-t^^
//
PE.HOC DO/^Af A.A/A/
immer harren
0=;
t/
O M O D 1
E.P'Tal ^Ck Verlag
■^-' <:
■yy^-j^
. i5t^jj--:^r'-'--'.-{:-i'> Sf^fi r: '■-: y.-'/.:-^. Ji. -',^'^-^' ■■t'^-"^-
ZIMMERHERREN
Komödie in drei Akten
von
FELIX DÖRMAN N T:j^-i^ ^-"4 :i
r ^- \ \ X
\?\ £: Ö S r^i' a-1",
1920
LEIPZIG . E . P • TAL & CO • VERLAG • WIEN
V^^ ^ ^^ t<9^i^ '
r^x ' ~ ^
Den Bühnen und Vereinen gegenüber als Manuskript gedruckt.
Sowohl Aufführungs- als Nachdrucks- und Übersetzungsrecht vor-
behalten.
Das Aufführungsrecht ist zu erwerben durch Max Pfeffer, Wien I
(Generalvertrieb der Bühnenwerke von E. P. Tal & Co. Verlag,
Leipzig und Wien).
Copyright 1920 by E. P. Tal & Co. Verlag, Leipzig und Wien.
Druck der Offizin der Waldheim-Eberle A. G.
'A:'*^ ,'. •'■---' <^'^'-^*<*^''
V-
Lieber Freund!
^ Du hast mir da Dein neues Stück geschickt, das Du,
vä weil es derzeit nicht aufgeführt werden kann, doch
^ wenigstens willst drucken lassen. Ich soll es lesen. Ich soll
^ Dir auch die gewissen „paar Worte" darüber sagen. Das
tp heißt, meine Freundschaft soll eine tröstliche Generalprobe
^ vor den Intimen spielen für den Fall, daß Dir das Publi-
^ kum vor dem Werke durchfiele.
A Ich will Dir den Dienst erweisen; mit ehrlichem Ver-
gnügen, da ich glaube, daß Dir damit ein Dienst geschieht.
Andere Leute sollen Dir Gnade oder Ungnade austeilen,
Lob und Tadel ist ihre Sache. Sie werden die Komödie
geräuschvoll lieben oder sich entrüstet von ihr wenden. Ich
aber kann mich hier dessen überheben. Ich fühle keinen
Beruf in mir zu geistig unartikulierten Beifalls- oder Miß-
fallensbezeugungen. Das sind, einem Stück Literatur gegen-
über, die letzten Auswege der Kopflosen, die doch noch
empfinden, daß sie was sagen müssen. Was ich Dir mit-
teilen will, ist anderer Art. Ich habe an diesem Stück ein
^ paar Bemerkungen gemacht, die es mir in mancher Hin-
X. sieht als etwas Neues, in unserer deutschen Literatur sehr
5 Ungewohntes erscheinen lassen, so kühn und so — anders,
daß es vorläufig noch keinen rechten Namen dafür gibt.
•^' Es ist nun möglich, daß Dir unter dem heftigen Impuls
'^ der Arbeitsfreude, das Ohr behaglich erfüllt von dem un-
rs^ erhörten Ton der Sache, das Auge für die Sache selbst
"^ nicht klar genug geblieben ist; daß Du nicht abmessen
? wolltest, was Du gezeigt hast, weil Dich zu sehr verlockte,
w i e Du es zeigen mußtest. Und sicher ist, daß viele Leute
\^ "^ -■ Dir die Fröhlichkeit nicht werden verzeihen wollen, in die
r--i Dich Dein Stoff gebracht hat. Du lachst immerzu — also
werden sie Dich nicht ernst nehmen; und ob sie mit Dir
S
^ 5
i
' 202029
'^r^'^pw^^f^?^^^^-^^^s^''^W'fj:^'^'f^'''^^^
werden lachen wollen, das ist noch sehr die Frage. Jede Zeit
hat scharfe Grenzen gezogen für den Umfang ihres öffent-
lichen Gesprächsstoffes. Daß Du den der unsrigen erweiterst,
werden jene froh anerkennen, die, auf neues wartend, auch
nach der Richtung schon ausgeschaut haben, die Du mit
Deiner Komödie weisest. Ihrer sind einige. Die anderen
aber werden empfinden, daß hier etwas ist, was so noch
nicht gesagt wurde; daß Dinge hier ihre eigene Sprache
sprechen, die bisher, vom Gedanken ins Wort hinüber-
geleitet, sich immer noch verwandeln mußten, in wissen-
schaftliche Strenge kostümiert oder zur rechtlosen Anekdote
entkleidet. Darüber, daß sie tiun gar Humor in diesen
Dingen finden sollen, einen guten Humor, bei dem man
sich ehrlich freuen kann, über diese Zumutung werden die
anderen ungehalten sein. Denn nichts erschreckt die Leute
so, wie wenn die alten Dinge auf einmal ein neues Gesicht
bekommen. Da fühlt man sich nicht mehr sicher, man ist
geniert. Und so weist man auch wohl im ersten Miß-
behagen bestimmter und heftiger ab, als man dem Gegen-
stande gegenüber eigentlich wollte. Das bringt viel Ver-
wirrung und Verdrießlichkeit. Und gerade der ehrliche
Autor ist am meisten geneigt, seinen Verurteilern recht
zu geben, wenn er sich nicht mehr zu helfen weiß.
Da kann Dir vielleicht die Meinung eines Menschen
zugute kommen, der an Deiner Komödie etwas zu bemerken
gefunden hat, der erklärenden Darstellung wert. Darum
will ich Dir aufschreiben, was ich in Deinem Stücke sehe;
was jeder, der Augen für seinen seltsamen Stoff hat, in
ihm sehen kann: was für diese und für mich hinter
den Vorgängen und den Gesprächen steckt, derentwegen
wohl viele wild gegen Dich schreien werden. Ich will Dir
sagen, nicht ob Dein Stück mir gefällt oder nicht, sondern
was es für den Erkennenden eigentlich ist. Und wenn Du
findest, daß ich Deine Absichten erkannt und vielleicht auch,
was hinter Deinem Bewußtsein gearbeitet und das Werk,
so wie es ist, herausgetrieben hat, klar und wahr gezeigt
habe, dann hast Du doch ein kritisches Maß Deiner Arbeit,
'S-'Tz '' J" fw*<^
was ja der Dichter nicht oft selber in sich findet. Dann
kannst Du, über den lärmenden Streit der Meinungen
weg, Dir und wem Du sonst willst, ruhig sagen, was Deine
Komödie trotz allem doch bedeutet, und wohin sie, man
mag ihr gut sein oder nicht, gestellt werden muß. Das ist
der Dienst, den ich Dir hier leisten möchte.
Dein Stück ist eine erotische Komödie. Das Geschlecht-
liche ist ihr wichtigstes Agens, die Komplikationen, Irr-
tümer, Grotesksprünge des Instinktes nähren seinen Humor.
Die Natur betrügt uns; durch die abgefeimten Gaukeleien
der Liebe führt sie den Menschen zu ihrem Zweck, zur
Erhaltung seiner Art. Der Mensch aber hat gelernt, sich
zu rächen, und betrügt die Natur; er folgt lächelnd, willig,
ja überzeugt, ihren Trugbildern und läßt sich dann, als
merkte er nichts, von ganz anderen Trieben, Instinkten,
Bedürfnissen, zu ganz anderen Zielen leiten, als die Natur
erst wollte. Und schließlich ist der Mensch doch wieder
betrogen, oder wenigstens arg geneckt und geschädigt. Denn
nichts kann ihn befriedigen, so lange er das Gesetz des
Lebens nicht befriedigt. Mit einem deutlicheren Wort;
Wer kein guter Liebhaber ist, der wird nicht zur großen
Glückseligkeit kommen. Hat nun der Mensch sozusagen
die metaphysische Pflicht, sich von seinem Fortpflanzungs-
trieb narren zu lassen, so wird sein ungebärdiger Kampf
gegen diese Notwendigkeit und seine sichere Niederlage,
je nachdem, ob man es unter der Perspektive ewigen Natur-
geschehens, oder unter der entgegengesetzten kleiner, ver-
gänglicher Menschlichkeit ansieht, eine erschütternde Tra-
gödie oder eine sehr, belustigende Farce darstellen. Denn
das ist in dem betrügerischen Wesen der Liebe, daß sie den
Besessenen, so lange er es aushält, beständig im Kreise um
sich selber herum führt, hinter der Sehnsucht seines Triebes
her, welche ihm, vermöge der grotesk verzerrten Struktur
seines Intellektes, ins Heroische, Sentimentale oder Idyl-
lische stilisiert erscheint.
Du hast nun, finde ich, den Versuch gemacht, solche
Menschen, die gegen die Natürlichkeit ihres Triebes leben.
/
und eigene Zwecke haben wollen, wo doch nur die Nattir
zum Zweck berechtigt ist, in der großen Lächerlichkeit
ihres Gehabens zu zeigen. Das schiebt dieses Stück aus der
Reihe der Liebeskomödien, in denen doch nur der Trieb in
seiner eigenen Blindheit in die Irre geht; hier aber leitet ihn
der Intellekt auf Schleichwege, der ihn und seine Äuße-
rungen seinen Zwecken zu Diensten machen will. Es liegt
also eine Komödie der Sexualität vor, ein
Schwank über das Thema des mißbrauchten Liebes-In-
stinktes.
Mißbrauch mit Instinkten ! Es gibt eigentlich keine
bessere Definition für die alltägliche Gemeinheit der Men-
schen. Nur wenn übergewöhnlich große Naturen dabei in
Frage kommen, lassen sich da tragische Wirkungen gestal-
ten. Du aber hast für Dein Stück Menschen von immer
und überall gebraucht, und so sind es, soweit die Handlung
der Komödie reicht, gemeine Menschen geworden. Das
ist, nach allem vorher Gesagten, bei Deinem Thema gar
nicht anders möglich, da es sich doch darum handelte, seine
alltägliche, außerhalb des Tragischen liegende Seite zu zei-
gen. Das mag Dich beruhigen und diejenigen, die sich
etwa daran stoßen, daß so viel Gemeinheit dramatisch dar-
gestellt wurde. „Soll denn die Bühne ?" usw., heißt
es da immer. Ja, sage ich, die Bühne soll jede Art von
Widerspruch im Menschlichen zeigen und womöglich zu
einer Lösung bringen ! Auch diesen, der hier vorliegt. Will
der Zuschauer die Leute, die Du ihm vorführst, nur aus
einer gewissen moralischen Entfernung sehen — , umso
besser für ihn. Sie sind darum nicht weniger wahr und
interessant.
Gute Menschen sind sie zum Schluß alle; sie haben
keine verruchten Absichten, sie sinnen nie auf Böses, Und
das ist ganz richtig, denn erotische Menschen sind außer-
halb der Liebe meist keiner Niedertracht fähig. Diese hier
erscheinen nur deshalb so gemein, weil sie ihren Trieb
einem fremden Zweck zuliebe verstellen wollten. Und was
sie anfangs nur wollten, das müssen sie schließlich,
8
' Ä^PPSSsÄi^'i'^:
wenn der Zweck sie zu beherrschen beginnt. Sie müssen es
gegen ihre Bequemlichkeit, gegen ihre Neigungen, gegen
ihre ganze Natur. Und das ist der komische Widerspruch,
in ihnen. Der Baron wäre ein so netter Kavalier, wenn
er nicht Liebhaber sein müßte. Und Jaromir Stein ein so
ausgezeichneter Liebhaber, wenn er nicht Kavalier sein
müßte. Auch eine nicht zu übersehende Wahrheit: Wer so
geläufig über alle Gesten und Worte der Liebe verfügt,
der hat meist die Liebe nicht; und umgekehrt.
Das bringt auch diesen grotesk-parodistischen Zug in
die Komödie, der mehr als einmal die Meinung erweckt,
als spräche sich hier eine ganz besondere Art von Humor
aus. Diese Komödianten einer Erotik, welche nicht die
ihrige sein kann, werden natürlich von den Äußerlichkeiten,
zu denen sie gegen ihr eigenes Wesen fortwährend ge-
zwungen sind, sehr geplagt. Daher diese gewaltsamen,
forcierten Bewegungen da und dort, daher auch das Laute,
Gegenständliche, man möchte sagen. Physische des
Humors in dieser Komödie. Das tägliche Leben mit
seinen kleinen Notwendigkeiten ist der Feind, der in
Gelächter besiegt werden soll und fortwährend wieder los-
schlägt. Jede Schale Kaffee, jeder Polster und jeder Spa-
zierstock kann da von humoristischer Bedeutung werden.
Da die Pose dieser Leute ihnen nicht paßt und ihrem
natürlichen Trieb zuwiderläuft, kann sie vom allerkleinsten
Gegenstand unvermutet in der lächerlichsten Weise zer-
rissen werden. So sehen wir fortwährend die Kontraste mit
den tollsten Geberden hintereinander herlaufen und mit
allen möglichen Dingen mörderisch aufeinander losschlagen,
wie englische Exzentrikclowns. Sie tun sich nichts; es
macht nur einen ganz ungewohnten Heidenlärm und darum
erschrecken manche. Es kann Dir wohl auch selber
während des Arbeitens ganz merkwürdig davon in den
Ohren geklungen haben; denn es ist deutlich zu sehen, wie
viel Spaß Dir gerade dieser besondere Ton machte, in dem
das Ganze gesagt werden mußte. Da hast Du denn lachend
zugegriffen und manchmal auch den Ton um des Tones
'i,7'^^W*^-'-^TT9^^PF^'f'"5^^"'v^3^^
willen geliebt, ihm in Episoden und kleinen Nuancen Aus-
druck gegeben, die er dann in seiner Art verwandelt. So
trägt der gänzlich unerotische Herr Grundeltinger sein
durchaus phj^sisches Martyrium durch das Stück, so wir-
beln die Brüder Schnalzer ausgerechnet im Schrittwechsel-
schritt über die Bühne. Das geht so bis zur Lösung mit
ihrer Perspektive auf Iglau, und die Amme Berta mit
ihren Kühen, Ziegen, — auch Schweinen? — eine unerhört
kecke Parodie auf idyllische Liebe, nachdem in der Hand-
lung fortwährend die erobernde und die sentimentale Liebe
parodiert worden ist. Immer, wenn zwei Kontraste lustig
auseinanderspringen sollen, ist ein kleines Ding vorhanden,
ein ganz sachliches, materielles, kleines Ding, das die
Gegensätzlichkeit erst auslösen muß. Die Tücke des Ob-
jektes wird von ihrer witzigen Seite gezeigt. So die ver-
räterische Postanweisung an den Markör. Auch die
Menschen sind hie und da von dieser sachlich spai3haften
Bedeutung. Ihre Fäuste, bewehrt oder unbewehrt, ihre
Knie, ihre Füße, ihre Stimme kommen als Lustigmachcr
mit ins Spiel, nicht immer so gewichtig, wie der traurige
Bauch des Herrn Grundelfinger, aber stets von merkbarer
Bedeutung.
Eine ganz besondere Stellung unter diesen Dingen
nimmt aber das Geld ein. Es bringt direkt seine eigene
Stimmung mit, wenn es in den Dialog oder in die Hand-
lung kommt. Es ist wie ein Dämon, der seine wilden und
schauerlich lustigen Spiele mit der Liebe treibt. Vom
Gelde kommt in diesem Stück fast alles Unrecht her, das
die Liebe trifft. Es ist die große Übermacht, fast der
alleinige Motor des Gegenspieles in diesem Drama. Wie
wenn das Geld eine ungeheuer verliebte Sache wäre, aber
zu schwer, zu ernst, zu hart zur Liebe, und also aus Wut
und Rachegelüste ein grimmiger Feind aller Verliebten.
Schon aus „Ledige Leut'" hat diese Stimmung herausge-
klungen, drohend und beinahe tragisch, mit sozial-psycho-
logischen Akzenten. Hier wird nun ihre Heiterkeit leben-
dig; die kleinen Fallen und Fußangeln, die das Geld für die
lO
-F^I^T^ F-J .' '•^,
-^ fi i^ .
■ 1
Liebe bereitet, veranlassen närrische Sprünge und Atti-
tüden, und hinter allen erotischen Absichten, Irrtümern,
Verlegenheiten lauert als Willensverführer und Triebver-
derber das Geld, das unheimliche, sündige, mächtige Geld. V
Als Begriff, als Gedanke wirkt es da und schafft fort- \ ;
währende Bewegung, das wesenloseste, vielgestaltigste, t
wirkungsreichste und darum das tückischeste aller Objelcte. '|,
Diese gegenständliche Komik, auf das Praktische an- f,
gewandt, hat bisher in der deutschen Literatur meines |';
Wissens kein Beispiel. Sie ist, will mir scheinen, etwas |.'
vorwiegend Romanisches ; und auch da kommen mir, wenn |.;
ich vergleichen will, hauptsächlich Zeichner in den Sinn: \:^.
Goya vor allem, ein wenig Rops und auch Leandre. > '
Ich weiß nicht, ob viele meinen Ansichten über dieses jt:;
Stück beipflichten werden. Du hast sie gewünscht, und da 4.
sind sie. Wenn sie Dir plausibel vorkommen, wirst Du I
Dich ihrer bedienen können, vor zweifelnden Freunden .?
etwa und hauptsächlich — für Dich selbst. Du sollst Dir i'^
sagen können, daß Dein Werk keine künstlerische UnmÖg- \
lichkeit bedeutet. Wenn es trotzdem für die Öffentlichkeit |
unmöglich sein sollte, so gilt das nur für heute, für jetzt. 1
Das wollte ich nachweisen, indem ich die künstlerischen ,
Züge dieser Komödie, so gut ich kann, erklärte. f
Und so wünsche ich jetzt Dir und Deinem Stück besten )
Erfolg. Das heißt: Fröhlichen Bestand, ein paar gute, 1
aufrichtige Freunde und unter den Feinden, da es doch f
einmal nicht anders ist, wenigstens etliche, die vernünftig ^i
sind und guten Willen haben. I
Mit einem herzlichen Händedruck ^■-
)
Dein Freund \
Willi Handl
Wien, im Herbst 1899.
j!»?^^^ s; -«.wjgw^^- ^^m^^m^^^W^y^r^
PERSONEN
Frau Hennine Hussareck
Jaromir Stein
Berta
Liidmilla Gruss
Clemens Baron Krasny
Efnil Schnalzer
Otto Schnalzer
Anna
Alois Grundelfingcr
7S<s^«r5?s^'ä7^T^*^-
E R S T E R A K T j
■ 'i
Ein Zimmer bei Frau Hussareck, welches als Speise-, Wohn- \
und Wartezimmer benutzt wird. Tapezierereleganz. Goldrah- f
men mit Öldrucken, farbige Gipsstatuetten, billige türkische f
Vorhänge, viele Vasen mit künstlichen Blumen. Rechts und \
links je ein Divan. Mitteltisch mit Lampe. Am Tisch ein \
weißes Tuch sowie Gerätschaften von der Mahlzeit, wie z. B. \
Aufsatz mit Obst und Käse, Senftiegel, Zuckerstreuer, Glä- j
ser usw. Auf einem Divan links (vom Schauspieler) liegt Frau \
Hussareck im Schlafrock, das Haar gelöst, und schläft.
Auf dem Divan vis-ä-vis J ar omir; man hört ihn schnarchen. ;
Im Hintergrund allgemeiner Eingang vom Vorzimmer; links
Jaromirs Zimmer, rechts Atelier und Schlafzimmer von Frau ! ■
Hussareck. — B er t a tritt ein, sieht, daß beide schlafen, i
trinkt Kognak und ißt Zucker, sehr behaglich, dann stellt sie ;
sich neben Frau Hussareck und ruft sie an. ■
Berta. Bitt', gnä' Frau — 's is scho vier Uhr. '
Hermine, sich aufrichtend. Was is? — Ah so — '
schon? — Ach Gott — na ja — es is nur, weil ich ;
grad so schön träumt hab' — schad — ;
Berta. Vielleicht gar a Numero, gnä' Frau? \
Hermine. Natürlich, Sie denken an nix anders — i
mit Ihren ewigen Numeros — Sie Urschel! .■
Berta. Es war' ja net das erstemal, daß ein j
arm's Mädel auf dem Weg ihr Glück machert.
Hermine. Vertranschen S' nur Ihre paar Gulden,
haben scho recht.
Berta. I denk' m'r halt allerweil — i
Hermine. Denken S' lieber nix, und bringen S'
lieber den schwarzen Kaffee herein.
Berta. Für'n gnä' Herrn a?
13
J
T-*;*>-'-'l"'^- -!?:'• : 'T^"™v -i'Ä'*?^?^|J^^l^K?Sg57^
Hermine. Willst du auch schon dein Kaffee? Du?
Obs dein Kaffee willst? Ja, hörst denn nicht? — Jaro-
mir — Jaro — mir —
Jaromir, noch im Schlaf. Hermin" ! Hermin' ? Aber
so wach' doch auf, du träumst ja schon wieder, es ist
ja niemand im Zimmer —
Hermine, halb singend. Jaromir — -
Jaromir. Hermin' ! Hermin' ! Aber Hermin', so
wach doch auf! Er setzt sich auf; erwachend. Ja so,
mir scheint gar —
Hermine. Freilich, mir auch —
Jaromir. Ich hab' jetzt wirklich geglaubt — es ist
Nacht, und du träumst wieder einmal, daß einer an
unserem Bett steht und dir was antun will.
Hermine. Vorderhand möcht' die Berta nur wis-
sen, ob du auch schon deinen Schwarzen willst.
Jaromir. Ja, ist's denn schon vier Uhr?
Hermine. Natürlich, du alte Schlafhauben 1
Jaromir. No, wegen meiner ! Nur her damit. Und
recht heiß, Berta.
Berta. 's Wasser sied't eh no — Ah.
Jaromir. Geh, Minerl, sei so gut, wirf mir deine
Decken herüber, wenn du sie nimmer brauchst, mir ist
jetzt auf einmal kalt nach'n Schlafen.
Hermine. Natürlich, bedienen! den Pascha, das
vy^är' ihm recht ! Freilich ! steh nur auf, wannst was
haben willst —
Jaromir. Aber ich lieg' halt grad so schön —
Hermine. Steh auf, sag ich dir, und sei galant!
Jaromir. O weh.
Hermine. Du wirst ja schon so bequem wie ein
14
.yrJkitA.^l/:
• ^
!«?^?^-f!^yy ■'i^T, "w - .
Ehemann — steh nur auf — stell mir das kleine Tischl
hei- für'n Kaffee — und den Kognak bring aus der
Kredenz, und die Streichhölzer, und die Zigaretten
bring mir — und den Rock zieh an, du weißt doch,
ich kann's nicht leiden, wenn du so schlampert herum-
laufst — und rasieren warst du auch nicht —
Jaromir. Gestern erst, bitte.
Hermine. Du sollst aber jeden Tag; den ganzen
Teint wirst du mir noch ruinieren.
Jaromir. Nur schön kommandieren, Herr Kor-
poral, das hab' ich so gern —
Hermine. Mit dir muß man streng sein, sonst
geschieht gar nichts.
Jaromir. Ich glaub', du kannst dich nicht beklagen,
es geschieht genug.
Hermine. Schnell, schnell — alles, was ich dir
gesagt hab' — es sieht's ja niemand, wenn du folgst,
du brauchst dich nicht zu genieren.
Jarotnir. Na ja, ich tu ja so alles, was ich kann,
aber warum treibst denn so, das ist ja ungemütlich.
Hermine. Menschenskind, wo hast du deinen
Kopf — heut' ist doch Samstag!
Jaromir. Der Grundelfinger wart't schon, wann
er kommt.
Hermine. Na und vorher — noch in die Schmöllerl-
gasse zum Fürsten —
Jaromir. Na, wird der alte Fürst zehn Minuten
später die Engel im Himmel singen hören, wird auch
kein Unglück sein.
Hermine. Na ja, du hast immer Zeit und Geduld
— aber andere Leut' — ich werd' doch den Fürsten
fi
15
E^t^^^^4JS&Li£S*Ö?;--'''"t ' :-.-, ... ■.,■..-.". UV .
^;^«u ^_ ' if'i'i^^i^msfjr^ '«• ^yi''-^T'^<^^?^jlS'^r'^7?'Wf^SS,
nicht warten lassen, einen so gediegenen Herrn, der so
gut und pünktlich zahlt — du, du hast Begriffe, Jaro-
mir —
Jaromir. Na ja, weil er halt ein Aristokrat ist,
weiß schon, das imponiert dir halt. Weiß schon, kenn'
dich ja!
Hermine. Gewiß, das ist auch ganz was anders —
in meinem Beruf, da lernt man die Männer kennen und
unterscheiden — die Aristokraten, die halten was auf
ihre Erscheinung, die reiten und turnen und fechten,
die haben eine Gestalt und Muskeln, keine verhatschten
Fuß' und Katzenbuckeln, wie die andern.
Jaromir. Hab' ich verhatschte Fuß' — erlaub'
mir, und einen Katzenbuckel vielleicht?
Hermine. Aber Jarornir —
Jaromir. Turn' ich nicht — und die Hanteln —
soll ich dir zeigen — drinnen liegen sie — soll ich sie
holen — ?
Hermine. Aber Jaromir — ich weiß doch — wer
red't denn von dir?
Jaromir. Na also — wenn du nur zanken kannst!
Ich könnt' ganz gut ein Aristokrat sein, was das an-
belangt.
Hermine. Du bist eben eine Ausnahme, das weiß
ich ja.
Jaromir. Na ja, warum red'st denn dann so, das
ist doch kränkend — ich hab' doch auch Gefühl —
Hermine. Na ja, das ist halt der Samstag, die
Hetzjagd, die einen nervös macht. In der Türe. Aber
Berta, ich hab' 'glaubt, der Kaffee ist schon fertig,
i6
wsjj^^wäB^r^ifflVs^Hi^ T^^w^/^Ä*;^^
j~-^ «T«J* V- N f t
WO bleibt er denn — ich muß mich ja noch anziehn
geh'n, — gar nicht zu Atem kommt man —
Jaromir. Aber schau, Minerl, wenn du dich so ab-
zappelst und strapazierst — - ich könnt' mich ja wirk-
lich wieder um Stunden umsehn — oder für halbe
Tage Hofmeister werden —
Hermine. Ja! Und abends todmüde nach Hause
kommen, schläfrig und verstimmt, und dann von nichts
mehr was wissen wollen — von keinen Leibesübungen
und nichts überhaupt —
Jaromir. Man muß ja nicht übertreiben —
Hermine. Was red'st denn so dummes Zeug — du
weißt doch, ich kann die Männer nicht leiden, die einen
Beruf haben, die können nicht lieben, und gar nichts
überhaupt, das sind gar keine Männer, von denen
hat eine Frau nichts als das Nachsehen — ich verdien*
wahrhaftig genug für uns beide, glaubst, ich hab' dich
genommen, um nichts von dir zu haben — du lieber
Mensch — du dummer Mensch — du schöner Mensch
— du, du — auffressen möcht' ich dich —
Jaromir. Ja, aber wenn du dich so plagen mußt —
Hermine. Was geht das dich an, das geht dich gar
nichts an. Mein seliger Papa, der ein sehr vornehmer
Herr war, hat immer gesagt: Arbeiten ist nichts für
einen Kavalier, als eine Schande, Arbeiten ist für Skla-
ven und Weiber — und ich will einmal, daß du mein
Kavalier bist, den ganzen Tag sollst du an mich denken
und auf mich warten, alle Viertelstund' auf die Uhr
schau'n, ob ich noch nicht komm' — ganz im Fieber
mußt du sein, wenn ich dann endlich komm' — hörst du,
ich will mit niemandem teilen, nicht einmal mit einer
2 Dörmann, Zimmerherren.
17
'^EMmW^^^^^W^^^f^^^W^«'^m^^^!^^^^^W^?^'
Arbeit, — ich will dich ausfüllen, und nur ich — und
immer wieder ich — so sag' mir's doch, wie lieb -du
mich hast, kannst du denn nicht reden ? - -
Jaromir. O j a — gewiß — nur Zeit lassen mußt du
mir —
Hermtne. Hast du mich lieb ? ,
Jaromir. Unendlich —
Hermine. Sag', daß du mich bewunderst und an-
betest.
Jaromir. Ich bete dich an, ich bewundere dich —
Hermine. Daß du nicht leben kannst ohne mir —
Jaromir. Ich kann nicht leben ohne dir —
Hermine. Ah, du — jedes Wort muß man dir her-
ausreißen — statt daß du mich erstickst mit deiner
Liebe — na, so erstick' mich doch —
Jaromir. Bitte, mit Vergnügen. Umarmung.
Hermine. Au! Du hast mich ja am Hals gebissen.
Jaromir. Ja, das tu' ich öfter — das ist viel leich-
ter — als reden nämlich —
Hermine. Noch einmal.
Jaromir. Bitte, mit Vergnügen. Umarmung.
Berta, ist heim, zweitenm,al ä tempo eingetreten,
sie erschrickt, schreit auf, die Tassen klirren.
Hermine. Na, was ist denn, warum schreien Sie
denn? Haben Sie so was noch nicht gesehen?
Berta. O ja — wohl, wohl — es hat mi nur so
g'rissen auf einmal —
Hermine. Stellen S' den Kaffee nur her — lang
genug hat's dauert — Sie müssen wohl immer — dabei
sein —
Berta. I bitt', es is' wer draußen —
i8
'^iSukii^-' -
I
i
i
Hermine. Ich kann jetzt niemanden mehr emp- v'
fangen — sagen Sie dem Herrn, er soll morgen wieder- ')
kommen — oder Montag — ■ I
Berta. Es is aber eine Frau — zum Herrn Jaro- '
mir — )
Hermine. Zu dir? {
Jaromir. Zu mir? — aber nein — )
Berta. Die Frau Gruß is' — Herr Jaromir — i
Jaromir. Meine ehemalige Zimmerfrau — y
Hermine. Was soll denn das bedeuten? . \
Jaromir. Ich kann mir nicht erklären, — na, nein.
Berta. Soll ich sie 'reinlassen?
Hermine. Bist du ihr was schuldig — oder — ?
Jaromir. Sie hat keinerlei Rechte an mich —
Hermine. Ich geh' hinaus, Jaro — damit sie reden
kann mit dir — aber nur ins Nebenzimmer — ich hör'
jedes Wort — wenn ich dir auf was drauf komm' —
du! Ab.
Berta, die gelauert hat und schon die Tür in der f"
Hand hat, rasch und leise. Herr Jaromir — bei un-
serer Gnädigen sag' i ja nix — aber wenn S' mit der {
a was haben ! Nachher g'schiecht was ! |-
Jaromir. Du bist verrückt! — Laß sie herein —
Berta ab.
Jaromir, auf- und abgehend. Wo die nur meine
Adresse her hat — nie hat ma Ruh' von diesen Frauen-
zimmern! Es klopft. Herrrein!
Ludmilla, steckt den Kopf zuerst herein und tritt
dann ein. Is' erlaubt? wird man endlich vorgelassen
bei dem großen Herrn?
Jaromir. Kommen S' nur herein —
2*
19
'"''M^f^'^^^F^' ^^'^»^'5?^^*^*^^
^^^»-^3*55^^
Ludmilla, eintretend. Guten Abend! — Na, was
sagen Sie jetzt?
Jaromir. Guten Morgen, sag' ich, oder guten
Abend, was Sie wollen.
Ludmilla. Die Gruß kommt zu Ihnen — was sagen
Sie?
Jaromir. Wer hat Ihnen denn überhaupt meine
Adresse verraten ? — Ich hab' geglaubt —
Ludmilla. So ein schlechter Mensch sind Sie —
mir nicht einmal zu sagen — warum ist er denn nicht
gekommen — han? — Warum hat er mir denn nicht
geschrieben, der schlimme Bub, han?
Jaromir. Wieso Sie mich gefunden haben, möcht'
ich wissen !
Ludmilla. Aber er hat doch seine Schulden im
Cafe bezahlt —
Jaromir. Bitte, ich war nie mehr dort —
Ludmilla. Aber seine Adresse hat er doch auf die
Postanweisung geschrieben — hat er nicht — ?
Jaromir. Herrgott — ja freilich — na ja, ich sag's
ja immer — man soll keine Schulden zahlen, es rächt
sich immer.
Ludmilla. Jaromir, das soll er nicht glauben —
deswegen kommt die Ludmilla nicht, über diese Kinder-
krankheit ist sie hinaus — die Ludmilla hat schon
ihre Ruhe wiedergefunden — deswegen kommt sie
nicht, — das darf er nicht glauben — er braucht sich
gar nicht zu fürchten, daß —
Jaromir. So? Nicht? Na, Gott sei Dank, ich hab*
schon gemeint Also, dann bitte Platz zu nehmen.
— Mit was kann ich sonst noch dienen?
20
•■^^JfSf^S^^^^^i^'^pS^tSßW^^^yr'^'^ im-.-^»i-o^ ' ' ._^" -" <:f
Ludmilla. Wenn er wüßte, warum ich zu ihm
komme !
Jaromir. Na, Sie werden mir 's ja sagen, wenn Sie
extra deswegen kommen.
Ludmilla. Eine Einladung bring' ich ihm —
Jaromir. Mir? — Zu was — zu wem?
Ludmilla. Ja, ja — ihm bring' ich sie, gerade ihm
— er muß dabei sein — Hat er morgen Zeit?
Jaromir. Was ist denn los — was soll denn sein?
Ludmilla. Ich hab' mich nämlich verlobt —
Jaromir. Aber nein — das ist ja nicht möglich!
Ludmilla. Ich konnte seinem Drängen nicht län-
ger widerstehen — er liebt mich so wahnsinnig — Herr
Jaromir, wirklich, die Ludmilla fürchtet sich manchmal
vor ihm, wenn er seine wilden Augen macht —
Jaromir. Was ist er denn, der Glückliche?
Ludmilla. Aber es ist ja sein Freund, sein bester
Freund —
Jaromir. Von mir — aber ich hab' ja keinen —
Ludmilla. Mit wem hat er denn bei mir gewohnt
— wer war denn der zweite — wer ist denn bei mir
geblieben — als der schlechte Mensch ausgerissen ist —
Jaromir. Aber das kann ja nicht sein —
Ludmilla. Aber ja — er hat's schon erraten —
Jaromir. Der Klemens — der Baron — Krasny — ?
Ludmilla. Mein süßer Klemens, mein Mutzi-
Putzi —
Jaromir. Ja, aber, Herrgott — nein, so was — der
Klemens und Sie — Sie werden also Baronin — Her-
min', bist du noch nicht fertig Baronin werden
Sie — ?
21
sS^-S^-..
Ludmilla. Ja — ich heirate in die Aristokratie —
Jaromir. Und Ihren Beruf werden Sie natürlich
aufgeben ?
Ludmilla. Im Gegenteil — ich hoffe sogar auf
einen großen Aufschwung — es wird doch für jede
Dame von Stand und Rang eine Wohltat sein, wenn
sie bei einer Baronin, einer Standesgenossin, diskreten
Rat und Hilfe suchen kann —
Jaromir. Ja natürlich, da haben Sie recht —
Ludmilla. Klemens hat doch so viel Beziehungen,
er wird mir die vornehme Welt erschließen Aber
er hat's da wirklich hübsch — Ist das sein Zimmer ?
Jaromir. O nein, mein's ist drüben —
Ludmilla. Na, wie geht's denn ihm? — Schmal
schaut er aus — bei mir hat er besser ausgesehn —
plagt er sich gar so? — Vielleicht — will er wieder
öfters zu mir essen kommen — die. Ludmilla kocht gut
— will er kommen — ?
Jaromir. Ich danke Ihnen wirklich — aber — ich
weiß nicht — ?
Hermine, nebenan. Jaromir!
Jaromir. Jawohl — pardon — ich bin nämlich auch
verlobt — meine Braut — An der Tür. Was be-
fiehlst du ? — Sie ist da daneben nämlich —
Hermine. So komm herein.
Jaromir, zu Ludmilla. Pardon — einen Moment
— ich muß nur —
Ludmilla. Er auch — ja aber — keine Ahnung —
und das sagt er mir erst jetzt — aber da —
Berta, schießt herein und macht sich heim Tisch
22
L-
2U schaffen. Bitt' Ihnen, Frau Gruß — verraten S' mi
net, daß i da bin —
Ludmilla. Jessas, das is ja die Berta — ich hab'
Sie im Vorzimmer gar net erkannt —
Berta. Die Gnädige eifert so auf'n Herrn Jaromir,
und wann die wüßt, daß ich ihn von früher kenn', die
glaubert alles Mögliche — also nix sagen, gnä' Frau,
bitt' schön ! %
Ludmilla. Na, na, ich werd' Ihnen doch keinen
Verdruß machen — Sie — Sie — na warten Sie, ich
denk' mir schon mein' Teil —
Berta. Nein, gnä' Frau — wirkli net —
Ludmilla. Sie hab'n do net mit'n Baron was
g'habt?
Berta. Mit'n Baron, ujeh — mit'n Baron? Lacht
unbändig. Na, mit'n Baron hab' i nix g'habt — Geht
mit Geschirr ah. Na, na, na —
Ludmilla. Was lachen Sie denn so dumm? Die
Tür öffnet sich, Frau Hussareck tritt angezogen ein.
Jaromir. Darf ich Sie mit meiner Frau bekannt-
machen, Frau Gruß —
Ludmilla. Ich gratuliere vielmals, Herr Jaromir —
und auch Ihnen, liebes Fräulein —
Hermine. Fräulein — nein — aber ich danke
Ihnen — so jung bin ich doch nicht mehr —
Ludmilla. Der kleine Jaromir, unser Kind — Bräu-
tigam — nein, so was — ich bin ja noch wie aus den
Wolken gefallen!
Jaromir. Na, wann ich nicht heiratsfähig bin, dann
weiß ich wirklich nicht —
Hermine. Man darf Ihnen ja auch gratulieren.
23
I
'43
^ . i • ^>. -*:^XJ /•
Ludmilla. Ja — mein Klemens — Aber hat Ihnen )
Ihr Herr Bräutigam schon gesagt — ich bin eigentlich
ja einladen gekommen Eine ganz kleine Gesell-
schaft, nur ein paar Freunde, eine Art Verlobungsfeier,
— mein Bräutigam weiß noch gar nichts.
Hermine. Du kennst den Verlobten von Frau
Gruß?
Jaromir. Ja, aber —
Ludmilla. Sie waren ja alle beide so lieb — alles
haben sie mitsammen gemacht —
Jaromir. Ja, weil der Klemens nicht eher Ruh'
geben hat, weil er ein Tyrann ist, ein Gewaltmensch —
Ludmilla. Aber — aber, Herr Jaromir — er war
doch immer so lieb mit Ihnen, Herr Jaromir —
Jaromir. Ja, wenn ich ihm gefolgt hab' und nach-
geben in allem, da hat er lieb sein können — Nein,
nein, Frau Gruß, Sie können den Baron grüßen und
gratulieren, aber ich komm' nicht — da geht das Sek-
kieren gleich wieder an, ich bin froh, daß ich ihn los
hab'.
Ludmilla. Na, schau'n Sie nur, mein Bräutigam,
der Baron, hat ihn so lieb g'habt, den Jaromir, und er
tut, als ob er ihm weiß Gott was angetan hätt' —
Hermine. Na ja, weil er halt ein Aristokrat ist
— Überhaupt, Jaromir, so geht man nicht herum, wenn
Damen im Zimmer sind — die Haare — keine Kra-
watte — Hemdärmel — genier' dich doch !
Jaromir. Vor einer so alten Bekannten — ?
Hermine. Geh hinein und mach dich fertig.
Jaromir. Ich hab' geglaubt, du hast es so eilig
zum Fürsten —
24
'^^r'jP§5?f^^P»^" «^«*^^'^^^ ^r^^W^s?^^^ w-"^' if ^ -n?! 3f«^v"»<''> ' ■'• v^^ -^"^f^
Hermine. So werd' ich mir halt dann einen Wa-
gen leisten. — Aber jetzt geh!
Jaromir ab.
Hermine. Kommen Sie, da steht der schwarze
Kaffee — er wird zwar schon ein bißl kalt sein — aber
da liegt nichts dran — nicht wahr?
Ludmiiia. Kalter Kaffee macht schön — ich
kann's brauchen.
Hermine. Noch schöner, wenn Sie schon einen
Baron bezaubert haben — was wollen Sie noch mehr?
— Sie müssen mir erzählen — aus'n Jaromir kriegt
man ja solche Sachen nicht heraus. Wie heißt also Ihr
Bräutigam ?
Ludmiiia. Klemens Reichsfreiherr von Krasny-
Sprudelstein-Eppingen —
Hermine. Klemens Reichsfreiherr — Wiederholt
den Namen trämnerisch und seufzt. Schön!
Ludm,illa. Und so verliebt ist er!
Hermine. So verliebt — auch noch —
Ludmiiia. Und dieser Anstand — dieses Auftre-
ten — diese Manieren — der Herr Jaromir ist auch
ein lieber Mensch — aber mein Klemens halt —
Hermine. Sie müssen sehr glücklich sein —
Ludmiiia. Ein Kavalier vom Scheitel bis zur
Sohle —
Hermine. Ein Kavalier vom Scheitel —
Ludmiiia. Und wie er um mich geworben hat, so
zart und so stürmisch zugleich —
Hermine. Stürmisch hat er geworben, stür-
misch — ?
Ludmiiia. Einer Frau kann man das ja sagen —
25
ich fürchte mich vor dem Moment, in dem - *" z.
erstenmal allein sein werden — in einer ungewohr en
Situation.
Hermine. Sie sind aber doch schon verheiratet ge-
wesen.
Ludmilla. Ja, aber das ist schon sehr lange her —
und — es kommt mir vor — ich fürchte mich —
Hermine. Kniet er auch vor Ihnen?
Ludm,illa. Täglich — er betet mich an —
Hermine. Kann er nicht leben ohne Ihnen?
Ludmilla. Er geht zugrund', sagt er mir täglich —
Hermine. Er kniet — er betet Sie an — er geht
zugrund' — und alles ganz von selbst — Sie müssen
es nicht erst immer verlangen?
Ludmilla. Was glauben Sie ?
Hermine. Oh, dann sind Sie glücklich — tausend-
mal glücklicher als ich - - Wirft sich ihr weinend in die
Arme.
Ludmilla. Ja, aber Sie sind doch auch jung und
schön — ich hab' geglaubt — Behandelt er Sie nicht
gut?
Hermine. Aber ja, ja — er tut ja, was er kann,
aber das ist ja alles viel zu wenig. Ich brauche so viel
Wärme und Liebe — ich hab' einen solchen Hunger
nach Zärtlichkeit, gar nicht genug kriegen kann ich —
Beim Jaromir muß man ja immer betteln — er tut
ja nichts von selber — Ach, Sie wissen gar nicht,
wie Sie zu beneiden sind, daß Ihr Bräutigam so
anders ist — so zärtlich — und ein Baron ist er auch
— Ich begehe ja sogar gewissermaßen eine Mesalliance,
wenn ich den Jaromir heirate — ich verkehre doch so
26
viel in der Aristokratie — ich muß sogar jetzt gleich
zu einem Fürsten — und mein Vater war auch eigent-
lich ein sehr hoher Herr — man hat halt andere Be-
dürfnisse — das liegt halt im Blut, dafür kann man
nichts.
Jaromir, tritt ein, fertig angezogen.
Hermine. Hör' nur zu, Jaro, was die Frau Gruß
mir alles erzählt von ihrem Bräutigam — der ist anders
wie du — wie er sie verwöhnt —
Jaromir. Der Baron verwöhnt Sie?
Hermine. Ja, ja, du kannst es schon glauben,
nimm dir nur ein Beispiel.
Jaromir. Am Baron vielleicht? — Ich glaub', da
möchtest du dich schön bedanken.
J-Jermine. Na ja, weil er halt ein Aristokrat ist —
ich weiß — dich muß man kennen!
Jaromdr. Den Baron auch — und ich kenn' ihn.
Übrigens, es ist fünf Uhr nebstbei gesagt, dein Fürst
wird zürnen —
Hermine. Kommen Sie, Frau Gruß — er beleidigt
uns mit jedem Wort — Sie müssen mich begleiten, ich
nehm' ohnedies einen Wagen —
iMdmilla. Ja, ja, wir müssen Freundinnen werden.
Hermine. Bleib' zu Haus, und wenn wer kommt,
du weißt — und benimm dich —
Ludmilla. Adieu, Herr Jaro, bessern Sie sich !
Jaromir. Adieu, meine Damen, adieu !
Ludmilla. Nach Ihnen — nach Ihnen —
Hermine. Aber ich bin doch zu Haus — Hermine
und Ludmilla ab.
Jaromir, stößt einen langen Seufzer der Erleich-
27
'■M:
terung aus und legt sich wieder hin. Es ist so schön,
manchmal allein in einem Zimmer sein — so schön ist
das — ahhh —
Berta, tritt ein, sehr erregt. Herr Jaromir, Herr
Jaromir, jetzt schlafen S' net wieder ein — jetzt net —
Jaromir. Na, was denn?
Berta. Das halt ich net aus, nein, nein —
Jaromir. Na, was ist denn schon wieder los?
Berta. Bei der gnädigen Frau sag' ich ja nichts,
das is halt die gnädige Frau — wenn jetzt aber noch
eine dazu kommt — wenn diese Frau Gruß — Herr
Jaromir, deswegen, weil ich ein armes Mädel bin und
nichts tun kann für Sie — deswegen dürfen Sie net
glauben — Es g'schiecht ein Unglück, Herr Jaromir
— ich stell' was an — eine muß dran glauben —
Jaromir. Aber Berta, was fällt dir denn ein —
Sei doch ruhig — ich schwöre dir, euch beiden bin ich
treu — dir und der Herrain' —
Berta. Ja, aber was hat s' denn dann wollen — die
Person die —
Jaromir. Na, schau, doch, du mußt es doch gesehn
haben, wie's d' im Dienst warst bei ihr, daß sie immer
wollen hat und ich nicht — na, und jetzt hat halt einer
endlich anbissen — na, und jetzt ist sie halt kommen,
sich zeigen als Braut und Pflanz machen — weil sie
meint, i werd' mi do giften — das is alles. — Na, sei
wieder gut, Berterl, na geh' —
Berta. Is das aber a wirkli wahr?
Jaromir. Na, wann i dir sag' — i flieg' doch nicht
auf die Frau Gruß —
Berta. Ihr habt's aber so stad g'red't — net a
28
^^^Sfg^^'^r^T^^F^''^^^^^»^
Wort hat m'r verstanden draußen, und i hab' so auf-
paßt — Jessas, Jessas — so gut hab' i's g'habt z' Haus,
mei Häusel und meine Ziegen — und mei Gartl, war'
i nur z' Haus 'bHeben bei meine Leut' — so viel 'nun-
terschlucken muß ma in der Stadt, und auf die Manns-
bilder is no viel weniger Verlaß — Herr Jaromir, san
S' net schlecht mit mir — i sag' Ihnen, 's gibt ein Un-
glück — i stell' was an !
Jaromir. Sag' einmal, hat dich die Gruß erkannt
— hast gesprochen mit ihr?
Berta. Sie sagt nix — i hab' s' glei z'sammpackt,
daß sie 'n Mund halt.
Jaromir. Gott sei Dank, das gab' ein' schönen Kra-
wall, wann die was merken tat' — das auch noch —
sie raunzt ja so immer, daß sie zu wenig hat von mir
— du, übrigens weißt, wer die Gruß heiratet?
Berta. Na, wer denn?
Jaromir. Der Baron —
Berta. Der Baron — ja, kann denn der überhaupt
noch heiraten?
Jaromir. Warum soll er denn nicht können? |
Berta. I weiß ja nix — i hab' 'glaubt, Sie wissen |
was — die Leut' reden nur allerhand — f
Jaromir. Aber was denn — was sagen die Leut'? \
Berta. Na, das sag' i net — na, na — dann ist's am ,-
End' do net wahr — na ! na ! i
Jaromir. Aber mir kannst es doch sagen! . -'
Berta. Ah na — Sie glauben am End' — i ver- - ;
brenn' mir net 'n Mund — \
Jaromir. Na, wenn du glaubst, daß er vielleicht ;
schon verheiratet ist — das weiß ich bestimmt, ist nicht ]
'l
29 S
\
J% — --v,)?— , -JpiW^C'^S^HW«?»
wahr — Es läutet. Himmellaudon, wer ist denn das
schon wieder?
Berta ab.
Jaromir. Nicht einen Augenblick hat ma Ruh', ein
verfluchtes Leben — herein !
Emil und Otto treten schüchtern ein.
Emil. Hab' die Ehre !
Otto. Hab' die Ehre!
Jaromir. Hab' die Ehre! — Mit was kann ich
dienen ?
Einil. Wir haben die Annonce gelesen —
Otto. Im Tagblatt —
Emil. Wir möchten gern die gnädige Frau spre-
chen, ja, die gnädige Frau —
Otto. Uns interessiert das nämlich —
Emil. Und wir brauchen das —
Otto. Ich bin so neugierig —
Emil. Ich — ich — auch —
Jaromir. Ja, die Frau Hussareck ist jetzt nicht zu
Hause — sie wird bedauern —
. Otto. Nicht zu Hause —
Emil. Das ist aber sehr schade? —
Jaromir. Vielleicht kommen Sie ein andermal wie-
der — oder später —
Otto. Ja — ja, o wenn Sie erlauben —
Emil. Das ist reizend — reizend ist das —
Otto. Dürft' ich mir vielleicht eine Frage ge-
statten ?
Jaromir. Bitte, mit Vergnügen.
Emil. Ich möchte nämlich auch
Jaromir. Bitte, bitte, deswegen bin ich ja hier —
30
.^^^Si^E^L^i. d^i^mty..
S'*^ ;r-'»'i?V"
■~ 'T^^''
Otto, Jaromir beiseite ziehend. Ist sie jung?
Jaromir. Aber sehr —
Otto. Ah —
Emil, Jaromir beiseite ziehend. Ist sie kräftig?
Jaromir. Aber sehr —
Emil. Ah —
Otto, Jaromir beiseite ziehend. Intelligent?
Jaromir. Aber sehr —
Otto. Ah —
Emil. Wir sind nämlich aus Bielitz —
Otto. Und wollen das Leben kennen lernen.
Emil. Deswegen sind wir auch hier — heroben —
Berta, eintretend. Gnä' Herr — ich geh' jetzt in
Konsumverein — falls wer laut' —
Jaromir. Ja, j a — ich weiß schon — ich mach' schon
auf — gehn Sie nur — und Marmelade bringen Sie
mit, hören Sie, Marmelade!
Berta ab.
Otto. Sie warten auch, wenn ich fragen darf?
Jaromir. Allerdings — aber nicht zu dem Zweck.
Emil. Haben Sie es schon probiert? — Es muß
eine merkwürdige, geradezu köstliche Sensation sein
— ich stell' mir das so vor —
Otto. Emil, sei still, du übertreibst — du bist ein
Idealist.
Jaromir. Wie gesagt, meine Herren — vor andert-
halb Stunden ist keine Rede — weil vorher noch ein
anderer Herr vorgemerkt ist —
Emil. Geschieht das hier in diesem Zimmer?
Jaromir. Nein, nebenan —
■ Otto. Und in diesem Zimmer — geschieht nichts?
31
bitiäk. . . ^^--atiSii^
ir ^^^" ^^s-/Jr
t ^>'^?^«^J^^«;"W»«^;5?^i^!^^^SpSp!p»«i^l^pj^^ä^HSS
Jaromir. Nein, man wartet — oder auch nicht,
wenn es zu lang dauert — Wie gesagt, heute dürfte es
lang dauern — ein Herr Grundelfinger ist vorgemerkt
— pardon — es läutet — Sie gestatten — Eilt ab,
öffnen; die Tür bleibt offen.
Emil. Otto, ich bin so glücklich, so interessant
wird das werden —
Otto. Ist das ihr Mann — oder was —
Jaromir. Du bist es? — ja, aber — du —
Baron Krasny. Na, laß mich nur herein — du bist
ja förmlich erschrocken —
Jaromir. Es ist aber Besuch
Baron. Oh, das macht nix — der wird schon gehn
— du erlaubst — Bei den letzten Worten tritt er ein.
Jaromir folgt.
Jaromir. Da hört sich doch aber Verschiedenes
auf!
Baron, sich wendend. Das ist alles? — paß auf!
Guten Abend, meine Herren Baron Krasny —
Emil. Emil Schnalzer —
Otto. Otto Schnalzer —
Emil. Aus Bielitz —
Baron. Aus Bielitz — so — das hab' ich mir
gleich gedacht, Sie schau'n auch so aus — bitte, setzen
Sie sich nur — gleich kommen Sie dran — ich muß
nur zuerst meinen Freund Jaromir — Na, laß dich an-
schau'n, Burscherl, wie's d' aussiehst —
Jaromir. Bitte, nicht den Ton, das vertrag' ich
nicht !
Baron. Aber geh', hörst nicht auf, was glaubst
denn? Gut schaust aus, großartig, famos, sehr heraus-
32
^^^^^^';^5??i?SB^e^^^g^5SW! ä^JSSI"
gemaust, kannst so bleiben, famos — bin zufrieden mit
dir — englische Kluft — ein ganzer Kavalier — alle
Achtung !
Jaromir. Bitt' dich, wir sind nicht allein.
Baron. Bitt' dich gar schön, die Buben — phuhh !
Jaromir. Es sind Klienten meiner Braut, bitte —
Baron. Na, na, ich tu' ihnen ja nichts —
Jaromir. Warum bist du denn gekommen, wenn
ich fragen darf? — Wieso überhaupt —
Baron. Mein Kommen, Freund, hat stets nur einen
Sinn —
Jarom,ir. Wie viel —
Baron. Er klimpert — klimpern tut er mit Geld —
— großartig — Na wart, Burscherl — aber zuerst müs-
sen wir die doch loswerden —
Jaromir. Keine Spur, die müssen bleiben — wir
haben doch keine Geheimnisse miteinander — wir brau-
chen nicht allein zu sein —
Baron. Burscherl, das weiß ich besser — die müs-
sen hinaus —
Jaromir. Aber das geht doch nicht !
Baron. Alles geht — Laut zu beiden. Also aus
Bielitz sind Sie?
Emil. Aus Bielitz allerdings —
Baron. Eine reizende Stadt —
Otto. Ich bin auch aus Bielitz, Herr Baron.
Baron. Und dieser Stock ist auch aus Bielitz —
der ist wirklich reizend —
Emil. Der Papa hat ihn mir mitgebracht aus Paris.
Otto. Jeder Bruder hat einen vom Papa bekommen.
Baron. Wieviel Brüder sind Sie denn?
3 Dörraann, ZimnierUerren.
33
* ■ . ■ ~. ■r'-y^mT^''^^^^-w^^''^- <^' - - ?"p5sp^^*Pw?5^
Emil. Neun, Herr Baron.
Baron. Neun? Achtung vor dem Vater — hohe
Achtung — Also wissen Sie, wenn neun Stöcke in der
FamiHe sind, da könnten Sie mir ruhig diesen einen
leihen — da haben Sie meinen dafür — ich will mir
einen gleichen machen lassen.
Otto. Bitte, Herr Baron, es wird uns eine Ehre
sein.
Jaromir. Vielleicht schreiben Sie sich die Adresse
vom Herrn Baron auf, damit sie ihn bei Gelegenheit
wieder holen lassen —
Baron. Aber wir werden uns ja wiedersehen —
nicht wahr, wir sehen uns wieder? — Ich habe nette,
junge Leute so gern —
Jaromir. Besonders wenn sie gut bei Kasse sind —
Otto. Oh, Sie dürfen nicht glauben —
Emil. Wir sind gewissermaßen auch Kavaliere —
Baron. Das ist ja reizend — da sind Sie ja auch
Sportfreunde — ah, da müssen Sie mir einen Gefallen
erweisen.
Emil. Mit größtem Vergnügen !
Otto. Nur eine Ehre!
Baron. Ich hab' da mit meinem Freund eine wich-
tige Unterredung —
Jaromir. Oh, das hat Zeit —
Baron. Burscherl, das weiß ich besser Also,
und zu gleicher Zeit soll ich im Prater sein, eine Wette
austragen — das könnten Sie für mich tun — es muß
unbedingt noch heute, gleich überhaupt geschehn —
wollen Sie?
Emil. O ja — o ja —
34
r*.»'
_ >aJEi:
^■i^-ryp-y^'z^'-^:^.
Otto. Ich bin ja so glücklich —
Baron. Also, es handelt sich, wie lange das dauert,
vom Praterstern zum Lusthaus im Schrittwechselschritt
— Kennen Sie den Schrittwechselschritt ?
Emil. O ja — o ja — das geht so —
"Otto. Ganz genau — eins — zwei — drei —
Beide tanzen im Schrittwechselschritt über die Bühne.
Jaromir lacht, Baron applaudiert.
Baron. Ausgezeichnet — glänzend — bravo —
famos. Also, Sie werden das für mich abmachen und
abends, so um 8 Uhr, trejflfen wir uns bei Sacher, dort
werden Sie mir referieren — abgemacht.
Emil und Otto gleichzeitig. Abgemacht — bei
Sacher !
Baron. Ich freue mich, so reizende, junge Leute
kennen gelernt zu haben.
Emil. Oh, Herr Baron.
Otto. Ich bin so glücklich —
Baron. Habe die Ehre, meine Herren —
Emil und Otto gleichzeitig. Habe die Ehre — (Zu
Jaromir) die Ehre —
Baron. Und den Schritt nicht vergessen — und
auf die Uhr schau'n —
Emil. O nein — Er beginnt zu wechseln.
Otto. Ich halt' sie in der Hand — Beginnt gleich-
falls.
Baron. Tadellos. — Adieu — adieu — Beide sind
abgetanzt. — Pause. Nun, was sagst du, wie ich das
wieder gemacht habe — bin ich ein Menschenkenner?
Jaromir. Ein unverschämter Patron bist du!
35
'^*?^?>rs
Baron. Kann auch sein. — Aber der Stock ist
wirklich hübsch — so einen hab' ich mir schon lang
gewünscht.
Jaromir. Du willst ihn behalten?
Baron. Natürlich — er hat doch meinen dafür.
Jaromir. Erlaube mir —
Baron. Bitt' dich gar schön, hör' auf — mit deiner
Moral, auf einmal kriegt er Anfälle — Sag' mir lieber,
was hast du dir da für eine Braut aufgegabelt — ist das
so eine, die man wieder ausradiert — bei passender
Gelegenheit?
Jaromir. Ich verbitte mir solche Fragen !
Baron. Um wieviel Jahr' ist sie älter wie du?
Jaromir. Gar nicht — jünger ist sie. — Glaubst
du, jeder nimmt so eine wie deine Ludmilla?
Baron. Du weißt davon? — wer hat dir denn
erzählt ?
Jaromir. Alles weiß ich — du willst sie heiraten —
Baron. Ich will — ?
Jaromir. Du liebst sie —
Baron. Ich liebe sie — ?
Jaromir. Bis zur Raserei —
Baron. Zur Raserei ?
Jaromir. Verrückt hat sie meine Braut gemacht
— mit dem verfluchten Geschv/ätz von dir —
Baron. Die Ludmilla war da — du, ich bin eifer-
süchtig —
Jaromir. Ja, ja, ja — da ist sie gesessen, auf dem-
selben Platz wie du jetzt —
Baron. Da, sagst du, da? Du erlaubst, v/enn ich
36
&jä3>^:,^~
mir einen anderen Sessel Also jetzt weißt du auch,
warum ich da bin — du hast deine Schulden gezahlt
— dem Markör eine Postanweisung geschickt —
Jaromir. Auf der meine Adresse gestanden ist —
ich weiß, die verfluchte Postanweisung ! — Wer hat's
denn dir wieder gesagt — den Hals dreh' ich ihm um
— wer hat's denn dir wieder gesagt?
Baron. Aber Burscherl — die ganze Straßen hat
doch davon gesprochen. — Aber bleiben wir beim
Thema — also du hast Schulden gezahlt, gehst englisch,
hast eine reizende Wohnung, du wirst mir pumpen und
wirst mich befreien aus den Klauen dieser scheußlichen
Ludmilla — sonst kannst du's erleben, daß ich hinter
ihr hertanzen muß, ich, der Reichsfreiherr von und zu
Krasny, mit Tascherl und Leder, in dem es von stäh-
lernem Marterzeug scheppert, oder vielleicht gar mit
dem Badewandl und den vielen Windeln —
Jaromir. Du bist also kein Kinderfreund?
Baron. Burscherl, keine Witze ! — Auf wieviel
kann ich rechnen?
Jaromir. Na, und beim Majoratsherrn hast du
nicht angeklopft?
Baron. Lumpige dreihundert Gulden hab' ich her-
ausgedruckt beim Majoratsherrn — der verfluchte Kerl
hat ja so viele Mädeln — jede muß eine Mitgift kriegen,
gute Lehren, mit die ist er freigebig — Also, was
kannst du — aber streng' dich an — ich will loskommen
— ich muß loskommen —
Jaromir. Du verkennst vollständig meine Situation
— ich bin nicht so unabhängig — ich hab' ein sehr
anständiges Taschengeld, aber mehr nicht — zehn Gul-
37
>.y^^ -^ jp^;^!?"-'^^.*' -^ ^" ' * '?3-5*>'-ä*"^r^ai' '^^Tv::^fip«P^*S?5 ■^igg9j^s^^-qgEg''^i)Wj^g|mftjffl if '■ (^y "^Jp
.^Ij*-*. — -■ ,^--^— - . ^ .5_r- V - ^jjjjjf»^i^-*pjt7.^ :yjTTTi^5«n^7«ä- ^^^3^>3P^T^^*^ »^ ^* :
den, zwanzig Gulden kannst du haben von mir, mehr
nicht —
Baron. Zwanzig Gulden sind ein Schmarr'n —
davon hab' ich gar nichts —
Jaromir. Ja, mehr kann ich nicht — ich darf doch
keine Stunden mehr geben, ich verdien' ja nichts —
Baron. Verflucht! — und du warst meine letzte
Hoffnung — wenigstens nur so viel, daß ich von der
Ludmilla loskomm' — sechshundert Gulden, Jaromir —
Jaromir. Du bist wahnsinnig — das ist unmöglich !
Baron. Möglich ist alles und wenn du's
deiner Braut sagen möchtest —
Jaromir. Das ist ganz ausgeschlossen — was fällt
dir ein? — unmöglich einfach — du wirst dich ein-
fach fügen müssen —
Baron. Ja, und die Frau Gruß zur Baronin
machen, damit ich's gedruckt in allen Zeitungen lesen
kann — Baronin Ludmilla Krasny erteilt Rat und Hilfe
— die P'amilie möcht' ja platzen vor Wut, das war' das
einzige — aber ich will nicht — ich will nicht — nein !
Jaromir. Du wirst aber doch müssen — es hat
gar keinen Zweck, wenn man dir was leiht, in vierzehn
Tagen oder drei Wochen bist du in derselben Situation
— dir ist nicht zu helfen —
Baron. Wenn ich ein Jahr standesgemäß leben
kann, bin ich eine glänzende Partie — heute noch —
Jaromir. Erstens pumpt dir keiner so viel — zwei-
tens bist du nicht mehr jung genug — die Lud-
milla ist schon die richtige für dich —
Baron. Erspar' dir deine Weisheit und red' lieber
mit deiner Donna, ist gescheiter —
38
-■■,^^^'-^<y: N'i-rr»- ^,-"- •f"=^''^
Jaromir. Ich verbitte mir den Ausdruck Donna,
wenn du so redest, nicht einmal zwanzig Gulden — Es
läutet — Schon wieder! Ist der Teufel los heut'? Ab.
Stimme draußen. Der Kutscher vom Herrn Baron
laßt fragen —
Jaromir. Er kommt gleich — Tritt ein. Natürlich,
keinen Knopf hat er, aber im Fiaker muß er fah-
ren — das sieht dir ähnlich !
Baron. Das verstehst du nicht — man kriegt viel
eher was gepumpt, wenn man im Wagen kommt —
Jaromir. Na, diesmal hast du dich verrechnet —
Baron. Wer weiß, vielleicht doch nicht! — Es
läutet.
Jaromir. Himmellaudon — ich bin ja der reine
Laufbursch heut'! — Ab. Wo bleibt — ?
Grundelßnger, draußen. Grüß' dich Gott, Jaromir!
Jaromir. Du? Ja, ist's denn schon so spät?
Grundelßnger. Freilich. Beide treten ein. Es ist
ja schon meine Zeit — freilich — ah, du hast Besuch —
Jarom,ir. Baron Krasny — Herr Grundelfinger.
Grundelßnger. Sehr angenehm —
Baron. Sehr erfreut —
Jaromir. Lieber Klemens, wir sind doch gute
Freunde, nicht wahr? Also, du wirst mir meine Offen-
heit nicht übelnehmen —
Baron. Nein, ich bin nicht so — so, so zart —
Jaromir. Ich glaube, du wirst meine Braut heute
nicht erwarten können, vielleicht ein andermal — es
wird heute sehr spät werden — es dürften auch noch
einige Klienten kommen außer Herrn Grundelfinger —
Grundelßnger. Ja, ich bin ein Klient.
39
^- T~= ^'K' -«3^
Jaromir. Und dann dürfte sie sehr müde sein und
abgespannt und schlecht aufgelegt —
Baron. Ich werde sie schon erheitern —
Jaromir. Ich fürchte, es wird mir nicht möglich
sein, daß ich mit ihr rc;de —
Baron. Ich werd' schon selber reden —
Jaromir. Du wirst dir aber einen Refus holen ■ —
Baron. Glaubst du? Na weißt, ich will mir keine
Vorwürfe machen, daß ich etwas unversucht gelassen
habe — nicht wahr, Herr Grundelfinger, man soll nie
die Hoffnung verlieren ?
Grundelünger. Ja, ja — da haben Sie recht —
ich hab' auch geglaubt, ich werd' meinen Schnackerl nie
los — da hab" ich auf einmal die Frau Hussareck ge-
funden und alles war gut.
Jaromir. Du kannst doch den Kutscher nicht so
lang warten lassen —
Baron. O ja — übrigens, es wird nicht mehr so
lang dauern, wenn schon ein Klient da ist —
Jaromir. Also bitt' dich, da hast du die zwanzig
Gulden — mehr kann ich nicht für dich tun.
Baron. Du freilich nicht, aber — danke —
Jaromir. Ich bitt' dich, bring' mich nicht zum
Äußersten — du hast keine Ahnung —
Grundelfinger. Glaubst du, daß sie bald kommt?
Jaromir. Nein, nein, sehr spät — gar nicht.
Grundelünger. Nein, sehr spät — aber mein
Schnackerl — ich werd' ja wieder den Schnackerl krie-
gen, wenn sie mich nicht massiert —
Baron. Beruhigen Sie sich, sie wird gleich da sein
— ich warte auch und muß mich in Geduld fassen.
40
'ßW^^fl>^'W^V?''''"'''if''iml!^'ll^^^ ■^i^«:5^iq?«*!='Sf«^^i^
Grundelünger. Ja, aber — wenn sie zu spät
kommt, so hab' ich doch den Schnackerl —
Baron. Soll ich sie holen? — Ich hab' den Wagen
unten — wo ist sie denn ?
Grundelfmger. Wo ist sie denn, Jaro, wo denn?
Jaromir. Ich weiß nicht, ich will's nicht wissen.
— Überhaupt, alles hat seine Grenzen — jetzt bin ich
fertig — dort — dort hinaus ! Zwanzig Gulden hast und
damit laß es genug sein — meine Braut und ich sind
nicht dazu da, um verkrachten Kavalieren wieder auf
die Beine zu helfen. — Geh' jetzt zu anderen Leuten,
versuch' dort dein Glück, was drängst du dich bei uns
ein? — hier ist kein Boden für dich — hier wirst du
dir nichts herausschinden — aber schon gar nichts —
Hermine tritt ein. Ja, um Himmels willen, wer
wird denn da umgebracht ■ — wer schreit denn so?
Baron. Ah — endlich!
Grundelünger. Da ist sie ja — da ist sie ja!
Jaromir. Verflucht, hinein, das hat gefehlt!
Hermine. Und wer ist dieser Herr?
Baron. Baron Krasny, mein Name —
Jaromir. Ja, er ist eben im Begriff zu gehen.
Hermine. Aber nein, das gibt's nicht — wirklich,
Sie sind's? — das ist ja reizend. — Aber Jaromir, hilf
doch dem Baron ausziehn —
Jaromir. Im Gegenteil —
Baron. Ja, wenn gnädige Frau erlauben —
Hermine. Selbstverständlich !
Jaromir. Na also, da haben wir die Bescherung.
Wendet sich heftig und leise zu Grundelfmger.
41
.-^7- •; r^-^s^^pm. t^ojc^
Herniine. Ich Iiab' ja so viel Scharmantes schon
gehört von Ihnen — so neugierig war ich schon —
Baron. Auch ich hab' gebrannt vor Ungeduld —
Sie ahnen nicht, mit welcher Sehnsucht ich gewartet
habe —
' Hermine. Wirklich? — oder schmeicheln Sie?
Baron. Aber —
Jaromir. Hermine, ich hab' dringend mit dir zu
sprechen — aber allein.
Hermine. Das wird doch später auch noch Zeit
haben —
Grundelünger. Nein, wirklich, es ist dringend —
Hermine. Aber Ihr seht doch — ich amüsiere mich
gerade — später — vielleicht — wenn ich Lust habe.
Aber setzen Sie sich doch, Baron, warum stehen Sie
denn noch immer?
Baron. Wenn Sie gestatten, meine Gnädigste - —
Hermine, Lorgnon. Also, das ist der Mann, für
den die Frauen so glühen —
Baron. Sie beschämen mich — Wer hat Ihnen ver-
raten — ?
Grundelünger, von Jaromir gestupft, ängstlich.
Aber Frau Hussareck . . .
Hermine. Oh, ich weiß viel mehr, als Sie ahnen.
Grundelünger. Frau Hussareck
Hermine. Was wollen Sie denn?
Grundelünger. So denken Sie doch auch ein bißl
an mich — es ist doch meine Zeit jetzt —
Hermine. Sie haben Zeit — Sie können warten.
Jaromir. Du solltest wirklich, Hermine — du
weißt doch, wie er ist — er hat's doch nötig —
42
Hermine. Ich bitt' euch alle beide, martert mich
nicht — verschont mich — alles zu seiner Zeit — aber
jetzt nicht! Ich bin müde, nervös — abgespannt — ich
brauche Zerstreuung, Ablenkung, stört mich doch nicht
in einemfort — das halt ich nicht aus — ich kann jetzt
nicht, kann nicht!
Baron. Aber Jaromir — hast du denn kein Gefühl
— du siehst doch, diese Blässe — diese —
Jaromir. Erspar' dir diese Reden —
Hermine. Reden Sie nur weiter — sagen Sie ihm
nur die Wahrheit — er kann lernen von Ihnen, wie man
Frauen behandelt — ich brauch' Zärtlichkeit, Liebe —
und er — ach Baron, er vernachlässigt mich ja so —
er quält mich — er ist kalt —
Jaromir. Verzeih' mir, liebe Hermine, aber
Baron. Du quälst sie ja, also red' doch nicht!
Jaromir. Wer ist da zu Haus, ich oder du?
Baron. Ich werd' Ihnen den Polster zurechtschie-
ben, Sie müssen besser liegen — so — gestatten Sie,
so — so ist's recht —
Hermine. Ich danke Ihnen, Sie sind so lieb — das
ist ja ein solcher Barbar!
Jaromir. Was bin ich, was?
Baron. Aber du sollst doch nicht reden !
Hermine. Bitt' dich, Jaromir, ein bißchen sei still.
Jaromir, wendet sich wütend gegen Grundelßnger.
Baron. Und diesen Schemel unter Ihre Füße —
und noch einen Polster — und was befiehlt meine Kö-
nigin noch? Sollen Erfrischungen serviert werden —
oder wünscht meine Königin eine leise, zärtliche Mu-
43
Ssäß'lföi-
sik — ein Schlummerlied? — Schlafe, mein Kindlein,
schlaf ein — oder einen Fächer — Wo ist ein Fächer?
Hermine. Dort, lieber Baron, dort — Siehst du,
Jaromir, so was fällt dir nie ein — da muß erst ein
anderer kommen und dir zeigen —
Jaromir. Bitt' dich, lieber Klemens, hör' endlich
auf.
Baron. Ich hab' jetzt wirklich keine Zeit zu un-
nützen Reden — du entschuldigst — Eilt mit dem Fä-
cher hinter Hermine, fächelt und beginnt leise zu sin-
gen: Schlafe, mein Kindlein
Hermine. O das ist schön — das ist schön — siehst
du, Jaromir, das ist ein Kavalier —
Jaromir. Kavalier? Ein Komödiant ist er, ein
Schwindler, ein Einschleicher —
Hermine, schmerzlich. Aü, au, au —
Baron. Jaromir, du bist gehässig — wodurch hab'
ich das um dich verdient?
Grundelßnger. Recht hat er, ganz recht — er spielt
Theater und ich muß da sitzen und warten — das ist
doch kein Vergnügen !
Baron. Schlafe, mein Kindlein, schlaf ein
Jaromir. Hör' auf mit dem verfluchten Gesangl !
— jetzt wird's mir doch zu dumm — alles soll sie
wissen — weißt du, was er will ? Düpieren will er dich !
Baron. Das ist nicht wahr.
Jaromir. Dumm machen will er dich, weil er
Zwecke verfolgt —
Baron. Das ist nicht wahr !
Jaromir. Ganz gemeine, schäbige Zwecke. Und du
«
44
^^«l^r^fjSB^swasi'" ^^ ^J*?^
gehst ihm blind auf den Leim — du fällst ihm herein
auf seinen Schwindel !
Baron, hält Herminc die Ohren zu. Das ist nicht
wahr, nicht wahr — er ist ein Rasender — er weiß
nicht, was er spricht!
Jaromir. Ich bin vollkommen klar — verstanden?
— Laß sie los ! Er steht neben ihr.
Hermine. Meine Nerven — ich sterbe — Luft,
Luft! — Frische Luft — fort — Baron — retten Sie
mich !
Jaromir. Ich werde dich retten, nicht der Baron
— Grundelfinger, mach's Fenster auf — oder wart' — ■
ich hilf schon — Am Fenster.
Baron. Wenn Sie frische Luft wollen — eine Idee
— mein Wagen steht unten vor dem Tor —
Jaromir. Sein Wagen — von meinem Geld — dar-
aus wird nichts — nein — nein !
Hermine. Ihr Wagen — köstlich — ja, wir wollen
fahren —
Jaromir. Daraus wird nichts !
Hermine. Ich laß mir nichts verbieten, Jaro !
Grundelünger. Und ich, und ich — was wird mit
mir?
Jaromir. Gut, dann fahr' ich mit.
Baron. In meinem Wagen ist nur für meine Gäste
Platz — kommen Sie — Hermine zieht sich bereits an.
Grundelünger. Und ich, und ich — was ist mit
mir?
Jaromir. So schrei doch nicht — sie bleibt doch da.
Hermine. Jetzt justament, weil du mir nichts ver-
gönnst — Zieht sich die Handschuhe an.
45
-i^iWWW^'y*
Grundelßnger. Massieren soll sie mich — massie-
ren — deswegen bin ich da!
Jaromir. Das kann doch nicht dein Ernst sein !
Hermine. Gewiß, mein Freund.
Grundelünger . Massieren soll sie mich — massie-
ren!
Jaromir, geht auf Grundelünger los. Ich bitt' dich,
hör' auf zu schreien — ich werd' noch verrückt —
Baron. Kommen Sie — wir fahren — schnell! Er
hebt Hermine empor.
Hermine. Wie stark Sie sind ! Beide ah.
Jaromir, wendet sich um, bemerkt, daß sie gehen,
eilt ihnen nach. Hermine — Klemens — Hermine —
aber das geht doch nicht — Hermine ! Eilt ah.
Grundelünger. Fort sind sie — weg — - aus ist's
— mich hat sie nicht massieren wollen — und einen
andern hat sie mitgenommen — Jaromir, ich glaube, sie
will uns betrügen
VORHANG
46
^sf^^^-f *=«\, % <»-*-H^IJ'> -;-. •
ZWEITER AKT
Dasselbe Zimmer. — Es ist einige Stunden später, die Lampe
brennt. J a r o mir rennt unruhig auf und ab. B e r t a folgt
ihm auf dem Fuße.
Berta. Aber Herr Jaromir — aber Herr Jaromir —
Jaromir. Laß mich!
Berta. So rennen S' do net so hin und her — es
wird einem ja angst und bang!
Jaromir. Laß mich !
Berta. So setzen S' Ihnen do wenigstens nieder!
Jaromir. Laß mich !
Berta. Na, setzen können S' Ihnen do !
Jaromir. Da hat man endhch ein Heim gefunden
und ist versorgt und kann aufatmen und fühlt sich
wieder als Mensch — und ist beinah' glücklich und
zufrieden — auf einmal, bum — krach — und alles ist
beim Teufel — ach Gott I — alles ist mir schon zuwider
— am liebsten möcht' ich sterben — Wirft sich aufs
Sofa.
Berta. Herr Jaromir — Sie versündigen sich!
Jaromir. Ja — ja — ich sag's noch einmal —
sterben —
Berta setzt sich zu ihm. Aber Herr Jaromir —
aber Herr Jaromir — Sie dürfen net gleich so sein —
deswegen, weil s' ein bißl spazieren fahr'n tut mit 'm
Baron — und sich schön tun laßt —
Jaromir. Aber du bist ja so dumm — du verstehst
ja gar nicht, was das alles bedeutet — so dumm bist du !
Berta. Natürli, wann S' nix anders antworten
47
%-i»J"-'-'»äP53^i
können, schimpfen S' mi dumm — schön — a recht —
alsdann bin i halt dumm — kann ma nix machen ! Des-
wegen sag' i Ihna do, der Herr Baron kann machen, was
er will, drei oder vier Tag kann er sie vernebeln,
länger net —
Jaroinir. Ja, und in diese drei, vier Tag — was da
alles g'schehn kann — da denkst net dran —
Berta. Unsere Gnädige hat an Raptus mannigsmal,
aber so dumm is' net, daß net wissert, was s' an Ihna
hat — sie soll's nur amal erst mit an andern probieren,
dann wird's scho den Unterschied merken —
Jaromir. Glaubst du ? Also du meinst —
Berta. Aber Herr Jaromir — i kenn mi do aus —
i bin do vom Land !
Jaromir. Wenn nur auch ein Verlaß d'rauf war* —
Berta. Bitt' Sie, der Baron — anderthalb Jahr'
war er Zimmerherr, und net einmal is er mir nach-
g'stiegen !
Jaromir. Das kann auch andere Gründe gehabt
haben — übrigens, da dran hab' ich gar nicht gedacht
jetzt — ich gönn' ihr ja jeden Raptus, wenn er nur
Spaß macht, ich bin ja nicht eifersüchtig, aber nur
nicht grad den — den Baron nicht — ich kenn' doch
meinen Klemens, ich weiß doch, was das für Dimen-
sionen annimmt bei ihm — Herrgott, wenn der sie
wirklich herumkriegt und Einfluß gewinnt — wir sind
ja noch nicht verheiratet — in 14 Tagen ist mir ja nix
dran gelegen — aber jetzt so unmittelbar davor — wo
noch alles schief gehn kann — verstehst du denn nicht?
— es hängt ja alles nur an einem Haar — von der Gruß
hat er mich doch auch vertrieben — das Aristokratische
48
i:Sr«.?^&SCaiiJ
verblendet halt die Leut' — und ich — ich — ich kann
mich halt nicht raufen — ich bin halt weicher und
vornehmer wie die andern — und die besten Sachen
fallen mir immer erst hinterher ein — 's is ein Kreuz
— Berta — ich sag' dir —
Berta. Gehn S', trinken S' no a Stamperl — daß
S' in die Rage kommen !
Jaromir. Du hast wirklich Recht. Weißt, was ich
tun hätt' sollen? — Einen Wagen hätt' ich nehmen
sollen und ihnen nachfahren — nicht weichen von ihrer
Seite — aber ich war so paff, alles ist so schnell ge-
kommen — diese Frechheit — aber ich werd's einholen
— diesmal werd' ich ihnen doch imponieren — ganz
klein müssen sie werden und demütig — schenkt sich
ein Glas nach dem andern ein — um Verzeihung bitten
müssen sie — betteln, kriechen, winseln. — Warum
hast du sie überhaupt hinausgelassen? — Zusperren
hätt'st du müssen, dich vor die Tür werfen, nur über
deine Leiche — den Schlüssel beim Fenster hinaus —
Berta. Aber ich hab' 's ja gar net g'sehn, ich war
doch in der Kuchel hinten —
Jaromir. Das ist alles eins, du hättest es sehn
müssen, aber du bist auch falsch und feig — alle, alle
sind verschworen gegen mich. — Hat dich der Baron
vielleicht bestochen? — hat er? — Gib Antwort!
Berta. Aber Herr Jaromir — was glauben Sie
denn?
Jaromir. Es muß was geschehn, irgend etwas, das
Eindruck macht, ich weiß nur noch nicht, was — ich
bring' einen um, dich oder mich oder alle — Es läutet.
Ah, da sind sie — mach' auf — schnell.
4 Dörmann, Zimmerherren.
49
-'f^^,, .^, «-«^iv '-''^'■-^,^"«^3rf?3f«oe«T=~5^^^jjp,5p^3^^^^,^^^^^
Berta ab.
Jaromir. Den Schürhaken — wo ist denn jetzt der
Schürhaken ! Er sucht. Ich find' den Schürhaken nicht
— ich bin wehrlos — wo hab' ich den Schürhaken
hingeworfen. Er kriecht suchend unter den Tisch.
Ihr Räuber — Ihr Sünder — Ihr Verbrecher — Ihr
Betrüger — Jetzt müßt ihr sterben — sterben —
sterben !
Grundelßnger ist eingetreten, Berta mit ihm. Ja-
romir — ja, aber Jaromir, wo steckst du denn — was
schreist du denn ?
Jaromir ist wieder hervorgekommen. Sünder —
Räuber — sterben !
Berta. Hilfe — Hilfe — er ist überg'schnappt !
Grundelßnger. Aber Jaromir, ich bin's doch!
Jaromir. Du bist — Jessas, jetzt war ich so schön
drin in der Wut — ich hab' geglaubt, die andern —
jetzt hätt' ich ihnen imponieren können — das ist sehr
ungeschickt —
Grundelßnger. Ich hab' jetzt wirklich geglaubt,
mir g'schieht was — ich bin so erschrocken, und bei
meinem Zustand — wenn das nur keine bösen Folgen
hat — ich muß ja so achtgeben —
Jaromir. Na, hoffen wir das Beste. — Aber sag'
einmal, was hat sie denn gesagt — ist sie nicht mitge-
kommen ?
Grundelßnger. Aber sie war ja gar nicht zu
Hause —
Jaromir. Nicht zu Hause, um Gottes willen !
Grundelßnger. Sie war gerufen worden — ich
glaub' sogar wegen Zwillingen —
50
i
Jaromir. Das dauert ja endlos! )
Berta. Kann man denn das im voraus wissen? \<
Jaromir. Ich kenn' das noch aus meiner Zeit. — ■ ,l.
Bist du ihr wenigstens nachgefahren? {.
Grundelßnger. Ihr Dienstmädl hat keine Adresse i,
gewußt — 1
Jaromir. Ja, aber um Himmels willen, das ist ja |
eine Katastrophe — sie muß doch kommen und ihn i
holen und nach Hause führen und bewachen, sonst
werden wir ihn ja nie los — wenn er Geld wittert, ist f
er alles imstand' — er bleibt die ganze Nacht da — |
er geht überhaupt nicht weg — die Ludmilla muß hel-
fen — man muß ihre Eifersucht wecken — man muß
sie warnen — sie muß erfahren, daß ihr Bräutigam j\
einer andern nachlauft — daß er sich losmachen will — ,
GrundeMnger. Was jammerst du denn? — ich 1
hab' ihr ja so einen Brief dagelassen. *^
Jaromir. Grundelßnger, du bist ein Genie! ^'
Berta. Das war sehr g'scheit von Ihnen ! f
Grundelßnger. Jawohl, so bin ich manchmal. —
Also, wenn sie nach Haus kommt — ich hab' ihr alles l
aufgeschrieben — sie wird kommen — ^
Jaromir. Sie wird ihn holen, den Baron, den Schur- '
ken, den Räuber — mit meinem Geld fährt er mit ihr 1>
spazieren — '.
Grundelßnger. Und nimmt sie mir weg — imd ich ^
sitz' da — mit der Angst — o, ich werd' ihm schon — >'-
ich werd' ihm schon —
Jaromir. Nein, Grundelßnger, alles was recht ist —
ich bin doch eigentlich noch mehr daran beteiligt wie '
du — also ich werd' ihm — Gebärde — zuerst die ''
5. ;
s^3If331TT^
■•s'^,>7?T7»^^-fwf?i?»A3^|i^pp? ^
Meinung sagen und dann hinaus — Oh, du kennst mich
noch nicht — ich kann hart und bös und wild werden
— wie ein Berserker !
Grundelfinger. Gut also — dann werd' ich dir
soufflieren — mir fallen immer so gute Worte ein —
ich stell' mich auf hinter dir und souffliere — Au —
au — hast du nichts gehört ?
Jaromir. Was ist denn?
Berta. Hat's geläutet?
Grundelfinger. Nein — aber ich glaube, mein
Schnackerl hat sich gemeldet!
Jaromir. Ah so — sonst nichts —
Grundelfinger. Na nicht ah so — ich will wissen,
ob du nichts gehört hast — hat es in mir nicht hrr hrr
gemacht — das ist nämlich das Zeichen —
Berta. Na, ich hab' nichts g'hört —
Jaromir. Du wirst dich geirrt haben —
Grundelßnger. Es ist nur — die Zeit rückt immer
näher — es ist halt — ich weiß nicht — ich fürchte
mich halt —
Jaromir. Na wart' einmal — im äußersten Fall —
Berta, kommen S' her und halten S' den Herrn Grun-
delfinger —
Grundelfinger. Ah, ah — Sie kitzeln ja — nicht —
was willst denn tun?
Jaromir. Ich hab' doch so oft zugeschaut — viel-
leicht kann ich's auch schon — ich werd' es probieren.
Grundelfinger aufspringend und sich in eine Ecke
fiüchtend. Du ? — o nein — du nicht — du bringst mich
vielleicht um — du kannst ja nichts — du bist ein
Patzer — o nein, o nein. — Nur die Hermine — die
52
^^i^^i^^if^?i'^!WS^^^g^jm^^!S!^S^s:^^^^^'^fP^^^ •«iB?iBt^««gxs- f ■- ',- -^- :-:;?*'
Hermine ganz allein — wenn sie nur schon wieder da
war' — nur wieder da sein sollt' sie — dann war' ja
alles gut —
Baron tritt ein und kommt langsam näher. Gleich
wird sie da sein — gleich —
Berta. Er ist wieder da !
Jaromir. Der Baron ? — der Klemens — er ?
Grundeliinger. Und ganz allein !
Jaromir. Also — du bist da — wirklich noch ein-
mal — du hast den traurigen Mut — ?
Grundelünger dicht hinter Jaromir, leise. Sehr gut
— sehr gut — sehr gut — weiter so —
Baron. Warum denn nicht? Ich bin vorausgegan-
gen —
Jaromir. Wo hast du sie gelassen — wo?
Grundelünger. Sehr gut — sehr gut — lauter —
wilder —
Baron. Aber sie kommt ja gleich —
Jaromir. Was hast du gemacht mit ihr? — Be-
kenne !
Grundelünger. Sehr gut — lauter — noch lauter —
Berta. Da is' Schürhakl, Herr Jaromir —
Jaromir. Gib sie heraus — gib sie heraus —
Grundelünger, souffliert. Räuber, Mörder und
Verbrecher !
Baron. Aber nein, seit wann — ?.
Grundelünger. Jawohl, er soll es Ihnen sagen !
Souffliert. Räuber, Mörder und Verbrecher — laut
— wie Sie sich benommen haben —
Jaromir. Wie du dich benommen hast —
Baron. Wie hab' ich mich denn benommen? —
53
■ .roiy >;** ■ ■ff^^is
W^^^fW^'
^^^'^'
zum Teufel hinein — so red' doch endlich — jetzt
reißt mir auch schon die Geduld — oder nein — wart'
noch ein bißl — sag' mir eher lieber, ist das nicht . ■. .?
Ja, aber freilich — ich freu' mich — ich freu' mich
herzlich — freilich ist sie's — Servus Berta, wie geht's
Ihnen denn allerweil?
Berta. Jessas, er hat mi erkannt — na, na — ich
bin's net — na — rennt ab — i bin's wirkli net !
Grundelßnger. Weiter, weiter, laß' ihn nicht ein-
schlafen jetzt — Räuber, Mörder und Verbrecher war
das letzte — Iinmer dicht hinter Jaromir.
Jaromir hat wütend das Schürhakl hingeworfen.
Himmellaudon — das hat noch gefehlt!
Grundelßnger. Weiter — lauter — wilder —
weiter —
Baron. Also immer noch den Hang für's Küchen-
personal ? — das Heimweh nach der Natur — und ihrer
Frische — die ländliche Passion —
Grundelßnger immer lauter soufflierend, so daß er
schließlich Jaromir anzuschreien scheint. Räuber, Mör-
der und Verbrectfer — war das letzte —
Jaromir hat sich aufs Sofa geworfen und stram-
pelt verzweifelt. Das hat noch gefehlt — das auch noch !
Grundelßnger. Aber Jaromir, was hast du denn
auf einmal?
Jaromir. Laß mich !
Baron. Also ganz einfach mitgenommen — diese
Frau Hussareck ist wirklich reizend — so wenig Vor-
urteile zu haben, ihrem Bräutigam zu erlauben — sehr
honorig — sehr honorig A propos, ich glaube,
du hast mir etwas sagen wollen früher — wie ich mich
54
..■..r.;;;fo
»SHW'5i»B^T5srr'-*fflfp^- "9^5'?«?*,- - '"s?5^»-^n^s?:yi
benommen habe oder so etwas Ähnliches — du hast
einen Satz gerade angefangen — wie die Berta da-
zwischen kam —
Jaromir. Ja, und ich werde dir's auch sagen —
Grundelflnger soufflierend. Schurke, Ehebreche»*
und Verführer —
Jaromir. Es war — es war — es war
Grundelflnger soufflierend. Schurke, Ehebrecher
una Verführer —
Baron sieht Jaromir fest an. Burscherl, gib acht
jetzt, denk' gut nach — überleg' dir's sehr genau —
Jaromir verwirrt. Es war — es war — es war —
gar nicht schön von dir, wie du dich früher benommen
Hast — lieber Klemens —
Baron. Gewissermaßen hast du ja recht, lieber
Jaro — also künftighin — du kannst mich aufmerksam
machen, wenn ich unbescheiden sein sollte —
Grundelflnger. Aber Jaromir — du mußt doch
kämpfen — sei nicht scliwach — du mußt es ihm
sagen —
Jaromir. Aber ich — aber ich —
Grundelflnger. So sag' ihm's doch!
Jaromir. Ich hab's ihm doch schon gesagt —
Baron. Jawohl, alles hat er mir gesagt, aber jetzt
— will ich ihm auch was sagen — vielleicht nur einen
Moment — pardon, Herr Grundelnnger —
Grundeliinger . Ja aber — ich versteh' gar nicht —
was ist denn los auf einmal — hab' ich was getan, Jaro ?
Jaromir. Aber nein — er hat mir was zu sagen —
sei ganz ruhig — Schiebt ihn hinaus.
55
0?Sft?;
u
Baron. Darf ich dir einen Stuhl anbieten — mach'
dir's bequem, mit was kann ich dienen?
Jaromir. Wie stehst du mit ihr?
Baron. Danke, du bist sehr liebenswürdig besorgt
— ausgezeichnet — alles geht wie am Schnürl —
Jaromir. Hast du sie schon angepumpt?
Baron. Was glaubst du von mir? — Für so einen
Anlänger hältst du mich? — das hat doch Zeit — sie
muß doch erst warm werden — ich bleib' doch den
ganzen Abend hier —
Jaromir. Den ganzen Abend — ?
Baron. Gewiß — vielleicht auch länger —
Jaromir. Du bist ein Teufel —
Baron. Ich ? Gar keine Spur — im Gegenteil, ein
scharmanter Mensch — du wirst auch noch draufkom-
men — wir werden gemütlich in unseren vier Wänden
soupieren — sie kauft noch ein paar gute Sachen ein —
du wirst so freundlich sein, uns manchmal allein zu
lassen — wenn ich dir ein Zeichen — weißt du, immer,
wenn ich wieder von der Berta anfange — das ist das
Zeichen — es wird sehr behaglich werden — Hast du
genügend Zigaretten im Hause ? — Sonst holst du viel-
leicht noch welche — vom Cafe, Dimitrino oder Gia-
naclis — keine ärarischen sag' ich dir — die sind zu
schlecht —
Jaromir. Ich glaub' halt immer, du hast sie doch
schon angepumpt — und sagst es nicht —
Baron. Aber nein — ich sag' dir, wozu hätt' ich
uns die schönen Stunden mit Geldaffären verpatzen
sollen — es ist ja noch Zeit — ich soll mich doch erst
morgen verloben —
56
':^S^vr^->^y^'',?^"^.^£'f ^^i^ri=*1^7^Pr'^f*^^S*- T ^' -^ V ■" '^>^1'ii;.'^^iX-<^ ■- ^ » ' "■ • '•^te^
Jaromir. Die Ludmilla wird sich aber kränken —
Baron. Na, wenn schon — übrigens, wenn die Geld
sieht — da erholt sie sich immer — aber um wieder auf
unser Thema zu kommen — du weißt, wie zart besaitet
ich bin — es ist angenehmer, wenn unsere Braut darauf
kommt, daß ich in SchwuHtäten bin und mir anbietet —
Jaromir. Das wird sie nie tun !
Baron. Wetten, daß doch — sie liebt mich doch
schon beinah' — da kann man noch viel mehr ver-
langen —
Jaromir. Und an mich denkst du gar nicht — in
was für eine Situation ich komme —
Baron. Du? Du bist ein Philosoph — außerdem
ein junger Mann, dem das ganze Leben offen liegt —
ich hab' nicht mehr viel zu versäumen — vielleicht ge-
lingt mir's doch mit der standesgemäßen Partie — übri-
gens, das sind Privataffären Also, kurz gesagt,
sie soll glauben, daß ich sie ihrer Person wegen liebe —
nicht des Geldes wegen — also du wirst mir absolut
freie Hand lassen — wie ich dich kenne — wirst durch-
aus nichts mehr dagegen haben —
Jaromir. Ja, aber — lieber Klemens — so bedenk'
doch — das geht doch nicht — sie glaubt sonst —
Baron. Was sie glaubt, ist mir sehr Wurst — Frau
Hermine und ich werden uns lieben, immer mehr lieben
— bis eben der Moment da ist — wir hätten dir ja gern
den Anblick erspart, aber zu Plause ist es eben am ge-
mütlichsten — und wohin hätte ich sie führen sollen,
in meine Wohnung, der Ludmilla in die Arme — und
zu einem feinen Hotel hat's nicht gereicht — und
schließlich — es macht ihr sogar Freude, wenn sie dich
57
Ä:i^:'^%.r:■t^'-■■-■'>.:•
wm
ein bißchen ärgern kann — und du zuschaun darfst,
wie ein wirklicher Baron zu ihren Füßen hegt, sich
windet vor Liebe — rasend und verzückt — das ver-
süßt eben ihren Triumph —
Jaromir. Und ich soll das alles mitansehen?
Baron. Alles nicht, du kannst auch manchesmal
hinausgehen, wenn du willst.
Jaromir. Wohin soll denn das überhaupt führen?
Baron. Du fragst mehr, als ich selber weiß. Ich
kann's dir wirklich nicht sagen — ehrbare Absichten
hab' ich keine, aber ich rechne darauf, auf irgend eine
Weise von der Ludmilla loszukommen, und dazu scheint
sie mir geeignet, deine Braut Hermine —
Jaromir. Ich werde mit ihr aufrichtig reden und
ihr deine Lage schildern —
Baron. Ich danke dir, mein Sohn, das wäre früher
sehr nett gewesen — aber das ist jetzt nicht mehr
nötig. — Sag' mir lieber, wie hast du dir deine Berta
eigentlich ins Haus geschwindelt? — Es interessiert
mich wirklich —
Jaromir. Bitte, verschone mich mit deinen Fra-
gen —
Baron. Aber bitte, mit Vergnügen —
Hermine tritt ein. Ah, das ist aber schön — Ihr
habt's euch schon ausgesöhnt — ?
Baron. Vollkommen — er ist der gefälligste und
liebenswürdigste Hauswirt geworden, den man sich
denken kann.
Hermine. Siehst du, Jaromir, so gefällst du mir
wieder.
58 ^
Baron. Er freut sich wie ein Schneekönig, daß ich
heute da bleibe — Nicht wahr, Jaro?
Jaromir. Gewiß, ich bin ganz weg vor Glück !
Hermine. Aber das ist ja reizend!
Baron. Ich bin entzückt!
Jaromir. Auffressen möcht' ich dich!
Baron. Ich muß dich umarmen ! Leise. Folgen,
Burscherl, folgen — sonst — laut. Mein Freund !
Jaromir leise. Hund, Komödiant, Canaille — zer-
spring !
Baron. Nicht übertreiben, Jaromir — nur das
nicht — Kosenamen zwischen Männern sind ekelhaft.
Hermine. Jaromir, soll ich vielleicht eifersüchtig
werden? — Du weißt, was ich verlange —
Jaromir. Viel verlangst du manchmal — sehr viel !
Hermine. Du mußt ja nicht — es finden sich noch
immer Freiwillige — nicht wahr, Baron ?
Baron. Die ganze Armee, wenn Sie wollen —
Kinder und Militär vom Feldwebel abwärts zahlen die
Hälfte —
Hermine. Sie sind doch der frechste Mensch, den
ich noch gesehn habe — Jaromir, du könntest wirklich
hinuntergehn und meine Pakete holen, sie waren mir
zu schwer — ich hab' sie unten gelassen.
Jaromir. Ich soll hinuntergehn, damit du — na,
weißt du, da hört sich doch Verschiedenes —
Baron. Vielleicht nimmst du die Berta mit, daß sie
dir tragen hilft.
Jaromir. Ah so — na ja — da muß man dir ja
Recht geben — gut also — ah.
59
\ ' f--^ V- .-:-a-;'^^-v. r ■ :--' c;-'-v^*5?T;-=^X"^"v;
Baron und Hermine sehen sich einen Augenblick an,'
dann lachen beide heraus.
Baron. Na, was sagen Sie jetzt?
Hermine. Großartig dressiert!
Baron. Funktioniert tadellos !
Hermine. Und volikommen ausgesöhnt?
Baron. Vollkommen — er liebt mich zärtlich —
Hermine. Und verzeiht alles?
Baron. Und duldet alles —
Hermine. Wie haben Sie das gemacht?
Baron. Mein Geheimnis !
Hermine. Hexenmeister !
Baron. Süßeste Frau !
Hermine. Mein stolzer Kavalier !
Baron. Hermine !
Hermine. Was haben Sie jetzt tun wollen?
Baron. O nicht — nichts — es war nur ein Mo-
ment der Schwäche — der Sehnsucht —
Hermine. Nichts von Schwäche — ich hasse das
bei einem Mann — stark müssen Sie sein — stark —
stark — stark — und Sie sind's auch, mein stolzer
Kavalier —
Baron. Jawohl, Madame — die Frauen meiner
Freunde sind mir heilig —
Hermine. Aber ich bin ja noch gar nicht seine
Frau —
Baron. Auch die Bräute meiner Freunde sind mir
heilig —
Hermine. Wie edel Sie sind, mein stolzer Kava-
lier! Sie rückt immer näher.
60
m^^m^m^'
Baron. Bitte, sehen Sie weg — ich ertrag ihn
nicht, den Blick dieser strahlenden Augen — ich ver-
gesse die Gesetze der Ehre — alles überhaupt, wenn das
Gefühl in mir aufsteigt — der Wirbel der Leidenschaft
schwemmt alles davon — bitte, sehn Sie mich nicht so
an — so nicht, sehn Sie weg —
Hermine. Und wenn ich doch nicht wegsehe?
Baron. Dann —
Hermine. Dann —
Baron. Geschieht etwas —
Hermine. Mein Kavalier ! Wirft sich in seine
Arm,e.
Baron. Venus — Teufel — Engel — Zauberin!
Hermine. Mein Kavalier — ich sterbe !
Baron. Ruhe sanft —
Grundelßnger heraustretend. Bist du endlich fer-
tig geworden, Jaromir — wie lang soll ich denn noch
da drinnen hocken? — Hermine — Frau Hussareck —
da ist sie ja — endlich ist sie wieder da — ich hab' so
gewartet —
Hermine. Gerade jetzt müssen Sie hereinplatzen,
gerade jetzt? Sehn Sie denn nicht, daß ich beschäf-
tigt bin?
Grundelßnger. Aber der Jaromir geniert sich doch
nie vor mir —
Hermine. Ist das vielleicht der Jaromir?
Grundelßnger. Der Baron —
Hermine. Jawohl, der Baron, wenn Sie erlauben!
Baron. Zu dienen, Herr Grundelfinger !
Grundelßnger. Sie sind noch immer da?
Baron. Zu dienen — ich bin so frei -
6l
-^ ">w r?*w^jiVT*' Jj^ wxi ^*j5^
Grundelßnger. Ja aber, der Jaromir, er hat Sie
doch — warum hat er Sie denn nicht — Sie gehören
doch nicht her —
Hermine. Herr Grundelfinger —
Grundelßnger. Sie haben doch gemeine Absichten
— wo ist er denn — er soll Sie doch — hat er dir was
getan — hat er dich — geküßt vielleicht gar — soll
ich ihm — soll ich vielleicht? — sag's nur — ich tu'
alles — soll ich — ?
Baron. Herr Grundelfinger — ich muß schon bit-
ten — Sie vergessen sich —
Hermine. Herr Grundelfinger — ich verbitte mir
vor allem diese plumpe Vertraulichkeit — Sie haben
mich nicht per Du anzureden !
Baron. Herr Grundelfinger — Sie sollten die
gnädige Frau nicht so reizen.
Hermine. Sie wissen schon, warum —
Grundelßnger. Aber ich muß doch kämpfen, wer
soll dich denn beschützen vor diesem Ausbeuter — ich
hab's dem Jaromir versprochen — dieser Räuber,
Mörder und Verbrecher !
Baron. Herr Grundelfinger, ich verbitte mir diese
Sprache !
Hermine. Ich brauche keinen Vormund, und was
den Baron betrifft — das ist ein Kavalier — verstanden?
Grundelßnger. Das ist ein Kavalier? — haha!
Hermine. Der mir sogar seinen Wagen angeboten
hat —
Grundelßnger. — Seinen Wagen? — haha!
Hermine. Seinen Wagen, sag ich — ruhig —
wenn ich rede — ein Kavalier — der sich erschöpft in
62
L.-ä,> .-s^l',.
•'.aiP"^^*'»^^^?'^
Liebenswürdigkeiten — der mir glänzende Verbindun-
gen verschaffen wird, in seinen Kreisen — Und was
sind Sie? — Ein alter Esel — der glücklich sein muß,
wenn ich ihn überhaupt anschau' — und Sie erlauben
sich eine solche Sprache einem Mann gegenüber, der
mich außerdem noch liebt — Lieben Sie mich, Baron?
Baron. Besinnungslos !
Hermine. Also — da hören Sie es selbst — Der
mich besinnungslos liebt, wie keiner sonst, wie kein
zweiter — mit einer scheuen Glut und einer wilden
Kraft, mit einer Unersättlichkeit — Sie sind doch un-
ersättlich ?
Baron. Wie ein Vampyr!
Hermine. Wie ein Vampyr — Da hören Sie es —
wie ein Vampyr — Sie umarmt den Baron rasch. —
So lieb ist er — Und diesen Mann wollen Sie mir
pfui, Herr Grundelfinger — pfui ! — Jaromir, komm'
da her — • nur daherein — Du sollst auch erfahren, wie
sich dein Freund benimmt — den Baron will er mir
vertreiben — meinen Baron — der mich liebt — wie
du mich nie geliebt hast — in deinen besten Zeiten
nicht! Jaromir ist eingetreten.
Jaromir. Ich hab' dich nicht geliebt? — Nicht ge-
liebt, sagst du? — Soll ich dir die Liste zeigen? — Er
holt ein Papier hervor. Da schau' her — da kannst
du lesen — ich hab' alles aufgeschrieben — täglich hab'
ich mir's notiert, weißt du, was durchschnittlich auf
einen Tag kommt — weißt du das? — Da schau her
— ich zeig' dir's !
Hermine. Es ist nicht wahr — du hast mich nie
geliebt — nicht einmal eifersüchtig kannst du sein —
63
ruhig hast du es geduldet, wie er mich umworben hat
— immer heißer und näher — erschlagen hättest du
ihn müssen, wenn du mich geliebt hättest — aber du
bist nicht einmal eifersüchtig geworden — du hast es
geduldet, daß er mit mir davongefahren ist, im Wagen,
ganz allein — weißt du, was alles geschehen kann, in
einem Wagen — weißt du?
Jaromir. O ja — aber
Hermine. Und wie ich zurückkomme — ich traue
meinen Augen nicht — versöhnt seid ihr? — und nur
der alte Esel da hat das bißchen Mut, zu krakehlen — ■
morden hättest du müssen, mich oder den da — oder
dich wegen meiner, dann hättest du mich geliebt —
und dann hätte ich dich wiedergeliebt —
Jaromir. Wenn ich tot bin, vielleicht —
Hermine. Ja, auch wenn du tot bist —
Jaromir. Wenn du erlaubst, ich kann ja noch —
Hermine. Nein, jetzt ist es zu spät - — jetzt lieb'
ich schon den Baron —
Jaromir. Gut, also wenn alles verloren ist — dann
ist mir auch alles egal — jetzt red' ich, und wann's
mir den Hals kost't — du sollst sehn, daß ich immer
noch der Bessere bin von uns beiden —
Baron. Jaromir — keine Dummheiten — überleg'
dir's gut, Burscherl — eh' du sprichst!
Hermine. Was soll das heißen ?
Berta, eintretend. Bitt', gnä' Herr, die zwei jun--
gen Herren vom Nachmittag sein wieder da —
Jaromir. Sie sollen zum Teufel gehn, die können
wir grad' noch brauchen !
64
S^TP'^y^i^ -
Hermine. Sie sollen hereinkommen — ich will
es — alle sollen kommen — sie sollen sehn und Zeuge
werden — herein mit ihnen — Berta, ich lasse bitten —
Jaromir. Aber sie wollen doch massiert werden —
du wirst doch jetzt nicht in der Situation
Hermine. Wer sagt dir das? — Gerade jetzt —
überhaupt, was mengst du dich noch ein? — Gerade
jetzt — die sollen sich freuen — ich brenne darauf —
die sollen mich kennen lernen !
Baron spricht heftig mit Jaromir.
Grundelßnger. Aber Frau Hussareck — Sie
werden doch nicht — es sind ja ganz fremde Men-
schen — Sie werden sie doch nicht vor mir nehmen —
ich warte doch schon so lang —
Hermine. Ich werde Sie überhaupt nicht mehr
massieren, wenn Sie Sie können sich jemand
andern suchen — ich lasse meine Gäste nicht beleidigen !
Grundelßnger. Ich bitt' ihn um Verzeihung —
alles tu' ich, alles — nur das nicht — das nicht, Frau
Hussareck — Was fang' ich denn an ohne Ihnen? —
Sie müssen mich wieder aufnehmen — ich bitt' ihn um
Verzeihung — nur das nicht! — Ich hab' ja schon eine
solche Angst — er wird gleich da sein —
Hermine. Bessern Sie sich — Herr Grundelfinger,
Sie müssen büßen — Ah, da sind sie endlich —
Grundelßnger. Du wirst sie nicht vor mir massie-
ren, nein — ich bitt' dich, sag' nein !
Hermine. Sie sagen ja schon wieder du!
Grundelßnger. Oooooh! — Er sinkt heulend in
einen Sessel.
Hermine. Es bleibt dabei !
sEDörmann, Zimmerlierren.
65
.5"
Y TxJ^i'' ">,?■- '•^-"-' ,-'->.T-Sw,,'5j->,c;'r''^ip^«i^ yV|T^^!S
Emil und Otto kommen Hand in Hand im Schritt-
wechselschritt herein — sie sind etwas angeheitert.
Emil. Auf in den Kampf, Torero!
Otto. Aber Emil, so benimm dich doch!
Emil. So lustig ist das Leben — aber so lustig —
das hätt' ich mir gar nicht gedacht!
Otto. Ist sie schon zu Haus? Wo ist sie denn?
Emil. Und der freundliche Herr ist auch wieder
t da — kommen S' her — gehn S', kommen S' her!
y Jaromir. Verschonen Sie mich — dort steht Ihr
k' Freund.
^^ Emil. Der Baron — Otto, der Baron ist da!
Otto. Wo ist denn der Schnipfer, wo?
; Baron nimmt ihn fest am Arm.
Otto. Au au!
Baron. Gestatten meine Gnädige, Herr Otto
Schnalzer.
Emil, sich selbst vorstellend. Emil Schnalzer —
Otto. Aus Bielitz —
Emil. Wir sind nämlich Brüder und haben daher
denselben Namen.
Grundelßnger. So red' ihr doch zu — du bist doch
der Bräutigam !
Hermine. Die Herren haben Schmerzen?
Otto. Du — ob wir Schmerzen haben, fragt sie!
Emil. Natürlich haben wir Schmerzen!
Otto. Sehr viel Schmerzen haben wir —
Emil. Gar nicht stehen können wir vor lauter
Schmerzen ! Immer müssen wir tanzen — eins —
zwei — drei eins, zwei, drei —
66
i'. :■,:,. ■ii-rii.j^-'^f.ji'j.tä^,.^^
f^i^^i'^>^^p^'^*F7=^* ^-^ ' *r;^WT^ ''
Otto. Wir haben nämlich eine Wette ausge-
tragen —
Emil. Für unsern lieben Baron — ich muß Sie
küssen, Sie erlauben — Umarmt den Baron.
Otto. Ich auch — ich auch — sagen wir du —
Baron. Aber meine Herren, beherrschen Sie sich
doch!
Hermine. Sehn Sie, sehn Sie, Baron, wie Sie
wirken !
Emil. Und dann waren wir beim Sacher —
Otto. Sacher ist fein — hochfein — >
Emil. Und weil er so lang nicht gekommen
ist — — Aber der Champagner ist in Wien ganz
anders — wie in Bielitz —
Otto. Gehn wir wieder hin — gehn wir wieder
hin — aber im Schrittwechselschritt — ich hab' den
Schrittwechselschritt so gern — so schön ist das —
so schön!
Emil. Und ich bin so glücklich !
Otto. Gehn wir wieder hin — alle mitsammen —
die Dame soll auch mitkommen — Gehn S', sein S*
fesch — kommen S' mit!
Grundeißnger. Nein, nein, die Dame bleibt da —
die muß dableiben — die brauchen wir sehr nötig
du bist doch nicht sonst so —
Hermine. Die werden schon munter werden, paß
nur auf !
Baron. Sie wollen wirklich — ?
Hermine. Natürlich — die andern sollen sich nur
giften Und Ihre Schmerzen, meine Herren, Sie
sind doch gekommen, weil Sie Schmerzen haben. Und
67
■SKiÜ-^'-'»'^^-'*'"sS?'' -■■-**
■ ^ ■'^-i'.t.st ^f^v^f^T-^ >'Wä^"«^«j^*|^^^^F-
ich bin grad' in der Laune jetzt — immer treffen Sie
's nicht so günstig — also, wenn Sie wollen, ich stehe
zur Verfügung — Herr Grundelfinger ist so freund-
lich und läßt Ihnen den Vortritt —
Emil. Otto, komm, so was gibt's nicht in Bielitz
— nimm dich zusammen —
Otto. Ich bin so glücklich — aber so glücklich !
Hermine. Meine Herren, das Atelier ist hier —
Sie hat sie hinausgeschoben.
Baron fährt auf Jaromir zu, rasch, leise, energisch.
Jaromir, ich hab' ja nie viel gehalten von dir in der
Beziehung — aber daß du so dumm bist — was hast
du denn davon, wenn du redest? Du ruinierst ja nur
alles dir und mir — ohne was davon zu haben —
Glaubst du, ich werd' mich undankbar zeigen, wenn
ich was herausgeholt hab' aus ihr? — Gewiß nicht —
Jaromir. Ich brauch' keine Gnaden von dir —
überhaupt, wer steht mir gut, daß du mich nicht grad'
so anschwindelst wie sie — auf dich ist kein Verlaß —
Baron. Ich will sie doch nicht heiraten — ich will
dich ja nicht verdrängen — das Geld will ich haben,
weiter nichts — wenn ich das hab', verschwind' ich —
zahl' die Ludmilla aus und basta — dann kannst du
wieder mit deiner Hermine machen, was du willst —
Jaromir. Ist das aber auch wahr?
Baron. Mein Ehrenwort!
Jaromir. Das kleine oder das große?
Baron. Das große, wenn ich dir schon sag' !
Jaromir. Also, einmal will ich dir noch glauben.
Grundelßnger. Jaromir, wenn du so bist und mit
68
' ■.,^. :v iiJBi. Aiv-'.:Jä^'.-.
fr'^^^^?!>^^'#^ -l^t? •^^- w^'^^Ti/p'^
ihm sprichst und freundlich bist — ich — ich kann
auch charakterlos sein —
Jaromir. Genier' dich nicht, lieber Grundelfinger
— ich bin auf das Ärgste gefaßt, die Menschen sind
schlecht, das weiß ich längst!
Grundelßnger. Sie müssen wissen, Herr Baron
— ich hab' schon wieder Angst — die Zeit rückt immer
näher — und wenn sie mich nicht massiert, so kommt
er — Herr Baron, also wenn ich Sie früher beleidigt
habe, es war nicht so gemeint — ich denke über Sie
sehr gut — aber reden Sie ihr zu, Sie haben ja einen
so großen Einfluß bei ihr — sie soll mich vornehmen
— Ja, werden Sie ihr's sagen?
Baron. Herr Grundelfinger, Sie sollen erkennen,
mit wem Sie es zu tun haben — Sie werden massiert
werden — ich garantier' es Ihnen.
Grundelßnger. Ich danke Ihnen, Herr Baron,
danke Ihnen !
Baron. Pflegt das lang zu dauern?
Jaromir. Je nachdem —
Grundelßnger. Wo sie nur bleibt — wo sie nur
bleibt? — Bei mir hat sie nie so viel Zeit darauf ver-
wendet — gar nie!
Jaromir. Grundelfinger, werde Philosoph, und
lerne das Warten — ich warte auch — der Baron war-
tet und zu Plaus wartet seine Ludmilla und sehnt
sich —
Baron. Das gerade ist die einzige, die nicht
wartet, die gute Ludmilla !
Grundelßnger. Ja richtig, die liebe Ludmilla!
Baron. — hat viel zu tun, der Jänner ist immer
69
■3?gpw?*-^9ä:35W^ws!!r^ai''*'??«^^f'^^^'^^ -■ :" -^ ^
ein starker Monat, du wirst dich noch erinnern — aus
deiner Zeit —
Jaromir. Sie erwartet sogar Zwillinge —
Baron. Wer hat dir das gesagt?
Jaromir. Sie war doch am Nachmittag hier.
Baron. Ah so, das hab' ich fast vergessen.
Hermine, von Emil und Otto gefolgt, stürzt schrei-
end heraus. Das ist empörend — beschützen Sie mich,
Baron! — Zu Hilfe! — Jaromir, zu Plilfe!
Baron. Um Gottes willen!
Grundeliinger. Hilfe ! Hilfe !
Jaromir. Was ist geschehen?
Baron, Grundeliinger und Jaromir haben sich vor Her-
mine gestellt.
Emil. Das ist Betrug!
Otto. Ein gewöhnlicher Aufsitzer!
Emil. Ein gemeiner Schwindel !
Otto. Mein Geld zurück!
Emil. Das lass' ich mir nicht gefallen !
Baron. Zurück, meine Herren ! — Was fällt Ihnen
ein? — Was für ein Ton —
Jaromir. Was haben Sie denn angestellt?
Baron. Was wollen Sie eigentlich?
Grundelünger rennt umher, schreit „Hilfe!" und
verschwindet im Nebenzimmer.
Hermine, hat fortwährend gerufen. Ich bin eine
ehrbare Frau!
Emil. Dann annoncieren Sie nicht, daß Sie mas-
sieren !
Otto. Wenn Sie wirklich nur massieren —
Emil. Das können wir in Bielitz billiger haben !
70
Wp^'^-'^m?^^^SS,wf3^^-Xf''^^r:^'^^5:^'%f^
Jaromir. Was haben sie denn von dir verlangt?
Hermine. Das kann ich gar nicht sagen — ich bin
eine ehrbare Frau ! — Das hat noch keiner wollen !
Baron. Also frech seid Ihr geworden, Kinder,
frech — ? wo ist denn nur mein Stock ? — na wartet !
Emil. Betrogen sind wir worden!
Otto. Aber das ist ja mein Stock!
Emil. Unser Familienstock ist das !
Otto. Meinen Stock will ich haben!
Baron. Nimmermehr hinaus mit euch !
Hermine. Rächen Sie mich — ich bin eine ehr-
bare Frau !
Baron. So hilf mir doch — du siehst ja, daß sie
nicht von selber gehn !
Jaromir, ergreift den Schürhaken. Hinaus mit
euch !
Emil und Otto haben die ganze Zeit gerufen. Den
Stock, den Stock, zuerst den Stock, dann gehn wir —
unsern Stock!
Baron. Da habt ihr ihn — da habt ihr ihn!
Jaromir. Hinaus mit euch — hinaus !
Jaromir und Baron prügeln beide hinaus, man hört
sie draußen noch eine Weile lärmen.
Hermme. Ich bin eine ehrbare Frau — ich bin
gerächt — von einem Kavalier — Sinkt ohnmächtig
in einen Sessel. — Pause. — Dann steckt Grundelßnger
den Kopf herein und schiebt sich nach.
Grundelßnger. Sind sie weg — bist du allein —
dann bitt' dich, schnell — Hermine — so gib doch eine
Antwort — er ist da — ich spür's — Hermine — aber
was ist denn mit dir — hrr hrr — massieren — schnell
71
.'ß^-
^ä•-[1u .aeS^^..d. ...M.:.'.
^^l^t^'^^WF^^W^^^^W^'^^^^^^^^^'"
' — hiT hrr hrr, sie gibt keine Antwort, hrr hrr hrr -^
ich kann nicht mehr — es ist zu spät, hrr hrr hrr ! Der
Schnackerl geht endlos weiter; er ist in den zweiten
Fauteuil gesunken. — Pause. — Dann treten Baron
und Jaromir ein.
Baron. Denen hab' ich's aber gezeigt, die werden
sich das merken — und den Stock hab' ich doch ge-
rettet. — Gnädige Frau, die Sünder haben schwer ge-
büßt! — Ja, was ist denn da g'schehn — ?
Jaromir. Jessäs, der Grundelfinger hat seinen
Schnackerl — der arme Kerl!
Baron. Und die Hussareck ist ohnmächtig — wo
ist Essig?
Jaromir. Dort auf der Kredenz — mach' ihr das
Mieder auf — aber sei nicht unbescheiden ! — Zu
Grundelßnger. Alois — Alois — erkennst du mich?
Baron. Frau Hussareck — teuerste Hermine —
wachen Sie auf — ich bin's —
Jaromir beginnt Grundelßnger zu massieren.
Baron ist um Hermine beschäftigt.
Grundelßnger, leise und verklärt. Hermine, ich
fühle dich wieder, meine Hermine, endlich bist du
wieder bei mir, meine Hermine — so wohl tust du
mir — so wohl — weiter, nur weiter — jetzt wird alles
gut — meine Hermine — ich danke dir — so süß ist
das — weiter — ah, ah, ah — endlich — nicht auf-
hören jetzt — weiter — ah ah ah —
Hermine, langsam erwachend. Du bist bei mir,
mein Kavalier — mein Retter — ich danke dir — du
bist so lieb — Sie legt sich fester in seine Arme. Es
läutet draußen.
72
v.l.
... :-f..;x
Grundelünger ist eingeschlafen, man hört ihn
schnarchen.
Jaromir. Er ist eingeschlafen, das ist immer ein
gutes Zeichen, das weiß ich von mir —
Ludmilla, zuerst außen, dann eintretend. Lassen
Sie mich nur herein !
Jaromir. Deine Braut, wer hätte das gedacht?
Hermine. Deine Braut!
Baron. Verfluchte Überraschung!
Jaromir. Was die nur wollen kann ?
Ludmilla. Wo ist denn mein Mutzi-Putzi — wo?
Baron. Wie kommst denn du da her ?
Ludmilla. Darf ich denn nicht zu dir, zu meinem
Bräutigam — zu meinem Mutzi-Putzi ?
Baron. Wer hat dich denn gerufen?
Ludmilla. Es gibt noch Freunde, Gott sei Dank
— ich weiß alles — alles weiß ich — untreu willst du
mir werden — blitzen willst du mich — wenn du in
dem Ton mit mir sprichst — na warte — glaubst du,
die Gruß ist gar so dumm? — Wo ist sie denn, die
Schlange? wo — die dich verführen will — warum
versteckt sie sich? — jetzt soll sie Mut beweisen —
Hermine. Frau Gruß, Sie sind im Irrtum, wenn
Sie meinen —
Ludmilla. Schweigen Sie — ich weiß alles —
Also das war Ihre PVeundschaft, die Sie mir angetragen
haben — deswegen haben Sie den Baron kennen lernen
wollen — abfischen wollen Sie mir ihn — aber daraus
wird nichts — da sind Sie an die Unrechte gekommen
— da hätten S' früher aufstehen müssen — so g'fingelt,
wie Sie, bin ich auch noch — Klemens, auf der Stell'
73
iSafTiSJT^swffl
wirst du ihr sagen, daß du mir gehörst — und daß
nichts werden wird aus ihrer Spekulation!
Baron. So hab' doch ein Einsehen !
LudmiUa. Sag' ihr, daß du mir gehörst — crinner'
dich nur daran! — Es bleibt dir nichts anders übrig,
— also schnell — und nicht gebrodelt — ich will's
hören — hast du mich verstanden? — Sonst zieh' ich
andere Saiten auf —
Jaromir. Ich glaube, deine Braut hat wirklich
Recht, mein lieber Klemens.
Baron. Jawohl, mein süßer Jaromir, sie hat Recht
— du bist doch schlauer, als ich gemeint hab' —
Laut. Jawohl, Frau Hussareck — ich gehöre ihr, ich
bin ihr verfallen — sie kann über mich gebieten —
sie hat ja meine Unterschrift — alles ist vorüber —
Hermine — der holde Traum unserer Liebe ist aus-
geträumt — ich nehme Abschied von Ihnen mit ge-
brochenem Herzen — die bessere Hälfte bleibt bei
Ihnen, Frau Hussareck — verzeihen Sie die Tränen,
aber ich kann nicht anders.
Hermine. Aber Baron — Klemens —
Baron. Komm' her, Jaromir — ■, ich lege sie wieder
zurück in deine treuen Arme — du wirst sie haben, sie,
die mir das Teuerste war —
Hermine. Aber ich will gar nicht in seinen Armen
liegen !
LudmiUa. Schnell, schnell — das kann schneller gehn.
Hermine. Wenn Sie mich wirklich so lieben, so
lösen Sie doch die Verlobung mit dieser Person !
LudmiUa. Person, Person sagen Sie — Sie — ich
bin keine Person — ich nicht, ich bring' mich an-
74
.".'J^rf. ''"
ständig durch — Sie, mit Ihrer Massage, wo kein
Mensch weiß, was eigentlich dahintersteckt —
Hermine. Ich bin eine ehrbare Frau — was un-
terstehn Sie sich?
Jaromir. Das sollten Sie wirklich nicht sagen,
Frau Gruß — das ist gar nicht schön von Ihnen —
Hermine. Schützen Sie mich, mein Kavalier ! Sie
wirft sich in des Barons Arme.
Ludmilla. Gehn S' von mein' Bräutigam !
Hermine. Er bleibt bei mir — ich laß' ihn nicht —
Jaromir. Hermine, was fällt dir ein — ?
Hermine. Geh' weg!
Jaromir. Das kann doch nicht dein Ernst sein —
Ludmilla. Werden Sie ihn endlich loslassen, mei-
nen Bräutigam? — Herr Jaromir, ziehen S' von der
anderen Seiten —
Baron. So zwick doch nicht — au weh !
Hermine. Geh' weg — du hast mich nie geliebt!
Jaromir. Das kannst du nicht beweisen — ich hab'
die Liste — denk' doch nach —
Hermine. Ich will aber nicht — ich will nur ihn —
dich will ich — du bist mein Kavalier — lös' die Ver-
lobung auf —
LtidmiUa. Ja, wenn er könnt' — das war' ihm
freilich recht — das schmeckert ihm — aber er kann
halt nicht — und sehen S', das is a Glück — für mich
— sonst war' ich die Lackierte — so sein's Sie —
das is mir lieber — gehn S' weg von mein' Bräutigam
— bei dem is nix zu holen, er g'hört mir —
Hermine. Ja, aber wieso denn — Sie können ihn
doch nicht zwingen —
75
I j^äSi^K
Ludmilla. Freilich kann ich — ich hab' ja seine
Unterschrift — und sehen S', das is a Glück bei an
solchen Menschen wie der da — i mach mir ja nix aus
ihm, i pfeifert auf ihn, den windigen G'sellen —
Baron. Ausdrücke hast du!
Ludmilla. — der nur Sorgen macht — mir war'
ja ein solider Mann mit bescheidenen Ansprüchen viel
lieber — so einer wie der Herr Jaromir — aber was
soll ich denn machen — ich bin ihm halt einmal auf'n
Leim 'gangen und hab' ihm's g'liehen — ich komm' ja
doch net mehr zu mein' Geld, wenigstens will ich Ba-
ronin sein dafür — nacher kann er gehn wegen meiner
— i halt ihn net.
Hermine. Schulden hat er bei Ihnen? — Schulden
— ja, du bist ein ganzer Kavalier — Schulden hat er
— mein süßer Baron — und deswegen soll er Sie hei-
raten — deswegen gehört er Ihnen — aber Frau Gruß
— ich zahl' die Schulden — alles zahl' ich — wenn
er nur mir gehört —
Baron. Hermine, du bist eine Göttin, laß' mich
knien und beten — ich hätte dir's nie gesagt — Frauen,
die ich liebe, pumpe ich prinzipiell nie an — ich warte
immer — ah so — pardon —
Ludmilla. Sie wollen für ihn zahlen? — ja, das is
doch ganz was anderes, warum haben Sie denn das
nicht gleich gesagt? — jetzt können S' ihn haben —
gleich, wegen meiner !
Hermine. Ich finde ja keinen Zweiten wieder so
wie du !
Baron. Gewiß nicht, nein, ich bin erprobt, in jeder
Beziehunsr —
^ö
76
JS^'^PPP^ä^jr^^'T^ -"^ -*5Wp5^
Jaromir. Und ich — und ich — ich soll ganz ein-
fach gehen?
Baron. Ich stelle dir einstweilen mein Zimmer bei
Frau Gruß zur Verfügung — Sie haben doch nichts
dagegen ?
Ludmüla. Gewiß nicht — der Herr Jaromir ist
mir immer willkommen !
Jaromir. Hermin' — du schickst mich wirklich fort
— das ist dein Ernst — ?
Hermine. Ich kann dir nicht helfen, mein armer
Liebling. Der Mann, den ich liebe, darf nicht bloß wie
ein Mann aussehn — er muß auch einer sein — der
Baron ist es und du nicht —
Jaromir. Du, du ! Mußt du grad' daherkommen —
immer kommst du mir in den Weg !
Baron. Sei still, Jaro, kränk' dich nicht, nimm
den Abschied nicht so schwer — ihr werdet Euch ja
manchmal wiedersehn — und dann, vergiß nicht, ich
hab' früher dir doch mein Ehrenwort gegeben, — ich
werde wieder an dich denken, wenn es Zeit ist — jetzt
zieh' ruhig in mein Zimmer —
Jaromir. Grundelfinger, wach' auf — alles ist vor-
über — sie liebt mich nicht mehr — ich muß fort! Er
wirft sich weinend dem weiterschlafenden Grundel-
ßnger in die Arme.
Hermine. Also, liebe Frau Gruß, es bleibt dabei
— ich werde Sie morgen besuchen, da werden wir das
Finanzielle ordnen.
Ludmilla. Und das Verlobungssouper, das ich für
den Baron und mich vorbereitet habe — ?
Hermine. Sie können es herüberschicken, ich
77
werde die Rechnung begleichen, darauf kommt es wirk-
lich nicht mehr an — mein Kavalier —
Ludmilla. Was, er soll gleich heute hierbleiben?
Hermine. Natürlich!
Ludmilla. Eigentlich gehört er aber noch mir
heute —
Hermine. Sie irren, Frau Gruß — da sind meine
Zeugen, daß er schon heute mir gehört.
Ludmilla. Meinetwegen — auf einen Tag kommt's
mir wirklich nicht an — also morgen —
Hermine. Jawohl, Frau Gruß — morgen Mittag
— Kommen Sie, Baron, es ist spät geworden, ziehen
wir uns zurück.
Baron. Madame, ich bin glücklich —
Hermine. Mein Kavalier — Sie verbeugen sich
noch an der Tür und verschzvinden rasch. — Pause.
Ludmilla. Na, stehn Sie auf, Herr Jaromir, und
kommen S' einstweilen zu mir — Sie brauchen nicht
zu verzweifeln, wenn Ihnen soviel an der Person liegt
— die Hussareck wird sich noch wundern —
Jaromir. Glauben Sie?
Ludmilla. Ich weiß, was ich weiß — warten Sie 's
ab bei mir —
Jaromir. Frau Gruß, Sie sind wirklich eine treue
Seele. — Umarmt sie.
Ludmilla. Endlich kommt -er drauf, der dumme
Bub — na, komm nach Haus ! Beide ah.
Grundelfinger schnarcht laut auf.
VORHANG
78
:_itäää..-;\
D R I T T E R A K T
Zimmer hei Ludmilla. — Morgenschlamperei.
Anna, läßt Berta eintreten. Kommen S' nur her-
ein, Fräulein —
Berta. Wenn's erlaubt is —
Anna. Und setzen S' Ihnen nieder —
Berta. Ich biti so frei —
Anna. Die gnä' Frau is no gar net auf, heut' —
sie is gestern so spät z' Haus kommen — soll i s' auf-
wecken ?
Berta. Na, na, das tun S' net!
Anna. Ja, wenn was Dringendes kommt, hat s'
g'sagt —
Berta. I kann scho no warten — so eilig hab'
i 's net —
Anna. Ma siecht Ihnen a no gar nix an.
Berta. Ah na, deswegen komm i net — i brauch
nix von ihr — mir fehlt nix —
Anna. Ah so — i hab' glaubt — 's is was net in
Ordnung bei Ihnen —
Berta. Ah na — i möcht die gnä' Frau nur fragen
— ob s' no verlobt is mit 'n Baron — oder —
Anna. Jessas, davon wissen S' was — denken S'
Ihnen, er is gar net z^ Haus kommen heut' Nacht —
und statt seiner liegt ein anderer in sein' Bett — a
wildfremder —
Berta. Wie schaut er denn aus?
Anna. Na, hübsch — jung — a bißl a kecke
Nasen —
79
'^■itiSi.-1-^iLi^S
■^^-p^'^f?r%,^^iS^s^^^^^^^«'mi^^^^^^^^^
Berta. Also is er da — bei Ihnen is er also — ?
Anna. Sie kennen ihn?
Berta. Er war doch früher bei uns — bis ihn der
Baron außibissen hat — und jetzt halt's meine Gnä-
dige mit 'n Baron — und der Herr Jaromir hat gehn
müssen — viel zu gut war er für unsere Gnädige —
viel zu gut!
Anna. Mir scheint gar, Sie haben was g'habt mit
unsern neuchen Zimmerherrn — war er leicht schlecht
mit Ihnen?
Berta. Schlecht grad net — bitt Ihnen gar schön
— 's is halt a Malheur — reich is er net — leben will
er a, und die Weibsbilder sein halt hinter ihm her, wie
der Teufel —
Anna. Glauben S', daß unsere Gnädige auch — ?
Berta. Z'wegen was hätt' s' ihn denn mitg'nom-
men sonst?
Anna. Aber gestern war no nix los — er hat sich
einig'haut in Baron sein Bett und hat nix deut' und
nix g'red't — wie a Stummerl.
Berta. Na ja, das war halt heut' no — weil er
noch an Zorn g'habt hat — aber das dauert net lang
bei ihm — er ist ja soviel gut — er kann keiner was
abschlagen — und wann ihm die Frau Gruß recht
zusetzt und a jede andere a — die Hussareck hat
wenigstens aufpaßt, und i hab' schon a mein Teil da-
zug'schaut — wann er mir aber jetzt aus die Augen
kommt — nachher
Ludmilla, tritt ein. Sie san's — i denk mir die
ganze Zeit —
Berta. Küß' d' Hand —
80
Ludmilla. — wer red't denn da heraußen. — Was
bringen Sie mir denn? Schickt Sie vielleicht — ?
Berta. Bitt' schön, san S' net bös — i hätt' nur
gern no amal mit 'n Herrn Jaromir g'sprochen, eh i
weggeh — von Wien —
Ludmilla., Jessas, hat er am End' gar — is was
los mit Ihnen?
Berta. Ah na — das net —
Ludmilla. Anna, stehn S' net herum da —
Berta. I hab' ja allerweil achtgeben —
Ludmilla. Machen S' Feuer wegnern Frühstück —
Anna. I hab' eh schon unterzünd't — Ah.
Ludmilla. Na, setzen S' ihnen nur daweil — 's
wird net lang dauern, bis er halt außikommt —
Berta. Ich bin so frei —
Ludmilla. Sein die schon auf, z' Haus, Ihre Gnä-
dige und der Baron, mein ich — ?
Berta. I waß net, i bin in aller Herrgottsfrüh
schon abg'fahrn, sie soll mi nur außihau'n, 's liegt mir
eh nix dran — i will eh net bleiben —
Ludmilla. Mir scheint gar, Sie spekulieren drauf,
daß i Sie wieder nehm' — aber da haben S' Ihnen
g'schnitten — das könnt' i grad no brauchen — in
mein Haus gibt's so was net, da muß es ordentlich
zugehn —
Berta. Bitt' Ihnen gar schön, gnä' Frau — i waß
ja eh, daß S' a Aug auf 'n Herrn Jaromir haben und
eifern täten —
Ludmilla. Na bilden S' Ihnen nur net gar z'viel
ein — mit Ihnen nehm' i's no auf — wann i ihn nimm
und heirat, möcht' er scho parieren und die Sprung'
6 Dörmann, Zimmerherren.
8i
■J^^^-^^^:^^^^^^^^
-'-,'
lassen, da können S' Gift drauf nehmen — ich muß
mir 's nur noch überlegen — ob's m'r net zu teuer
kommt, ob i net besser draus komm, wann i ihn bloß
so dab'halt.
Jaromir, tritt ein. Guten Morgen allerseits. — •
Ludmilla. Was? Er is schon auf?
Jaromir. Aber das is ja die Berta — Servus!
Berta. Küß d' Hand —
Jaromir. Na grüß dich Gott Sie gestatten —
Umarmt Berta.
Ludmilla. So — und mir gibt er nicht einmal die
Hand — ?
Jarom,ir. Aber ja — Frau Gruß — wie kommst
denn du schon her? Bist du vielleicht gar geschickt?
Berta. Aber na — ka Spur —
Ludmilla. Will er jetzt sein Frühstück haben —
Kaffee oder Schokolade?
Jaromir. Schokolade natürlich — — Nicht ge-
schickt sagst du?
Berta. Aber na, Herr Jaromir.
Ludmilla. Und was will er denn dazu?
Jaromir. Was Sie wollen, Frau Gruß, was Sie
wollen —
Ludmilla. Mir scheint gar, er will mich draußen
haben — Na wart' er nur — er Spitzbub er Daß
er mir aber nichts daweil anstellt!
Jaromir. Aber Frau Gruß, was glauben Sie denn ?
Ludmilla. Na na, ich weiß nicht — er ist sehr
schlimm — Ah.
Jaromir. Also, wirklich — nicht geschickt — und
alles ist in Ordnung zwischen den Beiden — also alles
82
.^P^^^P^g^^p,«^T«j?^W-^Jft-^*^~'? ^^,
V -^T'««C%35V-'>I" , ,
&''\
ein leeres Geschwätz, was man über den Baron gesagt
hat — daß er —
Berta. Ich hab's gar net glauben wollen — gestern
Abend — wie ich einikomm ins Zimmer, um die Betten
zu machen — und auf einmal sitzt ein anderer da —
in Ihrem Schlafrock —
Jaromir. Meinen Schlafrock — meinen Schlaf-
rock hat er auch noch an — das ist doch das
Aber den laß ich mir holen — wenn er schon die
Herrin hat, den Schlafrock wird er nicht behalten,
den nicht —
Berta. Net amal adieu sagen san S' kommen,
wie S' fort sind — net amal adieu haben S' m'r g'sagt
— soviel hab' i abischlucken müssen, allerweil hab' i
zuschaun müssen, wann S' der Gnädigen schön tan
haben — und Mintscherl hin und Mintscherl her —
und allerweil busseln und abtaschkerln — und allerweil
hab' i stad sein müssen — Und immer haben S' g'sagt,
's kommt scho no die Zeit, wo's besser wird, wo S'
mir allein g'hören werden — und dann gehn S' mit
einer andern davon, und i hab's Nachsehn — und net
amal adieu haben S' m'r g'sagt I
Jaromir. Aber schau, Berterl, i hab's ja net bös
g'meint, es war halt in der Aufregung — i hab's halt
vergessen —
Berta. Ja und jetzt, wenn S' bei der Frau Gruß
bleiben, und die wird's net erlauben, daß S' mit mir
gehn — weil s' selber —
Jaromir. Aber — ich weiß ja no gar net, was
g'schiecht — ich will ja gar net bei der Gruß bleiben —
Berta. Ja, das sagen S' nur so — damit ich geh' —
83
^3R'^-::fw«^^I^T^":»i^»^*^»'!sv^.^^^
W-'r'
aber Sie werd'n scho bleiben — wann ma sich erst
amal g'wöhnt hat an a besser's Leben — die Frau Gruß
wird Sie net lassen — und das halt i net aus — i geh'
wieder z' Haus zu meine Leut' — i vertrag' net, daß i
Sie allerweil hergeb'n muß !
Jaromir. Bitt' dich gar schön — ich glaub's ja,
daß dir weh tut — aber was kann m'r denn machen —
nimm d'r doch an mir a Beispiel — glaubst, i hab' mich
gestern nicht auch gekränkt und geniert — der Mensch
muß halt so viel abischlucken — wann er net grad als
Millionär auf die Welt kommt — 's wird schon auch
für dich die Zeit wieder kommen — wo ich dir allein
g'hör' — hab' nur Geduld —
Berta. 's g'schiecht ein Unglück, wann i dableib
— wann i erst amal in Zürn komm, 's is besser, i geh'
weg von Wien zu meine Leut' -^ i mach' meine vier-
zehn Tag und geh' weg — sonst g'schiecht ein Un-
glück —
Ludmilla, eintretend. Also da ist einmal das Früh-
stück !
Jaromir. Wir reden noch weiter, Berta — Aber
Frau Gruß, ich brauch' doch kein Kaffeetuch —
Ludmilla. War' net schlecht — so eine Schlam-
perei — wenn Sie sich das wo anders ang'wöhnt haben
— so lang Sie bei mir sind, kriegen Sie alles nett und
reinlich — wann unsereins net auf Reinlichkeit halt'
— wer denn?
Jaromir. Na ja, ich mein' halt, keine G'schichten
sollen Sie mit mir machen —
Ludmilla. Ist er schon wieder so bescheiden —
er weiß doch, daß die Gruß alles für ihn tut — Setzen
84
_ >:isi^iätsfciiö4i&^-:
S' Ihnen nur her, Berta — Sie werden das auch
brauchen können —
Berta. I hab' eh no nix g'frühstückt.
Jaromir. O du Hascherl — und den Weg is' nüch-
tern herg'laufen — na, iß nur und schlampamp dich
an — die Frau Gruß gönnt's dir schon —
Berta. 1 bin so frei — Alle drei haben sich ge-
setzt und frühstücken.
Jaromir. Denken S' Ihnen nur, die Berta will
wieder z' Haus zu ihre Leut' auf's Land —
iSia ja, wann sie 's nimmer freut in
Sie werden ihr do net zureden —
Sie hat's ja zu Haus viel besser —
bin eh die einzige, die aus der Art
Ludmilla
der Stadt —
Jaromir.
Ludmilla.
Berta. I
g'schlagen is.
Jaromir. Wieso denn?
Berta. Na, meine Schwestern sein alle verheirat'
und kommen immer nur a paar Monat nach Wien, die
sein g'scheiter — und die übrige Zeit san s' z' Haus
und haben das schönste Leben,
Ludmilla. Gleich für ein paar Monat kommen sie
immer herein — ?
Berta. Na ja freilich, als Ammeln halt —
Jaromir. Ah so, richtig — du bist j a aus Iglau —
da dran hab' i ganz vergessen —
Ludmilla. Jessas, Jessas, wenn Sie das a täten —
ich könnt' Ihnen ja so schöne Stellungen verschaffen
— ich komm doch viel herum — und wenn die Gruß
jemanden empüehlt —
Jaromir. Ist's schön in Iglau, Berta?
85
CM^^tSÄi':M u
Berta. Wunderschön — a kleines Häuserl haben
wir, und zwei Küh' und sechs Ziegen —
Stimme der Hermine, nach außen. Gehn Sie nur
voraus, Herr Baron, Sie kennen ja den Weg —
Jaromir. Die Hermin' und der Baron!
Ludmilla. So früh kommt sie schon ?
Berta. Jessas, die gnä' Frau ! Hermine und Baron
treten ein.
Baron. Hab' die Ehre allerseits einen guten Mor-
gen zu wünschen —
Hermine. Guten Morgen, Frau Gruß —
Ludmilla. So früh sind Sie aufgestanden !
Hermine. Jawohl, wie Sie bemerken —
Baron, will mit Jaromir sprechen, der ihm den
Rücken zeigt.
Ludmilla. Sie sind wahrscheinlich —
Hermine. Du bist auch schon auf, ja, grüß dich Gott 1
Jaromir. Guten Morgen —
Hermine. Und Sie — wie kommen denn Sie
einfach durchbrennen!
Ludmilla. Das hat ja später Zeit — Sie sind doch
wahrscheinlich gekommen, um das Finanzielle zu ord-
nen — wollen Sie eintreten — Weist auf die Nebentür.
Hermine. Nein, deswegen bin ich allerdings nicht
gekommen — es sind ganz andere Motive Herr
Baron, wenn ich bitten darf, Sie werden das Zimmer
nicht verlassen !
Baron. Bitte sehr, bitte sehr, wie Madame be-
fehlen !
Hermine. Frau Gruß — ich kann Ihnen einen
schweren Vorwurf nicht ersparen — Sie haben mir
86
Ihren Bräutigam, den Baron, als einen Kavalier comme
il faut geschildert —
Baron. Bitte sehr, mein Stammbaum —
Hermine. Schweigen Sie, das muß ich besser wis-
sen! — als einen Mann, der lieben kann wie keiner
außer ihm, der stürmisch ist, der einen erstickt mit
seinen Zärtlichkeiten — der küssen kann und immer
wieder küssen — Sie haben mich einfach verrückt ge-
macht mit Ihren Schilderungen — verblendet, bis ich
nicht mehr gewußt habe, wo aus und wo ein — betro-
gen haben Sie mich und er auch — ich pfeif auf die
Aristokraten, wenn die so sind — ich hab' mir sie
anders vorgestellt — und besser in jeder Beziehung —
Da ist mir der Jaromir noch wirklich lieber — der
Jaromir hat wenigstens Eifer gezeigt und sich ange-
strengt, wenn man's ihm befohlen hat, aber der kann
ja nicht einmal folgen — nicht einmal folgen. •
Baron. Wenn man mir keine Zeit läßt!
Hermine. Seien Sie still, und genieren Sie sich —
Da haben S' ihn wieder, Ihren Baron — da nehmen S'
ihn zurück, Ihren Baron — frech sein kann er, sonst
nichts —
Baron. Jaromir — du verwöhnst die Frauen —
das hätt' ich nie von dir gedacht —
Hermine, ist erschöpft in einen Sessel gesunken
und weht sich mit einem, Tuch Kühlung. Komm her,
Jaromir, bis ich endlich den richtigen Mann finde,
kannst du bei mir bleiben — vielleicht heirat' ich dich
auch ! .
Baron. Jaromir, geh' nicht!
Ludmilla. Wissen Sie, Frau Hussareck, ich werd'
87
äika
Ihnen was sagen: ob Ihnen der Baron recht is öder
net, ob Sie ihn behalten wollen oder hergeben — das
is mir ganz egal — ich brauch' ihn auch net — i bin
froh, daß ich ihn los bin.
Baron. Und die Verbindungen in der Aristokratie
auf einmal —
Ludmilla. Ich hab' meine Zeugen, vor denen Sie
gesagt haben: ich übernehm die Schulden vom Baron
— ein Jurament ablegen kann ich auch — die Schul-
den müssen Sie halt jetzt zahlen, da hilft Ihnen kein
Herrgott net davon' — was S' mit'n Baron anfangen,
is Ihre Sach' — ich brauch' ihn nicht — als Bräutigam
nicht, weil i 's Geld ohnedies hereinkriegt hab' — und
als Zimmerherrn net — weil der Herr Jaromir mir
lieber is, wenn er bleiben will — ma kommt ja do net
aus ohne Mann in einer anständigen Wirtschaft —
schon wegen die Dienstmadeln -^ die eh' zu wenig
Respekt haben. —
Hermine. Nein, nein, das gibt's nicht, nicht einen
Kreuzer zahl' ich, ich bin betrogen worden — von ihm
und von Ihnen — Sie hätten mir sagen müssen — wie
das mit dem Baron ist —
Ludmilla. Bitte, Frau Hussareck, mich hat er
stets geachtet — ich kann nicht klagen —
Baron. Nein, lieben hätte ich Sie sollen -^
Hermine. Ein Stümper ist er — außen hui und
innen pfui — nie hätt' ich mich eingelassen, nicht einen
Kreuzer zahl' ich — nicht einmal die Hanteln vom
Jaromir hat er aufreißen können — der Vertrag gilt
nichts, er ist null und nichtig — Jaromir, komm, wir
gehen nach Haus' —
88
y ^^jry-' , ^-»-i' ■
Jaromir. Bin ich ein Postpaket, das man nur so
hin und herschupft? — Nicht einmal um Verzeihung
hast du mich gebeten —
Baron. Sie hat doch nichts getan!
Ludmilia. Herr Jaromir, Sie gehen nicht nach
Haus — Sie gehen mit mir zum Advokaten, der soll
es bestätigen, die Frau Hussareck hat erklärt, sie zahlt
die Schulden — das sind meine Zeugen — Sie hat doch
nicht einmal gefragt, wieviel es sind — so unvorsichtig
war sie.
Hermine. Wieviel ist es denn also?
Ludmilia. Sechzehnhundert —
Hermine. Was — sechzehnhundert — so viel?
Baron. Für einen Kavalier — das ist doch nichts !
Ludmilia. Wenn Sie Prozeß führen, kostet es noch
mehr.
Baron. Jawohl — da hat sie recht, den Prozeß
gewinnt sie —
Jaromir. Siehst du jetzt ein, Hermine — wie recht
ich gehabt habe — ich hab' dich nicht umsonst gewarnt
— vor diesem Menschen — aber du —
Hermine. Jaromir, kannst du mir verzeihen?
Ludmilia. Tun Sie 's nicht, Herr Jaromir, tun
Sie 's nicht!
Hermine. Jaromir, ich bin dir treu geblieben —
es ist nichts vorgefallen — oder wenigstens so viel wie
nichts —
Baron. BegriflFe haben Sie, Frau Hussareck!
Ludmilia. Herr Jaromir, tun Sie 's nicht!
Hermine. Reden Sie ihn mir nicht noch auch ab !
7 Dörmann, Zimmerherren.
89
kv
-n:-.'*lf^-;
Ludmilla. Bei mir haben Sie sich nicht zu plagen,
da haben Sie Ruh' — Sie wissen, ich bin nicht so —
Baron. Also es scheint, Sie betrachten mich nicht
mehr als Bräutigam?
Ludmilla. Ihre Schulden sind so gut wie bezahlt —
Sie sind frei — und wenn der Herr Jaromir nur will —
Hermine. Jaromir, so sprich doch ein Wort — sei
nicht so starr, so unversöhnlich —
Berta. Herr Jaromir —
Jaromir. Nein, Frau Hussareck — nein — und
Frau Gruß — nein
Berta. Jaromir —
Jaromir. Dieses Mädchen hier ist die einzige, die
ich wahrhaft liebe — hier ist Kraft und Natur — Ehr-
lichkeit und Frische — Es drängt mich, der Stadt und
ihrem Staub und ihrer Falschheit den Rücken zu keh-
ren — ich habe Heimweh bekommen nach Wäldern und
Wiesen — die Ideale meiner Jugend werden lebendig
— dieses junge Mädchen, Berta Buberl, hat mir einen
ehrenvollen Antrag gestellt — ich werde ihn annehmen
— das einzig Wahre ist, in den Schoß der Natur zu-
rückzukehren und
Baron. Eine Amme zur Frau zu nehmen !
Jaromir. Sehr richtig — alle ihre Schwestern sind
diesem Berufe seit Generationen treu geblieben — sie
allein ist aus der Art geschlagen — ich werde sie auf
den richtigen Weg zurückgeleiten — für den sie ge-
boren ist —
Ludmilla. Aber Herr Jaromir!
Hermine. Ist das dein Ernst?
Jaromir. Heiliger Ernst!
90
.' J3:ä^iÜ^Ci
aß- TX'^'.^^i^irTK,-^ F ^
V Baron. Eigentlich eine glänzende Idee!
Ludmilla. Wenn Sie 's nur nicht bereuen!
Hermine. Also deswegen sind Sie hergekommen
— und du hast mich vielleicht die ganze Zeit mit ihr
betrogen — ich habe teilen müssen mit ihr !
Jaromir. Jawohl, das hab' ich getan —
Baron. Das hätt' ich Ihnen längst sagen können !
Hermine. Also dann — es scheint, daß ich hier
überflüssig bin.
Jaromir. Es scheint allerdings —
Baron. Hätten Sie nicht doch Lust, Baronin zu
werden ?
Hermine. Nein ! Sie schlägt die Tür zu.
Baron. Also nur meine Schulden zahlen — auch
ein Vergnügen !
Ludmilla. Und was geschieht mit unserem ehe-
maligen Verlobungssouper ?
Jaromir. Das essen wir bei Ihnen, wenn Sie ge-
statten — oder sind Sie böse?
Ludmilla. Ich sollte eigentlich — aber er ist halt
so lieb — ich kann nicht —
Berta. Jetzt g'hören S' mir — mir ganz allein.
Jaromir. Meine Berta. Umarmung.
Baron. Na, was sagen Sie?
Ludmilla. Wenn er's nur net bereut —
Baron. Dann sind Sie noch immer da — übrigens,
Frau Gruß, wenn meine Schulden so gut wie getilgt
sind, Sie können mir wieder fünfzig Gulden leihen.
Ludmilla. Mutzi-Putzi — fang' nicht wieder an.
ENDE
91
^-^f4tf»rrf^Vf?J^ir^ -1
■ÜLIis^^.-.-^-.. .
f^^ <^«i7V^^ - ?
w^mv~-
Von Felix Dörmann sind im gleichen Verlag erschienen:
Der platonische Wüstling
und
Tuberosen
Gedichte
üllKfiK^
Ut^iVERS^W üf IIÜNO;^
Wi'<a>^« »• *»\
"fi?'*)»3*'£^i33?-B'**t"!Ä>''^
.:'!;?v/.n'^
i^i
isfe
^iMu