Skip to main content

Full text of "Anarchie und Sinnlichkeit - Readers zum 2. Treffen"

See other formats




I 



i' 



















I 



Tatsächlich, es ist soweit! Die Organisation für 
unser Treffen steht, der Reader ist erstellt. 



Nachdem 



lange Zeit wenig passiert ' war 



lange , 

keine Texte, keine Vorschläge eingingen, stapelte 
sich, in den letzten Wochen die Arbeit, jagten sich 

liefen die Telefonlei- 



Vorbereitungstermine , 

jetzt heißt es: wir können losle- 



die 

tungen heiß 

gen! 



in 



Zur 'Geschichte': Während der * Libertären Tage' 
Frankfurt an Ostern '87 traf sich die Arbeits- 
gruppe 'Anarchisten und Homosexualität', dieetwa 
15 Leute anlockte. Nebisn viel Frust und Sprachlo- 
sigkeit stand dort vor allem eins im Vordergrund: 
es ist an der Zeit, endlich unsere Inhalte zu 
formulieren, diese im politischen Kampf umzusetzen 
und eine' kontinuierliche Vernetzung unserer Zusam- 
menhänge herzustellen. Aus diesem Anspruch heraus 
fand dann im Oktober '87 im Göttinger Waldschlöß- 
chen das erste bundesweite Treffen schwuler Anar- 
chisten (und anderer) unter dem Motto 'Anarchie 
und Sinnlichkeit' statt. 40 Männer nahmen an dem 
Wochenende teil> Frauen waren (leider) keine ge- 
kommen. Selten, so empfanden es die meisten, hatte 
mann eine so lockere Athmosphäre, ein so interes- 
siertes Umgehen miteinander bei einem politischen 
Treffen erlebt. Die in Göttingen anformulierten 
Inhalte, das Ergebnis der Diskussionen waren maß- 
geblich für den Vorschlag zum inhaltlichen Ablauf 
in Berlin, 



Zur Vorbereitung: Eine Gruppe um die SfE^Leute in 
Berlin brachte das Organisatorische auf die Beine. 

Räumlichkf^T ^*^n Vprnf 1 eoiincr . Pennnlätze . . . Eine 

andere 



Verpflegung , Pennplätze 
traf sich ein Wochenende 



Frankfurt, 

che 
Mann 



Gruppe traf sich ein Wochenende lang in 
um die euch hier vorliegende inhaltli- 
Konzeption zu erarbeiten. Für beides gilt: 
kann es wohl nie jedem Recht machen, doch 
wurde zumindest versucht, möglichst viele geäußer- 
te Aspekte und Interessen zu berücksichtigen. 

Zum Treffen selbst: Alles, was wir tun konnten, 
haben wir getan; der Rest liegt bei euch selbst. 
Wie gut, wie interessant, wie bunt das ganze wer- 
den wird, hängt von eurer Eigeninitiative ab. 
Einige Vorschläge: Musik. Theater, Kabarett, Me- 
dien, Lesungen, alles ist möglich und ausdrücklich 
erwünscht. Überlegt euch 'was, stellt was auf die 



Beine! 



Ergebnisse, 
kommen 



Bringt Musik- und Videocassetten' mit. 

denen wir hoffentlich 



Die 



zu 



werden, sind nicht allein 



gemeinsam 
für 's Papier 



gedacht; direkte Aktion ist angesagt (da ist das 
Feld der Möglichkeiten ja fast unbegrenzt). Über- 
legt euch, was, wie, wozu! 



Zum 
tion! 



Schluß noch eine Bitte zur ' Arbeitsorganisa- 



: Es soll 
Treffens geben. 

haben 



diesmal wirklich eine 

nach 



Doku des 



gezeigt, 
richtung Heimat rasch nachläßt. 

AG' 



Die Erfahrungen nach Oöttingen 
daß der Elan nach der Abfahrt 



m 



kolliert 



h 



Also bitte proto- 
eure Abs, haltet möglichst alles fest, 
damit vieles, was wichtig ist, nicht verlorengeht. 
In der Hoffnung auf tolle Tage .und Nächte in 
Berlin und mit vielen lieben Grüß-n aus Frankfurt 





4 * • 



INHALT 



VORSCHLAG ZUM INHALTLICHEN ABLAUF 



4 



'BEWEGUNG IM STILLSTAND' 



6 



- Für 




contre la normalite: Die Ursprünge der F.H.A.R. 

eine homosexuelle Weltanschauung. ' 
Anarchisten und Homosexualität / Geschichtliches 
aus dem Reader der 'Libertären Tage' 
Deutscher Schwulenf ilm : Müde Schwestern der Revolu- 

tlon 

Strukturkritik gegen das Ghetto 
Gedanken zum Ghettobegriff 
Sind linke Männer schwulenf eindl ich?. 
Dannecker - Untersuchung 



7 
8 



10 



13 
16 
18 
22 
28 



' (PATRI)ARCHAT' 



BRD 



- Männerbewegung in der 

- Neue Männer braucht der Staat 

- Schwule und Heteros 

L 

- Schwule Männerbilder 

- Politische Erklärung zum Thema AIDS 

'ANARCHAT' 



30 



31 
35 
38 
40 

42 



44 




Männerherrschaft, Frauenunterdrückung und Schwuien- 
vernichtung im Faschismus: 'Gedanken' Himmlers 
Die 'Entdeckung des Organs I / Die Funktion des 

Orgasmus (Reich) 

Das homosexuelle Verlangen (Hocquengem) 

Sexualität und Freiheit 



44 



46 
50 
54 



•PERSPEKTIVEN' 



57 



Abrüstung von unten? 

Pressesplitter 

Reformen des §175 (Übersicht) 

gegen die Symbolik der Macht 
Radio Dreyeckland 
Martin Dannecker antwortet nicht. 



- Schwule: 



58 
66 
68 

68 
69 
70 












INHALTLICHER ABLAUF 



Freitag, 12.02.1988: 



- Eingangsplenum 



* Diskussion um Konzept des Treffens 

* Vorst,ellungsrunde 

* Austausch über aktuelle Aktivitäten 



- ■ Fete 



Samstag, 13.02.1988 



- 'BEWEGUNG IM STILLSTAND* 



* AG 1: 
AG 2: 



Geschichte der Männer- und Schwulenbewegung und unser 
Frust daran 



(Entwicklung der Bewegung (en) bis heute; Analyse der 
aktuellen Situation; der Weg ins Ghetto und die Lust 
daran) 



* AG 3: 
AG '4: 



@ Sexualität: familienfreundlich, schwulenfeindlich? 



(Nichtthematisieru 
stischen Bewegung; 



von Sexualität in der anarchi- 
.nke und Schwule; Toleranz statt 



Auseinandersetzung, damals wie heute) 



- Plenum 



Sonntag, 14.02.1988: 



- '(PÄTRI)ARCHAT' 



( zu diesem Schwerpunkt wird es noch ein 
Grundsatzpapier geben) 



* AG 5: 
AG 6: 



Schwule als Täter in patriarchalen Strukturen 



(Auch Schwule benutzen ihre^ Stellung als Mann im 
Patriarchat: ein Stück Frauenunterdrückung) 



* AG 7: 
AG 8: 



Männer als Opfer in patriarchalen Strukturen 



(Gefühlsverarmung, Konkurrenz, Homophobie: Nagel zum 

) 




Montag, 15.02.1988: 



- 'ANARCHAT' 



* AG 9: 
AG 10: 

AG 11: 
AG 12: 



Inwieweit ist Sexualität revolutionär? Was ist unsere 
Utopie? 



. pitfa 



- 4 - 




V 



- Plenum 



Dienstag, 16.02.1988: 



- ' Perspektiven ' 




*■ PG 13 

AG 14 
AG 15 
AG 16 



Bei der Vorbereitung dieses Schwerpunktes hatten wir 
große Schwierigkeiten, Perspektiven für Menschen aus 
verschiedensten Zusammenhängen vorzuformulieren. Die 
Perspektivdebatte sollte unserer Meinung nach durch 
die Arbeitsergebnisse der vorangegangenen Tage 
bestimmt werden, von den Interessen der Teilnehmer 
abhängen. Uns sind folgende Ansätze eingefallen: 



+ Aktions- und Widerstandsformen 

+ Schwule Medien und Öffentlichkeitsarbeit 

+ IWF-Kampagne 

+ AIDS 

+ eigene Strukturen 

+ Entghettoisierung 

+ neues (autonomes) Männerbild 

+ ( schwule ) Leben sang st 

+ Erarbeitung eines Manifests 




- Plenum 



- Abschiedsfete 



Mittwoch, 17.02,1988 



- Abschlußplenum 



- + «**> I t - T h h + T 





5 - 







f 



s^wf^(/^< m ^luujAhip 



r 






- 6 - 




Mai 1968 , . 

Zwei Genossen verfassen den IMakalicxl. den sie unter- 
zeichnen: d»Aciiun Pedcraslique Rcvoluiion.iirc. Acht 
Exemplare werden an den Mauern der SoH>onne ange- 
klebl Tags darauf sind sechs IMak.ile aÜKenssen. Acht 
Tage später hängt keines mehr. Gleithzeil.g werden 
lausend Flugblätter abgezogen und im üdcon (1 ) und m 
den schwulen Udcn von Paris verteUt. 

28.Junil969 ,, , , 

Nach dem Mord an einem jungen llumo.cxuelien durch 

die Polizei erste SchlageKi zwischen den liuilcn und 
den llumoscxuellcn. die von Mitglieder der Wumen s 
Liberation unterstützt wenden. Dies war die Oebuits- 
stunde der Gay Liberation Front in den Vereu)igten 

Staaun. 

Scptqmbcr 1970 

Nach der der Frauenl)cfreiungKewid.ncUi. Au.g.lbe der 

Zeitschrift ..Partisans" nimmt eine Gtupiie von Lesben, 
die sich in einer revolutionären Bewegung i>rKani!.icrcn 
woUlc. aU homosexueUe Koniakt mit der Krauenl^ewe- 

gung auf, 

18. Februar 1971 ... 

Eine gewisse AnzalU Homosexueller vereinigt sich mit 

dieser autonomen Frauengruppe. 

h 

P 

S.Mär* 1971 ..•,■, i.u 

Diese noch namenlose gemischte Gruppe beledigt sich 
aktiv an der Sabotage der Podinmsdiskussion in der 
MutualiU unter dem Thema .Laiftcz-les vivrc' (2), die 
gclcilcl wird von Herrn Lejcunc und MIlc. Dicncsch, 






'^lib 



OlVc 



SUii 









"--t^'^-tLr"'"-^"""--' 






^''oh 



Uil 



C/1 






K 



erip.*! 















'"'- rc^.r"' ein,; 









'Ä/'cde^ 



*'*^^ Ohr, ^' '^«'(Cii w ^"'^'' der 






"'Sna), 



cn o?'.""« «/'o 



ÄÜß 



'^Uii 






«J(. 



'*er \!. 



V 
V 



« 






^«^ 



V^ 




oi^ 






^y 



.^^ ^" 



^ 



\i^^%{MOV>^^ 




'c-n * -^"^^^n "::"^'':.. .vrl!!"'' "c//,:' '^C 



Plakaten und Inschriften bedeckt, die mehrere Tage 
nicht entfernt werden. Drei Verhaftungen. 

27. Juni 1971 

J ahresl^g der Gründung der Gay Liberation Front. Klei- 
ne Kundgebung im Garten der Tuilericn (Gesänge und 
Verkauf von Zeitungen), die durch die massive Ankunft 
von Dullen unterbrochen wird. Vier vorübergehende 
Festnahnten. 



Juü 1971 

Umfangreiche Teilnahme der FHAR 

den Hallen von Paris. 



letzten Fest in 






t 



. • ■ "•'"^-'inj; 



Anmerkungen der Ubcrtcttcn 

1 El hindcli lieh um daa Theater d'Odcon, du von J.L. BarrauU 
geleitet wurde. 

2 Lcjcune war Prüiident der französuchen Anti-Ahtreibungt- 
kimpagne, MIlc. Dicnochin mehreren Regierungen Familien* 
ministerin. , . 

3 Mcnie Gregoire hatte lange Zeit beim rranzöibch-tprichigen 

Rdditj LuKcmburg^cine regelmäßige Sendung für Eraiehungi* 
und Lebensfragen. 

4 Ceniicr ist Teil der Färber Univenität; Abteilungen Soiiotogie 
und Rechtswissenschaft, 

5 Der Biirgcrmcistcr von Tourt, Royer, hatte sich mehrfach 
durch dai Verbot Kincr Meinung nach obnöncr Filme uiid 
Bücher hcrvorgeUn. 



7 



Guy Iloct^ucn^licni 

Für eine homosexuelle Weluiistliauunt; 



Liebe Iteilll nidil, sirli it» die Aiikcii icluii. mhkIciii v,v- 
meinsam in die gleiche UiehiunH scIluhm. t-'^'t'nl-KMi- 

piiy) 

I)a» heißt, Ua(i der eine hiniei ilein .iiuUren m in niitli 

(der Sehuiile vom Uiensl, lii! In! liÜ). .ilivr niihl niihe- 

dingt der eine im andern. UuinoseM.eile M.ulu? Rev»»- 

lulionürc Oit^iinisaliun? 

Viele Freunde und rreiuulimun l'i.i^in mi h, was die 
FllAK ist. Ks |;ibl uns erst seil zwei Munaien uml ieder 
redet davon, fcln „Manilest" zu inatlien und uns em 
„politisehes Mniimal]>roi;ianun" /u j;cl>eii etc. Das K^'n 
schon soweit, dali eine Grupiie siili seihst ,.rt)iitiMhe 
Komniissiün" ycnannl hat und ein km/es Meislei werk 
von einer revolutionären IJaii.diial zuilande huehle ~ 
so schnell veigesi.en wie ^eie--en. l'nil hei tnihreehen- 
dcr Dunkelheit auf einem i'lciunn in tiei Uinveisital 
'konnte man einen Weltheweih an verhaUm Cl.uu hi>- 
mus- — gemessen an der Laulbtarke des KlaUehens — 
über das Thema, hören: „Wenn die huigerlichen llinno- 
sexnellen glauben, i\^i^ sie liieihei kipmafcen können, 
dann tauschen sie sich." biinilose F.rklaruhg übrigens, 
denn offenbar fühlte sieh niemand gelridfea 
Und dann: wir sind ÖOÜ, ohne Leitung, ohne liasisi* So 

ist CS. , ■ I II ■ 

Was die FIL\R ausmacht und was keine politische liasis 

je zusammenfassen könnte, ist ein wortloses Einver- 
ständnis, das man in den Versammlungen der klemcn 
Gruppen eher erfahren konnte als in den Plena. cmc 
Art. unter uns zu reden, eine andere, mit anderen zu 
reden, etwa», das sich in keiner Formel cinfangen lUlit, 
weil CS zur gleichen Zeit politisch und lebensnotwendig 
Ut. etwas, was man umständlich mit „Uiskussionsclub" 
..,, „politisches Grüppchcn ..." umschreiben könnte. 

AU dies und noch etwas anderes. 

Und Plena wie Uordclle;dic kleinen Gruppen, halb Fete, 

halb Psychodrama, Tunten und Linke. Und ein großes 
Problem mit den Frauen. Ich denke, daß wir kein Mani- 
fest erstellen werden, daß das U(»rdcll der Plena konsti- 
tutiv ist: wenn man zu 800 ist, kann man nur noch In- 
formationcn sammeln. Wir haben viel Zeil: wir haben 
nicht, wie die anderen linken Gruppen, die Angst vor 
der Spaltung, die Angst vor dem Tod der Gruppe. 
Wir sind keine Gruppe, wir sintI eine Bewegung. Lassen 
wir das Etikett fallen: die FHAR gehört niemandem, 
sie ist niemand. Sie ist nichts als die Homosexualität in 
Bewegung. Alle bewußten Homosexuellen sind die 
FHAR: jede Diskussion zu zweit, zu dritt ist die FI-L\R. 
Die Eifersüchteleien, der Strich, das Schminken, die 
Liebe: das ist die FHAR.und auch die Demo vom l. Mai 
oder die Nr. 12 vonTOUT. Die Zweifel, die Rückzüge: 

auch das ist die FHAR. , 

Ich habe das Gefühl, daß sich in der FHAR nichts ver- 
hcrt: meistens geht es ja so. daß die Vervielfachung der 
affektiven Beziehungen jede einzelne schwächt. In der 
FHAR geschieht das, glaube ich, nicht. 
Ja. wir sind eine Milchstraße von Gefühlen und Aktio- 
nen. Und ich bh. ni'-hl lur diese KiaiunKcn auf die 
Schnelle; für das Wettrennen iiaeli Identilikatiun: lu 
wissen, wer man ist. sich gcRcnuher anilercn Lmken 
fesliegen. Wir brauchen keinen Vater mehr, auch m der 
Form einer politischen Basis nicht. 

Wenn wir geschrieben haben, d:iß wir g^gen den ameri- 
kanischen Imperialismus, für die Arbeiter von Renault, 
gegen die Bourgeoisie sind, wozu dient das? Die bv 
Linken unter uns zu beruhigen? 

Wir sind mehr uls Homosexuelle, weil wir die Revolu- 
üon wollen", ..Wir müssen ei.je a!l^emelnc Pos.lKin 
»um Klassenkampf beziehen". So retlen einige von uns 
- nicht immer die, die vorher einer anderen linken 
Gruppe angehörten. Alle, .' .' von der Idee der Pohi.k 
noch beeindruckt sind. Nunl hh denke, daß wir keine 








andere Ausgangsbasis als unsere bewußte IhMnosexuali- 
lät brauchen; nur tauscht man sieh, wenn nun glaubt, 
daß ein bewußter Homosexueller nur ein gewuhnlidier 
Hoinoscxueller in der Haut eines Rcvoluiion.irs ist. Ich * 
erkläre inicli: Ich glaube, daß die bew-ußi gelelUe lltmio- 
sexualiliil mehr ist als eine Form uiuerdnirkler bexua- 
lilät; sie ist nicht nur eine Art, aflektive bc?.ieliuiigen 
einzugehen, sie enlhiilt mehr als eine llaliunggfgenuber 
der Familie und der llclerosexüalilal. 
Wir sind .-ds Rcvoluiionäie keine Spezi.distni in Fragen 
derScxualilat.lch denke. daß ein bewußlerl Im mosexuel- 

ler eine Art hat, die gesanilen /iisunimenlMiige m der 
Well inklusive der Politik anzugehen, die fai ihn beson- 
ders ist. Und eben wcÜ er seine ganz besondere Silua- 
tion erlebt, sie auch annimmt, lial d-jS,-was er »lenkt, ei- 
nen universellen Werl. Daher brauchen wir keine revo- 
lutionären Verallgemeinerungen, keine Abstraktionen, 
die ohne Überzeugung wiederholt werden. 

Ich meine sogar, daß die homosexuelle Wellanschauung 
zur Zeit die radikalste Art ist, über alles zu reden und 
in alles einzugreifen. Diese Weltanschauung inaclu cü 
uns möglich, auf jedes ailiäglichc oder politische Ereig- 
nis^cmeinsam /u reagieren, ohne daß wir uns zuvor ab- 
gesprochen hatten und ganz ohne pulilischc hasis. 
Ich werde zu sagen versuchen, wie ich diese homosexuel- 
le Weltanschauung lebe: das heißt nicht, i\^i^ ich es für 
moghch halte, sie in einem Manit'csl zusammcn/.ufasscn, 

im Gegenteil. 

Vor allem verweigern wir' liomosexucilcn yr^ic Rolle: 

weil uns sogar die Idee einer Rolle zuwider ist. Wir wol- 
len keine Frauen, keine Männer sein — und die Genos- 
sen Transvcstilen können dies am besten erklären. Wir 
wissen, daß die Gesellschaft Angst vor allem hat, was 
ganz tief aus uns rauskomml, da sie die Dinge einord- 
nen muß, \\m zu herrschen. Identifizieren, um zu unter- 
drücken. Daher können wir hinter ihren Kntfremdun- 
gen die einzelnen Leute wiederfinden. Unsere Zusam- 
mcnhanglosigkeit. unsere Unsteiigkeit verschreckcn 
den Bürger; wir können uns nicht festlegen, auch nicht 
in der. Haltung des proletarischen Rcvoluiimiars; in un- 
serem Fleisch haben wir unter der Rolle des Mackcrs ge- 
litten, die man uns aufgezwiingcn hat. V(m nun an ist 
uns jede Rolle zuwider. Die Rolle des Chcts ebenso wie 
die des Sklaven. Und wir liaben die lürfahrung des Ver' 
rati gemacht. Zwischen uns homosexuellen Männern 
und den Frauen bleibt dieser UntcrsUiied: wir haben 
das Lager der Unterdrücker verraten, das der Mackcr. 
Der Verrat ist uns geläufig. Von jetzt an wissen wir 
nämlich, daß man nur verraten kann, was sich verhärtet 
und unterdrückt. In jedem Augenblick können wir einen 
kritischen Blick auf uns selbst werfen, weil dieses ,uns 
selbst' vor unseren eigenen Augen verschwiinmi. Wir 
wissen nicht mehr genau, was wir selbst siikI. Man hat 
uns gesagt, wir seien Manner und man hrli..ndell uns 
wie Frauen. Ja. für unsere Feinile sind wir verräterisch, 
falbch'und verschlagen: in unserer sozialen La^e können 
wir die Männer in jedem Augenhliek im Stuh lav^en. 
Wir sind Verräter und wir sind stc»!/. darauf. Mehr als je- 
de andere hat uns die Idee der Normalilal unterdrückt. 
Man hat uns erkläii, daß es nonn.il sei, Fr.iuen zu bum- 
sen und da haben wir alles bc^;ririen. Das Noinule iden- 
tifiziert sich mit den^ was uns uuleuli iit kl. .] ede Nor- 
malität gibt uns das kaUe Grauen, und sei es die der 
Revolution. Wir wissen, iUW eine „normale" Kevolulion 
uns ausschließt. Wir haben verslanden, ilafi jede wahre 
Revolution die Normalität .lussi hließl. 
Und schließlich haben wir eine tcine Seusibiliial lur 
Ilerrschaflsbezichungen tnl wickelt. Was wir ..IMialh»- 
kratismus" nennen, bcsehrimkl sieh mein auf den 
männlichen Mann, der stid/ iM auf seinen dicken 
Schwanz. Wir können den intellektuellen l'h.dlokraiis- 
mus aufstöbern, die ruhige Sicheiheil hcun Ikhaupien 
der eigenen Ideen. Den pseudorevi.hiiionaren Phallu- 
kratismus, der alles verändern will .uißci sieh selbst. 
Wo andere Erklärungen lur bareMün/.e nehmen, spüren 
wir Hochstapelei und Aggressiiui. Zwisiheu uns Hech- 
let und eiUilechlel sieh ohne Uiilcilaß ein Net/, von 
MaciltbeziehunKcn - so schnell Version wie aulgebaui. 
Das alles erlaubt -ins, jedes Phänomen an unserer Wahr- 
heit zu bcmesse» : nur aus meiner jiornosexuellen Welt- 
anschauung heraus koiinlc ich sagen, wanini ich auf 





8 - 





der Seile des Ircicn Licn^-alcn .und: weil die riu>lulH.- 
närc „NurmatiUl" die Uengalis uu. dem Laner <lcr neh- 
ligcn-Rcvoluiion ausschloß: die des wahren Volk.kjmp- 
fcs, normaiisicrui, standardisiertes» mauistiscUcs Kritc 

Unsere Homosexualität zu leben bcschrÄnki sich nicht 
darauf, mit Jungen zu schlafen, lis fangt eher damit an. 
Unsere Weltanschauung ist: „Liebe zwischen un.. 
Kampf den anderen", wobei dieses .zwisclien uns un- 
endlich ausdehnbar und ci auszudehnen da« Ziel dieses 

Kampfes ist. , 

Keine wirkliche Liebe ohne Gicichheii: die Welt dur- 
stete nach Liebe, wir jedoch wissen, daß die von den 
Heterosexuellen angcboitnc nur dazu dient, die Unter- 
drückung der Frau durch den Mann zu versehleiern. 
Daher ist die homosexuelle Liebe im Augenblick die 
einzige Liebe, die die Gleichheit anstrebt, da sie wegen 
ihrer Marginalilät keinen sozialen Nutzen darstellt; da 
die Gesellschaft in ihr die Herrschaflsbeziehungen noch 
nicht eingeschrieben hat: da die Rollen Mann/Frau 
Gcrickter/Ficker, Herr/Sklave in ihr ungefestigt und 
augenblicklich austauschbar sind. 
Dies aUes verteidigen wir unter dem Namen „llomüsc- 
xualtlät". Deshalb sagen wir: ..Wir werden erst normal 
sein, wenn ihr alle homosexuell seid": wir wollen kerne 
von der Hetcrosexualität akzeptierte Homosexualität. 
Weil in unseren Gesellschaften die Hcteroscxualität die 
Regel, die Norm ist und weil man nicht die Norm und 
das Anormale nebeneinander existieren lassen kann. Ls 
gibt notwcndigcrvvcise einen Kampf zwischen beiden. 
Wir wollen das Ende der Ilelerosexualitäl - m dem 
Sinn, wie die Hetcrosexualität zur Zeit ein notwendiges 
Unterdruckungsvcrhaltnis ist. Es ist nicht nur eine se- 
xuelle Frage, es ist vor allem eine affektive Frage. 
Die Beziehung der Penetration der Frau durch den 
Mann wurde durch dasjudeo-christliche-kapitaüstische 
System mit einem solchen Wert mvesticrt, daß kein 
emanzipierter Heterosexueller es ignorieren kann. 
Denn wenn er seine Frau nicht f.ckl. ist er frustriert. 
Viele sagen; unser Ziel ist es nicht, eine einzige Sexuali- 
tat die Homosexualität einzurichten. Wir sind für die 
Uiscxualitäti für die sexuelle und affektive Fre.heU. 
Und diese sagen auch: was zahlt, ist eine wirkliche Lie- 
besbeziehung zwischen allen: Männern und trauen, 
Männern und Männern oder Frauen und t-raucn. 
Aber CS gibt keine Gleichheit in der Liebe ohne Kampf, 
da die Gesellschaft aus der Liebe ein Mittel macht, die 
Ungleichheit zu verewigen. 

Die konkrete Form dieses Kampfes, der man mcht ent- 
gehen kann, ist der lange Marsch durch die Homosexua- 
lität. Der Manch durch die vollkommen akzeptierte 

Homosexualität: . ^ . l 

ich glaube, daß jene, die sagen ..aber mein Geschmack 
ist bisexuell, ich will jeden lieben", daß diese sich den 
Moment ersparen wollen, in dem ihre Sexualität und 
Affekliviiät dem dominierenden Modell vollkommen 
entgeht. Um es wie Margret in einem Wort zu sagen, 
ich glaube nicht an die liisexualilät hier und sofort, 
weil sie notwendigerweise von den herrsclicnden affek:^ 
tivcn Üeziehungcn der Heteruscxualilät abgeleitet wird. 
Da sie Unlerdrückungsvcrhällnisse nur übertragt. 
Ich könnte nur an eine von der Homosexualität abgelei- 
tete Uisexualilät glauben, das heißt am Tage, wo der 
homosexuelle Kampf wirklich jede sexuelle Norm zer- 
stört haben wird. 

An diesem Tag werden sogar die Worte „Homosexuali- 
tät" und „Hcterosexualitäi" ihren Sinn verlieren. 

Vorher nicht. 

So kann ich bis zu diesem Tag die Heterosexuellen mc 

so lieben wie ich die HomosexucUen liebe. Eben weil 
die Heterosexuellen mich weiterhin unterdrücken. Wer 
von Liebe ohne Kampf gegen das herrschende Modell 
der Liebe träumt, unterwirft sich. Wieviele amerikani- 
sehe Hippies: sie wollten sofort eine richtige Kommu- 
nikalion zwischen allen Leuten hersicllcn, haben damit 
aber nur den Kampf- auch den in den eigenen Reihen 

- versteckt. 

„Woodstücl-Nalion", die Well der Jugendlichen auf 
Popfe&livaU /ibt uns eine Lehre; daß der Klassenkampf 
auch ein Kampf für den Ausdruck des Verlangen», für 
die KommunikaiK'ii ist, und nicht nur ökonomischer 
und politischer Km. ])f. 




Aber sie kann uns auch etwas verstecken: daß man nur 
wirklich kommunizieren kann, wenn man gleich ist. 
Und dies ist nicht möglich, solange die wenn auch 
emanzipierte Hcteroscxualität die Regel in dieser Welt 
der Jugendlichen ist. Es gibt keine wirkliche Liebe, wenn 
die Sexualität verdrängt ist: jeder ist damit einverstan- 
den. 
Verdrängen wir dann nicht die HeteroLiebc, wie die 

Heieros die homosexuelle Liebe verdrängen? Ich glaube 

nicht I 

Z.B. die Ucziehung zwischen homosexuellen Männern 

und Frauen in der FHAR; diese — so glaube ich - sind 
wirkliche Liebesl)ezichungen. obschon wir nicht zu- 
sammen Ticken. Nun. genau weil wir nicht zusammen 
fickcn. sind es wirkliche Liebesbezichun^en. 
Die ScxuaJiiäl in meiner Beziehung äu einer Lesbc wird 
nicht verdrängt; sie wäre jedoch verdrängt in meiner 
Beziehung zu einem anderen Mädchen, das sich immer 
vorstellt, ich wolle mit ihr schlafen. Die Sexualität ist 
nicht verdrängt, ab er die Penctrationsbezichung ( l ) wird 

von beiden Seilen bewußt verweigert. 
Was unser Einverständnis, unsere Liebe m CUeichhcU 
mit den Lesben ausmacht, ist die liciderseilij^e Verwei- 
gerung der PenetralionsbezieliunR. 

Wir verdrängen nichts: wir verweigern zusammen in ei- 
nem gcmcinsumen Einverständnis das herrschende he- 
terosexuelle Modell. 

Dieses Einverblandnib ist eine wirkliche Liebe, weil es 
auf einem authentist hcn Vvrltingcn gründet: dem Ver- 
langen, dem Normalen zu einteilen. 
Es ist eine Liebe mit ihrer libidin.ilcn Form: ^ir küssen 
uns gerne, wir finden uns schon. Nur ein Bourgeuis 
kann sich noch voistcllen, daß die wirkliehe l/icbc ihre 
Wahrheil im Eindringen eines Schwanzes in die Vagina 
findet. Es gibt 36.000 andere Arien der Liebe, sogar 
mehr: aber genau diese eine Form ist jene, die zur Zeil 
die wirkliche Liebe ausschließt. Jede .»Hckiivc Bezie- 
hung hat ihre sexuellen Verlängerungen; aber diese 
sind nicht notwendigerweise die Pcneiraiiun - im Ge- 
genteil. 



1 Ich verilelie uiucr ,,1'rneli j(i«njhc/ichui\K" tlii- helcroicxuel- 
lu UctiehunK- ilcr l'rjijrr dci lii-rrkLlicrnilci) riullui pcnctnert 
die unlerw(jr!fnc V.igittA, gncIlichalllKh in bc ruj( lut Kejiro- 
duktion (logar wenn »c meistern durch die Füic vermieden 
w irti ) . 

Uai hat natürlich nichts >Tiil dem Arschlickcn all umkehrbare 
homoiexuellc Praxis zu tun, soga/ wenn tic in Augenblicken 
die hcteroKKufllc Fcnctraltonsbczichung imiiieri. 



- 9 - 



CXuy) 






Abscheu, Hitleid und liberale Toleranz 



Anarchisten 



und 



Homosexualität 



Schuule/lesbische Anarchist/inn/en ' - libertärer Hachismo 

i.h -n^hf- «ich -It <n.rchi«t/inn/«n» SchOul.n. L««b«n und schuul«n/l«»bisch.n An.rchiat/inn/.n unt.r Ein- 

"'r' r.i"^! .rä. ^^unS: I^'fr.iSr U.:2 zI nin^?!c;..lt,9.h.t>. Od«, u. on.t noch d..u in d.n 

c? ..!h !!I ?in!l kB-it El folQ.n .in p.ar .inrühr. nd. Tundst.ll.n; ai. soll.n .nr.q.n, »ufr.g.n. .rr.- 
Sinn ""^.'*^' ."""•^°-"J- ^" ^^JJJ^^'^^/JJ^lJ.ieh.n , In.chlSgig.n L..r.t.ll.n. J.doch .ntzi.ht .ich d.. 
8::;,:°nS::ni'i:id:r":'in:r;ü;"bir:n Si'.t:il.ng....Und .chli.OUch zur .innlich.n (t.i <'i"."^Th^»;.-;Vr„) 
Einst'lmiiiung «u«»chnltt» au« G»dicht«n. 



w 

Pierre D. Proudhon 

(übar Homo8«»u«llti*t, dl« für ihn d«n SchluOpunkt in 
■dar Hit» dar Harabuürdlgungan dar Liab« daratallt) 

Wor drelOig Jahren arragta achon allaln dar Gadanka 
an dl€aan Uihnwltz laainan Ekel (...) Abar dia Scha«- 
hartigkalt daa fünfzigjahrigan Wannaa kann nicht dia 
daa iwaniigjührigan Jünglinga aain. Uir. Fraunde dar 
Ravblution und ra»ili«nviJtar, haban nKwlich ain zu 
. groOaa IntareaaB, «ndlich dia Cahelmniasa dar Saale 
2U «nUchlaiarn und eile Quellen der Unmoral zu er- 
kennen, ala daO ulr vor irgendeiner Unterauchung lu- 
rückechrecWen dürften, ao ebachaulich ala für dia 
Natur und eo echmer zlich ele für die Vernunft euch 

eel. (•••) 

Ohne wie daa Alte Teatatnant bia zur Forderung nach 



Louise nichel 

la tincm OtdiehU bW Mftriw Tod wf^ «i«: ^Jitct 
üt M sn Eadt. FQr immir •cliltrt lit in Dunktl dar 
Erde; li« nftbn in Todt inMr UUtu L&cheln mit 
V«n Hin litft mtw ihrtm L«ieh«niUi&a Ubtmlii b*- 
frtbm." 



,4eh gUabU, d 
toban sa kttoB«; »b«r iolt hatU noch moia« Wutttr, — 
Botn« HatUr «ad di« Rorolatioa. J»Ut Üb« ieb nan- 
■ohr dio RoTolutioB." 



Todesstrafe gahan zu uollan, badauara ich, daO diasa 

sich bei una Immar mehr ai>sbrait«nda Schande eowial 

Ouldung arfHhrt. Ich uünachta, aia würde in allen 

Fallen der Vergewaltigung glaichgaaetzt und mit 20 

fahren Zuchthaus bastraft. Doch am baatan uüra «a, 

ain Geganmittal zu finden. (...) 

Bereitat diese Paarung yldar dia Natur, in diesem 

"Geachlachteakt" zualar nännar oder zueier frauan, 

ainan ätzenden GenuQ, der die übaraattigtan Sinne 

ueckt, «o wie des nanachanfleisch dam Kannibalen, ao 

aegt man, jeden anderen Festachmaua fada arschainan 

läOt? Uäre elao die Homosaxualität ain Craatz für 

nenachanfrasBarel?. . . 

(in: Oa le juat ice... 1B5B) 

Wie pTQ««n*oo. Kin Lindl- . pnJiuraiw, »!•»*»" er die -piulanncriKKr Schule* «n:oi 



nunn am B««»^««, ^r iKm «o »i*l« »frdtnki. fi ipiirr 
•ndnit« , «THe*»h Kiniricr mne Nichiichi legffiübcT der 
Knabenlirbe nur •t'hWcht. ( ■ • - ) 

üif 7.*mkvttKkeit lo -bewKiercT- Reiw kann (iem in- 
quiiiinrnriirn Blick ein« Proudhon nicht cniphm, der 
■ich. >fe vcnhioKicT Hotnoaexorller. icum di«e l-cnn «Jer 
Liebf «pcm, (...) Protidbon rrnUch- 

(i|tt Tnurier, ■*<!{» (knchitrarhlechilichc Veretni)iuii|[m tu 
heilifcen*. Vi JmiIm v^t nm einer Anrfifc beim GenersK 



beUnce 

RetWl »aRert: Ihr »eid PÜderaiirn (. . .) Wenn erwiesen i«, 
da8 der Iwrieriwnu* umnonitiich »*l. »nuÄ nun ihn wctbte- 
»en. |. . .] Lhi wirO nicht Ver(.»ii;unt. lonJern rrchiinüfti|>e 
Vcrteuliicung »ein.- 

(D. Gufctin im Vorwort zu: Fouriar 
ftua dar Neuan Liebesuelt 1977) 




Erich Mühsam 

. HtrKUunien, die aas 
kAnnen ote unbüielisch oder 



Ucbe geschelien. 

nnmoriltsch sdn. 
f.,.) Hindlungen,' 

nach Ireiwtilicem 



(in: Die Homosexuelität 1903) 




(Leurence Baron Hühaewa 
indlvidualisti schar An«r- 

chiamua in: Scheinwerfer 
oder rUrbt ein ... 1978) 



fUe iwel erwictuenc Meuchen 
Uebereinkoinmen und olioe. du» »le dabei Schaden 
nehmen, mllelninder iyjiflhreii. hiben tBr einen 
Dritlen nicht «nfaÜietUch ta «In, denn sie lehen 
ihn nlchü in. Unlilhcti»ch «nd unniorall»cli tber Itl 
es, weil UkUoi und »ufdrinfltcU, *enn (eintnd sich onje- 
fräfl mll »einen morilischen Vonirtelten hi die Intimsten 
PriYidngeleienhellen anderer Utite einmischt Dinini 

solUe man »oldic £lndrin|Bo|e unschadllcJ. machen. 

I ^ ^ mix Ut es 

daher noch nie klar geworfea, we»h»lb man homor 
acxuellc Menschen als krank beidchoen »IL Ocviii 
Skid sie »nders »U Norinitie Mette. Weon darma» 
aber die Normalen den ScUnss herleiten wollen, d«» 
ak also krank sind, «o kfionen die Homo»eM*Uen 
dasselbe von Ihrem Standpaaki aas mll demselbeo 
Recht von den >k)rmalen behaapten. Bedaiiernsweel — 
M, badaaeraswerl Had «c llomosexaeOen wtjW, 
wcniffer aber wegen »rer Vefaalacanf — daaa 
MchsleM. weiw »te den W^nscfa Ullen, »ach m« 
w»..« *.r4^*hri.H u ummcb: — tbadcrs deshalb, 



i 



Noch brror ein twt« JsKr nKh der VcffifTentlidiuni w Dir Ho«o«x»-/iu* ■bteUalen war. 
«niwarf Mü»»m. einen oWencn Brief sn die Le«r des Arm^n Ttmffl, der m« «n«n 
aufterordentlKiien Ce«tfc«*nii «nJ Aolieten endeu; .!>-/ J« /"A*rr Br^tcbmrt f&e 
HomosexmmUtit) mktrhmmpt i^t mxT |eK*nr*f« ^r^, ^'d^rnTt ^h. «'"' «-"T ;*^ 
AnlutHf.' Im iMerim hanc Mt^«m w*hrKi»einlich «m ef«e. hofwouellei Erleb«« «nd 
(ühlu sich verpfliehiet. »ein« Au*Wnm|en ober HofiwiCTualiiäi lu »e»id«ren. In dem oHenen 
»rief enihüll« et, ein Frrmd habe Bm da»on überreugi. Hom<»e™il..li wsre auch möclich 
wenn skh eine rUumUth- ^«n«i«n|i eur .rtuellen Liebe itei,ene. p«i *f^^ ««*' 
Mühums triil«fer ' :-:-;"'-- •-' > ^ i i.wn«^u*I.tl, ab Geb« 




weil sie verfolft werden, well eine in mlltelaltcTÜchrm 

Wahn leschaftene Qesctiiebunf sie Ittr Parias, Ver- 

worienc. Verbrecher erkürl hat Deshalb, und aar 

deslialb sind sie bedanemswert. (...) 

Dann aber ist auch hervorzuheben, dass die' 

Natur ~ als Wllleiismacht anfcnomn»en — vielleicht 

■ende die Menschen, die Ihr zur Zeugung einer Nach- 

konmienachaft nicht fedfriel erscheinen, cur Ver- 

hOtuns' einer Delruchtuni aul das eigene Qeschlecht 

hetzt. Denn, wenn Ich auch mit Cntscliltdcnhelt be< 

streite, dau der Urnint a>i solcher slhisch Ifgendwie 

hinter dem Heleroseiuenen turUckstchl, so will Idi 

doch zugeben, dass rein biologisch bei rächtet, die 

MonioscxuaHlil allerdings gegenOber der normalen 

Veriniitunf etwu Mlnderverü{u brdeulct; kH'JII 

deshalb clwti Mirnlerwertites, weil dtm Urotnr iit, 
höchste QlOcktrciabI beim Uebeukt, du diranl U-' 

ruht, dau bei der kfirperüehen wd »celUchen eagsiert 
' VcrcinifUDC der bekicfi akh Ucbeadtn Mantchcn der 
BatutimhJ hOdulcf CndJIckiinf citlehtcitig d«rch 
dk beiden IfKUvidueti fUirt, dui dam Unilat diese« 
OelDhl usdcnkbir idifttcr Sellfkell Iremd bleiben 
muft. kh indclite alio die HomoseittiUtll alt bio- 
(etltche Dfkadence^Cricbejnani a^aitcii. 
Aber hl dem Worte JkkadeiKc" Ueft achon 4mr 
Prüttcil fefCD die Annahme, daas der Uratnf nla 
OeMltachartanzcriKli an ttelerer Stelle rmafterl; dleaa 
Zarflckslcllvac Tcrdlenl tr Icdtcilch aU OeachtochU- 
wcsen. Denn der Dekadent )at In der Rtfal nkhU 
weniger ait ein Menich sweilen Oradu kb behaupte 
bn Qctentell auf die Gefahr bin, daat nun meine 
Detiaaptvni all vcrUoae Hypothese ablun wird — 
welche Hypothese wlre nicht anfecblbir? — , 4au 
hn dekadenten MtnKben die htehiten KulLar Mtnea 
Stammet sim Aottrag kaniml, %o dats eine weitere 
VerpJU Tunt dleaes Statiunes. dem eine Mherc 
geistige Cnlwlcklani |a nan doch vcnagl Ut. «kht 
mehr wflnKhcnBwerl Ist 





iMkA-^-^- r 3| 



fKI 



in 






Paul Goodman 

Meine homosexuellen Handlungen haben mich zum Nigger ge- 
micht. Objekt von willkürlicher Bruttlil»! und Erniedrigung, da mein 
ausbrechender Impuls nicht als Recht anerkannt wird. Niemand 
(außer kleine Kinder) hat einen Anspruch darauf, geliebt zu werden; 
aber es gibt eine Art. jemanden zurückzuweisen, die ihm das Recht , zu 
sein und er selbst zu «in. nicht nimmt; und das ist das Nächstbeste 
nach Erwiderung der Liebe. Ich habe mich teilen solcher Behandlung 
erfreut. 



C . . .)in meinem Fall tchcint meine 
Migger-gieiche Situation mich anzuregen, grundlegendere - wildere, 
sii^kturierte. buntere • Menschlichkeit tu verlangen. Es ist eine 
Nationale Befreiungsfront nötig, die sich aber mchl auf einen 
Nationalsual beschränkt, sondern die Grenzen herunterreißt, 
(in: Notiztn «in«» Sl»inzti tkans^rvatiwan 1969) 



Peter, Schult 

Milt* der 60Kr JWin C-l kepnn 
ich nkht Iftntct nur dk CUÜ|kcll U- 
tümmltr Normen uimI Cnttu mu- 
Ewciftin, toAdtni bMtrill iniRSHnl 
Ak Ucitlmilll 4n fwIbchlAUchan 

SystcniA. ItMkm kh m«» <''* poUii* 
•che uml ottuiwimBche IhiMrdnik- 
kun| dtr drititn Wtll dcmonstrtaflc, 
dnnomirttrU ich weh zu^lch |>t*n 
mtinc tiftnc Micutlk tjnttrdrtekunf. 
Der Maimch mufl ifUMunil tefrtit 
werden, nkhl nur ml lincm Ctblct. 
ich fUiltc mich MUdanidi mit den 
Blicli Pintheii oder dtn Vtetconfi. 
weil ich htrr Im Undc telbit cta Ncfcr 
,w«r. lio HomOMXtwUBi. 



(. ..iFtkdkUnfci 
IM HomommUtit noch immer ein 
fMnomen, mit dem «• nichl Tertii 
«Mden. Air>edu FaU keiiM »Uwlvtr- 
•UndUche Vifbnta der SexualJUt, von 
Pidimtie Khon |v nkht tu nden. 
Wk Unkt, m deren HinUrkopf Im- 
>Mi noch der Sliilauiwili, der BuJte 
niuet, die immei rtoch unbcwufit die 
bOrierUchc Horel verwnctiidil haben 
und mit lieh bcrumachteppen, aoUttn 
•ich ««niptetu einmal mit der Ge- 
Khichlc der HowoeexuatiUI befasien. 
Vietteichl erkenne tk dann idion n>n 
d^Mf die Fi^wftrdifkclt der icxuelUo 
Normen In uMcrcr GeKtbchaf t. C - • ■ ) 




Paul Coodfflan sagt 
ksn Veraammlungfln 

haba, «bar auf ahi 
gut gafahran aai. 



I ainmvl, daß 

alt achuul zu 
r konsarvativ 

(Ch. Shlwaiy 



r «ich nia euT lirt- 
trkannan gageben 
n Konfaranzan da">it 
in : B.u. ) 



ScxaaliUt wird tnt 4mm nrohiüofili, 
man man die amMOa Kapitmion ik 
HemcharikMtnuMM arkannt hat uM 
■kh ikiniii Mhrt Dai keiat, ««on 
man dk l><bferUch-lca|Mtabikcha Ca- 
■BKhaft in Ihrer UntcidfUckunfi- mmä 
AwtoevtuivüunktkM «ikmit hat, 
d«ui wild dar HomoavxvtOe oder der 
Plderut ach ak Uaieidracktea etfcan- 
■en und ikh mll iBen anderen Unler- 



mu flk dk Ahacha/liint d«a Pirainp- 
beo 1 75 kinpf t, wer mit fbt dk Her- 
■bützuni dei Sehuttallen bei Ju^nd- 
a^ea eintritt odet Ifai dk Ckkhbe- . 
■editifui« dei Homoaexuctkn kinct- 
Wb de« SyatKiu. der kl kditUch dn 
lUformkl . fenau fO wk der SaziaUr- 
bettet oder dtr C«ran|»iM, der einik 
wmi ^ein fbr eine Rafonn dei Straf- 
«qI1zu|C9 eintritt und nicht dk Funk- 
tton de* KAaMaa aenata In Frafe mU 



Atuiabeulatan gemein 
«- »w.. «hiwi. Wer rterdini« , ,, . r- ■ n 

(Für alne aexualla Revolution - uidar die linken Spießer 
in: Autonomie 5 1977) 



Charley Shively 

ich uar enttäuscht, daß im orfizlellen Programm des ■ 
Internationalen AnarcHlstantrerrens in Venedig 19Bü 
Schwule oder Lesben nicht sichtbar wären. Nicht daß 
Leeben oder Schwule eusgaachloaaen gewesen wMren. 
Vi^le nehmen teil oder halfen bei der Durchführung. 
Aber eie waren zumeiat unsichtber. In der Arbeits 
Qrupp* "Llwing flnsrchy" betonte ich die Bedeutung 
dar Sichtbarkeit. Homoaexualltüt ist nichts neues, 
aber deren Sichtbarkeit. Ich verwies euf das päde- 
rastlache Liebeewerhältnie zwischen Bakunin und 
Ne^aav. Da sie einander nicht offen lieben konnten, 
wurden ihre Leben und die Entuicklang des Anarchis- 
mus auf traurige Weise beeinträchtigt. Ich zeigte 
ein Exemplar von FagRsg, unasrem enarchiatischen 
Schwulanblatt aus Boston (USA), und erklärte, daß 
Sichtbarkeit haute ein zentraler Punkt im fchwulen/ . 

F 

lesbischen Befreiungskampf aei> (■■■) 

In einer von uns selbst organiaierten schwulen AC 



stellte ein Grieche die Frege, ob überheupt jemand 
beides, Anarchist und achwul, aein könne. Für uns 
keine leicht zu beantwortende frage, die auch mit 
der Diskussion über Fsminismus und Ansrchismus ver- 
Qleichber iat. Eine Frau aus Frankfurt hatte niimlich- 
die Frage eufgauorfen. ob feministisches Denken und 
Anarchismus zusammenpassen würden, und sie stellte 
fest, daO die Kosten für Frauan unglaublich hoch 
seien, dem zu entsprechen, was Anarcho-nsnnar von 
ihnen erwarten würden. (.--) 

Das überdachten auch wir Schwulen und tandiarten de- 
zu, uns so wie die Frauen sbzusondern; einige fanden, 
daß homosexuelles Verhalten selbst schon eine Form 
von Anarchismus sei und deß schwulenfeindl icha Heta- 
ros ellemal Anti-Anarchisten seien, Autoritäre mit 
großen Sprüchen, aber daß wir, die Schwulen, in unse- 
rer Sexualität die Bewehrer des achten Gaiatea dar 
Freiheit und dee Aufruhrs ssien. 
(in: Black Rosa Nr. 11 1985) 



„Mirism- 

Mir4am! — So liaiften ai« bcidt: 

Ueine HntUrI 

kleine Froontltnt 
Oal) hin, moin Bnch, in d«n Grfcbwrt, wo iio ruhwl 
Dftfi doch m*iD Leben eich achoell Teriehre, damit ich 

bald b«i ihnan nihfl 

Mich lOttt die gnU Lan|>w«iU. Uir bMht nichta 

■•lir xa KelTan, nichta mehr tu fBrohten. 
loh aohnn aiioh aum EndiiaL — Iflh bin 
«it i«iM, dt« dit TriskwhsJt ail dnei 
kutan DoUanistia hinwarfto. 

t 



llaaMirM LMba HUhela. 
Park, P. lUj', 1H«>. 



iME ijrrzTE NAarr 

El bof Oain Laib wie «na Carl« 

•ick fait sad anc in meinen Ann, 

Und in den Auca» w>«h ^ ll^rta 
dtr ilUn LtdM, v«k^ end nirm. 

.~ Um) IrtiiM IUI* dann der Ta| 
m Bit noch vnm. diaa* Nacht! 

Sm «mmI noch dw Wonnan bAelni 
dw lalcn U«b« darcehrMhll 



nichate. 



Hubert 

Ich liabt« dich, alt »chau D«n Knabwibtick 

aut waltanfaman. wundtrlramdar» Römarn 

rf«r Ikarkanntnif Partamehlumtn »a, - 

und main« Litb« war ain hmSas Glück, 

ist sehiuchzand sw dsr Sahntucht Klauat nog: 

dmn ich histt dir dai Gl«, dar»« du trankit. - 

Mh all« Glut, die \ß tu« Ltiba ftotwnfe, 

mft nllar Quat, ni dar aki «riUaa Han 

)a •)r>M Manachan Liabwios «ardamimt. 

ah ich, wia du um Mnt KIndhait ranfM 

end rang mit dk um main nrfiSht Gsachti*. - 

Du wvR »in Knaba - a. ein aehAnar Knab«. 

ufd vor dir dairw Watt. - (eh aber habe 

naneh VMb aaithor flaiahn, - doch nia airi GHclü 

Und'nun - nun trUtit du wiadar mir antgaain 

•in Xnflirq, dam d« Laban »ich tnthOlKa. 

In dainan Augan It««! tin watchai Wah 

von «inar Sahrtaucht. dt« weh rwcht «rifiltta. 

Vn« tich mir fvrnar Tafl« Otutar^ r«««nl - 

Es «t«it*n lobanibunt« Blldw hoch. 

O Danlt. (taft ich im Stick dia Trtrta Mh'. 

Nh liab' dich r«chl - leh tith' tf ^ F-^ehl 



rvnm Klaitm, komm, fc/) mAoAf« mit dk acMa/an 

M^mH Gm*aw. ptwif mtf dit Moni. 

Nimm mtimn Sefmmm. k/i mftm tfa^nan, 

nimm Ihn nur fwtt. b*\'^ff Ihn, nibt. ^ 

ptmm ihn fmt m d»in» khüm FmM. 

Ach, rmi bin du iDr »in Sehlingwt. 

dm kannt du *to au^ nun gut. d»nr nimm ihn In dfn Mund, 

tJamundkMU9,aoitt%hafrHch. 

ti»ftf. mmt Kitintf. dtin Mund Irt doch ^odL ^ 

kh vändm SfM dtiim liMV. 

dm jarrar» titt dtimr ZShm. dm Smtf da/nm- LIppmt. 

0, dkm WoHimt mm:ht mkh tum Gottl 

Omktdm Hrwdim. dm Gsrmi Bdmtal 

pubktain inft - und 9miga/ tufMcK 

NiMt dnh'dkh, dain ftdekm fftltt mir. 

0H^ »dmiHnti noch dän atfw ^we. 
2*K* nicht, dm Schmmx fthl toräbm. 

dmlumrmn Atdmt, wrmwt mwnt^nlm. 

apirududh Hirn nkht 

Si&tm du. nun g^t m aehon 

Jj«, w ktl hmrH&,. wdndtdi^. 

öfll^V Ott 0#0itfV1f AVI riwntWff^ w ^ • 

Ach,wmwtdt/m6itmt.mttm9mrditLua. 

t mac^ m «ucA dir Spai. ich hArw dkh $t6hnm. 



Schmmx kmwimieh Lum wain. kh mt\, dtinm mäii . . . 

I ^ 

SaMft nkht JO, Ai mmMtmich rmmtd. 

kh karwtja kaum noch, main kiainm Gtnfmad. ■ 



t * 



(.1.^, WflCkwy in; i.o, 190*?) 









Si^ 



^UachHrt 'Ur 



pmm aehufi f$ei 



«lh«U 



't 



9) 



(im 9«au *-c t;i Sackgei»»^ iVig) 



Gustav Landauer 

' Nun, a bat Tidi fcxclgt, tu dicrc Art Produkte da Vcr- 
(iUi und der GclftWigkdt unter Lkbc verliehen. Sit verßeKen 
Gunter die BcFfkdlrung icvllTcr MuskulalurbcdOrfnlire. die 
In Verbfndunf mit Ülurionen, Trlumcn und RauChferohlcn 
Icken. und Kaben hcrauBiefunden, dafi man, venn man nur |c- 
aO|tftd »freie Ift. dklcr BeFrkdtiunf dk unfcahntcfte Mannlf- 
Wilfkdl und Abvcdifelunf in den Formen |cbcn Iwnn. 

Dem Produfct dei Vcrfalb IR allea fraftldi, allei Problem |e' 
,«fden^ (...) Allem, ▼« man Irjend tun oder &d« au»- 
dcnkcn kann, ftebt der arme AuffebAKItc mit der Fr»|c: 
iWarum nlAt?« fe|aiOber. Warum fofl yh elfendidi nidit 
Morden, Rcklcn, betrOgen. fauleniea himpe«? "Warum foO tdi 
Mann nidtt mit dem Manne beben, da kb A»A dabei die auf- 
iccendOcn k6rper(ld»en und die ttwlrmerifcbaen fedÄhen Ge- 

:fahkk^7 

' SteOcn vir uni feß, daO «Ir ein Bund der Gefunden find, 

keine UM*tn, am denen dk lch«ußlld>c moderae Wdt heraw 

vifkt, bndcm (bUtc, dk den Kraftobcrühufi kaben» daS Im 

durdi ihr ^Ivatu und Affcntlldaet Leben dem immer vdta 

um ßdi ffdfendcfl Skditum cntgefcnvirken. 

(in: Tarnouska (Aufsatz) 1910) 



John H , Hackay 



< 



Deitii — UtndiMi wir uni nidil — dicM' 
Liel>e toll niehl acin! AU etmire wiHCaKbioneii 
Ml tvfiniigstfln Jalu-liundert ton «ian GalMt« dn 
Lei>eiu und lainer ErfnndiHitf; und Dantdlnnc, 
CUuU nun tie luproUeii wa Lttnnon, indwn man 
iiir jsdet Rflchi nintm;, idi»! 4ät Rodit 4m 
Idxian Sehn». Dort wo nurSdiw«ig«n Ikamciit 
4aä 5ehwAi|;en da Tod«, totien wir ardniadl 
wvden, dort, aliMtlii vom Wnc«, wn Niemaml 
vin itürt ... ( ■ • ■ ) 

Aiver mI — diase Liebo kai ctin Laikr tu Min, 

wdl man m ftli- «in Laitar Idk, umI ni »«eca 

daA fie es nicht iU, tondem «ina Li«be wm 

JMk ander« lidM, ist d>en dn Yarbradienl — 

. . ) Sie morden amen Lieb« — nnd M iabt Sie 

«r dru m d w ohmtot Sduw — und dk Zukunft baltt 

ihn wider I . I 

(. . .) whI Jm «kii ihrer ■nt;«nomnwn halMn wir 

eimr Krsnhen, irren Hdi, wenn tie rl*"'»"« *** kttnnloit 
■i« ««M dnii FSnfeii der Gewalt liefrden, imkni «ir 
mit dinrr Gewalt )Mil.lt«r«n. Du «Ik« - pakliertm - 
tlnin M. wid ittdeiH lie e« tiiun, «udien de die Einen 
auf Kodwi der Andemi lu retten. Wohl wimend. 
WM tehr die .»ffenllidio MdnunR' (deren ftednl(imun{: 
ihfkoii ao Ul«r Alka wiehÜR erKheint} er»de der Lid« 
dei Adtereii n dein JUnr:«ran aeines GeH^bkcbto 
wideratrdil, wdl di« i^daiikeniow hier immer nur 
.VerfUlininfl" ni >eb«n lennar;. wShrond M »di mehr 
wid mehr dem CeduilieH einer .Frdnbe der Lid>r 



Emma Goldmann 

Zenaur kam von einigen metner eigenen Kameraden, 
weil Ich aolche 'unnatQrUchen' Themen «rla Homoaexualltit behan- 
delte. Anarchlamu» wurde bereit! lur Genüge mlflverttanden und 
Anarchlaten wurden al» morellich verdorben betrachtet; e» war un- 
klug, XU den falschen Au/faisungcn durch Aufgreircn pervertierter 
Formen der Sexualltit noch beitutragcn, to argumentierten ile, 
Oberieugt von der Meinungsfreiheit, eelbat wenn sie ilch gegen 
mich wendete, beachtet« Ich die Zenaorcn In meinen eigenen Reihen 
ebenen wenig, wie Ich et gegenüber Jenen Im Lager dei Gegner« 
(tat. (in: Liuing Hy Life 1934) 

Emile Armand ' 

lAbueichanda taxuelle Uerhai tensueisen können weder 
Ekel noch UideruiUen erregen. Di« Uissenochaft an- 
erkennt haute die Existenz dieser angeborenen Anoma- 
lieni und men kann nicht saqpn, daO man bai bakann- 
tan abnorwan flanachan* berühmten Parsonan, einen Uar- 
fall dar Hlrnrunk tionan oder eine Var schlecht er ung 
organischer Funktionen reetgaetcllt habe* Dabei er- 
innere ich an jenes Uort des ftnarchiaten Pltcislsv 
Goldberg: "Die •exuellen Perversionen sind für die 
Liabeg uas die Anarchie Tür den bürgerlichen KonTor- 
aiisnus is t" . 
(in: L 'fimancipation sexuelle... 1934) 



twitckon ErwsdiBcnen* kinnetf;!, lUllirrvi, )• beFUr- 
>¥orioti 'fen% rtvßhriichcii llelffr ein G«eeit, ^ dir 

Denn ffiadcr bat ei lich in dtsten iahren RsMift 
dsA Urne Liel>^ ihre idiUeimalen Feuidp [^ende unler 
iUeeii ^ McKl drtuten, londem. lei «if^nen L«ner tu 
■neben biL Wieder kebee Dk die üch Jübrer' 
nennen in diceem fUnpfe und eil loiehe rerenlworÜicJi 
eeicbiiav m rmer ihrer ticberfeben und entwUrdi g eftdai 
fetiüotfeti in die ^rede bemebenden Cewelten, ahn 
MFenUirh, nn ^butuller' — mchl rt^rt Hit de» Kind/ 
enndcrn flir dnn reiFen Krutien und JUnflini;! -*- vnd 
deinit di^ Verfnlf;iiii[; und BdUifun); Ekrer befUrtvortsl, 
von denen sie, >vie keine Anderen, wiiien, defl Me 
f;eneu K unKbuldif; ftind, wie »io tellifi, und wieder 
eiflintt bellen die de» böben Alter bellenden licb ia 
etiF Koeten der Schickiittf^nouen ihr^r Zeil lu rellen 
venucbi ^ ein Vemüi en der Seche, >i^e er ecbmlh- 
lieber in »ciiMtn AUticblcn unil furrhÜMrer in icineii 
Folf^n njclii psdechl werden linu, t . * ) 

Mir eelliel heben dtcee twbjf Jahre ifv* E/tennbitser 
Mir bealiUctn und rnrücfen können. Dte eine: delt 
dieter Lielic allein dir ZaiI ibre HelUinr; bringen kenn. 
Aucb aie itl, wit alle Fra(;en unaercr Taec eiiic aouale 
Fre(^ — eine Frage der penänIicKen Freiheti. der 

Freiheji des Indiridiuimt^ und lie kann mir (tidat, 
werden mit ihr und durch t*c ( ^ ^ ^ ^ ' 

(in: Sagitta (Pseudonym) Die 
Bücher der namenlosen Liebe) 



"Meine Subakrlptlon dt«-' 
e«a Wefkee »oH nlchi «l^Bevela Yon Sjrmpethl« mit seinem Inhalt 
aenominen werden. BenJ.R.Tucker, FUratentuni Monaco. lÄ.Auguat; 

;938" 



I 



Für Mscksy mit aelnem auageprägten sethettachen und Schönhelta- 
Empflnden kera sogar msnche». was von den heteroaexuellen Sexwil- 
prektiken heute eis "erUubt"()a, sogar a«t>ot«n5 i^l*» überhaupt 
ntcht Ln Betrscht, (...) 

Tatsache tat, daß der AnaWerkehr bei der Homo»exuelU4t der Er- 
wschaenen und «rat recht bei der griechischen Liebe Velnesweg» 
die Regel, aondcm «her die acltenc Ausnahme tat, (, . . ) 

Er, der wie kaum «In anderer 
eeit frühester Jugend nach dem "rtchiigen" Leben, dem xmverWlach- 
ten, ununterdrückien war, fsnd In Jenem Aller, dsm aelne Liebe 
gsltCli bis 17 Jahre), und zwar nur bei Kneben, nicht bei Mädchen 
(heute wJlre das mögllcherwetae anders), am eheaien das, was sei-- 
nem Innersten Weaenakem «nttprech, Daiu kam sein As thettxlsmuf 
und sein durch und durch münnllcher Charakter. All Jena als aperl- 
ftsch weiblich geltenden Eigenschaften, die In Jener Zelt noch viel 
krasser hervortraten sla heute, Ja die Regel bildeten, atlaften Ihn 
eb. Man könnt« sogar sagen, daß es ein höherer» aubUmlerterCrei 
Ton Ltebc wer,, die er snstrebte and zumindest seinerseits Sech er- 
lebte, wenn er nicht selbst auadrückllch abgelehnt bitte, aelne Lie- 
be über Irgendeine andere, die wirklich echte Liebe war, stellen 

zu wollen. 
■ 

(K.H.Z. So Inamann Der Bahnbrecher 1979} 



Augustin Souchy 

(au*lendsepr«ch«r 0er CNT IS^S) 

Einn Tsgei bat mich eine »on Fnnk Jellinck, dem KorTwpon- 
drntm des »Minchrttcf Guardiin- , gcfiihnr Kommission 
'drr suiiändiscbcn Joumsiuien, ich möchie mich für die Frciltj- 
sung det de uuchksliem sehen JoumsJiiicn Ludovito Suasi dn- 
iet2cn, der wegen einer homosexuellen AÄsre lesigenommen 
Jwoede» war. Ich griff lum Telefoebcrer: .Bettgeschichien iifMi 



keine konterrcroluüonäjen Konjpmüonen. Sagt dem Snust, 
dsfi ich ihn morgen fhih in meinem Büro erwarte. Einrcncm- 
den?» "LrnendKlo- (Ein*erii»ndcfi), kim rt zurück. Am ande- 
ren Mor|en bedankte sich Scauti pcnöoJich bei mir für icmc 
Freilassung. 

(in: »Vorsicht: Anarchiat!" 1977) 



Jean Genet 

,.Wirc !ch nit mit Ai|ericm im Seit fe- 
{in|cn. so hirte ich vielleicht niemals 
die AJfrrache BefrekungiJToni «mer- 
ftüticn kAntkcn,.- 



Uilliam S. Burroughs 

DANIEL ODiiR. Ist LJcb« cinc L&fun|f 

V. L Du |Uubc 't6\ ftm und pr aiihv Idi haltt Uebc für einen 

Yirm. Idi halu Lieb« för escn |roften »om weiblicimi G«- 

Mhlrdit in«en*im«i S<h»in<iel. \ih |Uube niAi, diB hc tiM 

Uwni (Qr ir|cndw«f in. ( . . . ) 

* ft. o. Vw denken Sic Über Fnuen? 

J 

V. I. Mit den Worten eiftci der freScn Weibcrh«i*cr, de« Mr. 
Jon« in Conrmda 5i>| n&mlidii »Fravcn nnd ein rüncr Fluch. t 
Idi ftUubc, lic w&rcn ein sr^ndlegendcr Irrtum, und di« 
gtnu dutliniidti Welt entwi^tlte n^ *ui dieson Irrtum. 
Pravcn aiiid cur Vemwhning D»dit mehr unentbchrliA. C. - ■ } 

id) glRubc. d«8 dte |tnzc anuKiucllc Oricn- 
nerung unterer Gewtl»diii^ m Grande «on weihlicKen Imercnen 
mtntpultcrt wird. Vcil c* in ihrem InTtreuc lifgl, Sexuklttit tu 



unterdrUdten; auf dicK Weil« hingen sie lidi »n einen Mann 
oder a^nappen lidi einen, und denn foll er nicho «nder« mehr 
tun. Ei in dai öberkommene Iniereue de> weiblichen Gesdilediu. 

dai aniiyauell itt. ( ■ • •) 

0. o. Sie haben gesagt, die Familie lei eine« der we»en(!i(*ien Hln- 

dcrnine für >eden echten mentchliAen Forodirltt. Verum? 

». •. Zunüdut bedeutet das, defl Kinder Ton Frauen aurgCKOtcn 
werden. Zweitem bedeutet et, d»S jede Art Ton Uniinn, an dem 
die Eltern leiden - alle möglithen Neuro«n oder BewuRtaeini- 
«ftrangen - aofort an d « hilfloae K ind weitergegeben wird. 
(. ..)ln TIW Saß JVctÄine habe l^ vorgesdilagen. die Gewiileth- 
ter XU trennen, alle minnlichen Kinder »on Männern und alle 
wetbliAen Kinder »on Frauen aufiiehen zu l»»er Je weniger 
dW beiden Godilechter miteinander tu tun haben, de*» ba»er, 

glaube ich. 



in: Dar Oob 
Interuiuw) 19C>9) 





*tt: 






« 




REVOLUTION 




Was ist aus dem 
deutschen Schwu- 
lenfilm geworden? 
Fast 20 Jahre lang 
gab er international 
die entscheidenden 
Impulse. Schlaglich- 
ter einer Emanzipa- 
tion, verlorener 

Chancen, hoff- 

Talen- 



nun 
te. 




. j". .'l^ 






A-.-x-, 






4 , - Ini ini-— i-HTr-ir Trririi xLar L___li__l 

."i*r' "^"--^'^-■-J-^"J"■^*^-■"^^.*-^-L".^^^^;^-J"■".^^-J"*"J'*'J^^"."J^.^^_'J "_'_■_' 



H_-_i -:-_- iXHX n- - -..^^^ 

V.r*-, ■*■_■_-, 



_jrvn-ri_inBBi_LJjini iri iji-i-- i'x _'x ■ x _ _ 
".".-n'."x"l'n'j" ".".".'j-j".".'*-]- ■- '."_" "J ' 



l-lTnrIrr- vr -rniarBT^raBL nx-L_L________ ____ 



- - - - ->X- - '-, H> - ■ -^_- - 






>Z 








4 







"-_ x"_ i^iTb"- '-~^'i 'r'l r^'^i 'l"i 'l i^ ~ 




Ein couragierter Pinselstrich fegt 
den Paragraphen 175 ein für alle- 
mal aus dem Gesetzbuch. Richard 
Oswald und Magnus Hirschfeld 
setzten ihn 1919 an das visionäre 
Bnde ihres aufrüttelnden Stumm- 
films „Anders als die Anderen*'. 
Es hagelte Proteste, Verbote, Zen- 
sur. Der erste Film der Filmge- 
schichte, der Homosexualität zum 
Thema wählte, verschwand im 
Archiv. 60 lange Jahre vergingen, 
bis sich 1969 erneut ein deutscher 
Regisseur traute, mit einem Fihn- 
manifest gegen die Diskriminie- 
rung der Schwulen in die Offensi- 
ve zu gehen. Rosa von Praunheim 
alias Holger MischwiuKy hatte 
seinen Bekennermut auf die sich 
gerade vollziehende Liberalisie- 
rung des Paragraphen 175 gebaut. 
Do h wie viel, besser wie wemg, 
sich tatsächlich veränderte, erfuhr 
der Berliner, als auch sein Fihn 
über z^-^: Jahre ins Archiv ge- 
sperrt wiit*:-: r -j dann amputiert 
und rampoiil^r. sowie unter Aus- 
schluß der br-^ye! i "^chen Öffentlich- 
keit . über die Fern- rhsendcr m 



dürfen. „Nicht der Homosexuelle 
ist pervers, sondern die Situation. 
in der er lebt**: Der Titel des Films 
bewahrheitete sich schon bei dem 
Versuch, ihn an sein Publikum 
bringen zu wollen. 

Rosa von Praunheim hat es 
dennoch geschafft. Er schaffte 
mehr. Über alle Anfeindungen 
und pseudo-moralische Anwtirfe 
hinaus, selbst gegen verschreckte 
Wortführer von Schwulengrup- 
pen, die ihre Masken verloren, 
trat Praunheim das Erbe an, das 
Oswald und Hirschfeld hinterlie- 
ßen. Er wurde zum Begründer des 
bekennenden Schwulenfilms. Sein 
Held Daniel emanzipiert sich vom 
spießbürgerlichen Ästheten zum 
solidarischen Kommunarden. Aus 
dem kitschigen Schlafzimmer 
über die pompöse Grunewaldvil- 
la, die FKK- Wahnseeterrasse, das 
manirierte Schwulen-Cafe. die 
Macho-Lederkneipe und die stin- 
kigen Klappen wird er in der nack- 
ten Männerrunde seiner Woh^ige- 
meinschaft zum Kämpfer. Motto: 
,,Pißbudenschwulen und Park- 
hckem zu helfen, aus ihrer be- 
schissenen Situation herauszu- 
kommen' \ Wie Praunheims Pro- 
tagonist, so emanzipierte sich der 
Schwulenfilm selbst. Tabus fielen, 
Selbstkritik trat an die Stelle von 
Selbstmitleid. Schluß mit der Kli- 
scheebeweihräucherung. Die ame- 
rikanische Gay Community hat 
diese Verdienste des schwulen 
Promotors aus Berlin niemals ver- 
gessen. Sie feiert ihn noch heute 
als den Pionier einer Kultur, die 
sich — der Legendenbildung zum 
Trotz — nicht aus dem eigenen 
Undergroundfilm um Jack Smith, 
Kenneth Anger oder Andy War- 
hol nährte. 

Praunheim, das hat er auch mit 
dem Nachfolgefilm ..Armee der 
Liebenden oder Aufstand der Per- 
versen" (1972 — 1979) bewiesen, 
wandtt iich dkeki an ö Schv^- 
kn. Sie wo"/" ^r vor all 7'»da- 
risiere- L .ri animierte sie, ihr 
Ppv- ;ber , CfTcntüch zw ma- 



chen", und ging mit gutem Bei- 
spiel voran. Af« Demonstrations- 
objekt zog er mit einem Freund in 
den Vorlesungssaal, um Studen- 
ten zu zeigen, was Schwule so trei- 
ben. Vor der eigenen Kamera, die 
der Sympathisant Werner Schroe- 
ter mit zittriger Hand für ihn hielt, 
fickte er auf dem Katheder, blies 
seinem Partner den Schwanz, 
schluckte und lechzte nach mehr. 
Um gleich das neue Manifest fol- 
gen zu lassen : ..Nicht Gesetze 
müssen wir ändern, sondern Stim- 
mungen ! ' ' 

Kein anderer Filmemacher hat 
seine Ratschläge an das Publikum 
vor deren Augen so ungeniert be- 
folgt. Er demonstrierte die Einheit 
von Dichtung und Wahrheit. Die 
Freiräume, die Praunheims unge- 
hobelte, perfekt dilettant istische 
und doch so stilsichere Filmethik 
schuf, kamen hierzulande vor al- 
lem einem zugute: Rainer Werner 
Fassbinder 




IN PAKT 

MIT DEM TEUFEL 



Ein unverkrampftes Verhältnis zu 
den Schwulen konnte der schwule 
Fassbinder selbst jedoch nie fin- 
den. Er gab das offen zu: ,,Die 
Schwulen sind sehr böse auf mich, 
weil sie immer denken, sie wären 
etwas Besonderes. Die Ktlnstler 
unter den Schwulen denken, ihr 
Schicksal wäre besonders toll. 
Wenn man sagt, das stimmt nicht, 
dann werden sie wütend. Sie wol- 
len urmormal sein, auch im Film, 
Und das ist idiotisch." Wie sehr er 
die sch-AM.e Subkultur der 70er 
Jahre verabscheute, zeigte er in 
seinem Film ., Faustrecht der Frei- 
heit" (1975). An der aufkeimen- 
den Schicki-Micki-Gescllschaft, 
schwulen Champagnerbubis, läßt 
er das Leben eines aibeitslosen 
schwulen Jahrmarktsburschen 
zerschellen, der sich, nachdem er 
eine halbe Million im Lotto ge- 
winnt, ihre Zuneigung zu erkau- 
fen versucht. DieJloUe des ausge- 
brannten, in den Tod getriebenen 
Opfers spieh er selbst. Dieser 13. 
und bis dahin persönlichste 
Fassbindcr-Film konnte indes 
nicht verwischen, daß Fassbinder 
in der Regel nicht der Ausgebeu- 
tete war als der er sich hier sah. 
In einem autobiographischen 
Rundumschlag setzte er seine 
Kiitik am schwulen Estabüsh- 
ment fort. ..Satansbraten" 
(19'?6) hieß der Dichter-Hokus- 
pokus, in dem er auch dem deut- 
schen Kulturbetrieb die Larve 
vom Antlitz riß. Im Boot der 
Aufschreie saßen rechts und links 
Kuhurfunktionäre Seite an Seite. 
Kritik und Schwulenverbände 
halte er schon 1973 gegen sich 
aufgebracht. Das Orusclepos, 
das bei der Berbncr Urauffüh- 
rung mif Sprechchörei) und Flug- 
blättern attackiert word- -^ war, 
heißt „Zärtlichkeit d-^ N^iife". 
Aus gutem Grund ^i a fc^j^söinder 



den Film „nur" produziert, die 
Regie überließ er dem Familien- 
mitglied Ulli Lommcl. Kurt Raab 
spielt in dem Beiß- und -Blut - 
Drama das jungenmordende 
Monster Fritz Harrmann, der 
nach dem 1. Weltkrieg tatsach- 
lich lebte. Blutrausch. Massaker, 
Perversitäten wurden den Beob- 
achtern zu direkt mit schwulen 
Lebensformen vertncngt. Ein Kli- 
schee, von dem viele Filmema- 
cher nicht ablassen können. 

Doch , so als wolle er alle 
Schwulen, denen er in seinen bis- 
sigen Fihncn Unrecht tat. wieder 
versöhnen, drehte das Genie 
„Qucrellc". '„Ich werde Schluß 
machen, wenn meine Ängste ein- 
mal größer werden als meine 
Sehnsucht nach etwas 

Schönem* * , schrieb Fassbinder 
wenige Wochen vor seinem Tod. 
Weil es eine Steigerung nach 
, »Querelle ' ' nicht mehr geben 
konnte, war das Ende vorpro- 
grammiert. Genets Drama der 
Selbstbehauptung gegenüber der 
ihn tretenden und daher verhaß- 
ten Gesellschaft wurde ein wah- 
res Stück Fassbinder. ,,Ein Pakt 
mit dem Teufel", ein glühender, 
brodelnder Vorhof zur Hölle: 
Das war das radikalste und per- 
fekteste Szenario, das er sich je 
für einen seiner Filme hatte ein- 
fallen lassen. Ein von pittoresken 
Phallus-Symbolen umstelltes Re- 
vier, eine Pflasterstraße ins 

Nichts, eine Atmosphäre, aus der 
es kein Entrinnen mehr gibt. In 
keinem seiner Filme hat Fassbin- 
der sein Idealbild vom Mann in 
so geballter Ladung nebeneinan- 
der besetzt: Nero, Davis, Malet, 
Kaufmann, Pöschl, Driest. 

Welche Welten Hegen zwischen 
,, Querelle** und seinen Anfän- 
gerfilmen! Hier das Schwule als 
Endzustand, dort die kleinkarier- 
ten Affairen, hier die farbige 
Wollust, dort das schwarz-weiße 
Hinterhofleben. 

Mutige Autorenfilme wie 
., Jagdszenen aus Niederbayern'* 
(1969), „Ich liebe dich, ich töte 
dich'* (1971) oder „Die Konse- 
quenz*' (1977) gerieten in ihrer 
schhchten, ungeschminkt-einfa- 
chen Art fast in Vergessenheit. 
Vielleicht auch, weil ihre Macher 
keine schwule Aura besaßen, 
nach der die Szene verlangt. Pe- 
ter Fleischmann, Uwe Brandner 
und Wolfgang Petersen konnten 
nur für den Moment Aufmerk- 
samkeit schaffen, allenfalls Fe- 
stivallorbeeren bheben zurück. 

Und Fassbinders Erben? Die 
kreativ-chaotische Clique hat 
sich in alle Winde zerstreut. Har- 
ry Baer, die rechte Hand b'\% zum 
.Schluß, dreht Jugendfilme fürs 
ZDF. Dieter Schidor, Produzent 
von ,, Querelle**, Filrs emacher 
und Schauspieler in einem, ver- 
starb im September 1987 an 
AIDS. Kurt Raab, nach Fa.^. lin- 
der das produktivste Mitglied dir 
Gruppe, kämpft gegen AIDS. 
Bewundernswert, ehrlich wie in 




jeder seiner nahezu 200 Rollen, 
hat er seine qualvolle Krankheit 
publik gemacht. Schwul wären 
sie alle gewesen, seine Mitstreiter 
aus den provokativen Jahren, 
doch der Schwulenfilm ging an 
ihnen fast spurlos vorüber. 



EXUELLER NOTSTAND 
WITZIG VARIIERT 



Wie Praunheim nie den Versuch 
machte, aus , »meiner Außensei- 
terposition herauszukommen", 
biß sich auch Lothar Lambert am 
subversiven Low-Budget-Film 
fest. Seine kleinen schwulen Ge- 
schichten, gemixt mit transvesti- 
schem Vergnügen, sprühen vor 
ominösem Witz und Insider- 
Pointen. Menschen aus dem 
Wachsfigurenkabinett des Le- 
bens bevölkern eine Weh, in der 
der sexuelle Notstand herrscht. 
Pacr. nnhlp*' (\9K'^^, ..Drama 



: j » 



in Blond** (1984) und ,,Die Lie- 
beswüste*' (1986), die stärksten 
seiner dreizehn Berliner Not- 
stands-Moritaten, sind deprimie- 
rend real. Ein Grund, warum sich 
der Erfolg an der Kasse nicht ein- 
stellen will. 

Der Nachfrage konnte er sich 
vor wenigen Jahren nicht mehr 
erwehren: Frank Ripploh. Auch 
er hatte das Schwülen-Paradies 
Berlin als Background genom- 
men. Und seine Komödie, ,,Taxi 
zum Klo'* (1980). schlug ein. Hu- 
mor, trocken, verletzend und 
authentisch, lockte seibst jene ins 
Kino, die schwulen Alltag sonst 
meiden. Die unmögliche Liebe ei- 
nes sexuellen Nimmersatt und ei- 
ner Pantoffel-Tunte verriet so 
viel vom Großstadtmythos der 
Szene, so viel Sentimentales und 
Verrücktes, daß Schwule und 
Nicht-Schwule gemeinsam lachen 
konnten. Ihnen wurde derselbe 
Spiegel vorgehalten. Lust und 
Schmerz: ,, Jeder", so Ripploh, 
,,muß selbst herauskriegen, wie- 
viele Dimensionen für den einzel- 
nen sich dahmler verbergen". 
Der deutsche Kukfilm.. ,,mh un- 
glaublichen Kreditgeschichten" 
(Ripploh) vom Macher mit 
knapp 100.000 DM realisiert, 
spielte allein in New York 
1 Million Dollar in die Kassen. 
Schwule als Stoff, aus dem 
TraumweUen sind. 




ALGENHUMOR IN 
HELL-GAY-LAND 



peutsche Regisseure erkannten 
spätestens nach Ripplohs Tri- 
umph — auch die Tucken- 
Spektakel ,,Ein Käfig voHer Nar- 
ren" beschleunigten diesen 
Trend — daß sich schwule Bot- 
schaften und Ereignisse nur mehr 
in Komödien transportieren las- 
sen. Selbst p-aunheÄ.'rs zos meinen 
mahnenden Zeigt *''nöt.- . irück. 



Mit ,,HoiTor vacui" (1984) 
machte er den Anfang. In einer 
schaurig-schönen Farborgie 

nimmt er um ein schwules Stu- 
dentenpärchen das Sekten-Wesen 
aufs Korn. In ,,Ein Virus kennt 
keine Moral" (1986) wagt er ei- 
nen ,, Rundumschlag" (Praun- 
heim) zu AIDS und seiner Hyste- 
rie. Aus Humor ist Galgenhumor 
erwachsen, aus einer schwulen 
Spielecke ist Heil-Gay-Land ge- 
worden. Virus ahoi! Man mag 
sich fragen, ob der geistige Vater 
des engagierten Schwulehfilms so 
makaberer Ulk Therapien be- 
durfte, um zu AIDS nicht über- 
hört zu werden. Daß er eine grel- 
le Groteske mit Handkanten- 
Sprüchen, mit der üblichen Ar- 
mada schräg-schriller Typen aus 
seinem Hosenbein schüttelte, 
mochte auch unter Schwulen 
manche Geschmacksgrenzen ver- 
letzen. 




Filmszene aus »Nicht der 
HomosexueHe ist pervers, 
von Roso von Prounheim 



..« 




Der deutsche Schwulenfilm, für 
West- und Südeuropa Vorbild 
und Ideenbörse in einem, erlebte 
Mitte der 80er Jahre einen 
Durchhänger. Manche nennen es 
Einbruch. Spanische Filmema- 
cher, der Fesseln des Franco- 
Regimes ledig, Südamerikaner, 
Franzosen, Australier und die 
Gay Community in den Staaten 
haben die deutschen Regisseure 
an Originaliläl überflügelt. Auf 
jede'* Schwulenfilmfestival im 
In- i ."'d Ausland wird das deut- 
lich. Noch stammten fast die 
Hälfte der rund 180 Schwulenfil- 
me. d^e auf dem Markt sind, aus 
t>e. hiand, doch in :'wei, drei 
jal; \ i-^d der AuUeil aa' ein 
Dt'v '■ "'jckgcben. 




i) 




ÖFFNUNG AUF DIE 
2. GENERATION 





Natürlich ist es egal, woher gu- ' 
te Schwulenfilme kommen, doch 
was tut sich außer Praunheim 
und Ripploh im eigenen Land? 
Drei junge Talente lassen hoffen, 
daß es eine zweite Generation 
von Schwulenfilmen geben wird. 
Wieland Speck, Wahl-Berliner, 
Jahrgang 1951, gelang mit 
„Westler" (1985) ein erster Ach- 
tungserfolg. Seine Männerliebe 
zwischen dem unbotmäßigen Au- 
ßenseiter in Ost- und dem lebens- 
siichtigen Szenenfreak in West- 
Berlin hat er so akribisch und 
zärtUch verfilmt, daß man sich 
nostalgisch an die Anfänge von 
Werner Schroeler und Robert 
van Ackeren erinnert . Speck 
klammert nichts aus und entzieht 
sich doch der Tristesse, die viele 
Schwülen-Melodramen bevöl- 
kern. Zu filmischen Kleinoden 

sind seine New-Wavc-Hits „Da- 
vid, Montgomery und ich"(1980) 
und ,,Das Geräusch rascher Erlö- 
sung" (1982) geworden. 

Gleißend-schöne Ästhetik, trans- 
portiert in Traumsequenzen. 
Speck analysiert, während sich 
zwei nackte Männer aus einer 
Gesprächsrunde lösen, gtiltige 
Kommunikationsstrukturen. 
Oder er entlarvt, daß Männer- 
macht die Männerüebe fürchte 
und ,,wie der Tötende Angst hat 
vor dem Liebhaber". Mit seinen 
Psychographien baggert der 
Jungfilmer Ängste ins Hirn der 
Zuschauer, um dann doch Hoff- 
nung aufkeimen zu lassen. 

Visuelle Phantasien von gro- 
ßen Gefühlen und roher Gewalt 
durchziehen auch die Erstlings- 
werke von Dirk Schäfer. Auch er 
ist Wahl-Berliner (geb. 1961) und 
einer, der sein Handwerk von 
Grund auf gelernt hat. ,, Kinder 
der Besänftigung" (1984), ein 
Film ohne Dialoge, ''urde zum 
Festivalerfolg. Sein Lesben-Film 
„Fuge" (1987) erzählt im Zeit- 
raffer von der Sehnsucht seiner 
Heldin, die von der anderen im 
Traum vom neuen revolutionä- 
ren Menschen nicht erfüllt wer- 
den kann. 

Der Frankfurter Claus Rüttin- 

ger wagte sich schon als 
ISjähriger Gymnasiast mit einem 
Coming-oul-Film in die Szene. 
„Ich will" (1983/84) schildert 
den Ausbruchsversuch eines Jun- 
gen, den die Eltern beim Onanie- 
ren in Reizwäsche ertappen . 
Doch mit seinem älteren Freund 
setzt er sich ab, läßt sich sein An- 
derssein nicht zerstören. Im Ki- 
no, bei Rii;plohs „Taxi zum 
Klo", so Rüttinger, sei ihm selbst 
bewußt geworden, daß er schwul 
sei. Mit „Ich wiU ' kann er sich 
einreihen in die Tradition seines 
berühmten Kollegen. 

Nur schwule Regisseure kön- 
nen die kÜscheetriefenden Ab- 



ziehbilder aus den Kinos und von 
den Bildschirmen vertreiben, die 
auch nach 20 Jahren Schwulen- 
film noch immer existieren. Kan- 
tige Filme, respektlose Stories, 
unerschrockene Auseinanderset- 
zungen zu AIDS werden von den 
deutschen Schwulenfilmern mehr 
denn je erwartet. Praunheim um- 
schreibt, in welche Konflikte die 
Macher dabei geraten können: 
,,Oft möchte ich eine richtige Su- 
perschnulze machen, die Millio- 
nen ins Kino lockt... Doch ich 
kann nur kleine schmutzige Filme 
machen, ich darf nicht an den Er- 
folg denken, ich darf nur daran 
denken, was ich für richtig, für 

wichtig halte". 




Im Bruno Gmünder Verlag, Ber- 
lin, ist Hermann J. Hubers Lexi- 
kon zu Homosexualität in Film 
und Video erschienen: ,, Gewalt 
und Leidenschaft". Enthalten 
350 Filme, 380 Fotos, Hochfor- 
mat, 240 S., DM34M (ISBN 3- 
924163-31-6). 




^Uq 



^nc?, 





ung^ 




^1/88 




■J 




]LH<Ebo 







I 



O 

Q. 



U 
O 

•H 



Ü 

C 



u 

•H 









-P 
M 
Ol 

•H 



I 

• H 
-P 

c 

CU 



4J 



OJ 






TD 



f-l 

QJ 



U 

C 
C 



cn 



U - 



c 
c 

CO 



c 

•H 
CU 

tn 



CO 



u 



in 

QJ 

TD 

OJ 

C 

c 

■H 
LTi 



l 

CU 
CT 



-P 

Ol QJ 



c 
c 




c 

(U 

CT 



f-4 

CD 



=3 
QJ 

C 



c 

OJ 

QJ 
-H 

rtl 

8- 

M 




U 



XJ 
■H 

OJ 



OJ 






U 



c 

QJ 

-P 



u 0) tn 

■H «H «H 
C > XI 



I 

Ol 
■H 

c 



3 




CO - 



c 

OJ 

Ol 
•H 

UJ 



C 

QJ 

XI 

m 

M 



C 



QJ 

-H 
0) 



U 



(-1 

OJ 

D 
N 
C 
•H 
0) 






E 

u :: 

O N 



c 

OJ 
CD 

QJ 



U 
•H 



O 

cn 



cn 



CD 



U 



^ :ra 



"D 

C 

c: 

CD 

QJ 
•H 



(U Nl 



c 

C M 

CO OJ 

c ^ 

Q) M 

CT :ra 

tn 



s 



Lü 



c 

QJ 
OJ 
U 

c 

CD 

Cd 



N 



P 

QJ 
U 



P 
OJ 



QJ 
-P 
4-> 

QJ 
N 

D 

N 

c 

03 



U 
3 
P 



C 

CD 

XJ 



:ra 



C 
QJ 



O 

tr 

TD 

c 
1 

cn 



I 



QJ 
•P 

TD 



E 
OJ 



P 
CD 

cn 



TD 



ra 



p 

o 

:3 



c 

CD 
U 



-P 

M cn 

■H D 

cn (0 



I 



u 
p 
•p 



ra 

c 

o 

• H 
-P 



O 

OJ 
(X 

QJ 



QJ 

* -P 
CJl P 

en 



-p 

QJ 
T3 



O 
CJ1 

P 

OJ 



QJ 



P 
QJ 



P 

N 



C 

QJ 

T3 

O 
CD 



OJ 



cn 

E 

tn 

'P 



CO 
QJ 

TD 



C 



U 
P 
D 
U TJ 



Ol QJ 
QJ -P 

3 X] 



TD 



3 

-p 

4-) 
• P 

P 

U 

CU 

tn 
p 

QJ 



P 

QJ 



C 
■P 

P 

m 



u 

tn 

P 



U- 

Q) 
-P 

tn 



QJ 
•p 

TD 

C 
•P 



I 

X 

OJ 

cn 

c 

QJ 
C 
QJ 
Ol 
• H 
QJ 

P 

QJ 
TD 




C 

QJ 

-P 

U 
QJ 

TD 

-P 
C 
QJ 



C 
QJ 

CO 
1-1 



OJ 

•P 

o 



-p 



p 
P 

CO 



I 

p 

p 

QJ 



C 
QJ 
D 
CO 

p 

ll_ 

c 

QJ 

P 

QJ 

TD 

c 



-P 

•P 



P 

QJ 
•P 



C 
P 
QJ 

C 
C 

:cD 



.p 

QJ 



I 

QJ 
C_D 



QJ 
•P 

TD 



C 
QJ 

tn 

CD 

□ 

QJ 

■P 

QJ 

P 

cn 

4J 



-P 

tn 
p 

OJ 



o 



UD 



CO - 



p 

QJ 
P 



tn 
■p 



tn 
>p 

c 

c 
c 

QJ 

Lü 
f-i 
N 



QJ 
TD 



CO 



u tn :o 
in 'P p 



1 CQ 
"D 

o 
tn 



p P 

QJ QJ 

■p u 

0) 



c 

c 

QJ 
TD 




-P 



QJ 
P 
QJ 

P 



ro cn 



p 

QJ 

TD 



U 

tn 

p 
QJ 
-p 

ICD 



c 

QJ 
P 
QJ 



U 
3 

u 

LH 



in 

QJ 
TD 

c 
•p 

E 
3 

N 



U 



QJ 
■P 



-P 

+J 
-p 

TD 

p 

ZD 

tn 

TD CC 



QJ 
■P 

TD 



;s 



o 



u 

tn 



I 

E 
-P 

tn 
p 

QJ 



I 

-p 
in 

XJ 



QJ 

in 



QJ 
TD 

TD 

C 



OJ 

3 

OJ 

LD 



U 



-P 

D 

CD 

TD 



to 

C 

•P 

Q] 

cn 



c 

QJ 



U 



to 



c • 

D T3 
P 



I 
QJ 



OJ 

QJ 

CD 

P 

QJ 

XJ 

-P 

in 



QJ 



QJ 



TD 



•P 



3 



P 

m 

I 



3 



U 
• P 

c 



u 



tn 

c 






cn 
ro 

Q 



XJ 



c 
tu 

n 

•H 
(U 
P 

P 

QJ 



OJ 
■P 
TD 

QJ 
•P 

cn 
p 

QJ 



QJ 



CT 

C 
3 

cn 

QJ 
3 
QJ 

QJ 



3 
3 



CD 
TD 

tn 

c 

CU 



u 
cn 

p 

QJ 
TD 



tn 

QJ 

-p 

;cD 



OJ 

QJ 



C 

QJ 

"O 

•P 

QJ 



U 

tn 
p 

QJ 
+J 

C 



QJ 
■P 



-p 



•P 

OJ 



o 

3 



C 
Ü 



QJ 
-P 

cn 

c 

CO 



(0 

•p 

c 



CD 
TD 

C 



CT 

P U 

QJ »P 

:3 tn 



TD 

C 



C 

QJ 

-P 

E 

:o 



C 
• P 

QJ 

tn 



■p 



:co 



QJ 

•P 

tn 



I I 

4J ZJ 
OJ N 

U 

M 



CU M 
4J 

S (u 



CT 

P U 

QJ tn 
p 

CO 

•H 
U P 

'P 



(0 



CD 
P Q- 
P 
CO 

"£ CU 



•p 

TD 
(0 
P 

c 

•p 

CU 

tn 



g 




ä 




c 

ttJ 

• P 
QJ 
P 




QJ 

cn 

3 

N 

Q- 

et 

CO 

p 



c 

■p 



TD CD 



P 
QJ 
C 
CT 
-P 
QJ 



4J 

tn 
p 

OJ 



p 

QJ 
TD 

0) 
•P 

& 



u 

tn 

■p 

-p 

tn 
.p 

c 



•H 

P 
O 



OJ 

er 
p 

QJ 

TD 

C 
QJ 

tn 

CO 

a. 

'H 

E 



3 

CD 

J3 

P 

QJ 

XD 



~P 
N 

-P 



in 

QJ 

CT 
-P 



P 
(D 

Ol 




4-3 

c. 

CO 

• H 

P 
CD 

:5 



p 

N 



TD 

C 



C 

QJ 

XJ 

C 

CD 



C 

P 
0) 

TD 

C 

:(tl 



U 

3 

CD 




4-> 
•P 

QJ 



XJ 



in 
-p 



■p 

c 



E 



P 

QJ 

TD 

O 



'P 
P 



OJ 

TD 

■P 

QJ 

P 



Ö 



C 

c 

OJ 

3 



C 

QJ 

-P 

:o 

c 
c 
o 



-p 

•p 

•p 

p 

4-) 

t*- 

3 

CD 



N 



OJ 
D. 

in 





4-) 

■P 

E 



CD 

U 

cn 



u 

P 
in 



c 

OJ 

to 

cn 
:3 



p 

QJ 

C 

c 

:cD 



tn 



I 

4-1 

QJ 

in 

p 

QJ 

1 

C 
'P 

OJ 

in 

3 
CO 



P 

:cD 



P 



C 
P 
OJ 

c 
c 

:cD 




C 0) "D P P 
QJ -P C 3 O 
N TD n C ^ 



4J 

in 

XD 

rH 
OJ 

cn 



u 

•p 

tn 



QJ 

■p 

c 



P 

QJ 

in 

p 

CD 



c 
■p 



X) 

c 

-p 
cn 



c 

QJ 

CD 

P 



P 

QJ 

:cu 



P 

QJ 

4-J 

•p 

QJ 



C 
■ P 



4J 



QJ 



•• 


QJ 


p 


•p 


QJ 


u 


^) 




U 


c 


• P 


QJ 


QJ 


ai 


r— l 


QJ 




CT 


x: 




u 




•P 


■□ 


^ 


c 


p 


CO 


-.3 


4J 


4J 


tn 


CO 


p 


c 


QJ 




TD 


in 


•P 



tn QJ 
p 



p 

QJ 



C 
QJ 

X) 
CO 



QJ 
Q. -P 

CD cn 



E 
p 



u 

•p 

tn 



TD 

c 

3 



c 

QJ 

P 

Q) 

• P 

tn 

•p 

p 

CD 
TD 
•P 



S 



3 
rvi 



P 
QJ 

C 
C 
:cD 



C P 

QJ QJ 

P 4J 

CD tn 

CT P 

C Q) 

:cD 



c 

■p 



E 

CO 



in 
•p 

rp 
CD 
P 



c 

Q) 

N 

4-> 
.H 



c 

•p 
tn 



p 

QJ 

C 

c 

:nD 



QJ 

X 

QJ 



P 
QJ 

4-3 

■ P 
QJ 

3 

N 






4-) 

tn 
p 

QJ 



OJ 

4-J 



OJ 
P 

c 

p 



c 

■p 

QJ 
• P 

tn 
c 

Q) 

? 

.P 

P 

X 

c 

QJ 

p 



QJ 
• P 

C2 



I 

■H 

3 

N 

c 
o 

•p 

+J 

CD 

3 

4-» 
•H 

cn 
I 

T3 

C 
• P 

X 

I 

QJ 

H 

^ 

O 

TD 



P 

QJ QJ 

U~ C 

D. -P 

O QJ 



I 

CO 

Q. 



if) 
QJ 

C 

QJ 



r-' 

E 

QJ 



QJ 

P 

tn 



Q. 

;o 

4-1 



u 

tn 

■p 



c 

QJ 
XJ 



QJ 



\^ 



tu 



XJ 



tn 

4-? 

CO 






4-) 

tn 
•p 

Ol 



I 

p 

in 

c 

3 
P 
QJ 



C 
QJ 

? 

3 

P 

QJ 

TD 

O 



OJ 



Q] 

r 

u 

tn 
•p 

in 



CD 

4-9 

o 

4-) 

QJ 

•p 

TD 
P 

3 



X 
.P 

OJ 



p 

QJ 

TD 

O 



QJ 
~P 



QJ 
X 



CO 

CD 

Tj 



TD 



C 
CD 

4-5 



c 



CD 



E 



OJ 



CO 



4-> 

tn 

OJ 
Li_ 



QJ 

3 3 
{-( QJ 

QJ XI 



TJ 



TD 
.P 

■B 

QJ 



XI u 



o 




u 

p 

3 
TD 

QJ 
• P 
TD 



P 

3 

-P 



3 

QJ 



QJ 

■P 



TD 

C 
3 



3 

C :to 
03 3 

CT 
QJ 
C_D QJ 



tu 

c 

•p 

QJ 



C 
QJ 

C4_ 



U 



x: 

u 
in 

c 



tn 
•p 
in 

(D 
CD 



QJ 

•p 

TD 




4J 

TD 
:(D 



C 
QJ 



C 
QJ 

X 
•P 

(U 



TD 



I 

P 

QJ _ 
X) TD 
•P QJ 

LD 

QJ 
P 

QJ :cD 

4J C 

c o 

QJ -P 

CT 4-> 

•P 3 



OJ 

4-J 

c 

•p 



:3 



CD 



QJ 
(-1 

:(D 

3 



OJ 
P 

P 

:3 



I 4-» 



E 
QJ 

■+-> 



:(D 

14- 



c 

QJ 
CT 

C 

CO 



c 

QJ 

CT 
• P 

TD 

C 
QJ 



OJ 
P 



TD 

C 
.P 

tn 
p 

:3 



TD 

C 

CO 
4J 

tn 



c 

QJ 

TD 

TD 



CD 
TD 

Q) 

XJ 

C 

:3 

LD 



OJ 
■P 

Q 



U 
P 



P 
QJ 



I 

C 

o 

tn 



c 

QJ 

tn 
to 
'P 

c 

4-> 



:cD 



U 

.P 

tn 
p 

QJ 

XI 
CD 



C 
0) 

DI C 

OJ QJ 

•H TD 



P 

QJ 



C 
•P 

CT P 
■P 3 

4-J C 



I 

3 
QJ 



C 

QJ 

TD 

C 
•P 



P 

CO 

4J 

tn 



tn 

c 

QJ 

X) 

QJ 



P 
OJ 
X) 



u 
tn 

•P 

4-» 

tn 
■p 



u 
p 
to 

c 

CD 

tn 



CD 



U 

•P 

cn 

QJ 
■P 

TD. 



C 
CU 

4^ 



I OJ 

•P CT 

QJ .H 

P 4-» 

CT JZ 

QJ L) 

X) :ca 



QJ 

4-) tn 

^ QJ 

QJ 
•I— ) 

•9 t 

cn -p 

0) 



c 

OJ 



CD 



P 

QJ 

TD 

O 



a 



CO 






p 

QJ 
TD 



tn 

3 
CO 



c 

QJ 
-P 

:(D 

4-3 
'P 

3 

C 

•P 

c 

o 



QJ tn 
3 U 

QJ 

c 




p 

QJ 
TD 

OJ 

•P 



4J 

3 



4-5 

q; 



c 
to 

(-1 



c 

• H 



u 

3 

CD 



c c 

O QJ 

C P 

(J CD 

cn " 



p 

QJ 

c 
c 
:cD 



QJ 

■p 

TJ 

QJ 
•P 

XJ 



c 

QJ 

o 

4-1 

tn 



3 

CD 

P 

TD 



C 
QJ 
3 
CO 
P 



QJ 
•P 
TD 



P 

QJ 
TD 



C 
O 



U 

cn 

4-5 



4J 
■P 

E 



U 
■P 

c 

OJ 

•p 
cn 



QJ 4-) 

in -P 

CO Q) 



s 



c 

QJ 
CT 

c: 

3 

TD 

C 

CO 



c 

CD 
4-5 



X 

u 

3 

CD 

CD 



C 
Q] 

4-i 

in 



QJ 



U 

.P 



4J 

QJ 



U 
P 

3 
X) 



o 



QJ 

■ P 

TD 



C 
■P 



4J 

P 

OJ 

.p 
cn 

.p 



■p 

X 

■p 
tn 

QJ 

tn 



c 

QJ 
E 

CD 



QJ 
CL 

% 

P 

CT 

P 

Q] 

C 
C 

:cD 



I 
•p 
-P 

c 
o 

QJ 
4J 

in 

TD 

c 

QJ 

CT 

QJ 
•H 

3 

P 

OJ 

3 



U 

QJ cn 

4J 

QJ 

TD 

C O 

:3 3 
p 

CT QJ 

Q) -P 

CT O 



I 
P 



CD 



U 

P 

CO 

p 
p 



to 

Cl 



QJ 
TD 



TD 

C 

■P 

tn 



4-> 

4-J 

■P 

3 
C 




C 

o 



u 

tn 



u 

ÜD 

C 

E 



QJ 

•p 

XI 



4-5 

CD 
CD 



cr3 



tn 
p 

p 

Q) 

TD 



Ol CO 
3 X 
CD U 



4-J 

c 
c 

QJ 



C 
OJ 

p 

QJ 

■ P 

N 

3 
X) 

O 
P 



? 



QJ 

QJ in 

CT QJ 
C_D 

in 

p o 

CO QJ 



u 

•p 



c 

CD 



cn 'P 



3 

N 



P c 

a' 3 
p 

QJ 

u .p 

1' tn 
i_ .p 






GJ 



3 



Tj 



Ü 

P 



C 
OJ 



u 



3 



P 
3 
3 
P 
O 



P 

QJ 

O 



1 

QJ 
P 

4-J 



p 

Q) 

C 
C 

:cD 



QJ 
■p 

X3 




I P 
P QJ 



U 
P 
CO 

c 

CD 

c 

■p 

X 

u 

3 

CD 



in 
•p 

X 



u 
•p" 

tn 



QJ 

.p 

TD 



C 
QJ 



C 
QJ 




U 

tn 
"P 

4J 

tn 



c I 

p _^ 
•p 

TD 

QJ 
CT 

CD C 
•P 

QJ 



c 

QJ 
P 

:cD 

4-> 

P 

QJ 

n 

•p 



0) 

•p 



c 

CD 



•p 
-p 

•p 
p 



CU 

•p 

TD 



in 

Ol 
O 

N 

4-5 
P 

3 



QJ 
•P 
TD 

C 

QJ 

TD 

CO 



u c 

P CO 
3 P 



P 

QJ 

■P 

O 

P 



M 
OJ 



1 
o 

4-5 

3 

CD 



C 
■ P 

Ol 

4J 



:cD 



c 

QJ 

C 

u 

•p 



u 
tn 

c 



p 

OJ 
XJ 



I 

E 
CD 

tn 

3 
M 

C 
QJ 



fei 

•P 

4-3 

tn 
•p 



u 
p 

CO 

c 

CO 

TD 

C 
3 

C 
CU 

E 

o 



QJ 

:co 



p 

3 

N 

4-* 

3 



C 
.P 

03 



I 
CT} 
-P 



QJ 

CT 
•P 

tn 

QJ 

'P 
p 

tn 

CO 

T) 



4J 

■P 
03 



C 

QJ 

CT 

C 

:cD 



c 

QJ 



■ kX^ 



N 



P 

QJ 
TD 



TD 
C 
3 



4-3 

CT 
£0 



QJ 

n 



OJ 
3 



C 
QJ 
3 
CO 

P 

-1-5 



I 

P 

OJ 

c 
c 

•p 

u 

3 
P 
TJ 

cn 

3 

4-3 

tn 
•P 

QJ 



I 

X 



QJ 

p 



in 

p 

CD 



QJ 
•P 

TD 



E 

QJ 

»-4 



3 
N 

CD 
XI 



C 
QJ 

a 

p 

p 

QJ 
TD 



CD XJ 



Ql 

CT 
■ P 

4-5 



QJ CO 

"P x 



3 
CO 



CD 
P 

O 



4-1 

E 
:cD 

P 

X 

p 

QJ 



U 
CO 



QJ 

in 
tn 

■p 

E 
O 

P 

& 



tn 
o 



QJ 



QJ 

•p 

TD 



CT 

C 
3 

4-3 
O 



4-3 

tn 

CT 

C 
[0 



u 

tn 



QJ 

N 
4-3 
•P 

a 
cn 



p 

03 
TD 

D 

OJ 

in 

tn 
'P 



:cD TD 

4-3 -P 

in 

QJ 
CT 



QJ 

4-5 

in 

QJ 



QJ 



U 

tn 
'P 

4-3 

tn 
•p 



p 

QJ 



U 
P 
CO 

c 

CD 



QJ 

N 
P 

CD 

3 



r->j 



U 

cn 



c 

QJ 



U 
OJ 



QJ 



•P 

to 

TD 



QJ 
X 



N 

4-5 

X 

u 

.p 

c 




p 

QJ 

cn 

QJ 
■P 



OJ 

4-5 
•P 

0) 

in 

p 



QJ 
•P 
TD 



QJ 



QJ 
-H 

C 



c 

QJ 

C 

o 
•p 

4-3 



cz 



03 

JZ 

u 
in 

•p 

4-5 
<P 



o 

C:. 



TD 

C 
■ P 

cn 



I 
p 

QJ 



cn 

3 



•P 
P 
CO 

-p 

■p 



QJ 
•P 

X) 



4-5 

•P 

E 



N 

c 

CO 
4-5 



■H 



U 
•P 

cn 



4-5 

CD 



p 

ro 

3. 



OJ 

tn 



u 

QJ 



C 
QJ 



tn 

■p 

3 

N 

c 

• H 



CC 



P 
QJ 

XD 



C 

(D 



U 

O 

TD 



4-J 



•P 
4-1 




CD 

P 

QJ 

X 

:3 



QJ 
C 



U 

3 

in 

p 
o; 



3 

QJ 
X 



I 
■ P 

QJ 
X 

P 

O 



o 

c 



TD 

P 

■P 



CT 

3 
C 
OJ 

CT 



4J 
O 



er 



p 



tn 

OJ 
TD 

4-» 

& 

N 

c 

O 



c 

03 



tn 

QJ 



I 

C 

c 

cn 

QJ 

c 
■p 

OJ 

in 



CT 


QJ 


u 





U 


•p 


cn 




tn 



CD 



tn c 

CD 0) 



4-3 

CO 

4-' 

tn 



c 

QJ 

4-5 

4-5 

CD 

(-, 

3 

N 



c 

QJ 
CT 
■P 

tn 

OJ 

•p 



c 

QJ 

XJ 



P 

QJ 

4-5 



P P 
3 QJ 



4-3 

• P 

Q 

CT 
■ P 

in 

o 



c 

QJ 

X 

QJ 

4-5 

tn 

QJ 
CT 

3 

N 

c 

.p 

QJ 



QJ 

Q 

3 

CT 

C 
■ P 

TD 

QJ 

cn 



C2 

ra 

X 



c 

OJ 

p 

:co 



p 

QJ 



1 
c 

CD 

C 
• P 

tn 

3 



r. QJ 



u 

tn 
■p 

(-1 

:(D 

4J 
•P 



TD 

C 
3 



4-J 
CD 
CO 



cn 

E 

Q) 
TD 

4-> 
• H 



3 


.p 


c 


N 


E 

CO 


QJ 

g 


tn 


p 


c 


QJ 


CO 


3 




Q. 


N 


4-3 




4-3 


tn 




QJ 


■p 


c 


tn 




U 


p 


o 





Q) 


tn 


C 


TD 



CD 
4-3 

cn 



c 

QJ 

C 

•P 

QJ 

tn 



u 



(-1 

:3 

4-3 
CD 

c 
p 

QJ 

C 
QJ 

C 
QJ 

TD 



•P 

QJ 

X 



• 

4-J 

N 

-1-3 

• P 

cn 



QJ 
X 

q: 



p 

QJ 
4-3 

p 



c 

(0 



c 

QJ 
TD 

C 
•P 



c 

QJ 

P 
OJ 

:cD 



E 

CD 



cn 

QJ 
TD 

c 

QJ 

cn 

tn 

QJ 



c 

p 



OJ 

o 



cn 

P 

in 

Q.' 



? 



LjJ 









lO 

c 
1) 



QJ 



p 

QJ 

Xj 



P 

QJ 
TD 

cn 
•p 

tn 



to 

c 
p 

QJ 

4-3 
•P 

03 



U 

cn 
tn 

QJ 
X) 



c 

Q] 
E 
O 

c 

o 

4-3 

3 
(D 



TD 

C 
3 



to 

■ P 

4-3 

tn 

-p 



u 

p 

CD 

C 
CD 



■P 
QJ 



1 
P 



D 

cn 



03 



c 

QJ 
CT 

C 

3 in 

QJ 

CT 
P 



OJ 

CT 



QJ 4J 



U 

P 

C 



QJ 

C 
QJ 

LT' 



:cD 

tt- 

CT 

p 

4-1 



I 
CD 



U 

cn 



3 

N 



QJ 

3 



OJ 

•H 

0) 
ÜCI 

p 

QJ 



u 

■p 



p 



u 

10 

•p 

p 

CD 

X, 



- ] 








tu 

X3 



I TD "□ 

-P C C 

O 3 D 

Q. 



C TD C C 

0) C OJ c 



c 

QJ 

C 

QJ 

TD 

QJ 
■r-) 



-P 
CO 



U 
M 

TP 

-P 

ZI 



U 
M 
CO 

M 

■P 

CD 

O- 

-P 
C2 

tu 



T3 

C 

.H 

OJ 



M 

.QJ 

•H 

QJ 

P 

tn 

•H 



OJ 



QJ 
QJ 



t: 

c 

•H 

Ol 



S 



T3 

5 



QJ 
■H 
-P QJ 

C P 

QJ 



4-3 



U 
QJ 

P 



CX3 
Ol 





CO 

p 



QJ 

TD 

QJ 




I 



c 
tu 



M 
QJ 

C 

c 

:nj 



1 

1-4 



U 

in 



QJ 



p 

(0 
P 
CO 

a 



4J 

p 

:cD 

N 



QJ 
QJ 



4J 

CO 
-P 

in 



c 

QJ 

TD 

P 



0) 
•H 



QJ 

"S 

-P 
QJ 



1 

CO 

+J 

O 



CO 



QJ 

in 
tn 
.p 

c 

4J 



:co 



-P 

QJ 

■p 



p 

QJ 



N 

C 

QJ 

4J 

tn 

•H 
X 



QJ 
•H 

TD 



U 



103 



c 

QJ 

TD 

P 

:3 









in 

QJ 

(n 
in 

0) 

I 



TD 

5 




c 

CO 

CD 



QJ 
13 

0) 
•P 

P 
-P 



^4 

-p 

:0 



Q. 



C 
Q) 

■5 




P 
QJ 

TD 
O 

4J 
Ol 
QJ 

• P 

tn 

QJ 



>p 

QJ 



P 
QJ 



I 
QJ 

tn 

c 

o 

p ^ 



QJ 
■H 

T3 



in 

D 

(0 

M 
CO 



QJ 

in 
tn 

'H 

c 



:(0 



■P 



c 

QJ 
P 

•P 



P 



I 

P 
CO 

.p 

p 
-p 



CO 

p 

l 

CO 
TD 



in 

.p 



QJ 
Ol 



fM 



P 
OJ 

E 

:co 



p 

QJ 



U 
P 

in 



c 

QJ 



:o 




QJ 

■p 



p 

QJ 



ff 

N 



p 

QJ 



3 

N 
QJ 

tn 



QJ 
-P 

D 

QJ 



U 



a 



4J 
■P 



N 

c 

QJ 



C 
QJ 

'CT 
.p 

-P 
.P 

in 

QJ 

n 

N 




CD 






C 
'P 





I 

in 



^ 



QJ 

C 
'P 
QJ 



I 

P 
OJ 



CD 
N 



u 

8 



P 
OJ 
P 
CO 



u 

g 



-p 

CT 



•P 

in 



p 

OJ 



Ol 



in 

CO 

TD 



QJ 

N 

c 

p 

QJ 



p 

OJ 



=3 

CO 

XD 

P 

QJ 

XJ 



U 

'P 



QJ 
•P 
TD 



QJ 
CO 



QJ 



U 
.p 



-P 
CT 



in 
o 
p 

.OJ 



CO 

-p 

c 

QJ 

£ 

CO 

TD 

C 
3 



CT 

C 
QJ 
CT 



OJ 



Ö 



u 

■p 

QJ 
P 



P 
'P 





u 



TD 



P 
QJ 



QJ 
P 
QJ 



in 

CD 



CO 



QJ 
(_D 



QJ 

er 



QJ 

C 

•H 

QJ 

in 



-p 
in 

•H 
QJ 

3 




-P 
P 
CT 
QJ 

XJ 

P 

OJ 

TD 



in 

ÜJ 



TD 

5 



0) 



c 

OJ 

'P 
tn 



OJ 

T) 

Ol 

•p 



14- 

o 

CO 
TJ 



■p 
-p 

in 



p 

QJ 
TD 

C 



I 

QJ 



QJ 
•P 

in 



o 

CD 



I 

c 
p 

QJ 



QJ 
•P 
TJ 



C 
QJ 



E 
P 
O 

(4- 

c 



U 

3 



-P 



-P 

in 



3 
3 



U 

tn 



p 

QJ 

t 



CO 

c 

I 

(0 
TD 

% 



p 

QJ 

TD 

O 



tn 
•p 

CT 
.p 




s 



QJ 

C 

.p 

QJ 



:0 



N 

c 

CO 

CT 

O 

P 

P 



3 
P 

3 

c 
.p 

OJ 
CO 

J-> 

CD 



QJ 

in 

c 

•p 
p 

QJ 
TD 



QJ 
P 



T3 



P 
QJ 

in 

OJ 
•P 
TD 



c 

Ol 



c 

QJ 



c 
o 



c 

OJ 



CO 



o 

■p 
cn 
•p 



in 
o 
p 

OJ 

-P 

QJ 



c 

4-> 



CO 
CO 



u 

QJ 

tn 



p 

QJ 
TD 



e 



o 

3 



-P 

in 

.p 



u 
o 

TD 

QJ 



C 
OJ 

in 
in 

CO 



P 



CO 

p 



c 

QJ 



P 
QJ 



QJ 

.P 

P 

QJ 
XJ 



- JJ 



Sii 



u 




c 

•p 



CD 

3 

X 

QJ 

tn 

c 

QJ 

-P 

P 

0) 
.P 

TD 

CO 

M 
-P 



in 

CT 
QJ 

3 

tn 

QJ 

C 

.P 

QJ 



QJ 

C 

.P 

QJ 

P 

:3 

l4- 

CT 

C 

3 

CT 

C 
•P 

TD 

QJ 

CÜ 



I 
O 

in 

c 

QJ 

XI 

QJ 



C 

c 



p 

QJ 



I 



U 

tn 
'P 

in 

•P 



(0 

p 



-P 



u 

o 

TD 

QJ 



in 

CD 
TD 



C 

QJ 

-P 



U 




in 



QJ 
CT 

•p 

c 

QJ 

3 
-P 



QJ 

"8 

QJ 



CD 
-P 



ü 

•P 

QJ 

•P 



■P 

-P 

C 
QJ 

TD 



QJ 
3 
QJ 



U 
P 
CO 

c 

CO 



,5 

QJ 



QJ 

>P 

3 



CT 
.p 

C 
QJ 




C 
QJ 

4J 
P 
OJ 

•P 

TD 
CD 
P 

4J 



QJ 

-P 



:0 



O 
p 

QJ 

m 

c 

CD 



Q tn 



OJ 

iP 

CT 
P 

QJ 
C 



I 

"P 
CO 

c 

CD 



CT 

P 



U 
•P 

P H 



in 

QJ 
TD 

c 
■p 



p 

3 
3 



:o 

c 



QJ 

in 
in 
.p 
c 
-p 



c 

QJ 

TD 

P 

QJ 



:cö 



P 

QJ 



U 

3 

M 

CD 



in 

Q] 
TJ 
.P 

QJ 
CD 



QJ 

ff 
•P 

-P 

:o 



in 

CO 
TD 



TD 



CO 



TD 

C 

QJ 
TD 
•P 

l 

•P 

C 

La 



c 

QJ 

CT 

C 

3 

+J 

•P 

QJ 

P 



U 

in 
p 

QJ 

c 
ÜJ 

p 

C_D 



CT 

C 

3 

CT 

C 

QJ 

P 

D. 

cn 

QJ 

■P 

TD 



► C -P 



TD -P 

-P 

QJ 

in 

3 
CO 

tn 

3 
CD 

cc 



LD LD 



O 

+3 CO ;cD 

QJ 2 3 

QJ 

CT 



-p 
c 
o 
p 



c 

QJ 



c 

Ol 
TJ 



QJ 
.P 

O 



OJ 



c 

QJ 



u 

cn 

OJ 

•p 

XJ 

p 

:3 



p 
QJ 



U 

in 
•p 

in 
•P 



c 
.p 

QJ 



U 



in 
p 

QJ 



.p 

QJ 

XI 

03 

TD 



o 


c 


8 


s 




3 


P 


s 


OJ 


f 


in 





in 


-P 


QJ 


■P 


XI 


OJ 


^ 


C3 


c 




•p 


P 


s 


QJ 
TD 



a 



-p 



u 

'p 
c 



QJ 

in 

QJ 

tn 

CO 

TD 



C 

in 
C 

QJ 
CO 



tn 

3 
CO 



in 

3 

CO 

p 



U 



QJ 

P 



C 
OJ 

c- 

XJ 

p 

QJ 



U 

in 

QJ 

CT 

I 

TD 

5 



I 
P 

OJ 



-p 

p 

:ca 



Q) 
XJ 



OJ 

c 

.p 

QJ 



c 
•p 

QJ 

tn 

E 



P 

QJ 



O 

cn 



c 



QJ 
TD 
CO 
P 
QJ 
CT 



QJ 
P 

CD 

3 



I 

QJ 
CT 

in 



tn 
o 



TD 

p 
•p 




.§ 



QJ 

.p 

TD 

c 

QJ 

C 

c 

:0 



? 

3 
P 
QJ 






u 

'P 

in 



u 
tn 



TD 

c 

o 



c 

QJ 
N 

c 
ÜJ 

p 

CD 



QJ 

C 

c 

:0 



P 

CD 

3 



U 

• P 



c 

QJ 

CT 

•P 

QJ 



O 

3 



x: 
u 

in 

.p 
-p 

c 

QJ 



4J 

3 

CO 



c 
'P 

QJ 

cn 



-P 

CT 
P 
QJ 

XI 



U 
3 
CO 



CD 
N 



U 

in 

3 
CO 

.5 

QJ 

4J 

.P 
QJ 

cn 



p 
QJ 

H 



U 
OJ 
P 



3 

N 

:co 

+J 
.P 




4-> 
P 

QJ 
•P 



QJ 



in 

CD 
TD 

C 
QJ 

in 
•P 

QJ 

P 



•P 

4-> 
C 
QJ 



in 

'P 

OJ 



u 

.p 

tn 



CO 

p 

CD 
D- 



P 
OJ 



c 

QJ 

QJ 
4-) 



S 



U 



u 

*p 

p 



p 

OJ 

c 

a 



tn 

QJ 

TD 

"CT 

C 
3 

QJ 

XJ 

QJ 
CD 

IX 
QJ 
-P 
N 
C« 

0) 

p 

CT 

QJ 

XJ 

TD 

QJ 
•P 

TD 



P 
QJ 

CT 
■ P 



-P 



P 
QJ 



U 

P 

c 

QJ 
CO 



QJ 

C 

•P 

QJ 

P 

QJ 
■P 



I 

QJ 
CT 



TD 



3 

N 

QJ 

TD 

CO 

P 

QJ 

CT 



I 

QJ 
CD 



P 

QJ 
TD 



QJ 

■r-H 

TD 

tn 

QJ 



C 
QJ 



QJ 



L3 

■P 



C 

E 



C 

QJ 

CT 

QJ 

CT 

N 

-P 

o 

p 



+J 



u 

•p 
p 

c 

QJ 



u 

3 
CO 

TD 



c 

QJ 

? 

3 

P 
QJ 
3 
QJ 
-P 
QJ 
OD 



-P 
CT 

QJ 

■S 

CT 



XI 



QJ 



QJ 

CT 
.p 

E 

•P 

tn 

5 



QJ 
3 
O 
P 
QJ 
+J 
QJ 



U 

.P 

tn 
-p 

? 

:cD 
p 

TD 

tn 

üJ 



in 

CD 



QJ 

XI 

QJ 

•P 



.P 



P 

QJ 



X) 



-P 



u 

■p 

c 



QJ 

CT 



* X 



4- 

3 
CO 

QJ 
CT 

CD 

P 



C 
OJ 



u 



u 

ip 



CT 
QJ 



P 

3 



O. 



CD 
TD 



ff 

3 
CT 

Q) 

3 



U 

:(0 
in 

4J 

(0 

-p 



p 

QJ 
.P 

C 
•P 

.P 

P 

in 
•p 



i 

• H 

-P 
p 

:co 

3 
C 

QJ 
CT 
QJ 
CT 

QJ 

.P 

TD 

TD 

C 
•P 

tn 
■p 

QJ 

n 

CO 



I 
p 

QJ 



u 

'P 



p 

QJ 



U 

:co 



QJ 

-P 
p 

QJ 

•p 

in 

CO 

a 
in 

CO 



E 

3 

N 



U 

■P- 




u 

:co 
tn 
•p 

CO 

x> 



QJ 



4J 3 



C 
0) 



u 

CO 



QJ 
X 

:cD 
CT 



03 
CT 



U 

.P 



c 
c 

QJ 



CT 



P 
QJ 



CD 

P 

CT 

QJ 

■P 

C 
•P 



in 
'P 




-p 



s; 




I 



Nl QJ 
CT 
QJ 

OJ CJ 
• P - 

c 



u 

o 

TD 
QJ 



QJ 



QJ 

•P 

3 



CQ U 

o tn 
p 

CT QJ 



C 
QJ 
E 
CO 



p 

QJ 
TD 



03 

in 

:3 



I 

*H 
4-J 

tn 
•p 

£ 
P 

O 



I 

QJ 
TD 

■c 

CO 
TD 



I 
TD 

C 
P 
QJ 



QJ 

C 
QJ 



C 

:cD 



s 



CT 
.P 

P 

QJ 

£ XJ 
M 

QJ 



C 

QJ 

TD 

^ 

QJ 
•P 
XJ 

P 
QJ 



p 

QJ 

X3 

C 
•P 

QJ 

• P 

tn 

CO 

TD 



■P 



3 
-P 



U 

H 
C 



QJ 
P 

QJ 

C 

<H 

QJ 

I 

3 

in 
tn 
-p 

:co 

:« 

C 
03 

TD 



U 

in 



U 

E.. 

CO 

c 

CO 

CT 
P 

CO 

•p 

CO 



Q. 



P 

QJ 



-P 

P 

QJ 
•P 

N 

3 

TD 

a 
p 

CD. 



u 

in 
p 

QJ 
.P 



-P 

P 

QJ 
-P 

in 
•p 

QJ 
CT 
QJ 
X 



OJ 
■P 

TD 



I 

£ 
QJ 

TD 



C 

c 

OJ 



QJ 

P 



- I 



•P 

E 

CO 

c 
•p 

OJ 



c 
>p 

03 



u 

in 

3 
CD 
P 



C QJ 
QJ 
-P 



U 

tn 



QJ 
TD 

5 

C 
P 

QJ 

TD 

C 
• P 



P 

QJ 
•P 



3 

ff 

CO 

c 

•p 



QJ 

in 
in 

CD 



C 
QJ 
P 
CO 



P 
03 



I 

03 

tn 



c 

QJ 
TD 

C 
QJ 



• H 
TD 

TD 



1 

3 

:cD 

X 

OJ 

■ P 



l XJ 

CO C 

a. 3 



I 

c 



03 

c 
'P 

OJ 



QJ 



tn 



H 



CO 



X) 

c 

.p 
in 



OJ 



u 
tn 



c 

C QJ 

05 -P 

p tn 



OJ 

-p 

TD 



OJ 

P 



CD 
U- 
»P 

QJ 
CD 



U 

• P 

•P Ü 

TD P 
■P 



-P 

in 



u 

:co 

c 



•p 



c 

OJ 

-p 
p 

OJ 

•1-1 

& 

TD 
CD 



P 

QJ 
3 
QJ 

cn 



c 

0) 
TD 

-P 

-P 

CO 

cn 



u 
tn 

p 
p 

OJ 



c 

OJ 



CD 

c 

OJ 



-p 




isl 



CO 

P 



QJ 
-P 

cn 

3 

N 

QJ 

CT 

CO 

P 



03 
•P 
CT 

:cü 

& 

CT 



c: 

QJ 
TD 



U 

tn 

OJ 

•p 

TD 



•P 

E 

P 
QJ 

C 

c 



in 

•p 



OJ 
CT 



U 

•p 
p 




XI 

3 

cn 
p 

03 

TD 

C 
■ P 

c 

• H 
OJ 



X) 

c 

3 



03 

in 
in 

Ol 

p 

D- 



P 



I 

C 
QJ 



QJ OJ 
CT -P 

QJ in 

•P 

X Q) 

U 



8 



P 

3 
■P 






U 

3 

CD 



P 

OJ 



QJ 

TD 

P 

:3 



U 



U 

3 

r 

P 

CD 



CO 

3 
X 



•p 

in 
cn 



03 



5 

U 

P 

CO 

■ H 

P 



QJ 

C 
QJ 

X 

OJ 

.P 



CT -P 



n 

QJ 
CT 



C 
OJ 

4J 

•P 

QJ 

U 

•P 



-y 



-d a 



+j tn 

in fP 

C CD 



N 
P 

0) 




CT in 

tn 



U -P 

p 

in 



tn 

CD 

TD 

in 

CO 



tn 

•p 



.p 

OJ 

X) 
CO 

o 



- 17 



OHNKB^ZüM V/EU)l5i^ürOT 





GW£rro3eG^,^^ 



LIBE^TXREW T4(5g 




um 
wie 

ohne 
sung. 
to" 



Ein Versuch, mehrere aktuelle/ Diskus- 
sionen zusammenzubringen 



In unsecer relativ solidarisch geführten 
Diskussion (was mit der kleinen Gruppe 
zusammenhing, in die wir uns abgespal- 
ten hatten), ging es immer wieder 
unser "Ghetto" und die Frage, 
wir da rauskommen, und zwar 
Identitätsverlust und ohne Anpas- 
Wir stellten fest, daß ein "Ghet^ 
einengt. aber gleichzeitig zur 
Identttätsfindung beiträgt. daß uns 
unsere selbstgeschaffenen Normen 

einerseits blockieren, andererseits 

aber auch zur Abgrenzung gegenüber 
ilen Bürgern mit all ihrer Spießigkeil 
dienen. 



In dieser Ambivalenz ähnelt unser 
Ghetto" wohl vielen anderen Ghettos 
von Minderheiten, religiösen, ethnischen 
etc. Aber machen wir uns nichts vor 
wir sind kein Ghetto in der tradi- 
tionellen Bedeutung des Wortes, keine 
Schwarzensiedlung in den USA und 
kein Judenviertel in Warschau, (ihettos 
in diesem Sinne gibt es in der BRD 
heute kaum noch, wohl auch deshalb 
weil die Herrschenden die potienzielle 
Sprengkraft solcher Viertel kennen 
und sich deshalb seit Jahrzehnten 
bemuhen, solche Ghettos in Hochhaus- 
siedlungen zu verlegen. die kaum 
noch soziale Kontakte aufweisen. 
Unser Gefühl von Zusammengehörigkeit 
entwickelt sich nicht aufgrund ubjek- 
tiver sozialer Gemeinsamkeiten, sondern 
allem durch gemeinsam geführte Kämp- 
fe und Unternehmungen, sowie über 
die gemeinsame Ablehnung eines Fein- 
des, Unser Ghetto ist kein sozialer 
- Zusammenhang, der sich täglich und 
'm Alltag stabilisiert, ausbaut und 
beim praktischen Überleben hilft 
sondern ein merkwürdiges Konstrukt! 
Uns verbindet keine Hautfarbe, sondern 
nur ein diffuser IVaum von einer 
anderen Gesellschaft, oft nicht einmal 
das. Ist der Traum einmal ausgeträumt 
ist der Sprung zurück m den Schoß 
der Gesellschaft für die meisten von 
uns garnicfii so schwer. 

Auch hiit der Traum wenig mit unserem 
Alltag zu tun, zu groß scheinen die 
zCwange der Gesellschaft, deren Kon- 
trolle immer indirekter und doch um- 
lassender wird. Zu sehr haben wir 
die Mechanismen der Macht verinner- 
l'chi. zu wenig hinterfragi bItMben 
unsere eigenen, "neuen" Normen. 

liier haben wir aber meirier Meinung 
nach in der Arbeitsgruppe einen Fehler 
gemacht, bzw. sind in unserer Analyse 
nicht weit genug gegangen. Die Wech- 
selwirkung zwischen System und Ghetto 
wurde nicht ausführlich genug disku- 
tiert. Wühl deshalb, weil die "Zwänge" 

viel zu oft als Entschuldigung 
gebraucht wurden, daß frau/man 
beim alten läßt. Diesmal ging's 
fast zu sehr m die andere Rich- 
wurden die Mißstände im Ghetto 
angeprangert, ohne daß wir uns die 
Ursachen wirklich bewußt gemacht 
halten. Dabei könnten wir dadurch 
viel über uns urvi über die "Normales" 
lernen, es würden uns Berührungspunkte 
bewußt die den Weg "raus aus dem 
Ghetto andeuten kö-nen. Ich will 
vcrsuihen, ,l:,.s in diuM-)!< Ari.kel nach- 
zuholen: 



schon 

dafür 

alles 

schon 

tung, 



Wir sind ab * Lin/elne" Teil 
Szene und der Gesellschaft. 



sc IHMI- 

i"i--''f"f' DenK.irt 
' heiiiii hcibcii 

VT laliicii finige l...-uU; 



(KT 



l'n)>i.mgsformen, Organ, s.m lonsformen 

'-;"■■ '■'"' "^"' ^'''^'^'-'" ''^'' AusdruLk 
-Icr herrschrnden Vt^rhaU nis.se. du- 

wir nur allmahl,,h und gemr.n.an. 
^nngeMahen können - zutTsi m.,..rn 
WM um;. I rcMäume schalten, um N.u.ö 
denken /u können und um dieses Nrui^ 
't'iiiii mjsprob.t^ren zu können. I;^hei 
^*'lll'' und klar sein, daß die Ju-rr 
drri Slrukliircri auch 

l)chcir.',chcn. /ai diesem 

■il( ll IxTCtlS 

G.-Hlankcn gemacht ( k.u]er wim-nch, 
^'1^^ , ganzen Zuate. die jeui komnun 
von I reindworiern. von denen vrl, 
olfenh.ir umj. die "linken" Der.ker 

nicht irenncn können!. Linige Prohl 

^■^<'ne kommen daher (/ li 
Cdeicliselzung v.,n tlteklivuat ' 
möglichst vielen MensU.en t>et mOg- 
Inlisi gewaltu-itigen-= militanten Akno- 
"*'n), daß wir diese Gesellschalt und 
the llerrschalisniechautsmen nu in 

«t-nug überdacht und analyMcrt haben. 
)^.di,rch uben.eh.nen wir oh .hre 
Werte, bzw. hallen J,e reme Negation 
*he einlache Umkehrung ihrer Wer,*^ 
i^chm, für revolutionär. Auiononne 
auch im Denken, ist eine Illusion: 

"Der durch He^rbchaftsverhälInI.^e. 
Warenbeziehungen, Koiikurren/- und 
Lcihlungsprinzip verstümnielle Mensch 
der kapitalistischen Gesellschaft 
Mensch, der seine Indtvidualiia 
Autonomie aulgeben muUie 







l 



der 
und 



privaten Profit der Wenigen, der frem- 
den Mächten . ausgelieferte Mensch 
reproduziert sein lllend in seinen Kin- 
''^'■". Sie werden hineingeboren m 
^lit.' kleinfamiN.^re Struktur und Moral 
*^rleben die Gesellschaft zuerts ,n 



)Mi t-n 



u'uerer 
i ; -f-re 




machiigen |-|{ern. von deren 
Lhnid ae nuhis wissen... Die autoritäre 

l.rziehung, Ausbildung 
>:ie fest in ihrer Kinder- 

^iLJSellschüUli-, hea In,- 

^Jr sie die elttrlidjM 

-^- ''ung durch die uhc ■ 



Slrukiur ni 

and [ieruf h^ 
'oMe. I:, jo. 

rnli^Uf '^, lebi 
t'cwali, (he I'.' 



"' M.,>1 iiMZ. 



Sf 



(Sic)... wird für 9tt^ tum fremden 
Bezugspunkt ihres ganzen Lebens... 
Die fremden M«chte - Etcern» Gott, 
die Schulordnung, dM Strafgesetzbuch, 
die Firma - haben IMteä dte moralische 
und Intellektuelle Entscheidung, Verant- 
wortung und Freiheit abgenommen. 
Verantwortung Und Moral sind In ihrem 
Leben verkftmmftrt zum gehorsamen 
Befolgen vorgefertigter Richtlinien 
und Ansch^pw^«, zsr richtigen Aus- 
führung von VörachrHten. 
Bei den ursprünglich fremden und 
auch fluOerllche Gewalt verlnnerlichten 
Normen, an denen sich das fremdbe- 
stimmte Leben orientiert, handelt 
es sich nicht nur um feste Vorschriften 
und moralische Gesetze, sondern hflufig 
um viel feinere und vielleicht nie 
ausgesprochene Richtlinien... Die Frem- 
dbestimmung greift also tief ein in 
den Bereich menschlicher Innerlichlteit.- 
,* (Der fremdbestimmte Mensch) Itann 
keinen Partner lieben, wenn er nicht 
seinen durch die Macht von Autoritäten 
verlnnerlichten Vorstellungen und Bilde- 
rn entspricht. 



Das in diesem Zusammenhang wichtigste 
Merkmal des fremdbestimmten Men- 
schen Ist seine innere AbhÄngigkeit 
vom Urteil anderer Ober Ihn... (jetzt 
folgen Beispiele) .. Alle Beispiele 
enthalten ansatzweiae das, was später 
unter dem "Ich- Verlust" beschrieben 
wird: Fohlen, Denken und Handeln 
verlaufen nicht mehr frei und autonom, 
sondern fremdbestimmt durch Blick 
und Urteil anderer." 

Das führt zu Angst und Verdrängung. 
für die es einige Methoden gibt, z.B. 
die "Rationalisierung": "Wenn ich je- 
manden in einer unangenehmen Situation 
frage, ob er Angst hat. wird er viel- 
leicht zurückfragen. wovor er 
Angst haben sollte. Erst wenn 
einen vernünftigen Grund, 
tatsächliche Gefahr, findet, 
seine Angst erkennen und 
Niemand leugnet eine 
wenn er für sie die 



den 

er 

d.h. eine 

wird er 

zugeben, 

Prüfungsangst. 

Erklärung hat, 




daß er ja schlecht vorbereitet gewesen 
sei. Die Angst, sich In einem Ge- 
sprflchskeis zu Wort zu melden, wird 
relativ kicht zugegeben, wenn man 
sie dadurch begründen kann, daß man 
eben zu wenig Ahnung von dem Diskus- 
sionsthema hätte... . In Wirklichkeit 
finden hier laufend Rationalisierungen 
statt, d.h. für eine unerklärbare und 
irrationale Angst werden rationale 
r.fiinde vorgeschoben." 



Die Verdrängung kann auch durch 
Feindbilder glücken: 

"Rücksichtslose Hörte und Brutalitöt 
erleichtern die Identifizierung der 
Menschne untereinander und befreien 
sie damit teilweise von ihrer Angst, 
Gemeint Ist natürlich die Brutalität 
gegen die, die außerhalb der Gemeinde 
stehen... gegen diese Außenseiter 
richtet "Bild" den Volkszorn,.. Überall 
wo die Individuelle Angst auf dem 
Wege einer kollektiven Identifizierung 
Überwunden werden soll, ist der psycho- 
logische Weg zum Faschismus nicht 
mehr weit. Die Herrschenden könneh 
dann jede ernsthafte Krise dadurch 
meistern, daß sie den psychologischen 
Faschismus in einen offen-politischen 
verwandeln. Die legalen Möglichkeiten 
dazu haben sie sich bei uns bereits 

+ 

in Form der Notstandsgesetze geschaf- 
fen... Was für die Bild-Zeitungsgemeinde 
gilt, gilt prinzipiell auch für andere 
Gemeinden. Die faschistische Bündelung 
der Aggression gegen Außenseiter 
ist immer ein beliebtes Mittel, um 

die eigene Gruppe zu stärken... 
...Zweifelos haben alle Vereine, Bünde 





und Innungen, in denen sich Menschen 
mit gleichen Berufen, gleichen Weltan- 
schauungen, gleichen Hobbies usw. zu- 
sammenschließen, fast immer eine 
deutlich faschistische Tendenz. Wir 
kennen diese Gefahr aus unseren eigen- 
en politischen -Gruppen. DKP, Trotz- 
kisten, ML usw., kapseln sich gegenein- 
ander ab und bombardieren sich mit 
Fachausdrücken des linken Schimpfwör- 
terkatalogs. Der oben aufgezeigte 
Zusammenhang zwischen individueller 
Angst, kollektiver Grausamkeit und 
gegenseitiger Identifizierung liefert 
die Erklärung." 

Die individuelle Angst ist also ein 
zentrales Mittel der Herrschaftssicher- 
ung. Trotz aller Liberalisierung in 
bestimmten Bereichen ist sie innerhalb 
der kapitalistischen Ordnung nicht 
wegzudenken, Nachzuvollziehen 'ist 
das am Beispiel der Liberalisierung 
der Sexualität Ende der 6oer Jahre: 
"Unsere menschlichen Beziehungen, 
die im beruflichen Bereich geprägt 
sind durch Konkurrenzkampf, Prestige- 
angst, Distanz und Egoismus, können 
nicht in einem anderen Bereich z.b. 
in Liebe und Sexualität, auf einmal 
ganz anders aussehen. Leistungsprinzip 
und allgemeine Kommerzialisierung 
lassen eine radikale innere Befreiung 
nicht zu. Die "befreite" Sexualität 
Ut in Wirklichkeit nur von einigen 
luOeren Verboten befreit, sie ist aber 
keineswegs frei von der allgemeinen 
Verstümmelung und Entfremdung des 
menschlichen Lebens In der kapitalis- 
tischen Waren- und Leistungsgesell- 
schaft. 



#4 * 4 * 



/ STOOÖHt\f 



OQH /^^r/?... 





. . J^ ß//i Juo^^^^n 



Die "Freiheit" der Sexualität zeigt 
sich quantitativ: in der Häufigkeit 
von Geschlechtsverkehr und Partner- 
wechsel; ihre tatsächliche Unfreiheit 
zeigt sich qualitativ: In der neuro- 
tischen Bindungsunfahtgkeit, Im Über- 
druß, in der ungestillten Sehnsucht 
nach etwas anderm. 






4 i ' 




f^ z^ 






zum Aus- 
allgemein- 
unter der 
Penis zu 



3as quantitative Leistungs- und Konkur- 
renzprinzip kommt In den sexuellen 
Beschwerden vieler Mönner 

druck, ^e leiden unter einer 
en Impotenzangst und oft 
Zwangsidee, einen kleinen 
haben. Das Neurotische und Zwang- 
hafte dieser Angst zeigt sich sich 
daran, daß . diese Manner keineswegs 
zu beruhigen sind durch die Tatsache, 
daß es kei^ zu kleinen Penisse gibt 
und daß die weibliche wie die männ- 
liche Sexuallust von der Qualitöt der 
Liebesbeztehung abhängt. Die weibliche 
Entsprechung der männlichen Impotenz- 
angst Ist die Angst, mit einem zu 
kleinen Busen den Rivalinnen zu unter- 
liegen und die Angst, Im Orgasmus 
nicht zu genügen. Diese "Bewährungs- 
angst" l>ezüglich des Orgasmus wird 
häufig erst dadurch ausgelöst, daß 
der Mann den Orgasmus der Frau 
als Beweis seiner Potenz i'ordert," 



- 19 - 



Ich denke, hier wird der Zusammenhang 
zwischen individueller Veränderung 
und gesellschaftlicher Normen anschau- 
lich beschrieben. Das alles darf aber 
nicht zu der Schlußfolgerung führen, 
daß wir eh nichts verändern können 
vor der großen Revolution, denn wir 
sind sehr wohl Subjekt: "Das Fiewußtsein 
der Entfremdung ist also nicht nur 
Voraussetzung der Emanzipation, son- 
dern schon ihr erster wegweisender 
Schritt... wenn Emanzipation die Sub- 
JL'kiwerdung deä Individuums bedeutet, 
dann kann sie sich nic:ht mehr im 
rein subjektiven und gesellbcliüft-sbliriden 
Hrivaibereich vollziehen, sondern muß 
sich der Gesellschaft "bemächtigen", 
muß sie sich "aneignen". Rudi Dutschke 
brachte die's auf die treffende Formel: 
Wir m einer autoritären Gesellschaft 
aufgewachsenen Menschen haben nur 
eine Chance, unsere autoritäre Chürak- 
terstruktur aufzubechen, wenn wir 
es lernen uns ^p dieser Gesellschaft 
zu bewegen als Menschen, denen diese 
Gesellschaft gehört, denen sie nur 
verweigert wird durch die bestehende 

Macht- und I lerrschaftsstrukiur dieses 
Systems." 

Obwohl dies eigentlich "alte Hüte" 
sein sollten, zeigen viele der Diskus- 
sionen, die heute geführt werden, 
daß uns die Verbindung von individu- 
ellen, "personlichen" Schwierigkeiten, 
Machistrukturen in Gruppen und gesell- 
scgaftlicher Realität nicht gelingt. 
Diese Verbindung muH deshalb wieder 
aufgegriffen und aktualisiert werden, 
um den scheinbaren WidersprAich zwi- 
schen Alltag urid Politik aufheben 
zu können. 

Diese Verbindung gelang uns auch 
auf auf den libertären Tagen mehr. 

die einen diskutierten über Ökonom le] 
die anderen über den Zustand ,der 
Szene. Dort, wo die Maschinerie von 
Staat, Wirtschaft und offizieller Moral 
in unser Leben eingreift, es direkt 
oder indirekt mitbestimmt, die leisen 

Ansätze tjnserer neuen Werte als P'arce 
erscheinen lassen, unsere zaghaften 
Versuche antlers zu leben, abwürgt, 
dort gibt es Üerührungspunkte zwischen 
uns und der "Rest well", dort gibt 
es Gemeinsamkeiten: "wir kommen 
alle aus der bürgerlichen Well mii 
ihrer bürgerlichen Moral, ihren bürger- 
lichen Lebensanschauungen, ■ ihrem 
bürgerlichen Wertsystem... die revolu- 
tionäre Arbeit verlangt von uns aber, 
daß wir die bürgerliche Identität ab- 
legen und eine neue... Identität entwic- 
keln... Mit "bürgerlicher Identität" 
ist hier^ gemeint, die automatische 
und wie selbstverständlich' laufende 
Einordnung in die Rolle, die einem 

die Gesellschaft in solchen Situationen 
zuweist. Meistens verläuft bei uns 
die Einordnung nicht mehr ganz so 
reibungslos und selbstverständlich. 

Wir haben bereits ein schlechtes Gewis- 
sen dabei und wissen, daß wir eigentlich 
anders handeln sollten. Aber aus Angst 
unterlassen wir's, "Revolutionäre Identi- 
tät würde in solchen Situationen bedeu- 
ten, daß wir uns nicht den bürgerlichen 

Rollenerwart ungen uni er werfen, sondern 
Sit? - fulLs wir sie fü^ falscfi halten 
- durch brechen ohne An^st und Gewis- 

scnsbi.-i-se . Dii:scr cmot ionule Aspek t 

ist wichtig... gerade in dem häutigen 
Auseinanderklaffen vtin Emotion und 
Intellekl zeigt sich unser Identilika- 



tionsdileinnia, unsere Zwf:^chenstellung 

zwischen "revolutionärer" Identität, 
die wir inLcllektuell vertreten und 

bürgerlicher Identität, die in unseren 
Emotionen zum Ausdruck kommt." 






Wir befinden uns also in der gleichen 
Scheiße, nur gehen wir etwas anders 
damit um, was nichl unbetlingi einfa- 
cher ist. Wir haben die Mogln. hl<eit. 
ehrlicher zu sein, Fabrik und Staal 
offen ab i^u lehnen und andere Möglich- 
ktMlen des Überlebens auizuprul)ieren. 
Aber wir b(!/ahien dafür: mit hänerer 
Kcpre.sbinn, mit nuuerieller Unsicherheu 
, mit dem Ver/iclu auf bciuniinie 
K ( msui 11 hediirf Risse unti ebc-ti nnt unser- 
er Ghenoisierung. Die ganz persönlichen 
S( tiwierigkeiten, <lie die diese Ausgren- 
zung mit sich bringt, ^ind vielleicht 
auch ein Grund, warum viele lieber 

nn Syslein verliarren, für ihr Reehi 

auf eine iScheiß-) arbeit kämpfen, 
sich über Verdängungsmechanismen 

firsalzbetriedigungen verschaffen und 
agressiv reagieren, wenn wir, ausge- 
reclinet wir. ihnen ihre Widerspruche 
vor AuKen halten. 



Ks ist nicht einfach, sich im Wider- 
sprut;h ;^u dieser Gesellschaft zu bewe- 
gen und je konsequenter man/trau 
sein will, de^ito schwieriger wird es. 
Wohnungssuche, Jitbsuf he, die stand igen 
Anfeindungen und der eigene f^ruck, 
seinen mehr uder weniger selbsigewDhl- 
ten Ansprüchen zu genügen, machen 
den Alltag bestinwni nicht leichter. 

Wir sind zu standigt^n Koinproinissen 
gezwungen, die unser gewünschtes 
Andersein und Andersleben als merk- 
würdiges Misch PMsch erscheinen lassen, 
diT auf Aiißen^teliendi' kaum utiraktiv 
wirkt. Wir wollen uns ja auch nichl 
anbiedern, wir wollen nli provozieren, 
denn wir linden in ^\er Provokation 
rine gewisse '' -ilriedigung, die uns 
ein Gefühl von Mlerss(uii um' Leben 
vermiltelr. dem r immer und *-wig 

hiijlerhe.'',)echeln .. .'.isen. 




?r\ ^ 





A\lerdings t^liiube hj\i, üaÜ die ebeulaWs 
viel tliskulierie ökonomische "Uinstruk- 
turierung eine ganze Menge Menschen 
unlreiwiUig in dieselbe Situation bringt, 
in der sich die meisten von uns bereits ^ 
befinden, l^er ganz große Teil von 
uns sind Arbeitslose, Studentinnen, 
Jobbei Innen: Nur einige von uns arbei- 
ten noch regebnüßig in Büros, habrik, 
oder vielleicht m Alternativl)eineben 
regelmäliig ihre vierzig Stunden tlie 
Woche. Wir smd damit bereits eine 
Abbild des sogenannieri "margmalisierten 
Sektors", mit dem Unterschied, daÜ 
viele von uns gar keinen Wert legen 
auf die Alltagbroutme in der Fabrik 
(jder sonstwo. Und icli denke, daß 
darin eine politische Chance für uns 
liegt. Denn was bedeutet Marginali- 
bierung oiier L'mstrukturierung'' Die 
"tendenzielle P.rosion der traditionellen 
lohnabhängigen Mittelschichten.., Vieles 
spricht dafür, daü diese ehemals breite 
und soi\ü\ relativ homogene "neue 
Mittelklasse" der Facharbeiter und 
mittlen.' n Angestellten quantitativ 

an heileuiung verlu^rt und in den 
anslcheiKlen l'olartsierungsproze,ssen 

auseinanderbrecheii wird". .."Möglicher- 
weise hoispielhafi litr tJie Kestrukturie- 
rung tler LolniuiheU sind die Veihält- 

nisse m Japan, wo - entgegen landlau- 
fig(;r Vtuslellungeii von Arbeilsplal /- 
Sicherheit und lebenslanger Betriebsbin- 
dung - zwei Drittel der männlichen 
und fast alle weiblichen Arbeitskräfte 
keinen Dauerarbeii^plai /. haben." i'rak- 
tisch heißt das: unierlanl liehe Bezah- 
lung, Ar bell s/ei lltexibtlisierung, Kurz- 
/eitjobs, Te il zeit at bell, Sklavenhan<ller, 
Belegsc.hüttsleasing und die Herausbil- 
dung eines "inarginatisierien (m tor- 
in eilen) Sektors niii seinen kleinen 
Produkt lons-, Handwerks- und Einzel- 
hanilelst)e t neben, sov\ie viel! alt igen 

"alternativen" Dieristleislungsangeboien 
und die Zunahme unbe/ahller Arbeit 
(" I laust rauisieruiig der Arbeit"). 



"Die Spaltung der l.ohnabiiängigen 
durch "Flexibilisiciung" der Arbeiisver- 
halnisse und Fni loh luiiigs formen setzt 
bich sehlielilu h l<n i in den Strategien 
/Lir Uegulierung der Marginaltial, 
die im R ahmen (Jes "Sozi al^laatsum- 
baus" und der Au^diinnung" sozialer 
Sirherungsysteine enlwK Kelt ■ werden: 
liulividualisierung <ler Arbeilslosigkeils- 
"probleme", grupponspezi fische "Struk- 
Lunerung der Arbeitslosigkeit", teilweise 
Ausgrenzung der Jugendltcfien. verstärkt 
aber der Alteren z.B. im Rahmen 

von Vorruhestands! ('gelungen, Abwälzung 
der DiÄerarbeitslosigkeii auf "so/tale 
Problemgruppen". Dazu kommt die 
selektive Kürzung scjzialer Leistungen 
(z.B. lür Kentner, Studenten und Arbei- 
tslose untersc hiedljcher Kategorien), 
die ' tanschrankungen und DiHeren- 
zierungen der Sozialhdte u.a.m." 

l-.rgebni^ des (lanzeit ist die "erhebliche 
lleterogenisierung der Ciesellschafts- 
strukturen, der Arbeitsverhältnisse 

und der sozialen I agen... , die zu 
einer Auswucherung geseltschall lieber 
\ rag ment lern ng tulirt." D.h. noch 
mehr l.euLcn gehl 's so wie uns, nur 
lühleil sich diese uoch elender als 
wir. 

"Nicht nur aus herist haltsleibnisclicn 

C. runden, simdei n aui. h au.s ökono- 

' mischen C.runden durfte es angezeigt 

sein, die gesellsL b.il LJU hen Spüllungen 

nach Möglichkeiien diversifiziert, 

flexibel und I lukl urierend ?u halten"... 

"le vieltälnger diu Spaltungen werden, 
desto schwieriger wird stabil organi- 
^i^-rie mi'l liberal eilende koüekiive 
Inttnessenv.alirnehnuing... Nicht zuieizt 
(,j,. <:i\u\ i ■ eU C... *;esefl':; hali i ''he 



Fundament der zeiuraiisierien und 
bürokratisiercen, mil die Bedingungen 
von Vollbeschäftigung, stabilen Wachs- 
tums und relativ homogener Arbeits- 
und Lebensbedingungen zugeschnittenen 
Gewerkschaften wie auch der vertei- 
lungspluralistist;h operierenden Volks- 
Parteien." 

...Ls entstehen "neue Widersprüche 
und Konfliktbereiche. Die neuen gesell- 
schaftlichen Spaltungen bewirken niclii 
nur eine Atomisierung und Lnt solidari- 
sierung der Gesellschat i, sondern zu- 
gleich auch eine Pluralisif:rung der 
Lebensstile, produzieren .soziale Durch- 
mischungen und [Irfalirungsmöglich- 
keiten, die im Verein mit veränderten 
psychischen Disp(tsitiünen einen Nährbo- 
den für alternative Milieus Und Kulturen 
erzeugen. Aus ihnen können zumal 
dann wirksame oppositionelle KräKe 
entstehen, wenn sie über die gesell- 
schaftlichen Segmentierungen hinweg- 
greiten, sich nicht marginal isieren 
untl ghettoisieren lassen und zugleich 
eine relative politische Auton{miie 
bewaliren." 

Was bedeutet das für unser Ghetto"' 
Das Lichi am Knde des Tunnels? Als 
Anarchistin sehe ich tu dieser Verämler- 
ung auch Möglichkeiten. 
"Fs ist Vielleu hl denkbar, daß sich 
etwas wie Vollbeschäftigung durch 
eine expandierende Kriegs- (oder Ver- 
leldigungs-) wiitst halt erreichen laßt, 
sowie durch eine expandierende Frodiik- 
Utjn von Schund, Statnssynibolen, ge- 
plantem Verschleiß und parasitären 
• Dienstleistungen... (Allertlings) 
ein solches System Menschen 
zieren und reproduzieren, von 
sich bei kübnsier Pliuntasie 
vtirstellen ließe, daß Sie eine 
humane Gesellschatl errichten." 



wurde 
produ- 

deneii 
nicht 
freie, 



Bei diesen /Jtaien muß i<h an die 
Massenaul märscbe von l\omniunisien 
nnd (aschisien denken, an das lunkiio- 
nalisieren der "Massen" -lutc h beule 
Ideologien, in denen l iii/ebie nur 
zahlen, wenn sU' slt h aulgnnid ihrer 
Kratt odiM bonsl was hei vortun. Ts 
ist ein interessanter Widerspruch unse- 
rer /eil, daß irni/ Massenk« msu ms, 
Massenlransports, Masseninanipulal loH 

etc. ein merkwürdiges individualistisches 
Zeitgefühl seinen Platz fordert. Das. 
alleine hat sicherlich noch nichts 
mit Anarchismus /u tun, aber der 
Anarchismus hat sich immer mil diesem 
Widerspruch zwischen Finzelne/r/m 

und Masse beschäf i igt und versucht , 
das politisch zu thematisieren: um 
der Anarchie näher zu kommen, brau- 
chen wir sowohl ürganisalion, Solida- 
riial als aueh bewußte, handlungsfähige, 
entsrheidungsfreudige Mensclu-n. D.h. 
wir brauchen ein ambivalentes Ghetto, 
das uns individuelles Selbstbewußtsein 
und Solidarität sgeluhl veimilielt. DiK:h 
nicht nur für uns selbst brauchen 
wir gescheite Strukturen, sondern 
auch weil dann ein Ansatz zu einer 
politischen Antwort auf ilen Kapita- 
lismus liegen kann. 



Der Anarchismus ist immer von einer 
dezentralen Organisalionsform ausgegan- 
gen, von autonomen, hamliungslahigen 
Gruppen, die in ihren jeweiligen Berei- 
chen die Auseinandersetzungen tuhren. 
D.h. wir mußten eigenilu h fähig sein, 
auch unter diesen veränderten sozialen 
Bedingungen noch Kample /u lühren, 

vorausgesetzt eb gelingt uns, verbin- 
dende Flemente uu! recht zuerh 'm. 
Diese Verbindung " a aber ^ht 

nur d( Ablehn'.v'g ües Bestehenden 
sein, sc deri v. 'mehr Ji- gemeinsanse 

f iiopie. 



In diesem Sinne könnte also die "Atom- 
isierung", der GesellschaU ganz uner- 
wartet positive Effekte haben. Unser 
Problem ist ; ' -rdings, daß uns einer- 
^(■it^ die verbindenden Strukturen 
fehlen, bzw. wir sie nicht nutzen 
und daß wir Schwierigkeiten haben, 
et feklive Akt lonsformen zu entwickeln, 
nin denen wir uns als gesellschaftliche 

Aliernaiive präsentieren können. 

An die Strukturen müssen wir den 
Anspruch stellen, daß sie uns: 

a) das ökonomische Überleben erleK:h~ 
tern und uns das Gefühl der Isolatioi* 
und Machtlosigkeit im System nehmen. 
Dabei helfen uns "Normen" und 
"Rituale" keineswegs weiter, .denn 
vieles hängt davon ab, daß wir ab. 
Gruppe und als Finzelne wissen, was 
wir wollen. I eute. die inu einer Kon 
sumhaltung in pr>litische Gruppen odei 
Projekte hineingehen, fördern oti 
nur die lnt ^letiung von Hierarchien 

und Machtpositionen. 

bl auch unsere persönlichen Bedurfnisse 
^i] Veränderungen als Teil der poli 
tischen begriHen wird (was leider 
nn'mei not. h im. hi selbstversiandllcf 

ist). 

t) über ut.si le "Inirast ruktur 

unsere Ak Lianen repräsentieren 
unsere Bewegung nach außen - 
sie schrecken wir entweder ab 
werden wir interessant. Beides 
ok sein - wenn wit uns aber 
selbst abschrecken, sollten wir 



un>l 

wir 

(Iure 'i 
oder 

kann 

schon 

un^ 



vielleit:ht nt.i' Gedanken über unser 
Auftr(Men nia( hen. Dabei kann unsere 
Viellaltigken einen wohltuenden Gegen* 
yatz zum Mü^senbild dieser Gesellschalt 
sein unsere gemeinsame Utopie lubei 
die wir no( h viel nachdenken unc 
reden müssen) kfinnie der Vereinzelung 
eui verbindende-s Flemeni gegenüberstel- 
len. Dieses Gemeifisaine muß au' li 
einen inkl louierendeit organisatorischeri 
Ausdruck linden, eine reine Aneinander 
reihung von Alternativprojekten ui^ 
Zeltungen k... , es mein.'r Meinung' 
nacli nicht sein. 




"Der Gegensat. z zwischen OrganisaiK^M 
und fretheit ist ideologisch: so richtig 
es ist, daß sich Freiheit nicht orgam 
siereii UdJt, so erfordern die materiel- 
len, lechiiisf hen (und vielleicht sogar 
geistigen) Vorbedingungen der FreiheK 
doch OrganisaiMin. Nicht das Anwaiihsen 
V(m Organisa t ton ist zu rügen, sondern 
das Anwachsen von schlechter (hierar- 
chischer d. V-in) Organisation." 

PS: die Quellenangaben habe ich mir 
bis jeizi geschenkt. Für die, die Wert 
draul legen oder es gerne nachlesen 
mochten, wcd hier doch alles ziemlich 
verkürzt dargestellt werden mußte: 
die ersten .'nate sind aus Dieter 
Duhni," Angst im Kapitalismus", d 
über die Ökonomie von Joachim Hirsch" 
," I^as neue Cesichtdes Kapitalismus" 
und der Rest, das Zitat z'ji Organisa- 
tion "^'-1 /ur VolPen 'liUtlgung von 
Mm c-'sr. 



SIND LINKE 






ICH 



9 



^Huan bei der Schildemig 
^33 ..!?«<.<^^'. der ^ynrheit3^e^- 



nicht 




nung 



rührt aber 



wunden 




gchwulen Männern anzetteln. 




Warum habe ich einevi ™^-- 
diHlaiDphDbie (Schwulenfeiiidlxd. 
keit) gesduieben? Dazu hier e^jf uh- 
Se Worte, an neine Beweggründe -a 

^en Streiti^eita. in der R^^tx^ 

des Herr^tenn (s.u.) werde ich aui 
S SSlsd^af mchen Kon^ua^en 

üie ge»^ ,riThti2en Hand- 

^jj^ die mix dabei wichtigen 

lungsf orderungen können. Zunächst 
7.iim Anlaß: ^ _ , 





^s Redal<:tiongTiit] 



des Her- 



rivfenn einer Zeitschrift, die meinL 
^"fische Stt™e m Ifeu^^or 
J' singen', erfuhr ich von Bekann- 
Sn,TJ das Hen^-KoUektiv ^_ 
rend neiner Abwesenheit mit ver 
schiedenen anderen , ne^t aus 
Schwulen bestehenden Gruppen, Aus 
SZdersetzungen üter die gareioj- 
L Herausgabe des Männerkalenders 
B87 4te! Idä l^tte mit In^esj 
eixiex Zusanr^narbeit :^sdäen dai 
^Z 'straight' (hetero) ausgerich- 

mnnem des HenMann md den 




teten 
schwul 



m 



■eschaut 



Mir 



,sxe.ue:a, da ich jahrelang xn 
der U&^finnerbawegmg tatig war dal3 
dS hiesige Bevegung größtenteils 
Helios besteht. (Aus diese. 



aus 



Grunde schla; 



ich folgendes vor: 



I-feinerbe^egung mei - i™ Gegen 
. ..™ U^werent - als m il^er 



l^hrheit heterc 
und damit bewi 
nulierten Ansp: 
also auch für 
chen, massi v 



alle t>£inner 



ichwulen 




stellen 



• V, rn-i" bis zu diesen 

Konnte ich tra dis 




Zeitpunkt 



JLMU/ULEWFEiMDL Trw Q ( i vorstellen, trieb michi 

SCHWUL EWFEIMDL ICH ? ^ ) S^cmene Z^^eife] 



^^ ^itpunkt in keiner Weise .s. hwiolen- 

/ \ feindliches Vei-halten bei;n ll^-rrf-fann 

nun Jer auf- 
» ,5— ..i«ie ^eiiej zur notwmdlRen 

\/ persönlichen Klärung. Bei unseren 
^^^ nächsten Treffen ü, der Rt.iakt.on 

wollte ich die genauen Zuist ekelten 
persönlich erörtem. Die nacliKJuen- 

de Diskussion schtKj^ierte. mich tief 
und v^irkt bis heute nach. Idi 
bei "-■•"-■ — »'•■ — • 




spurte 



"c ^ einigen Mi tgl iaj em klar, , , 
dervlllen, sicii mit der Untordr-ik- 
kung von Schwülen und Lesben als 
seUsdiaftl icher und ' 





iistoi 1 scher 

im geringsten aus- 

Lfnterdn 





Tatsache auch nui- 

einanderzusetzen . Unterdni. kung 

schien mir bestenfalls verr,i«i]i: 
chend wahrgenormen worden zu sfln 
ffem gefiel sich dai-in, nit all ,eits 
bekannten , darun nicht uürdelo.stren 
Vorijrteilen zu glänzen, im Vorv,,rfe 
vorhandener Schwiii,enf eindlichke i t - 
der Herr^fenn-Redaktion an die Adres- 
saten derselben zurückzugelien f/ B 
über einen Kritiker: "Den sief,r ümi 
dodi auf zehn Meter an, dall er 
schwül ist!"). Wir als Herr>F. ^ 



seien 




doch genauso unterdrür 
unsere KritUcer: "Ic?, kenne 
schwulen Boss;. ^^^^ ^.^^^ 



u, 



Boss, 
unterdrückt. 

zuarbeiten , 
führen 



s 






L Wie 

ei nen 

Aiix'jrer 

Ich versuuiLe heiius- 

vie icli es unten .jus- 

werde - daJ3 w alle ü^ 

Teiljiel inier einer harüphoboi Gesr ■ 1 1 - 

sc^^aft .^.h^enf eindi ich gepr.-,^.h 

daß es absurd sei, .ni- 
als 'bewegte ^nnei^' davon auszur.^h^' 
nien >bnn regierte mit den HijTwevs, 
schließlich schwule Freunde zu 
ben, somit aus persönlichen Be: 
. Vorurteil freigesprc^en 
sem. Als ob schon 
Verweis auf juuu^ 
AusdrucJ< antifaschi 
gelten ' "' 



seien 
als 



vom 



jüdische Freunde 



schlic[itp 



t Lsclien 



könnte! ."lann verlangte 
Bewc--" " ^ 





)IS 

Kampl es 
Igte kort- 
-e mveise zur LhternBuerung rri-i- 
Vorwürfe. I^^ten Endes war ...s 

ht zu billig, meine 
_ Argunentatioasweise In die drannt , - 

O ! ^'^'^^ der K^rupi^n ei_nz.^- 
^ reuten, .^fei^e eigene &xuaJit..r 

^de m Frage gestellt - 'TBist du 

schwul 



Mann 



denn 




gestelJ t 
oder b 




o 



-g beiseite gtsteJJt. 



Problon der Unterdrückun; 
liebip beiseitp o^^ct-on^' 



^" 1>:l- 
tg wui-de b- 

Jeder 



s^ 




ü 



O 



o 



o 



o 



o 



o 







O 



O 



o 



o c 



o 



r 



r 



r 



o 



/ 




n 



I 



i„ 



O 



o 



> 



o 



o 





o 



o 
o 



o 



tnterdrückt ! 






ArtUceL soll die mannigf al- 
tigen Fonren von Schwulenf eindlich- 
keit beleuchten und zugLeidi einige 
Hinweise für Heteros zur fairen 

im politischen Sinne 

die 



Zusanmenarbeit 



geben. An dieser Stelle seien 
aufregenden und aufschlußreichen Ar- 
beiten von Ricky Sherover-^^cuse 
zum IhaiH Unterdrückung, 
nachhaltig beeinflußt habai, als 
senswert erwähnt. ' 



Erfahrungsunterschiede 

Wer nicht den entscheidenden Unter- 
schied der besonderen Erfahrung von 
Schwulen / Lesben gegenüber denen 
der Heteros zur Kenntnis nlinnt, sol- 
che sogar gleichzustellen sucht, der 
ignoriert die grausamen Fakten der 
Unterdrückungsgeschichte. Eine f'En- 
nerbewegung, die so agiert, die noch 
imner vorhandene Unterdrückung aiißer 

höchsten Maße 
überrascht 




acht läßt, ist im 
schwulenf eindlich. ■ Es 



mich daher nicht sonderlich, daß in 
dieser ^Bewegung' nur wenige Schwule 
mitarbeiten. 
"Wir als Herri^fener sind unter- 
drückt. . ." Wenn man die 



Erfahrung« 



I^nnem 



von neuen FJannem mit aenoi von 
Schwulen und Lesben gleichstellt, so 
ähnelt diese Verfahrensweise den 
meisten konservativen Ideologemen 
nur zu ^ehr, geht sie doch ahisto- 
risch vor und argumäitiert außerhalb 
des Zusanmsnhanges. Geschichte und 
ständige Wiederkäir schwul / lesbi- 

Unterdrückung bleiben .unre- 
flektiert. Wieviele 'neue ^Knne^' 
sind denn in den 

gern umgekormen? Wieviele 'neue I^- 
ner' 'genossen' die mieseste Behand- 




KonzentiBtionsl 



lung alli 



? Wieviele 



'neue I^&iner werde 
deren Dienstschluß 



.eil in 



den Bars züsanmengeschlagen , wie es 
nur allzu oft in den USA geschieht. 
Wieviele Organisationen von 'neuen 
l^nnem' wurden erpreßt, bedroht und 



f ertiggenHcht , wie 
der Welt schwulen 



es überall auf 
und lesbischen 



Gruppen 
'neue 



widerfahren 
I^&nner' 



ist? Wieviele 
verlieren ihre 



lellung dadurch, daß sie ihren Vor 
»setzten über ihr 'straiehtes' Sex- 



. T- 







vurden 



ViLÜ<s gesell ^ '^^Z.r.e in ^^^ 



^^ 1 me ii^ "^^^' 



Vir ^STvoSS^^f Sea. ^ 
^ ^^ ^ aS dieses ^^-^^- 



' on als var ^^" dieses 

^Ts ^^^ ^ TS^ Geistes^- 
sdviedes J ^ürgerl^?!^ 



über^^'; V^'ide.. De 







solut 






■sdaeiert 




Privilegien: Wurzeln des, Unterschie- 
des / Anders-Seins 



Lesben. 
1 damit 



Wir unterscheiden uns nich 
Bewußtseio von Schwulen und 
Wir müssen uns auch mit de 
einhegehenden speziellen Privilegien 
auseinandersetzen, die wir aus der 
schieren Tatsache gewinnen, hetero- 
sexuell und >fann zu sein. Dies, sind 



keine Privilegien j die wir akzepti 
ren oder leugnen können. Jeder wird 
mit mir^ .übereinstiniiHn, in einer 
rassistischen und schwulenfeindli- 
chen Gesellschaft zu leben, aber 
sich selbst natürlich vom gleichen 
Vorwurf freisprechen . Alle I^nner 



O 



O 

O o o 



- 23 - 




habai eine schwulenf eindliche Kondi- 
tionierung erfahren. Oft prangern 
bürgerliche I^nnec" ans der ^Bew^ 
gung' nur allzu lautstai'k die 'skanh 
dalöse' Schwulenf eindlichkeit inner- 
halb des Proletariats an, als ob sie 
tatsachlich besser seien. Wir sind 
alle schwulenf eindlich geprägt, und 
alle Heteros profitieren von einer 
Schwule und Lesben unterdrückenden 
Gesellschaft. Unsere Vorteile können 
wir nicht ablegen: daß uns mehr als 
Frauai zugehört wird, daß wir frei 
des nachts durch die Parks gdien 
können, daß wir keine Angst vor Ver- 
gewaltigung haben müssen und der- 
gleichen nöir; unsere persönliche 
Identität wird uns nicht abg 
chen, wir werden nicht entwürdigend 
behandelt, wir leiden nicht unter 
Gewaltandrohung und -anwendung sei- 
tens einer Gesellschaft, die unsere 
geschlechtlichen Vorlieben als 
krankhaft ausgrenzt. Wir sind Privi- 
legiert darin, unsere SeKualität 
niefTHls in Frage stellen zu müssen. 
Iferr.y Brod erläutert deutlich die 
Bedeutung dieses Zustandest 
^\iix müssen uns darüber klar sein, 
daß der Versuch, unsere Privilegien 
abzulegen , keinesfalls bedeutet , 
nachfolgend außerhalb des 'Systems' 
zu stdien. l^n ist innier im System. 
Die einzig interessante Frage dabei 
lautet; unterstützt oder bekämpft 
nan dabei den Status quo? Das 
leg ist nicht etwas, 
nehmen oder abzulegen ist. 
mir von der Gesellschaft auferlegt 



was frei anzu- 

Es ist 



worden, und solange ich nie die da- 

twortlichen Kräfte bekäirp- 
jene mit ihrer normativen 
f ortf aiiren und ich werde 



für 



Strategie 

es ihr entsprediend annehmen, egal, 

wie nobel oder progressiv meine Ab- 
sichten auch sein nögen. Autonome 
und Alternative ( ' counter-culture 
iiEn') beispielsweise, die sicli als 
ehejials mittel- oder oberklassenzu- 

können sich 



gehörig definieren , 
nicht von ihrer Herkunft 



chen. 



von 

!^ri Rurh von der ihr 



e 



lossprs 
innewoh- 



nenden Sicherheit, die durch einen 
Rückfall in die mit ihr einhergehen- 
den alten familiären Bande ga^ir- 
leistet wird . Eine Möglichkeit , die 
den ausgebeuteten Klassen nicht mehr 
zur Verfügung stdx! \\Kirenddessen 
äußern I^finner, d=e den Möglichkeiten 
sozialen Wandels skeptiscli gegen- 
überstehen, noch imner ihren Stolz 








• ^ hestinwt daf 
^■^^V-onprt vordem- ^s ^^ ^^, ^nr 

voraus: das ^ ^^^ ^.erö 
«^^l .fdie Ge^li^^ 'progres- 



& 




„' Gruppen 
Sc>vulenfel^'r^V«e^t 




stellt ein 




tscheidendes>ta^^^_ 



sexisiiüS 












^ Visier Bei 



neue 



Planus ^ • ^^auen ' '"''"^t n^hJ 
Schwule, ^^ lossager, '^'^ ^°« ih- 




' 't ' 1^ 





24 



Wir teben _uas be^^ 



eil zu werdaa. ^^ ^ ^er 



itschieden 



Sä ä=. ^^ir^'S 



uns 





g^jT^det nxcht dura ^^^x- 

genstani. i^i;^ .^t von Profi 

tieren am ^ System. 

^u^-^*","^et auch - und nur 
.stört 






dann 



iie Ha^P^^^^' 



IfcmDphobie 
chen 



Def imtion des f^imli- 



i 



Wen 



spielt 






wir I^feimer sind 
Sdmdenfemilichkeit eine tragerxle 
^e in unseren Selbstverständnis. 
Homophobie spricht Schwulen das 
Recht ab, sich als Minner zu be- 
zeichnen. Sie nennt sie: Tunten 
warae Brüder , Schwanzlutscher , flot- 
te Schwester, Schwuchtel, Honcs, 
Arschficker oder vle auch ümBr. 
Unsere, hcmophobe Gesellschaft 
nennt Schwule aber nicht als das 
^ sie sind: Wtoier. Diese Lehre 
ist von Heteros zum Überdruß verin- 
nerlicht worden : liebe andere >finner 
und dei^e Liebe, dein körperliches 
BipfMien gelten als null und nich- 
tig. Du wirst deiner IhtijiisptHre be- 
raubt . Durch das ErsteUen jeelicher 
Art von Grenze ijn Bipfinden darüber 
was fßnnlichkeitau3THche, wieweit 
sie fuhren dürfe, endet jeder ^fenn 
in der L£iderfahrung der hanophoben 
^r™ der hcmophoben Katastrophe. 
Sensibilität, Rüd<sichtnahnE, sSli- 
djität und tiefe Zuneigung werden 
per Definition von einer schwulen- 
temdlichen Gesellschaft 




graTzt, so klargesteUt , vjas mnn- 
M<eit geaUigst nicht beintoten 



. ,msera^ Selbst- 
^ dissen uns von ^^^ ^er- 

Verständnis he: aL^J-^3,e, dur^ 
be^egung geg^ J^ oder von au^ 

auferlegte Gren^. ^ ^^t. 

Se zu tragen, "^fängUcn '^^ 
^^. enptiudsam_ / ^^ _^ t,^t 

-- unabha^g ^^^ diese 






n&) ersten .l^- 

jaials^ die"^^«^"> gelf '"" ^er- 
Schwulen und , .""'''"-^dcun. , 

"^ie Unter- 



st, ün 



■g 



u- Einehen ^f abrangen als so 
gchiedlxchen ^^ g^d wird unh 
akzeptieren. NacMog ^^_ ^ 

^^ ^'"^ -S S^Slegbar ist . 
dieses Prrvileg nx^t^ ^^ ^^^^^^ 

befinde« wir uns - ^^^ ^^^er- 

°^^^^'*' '^^5 und Lesben e^;^ 




dieser Schlacht uns^ 



1 m folgenden ein paar 
balten dar. ^m ^ g^^ ^^^^^ das 
Ratschläge zur üteK 



.g^onsairen Kampf' 



-derungen 







Verbündete 

1 ^^4— * 



von 





. R Tuirändest \^ 
c^tze voraus, ^aß^^ ^lu- 

S^i^; «ochten. 1^^^ ,uaU 
^^ heißt ux_^^,^ 



dazuzulerne^ 



daß 



\ 



.üftttien 



2 Setzte vv.. _ ^gj: ^'^^^ ...V 

\a^^°"!2S^zusetzen, 



sondern 




a^^^nauderzuse^^' ^^^, 

do^ ^. an ihrer Sei^";.,^. heteros, 
^^^^':l.e fetastrophe ^^Jl^- 

^.T zu leben . ^^ .^^, der Z^" 
S*^ von^Öhe und f^ des 

stbr^ ^ci^ ^tS? ^^ 
Stä^ ^diledxts durch ^^^ 

^^^ V^^-^rSe X^Bt vor 
tung und ; _^bie ist .dJJ ^^ ^g 

Hitnenschen 



^ nUm erlebter^^,,,ensc 
S^'^'^chlei^tlichen 

gl^^^verhii^^^ 

^^gnophobxe ^^^ 



Vdnter 






- 25 - 



schuß an Durdi^-^etzuiigskraft ausge- 
stattet. CleirJiterechtigte Bestellung 
zi^'l^dien Sdiwulen 'uid lletefos ge- 
stalten sicti daher meist sctmerlg, 
waui nid-it gaix--. und gai- 'uniTiigli-ch. 
Hm dipf^ PcU-tnerschaft. zu erzielen, 



gehört d'ie llanophobi 



e 



schl, 



HoiDph 

he t erose^mell e 

nictit 



wirkt 



r 



uns 



^^nner 



tat 



aus, 
nur In unseren Uing^-ing niit 
Schwulen und Lesben, sondern auch in 
den Verkelrsf orme. . zwischen uns 
selbst. Horropliobie produziert das 
Vorurteil, Ifeiner könnten n.i'±t kor- 
pjerlich fniteinander ungdien- Selbst 
politisL^h liegt es In uiiseran *neu 
nHimlichen ' Interesse , eng mit 
Schwulen und I^esben zu kooperieren. 
Die Aufhebung der Untei-drüd:ung al- 
■ 1er betroff Qier (^ellschaf tsnilt- 
glleder kanr. nicht ohne die tefrei- 
ung von Sciiwulen und Lesben voILzo- 
gai werden. 








.«frrt 



- * H - H, ■ . + i ^, .' 







■\ 



<. 



;et. 



ScliwultMi 
Nbn;:-^hea 



■. :»rr.i\ 1.^ , 

M,"((l * , -ix n 



Jlii Ml: ! 



"I,;" 



• 'ki! -.tch alle 
h<'i /Tosex'uelle 

t;^ - ■ .'(TfHi zum 



Verbiiadr te;"! w-in 1:^...:. "--i/r voraus, 

daß sie dict^ aLs s^/lchii ;//U-arJiten, 
zuiTiL-idest ,.. .. 'Tit leil. I*i." brauclist 



I 



-1 



''1/-' n.y 



du keine Hoi-la H sbd;pT , iiTi.,'-,on 
' 'csta t Le; "■ \i;en von S<JtvAi tm 'Xier [j.^- 
bc" , 1 dies ,"ü!Z'..infJino:. ;>-:s kannst 
du nlclit. ."'rwcir len. 



4. r?nv' i]:v'<-'' au.-, da'^ •av.enteiiige 
KealvL jf ipei'. jcrlt^ rfiULiuf ^cude Ableh-.. 
nuno i.Mue: ^ii)L.l riU -■•rljondeter, 
aus aiLi^ere^- um 1 . ( - nnerlichter 
ÜnterrirwckuuKS-^rinhj-une, :''-^i]tiert. 
* Internal iFie^r i e i i>" sn-jpM .t. .'^* oder 




iatFirüiisLer*^"' 



In-, e; m 



* . ^-\ 



_ I 



.-'- 



iie "^^ilank-.ni^-ii. 



jjig pn 
jm^ . Vonif- 
.jT^sben üt?ex 



teile, .li« 

Si.ch uua du'e tu* t'jrei !■■ i... 

im Lxlrt?T!Lai ' e: J."v.i ckr 1 i ^.juuen. Iler 
.-,1 



•^-4 I 1- 



LDat 




' [ ) ose 



mjL iji den" 



> 



lornr-ition 
'.idiwulen 



T'elilbe- 



Hinweis, UW 

und ü's[)on au:-. crvlir n* 
k-iTidlung «--riolg. i.-U :> ; '. Laube da- 
iTiii :u iiunpelndes Sr" 'isi.vertrauea 
Lat't .Lf^nA:i"\pes Handel" . von eniex 



•"•r-' ■: 



1 



junii^^LLica'inj^' 



r. uue^. ■" -' 



boi , intemalisierte Unterdrückung 
zum Alltag werden . Als Beispiel 
seien Arbeiter genannt, die meinen, 
nicht fähig oder gerissen genug zu 



, das System selbst reibungslos 
kontrollieren und verwalten zu kön- 
nen . Intenv^l 1 si^rte Unterdrückung 

findet dort statt, wo die jeweils 
unterdrückte Gruppe die Arbeit für 
den. Unterdrücker / die Unterdrücke- 
iln selbst erledigt. 



6 . Setze 



daß Schwule 



voraus, 

Lesben die besten Kenner ihrer eige- 
nen Erfahrungen sind und daß du viel 
von ihnen zu lernen hast. Benutze 
deinen Kopf und deine Erfahrungen 
als Angehöriger einer unterdrückten 
Gruppe, um über die zunächst notwen- 
digen Schritte zu entscheiden 
rücksichtige / vergegenwärtige dir 
die Zeit deiner Kindheit, in der du 




» 




völlig hilflos ausgeliefert warst 
und nicht für voll genonnsn wurdest. 
\kr half dir und was mochtest du im 
einzelnen an den Leuten leiden, die 
dir zur Seite standen und dich aner- 
kannten? Nutze diese 'Rück-Sicht* , 



un eu 
Lesben 



Verbündeter von Schwulen 




7. Es liegt nicht an Schwulen und 
Lesben, dix deine Hcm^phobie aufzu- 
zeigen oder dich darüber zu beldi- 
ren. Es ist wichtig, daß du selbst 
deine persönliche Kcnditionienuig 
erkennst. Mit Schwulen und Lesben 
befreundet zu sein, l^t nicht auto- 
matisch mit fairem Bündnisverhalten 
zu tun. Verbunden zu sein meint, ak- 
tiv ein System zu bekänpfen, das die 
ständige Unterdrückung seiner Mit- 
glieder zum Überleben benötigt. 

8. Erinnere dich daran, daß Schwule 
und Lesben die Überlebenden 
jahrtausendealter emotionaler , 
tellektueller und physischer 
waltherrschaf t sind und daß sie über 
eine dementsprechend lange Geschich- 
te des Widerstands verfügen. Werde 
Experte dieser Geschichte und unter- 
stütze und erinnere Schwule und Les- 
ben daran, stolz auf sie zu sein. 

9. Werde Experte aller Inhalte, die 
für Schwule und Lesben von Bedeutung 
sind. Vergesse nie zu Beginn der 
Unterstützungsarbeit', daß dabei auf- 
tretende FdiLeinschätzungen einen 



von 
in- 




;esses ausmachen 



dich auf Niederlagen, Enttäuschung 
und Kritik vor. Gestehe . Fehler ein 
und entschuldige dich für sie. Lerne 
von ihnen, aber ziehe dich nicht 
zurück. Es ist dein 



Recht, dich be- 



troffen 



fühlen 



engagiere 
weiterhin im Befreiungä<amp 
Schwulen und Lesben. 



dich 
von 



10. 



daß du c 

1 



Lesben 




nophobie vor Schwulen unü 
verbergen kannst. Sie kamen dich so 
genau, daß sie de:ine angefangenen 

IMurscheinlichkeit für 
dich vollaiden könnten. In einem ho- 
m3phoben System wurde jeder darauf 
ausgerichtet. Schwule und Lesben zu 
unterdrückai , inklusive der Leute, 
sich so gern als * progressiv * 
bezeichnen. Gib dir keine vergebli- 
che Mibe, Schwule und Lesben von ei- 
ner vermeintlich dir nicht widerfah- 

zu ^ überzeu- 



die 



renen Konditionierung 

r r» 1 



gen 



unnötig , ScJtuu 
zu überzeugen, 
itehen* - sei einfach 



niemals wählen 
und Las ben 



*auf ihrer Seite 



11. Erwarte keinen ' Dank ' von 
Schwulen und Lesben für deine Bünd- 
nistreue. Lehne ihn als überflüssig 
ab. Denke daran: ein Verbündeter zu 
sein, liegt in deiner freien Ent- 
scheidung. Es ist kein Zwang. Es ist 
deine eimiHlige Chance. 

12. Sei ein hundertprozentiger Ver- 
bündeter - keine KofiprarrLsse , keine 
Doppelbödigkeiten : ' 'Ich werde deine 
Unterdrückung bekänpf en , 

neine bekänpf st. 
drückung muß bekämpft werden - be- 
dingungslos. 



du 



it 



wenn 
Jedermanns Ihter- 



i i 

(Übersetzung aus dem Amsrikanischen) 




Bereite 



- 27 



STREIT UM UNTERSUCHUNG 




n 




lAAME R D FAST IMME R 

MANCHMAL D 





NIE 



z:*^^f'Sifi-i-y\i:-i^w--o:-:\ .-■;r^.,v--:,^'y ■■;.■;- -■-:.^ 




„Diese Ministerin und 
diese Reaiening wer- 
den für die Homose- 
xuellen als solche 
nichts tun; sie benut- 
zen einige von ihnen 
für unumaängliche Ar- 
beit, diejcein anderer 
tun kann, und wenn 
die Arbeit getan sein 
wird, wercien sie ih- 
nen wieder offen jene 
Tritte versetzen, auf 
die allein , schwule 
Säue' in diesem Staat 
und dieser Kultur ei- 
nen verbürgten An- 
spruch haben." 

(Volkmar Sigusch in: AIDS als 
Risiko. 1987) 

Um diese „schwulen Säue", die 
von ihnen abverlangte „unum- 
gängliche Arbeit", um eine Mi- 
nisterin und ihren Auftragneh- 
mer ging es bei einer Diskussion 
im Rahmen des Frankfurter 
Schwulenfestival „Warm up". 
•Nachdem bereits einige Arti- 
kel geschrieben, Interview: ge- 
geben und ausreichend Vorhal- 
tungen gemacht waren, fand im 
November der erste öffentliche 
Streit zv/ischen Martin Dannek- 
ker und Günther Amendt statt, 
auf den nicht ,,nur" die Schwu- 



len (-bewegung) mit Spannung 

wartete. 

Zur Vorgeschichte: Martin 

Dannecker ist einer der profi- 
liertestea bundesdeutschen Se- 
xualforscher, Mitarbeiter am 
Institut für Sexualforschung an 
der Uni Frankfurt. Seinen „gu- 
ten Namen" über schwule Krei- 
se hinaus, hat er sich vor allem 
mit einer, gemeinsam mit Rei- 
mut Reiche 1974 veröffentlich- 
ten Studie ,-,Der gewöhnHche ' 
Homosexuelle", verdient. Die- 
ses Fprschungsprojekt hatte 
damals erhebliche Auswirkun- 
gen sowohl für schwule Indivi- 
duen in deren Entwicklung, als 
auch für die gesellschaftliche 
Diskussion, das Umgehen mit 
dem bis dahin stark mytholo- 
gisierten und diskriminierten 
,J^hänomen" Homosexualität. 

Günther Amendt ist Schrift- 
steller und Journalist, arbeitete 
selbst als Sexualforscher; er ist 
Autor von Sexfront, Sexbuch 

und anderem. 

Dannecker macht heute, 
1987, und das ist der Anlaß al- 
len Streits, eine neue Studie: 
Sozial- und Sexualverhalten 
homosexueller Männer, finan- 
ziert vom Bundesgesundheits- 
ministerium - Rita Süßmuth, 
203 Fragen, die en detail Aus- 
kunft u.a. über die Sexualprak- 
tiken der Schwulen fordern. 
Nach und während der Dis- 
kussion um Daten, Datenschutz 
und Boykott in Sachen Volks- 
zählung, nach, und während ei- 
ner schmutzigen Kampagne im 
Zeichen von AIDS gegen die 
Schwulen und deren angeblich 
„ausufernde Sexualpraktiken 
und Verschleiß an Sexualpart- 
nern" bot dieses Thema alle 
Voraussetzungen für einen 
spannenden Streit zwischen 
Dannecker als Autor und 
Amendt zh Gegner einer sol- 



chen Befragung. Amendt und 
Dannecker hatten in ,',konkret" 
in 3 offenen Briefen zum öf- 
fentlichen Streit herausgefor- 
dert. Hier hatte er auch die we- 
sentlichen Punkte seiner grund- 
legenden Kritik an empirischer 
Sozialforschung über gesell- 
schaftlich diskriminierte Mm- 
derheiten formuliert. 

GEWITZTER BOY- 
KOTT 

Zustimmend zu seiner Position 
diskutierte zunächst auch der 
Vorstand des feundesverbandes 

HomosexuaHtät (BVH), der 
auch einen Boykottaufruf for- 
mulierte. Ein Boykott in neuer, 
gewitzter Form: „Die Fragebö- 
gen sollten, so der Aufruf, an 
heterosexuelle Bekannte wei- 
tergegeben werden "und von 
diesen unter Vermeidung er- 
kennbarer Widersprüche ausge- 
füllt werden. Damit wäre das 
Ergebnis der Untersuchung ad 
absurdum geführt, zumal die 
Boykottquote nicht klar über- 
prüfbar ist.'' (Dorn Rosa, Okto- 
ber 87) 

Just eine Woche vor der Dis- 
kussion in Frankfurt fand eine 
Mitgliederversammlung des 
BVH statt, die dann den Boy- 
kottaufruf des Vorstands zu- 
rücknahm und lediglich die 
mahnenden Einwände, die spä- 
tere Verwendung eines Ergeb- 
nis der Untersuchung betref- 
fend,' aufrechterhielt. Damit 
hatte Amendts Position einen 
kompetenten Partner verloren. 
Persönliche Betroffenheit 
und, so sollte man vermuten, 
Kompetenz, waren dann am 
1. November bei der Frank- 
furter Diskussion im '" eini- 
gen hundert Mensche^ -ollbe- 
setzten Rosa Zelt in ausreichen- 



dem Maß vorhanden. 

* 

„Prinzipiell geben wir zu be- 
denken, daß unseres Wissens 
bisher in keinem Staat der Welt, 
von Staatswegen oder im Staats- 
auftrag, ' eine Gesamtbevölke- 
rung mit dem Ziel untersucht 
worden ist, den intimsten Le- 
bensbereich der Menschen sta- 
tistisch differenziert nach allen 
demographischen Gruppen und 
sozialen Schichten zu erfassen. 
Ein derartiger Zugriff ist ethisch 
zutiefst problematisch und 
AIDS-epidemioIogisch nicht zu 
begründen." 

Diese beiden Sätze befinden 
sich in einer Replik von Gün- 
ther Schmidt und Volkmar Si- 
gusch auf das Ansinnen von 
Rita Süßmuth, eine umfassen- 
de Befragung der bundesdeut- 
schen Heteros durchführen zu 
fassen. Amendt fugt dem hinzu: 
„Mir ist irgendwann klar ge- 
worden, daß es pohtisch nicht 
vertretbar ist, sozialwissen- 
schaftUche Gruppenprofile von. 
diskriminierten Minderheiten 
zu erstellen. Ich halte das letzt- 
endlich für die Sozialtechniken 

de3 BK.4." 

Noch prekärer wird das Pro- 
jekt, zieht man noch die Geld- 
geber in Betracht. ,, Du (Dan- 
necker) beabsichtigst im Auf- 
trag einer konservativ-reaktio- 
nären Regierung, eine straf- 
rechtlich verfolgte Minderheit, 
nach dem Privatesten und In- 
timsten auszufragen, und tust 
das in einer Zeit, wo ün Gel- 
tungsbereich des Grundgeset- 
zes der Bundesrepublik 
Deutschland Repressionsmaß- 
nahmen gegen Arigehörige die- 
ser Minderheit, soweit sie aids- 
krank dder virus-positiv sind, 
bereits ergriffen werden." 
(Amendt) 





i^. 



KEIN VERTRAG 
MIT BONN 





Dannecker bestritt beharrlich 
die „Auftraggeberschaft" der 
Bundesregierurtg. Er sei Autor 
des Fragebogens, in seiner Ar- 
beit zu jedem Zeitpunkt auto- 
nom und nie habe Süßmuth 
versucht, ihm reinzureden. Die 
,>Iitarbeit" der Regierung 
bestehe lediglich in der Finan- 
zierung, in der Überweisung 
der Kosten unter dem Titel 
„Fehlbedarsfmanzierung" auf 
ein Konto der Frankfurter Uni. 
Es gibtkeiii Vertragsverhältnis 

mit Bonn." 
War die 74er Studie noch 
finanziert von der Deut- 
schen Forschungsge- 
meinschaft, so ist die 
heutige Geldgeber- 
schaft ohne Zwei- 
fel brisanter. Dan- 
necker vermochte auch nicht die 

zweifelnden Fragen tiach der 
Interessenlage des Süßmuth- 
ministeriums zu beantworten: 
„...ich weiß es wirklich nicht, 
was diese Bundesregierung mit 
dem Auftrag will", sagte er ge- 
gen Ende der Diskussion! Und 
weiter: „...noch, mit vielen 
Einschränkungen/ kämpft das 
BGM für eine einigermaßen er- 
trägliche AIDS-Politik, noch. 
Und wie lange das dauert, wird 

man sehen." 

Spätestens hier war klar, 
daß der Kernpunkt des Streits 
in der Beurteilung des Staates, 
seiner bisherigen und künftigen 
Politik in Sachen AIDS, der 
Un-Sicherheit von -Daten und 
Erhebungen in den Computern 
eben dieses Staates, dem eine 
Million Menschen die Volks- 
zählung verweigerten, besteht. 

Herrschte Mitte der 70er 
Jahre, als Dannecker seine erste 
Studie veröffenthchte, noch 
ein politisches Klima, das 
Schwule auf Entkriminalisie- 
rung und Emanzipation hoffen 
ließ, so kann davon heute keine 
Rede mehr sein. Und das nicht 
nur wegen der vielzitierten bay- 
erischen Zustände. ,,Ich weiß 
natürlich, daß ich insofern in 
einer schwachen Position bin, 
als vieles von dem, was kom- 
men wird, erst sein wird." 
Eben diese von Dannecker ein- 
gestandene Ungewißheit darii- 
ber, ob es bei der noch weitge- 
hend nicht repressiven AIDS- 
Politik der Bundesregierung 
bleibt, oder ob sie die Ergeb- 
nisse der Studie dazu benut- 
zen wird, die Repression zu 

verstärken, ist Grund genug, 
ihnen alle Daten zu verweigem. 
Es gibt nicht nur Bayern; zur 
jüngsten Geschabte dieser Re- 



gierung gehört eine Wörner- 
Kießling-Affäre ebenso wie der 
Versuch, in Kiel den sozialde- 
mokratischen Oppositionsfüh- 
rer wg. angeblicher „homose- 
xueller Ausschweifungen" zu 
diskreditieren, d.h. abzusägen. 

»ES DARF NICHT 



RAUSKOMMEN 



Die Stellungnahmen aus dem 
Publikum blieben so konträr 
wie auf dem Podium. Wenn 

r 

schon keine Begeisterung, so 
gab es doch oft Zustimmung 
zum umstrittenen Projekt. 
Aber auch: Ängste, Unsicher- 
heit und strikte Ablehnung. 
Einer, der als Fragebogenvertei- 
ler fungiert: „Ich fand es erst 
mal ganz spontan sehr gut, weil 
ich damals diese alte Untersu- 
chung in meinem Coming out 
gele icn habe, Jas hat mir sehr 
viel geholfen. Was Dannecker 
gesagt hat, hat auf mich voll 
zugetroffen. Ich dachte toll, 
so 'n-e Untersuchung, ohne mir 
lange Gedanken zu machen. ... 
Dann habe ich die Bögen be- 
kommen, mal durchgelesen 
und innerhalb von kurzer Zeit 
ist mir klar geworden, daß die- 
se Untersuchung wahnsinnig 
politisch ist, der ganze Fragen- 
komplex zu Bisexualität, zu 
safer sex u.a. Und dann hat 
bei mir ganz automatisch ein 
Prozeß eingesetzt, daß ich mich 
gefragt habe: Du weißt, diese 
Sache ist hochbrisant; Es darf 
nicht rauskommen, daß die 
Schwulen sich nicht geändert 
haben, daß sie bi sind und wei- 
ter in der Gegend rumficken. 
Damit hefem wir uns dem 
Herrn Gauweiler ans Messer." 

Weiter schilderte er, daß er 
die Bögen nur an Leute ver- 
teüt, „die ich kenne, die mir 
einigermaßen vernünftig er- 
scheinen, die safer sex machen." 
Die von ihm Befragten, „wis- 
sen, was sie anzugeben haben." 



MACHTFRAGEN 



der praktizierte und angegebene 
„nichtgeschützte" Anal- und 
Oralverkehr wird in Spiegel 
und Stern, im ganzen rechten 
Mediendschungel seitenweise 
ausgewalzt und hundertmal 
publizistisch wiederholt wer- 
den. Die bisher bereits erzeug- 
te Angst beim Bürger erhält 
ihre Berechtigung durch die 
Schwulen selbst. Es wird nach- 
geladen werden. „Wir haben 
die Macht und die Medien 
nicht", sagt Amendt. 

So betrachtet, erscheint es 
geradezu weitsichtig von Frau 
Süßmuth ausgerechnet Dannek- 
ker diese Studie anzuvertrauen 
und nicht irgendeinem „Fazzi". 
Einen Renommierteren gibt es 
in diesem Land nicht, wie 
Amendt es ausdrückt. 

Nun bleibt immer noch die 
Frage, was unbestritten viele 
Schwule in diese Rechtferti- 
gungsposition gebracht hat?- 
Welcher ,, Argumentation" sind 
' sie aufgesessen, daß sie bereit 
sind, ihre Sexuahtät in 203 
multiple choice Fragen (immer 
oder fast immer, oft, manch- 
mal, nie) öffentlich darzulegen? 
Soll endlich bewiesen sein, daß 
Schwule ihre Sexualität nicht 
■ so leben, wie die Gauweilers 
sicli das vorstellen und verbrei- 
ten? 

Das ist das Ergebnis von 5. 

Jahren - AIDS-Aufklärung, 
AIDS-Kampagnen mit verteil- 
ten Rollen m Bonn und Mün- 
chen. Zur Desinformation und 
Deformierung von Bewußtsein, 
die aus (potentiellen) Opfern 
.Täter auch in deren eigenen 
Köpfen macht, haben die 
schmutzigen Kampgnen des 
Spiegel und anderer beigetra- 
gen. 

GEFÄHRLICHE 
SCHULDGEFÜHLE 



Bei aller Hoffnung in die „Son- 
derfrau" Süßmuth und die bis- 
her nicht über das gewohnte 
Maß hinaus repressive AIDS- 
Politik des Gesundheitsministe- 
riums, darf kein Zweifel darüber 
bestehen,- was bundesdeutsche 
Medien, was die vielen klein- 
nen Gauvr-eilers, was die baye- 
rische Staatsregierung mit dem 
Ergebnis der Untersuchung, 
wie immer es konkret aussehen 
wird, anfangen werden. Jedes 

Promille Bestätigung ihrer Vor- 
urteile wird herhalten müssen 
als Begründung Tm weitere 
„notvv.ndiae*' Repression. Je- 



wußtsein und Selbstbestim- 
mung weder durch eine sozial- 
wissenschaftliche Studie ersetzt 
noch erkämpft werden. Und 
auch eine (letzte?) Demütigung 
mehr, wird die Schwulen die- 
sem Ziel nicht näher bringen. 
Im Gegenteil! 







Nur wer sich schuldig fühlt, 
memt sich rechtfertigen zu müs- 
sen. Die Schuldgefühle sollen 
den Betroffenen nicht zum 
Vorwurf gemacht werden, aucli 
nicht in emer Situation, in der 
jeder wissen könnte, daß eben 
jene „Schuld" an der Krank- 
heit niemand zugewiesen wer- 
den karm und nicht muß. Denn 
die Situation ist gleichzeitig 
eine, in der Irrationalität zum 
zentralen Instrument reaktio- 
närer Politik geworden ist. 
Jahrhunderteahe, und auch in 
„der freiesten Gesellschaft, die 
es je auf deutschem Boden 
gab", nie thematisierte und 
aufgearbeitete Vorbehalte und 
-Urteile liefern die Plattform, 
auf dersich noch alle, bewegen. 
Auch wenn es werer ge- 
wr-iei- LSt, mehr Ni \ erfordert, 
V;um -sciV'vuIer Stolz, Selbstbe- 




■.--_-.Vh 



,'^^-:';>>v.>;-x-;-.';U>v^':.::^;'-:':':v^^ ■■■"■"' -■■,■■'■■■ 



>_^ +. 



-y : ; ; ..:• 



.\ -- '- 



'■'i^:-:"<--]M---- 






■ I - -: - 



^ I H 



- 1^ 



SiÖ 



~ \ _ 



-_S 






\ - v:--,' -._ . , .,r' 



I -.' 



^ , -■--L'.ri". 



:.'-^:>:', 



■--"■-.:-; ^■>;-.m.'-:"-..-'>.:;-^v-::^-- ■■■■■■. --:^-?- v^^Äi' 'tv Ä'':- -,■ - ' 






■ ■ + I d T - ■ ■ 



F ^ 



'r*x^. 



.-.■.^■^.-.■-■,;:-,:k;.--:v.-X;.]..v:':->K- 






^,» ■ ■ ■^ ,"-'- I r 4 I 



-■»^'^ 



-■-■:--■'■:: :■': 






0-— -^ i- ■-"■:■>'■-.-.-" _;_v 



r + 



:- 1 . 



^ -v 



-M- 



'-.- ^ - - H 



■ -i^rv '. 









-',_■_ L ,-^+ 

,i,r ' _' 

- i < r , 






-■- j X 11, 






.<id ■ ■ -:;-x:;v;i:o:-:''i---:;-: mm -■■ :;---i-?--:-v^' ■^■mm mjm 'm^m. m-^y-^ :;W ;;,■- - -m:-m- ■ - - -■- ■■-- ■ ■ ' = 



m-mmmmm. i .■■■■■-.■■.-■ ■ - ■ -^ ■^^^Mmm>mfmi:^-'mmm-f:mmm^-'mmim--ymm^' ..■.-■:-®;.". 



:-mr-:m:^^mm,\^^^mmm^:mm:- %mmmim:m' 'fmm''mm mmm^m m^^mm^^^ - ■ iv „■....-..-.-i:..,- .:. -^^ß- 

m^:^mmmi-m-'r'^mymym ■■■,.- ^-iSi^;; ::;■:■;:;>> :i^w^^^^ 



' ■*, 



^ ^ 









."-'I H 



J -_ 



,--.^y-- -z^:-.-. 






::^ 



.v^-.:-,' ' 



'j:-: :■'.<->."' 



y.-.-i-yy.'^^ 



ii-v:l:>l> 






-■-v-y 






v::--: 



r . 



y&. 



mmm-m^--m.m ■<^- ■■ mm. -■:-: ■■ ■V^■^;^V;:v.^^>:^:v>;i:;^^^ 

■yiyy^^y^yy^ :^-^:^:i^:..■x■:-:c■'^■^- ^V;.V::--;r .:.:;■:;■:, --.^■.-,- , , ,.;:>.; :-'':^:::i;::.:^:;:';X'::--> 



Wm^yy^:. .m.m-y^m. -.^mm-- ■--: ^■;^^^^^SiW:^r;>;^r;-;i^g 



, ,-w,: y.oy. 



- ■ I-- ■^t. 



/■■Xr;-;:^ 






V r b V T — - -■ 



SV- 



fc> ' * 



■ b ■ ^ 




r-^,"-"j' 



V.- 



*";--^v 






* »^*_+j 



* * "-'^ 



.h_*. 












-.-.-., 






f;---**«*«»?;;^-:.;-.:^:-:^^^ ...-. , -y-: -rnfm-m-'-'-'-'r^'m 



_♦_** 



::::::-S>: 



.h,-.','- 



■-^■^ 



- ' _^j ' 



*:^: 



hl-*. 



'- * ■ ■ ^'- 



'* ■ -_ 



■ÄSS^^: 



' ' ' Vm 



v 



■■':>-x:' ■ 



b ■ 4 



,"L 



- J - 



b ■ I ■_'_ 



t f _' _■_■■— 



i^^> 



-V 



.■.■>:x--::^:> 



■^'^V 



'Sfe 



.',•:*-■ 



H - ■_■.'. 



-»y 



■:x>x---'X:' /:'.:■ ^--x-x .'X>v/::vX :■■: Xv 
::xx:-'x>">:":x::'x:>;::-^:x:>^^^^^ 'V 



v:^;-;^ 



w k ' ' ^ 



mm 



_ i 



■>i^-.. 



■.:'>^ 



- r hj 









.»x-:''::^ 



■ + ' ^_'rf 



'■-'■- - ' 



■■"■■ 



- -"-V 



¥>_ 



B L ■ b 






■■^^'■:-::;>Ä 



-^-^vIvC'- 



':^^>: 



- ► ■ ' ■ 



."l ■"- h 



-VF'-' 



l'^. 



■A" 



>ÄS 



./> 



^^T' -:-.■.'. 



■•• • ■ 



■:■:-.'.-.'■ 



>^ 






^^-»^ 



'-■^. 



r-^. 



*^"-_ 



n." 



Ilv*-* 



* * 



^^ _ 



_ L I - h_ 



5nk* 



H b ^ +: 



-. r r H - 






.1 '. '. 



'-.''' 



-L ■ 



v.-.v<"' 



h ► ■ ■ '_ 






Wxr^ 



yr:<- 



m- 



"^ ■ b '_'_ 



r-V-' 



.^v^ 



X<^ 



■*!-*-■ 



r-»^: 



■**■- 



-'r"- 



^^mmmmm--'m^ 

m^^'>mmm:^-^mm\ 

H^ ^ 



'.^-' - 



^•?:>"x" 



- - ^ ■ ' ^ 



_-, H - +. 



-"-"*:■ 



* * _ 






SS 



^>:; 



ä?: 



>--.VfV-,V.- 






^ii^^::>;vx 



■;■-.'■ 



.■-v?X 






m. 



■ + *■■ 



^■X>:X'-::- ■ 



^Jl'"-' 



."■._■ a_¥_, 



■i^-. 



■X^ 



><>^^ 



1_-_ 



x'- L 



x-5 



,'^^'- 



d fr q ■_^_ 



' ' ■ ■_^_ 



■■x:--'-'.' 



.VJ'^' 



'.»J-. 



PN-^r 



■i'.'^ 



,V."A- 



'^v 



- J ■ -" 



> ■ *_ 



^: 



:^% 






* - j: 



■, * - H, 



* ■ '_ 



H ^ 



■,-r*T' 



^^'.-A 



^ ■'_- 






■ ■ 



* '^y*^ 



'Z 



m 



■/' 



JWi^ 



-;.>:l? 



- - ^^ ^ 



.■^■,--'.'-' 



f - --r 



- 'f ',-.'. 



«i;^ 



,,s 



^-r- 



iv'^v-: ■ '■" 



■::? 



- V. 



:■ '^*.'.'.' ' 



i'X-f^- 



■»>_ 



j r r T-n 



H--^ 



d J X- d X . 



^■^ ■'* 



'-■#*F*-^? 



fe.>r'y':-*Ä»«^-: ■:■,■:'■';■- ' -■-:-::-/■ 

.Z^'-y .'. ,-;■-■. ■:'■ .■■■■ ■- ■-■ 

>^-;- .■-■:,xk.'. -.-.--x^xv -; ■■■,-■■:■ 



-' L - 



V J 



~. -^- " ^-■■ 






+ *_■ 



■-^■^^ 



- > ■ ^ 



■/^- . 



'_■-■- -n- 



■%7^o:->^iM>-:i:^^- 



;<■ 



^5^:. 



'^.- 



-,'^^. 



i"^,"^. 



:><■:■,' 



'AV 






^;■: 



'-■-'-- 



..-Tt^v-' -■■■ 



_därtä(ftb 



/i-x-x-:- 



:'S;'^%-i 



:v.-.-.' 



^■:<i-Wft:-- 



.■'^ ■X-.V, - 



'■ym^^^mmm 






+_^_ 



_> -. ^ 



^ 1. 



■x-xx- 



■'::■:■:-.'■--. 



W-' 



^:?'^r 






-- y H 



o««<* 



L ^ * F '_ 



^-■#"t%" 



- V. - 



■l"i t I 



H_" '-T- 



_ Y I ■ r 



_♦*■. ^* 



f - 



- L n F 



-y-.' 



^^'.*^ r-T-^'i^-^-^V^ 






■^-.■.' 



>. x-;>:. ^■■ .■:-. ■ x-/'vX'-/.:..->> 

;';->:*x '■ v, X -xv'» 

';->:"'::":::=:^V ■■ . .■ x :v;'';:v'.::'r'.":-:^ 



:>*r>W 



- *- 



-' ,1 



' -^A. 



m. 



m ' * 






yi-i-'m-^m^y-mm-'^ 

mmM§mmy< 




^yä^'M}. 



'.^y^. 



^V. 



::-v:-:v 



.► i-H j 






IvV 



■:i_*_' 



. 1, h 



V ■ 



_S" 



^ - 






n_*_ 



'.■-!.SX 



■.'.■^' 



_ + _H 



- - J 



."■■"l. 





''* 



r T O 




-J. 



^ +*V.^ 



../f-ä«^^ >: 



'.^ _**'■ 



Äj; 



■■-^-^ 



.^^1 .. 



ms 






H ^.* 



*■ 






■-■.'-■:-.■■ /. 

- -'■■■:■■■■/ 



'h'H'j r 



/.^ - 



1 r ■ ■ ;-;*:■ 

- -^ V/ ■■--:■:■ 



X^V,^ H 



'.**VS"^ 







f 



(?>4TI5Mß^f/4T 



f 




•z>^ 



t) 



.^^^ 



sC 



y^ 



^^ 



^S^ 



^^ 



^\^^ 



^ 



y^ 



oc^ 



^ 



o^ 



y^ 



^^ 



\1S 



^ 



^ 



o^ 



^'- 




Ar ch 1 8<«n , die. Von griech. »«rchil« { = 
Herrachafty, Vartreter der Ansicht, daas ohne die 

Herrschaft von Menschen Über andere Menschen 
keine Ordnung dankbar sei. Die A. betrachten die 
Anarchisten, fUr die erst eine Herrschaft s lose 
Gesellschaftsordnung menschenwürdig Ist, als 
ihre schürfstan Gegner, die sie freilich tn Anbe- 
tracht Ihrer geringen Zahl ^t\w verachten als 

bekämpfen. Die A. sind politisch nicht organi- 
siert, da alte bestehenden politischen Partelen 
und Organisationen Im Prinzip archistlsch sind. 
Der EInfluss dar A. Ist so beinahe unbeschriinkt 
und nicht kontrollierbar. 

(Hanns David Bitter: Das archische Prinzip, 
1901; Oina Tuchschmidl und Jürgen Lisk: Die 
Weltverschwörung der Archlsten, Prlvetdruck 

1962) 

Au»; Kurt Marti: Abrat/ky oder Die kleine Brock- 
hÜMe.Nj 2i7. 



j-^ -■ 



:,) 



t 



Männerbewegung für Emanzipation 
in der Bundesrepublik Deutschland 



aus Von Wann zu Plann 
Nr . 1 5/87 



i 



Bernhard Rleke 



Das traditionell* MJfnnerblld und dl 
■chl«chterroll«n In der G«aellflcha£t 



e G«- 



ti 




T 




(' 



f 



1.1 Beruf 

4 

Die Basis der traditionellen Geschlechterrollen 
bildet, die Arbeitsteilung rwlschen Mann und 
Frau-, Der Mann geht arbeiten, die Frau versorgt 
die /amille. Die patriarchalisch strukturierte 
kapitalistische Gesellschaftsordnung erfordert 
cumeist» das Eingehen fremdbestimmter Arbeits- 
verhältnisse, die bi« in die 60er Jahre vorwie- 
gend "Hännersache" waren. 



Seit der Zelt der industriellen Revolution Im 
l». Jh. werden Immer härtere Verhaltenszumutun- 
gen an die Arbeitnehmer gestellt, nicht zuletzt 
Askese und Konkurrenz, d.h. Zerstörung von 
IndividualltSt durch Unsenalbil ität den eige- 
nen Gefühlen gegenüber. um am Arbeltsplatz die 
eigenen emotionalen Wünsche zu vergessen bzw. 
zu unterdrücken und kontrollieren und sodie. 
gestellten Anforderungen zu erfüllen, die Ar- 
beltskraft möglichst gewinnbringend zu verkau- 
fen und dabei gegenüber anderen Mähnern mög- 
lichst hart und unsenalbel zu sein- Die Konkur- 
renzsituation mit dem Zwang zur Leistung, der 
Forderung besser, schneller « stärker £u sein, 
um die patriarchalische Hierarchieleiter zu 
erklimmen, führt zudem zum Abbau von Koopera- 
tion, Vertrauen, sowie Solidarität und somit zu 
Bezlehungsacmut und -Unfähigkeit. Die eigenen 
Gefühle dürfen da keine Aolle mehr spielen, der 
Mann muö sie Immer kontroll leren können, um 
bessere berufliche Positionen zu erreichen, 
mehr Geld zu verdienen, mehr gesellschaftliche 
Achtung zu erlangen. Das ist nicht Aufschub vpn 
Befriedigung , um später mehr erlangen zu kön- 
nen, well auch ein Hehr an Geld und Besitz und 
Prestige für die konstanten Frustrationen, die 
ein derartiges an-se inen-Gefühlen-vorbe lieben 
mit sich bringen, nicht entschäd Igen kann, 
sondern ständige Selbstvergewaltigung. Die Un- 

terdrückng von Gefühlen führt zu Angst vor 
Emot lonal Ität und Sinnl ichkeit, Angst davor 
schwach zu se^n, die "Mann" nur durch das stän- 
dige ""Slch-bewelsen*" im täglichen beruflichen 
Wettbewerb, kompens ieren kann bzw. muO. Die 
Arbeitsverhältnisse nehmen dem Individuum ucn 

Besitz an ihrem Selbst und verhindern damit den 
eigenen Identltätstfrwerb. 



1.2 Familie 



I -' 



1.3.1 

In der Familie, In der Freizeit also, (Kann) und 
soll der Mann seine unterdrückten Gefühle kom- 
pensieren, wobei Frau und Kinder die Objekte 
bilden. Hier darf er traditionell seine pa- 
triarchalische Macht ausleben. Die Familie hat 
die Aufgabe ihm das im Beruf unterdrückte Ge- 
fühl nach Sicherheit, Wärme und Geborgenheit zu 
vermitteln. Hier^ist dem Mann der einzige Platz 
für sezuell/sinnliche Beziehungen zugewiesen 
und zwar ausschlleül ich heterosexuell, monogam, 

«It seiner Frau. Durch die feindllch-konkurren- 
te Einstellung zu anderen aännern kann ja weder 
außerhalb, noch innerhalb der Familie (Vater- 
Sohn) eine erotische Ausstrahlung anderer Mäh- 
ner erlebt werden, denn libldlnöse Männerbezie- 
hungen bedrohen Ja die Konkurrenz- und Lei- 
stungsmotivation* SchlleOlich entspricht die 
FrauenroHe(-Blld) dem, was gesellschaftlich 
d*m Mann verwehrt wird. Die Frau soll nämlich 
weich, schön, zärtlich , liebevoll, passiv und 
duldsam, sowie inltlatlvlos, unselbständig und 
angepasflt sein (also genau so, w,le Mann nicht 
sein darf), um dem Mann die Befriedigung seltner 
Bedürfnisse zu verschaffen. 



» ' 



üer hann muß wiederum die Ernährer- und Be- 
schützerrolle einnehmen. Die bürgerliche Dop- 
pelmoral hält zudem dem Mann zwar als heimli- 
che« Ideal den Casanova (Verführer) vor, seine 
polygamen Wünsche, seine Sexualität aber wird 
in die monogame Ehe eingesperrt (wenn er schon 
nicht viele Frauen Werführen' darf, so doch 
wenigstens eine Frau 'besitzen') bzw. darf 
höchstens in gesll schaf tl ich ausgegrenzten 
Bereichen ausgelebt werden (Bordelle, Peep- 

Shows, Männerzoten, heimliche Vergewaltigung 
der Tochter .--) • 



1.2.2 Die Kinder 

Bereits bei der Klndtrerzlehung wird Sexualität 
tabuisiert, Wesen und Körper der Frau für den 
Jungen als "Geheininis* in stall iert, seine 
Triebwünsche unterdrückt und von der Frau fern- 
gehalten, so daO der" Junge durch die propagier- 
te Keuschheit aexualisiert und sein emotionales 
Verlangen allein auf die Frau gerichtet wird- 

Die Familiensituation mit. dem Vater als Beherr- 
scher von Frau und Kindern spiegelt schl ieOM-ch 
dds gesellschaftlich patriarchalisch *hierar- 
chlsche Machtgefüge mit der Verteilung der 
Geschlechterrollen wieder- Die Kinder erleben 
den Vater als oberste Autorität (Familienober- 
haupt)- Ansonsten glänzt dieser, durch dessen 
alleinige Ernährer funkt Ion und un flexible Ar- 
beitszeit bei der Kindererziehung durch seine 
Abwesenheit, welche ihn den Kindern entfrem- 
det- Was er in die Familie einbringt« Ist die 
Weit er Vermittlung seiner gesell acha f tllchen 
Rolle und Zwänge, d.h. die Kinder dürfen nicht 
frei über Ihren Körper verfügen und erhalten 
ihre Stellung in der familiären Hierarchie mit 
geachlechtsspezlf Ischer Unterteilung und Wer- 
tung. Der junge, < wie das Mädchen werden also 
auf ihre zukünftige Geschlechtetrolle vorberei- 
tet. Der Sohn, der, über der Tochter steht, wie 
der Vater über der Mutter, soll ein ganzer Kerl 
werden, er darf also draußen herumtoben, sich 
dreckig^ machen, auf Bäume klettern und mit 
anderen Jungen kämpfen- Die Tochter muß adrett 
aussehen und der Mutter im Haus helfen. Nach 
psychoanalytischer Theorie (Freudaches Dreipha- 
senmodell} bildet sich die Geschlechtsldentltät 
bis zum Ende der ödipalen Krise heraus. Der 
Junge verdrängt seine Rivalltä^tsbestrebungen 
gegenüber dem Vater, der sich als mächtiger 

erweist, identifiziert sich mit Ihm, ver inner- 
licht die elterliche Moral und bildet ein Über- 
ich (moralische Kontroll Instanz)- Dieser Prozeß 
geht mit der Verdrängung sinnlicher Bestrebun- 
gen einher und erlaubt die gewünschte Selbstin- 

strumentalisierung. 

2- Die Verunsicherung de r traditionellen Män- 
nerrolle duch die gesellschaftspolitischen 
' Veränderungen der 60er Jahre und deren 
Wirkung auf die Gesellschaftsstruktur' 

2.1 Die Berufstätigkeit der Frau 

Die in tlen 60er .Jahren auflebende Frauenbewe- 
gung (auf Hintergründe kann ich hier nicht 
eingehen), brachte im Zuge des Selbstverwirkli- 
chungs- und Gleichberecht igungazieles der Frau, 
deren verstärkte Berufstätigkeit und damit 
ökonomische Unabhängigkeit vom Mann mit sich. 
Dieses führt zur Infragatellung des bisherigen 
Männerbildes durch die Veränderung, seltener^ 
Auflösung der trad. Famll lenstruktur. 



Durch die Berufstätigkeit der Frau iS't die 
Ernährer- und Beschützerrolle des Mannes samt 
der damit verbundenen Privilegien ausgespielt," 
die Frau gewinnt an Unabhängigkeit und kann für 
die eigene Reproduktion sorgen. Ihr Leben frei- 
zügiger gestalten, mehr Auüenkon takte knüpfen 
nand formal gewordene Beziehungen verlassen- Die 
kinderor^iehung wird aus dem Haus ausgelagert 
(Krabbelstube, Hort, Kindertagesstätten) und 
somit der elterlichen Aur^ Ität wesentlich 



- 31 - 




31:?^an Snce a?r 7C--r .'erra 



entzogen. Diese Öffnung der Klevnfamllie bringt 
die primäre Sozial tsation, die ödipale Krxse In 
Gefanr und dies nicht zuletzt dadurch, daß der 
Vater durch Arbeitshetze, wachsenden Konkür- 
renzdruck nicht mehr in der Lage ist, in der 
Familie als starker Mann, sondern nur noch als 
erholungsbedürftiger Patient aufzutreten. Die 
Folge, eines somit möglichen Unterlaufens der 
väter'(eiter-)lichen Autorität, ist eine man- 
gelnde Geschlechtsrollenidentifikation des Jun- 
gen, indem er gleichgeschlechtliche Impulse 
nicht mehr verdrängen lernt and seine Hemmungen 
vor libidinösen Männerbeziehungen abgebaut wer- 
den * 



2,2. Reoellion der Ju gend 



k 



c 



^ 



^7 



?."^ 



'r 



t^/^^ 



^i 









^ ^ 






o;^ 



e 



^S 



^e 






r. 



'^h. 



-'-., 



I 



l 



^^.'' 






( 



a 



S^J^^ns,^ ^o/j. -e 



o 






c 



^S 



h, 



i 



i 






""^^i^: 






'^f^, 



<*;; 



o 






'9^ 



«e 



Cj 



■V 



tf, 



^^^ 



■^^ 



'^^.:^^ 






^-^ 



'c 



<^^, 



-/? 






-J/? 



; 






r 



«t 



9e 



^f, 



^; 



"^b'. 



'^h 



'-f- 



-.,,-., 

s. 



9o, 



•t 



ff 



u- 









r. 



i^,- 



W, '^^ 



o 



^ 






c.^ 



J/j 



/- 






^^ 



o 



■^,. 



'J:3 



( 



■■^ 









e/, 



"0, 



^s-!'^ er 






^^i 



>^. 



^. 



^; 



■^ 






i 



'o. 



^o, 



9^ 



99 



i/> 



3e. 



*-? 






> 



^. 






^-^ 



^ 






^J 



'^h 



J 



'-',■ ^"""'t 
'^(? ^ 



''^<-., '^O^ ^^ 



'tf 



't 



^. 



«, 



'Jf 



i-h ' tri , 



^^./''A 



K 



J 



o 



-7; 



i ,■ 



/>e 



'., 



'^^o> 'oo 



^-c^^^^'^' 

^^^.:%.;.^^ . 






-3 



^•tf 



-v, 



f, 






Pe 



'/; 






V) 



^o, :' A-o 



-^^ 
^ 



o 



» 



c';- 



Pa 



c..''^.^ 



f 



i 



'-■.7,. 



'9, 






^^U 



'o 



'v 



A-, 



^' 



tVf 



t 



o, 



« 




Die 1966 entstandene Jugendprotestbewegung trug 
durch folgende MerJtmale zur In frageatel 1 ung , 
Verunsicherung und Aufbruch der trad ituonel len 
GeschXechterroLlen, der Institution Fajiil'te 
sowie det Konkurrenz - und Leistungsgesell- 
Bchaft bei: 



2'2.1 

Widerstand gegen Vietnamkrieg, sowie MiiLtar 
(z.B. erste Kriegsdienstverweigerer) und damit 
(neban der Kirche) gegen die ureigenste patria- 
chalische Institution (ausgeprägteste hierar- 
chische Organisation mit den Attributen Zucht, 
Gehorsam, Unterordnung und Vernichtung). 

2-2.2 

Beatmusik (wild ekstasisch), mit offenen Texter. 

über Sex, Ciene, Freiheit. 

2.2.3 

Haschisch-Rauchen, LSD- Trips und damit der 

Ausstieg aus der Realität und der Einstieg in 

die Träume, sowie intensiven Cef uhl ser lebens. 

2.2.4 

Ausstieg aus Arbeitsverhältnissen, Karriere- 

zwangen.... Leistungs und Konsunverwe igerungen. 



exuelier Unterschei- 



2.2.5 

r 

Verrinaerung (äußerer) s 

dunys-o'glichkeiten, Ablehnung des eindeutigen 
Geschlechtsausweises durch die Hippies und 
Yippies ("weibliche" (lange) Haartracht, Auflö- 
sung des Tabus weiblicher Kosmetik und Schmuck, 
Angleichüng der Kleidung der Geschlechter) und 
nicht zuletzt 



S^ 



;»t 



u3 



tep 



c* 



^et«^ 



,en 






ot 



£» 



dc 



an' 



^^ 



to 















ai^^ 






r,^ 






u-^-«^ 



ccn 



»V» 



OO 



^n 



ei 



.2 



liP* 



t.i-°^' 



ö> 



tt 



V-e 



nf^ 



en 



.nd 



vCV^ 



-z 



uq 



e^ 



vt 



iq 



en 



5 DO^ 



in 



arv 



xt 



es 



et> 



ar^'=3 



nf' 



■,ei: 



in 



de^ 



1.ev 






ce 



^^..Kev- 



uc 



oo 



t 



d^ 



eS 






c'n 



\o 



a« 






ers'- 



SN 



de 






93 



nq 






de *- „ de' 



\9 



Va- 






1Ü "^ 



W'* 



tV- 



d d*^^ ^,evs 



tee 



un' 









is 






C^^'' 
^^\'^ 



^t^*'-'\.. ttl:^^^ 



en < 

3tvS^ 



j c n *^ . 1 s '^ 



vt 



1.^ 



\n 



do9^ a 



avi 



t<J 



CUH' 



aen 



en 



e^ 



io 



^t-^^ 






t)« 



eq 



nq 



1 -"^ ;.sao'»<'" 






Y^a 



S 



e V 



n I 



>^ö 



deC ^ <ibi-q 



cY^at 



tl^-^^:.ic^ 



^nn 



^ev^ 



'^^'■\vch^^:.er 



n9 



t 






an 






er-*- 



- en 



VC^ 



vcn'^ 



wv'^ 



d- 



n 



X. ^'%^^^ 









?t^' ^.nn® 



..-^^t:;. ■ 



pa 



rr 



.et 






,nq 



tet 



aW«^\,o^ 



\^^^ -n<in>-S ^,,5S^ 







st^-^ 



ts 



ta 



^^"^^ SeV^^- ^ pro 



tl 



>V^' 



tonq 



per 



e 



anq^^'^ 



eO 



2-2-6 

Miöachtung der Geschlechter rollen, des sexuel- 
len Tabus (Forinen gemeinsamer Zärtlichkevt, 
freiere sexuelle Beziehungen, Zusammenleben in 
Kommunen anstelle von Familien)- Diese kultur- 
revoluiionäre Bewegung bewirkte wiederum in 
der bürgerlichen Gesellschaft: 



3 * Mannergruppen in der Bundesrepublii'; Deur. sch- 
land 



2-3 Liberalisierung sexueller Nonnen durch 

2.3.1 

- öffentlichen Aufbruch des Tabus des voreheli- 
chen Geschlechtsverkehrs sowie der monogamen 
lieale (besonders von Mädchen in ihrer se- 
xualfeindlichen So-; ^lisation ver innerl icht). 



Die ersten Hannergruppen bildeten sich in der 
Bundesrepubli. k 1973 in mehreren GroJst.id^en 
(Berlin, fr^-inkfurt---) aus der ündO':pindt.;sch 
Imk^-'H Studen^enszenöp Bis dr^hm wurden ducn in 
Iviiken Kreisen, die theoretisch mit dem Kopf 
gegen Herrschaft kämpften, Frauen von Männern 
domin iert . 



_ ^0 





Der Mannergruppenbvldung vorausgegangen war die 
Bildung von Frauengruppen, die den chauvinisti- 
schen Männern, die »ich hinter dem "Proleta- 
riat" versteckten (und auf der Strafle einen 
großen Bogen um die wirklichen Xrbelter mach- 
ten), anstatt ihre eigenen, direkten gnd per- 
sönlichen Probleme anzugehen, den Kampf ansag- 
ten, Gruppen von linken Männern, deren Freun- 
dinnen meist in Frau«ngruppen aktiv waren, dort 
oft erstmals Solidarität, Anerkennung, gegen- 
seitigen Erhaltena- und nicht Unterdruckenswil- 
len, emotionale Wärme und (oftmals) erste les- 
bische Beziehungen erlebten, machten sich 
■chlieOlich ebenfalls daran, das Phallokraten- 
tum und hierarchische Gebäude linker Gruppen zu 
verlassen und neue Akti.ons- und Verkehrforaien 
dagegenzuse tzen. Als ausschließliche Männer-^ 
gruppen konstituierten Männer sich, um gegen- 
seitiges Konk ur r enz v e rha 1 ten in Bezug auf 
Frauen von vornherein gar nicht erst entstehen 
zu lassen. Thematik und Problematik bildete und 
bildet in den Selbster f ahrungs- Männergruppen 
in "sprachlich und körperlicher Umgangsform 
hauptsächlich das Rollen- und Sexualverhal t^n 
und -Schwierigkeiten der Einzelnen damit (Or- 
gasmus, Masturbation, Kopf-Schwanzf ix iert- 
heit.-) in Bezug zur eigenen Sozialisation und 
den patriarchalischen Institutionen: Familie, 

Kirche, Staat, Milvtär. 

Die ersten Schritte in den Gruppen, die zumeist 
aus 5-10 Männern, im Alter von 20-40 Jahren 
(letzteres isl gruppenentstehungsbed ingt) . die 
sich reihum privat treffen sind zumeist: 



3.1 Erkennen der bisherigen Zusammenhänge und 
Ereignisse, die für die bisherige Entwick- 
lung bestimmend gewesen sind, d.h. Überprü- 
fung und Aufarbeitung ihres Verhältnisses 
zu Eltern, Geschwistern, Frauen und Männern 
«US Freundschafts- und Beziehungsverhält- 
nissen tn einer Atmosphäre kritisch-kon- 
struktiver Auseinandersetzungen, ohne das 
Gefühl , Fallen-gelassen zu werden. 
3.2 praktischer Veränderungsversuch der Bezie- 
hungen untereinander, d.h. bisher latente 
Homosexualität offen ausleben zu könne«, 
sowie im Zusammensein nicht machthierar- 
chisch, sexistisch, sondern vertraut mit- 
einander umzugehen. Das Ziel bildet hier- 
b«i, aufzuhören ein rwnghafter Rollenmann 
zu sein, also Arbeiter, Ficker. Wisser, 
Kopf be wohner, Verdiener, Besitzer, starker 
vernichtender Mann und so Männer wie Frauen 
lieben lernen, Hann sein können, ohne 
Angst, Gefühle zu zeigen. Die Komrifunika- 
tions - und Verkehrsformen in der Gruppe 
bilden: 

3.3 Gesprächsrunden (oft mit Sprechbegrenzungs- 
regeln, um d ie . althergebrachte Form von 
'Opinton-leader' und Konsumenten aufzuhe- 
ben) 

3.4 Vertrauens- und Körperspiele (Abbau körper- 
feindlicher Erziehung) so-wie Aktivitäten 
wie gertieinsames Kochen, Theater spie len , 
Ausflüge, radikale Therapiegruppen (MRT - 
Manne r r ad ikaltherapie), Männer Wochenenden- 

und camps. 



4. Öffentlichkeitsarbeit der H^nnerbewegung 

seit den ersten Männergruppengründungen in den 
Großstädten gibt es mittlererweile einige T . :0 
Cruppen tn Stadt und Land und seit 1975 etab- 
lierte sich der Männergruppengedanke auch an 
Volkshochschulen in mehreren deutschen GroB- 
städten. Seit Mitte der 70er Jahre sind ver- 
schiedene Männerzeltu.ngen erschienen ("Mann-0- 
Mann- (1975) und "Han-isbi Id" (1976) in Berlin, 
seit 1978 "Von Mann zu Mann" in Frankfurt). 
Die 1978 aus einer Frankfurter Männergruppe 
hervorgegangene Zeitschrift jnit nationaler Ver- 
breitung, jedoch geringer Auflage (1-2.000 

Neben diesen zeitungs in it iat iven erscheint seit 
•76 jährlich der Männerkalender und diverse 
Männerliteratur, wie z.B. Pilgrima "Manifest 
für den freien Mann". Seit 1901 finden jährlich 
internationale Männergruppentref fen von Mannern 
aus England. USA, BRD, öster re ich. ^ Dänemark. 
Holland. Schweiz und Beigten statt. (Utrecht 
1981, Kopenhagen 1982, Gent 1983, Fran^cfurt 
1994, Joachimsthal/Österreich 1985, (London 
1986). Diese Treffen fanden groQes Medienintfc- 
resse 



5. VORIJiuFIGES MANIFEST 

POLITISCH SOZIALE ZIELSETZUNG DER MANNERBEWE- 
GUNG FÜR EMANZIPATION 

5.1 _ , 

BewuQtmachung der bisher festgeschriebenen Rol- 
len für Frauen und Männer. 

Aufklärung über die Vielzahl der Verhaltensmog- 
lichkeiten von Männern und Frauen. 
Veränderung patriarchalischer Strukturen und 
werte in Familie, Arbeit. Schule, staatlichen 
Organen, Parteien, Gewerkschaften, Kirche usw. 

Kürzere und mehr selbstbestimmte Arbeitszeiten, 
damit auch der Mann Gelegenheit erhält, anders 
aU bisher an der Kindererziehung teilzunehmen. 
Vaterschaftsurlaub. 



5.3 , , 

Die Häufte der Verantwortung in allen gesell- 
schaftlichen Bereichen (Parteien, Amter, Haus- 
halt. Wirtschaft usw.) soll durch Frauen wahr- 
genommen werden- 

Gesetzliche Gleichstellung von Personen unab- 
hängig von Geschlechtszugehörigkeit und Ge- 
schlecht sne igung . (Kinder werden bisher bei 
Scheidungen vorwiegend der Mutter zugeaptu- 
chen.) Erfüllung der Gleichhei tsforderungen des 
Grundgesetzes. Abbau der gesellschaftlichen 
Diskriminierung von Schwulen, Lesben und Bise- 
xuellen . 

5.5 

Menschlichere und soziale Umgangsformen, d.h. 
offene, kritisc-he Auseinandersetzungen mit ehr- 
lichen Argumenten, getragen von MÄischenach tung 
an Stelle von Gewalt, Macht und Konkurrenz- 

kämpf ■ 



5.6 

Abbau der gleichgeschlechtlichen Berührungs- 
ängste und die Lrlangung ein« positiven Kor- 
pcrbewußtseins . 

zulassen zärtlicher und sexueller Beziehungen 
rum gleichen wie zum anderen . Geschlecht in 
Erziehung und Zusammenleben- 

F 

Unler Verhältnis zu Natur und gebauter Umwelt 
ist zu verändern, weil von Herrschaft und Aus- 
beutung geprägt. 



Da Militär nur als Instrument von Gewalt und 
Herrschaft dient, lehnen wir es ab. Das vorge- 
gebene Ziel für Militär, die -Friedenssiche- 
rung- und die Bereitschaft zur gewaltsamen 
Konfliktlösung sind Widersprüche. Konflikte 
nüssen auf friedliche, gewaltlose und soziale 
Weise gelöst werden. 



6. öffentliche Reaktionen und Umgehensweise mit 
der Mannerbewegung 

6-1 BRD 

Dil' Medien haben sich bishet weitgehend der 
Stellungnahme entzogen, bzw. die Bewegung igno- 
riert, nicht zuletzt deswegen, da Männergrup- 
penmänner nicht an äußeren Merkr^alen erkennbar 
.ind und sich in Selbst er fahrun^sgruppen zu- 
rückzogen. Außerdem wäre eine kritische Ausein- 
andersetzung mit eigenen Umgangsformen notwen- 
dig, welches unbequem ist. 

Die Verhaltensänderung von Mannergruppen werden 
bisher einzig in Teilen der Unken Szene aner- 
Xannt , 

wahrend z.B. orthodoxe Fem inist innen , deren 
verhalten noch zwischen MännerhaQ und -mitleid 
schwankt, nicht zur Akzeptierung oder kriti- 
scher Auseinandersetzung ber^eit sind, sondern 
tur Umkehrung der erlebten Diskriminierung. 
Andere Femtn is t innen, die mittlerweile ein 
differenziertere» Männerbild in WG. und tägli- 
cher Erfahrung gewonnen haben, stehen dem neuen 
M>innerverhalten unterstützend gegenüber. 



- 33 



6.1.4 

Die Schwulenbewegung wiederum Ut meist zu sehr 
im traditionellen Käatchendenken (hetero-homo- 
aexuell). Im Bekämpfen örtlicher und zeitlicher 
Unterdrückung festgefahren, statt Ursachen m 
der Gesellschaft anzugreifen, sowie im selbst 
errichteten Ghetto verhangen und sler.- oft 
Männergruppenmänner, die Kästchen wie "schwul- 
ablehnen, da sie eine (bi-)sexuelle Vorstellung 
von stufenloser Sexualität, von hetero bis homo 
haben, also Männer wie Frauen lieben können 
wollen, als "versteckte Schwule" an. 



/ 



6.2 Westliches Ausland 

Zu erwähnen Ut noch, daO die Männerbewegung in 
anderen spätkapitalistischen westlichen Ländern 
politisch schon wesentlich mehr Einfluß als in 
Deutschland gewonnen hat. 



Die Männerbewegung dieser Länder ist neuerdings 
nicht mehr' nur durch Zusammenschlüsse von 
"stillen" Hännergruppen repräsentiert, sondern 
durch Institutionen wie Männertelefon, Männer- 
theater, Cafes, eingetragenen gemeinnützigen 
Vereinen, Informationsbüros, Schulaufklarungs- 
teams und speziellen Projekten wie z.B. die 

Errichtung von Jungen gruppen. 

In der Niederlanden Z.B. gibt es bereits Ge- 
werkschaftsmännergruppen und Projekte wie die 
Stiftung Supermann, die Politikerreden, Medien- 
kommentare etc. nach ihrem sexistischen Gehalt 
untersucht, sexistlsche Äußerungen und Handlun- 
gen öffentlich mit Hilfe eines nationalen 
•Newsletter' anprangert, sowie sich direkt mit 
den Aggressoren (ohne deren Verhaltensweisen zu 
benutzen) auseinandersetzt; diese erhält einen 
Staatszuschuß von 5000 Gulden jährlich. . 






fr^ 



'^tf 



^ 



■i 



cy. 



2^, ' c-A - ^^ 



-n. 



■"i 



■o 



■7 



Pf,, "-e . '^n 



^A 



■V. 



^tf, 



^..!^^^6 



^r 



-v. 



'^p.. 



^i- 



^b 



p,, . '^r 



J. 






■/• 



^o 



u 



■ßfi 



^n 



n 

Q 







^O 



r 



^ 



n 



9 



>t. ^^ 



^O, 



^A- 



^h 



^c^. 



^ 



o 



o, 



■^ 



^n 



Ci 



^ 



'n 






& 



^i 






■^^o, 
' tf 



'--., 



} 



o 



r 



S. 



3. 



Q 



t. 



'n 



fi 









n} 



^ 



'^^, 



: 



'0 



1^ 



■^ 






^,^^...''^^^/''^ 



"^b. 



^<o^ ■ ■V. 



'O, 



3/ 










0. 



■■o 



h. 



r 



■/- 



'n 



'■-i- 



T 



n. 



■f 



o 



9t.. 



Ö 



t/o '^^ 



9t 



•r 



'/.. 



(; 



6. 



'P 



/J, 



fi 



'i, 



'^^, 



9^ 



C 






■^ ,■ 



'A 



I? 



n 



"i 



^- 






■■h 



^^h 



i 



c 



">( 



r- 






So, 



''9. 



^b 



Os/'^^'of' 



.'^^t 



""^^ 



9- 



'n. 



n 



^'. '. 



9e S^h . ^'^b 



y 



''ci 



■>0. 



^m 



9 t. 



OOf 



tf 









r 



n 



^k<_ ^^^..^y 



^^z. 



^^1 



'O 



i-: 



c^, 



s 



^'^ 



l 



^6« 






s, 



& 



*0 



•^A 



r 



M 



i 



u. 



fi 



ij 



■Z^;- 



f^ 



^, 



^C. "'' ^,■. 



9u. 



'^rj 



'<? 



e, 



'^tf 



^, 



•^^ 



'0 



') 



■7 



n 



'^t 



"^J-:. 



tf 






^^^, 

^^... ■'^^c 



o 



w 



<^-. 



-V, 



"/ 



Sf^ -c^>. -'^v. 



( 



^ 



r 



'rj 



"/. 



■o. 



^^, 



^■6 



o 



«-6 



( 



*&o 



i^ 



o 



'6 



'^: 



^v 



;^ 



W 



y 



^/t . ^^ 



^M 



l 



e^ 



-'^. 



-v^. 



.^T 



l 



^-i, 






^ö 



^ 



■7 



w 



^ 



^>^ 







''-y 



o 



V~/. 



fi 




In den USA sind weitergehende Entwicklungen im 
Gange, wie z.B. die Therapie für (Frauen-) 
schlagende Männer, Vergewaltiger sowie die 
ausbreitende Vielfältigkeit der Unternehmungen 
auf alle MSnnerprobl eme wie z.B. alleinerzie- 
hende Väter, schwule Väter u.a. 



7. NACH INNEN UND AUSSEN GERICHTETE AKTIVITÄTEN 
DER m'aNNEKBEWEGUNG FÜR E.KANZ I PATION GEGEN 
PATRIARCHAT 

7.1 Öffentlichkeitsarbeit 

Männerzeitung VON MANN ZU MANN. Frankfurt 

Männerzeitung HERRMANN, Berlin 

Männerzeitung de maa, Zürich, Redaktion nach 18 

Ausgaben aufgelöst, wollen mit neuer Redaktion 

starten* , 

Männerzettung "Männerblätter" Bremen 
Männerzeitung "Männer für Körper und Politik" 

HB 

Männerkalender, jährlich, F, B. SO, K, W, KI 

B 



1 4 




Einzelne Aktionen von Gr-^ppe 



n In den Städten F, 



3. H, HB, HB mit Bücher t Ischen bei geeigneten 
Vnlässen, Plakatüberk 1 ebur.g und Aktionen anlaG- 
Itch sexistischer Reklan.e. TeUnahrr.e an Frauen- 

und Schwulendemos. 

Leserbrtefaktlonen gegen sexistlsche Artikel 

y Dfr^ff.'ifb'-iefe an Behörden 
oder Werbung o.a ., Protest n. i-e ic 

u.a., n^elstens durch ' einze Ine , gelegentlich 
(TA2, 1994) gemeinsam nach Beschluß- 
Männerbüros In Kiel und Frankfu^rt 









r r rm^mjT ■ r r^ ■ l p ■ r 





<r. 



■ j j ^ ■ j ^ j 
O'x r B^- ■ j 



i 
I 



m 







M^ 



%-> -^^ ■_■_■■ 



XJ_J IJJ ■ ■ ■ IJ l J jT 

■j"j'j^^".".^^'."."r".". r 

mmmm 

_ ■ L^ Lxi ■ LLrLrrra 
^.' ■.■L"^L"r^-^,^.",","r"r"r"-"-" 



/'yy/'/^m^^p^iWm^ 




.■-^-^-'-<TO».-r>_r 



- i / v'r y r- V r-r-^ ^ r y ■'Vy 



■y^y.-y-/ 




Z'?^:^». 





r--, 



'A 



t^^' 



■■ "J",1^'. 



r.r-- ■■■. ■ , , ■,- - 









."^V:. 



'■■, "'Am. ■:■■. 






■'■.,^^f-;-^=. 



f^r-acäi 



r ^^- r ^^ 



m M M jT- - 



'-■J-*" ^ 



^:;;_:-:> 



^>:i 



.:^v-^ 



^ '.«if'j 



^^'j 



- ^-■;' 



rAV" 



^-^V T-'V vr 






'- r y^- ■ 



-V' 



:^<^ 



r-*:^ 



^-W: ■ 



Vf- '^Tj 



^- 'iS: 



■ -: ^' 



\ ■:tä-.,;.' 



■.^*"j: '^ 



- n_r . h 



--.■■tÄ 









^-' ^.■ 



A^^. 



-^_- - - 



A*-'- 



■:-_n> -V. 



>.Wv^,' 



\ 



■""■■^v* ■**^>^*;.v -^-^ 



Wi 



>^.-^' 



H-- . r^L- 



■:■«- 






. ■ '■ .. . I-T. 



eüs 



r* 



>'-^' 



■i*-: 



C^-' 






?^. 



0" 

■■> . 



K-: 



-«A 



■-V. 



r-\". 



fc^:''" 



^j 









■ I,- , 



■■■ ■\>;..^- 



^,'',v >'■ 



^Wk 






:->x. 






■*^>v 



> 



-^-' 



^1 .1 

-■■;->. 



_'_' j'.- _ 



^i\'fj 



::>:--:-:^ 



f'T^^: 



.fl*X 



X : r 



^srtP^ 



-* 



'.^' 



T-.\- I I ^^ 



v:;«^ 



Tf" 



>_ 



rt-F^ 



^ - r ■ r ■ 






^m . 



■ü&Hi 



^.'y 



V- 



>.' 



Wi^ w r w r t 



^V. 



f-^J 



'^. ".-,'- 



■■vV^ 



■>S>;:: 



■■>K-: 






,;s^-:-: 



,^.:.^fe-;' 



r- - H--- 



-*JV 



Vj ^ _ _ 



- Jt. L 



■r-rfv-r: 



>>v 



^r f 



■V, ' 



>fr; . -T. 



rV. 



^ _t' -. ^ 



^.^■'-►. 



^ ^ 



>Ä; 



.-x- 



>■' 



./' 



..--':^..-, 



fi 



■^^? 



-Hl* - ■_- _ 



--- rV^^-^ 



-V 

h - , J 



-■- ■?- 



y^A 



y. 



Tt/ ■-,:»':: 



'■y o;:'y: 



'j> _ 



-V. 



^^k :::o 



-J _ '^ 



-iT 



I — ^ ri "d-j . _ _■■.■_ _ 



- V 



^Mt' 









'S'i'< 



S'iJ^Äwv 



- r ■ j j 



V- 



'■J^: 



■■^: 



- / -1 



r;:- ''-i .■:■:■ o.^ 
,1;: ^*.;'^:;:; ,-■;,; ;r 



j: -■. -'■:> 



-■- ^ 



r r ■ _ I L 



■^- 









■;i*"-^^>_ 



■>Xhj-- 






^-F- 



'^n 






i _ 



-■::^-- 



'. ^.- ' 



^V. 



^-^_ ■_ 



-n ^ 



w--^- 






::::>t^;>:\^ 



^*^r 



j . 



Af> 




I 

- — XX 









:-.'r> ■_■■■ '>J^^ ■ ' ;- - -^ 'h- 






■ j 4 j j _ 



-,- - - b 



:- ^ " 



F^J 



:^^:- 






>^.- -_^ 



.:::>::>:5?:=^:- 



■■ V- 



r-^.- V^ 



*1 



J H d^^Tb 



_':*:j -_*> 






^ ". 



"-■---■-"^--_' 



■-■.■j-- 



Männer 



mcht der 



V^. 



^r- -"^J 



■.-l-H* 



:-v 



- r- 



-- ^■-:.-.-:: 



.:^-'>-^ = '. 









<vr 



' i". 



--<:■,. 









-<^- -rm^^^'-^^-^ 



r"--*:-' 



>":+-;.-: 



-■+',V 



- r ^. ^ 



:';^-: 



X . r H - 



-_-y_H 



Fr' _- ^ d 






^o-v-., >. 



'^. 



■ r 



■^ 



iT- :■:■■-■<-: 






m 



m 



-Ar-.",- 



■^ftVl 






^/>- 



;<>;;: 



'T?'^- 



^-* 



.-r'-.'X v^' 



^>,v 



/^r 



.-V.- 



^*,^x_- ■> 



r- 



üi^v:^- 



"-■-■*o 



-^/--'j 






■> - -^ 



■»* 






:^i 

^'t;*:;! 



.^^_-,^- 



,^ . d^#_, ■ H^. 



■-'^r 



L■■.A-_^ 'j 



v'"^: 






<<^/ 



/^^ ^'%' 

■^^i^- 






-■-^■.*^ 






■■-/■■ 






h - I I * 



■^;^' 






■-?^.. 



■ W 



V^-^ 



>-^ 



>^- 






_V 'y^ 



::^v><^ ■<^: i-;-:--^ ; 



.-/>^; 



'^^ 



'-- . 7^ 



V/i 



of Böno> 



, ■:. _ _ b-p 



"^s^ 



»- 






■^:^>>. 



:-«''T^-: 



m 



^^■-■^x-- 



;-;'>; 



'/-_ 



[J - X X 



■■^'-^1 



k?' 



::fr:::;<::-S:rr 



K- 



-yy^' 



'. ■_ ■ ^ ^ 



■-■^-■j 



. -^^^ 



-'^m 



i-Z^.\ 






.■>:i". 



'>:■. 






Sfc: 



^A 



^^ 






'y.-\ : -^ 



^>>* 



S^:i 



'*' ^ Vj 



-y 



- ^j 



■z. 



''mW'J 



>-'-'. 



^ 



'/<? 



- ' ■ .-: ■ -.ü^ 



:;^:-^ 



^-',\'j/. 



e-v-'j- 



-If^^vJ 



1 -x. 



*L. 



*'-" 



::^^^' 






^.r 



_-j' ' 



'/ : 



"-'■'jv 



F-H^^ 



^*' 



"x". 



/X 



.-^ 



■'^ 



<->: 



Ä^'-^^ 



Ü^l 



^/^. 



Da steht er nun. der Mann und soll neu wer- 
den! Die Frauen fordern das J3. Nun wird das 
von Mannern versucht; die emen scha?.ien ab- 
schätzig die angebhch »neuen« Männer an; 
andere müssen mithalten, der Rest enthaU 
sich jeder Meinung und bleibt lieber Softie. 
Da gibt e»^ den netten Muarbeiler (vielleicht 
ist er ja schwul) oder. den Autonomen, der ja 
hart sem muß Jetzt wird der Mann völlig irn- 
tiert. die Frauen wollen nicht mehr mit ihm 
schlafen, die Männer aber! 

Feminist darf er nicht sein, schwul schon, 
kann er abcrnicht , ?! 




Geschichte 



Was hat nun der neue Mann mit Arbeit zu 

tun'> 

Fangen wir am Besten mit einem kurzen 
geschichtlichen Einblick in die Rolle des aiten 
Mannes in der Ökonomie an. Während der 
Industriellen Revolution volbiehen Wissen- 
schaft und Wirtschaft den Sprung ins Techni- 
sche Zeitalter und zeugen den Basiard Kapi- 
talismus. Gott wird infragegestelit und 
mensch versucht so die Ohniracht des Ausge- 
liefertseirts an die Dogmer der Kirche durch 
die Allmacht der Ratio zu sjberwinfien. 

Männer ordnen sich da^-t'i die positiven 
Werte zu {inteilektueil, :kisyeb'^, allmäch- 
tig), Frauen kriegen die r 'gaüveu ab {dumm, 
gefühlsbetont, ohnmächtig wfis üie körperli- 
che Unterdrückung und rnateneUe Abhän- 
gigkeit aus dem späten Mitte '^ >e.^ (Verdam- 
mung zu Hexen, Unterordnung^ 'Ui*,r dexi 
Mann in der GroBfamjhe) usr. dr=e Dim r- 
sion erweitert h^t 



Die damals neue Rolle des Mannes, die 
grob gesagt darin bestand, keine Gefühle zei- 
gen zu dürfen (in der Arbeitswelt ist kein 
Platz für Gefühle), sicherte zwar die Macht 
über die Frauen, hatte aber auch ihre negati- 
ven Seiten: 

- keine gleichwertige Beziehung zu Frauen 
war mehr möghch. entweder war frau Hure 
oder Mutter 

- homosexuelle Neigungen werden vom Ich ' 
abgespalten und in der Gesellschaft diskrimi- 
niert 

~ iTiann baut seine Identität über entfremde- 
te Arbeit auf^ 

- der Mann durfte auf keinen Fall seine Ge- 
fühle wie eine Frau verarbeiten. a!so 
schwach, leidend, unsicher, er schloß die Au- 
gen und wurde zum Gefühlsbulldo/er und 
Malocher 

- Personen, die der männiicheii Rolle nicht 
entsprechen v/oüten oder konnten, wurden 
(werden) als weiblich diffamiert [dumm, faul, 
arbeitsscheu) 

- Männer waren weiterhin die Leichen der 
Kriege, aber auch ihre Helden. 

Diese Herrscherrolle mit ihren negatwen Ne- 
benwirkungen ist heute noch Ausgangspunkt 
und Hemmnis, weil wir Mäaaer durch Erzie- 
hung auf diese Rolle sozialisiert wurden und 
es schwer ist, Herrschaft abzutreten 



Geschichte imd Politik ^ich *45 

Nach '45 kam es unserer Ansicht nach nicht 
zu einer Wiederherstellung; der Arbc:T?ik]; 

se.. die von den Nazis zerstört ^%urde Der v 

<^^.n AUl^crtsn '.astaiJicrte ^' „ .. di^* von ih. 



\^- . 



Photo von Jacques-Henri Lartigue 

mitpropagiertc Sozialfianuerschaft, im We- 
sentlichen nichts andcreä als ein Abziehbild 

der Nazi-Voiksgemeinschaft, veränderte die 
Identität und da.s Klassenbewußtsein der Ar- 
beiter hm zum Dürgfr, Hm/u kam der wach- 
sende matenelie Wohlstand, das Eingebun- 
densein alb Vater ^-der Mutter in der Kteinfa- 
miiie, diesich erweiternden Frcizeitmögüch- 
keiien (erst arbeiten, dann fressen, ficken, 
fenisehen), das aiies führt dazu, daß die ar- 
beitende Bevölkenjng sich heute als mitar- 
beitende Bürger sehen, aber nicht mehr als 
kiassenbew^ißte Arbeiter. 

Die sozialistisch'' Frauenbewegung des vo- 
ngen Jahrhundert- existierte nicht mehr, die 
jetztige Frauenbewegung setzte eher eigene 
Akzente als sich an der Tradition festzuhal- 
ten. Dieser neuen Frauenbewegung haben 
wir auch die Erkenntnis ru verdanken, daß es 
n;chi leicht das Svsteni zu ändern und daß 
SKii dann als Nebenprodukt die Männer vom 
Patriarchat lessagen Fin Großteil der Frau- 
enbewegung sch^vr" vom umgekehrten Weg 
überzeugt zr sein, erst den Menschen ändern, 
dann die äußeren Bedingungen, in der aktu- 
ellen Politik meidpri sich die GRÜNEN, die 
viel Frauenbewegung aufgesogen haben, mit 
ihrem /\nti Dfsknrmnierungsgeseiz parla- 
mentarv&t,n zu Wort {w;shrend der Kampf um 
§218 *on der Frauenbewegung ncKh eher au- 
ßerparlamentarisch geführt wird). }Aii dieser 
Gesetzesvoriage soll die Quotierungsforde- 
rung zum Gesetz choben werden, die Män- 
ner, die nicht wollen soH^n i^-5^ Lhre Arbeits- 
plätze an Frauen abgeben missen. Offenbar 
muß in Deutschlar,ci alSss über Gesetre geän- 
den werden, deswegt*i haben wir a^ vh sovic- 
le. 



ap 



Neue Männer braucht der Staat 

Männer arbeiten heute schon verstärkt im so- 
zialen Bereich, Büroarbeit, entgarantierte 
und schlecht bezahlte Arbeit . Dazu sind 
neue Charaktere und Rollen nötig. Als aller- 
neueste Tendenz scheint sich nun abzuzeich- 
nen, daß nicht nur die Frauen, sondern auch 
der Staat Interesse an einer Änderung des 
Männerbildes zeigt! 

Daß dies uns einer Abschaffung des Pa- 
triarchats weniger näher bringt, als vielmehr, 
im Rahmen der Umstrukturierung der Ar- 
beitswell. einem Optimieren der Arbeitskraft 
zu dienen, liegt auf der Hand. Das heißt: vom 
neuen Mann zu reden, heißt von neuer Arbeit 
zu reden. Dies erscheint uns auch logisch aus 
der Erkenntnis Heraus, daß die Frauenbewe- 
gung erst dann von Staat und Wirtschaft 
emstgenommen wurde, als Frauen auch ver- 
stärkt in der Produktion benötigt wurden. 



Hier spätestens zeigt sich die Zweischnei- 
digkeit des Subjekts neuer Mann. 
1. Gibt es klare Interessen des Staates/Kapi- 
tals an einem neuen Mann und 
2j Ist auch em berechtigtes Interesse von Sei- 
ten der Männer da. sich mit sich selbst ausein- 
anderzusetzen. 

Am besten für das Herrschaftssystem ist 
ein flexibler, sich emotional z.T. selbst auf- 
bauender Mann, der bei Arbeiislosigkcii das 
Saufen nicht anfängt, der (ver-)fugsamer. 
spätestens bei der Arbeitslosigkeit (weil er 
Arbeit zur Idenlitätsfindung braucht) auch 
Verantwortung übernehmender Mann, der 
entgarantierte Arbeit macht (ohne Versiche- 
rungen etc.) und aufsteigende Belastungen m 
der Arbeit mit der »Logik 35h auch ohne 
Lohnausgleich sonst geht es ja unserer Wirt- 
schaft schlecht« antwortet. 



Em s( Icher Mann senkt die Kcsten mi Gc- 
sundheitswesen. in der soziüien BcfniMiui.g 
und ist auch sonst vei netter. D.h. er ist sel- 
ber dran interessiert, daß es seinem Korper 
besser gehl etc , was das oben genannte zur 
Folge hat. Es fallt aut. daß der neue Mann Ei 
genschaften annehmen soll bzu'. anstrebt, du 
bisher weiblich waren. »Alles, was Frauer, 
tun. muß Frucht bnngen ... das gilt nicht 
nur für die Kinder, sondern auch für die son 
stige Lohn- und Hausarbeit, die zusätzliche 
emotionale Zuwendung an die Kollegen, dit- 
Freundllchkeit. die Unterwürfigkeit, das tm 
mer-zur-Verfügung stehen, das Al!e-Wun 
den-heilen, das sexuell-zur-Verfügung-ste 
hcn , das alles- wieder-in-Ordnung-hnngen, 
und sich-Verantwortlich-fühlen. das sieh-aui 
opfern. ... das emotionat-sein, das Durch- 





Neue Arbeit - was heißt das? 

F 

- die neue technologieangepaßte Arbeit er- 
fordert nicht mehr den alten Malocher 

- die Profite werden heute weniger über die 
Produktion als vielmehr über 

a) Optimierung der Bürokratie (tertiärer 
Sektor) durch EDV, Dezentralisation, cash 
flow. Multinationalität ^ 

b) Rationalisierung und Erschließung von 
High-Tech-Märkten (AKW, Weltraum. 

Computer) 

c) eine weitere Teilung der arbeitenden Be- 
völkerung in Garantierte und Entgarantierte 

erreicht. 

D.h. konkret: die Arbeitswelt ändert ihr Ge- 
sicht. Der Rückgang der gesellschaftlichen 
(Gesamt-)Arbeit findet seinen Niederschlag 
in befristeten Arbeitsverträgen. Kurzarbeit. 
Heimarbeit.' KapazitätsiDrientierte variable 
Arbeitszeit. Rexibilisierung oder im besten 
Fall einfach Arbeitszeitverkürzung. Hinzu 
kommt, daß sich die Art der Arbeit ändert, 
für Frauen z.B. Büroheimarbeit am Telefon- 
terminal auf Abruf anstatt im Büro. 




"> 



Der neue Mann 
zwischen Kapital und Bauchnabelpolitik 

Hin und wieder soll es nun vorkommen, daß 
Männer Bücher lesen, die sich kritisch mit ih- 
rer Herrscherrolle auseinandersetzen und 
feststellen, was für Kotzbrocken sie sind oder 
sie kriegen es einfach ins Gesicht gesagt. - 
Plötzlich kommen einem Zweifel an sich 
selbst und der eigenen Männlichkeit. 
Diese Zweifel teUt auch das Kapital! ( »Ich 
glaube, die Umstrukturierung "unserer Öko- 
nomie" wird der Versuch sein, das weibhche 
Arbeitsvermögen auch den Männern anzuer- 
ziehen und aufzuzwingen, soweit möglich!« 
- Claudia v. Werlhof, in: Die Krise). 



T 






W^^: 



K^ ^' ■<■ 



» 




SCHWARZER FADEN 



Vierteljahresschr;ft 
für libertäre Kultur und Politk 



Der Schwarze Faden will durch Diskus- 
sion und Information die Theorie und Pra- 
xis der anarchistischen Eiewegung för- 
dern und verbreiten. Er tritt für die Bele- 
bung eines libertären Gegenmilieus 
(Libertäre Zentren, Fo^en, Föderationen, 
Kulturinitiativen etc.) ein und versucht 

T 

Geschichte und ^Kultur von unten leben- 
dig zu halten. 

Einzelnummer: 5- DM 

F 

SF-Abonnement: 15.™ DM 
Sondernummer ARBEIT: ö- DM 
Sonderdnjck: SP 0-12: 10.- DM 

Redaktion Schwarzer Faden 

Postfach 
7031 Grafenpu°1 





halten wie bei einem Soldaten.« (Claudia v. 
Wcrlhcf aus HERRMann Nr. 6) Das wird nun 
auch verstärkt von Männern vei:angt und 
dies ist bewußte Methode, wie sc viel in die- 
sem Staat, wie folgendes Zitai (aus HERR- 
Mann 3/85) zeigt: 

»Die CDU und ihre "neue Famiiienpoli- 
tik" - Woher weht plötzlich der Wind der 
CDU? Die berufstätigen jungen Frauen lau- 
fen der CDU als Wählerinnen davon. Da 
spricht der Generalsekretär. Die . jungen 
Frauen haben immer weniger Lust, Kinder zu 
kriegen und dafür ihren Beruf an den Nagel 
zu hängen. Nach einem Kmd reichts den mei- 
sten. Da wacht der Familienminister auf. 

Die taz konstatiert dankbar: »Selten hat 
Frauenpolitik eine so tragende Rolle auf der 
politischen Bühne gespielt.« »Die neue Part- 



nerschaft«; Geißier appelliert an die Männer, 
mehr Hausarbeit zu übernehmen, in Partei- 
en, Ämtern, Unis und Betrieben, vermehrt 
höhere Positionen für Frauen freizumachen. 
Appelle, die nichts kosten. Köder {Erne- 
hungsgeld, Rentenausgleich) hat er ausge- 
legt. Frauen sollen Kinder kriegen, also müs- 
sen sie auch wollen. Auch Männern soll 
gleichberechtigt Erziehungsgeld gestattet 
werden. Das klingt fortschrittlich. Aber ein 
Mann wird bei den paar Märkem so schnell 
nicht anbeißen und seinen Job aufgeben. 
Deshalb fordern Feministinnen, daß Mutter 
und Vater nur darm das Geld bekommen, 
wenn beide sich die Erziehungsarbeit teilen. 

Bürgerlicher Idealismus (Appelle an die 
herr-schenden Männer), garniert mit einigen 
materiellen Anreizen, soll das Patriarchat 
stürzen. Pünktlich zum Jahr 2000 verspricht 
er den Frauen Emanzipation in Beruf, Fami- 
lie und Politik. Dem Kapital ist das Ge- 
schlecht doch egal, sagt sich der Geißler. Das 
könnte er von seinen Intimfeinden, den So- 
ziahsten, abgeschrieben haben. Die Zweck- 
rationahtät des Profits kennt kein Ge- 
schlecht. Nur die Unvernunft der Männer 
hält die Frauen an ihrem Platz. Aber siehe, 
die Aufklärung ist schon da. Eins muß man 
ihm lassen, dem Heiner, er ist tausendmal ge- 
schickler als die frauenhasserischen Maskuli- 
sten. Seinen Job wird er für Frauen nicht räu- 
men und der Wirtschaft geht er mit semen fe- 
ministischen Sprechblasen auch nicht ans 
Eingemachte. Eine neue Variante im Kampf 
der Geschlechter; feministisch reden, die 
Frauen beruhigen, daß ihre Interessen am be- 
sten in seiner Hand (und der Partei) aufgeho- 
ben seien und dabei weiter die Privilegien 
und die Knete behalten. Statt die Feministm- 
nen zu bekämpfen, ist es klüger, sich an die 

Spitze der Bewegung zu stellen und sie somit 

abzubrechen. Ein paar nette männeremanzi- 
pierte Worte sind noch keine revolutionäre 
Tat.« 

Neben dieser > politischen Ebene« gibt es 
die zweite Ebene der >persönlichen Betrof- 
fenheit<. Diese, hier viel zu wenig berücksich- 
tigte Betroffenheit hat sicher viele Ursachen 
und zeigt sich in der Unzufriedenheit der ' 
Männer an ihrer traditionellen Rolle im Ver- 
hältnis zu Schwulen, zu Frauen, zu Kindern, 
Umwelt, zu anderen Männern in Arbeit, Po- 
litik und sonstigen Männergruppen ... - So- 
ziologen beweisen heute, daß sich - in einer 
Lage vornehmlicher sozialer Abgesichert- 



hcit! - ein Wertcwandel vollzieht: Die Ver- 
fügsamkeit und Bereitschaft zur Askese las- 
sen nach, Autoritäten werden angezweifelt 
oder sogar verworfen {neuer Anarchismus). 
Es vollzieht sich kein Lohnkampf heute, son- 
dern em Kampf um die Werte! Doch das Sy- 
stem hat uns schon überholt und will uns 
stoppen in unserer Entwicklung und aul sei- 
nen Weg locken/zwingen. Lassen mr es 
rechts hegen und gehen unseren eh schon 
schwierigen Weg weiter. Daß dieser Weg aus 
unserem Alltag kommen muß, ist klar, daß er 
aus unserem Alltag heraus kommen muß 
auch. 



Widerstandsformen 

In der konkreten politischen »Arbeit« halten 
wir es für notwendig, dem »Kampf« gegen 
Lohnarbeit den »Kampf« gegen das Patriar- 
chat gleichzusetzen, gerade auch in der auto- 
nomen/hbcrtären Politik hinzuweisen auf die- 
se beiden Säulen, auf der Herrschaft heute 
steht. (Zit. E. Pilgrim: »Mem Interesse gilt 
dem Problem; Abschaffung des Kapitalismus 
- Abschaffung des Patriarchats. Meine Er- 
fahrung hat mich geieht; Abschaffung des 
Kapitalismus bedeutet nicht Abschaffung des 
Patriarchats«) 

Gerade in den sich jeder gewerkschafth- 
chen Organisation entziehenden neuen Ar- 
beitsbereichen, die wir geschildert haben, 
könnte explosive autonome/libertäre Pohtik 
entstehen, falls es gehngt frühzeitig Bewußt- 
sein zu bilden und sich dami zu organisieren. 
(Nicht umgekehrt!) Voraussetzungen hierfür 
wären, immer wieder gesellschafthche Ent- 
wicklungen zu analysieren. derArbeitsmarkt- 
lage und -Situation auf den Puls zu f-ühlen und 
letztlich Widerstand zu leisten. Im privaten 
Bereich wäre es mehr nötig, gemeinsame Le- 
bensformen zu leben und so der Isolierung m 
der Kleinfamilie oder ähnhchem zu entkörn- 
men, die Roilenfixierung in der Erziehung zu 
verhindern. Aufbau von Männer- und Frau- 
engruppen und was euch sonst noch so einge- 
fallen ist und einfallen wird . , . Das System 
macht keine Fehler, es ist der Fehler! 

P.S.; £5 gibt eine Arbeitsgruppe zu obigem 
Thema: Männerplenum (Raum Nümberg- 
Fürth), DES!. Brückenstraße, erster Freitag 
im Monat, 20 Uhr, L-Raum. 




Schwule 



I 



und 



Heteros 



Hamburger Männertage, bundesweites Männertref- 
fen und so weiter... Schwule Männer fühlen sich hier 
selten angesprochen. Die Heteros, die Männerbeweg- 
ten und Gruppenerfahrenen sind meist unter sich. 
Ernsthafte Auseinandersetzungen über Schwulen- 
feindlichkeit, schwules Leben und AIDS finden nicht 

oder nur am Rande statt. 

Es gibt Männerbewegungs-Literatur und schwule 

Literatur, als wären schwule Männer keine ^4änner 
und als gäbe es das - auch sexuelle - Bedürfnis nach 
männlicher Nähe nicht auch bei Heteros. 

Alle«; wird fein säi 



m 



ännli 



1' 



sor- 



t jert, getrennt, etikettiert und mit von mnen und außen 
gemauerten Wänden umgeben. Es lebe das Ghetto! 

Wir haben die Leder-Kerle, die Softies, die Bewe- 
gungs-trinen (in hetero-Blau und schwulem Rosa), die 
neuen Machos, die Tunten und die alten Patriarchen. 
Männer definieren sich nicht als ganze Person, sondern 
über Teilaspekte ihrer Persönlichkeit, über ihren Beruf 

oder ihre Sexualität. 

Neben der - zwar nach AIDS wieder erstarkten -, 
aber noch immer kräftig zerstrittenen Schwulenbewe- 
gung (Safer Sex ja oder nein, nationale Dachorganisa- 
tion ja oder nein, schrille Auffälligkeit oder biederes 
Versteckspiel) beginnt sich eine „Männerbewegung" 
langsam und mühsam zu entwickeln. 

Beide Bewe gungen scheinen eine Auseinan deragt- 
zvm g mitein ander zu beturchten. Es sieht so aus, als 
spieken beifl ^ das alte Killdefi^p iel „Was ich nicht seh', 
das gibt es nicht". Was man nicht wahrnimmt, darüber 
kann nicht gesprochen werden. Die Fragen, die einan- 
der gestellt werden könnten, die Sehnsüchte und Wün- 
sche, die es sicher gibt, die Äng$te und Vorurteile, alles 

erledigt sich so automatisch. 

Doch erste Versuche eines Sich -Wahrnehmens gibt 

es schon (siehe HerrMann Nr. 6). 

Beim diesjährigen schwulen Ostertreffen im Wald- 
schlößchen bei Göttingen wurde am vorietzten Tag ei- 
ne Arbeitsgruppe angeboten: „Verhältnis von schwu- 
len Männer zu Heteros*'. Die Veranstalter hatten mich 
als „Referent" eingeladen. Eine derartige Gruppe hat 
es bisher bei vorherigen Ostertreffen nicht gegeben. 



Unwidersprochen blieb die Feststellung, daß der 
einzige Unterschied zwischen Hetero-Männem und 
Schwulen der ist, daß Heteros auf Frauen stehen und 
Schwule auf Männer. Ansonsten sind schwule Männer 
wie andere Männer, ihre Mythen und Normen glei- 
chen sich, auch wenn die meisten anwesenden Männer 
glaubten, diese schon überwunden zu haben. 

Der Hetero-Mann ist etwas faszinierendes. Es blieb 
aber offen, ob er auch dann noch Hetero ist, wenn er 
mit einem Schwulen geschlafen hat. Der Hetero, abge- 
lehnt und doch begehrt: eine feindliche Bastion, die ge- 
nommen werden muß. 

Scheinbar mehr Heteros schlafen mit Schwulen, 
doch die Heteros sehen sich deswegen nicht als 
schwul. Dieses wurde auch von einem Transvestitei 
bestätigt. Möglicherweise gibt es besonders bei Hete- 
ros den Mythos, daß. jemand erst „wirklich" schwul 
ist, wenn er sich von einem Mann ficken läßt. 

Mauern, das Motto des diesjährigen Ostertreffens, 
ließ sich trefflich an der Funktion der Abgrenzung ver- 
deutlichen. Die Mauer zwischen schwuler (Sub-)Kul- 
tur und Hetero-Kultur dient nicht nur der Ausgren; 
zung der Schwulen, sondern vermittelt auch dem 
Schwulen die Sicherheit, einen Bereich zu haben, mit 
dem er sich identifizieren kann. ,, 

Zum bisexuellen Mann stellten die Teilnehmer fest, 
daß es sich meist um schwule Männer handele, die 
auch mal mit einer Frau schlafen, aber Angst haben, 

sich als schwul zu bekennen. 

Unklar war auch, warum Männer überhaupt mit 
Frauen schlafen, obwohl sie doch den größten Teil ih- 
res Lebens mit Männern verbringen. Ist es das Gegen- 
sätzliche, was Männer mit Frauen verbindet? Warum 
oft dieses klischeehafte „Meine Frau versteht mich 
nicht" oder „Sie hat viel weniger Lust als ich"? 

Das nur als Konvention zu erklären, schien den Teil- 
nehmern der Diskussion als zu vereinfachend. 




Ähnlich wie in der „Männerbewegung" gibt es m 
der SchwuLenbewegung eine Kopf- und eine Bauch- 
fraktion. In der Schwulenbewegung scheint sich die 
Bauchfraktion mehr durchzusetzen. Ist der Grund da- 
für die Angst vor einer Analyse der Gesellschaft ange- 
sichts der veränderten Situation, der AIDS-Hystene? 

Jederbraucht einen anderen, auf den er herabschau- 
en kann. Die Heteros haben die Homos, die Schwi ' :a 
haben die Tunten, die Tunten haben die Transis, die 
Transvestiten haben sich selber, aber auch die Frauen. 
Schwierig ist es auch, sich über Begriffe wie schwul 
und hetero definieren zu müssen. Auch wenn ein Mann 
vor diesen Begriffen die Augen schließt und sie zu leug- 
nen versucht, funktioniert ihr Ausgrenzungsmechams- 

mus weiter. 

Die vielgerühmte Promiskuität vieler Schwuler hat 
ihre Ursachen darin, daß es für schwule Männer leich- 
ter ist, ihre Lust auszuleben. Der Gang in die Klappe 
oder in die Sub ist preiswerter als der Gang in den He- 
tero-Puff. Für den Hetero-Mann gibt es nichts Ver- 
gleichbares. Der Hetero ist genauso promisk, nur aus 
Mangel an Gelegenheit kann er das nicht leben. 




38 



^ L 

Immer wieder fällt auf, daß der Uhigang des schwu- 
len Mannes mit seiner Kultur durch einen zum Teil 
selbstirbnisch gefärbten Unterton geprägt ist. Das 
macht sich z.B. an einer besondereh Umgangsform un- 
tereinander fest, in die Begriffe wie Mausi oder die 
Müllersche für Männer einfließen, aber auch Szene- 
Shows, die das eigene Verhalten persiflieren. Wenn 
Mann dagegendie Ernsthaftigkeit derbewegten Hete- 
ro-Männer betrachtet, die allenfalls mal ein bißchen 
Netzstrumpf zeigen, scheint sich noch eine ganze 
Menge bei den Heteros tun zu müssen. 

Erstaunlich ist, daß viele schwule Männer sexuelle 
Erfahrungen mit Frauen auch nach ihrem coming-out 
gemache haben. In den USA soll festgestellt worden 
sein, daß ein Viertel aller Männer mehr oder weniger 
regelmäßig schwule Kontakte hat. Wie weit das aussa- 
gekräftig ist, sei dahingestellt. Nicht unbegründet ist 
das Mißtrauen.von Schwulen gegen jede Form von Ho- 
mosexualitätsforschimg - auch wenn die Forscher sel- 
ber schwul sind. Wann endüch wird die Heterosexualir 
tat erforscht? 




Männer und Modet die Heteros 
laufen den schwulen Modetrend- 
.. Settern immer nur hinterher. Erst 
war es das Oberlippenbärtchen, 
dann die Nappalederhose, jetzt 
der „harte" Look und die abrasier- 
ten Kotelleten. Verblüfft hat mich 



Ist das Tuntige, was von Schwulen benutzt wird, in 
manchen Situationen eine Parodie männlich- weibli- 
cher Rollenklischees oder ein eigenständiges Umgehen 
mit Rollen? Wieviel davon ist Spiel, und was ist nur 
Konvention schwuler Kultur? 

Auc hjür viele Schwule ist Schwulsein nicht das No r- 
male, sondern immer noch etwas, was gcrechttertlgt 
wird - zum Teil mit Forschungsergebnissen oder mit 
der Beteuerung, man habe es ja schon mal mit einer 

Frau versucht. 

Zur Erfahrung in Männergruppen gibt es unter- 
schiedliche Wahrnehmungen. Einmal kann hier ein 
Feld für die ersten vorsichtigen coming-out-Versuche 
liegen. Oft ist es aber so, daß die Heteros die Schwulen 
dazu mißbrauchen, ihre „schwulen" Anteile auszupro- 
bieren. Gleichzeitig gibt es im Kopf einiger Schwuler 
das Klischee (was sicher auch oft eine reale Basis hat), 
daß jede ihrer Berührungen von den Heteros als mögli- 
che Anmache interpretiert- wird. 

Auff älüg war auch die größere Bereitschaft schwuler 
Männer zu Selbstzweifeln. Hier gibt es bestimmt An- 
knüpfungspunkte zu bestimmten Teilen der „Männer- 
bewegung". Die Männer tun sich damit oft besonders 
schwer, auch weil das ihnen nicht so erstrebenswert er- 
scheint. 

Ich fühlte mich bei diesem Treffen wohl, allerdings 
mehrmals aus irgendwelchen Gründen veranlaßt - oh- 
ne daß ich angegriffen wurde - mich zu rechtfertigen, 
daß ich nur ein „perverser" Hetero bin. Aber da$ war 
wohl mein Problem. 



Matthias, Hamburg 



aus flerrPlann 



- trotz mehr Lachens und mehr 
Zärtlichkeit - die große Ähnlich- 
keit des Schwulentreffens mit den 
Männertagen. Es gibt sie überall, 
die Vollbärtigen, die Bierbäuche, 
die SchlabberpuUies und den Su- 
percoolen, 




Wieder gab es die schwule Klage, daß die „neuen" 
Heteros sich zwar gern auf einen Flirt mit einem Mann 
einlassen, sich aber, wenn es ernst zu werden droht, ab- 
rupt der Situation entziehen: dann lieber garnicht. 

Was die Faszination der Travestie, schwuler Filme 
und Shows für Heteros angeht, wird vermutet, daß 
hier die Faszination für etwas ist, was die Heteros 
sonst nicht rauslassen können. 

Fraglich bleibt, inwieweit auch bei Schwulen die er- 
laubten Berüh rungen nicht nur Männern, sondern 
auch Frauen gegertüber institutionalisie rt sind. Bei den 
Heteros existiert durch diese Institutionalisierung von 
bestimmten Berührungen die MögUchkeit, Körper- 
kontakte einzugehen, ohne als schwul zu gelten, z.B. 
Umarmungen nach Toren beim Fußball, Boxen, in der 
Kneipe, wenn Mann schon etwas drin hat, beim Mas- 
sieren. 







freiu 



\ 



- 39 - 




V.-. ,\^vV'"-"- 



\ :■■:■::« :--^-.-- •-■■■■:-:-•.-■ ■:-yy-y-\-:y'-.-r.-.- ■...-,--;.;-;..■.■.: ..- . ;,;. 



j j r n r ' 



■ p r ■ 



^ r 
h" -\ ■ ■ ^ r 



Jetzt mal 
was anderes 

Ich will jetzt 

hier mal von 
Gefühlen sprec'ien ■ 

Also: 

Das ist gar nicht 

so leicht. 

Wir sind m schließlich 

alle so 

verdammt harte Burschen. 

Aber auch wir 

haben Herz 

wenn auch nicht gerade 

auf der Zunge. ' 

Da haben wir eher 

den bitteren Geschmack 

von rauhen Sclialen 

hinter denen irgendwo 

weiche Kerne 

zu vermuten sind. 

Vermutlich. 

Und genau die 

will ich hier mal 
■ zur Sprache bringen. 

Also: 

Was mich betrifft 
hab ich eigentlich 
keine Probleme 
über Gefühle zu reden. 
Uneigentlich allerdings 
hab ich schon gewisse 
Vorbehalte, denn 
wo lande ich 

mit sowas 

wie hört sich das 

an'^ 

Gefühle blubber bluhber... 

Da muß man schon 

aufpassen. 

Aber jetzt 

habe ich das 

Gefühl 

daß ich meine Gefühle 

äußern kann 

weil nämlich 

gerade niemand 

zuhört. 

So gesehen ...--, 
kann ich es eigentlich 

auch bleiben lassen. 

H Neumann 





SCHWULE 



MÄNNERBILDER 



-^ 



- t 



f ^ 1 



Schwule Männerbilder ~ Je länger ich mir Gedanken 
dazu mache, umso unklarer wird mir das Ganze. 

Männer um mich herum 

^ . _ _ ' I _ t 

ch arbeite seit mehr als zwei Jahren bei den Gninen 
im Bundestag. Wirkhch begeistert' hat mich m der 
Zeit der alte^-^ative oder sogenannte Heteromann. 
Ein wahres Früchtchen. Vorzugsweise die Ausgabe: 
Mandatsträger. Ich glaube, daß sich dieser bei 
GRÜNS ganz gut arranjeit hat. Dabei waren ihm die 
zahlreichen grünen Moral .. binnen oft ungewollt behilf- 
lich. Politisch von diesen ka>'m ,-^. fordert, überließ er 
Frauen, Schwulen und sonstigen N'iaderheite- geichu ':t 
geschaffen'; parlamentarische S| 




Sn^ viesen, .vc!!;s\'P'^ i^r 



der .wirklichen*^ Politik hihterherjettete und nicht die- 
sem ''.unpolitischen Betroffenenquatsch". Als einer der 
wenigen Schwulen unter Heteromännern fallt mir nur 
ein, daß ich mehr über mein Frauenbild sagen konnte. 
denn über mein heterosexuelles Männerbild. Lustteind- 
Hchkeit. Doppelmoral.' Prüderie sind hier genauso an der 
Tagesordnung, wie ilberall - vielleicht banal, aber trotz- 
dem frjsirierend. 

Vielleicht braucht man/frau auch dieses Stuckchen 
Masochismus, um sich immer wieder neu in seinen/ihren 
Vom neuen zu bestätigen. Männer, die mich erotisch an- 
ziehen, \ finden sich fast ausnahmslos unter den Mitar- 
beitern -mheit fmdet nur hier statt. Politik darf sich 
l-Mne B!r.. ,'n geben, schon gar keine privaten, auch nicht 

njnen. Wer die Gewaltfreiheit so auf seine Fah- 



'^- ,5 



i den G 



nen schreibt, hat sicher Probleme, unbefangen über 
Sadomasochismus zu reden. Wo ein grünes Umbaupro- 
gramm wie der Weisheit letzter Schluß gehandelt wird, 
Gesellschaftsveränderung über einen Bundeshaushalt 
machbar zu sein scheint, ist mein Wunsch, ein Stück Uto- 
pie mit diesen Männern zu leben oder aufzubauen, nicht 
mehr vorhanden. Die Doppelmoral, das stützende Sy- 
stem des Bundestages, läßt auch die Grünen nicht unbe- 
einflußt. Unsere Debatte in der Fr^Oction zur Verabschie- 
dung einer kleinen Reform des Sexualstrafrechts hat gan- 
ze 28 Sekunden gedauert - mit Vorspiel. Unsere Debat- 
ten zu Raketen jeglichen Kalibers dauern seit über zwei 

Jahren an. 



_■ \''' I 



'^ . -.1- 



i'-'^ 



^.^- 









Neues Männer-Outfit?. 

: ' . n 

in zentraler Unterschied zwischen Heteromän- 
nern und Schwulen ist immer noch der unter- 
schiedliche Umgang mit dem eigenen Körper.' Ob- 
Ijekt und Subjekt gleichzeitig zu sein. Begehrter 
und Begehrender hat bis jetzt kaum seinen Nie- 
derschlag bei heterosexuellen Männern gefunden. Als 
Beispiel sei nur an heterosexuelle Pornos erinnert. Die 
Ungepflegtheijt und Unerotik dieser Männer sehreit zum 
Himmel. Zwar gibt es erste andere Ansätze bei den män- 
nerbewegten Heteromännern, aber ich glaube, sexuell 
sowohl aktiv als auch passiv sein zu können, findet bei 
den Schwulen seinen Ausdruck auch im äußeren Erschei- 
nungsbild. ■ . ' 

... Was mir als Schwulem- allerdings immer wieder 
Spaß macht, sind männerbewegte Heteroveranstaltun- 
gen. Soviel Selbstgestricktes, soviele scheue Blicke, soviel 
Sanftheit, soviele schöne Männer auf einem Haufen, so- 
viel Irritation, soviel Betroffenheit, soviel. weibliches Un- 
. Verständnis dem Manne gegenüber, verschämte Gewalt- 
phantasien, heimliche Besuche in Pornoläden, wahre edle 
Männer und sanfte Jünglinge ... Aber immerhin. Es gibt 
mehr Zärtlichkeit, mehr Umarmungen zwischen Män- 
nern, leiden nur teilweise. Demgegenüber steht allerdings 
häufig der etwas überstürzte Versuch, das verlorene 
Terrain gegenüber den Frauen schnell zurückzuerobern, 
weil das Büßergewand nach kurzer Zeit doch zu kratzig 

und asexuell wird. - 

Relativ neu sind in den Großstädten androgyne Wesen 
aus der heterosexuellen Welt beiderlei Geschlechts. Wei- 
te teure Gewänder, phantasievoller Schmuck, barocke 
Elemente, gepaart mit einem Schuß Endzeitstimmung 
und Narzißmus. Die Kids der 68er Generation, deren 
spielerischer Umgang mit Sexualität oft die Gegenreak- 
tion auf eine verbissen kämpfende Elterngeneration ist. 
Da wird nichts mehr erkämpft, da ist Schwulsein zum 
Beispiel nicht automatisch Politik, sondern diese ganze 
androgyne Welt ist Ausdruck dieses ungestillten Narziß- 
mus. Sexualität ist kein Problem und deshalb fehlt dann 
oft das' Problembewußtsein. Diesen theaterreifen Insze- 
nierungen stehen die schwulen Altschwestern oft sprach- 
los gegenüber. Es geht nicht um den alten Tuntenstreit 
von früher, sondern lediglich um lustvolles Arrangieren. 
■ Anders die schwule Subkultur. Hier geht der Trend 
der letzten Jahre hin zum maskulinen Mann, dem omni- 
potenten Superm'ann. Ich bin nicht frei davon. Was habe 
ich für eine Vorstellung von meinem Traummann? Er 
sollte gut gewachsen sein, knackiger Arsch, am besten 
jock strap tragen, zerbeulte Jeans, die so manche Hoff- 
nung wecken, naturwüchsig sollte er sein, gerade vom 
Holzfällen aus den Wäldern Kanadas zurückkommen und 
am besten nicht viel Worte verlieren ... Warum diesen 
Traummann? Dies ist sicher schwer zu beantworten. Ei- 
nerseits als Gegenreaktion auf den Vor allem akademisch 
geführten Tuntenstreit der 70er, die Hinwendung zu ei- 
ner mehr als normalen Männlichkeit. Möglicherweise, 
weü wir als schwule Männer unsere angekratzte Männ- 
lichkeit durch weibHche Elemente nicht noch mehr in 
Frage stellen lassen wollen. Ob wir dies hinterfragen soll- 
ten? Sicher, und zwar vor allem dann, wenn dieses body- 
buüding- Syndrom zum Leistungsdruck wird, weil viele 
das vorgegebene S(ihönheitsideal nicht erreichen kö len. 



/ 



Vor Jaliren in der Schwulenbewegung waren leidvol- 
le Erfahrungen mit dem Turnunterricht ein zentrales 
Thema. Wie oft jeder vom Barren fiel oder beim Schlag- 
ballwurf versagte. Heute wird darüber kaum mehr gere- 
det. Es werden kräftig Hanteln gehoben, gesucht wird 
der Muskel-Mann. Genau wie unter den Heteros ist der 
Machomann angesagt. Der Unterschied liegt allerdings in 
der Brüchigkeit. Ein Ledermann ist nicht unbedingt ein 
Ledermann, denn spreizt er den kleinen Finger, oder 
bringt er trotz Ledercappi immer noch den Colliergnff 
oder die „gebrochene Hand'\ dann bleibt doch viel von 
dieser vermeintlichen Männlichkeit auf der Strecke. 

Das Erscheinungsbild des schwulen Traumprinzen hat 
sich geändert, vor allem sein out.-fit, das inzwischen un- 
zweideutig seine sexuellen Präferenzen signalisiert. 
Gleichzeitig geben diese Zeichen einen Grad sexueller 
Offenheit preis, die sonst unter dem Kapitel Intimität ge- 
■ handelt werden. Ich denke man/frau sollte dabei nicht 
den Fehler machen, dieses äußere Erscheinungsbild mit 
männlichem Chauvinismus gleichzusetzen. Wer der grös- 
sere Macker ist, der jeanstragende amerikanische Clone 
oder der sanftblickende Heterosoftie, wissen nur die Be- 
teüigten. - Die ganze Virilität hat 

üire Grenzen in AIDS gefunden, denn parallel zum Auf 
Schwung einer neuen schwulen Körperkultur, setzt AIDS 

den Kontrapunkt ... 

... Kontaktanzeigen 1986: Mann für's Leben gesucht, 

, weü's zu zweit schöner ist, aber das weißt Du hoffentlich 

schon ... interessiert an gesundem Lebensstil, sicherem 

Aber AIDS und Körperlichkeit oder Männerbild, wäre 
ein Thema für sich allein! 

Andere schwule Leitbilder blieben eh über die Jahre 
hinweg unverändert: Marlene Dietrich, Ciaire Waldorff,- 
Zarah Leander. Ich höre die ganze Psychoanalytiker- 
riege schon aufseufzen. Denn eine starke unabhängige 
Frau ist der einzig wahre Freund eines schwachen, femi- 
ninen Mannes. Neu im Trend der Zeit ist der L&M- 
Zigarettenmann, der überall im Moment in den Städten so 
lasziv an der Mauer lehnt. Ganz out, aber dafür gut im 
, Geschäft sind Transvestiten. Die haben nun Einzug in die 
gute deutsche Wohnstube gehalten. Mary &. Gordy lassen 
'griißen. Männer sind ja eh die besseren Frauen, wie wir 
spätestens seit Tootsie wissen. 



^^ ___JB_JIJ 

?:!>:■■:>■:>■; 



* '. H.-.- - -. 



v:::'>:^">:\:' :w:- ■>:> ■ ■■->:■." -■' 



^. . . 






Meintraumihann? 



7 



X"i^- - ' r - 



-L-.-.-L'-.-jr- 



A 




ch könnte Euch ja die Telefonnummer „meines 
Mannes*' geben. Das wäre mir dann allerdings 
wenig hilfreich und auch zu angeberisch. Eigent- 
lich habe ich keine festen Vorstellungen, denn zwi- 
schen einem Mann mit dem ich zusammenleben 
möchte, einem Mann mit dem ich zusammenarbeiten 
möchte, einem Mann mit dem ich Interessen teile, einem 
Mann, den ich sexuell begehre, einem Mann den ich in- 
tellektuell bewundere, einem Mann, der für meine Äng- 
ste, Wünsche, Bedürfnisse offen ist, muß nicht jmmer ein 
Zusammenhang bestehen, beziehungsweise es müssen 
sich nicht all diese Eigenschaften in einer Person wieder- 
finden. Was ich auf jeden Fall möchte, sind andere Um- 
gangsformen mit Heteromännern, denn wieviel potentiel- 
le Zärtlichkeit hier verschenkt wird, ist unbegreiflich Ich 
wünsche mir lustvollere Männer, die sich loslösen von 
ihrer Schwanzfixiertheit, die mehr Phantasie entwickeln. 
Ich wünsche mir mehr erotische Situationen - es muß ja 
nicht gleich wie bei uns Schwulen das Streifen durch den 
nächtlichen Park sein - und mehr Übereinstimmung zwi- 
schen situativer und personenbezogener Geüheit Das 
Zusammenkomme^ von Virüität und Androgynität. spie-, 
lerischen Umgang mit seinen/ihren weiblichen und 
männlichen Anteüen, darüberhinaus aber auch das politi- 
sche Bewußtsein, daß Sexualität Herrschaft ist. Ist doch 

einfach oder etwa nicht? 

Hans Hengelein 

Mitarbeiter ßr den grünen FraKtionsvorstand 



.---L-C 



>v: 



r -i.-^. 






, ,-;.'-:; -^ 



41 



J 



fi 






E- 

•>* 
cn 

< 

o 



c 

ü 
u 



u 

D 



C 

0) 
CT 
C 
(0 

rH 

> 



4J 

c 

•rH 

(1) 

x: 

u- 

tn 

c 

J= 

Ü 



0) 

c 
tu 

CT 

o 

0) 
> 

0) 



(0 

Vh 

o 



u 

■H 



tu 

0) 

•H 



x: 

w 

0) 

U 

u 
w 

0) 

-H 

X3 



c 
<u 

c 



t 

Ol 

tn 



c 
O 
> 






tn 



to 

4J 

0) 

c 

Qi 
(U 

c 

c 

cn 



I 

in 

U 

> 



c 

Ol 

13 



3 



C 
<L) 
CP 

CP 

c 
w 



u 

3 
^3 



4J 
■H 

<D 

r-l 

u 

(1) 

c 

3 

C 

er) 

w 

c 



in 

c 

c 

TZ 



o 

■f-H 



•rH 1- 

:C 

CT o; 



3 
E 



<N 



C 

X) 

t3 

C 

3 

J= 

O 

-H 

tn 

C 

X) 

(0 
(0 

4J 

w 



E 
0) 






C 
0) 

tn 

3 
N 



:3 
}^ 

3 

N 

c 

w 

D 

H 

< 



c 

3 

N 

c 

« 

t3 
(1) 

U 

m 

c 

■H 

X 

Vh 
OJ 



c 

0) 

E 
E 
O 

cn 



•H 

(1) 



4-f 

<D 
U 

■H 

•rH 

E 

tn 



c 

x: 
o 

(0 

e 

3 

N 

N 
4J 

3 
C 

4J 

tn 

c 
< 

I 



x: 
o 



u 
u 

c 
x: 

L 



CP 
C 
3 

0) 'O 
(U 

CQ 



aJ 

4J 
•H 
i-( 

(0 
3 
X 

0) 

tn 



V4 

-.3 Ti 



c 

c 
<1) 



tn 






JJ 0) 

^ <u 
tn 



tn 

3 
(0 



0) 



TD 
C 

3 



4J 

Q) CO 

■H D 

.-I H 

< 

CT» 0) 

C -U 



fl 



CP 

tn 



3 

o 



u 

:3 

x: 
u 
tn 

GJ 



c 
o 
> 



o 

tt-t 

0) 
3 
(U 
Vh 

■H 

TS 
+J 

E 
E 
O 
^ 

3 
(0 
Vh 

c 
c 

(0 

c 
o 
> 



c 

0) 

c 

-t-t 
0) 

c 

■H 

E 



(1) 

x: 



c 



4J 

X 

-H 

c 



o 

0) 



0) V-i 

tn 



(1) V) 



c 

(U 

0! 

tn 

c 
a 

E 
O 

c 

X3 
0) 
Vh 

cn 

X. 

Ü 



Ol 



tu 

(U 



o 

E 
0) 

JJ 
tn 
>t 

w 






U 

:3 



tn "ü 



3 
h3 



CT- 
C 

3 OJ 
N -H 
4J 73 

m ^3 

(U -r^ 
TS S 

c 

(0 

c 



(U 



c 

x: 
ü 

3 

tn 

& 



0) 

tn 

3 



C 
0) 

4J 

tri tn 

C CP 0) 

3 c -H 

l-i :fa T3 



N 
JJ 

3 
C 
(U 

cn 

3 
< 



C 
0» 



<u 

3 
X 

tn 






3 
N 

C 
0) 

U 
Ol 



•H 



3 



u 
u 



<T3 
TS 
JJ 



T3 
C 
3 

(U 

■H 

■rH 

E 

c 

-H 

C 

tu 

3 
iJ 

3 

JJ 

tn 
tn 
JJ 

(0 

u 
tn 
w 

i-i 
<u 

(U 

•rH 
13 

C 

c 



TD 

C 
3 



0) 

c 



Vh 

OJ 
-D 

JJ -H 

tn £ 



< 



C 

x: 
u 

cn 

c 
(1) 



n3 



x: 
u 

•rH 

tn 

JJ 

-rH 
JJ 

tn 

0) 



o 

x: 

1 



<u 

cn 



(D 



JJ 

CP 

jj 

:0 

c 

Ol 
X3 



(V 

JJ 

(0 
JJ 

w 



c 

u 
:.t: 



c 

4J 

3 



■rH 



CS 






fd 



tn 
t/: 

03 



Li 

t.T3 
JJ 



JJ 

-rH 

tu 
£1 



tu 

■H 
TD 



■rH 

N 



O 
0- 



E 
3 
jJ 

tn 

tn 
in 
jj 



c 

QJ 
Vh 
0) 

•rH 

tn 



x: 

CO 
jJ 

tn 



x: 

tn 
tn 

u 

o 

tn 

tn 

0) 

•H 

D 



(1) 



-H 

E 

C>H 



U 






u 

3 
JJ 

J^ 

3 

u 

JJ 



a 

tn 

m 



tn 

jj 



T3 

■H 

u 

3 

jJ 

>: 

3 

u 
JJ 

1 

E 
«3 

tn 

o 

0) 

o 

t 

r-H 

X 

tl) 

0) 

CQ 



1 

u 

11) 
JJ 
c 

c 

-rH 

et 
tn 

jj 

u 

:3 

u 

OJ 
JJ 

c 



u 

tn 

-r-( 

x: 






tn 

Ol 
TD 

c 

D^ 

o 

C 
0) 

> 

-rH 

tn 

o 

a 

0) 

1-4 



0) 

-rH 
C 



c 

QJ 
C 

■H 
QJ 

X 

o 

tn 

Vh 
CD 



JJ 

0) 

tn 

c 
<u 

X) 



X 

'J 









o * 






fl- 






JJ 

Vh 

(U 

TD 
Vh 

O 

tn 

<u 
jj 

nj 
JJ 
xn 

tn 
0) 

TS 

e. 

0) 

X 



■H 

Q) 
Vh 

QJ 



jj 

X 

OJ 

Vh 

tu 



cn 

C 

3 
JJ 

tn 

JJ 

c 



o 
c 
o 

-H 

tn 
tn 

V4 

CP 

< 

JJ 

Q) 
X- 

C 
Q) 
jJ 



e 

E 

cn 

3 

E 



c 

QJ 



- -^ 



c 
o 

tn 

0! 
1- 

CT 

< 

t: 






X 

y, 

,1' 

v- 



QJ 

C 



X 
Vh 

Q) 

> 



3 
X 



: tn 

tn T! 

^ C 

(0 OJ 
Vh 

O^ GJ 

C --^ 

3 Vh 

^ Jj 

-O « 

:3 3 

Vh Vh 



O 

tn 

C 

Q) 

TI 

Vh 

Q) 

3 

JJ 

Vh 
QJ 

■H 

Qi 
jJ 

in 

QJ 

Hl 

< 

o 
> 

JJ 
tn 
tr« 



O 
ui 

in. 
3 
JJ 

3 
Vh 

JJ 

I 

s 

tn 

O 

X 
Q) 

I 

X 

(1) 



c 

Q) 
CP 



QJ 
P3 



C 
QJ 
JJ 
U 
QJ 

-H 

o 

■rH 

JJ 

■rH 

c 

o 



QJ 

-.^ 

c 

QJ 

X 

QJ 

CT» 
Vh 

Q) 
JJ 

■H 

QJ 
5 



c 

3 



C 
Q) 

JJ 

-H 

QJ 

X 

Vh 

QJ 

T3 

C 

■rH 



C 

QJ 

-Ü 
Vh 

QJ 

JJ 
Vh 
Q) 
D^ 

•rH 

QJ 
JJ 

in 

QJ 

CT 



< 



CO 
< 



2 
C 
> 



c 
z 



m 
< 



D 



U 

M 



c 

tn 



X 

u 
z 

EU 






z 

tu 

u 






rn 



tu 
tn 

2 

U 
DJ 
O 

Z 



tn 

:C 

U 

C 
2 

^' 

X 

u 

Cd 

e: 
2 

X ^ 

u 

t/1 
z 
w 

E 

Ol 

CJ 



< 

t- 

w 
tß 

C 

cn 



CJ 



Cd 

X 
Cl. 



:0 
X 

tn 

tu 

X 

H 

Ct^ 

z 

z 
tu 
c 



Cd 
Cu 

X 

u 
< 
z 

z 

Cd 

cn 
< 

a 

Cd 
. Q 

OC 
:3 
3 



C 

o 
u 

!^ 

Vh 
0) 

-C 

a 

e 

>: 

QJ 
C 
QJ 

cn 

o 

r-) 

Vh 

> 

Vh 

Q) 
Q 



t/1 
C 



CJ 

a 



< 






Q) 
X 

tn 
d 



tn 

Q) 
JJ 

-rH 

Q) 
X 



tn 

QJ. 

JJ 
J> 

o 

CT 

-r-l 

QJ 

N 
U 

Ol 
CP 

c 

-H 
■H 

QJ 



QJ 
tn 






(0 

c 



■rJ 
JJ 

Vh 
Vh 



QJ 



c 

Q) 



o 

cn 

X 
u 

Vh 

3 

C 



c 

QJ 

Vj 

3 



jJ 

CP 
QJ 

r-H 


HJ 

tn 
Q) 



QJ 
Vh 

X 

-^ 

Q) 

X 

u 

Vh 

:>; 

OJ 

-rH 



c 

QJ 
C 
C 

3 

Q) 

u 

QJ 



3 



■ — r-J 



'^ 



tn 

a 

cn 

Ol 

JJ 
jj 

o 



-rH 

QJ 
tn 

tn 
c 



QJ 



CJ 

cn 

Vj 

QJ 

X 

u 

-H 
rH 

X 

u 

-rH 



QJ 

£ 

c 

3 

cn 

c 

3 

X 

QJ 

-rH 
N 

Vh 

Cd 

X 
U 
Vh 

3 





X 

u 
in 



u 
u 

3 
D 



C 

o 
> 



QJ 
U 

QJ 

T3 
C 


in 



OJ 

-rJ 

TD 



QJ 
jJ 
in 

cn 
c 



C 

QJ 

TD 
Vh 

QJ 
JJ 

:m 
JJ 

tn 

Vh 

QJ 

> 

C 
3 

JJ 
Vh 

:3 
X 
u 
tn 

QJ 
cn 

Vh 

QJ 

'O 

QJ 



jJ 

QJ 

T3 

:3 

Vh 

cn 
jj 

(0 

u 
c 

3 

CP 
C 

UJ 

3 

X 
Ü 

tn 

Q) 

■H 



:rT3 
jJ 

-rH 

L< 

O 

jJ 

3 
< 



y1 



C 

u 

QJ 

JJ 

tn 

:C 



jj 



1' 

u 



t: 

c 

c 

QJ 
JJ 

c 

Vh 

QJ 

JJ 

C 

H 

C 
QJ 

X 

o 



u 

QJ 
Vj 

> 

in 

c 

3 
U 



X- 
Ü 

u 

c 



JJ 
JJ 



OJ 
X 

u 

rH 

X 
QJ 

cn 

c 

to 

Q) 
Ih 

X 



3 
X 

Ol 

cn 



Q) 

-rH 

D 



tJ 

CQ 



C 
QJ 
CP 
Q) 

■H 

3 

X 
U 

tn 

Vh 
QJ 
> 



E 

Ol 

c 



■rH 

(n 

Li 
> 

Vh 
Q) 

Q] 

QJ 

CP . 

o 

£ 
Q) 
Li 
Q) 

C 
:C 

Vj 

0! 
JJ 

C 

JJ 

CT 

c 

-rH 

V- 

X 








3 

QJ 

cn 

QJ 
C 
C 

:(0 

E 



tn 

E- 

< 

< 

< 

Oh 

CQ 

w 

c 

Ü 

z 

ClM 

< 

CO 

CQ 
< 



I 

o 



c 

QJ 
JJ 

JJ 

tO 

X 

c 

QJ 

X 

n3 

X 
C 

rH 
X 

u 

in 
JJ 

3 
Q) 

D 



N 

jJ 

QJ 
C 



I 

U 
:3 



C 'S 



c 

t-H 
jJ 

tn 

X 
CJ 
Vh 

m 
c 
<: 



CS 

c 

Q) 



c 

QJ 
X 

u 

-r^ 

Qä 

X 

0) 



Q) 

c 

o 

■rH 
JJ 

c 

Vh 

QJ 

JJ 
C 



D 
3 
X 

1) 

tn 
C 

QJ 

Vh 

X 
•1-», 

C 
QJ 

3 

tlH 

Vh 

QJ 

13 



X 

3 
ö. 
QJ 
U 

tn 

QJ 

c 

3 
CQ 

Vh 

QJ 

TJ 

C 

■rH 

Vh 

OJ 

c 
c 



CD 



in o- 

(0 o 



■ 
C 

JJ 

Vh 

QJ 



13 



V4 

3 

N 

cn 
c 

3 

Vh 
Q) 

O 



C 
Q) 

cn 

:o 

E 

QJ 

-H 
CT. 

' C 

c 

QJ 



E 
QJ 
-C 
3 
N 

JJ 

tn 

■rH 
QJ 

tn 



jj 



3 

Q) 
t^ 

XJ 
C 
3 



(T3 

X 

o 

tn 

Vh 

Vh 
Q) 

X 

Q) 

X 

CJ 



C 
QJ 



C 
Q) 
CP 


rH 

Vj 
QJ 
> 



jJ 
Vh 

QJ 

t; 

Vh 

O 



O 

CC 



in 


V; 



3 
N 



J.J 



Vj 

QJ 

Xi 

d 
•.^ 

N 

J' 



O 

cn 

c 
o 
X 

QJ 

CP 
X 

u 
c 
c 

'J) 
(.n 

C 



c 
c 

E 

jJ 

tn 



Vj 

ClH 

Vj 

TD 



QJ 
Q) 

Lt 



Q) 

3 

Li 

QJ 
C 
C 

:r3 

E 

Li 

QJ 
'O 

C 
QJ 
jJ 

rH 
X 

Vh 

Q) 
> 

tn 

TJ 

X 
U 
Vj 






td 



Cd 

X 

Cd 

cn 

z 

O 
k3 

Z 

Di 

Cd 

z 

o 

t/J 



i-p-* 

w 

E 

Cd 

:3 

CiH 

Cd 

D 

kJ 
D 
X 
CJ 

cn 

z 

H 
Cd 



E Ol 

3 -^ 



i 

Vh 



V^ 

OJ 



Ol 



JJ 

Vh 
Q) 

'O 

Vh 

o 



Vh 

Q) 

c 

:3 

N 
JJ 

■H 

- OJ 



tn 
0) 
C 

c 

E 



n 

QJ 



QJ XJ 

c 



JJ 

Vh 

a 



tn 

QJ 
Vj 



'C **-* 



N 

jJ 

Q) 

C 
C 
QJ 
C 
C 



in 



tj 

Vh 
(T3 
C 
< 



o 

-rH 
JJ 

lÜ 

a 

•rJ 

N 

c 

E 
Cd 

C 
OJ 

c 
o 

-rH 
JJ 

o 

E 

0) 

Vh 

OJ 



c 

Vh 

QI 

Xi 
Vh 

O 



Vh 

■H 



Q> 

cn 

(0 

rH 

x; 

c: 

3 

u 

X3 

c 

3 

C 
Ol 

e 

X 
JJ 

tn 

-rH 
QJ 

X 
Cd 



Vh 

QJ 
XJ 



QJ 



jJ 

rt '-" 

Ü3 QJ 

jJ N 

tn E 

E f< 

QJ 
XI 



QJ 

x; 



Q) 

X 
Cd 

Vh 
QJ 
XI 

in 

jj 

3 
jJ 

■rJ 
JJ 

in 
C 



QJ 

c 



■H 
■VJ 

na 

c 

Vh 



JJ 

C 

M 



?n 



4l>H 



X 

c 

3 

3 
(B 



Vh 

'S 



N n 

JJ X 

3 U 

X m 

ü X 

tn < 



XS 



c 

3 



X) 

c 

3 

c 

Q) 
T 
C 
QJ 
X 
U 

tn 

Vh 
Vh 
QJ 
0) X 

-rH 

D C 
QJ 

t: 
c c 

Q) 

JJ 

rH 

X 

Vh 
QJ 
> 

rH 

3 

S 

tß 

QJ 

in -H 

QJ cn 

X 

u 

■rl • 

rH QJ 

LI -rH 



QJ 

X 

td 



Vh 

QJ 
XI 

C 

-rJ 



c 

13 



CJ 

-rt 
D 



cn 
C 

3 

cn 



jj 

X 

u 



E 
fO 
X 

x; 

c 

3 



3 

QJ 

tn' 

Vj 
QJ 
> 



Lh 
QJ 

tn X3 



QJ 
JJ 

"3 
jJ 

cn 

tn 

QJ 

X5 



O QJ 



Q) 



Ci- 

q; 



X 

u 

tn 
jj 

QJ 



■rJ 
1 — 1 

X 
3 

QJ 

Vj 

in 

X 

c 

3 
O 



Li 

Q) 
X 



JJ 

X Vh 

U 3 

3 ■»-' 

U 3 

X Vj 

C JJ 

-H in 

e tn 
jj 

C -VJ 

3 -r^ 

Vh 

jJ O 

cn -1-' 

-H 3 

jj < 



I 

o 

X 

3 
tu 

Q) 

■H 
X) 



jJ 

a 

3 

(0 

X 

LH 

QJ 

X 

o 

QJ 

•H 



:C 
C 
QJ 
CP 



0) 



.■n 



jj 

jJ 

3 

C 



QJ 

-rH 
QJ 

QJ 

■rJ' 
X 

jJ 

in 



c 

QJ 

X 

Li 

QJ 

3 

Vh 

QJ 



■r4 



in 

Cd 



C 

O 

o 
o 



Ol 



CP 

c 

3 

u 

:3 

Vh 



V- 

QJ 

X 



<0 


■rH 


■rH 


'i; 




X 


E 


e 


4J 


t: 


u 


tJ 


^ 




c 


tn 


tu 


u- 


TZj 


p 



QJ 
3 
X 

tn 

c 

QJ 

JJ' 

x: 

■■c 

3 

^ Vj 
QJ 
> 

C 
QJ 
X 

c 
c 



> 

X 

u 



Vh 

X 

■r— 1 



r3 
C 
O 

-rH 
JJ 
J>C 

c 

3 

QJ 

X 

■rl 

X 
U 

Vj 

3 

X 

jJ 
N 
JJ 

X 

in 

QJ 



E 

Cl- 



in 



E 

ClH 

QJ 

X 

Cd 



f!3 

c 

rO 

E 
c 

Q) 

x; 

X 

u 

u 

3 

x; 

CP 

c 

3 
Ü 

Vh 

X 
Vh 

ü 

JJ 

C 

:d 

X 

c 

3 



tn 

G 

j- 

':; 
d 

tn 

in 

0) 



c 

■i; 



JJ 

3 

Vh 

J-' 

tn 



QJ 

Li 



D 



z 

cn 

U. Cd 

O X 

< K 



Cd 

a 




H 



z 



Cd 



Cd 

ex 

Ci. 



cn 

X 

< 

U 

c 









E- 

o 



^ 
E- 



r 



Z E 

Cd ti-, 



OJVWl^ 



42 



O 

X 

> 




ts: 

M 

-3 

c: 

Z 

o 

?0 



> 

3 

>> 

G 

> 

C 

o 

30 

> 

> 
ZI 

n 

o 

> 
z 

rs 

> 
I 

w 

o 

M 

w 

M 
CA 

o 

X 

w 
z 






03 
> 



> 



-3 

n 

Z 
> 

-3 



O 

Z 

> 

PJ 



> 

n 



P3 
Z 



z 

z 

z 
z 



cn 
O 



3 



a CO o w 



A 



o 

3 



a 

Ol 

3 



a 

c 

n 

3* 
Q, 

A) 



Ol 

o 
o 

3 



3 
ft 

O 



0» 

CT 



a 
o 

• 3 



a 

rr 

tu: 
rr 



a 
^1 



tn 



3 
(B 

3 

H- 

3 

a 

30 

Ol 
3 

a 

c 

3 



cn 

X 

c 

CO 



3 



3 

a 

n 

3- 
(P 



I 



t-l 

0) 
CT 

3 



a 



c 

3 

a 



rr 

3 



Sä 
u 



a 

a 
c 

3* 

ty 

n> 

?r 

tu: 

n 

i-h 

rr 



< 

dt 
n 

■y 

DJ 



ft) 

3 

w 

N 

H- 

'3 

(-- 



3 



a 

CO 

a 

(B 



rr 

3 

ot 

3 
€ 

a 
d» 

3 



tn 






3- 



o 

d» 

a 

W 

3 
N 
(D 

3 
(S 

Ul 

o 



o 

•y 
d» 



(0 


I-* 

rr 

C 

»i 

a 
d) 

3 

C 

3 

a 
d) 

3 
3" 



O 
3 

a 
d> 



< 

tu 

rr 

i 

a 

Ol 

o: 

3 
H' 

o 

3" 

(D 

(/) 

13 
^1 

CT 



3 



< 

1 



a 

(S 

:a 

(0 

(A 

o 

3 

ua 

3 

n 
d> 



c 

rr 
< 

O 



dt 

Ul 

d) 

X 



fl> 

> 
?r 

rr 

H- 

< 

rr 

Eu: 
rr 

m 
Q 



c 

3 

a 

c 

u) 

n 

3- 
(5 

3 



0) 
3 

TS 

O 

3 
ttt 

3 



3 

CU 

3 

a 

c 

d) 

3 



Ül 

O 

c 

3 
O* 

dt 
c/i 
n 

3* 

o 

rr 

d) 

3 

9- 



D3 

1-1 

tn 



Ol 
CA 



n 

a 
d) 

CA 

Cu: 
rr 



3- 

rr 






C 
3 
0» 



C3 

rr 

^n 

c 
dl 

3 

fD 

3 

Ol 

3 
Cu 

iQ 

f^ 

C 

'O 
(D 

3 

va 
d» 

dt 

c: 

►1 



3 

a 

r\ 
3* 

2: 

rr 
d) 

3 



d> 

3 

a 

Ol 
(A 

(A 
0) 



CA 

n 

3" 
Ol 



d> 

d) 

3 



d) 
H- 

3 
0) 

a 
d) 

Ul 



O 

3- 



^1 

rr 



3 

d> 
> 

■rr 

< 





O 

3* 

rr 

H 

a 

3 



rr 

N 

rr 



CA 
O 



d> 

3 
0) 



d) 
CA 

d) 

X 

c 

fD 



(B 

3 



O 
0) 

3 
3 



Elf 
CA 



d) 

3 



1-1 
CA 
G 

3 



l 

rr 

o 



o 

3* 



3 
03 



tA 

d; 



fD 



CA 




3 
C 
3 



0) 

c 



c: 

er 
d) 



> 



1 

"< 

in 
rr 

a> 

d) 



3 £ 



d) 



3 
ft) 
CA 
CA 

< 



N 

c 

X5 
d» 

CA 
O 

3* 

c: 

rr 

rr 

dJ 
rr 



3 



dt 

rr 

N 

rr 
d) 

3 



3- 

dl 

3 



CT 
O 

3 

CA 

n 

3" 



3 

a 

d) 

^1 

3* 
dt 

rr 

d) 

3 



i-i 
dl 

t— 

Q): 

C 
3 

d) 

tu: 

3 

rs 

rr 



a 

> 
> 



O 

173 



o 

> 

H 
O 



> 
z 

. o 
n 

G 

na 

z 



'yl = 


00 


^ 


< 


■XI 


N 


t;3 


rr 


> 


rr 


•_/ 


a 


b-^^ 


r^ 


cn 


3 


TT- 










rr s; 


« 


C 


? 


5 


2 


H- 


H- 


r-H 


D.': 


— 


H- 


a^ 


3 





cu 


H- 


fD 








rc» fT) 


--J 




J^^ 




fÜ 


CA 


o 


1-1 


' . 


."D 




r4J 


•— ' 


3 


3 


^ 








M- .-; 




ZT 


Zh 


XI 


f-n 




i->- 


cn 


fL 


/ 




c 




j— ' 


H- 


CL 










d 






Qit 


d) 


fl» 


H-* 


dt 


1 


CA 


* 


cz 


f^ 






T) 




X 










C 




3 


CA 


tfl 


fD 


n 


M 


— ' 


h 


D 


2 


'J) 


a 


C 




(D 


3 


tu 


O 


r D 


H- 


Oj 


3 


r. 


rr 


rr 


d) 


3 




^^^ ■ 


rr 


^ 




OJ 


h-" 


M' 


3 


H- 


c 


H- 





n 


C 


rr 


3- 


H- 


N 


3 


i-ti 




n 


.T> 






03 


H- 


3 




rt- 





dt 





a 





(D 


tu: 


O 


rr 


■« 


f-"- 


< 


^ 


n 


c 


-j 




fD 




o 




3 




pr 




:^ 


3 


t-*H 


rD 


h— ' 




N 


dl 


k. 


Oj 


^- 


rt 


H- 


M 


^F>i 


:t 


a 




>; 




a 






c t 


:3 


H- 






"-i 


3 


^ 


W 




»^ 


rr 


CL 


_^lH 


fS 


■a 


i-«- 


D 


1— 


U 


> 




4 


o 


a 


d» 


3" 


■^ 


^ 4 
^-^ 4 




^■b 






h-»- 

^^^ 


£ 


3 


H- 


t-i 


H- 


dl 


(D 


3 






:x 


c 


•^ 


tu 


•^ 


o 


f— 


Ji 

^^. 


ÜJ 


"^ 


fD 


H- 















f;i 


rr 


c 






<-! 


rr 


r— 


4 ^ 


?r 


3 





rr 


^^^^ 






*T3 


^^ 


3 




C/l 


c 


■ 


1— ■ 


z 


u^ 





0) 


rr 


^ 


3 


^^1— 


t; 




n 

ji^ 


V^ 


Gl. 


Ol 


< 


dl 


rr 


o 


w 


1 


dt 


0) 


f— ' 


y 




Q 


-•^ 


Ol 


r^ 










H- 




rr 


dl 






3* 




CD 


a 


er 


w 






O- 


n: 


n 


:^ 






rt 




i 

i 


n 


1-1 


< 


3 


dl 


3 


CJ 


dl 


>:) 




*->■ 


C 


•^ 


^ 


üi: 


LH 


jj 


QJ 


rr 


C: 


^^^^ 


fD 


»~h 


d) 


r^^ 


1— 


rr 


CT 


n 


3 


cn 


3 


3 






fB 




rr 








CT 


t/1 


c: 


•-1 


rr 


3 


n 


^^^ 

^ 








'-i 


a 




*^ 


K- 


'-^ 


_^lh 


fD 


Ol 


fD 


fD 




3 


rr 




3 


C 


1 




> 


3 


dl 




a 


»-* 


rr 


D 


«: 








< 


C 


^ 


C 


cu 





^ 


^ 




M 


a 




CA 


DJ 


u 




rt 


Q 


CO 


fD 







3 


C 


CA 


H- 


'^ 






3 


a 


d) 


< 


dl 


1 


^-^ 


a 


1-^ 


n 

^■^ 





J 




n 


rr 


3 


n 


(^ 


1; 


a 


h-* 


t— 


C/l 


3 


d) 


X 


c: 


c 


dJ 


3 






rr 




^h 


fD 


03 


3 


CA 


M 


H- 


r^ 







o- 


•-i 


c 


CT 


^ 


CA 


Cfi 


^ 

b/ 


c 


^k 


3 


fD 

■ j 


i-t 




rr 


<D 




d) 


fD 


3" 


-"Ti 


o: 


1— ' 


(Tl 


(B 


^-J- 




n- 


D 


^^ 


ClJ 


1-Q 


^^ 




< 






C 




• 


rr 


H- 


n 





I—' 


n 


^w^ ^ 


3 


P 


« 




h-" 




■ ^^ 


Gb 





3 




3 


w 






3 


7^ 


la 


r— ' 




— \ 


.1) 






CT 




ü3 


CC 


fD 


3 


dl 


^ 


a 


^— 4 




N 


a 


dl 


dl 


dl 




~ 


3 


^ 




fD 

4 


fD 


fD 




^F 

3 




3" 


•i 




5' 




C 


dt 




3 




3 


X 


CA 







^ 


Cß 




o 

* 




s 


dl 


ai 


< 


a 




t— ' 


3 


N 


d> 


z 


H- 


.— 


O 


\^ 


& 


c 


'^ 




3^ 


> 


H- 


3 


c 


<D 


0) 




dt 




c 


3 


3 


3 





3* 


X 


t/1 


;:3 


^■■h 


r^ 






3 






H 


3 


1 


rr 


c 






t-*' 


■W 


'^ 


(H 


D 




f-r 


n 

^^^ 


»-ft 


r-ti 


rr 


V- 


a 


03 


t-" 




n 


M 


H- 


cf 


S 


3 


C 


c 


3 


^^^ 


l--- 







rr 


•n 

^^k 


U 


CA 


dl 


d> 


'O 


a 




rr 


•-1 


dl 





a 


CA 


^ 


• — 





»^ 


0) 


rr 


4 


fD 


T 


rV 


3 




ua 


d) 








3 


1-1 





03 






t^^ 




K- 


rr 




^^ 


■ 


^ 







di 


»n 




:u 


a 


C 


rr 


f^ 


dJ 


#n 




D 


:^ 


3 


^^^^ 


i-^rt 


jVk 


o 


D; 


CO 


3* 


3 






c 


H* 


rr 


dl 


3 


3* 


r-^ 




■■ 


rr 








fD 





3 


c 




3* 


s: 







d) 


N 




fC 


d) 


O 






h-- 


a 


a> 





3 

1 


rr 


rr 


3 


Oj 


dl 


d> 








dl 


C 


M- 


3 


J 









(D 


3 


^1 


rt" 


rr 


dl 


3 


rh 


»-'■ 


h-» 






7i 


3 


3 


rr 


a 






a 


3 


cn 


3 


rr 




fD 


3 


dl 


fÜ 


rr 


rr 




cu 


H- 




a 


C 




ZL 




>-*- 


& 




^^ 


_^^ 





cn 




3 










1— ' 


l-I 






3_ 


t 


c 




fT) 


»-- 


2 


Di 


C 






N 






Cl 






CA 


n 




3: 







"! 




Ü3 


fD 


fD 


M 


L J 


fD 




c 


< 


3^ 


d) 


C 






3 


C 


Dl 




(— • 


O 








3 


^^^ 


"^ 











0) 




3 




> 


d) 


3 


C3 


EU- 


— ■ 


U" 




^*- 


?: 

^^^ 


cn 


ft) 


Uü 






CA 


3 


rr 




a 




X 






3 


C 


.^ 






LC 





o 


^^^ 


^^ 


fD 




d) 






2 






rr 


H- 


H- 


tu 


CA 


3 


^— 




rr 


3 


rr 




fD 


3 




X 


> 




Cu: 


^-h 




f 


3 


3 


3- 


^ 




^ 






rr 


(D 


fD 


»^ 


^ 




c 


h-- 


. 


3 


f1 









f-( 


3 


M 


7? 


^ 


L 


a 


^ 

^^K 


3 


CL 




X 

f^ 

^^^ 




dt 


H- 


c 


3 


d) 




3 


i: 


d) 


d) 


d> 


1— 






*--- 





^^^ 


Oi 






h- ' 


3 


CS 


(D 


H- 




öi: 


■ tu 




3 


3 


1-1 


c 







r-* 


1^ 


3 


c 


3 




H-* 


fü 


hl 


1-1 






h 


[-h 


S 




N 


O 


h— 






*— • 


d) 




3 


3 




d) 


3 


H> 


£ 


" 3 




tD 


•-h 


EU 


CA 


dl 


3 


^ 




c^ 


cn 


oa 


fD 


rr 


X 




3 


rr 


(0 


d) 


(U 






d) 





rr 


3 


Ol 


o 




^ 


•< 


d) 


3 


fD 


1 






dt 


m ^r 




n 




a 


3 


3 


dl 






■ 3 




r- 


lA 


3 






#% ■ 




X 


3 


a 


rr 


j 




(B 


1 


rr 


K- 


C 




o 




3 


^ 


c: 


*-* 


Dj 


[11 




DJ 


N 











^-i 




CA 


3 


3 


C 


U3 




a 


fD 


CT 


fD 


n 


^ ^^ 




3 


DJ 




d) 




^ 


r 


C 


rr 


!-•■ 


a 


3 






1—' 


3 


ro 


C/] 




Ul 




a 


3 


^^ 


3 


u 




a 


3 


dl 


^a 




,a 


^-^ 




Ü> 




^ 


fD 














rr 










a 


1— • 


dl 


w 




s 




•Ü 






3 


X 


-* 




c 


C 


ro 


1— ' 


3- 


b 


r 




t— ' 


3 


rr 




C: 




o 


a 


>5 


- 


rr 


Ä 




3 


3 


n 


CD 


OP 




:r 




c 


^ 


H- 


CO 


f— • 






"^ 


■ j 


''^ 




j^ 


d 


03 


■oa 


Ui 


n 


3 






o 


3 




03 


rr 


** 






H" 




■ 


^^ri 


fD 


' 


Ol 


dl 


n 


< 


3 






^ 


^a 




3 


Oj 


O" 




■^ 


3 







C 


te^ 




3 


3 


0) 


rr 


d) 




cn 





d) 


C 


tu 


DJ 


Qf 




^^ ■ 


O 


3 




3, 


3 








3 


1 
«f 


CA 







f 


3, 


3 


1 


rr 


1 




'^ 


r^ 


d) 





Qi 


1 




t 







c 



C 

3 

a 
o 

rr 

H 
P- 

3 
3 
(B 

3 

I 



n 





3 

EU 
O 

3* 

> 
H 

a 

CO 

> 

er 



3 

CO 

D> 






c 

CD 

3 

C 
3 
CA 

C: 

n 

L-t- 

(D 

a 
d) 

3 

CO 

c 

N 

a 

0) 



X 

w 

S3 

CA 

O 

3 
fD 

3 

a 
dl 

3 

13 


rr 



d) 

"-1 



a 

H 
P 

Cn 

3 

fu 
ca 

3 

3 
3 
f6 

3 

ffl 
rr 
tu 



ffi 
cn 



O 
tu 

(D 



CO 

c 

3 

a 

Dt 

3 

a 
dt 

< 

dl 

ri 

d) 

3 
3 
rr 

C 






r+i 


n 
a 

(D 
3 



tu 

3 
03 

CA 

rr 

3 
fD 
f-1 

Qt 
TD 

dl 



rr 

?>r 

dl 



(A 

O 

£ 
0) 



1-1 



a 

(D 

3 



O: 

a 

c 

CA 

o 



a TD 



dl 

> 

c 



3 

dl 

er 
c 

3 
03 



dt 

X • 

er 
dt 

DJ 

cn 

rr 
dt 

rr 
(\> 

3 



< 

fD 

li 

3 

QJ 

h-- 

rr 
d) 

3 



a 

dl 
> 

c 

CA 

CT 

dl 

c 

rr 

C 
3 

oa 

a 
d) 
1-1 

-^ 

•-1 

Dl 

e: 
dl 

3 

QJ 

3 

dt 

cn 

dl 



cn 
o 

3 
DJ 

rr 



3 

TT 

d) 

3 



CO 

d) 

X 

c 

DJ 

I 



3 
dl 
3 
CA 
O 
3 



n 

3 

d) 



dl 

3 

c 

CA 
CA 

dl 

CA 
CO 

dl 

X 



a 
o 

3 
3 

a 
^• 

CD 

CA 

dl 

c 

3 

tu: 
>-- 
ff 

fD 
-1 

< 

in 

a 
I-- 

di 

3 

ft 

3 



er 

;Tt 



dl 

3 

tu 

3 
13 
^-h 

03 
dl 

dl 

3 

a 
d> 

C 
3 

dj: 



dl 
»-1 



a 
d> 

CA 



1-1 

c 

3 
rr 

dl 
•-1 

CA 

rr 
c: 

rr 

N 

d) 

3 
EU 



dl 

c 

dl 

3 

C 
3 

a 

rr 

1-1 

O 

3* 



3 
3 

CA 

rr 

dl 

3 

> 

C 

cn 

C 
d> 

c 

rr 

(D 
1-1 

a 

CA 



c 

3 
03 

Ol 

3 



3 

m 

3 

d) 

CA 



3 

a 
dl 

(0 

3 



r^ M 



0) 
3 



3 
N 

rr 
3 

c 
dl 

3 
fD 
3 

-3 

d> 



3 

CA 

n 



CA 

dt 

CT 

CA 



0> 

c 

CA 



d) 

CA' 

dl 

1-1 



CA 



N 

c 

3 

fD 
1 



£ 

fD 

H- 

3 
(-■ 

3 

m 

3 



O 

a 

fD 



3 
üj: 

3 

3 

I-- 
O 

3 

d) 

3 



3: 
o 

3 

üi 
dl 
X 

c 
d) 



d) 

3 



f1 H' 
H- 3 

n 



CA 

dl 

3 

N 

dl 

3 



rr 

dt 

rr 



a 

dl 

3 
3 



£ 



di 

a 
d) 
■-1 

3 

dl 

3 
CA 

n 



3 
QJ 

rr 



7i 

D> 

3 

Xi 
i-h 



03 

dt 
via 
d) 

3 



CA 

d) 

X 

c 
(D 



dl 

> 

3 



tu Dl 



(D 

3 



3 

a 

£ 

d? 

in 



a 
d) 



CO 

n 

3 
C 

a 

N 

c 

£ 

dl 

cn 

c 

3 
XI 



a 
(-■■ 
dl 



CA 
O 



(D 

dl 

3 



CA 

dl (D 



•i 

c 

3 
rr 

dl 
1-1 

CA 

rr 
c: 
rr 

N 

dl 

3 
DJ 



dl 

£ 

d) 



o 

3 

d) 

3 

C 
3 

a 

3 

ej: 

3 
3 
I-' 
>-- 

n 

3" 

dl 

3 



O 
3 
O 

CA 

a> 

X 

c 

0) 



3 



C 

3 
rr 

d) 

i-i 

cn 

rr , 

c: 

rr 

N 

d) 

3 
DJ 



dl 



o 

cn 

I 

cn 

fD 

3 
Üi 
rr 

3* 



fD 
t 

cn 

c 

d) 

3 



tr 
d) 
1-1 
dl 

H- 

rr 
dl 



a 
d) 

dl 
w 

(D 

rj 
Ol 

c 

3 
XI 

a 
d) 
1-1 

> 

a 

71 

I 



o 

rr 

(-"■ 

CA 

dl 

M 

c 

3 

xa 

a 
d> 

d) 

rr 

n 
O 



d) 
•-1 

rr 
d) 

3 

< 

O 



i-h 
dl 

3 

dl 

3. 

C 
3 

a 

N 

c 
1-1 

o 

3 



rr 

o 

3 

tn 

x* 

DJ 
1-1 

rr 
dl 

3 

I 

7) 

CO 

rr 
d) 

3 



"-1 

O 



dl 
3 

c 

3 

Ul 



CA 



f1 

> 



o 

CO 

1 



o 

fD 



3 
03 

3 



CA 

CA 

o 

3 



3. 

Ml 

N 

>-■- 

dl 
•n 

d) 



CA 



dt 

3, 
rr 

3- 
c 

-! 

N 

n 
:^ 

3 

r-r 

I 



3- 
d> 



3 



CO 



3 

O 

TT 

3 

— fi 
fli 

3 



a 

3 



cn 
O 

Ol 

rr 

O 

3 
■Jl 

3 
Qj 



DJ 



O 

a 3 



c 

3 



TT 

I 



ü3 c: 
rr n 



;:3 

Vi 

\ 

3 



— S 



:d 

rr 



3 



f3 
£ 

X 

CA 
O 



CA 




fC 
-1 

a- 

3 



3 

-1 
Q 



I 

3 



dl 

cn 
o 

3 
3 
(D 

a 

3 
03 

a 
dl 

n 

'^ 
1-1 



dl 






£ 



n 

a 





X3 
dl 

xa 

fD 
3 



a 

fD 



72 
rr 
Dl 
Dl 

rr 
cn 

xa 
d) 

£ 

DJ 



»^ 



XI 

dl 

XI 
0) 
3 



fÜ 
03 



> 

c 

Ml 

3 
D) 



O 

DJ 

cn 



Ol 



o 

3 

dl 



3 

rr 
di 

n 
c 

3 
03 



a 
d) 

n 

dl 

dl 

3 



DJ 

3 
DI 

n 

3 


0» 
3 

DJ 

O 

3- 

DJ 
1 

3 

a 

?r 



CA 
rr 

[A 
O 

3 

dl 

3 



£ 

n 

X 

CA' 

n 
3 

DJ 



3 

rr 

fD 

^^ 

3 
DJ 
rr 

O 
3 

D' 

r-* 

d> 



> 

3 
Dl 

O 

3 

H- 
CA 

rr 



3 

3 

3 

rr 



^3 

dt 

rr 
N 

3 

a 



3 

a 



Dl 

1-1 

3 
d) 



fD 

rr 



DJ 
3 



o 
o 

33 



G 



73 



G 
71 

> 
3 
3 

z 

^a 

G 
W 
O 



71 
71 

m 
z 

G 
Z 

D 

M 
^^ 

G 

rn 

03 
!73 
Z 



> 

z 
> 

o 
o 



> 

33 

n 

71 
Z 

o 



3^ 
> 

r 

CO 

-3 

71 
O 

ca 

na 

s: 

171 
33 

LI 

> 



"^ 



.EV>T 






m - I I 




J -^ I 



y:'i^% 



:i>^ Wt^^ 



^:««^r_ 



.?^>j5C>^':-»^'"-"^> 




:\: 



'ItJÖ^ 



\r^ß^' 



LVr:-: 



h * - - ■-' 



:^^-: 



'_'_■ f ' - 



>:& 



1#. 







■1"_-_', _ 



VA- 



^^ 



_ ■ - - I 



'mW, 



<»:::'>>: 



V-I' 



■#■-■_■ 



V-.-H 



^;=::-. 



>^v 



■ H.J -'f^j' 



v.--' 



--,*f . 



:■>;■:■>: 



*w 



■A';:-- 



™iiiiiipÄ 



^^^. 



^::;a 



.'.-^' ■ - I 



_'_^_■ ' J 



■*'-■:■_ H H 



■:h^^:;' 



4 . . j"." 



-^'-"rV.^'-.' 



>:■:■>. 



■%^i**\'i'>.' 



V,'.^ 



F-VN" 



:W5=: 



- 'd ' 



H_*:- ■ -" 



-^ >■>::-■-- 



r,\' 



-^ HJ 



'_^_-'^ ' 



r^. 






>»« tf 



f J d 



- 'h ' 






Cr r ■ ■ 



■.sj^;-r--' 



;*£ 



■>:->>: 



:^iüJ. 



.^,,..,...^...^.-^^-^f -■■■^<-^'^ 






■.^iV-i'-'- 



C-v»^>« 



■y^ --h^^ ■ r> ■ F% 



r"F"F*H 



■f'h\- 



f:^::::: 



W: 






M 



^^ 



■->"h 



■w 



■ F h 



■k'H'-'h' 



■:<- 



^--%"/h 



h\- 



■ F% 



>S: 



;h:-^"h*f"f^ 



- hV-SViS* 



y^: '■-.:-■- 






.»-^^-- 



.:^:- 



.^0li=^"- 






.-* 



^J 



nm^c^m 



r 




Die erst nach der Befreiung Deutschlands vom Faschismus be- 
kanntgewordene Geheimrede des SS-Führers Heinrich Himmler vom 
18. Februar 1937 vor hohen SS-Offizieren in Bad Tölz ist das gewich- 
tigste Dokument der NS-Ideologen im Zusammenhang mit der Ho- 
mosexualität. Himmlers persönliche Homophobie wird aus der Rede 
besonders deutlich. t>er Rasse-Theoretiker des NS-Regimes wieder- 
holt alle bis dahin bekannten Vorurteile gegen Homosexuelle. Hmun- 
1er nimmt für das Deutsche Reich die Anzahl von bis zu zwei Millio- 
nen Homosexuellen an und befürchtet, daß »unser Volk an dieser 
Seuche kaputtgeht«. Himmlers Rede wird -hier auszugsweise wiedet. 

»Als wir die Macht im Jahre 1933 übernahmen, fanden wir auch 
die homosexuellen Vereine vor. Die eingetragenen Mitglieder betru- 
gen zwei Millionen; die vorsichtigen Schätzungen der bearbeitenden 
Beamten gehen auf zwei bis vier Millionen Homosexueller in Deutsch- 
land. Ich persönlich greife diese Zahl nicht so hoch, weil ich nicht 
glaube, daß alle, die in diesen Vereinen waren, wirklich persönlich ho- 
mosexuell waren. Anderenteils bin Ich natürlich überzeugt, daß nicht 
alle Homosexuellen in den Vereinen eingetragen waren. Ich schätze 
wischen ein bis zwei Millionen. Eine Million ist aber wirklich das Mi- 
nimum, das wir annehmen müssen, das ist die allergeringste und mil- 
deste Schätzung, die auf diesem Gebiet zulässig ist... 



Ich will Ihnen über diese Frage der Homosexualität ein paar Ge- 
danken entwickeln. Es gibt unter den Homosexuellen Leute, die ste- 
hen auf dem Standpunkt: was ich mache, geht niemanden etwas an, 
das ist meine Privatangelegenheit. Alle Dinge, die sich auf dem ge- 
schlechtlichen Sektor bewegen, sind jedoch keine Privatangelegenheit 
eines einzelnen, sondern sie bedeuten das Leben und das Sterben des 
Volkes, bedeuten die Weltmacht und die Verschweizerung. Das Volk, 
das sehr viel Kinder hat, hat die Anwartschaft auf die Weltmacht und 
Wellbeherrschung. Ein gutrassiges Volk, das sehr wenig Kmder hat,, 
besitzt den sicheren Schein für das Grab, für die Bedeutungslosigkeit 
in 50 und 100 Jahren, für das Begräbnis in zweihundert und fünfiiun- 

dert Jahren. y , . j 

Dieses Volk kann aber außer dieser Zahl - ich habe eben nur das 
Zahlenmäßige genommen — als Staat noch an etwas anderem kaputt- 
gehen. Wir sind ein Männerstaat, und bei allen Fehlern, die dieser 
Mannerstaat hat, müssen wir eisern daran festhalten. Denn die Ein- 
richtung des Männerstaates ist die bessere. 

Es gab in der Geschichte auch Fraueastaaten. Sie haben das Wort 
Muiterrechl sicher schon gehört. Es gab Amazonenreichc nicht nur in 
der Fabel, sondern Tatsache. Es gab vor allem bei den Friesen — 
überhaupt V ^ '^'?n Seevöikern — multerrecht liehe Einrichtungen, de- 
ren Spuren Erscheinung wir bis in unsere Zeit verfolgen können. 



44 - 



* 





Es ist gar kein Zufall, daß Holland sich sehr gern von einer Königin 
regieren läßt, daß in Holland die Geburt einer Tochter, der Königin, 
mehr begrüßt wird, als die Gtfburt eines Sohnes. Das ist keine Beson- 
derheit, sondern schlägt in uralte Instinkte der Seevölker ein. 

Seil Jahrhunderten, seil Jahrtausenden tlnd die gcnnnnischcn Völ- 
ker und insbesondere das deutsche Volk niännersta^ilich regiert wor- 
den. Dieser Männerstaat ist aber jetzt durch Horfiosexualitäl im Be- 
griff, sich selbst kaputtzumachen. Den Hauptfehler auf dem staatli- 
chen Gebiet sehe ich in folgendem: Der Staat, die Volksorganisation, 
das Heer und was Sie sonst an staatlichen Einrichtungen nehmen, alle 
besetzen ihre Stellen, abgesehen von menschlichen Unzulänglichkei- 
ten, nach Leistungen. Selbst eine manchmal so lebensfremde Beset- 
zung von Beamtenstellen nach dem 'Einser' im juristischen Examen 
ist immerhin noch eine Auswahl nach Leistung. Es wird in diesem Fall 
nach Leistung ausgewählt, weil zuerst der Einser, darm der Bruchein- 
ser und schließlich der zv>'eier genommen wird usw. 

An den Stellen des Staates und der Wirtschaft, an denen Frauen 
verwendet werden, wird kein ehrlicher Mann behaupten können, daß 
die Besetzung rein nach Leistung, vor sich geht. Denn seien Sic ehrlich 
— es sind nur Männer hier, folglich kann man das sehr ruhig sagen 
— : in dem Augenblick, wo Sie eine Stenotypistin auszusuchen haben 
und Sie haben zwei Kandidatinnen vor sich, eine furchtbar häßliche 
mit 50 Jahren, die 300 Silben schreibt, geradezu ein Genie auf diesem 
Gebiet, ^nd eine andere gutrassige und nette mit 20 Jahren, die bloß 
150 Silben schreibt, werden Sie — ich müßte Sic alle insgesamt völlig 
verkennen — wahrscheinlich mit ernstester Miene und mit tausend 
moralischen Begründungen, weil die andere alt ist und deswegen 
leichter krank werden könnte imd was weiß ich, die junge hübsche 
Kandidatin mit 20 Jahren nehmen, die weniger Silben schreibt. 

Gut, da kaim man lachen, das ist harmlos und hat gar nichts zu be- 
sagen, denn wenn sie hübsch ist, wird sie bald heiraten, und außerdem 
ist die Dienslstell* einer Stenotypistin ja nicht maßgebend für den 
Staat, sie hat ja nun nicht wieder andere auszusuchen. 

In dem Augenblick aber, wo dieses Prinzip, nicht rein nach Lei- 
stung auszusuchen, sondern — ich möchte es jetzt mit allem Ernst sa- 
gen — ein erotisches Prinzip, ein mann-weibliches, ein geschlechtli- 
ches Prinzip im Männerstaat von Mann zu Mann einkehrt, begjrmt 
die Zerstörung des Staates. Ich nehme ein Beispiel aus dem Leben. Ich 
möchte ausdrücklich betonen, daß ich sage, aus dem Leben. Ich 
möchte bei diesem Fall hier cinflechten, ich glaube kaum, daß irgend- 
welche Stelle der heutigen bewohnten Erde so viel Erfahrungen auf 
dem Gebiet der Homosexualität, Abtreibung usw. gesammelt hat. wie 
wir in Deutschland als Geheime Staatspolizei. Ich glaube, daß wir 
wirklich als die erfahrensten Leute auf dem Gebiet sprechen können. 

Herr Ministerialrat X ist homosexuell und sucht unter den Assesso- 
ren, die er für seine Dienststelle in. seinem Hause als Regierungsrat 
braucht, nun nicht nach einem Leistungsprinzip aus. Er wird nicht 
den besten Juristen aussuchen, er wird auch nicht sagen, Assessor X 
ist zwar nicht der beste Jurist, er hat aber sonst eine gute Note, ist in 
der Praxis gewesen und, was wesentlich ins Gewicht fällt, der Mann 
sieht rassisch gut aus und ist weltanschaulich in Ordnung. Nein, er 
nimmt sich nicht einen gut qualifizierten und gut aussehenden Asses- 
sor, sondern er sucht sich-den heraus, der ebenfalls hornosexuell ist. 
Die Leute kennen sich ja über Saalesweite am Blick. Wenn Sie bei ei- 
nem Tanzvergnügen 500 Männer haben, so haben diese innerhalb ei- 
ner Stunde untereinander heraus, wer die gleiche Veranlagung hat. 
Wie das geschieht, können wir normalen Leute uns gar nicht vorstel- 
len. 

Der Herr Ministerialrat sucht also den Assessor heraus, der die 
schlechteste Note hat und der außerdem weltanschaulich nicht in Ord- 
nung ist. Er fragt nicht nach seiner Leistung, sondern schlägt ihn dem 
Herrn Ministerialdirektor zur Einstellung vor. Er lobt ihn und be- 
gründet seinen Vorschlag eingehend. Dieser Assessor kommt nun dort 
hinein; denn dem Ministerialdirektor wird es niemals in den Sinn 
kommen, nach näheren Einzelheilen zu fragen und die Einstellung 
näher zu untersuchen, weil er von vornherein als alter Beamter an- 
nimmt, daß der Ministerialrat nach Leistung vorschlägt. Ein normaler 
Mann kommt eben nicht auf den Gedanken, daß dieser Assessor auf 
Grund seiner gleichen geschlechtlichen Veranlagung, vorgeschlagen 

worden ist. 

Bei diesen beiden bleibt es nicht stehen, denn der Assessor, der jetzt 
Rcgicnmgsrat ist, wird n- :h dein gleichen Prinzip vorgehen. Wenn 
Sie an irgendeiner Stelle einen so veranlagten Mann im Männersiaat 
haben, der etwas zu sagen hat, können Sie mit Sicherheit drei, vier, 
acht, zehn und noch mehr gleich veranlagte Menschen finden; denn 
einer zieht den anderen nach, und wehe, wenn da ein oder zwei Nor- 
male unter diesen Leuten sind, sie werden in Grund und Boden ver- 
<]ammt, sie können machen, was sie wollen, sie werden kaputtge- 
macht .„ Im Rahmen der SS möchte ich ganz klar folgendes darle- 
gen. Ich betone ausdrücklich, daß ich genau weiß, was ich sage. Dies 
ist selbstverständlich nicht für Führerbesprechungen bestimmt, son- 
dern das können Sie in einzelnen Unterhaltungen gesprächsweise dem 
einen oder anderen erzählen: 

Wir haben in der SS heute immer noch pro Monat einen Fall von 
Homosexualität. In der gesamten SS werden im Jahr ungeföhr acht 
bis zehn Falle vorkommen. Ich habe mich nun zu folgendem ent- 
schlossen: Diese Leute werden selbstverständlich in jedem Fall öffent- 
lich degradiert und ausgestoßen und werden dem Gericht übergeben. 
Nach Abbüßung der vom Gericht festgesetzten Strafe werden sie auf 
meine Anordnung in ein Konzentrationslager gebracht und werden im 
Konzentrationslager auf der Flucht erschossen. Das wird jeweils dem 
Truppenteil, dem der Betreffende angehört hat, von mir durch Befehl 
bekanntgegeben. Dadurch hoffe ich, daß ich diese Art von Menschen 
aus der SS auch bis zum leuten herausbekomme, um wenigstens das 
gute Blut, das wir in der Schutzstaffel haben, und diese werdende Ge- 
sundung blutlicher Art, die wir für Deutschland groß ziehen, frei zu 
halten. 

Damit ist,aber die Frage für das gesamte Deutschland noch nicht 
gelöst. I^an darf sich nämlich nicht über folgendes täuschen. Wenn 
ich den Homosexuellen vor Gericht ziehe und ihn einsperren lasse, 



dann ist der fall ja nicht erledigt, sondern der Homosexuelle kommt 
aus dem Oeltngnis genauso homosexuell heraus, wie er hineingekom- 
men ist. Damit ist also die gesamte Frage nicht bereinigt. Es ist berei- 
nigt, daß dieses Laster diffamiert worden ist, im Gegensatz zu den 
Jahren vor der Machtübernahme. Vor dem Kriege, während des Krie- 
ges und nach dem Kriege hatten wir zwar die Paragraphen, in Wirk- 
lichkeit geschah aber nichts. Ich mache Ihnen das am besten durch ein 
Beispiel klar: Wir haben in den ersten sechs Wochen unserer Tätigkeit 
auf diesem Gebiet im Jahre 1934 mehr Fälle dem Gericht zugeführt. 
als das gesamte Polizeipräsidium in Berlin in 25 Jahren. Niemand soll 
kommen und sagen, das ist nur durch Rölim groll geworden. Der war 
natürlich ein großer Schaden; geblüht hat die Sache jedoch schon vor 
dem Krieg, während des Krieges und erst recht nach dem Kriege. 

Nun sehen Sie, man kann staatlich, polizeilich durch Maßnahmen 
alles mögliche regeln. Man kann die an und für sich im Verhälmis zu 
dieser Frage völlig harmlose Dirncnfrugc organisieren, das läßt sich 
durch bcMimmtc MiJinahmcn in eine fürein-Kuiiurvolk iragbarc Or- 
ganisation bringen. Wir werden auf dem Gebiet großzügig bis dort- 
hinaus sein; denn man kann nicht einesteils verhindern wollen, daß 
die ganze Jugend zur Homosexualität abwandert und andererseits je- 
den Ausweg sperren. Das ist Wahnsinn. Schließlich bringt jede Mög- 
lichkeit, mit Mädchen in Großstädten zusammenzukommen — auch 
wenn es für Geld ist — , die ich zusperre, ein großes Kontingent auf 
die andere Seite. 

Wir dürfen bei allen diesen Betrachtungen nicht vergessen, Deutsch- 
. land ist leider zu zwei Dritteln ein städtisches Volk geworden. Das 
Dorf kennt diese Probleme nicht. Das Dorf hat seine natürliche und 
gesunde Regelung all dieser Fragen. Da geht eben Irou Pfarrer und 
trotz christlicher Moral, trotz eines jahrtausendelangen Religionsun- 
terrichts der Bursche zum Dimdl zum Kammer fenster In. Die Frage ist 
damit in Ordnung. Es gibt ein paar uneheliche Kinder, es regen sich 
ein paar im Dorfe auf und der Pfarrer ist froh, daß er wieder ein The^ 
ma für die Kanzel hat. Die Burschen machen es genauso wie früher 
und — täuschen Sie sich nicht — wie es auch in unserer Vorzeil war. 
Die ganze Theorie, die man sich zurcchtgebaut hat, daß das germani- 
sche Mädchen, wenn es Pech hat, erst mit 26 und 30 Jahren geheiratet 
zu werden, bis dahin als Nomie gelebt hat, ist ein Märchen. Streng 
waren dagegen die Bluigesetzc, daß kein Bursche und kein Mädchen 
sich mit einem minderwertigen Blut abgeben durften. Das war sogar 
unbarmherzig streng. Weiterhin war stftng: die eheliche Treue. Wenn 
die von der Frau gebrochen wurde, stand Todesstrafe darauf. Da be- 
stand nämlich die Gefahr, .daß fremdes Blut hineinkam. 

, Das war alles naturilch, die Ordnung damals war sauber und an- 
ständig und ging mit den Naturgesetzen und nicht wie heute unsere 
Ordnung gegen die Naturgesetze. 

Wie gesagt, diese Fragen, die auf diesem Sektor liegen, lassen sich 
Irgendwie einmal in Ordnung bringen. Je mehr wir Frühehen ermögli- 
chen, daß unsere Männer also mit.25 Jahren heulten können, desto 
mehr nimmt das andere ab, das regelt sich dann von selbst. 

Nicht läßt sich dagegen die Frage der Homosexualität in Ordnung 
bringen. Ich kann selbstverständlich — eine Frage, die wir oft liin und 
her erwogen haben — alle Strichjungen in Deutschland einsperren 
und in Lager bringen. Das ist ohne weiteres möglich. Ich lege mir le- 
diglich die Frage vor: wenn ich 20 000 Strichjungen der Großstädte 
einsperre, werde ich von diesen vielleicht drei- bis viertausend, die 
jung genug sind (17 bis 18 Jahre) durch Zucht, Ordnung, Sport und 
Arbeit, so wie es in einer ganzen Anzahl von Fällen geglückt ist, auf 
einen normalen Weg zurückbringen. In dem Augenblick aber, wo die 
Strichjungen nicht da sind — ich sperre ja nicht die Homosexuellen 
ein — , besteht dann die Gefahr, daß die Millionen Homosexuel- 
len sich neue Opfer suchen. Das ist also ein sehr zweischneidiges 
Schwert ...« (B. F. Smilh (Hg.), Heinrich Himmler, Gehcinirctlen 
1933 — 1945 und andere Ansprachen, i-rankfurt 1974, S. 93f.) . 



aus: Schwule und Faschismus, 
H,-D. Schilling (Hrsg.) 

Elefanten Press Verlag 
Berlin 1983 




- 45 - 







t ' 



a^s 



f * 






2. Der $oziale Ursprung der Sexuaherdrängurig 



,,.-, 



Dip Fr.i(tc nach der Durchführbarkeit allgemeinen menschli- 
chen Glückes im irdiKhen Leben war zu der Zeit naturhch 

praktitch nicht zu entscheiden. An dieser Stelle winl dai unbe- 
schwenc Menschcnlcind (ragen, ob denn die hohe Wissenschaft 
keine anderen Sorgen hütie, als so dumme Fragen zu stellen, ob 
irdisches UbensgTück der Menschenmisse »wünschenswert« 
oder »dur^führbar« wäre. Das wäre, meint rs, doch telbit* 
vtnländtiäi. Dennoch, es ist nicht so einfach, wie es sich der 
lebenskrüftige, enthusiastische Jugendliche und der heitere 
Clücksvogcl vorstellen. An den entscheidmden Zentren der 
Öflftntlichen Meinungsbildung in Europa um 1930 war weder 
der Anspruch der Mcnschenmassc auf irdisches Lebensglück für 
s.elbstversilndlich noch war sein Mangel für fragwürdig er- 
achtet. Es gab damals buchstäblich keine einzige politische Or- 
ganisation, die es für wichtig gcnuu erachtet hätte, sich mit so 
»banal-persönlichen«, »unwissensoiaftlichen« und »unpoliti- 
schen« Fragen zu bcschaitiucn. 

Indessen warfen die gesellschaftlichen Ereignisse um 1930 ge- 
rade diete Frage mit voller Wucht auf. Es war die faschisüsdie 
Flut, die wie ein Orkan über Deutschland hinwegfegte und 
alle zum Staunen brachte, wie denn derartiges mögli* wäre. 
Ökonomen, Soziologen, Kulturpolitiker und Reformer, Di- 
plomaten und Staatsmänner versuchten in alten Büchern eine 
Antwort zu finden. Die Antwort fand sich in den alten Bü- 
chern nicht. Kein eiiuiges politisches Schema paßte auf den 
Ausbruch irrationaler mensdilicher Affekte, den der Faschis- 
mus darstellte. Nie war die hohe Politik selbst als Irrationales 
Gebilde in Frage gestellt worden. 

Ich möchte in dieser Schrift bloß diejenigen gesellschaftlichen 
Ereignisse herausarbeiten, die den geschilderten Streit in 
Freuds Gelehrtenwohnung grell beleuchteten. Den breiten so- 
zialökonomischen Hintergrund muß ich hier vernachlässigen.* 
Die Freudsche Entdeckung der kindlichen Sexualität und der 
Sexualverdränguung war, gesell sdiaftlich giesehen, der erste Be- 

f;inn des Bcwußtwenlens von der jalmausendealten Sexualver- 
eugnung. Dieses B6wußtwcrdcn erschien no<h eingekleidet in 
hödist akademischen Formen und traute seinen eigenen Schrit- 
ten nicht. Die menschliche Sexualität beanspruchte Versetzung 
von der Hintertreppe des gesellschaftlichen Daseins, wo sie seit 
Jahrtausenden ein schmutziges, krankes und eitriges Leben 
führte,, an die Front des glänzenden Gebäudes, das man groß;- 
artig »Kultur« und »Zivilisation« nannte. Sexualmorde, kri- 
minelle Abtreibungen, jugendliihe Scxualagonie, Ertötung des 
Lebendigen in den Kindern, Perversionen en masse, Pomogra- 

fihie mit dazugehöriger Sittenpolizei, Ausnützung der mensch- 
ichen Liebessehnaucht dunh eine kitschige uiul lüsterne Indu- 



1 Vfl. Wilhelm Kclth. Matirnptyc/ioloit'f ^f faKhUrnnt. lyjj; D*r Unbrudi der 
Sammtmträl. 193)] OU StxiuhUi Im tiMllutkämpf. im*. 

sirie und Geschäfts rcWame, Millionen Erkrankungen seelischer 
und körperlicher Art, Vereinsamung und seelische Vcrkrup- 
pclung überall, dazu die neurotische Politisiererei der Mensch- 
heitsreiter waren nicht gerade als Schmuckstücke der Zivilisa- 
tion zu betrachten. Die moralische und soziale Beurteilung der 
wichtigsten biologischen Funktion des Menschen war bcherrsdil 
von sexuell verunglückten Damen und vegetativ erstorbenen 
adeligen Geheimräten. Man hatte ja nichts gegen die Vereine 
sexuell vcrunglückfci alter Damen und erstarrter Lebewesen 
einzuwenden, aber man protestierte dagegen, daß gerade erstor- 
benes Leben dem gesunden und blühenden Leben sein Verhalten 
nicht nur diktieren wollte, sondern auch zu diktieren vermothie. 
Die Ürstorbencn und Finttäuschten appellierten an das allge- 
meine »cxuelle Schuldgefühl und beriefen sich auf dos fexuelie 
Chaot und den »Untergang der Zivilisation und Kultur«. Die 
Mcnsdii-nmasscn wußten zwar Bescheid, doch sie schwiegen, 
denn sie wußten nidit recht, ob ihre natürlichen Lebenscmpfin- 
dungcn nidit dtnh verbrecherisch wären. Sie hatten Ja nie ande- 
res gehört. Daher wirkten die Forsdmngen Malinowskis in 
den Sudbccinscln außerordentlich fruchtbar. Sie wirkten nicht 
in dem bestimmten Sinn sensationeller Lüsternheit, mit der 
die sexuell verkraduen Händler die Südseemädchen erlebten 
oder über hawaiische Bauchtänze schwärmten, sondern ernsl- 

haft. III- 

Malinowski bestritt bereits xgz6 in einer seirier Publikatiorien 

die biologisd\e Namr des von Freud entdeckten sexuellen 
Kind-Eltcm-Konflikts (des Ödipuskonflikts), Er behauptete 
mit Recht, daß das Verhältnis von Kindern und Eltern sich mit 
den gesellsdiaftlidicn Prozessen verändert, also $oziolügisdier 
und nidit biologisdier Natur wäre, im speziellen, die Familie, 
in der das Kind aufwädist, wäre selbst Irgthnif gesellschaft- 
licher Entwiddung. Bei den Trobriandem zum Beispiel be- 
stimmt nidit der Vater, sondern der Bruder der Mutter des 
Kindes die Erziehung. Dies ist ein widitiger Zug des Mutier- 
rechts. Der Vater spielt nur die Rolle eines Freundes seiner Kin- 
der. Der Ödipuskomplex des Europäers existiert bei den Tro- 
briandem nidit. Das Kind der Trobriandcr entwidieli na- 
turlidi auch einen Familicikonflikt mit seinen Tabus und Vor- 
sdinftin, dodt diese Gesetze des Verhaltens sind grtindsäi/.lidi 
versdiifden von denen der Europäer. Sie enthalten außer dem 
Inzestiabu für Bruder und Sdiwester keinerlei Scxualvcrboi. 
Der englische Psydioanalytiker Jones protestierte sdiarf gegen 
diese suziologisch-funkiiohellc Behauptung mit der Gegenbe- 
hauptung, daß der Ödipuskomplex, der beim europäischen 
Menschen gefunden worden war, »fons et origo« aller Kultur 
und die Familie von heute daher euie unveränderliche bio/o- 
gisthe Institution wäre. Es .ging in diesem Streit kurzerhand 

r 






<.*i'"* 



-**esi#i 



^ri'": 



'-^^m^m- 



i§s^t&?s^e"sss'^ 



H«'»"'^..^ ^ 



"i^^^^S^^:^^^^^^^^^^^^^^ 















^^M0^^^m?s. 



-^»^r 9*<«\,.>»"- 









Vv1^ 






A f. ^i^^?f V ^ V <^ A^e ^^ ^' 



Ä\c 



> »*=' 









A\e 



uVO<?W 









S^»^'^!^V 



i 



c\ ^«^^r s^ 



»t., 






cn* 



ÄMW^ 




.e ^'%^ i»' 




Ae» 



^^tr^^'^^^s^^^'^^!^^^^ 



0^^^•.sA^«^ '.otvc^ 















^^:r^^^'T^ 



dieütf 



2^' 



\ti^ 



esitf^ 



UXV< 




ta unserer akademischen Welt Er besagt; Die Kernfrage der 
Mentalhyu^erie einer Bevölkerung i$t d(r Siand ihret natürli- 
dien Licbeslebens, 

Ireud hatlc behauptet, daß die sexuelle Latenzzeit unserer 
Kinder, zwischen dein sechsten und zwölften Lebensjahr etwa, 
biülo>;isch wäre. Idi hatte an Jugendlichen aus verschiedenen 
Bovülkcninßsschichtcn festgestellt, daß es bei natürlicher Ent- 
wicklung der Sexualität keine Latenzzeit gibt. Sie ist ein imna- 
lürliches Kultürprodukt. Ich wurde deshalb von den Analyti- 
kern angef;rifl"en. Nun wurde es von Malinowski bestätigt; Die 
sexuelle Hciütigung der Trobriandcrkinder verlauft ununter- 
brochen entsprediend dem jeweiligen Alter, ohne Latcnizej ' 
Der Cesthledu&verkehr setzt ein, wenn die Pubertät es fordet^ 
Das Gesihledusleben der Jugendlichen ist monogam, der Wech- 
sel der Partner vollzieht sich ruhig, geordnet, ohne Eifcrsudits- 
gewalt. Und die Trobriand-Gesc 11 Schaft sorgt ganz im Ge- 
gensatz zu unserer Zivilisation für Ruhe und Hygiene des 
jugendlichen Gcsdilediislcbcns, vor allem in bezug auf Räum- 
lichkeiten und sonst, soweit es ihre Kenntnis der Nalurvor- 

gänge zulaßt. 

Es gibt nur eine Gruppe von Kindern, die aus diesem natürli- 
chen Ablauf ausgeschlossen ist. Es sind diejenigen Kinder, die 
zu einer bestimmten ökonomisch vorteilhaften Eheschließung, 
zur Kreuz*Vetter-Bascn-Heirat, bestimmt sind- Diese licirat 
bringt dem Häuptling wirtschaftliche Vorteile und bildet den 
Kern, aus dem die patriarchalische Ordnung sich entwickelt. 
Die Krcuz-Vetter-Basen-Heirar fand sich überall, wo die eth- 
nulogisdie Forschung bisher-das Muitcrredit aktuell oder histo- 
risch naihweisen konnte, (Vgl, Morgan, Bachofen, Engels usw.) 
Diese Kinder sind, ganz wie die unseren, zu asketischem Leben 
verhalten und zeigen Neurosen und Charakterzüge, wie sie 
uns vom Charaktemcurotiker her bekarmt sind, ihre Askese 
hat die Funktion, sie botmäßig zu machen. Die Sexualunter- 
ilnakung wird ein weientlidiei V^erkzeug der wirtidiaftUdien 

Versklavung. 

Die Scxualverdrängung beim Kleinkind und beim lugendli- 
chen ist also nich^, wie die Psychoanalyse in Obereinstimmung 
mit der überlieferten falschen Erxiehungsanschauung behaup- 
te, die Vorbedingung für kulturelle Anpassung, Sozialität, 
Arbeitsamkeit und Reinlichkeit, sondern vielmehr das gerade 
Gegenteil djivon. Die Trobriander haben bei voller Freiheit der 
natürlichen Sexualitüt nicht nur eine hohe Stufe der Acker- 
baukultur erreicht, sondern sie haben durch das Fehlen der se- 
kundären Triebe sogar einen Zustand erhalten, der jedem 
europäischen Staat von 1930 und 1940 wiC ein Traum ersdiei- 
n n muß. 
C ide Kinder sind in natürlicher Weise spontan sexuell tätig- 




- 46 



1/ 



1 1 



\- 



4 



j - 





,] 



^' -', - 




T - 



I 

t 



4 
•1 



Kranke Kinder sind unnatürlidi sexuell, däs heißt pervers tatig. 
Wir stshen also in der sexuellen Erziehung nicht vor der Alter- 
native: sexuell oder a$keti6ch, sondern vor der: nafür/icfi-gesun- 
de» oder pervers-neurotisches GeschledU sieben. 
Die Sexuaherärängung ist sozialökonomischen und nicht bio- 
lo$isdien Ursprungs. Ihre Funktion ist die Grundlegung der 
autoritär-patriarchalischen Kultur und der wirtschaftlichen 
Sklaverei, wie sie uns besonder« ausgeprägt in Japan, China, 
Indien etc. enigegeniriii. Die Urzeit der Menschen folgte im 
Geschlechtsleben natürlichen Gesetzen, die eine natürlidie So- 
zialität begründeten. Die Zwischeiueit des autoritären Patriar- 
diats von etwa vier- bis sechstausend |ahren hat mit der Ener- 
gie der unterdrückten natürlichen Sexualität die sekundäre, per- 
verse, kranke Sexualität des heutigen Menschen gesciiaffen. 



3. fdsc/iistischrr/rrationa/ismuf 

Efl ist nicht zu gewagt zu behaupten, daß die kulturellen Um- 
wälzungen unseres Jahrhunderts dunh das Ringen der 
Menidineit nach Wiedergewinnung der natürlichen Gesetze des 
Licbeslebens bestimmt sind. Dieses Ringen um Natürlichkeit 
und Einheit von Natur tmd Kultur gibt sich in den verschie* 
denen Formen mystischer Sehnsucht, kosmischer Phantasien, 
»ozeanischer« Gelühle, religiöser Ekstasen, und vor allem im 
Fortschreiten der sexuellen Freiheiten bekannt; es ist unbe- 
< wüßt, neurotisch widerspruchsvoll, angsterfüllt, und es erfolgt 
oft in den Formen, die die sekundären, perversen Triebe kenn- 
zeichnen. Eine Menschheit, die jahrtausendelang gezwungen 
war, ihr biologisdics Grundgesetz zu verleugnen und infülge* 
dessen eine zweite Natur, die eine Widcmatur ist, erworben 
hat, kann nur in irrationale Raserei geraten, wenn sie die bio- 
logische Grundfunktion restituieren will und davor An^it 
hat. 

Die patriarchalisch-autoriiare Ära der Menschheitsgeschichte 
hat versucht, die sekundären asozialen Triebe durch zwangs- 
moralische Verbote in Schach zu halten- So kam der fragwür- 
dige Kulmmiensch dazu, ein strukturell dreifach gestitiditetes 
Leoewesen zu werden. An der Oberfläche trägt er die kümtli* 
che Maske der Selbstbeherrschung, der zwanghaft uncditen 
Höflichkeit und der gemachten Sozialität. Damit verdeckt er 
die zweite Schicht darunter, das Freudsihe »Unbewußte«, in 
dem Sadismus, Habgier, Lüsternheit, Neid, Perversion aller 
Art etc, in Schach gehalten sind, ohne jedoch das geringste an 
Kraft einzubüßen. Diese zweite Schicht ist das Kunstprodukt 
der sexualvemeinemi ^ Kultur und wird bewußt meist nur als 
gähnende innere Leere und Ode empfunden. Hinter ihr, in der 



Tiefe, leben und wirken die natürliche Sozialität und Sexuali- 
tät, die spontane Arbeitsfreude, die Uehenfähigkeit. Diese teu- 
tc imd dritte Schicht, die den biologiidien'Kem der mcnschli- 
dien Struktur darstellt, ist unbewiißt und gefürchtet. Sie wi- 
der^pricht jedem Zug autoritärer Erziehung und llerrsJiaft. 
Sie ist gleichzeitig die einzige reale Hoffnung, die der Mcnbch 
hat, das gesellschaftliche Elend einmal zu bewältigen. 
Alle Diskussionen über die Frage/üb der Mensch gut oder böse, 
ein soziales oder ein unsoziales Wesen sei, sind philosophische 
Spielereien. Ob der Mensch ein soziales Wesen cider ein merk- 
würdig vemunftlos reagierender Protuplasmahüufen ist, hängt 
davon ab, ob seine biologischen Grundbedürfnis^e in Einklang 
oder in Widerspruch stehen mit den Einrichtungen, die er sidi 
geschaffen hat. Es ist daher auch immöglich, den arbeitenden 
Menschen aus der Masse von der Verantwortung zu befreien, 
die er für die Ordnung oder Unordnung, also für die Aoziale 
und individuelle Ökonomie der biologisdien Energie trägt. Es 
ist eines seiner wesentlichsten Keniueici\en geworden, diese 
Verantwortung mit Begeisterung von sich auf irgendwelche 
FuhaT und Politiker abzuwälzen, da er sich selbst wie seine 
Insiitutiunen nicht mehr begreift und nur mehr fürchtet. Er ist 
im Grunde hilflos, freiheitsunfähig und autoritätssüchtig, 
denn er kann nicht spontan reagieren; er ist gepaf\zert und er- 
wartet Befetdc, denn er ist widerspruchsvoll und kann sich auf 

siih selbst nicht verlassen. 

Das kultivierte Uürgenum Europas im 19. Jahrhtmdert und 
im Anfang des ao, Jahrhunderts hatte die zwangsmoralischen 
Fomien des Verhaltens vom Feudalismus übernommen und 
zum Ideal des menschlichen Gehabens gemacht. Seit der Auf- 
klarung hatte man nach der Walirheit zu forschen und nach 
Freiheit zu rufen begonnen. Solange die zwangsmoralischen 
Institutionen außerhaJb des Mensciien als Zwangsgesetz und 
öffentliche Meinung und innerhalb des Menschen als Zwangs- 
>;ewisscn herrschten, gab es eine Scheinruhe mit gelegentlichen 
Durchbrücfien aus der Unterwelt der sekundären Triebe. Eben- 
solange blieben die sekundären Triebe Kuriositäten tmd nur 
psydiiatrisch intea^ssanie Besonderheiten. Sie ersdiienen als 
Sympiomneurosen, ■ neurotisch kriminelle Handlungen oder 
Perversionen. Als aber die gesellschaftlichen Erschütterungen 
die Mensdicn Europas mit Sehnsucht nach Freiheit, Unabhän- 
Kigkeit, Cleichbereciitigung und Selbstbestimmung zu erfüllen 
begannen, drängte es in ihnen natürlicherweise nach Befreiung 
des Lebendigen. Soziale Aufklärung und Gesetzgebung, sozial- 
wissenschaftlidie Pionierarbeit und freiheitliche Organisatio- 
nen versuduen »die Freiheit« in diese Welt xu setzen. Die. 
europäischen Nuchkriegsdemokratien wollten die Mensdien 
»zur Freiheit heranführen«, nachdem der Erste Weltkrieg vie- 
le autoritäre Zwangseinrichtungen vernichtet hatte. Doch. diese 
zur Freiheit strebende europäisdie Welt beging einen schweren 
Rechenfehler. Sie übersah, was jahnausendealie Vernichtung 
des Lebendigen im Menschen unterirdisch großgezüchtet harte: 
Sie übersah den tiefgreifenden, allgemeinen Defekt der C/ia- 
rukterneurose. In Gestalt des Sieges der Diktaturen brach die 
große Katastrophe der seelischen Pest, das heißt die Katastro- 

Ehe der irrationalen menschlichen Charakterbeschaffenheit 
ercin. Was der oberflädttiche Firnis an Wohlcrzogenheit und 
künstlicher Beherrschtheit so lange in Schach gehalten hatte, 
brach nun, von den zur Freiheit strebendni Mensdienmassen. 
selbst getragen, durch zur Tat: 

in den Konzentrationslagern; in den Judenverfolgungen; in' 
der Vernichtung aller menschlichen Sauberkeit; in der Nieder^ 
mähung von Stadtbevölkerungen durch sadistisch sportliche Un- 
weseh, die das Lebendige nur ncxh im Siechschritt zu fühlen 
vermögen; in dem Kiesenvötkerbetrug, der sich staatlich-auto- 
ritäre Interessenvertretung nennt; in der Versenkung Zehn- 
tauscnder junger Menschen, die treugläubig und hilflos einer 
Idee zu dienen glaubten; in der Vemiditung der MilUarden- 
wene inensdilicher Arbeit, deren Bruchteil genügt Iiätte, die 
Armut in aller Welt aufzuheben; kurz, in einem Veitstanz, der 
immer wiederkehren wird, solange es den Trägem des Wissens 
und der Arbeit nicht gelingen wird, die Massenneurose in sich' 
und außer sich zu vernichten, die sich »hohe Politik« nennt 
und von der charakterlichen Hilflosigkeit der Erdenbürger 
lebt. 

1928^1930, zur Zeit der geschilderten Auseinandersetzungen 
mit Freud, hatte ich wenig Ahnung vom Faschismus, etwa so 
wenig wie der durchschnittliche Norweger 1939 oder der Ame- 
rikaner 1940. Idi lernte ihn erst zwischen 1930 und 1933 in 
Deutschland kennen. Ich war hilflos perplex, als ich ihm he* 
gegnete und in seinem Wesen Zug um Zug den Gegenstand der ^ 
Auseinanderseuung mit Freud wiederfand. Allmänlich begriff 
ich, daß dies logisch war. In dtfn genannten Auseüianderset- 
zungen war um die Beurteilung der menschlichen Struktur, um 
die Rolle der menschlichen Glückssehnsucht und der Irratio* 
nalitot im gesellschaftlichen Leben gerungen worden. Im Fa- 
schismus bot sich die seelische Massenerkrankung unverhüllt 
dar. • 

Die Gegner des Faschismus, liberale Demokraten, Sozialisten, 
Kommunisten, marxistisdie und nichtmarxistisdie Ökonomen 
etc. Sudeten die Lösung des Rätsels in der Persbnlidikeit Hit- 
lers oder in fomiaipolitischen Fehlem der verschiedenen demo-* 
kratisdten Parteien Deutschlands. Das eine wie das andere be- 
deutete, die Flut der Pest auf individuelle Kurzsichtigkeit oder 
die Brutalitat eines einzigen Mannes zurückzuführen. In Wirk- 
lichkeit war Hitler nur der Ausdruck des tragischen Wider- 
spruchs in den Menschenmassen, des Widerspruchs zu^ischen 
Freiheitssehnsudu und realer Freiheitsang&t. 
Der deutsche Faschismus sprach es klar aus, daß er nidit mit 
dem Denken und dem Wissen der Mensdien, sondern mit 
deren kindlichen Gefühlsreaktionen operiere. Weder das politi- 
sdie Programm nodi irgendeine* der Vielen verworrenen wirt* 
sduftlichen Vers prediun gen, sondern in der Hauptsache der 
Appf^ll an ein dunkles mystisdies Gefühl, an eine unbestimmte, 
mblige, doch außerordentlich kräftige ISehmuclit brachte den 
Faschismus zur Macht und sicherte ihn in der Folgezeit, Wer 
dies nid^t begriff, begriff auch den Faschismus nicht, der eine 
internationale Erscheinung ist. Der Irrationalismus in der Wil- 
lensbildung der deutschen Menschenmassen ist an folgenden 



- 47 - 



f [£' i^ Te l^Ärief individuell^ und die 

Sie vorausgegangene Emehung der Men.Aenm.s« zur Ane^ 
Vennung der formalpol irischen anstelle der suchlidten Auton- 
f^bnaL die Basis, auf der die fasdüstisdie Autont auf orde- 
rig sid^ auswirken konnte. Der Faschismus war «n^?» k«'^« 
^fnige Ubensansduuung, wie seine Fnninde und v ele s«. 
ner Feinde glauben machen wollten, noch viel w«i.ger hat er 
S^as mit !iner rationalen Revolution unertraghcher .^ell- 
XftI icher Zustände zu tun; der Fasdusmus war bloß d.e «- 
*:re r.uUionäre Kons.,Henz «I/jr .^^ 

Russentheorie ist niAt« Neues, sondern bloß d.e fojgendU^^^^^ 
und nur brutal vertretene Fortsetzung der «»«"/^''''''''''^ 
Td Dntmationstheorien. Deshalb waren gerade Erbpsych- 
"aler und Eugeniker alter Art der Diktatur so sehr zugang- 

lit an der fa»AI«i5dien Massenbewegung i«. daß « nun der 
ememen politischen Reaktion geUng, ..dt "« "^«;^; Ä 
südiie der MensAenmasscn xu bedienen ^" f "*''f,/7'^'' * 

^hnsudu der Massen plus Angit vor /«'^""i'VV"j'"'r« e 
tung ergibt faschistisäte Men(flmä^ ganz gleidigultig, T)b sie 

1^ bei einem Fasdtisten oder bei einem Demokraten hndet. 

n7u im husdüsmus ist. daß die Menschenmassen m^}^^fj^l 

eigene Unterdrückung bejahten und »"^t"•/«''%"i.^'' ^"JT. 
täibedürftigkeil erwies s.d. stärker als der Wille zur Selb- 

Hfue^*««pr.A die Unterdrüdcunp der Frau dunh den 
M«S, die Aufhebung ihrer mateneRen Selbs.ändigke.t ihre 
Sng an den hausliAen Herd, ihren Ausschluß von der Be- 
, immiSg des sozialen Lebens. Die Frauen, deren perwnliAe 
F eiheit seit Jahrhunderten unterdruckt war und d.e diie An« 
vor freiheitlid^er UbensfühmnR besonder» stark entwickelt 
halten, jubelten ihm an erster Stelle zu. 

Hitler vcrspradt die Vcmiditung der sozial ist. sehen und der 
bürgerhdi dem«kr«tlschax Organisationen So.ul(smche und 
bürgerlidt demokra.isdie Mensd^enmassen liefen ihm zu, weil 
.'h« Organisanoncn zwar viel von Freiheit Siedet hatten, 
jcdodi niemals da. .dtwierige Problem der mensdil.dien Au- 
toritiitssudit und praktisdi-politisdien Hilflosigkeit audt nur 
Lmlnn hl ten. ol Mcnsd!enma..en waren durch die unen - 
Sni ll-hung der alten demokratisdien "»'«"'.';■«" -]: 
lü.ibiht Intliiuuhunx der Meu^chvnmmiten dunh die frühe,- 
r» ü i iL».o«rM Wh. wirtschafte Krise plus uuland.- 
'i IreihLwille ergeben iasdustisdu ^enr./. a/ das he ß 
die Uea'itsdiaft, sidi einer autoritären Vaterges.alt zu uberani- 

- nitirverspradt sdiärfsten Kampf gegen die Ceburtenrc- 
gelung und die Sexualr^formbewegung. Deutsddand umfa^e 
iW-Tctwa 500000 Mensdien in Organisationen, dte um rauo- 
nale Sexualreloiin rangen. Dodi diese Organisarionen wagten 
" es niemals, an den Kern des Problems, die sexuelle Glucks- 
sehnsudtt, zu rühren. Idt weiß aus jahrelanger Arbeit unter 
den Mensdtenmassen, daß sie gerade dies erwarteten; sie wa- 
ren enttäuscht, wenn man ihnen gelehrte Vorträge über die In- 
teressen der Bevölkerungspolitik hielt, statt ihnen zu sagen, 
• wie sie ihre Kinder zu Ubendigkeit erziehen, wie die Jugendh- 
' ' dien mit ihren sexuellen und wirtsdiaftlichen Noteij fertig 
' werden und wie die Eheleute ihre so typisdien Konflikte be- 
wältigen sollten. Die Mensdienmassen sdiienen zu ftihlen, dali 
•> die Katsd^läge zur »Liebesiedinik« i la Van de Velde, die ein 
Kutes Geldgesdiäft waren, weder das Problem erfaßten nodi 
sympathisdi waren. So kam es, daß die enitäusdtten Mensdien- 
nusicn Ihiler zuliefen, der, wenn audi mystisdi, so doch an 
liefe Lcben.krüfie appellierie. Predigen von Treihext ohnekon- 
itante, energisch entschlossene Erkämpfung der Jretheithchen 
Verantwortungsfähigkeit im täglichen Leben und ihrer wzrfl- 
. len Voraussetzungen führt zum Faschismus. 
Die deutsche Wissensdiaft hatte Jahrzehnte um die Trennung 
de* Sexuahtätsbegriffc» vom Fortpflaiizungsbcgnff gerungen. 
Dieses Ringen blieb den arbeitenden Mensdienmas.en lern, em- 
gesdilossen in akademisdiert Büdiem und daher ohne soziale 
Wirkung. Nun kam Hiiler und verspradi, den Fortpflanzungs- 
gedanken, und nicht das Liebesgliick, zum Grundprinzip seiner 
Kuhurrwlitik zu madien. Zur Sdiam erzogen, das K.nd 
beim reducn Namen zu nennen, durdi .kmtlidie K«"'« V'" 
gesellsdiaftlidien Systems dazu verhalten, .cugenisdie Hoher- 
züditung* dort zu sagen, wo man »Liebesgludc« meinte, lie- 
fen die Massen Hitler zu, denn er fügte dem alten Begriff eine 
starke, wenn auch. irrationale Emotion an. Reaktionäre Denk- 
inhalte plus revolutionäre Erregung ergeben fasdiistisdies 
Fühlen. 




Die Kirdie hatte das »Glüdc im Jenseits« gepredigt und mit 
Hilfe des Sündenbegriffs die hilflose Abhängigkeit von einer 
übcrirdii.dien, allmädiiigen Gestalt tief in die mensdilidicn 
Strukturen gepflanzt. Dodi die wirtsdiaftlid\e Weltknse zwi- 
idien 1929 und 19)3 stellte die Menschcmnassen vor schärfste 
irdische Noi. Diese Not selbst zu bewältigen, war ihnen we- 
der sozial noch individuell möglid». Da kam Hiller und er- 
kijrte sidi als von Gott gesandter irdisdier. allmächtiger und 
allwissender Führer, der dieses irdisdie Elend beseiHgen 
konnte. IIa war alles vorberciiet, ihm neue Menschenmassen zu- 
zuijfcn, die eingeklemmt waren zwisdien der eigenen indivi- 
duellen Hilfloi-ifjkeit und der geringen Befriedigung, die der 
Gedanke ans Glüdt im Jenseits real bot. Ihnen war nun ein ir- 
dibdHT Coli, der sie aus allen Kräften -Hed« schreien ließ, 
gefühlsmäßig widitiger als ein Gott, den sie niemals sehen 

konnten und der ihnen nicht einmal emotionell mehr half. Sa- 
distisdie Brutalität plus Mystizismus ergibt faschistisäte Men- 
talität. • 
Deutschland hatte in seinen Schulen und Universitäten jaJir- 
zehntelang um das Prinzip der freien Schul gemeinde, der mo- 
dernen freiwilligen Arbeitsleistung und Selbstbestimmung de» 
Schüler* gerungen. Die verantwortlichen demokratischen Auto- 
ritäten blieben in der breiten Sphäre der Erziehung an den 
autoritären Prinzipien haften, die dem Schüler Angst vor der 
Autorität und gleichzeitig Rebellion mit irrationalen Zielen 
und Mitteln einflößte. Die freiheitlichen Erziehungsorganisa- 
tionen genossen nicht nur keinen gesellschaftlichen Schutz, son- 
dern sie waren vielmehr den größten Gefahren ausgesetzt und 
materiell auf private Unterstützung angewiesen. Kein Wun- 
der, daß diese Ansätze zur freiheitlichen UmHruklurierung ^ 
der Menschenmasse ein Tropfen im Meer blieben. Die Jugend 
lief Hitler massenhaft zu. Er legte ihnen keine Verantwortung 
auf, sondern stützte sich auf ihre Strukturen, die in den auto- 
ritären Familien von früher her festgelegt waren, flitter siegte 
in der Jugendbewegung, weil die demokratische Gesellschaft 
nicht alle, und jedes unternommen hatte, die Jugend Zu frei- 
heitlicher verantwortungsvoller Lebensführung zu erziehen. 
Hiller versprach anstelle der freiwilligen Arbeitsleistung da. 
Prinzip der Zwangsdisziplin und der Pßichtarbeil. Mehrere 
Millionen deutscher Arbeiter und Angestellter wählten Hitler. 
Die demokratischen Institutionen hatten nicht nur versäumt, 
mit der Arbeitslosigkeit fertig zu werden, sondern sie hatten 
deutlich Angst gezeigt, wenn es darauf ankam, die sdiaffen- ■ 
den Mensöienmassen tatsÖchlic^i an die Verantwortung für die 
Arbeitsleistung heranzuführen. Dazu erzogen und verhalten, 
nidiis vom Arbeitsprozeß zu verstehen, vom Gesamtüberblick 
über die Produktion ausgeschaltet zu sein imd nur den Lohn 
zu empfangen, fiel es diesen Millionen Arbeitern und An- 
gestelhen leicht, das alte Prinzip in verschärfter Form auf sich 
zu nehmen. Sie konnten sich nun mit »dem Staat« und »der 
Nation« gleichsetzen, die an ihrer Stelle »groß und kräftig« 
waren. Hitler erklärte offen in Sd\riften und Versammlungen, 
daß die Masse der Menschen nur Wiedergabe, was in sie hincin- 
getrichtert wird, da sie kimlliafi und feminin .ei. Mensdien- 
massen jubelten ihm zu, denn da war einer, der sie sdiützen 

wollte. 

Hidcr forderte die Unterordnung aüer Wissenschaft unter den 
Begriff der »Rasse«. Große Teile der deutschen Wissensdiaft 
gaben nach, denn die Rassentheorie wurzelte in der mciaphy- 
sisdien Erblichkeitsiheorie, die mit ihren »vererbten Stoffen« 
und »Anlagen« sidi immer wieder imd gern der Pflidit entzo- 
gen hatte, Le6enfi/ynfc(ionen im Werden zu verstehen und die 





- 48 - 





sozißU Herkunft des mensMchen Verhallens real zu erfassen. 
Es war üblidi gewesen lu glauben, daß, wenn man den Krebs 
»der ilie Neurose oder die Psychose als vererbt erklarte, man 
damit auch etwas ausgesagt habe. Die faschistische Rassenlehre 
ist nur eine Fortsetzung der bequemen Hereditätslehren. 
Kaum ein anderes Schlagwort des deutsdien Faschismus wie 
da* vom -Walion des deutschen lllutcs. und seiner .Remhcit« 
hai Mennhennu^cn be«eh. Die Kt-mlicii d« dcutid.en Hlute. 
incini die Frcilieit von »Syphilii«, der -jüJi^dien Vcrüeu- 
.hung«. Nun Sil« die Angst vor Geschledmkrankhenen, a 3 
tun^mung der kindlichen Cenitatangst, tief in jedem emiel- 
nen Erdenbürger. Es ist begnrinidi, daß die Mensdienmassen 
Hitler zuliefen, denn er versprach ihnen die »Reinheit des 
bluies«. ledes Mensdienkind spürt in sidi da», was man die 
.kosmisdien und ozeanisdien Gefülde« nennt. Die trockene 
akademisdie Wisscnsdiaft fühlte sich zu erhaben, sich mit der- 
artigen Mystizismen abzugeben. Nun ist diese kosmisdie oder 
ozeanische Sehnsucht der Mensdicn nidus anderes als der Aus- 
drude ihrer orgastischen Lebens seh nsudit. Hitler appellierte an 
diese Schnsudit; und daher liefen die Mensdicnmasseivihm 
und nidit den trockenen Rationalisten nadi, die vereuditen, 
diese dunklen Lebensgefühle mit ökonomisdien Statistiken xu 

ersticken. . _ i .. ii- ^ 

Von alters her war in Europa die »RettunR der Familie« ein 
abstraktes SdilagwüM, hinter dem sich reaktionärste Gesinnun- 
gen und Handfungen verbargen. Wer die autoritäre Zwangsla- 
milie von den naiürlidien Liebesbindungen der Kinder und 
titern untersdiied und kritisierte, war »ein Feind des Vater- 
landes«, »Zerstörer der heiligen Institution der Familie*, ein 
Gesetzteser. Die familiäre Bindung der Mcnsdien war im 
hücl^industriellcn DeuisdiUnd in sdiarfen Konflikt mit der 
kollektiven Industrialisierung des Landes gekommen. Ei gab 
keine offizielle Stelle, die das Kranke an der Familie herauszu- 
sondem und die Unte^drüdcung der Kinder durch die Eltern, 
den Familienhaß «tc. zu meistern wagte. Die typisdie autoritäre 
deutsche Familie brütete, besonder auf dem Lande und m 
kleinen Südten, die fasdiiitiidie Mentalität millionenladv 
aus. Sie sirukmriene die Kinder im Sinne der ZwangspHi^t, 
der Entsagung, des absoluten autoritären Gehorsams, den Hit- 
ler so glaniend auszubeuten verstand. Indem der Fasdiismus 
für die .Rettung der Familie« eintrat und g/eidiz«i/ig die Ju- 
gend aus der Familie in »eine Verbände zog, trug er sowohl ih- 
rer lamiiiären Bindung wie der Rebellion gegen die Farr^ilte 
Rechnung. Indem er die gefühlsmäßige Identität von »Fü- 
rniiie«, »Nation* und »Staate betonte, konnte sidi die tami- 
liäre Struktur der Mensdien in die fasdiisiisdi-staatlidie glatt 
fortsetzen. Zwar war damit kein einziges Problem der rtalen 
Familie und der realen Not der Nation gelöst, doch die Men- 
schenmassen konnten ihre familiären Bindungen aus der 
Zwangs-Familie in die größere »Familie Nation« übertragen. 
Dafür war strukturell alles von alters her vorbereitet. »Mutter 
Deutschland« und »Vater-Gott Hitler« wurden die Sinnbil- 
der tief kindlicher Gefühle. Mit der »starken und einzigartigen 
deutschen Nation« identifiiiert, konnte nun jeder «idi min- 
derwertig fühlende und real amuelige »ürger selbst, wenn 
uuäi iUuslonÜr. etwas bccieuien. SdilieDlidi vermochie das In- 
teresse an »der Rasse« die aufgebrodienen Quellen der Sexua- 
lität auizuiangen und zu versdileicm. Die Jugendliciien konn- 
ten nun Gesciilechtsverkehr haben, wenn sie vorgaben, Kinder 
im Interesse der Rassenzüditung zu zeugen. 
Die natürlidien Lebenskräfte der Mensdien blieben picht nur 
ver^diüttei, sondern waren nun viel mehr gezwungen, sich in 
weit versteckteren Formen zu äußern als je zuvor. Und 
Deutsdiland wies als Resultat dieser »Revolution des Irratio- 
nalen« mehr Selbstmorde und sozialhygicnisdies Elend auf als 
je vorher. Das Massensterben im Kneg zur Ehre der deutsdien 
Rasse bildet den Schlußakkord dieses Hexentanzes. 
Im Einklang mit den Sehnsüditen nadi «Ulutreinheit«, das 
heißt Sündenfreiheit, wirkte die Judenfeme. Die Juden versudt- 
ten zu erklären oder zu beweisen, daß sie auch sittenstreng wä- 
ren oder auÄ national, oder auch »deutsdi«. Anthropologen, 
die gegen Hitler waren, versuchten durch Schädel messungen zu 
beweisen, daß die Juden Jteine minderwertige Rasse waren. 
Christen und Historiker versuchten klarzustellen, daß Jesus ju- 
disdier Abstammung gewesen war. Dodi es ging bei der Juden- 
feme gar nicht um rationale Fragen, also nidit darum, ob die 
Juden audt anständig, ob sie nidit minderwertig wären oder ob 
sie anständige Sdiädelgrößen hätten, sondern um etwas ganz 
anderes. Gerade an dieser Stelle bewies sich die Folgerichtigkeit 
und Korrektheit des sexual-ökunomisdten Denkens. 
Wenn der Fasdiist »Jude« sagt, so meint er ein bestimmtes ir- 
rationalei Empfinden. Der »Jude« repräsentiert, wie man sidi 
in jeder Tiefenbehandlung von Juden und Nichi}uden über- 
zeugen kann, irrational clen »Geldmacher«, den »Wucherer«, 
den »Kapitalisten«. In tieferer Sdiidit bedeutet der ßegriff 
»Jude« »schmutzig«, »sinnlich«, »sexuell schweinisch«, aber 
auch »Shylotk«, »Kastraior«, »Schäditjude«. Da nun die Angst 
vor der natürlichen Ceschleditlidikeit und der Abscheu vor der 
. pervenren Gesdilechilidikeit gleidi tief in allen Mensdien wur- 
zeln, ist es klar begreiflidi, daß die so kunstfertig durdigeführte 
Judenieme an die tiefsten sexuellen Abwehrfunktionen des se- 
xuell widematürliÄ erzogenen Mensdien rührte. Die antikapi- 
tttlistisctie und ürt/ise;itHe//e Einstellung der Mensdienmassen 
konnte mit Hilfe des Judenbegriff» vollständig in das Treiben 

der fasdiistisdien Flut einbezogen wtrden. Unbewußte Sehn- 
sucht nach sexueller Lebensfreude und sexueller Reinheil bei 
gleidizeitiger Angst vor der natürlidien und bei Abscheu vor der 
perversen Sexualität ergibt fasdtistisch-sadistisdien Antisemi- 
tismus. Der »Franzose* hat dieselbe Bedeutung für den Deut- 
sdien wie der -Jude« und der »Neger* für den unbewußt fa- 
sdiistisdien Engländer: »Jude«, »Franzose« und »Neger« sind 
liezeiclinungenfür »sexuell-sinnlich«. , , , j ^_ 

Und so kam es, daß der moderne Sexual Politiker de« 20. Jahr- 
hunderts, der sexuelle Psychopath und kriminell Perverse Ju- 
lius Streicher den »Stürmer« in die Hände von Millionen deut- 
sdier Jugendlidier und Erwachsener bringen konnte. An kei- 
ner anderen Stelle v/ie im »Slünner« wurde klar, daß die Scxual- 
hygiene längst auigchort halte, ein Problem medizinischer Zir- 
kel zu sein; daß sie vielmehr eine Frage von cnisdieidender ge- 
sellsdiaftlidier Bedeutung geworden ist. Folgende 'Proben au» 
der St reiche rsdien Phantasie aus dem Jahre 1934 mogvn das Ge- 
sagte veranschaulidien (Zitate aus dem »Stürmer«); 



r 

»Uvr juntje iojtihrJKt: Ikimut Daub« haue »ein Abitur bettari' 
dtn. Gegen zwei Unr morgen» ging er nach Hauit*, um 5 Uhr 
morgen$ UnJen ihn seine Eltern tot auf der Straße vor der 
Wohnung liegen. Der Halt war bis zur Wirbelsäule durxhge* 
schnitten, äa$ G$nitale war entfernt. Blut war keines vorhan- 
den. Die Hände des Unglücklichen waren zerschnitten. Der 
Unterleib wies mehrere Mes$er$tid}e auf.€ 

»Der alle Jude überfiel eines Tages auf dem Dachboden die ah- 
nungslose Nichtjüdin^ vcruewaltigte und schändete sie. Es kam 
sü weit, daß er, wenn et ihm gehet, in ihre Kammer schlich, die 
i^uht vcr>ihlo>t»cn wurden kunnie,« 

• Lin |ungc-s Eliepaar ging außerhalb Paderborns spazieren und 
fand mitten auf dem Wege em Stüdc yleisdx. Ucim genauen Zu- 
sehen entdeckten sie zu ihrem Entsetzen, daß es der von einem 
wetblidien Körper kun&tgeredit losgetrennte Gesdüeditsteil 
Wiir.^i 

>Der Jude hatte die . . . zu pfundgroßen StüAen zersdtnitlen. 
r.r hatte gemeinsam mit seinem Vater die Stücke in der ganzen 
Umgebung zerstreut. Man fand sie in einem kleinen Wald, auf 
Wiegen, auf Weidenstrünken, in einem Teich, in einem Bad», in 
einem Abflußkanal und in der Jauchegrube. Die qbgesdmitte- 
nen Bri4Ste lagen auf dem Heuboden. • 

»Während Moses dem Kinde, das Samuel auf seine Knie legte, 
mit einem Taschentuch die Kehle zustlinürte, idmitt jener ihm 
mit einem Messer ein Slüdc von der Kinnlade ab. Die anderen 
sammelten das Blut in einem Napf, gleidizeitig stachen sie das 
entkleidete Üpfer mit Nadeln . . ,« 

»Die Abwehr der Frau vermochte seine Gier nicht abzukühlen, 
im Gegenteil. Er versuchte, das Fenster zu schließen, damit die 

Nachbarn nicht hereinsehen konnten. Dann aber berührte er 
die Frau wieder in einer eiht füdi^hen nietlenruchtigcn Weise 
... Er re'lete eindringlich auf die Frau ein, sie solle duch nidit 
so zimperlich sein. Er sdiloß Fenster und Türen ab. Immer 
schamloser wurden seine Worte und Taten, Immer mehr trieb 
er sein Opfer in die Enge. Alle Einwendungen der Frau halten 
nichts. Selbst über ihre Droluing, sie würde um Ildfe ru- 
fen, ladue er, immer mehr drängte er die Frau dem Ruhebette 
zu. Aus seinem Munde stieß er die unflätigsten und ijemeinsten 
Worte. Dann aber itürzte er sidi wi'e ein Tiger auf den Frauen- 
körper^um sein teuflisdies Werk zu vollenden.* 
Bis zu dieser Stelle glaubten viele Leser des Buches sicher, daß 
idi übertriebe, wenn ich von der seelisdten l*est sprach. Ich 
kann nur versidicm, daß ich diesen Begriff nidu Icidulcrtig 
und audi nicht bloß als eine schöne Redewendung einführe, 
sondern ihn todernst meine. MilhcjAenfach wirksam in den 
leuten sieben Jahren hat der »Stürmer« den deutschen und 
allen anderen Menschenmassen, die ihn lasen, nicht nur die ge- 
nitale Kustrationsangst bestätigt, sondern darüber hmaus die 
in jeilem sdilummemden perversen Phantasien großgezuchict. 
Es wird sich nach dem Untergang der Ilaupttrager der seeli* 
sehen Pest in Europa zeigen, wie man mit diesem Problem fer- 
tig werden wird. Es ist nidu ein deutsches, sondern ein infer* 
nationales Problem, wiil Uebessehnsudit und Cenitalangst in' 
ternaiionaie Tatsadien sind, Ich wurde von fasdtinisdien ju- 
gendlichen, die sich ein Stück natürlidien LebenscmpfinJens be- 
wahrt hatten, in Skandinavien aufgesucht und gefragt, wie 
man sich zu Streidter, zur Ka»scnthcorie und den anderen sdiu- 
nen "Dingen verhalten solle. Etwas stimmte da nidii, meinten 
sie. kh (alJte die notwendigsten Maßnahmen in einem kurzen 
Resümee zusammen, das ich htcr folgen las^e: ' ' 

»Was ist zu tunf 

Allgemein; Dieser reaktionären Schweinerei ist eine gut orga- 
nisierte und saddit-h korrekte Aufklärung über den Unter' 
sdiied zwischen kranker und gesunder Sexualität enigegenzu- 
setzen. Jeder durdischnittliche Mcnsdi wird diesen Untersdiied 
begreifen, weil er ihn selbst schon gefühlt hat. Jeder durch- 
sdmitilidie Mensch suhämt sidi seiner perversen, krankhaften 
Sexualvorstellungen und sehnt sidi nach Klarheit, Hilfe und 
natürlicher Sexuatbefriedigung. 

Wir müssen klären und hdfenl Das kann auf folgende Weisen 
geschehen: 

1) Alles Material sammeln, das den pornographischen Charak- , 
ler des Streichcrismus ohne weiteres jedem vernünftigen Men- 
sdien klarlegt. In Flugblättern vcrteilenl Das Sexualinteresse 
der Masse muß in gesundem Sinne geweckt, bewußt gemacht 
und gestützt werden. 

2) Sammlung und Verbreitung allen Materials, das der Bevöl- 
kerung zeigen kann, daß Sireidier und seine Komphcen selbst 
Psychopathen und Schwerverbrecher an der Volksgesundheit 
sind I Und die Streicher gibt's überall in dieser Welt. 

3) Enthüllung des Geheimnisses der Wirkung Sireid\crs auf -< 
die Masse: Er provoziert die krankhaften Phantasien- Die Be- 
völkerung wird gutes Aufklärungsmateriai mit Freuden ab- 
nehmen und lesen. 

4) Die krankhafte Sexualität, die den Boden für die Hillersdie 
Rasseniheorie und die Streidiersdien Verbred^en bildet, kann 
nur dadurdi bekämpft werden, daß man ihr die natürlichen 
und gesunden Vorgänge und Verh^ltungsweisen im Ge- 
schlechtsleben vor Augen hält. Die Bevölkerung wird den Un- 
tersdiied sofort begreifen und brennendes Interesse dafür zei- 
gen, wenn man ihr klarmachen wird, was sie wirklich will und 

nicht auszuspredien wagt; unter anderem; 

a) Gesundes und befriedigendes Gesddediisicben jetzt die Mög- 
lichkeit, mit dem geliebten Partner allein und ungestön zu sein, 
unbedingt voraus. Also: Wolinungsbau für alle, die es notwen- 
dig haben, auch für die Jugend. 

b) Die SexuaibefricnJigung ist nicht identisch mit der Fortpflan- 
zung. Der gesunde Mensch hat im Leben etwa drei- fcis vier- 
lauscndmal Geschlediisverkehr, doch durdischnittlich" nur zwei 
oder drei Kinder. Empfängnisverhütungsmittel sind unbedingt 
notwendig für die sexuelle Gesundheit. 

c) Die allenneisren Manner und Frauen smd durch die sexual- 
unicrJruckerule Erziehung sexuell gc^iort, das hci(it, sie bleiben 
beim Ge5ddc^hlsve^keh^ unbefriedigt. Notwendig ist also die 
Einrichtung genügender Krankenanstalten zur Behandlung der 
sexuellen Störungen. Notwendig ist eine - rationale Uebesbeja' 
/jvnJtf Sexualerziehung, 

d) Die Jugend erkrankt an ihren .Onaniekonflikten, Nur 
Selbstbefriedigung ohne Sdiuldgefuhl ist nicht gesundheiis- 
schiJdlidi, Die lugend hat ein Recht auf em glücklidies Ge- 
schtvditsleben unier den besten Bedingungen, Sexuelle Absti- 
nenz ist auf die Dauer unbedingt schädlich. Krankhafte Phan- 



- 49 - 



t^ 



usicn verschwinden nur bei bciricdiijcmlem Geschletiiiölcben. 
Kumpft um dieses KeduU 

Idi weiß, daß mit Fluiibliittem und Aufkläning allein nicht ge- 
dient ist. Es bedarf atlsemeiner, sesellsJiüftlich gesidierter Ar- 
beit an der menschlichen Struklur. die die setlisdie Pest produ- 
ziert, die CS Psydiopathen ermöglichr, als Diktatoren und mo- 
derne Scxualpolitikcr zu fungieren, die das Leben dlleH vergif- 
tet. Mit einem Wort, es bedarf der Freilegutis >^'r natürlichen 
Sexualität m den Mensdienmassen und ihrer gesellschuftlithen 

befitrsofgung. 

1930 war die Ceschleditlidikeit der MeruAen ein gesellsdiatt- 

lidies AsAcnbrödel, ein Objekt fragwürdiger Rcfon^K^f^j'"- 
den. 1940 ist sie zu einem Eckpfeiler gese II sdi ältlicher I rob e- 
malik geworden. Wenn richtig ist, daß sich der Fasdiismus der 
sexuellen Leben ssehnsuchr der Mensthenmassen m irraiionalcr 
Weise mit Erfolg bediente und dadurth Chaos schuf, dann 
muß richtig sein, daß die Perversitäten, die er osbrechen hcU, 
durch die universelle rationale Lösung der Geschleöitsfrage ge- 

bannt werden können. ja 

Die Eniignisse in Europa zwisdien 1930 und 1940 hatten durdi 
ihre Fülle an mentalhygienisdiem Mirterial memen Standpunkt 
in den Diskussionen mit Freud bestätigt. Das Schmera idie an 
dieser Bestätigung waren die Ohnmadit, die man fühlte, und 
die' Überzeugung, diß die Naturwissensdiaft nodi weit davon 
entfernt \&t. real zu criassen, was idi in diesem Buch den »bio- 
logisdieifKeni« der diarakterlichen Str\ikiur nenne. 
Im großen und ganzen stehen wir als Mensdicn wie als Aretr 
und Pädagogen den biologisdien Fchlwirkungen des U- 
bens ebenso hilflos gegenüber, wie etwa die MenscJ^en im Mit- 
telalter den Infektionskrankheiten. Gleidizeitig fühlen wir die 
Gewißheit in uns, daß das Erlebnis der fasd^isiisdien Pest die 
notwendigen Kräfte in der VVelt mobilisieren wird, mit diesem 
Zivllisalionsproblem fertig zu werden. 

Die Fasdiisien treten mit dem Ansprudi auf, die »bwlogtsche 
Revolution* durdxzuführen. Rid\tig ist, daß der Fasdiismus 
das Problem der neurotisch gewordenen iebensfunktion im 
Menschen restlos aufwarf. Im Fasdiismus wirkt, vom Stand- 
punkt der ihm folgenden Masse gesehen, zweifellos ein unbän- 
diger ühenswiUe. Doch die Formen, in denen dieser Ubcns- 
wille der Masse sid\ kundgab, verrieten allzu deui idi die Fol- 
gen uralter seelischer Versklavung. ZunädiSt brachen nur äi€ 
perversen Triebe dur6y. Die nachfasdiistische Welt wird die 
biologische Revolution durchfuhren, die der Fasdiismut ntdif 
schuf, sondern notwendig machte. . .",, ^ , . 

Die folgenden Absdinitte dieses Buches behandeln Funktionen 
des »biologischen Kemsc Seine wissensduftlidic Erfassung 
und soziale Bewältigung wird eine Leistung der rationalen Ar- 
beit, der kämpferisdien Wissensdiaft und der naturlidien Lie- 
besfunktion sein, eine Leistung editer dtmokratisiiier, mutiger 
und kollektiver Anstrengungen. Ihr Ziel ist das iniisdie mate. 
rielle und sexuelle Lebensglüdc der Menschenmassen. 

■ • 



l 




guy hocquengheni das homosexuelle «erlangen 
Zusammenfassung won lukas koloziej. freiburg 



es gibt keine Unterscheidung des 



und , 



sexuelles 



gen tritt in vielfältigen formen 
auf und ist nur im nachhinein 

trennbar, 
im kämpf gegen die homosexual i~ 

4 

tat erzeugt die gesellschaft 
eben jene immer wieder von neu- 
em', um eine bestimmte form der 
Sexualität 




als die einzig 'natürliche* form 
der Sexualität zu installieren, 
muß die gesellschaft die Sexua- 
lität aufteilen in 





'natürliche' Sexualität und an- 

t 





'unnatürliche, 
formen der Sexualität (schwule,' 
lesben, pädophile . . . ) . durch 
eben jene auftellung erzeugt sie 
homosexualität als katego- 







kapitalistische 
erzeugt den homosexuel- 
len , wie sie den Proletarier 
hervorbringt, wodurch sie stän- 
dig ihre eigenen schranken 
richtet, die homosexualität ist 
ein erzeugnis der normalen weit; 
man verstehe diesen satz bitte 
nicht im sinne eines gewissen 

X 

liberalismus, der zur entschul- 
digung der homosexualität 

klärt, daß 
schuldig sei, - eine pseudopro- 

haltung, die für den 
homosexuellen noch gnadenloser 
ist als die offene repression. 
niemand wird jemals die Viel- 
schichtigkeit des Verlangens 







was aber erzeugt wird, ist jene 
psycho-polizeiliche 

homosexualität, jene ab- 






aufteilijng des 
gens, die auch noch 
schulmeistern erlaubt, 
ihr entzieht, jene 



verlan- 
den zu 
der sich 



IC 






was jense 




von gesetzen ist." 
im verlauf der entwicklung des 

Imperialismus entsteht eine im- 

kategori- 





mer 

sierung all derjenigen, 

nicht einzuordnen sind (entwick-' 
lung der psychatrie, der klap- 
sen, der knäste ...)- "das pseu- 
dowissenschaftliche denken der 
psychatrie hat durch aufteilung 
zum zweck der besseren 
schung die barbarische intole- 
rarjz' in zivilisierte Intoleranz 

verwandelt. " 

homosexualität, existiert also 
nicht als reale sexuelle katego- 
, da das sexuelle verlangen 




- 50 



eben nicht kategqrisierbar ist- 
sie existiert nxir als künstliche 
kategor ie, die zur Unterdrückung 
schwulen geschaffen wurdte. 




der sexualwissenschaftler kinsey 

sagt dazu: 
"es ist ein grundsatz der taxo- 

nomie, daß die 






natur 

aufweist- 



nur .der menschliche geist führt 
kategorien ein und versucht, die 
tatsachen in bestimmte 
einzuordnen . die lebende weit 




ist in all ihren 



jpekt' 



tinuitat." 

Sigmund 
schlecht 






freud sagt: das ge- 
. nichtmenschlich. 

verlangen ist un- 

kennt keine 




aufteilung in hetero- und homo- 
sexuell, 
freuds begriff 

r 

limorph 

' hier erst nel keine 




hierfür ist 'po- 
' ' (wobei ' 





Wertung beinhaltet ) . 

die konstitutionelle bi- 




sexualität des menschen ab. 

L 

der begriff der bisexualität 



umfasst hier sowohl 



bereich 



der biologie als auch den der 




Psychologie, das verlangen 
also Weder biologisch noch psy- 
chologisch festgelegt, sondern 
entspringt einem bereich des 
menschen, in dem körper und 



peyche eine einheit bilden. 






institutionelle psychoana- 
( mitsamt freud. und reich) 
an verschiedenen hebeln 
an, um aus dem ziellosen, undif- 
ferenzierten verlangen, das sich 
in der homosexual ität ausdrückt,, 
mittels psychoanalythi scher kon- 
struktionen die 'perversion ho- 

mosexualität* zu machen. 

rolle 






freuds ödipus-konstrukt 



' freud 

kelt, 

sehen 



entwik- 





hat den ödipus 
um in der psychoanalythi- 
theoriedie homosexual ität 
ausdruck des autonomen 
(nicht an ein bestimmtes 
Objekt gebundenen ) ziellosen 
Verlangens zu liquidieren, mit- 
tels des ödipus- soll die Ursache 
der homosexual ität 
in eine fehlerhafte psychische 
entwicklung des kindes verlegt 
werden, in der psycho- analyse 

■ 

darf es kein zielloses verlangen 
geben, das sich seine befriedi- 



gung 




verlangen 



muß kategorisiert werden in das 
ver langen nach einem mannnach 



Zusammenhang zwischen dem 
losen, autonomen verlangen und 

homosexual ität geleugnet 





• • / 




sich 



langen darf in der psychoanalys 
nur existieren als fehlverhal- 
ten, als mangel, sich auf ein 
Objekt zu beziehen, so wird die 
homosexual ität definiert über 
ihren mangel, sich auf frauen 
als Sexualobjekt zu beziehen. 
. die heteroSexualität ist 'voll- 

I 

stäoäig' , denn sie bezieht 
auf das gesellschaftlich 

F 

kannte objekt männlicher 
lität. im gegensatz dazu die 
homosexualität: unvollständig, 
rediiziert, degeneriert, aus dem 
'mangel' der schwulen, sich auf 
die frauen als sexualobjekt . zu 
beziehen, wird dann auch noch 
frauenhaß konstruiert. 

freud wendet sich zwar - gegen 
hir Sehfelds theorie von 'dritten 
geschlecht', und setzt hirsch- 
felds intemierung der homosexu- 
alität in ein biologisch defi- 
niertes geschlecht die die uni- 



werden, 
die rolle der verantwortlich- 

keit der mutter wird nicht 
zuletzt deshalb so betont, weil 
die bürgerlichen psychoanalythi- 
ker von einer bedeutenden rolle 
der mutter bei der kontrolle der 




schwulen libido ausgehen - 
these soll auch einen appell an 
die mutter darstellen, daß sie 
kontrolle im sinn der zwangshe- 
terosexualität ausüben. 



familie, kapitalismus, anus 



r 

die wichtigsten ideologischen 

begriffe, in denen die hcxrosexu- 

alität gedacht wird, stammen aus 

ent- 





j ahrhunder twende . 

und sich entwickelnd 

■4 

kapitalismus forderte die wis- 
senschaftliche Untersuchung der 

hcÄtosexualität. • ' 

"homosexualität ist die perver- 

in 




■ . «« 





des ' polymorh 
sen' entgegen, aber gleichzeitig 
entwickelt er mit dem Ödipuskom- 
plex ein neues Instrument zur- - 
psychologischen - intemierung 
und icategorisierung.der homose- 

xualität- 



ner weit, die zur deterritoria- 

r 

lisierung neigt," 

soll wohl heißen, daß der 




kapitalismus, weil er die kate- 
gorien des christlich -feudalen 

Sexualsystems zerstört hat, nun 

muß. 







ps y choana ly se 

versucht mit allen mittein 

ungehen, daß jec^.e: 
mensch zeit seines lebens zu de 
vielfältigsten formen der sexua 
lität fähig und willens 
auch zur homosexualität. 

nach freuds ödipus -konstruktion 
entsteht hanosexualität u.a. 
dadurch, daß .die schwulen im 
Stadium des narzißims stfecken ner lichte 




neue kategorien 

die 'wissenschaftliche' analyse 
der homosexualität, die einfüh- 
rung einer solchen kategor ie in 
die Sexualwissenschaft dient dem 
versuch, die soziale kontrolle 
über die Sexualität neu zu 

I 

strukturieren und v.a. zu be- 
gründen. 

'familie' ist immer weniger 
Institution als, viel, mehr verin- 





bleiben 



somit 



sexuelle lität. die auflösiong bestimmter 



cbjektwahl nach dem eigenen Vor- 
bild treffen. 'objektwahl nach 
eigenem vorbild' soll der Psy- 
choanalyse zum einen dazu die- 
nen, das verlangen wiederum an 
ein bestimmtes objekt zu ketten, 

soll das wohl 



fämilienfunktionen im kapitalis- 
mus tührt mitnichten dazu, daß 
die fortpflanzungsheterosexuali- 
tät abgeschafft wird, dort, wo 

f 

nicht mehr über den zwang 





zum 
konstruktion 




zu einer bestimmten Organisation 

(familie) 




< ■ ■• 




des mangel s , der 




homosexualität 



durchgesetzt werden kann , da 
wird sie über eine 




unternauem . 



ein weiteres moment des odipus 
ist die fixierung an die mutter, 
die eine zentrale rolle 



bei äer 



entstehung ^ der hcmosexua lität 
spielen soll, auch hier 50II der 



repressive ideologisierung der 
lust durchgesetzt. 

hierin löst sich auch der Wi- 
derspruch zwischen zunehmender 

sexua 1 i s ierung der 
und der sexuellen 





- 51 - 



. I 



I 



> 



^t l' 



^*L 



auf: die sexualisierung wird 
unter dem zeichen der schuld 
vollzogen, mann darf zwar ins 

nur mit 




exn 







pornokino, 
Schuldgefühlen . 
marcuse behauptet : 



II 



wachsende 




homosexualisierung 

". das bedeutet 








nichts anderes als die 'territo- 
rialisienang der befreiiang'. 




^». 



hcanosexualitat als 
ausdruck des ungeforraten, auto- 
nomen verlangenskann nicht ge- 
duldet werd^i, denn ungeformtes 
verlangen zerstört die künstlich 
geschaffenen kategorien und nor- 
men, das ungeformte verlangen - 
sich in schwuler Sexualität 



zeugt, 
d.h. 

verinnerlichung und akzeptanz 
der hierarchie wird den menschen 
im verlauf der ödipusphase auf- 
gezwangt ( autoritätsverhältnis 
zum vater, sublimierung des ho- 
mosexuellen Verhaltens, 
lung der persönlichkeit in ge- 
sellschaftlich-phallokratisch / 
privat-anal ) . 

die schwulen boykottieren den 
ödipuskonditionierungsprozeß und 
eröffnen so die möglichkeit 
eines 'anderen gesellschaftsver- 
hältnisses, das nicht vertikal, 
sondern horizontal ist, d.h. 



''*wiW»'' 





ausdrückt - ist ein frontalan- 
griff auf das geformte verlan- 
gen. 



kollektiv und egalitär - 
freudianer adler zu diesem the- 






ma: 
"die 



ziele des homosexuellen 



halb maß dieses ungeformte ver- stehen im Widerspruch zu den 



langen 



geformt /kategor i s iert 




Voraussetzungen 

schaftlichen lebens . . . , er 

.suchtauch nicht die friedliche 







«<#«• 




-■'-«■"-^' ,f ' ,1 




irachter greif ung. " 

L 

die 



Vorstellung 



werden, d.h., der schwule witd . 
zum mißratenen normalen gemacht, 

I 

nur so kann die kategorie des einfügung und harmonie, sondern ijnsturzes, der von einem viri- 
' normalen* aufrechterhalten wer- seine vorsichtige aber übertrie- len, muskelprotzenden proletari- 



den. . 

p 

warum aber begeben sich die 



bene expansionstendenz führt ihn 
auf den weg des fortwährenden 



at vollbracht wird, ist reaktio- 



när, der apolitische Charakter 
betroffenen z.t,' selbst in diese feindlichen messens und kämpf ens des schwul enproblems und die 




begeben sich 
nicht selbst (d.h. freiwillig) 
in diese 'kategorie. sartre: "sie 
(die homosexualität ) ist ein 
ausweg, den ein kind im moment 
seines erstickens entdeckt." 



nicht zum mitspieler der gesell 



tatsache, daß die Situation der 



Schaft 



entwickelt." (klingt schwulen - wenn überhaupt - in 



nicht schlecht ! ) 



was 





I 




I 



, von 

dem sartre spricht? die angst 
vor der drohenden sexuellen nor- 
malisieriong? dann ist der 
schwule ausweg sicher. eine mög- 
lichkeit, so nahe wie möglich am 
ungeformten verlangen zu 

stier en - 



revolutionären Programmen nur am 
rande vorkommt , sind zugleich 
die Chance für die schwulen, das 
■ . (schwule) verlangen mioß vom ran- 

am anfang dieses kapitels ver- ^^ ^^ (traditionellen)' .gesell- 



der honosexuelle kämpf 



hocquenhem 



einführung des schwul enparagra- 
phen in der su unter Stalin und 
auf 



Schaft liehen auseinander Setzung 
zwischen den klassen in diese 




zung 






eingreifen 
schwul enfeindliche ^^ j^ß aufzeigen, daß die wirk- 
haltung der kpf . die konsequenz Hche mitte der auseinander Set- 
zung am rand steht, konkret: die 
schwulen müssen klarstellen, Uaß 




sicher auch die angst vor einer 

r ' 

existenz ausserhalb der katego- 



rien. ausserhalb von schuld und repression sin stanz 



"es ist durchaus möglich, daß 
revolutionäre politik (orthodoxe 
ml-politik) in sich selbst eine 

ist" (das 



Verantwortung , 



bezieht sich auf sexuelle re- 
pression). 



die zentrale gesellschaftliche 
auseinandersetzlang die um das 
ungehemmte ' austoben des " Verlan- 
gens / der libido ist. 
"das traditionelle revolutionä- 



■ ■ •■ 




und 



■^1 



\ 





zwischen der traditionellen ^-^ denken und handeln halt an 

j 

h 

revolutionären politik und dem 
wünsch nach einem hemmungslosen 



laut freud ist eine bedingung ausleben des ungeformten Verlan 



des gesellschaftlichen fort 





, daß jeder mensch den 
Ödipuskomplex 'normal' durchlebt 

L 

ixid den daraus für ihn resultie- 
renden platz in der gesellschaft 
einnimmt, das gesellschaftliche 
Verhältnis, das der^ 'normal' 



. gibt es keine Versöhnung, 
notwendig ist aber deshalb keip 
neues revolutionäres ' modell , 

^ 

sondern "eine radikale Infrage- 
stellung der Inhalte, die tradi- 
tionell mit dem 





revolution verbunden sind, ins- 



einer trennung zwischen öffent- 
lichem und privatem wie an etwas 
selbstverständlichem fest, kenn- 
zeichen der homosexuellen inter- 
vention ist dagegen, daß sie das 
private, die schamhafte, 
kleine heimlichkeit der Sexuali- 
tät in die öffentlichkeit, in 
die gesellschaftliche Organisa- 
tion eingreifen läßt, die homo- 



durchlebte Ödipuskomplex er- besondere der Vorstellung der sexu'elle Intervention zeigt auf,_ 



- 52 - 



* 




o 



k^j 



- b i T - k ^ - 



daß neben den bewußten politi- 
schen anlagen, die auf den durch 
ihre interessen zusammengehalte- 
nen großen gesellschaftlichen 
massen beruhen und - vielleicht 
sogar im Widerspruch zu ihnen - 
ein' System von unbewußten libi- 
dinösen anlagen besteht, dessen 
Unterdrückung genau davon ab- 
hängt, in welchem grad das be- 
wußte, politische teilstück des 
ganzen fähig ist, sich für das 

j 

allein mögliche zu halten; im 
schatten der mauer , die das 
Privatleben vom politischen le- 
ben trennt, kann eine reaktionä- 
re "anläge der libido mit einer 
progressiven oder gar revolutio- 
nären anläge des politisch- 
bewußten nur allzu gut existie- 
ren, " 



geht nicht um die Übernahme 
der herrschenden Zivilisation / 
kultur durch das Proletariat 




geht um die zerstQrung der- 
selben, (hocquenghem kritisiert 

hier die ml -Vorstellung der pro- 
letarischen revolution: Übernah- 
me der Produktionsmittel und des 
Staatsapparates durch das Prole- 
tariat und setzt dem ein modeil 




der Zerstörung derselben 

gen; ■ interessant ist hierbei. 



daß hocquenghem hier nicht nur 
die abwesenheit der se!xuellen 
befreiung in diesem modell kri- 
tisiert, sondern auch die kon- 
zeption der Organisation des 
kairpfs der arbeiter/ innen: "die 
Zivilisation bildet das inter- 



die frauen-, umweit- und Jugend- 
bewegung, von denen er behaup- 

4 

tet, daß sie nicht einfach die 
traditionelle politik anders 
leben, sondern im gegenteil: sie 
negieren Strategien , die auf 
allgemeinen politischen theorien 



pretationsmuster, durch welches beruhen, und gehen nur von ihrem 
sich das verlangen in eine verlangen aus. 



kraft des 



gesellschaftlichen 
uiTwandelt. die 



Zusammenhangs 
'wilden' arbeiterbeweg\angen , das 
heißt diejenigen, die sich aus- 
. serhalb des allgemein akzeptier- 
ten politischen rahmens abspie- 
len, ohne bestimmte forderungen 

r 

und sogar ohne den willen zur 
machtergreif ung, haben etwas von 
der Zersetzung und Zerstörung 



wieso die homosexualität? 



warum sind gerade die schwulen 

die avantgarde in der revolution 
des Verlangens? 

das ödipussystem dient nicht 
nur der kategorisierung der se- 

p 

xualität. es dient auch.iond vor 
allem der zwangsweisen instal- 
dieses gesellschaftlichen zusam- lierung der heterosexual ität als 
menhangs an sich. " ) einzig anerkannter form der Se- 

xualität, dadurch drückt es alle 
anderen formen der Sexualität 



weil die homosexuelle bewegung 
sich außerhalb dieser traditio- 



nellen revolutionären kategorien autonatisch in die nähe, des 



bewegt, birgt sie in sich die 
Chance der revolution gegen die 
Zivilisation für die befreiung ■ 



undifferenzierten Verlangens. 

eine proklamierung der bisexua- 
lität als authentischer form der 




Verlangens . 
proletarische revolution und 
revolution des Verlangens sind 
zwei unvereinbare modelle. hoc- 
quenghem bezieht sich hier nt^en 
der schwulenbewegung auch auf 



traditionelle Sexualität wäre falsch, bisexua 



lität ist nichts anderes als 



eine ergänzung des Systems der 
zwangsheterosexualität und der 
kategorisierung der Sexualität, 
nicht aber die Zerstörung der- 

F 

selben - und darum geht es. 






^ 



53 




KiSß 





Der Mensch ist; 
homosexuell oder bisexuell. 

Auf dieser Grundlage basiert 
die Norm für Sexualität in die- 
ser Gesellschaft (und anderen). 
Und so wi^ alles andere hier ist 
auch die sexuelle Norm am Lei- 

orientiert: Schwu- 



heterosexuell, leicht den schv/ulen Stempel 



drauf zuhaben . 
Kein Wunder 



Kleinanzeigen-Zeitung vom Novem- 
ber 1987. So in etwa müssen sich 



daß bei den die 



Lande 



former) 



deutschen Juristen (und Re- 
heute und damals 



stungsprinzip 

le können ni cht 



mit Frauen 



irophobie (die -paranoide- Angst 
vor Schwulen und vor Schwul sein) 
stärker ist als das natürliche 

Verlangen, und ihr Sexualverhal- 
ten mehr oder minder 



schwule 



von 

Sexualität vorgestellt 

haben, als sie ihre Entscheidun- 
gen zum besagten Paragraphen zu 

treffen hatten: 




schlafen. Bisexuelle können nur ist. 



mit Männern und Frauen . . . 



Dazu bei trägt zum Teil sicher 



"Ein . Hundertfünfundsiebziger, 
was ist das? - Grob gesagt 



Wie arm, wie falsch diese Defi- üch auch, daß Homosexualität in les was sich unter den Begr 



nitionen doch sindl 



dieser ach so freien Gesell- wie Schwuli, 



Tunte, 



, al- 

iffen 

Gay, 



Selbstverständlich könnte Mann schaft noch iinmer unter Strafe Schwuchtel, Homo (aber nicht sa- 



mit Mann, Frau mit Frau etc. 
eine Beziehung eingehen , öich 

fühlen 



steht, wenn sich der §175 StGB piens!) oder schlicht Der-vom- 





auch hinsichtlich des 'Opfer- 
oder Kreises' auf Schwule unter 18 



anderen-Ufer verbirgt. 
Was hat es aber nun mit der 175 





miteinander ins Bett 

wenn Nfenn / Frau dies wollte. 

Hier liegt der große kollektive 



Komplex begründet, der ein 
freies, tabuloses selbstver- 
ständliches Urrciehen miteinander 
verunrröglicht; Begrifflichkeiten 

wie ' schwul * , »heterosexuell * , 
'lesbisch', 'bisexuell' werden 
mit der Entscheidung für eine 
bestimmte Form von Sexualität 

4 

gleichgestellt, definitiv, lanwi- 
derruflich: ab in die Schublade. 
Somit wird zum Beispiel einem 
I^nn, der bislang ausschließlich 

Beziehungen zu Frauen 
und der sich nun viel- 





leicht in einen anderen Mann 
verliebt (zumindest 'ähnliche* 
Gefühle' empfindet ) suggeriert. 





hab 




iwul 



sexuell* zu sein, mit welchem 
Geschlecht er nun also für alle 



ent- Jahren beschränkt. Denn die 



sprichwörtliche deutsche Obrig- 
keitshörigkeit läßt es zu, daß - 
unreflektiert - als verwerflich 



seine Beziehungen haben 

'Bisexuellen* 




Zeiten 
kann (denn 
können sich ja nicht entscheiden 

mit 



akzeptiert wird, was zwar nicht 
Recht, dafür aber Gesetz ist. 
Diese Unreflektiertheit, im 



auf sich? 175, das ist die Para- 
graphennummer, linter der im 
Strafgesetzbuch die 'homosexuel- 
len Handlungen' geregelt sind: 

"Ein Marm über 18 Jahre, der se- 
xiielle Handlungen an einem Mann 

+ 

unter 18 Jahren vornimmt 




große Angst vieler 
anderen körperliche 



Männer, 
Nähe 




Zusammenhang mit 
verinner lichten 



der allseits ^o" einem Mann unter 18 Jahren 
Homophobie und an sich vornehmen läßt, wird mit 



liebevollen Umgang zu haben: die der ebenfalls sehr deutschen Art Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren 



Distanz bewahrt davor, eventuell des Umgangs mit 'Minderheiten', 
vorharx5enes schwules Empfinden führt zu Auswüchsen wie im fol- 
zuzulassen, sich rrc.t der ganzen n^nHf^n T^serhrief aus dem 'in- 
Bandbreite ihrer Sexualität aus- 

und" dann viel- 



" * 



genden Leserbrief aus dem 

' -Teil des ' Inserat * , einer 



oder mit Geldstrafe bestraft. 

Die HcBTOsexualität ist zwar 
ni^ht mehr (wie noch bis 1975) 





in 



Frankfurt 



grurx3sätzlich unter Strafe 
erscheinenden stellt, so daß auch für 



ge 




- 54 



Menschen jenseits des großen 
Flusses bei Erwachsenen, (zumin- 



die Tat richtet, das Unrecht der sie bedeuten das Leben und das 



Tat gering ist," 



Sterben des Volkes 



Seit 





Dazu kein Kommentar . Nimmt 
mensch es nun genau mit diesem 
Absatz 2 des Paragraphen, so ist 
es als ein 'geringes Unrecht' zu 



was das Alter angeht) 
Motto gelten nag: suum cuique. 

^ 

Über eines sollte sich aber je- 
der Gay (ach, wie klingt das 

Vfort schick, ey!?) im klaren 
seit: Das - sehr fragwürdige - erachten, sollte sich heraus- 
gesellschaftliche 'Coming out' stellen, daß der als jüngerer 
hat da seine Grenzen, wo Homose- Mann 'Geschädigte' selber zwei- 
xuelle beginnen, mit Jugendli- felsfrei als schwul, also abnor- 
chen herumzuschäkem. Wer sich mal zu klassifizieren ist und 
dieser Einsicht verschließt, darüberhinaus zu der Beziehung 
sitzt night nur in einem 'Käfig steht. Somit bezieht sich , der 
voller Narren'^ sondern sehr gesamte §175 auf nicht mehr und 
bald auch im Knast. Dies sollten -nicht weniger als auf erzwunge- 
nen Sex. Das aber ist und bleibt 



Jahrhunderten, seit Jahrtausen- 
den sind die germanischen Völker 

deutsche 





und . insbesondere 
Volk männerstaatlich 

worden". Dieser Männerstaat ist 
aber durch Homosexualität im Be- 
griff, sich selbst kaputtzuma- 
chen." 
(B. F. Smith (Hg.), 'Heinrich 

Himmler, Geheünreden 1933-1945 




und 



Frankfurt 1974) 



Ansprachen * , 



sich 



vor allem diejenigen 
Schwulen hinter die Ohren (oder 




sonst wchin) schreiben, die re- 
gelmäßig -, auch im Inside - nach 
minderjährigen Gespielen suchen: 

Jeder Schwule, der gerne mal ei- 
nen 'hübschen Zehntklassler auf- 
reißt', ist ein Straf tater und 
gehört hinter Schloß und Riegel. 
Aber nicht ins Männer-, sondern 



Vergewaltigung (allenfalls noch 
sexuelle E^tigung), cb Mann oder 

ob schwul oder nicht, ob 



Frau, 

unter 





18 . Für eine 



solche ist im demnächst refor^ 
mierten §177 StGB eine Mindest- 
strafe von einem Jahr ( ! ) vorge- 
sehen, während ein Verstoß gegen freie Entfaltung derer verhin- 
den §175 fünf Jahre Höchststrafe dern, deren Vorstellungen von 



Die Funktion des §175 erstreckt 
sich auch heute auf zwei heraus- 
ragende Ziele: Kriminalisierung 
und Tabuisierung. Eine freie Ge- 
sellschaft aber ist ohne freie 
Sexualität undenkbar. Deshalb 
müssen die Paragraphen fallen, 
der 175 genauso wie alle anderen 
Rechtsverdrehungen , die .die 



ins Frauengefängnis, bitteschön. wert ist. Was alsp wird hier be- 

Wir wollen ihn ja nicht noch be- straft? Das Unrecht gegen einen 

lohnen! anderen Menschen oder die wil- 

Und dies ist dann' auch der ' lentliche sexuelle Orientierung 



Freiheit, Leben und Umgehen mit- 
einander den Herrschenden zuwi- 
der sind. 




Unterschied 



zwischen des 'Täters'? 



Schwulis, Tunten, 
Schwuchteln und Homos auf 




Überdies: wieso richtet sich 
der die R^ression des §175 einzig 
einen und den (kriminellen) an männlicher Sexualität aus? 

Auch 1935, als die Faschisten 




'humanisiert' 



175em auf der anderen Seite. 

Das Homosexualität heute für Er- den Paragraphen 

wachsene straflos ist, ist das (der erst 1969 

schlichte Ergebnis gesellschaft- wurde und erst seit 1973 in sei- 

licher Toleranz (der Heterosexu- 
eilen übrigens 1 ) , nicht etwa 





nierenden Form besteht) und da- 



eine zwingerde Notwendigkeit na- mit den Weg in die KZ 's und in 



türlicher Veranlagung (dann mus- 
sten die Schwulen ja innerhalb 



den Tod für abertausende Schwule 
kneten, waren die Frauen samt 




einer Generation aussterben). Wo- der lesbischen Sexualität ausge- 

Homosexualität aber in Krimina- spart werden. Warum das damals 

lität übergeht, muß der Spaß so war - und auch heute noch 

aufhören. Manchen Gays wird wohl ähnlich so ist - hat Himmler 

j 

erst einleuchten, wenn ihnen der 1937 deutlich gemacht: 
Richter eins vor den Latz gibt." 



MEHR WARME AN DIE FH !!!!!!!!! 



Gesucht werden rrassenhaft Män- 
ner, die an der Gründung einer. 
SCHWULENGRUPPE (Name noch of- 
fen) an der Fachhochschule in- 
teressiert sind. Die Gruppe 
soll auch für Nicht-Studenten 

offen sein! 

+ 

Treffen ist jeden Dienstag, 
17 Uhr im AStA der FH, Kleist - 
Straße 1 (Nibelungenplatz ) , 
Kontakt über Schwulenreferat 
im AStA, 557589 oder 494807 
(Jörg). Alle sofort mit guten 
Ideen und Tatendrang melden! 



II 



Ich will ihnen über diese 



* Im dem mit 'Folterknecht* Frage der Homosexualität ein getan! 



Damit wäre es jedoch keineswegs 

Wir alle, Männer und 



unterzeichneten Pamphlet 
nur Abs. 1 des §175 
Abs. 2 lautet wie folgt: 

"Das Gericht kann von einer Be- 
strafung nach dieser Vorschrift 



wird paar Gedanken entwickeln. Es Frauen, müssen endlich lernen. 



gibt unter den Homosexuellen tinsere Sexualität, unsere Liebe 

Leute, die stehen auf dem (und die der anderen) in ihrer 

r 

Standpunkt: was ich rrache, geht Gesamtheit zuzulassen und zu be- 

niemanden etwas an, das ist jähen, als selbstverständliches 



absehen, wenn 

1. der Täter zur Zeit der 



meine Privatangelegenheit. 
Tat Dinge, die sich auf dem 



Alle Bedürfnis zu sehen und als 



ge 



schöfi, angenehm und lebenswert 



noch nicht 21 Jahrfe war oder 



schlechtlichen Sektor bewegen, 



zu empfinden, 



solange 
beruht. 



2. bei Berücksichtigung des Ver- sind jedoch keine Privatangele- Freiwilligkeit 

haltens dessen, gegen den sich genheit eines Einzelnen, sondern Schubladendenken das eigene 



sie auf 
Solange 
Ge- 



- 55 



fühl beHERRscht (das PatriArchat 
läßt grüßen!), wird ein selbst- 
verständlicher, selbstbestinmter 
Umgang miteinander nicht iriDqlich 
sein. Solange wir unsere Sexua- 
lität in Norm und Abnorm 
ten, wird diese nichts anderes 
sein als der beschnittene, ver- 
kürrmerte Teilaspekt des 
sten der menschlichen Triebe. 
Alsdann, denken und fühlen I 




i 



V^ 






^. 







r 



■>''^' <■'-■■ ■■■:■■-■- 

'-' - . ' - ' • ■ 
I - . 

' \-' '■--'.'.-'' .'' . 

' -■ -■■■■'- -'■■.-"i- ■■r 



- , r ' ^ ■ ■ 
■ ■* ■ " 



■y- '■■■:■■-■--:-::::■ '■:- -. ■'<■:'.:'■".-■■:■ 






J - 



' *^ \^-" ■■'■■-■ > ■ 









f 



PB^^l>fkV^SN 



r 



via\^o 



•) 



vjie 




Ajjas 



ma 



c^t 



det 







-aAi 



■^ / 




rüstun 





von 



KONKRET 1/88 




ur Diskussion 



in der KONKRET- 
Redaktion: Alexander 
Scbubart (^Ascbm), 
einst Organisator des 
Startbahn-Wider- 
stands; Tbomas Eber- 

männ (^Langer«), 
grünes MdB; Micbael 

Stamm, GAL Ham- 
burg ßein Flügel); 



und Andreas, 



zwei 



Autonome, die nurfm 
sieb Spreeben; 
Hermann L Gremliza 
als Fragesteller 



Gremliza: Nach den Schüssen an der Startbahn 
West und noch während des Kampfs um die Häuser an 
Hamburgs Hafenstraße hat der Streit um die Rolle der 
Gewalt eine neue Schärfe erreicht. Ging es zuvor um Be- 
griffe wie Militanz und Gewahfreiheit, so geht es jetzt 
um Begriffe, die direkt der Atomkriegsdebatte entnom- 
men zu sein scheinen: Die Rede ist von »Aufrüstungs- 
kurs« und »Abschreckungspolitik«, von »Gewaltver- 
zicht« und »einseitiger Abrüstung«. 

Zugleich häufen sich die Versuche, militante 
Gruppen, insbesondere die sogenannten »Autonomen«, 
aus den linken Reihen zu verstoßen. Alexander Schubart, 
hat gesagt. Gewalt und GegengewaU seien Ausdruck des 
gleichen menschenverachtenden Denkens, In der »TAZ« 
hieß es, die strukturelle Gemeinsamkeit zwischen 
»durchgeknallten Autonomen« und »KZ- Betreibern, 
Massenmördern« liege »auf der Hand«. Im Schweizer 
Fernsehen hat Günter Wallraff erklärt, die Autonomen 
seien keine Linken, denn sie würden »im Stil der Natio- 
nalsozialisten bei ihren Aktionen von Anfang an Tote 

mit einplanen«. 

Zur gleichen Zeit sagt der Präsident des Ham- 
burger Verfassungsschutzes, ein CDUAlann. die Schüs- 
se von Frankfurt lägen durchaus nicht in der Logik auto- 
nomer MiUtanz ' nd eine Wiederholung oder Eskalation 
sei nicht zu befürchten. Und eine Umfrage des »Stern« 
bestätigt den Eindruck, daß die Mehrheit der Bundes- 
bürger gar nicht so erugt ist, wie die Zimmermänner es 
gerne hätten, sondern, in? Gegenteil, den Pachtvertrag 



mit den mihtanten Verteidigern der Hafenstraße gut- 
heißt. Da fragt man sich denn doch, was die Notwendig- 
keit einer »innerhnken Abrüstungsdiskussion« aus- 
macht und woher deren ungeheure Schärfe rührt. 

Schubart: Mein Ausgangspunkt bei der Ge- 
waltfrage ist eine prinzipielle, eine Wertentscheidung, 
von der ich zugebe, daß sie logisch nicht ableitbar ist — 
auch Marx hat beispielsweise nicht logisch ableiten kön- 
nen, warum die Ausbeutung von Menschen durch Men- 
schen von Übel sei. Xjentiu sowenig ableitbar ist das Prin-- 
zip der Gewalt freiheit, das da lautet: Das höchste Gut, 
das es auf dieser Welt gibt, ist Leben überhaupt und 
menschliches Leben insbesondere. Der Schutz menschli- 
chen Lebens, und dazu zähle ich den Schutz menschli- 
cher Unversehrtheit, ist ein prinzipielles, unverfügbares 
Gut. Jeder, der dieses Gut beeinträchtigt, verletzt dieses 
oberste Prinzip, zu dem ich mich ganz subjektiv bekenne, 
das in mir verankert ist. im Unterbewußten, sehr stark 
auch im Emotionalen. Wef menschliches Leben so hoch 
achtet, der muß zwangsläufig jede Form von Gewalt, die 
Menschen von Menschen angetan wird, ablehnen. 

Ebermann: Es ist mii wichtig, worüber wir 
sprechen. Ich hoffe, wir sprechen jetzt vom Problem der 
körperverletzenden, im Extremfall der tödlichen Gewalt, 
ausgehend von Menschen gegen Menschen, nicht gegen 
sonstige Lebewesen und nicht gegen Sachen. Es ist des- 
halb so wichtig, dies voranzustellen, weil es eine durch- 
schaubare Ambition der Herrschenden ist, das alles in ei- 
nen Wichs zu packen, und nicht wenige darauf hereinfallen. 

»Linke Spießer 




) 



greifen zu Formeln 
die sich die 'Bild- 

h 
fr 

Zeitung nicht traut« 

Ich meine, man muß zwei Ebenen unterschei- 
den. Die eine Ebene ist der Versuch, durch besonders 
schroffe Abgrenzung von den vermeintlichen oder wirk- 
lichen Autonomen die eigene Reputation zu fördern — 
etwa durch den Vergleich von Autonomen mit KZ- 
Wächtern. Das ist ein exemplarisches Beispiel dafür, wie 
Spießer in bestimmten Situationen nur von dem Gedan- 
ken getrieben sind, deuthch zu machen: damit habe ich 
nichts zu tun. Und wie das bei Dissidenten so üblich ist, 
wird dann zu Formeln gegriffen, die sieh die »Bild«- 

Zeitung nicht traut. 

Die andere Ebene: Ich erinnere mich an fanta- 
stische gemeinsame Aktionen mit Autonomen, bei de- 
nen politisc ■ Verabredungen hervorragend funktio- 




5 



ü - 






niert haben — nämlich: sich gegenseitig unterschiedliche 
Widerstandsformen zu ermöghchen und zugleich men- 
schenverletzende Gewalt auszuschließen. Und es gab 
Fälle, in denen Autonome vereinbarte Abmachungen ge- 
brochen und Demonstrationen geföhrde^ haben. Da- 
nach gabs einen Prozeß der Kritik, der aber nicht dazu 
führte, künftig gemeinsame Aktionen auszuschließen. 
Es gibt keinen Anlaß, an dieser Politik etwas zu ändern. 
Denn auch die Schüsse in Frankfurt ändern ja nichts dar- 
an, daß die Linke Respekt vor körperlicher Unversehrt- 
heit und menschlichem Leben hat. Daran gibt es zwei un- 
terschiedliche Annäherungen. Die eine hat Aschu eben 
referiert, die andere ist eine eher abwägende, weniger 
prinzipialistische Herangehensweise. Weil das Gebiet so 
heiß ist. werde ich aus Gründen des Selbstschutzes länger 
zitieren — denn es ist ein Unterschied, ob etwas Richtiges 
von Thom as Eber mann gesagt wird öd er von Helmut 



Gollwitzer.l Gollwitzer sagt: »Mag bei den g^wahanQü- 
benden Gruppen im ymkreis unserer Protestbewegung 
noch so sehr persönlicher Frust und Rachebedürfnis eine 
Rolle spielen — es muß doch sachlich gefragt werden, ob 
ihre Aktionen — Steine, Molotowcocktails, Masten- 
sprengungen, Attacken auf Pohzisten usw. — vielleicht 
das Positive an sidh haben, daß sie die Machtbesitzer hin- 
sichtlich ihres bisherigen Kurses verunsichern, die 
Kosten-Nutzen-Rechnung dieses Kurses erschweren und 
die Vcrantworthchen psychologisch zur Überprüfung ih- 
res Kurses bereit machen.« GoUwitzer läßt sich also au 
die Fragestellung ein und sagt dann; »Ich halte...eine Kai 
kulation, die mit einem für unsere Ziele nützlichen Ein 
druck von gewalttätigen Aktionen bei den heute Herr 
sehenden und auch bei der Bevölkerung argumentiert 
für diskutabel.« 



Hill 



I ki -• I 



»Diskutabel« — ein äußerst erfrischendes Wort 
in dieser Zeit. Und dann reflektiert Gollwitzcr: »Ent- 
scheidend ist damals wie heute die dreifache Frage: die 
Frage der Wirkungsfolgen jeder Gewaltaktion oben und 
unten, bei den Herrschenden und bei den Massen — und 
die Frage der zu verantwortenden menschlichen Opfer. 
Wer wie Günter Anders — und ich stimme ihm darin 
ganz zu — Frieden und gewaltfreies menschliches Zu- 
lenleben als Ziel auch unseres politischen Handelns 
lit und darum die Gewaltfrage auf die Ebene der 
Mittd rückt, steht sehr im Gegensatz zur offiziellen Hcu- 
cfacici der Machtbesitzer, die die gegen sie sich richtende 
Gewalt mit Entrüstung verteufeln und die von ihnen aus- 

geübte Gewalt verschleiern und vergessen machen wol- 
len. Weil Verwendung von Gewalt überall geschieht, steht 
sie unter der strengen Frage ihrer Rechtfertigung, der 
steh kdner entziehen kann, der an der Gewaltausübung 
beteiligt ist oder von ihr profitiert oder in dessen Namen 
Gewahausübung geschieht — also wir alle nicht!« 




Und genau aus dieser Sicht, die ich richtig fin- 
de, sagt GoUwitzer dann: »Deshalb gibt es heute in der 
Oppositionsbewegung sowohl solche, die grundsätzlich 
jede Gewalttätigkeit ablehnen, wie auch solche, die Ge- 
waltanwendung nur aus rationalen, also Zweckmäßig- 
kcitscrwagungen ablehnen. Mögen beide sich gegensei- 
tig nützlich sein ! Die grundsätzlichen Gewaltgegner sol- 
len uns den Abscheu vor menschenschädigender Gewalt 
verstärken, also das Gewissen schärfen; diejenigen, die 
den Griff zur Gewalt aus taktfcchen Überlegungen ab- 
lehnen, sollen die Suche nach anderen und wirksamen 
Methoden intensivieren. Beide Seiten sollen sich nicht 
gegenseitig exkommunizieren. Und beide Seiten müssen 
umgetrieben sdn von der Frage: Was kQnnen wir denn 
noch Wirksameres tun, damit immer mehr Menschen 
aufwachen in diesem Zeitalter der wahrhaft apokalypti- 
schen Bedrohung?« Was ich daran so fruchtbar finde, ist 
erstens die Unversöhnlichkeit gegenüber den vorgefun- 
denen Verhältnissen, zweitens der Verzicht darauf, eine 
moraUsch-ethische Position zur Maxime gemeinsamen 
Haijdelns zu machen, und drittens die Folgerung, daß 
unter den heutigen Bedingungen prinzipiell gewaltfreie 
und aus Zweckmäßigkeit Militanz ablehnende Gruppen 




- ' " " ; : '■:■ - -".".■:■!-■ >!■'->'■■-; ■ . ! _ ■ ■ 
'. - 

l" , , ' I ' I ' ^ ' I I ' I ' I ~ 



■y ■■:-:-:-:-:-^^\-^ y :-::'.-:->-:-: '■■-■-- ' 

- ."-" ■ " W _ . ■_ ■ ■ 



F * d b - , 

- -" ' ■ 1 b ■ 

- r ^ ■ - n 



■ " .■-.-.- '.■.--■■- . . 



■ ■ 



kooperieren müssen. Wenn das so diskutiert wurde, wä- 
ren Dämonisierung und Versöhnungsstrategie außer 
Kraft gesetzt. 



FWti: Ich will mich mehr auf diese Frankfurter 
Geschichte beziehen: Mit den Schüssen hat die Gewalt 
dort die Ebene der Symbolik überschritten. Bis dahin 
war der Kampf gegen Objekte wie die Startbahn West ja 
nur mit symbolischen Mitteln geführt worden, mit mit- 
telalterhchen Waffen wie Steinen und Zwillen. Zum er- 
sten Mal tauchte nun eine Waffe auf, die nicht mehr bloß 

symboHsch ist, sondern dazu geschaffen, Menschen zu 
töten. 

Die Diskussion darüber ist bisher sehr hyste- 
risch geführt worden. Ich versuche mal. mir vorzustel- 
len, welche Logik hinter den Schüssen steckt —'ob das 
nun ein Durchgeknallter war oder ein Autonomer oder 
irgend ein anderer, der sich die Situation zunutze ge- 
macht hat. Seit Jahren läuft da ein »Kampf« gegen das 
System, das sich längst auf die Regeln und Gesetzmäßig- 
keiten des Protests eingerichtet hat. Ob in Wackersdorf, 
m Gorleben, in Frankfurt oder in der Hafenstraße — im 
Grunde diktiert überall die andere Seite die Art der Aus- 
einandersetzung. Da muß doch irgendwann die Überle- 
gung auftauchen, wie man wieder in die Offensive kom- 
men und dem ständigen Abwehrkampf entfliehen kann. 
Etwa indem man sich gegen die staatliche Repressions- 
macht nicht nur verteidigt, sondern sie angreift. Wobei 
klar ist. daß die Polizisten wirklich nur Marionetten sind 
— keiner von uns stilisiert die hoch zu Gesetzesmachem, 
Das macht es auch so problematisch, daß in Frankfurt 
die Marionetten angegriffen worden sind und nicht die 
wirklichen Verursacher. 

Jedenfalls kann ich erstmai rational nachvoll- 
ziehen, daß jemand sagt: Ich habe die Nase voll, ich lasse 
mich nicht immer nur herumhetzen und verprügeln, ich 
wehre mich r^-. ht nur symbolfsch, sondern ich schieße 
rni. Allerdi^ kann ich für mich selbst nicht sagen 



h¥ 



- 59 



■ t_ 






^ '- 



i r 



-4 



^J 



% - 



■h_-J 









mir- vorstellen, daß 



zu 



-' i 



kann.l Abei 



IM '■*',.*-/ 



-•^■^. 



-. L- 

■ -1 



^> 



.*.; 



--.i' 



-F- 



_ 4 



:^r 



E J- -Lb- 



^ ■_ 



t_' 



s 



--f -- 



I?;- 






■¥^ 



_ ■ £ 



Auseinandersetzung über die 
tit werden, um den Staat zu be- 
Frage der Gewalt keine grund 
iktische. Es geht ilicht darum 
id sich darauf zu freuen, nach 



— ■ 
V- 



l-l 



- ' 






?•■ 






*v 



- ir 






'T 



f*^- 



f"-J- 



-N- 



S- 



■:^.'^" 






V 






_< 









-- r^ 



'!_ _ 



1 






!■■■■ --W' 



^ >^;;i 



4-' 



T. 1 ' 



^>^^ 






iä 






'^ 



J I I 






■:i 



^:' 



..:.äi. 



V 

.£ 



^^^) - 



.t L 



**■- 









''-^ 



ni 



'. 






.:m 



- ■ ^ 



,j:,^: 



""i: 



^. 



^^ 






■1 






- *■> 



- V 



V;-" 



-_ 1. 

-^ - 

:7' 



^t^^- 



. b 



-■'I 



Tl 



.iP--^ 



iS.- 



-L-" 



_ f 



f 



-^ 



■-i-- '^^.. 



F 



^-■ 



?S 



k- 



l' _ 



4 J 






?^- 






.1 

* 



'« 



1 



■5 



' I j 



' : ■*► 






n - 






t:5. s 



^'- 



* ^ 



>;,ltH:T 



_» 1- 1 



I < 



^1' 



- :.7 



t- 



■v'^t, 



* Ai 






. __ \ 



i!^ 



i- 

r 

-'4 



4 ;=? 



-,^' 



-ü:- 






■:( 



sten Sonntag an die Startbahn zu fahren und Molü« 
werfen. Aber wir müssen ganz rational alle Mittel, s 
militante Mittel danach auswählen, ob sie geeignet s 
den Staat tatsächlich daran zu hindern, bestimmte 
jcktc zu bauen und unsere Leute mit seinem Repressions 
äpparat kaputtzumachen. In der Hysterie nach Frank 
fürt — auch bei den Grünen, die uns jetzt umerzieh 
wollen — geht völhg die Prämisse verloren, auf der m 
sich als »links« bezeichnen kann. Links ist, wer diese 
Staat grundlegend verändern oder zerstören und befrei- 
tes Leben ermöglichen will. 

Gremliza: Der Philosoph Günther Anders gehü 
weiter: Die Atomkraftwerke und die Atombomben drohj 
ten, die Weh ins Chaos zu stürzen. Das sei ein »globaled 
Notstand«, dem mit »bloß symbolischen und sentimen- 
talen Scheinhandlungen« nicht abgeholfen werden kön- 
ne. »Heute noch sanft und urban zu bleiben«, so Anders, 
beweise »nicht nur Unemst, sondern Feigheit und liefe 
auf den Verrat an den Nachkommen hinaus.« Eigentlich 
müßten diese Anlagen »in physischer Notwehr angegrif- 
fen und systematisch unverwendbar gemacht werden«. 
Da man dazu nicht die Mittel habe, müßten »wir den an 
der Herstellung, der Installierung und dem eventuellen 
Einsatz dieser Geräte Interessierten unmißverständlich 
erklären, daß dasjenige, was wir bis jetzt (höchstens) ih 

Produkten zugedacht haben, daß das nur die Voran 

kündigung dessen gewesen ist, was wir ihnen selbst anzu- 
tun gezwungen sein werden... Voll Schmerz, aber ent- 
schlossen erkläre ich daher: Wir werden nicht davor zu- 
rückscheuen, diejenigen Menschen zu töten, die aus Be- 
schränktheit der Phantasie oder aus Blödheit des Her- 
zens vor der Geföhrdung und Tötung der Menschheit 
nicht zurückscheuen.« Ist das eine »autonome« Politik? 

Andreas: Was Anders da skizziert hat, ist nichi 
nur bei mir zunächst auf große Begeisterung gestoßen, 
weil es einen aus dieser Zwickmühle Gewalt gegen Sa- 
chen, aber nicht gegen Menschen und aus dieser ver- 
klemmten Freude befreit, wenn wieder mal einer der 
Herrschenden auf der Strecke bleibt. Aber die Schwierig- 
keiten, die mari damit immer gehabt hat. werden doch 
nur scheinbar geklärt, denn aus Anders spricht die glei- 
che Hilflosigkeit, die man selbst empfunden hat. auch er 
[weiß keinen Ausweg.mehr und geht deshalb zum Außer- 
Isten. Aber dadurch, daß Günther Anders auch nicht 
Imehr weiter weiß, werden Schüsse auf Menschen nicht 

{ger echtfertigt. 

Uremiiza 



;:- ClI 







- \ 






t;-* 



^.^ - 



.j;^^: 



"fJ 



il 



-fj- 



_"■_ l 



t 



( _ 



^4 ,'■= '\i- 



\. 



'[ 



,i.' 



Sri- 



•i:^ ■ f? 



'■t-, 



'i- 






t- Jb 



J" 



.-■V 



C- I 









■ '■ « 



^ J 



* r 



t- 



Vi 



"f 



." 






■ V 

'V 



^* ■ 



h 



P- 



■\ 






-1 



-^^ 



X 4 



V. '- 



t 



I 



t f 



U ■■i-.--' 



.1 -7- 



, *'i 



\. . 



•-.- 



*",-: 



". 



_- t 



= I 






■ * 






- I i - -r l'^ 



V I 



i.i- 



"n 



I 






-M 



-Ä- 



_*. 



/■-h 



■-_- 



A ';^:i 



reitungen, gegen zivile Atomrüstung, gegen den planvol- 
len Mord an den Menschen der Dritten Welt. ein. Wider- 
stand, der sich selbst ernstnimmt, also wenigstens selbst 
an das glaubt, was er den andern tagtäglich erzähh, der 
muß sich schon fragen lassen, welchen Erfolg die lange 
B^ihe friedlicher Demonstrationen. Sitzblockaden und 
Hungerstreiks in der Geschichte der BRD gehabt hat. Ist 
denn wegen solcher Widerstandsaktionen eine Rakete 
weniger installiert, ein Kraftwerk weniger gebaut, ein 
Angolaner weniger getötet worden? Das ist doch die Fra- 
ge, die Anders theoretisch und andere praktisch stellen. 

Schnbart: So einfach, wie es sich Anders 
macht, kann man es sich nicht machen; Mal abgesehen 
von dem prinapieUen Nein, das ich zu seiner Schlußfol- 
gerung aus einer richtigen Feststellung* sagen möchte. 
Zunächst halte ich es für unrichtig zu sagen, die Masse 
von gewaltfrcien Aktionen, wie sie seit Beginn der achtzi- 
ger Jahre gelaufen sind, hätte nichts bewirkt. Zugegebe- 
nermaßen ist es schwer verifizierbar. was sie wirklich be- 
wirkt haben, und.ich gehöre auch nicht zu denen, die — 
wie jetzt Tfcile aus der grünen Bundestags fräktioh — sa- 
gen, daß es zu einem Abkommen am 7. Dezember zwi- 



-; 



'^K 



^ X __ 






sehen Reagan und Gorbatschow kommen wird, hätten 

gerade die Aktionen der Friedensbewegung bewirkt. Das 

halteich für zu kurzsichtig, und für zu kleinlich gesehen. 

Auf der anderen Seite möchte ich doch sagen, daß diese 
Masse von wirklich gewaltfreien Aktionen tatsächlich 

Änderungen in den grauen Zellen von sehr sehr vielen 
Menschen herbeigeführt haben. Denn woran liegt es. 
daß es heute ein anderes Denken. Ansätze von neuem 
Denken, in breiteren Kreisen der Bevölkerung zu dem zi- 
viltechnologischen und dem militärtechnologischen Ap- 
parat gibt? 

Das andere, was man dem Günther Anders vor- 
werfen muß, ist die geradezu abenteuerliche Vorstellung, 
daß mit einem Maximum von Gewalt, selbst unter In- 
kaufnahme der Tötung von Menschen durch Menschen. 
Veränderungen in diesem Lande im Sinne der gesetzten 
Zielsetzung, weg von diesen Tötungsmaschinen im zivil- 
militärischen und im rein-militärischen Bereich zu be- 
wirken wären. Eine Beweisführung, die man aus den 
Worten von Günther Anders schließen müßte, ist ja mit- 
nichten gelungen. Ich will voll unterstützen, was am An- 
fang der Thomas gesagt hat: daß die sogenannte Gewalt 
gegen Sachen eine wirklich absurde, eine ganz und gar 
absurde Diskussion ist. Denn in dieser Diskussion, die 
die Herrschenden uns aufzwingen, steckt ja auch etwas 
Menschenverachtendes. Als 1982 die Pflugschar-Aktion 
in ein Pershing II-Depot eindrang und dort einen 
Pershing-Transporter unbrauchbar machte, wurden sie 
mit der schwersten Anklagebis zu Hochverrat und Sabo- 
tage konfrontiert. 

Mein Verhähnis zu Sachen ist nur ein Verhältnis 
von Nützlichkeitserwägung. Ich kann Sachen kaputtma- 
chen, wenn ich weiß, die Sachen schädigen mich, sie zer- 
stören mich gar. Und ich kann Sachen bewahren, wenn 
ich weiß, in diesen Sachen steckt etwas Lebensbewahren- 
des. Deswegen ist dieses Verhältnis ein reines Verhältnis 
von Zweckmäßigkeitserwägungen; Aber das kann nie- 
mals gelten gegenüber Menschen. Welche Menschen das 
immer sind, ob Polizist. Demonstrant, Unbeteiligter. Po- 
litiker. Nichtpolitiker, das ist mir völlig egal. Mensch ist 
Mensch, das muß festgehalten werden, das hat 'ne ganz 
andere Dimension als die sogenannte Gewalt gegen Sa- 
chen. 

Ebermann: Das Großartige an Günther Anders 

ist doch, daß er die Frage der Effektivität überhaupt the- 
matisiert. Ob er sie falsch beantwortet, oder daß er sie 
falsch beantwortet, ist zunächst mal 'ne zweite Frage. 
Sein Ausgangspunkt ist eine Polemik gegen das Fasten 
zugunsten des Friedens und sein Ratschlag, sich lieber 
ein gut zurechtgemachtes Schinkenbrot zu gönnen, weil 
man augenscheinlich mit beiden Sachen gleichviel be- . 
wirkt, nur mit der ersten noch den Nachteil des Hungers 
in Kauf nimmt. Und jede Polemik gegen Militanz ist in 
der Tkt eine zahnlose, wenn sie sich dem Maßstab, wie 
ftian unter den heutigen Bedingungen ein Maximum an 
positiven Veränderungen oder Verhinderung von Ver- 
schlechterung bewerkstelligen kann, nicht stellt. Deswe- 
gen ist es auch nicht unwichtig, dem Günther Anders 
und allen, die so argumentieren, vor Augen zu führen, 
was denn passiert, wenn sein Vorschlag Realität werden 
würde. Es ist eine absurde Idee, die Herrschenden seien 
so einzuschüchtern durch die Militanz Einzelner oder 
einzelner Gruppen, daß sie von ihrem Vorhaben ablassen 
würden. Sondern es ist richtiger, auf dem Vorwege zu 
kalkulieren, welche Verfolgung, Gesetzes Verschärfung, 
Repression das nach sich zöge. 

Zweitens — und das gegen Günther Anders ein- 
zuwenden ist nahezu absurd; ich gehe davon aus. daß 
sich keiner mit seiner Aussage so gequält hat, wie er sich 
selber — muß diese Ebene des Menschenverletzens und 
-Tötens eine Rolle s 





lelen 



. Wenn Du. Fritz, das bitte nicht 
als Haarspalterei empfindest: Du hast gesagt, die Polizi- 
sten sind Marionetten. Das ist ein Verweis darauf, daß sie 
eine Funktion austoben. Aber die banale zweite Feststel- 
lung, daß wir als Linke sie nicht auf Funktion reduzie» 
ren, sondern si. 3 hilflos das klingt, als Menschen se- 
hen, die in diesv, Funktion gesteckt wurden, kann da- 



60 - 



^ ' 






■ "'\\ 



\. 



\ 



\ \ 



■''' 1 



^ ( 



f"' ^■'. ,,. 



r^'5^ ■. 



! 






! ^ -t 



■■"Ij. 



I.« 



-■ 



r 



- * * 



1- 



i' 



< 



< 



^ 






w 



j " 



^^ 




4! 



_ ■ 



\ 



- h 



- r 






♦ 



/1 



ji 1- 

(11- 



i 



■'^ 



j, 



( 




" h ^ 



I; 



). 



^1 



I 



■ 



i ;;. « 






V 

f; 

r 



J- 



: t'V 



1 



EL k 



1 * 



^ ^ 



I H 



■-\ 



V 



s> 



I, 



■ « 



I- 



J. - 



tvt 






b I 



»Der Staat setzt 
Gewalt ganz rational 



> X ' 



'*:. 



ein. So müssen wir 
das auch machen« 



durch verschleiert werden, daß wir so eine Haltung ein- 
nehmen. Es kommt darauf an, klarzumachen, grade in 
diescr-Zeit, in wieviel extrem als Demütigung und Bedro- 
hung 'empfundenen Situationen alle Linken nicht mit 
gleicher JVfünze zurückgezahlt haben. In einem Posi- 
tionspapicr der Linken Liste Frankfurt heißt es: »Über 
den Köpfen kreisende Hubschrauber, die in Wackersdor 
die Demonstranten mit Itänengas einnebeln, lassen aus 
dem Gedanken der Gegenwehr heraus Gewaltfantasien, 
bis hin zum Abschuß dieser Hubschrauber, entstehen. 
Die Frage ist, warum tat dies eigentlich bislang niemand. 
Die Antwort ist einfach: Weil es in der legalen radikalen 
Linken einen Konsens gibt, der Tbte weder in Kauf 
nimmt noch Verwundete einplant.« Und diesen Konsens 
hat es tatsächüch gegeben, und jeder, der behauptet, daß 
die sozusagen bekannte Mili tanz, die man in ihren ritua- 
Usierten Formen kritisieren kann und kritisieren muß, 
quasi dasselbe ist wie die Schüsse, der lügt. Das ist un- 
wahr. Und das ist unwahr, weil die Rechte überhaupt nie 
eine gcwaltfreie Utopie denken konnte und denken woll- 
te, wir aber — und das geht in unser Handeln ein — diese 
Utopie, ohne das Zwangsverhältnis Staat, immer ge- 
dacht haben, was auch immer diese Momente des Re- 
tekts vor körperlicher Unversehrtheit beinhaltet hat. 



'I 



*^w 



, kann 

pialismus nicht teilen. Ich gehe einfach davon aus, daß in 
anderen Regionen der Welt, dort wo Linke und Befrei- 
ungsbewegungen auch menschenverletzende und - 
vernichtende Gewalt anwenden, diese kein leichtfertiges 
Verhältnis zu dieser Tatsache haben. 

Schubart: Zum Prinzipialismus und Dritter 
Welt, Thomas, muß noch eine Klarstellung getroffen 
werden: daß das, worüber wir uns heute hier unterhalten, 
nur für die Verhältnisse Juer m der BRD giU. Selbst bei 
meiner prinzipiellen Ablehnung jedweder menschlicher 
Gewalt gegen seinesgleichen, die auch etwas zu tun hat 
mit Einsicht in die letzten 5000 Jahre menschliche Ge- 



schichte, gebe ich Dir gerne zu, daß ich den Völkern in 
der dritten Welt überhaupt keinen Ratschlag erteilen 
kann, wie sie ihren Kampf führen, ja, daß ich volles Ver- 
ständnis für diejenigen habe, die den bewaffneten Kampf 

für Befreiung führen. 

summ: Bei Aschu hab ich am Anfang gedacht, 
es gäbe sowas wie eine universelle Moral, die hier einge- 
klagt wird, die heilig ist. Es gibt nichts, wird gesagt, was 
Gewalt mit Verletzimgsgefährdung oder mit Tötungsge- 
fährdung rechtfertigt. Und dann kommt die Ausnahme. 
In der dritten Welt, da reden wir den Leuten nicht rein. 
Das ist ein Bruch. Warum reden wir ihnen nicht rein? 
Warum gibts da einen anderen Maßstab? Man kann das 
übertragen auf die Debatte bei den Grünen: Warum wird 
einerseits gesagt, wir machen jetzt einen Fahndungsauf- 
ruf, was ja bedeutet, der Staat soll Strafe exekutieren, 
und d. h. einen Menschen zwingen mit aUen Konsequen- 
zen, andererseits sagt Fischer in einer Debatte mit ir- 
gendsoeinem CDU-Referenten von Wallmann, es sei die 
Pflicht dieser Leute gewesen, den Hitler abzuknallen. 

Das ist auch ganz weit weg. diesmal nicht geografisch, 

sondern zeitlich. Das universelle »Du sollst nicht töten« 
wird oan/ leicht vorBctraRen. aber alle, die es vortragen, 



haben irgendwelche Ideen im Kopf, wo es nicht geht. 
Wenn das aber so ist, dann hat das Heilige offenbar Aus- 
nahmen. Wie das meiste Heilige übrigens. Das macht es 
grad zu sowas »Heiligem«. Und wovon hängt die Aus- 
nahme ab? Ich behaupte, die Ausnahme hängt doch von 
diesem von Dir so verworfenen NüUlichkeitskalkül ab. 
Ich sage jetzt mal ein Beispiel: Wenn es gelänge, die ame- 
rikanische Intervention in Nicaragua, die Verminung der 
Häfen, die Unterstützung der Contras, die die Zivilbe- 
völkerung terrorisiert, wenn es gelänge, dies zu beenden 
durch ein schlichtes Attentat auf Reagan, und dann war 
Schluß damit, dann gäbe es die ganze" moralische Diskus- 
sion in viel geringerem Ausmaß. 

Aschu -hat im übrigen in der Kritik an dem An- 
ders auch gesagt, der müßte erstmal beweisen, daß der 
gewünschte Effekt eintritt; und das bestreitest Du, das 
bestreite ich auch, aber das hat mit dieser Moraldebatte 
nichts zu tun. Wenn der gewünschte Effekt nicht eintritt, 
dann bitteschön, soll er aufhören solche blöden Vor- 
schläge zu machen — so ist die Kritik. 

SchubarU Ich habe mich prinzipiell von seiner 
fatalen Schlußfolgerung distanziert, unabhängig von 

Nützlichkeiten. 

Stamm: Das ist mir ja völlig klar, ich hätte auch 
gern eine Moral, mit der ich hier rumlaufen könnte. Ich 
hab übrigens auch eine: Ich möcht niemand umlegen 
und ich möcht niemand verletzen, das ist meine. Ich 
wünschte, das würden andere auch so sehen. Andere, die 
viel mehr die Möglichkeit haben, da tatsächlich irgend- 
was zu bewegen — das. bin ich ja nicht, das ist nicht Lan- 
ger, das bist nicht du, das sind auch nicht die Autono-, 
men, sondern das sind die Herrschenden, um es mal ganz 
undifferenziert zu sagen. Ich wünschte, die würden auch 
so verfahren. Das Problem ist: Du hast einerseits eine 
prinzipielle Einwendung gegen Anders gemacht, und an- 
dererseits haste ihn vorgeführt an der Tatsache, daß er 
tatsächlich den gewünschten Effekt auf diese Weise nicht 
realisiert. Jetzt müssen wir uns aber eins überlegen. 
Wenn wirklich diese apokalyptischen Tfendenzen in der 
Welt sind, die du ganz oft beschworen hast, zum Beispiel 
bei derStartbahn West, wenn das so wäre, daß der Unter- 
gang der Menschheit droht, dann wäre doch jeder blöde, 
der — brutal ausgesprochen — mit der Tötung eines 
oder zweier oder dreier Funktionsträger oder Auftragge- 
ber diese Apokalypse verhindern könnte, wenn er das 
nicht täte. Er wäre blöde oder ängstlich, was ich verste- 
hen kann, ich wäre.dann auch ängstlich. Aber es ist eine 
völlig unseriöse Diskussion, die Dramatik, die aus der 
eignen Diagnose folgt, nicht ernst zu nehmen und mit so 
einem universellen Moral-Begriff zu kommen, der gar 
nicht explizit ist, und immer wieder, wenns nötig ist. 
durchlöchert wird, ganz parteiüch. was mir unheimlich 
- stinkt, weil es unehrlich ist und die Leute dummacht. Die 
ganze Debatte leidet unter einem extremen Mangel — 
und da sind sich autonome Theoretiker und Propagandi- . 
sten und Prediger mit vielen brav daherkomnienden Leu- 
ten in ihrem Überschwang einigt Die Frage, welches Mit- 
tel muß ich einsetzen, um welchen Zweck zu erzielen, die 
was Nüchternes hat, die nicht eriaubt, das Selbstbewußt- 
sein zu befriedigen, den Kampf als inneres Erlebnis zu 
verstehen, ä la Jünger oder so, was es bei linken Kämp- 
fern auch gibt, — diese Frage wird zuwenig gesteUt und 
sie wird auch zuwenig beantwortet. Wenn die Linke mehr 
darum kämpfen würde, die Frage der Mittel für beab- 
sichtigte Effekte rational zu diskutieren, dann läge darin 
eine Begrenzung von Gewalt, die nur der Selbstbefriedi- 
gung diejit. Nichtdie Gewältvermeidung als Selbstzweck 
meine ich damit, sondern: Wenn wir darum kämpfen, 
daß die diese Gesellschaft kritisierenden Menschen stär- 
ker werden, den Widerspruch aushalten, daß sie viel vor- 
haben und gegenwärtig wenig realisieren können, und 
weiter daran arbeiten müssen Mittel zu finden, die 
Schritte in die richtige Richtung bedeuten; und wenn. 



■u 



^V-.S 



.-■;. ': 



'- :'• rvv 



i- 



"IJ. ' 



lir- ... 



- 61 - 



der Bedingungen, daß überhaupt die Tage des Verhand- 
lungsspielraums positiv genutzt wurden. Das ist mehr als 
Selbstbefriedigung. 

Andreas: In dem Brief, der \i. a. auch von Dir. 
Aschu. unterschrieben worden ist, heißt es: »Solange, 
wie sich innerhalb des autonomen Spektrums nicht ein 
für uns wahrnehmbarer Zusammenhang herausbildet, 
der bei Demos auf Zwillen verzichtet, solange es einen 
solchen Zusammenhang nicht gibt, werden wir mit Au- 
tonomen, mit Euch, keine Aktions- und Demonstra- 
tionsbündnisse mehr machen.« Das ist genau diese Ebe- 
ne, ich halte diese Bedingungen, die da gestellt werden, 
für eine Schutzmaßnahme gegenüber einem bestimmten 
Spektrum. Sie wollen sich einer bestimmten Kritik nicht 
aussetzen, weil nämlich die Autonomen tatsächUch auf 
einer relativ rationalen Ebene argumentieren, und das 
anäere, das Fasten- Spektrum, das friedfertige Spek- 
trum, sich tatsächlich auf einer heiligen, scheinheiligen 

moralischen Ebene bewegt. 

Schubart: Was mir am allerfemsten liegt, sind 

irgendwelche Arten von Distanzierung, von Ausschlüs- 
sen. Das liegt mir ganz fem. Es kommt wirklich darauf 
an, in der Bewegung einen Konsens für Aktionen herbei- 
zuführen und für nichts anderes, und da müssen sich die 
Autonomen nun mal doch die Frage gefallen lassen, wie 
sie das eigentlich sehen. Ein großer Tfeil lehnt also diese 
Art von Militanz, die menschenverletzend sein kann, 
ganz konkret gesagt: Zwille, Mollies, Steine ab. Ein ande- 
rer Teil, wie ich meine auch ein kleinerer Teil, sagt, aus 
diesen oder jenen Gründen ist das notwendig, und wir 
finden da keine Einigung ob das notwendig ist, gut ist, 
opportun ist. prinzipiell abzulehnen ist. Und nun müs- 
sen sich doch diejenigen, die diese Mittel anwenden wol- 
len, aber auch gleichwohl gemeinsame Aktionen mit 
dem übrigen Teil, zum Beispiel, der diesen Brief verfaßt 
hat, machen wollen, die Frage gefallen lassen, wer ei- 
gentlich da mehr zum Zwiespalt beiträgt. Diejenigen, die 
partout auch in solchen gemeinsamen Aktionen Zwillen, 
Steine, Mollies anwenden wollen, oder diejenigen, die 
das ablehnen. Diese Frage aber müßt ihr euch stellen. 
Wobei dieser Satz, das kann ich hinzufügen, den du da 
eben zitiert hast, der hat mir auch nicht gefallen, weil er 
wirklich nur distanziert. Es gab da lange Telefongesprä- 
che, und ich hatte nur die Wahl: entweder du unter- 
schreibst das Ganze oder gar nichts. Und da ich den übri- 
gen Text für gut halte, habe ich unterschrieben. 

Gremliza: Und wenn sich diese Gruppierungen, 
von denen hier die Rede ist, den Forderungen, die an sie 
gestellt werden, nicht beugen werden? 

Schubart: Das wäre fatal: keine gemeinsamen 
Aktionen und praktisch eine Selbstlähmung der Bewe- 
gung. 

Gremliza: Thomas hat gesagt, bei den meisten 
gemeinsamen Aktionen hätten die Autonomen die Ab- 
sprachen eingehalten. 

Schubart: Bloß, das Herbeiführen solcher Ab- 
. sprachen war in der Vergangenheit unwahrscheinlich 
schwer. Man hat sich mit solchen salvatorischen Klau- 
seln beholfen, wo ?s auf der einen Seite hieß: selbstbe- 
stimmte Formen des Widerstands, auf der anderen Seite: 
wir wollen keine menschenverletzende Gewalt. Man ist 
trotzdem hingegangen und hat gesagt, also hoffentlich 
nehmen sie wenigstens so, obwohl sie es so nicht sagen 

können, auf uns Rücksicht. 

Andreas: Hoffentlich nehmen die Autonomen 

Vernunft an — genau<las ist die Haltung, die die Grünen 

jetzt einnehmen in Bonn, die sagen, um die müssen wir 

iins mal mehr kümmern, um die Mtonomen. Da muß 

ich sagen, von Kümmern kann gar nicht die Rede sein, 

höchstens setze ich mich mit ihnen auseinander. Meine 

Mutter hat sich früher um mich gekümmert. Wir sind 

nicht die brandschatzenden und mordenden Horden. 

Das, was du eijgentlich sagst, die Gefahr, daß man nicht 



wir dafür kämpfen, dann rationalrsieren wir die Debatte 
der Gewalt, dann rationalisieren wir auch die Ohnmacht, 
und dann schaffen wir vielleicht Wege, wo im Aushalten 
der Unterlegenheit eine größere Fähigkeit zum Angriff 
gewonnen wird, die gegenwärtig bei der ganzen Moralge- 
schichte kaputtgeht. Ich finde, diese ganze Debatte hat 
eine fatale Konsequenz: Wir sind gegen jede Gewalt, 
wird gesagt, obwohl, es ist arschklar, daß die von allen, 
die so reden, unterstützte Hafenstraße ohne die Gewalt- 
drohung der Bewohner nicht mehr stehen würde. Das 
muß man sich in aller Härte reinziehen. Das war ein Er- 
gebnis nicht irgendwelcher friedhchen-und-sonst-nix- 
Aktionen. Das weiß auch jeder, das weiß der Bürgermei- 
ster, das weiß viel deutlicher die CDU, weil sie ihm das 
vorrechnet, das weiß der Joschka Fischer, das weiß ich, 
das weißt Du, und darüber müssen wir reden. Nur durch 
das Reden über das, was in der Wirklichkeit passiert, 
kriegen wir einen Schritt Rationalisierung in unsere ärm- 
liche Mittel-Diskussion: Wir haben nämlich gar keine 
Mittel im Augenblick und machen uns auch gar keine 

Mühe, welche zu kriegen. 

Andreas: Aschu hat den Eindruck erweckt, als 
hätten wir es immer nur mit Atommeilern und irgend- 
welchen Betonpisten zu tun. und da genügt dann die Ge- 
walt gegen Sachen. Das ist ja nicht so, daß ich mich im- 
mer nur mit Zäunen auseinandersetze, sondern ich muß 
mich mit einer Politik aussein ander setzen, und die PoUtik 
kommt irgendwann an einen bestimmten Punkt, wo sie 
mir tatsächlich im Zweifelsfall mit dieser vielzitierten 
Sig-Sauer gegenübersteht. In dem Moment, wo die Poli- 
tik an so eine Stelle kommt, muß ich mich auch entschei- 
den. Diese Entscheidung steht heutzutage nicht an, aber 
daß das alles nicht durch Aussitzen oder Abspecken zu 
machen ist, das lie gt doch nicht an uns, sondern das liegt 
an der Gegenseite. \Die Gegenseite gibt diese Gewalt vor. 




Und sie setzt diese Gewalt ganz rational ein. Die komme 
nicht, weil sie wütend sind über die Hafenstraße, ange 
braust und mischen sie auf, sondern sie überlegen sich 
genau, wann sie das machen. Und genauso müssen wii 
uns das auch überlegen, in welchem Zusammenhang be- 
stimmte mihtante Aktionen Mittel zum Zweck werden. 
Das Brechen von irgendwelchen Stäben an der Startbah 
West hat hauptsächlich den Zweck, daß man nachhe 

mit einem guten Gefühl nach Hause geht. 

Ebermann: Ich stimme dem zu, was Michael 
gesagt hat. Trotzdem gibt es einen seltsamen Aspekt: 
»Die grundsätzhchen Gewaltgegner sollen uns den Ab- 
scheu vor menschenschädigender Gewalt verstärken, al- 
so das Gewissen schärfen,« sagt Gollwitzer. Ich glaube, 
die reine Zweckmäßigkeitserwägung muß kombiniert 
sein mit dem Wunsch, immer wieder zu reflektieren, 

wann die Mittel häßlich werden. 

Was. ich eigentlich sagen wollte: das Wort 
Selbstbefriedigung kann etwas teilweise ungerechtes, 
sein. Nimm die Barrikaden an der Hafenstraße. Die wa- 
ren unter dem Gesichtspunkt eines bestimmten Effekts 
keineswegs relevant. Denn die Geschichte, um mal kon- 
kret zu werden, ist ja die: Als die Bürgerschaft beschlos- 
sen hatte, es gibt keinen Vertrag, sind in der Nacht darauf 
die Barrikaden aufgebaut worden. Sowohl Barrikaden 
an der Hauptverkehrsstraße, zwischen den Häusern und 
der Elbe, wo zehntausendfach Autoverkehr durchfließt, 
als auch Barrikaden oberhalb der Häuser, sozusagen in 
den engen Gassen des Viertels. Sehr schnell ist deutUch 
geworden, daß die verkehrsreievanten Barrikaden Poli- 
zeieinsatz provozieren werden, daß also der Senat die 
nicht wird lange anguckerl können. Und sie sind binnen 
kürzester Zeit, nach einem Beschluß der Bewohner, ab- 
geräumt worden. Der Zweck, anrückende Poüzei zu ver- 
hindern, ist damit für jeden, der es kühl betrachtet, auf- 
gegeben worden. Die Barrikaden haben ausgedrückt — 
und das ist mehr als Selbstbefriedigung: Ihr kriegt uns 
hier nicht weg wie die Schafe. Diese Drohung war eine 




- 62 - 






* » 



»■r 



--" -^ 



'9! 



. J. 






1; ^■r .. 






?.;:- . 






■ 5: 



, l!t.... 



'i/t 



'■ ■'». •■- r, 



i 

< 



i 






^ V 



,.*.j 



i 



II *- t I j 



m ■ 1 . 



>4 






. '- 



•V . ' 



1 

E 



I - 







hH 



1 



1 






r,.»- 



i - 

t; 



r 









M 



'!:■ 



1 1 , 



■k: 







1. 



' ' 



i-,, h .i 



1 



1^ 






'^ 



'H;;: 

4.;, 



^ I- 



-li"; ■ 



1,. 






^ 



'. .' 



■,,' i'^' 



( 






;■( 






I 



A' 



^ . 



w , ; 



'■ fc: 



-f: 



fr h ^ 



!i-i. 



j \ 



1 ^ 



V, 



i\ 



l 



-< 



■-1* 



I' 



1 ■ 



• 



7 






^; 



»Ich hab einen 

Bauch, ich hab Haß, 

aber ich hab auch 

einen Hirnkasten« 

mehr zu gemeinsamen Aktionen fähig ist, das ist genau 
die Erfüllung von dem, was Herr Zimmermann betreibt. 
Der versucht das nämlich zu spalten. Und genau diese 
Rechnung geht damit auf. Ich finde es deswegen schon 
ganz entscheidend, ob Du das unterschreibst oder nicht, 
weil der Aufruf^cht dazu geeignet ist, sich damit aus- 
einanderzusetzen, sondern er stellt Bedingungen, er dik- 
tiert Bedingungen. 



mitdemonstdert haben. Meine Haltung dazu ist: Auszu- 
schalten für die Zukunft ist das nicht, selbst wenn meine 
Wünsche der Bündnisse und Absprachen und gegenseiti- 
ger Kritik mit den politisch organisierten Autonomen 
aufgehen, so ist es einfach eine soziale Wirklichkeit, daß 
sowas immer wieder passiert. Und jeder, der glaubt, man 
müsse nur auf Aktionseinheits-Verhandlungen nunmehr 
die klareren oder unzweideutigeren Formulierungen fin- 
den, dann käme sowas nicht vor, der täuscht sich. Man 
muß nur eine Annäherung daran versuchen, und das hat 
häufig geklappt. Das eigentUch Katastrophale oder die 
andere Seite des Konfliktes ist: Es gibt eine Beratschla- 
gung in Richtung Autonome, die mit dieser hier themati- 
sierten Problematik gar nichts mehr zu tun hat. Es gibt 
den Ratschlag der Versöhnung. Eine Diskussion, welche 
Kampfformeh zukünftig nicht mehr vorkommen soll- 
ten, aus unserer Sicht, hat nichts zu tun mit dem Abpres- 
sen einer Versöhnung mit diesem Staat und seiner Poli- 
tik. Es gibt Ratschläge, daß ihr die Masken vom Gesicht 
reißen sollt, daß Vermummung auf Demonstrationen 
nunmehr auch aus Kreisen der Grünen untersagt werden 



I 




Ebennann: Also, die Dinge stellen sich ja häu- 
fig extrem konkret. Es gibt die "häufig aufgetretene Er- 
fahrung, daß Absprachen vorzüglich geklappt fiaben. 
Auch Absprachen bezüglich unterschiedlicher Wider- 
standsformen. Es gab Situationen, wo es aus meiner 
Sicht richtig war, sich von Erscheinungsformen auf De- 
monstrationen knall- und knüppelhart zu distanzieren. 
■ Ich erinnere zum Beispiel an eine Brokdorf-Demonstra- 
tion in Hamburg durch St. Georg, wo ziemliche Verwü- 
stungen nicht nur an Banken, spndern an ganz kleinen 
Einzelhandelsläden, türkischen Läden und sonstwas. 

stattgefunden haben. 

f>itz: Was willst du denn damit sagen? 

Ebennann: Ich will dann auch die politische 
. Freiheit haben, und nicht unter diesem blöden Druck, 
man darf sich nie distanzieren, stehen, und sagen kön- 
nen, daß das. was da gelaufen ist, gegendie Intention der 
Demonstranten und gegen die Verabredung war. De- 
monstrationsteilnehmer sind prinzipiell gefährdet durch 
Polizeieinsätze, das kann niemand ausschließen. Aber 
wenn auf einer Abschluß-Kuhdgebung.unmittelbar nach 
Tschernobyl sehr wenige sich nochmal vornehmen, die 
örtliche Sparkasse zu demolieren, ist das eine Gefähr- 
dung auch derjenigen, die unter anderen Vorzeichen da 



sollte. Damit wird plattgewaizt auch jedes rationale Mo- 
ment. Es gibt das Abfotografieren von Demonsti^tio- 
nen; es gibt Menschen, die haben eine Lehrstelle, die ha- 
ben eine berufliche Planung oder die wollen persönlich 
da nicht belangt werden, und die können ganz gut erklä- 
ren, warum es auch gute Gründe gibt, auf Demonstratio- 
nen nicht erkannt zu werden. Es gibt eine Dämonisie- 
rung von Helmen. Es ist sozusagen schon langsam pein- 
liches Bekennertum, wenn ich sage, ich bin nach Birok- 
dorf, damals, nur gegangen mit Helm^ weil die Erfah- 
rungen sprachen dafiir, daß das für die Schädeldecke an- 
gemessen ist. Es gibt jetzt diese Dämonisierung und es 
gibt jetzt praktisch eine Vermischung der Debatte, um 
Kampfformen, die auch aus meiner Sicht überwunden 
werden sollten, mit einer Diskussion, die insgesamt da- 
hin drängt, doch die Gegnerschaft zu diesem Gesell- 
schaftssystem und diesem Sjaat aufzugeben. 

Stamm: Der Streit, nicht die Distanzierung. das 
ist nämlich was ganz anderes, um die Frage, wie drücken 
wir unseren Widerstand zu der Pohtik, die hier gemacht 
wird, aus; mit welchen Methoden, in welchen Formen, 
mit welchen Ab*^ rächen — dieser Streit muß geführt 
werden. Wenn L .er sagt, man kann nicht ausschhe* 
;'en, daß es Auswüchse gibt, das stimmt, aber wenn er 



f. 



''--\ 



t ■ 



' A 



I X ■ L t L ■- 



T I- 



t.^ - 






{^ 






; j T 



^.^.: 

*:^- 
*^'- 






N. I - 



■i^ 



-H 



- *V 









■ 



q ^: 



*l*- 






r--- 



1 i -j, 






^ ■ 

L- ■ T 

A» - 

^:-- 






ir:- 



■'j 



^ I 



hl '- 



1 



■ ■ ^ 1 " - 






- V 



\Af^^ 



_1 - 



7 ^ 1 



r-i 






-t ^ 









i.J 






I - 



i- I 



'- h- 



hi 



i"^::..^-;) 



.':;::..]'.■ 



h , 



4 L- 



, , M'.' ... . 



*-: 



I . Vi 






fi. ;.;■■■■■ ( ■■ ; " 



vi. 






'r 

■i,". 



>.fel 






^ J 



*^ 



h- 












h 

4 



1 >>;■-■■ 



■i.f 



;"v -^ 



t; 



i 



■i 






,H, 



?7^ 



iC - 

-7- 

_ n 

L 



- sr 
•f.- 



-?^; 



c> : 



' -i-.', 









_ ^, 






.- ■ A. 1 









q.- 









t ■ 



- j 






V 






. T 



- I I 



T- 






■^■J 






-^".,U:iil^-'-; 



k 



«L 



"l ^I 



- ' ^ i r H 



m_ r:,-^v 






iv* ;-ri' 



-1 



r-yr. - 



'=ii^- 



n 












' 1 ^i 






■ ^ 









*^- % f^ ■■ j^ ^I» 

Vi'' 
, / 



■ - i 



V ^ 



- V 'T - t 
■'-- *■- -^ , - 






^ V * 



ff- 



r 1 






nf 



' t- 



I. 






ür. 



^- 



:. i5 ^' 



- .^- 



^- 



.1 



Ti ' 






=?4 









T , A 






4- 

4 I 

— H 

f. 



■:s'- 



' ' r 






sagt, das ist eine soziale Wirklichkeit, dann finde ich das 
ein bißchen zu pauschal. Das hört sich so an. als könnte 
man an dem jetzt vorhandenen Zustand nichts ändern. 
Ich sehe auch aus den Beiträgen der beiden Vertreter aus 
dem autonomen Spektrum, daß nicht die Bereitschaft 
wächst, auf Erpressungen zu reagieren, sondern die Be- 
reitschaft zu sagen, ich hab einen Bauch, ich hab Haß. 
aber ich hab auch einen Hirnkasten, und der ist vielleicht 
in einer bestimmten Phase nicht optimal eingesetzt wor- 
den. Einen Hirnkasten, der sich bemüht um eine größere 
. Wirkungserzielung. Wenn ich in dieser Weise in die De- 
batte einsteige, dann schaffe ich bei all denen, denen es 
um was geht, eine Möglichkeit, in einen Austausch zu 
kommen, in einen Streit zu kommen, in dem vielleicht 
auch bestimmte Mittel fallengelassen werden. Das ist 
aber nicht die Voraussetzung, was gemeinsam zu ma- 
chen, sondern das wäre dann das immer wieder neu her- 
zustellende Resultat von Auseinandersetzung, von Streit, 
und an e'iner bestimmten Stelle sagt man dann halt auch 
manchmal: Nee, das akzeptieren wir nicht. Was Thomas 

eben gesagt hat. die Freiheit zu behalten, auch mal Nein 

^ ;ben. und zwar bei allen Beteiligten. 

Ebermann: Das basiert auf Solidarität, und die 

ist im Moment so angekratzt... 

Stamm: Ja. laß mich doch mal trotzdem sagen, 
wie man sie, glaube ich. nicht wiederherstellen kann: im 
Hochhalten des Jeder-kann-machen-was-er-will. Das 
war unsere vorherige gloriose Haltung. Das ist gegensei- 
tiger Opportunismus. Das heißt nämlich, ich misch mich 
nicht in die Vorstellungsweise, in die Gedanken der ande- 
ren Seite ein. utid ich wiU auch nicht, daß die sich bei mir 
einmischen, sondern wir lassen uns so, wie wir sind. Das 
halte ich für falsch. Wir dürfen uns nicht so lassen, wie 
wir sind, sondern wir müssen sagen: In irgendeiner Hin- 
sicht stricken wir, wenn es denn einen Sinn haben soll, am 
selben Strumpf. Wir müssen herausfinden, wo effizien- 
tere Einsatzmittel liegen, Aber da gibt es ein Problem, wo 
man wahrscheinlich nichts machen kann: Daß es diese 
Formen von, sagen wir mal, Zwillcnpolitik auch gibt, ja, 
daß es einen bestimmten Einsatz von Gewaltmitteln gibt, 
deren Mittelcharakter langsam verschwindet. Das hat 
was damit zu tun, daß wir gesellschaftliche Kräfte reprä^ 
sentieren, die aus eigener Kraftentfaltung, gesellschaftli- 
cher Kraftentfaltung, sowas wie eine Machtfrage nicht 
stellen können. Das ist ein Problem. Wenn man die 
Machtfrage als gesellschaftüche Gruppe aufgrund der 
ökonomischen Stellung nicht stellen kann, dann ist die 
Gefahr, daß da Durchgeknalltheiten entstehen, sehr viel 
größer, die eingesetzte Gewalt wird scheinbar sehr viel 
martialischer, als wenn zum Beispiel das Proletariat halt 
einen Streik macht und die Bourgeoisie zu was zwingt. 
Dann gibts ganz viele Gewerkschaftsführer, die sagen, 
das war total gewaltfrei, da hats kein Blut gegeben, da hat 
m^n jemand in die Fabriktore nicht reingelassen. Das ist 
ein sehr viel effizienterer, viel mächtigerer Gewalteinsatz 
gewesen, und trotzdem ist er in der Wahrnehmung weni- 
ger militärisch, weniger brutal, weniger bös erschienen 
um die moralische Seite auch mit reinzubringen. Wir ha 
ben im Augenblick in der Bundesrepubük keine Aussich 
tcn, wir haben prinzipiell aus eigener Kraftentfaltungs- 
möglichkcit nicht die Chance, die wesentlichen Anlie- 
gen, die wir auf dem Zettel haben, durchzusetzen. Sie 
können nur in gebrochener Form, aufgegriffen von an- 
deren Kräften in der Gesellschaft, in Tfeilen realisiert wer- 
den. Und weil das so ist. müssen wir auch die Frage, wie 
definieren wir unsere Gegnerschaft zu dem vorhandenen 
Status Quo, präziser f^sen. Die Gegnerschaft zum Sta- 
tus Quo ist immer. Langer, da kann noch so viel Wille 
nichts dran ändern, in der Gefahr, integriert zu werden, 
versöhnt zu werden, und es wird den ständigen Kampf 
geben. Schritte zu machen, die ein Sicheinlassen bedeu- 
ten, und zugleich wieder die Entfernung .zu den Integra- 
tionsangeboten hinzukriegen. Das ist der Eiertanz. Und 
die eine Richtung, die es gegenwärtig im weiteren Sinne 



n den kritischen Teilen dieser Bundesrepublik gibt, die 
etzt voll darauf zu sagen, nun machen wir mit, und das 
ommt dann in diversen Stellungnähmen raus, bis hin zu 
t Schily, der sich nach 10 Jahren RAf-Versöhnungs- 
ebatte überlegt: »Was würd* ich machen, wenn ich im 
isenstab sitz?«. Das hat er in der Debatte ausdrücklich 
esagt. Und das Ganze läuft dann unter gewaltfrei. Das 
st irgendwie pervers, aber das ist so. Die andere Seite ist, 
ie Unversöhnlichkeit festzuhalten, ohne zu wissen, daß 
- in dem. was wir gesellschafthch sind — immer objek- 
iv bei aller Differenz ein Element von Integration auch 
, St. Die Hafenstraße hat einen Schritt auch der Inte- 
ration gemacht, und ich behaupte, es gibt für die Kräfte. 
ie wir repräsentieren, keine andere Möglichkeit, als den 
iertanz zwischen Integration und Nicht -Integration im- 
imer wieder aufs Neue zu beleben, immer wieder dieses 
Spannungsverhältnis herzustellen, 
i In den nächsten Jahren ist 'ne intensive Maul- 

wurfphase angesagt. Eine intensive Maulwurfphase, um 
|die Voraussetzungen dafür wieder zu schaffen, daß der 
cgenwärtig dominierende Integrationsprozeß gestoppt 

wird. 

Fritz: Also ich weiß nicht — ich will erst mal 

weg von dieser diffusen Begriffsklotzerei, von dieser rhe- 
torischen Großklotzerei. Das geht mir ziemlich auPn 
Keks. Ich sitz hier, um wesentliche Punkte zu diskutie- 
ren, die darum gehen, wie ist die Situation nach Frank- 
furt einzuschätzen. Gewaltspirale, wo wird in der Linken 
darüber diskutiert, also über die Begriffe Abrüstung* 
und von wegen neuer Formen von Widerstand, von 'pas- 
siver Gewalt*. Es geht ganz konkret darum, erst mal zu 
schnallen: Wir sind hier in einer ganz anderen Situation 
als meinetwegen noch vor fünf oder zehn Jahren. Wir 
haben hier 'ne Situation, wo uns 1kg für Tkg Lebensbe- 
dingungen mehr und mehr entzogen werden, kaputt ge- 
macht werden. Wir haben vorhin über den atomaren Ho- 
locaust gesprochen, wir haben auch ganz schön Günther 
Anders zitiert, das Gesicht eines immer größer werden- 
den technologischen Faschismus* entwickelt sich lang- 
sam, wenn ich an so Begriffe wie Umstrukturierung, 
Neue Tfechnologien, Überwachung, was weiß ich, denke. 
Da frag ich mich wirklich: Wann setzen wir da mal 'nen 
Punkt und labern nicht nur immer drum herum. Setzen 
'nen Punkt und sagen: Wie können wir, statt immer nur 
antitative Antworten mit 300.000 auf 'ner Demo oder 
Menschenketten um 'nen Bauzaun, wie können wir end- 
lieh mal dieser Herausforderung qualitativ begegnen? 
Statt nur immer zu theoretisieren. Wie können wir end- 
lich mal Praxis entwickeln? Also ich find's Quatsch, zu 
sagen, wir können jetzt oder in näherer Zeit die Macht- 
frage stellen. Ich denke, wir müßten doch einfach auch 
mal wagen, bestimmte Sachen zu denken und zu ma- 
chen. Nämlich zu überlegen, praktisch — und da fängt 
die Frage für mich an — : Was ist das, wenn da geschossen 
worden ist in Prankfurt? Ist das nicht einfach mal die 
[Logik eines Gedankens, der bis zum Ende gedacht wor- 
en ist? Mal jetzt auch 'nen bißchen zynisch gesagt. Ist 
as nicht also auch *ne Diskussion, die so geführt werden 
uß? Noch mal 'ne neue Auseinandersetzung, auch wie 
Ünther Anders sagt, daß man den Leuten, die uns an- 
rohen, das zu tun, daß wir denen das auch androhen, 
nd nicht nur androhen bzw. irgendwann einmal überle- 
en, das auch wirklich zu machen. Und die Frage da- 
ach: Gibt es dann legitime oder gerechte Gewalt, die da- 
u führt, daß wir hier die Machtfrage stellen bzw. irgend- 
ann einmal in der theoretischen und auch in der präkti- 
tien Auseinandersetzung dieses System nicht reformie- 
en, sondern so ändern, daß' es hier diesen Begriff von 

befreiter Gesellschaft' gibt. __^ 

~ Schabart: Ich bestreite ja mitnichten die Not- 

wendigkeit eines effektiven Widerstands gegen lebensbe- 
drohende Maßnahmen in diesem gesamten technologi- 
schen Bereich, im militär technologischen ebenso wie im 
ziviltechnoloßischen Bereich, ob das nun AKWs. ob das 





- 64 - 



■i'.' 



h- 



'f- ', ' t ■ ■. 



^ > ■ 



^- 



r 

».- 



i 



l 



n' 



: ^.■..-..v-'i 



4, I 






> 1 



.-:-' 



T- 



'!■ ..', *';^ 



>L 



+ Z 






.1^\ . 



1 , 



r - 



-^H- 



- t 

.1 



L 

+ 

t 

: J- ~> ' 






14.- - 






\- 



r-i' 



h 



• 1 



i« 



1^ 



,4 



-!■: 

I 

1 






I .' 



1,1 Ȇ 

' 'l 






^Üi 



■ 



t» 




^. -T - ■' '.tl". 






■ ■ i- 









!i* 






^ ■ 



i. 



-_ \ 



- ^' 



i: 



i J 



* ' I ' 



■' , J 



I ^ 




I >V 






U-m'^ - 



;'r^^ 



4 
4- 



1 ■/ 



4 



'■»*' 






ii 



■ r ■ 



1 






t; 



! .1 



^ 






-I 



** 



. h 



5. t I 



h' 



ti 



■n*r: .." 



lt. 

1- 



^ 



jT 



<■! 



■ 



i 









'\n 



I ri 



I - 



1,. 



Atomwaffen sind, ob Waldsterben, ob chemische Indu- 
strie, Vergiftung unserer Weh. Und ich bin ja der, der 
sagt: Ein ganz klares eindeutiges Ja zum Widerstand. 
Der Streit geht ja nicht um die Notwendigkeit von Wi- 
derstand, der Streit geht ja nicht mal utn die Notwendig- 
keit von sehr radikalem Widerstand, sondern der Streit 
geht darum, welche Mittel setzen wir im Rahmen unseres 
radikale n Widerstandes ein. 

Ich bin der Ansicht, daß ein klug und entschie- 
>en geführter Widerstand auf der Ebene von zivilem Un- 
gehorsam und gewaltfreiem Widerstand sehr wohl ein 
radikaler sein kann, und daß Anwendimg von menschen- 
verletzendcr Gewalt letztHch — abgesehen von meinen 
Eingangsprämissen, die ich nicht noch einmal wiederho 
len will — auch noch ein Ausdruck von eigener Hoff- 
nungslosigkeit und Ohnmacht ist. Ich sage, es kann einen 
radikalen Widerstand — vorausgiesetzt, es gäbe darüber 
eine Verabredung, einen Konsens in der Bewegung — 
auch ^uf der Ebene von zivilem Ungehorsam und ge- 
waltfreiem Widerstand geben, der viel eher geeignet 
ist, so Aha-Ef fekte in den grauen Zellen der Menschen 
hervorzurufen als. die Zwillen, die Steine und die Mol- 




Friiz: Einen Satz nur: Steine, Molotbwcock- 
tails, Zwrllen machen nicht die Mittel des militanten Wi- 
derstands bei Autonomen aus. 

Schubart: Menschenverletzend, Fritz, von dem 
rede ich hier: Alles, was geeignet ist, Menschen durch 
Menschen zu verletzen. Üb?r alles Übrige können wir 
uns sehr wohl hier einigen. Mihtant ist ein Widerstand, 
der diese Mittel ausschließt, aber alles andre einschließt: 
Bauzaunverletzung oder Pflugscharaktion oder alles an- 
dere, da werden wir uns sehr schnell einigen. Das ist ja ge- 
rade die Streitfrage: All die Mittel, die geeignet sind, 
Menschen durch Menschen zu verletzen, die will ich aus- 
geschlossen sehen. Über alles Übrige ... Ich hab' nichts 
gegen Vermummung, ich hab' nichts gegen einen kaputt- 
gemachten Bauzaun. Im Gegenteil. Das ist für mich *ne 
Frage der Opportunität. Wenn ich eingeworfene Schei- 
ben mißbillige nach 'ner Demo, dann nur aus Zweckmä- 
ßigkeitserwägungen. 

Grcmliza: Wenn es um die kleinen grauen Zel- 
len geht, also um Aufklärung, ist es natürUch auch sehr 
fraglich, was an Aufklärung bewirkt wird durch Sitz- 
blockaden und Menschenketten. Es ist ja durchaus nicht 
ausgemacht, ob die nicht eher zur Verblödung als zur 
Aufklärung* beigetragen haben. Und die Debatte über 
den militanten Widerstand, wie die ganze Bewegung der 
Autonomen, ist ja nicht zu trennen von den Erfahrun- 
gen, die mit Groß-Demonstrationen und mit Prominen- 
ten-Sit-Ins vor Kasementoren gemacht wurden. Ich mei- 
ne, daß wir die Kritik, die in diesen militanten Aktions- 
formen liegt, ernster nehmen müssen. Mit einer Auffor- 
derung an die MiUtanten, wieder an den so erfolgreich 

»Es gab einen 
Wettlauf um die 

r 

I 

besten Plätze 
hinter den Särgen« 

M I 

organisierten Veranstaltungen sich zu beteiligen, mit de- 
nen wir schon s o schrecklich viel erreicht haben — damit 
ist nichts Äetan.lGerade wenn wir's so kühl und taktisch 




sehen, wie Michael Stamm das vorgeschlagen hat, kön- 
nen wir erkennen, daß die Militanten die politische Posi- 
tion der Gewaltlosen nicht schwächen müissen, sohdern 
stärken können. Da hält ein Landesvorsitzender des 
»Bundes für Umwelt und Naturschutz« eine Rede vor 



Richtern und Staatsanwälten, erzählt, daß die Mitglieder 
seiner Bewegung in Frust versinken und sagt diesen Rich- 
tern und Staatsanwälten, er befürchte das Heraufkom- 
men eines 'Umwelt schützte rrorismus*. Damit drohen zu 
können, macht ja seine Position nicht schwächer. Es liegt 
Stärke in dieser Drohung mit einer Gewalt, die er selbst 
gar nicht organisiert. Das machen andere. Da kann er 
auch gar nichts gegen tun. Die entsteht. Ein so rationaler 
Umgang mit Militanz ist wichtiger als Formen von Diszi- 
plinierung, Distanzierung und Aufrufen wie dem da in 
der »taz«, den Aschu unterschrieben hat. 



Und der zweite Aspekt: Es ist ja tatsächlich so, 
daß sich innerhalb dessen, was sich mal 'der parlamenta- 
rische Arm der Bewegung' genannt hat, nämlich der grü- 
nen Partei, eine rasante Entwicklung nicht hin zum 
Maulwurf, Michael Stamm, sondern hin zur vöUigen 
und bruchlosen Versöhnung mit diesem Staat, zu einer 

T 

offensiven Anerkennung des staathchen Gewaltmono- 
pols herausgebildet hat. Dieser Wettlauf um die besten 
Plätze hinter den Särgen der beiden Polizisten weckt den 

I 

Verdacht, es gehe gar nicht um Thiuer und/oder Gewalt, 
sondern um staatsbürgerlichen Unterricht. 

Schabart: Also da muß ich ganz scharf wider- 
sprechen. Ich habe überhaupt nichts mit den Ifeilen der 
Grünen im Sinn, die das staatliche Gewaltmonopol nicht 
nur anerkennen, sondern es geradezu glorifizieren, also 
die Gewaltbefürworter sind. Daß wir jedwede staathche 
Gewalt — und das ist die immer am Anfang stehende Ge- 
walt — strikt ablehnen. Die staatlich organisierte Gewalt 
— dabei bleib ich — ist die aller schhmmste Gewalt. Die 
Historie brauch ich hier nicht weiter aufzuführen. Ich ge- 
hör nicht zu denen, die sich von irgend jemandem — und* 
sei's auch nur auf die heimliche oder unterschwellige Art 
^ in einen Integrationsprozeß einbinden lassen. Unsere 
ganze Opposition, jähre- und jahrzehntelang, erst in der 
SPD, dann in den grünen Listen usw., werden wir jetzt 
nicht über Bord werfen, nur um mit irgend jemandem 
Frieden zu schließen. Darum geht es überhaupt nicht. 
Worum es geht, ist einmal die grundsätzliche Einsicht in 
die Frage der Verwerflichkeit von menschenverletzender 
Gewalt. Das ist, geb ich zu, eine prinzipielle Einsicht. Sie 
ist, hab ich am Anfang auch gesagt, näher nicht be- 
gründbar, und sie^teht mit all dem, was der Michael sehr 
zu recht kritisiert hat, furchtbar ambivalent im Raum, 
weil sie einfach damit nicht fertig wird, daß es irgendwo 
doch Anwendung von Gewalt nicht nur geben muß, son- 
dern sie sogar gerechtfertigt wird, auch von mir — Dritte 
Welt, Faschismus und solche Verhältnisse, mit denen wir 
es hier nicht zu tun haben. Das ist der Ausgangspunkt, 
und nur die Ablehnung von menschenverletzender Ge- 
walt, das ist das A und O. Und das zweite, Hermann, wo 
ich Dir auch widersprechen muß, ist diese einfache Be- 
hauptung: radikaler gewaltfreier Widerstand ist ''voll- 
ständig ineffektiv. Ich gebe zu, man kann keine verifi- 
zierbaren Erfolge nachweisen. Aber man kann doch 
nicht bestreiten, daß in den Köpfen eine partielle Verän- 
derung stattgefunden hat, die einfach daran festgemacht 
werden kann, daß heute etwa zu den Fragen Krieg und 
Frieden, Militärapparat, Atomtechnologie ein ganz an- 
deres Bewußtsein in der Bevölkerung herrscht als in den 
siebziger Jahren. Ich frage mich, worauf ist dieser Be- 
wußtseinswandel zurückzuführen? • 

Ebermann: Also über Erfolge zu referieren, 
und zwar schematisch getrennt, beider Aktionsformen 
oder beider gesellschaftUcher Lager, das macht mir viel 
weniger Probleme. Ich würd einfach sagen: NatürUch 
auch durch andere Sachen begünstigt, ist nachgewiesen, 
daß man -soviel Druck hinkriegen kann, daß das Atom- 
kraftwerk Wyhl nicht gebaut wird. Dann, kommen die 
Abstriche: Energiezuwachsratenberechnungen traten' 
nicht ein und so weiter und so weiter. Und ich würde auch 
sagen, 'ne ziemhch militante Szene in BerUn ist erfolg- 
reich gewesen bei Hausbesetzungsaktionen. 

Aber ic* will noch mal z u diesem von Hermann 
anges prochenen ikt was sagen j Ich persöni 
r^reVnung, daß vcii dem, was 'Autonome* genannt 



wird 



« 



\ 



<- .1 



- 6:^.. - 



i" 



* - ^. 






-■y 



X I 



.^ i 



^ 3" 



■ ■^■".^ 






^^ 



■i- 



i I 

4 H 



■:*► 



" '^^ll^l*- 






u 






I 






- r 



-' ^ 



*■ I ■ : 



■ 1- t ■ ^J L 



1 < - f 

:5, ;v:V 



t i - 






H 'J 



L ■ 



.ii 



4 



r 






"V 



^^ 



r 



^ 









* T 



|i' 'S 



- t 



■^ 



- , ■ "J ' 

! . ' 

_ T 

I 



V- 

t 



-y^ t 






* 

n" 



IV - 









^" 



'f = 



n--' 



.,;f:- 



, t 






^ 

■^ 



?^^"vt" 









* 

n 

A 






■ ■^r' 



! 



I 



■ ■. 



! ' 



fi 



. i. 



^ 



^ '— - 



4-:Mi-':n 



V- 



^i^ ■ .X : 






V- - 









r-j 



II 



■',- 

I ^ 
1 



- ^ 






't 



'-v ■ - . - I 



L 
—1 



^ , 






, t 



"-?- 



;;- / 



i:^' 



t^" . 









- I 



^■'M 



-^ ^ 






^ 



''WS'' 



-il"^ 



■>""^ 



^ - 



-.J . 



f 1 



>^^ -'''-\ 



>,^ 
V}'- 






.1 



J - - 



i- 



■ .^ 



. ! 



3-^ 



+ ^ 












i -- : ; 






f 



K 



^.' , -^:^ 



- L 



> 



- ' ^ 



'k-- 



> ■'':'-;■;■-: ■ . 






I 1' I - 



rr„ 



- ? 



5^ 






_, -i 






h ^ 



t\'' 



_ E 

V 1 



■l ' \- 






S' 



1 






i- ■± ^ 



A ^ 

-•*- 



jl -■ S=!':"- -:- 



1^ 



- ^- 

^ ■ 



^J 



tt 






fl 



* s 



-A ' 



_r-_ 



j ^ 



r 



-f 



in bestimmten Kreisen auch der Partei, der ich angehöre 
aber auch darüber hinaus, ein ganz anderes Bedrohungs 
empfinden ausgeht als das der Gewalt oder der Störung 
von Abläufen eigener Demonstrationeir oder sonstwas 
Daß es also als bedrohlich angesehen wird, nach was für 
radikalen Lebensformen dort gesucht wird. Und zwar 
nicht im Schöner-Wohnen-Frischtapeziert-Blumenum- 
getopft-Stil, sondern daß die Autonomen zugleich auch 
immer sich der persönlichen Konsequenz aus der politi- 
schen Analyse gesteUt haben. Ich glorifiziere das nicht. 
Aber als Bürger an der Hafenstraße spazierenzugehen 
hat nicht nur die Implikation: die schrecklich Ver- 
mummten und die Barrikaden zu sehen, sondern auch zu 
wissen, daß da Leute rummachen, die mit ein paar The- 
men wie eigener Kühlschrank und sichere Rente und Ei- 
genheim durch sind. Und ich glaube, daß deswegen ein 
l^il der jetzt überschäumenden Distanzierung gegen die 
Autonomen auch sowas hat wie: Entschuldigung des ei- 
genen Lebens, Beweihräucherung der eigenen Kampf- 
form, also des eigenen Sich-Zufriedengebens mit Sym- 
boUk, mi t Aktionsformen, in denen einem nichts passic- 
ren kann.lDas dlt nicht für einice Beisniele. die AKrhn 



angeführt hat. Wenn ich das Heft »Graswurzelrevolu- 
tion« lese, dann wäre es ganz ungerecht, weiterhin zu be- 
haupten, daß Leute, die gewaltfrei agieren wollen, damit 
irgendwie Versöhnung mit Staat oder Versöhnung mit 
vorgefundenen gesellschaftlichen Verhältnissen betrei- 
ben. Sondern die diskutieren unter dem Vorzeichen: Wir 
glauben, daß unser Weg effektiver ist; unser Weg ist nicht 
der Weg der größeren Reputation oder der Vereinbarkeit 
von Oberstudienratlaufbahn und ab und zu mal Demon- 
stration, wobei man bei der Demonstration den Polizi- 
sten eine Blume übergeben muß, was nicht nur Respekt 
vor der Person des Polizisten, sondern auch Respekt vor 
dem eigenen Beruf bedeut et. Das ist nicht die Position 
zum Beispiel' solcher Leutc.| Aber die Autonomen stehen 
LUch für so etwas wie: Analyse ernstnehmen und sein Le- 
n danach einrichten. Und das ist bedrohlich für alle, 
ie. diese apokalyptischen und richtigen Analysen lesen, 
ich aber selbst einen Weg machen, wo man in gewisser 
Ignoranz dieser Analysen weiterleben kann, und ich rede 
in Gutteil über mich. Karl-Heinz Roth hat diese Frage 
lal am Beispiel der frühen RAF thematisiert. In sei- 
ler Kritik an deren Kampfmethoden hat er gesagt: Wir 
haben uns vor radikale Fragen gestellt, nämlich vor 
die Konsequertz, sein Leben so einzurichten, wie es der 
politischen Analyse entspricht. Und das erklärt einen 
il des Hasses, der den Autonomen jetzt entgegen- 
schlägt , 



H t 



r 

Deutsche Botschaft 
blockiert 

Paris (SiS) Rund 100 Franzosen der 
Landesmelropole, haben am 3. Ok- 
tober aus Protest gegen die bayeri- 
schen Zwangsmaßnahemen in Sa- 
chen AIDS die deutsche Bolschaft 

F 

blockiert. Die Sitzblockade wurde 
nach 40 Minuten von der Pariser Po- 
lizei aufgelöst, ohne daß es zu Fest- 
nahmen kam. Während der Blocka- 
de informierlen die Teiloehrper die 
vorübergehenden Passanten mit 
Flugblättern über d«n Anlaß ihrer 
Aktion und ihre Forderungen. Kon- 
takte mit der Botschaft gab es wäh- 
rend der Aktion nur mit deren Haus- 
meister, der eines der Flugblätter 
holte. Daraufhin wurde ofTensicht- 
lich die Räumung beantragt. Organi- 
sator der Blockade war die Schwu- 
lenvereinigung /JGO/M. 



Haare ivurrft ^^'Vrüeeit^^''' "nd 
,"^ ^aÄ"/bgescSe""^ 'Are 

Oder fr^r ^^^^le rt ^^^ '« der 

if ^ bS iVafüÄ«f„. von 
eilen mJh- ^'^iio in j°"<^? ejn re- 



^ 



^^Pn^^^'^r'' <e?f''°- der 



SIEGESSÄULE 11/87 



i:- 



i 






66 - 






:t 



li. 






V'l.. 






. -I 



t;.--, 



■m V 



:-\ ... 

-i 'h:; 



^ I 



■-r 



-i 



. r 



t. ■■■ 



f - 



»-1 



-► 



*. * 



t..^ 



k t 



- I 






41 



i'. 












*H. 



4 - 



L 

J M 



-*. . 



I, : 









<h- 'f- -■■'•■ 



.r-^1^^ 






;i 



ä* 



)., 



* 



-J 




74 ■ 



>r ■■'. 



-('--,■ 



S' 



»1 



f . 



!" < 



- -c< J _^i+x 



^ r: '• 



- I _ 

1 

i' 



" - - ■ ^ 



.t, . . 



^^* 



I- A 4 I . 



■4 



I . 



I ^ ' 



•\ . 



f;; - 



-P t- 



■ "i^-.r'^-'M 



M>7" 



^ ' - - * ^i M 



t - ' 







fJ ; 






f^- 



^ ' 



4 



■iLy ^ 



1 * 






h '- 



:"• ;* 



" 1; 

H 
I ^ 

- L i 






i ^ ' , -^ 



?■! -. 



► i l 



'iii 



^ I 






1--M 



wi- 






!i: 






i^!? 



h h 



I- 
k. - 



- > 



ff^- 



I . ; '*■;■■ - ■ 



.r-^' 

t 



■?/ 



it 



-.r! 



4 



1 ' 



H 





Hardliner" nach Bayern 



schwedischen 



- , _^ 

■ ^■ 
t- 



' MÜNCHEN. 28. Dezember (dpa). Er- 
staunen . und Befremden hat bei aner- 
kannten Aids-Experten die Berufung des 
schwedischen Arztes Michael Koch durch 
den bayerischen Innenstaatssekretär 
Peter Gauweiler (CSU) ausgelöst, der den 
AUgemeinmediziner mit . der Aufklä- 
rungsbQratung des staatlichen Gesund- 
' hei^ienstes betraut hat Professor 
Friedrich Deinhardt, Mitglied des wissen- 
sche^ichen Aids-Beirates zur Beratung 
der Landesregierung und Vorstand des 
Max-von-Pettenkofer-Instituts. erklärte 
am Montag auf Anfrage, er empfinde 
„starkes Befremden", daß der Beirat vor 
der Berufung des Arztes weder infor- 
miert noch gefragt worden sei. Koch gilt 
als „Hardliner", jefer von Gauweiler als 
Befürworter seiner strengen Linie zur 
Eindämmung der tödUchen Immun- 
. Schwächekrankheit geschätzt wird. In 
Ibcpertenkreisen ist der Schwede wegen 
.. seiner Aids- Prognosen umstritten. ' 

Die in München anwesenden Beirats- 
mitgliedef hatten sich laut Deinhardt 
kurzfristig vor Weihnachten getroffen, 
: um über die Berufung Kochs zu spre- 
' chen. Einige Mitglieder hätten erst aus 
., der Presse von der Verpflichtung des 
wissenschaftlich umstrittenen Arztes er- 
fahren. Sie seien erstaunt gewesen, daß 

nicht ein anerkannter deutscher Wissen- 
schaftler für Kochs jetzige Aufgabe ge- 
funden werden konhte, der mit dem hie- 
sigen Cresundheitsdienst vertraut ist Die 
vom Innenministerium vorgelegten Refe- 
renzen für Koch bezeichnete Deinhardt 
als „sehr allgemein". Es stehe fest daß 
Koch weder ein offizieller Aids-Berater 
der schwedischen Regierung noch der 
Weltgesundheitsorganisation sei. 

Dennoch hatte Gauweiler Ende April 
im Vorfeld einer Aids-Anhörung in Mün- 
chen den Mediziner als „Leiter der 
zuständigen schwedischen Gesundheits- 
behörde" präsentiert Am Rande des Hea- 
rings hatte Koch zudem offen für eine 
private Computer-Software-Firma gewor- 
ben, die Verfahren für die Berechnung 
der Ausbreitung von Aids anbietet 

Gauweiler verpflichtete Koch für rund 
100 000 Mark jährlich. Er soll bei der 
Aids-Aufklärung im Öffentlichen Gesund- 
heitsdienst im Rahmen des Bayerischen 
Aids-Maßnahmenkatalogs tätig sein. 





p 

Für den S PD- Ratsherrn sind 

Lesben ganz einfach krank 



Ein Professor fühlte sich durch den 
Lauf der Ereignisse an^regt der lust- 
vollen Leserschar die Leviten zu le- 
sen: „Viele Menschen", so wetterte er 
in der „Rheinischen Post", „betrachten 
heute die SexuaUtät ausschließlich als 
eine Quell« von Lustgefühlen zu ihrer 
persdtilichen Befriedigung.'' 

Dabei bitte das Ganze lediglich den 
Sinn, „«ine geschlechtliche Forti^an- 
zung einzuleiten und damit eine Neu- 
kombination der Erbanlagen bei den 
Nachkommen herbeizuführen". Folge- 
richt^ könne man homophile Frauen 
und Männer, die autenmd ihrer Se- 
xualpraktiken „fottpflanziuigsunfähig 
sind, mit guten Gründen als krank de- 
finieren". 

Genau dies hatte ein Ratsherr der 
nordrhein-westCälischen Landeshaupt- 
stadt imgestraft getan und dadtirch 
eine seit Wochen in der auflagenstark-, 
sten Tageszeitung Düsseldorfs anhal- 
tende Diskussion über das Für-und- 
wider-Natürliche von Lesben und 
Schwulen entfacht Es geschah auf 
der Sitzung des Sozialausschusses 
Mitte März, als es galt über einen 
.Antrag auf Bezuschussung zu den 
Betriebskosten" des Cafes Rosa Mond 
e. V. in Höhe von 26 630 Mark zu be- 
finden, den das Kommunikationszen- 
trum füt Lesben und Schwule „mit 
der freundlichen Bitte um Bec^chtung" 
an den'^ Rat der Stadt Düsseldorf ge- 
stellt hatte. Ziel dieser Einrichtung ist 
es, durch „Aufklärung in der Öffent- 
lichkeit Vorurteile abzubauen". 

Bei der anschließenden Diskussion 
um den Antrag näniUch fielen Äuße- 
rungen, die den Professor zu seinem 
aufklärerischen Leserbrief animier- 
ten, Streit innerhalb von SPD und 
CDU säten und das Thema Lesben 
und Schwule zur Überbrückui^ des 
österlichen Themenlochs in der Lokal- 
presse hochjubelten. Willi Terbuyken 
(CDU) hatte sich zu der Formulierung 
verleiten lassen, Homosexuelle seien 
mit seinem Menschenbild nicht ver- 
tretbar, Ratsherr Artur Farrenkopf 
(SPD) in dem Zusammenbog von 
kranken Menschen gesprochen. 

Daraufhin geschah erst mal nichts. 
Niemand protestierte, die Presse be- 
richtete brav. Der Rat fuhr in die 
Ferien. Als eine der ersten regte sich 



- 67 - 



die CDU-Landtagsabgeordnete Anne 
Heume Siepenkothen, die in den Äuße- 
rungen einen Vergleich zog zu dem, 
was der inzwischen zurückgetretene 
Korschenbroicher Bürgermeister Graf 
Spe^e gesagt hatte; der davon gebro- 
chen hatte, daß, um den Haashaltsetat 
seiner Gemeiz^ auszugleichen, »^ 
paar reiche Joden erschlagen weiaden" 
müßten. Dies sei das gleiche Kaliber» 
so die Christdemokratin. 

Als dann noch vom Rosa Mond e. V. 
verlautete, hier kämen ähnliche Ge- 
düiken auf, wie die, die damals ^en 
Nazis als Vorwand für die Tötung von 
etwa 100 000 homosexuelleh Men- 
schen in den Konzentrationslagera 
diente", ärgerte sich der Düsseldorfer 
CDU-Fraktiozisyorsitzende Hans Funk 
lautstark: „Aber man wird doch wohl 
sagen dürfen, daß etwas seinem Men- 
schenbild nicht entspräche." 

Ganz in der Tradition von Politi- 
kern, die Gesagtes im nachhinein völ- 
lig anders gemeint haben, als es die 
Hörer in ihrer Naivität . verstanden, 
trudelten von Terbuyken und Farren- 
kopf denn auch plötzlich Entschuldi- 
gungen, Distanzierungen und Neuin- 
terpretationen ein. Der CDU-Mann 
fühlte sich „sehr betroffen", und zwar 
nicht von seinen Äußerungen, sondern 
von der Presseberichterstattung. Er 
habe selbstverständlich nicht Homo- 
sexuelle und Lesben gemeint, sondern 
sei lediglich dagegen gewesen, ,4aß 
hier mit öffentiicnen Steuergeldem 
ein Caf6betrieb mit ungezwungener 
Atmosphäre, wo man/frau sich ken- 
nenlernen ' kann, finanziert werden 
sollte". Und aus Bad Herrenalb, wo 
Farrenkopf gerade icurt, bedauerte der 
Sozialdemokrat, daß seine Äußerun- 
gen so wie geschehen aufgenommen 
worden sind. Das Krankhafte habe 
sich gedanklich bei ihm auf die 
Krankheit AIDS bezogen, interpretiei^ 

te er sich selbst völlig neu. 

Der „Rheinische-Posf'-Leser Profes- 
sor Günter Schneider hatte dann den 
Faden weiter gesponnen: „Ganz si- 
cher", so schrieb er, „bedeute- es aber 
keine Diskriminierung, wenn Homo- 
sexuelle als Kranke bezeichnet wer- 
den, ebensowenig wie Diabetiker, Hy- 
pertoniker oder AIDS-Patienten . . ." 

INGRID MÜLLER-MÜNCH (Köln) 



^ 



i 






^: 



i^ 1 ^ 






v^ ■■i-,.-._ 



-1 



r 



-I 



n .- 






•t- 



^- J 



- . : L. 



; L 



■m-- 



r^ - ■ b 






^v-*- 



'■ 



1935 

Der faschistische Staat formuliert 
eine verschärfte Fassung des Pa- 
ragraphen. 



1969 



In der &RD wird die Nazi-Fassung 
lies Paragraphen verändert. Die Dis- 
kriminierung aber bleibt. 









''^-' 



-i, 



rr pi 



■ r 



J 






. ^^i ^^ 



;';:^ 



r ^ 



— 1^ 



;n- 



»^ fc 



4- 



,|;- 

'^.-^ 






i 



-■^-.t . 



- 1 



- - 






■■^ . , - 



i#f 



bi 



■* 



^■■■.,\ 



I ^ - 



i -"■ 






■jii 



-■ ^ 



4 h 



l :- 



H- 



* __ ^ 



r ^ 






-• .:,. 









1 



■ X 

y: 



'T 









-:v 



+ -^. 



*-:- 



^ \- 



« 



:f-; - 



? * 









^ 



^ I 



-• * - 



^- 



♦ I 



^ 









■■f,ii-^ 



. . 4"- 



■14 



-i _ 



' ■ i; 



■ 



:>-* 



J F 









":i 



:'^V 



V L- 



V- 



n 



:.7^.^ 



r 



4- 






^■^■^^;-:.i. 



"T' 



-** 



■■■■$ i 









I-' i = 



h _ 'F -| 



I * 






^ - 



:• 



'■ - 



n^ 



-j ^ - 



VA 



, y - 







i^ 






rvn^ 



■^■- "t 



-;<]■' 



"xiH 



i "^ 
W 



1 *T 



■vr^ 



f-» 



-■^: 






4 - 



'1 ' 



; 7 



, t 



^;. 



^^■= 



h — 



.^ s •- 



'4^K 



S- 






-f 



U 

fv 



^ 



^T J 



l* 



f 



■■>-■ 



.1 " ,-■ 



- V 



:H : 



5 



■ _ 






r. - 



^- 



L > 



\ - 



If - 



'!^- 

^ '- 



;^ 



f,.. , 



L -k. r »"i 



> 



-■?L 



'*>■ 



^ -r I 






\i-^.: 






4: 



■-, ^. 



-^ 1 















1 



t:^- 



u 



* ^1,-' 



?> 



> 



h 






*^ '^^ 



- i 



I * ' 









^^1'" 



i h 



^ T 



X 



(J . ,1 

.1 '* 
1 ^ ■ ■ 



-, . : — , - 



T ^ 



i 

* - 






^: .>■.■-- 






-^:^i;- 



■. y- 



"i ^ ■ 



^ ■ 



O. L 



- * 



r^ 



^- 



fl- 



--■r-f ,,-,> 



- ^ ?. 



ti 



*-^ 



■*^i 



J I 



■ l-T 



- -K- 












.ifff 



■7 



\ 






^ ^ 



( 






- \ 



J'.K^r' 



1_ 



Vi' 



M 



§175 

(1) Ein Mann, dar mll «Inem anderen 
Mann Unzucht IraibI oder sich von 
Ihm <ur Unzucht mißbrauchen lAftt, 

,, wtfd mit Gefängnis bestraft. 

Bei einem Beteiligten, der ^ur Zeit 
der Tat noch nicht 21 Jahre alt 
' war, kann das Gericht In beson- 
ders leichten Pillen von Strafe at>- 
sehen. 

§175a 

Mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren, bei 

mildernden Umstanden mit Gatflngnis 

nicht unter drei Monaten, wird b»> 
straft: - 

1. ein Mann, der einen anderen Mann 
mit Gewalt oder durch Drohung mit 
gegenwärtiger Gefahr für L^lb und 
Leben nOtlgt, mit Ihm Unzucht zu 
treit)en oder sich von Ihm zur Un- 
zucht mißbrauchen zu lassen; 

2. ein Mann, der einen anderen Mann 
unter Mißbrauch einer durchein 
Dienst-, ArbeltSKxler Unlerord- 
nungsverhflltnis begründeten Ab- 
hängigkeit bestimmt, mit Ihm Un- 
zucht zu treiben oder sich von Ihm 
zur Unzucht mißbrauchen zu las- 
sen; . 

3. ein Mann Ober einundzwanzig Jah- 
re, der eine mflnnllcfie Person unter 
einundzwanzig Jahren verfQhtt, mit 
Ihm Unzucht zu treiben oder sich 
von ihm zur Unzucht mißbrauchen 
zu lassen; 

4. ein Mann, der gewerbsmäßig mll 
Männern Unzucht treibt oder von 
Alannern sich zur Unzucht mißbrau- 
chen laßt oder sich dazu anbietet. 



$175 

ti) Mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jah- 
ren wird bestraft: 

1. ein Mann Über Iß Jahre, der se- 
xuelle (Handlungen an einem ande- 
ren Mann unter 21 Jahren vor- 
nimmt oder an sich vornehmen 

laßt; 

2. ein Mann, der einen arideren Mann 
unter Mißbrauch einer durch ein 
Dienst-, ArbeitSKxJer Unterord- 
nungsverhai (nis begründeten Ab- 
hängigkeit dazu bestimmt, sexuelle 
Handlungen an dem Tater vorzu- 
nehmen oder an sich von dem Tä- 
ter vornehmen zu lassen, oder 

3. ein Mann, der sexuelle Handlun- 
gen gewerbsmäßig an Mannern 
vornimmt oder von Mannern an 
sich vornehmen laßt oder sich da- 
zu anbietet. 

(2) In den Fallen des Absatzes 1 Nr. 2 
Ist der Versuch strafbar. 

(3) Bei einem Beteiligten, der zur Zelt 
der Tat noch nicht 21 Jahre alt 
war, kann das Gericht von Strafe 
absehen. 



1973 



Die zweite Veränderung ist ein Fori- 
schritt, bringt aber, keine Gleichbe- 
rechtigung der Schwulen. Das lliin- 
desverrn«ungsgrric-hl argumentiert 
auch 1973 mit dem Sitlerigesctz. 



1945 

Nach 1943 wird diese Fas$ung in 
der BRD übernommen. Schvnile 
werden harter bestraft als vor 

1933. 

Das »undcsvcrfa5sung.sgcriclit be- 
gründet die VertassungsniJlßigkcit 
mit dem Sittengesetz. 



$175 Homosexuelle Handlungen: 
0) Ein Mann über Iß Jahre, der se- 
xuelle Handlungen an einem Mann 
unter 16 Jahren vornimmt oder von 
einem Mann unter 18 Jahren an 
sich vornehmen laßt, wird mit Frei- 
heitsstrafe bis zu 5 Jahren oder 
mit Qeidstrsfe bestraft. 
(2) Bei einem Belelllgten, der zur Zelt 
der Tat noch nicht 21 Jahre alt 
war, kann das Gericht von einer 
Bestrafung nach dieser Vorschrift 
absehen. 



Sdiwiie 
tfedit 




die SynixiLik der 



Die Diskussion über die ^finnliche 
Identität, sei sie nun überschrieben 
nri-t '^Knnere^lanzipation ' , 'Rollen- 
veränderung' oder 'I^nnerbewegung' , 
hat einen positiven Aspdct: die Kri- 
tik des >&inlichkeit^eaLs gefähr- 
det den Konsens der HERRschenden auf 



weltanschaulicher Ebene, 
gelten nicht als 'richtige' 
und ^ die Existenz 



. Schwule 

l^imer, 

schwuloi 

4 

L 

Sütkultur kann nicht darüber hinweg- 
täuschen, daß homosexuelle l^finner 
'draußen im Lande' den schärfsten 
Diskriminierungen ausgesetzt sind, 

Konsens beinhaltet eine 





stiimite Sexualpolitik unter >finnem. 
Schwule, Tunten und Bisexuelle ge- 
fährdoi die Synix)lik der ^facht , weil 
sich die Herrschenden durch 





Formen von I^finnlichkeit 

4 

Fialen Grenzen und ihre eigene 






- 68 - 




4 4 

Uberlegöiheit verständigen. Eine 
Tunte im Bundestag könnte den Staat 
nicht ernsthaft gefährden: aber wel- 
che Reakticnen würde sie in der 
nannlichen Öffentlichkeit hervorru- 
fen! 



Hcnoerotik wird 



traditicffielli 



l^&inerbünden von Fußballverein bis 
zur Hitlerjugend toleriert. Der I^bnn 

der sich öffentlich dazu be- 
verachtet: >fenn darf 

n f&i- 



aber, 
kennt, wird 



nicnt passiv sem. mn vco ai 
nem als solches verstandenes 





sives Sexualverhalten 
bei HxDsexualität an 



(sie denken 
Anal verkehr) 



:ellt Herrschaf t über die 



Fragi 



Analverkdrr 



Frauen wird 



unzähligen Pornos gezeigt 
: r-finnem? Dös tut I^nn nid 



aber 



I^finner wollen scwohl d 
nannlicher wie auch die d 

chen Sexualität und Iden 
nieren. NKnner bestimnen 



Grenzen 
weibli- 



Ji Verg 
als eine 



Ifemer 



waltigungsprozessen , was 
solche gilt und was nicht, 
wollen entscheiden, wann ferainisti 
sehe Forderungen 'vernünftig 

und wann 'orthodox' 



sind 
sterisch 

nahmaLos 



oder ' hy- 
(und im letzten Fall aus^ 

schrill ' veridindet wer- 



den), f&mer bestimnen 



Grenzen 




des Hutiors, ab wann und bei welchem 
Anlaß über Danenimitatoren gelacht 

werden darf. ' f&mer grenzen ein, 
wann, wie und ob gegen Geschlechter- 
normen revoltiert wird. Erotik ist 
der Kitzel der Grenzüberschreitung. 
Es gibt eme Erotik der l%cht und 

Erotik der männlichen Rebel- 



lion. >fcffiLichkeit im Kapitalianus 
oszilliert zwischen Bhagwan und Mick 
Jagger. 

Ein wichtig^' propagandistischer 

für die neuen f&mer und ein 



Erfolg 
Aufbruch 



zu neuen' Ufern wäre daher 



em 
Durchbruch 



öffentlicher 



Domn- und 



zwischen den Schubladen 



hetero 'und schwul . 



•:% 



■\i 






',,t-' 

\ '->;'■' ; * ■■■:■ 

■■>.'.- ' 

■: '■- .,; Ul. , 

■_■; ^-/t '■;■- 



\v^ 












I 



l* , l' 



,' f 



'■ ,'iifc" ■■ 



1 -' 



I 'i 



.4 

: i 






■:^*h 






- t 



. 'f 



-i 



I ^ 1 



1- ; ^K' 






■ 



"1 



1' 



»i». 



T t 




r 



4 



ü 



4 



'■i 






> .. 






*■. ■ 



-V- ^ 






[ f 



it 



? I 






':-i 



I h 



if- 



^ 

\ 



■', .^ 



'lI, 



'L 




? 



n-. 



t'i 



, I 



^ 



■ *ir: 



':-i 



-V 



^'f 



> ^-/-h* 



'k.i 



^ 



i I f 



■) 



■1^ ■'''■)■ ■" 



V 



^1 ■. 



. . <. 



■»■; 






-4 

1, 



■ 1^ '.• : 



I 



,^*^ 



\\'}^ 



■ I * I _ 



- i 



<»«P^ ,e sende« 9^"^^ nur e^" »„ch 

"dringen ^•\ns»tt«'./soA^<»»'\\^en ^as 
'ff xer%tö^'*:- der '^»"P pplnbeVen"^' 

«^« «sind. ^" * . - es «>* 

schöP^^ *' .^ anQef»n9e"; denn 




aüs- 



.dt^e^ 



tvJ^Q 



fxei^ 



toütQ 



^ 









'''"«'en f *'"'s4V "''• ''aöen **"'«' OreT 



Ä<3^<// 




/O 



feyec 



-\ 



- 69 



■F^^^* he^ ''*- 
Sa!mi*'*9' 



Stunden »S^Grun.J »A* f_?^st »«^ 
na^" Rad^o ^ über * ct'^* 



Mersto^ f^.^bre^e ^^^ ?! Fre^ta9 



"i^^.Atungen. ».-nsten. ° öffentv» 

















6 






"lÖ. 



"c^-r^^f 













■^ ■- 



^] h- 



I I 



h- .r> 



. ' M 



t 



r ■ 



-.V-^ 



. ' ^*J -■. 



,-?;■'' 



^'.' 






'■■^itr:-Ä 




r - ^ 




-T 




^■4 




r?..; 



i'"-' 



■!■■ -* 



r> 




L 




L-^ 






-4 ^ -Ü 



■i- 



IL l| 



^ T^ 



d 




r V. 



^', ? 




j.^' ' 



% * - 




^.■'.. 



- I 



- '.^' 




4 -= 'dJiUli- -- i- 







n. 



t- 




■ :-'.. 



^^"■. 



■-1' 



ff _ 




-!:xN'^i^;' 



1 



E--. . 



ei. 



\ - 




dk 



x7- 



^-^: iH;' 



»- , 



-^& 




>■ 








A 



VON GÜNTER AMENDT 

Das ist schade, das ist sein 
Recht, das ist auch in sei- 
nem Interesse, denn der 
Ausgangspunkt meines Of- 
fenen Briefes hat sich inso- 

r 

fern verschoben, als Dan- 
necker seine von der Bun- 
desregierung finan^erte 

Befragung an Homosexuel- 
len nicht nur plant, sondern 
längst begonnen hat. An ei- 
ner Öffentlichen Auseinan- 
dersetzung kann ihm des- 
wegen zu diesem Zeitpunkt 
nicht gelegen sein. 

Um so mehr bin ich an 
dieser Auseinandersetzung 
interessiert, weil es bei mei- 
ner Kritik an Danneckers 
Forscliungsprojekt nicht 
um eine private Fehde geht, 
sondern um politische Aus- 
einandersetzung von hoher 
Aktualität: »Im Umfeld der 
Volkszählung wirkt deshalb 
Dein Vorhaben wie ein Sa- 
botageakt an den vielfälti- 
gen Bemühungen, Men- 
schen vor der Preisgabe ih- 
rer Daten und der Offenle- 
gung ihrer Meinungen zu 
warnen.« (Konkret 5/87) 

Die Reaktionen auf mei- 
nen Brief waren heftig. Hef- 
tig in der Zustimmung, hef- 
tig in der Ablehnung. Das 
war zu erwarten. Über- 
rascht hat mich, daß sich 
der Kreis derer vergrößert 
zu haben scheint, der jede 
Kritik an irgendeiner Maß- 
nahme im Zusammenhang 
mit Aids als Sakrileg emp- 
fmdet, so als sei im Zeichen 
von Aids alles erlaubt, zu 
fragen unsittlich und zu kri- 
tisieren tabu; Wie man aus 
einem Kritiker der Kon- 
dompropaganda zum Kriti- 
ker von Kondomen über- 
haupt gemacht wird, wie 
Vorbehalte gegen die »Safe- 
Sex« Kampagne ift eine 
prinzipielle Ablehnung von 
Aufklärung ^nd Vorbeu- 
gung uminterpretiert wer- 
den, habe viele Sexualwis- 
senschaftler, die sich dem 

Sog der Hysterisierung ent- 
gegenzustemmen versuch- 
ten, in den zurückliegenden 



Hb 



V 

** 






r 

.1 



KONKRET 7/87 






J 

Monaten erlebt. Ich bin auch Kritikern be- 
gegnet, die dem Soziologie-Studenten äh- 
neln, den ich am Anfang meines Offenen 
Briefes erwähnte. Unumwunden gaben sie 
mir zu verstehen, daß sie sich den Luxus mei- 
ner Gedanken nicht leisten könnten, daß die 
Logik meiner Argumentation zu Konsequen- 
zen führe, die unvereinbar mit ihrer berufli- 
chen Planung und ihrem 'persönlichen Le- 
bensentwurf seien. Das ist klar, dagegen will 
ich nicht argumentieren. Tatsächlich sind 
solche Auseinandersetzungen notwendig 
und unvermeidbar, weil die Entwicklung der 
Produktivkräfte auf die Sozial Wissenschaf- 
ten und ihr Instrumentarium zurückwirkt. 
Wenn sich die Informationstechnologie qua- 
litativ derart verändert, daß man von einer 
Revolutionierung sprechen muß, dann müs- 
sen auch Sozialwissenschaftler ihre Techni- 
ken und Methoden einer kritischen Prüfung 
unterziehen, denn von allem akademischen 
Brimborium gereinigt, besteht die Tätigkeit 
des Sozialwissenschaftlers zu allererst im 
Sammeln, im Verwerten und im Veröffentli- 
chen von Informationen. Da sind Fragen der 
Wissenschaftsethik überhaupt noch nicht be- 
rührt. 

Auch an der Diskussion über einen »kol- 
lektiven. Datenschutz« von Minderheiten, 
werden die Sozialwissenschaften nicht vor- 
beikommen. Sie werden auch nicht länger ig- 
norieren können, was sich heute schon an 
Widerstand gegen Befragen und Beforschen 
formiert. Jede und jeder, die oder der in ge- 
sellschaftlich sensiblen Bereichen forscht, ist 
diesem Widerstand bereits begegnet. Rück- 
laufquoten und Interviewverweigerungen 

sprechen für sich. 

Mit Homosexualitätsforschung hat das al- 
les nur unter anderem zu tun. Was ich über 
Homosexualität sage, kommt verschärfend 
hinzu. Indem ich mich aber auf Homosexuel- 
le konzentriere, stelle ich die Diskussion in ei- 
nen historischen Kontext. Die Geschichte der 
Verfolgung, der Aussonderung und der Ver- 
nichtung ist präsent. Wer diese Geschichte 
vergißt, wird in den bayerischen Maßnah- 
men eine Skurilität sehen, wer sich eriiinert, 
erkennt in diesen Maßnahmen und den sie 
begleitenden verbalen Äußerungen die Kon- 
' tinuität einer Haltung, die mit einer histo- 
risch einzigartigen Systematik ganze Bevöl- 
kerungsgruppen herausfilterte und ausson- 
derte, um sie dann in einem Verwaltungsakt 
unter Hinzuziehung der »Deutschen Reichs- 
bahn« — zu deren Beförderungs- und Tarif- 
bedingungen — der Vernichtung »zuzufüh- 
ren«. 
Auf einem von der CSU veranstalteten 

Aids-Hearing machte der Münchner Virolo- 
ge Gert Frösner den Vorschlag, alle Homose- 
xuellen durchzu testen. Diese Ungeheuerlich- 
keit wurde nicht etwa als solche, sondern aus 
Gründen mangelnder Praktikabilität zu- 
rückgewiesen. Der Staat müsse dann Ja, so 
der Jurist Hans-Ullrich Gallwas, »erst ein- 
mal feststellen können, wer überhaupt ho- 
mosexuell veranlagt sei.« Auch in Bayern ein 
Unding, meinte der Spiegel- Autor, auf des- 
sen Darstellung ich mich stütze. Nun kann 
ich tnir in der Tat eine Total-Erfassung von 
Homosexuellen nur schwer vorstellen. Ein 
Methodenproblem. Beispielsweise wäre das 



70 




Raster der Volkszählung zu grob, um aus ei- 
nem Mann, unverheiratet, nicht geschieden 
und alleine wohnend einen Homosexuellen 
zu machen. Jedoch: Männlich, unverheira- 
tet, nicht geschieden, in einer Wohn- und 
Wirtschaftsgemeinschaft — da wird das Netz 
schon enger. Zusatzinformationen und das 
Abgleichen mit anderen Datelen — etwa ei- 
ner »Rosa Kartei« — lassen sich relativ leicht 
vor Ort bewerkstelligen. Einer deutschen 
Verwaltung traue ich diese Feinarbeit jeder- 
zeit zu. 

Vor Jahren als ich in Jerusalem einer be- 
freundeten Psychoanalytikerin von gewissen 
Erfahrungen erzählte, die ich auf dem Weg 
nach Israel in Jugoslawien gemacht hatte und 
dabei Kritik an der in Jugoslawien herrschen- 
den Schlamperei einfließen ließ, entgegnete 
meine Gesprächspartnerin Nomi Schattner 
scharf und ungehahcn: »Was ihr Balkan- 
schlamperei nennt, hat vielen Juden das Le- 
ben gerettet.« Nicht umsonst hat die Rubrik 
»Religionszugehörigkeit« im Fragebogen 
der Volkszählung so viel Angst, Irritation 
und Kritik provoziert. 

Alles, was man tut, und alles, was man un- 
terläßt iin Zusammenhang mit Aids, muß 
diese historischen Erfahrungen einbezieh« 
Es ist bereits zu viel Entlarvendes gesagt w< 
den, zu viel Erinncnmgsträchtiges wurde auf 
der Suche nach i>Abwehrmaßnahmen« be- 
reits öffentlich ventiliert, tmi an diesen Er- 
fahrungen vorbeigehen zu dürfen, ohne da- 
mit die Verbrechen dieses Systems mit denen 
des Naziregimes gleichsetzen zu wollen. 

Wer aber will bestreiten, daß Rassismus, 
Sexismus, Ausländerfeindlichkeit, Homo- 
phobie und ein 'neuer* Antisemitismus Teil 
der gesellschaftlichen Wirklichkeit dieser Re- 
publik sind? Um das Ganze auf die Spitze zu 
treiben und gleichzeitig auf den Kopf zu stel- 
len, also ins Absurde zu wenden, frage ich, 
ob demnächst mit dner empirischen Unter- 
suchung zu rechnen ist , die Juden nach ihrem 
Verhalten und ihren Einstellungen befragt, 
um dieUrsachen des»neuen« Antisemitismus 
zu ergründen. Die Befragung von Homose- 
xuellen erscheint mir nicht weniger absurd. 
Vor diesem Hintergrund und angesichts 
der aktuellen politischen Situation habe ic 
Martin Dannecker aufgefordert, sein von 
Bundesregierung gefördertes Forschuilgs- 
projekt abzubrechen, weil ich nicht verste- 
hen kann, wie ein Scxualforscher von seinem 
Range eine Homosexuellen-Befragung im 
Auftrag einer Regierung, diie an der Homose- 
xuellenverfolgung von Staats wegen festhält, 
auch nur gedanklich erwägen kann. Die Bei- 
behaltung von Homosexualität als Straftat- 
bestand, wie eingeschränkt auch immer, ist 
beim Stand der internationalen sexualwis- 
senschaftlichen Diskussion eine bewußte 
Aussage des Staates im Umgang mit einer 
Minderheit, die juristische Seite des Pro- 
blems also von mehr als nur symbolischer Be- 
deutung. Die Bestrafung von Homosexuel- 
len ist ehie schwere Verletzung der Men- 
schenrechte; egal in welchem Land, egal auf 
welchem Kontinent, egal in welchem gesell- 
schaftlichen System. 

Ich wiederhole : »Bayern ist kein Anachro- 
nismus sondern das Pilotprojekt einer an die- 
ser Regierung beteiligten konservattv-reak- 




l.-' 



' ? . 



- -■\- 



1^ 



1? 



■rn 



..'? 



z 

^ 



I 









^- 



f ' 






■i; 



l- 1 



iC' .v;:-, 



f. 



U^ 




■ ^♦ 



r 



-.1..:: 



3^ 






5: 



■ > 



'^ 



S'^i 



VtI 



t ■ r-^ 










fr 



-^ 



I 



■> 



i 



V' 



* 



L»: 



tionärcn Partei, deren bayerischer Schulmi- 
nister diese Randgruppe 'ausdünnen' will, 
weil sie naturwidrig ist.« Das war vor zwei 
Monaten. Unterdessen wird innerhalb Bay-» * 
cms abgesondert und an den Grenzen der 
Bundesrepublik der Reisestrom unter Hinzu- 
ziehung des Bundesgrenzschutzes aidspro- 
phylaktisch durch ein rassistisches Raster ge- 
filtert. 

Ich wiederhole: »Der Unterschied zwi- 
schen Bayern und dem Rest der Republik ist 
der zwischen »schon« und »noch nicht«. Das 
war vor Zwei Monaten. Unterdessen ist der 
Unterschied auf »schon« und »noch nicht 
ganz« geschmolzen. 

In der Bewertung der bayerischen Maß- 
nähmen wie auch in anderen wesentlichen 
Fragen Üer Aids-Bekämpfung stimme ich mit 
Dannecker überein. Das gilt für die Einschät- 
zung der »Safe-Sex«-Kampagne, das gilt für 
die Zweifel an der Wirksamkeit einer nur auf 
Rationalität zielenden Aufklärung. Schließ- 
lich setzt ein »vernünftiges Sexualverhal- 
tcn«, auf das" die »Safe-Sex«-Kampagne 
baut, nicht nur eine allgemeine Perspektive 
der Vernunft voraus, auch alles Unvernünf- 
tige, das der Trieb anstellt, muß ins Konzept 
der Aufklärung einbezogen werden. Einig 
$Ind wir uns auch in der Absicht, alles'zu ver- 
meiden, was Homosexuelle in solche und sol- 
che aufspalten und in gute und böse aufteilen 
könnte. Danneckcrs Forschungsprojekt 
läuft jedoch getiku auf das hinaus, was er zu 
vermeiden sich vorgenonunen hat. Er divi- 
diert die Homosexuellen mit den Mitteln der 
iStatistik auseinander, denn »am Ende steht 
die Tabelle«, wie Adorno in einem Kommeii- 
täif zur empirischen Sozialforschung einmal 

anmerlcte. 

Ich werfe Dannecker manches vor, was ich 
nur selbst nicht gerne vorwerfen lassen wür- 
de: Naivität, wissenschaftliche Fehleinschät- 
zungen und politische Instinktlosigkeit. 
Nicht für eine Sekunde stelle ich seine Inte- 
grität in Frage . Wie er bin ich empört über die 
kalauernde Diffamierung »wg. Aids« im In- 
mitsverzeichnis des KONKRET-Heftes, in 
dem mein Offener Brief er- 
schienen ist. Davon wußte 
ich nichts. Dafür bin ich 
nicht verantwortlich. Als 
Mitarbeiter von KON- 
KRET entschuldige ich 
mich für diese Formulie- 
ning, die Assoziationen 
auslöst und Zusammenhän- 
ge herstellt, die ich nicht im 

Sinn habe. 

Überhaupt: Einige Kriti- 
ker meines Offenen Briefes 
unterstellen Absichten, die 
ich nicht verfolge. Ich bin 
nicht an einer Grundsatz- 
diskussion über Auftrags- 
forschung oder Staatsknete 
'interessiert. Ginge es dar- 
um, hätte ich mich nicht 
ausgerechnet mit Martin 
Dannecker angelegt. Nein, 
hier handelt es sich um die 
Beschaffung von Regie- 
rungsmitteln unter Voraus- 
setzungen, die jeder kennt. 



•V- 



, ( 



zu Bedingungen, von denen DaAnecker 
glaubt, er habe sie unter Kontrolle. Das nen- 
ne i<;h naiv. 

Den Regierungsauftrag verdankt Dan- 
necker einem politischen Kompromiß inner- 
halb des konservativ-reaktionären Lagers, 
der im Kampf zweier Linien der Aids- 
Bekämpfung schließlich sowohl den libera- 
len von Forschung begleiteten Weg möglich 
machte, wie den bayerischen Weg direkt in 
die Repression zuließ, ohne nach wissen- 
schaftlicher Legitimation groß zu fragen. 
Zustande kam dieser Kompromißr nach- 
dem sich beide Seiten darauf geeinigt hatten, 
die Abtreibungsgesetzgebung noch rigider 
und noch repressiver als bisher zu handha- 
ben. Eine Verschwörung gegen die Frauen. 
Ist sich Dannecker bewußt, mit wem er sidi 
eingelassen hat? Ich nenne das politisch in- 
stinktlos. . . ■ : 

Und was erhofft sich Dannecker von den 
Ergebnissen seiner Befragung? Ich gebe die 
Frage weiter mit der Anmerkung versehen, 
daß auch ich an einer Antwort interessiert 
bin, allerdings eher am Rande, denn meine : 
? grundsätzlichen Einwände gegen das ganze 
■ Projekt werden von Danneckers Antwort 
kaum berührt werden. Doch sind Zweifel 
auch an der Durchführbarkeit der Untersu- 

• chung mehr als berechtigt. Schon Anfang der 

70er Jahre, als Reimut Reiche und Martin 
Dannecker ihre erste Untersuchung starte- 
ten, war die Rekrutierung der Interviewpart- 
ner problematisch. Diesmal wird Dannecker 
noch weniger als damals eine Aussage über 
die Homosexuellen treffen können, ja nicht 
einmal eine Aussage über die Homosexuellen 
Jn der Subkultur, vielleicht eine über die in 
der Subkultur verbliebenen Homosexuellen. 

* Aber das ist Danneckers Problem und das 

seiner Auftraggeber. 

Hoffnungsvollen Erwartungen, die Veröf- 
fentlichung der Untersuchungsergebnisse ge- 
be der Schwulenbewegung wie damals einen 
neuen Schub, tritt Dannecker selbst entge- 
gen. Er will seine Untersuchungen mit derar- 
tigen Erwartungenn nicht belasten. Solche 

Erwartungen überfrachten 
jedes Forschungsprojekt. 
Geschichte als Doublette, 
so läuft's nun mal nicht. 
Unbestritten ist die Bedeu- 
tung der 1974 veröffentlich- 
ten Untersuchung, aber sie 
war weder Ursache noch 
Auslöser der Homosexuel- 
len-Bewegung jener Zeit. 
Ohne die antiautoritäre 
Emanzipationsbewegung 
der 60er Jahre ist die 
Schwulenbewegung so we- 
nig denkbar wie die neue 
Frauenbewegung und ci- 
gentFich alles, was sich seit- 
dem bewegte. Müßig zu dis- 
kutieren, was Ursache und 
was Wirkung^ was mehr 
und was weniger bedeutend 
war: Vieles kam zusammen, 
eine bedeutende wissen- 
schaftliche Untersuchung 
gehörte dazu. Was Djan- 
necker offenbar nicl 'er- 




»Du beabsichtigst im Auftrag 
einer konservativ-reaktionÄren 
Regierung, eine strafrechtlich 
verfplgte Minderheit nach dem 
Privatleben und Intimsten aus- 
zufragen, und tust das in einer 
Zeit, wo Repressionsmaßnah- 
men gegen Angehörige dieser 
Minderheit, soweit sie aids- 
krank oder viruspositiv sind, 
bereits ergriffen werden. 

AnMn A «n DaniiMksr 

CKONKIIITB/87) 



standen hatj sind die politischen und techno- 
logischen Veränderungen seitdem. 

Schon bald werden alle Sozialwissen- 
schaftler, die sich eine kritische Distanz zu 
den herrschenden Verhältnissen bewahrt ha- 
ben, den Widerstand gegen Datenerfassung, 
die Verweigerung von Tests und das Unter- 
laufen und Manipulieren von Befragungen 
durch Falschangaben als legitime Form des 
rivilen Ungehorsams, als einen Akt der Not- 
wehr gegen die Totalerfassung des Bürgers 
begreifen und anerkennen. Die neuen, kaum 
übersehbaren Möglichkeiten der Datenver- 
arbeitung und Datenvcmetzung erleichtem 
nicht nur einfach die Arbeit der Statistiker 
unter den Sozialforschem, Diese Möglich- 
keiten entwickeln eine Nachfragedynamik, 
die nur bei der Totalerfassung enden kann. 
Das entwickelt sich von selbst. Schon heute 
haben wir viel zu viel von uns gegeben. Der 
Staat verfügt nicht nur über das Bild des Bür- 
gers in Form eines bei der Paßbehörde hinter- 
legten Fotos, auch unsere Körpergröße, die 
Augenfarbc, Muttermale und unveränderba- 
re Narben, die das Leben schlug, sind regi- 
striert. Was fehlt, um das Bild komplett zu 
machen, ist das Meinungsbild und das Blut- 
bild, ' 

Bayern ist bcreiu dabei, cm Blutbildarchiv 
des öffentlichen Dienstes anzulegen. In 
Bonn prüft eine Arbeitsgruppe des Innenmi- 
nisteriums, ob ein entsprechendes Archiv für 

die gesamte Bundesrepublik angelegt werden 
soll. In den USA wurden und werden Hun- 
derttausende von Angestellten bei Landes- 
und Bundesbehörden auf Drogen getestet. 
Bürgerrechtsorganisationen und Gewerk- 
schaften gehen davon aus., daß bereits ein 
Drittel der 500 größten Konzeme dem Bei- 
spiel der Regierung folgen und ihren Arbei- 
tem und Angestellten ein Blut- bzw. Urinbild 

abverlangen. 

Mitmachen oder boykottieren? In die 
Kontroverse zwischen Dannecker und mir 
fließen auch unterschiedliche Vorstellungen 
ein über die politische Strategie der Homose- 
xuellenbewegung bzw. dem, was von ihr 
übrig geblieben ist. Dabei geht es auch um die 
Frage, welche RoUe die Sexualwissenschaf- 
ten zu übernehmen haben, wenn »der Über- 
bietungswettbewerb der Parteien« bei der 
Verschärfung der Maßnahmen gegen Aids 
einsetzt. »Die Homosexualitätsforschunj ist 
ein besonders drastisches Beispiel dafür, daß 
Wissenschaft beides zugleich schafft: Befrei- 
ung von alter Verfolgung und neue Wege der 
Verfolgung, oft schlimmere«, schreibt Gun- 
ter Schmidt. Sind die Homosexuellen auf die 
»neuen Wege der Verfolgung« vorbereitet? 
Jeder, der die reale Distanz zwischen Hetero- 
und Homosexuellen überspielt, jeder der 
großzügig die alltäglichen Vomrteile über- 
sieht und übergeht, jede Erscheinungsform 
des Opportunismus schwächt die Wider- 
standskraft und untergräbt die Selbstach- 
tung der Homosexuellen. Dannecker hat. in- 
dem er sich mit dieser Regierung einließ, zu 
viel überspielt, übersehen und übergangen. 

Das halte ich ihm vor. 

Mitmachen oder boykottieren? Ich habe 
gesagt, was zu sagen war. Dannecker tut. was 
er tun muß. Eine Diskussion findet statu 
Jetzt werden Individuen entscheiden. " 

KONKRET 7/87 






i -_- 



rij^ V. 



- 71 - 



\ '' ■ 



L ri 




(V- ^':«-:>^';-''