. Ihre Folge läfst sich aus Galen fast 
vollständig herstellen. 

löyog a. ttsq) itsys&ovg Gtfvyiiov*). 
Der Anfang des ersten Capitels ist von Galen") erhalten: „tö 
(isyed-og tov G(f>vyiioi> ytvixtäg ksysrai- s'x il y*Q fiiys&og xai 
o nr/oi.K oajvyfiög xai 6 fieyccg." Zu dieser Gattung rechnete er 
den grofsen, kleinen, und den in der Mitte zwischen beiden 
Extremen liegenden Puls ([isdog)*). Da das Substrat des Pulses, 

i) Gal. VIII 754. 

2 ) Gal. VIII 591: ob de, /Ar) Tßpß^Sfk tv tovtio, kaßibv äväyviüto TÖ 
roC 'AQ/iyi-fovg ßtßUov avTotg ngtÖTOv (tiv to {nlyoapfja tov xeifalalov 
TotovTov ityov „nigl f*ty£ftovg aipvy/iov" Vgl. VIII 578. 582. 

s ) Gal. VIII 591. ") Gal. VIII 591. 603. 



177 

die Schlagadern, Körper sind, die sich infolge der Füllung mit Blut 
und Pneuma in die Länge, Breite und Höhe ausdehnen können, so 
konnte er unter dein Begriü' psytO-og nur die körperliche Gröfse 
verstehen, oder wie er sich ausdrückte, den Umfang der Erhebung 
der Schlagadern 1 ): ctvrög yovv 6 ^Qyjysprjg fieyed-og slvai tpijGi, 
acpvyfiov röv oyxov rijg snuvaöxuGsuig %üv äqirjQMZv. Nach 
den drei Dimensionen der Körper unterschied er als Unterarten des 
grofsen Pulses den laugen (paxQÖg), breiten (nXcnvg), hohen (vipij- 
16g) und als Unterarten des kleinen den kurzen (ßqa%vg), schmalen 
(ffisvog) und niedrigen (cccnsivög) Puls 2 ). Seine Definitionen der 
drei ersten Unterarten sind hei Galen zu lesen 3 ). Darnach erklärte 
er die Entstehung des langen Pulses aus der übermäfsigen Aus- 
dehnung der Schlagadern in die Länge, während Breite und Höhe 
derselben normal bleiben, die des breiten Pulses aus der über- 
mäfsigen Ausdehnung der Arterien in die Breite und die des hoben 
aus der übermäfsigen Erhebung derselben. Aus der Combination 
dieser drei Definitionen ergiebt sich von selbst der Schlufs, dafs er 
die Entstehung des grofsen Pulses von der übermäfsig grofsen Aus- 
dehnung der Schlagadern nach den drei Dimensionen und die des 
kleinen von der übermäfsig kleinen Ausdehnung abhängig gemacht 
hat. Wir erhalten demnach folgende Definitionen der zu dieser 
Gattung gehörenden neun Pulsarten: 

1. Miyctg seil a<fvy(iog 6 xaiä fiijxog xtxl nläzog xcci 
ßd&og rijg ccQTtjQiag sni nolv öüGTafisvtjg yivöfisvog. Vgl. 
Gal. VIII 455. 461. Ps.-Gal. XIX def. 208 p. 404, 1. Ruf. 228. 
Ps.-Gal. XIX 634. 

2. Mixqög acfvy/iög sativ 6 xoivavxiov in' skä%ia%ov 
xccTtx [irjxog xai nlccTog xal ßced-og inaiQOjjbivrig xfig aQTijQiag 
iTinelov^svog. Gal. VIII 455. Ps.-Gal. XIX def. 208 p. 404, 3. 

3. MsGog sgtIv 6 fisxa^v toitiav ä^ifoiiQutv xazcc (fvöiv 
GvWSTQog. Ps.-Gal. XIX def. 208 p. 404, 6. 

4. Maxqög sau ßqvyfiög 6 xaiä prjxog z% ccQTfjQiag 
düoiccfievrig icp' ixuvov , aTtvovfisi'Tjg da xaxa xo nläxoq 



i) Gal. VIII 598. 2 ) Gal. VIII 602. 

s ) Gal. a. a. O.: „etat ä£ Ttvig iiUot eqjvyftol oint fiiaoi ovre (iiydkoi, 
ovn fiixQoi xaiä /ufye&og »tmQovptvoi i) rag yt xoi ntyt&ovg äittOiuotig." 
Es folgen seine Definitionen. 
Philolog. Untersuchungen. XIV". 



17S 

xai luntii'Oitfjov eytiQOnh'qg yivojitvoc. Gal. VIII 603. Vgl. 
455. 461. 

5. nlaTvg e<m (Hfvyfjog 6 nXazeiotg per zijg diaazoXrjg, 
laneivrjg di <x«i> xaza zd /jbijxog ßgaxtiag vnoniTCzovatig yi- 
vöfisvog. Gal. VIII 603. 608. Vgl. 461. 

6. 'Yiprjlog sdti atfvyfiog 6 Ixcci'wg tlg vipog enaiqo^svrig 
(zijg aQiriQiag}, dvev^g ds xai ßqaxüag xaza (i^xog yivöfisvog 
anäviog mv. Gal. VIII 603. 461. 

7. Bqccxvc sßzv acfvy/iog 6 xaza [lijxog zijg aQZfjQiag sn' 
sXdxiGTOv di'icJiccfiiyijg, özivovfievijg de xaza zd nXdzog xai 
zaneivoztQOV sytiQOfiivrig yivofitvog. Vgl. Gal. VIII 455. 605. 

8. Szevög stizi G(fvyfi6g 6 dztvrig \iiiv zijg diaaidamg, 
laneirrjc ös xai xaza zo [iqxoc ßga%&iag vnomnzovarjg yi- 
röf.iivog. 

9. Tarctivog ettTt aifvy/jiog 6 in' iXä%i<Szov xaza ßdd-og 
inaiQOfiiprig zijg aQZTjQlag, Gzivijg dt xai ßgaxfiag xaid iirjxog 
yivöfitt'og. 

Zu dieser Klasse gehören noch mehrere zusammengesetzte Puls- 
arten, deren Vorhandensein Arehigenes daran erkannte, dafs bei 
der Berührung zwei Dimensionen der Pulsadern besonders auffallen: 
er kannte deren sechs 1 ), je nachdem die Arterie bei der Berührung 
zugleich übermäfsig kurz und niedrig, kurz und eng, lang und 
breit, lang und hoch, breit und hoch, eng und niedrig erscheint 2 ). 

Im übrigen hatte er sich in dem ersten Xoyog auf die Defini- 
tionen der einzelnen Pulsarten und auf kurze Bemerkungen über 
die unterscheidenden Merkmale derselben beschränkt, dagegen die 



') Gal. VIII 606: Ti yüo tprjOtv tißvs i<f(^i\g' „awioi/ovaoir j'Kp 
710D.cty.1s xai SvoTv rivmv äiuardaiiav, ojW ufin ßQa/vr xai Tannvuv fiWW 
*/ ßQ a y.vv "al OTtvbv, trti j( zr^g litgag ovCuyiag fiaxqbv xai nlaivv ij 
ftaxobv xo'i viprilov." Gal. VIII 615: aivävo d'f äiaaränfig a/ia vottv ovth' 
cuj Tioos %r\v toü ü).ov oqvy/uov av/j7i).rigaiaiv «vayxaiov ovS-' dg Jigög fii'av 
ii)V xaia tu noabv rfjg diaaioXrjg. äiä roüro ntiujjug u nioi aviiäv Xoyog 
xai xaXiög fxiv vif' rjfjiüv ixovrwv nantlfjti&r), xaxiög S' 6 'Ag/iy(vr\g oior 
landoaitv aiiib, xai [iovag ?f tinibv <Jv£vyictg, rag ctXXag fxiav ovaag xai 
tixooi TiaoO.iTitv. 

2 ) Die Theorie Galens ist im Wesentlichen eine spitzfindige Weiter- 
bildung der pneumatischen. Er unterschied, je nachdem eine Dimension der 
Pulsader oder alle drei von der normalen Beschaffenheit abweichen, 9—27 
verschiedene Arten (Gal. VIII 502 f. 615). 



179 

Frage nach ihrer Entstehung und nach der Prognose, die sie er- 
möglichen, unerörtert gelassen l ). 

Xoyog ß'. 7i£Qi aipodq ÖTtjrog d(f vyfiov"). 

Da Archigenes erst im dritten Capitel vom starken Pulse 
handelte ), so schliefse ich daraus, dafs der erste Xöyog rrtgl 
fieysfrovg die drei ersten Capitel umfafste. Zu dieser Klasse 
rechnete er den starken und schwachen Puls: ctfodqög, äfivdQÖg 
und fjkioog*). Der Anfang ist erhalten: „Tqv C(foöqö%n%u xov 
G(pvy{ioi> ovy. tlvou änXüiv noiOTtjraw (fijßl Mäyvog b ). oXwg 
yccQ 6 ), (fiTjaif, r) G(fodqct nXfjyrj ov yivsxcu, tl firi vaatov ovtog 
xov nQoGnijiiovxog, iiityccXov xai ra%sog snKpeQO/itvov. ey' a 
[ist' oXiyov ovxwg äqa (fijoi' xai Gcpoögöx^g (jffvy/jbov ix xäyovg, 
[itysd-ovg [aqiodQÖtfjTog] , nX^Qoxrjxög ißxi Gvvd-tzog." Er 
polemisierte also zu Beginn dieses Xöyog gegen die Auffassung des 
Pneumatikers Magnus, der die cHfodoöxrjg nicht für eine einfache, 
sondern für eine aus fieyid-og , TTXrjQOxrjg und xd%og zusammen- 
gesetzte Qualität hielt und seine Meinung mit aller Entschiedenheit 
gegen Angriffe seiner Schule vertrat. Archigenes verstand unter 
der acpoÖQÖtijg den xovog der Bewegung der Arterien , er idenli- 
ticierte sie also mit der Ursache der zu dieser Klasse gehörenden 



1 ) Gal. VIII 658. 

2 ) Gal. VIII 578. 591.638. 659. 
') Gal. VIII 638. 

4 J Gal. VIII 591: „ovxovv yivog [i'tv )] aifoißOTTjg, tlärj d" avTrjg o Tf 
(jyodpög oqvyfiug xai c/jvdpog xai o fjiaog." 

5) Gal. VIII 638. 

6 ) Die folgenden Worte stehen Gal. VIII 932. Sie gehören nach meiner 
Meinung an diese Stelle. Die eigenen Worte des Magnus lauteten so (Gal. 
VIII 640): „XQh Toivvv xai [itytfrog a&okoyov tlrai totg oifvy/uoig xai 7iXr)p6- 
TTjra xai fttra täyovg npooninTtiv loh öaxrvloig, tl fittlit xig xvpioloytiv 
atfioÖQov aifvyfxöv ovuuä&v. 7iws oiiv tovtov xa).<Sg li> raig äni.atg dia- 
ifOpaTg xaitxag'av, <Jv (sc. Demetrios, der Adressat seiner Schrift ntpi tmv 
liftuQijfxd'tov fJtTa rovg Qt/iiauvog /povovg VIII 640) /uoi Stairr)aoY. o~oi 
yäp Inißallli fi&iXov rag xvpiokoyiag xpivtiv xai dnb iiäv ovo^dtiur rtx- 
(jaintofrai irjv vnoaxaair rtöv a-nfxaivofxivov . tyu> <T ovx akXaoau) rrjv t/nav- 
rov yviiifiriv p^XQ 1 T °vit. (f'lfti dt xö rrjg aifoäpoirjTog cfvopa OrjUatvuv ov/ 
änfolv 6ia<fioQav atpvypür, aiivihttuv (av^tipov Hds.) St Ix /jtyi&ovg xai 
rä/ovg xai nXtipoTipog." 

12* 



180 

Pulsarten i 1 ). Seine Vorgänger 2 ! Iiatten in der Erklärung derselben 
weit mehr das Richtige getroffen ; sie leiteten sie aus der Heftigkeit 
des Pulsschlages her, die sie hald xo avxißarixöv zr[C nqoaßoX^; 
Ttäv aQitiQiwv , bald to ßiaiov oder to Ig%vqöv oder xö ava- 
TQtnnxöv nannten. Archigenes erwähnte ihre Erklärung 3 ), verwarf 
sie aber mit der seltsamen Berichtigung, dafs die Heftigkeit des 
Pulsschlages während der ganzen Ausdehnung der Arterien und 
nicht erst am Ende derselben auftrete, gleich als wenn seine Vor- 
gänger gesagt hätten: saiiv OcpodQOxrjg dvvißaziY.ri n\r\yr[ xaxä 
%6 nsQccg TJjg: diaGxoÄqg yivofisvrj. In seinen Definitionen des 
starken und schwachen Pulses vereinigte er beide Charakteristika 
in der Weise, dafs er sie vom xovog der Arterienbewegung und 
der Beschaffenheit des Pulsschlages abhängig machte: „ccpoöqog 
sgti Gcfvyiiog 6 /iti^ova xovov «'/&))' rijs xiv^aeoig xal yoi^wdijc 



') Gal. VIII 643 : xaxä yovv xovxov avibv Xoyov xbv neol xrjg a<ioöo6- 
xr]To; b 'AQXtyfrrjS, oxar [*iv ygäifif „<äg Ix xov z«S' iva /aiQia^ivv (fannü 
ylyvtxai xa&' avxiif r\ 0"(j ocTpörijs ovna 6 xovog, ibg iiiror, xrjg nur ctQirjniür 
xivi\aiiag." Vgl. 938. 644. 647. 650. 659. Über die Ursache der Stärke des 
Pulses waren die Ärzte verschiedener Meinung: nährend Heiophilos und 
Athenaios sie in der Stärke der aniinalischeo Kraft iu den Arterien sahen, 
machten Asklepiades uad Erusistrntos sie von der Menge und Feinheit des 
Pueuma abhängig (Gal. VIII 646). Galen verstand unter der atpoJQÖxris die 
Heftigkeit des Pulsschlages, als Ursache betrachtete er den xovog der Arterien- 
bewegung (VIII 647. 668). 

! ) Agathinos gehörte z. B. zu den Vertretern dieser Ansicht. Seine 
Definitionen lauteten (Gal. VIII 937): „äiöxi /ntv ovv 0(foö(>6s loxw b oifvypbg 
ßiaicog xqovcov xrjV äyrjV xal xitxa lijv nQooaXotv layvotZg avxijV avaxo(niar, 
öijXov t' laxlv avxb&i xai au/utpaivtixat xoig nXtCazoig." lii' lniytfitM' 
(f,rja(- „xiöv tvavxiuiv Imvivorjfiivoiv ötjXovöxi mol xbv a/xvöobv mpvfflW 
ä/uev>]v<üg yciq xal (xXvxdig TiQoatiai xtj äqüj." 

s ) Gal. VIII 644: IIoXXm xoivvv ä/juvov oi ngb 'Ap/t,y(vovg ntgl oqvy- 
fAiiv yodijjaviig, oi fjiv xb ävxißarixöv, oi äi xb ßiaiov, ol ät xb Io%vqov, 
oi äi xb ävaxQtnxixbv xr/g npoaßoXr)g xüjv äuirjoiüv txdXtoav oqod'uoTtiTa. 
xal xovxo xal aiixög b 'An/iy(vt]S Inioxaxai. xi yovv (frjOt; 

„ioxei d{ xiai iv xij rfjj äif/rjs irXrjyij xeia&ai, xa&' o xal nXriyrir 
„an' aoxrjoCttS ifaolv avxrjv xtveg." 
eh' oiix oio" anlag ot'ixai- ö'iaßdXXav aviiüv xtjv S6£av d>di mag yoaifiav 

„ipaivtxat äi xa.'r' ükrrv xr\v ätaaxoXrjV xb attyavbv xrjg öp^iji, 
,,xa&' o xal tl noonmeoat/jev Toüs äaxxvXovg, oxtotmioa vno- 
„ninxu r) nXrjyr), oi xaxä xb nfyag xijg äiaaroXijg, dXXcc ävwiiQW 
„{xaxbiTffnio Hds.) roTf yivofiivn." Vgl. VIII 938. 



181 

u)V afivÖQÖg dt 6 txktlvfjisvov xöv zovov syvtv xal aßvaigocpov 
%i\v nltjyrjv" '). Aufserdem kannte er mehrere subtile Unter- 
arten 2 ) des schwachen Pulses, so den Gifvyfjböc äßagijg oder 
äfjbavQOS, dessen Wesen darin besteht, dafs der Pulsschlag ohne 
Kraft und Schwere ist; davon unterschied er eine andere Pulsart, 
den ßipvyiiög ßagvg, bei welcher der Schlag ebenfalls kraftlos, 
aber schwer ist. Galen bezeichnet beide Pulsarten als Geschenke 
des Archigenes 8 ): ihre Unterscheidung sei nur leeres Gerede, da 
sich die Schwere des Pulsschlages niemals nachweisen lasse. Ferner 
unterschied er den behinderten {naganenodißfiivog) oder unter- 
drückten (nsmtßfisvoc) Puls, bei dem sich die Schwere nicht 
äufserlich, sondern innerlich fühlbar macht, den gereizten (f£«(H- 



T ) Gal. VIII 647. Die Bedeutung des Zusatzes goiCäärjg div wird klar 
durch die zweite Definition. Darnach beruht der schwache Puls auf Kraft- 
losigkeit der Bewegung und auf Schwache (aoiiOTgoiiov = do&tvij) des 
Schlages. Da sich beide Definitionen entsprechen, kann der Zusatz nur die 
Starke des Pulsschlages bezeichnen. Vgl. Gal. 649 f. Die Definitionen bei 
Ps. -Galen XIX def. 213 p. 406, 5 gehen demnach auf Archigenes zurück: 
atfoSgög lau aifvyfxbg 6 trjv xivr\aiv evrovov tyayv xal ßiaiav noiov^itvog 
lijV nXr\yr\v. äfivögoi lauv b IxXviov f^wi» rbv tövov xal ijjji nXr\yry 
noiov/utvog da&evij. ptoog lorlv b dvaXoyiav itvd ooi&v ngbg kxdttgov 

IOVIU1V. 

2 ) Gal. VIII 651 : >j /xiv ovv gljaig «utij tov 'Agxiytvovg lövde tov 
iqÖtiov e/Ji ' 

„tau df xaia tt)V atfoägÖTrjTa Tocaviaig xal aXXaig Ivtvyxävtiv 
„Siaifogaig, Iv «lg IxXtXvfiivt] Ifinintu i\ nXtjyi} xal aßagrjg, ov 
„äfiavgbv aifvyfibv r\St\ uvig txäXtaav. IcXXtj öl ßagiia fjtv, ix- 
„Xviog <dV> ■ Taürrjv dftvägov oipuyfiov äiatpogäv 9tCt) rtg av. fj 
,,(f' oiix ixXvrog niv, dXX' olov naga7itnoSia[x£vri xal t'iata ginov 
„to ßdgog f/ovoa, nemiopivr) xal <SaSvxvia, äiaifogd xard oifodgb- 
„rijT« ffjj av 0(f>vy(tov. xal xarä rbv aqoägbv, >( ulv tig nXr\yr] 
„eirj av ll-tgtoaxi), vygÖTfgov l£to9ovoa tt]V diftjv, oia anb Tgoyrjg 
,,/LidXiOTa vtagäg lyyivnai, i) äi SvaSgavOTÖg lau /xSXXov, oiov 
„dtrjyxuiviOfiivov (vgl. 662) tov xivovviog, ij 3' Iv nd&iaC (niiatai 
„Hds.) not xal Inl roig Iv aaqxl nXtovaafxoig qalverai." 
Vgl. VIII 628, wo dasselbe Excerpt verkürzt wiederkehrt. 

3 ) Gal. VIII 650: iv (ft rw nigl tov ßagiog tt xal dßagovg, dg aurbg 
bvoud&i, Xöyco, ngbg Toig äXXoig hi xal tovio davfiaoiüg ovxiug eygaifisv 
„ov dpavgbv a^vy/ubv jjtfij nvk IxdXiaav" (vgl. vorhergehende Anmerkung) 

ovioi fjsv 3ij 3vo aifvyfiol, ßagvg T{ xal äßagr/g, 'Ag/iyfysta 3<öga, 
fjt^XQ 1 ro ü XaXrjfUjvai ngoeX»6vreg ovöephtv f^ovai Sidyvioaiv. 



182 

axixöc) Puls, der sich feucht anfühlt und sich hesonders nach der 
Mahlzeil einstellt, den Sirjyxwvirjfih'og 1 ), der eine Steigerung des 
starken Pulses darstellt. Auch den la%VQoq oipvyfioc unterschied 
er nach dem Grad der Stärke des Pulsschlages vom ayoÖQog*). 

Xöyog y . tcsqv TilrjQÖTrjTog aifvyfiov^). 

Diese Gattung hefafst den vollen und den leeren Puls unter 
sich 4 ). Beide Pulsarten, die nach dem einstimmigen Urteil des 
Archigenes und Galen 5 ) dem Herophilos unbekannt waren, hatten 
den jüngeren Ärzten viel Kopfzerbrechen gemacht 6 ): die einen 
suchten die Ursache derselben in dem Zustande der Arterienhaut 
(xaztt xö aüfia rijg ctQTTiQiag) 7 ) die andern in der ovaia, welche die 
Arterie enthält, wobei sie bald auf das noctov, bald auf das noiov, 
bald auf beides den Hauptnachdruck legten. Archigenes 8 ) entschied 
sich für die Ansicht derjenigen Ärzte, welche die nlriQOTtjg von 
der in den Arterien enthaltenen Flüssigkeit (xccvct %6 zy%v^a tijg 
aQTijQiccg) herleiteten. Der volle Puls ist nach seiner Definition 
daran kenntlich, dafs die Schlagader bei der Berührung mit Flüssig- 
keit vollgepfropft erscheint, während der leere Puls eine blasenartige 
Erhebung der Schlagader zeigt, die beim Druck auf die Arterie 
keinen Widerstand leistet 9 ): ,,sa%i ds nXrJQqg arpvyfiöc 6 varno- 



') Gal. VIII 666. =) Gal. VIII 666. 

3) Gal. VIII 578. 592. 

4 ) Gal. VIII 591 : etza nciXiv ^uXl'^ag io ßißXCov oXCyov jrfli ÜQXW 
ävttyvo)fti tov ntol rfjg nX>]QOT>iTog Xoyov roiaiijrjv ovaav „riji nirjQft. 
atfvyfiiö xcil rcü xivip ioti xoivöv yivog' tovt' iafh' ort 7tXrjQÖ%t]g y.uXeiiai". 
Vgl. 582. 

5 ) Vgl. Gal. VIII 592. 959. 6 ) Vgl. Gal. VIII 670. 

') Gal. VIII 575: ivQiaxio ytto rovg vtvn{oovg hiTQovg, rovg fitv, orav 
ö T>js ('QrrjQi'ag /irwv oniog 'i/ei avaiüoioig (xrjvvaai &e Xr/amai , riji it iov 
nXrjQovg övouan xcd rw tov xtvov xcnä tovtü /pcofitiovg, Toiig o" öiav i^i' 
Iv rfj xoiXuzijTt niQitxo^vrjV ovoiav. xcd Taurijg oi fiiv zb noabv öut ldiv 
bvojxanov dr\Xovoi}ut vo/uiCovcfii', ol (ff io noibv, ot ä' clfitfÖTtoa. 

8 ) Gal. VIII 509: aXXo yivog tjv a(fvy/xwv i/iifttivov, &g ifiaoi (sc. Ar- 
chigenes) t6 rijg ÜQTrjo(ag eyxvjw, /jaxooü Stö/uvov, ws Ifiol äoxti, ttg oW- 
yvwdiv äxQißij Xbyov. Vgl. 944. 

9 ) Gal. VIII 509. 941. Die Definitionen hei Ps.-Gal. XIX def. 209 
p. 404,9 geben wieder die Ansicht des Archigenes wieder: „nXtjQrjg lau Otf.vy/jbg 
6 (hctfiftSTog Tioug irjv ciffir/V vnaniiiilav , £>ajt xal kvtoV /uiv lbv %iT0Jvti ryg 



183 

ztgav enxdsixvvg ttjv ägitjgiav xal ti)v imonioxSiv avrijg dia- 
at<Sayij,ivt]v ey%vfaog- xtvög de 6 nofiipoXvyoidy tr]v eysgciv 
zijg aQTijgiag noiovjxtvog, wäre xaxd %6v sninisGftov %mv 6a- 
xivloav xtvefißdirjaxv xmoninxsiv." Sein Lehrer Agathinos hatte 
die nXrjQÖTijc von der Spannung (rövog) des in den Arterien ent- 
haltenen Pneuma hergeleitet und beide Pulsarten in folgender Weise 
definiert ') : „naqaxolov&st ydg iv zatg enioxsiptdi nXjjgöirjiog 
xal xsvÖTtjcog ßyvyfiovj tov ijübv nlxjgovg zexa^ivov xal i%sgti- 
Gtixöv di' oXov %6 nvevijba nagxazdvzog, tov dt xevov diaggsov 
xal zaTg dvtxßdaeGxv svaifaviCo/ievov, dg gij&i zxvög vdail- 
vijg no(i(f6Xvyog ioixivax." Die Vergleichung dieser beiden De- 
finitionen mit denen des Archigenes läfst deutlich die Abhängigkeit 
desselben von Agathinos erkennen: der Unterschied besteht darin, 
dafs Archigenes den Saft d. h. das Blut, Agathinos dagegen das 
Pneuma als den in der Schlagader enthaltenen Stoff ansah. In 
seiner Auffassung des Begriffs nlijgoTrig ist sich Archigenes nicht 
consequent geblieben; bald versteht er darunter den in der Arterie 
enthaltenen Stoff, bald die Beschaffenheit der Arterienhäute und 
endlich die Spannung des Pneuma 2 ). Wenn er z. B. als ein 
charakteristisches Merkmal des vollen Pulses die ohnmächtige Krafl- 
wirkung der Arterienbewegung (rö xagiäöeg zijg duvdfiswg) an- 
sieht, die ein kundiger Arzt ebenso leicht erkennen könne wie ein 
VVeinkenner den vollen Wein, so weist das Wort xagwdtc, das 
eine Uyskrasie des Pneuma bezeichnet, darauf hin, dafs er in diesem 



ägx>ig(ag Imaij/ucixegov doxtiv ytyovsrat,' /jaXtoxa fä rö Ivibs avrxjs [itoxö- 
xtgov xe xal aioj^taxaiStaxigov xaxaXa/ußäre 09at. xtvog Ion 0<fvy/u6g, xa&' 
ov avxrjg xt xtji agxtjgiag ij nfgioxh navTanaaiv io/V'l xal TXOfXipoXvyoJärjg 
ioTtv xal rb eyxufiit äftavgbv xal IS-Czrjllov, üaxt xal tav xig m^aij roTg 
daxxvXotg xeveftßaxt'iotcog ävxi'Xtjrpiv vnoninxttv. Miaog fori aipvyubg 6 
oijfiptzQog /utxai-v nXrjgovg xe xal xevov fiiaog xal og xarä ifvoiv tott." 

') Gal. VIII 936. 

a ) Gal. VIII 575: 'Ag/tye'vei b" (üg eoixev, ovx ügxeT pövov xavxa, nnoO- 
iTiuaäytt ö' r)/ulv xal xb rrjg tov 7ivevjitaxog dvväfietag Orj/jaivo/uevoi'. 
576: "Oaov <J" tig xa ngoxei'fieva /p/jffrö»' elgtjoexat, xb fxrj&' öot&odai 
navxa a^iovv f")i£ naXXä arnuaivofieva ngoemövza xöv bgiOfibv eva noxeiv, 
bneg Ini toü nX>]Qovg oqvy/uov SiTjucigxrjxai xü Agxvye'vex. <?ta tovxo ovS 
avxbg 6 ogog avxov oc«f,i'ig faxiv, ovo" t/ 11 ovußaXeTv, ehe negl xov oüfiuxog 
xijg agxrigCag, ehe negl xrjg Iv xrj xoiXöxrjXt negiexofte'vrjg ovaiag SiaXe'yexai. 
xivdvvevet yäg ovofiaxog bgiOfxbv, ov ngäy/jaxog noiua9ai. Vgl. 943 f. 



184 

Falle die nkijQOTijc von der Kraftwirkung des Pneuma abhängig 
gemacht hat 1 ). 

Xöyoc d' . tisqv tijc ßxlötiji og (Kfvyfiov 2 ). 

Zu dieser Klasse rechnete Archigenes den harten und weichen 
Puls. Gal. VIII 592 (584): „«m äs fialaxotrjTOc xal axlrjQOTHjToc 
rufvyjiov xoivöv ysvog, o %ä%' äv TQißsirj xaXtttai, gxIijqotijc." 
Beide Arten leitete er im Gegensatz zu den zeitgenössischen Ärzten 3 ) 
von der Consistenz der Arterie (avaraaic rj äialvaig tijg agirj- 
qiccc) her. , Dieselbe Herleitung weisen die von Ps.-Galen XIX def. 



J ) Gal. VIII 941: xt 6' Iv r<jJ negl nXrjgoTrjTog Xöyip 7iotI fiiv Xiynv 
avToig dvöfjaoii' oviiog' 

„äan xal tl Tis tov 7zX?'ig>] /ui] xtti' oio/av, äXXä xarä dvvafitv 
9tiugtlv ßovXoiro." 
xal fiir' oXiyov 

„ro/a öi ib iv ävräpti xagdüStg inl Ttäv roiovztov zbv nXi'igri 
atfvyßov %an«xrriQ(Cei, ovöfxaza tlvra zr\g Svgxgaaiag tov nvtvfiaTog. 
xal ov zgönov iiayivaafxivoi otvov xov nXr\gi] diayivwaxovaiv ol 
olvoyfvarai , ovz<o xal ol Oifivy/AÖiv i/jnttgoi zbv rrXtprj xarä zu 

xagäStg rr/g dvväfitcog, xav [itoäxtvog r\, dia&eaioovotv." 

„ov toÖjiov öi xal tglmv fj Ovazaaig avTÖ&tv tozl Xyjnri], xaS-' 'r\v 
xtva xal nXrjQTi Xiynai, z«t oivov noiörijg ov n qogzaTTovOa, äXX' 
avrö&i jzagaxtißivri rrj yXiözzrj äiayivojaxtzai,, xad-' r]V Tovg nXrfgtig 
xal xtvovg ot'vovg d°ia%cogiZopiv xal tov acö t uarog S' aizov xtvov xal 
nXygovg ävrtXa/ußavöfJtfta, ev Tl r« xarä (fvöiv ri f^f/v aXXo iv 
is TaTg nagä (fvOtv Sitt&toioiv xal inl (fXiy/jovrjg, oldrfiaxog, ifi- 
tfiaijjuarog, ovzw xal zag ayvjj.vao~Tovg aaoxag xtäv ytyv/jraa/jivwv 
äiaxglvofiev." 
Vgl- Gal. VIII 678. 

3 ) Gal. VIII 578. 592. 

') Gal. VIII 508: to äi rtzaQTov ztüv ytvwv zo xarä zö aü/ua zijg äg- 
rrjQt'ag avviorauevov eig zotig zt~/j.vezai xal aiizö äiacfogäg xal xaXthai nagä 
[tiv zolg nXtiOToig töjv largiäv xal fiäXiOT« zoig vitozigoig tw tov nXr\Qovg 
ovofiari xal Tftj tov xtvov. to yäg fiioov autfioiv avwvvfiov xävTavSa. 
nag' r)fitv 8' 0V X °i ,Iw f- «XI' 6 fiiv htgog aii<Sv axXrjgbg, ö Si htgog 
/uaXaxög dvofiä&T«* xai ^iXovaiv ä/utfOTigoi Trjg dgTrjgiag ztjv avaraaiv. tl 
3' ogOÖTtgov oilicus ») txtlviog övopdCltv, oiw xal zovztav fi(Xti, Stä tüv 
ii-ijg fta&rißtTat. Dal's Galen diese Berichtigung aus Archigenes entlehnt hat, 
ergiebt sich aus VIII 578: H-rjyovfitvog St (sc. Archigenes) ri noz' lail, i^v 
z«tc< avozaaiv ?) StaXvaw zrjg ägTrjg(ag üvTiXr)\jjiv tlntv, llj ibv Sr)XovÖTi TÜv 
änXäiv avzrjr (sc. ztjv ffzJ.ijoÖTtjT«) tlVttl ßnvXtzai. Vgl. Ruf. 232. 



185 

210 p. 405, 1 erhaltenen Definitionen auf. Ich nehme sie deshalb 
unbedenklich für Archigenes in Anspruch: „^xlrjQog sfizi fiyvyiiog, 
s<p' ov vsvQoöd^g, w£ av s'inoi xig, xal änöxQOZog tj äozrjQia 
(faivsxai xal xd svov nvsv^a xsxa\x,svov , uifixs xal xrjv nlrjyqv 
s%siv xv anonXrjxxixov. MaXaxog ficpvyfiog sfixiv 6 imsvav- 
xiog xm fixXijQiä dvsifisvtjV xal änalrjv s%wv xijv dqxr\qiav xal 
xo svov nvtvna sxXslvftsvov xal xr\v rzkr/y^v TTQOfiijvsfixsQav. 
Mafios fi(ft'yfidg sfixiv o (j,sxa%v xov fixXtjqov xs xal fialaxov 
xazä (pvfiiv fivfififTQo?" ')■ Da von Archigenes ausdrücklich be- 
zeugt wird 2 ), dafs er bei der Erklärung des Begriffs der fixlTjoözyc 
auch die Beschaffenheit der Wärme der Arterie berücksichtigt hat, 
so glaube ich schliefsen zu dürfen, dafs er den warmen und kalten 
Puls zu dieser Klasse gerechnet hat. Ihre Definitionen stehen bei 
Ps.-Gal. XIX def. 212 p. 405, 18: 0so[i6g fiyvyfiög sfixiv, bxt 
rj aqztjQia teiov 7zXijfiiwv [isqüv d-sq^oxsqa arxxsxai mfirzso sv 
sxxixm tzvqscm. ipvxQÖc fitfvynög sfixiv, sv w y axtiqia ipv%QO- 
xsga xazaka/xßdvsxai. Msfiog sfixiv, og xr)V xov ipv%QOV xs xal 
d-sofiov fiv^/.isxoiav s%si. Vermutlich gehören auch die von Ps.- 
Gal. XIX 211 p. 405, 9 erhaltenen Definitionen des feuchten und 
trockenen Pulses hierher. Das einzige, was wir noch aus diesem 
Xoyog erfahren, ist, dafs Archigenes den harten Puls als ein un- 
trügliches Kennzeichen aller Fieber betrachtet hat 3 ). 

Xöyog s. 7tsqI xd%ovg xal 7zvxv6xijxog fi<fv y [aov *). 

In diesem Abschnitt behandelte er den schnellen und laug- 
samen, den häufigen und seltenen Puls 5 ). Die beiden ersten Puls- 
arten leitete er von der Beschaffenheit der Arterienbewegung (xaxä 
xo noiöv zijg xivijfismg), die beiden letzten von dem Zeitmafs der 
Pause (xaxä xov xqovov xijg r[fiv%Lag) her 6 ). Über ihre Enl- 



] ) Dafs die Beschaffenheit des Pneuma in der Definition des Archigenes 
ebenfalls Berücksichtigung fand, bezeugt Gal. VIII 693. 

'-') Gal. VIII 693. 

') Gal VII 310. 311. 686. Vgl. S. 00. 

4 ) Gal. VIII 628: ndi.iv S' Iv im negl nvxvoirpos xal rci/ovs toSC nun 
yga<fli ' „oUyoi d( riveg t/Lupat'vovot aaivo/xtvoi Siatfoqitq" xal xarä ttjv 
icllvii]V rov naviös Xöyov „TK/ürjjros filv St] xal nvxvÖTt]Tog Siayoqal 
aviai." Vgl. 593. 

") Gal. VIII 593. 6 ) Ruf. 232. 



186 

stelmng waren ilie Arzte verschiedener Meinung, je nachdem sie zu- 
gahen, dafs die Ziisannnenziehung der Arterie fühlbar sei oder 
nicht 1 ). Diese Frage nach der Fühlbarkeit der Gvazoltj war ein 
Gegenstand des Streites in den verschiedenen Schulen gewesen: 
während Herophilos und die Herophileer sie fast ohne Ausnahme 
bejahten 2 ), behaupteten die Empiriker 5 ), dafs nur der Pulsschlag 
fühlbar sei, einige Erasistrateer endlich und nach ihnen einige 
Pneumatiker wie Agathinos leugneten die Fühlbarkeit der avatoh'i 4 ). 
Archigenes schlofs sich der Ansicht des Herophilos an und be- 
hauptete sogar, dafs man selbst bei mageren Menschen die Bewe- 
gungen der Arterien an den fleischlosen Körperteilen deutlich er- 
kennen könne 5 ). Diejenigen, welche die Fühlbarkeit leugneten, 
unterschieden zwischen der Zeit der Bewegung, die sie mit dem 
Pulsschlag (nXtjytj) oder der Ausdehnung (diaßrokij) identilieierteii 
und derjenigen der Buhe (rjovxia, didXtifipa). Von dem Zeitmafs 
der ISewegung machten sie den schnellen und langsamen, von dem 
der Ruhe den häufigen und seltenen Puls abhängig. Der schnelle 
Puls entsteht, wenn die Ausdehnung der Arterie kurze Zeit 
in Anspruch nimmt, der langsame, wenn sie zu ihrer Ausdeh- 
nung längere Zeit gebraucht, der häufige, wenn die Zeit der 
Pause kurz ist und umgekehrt 6 ). Da von den Pneuma- 
tikern, soviel wir wissen, Agathinos zu den Vertretern dieser An- 
sicht gehörte, so ist es nicht unmöglich, dafs von ihm die ent- 
sprechenden Definitionen in Ps.-Galens oqoi, tief. 214 p. 406, 10 
(= Gal. VIII 511 ) 7 ) entlehnt sind: „Ta%ig cHpvypög eariv 6 [itv 
sv okiyia xqovio xivovfisvijg irjg aQzijQictg yivöjj/ivog. ßQCtdvg 
s<su rrcfvyfjbög o tv nolXw xqÖvm xwovfisvtig %r\g aQTTjQiag 
yivöfievog. fisaog soll ßvfifjbSTQog 6 sv av/jb/isTQü) xqövw xivov- 
f-isvtjg rijg ägr^giag yivofitvog. def. 215: ,,IJvxvog Giftypog 
ißiip 6 öi' oXlyov xqovov tijg dqxriQiag diaßTtkXoiASVqg ywo- 
usvog. aqaiog Icmv o diu noXkov %qovov xrjg ägTtjQiag öia- 
rfielkofiif)]g yivopsvog. [iföog eGtIv 6 fista^v zov nvxvov ts 
xal ägaiov cvfijistQog." Diejenigen Ärzte, welche die Fühlbar- 



') Gal. VIII 509. i) Gal. VIII 787. 

s ) Gal. VIII 776. *) Gal. VIII 771. 786. 787. 

5 ) Gal. VIII 77'J. 8) Gal. VIII 511. 

') Galen bezeugt selbst am Sehluis von e. f! p. 512, dafs er diese Defini 
tion entlehnt habe. 



187 

keit der avrtcoXrj zugaben, wie Herophilos und Archigenes, unter- 
schieden bei jedem Puls vier Zeitmomente: Zusammenziehung, Aus- 
dehnung und zwischen beiden jedesmal ein Moment der Ruhe. 
Die Entstehung des schnellen und langsamen Pulses erklärten sie 
aus dem Zeitmafs der Ausdehnung und Zusammenziehung, die 
Entstehung des häufigen und seltenen Pulses machten sie dagegen 
von dem Zeitmafs der beiden Ruhepausen nach der öiaacolrj und 
avatohri abhängig '). Wieder sind die entsprechenden Definitionen 
von Pseudogalen a. a. 0. erhalten: ihre Zurückführung auf Archi- 
genes scheint mir gesichert zu sein: Ta'/vg iau acfvyfiög 6 avv- 
TOfiov s%(i)i> tijv diactzolr]i> xal <JV(Stolr[v. ßoadvg scti, rf<pvy[iög 
6 ßQadttav e%u)v cr\v öiadioXriv zs xal %r\v (7V(jzoXrjv. (isdog 
sdrlv 6 avfjbfifzQov s%wv ti\v diatiroXijv xal avdxoX^v. llvxvog 
cHfvyiiog etixiv, ozs ßgaxvg sGiiv 6 %QOVog (itTa^b rijg öiaaio- 
Xrjg xal dvGTolijg. dgatög sGzi ff<pvy[iög, öts 6 rijg qdi'xiag 
XQOfog rijg fitia^v diatfTokijg xal rivGTOÄijg fisarjg %QOi>i£ei, 
(laxqog. jjbsaog sdrlv 6 dia rov GVfifistQOV [xsza^v xqovov rijg 
clQitjQiag öiafiXfXXofisvqg ytvö^Bvog. 

In der Erklärung der Entstehung des schnellen Pulses war 
Archigenes von Magnus abgewichen, der behauptet hatte, dafs der 
schnelle Puls durch die Kraft der Bewegung der Arterien hervor- 
gebracht werde, der häufige durch die Schwäche ihrer Bewegung 2 ). 



i) Gal. VIII 512 f. 

7 ) Gal. IX 8: ovzc yög 6 za/vg, äg ziaiv fSos'tv, ov&' 6 piyag ov&' b 
nvxvbg ixTzvgov/iivrjg ätl yiyitrat zfjg ipiatiog, oi>&' b ßgaä'ug i) fiixgbg r\ 
ägaibg aßtvvvfxtvrjg, aXX' oi nigl toiitoi' äfufioßijzovvzeg ö/xoi'wg ä/aagzä- 
vovaiv 'Aqxiyivu ngbg Mayvov öiatfcgofjhco ntgl z«%ovg atfvyfiov, <ü? ov% 
vnb (xofiijg ftaXXov r\ a^giaazlag yivtzai ävvufitaig. Gal. IX 18: a£iov ovv 
tvzav&a nifjupaatitti xal 'AQxiytvet xai Muyvia xal noXii ye /xeiCovaig irü 
l4Q%ty£i'ti. ö fjfv yag ei xal pi) näv zb aXtj&e'g, äXXa /xe"gog n xaXüg xaz- 
tiSev, ö ä' 'Aqxtyt'vris äeov JÖ Xeinov ngoO&tivai xal zb xaXüg tjigrjftivov 
ävazgentiv neigäzat ygd<f(üv (üdV- äixawv yag avzijv nagu!t4aSai. zr;v Xe"$vv 
„tni fJtv ovv züv ägziyevwv fiixgbg navzeXiog 6 aqvyfiog tari xal ob oqo- 
ägbg xal nvxvbg ayav xal za^vg. Müyvog St ovx e'ivai za/bv avzov (fqot, 
äi' oXov ouozrjoat ßovXo/jevog zu itij oixeiov ua$eve<a zbv za%vv oqvypbv 
f'ivai, äXXa röv izvxvov toxi yäg xal zä zrjbxavzu ao&tvij." xal fiixguv 
6 lA.QXty£vr\g ngotX»wv „ffiol fxtv ob xaza ia/vv, (fr/Oi, zb za^og äoxu 
xtio9at, ozav tvgw Inl xoXegtxcöv xal Inl xagSiaxiüv avvrjgri^vtjv zrjv xlrrfiiv 
zoüv agztigtäv". Vgl. IX 21. 



188 

Archigenes vertrat die entgegengesetzte Ansicht 1 ) und begründete 
sie damit, dafs bei der Cholera und Herzkrankheit, denen der 
schnelle Puls eigen sei, die Bewegung der Arterien geschwächt sei. 
Aus dieser Auflassung erklärt sich seine von Galen bestrittene Be- 
hauptung 2 ), dafs der Puls der Neugeborenen schnell sei. 

Xöyoz c'. nsql qv&iiov. 

Ob Archigenes seine Theorie von Bhythmos des Pulses in 
diesem Xöyoc oder im letzten vorgetragen hat, läfst sich nicht mit 
Sicherheit ausmachen. Die Worte des Galen (VIII 659) scheinen 
darauf hinzudeuten, dafs dieser Xöyog dem über die Gleichmäßig- 
keit und Ordnung des Pulses voraufgegangen ist. Im allgemeinen 
macht ihm Galen den Vorwurf, dafs er in diesem Xöyoc zu wenig 
auf die diagnostischen Merkmale der verschiedenen zu dieser Klasse 
gehörenden Pulsarten geachtet habe; andererseits erkennt er an, 
dafs er die einzelnen Pulsarten ausführlich behandelt habe 3 ). Der 
Bhythmos des Pulses wurde entweder von dem Verhältnis des Zeit- 
mafses der Diastole mit nachfolgender Pause zu dem der Systole 
mit Pause oder von dem Zeitverhältnis der Diastole zur Systole 
oder endlich von dem der Diastole zu der ganzen übrigen Zeit ab- 
hängig gemacht 4 ). Welche Ansicht Archigenes vertreten hat, mufs 
zweifelhaft bleiben. Da er diese ganze Theorie im Wesentlichen 
dem Herophilos entlehnt hat 5 ), so ist es notwendig, auf dieselbe 
näher einzugehen, zumal über diesen Teil seiner Pulslehre so genügende 
Zeugnisse vorliegen, dafs eine Beconstruction möglich ist. Das 
Charakteristische derselben besteht darin, dafs er die rhythmischen 
Gesetze der Musik auf sie übertragen bat 6 ). Bedenkt man, dafs 
kurz vor Herophilos von einem Schüler des Aristoteles, Aristo- 
xenos von Tarent, die Theorie der Musik in mustergültiger, von 
allen Musikern des Altertums anerkannter Weise behandelt worden 
ist, so liegt die Vermutung nahe, dafs Herophilos das musikalische 
System desselben bei der Behandlung der Pulstheorie herangezogen 



') Gal. IX 19 

2 ) Gal. IX 18. Dieselbe Ansicht bei Gal. VIII 464 und XIX 635. 

3 ) Gal. VIII 659. 

4 ) Gal. VIII 512. 909. ») Gal. VIII 870 f. 

6 ) Plin. h. ... XI 219. XXIX 6. Censorin d. n. c. XII p. 30, 17 (J.). 



189 

hat 1 ). Bestätigt wird diese Vermutung durch die Übereinstimmung 
mit ihm im Inhalt und in der Terminologie. Die Theorie des 
Herophilos ist zu reconstruieren aus Gal. VIII 515. 871. 911. IX 
278. 463. Uafs diese Partieen zusammengehören, folgt mit Not- 
wendigkeit aus der Übereinstimmung des Inhalts 2 ). Ihre Zuriick- 
führung auf Herophilos wird gesichert durch seine wiederholte Er- 
wähnung. Die herophileische Definition von qv3(i6c steht bei Ps.- 
Soran de pulsihus 3 ): „Quid est rhythmos pnlsus^ Rerophüus (2 Hds. : 
Pörfilus, Porlilus pr. m. Profilus corr.): rhythmos est molio in tem- 
poribus ordinationem habens definitam", oder griechisch qv&ijoc 
ion xivijtfic sv xqovoiq rdhv i'xovcra MQiGfievijv*). Er verstand 
also unter Rhythmos des Pulses die Bewegung desselben nach einer 
bestimmten Ordnung von Zeitteilen. Wie in der Musik der rhyth- 
moslähige Stoff sich in alle möglichen Zeitgröfsen bringen läfst, 
also sowohl eine eurhythmisehe als arrhylhmische Gestalt annehmen 
kann 5 ), so ist es beim Pulse mit dem Verhältnis von Diastole und 
Systole. An sich hat jeder Puls seinen Rhythmos, ist also s§qv3- 
fiog. Als solcher begreift er unter sich den aQQV&fioQ und ev- 
QV&pog G(fvy[i6g s ): aQQV&^oc heifst jeder Puls, bei dem das 
normale rhythmische Verhältnis gestört ist. Er läfst sich wieder in 
drei Gruppen teilen: naQa.Qvihf.hoc, iiiQÖQvd-fjoc und sxQv&fiog. 
Da nach der Theorie des Herophilos jeder Altersstufe ein besonderer 
Puls eigen ist, so nannte er den Puls, bei dem das rhythmische 



>) Gal. VIII 912. 

-) Vgl. besonders Gal. VIII 515 und 911. 

3 ) V. Rose, Anecdota gr. II 265. 

*) Seioe Definition ist also von seinem Schüler Bakcheios herüber- 
genommen wordeu. Ps.-Gal. XIX def. 220 p. 41)8, 18: Baxyilog 6'HootfiXtios 
eine' (iv&ftos (ort, xivrjaiq lv xgörois la'iiv l/ovaa (wptffjUfV»))). Ähnlich der 
Herophileer Zeuon. Vgl. Ps.-Gal. 409, 1. Bei Aristoxenos heilstes: 'Axölov- 
S-ov öi lari jois tl()r)[j.£ioig xat «ür<jj röi (feivof/{pu> rb liyeiv, ibv $v9[t6v 
yivta&cti, orav rj rüv yjiüriav dia((>io~t; iix^iv nva Xußr) uifojotafxivr^v. Ich 
citiere nach Bartels Aristoxeni elenientoruin rhythinicoruin fragmentura, Bonn 
1854, p. 6, 4. 

5 J Vgl. Aristoxenos p. 7, ü: To dt (iv&fn^ö/uevöv lau /ihv xoivbv Titos 
cc(>(>v$/nias Tf xcti ovd-ftoij- KUi^brtQa ykg niipwtev Iniä^ead-at rö $v9 t ui- 
Cofitvov TU avaTrifiaitt, rö Tt ivqv&/uov xai to aiinuS/Aor. 

6 ) Gal. VIII 515 = Ps.-Gal. XIX def. 221, 8 f. Die gemeinsame Quelle 
ist Archigeiies, der wieder deu Herophilos benutzte: Gal. IX 470 f. 



190 

Verhältnis gewahrt erscheint, tiigv^-fiog; im anderen Falle ä(>(>vü- 
(iög. Zeigt der Puls das rhythmische Verhältnis der nachfolgenden 
Altersstufe, so nannte er ihn ntxQccQV&fiog; hat er den Rhythmos 
einer der beiden andern Lehensalter, so galt er als siegÖQv&iiog; 
weist er keinen der den Lebensaltern eigenen Rhythmen auf, so 
wurde er als sxgvd-fiog bezeichnet. Jeder Puls zerfällt in zwei 
Hauptteile, Diastole und Systole, von denen er die Diastole als die 
Senkung, die Systole als die Hebung betrachtete und deren Ver- 
hältnis er nach der Zahl der %oövoi ttqütoi- bestimmte 1 ). Die 
Zeitabschnitte der Diastole und Systole stehen bei jedem Pulsschlage 
in einem bestimmten Verhältnis zum xQovog nQüätog, sie sind ent- 
weder ebenso grofs oder das zweifache, dreifache, vielfache des- 
selben 2 ). Er unterschied, wie Aristoxenos, zwei löyoi des rhyth- 
mischen Pulses: 1. loyog laog, 2. Xöyog aviöog 3 ). Reim Xöyog 
iffog ist die Zeitdauer der Diostole derjenigen der Systole gleich, 



!) Gal. 1X463: ytyQunrai ftiv oiv xal 'HqoyO.m xa xaxa xovg ynövovg 
fitxä Ti/f diaaxoXijg xs xal ovaxoXijg, tvtxa xöiv i)XixitiJv tlg (5v&/uoi)g ävuyovxi 
rbv Xbyov. warno yäo txtivovg oi fiovaixol xaxa xtvag Mgia/utvag yoövav 
xdiitig ovriGTüiai nanaßdXXovxtg üXXijXaig uqoiv xal IMoiv, ovxiog xal 'Hgö- 
(fiXog ävaXoyov fiiv aqott xr)v diaaroXrjV iiTiotttfj.tvog , ävdXoyov dt &£att 
xr)v ovdioXijV xtjg doxrjQt'ag tiQ^afitvog dnb xov vtoyivoüs naidiov xriv rrjorjatv 
Inoiyjaaro .... Gal. VIII 911. 

2 ) Gal. VIII 913: noig ovv 'HpöifuXog nofäxöv xtva nobg aiod-tjotv vno- 
xifttxai yqbvov, w xovg äXXovg fitxQtäv i) ävolv rj xal XQttäv t\ xal nXtiovmv 
tivai (faOxei , r\xoi xtXiutv xt xal log aiixol xaXovaiv anaoav'Ztav rj xal 
a7irjvSrj/j(vojv trx' oXlyov f) Inl nXiiov rj tnl nXtTaxov; 

3 ) Gal. VIII 516: anävTiuv dt xwv fwöfttov oi fiiv tv tat» Xoyui avr- 
taxaviai, oi dt tv dviauy tv iaqj /utv, brav b xrjg diaaxoXijg yqovog 'aog 
bnaqyij tw xrjg avOToXijg' tv avtoti) dt, brav &äxtQog avxwv vTttQtyrj. yirt- 
rai dt xoixo ixox't /uiv tv qrjxaig, noxt dt tv ä(idrjxoig xaJg vntqoyatg- xal 
tv qrjxaig piv doydög 7) tag tv noXXanXaaiin Xöym rj o>g ani&fiov nqbg äotS- 
fiov, oantq xal tniftboiog övo/jaCezai. noXXanXaaiog fi'tv ovv Xbyog taxlv 
o dmXüoiog 7) lomlaotog rj xtXQanXdoiog rj xig xöiv i£ijg. tag üoiüfjoü tfi 
nQog aqt&ftbv, brav r)Xixcav t) diaaxoXri dvoiv >/' yqbvtov, xrjXtxuvxoiv 1) av- 
otoXii, ntvxt r\ htm r\ Ivvla r\ tvdtxa' a^(>r]roig dt ryiyüjg plv xa&oXov rj 
yaq o rrjg diaaroXijg yonvog ä(l(>rjr6g tartv r) ö rfjg nvaroXr t g rj ctfiiponooi. 
xarä ptQog dt roirutv ixaarog nort f/h tn' öXCyov naQr)vSr)fitvovg iyji rovg 
Dfibijxovg yoovovg, ttxt nXttovg tilv, li»' flg b nnüixog, noxi dt tnl nXiov, 
710x1 dt tnl nXtiaxov. 0x1 Ji ngiUrov yobvov ov TXQÖg xi)v (piiotv aixr)v, äXla 
nQog aio~&i]Oir äxovtiv ypi], nqbdrjXov. obxiu yäo tytc xal naqä xoig [tovot- 
xoig. Vgl. Aristoxeuos 14, 4 ff. 



191 

beim Xoyog avicsog isl ihr Zeitverhältnis ungleich. Diese Ungleich- 
heit ist entweder rational (qijrai vnsqo^ai = qtjtoI xqoi'oi, des 
Aristoxenos). Rational ist sie, wenn sich das Verhältnis der Zeit- 
teile der Diastole und Systole durch ganze Zahlen als ein Vielfaches 
des xqovoc noonog darstellen läfst, d. h. wenn der eine Bestand- 
teil des Pulses das dinXdaiov, zqinXäatov, T6TQanXäffioi> u. s. w. 
des andern isl oder wenn sich das Verhältnis durch ganze Zahlen, 
die nicht ein Vielfaches des zweiten Bestandteiles sind, darstellen 
läfst (löyog dqi^(iov nqög doi&iiöv), z. B. wenn die Diastole aus 
2 Zeiten, die Systole dagegen aus 5, 7, 9, 11 xqovoi ngonoi be- 
steht 1 )• Irrational sind entweder nur die Diastole oder nur die 
Systole oder beide Bewegungsmomente zu gleicher Zeit. Irrational 
heifsen sie, wenn sie in einem nicht durch ganze Zahlen auszu- 
drückenden Verhältnis zum xqövog Trqwzog stehen. Herophilos 
bezeichnete sie als xqÖvoi aTttjv^ijiisvoi {nccQfjv^rjfisvoi) sn' öXiyov 
j] snl nXtlov ij snl nXslGcov, die xqovoi yijioi als tsXsioi oder 
cc7iceQccv§oi. Ein Unterschied der herophileischen Theorie von der 
des Aristoxenos ist ihre gröfsere Reichhaltigkeit. Während Aristoxenos 
nur drei Arten von Metren unterschieden hatte: %6 ysvog laov, 
dmXdaiov und r)fiiöliov und jedes andere Verhältnis für aryth- 
misch ausgegeben hatte, liefs Herophilos den Xöyog tqmXdciog, 
TSzqanXäaiog u. s. w., sogar den Xoyog aqi&iiov nodq aqid-ftov 
als rhythmisch gelten. Dagegen schlofs er sich darin wieder an 
Aristoxenos an, dafs er den dreizeitigen Puls als kürzesten be- 
trachtete, also den denkbar kleinsten, den zweizeitigen nicht aner- 
kannte 2 ). Im engen Anschlufs an diese Theorie behandelte Hero- 



') Gal. VIII 913. 'J15f. 

2 ) Ruf. p. 22-1, 1: Tüiv piv ovv agnyiviäv naiSmv o Oqvyfibg vndgyu 
ßoa/lg navitloig xai oi äiatgiafjii'og ev rt rrj avarokij xai rij äiaOTokij. 
Tovtov zov aifvyfxör Ilnoifdog ciloyov ovviOTuvai yr\oiv äkoyov dt xakti 
G<pvy(A.6v ibv (ii) i'xovra ngög uva avakoylav ovrt yäg iov dtni.uat.ov ovrt 
zbv ijfuökiov ovrt htgov uva köyov i'x t0 °üro?, ukkii lau ßga/vg navTeküg 
xai toj fieyifhti ßekovr)g xivirifiart o/uoiiog ti/aiv hnoninru • (Cid xai ngwTov 
aiitöv 'Hgöipikog äkoyov Stövtoog tlniv. Vgl. Gal. 1X464: Hgoifikog ... 
ag$uiitvog coib iov vtoytvovg nctidiov xrjV TrigtjOiv lnoir)OttTo, ngöiiov xgövov 
aia»ijTÖv VTJO»ifitvog, iv w ö>taOTikko/utvr)V luotaxe riv ägTijgiar, toov 3' 
avrij xai iov Trjg avaxoki^g tlvai <f,t)Otv, ov navv ti Siogilopivog vnig ixa- 
Ti'gag uSv y]avyiiäv. 



192 

philos den Puls der einzelnen Lehensalter 1 ). Der Puls der Neu- 
geborenen besteht nach seiner . Meinung aus zwei kurzen Zeiten, 
entspricht also dein Pyrrhichius 2 ) und wurde von ihm opvypds 
äXoyog genannt. Beim Puls der Jünglinge ist die Zeildauer der 
Diastole das doppelte von derjenigen der Systole; es entsprießt dem 
Trochäus. Den Puls des Mannes nannte er C(fvyfiog dt« 'iaov, 
weil Diastole und Systole wie heim. Spondäus in gleichem Verhältnis 
zu einander stehen 3 ). Der Puls der Greise endlich besteht wie 
derjenige der Jünglinge aus drei Zeiten, aber mit dem Unterschiede, 
dafe auf die Systole zwei Zeiten entfallen ; der Puls entspricht dem 
Jambus. Bei diesem Puls kann unter Umständen das abnorme 
Verhältnis eintreten, dafs die Diastole aus zwei xQovoi ngwioi, die 
Systole dagegen aus zehn Zeitabschnitten besteht 4 ). Der Puls der 
Kinder ist nach seiner Ansicht grofs genug, um in ihm ein 
rhythmisches Verhältnis zu erkennen; welches dies gewesen, er- 



') Ruf. 224 f. Gal. IX 463 f. 278. 499. 

2 ) Ruf 224, 12: 6 fttv yäg ngtSiog (nl rtüj' äoriye ywv ntxtStav fiiQtaxö- 
fjfvog atfvy/uög gvd-^tbv Xtjiperat. tov tov ßgayvavXXd ßov xai yan (v t\\ dia- 
otoXij xai rfj ovOToXrj ßpayvg inaQ%et, xai äiä tovto äiygovog voeTrai. Vgl. 
Gal. IX 464." 

3 ) Ruf. 224, 15: '0 6k tiöv ngbg avfyaiv ovkov civaXoytt iw ri nagu 
(xilvotg (sc. yQttfifiattxoTs) noäl TgoyaCoi • (oti äi ovTog Tgiygovog, itjv fih 
SiaajoXrjV (nl äuo ygovovg Xafißdvcov, (nl iva öh ir\v Gvo~ToXr\v. '0 dt luv 
axuaüvTwv rctig rjXixfaig (v äft(foi£gois laog inagyti iv re rrj ötaOToXij 
xai jij ouOToXfj, ovyxQi,v6f4tvog Ttjj xaXov/j(voi anovätlm, ög tiöv SiavXXaßmv 
nodwr fjaxQOTnrog (otiv 'ianv ovv ovyxiitxhvog ix yooviov Teaaägojv. Tov- 
iov tov aifiuyfibv 'HgötfiXog dtä laov xaXtt. '0 äi tiöv nagaxfta&VTuiv xai 
ayedbv ijät) yigövTiov xcti avtög ix tqiiöv avyxtnai ygoviov, tx\v ovöToXijV 
jrjg öuiOToXrjg StnXrjv nagaXafißüviav xai ygovi(uT(gav. 

4 ) Gal. IX 278: 'E^g 6" (auv tni yt r>] rd^u rov Xoyov nsgl gv&fuöv 
dieX&eiv, vnio iöv HgoifiXo) ^iv (nl nXiov (igijTai r^prjoiV Tiva xai Ifi- 
nugiav Iotoqoiivii fjäXXov ri Xoyixijv f*{doSov (xöiSäaxoVTi. Toiig yag 
xa&' kxaarriv TjXixCav ü>g tö noXv ifaivo/uivovg gu{h/ÄOvg tiöv oifvypiöv 
tyoaipi, ngiuTov /uiv ovä' l(f>' wv nviov ipiiaitov (rrjorjaiv avToiig ovdtv ijfiV 
liniöv tix' ■ (!; aiiTiöv iöv fiiääaxii SfjXov oti ovyxfyviat ri xai aöuigfrgoiiog 
(oti ntgl riji' rijg avoioXrjg rt xai tiöv r/giftiiöv Sidyviaaiv. tintg yaq 
rjyetrai noie düvaa&ai yevioSai avaioXrjV Inl tiöv ytyi)Qaxöi(i>v äxQt ^h 
rar dixa 7i(>(uTo»' ygovtov (xjerafj.{vrjv, tvdrjXög tan jrjg örrcu? ovoioXfig 
avaio&r)ja>g 'ixtov. avri] ykg iviore uiv okiyo/goviior^Qa itjg diadioXij; 
iartv, hioTt ä' iabygovog (am; dik äi, (ög ixtTvog ygöipet, noXv/govioiriga 
[ttv, ov firiv, tog ohrai, ntvtanXaaitov, ctXXä ßgayti nvi juf/'fcuv. Vgl. IX 4G5. 



193 

fahren wir nicht 1 ), er nannte ihn sogar ' svpt-yi&iji;*). Mit dieser 
Beobachtung steht die Ansicht des Archigenes im Widerspruch, dafs 
der Puls der Kinder klein sei 3 ). Inwieweit seine Beobachtung, 
dafs der Puls der Neugeborenen ganz klein, häutig und schnell 4 ), 
der der dxfidCopzsg grofs und derjenige der Greise klein sei 5 ), von 
älterer Tradition beeinflufst ist, läfst sich nicht ausmachen. Da- 
gegen scheint er in seiner Behandlung des Pulses in den ver- 
schiedenen Krankheiten, Jahreszeiten und Beschäftigungen wieder 
unter dem Eintlufs herophileischer Doctrin zu stehen 6 ). 

Xöyog £'. txsqI xd^sutg xt xal dxa^iag , dfiu Xottjc og 
ts xal avu>n aXi ctg"). 

Schon Herophilos hatte in seiner Pulslehre feste Theorieen 
über die Gleichmäfsigkeit und Ordnung des Pulses aufgestellt, ohne 
dafs sich genauer feststellen läfst, wie weit er in der Ausbildung 
derselben gegangen ist. Archigenes begann diesen Xöyog mit einer 
Berufung auf Herophilos, der diese beiden Gruppen als besondere 
Arten den Gattungen der Gröl'se, Schnelligkeit, Stärke und des 
Bhythmos gegenübergestellt hatte: Tov (itv drj fiq xaivoxofieiv 
nQtözog 'Agxiysvqg (iüqtvs, u>di nwg yqd(fi(üv xaxd xrjv aQ%rjv 
tov 7tsQi xa^eutg xs xal dxa%iag, öfiaXoxrjxog xs xal avwfjiaXiag 
yivovg " ,}Ho6<piXog xaxd ysvog xdg dXXag diacpoqdg xüv ßtpvy- 
(.imv sx&s/xspog ovxiag- [isysd-og, xdyog, Gcpodooxfjg, qvd-fiog, 
dav^vywg xax' sldog xdisoog spvtj(t&ij xal dxa'&ag, bfiaXoTtixog 
xs xal dva)fiaXiag s ). syxaXslxai xo'vvvv vnö xcov [tixQanicav 
mg ysvsGiv eidy dvxiöi,aaxsiXa(isvog"^). Seine Definitionen der 
dvuifiaXia und dxa^ia sind uns von Galen 10 ) erhalten: ,,'Avu>}iaXia 
fisv dvic6xi\g ßcpvyfxdöv xaxd xiva xwv naqsno\xsv(av avxolg 



') Gal. IX 453: xöv yovv tov naiäbg aifvyfjov 6 fiev 'ÜQOtpilog ixnr'ov 
tüi filytda if>r\oiv vmxQxitr, 6 (f ' ^^(j'^l'i|f (iixqor. Vgl. 493. 

2 ) Gal. VIII 853: laug yäg xal ö roü naiäög inig %'ov ovfifitrgov ianv. 
'Hgoqilog yovv noxk /xlv tv/j.ey£&rj röv aifvyfiöv tovtov ovofiaCti. ri <Jij 
ttot' ovv, <fr\ai ng, 6 'dgxtytvrjg M' X Q° V avT °v l ' vai tpy°~ov; Vgl. 869 H'. 

3 ) Gal. VIII 869 f. 853. IX 453. 

*) Gal. IX 18. Vgl. VIII 464. XIX 635. 
*) Gal. VIII 866. 869. 6 ) Gal. VIII 960. 

') Gal. VIII 592. 625. 659. 8 ) Gal. VIII 625. 

9 ) Gal. VIII 592. Vgl. 956. I0 ) Gal. VIII 626. 

Pliilolog. Uutersuchuogen. XIV. 'o 



194 

diacfOQÜv , dza'^iu ds aavGzctGia xqovixtj xuzcc zivcc zwv zov 
(j(fvyfiov diaqoQÜv." Da in der pneumalischen Schrift ögot 
laxqtxoi beide Definitionen wiederkehren '), so glaube ich berechtigt 
zu sein, auch die beiden vom Verfasser dieser Schrift vorgetragenen 
Definitionen von zä%ig und ofialoiijc für ihn in Anspruch zu 
nehmen. Sie lauten 2 ): „Tatiq <s<pvy[iov stiiiv öysöig xazä fi£- 
ys&og tj GcfodqOTfiru ij qvd-fiov rj äll^v tivcc diaffoqav. 'OfiaXö- 
Ttjc G(pt<yfM>v eöziv lööryg xazd zivag iwv (tcf/vyficav dicupoodc.." 
Gleichmäfsigkeit und Ungleichmäfsigkelt des Pulses kann statt haben 
bei einem einzigen Pulse 3 ) und in der Aufeinanderfolge mehrerer 
Pulse, Ordnung und Unordnung nur in der Aufeinanderfolge 
mehrerer Pulse, d. b. xazä mqiodovg. Die Gleichmäfsigkeit und 
Ungleichmäfsigkeit in der Aufeinanderfolge mehrerer Pulse nannte 
er ofiaköztjzsg xai dvo)/j,aliai ffvfftiificciHtai*). Wenn der Puls 
fortgesetzt in der Weise schlägt, dafs die Eigenarten des ersten 
denen der folgenden in allen Stücken entsprechen, so entsteht der 
absolut gleicbmäfsige Puls (xaddna% analog): „ovo' tlqrjxaaiv 
ovo' vntQ tovzmv, t'iys Sit zov xazd nädav dtacfoodv laov 
öfialöv XsyEiv" 5 ) und ,,fi per ydq xad-dna% xai anoleXv^ihri 
naaöiv im 1 dicMfOQÜv inözijg irtzlv öfiaXia (tötiv Ißöztig Hds.)/ f 
Sind aber die Pulse in ihrer Aufeinanderfolge in allen Stücken 
einander ungleich, so wird daraus der absolut ungleichmäßige Puls 
(xad-dna^ avMpalog): ,,xal dvoi/jalov fxiv Gipvyfiöv zov xad-d- 
na% xai xazd fiiav diwfoqäv dviöov Ityö^tvov"*). Die Defini- 



1 ) Ps.-Gal. XIX def. 217 p. 407, 16: 'Aiu'SCa oqvyfiov ianv äxaraOTaala 
Tr t g xcaä zovg oqvy/joug ätcKjo^Sg. def. 219 p. 408, 7: AviofiaXia otfvy/ioi 
laztv aiiaoTrjS aifvy/uoiv xazä rwag z<üv naQMOfyttrwv ainoig <Su«fOQ(üi: 

2 ) Ps.-Gal. XIX def. 216 p. 407, 11. def. 218 p. 408, 3. 

3 ) Gal. V1I1627: i$rjs utv ovv tau ngöyQafifta toioütov „zig r\ xait' 
eva 0(f,vyfiör avco/j.aXi'a". Gal. VIII 517. Die an dieser Stelle vorgetragene 
Theorie ist die des Archigeues. 

4 ) Gal. VIII 518. 556. IX 279: Atzzbv <P ctimSv lau tö yfyog- iviot 
l*iv h pict nXriyfj jrjv mufialtav ?.a/nßävorieg, üXXoi <T Iv äSgoia/jun. 
xai xaXiiv B&o; laii zoTg vtwz^Qoig iazgoig (sc. Archigenes und seine Schüler) 
auaT>ifjctTixT]v xfjv roiavjrjv äriufjaXiav, Sri, o?/jai, xai zb a&goia/ua avmrjfja 
n QoaayoQtvovan: 

5 ) Gal. VIII 626. 

6 J Gal. VIII 627. Aus demselben Zusammenhang stammen die folgenden 
Worte des Archigenes: ,,eo»' ort dt zä fxh ä'XX« oia zgiüv, tos l'inav, äva- 



195 

tionen dieser beiden Arten würden also folgenderniafsen lauten 1 ): 
A\ x«^' Iva Gq/vyiiöv dnaßai diatfoqai xalg sv xoXg e%rjg Itiai 
xa&' ixaniov ysvog sGxboGav , xad-dna^ öfiaXdg 6 xoiovxog 
\ei&r\0£Tai, acfvy^oc. akXd näßai ndßaig ävißoi Tvy%avsTO)Gav 
ovaai , xad-dna^ di'iuixaXog 6 roiovrog. Wenn die folgenden 
Pulse dem ersten nur hinsichtlich einer oder mehrerer diayoqai 
entsprechen, so entsteht der beziehungsweise gleichmäßige oder un- 
gleichmäfsige Puls {nqog r* ofiaXög oder dvMfiaXog): ,,ol [isv yt 
xi\v o^aXoiijia sni rivwv diayoqwv ijxovov ^övov, syw d' snl 
natiäv i(p' ÖGoov xai rijv xd^iv"'*). Die einzelnen Arten dieses 
Pulses sind der 6(iaX6g (Hpvyfiög xaxd [isysfroc, xaxa xdyog, xatd 
ßqodqöirjxa u. s. w. oder 6[iaX6g xaxa (ieys9-og xal xdfog, maxd 
(isys&og xal Gifodqör.tjxa u. s. w. u. s. w. Innerhalb des ungleich- 
mäfsigen Pulses ist wieder ein Unterschied zu machen zwischen 
dem geordneten (xsrayfiivog) und ungeordneten (axaxiog Gtfvy^og), 
je nachdem die Anomalien eine bestimmte Ordnung haben oder 
nicht. In gleicher Weise wie beim gleichmäßig - ungleichmäfsigen 
Pulse unterschied er zwischen dem absolut und beziehungsweise 
geordneten und ungeordneten Pulse (xab-dna^ rsxayjA.svog-aTay.Tog, 
nqog xt xsrayfisvog -aTaxrog G(fvy/ji.ög). Über diese Unter- 
scheidung des Archigenes besitzen wir hinlänglich Zeugnisse bei 
Galen, welche die Vermutung zur Gewifsheit zu erheben gestatten, 
dafs die Darstellung, die Galen VIII 519 f. von dieser Klasse von 
Pulsen giebt, auf ihn zurückgeht: „xal 6 piv xaSdna'S Tsxayfjsvog 
{xa&a naqaxsiayfiivog Hds.)^ ovxog xad-' q[iäg sßxai ißog 
[isyi&si,, aifodQÖcrjxi,, xd%si, qv&lim xal s'i xivi, äXXji Toiaikri 
diaqoqd G%s(Siv s'xoop d-swgsTTat. xaid ndßag- nqög Tt, os o 
xard jjbiav tivu xovxiov öiacfoqdv sv 0%s6si d-swqovfiivog ij 
xazä ovo ij xaxa nlsiovag" *) , ferner: ,,s(S&' oxs ds xä [t,sv 
dXXa ndvxa xsxayixsva sGxlv r[ vr\ Ji' OfiaXd- fiia ds xig oia- 



Xoyel. v otfoÖQÖirjs dt tos av afiiin^Qtvös low, öpcdyg ovaa xai lor)." 
tyetfs „n aXi-n US rmv Xomwv äiayogüiv Zj aXXtj." tovtois äi awammv 
t6v e^S Xbyov iget- „ivaXoyovvnov rwv aifvyfiüv öfiov tu näaaig T«f? 
äiacfOQtti; xai nvt »j riotv." 

i) Gal. VIII 519. 

?) Gal. VIII 626. 

3 ) Gal. VIII 626. 

13* 



196 

tfOQCc, olov 16 (isye&og r] dvo ij nXeiovc, aiaxxoi xsXsutg eiaip" 1 ). 
Folgt z. B. auf drei hinsichtlich ihrer Gröfse völlig gleiche Puls- 
schläge ein vierter, welcher der Gröfse der vorhergehenden nicht 
entspricht, so ist dieser Puls avtofiaXog xaxa fisytitog. Wenn 
diese Anomalie in der Aufeinanderfolge von Pulsreihen regelmäfsig 
an vierter Stelle wiederkehrt, so haben wir andrerseits den e<pvy- 
/j,6g TfTuy/jbsvog xaxa [isys&og. Findet bei dein ungleichmäfsigen 
Pulse eine gewisse Gleichmäßigkeit der Veränderung statt, so sprach 
er von einer 6(iaXri ävwfiaXia. Dazu rechnete er eine bestimmte 
Pulsart, den acfvyfiög fivovQoc oder {ivotoi^uiv d. h. den spitz ab- 
laufenden Puls, dessen Wesen darin besteht, dafs die einzelnen 
Pulsschläge sich in bestimmter Gleichmäfsigkeit verkleinern, bis 
schliesslich die Bewegung des Pulses ganz aufhört. Wenn die 
Bewegung nicht völlig aufhört, so kann eine doppelte Abstufimg 
eintreten: entweder bleibt der Puls auf der Stufe der all- 
mählich eingetretenen ^iixqoirjg oder er nimmt in derselben Weise, 
wie er vorher abgenommen hat, stetig wieder zu. Die letztere Art 
nannte er ayvyiiög f^voigog nuXivÖQOfMJäv, die stetig abnehmende 
ßyvyjxög fivovqog txXtinwv*). Dafs diese Pulsart nicht erst von Galen 
erfunden ist, folgt aus dem unter dem Namen des Bufus gehenden 
Tractat ntq\ a<fvy(i(Zv, in dem ausdrücklich bezeugt wird, dafs der 
spitz zulaufende Puls zu den vtcö xwv naXaiwv avaytyQajxiisvuiv 
cyvyfiwv 3 ) gehöre, es folgt aber auch aus Galens eigenen Worten 1 ): 
sGxco loivvv ö jAtv dsvxfoog cqvyfiög xov tcqwxov ßgaxv jjlixqo- 
Tigog , 6 6i xgixoc xov devxdoov xoaovtw näXiv , aXXd xai 6 
TsiaQiog xov xgltov xiT) law, xai xovx' (xxqi nXslovog s(ft%^g 
ytvsad-M, zovg xotovxovg aqpvy/jboiig fivovQitovxäg xs xai /ivov- 
Qovg xaXovaiv (sc. Archigenes) ano xiäv slg ö%v xfXsmwviwv 



') Gal. VIII 627. Aus dem Schlul's dieses Xöyog sind uns die Worte er- 
halten: „vofto&ai yaq äü, (prjoiv, a (tfirjv Titfit rd^ovg xai ßgaSvrtjros Inl 
naoijg äXXrjg äiaipogag otfiuypoüS' 

8 ) Gal. V11I 523 f. IX 509. Ps.-Gal. XIX det 230 p. 411, 16 f. 

s ) Ruf. p. 229, 8 f. : XfytTut Tig atfivy/jög fivovgiCaiv, oi naXiv äio &«- 
(füQa(- o (ttv yi'tQ TtQoantawv ftiyag rs xcu aifudgäg, lha rag i£rjf äictOioXag 
Ofxiy.QoitQag Xafjßavwv TtXfvrttiov näXw äantq xai nQoreqov (ityas nqoai- 
neoe xai ayoÖQog. ü äi OfxixQug nqoantoiav xai rag ej-rjg nqooßoXag fteyäXag 
ant(>yaOafifvos ndXiv xai ovrog äantQ nqoilQov afiixqbg TiQoatntatV. 

4 ) Gal. VIII 523 f. 



197 

rrxqfMilwv xovvofia fitraifsqovxtg xivtg d° ai^ävovxai, 

naXiv, ovg fivovqovg naXwdoofiovvxag xaXovdi. Im Gegensatz 
zur öfiaX^ dvmfiaX'va gab es auch eine ScvoifiaXog ävai/iaXia, die 
statt hat, sobald sich eine derartige Gleichmäßigkeit der Veränderung 
überhaupt nicht nachweisen läfst oder nur bis zum dritten, vierten oder 
fünften Pulsschlage. Zu dieser Klasse rechnete er den gebrochenen 
Puls ((J<pvy[jbdg naqffininxwv) und den aussetzenden {(Sipvyfjbdg 
diaXsinoiv) 1 ). Dafs beide Arten dem Archigenes bekannt waren, folgt 
aus GaJen (1X289): ^Evavxioi <T tlal xolg slorjfjisvoig acpvyfiolg 
txeqoi, ovo, tm /itp dgcuM nvxvog, tm diaXeinovxi <T 6 naq- 
tfininxmv, ovg ^Aq%iyivr\g soixsv oisad-at, xaXs7Ta>xsqovg eivai 
tmV TCQOtiQi][Jhh l o)v. Er hatte darnach die Ansicht vertreten, dafs 
der häufige und der gebrochene Puls gefährlicher seien als der 
seltene und der aussetzende Puls, weil der häufige bei der avyxontj 
auftrete, der gebrochene bei der Peripneumonie und bisweilen bei 
Fiebern infolge von Verstopfung oder Quetschung der Arterien. 
Beim gebrochenen Puls bezieht sich die Ungleichmäfsigkeit auf die 
nvx.voxi\g d. h. nach einer bestimmten Anzahl von gleichen Schlägen 
folgt einer, dem nur eine sehr kurze Pause voraufgeht, während 
der aussetzende Puls ungleichmäfsig ist xatä dqaiöxtjxa xal 
(uxqöxrjxa d. h. in der Aufeinanderfolge mehrerer gleicher Pulse 
stellt sich eine längere Ruhepause ein und die darauf folgende Aus- 
dehnung erscheint kleiner als bei den vorhergehenden Pulsschlägen 2 ). 
Die Zurückführung dieser beiden Erklärungen auf Archigenes wird 
bis zu einem gewissen Grade gewährleistet durch die Wiederkehr 
der ersten Erklärung bei Rufus ttsqI ß<fvy[io~>v (230, 7): Asyzxai 
8b xal naqtpninxwv öyvyfidg, oxav nXsiovag diaöxoXdg xal 
GvöxoXäg ansQyacäfievog idorj xal ötvxiqav öiaötoXijv nvxvo- 
xsqav inivsyxrj'^). 

Ein eigenes Capitel dieses Xöyog handelte von der Ungleich- 
mäfsigkeit innerhalb eines einzigen Pulses. Die Überschritt lautete 4 ): 
,,xig rj xafr' sva ayvypbv avu^aXia." Die kurzen, abgerissenen 
Sätze, die Galen aus diesem Capitel erhalten hat 5 ): „dal d' avxijg 



i) Gal. VIII 525. 2 ) Gal. VIII 525. 

>) Vgl. Ps.-Gal. XIX def. 228. 229 p. 411, 7 f. Die Definitionen decken 
sich ebenfalls mit Archigenes. 

*) Gal. VIII 627 f. 6 ) Gal. VIII 628. 



198 

nXeiovg öui(fOQcd, irjg xa&' iva dqXovou G(fvy[iöv ävwfiaXiag". 
sld-' s%rjg m ,,xä noXXä de xavxaig rcclg öiacpogalg xal xalg xaici 
fieyed-og avvxqixovGiv dvwiiaXiaig" . xal näXiv e<fe%ijg • „äXXij 
<T iatl diaifoqä xaxä fieyed-og äva/iäXov evög ßtfvyfiov" be- 
sagen soviel, dafs Archigenes zu dieser Klasse verschiedene Puls- 
arten gerechnet hat. Bei Galen nimmt die Behandlung dieser Puls- 
gruppen ebenfalls ein eigenes Capitel ein 1 ): 'YnöXoinov 6' äv iitj 
xfig xa&' iva aqvy^ov dvM/iiaXiag einetv xäg diaffOQÜg. Er 
unterscheidet, je nachdem sich die Ungleichmäfsigkeit in der Be- 
wegung der Arterie {xaxä xivrjGiv) oder in ihrer Lage (xaxä d-iaiv) 
zeigt, verschiedene Arten; im ersteren Falle drei: elal de tqs Tg fiiv 
al noäxav, ixoxe fiev x\Gv%iag diaxorcxovGtjg xijv xlvijtiiv xov 
fiogiov, noxi awe%ovg fjbiv (f-atvofisv^g avx^g, ov firjv laoxu%ovt, 
noxi ös S7iaveQXO(isvtjg. Archigenes kannte diese Dreiteilung 2 ): 
äoxetv i/oi doxst xal neol xovxmv (d. h. über die zweite Art) 
xü xoGavxa. enl yäq xqv ext Xomifv xal xqixijv öiacpogäv xüv 
xaS'' ev (ioqiov ävdOfiäXwv Gffvyfiiöv enävi^ev av&ig, ovg'Aqii- 
yevtjg pev wg 'iva yqäyei xal xaXel öixgoxov .... xovxo 6' 
oi>x oiöv xs xgtvai xhAwc^, ei fiij txqozsqov äxoißwg [idfriofiev, 
otög eöxiv 6 aqvyfiög ovxog 6 no6g*AQ%i>yevovg dixqoxog xexXtj- 
fievog. Kurz, alles scheint darauf hinzuweisen, dafs Galen die 
ganze Erörterung über die Ungleichmäfsigkeit innerhalb eines Pulses 
{rj xad-' 'iva ßq*vyp6v dvwfiaXia) ihm entlehnt hat 

Das Charakteristische des dixooxog G(fvy(i6g, d. h. des zweimal 
hintereinander schlagenden Pulses, besteht nach Archigenes darin, 
dafs unmittelbar auf eine reguläre Ausdehnung der Schlagader eine 
zweite von geringerem Umfange folgt, so dafs der Puls in Wirklich- 
keit zweimal schlägt, nur das zweite Mal schwächer. Er sah in 
diesem Puls eine ävoofiaXia xa&' 'iva Gipvypöv und verglich ihn 
mit dem doppelten Schlage des Hammers auf den Ambofs 3 ): di- 
xqoxog ovv xig ecxi ocpvyfjbdg xlovädyg, ov dij xal (ev) fiövov 
qiftrjv xo ye xax' aq%äg elvat nXijtxovxa dlg^ e^anaxwi(ievog txp' 
wv s'Xeyev *Aq%iysvi]g slxaQwv avxöv xatg zrjg Gqpvoag dmXatg 



>) Gal. VIII 526. *) Gal. VII 537. 

3 ) Gal. IX 306. Galen rühmt ihm nach, dal's er richtige Beobachtungen 
über diesen Puls angestellt, dal's er sich aber in der Erklärung geirrt habe. 
Trotzdem acceptierte er (VIII 540) seine Erklärung. 



199 

nqog xov dxfiova nlijyatg. Die Wiederkehr dieser Vergleichung 
bei Gal. VIII 540: eoixe yäq xb in' aviov yiyvöfisvov xatg xijg 
(Hpvqag dinlalg nqög xöv ax/iova nXr\yaXg , xfjg fitv nqoxeqag 
ex nollov fitv diaartj^axog xaxayeqofievtig xal acfodqäg nai- 
ovaiqg, xrjg devxeqag de oiov ävanaXkoiAevrjg xfjg oqsvqag dnö 
xov äxjjtiovog ovx inl nokv xal avd-tg avrw nqoönmxovaqg 
ecqqwatöxeqöv xe ij nqöß&ev xal et öliytjg diadxddewg beweist 
wieder, dafs er sieh im 1. Buch seiner Schrift neql diacpoqäg 
ö(pvy[iwv aufs engste an Archigenes angeschlossen hat 1 ). Die De- 
finition des Archigenes scheint uns von dem Verfasser der Schrift 
negl a(fvy(xwv nqög 'Aviuiviov erhalten zu sein ; wenigstens deckt 
sie sich mit dem, was wir von ihm erfahren 2 ): 6 de dixqoxit,o)v 
dlg ev tw aviüt xqovei zijv nlrjyijv xovxo de yivexai diä 
dxkrjqöxijxa xov Gwfiaiog x^g dqxrjqiag' avaxqovovzog ydq xal 
naXivdqofiovviog xal ßiq (fiqofievov xov nyei>[iaxog inl dev- 
xiqav eq%exai nXtjyijV cog enl axfiova {dyxtava Hds.) ö<pvqa 
(Gifaiqa Hds.). 

In diesen Xoyog gehörte noch eine Reihe von Pulsarten, die 
sicher auch von Archigenes behandelt sind: der ameisenartige 
(ö(fvyfiög (ivq/jbtjxi£u)v) s ) , der gemsenartig springende (doqxadi- 
fwc) 4 ), der regenwurmartige (oxa>Xtjxi£cöt>) 5 ) und der wellenartige 
(xi'iAazcodijg) 6 ). Genaueres erfahren wir nur von seiner Erklärung 
des ameisenartigen Pulses. Er betrachtete ihn als zusammengesetzt 
aus dem kleinen, schwachen, häutigen und schnellen Pulse: ,,avv- 
S-exog de fioi doxeT elvai ex /juxqoxrjTog, äpvdqöxqtog, nvxvo- 
xtjxog, ävayxaimg de xal za%VTi]xog" '). Die letzten Worte seiner 
Erklärung enthalten offenbar eine Spitze gegen Herophilos, der die 
Schnelligkeit als Charakteristikum dieser Pulsart ausdrücklich ge- 



') Vermutlich stammt auch die Polemik Galens (VIII 538) gegen die- 
jenigen, welche die Ansicht vertraten, dal's der öVxporo? sich aus zwei Pulsen 
zusammensetze, aus Archigenes. 

') Gal. XIX 640. Vgl. Ps.-Gal. XIX def. 226 p. 410, 18. Ruf. neql 
atpvyftöiv p. 230. 

3) Gal. VIII 827. IX 293. 453. Vgl. VIII 460. 553 f. 

*) Gal. VIII 556. 1X80. 488. Vgl. Ps.-Gal. XIX 231 p. 412, 4. Ruf. 
231, 1. 

») Gal. VIII 550. 

«) Gal. VIII 549. 7 J Gal. VIII 827. 



200 

leugnet, hatte 1 ). Seine Behauptung von der Schnelligkeit dieses 
Pulses hatte Archigenes mit der Thatsache zu bekräftigen gesucht, 
dafs bei Magenleiden, denen dieser Puls eigen sei, der Puls jeder- 
zeit Schnelligkeit zeige 2 ). 

Was uns weiter von Archigenes aus seiner Schrift nsql Cfvy- 
ftwv erhalten ist, sind einzelne Bruchstücke, die sich nur schwer 
in den Rahmen des Ganzen einfügen lassen. Sie mögen hier nach 
der Reihenfolge der Pulsschriften des Galen ihren Platz finden: 

1. Gal. VIII 469: Swia nollcc jisv, maxe ßaqvvai xqv 6v- 
vapiv, ccvoofiäkovg xs xal dzäxzovg xovg G(pvy[iovg iqycc^sxai,. 
^QXiyevtjg ds (pijtfiv wxvxsqovg nleov xal nvxvoxsqovg. Vgl. 
Gal. IX 150: yqäcpovxog yäq ^Aq%iysvovg ovzoo nsql xrjg ßaqv- 
i'ovßtjg t-ijv dvvecfitv xqoyijg ■ 1} ^ 6s rw &lißsiv d/j,vdqoxeqovg 
xal (iixqoxiqovg, xaxvxsqovg xs nXsov r} nvxvoxsqovg" ' , yfisTg 
oi'x ovxcog y.t1. 

2. Gal. VIII 479: 'O dt xmv /jbaqaivofisvwv ov xa&' sv siSog 
xqsrtsxai acpvyfiög. xgij de scp' öffov svdsxsxai, öiaqoqalg ev- 
d^Aotg öioq'Ktaa&uv nsql avxüv. ol (itv dtj xatg fiij Xv&tiGaig 
(fkfyfxovaTg v.axä ßqax v Gvvanofiuqavd-ivzsg äfivöqovg xal 
&äzzovag xal nvxvovg dyav xal [j,vovqovg xazd fisysd-og sv 
fiitt nXijyrj zovg (Hpvyfiovg io'xovßiv , ovg *Aqxi>ysvr\g sntvsvsv- 
xözag xs xal nsqivsvsvxoxag xaXsX , Gacfüg ötjXovv ßovX6(isvog 
t6 xarä ztjv diaaxoXijv ßqaxv fiszä x-ijg xtiiv sxaxsqoa&sv nsqd- 
xwv olov snivsvßsoig' ov ydq oog dnoxsxofifjLsvoov a&qowg, äkl' 
dig snixsxafifisvwv x(Sv sxazsqw&sv (isqwv slg ßqaxv o'vvsCzaXzai, 
[ivovqog a>i> xü> fisysd-si xad-' sxazsqa xd fj,sqij. Vgl. IX 177 f. 

3. Gal. VIII 486: 'Aqxiysvijg 6s (fijtii xov zijg dqxrjqiag zo- 
Txov idiwg in' avzwv (sc. xütv xazox<>iv) dsqfiöxsqov svqißxsad-ai, 
'/.a&ansq zotg cnaai)-r^Go\ksvoig fiezä xaza(foqäg. Vgl. IX 189. 

4. Gal. VIII 779: To 6' vno zov 'Aqxiysvovg Xsyöfisvov, 
ort xal zmv Igxvü>v dvd-qwnoiv al sv zotg dffaqxoig [hsqsGiv 
dqzTjqiai (faivovxai zfj bipsi diaazsXXo/jisvat, xal ßvaxsXXofisvai, 
nqög fisv aldijfiovag dv&qomovg oqd-wg Xsyezai, nqög 6s zoi'g, 
ozuv avzotg 66^rj, firjös xwv (faivofisvwv nfcpqovxtxozag , ovx 
oqd-oK. Vgl. 453. 



') Gal. IX 453. *) Gül. VIII 835. 



201 

5. Gal. JX 138: El d' AQXiysvtjg fiey noög zotg tiQtjfisvotg 
xal nXijQeGzdiovg (f.^ol <paiveff&ai xovg ötfvyfiovg, 'AnoXXowldrig 
de xevwzatovc, ov fioi doxet (irjxvveiv su öeXv yfiäc neol yt 
xmv xoiovxwv, Ixavwg anodedtixözag evtciic efingoad-ey noay/jia- 
xeiaig wc [läzrjv xovxo xö yevog xwv Cqvyfiwv ol [is&' 'Hqo- 
(fiXov sneiffijyayov, utöneq xal aXXa noXXd. xal d-avftao'zöv 
ovöev ev Ttqäyfiaii fiydöXcog diayivMGxofievm zdvavzia Xtysiv 
'Aqiiy£vr\v zs xal 'AnoXXiüi'iörjv ov yag aiGd-ijoewg xoivqg zö 
nüd-og, dXXd (pavzaGfiäzonv löiutv sxcttsooc i'yoaipev. 

6. Gal. IX 324 : Evqiaxexai fievxoi xial xal xaxä xijv xrjg 
6ianXdaeo)g ISiözijza^ xad-äneg xal ö intvsvsvxoög xe xal ntoi- 
vsvevxmg dvo(iat,öf.hsvög iöxtv, o ys fiev ovv ovzio rijg agz^giag 
xazacixtvaad-eirtrig utg tö (ieaov avtrjg fiovov imö rw deofiazi, 
tszax&ai xpiXm, xä d' exax8Q0)9sv afrooMZioov iyxazaßaivtiv 
zw ßä9ti. yivsxai, de xal dV aqgbiGxiav dvvdfiewg, advva- 
zovdrjg enaigeiv zä ßaqvvovia' xal özav ye zo xoiovxov näd-og 
KTxvQoxeQov avzfi yivtjzai, xa/jumjv xiva (faivezat xazä xö vxpog 
isxeiv ö ß(fvy[iög, ov xvxXov neoi<f£Qsi,av, r\vziva xapntjv ov 
xaxwg 6 'AQ%iyevtig 6vo[jbÜL,ei, yun'imaiv. Vgl. fragm. 2. 



3. 

Diätetik und Therapie. 

Das Hauptverdienst der pneumatischen Schule liegl auf dem 
Gebiet der Diätetik und Therapie. Die hohe Ausbildung dieser beiden 
Disciplinen ist daraus zu erklären, dal's die älteren Pneumatiker mehr 
Wert auf die Regelung der Diät und auf mechanische Hilfsmittel legten 
als auf medicamentöse Stolle. Ihr therapeutisches Verfahren war natur- 
gemäfs darauf gerichtet, die vorherrschende Qualität zu bekämpfen, die 
übermäfsige Wärme durch kühlende Mittel, die übermäfsige Kälte durch 
wärmende, die übermäfsige Feuchtigkeit durch trocknende und die 
übermäfsige Trockenheit durch anfeuchtende Mittel 1 ). Bei der Be- 
kämpfung der vorherrschenden Quatität leistete nacli ihrer Meinung 
eine vernunftgemäfse Diät wesentliche Dienste. Dazu war eine genaue 
Kenntnis des Qualitätengehalts der einzelnen Nahrungsmittel, der 

«) Gal. I 519. 



202 

atmosphärischen Luft, der verschiedenen Gegenden u. s. w. er- 
forderlich: auf ihr beruhten die Vorschriften, die sie über die 
Lebensweise der beiden Geschlechter und über die Erziehung und 
Pflege des Menschen in den verschiedenen Lebensaltern gaben. 

Athenaios hat in seiner Diätetik ausführlich über die ver- 
schiedenen Getreidearten, Weizen und Gerste und über die Brote 
gehandelt. Der Weizen ist deshalb am nahrhaftesten von allen Ge- 
treidearten 1 ), weil er dem Körper die der Gesundheit dienenden 
Qualitäten, Wärme und Feuchtigkeit zuführt. Seine Wirkung ist 
aber verschieden je nach seiner Art, der Gegend, in der er 
wächst, der Beschaffenheit der Luft, der Jahreszeit und dem Alter. 
Er unterschied zwei Arten, die tcvqoi auavioi oder aksvQizai und 
die atfiiöaXlzai 2 ). Die Unterscheidungsmerkmale sind dieselben 
wie bei Galen 3 ): die erste Art ist leicht an Gewicht, locker und 
weifs; sie wird leicht verdaut, befördert die Transspiration und ist 
der Gesundheit förderlich, ohne dem Körper Kraft zu geben. Die 
zweite Art ist schwerer, fest und gelb, ferner schwer verdaulich und 
infolge des gröfseren Gehaltes an Nährstoffen verleiht sie dem Körper 
Kraft. Nach der Bodenbeschaffenheit unterschied er den Weizen, 
der auf trockenem und magerem Boden wächst, von dem, der auf 
fruchtbarem, fettem Boden steht. Der erstere ist leicht verdaulich, 
aber wenig nahrhaft, ebenso wie der Weizen, der auf ausgedörrtem 
Boden wächst und der weifs und locker wie der Sommerweizen 
wird. Der Weizen dagegen, der auf fettem Boden wächst, ist in- 
folge der reichlichen Nahrung fest, schwer und nahrhaft; der nahr- 
hafteste gedeiht in Gegenden, die dein Winde und der Sonne aus- 
gesetzt sind. 

Derselbe Unterschied zeigt sich beim Weizen, der in kalten 



: ) Orib. I 10 f.: ntQi nvQtäv ix tüv 'A&rjvaiov ix rov «' Xöyov. Vgl. 
Gal. VI 480. Diosc. II 107 p. 233. 

2 ) Diphilos von Siphnos und Philistion geben ebenfalls den uqtoi ae/u- 
öaXhai den Vorzug vor den c'Iqtoi dXtvQiTcti (Athen. III 115 c f., aus Herakleides 
von Tarent). Aufserdem stimmt Philistion auch darin mit Athenaios, dals er 
den uqtoi ocfttdaXiiui eine kräftigende Wirkung zuschreibt. Diosk. a. a. 0. kennt 
dieselben beiden Arten. Das bei Athenaios (III 115 f.) folgende Mnesitheos- 
citat (aus seiner Schrift 7iegl idiOTÜv) steht ausführlicher bei Gal. VI 513: die 
Vergleichung zeigt, wie Athenaios excerpiert. 

s ) Gal. VI 481 f. 



203 

und wannen Gegenden wächst. Der Weizen in Italien Gegenden 
ist feinteilig und ausgewachsen, derjenige, der in warmen Gegenden 
wächst, nimmt reichlichere und viel festere Nahrung auf, der Weizen 
auf sumpfigem Boden ist wenig nahrhaft und leichter, er ver- 
schlechtert das Blut und erwärmt den Körper nur mäfsig. Feuchter 
Boden bringt weniger nahrhaften und schwachen Weizen hervor und 
scheint ihn wegen des Überflusses an Feuchtigkeit in Unkraut um- 
zuwandeln, der Weizen auf schattigem Boden endlich enthält mehr 
Hülsen als nützlich ist. Wechselt in den Jahreszeiten Kälte, Wärme, 
Feuchtigkeit und Trockenheit gleichmäfsig ab, so ist der Weizen 
voll und nahrhaft; wechseln sie dagegen ungleichmäfsig ab, so ent- 
hält er nur wenig Nährstoff und ist mager. Viel Regen bringt Mehl- 
tau an den Ähren hervor ; in der Zeit, wo die Ähren auswachsen, sind 
übermäfsige Wärme, trockene Winde sowie lang anhaltender Sonnen- 
brand schädlich. Nach dem Alter unterschied er jungen, alten und 
mittleren Weizen; der junge ist saftiger, blähend und nahrhaft, der 
alte dagegen saftlos, trocken und wenig nahrhaft ; in der Mitte zwischen 
beiden steht die dritte Art. 

In diesen Zusammenhang gehört der kurze Abschnitt über die 
Brote 1 ). Die dünnen Brote sind saftloser und weniger nahrhaft, weil 
ihr Nährstoff durch das Backen verdampft wie z. B. die 'hqict und 
Xccyctvcc. Ferner sind die stark und die zweimal gebackenen Brote 
weniger nahrhaft als die saftigen. Mit Philistion 2 ) stimmt er in der 
Notiz iiberein, dafs die warmen und frischen Brote nahrhafter sind als 
die kalten und alten, weil die Wärme die Verdauung befördert. 

Über die Gerste ist uns von ihm wenig erhalten 3 ). Die Gerste, 
die keine Hülse hat, hält er für saftiger und nahrhafter und stellt 
sie dem Weizen am nächsten, darnach die Gerste mit zwei Körner- 
reihen. 



>) Orib. I 24. 

'-) Athen. III 115d: <t>tXiaiiu>v cT ö Aoxobg tüv xovdoiiüv roig atfii- 
SaUtag TiQog laj(vv (frjai, ^läXXov ntifvxivai • fie&' ovg xoiig /ordoiTag xi- 
»rjotv, tha xovg äXcvgirag . . navitg <T ol d-iopoi Sorot tiöv tyvyfiivtov 
eioixovo/urjiöisooi naXurgotfontooC n xai iv/vXötsqoi, hi äi nvtvftattxol 
xal evuvddoToi. ol $' hpvyfiivoi nXfofltoi, Suaoixovofiriroi. ol de rtXtCoig 
naXaiol xal xarexpvyfiivot, citQoyajTtQot, OiaxixoC it xoiXiag xal xcixö/vloi. 
Das Citat stammt vermutlich aus seineo 'Oipaoiviixä (Ath. XII 516 c). 

») Orib. I 26. 



204 

Zum Filtrieren des Wassers bediente man sich in Alexandreia 
gewöhnlich einer porösen Steinart (ffraxToi) oder des Filters (vIk!t^q). 
Athenaios 1 ) empfahl, die Brunnen am Meere oder an Seeen anzulegen 
und das Wasser, wenn es frei von Schmutz und Blutegeln erhalten 
werden soll, durch die Erde zu filtrieren. Zum Schutz soll man den 
Brunnen mit einer Brustwehr aus Stein oder Holz umgeben und den 
Boden in derselben Weise auslegen. Der Vorteil des filtrierten 
Wassers besteht darin, dafs es sehr dünn, rein und kalt ist. 

Eines der wichtigsten Mittel zur Erhaltung der Gesundheit ist 
gute Luft. Athenaios gab genaue Vorschriften über die verschiedene 
Beschaffenheit derselben 2 ). Er unterschied die Luft in der Sonne 
von der im Schatten und die Luft am Tage von der in der Nacht. 
In der Sonne ist sie wärmer und dünner, im Schatten dichter, am 
Tage weniger kalt und dünn, bei Nacht dagegen kalt und dicht. 
Da die warme und dünne Luft die Transspiration befördert, die 
kalte und dichte entgegengesetzt wirkt, so ist die Nacht für rheu- 
matische Leiden, Fieber und Entzündungen unerträglich. Ferner 
unterschied er die Luft in der Stadt von der Luft, auf dem Lande. 
In der Stadt, wo sie durch die Häuser begrenzt wird, ist sie wärmer 
und dichter; erwärmt wird sie durch den Einflufs des Sonnenlichtes, 
verdickt infolge des Mangels an Luftströmung. Zudem schwängert 
sie sich leicht mit AusdünstungsstofTen mannigfaltiger Art, wie sie 
in schlecht ventilierten Städten unvermeidlich sind. In der Stadt 
erscheint der Körper voll und aufgetrieben, da der Verdauungsprocefs 
und die Bewegung der Säfte gehemmt sind; auf dem Lande dagegen 
ist die Luft dünn und rein; sie macht Appetit, befördert die Ver- 
dauung und den Umsatz der Säfte, ist nahrhaft und stärkt die 
Sinne. 

Ebenso wie die Luft, kann die Gegend, in welcher der Mensch 
wohnt, je nach ihrer Beschaffenheit einen verschiedenen Einflufs auf 
den menschlichen Organismus ausüben 3 ). Der Aufenthalt in hohen, 
gebirgigen Gegenden ist gesund, mit Ausnahme im Winter, wo die 
Bewohner unter der Kälte zu leiden haben. Das Gesunde solcher 
Gegenden liegt in der gröfseren Kälte und in der gröfseren durch 

') Orib. I 357. 

») Orib. II 291 = Gal. XVI 360. Vgl. Aet. III 162. 
3 ) AtheDaios bei Orib. II 302 = Gal. XVI 401. Vgl. Aotyll bei Orib. 
II 301. Sabioos bei Orib. II 310. 



205 

die starke Luftströmung bedingten Reinheit der Luft. In Thälern 
ist der Aufenthalt weniger gesund wegen der Wärme der Luft, be- 
sonders im Sommer und wegen des Mangels an Luftströmung, zu- 
mal wenn die Gegend von hohen Bergen eingeschlossen ist: in diesem 
Falle wird die Luft infolge des Zurückstrahlens der Sonne von den 
Bergen zu sehr erwärmt. Bewaldete Gegenden sind weniger luftig 
und sonnig als unbewaldete; deshalb sind sie im Winter dunkel und 
kalt, im Sommer ist die Luftströmung gering und die Luft stickend 
heifs. Die Gegenden in der Nähe von mälsig grofsen Flüssen be- 
sitzen eine sehr milde Temperatur, besonders wenn die Luft in 
ihnen recht trocken ist; die Nähe gröfserer Flüsse wirkt dagegen 
gesundheitsschädlich auf den menschlichen Organismus, weil die Luft 
infolge der Wasserverdünstungen feucht und des Morgens und Abends 
kalt ist, so dafs in diesen Gegenden dem menschlichen Körper 
Feuchtigkeit und Kälte zugeführt wird. Sumpfige, seeenreiche 
Gegenden sind aus verschiedenen Gründen ungesund; einmal er- 
langen die Früchte infolge der Einwirkung der Feuchtigkeit auf den 
umliegenden Boden nicht die erforderliche Beife, ferner ist die Luft 
in solchen Gegenden feucht und dick und wird durch die Aus- 
dünstungsstoffe jeglicher Art, besonders durch die Produkte der 
Fäulnis verunreinigt. Auch sind sumpfige Gegenden meist waldreich, 
und durch den Reichtum an Bäumen wird die Luftströmung er- 
schwert. Sodann ist die Nahrung in solchen Gegenden kalt und 
feucht, die Luft, besonders im Sommer, glühend heifs und die 
Temperatur zeigt rasche Schwankungen: des Morgens ist sie infolge 
der Ausdünstungen kalt, des Mittags warm und des Abends wieder 
kalt. Trockene Gegenden machen den Körper trocken, befördern 
seine Ausdünstung und führen ihm gute Säfte zu, besonders durch 
die Nahrung, die warm und trocken, gehörig ausgereift und leicht 
verdaulich ist. Die Gegenden im Binnenlande sind gesunder als die 
in der Nähe des Meeres und höher gelegene von günstigerem Ein- 
flufs auf den menschlichen Organismus als die niedriger gelegenen. 
Von grofser Bedeutung für die Erhaltung der Gesundheit ist 
die Pflege des gesunden Menschen in den verschiedenen Lebens- 
altern. Die Pneumatiker unterschieden in hippokratischer Weise vier 
Lebensabschnitte: das Kindes-, Jünglings-, Mannes- und Greisenalter 1 ). 



i) Ps.-Gal. XIX def. 104 p. 374. 



206 

Jeder dieser vier Lebensabschnitte erfordert seine bestimmte erzieh- 
liche und diätetische Behandlung. 

In den Vorschritten, die Athenaios für die Erziehung des 
Menschen galt, hat er den hohen Wert der Gymnastik, der physi- 
schen Erziehung des Menschen, ganz und voll anerkannt wie wenige 
Ärzte seiner Zeit; im übrigen klingen seine Grundsätze häufig an 
Plato an. Wie dieser betrachtete er als Endziel der Erziehung die 
harmonische Ausbildung des Körpers und der geistigen Fähigkeiten 1 ). 
Er verlangte, dafs die Rinder ohne Zwang in kindlichen Vergnügungen 
aufwachsen, dafs ihre körperliche und geistige Ausbildung in gleicher 
Weise gefördert werde, indem sie an die Ruhe der Seele (ipvxwi] 
^ad-vfiia) und an körperliche Übungen gewöhnt werden. Er ver- 
bot, ihnen schwerverdauliche oder allzu reichliche Nahrung zu 
geben, weil dadurch die Verdauung gestört, das Wachstum ver- 
hindert und im Innern des Organismus leicht Entzündungen und 
Geschwüre hervorgerufen werden. Vom 6. oder 7. Lebensjahre an 
sollen sie den ersten Unterricht in der Elementarschule erhalten: der 
yQcefifjuxiiGTtjg soll freundlich und mild sein, und der Unterricht 
gewissermafsen spielend 2 ) betriehen werden ohne jeden Zwang. 
Durch freundliches Zureden, Ermahnen und häuliges Loben soll der 
Lehrer auf die Schüler einwirken, weil dadurch der Eifer der Zög- 
linge angestachelt, und sie mit Lust und Freude an der Arbeit er- 
füllt werden: durch Strenge schüchtern sie die Schüler ein und 
nehmen ihnen die Lust am Lernen. Vom 12. Lebensjahre an sollen 
sie strenger wissenschaftlich in der Grammatik nnd in den mathe- 
matischen Fächern unterrichtet werden, wobei die körperliche Übung 
nicht vernachlässigt werden darf; er verlangte, dafs die Pädagogen 
und Schulvorsteher erfahrene Männer seien, damit sie ihren Zög- 
lingen das richtige Mafs und die rechte Zeit der Nahrung, der 
körperlichen Übung, der Bäder, des Schlafes u. s. w. vorschreiben 
können. Im 14. Lebensjahre soll der Unterricht in der Philosophie 
und Mediän beginnen. Die medicinische Bildung 3 ) forderte er deshalb, 
damit ein Jeder sein eigener Arzt sein könne, da es keine Zeit und 



') Athenaios bei Orib. III 161. Vgl. Aet. IV 29. Ps. Sorao ed. Dietz 
c. 92 p. 209. 

2 ) Ebeoso Plato im Staat p. 536. Jeder moderne Pädagoge wird freudig 
die vortrelflichen erzieherischen Vorschriften des Athenaios unterschreiben. 

s ) Ebenso Plut. de sanit. tuenda c. 24. 



207 

keine Beschäftigung gebe, wo wir dieser Kunst nicht bedürfen. Mit 
der geistigen Ausbildung soll die körperliche gleichen Schritt halten. 
Die gymnastischen Übungen soll man häufiger wiederholen, weil der 
Körper schon kräftiger ist und weil in diesem Alter der Geschlechts- 
trieb erwacht, damit durch die gleichmäfsige Anstrengung des 
Körpers und Geistes dieser Trieb unterdrückt werde, dessen früh- 
zeitige und allzu häufige Befriedigung in gleicher Weise der Seele 
wie dem Körper schade. 

Im Mannesaller soll die körperliche und geistige Ausbildung 
zum Abschluß gebracht werden; er empfahl jede Art von körper- 
licher Übung, wobei thunlichste Rücksicht auf die Gewohnheiten 
eines Jeden zweckmäfsig sei, die Nahrung soll reichlich und nahr- 
haft sein. Die sinnlichen Begierden soll man in seiner Gewalt 
haben, weil der Körper nur bis zu einem gewissen Grade wider- 
standsfähig sei und weil das Übermars selbst die kräftigsten Con- 
stitutionen aufreibe. Im abnehmenden Alter (nagan^ä^ovric) 
soll die Anstrengung des Geistes und Körpers herabgemindert und 
die Nahrung allmählich beschränkt werden, da auf dieser Altersstufe 
bereits die dem Alter charakteristische Qualität der Kälte auftrete. Das 
Greisenalter endlich bedarf der sorgfältigsten Diät ; in ihm schwinden 
allmählig die physischen und psychischen Kräfte, und der Körper 
fange an runzlig, dürr, locker und trocken zu werden. Ein schwacher 
und für äufsere Krankheitsursachen leicht emptänglicher Körper be- 
darf nur eines geringen Anstofses, um Schaden zu nehmen. Des- 
halb mufs man schon in der Jugend auf das Alter Rücksicht 
nehmen. Er verlangte, dafs man sich im Alter freundlich und hoch- 
herzig zeige, damit man nicht lästig falle, sondern damit man eine 
freundliche und sympathische Behandlung bei seinen Mitmenschen 
finde. Man soll nur den Verkehr von solchen Menschen suchen, 
die einem angenehm sind, sich in anmutigen Gegenden aufhalten, 
sich im übrigen möglichst viel Mufse verschaffen und sich mehr um 
sich selbst als um andere bekümmern. Am schönsten aber sei das 
Alter, das imstande ist, sich in die geistigen Erzeugnisse der Ver- 
gangenheit zu vertiefen. 

Ebenso vortrefflich sind die Grundsätze, die er für die 
Lebensweise des Weibes aufgestellt hat 1 ). Da das Weib nach seiner 



') Athenaios bei Orib. III 97. 



208 

Theorie ein Wesen von kalter und feuchter Natur ist, so mufs es 
eine warme und trockene Lebensweise führen, sich vor kalter 
und feuchter Luft, vor kalten und feuchten Gegenden hüten. Seine 
Nahrung soll mehr trocken als feucht sein ; übrigens lehre das schon 
die Natur, da sie Flüssiges nur in geringer Quantität zu sich zu 
nehmen pflegen: Wein sollen sie wegen der Schwäche ihrer Natur 
nur wenig geniefsen. Dagegen empfahl er ihnen geistige und körper- 
liche Übungen: die geistigen sollen in der Ausbildung der für die 
Wirtschaft erforderlichen Kenntnisse und in der Sorge für das 
Hauswesen bestehen, die körperlichen im Wollspinnen und in 
sonstigen häuslichen Arbeiten. Die Frauen, die selbst thätig sind, 
haben eine gute Gesundheit, gebären leichter als die, welche ein 
unthätiges, üppiges Leben führen. Ganz modern klingt es, wenn 
er den Frauen vorschreibt, das Backen selbst zu beaufsichtigen, 
selbst in der Wirtschaft Hand anzulegen, das für den Haushalt Er- 
forderliche selbst zuzumessen und nachzusehen, ob alles an seinem 
Platze ist, selbst den Teig anzufeuchten und zu kneten und seihst 
die Betten zu machen, da körperliche Bewegung den Appetit des 
Weibes vermehre und ihm einen gesunden Teint verleihe. 

Die Lebensweise in den einzelnen Jahreszeiten d. h. die Speisen 
und Getränke, welche in jeder Jahreszeit erlaubt oder verboten 
sind, hat er ebenfalls genau vorgeschrieben'). Im Winter werden 
Krankheiten durch die dieser Jahreszeit charakteristischen Qua- 
litäten, durch Kälte und Feuchtigkeit hervorgerufen 2 ). Daher 
kommt es vor allein darauf an, den Körper zu erwärmen: man 
suche warme, vor Wind und Wetter geschützte Gegenden auf 
und meide kalte, der frischen Luft ausgesetzte Wohnungen 
Man gebrauche wärmere Kleidungsstücke und schütze die Atmungs- 
organe. Die Nahrung mufs geeignet sein, den Körper zu erwärmen 
und die durch die Kälte verdickten Säfte aufzulösen. Zum Trinken 
empfahl er den mäßigen Genufs von Wasser- und Weinmet, 
weifsem, schönduftendem alten Wein, d. h. von solchen Getränken, 
welche die Feuchtigkeit anziehen. Die Speisen müssen trocken sein, 
leicht verdaulich, gut gesäuert, gut durchgekocht, rein, mit einem 



') Athenaios bei Orib. 111 182. 

2 ) Mau vergleiche hiermit die geuauea Vorschriften, die Aretaius über 
die Diät der einzelnen Krankheiten giebt: sie sind echt pneumatisch. 



209 

Zusatz von Fenchel ((MXQccdQov) und Ammei {äftfii). Von Gemüse 
geniefse man Kohl, Spurgel, Lauch, gekochte Zwiebeln und gekochte 
Rettige. Von Fischen wähle man nur die aus, welche sich an 
Klippen aufhalten, als Fleisch Geflügel, Ziegen- und Schweine- 
fleisch, ferner Suppen aus Pfeffer, Senf, Raukekohl (tv&fiov), 
ydqov und Essig. Stärkere Körperbewegung, Anhalten des Atems, 
kräftige Abreibungen, besonders eigenhändige Abreibungen am Feuer 
sind empfehlenswert. Aufstehen soll man erst zu einer Zeit, wo 
die Luft wärmer geworden ist. 

Im Frühling, in der feuchten und regnerischen Jahreszeit, 
suche man trockene Gegenden auf und nehme trockene Nahrung 
zu sich. Als Getränk empfahl er Honigwein, alten, dünnen, schön- 
duftenden Weifswein ohne Zusatz von Meerwasser, aber nur in ge- 
ringen Quantitäten und nur wenig mit Wasser vermischt. Besonders 
empfehlenswert sind körperliche Übungen, wobei man sich jedoch 
vor Ermüdung hüte, trockene Abreibungen und Abreibungen mit 
Öl, endlich, um die Feuchtigkeit des Regens und der Atmosphäre 
zu paralysieren, Bähungen mit erhitzten und trockenen Gegenständen. 

Im Sommer meide man die übermäfsige Hitze; deshalb suche 
man luftige und kühle Wohnungen auf und feuchte und kühle 
Gegenden. Der Wein soll mit Wasser verdünnt und nicht allzu warm 
sein. Vor dem Essen trinke man süfsen mylilenäischen oder pam- 
phylischen Wein, beim Essen ungemischten, nicht ganz herben, aus- 
gegorenen Wein. Wasser ist gleichfalls zu empfehlen. Die Nahrung, 
von der eine geringe Quantität genügt, darf nicht allzu nahrhaft 
sein. Zweckmäfsig ist eine Promenade in schattiger Gegend, doch 
darf sie nicht zu anstrengend sein. Gymnastische Übungen wie 
Laufen, Ringen, Faustkampf sind zu vermeiden oder nur in ge- 
ringem Umfange anzuwenden. Einreibungen mit Ül und kalte 
Waschungen sind zu empfehlen. Man erhebe sich früh, wenn die 
Luft noch kühl ist, und gehe spazieren; bei Tisch geniefse man 
leichte Speisen, damit sie bis zur Frühpromenade verdaut sind. 
Zum Getränk wähle man milden Wein oder Regen- oder Quell- 
wasser; am zweckmäfsigsten ist es, Wasser zu trinken, daneben 
Milch, süfse, wenig nahrhafte Suppen und leicht verdauliche Brei- 
arten. 

Der Herbst ist die gefährlichste Jahreszeit; man hüte sich 
morgens und abends barfufs zu gehen oder unbedachtsam ins kalte 

Pbilolog. Untersuchungen. XIV. 14 



210 

Wasser zu steigen. Nachts schlafe man nicht unter freiem Himmel 
und nehme sieb vor den Winden in Acht, die von Flüssen und 
Seeen her wehen, weil sie den Körper nicht nur abkühlen, sondern 
auch durchnässen. Allzu nahrhafte, die Säfte verdickende Speisen 
und Getränke sind in dieser Jahreszeit zu vermeiden. 

So genau wir über die diätetischen 1 ) Mafsregeln des Athenaios 
unterrichtet sind, so wenig wissen wir von seiner Therapie 2 ). 
Einem glücklichen Zufall haben wir es zu verdanken, dafs wir diese 
Lücke durch die therapeutischen Berichte, die uns bei Oribasius 
und Aetius von seinen Nachfolgern erhalten sind, auszufüllen im- 
stande sind. 

Bei der eklektischen Bichtung der meisten Pneumatiker kann 
es uns nicht Wunder nehmen, dafs die therapeutischen Grundsätze 
der älteren Arzte, insbesondere des Asklepiades, bei ihnen volle 
Anerkennung und Berücksichtigung fanden. Die aktiven und 
passiven 3 ) Bewegungen, die Frictionen 4 ), verschiedenartige Bäder 5 ), 
Brechmittel ), Pnrgirmittel waren ihre Mittel, um Krankheiten zu 
verhüten und zu beseitigen. Über den Gebrauch des Weines 7 ), 
des Bibergeils 8 ), des Hellehoros 9 ), der verschiedenen Arten von 
Blutentziehungen lu ), über Senfpflaster und Pechmützen u ) haben sie 
ausführlich gehandelt. Insbesondere hat die therapeutische Behand- 
lung der Fieberkranken in dieser Schule eine umfängliche Litteratur 
hervorgerufen 12 ). 



') Verweisen will ich noch auf die Vorschriften, die er über die Vor- 
bereitung zur Zeugung gegeben hat: Orib. III 107: Tragitöxcvi) nqb; nmiSo- 
■nouav Ix iiöv 'A&rjvat'ov. 

2 ) Zwei Kecente von ihm sind uns bei Galen erhalten: XIII 296. 847. 

s ) Herodot bei Orib. I 519. ') Herodot bei Orib. I 496. 

5 ) Herodot bei Orib. II 386 f. Archigcnes bei Aet. III 167 = Antyll bei 
Orib. II 383. Agathinos bei Orib. II 394. 

6 ) Archigenes bei Orib. II 2U2. 

') Herodot bei Orib. I 406. 8 ) Archigenes bei Gal. XII 337. 

9 ) Agathinos bei Cael. Aurel. 111 16. Er verfafste eine eigene Schrift 
über die Nieswurz und empfahl sie unter anderem bei Beginn der Wasser- 
sucht. Vgl. aufserdem Herodot und Archigenes bei Orib. II 146 If. 
10 ) Herodot bei Orib. II 42. 62 f. 

») Archigenes bei Aet. III 180 = Antyll bei Orib. II 469. Aet. III 181 = 
Antyll bei Orib. II 410. 

12 ) Vgl. Herodot bei Orib. I 417. II 42 u. öfter. 



211 

In den Vorschriften, welche die Pneumatiker über die passive 
Bewegung gaben, griffen sie auf die verschiedenen Arten zurück, die 
als Erfindung des Asklepiades 1 ) galten: das Tragen in einer Sänfte 
((poQftov), in einem Sessel (xad-sö(>a), das Fahren in einem Hand- 
wagen (xstQttficc^a), die Bewegung in schwebenden Betten (diu 
tov xQSfiaacov xlividiov)*), das Fahren in einem Wagen (sv 
£svxTotg), das Beiten (innaGta) und endlich das Fahren zu Schiff 
(dia nXoiojv aläqu) und bestimmten genau das Mals derselben 
für die Fieberkranken 3 ). In ihrer Hochschätzung der Frictionen 4 ) 
zeigt sich ebenfalls ihre Abhängigkeit von Asklepiades, der bekannt- 
lich zuerst im Zusammenhang über den Gebrauch der Frictionen 
gehandelt hatte 6 ). Herodot bediente sich der Frictionen des Körpers 
als Mittel gegen die Fieber zur Zeit der ax^ri, kurz vor der tcccq- 
ax/nj und bei einem Fieberanfall zu Beginn der naQaxfuj. Er 
vermied sie, wenn die Centralorgane entzündet sind, da es in 
diesem Falle unmöglich sei, das Fieber zu beseitigen, ferner wenn 
der Kranke an Atemnot leidet oder wenn am ganzen Körper oder an 
der Stirn oder am Hals Schweifsausbrüche stattfinden. Er empfahl 
bei jungen Leuten von kleiner Statur die Frictionen von vier, bei 
Erwachsenen von sechs Leuten in der Weise vornehmen zu lassen, 
dars je zwei die Arme einreiben bis zu den Fingern, je zwei die 
Brust bis zu den Scham teilen und die letzten zwei endlich die 
Beine bis zu den Zehen. Zuerst soll das Beiben gelinder und 
mäfsig schnell sein, darnach schneller und stärker, zum Schlufs 
wieder milder. Bei jungen Leuten ist hundertmaliges Beiben hin- 
reichend, bei Erwachsenen zweihundertmaliges, bei starken Leuten 
kann man die Zahl verdoppeln 6 ). Verschafft das Beiben Erleichte- 
rung, hört das Fieber auf, stellt sich leichte Atmung und gute 
Gesichtsfarbe ein, läfst die Gröfse des Pulsschlages nicht nach und 
wird er nicht beschleunigt, schwillt das Fleisch an und rötet 
sich, so kann man die Zahl der Frictionen vermehren. Stellt 



!) Vgl. Cels. II 15, 60. Asklepiades handelt darüber in seinen communia 
auxilia: Cels. II 14,58. 

2) Vgl. Plin. XXVI S, 3. Antyll a. a. 0. 513. Vgl. Daremberg zn 

Orib. I 661. 

3 ) Herodot bei Orib. 1 496. Antyll bei Orib. I 513. 
*) Herodot bei Orib. I 496. 

») Cels. II 14, 58 ff. 6 ) Cels. a. a. 0. 

14* 



212 

sich infolge der Einreibungen Schweifssecretion ein , so haben sie 
ihren Zweck erfüllt und man mufs sie wiederholen. Macht sich 
bei der ersten Friction keine Besserung bemerkbar, so fahre man 
trotzdem mit der Behandlung fort, die man als zweckmäfsig erkannt 
hat. Nach der Friction reiche man dem Kranken warmes Wasser 
und zur Zeit des Fiebernachlasses Nahrung, die zugleich warm und 
feucht sein soll. Im Winter nehme man die Friction in einem er- 
wärmten Baume vor und mische dem Öl kohlensaures Natron 
(ä(fQÖviTQOv) und Wein bei. Wenn die wiederholte Anwendung 
der Friction keine Besserung hervorbringt, so lasse man den Kranken 
ein Sitzbad nehmen und übergiefse ihn mit 01, wodurch eine Art 
von Metasynkrise herbeigeführt wird. Die Frictionen sind einzu- 
stellen, wenn der Kranke die Berührung mit den Händen nicht 
vertragen kann oder wenn sieb bei ihm während der Reibung eine 
stärkere innere Hitze einstellt. Wenn die Friction bei inter- 
mittierenden Fiebern ein heftiges con taillierendes Fieber im Gefolge 
hat, so darf man sich dadurch nicht beunruhigen lassen, da es 
bald wieder verschwindet. Hat man die Friction zur Unzeit an- 
gewandt oder bedurfte der Kranke derselben nicht, so stellt sich 
ein starkes Fieber ein, das nicht weichen will, oder die Kranken 
werden träge und schläfrig, der Körper matt, die Respiration be- 
schleunigt, der Puls klein, schwach und häufig, auch Krämpfe und 
Zittern treten auf. 

Einen wichtigen Platz in der Therapie der Pneumatiker be- 
haupten die Bäder, die sie in verschiedenen Formen empfahlen. 
Sand- 1 ) und Sonnenbäder 2 ) waren ihnen nicht unbekannt. Es war 
eine häufig ventilierte Streitfrage dieser Zeit, ob Warm- oder Kalt- 
bäder zur Erhaltung der Gesundheit förderlicher seien 3 ). Die pneu- 
matische Schule entschied sich im Sinne des Asklepiades, der die 
kalten Bäder wieder zu Ehren gebracht hatte 4 ), und dem in der 
Wertschätzung derselben sein Schüler Antonius Musa, der Leibarzt 



') Herodol bei Orib. II 403. 

2 ) Herodot bei Orib. II 407. 

s ) Vgl. Daiemberg zu Orib. II 880 f. 

4 ) Cael. Aur. A. M. I 14: laudal eliam in sahäaribus praeeeptis vitae 
varietatem atque vehementer utile dicit aquam bibere et frigida lavari, quam 
ipu/Qu).ovai'i<v appellant, et frigidam bibere. 



213 

des Äugustus 1 ) und in der neronischen Zeit der Arzl Charmis aus 
Massilia gefolgt waren 2 ). Agathinos 3 ) und Herodot 4 ), von denen 
uns Vorschriften über die Bäder erhalten sind, verwarfen zwar die 
warmen Bäder nicht ganz, stellten aber den Nutzen der kalten 
Bäder ungleich höher 5 ). Die warmen Bäder wandten sie nur bei 
Entkräftung und Trägheit infolge von schlechter Verdauung an und 
bei solchen Kranken, die sich vor kalten Bädern fürchteten oder 
eine Abneigung gegen Salbungen hatten 6 ). Der Vorteil der kalten 
Bäder besteht nach der Ansicht des Agathinos darin, dafs der Leib 
fest wird, die Gesichtsfarbe blühend, die Erscheinung männlicher 
und stärker, dafs reger Appetit, schnelle Verdauung, normale 
Thätigkeit der Sinneswerkzeuge sich einstellt, während diejenigen, 
welche warme Bäder gebrauchen, schwammiges Fleisch haben, blasse 
Gesichtsfarbe, schlechten Appetit und einen schlaffen Leib. Selbst 
bei Kindern hielt er den Gebrauch von kalten Bädern für vorteil- 
hafter, wenn sie mit der nötigen Vorsicht angewendet werden; den 
Ammen machte er den Vorwurf, dafs sie die kleinen Kinder durch 
fortgesetze Warmbäder fast kochen. Man kann nach seiner Meinung 
zu jeder Jahreszeit ohne Gefährdung der Gesundheit mit kalten 
Bädern beginnen; soll aber ein Unterschied gemacht werden, so 



') Er hatte bekanntlich den Äugustus bei eiuer gefährlichen Krankheit 
durch eine Kaltwasserkur geheilt: Plin. XIX 128. XXIX 6. Suet. Oct. 81 
u. öfter. 

2 ) Plin. N. h. XXIX 10: Hi regebant fata, cum repente civitatem Charmis 
ex eadem Massilia invasit damnatis non solum prioribus medicis, verum et 
balneis, frigidaque etiam hibernis algorihus lavari persuasit. mersit aegros 
in locus . . . 

3 ) Orib. II 394: ntgl »eQ/^oXovaiag xal xpi'XQolova tag • ix luv 'AyaSivov 
Vgl. Plut. de sanit. tuenda c. 17. 

') Orib. II 386 ff. 

6 ) Archigenes verwarf die warmen Bäder beim Schwindel (axörto^ia) 
gänzlich, weil sie grade die Eigenschaften besäfsen, welche die Krankheit 
hervorrufen (Aret. cur. m. eh. I 3, 307). 

6 ) Orib. II 394 ff. Vgl. Herodot bei Orib. 11389,10: 'Enel öt noXXol 
i(Sv ISianiöv oIovtcu t« »CQfia rtöv vSktoiv OvpßäkXta'Jai nqog owirjorion 
iyfiag, xal <Sta tovio aiirois ävatäwg xcti artntOTdnog ^(üvrai, dg ilxog, 
Inl ßXäßri, afrov rrjg xpeväovg öötyg avrovg «7ro<mj<T«i ■ /Q^a»a><Jtti' dt, tl 
naptiiv, roTg vSamv ävtl ßakctvctaiv xoiväv. 



214 

empfahl er im Frühling 1 ) ilcn Anfang zu machen. Vor dem Bade 
soll man sich Bewegung verschaffen , aber nicht in übertriebene!' 
Weise; der Körper soll leicht und die Verdauung geregelt sein. 
Die geeignetste Zeit zum Baden ist die Zeit des Frühstücks 2 ). Ent- 
kleiden soll man sich, wenn die Jahreszeit es gestattet, in der Sonne 
oder an einem geschützten Ort. Zeigt sich das Individuum beim 
Entkleiden gegen die Kälte empfindlich, so mufs es sich wieder 
ankleiden und sich erst Bewegung verschaffen , darnach die Haut 
mit rauher Leinwand reiben, sich salben und dann erst ins Wasser 
gehen. Das Wasser darf weder zu kalt noch zu warm sein; am 
meisten zu empfehlen ist das Seewasser, da es hinreichend kalt ist 
und infolge seines Salzgehaltes den Körper erwärmt 3 ). Auf jeden 
Fall mufs es rein und durchsichtig sein, es darf weder Sumpfwasser 
noch stehendes Gewässer sein. Nach dem Essen sollen kalte Bäder 
nur dann genommen werden, wenn man infolge der Hitze oder in- 
folge von aktiver Bewegung ein unwiderstehliches Verlangen nach ihnen 
hat, Das einzige, worauf man bei den kalten Bädern zu achten 
hat, ist, dafs kein Wasser in die Ohren kommt, weil es schädlich 
auf die Gehörgänge wirkt. Was die Zeitdauer der Bäder anlangt, 
so empfahlen 4 ) sie dieselben anfangs einzuschränken und erst all- 
mählich länger auszudehnen. 

Auch Ölbäder*) und Bäder aus einer Mischung von Wasser 
und Öl (vÖQsXaiov) ) wurden von ihnen angewandt. Die Ölbäder 
empfahlen sie bei chronischen, mit Frostanfällen verbundenen 
Fiebern, bei Entkräftung und bei den im Fieber auftretenden 
Selmenschmerzen, zu jeder Zeit der Krankheit und in jedem Alter, 
insbesondere in vorgerücktem Alter. Beim Fieber liefsen sie dieselben 
zur Zeit der Abnahme, bei den Quartannebern zur Zeit des Anfalles 
nehmen. Den fünften Teil des Öls soll man mit Feuer erwärmen, 



') Vgl. Herodot bei Orib. II 389: rtöv dt nXeiaiiov väitjoiv iv tonoi; 
(koiäiai y.ai ntgixaiaiv övtiov xul Sin iovto inivüoois, xaiQOS InirriStios 6 
nfgi rb ectQ xtu rb (fS'ivonwoov . . . 

2 ) Vgl. Herod. bei Orib. II 389. 

3 ) Ausführlicher hat Herodot über deu Nutzen und die Verwendung des 
Seewassers gehandelt bei Orib. II 466. 

*) Herodot bei Orib. II 387. 

6 ) Herodot bei Orib. II 466. Aet. III 169. 

6 ) Herodot bei Orib. II 466. 



215 

nicht die ganze Masse, weil sie dadurch zu weiterem Gebrauch 
nicht mehr verwendbar wird. Die Wanne mufs der Gröfse des 
Kranken entsprechen und in einem zuglosen Räume aufgestellt, 
ihr Boden mit Schwämmen ausgelegt sein. Der Kranke soll 
zuerst eine Zeit lang ruhig in der Wanne daliegen, darnach mit 
den Händen das Öl hin und her bewegen, weil durch die Bewegung 
die Wärme gesteigert werde. Ist das Bad nicht warm genug, so 
giefse man wärmeres Öl hinzu; währenddessen mufs der Kranke 
den Kopf im Öl halten, sich aber einen weichen Schwamm vor die 
Ohren drücken. Die Zeitdauer dieser Bäder richtet sich nach der 
jedesmaligen Krankheit: beim Starrfrost, Fieber, Asthma oder bei 
schlechter Verdauung lasse man den Kranken solange im Ölbade, 
bis sich Feuchtigkeit an der Stirn zeigt. Bei denen, die wegen 
heftiger Schmerzen, Krämpfe und Harnverhaltung ein Ölbad nehmen, 
richte man sich aufser nach dem Kräftezustand nach der Zu- und 
Abnahme der Krankheitssymplome. Nach dem Bade reibe man den 
Kranken zuerst mit Schwämmen, die in warmem Wasser ausgedrückt 
sind , darnach mit leinenen Tüchern , das Gesicht mit milchlauem 
Wasser oder, wenn der Kranke erschöpft ist, mit kaltem. Dann 
bringe man den Kranken so schnell wie möglich in einen Raum 
mit reiner und gut temporierter Luft. 

Die Mineralquellen teilten sie nach ihren Bestandteilen in ver- 
schiedene Arten ein, in natron-, salz-, alaun-, erdharz-, schwefel-, 
eisen- und kupfervitriolhaltige 1 ). Die gemeinsame Wirkung derselben 
besteht nach ihrer Ansicht in der Austrocknung, einige von ihnen 
haben auch erhitzende und die alaunhaltigen, die salzigen und die 
Kupfervitriolwasser auch noch astringierende Kraft. Die Mineral- 
wasser wurden von ihnen gegen chronische Krankheiten empfohlen, 
insbesondere gegen solche, die auf Kälte und Feuchtigkeit beruhen. 
Die vorteilhafte Wirkung der einzelnen Arten wurde von ihnen bis 
ins einzelnste angegeben. 

Die eminente Kraft, welche in dem Wein schlummert, ist von 
ihnen voll und ganz erkannt worden. Klar und scharf gaben sie 
die Indicationen für seine Verwendung an. Bei denen, die infolge 
von Phrenitis in Synkope verfallen, sah Archigenes in dem Wein 



!) Archigeoes bei Aet. HI 167 = Aotyll bei Orib. II 383. Vgl. S. llOf. 
Herodot bei Orib. II 386 f. 



216 

die einzige Bettung '). Er nährt schnell, verbreitet sich überall hin 
bis in die äufsersten Teile des Körpers, fügt dem rövog neuen 
ivi'oc zu, erweckt das nvtv/Mx aus seinem Torpor, mäfsigt durch 
Erwärmung die Kälte, verdichtet die Feuchtigkeit und hindert das 
Hervorbrechen und Herausfliefsen der Säfte. Dazu kommt, dafs er 
lieblich und angenehm riecht und viel zur Wiederherstellung der 
Kräfte beiträgt. Herodot verwandte den Wein in zwei Fällen 2 ): zur 
Beseitigung des Fiebers, also in acuten Krankheiten und um die 
Synkrise der Grundkörper zu verhüten. Im ersteren Falle liefs er 
dem Arzte freie Wahl, im letzteren Falle hielt er zur Kräftigung des 
Kranken den Gebrauch desselben für notwendig. Das geeignetste 
Alter ist das Mannesalter; Frauen ist der Wein nicht in gleicher 
Weise zu empfehlen 3 ). 

Von den Jahreszeiten sind der Frühling und der Sommer die 
geeignetsten. Die Constitution des Kranken mufs feucht sein und 
nicht zu warm , die Fieber kurz , nicht von andern Krankheits- 
erscheinungen begleitet, beim Abnehmen des Fiebers ist er wirk- 
samer als zu Beginn der Abnahme. Dagegen ist die olvodoaia 
unzulässig bei Verhärtung und Entzündung 4 ) der mittleren Organe, 
bei trockenen Constitutionen und bei solchen Kranken, bei denen 
die Perspiration erschwert ist, bei continuierenden Fiebern und bei 
Nervenkranken. 

Man gebe den Wein auf nüchternen Magen, indem man fünl 
Teile warmen W r assers zusetzt; ist er stark, so setze man vier 
Teile zu. Seine Wirkung wird geschwächt, wenn man ihn filtriert. 
Das erste Mal reiche man dem Kranken eine schwache Mischung, 
im übrigen richte man sich nach der Gewohnheit des Patienten und 
nach der Wirkung der Mischung. Denen, die ihn vor dem Essen 
trinken und viel vertragen können, gebe man sechs Kotylen; die- 
jenigen, welche an das Vomieren vor dem Essen gewöhnt sind und 
eine starke Constitution haben , können die doppelte Quantität 
trinken und darnach vomieren, wodurch die scharfe und schleimige 



>) Aret. cur. ac. m. I ! p. 199. 2 ) Orib. I 406 If. 

3 ) Vgl. Athenaios bei Orib. III, 97. 

4 ) Aret. cur. ac. m. II 3 p. 259 halt ebenfalls den Geuul's von Wein bei Ent- 
zündungen für gefährlich, weil er in solchen Fällen die Schmerzen vermehrt, 
während er bei fehlender Entzündung die Natur kräftigt. 



217 

Feuchtigkeit aus dem Magen entfernt wird. Man kann ihn auch 
während und nach der Mahlzeit trinken, aber nicht spater als zwei 
Stunden nach Beendigung des Mahles; stellt sich dann Durst ein, 
so trinke man Wasser. Schwachen Constitutionen und solchen 
Kranken, die nicht daran gewöhnt sind, Wein auf nüchternem Magen 
zu trinken, reiche man denselben in Verbindung mit Speise l ), indem 
man Brotstücke in Wein, der mit warmem Wasser verdünnt ist, 
erweicht: in derselben Weise reiche man ihn Greisen, Kindern und 
Frauen. Denjenigen, die ans Weintrinken nicht gewöhnt sind, gebe 
man wenig Wein während der Mahlzeit; vorher und nachher lasse 
man Wasser trinken. Der Kranke soll nicht mehr als drei Kotylen 
und nicht weniger als eine Kotyle tagsüber trinken. Bei allen 
Kranken, die mit Wein behandelt werden, soll man am zweiten 
Tage Wasser geben oder, wenn sie auf Wein bestehen, nur eine 
geringe Quantität; auch soll man die Nahrungsquantität vermindern. 
Die Erscheinungen, welche der richtige Gebrauch des Weins 
im Gefolge hat, sind nach Herodot 2 ) folgende: Böte des Ge- 
sichts, gute Farbe, warme Schweifssecretionen am ganzen Körper, 
Unbenommenheit des Kopfes, Beweglichkeit der Gliedmafsen, Heiter- 
keit, Feuchtigkeit der Augen, nach dem Genufs guter Appetit und 
Aufstofsen und nach der Mahlzeit mäfsiger Durst, kurz anhaltende 
Schweifssecretionen, Urinabsonderungen und blühendes Aussehen 
des Körpers. Schlechte Zeichen dagegen sind schlechte Gesichts- 
farbe, Trockenheit des ganzen Körpers oder der meisten Körper- 
teile, kalte Schweifsabsonderungen verbunden mit einer gewissen 
Schwere im Kopf, mifsmutige Stimmung, Gleichgültigkeit gegen die 
Nahrung, unlöschbarer Durst, Brennen in den Eingeweiden, Urin- 
verhaltung und Frequenz des Pulses. Stellt sich in diesem Falle 
Erbrechen ein, so verordnete er unverzüglich zu vomieren: ist das 
Vomieren mit Beschwerden verbunden, so emptahl er Wasser und 
Buhe. Wenn sich infolge dieser Behandlung Fieber mit Erbrechen 
einstellt, so kommt es darauf an, ob der Anfall von langer oder 
von kurzer Dauer ist: im ersteren Falle verordnete er nach dem 
Anfall ein wenig Nahrung zu nehmen, im letzteren Falle dasselbe 
aber erst nach dem Schlaf, der sich nach dem zweiten Anfall ein- 
gestellt hat. Fehlt das Erbrechen, so mufs man den dritten Tag 



Aret. cur. ;ic. m. II 3 p. 262. 2 ) Orib. I 411. 



218 

abwarten und in der Zwischenzeit reichlich Wasser zu trinken 
geben. 

Man hüte sich, den Wein gierig und im Übermafs zu trinken, 
weil die Kranken dadurch den Appetit verlieren und unfähig werden, 
etwas zu essen und zu trinken 1 ). Den Herzkranken empfahl 
Archigenes 2 ) von griechischen Weinen besonders den von Chios, 
Lesbos und die andern dünnen Inselweine; unter den italienischen 
denjenigen von Surrent oder Fundi oder Falerii oder Signia; sehr 
alten oder noch ganz jungen Wein riet er in diesem Falle zu ver- 
meiden. Bei denjenigen Herzkranken, welche bereits kalt zu werden 
anfangen, ist der Wein die letzte Rettung : man reiche ihn in Ver- 
bindung mit Speise, aber in Absätzen, damit der Kranke sich von 
der durch das Essen hervorgebrachten Ermattung erholen kann. 

Ebenso ausführlich wie die verschiedenen Arten von Getränken 
behandelte Herodot die für Fieberkranke wichtige Frage, zu welcher 
Zeit des Anfalls man ihnen zu trinken geben soll 3 ). Ist das Fieber 
eine Folge von Unmäfsigkeit oder ist es durch den Genufs ver- 
dorbener Nahrung hervorgerufen oder dadurch, dafs man zu Beginn 
des Fieberanfalles Nahrung zu sich genommen hat, so liefs er 
vomieren, empfahl aber vorher warmes Wasser zu trinken, sogar 
zweimal, wenn es gilt, den verdorbenen Stoff gänzlich zu beseitigen 
oder ihn mit dem neuen zu vermischen 4 ). Kleinen Kindern ist 
das Trinken von warmem Wasser bei Beginn des Fieberanfalles zu 
empfehlen, besonders wenn sie Verlangen darnach haben. In 
solchen Fällen, wo der Kranke anfangs jeden Trank verabscheut, 
was gewöhnlich bei gefährlichen Anfällen eintritt, darf man ihm 
den Trunk nicht vorenthalten , sobald sich das Verlangen einstellt. 
Während der Zunahme des Fiebers gebe man zu trinken, wenn der 
Kranke vom unerträglichsten Durst gequält wird infolge einer be- 
sonderen Eigentümlichkeit seiner Krankheit, was man daran erkennt, 
dafs der Durst in keinem Verhältnis zu der Gröfse des Fiebers 
steht; ferner wenn bestimmte Symptome periodenweise regelmäfsig 
wiederkehren: wenn sich im Magen eine Menge von Galle ange- 
sammelt hat, und der Kranke sie unter Schmerzen von sich giebt, 



') Aret. cur. ac. m. II 3 p. 261. 

2 ) Aret. a. a. 0. p. 262. 

•) Herodot bei Orib. U17 «) Vgl. Cels. III 6. 



219 

ohne dafs ihm diese Entleerung Erleichterung verschafft, wenn die 
Extremitäten sich kalt anfühlen, und der Kranke blafs und ängst- 
lich ist, endlich wenn er das Liegen nicht vertragen kann und von 
brennendem Durst geplagt wird. Ist die Zunahme des Fiebers von 
langer Dauer, während die dxfiij nur kurze Zeit währt, so ist die 
Zeit der snidoötg am geeignetsten zum Trinken. Schwache Leute 
soll man durch Speise und Trank gegen die Anfälle schützen. 
Stellen sich Schlingbeschwerden ein infolge von übermäfsiger Trocken- 
heit des Ösophagus, so mufs man beständig zu trinken geben. Bei 
Erstickungsanfällen reiche man warmes Wasser auch vor der dx/iij. 
Bei Mangel an Appetit gebe man, besonders wenn der Mund aus- 
getrocknet ist, beständig Wasser, ferner reiche man denen schnell 
Wasser, bei welchen Heifshunger in Verbindung mit Entkräftung 
auftritt. 

Kaltes Wasser reiche man zu Beginn des Anfalles solchen Kranken, 
die an Blutflufs leiden; bei der Zunahme des Fiebers da, wo man aus 
irgend einem Anlafs kein warmes Wasser geben darf. Beim Brenn- 
lieber empfahlen sie den reichlichen Genufs von kaltem Wasser oder 
geschmolzenem Eiswasser oder von solchem Wasser, das die natür- 
liche Temperatur der Milch hat, und zwar zur Zeit der äxfiij des 
Fiebers '). 

Die Anwendung von Brechmitteln, die seit den Zeiten des 
Ilippokrates 2 ) von den Ärzten zu diätetischen und therapeutischen 
Zwecken empfohlen worden waren, hatte in der Kaiserzeit derart 
überhand genommen, dafs sie vielfach der Schlemmerei dienten, 
um den Magen zu möglichst starkem Essen zu befähigen 3 ): mau be- 
trachtete sogar diejenigen Mahlzeiten, welche den Zweck hatten, das 
Vomieren zu befördern, als Fest 4 ). Es ist deshalb begreiflich, dafs 
ein so radikaler Arzt wie Asklepiades den diätetischen Gebrauch der 
Brechmittel gänzlich verwerfen konnte 5 ), während Celsus e ) und die 
Quelle des Plutarch ihre Verwendung auf bestimmte Fälle be- 
schränkten, aber immer unter der Voraussetzung, dafs sie mit Mafs 



») Herodot bei Orib. I 417. 2 ) Vgl. Daremberg Oi-ib. II 830. 

3 ) Cels. I 3, 18. Seneca ad. Helv. 10, 3. Plut. de saoit. tueöda e. 22. 

4 ) Archigenes bei Orib. II 147. 

s ) Id seioer Schrift de tuenda sanitate. Cels. I 3, 18. Plin. XXVI 17. 
6) Cels. n . a. 0. 



220 

und nicht ohne Not angewandt werden. So erachtete Celsus das 
Vomieren für notwendig bei allen gallenreichen Constitutionen, bei 
denjenigen Krankheiten, welche durch die Galle hervorgerufen «erden 
und bei allen chronischen Krankheiten, insbesondere bei der Epilepsie 
und beim Wahnsinn 1 ). Dieselbe vermittelnde Stellung wie Celsus 
nahmen die Pneumatiker in dieser Frage ein. So sehr sie 2 ) gegen 
das gewohnheitsmäfsige Vomieren eiferten, so entschieden vertraten 
sie die Anschauung, dafs der zwei- bis dreimalige Gebrauch von 
Brechmitteln im Laufe eines Monats durchaus gesundheitsförderlich 
sei. Die Schädlichkeit des gewohnheitsmäfsigen Vomierens schlössen 
sie aus den Folgeerscheinungen , die Archigenes 3 ) genau angegeben 
hat: Abmagerung und Erschlaffung des Körpers, melancholische 
Stimmung, Atembeschwerden, schlechte Verdauung, übermäfsiger 
Appetit, derartige Schwächung des Magens, dafs er die zu- 
geführte Nahrung sogleich wieder von sich giebt oder dafs man 
sie mit Hilfe einer Sonde aus dem Magen entfernen mufs, 
Fäulnis der geringen Speisereste, die im Magen verbleiben, unregel- 
mäfsiger, mit Beschwerden verbundener Stuhlgang. Je nach der 
erforderlichen Stärke des Vomierens unterschieden sie verschiedene 
Arten: das Brechen auf nüchternem Magen, nach dem Genufs von 
Speisen (s/isroc and deijivov oder and Gizitav)*), von Rettigen 
(e'fjsTog cctto qccifavidiov) 5 ) und nach dem Genufs von Nieswurz 6 ). 
Das Vomieren hat den Zweck, den Krankheitsstoff (die unverdauten 
Speisen oder die sich im Magen ansammelnden Säfte) aus dem 
Magen zu entfernen, die dicken Magensäfte zu verdünnen, den 
Magen auf kräftigere Vomitive vorzubereiten oder auf ihn metasyn- 
kritisch einzuwirken. So verordnete Archigenes die Anwendung von 
Brechmitteln bei den vom Magen ausgehenden epileptischen Anfällen 7 ), 
bei der Darmverschlingung 8 ) und beim morbus coeliacus") zur 



<) Cels. II 13, 58. 

s ) Orib. II 202. Archigenes erklärte sogar eio solches Verfahren (Orib. 
II 203) eioes anständigen, nüchternen Mannes für unwürdig. 

3 ) Orib. a. a. 0. Vgl. Cels. I 3, 18. 

4 ) Orib. II 146. 202. *) Orib. II 152. 
6 ) 'EUeßoptOfiö; Aret. cur. ehr. in. II 13, 346. 

') Aret. cur. ac. in I 5, 217. Aet. VI 13. 

8 ) Aret. cur. ac. II 5, 272. Aet. IX 28. 

9 ) Aret. cur. ehr. m. II 7, 337. 



221 

Beseitigung der verdorbenen Speisen, beim Schwindel zur Verdün- 
nung oder Entfernung des Schleimes und zur Vorbereitung auf den 
Helleboros 1 ), bei der Elephantiasis 2 ) lediglich, um den Magen an- 
zuregen. Das Brechen suchten sie im allgemeinen entweder durch 
äufsere Reizmittel, so durch Kitzeln des Gaumens mit Federn, die 
mit Irissalbe bestrichen waren 3 ), durch Bestreichen der Mandeln mit 
Irissalbe 4 ) oder durch gelinde Brechmittel wie Wasser 5 ), Honig- 
wasser 6 ) und Öl 7 ) hervorzurufen und liefsen den Kranken dabei 
seinen Körper vornübergeneigt halten 8 ). Bis ins einzelnste wurden 
von Archigenes 9 ) die Speisen vorgeschrieben, welche das Vomieren 
befördern 10 ). Im allgemeinen sollen diejenigen, welche sich auf den 
Genufs des Helleboros vorbereiten, mehr Nahrung zu sich nehmen 
als gewöhnlich, dabei aber eine übermäfsige Spannung des Magens 
zu vermeiden suchen, weil sonst leicht eine Schwäche im Magen 
zurückbleibt. Die Nahrungsmittel dürfen weder allzu leicht verdau- 
lich noch blähend sein, damit der untere Teil des Darmes möglichst 
leer bleibt, und der obere Teil sie ohne grofse Mühe auszusondern 
imstande ist. Man vermeide zunächst alle scharfen, süfsen und 
fetten Stoffe: die erste Nahrung sei weich wie Brot und Obstbrei, 
das Fleisch darf nicht schwer verdaulich sein, sondern mäfsig fett 
und saftig, von den Hülsenfrüchten wähle man die scharfen aus 
wie Zwiebeln, Rettige, Lauch, von den Speisen mäfsig astrin- 
gierende und geröstete wie Honigzwieback und als Dessert Feigen, 
Rosinen, Nüsse, Granatäpfel. Dazwischen trinke man zu wiederholten 
Malen leichten, milden Wein, bisweilen auch süfsen und Honigwein. 
Dagegen vermeide man den Genufs von Oliven, besonders von den in 
Salzlauge eingemachten 11 ) und von Linsen. Wenn Jemand leicht 
vomiert, so genügt ein Gemisch aus Gerstenschleim und süfsem 



') Aret. cur. ehr. m. I 3, 303. 2 ) Aret. cur. ehr. ui. II 13, 342. 

s ) Aret. cur. ac. in. 1 5, 217. Aet. VI 13. Orib. II 151. 
*) Aret. a. a. 0. 6 ) Aret. cur. ehr. II 7, 337. 

8 ) Aret a. a. 0. ') Aret. cur. ac. II 5, 272. 

8 ) Archigeues bei Orib. II 151. Aret. cur. ac. I 5, 217. 

9 ) Orib. II 147. 

10 ) Diese Vorschrifteu tragen deDselben Charakter wie die Diätvor- 
schriften des Aretaios. 

n ) Über die ßedeuluog von xoXvpßtttitg vgl. Dar. zu Orib. I 609. Vgl. 
Geis. II 24: uleae aceto intinetae. Puschmanu zu Alex. r. Tr. II 4fi4 A. 1. 



222 

Wein oder Honigwein während der Mahlzeit. Sind kräftige Brech- 
mittel erforderlich, so verordne man Sesam und Narzissenzwiebeln') 
in Gerstenschleim, eingesalzenes Fleisch mit Essig und Öl und mit 
rohem oder gekochtem Gemüse. 

Wirksamer ist das Brechen mit Hilfe von Rettigen 2 ). Man 
esse etwas mehr als ein Pfund, aber nicht mehr als 1J Pfund. Die 
Rettige müssen scharf und weich sein. Sind sie süfslich, so ver- 
wende man aufser ihrem Fleisch auch die Schale und die weichsten 
Teile der Blätter. Man lege sich im Essen Beschränkung auf, da- 
gegen trinke man vorher Wasser, eröffne einen Tag vor dem Vo- 
mieren den Magen durch die gewöhnlichen Mittel, selbst mit Hilfe 
eines Klystiers und gehe in der Sonne spazieren, im Sommer in 
luftiger Gegend zur Mittagszeit. Die Rettige vermische man mit 
Honig und setze dieser Mischung Salz hinzu und Essigmeth. Den 
Essigmeth kann man auch rein trinken bis zu 1| Cotylen. Von 
den Essigarten verwende man den Meerzwiebelessig, von den Honig- 
arten den, der nach Thymian schmeckt. Nach dem Genufs des 
Essigmeths soll der Kranke kurze Zeit ruhen, sich die Füfse ein- 
reiben, einen kurzen Spaziergang auf gewundenem Pfade machen, 
darnach sich niedersetzen und vomieren. Nach diesem Akt spüle 
man sich den Mund, gurgele mit Honigwasser und einfachem Wasser, 
schlafe ein wenig, gehe spazieren, bade sich und nehme Nahrung 
zu sich. 

Das wirksamste Brechmittel ist die Nieswurz, deren Verwen- 
dung in der Therapie der Pneumatiker eine hervorragende Rolle 
spielt 8 ). Beide Arten wurden in gleicher Weise von ihnen als Vo- 
mitiv verwandt. Die weifse wirkt nach ihrer Meinung mehr auf 
den oberen, die schwarze mehr auf den unteren Teil des Darmes; 
ohne den Körper allzu sehr anzugreifen, galt ihnen die weilse Nies- 
wurz als das letzte Heilmittel bei allen chronischen Krankheiten 4 ): 
sie besitzt die Kraft, die Atemnot zu beseitigen, dem Kranken eine 
gesunde Farbe und einen vollen Körper zu verschaffen 5 ). Wegen 



l ) Aret. cur. ac. I 5, 218. 2 ) Archigenes bei Orib. II 152 f. 

3 ) Daremberg zu Orib. II 800. Vgl. S. 62. 

) Cels. II 13 : At ubi longi ualentesque morbi sine febre sunt, ut comilialis, 
ul insania, veratro quoque alba utendum est. 
'-) Aret. cur. ehr. II 13, 346. Aet. VI 50. 



223 

ihrer heftigen Wirkung empfahlen sie den Krauken allmählich auf 
den Genufs dieses Mittels durch den s'fietog and ditioiv und ano 
QUifavidioi' vorzubereiten, um den Magen an das Brechen zu ge- 
wöhnen und den in ihm befindlichen Schleim zu verdünnen 1 ). Die 
beste Helleborosart ist nach Herodot-') die von Anticyra, nach 
Ärchigenes 3 ) die vom Oeta, die galatische und siciliscbe stehen ihr 
an Wirksamkeit nach. Über die Unterscheidungsmerkmale dieser 
drei Arten hat Ärchigenes ausführlich gehandelt 4 ): die Zweige der 
sicilischen Nieswurz sind gerade, hart, holzig, dünner und weniger 
locker als die der andern beiden Arten. Die galatische ist dicker, 
leicht gerunzelt, porös, weifs und von dem Aussehen des vägd-^. 
Die Nieswurz vom Oeta ist weniger weifs als die galatische, ihre 
Zweige sind weniger gerade und dünn, aber sehr porös. Ihr Fleisch 
ist weifs und hat den süfsesten Geschmack; es reizt die Zunge 
nicht sogleich, sondern erst allmählich und veranlafst einen anhal- 
tenden Speichelfluß. Man mufs sie anfeuchten, bevor man das 
Fleisch von der Rinde loslöst; beim Gebrauch mufs sie äufserlich 
rein und im Innern ganz weifs sein. Die galatische Art reizt die 
Zunge sofort und führt einen reichlichen Speichelflufs herbei, der 
aber sogleich wieder nachläfst. Die sicilische veranlafst nur einen 
geringen Speichelflufs, der unmerklich schwindet: man verwende sie 
in trockenem Zustande. Die Zweige zerschneide man nicht mit 
der Scheere, sondern mit einem Messer zwei- oder dreimal der 
Länge nach, je nach der Dicke derselben, und ebenso der Breite 
nach, so dafs die einzelnen Stücke die Gröfse von Gerstengraupen 
erhalten 5 ). Man schneide sie nicht zu klein, da die feingeschnittenen 
eine stärkere Wirkung haben. Die gröfste Dosis soll zwei Drachmen 6 ) 
betragen, die kleinste 8 Obolen, die mittlere 10 Obolen. Eine ge- 
ringere Dosis verursacht gröfsere Beschwerden beim Brechen, eine 
gröfsere geringere Beschwerden, aber ein stärkeres Vomieren. Man 



*) Aret. cur. ehr. I 3, 303. Ärchigenes bei Orib. 11 146 f. 
a ) Orib. II 165. 

3 ) Orib. II 155. Vgl. Plin. XXV 49 f. Diosk. IV 149. 

4 ) Orib. a. a. 0. 

6 ) Vgl. Rufus bei Orib. II 144. Aret cur. ehr. I 3, 304. 

6 ) Ebenso Theinison nach Pliu. XXV 5S: Themison binas mm ampUus 
drachmas datavit, sequentes et quatenias dedere claro Herophäi praeconio, qui 
hvlleborum fortissimi ducis simüitudini aequabat. 



224 



vergesse nicht den Helleboros vor dem Gebrauch zu trocknen, weil der 
frische zu leicht Erstickungsanfälle hervorruft. Den Geisteskranken 1 ) 
soll man den Helleboros, weil sie einen unbegründeten Argwohn gegen 
ihn haben, heimlich beibringen, indem man ihn in einem Mehl- 
brei oder in einem Kuchen, auch wohl in einer Zwiebel, die man 
einer Suppe oder einem Mehlbrei oder einem Linsendecoct zusetzt, 
dem Kranken reicht. In diesem Falle soll die Dosis vier Drachmen 
betragen, weil die Wirkung des Helleboros schwächer ist. Man 
kann deu Helleboros auch in Pillenform oder als exfatyfia reichen 8 ). 
Die Zubereitung desselben geschieht in der Weise 3 ), dafs man ein 
Pfund Helleboros mit sechs Cotylen Wasser vermischt und drei Tage 
lang auf einem mäfsigen Feuer kochen läfst, bis der dritte Teil des 
Wassers verdunstet ist, darnach den Helleboros ausdrückt, dieser 
Abkochung zwei Cotylen Honig zusetzt und die Mischung so lange 



') Herodot bei Orib. II 164: 'Eni äi riöv fxmvofxivtov xai fir t ätv\ xgönip 
kTi\pofi(vti>v itvjöv iw ngög näotxv rgo(fr)V inonriog t/tiv fj äia xovrov äooig 
agioirj- xal yag tl /*r) äiaxoipttt TlXttog rr)v voaov, l/Jtiuiat ufnoi, äait 
noXXaxig xal ßovXoiitroig fx ätvrtgov äoHrjrcci. UgoGifigiairio äi äiü iägo- 
/ufXijog äitfUv fjtra noXXov loii %6vägov ävratov äi xal aiv ifaxo) xai • aiiv 
ntufjnoi äiäövat. Vgl. Archigeoes bei Orib. II 159 f., der dieselben Vor- 
schriften, our ausführlicher giebt. Man merkt bei beiden den Einflul's ihres 
Lehrers Agathinos, der über den Helleboros gehandelt halte (Orib. II 158). 

2 ) Archigenes bei Orib. II 159. 163. 

3 ) Archigenes (Orib. II 161) und Herodot (Orib. II 163) stimmen wieder 
im Wesentlichen: 



Archigenes: 
Ei St fA.ri , (xXiiyfiaii avita xgij- 
oiiov axtvaCtrai äi o'imog' iXXtßogov 
Xi'rgav StT XaßtTv tguXty/Afrov, xal 
ßg($ai tig väaiog %{axag t^blX rj/xfgag 
iQiTg, tha iiprjoai, ftfyQig av clno- 
Xtiep&tTtv i(axai rgflg' fxträ äi raina 
IxfrXivjavia anoväaliag tcc gaßäla 
(xßäXXtiv, TQtTg äi Xhgag fit^avia 
fxiXtrog tu) Xomiö väau ixptiv, ftf/Qi 
OvOTCtaig ixXaxjov yivrjjai xal äno- 
3-i/ievov Iv iiXtp rj agyvgur ir]gtlv 
onoväaCtog , ontog [ir\ ätanitvo&rj. 
Jtäövai äi £| aviov t&5 nagtoxtva- 
Ofitvai /avOtqov oufjfitTQOv nXr)9og. 



Herodot: 
Eon äi uxivövvoictiri yqreig naget 
tjfiTv r] äiä lov tifirjdtrTog iXl.tßogov 
rbr äi rgönov Trjg axtvaatag fatt 
xoiovät ■ iXXtßogov Xljgav änoßgtxo- 
fiilrjv iiäarog xoriiXaig tl; (nl rgtig 
tj/x^gag ftna<p{ipoLitv Inl nvg'og fta- 
Xaxov H^XQ 1 T °ü avaXißSr\vai tov 
väetrog io jgdov, tha ibv iXXtßogov 
ano9Xiijjai>Tig tlg to aifixprjLia xorvXag 
ävo ftiknog ßaXÖrrtg näXiv iyjo/Jtv 
fttyQ' T °ü äiiöXvvxov yivtoxrcct. Ji- 
äoiitv äi roig Ltiv iirj noXXr)g äto- 
iiivoig xct&ügottog xo/Xiagia ävo, 
loTg äi tviüvoig lAvaigov nXrjtrog. 



225 

kochen läfst, bis sie keinen Schmutz mehr absetzt. Sie verordneten 
von dieser Mischung gewöhnlich zwei Löffel. Herodot 1 ) empfahl 
diese Art der Zubereitung, wenn es gilt, leichte Erkrankungen, die 
durch andre Mitlei langsamer beseitigt werden, schnell zu bekämpfen. 
Arcbigenes verwandle dies sxXetjfia auch als Klystier 2 ). Am wirk- 
samsten ist der Helleboros, wenn man ihn rein giebt 3 ); weder der 
Sommer noch der Winter ist zu seiner Anwendung die günstigste 
Zeit, am besten giebt man ihn im Frühling und im Herbst 4 ). 
Archigenes empfahl die Anwendung der Nieswurz beim chronischen 
Schwindel 6 ), bei der Melancholie"], bei der Epilepsie 7 ), Cephalaia s ), 
Gicht 9 ) und Elephantiasis 10 ). 

Gefährlich bei der Anwendung dieses Vomitivs sind die Er- 
stickungsanfälle, die dadurch hervorgerufen werden, dafs sich der 
Schleim im Munde festsetzt 11 ). Die Symptome sind geringer 
Speichelflufs, heftiger Brechreiz, ohne dafs etwas erbrochen wird, 
Anschwellung des Gesichts, Hervortreten der Augen und Atemnot; 
bei einigen ist die Zunge hervorgestreckt, die Zähne sind aufeinander 
geprefst, Schweifssecretionen treten auf und schließlich beginnt der 
Kranke zu delirieren. In diesem Falle riet Herodot, ohne Verzug 
den Kranken durch Einführung einer mit Myrrhenöl bestrichenen 
Feder zum Vomieren zu zwingen Er berichtet, dafs er in einem 
Falle mit einem keilförmigen Instrument den Mund des von einem 
Erstickungsanfall heimgesuchten geöffnet und mit der Hand die 
Schleimmasse aus dem Munde entfernt habe. 



!) Orib. II 164. 

2 ) Orib. II 162. Schon Pleistonikos bereitete aus dem Helleboros eine 
Art Seifenzäpfchen, das er, um Erbrechen zu erregen, in den Mastdarm 
steckte (Orib. II 143 = Diosk. IV 148, 629), während Phylotimos ihn in Rettigen 
gab, um seine Wirkung zu mildern (Orib. II 144 = Plin. XXV 59. Aret. cur. 
ehr. 117,338. Aet. Hl 12U), Dieuches als Cataplasma verwandte. 

9 ) Orib. II 164. 

*) Aret. cur. ehr. II 13, 342. Cels. II 13. Plin. XXV 59. Aet. III 125. 

6) Aret. cur. ehr. I 3, 303. Vgl. Plin. XXV 60. 

6 ) Aret. cur. ehr. I 5, 320. Cels. III 18. 

') Aet. VI 50. Vgl. Cels. III 23. 

8 ) Aet. VI 50. Aret. cur. ehr. I 2, 302. 

9 ) Aret. cur. ehr. II 12, 339. 

10 ) Aret. cur. ehr. II 13, 346. 
") Herodot bei Orib. II 181. 

Philolog. Untersuchungen. XIV. *»> 



226 

Da das Mut dem menschlichen Körper zugleich Pneuma und 
Wärme zuführt, so hängt nicht zum mindesten von seiner Be- 
schaffenheit das Wohlhetinden des Menschen ah. Demnach ergab 
sich den Pneumatikern als wichtiger therapeutischer Grundsatz, 
dem Überflute und der Verderbnis desselben durch ßlutentziehungen 
zu steuern 1 ). Dazu bedienten sie sich der gebräuchlichen Mittel 
der Venaesektion, der Schröpfköpfe, der Scarification, der Blutegel 
und der Arteriotomie 2 ). 

In der Wertschätzung der Venaesektion waren sich die An- 
hänger dieser Schule nicht einig. Während Herodot und Archigenes 
ihr grofsen Nutzen zuschrieben, warnte Apollonios 3 ) vor wieder- 
holten Blutentziehungen im Laufe eines Jahres, weil zugleich mit 
dem Blut dem Körper zuviel Pneuma entzogen werde und das 
Allgemeinbefinden darunter leide. Er beschränkte daher die Venae- 
sektion auf die schwersten und gefährlichsten Krankheiten, bei denen 
eine reichliche Blutentziehung erforderlich sei. Die Venaesektion 
hat nach ihrer Theorie den Zweck, Entzündungen zu bekämpfen 
und zu mäfsigen 4 ) und die dadurch herbeigeführte Erstickungsgefahr 
zu beseitigen 5 ). Sie wurde von ihnen an verschiedenen Venen 
vorgenommen, an denjenigen der Ellenbeuge 6 ), der Arme 7 ), der 
Knöchel 8 ), der geraden Stirnvene 9 ), der Vene zwischen dem kleinen 
und dem Ringfinger der linken Hand "'), der Zunge u ) und an den 
zu beiden Seiten der Nase am Augenwinkel liegenden Venen 12 ). In 
fast allen Krankbeilen, acuten wie chronischen, wurde sie vor- 



>) Herodot bei Orib. II 64. 

2 ) Ps.-Gal. oqoi XIX def. 463 p. 458, 5. Vgl. Aret. cur. ehr. I 2, 295. 
Archigenes empfahl die Arteriotomie bei allen Kopfkrankbeiten. 

3 ) Orib. II 64. Vgl. Gal. XI 322. 

4 ) Aret. cur. ac. I 7, 224. I 10, 232. II 5, 271. 

5 ) Aret. cnr. ac. I 8, 229. 

6 ) Aret. cur. ac. I 1, 188. 209 und öfter. Bisweilen soll man die Venae- 
sektion an der der Krankheit entgegengesetzten Seite vornehmen: Aet. VIII 08. 
Aret. cur. ac. I 10, 232. 

7 ) Aret. cur. ac. II 1, 243. 8 ) Aret. cur. ac. II 10, 286. 

9 ) Aret. cur. ehr. I 1, 294. I 3, 303. 

10 ) Aret. cur. ac. II 2, 248. Aet. VIII 62, wo Archigenes beim Blutauswurf 
diese Art der ßlutentziehung für den Fall empfahl, dal's die Blutung aus der 
Milz entsteht. Vgl. Aret. a. u. O. 

") Aret. cur. ac. I 7, 225. >-) Aret. cur. ehr. I 3, 303. 



227 

genommen, insbesondere aber in denjenigen, welche in der schlechten 
Beschaffenheit oder dem Überflufs an Blut ihre Ursache haben. 

Das Alter 1 ) und der Kräftezustand des Kranken gab 'ihrer 
Meinung nach den Mafsstab für seine Anwendung ab 2 ). Den 
Kräftezustand beurteilten sie nicht so sehr nach dem äufseren Aus- 
sehen als nach der Beschaffenheit der Blutgefäfse: polyämische In- 
dividuen ertragen die Blutentziehung im allgemeinen leichter als 
blutarme 3 ). So beschränkte Archigenes beim Blutauswurf die 
Venaesection auf vollblütige Leute 4 ), während er sie in der Melan- 
cholie sogar bei blutarmen Individuen für zweckmäfsig erachtete, 
weil diese Krankheit in der schlechten Mischung der Säfte ihren 
Grund hat 5 ). Mit grofser Vorsicht bestimmten sie in jeder Krank- 
heit die Quantität des zu entleerenden Blutes 6 ) , wobei sie auf die 
grol'se Gefahr aufmerksam machten, welche mit einer übermäfsigen 
Blutentziehung verbunden ist, da ja das Blut nach ihrer Auffassung 
der eingepflanzten Wärme zur Nahrung dient'). Bei einer Reihe 
von Krankheiten , insbesondere bei den chronischen , warnten sie 
davor, mit einem Male eine gröfsere Blutmenge zu entziehen, um die 
Kräfte des Patienten nicht allzusehr zu schwächen 3 ) und empfahlen, 
lieber den Aderlafs zu wiederholen 9 ), damit sich in der Zwischen- 
zeit die Kräfte wieder ersetzen können 1 "). So vorsichtig sie dem- 
nach im Allgemeinen die Venaesection behandelten , so energisch 
traten sie in solchen Fällen, wo eine gefährliche Entzündung oder 
Erstickung droht, für eine möglichst reichliche Blutentziehung ein, 
die sie sogar bis zur Ohnmacht fortsetzten 11 ). Von Herodot sind 
uns genauere Vorschriften über die Anwendung des Aderlasses im 
Fieber erhalten 12 ). Im Allgemeinen befolgten die Pneumatiker den 
Grundsatz, bei vollsäftigen Constitutionen im Fieber den Aderlafs 
anzuwenden, bei Individuen mit schlechten Säften dagegen ein 
Abführmittel 13 ). Bei Fiebern von gutartigem Charakter zogen sie 



i) Aret. cur. ac. II 8, 281. 2 ) Aret. cur. ac. II 3, 258. 

3 ) Aret. cur. ac.I 1, 188. I 2,201. 4 ) Aret. cur. ac. 11 2, 247. 

6 ) Aret. cur. ehr. I 5, 316. 6 ) Aret. cur. ac. I 1, 209. 

~) Aet. XIII 121. 8 ) Aret. cur. ehr. 1 1, 294. 

«) Aret. cur ac. I 10, 232. 10 ) Aret. cur. ac. II 7, 278. 

") Aret. cur. ac. I 7, 224. II 5, 271. II 11, 289. 

12) Orib II 42. Vgl. Cels. II 10. 

1S ) Archigenes bei Aet. VI 50. 

15* 



228 

den Aderlafs vor, wenn keine der Qualitäten im Übermaß vorhanden 
war oder wenn die Wärme überwog, die Abführmittel, wenn die 
Feuchtigkeit vorherrschte '). Herodot verwarf den Aderlafs im ersten 
Stadiuni des Fiebers, aufser wenn mit dem Fieber Krankheits- 
erscheinungen verbunden waren, die einen sofortigen Eingriff des 
Arztes erfordern, wie Atemnot, Krampf oder grofse Schmerzen. Er 
empfahl vielmehr den Zeitpunkt abzuwarten, wo das Fieber nach- 
gelassen hat, weil die Blutentziehung Kraft erfordert und zur Zeit 
des Fieberanfalles die Kräfte des Kranken geschwächt sind. Sind 
die Pausen zwischen den Fieberanfällen lang, so warte man den 
Zeitpunkt ab, wo das Fieber völlig nachgelassen hat; sind sie kurz, 
so lasse man zu Beginn des Nachlasses zur Ader und reiche nach 
dem Aderlafs dem Kranken Nahrung. Es wäre aber unrichtig, wenn 
man den Zeitpunkt, wo man dem Fieberkranken Nahrung reichen 
kann, mit dem des Aderlasses identificieren wollte, da man den 
Aderlafs bisweilen während des Fiebers mit Nutzen anwenden kann, 
dagegen niemals während des Fiebers Nahrung reichen darf. Bei 
den continuierenden Fiebern hat man zu unterscheiden, ob sie un- 
unterbrochen mit derselben Stärke auftreten (jtvqstoI övvo%oi) 
oder ob bei ihnen Abnahme und Zunahme zu merken ist {nvqsiol 
avvixslg). Im ersteren Falle lasse man zur Ader zu der Zeit, wo 
man dem Kranken Nahrung reicht und zwar kurz vorher, im 
letzteren Falle nehme man den Aderlafs nicht zu der Zeit des An- 
falls vor, sondern zu der Zeit, wo das Fieber sich gleich ist. 

Als weiteres Blutentziehungsmittel wandten sie die Schröpf- 
köpfe an. Apollonios ging in ihrer Wertschätzung soweit, dafs er 
die Scarilication der Venaesection vorzog 8 ), weil durch sie dem 
Körper weniger Blut entzogen werde. Ihre Wirkung besteht nach 
Herodot 4 ) darin, dafs sie die verdorbenen Säfte vermindern 8 ), 
Schmerzen lindern 5 ), Entzündungen verringern 6 ), die Ansammlung 
von Gasen verhüten, Appetit erzeugen, den Magen kräftigen, den 
Krankheitsstoff an die Oberfläche bringen, den Blutflufs hemmen, 
Fluxionen trocknen 7 ), die Stockung der Menstruation 8 ) sowie den 

') Archigenes bei Orib. II 270. 3 ) Apollonios bei Orib. II 66. 

3 ) Orib. II 62. <) Vgl. Apollonios bei Orib. II 68. 

5 ) Vgl. Apollonios a. a. 0. 6 ) Vgl. Aret. cur. ac. 1 1, 196. 
7 ) Vgl. Apollonios bei Orib II 67. 

6 ) Vgl. Apollonios bei Orib. II 66. 



229 

Schüttelfrost und die periodisch wiederkehrenden Erkrankungen be- 
seitigen, endlich Schlaf erzeugen. Sie unterschieden, wie noch heut- 
zutage geschieht, zwei Arten von Schröpfköpfen: trockene und 
blutige : ) und verwandten sie in den meisten Krankheiten' 2 ). Sie 
wurden auf die verschiedensten Körperteile applieiert : auf den 
Scheitel 3 ), in das Genick 4 ), zwischen die Schulterblätter 6 ), auf die 
Brust 6 ), auf den Rücken und die Präcordien 7 ), je nach dem Sitz 
der Entzündung oder der Säfteanomalie. Wie bei der Venaesection 
bestimmten sie die Quantität des zu entleerenden Blutes nach 
dem Kräftezustand und unter Umständen nach der Heftigkeit 
der Entzündung 8 ). Sie zogen die scarificierten Schröpfköpfe 
dem Aderlafs vor, wenn der Zustand der Kräfte die Vornahme eines 
solchen nicht gestattet 9 ), andrerseits aber eine Blutentziehung durch- 
aus notwendig ist 10 ), oder wenn die Krankheit in einem einzelnen 
Körperteil ihren Sitz hat 11 )- Bisweilen legten sie einen oder zwei 
Tage vor der Application der Schröpfköpfe Cataplasmen auf den 
leidenden Teil, um ihn dadurch zu erschlaffen und einen reich- 
licheren Blutflufs zu bewirken 12 ) oder applicierten vor dem blutigen 
einen trockenen Schröpf köpf 13 ). Sie warnten davor, die Schröpf- 
köpfe längere Zeit an einer Stelle zu belassen , weil dadurch 
Schmerzen hervorgerufen werden und die Gefahr entsteht, dafs sich 
Blasen bilden 14 ). Bei denjenigen Krankheiten, welche auf der An- 
sammlung schädlicher Stoffe beruhen, wandten sie, um den Körper 
von denselben zu befreien, Cataplasmata, Einreibungen des Gesäfses, 
Stuhlzäpfchen, Klystiere und Abführmittel an. Die Cataplasmata legten 
sie gewöhnlich auf den Unterleib bis zum Bauchnabel, bisweilen auf 
den ganzen Bauch ] 5 ). Archigenes empfahl als Cataplasma bei gutartigen 
Fiebern eine Abkochung von a ,£ Trespenmehl (cäqivov äksvQOv) 
und U Daphne Gnidium (xvsioqov). Für die Einreibungen verwandle 



') Aret. cur. ac. I 1, 196 f. 2 ) Vgl. Apollonios bei Orib. 11 66 f. 

3 ) Aret. cur. ac. I 2, 214. ehr. I 1, 294. 

*) Aret. cur. ac. 1 4, 214. 5 ) Aret. cur. ac. I 4, 214. 

6 ) Aret. cur. ac. I 8, 229. 7 ) Aret. cur. ac. I 1, 244. 

8 ) Aret. cur. ac. I 1, 196. Apollonios bei Orib. II 65. 

») Aret. cur. ac. II 3, 259. ,0 ) Aret. cur. ac. II 3, 259. 

U) Aret. cur. ac. II 8, 281. l2 ) Aret. cur. ac. II 3, 259. 

") Aret. cur. ac. I 4, 204. 14 ) Aret. cur. ac. II 4, 269. 

16 ) Archigenes bei Orib. II 270. 



230 

er eine Mischung von Wolfsmilchsaft (ri,dv[iäkXov onog) 1 ) mit 
dem Saft von Erdscheibe (xvxläjjuvog), Elaterum und Honig oder 
Tausendgüldenkraut (xtviavQiov) mit Honig und Natron 2 ) oder 
Raute mit Opoponax und Terpentinharz 3 ). Als Mischung für die 
Stuhlzäpfchen kehren verschiedene Recepte wieder wie Samen von 
Raute, Natron, Kümmel und Honig 4 ) oder Erdscheibe mit Salzwasser 
angefeuchtet 6 ). In der Phrenitis wandte Archigenes Stuhlzäpfchen 
an, um dadurch den Krankheitsstoff vom Kopfe abzuleiten und die 
in der Rrust und dem Rauche angehäuften Gase zu entfernen 6 ), 
ein Klystier dagegen erst dann, wenn seit mehreren Tagen kein 
Stuhlgang erfolgt ist. Rei den Klystieren machte er einen Unter- 
schied zwischen xXvoriJQig anaXoi und dgi/itlc 7 ), je nachdem sie 
schwachwirkende oder scharfe Substanzen enthalten. Ist ein ge- 
lindes Klystier am Platz, so empfahl er Leinöl, eine Abkochung 
von Rockshornklee (ttjXis) und von Malvenwurzel 8 ). Schärfere 
Klystiere bestehen aus Natron, Euphorbiumbarz, dem Coloquinthen- 
fleisch , einer Abkochung der Blätter von Centaurium in Ül oder 
Wasser 9 ) oder Honig, Raute, Terpentinharz, Salz und einer Abkochung 
von Ysop ,0 ) oder, wenn es gilt, auch die entfernter liegenden Stoffe zu 
beseitigen, aus Iiv6'C,m<Shc und einer Abkochung von Coloquinthen"). 
Von allen Purgirmitteln sind die wirksamsten die beiden Arten des 
Helleboros 12 ), von denen der weifse mehr auf den oberen, der 
schwarze mehr auf den unteren Teil des Darmes wirkt. Durch 
den schwarzen Helleboros wird schwarze Galle abgeführt, wenn 
man von ihm zwei Drachmen in Honigmetb oder eine Mischung 
mit Thymianblättern dem Kranken reicht 13 ); daher ist er das beste 
Mittel gegen Melancholie. Zur Altführung der dünn- und dick- 
flüssigen Galle empfahl Archigenes die Coloijuinthenpille 14 ). Er ver- 
ordnete für gewöhnlich eine Dosis von 24 haselnufsgrofsen Pillen, 
bei wiederholter Anwendung von 18 Pillen. Der Schleim wird am 



') Vgl. Puschmann, Alex. v. Tr. II 143. 

2 ) Aet. IX 28. s) Aet. VI 38. 

4 ) Aet. IX 28. 6) Orib. II 270. 

6 ) Aret. cur. ac. I 1, 196. 7 ) Archigenes bei Orib. II 204. 

8 ) Aret. cur. ac. II 7, 278. ') Aret. cur. ac. I 4, 211. 

lu ) Aret. cur. ac. m. I 4, 214. ") Archigeües bei Orib. II 271. 

") Aret. cur. ehr. m. II 13, 346. 13 ) Aret. cur. ehr. m. I 5, 317. 
14 ) Archigeoes bei Orib. II 272. 



231 

besten durch Biälter oder Samen von Dauhne Gnidium entfernt 1 ), 
Schleim und Galle zugleich durch die Hiera, von der es eine eigene 
Zubereitung des Archigenes 2 ) gab und die er in den meisten KraiuV 
heiten verordnete, weil sie nicht nur den Kot entleert, sondern 
auch am besten die Krankheitsstoffe vom Kopf ableitet 3 ) und er- 
wärmend auf Eingeweide und Unterleib wirkt 1 ). Endlich will ich 
noch erwähnen, dafs das Bibergeil, das zu den Lieblingsmitteln 
dieses Arztes gehörte 5 ), ebenfalls in Klystierfurm von ihm appliciert 
wurde. 



') Äret. cur. ehr. [ 4, 311. 2 ) Vgl. S. 36. 

3 ) Aret. cur. ehr. I 1, 294. ") Aiel. cur. ac. 1 6, 224. 

6 ) Archigenes schrieb ein ganzes Buch über das Bibergeil : Gal. XII 337. 



I. Sachregister. 



Aetius benützt deu Philuiuenos 35 f. 
:r> f. Quelle von B. XVI s. Com- 
pilation 126 AT. 

Agathinos: Lebenszeit 9. Schrift- 
stellerei 12. Schrift negl acfvy/jwv 
von Galen benutzt 12 A. 8; Aosicht 
über das balbdreitägige Fieber 167; 
Pulslehre 171. 172 A. 8. 180 A. 2. 
183. .186; Ansicht über den Wert 
der Bäder 213; von Archigenes und 
Herodot benützt 224 A. 1. 3. 

äyxvkr) 79. 

ai'rtov s. Ursache; Defiuitiou des 
Athenaios 155 A. 3. 

(\xqoxoqSiov 79. 

Alexander aus Aphrodisias, Schrift 
ntQi nvQiitäv 56 BF. ; Quelle 90. 

äXXoiiüOig 134 A. 136. 

Amyntianos TTfpl IkiqnvTtov, von 
Aretaios benützt 64. 

«vivQvojia 79. 

angina 55 A. 2. 

Antyll: Lebenszeit und Schriftstellerei 
109 f. 114; benützt Archigenes und 
Athenaios 110 f.; Heliodor und 
Leonidas 115 A. 1. 121. 

tinrixiM" 77. 

Apollonios von Philoxeuos benutzt 124. 

Apollonios aus Pergamon, Pneuuia- 
tiker 17; Ansicht über den Wert 
der Venaeseklion 226; der Scari- 
fication 228. 

dnoaxtnttQviafiog 76. 



Archiatrie 1 f. 

Archigenes: Lebenszeit 8. Schrift- 
stellerei 19 f. Pathologie und 
Therapie Quelle des Aretaios 23 f.; 
des Soran 43. 53; des Philumeuos 
35 f. 92 f. 126. Schrift ntQi nvqirijiv 
Quelle des Galen 84f. ; des Aretaios 
91. Schrift niQi ntnovSotoyv zö- 
n(ov von Galen benützt 91 f.; Quelle 
des Antyll 110 f. S. Lehre vom 
Pueuma 137 A. 3; von der Pulsation 
140; Sitz des r)ye/xovtxöv 141 A. 1. 
S. Pathologie 157 f.; Fieberlehre 
163 f.; Lehre von deu kritischen 
Tageu 168. Pulslehre 171; He- 
constiuction a. Schrift n((il oipvy- 
fjwv 170f. ; von Herophilos ab- 
hängig 172. 188 f. 193; polemisiert 
gegen Magnus 179. 187. S. Thera- 
pie 215f. ; benützt Agathinos 224 
A. 1. 3. 

Aretaios: Lebenszeit 63; benützt Ar- 
chigenes 23 If. 91 f. Quelle des 
Alexander von Aphrodisias 90; von 
dem Verfasser der pseudo-gal. ogot 
benützt 66; benützt Amyntianos 64. 

Aristoteles, Quelle der Entwicklungs- 
theorie des Athenaios 101. 1 48 f. 

Aristoxenos von Tarent: s. Einflufs 
auf die herophileische Pulslehre 
188 f. 

Asklepiades benutzt Herodikos uod 
Euryphon 59 A. Quelle des Celsus 



233 



55 A. 2. Eiuflufs auf die Therapie 
der Pneumatiker 211 f. 
Atheüaios: Lebenszeit 8. Citatenfüllc 

9 f. S. Schrift negi ßorf&tjftänov 

10 f. Quelle von Galen ntgl ontq- 
fiarog 100 f. S. Physiologie 131 f. 
von der Stoa abhängig 132 f.; 
Elementenlehre 133 f.; Lehre vom 
Pnetima 137 f.; Lehre von der 
Mischung 143 f.; Entwicklungslehre 
s. Aristoteles; pathologische Theo- 
rieen 153 f.; Ätiologie 155; Fieber- 
lehre 163; Pulsdefinitionen 68 A. 2. 
171. Diätetik 202. 

crfHQtofia 72. 121. 
Atmung 138. 
Augenkrankheiten 11611. 

Bäder 212 ff. 
Blut 139 f. 

Brechmittel, therapeutische Verwen- 
dung 219f. 
Brote, ihr diätetischer Wert 203. 

Cardinalsäfte, Qualitätenmischung der- 
selben 148. Verwendung zur Er- 
klärung der Fieber 166. 

Celsus benutzt dieselbe Quelle wie 
Plinius (Varro) 25 A. 3; benützt 
Asklepiades 55 A. 2; s. Chirurgie 
von Philoxenos abhängig 11611'. 

Xalufyov 117. 

Chirurgie der Pneumatiker 72f. 115; 
von Philoxenos abhängig 123. 

Chrysipp, Quelle der Physiologie des 
Athenaios 68. 132 if. 

Cornutus, Freund des Agathinos 9. 

Darmbiucharten 73 f. 

Darmverschlingung 38f. 161. 

Diätetik, pneumatische 201 f. 

SiovvaCaxoi 80. 

Dyskrasie , Begriff derselben 145; 
Arten 145 ff.; Bedeutung für die 
pneumatische Pathologie 157 If. 



iyytiaiafia 77. 

fyxonrj 76. 

Elemente, Athenaios Lehre von ihnen 
1 3 3 f . ; von Chrysipp abhängig 135 
A. 2. 

Elephantiasis 24f. 

{(AßqvovXxlu 1 18 f. 

(f.i(fvrov 9iQfiov 137. 

tf^nlta^ct 77. 

Entwicklungslehre, des Athenaios 
148 f.; von Aristoteles beeiullul'st 
148; des Galen von Athenaios ab- 
hängig. 100 f. 

Epilepsie 54 f. 160. 

Eukrasie, Lehre von der 143 f. 

Fieberlehre, pneumatische 85. 16311. 
Frictionen 211 f. 

yayyXCov 78. 

Galen : mifsversteht Athenaios Ele- 
mentenlehre_ 133 A. 6; s. Schrift 
TTfpl rwv xu&' 'iTinoxQÜtrjV 0101- 
/c((ov 134 A.; Quelle s. Schrifteu: 
ncgl ät-uifOQÜi nvQtrtüv 84f. ; ntQl 

7l(7lOV9ÖT(OV T07KÜV 911'.; TllQl 

antQfxaios B. II: 100; Quelle seines 
Commenlars zu Hipp. tiiqI %vfxiöv, 
s. Schrift 71(qI ßötXXui' xiX. 104 f.; 
seiner Pulslehre 170 ff.; benützt 
Agathinos Schrift niQ'i. aifvy/.i(öv 
12 A. 8; Ps.-Galens oqoi. iaiQixot, 
Abfassungszeit 65 ff. ; Quellen 67 ff. 

Gegenden, diätetische Bedeutung der- 
selben 204. 

Gerste s. Getreidearteu. 

Getreidearten, diätetischer Wert ders. 
nach Athenaios 202 f. 

riytfj.ovixov 67 A. 3. 140; Sitz des- 
selben 141. 

Heliodor, Pneumatiker 18. S. Chi- 
rurgie 18 A. 3; benützt Leonidas 
78; von Antyll benützt s. Antyll. 

Helleboros 62. 222 f. 



234 



flXos 78. 

Ilerodot: Lebenszeit 14. Schriften 
15 f. Vorschrifteu übci' Frictioneu 
211; über Bäder 213 f .; über den 
Wein 217; über Helleboros 223; 
benützt den Agathinos 224 A. 1 . 3. 

Herophilos: von Archigenes benützt 
172. 18Sf. 193. Pulslehre 1 7 2 f . ; 
in s. Theorie vom Rhythinos des 
Pulses von Aristoxeuos abhängig 
188 f. 

?|« 69. 140. 

Hiera 36 A. 1. 

väarlg ] 16 f. 

hysterischer Erstickungsanfall 83. 92f. 

Jahreszeiten, QaalitätenmiscbuDg 147: 
Vorschriften über die Lebensweise 
in den einzelnen 208 ff. 

y.((iActt)(o<jt'; 77. 

Rlystiere 229f. 

xoXoßwfxa 80. 

Kopfschmerz 46 f. 

kritische Tage, Lehre von dens. 168. 

Kritou, Leiharzt des Trojan 14 A. 7. 

Xnyo'itf&nXfjog 117. 

Lebensalter, Qualitätenuiischung 146; 
Vorschriften über die Lebensweise 
206. 

Leber 70. 139. 

Leonidas: Lebenszeit 16 ; seine Theo- 
rie von den Schädelbrüchen 78; 
Quelle des Heliodor 78; benützt 
den Philoxenos 123. 

Lethargie 57 A. 157. 

Luft, Bedeutung ders. für die Diätetik 
204. 

Lungenentzündung 51f. 83. 159. 

Magnus: Lebenszeit 13. Pulsdefinition 
171 A. 8; von Archigenes benützt 
179. 187. 

marasmische Fieber 165. 



Magen 139. 

/AtXixrjois 73. 121. 

Menemachos aus Aphrodisias, Schüler 

des Thcinisou 7 A. 1. 
Milz 139. 

Mnaseas, methodischer Arzt 7 A. I. 
fiVQ/irjxfa 79. 

Nieswurz s. Helleboros. 
vöaog J61. 

Oribasius: benützt die (Kompilation des 
Antyll 104 ff; den Philumenos 37. 
126 f. 

passive Bewegung 211. 

Pathologie, pneumatische, insbesondere 
des Archigenes 153ff. 

ndd-o;, Bedeutung 161. 

Paulus Aegineta: seine Chirurgie (VI) 
1 16 ff. Erklärung der Überein- 
stimmung mit Celsus 116f.; benutzt 
Philumenos 78. 118. 

TKoti^Cfiojan 81. 

Perspiration 138. 

Petronius Aristocrates 11. 

Philagrios 63. 

Philippi medici 19 A. 2; Ph. über das 
marasinische Fieber 165. 

Philistion 203. 

Philoxenos: Quelle des Celsus und 
Leonidas 116 f. 

Philumenos. Lebenszeit 129 f. yvvai- 
xila 130; Quelle des Oribasius 37. 
126 f.; des Aetius 35. 92. 126 f.; 
des Paulus Aegineta 78. 118; be- 
nützt Archigenes 35 f. 92 f.; Sorau 
118. 127 f.; Herodot 130 A. 1. 

Phrenitis 57 A.; nach Archigenes 158. 

Physiologie der Pneumatiker 131 f.; 
von der Stoa abhängig 132 ff 

ifvais 69. 140. 

Pleuritis 42 f. 159. 

Plutarch: benützt stoische Vorlage in 
s. Schrift de sanitate tnenda 143 A.2. 



235 



Pneuma, Lehre vom 137 ff ; verschie- 
deue Abstufungen desselben 140; 
vgl. 69. 

Proculus, Proklos: Methodiker 7 A. 1. 

nyorjyov/uiva airia 155. 

i\iv%i) 140. 

miQvyiov 1 17. 

Pulsation 140. 

Pulsichre, pneumatische 12 A. 8. 70 f. 
169. Reconstruction der P. des Ar- 
chigenes 171 f.; des Herophilos 188f. 

nvQtToi avTo/oi, avre/eTg 167. 16S. 
228. 

niÜQos 78. 

Qualitätenlehre der pneumatischen 
Schule 133 ff. 



QTiarojjLia 73. 

Stimme, pneumatische Erklärung der- 
selben 142. 

Stoa, Einflul's derselben auf die pneu- 
matische Physiologie 132 ff. 

fji'f.l7ITÜ)fJU 161. 

TiQrjäojv 80. 

Tharrias = Thraseas, Tharseas 58 A. 
Theodoros, Pneiimatiker 13. 
Therapie der pneumatischen Schule 

210f. 
»XdofM 77. 
aii/uog 78. 

to'j'os des Pneuina 142 
TgitfiaOig 117. 
Tryphou: Vater uud Sohn 8 A. 7. 



(waig 134 A. 136. 
(iioyfxi] 76. 

Schädelbrüche 75 f. 

Scboliast, zu Oribasius, Zeit 65 A. ö. 

Schröpfköpfe 228 f. 

Sinne und sinnliche Wahrnehmung, 
Ansicht der Pneumatiker über die- 
selbe 142. 

Sorau: benützt den Archigenes 43. 50; 
s. yvvaixita, von Philumenos be- 
nutzt 127. 

Sostratos, von Philoxeuos benutzt 124. 

Sprache, als Förderungsmittel der Ge- 
sundheit 143. 



Ursachen, pneumatische Bestimmungen 
über Begriff und Arten ders. 154 f. ; 
von der Stna beeinflufst 156. 

Venaescktion, Vorschriften darüber 

226 f. 
Vipcrnmittel 37. 

Wärme, eingepflanzte 137. 

Wassersucht 58 A. 159. 

weibliches Geschlecht, Vorschriften 

über die Lebensweise dess. 207. 
Wein, s. therapeutische Verwendung 

215 f. 
Weizen s. Getreidearten. 



IL Stellenregister. 

(Die verbesserten Stellen sind mit einem Stern verseheD.) 



Aetius: (II 170) 37 A. 1; (III 162)' Dioskorides (II 18)37 A. 1. 
113; (III 167)* 110f.; (III 181)* 49; 

(IV 106) 19 A. 2; (VI 15)* 50; (VI Galen: (I 457) 133 A. 6; (I 522) 68. 

50)* 57f.; (Vm 66)* 51; (VIII 68)* 144 A. 6; (IV 603)* 150 A. 7; (VII 

44; (IX 28)* 39 f.; (X 29) 59 A.; 275f.)68; (VII 295) 86; (VII 304) 

(Xin 120. 121)* 28 f. 32 f.; (XV 7)* 90 ; (VII 609)* 153 A. 3 ; (VII 670) 

121. vgl. 72; (XV 9)* 79; (XV 11)* 19 A. 2; (VIII 150) 48; (VIII 414f.)* 

73; (XV 12) 80; (XVI 68)* 92f.; 94 f. ; (VIII 455 f.) 175; (VIII 519f.)* 

(XVI 76)* 127. 195; (VIII 626)* 194; (VIII 640)* 

Ale.xauder Aphrod. thqI nvQerwv (c. 179 A. 6; (VIII 644)* 180 A. 3; 

15 p. 91 Jd.)* 88; (c. 30) 90. (VIII 651)* 181 A. 2; (VIII 932)* 

Alexander Trall. (1557 Puschm.) 60; 179; (IX 306)* 198; (IX 670f.)84; 

(1561)* 60. (X 929) 141 A. 1; (XIV 698 f.) 133 

Aretaios eaus. ac. m. (I 10, 20) 42 ; (II A. 2; (XIV 942) 57 A ; (XVI 134)* 

1, 25)* 51 f.; (II 4, 41) 82; (II 5, 43) 105 f.; (XVI 141 f.)* 106; Ps.-Galen 

82; (II 6, 45)* 39f.; (II 11, 60)* 83, XIX (dcf. 9, 351)* 67 A. 2; (def.11, 

98 f. caus. ehr. m. (1 2, 68) 66; (II 13 351) 67 A. 1; (def. 29, 355) 140 

p. 175) 64; (II 13 p. 178)* 28 ff. ; (II 13, A. 10; (def. 47, 359) 69; (dcf. 51, 

183) 37 A.l ; cur. ac. m. (I 10, 232)* 360) 70; (def. 73, 74 p. 365) 70; 

44; (II 5, 271) 41 ; (II 5, 273)* 42; (def. 104, 373) 68 A. 1; (def. 110, 

cur. ehr. m.(I 2, 293)* 47 f. 50; (II 13, 375) 68 A. 2; (def. 113, 378)* 67 

341f.)*32f. A. 3; 141 A. 3; (def. 155,392)* 

Athenaios (III 115) 202 A. 2; 203 A. 2. 155 A. 3; (def. 1 58 f. p. 393) 156; 

(def. 162, 394) 156 A. 3; (def. 185, 

Caelius Aurelianus A. M. (II 9) 57 A.; 398) 68 A. 3; (def. 186, 318)* 167 

(II 27) 53; (III 4) 56 A.; (III 17) A. 8 ; (def. 188, 399) 82; (def. 209, 

38f. M. Ch. (III 8) 58 A. ; (IV 1) 25 404) 71 A. 1. 182 A. 9; (def. 210, 

A. 1. 2. 37. 405) 185; (def. 212, 405) 185; (def. 

Celsus (III 20) 57 A; (I1I21) 58; (11125) 213, 406) 71 A. 2. 181 A. 1; (def. 

25 A. 3; (IV 7)56 A.; (V 28)26 A. ; 214,406) 186; (def. 217, 407)71 

(VII 6) 121; (VII 29) 118. A. 3; (def. 220, 408)* 189 A. 4; 

Cramer (A. P. IV 196)* 16 A. 12). (def. 265, 420) 82; (def. 266, 421) 



237 

82; (def. 269, 419) 83; ( def. 300, 224 A. 3; (II 164) 224 A. 1; (II 

428)83; (def.316— 324 p. 431, 13f.)* 195f.) 106f.; (11287)113; (II 383) 

75 f.; (def. 375, 440) 72; (def. 376, 110; (IV 9, 9) 72; (V 539) 92. 126. 

440) 73; (def. 378, 441) 79; (def. 

380, 441) 78; (def. 388, 442) 80; Paulus Aegiaeta (VI 36 B.) 121 f; 

(def. 389, 442)* 78; (def. 390, 442) (VI 62 f.)* 74; (VI 74) 118f.; (VI9U)* 

80; (def. 394, 443) 80; (def. 395, 76 f. 

443) 80; (def. 399, 444) 79; (def. Pholios (bibl. c. 221 p. 177a 7) 125. 

400, 444) 79; (def. 401, 444) 79; Plinius (XXVI 7) 25 A. 3; (XXIX 70) 

def. 402, 4-14) 78; (def. 412, 445)* 37 A. 1. 

81; (def. 413, 445)* 80; (def. 416, 

445)* 81; (def. 420, 446)* 81; (def. Rufus (ed. Ruelle 166, 9) 137 A. 7; 

423-431 p. 447f.) 73; (def. 438, (p. 231) 174f. 

449) 78; (XIX 629)* 175; (XIX 

640)* 199. Scholieu zu Oribasius (III 681, 10) 130; 

(IV 526, 13)73; (IV 527, 3) 72; (IV 

Macrobius (com. iu soidd. Scip. I 6, 535, 32) 65. 

65) 152 A. 4. Sextus Empiricus (Hyp. III 15) 156 

Muscion (Sor. ed. Rose p. 106) 124. A. 6. 

Soran (rrtQi yuv. nalh. II praef. 2 R.)* 

Oppian (Cyn. II 489 f.) 64. -9 A. 8; (II 19, 363 R.) 118; (II 31, 

Oribasius (II 42) 105; (II 161. 163) 375) 127. 



Nachwort. 



Die Absicht, welche der Titel der vorliegenden Schrift ver- 
kündet, hat sie nur in beschränktem Sinne erreicht. Die Dar- 
stellung der pneumatischen Chirurgie, die einer Geschichte der 
Chirurgie im Altertum gleichkäme, erfordert ein Buch für sich 
ebenso wie die Behandlung der pneumatischen Pharmakologie, die 
in der Reconstruction der pharmakologischen Schriften des Archi- 
genes gipfeln würde. Ich habe deshalb beides von meiner Dar- 
stellung ausgeschlossen. 

Einem Herzensbedürfnis genüge ich, indem ich meinem hoch- 
verehrten Lehrer, Herrn Professor von Wilamovvilz-Moellen- 
dorff, für seine wertvollen Beigaben zu dieser Schrift öffentlich 
danke. 

Born, am Palilienfeste 1895. 

Max Wellmann. 



Inhaltsverzeichnis. 



Einleitung Äul'sere Geschichte der pneumatischen Schale bis 
auf Archigenes. 

1. Atbenains . ... . 5 

2. Agathiuos . ... 11 

3. Tbeodoros. Magnus . 13 

4. Herodot. Leonidns . . . 14 

5. Apollonios aus Pergamon. Hcliodnr .... .... 17 

6. Archigenes ... . . 19 

I.Teil. Quellen für das System der pneumatischen Schule. 

1. Aretaios ... .... . . 23 

2. Galen. Pseudogalens Schrift onot taTQixot ... . . 65 

Galens Schriften neol icetifogäi nvQtiiöv, ntQl ™» 

nmoi'&oTiov lönoii' und ntgl an{Qf.itaui B. II . . 84 

3. Oribasius. Aetius . . ... 104 

II. Teil, System der pneumatischen Schule. 

1. Physiologie . . . 131 

2. Pathologie I 53 

3. Diätetik und Therapie . .... .... • 201 



Druck von W. Pormottor in Berlin. 



Date Due 




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Demco 293-5 









Accession no 

ACK 
Author 

Wellmann, ä. 

Pneumatische 

schule . . . 

Call no. 



HISTORV TU 3 



Collect: A. C KU 



from:«[c 
date 



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