I
i'
I
Tatsächlich, es ist soweit! Die Organisation für
unser Treffen steht, der Reader ist erstellt.
Nachdem
lange Zeit wenig passiert ' war
lange ,
keine Texte, keine Vorschläge eingingen, stapelte
sich, in den letzten Wochen die Arbeit, jagten sich
liefen die Telefonlei-
Vorbereitungstermine ,
jetzt heißt es: wir können losle-
die
tungen heiß
gen!
in
Zur 'Geschichte': Während der * Libertären Tage'
Frankfurt an Ostern '87 traf sich die Arbeits-
gruppe 'Anarchisten und Homosexualität', dieetwa
15 Leute anlockte. Nebisn viel Frust und Sprachlo-
sigkeit stand dort vor allem eins im Vordergrund:
es ist an der Zeit, endlich unsere Inhalte zu
formulieren, diese im politischen Kampf umzusetzen
und eine' kontinuierliche Vernetzung unserer Zusam-
menhänge herzustellen. Aus diesem Anspruch heraus
fand dann im Oktober '87 im Göttinger Waldschlöß-
chen das erste bundesweite Treffen schwuler Anar-
chisten (und anderer) unter dem Motto 'Anarchie
und Sinnlichkeit' statt. 40 Männer nahmen an dem
Wochenende teil> Frauen waren (leider) keine ge-
kommen. Selten, so empfanden es die meisten, hatte
mann eine so lockere Athmosphäre, ein so interes-
siertes Umgehen miteinander bei einem politischen
Treffen erlebt. Die in Göttingen anformulierten
Inhalte, das Ergebnis der Diskussionen waren maß-
geblich für den Vorschlag zum inhaltlichen Ablauf
in Berlin,
Zur Vorbereitung: Eine Gruppe um die SfE^Leute in
Berlin brachte das Organisatorische auf die Beine.
Räumlichkf^T ^*^n Vprnf 1 eoiincr . Pennnlätze . . . Eine
andere
Verpflegung , Pennplätze
traf sich ein Wochenende
Frankfurt,
che
Mann
Gruppe traf sich ein Wochenende lang in
um die euch hier vorliegende inhaltli-
Konzeption zu erarbeiten. Für beides gilt:
kann es wohl nie jedem Recht machen, doch
wurde zumindest versucht, möglichst viele geäußer-
te Aspekte und Interessen zu berücksichtigen.
Zum Treffen selbst: Alles, was wir tun konnten,
haben wir getan; der Rest liegt bei euch selbst.
Wie gut, wie interessant, wie bunt das ganze wer-
den wird, hängt von eurer Eigeninitiative ab.
Einige Vorschläge: Musik. Theater, Kabarett, Me-
dien, Lesungen, alles ist möglich und ausdrücklich
erwünscht. Überlegt euch 'was, stellt was auf die
Beine!
Ergebnisse,
kommen
Bringt Musik- und Videocassetten' mit.
denen wir hoffentlich
Die
zu
werden, sind nicht allein
gemeinsam
für 's Papier
gedacht; direkte Aktion ist angesagt (da ist das
Feld der Möglichkeiten ja fast unbegrenzt). Über-
legt euch, was, wie, wozu!
Zum
tion!
Schluß noch eine Bitte zur ' Arbeitsorganisa-
: Es soll
Treffens geben.
haben
diesmal wirklich eine
nach
Doku des
gezeigt,
richtung Heimat rasch nachläßt.
AG'
Die Erfahrungen nach Oöttingen
daß der Elan nach der Abfahrt
m
kolliert
h
Also bitte proto-
eure Abs, haltet möglichst alles fest,
damit vieles, was wichtig ist, nicht verlorengeht.
In der Hoffnung auf tolle Tage .und Nächte in
Berlin und mit vielen lieben Grüß-n aus Frankfurt
4 * •
INHALT
VORSCHLAG ZUM INHALTLICHEN ABLAUF
4
'BEWEGUNG IM STILLSTAND'
6
- Für
contre la normalite: Die Ursprünge der F.H.A.R.
eine homosexuelle Weltanschauung. '
Anarchisten und Homosexualität / Geschichtliches
aus dem Reader der 'Libertären Tage'
Deutscher Schwulenf ilm : Müde Schwestern der Revolu-
tlon
Strukturkritik gegen das Ghetto
Gedanken zum Ghettobegriff
Sind linke Männer schwulenf eindl ich?.
Dannecker - Untersuchung
7
8
10
13
16
18
22
28
' (PATRI)ARCHAT'
BRD
- Männerbewegung in der
- Neue Männer braucht der Staat
- Schwule und Heteros
L
- Schwule Männerbilder
- Politische Erklärung zum Thema AIDS
'ANARCHAT'
30
31
35
38
40
42
44
Männerherrschaft, Frauenunterdrückung und Schwuien-
vernichtung im Faschismus: 'Gedanken' Himmlers
Die 'Entdeckung des Organs I / Die Funktion des
Orgasmus (Reich)
Das homosexuelle Verlangen (Hocquengem)
Sexualität und Freiheit
44
46
50
54
•PERSPEKTIVEN'
57
Abrüstung von unten?
Pressesplitter
Reformen des §175 (Übersicht)
gegen die Symbolik der Macht
Radio Dreyeckland
Martin Dannecker antwortet nicht.
- Schwule:
58
66
68
68
69
70
INHALTLICHER ABLAUF
Freitag, 12.02.1988:
- Eingangsplenum
* Diskussion um Konzept des Treffens
* Vorst,ellungsrunde
* Austausch über aktuelle Aktivitäten
- ■ Fete
Samstag, 13.02.1988
- 'BEWEGUNG IM STILLSTAND*
* AG 1:
AG 2:
Geschichte der Männer- und Schwulenbewegung und unser
Frust daran
(Entwicklung der Bewegung (en) bis heute; Analyse der
aktuellen Situation; der Weg ins Ghetto und die Lust
daran)
* AG 3:
AG '4:
@ Sexualität: familienfreundlich, schwulenfeindlich?
(Nichtthematisieru
stischen Bewegung;
von Sexualität in der anarchi-
.nke und Schwule; Toleranz statt
Auseinandersetzung, damals wie heute)
- Plenum
Sonntag, 14.02.1988:
- '(PÄTRI)ARCHAT'
( zu diesem Schwerpunkt wird es noch ein
Grundsatzpapier geben)
* AG 5:
AG 6:
Schwule als Täter in patriarchalen Strukturen
(Auch Schwule benutzen ihre^ Stellung als Mann im
Patriarchat: ein Stück Frauenunterdrückung)
* AG 7:
AG 8:
Männer als Opfer in patriarchalen Strukturen
(Gefühlsverarmung, Konkurrenz, Homophobie: Nagel zum
)
Montag, 15.02.1988:
- 'ANARCHAT'
* AG 9:
AG 10:
AG 11:
AG 12:
Inwieweit ist Sexualität revolutionär? Was ist unsere
Utopie?
. pitfa
- 4 -
V
- Plenum
Dienstag, 16.02.1988:
- ' Perspektiven '
*■ PG 13
AG 14
AG 15
AG 16
Bei der Vorbereitung dieses Schwerpunktes hatten wir
große Schwierigkeiten, Perspektiven für Menschen aus
verschiedensten Zusammenhängen vorzuformulieren. Die
Perspektivdebatte sollte unserer Meinung nach durch
die Arbeitsergebnisse der vorangegangenen Tage
bestimmt werden, von den Interessen der Teilnehmer
abhängen. Uns sind folgende Ansätze eingefallen:
+ Aktions- und Widerstandsformen
+ Schwule Medien und Öffentlichkeitsarbeit
+ IWF-Kampagne
+ AIDS
+ eigene Strukturen
+ Entghettoisierung
+ neues (autonomes) Männerbild
+ ( schwule ) Leben sang st
+ Erarbeitung eines Manifests
- Plenum
- Abschiedsfete
Mittwoch, 17.02,1988
- Abschlußplenum
- + «**> I t - T h h + T
5 -
f
s^wf^(/^< m ^luujAhip
r
- 6 -
Mai 1968 , .
Zwei Genossen verfassen den IMakalicxl. den sie unter-
zeichnen: d»Aciiun Pedcraslique Rcvoluiion.iirc. Acht
Exemplare werden an den Mauern der SoH>onne ange-
klebl Tags darauf sind sechs IMak.ile aÜKenssen. Acht
Tage später hängt keines mehr. Gleithzeil.g werden
lausend Flugblätter abgezogen und im üdcon (1 ) und m
den schwulen Udcn von Paris verteUt.
28.Junil969 ,, , ,
Nach dem Mord an einem jungen llumo.cxuelien durch
die Polizei erste SchlageKi zwischen den liuilcn und
den llumoscxuellcn. die von Mitglieder der Wumen s
Liberation unterstützt wenden. Dies war die Oebuits-
stunde der Gay Liberation Front in den Vereu)igten
Staaun.
Scptqmbcr 1970
Nach der der Frauenl)cfreiungKewid.ncUi. Au.g.lbe der
Zeitschrift ..Partisans" nimmt eine Gtupiie von Lesben,
die sich in einer revolutionären Bewegung i>rKani!.icrcn
woUlc. aU homosexueUe Koniakt mit der Krauenl^ewe-
gung auf,
18. Februar 1971 ...
Eine gewisse AnzalU Homosexueller vereinigt sich mit
dieser autonomen Frauengruppe.
h
P
S.Mär* 1971 ..•,■, i.u
Diese noch namenlose gemischte Gruppe beledigt sich
aktiv an der Sabotage der Podinmsdiskussion in der
MutualiU unter dem Thema .Laiftcz-les vivrc' (2), die
gclcilcl wird von Herrn Lejcunc und MIlc. Dicncsch,
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'c-n * -^"^^^n "::"^'':.. .vrl!!"'' "c//,:' '^C
Plakaten und Inschriften bedeckt, die mehrere Tage
nicht entfernt werden. Drei Verhaftungen.
27. Juni 1971
J ahresl^g der Gründung der Gay Liberation Front. Klei-
ne Kundgebung im Garten der Tuilericn (Gesänge und
Verkauf von Zeitungen), die durch die massive Ankunft
von Dullen unterbrochen wird. Vier vorübergehende
Festnahnten.
Juü 1971
Umfangreiche Teilnahme der FHAR
den Hallen von Paris.
letzten Fest in
t
. • ■ "•'"^-'inj;
Anmerkungen der Ubcrtcttcn
1 El hindcli lieh um daa Theater d'Odcon, du von J.L. BarrauU
geleitet wurde.
2 Lcjcune war Prüiident der französuchen Anti-Ahtreibungt-
kimpagne, MIlc. Dicnochin mehreren Regierungen Familien*
ministerin. , .
3 Mcnie Gregoire hatte lange Zeit beim rranzöibch-tprichigen
Rdditj LuKcmburg^cine regelmäßige Sendung für Eraiehungi*
und Lebensfragen.
4 Ceniicr ist Teil der Färber Univenität; Abteilungen Soiiotogie
und Rechtswissenschaft,
5 Der Biirgcrmcistcr von Tourt, Royer, hatte sich mehrfach
durch dai Verbot Kincr Meinung nach obnöncr Filme uiid
Bücher hcrvorgeUn.
7
Guy Iloct^ucn^licni
Für eine homosexuelle Weluiistliauunt;
Liebe Iteilll nidil, sirli it» die Aiikcii icluii. mhkIciii v,v-
meinsam in die gleiche UiehiunH scIluhm. t-'^'t'nl-KMi-
piiy)
I)a» heißt, Ua(i der eine hiniei ilein .iiuUren m in niitli
(der Sehuiile vom Uiensl, lii! In! liÜ). .ilivr niihl niihe-
dingt der eine im andern. UuinoseM.eile M.ulu? Rev»»-
lulionürc Oit^iinisaliun?
Viele Freunde und rreiuulimun l'i.i^in mi h, was die
FllAK ist. Ks |;ibl uns erst seil zwei Munaien uml ieder
redet davon, fcln „Manilest" zu inatlien und uns em
„politisehes Mniimal]>roi;ianun" /u j;cl>eii etc. Das K^'n
schon soweit, dali eine Grupiie siili seihst ,.rt)iitiMhe
Komniissiün" ycnannl hat und ein km/es Meislei werk
von einer revolutionären IJaii.diial zuilande huehle ~
so schnell veigesi.en wie ^eie--en. l'nil hei tnihreehen-
dcr Dunkelheit auf einem i'lciunn in tiei Uinveisital
'konnte man einen Weltheweih an verhaUm Cl.uu hi>-
mus- — gemessen an der Laulbtarke des KlaUehens —
über das Thema, hören: „Wenn die huigerlichen llinno-
sexnellen glauben, i\^i^ sie liieihei kipmafcen können,
dann tauschen sie sich." biinilose F.rklaruhg übrigens,
denn offenbar fühlte sieh niemand gelridfea
Und dann: wir sind ÖOÜ, ohne Leitung, ohne liasisi* So
ist CS. , ■ I II ■
Was die FIL\R ausmacht und was keine politische liasis
je zusammenfassen könnte, ist ein wortloses Einver-
ständnis, das man in den Versammlungen der klemcn
Gruppen eher erfahren konnte als in den Plena. cmc
Art. unter uns zu reden, eine andere, mit anderen zu
reden, etwa», das sich in keiner Formel cinfangen lUlit,
weil CS zur gleichen Zeit politisch und lebensnotwendig
Ut. etwas, was man umständlich mit „Uiskussionsclub"
..,, „politisches Grüppchcn ..." umschreiben könnte.
AU dies und noch etwas anderes.
Und Plena wie Uordclle;dic kleinen Gruppen, halb Fete,
halb Psychodrama, Tunten und Linke. Und ein großes
Problem mit den Frauen. Ich denke, daß wir kein Mani-
fest erstellen werden, daß das U(»rdcll der Plena konsti-
tutiv ist: wenn man zu 800 ist, kann man nur noch In-
formationcn sammeln. Wir haben viel Zeil: wir haben
nicht, wie die anderen linken Gruppen, die Angst vor
der Spaltung, die Angst vor dem Tod der Gruppe.
Wir sind keine Gruppe, wir sintI eine Bewegung. Lassen
wir das Etikett fallen: die FHAR gehört niemandem,
sie ist niemand. Sie ist nichts als die Homosexualität in
Bewegung. Alle bewußten Homosexuellen sind die
FHAR: jede Diskussion zu zweit, zu dritt ist die FI-L\R.
Die Eifersüchteleien, der Strich, das Schminken, die
Liebe: das ist die FHAR.und auch die Demo vom l. Mai
oder die Nr. 12 vonTOUT. Die Zweifel, die Rückzüge:
auch das ist die FHAR. ,
Ich habe das Gefühl, daß sich in der FHAR nichts ver-
hcrt: meistens geht es ja so. daß die Vervielfachung der
affektiven Beziehungen jede einzelne schwächt. In der
FHAR geschieht das, glaube ich, nicht.
Ja. wir sind eine Milchstraße von Gefühlen und Aktio-
nen. Und ich bh. ni'-hl lur diese KiaiunKcn auf die
Schnelle; für das Wettrennen iiaeli Identilikatiun: lu
wissen, wer man ist. sich gcRcnuher anilercn Lmken
fesliegen. Wir brauchen keinen Vater mehr, auch m der
Form einer politischen Basis nicht.
Wenn wir geschrieben haben, d:iß wir g^gen den ameri-
kanischen Imperialismus, für die Arbeiter von Renault,
gegen die Bourgeoisie sind, wozu dient das? Die bv
Linken unter uns zu beruhigen?
Wir sind mehr uls Homosexuelle, weil wir die Revolu-
üon wollen", ..Wir müssen ei.je a!l^emelnc Pos.lKin
»um Klassenkampf beziehen". So retlen einige von uns
- nicht immer die, die vorher einer anderen linken
Gruppe angehörten. Alle, .' .' von der Idee der Pohi.k
noch beeindruckt sind. Nunl hh denke, daß wir keine
andere Ausgangsbasis als unsere bewußte IhMnosexuali-
lät brauchen; nur tauscht man sieh, wenn nun glaubt,
daß ein bewußter Homosexueller nur ein gewuhnlidier
Hoinoscxueller in der Haut eines Rcvoluiion.irs ist. Ich *
erkläre inicli: Ich glaube, daß die bew-ußi gelelUe lltmio-
sexualiliil mehr ist als eine Form uiuerdnirkler bexua-
lilät; sie ist nicht nur eine Art, aflektive bc?.ieliuiigen
einzugehen, sie enlhiilt mehr als eine llaliunggfgenuber
der Familie und der llclerosexüalilal.
Wir sind .-ds Rcvoluiionäie keine Spezi.distni in Fragen
derScxualilat.lch denke. daß ein bewußlerl Im mosexuel-
ler eine Art hat, die gesanilen /iisunimenlMiige m der
Well inklusive der Politik anzugehen, die fai ihn beson-
ders ist. Und eben wcÜ er seine ganz besondere Silua-
tion erlebt, sie auch annimmt, lial d-jS,-was er »lenkt, ei-
nen universellen Werl. Daher brauchen wir keine revo-
lutionären Verallgemeinerungen, keine Abstraktionen,
die ohne Überzeugung wiederholt werden.
Ich meine sogar, daß die homosexuelle Wellanschauung
zur Zeit die radikalste Art ist, über alles zu reden und
in alles einzugreifen. Diese Weltanschauung inaclu cü
uns möglich, auf jedes ailiäglichc oder politische Ereig-
nis^cmeinsam /u reagieren, ohne daß wir uns zuvor ab-
gesprochen hatten und ganz ohne pulilischc hasis.
Ich werde zu sagen versuchen, wie ich diese homosexuel-
le Weltanschauung lebe: das heißt nicht, i\^i^ ich es für
moghch halte, sie in einem Manit'csl zusammcn/.ufasscn,
im Gegenteil.
Vor allem verweigern wir' liomosexucilcn yr^ic Rolle:
weil uns sogar die Idee einer Rolle zuwider ist. Wir wol-
len keine Frauen, keine Männer sein — und die Genos-
sen Transvcstilen können dies am besten erklären. Wir
wissen, daß die Gesellschaft Angst vor allem hat, was
ganz tief aus uns rauskomml, da sie die Dinge einord-
nen muß, \\m zu herrschen. Identifizieren, um zu unter-
drücken. Daher können wir hinter ihren Kntfremdun-
gen die einzelnen Leute wiederfinden. Unsere Zusam-
mcnhanglosigkeit. unsere Unsteiigkeit verschreckcn
den Bürger; wir können uns nicht festlegen, auch nicht
in der. Haltung des proletarischen Rcvoluiimiars; in un-
serem Fleisch haben wir unter der Rolle des Mackcrs ge-
litten, die man uns aufgezwiingcn hat. V(m nun an ist
uns jede Rolle zuwider. Die Rolle des Chcts ebenso wie
die des Sklaven. Und wir liaben die lürfahrung des Ver'
rati gemacht. Zwischen uns homosexuellen Männern
und den Frauen bleibt dieser UntcrsUiied: wir haben
das Lager der Unterdrücker verraten, das der Mackcr.
Der Verrat ist uns geläufig. Von jetzt an wissen wir
nämlich, daß man nur verraten kann, was sich verhärtet
und unterdrückt. In jedem Augenblick können wir einen
kritischen Blick auf uns selbst werfen, weil dieses ,uns
selbst' vor unseren eigenen Augen verschwiinmi. Wir
wissen nicht mehr genau, was wir selbst siikI. Man hat
uns gesagt, wir seien Manner und man hrli..ndell uns
wie Frauen. Ja. für unsere Feinile sind wir verräterisch,
falbch'und verschlagen: in unserer sozialen La^e können
wir die Männer in jedem Augenhliek im Stuh lav^en.
Wir sind Verräter und wir sind stc»!/. darauf. Mehr als je-
de andere hat uns die Idee der Normalilal unterdrückt.
Man hat uns erkläii, daß es nonn.il sei, Fr.iuen zu bum-
sen und da haben wir alles bc^;ririen. Das Noinule iden-
tifiziert sich mit den^ was uns uuleuli iit kl. .] ede Nor-
malität gibt uns das kaUe Grauen, und sei es die der
Revolution. Wir wissen, iUW eine „normale" Kevolulion
uns ausschließt. Wir haben verslanden, ilafi jede wahre
Revolution die Normalität .lussi hließl.
Und schließlich haben wir eine tcine Seusibiliial lur
Ilerrschaflsbezichungen tnl wickelt. Was wir ..IMialh»-
kratismus" nennen, bcsehrimkl sieh mein auf den
männlichen Mann, der stid/ iM auf seinen dicken
Schwanz. Wir können den intellektuellen l'h.dlokraiis-
mus aufstöbern, die ruhige Sicheiheil hcun Ikhaupien
der eigenen Ideen. Den pseudorevi.hiiionaren Phallu-
kratismus, der alles verändern will .uißci sieh selbst.
Wo andere Erklärungen lur bareMün/.e nehmen, spüren
wir Hochstapelei und Aggressiiui. Zwisiheu uns Hech-
let und eiUilechlel sieh ohne Uiilcilaß ein Net/, von
MaciltbeziehunKcn - so schnell Version wie aulgebaui.
Das alles erlaubt -ins, jedes Phänomen an unserer Wahr-
heit zu bcmesse» : nur aus meiner jiornosexuellen Welt-
anschauung heraus koiinlc ich sagen, wanini ich auf
8 -
der Seile des Ircicn Licn^-alcn .und: weil die riu>lulH.-
närc „NurmatiUl" die Uengalis uu. dem Laner <lcr neh-
ligcn-Rcvoluiion ausschloß: die des wahren Volk.kjmp-
fcs, normaiisicrui, standardisiertes» mauistiscUcs Kritc
Unsere Homosexualität zu leben bcschrÄnki sich nicht
darauf, mit Jungen zu schlafen, lis fangt eher damit an.
Unsere Weltanschauung ist: „Liebe zwischen un..
Kampf den anderen", wobei dieses .zwisclien uns un-
endlich ausdehnbar und ci auszudehnen da« Ziel dieses
Kampfes ist. ,
Keine wirkliche Liebe ohne Gicichheii: die Welt dur-
stete nach Liebe, wir jedoch wissen, daß die von den
Heterosexuellen angcboitnc nur dazu dient, die Unter-
drückung der Frau durch den Mann zu versehleiern.
Daher ist die homosexuelle Liebe im Augenblick die
einzige Liebe, die die Gleichheit anstrebt, da sie wegen
ihrer Marginalilät keinen sozialen Nutzen darstellt; da
die Gesellschaft in ihr die Herrschaflsbeziehungen noch
nicht eingeschrieben hat: da die Rollen Mann/Frau
Gcrickter/Ficker, Herr/Sklave in ihr ungefestigt und
augenblicklich austauschbar sind.
Dies aUes verteidigen wir unter dem Namen „llomüsc-
xualtlät". Deshalb sagen wir: ..Wir werden erst normal
sein, wenn ihr alle homosexuell seid": wir wollen kerne
von der Hetcrosexualität akzeptierte Homosexualität.
Weil in unseren Gesellschaften die Hcteroscxualität die
Regel, die Norm ist und weil man nicht die Norm und
das Anormale nebeneinander existieren lassen kann. Ls
gibt notwcndigcrvvcise einen Kampf zwischen beiden.
Wir wollen das Ende der Ilelerosexualitäl - m dem
Sinn, wie die Hetcrosexualität zur Zeit ein notwendiges
Unterdruckungsvcrhaltnis ist. Es ist nicht nur eine se-
xuelle Frage, es ist vor allem eine affektive Frage.
Die Beziehung der Penetration der Frau durch den
Mann wurde durch dasjudeo-christliche-kapitaüstische
System mit einem solchen Wert mvesticrt, daß kein
emanzipierter Heterosexueller es ignorieren kann.
Denn wenn er seine Frau nicht f.ckl. ist er frustriert.
Viele sagen; unser Ziel ist es nicht, eine einzige Sexuali-
tat die Homosexualität einzurichten. Wir sind für die
Uiscxualitäti für die sexuelle und affektive Fre.heU.
Und diese sagen auch: was zahlt, ist eine wirkliche Lie-
besbeziehung zwischen allen: Männern und trauen,
Männern und Männern oder Frauen und t-raucn.
Aber CS gibt keine Gleichheit in der Liebe ohne Kampf,
da die Gesellschaft aus der Liebe ein Mittel macht, die
Ungleichheit zu verewigen.
Die konkrete Form dieses Kampfes, der man mcht ent-
gehen kann, ist der lange Marsch durch die Homosexua-
lität. Der Manch durch die vollkommen akzeptierte
Homosexualität: . ^ . l
ich glaube, daß jene, die sagen ..aber mein Geschmack
ist bisexuell, ich will jeden lieben", daß diese sich den
Moment ersparen wollen, in dem ihre Sexualität und
Affekliviiät dem dominierenden Modell vollkommen
entgeht. Um es wie Margret in einem Wort zu sagen,
ich glaube nicht an die liisexualilät hier und sofort,
weil sie notwendigerweise von den herrsclicnden affek:^
tivcn Üeziehungcn der Heteruscxualilät abgeleitet wird.
Da sie Unlerdrückungsvcrhällnisse nur übertragt.
Ich könnte nur an eine von der Homosexualität abgelei-
tete Uisexualilät glauben, das heißt am Tage, wo der
homosexuelle Kampf wirklich jede sexuelle Norm zer-
stört haben wird.
An diesem Tag werden sogar die Worte „Homosexuali-
tät" und „Hcterosexualitäi" ihren Sinn verlieren.
Vorher nicht.
So kann ich bis zu diesem Tag die Heterosexuellen mc
so lieben wie ich die HomosexucUen liebe. Eben weil
die Heterosexuellen mich weiterhin unterdrücken. Wer
von Liebe ohne Kampf gegen das herrschende Modell
der Liebe träumt, unterwirft sich. Wieviele amerikani-
sehe Hippies: sie wollten sofort eine richtige Kommu-
nikalion zwischen allen Leuten hersicllcn, haben damit
aber nur den Kampf- auch den in den eigenen Reihen
- versteckt.
„Woodstücl-Nalion", die Well der Jugendlichen auf
Popfe&livaU /ibt uns eine Lehre; daß der Klassenkampf
auch ein Kampf für den Ausdruck des Verlangen», für
die KommunikaiK'ii ist, und nicht nur ökonomischer
und politischer Km. ])f.
Aber sie kann uns auch etwas verstecken: daß man nur
wirklich kommunizieren kann, wenn man gleich ist.
Und dies ist nicht möglich, solange die wenn auch
emanzipierte Hcteroscxualität die Regel in dieser Welt
der Jugendlichen ist. Es gibt keine wirkliche Liebe, wenn
die Sexualität verdrängt ist: jeder ist damit einverstan-
den.
Verdrängen wir dann nicht die HeteroLiebc, wie die
Heieros die homosexuelle Liebe verdrängen? Ich glaube
nicht I
Z.B. die Ucziehung zwischen homosexuellen Männern
und Frauen in der FHAR; diese — so glaube ich - sind
wirkliche Liebesl)ezichungen. obschon wir nicht zu-
sammen Ticken. Nun. genau weil wir nicht zusammen
fickcn. sind es wirkliche Liebesbezichun^en.
Die ScxuaJiiäl in meiner Beziehung äu einer Lesbc wird
nicht verdrängt; sie wäre jedoch verdrängt in meiner
Beziehung zu einem anderen Mädchen, das sich immer
vorstellt, ich wolle mit ihr schlafen. Die Sexualität ist
nicht verdrängt, ab er die Penctrationsbezichung ( l ) wird
von beiden Seilen bewußt verweigert.
Was unser Einverständnis, unsere Liebe m CUeichhcU
mit den Lesben ausmacht, ist die liciderseilij^e Verwei-
gerung der PenetralionsbezieliunR.
Wir verdrängen nichts: wir verweigern zusammen in ei-
nem gcmcinsumen Einverständnis das herrschende he-
terosexuelle Modell.
Dieses Einverblandnib ist eine wirkliche Liebe, weil es
auf einem authentist hcn Vvrltingcn gründet: dem Ver-
langen, dem Normalen zu einteilen.
Es ist eine Liebe mit ihrer libidin.ilcn Form: ^ir küssen
uns gerne, wir finden uns schon. Nur ein Bourgeuis
kann sich noch voistcllen, daß die wirkliehe l/icbc ihre
Wahrheil im Eindringen eines Schwanzes in die Vagina
findet. Es gibt 36.000 andere Arien der Liebe, sogar
mehr: aber genau diese eine Form ist jene, die zur Zeil
die wirkliche Liebe ausschließt. Jede .»Hckiivc Bezie-
hung hat ihre sexuellen Verlängerungen; aber diese
sind nicht notwendigerweise die Pcneiraiiun - im Ge-
genteil.
1 Ich verilelie uiucr ,,1'rneli j(i«njhc/ichui\K" tlii- helcroicxuel-
lu UctiehunK- ilcr l'rjijrr dci lii-rrkLlicrnilci) riullui pcnctnert
die unlerw(jr!fnc V.igittA, gncIlichalllKh in bc ruj( lut Kejiro-
duktion (logar wenn »c meistern durch die Füic vermieden
w irti ) .
Uai hat natürlich nichts >Tiil dem Arschlickcn all umkehrbare
homoiexuellc Praxis zu tun, soga/ wenn tic in Augenblicken
die hcteroKKufllc Fcnctraltonsbczichung imiiieri.
- 9 -
CXuy)
Abscheu, Hitleid und liberale Toleranz
Anarchisten
und
Homosexualität
Schuule/lesbische Anarchist/inn/en ' - libertärer Hachismo
i.h -n^hf- «ich -It <n.rchi«t/inn/«n» SchOul.n. L««b«n und schuul«n/l«»bisch.n An.rchiat/inn/.n unt.r Ein-
"'r' r.i"^! .rä. ^^unS: I^'fr.iSr U.:2 zI nin^?!c;..lt,9.h.t>. Od«, u. on.t noch d..u in d.n
c? ..!h !!I ?in!l kB-it El folQ.n .in p.ar .inrühr. nd. Tundst.ll.n; ai. soll.n .nr.q.n, »ufr.g.n. .rr.-
Sinn ""^.'*^' ."""•^°-"J- ^" ^^JJJ^^'^^/JJ^lJ.ieh.n , In.chlSgig.n L..r.t.ll.n. J.doch .ntzi.ht .ich d..
8::;,:°nS::ni'i:id:r":'in:r;ü;"bir:n Si'.t:il.ng....Und .chli.OUch zur .innlich.n (t.i <'i"."^Th^»;.-;Vr„)
Einst'lmiiiung «u«»chnltt» au« G»dicht«n.
w
Pierre D. Proudhon
(übar Homo8«»u«llti*t, dl« für ihn d«n SchluOpunkt in
■dar Hit» dar Harabuürdlgungan dar Liab« daratallt)
Wor drelOig Jahren arragta achon allaln dar Gadanka
an dl€aan Uihnwltz laainan Ekel (...) Abar dia Scha«-
hartigkalt daa fünfzigjahrigan Wannaa kann nicht dia
daa iwaniigjührigan Jünglinga aain. Uir. Fraunde dar
Ravblution und ra»ili«nviJtar, haban nKwlich ain zu
. groOaa IntareaaB, «ndlich dia Cahelmniasa dar Saale
2U «nUchlaiarn und eile Quellen der Unmoral zu er-
kennen, ala daO ulr vor irgendeiner Unterauchung lu-
rückechrecWen dürften, ao ebachaulich ala für dia
Natur und eo echmer zlich ele für die Vernunft euch
eel. (•••)
Ohne wie daa Alte Teatatnant bia zur Forderung nach
Louise nichel
la tincm OtdiehU bW Mftriw Tod wf^ «i«: ^Jitct
üt M sn Eadt. FQr immir •cliltrt lit in Dunktl dar
Erde; li« nftbn in Todt inMr UUtu L&cheln mit
V«n Hin litft mtw ihrtm L«ieh«niUi&a Ubtmlii b*-
frtbm."
,4eh gUabU, d
toban sa kttoB«; »b«r iolt hatU noch moia« Wutttr, —
Botn« HatUr «ad di« Rorolatioa. J»Ut Üb« ieb nan-
■ohr dio RoTolutioB."
Todesstrafe gahan zu uollan, badauara ich, daO diasa
sich bei una Immar mehr ai>sbrait«nda Schande eowial
Ouldung arfHhrt. Ich uünachta, aia würde in allen
Fallen der Vergewaltigung glaichgaaetzt und mit 20
fahren Zuchthaus bastraft. Doch am baatan uüra «a,
ain Geganmittal zu finden. (...)
Bereitat diese Paarung yldar dia Natur, in diesem
"Geachlachteakt" zualar nännar oder zueier frauan,
ainan ätzenden GenuQ, der die übaraattigtan Sinne
ueckt, «o wie des nanachanfleisch dam Kannibalen, ao
aegt man, jeden anderen Festachmaua fada arschainan
läOt? Uäre elao die Homosaxualität ain Craatz für
nenachanfrasBarel?. . .
(in: Oa le juat ice... 1B5B)
Wie pTQ««n*oo. Kin Lindl- . pnJiuraiw, »!•»*»" er die -piulanncriKKr Schule* «n:oi
nunn am B««»^««, ^r iKm «o »i*l« »frdtnki. fi ipiirr
•ndnit« , «THe*»h Kiniricr mne Nichiichi legffiübcT der
Knabenlirbe nur •t'hWcht. ( ■ • - )
üif 7.*mkvttKkeit lo -bewKiercT- Reiw kann (iem in-
quiiiinrnriirn Blick ein« Proudhon nicht cniphm, der
■ich. >fe vcnhioKicT Hotnoaexorller. icum di«e l-cnn «Jer
Liebf «pcm, (...) Protidbon rrnUch-
(i|tt Tnurier, ■*<!{» (knchitrarhlechilichc Veretni)iuii|[m tu
heilifcen*. Vi JmiIm v^t nm einer Anrfifc beim GenersK
beUnce
RetWl »aRert: Ihr »eid PÜderaiirn (. . .) Wenn erwiesen i«,
da8 der Iwrieriwnu* umnonitiich »*l. »nuÄ nun ihn wctbte-
»en. |. . .] Lhi wirO nicht Ver(.»ii;unt. lonJern rrchiinüfti|>e
Vcrteuliicung »ein.-
(D. Gufctin im Vorwort zu: Fouriar
ftua dar Neuan Liebesuelt 1977)
Erich Mühsam
. HtrKUunien, die aas
kAnnen ote unbüielisch oder
Ucbe geschelien.
nnmoriltsch sdn.
f.,.) Hindlungen,'
nach Ireiwtilicem
(in: Die Homosexuelität 1903)
(Leurence Baron Hühaewa
indlvidualisti schar An«r-
chiamua in: Scheinwerfer
oder rUrbt ein ... 1978)
fUe iwel erwictuenc Meuchen
Uebereinkoinmen und olioe. du» »le dabei Schaden
nehmen, mllelninder iyjiflhreii. hiben tBr einen
Dritlen nicht «nfaÜietUch ta «In, denn sie lehen
ihn nlchü in. Unlilhcti»ch «nd unniorall»cli tber Itl
es, weil UkUoi und »ufdrinfltcU, *enn (eintnd sich onje-
fräfl mll »einen morilischen Vonirtelten hi die Intimsten
PriYidngeleienhellen anderer Utite einmischt Dinini
solUe man »oldic £lndrin|Bo|e unschadllcJ. machen.
I ^ ^ mix Ut es
daher noch nie klar geworfea, we»h»lb man homor
acxuellc Menschen als krank beidchoen »IL Ocviii
Skid sie »nders »U Norinitie Mette. Weon darma»
aber die Normalen den ScUnss herleiten wollen, d«»
ak also krank sind, «o kfionen die Homo»eM*Uen
dasselbe von Ihrem Standpaaki aas mll demselbeo
Recht von den >k)rmalen behaapten. Bedaiiernsweel —
M, badaaeraswerl Had «c llomosexaeOen wtjW,
wcniffer aber wegen »rer Vefaalacanf — daaa
MchsleM. weiw »te den W^nscfa Ullen, »ach m«
w»..« *.r4^*hri.H u ummcb: — tbadcrs deshalb,
i
Noch brror ein twt« JsKr nKh der VcffifTentlidiuni w Dir Ho«o«x»-/iu* ■bteUalen war.
«niwarf Mü»»m. einen oWencn Brief sn die Le«r des Arm^n Ttmffl, der m« «n«n
aufterordentlKiien Ce«tfc«*nii «nJ Aolieten endeu; .!>-/ J« /"A*rr Br^tcbmrt f&e
HomosexmmUtit) mktrhmmpt i^t mxT |eK*nr*f« ^r^, ^'d^rnTt ^h. «'"' «-"T ;*^
AnlutHf.' Im iMerim hanc Mt^«m w*hrKi»einlich «m ef«e. hofwouellei Erleb«« «nd
(ühlu sich verpfliehiet. »ein« Au*Wnm|en ober HofiwiCTualiiäi lu »e»id«ren. In dem oHenen
»rief enihüll« et, ein Frrmd habe Bm da»on überreugi. Hom<»e™il..li wsre auch möclich
wenn skh eine rUumUth- ^«n«i«n|i eur .rtuellen Liebe itei,ene. p«i *f^^ ««*'
Mühums triil«fer ' :-:-;"'-- •-' > ^ i i.wn«^u*I.tl, ab Geb«
weil sie verfolft werden, well eine in mlltelaltcTÜchrm
Wahn leschaftene Qesctiiebunf sie Ittr Parias, Ver-
worienc. Verbrecher erkürl hat Deshalb, und aar
deslialb sind sie bedanemswert. (...)
Dann aber ist auch hervorzuheben, dass die'
Natur ~ als Wllleiismacht anfcnomn»en — vielleicht
■ende die Menschen, die Ihr zur Zeugung einer Nach-
konmienachaft nicht fedfriel erscheinen, cur Ver-
hOtuns' einer Delruchtuni aul das eigene Qeschlecht
hetzt. Denn, wenn Ich auch mit Cntscliltdcnhelt be<
streite, dau der Urnint a>i solcher slhisch Ifgendwie
hinter dem Heleroseiuenen turUckstchl, so will Idi
doch zugeben, dass rein biologisch bei rächtet, die
MonioscxuaHlil allerdings gegenOber der normalen
Veriniitunf etwu Mlnderverü{u brdeulct; kH'JII
deshalb clwti Mirnlerwertites, weil dtm Urotnr iit,
höchste QlOcktrciabI beim Uebeukt, du diranl U-'
ruht, dau bei der kfirperüehen wd »celUchen eagsiert
' VcrcinifUDC der bekicfi akh Ucbeadtn Mantchcn der
BatutimhJ hOdulcf CndJIckiinf citlehtcitig d«rch
dk beiden IfKUvidueti fUirt, dui dam Unilat diese«
OelDhl usdcnkbir idifttcr Sellfkell Iremd bleiben
muft. kh indclite alio die HomoseittiUtll alt bio-
(etltche Dfkadence^Cricbejnani a^aitcii.
Aber hl dem Worte JkkadeiKc" Ueft achon 4mr
Prüttcil fefCD die Annahme, daas der Uratnf nla
OeMltachartanzcriKli an ttelerer Stelle rmafterl; dleaa
Zarflckslcllvac Tcrdlenl tr Icdtcilch aU OeachtochU-
wcsen. Denn der Dekadent )at In der Rtfal nkhU
weniger ait ein Menich sweilen Oradu kb behaupte
bn Qctentell auf die Gefahr bin, daat nun meine
Detiaaptvni all vcrUoae Hypothese ablun wird —
welche Hypothese wlre nicht anfecblbir? — , 4au
hn dekadenten MtnKben die htehiten KulLar Mtnea
Stammet sim Aottrag kaniml, %o dats eine weitere
VerpJU Tunt dleaes Statiunes. dem eine Mherc
geistige Cnlwlcklani |a nan doch vcnagl Ut. «kht
mehr wflnKhcnBwerl Ist
iMkA-^-^- r 3|
fKI
in
Paul Goodman
Meine homosexuellen Handlungen haben mich zum Nigger ge-
micht. Objekt von willkürlicher Bruttlil»! und Erniedrigung, da mein
ausbrechender Impuls nicht als Recht anerkannt wird. Niemand
(außer kleine Kinder) hat einen Anspruch darauf, geliebt zu werden;
aber es gibt eine Art. jemanden zurückzuweisen, die ihm das Recht , zu
sein und er selbst zu «in. nicht nimmt; und das ist das Nächstbeste
nach Erwiderung der Liebe. Ich habe mich teilen solcher Behandlung
erfreut.
C . . .)in meinem Fall tchcint meine
Migger-gieiche Situation mich anzuregen, grundlegendere - wildere,
sii^kturierte. buntere • Menschlichkeit tu verlangen. Es ist eine
Nationale Befreiungsfront nötig, die sich aber mchl auf einen
Nationalsual beschränkt, sondern die Grenzen herunterreißt,
(in: Notiztn «in«» Sl»inzti tkans^rvatiwan 1969)
Peter, Schult
Milt* der 60Kr JWin C-l kepnn
ich nkht Iftntct nur dk CUÜ|kcll U-
tümmltr Normen uimI Cnttu mu-
Ewciftin, toAdtni bMtrill iniRSHnl
Ak Ucitlmilll 4n fwIbchlAUchan
SystcniA. ItMkm kh m«» <''* poUii*
•che uml ottuiwimBche IhiMrdnik-
kun| dtr drititn Wtll dcmonstrtaflc,
dnnomirttrU ich weh zu^lch |>t*n
mtinc tiftnc Micutlk tjnttrdrtekunf.
Der Maimch mufl ifUMunil tefrtit
werden, nkhl nur ml lincm Ctblct.
ich fUiltc mich MUdanidi mit den
Blicli Pintheii oder dtn Vtetconfi.
weil ich htrr Im Undc telbit cta Ncfcr
,w«r. lio HomOMXtwUBi.
(. ..iFtkdkUnfci
IM HomommUtit noch immer ein
fMnomen, mit dem «• nichl Tertii
«Mden. Air>edu FaU keiiM »Uwlvtr-
•UndUche Vifbnta der SexualJUt, von
Pidimtie Khon |v nkht tu nden.
Wk Unkt, m deren HinUrkopf Im-
>Mi noch der Sliilauiwili, der BuJte
niuet, die immei rtoch unbcwufit die
bOrierUchc Horel verwnctiidil haben
und mit lieh bcrumachteppen, aoUttn
•ich ««niptetu einmal mit der Ge-
Khichlc der HowoeexuatiUI befasien.
Vietteichl erkenne tk dann idion n>n
d^Mf die Fi^wftrdifkclt der icxuelUo
Normen In uMcrcr GeKtbchaf t. C - • ■ )
Paul Coodfflan sagt
ksn Veraammlungfln
haba, «bar auf ahi
gut gafahran aai.
I ainmvl, daß
alt achuul zu
r konsarvativ
(Ch. Shlwaiy
r «ich nia euT lirt-
trkannan gageben
n Konfaranzan da">it
in : B.u. )
ScxaaliUt wird tnt 4mm nrohiüofili,
man man die amMOa Kapitmion ik
HemcharikMtnuMM arkannt hat uM
■kh ikiniii Mhrt Dai keiat, ««on
man dk l><bferUch-lca|Mtabikcha Ca-
■BKhaft in Ihrer UntcidfUckunfi- mmä
AwtoevtuivüunktkM «ikmit hat,
d«ui wild dar HomoavxvtOe oder der
Plderut ach ak Uaieidracktea etfcan-
■en und ikh mll iBen anderen Unler-
mu flk dk Ahacha/liint d«a Pirainp-
beo 1 75 kinpf t, wer mit fbt dk Her-
■bützuni dei Sehuttallen bei Ju^nd-
a^ea eintritt odet Ifai dk Ckkhbe- .
■editifui« dei Homoaexuctkn kinct-
Wb de« SyatKiu. der kl kditUch dn
lUformkl . fenau fO wk der SaziaUr-
bettet oder dtr C«ran|»iM, der einik
wmi ^ein fbr eine Rafonn dei Straf-
«qI1zu|C9 eintritt und nicht dk Funk-
tton de* KAaMaa aenata In Frafe mU
Atuiabeulatan gemein
«- »w.. «hiwi. Wer rterdini« , ,, . r- ■ n
(Für alne aexualla Revolution - uidar die linken Spießer
in: Autonomie 5 1977)
Charley Shively
ich uar enttäuscht, daß im orfizlellen Programm des ■
Internationalen AnarcHlstantrerrens in Venedig 19Bü
Schwule oder Lesben nicht sichtbar wären. Nicht daß
Leeben oder Schwule eusgaachloaaen gewesen wMren.
Vi^le nehmen teil oder halfen bei der Durchführung.
Aber eie waren zumeiat unsichtber. In der Arbeits
Qrupp* "Llwing flnsrchy" betonte ich die Bedeutung
dar Sichtbarkeit. Homoaexualltüt ist nichts neues,
aber deren Sichtbarkeit. Ich verwies euf das päde-
rastlache Liebeewerhältnie zwischen Bakunin und
Ne^aav. Da sie einander nicht offen lieben konnten,
wurden ihre Leben und die Entuicklang des Anarchis-
mus auf traurige Weise beeinträchtigt. Ich zeigte
ein Exemplar von FagRsg, unasrem enarchiatischen
Schwulanblatt aus Boston (USA), und erklärte, daß
Sichtbarkeit haute ein zentraler Punkt im fchwulen/ .
F
lesbischen Befreiungskampf aei> (■■■)
In einer von uns selbst organiaierten schwulen AC
stellte ein Grieche die Frege, ob überheupt jemand
beides, Anarchist und achwul, aein könne. Für uns
keine leicht zu beantwortende frage, die auch mit
der Diskussion über Fsminismus und Ansrchismus ver-
Qleichber iat. Eine Frau aus Frankfurt hatte niimlich-
die Frage eufgauorfen. ob feministisches Denken und
Anarchismus zusammenpassen würden, und sie stellte
fest, daO die Kosten für Frauan unglaublich hoch
seien, dem zu entsprechen, was Anarcho-nsnnar von
ihnen erwarten würden. (.--)
Das überdachten auch wir Schwulen und tandiarten de-
zu, uns so wie die Frauen sbzusondern; einige fanden,
daß homosexuelles Verhalten selbst schon eine Form
von Anarchismus sei und deß schwulenfeindl icha Heta-
ros ellemal Anti-Anarchisten seien, Autoritäre mit
großen Sprüchen, aber daß wir, die Schwulen, in unse-
rer Sexualität die Bewehrer des achten Gaiatea dar
Freiheit und dee Aufruhrs ssien.
(in: Black Rosa Nr. 11 1985)
„Mirism-
Mir4am! — So liaiften ai« bcidt:
Ueine HntUrI
kleine Froontltnt
Oal) hin, moin Bnch, in d«n Grfcbwrt, wo iio ruhwl
Dftfi doch m*iD Leben eich achoell Teriehre, damit ich
bald b«i ihnan nihfl
Mich lOttt die gnU Lan|>w«iU. Uir bMht nichta
■•lir xa KelTan, nichta mehr tu fBrohten.
loh aohnn aiioh aum EndiiaL — Iflh bin
«it i«iM, dt« dit TriskwhsJt ail dnei
kutan DoUanistia hinwarfto.
t
llaaMirM LMba HUhela.
Park, P. lUj', 1H«>.
iME ijrrzTE NAarr
El bof Oain Laib wie «na Carl«
•ick fait sad anc in meinen Ann,
Und in den Auca» w>«h ^ ll^rta
dtr ilUn LtdM, v«k^ end nirm.
.~ Um) IrtiiM IUI* dann der Ta|
m Bit noch vnm. diaa* Nacht!
Sm «mmI noch dw Wonnan bAelni
dw lalcn U«b« darcehrMhll
nichate.
Hubert
Ich liabt« dich, alt »chau D«n Knabwibtick
aut waltanfaman. wundtrlramdar» Römarn
rf«r Ikarkanntnif Partamehlumtn »a, -
und main« Litb« war ain hmSas Glück,
ist sehiuchzand sw dsr Sahntucht Klauat nog:
dmn ich histt dir dai Gl«, dar»« du trankit. -
Mh all« Glut, die \ß tu« Ltiba ftotwnfe,
mft nllar Quat, ni dar aki «riUaa Han
)a •)r>M Manachan Liabwios «ardamimt.
ah ich, wia du um Mnt KIndhait ranfM
end rang mit dk um main nrfiSht Gsachti*. -
Du wvR »in Knaba - a. ein aehAnar Knab«.
ufd vor dir dairw Watt. - (eh aber habe
naneh VMb aaithor flaiahn, - doch nia airi GHclü
Und'nun - nun trUtit du wiadar mir antgaain
•in Xnflirq, dam d« Laban »ich tnthOlKa.
In dainan Augan It««! tin watchai Wah
von «inar Sahrtaucht. dt« weh rwcht «rifiltta.
Vn« tich mir fvrnar Tafl« Otutar^ r«««nl -
Es «t«it*n lobanibunt« Blldw hoch.
O Danlt. (taft ich im Stick dia Trtrta Mh'.
Nh liab' dich r«chl - leh tith' tf ^ F-^ehl
rvnm Klaitm, komm, fc/) mAoAf« mit dk acMa/an
M^mH Gm*aw. ptwif mtf dit Moni.
Nimm mtimn Sefmmm. k/i mftm tfa^nan,
nimm Ihn nur fwtt. b*\'^ff Ihn, nibt. ^
ptmm ihn fmt m d»in» khüm FmM.
Ach, rmi bin du iDr »in Sehlingwt.
dm kannt du *to au^ nun gut. d»nr nimm ihn In dfn Mund,
tJamundkMU9,aoitt%hafrHch.
ti»ftf. mmt Kitintf. dtin Mund Irt doch ^odL ^
kh vändm SfM dtiim liMV.
dm jarrar» titt dtimr ZShm. dm Smtf da/nm- LIppmt.
0, dkm WoHimt mm:ht mkh tum Gottl
Omktdm Hrwdim. dm Gsrmi Bdmtal
pubktain inft - und 9miga/ tufMcK
NiMt dnh'dkh, dain ftdekm fftltt mir.
0H^ »dmiHnti noch dän atfw ^we.
2*K* nicht, dm Schmmx fthl toräbm.
dmlumrmn Atdmt, wrmwt mwnt^nlm.
apirududh Hirn nkht
Si&tm du. nun g^t m aehon
Jj«, w ktl hmrH&,. wdndtdi^.
öfll^V Ott 0#0itfV1f AVI riwntWff^ w ^ •
Ach,wmwtdt/m6itmt.mttm9mrditLua.
t mac^ m «ucA dir Spai. ich hArw dkh $t6hnm.
Schmmx kmwimieh Lum wain. kh mt\, dtinm mäii . . .
I ^
SaMft nkht JO, Ai mmMtmich rmmtd.
kh karwtja kaum noch, main kiainm Gtnfmad. ■
t *
(.1.^, WflCkwy in; i.o, 190*?)
Si^
^UachHrt 'Ur
pmm aehufi f$ei
«lh«U
't
9)
(im 9«au *-c t;i Sackgei»»^ iVig)
Gustav Landauer
' Nun, a bat Tidi fcxclgt, tu dicrc Art Produkte da Vcr-
(iUi und der GclftWigkdt unter Lkbc verliehen. Sit verßeKen
Gunter die BcFfkdlrung icvllTcr MuskulalurbcdOrfnlire. die
In Verbfndunf mit Ülurionen, Trlumcn und RauChferohlcn
Icken. und Kaben hcrauBiefunden, dafi man, venn man nur |c-
aO|tftd »freie Ift. dklcr BeFrkdtiunf dk unfcahntcfte Mannlf-
Wilfkdl und Abvcdifelunf in den Formen |cbcn Iwnn.
Dem Produfct dei Vcrfalb IR allea fraftldi, allei Problem |e'
,«fden^ (...) Allem, ▼« man Irjend tun oder &d« au»-
dcnkcn kann, ftebt der arme AuffebAKItc mit der Fr»|c:
iWarum nlAt?« fe|aiOber. Warum fofl yh elfendidi nidit
Morden, Rcklcn, betrOgen. fauleniea himpe«? "Warum foO tdi
Mann nidtt mit dem Manne beben, da kb A»A dabei die auf-
iccendOcn k6rper(ld»en und die ttwlrmerifcbaen fedÄhen Ge-
:fahkk^7
' SteOcn vir uni feß, daO «Ir ein Bund der Gefunden find,
keine UM*tn, am denen dk lch«ußlld>c moderae Wdt heraw
vifkt, bndcm (bUtc, dk den Kraftobcrühufi kaben» daS Im
durdi ihr ^Ivatu und Affcntlldaet Leben dem immer vdta
um ßdi ffdfendcfl Skditum cntgefcnvirken.
(in: Tarnouska (Aufsatz) 1910)
John H , Hackay
<
Deitii — UtndiMi wir uni nidil — dicM'
Liel>e toll niehl acin! AU etmire wiHCaKbioneii
Ml tvfiniigstfln Jalu-liundert ton «ian GalMt« dn
Lei>eiu und lainer ErfnndiHitf; und Dantdlnnc,
CUuU nun tie luproUeii wa Lttnnon, indwn man
iiir jsdet Rflchi nintm;, idi»! 4ät Rodit 4m
Idxian Sehn». Dort wo nurSdiw«ig«n Ikamciit
4aä 5ehwAi|;en da Tod«, totien wir ardniadl
wvden, dort, aliMtlii vom Wnc«, wn Niemaml
vin itürt ... ( ■ • ■ )
Aiver mI — diase Liebo kai ctin Laikr tu Min,
wdl man m ftli- «in Laitar Idk, umI ni »«eca
daA fie es nicht iU, tondem «ina Li«be wm
JMk ander« lidM, ist d>en dn Yarbradienl —
. . ) Sie morden amen Lieb« — nnd M iabt Sie
«r dru m d w ohmtot Sduw — und dk Zukunft baltt
ihn wider I . I
(. . .) whI Jm «kii ihrer ■nt;«nomnwn halMn wir
eimr Krsnhen, irren Hdi, wenn tie rl*"'»"« *** kttnnloit
■i« ««M dnii FSnfeii der Gewalt liefrden, imkni «ir
mit dinrr Gewalt )Mil.lt«r«n. Du «Ik« - pakliertm -
tlnin M. wid ittdeiH lie e« tiiun, «udien de die Einen
auf Kodwi der Andemi lu retten. Wohl wimend.
WM tehr die .»ffenllidio MdnunR' (deren ftednl(imun{:
ihfkoii ao Ul«r Alka wiehÜR erKheint} er»de der Lid«
dei Adtereii n dein JUnr:«ran aeines GeH^bkcbto
wideratrdil, wdl di« i^daiikeniow hier immer nur
.VerfUlininfl" ni >eb«n lennar;. wShrond M »di mehr
wid mehr dem CeduilieH einer .Frdnbe der Lid>r
Emma Goldmann
Zenaur kam von einigen metner eigenen Kameraden,
weil Ich aolche 'unnatQrUchen' Themen «rla Homoaexualltit behan-
delte. Anarchlamu» wurde bereit! lur Genüge mlflverttanden und
Anarchlaten wurden al» morellich verdorben betrachtet; e» war un-
klug, XU den falschen Au/faisungcn durch Aufgreircn pervertierter
Formen der Sexualltit noch beitutragcn, to argumentierten ile,
Oberieugt von der Meinungsfreiheit, eelbat wenn sie ilch gegen
mich wendete, beachtet« Ich die Zenaorcn In meinen eigenen Reihen
ebenen wenig, wie Ich et gegenüber Jenen Im Lager dei Gegner«
(tat. (in: Liuing Hy Life 1934)
Emile Armand '
lAbueichanda taxuelle Uerhai tensueisen können weder
Ekel noch UideruiUen erregen. Di« Uissenochaft an-
erkennt haute die Existenz dieser angeborenen Anoma-
lieni und men kann nicht saqpn, daO man bai bakann-
tan abnorwan flanachan* berühmten Parsonan, einen Uar-
fall dar Hlrnrunk tionan oder eine Var schlecht er ung
organischer Funktionen reetgaetcllt habe* Dabei er-
innere ich an jenes Uort des ftnarchiaten Pltcislsv
Goldberg: "Die •exuellen Perversionen sind für die
Liabeg uas die Anarchie Tür den bürgerlichen KonTor-
aiisnus is t" .
(in: L 'fimancipation sexuelle... 1934)
twitckon ErwsdiBcnen* kinnetf;!, lUllirrvi, )• beFUr-
>¥orioti 'fen% rtvßhriichcii llelffr ein G«eeit, ^ dir
Denn ffiadcr bat ei lich in dtsten iahren RsMift
dsA Urne Liel>^ ihre idiUeimalen Feuidp [^ende unler
iUeeii ^ McKl drtuten, londem. lei «if^nen L«ner tu
■neben biL Wieder kebee Dk die üch Jübrer'
nennen in diceem fUnpfe und eil loiehe rerenlworÜicJi
eeicbiiav m rmer ihrer ticberfeben und entwUrdi g eftdai
fetiüotfeti in die ^rede bemebenden Cewelten, ahn
MFenUirh, nn ^butuller' — mchl rt^rt Hit de» Kind/
enndcrn flir dnn reiFen Krutien und JUnflini;! -*- vnd
deinit di^ Verfnlf;iiii[; und BdUifun); Ekrer befUrtvortsl,
von denen sie, >vie keine Anderen, wiiien, defl Me
f;eneu K unKbuldif; ftind, wie »io tellifi, und wieder
eiflintt bellen die de» böben Alter bellenden licb ia
etiF Koeten der Schickiittf^nouen ihr^r Zeil lu rellen
venucbi ^ ein Vemüi en der Seche, >i^e er ecbmlh-
lieber in »ciiMtn AUticblcn unil furrhÜMrer in icineii
Folf^n njclii psdechl werden linu, t . * )
Mir eelliel heben dtcee twbjf Jahre ifv* E/tennbitser
Mir bealiUctn und rnrücfen können. Dte eine: delt
dieter Lielic allein dir ZaiI ibre HelUinr; bringen kenn.
Aucb aie itl, wit alle Fra(;en unaercr Taec eiiic aouale
Fre(^ — eine Frage der penänIicKen Freiheti. der
Freiheji des Indiridiuimt^ und lie kann mir (tidat,
werden mit ihr und durch t*c ( ^ ^ ^ ^ '
(in: Sagitta (Pseudonym) Die
Bücher der namenlosen Liebe)
"Meine Subakrlptlon dt«-'
e«a Wefkee »oH nlchi «l^Bevela Yon Sjrmpethl« mit seinem Inhalt
aenominen werden. BenJ.R.Tucker, FUratentuni Monaco. lÄ.Auguat;
;938"
I
Für Mscksy mit aelnem auageprägten sethettachen und Schönhelta-
Empflnden kera sogar msnche». was von den heteroaexuellen Sexwil-
prektiken heute eis "erUubt"()a, sogar a«t>ot«n5 i^l*» überhaupt
ntcht Ln Betrscht, (...)
Tatsache tat, daß der AnaWerkehr bei der Homo»exuelU4t der Er-
wschaenen und «rat recht bei der griechischen Liebe Velnesweg»
die Regel, aondcm «her die acltenc Ausnahme tat, (, . . )
Er, der wie kaum «In anderer
eeit frühester Jugend nach dem "rtchiigen" Leben, dem xmverWlach-
ten, ununterdrückien war, fsnd In Jenem Aller, dsm aelne Liebe
gsltCli bis 17 Jahre), und zwar nur bei Kneben, nicht bei Mädchen
(heute wJlre das mögllcherwetae anders), am eheaien das, was sei--
nem Innersten Weaenakem «nttprech, Daiu kam sein As thettxlsmuf
und sein durch und durch münnllcher Charakter. All Jena als aperl-
ftsch weiblich geltenden Eigenschaften, die In Jener Zelt noch viel
krasser hervortraten sla heute, Ja die Regel bildeten, atlaften Ihn
eb. Man könnt« sogar sagen, daß es ein höherer» aubUmlerterCrei
Ton Ltebc wer,, die er snstrebte and zumindest seinerseits Sech er-
lebte, wenn er nicht selbst auadrückllch abgelehnt bitte, aelne Lie-
be über Irgendeine andere, die wirklich echte Liebe war, stellen
zu wollen.
■
(K.H.Z. So Inamann Der Bahnbrecher 1979}
Augustin Souchy
(au*lendsepr«ch«r 0er CNT IS^S)
Einn Tsgei bat mich eine »on Fnnk Jellinck, dem KorTwpon-
drntm des »Minchrttcf Guardiin- , gcfiihnr Kommission
'drr suiiändiscbcn Joumsiuien, ich möchie mich für die Frciltj-
sung det de uuchksliem sehen JoumsJiiicn Ludovito Suasi dn-
iet2cn, der wegen einer homosexuellen AÄsre lesigenommen
Jwoede» war. Ich griff lum Telefoebcrer: .Bettgeschichien iifMi
keine konterrcroluüonäjen Konjpmüonen. Sagt dem Snust,
dsfi ich ihn morgen fhih in meinem Büro erwarte. Einrcncm-
den?» "LrnendKlo- (Ein*erii»ndcfi), kim rt zurück. Am ande-
ren Mor|en bedankte sich Scauti pcnöoJich bei mir für icmc
Freilassung.
(in: »Vorsicht: Anarchiat!" 1977)
Jean Genet
,.Wirc !ch nit mit Ai|ericm im Seit fe-
{in|cn. so hirte ich vielleicht niemals
die AJfrrache BefrekungiJToni «mer-
ftüticn kAntkcn,.-
Uilliam S. Burroughs
DANIEL ODiiR. Ist LJcb« cinc L&fun|f
V. L Du |Uubc 't6\ ftm und pr aiihv Idi haltt Uebc für einen
Yirm. Idi halu Lieb« för escn |roften »om weiblicimi G«-
Mhlrdit in«en*im«i S<h»in<iel. \ih |Uube niAi, diB hc tiM
Uwni (Qr ir|cndw«f in. ( . . . )
* ft. o. Vw denken Sic Über Fnuen?
J
V. I. Mit den Worten eiftci der freScn Weibcrh«i*cr, de« Mr.
Jon« in Conrmda 5i>| n&mlidii »Fravcn nnd ein rüncr Fluch. t
Idi ftUubc, lic w&rcn ein sr^ndlegendcr Irrtum, und di«
gtnu dutliniidti Welt entwi^tlte n^ *ui dieson Irrtum.
Pravcn aiiid cur Vemwhning D»dit mehr unentbchrliA. C. - ■ }
id) glRubc. d«8 dte |tnzc anuKiucllc Oricn-
nerung unterer Gewtl»diii^ m Grande «on weihlicKen Imercnen
mtntpultcrt wird. Vcil c* in ihrem InTtreuc lifgl, Sexuklttit tu
unterdrUdten; auf dicK Weil« hingen sie lidi »n einen Mann
oder a^nappen lidi einen, und denn foll er nicho «nder« mehr
tun. Ei in dai öberkommene Iniereue de> weiblichen Gesdilediu.
dai aniiyauell itt. ( ■ • •)
0. o. Sie haben gesagt, die Familie lei eine« der we»en(!i(*ien Hln-
dcrnine für >eden echten mentchliAen Forodirltt. Verum?
». •. Zunüdut bedeutet das, defl Kinder Ton Frauen aurgCKOtcn
werden. Zweitem bedeutet et, d»S jede Art Ton Uniinn, an dem
die Eltern leiden - alle möglithen Neuro«n oder BewuRtaeini-
«ftrangen - aofort an d « hilfloae K ind weitergegeben wird.
(. ..)ln TIW Saß JVctÄine habe l^ vorgesdilagen. die Gewiileth-
ter XU trennen, alle minnlichen Kinder »on Männern und alle
wetbliAen Kinder »on Frauen aufiiehen zu l»»er Je weniger
dW beiden Godilechter miteinander tu tun haben, de*» ba»er,
glaube ich.
in: Dar Oob
Interuiuw) 19C>9)
*tt:
«
REVOLUTION
Was ist aus dem
deutschen Schwu-
lenfilm geworden?
Fast 20 Jahre lang
gab er international
die entscheidenden
Impulse. Schlaglich-
ter einer Emanzipa-
tion, verlorener
Chancen, hoff-
Talen-
nun
te.
. j". .'l^
A-.-x-,
4 , - Ini ini-— i-HTr-ir Trririi xLar L___li__l
."i*r' "^"--^'^-■-J-^"J"■^*^-■"^^.*-^-L".^^^^;^-J"■".^^-J"*"J'*'J^^"."J^.^^_'J "_'_■_'
H_-_i -:-_- iXHX n- - -..^^^
V.r*-, ■*■_■_-,
_jrvn-ri_inBBi_LJjini iri iji-i-- i'x _'x ■ x _ _
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l-lTnrIrr- vr -rniarBT^raBL nx-L_L________ ____
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>Z
4
"-_ x"_ i^iTb"- '-~^'i 'r'l r^'^i 'l"i 'l i^ ~
Ein couragierter Pinselstrich fegt
den Paragraphen 175 ein für alle-
mal aus dem Gesetzbuch. Richard
Oswald und Magnus Hirschfeld
setzten ihn 1919 an das visionäre
Bnde ihres aufrüttelnden Stumm-
films „Anders als die Anderen*'.
Es hagelte Proteste, Verbote, Zen-
sur. Der erste Film der Filmge-
schichte, der Homosexualität zum
Thema wählte, verschwand im
Archiv. 60 lange Jahre vergingen,
bis sich 1969 erneut ein deutscher
Regisseur traute, mit einem Fihn-
manifest gegen die Diskriminie-
rung der Schwulen in die Offensi-
ve zu gehen. Rosa von Praunheim
alias Holger MischwiuKy hatte
seinen Bekennermut auf die sich
gerade vollziehende Liberalisie-
rung des Paragraphen 175 gebaut.
Do h wie viel, besser wie wemg,
sich tatsächlich veränderte, erfuhr
der Berliner, als auch sein Fihn
über z^-^: Jahre ins Archiv ge-
sperrt wiit*:-: r -j dann amputiert
und rampoiil^r. sowie unter Aus-
schluß der br-^ye! i "^chen Öffentlich-
keit . über die Fern- rhsendcr m
dürfen. „Nicht der Homosexuelle
ist pervers, sondern die Situation.
in der er lebt**: Der Titel des Films
bewahrheitete sich schon bei dem
Versuch, ihn an sein Publikum
bringen zu wollen.
Rosa von Praunheim hat es
dennoch geschafft. Er schaffte
mehr. Über alle Anfeindungen
und pseudo-moralische Anwtirfe
hinaus, selbst gegen verschreckte
Wortführer von Schwulengrup-
pen, die ihre Masken verloren,
trat Praunheim das Erbe an, das
Oswald und Hirschfeld hinterlie-
ßen. Er wurde zum Begründer des
bekennenden Schwulenfilms. Sein
Held Daniel emanzipiert sich vom
spießbürgerlichen Ästheten zum
solidarischen Kommunarden. Aus
dem kitschigen Schlafzimmer
über die pompöse Grunewaldvil-
la, die FKK- Wahnseeterrasse, das
manirierte Schwulen-Cafe. die
Macho-Lederkneipe und die stin-
kigen Klappen wird er in der nack-
ten Männerrunde seiner Woh^ige-
meinschaft zum Kämpfer. Motto:
,,Pißbudenschwulen und Park-
hckem zu helfen, aus ihrer be-
schissenen Situation herauszu-
kommen' \ Wie Praunheims Pro-
tagonist, so emanzipierte sich der
Schwulenfilm selbst. Tabus fielen,
Selbstkritik trat an die Stelle von
Selbstmitleid. Schluß mit der Kli-
scheebeweihräucherung. Die ame-
rikanische Gay Community hat
diese Verdienste des schwulen
Promotors aus Berlin niemals ver-
gessen. Sie feiert ihn noch heute
als den Pionier einer Kultur, die
sich — der Legendenbildung zum
Trotz — nicht aus dem eigenen
Undergroundfilm um Jack Smith,
Kenneth Anger oder Andy War-
hol nährte.
Praunheim, das hat er auch mit
dem Nachfolgefilm ..Armee der
Liebenden oder Aufstand der Per-
versen" (1972 — 1979) bewiesen,
wandtt iich dkeki an ö Schv^-
kn. Sie wo"/" ^r vor all 7'»da-
risiere- L .ri animierte sie, ihr
Ppv- ;ber , CfTcntüch zw ma-
chen", und ging mit gutem Bei-
spiel voran. Af« Demonstrations-
objekt zog er mit einem Freund in
den Vorlesungssaal, um Studen-
ten zu zeigen, was Schwule so trei-
ben. Vor der eigenen Kamera, die
der Sympathisant Werner Schroe-
ter mit zittriger Hand für ihn hielt,
fickte er auf dem Katheder, blies
seinem Partner den Schwanz,
schluckte und lechzte nach mehr.
Um gleich das neue Manifest fol-
gen zu lassen : ..Nicht Gesetze
müssen wir ändern, sondern Stim-
mungen ! ' '
Kein anderer Filmemacher hat
seine Ratschläge an das Publikum
vor deren Augen so ungeniert be-
folgt. Er demonstrierte die Einheit
von Dichtung und Wahrheit. Die
Freiräume, die Praunheims unge-
hobelte, perfekt dilettant istische
und doch so stilsichere Filmethik
schuf, kamen hierzulande vor al-
lem einem zugute: Rainer Werner
Fassbinder
IN PAKT
MIT DEM TEUFEL
Ein unverkrampftes Verhältnis zu
den Schwulen konnte der schwule
Fassbinder selbst jedoch nie fin-
den. Er gab das offen zu: ,,Die
Schwulen sind sehr böse auf mich,
weil sie immer denken, sie wären
etwas Besonderes. Die Ktlnstler
unter den Schwulen denken, ihr
Schicksal wäre besonders toll.
Wenn man sagt, das stimmt nicht,
dann werden sie wütend. Sie wol-
len urmormal sein, auch im Film,
Und das ist idiotisch." Wie sehr er
die sch-AM.e Subkultur der 70er
Jahre verabscheute, zeigte er in
seinem Film ., Faustrecht der Frei-
heit" (1975). An der aufkeimen-
den Schicki-Micki-Gescllschaft,
schwulen Champagnerbubis, läßt
er das Leben eines aibeitslosen
schwulen Jahrmarktsburschen
zerschellen, der sich, nachdem er
eine halbe Million im Lotto ge-
winnt, ihre Zuneigung zu erkau-
fen versucht. DieJloUe des ausge-
brannten, in den Tod getriebenen
Opfers spieh er selbst. Dieser 13.
und bis dahin persönlichste
Fassbindcr-Film konnte indes
nicht verwischen, daß Fassbinder
in der Regel nicht der Ausgebeu-
tete war als der er sich hier sah.
In einem autobiographischen
Rundumschlag setzte er seine
Kiitik am schwulen Estabüsh-
ment fort. ..Satansbraten"
(19'?6) hieß der Dichter-Hokus-
pokus, in dem er auch dem deut-
schen Kulturbetrieb die Larve
vom Antlitz riß. Im Boot der
Aufschreie saßen rechts und links
Kuhurfunktionäre Seite an Seite.
Kritik und Schwulenverbände
halte er schon 1973 gegen sich
aufgebracht. Das Orusclepos,
das bei der Berbncr Urauffüh-
rung mif Sprechchörei) und Flug-
blättern attackiert word- -^ war,
heißt „Zärtlichkeit d-^ N^iife".
Aus gutem Grund ^i a fc^j^söinder
den Film „nur" produziert, die
Regie überließ er dem Familien-
mitglied Ulli Lommcl. Kurt Raab
spielt in dem Beiß- und -Blut -
Drama das jungenmordende
Monster Fritz Harrmann, der
nach dem 1. Weltkrieg tatsach-
lich lebte. Blutrausch. Massaker,
Perversitäten wurden den Beob-
achtern zu direkt mit schwulen
Lebensformen vertncngt. Ein Kli-
schee, von dem viele Filmema-
cher nicht ablassen können.
Doch , so als wolle er alle
Schwulen, denen er in seinen bis-
sigen Fihncn Unrecht tat. wieder
versöhnen, drehte das Genie
„Qucrellc". '„Ich werde Schluß
machen, wenn meine Ängste ein-
mal größer werden als meine
Sehnsucht nach etwas
Schönem* * , schrieb Fassbinder
wenige Wochen vor seinem Tod.
Weil es eine Steigerung nach
, »Querelle ' ' nicht mehr geben
konnte, war das Ende vorpro-
grammiert. Genets Drama der
Selbstbehauptung gegenüber der
ihn tretenden und daher verhaß-
ten Gesellschaft wurde ein wah-
res Stück Fassbinder. ,,Ein Pakt
mit dem Teufel", ein glühender,
brodelnder Vorhof zur Hölle:
Das war das radikalste und per-
fekteste Szenario, das er sich je
für einen seiner Filme hatte ein-
fallen lassen. Ein von pittoresken
Phallus-Symbolen umstelltes Re-
vier, eine Pflasterstraße ins
Nichts, eine Atmosphäre, aus der
es kein Entrinnen mehr gibt. In
keinem seiner Filme hat Fassbin-
der sein Idealbild vom Mann in
so geballter Ladung nebeneinan-
der besetzt: Nero, Davis, Malet,
Kaufmann, Pöschl, Driest.
Welche Welten Hegen zwischen
,, Querelle** und seinen Anfän-
gerfilmen! Hier das Schwule als
Endzustand, dort die kleinkarier-
ten Affairen, hier die farbige
Wollust, dort das schwarz-weiße
Hinterhofleben.
Mutige Autorenfilme wie
., Jagdszenen aus Niederbayern'*
(1969), „Ich liebe dich, ich töte
dich'* (1971) oder „Die Konse-
quenz*' (1977) gerieten in ihrer
schhchten, ungeschminkt-einfa-
chen Art fast in Vergessenheit.
Vielleicht auch, weil ihre Macher
keine schwule Aura besaßen,
nach der die Szene verlangt. Pe-
ter Fleischmann, Uwe Brandner
und Wolfgang Petersen konnten
nur für den Moment Aufmerk-
samkeit schaffen, allenfalls Fe-
stivallorbeeren bheben zurück.
Und Fassbinders Erben? Die
kreativ-chaotische Clique hat
sich in alle Winde zerstreut. Har-
ry Baer, die rechte Hand b'\% zum
.Schluß, dreht Jugendfilme fürs
ZDF. Dieter Schidor, Produzent
von ,, Querelle**, Filrs emacher
und Schauspieler in einem, ver-
starb im September 1987 an
AIDS. Kurt Raab, nach Fa.^. lin-
der das produktivste Mitglied dir
Gruppe, kämpft gegen AIDS.
Bewundernswert, ehrlich wie in
jeder seiner nahezu 200 Rollen,
hat er seine qualvolle Krankheit
publik gemacht. Schwul wären
sie alle gewesen, seine Mitstreiter
aus den provokativen Jahren,
doch der Schwulenfilm ging an
ihnen fast spurlos vorüber.
EXUELLER NOTSTAND
WITZIG VARIIERT
Wie Praunheim nie den Versuch
machte, aus , »meiner Außensei-
terposition herauszukommen",
biß sich auch Lothar Lambert am
subversiven Low-Budget-Film
fest. Seine kleinen schwulen Ge-
schichten, gemixt mit transvesti-
schem Vergnügen, sprühen vor
ominösem Witz und Insider-
Pointen. Menschen aus dem
Wachsfigurenkabinett des Le-
bens bevölkern eine Weh, in der
der sexuelle Notstand herrscht.
Pacr. nnhlp*' (\9K'^^, ..Drama
: j »
in Blond** (1984) und ,,Die Lie-
beswüste*' (1986), die stärksten
seiner dreizehn Berliner Not-
stands-Moritaten, sind deprimie-
rend real. Ein Grund, warum sich
der Erfolg an der Kasse nicht ein-
stellen will.
Der Nachfrage konnte er sich
vor wenigen Jahren nicht mehr
erwehren: Frank Ripploh. Auch
er hatte das Schwülen-Paradies
Berlin als Background genom-
men. Und seine Komödie, ,,Taxi
zum Klo'* (1980). schlug ein. Hu-
mor, trocken, verletzend und
authentisch, lockte seibst jene ins
Kino, die schwulen Alltag sonst
meiden. Die unmögliche Liebe ei-
nes sexuellen Nimmersatt und ei-
ner Pantoffel-Tunte verriet so
viel vom Großstadtmythos der
Szene, so viel Sentimentales und
Verrücktes, daß Schwule und
Nicht-Schwule gemeinsam lachen
konnten. Ihnen wurde derselbe
Spiegel vorgehalten. Lust und
Schmerz: ,, Jeder", so Ripploh,
,,muß selbst herauskriegen, wie-
viele Dimensionen für den einzel-
nen sich dahmler verbergen".
Der deutsche Kukfilm.. ,,mh un-
glaublichen Kreditgeschichten"
(Ripploh) vom Macher mit
knapp 100.000 DM realisiert,
spielte allein in New York
1 Million Dollar in die Kassen.
Schwule als Stoff, aus dem
TraumweUen sind.
ALGENHUMOR IN
HELL-GAY-LAND
peutsche Regisseure erkannten
spätestens nach Ripplohs Tri-
umph — auch die Tucken-
Spektakel ,,Ein Käfig voHer Nar-
ren" beschleunigten diesen
Trend — daß sich schwule Bot-
schaften und Ereignisse nur mehr
in Komödien transportieren las-
sen. Selbst p-aunheÄ.'rs zos meinen
mahnenden Zeigt *''nöt.- . irück.
Mit ,,HoiTor vacui" (1984)
machte er den Anfang. In einer
schaurig-schönen Farborgie
nimmt er um ein schwules Stu-
dentenpärchen das Sekten-Wesen
aufs Korn. In ,,Ein Virus kennt
keine Moral" (1986) wagt er ei-
nen ,, Rundumschlag" (Praun-
heim) zu AIDS und seiner Hyste-
rie. Aus Humor ist Galgenhumor
erwachsen, aus einer schwulen
Spielecke ist Heil-Gay-Land ge-
worden. Virus ahoi! Man mag
sich fragen, ob der geistige Vater
des engagierten Schwulehfilms so
makaberer Ulk Therapien be-
durfte, um zu AIDS nicht über-
hört zu werden. Daß er eine grel-
le Groteske mit Handkanten-
Sprüchen, mit der üblichen Ar-
mada schräg-schriller Typen aus
seinem Hosenbein schüttelte,
mochte auch unter Schwulen
manche Geschmacksgrenzen ver-
letzen.
Filmszene aus »Nicht der
HomosexueHe ist pervers,
von Roso von Prounheim
..«
Der deutsche Schwulenfilm, für
West- und Südeuropa Vorbild
und Ideenbörse in einem, erlebte
Mitte der 80er Jahre einen
Durchhänger. Manche nennen es
Einbruch. Spanische Filmema-
cher, der Fesseln des Franco-
Regimes ledig, Südamerikaner,
Franzosen, Australier und die
Gay Community in den Staaten
haben die deutschen Regisseure
an Originaliläl überflügelt. Auf
jede'* Schwulenfilmfestival im
In- i ."'d Ausland wird das deut-
lich. Noch stammten fast die
Hälfte der rund 180 Schwulenfil-
me. d^e auf dem Markt sind, aus
t>e. hiand, doch in :'wei, drei
jal; \ i-^d der AuUeil aa' ein
Dt'v '■ "'jckgcben.
i)
ÖFFNUNG AUF DIE
2. GENERATION
Natürlich ist es egal, woher gu- '
te Schwulenfilme kommen, doch
was tut sich außer Praunheim
und Ripploh im eigenen Land?
Drei junge Talente lassen hoffen,
daß es eine zweite Generation
von Schwulenfilmen geben wird.
Wieland Speck, Wahl-Berliner,
Jahrgang 1951, gelang mit
„Westler" (1985) ein erster Ach-
tungserfolg. Seine Männerliebe
zwischen dem unbotmäßigen Au-
ßenseiter in Ost- und dem lebens-
siichtigen Szenenfreak in West-
Berlin hat er so akribisch und
zärtUch verfilmt, daß man sich
nostalgisch an die Anfänge von
Werner Schroeler und Robert
van Ackeren erinnert . Speck
klammert nichts aus und entzieht
sich doch der Tristesse, die viele
Schwülen-Melodramen bevöl-
kern. Zu filmischen Kleinoden
sind seine New-Wavc-Hits „Da-
vid, Montgomery und ich"(1980)
und ,,Das Geräusch rascher Erlö-
sung" (1982) geworden.
Gleißend-schöne Ästhetik, trans-
portiert in Traumsequenzen.
Speck analysiert, während sich
zwei nackte Männer aus einer
Gesprächsrunde lösen, gtiltige
Kommunikationsstrukturen.
Oder er entlarvt, daß Männer-
macht die Männerüebe fürchte
und ,,wie der Tötende Angst hat
vor dem Liebhaber". Mit seinen
Psychographien baggert der
Jungfilmer Ängste ins Hirn der
Zuschauer, um dann doch Hoff-
nung aufkeimen zu lassen.
Visuelle Phantasien von gro-
ßen Gefühlen und roher Gewalt
durchziehen auch die Erstlings-
werke von Dirk Schäfer. Auch er
ist Wahl-Berliner (geb. 1961) und
einer, der sein Handwerk von
Grund auf gelernt hat. ,, Kinder
der Besänftigung" (1984), ein
Film ohne Dialoge, ''urde zum
Festivalerfolg. Sein Lesben-Film
„Fuge" (1987) erzählt im Zeit-
raffer von der Sehnsucht seiner
Heldin, die von der anderen im
Traum vom neuen revolutionä-
ren Menschen nicht erfüllt wer-
den kann.
Der Frankfurter Claus Rüttin-
ger wagte sich schon als
ISjähriger Gymnasiast mit einem
Coming-oul-Film in die Szene.
„Ich will" (1983/84) schildert
den Ausbruchsversuch eines Jun-
gen, den die Eltern beim Onanie-
ren in Reizwäsche ertappen .
Doch mit seinem älteren Freund
setzt er sich ab, läßt sich sein An-
derssein nicht zerstören. Im Ki-
no, bei Rii;plohs „Taxi zum
Klo", so Rüttinger, sei ihm selbst
bewußt geworden, daß er schwul
sei. Mit „Ich wiU ' kann er sich
einreihen in die Tradition seines
berühmten Kollegen.
Nur schwule Regisseure kön-
nen die kÜscheetriefenden Ab-
ziehbilder aus den Kinos und von
den Bildschirmen vertreiben, die
auch nach 20 Jahren Schwulen-
film noch immer existieren. Kan-
tige Filme, respektlose Stories,
unerschrockene Auseinanderset-
zungen zu AIDS werden von den
deutschen Schwulenfilmern mehr
denn je erwartet. Praunheim um-
schreibt, in welche Konflikte die
Macher dabei geraten können:
,,Oft möchte ich eine richtige Su-
perschnulze machen, die Millio-
nen ins Kino lockt... Doch ich
kann nur kleine schmutzige Filme
machen, ich darf nicht an den Er-
folg denken, ich darf nur daran
denken, was ich für richtig, für
wichtig halte".
Im Bruno Gmünder Verlag, Ber-
lin, ist Hermann J. Hubers Lexi-
kon zu Homosexualität in Film
und Video erschienen: ,, Gewalt
und Leidenschaft". Enthalten
350 Filme, 380 Fotos, Hochfor-
mat, 240 S., DM34M (ISBN 3-
924163-31-6).
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Ein Versuch, mehrere aktuelle/ Diskus-
sionen zusammenzubringen
In unsecer relativ solidarisch geführten
Diskussion (was mit der kleinen Gruppe
zusammenhing, in die wir uns abgespal-
ten hatten), ging es immer wieder
unser "Ghetto" und die Frage,
wir da rauskommen, und zwar
Identitätsverlust und ohne Anpas-
Wir stellten fest, daß ein "Ghet^
einengt. aber gleichzeitig zur
Identttätsfindung beiträgt. daß uns
unsere selbstgeschaffenen Normen
einerseits blockieren, andererseits
aber auch zur Abgrenzung gegenüber
ilen Bürgern mit all ihrer Spießigkeil
dienen.
In dieser Ambivalenz ähnelt unser
Ghetto" wohl vielen anderen Ghettos
von Minderheiten, religiösen, ethnischen
etc. Aber machen wir uns nichts vor
wir sind kein Ghetto in der tradi-
tionellen Bedeutung des Wortes, keine
Schwarzensiedlung in den USA und
kein Judenviertel in Warschau, (ihettos
in diesem Sinne gibt es in der BRD
heute kaum noch, wohl auch deshalb
weil die Herrschenden die potienzielle
Sprengkraft solcher Viertel kennen
und sich deshalb seit Jahrzehnten
bemuhen, solche Ghettos in Hochhaus-
siedlungen zu verlegen. die kaum
noch soziale Kontakte aufweisen.
Unser Gefühl von Zusammengehörigkeit
entwickelt sich nicht aufgrund ubjek-
tiver sozialer Gemeinsamkeiten, sondern
allem durch gemeinsam geführte Kämp-
fe und Unternehmungen, sowie über
die gemeinsame Ablehnung eines Fein-
des, Unser Ghetto ist kein sozialer
- Zusammenhang, der sich täglich und
'm Alltag stabilisiert, ausbaut und
beim praktischen Überleben hilft
sondern ein merkwürdiges Konstrukt!
Uns verbindet keine Hautfarbe, sondern
nur ein diffuser IVaum von einer
anderen Gesellschaft, oft nicht einmal
das. Ist der Traum einmal ausgeträumt
ist der Sprung zurück m den Schoß
der Gesellschaft für die meisten von
uns garnicfii so schwer.
Auch hiit der Traum wenig mit unserem
Alltag zu tun, zu groß scheinen die
zCwange der Gesellschaft, deren Kon-
trolle immer indirekter und doch um-
lassender wird. Zu sehr haben wir
die Mechanismen der Macht verinner-
l'chi. zu wenig hinterfragi bItMben
unsere eigenen, "neuen" Normen.
liier haben wir aber meirier Meinung
nach in der Arbeitsgruppe einen Fehler
gemacht, bzw. sind in unserer Analyse
nicht weit genug gegangen. Die Wech-
selwirkung zwischen System und Ghetto
wurde nicht ausführlich genug disku-
tiert. Wühl deshalb, weil die "Zwänge"
viel zu oft als Entschuldigung
gebraucht wurden, daß frau/man
beim alten läßt. Diesmal ging's
fast zu sehr m die andere Rich-
wurden die Mißstände im Ghetto
angeprangert, ohne daß wir uns die
Ursachen wirklich bewußt gemacht
halten. Dabei könnten wir dadurch
viel über uns urvi über die "Normales"
lernen, es würden uns Berührungspunkte
bewußt die den Weg "raus aus dem
Ghetto andeuten kö-nen. Ich will
vcrsuihen, ,l:,.s in diuM-)!< Ari.kel nach-
zuholen:
schon
dafür
alles
schon
tung,
Wir sind ab * Lin/elne" Teil
Szene und der Gesellschaft.
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l'n)>i.mgsformen, Organ, s.m lonsformen
'-;"■■ '■'"' "^"' ^'''^'^'-'" ''^'' AusdruLk
-Icr herrschrnden Vt^rhaU nis.se. du-
wir nur allmahl,,h und gemr.n.an.
^nngeMahen können - zutTsi m.,..rn
WM um;. I rcMäume schalten, um N.u.ö
denken /u können und um dieses Nrui^
't'iiiii mjsprob.t^ren zu können. I;^hei
^*'lll'' und klar sein, daß die Ju-rr
drri Slrukliircri auch
l)chcir.',chcn. /ai diesem
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G.-Hlankcn gemacht ( k.u]er wim-nch,
^'1^^ , ganzen Zuate. die jeui komnun
von I reindworiern. von denen vrl,
olfenh.ir umj. die "linken" Der.ker
nicht irenncn können!. Linige Prohl
^■^<'ne kommen daher (/ li
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möglichst vielen MensU.en t>et mOg-
Inlisi gewaltu-itigen-= militanten Akno-
"*'n), daß wir diese Gesellschalt und
the llerrschalisniechautsmen nu in
«t-nug überdacht und analyMcrt haben.
)^.di,rch uben.eh.nen wir oh .hre
Werte, bzw. hallen J,e reme Negation
*he einlache Umkehrung ihrer Wer,*^
i^chm, für revolutionär. Auiononne
auch im Denken, ist eine Illusion:
"Der durch He^rbchaftsverhälInI.^e.
Warenbeziehungen, Koiikurren/- und
Lcihlungsprinzip verstümnielle Mensch
der kapitalistischen Gesellschaft
Mensch, der seine Indtvidualiia
Autonomie aulgeben muUie
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der
und
privaten Profit der Wenigen, der frem-
den Mächten . ausgelieferte Mensch
reproduziert sein lllend in seinen Kin-
''^'■". Sie werden hineingeboren m
^lit.' kleinfamiN.^re Struktur und Moral
*^rleben die Gesellschaft zuerts ,n
)Mi t-n
u'uerer
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machiigen |-|{ern. von deren
Lhnid ae nuhis wissen... Die autoritäre
l.rziehung, Ausbildung
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^iLJSellschüUli-, hea In,-
^Jr sie die elttrlidjM
-^- ''ung durch die uhc ■
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and [ieruf h^
'oMe. I:, jo.
rnli^Uf '^, lebi
t'cwali, (he I'.'
"' M.,>1 iiMZ.
Sf
(Sic)... wird für 9tt^ tum fremden
Bezugspunkt ihres ganzen Lebens...
Die fremden M«chte - Etcern» Gott,
die Schulordnung, dM Strafgesetzbuch,
die Firma - haben IMteä dte moralische
und Intellektuelle Entscheidung, Verant-
wortung und Freiheit abgenommen.
Verantwortung Und Moral sind In ihrem
Leben verkftmmftrt zum gehorsamen
Befolgen vorgefertigter Richtlinien
und Ansch^pw^«, zsr richtigen Aus-
führung von VörachrHten.
Bei den ursprünglich fremden und
auch fluOerllche Gewalt verlnnerlichten
Normen, an denen sich das fremdbe-
stimmte Leben orientiert, handelt
es sich nicht nur um feste Vorschriften
und moralische Gesetze, sondern hflufig
um viel feinere und vielleicht nie
ausgesprochene Richtlinien... Die Frem-
dbestimmung greift also tief ein in
den Bereich menschlicher Innerlichlteit.-
,* (Der fremdbestimmte Mensch) Itann
keinen Partner lieben, wenn er nicht
seinen durch die Macht von Autoritäten
verlnnerlichten Vorstellungen und Bilde-
rn entspricht.
Das in diesem Zusammenhang wichtigste
Merkmal des fremdbestimmten Men-
schen Ist seine innere AbhÄngigkeit
vom Urteil anderer Ober Ihn... (jetzt
folgen Beispiele) .. Alle Beispiele
enthalten ansatzweiae das, was später
unter dem "Ich- Verlust" beschrieben
wird: Fohlen, Denken und Handeln
verlaufen nicht mehr frei und autonom,
sondern fremdbestimmt durch Blick
und Urteil anderer."
Das führt zu Angst und Verdrängung.
für die es einige Methoden gibt, z.B.
die "Rationalisierung": "Wenn ich je-
manden in einer unangenehmen Situation
frage, ob er Angst hat. wird er viel-
leicht zurückfragen. wovor er
Angst haben sollte. Erst wenn
einen vernünftigen Grund,
tatsächliche Gefahr, findet,
seine Angst erkennen und
Niemand leugnet eine
wenn er für sie die
den
er
d.h. eine
wird er
zugeben,
Prüfungsangst.
Erklärung hat,
daß er ja schlecht vorbereitet gewesen
sei. Die Angst, sich In einem Ge-
sprflchskeis zu Wort zu melden, wird
relativ kicht zugegeben, wenn man
sie dadurch begründen kann, daß man
eben zu wenig Ahnung von dem Diskus-
sionsthema hätte... . In Wirklichkeit
finden hier laufend Rationalisierungen
statt, d.h. für eine unerklärbare und
irrationale Angst werden rationale
r.fiinde vorgeschoben."
Die Verdrängung kann auch durch
Feindbilder glücken:
"Rücksichtslose Hörte und Brutalitöt
erleichtern die Identifizierung der
Menschne untereinander und befreien
sie damit teilweise von ihrer Angst,
Gemeint Ist natürlich die Brutalität
gegen die, die außerhalb der Gemeinde
stehen... gegen diese Außenseiter
richtet "Bild" den Volkszorn,.. Überall
wo die Individuelle Angst auf dem
Wege einer kollektiven Identifizierung
Überwunden werden soll, ist der psycho-
logische Weg zum Faschismus nicht
mehr weit. Die Herrschenden könneh
dann jede ernsthafte Krise dadurch
meistern, daß sie den psychologischen
Faschismus in einen offen-politischen
verwandeln. Die legalen Möglichkeiten
dazu haben sie sich bei uns bereits
+
in Form der Notstandsgesetze geschaf-
fen... Was für die Bild-Zeitungsgemeinde
gilt, gilt prinzipiell auch für andere
Gemeinden. Die faschistische Bündelung
der Aggression gegen Außenseiter
ist immer ein beliebtes Mittel, um
die eigene Gruppe zu stärken...
...Zweifelos haben alle Vereine, Bünde
und Innungen, in denen sich Menschen
mit gleichen Berufen, gleichen Weltan-
schauungen, gleichen Hobbies usw. zu-
sammenschließen, fast immer eine
deutlich faschistische Tendenz. Wir
kennen diese Gefahr aus unseren eigen-
en politischen -Gruppen. DKP, Trotz-
kisten, ML usw., kapseln sich gegenein-
ander ab und bombardieren sich mit
Fachausdrücken des linken Schimpfwör-
terkatalogs. Der oben aufgezeigte
Zusammenhang zwischen individueller
Angst, kollektiver Grausamkeit und
gegenseitiger Identifizierung liefert
die Erklärung."
Die individuelle Angst ist also ein
zentrales Mittel der Herrschaftssicher-
ung. Trotz aller Liberalisierung in
bestimmten Bereichen ist sie innerhalb
der kapitalistischen Ordnung nicht
wegzudenken, Nachzuvollziehen 'ist
das am Beispiel der Liberalisierung
der Sexualität Ende der 6oer Jahre:
"Unsere menschlichen Beziehungen,
die im beruflichen Bereich geprägt
sind durch Konkurrenzkampf, Prestige-
angst, Distanz und Egoismus, können
nicht in einem anderen Bereich z.b.
in Liebe und Sexualität, auf einmal
ganz anders aussehen. Leistungsprinzip
und allgemeine Kommerzialisierung
lassen eine radikale innere Befreiung
nicht zu. Die "befreite" Sexualität
Ut in Wirklichkeit nur von einigen
luOeren Verboten befreit, sie ist aber
keineswegs frei von der allgemeinen
Verstümmelung und Entfremdung des
menschlichen Lebens In der kapitalis-
tischen Waren- und Leistungsgesell-
schaft.
#4 * 4 *
/ STOOÖHt\f
OQH /^^r/?...
. . J^ ß//i Juo^^^^n
Die "Freiheit" der Sexualität zeigt
sich quantitativ: in der Häufigkeit
von Geschlechtsverkehr und Partner-
wechsel; ihre tatsächliche Unfreiheit
zeigt sich qualitativ: In der neuro-
tischen Bindungsunfahtgkeit, Im Über-
druß, in der ungestillten Sehnsucht
nach etwas anderm.
4 i '
f^ z^
zum Aus-
allgemein-
unter der
Penis zu
3as quantitative Leistungs- und Konkur-
renzprinzip kommt In den sexuellen
Beschwerden vieler Mönner
druck, ^e leiden unter einer
en Impotenzangst und oft
Zwangsidee, einen kleinen
haben. Das Neurotische und Zwang-
hafte dieser Angst zeigt sich sich
daran, daß . diese Manner keineswegs
zu beruhigen sind durch die Tatsache,
daß es kei^ zu kleinen Penisse gibt
und daß die weibliche wie die männ-
liche Sexuallust von der Qualitöt der
Liebesbeztehung abhängt. Die weibliche
Entsprechung der männlichen Impotenz-
angst Ist die Angst, mit einem zu
kleinen Busen den Rivalinnen zu unter-
liegen und die Angst, Im Orgasmus
nicht zu genügen. Diese "Bewährungs-
angst" l>ezüglich des Orgasmus wird
häufig erst dadurch ausgelöst, daß
der Mann den Orgasmus der Frau
als Beweis seiner Potenz i'ordert,"
- 19 -
Ich denke, hier wird der Zusammenhang
zwischen individueller Veränderung
und gesellschaftlicher Normen anschau-
lich beschrieben. Das alles darf aber
nicht zu der Schlußfolgerung führen,
daß wir eh nichts verändern können
vor der großen Revolution, denn wir
sind sehr wohl Subjekt: "Das Fiewußtsein
der Entfremdung ist also nicht nur
Voraussetzung der Emanzipation, son-
dern schon ihr erster wegweisender
Schritt... wenn Emanzipation die Sub-
JL'kiwerdung deä Individuums bedeutet,
dann kann sie sich nic:ht mehr im
rein subjektiven und gesellbcliüft-sbliriden
Hrivaibereich vollziehen, sondern muß
sich der Gesellschaft "bemächtigen",
muß sie sich "aneignen". Rudi Dutschke
brachte die's auf die treffende Formel:
Wir m einer autoritären Gesellschaft
aufgewachsenen Menschen haben nur
eine Chance, unsere autoritäre Chürak-
terstruktur aufzubechen, wenn wir
es lernen uns ^p dieser Gesellschaft
zu bewegen als Menschen, denen diese
Gesellschaft gehört, denen sie nur
verweigert wird durch die bestehende
Macht- und I lerrschaftsstrukiur dieses
Systems."
Obwohl dies eigentlich "alte Hüte"
sein sollten, zeigen viele der Diskus-
sionen, die heute geführt werden,
daß uns die Verbindung von individu-
ellen, "personlichen" Schwierigkeiten,
Machistrukturen in Gruppen und gesell-
scgaftlicher Realität nicht gelingt.
Diese Verbindung muH deshalb wieder
aufgegriffen und aktualisiert werden,
um den scheinbaren WidersprAich zwi-
schen Alltag urid Politik aufheben
zu können.
Diese Verbindung gelang uns auch
auf auf den libertären Tagen mehr.
die einen diskutierten über Ökonom le]
die anderen über den Zustand ,der
Szene. Dort, wo die Maschinerie von
Staat, Wirtschaft und offizieller Moral
in unser Leben eingreift, es direkt
oder indirekt mitbestimmt, die leisen
Ansätze tjnserer neuen Werte als P'arce
erscheinen lassen, unsere zaghaften
Versuche antlers zu leben, abwürgt,
dort gibt es Üerührungspunkte zwischen
uns und der "Rest well", dort gibt
es Gemeinsamkeiten: "wir kommen
alle aus der bürgerlichen Well mii
ihrer bürgerlichen Moral, ihren bürger-
lichen Lebensanschauungen, ■ ihrem
bürgerlichen Wertsystem... die revolu-
tionäre Arbeit verlangt von uns aber,
daß wir die bürgerliche Identität ab-
legen und eine neue... Identität entwic-
keln... Mit "bürgerlicher Identität"
ist hier^ gemeint, die automatische
und wie selbstverständlich' laufende
Einordnung in die Rolle, die einem
die Gesellschaft in solchen Situationen
zuweist. Meistens verläuft bei uns
die Einordnung nicht mehr ganz so
reibungslos und selbstverständlich.
Wir haben bereits ein schlechtes Gewis-
sen dabei und wissen, daß wir eigentlich
anders handeln sollten. Aber aus Angst
unterlassen wir's, "Revolutionäre Identi-
tät würde in solchen Situationen bedeu-
ten, daß wir uns nicht den bürgerlichen
Rollenerwart ungen uni er werfen, sondern
Sit? - fulLs wir sie fü^ falscfi halten
- durch brechen ohne An^st und Gewis-
scnsbi.-i-se . Dii:scr cmot ionule Aspek t
ist wichtig... gerade in dem häutigen
Auseinanderklaffen vtin Emotion und
Intellekl zeigt sich unser Identilika-
tionsdileinnia, unsere Zwf:^chenstellung
zwischen "revolutionärer" Identität,
die wir inLcllektuell vertreten und
bürgerlicher Identität, die in unseren
Emotionen zum Ausdruck kommt."
Wir befinden uns also in der gleichen
Scheiße, nur gehen wir etwas anders
damit um, was nichl unbetlingi einfa-
cher ist. Wir haben die Mogln. hl<eit.
ehrlicher zu sein, Fabrik und Staal
offen ab i^u lehnen und andere Möglich-
ktMlen des Überlebens auizuprul)ieren.
Aber wir b(!/ahien dafür: mit hänerer
Kcpre.sbinn, mit nuuerieller Unsicherheu
, mit dem Ver/iclu auf bciuniinie
K ( msui 11 hediirf Risse unti ebc-ti nnt unser-
er Ghenoisierung. Die ganz persönlichen
S( tiwierigkeiten, <lie die diese Ausgren-
zung mit sich bringt, ^ind vielleicht
auch ein Grund, warum viele lieber
nn Syslein verliarren, für ihr Reehi
auf eine iScheiß-) arbeit kämpfen,
sich über Verdängungsmechanismen
firsalzbetriedigungen verschaffen und
agressiv reagieren, wenn wir, ausge-
reclinet wir. ihnen ihre Widerspruche
vor AuKen halten.
Ks ist nicht einfach, sich im Wider-
sprut;h ;^u dieser Gesellschaft zu bewe-
gen und je konsequenter man/trau
sein will, de^ito schwieriger wird es.
Wohnungssuche, Jitbsuf he, die stand igen
Anfeindungen und der eigene f^ruck,
seinen mehr uder weniger selbsigewDhl-
ten Ansprüchen zu genügen, machen
den Alltag bestinwni nicht leichter.
Wir sind zu standigt^n Koinproinissen
gezwungen, die unser gewünschtes
Andersein und Andersleben als merk-
würdiges Misch PMsch erscheinen lassen,
diT auf Aiißen^teliendi' kaum utiraktiv
wirkt. Wir wollen uns ja auch nichl
anbiedern, wir wollen nli provozieren,
denn wir linden in ^\er Provokation
rine gewisse '' -ilriedigung, die uns
ein Gefühl von Mlerss(uii um' Leben
vermiltelr. dem r immer und *-wig
hiijlerhe.'',)echeln .. .'.isen.
?r\ ^
A\lerdings t^liiube hj\i, üaÜ die ebeulaWs
viel tliskulierie ökonomische "Uinstruk-
turierung eine ganze Menge Menschen
unlreiwiUig in dieselbe Situation bringt,
in der sich die meisten von uns bereits ^
befinden, l^er ganz große Teil von
uns sind Arbeitslose, Studentinnen,
Jobbei Innen: Nur einige von uns arbei-
ten noch regebnüßig in Büros, habrik,
oder vielleicht m Alternativl)eineben
regelmäliig ihre vierzig Stunden tlie
Woche. Wir smd damit bereits eine
Abbild des sogenannieri "margmalisierten
Sektors", mit dem Unterschied, daÜ
viele von uns gar keinen Wert legen
auf die Alltagbroutme in der Fabrik
(jder sonstwo. Und icli denke, daß
darin eine politische Chance für uns
liegt. Denn was bedeutet Marginali-
bierung oiier L'mstrukturierung'' Die
"tendenzielle P.rosion der traditionellen
lohnabhängigen Mittelschichten.., Vieles
spricht dafür, daü diese ehemals breite
und soi\ü\ relativ homogene "neue
Mittelklasse" der Facharbeiter und
mittlen.' n Angestellten quantitativ
an heileuiung verlu^rt und in den
anslcheiKlen l'olartsierungsproze,ssen
auseinanderbrecheii wird". .."Möglicher-
weise hoispielhafi litr tJie Kestrukturie-
rung tler LolniuiheU sind die Veihält-
nisse m Japan, wo - entgegen landlau-
fig(;r Vtuslellungeii von Arbeilsplal /-
Sicherheit und lebenslanger Betriebsbin-
dung - zwei Drittel der männlichen
und fast alle weiblichen Arbeitskräfte
keinen Dauerarbeii^plai /. haben." i'rak-
tisch heißt das: unierlanl liehe Bezah-
lung, Ar bell s/ei lltexibtlisierung, Kurz-
/eitjobs, Te il zeit at bell, Sklavenhan<ller,
Belegsc.hüttsleasing und die Herausbil-
dung eines "inarginatisierien (m tor-
in eilen) Sektors niii seinen kleinen
Produkt lons-, Handwerks- und Einzel-
hanilelst)e t neben, sov\ie viel! alt igen
"alternativen" Dieristleislungsangeboien
und die Zunahme unbe/ahller Arbeit
(" I laust rauisieruiig der Arbeit").
"Die Spaltung der l.ohnabiiängigen
durch "Flexibilisiciung" der Arbeiisver-
halnisse und Fni loh luiiigs formen setzt
bich sehlielilu h l<n i in den Strategien
/Lir Uegulierung der Marginaltial,
die im R ahmen (Jes "Sozi al^laatsum-
baus" und der Au^diinnung" sozialer
Sirherungsysteine enlwK Kelt ■ werden:
liulividualisierung <ler Arbeilslosigkeils-
"probleme", grupponspezi fische "Struk-
Lunerung der Arbeitslosigkeit", teilweise
Ausgrenzung der Jugendltcfien. verstärkt
aber der Alteren z.B. im Rahmen
von Vorruhestands! ('gelungen, Abwälzung
der DiÄerarbeitslosigkeii auf "so/tale
Problemgruppen". Dazu kommt die
selektive Kürzung scjzialer Leistungen
(z.B. lür Kentner, Studenten und Arbei-
tslose untersc hiedljcher Kategorien),
die ' tanschrankungen und DiHeren-
zierungen der Sozialhdte u.a.m."
l-.rgebni^ des (lanzeit ist die "erhebliche
lleterogenisierung der Ciesellschafts-
strukturen, der Arbeitsverhältnisse
und der sozialen I agen... , die zu
einer Auswucherung geseltschall lieber
\ rag ment lern ng tulirt." D.h. noch
mehr l.euLcn gehl 's so wie uns, nur
lühleil sich diese uoch elender als
wir.
"Nicht nur aus herist haltsleibnisclicn
C. runden, simdei n aui. h au.s ökono-
' mischen C.runden durfte es angezeigt
sein, die gesellsL b.il LJU hen Spüllungen
nach Möglichkeiien diversifiziert,
flexibel und I lukl urierend ?u halten"...
"le vieltälnger diu Spaltungen werden,
desto schwieriger wird stabil organi-
^i^-rie mi'l liberal eilende koüekiive
Inttnessenv.alirnehnuing... Nicht zuieizt
(,j,. <:i\u\ i ■ eU C... *;esefl':; hali i ''he
Fundament der zeiuraiisierien und
bürokratisiercen, mil die Bedingungen
von Vollbeschäftigung, stabilen Wachs-
tums und relativ homogener Arbeits-
und Lebensbedingungen zugeschnittenen
Gewerkschaften wie auch der vertei-
lungspluralistist;h operierenden Volks-
Parteien."
...Ls entstehen "neue Widersprüche
und Konfliktbereiche. Die neuen gesell-
schaftlichen Spaltungen bewirken niclii
nur eine Atomisierung und Lnt solidari-
sierung der Gesellschat i, sondern zu-
gleich auch eine Pluralisif:rung der
Lebensstile, produzieren .soziale Durch-
mischungen und [Irfalirungsmöglich-
keiten, die im Verein mit veränderten
psychischen Disp(tsitiünen einen Nährbo-
den für alternative Milieus Und Kulturen
erzeugen. Aus ihnen können zumal
dann wirksame oppositionelle KräKe
entstehen, wenn sie über die gesell-
schaftlichen Segmentierungen hinweg-
greiten, sich nicht marginal isieren
untl ghettoisieren lassen und zugleich
eine relative politische Auton{miie
bewaliren."
Was bedeutet das für unser Ghetto"'
Das Lichi am Knde des Tunnels? Als
Anarchistin sehe ich tu dieser Verämler-
ung auch Möglichkeiten.
"Fs ist Vielleu hl denkbar, daß sich
etwas wie Vollbeschäftigung durch
eine expandierende Kriegs- (oder Ver-
leldigungs-) wiitst halt erreichen laßt,
sowie durch eine expandierende Frodiik-
Utjn von Schund, Statnssynibolen, ge-
plantem Verschleiß und parasitären
• Dienstleistungen... (Allertlings)
ein solches System Menschen
zieren und reproduzieren, von
sich bei kübnsier Pliuntasie
vtirstellen ließe, daß Sie eine
humane Gesellschatl errichten."
wurde
produ-
deneii
nicht
freie,
Bei diesen /Jtaien muß i<h an die
Massenaul märscbe von l\omniunisien
nnd (aschisien denken, an das lunkiio-
nalisieren der "Massen" -lutc h beule
Ideologien, in denen l iii/ebie nur
zahlen, wenn sU' slt h aulgnnid ihrer
Kratt odiM bonsl was hei vortun. Ts
ist ein interessanter Widerspruch unse-
rer /eil, daß irni/ Massenk« msu ms,
Massenlransports, Masseninanipulal loH
etc. ein merkwürdiges individualistisches
Zeitgefühl seinen Platz fordert. Das.
alleine hat sicherlich noch nichts
mit Anarchismus /u tun, aber der
Anarchismus hat sich immer mil diesem
Widerspruch zwischen Finzelne/r/m
und Masse beschäf i igt und versucht ,
das politisch zu thematisieren: um
der Anarchie näher zu kommen, brau-
chen wir sowohl ürganisalion, Solida-
riial als aueh bewußte, handlungsfähige,
entsrheidungsfreudige Mensclu-n. D.h.
wir brauchen ein ambivalentes Ghetto,
das uns individuelles Selbstbewußtsein
und Solidarität sgeluhl veimilielt. DiK:h
nicht nur für uns selbst brauchen
wir gescheite Strukturen, sondern
auch weil dann ein Ansatz zu einer
politischen Antwort auf ilen Kapita-
lismus liegen kann.
Der Anarchismus ist immer von einer
dezentralen Organisalionsform ausgegan-
gen, von autonomen, hamliungslahigen
Gruppen, die in ihren jeweiligen Berei-
chen die Auseinandersetzungen tuhren.
D.h. wir mußten eigenilu h fähig sein,
auch unter diesen veränderten sozialen
Bedingungen noch Kample /u lühren,
vorausgesetzt eb gelingt uns, verbin-
dende Flemente uu! recht zuerh 'm.
Diese Verbindung " a aber ^ht
nur d( Ablehn'.v'g ües Bestehenden
sein, sc deri v. 'mehr Ji- gemeinsanse
f iiopie.
In diesem Sinne könnte also die "Atom-
isierung", der GesellschaU ganz uner-
wartet positive Effekte haben. Unser
Problem ist ; ' -rdings, daß uns einer-
^(■it^ die verbindenden Strukturen
fehlen, bzw. wir sie nicht nutzen
und daß wir Schwierigkeiten haben,
et feklive Akt lonsformen zu entwickeln,
nin denen wir uns als gesellschaftliche
Aliernaiive präsentieren können.
An die Strukturen müssen wir den
Anspruch stellen, daß sie uns:
a) das ökonomische Überleben erleK:h~
tern und uns das Gefühl der Isolatioi*
und Machtlosigkeit im System nehmen.
Dabei helfen uns "Normen" und
"Rituale" keineswegs weiter, .denn
vieles hängt davon ab, daß wir ab.
Gruppe und als Finzelne wissen, was
wir wollen. I eute. die inu einer Kon
sumhaltung in pr>litische Gruppen odei
Projekte hineingehen, fördern oti
nur die lnt ^letiung von Hierarchien
und Machtpositionen.
bl auch unsere persönlichen Bedurfnisse
^i] Veränderungen als Teil der poli
tischen begriHen wird (was leider
nn'mei not. h im. hi selbstversiandllcf
ist).
t) über ut.si le "Inirast ruktur
unsere Ak Lianen repräsentieren
unsere Bewegung nach außen -
sie schrecken wir entweder ab
werden wir interessant. Beides
ok sein - wenn wit uns aber
selbst abschrecken, sollten wir
un>l
wir
(Iure 'i
oder
kann
schon
un^
vielleit:ht nt.i' Gedanken über unser
Auftr(Men nia( hen. Dabei kann unsere
Viellaltigken einen wohltuenden Gegen*
yatz zum Mü^senbild dieser Gesellschalt
sein unsere gemeinsame Utopie lubei
die wir no( h viel nachdenken unc
reden müssen) kfinnie der Vereinzelung
eui verbindende-s Flemeni gegenüberstel-
len. Dieses Gemeifisaine muß au' li
einen inkl louierendeit organisatorischeri
Ausdruck linden, eine reine Aneinander
reihung von Alternativprojekten ui^
Zeltungen k... , es mein.'r Meinung'
nacli nicht sein.
"Der Gegensat. z zwischen OrganisaiK^M
und fretheit ist ideologisch: so richtig
es ist, daß sich Freiheit nicht orgam
siereii UdJt, so erfordern die materiel-
len, lechiiisf hen (und vielleicht sogar
geistigen) Vorbedingungen der FreiheK
doch OrganisaiMin. Nicht das Anwaiihsen
V(m Organisa t ton ist zu rügen, sondern
das Anwachsen von schlechter (hierar-
chischer d. V-in) Organisation."
PS: die Quellenangaben habe ich mir
bis jeizi geschenkt. Für die, die Wert
draul legen oder es gerne nachlesen
mochten, wcd hier doch alles ziemlich
verkürzt dargestellt werden mußte:
die ersten .'nate sind aus Dieter
Duhni," Angst im Kapitalismus", d
über die Ökonomie von Joachim Hirsch"
," I^as neue Cesichtdes Kapitalismus"
und der Rest, das Zitat z'ji Organisa-
tion "^'-1 /ur VolPen 'liUtlgung von
Mm c-'sr.
SIND LINKE
ICH
9
^Huan bei der Schildemig
^33 ..!?«<.<^^'. der ^ynrheit3^e^-
nicht
nung
rührt aber
wunden
gchwulen Männern anzetteln.
Warum habe ich einevi ™^--
diHlaiDphDbie (Schwulenfeiiidlxd.
keit) gesduieben? Dazu hier e^jf uh-
Se Worte, an neine Beweggründe -a
^en Streiti^eita. in der R^^tx^
des Herr^tenn (s.u.) werde ich aui
S SSlsd^af mchen Kon^ua^en
üie ge»^ ,riThti2en Hand-
^jj^ die mix dabei wichtigen
lungsf orderungen können. Zunächst
7.iim Anlaß: ^ _ ,
^s Redal<:tiongTiit]
des Her-
rivfenn einer Zeitschrift, die meinL
^"fische Stt™e m Ifeu^^or
J' singen', erfuhr ich von Bekann-
Sn,TJ das Hen^-KoUektiv ^_
rend neiner Abwesenheit mit ver
schiedenen anderen , ne^t aus
Schwulen bestehenden Gruppen, Aus
SZdersetzungen üter die gareioj-
L Herausgabe des Männerkalenders
B87 4te! Idä l^tte mit In^esj
eixiex Zusanr^narbeit :^sdäen dai
^Z 'straight' (hetero) ausgerich-
mnnem des HenMann md den
teten
schwul
m
■eschaut
Mir
,sxe.ue:a, da ich jahrelang xn
der U&^finnerbawegmg tatig war dal3
dS hiesige Bevegung größtenteils
Helios besteht. (Aus diese.
aus
Grunde schla;
ich folgendes vor:
I-feinerbe^egung mei - i™ Gegen
. ..™ U^werent - als m il^er
l^hrheit heterc
und damit bewi
nulierten Ansp:
also auch für
chen, massi v
alle t>£inner
ichwulen
stellen
• V, rn-i" bis zu diesen
Konnte ich tra dis
Zeitpunkt
JLMU/ULEWFEiMDL Trw Q ( i vorstellen, trieb michi
SCHWUL EWFEIMDL ICH ? ^ ) S^cmene Z^^eife]
^^ ^itpunkt in keiner Weise .s. hwiolen-
/ \ feindliches Vei-halten bei;n ll^-rrf-fann
nun Jer auf-
» ,5— ..i«ie ^eiiej zur notwmdlRen
\/ persönlichen Klärung. Bei unseren
^^^ nächsten Treffen ü, der Rt.iakt.on
wollte ich die genauen Zuist ekelten
persönlich erörtem. Die nacliKJuen-
de Diskussion schtKj^ierte. mich tief
und v^irkt bis heute nach. Idi
bei "-■•"-■ — »'•■ — •
spurte
"c ^ einigen Mi tgl iaj em klar, , ,
dervlllen, sicii mit der Untordr-ik-
kung von Schwülen und Lesben als
seUsdiaftl icher und '
iistoi 1 scher
im geringsten aus-
Lfnterdn
Tatsache auch nui-
einanderzusetzen . Unterdni. kung
schien mir bestenfalls verr,i«i]i:
chend wahrgenormen worden zu sfln
ffem gefiel sich dai-in, nit all ,eits
bekannten , darun nicht uürdelo.stren
Vorijrteilen zu glänzen, im Vorv,,rfe
vorhandener Schwiii,enf eindlichke i t -
der Herr^fenn-Redaktion an die Adres-
saten derselben zurückzugelien f/ B
über einen Kritiker: "Den sief,r ümi
dodi auf zehn Meter an, dall er
schwül ist!"). Wir als Herr>F. ^
seien
doch genauso unterdrür
unsere KritUcer: "Ic?, kenne
schwulen Boss;. ^^^^ ^.^^^
u,
Boss,
unterdrückt.
zuarbeiten ,
führen
s
L Wie
ei nen
Aiix'jrer
Ich versuuiLe heiius-
vie icli es unten .jus-
werde - daJ3 w alle ü^
Teiljiel inier einer harüphoboi Gesr ■ 1 1 -
sc^^aft .^.h^enf eindi ich gepr.-,^.h
daß es absurd sei, .ni-
als 'bewegte ^nnei^' davon auszur.^h^'
nien >bnn regierte mit den HijTwevs,
schließlich schwule Freunde zu
ben, somit aus persönlichen Be:
. Vorurteil freigesprc^en
sem. Als ob schon
Verweis auf juuu^
AusdrucJ< antifaschi
gelten ' "'
seien
als
vom
jüdische Freunde
schlic[itp
t Lsclien
könnte! ."lann verlangte
Bewc--" " ^
)IS
Kampl es
Igte kort-
-e mveise zur LhternBuerung rri-i-
Vorwürfe. I^^ten Endes war ...s
ht zu billig, meine
_ Argunentatioasweise In die drannt , -
O ! ^'^'^^ der K^rupi^n ei_nz.^-
^ reuten, .^fei^e eigene &xuaJit..r
^de m Frage gestellt - 'TBist du
schwul
Mann
denn
gestelJ t
oder b
o
-g beiseite gtsteJJt.
Problon der Unterdrückun;
liebip beiseitp o^^ct-on^'
^" 1>:l-
tg wui-de b-
Jeder
s^
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tnterdrückt !
ArtUceL soll die mannigf al-
tigen Fonren von Schwulenf eindlich-
keit beleuchten und zugLeidi einige
Hinweise für Heteros zur fairen
im politischen Sinne
die
Zusanmenarbeit
geben. An dieser Stelle seien
aufregenden und aufschlußreichen Ar-
beiten von Ricky Sherover-^^cuse
zum IhaiH Unterdrückung,
nachhaltig beeinflußt habai, als
senswert erwähnt. '
Erfahrungsunterschiede
Wer nicht den entscheidenden Unter-
schied der besonderen Erfahrung von
Schwulen / Lesben gegenüber denen
der Heteros zur Kenntnis nlinnt, sol-
che sogar gleichzustellen sucht, der
ignoriert die grausamen Fakten der
Unterdrückungsgeschichte. Eine f'En-
nerbewegung, die so agiert, die noch
imner vorhandene Unterdrückung aiißer
höchsten Maße
überrascht
acht läßt, ist im
schwulenf eindlich. ■ Es
mich daher nicht sonderlich, daß in
dieser ^Bewegung' nur wenige Schwule
mitarbeiten.
"Wir als Herri^fener sind unter-
drückt. . ." Wenn man die
Erfahrung«
I^nnem
von neuen FJannem mit aenoi von
Schwulen und Lesben gleichstellt, so
ähnelt diese Verfahrensweise den
meisten konservativen Ideologemen
nur zu ^ehr, geht sie doch ahisto-
risch vor und argumäitiert außerhalb
des Zusanmsnhanges. Geschichte und
ständige Wiederkäir schwul / lesbi-
Unterdrückung bleiben .unre-
flektiert. Wieviele 'neue ^Knne^'
sind denn in den
gern umgekormen? Wieviele 'neue I^-
ner' 'genossen' die mieseste Behand-
KonzentiBtionsl
lung alli
? Wieviele
'neue I^&iner werde
deren Dienstschluß
.eil in
den Bars züsanmengeschlagen , wie es
nur allzu oft in den USA geschieht.
Wieviele Organisationen von 'neuen
l^nnem' wurden erpreßt, bedroht und
f ertiggenHcht , wie
der Welt schwulen
es überall auf
und lesbischen
Gruppen
'neue
widerfahren
I^&nner'
ist? Wieviele
verlieren ihre
lellung dadurch, daß sie ihren Vor
»setzten über ihr 'straiehtes' Sex-
. T-
vurden
ViLÜ<s gesell ^ '^^Z.r.e in ^^^
^^ 1 me ii^ "^^^'
Vir ^STvoSS^^f Sea. ^
^ ^^ ^ aS dieses ^^-^^-
' on als var ^^" dieses
^Ts ^^^ ^ TS^ Geistes^-
sdviedes J ^ürgerl^?!^
über^^'; V^'ide.. De
solut
■sdaeiert
Privilegien: Wurzeln des, Unterschie-
des / Anders-Seins
Lesben.
1 damit
Wir unterscheiden uns nich
Bewußtseio von Schwulen und
Wir müssen uns auch mit de
einhegehenden speziellen Privilegien
auseinandersetzen, die wir aus der
schieren Tatsache gewinnen, hetero-
sexuell und >fann zu sein. Dies, sind
keine Privilegien j die wir akzepti
ren oder leugnen können. Jeder wird
mit mir^ .übereinstiniiHn, in einer
rassistischen und schwulenfeindli-
chen Gesellschaft zu leben, aber
sich selbst natürlich vom gleichen
Vorwurf freisprechen . Alle I^nner
O
O
O o o
- 23 -
habai eine schwulenf eindliche Kondi-
tionierung erfahren. Oft prangern
bürgerliche I^nnec" ans der ^Bew^
gung' nur allzu lautstai'k die 'skanh
dalöse' Schwulenf eindlichkeit inner-
halb des Proletariats an, als ob sie
tatsachlich besser seien. Wir sind
alle schwulenf eindlich geprägt, und
alle Heteros profitieren von einer
Schwule und Lesben unterdrückenden
Gesellschaft. Unsere Vorteile können
wir nicht ablegen: daß uns mehr als
Frauai zugehört wird, daß wir frei
des nachts durch die Parks gdien
können, daß wir keine Angst vor Ver-
gewaltigung haben müssen und der-
gleichen nöir; unsere persönliche
Identität wird uns nicht abg
chen, wir werden nicht entwürdigend
behandelt, wir leiden nicht unter
Gewaltandrohung und -anwendung sei-
tens einer Gesellschaft, die unsere
geschlechtlichen Vorlieben als
krankhaft ausgrenzt. Wir sind Privi-
legiert darin, unsere SeKualität
niefTHls in Frage stellen zu müssen.
Iferr.y Brod erläutert deutlich die
Bedeutung dieses Zustandest
^\iix müssen uns darüber klar sein,
daß der Versuch, unsere Privilegien
abzulegen , keinesfalls bedeutet ,
nachfolgend außerhalb des 'Systems'
zu stdien. l^n ist innier im System.
Die einzig interessante Frage dabei
lautet; unterstützt oder bekämpft
nan dabei den Status quo? Das
leg ist nicht etwas,
nehmen oder abzulegen ist.
mir von der Gesellschaft auferlegt
was frei anzu-
Es ist
worden, und solange ich nie die da-
twortlichen Kräfte bekäirp-
jene mit ihrer normativen
f ortf aiiren und ich werde
für
Strategie
es ihr entsprediend annehmen, egal,
wie nobel oder progressiv meine Ab-
sichten auch sein nögen. Autonome
und Alternative ( ' counter-culture
iiEn') beispielsweise, die sicli als
ehejials mittel- oder oberklassenzu-
können sich
gehörig definieren ,
nicht von ihrer Herkunft
chen.
von
!^ri Rurh von der ihr
e
lossprs
innewoh-
nenden Sicherheit, die durch einen
Rückfall in die mit ihr einhergehen-
den alten familiären Bande ga^ir-
leistet wird . Eine Möglichkeit , die
den ausgebeuteten Klassen nicht mehr
zur Verfügung stdx! \\Kirenddessen
äußern I^finner, d=e den Möglichkeiten
sozialen Wandels skeptiscli gegen-
überstehen, noch imner ihren Stolz
• ^ hestinwt daf
^■^^V-onprt vordem- ^s ^^ ^^, ^nr
voraus: das ^ ^^^ ^.erö
«^^l .fdie Ge^li^^ 'progres-
&
„' Gruppen
Sc>vulenfel^'r^V«e^t
stellt ein
tscheidendes>ta^^^_
sexisiiüS
^ Visier Bei
neue
Planus ^ • ^^auen ' '"''"^t n^hJ
Schwule, ^^ lossager, '^'^ ^°« ih-
' 't ' 1^
24
Wir teben _uas be^^
eil zu werdaa. ^^ ^ ^er
itschieden
Sä ä=. ^^ir^'S
uns
g^jT^det nxcht dura ^^^x-
genstani. i^i;^ .^t von Profi
tieren am ^ System.
^u^-^*","^et auch - und nur
.stört
dann
iie Ha^P^^^^'
IfcmDphobie
chen
Def imtion des f^imli-
i
Wen
spielt
wir I^feimer sind
Sdmdenfemilichkeit eine tragerxle
^e in unseren Selbstverständnis.
Homophobie spricht Schwulen das
Recht ab, sich als Minner zu be-
zeichnen. Sie nennt sie: Tunten
warae Brüder , Schwanzlutscher , flot-
te Schwester, Schwuchtel, Honcs,
Arschficker oder vle auch ümBr.
Unsere, hcmophobe Gesellschaft
nennt Schwule aber nicht als das
^ sie sind: Wtoier. Diese Lehre
ist von Heteros zum Überdruß verin-
nerlicht worden : liebe andere >finner
und dei^e Liebe, dein körperliches
BipfMien gelten als null und nich-
tig. Du wirst deiner IhtijiisptHre be-
raubt . Durch das ErsteUen jeelicher
Art von Grenze ijn Bipfinden darüber
was fßnnlichkeitau3THche, wieweit
sie fuhren dürfe, endet jeder ^fenn
in der L£iderfahrung der hanophoben
^r™ der hcmophoben Katastrophe.
Sensibilität, Rüd<sichtnahnE, sSli-
djität und tiefe Zuneigung werden
per Definition von einer schwulen-
temdlichen Gesellschaft
graTzt, so klargesteUt , vjas mnn-
M<eit geaUigst nicht beintoten
. ,msera^ Selbst-
^ dissen uns von ^^^ ^er-
Verständnis he: aL^J-^3,e, dur^
be^egung geg^ J^ oder von au^
auferlegte Gren^. ^ ^^t.
Se zu tragen, "^fängUcn '^^
^^. enptiudsam_ / ^^ _^ t,^t
-- unabha^g ^^^ diese
n&) ersten .l^-
jaials^ die"^^«^"> gelf '"" ^er-
Schwulen und , .""'''"-^dcun. ,
"^ie Unter-
st, ün
■g
u- Einehen ^f abrangen als so
gchiedlxchen ^^ g^d wird unh
akzeptieren. NacMog ^^_ ^
^^ ^'"^ -S S^Slegbar ist .
dieses Prrvileg nx^t^ ^^ ^^^^^^
befinde« wir uns - ^^^ ^^^er-
°^^^^'*' '^^5 und Lesben e^;^
dieser Schlacht uns^
1 m folgenden ein paar
balten dar. ^m ^ g^^ ^^^^^ das
Ratschläge zur üteK
.g^onsairen Kampf'
-derungen
Verbündete
1 ^^4— *
von
. R Tuirändest \^
c^tze voraus, ^aß^^ ^lu-
S^i^; «ochten. 1^^^ ,uaU
^^ heißt ux_^^,^
dazuzulerne^
daß
\
.üftttien
2 Setzte vv.. _ ^gj: ^'^^^ ...V
\a^^°"!2S^zusetzen,
sondern
a^^^nauderzuse^^' ^^^,
do^ ^. an ihrer Sei^";.,^. heteros,
^^^^':l.e fetastrophe ^^Jl^-
^.T zu leben . ^^ .^^, der Z^"
S*^ von^Öhe und f^ des
stbr^ ^ci^ ^tS? ^^
Stä^ ^diledxts durch ^^^
^^^ V^^-^rSe X^Bt vor
tung und ; _^bie ist .dJJ ^^ ^g
Hitnenschen
^ nUm erlebter^^,,,ensc
S^'^'^chlei^tlichen
gl^^^verhii^^^
^^gnophobxe ^^^
Vdnter
- 25 -
schuß an Durdi^-^etzuiigskraft ausge-
stattet. CleirJiterechtigte Bestellung
zi^'l^dien Sdiwulen 'uid lletefos ge-
stalten sicti daher meist sctmerlg,
waui nid-it gaix--. und gai- 'uniTiigli-ch.
Hm dipf^ PcU-tnerschaft. zu erzielen,
gehört d'ie llanophobi
e
schl,
HoiDph
he t erose^mell e
nictit
wirkt
r
uns
^^nner
tat
aus,
nur In unseren Uing^-ing niit
Schwulen und Lesben, sondern auch in
den Verkelrsf orme. . zwischen uns
selbst. Horropliobie produziert das
Vorurteil, Ifeiner könnten n.i'±t kor-
pjerlich fniteinander ungdien- Selbst
politisL^h liegt es In uiiseran *neu
nHimlichen ' Interesse , eng mit
Schwulen und I^esben zu kooperieren.
Die Aufhebung der Untei-drüd:ung al-
■ 1er betroff Qier (^ellschaf tsnilt-
glleder kanr. nicht ohne die tefrei-
ung von Sciiwulen und Lesben voILzo-
gai werden.
.«frrt
- * H - H, ■ . + i ^, .'
■\
<.
;et.
ScliwultMi
Nbn;:-^hea
■. :»rr.i\ 1.^ ,
M,"((l * , -ix n
Jlii Ml: !
"I,;"
• 'ki! -.tch alle
h<'i /Tosex'uelle
t;^ - ■ .'(TfHi zum
Verbiiadr te;"! w-in 1:^...:. "--i/r voraus,
daß sie dict^ aLs s^/lchii ;//U-arJiten,
zuiTiL-idest ,.. .. 'Tit leil. I*i." brauclist
I
-1
''1/-' n.y
du keine Hoi-la H sbd;pT , iiTi.,'-,on
' 'csta t Le; "■ \i;en von S<JtvAi tm 'Xier [j.^-
bc" , 1 dies ,"ü!Z'..infJino:. ;>-:s kannst
du nlclit. ."'rwcir len.
4. r?nv' i]:v'<-'' au.-, da'^ •av.enteiiige
KealvL jf ipei'. jcrlt^ rfiULiuf ^cude Ableh-..
nuno i.Mue: ^ii)L.l riU -■•rljondeter,
aus aiLi^ere^- um 1 . ( - nnerlichter
ÜnterrirwckuuKS-^rinhj-une, :''-^i]tiert.
* Internal iFie^r i e i i>" sn-jpM .t. .'^* oder
iatFirüiisLer*^"'
In-, e; m
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und ü's[)on au:-. crvlir n*
k-iTidlung «--riolg. i.-U :> ; '. Laube da-
iTiii :u iiunpelndes Sr" 'isi.vertrauea
Lat't .Lf^nA:i"\pes Handel" . von eniex
•"•r-' ■:
1
junii^^LLica'inj^'
r. uue^. ■" -'
boi , intemalisierte Unterdrückung
zum Alltag werden . Als Beispiel
seien Arbeiter genannt, die meinen,
nicht fähig oder gerissen genug zu
, das System selbst reibungslos
kontrollieren und verwalten zu kön-
nen . Intenv^l 1 si^rte Unterdrückung
findet dort statt, wo die jeweils
unterdrückte Gruppe die Arbeit für
den. Unterdrücker / die Unterdrücke-
iln selbst erledigt.
6 . Setze
daß Schwule
voraus,
Lesben die besten Kenner ihrer eige-
nen Erfahrungen sind und daß du viel
von ihnen zu lernen hast. Benutze
deinen Kopf und deine Erfahrungen
als Angehöriger einer unterdrückten
Gruppe, um über die zunächst notwen-
digen Schritte zu entscheiden
rücksichtige / vergegenwärtige dir
die Zeit deiner Kindheit, in der du
»
völlig hilflos ausgeliefert warst
und nicht für voll genonnsn wurdest.
\kr half dir und was mochtest du im
einzelnen an den Leuten leiden, die
dir zur Seite standen und dich aner-
kannten? Nutze diese 'Rück-Sicht* ,
un eu
Lesben
Verbündeter von Schwulen
7. Es liegt nicht an Schwulen und
Lesben, dix deine Hcm^phobie aufzu-
zeigen oder dich darüber zu beldi-
ren. Es ist wichtig, daß du selbst
deine persönliche Kcnditionienuig
erkennst. Mit Schwulen und Lesben
befreundet zu sein, l^t nicht auto-
matisch mit fairem Bündnisverhalten
zu tun. Verbunden zu sein meint, ak-
tiv ein System zu bekänpfen, das die
ständige Unterdrückung seiner Mit-
glieder zum Überleben benötigt.
8. Erinnere dich daran, daß Schwule
und Lesben die Überlebenden
jahrtausendealter emotionaler ,
tellektueller und physischer
waltherrschaf t sind und daß sie über
eine dementsprechend lange Geschich-
te des Widerstands verfügen. Werde
Experte dieser Geschichte und unter-
stütze und erinnere Schwule und Les-
ben daran, stolz auf sie zu sein.
9. Werde Experte aller Inhalte, die
für Schwule und Lesben von Bedeutung
sind. Vergesse nie zu Beginn der
Unterstützungsarbeit', daß dabei auf-
tretende FdiLeinschätzungen einen
von
in-
;esses ausmachen
dich auf Niederlagen, Enttäuschung
und Kritik vor. Gestehe . Fehler ein
und entschuldige dich für sie. Lerne
von ihnen, aber ziehe dich nicht
zurück. Es ist dein
Recht, dich be-
troffen
fühlen
engagiere
weiterhin im Befreiungä<amp
Schwulen und Lesben.
dich
von
10.
daß du c
1
Lesben
nophobie vor Schwulen unü
verbergen kannst. Sie kamen dich so
genau, daß sie de:ine angefangenen
IMurscheinlichkeit für
dich vollaiden könnten. In einem ho-
m3phoben System wurde jeder darauf
ausgerichtet. Schwule und Lesben zu
unterdrückai , inklusive der Leute,
sich so gern als * progressiv *
bezeichnen. Gib dir keine vergebli-
che Mibe, Schwule und Lesben von ei-
ner vermeintlich dir nicht widerfah-
zu ^ überzeu-
die
renen Konditionierung
r r» 1
gen
unnötig , ScJtuu
zu überzeugen,
itehen* - sei einfach
niemals wählen
und Las ben
*auf ihrer Seite
11. Erwarte keinen ' Dank ' von
Schwulen und Lesben für deine Bünd-
nistreue. Lehne ihn als überflüssig
ab. Denke daran: ein Verbündeter zu
sein, liegt in deiner freien Ent-
scheidung. Es ist kein Zwang. Es ist
deine eimiHlige Chance.
12. Sei ein hundertprozentiger Ver-
bündeter - keine KofiprarrLsse , keine
Doppelbödigkeiten : ' 'Ich werde deine
Unterdrückung bekänpf en ,
neine bekänpf st.
drückung muß bekämpft werden - be-
dingungslos.
du
it
wenn
Jedermanns Ihter-
i i
(Übersetzung aus dem Amsrikanischen)
Bereite
- 27
STREIT UM UNTERSUCHUNG
n
lAAME R D FAST IMME R
MANCHMAL D
NIE
z:*^^f'Sifi-i-y\i:-i^w--o:-:\ .-■;r^.,v--:,^'y ■■;.■;- -■-:.^
„Diese Ministerin und
diese Reaiening wer-
den für die Homose-
xuellen als solche
nichts tun; sie benut-
zen einige von ihnen
für unumaängliche Ar-
beit, diejcein anderer
tun kann, und wenn
die Arbeit getan sein
wird, wercien sie ih-
nen wieder offen jene
Tritte versetzen, auf
die allein , schwule
Säue' in diesem Staat
und dieser Kultur ei-
nen verbürgten An-
spruch haben."
(Volkmar Sigusch in: AIDS als
Risiko. 1987)
Um diese „schwulen Säue", die
von ihnen abverlangte „unum-
gängliche Arbeit", um eine Mi-
nisterin und ihren Auftragneh-
mer ging es bei einer Diskussion
im Rahmen des Frankfurter
Schwulenfestival „Warm up".
•Nachdem bereits einige Arti-
kel geschrieben, Interview: ge-
geben und ausreichend Vorhal-
tungen gemacht waren, fand im
November der erste öffentliche
Streit zv/ischen Martin Dannek-
ker und Günther Amendt statt,
auf den nicht ,,nur" die Schwu-
len (-bewegung) mit Spannung
wartete.
Zur Vorgeschichte: Martin
Dannecker ist einer der profi-
liertestea bundesdeutschen Se-
xualforscher, Mitarbeiter am
Institut für Sexualforschung an
der Uni Frankfurt. Seinen „gu-
ten Namen" über schwule Krei-
se hinaus, hat er sich vor allem
mit einer, gemeinsam mit Rei-
mut Reiche 1974 veröffentlich-
ten Studie ,-,Der gewöhnHche '
Homosexuelle", verdient. Die-
ses Fprschungsprojekt hatte
damals erhebliche Auswirkun-
gen sowohl für schwule Indivi-
duen in deren Entwicklung, als
auch für die gesellschaftliche
Diskussion, das Umgehen mit
dem bis dahin stark mytholo-
gisierten und diskriminierten
,J^hänomen" Homosexualität.
Günther Amendt ist Schrift-
steller und Journalist, arbeitete
selbst als Sexualforscher; er ist
Autor von Sexfront, Sexbuch
und anderem.
Dannecker macht heute,
1987, und das ist der Anlaß al-
len Streits, eine neue Studie:
Sozial- und Sexualverhalten
homosexueller Männer, finan-
ziert vom Bundesgesundheits-
ministerium - Rita Süßmuth,
203 Fragen, die en detail Aus-
kunft u.a. über die Sexualprak-
tiken der Schwulen fordern.
Nach und während der Dis-
kussion um Daten, Datenschutz
und Boykott in Sachen Volks-
zählung, nach, und während ei-
ner schmutzigen Kampagne im
Zeichen von AIDS gegen die
Schwulen und deren angeblich
„ausufernde Sexualpraktiken
und Verschleiß an Sexualpart-
nern" bot dieses Thema alle
Voraussetzungen für einen
spannenden Streit zwischen
Dannecker als Autor und
Amendt zh Gegner einer sol-
chen Befragung. Amendt und
Dannecker hatten in ,',konkret"
in 3 offenen Briefen zum öf-
fentlichen Streit herausgefor-
dert. Hier hatte er auch die we-
sentlichen Punkte seiner grund-
legenden Kritik an empirischer
Sozialforschung über gesell-
schaftlich diskriminierte Mm-
derheiten formuliert.
GEWITZTER BOY-
KOTT
Zustimmend zu seiner Position
diskutierte zunächst auch der
Vorstand des feundesverbandes
HomosexuaHtät (BVH), der
auch einen Boykottaufruf for-
mulierte. Ein Boykott in neuer,
gewitzter Form: „Die Fragebö-
gen sollten, so der Aufruf, an
heterosexuelle Bekannte wei-
tergegeben werden "und von
diesen unter Vermeidung er-
kennbarer Widersprüche ausge-
füllt werden. Damit wäre das
Ergebnis der Untersuchung ad
absurdum geführt, zumal die
Boykottquote nicht klar über-
prüfbar ist.'' (Dorn Rosa, Okto-
ber 87)
Just eine Woche vor der Dis-
kussion in Frankfurt fand eine
Mitgliederversammlung des
BVH statt, die dann den Boy-
kottaufruf des Vorstands zu-
rücknahm und lediglich die
mahnenden Einwände, die spä-
tere Verwendung eines Ergeb-
nis der Untersuchung betref-
fend,' aufrechterhielt. Damit
hatte Amendts Position einen
kompetenten Partner verloren.
Persönliche Betroffenheit
und, so sollte man vermuten,
Kompetenz, waren dann am
1. November bei der Frank-
furter Diskussion im '" eini-
gen hundert Mensche^ -ollbe-
setzten Rosa Zelt in ausreichen-
dem Maß vorhanden.
*
„Prinzipiell geben wir zu be-
denken, daß unseres Wissens
bisher in keinem Staat der Welt,
von Staatswegen oder im Staats-
auftrag, ' eine Gesamtbevölke-
rung mit dem Ziel untersucht
worden ist, den intimsten Le-
bensbereich der Menschen sta-
tistisch differenziert nach allen
demographischen Gruppen und
sozialen Schichten zu erfassen.
Ein derartiger Zugriff ist ethisch
zutiefst problematisch und
AIDS-epidemioIogisch nicht zu
begründen."
Diese beiden Sätze befinden
sich in einer Replik von Gün-
ther Schmidt und Volkmar Si-
gusch auf das Ansinnen von
Rita Süßmuth, eine umfassen-
de Befragung der bundesdeut-
schen Heteros durchführen zu
fassen. Amendt fugt dem hinzu:
„Mir ist irgendwann klar ge-
worden, daß es pohtisch nicht
vertretbar ist, sozialwissen-
schaftUche Gruppenprofile von.
diskriminierten Minderheiten
zu erstellen. Ich halte das letzt-
endlich für die Sozialtechniken
de3 BK.4."
Noch prekärer wird das Pro-
jekt, zieht man noch die Geld-
geber in Betracht. ,, Du (Dan-
necker) beabsichtigst im Auf-
trag einer konservativ-reaktio-
nären Regierung, eine straf-
rechtlich verfolgte Minderheit,
nach dem Privatesten und In-
timsten auszufragen, und tust
das in einer Zeit, wo ün Gel-
tungsbereich des Grundgeset-
zes der Bundesrepublik
Deutschland Repressionsmaß-
nahmen gegen Arigehörige die-
ser Minderheit, soweit sie aids-
krank dder virus-positiv sind,
bereits ergriffen werden."
(Amendt)
i^.
KEIN VERTRAG
MIT BONN
Dannecker bestritt beharrlich
die „Auftraggeberschaft" der
Bundesregierurtg. Er sei Autor
des Fragebogens, in seiner Ar-
beit zu jedem Zeitpunkt auto-
nom und nie habe Süßmuth
versucht, ihm reinzureden. Die
,>Iitarbeit" der Regierung
bestehe lediglich in der Finan-
zierung, in der Überweisung
der Kosten unter dem Titel
„Fehlbedarsfmanzierung" auf
ein Konto der Frankfurter Uni.
Es gibtkeiii Vertragsverhältnis
mit Bonn."
War die 74er Studie noch
finanziert von der Deut-
schen Forschungsge-
meinschaft, so ist die
heutige Geldgeber-
schaft ohne Zwei-
fel brisanter. Dan-
necker vermochte auch nicht die
zweifelnden Fragen tiach der
Interessenlage des Süßmuth-
ministeriums zu beantworten:
„...ich weiß es wirklich nicht,
was diese Bundesregierung mit
dem Auftrag will", sagte er ge-
gen Ende der Diskussion! Und
weiter: „...noch, mit vielen
Einschränkungen/ kämpft das
BGM für eine einigermaßen er-
trägliche AIDS-Politik, noch.
Und wie lange das dauert, wird
man sehen."
Spätestens hier war klar,
daß der Kernpunkt des Streits
in der Beurteilung des Staates,
seiner bisherigen und künftigen
Politik in Sachen AIDS, der
Un-Sicherheit von -Daten und
Erhebungen in den Computern
eben dieses Staates, dem eine
Million Menschen die Volks-
zählung verweigerten, besteht.
Herrschte Mitte der 70er
Jahre, als Dannecker seine erste
Studie veröffenthchte, noch
ein politisches Klima, das
Schwule auf Entkriminalisie-
rung und Emanzipation hoffen
ließ, so kann davon heute keine
Rede mehr sein. Und das nicht
nur wegen der vielzitierten bay-
erischen Zustände. ,,Ich weiß
natürlich, daß ich insofern in
einer schwachen Position bin,
als vieles von dem, was kom-
men wird, erst sein wird."
Eben diese von Dannecker ein-
gestandene Ungewißheit darii-
ber, ob es bei der noch weitge-
hend nicht repressiven AIDS-
Politik der Bundesregierung
bleibt, oder ob sie die Ergeb-
nisse der Studie dazu benut-
zen wird, die Repression zu
verstärken, ist Grund genug,
ihnen alle Daten zu verweigem.
Es gibt nicht nur Bayern; zur
jüngsten Geschabte dieser Re-
gierung gehört eine Wörner-
Kießling-Affäre ebenso wie der
Versuch, in Kiel den sozialde-
mokratischen Oppositionsfüh-
rer wg. angeblicher „homose-
xueller Ausschweifungen" zu
diskreditieren, d.h. abzusägen.
»ES DARF NICHT
RAUSKOMMEN
Die Stellungnahmen aus dem
Publikum blieben so konträr
wie auf dem Podium. Wenn
r
schon keine Begeisterung, so
gab es doch oft Zustimmung
zum umstrittenen Projekt.
Aber auch: Ängste, Unsicher-
heit und strikte Ablehnung.
Einer, der als Fragebogenvertei-
ler fungiert: „Ich fand es erst
mal ganz spontan sehr gut, weil
ich damals diese alte Untersu-
chung in meinem Coming out
gele icn habe, Jas hat mir sehr
viel geholfen. Was Dannecker
gesagt hat, hat auf mich voll
zugetroffen. Ich dachte toll,
so 'n-e Untersuchung, ohne mir
lange Gedanken zu machen. ...
Dann habe ich die Bögen be-
kommen, mal durchgelesen
und innerhalb von kurzer Zeit
ist mir klar geworden, daß die-
se Untersuchung wahnsinnig
politisch ist, der ganze Fragen-
komplex zu Bisexualität, zu
safer sex u.a. Und dann hat
bei mir ganz automatisch ein
Prozeß eingesetzt, daß ich mich
gefragt habe: Du weißt, diese
Sache ist hochbrisant; Es darf
nicht rauskommen, daß die
Schwulen sich nicht geändert
haben, daß sie bi sind und wei-
ter in der Gegend rumficken.
Damit hefem wir uns dem
Herrn Gauweiler ans Messer."
Weiter schilderte er, daß er
die Bögen nur an Leute ver-
teüt, „die ich kenne, die mir
einigermaßen vernünftig er-
scheinen, die safer sex machen."
Die von ihm Befragten, „wis-
sen, was sie anzugeben haben."
MACHTFRAGEN
der praktizierte und angegebene
„nichtgeschützte" Anal- und
Oralverkehr wird in Spiegel
und Stern, im ganzen rechten
Mediendschungel seitenweise
ausgewalzt und hundertmal
publizistisch wiederholt wer-
den. Die bisher bereits erzeug-
te Angst beim Bürger erhält
ihre Berechtigung durch die
Schwulen selbst. Es wird nach-
geladen werden. „Wir haben
die Macht und die Medien
nicht", sagt Amendt.
So betrachtet, erscheint es
geradezu weitsichtig von Frau
Süßmuth ausgerechnet Dannek-
ker diese Studie anzuvertrauen
und nicht irgendeinem „Fazzi".
Einen Renommierteren gibt es
in diesem Land nicht, wie
Amendt es ausdrückt.
Nun bleibt immer noch die
Frage, was unbestritten viele
Schwule in diese Rechtferti-
gungsposition gebracht hat?-
Welcher ,, Argumentation" sind
' sie aufgesessen, daß sie bereit
sind, ihre Sexuahtät in 203
multiple choice Fragen (immer
oder fast immer, oft, manch-
mal, nie) öffentlich darzulegen?
Soll endlich bewiesen sein, daß
Schwule ihre Sexualität nicht
■ so leben, wie die Gauweilers
sicli das vorstellen und verbrei-
ten?
Das ist das Ergebnis von 5.
Jahren - AIDS-Aufklärung,
AIDS-Kampagnen mit verteil-
ten Rollen m Bonn und Mün-
chen. Zur Desinformation und
Deformierung von Bewußtsein,
die aus (potentiellen) Opfern
.Täter auch in deren eigenen
Köpfen macht, haben die
schmutzigen Kampgnen des
Spiegel und anderer beigetra-
gen.
GEFÄHRLICHE
SCHULDGEFÜHLE
Bei aller Hoffnung in die „Son-
derfrau" Süßmuth und die bis-
her nicht über das gewohnte
Maß hinaus repressive AIDS-
Politik des Gesundheitsministe-
riums, darf kein Zweifel darüber
bestehen,- was bundesdeutsche
Medien, was die vielen klein-
nen Gauvr-eilers, was die baye-
rische Staatsregierung mit dem
Ergebnis der Untersuchung,
wie immer es konkret aussehen
wird, anfangen werden. Jedes
Promille Bestätigung ihrer Vor-
urteile wird herhalten müssen
als Begründung Tm weitere
„notvv.ndiae*' Repression. Je-
wußtsein und Selbstbestim-
mung weder durch eine sozial-
wissenschaftliche Studie ersetzt
noch erkämpft werden. Und
auch eine (letzte?) Demütigung
mehr, wird die Schwulen die-
sem Ziel nicht näher bringen.
Im Gegenteil!
Nur wer sich schuldig fühlt,
memt sich rechtfertigen zu müs-
sen. Die Schuldgefühle sollen
den Betroffenen nicht zum
Vorwurf gemacht werden, aucli
nicht in emer Situation, in der
jeder wissen könnte, daß eben
jene „Schuld" an der Krank-
heit niemand zugewiesen wer-
den karm und nicht muß. Denn
die Situation ist gleichzeitig
eine, in der Irrationalität zum
zentralen Instrument reaktio-
närer Politik geworden ist.
Jahrhunderteahe, und auch in
„der freiesten Gesellschaft, die
es je auf deutschem Boden
gab", nie thematisierte und
aufgearbeitete Vorbehalte und
-Urteile liefern die Plattform,
auf dersich noch alle, bewegen.
Auch wenn es werer ge-
wr-iei- LSt, mehr Ni \ erfordert,
V;um -sciV'vuIer Stolz, Selbstbe-
■.--_-.Vh
,'^^-:';>>v.>;-x-;-.';U>v^':.::^;'-:':':v^^ ■■■"■"' -■■,■■'■■■
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Ar ch 1 8<«n , die. Von griech. »«rchil« { =
Herrachafty, Vartreter der Ansicht, daas ohne die
Herrschaft von Menschen Über andere Menschen
keine Ordnung dankbar sei. Die A. betrachten die
Anarchisten, fUr die erst eine Herrschaft s lose
Gesellschaftsordnung menschenwürdig Ist, als
ihre schürfstan Gegner, die sie freilich tn Anbe-
tracht Ihrer geringen Zahl ^t\w verachten als
bekämpfen. Die A. sind politisch nicht organi-
siert, da alte bestehenden politischen Partelen
und Organisationen Im Prinzip archistlsch sind.
Der EInfluss dar A. Ist so beinahe unbeschriinkt
und nicht kontrollierbar.
(Hanns David Bitter: Das archische Prinzip,
1901; Oina Tuchschmidl und Jürgen Lisk: Die
Weltverschwörung der Archlsten, Prlvetdruck
1962)
Au»; Kurt Marti: Abrat/ky oder Die kleine Brock-
hÜMe.Nj 2i7.
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Männerbewegung für Emanzipation
in der Bundesrepublik Deutschland
aus Von Wann zu Plann
Nr . 1 5/87
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Bernhard Rleke
Das traditionell* MJfnnerblld und dl
■chl«chterroll«n In der G«aellflcha£t
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1.1 Beruf
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Die Basis der traditionellen Geschlechterrollen
bildet, die Arbeitsteilung rwlschen Mann und
Frau-, Der Mann geht arbeiten, die Frau versorgt
die /amille. Die patriarchalisch strukturierte
kapitalistische Gesellschaftsordnung erfordert
cumeist» das Eingehen fremdbestimmter Arbeits-
verhältnisse, die bi« in die 60er Jahre vorwie-
gend "Hännersache" waren.
Seit der Zelt der industriellen Revolution Im
l». Jh. werden Immer härtere Verhaltenszumutun-
gen an die Arbeitnehmer gestellt, nicht zuletzt
Askese und Konkurrenz, d.h. Zerstörung von
IndividualltSt durch Unsenalbil ität den eige-
nen Gefühlen gegenüber. um am Arbeltsplatz die
eigenen emotionalen Wünsche zu vergessen bzw.
zu unterdrücken und kontrollieren und sodie.
gestellten Anforderungen zu erfüllen, die Ar-
beltskraft möglichst gewinnbringend zu verkau-
fen und dabei gegenüber anderen Mähnern mög-
lichst hart und unsenalbel zu sein- Die Konkur-
renzsituation mit dem Zwang zur Leistung, der
Forderung besser, schneller « stärker £u sein,
um die patriarchalische Hierarchieleiter zu
erklimmen, führt zudem zum Abbau von Koopera-
tion, Vertrauen, sowie Solidarität und somit zu
Bezlehungsacmut und -Unfähigkeit. Die eigenen
Gefühle dürfen da keine Aolle mehr spielen, der
Mann muö sie Immer kontroll leren können, um
bessere berufliche Positionen zu erreichen,
mehr Geld zu verdienen, mehr gesellschaftliche
Achtung zu erlangen. Das ist nicht Aufschub vpn
Befriedigung , um später mehr erlangen zu kön-
nen, well auch ein Hehr an Geld und Besitz und
Prestige für die konstanten Frustrationen, die
ein derartiges an-se inen-Gefühlen-vorbe lieben
mit sich bringen, nicht entschäd Igen kann,
sondern ständige Selbstvergewaltigung. Die Un-
terdrückng von Gefühlen führt zu Angst vor
Emot lonal Ität und Sinnl ichkeit, Angst davor
schwach zu se^n, die "Mann" nur durch das stän-
dige ""Slch-bewelsen*" im täglichen beruflichen
Wettbewerb, kompens ieren kann bzw. muO. Die
Arbeitsverhältnisse nehmen dem Individuum ucn
Besitz an ihrem Selbst und verhindern damit den
eigenen Identltätstfrwerb.
1.2 Familie
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1.3.1
In der Familie, In der Freizeit also, (Kann) und
soll der Mann seine unterdrückten Gefühle kom-
pensieren, wobei Frau und Kinder die Objekte
bilden. Hier darf er traditionell seine pa-
triarchalische Macht ausleben. Die Familie hat
die Aufgabe ihm das im Beruf unterdrückte Ge-
fühl nach Sicherheit, Wärme und Geborgenheit zu
vermitteln. Hier^ist dem Mann der einzige Platz
für sezuell/sinnliche Beziehungen zugewiesen
und zwar ausschlleül ich heterosexuell, monogam,
«It seiner Frau. Durch die feindllch-konkurren-
te Einstellung zu anderen aännern kann ja weder
außerhalb, noch innerhalb der Familie (Vater-
Sohn) eine erotische Ausstrahlung anderer Mäh-
ner erlebt werden, denn libldlnöse Männerbezie-
hungen bedrohen Ja die Konkurrenz- und Lei-
stungsmotivation* SchlleOlich entspricht die
FrauenroHe(-Blld) dem, was gesellschaftlich
d*m Mann verwehrt wird. Die Frau soll nämlich
weich, schön, zärtlich , liebevoll, passiv und
duldsam, sowie inltlatlvlos, unselbständig und
angepasflt sein (also genau so, w,le Mann nicht
sein darf), um dem Mann die Befriedigung seltner
Bedürfnisse zu verschaffen.
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üer hann muß wiederum die Ernährer- und Be-
schützerrolle einnehmen. Die bürgerliche Dop-
pelmoral hält zudem dem Mann zwar als heimli-
che« Ideal den Casanova (Verführer) vor, seine
polygamen Wünsche, seine Sexualität aber wird
in die monogame Ehe eingesperrt (wenn er schon
nicht viele Frauen Werführen' darf, so doch
wenigstens eine Frau 'besitzen') bzw. darf
höchstens in gesll schaf tl ich ausgegrenzten
Bereichen ausgelebt werden (Bordelle, Peep-
Shows, Männerzoten, heimliche Vergewaltigung
der Tochter .--) •
1.2.2 Die Kinder
Bereits bei der Klndtrerzlehung wird Sexualität
tabuisiert, Wesen und Körper der Frau für den
Jungen als "Geheininis* in stall iert, seine
Triebwünsche unterdrückt und von der Frau fern-
gehalten, so daO der" Junge durch die propagier-
te Keuschheit aexualisiert und sein emotionales
Verlangen allein auf die Frau gerichtet wird-
Die Familiensituation mit. dem Vater als Beherr-
scher von Frau und Kindern spiegelt schl ieOM-ch
dds gesellschaftlich patriarchalisch *hierar-
chlsche Machtgefüge mit der Verteilung der
Geschlechterrollen wieder- Die Kinder erleben
den Vater als oberste Autorität (Familienober-
haupt)- Ansonsten glänzt dieser, durch dessen
alleinige Ernährer funkt Ion und un flexible Ar-
beitszeit bei der Kindererziehung durch seine
Abwesenheit, welche ihn den Kindern entfrem-
det- Was er in die Familie einbringt« Ist die
Weit er Vermittlung seiner gesell acha f tllchen
Rolle und Zwänge, d.h. die Kinder dürfen nicht
frei über Ihren Körper verfügen und erhalten
ihre Stellung in der familiären Hierarchie mit
geachlechtsspezlf Ischer Unterteilung und Wer-
tung. Der junge, < wie das Mädchen werden also
auf ihre zukünftige Geschlechtetrolle vorberei-
tet. Der Sohn, der, über der Tochter steht, wie
der Vater über der Mutter, soll ein ganzer Kerl
werden, er darf also draußen herumtoben, sich
dreckig^ machen, auf Bäume klettern und mit
anderen Jungen kämpfen- Die Tochter muß adrett
aussehen und der Mutter im Haus helfen. Nach
psychoanalytischer Theorie (Freudaches Dreipha-
senmodell} bildet sich die Geschlechtsldentltät
bis zum Ende der ödipalen Krise heraus. Der
Junge verdrängt seine Rivalltä^tsbestrebungen
gegenüber dem Vater, der sich als mächtiger
erweist, identifiziert sich mit Ihm, ver inner-
licht die elterliche Moral und bildet ein Über-
ich (moralische Kontroll Instanz)- Dieser Prozeß
geht mit der Verdrängung sinnlicher Bestrebun-
gen einher und erlaubt die gewünschte Selbstin-
strumentalisierung.
2- Die Verunsicherung de r traditionellen Män-
nerrolle duch die gesellschaftspolitischen
' Veränderungen der 60er Jahre und deren
Wirkung auf die Gesellschaftsstruktur'
2.1 Die Berufstätigkeit der Frau
Die in tlen 60er .Jahren auflebende Frauenbewe-
gung (auf Hintergründe kann ich hier nicht
eingehen), brachte im Zuge des Selbstverwirkli-
chungs- und Gleichberecht igungazieles der Frau,
deren verstärkte Berufstätigkeit und damit
ökonomische Unabhängigkeit vom Mann mit sich.
Dieses führt zur Infragatellung des bisherigen
Männerbildes durch die Veränderung, seltener^
Auflösung der trad. Famll lenstruktur.
Durch die Berufstätigkeit der Frau iS't die
Ernährer- und Beschützerrolle des Mannes samt
der damit verbundenen Privilegien ausgespielt,"
die Frau gewinnt an Unabhängigkeit und kann für
die eigene Reproduktion sorgen. Ihr Leben frei-
zügiger gestalten, mehr Auüenkon takte knüpfen
nand formal gewordene Beziehungen verlassen- Die
kinderor^iehung wird aus dem Haus ausgelagert
(Krabbelstube, Hort, Kindertagesstätten) und
somit der elterlichen Aur^ Ität wesentlich
- 31 -
31:?^an Snce a?r 7C--r .'erra
entzogen. Diese Öffnung der Klevnfamllie bringt
die primäre Sozial tsation, die ödipale Krxse In
Gefanr und dies nicht zuletzt dadurch, daß der
Vater durch Arbeitshetze, wachsenden Konkür-
renzdruck nicht mehr in der Lage ist, in der
Familie als starker Mann, sondern nur noch als
erholungsbedürftiger Patient aufzutreten. Die
Folge, eines somit möglichen Unterlaufens der
väter'(eiter-)lichen Autorität, ist eine man-
gelnde Geschlechtsrollenidentifikation des Jun-
gen, indem er gleichgeschlechtliche Impulse
nicht mehr verdrängen lernt and seine Hemmungen
vor libidinösen Männerbeziehungen abgebaut wer-
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2,2. Reoellion der Ju gend
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Die 1966 entstandene Jugendprotestbewegung trug
durch folgende MerJtmale zur In frageatel 1 ung ,
Verunsicherung und Aufbruch der trad ituonel len
GeschXechterroLlen, der Institution Fajiil'te
sowie det Konkurrenz - und Leistungsgesell-
Bchaft bei:
2'2.1
Widerstand gegen Vietnamkrieg, sowie MiiLtar
(z.B. erste Kriegsdienstverweigerer) und damit
(neban der Kirche) gegen die ureigenste patria-
chalische Institution (ausgeprägteste hierar-
chische Organisation mit den Attributen Zucht,
Gehorsam, Unterordnung und Vernichtung).
2-2.2
Beatmusik (wild ekstasisch), mit offenen Texter.
über Sex, Ciene, Freiheit.
2.2.3
Haschisch-Rauchen, LSD- Trips und damit der
Ausstieg aus der Realität und der Einstieg in
die Träume, sowie intensiven Cef uhl ser lebens.
2.2.4
Ausstieg aus Arbeitsverhältnissen, Karriere-
zwangen.... Leistungs und Konsunverwe igerungen.
exuelier Unterschei-
2.2.5
r
Verrinaerung (äußerer) s
dunys-o'glichkeiten, Ablehnung des eindeutigen
Geschlechtsausweises durch die Hippies und
Yippies ("weibliche" (lange) Haartracht, Auflö-
sung des Tabus weiblicher Kosmetik und Schmuck,
Angleichüng der Kleidung der Geschlechter) und
nicht zuletzt
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2-2-6
Miöachtung der Geschlechter rollen, des sexuel-
len Tabus (Forinen gemeinsamer Zärtlichkevt,
freiere sexuelle Beziehungen, Zusammenleben in
Kommunen anstelle von Familien)- Diese kultur-
revoluiionäre Bewegung bewirkte wiederum in
der bürgerlichen Gesellschaft:
3 * Mannergruppen in der Bundesrepublii'; Deur. sch-
land
2-3 Liberalisierung sexueller Nonnen durch
2.3.1
- öffentlichen Aufbruch des Tabus des voreheli-
chen Geschlechtsverkehrs sowie der monogamen
lieale (besonders von Mädchen in ihrer se-
xualfeindlichen So-; ^lisation ver innerl icht).
Die ersten Hannergruppen bildeten sich in der
Bundesrepubli. k 1973 in mehreren GroJst.id^en
(Berlin, fr^-inkfurt---) aus der ündO':pindt.;sch
Imk^-'H Studen^enszenöp Bis dr^hm wurden ducn in
Iviiken Kreisen, die theoretisch mit dem Kopf
gegen Herrschaft kämpften, Frauen von Männern
domin iert .
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Der Mannergruppenbvldung vorausgegangen war die
Bildung von Frauengruppen, die den chauvinisti-
schen Männern, die »ich hinter dem "Proleta-
riat" versteckten (und auf der Strafle einen
großen Bogen um die wirklichen Xrbelter mach-
ten), anstatt ihre eigenen, direkten gnd per-
sönlichen Probleme anzugehen, den Kampf ansag-
ten, Gruppen von linken Männern, deren Freun-
dinnen meist in Frau«ngruppen aktiv waren, dort
oft erstmals Solidarität, Anerkennung, gegen-
seitigen Erhaltena- und nicht Unterdruckenswil-
len, emotionale Wärme und (oftmals) erste les-
bische Beziehungen erlebten, machten sich
■chlieOlich ebenfalls daran, das Phallokraten-
tum und hierarchische Gebäude linker Gruppen zu
verlassen und neue Akti.ons- und Verkehrforaien
dagegenzuse tzen. Als ausschließliche Männer-^
gruppen konstituierten Männer sich, um gegen-
seitiges Konk ur r enz v e rha 1 ten in Bezug auf
Frauen von vornherein gar nicht erst entstehen
zu lassen. Thematik und Problematik bildete und
bildet in den Selbster f ahrungs- Männergruppen
in "sprachlich und körperlicher Umgangsform
hauptsächlich das Rollen- und Sexualverhal t^n
und -Schwierigkeiten der Einzelnen damit (Or-
gasmus, Masturbation, Kopf-Schwanzf ix iert-
heit.-) in Bezug zur eigenen Sozialisation und
den patriarchalischen Institutionen: Familie,
Kirche, Staat, Milvtär.
Die ersten Schritte in den Gruppen, die zumeist
aus 5-10 Männern, im Alter von 20-40 Jahren
(letzteres isl gruppenentstehungsbed ingt) . die
sich reihum privat treffen sind zumeist:
3.1 Erkennen der bisherigen Zusammenhänge und
Ereignisse, die für die bisherige Entwick-
lung bestimmend gewesen sind, d.h. Überprü-
fung und Aufarbeitung ihres Verhältnisses
zu Eltern, Geschwistern, Frauen und Männern
«US Freundschafts- und Beziehungsverhält-
nissen tn einer Atmosphäre kritisch-kon-
struktiver Auseinandersetzungen, ohne das
Gefühl , Fallen-gelassen zu werden.
3.2 praktischer Veränderungsversuch der Bezie-
hungen untereinander, d.h. bisher latente
Homosexualität offen ausleben zu könne«,
sowie im Zusammensein nicht machthierar-
chisch, sexistisch, sondern vertraut mit-
einander umzugehen. Das Ziel bildet hier-
b«i, aufzuhören ein rwnghafter Rollenmann
zu sein, also Arbeiter, Ficker. Wisser,
Kopf be wohner, Verdiener, Besitzer, starker
vernichtender Mann und so Männer wie Frauen
lieben lernen, Hann sein können, ohne
Angst, Gefühle zu zeigen. Die Komrifunika-
tions - und Verkehrsformen in der Gruppe
bilden:
3.3 Gesprächsrunden (oft mit Sprechbegrenzungs-
regeln, um d ie . althergebrachte Form von
'Opinton-leader' und Konsumenten aufzuhe-
ben)
3.4 Vertrauens- und Körperspiele (Abbau körper-
feindlicher Erziehung) so-wie Aktivitäten
wie gertieinsames Kochen, Theater spie len ,
Ausflüge, radikale Therapiegruppen (MRT -
Manne r r ad ikaltherapie), Männer Wochenenden-
und camps.
4. Öffentlichkeitsarbeit der H^nnerbewegung
seit den ersten Männergruppengründungen in den
Großstädten gibt es mittlererweile einige T . :0
Cruppen tn Stadt und Land und seit 1975 etab-
lierte sich der Männergruppengedanke auch an
Volkshochschulen in mehreren deutschen GroB-
städten. Seit Mitte der 70er Jahre sind ver-
schiedene Männerzeltu.ngen erschienen ("Mann-0-
Mann- (1975) und "Han-isbi Id" (1976) in Berlin,
seit 1978 "Von Mann zu Mann" in Frankfurt).
Die 1978 aus einer Frankfurter Männergruppe
hervorgegangene Zeitschrift jnit nationaler Ver-
breitung, jedoch geringer Auflage (1-2.000
Neben diesen zeitungs in it iat iven erscheint seit
•76 jährlich der Männerkalender und diverse
Männerliteratur, wie z.B. Pilgrima "Manifest
für den freien Mann". Seit 1901 finden jährlich
internationale Männergruppentref fen von Mannern
aus England. USA, BRD, öster re ich. ^ Dänemark.
Holland. Schweiz und Beigten statt. (Utrecht
1981, Kopenhagen 1982, Gent 1983, Fran^cfurt
1994, Joachimsthal/Österreich 1985, (London
1986). Diese Treffen fanden groQes Medienintfc-
resse
5. VORIJiuFIGES MANIFEST
POLITISCH SOZIALE ZIELSETZUNG DER MANNERBEWE-
GUNG FÜR EMANZIPATION
5.1 _ ,
BewuQtmachung der bisher festgeschriebenen Rol-
len für Frauen und Männer.
Aufklärung über die Vielzahl der Verhaltensmog-
lichkeiten von Männern und Frauen.
Veränderung patriarchalischer Strukturen und
werte in Familie, Arbeit. Schule, staatlichen
Organen, Parteien, Gewerkschaften, Kirche usw.
Kürzere und mehr selbstbestimmte Arbeitszeiten,
damit auch der Mann Gelegenheit erhält, anders
aU bisher an der Kindererziehung teilzunehmen.
Vaterschaftsurlaub.
5.3 , ,
Die Häufte der Verantwortung in allen gesell-
schaftlichen Bereichen (Parteien, Amter, Haus-
halt. Wirtschaft usw.) soll durch Frauen wahr-
genommen werden-
Gesetzliche Gleichstellung von Personen unab-
hängig von Geschlechtszugehörigkeit und Ge-
schlecht sne igung . (Kinder werden bisher bei
Scheidungen vorwiegend der Mutter zugeaptu-
chen.) Erfüllung der Gleichhei tsforderungen des
Grundgesetzes. Abbau der gesellschaftlichen
Diskriminierung von Schwulen, Lesben und Bise-
xuellen .
5.5
Menschlichere und soziale Umgangsformen, d.h.
offene, kritisc-he Auseinandersetzungen mit ehr-
lichen Argumenten, getragen von MÄischenach tung
an Stelle von Gewalt, Macht und Konkurrenz-
kämpf ■
5.6
Abbau der gleichgeschlechtlichen Berührungs-
ängste und die Lrlangung ein« positiven Kor-
pcrbewußtseins .
zulassen zärtlicher und sexueller Beziehungen
rum gleichen wie zum anderen . Geschlecht in
Erziehung und Zusammenleben-
F
Unler Verhältnis zu Natur und gebauter Umwelt
ist zu verändern, weil von Herrschaft und Aus-
beutung geprägt.
Da Militär nur als Instrument von Gewalt und
Herrschaft dient, lehnen wir es ab. Das vorge-
gebene Ziel für Militär, die -Friedenssiche-
rung- und die Bereitschaft zur gewaltsamen
Konfliktlösung sind Widersprüche. Konflikte
nüssen auf friedliche, gewaltlose und soziale
Weise gelöst werden.
6. öffentliche Reaktionen und Umgehensweise mit
der Mannerbewegung
6-1 BRD
Dil' Medien haben sich bishet weitgehend der
Stellungnahme entzogen, bzw. die Bewegung igno-
riert, nicht zuletzt deswegen, da Männergrup-
penmänner nicht an äußeren Merkr^alen erkennbar
.ind und sich in Selbst er fahrun^sgruppen zu-
rückzogen. Außerdem wäre eine kritische Ausein-
andersetzung mit eigenen Umgangsformen notwen-
dig, welches unbequem ist.
Die Verhaltensänderung von Mannergruppen werden
bisher einzig in Teilen der Unken Szene aner-
Xannt ,
wahrend z.B. orthodoxe Fem inist innen , deren
verhalten noch zwischen MännerhaQ und -mitleid
schwankt, nicht zur Akzeptierung oder kriti-
scher Auseinandersetzung ber^eit sind, sondern
tur Umkehrung der erlebten Diskriminierung.
Andere Femtn is t innen, die mittlerweile ein
differenziertere» Männerbild in WG. und tägli-
cher Erfahrung gewonnen haben, stehen dem neuen
M>innerverhalten unterstützend gegenüber.
- 33
6.1.4
Die Schwulenbewegung wiederum Ut meist zu sehr
im traditionellen Käatchendenken (hetero-homo-
aexuell). Im Bekämpfen örtlicher und zeitlicher
Unterdrückung festgefahren, statt Ursachen m
der Gesellschaft anzugreifen, sowie im selbst
errichteten Ghetto verhangen und sler.- oft
Männergruppenmänner, die Kästchen wie "schwul-
ablehnen, da sie eine (bi-)sexuelle Vorstellung
von stufenloser Sexualität, von hetero bis homo
haben, also Männer wie Frauen lieben können
wollen, als "versteckte Schwule" an.
/
6.2 Westliches Ausland
Zu erwähnen Ut noch, daO die Männerbewegung in
anderen spätkapitalistischen westlichen Ländern
politisch schon wesentlich mehr Einfluß als in
Deutschland gewonnen hat.
Die Männerbewegung dieser Länder ist neuerdings
nicht mehr' nur durch Zusammenschlüsse von
"stillen" Hännergruppen repräsentiert, sondern
durch Institutionen wie Männertelefon, Männer-
theater, Cafes, eingetragenen gemeinnützigen
Vereinen, Informationsbüros, Schulaufklarungs-
teams und speziellen Projekten wie z.B. die
Errichtung von Jungen gruppen.
In der Niederlanden Z.B. gibt es bereits Ge-
werkschaftsmännergruppen und Projekte wie die
Stiftung Supermann, die Politikerreden, Medien-
kommentare etc. nach ihrem sexistischen Gehalt
untersucht, sexistlsche Äußerungen und Handlun-
gen öffentlich mit Hilfe eines nationalen
•Newsletter' anprangert, sowie sich direkt mit
den Aggressoren (ohne deren Verhaltensweisen zu
benutzen) auseinandersetzt; diese erhält einen
Staatszuschuß von 5000 Gulden jährlich. .
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In den USA sind weitergehende Entwicklungen im
Gange, wie z.B. die Therapie für (Frauen-)
schlagende Männer, Vergewaltiger sowie die
ausbreitende Vielfältigkeit der Unternehmungen
auf alle MSnnerprobl eme wie z.B. alleinerzie-
hende Väter, schwule Väter u.a.
7. NACH INNEN UND AUSSEN GERICHTETE AKTIVITÄTEN
DER m'aNNEKBEWEGUNG FÜR E.KANZ I PATION GEGEN
PATRIARCHAT
7.1 Öffentlichkeitsarbeit
Männerzeitung VON MANN ZU MANN. Frankfurt
Männerzeitung HERRMANN, Berlin
Männerzeitung de maa, Zürich, Redaktion nach 18
Ausgaben aufgelöst, wollen mit neuer Redaktion
starten* ,
Männerzettung "Männerblätter" Bremen
Männerzeitung "Männer für Körper und Politik"
HB
Männerkalender, jährlich, F, B. SO, K, W, KI
B
1 4
Einzelne Aktionen von Gr-^ppe
n In den Städten F,
3. H, HB, HB mit Bücher t Ischen bei geeigneten
Vnlässen, Plakatüberk 1 ebur.g und Aktionen anlaG-
Itch sexistischer Reklan.e. TeUnahrr.e an Frauen-
und Schwulendemos.
Leserbrtefaktlonen gegen sexistlsche Artikel
y Dfr^ff.'ifb'-iefe an Behörden
oder Werbung o.a ., Protest n. i-e ic
u.a., n^elstens durch ' einze Ine , gelegentlich
(TA2, 1994) gemeinsam nach Beschluß-
Männerbüros In Kiel und Frankfu^rt
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Da steht er nun. der Mann und soll neu wer-
den! Die Frauen fordern das J3. Nun wird das
von Mannern versucht; die emen scha?.ien ab-
schätzig die angebhch »neuen« Männer an;
andere müssen mithalten, der Rest enthaU
sich jeder Meinung und bleibt lieber Softie.
Da gibt e»^ den netten Muarbeiler (vielleicht
ist er ja schwul) oder. den Autonomen, der ja
hart sem muß Jetzt wird der Mann völlig irn-
tiert. die Frauen wollen nicht mehr mit ihm
schlafen, die Männer aber!
Feminist darf er nicht sein, schwul schon,
kann er abcrnicht , ?!
Geschichte
Was hat nun der neue Mann mit Arbeit zu
tun'>
Fangen wir am Besten mit einem kurzen
geschichtlichen Einblick in die Rolle des aiten
Mannes in der Ökonomie an. Während der
Industriellen Revolution volbiehen Wissen-
schaft und Wirtschaft den Sprung ins Techni-
sche Zeitalter und zeugen den Basiard Kapi-
talismus. Gott wird infragegestelit und
mensch versucht so die Ohniracht des Ausge-
liefertseirts an die Dogmer der Kirche durch
die Allmacht der Ratio zu sjberwinfien.
Männer ordnen sich da^-t'i die positiven
Werte zu {inteilektueil, :kisyeb'^, allmäch-
tig), Frauen kriegen die r 'gaüveu ab {dumm,
gefühlsbetont, ohnmächtig wfis üie körperli-
che Unterdrückung und rnateneUe Abhän-
gigkeit aus dem späten Mitte '^ >e.^ (Verdam-
mung zu Hexen, Unterordnung^ 'Ui*,r dexi
Mann in der GroBfamjhe) usr. dr=e Dim r-
sion erweitert h^t
Die damals neue Rolle des Mannes, die
grob gesagt darin bestand, keine Gefühle zei-
gen zu dürfen (in der Arbeitswelt ist kein
Platz für Gefühle), sicherte zwar die Macht
über die Frauen, hatte aber auch ihre negati-
ven Seiten:
- keine gleichwertige Beziehung zu Frauen
war mehr möghch. entweder war frau Hure
oder Mutter
- homosexuelle Neigungen werden vom Ich '
abgespalten und in der Gesellschaft diskrimi-
niert
~ iTiann baut seine Identität über entfremde-
te Arbeit auf^
- der Mann durfte auf keinen Fall seine Ge-
fühle wie eine Frau verarbeiten. a!so
schwach, leidend, unsicher, er schloß die Au-
gen und wurde zum Gefühlsbulldo/er und
Malocher
- Personen, die der männiicheii Rolle nicht
entsprechen v/oüten oder konnten, wurden
(werden) als weiblich diffamiert [dumm, faul,
arbeitsscheu)
- Männer waren weiterhin die Leichen der
Kriege, aber auch ihre Helden.
Diese Herrscherrolle mit ihren negatwen Ne-
benwirkungen ist heute noch Ausgangspunkt
und Hemmnis, weil wir Mäaaer durch Erzie-
hung auf diese Rolle sozialisiert wurden und
es schwer ist, Herrschaft abzutreten
Geschichte imd Politik ^ich *45
Nach '45 kam es unserer Ansicht nach nicht
zu einer Wiederherstellung; der Arbc:T?ik];
se.. die von den Nazis zerstört ^%urde Der v
<^^.n AUl^crtsn '.astaiJicrte ^' „ .. di^* von ih.
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Photo von Jacques-Henri Lartigue
mitpropagiertc Sozialfianuerschaft, im We-
sentlichen nichts andcreä als ein Abziehbild
der Nazi-Voiksgemeinschaft, veränderte die
Identität und da.s Klassenbewußtsein der Ar-
beiter hm zum Dürgfr, Hm/u kam der wach-
sende matenelie Wohlstand, das Eingebun-
densein alb Vater ^-der Mutter in der Kteinfa-
miiie, diesich erweiternden Frcizeitmögüch-
keiien (erst arbeiten, dann fressen, ficken,
fenisehen), das aiies führt dazu, daß die ar-
beitende Bevölkenjng sich heute als mitar-
beitende Bürger sehen, aber nicht mehr als
kiassenbew^ißte Arbeiter.
Die sozialistisch'' Frauenbewegung des vo-
ngen Jahrhundert- existierte nicht mehr, die
jetztige Frauenbewegung setzte eher eigene
Akzente als sich an der Tradition festzuhal-
ten. Dieser neuen Frauenbewegung haben
wir auch die Erkenntnis ru verdanken, daß es
n;chi leicht das Svsteni zu ändern und daß
SKii dann als Nebenprodukt die Männer vom
Patriarchat lessagen Fin Großteil der Frau-
enbewegung sch^vr" vom umgekehrten Weg
überzeugt zr sein, erst den Menschen ändern,
dann die äußeren Bedingungen, in der aktu-
ellen Politik meidpri sich die GRÜNEN, die
viel Frauenbewegung aufgesogen haben, mit
ihrem /\nti Dfsknrmnierungsgeseiz parla-
mentarv&t,n zu Wort {w;shrend der Kampf um
§218 *on der Frauenbewegung ncKh eher au-
ßerparlamentarisch geführt wird). }Aii dieser
Gesetzesvoriage soll die Quotierungsforde-
rung zum Gesetz choben werden, die Män-
ner, die nicht wollen soH^n i^-5^ Lhre Arbeits-
plätze an Frauen abgeben missen. Offenbar
muß in Deutschlar,ci alSss über Gesetre geän-
den werden, deswegt*i haben wir a^ vh sovic-
le.
ap
Neue Männer braucht der Staat
Männer arbeiten heute schon verstärkt im so-
zialen Bereich, Büroarbeit, entgarantierte
und schlecht bezahlte Arbeit . Dazu sind
neue Charaktere und Rollen nötig. Als aller-
neueste Tendenz scheint sich nun abzuzeich-
nen, daß nicht nur die Frauen, sondern auch
der Staat Interesse an einer Änderung des
Männerbildes zeigt!
Daß dies uns einer Abschaffung des Pa-
triarchats weniger näher bringt, als vielmehr,
im Rahmen der Umstrukturierung der Ar-
beitswell. einem Optimieren der Arbeitskraft
zu dienen, liegt auf der Hand. Das heißt: vom
neuen Mann zu reden, heißt von neuer Arbeit
zu reden. Dies erscheint uns auch logisch aus
der Erkenntnis Heraus, daß die Frauenbewe-
gung erst dann von Staat und Wirtschaft
emstgenommen wurde, als Frauen auch ver-
stärkt in der Produktion benötigt wurden.
Hier spätestens zeigt sich die Zweischnei-
digkeit des Subjekts neuer Mann.
1. Gibt es klare Interessen des Staates/Kapi-
tals an einem neuen Mann und
2j Ist auch em berechtigtes Interesse von Sei-
ten der Männer da. sich mit sich selbst ausein-
anderzusetzen.
Am besten für das Herrschaftssystem ist
ein flexibler, sich emotional z.T. selbst auf-
bauender Mann, der bei Arbeiislosigkcii das
Saufen nicht anfängt, der (ver-)fugsamer.
spätestens bei der Arbeitslosigkeit (weil er
Arbeit zur Idenlitätsfindung braucht) auch
Verantwortung übernehmender Mann, der
entgarantierte Arbeit macht (ohne Versiche-
rungen etc.) und aufsteigende Belastungen m
der Arbeit mit der »Logik 35h auch ohne
Lohnausgleich sonst geht es ja unserer Wirt-
schaft schlecht« antwortet.
Em s( Icher Mann senkt die Kcsten mi Gc-
sundheitswesen. in der soziüien BcfniMiui.g
und ist auch sonst vei netter. D.h. er ist sel-
ber dran interessiert, daß es seinem Korper
besser gehl etc , was das oben genannte zur
Folge hat. Es fallt aut. daß der neue Mann Ei
genschaften annehmen soll bzu'. anstrebt, du
bisher weiblich waren. »Alles, was Frauer,
tun. muß Frucht bnngen ... das gilt nicht
nur für die Kinder, sondern auch für die son
stige Lohn- und Hausarbeit, die zusätzliche
emotionale Zuwendung an die Kollegen, dit-
Freundllchkeit. die Unterwürfigkeit, das tm
mer-zur-Verfügung stehen, das Al!e-Wun
den-heilen, das sexuell-zur-Verfügung-ste
hcn , das alles- wieder-in-Ordnung-hnngen,
und sich-Verantwortlich-fühlen. das sieh-aui
opfern. ... das emotionat-sein, das Durch-
Neue Arbeit - was heißt das?
F
- die neue technologieangepaßte Arbeit er-
fordert nicht mehr den alten Malocher
- die Profite werden heute weniger über die
Produktion als vielmehr über
a) Optimierung der Bürokratie (tertiärer
Sektor) durch EDV, Dezentralisation, cash
flow. Multinationalität ^
b) Rationalisierung und Erschließung von
High-Tech-Märkten (AKW, Weltraum.
Computer)
c) eine weitere Teilung der arbeitenden Be-
völkerung in Garantierte und Entgarantierte
erreicht.
D.h. konkret: die Arbeitswelt ändert ihr Ge-
sicht. Der Rückgang der gesellschaftlichen
(Gesamt-)Arbeit findet seinen Niederschlag
in befristeten Arbeitsverträgen. Kurzarbeit.
Heimarbeit.' KapazitätsiDrientierte variable
Arbeitszeit. Rexibilisierung oder im besten
Fall einfach Arbeitszeitverkürzung. Hinzu
kommt, daß sich die Art der Arbeit ändert,
für Frauen z.B. Büroheimarbeit am Telefon-
terminal auf Abruf anstatt im Büro.
">
Der neue Mann
zwischen Kapital und Bauchnabelpolitik
Hin und wieder soll es nun vorkommen, daß
Männer Bücher lesen, die sich kritisch mit ih-
rer Herrscherrolle auseinandersetzen und
feststellen, was für Kotzbrocken sie sind oder
sie kriegen es einfach ins Gesicht gesagt. -
Plötzlich kommen einem Zweifel an sich
selbst und der eigenen Männlichkeit.
Diese Zweifel teUt auch das Kapital! ( »Ich
glaube, die Umstrukturierung "unserer Öko-
nomie" wird der Versuch sein, das weibhche
Arbeitsvermögen auch den Männern anzuer-
ziehen und aufzuzwingen, soweit möglich!«
- Claudia v. Werlhof, in: Die Krise).
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K^ ^' ■<■
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SCHWARZER FADEN
Vierteljahresschr;ft
für libertäre Kultur und Politk
Der Schwarze Faden will durch Diskus-
sion und Information die Theorie und Pra-
xis der anarchistischen Eiewegung för-
dern und verbreiten. Er tritt für die Bele-
bung eines libertären Gegenmilieus
(Libertäre Zentren, Fo^en, Föderationen,
Kulturinitiativen etc.) ein und versucht
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Geschichte und ^Kultur von unten leben-
dig zu halten.
Einzelnummer: 5- DM
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SF-Abonnement: 15.™ DM
Sondernummer ARBEIT: ö- DM
Sonderdnjck: SP 0-12: 10.- DM
Redaktion Schwarzer Faden
Postfach
7031 Grafenpu°1
halten wie bei einem Soldaten.« (Claudia v.
Wcrlhcf aus HERRMann Nr. 6) Das wird nun
auch verstärkt von Männern vei:angt und
dies ist bewußte Methode, wie sc viel in die-
sem Staat, wie folgendes Zitai (aus HERR-
Mann 3/85) zeigt:
»Die CDU und ihre "neue Famiiienpoli-
tik" - Woher weht plötzlich der Wind der
CDU? Die berufstätigen jungen Frauen lau-
fen der CDU als Wählerinnen davon. Da
spricht der Generalsekretär. Die . jungen
Frauen haben immer weniger Lust, Kinder zu
kriegen und dafür ihren Beruf an den Nagel
zu hängen. Nach einem Kmd reichts den mei-
sten. Da wacht der Familienminister auf.
Die taz konstatiert dankbar: »Selten hat
Frauenpolitik eine so tragende Rolle auf der
politischen Bühne gespielt.« »Die neue Part-
nerschaft«; Geißier appelliert an die Männer,
mehr Hausarbeit zu übernehmen, in Partei-
en, Ämtern, Unis und Betrieben, vermehrt
höhere Positionen für Frauen freizumachen.
Appelle, die nichts kosten. Köder {Erne-
hungsgeld, Rentenausgleich) hat er ausge-
legt. Frauen sollen Kinder kriegen, also müs-
sen sie auch wollen. Auch Männern soll
gleichberechtigt Erziehungsgeld gestattet
werden. Das klingt fortschrittlich. Aber ein
Mann wird bei den paar Märkem so schnell
nicht anbeißen und seinen Job aufgeben.
Deshalb fordern Feministinnen, daß Mutter
und Vater nur darm das Geld bekommen,
wenn beide sich die Erziehungsarbeit teilen.
Bürgerlicher Idealismus (Appelle an die
herr-schenden Männer), garniert mit einigen
materiellen Anreizen, soll das Patriarchat
stürzen. Pünktlich zum Jahr 2000 verspricht
er den Frauen Emanzipation in Beruf, Fami-
lie und Politik. Dem Kapital ist das Ge-
schlecht doch egal, sagt sich der Geißler. Das
könnte er von seinen Intimfeinden, den So-
ziahsten, abgeschrieben haben. Die Zweck-
rationahtät des Profits kennt kein Ge-
schlecht. Nur die Unvernunft der Männer
hält die Frauen an ihrem Platz. Aber siehe,
die Aufklärung ist schon da. Eins muß man
ihm lassen, dem Heiner, er ist tausendmal ge-
schickler als die frauenhasserischen Maskuli-
sten. Seinen Job wird er für Frauen nicht räu-
men und der Wirtschaft geht er mit semen fe-
ministischen Sprechblasen auch nicht ans
Eingemachte. Eine neue Variante im Kampf
der Geschlechter; feministisch reden, die
Frauen beruhigen, daß ihre Interessen am be-
sten in seiner Hand (und der Partei) aufgeho-
ben seien und dabei weiter die Privilegien
und die Knete behalten. Statt die Feministm-
nen zu bekämpfen, ist es klüger, sich an die
Spitze der Bewegung zu stellen und sie somit
abzubrechen. Ein paar nette männeremanzi-
pierte Worte sind noch keine revolutionäre
Tat.«
Neben dieser > politischen Ebene« gibt es
die zweite Ebene der >persönlichen Betrof-
fenheit<. Diese, hier viel zu wenig berücksich-
tigte Betroffenheit hat sicher viele Ursachen
und zeigt sich in der Unzufriedenheit der '
Männer an ihrer traditionellen Rolle im Ver-
hältnis zu Schwulen, zu Frauen, zu Kindern,
Umwelt, zu anderen Männern in Arbeit, Po-
litik und sonstigen Männergruppen ... - So-
ziologen beweisen heute, daß sich - in einer
Lage vornehmlicher sozialer Abgesichert-
hcit! - ein Wertcwandel vollzieht: Die Ver-
fügsamkeit und Bereitschaft zur Askese las-
sen nach, Autoritäten werden angezweifelt
oder sogar verworfen {neuer Anarchismus).
Es vollzieht sich kein Lohnkampf heute, son-
dern em Kampf um die Werte! Doch das Sy-
stem hat uns schon überholt und will uns
stoppen in unserer Entwicklung und aul sei-
nen Weg locken/zwingen. Lassen mr es
rechts hegen und gehen unseren eh schon
schwierigen Weg weiter. Daß dieser Weg aus
unserem Alltag kommen muß, ist klar, daß er
aus unserem Alltag heraus kommen muß
auch.
Widerstandsformen
In der konkreten politischen »Arbeit« halten
wir es für notwendig, dem »Kampf« gegen
Lohnarbeit den »Kampf« gegen das Patriar-
chat gleichzusetzen, gerade auch in der auto-
nomen/hbcrtären Politik hinzuweisen auf die-
se beiden Säulen, auf der Herrschaft heute
steht. (Zit. E. Pilgrim: »Mem Interesse gilt
dem Problem; Abschaffung des Kapitalismus
- Abschaffung des Patriarchats. Meine Er-
fahrung hat mich geieht; Abschaffung des
Kapitalismus bedeutet nicht Abschaffung des
Patriarchats«)
Gerade in den sich jeder gewerkschafth-
chen Organisation entziehenden neuen Ar-
beitsbereichen, die wir geschildert haben,
könnte explosive autonome/libertäre Pohtik
entstehen, falls es gehngt frühzeitig Bewußt-
sein zu bilden und sich dami zu organisieren.
(Nicht umgekehrt!) Voraussetzungen hierfür
wären, immer wieder gesellschafthche Ent-
wicklungen zu analysieren. derArbeitsmarkt-
lage und -Situation auf den Puls zu f-ühlen und
letztlich Widerstand zu leisten. Im privaten
Bereich wäre es mehr nötig, gemeinsame Le-
bensformen zu leben und so der Isolierung m
der Kleinfamilie oder ähnhchem zu entkörn-
men, die Roilenfixierung in der Erziehung zu
verhindern. Aufbau von Männer- und Frau-
engruppen und was euch sonst noch so einge-
fallen ist und einfallen wird . , . Das System
macht keine Fehler, es ist der Fehler!
P.S.; £5 gibt eine Arbeitsgruppe zu obigem
Thema: Männerplenum (Raum Nümberg-
Fürth), DES!. Brückenstraße, erster Freitag
im Monat, 20 Uhr, L-Raum.
Schwule
I
und
Heteros
Hamburger Männertage, bundesweites Männertref-
fen und so weiter... Schwule Männer fühlen sich hier
selten angesprochen. Die Heteros, die Männerbeweg-
ten und Gruppenerfahrenen sind meist unter sich.
Ernsthafte Auseinandersetzungen über Schwulen-
feindlichkeit, schwules Leben und AIDS finden nicht
oder nur am Rande statt.
Es gibt Männerbewegungs-Literatur und schwule
Literatur, als wären schwule Männer keine ^4änner
und als gäbe es das - auch sexuelle - Bedürfnis nach
männlicher Nähe nicht auch bei Heteros.
Alle«; wird fein säi
m
ännli
1'
sor-
t jert, getrennt, etikettiert und mit von mnen und außen
gemauerten Wänden umgeben. Es lebe das Ghetto!
Wir haben die Leder-Kerle, die Softies, die Bewe-
gungs-trinen (in hetero-Blau und schwulem Rosa), die
neuen Machos, die Tunten und die alten Patriarchen.
Männer definieren sich nicht als ganze Person, sondern
über Teilaspekte ihrer Persönlichkeit, über ihren Beruf
oder ihre Sexualität.
Neben der - zwar nach AIDS wieder erstarkten -,
aber noch immer kräftig zerstrittenen Schwulenbewe-
gung (Safer Sex ja oder nein, nationale Dachorganisa-
tion ja oder nein, schrille Auffälligkeit oder biederes
Versteckspiel) beginnt sich eine „Männerbewegung"
langsam und mühsam zu entwickeln.
Beide Bewe gungen scheinen eine Auseinan deragt-
zvm g mitein ander zu beturchten. Es sieht so aus, als
spieken beifl ^ das alte Killdefi^p iel „Was ich nicht seh',
das gibt es nicht". Was man nicht wahrnimmt, darüber
kann nicht gesprochen werden. Die Fragen, die einan-
der gestellt werden könnten, die Sehnsüchte und Wün-
sche, die es sicher gibt, die Äng$te und Vorurteile, alles
erledigt sich so automatisch.
Doch erste Versuche eines Sich -Wahrnehmens gibt
es schon (siehe HerrMann Nr. 6).
Beim diesjährigen schwulen Ostertreffen im Wald-
schlößchen bei Göttingen wurde am vorietzten Tag ei-
ne Arbeitsgruppe angeboten: „Verhältnis von schwu-
len Männer zu Heteros*'. Die Veranstalter hatten mich
als „Referent" eingeladen. Eine derartige Gruppe hat
es bisher bei vorherigen Ostertreffen nicht gegeben.
Unwidersprochen blieb die Feststellung, daß der
einzige Unterschied zwischen Hetero-Männem und
Schwulen der ist, daß Heteros auf Frauen stehen und
Schwule auf Männer. Ansonsten sind schwule Männer
wie andere Männer, ihre Mythen und Normen glei-
chen sich, auch wenn die meisten anwesenden Männer
glaubten, diese schon überwunden zu haben.
Der Hetero-Mann ist etwas faszinierendes. Es blieb
aber offen, ob er auch dann noch Hetero ist, wenn er
mit einem Schwulen geschlafen hat. Der Hetero, abge-
lehnt und doch begehrt: eine feindliche Bastion, die ge-
nommen werden muß.
Scheinbar mehr Heteros schlafen mit Schwulen,
doch die Heteros sehen sich deswegen nicht als
schwul. Dieses wurde auch von einem Transvestitei
bestätigt. Möglicherweise gibt es besonders bei Hete-
ros den Mythos, daß. jemand erst „wirklich" schwul
ist, wenn er sich von einem Mann ficken läßt.
Mauern, das Motto des diesjährigen Ostertreffens,
ließ sich trefflich an der Funktion der Abgrenzung ver-
deutlichen. Die Mauer zwischen schwuler (Sub-)Kul-
tur und Hetero-Kultur dient nicht nur der Ausgren;
zung der Schwulen, sondern vermittelt auch dem
Schwulen die Sicherheit, einen Bereich zu haben, mit
dem er sich identifizieren kann. ,,
Zum bisexuellen Mann stellten die Teilnehmer fest,
daß es sich meist um schwule Männer handele, die
auch mal mit einer Frau schlafen, aber Angst haben,
sich als schwul zu bekennen.
Unklar war auch, warum Männer überhaupt mit
Frauen schlafen, obwohl sie doch den größten Teil ih-
res Lebens mit Männern verbringen. Ist es das Gegen-
sätzliche, was Männer mit Frauen verbindet? Warum
oft dieses klischeehafte „Meine Frau versteht mich
nicht" oder „Sie hat viel weniger Lust als ich"?
Das nur als Konvention zu erklären, schien den Teil-
nehmern der Diskussion als zu vereinfachend.
Ähnlich wie in der „Männerbewegung" gibt es m
der SchwuLenbewegung eine Kopf- und eine Bauch-
fraktion. In der Schwulenbewegung scheint sich die
Bauchfraktion mehr durchzusetzen. Ist der Grund da-
für die Angst vor einer Analyse der Gesellschaft ange-
sichts der veränderten Situation, der AIDS-Hystene?
Jederbraucht einen anderen, auf den er herabschau-
en kann. Die Heteros haben die Homos, die Schwi ' :a
haben die Tunten, die Tunten haben die Transis, die
Transvestiten haben sich selber, aber auch die Frauen.
Schwierig ist es auch, sich über Begriffe wie schwul
und hetero definieren zu müssen. Auch wenn ein Mann
vor diesen Begriffen die Augen schließt und sie zu leug-
nen versucht, funktioniert ihr Ausgrenzungsmechams-
mus weiter.
Die vielgerühmte Promiskuität vieler Schwuler hat
ihre Ursachen darin, daß es für schwule Männer leich-
ter ist, ihre Lust auszuleben. Der Gang in die Klappe
oder in die Sub ist preiswerter als der Gang in den He-
tero-Puff. Für den Hetero-Mann gibt es nichts Ver-
gleichbares. Der Hetero ist genauso promisk, nur aus
Mangel an Gelegenheit kann er das nicht leben.
38
^ L
Immer wieder fällt auf, daß der Uhigang des schwu-
len Mannes mit seiner Kultur durch einen zum Teil
selbstirbnisch gefärbten Unterton geprägt ist. Das
macht sich z.B. an einer besondereh Umgangsform un-
tereinander fest, in die Begriffe wie Mausi oder die
Müllersche für Männer einfließen, aber auch Szene-
Shows, die das eigene Verhalten persiflieren. Wenn
Mann dagegendie Ernsthaftigkeit derbewegten Hete-
ro-Männer betrachtet, die allenfalls mal ein bißchen
Netzstrumpf zeigen, scheint sich noch eine ganze
Menge bei den Heteros tun zu müssen.
Erstaunlich ist, daß viele schwule Männer sexuelle
Erfahrungen mit Frauen auch nach ihrem coming-out
gemache haben. In den USA soll festgestellt worden
sein, daß ein Viertel aller Männer mehr oder weniger
regelmäßig schwule Kontakte hat. Wie weit das aussa-
gekräftig ist, sei dahingestellt. Nicht unbegründet ist
das Mißtrauen.von Schwulen gegen jede Form von Ho-
mosexualitätsforschimg - auch wenn die Forscher sel-
ber schwul sind. Wann endüch wird die Heterosexualir
tat erforscht?
Männer und Modet die Heteros
laufen den schwulen Modetrend-
.. Settern immer nur hinterher. Erst
war es das Oberlippenbärtchen,
dann die Nappalederhose, jetzt
der „harte" Look und die abrasier-
ten Kotelleten. Verblüfft hat mich
Ist das Tuntige, was von Schwulen benutzt wird, in
manchen Situationen eine Parodie männlich- weibli-
cher Rollenklischees oder ein eigenständiges Umgehen
mit Rollen? Wieviel davon ist Spiel, und was ist nur
Konvention schwuler Kultur?
Auc hjür viele Schwule ist Schwulsein nicht das No r-
male, sondern immer noch etwas, was gcrechttertlgt
wird - zum Teil mit Forschungsergebnissen oder mit
der Beteuerung, man habe es ja schon mal mit einer
Frau versucht.
Zur Erfahrung in Männergruppen gibt es unter-
schiedliche Wahrnehmungen. Einmal kann hier ein
Feld für die ersten vorsichtigen coming-out-Versuche
liegen. Oft ist es aber so, daß die Heteros die Schwulen
dazu mißbrauchen, ihre „schwulen" Anteile auszupro-
bieren. Gleichzeitig gibt es im Kopf einiger Schwuler
das Klischee (was sicher auch oft eine reale Basis hat),
daß jede ihrer Berührungen von den Heteros als mögli-
che Anmache interpretiert- wird.
Auff älüg war auch die größere Bereitschaft schwuler
Männer zu Selbstzweifeln. Hier gibt es bestimmt An-
knüpfungspunkte zu bestimmten Teilen der „Männer-
bewegung". Die Männer tun sich damit oft besonders
schwer, auch weil das ihnen nicht so erstrebenswert er-
scheint.
Ich fühlte mich bei diesem Treffen wohl, allerdings
mehrmals aus irgendwelchen Gründen veranlaßt - oh-
ne daß ich angegriffen wurde - mich zu rechtfertigen,
daß ich nur ein „perverser" Hetero bin. Aber da$ war
wohl mein Problem.
Matthias, Hamburg
aus flerrPlann
- trotz mehr Lachens und mehr
Zärtlichkeit - die große Ähnlich-
keit des Schwulentreffens mit den
Männertagen. Es gibt sie überall,
die Vollbärtigen, die Bierbäuche,
die SchlabberpuUies und den Su-
percoolen,
Wieder gab es die schwule Klage, daß die „neuen"
Heteros sich zwar gern auf einen Flirt mit einem Mann
einlassen, sich aber, wenn es ernst zu werden droht, ab-
rupt der Situation entziehen: dann lieber garnicht.
Was die Faszination der Travestie, schwuler Filme
und Shows für Heteros angeht, wird vermutet, daß
hier die Faszination für etwas ist, was die Heteros
sonst nicht rauslassen können.
Fraglich bleibt, inwieweit auch bei Schwulen die er-
laubten Berüh rungen nicht nur Männern, sondern
auch Frauen gegertüber institutionalisie rt sind. Bei den
Heteros existiert durch diese Institutionalisierung von
bestimmten Berührungen die MögUchkeit, Körper-
kontakte einzugehen, ohne als schwul zu gelten, z.B.
Umarmungen nach Toren beim Fußball, Boxen, in der
Kneipe, wenn Mann schon etwas drin hat, beim Mas-
sieren.
freiu
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h" -\ ■ ■ ^ r
Jetzt mal
was anderes
Ich will jetzt
hier mal von
Gefühlen sprec'ien ■
Also:
Das ist gar nicht
so leicht.
Wir sind m schließlich
alle so
verdammt harte Burschen.
Aber auch wir
haben Herz
wenn auch nicht gerade
auf der Zunge. '
Da haben wir eher
den bitteren Geschmack
von rauhen Sclialen
hinter denen irgendwo
weiche Kerne
zu vermuten sind.
Vermutlich.
Und genau die
will ich hier mal
■ zur Sprache bringen.
Also:
Was mich betrifft
hab ich eigentlich
keine Probleme
über Gefühle zu reden.
Uneigentlich allerdings
hab ich schon gewisse
Vorbehalte, denn
wo lande ich
mit sowas
wie hört sich das
an'^
Gefühle blubber bluhber...
Da muß man schon
aufpassen.
Aber jetzt
habe ich das
Gefühl
daß ich meine Gefühle
äußern kann
weil nämlich
gerade niemand
zuhört.
So gesehen ...--,
kann ich es eigentlich
auch bleiben lassen.
H Neumann
SCHWULE
MÄNNERBILDER
-^
- t
f ^ 1
Schwule Männerbilder ~ Je länger ich mir Gedanken
dazu mache, umso unklarer wird mir das Ganze.
Männer um mich herum
^ . _ _ ' I _ t
ch arbeite seit mehr als zwei Jahren bei den Gninen
im Bundestag. Wirkhch begeistert' hat mich m der
Zeit der alte^-^ative oder sogenannte Heteromann.
Ein wahres Früchtchen. Vorzugsweise die Ausgabe:
Mandatsträger. Ich glaube, daß sich dieser bei
GRÜNS ganz gut arranjeit hat. Dabei waren ihm die
zahlreichen grünen Moral .. binnen oft ungewollt behilf-
lich. Politisch von diesen ka>'m ,-^. fordert, überließ er
Frauen, Schwulen und sonstigen N'iaderheite- geichu ':t
geschaffen'; parlamentarische S|
Sn^ viesen, .vc!!;s\'P'^ i^r
der .wirklichen*^ Politik hihterherjettete und nicht die-
sem ''.unpolitischen Betroffenenquatsch". Als einer der
wenigen Schwulen unter Heteromännern fallt mir nur
ein, daß ich mehr über mein Frauenbild sagen konnte.
denn über mein heterosexuelles Männerbild. Lustteind-
Hchkeit. Doppelmoral.' Prüderie sind hier genauso an der
Tagesordnung, wie ilberall - vielleicht banal, aber trotz-
dem frjsirierend.
Vielleicht braucht man/frau auch dieses Stuckchen
Masochismus, um sich immer wieder neu in seinen/ihren
Vom neuen zu bestätigen. Männer, die mich erotisch an-
ziehen, \ finden sich fast ausnahmslos unter den Mitar-
beitern -mheit fmdet nur hier statt. Politik darf sich
l-Mne B!r.. ,'n geben, schon gar keine privaten, auch nicht
njnen. Wer die Gewaltfreiheit so auf seine Fah-
'^- ,5
i den G
nen schreibt, hat sicher Probleme, unbefangen über
Sadomasochismus zu reden. Wo ein grünes Umbaupro-
gramm wie der Weisheit letzter Schluß gehandelt wird,
Gesellschaftsveränderung über einen Bundeshaushalt
machbar zu sein scheint, ist mein Wunsch, ein Stück Uto-
pie mit diesen Männern zu leben oder aufzubauen, nicht
mehr vorhanden. Die Doppelmoral, das stützende Sy-
stem des Bundestages, läßt auch die Grünen nicht unbe-
einflußt. Unsere Debatte in der Fr^Oction zur Verabschie-
dung einer kleinen Reform des Sexualstrafrechts hat gan-
ze 28 Sekunden gedauert - mit Vorspiel. Unsere Debat-
ten zu Raketen jeglichen Kalibers dauern seit über zwei
Jahren an.
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^.^-
Neues Männer-Outfit?.
: ' . n
in zentraler Unterschied zwischen Heteromän-
nern und Schwulen ist immer noch der unter-
schiedliche Umgang mit dem eigenen Körper.' Ob-
Ijekt und Subjekt gleichzeitig zu sein. Begehrter
und Begehrender hat bis jetzt kaum seinen Nie-
derschlag bei heterosexuellen Männern gefunden. Als
Beispiel sei nur an heterosexuelle Pornos erinnert. Die
Ungepflegtheijt und Unerotik dieser Männer sehreit zum
Himmel. Zwar gibt es erste andere Ansätze bei den män-
nerbewegten Heteromännern, aber ich glaube, sexuell
sowohl aktiv als auch passiv sein zu können, findet bei
den Schwulen seinen Ausdruck auch im äußeren Erschei-
nungsbild. ■ . '
... Was mir als Schwulem- allerdings immer wieder
Spaß macht, sind männerbewegte Heteroveranstaltun-
gen. Soviel Selbstgestricktes, soviele scheue Blicke, soviel
Sanftheit, soviele schöne Männer auf einem Haufen, so-
viel Irritation, soviel Betroffenheit, soviel. weibliches Un-
. Verständnis dem Manne gegenüber, verschämte Gewalt-
phantasien, heimliche Besuche in Pornoläden, wahre edle
Männer und sanfte Jünglinge ... Aber immerhin. Es gibt
mehr Zärtlichkeit, mehr Umarmungen zwischen Män-
nern, leiden nur teilweise. Demgegenüber steht allerdings
häufig der etwas überstürzte Versuch, das verlorene
Terrain gegenüber den Frauen schnell zurückzuerobern,
weil das Büßergewand nach kurzer Zeit doch zu kratzig
und asexuell wird. -
Relativ neu sind in den Großstädten androgyne Wesen
aus der heterosexuellen Welt beiderlei Geschlechts. Wei-
te teure Gewänder, phantasievoller Schmuck, barocke
Elemente, gepaart mit einem Schuß Endzeitstimmung
und Narzißmus. Die Kids der 68er Generation, deren
spielerischer Umgang mit Sexualität oft die Gegenreak-
tion auf eine verbissen kämpfende Elterngeneration ist.
Da wird nichts mehr erkämpft, da ist Schwulsein zum
Beispiel nicht automatisch Politik, sondern diese ganze
androgyne Welt ist Ausdruck dieses ungestillten Narziß-
mus. Sexualität ist kein Problem und deshalb fehlt dann
oft das' Problembewußtsein. Diesen theaterreifen Insze-
nierungen stehen die schwulen Altschwestern oft sprach-
los gegenüber. Es geht nicht um den alten Tuntenstreit
von früher, sondern lediglich um lustvolles Arrangieren.
■ Anders die schwule Subkultur. Hier geht der Trend
der letzten Jahre hin zum maskulinen Mann, dem omni-
potenten Superm'ann. Ich bin nicht frei davon. Was habe
ich für eine Vorstellung von meinem Traummann? Er
sollte gut gewachsen sein, knackiger Arsch, am besten
jock strap tragen, zerbeulte Jeans, die so manche Hoff-
nung wecken, naturwüchsig sollte er sein, gerade vom
Holzfällen aus den Wäldern Kanadas zurückkommen und
am besten nicht viel Worte verlieren ... Warum diesen
Traummann? Dies ist sicher schwer zu beantworten. Ei-
nerseits als Gegenreaktion auf den Vor allem akademisch
geführten Tuntenstreit der 70er, die Hinwendung zu ei-
ner mehr als normalen Männlichkeit. Möglicherweise,
weü wir als schwule Männer unsere angekratzte Männ-
lichkeit durch weibHche Elemente nicht noch mehr in
Frage stellen lassen wollen. Ob wir dies hinterfragen soll-
ten? Sicher, und zwar vor allem dann, wenn dieses body-
buüding- Syndrom zum Leistungsdruck wird, weil viele
das vorgegebene S(ihönheitsideal nicht erreichen kö len.
/
Vor Jaliren in der Schwulenbewegung waren leidvol-
le Erfahrungen mit dem Turnunterricht ein zentrales
Thema. Wie oft jeder vom Barren fiel oder beim Schlag-
ballwurf versagte. Heute wird darüber kaum mehr gere-
det. Es werden kräftig Hanteln gehoben, gesucht wird
der Muskel-Mann. Genau wie unter den Heteros ist der
Machomann angesagt. Der Unterschied liegt allerdings in
der Brüchigkeit. Ein Ledermann ist nicht unbedingt ein
Ledermann, denn spreizt er den kleinen Finger, oder
bringt er trotz Ledercappi immer noch den Colliergnff
oder die „gebrochene Hand'\ dann bleibt doch viel von
dieser vermeintlichen Männlichkeit auf der Strecke.
Das Erscheinungsbild des schwulen Traumprinzen hat
sich geändert, vor allem sein out.-fit, das inzwischen un-
zweideutig seine sexuellen Präferenzen signalisiert.
Gleichzeitig geben diese Zeichen einen Grad sexueller
Offenheit preis, die sonst unter dem Kapitel Intimität ge-
■ handelt werden. Ich denke man/frau sollte dabei nicht
den Fehler machen, dieses äußere Erscheinungsbild mit
männlichem Chauvinismus gleichzusetzen. Wer der grös-
sere Macker ist, der jeanstragende amerikanische Clone
oder der sanftblickende Heterosoftie, wissen nur die Be-
teüigten. - Die ganze Virilität hat
üire Grenzen in AIDS gefunden, denn parallel zum Auf
Schwung einer neuen schwulen Körperkultur, setzt AIDS
den Kontrapunkt ...
... Kontaktanzeigen 1986: Mann für's Leben gesucht,
, weü's zu zweit schöner ist, aber das weißt Du hoffentlich
schon ... interessiert an gesundem Lebensstil, sicherem
Aber AIDS und Körperlichkeit oder Männerbild, wäre
ein Thema für sich allein!
Andere schwule Leitbilder blieben eh über die Jahre
hinweg unverändert: Marlene Dietrich, Ciaire Waldorff,-
Zarah Leander. Ich höre die ganze Psychoanalytiker-
riege schon aufseufzen. Denn eine starke unabhängige
Frau ist der einzig wahre Freund eines schwachen, femi-
ninen Mannes. Neu im Trend der Zeit ist der L&M-
Zigarettenmann, der überall im Moment in den Städten so
lasziv an der Mauer lehnt. Ganz out, aber dafür gut im
, Geschäft sind Transvestiten. Die haben nun Einzug in die
gute deutsche Wohnstube gehalten. Mary &. Gordy lassen
'griißen. Männer sind ja eh die besseren Frauen, wie wir
spätestens seit Tootsie wissen.
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Meintraumihann?
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-L-.-.-L'-.-jr-
A
ch könnte Euch ja die Telefonnummer „meines
Mannes*' geben. Das wäre mir dann allerdings
wenig hilfreich und auch zu angeberisch. Eigent-
lich habe ich keine festen Vorstellungen, denn zwi-
schen einem Mann mit dem ich zusammenleben
möchte, einem Mann mit dem ich zusammenarbeiten
möchte, einem Mann mit dem ich Interessen teile, einem
Mann, den ich sexuell begehre, einem Mann den ich in-
tellektuell bewundere, einem Mann, der für meine Äng-
ste, Wünsche, Bedürfnisse offen ist, muß nicht jmmer ein
Zusammenhang bestehen, beziehungsweise es müssen
sich nicht all diese Eigenschaften in einer Person wieder-
finden. Was ich auf jeden Fall möchte, sind andere Um-
gangsformen mit Heteromännern, denn wieviel potentiel-
le Zärtlichkeit hier verschenkt wird, ist unbegreiflich Ich
wünsche mir lustvollere Männer, die sich loslösen von
ihrer Schwanzfixiertheit, die mehr Phantasie entwickeln.
Ich wünsche mir mehr erotische Situationen - es muß ja
nicht gleich wie bei uns Schwulen das Streifen durch den
nächtlichen Park sein - und mehr Übereinstimmung zwi-
schen situativer und personenbezogener Geüheit Das
Zusammenkomme^ von Virüität und Androgynität. spie-,
lerischen Umgang mit seinen/ihren weiblichen und
männlichen Anteüen, darüberhinaus aber auch das politi-
sche Bewußtsein, daß Sexualität Herrschaft ist. Ist doch
einfach oder etwa nicht?
Hans Hengelein
Mitarbeiter ßr den grünen FraKtionsvorstand
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Die erst nach der Befreiung Deutschlands vom Faschismus be-
kanntgewordene Geheimrede des SS-Führers Heinrich Himmler vom
18. Februar 1937 vor hohen SS-Offizieren in Bad Tölz ist das gewich-
tigste Dokument der NS-Ideologen im Zusammenhang mit der Ho-
mosexualität. Himmlers persönliche Homophobie wird aus der Rede
besonders deutlich. t>er Rasse-Theoretiker des NS-Regimes wieder-
holt alle bis dahin bekannten Vorurteile gegen Homosexuelle. Hmun-
1er nimmt für das Deutsche Reich die Anzahl von bis zu zwei Millio-
nen Homosexuellen an und befürchtet, daß »unser Volk an dieser
Seuche kaputtgeht«. Himmlers Rede wird -hier auszugsweise wiedet.
»Als wir die Macht im Jahre 1933 übernahmen, fanden wir auch
die homosexuellen Vereine vor. Die eingetragenen Mitglieder betru-
gen zwei Millionen; die vorsichtigen Schätzungen der bearbeitenden
Beamten gehen auf zwei bis vier Millionen Homosexueller in Deutsch-
land. Ich persönlich greife diese Zahl nicht so hoch, weil ich nicht
glaube, daß alle, die in diesen Vereinen waren, wirklich persönlich ho-
mosexuell waren. Anderenteils bin Ich natürlich überzeugt, daß nicht
alle Homosexuellen in den Vereinen eingetragen waren. Ich schätze
wischen ein bis zwei Millionen. Eine Million ist aber wirklich das Mi-
nimum, das wir annehmen müssen, das ist die allergeringste und mil-
deste Schätzung, die auf diesem Gebiet zulässig ist...
Ich will Ihnen über diese Frage der Homosexualität ein paar Ge-
danken entwickeln. Es gibt unter den Homosexuellen Leute, die ste-
hen auf dem Standpunkt: was ich mache, geht niemanden etwas an,
das ist meine Privatangelegenheit. Alle Dinge, die sich auf dem ge-
schlechtlichen Sektor bewegen, sind jedoch keine Privatangelegenheit
eines einzelnen, sondern sie bedeuten das Leben und das Sterben des
Volkes, bedeuten die Weltmacht und die Verschweizerung. Das Volk,
das sehr viel Kinder hat, hat die Anwartschaft auf die Weltmacht und
Wellbeherrschung. Ein gutrassiges Volk, das sehr wenig Kmder hat,,
besitzt den sicheren Schein für das Grab, für die Bedeutungslosigkeit
in 50 und 100 Jahren, für das Begräbnis in zweihundert und fünfiiun-
dert Jahren. y , . j
Dieses Volk kann aber außer dieser Zahl - ich habe eben nur das
Zahlenmäßige genommen — als Staat noch an etwas anderem kaputt-
gehen. Wir sind ein Männerstaat, und bei allen Fehlern, die dieser
Mannerstaat hat, müssen wir eisern daran festhalten. Denn die Ein-
richtung des Männerstaates ist die bessere.
Es gab in der Geschichte auch Fraueastaaten. Sie haben das Wort
Muiterrechl sicher schon gehört. Es gab Amazonenreichc nicht nur in
der Fabel, sondern Tatsache. Es gab vor allem bei den Friesen —
überhaupt V ^ '^'?n Seevöikern — multerrecht liehe Einrichtungen, de-
ren Spuren Erscheinung wir bis in unsere Zeit verfolgen können.
44 -
*
Es ist gar kein Zufall, daß Holland sich sehr gern von einer Königin
regieren läßt, daß in Holland die Geburt einer Tochter, der Königin,
mehr begrüßt wird, als die Gtfburt eines Sohnes. Das ist keine Beson-
derheit, sondern schlägt in uralte Instinkte der Seevölker ein.
Seil Jahrhunderten, seil Jahrtausenden tlnd die gcnnnnischcn Völ-
ker und insbesondere das deutsche Volk niännersta^ilich regiert wor-
den. Dieser Männerstaat ist aber jetzt durch Horfiosexualitäl im Be-
griff, sich selbst kaputtzumachen. Den Hauptfehler auf dem staatli-
chen Gebiet sehe ich in folgendem: Der Staat, die Volksorganisation,
das Heer und was Sie sonst an staatlichen Einrichtungen nehmen, alle
besetzen ihre Stellen, abgesehen von menschlichen Unzulänglichkei-
ten, nach Leistungen. Selbst eine manchmal so lebensfremde Beset-
zung von Beamtenstellen nach dem 'Einser' im juristischen Examen
ist immerhin noch eine Auswahl nach Leistung. Es wird in diesem Fall
nach Leistung ausgewählt, weil zuerst der Einser, darm der Bruchein-
ser und schließlich der zv>'eier genommen wird usw.
An den Stellen des Staates und der Wirtschaft, an denen Frauen
verwendet werden, wird kein ehrlicher Mann behaupten können, daß
die Besetzung rein nach Leistung, vor sich geht. Denn seien Sic ehrlich
— es sind nur Männer hier, folglich kann man das sehr ruhig sagen
— : in dem Augenblick, wo Sie eine Stenotypistin auszusuchen haben
und Sie haben zwei Kandidatinnen vor sich, eine furchtbar häßliche
mit 50 Jahren, die 300 Silben schreibt, geradezu ein Genie auf diesem
Gebiet, ^nd eine andere gutrassige und nette mit 20 Jahren, die bloß
150 Silben schreibt, werden Sie — ich müßte Sic alle insgesamt völlig
verkennen — wahrscheinlich mit ernstester Miene und mit tausend
moralischen Begründungen, weil die andere alt ist und deswegen
leichter krank werden könnte imd was weiß ich, die junge hübsche
Kandidatin mit 20 Jahren nehmen, die weniger Silben schreibt.
Gut, da kaim man lachen, das ist harmlos und hat gar nichts zu be-
sagen, denn wenn sie hübsch ist, wird sie bald heiraten, und außerdem
ist die Dienslstell* einer Stenotypistin ja nicht maßgebend für den
Staat, sie hat ja nun nicht wieder andere auszusuchen.
In dem Augenblick aber, wo dieses Prinzip, nicht rein nach Lei-
stung auszusuchen, sondern — ich möchte es jetzt mit allem Ernst sa-
gen — ein erotisches Prinzip, ein mann-weibliches, ein geschlechtli-
ches Prinzip im Männerstaat von Mann zu Mann einkehrt, begjrmt
die Zerstörung des Staates. Ich nehme ein Beispiel aus dem Leben. Ich
möchte ausdrücklich betonen, daß ich sage, aus dem Leben. Ich
möchte bei diesem Fall hier cinflechten, ich glaube kaum, daß irgend-
welche Stelle der heutigen bewohnten Erde so viel Erfahrungen auf
dem Gebiet der Homosexualität, Abtreibung usw. gesammelt hat. wie
wir in Deutschland als Geheime Staatspolizei. Ich glaube, daß wir
wirklich als die erfahrensten Leute auf dem Gebiet sprechen können.
Herr Ministerialrat X ist homosexuell und sucht unter den Assesso-
ren, die er für seine Dienststelle in. seinem Hause als Regierungsrat
braucht, nun nicht nach einem Leistungsprinzip aus. Er wird nicht
den besten Juristen aussuchen, er wird auch nicht sagen, Assessor X
ist zwar nicht der beste Jurist, er hat aber sonst eine gute Note, ist in
der Praxis gewesen und, was wesentlich ins Gewicht fällt, der Mann
sieht rassisch gut aus und ist weltanschaulich in Ordnung. Nein, er
nimmt sich nicht einen gut qualifizierten und gut aussehenden Asses-
sor, sondern er sucht sich-den heraus, der ebenfalls hornosexuell ist.
Die Leute kennen sich ja über Saalesweite am Blick. Wenn Sie bei ei-
nem Tanzvergnügen 500 Männer haben, so haben diese innerhalb ei-
ner Stunde untereinander heraus, wer die gleiche Veranlagung hat.
Wie das geschieht, können wir normalen Leute uns gar nicht vorstel-
len.
Der Herr Ministerialrat sucht also den Assessor heraus, der die
schlechteste Note hat und der außerdem weltanschaulich nicht in Ord-
nung ist. Er fragt nicht nach seiner Leistung, sondern schlägt ihn dem
Herrn Ministerialdirektor zur Einstellung vor. Er lobt ihn und be-
gründet seinen Vorschlag eingehend. Dieser Assessor kommt nun dort
hinein; denn dem Ministerialdirektor wird es niemals in den Sinn
kommen, nach näheren Einzelheilen zu fragen und die Einstellung
näher zu untersuchen, weil er von vornherein als alter Beamter an-
nimmt, daß der Ministerialrat nach Leistung vorschlägt. Ein normaler
Mann kommt eben nicht auf den Gedanken, daß dieser Assessor auf
Grund seiner gleichen geschlechtlichen Veranlagung, vorgeschlagen
worden ist.
Bei diesen beiden bleibt es nicht stehen, denn der Assessor, der jetzt
Rcgicnmgsrat ist, wird n- :h dein gleichen Prinzip vorgehen. Wenn
Sie an irgendeiner Stelle einen so veranlagten Mann im Männersiaat
haben, der etwas zu sagen hat, können Sie mit Sicherheit drei, vier,
acht, zehn und noch mehr gleich veranlagte Menschen finden; denn
einer zieht den anderen nach, und wehe, wenn da ein oder zwei Nor-
male unter diesen Leuten sind, sie werden in Grund und Boden ver-
<]ammt, sie können machen, was sie wollen, sie werden kaputtge-
macht .„ Im Rahmen der SS möchte ich ganz klar folgendes darle-
gen. Ich betone ausdrücklich, daß ich genau weiß, was ich sage. Dies
ist selbstverständlich nicht für Führerbesprechungen bestimmt, son-
dern das können Sie in einzelnen Unterhaltungen gesprächsweise dem
einen oder anderen erzählen:
Wir haben in der SS heute immer noch pro Monat einen Fall von
Homosexualität. In der gesamten SS werden im Jahr ungeföhr acht
bis zehn Falle vorkommen. Ich habe mich nun zu folgendem ent-
schlossen: Diese Leute werden selbstverständlich in jedem Fall öffent-
lich degradiert und ausgestoßen und werden dem Gericht übergeben.
Nach Abbüßung der vom Gericht festgesetzten Strafe werden sie auf
meine Anordnung in ein Konzentrationslager gebracht und werden im
Konzentrationslager auf der Flucht erschossen. Das wird jeweils dem
Truppenteil, dem der Betreffende angehört hat, von mir durch Befehl
bekanntgegeben. Dadurch hoffe ich, daß ich diese Art von Menschen
aus der SS auch bis zum leuten herausbekomme, um wenigstens das
gute Blut, das wir in der Schutzstaffel haben, und diese werdende Ge-
sundung blutlicher Art, die wir für Deutschland groß ziehen, frei zu
halten.
Damit ist,aber die Frage für das gesamte Deutschland noch nicht
gelöst. I^an darf sich nämlich nicht über folgendes täuschen. Wenn
ich den Homosexuellen vor Gericht ziehe und ihn einsperren lasse,
dann ist der fall ja nicht erledigt, sondern der Homosexuelle kommt
aus dem Oeltngnis genauso homosexuell heraus, wie er hineingekom-
men ist. Damit ist also die gesamte Frage nicht bereinigt. Es ist berei-
nigt, daß dieses Laster diffamiert worden ist, im Gegensatz zu den
Jahren vor der Machtübernahme. Vor dem Kriege, während des Krie-
ges und nach dem Kriege hatten wir zwar die Paragraphen, in Wirk-
lichkeit geschah aber nichts. Ich mache Ihnen das am besten durch ein
Beispiel klar: Wir haben in den ersten sechs Wochen unserer Tätigkeit
auf diesem Gebiet im Jahre 1934 mehr Fälle dem Gericht zugeführt.
als das gesamte Polizeipräsidium in Berlin in 25 Jahren. Niemand soll
kommen und sagen, das ist nur durch Rölim groll geworden. Der war
natürlich ein großer Schaden; geblüht hat die Sache jedoch schon vor
dem Krieg, während des Krieges und erst recht nach dem Kriege.
Nun sehen Sie, man kann staatlich, polizeilich durch Maßnahmen
alles mögliche regeln. Man kann die an und für sich im Verhälmis zu
dieser Frage völlig harmlose Dirncnfrugc organisieren, das läßt sich
durch bcMimmtc MiJinahmcn in eine fürein-Kuiiurvolk iragbarc Or-
ganisation bringen. Wir werden auf dem Gebiet großzügig bis dort-
hinaus sein; denn man kann nicht einesteils verhindern wollen, daß
die ganze Jugend zur Homosexualität abwandert und andererseits je-
den Ausweg sperren. Das ist Wahnsinn. Schließlich bringt jede Mög-
lichkeit, mit Mädchen in Großstädten zusammenzukommen — auch
wenn es für Geld ist — , die ich zusperre, ein großes Kontingent auf
die andere Seite.
Wir dürfen bei allen diesen Betrachtungen nicht vergessen, Deutsch-
. land ist leider zu zwei Dritteln ein städtisches Volk geworden. Das
Dorf kennt diese Probleme nicht. Das Dorf hat seine natürliche und
gesunde Regelung all dieser Fragen. Da geht eben Irou Pfarrer und
trotz christlicher Moral, trotz eines jahrtausendelangen Religionsun-
terrichts der Bursche zum Dimdl zum Kammer fenster In. Die Frage ist
damit in Ordnung. Es gibt ein paar uneheliche Kinder, es regen sich
ein paar im Dorfe auf und der Pfarrer ist froh, daß er wieder ein The^
ma für die Kanzel hat. Die Burschen machen es genauso wie früher
und — täuschen Sie sich nicht — wie es auch in unserer Vorzeil war.
Die ganze Theorie, die man sich zurcchtgebaut hat, daß das germani-
sche Mädchen, wenn es Pech hat, erst mit 26 und 30 Jahren geheiratet
zu werden, bis dahin als Nomie gelebt hat, ist ein Märchen. Streng
waren dagegen die Bluigesetzc, daß kein Bursche und kein Mädchen
sich mit einem minderwertigen Blut abgeben durften. Das war sogar
unbarmherzig streng. Weiterhin war stftng: die eheliche Treue. Wenn
die von der Frau gebrochen wurde, stand Todesstrafe darauf. Da be-
stand nämlich die Gefahr, .daß fremdes Blut hineinkam.
, Das war alles naturilch, die Ordnung damals war sauber und an-
ständig und ging mit den Naturgesetzen und nicht wie heute unsere
Ordnung gegen die Naturgesetze.
Wie gesagt, diese Fragen, die auf diesem Sektor liegen, lassen sich
Irgendwie einmal in Ordnung bringen. Je mehr wir Frühehen ermögli-
chen, daß unsere Männer also mit.25 Jahren heulten können, desto
mehr nimmt das andere ab, das regelt sich dann von selbst.
Nicht läßt sich dagegen die Frage der Homosexualität in Ordnung
bringen. Ich kann selbstverständlich — eine Frage, die wir oft liin und
her erwogen haben — alle Strichjungen in Deutschland einsperren
und in Lager bringen. Das ist ohne weiteres möglich. Ich lege mir le-
diglich die Frage vor: wenn ich 20 000 Strichjungen der Großstädte
einsperre, werde ich von diesen vielleicht drei- bis viertausend, die
jung genug sind (17 bis 18 Jahre) durch Zucht, Ordnung, Sport und
Arbeit, so wie es in einer ganzen Anzahl von Fällen geglückt ist, auf
einen normalen Weg zurückbringen. In dem Augenblick aber, wo die
Strichjungen nicht da sind — ich sperre ja nicht die Homosexuellen
ein — , besteht dann die Gefahr, daß die Millionen Homosexuel-
len sich neue Opfer suchen. Das ist also ein sehr zweischneidiges
Schwert ...« (B. F. Smilh (Hg.), Heinrich Himmler, Gehcinirctlen
1933 — 1945 und andere Ansprachen, i-rankfurt 1974, S. 93f.) .
aus: Schwule und Faschismus,
H,-D. Schilling (Hrsg.)
Elefanten Press Verlag
Berlin 1983
- 45 -
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a^s
f *
2. Der $oziale Ursprung der Sexuaherdrängurig
,,.-,
Dip Fr.i(tc nach der Durchführbarkeit allgemeinen menschli-
chen Glückes im irdiKhen Leben war zu der Zeit naturhch
praktitch nicht zu entscheiden. An dieser Stelle winl dai unbe-
schwenc Menschcnlcind (ragen, ob denn die hohe Wissenschaft
keine anderen Sorgen hütie, als so dumme Fragen zu stellen, ob
irdisches UbensgTück der Menschenmisse »wünschenswert«
oder »dur^führbar« wäre. Das wäre, meint rs, doch telbit*
vtnländtiäi. Dennoch, es ist nicht so einfach, wie es sich der
lebenskrüftige, enthusiastische Jugendliche und der heitere
Clücksvogcl vorstellen. An den entscheidmden Zentren der
Öflftntlichen Meinungsbildung in Europa um 1930 war weder
der Anspruch der Mcnschenmassc auf irdisches Lebensglück für
s.elbstversilndlich noch war sein Mangel für fragwürdig er-
achtet. Es gab damals buchstäblich keine einzige politische Or-
ganisation, die es für wichtig gcnuu erachtet hätte, sich mit so
»banal-persönlichen«, »unwissensoiaftlichen« und »unpoliti-
schen« Fragen zu bcschaitiucn.
Indessen warfen die gesellschaftlichen Ereignisse um 1930 ge-
rade diete Frage mit voller Wucht auf. Es war die faschisüsdie
Flut, die wie ein Orkan über Deutschland hinwegfegte und
alle zum Staunen brachte, wie denn derartiges mögli* wäre.
Ökonomen, Soziologen, Kulturpolitiker und Reformer, Di-
plomaten und Staatsmänner versuchten in alten Büchern eine
Antwort zu finden. Die Antwort fand sich in den alten Bü-
chern nicht. Kein eiiuiges politisches Schema paßte auf den
Ausbruch irrationaler mensdilicher Affekte, den der Faschis-
mus darstellte. Nie war die hohe Politik selbst als Irrationales
Gebilde in Frage gestellt worden.
Ich möchte in dieser Schrift bloß diejenigen gesellschaftlichen
Ereignisse herausarbeiten, die den geschilderten Streit in
Freuds Gelehrtenwohnung grell beleuchteten. Den breiten so-
zialökonomischen Hintergrund muß ich hier vernachlässigen.*
Die Freudsche Entdeckung der kindlichen Sexualität und der
Sexualverdränguung war, gesell sdiaftlich giesehen, der erste Be-
f;inn des Bcwußtwenlens von der jalmausendealten Sexualver-
eugnung. Dieses B6wußtwcrdcn erschien no<h eingekleidet in
hödist akademischen Formen und traute seinen eigenen Schrit-
ten nicht. Die menschliche Sexualität beanspruchte Versetzung
von der Hintertreppe des gesellschaftlichen Daseins, wo sie seit
Jahrtausenden ein schmutziges, krankes und eitriges Leben
führte,, an die Front des glänzenden Gebäudes, das man groß;-
artig »Kultur« und »Zivilisation« nannte. Sexualmorde, kri-
minelle Abtreibungen, jugendliihe Scxualagonie, Ertötung des
Lebendigen in den Kindern, Perversionen en masse, Pomogra-
fihie mit dazugehöriger Sittenpolizei, Ausnützung der mensch-
ichen Liebessehnaucht dunh eine kitschige uiul lüsterne Indu-
1 Vfl. Wilhelm Kclth. Matirnptyc/ioloit'f ^f faKhUrnnt. lyjj; D*r Unbrudi der
Sammtmträl. 193)] OU StxiuhUi Im tiMllutkämpf. im*.
sirie und Geschäfts rcWame, Millionen Erkrankungen seelischer
und körperlicher Art, Vereinsamung und seelische Vcrkrup-
pclung überall, dazu die neurotische Politisiererei der Mensch-
heitsreiter waren nicht gerade als Schmuckstücke der Zivilisa-
tion zu betrachten. Die moralische und soziale Beurteilung der
wichtigsten biologischen Funktion des Menschen war bcherrsdil
von sexuell verunglückten Damen und vegetativ erstorbenen
adeligen Geheimräten. Man hatte ja nichts gegen die Vereine
sexuell vcrunglückfci alter Damen und erstarrter Lebewesen
einzuwenden, aber man protestierte dagegen, daß gerade erstor-
benes Leben dem gesunden und blühenden Leben sein Verhalten
nicht nur diktieren wollte, sondern auch zu diktieren vermothie.
Die Ürstorbencn und Finttäuschten appellierten an das allge-
meine »cxuelle Schuldgefühl und beriefen sich auf dos fexuelie
Chaot und den »Untergang der Zivilisation und Kultur«. Die
Mcnsdii-nmasscn wußten zwar Bescheid, doch sie schwiegen,
denn sie wußten nidit recht, ob ihre natürlichen Lebenscmpfin-
dungcn nidit dtnh verbrecherisch wären. Sie hatten Ja nie ande-
res gehört. Daher wirkten die Forsdmngen Malinowskis in
den Sudbccinscln außerordentlich fruchtbar. Sie wirkten nicht
in dem bestimmten Sinn sensationeller Lüsternheit, mit der
die sexuell verkraduen Händler die Südseemädchen erlebten
oder über hawaiische Bauchtänze schwärmten, sondern ernsl-
haft. III-
Malinowski bestritt bereits xgz6 in einer seirier Publikatiorien
die biologisd\e Namr des von Freud entdeckten sexuellen
Kind-Eltcm-Konflikts (des Ödipuskonflikts), Er behauptete
mit Recht, daß das Verhältnis von Kindern und Eltern sich mit
den gesellsdiaftlidicn Prozessen verändert, also $oziolügisdier
und nidit biologisdier Natur wäre, im speziellen, die Familie,
in der das Kind aufwädist, wäre selbst Irgthnif gesellschaft-
licher Entwiddung. Bei den Trobriandem zum Beispiel be-
stimmt nidit der Vater, sondern der Bruder der Mutter des
Kindes die Erziehung. Dies ist ein widitiger Zug des Mutier-
rechts. Der Vater spielt nur die Rolle eines Freundes seiner Kin-
der. Der Ödipuskomplex des Europäers existiert bei den Tro-
briandem nidit. Das Kind der Trobriandcr entwidieli na-
turlidi auch einen Familicikonflikt mit seinen Tabus und Vor-
sdinftin, dodt diese Gesetze des Verhaltens sind grtindsäi/.lidi
versdiifden von denen der Europäer. Sie enthalten außer dem
Inzestiabu für Bruder und Sdiwester keinerlei Scxualvcrboi.
Der englische Psydioanalytiker Jones protestierte sdiarf gegen
diese suziologisch-funkiiohellc Behauptung mit der Gegenbe-
hauptung, daß der Ödipuskomplex, der beim europäischen
Menschen gefunden worden war, »fons et origo« aller Kultur
und die Familie von heute daher euie unveränderliche bio/o-
gisthe Institution wäre. Es .ging in diesem Streit kurzerhand
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ta unserer akademischen Welt Er besagt; Die Kernfrage der
Mentalhyu^erie einer Bevölkerung i$t d(r Siand ihret natürli-
dien Licbeslebens,
Ireud hatlc behauptet, daß die sexuelle Latenzzeit unserer
Kinder, zwischen dein sechsten und zwölften Lebensjahr etwa,
biülo>;isch wäre. Idi hatte an Jugendlichen aus verschiedenen
Bovülkcninßsschichtcn festgestellt, daß es bei natürlicher Ent-
wicklung der Sexualität keine Latenzzeit gibt. Sie ist ein imna-
lürliches Kultürprodukt. Ich wurde deshalb von den Analyti-
kern angef;rifl"en. Nun wurde es von Malinowski bestätigt; Die
sexuelle Hciütigung der Trobriandcrkinder verlauft ununter-
brochen entsprediend dem jeweiligen Alter, ohne Latcnizej '
Der Cesthledu&verkehr setzt ein, wenn die Pubertät es fordet^
Das Gesihledusleben der Jugendlichen ist monogam, der Wech-
sel der Partner vollzieht sich ruhig, geordnet, ohne Eifcrsudits-
gewalt. Und die Trobriand-Gesc 11 Schaft sorgt ganz im Ge-
gensatz zu unserer Zivilisation für Ruhe und Hygiene des
jugendlichen Gcsdilediislcbcns, vor allem in bezug auf Räum-
lichkeiten und sonst, soweit es ihre Kenntnis der Nalurvor-
gänge zulaßt.
Es gibt nur eine Gruppe von Kindern, die aus diesem natürli-
chen Ablauf ausgeschlossen ist. Es sind diejenigen Kinder, die
zu einer bestimmten ökonomisch vorteilhaften Eheschließung,
zur Kreuz*Vetter-Bascn-Heirat, bestimmt sind- Diese licirat
bringt dem Häuptling wirtschaftliche Vorteile und bildet den
Kern, aus dem die patriarchalische Ordnung sich entwickelt.
Die Krcuz-Vetter-Basen-Heirar fand sich überall, wo die eth-
nulogisdie Forschung bisher-das Muitcrredit aktuell oder histo-
risch naihweisen konnte, (Vgl, Morgan, Bachofen, Engels usw.)
Diese Kinder sind, ganz wie die unseren, zu asketischem Leben
verhalten und zeigen Neurosen und Charakterzüge, wie sie
uns vom Charaktemcurotiker her bekarmt sind, ihre Askese
hat die Funktion, sie botmäßig zu machen. Die Sexualunter-
ilnakung wird ein weientlidiei V^erkzeug der wirtidiaftUdien
Versklavung.
Die Scxualverdrängung beim Kleinkind und beim lugendli-
chen ist also nich^, wie die Psychoanalyse in Obereinstimmung
mit der überlieferten falschen Erxiehungsanschauung behaup-
te, die Vorbedingung für kulturelle Anpassung, Sozialität,
Arbeitsamkeit und Reinlichkeit, sondern vielmehr das gerade
Gegenteil djivon. Die Trobriander haben bei voller Freiheit der
natürlichen Sexualitüt nicht nur eine hohe Stufe der Acker-
baukultur erreicht, sondern sie haben durch das Fehlen der se-
kundären Triebe sogar einen Zustand erhalten, der jedem
europäischen Staat von 1930 und 1940 wiC ein Traum ersdiei-
n n muß.
C ide Kinder sind in natürlicher Weise spontan sexuell tätig-
- 46
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Kranke Kinder sind unnatürlidi sexuell, däs heißt pervers tatig.
Wir stshen also in der sexuellen Erziehung nicht vor der Alter-
native: sexuell oder a$keti6ch, sondern vor der: nafür/icfi-gesun-
de» oder pervers-neurotisches GeschledU sieben.
Die Sexuaherärängung ist sozialökonomischen und nicht bio-
lo$isdien Ursprungs. Ihre Funktion ist die Grundlegung der
autoritär-patriarchalischen Kultur und der wirtschaftlichen
Sklaverei, wie sie uns besonder« ausgeprägt in Japan, China,
Indien etc. enigegeniriii. Die Urzeit der Menschen folgte im
Geschlechtsleben natürlichen Gesetzen, die eine natürlidie So-
zialität begründeten. Die Zwischeiueit des autoritären Patriar-
diats von etwa vier- bis sechstausend |ahren hat mit der Ener-
gie der unterdrückten natürlichen Sexualität die sekundäre, per-
verse, kranke Sexualität des heutigen Menschen gesciiaffen.
3. fdsc/iistischrr/rrationa/ismuf
Efl ist nicht zu gewagt zu behaupten, daß die kulturellen Um-
wälzungen unseres Jahrhunderts dunh das Ringen der
Menidineit nach Wiedergewinnung der natürlichen Gesetze des
Licbeslebens bestimmt sind. Dieses Ringen um Natürlichkeit
und Einheit von Natur tmd Kultur gibt sich in den verschie*
denen Formen mystischer Sehnsucht, kosmischer Phantasien,
»ozeanischer« Gelühle, religiöser Ekstasen, und vor allem im
Fortschreiten der sexuellen Freiheiten bekannt; es ist unbe-
< wüßt, neurotisch widerspruchsvoll, angsterfüllt, und es erfolgt
oft in den Formen, die die sekundären, perversen Triebe kenn-
zeichnen. Eine Menschheit, die jahrtausendelang gezwungen
war, ihr biologisdics Grundgesetz zu verleugnen und infülge*
dessen eine zweite Natur, die eine Widcmatur ist, erworben
hat, kann nur in irrationale Raserei geraten, wenn sie die bio-
logische Grundfunktion restituieren will und davor An^it
hat.
Die patriarchalisch-autoriiare Ära der Menschheitsgeschichte
hat versucht, die sekundären asozialen Triebe durch zwangs-
moralische Verbote in Schach zu halten- So kam der fragwür-
dige Kulmmiensch dazu, ein strukturell dreifach gestitiditetes
Leoewesen zu werden. An der Oberfläche trägt er die kümtli*
che Maske der Selbstbeherrschung, der zwanghaft uncditen
Höflichkeit und der gemachten Sozialität. Damit verdeckt er
die zweite Schicht darunter, das Freudsihe »Unbewußte«, in
dem Sadismus, Habgier, Lüsternheit, Neid, Perversion aller
Art etc, in Schach gehalten sind, ohne jedoch das geringste an
Kraft einzubüßen. Diese zweite Schicht ist das Kunstprodukt
der sexualvemeinemi ^ Kultur und wird bewußt meist nur als
gähnende innere Leere und Ode empfunden. Hinter ihr, in der
Tiefe, leben und wirken die natürliche Sozialität und Sexuali-
tät, die spontane Arbeitsfreude, die Uehenfähigkeit. Diese teu-
tc imd dritte Schicht, die den biologiidien'Kem der mcnschli-
dien Struktur darstellt, ist unbewiißt und gefürchtet. Sie wi-
der^pricht jedem Zug autoritärer Erziehung und llerrsJiaft.
Sie ist gleichzeitig die einzige reale Hoffnung, die der Mcnbch
hat, das gesellschaftliche Elend einmal zu bewältigen.
Alle Diskussionen über die Frage/üb der Mensch gut oder böse,
ein soziales oder ein unsoziales Wesen sei, sind philosophische
Spielereien. Ob der Mensch ein soziales Wesen cider ein merk-
würdig vemunftlos reagierender Protuplasmahüufen ist, hängt
davon ab, ob seine biologischen Grundbedürfnis^e in Einklang
oder in Widerspruch stehen mit den Einrichtungen, die er sidi
geschaffen hat. Es ist daher auch immöglich, den arbeitenden
Menschen aus der Masse von der Verantwortung zu befreien,
die er für die Ordnung oder Unordnung, also für die Aoziale
und individuelle Ökonomie der biologisdien Energie trägt. Es
ist eines seiner wesentlichsten Keniueici\en geworden, diese
Verantwortung mit Begeisterung von sich auf irgendwelche
FuhaT und Politiker abzuwälzen, da er sich selbst wie seine
Insiitutiunen nicht mehr begreift und nur mehr fürchtet. Er ist
im Grunde hilflos, freiheitsunfähig und autoritätssüchtig,
denn er kann nicht spontan reagieren; er ist gepaf\zert und er-
wartet Befetdc, denn er ist widerspruchsvoll und kann sich auf
siih selbst nicht verlassen.
Das kultivierte Uürgenum Europas im 19. Jahrhtmdert und
im Anfang des ao, Jahrhunderts hatte die zwangsmoralischen
Fomien des Verhaltens vom Feudalismus übernommen und
zum Ideal des menschlichen Gehabens gemacht. Seit der Auf-
klarung hatte man nach der Walirheit zu forschen und nach
Freiheit zu rufen begonnen. Solange die zwangsmoralischen
Institutionen außerhaJb des Mensciien als Zwangsgesetz und
öffentliche Meinung und innerhalb des Menschen als Zwangs-
>;ewisscn herrschten, gab es eine Scheinruhe mit gelegentlichen
Durchbrücfien aus der Unterwelt der sekundären Triebe. Eben-
solange blieben die sekundären Triebe Kuriositäten tmd nur
psydiiatrisch intea^ssanie Besonderheiten. Sie ersdiienen als
Sympiomneurosen, ■ neurotisch kriminelle Handlungen oder
Perversionen. Als aber die gesellschaftlichen Erschütterungen
die Mensdicn Europas mit Sehnsucht nach Freiheit, Unabhän-
Kigkeit, Cleichbereciitigung und Selbstbestimmung zu erfüllen
begannen, drängte es in ihnen natürlicherweise nach Befreiung
des Lebendigen. Soziale Aufklärung und Gesetzgebung, sozial-
wissenschaftlidie Pionierarbeit und freiheitliche Organisatio-
nen versuduen »die Freiheit« in diese Welt xu setzen. Die.
europäischen Nuchkriegsdemokratien wollten die Mensdien
»zur Freiheit heranführen«, nachdem der Erste Weltkrieg vie-
le autoritäre Zwangseinrichtungen vernichtet hatte. Doch. diese
zur Freiheit strebende europäisdie Welt beging einen schweren
Rechenfehler. Sie übersah, was jahnausendealie Vernichtung
des Lebendigen im Menschen unterirdisch großgezüchtet harte:
Sie übersah den tiefgreifenden, allgemeinen Defekt der C/ia-
rukterneurose. In Gestalt des Sieges der Diktaturen brach die
große Katastrophe der seelischen Pest, das heißt die Katastro-
Ehe der irrationalen menschlichen Charakterbeschaffenheit
ercin. Was der oberflädttiche Firnis an Wohlcrzogenheit und
künstlicher Beherrschtheit so lange in Schach gehalten hatte,
brach nun, von den zur Freiheit strebendni Mensdienmassen.
selbst getragen, durch zur Tat:
in den Konzentrationslagern; in den Judenverfolgungen; in'
der Vernichtung aller menschlichen Sauberkeit; in der Nieder^
mähung von Stadtbevölkerungen durch sadistisch sportliche Un-
weseh, die das Lebendige nur ncxh im Siechschritt zu fühlen
vermögen; in dem Kiesenvötkerbetrug, der sich staatlich-auto-
ritäre Interessenvertretung nennt; in der Versenkung Zehn-
tauscnder junger Menschen, die treugläubig und hilflos einer
Idee zu dienen glaubten; in der Vemiditung der MilUarden-
wene inensdilicher Arbeit, deren Bruchteil genügt Iiätte, die
Armut in aller Welt aufzuheben; kurz, in einem Veitstanz, der
immer wiederkehren wird, solange es den Trägem des Wissens
und der Arbeit nicht gelingen wird, die Massenneurose in sich'
und außer sich zu vernichten, die sich »hohe Politik« nennt
und von der charakterlichen Hilflosigkeit der Erdenbürger
lebt.
1928^1930, zur Zeit der geschilderten Auseinandersetzungen
mit Freud, hatte ich wenig Ahnung vom Faschismus, etwa so
wenig wie der durchschnittliche Norweger 1939 oder der Ame-
rikaner 1940. Idi lernte ihn erst zwischen 1930 und 1933 in
Deutschland kennen. Ich war hilflos perplex, als ich ihm he*
gegnete und in seinem Wesen Zug um Zug den Gegenstand der ^
Auseinanderseuung mit Freud wiederfand. Allmänlich begriff
ich, daß dies logisch war. In dtfn genannten Auseüianderset-
zungen war um die Beurteilung der menschlichen Struktur, um
die Rolle der menschlichen Glückssehnsucht und der Irratio*
nalitot im gesellschaftlichen Leben gerungen worden. Im Fa-
schismus bot sich die seelische Massenerkrankung unverhüllt
dar. •
Die Gegner des Faschismus, liberale Demokraten, Sozialisten,
Kommunisten, marxistisdie und nichtmarxistisdie Ökonomen
etc. Sudeten die Lösung des Rätsels in der Persbnlidikeit Hit-
lers oder in fomiaipolitischen Fehlem der verschiedenen demo-*
kratisdten Parteien Deutschlands. Das eine wie das andere be-
deutete, die Flut der Pest auf individuelle Kurzsichtigkeit oder
die Brutalitat eines einzigen Mannes zurückzuführen. In Wirk-
lichkeit war Hitler nur der Ausdruck des tragischen Wider-
spruchs in den Menschenmassen, des Widerspruchs zu^ischen
Freiheitssehnsudu und realer Freiheitsang&t.
Der deutsche Faschismus sprach es klar aus, daß er nidit mit
dem Denken und dem Wissen der Mensdien, sondern mit
deren kindlichen Gefühlsreaktionen operiere. Weder das politi-
sdie Programm nodi irgendeine* der Vielen verworrenen wirt*
sduftlichen Vers prediun gen, sondern in der Hauptsache der
Appf^ll an ein dunkles mystisdies Gefühl, an eine unbestimmte,
mblige, doch außerordentlich kräftige ISehmuclit brachte den
Faschismus zur Macht und sicherte ihn in der Folgezeit, Wer
dies nid^t begriff, begriff auch den Faschismus nicht, der eine
internationale Erscheinung ist. Der Irrationalismus in der Wil-
lensbildung der deutschen Menschenmassen ist an folgenden
- 47 -
f [£' i^ Te l^Ärief individuell^ und die
Sie vorausgegangene Emehung der Men.Aenm.s« zur Ane^
Vennung der formalpol irischen anstelle der suchlidten Auton-
f^bnaL die Basis, auf der die fasdüstisdie Autont auf orde-
rig sid^ auswirken konnte. Der Faschismus war «n^?» k«'^«
^fnige Ubensansduuung, wie seine Fnninde und v ele s«.
ner Feinde glauben machen wollten, noch viel w«i.ger hat er
S^as mit !iner rationalen Revolution unertraghcher .^ell-
XftI icher Zustände zu tun; der Fasdusmus war bloß d.e «-
*:re r.uUionäre Kons.,Henz «I/jr .^^
Russentheorie ist niAt« Neues, sondern bloß d.e fojgendU^^^^^
und nur brutal vertretene Fortsetzung der «»«"/^''''''''''^
Td Dntmationstheorien. Deshalb waren gerade Erbpsych-
"aler und Eugeniker alter Art der Diktatur so sehr zugang-
lit an der fa»AI«i5dien Massenbewegung i«. daß « nun der
ememen politischen Reaktion geUng, ..dt "« "^«;^; Ä
südiie der MensAenmasscn xu bedienen ^" f "*''f,/7'^'' *
^hnsudu der Massen plus Angit vor /«'^""i'VV"j'"'r« e
tung ergibt faschistisäte Men(flmä^ ganz gleidigultig, T)b sie
1^ bei einem Fasdtisten oder bei einem Demokraten hndet.
n7u im husdüsmus ist. daß die Menschenmassen m^}^^fj^l
eigene Unterdrückung bejahten und »"^t"•/«''%"i.^'' ^"JT.
täibedürftigkeil erwies s.d. stärker als der Wille zur Selb-
Hfue^*««pr.A die Unterdrüdcunp der Frau dunh den
M«S, die Aufhebung ihrer mateneRen Selbs.ändigke.t ihre
Sng an den hausliAen Herd, ihren Ausschluß von der Be-
, immiSg des sozialen Lebens. Die Frauen, deren perwnliAe
F eiheit seit Jahrhunderten unterdruckt war und d.e diie An«
vor freiheitlid^er UbensfühmnR besonder» stark entwickelt
halten, jubelten ihm an erster Stelle zu.
Hitler vcrspradt die Vcmiditung der sozial ist. sehen und der
bürgerhdi dem«kr«tlschax Organisationen So.ul(smche und
bürgerlidt demokra.isdie Mensd^enmassen liefen ihm zu, weil
.'h« Organisanoncn zwar viel von Freiheit Siedet hatten,
jcdodi niemals da. .dtwierige Problem der mensdil.dien Au-
toritiitssudit und praktisdi-politisdien Hilflosigkeit audt nur
Lmlnn hl ten. ol Mcnsd!enma..en waren durch die unen -
Sni ll-hung der alten demokratisdien "»'«"'.';■«" -]:
lü.ibiht Intliiuuhunx der Meu^chvnmmiten dunh die frühe,-
r» ü i iL».o«rM Wh. wirtschafte Krise plus uuland.-
'i IreihLwille ergeben iasdustisdu ^enr./. a/ das he ß
die Uea'itsdiaft, sidi einer autoritären Vaterges.alt zu uberani-
- nitirverspradt sdiärfsten Kampf gegen die Ceburtenrc-
gelung und die Sexualr^formbewegung. Deutsddand umfa^e
iW-Tctwa 500000 Mensdien in Organisationen, dte um rauo-
nale Sexualreloiin rangen. Dodi diese Organisarionen wagten
" es niemals, an den Kern des Problems, die sexuelle Glucks-
sehnsudtt, zu rühren. Idt weiß aus jahrelanger Arbeit unter
den Mensdtenmassen, daß sie gerade dies erwarteten; sie wa-
ren enttäuscht, wenn man ihnen gelehrte Vorträge über die In-
teressen der Bevölkerungspolitik hielt, statt ihnen zu sagen,
• wie sie ihre Kinder zu Ubendigkeit erziehen, wie die Jugendh-
' ' dien mit ihren sexuellen und wirtsdiaftlichen Noteij fertig
' werden und wie die Eheleute ihre so typisdien Konflikte be-
wältigen sollten. Die Mensdienmassen sdiienen zu ftihlen, dali
•> die Katsd^läge zur »Liebesiedinik« i la Van de Velde, die ein
Kutes Geldgesdiäft waren, weder das Problem erfaßten nodi
sympathisdi waren. So kam es, daß die enitäusdtten Mensdien-
nusicn Ihiler zuliefen, der, wenn audi mystisdi, so doch an
liefe Lcben.krüfie appellierie. Predigen von Treihext ohnekon-
itante, energisch entschlossene Erkämpfung der Jretheithchen
Verantwortungsfähigkeit im täglichen Leben und ihrer wzrfl-
. len Voraussetzungen führt zum Faschismus.
Die deutsche Wissensdiaft hatte Jahrzehnte um die Trennung
de* Sexuahtätsbegriffc» vom Fortpflaiizungsbcgnff gerungen.
Dieses Ringen blieb den arbeitenden Mensdienmas.en lern, em-
gesdilossen in akademisdiert Büdiem und daher ohne soziale
Wirkung. Nun kam Hiiler und verspradi, den Fortpflanzungs-
gedanken, und nicht das Liebesgliick, zum Grundprinzip seiner
Kuhurrwlitik zu madien. Zur Sdiam erzogen, das K.nd
beim reducn Namen zu nennen, durdi .kmtlidie K«"'« V'"
gesellsdiaftlidien Systems dazu verhalten, .cugenisdie Hoher-
züditung* dort zu sagen, wo man »Liebesgludc« meinte, lie-
fen die Massen Hitler zu, denn er fügte dem alten Begriff eine
starke, wenn auch. irrationale Emotion an. Reaktionäre Denk-
inhalte plus revolutionäre Erregung ergeben fasdiistisdies
Fühlen.
Die Kirdie hatte das »Glüdc im Jenseits« gepredigt und mit
Hilfe des Sündenbegriffs die hilflose Abhängigkeit von einer
übcrirdii.dien, allmädiiigen Gestalt tief in die mensdilidicn
Strukturen gepflanzt. Dodi die wirtsdiaftlid\e Weltknse zwi-
idien 1929 und 19)3 stellte die Menschcmnassen vor schärfste
irdische Noi. Diese Not selbst zu bewältigen, war ihnen we-
der sozial noch individuell möglid». Da kam Hiller und er-
kijrte sidi als von Gott gesandter irdisdier. allmächtiger und
allwissender Führer, der dieses irdisdie Elend beseiHgen
konnte. IIa war alles vorberciiet, ihm neue Menschenmassen zu-
zuijfcn, die eingeklemmt waren zwisdien der eigenen indivi-
duellen Hilfloi-ifjkeit und der geringen Befriedigung, die der
Gedanke ans Glüdt im Jenseits real bot. Ihnen war nun ein ir-
dibdHT Coli, der sie aus allen Kräften -Hed« schreien ließ,
gefühlsmäßig widitiger als ein Gott, den sie niemals sehen
konnten und der ihnen nicht einmal emotionell mehr half. Sa-
distisdie Brutalität plus Mystizismus ergibt faschistisäte Men-
talität. •
Deutschland hatte in seinen Schulen und Universitäten jaJir-
zehntelang um das Prinzip der freien Schul gemeinde, der mo-
dernen freiwilligen Arbeitsleistung und Selbstbestimmung de»
Schüler* gerungen. Die verantwortlichen demokratischen Auto-
ritäten blieben in der breiten Sphäre der Erziehung an den
autoritären Prinzipien haften, die dem Schüler Angst vor der
Autorität und gleichzeitig Rebellion mit irrationalen Zielen
und Mitteln einflößte. Die freiheitlichen Erziehungsorganisa-
tionen genossen nicht nur keinen gesellschaftlichen Schutz, son-
dern sie waren vielmehr den größten Gefahren ausgesetzt und
materiell auf private Unterstützung angewiesen. Kein Wun-
der, daß diese Ansätze zur freiheitlichen UmHruklurierung ^
der Menschenmasse ein Tropfen im Meer blieben. Die Jugend
lief Hitler massenhaft zu. Er legte ihnen keine Verantwortung
auf, sondern stützte sich auf ihre Strukturen, die in den auto-
ritären Familien von früher her festgelegt waren, flitter siegte
in der Jugendbewegung, weil die demokratische Gesellschaft
nicht alle, und jedes unternommen hatte, die Jugend Zu frei-
heitlicher verantwortungsvoller Lebensführung zu erziehen.
Hiller versprach anstelle der freiwilligen Arbeitsleistung da.
Prinzip der Zwangsdisziplin und der Pßichtarbeil. Mehrere
Millionen deutscher Arbeiter und Angestellter wählten Hitler.
Die demokratischen Institutionen hatten nicht nur versäumt,
mit der Arbeitslosigkeit fertig zu werden, sondern sie hatten
deutlich Angst gezeigt, wenn es darauf ankam, die sdiaffen- ■
den Mensöienmassen tatsÖchlic^i an die Verantwortung für die
Arbeitsleistung heranzuführen. Dazu erzogen und verhalten,
nidiis vom Arbeitsprozeß zu verstehen, vom Gesamtüberblick
über die Produktion ausgeschaltet zu sein imd nur den Lohn
zu empfangen, fiel es diesen Millionen Arbeitern und An-
gestelhen leicht, das alte Prinzip in verschärfter Form auf sich
zu nehmen. Sie konnten sich nun mit »dem Staat« und »der
Nation« gleichsetzen, die an ihrer Stelle »groß und kräftig«
waren. Hitler erklärte offen in Sd\riften und Versammlungen,
daß die Masse der Menschen nur Wiedergabe, was in sie hincin-
getrichtert wird, da sie kimlliafi und feminin .ei. Mensdien-
massen jubelten ihm zu, denn da war einer, der sie sdiützen
wollte.
Hidcr forderte die Unterordnung aüer Wissenschaft unter den
Begriff der »Rasse«. Große Teile der deutschen Wissensdiaft
gaben nach, denn die Rassentheorie wurzelte in der mciaphy-
sisdien Erblichkeitsiheorie, die mit ihren »vererbten Stoffen«
und »Anlagen« sidi immer wieder imd gern der Pflidit entzo-
gen hatte, Le6enfi/ynfc(ionen im Werden zu verstehen und die
- 48 -
sozißU Herkunft des mensMchen Verhallens real zu erfassen.
Es war üblidi gewesen lu glauben, daß, wenn man den Krebs
»der ilie Neurose oder die Psychose als vererbt erklarte, man
damit auch etwas ausgesagt habe. Die faschistische Rassenlehre
ist nur eine Fortsetzung der bequemen Hereditätslehren.
Kaum ein anderes Schlagwort des deutsdien Faschismus wie
da* vom -Walion des deutschen lllutcs. und seiner .Remhcit«
hai Mennhennu^cn be«eh. Die Kt-mlicii d« dcutid.en Hlute.
incini die Frcilieit von »Syphilii«, der -jüJi^dien Vcrüeu-
.hung«. Nun Sil« die Angst vor Geschledmkrankhenen, a 3
tun^mung der kindlichen Cenitatangst, tief in jedem emiel-
nen Erdenbürger. Es ist begnrinidi, daß die Mensdienmassen
Hitler zuliefen, denn er versprach ihnen die »Reinheit des
bluies«. ledes Mensdienkind spürt in sidi da», was man die
.kosmisdien und ozeanisdien Gefülde« nennt. Die trockene
akademisdie Wisscnsdiaft fühlte sich zu erhaben, sich mit der-
artigen Mystizismen abzugeben. Nun ist diese kosmisdie oder
ozeanische Sehnsucht der Mensdicn nidus anderes als der Aus-
drude ihrer orgastischen Lebens seh nsudit. Hitler appellierte an
diese Schnsudit; und daher liefen die Mensdicnmasseivihm
und nidit den trockenen Rationalisten nadi, die vereuditen,
diese dunklen Lebensgefühle mit ökonomisdien Statistiken xu
ersticken. . _ i .. ii- ^
Von alters her war in Europa die »RettunR der Familie« ein
abstraktes SdilagwüM, hinter dem sich reaktionärste Gesinnun-
gen und Handfungen verbargen. Wer die autoritäre Zwangsla-
milie von den naiürlidien Liebesbindungen der Kinder und
titern untersdiied und kritisierte, war »ein Feind des Vater-
landes«, »Zerstörer der heiligen Institution der Familie*, ein
Gesetzteser. Die familiäre Bindung der Mcnsdien war im
hücl^industriellcn DeuisdiUnd in sdiarfen Konflikt mit der
kollektiven Industrialisierung des Landes gekommen. Ei gab
keine offizielle Stelle, die das Kranke an der Familie herauszu-
sondem und die Unte^drüdcung der Kinder durch die Eltern,
den Familienhaß «tc. zu meistern wagte. Die typisdie autoritäre
deutsche Familie brütete, besonder auf dem Lande und m
kleinen Südten, die fasdiiitiidie Mentalität millionenladv
aus. Sie sirukmriene die Kinder im Sinne der ZwangspHi^t,
der Entsagung, des absoluten autoritären Gehorsams, den Hit-
ler so glaniend auszubeuten verstand. Indem der Fasdiismus
für die .Rettung der Familie« eintrat und g/eidiz«i/ig die Ju-
gend aus der Familie in »eine Verbände zog, trug er sowohl ih-
rer lamiiiären Bindung wie der Rebellion gegen die Farr^ilte
Rechnung. Indem er die gefühlsmäßige Identität von »Fü-
rniiie«, »Nation* und »Staate betonte, konnte sidi die tami-
liäre Struktur der Mensdien in die fasdiisiisdi-staatlidie glatt
fortsetzen. Zwar war damit kein einziges Problem der rtalen
Familie und der realen Not der Nation gelöst, doch die Men-
schenmassen konnten ihre familiären Bindungen aus der
Zwangs-Familie in die größere »Familie Nation« übertragen.
Dafür war strukturell alles von alters her vorbereitet. »Mutter
Deutschland« und »Vater-Gott Hitler« wurden die Sinnbil-
der tief kindlicher Gefühle. Mit der »starken und einzigartigen
deutschen Nation« identifiiiert, konnte nun jeder «idi min-
derwertig fühlende und real amuelige »ürger selbst, wenn
uuäi iUuslonÜr. etwas bccieuien. SdilieDlidi vermochie das In-
teresse an »der Rasse« die aufgebrodienen Quellen der Sexua-
lität auizuiangen und zu versdileicm. Die Jugendliciien konn-
ten nun Gesciilechtsverkehr haben, wenn sie vorgaben, Kinder
im Interesse der Rassenzüditung zu zeugen.
Die natürlidien Lebenskräfte der Mensdien blieben picht nur
ver^diüttei, sondern waren nun viel mehr gezwungen, sich in
weit versteckteren Formen zu äußern als je zuvor. Und
Deutsdiland wies als Resultat dieser »Revolution des Irratio-
nalen« mehr Selbstmorde und sozialhygicnisdies Elend auf als
je vorher. Das Massensterben im Kneg zur Ehre der deutsdien
Rasse bildet den Schlußakkord dieses Hexentanzes.
Im Einklang mit den Sehnsüditen nadi «Ulutreinheit«, das
heißt Sündenfreiheit, wirkte die Judenfeme. Die Juden versudt-
ten zu erklären oder zu beweisen, daß sie auch sittenstreng wä-
ren oder auÄ national, oder auch »deutsdi«. Anthropologen,
die gegen Hitler waren, versuchten durch Schädel messungen zu
beweisen, daß die Juden Jteine minderwertige Rasse waren.
Christen und Historiker versuchten klarzustellen, daß Jesus ju-
disdier Abstammung gewesen war. Dodi es ging bei der Juden-
feme gar nicht um rationale Fragen, also nidit darum, ob die
Juden audt anständig, ob sie nidit minderwertig wären oder ob
sie anständige Sdiädelgrößen hätten, sondern um etwas ganz
anderes. Gerade an dieser Stelle bewies sich die Folgerichtigkeit
und Korrektheit des sexual-ökunomisdten Denkens.
Wenn der Fasdiist »Jude« sagt, so meint er ein bestimmtes ir-
rationalei Empfinden. Der »Jude« repräsentiert, wie man sidi
in jeder Tiefenbehandlung von Juden und Nichi}uden über-
zeugen kann, irrational clen »Geldmacher«, den »Wucherer«,
den »Kapitalisten«. In tieferer Sdiidit bedeutet der ßegriff
»Jude« »schmutzig«, »sinnlich«, »sexuell schweinisch«, aber
auch »Shylotk«, »Kastraior«, »Schäditjude«. Da nun die Angst
vor der natürlichen Ceschleditlidikeit und der Abscheu vor der
. pervenren Gesdilechilidikeit gleidi tief in allen Mensdien wur-
zeln, ist es klar begreiflidi, daß die so kunstfertig durdigeführte
Judenieme an die tiefsten sexuellen Abwehrfunktionen des se-
xuell widematürliÄ erzogenen Mensdien rührte. Die antikapi-
tttlistisctie und ürt/ise;itHe//e Einstellung der Mensdienmassen
konnte mit Hilfe des Judenbegriff» vollständig in das Treiben
der fasdiistisdien Flut einbezogen wtrden. Unbewußte Sehn-
sucht nach sexueller Lebensfreude und sexueller Reinheil bei
gleidizeitiger Angst vor der natürlidien und bei Abscheu vor der
perversen Sexualität ergibt fasdtistisch-sadistisdien Antisemi-
tismus. Der »Franzose* hat dieselbe Bedeutung für den Deut-
sdien wie der -Jude« und der »Neger* für den unbewußt fa-
sdiistisdien Engländer: »Jude«, »Franzose« und »Neger« sind
liezeiclinungenfür »sexuell-sinnlich«. , , , j ^_
Und so kam es, daß der moderne Sexual Politiker de« 20. Jahr-
hunderts, der sexuelle Psychopath und kriminell Perverse Ju-
lius Streicher den »Stürmer« in die Hände von Millionen deut-
sdier Jugendlidier und Erwachsener bringen konnte. An kei-
ner anderen Stelle v/ie im »Slünner« wurde klar, daß die Scxual-
hygiene längst auigchort halte, ein Problem medizinischer Zir-
kel zu sein; daß sie vielmehr eine Frage von cnisdieidender ge-
sellsdiaftlidier Bedeutung geworden ist. Folgende 'Proben au»
der St reiche rsdien Phantasie aus dem Jahre 1934 mogvn das Ge-
sagte veranschaulidien (Zitate aus dem »Stürmer«);
r
»Uvr juntje iojtihrJKt: Ikimut Daub« haue »ein Abitur bettari'
dtn. Gegen zwei Unr morgen» ging er nach Hauit*, um 5 Uhr
morgen$ UnJen ihn seine Eltern tot auf der Straße vor der
Wohnung liegen. Der Halt war bis zur Wirbelsäule durxhge*
schnitten, äa$ G$nitale war entfernt. Blut war keines vorhan-
den. Die Hände des Unglücklichen waren zerschnitten. Der
Unterleib wies mehrere Mes$er$tid}e auf.€
»Der alle Jude überfiel eines Tages auf dem Dachboden die ah-
nungslose Nichtjüdin^ vcruewaltigte und schändete sie. Es kam
sü weit, daß er, wenn et ihm gehet, in ihre Kammer schlich, die
i^uht vcr>ihlo>t»cn wurden kunnie,«
• Lin |ungc-s Eliepaar ging außerhalb Paderborns spazieren und
fand mitten auf dem Wege em Stüdc yleisdx. Ucim genauen Zu-
sehen entdeckten sie zu ihrem Entsetzen, daß es der von einem
wetblidien Körper kun&tgeredit losgetrennte Gesdüeditsteil
Wiir.^i
>Der Jude hatte die . . . zu pfundgroßen StüAen zersdtnitlen.
r.r hatte gemeinsam mit seinem Vater die Stücke in der ganzen
Umgebung zerstreut. Man fand sie in einem kleinen Wald, auf
Wiegen, auf Weidenstrünken, in einem Teich, in einem Bad», in
einem Abflußkanal und in der Jauchegrube. Die qbgesdmitte-
nen Bri4Ste lagen auf dem Heuboden. •
»Während Moses dem Kinde, das Samuel auf seine Knie legte,
mit einem Taschentuch die Kehle zustlinürte, idmitt jener ihm
mit einem Messer ein Slüdc von der Kinnlade ab. Die anderen
sammelten das Blut in einem Napf, gleidizeitig stachen sie das
entkleidete Üpfer mit Nadeln . . ,«
»Die Abwehr der Frau vermochte seine Gier nicht abzukühlen,
im Gegenteil. Er versuchte, das Fenster zu schließen, damit die
Nachbarn nicht hereinsehen konnten. Dann aber berührte er
die Frau wieder in einer eiht füdi^hen nietlenruchtigcn Weise
... Er re'lete eindringlich auf die Frau ein, sie solle duch nidit
so zimperlich sein. Er sdiloß Fenster und Türen ab. Immer
schamloser wurden seine Worte und Taten, Immer mehr trieb
er sein Opfer in die Enge. Alle Einwendungen der Frau halten
nichts. Selbst über ihre Droluing, sie würde um Ildfe ru-
fen, ladue er, immer mehr drängte er die Frau dem Ruhebette
zu. Aus seinem Munde stieß er die unflätigsten und ijemeinsten
Worte. Dann aber itürzte er sidi wi'e ein Tiger auf den Frauen-
körper^um sein teuflisdies Werk zu vollenden.*
Bis zu dieser Stelle glaubten viele Leser des Buches sicher, daß
idi übertriebe, wenn ich von der seelisdten l*est sprach. Ich
kann nur versidicm, daß ich diesen Begriff nidu Icidulcrtig
und audi nicht bloß als eine schöne Redewendung einführe,
sondern ihn todernst meine. MilhcjAenfach wirksam in den
leuten sieben Jahren hat der »Stürmer« den deutschen und
allen anderen Menschenmassen, die ihn lasen, nicht nur die ge-
nitale Kustrationsangst bestätigt, sondern darüber hmaus die
in jeilem sdilummemden perversen Phantasien großgezuchict.
Es wird sich nach dem Untergang der Ilaupttrager der seeli*
sehen Pest in Europa zeigen, wie man mit diesem Problem fer-
tig werden wird. Es ist nidu ein deutsches, sondern ein infer*
nationales Problem, wiil Uebessehnsudit und Cenitalangst in'
ternaiionaie Tatsadien sind, Ich wurde von fasdtinisdien ju-
gendlichen, die sich ein Stück natürlidien LebenscmpfinJens be-
wahrt hatten, in Skandinavien aufgesucht und gefragt, wie
man sich zu Streidter, zur Ka»scnthcorie und den anderen sdiu-
nen "Dingen verhalten solle. Etwas stimmte da nidii, meinten
sie. kh (alJte die notwendigsten Maßnahmen in einem kurzen
Resümee zusammen, das ich htcr folgen las^e: ' '
»Was ist zu tunf
Allgemein; Dieser reaktionären Schweinerei ist eine gut orga-
nisierte und saddit-h korrekte Aufklärung über den Unter'
sdiied zwischen kranker und gesunder Sexualität enigegenzu-
setzen. Jeder durdischnittliche Mcnsdi wird diesen Untersdiied
begreifen, weil er ihn selbst schon gefühlt hat. Jeder durch-
sdmitilidie Mensch suhämt sidi seiner perversen, krankhaften
Sexualvorstellungen und sehnt sidi nach Klarheit, Hilfe und
natürlicher Sexuatbefriedigung.
Wir müssen klären und hdfenl Das kann auf folgende Weisen
geschehen:
1) Alles Material sammeln, das den pornographischen Charak- ,
ler des Streichcrismus ohne weiteres jedem vernünftigen Men-
sdien klarlegt. In Flugblättern vcrteilenl Das Sexualinteresse
der Masse muß in gesundem Sinne geweckt, bewußt gemacht
und gestützt werden.
2) Sammlung und Verbreitung allen Materials, das der Bevöl-
kerung zeigen kann, daß Sireidier und seine Komphcen selbst
Psychopathen und Schwerverbrecher an der Volksgesundheit
sind I Und die Streicher gibt's überall in dieser Welt.
3) Enthüllung des Geheimnisses der Wirkung Sireid\crs auf -<
die Masse: Er provoziert die krankhaften Phantasien- Die Be-
völkerung wird gutes Aufklärungsmateriai mit Freuden ab-
nehmen und lesen.
4) Die krankhafte Sexualität, die den Boden für die Hillersdie
Rasseniheorie und die Streidiersdien Verbred^en bildet, kann
nur dadurdi bekämpft werden, daß man ihr die natürlichen
und gesunden Vorgänge und Verh^ltungsweisen im Ge-
schlechtsleben vor Augen hält. Die Bevölkerung wird den Un-
tersdiied sofort begreifen und brennendes Interesse dafür zei-
gen, wenn man ihr klarmachen wird, was sie wirklich will und
nicht auszuspredien wagt; unter anderem;
a) Gesundes und befriedigendes Gesddediisicben jetzt die Mög-
lichkeit, mit dem geliebten Partner allein und ungestön zu sein,
unbedingt voraus. Also: Wolinungsbau für alle, die es notwen-
dig haben, auch für die Jugend.
b) Die SexuaibefricnJigung ist nicht identisch mit der Fortpflan-
zung. Der gesunde Mensch hat im Leben etwa drei- fcis vier-
lauscndmal Geschlediisverkehr, doch durdischnittlich" nur zwei
oder drei Kinder. Empfängnisverhütungsmittel sind unbedingt
notwendig für die sexuelle Gesundheit.
c) Die allenneisren Manner und Frauen smd durch die sexual-
unicrJruckerule Erziehung sexuell gc^iort, das hci(it, sie bleiben
beim Ge5ddc^hlsve^keh^ unbefriedigt. Notwendig ist also die
Einrichtung genügender Krankenanstalten zur Behandlung der
sexuellen Störungen. Notwendig ist eine - rationale Uebesbeja'
/jvnJtf Sexualerziehung,
d) Die Jugend erkrankt an ihren .Onaniekonflikten, Nur
Selbstbefriedigung ohne Sdiuldgefuhl ist nicht gesundheiis-
schiJdlidi, Die lugend hat ein Recht auf em glücklidies Ge-
schtvditsleben unier den besten Bedingungen, Sexuelle Absti-
nenz ist auf die Dauer unbedingt schädlich. Krankhafte Phan-
- 49 -
t^
usicn verschwinden nur bei bciricdiijcmlem Geschletiiiölcben.
Kumpft um dieses KeduU
Idi weiß, daß mit Fluiibliittem und Aufkläning allein nicht ge-
dient ist. Es bedarf atlsemeiner, sesellsJiüftlich gesidierter Ar-
beit an der menschlichen Struklur. die die setlisdie Pest produ-
ziert, die CS Psydiopathen ermöglichr, als Diktatoren und mo-
derne Scxualpolitikcr zu fungieren, die das Leben dlleH vergif-
tet. Mit einem Wort, es bedarf der Freilegutis >^'r natürlichen
Sexualität m den Mensdienmassen und ihrer gesellschuftlithen
befitrsofgung.
1930 war die Ceschleditlidikeit der MeruAen ein gesellsdiatt-
lidies AsAcnbrödel, ein Objekt fragwürdiger Rcfon^K^f^j'"-
den. 1940 ist sie zu einem Eckpfeiler gese II sdi ältlicher I rob e-
malik geworden. Wenn richtig ist, daß sich der Fasdiismus der
sexuellen Leben ssehnsuchr der Mensthenmassen m irraiionalcr
Weise mit Erfolg bediente und dadurth Chaos schuf, dann
muß richtig sein, daß die Perversitäten, die er osbrechen hcU,
durch die universelle rationale Lösung der Geschleöitsfrage ge-
bannt werden können. ja
Die Eniignisse in Europa zwisdien 1930 und 1940 hatten durdi
ihre Fülle an mentalhygienisdiem Mirterial memen Standpunkt
in den Diskussionen mit Freud bestätigt. Das Schmera idie an
dieser Bestätigung waren die Ohnmadit, die man fühlte, und
die' Überzeugung, diß die Naturwissensdiaft nodi weit davon
entfernt \&t. real zu criassen, was idi in diesem Buch den »bio-
logisdieifKeni« der diarakterlichen Str\ikiur nenne.
Im großen und ganzen stehen wir als Mensdicn wie als Aretr
und Pädagogen den biologisdien Fchlwirkungen des U-
bens ebenso hilflos gegenüber, wie etwa die MenscJ^en im Mit-
telalter den Infektionskrankheiten. Gleidizeitig fühlen wir die
Gewißheit in uns, daß das Erlebnis der fasd^isiisdien Pest die
notwendigen Kräfte in der VVelt mobilisieren wird, mit diesem
Zivllisalionsproblem fertig zu werden.
Die Fasdiisien treten mit dem Ansprudi auf, die »bwlogtsche
Revolution* durdxzuführen. Rid\tig ist, daß der Fasdiismus
das Problem der neurotisch gewordenen iebensfunktion im
Menschen restlos aufwarf. Im Fasdiismus wirkt, vom Stand-
punkt der ihm folgenden Masse gesehen, zweifellos ein unbän-
diger ühenswiUe. Doch die Formen, in denen dieser Ubcns-
wille der Masse sid\ kundgab, verrieten allzu deui idi die Fol-
gen uralter seelischer Versklavung. ZunädiSt brachen nur äi€
perversen Triebe dur6y. Die nachfasdiistische Welt wird die
biologische Revolution durchfuhren, die der Fasdiismut ntdif
schuf, sondern notwendig machte. . .",, ^ , .
Die folgenden Absdinitte dieses Buches behandeln Funktionen
des »biologischen Kemsc Seine wissensduftlidic Erfassung
und soziale Bewältigung wird eine Leistung der rationalen Ar-
beit, der kämpferisdien Wissensdiaft und der naturlidien Lie-
besfunktion sein, eine Leistung editer dtmokratisiiier, mutiger
und kollektiver Anstrengungen. Ihr Ziel ist das iniisdie mate.
rielle und sexuelle Lebensglüdc der Menschenmassen.
■ •
l
guy hocquengheni das homosexuelle «erlangen
Zusammenfassung won lukas koloziej. freiburg
es gibt keine Unterscheidung des
und ,
sexuelles
gen tritt in vielfältigen formen
auf und ist nur im nachhinein
trennbar,
im kämpf gegen die homosexual i~
4
tat erzeugt die gesellschaft
eben jene immer wieder von neu-
em', um eine bestimmte form der
Sexualität
als die einzig 'natürliche* form
der Sexualität zu installieren,
muß die gesellschaft die Sexua-
lität aufteilen in
'natürliche' Sexualität und an-
t
'unnatürliche,
formen der Sexualität (schwule,'
lesben, pädophile . . . ) . durch
eben jene auftellung erzeugt sie
homosexualität als katego-
kapitalistische
erzeugt den homosexuel-
len , wie sie den Proletarier
hervorbringt, wodurch sie stän-
dig ihre eigenen schranken
richtet, die homosexualität ist
ein erzeugnis der normalen weit;
man verstehe diesen satz bitte
nicht im sinne eines gewissen
X
liberalismus, der zur entschul-
digung der homosexualität
klärt, daß
schuldig sei, - eine pseudopro-
haltung, die für den
homosexuellen noch gnadenloser
ist als die offene repression.
niemand wird jemals die Viel-
schichtigkeit des Verlangens
was aber erzeugt wird, ist jene
psycho-polizeiliche
homosexualität, jene ab-
aufteilijng des
gens, die auch noch
schulmeistern erlaubt,
ihr entzieht, jene
verlan-
den zu
der sich
IC
was jense
von gesetzen ist."
im verlauf der entwicklung des
Imperialismus entsteht eine im-
kategori-
mer
sierung all derjenigen,
nicht einzuordnen sind (entwick-'
lung der psychatrie, der klap-
sen, der knäste ...)- "das pseu-
dowissenschaftliche denken der
psychatrie hat durch aufteilung
zum zweck der besseren
schung die barbarische intole-
rarjz' in zivilisierte Intoleranz
verwandelt. "
homosexualität, existiert also
nicht als reale sexuelle katego-
, da das sexuelle verlangen
- 50
eben nicht kategqrisierbar ist-
sie existiert nxir als künstliche
kategor ie, die zur Unterdrückung
schwulen geschaffen wurdte.
der sexualwissenschaftler kinsey
sagt dazu:
"es ist ein grundsatz der taxo-
nomie, daß die
natur
aufweist-
nur .der menschliche geist führt
kategorien ein und versucht, die
tatsachen in bestimmte
einzuordnen . die lebende weit
ist in all ihren
jpekt'
tinuitat."
Sigmund
schlecht
freud sagt: das ge-
. nichtmenschlich.
verlangen ist un-
kennt keine
aufteilung in hetero- und homo-
sexuell,
freuds begriff
r
limorph
' hier erst nel keine
hierfür ist 'po-
' ' (wobei '
Wertung beinhaltet ) .
die konstitutionelle bi-
sexualität des menschen ab.
L
der begriff der bisexualität
umfasst hier sowohl
bereich
der biologie als auch den der
Psychologie, das verlangen
also Weder biologisch noch psy-
chologisch festgelegt, sondern
entspringt einem bereich des
menschen, in dem körper und
peyche eine einheit bilden.
institutionelle psychoana-
( mitsamt freud. und reich)
an verschiedenen hebeln
an, um aus dem ziellosen, undif-
ferenzierten verlangen, das sich
in der homosexual ität ausdrückt,,
mittels psychoanalythi scher kon-
struktionen die 'perversion ho-
mosexualität* zu machen.
rolle
freuds ödipus-konstrukt
' freud
kelt,
sehen
entwik-
hat den ödipus
um in der psychoanalythi-
theoriedie homosexual ität
ausdruck des autonomen
(nicht an ein bestimmtes
Objekt gebundenen ) ziellosen
Verlangens zu liquidieren, mit-
tels des ödipus- soll die Ursache
der homosexual ität
in eine fehlerhafte psychische
entwicklung des kindes verlegt
werden, in der psycho- analyse
■
darf es kein zielloses verlangen
geben, das sich seine befriedi-
gung
verlangen
muß kategorisiert werden in das
ver langen nach einem mannnach
Zusammenhang zwischen dem
losen, autonomen verlangen und
homosexual ität geleugnet
• • /
sich
langen darf in der psychoanalys
nur existieren als fehlverhal-
ten, als mangel, sich auf ein
Objekt zu beziehen, so wird die
homosexual ität definiert über
ihren mangel, sich auf frauen
als Sexualobjekt zu beziehen.
. die heteroSexualität ist 'voll-
I
stäoäig' , denn sie bezieht
auf das gesellschaftlich
F
kannte objekt männlicher
lität. im gegensatz dazu die
homosexualität: unvollständig,
rediiziert, degeneriert, aus dem
'mangel' der schwulen, sich auf
die frauen als sexualobjekt . zu
beziehen, wird dann auch noch
frauenhaß konstruiert.
freud wendet sich zwar - gegen
hir Sehfelds theorie von 'dritten
geschlecht', und setzt hirsch-
felds intemierung der homosexu-
alität in ein biologisch defi-
niertes geschlecht die die uni-
werden,
die rolle der verantwortlich-
keit der mutter wird nicht
zuletzt deshalb so betont, weil
die bürgerlichen psychoanalythi-
ker von einer bedeutenden rolle
der mutter bei der kontrolle der
schwulen libido ausgehen -
these soll auch einen appell an
die mutter darstellen, daß sie
kontrolle im sinn der zwangshe-
terosexualität ausüben.
familie, kapitalismus, anus
r
die wichtigsten ideologischen
begriffe, in denen die hcxrosexu-
alität gedacht wird, stammen aus
ent-
j ahrhunder twende .
und sich entwickelnd
■4
kapitalismus forderte die wis-
senschaftliche Untersuchung der
hcÄtosexualität. • '
"homosexualität ist die perver-
in
■ . ««
des ' polymorh
sen' entgegen, aber gleichzeitig
entwickelt er mit dem Ödipuskom-
plex ein neues Instrument zur- -
psychologischen - intemierung
und icategorisierung.der homose-
xualität-
ner weit, die zur deterritoria-
r
lisierung neigt,"
soll wohl heißen, daß der
kapitalismus, weil er die kate-
gorien des christlich -feudalen
Sexualsystems zerstört hat, nun
muß.
ps y choana ly se
versucht mit allen mittein
ungehen, daß jec^.e:
mensch zeit seines lebens zu de
vielfältigsten formen der sexua
lität fähig und willens
auch zur homosexualität.
nach freuds ödipus -konstruktion
entsteht hanosexualität u.a.
dadurch, daß .die schwulen im
Stadium des narzißims stfecken ner lichte
neue kategorien
die 'wissenschaftliche' analyse
der homosexualität, die einfüh-
rung einer solchen kategor ie in
die Sexualwissenschaft dient dem
versuch, die soziale kontrolle
über die Sexualität neu zu
I
strukturieren und v.a. zu be-
gründen.
'familie' ist immer weniger
Institution als, viel, mehr verin-
bleiben
somit
sexuelle lität. die auflösiong bestimmter
cbjektwahl nach dem eigenen Vor-
bild treffen. 'objektwahl nach
eigenem vorbild' soll der Psy-
choanalyse zum einen dazu die-
nen, das verlangen wiederum an
ein bestimmtes objekt zu ketten,
soll das wohl
fämilienfunktionen im kapitalis-
mus tührt mitnichten dazu, daß
die fortpflanzungsheterosexuali-
tät abgeschafft wird, dort, wo
f
nicht mehr über den zwang
zum
konstruktion
zu einer bestimmten Organisation
(familie)
< ■ ■•
des mangel s , der
homosexualität
durchgesetzt werden kann , da
wird sie über eine
unternauem .
ein weiteres moment des odipus
ist die fixierung an die mutter,
die eine zentrale rolle
bei äer
entstehung ^ der hcmosexua lität
spielen soll, auch hier 50II der
repressive ideologisierung der
lust durchgesetzt.
hierin löst sich auch der Wi-
derspruch zwischen zunehmender
sexua 1 i s ierung der
und der sexuellen
- 51 -
. I
I
>
^t l'
^*L
auf: die sexualisierung wird
unter dem zeichen der schuld
vollzogen, mann darf zwar ins
nur mit
exn
pornokino,
Schuldgefühlen .
marcuse behauptet :
II
wachsende
homosexualisierung
". das bedeutet
nichts anderes als die 'territo-
rialisienang der befreiiang'.
^».
hcanosexualitat als
ausdruck des ungeforraten, auto-
nomen verlangenskann nicht ge-
duldet werd^i, denn ungeformtes
verlangen zerstört die künstlich
geschaffenen kategorien und nor-
men, das ungeformte verlangen -
sich in schwuler Sexualität
zeugt,
d.h.
verinnerlichung und akzeptanz
der hierarchie wird den menschen
im verlauf der ödipusphase auf-
gezwangt ( autoritätsverhältnis
zum vater, sublimierung des ho-
mosexuellen Verhaltens,
lung der persönlichkeit in ge-
sellschaftlich-phallokratisch /
privat-anal ) .
die schwulen boykottieren den
ödipuskonditionierungsprozeß und
eröffnen so die möglichkeit
eines 'anderen gesellschaftsver-
hältnisses, das nicht vertikal,
sondern horizontal ist, d.h.
''*wiW»''
ausdrückt - ist ein frontalan-
griff auf das geformte verlan-
gen.
kollektiv und egalitär -
freudianer adler zu diesem the-
ma:
"die
ziele des homosexuellen
halb maß dieses ungeformte ver- stehen im Widerspruch zu den
langen
geformt /kategor i s iert
Voraussetzungen
schaftlichen lebens . . . , er
.suchtauch nicht die friedliche
«<#«•
-■'-«■"-^' ,f ' ,1
irachter greif ung. "
L
die
Vorstellung
werden, d.h., der schwule witd .
zum mißratenen normalen gemacht,
I
nur so kann die kategorie des einfügung und harmonie, sondern ijnsturzes, der von einem viri-
' normalen* aufrechterhalten wer- seine vorsichtige aber übertrie- len, muskelprotzenden proletari-
den. .
p
warum aber begeben sich die
bene expansionstendenz führt ihn
auf den weg des fortwährenden
at vollbracht wird, ist reaktio-
när, der apolitische Charakter
betroffenen z.t,' selbst in diese feindlichen messens und kämpf ens des schwul enproblems und die
begeben sich
nicht selbst (d.h. freiwillig)
in diese 'kategorie. sartre: "sie
(die homosexualität ) ist ein
ausweg, den ein kind im moment
seines erstickens entdeckt."
nicht zum mitspieler der gesell
tatsache, daß die Situation der
Schaft
entwickelt." (klingt schwulen - wenn überhaupt - in
nicht schlecht ! )
was
I
I
, von
dem sartre spricht? die angst
vor der drohenden sexuellen nor-
malisieriong? dann ist der
schwule ausweg sicher. eine mög-
lichkeit, so nahe wie möglich am
ungeformten verlangen zu
stier en -
revolutionären Programmen nur am
rande vorkommt , sind zugleich
die Chance für die schwulen, das
■ . (schwule) verlangen mioß vom ran-
am anfang dieses kapitels ver- ^^ ^^ (traditionellen)' .gesell-
der honosexuelle kämpf
hocquenhem
einführung des schwul enparagra-
phen in der su unter Stalin und
auf
Schaft liehen auseinander Setzung
zwischen den klassen in diese
zung
eingreifen
schwul enfeindliche ^^ j^ß aufzeigen, daß die wirk-
haltung der kpf . die konsequenz Hche mitte der auseinander Set-
zung am rand steht, konkret: die
schwulen müssen klarstellen, Uaß
sicher auch die angst vor einer
r '
existenz ausserhalb der katego-
rien. ausserhalb von schuld und repression sin stanz
"es ist durchaus möglich, daß
revolutionäre politik (orthodoxe
ml-politik) in sich selbst eine
ist" (das
Verantwortung ,
bezieht sich auf sexuelle re-
pression).
die zentrale gesellschaftliche
auseinandersetzlang die um das
ungehemmte ' austoben des " Verlan-
gens / der libido ist.
"das traditionelle revolutionä-
■ ■ •■
und
■^1
\
zwischen der traditionellen ^-^ denken und handeln halt an
j
h
revolutionären politik und dem
wünsch nach einem hemmungslosen
laut freud ist eine bedingung ausleben des ungeformten Verlan
des gesellschaftlichen fort
, daß jeder mensch den
Ödipuskomplex 'normal' durchlebt
L
ixid den daraus für ihn resultie-
renden platz in der gesellschaft
einnimmt, das gesellschaftliche
Verhältnis, das der^ 'normal'
. gibt es keine Versöhnung,
notwendig ist aber deshalb keip
neues revolutionäres ' modell ,
^
sondern "eine radikale Infrage-
stellung der Inhalte, die tradi-
tionell mit dem
revolution verbunden sind, ins-
einer trennung zwischen öffent-
lichem und privatem wie an etwas
selbstverständlichem fest, kenn-
zeichen der homosexuellen inter-
vention ist dagegen, daß sie das
private, die schamhafte,
kleine heimlichkeit der Sexuali-
tät in die öffentlichkeit, in
die gesellschaftliche Organisa-
tion eingreifen läßt, die homo-
durchlebte Ödipuskomplex er- besondere der Vorstellung der sexu'elle Intervention zeigt auf,_
- 52 -
*
o
k^j
- b i T - k ^ -
daß neben den bewußten politi-
schen anlagen, die auf den durch
ihre interessen zusammengehalte-
nen großen gesellschaftlichen
massen beruhen und - vielleicht
sogar im Widerspruch zu ihnen -
ein' System von unbewußten libi-
dinösen anlagen besteht, dessen
Unterdrückung genau davon ab-
hängt, in welchem grad das be-
wußte, politische teilstück des
ganzen fähig ist, sich für das
j
allein mögliche zu halten; im
schatten der mauer , die das
Privatleben vom politischen le-
ben trennt, kann eine reaktionä-
re "anläge der libido mit einer
progressiven oder gar revolutio-
nären anläge des politisch-
bewußten nur allzu gut existie-
ren, "
geht nicht um die Übernahme
der herrschenden Zivilisation /
kultur durch das Proletariat
geht um die zerstQrung der-
selben, (hocquenghem kritisiert
hier die ml -Vorstellung der pro-
letarischen revolution: Übernah-
me der Produktionsmittel und des
Staatsapparates durch das Prole-
tariat und setzt dem ein modeil
der Zerstörung derselben
gen; ■ interessant ist hierbei.
daß hocquenghem hier nicht nur
die abwesenheit der se!xuellen
befreiung in diesem modell kri-
tisiert, sondern auch die kon-
zeption der Organisation des
kairpfs der arbeiter/ innen: "die
Zivilisation bildet das inter-
die frauen-, umweit- und Jugend-
bewegung, von denen er behaup-
4
tet, daß sie nicht einfach die
traditionelle politik anders
leben, sondern im gegenteil: sie
negieren Strategien , die auf
allgemeinen politischen theorien
pretationsmuster, durch welches beruhen, und gehen nur von ihrem
sich das verlangen in eine verlangen aus.
kraft des
gesellschaftlichen
uiTwandelt. die
Zusammenhangs
'wilden' arbeiterbeweg\angen , das
heißt diejenigen, die sich aus-
. serhalb des allgemein akzeptier-
ten politischen rahmens abspie-
len, ohne bestimmte forderungen
r
und sogar ohne den willen zur
machtergreif ung, haben etwas von
der Zersetzung und Zerstörung
wieso die homosexualität?
warum sind gerade die schwulen
die avantgarde in der revolution
des Verlangens?
das ödipussystem dient nicht
nur der kategorisierung der se-
p
xualität. es dient auch.iond vor
allem der zwangsweisen instal-
dieses gesellschaftlichen zusam- lierung der heterosexual ität als
menhangs an sich. " ) einzig anerkannter form der Se-
xualität, dadurch drückt es alle
anderen formen der Sexualität
weil die homosexuelle bewegung
sich außerhalb dieser traditio-
nellen revolutionären kategorien autonatisch in die nähe, des
bewegt, birgt sie in sich die
Chance der revolution gegen die
Zivilisation für die befreiung ■
undifferenzierten Verlangens.
eine proklamierung der bisexua-
lität als authentischer form der
Verlangens .
proletarische revolution und
revolution des Verlangens sind
zwei unvereinbare modelle. hoc-
quenghem bezieht sich hier nt^en
der schwulenbewegung auch auf
traditionelle Sexualität wäre falsch, bisexua
lität ist nichts anderes als
eine ergänzung des Systems der
zwangsheterosexualität und der
kategorisierung der Sexualität,
nicht aber die Zerstörung der-
F
selben - und darum geht es.
^
53
KiSß
Der Mensch ist;
homosexuell oder bisexuell.
Auf dieser Grundlage basiert
die Norm für Sexualität in die-
ser Gesellschaft (und anderen).
Und so wi^ alles andere hier ist
auch die sexuelle Norm am Lei-
orientiert: Schwu-
heterosexuell, leicht den schv/ulen Stempel
drauf zuhaben .
Kein Wunder
Kleinanzeigen-Zeitung vom Novem-
ber 1987. So in etwa müssen sich
daß bei den die
Lande
former)
deutschen Juristen (und Re-
heute und damals
stungsprinzip
le können ni cht
mit Frauen
irophobie (die -paranoide- Angst
vor Schwulen und vor Schwul sein)
stärker ist als das natürliche
Verlangen, und ihr Sexualverhal-
ten mehr oder minder
schwule
von
Sexualität vorgestellt
haben, als sie ihre Entscheidun-
gen zum besagten Paragraphen zu
treffen hatten:
schlafen. Bisexuelle können nur ist.
mit Männern und Frauen . . .
Dazu bei trägt zum Teil sicher
"Ein . Hundertfünfundsiebziger,
was ist das? - Grob gesagt
Wie arm, wie falsch diese Defi- üch auch, daß Homosexualität in les was sich unter den Begr
nitionen doch sindl
dieser ach so freien Gesell- wie Schwuli,
Tunte,
, al-
iffen
Gay,
Selbstverständlich könnte Mann schaft noch iinmer unter Strafe Schwuchtel, Homo (aber nicht sa-
mit Mann, Frau mit Frau etc.
eine Beziehung eingehen , öich
fühlen
steht, wenn sich der §175 StGB piens!) oder schlicht Der-vom-
auch hinsichtlich des 'Opfer-
oder Kreises' auf Schwule unter 18
anderen-Ufer verbirgt.
Was hat es aber nun mit der 175
miteinander ins Bett
wenn Nfenn / Frau dies wollte.
Hier liegt der große kollektive
Komplex begründet, der ein
freies, tabuloses selbstver-
ständliches Urrciehen miteinander
verunrröglicht; Begrifflichkeiten
wie ' schwul * , »heterosexuell * ,
'lesbisch', 'bisexuell' werden
mit der Entscheidung für eine
bestimmte Form von Sexualität
4
gleichgestellt, definitiv, lanwi-
derruflich: ab in die Schublade.
Somit wird zum Beispiel einem
I^nn, der bislang ausschließlich
Beziehungen zu Frauen
und der sich nun viel-
leicht in einen anderen Mann
verliebt (zumindest 'ähnliche*
Gefühle' empfindet ) suggeriert.
hab
iwul
sexuell* zu sein, mit welchem
Geschlecht er nun also für alle
ent- Jahren beschränkt. Denn die
sprichwörtliche deutsche Obrig-
keitshörigkeit läßt es zu, daß -
unreflektiert - als verwerflich
seine Beziehungen haben
'Bisexuellen*
Zeiten
kann (denn
können sich ja nicht entscheiden
mit
akzeptiert wird, was zwar nicht
Recht, dafür aber Gesetz ist.
Diese Unreflektiertheit, im
auf sich? 175, das ist die Para-
graphennummer, linter der im
Strafgesetzbuch die 'homosexuel-
len Handlungen' geregelt sind:
"Ein Marm über 18 Jahre, der se-
xiielle Handlungen an einem Mann
+
unter 18 Jahren vornimmt
große Angst vieler
anderen körperliche
Männer,
Nähe
Zusammenhang mit
verinner lichten
der allseits ^o" einem Mann unter 18 Jahren
Homophobie und an sich vornehmen läßt, wird mit
liebevollen Umgang zu haben: die der ebenfalls sehr deutschen Art Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren
Distanz bewahrt davor, eventuell des Umgangs mit 'Minderheiten',
vorharx5enes schwules Empfinden führt zu Auswüchsen wie im fol-
zuzulassen, sich rrc.t der ganzen n^nHf^n T^serhrief aus dem 'in-
Bandbreite ihrer Sexualität aus-
und" dann viel-
" *
genden Leserbrief aus dem
' -Teil des ' Inserat * , einer
oder mit Geldstrafe bestraft.
Die HcBTOsexualität ist zwar
ni^ht mehr (wie noch bis 1975)
in
Frankfurt
grurx3sätzlich unter Strafe
erscheinenden stellt, so daß auch für
ge
- 54
Menschen jenseits des großen
Flusses bei Erwachsenen, (zumin-
die Tat richtet, das Unrecht der sie bedeuten das Leben und das
Tat gering ist,"
Sterben des Volkes
Seit
Dazu kein Kommentar . Nimmt
mensch es nun genau mit diesem
Absatz 2 des Paragraphen, so ist
es als ein 'geringes Unrecht' zu
was das Alter angeht)
Motto gelten nag: suum cuique.
^
Über eines sollte sich aber je-
der Gay (ach, wie klingt das
Vfort schick, ey!?) im klaren
seit: Das - sehr fragwürdige - erachten, sollte sich heraus-
gesellschaftliche 'Coming out' stellen, daß der als jüngerer
hat da seine Grenzen, wo Homose- Mann 'Geschädigte' selber zwei-
xuelle beginnen, mit Jugendli- felsfrei als schwul, also abnor-
chen herumzuschäkem. Wer sich mal zu klassifizieren ist und
dieser Einsicht verschließt, darüberhinaus zu der Beziehung
sitzt night nur in einem 'Käfig steht. Somit bezieht sich , der
voller Narren'^ sondern sehr gesamte §175 auf nicht mehr und
bald auch im Knast. Dies sollten -nicht weniger als auf erzwunge-
nen Sex. Das aber ist und bleibt
Jahrhunderten, seit Jahrtausen-
den sind die germanischen Völker
deutsche
und . insbesondere
Volk männerstaatlich
worden". Dieser Männerstaat ist
aber durch Homosexualität im Be-
griff, sich selbst kaputtzuma-
chen."
(B. F. Smith (Hg.), 'Heinrich
Himmler, Geheünreden 1933-1945
und
Frankfurt 1974)
Ansprachen * ,
sich
vor allem diejenigen
Schwulen hinter die Ohren (oder
sonst wchin) schreiben, die re-
gelmäßig -, auch im Inside - nach
minderjährigen Gespielen suchen:
Jeder Schwule, der gerne mal ei-
nen 'hübschen Zehntklassler auf-
reißt', ist ein Straf tater und
gehört hinter Schloß und Riegel.
Aber nicht ins Männer-, sondern
Vergewaltigung (allenfalls noch
sexuelle E^tigung), cb Mann oder
ob schwul oder nicht, ob
Frau,
unter
18 . Für eine
solche ist im demnächst refor^
mierten §177 StGB eine Mindest-
strafe von einem Jahr ( ! ) vorge-
sehen, während ein Verstoß gegen freie Entfaltung derer verhin-
den §175 fünf Jahre Höchststrafe dern, deren Vorstellungen von
Die Funktion des §175 erstreckt
sich auch heute auf zwei heraus-
ragende Ziele: Kriminalisierung
und Tabuisierung. Eine freie Ge-
sellschaft aber ist ohne freie
Sexualität undenkbar. Deshalb
müssen die Paragraphen fallen,
der 175 genauso wie alle anderen
Rechtsverdrehungen , die .die
ins Frauengefängnis, bitteschön. wert ist. Was alsp wird hier be-
Wir wollen ihn ja nicht noch be- straft? Das Unrecht gegen einen
lohnen! anderen Menschen oder die wil-
Und dies ist dann' auch der ' lentliche sexuelle Orientierung
Freiheit, Leben und Umgehen mit-
einander den Herrschenden zuwi-
der sind.
Unterschied
zwischen des 'Täters'?
Schwulis, Tunten,
Schwuchteln und Homos auf
Überdies: wieso richtet sich
der die R^ression des §175 einzig
einen und den (kriminellen) an männlicher Sexualität aus?
Auch 1935, als die Faschisten
'humanisiert'
175em auf der anderen Seite.
Das Homosexualität heute für Er- den Paragraphen
wachsene straflos ist, ist das (der erst 1969
schlichte Ergebnis gesellschaft- wurde und erst seit 1973 in sei-
licher Toleranz (der Heterosexu-
eilen übrigens 1 ) , nicht etwa
nierenden Form besteht) und da-
eine zwingerde Notwendigkeit na- mit den Weg in die KZ 's und in
türlicher Veranlagung (dann mus-
sten die Schwulen ja innerhalb
den Tod für abertausende Schwule
kneten, waren die Frauen samt
einer Generation aussterben). Wo- der lesbischen Sexualität ausge-
Homosexualität aber in Krimina- spart werden. Warum das damals
lität übergeht, muß der Spaß so war - und auch heute noch
aufhören. Manchen Gays wird wohl ähnlich so ist - hat Himmler
j
erst einleuchten, wenn ihnen der 1937 deutlich gemacht:
Richter eins vor den Latz gibt."
MEHR WARME AN DIE FH !!!!!!!!!
Gesucht werden rrassenhaft Män-
ner, die an der Gründung einer.
SCHWULENGRUPPE (Name noch of-
fen) an der Fachhochschule in-
teressiert sind. Die Gruppe
soll auch für Nicht-Studenten
offen sein!
+
Treffen ist jeden Dienstag,
17 Uhr im AStA der FH, Kleist -
Straße 1 (Nibelungenplatz ) ,
Kontakt über Schwulenreferat
im AStA, 557589 oder 494807
(Jörg). Alle sofort mit guten
Ideen und Tatendrang melden!
II
Ich will ihnen über diese
* Im dem mit 'Folterknecht* Frage der Homosexualität ein getan!
Damit wäre es jedoch keineswegs
Wir alle, Männer und
unterzeichneten Pamphlet
nur Abs. 1 des §175
Abs. 2 lautet wie folgt:
"Das Gericht kann von einer Be-
strafung nach dieser Vorschrift
wird paar Gedanken entwickeln. Es Frauen, müssen endlich lernen.
gibt unter den Homosexuellen tinsere Sexualität, unsere Liebe
Leute, die stehen auf dem (und die der anderen) in ihrer
r
Standpunkt: was ich rrache, geht Gesamtheit zuzulassen und zu be-
niemanden etwas an, das ist jähen, als selbstverständliches
absehen, wenn
1. der Täter zur Zeit der
meine Privatangelegenheit.
Tat Dinge, die sich auf dem
Alle Bedürfnis zu sehen und als
ge
schöfi, angenehm und lebenswert
noch nicht 21 Jahrfe war oder
schlechtlichen Sektor bewegen,
zu empfinden,
solange
beruht.
2. bei Berücksichtigung des Ver- sind jedoch keine Privatangele- Freiwilligkeit
haltens dessen, gegen den sich genheit eines Einzelnen, sondern Schubladendenken das eigene
sie auf
Solange
Ge-
- 55
fühl beHERRscht (das PatriArchat
läßt grüßen!), wird ein selbst-
verständlicher, selbstbestinmter
Umgang miteinander nicht iriDqlich
sein. Solange wir unsere Sexua-
lität in Norm und Abnorm
ten, wird diese nichts anderes
sein als der beschnittene, ver-
kürrmerte Teilaspekt des
sten der menschlichen Triebe.
Alsdann, denken und fühlen I
i
V^
^.
r
■>''^' <■'-■■ ■■■:■■-■-
'-' - . ' - ' • ■
I - .
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PB^^l>fkV^SN
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via\^o
•)
vjie
Ajjas
ma
c^t
det
-aAi
■^ /
rüstun
von
KONKRET 1/88
ur Diskussion
in der KONKRET-
Redaktion: Alexander
Scbubart (^Ascbm),
einst Organisator des
Startbahn-Wider-
stands; Tbomas Eber-
männ (^Langer«),
grünes MdB; Micbael
Stamm, GAL Ham-
burg ßein Flügel);
und Andreas,
zwei
Autonome, die nurfm
sieb Spreeben;
Hermann L Gremliza
als Fragesteller
Gremliza: Nach den Schüssen an der Startbahn
West und noch während des Kampfs um die Häuser an
Hamburgs Hafenstraße hat der Streit um die Rolle der
Gewalt eine neue Schärfe erreicht. Ging es zuvor um Be-
griffe wie Militanz und Gewahfreiheit, so geht es jetzt
um Begriffe, die direkt der Atomkriegsdebatte entnom-
men zu sein scheinen: Die Rede ist von »Aufrüstungs-
kurs« und »Abschreckungspolitik«, von »Gewaltver-
zicht« und »einseitiger Abrüstung«.
Zugleich häufen sich die Versuche, militante
Gruppen, insbesondere die sogenannten »Autonomen«,
aus den linken Reihen zu verstoßen. Alexander Schubart,
hat gesagt. Gewalt und GegengewaU seien Ausdruck des
gleichen menschenverachtenden Denkens, In der »TAZ«
hieß es, die strukturelle Gemeinsamkeit zwischen
»durchgeknallten Autonomen« und »KZ- Betreibern,
Massenmördern« liege »auf der Hand«. Im Schweizer
Fernsehen hat Günter Wallraff erklärt, die Autonomen
seien keine Linken, denn sie würden »im Stil der Natio-
nalsozialisten bei ihren Aktionen von Anfang an Tote
mit einplanen«.
Zur gleichen Zeit sagt der Präsident des Ham-
burger Verfassungsschutzes, ein CDUAlann. die Schüs-
se von Frankfurt lägen durchaus nicht in der Logik auto-
nomer MiUtanz ' nd eine Wiederholung oder Eskalation
sei nicht zu befürchten. Und eine Umfrage des »Stern«
bestätigt den Eindruck, daß die Mehrheit der Bundes-
bürger gar nicht so erugt ist, wie die Zimmermänner es
gerne hätten, sondern, in? Gegenteil, den Pachtvertrag
mit den mihtanten Verteidigern der Hafenstraße gut-
heißt. Da fragt man sich denn doch, was die Notwendig-
keit einer »innerhnken Abrüstungsdiskussion« aus-
macht und woher deren ungeheure Schärfe rührt.
Schubart: Mein Ausgangspunkt bei der Ge-
waltfrage ist eine prinzipielle, eine Wertentscheidung,
von der ich zugebe, daß sie logisch nicht ableitbar ist —
auch Marx hat beispielsweise nicht logisch ableiten kön-
nen, warum die Ausbeutung von Menschen durch Men-
schen von Übel sei. Xjentiu sowenig ableitbar ist das Prin--
zip der Gewalt freiheit, das da lautet: Das höchste Gut,
das es auf dieser Welt gibt, ist Leben überhaupt und
menschliches Leben insbesondere. Der Schutz menschli-
chen Lebens, und dazu zähle ich den Schutz menschli-
cher Unversehrtheit, ist ein prinzipielles, unverfügbares
Gut. Jeder, der dieses Gut beeinträchtigt, verletzt dieses
oberste Prinzip, zu dem ich mich ganz subjektiv bekenne,
das in mir verankert ist. im Unterbewußten, sehr stark
auch im Emotionalen. Wef menschliches Leben so hoch
achtet, der muß zwangsläufig jede Form von Gewalt, die
Menschen von Menschen angetan wird, ablehnen.
Ebermann: Es ist mii wichtig, worüber wir
sprechen. Ich hoffe, wir sprechen jetzt vom Problem der
körperverletzenden, im Extremfall der tödlichen Gewalt,
ausgehend von Menschen gegen Menschen, nicht gegen
sonstige Lebewesen und nicht gegen Sachen. Es ist des-
halb so wichtig, dies voranzustellen, weil es eine durch-
schaubare Ambition der Herrschenden ist, das alles in ei-
nen Wichs zu packen, und nicht wenige darauf hereinfallen.
»Linke Spießer
)
greifen zu Formeln
die sich die 'Bild-
h
fr
Zeitung nicht traut«
Ich meine, man muß zwei Ebenen unterschei-
den. Die eine Ebene ist der Versuch, durch besonders
schroffe Abgrenzung von den vermeintlichen oder wirk-
lichen Autonomen die eigene Reputation zu fördern —
etwa durch den Vergleich von Autonomen mit KZ-
Wächtern. Das ist ein exemplarisches Beispiel dafür, wie
Spießer in bestimmten Situationen nur von dem Gedan-
ken getrieben sind, deuthch zu machen: damit habe ich
nichts zu tun. Und wie das bei Dissidenten so üblich ist,
wird dann zu Formeln gegriffen, die sieh die »Bild«-
Zeitung nicht traut.
Die andere Ebene: Ich erinnere mich an fanta-
stische gemeinsame Aktionen mit Autonomen, bei de-
nen politisc ■ Verabredungen hervorragend funktio-
5
ü -
niert haben — nämlich: sich gegenseitig unterschiedliche
Widerstandsformen zu ermöghchen und zugleich men-
schenverletzende Gewalt auszuschließen. Und es gab
Fälle, in denen Autonome vereinbarte Abmachungen ge-
brochen und Demonstrationen geföhrde^ haben. Da-
nach gabs einen Prozeß der Kritik, der aber nicht dazu
führte, künftig gemeinsame Aktionen auszuschließen.
Es gibt keinen Anlaß, an dieser Politik etwas zu ändern.
Denn auch die Schüsse in Frankfurt ändern ja nichts dar-
an, daß die Linke Respekt vor körperlicher Unversehrt-
heit und menschlichem Leben hat. Daran gibt es zwei un-
terschiedliche Annäherungen. Die eine hat Aschu eben
referiert, die andere ist eine eher abwägende, weniger
prinzipialistische Herangehensweise. Weil das Gebiet so
heiß ist. werde ich aus Gründen des Selbstschutzes länger
zitieren — denn es ist ein Unterschied, ob etwas Richtiges
von Thom as Eber mann gesagt wird öd er von Helmut
Gollwitzer.l Gollwitzer sagt: »Mag bei den g^wahanQü-
benden Gruppen im ymkreis unserer Protestbewegung
noch so sehr persönlicher Frust und Rachebedürfnis eine
Rolle spielen — es muß doch sachlich gefragt werden, ob
ihre Aktionen — Steine, Molotowcocktails, Masten-
sprengungen, Attacken auf Pohzisten usw. — vielleicht
das Positive an sidh haben, daß sie die Machtbesitzer hin-
sichtlich ihres bisherigen Kurses verunsichern, die
Kosten-Nutzen-Rechnung dieses Kurses erschweren und
die Vcrantworthchen psychologisch zur Überprüfung ih-
res Kurses bereit machen.« GoUwitzer läßt sich also au
die Fragestellung ein und sagt dann; »Ich halte...eine Kai
kulation, die mit einem für unsere Ziele nützlichen Ein
druck von gewalttätigen Aktionen bei den heute Herr
sehenden und auch bei der Bevölkerung argumentiert
für diskutabel.«
Hill
I ki -• I
»Diskutabel« — ein äußerst erfrischendes Wort
in dieser Zeit. Und dann reflektiert Gollwitzcr: »Ent-
scheidend ist damals wie heute die dreifache Frage: die
Frage der Wirkungsfolgen jeder Gewaltaktion oben und
unten, bei den Herrschenden und bei den Massen — und
die Frage der zu verantwortenden menschlichen Opfer.
Wer wie Günter Anders — und ich stimme ihm darin
ganz zu — Frieden und gewaltfreies menschliches Zu-
lenleben als Ziel auch unseres politischen Handelns
lit und darum die Gewaltfrage auf die Ebene der
Mittd rückt, steht sehr im Gegensatz zur offiziellen Hcu-
cfacici der Machtbesitzer, die die gegen sie sich richtende
Gewalt mit Entrüstung verteufeln und die von ihnen aus-
geübte Gewalt verschleiern und vergessen machen wol-
len. Weil Verwendung von Gewalt überall geschieht, steht
sie unter der strengen Frage ihrer Rechtfertigung, der
steh kdner entziehen kann, der an der Gewaltausübung
beteiligt ist oder von ihr profitiert oder in dessen Namen
Gewahausübung geschieht — also wir alle nicht!«
Und genau aus dieser Sicht, die ich richtig fin-
de, sagt GoUwitzer dann: »Deshalb gibt es heute in der
Oppositionsbewegung sowohl solche, die grundsätzlich
jede Gewalttätigkeit ablehnen, wie auch solche, die Ge-
waltanwendung nur aus rationalen, also Zweckmäßig-
kcitscrwagungen ablehnen. Mögen beide sich gegensei-
tig nützlich sein ! Die grundsätzlichen Gewaltgegner sol-
len uns den Abscheu vor menschenschädigender Gewalt
verstärken, also das Gewissen schärfen; diejenigen, die
den Griff zur Gewalt aus taktfcchen Überlegungen ab-
lehnen, sollen die Suche nach anderen und wirksamen
Methoden intensivieren. Beide Seiten sollen sich nicht
gegenseitig exkommunizieren. Und beide Seiten müssen
umgetrieben sdn von der Frage: Was kQnnen wir denn
noch Wirksameres tun, damit immer mehr Menschen
aufwachen in diesem Zeitalter der wahrhaft apokalypti-
schen Bedrohung?« Was ich daran so fruchtbar finde, ist
erstens die Unversöhnlichkeit gegenüber den vorgefun-
denen Verhältnissen, zweitens der Verzicht darauf, eine
moraUsch-ethische Position zur Maxime gemeinsamen
Haijdelns zu machen, und drittens die Folgerung, daß
unter den heutigen Bedingungen prinzipiell gewaltfreie
und aus Zweckmäßigkeit Militanz ablehnende Gruppen
- ' " " ; : '■:■ - -".".■:■!-■ >!■'->'■■-; ■ . ! _ ■ ■
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kooperieren müssen. Wenn das so diskutiert wurde, wä-
ren Dämonisierung und Versöhnungsstrategie außer
Kraft gesetzt.
FWti: Ich will mich mehr auf diese Frankfurter
Geschichte beziehen: Mit den Schüssen hat die Gewalt
dort die Ebene der Symbolik überschritten. Bis dahin
war der Kampf gegen Objekte wie die Startbahn West ja
nur mit symbolischen Mitteln geführt worden, mit mit-
telalterhchen Waffen wie Steinen und Zwillen. Zum er-
sten Mal tauchte nun eine Waffe auf, die nicht mehr bloß
symboHsch ist, sondern dazu geschaffen, Menschen zu
töten.
Die Diskussion darüber ist bisher sehr hyste-
risch geführt worden. Ich versuche mal. mir vorzustel-
len, welche Logik hinter den Schüssen steckt —'ob das
nun ein Durchgeknallter war oder ein Autonomer oder
irgend ein anderer, der sich die Situation zunutze ge-
macht hat. Seit Jahren läuft da ein »Kampf« gegen das
System, das sich längst auf die Regeln und Gesetzmäßig-
keiten des Protests eingerichtet hat. Ob in Wackersdorf,
m Gorleben, in Frankfurt oder in der Hafenstraße — im
Grunde diktiert überall die andere Seite die Art der Aus-
einandersetzung. Da muß doch irgendwann die Überle-
gung auftauchen, wie man wieder in die Offensive kom-
men und dem ständigen Abwehrkampf entfliehen kann.
Etwa indem man sich gegen die staatliche Repressions-
macht nicht nur verteidigt, sondern sie angreift. Wobei
klar ist. daß die Polizisten wirklich nur Marionetten sind
— keiner von uns stilisiert die hoch zu Gesetzesmachem,
Das macht es auch so problematisch, daß in Frankfurt
die Marionetten angegriffen worden sind und nicht die
wirklichen Verursacher.
Jedenfalls kann ich erstmai rational nachvoll-
ziehen, daß jemand sagt: Ich habe die Nase voll, ich lasse
mich nicht immer nur herumhetzen und verprügeln, ich
wehre mich r^-. ht nur symbolfsch, sondern ich schieße
rni. Allerdi^ kann ich für mich selbst nicht sagen
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sten Sonntag an die Startbahn zu fahren und Molü«
werfen. Aber wir müssen ganz rational alle Mittel, s
militante Mittel danach auswählen, ob sie geeignet s
den Staat tatsächlich daran zu hindern, bestimmte
jcktc zu bauen und unsere Leute mit seinem Repressions
äpparat kaputtzumachen. In der Hysterie nach Frank
fürt — auch bei den Grünen, die uns jetzt umerzieh
wollen — geht völhg die Prämisse verloren, auf der m
sich als »links« bezeichnen kann. Links ist, wer diese
Staat grundlegend verändern oder zerstören und befrei-
tes Leben ermöglichen will.
Gremliza: Der Philosoph Günther Anders gehü
weiter: Die Atomkraftwerke und die Atombomben drohj
ten, die Weh ins Chaos zu stürzen. Das sei ein »globaled
Notstand«, dem mit »bloß symbolischen und sentimen-
talen Scheinhandlungen« nicht abgeholfen werden kön-
ne. »Heute noch sanft und urban zu bleiben«, so Anders,
beweise »nicht nur Unemst, sondern Feigheit und liefe
auf den Verrat an den Nachkommen hinaus.« Eigentlich
müßten diese Anlagen »in physischer Notwehr angegrif-
fen und systematisch unverwendbar gemacht werden«.
Da man dazu nicht die Mittel habe, müßten »wir den an
der Herstellung, der Installierung und dem eventuellen
Einsatz dieser Geräte Interessierten unmißverständlich
erklären, daß dasjenige, was wir bis jetzt (höchstens) ih
Produkten zugedacht haben, daß das nur die Voran
kündigung dessen gewesen ist, was wir ihnen selbst anzu-
tun gezwungen sein werden... Voll Schmerz, aber ent-
schlossen erkläre ich daher: Wir werden nicht davor zu-
rückscheuen, diejenigen Menschen zu töten, die aus Be-
schränktheit der Phantasie oder aus Blödheit des Her-
zens vor der Geföhrdung und Tötung der Menschheit
nicht zurückscheuen.« Ist das eine »autonome« Politik?
Andreas: Was Anders da skizziert hat, ist nichi
nur bei mir zunächst auf große Begeisterung gestoßen,
weil es einen aus dieser Zwickmühle Gewalt gegen Sa-
chen, aber nicht gegen Menschen und aus dieser ver-
klemmten Freude befreit, wenn wieder mal einer der
Herrschenden auf der Strecke bleibt. Aber die Schwierig-
keiten, die mari damit immer gehabt hat. werden doch
nur scheinbar geklärt, denn aus Anders spricht die glei-
che Hilflosigkeit, die man selbst empfunden hat. auch er
[weiß keinen Ausweg.mehr und geht deshalb zum Außer-
Isten. Aber dadurch, daß Günther Anders auch nicht
Imehr weiter weiß, werden Schüsse auf Menschen nicht
{ger echtfertigt.
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reitungen, gegen zivile Atomrüstung, gegen den planvol-
len Mord an den Menschen der Dritten Welt. ein. Wider-
stand, der sich selbst ernstnimmt, also wenigstens selbst
an das glaubt, was er den andern tagtäglich erzähh, der
muß sich schon fragen lassen, welchen Erfolg die lange
B^ihe friedlicher Demonstrationen. Sitzblockaden und
Hungerstreiks in der Geschichte der BRD gehabt hat. Ist
denn wegen solcher Widerstandsaktionen eine Rakete
weniger installiert, ein Kraftwerk weniger gebaut, ein
Angolaner weniger getötet worden? Das ist doch die Fra-
ge, die Anders theoretisch und andere praktisch stellen.
Schnbart: So einfach, wie es sich Anders
macht, kann man es sich nicht machen; Mal abgesehen
von dem prinapieUen Nein, das ich zu seiner Schlußfol-
gerung aus einer richtigen Feststellung* sagen möchte.
Zunächst halte ich es für unrichtig zu sagen, die Masse
von gewaltfrcien Aktionen, wie sie seit Beginn der achtzi-
ger Jahre gelaufen sind, hätte nichts bewirkt. Zugegebe-
nermaßen ist es schwer verifizierbar. was sie wirklich be-
wirkt haben, und.ich gehöre auch nicht zu denen, die —
wie jetzt Tfcile aus der grünen Bundestags fräktioh — sa-
gen, daß es zu einem Abkommen am 7. Dezember zwi-
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sehen Reagan und Gorbatschow kommen wird, hätten
gerade die Aktionen der Friedensbewegung bewirkt. Das
halteich für zu kurzsichtig, und für zu kleinlich gesehen.
Auf der anderen Seite möchte ich doch sagen, daß diese
Masse von wirklich gewaltfreien Aktionen tatsächlich
Änderungen in den grauen Zellen von sehr sehr vielen
Menschen herbeigeführt haben. Denn woran liegt es.
daß es heute ein anderes Denken. Ansätze von neuem
Denken, in breiteren Kreisen der Bevölkerung zu dem zi-
viltechnologischen und dem militärtechnologischen Ap-
parat gibt?
Das andere, was man dem Günther Anders vor-
werfen muß, ist die geradezu abenteuerliche Vorstellung,
daß mit einem Maximum von Gewalt, selbst unter In-
kaufnahme der Tötung von Menschen durch Menschen.
Veränderungen in diesem Lande im Sinne der gesetzten
Zielsetzung, weg von diesen Tötungsmaschinen im zivil-
militärischen und im rein-militärischen Bereich zu be-
wirken wären. Eine Beweisführung, die man aus den
Worten von Günther Anders schließen müßte, ist ja mit-
nichten gelungen. Ich will voll unterstützen, was am An-
fang der Thomas gesagt hat: daß die sogenannte Gewalt
gegen Sachen eine wirklich absurde, eine ganz und gar
absurde Diskussion ist. Denn in dieser Diskussion, die
die Herrschenden uns aufzwingen, steckt ja auch etwas
Menschenverachtendes. Als 1982 die Pflugschar-Aktion
in ein Pershing II-Depot eindrang und dort einen
Pershing-Transporter unbrauchbar machte, wurden sie
mit der schwersten Anklagebis zu Hochverrat und Sabo-
tage konfrontiert.
Mein Verhähnis zu Sachen ist nur ein Verhältnis
von Nützlichkeitserwägung. Ich kann Sachen kaputtma-
chen, wenn ich weiß, die Sachen schädigen mich, sie zer-
stören mich gar. Und ich kann Sachen bewahren, wenn
ich weiß, in diesen Sachen steckt etwas Lebensbewahren-
des. Deswegen ist dieses Verhältnis ein reines Verhältnis
von Zweckmäßigkeitserwägungen; Aber das kann nie-
mals gelten gegenüber Menschen. Welche Menschen das
immer sind, ob Polizist. Demonstrant, Unbeteiligter. Po-
litiker. Nichtpolitiker, das ist mir völlig egal. Mensch ist
Mensch, das muß festgehalten werden, das hat 'ne ganz
andere Dimension als die sogenannte Gewalt gegen Sa-
chen.
Ebermann: Das Großartige an Günther Anders
ist doch, daß er die Frage der Effektivität überhaupt the-
matisiert. Ob er sie falsch beantwortet, oder daß er sie
falsch beantwortet, ist zunächst mal 'ne zweite Frage.
Sein Ausgangspunkt ist eine Polemik gegen das Fasten
zugunsten des Friedens und sein Ratschlag, sich lieber
ein gut zurechtgemachtes Schinkenbrot zu gönnen, weil
man augenscheinlich mit beiden Sachen gleichviel be- .
wirkt, nur mit der ersten noch den Nachteil des Hungers
in Kauf nimmt. Und jede Polemik gegen Militanz ist in
der Tkt eine zahnlose, wenn sie sich dem Maßstab, wie
ftian unter den heutigen Bedingungen ein Maximum an
positiven Veränderungen oder Verhinderung von Ver-
schlechterung bewerkstelligen kann, nicht stellt. Deswe-
gen ist es auch nicht unwichtig, dem Günther Anders
und allen, die so argumentieren, vor Augen zu führen,
was denn passiert, wenn sein Vorschlag Realität werden
würde. Es ist eine absurde Idee, die Herrschenden seien
so einzuschüchtern durch die Militanz Einzelner oder
einzelner Gruppen, daß sie von ihrem Vorhaben ablassen
würden. Sondern es ist richtiger, auf dem Vorwege zu
kalkulieren, welche Verfolgung, Gesetzes Verschärfung,
Repression das nach sich zöge.
Zweitens — und das gegen Günther Anders ein-
zuwenden ist nahezu absurd; ich gehe davon aus. daß
sich keiner mit seiner Aussage so gequält hat, wie er sich
selber — muß diese Ebene des Menschenverletzens und
-Tötens eine Rolle s
lelen
. Wenn Du. Fritz, das bitte nicht
als Haarspalterei empfindest: Du hast gesagt, die Polizi-
sten sind Marionetten. Das ist ein Verweis darauf, daß sie
eine Funktion austoben. Aber die banale zweite Feststel-
lung, daß wir als Linke sie nicht auf Funktion reduzie»
ren, sondern si. 3 hilflos das klingt, als Menschen se-
hen, die in diesv, Funktion gesteckt wurden, kann da-
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»Der Staat setzt
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durch verschleiert werden, daß wir so eine Haltung ein-
nehmen. Es kommt darauf an, klarzumachen, grade in
diescr-Zeit, in wieviel extrem als Demütigung und Bedro-
hung 'empfundenen Situationen alle Linken nicht mit
gleicher JVfünze zurückgezahlt haben. In einem Posi-
tionspapicr der Linken Liste Frankfurt heißt es: »Über
den Köpfen kreisende Hubschrauber, die in Wackersdor
die Demonstranten mit Itänengas einnebeln, lassen aus
dem Gedanken der Gegenwehr heraus Gewaltfantasien,
bis hin zum Abschuß dieser Hubschrauber, entstehen.
Die Frage ist, warum tat dies eigentlich bislang niemand.
Die Antwort ist einfach: Weil es in der legalen radikalen
Linken einen Konsens gibt, der Tbte weder in Kauf
nimmt noch Verwundete einplant.« Und diesen Konsens
hat es tatsächüch gegeben, und jeder, der behauptet, daß
die sozusagen bekannte Mili tanz, die man in ihren ritua-
Usierten Formen kritisieren kann und kritisieren muß,
quasi dasselbe ist wie die Schüsse, der lügt. Das ist un-
wahr. Und das ist unwahr, weil die Rechte überhaupt nie
eine gcwaltfreie Utopie denken konnte und denken woll-
te, wir aber — und das geht in unser Handeln ein — diese
Utopie, ohne das Zwangsverhältnis Staat, immer ge-
dacht haben, was auch immer diese Momente des Re-
tekts vor körperlicher Unversehrtheit beinhaltet hat.
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pialismus nicht teilen. Ich gehe einfach davon aus, daß in
anderen Regionen der Welt, dort wo Linke und Befrei-
ungsbewegungen auch menschenverletzende und -
vernichtende Gewalt anwenden, diese kein leichtfertiges
Verhältnis zu dieser Tatsache haben.
Schubart: Zum Prinzipialismus und Dritter
Welt, Thomas, muß noch eine Klarstellung getroffen
werden: daß das, worüber wir uns heute hier unterhalten,
nur für die Verhältnisse Juer m der BRD giU. Selbst bei
meiner prinzipiellen Ablehnung jedweder menschlicher
Gewalt gegen seinesgleichen, die auch etwas zu tun hat
mit Einsicht in die letzten 5000 Jahre menschliche Ge-
schichte, gebe ich Dir gerne zu, daß ich den Völkern in
der dritten Welt überhaupt keinen Ratschlag erteilen
kann, wie sie ihren Kampf führen, ja, daß ich volles Ver-
ständnis für diejenigen habe, die den bewaffneten Kampf
für Befreiung führen.
summ: Bei Aschu hab ich am Anfang gedacht,
es gäbe sowas wie eine universelle Moral, die hier einge-
klagt wird, die heilig ist. Es gibt nichts, wird gesagt, was
Gewalt mit Verletzimgsgefährdung oder mit Tötungsge-
fährdung rechtfertigt. Und dann kommt die Ausnahme.
In der dritten Welt, da reden wir den Leuten nicht rein.
Das ist ein Bruch. Warum reden wir ihnen nicht rein?
Warum gibts da einen anderen Maßstab? Man kann das
übertragen auf die Debatte bei den Grünen: Warum wird
einerseits gesagt, wir machen jetzt einen Fahndungsauf-
ruf, was ja bedeutet, der Staat soll Strafe exekutieren,
und d. h. einen Menschen zwingen mit aUen Konsequen-
zen, andererseits sagt Fischer in einer Debatte mit ir-
gendsoeinem CDU-Referenten von Wallmann, es sei die
Pflicht dieser Leute gewesen, den Hitler abzuknallen.
Das ist auch ganz weit weg. diesmal nicht geografisch,
sondern zeitlich. Das universelle »Du sollst nicht töten«
wird oan/ leicht vorBctraRen. aber alle, die es vortragen,
haben irgendwelche Ideen im Kopf, wo es nicht geht.
Wenn das aber so ist, dann hat das Heilige offenbar Aus-
nahmen. Wie das meiste Heilige übrigens. Das macht es
grad zu sowas »Heiligem«. Und wovon hängt die Aus-
nahme ab? Ich behaupte, die Ausnahme hängt doch von
diesem von Dir so verworfenen NüUlichkeitskalkül ab.
Ich sage jetzt mal ein Beispiel: Wenn es gelänge, die ame-
rikanische Intervention in Nicaragua, die Verminung der
Häfen, die Unterstützung der Contras, die die Zivilbe-
völkerung terrorisiert, wenn es gelänge, dies zu beenden
durch ein schlichtes Attentat auf Reagan, und dann war
Schluß damit, dann gäbe es die ganze" moralische Diskus-
sion in viel geringerem Ausmaß.
Aschu -hat im übrigen in der Kritik an dem An-
ders auch gesagt, der müßte erstmal beweisen, daß der
gewünschte Effekt eintritt; und das bestreitest Du, das
bestreite ich auch, aber das hat mit dieser Moraldebatte
nichts zu tun. Wenn der gewünschte Effekt nicht eintritt,
dann bitteschön, soll er aufhören solche blöden Vor-
schläge zu machen — so ist die Kritik.
SchubarU Ich habe mich prinzipiell von seiner
fatalen Schlußfolgerung distanziert, unabhängig von
Nützlichkeiten.
Stamm: Das ist mir ja völlig klar, ich hätte auch
gern eine Moral, mit der ich hier rumlaufen könnte. Ich
hab übrigens auch eine: Ich möcht niemand umlegen
und ich möcht niemand verletzen, das ist meine. Ich
wünschte, das würden andere auch so sehen. Andere, die
viel mehr die Möglichkeit haben, da tatsächlich irgend-
was zu bewegen — das. bin ich ja nicht, das ist nicht Lan-
ger, das bist nicht du, das sind auch nicht die Autono-,
men, sondern das sind die Herrschenden, um es mal ganz
undifferenziert zu sagen. Ich wünschte, die würden auch
so verfahren. Das Problem ist: Du hast einerseits eine
prinzipielle Einwendung gegen Anders gemacht, und an-
dererseits haste ihn vorgeführt an der Tatsache, daß er
tatsächlich den gewünschten Effekt auf diese Weise nicht
realisiert. Jetzt müssen wir uns aber eins überlegen.
Wenn wirklich diese apokalyptischen Tfendenzen in der
Welt sind, die du ganz oft beschworen hast, zum Beispiel
bei derStartbahn West, wenn das so wäre, daß der Unter-
gang der Menschheit droht, dann wäre doch jeder blöde,
der — brutal ausgesprochen — mit der Tötung eines
oder zweier oder dreier Funktionsträger oder Auftragge-
ber diese Apokalypse verhindern könnte, wenn er das
nicht täte. Er wäre blöde oder ängstlich, was ich verste-
hen kann, ich wäre.dann auch ängstlich. Aber es ist eine
völlig unseriöse Diskussion, die Dramatik, die aus der
eignen Diagnose folgt, nicht ernst zu nehmen und mit so
einem universellen Moral-Begriff zu kommen, der gar
nicht explizit ist, und immer wieder, wenns nötig ist.
durchlöchert wird, ganz parteiüch. was mir unheimlich
- stinkt, weil es unehrlich ist und die Leute dummacht. Die
ganze Debatte leidet unter einem extremen Mangel —
und da sind sich autonome Theoretiker und Propagandi- .
sten und Prediger mit vielen brav daherkomnienden Leu-
ten in ihrem Überschwang einigt Die Frage, welches Mit-
tel muß ich einsetzen, um welchen Zweck zu erzielen, die
was Nüchternes hat, die nicht eriaubt, das Selbstbewußt-
sein zu befriedigen, den Kampf als inneres Erlebnis zu
verstehen, ä la Jünger oder so, was es bei linken Kämp-
fern auch gibt, — diese Frage wird zuwenig gesteUt und
sie wird auch zuwenig beantwortet. Wenn die Linke mehr
darum kämpfen würde, die Frage der Mittel für beab-
sichtigte Effekte rational zu diskutieren, dann läge darin
eine Begrenzung von Gewalt, die nur der Selbstbefriedi-
gung diejit. Nichtdie Gewältvermeidung als Selbstzweck
meine ich damit, sondern: Wenn wir darum kämpfen,
daß die diese Gesellschaft kritisierenden Menschen stär-
ker werden, den Widerspruch aushalten, daß sie viel vor-
haben und gegenwärtig wenig realisieren können, und
weiter daran arbeiten müssen Mittel zu finden, die
Schritte in die richtige Richtung bedeuten; und wenn.
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- 61 -
der Bedingungen, daß überhaupt die Tage des Verhand-
lungsspielraums positiv genutzt wurden. Das ist mehr als
Selbstbefriedigung.
Andreas: In dem Brief, der \i. a. auch von Dir.
Aschu. unterschrieben worden ist, heißt es: »Solange,
wie sich innerhalb des autonomen Spektrums nicht ein
für uns wahrnehmbarer Zusammenhang herausbildet,
der bei Demos auf Zwillen verzichtet, solange es einen
solchen Zusammenhang nicht gibt, werden wir mit Au-
tonomen, mit Euch, keine Aktions- und Demonstra-
tionsbündnisse mehr machen.« Das ist genau diese Ebe-
ne, ich halte diese Bedingungen, die da gestellt werden,
für eine Schutzmaßnahme gegenüber einem bestimmten
Spektrum. Sie wollen sich einer bestimmten Kritik nicht
aussetzen, weil nämlich die Autonomen tatsächUch auf
einer relativ rationalen Ebene argumentieren, und das
anäere, das Fasten- Spektrum, das friedfertige Spek-
trum, sich tatsächlich auf einer heiligen, scheinheiligen
moralischen Ebene bewegt.
Schubart: Was mir am allerfemsten liegt, sind
irgendwelche Arten von Distanzierung, von Ausschlüs-
sen. Das liegt mir ganz fem. Es kommt wirklich darauf
an, in der Bewegung einen Konsens für Aktionen herbei-
zuführen und für nichts anderes, und da müssen sich die
Autonomen nun mal doch die Frage gefallen lassen, wie
sie das eigentlich sehen. Ein großer Tfeil lehnt also diese
Art von Militanz, die menschenverletzend sein kann,
ganz konkret gesagt: Zwille, Mollies, Steine ab. Ein ande-
rer Teil, wie ich meine auch ein kleinerer Teil, sagt, aus
diesen oder jenen Gründen ist das notwendig, und wir
finden da keine Einigung ob das notwendig ist, gut ist,
opportun ist. prinzipiell abzulehnen ist. Und nun müs-
sen sich doch diejenigen, die diese Mittel anwenden wol-
len, aber auch gleichwohl gemeinsame Aktionen mit
dem übrigen Teil, zum Beispiel, der diesen Brief verfaßt
hat, machen wollen, die Frage gefallen lassen, wer ei-
gentlich da mehr zum Zwiespalt beiträgt. Diejenigen, die
partout auch in solchen gemeinsamen Aktionen Zwillen,
Steine, Mollies anwenden wollen, oder diejenigen, die
das ablehnen. Diese Frage aber müßt ihr euch stellen.
Wobei dieser Satz, das kann ich hinzufügen, den du da
eben zitiert hast, der hat mir auch nicht gefallen, weil er
wirklich nur distanziert. Es gab da lange Telefongesprä-
che, und ich hatte nur die Wahl: entweder du unter-
schreibst das Ganze oder gar nichts. Und da ich den übri-
gen Text für gut halte, habe ich unterschrieben.
Gremliza: Und wenn sich diese Gruppierungen,
von denen hier die Rede ist, den Forderungen, die an sie
gestellt werden, nicht beugen werden?
Schubart: Das wäre fatal: keine gemeinsamen
Aktionen und praktisch eine Selbstlähmung der Bewe-
gung.
Gremliza: Thomas hat gesagt, bei den meisten
gemeinsamen Aktionen hätten die Autonomen die Ab-
sprachen eingehalten.
Schubart: Bloß, das Herbeiführen solcher Ab-
. sprachen war in der Vergangenheit unwahrscheinlich
schwer. Man hat sich mit solchen salvatorischen Klau-
seln beholfen, wo ?s auf der einen Seite hieß: selbstbe-
stimmte Formen des Widerstands, auf der anderen Seite:
wir wollen keine menschenverletzende Gewalt. Man ist
trotzdem hingegangen und hat gesagt, also hoffentlich
nehmen sie wenigstens so, obwohl sie es so nicht sagen
können, auf uns Rücksicht.
Andreas: Hoffentlich nehmen die Autonomen
Vernunft an — genau<las ist die Haltung, die die Grünen
jetzt einnehmen in Bonn, die sagen, um die müssen wir
iins mal mehr kümmern, um die Mtonomen. Da muß
ich sagen, von Kümmern kann gar nicht die Rede sein,
höchstens setze ich mich mit ihnen auseinander. Meine
Mutter hat sich früher um mich gekümmert. Wir sind
nicht die brandschatzenden und mordenden Horden.
Das, was du eijgentlich sagst, die Gefahr, daß man nicht
wir dafür kämpfen, dann rationalrsieren wir die Debatte
der Gewalt, dann rationalisieren wir auch die Ohnmacht,
und dann schaffen wir vielleicht Wege, wo im Aushalten
der Unterlegenheit eine größere Fähigkeit zum Angriff
gewonnen wird, die gegenwärtig bei der ganzen Moralge-
schichte kaputtgeht. Ich finde, diese ganze Debatte hat
eine fatale Konsequenz: Wir sind gegen jede Gewalt,
wird gesagt, obwohl, es ist arschklar, daß die von allen,
die so reden, unterstützte Hafenstraße ohne die Gewalt-
drohung der Bewohner nicht mehr stehen würde. Das
muß man sich in aller Härte reinziehen. Das war ein Er-
gebnis nicht irgendwelcher friedhchen-und-sonst-nix-
Aktionen. Das weiß auch jeder, das weiß der Bürgermei-
ster, das weiß viel deutlicher die CDU, weil sie ihm das
vorrechnet, das weiß der Joschka Fischer, das weiß ich,
das weißt Du, und darüber müssen wir reden. Nur durch
das Reden über das, was in der Wirklichkeit passiert,
kriegen wir einen Schritt Rationalisierung in unsere ärm-
liche Mittel-Diskussion: Wir haben nämlich gar keine
Mittel im Augenblick und machen uns auch gar keine
Mühe, welche zu kriegen.
Andreas: Aschu hat den Eindruck erweckt, als
hätten wir es immer nur mit Atommeilern und irgend-
welchen Betonpisten zu tun. und da genügt dann die Ge-
walt gegen Sachen. Das ist ja nicht so, daß ich mich im-
mer nur mit Zäunen auseinandersetze, sondern ich muß
mich mit einer Politik aussein ander setzen, und die PoUtik
kommt irgendwann an einen bestimmten Punkt, wo sie
mir tatsächlich im Zweifelsfall mit dieser vielzitierten
Sig-Sauer gegenübersteht. In dem Moment, wo die Poli-
tik an so eine Stelle kommt, muß ich mich auch entschei-
den. Diese Entscheidung steht heutzutage nicht an, aber
daß das alles nicht durch Aussitzen oder Abspecken zu
machen ist, das lie gt doch nicht an uns, sondern das liegt
an der Gegenseite. \Die Gegenseite gibt diese Gewalt vor.
Und sie setzt diese Gewalt ganz rational ein. Die komme
nicht, weil sie wütend sind über die Hafenstraße, ange
braust und mischen sie auf, sondern sie überlegen sich
genau, wann sie das machen. Und genauso müssen wii
uns das auch überlegen, in welchem Zusammenhang be-
stimmte mihtante Aktionen Mittel zum Zweck werden.
Das Brechen von irgendwelchen Stäben an der Startbah
West hat hauptsächlich den Zweck, daß man nachhe
mit einem guten Gefühl nach Hause geht.
Ebermann: Ich stimme dem zu, was Michael
gesagt hat. Trotzdem gibt es einen seltsamen Aspekt:
»Die grundsätzhchen Gewaltgegner sollen uns den Ab-
scheu vor menschenschädigender Gewalt verstärken, al-
so das Gewissen schärfen,« sagt Gollwitzer. Ich glaube,
die reine Zweckmäßigkeitserwägung muß kombiniert
sein mit dem Wunsch, immer wieder zu reflektieren,
wann die Mittel häßlich werden.
Was. ich eigentlich sagen wollte: das Wort
Selbstbefriedigung kann etwas teilweise ungerechtes,
sein. Nimm die Barrikaden an der Hafenstraße. Die wa-
ren unter dem Gesichtspunkt eines bestimmten Effekts
keineswegs relevant. Denn die Geschichte, um mal kon-
kret zu werden, ist ja die: Als die Bürgerschaft beschlos-
sen hatte, es gibt keinen Vertrag, sind in der Nacht darauf
die Barrikaden aufgebaut worden. Sowohl Barrikaden
an der Hauptverkehrsstraße, zwischen den Häusern und
der Elbe, wo zehntausendfach Autoverkehr durchfließt,
als auch Barrikaden oberhalb der Häuser, sozusagen in
den engen Gassen des Viertels. Sehr schnell ist deutUch
geworden, daß die verkehrsreievanten Barrikaden Poli-
zeieinsatz provozieren werden, daß also der Senat die
nicht wird lange anguckerl können. Und sie sind binnen
kürzester Zeit, nach einem Beschluß der Bewohner, ab-
geräumt worden. Der Zweck, anrückende Poüzei zu ver-
hindern, ist damit für jeden, der es kühl betrachtet, auf-
gegeben worden. Die Barrikaden haben ausgedrückt —
und das ist mehr als Selbstbefriedigung: Ihr kriegt uns
hier nicht weg wie die Schafe. Diese Drohung war eine
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»Ich hab einen
Bauch, ich hab Haß,
aber ich hab auch
einen Hirnkasten«
mehr zu gemeinsamen Aktionen fähig ist, das ist genau
die Erfüllung von dem, was Herr Zimmermann betreibt.
Der versucht das nämlich zu spalten. Und genau diese
Rechnung geht damit auf. Ich finde es deswegen schon
ganz entscheidend, ob Du das unterschreibst oder nicht,
weil der Aufruf^cht dazu geeignet ist, sich damit aus-
einanderzusetzen, sondern er stellt Bedingungen, er dik-
tiert Bedingungen.
mitdemonstdert haben. Meine Haltung dazu ist: Auszu-
schalten für die Zukunft ist das nicht, selbst wenn meine
Wünsche der Bündnisse und Absprachen und gegenseiti-
ger Kritik mit den politisch organisierten Autonomen
aufgehen, so ist es einfach eine soziale Wirklichkeit, daß
sowas immer wieder passiert. Und jeder, der glaubt, man
müsse nur auf Aktionseinheits-Verhandlungen nunmehr
die klareren oder unzweideutigeren Formulierungen fin-
den, dann käme sowas nicht vor, der täuscht sich. Man
muß nur eine Annäherung daran versuchen, und das hat
häufig geklappt. Das eigentUch Katastrophale oder die
andere Seite des Konfliktes ist: Es gibt eine Beratschla-
gung in Richtung Autonome, die mit dieser hier themati-
sierten Problematik gar nichts mehr zu tun hat. Es gibt
den Ratschlag der Versöhnung. Eine Diskussion, welche
Kampfformeh zukünftig nicht mehr vorkommen soll-
ten, aus unserer Sicht, hat nichts zu tun mit dem Abpres-
sen einer Versöhnung mit diesem Staat und seiner Poli-
tik. Es gibt Ratschläge, daß ihr die Masken vom Gesicht
reißen sollt, daß Vermummung auf Demonstrationen
nunmehr auch aus Kreisen der Grünen untersagt werden
I
Ebennann: Also, die Dinge stellen sich ja häu-
fig extrem konkret. Es gibt die "häufig aufgetretene Er-
fahrung, daß Absprachen vorzüglich geklappt fiaben.
Auch Absprachen bezüglich unterschiedlicher Wider-
standsformen. Es gab Situationen, wo es aus meiner
Sicht richtig war, sich von Erscheinungsformen auf De-
monstrationen knall- und knüppelhart zu distanzieren.
■ Ich erinnere zum Beispiel an eine Brokdorf-Demonstra-
tion in Hamburg durch St. Georg, wo ziemliche Verwü-
stungen nicht nur an Banken, spndern an ganz kleinen
Einzelhandelsläden, türkischen Läden und sonstwas.
stattgefunden haben.
f>itz: Was willst du denn damit sagen?
Ebennann: Ich will dann auch die politische
. Freiheit haben, und nicht unter diesem blöden Druck,
man darf sich nie distanzieren, stehen, und sagen kön-
nen, daß das. was da gelaufen ist, gegendie Intention der
Demonstranten und gegen die Verabredung war. De-
monstrationsteilnehmer sind prinzipiell gefährdet durch
Polizeieinsätze, das kann niemand ausschließen. Aber
wenn auf einer Abschluß-Kuhdgebung.unmittelbar nach
Tschernobyl sehr wenige sich nochmal vornehmen, die
örtliche Sparkasse zu demolieren, ist das eine Gefähr-
dung auch derjenigen, die unter anderen Vorzeichen da
sollte. Damit wird plattgewaizt auch jedes rationale Mo-
ment. Es gibt das Abfotografieren von Demonsti^tio-
nen; es gibt Menschen, die haben eine Lehrstelle, die ha-
ben eine berufliche Planung oder die wollen persönlich
da nicht belangt werden, und die können ganz gut erklä-
ren, warum es auch gute Gründe gibt, auf Demonstratio-
nen nicht erkannt zu werden. Es gibt eine Dämonisie-
rung von Helmen. Es ist sozusagen schon langsam pein-
liches Bekennertum, wenn ich sage, ich bin nach Birok-
dorf, damals, nur gegangen mit Helm^ weil die Erfah-
rungen sprachen dafiir, daß das für die Schädeldecke an-
gemessen ist. Es gibt jetzt diese Dämonisierung und es
gibt jetzt praktisch eine Vermischung der Debatte, um
Kampfformen, die auch aus meiner Sicht überwunden
werden sollten, mit einer Diskussion, die insgesamt da-
hin drängt, doch die Gegnerschaft zu diesem Gesell-
schaftssystem und diesem Sjaat aufzugeben.
Stamm: Der Streit, nicht die Distanzierung. das
ist nämlich was ganz anderes, um die Frage, wie drücken
wir unseren Widerstand zu der Pohtik, die hier gemacht
wird, aus; mit welchen Methoden, in welchen Formen,
mit welchen Ab*^ rächen — dieser Streit muß geführt
werden. Wenn L .er sagt, man kann nicht ausschhe*
;'en, daß es Auswüchse gibt, das stimmt, aber wenn er
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sagt, das ist eine soziale Wirklichkeit, dann finde ich das
ein bißchen zu pauschal. Das hört sich so an. als könnte
man an dem jetzt vorhandenen Zustand nichts ändern.
Ich sehe auch aus den Beiträgen der beiden Vertreter aus
dem autonomen Spektrum, daß nicht die Bereitschaft
wächst, auf Erpressungen zu reagieren, sondern die Be-
reitschaft zu sagen, ich hab einen Bauch, ich hab Haß.
aber ich hab auch einen Hirnkasten, und der ist vielleicht
in einer bestimmten Phase nicht optimal eingesetzt wor-
den. Einen Hirnkasten, der sich bemüht um eine größere
. Wirkungserzielung. Wenn ich in dieser Weise in die De-
batte einsteige, dann schaffe ich bei all denen, denen es
um was geht, eine Möglichkeit, in einen Austausch zu
kommen, in einen Streit zu kommen, in dem vielleicht
auch bestimmte Mittel fallengelassen werden. Das ist
aber nicht die Voraussetzung, was gemeinsam zu ma-
chen, sondern das wäre dann das immer wieder neu her-
zustellende Resultat von Auseinandersetzung, von Streit,
und an e'iner bestimmten Stelle sagt man dann halt auch
manchmal: Nee, das akzeptieren wir nicht. Was Thomas
eben gesagt hat. die Freiheit zu behalten, auch mal Nein
^ ;ben. und zwar bei allen Beteiligten.
Ebermann: Das basiert auf Solidarität, und die
ist im Moment so angekratzt...
Stamm: Ja. laß mich doch mal trotzdem sagen,
wie man sie, glaube ich. nicht wiederherstellen kann: im
Hochhalten des Jeder-kann-machen-was-er-will. Das
war unsere vorherige gloriose Haltung. Das ist gegensei-
tiger Opportunismus. Das heißt nämlich, ich misch mich
nicht in die Vorstellungsweise, in die Gedanken der ande-
ren Seite ein. utid ich wiU auch nicht, daß die sich bei mir
einmischen, sondern wir lassen uns so, wie wir sind. Das
halte ich für falsch. Wir dürfen uns nicht so lassen, wie
wir sind, sondern wir müssen sagen: In irgendeiner Hin-
sicht stricken wir, wenn es denn einen Sinn haben soll, am
selben Strumpf. Wir müssen herausfinden, wo effizien-
tere Einsatzmittel liegen, Aber da gibt es ein Problem, wo
man wahrscheinlich nichts machen kann: Daß es diese
Formen von, sagen wir mal, Zwillcnpolitik auch gibt, ja,
daß es einen bestimmten Einsatz von Gewaltmitteln gibt,
deren Mittelcharakter langsam verschwindet. Das hat
was damit zu tun, daß wir gesellschaftliche Kräfte reprä^
sentieren, die aus eigener Kraftentfaltung, gesellschaftli-
cher Kraftentfaltung, sowas wie eine Machtfrage nicht
stellen können. Das ist ein Problem. Wenn man die
Machtfrage als gesellschaftüche Gruppe aufgrund der
ökonomischen Stellung nicht stellen kann, dann ist die
Gefahr, daß da Durchgeknalltheiten entstehen, sehr viel
größer, die eingesetzte Gewalt wird scheinbar sehr viel
martialischer, als wenn zum Beispiel das Proletariat halt
einen Streik macht und die Bourgeoisie zu was zwingt.
Dann gibts ganz viele Gewerkschaftsführer, die sagen,
das war total gewaltfrei, da hats kein Blut gegeben, da hat
m^n jemand in die Fabriktore nicht reingelassen. Das ist
ein sehr viel effizienterer, viel mächtigerer Gewalteinsatz
gewesen, und trotzdem ist er in der Wahrnehmung weni-
ger militärisch, weniger brutal, weniger bös erschienen
um die moralische Seite auch mit reinzubringen. Wir ha
ben im Augenblick in der Bundesrepubük keine Aussich
tcn, wir haben prinzipiell aus eigener Kraftentfaltungs-
möglichkcit nicht die Chance, die wesentlichen Anlie-
gen, die wir auf dem Zettel haben, durchzusetzen. Sie
können nur in gebrochener Form, aufgegriffen von an-
deren Kräften in der Gesellschaft, in Tfeilen realisiert wer-
den. Und weil das so ist. müssen wir auch die Frage, wie
definieren wir unsere Gegnerschaft zu dem vorhandenen
Status Quo, präziser f^sen. Die Gegnerschaft zum Sta-
tus Quo ist immer. Langer, da kann noch so viel Wille
nichts dran ändern, in der Gefahr, integriert zu werden,
versöhnt zu werden, und es wird den ständigen Kampf
geben. Schritte zu machen, die ein Sicheinlassen bedeu-
ten, und zugleich wieder die Entfernung .zu den Integra-
tionsangeboten hinzukriegen. Das ist der Eiertanz. Und
die eine Richtung, die es gegenwärtig im weiteren Sinne
n den kritischen Teilen dieser Bundesrepublik gibt, die
etzt voll darauf zu sagen, nun machen wir mit, und das
ommt dann in diversen Stellungnähmen raus, bis hin zu
t Schily, der sich nach 10 Jahren RAf-Versöhnungs-
ebatte überlegt: »Was würd* ich machen, wenn ich im
isenstab sitz?«. Das hat er in der Debatte ausdrücklich
esagt. Und das Ganze läuft dann unter gewaltfrei. Das
st irgendwie pervers, aber das ist so. Die andere Seite ist,
ie Unversöhnlichkeit festzuhalten, ohne zu wissen, daß
- in dem. was wir gesellschafthch sind — immer objek-
iv bei aller Differenz ein Element von Integration auch
, St. Die Hafenstraße hat einen Schritt auch der Inte-
ration gemacht, und ich behaupte, es gibt für die Kräfte.
ie wir repräsentieren, keine andere Möglichkeit, als den
iertanz zwischen Integration und Nicht -Integration im-
imer wieder aufs Neue zu beleben, immer wieder dieses
Spannungsverhältnis herzustellen,
i In den nächsten Jahren ist 'ne intensive Maul-
wurfphase angesagt. Eine intensive Maulwurfphase, um
|die Voraussetzungen dafür wieder zu schaffen, daß der
cgenwärtig dominierende Integrationsprozeß gestoppt
wird.
Fritz: Also ich weiß nicht — ich will erst mal
weg von dieser diffusen Begriffsklotzerei, von dieser rhe-
torischen Großklotzerei. Das geht mir ziemlich auPn
Keks. Ich sitz hier, um wesentliche Punkte zu diskutie-
ren, die darum gehen, wie ist die Situation nach Frank-
furt einzuschätzen. Gewaltspirale, wo wird in der Linken
darüber diskutiert, also über die Begriffe Abrüstung*
und von wegen neuer Formen von Widerstand, von 'pas-
siver Gewalt*. Es geht ganz konkret darum, erst mal zu
schnallen: Wir sind hier in einer ganz anderen Situation
als meinetwegen noch vor fünf oder zehn Jahren. Wir
haben hier 'ne Situation, wo uns 1kg für Tkg Lebensbe-
dingungen mehr und mehr entzogen werden, kaputt ge-
macht werden. Wir haben vorhin über den atomaren Ho-
locaust gesprochen, wir haben auch ganz schön Günther
Anders zitiert, das Gesicht eines immer größer werden-
den technologischen Faschismus* entwickelt sich lang-
sam, wenn ich an so Begriffe wie Umstrukturierung,
Neue Tfechnologien, Überwachung, was weiß ich, denke.
Da frag ich mich wirklich: Wann setzen wir da mal 'nen
Punkt und labern nicht nur immer drum herum. Setzen
'nen Punkt und sagen: Wie können wir, statt immer nur
antitative Antworten mit 300.000 auf 'ner Demo oder
Menschenketten um 'nen Bauzaun, wie können wir end-
lieh mal dieser Herausforderung qualitativ begegnen?
Statt nur immer zu theoretisieren. Wie können wir end-
lich mal Praxis entwickeln? Also ich find's Quatsch, zu
sagen, wir können jetzt oder in näherer Zeit die Macht-
frage stellen. Ich denke, wir müßten doch einfach auch
mal wagen, bestimmte Sachen zu denken und zu ma-
chen. Nämlich zu überlegen, praktisch — und da fängt
die Frage für mich an — : Was ist das, wenn da geschossen
worden ist in Prankfurt? Ist das nicht einfach mal die
[Logik eines Gedankens, der bis zum Ende gedacht wor-
en ist? Mal jetzt auch 'nen bißchen zynisch gesagt. Ist
as nicht also auch *ne Diskussion, die so geführt werden
uß? Noch mal 'ne neue Auseinandersetzung, auch wie
Ünther Anders sagt, daß man den Leuten, die uns an-
rohen, das zu tun, daß wir denen das auch androhen,
nd nicht nur androhen bzw. irgendwann einmal überle-
en, das auch wirklich zu machen. Und die Frage da-
ach: Gibt es dann legitime oder gerechte Gewalt, die da-
u führt, daß wir hier die Machtfrage stellen bzw. irgend-
ann einmal in der theoretischen und auch in der präkti-
tien Auseinandersetzung dieses System nicht reformie-
en, sondern so ändern, daß' es hier diesen Begriff von
befreiter Gesellschaft' gibt. __^
~ Schabart: Ich bestreite ja mitnichten die Not-
wendigkeit eines effektiven Widerstands gegen lebensbe-
drohende Maßnahmen in diesem gesamten technologi-
schen Bereich, im militär technologischen ebenso wie im
ziviltechnoloßischen Bereich, ob das nun AKWs. ob das
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Atomwaffen sind, ob Waldsterben, ob chemische Indu-
strie, Vergiftung unserer Weh. Und ich bin ja der, der
sagt: Ein ganz klares eindeutiges Ja zum Widerstand.
Der Streit geht ja nicht um die Notwendigkeit von Wi-
derstand, der Streit geht ja nicht mal utn die Notwendig-
keit von sehr radikalem Widerstand, sondern der Streit
geht darum, welche Mittel setzen wir im Rahmen unseres
radikale n Widerstandes ein.
Ich bin der Ansicht, daß ein klug und entschie-
>en geführter Widerstand auf der Ebene von zivilem Un-
gehorsam und gewaltfreiem Widerstand sehr wohl ein
radikaler sein kann, und daß Anwendimg von menschen-
verletzendcr Gewalt letztHch — abgesehen von meinen
Eingangsprämissen, die ich nicht noch einmal wiederho
len will — auch noch ein Ausdruck von eigener Hoff-
nungslosigkeit und Ohnmacht ist. Ich sage, es kann einen
radikalen Widerstand — vorausgiesetzt, es gäbe darüber
eine Verabredung, einen Konsens in der Bewegung —
auch ^uf der Ebene von zivilem Ungehorsam und ge-
waltfreiem Widerstand geben, der viel eher geeignet
ist, so Aha-Ef fekte in den grauen Zellen der Menschen
hervorzurufen als. die Zwillen, die Steine und die Mol-
Friiz: Einen Satz nur: Steine, Molotbwcock-
tails, Zwrllen machen nicht die Mittel des militanten Wi-
derstands bei Autonomen aus.
Schubart: Menschenverletzend, Fritz, von dem
rede ich hier: Alles, was geeignet ist, Menschen durch
Menschen zu verletzen. Üb?r alles Übrige können wir
uns sehr wohl hier einigen. Mihtant ist ein Widerstand,
der diese Mittel ausschließt, aber alles andre einschließt:
Bauzaunverletzung oder Pflugscharaktion oder alles an-
dere, da werden wir uns sehr schnell einigen. Das ist ja ge-
rade die Streitfrage: All die Mittel, die geeignet sind,
Menschen durch Menschen zu verletzen, die will ich aus-
geschlossen sehen. Über alles Übrige ... Ich hab' nichts
gegen Vermummung, ich hab' nichts gegen einen kaputt-
gemachten Bauzaun. Im Gegenteil. Das ist für mich *ne
Frage der Opportunität. Wenn ich eingeworfene Schei-
ben mißbillige nach 'ner Demo, dann nur aus Zweckmä-
ßigkeitserwägungen.
Grcmliza: Wenn es um die kleinen grauen Zel-
len geht, also um Aufklärung, ist es natürUch auch sehr
fraglich, was an Aufklärung bewirkt wird durch Sitz-
blockaden und Menschenketten. Es ist ja durchaus nicht
ausgemacht, ob die nicht eher zur Verblödung als zur
Aufklärung* beigetragen haben. Und die Debatte über
den militanten Widerstand, wie die ganze Bewegung der
Autonomen, ist ja nicht zu trennen von den Erfahrun-
gen, die mit Groß-Demonstrationen und mit Prominen-
ten-Sit-Ins vor Kasementoren gemacht wurden. Ich mei-
ne, daß wir die Kritik, die in diesen militanten Aktions-
formen liegt, ernster nehmen müssen. Mit einer Auffor-
derung an die MiUtanten, wieder an den so erfolgreich
»Es gab einen
Wettlauf um die
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besten Plätze
hinter den Särgen«
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organisierten Veranstaltungen sich zu beteiligen, mit de-
nen wir schon s o schrecklich viel erreicht haben — damit
ist nichts Äetan.lGerade wenn wir's so kühl und taktisch
sehen, wie Michael Stamm das vorgeschlagen hat, kön-
nen wir erkennen, daß die Militanten die politische Posi-
tion der Gewaltlosen nicht schwächen müissen, sohdern
stärken können. Da hält ein Landesvorsitzender des
»Bundes für Umwelt und Naturschutz« eine Rede vor
Richtern und Staatsanwälten, erzählt, daß die Mitglieder
seiner Bewegung in Frust versinken und sagt diesen Rich-
tern und Staatsanwälten, er befürchte das Heraufkom-
men eines 'Umwelt schützte rrorismus*. Damit drohen zu
können, macht ja seine Position nicht schwächer. Es liegt
Stärke in dieser Drohung mit einer Gewalt, die er selbst
gar nicht organisiert. Das machen andere. Da kann er
auch gar nichts gegen tun. Die entsteht. Ein so rationaler
Umgang mit Militanz ist wichtiger als Formen von Diszi-
plinierung, Distanzierung und Aufrufen wie dem da in
der »taz«, den Aschu unterschrieben hat.
Und der zweite Aspekt: Es ist ja tatsächlich so,
daß sich innerhalb dessen, was sich mal 'der parlamenta-
rische Arm der Bewegung' genannt hat, nämlich der grü-
nen Partei, eine rasante Entwicklung nicht hin zum
Maulwurf, Michael Stamm, sondern hin zur vöUigen
und bruchlosen Versöhnung mit diesem Staat, zu einer
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offensiven Anerkennung des staathchen Gewaltmono-
pols herausgebildet hat. Dieser Wettlauf um die besten
Plätze hinter den Särgen der beiden Polizisten weckt den
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Verdacht, es gehe gar nicht um Thiuer und/oder Gewalt,
sondern um staatsbürgerlichen Unterricht.
Schabart: Also da muß ich ganz scharf wider-
sprechen. Ich habe überhaupt nichts mit den Ifeilen der
Grünen im Sinn, die das staatliche Gewaltmonopol nicht
nur anerkennen, sondern es geradezu glorifizieren, also
die Gewaltbefürworter sind. Daß wir jedwede staathche
Gewalt — und das ist die immer am Anfang stehende Ge-
walt — strikt ablehnen. Die staatlich organisierte Gewalt
— dabei bleib ich — ist die aller schhmmste Gewalt. Die
Historie brauch ich hier nicht weiter aufzuführen. Ich ge-
hör nicht zu denen, die sich von irgend jemandem — und*
sei's auch nur auf die heimliche oder unterschwellige Art
^ in einen Integrationsprozeß einbinden lassen. Unsere
ganze Opposition, jähre- und jahrzehntelang, erst in der
SPD, dann in den grünen Listen usw., werden wir jetzt
nicht über Bord werfen, nur um mit irgend jemandem
Frieden zu schließen. Darum geht es überhaupt nicht.
Worum es geht, ist einmal die grundsätzliche Einsicht in
die Frage der Verwerflichkeit von menschenverletzender
Gewalt. Das ist, geb ich zu, eine prinzipielle Einsicht. Sie
ist, hab ich am Anfang auch gesagt, näher nicht be-
gründbar, und sie^teht mit all dem, was der Michael sehr
zu recht kritisiert hat, furchtbar ambivalent im Raum,
weil sie einfach damit nicht fertig wird, daß es irgendwo
doch Anwendung von Gewalt nicht nur geben muß, son-
dern sie sogar gerechtfertigt wird, auch von mir — Dritte
Welt, Faschismus und solche Verhältnisse, mit denen wir
es hier nicht zu tun haben. Das ist der Ausgangspunkt,
und nur die Ablehnung von menschenverletzender Ge-
walt, das ist das A und O. Und das zweite, Hermann, wo
ich Dir auch widersprechen muß, ist diese einfache Be-
hauptung: radikaler gewaltfreier Widerstand ist ''voll-
ständig ineffektiv. Ich gebe zu, man kann keine verifi-
zierbaren Erfolge nachweisen. Aber man kann doch
nicht bestreiten, daß in den Köpfen eine partielle Verän-
derung stattgefunden hat, die einfach daran festgemacht
werden kann, daß heute etwa zu den Fragen Krieg und
Frieden, Militärapparat, Atomtechnologie ein ganz an-
deres Bewußtsein in der Bevölkerung herrscht als in den
siebziger Jahren. Ich frage mich, worauf ist dieser Be-
wußtseinswandel zurückzuführen? •
Ebermann: Also über Erfolge zu referieren,
und zwar schematisch getrennt, beider Aktionsformen
oder beider gesellschaftUcher Lager, das macht mir viel
weniger Probleme. Ich würd einfach sagen: NatürUch
auch durch andere Sachen begünstigt, ist nachgewiesen,
daß man -soviel Druck hinkriegen kann, daß das Atom-
kraftwerk Wyhl nicht gebaut wird. Dann, kommen die
Abstriche: Energiezuwachsratenberechnungen traten'
nicht ein und so weiter und so weiter. Und ich würde auch
sagen, 'ne ziemhch militante Szene in BerUn ist erfolg-
reich gewesen bei Hausbesetzungsaktionen.
Aber ic* will noch mal z u diesem von Hermann
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in bestimmten Kreisen auch der Partei, der ich angehöre
aber auch darüber hinaus, ein ganz anderes Bedrohungs
empfinden ausgeht als das der Gewalt oder der Störung
von Abläufen eigener Demonstrationeir oder sonstwas
Daß es also als bedrohlich angesehen wird, nach was für
radikalen Lebensformen dort gesucht wird. Und zwar
nicht im Schöner-Wohnen-Frischtapeziert-Blumenum-
getopft-Stil, sondern daß die Autonomen zugleich auch
immer sich der persönlichen Konsequenz aus der politi-
schen Analyse gesteUt haben. Ich glorifiziere das nicht.
Aber als Bürger an der Hafenstraße spazierenzugehen
hat nicht nur die Implikation: die schrecklich Ver-
mummten und die Barrikaden zu sehen, sondern auch zu
wissen, daß da Leute rummachen, die mit ein paar The-
men wie eigener Kühlschrank und sichere Rente und Ei-
genheim durch sind. Und ich glaube, daß deswegen ein
l^il der jetzt überschäumenden Distanzierung gegen die
Autonomen auch sowas hat wie: Entschuldigung des ei-
genen Lebens, Beweihräucherung der eigenen Kampf-
form, also des eigenen Sich-Zufriedengebens mit Sym-
boUk, mi t Aktionsformen, in denen einem nichts passic-
ren kann.lDas dlt nicht für einice Beisniele. die AKrhn
angeführt hat. Wenn ich das Heft »Graswurzelrevolu-
tion« lese, dann wäre es ganz ungerecht, weiterhin zu be-
haupten, daß Leute, die gewaltfrei agieren wollen, damit
irgendwie Versöhnung mit Staat oder Versöhnung mit
vorgefundenen gesellschaftlichen Verhältnissen betrei-
ben. Sondern die diskutieren unter dem Vorzeichen: Wir
glauben, daß unser Weg effektiver ist; unser Weg ist nicht
der Weg der größeren Reputation oder der Vereinbarkeit
von Oberstudienratlaufbahn und ab und zu mal Demon-
stration, wobei man bei der Demonstration den Polizi-
sten eine Blume übergeben muß, was nicht nur Respekt
vor der Person des Polizisten, sondern auch Respekt vor
dem eigenen Beruf bedeut et. Das ist nicht die Position
zum Beispiel' solcher Leutc.| Aber die Autonomen stehen
LUch für so etwas wie: Analyse ernstnehmen und sein Le-
n danach einrichten. Und das ist bedrohlich für alle,
ie. diese apokalyptischen und richtigen Analysen lesen,
ich aber selbst einen Weg machen, wo man in gewisser
Ignoranz dieser Analysen weiterleben kann, und ich rede
in Gutteil über mich. Karl-Heinz Roth hat diese Frage
lal am Beispiel der frühen RAF thematisiert. In sei-
ler Kritik an deren Kampfmethoden hat er gesagt: Wir
haben uns vor radikale Fragen gestellt, nämlich vor
die Konsequertz, sein Leben so einzurichten, wie es der
politischen Analyse entspricht. Und das erklärt einen
il des Hasses, der den Autonomen jetzt entgegen-
schlägt ,
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Deutsche Botschaft
blockiert
Paris (SiS) Rund 100 Franzosen der
Landesmelropole, haben am 3. Ok-
tober aus Protest gegen die bayeri-
schen Zwangsmaßnahemen in Sa-
chen AIDS die deutsche Bolschaft
F
blockiert. Die Sitzblockade wurde
nach 40 Minuten von der Pariser Po-
lizei aufgelöst, ohne daß es zu Fest-
nahmen kam. Während der Blocka-
de informierlen die Teiloehrper die
vorübergehenden Passanten mit
Flugblättern über d«n Anlaß ihrer
Aktion und ihre Forderungen. Kon-
takte mit der Botschaft gab es wäh-
rend der Aktion nur mit deren Haus-
meister, der eines der Flugblätter
holte. Daraufhin wurde ofTensicht-
lich die Räumung beantragt. Organi-
sator der Blockade war die Schwu-
lenvereinigung /JGO/M.
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Hardliner" nach Bayern
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' MÜNCHEN. 28. Dezember (dpa). Er-
staunen . und Befremden hat bei aner-
kannten Aids-Experten die Berufung des
schwedischen Arztes Michael Koch durch
den bayerischen Innenstaatssekretär
Peter Gauweiler (CSU) ausgelöst, der den
AUgemeinmediziner mit . der Aufklä-
rungsbQratung des staatlichen Gesund-
' hei^ienstes betraut hat Professor
Friedrich Deinhardt, Mitglied des wissen-
sche^ichen Aids-Beirates zur Beratung
der Landesregierung und Vorstand des
Max-von-Pettenkofer-Instituts. erklärte
am Montag auf Anfrage, er empfinde
„starkes Befremden", daß der Beirat vor
der Berufung des Arztes weder infor-
miert noch gefragt worden sei. Koch gilt
als „Hardliner", jefer von Gauweiler als
Befürworter seiner strengen Linie zur
Eindämmung der tödUchen Immun-
. Schwächekrankheit geschätzt wird. In
Ibcpertenkreisen ist der Schwede wegen
.. seiner Aids- Prognosen umstritten. '
Die in München anwesenden Beirats-
mitgliedef hatten sich laut Deinhardt
kurzfristig vor Weihnachten getroffen,
: um über die Berufung Kochs zu spre-
' chen. Einige Mitglieder hätten erst aus
., der Presse von der Verpflichtung des
wissenschaftlich umstrittenen Arztes er-
fahren. Sie seien erstaunt gewesen, daß
nicht ein anerkannter deutscher Wissen-
schaftler für Kochs jetzige Aufgabe ge-
funden werden konhte, der mit dem hie-
sigen Cresundheitsdienst vertraut ist Die
vom Innenministerium vorgelegten Refe-
renzen für Koch bezeichnete Deinhardt
als „sehr allgemein". Es stehe fest daß
Koch weder ein offizieller Aids-Berater
der schwedischen Regierung noch der
Weltgesundheitsorganisation sei.
Dennoch hatte Gauweiler Ende April
im Vorfeld einer Aids-Anhörung in Mün-
chen den Mediziner als „Leiter der
zuständigen schwedischen Gesundheits-
behörde" präsentiert Am Rande des Hea-
rings hatte Koch zudem offen für eine
private Computer-Software-Firma gewor-
ben, die Verfahren für die Berechnung
der Ausbreitung von Aids anbietet
Gauweiler verpflichtete Koch für rund
100 000 Mark jährlich. Er soll bei der
Aids-Aufklärung im Öffentlichen Gesund-
heitsdienst im Rahmen des Bayerischen
Aids-Maßnahmenkatalogs tätig sein.
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Für den S PD- Ratsherrn sind
Lesben ganz einfach krank
Ein Professor fühlte sich durch den
Lauf der Ereignisse an^regt der lust-
vollen Leserschar die Leviten zu le-
sen: „Viele Menschen", so wetterte er
in der „Rheinischen Post", „betrachten
heute die SexuaUtät ausschließlich als
eine Quell« von Lustgefühlen zu ihrer
persdtilichen Befriedigung.''
Dabei bitte das Ganze lediglich den
Sinn, „«ine geschlechtliche Forti^an-
zung einzuleiten und damit eine Neu-
kombination der Erbanlagen bei den
Nachkommen herbeizuführen". Folge-
richt^ könne man homophile Frauen
und Männer, die autenmd ihrer Se-
xualpraktiken „fottpflanziuigsunfähig
sind, mit guten Gründen als krank de-
finieren".
Genau dies hatte ein Ratsherr der
nordrhein-westCälischen Landeshaupt-
stadt imgestraft getan und dadtirch
eine seit Wochen in der auflagenstark-,
sten Tageszeitung Düsseldorfs anhal-
tende Diskussion über das Für-und-
wider-Natürliche von Lesben und
Schwulen entfacht Es geschah auf
der Sitzung des Sozialausschusses
Mitte März, als es galt über einen
.Antrag auf Bezuschussung zu den
Betriebskosten" des Cafes Rosa Mond
e. V. in Höhe von 26 630 Mark zu be-
finden, den das Kommunikationszen-
trum füt Lesben und Schwule „mit
der freundlichen Bitte um Bec^chtung"
an den'^ Rat der Stadt Düsseldorf ge-
stellt hatte. Ziel dieser Einrichtung ist
es, durch „Aufklärung in der Öffent-
lichkeit Vorurteile abzubauen".
Bei der anschließenden Diskussion
um den Antrag näniUch fielen Äuße-
rungen, die den Professor zu seinem
aufklärerischen Leserbrief animier-
ten, Streit innerhalb von SPD und
CDU säten und das Thema Lesben
und Schwule zur Überbrückui^ des
österlichen Themenlochs in der Lokal-
presse hochjubelten. Willi Terbuyken
(CDU) hatte sich zu der Formulierung
verleiten lassen, Homosexuelle seien
mit seinem Menschenbild nicht ver-
tretbar, Ratsherr Artur Farrenkopf
(SPD) in dem Zusammenbog von
kranken Menschen gesprochen.
Daraufhin geschah erst mal nichts.
Niemand protestierte, die Presse be-
richtete brav. Der Rat fuhr in die
Ferien. Als eine der ersten regte sich
- 67 -
die CDU-Landtagsabgeordnete Anne
Heume Siepenkothen, die in den Äuße-
rungen einen Vergleich zog zu dem,
was der inzwischen zurückgetretene
Korschenbroicher Bürgermeister Graf
Spe^e gesagt hatte; der davon gebro-
chen hatte, daß, um den Haashaltsetat
seiner Gemeiz^ auszugleichen, »^
paar reiche Joden erschlagen weiaden"
müßten. Dies sei das gleiche Kaliber»
so die Christdemokratin.
Als dann noch vom Rosa Mond e. V.
verlautete, hier kämen ähnliche Ge-
düiken auf, wie die, die damals ^en
Nazis als Vorwand für die Tötung von
etwa 100 000 homosexuelleh Men-
schen in den Konzentrationslagera
diente", ärgerte sich der Düsseldorfer
CDU-Fraktiozisyorsitzende Hans Funk
lautstark: „Aber man wird doch wohl
sagen dürfen, daß etwas seinem Men-
schenbild nicht entspräche."
Ganz in der Tradition von Politi-
kern, die Gesagtes im nachhinein völ-
lig anders gemeint haben, als es die
Hörer in ihrer Naivität . verstanden,
trudelten von Terbuyken und Farren-
kopf denn auch plötzlich Entschuldi-
gungen, Distanzierungen und Neuin-
terpretationen ein. Der CDU-Mann
fühlte sich „sehr betroffen", und zwar
nicht von seinen Äußerungen, sondern
von der Presseberichterstattung. Er
habe selbstverständlich nicht Homo-
sexuelle und Lesben gemeint, sondern
sei lediglich dagegen gewesen, ,4aß
hier mit öffentiicnen Steuergeldem
ein Caf6betrieb mit ungezwungener
Atmosphäre, wo man/frau sich ken-
nenlernen ' kann, finanziert werden
sollte". Und aus Bad Herrenalb, wo
Farrenkopf gerade icurt, bedauerte der
Sozialdemokrat, daß seine Äußerun-
gen so wie geschehen aufgenommen
worden sind. Das Krankhafte habe
sich gedanklich bei ihm auf die
Krankheit AIDS bezogen, interpretiei^
te er sich selbst völlig neu.
Der „Rheinische-Posf'-Leser Profes-
sor Günter Schneider hatte dann den
Faden weiter gesponnen: „Ganz si-
cher", so schrieb er, „bedeute- es aber
keine Diskriminierung, wenn Homo-
sexuelle als Kranke bezeichnet wer-
den, ebensowenig wie Diabetiker, Hy-
pertoniker oder AIDS-Patienten . . ."
INGRID MÜLLER-MÜNCH (Köln)
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1935
Der faschistische Staat formuliert
eine verschärfte Fassung des Pa-
ragraphen.
1969
In der &RD wird die Nazi-Fassung
lies Paragraphen verändert. Die Dis-
kriminierung aber bleibt.
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§175
(1) Ein Mann, dar mll «Inem anderen
Mann Unzucht IraibI oder sich von
Ihm <ur Unzucht mißbrauchen lAftt,
,, wtfd mit Gefängnis bestraft.
Bei einem Beteiligten, der ^ur Zeit
der Tat noch nicht 21 Jahre alt
' war, kann das Gericht In beson-
ders leichten Pillen von Strafe at>-
sehen.
§175a
Mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren, bei
mildernden Umstanden mit Gatflngnis
nicht unter drei Monaten, wird b»>
straft: -
1. ein Mann, der einen anderen Mann
mit Gewalt oder durch Drohung mit
gegenwärtiger Gefahr für L^lb und
Leben nOtlgt, mit Ihm Unzucht zu
treit)en oder sich von Ihm zur Un-
zucht mißbrauchen zu lassen;
2. ein Mann, der einen anderen Mann
unter Mißbrauch einer durchein
Dienst-, ArbeltSKxler Unlerord-
nungsverhflltnis begründeten Ab-
hängigkeit bestimmt, mit Ihm Un-
zucht zu treiben oder sich von Ihm
zur Unzucht mißbrauchen zu las-
sen; .
3. ein Mann Ober einundzwanzig Jah-
re, der eine mflnnllcfie Person unter
einundzwanzig Jahren verfQhtt, mit
Ihm Unzucht zu treiben oder sich
von ihm zur Unzucht mißbrauchen
zu lassen;
4. ein Mann, der gewerbsmäßig mll
Männern Unzucht treibt oder von
Alannern sich zur Unzucht mißbrau-
chen laßt oder sich dazu anbietet.
$175
ti) Mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jah-
ren wird bestraft:
1. ein Mann Über Iß Jahre, der se-
xuelle (Handlungen an einem ande-
ren Mann unter 21 Jahren vor-
nimmt oder an sich vornehmen
laßt;
2. ein Mann, der einen arideren Mann
unter Mißbrauch einer durch ein
Dienst-, ArbeitSKxJer Unterord-
nungsverhai (nis begründeten Ab-
hängigkeit dazu bestimmt, sexuelle
Handlungen an dem Tater vorzu-
nehmen oder an sich von dem Tä-
ter vornehmen zu lassen, oder
3. ein Mann, der sexuelle Handlun-
gen gewerbsmäßig an Mannern
vornimmt oder von Mannern an
sich vornehmen laßt oder sich da-
zu anbietet.
(2) In den Fallen des Absatzes 1 Nr. 2
Ist der Versuch strafbar.
(3) Bei einem Beteiligten, der zur Zelt
der Tat noch nicht 21 Jahre alt
war, kann das Gericht von Strafe
absehen.
1973
Die zweite Veränderung ist ein Fori-
schritt, bringt aber, keine Gleichbe-
rechtigung der Schwulen. Das lliin-
desverrn«ungsgrric-hl argumentiert
auch 1973 mit dem Sitlerigesctz.
1945
Nach 1943 wird diese Fas$ung in
der BRD übernommen. Schvnile
werden harter bestraft als vor
1933.
Das »undcsvcrfa5sung.sgcriclit be-
gründet die VertassungsniJlßigkcit
mit dem Sittengesetz.
$175 Homosexuelle Handlungen:
0) Ein Mann über Iß Jahre, der se-
xuelle Handlungen an einem Mann
unter 16 Jahren vornimmt oder von
einem Mann unter 18 Jahren an
sich vornehmen laßt, wird mit Frei-
heitsstrafe bis zu 5 Jahren oder
mit Qeidstrsfe bestraft.
(2) Bei einem Belelllgten, der zur Zelt
der Tat noch nicht 21 Jahre alt
war, kann das Gericht von einer
Bestrafung nach dieser Vorschrift
absehen.
Sdiwiie
tfedit
die SynixiLik der
Die Diskussion über die ^finnliche
Identität, sei sie nun überschrieben
nri-t '^Knnere^lanzipation ' , 'Rollen-
veränderung' oder 'I^nnerbewegung' ,
hat einen positiven Aspdct: die Kri-
tik des >&inlichkeit^eaLs gefähr-
det den Konsens der HERRschenden auf
weltanschaulicher Ebene,
gelten nicht als 'richtige'
und ^ die Existenz
. Schwule
l^imer,
schwuloi
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Sütkultur kann nicht darüber hinweg-
täuschen, daß homosexuelle l^finner
'draußen im Lande' den schärfsten
Diskriminierungen ausgesetzt sind,
Konsens beinhaltet eine
stiimite Sexualpolitik unter >finnem.
Schwule, Tunten und Bisexuelle ge-
fährdoi die Synix)lik der ^facht , weil
sich die Herrschenden durch
Formen von I^finnlichkeit
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Fialen Grenzen und ihre eigene
- 68 -
4 4
Uberlegöiheit verständigen. Eine
Tunte im Bundestag könnte den Staat
nicht ernsthaft gefährden: aber wel-
che Reakticnen würde sie in der
nannlichen Öffentlichkeit hervorru-
fen!
Hcnoerotik wird
traditicffielli
l^&inerbünden von Fußballverein bis
zur Hitlerjugend toleriert. Der I^bnn
der sich öffentlich dazu be-
verachtet: >fenn darf
n f&i-
aber,
kennt, wird
nicnt passiv sem. mn vco ai
nem als solches verstandenes
sives Sexualverhalten
bei HxDsexualität an
(sie denken
Anal verkehr)
:ellt Herrschaf t über die
Fragi
Analverkdrr
Frauen wird
unzähligen Pornos gezeigt
: r-finnem? Dös tut I^nn nid
aber
I^finner wollen scwohl d
nannlicher wie auch die d
chen Sexualität und Iden
nieren. NKnner bestimnen
Grenzen
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Ji Verg
als eine
Ifemer
waltigungsprozessen , was
solche gilt und was nicht,
wollen entscheiden, wann ferainisti
sehe Forderungen 'vernünftig
und wann 'orthodox'
sind
sterisch
nahmaLos
oder ' hy-
(und im letzten Fall aus^
schrill ' veridindet wer-
den), f&mer bestimnen
Grenzen
des Hutiors, ab wann und bei welchem
Anlaß über Danenimitatoren gelacht
werden darf. ' f&mer grenzen ein,
wann, wie und ob gegen Geschlechter-
normen revoltiert wird. Erotik ist
der Kitzel der Grenzüberschreitung.
Es gibt eme Erotik der l%cht und
Erotik der männlichen Rebel-
lion. >fcffiLichkeit im Kapitalianus
oszilliert zwischen Bhagwan und Mick
Jagger.
Ein wichtig^' propagandistischer
für die neuen f&mer und ein
Erfolg
Aufbruch
zu neuen' Ufern wäre daher
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Durchbruch
öffentlicher
Domn- und
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VON GÜNTER AMENDT
Das ist schade, das ist sein
Recht, das ist auch in sei-
nem Interesse, denn der
Ausgangspunkt meines Of-
fenen Briefes hat sich inso-
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fern verschoben, als Dan-
necker seine von der Bun-
desregierung finan^erte
Befragung an Homosexuel-
len nicht nur plant, sondern
längst begonnen hat. An ei-
ner Öffentlichen Auseinan-
dersetzung kann ihm des-
wegen zu diesem Zeitpunkt
nicht gelegen sein.
Um so mehr bin ich an
dieser Auseinandersetzung
interessiert, weil es bei mei-
ner Kritik an Danneckers
Forscliungsprojekt nicht
um eine private Fehde geht,
sondern um politische Aus-
einandersetzung von hoher
Aktualität: »Im Umfeld der
Volkszählung wirkt deshalb
Dein Vorhaben wie ein Sa-
botageakt an den vielfälti-
gen Bemühungen, Men-
schen vor der Preisgabe ih-
rer Daten und der Offenle-
gung ihrer Meinungen zu
warnen.« (Konkret 5/87)
Die Reaktionen auf mei-
nen Brief waren heftig. Hef-
tig in der Zustimmung, hef-
tig in der Ablehnung. Das
war zu erwarten. Über-
rascht hat mich, daß sich
der Kreis derer vergrößert
zu haben scheint, der jede
Kritik an irgendeiner Maß-
nahme im Zusammenhang
mit Aids als Sakrileg emp-
fmdet, so als sei im Zeichen
von Aids alles erlaubt, zu
fragen unsittlich und zu kri-
tisieren tabu; Wie man aus
einem Kritiker der Kon-
dompropaganda zum Kriti-
ker von Kondomen über-
haupt gemacht wird, wie
Vorbehalte gegen die »Safe-
Sex« Kampagne ift eine
prinzipielle Ablehnung von
Aufklärung ^nd Vorbeu-
gung uminterpretiert wer-
den, habe viele Sexualwis-
senschaftler, die sich dem
Sog der Hysterisierung ent-
gegenzustemmen versuch-
ten, in den zurückliegenden
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KONKRET 7/87
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Monaten erlebt. Ich bin auch Kritikern be-
gegnet, die dem Soziologie-Studenten äh-
neln, den ich am Anfang meines Offenen
Briefes erwähnte. Unumwunden gaben sie
mir zu verstehen, daß sie sich den Luxus mei-
ner Gedanken nicht leisten könnten, daß die
Logik meiner Argumentation zu Konsequen-
zen führe, die unvereinbar mit ihrer berufli-
chen Planung und ihrem 'persönlichen Le-
bensentwurf seien. Das ist klar, dagegen will
ich nicht argumentieren. Tatsächlich sind
solche Auseinandersetzungen notwendig
und unvermeidbar, weil die Entwicklung der
Produktivkräfte auf die Sozial Wissenschaf-
ten und ihr Instrumentarium zurückwirkt.
Wenn sich die Informationstechnologie qua-
litativ derart verändert, daß man von einer
Revolutionierung sprechen muß, dann müs-
sen auch Sozialwissenschaftler ihre Techni-
ken und Methoden einer kritischen Prüfung
unterziehen, denn von allem akademischen
Brimborium gereinigt, besteht die Tätigkeit
des Sozialwissenschaftlers zu allererst im
Sammeln, im Verwerten und im Veröffentli-
chen von Informationen. Da sind Fragen der
Wissenschaftsethik überhaupt noch nicht be-
rührt.
Auch an der Diskussion über einen »kol-
lektiven. Datenschutz« von Minderheiten,
werden die Sozialwissenschaften nicht vor-
beikommen. Sie werden auch nicht länger ig-
norieren können, was sich heute schon an
Widerstand gegen Befragen und Beforschen
formiert. Jede und jeder, die oder der in ge-
sellschaftlich sensiblen Bereichen forscht, ist
diesem Widerstand bereits begegnet. Rück-
laufquoten und Interviewverweigerungen
sprechen für sich.
Mit Homosexualitätsforschung hat das al-
les nur unter anderem zu tun. Was ich über
Homosexualität sage, kommt verschärfend
hinzu. Indem ich mich aber auf Homosexuel-
le konzentriere, stelle ich die Diskussion in ei-
nen historischen Kontext. Die Geschichte der
Verfolgung, der Aussonderung und der Ver-
nichtung ist präsent. Wer diese Geschichte
vergißt, wird in den bayerischen Maßnah-
men eine Skurilität sehen, wer sich eriiinert,
erkennt in diesen Maßnahmen und den sie
begleitenden verbalen Äußerungen die Kon-
' tinuität einer Haltung, die mit einer histo-
risch einzigartigen Systematik ganze Bevöl-
kerungsgruppen herausfilterte und ausson-
derte, um sie dann in einem Verwaltungsakt
unter Hinzuziehung der »Deutschen Reichs-
bahn« — zu deren Beförderungs- und Tarif-
bedingungen — der Vernichtung »zuzufüh-
ren«.
Auf einem von der CSU veranstalteten
Aids-Hearing machte der Münchner Virolo-
ge Gert Frösner den Vorschlag, alle Homose-
xuellen durchzu testen. Diese Ungeheuerlich-
keit wurde nicht etwa als solche, sondern aus
Gründen mangelnder Praktikabilität zu-
rückgewiesen. Der Staat müsse dann Ja, so
der Jurist Hans-Ullrich Gallwas, »erst ein-
mal feststellen können, wer überhaupt ho-
mosexuell veranlagt sei.« Auch in Bayern ein
Unding, meinte der Spiegel- Autor, auf des-
sen Darstellung ich mich stütze. Nun kann
ich tnir in der Tat eine Total-Erfassung von
Homosexuellen nur schwer vorstellen. Ein
Methodenproblem. Beispielsweise wäre das
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Raster der Volkszählung zu grob, um aus ei-
nem Mann, unverheiratet, nicht geschieden
und alleine wohnend einen Homosexuellen
zu machen. Jedoch: Männlich, unverheira-
tet, nicht geschieden, in einer Wohn- und
Wirtschaftsgemeinschaft — da wird das Netz
schon enger. Zusatzinformationen und das
Abgleichen mit anderen Datelen — etwa ei-
ner »Rosa Kartei« — lassen sich relativ leicht
vor Ort bewerkstelligen. Einer deutschen
Verwaltung traue ich diese Feinarbeit jeder-
zeit zu.
Vor Jahren als ich in Jerusalem einer be-
freundeten Psychoanalytikerin von gewissen
Erfahrungen erzählte, die ich auf dem Weg
nach Israel in Jugoslawien gemacht hatte und
dabei Kritik an der in Jugoslawien herrschen-
den Schlamperei einfließen ließ, entgegnete
meine Gesprächspartnerin Nomi Schattner
scharf und ungehahcn: »Was ihr Balkan-
schlamperei nennt, hat vielen Juden das Le-
ben gerettet.« Nicht umsonst hat die Rubrik
»Religionszugehörigkeit« im Fragebogen
der Volkszählung so viel Angst, Irritation
und Kritik provoziert.
Alles, was man tut, und alles, was man un-
terläßt iin Zusammenhang mit Aids, muß
diese historischen Erfahrungen einbezieh«
Es ist bereits zu viel Entlarvendes gesagt w<
den, zu viel Erinncnmgsträchtiges wurde auf
der Suche nach i>Abwehrmaßnahmen« be-
reits öffentlich ventiliert, tmi an diesen Er-
fahrungen vorbeigehen zu dürfen, ohne da-
mit die Verbrechen dieses Systems mit denen
des Naziregimes gleichsetzen zu wollen.
Wer aber will bestreiten, daß Rassismus,
Sexismus, Ausländerfeindlichkeit, Homo-
phobie und ein 'neuer* Antisemitismus Teil
der gesellschaftlichen Wirklichkeit dieser Re-
publik sind? Um das Ganze auf die Spitze zu
treiben und gleichzeitig auf den Kopf zu stel-
len, also ins Absurde zu wenden, frage ich,
ob demnächst mit dner empirischen Unter-
suchung zu rechnen ist , die Juden nach ihrem
Verhalten und ihren Einstellungen befragt,
um dieUrsachen des»neuen« Antisemitismus
zu ergründen. Die Befragung von Homose-
xuellen erscheint mir nicht weniger absurd.
Vor diesem Hintergrund und angesichts
der aktuellen politischen Situation habe ic
Martin Dannecker aufgefordert, sein von
Bundesregierung gefördertes Forschuilgs-
projekt abzubrechen, weil ich nicht verste-
hen kann, wie ein Scxualforscher von seinem
Range eine Homosexuellen-Befragung im
Auftrag einer Regierung, diie an der Homose-
xuellenverfolgung von Staats wegen festhält,
auch nur gedanklich erwägen kann. Die Bei-
behaltung von Homosexualität als Straftat-
bestand, wie eingeschränkt auch immer, ist
beim Stand der internationalen sexualwis-
senschaftlichen Diskussion eine bewußte
Aussage des Staates im Umgang mit einer
Minderheit, die juristische Seite des Pro-
blems also von mehr als nur symbolischer Be-
deutung. Die Bestrafung von Homosexuel-
len ist ehie schwere Verletzung der Men-
schenrechte; egal in welchem Land, egal auf
welchem Kontinent, egal in welchem gesell-
schaftlichen System.
Ich wiederhole : »Bayern ist kein Anachro-
nismus sondern das Pilotprojekt einer an die-
ser Regierung beteiligten konservattv-reak-
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tionärcn Partei, deren bayerischer Schulmi-
nister diese Randgruppe 'ausdünnen' will,
weil sie naturwidrig ist.« Das war vor zwei
Monaten. Unterdessen wird innerhalb Bay-» *
cms abgesondert und an den Grenzen der
Bundesrepublik der Reisestrom unter Hinzu-
ziehung des Bundesgrenzschutzes aidspro-
phylaktisch durch ein rassistisches Raster ge-
filtert.
Ich wiederhole: »Der Unterschied zwi-
schen Bayern und dem Rest der Republik ist
der zwischen »schon« und »noch nicht«. Das
war vor Zwei Monaten. Unterdessen ist der
Unterschied auf »schon« und »noch nicht
ganz« geschmolzen.
In der Bewertung der bayerischen Maß-
nähmen wie auch in anderen wesentlichen
Fragen Üer Aids-Bekämpfung stimme ich mit
Dannecker überein. Das gilt für die Einschät-
zung der »Safe-Sex«-Kampagne, das gilt für
die Zweifel an der Wirksamkeit einer nur auf
Rationalität zielenden Aufklärung. Schließ-
lich setzt ein »vernünftiges Sexualverhal-
tcn«, auf das" die »Safe-Sex«-Kampagne
baut, nicht nur eine allgemeine Perspektive
der Vernunft voraus, auch alles Unvernünf-
tige, das der Trieb anstellt, muß ins Konzept
der Aufklärung einbezogen werden. Einig
$Ind wir uns auch in der Absicht, alles'zu ver-
meiden, was Homosexuelle in solche und sol-
che aufspalten und in gute und böse aufteilen
könnte. Danneckcrs Forschungsprojekt
läuft jedoch getiku auf das hinaus, was er zu
vermeiden sich vorgenonunen hat. Er divi-
diert die Homosexuellen mit den Mitteln der
iStatistik auseinander, denn »am Ende steht
die Tabelle«, wie Adorno in einem Kommeii-
täif zur empirischen Sozialforschung einmal
anmerlcte.
Ich werfe Dannecker manches vor, was ich
nur selbst nicht gerne vorwerfen lassen wür-
de: Naivität, wissenschaftliche Fehleinschät-
zungen und politische Instinktlosigkeit.
Nicht für eine Sekunde stelle ich seine Inte-
grität in Frage . Wie er bin ich empört über die
kalauernde Diffamierung »wg. Aids« im In-
mitsverzeichnis des KONKRET-Heftes, in
dem mein Offener Brief er-
schienen ist. Davon wußte
ich nichts. Dafür bin ich
nicht verantwortlich. Als
Mitarbeiter von KON-
KRET entschuldige ich
mich für diese Formulie-
ning, die Assoziationen
auslöst und Zusammenhän-
ge herstellt, die ich nicht im
Sinn habe.
Überhaupt: Einige Kriti-
ker meines Offenen Briefes
unterstellen Absichten, die
ich nicht verfolge. Ich bin
nicht an einer Grundsatz-
diskussion über Auftrags-
forschung oder Staatsknete
'interessiert. Ginge es dar-
um, hätte ich mich nicht
ausgerechnet mit Martin
Dannecker angelegt. Nein,
hier handelt es sich um die
Beschaffung von Regie-
rungsmitteln unter Voraus-
setzungen, die jeder kennt.
•V-
, (
zu Bedingungen, von denen DaAnecker
glaubt, er habe sie unter Kontrolle. Das nen-
ne i<;h naiv.
Den Regierungsauftrag verdankt Dan-
necker einem politischen Kompromiß inner-
halb des konservativ-reaktionären Lagers,
der im Kampf zweier Linien der Aids-
Bekämpfung schließlich sowohl den libera-
len von Forschung begleiteten Weg möglich
machte, wie den bayerischen Weg direkt in
die Repression zuließ, ohne nach wissen-
schaftlicher Legitimation groß zu fragen.
Zustande kam dieser Kompromißr nach-
dem sich beide Seiten darauf geeinigt hatten,
die Abtreibungsgesetzgebung noch rigider
und noch repressiver als bisher zu handha-
ben. Eine Verschwörung gegen die Frauen.
Ist sich Dannecker bewußt, mit wem er sidi
eingelassen hat? Ich nenne das politisch in-
stinktlos. . . ■ :
Und was erhofft sich Dannecker von den
Ergebnissen seiner Befragung? Ich gebe die
Frage weiter mit der Anmerkung versehen,
daß auch ich an einer Antwort interessiert
bin, allerdings eher am Rande, denn meine :
? grundsätzlichen Einwände gegen das ganze
■ Projekt werden von Danneckers Antwort
kaum berührt werden. Doch sind Zweifel
auch an der Durchführbarkeit der Untersu-
• chung mehr als berechtigt. Schon Anfang der
70er Jahre, als Reimut Reiche und Martin
Dannecker ihre erste Untersuchung starte-
ten, war die Rekrutierung der Interviewpart-
ner problematisch. Diesmal wird Dannecker
noch weniger als damals eine Aussage über
die Homosexuellen treffen können, ja nicht
einmal eine Aussage über die Homosexuellen
Jn der Subkultur, vielleicht eine über die in
der Subkultur verbliebenen Homosexuellen.
* Aber das ist Danneckers Problem und das
seiner Auftraggeber.
Hoffnungsvollen Erwartungen, die Veröf-
fentlichung der Untersuchungsergebnisse ge-
be der Schwulenbewegung wie damals einen
neuen Schub, tritt Dannecker selbst entge-
gen. Er will seine Untersuchungen mit derar-
tigen Erwartungenn nicht belasten. Solche
Erwartungen überfrachten
jedes Forschungsprojekt.
Geschichte als Doublette,
so läuft's nun mal nicht.
Unbestritten ist die Bedeu-
tung der 1974 veröffentlich-
ten Untersuchung, aber sie
war weder Ursache noch
Auslöser der Homosexuel-
len-Bewegung jener Zeit.
Ohne die antiautoritäre
Emanzipationsbewegung
der 60er Jahre ist die
Schwulenbewegung so we-
nig denkbar wie die neue
Frauenbewegung und ci-
gentFich alles, was sich seit-
dem bewegte. Müßig zu dis-
kutieren, was Ursache und
was Wirkung^ was mehr
und was weniger bedeutend
war: Vieles kam zusammen,
eine bedeutende wissen-
schaftliche Untersuchung
gehörte dazu. Was Djan-
necker offenbar nicl 'er-
»Du beabsichtigst im Auftrag
einer konservativ-reaktionÄren
Regierung, eine strafrechtlich
verfplgte Minderheit nach dem
Privatleben und Intimsten aus-
zufragen, und tust das in einer
Zeit, wo Repressionsmaßnah-
men gegen Angehörige dieser
Minderheit, soweit sie aids-
krank oder viruspositiv sind,
bereits ergriffen werden.
AnMn A «n DaniiMksr
CKONKIIITB/87)
standen hatj sind die politischen und techno-
logischen Veränderungen seitdem.
Schon bald werden alle Sozialwissen-
schaftler, die sich eine kritische Distanz zu
den herrschenden Verhältnissen bewahrt ha-
ben, den Widerstand gegen Datenerfassung,
die Verweigerung von Tests und das Unter-
laufen und Manipulieren von Befragungen
durch Falschangaben als legitime Form des
rivilen Ungehorsams, als einen Akt der Not-
wehr gegen die Totalerfassung des Bürgers
begreifen und anerkennen. Die neuen, kaum
übersehbaren Möglichkeiten der Datenver-
arbeitung und Datenvcmetzung erleichtem
nicht nur einfach die Arbeit der Statistiker
unter den Sozialforschem, Diese Möglich-
keiten entwickeln eine Nachfragedynamik,
die nur bei der Totalerfassung enden kann.
Das entwickelt sich von selbst. Schon heute
haben wir viel zu viel von uns gegeben. Der
Staat verfügt nicht nur über das Bild des Bür-
gers in Form eines bei der Paßbehörde hinter-
legten Fotos, auch unsere Körpergröße, die
Augenfarbc, Muttermale und unveränderba-
re Narben, die das Leben schlug, sind regi-
striert. Was fehlt, um das Bild komplett zu
machen, ist das Meinungsbild und das Blut-
bild, '
Bayern ist bcreiu dabei, cm Blutbildarchiv
des öffentlichen Dienstes anzulegen. In
Bonn prüft eine Arbeitsgruppe des Innenmi-
nisteriums, ob ein entsprechendes Archiv für
die gesamte Bundesrepublik angelegt werden
soll. In den USA wurden und werden Hun-
derttausende von Angestellten bei Landes-
und Bundesbehörden auf Drogen getestet.
Bürgerrechtsorganisationen und Gewerk-
schaften gehen davon aus., daß bereits ein
Drittel der 500 größten Konzeme dem Bei-
spiel der Regierung folgen und ihren Arbei-
tem und Angestellten ein Blut- bzw. Urinbild
abverlangen.
Mitmachen oder boykottieren? In die
Kontroverse zwischen Dannecker und mir
fließen auch unterschiedliche Vorstellungen
ein über die politische Strategie der Homose-
xuellenbewegung bzw. dem, was von ihr
übrig geblieben ist. Dabei geht es auch um die
Frage, welche RoUe die Sexualwissenschaf-
ten zu übernehmen haben, wenn »der Über-
bietungswettbewerb der Parteien« bei der
Verschärfung der Maßnahmen gegen Aids
einsetzt. »Die Homosexualitätsforschunj ist
ein besonders drastisches Beispiel dafür, daß
Wissenschaft beides zugleich schafft: Befrei-
ung von alter Verfolgung und neue Wege der
Verfolgung, oft schlimmere«, schreibt Gun-
ter Schmidt. Sind die Homosexuellen auf die
»neuen Wege der Verfolgung« vorbereitet?
Jeder, der die reale Distanz zwischen Hetero-
und Homosexuellen überspielt, jeder der
großzügig die alltäglichen Vomrteile über-
sieht und übergeht, jede Erscheinungsform
des Opportunismus schwächt die Wider-
standskraft und untergräbt die Selbstach-
tung der Homosexuellen. Dannecker hat. in-
dem er sich mit dieser Regierung einließ, zu
viel überspielt, übersehen und übergangen.
Das halte ich ihm vor.
Mitmachen oder boykottieren? Ich habe
gesagt, was zu sagen war. Dannecker tut. was
er tun muß. Eine Diskussion findet statu
Jetzt werden Individuen entscheiden. "
KONKRET 7/87
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