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Full text of "Beschreibung der griechischen Codices des Demosthenes zu Rom [microform]"

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^^^ i?^       :  >  Mit  hoher  Genehmigung  ^^'^ 


(Eine  0  j^0ri)ttittr5ijjm  w.  lutlj»  Consifetoriumö 

'      '  zeigt  die 

Öffentlichen  Prüfungen 

'*.  -  '/ .  .  '•  -    ■  '  . 

des 

^^ .  Gymnasiums 


und  die 


Progressionsfeierlichkeit 

ehrerbietigst  and  crgebenst/kn 

Dr.  Johann  Theodor  Vömel 


Rector  und  Professor. 


Frankfurt  am  Main 

gedruckt    bei    Heinrich    Ludwig    Bronne  r. 

18  3  8.  ■,  ,'  / 


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Herrn  Dr.  Theodor  Heyse 

I  Beschreibung  der  griechischen  Codices  des  Demosthenes  zu  Rom. 


'     '  Bibliotheca  Vaticana.  * 

(Mit  £iDSchluss  der   ihr  eioverleibten  palatinischen ,  der   Bibliothek  des  Herzogs  von  Urbiuo 

und  der  Christina  von  Schweden.) 

Cod.  Vaticanus.  No.  68.  Fol.  Papier. 
239  Blätter.  Die  Zahl  der  Zeilen  auf  der  Seite  wechselt  zwischen  30  und  40, 
je  nach  der  Menge  der  Scholien.  —  Voran  eine  Vita  Demosthenis,  über- 
schrieben: Zwaifiov  l'iaxaXoiviTOV  siq  /jrjfioa&ivijv.  anfangend:  JevveQia  fioo  XotJioy 
imßijvai  — .  schliessend:  tov  innäcpiovy  rag  iniaroXag.  Sie  wurde  zum  ersten 
Male  gedruckt  in  Reiske:  Oratt.  Gr.  Tom.  IV.  pag.  145  (als  Anhang  zu  Ando- 
kides),  nach  einer  Abschrift  Schweighäusers  aus  Ck)d.  Paris  2935.  Reiske  er- 
hielt auch  aus  unserm  Vaticanus  eine  Copie  derselben,  von  der  er  einige 
Varianten  mittheilt.  (Vgl.  auch  Cod.  ürbinas  113,  worin  uns  dieselbe  Vita 
begegnet)  —  darauf  folgende  demosthenische  Reden : 

'OXinf'&iaxoi  a,  /?*,  /.  —  0t,Xmnix6g  a'.  —  i^gl  iig'^vijg.  —  0ih7tntx6g  ^.  — 
TTCßt  '^AKow'rpov.  —  n&qX  xmv  er  XeQQovtjafp.  —  (PiXmnixoi  y\  d'.  —  ngog  OiX'mnov 
kniaxoXriv  nebst  der  mioxoXri  selbst.  —  tieqI  avvxa^sotg.  —  neql  avfifioQiwv.  —  negl 
TTJg  '^Pp8io)v  iXev&eQiag.  —  vntQ  MeyaXonoXixtov.  —  negl  xwv  ngog  IdXe^rdgor  auv- 
'&i]Kmv.  —  nsQi  tov  ffxeq>ca>ov.  —  egmxixog  (hierin  zwei  leere  Blätter,  Blatt  93 
und  94).  —  nsgi  nagangsaßsiag.  —  nsgi  xov  ar£<jpcrt'Ou  xrjg  xgii]gagxcag.  —  Tigbg 
AiTtx'wtiv.  —  xaro  MbvULov.  —  xaxa  "AgKfxoxgäxovg.  —  xuxa  Idvdgoxuaveg.  —  xaia 
Tifioxgaxovg.  —  xard  'Agiaxoyaixovog  a\  ß'.  —  xaxä  Neuigag.  —  ngooitiiu  dtjurjyogixd. 


1)  Montfaucon  nennt  im  Ganzen  vier  demosthenische  Handschriften  unbestimmt.  liibL  Bibl. 
Vol.  L  p.  7  B  und  p.  9  A.    Vömel. 


—     4     — 

Die  ersteren ,  d.  i.  die  olynthischen  und  philippischen  JReden  sind  von 
einem  ununterbrochenen  Rahmen  reichhaltiger  Scholien  eingeschlossen,  die 
mit  dem  Texte  gleichzeitig  und  von  demselben  librarius  geschrieben  sind. 
Seltner  und  nur  vereinzelt  finden  sich  Randnoten  zu  den  letzten  Red^n  des 
•Bandes  zwischen  den  Zeilen  hie  und  da,  mit  rother  Dinte,  von  jüngerer  Hand, 
eine  unbedeutende  Glosse  (Synonymen  u.  dgl.).  —  Alle  diese  Scholien  aber  (wie 
schon  Reiske  bemerkte  *,  der  eine  Abschrift  derselben  zu  Olynth.  I  erhielt) 
bieten  durchaus  nichts  Neues  dar;  sie  stimmen  mit  jener  bekannten  Scholien- 
Sammlung  überein,  welche  zuerst  1503  von  Aldus  herausgegeben  wurde  (abge- 
sondert vom  demosthenischen  Texte  und  sogar  noch  vor  beendigtem  Drucke 
desselben),  darauf  1532  in  der  Basler  Ausgabe  zur  Seite  des  Textes  wiederholt, — 
1550  von  Hieron.  Wolf  ins  Lateinische  übersetzt,  —  1570  (Paris)  von  Morel 
mit  anderweitigen  Zusätzen  aus  Handschriften  bereichert  worden  ist  u.  s.  w. 
Man  pflegt  sie  gemeinhin  den  Commentar  des  Rhetor  Ulpianus  zu  nennen, 
ein  Name,  der,  seitdem  Aldus  oder  sein  gelehrter  Freund  Karteromachos  ihn 
im  Titel  auflPührte,  im  unangefochtenen  Besitz  der  SchÖlien  verblieben  ist.  Zwar 
haben  wir  von  einem  Rhetor  Ulpian  überhaupt  keine  weitern  Nachrichten  als 
eine  flüchtige  Notiz  in  Eunapios  Leben  der  Sophisten  (welche  sich  möglicher- 
weise mit  einem  der  drei  von  Suidas  erwähnten  Coramentare  combinirt),  und 
ein  ausdrückliches  Zeugnis«  für  ihn  als  Verfasser  demosthenischer  Scholien 
fehlt  uns  gänzlich ;  —  indess  würde  dieser  Name ,  da  die  ersten  Herausgeber 
ihn  wohl  unbezweifelt  aus  ihren  Codices  entlehnten,  an  sich  nicht  geradehin  zu 
verwerfen  sein.  Nur  fragt  sich,  welcher  Umfang  den  Autoransprüchen  Ulpians 
eingeräumt  werden  dürfte.  Gewiss  ist,  dass  spätere  Ausgaben  ihnen  eine  weitere 
Ausdehnung  gegeben  als  die^Aldina,  und  wahrscheinlich  nur,  weil  sie  den 
Titel  derselben  nicht  streng  genug  auflassten.    Dieser  lautet: 

OvXTiiavov    QijroQog  ngoXeyofiSva    ei'g    ts    xovg  bXvv&iuxovg  xal    cptXimrixovg 

driiioad'ivovg  Xöyovg. 
'E^^yrißig  uvayxaioxüvti  elg  dsKaxQEXg  xov  drj^oa&evovg  Xoyovg. 
Hiebei  ist  zweierlei  zu  bemerken : 

1)  Auf  jeden  Fall  ist  der  Titel  unvollständig,  indem  er  die  Commentare 
zu  fünf  Reden  unerwähnt  lässt.    Der  wirkliche  Inhalt  des  Buches  nämlich  ist : 


2)  Vergl.  auch  Reiskii  Epilog^us  in  Orr.  Graecc.  Vol.  IV  p.  143  sq.  Vömel. 


—     5     — 

a)  eine  allgemeine  einleitende  Betrachtung  (TiooXeyöusru)  zu  den  olyn- 
thischen  und  philippischen  Reden; 

b)  die  Comraentare  zu  achtzehn  (nicht  ab'er  dreizehn)  Reden,  als:  den 
drei  olynthischen,  der  ersten  und  vierten  Philippica  (zu  Philipp.  II 
und  III  sind  keine  Scholien  dieser  Art  auf  uns  gekommen), —  zur 
Rede  über  Philippos  Brief,  —  gegen  Androtion,  — gegen  Midias, — 
um  die  Krone  etc.  etc. 

Da  nun  unter  den  Prolegomenen  der  Commentar  keineswegs  einbegriffen 
werden  kann,  so  würde  man  entweder  in  der  ersten  Titelabtheilung  nach 
TiQoXej'oiieva :  „xai  e^i'jyjjatg"  ergänzen,  oder  in  der  zweiten  das  dsxurQslg  in 
dxKaxaidsKa  verändern  müssen. 

2)  Es  ist  wohl  zu  beachten,  dass  ülpian  nur  im  ersten  Theil  des  Titels, 
d.  i.  bei  den  ProJegoraenen  erwähnt  wird,  hingegen  der  Commentar  selbst  nicht 
als  Ovlniarov  oder  Tov  avxov  si^riyriaig^  sondern  schlechthin  als  eine  ^E^riyriaLg 
uva/KuioTUTT]  bezeichnet  vt^ird.  Auch  bei  den  Einzeltiteln  im  Verlaufe  des 
Buchs  kommt  kein  ülpian  wieder  zum  Vorschein,  obwohl  sonst  die  alten  Aus- 
gaben wie  die  Codices  nie  unterlassen,  bei  jedem  Abschnitt  und  Haupttheil 
eines  Sammelwerkes  den  Autor  von  neuem  anzugeben  (wie  man  denn  bei  den 
einzelnen  demosthenischen  Reden  das  Jriuoa&ivovg  und  bei  den  vnor^iaeig  das 
Aißuviov  selten  vermissen  wird).  Daraus  geht  hervor,  dass  zufolge  der  Aldina 
oder  dem  ihr  zu  Grunde  liegenden  Codex  dem  Rhetor  ülpian  nicht  mehr 
zugeeignet  werden  dürfte,  als  jene  allgemeinen  Prolegomena,  oder  höchstens 
noch  (wofern  man  die  üngenauigkeit  des  Titels  zu  seinen  Gunsten  ausdeuten 
will)  die  Exegese  der  drei  olynthischen  und  zwei  philippischen  Reden.  ^ 

Es  käme  nun  darauf  an,  noch  vorhandene  Mss.  der  sogenannten  ülpiani- 
schen  Scholiensammlung  in  dieser  Beziehung  zu  vergleichen.  Leider  sind  die 
Angaben  der  gedruckten  Bibliothekskataloge  zu  unbestimmt.  Im  Cod.  Mediceus, 
Plut.  LV.  No.  n  findet  sich  die  Scholiensapimlung  (soviel  aus  Bandini  Catal. 


3)  Letzteres  könnte  man  aus  dem  untergesetzten  lateinischen  Titel  der  Aldina  scbliessen 
wollen:  Ulpiani  commentarioli  in  ölynthiacas,  philippicasque  Demostbenis  orationes. 
I^arrationes  sanequam  necessariae  in  tredecim  orationes  Demostbenis. 

Allein,  mit  dem  griecbiscben  verglichen,  welches  ohnehin,  als  aus  Handschriften  gezogen, 
allein  diplomatische  Beweiskraft  hat,  zeigt  sich  commentarioli  nur  als  ungenaue  Uebersetzung 
von  nQoleyofxev«,  und  so  bleibt  auch  hier  dieselbe  Beschränkung. 


-^     6    — 

Biblioth.  Laorentianae  zu  entnehmen)  unter  einem  mit  dem  aldinischen  wört-> 
licli  zusammenstimmenden  Titel.  Ferner  dürfte  der  Name  Ulpian  vorkommeä 
in  den  Pariser  Codices  No.  2944  und  294d,  in  welchen  die  Scholien  gleich- 
falls selbstständig  und  ohne  Text  auftreten  [Vind.  7 enthält  dieScholien- 
sammlung  ohne  Namen  des  Verfassers.  Vomel.]  oder  auch  wohl  in  No.  2936 
[?  Vömel]  2940  und  2993  derselben  Par.  Bibliothek,  wo  sie  den  Demosthenes 
begleiten.  Aber  in  welchem  Bezüge  Ulpian  daselbst  aufgeführt  wird,  ist  nicht 
zu  errathen.  —  In  zwei  andern  Pariser  Handschriften  endlich,  No.  2961  (worin 
„ad  marg.  scholia  ab  editis  minime  diversa")  und  No.  2995  („ad  marg.  scholia 
ab  editis  interdum  diversa'^)  scheint  bei  mehr  oder  minder  gleicher  Scholien- 
Sammlung  gar  kein  Name  erwähnt  zu  sein.  Und  so  übergeht  auch  der  vor- 
liegende Cod.  Vatic.  den  Namen  Ulpian,  vielleicht  aber  nur  um  einen  andern 
an  seine  Stelle  zu  setzen.  Wenigstens  hat  es  ganz  das  Ansehen,  als  wenn 
die  Eingangs-Aufschrift  Z(U(T^|iioi;  l^ffxa^wv/Tov  eig  Jfjfioa&dvriv  nicht' 
der  einleitenden  vita  insbesondere,  sondern  dem  ganzen  Commen- 
tar  gelten  sollte*,  der  sich  als  unmittelbare  Fortsetzung  an  jene 
wie  an  sein  Vorwort  anschliesst.  Und  man  darf  behaupten:  Wenn  ein 
Zufall  gerade  unsern  Codex  dem  Aldus  in  die  Hände  geführt  und  dieser  aus 
ihm  den  ei-sten  Abdruck  besorgt  hätte,  so  wurden  die  demosthenischen  Scho- 
lien  ohne  Weiteres  den  Namen  des  Zosimus  Askalonita  angenommen  und 
ihn  ebenso  von  Ausgabe  zu.  Ausgabe  fortgetragen  haben,  wie  jetzt  den  des 
Ulpian.  Ob  mit  grösserem  oder  mit  geringerem  Rechte,  weiss  ich  nicht;  — 
im  Grunde  wohl  mit  gleichem  Unrecht.  Denn  am  Ende  dürfte  dieser  bunte 
Scholienhaufen  in  seiner  gegenwärtigen  Gestalt  nicht  füglich  das  Werk  eines 
einzelnen  Rhetors  heissen  können.    Mag  man  ihn,  wie  Hier.  Wo)f  anfanglich 


4)  Zu  dieser  Meinung  berechtigt  schon  das,  dass  der  Scboliast  ad  Timocrat  p.  238  ed. 
Wolf.  Baül.  §.  213  ed.  Lambin. :  dxovaag  avrov  [seil.  KaXitaTQäTOv]  imdtixyvuevov  6  ^ijyLOüd-i" 
vi]q  «V  exiSvtxiay  ^i&e  /.öyav.  sagt:  uf  eig^xa/jiev  iv  rü  ßito  avrovy  und  in  Zosimi  vita  p.  147 
ed.  Reisk.  steht :  qijtoqixÜv  de  exi^v/t^aac  ix  tov  dxovetv  HaXliargärov  tov  p^rogof  etc. 
Obgleich,  um  nichts  zu  verschweigen,  das  wieder  für  den  Namen  Ulpian  spricht,  dass  der 
Scholiast  zu  Aechin.  fals.  leg.  p.  190  ed.  Reisk.  inOratt  YoL  III.  p.  761  mit  den  Worten:  ÖvÄ- 
xtavoc  6  ^fjtocSevovf  i^ijyrjTijg :  eyravSd^  <pi]Otv^  ot  dixaCrtti  dveGTTjOttv  sich  bezieht 
auf  Schol.  ad  Dem.  f.  leg.  p.  109.  ed.  Bas.  §.  355  ed.  Lambin.,  wo  diese  Worte  ausdröcklich 
zu  lesen  sind.  Es  ist  jedoch  auch  zu  bemerken,  dass  die§  Sdiolion  des  Aesciünes  sich  nicht 
in  allen  Sammlungen  findet.   Vömel. 


—   r   — 

wollte*,  fiir  den  verstümmelten  und *interpolirten  üeberrest  eines  zusammen- 
hängenden Commentars  halten,  oder,  wofür  Wolf  sich  späterhin  entschied  *,  für 
ein  Gemenge  und  Flickwerk  aus  allerlei  Glossen  verschiedenen  Ursprungs ,  — 
auf  jeden  Fall  würde  der  voranzusetzende  Namen  immer  nur  den  überwie- 
genden Antheil  des  einen  oder  andern  Exegeten  bezeichnen,  oder  einen  letzten 
Sammler  und  Epitomator  älterer  Erklärer,  eines  Aesculapius,  Alexander, 
Apsines  Genethlius,  Aspasius ,  Diocorus ,  Zeno  u.  a.  ^ ,  auf  welche  die  Scho- 
lien  selbst  sich  berufen.  —  Soviel  im  Allgemeinen  über  diese  Scholien  und 
ihren  angeblichen  Verfasser.  [Reidke  in  Orr.  Grr.  Vol.  IV  p.  143  ad  calcem: 
„Noram  in  Vaticana  superesse  commentarios  ad  XVIII  priores  Demosthenis 
orationes  tributos  Zosimo  cuidam  Ascalonitae"  etc.  etc.  Aus  der  erhaltenen 
Probe  überzeugte  sich  Reiske,  dass  diese  Scholiensammlung  des  Zosimus  die- 
selbe sei,  welche  unter  Ulpians  Namen  bekannt  ist.  Dann  fügt  er  hinzu: 
Commentariorum  horum  Zosimi  ad  Demosthenem  praefatio  —  est  —  vita  — 
Demosthenis."  Vergl.  Beckers  Literatur  p.  64  sqq.  und  p.  218.   Vömel.J 

Ich  verglich  den  Anfang  von  Olynth.  II  mit  dem  Morel'schen  Abdruck 
der  Scholien  (Lutet.  1570),  und  fand  nur  folgende  Varianten,  die  als  Probe 
dienen  mögen,  was  von  einer  durchgängigen  CoUation  zu  erwarten  wäre  ^: 

UoXXwv  [itv  UV   Tig  idslv.  ij  fiev  vno&eaig  rovde  jov  Xoyov  etc. bis: 

oXiyov  de  ro  avficpigov.  - 

Edit.  Luiet.  Cod.  Fat, 

dl  r^v  fioXiaTa      .         ...         ,     di    öv  fioXiara. 

töiv  de  xe(paXai(ov        .         .         .         .     t«  df  xeqidXaia. 

TW  TQV  fltiXinnov  QM(i7j         .         .         .     t»/"  cpiXimiov  ^cuju»;. 

/isixvvtai  de  o)V  ovrog  6  Xoyog    .         .     fehlt  de  und  oviog. 

qitjal  xal  6  qnXö^oQog  .        ...         .     fehlt  xaL 


5)  Am  Anfange  and  am  Ende  seiner  Uebersetznng.von  Ulpian.  —  Gegen  das  Ende  seines 
Commentars  über  die  Scholien  zur  L'eptin.   Vömel. 

6)  Praefat.  in  Ulpiani  convers. —  Ende  seines  Commentars  über  die' Scholien.   Vömel. 

7)  Vergl.  Schol.  ad  Phil.  IV  nicht  weit  vom  Anfong  und  Wolf  daza  p.  849  a.  Vömel. 

8)  Der  Codex  scheint  frühestens  zu  Anfang  des  fünfzehnten  Jahrhunderts  geschrieben  zu 
sein,  und  ist  midder  wichtig  für  die  Kritik  des  Textes,  als  interessant  durch  seine  Scholien.  — 
Beachtenswerth  sind  einzelne,  im  Texte  nachgetragene  Correcturen,  die,  ohgleidi  von  jüngerer 
Hand,  doch  aus  einem  guten  Codex  der  altem  Ueberlieferung  gezogen  sind. 


—     8     — 


£7ef/f.  hütet. 


ort    TJȣtff 

evrav'd'a  Se 


:  Cod.   Fa^ 

fehlt  oTt. 

tUff    Int   TTOZl), 

fehlt  dt. 


(Die  nächstfolgenden  Schollen   der   Edit.  Lut.  fehlen,  als  anderswolier  ent- 
lehnt und  nicht  zum  Commentar  des  Zosimos  gehörig.) 
xat  x^Q^'^  OfioQov.  sl  yag  «al  sT^ov  etc. bis:  aviifia'iiuv. 


TtjV  xürv  'OXw&imv 
datfiovia  TtvL  6  fttv  diaXsxrixbg  etc. 

^iJTiag  de    . 
evayoiyov 
av[ißaXead'at 
e^QijaaTO 
draixvriaai   . 
ip  ToXg  aywaiv 
Xeyea&ui     . 
ovdlv  de  8ia(jpeQSi 
JeZ  Toivvv  Ol  a&Tiv.  tovto 


.     fehlt  Tai)'. 
—  bis:  «X  TiagaXXijXou  ro  uvro. 
.     Öt(  qiaveQÖig. 
.     Qijxagog  de. 
,     evayoiyMg. 
.     avfißdXXea&ai.      , 

.     anodeix&Tirai. 
.     6V  ToXg  ayandiaiv. 

Xrjyeo'd'ai. 
.     fehlt  de. 
e6Ti>  t6  avfineQaafia  etc.  bis :  ßovXevea&ai. 
.     ainol  xa&'  eavTtoy." 
Tu  (tev  ovv  0»  ad'riv.  t6  ^lev  "ngui-rov  ngooifiiov  etc. — bis:  egydaclb&ui. 
xad^aigeaiv  e'xovTsg  dvvunscog       .         .    ka&aigeaiv  tilg  dvväfisoig, 
ooTiv  .......     oneg. 

ev  ngooifiioig     ■  •        .         .         .         .     ev  zoXg  ngooiiiioig. 

(Das  in  Ed.  Lut.  folgende  Scholion  fehlt.) 

ovx^  itaXüg  e'^sn'  ^yovfiai.  xaxd  likv  x6  dXTjd^egetc. — bis:  av^m  avxov. 
»        ttvxov  dieX'd'elv    .....     dieX&slv  avxov. 


avxoi  xax    uvxfuv 


Tiizguixelad'ai 
Iva,  qpfjat,  (tri 
Ol,   aiv  . 

Cod.  Faticanus.  Nr.  67, 


fehlt. 

IV U   fit]. 

Ol    ov. 


Fol.  Papier. 

376  Blätter;  die  Seite  hat  regelmässig  34  Zeilen.  —  Die  nämlichen  Schriflzüge 
wie  in  Cod.  68.  Ist  als  Fortsetzung  und  Ergänzungsband  des  vorigen  anzusehn, 
obwohl  ihn,  dem  verschiedenen  Einbände  nach,  die  Bibliothek  nicht  als  solchen 


—     9     — 

erkannte.  Enthält  von  Blatt  1  bis  83  die  kleineren  und  Privatreden   des  De- 
mnsthenes,  die  ein  vorangehender  n/V«!  also  verzeichnet: 

Jr^Hoa&ivQvgl  ngog  «aXXixXea  negl  ^o^giov.  xaxu  uq>6ßov  iniTQonTJg  Xoy.  «',  ß'. 
Tifjog  ovtJToga  i^ovXijg,  d,  ^,  naQayQacp^  ngog  tavüifiu^ov.  TTQog  anovdlav  vniQ 
TiQOixög.  negl  xov  GTStpdvov  rtjg  TQirjQagj^iag.  naxä  oXvfiniodMQOv  ßXaßtjg.  naga- 
ygaqirj  ngog  ^ijrö&snir.  vireg  (pogfiimvog  iiagayga^)^.  xaxä  diovvaiodcjgov  Tiegi 
xijg  ^ayeiaijg  veoig.  ngog  ßoicaxov  ttsqI  xov  oröftaxog.  rrgog  ßoiojxov  vnig  ngoutog 
.  fiTjxgciag.  ngog  vix6(Jxgaxov  nsgl  avdganodmv  unoyguq)^g  aQS&aiaiov  (so),  ngog 
vpairinnov  nsgi  uvxidoaswg.  ngog  xi/xöd'eov  vntg  ^gtovg.  ngog  xriv  kaxgixov  nagu' 
ygaq)i^v.  vneg  cpüvov  (so)  xpsvdofiagxvgmr,  nagctygacpt}  ngog  nagaivoixov  (so 
statt:  nuvxaivexov) . 
Darauf,  von  anderer  Hand,  mit  sehr  kleiner  Schrift: 

IlavTsXeiov  oxi^oi  et?  avvaiysigov:    (so  im  nira^,    das  Gedicht    selbst   ist 
äv£niygdq)Ov,  und  beginnt: 

'Aanid'  'yJxiXXrjog  xrjv '  Exxogog  alfia  niovaav') . 
Dann:   Alaxtvov  g^xogog  ßlog. 

{zov  uvxov)  Xoyov,  Blatt  85  —  136  mit  bedeutenden  Marginalien. 
—         —       smaxoXul,  Blatt  137  —  141. 
'AgKsxCdov  (so)  Xöyoi,  Blatt  143  —  250. 
Bgovxov  iniaxoXal,  Blatt  251  —  261. 
OaXagidog  eniaxoXai,  Blatt  262  —  276. 
Cod.  Vatican.  Nr.  69.  Quarto.  Pergamen. 
Hat  je  34  Zeilen  auf  der  Seite.   Ist   etwas   älter  als   die   vorigen  (vom  Ende 
des  14  Jahrhunderts),  aber  nicht  vollständig,  und  durch  spätere  Ergänzungen 
(vermittelst  28  eingeschalteter  Blätter  von  weissem,  dünnem  Pergament  und 
ungemein  zierlicher  Handschrift)  schwerlich  zu   seinem  ursprünglichen  Inhalt 
zurückgeführt  worden.    Es  ist  nämlich  wahrscheinlich,    dass  er  von  Hause  aus 
sämmtliche  demosthenische  Reden  enthielt ;  die  wichtigern  aber  aus  der  Mitte 
(Philippicae ,  de  Corona,  de  falsa  legatione ,  in  Leptinem)  gingen  ihm  verloren, 
und  der  Ergänzer  füllte   diese,  grosse,   nach  der  Rede  negl  xmv  ngog  "AXH^ar- 
dgov  avr&Tixöjv   eintretende  Lücke  nur  mit  22  Blättern   aus,    zu  deren    Inhalt 
ihm   einige   der   kleineren  Privatreden   dienten.    Demnach   enthält  der   Cod 
gegenwärtig:  ^OXvv&iuxovg  «',  /S',  /.     nsgl  xijg  godiwv  iXav&egiag.    mgl  xtov  ngog 
dXd^ardgov   avr&iixm.    xuxu   aqoßov.    und    darauf,    nebst   einigen    andern ,   die 
nämlichen  Reden,  welche  vorhin  au£  Cod.  67  aufgezählt  worden  sind,  obwohl 

2 


N       ^ 


■■■    inl  TioTJo  .    ^    -         ..     ...        ,.     „, ,       ..-.,,     ..• 

'^         evTOviff^a  0€  .  ^      .         .         .  '       .     renlt  de.  '    ^"  "  *  ^~v 

(Die  nächstfolgenden  Schollen   der  Edit.  Lut.  fehlen ,  als  and^pwoher  eim 
lehnt  «nd  nicht  zum  Commentar  des  Zosimos  gehörig.)       ■■'■:'.^''^.'^ji^4^/^''' 
x'o»  jffopay  OfioQOV.  sl  fciQxal  {Zj^oi^etc.  —  —  bis:  aüujua^jtai'»,  *  -  '*:*^k'^^' 'W^f^j;; 

T^y  Tow  0A,wi9^<uy  .         .         •       ^     fehlt  rwr.  .^. '   •  v; 

daifiovia-Tivi.  6  fih  dtoisxrtxoff  etcl  — *•'— bis :  ix  itagaU.jjXo.u  to  avrtt» \ ^ 'T"Jf^ 

OT*  9;av£^         .  ,     .,      .     ''-f/'^i     ort  qpaye^uu;.  ,  -      -   ^^  »  -r-    Vv^r^^v 

ffvußal€a-&ai>       .        •.         •  t-- '■v  %ri^<rüaaaMea^«*.      V  v   .      ■••  •  w-'^»^' 
ara^ytjorat  .         •,-,.-      •      ^»        »    aTrooetytfijvat»  ■  ■.    ■.      ;~i^ 

,  -    ■>    «  'vi'.  •'•    ■   -.-     ■'•".    ■.:V'^-V'    'i  -      ■»  -  '■■57'- •  ;v  •?-V--»^'''T-" 

ovo«!'  oe  otaq>iQei  .  -;  ;i-.-  •  leblt  o«:  -<>'<:.>>  .^^ '  t^  .'^^;V*;^:i 
^£*  TOt'vvv  Ol  tt&riv.  TovTO  ctfTi.  TO  ovaniooGiAa  ctc.  bis:  /Jou^ewa-ö^oü. -'"' ^^V    ' 

avToi  xäT*  avröuy  .  ...  '.  •:  •  ".  airtoi  naO^  koan(äv^'^'y'*-S?^''-'^'-'y^.i>^% . 
Tu  f*«»  Qvv  <o  a^tiv.  TO  fiev  Tigmov  ngooli^iov  etc, — bis:  epya(ycft^ta.y:^  \^^."  \»  , 

xa^cugeaiv  k'xovTes  duyafteaiff'- -:i^    1*     kad'aiQBatv  tili  dvvafuwi^^-.'^^j     ,^x,lt,i 

^ - ,      er  ngooifiioig    -^ß^M:   -  *      «^ ",    V,  ' '  ■■•    h-  votg  ngooiulots,  ^'^'^/ ^.:}:'  \U  s?^» 'i^^n  ;  ' 
^as  in  Ed.  Lut  folgende  Scholion  fehlt.)    v'^  vi.V  ^s^>^i-f  -:^;-^^^^ 
ov^l  »aXaq  6%8iv  ^yovnat.  xara  /tev  to  aXij&isetc. — bis:  av^m  auroi^^v^^.v,^^ 
^\(  ilxvtov  disX^siv    .         .         ....     .   .     Jtc^^crv  at)TOu»  .  V--   -  >-    --i'jCv^*^»^? 


•V  .<»  - 


'        Cod.  VaUeanus.  Nr.  67.  Fol.  Papier.    >^''''>^--*"^':*-'^^^->--^^^^  "    '-^ 

276  Blätter;  die  Seite  hat  regelmässig  34  Zeiten". — Die  nämlichen  Schriftzüge  '^ 

wie  in  Cod.  68.  Ist  als  Fortsetzung  und  Ergänzungsband  des  vorigen  anzusehn,  ,^'^ 

obwohl  ihn,  dem  verschiedenen  Einbände  nadi,  die  Bibliothek  nicht  als  solchen  J 


—     9     — 

erkannte.  Enthält  von  Blatt  1  bis  83  die  kleineren  und  Privatreden  des  De- 
mosthenes,  die  ein  vorangehender  niva^  also  verzeichnet: 

^r^ftoa&evovgl  nQog  yuXXixkia  negl  ;^(u^toi;.  xatu  aqtößov  inixgoixfjg  Xoy.  a,  ^. 
n(}6g  ovtjroga  i^ovXtjgj  u,  ß'.  naQaygatp-^  ngog  rawsifiaxov.  ngog  anovdlav  vnig 
Ttgoixog,  nsgl  tov  axscpuvov  xijg  Tgirjgagj^iag.  Kuxa  oXvfiinodeigov  ßXdßrig,  naga- 
ygccijpfj  ngog  ^i]v6&Sfiiv.  vneg  qtogfiimvog  "nagaygaqiij.  xata  diovvaiodtogov  negl 
TTJg  ^aysiarjg  vedg.  ngog  ßoicaxov  nsgl  tov  ovofiaxog.  ngog  ßoioirov  vneg  ngoutog 
»  fiijTgatag,  ngog  viKoatgarov  negi  urdganodcuv  unoygaqfijg  dged^aioiov  (so),  ngog 
qittinnnov  negl  uvTidoaeoig.  ngog  Tifw-d-eov  vntg  xgtovg-.  ngog  rijy  XaxgiTOv  nuga- 
ygaqiriv.  vneg  q)ävov  (so)  ipevdofiagxvgtwv.  nagaygaq)^  ngog  nccgcUvotTov  (so 
statt:  navtaivetov^ . 
Darauf,  von  anderer  Hand,  mit  sehr  kleiner  Schrift: 

üaVTeXsiov  Gxiioi  eig  nvvaiyeigov:    (so  im  niva^,    das  Gedicht    selbst   ist 
äveniygdqiov,  und  beginnt: 

'Aaniüi'  ^ylxvXXtjog  rijv  Exxogog  alfia  niovaav). 
Dann:   Alaxivov^  gi^xogog  ßiog. 

(jov  avxov)  Xoyoi,  Blatt  85  —  136  mit  bedeutenden  Marginalien. 
—         —       smaxoXai,  Blatt  137  —  141. 
Ugiaxtdov  (so)  Xöyoi,  Blatt  143  —  250. 
Bgovxov  iniOToXal,  Blatt  251  —  261. 
0aXagidog  iniaroXal,  Blatt  262  —  276. 
Cod.  Vatican.  Nr.  69.  Quarto.  Pergamen. 
Hat  je  34  Zeilen  auf  der  Seite.   Ist   etwas   älter  als    die    vorigen  (vom  Ende 
des  14  Jahrhunderts),  aber  nicht  vollständig,  und  durch  spätere  Ergänzungen 
(vermittelst  28  eingeschalteter  Blätter  von  weissem,  dünnem  Pergament  und 
ungemein  zierlicher  Handschrift)  schwerlich  zu  seinem  ursprünglichen  Inhalt 
zurückgeführt  worden.    Es  ist  nämlich  wahrscheinlich,    dass  er  von  Hause  aus 
sämmtliche  demosthenische  Reden  enthielt ;  die  wichtigern  aber  aus  der  Mitte 
(Philippicae ,  de  Corona,  de  falsa legatione ,  in  Leptinem)  gingen  ihm  verloren, 
und  der  Ergänzer  füllte   diese,  grosse,   nach  der  "ReAe  negl  xmv  ngog  AXe^ar- 
dgov  avr&i^xdiv  eintretende  Lücke  nur  mit  22  Blättern   aus,   zu  deren    Inhalt 
ihm   einige   der   kleineren  Privatreden   dienten.     Demnach   enthält  der   Cod 
gegenwärtig:  ^OXvv^iaxovg  «',  ß'f  y.     nsgl  xijg  godimv  iXev&egiag.    ne^  xatv  ngog 
dXd^ardgov   avf&}ixatr.    xaxu   a(poßov.    und    darauf,    nebst   einigen    andern,   die 
nämlichen  Reden,  welche  vorhin  au«  Cod.  67  aufgezählt  worden  sind,  obwohl 

2 


—     10     — 

in   Terandert^r  Ordnung.    Zuletzt:   Jtiftoif&ivovi  imaToXal ,  uiid'als   Anhang: 
Avaiov  enndquog  KoQirüiojv  ßotf'&oli' 

Die  Ergänzungen  (je  31  oder  32  Zeilen  auf  der  Seite  enthaltend)  6ind 
sehr  jung,  vielleicht  sogar  aus  einer  der  frühesten  Ausgaben  abgeschrieben. ' 
Hier  wird  sehr  wenig  abbrevirt,  ^as  »  subscr.  schon  regelmässig  angewandt, 
vermeinte  Fehler  des  Textes  sind  nach  der  Sitte  der  Aldina  mit  einem  *  an- 
gedeutet. 

In  der  von  mir  verglichenen  Olynthiaca  II.  gehört  nur  das  Anfangsblatt 
(von  pag.  15  lih.  9.  ed.  Dindorf.  bis  pag.  17  lin.  15)  dem  altern  Codex  an; 
der  üeberrest  der-  Rede ,  so  wie  die  {modsaiq  ist  Ergänzung. 

Cod.  Urbinas  Nr.  113.  Klein  Quarto.  Pergamen. 
175  Blätter.  Die  Zahl  der  Zeilen  ist  unstät,  zwischen  22  und  32 ;  in  der  zweiten 
Hälfte  des  Buches  entscheidet  sie  sich  zu  30  (zuweilen  29),  und  man  bemerkt 
an  den  Rändern  eingestochene  Puncte  zum  Behufe  der  Lineatur,  welche   oft 
steheh  geblieben  ist.  " 

Der  älteste  und  bedeutendste  aller  romischen  Codices  Demosth. 

Seinen  Inhalt  hat  Amati  auf  dem  Titelblatt  verzeichnet : 

„ Zosimi  Ascalonitae  in  Demosthenem  [im  Codex  selbst  betitelt:  Z.  A.  ßlog 
jdfif*oa&dvov<;^  pag.  1.  Demosthenis  Olynthiaca  1«  p,  8.  2*  p.  12.  3*  p.  17.  Philip- 
pica  1*  p.  21.  de  pace  p.  29.  Philippica  2»  p,  32.  de  Halonneso  p.  36.  de  Cher- 
soneso  p.  41.  Philppica  3^  p.  48.  4»  p.  55.  ad  Philippi  epistolam  p.  63.  in 
Androtionem  p.  65.  de  corona  p.  74.  in  Midiam  p.  110.  in  AUstocratem  p.  137. 
de  falsa  legatloiie  [Fragment :  nur  die  erste  Hiilfte  der  Rede]  p.  166.  Codex 
aetate  et  scriptura  insignis.  -  '  I.  C.  Amatius.'^ 

Zur  Würdigung  dieses  Codex  ist  es  aber  wesentlich  zu  wissen,  dass  das 
Alter  und  somit  der  diplomatische  Werth  seiner  Theile  verschieden  ist.  Schriftr 
weise,  Abbreviationssystem  und  Farbe  der  Pinte  verändern  sich  öfter,  bald 
in  aUmähligem  Uebergang,  bald  in  entschiedneren  Abschnitten,  und  sonderbar 
genug  ist  ein  solches  Umschlagen  in  eine  andere  Schreibmanier,  zuweilen  in 
der  Mitte  einer  Seite  und  Zeile ,  ja  mitten  iq  einem  Worte  wahrzunehmen. 
Es  ist  nicht  leicht,  in  diesem  Gewirre  feste  Unterschiede  abzusondern.  Nach 
wiederholter  Vergleichung  jedoch  glaubte  ich  die  Schwankungen  der  Hand- 
schrift auf  drei  Schreiber  aus  verschiedenen  Zeitaltern  zurückführen  zu  dürfen. 


9)  Doch  nicht  aas  der  Aldina  1504,  mit  deren  Lesarten  sie  nicht  darchgängig  Qberein^timmen. 

Vom. 


—  tl  — 

1)  Die  älteste  und  ursprüngliche  Schrift  zeichnet  sich  aus  durch  zierliche 
Minuskeln  in  einem  feinen  und  genauen  Ductus,  der  den  Charakter  des  10 
—  11  Jahrhunderts  hat;  —  die  Dinte  ist  meistens  verblasst  und  rothgelb.  — 
Die  Anrede  (o>  ävögsg  l4-&fivatoi)  wird  immer  abbrevirt:  J  a,  d.  i.  also  nur: 
cu  "Ad-tjvuXoi,  welche  Lesart  denn  auch  in  einige  andere  Codices  (Urb.  114  und 
Pal.  142)  überging.  —  Am  reinsten  und  entschiedensten  erscheint  diese  Hand 
in  einigen  Parthieen  von  Olynthiaca  II,  in  Philippica  IV,  der  Rede  in  Andro- 
tionem  und  in  der  ersten  Hälfte  von  de  Corona;  femer  (mit  gewissen  Modi- 
ficatiohen,  die  aber  zur-Annahme  eines  andern  Schreibers  noch  keinen  Grund 
geben)  in  den  beiden  letzten  Reden  des  Bandes:  in  Aristocratem  und  de  falsa 
legatione.— Fast  alles,  was  von) ihr  herrührt,  ist  durch  Correctheit  ausgezeich- 
net und  von  vorzüglichem  kritischen  "Werthe. 

2)  Diese  ursprüngliche  Schrift  scheint  aber  sehr  frühe  an  vielen  Stellen 
ausgeblasst  zu  seyn,  wesshalb  eine  zweite  Hand,  zuweilen  die  Fährte  der 
ersteren  festhaltend,  ihre  Züge  mit  stärkerer  Dinte  überfuhr  und  vergröberte, 
öfter  aber,  wo  der  Text  zu  unkenntlich  geworden  war,  ihn  nach  ihrer  Art 
ganz  von  neuem  geschrieben  hat.    Ob  sie  sich   hierbei  derselben  Pergament- 

/  biätter  bediente,  oder  sie  durch  andere  ersetzte,  lässt  sich  nicht  entscheiden. 
Im  ersteren  Falle  hätte  sie  zuvor,  um  einen  reinen  Grund  zu  gewinnen,  die 
Urschrift  völlig  austilgen  und  also  wohl  einen  andern  Codex  zu  Hülfe  nehmen 
müssen.  Indess,  wie  man  auch  das  Yerhältniss  beider  Scripturen  erklären 
mag,  gewiss  trägt  auch  diese  zweite,  welche  vorzugsweise  zu  Anfang  des 
Codex  und   von  der  dritten  olynthischen  bis   zur  dritten  philippischen  Rede 

.  herrscht,  immer  noch  die  Gewähr  eines  schätzbaren  Alters  und  dürfte  minde- 
stens dem  13  JahrhuQdert  angehören.  Sie  ist  schwieriger  zu  lesen  als  ihre 
Vorgängerin,  wegen  zahlreicher  willkürlicher  Abbreviaturen  bei  sehr  vernach- 

lässigten  Zügen.  Die  Anrede  gibt  sie  gewöhnlich  in  dieser  Form:  &>  uv  a. 

3)  Nun  aber  scheint  späterhin  der  Codex  einige  Blätter  ganz  verloren  zu 
haben,  welche  von  einer  dritten,  entschieden  jungem  Hand  ersetzt  wurden. 
Dieser  wird  man  nur  einen  untergeordneten  diplomatischen  Werth  zugestehen 
können,  da  sie  ohne  Zweifel  aus  anderer,  voraussetzlich  schlechteren  QueUe 
schöpfen  musste  und  sich  nicht  über  das  Alter  der  übrigen  Masse  demosthe- 
nischer  Codices  erhebt.  Sie  unterscheidet  dch  durch  dickere,  mehr  gekrümmte 
und  weiter  ausschweifende  Züge   mit   wenigen  Abbreviaturen.    Die  Anrede 


—     12     — 

gibt  sie  utaabgekürzt:   tu  avdfisg  li&'rjvaXotf  zuweilen    auch  to  lä^ijvatoi.  In   der 

zweiten  olynthischen  Rede  gehören  ihr  zwei  eingeschobene  Blätter  ( das  13 

und  14  des  Codex).  .  ..    '.'i  ■ 

Ein  bestimmteres  Urtheil  über  den  kritischen  Gehalt  der  drei  Schriflweisen 

kann  sich  erst  aus  der  Vergleichung  des  ganzen  Cod.  ergeben;  hier  genügte 
es,  auf  die   äussere  Verschiedenheit  aufmerksam  zu  machen. 

In  Olynth.  II  treffen  alle  drei  Hände  zusammen  und  vertheilen  sich  so: 
Cod.  Bl.  12  Rückseite:            Dind.  pag.  15  lin.  1  —  18:              erste  Hand. 

Cod.  Bl.  13  und  14  (cinge-    j  ,^  ,.     ,„  ,a  i«      «.*    >    j   •**     tr     j 

.    .         .  i   pag.  15  1m.  18  —  pag.  18  ho.  27    )   dritte  Hand. 

schaltete  Blätter):  )   *^  *^^  I 

v,    .    ^  ..  ,,.        )   pag.  18  lin.  27  — pag.  19  Jin.  30   )  .        „      ^      ^.       „, 

Cod.  Bl.  15  bis  zur  Mitte   {  yr.       .  .      ^     ^     -      f  zweite    Hand,    die    Züge 

}  (aet  ratf  ergarattttg) — (xav- }  , 

der  Rückseite:  \  ,       ,    ^  \   der  erstem  erneuernd. 

J   ra  titoi  -):  J 

(Das  Anfangswort   dei   hat  die   dritte  Hand  am  Rande  beigefugt,  da  sie' in  der 

Schlusszeile  des  vorigen  Blattes  keinen  Platz  dafür  hatte.) 

Cod.  Bl.  15  der  Rückseite  \      „      ,«  ••    «a      ^       m  v     n   [   erste  Hand,  deren  Charakter 

pag.  10  lin.  30  —  pag.  21  lin.  2   l      _ 
untere  Hälfte,  und  Bl.  16    V  ^.      >  >.        .  (   mitten  in  dem  Worte  exoi^aev 

Vorderseite:  J  ^         '  f*VJ*         [   wieder  rein  hervortritt; 

!  zweite  Hand,  völlig  frei, oime 
Spur  einer  darunter  Übenden 
älteren  Schrift 

Auf  den  letzten  Seiten  des  Codex  ist  die  Schrift  völlig  erloschen  und 
nichts  sichtbar,  geblieben,  als  die  Accente,  welche  von  der  zweiten  oder  drit- 
ten  Hand  mit  schwärzerer  Dinte  zwischen  die  Zeilen  gesetzt  worden  warien. 
.  Die  Vita  des  Zosimus  Ascalonita  hat  (BL  7)  nach  den  Schluss- 
worten Tov  iniTCcq!toVy  rag  sniaroXag  noch  folgenden  Zusatz :  eyrtue  de  6  drmoad'i- 
vtig  xai  lijv  xußQiov  yvvuTxu^  iijv  &vyaT£^a  xxrialnnov  (iSTu  tov  ^dvaTOV  tov  axQa- 
TTjyov  lußQiov.  TOiovTOV  ydftov  do^ug  a^iog  ov  tiJv  avxtjv  tu^iv  t^j  noXstug  eiXero 
aiay[ir'^  Hai  dijftddy  xal  q)tXoxQdTei.  xai  tovto  xf^g  elg  naxQtdu  sxeivov  evvoiag  rexuj;- 
Qior.  anod'ttvovarig  ydq  Trjg  dvyaxQog  avxovy  ijv  eJj^e  (xovriVf  ißdouriv  s^cav  tjfiiQav  xov 
ndv&ovgf  Ttvd'öfievov  (so)  dvijQrja&ai  qpiXmitov  vno  navaccviov,  ftsxijfitpuiaaxo  xul  rolg 
S'eoZg  e&vffe.  cpnreQov  noiijnug  ör*  xtjv  xoirrjv  svxyxiav  iningoadsv  noielxai  xijg  Idiug 
avi4q)0Qccg.  —  Dieser  Anhang  ist  aber  aus  Excerpten  einer  andern  Yita  Demo- 
«thenis,  (die  sich  in  Cod.  Urb.  114  und  ebenfalls  bei  Reiske  Tom.  IV  p.  152  ff. 
findet),  zusammengesetzt  und  sollte  hier  nur  zur  Ausfüllung  der  Seite  dienen. 
Ausserdem  enthält  der  Codex  einige,  doch  sehr  vereinzelte  Interlinear- 


—     13     — 

und  Randglossen;  erstere  eine  blosse  iK^etaphrase,  letztere  gehaltvoller  und 
meistens  der  älteren  Schrift  ebenbürtig.  Sie  sind  nur  theilweise  dem  soge- 
nannten Ulpian  (oder  Zosimos)  entnommen,  die  Mehrzahl  gehört  in  die  ge- 
mischte Clas^  der  zufallig  entstandenen,  zerstreuten  Randnoten.  Wenige 
dürften  ganz  unbekannt  sein;  die  meisten  stehen  bereits,  wenn  auch  hie  und 
da  mit  anderer  Wendung  des  Ausdrucks,  in  Edit.  Lutet.  1570;  andere  fand 
ich  unter  den  von  Simon  Fabricius  copirten  Scholien  des  Cod.  Augnstanus 
lldit.  Hieron.  Wolf.  Frcf.  ad  M.  1604  pag.  1435.  [Auch  in  Reiskii  Oratt.  Vol.  IL 
p.  117  sqq.  Vömel].  Indess  da  ihrer  nicht  viele  sind,  so  ziehe  ich  vor,  die 
zu  Olynth.  II.  gehörigen  vollständig  zu  geben ,  so  weit  nämlich  die  kleine, 
zuweilen  erloschene  Schrift  lesbar  geblieben  ist. 

nQayfxdrtav  xecraßxtvi^  tov  Jtpoötfiiov 

Dind.  pag.  15.  lin.  9:  "Eni  noXXfar.  —  lin.  11.  ro    yug    tovg  noXs/f^äar- 
nQodiäövrag  OvfjuregaO/jta 

rag. — lin.  21.  nQoVsfiirovg'  Pag.   16.  lin.  6.  rolg  vntQ   uvtov.    lin.  24.  rjjr 

fiev  i^fisrigav  ev^'&eiav.  ovx  eJnsv  vfierdgav  di,a  t6  eTTa)[-&eg  xai  lavToi'  avrämwv 
TM  lyxXijfittTi.  ov  ndvTOTS  yag  fiotQtav  '^  ev/jd^sia  arjfiairsi.  uXX  [Ed.  Lut.  schiebt 
ein :  iozti'}  bre  TiQaoTtjTa'  ttai  emeixetav  xal  to  «nXovr.  oneg  xal  vvv  ßovXsrui 
'arjfxaiveir-    Pag.  17.    OTieg  xai    aXri&eg    vnag^ei.   vntQßator   xaxu  iiuQiv&eaiv  6 

dreleg  t6  iroSovfievov 

Xey6rai>  i^  inißoXaiv.  —  q)avXov  cpairsa'd'at.   Pag.27.  to  'd'QvXXovfisvor.  tjudru 

ydg  i^uag  fCod.  Aug.:  vfxag]  Xdytav  xo  &QvXXovft,erov  nag  v/ilv  xarug^ovv  iv  dno^- 
g^T(0'  e&gvXXovv  ydg  iiuvv  uvtov  [Cod.  Aug.:  avxo^  no&ovvxsg.  6  de  vovg  avvov 
ort  OTiep  [Cod.  Aug. :  o  de  vvv  uvxog  ort  oneg.  — H.  Wolf  corrigirte :  o  roivvv  tptXnt- 
nog'onsg^  t]ßovXead'e  tovt o  not tjaai  [Cod.  Aug.  nsnoitjadai.  H.  Wolf corr:  norianv] 
eXsye  [vielleicht  zu  schreiben :  l^Q^^l  ^'•Y^i  '*'''*  f*'}  fia&ovxeg  ol  evatTioi  xatXvatoaiv. 
eoTi  ös  Toiho  b  ojgonog.  »j  oneg  dsdioteg  ot  xtö  q)tXimi(o  O'iftavoi  g/jvogeg  ngog  tov 
dijfiov  TT  ii'Xbiv  (a)  noggrj/T  . ..  [unlesbar.J — lin.d5.  txdaxbiv  etc.  iv&vfitjua  o 
xaXsTxai  dx'oXov&ia.  —  Pag.  17.  lin.  5.  ij  nagsX^mv  etc.  darüber:  to  aj^ua  ngoi- 
xXrjaig  (scheint  ngoaxXriaig,  wie  schon  H.  Wolf  berichtigte,  nicht:  ngoxXijatg.) 
—  lin.  18.  oi'£;fatTt(7ei'.  urergeiliev.  [Ed.  Lut:  uveaTgexpev^.  ano  ftsraqiogäg twv  vno- 
^vyicoVf  «  diu  TO  (ttj  eni  noXv  dvvaad'ui  q)sgsiv  xov  ^vyov,  itoXhxxig  dvaxgenei  uvrov. 
Ttdvv.  de  6  Xoyog  ugf*6^et  xai  inl  töHv  vno  (ptXimiov  dedovXoafiivtav.,  etys  xui  ^  dovXeia 
eotxs  ^vycf  huI  to  ßovXea^uv  xov  dovXov  [undeutlich  abbrevirt;  kann  auch  toi;; 
dooXovg  oder  t%  dovXelag  sein;  edit.  Lut:  xolg  dovXoig^  unoaxrivat,  dtd  to  juijx£Tt 
tpigttv  inl  noXv  udixouvxu  xul  tmogxovvxu  [Hd.  Lut«  TtoXtogxovvta.   Wolf  corrigirte 


.'  V  -.Ttr*«*- 


—     14     — 

wie  in  unserm  Cod.]  (hier  scheint  hinzugefügt  werden  zu  müssen:  rij)  avaxQi-^ 
neiv  TW  füyor.)  —  tj  de  awe^ia  (so)  twv  ovoijunmv  dsixvvatv  avxov  xal  ■&sois  xctl 
ay&Qmnoig  noXdftieVf  '£ru  t6  ftev  ddixovvra  XaßotfiBV  Ini  aV'&Qiimoav,  to  de  inio^ovvra 
Xitßwfiev  [fehlt  in  Ed.  Lut.]  inl  &eQiVf  jq  de  %f;svd6[jiev6v  ini  afiqiotiQav»  —  lin.  22. 
qxaQaxai.  Tovreoriv  ikij^sTai.  ano  (letaipoQttg  rov  tpagog  ijjoi  tov  xXctttov.  — ^ 
nuTU^QeZ*  dioup&siQetai.  ano  iJista(poQag  xoixov  (das  Folgende  unlesbar:  vno  t«^ 

TOV  xoXtftov 

scheint:  ^|t/ypaeyo/ieVov  ....).  — lin. 36.  enl  voXg  n^ayuaotv.  Pag.  18. 

lin.  35.  -ne^STBQOu  äva^inevrig  iv  tf7  (noiotr)  cpiXmmxmv  negi  äXe^dvÖQOv  q>  v 
[tpiXinnov  viov,  oder  vielmehr  Capitelbezeichnung:  q^govrianaxi,  v  (?)]  ^«t«  rovg 
fiev  ivdo^ordzovg  tnnsvetv  avve&eg  [i  otjvij&oig^  STatQOvg  ngogriyoQsvaei  xovg  de  itXel- 
azovg  xai  rovg  nsi^ovg  elg  Xo^ovg  xai  dexddag  xul  ra;  äXXag  aQ^äg  disXcov  ne^erai- 
Qovg  uvoftaasv  onotg  eHoixsQot  fieri^ovTsg  rijg  ßaaiXixJjg  iiaigsiMg  nQO'd'VfiOTaTa  diats- 
X(ä(j(,v  ovTsg.  ^TSQOi  de  ne^aixeQovg  tov$  fiev  zov  ere^oy  nöda  yvfxvov  ex^vrag  xoy  de 
CTsgov  (ajiXurftevov. —  lin.dß.  avyxexQoxriiievoi.  xard  tc^vijv  aTQaxevofievoi  (wahr- 
scheinlich so).  Pag.  19.  lin.  1.  ovdevmv.  «paaiv  ol  yQafijxazixoi  rcoy  Tsxvixoiv 
[^Ed.  Lut:  oi  zsxvtxoi  xdiv  yga/i/iaTixcHv^ ,  ort  ov  xvQivjg  xixXvxai,  »^  yevixri  ^  ev&da 
(so)  fov  ovddg  ovdevog.  (eine  verworrene  und  missverstandene  Bemerkung, 
die  wohl  eigentlich  dem  Gebrauch  des  Plurals  gelten  sollte),  —lin. 22.  i^sxa- 

SV    OÖIO 

ad-'^aexai,  i^eXsyx'd'ijaextti.  —  dei^stv,  iT^y^ov  dwaeiv.  —  lin.24.  Tstog.  — lin. 26. 
Qr\yiia.  Q^yfta  [lev  oi  iajgoi  q)aaiv  ^  q)Xsßbg  rj  aQTijgiag  gr^^iVf  axgefiftade  äg&gov  naget' 
ßuatv.  xiveg  de  gfjyfiu  (lev  vevgov  duixaaiv  [so  vermuthete  schon  H.  Wolf.  —  Ed.Lut: 

xard  Tovro 

dimxaaiv]f  cxgenixa  df.  oaxiov  nagiißaaiv  [Ed. Lut:  fjiexuaxaaiv].  —  lin. 32.  ravxr]. 
Pag.  20,  lin.  3.  ovx  evi  3',  inix^igijfta  Ix  xöv  eAaTTOroff  [Ed.  Lut:  äno  xov  ijxxovog*! 

xgaT^Oai  dvoijTiag 

—  lin.  13.  nXeovexx^aai.  —  lin.  26.  dyvmiiöviag.  Pag.  21,  lin.  5.  xov  noXe- 
fioVy  ngog  q)iXinnov.  —    lin.  16.  d leaxdvaif   dtaxoigia&rjrau  —  lin.  22.  (og  €x«t-. 
vovg.   ivxav&a  ol  inlXoyoi, 

Cod,  Urbina»  Nr.  114.  Folio.  Pergamen. 
225  Blätter.  Die  Seite  regelmtissig  zu  31  Zeilen.  Gehort  in  die  erste  Hälfte 
des  15  Jahrhunderts.  Die  freien  und  leichten  Züge,  die  um  so  entschiedener 
sind,  da  sie  .alle  Abbreviaturen  verschmähen,  verrathen  einen  sehr  geübten 
Schreiber.  S.  Cod.  Palat.  172.  —  Am  Schlüsse  ein  Inhaltsverzeichniss  von  der- 
selben Hand.    Der  Band  enthält  mit  Ausnahme  des  Xoyog  ngog  ^enxivijv,  alle 


—     15     — 

iibrigeh  Reden  deß  ersten  Dindorrgchen  Bandes,  obwohl  in  abweichender 
Ordnung;  und  ausserdem  folgende:  hutu  vndQojiotvog  nagutofnaV'  xarat  /jieidittv 
negi  tov  xovdvXov.  xara  ocQiaroxgaTOvg.  xutu  TifioxQorovg  negi  vofttuv.  idimrixos 
ttatu  xovforog»    innaquog  ToXg  xoQiv&Uftv  ßorj&olg. 

Die  vTTO&taeig  stehen  nicht  vor  den  betreffenden  Reden,  sondern  erofihen, 
in  Masse  zusammengestellt,  den  Codex.  Darauf  ein  ßiog  JtiftQa&evovg,  der  sich 
als  Anonymi  Yita  Demosth.  auch  bei  Reiske  (Tom.  IV  pag.  152)  nach  Schweig- 
häuser's  Abschrift  aus  Cod.  Paris.  2d35  abgedruckt  findet.  Er  beginnt  (mit 
Weglassung  der  Worte:  'O  Jrjiioa&tvovg,  die  dem  Rubricator  vorbehalten  blie- 
ben): ßiog  TOV  Qi]TOQog  ävaYxdiog  lari  etc.  und  schliesst:  xai  nag*  ixsivov  Xaftßaviav 
XQTifiuTa.  Die  Lücke  in  Reiske's  Text  pag.  154  ergänzt  er:  xai  Tijg  nsgi  rfjv 
äaxriaiv  tov  Xoyov^  wie  schon  Schweighäuser  selbst  nach  den  unsichem  Spuren 
seines  Manuscripts  verrauthete.  —  Dann  ohne  üeberschrift  die  Zuschrift  des 
Libanius  an  Montius  u.  s.  w.  — 

Cod.  Urbinas.  Nr.  115.  Fol.  Pergamen. 
in  allem  Aeussern  dem  vorigen  ähnlich  (gleichfalls  31  Zeilen  auf  der 
Seite)  ist  die  Fortsetzung  desselben  von  der  nämllcfaeu  Hand,  und  enthält 
auf  217  Blättern  den  vollständigen  üeberrest  der  Privatreden  (Edit.  Dind. 
Vol.  2.  3.)  nebst  den  eniaroXaii  die  im  Index  einzeln  aufgeführt  werden: 
eiiKTtoXai  nsgi  zi^g  ofAOVoiug,  nsgi  tijg  idiag  xa&odov,  nsgi  Tcoy  Xvxovgyov  xarijyogiaiVj 
Tigog  tag  xuütjgufiivovg  (so)  ßXußiftjfiiag,  ngog  rigaxXBodojgor,  -ngog  Tt]V  ßovXfjv  xul 
^  TOV  dijftov  Tcor  a&t]Vaio)V. 

Cod.  Urbinas.  Nro.  80.  Folio.  Papier, 
enthält  neben  Claudii  Ptolemaei  geographia  und  Piatonis  novem  dialogis  auch 
von  Blatt  186  — 199  ein  Bruchstück  des  Demosthenes,  nämlich :  von  Philippica  I 
die  letzten  zwei  Drittheile  (von  Dind  pag.  34  lin.  27:  cvtcj  fisyuXrj  etc.  bis 
zum  Ende);  Philippica  U;  Philippica  III ;  negl  tov  avyitag^üai,  (d.i.  de  pace); 
und  die  ersten  Sätze  der  Rede  de  Halonneso.  —  Ist  jung  und  wenig  bedeutend. 

Cod.  Urbinas.  Nr.  34.  Kl.  Quart.  Pergamen. 
98  Blätter.  Eine  Sammlung  von  Briefen :  Bl.  1  —  56  des  Plato.  Bl.  56  —  60 
des  Aristoteles  und  Alexander.  Bl.  60  -^  98  des  Demosthenes. 

Cod.  Palaiinus.  Nr.  104.  Octav.  [nach  Sylburg.  Quart.  Vomel.]  Papier. 
289  Blätter  oder  -Xn  Bogen,  die  vom  Schreiber  selbst  unten  am  Rande  gezählt 
sind.  Die  Seite  regelmässig  zu  23  Zeilen.  Gehort  nicht  zu  den  schlechteren, 
doch  zu  den  jüngeren  Codices,  geschrieben  in  jenen  sperrigen  und  aufge- 


-     16     — 

steiften  Zügen  des  15  Jahrhunderts  i* ,  welche  ein  ungeübtes  Auge  leicht  mit 
dem  Scheine  eines  höheren  Alters  täuschen.  —  Enthält  folgende  Reden  des 
ersten  DindorPschen  Bandes: 

Olynthiaca  I,  II,  III;  —  Philippica  I;  —  de  pace;,  —  Philippica  11;^—  de 
Halonneso;  —  de  Chersoneso;  —  Philippica  III,  IV;  —  de  Bhodiorum 
libertatej  —  de  corona;  —  de  falsa  legatione.  jU/^r  , 

Er  stellt  am  besten  denjenigen  Zustand  des  Textes  dar,  den  ich  als  hand- 
schriftliche Vulgata  bezeichnen  möchte,  —  einen  Text,  welcher 
(wahrscheinlich  in  der  ersten  Hälfte  des  15  Jahrhunderts)  na^ch 
der  Revision  und  den  Correcturen  irgend  eines  neugriechischen 
oder  italienischen  Gelehrten  gebildet,  in  der  Mehrzahl  jüngerer 
Handschriften  vor  uns  liegt  und  aus  diesen  sich  auch  in  die  ersten 
Druckausgaben  hinüber  verpflanzte.  Was  unsern  Codex  vorzugsweise 
zum  Repräsentanten  jener  Vulgata  eignet,  ist  die  löbliche  Sorgfalt  und  Cor- 
rectheit,  womit  er  abgefa&st  ist.  Eine  vollkommene  Replik  desselben  sehen 
wir  in  Cod.  Angelicus,  einen  nächsten  Anverwandten  in  Cod.  Reg.  102  (s.  unten 
p.  26),  und  so  scheinen  überhaupt  die  späteren  Handschriften  sich  mehr  oder, 
weniger  nur  durch  zufällige  Abweichungen  und  individuelle  Irrthümer  von  der 
hier  gegebenen  Grundlage  zu  entfernen.  ^  .    '       ,     - 

Cod.  Palatmus.  Nr.  113. "  Kl.  Quart.  Papier. 
Die  Seite  zu  35  Zeilen.  —  Enthält  nach  l/i<f&oviov  nQoyvnvaaiiutn  und  mehreren 
rhetorischen  Schriften  des  Hermogenes,  auch  (von  Blatt  97— ^^^2)  22  demo- 
sthenische  Reden,  nämlich  die  des  ersten  Dindorf 'sehen  Bandes  vollständig  und 
in  derselben  Reihenfolge,  nebst  des  Libanius  Prolegomenen  ^^  und  den  resp. 
vno&iaeig.  endlich  als  die  beiden  letzten  die  Reden:  xara  Meidiov  und  xuTci 
lärdQOziaiVog.  Zum  Schluss  ein  kleines  Xs^ixov  (xaxä  aioi^^simv,  J"*Z9^  ''^^  <P)j  ^^^ 
dyatv  bis  (pvtUjai,  welches,  von  dem  Inhalte  des  Bandes  unabhängig,  nach  Sylburg's 


10)  Sehr  uneigentlich  nennt -Sylöarg  sie  litcras  elegantissimas.  S.  dessen  Catalogus  Codd. 
Mss.  Graec.  Bibl.  Palat.  p.  35.  Auch  in  Miegii  Monumenta  pietatis  etcFrcf.  ad  M.  1702.  Vol.  I. 

11)  Verdient  der  Yergleichuiig  zufolge,  welche  mir  Herr  Dr.  Hej^e  von  Olynth.  II.  schickte, 
besonders,  dass  er  ganz  vergliclien  würde.  Yömel. 

12)  Libanius'  Vorwort  hat  folgende  Ueberschrift:  ytißaviov  eofisrov  xai  ^^ropog  tiQoq  rtva. 
fXÖvTioy  dvSvxarov  ovyyQatpij  ri'vwv  ri  di]uoeSevij(  yoviav  erir/xcnev.  öxttg  re  ^iJtuq  iyeyovtt  ttcd 
rivcc  ßiov  fxerijQX^^^  'f«*  diayoy^v  (so),   of  re  rcJv  uvrov  Xoytav  ev^ijrat  OvyyQapöfxtvof  rag  apo^fictg. 


—   ir   — 

Ausdruck:  oratoria  et  poetica  enthält.  —  Das  erste  Blatt  des  Codex  eröffnet 
der  fromme  Spruch  j    -  -        •    '  ' ''J^ 

'    -;•'  X^  (*^*  ^'  X9^^^)  didov  noviorn  xsr]V  noXvoXßov  agw/riv.  '  '-    ,. 

'  Auf  dem  Scfalussblatte  befand'  sich  die  Nachschrift  eines  alten  Besitzers, 
die  aber  nachher  wieder  cancellirt  worden  ist.  Indess  gelang  es  mir,  durch 
Vergleichung  eines  ähnlichen,  obwohl  auch  durchstrichenen ,  Kolophon^s,  in 
Cod.  Palat.  142  (s.  diesen),  sie  zu  entziffern,  wie  folgt: 

Joannes    Calphurnius    graece    latineque 

peritissimus  libellum  istum  Canonicis 

Regularibus  S.  ^oannis  in  viridario 

•    veneratissimus  dicavit. 
—  - —  \ 

Lege  bona  (?). 

Jo.  Calphurnius    (der  Name  ist  in  Cod.  142  deutlicher  zu  lesen  als  hier) 
ist  jener  brescianische   Gelehrte  des  15  Jahrhunderts,   der  sich  als  Corrector 
der  Codices  des  Ovid  und  Terenz,  durch  Anmerkungen  zum  Heautontimoru- 
menos  und*-durch  die  im  Jahr  1481   von    ihm   besorgte  vicentinische  Ausgabe 
der  drei  römischen  Liebesdichter  und  des  Statius   bekannt  gemacht,  und  von 
welchem  Pierius  Valerianus  mit  beliebter  Ruhmredigkeit  sagt: 
Sciebat  ille  quidquid  est  sciridatum 
.    In  expolitis  undecumque  literis, 
Seu  Graeca  velles  seu'  Latina  posceres. 
Vergleiche   ferner  Tiraboschi   Vol.  VI   F.  II   §.  LXV  und    Aug.  Maria 
Quirinus:  Specimen  Brixiauae  llteraturae.  Brix.  1739.  ^'  —  Er  erhielt  im  Jahr 
1486,  unter  vielseitigen  Anfeindungen  und  gehässigen  Umtrieben  von  Seiten  der 
Studenten  selbst,   die  Kathedra  der  Eloquenz  in  Padua,   wo  er  1503  starb  ^* 
und  seine   ganze  Bibliothek  der   Abtei    S.   Giovanni  in   Verdara  vermachte. 


13)  Den  Nachweisangen   beider  ist  hlnzuzafagen,  was   Marinus  Becichemas  von  Scatari, 
ein  dankbarer  Schüler  des  Calphurnias,  in  seinen  Praelectiones  in  Plinium  über  jenen  berich- 
tet :  „  (7ali)hurniam  illum  Rhetorem  graece   latineqae   tarn  eraditnm,   tarn  praestabilem,  tarn  ut 
temporibus  priscis  excdlentem,  cui  pner  operam  dedi  neqae  usqaam  a  senis  latere  juvenis  dis- 
.ceasi."' etc.  "''V   -■•-■' .  -        '    '"   .  '        ' 

^  "14)  Der  Tod  des  Calpharnias  entsprach  dem  Missgeschick  seines  Lebens.  Siehe  Yalerianns 
in  seinem  Contarenos  sive  -De  Idtto^torum  infclicitate  Lib.  I :  —  „  Jo.  Calpharnias,  rarissimae 
„vir  eruditionis,  qui  Patavii  me  puero  bonas  literas  perqaamdia  docucrat,  nullo  anquam  tempore 

3 


—     18     — 

Doch  können  sowohl  unsre  beiden  Codices  als  die  übrigen  BUcfaer  des  Cal~ 
phurnius  den  Kanonikern  in  Padua  nicht  lange  verblieben  sein ;  denn  jene 
befanden  sich,  wenn  nicht  früher,  doch  bereits  zu  Ende  des  sechzehnten  Jahiv 
hunderts  in  Heidelberg,  wie  sie  denn  in  Sylburg's  Katalog  der  Palatina  auf- 
geführt werden;  —  und  in  Tomasini's  Verzeichniss  der  Bibl.  S.  Giovanni  in 
Verdara  (Tomasini  Bibltothecae  publ.  et  priv.  Patav.  Mss.  1639  i*)  begegnet 
uns  nur  noch  ein  einziger  Codex  als  Vermächtniss  des  Calphurnius,  eine  Odys- 
sea  Homeri,  mit  folgenden  eines  Professors  der  Eloquenz  sehr  unwürdigen 
HendekasyUaben  *• : 

Hunc  Calphurnius  est  gravera  libellum, 

Graeci  gloria,  quin  decus  Latinis, 

Vobis  Canonicis  prius  (pius?)  sacravit. 

Qui  lector  cineri  libens  precare. 
Man  wäre  fast  versucht,  den  Ausdruck  des  Valerianus,  dass  Calphurnius 
in  Folge  eines  Schlagflusses  den  Gebrauch  der  Sprache  verloren  habe,  in' 
seinem  weitesten  Sinne  zu  nehmen,  wenn  anders  jene  sprachlahmen  Verse  von 
ihm  selbst  und  nicht  etwa  von  einem  der  Herrn  Kanoniker  herrühren.  Die 
Lobsprüche  aber,  die  er  sowohl  in  jenen,  als  in  den  Nachschriften  der  beiden 
Codd.  Demosth.  sich  beilegt,  wird  man  ihm  eher  verzeihen,  wenn  man  darin 
eine  bestimmtere  Beziehung  auf  die  Verläumdungen  seiner  Widersacher  sieht. 
Uebrigensist  unser  Codex  von  unverächtlichem  Alter,  und  gewiss  vor  der 
Zeit  des  Calphurnius  von  einer  sicheren  Hand  verfasst,  deren  äusserst  kleine 
und  genaue  Züge  sich  durchweg  gleichbleiben.  Er  deutet  in  einer  Menge  eigen- 
thümlicher  Varianten  auf  eine  seltner  benutzte  Quelle  zurück,  und  verdient  dess- 
halb  nächst  dem  alten  Urbinas  vorzugsweise  eine  sorgfaltige  Vergleichung. 


>A'.- 


,,non  expositas  ioTidoram  obtrectationibns  et  injuriis,  dam  omnia  fortiter  ferens  adversa  nni 
,,studet  immortalitati,  repentina  paralysi  percussus,  amisso  primum  tocLs  beneficio,  qaae  lucU"' 
„braverat  opuscula  pleraque  indicare  non  potuit,  eoq.  incommodo  absamptns,  ignatissunos 
^fuoos  elaboratis  a  se  opcribus  npbilitavif 

15)  Ungern  vermisst  man  in  Tomasiais  Büchlein  nähere  Auskunft,  wie  es  geschab,  doss 
diese  Bibliothek  zu  Anfange  des  siebzehnten  Jahrhunderts  mehrere  ihrer  besten  Codices  Terlor. 

16)  Tre£fend  bemerkt  Leo  (Gesch.  von  Italien  Bd.  4.  S.  362)  aus  dem  Zeitalter  der  Ck»- 
mus  von  Medicis:  „Ein  Unstern  schien  damals  über  den  Professuren  der  Beredtsamkeit  zu 
scliweben :  kaum  ist  ein  solclies  Amt  einem  Individuum  übertragen,  so  schon  wir  dies  letztere 
auch  fast  immer  in  üble  Hände  geratben." 


i'J'illMT        --!?-?-----»     -i--    ..^^..^M 


—     19    — 

Cod,  Palatin.  Nr.  142.  —  Quartp.  Papier. 
Zwei  nur  willkührlich  zusamnaengebundene  Codices  von  verschiedener  Hand. 
I)ec  erstere,  von  BL  1  bis  133  hat  25  Zeilen  auf  der  Seite,  und  enthält: 

vVon    Blatt  2 — 20:     Jijfioa&ivovg    öXvvS^iaxoi    a,   ^,   /f    ohne  vno^eoit?' 

20  —  77:    JtjuoaS^svovq    tibqI    tov   atsqiävov^    ohne   vno&dasig.      78  —  81:  leere 

Blätter;    82  —  112:  AxmoqiQovog  aXB^m'ÖQa  (so).    113—  133:  'Haiodov  d^toyoviu. 

Auf  der  Rückseite  von  BL  133  steht  folgendes,  jetzt  durchstrichene  Kolo- 

phon  (s.  oben  unter  Cod.  Pal.  113.)  : 

,  '  Jo.  Calphurnius  oratoriam  artem  graece 

latineque  Patavii  gloriose  docens 
librum  hunc  Canonicts  Reg.  S. 

Jo.  in  viridario  devotus  le  ^ 

gavit  üt  inde  pro 
:'■''-'  fitiens  lector  sis 

gratus.  M. 

-    .       '  ■  cccccm 

Dieser  Codex  ist  in  der  zweiten  Hälfte  des  fünfzehnten  See,  also  erst 
im  Zeitalter  des  Calphurnius  selbst  ^^,  in  kurzen  und  schwankenden  Zügen 
geschrieben,  ich  glaube,  von  einer  alternden  Gelehrtenhand.  Seine  Quelle 
aber  ist  gut :  er  stammt  aus  einem  mit  Urb.  113  verwandten  Codex  der  älte- 
ren Ueberlieferung ,  wenn  auch  diese  hier  (wie  in  Urb.  114)  bereits  getrübt 


17)  Vielleicht  im  Jahr  e  1 484 ,  als  Hermoltias  Barbaras,  der  Pest  in  Venedig  ausweichend, 
sich  in  Padqa  aufhielt  und  dort  einigen  Freanden  den  Demosthenes  und  Theokrit  erklärte. 
(Ap.  Zeao  Diss.  Voss.  II,  p.  369  aus  einem  angedruckten  Briefe  des  Hermolaus:  „Cupierant 
hie  boni  quidam  juvenes,  ut  poetas  eis  Graecos  temporibus  succisivis  meis  praek^^em.  Satis 
fecimus.  Nunc  in  Demosthene  delectamur,  nunc  in  Theocrito  conquiescimus." )  Ob  auch  Cal* 
phuroius,  damals  noch  nicht  angestellter  Professor,  die  Vorlesungen  des  geistvollen  jungen 
Mannes  benutzte,  weiss  icb  nicht  Doch  wäre  es  zu  erwarten  gewesen  von  seiner  Bewunderung 
fOr  Hermolaus,  welchem  er  schon  1481  unter  den  höchsten  Huldigungen  seinen  Catull,  Tibull, 
Propere  und  Statius  zueignete,  wo  er  ihm  sagt:  Tu  solus  in  nostro  aevo-ex  Fabii  sententia 
ca  qpae  ad  oratores  et  philosophos  partinent,  aptissime  copulare  videris  et  ad  facultatem  ora- 
toriam perducere;  und  vorher;  qui  tantam  inter  alios  ddkitos  caput  extulisti,  quantum  lenta 
solent  ipter  viburna  cupressi  etc.  —  Möglich  wenigstens,  dass  jene  demosthenischen  Studien  in 
Padoa  die  gegenwärtige  Abschrift  veranlassten,  welche  offenbar  in  diesen  Zeitraum  gehört,  uad 
deren  Origidal  dann  ein  Codex  des  Hermolaus  sein  konnte. 


'r-^- . 


—     20     — 

und  mit  willkührlichen  Lesarten  gemischt  erscheint.  —  Der  U^^berrest  des 
Bandes,  Bl.  134  —  256,  von  andrer  Hand,  enthält  die  theokritischen  Scholien 
ohne  Text;  nebst  der  zuerst  von  David Hoeschel  herausgegebenen  Sammlung 
der  negitiXo!,  des  Marcianus  Heracleota,  Artemidorus,  Scylax  und  Dicaearchus. 

Cod.  Palatin.  Nr,  172.    Fol.  [Nach  Sylburg  in  4to.  Vömel.]  Pergamen. 
257  Blätter,  die  Seite   zu   31  oder  32  Zeilen.    Enthält  zufolge   des  von  jün- 
gerer Hand  beigefügten  iiivu^  folgende  30  Reden  des  Demosthenes:      -    . 

'OXvv&taxoi  a,  ß',  /.  —  xatu  tpikinnov  «',  ß\  /,  d'.  —  iiQO'g  t^v  eniaroXriv 
.qiiXianov.  — vneQ  dionei'd-ovg  xui  roiv  sv  x^^QOV)]aco.  —  vnlg  äXovi^aov,  — negi  t^5 
ti^ijvrig  ngog  (piXinnov.  —  xaru  uvögozieivog  nagarofiotv.  —  narä  zifioxQoiTOvg.  — 
nsgi  avrttt^eiog.  —  negl  aviifiogiäiv  Xoyog.  —  negi  rfig  goditov  iXsv&sgiag.  —  vitfg 
fteyaXonoXiTmv.  —  nsgi  tov  avsqidvov.  —  nsgi  nagangeoßsiag  xax  uiaxivov.  —  ntgi 
uteXeiag  ngbg  Xamirriv.  —  xaxa  fisiäiov.  —  xaxa  agiatoxgurovg.  —  idicoTMog  xutu 
xoovovog  (so).  —  vneg  twv  ngog  uXt^ävdgov  avvd'rixüiv.  —  xuxa  dgtaToyeixorog 
«',  ß.  —  idt,o)Tix6g  XUTU  rsaigag  xai  toü  avvoixovvxog  avxi^g  axscpdvov.  —  igwxi- 
xog.  —  Imxdcpiog  t^j   (so)  xogivd'iuiv  ßorj&olg,  —r  iniaxoXf]  q)iXinnov. 

In  dem  Schriftcharakter  erkennt  man  deutlich  dieselbe  leichte  und  aus- 
geschriebene Hand  (zwischen  1420  und  1450),  der  wir  die  beiden  Codd.  ürbin. 
114  und  115  verdanken.  Auch  die  äussere  Einrichtung  des  Buches  ist  die 
nämliche,  das  Format  nur  um  etwas  grösser.  Die  Quelle  des  Codex  aber  ist 
eine  andere;  er  steht  der  älteren  üeberlieferung  noch  ferner  als  Urbin.  114, 
und  lenkt  nur  durch  nachträgliche  Correcturen  in  dieselbe  Burück.  Es  ist  nicht 
zu  übersehen ,  dass  das  vorangehende  lateinische  Inhaltsverzeichniss  ihn  als 
Eigenthum  Janotii  Manetti  bezeichnet. 

Man  erlaube  mir  hier  eine  kleine  Abschweifung,  um  über  diesen  ausge- 
zeichneten Florentiner  einiges  Neue  mitzutheilen.  Sein  Leben  begrenzen  die 
Jahre  1396  und  1459.  Vergl.  über  ihn  zunächst  Tiraboschi  Vol.  VI  P.  II,  und, 
als  besonders  lesenswerth,  dessen  reichhaltige  Quelle,  die  mit  begeistertem, 
aber  gerechtem  Antheil  geschriebene  Vita  Jan.  Manetti  a  Naldo  Naldio  Flo- 
rentino (bei  Burmann:  Thesaur.  Ant.  Ital.  Tom.  IX  Part.  VIII ;  Und  Muratori 
Script.  Rer.  It.  XX.);  ferner  Giulio  Negri:  Istoria  degli  Scrittori  Fiorentini, 
1722;  und  Apostolo  Zeno:  Dissertazioni  Vossiane.  Ven.  1752.  Tom.  I.  —  Naldi 
fasst  seinen  Helden,  wie  billig,  zunächst  von  der  Seite  seines  Staatslebens 
auf,  in  welchem  Oiannozzo  die  "Würde  eines  Aristides  behauptet  und  sich  den 
Ehrennamen  des  italienischen  Friedensstifters  erwarb ;  —  auch  seine  vielseitige 


mr^rf  >'T^ 


r^.  • 


—     21     — 


Gelehrsamkeit  und  sein  literarisches  Verdienst  bleibt  nicht  lugewürdigt.  — 
Schade  aber,  dass  weder  dieser  Biograph,  dem  als  Zeitgenossen  des  Politian 
^nd  Ficinus  nähere  Kunde  leicht  geworden  wäre,  noch  sonst  einer  der  25  Ge- 
währsmänner über  Manetti's  Leben,  welche  Negri  aufzählt,  sich  darauf  einge- 
lassei^,  uns  über  ihn  als  Büchersammler,  über  Entstehung,  Inhalt,  Auflösung 
und  fernere  Schicksale  seiner  Bibliothek  irgend  eine  Nachricht  zu  geben. 
„Bibliothecam  habuit  insignem  et  quaereferta  esset  multis  voluminibus/'  Dies 
ist  Alles,  was  Naldi  uns  sagt,  und  woran  er  nur  noch  die  Bemerkung  schliesst, 
Manetti  habe  beabsichtigt,  in  seiner  Vaterstadt  Florenz,  bei  S.  Spirito,  zu 
«eines  Namens  Gedächtniss  eiae  öffentliche  Bibliothek  zu  gründen,  nicht  so- 
wohl ,  Um  die  Werke  Anderer  darin  aufVsubewahren ,  als  sie  mit  eigenen 
Schriften  zu  füllen,  — eine  Bemerkung,  die,  wo  nicht  ganz  missverstanden, 
wenigstens  schief  ausgedrückt  ist,  wenn  auch  %virklich  (nach  Bocchi)  die 
Zahl  der  Manettischen  Schriften  sich  auf  100  Bände  belief  i^. 

Gewiss  aber  ist,  dass  Manetti  in  der  Geschichte  der  Codices  eine  bedeu- 
tende Rolle  spielt.  Auf  seinen  zahlreichen  Gesandtschaftsreisen  nach  Frank- 
reich, Venedig,  Rimini  etc.,  konnte  es  ihm  nicht  an  Gelegenheit  fehlen, 
Handschriften  alter  Autoren  anzukaufen.  Besonders  aber  mag  er  die  sechs 
Jahre,  die  er  in  Rom  ^^  und  Neapel  zubrachte,  zur  Bereicherung  seiner  Bücher- 
sammlung benutzt  haben.  Naldi  erzählt,  das»  Giannozzo  während  der  drei 
letzten  Jahre  seines  Lebens,   da  er  in  Neapel  durch   die  Gunst   des  Alphons 


18)  BekaDDtUch  brachte  Nicolaus  Niccolus  zuerst  in  Florenz  den  Gedanken  einer  Öffentlichen 
Bibliothek  zur  Ausführung ,  indem  er  seine  Sammlung  von  etwa  800  Codices  dem  Staate  ver- 
machte ,  worauf  sie  der  Yollstedeer  seines  Testamentes ,  Cosmus ,  im  Kloster  S.  Marco  auf- 
stellen liess. 

19)  Beiläufig  bemerke  ich  es  als  einen  Irrthum,  wenn  Fr.  Bocchi  (im  Elogium  Manetti)  an- 
gibt, dass  Pkis  II  dem  Manetti  die  Aufsicht  der  vaticanischen  Bibliothek  anvertraut  habe. 
Mit  Recht  macht  Zeno  biegten  das  Stillschweigen  Naldi's  über  diesen  Punct  geltend ;  und 
seitdem  Assemanni  in  der  Vorrede  seines  zweiten  Katalogs  der  Codd.  oriental.  Bibl.  apost 
Vat.-(1756)  die  Reibenfolge  sowohl  der  Bibliothekare,  als  Custoden  der  Yaticana  vollständig 
aufgeführt  hat,  kann  darüber  kein  Zweifel  sein,  dass  Bocchi  falsch  berichtet  wurde.  Um  die 
Zeit  nämlich,  da  Manetti  jenes  Amt  hätte  bekleiden  können,  unter  Eugenius  IV,  Nicolaus  V, 
Calixtus  III  und  Pins  II,  von  1440  bis  1460,  war  Andulphus  (oder,  wie  ich  ihn  in  einem 
Manuscript  des  Frat  Angelo  Rocca  (Bibl.  Angelica  Q.  4.  13)  genannt  finde:  Magr.  Fr.  Rodul- 
lihus,  Castellanns,)  Bibliothekar  der  Yaticana;  die  Reihe  der  Custoden  aber  begann  erst  1481 
mit  Petrus  Demetrius.  -  '    ■ 


—     22     — 

eine  uneingescbränlcte  Müsse  den  Studien  widmen  durfte,  und  die  Psalmen^ 
des  Aristoteles  Ethik  etc.  übersetzte,  fortwährend  eine  Menge  Schreiber  um 
sich  beschäftigt  hielt.  Gewiss  gebrauchte  er  diese  nicht  f'dr  eigene  Arbeiten 
allein,  sondern  zum  Copiren  der  besten  Codices  ^  die  ihm  zu  Gebote  standen. 
So  trieben  es  vermögendere  Bücherfreunde  dieses  Zeitalters,  wie  man«unter 
andern  aus  den  Briefen  des  altern  Guarinus  lernen  kann  ** ;  und  so  berichtet 
uns  Manetti  selbst  in  seiner  Vita  Nicolai  V,  dass  dieser  Papst:  multos  libra«- 
rios  cum  Graecos  tum  Latinos  ad  transcribendum  et  intra  et  extra  urbem 
annuis  mercedibus  conduxit.  Manetti  genügte  es  aber  nicht,  um  des  Besitzes 
willen  diese  Manuscripte  aufzuspeichern;  er  las  die  gelieferten  Abschriften 
nach,  prüfte  den  Text  und  pflegte,  was  ihm  irgend  darin  fehlerhaft  schien-, 
oft  nach  der-  Autorität  anderer  Codices,  öfter  aber,  wie  ich  glaube,  nach  eig^ 
ner  Einsicht  zu  verbessern.  Und  zwar  war  hiebei  seine  Gewohnheit,  nicht 
am  Rande  die  Correctur  beizufügen,  sondern  im  Text  selbst  und  vermittelst 
so  feiner  Rasuren,  dass  nicht  nur  die  anfängliche  Lesart,  sondern  oft  beinahe 
die  Spur  einer  eingetretenen  Veränderung  verschwand.  Dies,  ist  ein  bemer- 
kenswerther  Umstand,  den  ich  vielfältig,  besonders  in  lateinischen  Codices, 
welche  durch  Manetti's  Hände  gegangen,  wahrgenommen  habe.  Statt  vieler 
Belege,  die  sich  anführen  Hessen,  sei  hier  nur  der  (schon  von  Meleager, 
Burmann  und  Santen  benutzte)  Cod.  Palatinus  membran.  (Nr.  1652)  des  Tibnll, 
Catull  und  Propertius  erwähnt,  nachweislich  ein  ursprüngliches  Eigenthum 
unsers  Giannozzo,  und  vielleicht  in  Neapel  Von  ihm  angeordnet^  welcher  durch 
eben  jene  Eigenschaften  den  Uebergang  von  den  wenigen  altern,  aber  ver- 
derbten Codd.  jener  Dichter  zu  der  Masse  jüngerer  und  durchaus  interpolirter 
Handschriften  aiif  eine  merkwürdige  Art  vermittelt.  —  Derselbe  Umstand  wie- 
derholt sich,  wie  bemerkt,  bei  dem  vorliegenden  Codex  des  Demosthenes 
und  trübt  dessen  diplomatischen  Charakter.  — 

Manetti  starb  1459  in  Neapel,  ohne  ein  Testament  machen  zu  wollen. 
Seia  Nachlass  vertheilte  sich  gleichmässig  unter  seiaö  drei  Kinder,  und  so 
scheint  auch  die  lange  und  mit  Liebe  aufgesammelte  Bibliothek  sogleich  in 
drei  Theile    zerrissen    worden    zu  sein.     Ich  finde   einen  Codex    des  Virgil 


20)  Diese  interessanten  Briefe,  die  ieh  ans  guten  Codices  in  Hodena  nnd  Rom  icehne,  sind 
im  Eineelaen  tchoo  öfter  und  zuletzt  noch  von  Rosmini  in  seiner  Vita  di  Guarino  Veronese 
benutzt  worden,  aber  meines  Wissens  immer  noch  unedirt 


■---'■'■ 


—    23    — 

(I^alatin.  1643)  als Eig^entKum  des Criovanni, Sohnes  uDsers Giannozzo  bezeichnet: 
„Questo  Virg^ilio  h  di  Giovani  di  Gianozo  Manetti.  Chi  lo  truova  lo  renda. 
Saragli  usato  qualche  digcretione.  Et  i8ta  nel  fondi;ccio  nel  quartiere  di  S. 
Ispirito  nel  mezo  del  ponte  di  S.  Trinitä  et  del  ponte  della  Carraja,  gonfa- 
lone  S.  Spirito.*'  —  Von  den  Erben  wurden  dann  die  Bücher,  im  Ganzen  oder 
einzeln,  wieder  veräussert,  sie  zerstreuten  sich  nach  allen  Seiten,  von  einer 
Hand  zur  andern  gehend ;  und  jetzt  ist  fast  keine  der  grösseren  Bibliotheken 
Italiens,  worin  sich  nicht  ein  oder  der  andere  Cod&  des  Manetti  fände.  Be- 
sonders häufig  aber  sind  sie  in  der  Palatina,  worunter  ich  nebst  einem  der 
besten  alten  Codices  des  Martialis  nur  noch  ein  sehr  schön  geschriebenes 
Manuscript  des  Servius  auszeichne ,  Nro.  1647,  welches  Manetti  im  Jahr  1458 
anfertigen  Hess  und  eigenhändig  ( wie  ich  nachweisen  kann )  mit  zahlreichen 
Randglossen  und  Nachträgen  versehen  hat.  —  Ich  behalte  mir  vor,  an  einem 
andern  Orte  diese  Bemerkungen  weiter  fortzuführen.  Hier  möge  nur  noch 
zu  näherer  Auskunft  über  den  trefflichen  Mann,  der  selbst  in  seinem  Vater- 
lande minder  bekannt  ist  als  er  verdiente,  ein  noch  ungedrucktes  Epigramm 
seinen  Platz  finden,  das  ich  einem  Cod.  Ottobonianus  entlehne : 
_'  Janotii  interitum  fleverunt  saxa  Maneti, 

.'     -  Nam  fuit  etrusci  gloria  magna  soli. 

':  ^-'     -  Hunc  saepe  orantem  mirata  est  romula  tellus, 

-  Conantem  hebream  tollere  perfidiam. 

Multa  in  sermonem  convertit  graya  latinum: 

Namque  triplex  Uli  cognita  lingua  fuit. 
Hunc  rex  Alphonsus  coluit,  Nicolaus  amavit 
;  .  ■  '  Quintus,  Musarum  non  mediocre  decus. 

•  Cod.  Palatinua,  Nr.  193. 
Unter  dieser  Nummer  verzeichnet  Sylburg's  Katalog  ein  Manuscript  des  De- 
mosthenes,  mit  folgender  Inhaltsangabe: 

:       Demosth.  oratiönes,  cum  scholiis  marg  inlibus,  madore  corruptum  princi-^ 
-r  pium,  finis  et  ab  imo  dimidium.  —  Fol. 

>V^  Olynthiacae  III  fragm.  ^ — Philippicae  IV.  —  De  Halotieso.  —  De  rebus  in 
Chersoneso  gestis.  —  De  Rhodiorum  libertate.  —  De  corona.  —  De  falsa 
^,,^  legatione.  — 

Jetzt  war  der  Codex  an  seinem  Orte  nicht  vorhanden,  obwohl  der  hand- 
schriftliche Katalog  der  Palatina,    der  unter  Urban  VIII  von  den  damaligen 


>..iy;^Vi.i^--^/.l-t' 


.     -  \  ■  ^  '  '       -  ■ 

.'  .,_        ••  '  I  ...-•■■ 

-  ,        — •  24     - 

*  •      Scrittori  der  Vaticana  (unabhängig  von  Sylbiirg's  Verzeicbniss)  verfasst  worden 
ist,  ihn  unter  Nr.  193  folgenderm'assen  aufführtet 

JilfiOij&svovs  Koyoi  Tu-sg  fisrä  apit/o»',  «W  ovtm  dieq>d^a^fA4vfii  xai  <^oxo9>^^'  ^ 
reg,  wäre  ovx  elvat  nivaxog  d^iovg.       •  '     ^  .  ^ -:         /-^v.  ..4 

Vielleicht  dass  die  Ordner  der  Bibliothek  in  derselben  Geringschätzung, 
womit  sie  sich  der  genauem  Angabe  des  Inhaltes  überhoben ,  ihn  gar  nicht 
in  Reihe  und  Glied  der  palatinischen  Handschriften  aufstellten ,  sondern  zur 
Seite  warfen.  Genug,  ernstweilen  wurde  er  für  verloren  erklärt,  und  der 
zweite  Custode  vermuthete  ihn  in  Heidelberg,  wohin  jedoch  ausser  848  deut-  ^ 
sehen  uBd  4  auf  die  Geschichte  der  Universität  Heidelberg  bezüglichen  lateir- 
nischen  Codices  nur  38  andere  von  Paris  aus  abgetreten  wurden  **.  Nachher 
aber  fand  ich  unbezweifelt  die  nämliche  Handschrift  (auf  dem  Titel  noch  die 
alte  Nummer  der  Palatina :  193)  in  einem  Codex  mit  neuerem  Einbände,  den 
man  mir  als  Nr.  19  der  Bibl.  Christinae  Reginae  Suec.  vorlegte.  Wie  sie  sich 
dahin  verirren  konnte,  blieb  mir  räthselhaft,  bis  Prof.  Sarti  berichtigte:  der 
Codex  gebore  vielmehr  nur  in  die  Appendix  der  Bibl.  Christinae.  Diese 
Appendix  aber  hat  auf  die  eigentliche  Bibliothek  der  Königin  keinen  nähern 
Bezug,  als  den  zufälligen  des  Locals  und  Namens,  und  scheint  unter  Cle- 
mens XI  (Albani)  gleichsam  aus  dem  Wegwurf  der  andern  vaticanischen  Bi- 
bliotheken nebst  einigen  schon  von  Pius  II  angekauften  Manuscripten  gebildet 
worden  zu  seyn.  Alles,  was  sie  enthält,  würde  man  also  vergeblich  in  Mont- 
faucon's  Catak  Codd.  Bibl.  Reginae  Suec.  nachsuchen.  —  Unser  Codex  nun, 
dem  ich  seinen  rechtmässigen  Platz  wiedergebe,  verdiente,  auch  in  seinem 
verstümmelten  Zustande,  keineswegs  die  ihm  widerfahrene  Zurücksetzung. 
Er  muss  ein  überaus  schönes  Buch  gewesen  sein  und  eine  vorzügliche  Zierde  . 
der  Manettischen  Bibliothek,  aus  welcher  auch  er,  zufolge  einer  Andeutung 
auf  dem  Vorblatte,  hervorgegangen  ist.  Für  uns  sind  nur  noch  110  Blätter 
vorhanden  (er  ist  auf  Papier),  und  diese  haben  Feuchtigkeit,  Mäuse  und 
Würmer  von  unten  herauf  so  erbärmlich  zerfressen,  dass  von  keinem  Blatte 
mehr,  von  vielen  weniger  als  die  obere  Hälfte  übrig  geblieben  ist.  Alles  Er-~ 
haltene  aber  ist  vollkommen  deutlich,  die  Schriftziige  regelmässig,  klär,  muster- 
haft. Vor  Jenen  Correcturen,  welchen  man  sonst  wohl  in  Manettischen  Codices 
begegnet,  beschützte  ihn  seine  Schönheit;  auch  dürfte  er  etwas  älter  als  Manetti 

21)  Siebe  Wilken's  Gesch.  d.  Heidelb.  Büchers.  p.  1  f.  u.  p.  238  fl.  Vom  ei.        '^     '■    "-     ' 


—    25.  — 

und  -^iSn  diesem  eher  geltauft,  als  besteUt  worden  sein.  Beträchtliche  Schollen, 
dem  Text  gleichzeitig,  laufen  zuweilen  in  künstlicher  Säulen-  oder  Flaschen- 
form an  den  Randern  hertinter.  Es  scheint  der  Commentar  des  Zosimus  (vulgo : 
ülpian)  zu  sein;  zu  näherer  Vergleichung  hatte  ich  nicht  Gelegenheit. 

Der  Codex  fängt  an  mit  einem  Fragment  von  Olynthiaca  III  (von  pag. 
Dind,  28  lin.  11  naQaiiXijaitog  etc.  bis  zum  Schluss  der  Rede)  mit  Scholien; 
Blatt    2  Rückseite:  xcnä  (piXinnov  Xoyog  a   zu  Anfang  mit  Scholien. 

„     11:  nsgi  rtjg  evQ'^vrig-  Bl.  15:  xaxu  tpdimrov  X6/og  ß'.  Bl.  20:  txbqI  aXovrtjaov. 

„     25:  negi  tcuv  ev  j^eggov^ai^.  Bl.  34:    xara  q)iXiTmov  Xoyog  rgirog.  Diese  fünf 
ohne  Scholien. 

„    43    Rückseite:  xarci  cpiXinnov  z/,  mit  fortwährenden  Scholien. 

„    52:  vnkg  t^s  Twy  godioiv  iXsv&sgiugi  ohne  Scholien.  - 

„    57    Rückseite i^  negl  rov   axsqiavov.    mit   bedeutenden  Scholien    bis   zum 
Zeugenverhör,  pag.  Dind.  199;  von  da  an  keine  Glosse  weiter. 

„  96:  xax*  aiaxivov  negi  nagajtgeaßeiMgf  unvollständig,  nur  etwa  die  erste 
Hälfle  der  Rede. 
Cod.  Palatm.  Nr.  224.  Gross  Octav.  [Nach  Sylburg  in  4».  Vom el.]  Papier. 
184  Blätter,  die  Seite  zu  25  Zeilen.  Der  lateinische  Titel :  Orationum  Demo- 
sthenis  pars  secunda,  quae  privatae  vocantur,  könnte  vermuthen  lassen,  dass  zu 
der  Zeit,  tla  man  denselben  schrieb,  auch  eine  pars  prima  von  gleicher  Hand 
vorhanden  war.  Iiylessen  diese  fehlte  schon  in  Heidelberg  und  doch  scheint 
eben  dort  jener  Titel  geschrieben  zu  sein.  —  Der  Codex  selbst  beginnt  mit 
der  Ueberschrift : 

'  ,  •    i  ,  dijfioa'd'svovg  Xöyot  ol  Xeyöfievot  IduoTixoi. 

und  enthält  (mit  den  betreffenden  vno&eoeig) :  Bl.  1 :  xutci  Kwoypog :  —  Bl.  9. 
ngog  xaXXixXda  negl  j^otgioy.  —  Bl.  14:  xarä  *OXv(iniodcogov. — Bl.  23:  xaza  diorv- 
ao5(6gov  ßXaßijg.  —  Bl.  32:  xaxa  wpoßov  iniTgoTc^g.  — Bl.  43:  xard  ä<p6ßov  dev- 
regog.  —  Bl.  46:  ngog  ilupoßov  yptv^onagxvgiav.  ■ —  Bl.  56:  ngog  oPijxoga  l^ovXijg. 
Bl.  62:  ngog  ovr^xoga  vaxsgog.  —  Bl.  64:  ngog  ttäi  ratreror.  —  Bl.  75:  ngog  xijv 
Xttxgixov  nagaYgaqt-^r.  —  B1.85:  nagayga<pii  ngog  ravaifiuiov  xal  ^evonsiO-tjv.  unvoll- 
ständig. —  Bl.  89  — 100:  leere  Blätter.  -—  BL  100:  nttguYQttq:^  ngog  ^ijvo&sfiii 
Bl.  105:  nagaygaqy^  vnig  qiogfiitavog.  —  Bl.  116:  ngog  imaxovgiov  no^/^cMpi). — 
BL  123:  TT^o^  (laxoQxaxov  nsgi  xov  dyviov  xXijgov.  —  BL  139:  die  vno&eaig  xov 
ngog  Xeoxdgiv  (90)  fisgl  tov  xX^gov.  statt  der  Rede  selbst  leere  Blätter  (140  — 142). 
Bl.  143:  nßo«  xov  ßoimxov,  —  BL  150:  ngog  ßoumov  t'nig  ngotxog   ftijxgoiag.  — 

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—    26     — 


Bl.  161:   ngog  anovdiav  vTxtg  ngoiMog.  —  Bl.  167:    irQog   xifio&sov  vneQ  j^plSi/;.  — 
Bl.  178:  ngog  vixoargaTOv  nsgi  ardgaTiödtov  uitoYQaqirjg  age&ovaiov.  "r^r*  «• 

Das  Manuscript  ist  von  schätzbarem  Alter  (14  Saec.) ;  die  Schriltziige 
klein,  g;enau  und  deutlich.  Eine  zweite  Hand  hat,  fast  nur  hinsichtlich  der 
Accente,  den  Text  sorgfältige  durchcorrigirt^  doch  so,  dass  beide  Hände  und 
Dinten  sich  unterscheiden  lassen,  -y  Enthält  auch  einige  gleichzeitig  mit  dem 
Text  geschriebene  Scholien.  '  ,   '  v  <. 

Cod,  Palatin.  Nr,  340.  Klein  Quart.  Papier. 
60  Blätter,  die  Seite  zu  25  Zeilen.  Enthält  zwei  bis  drei  abgerissene  Stücke 
aus  Demosthenes;  nämlich:  Bl.  1  —  7:  von  Philippica  IH  die  zweite.  Hälfte 
(pag.  Dind.  93  lin.  7:  nXrjaiov  anoßXtnofisv  etc.  bis  zu  Ende).  Bl.  8  —  21:  Phi- 
lippica IV,  vollständig.  B1.22  —  ÖO:  de  Corona,  vom  Anfang  bis  pag.  Dind.  195 
lin.  31 :  (rw»'  dtjftMV  rag  äva . . . ).  Bl.  51  —  60:  Bruchstücke  derselben  Rede,  von  p. 
Dind.  206  lin.  13   Cdi^ftco  nefixpai)   bis  pag.  216  lin.  24  (Xaßovra  dvaßaivstv  s  — ). 

Den  grosseren  Ueberrest  dieser  demosthenischen  Handschrift  fand  ich,  übel 
zugerichtet  und  verworren,  in  der  Vallicellianischen  Bibliothek.   S.  unten  p.  28. 

Der  geschriebene  Katalog  der  Palatina  weiset  noch  zwei  Codices  mit 
Stücken  aus  Demosthenes  nach,  nämlich :  Cod.  122,  der  auf  pag.  127  und  ffl. 
/tTjitoa&ivovg  UTvocp&eyfiaxa  enthalten  sollte  (bei  Sylburg:  „Apophthegmata  Eth* 
nicorum  pariter  et  Christianorum  ordine  alphabetico ;  desinunt  in'I;  primum 
est  Antisthenis,  postremum  Isocratis '^) ;  und  Cod.  129,  an^i^eblieh  mit  einigen 
Xöyoig  idtojTixolg  Jrjfioa&hovg  (bei  Sylburg:  „Excerpta  e  variis  auctoribus,  nullo 
prorsus  ordine",  wo  denn  unter  den  Einzelnamen  auch  Demosthenes). 

Beide  aber  fanden  sich  nicht  vor,  vielleicht  in  Folge  einer  ähnlichen  Ver- 
wirrung, wie  wir  bei  Cod.  193  gesehen;  und  es  verlohnte  der  Mühe  nicht, 
weiter  nachzusuchen. 

Cod.  BegmcB  «.  Alexandrinus.  Nr.  102.  Klein  Quart.  Papier. 
(Bei  Montfaucon,  der   eine   willkürliche,  und  von    den  lateinischen   zu  den 
griechischen   Codices   fortlaufende  Zählung  hat,   unter  Nr.  955  2^).    Gehorte 


22)  Ausserdem  g^bt  Montfaucon  p.  90  D  an:  ,,Deinosthenis  oratio  ad  Alexabdrum  regem." 
Wohl  dasselbe  Scbriftchen,  welches  folgeoden  Titel  bat:  DemosÜieiiiji  oratio  ad  Alexandram 
deprecatoria  veniae  pro  Atheniensibus ,  traducta  per  Leonardom  Aretinum,  und  anftcngt:  Nihil 
habet,  Akxander,  vel  fortuna  tua  majas,  quam  nt  possis,  vel  natara  tua  melias,  quam  ut  velvi 
bonservare  quam  phirimos.  Dieser  Anfang  wenigstens  ist  genommen  aas  Cicero  pro  Ligario 
am  Ende.  Es  ist  eine  häufig  vorkommende  lat  Declamation  des  Aretidus.  VergL  Notit.  Ck>dd. 


—    27    — 

zuvor  deta  Kicolaus  Heinsius  *K  Mit  Cod.  Palatin.  104  in  der  Anzahl  der 
Blätter  übereinstimmend  (239;  die  Seite  je  zu  24  Zeilen)  enthält  er  auch  die- 
selben Reden  und  in  gleicher  Folge  wie  jener.  Er  beginnt  eigentlich  auf  dem 
siebenten  Blatte  mit  einer  rothen  Titelarabeske  und  der  Aufschrift: 

^tiftoa^ivovg  Q^voQog  öXvvd'iaxog  d. 
Die  vorangehenden  sechs  Blätter,  enthaltend  des  Libanius  Zuschrift  an  Mon- 
tius  und  die  vno&iaeig  von  Olynth.  I,  sind,  obwohl  von  gleicher  Hand  ge- 
schrieben, doch  erst  später  angeheftet  worden.  Der  Codex  scheint  unmittelbar 
aus  Palat.  104  abgeleitet  zu  sein ;  auch  gehört  der  Copist  in  die  nämliche 
Schule  der  Schreibekunst,  nur  dass  er  seine  Buchstaben  eben  schülerhafter 
und  unbeholfener  malt.  Dabei  strudelt  er  oft,  lässt  Worte  weg  und  macht 
Fehler  gegen  die  Orthographie,  die  meistens  durch  seine  neugriechische,  ita- 
cistische  Aussprache  veranlasst  werden.  Nach  Palat.  104  verdient  daher  der 
Codex  keine  Vergleichung. 


Dies  ist  in  summa,  was  der  Vatican  an  Handschriften  des  Demosthenes 
besitzt.  Die  Ottoboniana  enthält  kieine  Codices  Demosthenis.  Die  wichtigsten, 
nach  Alter,  Quelle,  Vollständigkeit,  Ausstattung  mit  Scholien  etc.  sind:  Cod. 
Ürbin.  113 ;  — Vatican.  68  und  67; —  Palatin.  113;  Palatin.  193;  — Vat.  69;  — 
Palatin.  224.  —  Auf  diese  sechs  Handschriften,  etwa  noch  mit  Zuziehung  von 
Pal.  104,  scheint  eine  gewissenhafte  Texteskritik,  der  es  nicht  um  die  Anzahl, 
sondern  den  Gehalt  der  Varianten  zu  thun  ist,  sich  beschränken  zu  dürfen. — 
Was  zum  Behuf  einer  umfassenden  Arbeit  über  den  Redner  jene  Bibliothe- 
ken, insbesondere  die  vaticanische  im  engern  Sinne,  an  lateinischen  Ueber- 
setzungen,  Erläuterungsschriften  etc.,  gewiss  meist  noch  Unbenutztes  liefern, 
mag  ein  andermal  berichtet  werden.  Jetzt  noch  eine  kleine  Nachlese  aus  den 
übrigen  Bibliotheken  Rom's. 


Dem.  P.  y  p.  6  OxoniL  Findet  sich  auch  zu  Padoa  in  der  Bibliotheca  San  Daniele  del  Friuli 
Nr.  66.  Siebe  Blume  Biblioth.  Mstor.  Italica  p.  232,  und  in  Turin  Cod.  DCI  Fol.  120  p.  2. 
auch  in  Wolfenbüttel.  Vergl.  Becker's  Literat  p.  125.    Yömel. 

23)  In  dem  Auctionskatalog  der  Bibl.  Heinsiana  (Lugd.  Bat  1682)  wird  er  jedoch  nicht 
aufgefiihrt  Man  findet  hier  neben  mehren  Druckausgaben  des  Demosthenes  nichts  Hand- 
schriftliches, als  etwa  eine  Paulina  1554,  von  der  bemerkt  wird:  „huic  codici  passim  acccdunt 
notae  et  emendationes  Mss."  —  Wahrscheinlich  also  fiberliess  Heinsius  schon  früher  unscrn 
Ck)dex  der  Königin  von  Schweden.         ' 


•  ■ .  ■ 

.      —    28    — 

Bibliotheca  VaUicelliana,      '     -^•'•.'^     ---;,•'.! 
ii  Die  Bibliothek  der  Philippiner  besitzt  unter  Nr.  C.  34  in  einem  Miscel- 

laneenbande,  zwischen  allerlei  Liturgien,  Homilien,  Heiligen-Leben  etc.  auch 
ein  Stück  Demosthenes,  das  von  Bl.  286  bis  373  reicht.  Es  sind  hastig  zusam- 
mengerafiite  Blätter,  bunt  durcheinander  geworfen,  einige  sogar  auf  den  Kopf 
gestellt,  welche  Verwirrung  um  so  leichter  entstehen  konnte,    als  die  Schrift 
auf  manchen  Seiten  fast  erloschen  ist ,  und  der  Schreiber   weder  durch  Titel, 
noch  Absätze,  noch  sonstige  Merkmale  die  Anfange  der  Reden  ausgezeich- 
net hatte.   Diese   disjecta    membra  oratoris   verratben    auf  den  ersten  Blick, 
nach  Schrift  und  sonstiger  äusserer  Beschaffenheit,  ihre  Verwandtschaft  mit 
dem  Fragmente   Palatin.  Nr.  340;   und  in  der  That   ergänzen  beide,  bis  auf 
wenige  ganz  verlorne  Blätter,  ihre  gegenseitigen  Lücken  aufs  genaueste.  (Siehe 
oben  pag.  26). — Wie  aber  ging  es  zu,  dass  ein  Codex  sich  zwischen  die  pala- 
tinische  und  vallicellische  Bibliothek  vertheilen  konnte  ?  Darauf  antworte  ich 
so:   aus    Sylburg's    Katalog  erhellt    zwar,    dass    Cod.  Pal^atiu.  <  340   schon  in 
Heidelberg  nicht  mehr  enthielt,   als  wir  jetzt  in    ihm   finden:   („Demosth. 
Philipp,  ni  et  IV.  Oratio  pro  Corona;  mutUa");  dennoch  vermuthe  ich,  dass 
'  auch  diese  andere   Hälfte  des  Codex  sich  ursprünglich  in  Heidelberg  befun-  - 
den  hat,  durch  Nachlässigkeit  der  dortigen   Bibliothekverwaltung  von  jenem 
Fragmente  abgetrennt  und  in  vereinzelten  Blättern,   welche  Sylburg  unbe- 
rücksichtigt liess;    und   dass    erst   bei   der  Versetzung   der   Palatina  in   den 
Vatican  durch  eine  zweite  Nachlässigkeit  diese  losen  Blätter^ich  in  die  Samm- 
lung der  Philippiner  verliefen.  Zu  dieser  Annahme  bestimmt  mich  der  jüngere 
Ursprung  der  Vallicelliana,  welche   grösstentheils  aus  Schenkungen  und  Ver- 
mächtnissen namhafter  Gelehrten  des  sechzehnten  und  siebzehnten  Jahrhun- 
derts, eines  Achilles  Statius,   Caesar  Baronius,  Leo  Allatius,  nach  und  nach 
erwuchs.  Nun  aber  war  eben  Leo  Allatius  der  Geschäftsträger  Gregor  des  XV, 
dem  es  oblag,  im  Jahr  1623,   nach  der  Einnahme  Heidelbergs  durch  Maxi- 
milian von  Baiern,   die   dortige  Bibliothek  in  Empfang  zu  nehmen  und  ihre 
'  Absendung  nach  Rom  z,u  besorgen.    letzt  erklärt  sich  die  Sache  leicht.    Leo 
brachte  in   der   ganzen  Masse  der  Pfdlzer  Handschriften  auch  diese  Demo- 
sthenischen  Blatter  nach  Rom ;  da  sie  aber  ohne  Nummer  und  Einband  waren, 
wurden  sie  zur  Seite  gelegt,  geriethen  in  seine  Privatbibliothek  und  aus  dieser 
in  die  Sammlung  der  Väter   dell'   Oratorio  di  S.  Filippo  Neri^*,   mit  vielen 

24)  Möglieb  ist  es  aber  aucb,  dass  jene  Verwirrung  aus  späterer  Zeit  berrfihrt,  da  nämlich 


..    ^  —    29    — 

^eignen  handschriftlichen  Arbeiten  Leo's,  worunter  ich  z.B.  in  etoem  Haufen  noch 
ungeordneter  Papiere  mehres  auf  Aristoteles  Beziigliche  gefunden  habe  *^. 

Das  Unrecht,  das  diesen  Bruchstücken  widerfuhr,  ist  übrigens  nicht  hoch 
anzurechnen;  denn  sie  sind  ganz  jung  und  dabei  unglaublich  schlecht  und 
fehlerhaft  geschrieben,  so  dass  sie  neben  den  vaticanischen  Codd.  kaum  einen 
Blick  verdienen.  Indessen,  da  es  mir  hier  auf  eine  vollständige  Zusammen- 
stellung des  Materials  ankam,  so  gab  ich  mir  die  undankbare  Mühe,  ihren 
Inhalt  zu  ordnen,  wie  folgt: 

Blatt  346:  vno^eatg  von  Olynth.  I  (von  pag.  Dind.  7  lin.  11  bis  zu  Ende). 
Bl.  346  —  351:  Olynth.  I  vollständig.  Bl.  351  — 353  und  336  — 338:  Olynth.  II, 
niit  Verlust  eines  Blattes,  welches  von  pag.  Dind.  17  lin.  30  bis  Pag.  18  lin.  34 
reichte.  Bl.  338  — 345:  Olynth.  III  (mit  Ausnahme  der  Schlusssätze).  B1.354: 
Schlusssätze  von  Olynth.  III.  Ebend.:  vno^eaig  von  Philipp.  L  Bl.  354  —  357: 
Einleitende  Betrachtung  zu  Philipp.  I,  beginnend :  tv  rij  unoXeut  rwv  ).ßf  noXetav 
T(äv  ;f ttAxt^ixcoy  etc. ; — schliessend:  cJ^iatq  tjv  ts  iioXecjg  eigrivöjv  iioXXmv  uv^  rjavxduv 
riyor."  Bl.  357  —  364,  und  286  folgende:  Philipp.  I  vollständig.  Ebend.:  de 
pace;  —  Philipp.  II; — de  Halonneso,  vollständig.  Bl.  315:  de  Chersoneso  bis 
pag.  Dind.  75  lin.  7  {%avTr\v  ßuaxulvsiv  xai)«  [Philipp.  III  und  IV  stehen  im 
Cod.  Pal.  340].  de  cörona  [vom  Anfang  bis  pag.  195  lin.  31,  in  Cod.  Pal.  340]. 
Bl.  316  —  325:  von  pag.  195  lin.  31  ( —  yogsvaeig  xeui'  aTsq}dv(üv  'noults-dai)  bis 
pag.  205  lin.  35  (ßiSöx^ui,  t^  ßovXij  x«t  tw)  [das  folgende  Blatt,  von  pag.  205, 
lin.  35  bis  pag.  206,  lin.  13  ging  verloren;  von  pag.  206,  lin.  13  bis  pag.  216 
lin.  24  ist  in  Cod.  Pal.  340].  Bl.  326  —  335  und  373  —  364,  diese  letzten 
Blätter  nämlich  kopfiings  eingeheftet :  von  pag.  216  lin.  24  {Ini  to  ßijfia  sdei) 
bis  pag.  237  lin.  17  (nsqifovaaxrfXüjg  xai).  Der  Schluss  der  Rede  ging  verloren. 

'      '  Bibliotheca  Angelica. 

Die  Bibliothek  des  Klosters  S.  Agostino  besitzt  unter  Nr.  C.  3.  14  einen 
Cod.  Graecus  Demosthenis,  chartaceus  in  8vo  (die  Seite  zu  21  oder  22  Zeilen, 
mit  breitgelassenem  Rande).  Dieser  scheint  geradezu  eine  Replik  des  Cod. 
Palatin.  104  von  dem  nämlichen  Schreiber  zu  sein.  Dieselbe  Auswahl  und 
Reihenfolge  der  Reden,   derselbe    Scbriftcharakter,   sauber,   doch  ungefällig. 


während  der  Herrschaft  der  Franzosen   die  Yallicellianiscben  Handschriften  grösstentheils  mit 
der  Vaticana  vereinigt  waren. .         >  .    •'    ^v    ' 

25)  Den  grossem  Theil  indess  Ton  Leo's  Autograpben  bewahrt  die  Vaticana. 


iJHiteiiiffi'   T     *•  l^i. 


ifiatt-i  W  £  ifi^M.  t: 


—     30    — 

die  Bogen  eben  so  am  unteren  Rande  gezahlt,  und/ was  die  Hauptsache,  im 
Durchschnitt  dieselben  Varianten,  die  nur  hier  (im  Angelicus)  durch  Aus« 
lassungen  und  kleine  Nachlässigkeiten  um  einige  vermehrt  sind.  Durch  Cod. 
Palat.  104  wird  also  der  vorliegende  Codex  völlig  entbehrlich  gemacht  ><.  —  Er 

.  enthält,  Alles  in  Allem,  234  Blätter,  wovon  aber  das  erste  und  die  neun  letzten 
später  angefügte  Ergänzungen  sind.  Der  Bogen  a   (oder  die  ersten  acht  Blätter, 

'  welche  Olynth.  I  und  den  Anfang  von  Olynth.  II  enthielten)  ging  verloren. 
Bogen  /?'  beginnt  in  Olynth.  II  mit  den  Worten:  %bIvov  otcsq  hui  aXrj&ig  (pag. 
Dind.  16  lin.  17) ;  wovon  der  Ergänzer  nur  ein  Blatt  anheftete  mit  dem  Anfang 
von  Olynth.  II,  ohne  vno&eatg.  —  Bogen  xt{  endet  in  der  Rede  de  falsa  lega- 
tione,  pag.  Dind.  252  lin.  5  mit  den  Worten:  ri^g  tovtov  dö^g  vofniaai.  und 
die  neun  angehefteten  Ergänzungsblätter  gehen  nur  bis  zum  doyiia  der  Amphik-^ 
tyonen  fort:  pag.  Dind.  259  lin.  31:  xrjkixovTtüv  ftivzoi.  ■/       ■   .  -     '. 

Bihliotheca  Chisiana, 

Die  Bibliothek  der  Fürsten  Chigi  gehört  nicht  zu  den  öffentlichen;  doch 
gestattet  ihr  Vorsteher  Fea  in  seiner  eignen  Wohnung  Bücher  derselben  zu 
.  benutzen.  Den  Zutritt  zu  der  Sammlung  selbst  und  ihrem  Kataloge  habe  ich 
innerhalb  zwei  Jahren  immer  nur  vergebens  gesucht.  —  Auf  Herrn  Professor 
Vömel's  Mittheilung,  dass  in  Harles  Introd.  Hist.  Lit.  Graec.  vol.  I.  p.  67 
ein  von  Siebenkees  verfasster  Katalog  der  Chisiana  gegeben  und  darin  ein 
Papiercodex  der  olynthischen  Reden  aufgeführt  sey*^,  fragte  ich  bei  Fea 
desshalb  an.  Er  läugnete  aufs  Entschiedenste  das  Vorhandensein  auch  des 
geringsten  demosthenischen  Blattes  und  erklärte  sofort  den  unglücklichen 
Harles  für  einen  impostore,  der  die  Bibliothek  weder  gesehen,  noch  irgend 
Gelegenheit  gehabt  kaben  könne,  ein  Verzeichniss  davon  zu  erhalten.  Den-^ 
noch  bewog  ihn  mein  Bitten,  zum  Ueberfluss  noch  einmal  nachzusehen  — : 
der  Codex  war  da  und  Harles  für  diesmal  gerechtfertigt. 

Das  Manuscript,  bez.  R.  IV.  17,  enthält  auf  75  Papierblättem  in  4«  nicht 
bloss   die   drei   olynthischen  Reden,  sondern  (von  p.  22  an)  noch  folgende 


26)  Demnach  wird  der  Codex   gewus  anricbtig  bezeichnet  als  aus  dem  XIII  Jahrhundert 

in  Siebenkees  Catalog.  Siehe  Harles.  Introd.  Hist  Ling.  Graec.  Vol.  I  p.  65.  —  Blume  BibMotb. 

Mstoram  Italica  p.  140  bat  ihn  ebenfalls  bemerkt  VömeL  ^  ^  />  - 

27)  Blume  loc.  cit  p.  174  fährt  auch  noch  an  als  in   der  Bihliotheca  Chisiana   befindlich.: 

„Demosthenis  Codd.  varü."    Vömel.  «. 


^■.^^■-. 


—    Sl     ~ 

neun:  depface;  Philipp^,  II,  III,  IV;  de  Halonneso;  de  rebus  in  Chersoneso; 
ad  Phil,  epist.;  epist.  Philippi.  Voran  (p.  1  —  6)  yiißaviov  vnodeaug  zu  eben 
diesen  Reden  (mit  Ausnahme  von  de  pace).  Auf  den  drei  letzten  Blättern 
der  Anfang  vonCebefis  tabula,  Fragment.  —  H.  Amati  (mit  welchem  Rom  im 
vorigen  Sommer  den  geübtesten  seiner  zwei  bis  drei  Hellenisten  verloren) 
hat  das  Buch  gehandhabt  und  ihm  einen  Index  gegeben.  —  Der  Codex  ist 
um  die  Mitte  des  fünfzehnten  Jahrhunderts  von  einer  fertigen  undf^übschen 
Hand,  doch  mit  ungleicher  Aufmerksamkeit  geschrieben  und  !iie  und  da, 
theils  vom  Schreiber,  theils  von  einem  späteren  Leser  corrigirt.  Er  ist  nicht 
werthlos,  obwohl  er  wenig  Neues  von  Bedeutung  darbietet. 

Bibliotheca  Barherina. 

Sie  enthält  einige    demosthenische   Mscr.,    doch   ohne  besondern  Werth. 

Cod.  327,  in  kl.  Quart,   auf  Papier.  Gehorte  einst  dem  Carolus  Strozza 
Thomae  fil  ^^.  Sein  Inhalt :  Demosth.  de  falsa  legatione,  mit  der  ersteren  der 


28)  Dieselbe  Aufschrift  tragen  mehrere  der  besten  griechischen  Manascripte  dieser  Biblio- 
thek z.  B.  ein  vortrefflicher  Codex  des  Plato  und  einer  des  Strabo,  welcher  am  Rande  Varianten 
aas  zwei  andern  jetzt  nicht  mehr  auffindbaren  Strozzischea  Codices, enthält  u.  a.  Ueber  die 
Person,  Lebenszeit  u.  s.  w.  jenes  Bücherfreundes  bin  ich  nicht  im  Klaren.  Die  Schriftzüge 
des  Namens  lassen  spätestens  auf  das  Ende  des  siebenzehnten  Jahrhunderts  schliessen.  Der 
Bibliothekar  Rezzi  wollte  wissen,  ein.  Kavalier  Carlo  di  Tonunaso  Strozza  habe  am  Hofe 
Alexander's  YII  (1656  — 1667)  gelebt  und  diesem  Papste  seine  Bflchersammlnng  hinterlassen, 
WM'anf  sie  theils  in  die  Chisiana  (denn  Alexander  war  aus  dem  Hause  Chigi)>  theils  in  die 
Barberina  übergegangen  sei.  Ich  weiss  nicht,  ob  und  in  wie  fem  diese  Notiz  sich  mit  den 
Citaten  der  Sc  Maffei  und  Apost  Zeno  wird  combiniren  lassen,  denen  (bis  gegen  die  Mitte  des 
achtzehnten  Jahrhunderts)  die  in  Florenz  befindliche  Bibliothek  eines  Carlo  Tommaso  Strozzi 
den  reichsten  Stoff  für  literargeschichtliche  Forschungen  an  die  Hand  gab.  Zeno  bezeichnet 
dieselbe  als  rihomaüssima  libreria  del  Sig.  Carlo  Tommaso  Strozzi,  da  rammemorarsi  sempre 
da  noi  con  lode  e  con  gratitudine  etc.  Diese  Bibliothek,  deren  grösster  Reichtfaum  in  älteren 
Werken  der  italienischen  Läteratur  bestand,  soll  in  neuerer  Zeit  den  grossen  herzoglicher) 
Sammlungen  in  Florenz  einverldbt  worden  sein.  —  Die  Chronologie  erlaubt  aber  schwerlich, 
beide  Personen,  jenen  Strozza  in  Rom  und  diesen  Strozzi  in  Florenz,  welchen  Zeno  doch  ge- 
wiss als  noch  lebenden  Besitzer  der  Sammlung  anführt,  für  identisch  zu  nehmen.  Und  liesse 
sich  auch  diese  Schwierigkeit  beseitigen,  so  bliebe  es  immer  sehr  auffallend,  dass  ein  so  be- 
deutender Theil  der  florentinisehen  Sammlung  wie  die  griechischen  Codices  der  Barberina  sein 
würden,  schon  im  siebenzehnten  Jahrhundert  sich  <von  jener  losgerissen  und  in  Rom  befunden 
hätte.  —  Die  Strozzi  waren  weit  verzweigt,  und  in  Rom  erlosch  noch  vor  wenigen  Jahren  eine 
Tamilie  des  Namens,  deren  Bibliothek  der  Buchhändler   de  Romaris  käuflich  an  sich  brachte. 


kimlä  f.-i.i  ,      I  .''^rih    lii'iii     f-  ■■.  ...■'1.-    ,r---lJ^.»=     ,,'j-----^      ..^..■-i'.- j^^._  ..^^  .   '  ^ .-.  .^^^'_j.,..J L.      -  ■  ^  •      J-'-A^aJ^Mmfafc: 


■••.->?'  ■ 


''  "     r   ■"  —  32  .—    '  ■'     ! 

beiden  vno^ioug,  —  Aeschines  de  falsa  legatiöne,  m*  vnö&saig,  —  Demosth. 
in  Leptinem,  von  andrer  Hand  als  die  vorigen  Reden  *•.  .»>  •-  ^y:^^,.»  ,,vtf  t'- 
ju^i^jyCod.  341.,  [nach  Siebenkees  348.  Vömel.]  in  Quart,  auf  Papier.  Gehorte 
gleichfalls  dem  Carolus  Strozza  Thomae  fil.  —  Enthält  Demosth.  de  Corona 
vollständig.  Die  erste  vno&eaig  (des  Libanius)  ist  von  jüngerer  Hand  vom  ange> 
fugt  worden.  Der  Codex  ward  im  Jahr  1453  ausgefertigt,  zufolge  seiner  Auf- 
schrift :  -^  1453   dt^oa-d'evovg   Xoyog  negi   xov    axtcpavov  '•.  .  .  > 

Cod.  (Jhne  Nummer,  in  8vo,  auf  Papier;  sehr  jung,  etwa  zu  Anfang  des 
16  Jahrhunderts  und  in  flüchtigem  Cursiv  geschrieben.  Der  jetzige  Biblio- 
thekar, oder,  wie  ich  vermuthe,  Herr  Dr.  Ranke,  sammelte  ihn  aus  losen  Blät- 
tern und  verzeichnete  auf  dem  Titel  seinen  Inhalt,  wie  folgt : 

Olynthiacae  II  fragmentum,  inde  a  verbis:  av  rtuv  nQaYiiäxort>  HQaTtjnrjTS 
[pag.  Dind.  20  lin.  35].  — Olynth.  lEL  integra.  —  Philippicae  I  fragmentum. 
Desiderantur  verba:  ifißaaiv.  tt^os  de  Tovxoig  roZg  ijfiiasab  etc.  [pag.  Dind.  34 
lin.  33].  —  (Desideratur  oratio  de  pace).  — ,  Philippica  II,  integra. —  De 
Halonneso  fragmentum.  Desideratur  quidquid  post  verba  mg  cotovers  dixaiöv 
■CS  elrui  legitur  [pag*.  Dind.  66  lin.  20J.  —  Philippicae  III  pars.  Desideratur  ea 
pars,  quae  verbis  mal  ovdev  ßiXxiov  vfiotv  praecedit  [pag.  Dind.  95  lin.  2].  — 
Philippica  IV,  integra.  —  Ad  Philippum  epistola,  integra.  —  De  republica 
ordinanda,  integra.  —  De  classibus.  —  De  Megalopolitis,  integra.  —  Pro 
Rhodiorum  libertate,  integra,  ordine  de  industria  inverso,  ut  numeri  adscripti 
docent.  —  Fragmenta  orationum  de  foedere  Alexandreo.  ■^—  Contra  Androtio- 
nem.  —  De  falsa  legatione.  Folia  quasi  dispersa  in  ordinem  q\iantum  fieri 
potnit  redegimus.  Romae  1829.  L.  R. 

Am  Schlnss  des  Bandes  endlich  befinden  sich  Olynth.  I  und  II  vollstän- 
dig, von  noch  jüngerer  Hand,  aus  der  Mitte  des  16  Jahrhunderts,  und  hübsch 
geschrieben  **. 


29)  Siebenkees  a.  a.  O.  S.  62  gibt  das  XIV  Jabrhuadert  an.  Yömel.  ,« 

30)  Wie  kann  demnach  Siebenkees  a.  a.  O.  S.  62  behaupten,  der  Codex  stamme  aus  dem 
XIII  Jahrhundert?   YömeL 

31)  In  derselben  Bibliothek  Nr.  14Y5  Demosthenis  epistola  nach  Blume  a.  a.  O.  p.  184.— 
Nach  Harlcs  ad  Fabric.  Bibl.  Graec  Vol.  II  p.  831  befände  sich  daselbst  auch  eine  Aasgabe 
des  Demosthenes  vom  Jahr  1549  in  8vo  mit  handschriftlichen  Noten.  Wie  mir  aber  Herr 
Dr.  Heyse  schreibt,  so  hat  sich  Harles  in  der  Jahrzahl  geirrt.  Es  die  Her wagiana  1547. 
3VoI.  8to,  an  dessen  Rändern  ein  Ungenannter  gegen  das  Ende  des  16  Jahrhunderts  griechische 


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^-^  Bedeutender  als  die  demostheniscfaen  Handschriften  der  Barberina  ist, 
beiläufig  bemerkt,  ein  vollständiger  Codex  des  Aeschines,  von  gutem  Alter 
und  schöner  Schrift.  Schade»  dass  diese  Bibliothek  noch  immer  nicht  in  einer 
solchen  Verfassung  ist,  um  für  alle  wissenschaftliche  Zwecke  eine  planmässige 
und  erschöpfende  Benutzung  ihrer  Vorräthe  zu  gestatten.  Von  ihren  Drucken 
ist  Dl^  ein  sehr  mangelhafter  K&talog^,  für  die  Handschriften  keiner  vorhan- 
den^  Montfaucon,  Andres, '  Agincourt  geben  zwar  Stoff  zu  Nachfragen,  die 
alten^  Nummern  aber"  bedeuten  nichts  mehr,  da  der  jetzige  Bibliothekar,  Pro- 
fessor Luigi  Rezzi,  überall  eine  neue  Anordnung  eingeführt  hat,  die  an  sich 
besser  sein  mag,  aber,  bis  sie  durch  Nummern  festgestellt  ist  und  einen  ent-» 
sprechenden  Katalog  erhält,  als  Unordnung  erscheinen  muss.  —  TTebrigens 
halte  ich  es  bei  dieser  Gelegenheit  für  Pflicht,  den  Bibliothekar  gegen  unbil- 
lige Verunglimpfungen  deutscher  Reisender  in  Schutz  zu  nehmen.  Man  hat  ihm 
Trägheit,  Ungefölligkeit  vorgeworfen,  ja  sich  nicht  gescheut,  von  unredlicher 
Verwaltung  der  ihm  anvertrauten  Sammlung  zu  sprechen.  Solchen  Gerüchten 
muss  ich  aufs  Entschiedenste  widersprechen,  da  ich  im  Gegentheil  weiss,  dass 
durch  ihn  die  Barberina  ungeachtet  eines  beschränkten  Fonds,  sich  vielseitig 
bereichert  hat.  Andrerseits  sollten  die  verschiedenartigsten  Aemter,  welche 
Herrn  Rezzi's  Thätigkeit  zerstreuen,  im  Urtheü  über  ihn  als  Bibliothekar 
nachsichtiger  machen,  da  wenigstens  so  viel  nicht  geläugnet  werden  kann, 
dass  er  den  Mangel  des  Katalogs  durch  persönliche  Sach  -  und  Ortskennt- 
nisse zu  ersetzen  sucht  und  mit  uneigennütziger  Bereitwilligkeit,  nicht  ohne 
Zeitopfer,  jede  Forschung  fremder  Gelehrten  unterstützt.  Auch  kann  ich  ver- 
sichern, dass  er  sich  mit  der  Ausarbeitung  des  Katalogs  ernstlich  beschäftigt, 
und  dass  derselbe  in  Form  brieflicher  Diatriben,  welche  Gleichartiges  zusam- 
menfassen, in  einzelnen  Lieferungen  erscheinen  wird.  Nach  den  mir  bekann- 
ten Proben  davon  darf  man  manches  Interessante  erwarten. 

Auch  die  schöne  Bibliothek  der  Jesuiten  oder  des  Collegio  Ro- 
mano (in  Deutschland  bekannt  durch  den  ki  ihr  niedergelegten  Schatz  der 


Glossen  geschrieben  hat.  Nach  dem  Schriftcharakter  dürfte  man  eher  einen  französischen  oder 
deutschen  als  italienisdien  Gelehrten  in  ihm  vermothen.  IHe  Mehrzahl  dieser  Glossen  sind  nur 
übersichtliche  Lemmata  oder  was  die  Italiener  ricordi  nennen ;  dazwbchen  finden  sich  auch 
Citate  aus  Autoren,  wobei  nicht  gerade  der  Wolfische  Commentar  benutzt  zu  sein  scheint  In 
jedem  Bande  ist  sich  die  Aufschrift:   Horatii  Griffii  über,  in  Zügen  des  17  Jahrhunderts. 

YömeL 
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Lagomarsinischen  Varianten  zum  Cicero),  enthält  einige  griechische  und  la- 
teinische Codices,  von  denen  etwa  die  Hälfte  aus  dem  Nachlasse  des  Muretui  . 
herstammt,  dessen  Sohn  und  Erbe,  ein  Zdgling  der  J^esuiten,  sie  dieser  Anstalt 
«vermachte.  Die  Bibliothek  ist  nicht  öffentlich.  Doch  erfuhr  ich  ^on  ihrem 
Vorsteher,  dass  sie  zwei  Manu  Scripte  der  demostheni'schen  Rede  de  ^.- 
corona  besitze,  beide  liereits  verglichen  vom  Padre  Secchi,  Professor  am 
JesuitencoUegiura ,  der  so  eben  eine  Ausgabe  jener  Rede  vorbereite,  worin 
er  denn  auch  die  Varianten  aus  beiden  Handschriften  mittheilen  werde.  -^ 
Das  eine  Munuscript  sah  ich  bei  F'adre  Secchi  selbst.  Ein  hübscher  Codicillus 
membranaceus ,  zu  Ende  des  fünfzehnten  Jahrhunderts  und  wahrscheinlich  in 
Italien  geschrieben ;  —  gehörte  vor  Zeiten  dem  Hieronymus  Angleria.  Er  ent- 
halt bloss  die  Rede  de  Corona,  nebst  der  in  vielen  Codd.  fehlenden  vn6&tv\^ 
ytißavlov,  in  einem  sehr  gereinigten  Texte,  der  nicht  eben  zahlreiche  Varian- 
ten liefert,  aber  fast  in  allem  Wesentlichen  mit  den  besseren  Codd.  zusammen- 
triflft.  Z.  B.  schreibt  er  Ed.  Dindorf.  p.  167  1.  10  axQoua-&ai  (wie  Cod.  ürb. 
113,  Pal.  113  und  142  und  Barb.)  statt  uxgodaaa&ai.  pag  167  lin.  27  üv  (wie 
dieselben  mit  Ausnahme  des  Pal.  142)  statt  iar.  p.  167  lin.  33  lässt  «r  lii&rpraioi 
weg,,  wo  Urb.  üixaoxai  an  die  Stelle  setzt,  und  in  Pal.  142  vielmehr  ardgis 
fehlt,  p.  167  lin.  34.  ifioi  ts  xai  KTtiaupm-ri  (mit  allen  genannten  Codd.)  statt 
ifnoi  »ai  Xrija.  p.  168  lin.  10  behält  er  tiqoxbqoi;  (mit  Urbin.  und  Pal.  X4Si)  gegen 
das  schlechtere  ngoTtgov^  das  sich  in  Barb.  befindet  und  in  PaL  113  hinein 
corrigirt  ist;  p.  168  lin.  12  din.q)vXaTV(av  (wie  alle  meine  Codd.^stat  (pvAttTTaiv.— 
Die  zweite  Handschrift,  die  ich  nicht  sah,  erklärte  Padre  Secchi  für  sehr 
unbedeutend  und  incorrect.  ,t    • 


Rom   den  1  August  1834. 


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Theodor  fle^»e.v;<  W  Y^. 


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Corr.  p.  9  lin.  6 :  dtowoodiiqov, 

Ende  der  Notitia  Codicum  Demosthenicorum.     '  -     ,->v 


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