Skip to main content

Full text of "Briefe von Moritz Hauptmann an Ludwig Spohr und andere"

See other formats


Briefe 

Woti$ %an$tmann 

ftotitor null JluftkMrektoc 

an ber £$oma«f<$ute ju Seidig, 

an 

« 

unb anbete. 

herausgegeben 

fcon 

/ • 

Dr. ^erbinanb Ziffer, 

5>ireftot fce* <5onfert>atorium* unb ftötttfäer ÄapcHmciflcr ju Götn. 



9le«e 3fo(ge bet #attptmatttt r fd>ett ©riefe. 



$>ru<f wrt> SSerlag bon Srettfopf unt> $8rtel 
1876. 



2)a3 UeberfefcuttöSwcfct »wkljalkn. 



Dorwori 



Wim auf bcn ausgekrochenen SBunfcty ber mürbigen ®cttm 
Hauptmann'*, burfte t$ es unternehmen btefe Sammlung $er* 
ausgegeben. 6$ mar eine Sirbett bie allem ferne lag, mad i<$ jie 
üerfud^t ober geübt, an fcierljunbert ©riefe waren mir anter* 
traut, äße au* bemfelben 3eitraum, au* berfelben ©tabt Ijerrfilj* 
renb, faft alle an SRänner gerietet bie fu$ aormiegenb für äRufil 
tntereffirten, 5Eon!ünftler finb ober maren. SBenn audfr ba$ 33er« 
ty&ttnifc Hauptmann'« ju benfelben ein toerföiebenartigeS mar, fo 
tonnte e$ boefy nietyt festen, bafc biefelben ®egenft&nbe, biefelben 
^erf&nltcfyletten meljr als einmal jur ©pra<$e tarnen unb bafc 
auflöten über biefelben in aljnlittyer Seife jum äuäbrud getan« 
gen mußten. £u beurteilen, mo bie« am £reffenbften, am Älar« 
ften ber gatl, fottte für bie Slusmaljt maafcgebenb »erben, — 
aber aßju oft mar ed mir unmöglich hierüber in'6 Älare ju lom* 
men. @o mögen benn t>ieltei<$t bie greunbe $auptmaitfi'* unter 
tljreu ©riefen f o mannen finben, meinem fie ben S5orjug gegeben 
Ratten, fcor biefem unb jenem ber t>eriJffentti$ten, — fte bürfen 
iebo<$ überzeugt fein, baß bei meinem ausmalen ber 3wfaö eine 
Heine SRotle fyieten tonnte, eine <ßarttyeinaljme für ^erfonen aber 
bemfelben gänjticty fern ftanb. 

Sföitttyettungen gef<$aftti$er SRatur, anti) menn fie bebeutenbe 
lünftlertfäe j&totdt berührten, Ijabe iti) auSgelaffen, — aber auti) 



VI 



ftreng ÜWuftf roiffenf<$aftti($e* Ijabe t$ größtenteils ausgetrieben. 
Diejenigen, »etd&en biefe ®ebtete fremb finb, Ratten m<$t« barau* 
ftd^ aneignen fönnen; — fotd&e aber, benen e$ barum ju tljun ift 
bergtetd&en nätyer lennen ju fernen , muffen fid) an bie Quellen 
tyenben. 33erf<$tt>iegen Ijabe id& tarnen, an tt>e($e ft$ unlieb* 
fame ßrörterungen Inütfen, toenn fie für'* 93erftänbnt§ ber tefc* 
tem unnötig toaren ; ntc^t f o toenn es 3HSnnern galt, bie für fi$ 
etnfte^en unb beren Stiftung nnb SBerfe Hauptmann fcon feinem 
©tanbpunlte au« betöntyfen mußte. 3ur »efentfid^ften aufgäbe 
$abe td& mir e« jebod^ gemalt, ein ©efammtbitb be« treffßd&en 
Spanne* au$ ber SCotatwirfung biefer ©riefe erfteljen ju (äffen, 
unb manche* ©d&reiben mit aufgenommen, weniger um bes 
conlreten 3n$alte*, ate um ber Uebe&oHen greunblicfyfeit, ber 
f<$erjenben SiebenStoürbigleü, ber gemütvollen ipeiterleit »tuen, 
»etd&e barin ju Sage treten. S)enn bie oerfd&iebenartigften 8to* 
fixten finb todf meljr ober »eniger ©emeingut, toenn mir fie 
anäf feiten in fo $oc$gebUbeter SBeife ausgebrochen finben, toie 
es Hauptmann jur jmeiten SRatur geworben mar; — aber jum 
©d&önften unb ©eltenften gehört bie ©eftatt eine« SWanneS 
öon fotd&er in fic$ boQenbeten ©anjtyeit, in »eifern ffiiffen unb 
$)enfen, ömpfinben unb ©ollen fi$ in fo reifer (SbenmS&igfeit 
burdftctyßngen. £>te Ijolje $erfönßc$feit toetd&e au« tiefen ©riefen 
tyer&orteud&tet, mirb au$ auf biejenigen anjteljenb unb erbauenb 
nrirlen, tt>et<$en eine bornriegenbe S^eitna^me an bem barin SBe* 
foroetyenen femer liegt. 

(£&ln, am ^atmfonntag 1876. 

Dr. 3ferbtttattb Ritter. 



Jn^ali 



©dte- 
ftn Snbtoig ®J>o$r. . .. , . 1 

„ ©elmar ©agge 55- 

„ gerbmanb 93ityme 62 

„ gerbtnanb Trennung 66 

„ (gbuarb$ifle 69» 

„ gerbtnanb Ritter 78- 

„ granj toon ©oijlein 8£ 

„ Otto 3a$n 89 

„ D. Äabc in 

„ SontSÄityier 115- 

„ (SarfÄogmafy. . . .^ 13a 

„ 3nt Sof. 2Rater 148 

„ ©uftato föebltng 156 

„ 3uUu« töiefe 162 

„ @rnft tönboiff 166 

„ ßonrab ©tyeimfe 168 

„ Caroline @eibt • 169 

„ WOfilm&Wtx 172 

„ Slrnoib Seiner 179 

„ 3o&anne$ ©olff 188 

BnSjttge 195 

Sfcr$ci<$mß fa'mmtUfyr im ©vud erfäieneneu ©eite Hauptmann'« . . 221 



Briefe an Subtoig ©J>oi^ 



Hauptmann, ©riefe. *R. $. 



$r«*ten 6. geBr. 1822. 

Siebet Jpett Sapellmeiftet. 

Zubern einer meinet fefynft($ften 95$ünf<$e erfüllt »ütbe, 
tiämticty : eine langete £eit in 3ljtet 9iaJje ju fein, um untet 
Sljtet Seitung unb ©cfyufc meine Ätäfte ju &etfud)en unb ju 
üben, f#emt mit bie ©teile, &on bet Sie im testen ©tiefe an 
3fyte liebe gtau fptacfyen, fetyr anneljmlicty. 2tu# meine ic$, wenn 
in ©äffet ni<$t alte* enotm treuer ift, es muffe &on ben400 Eljlt. 
mit einem 3uf<$uffe *>w ungefaßt 150 ben xdf Don Ijiet Ijabe, auf 
eine befcfyeibene 2ltt ju leben fein, $iet menigftenä tyabe id) bie 
legten 2 3aljte titelt metyt gehabt unb gebtaucfyt. Die ©teile in 
bet Ijieftgen Rapetle, bie mit naefy meinet SRüdfunft hiebet ange* 
boten routfce, Ijabe idfy ausgeflogen, »eil iti) ba$ ©nf^läfetnbe 
be«^iefigen8apetfenbienftedau«@tfa^tung fannte, bet, befonbetS 
\t%t, faft unabläffig befcfyäftigt unb bod) im ©anjen toenig intet* 
effante* bietet; bei einem {ungen aufblüfyenben £ljeatet untet 
Sljtet Seitung ift mit eine folcfye ©teile für fefet feljt ettoünfd^t. 
3$ bin Ijiet ganj unabhängig unb lann bafyer auf eine beftimmte 
Otbte öon 3tynen , ob unb mann icfy eintreffen foCC , feljt balb 
abteifen. 

$)et gteif<$üfc ift bis iefet bteimal gegeben unb nut toegen 
Ätanffjeit ÜWeiet'S ausgefegt. £)a$ 23)eatet toat immet gebtängt 
öoü unb bet ©eifall feljt gto§, ba$ etftemat am gtößten. SBebet 
toutbe getufen. Da* §au$ tmtb 'gemiß nodj bei mannet 93ot* 
ftetlung öoü roetben , benn e$ giebt met jn feljen. 3 U ^ ren 8 e$ 



wiß auti) ml Schöne* unb manche* fe$r ©cfyöne. Stoß biefes oft 
fo mangelhaft in ber gorm unb fo broefenweis geboten wirb, 
fällt bem Äunftfcerftanbigen woljl feljr ba(b auf, wirb aber &om 
großen publicum noc$ gar ni$t gefügt. 3n öejug auf biefeS 
fagt ber ©(tyaufoietbirector im Sauft : 

®ebt tyr ein @tfi(f, fo gebt e* gleich in ©täden. 
3n SBien §at gteid) auf ben greifäüfeen SRoffini'd Slrmiba ben 
größten gurore gemalt unb wirb oon bort aus ate eine burtty* 
aus etaffiföe Oper gerühmt. Unter folgen Umftänben fctyeint 
mir ber ©eifatt eine« großen ^ubßcumä noc$ nicfyt üiel fagen ju 
wollen. 

3n Erwartung 3fyrer gütigen Antwort mit unüeränberßctyer 
Webe 3fyr §. 



Seidig, ben 2. Oct 1842. 

Sieber »erefyrter £>err $apeümeifter. 

SBenn \$ nur bem iperjen Ijätte folgen wollen, würben ©ie 
fetyon nac$ ben erften £agen unfereä ipierfeins einen ©rief üon 
mir erhalten fyaben. Site id) äbfctyieb öon 3^nen nafym, war es 
wie ju einer furjen SReife ; i$ wußte es in SBorten nicfyt anberS 
ju machen, wenn icfy es auefy innerti^ anbers empfanb. 3<$ barf 
nicfyt wünfcfyen, baß ©ie ju ber gerienjeit oft Reifen naefy ÄarlS* 
bab ju machen Ijaben, unb wie foöte ©ie außerbem 31jr 2Beg fo 
balb nadj Setyjig führen — ebenfo fcfyeint für miefc bie greiljeit 
ju einer langem SReife naety ben fyiefigen £)ienft*33erfyäÖniffen 
nic^t groß ju fein, was in ber ©ac$e, nicfyt im SKangel an 
gutem SBiöen meiner 33orgefefcten liegt, bie mid? bis Jefct auf eine 
fo auSgejeicfynet artige ©eife beljanbeln, baß es nur mein 2Bunf$ 
fein muß, mir biefe Steigung bim $ ©ienfteifer ermatten ju 
fud&en. änbeffen fann ic$ bie Hoffnung nietyt aufgeben, ©ie auf 



eine ober anbete Art batb einmal triebet ju feljen unb mag nur 
in biefer mi<$ bet gegenwärtigen auf manche Sßeife mit günftigen 
^uftänbe erfreuen, 3cfy bin nad) mannen feljr ceremoniöfen 
SttagiftratS* unb ©cfyukAufnatymSaften feit faft 14 STagen in ben 
$)ienft eingetreten, er befteljt, n>aö bie eigentliche SantorSfunction 
feetrifft in einer ©tunbe täglichen £ljorgefang*Unterrid>t, jefet 
t>on 11—12, fpäter bon 5 — 6, unb in ber SMrection ber ©onn* 
tagäfircfyenmufif ; festere be$ SDiorgenS um 8 U^r. ÜDiefe ljabe 
xöf Ijeute erft angetreten, unb jwar lomme i<$ fo eben baljer. 3<$ 
tyatte auf ben 2Bunf# niedrer greunbe meine 2Weffe mit Drc$e* 
fter eingeübt, unb um mit biefer ju beginnen, am vorigen ©onn* 
tag ben bisherigen 3nterim$birector ^Jo^Ienj no<$ einmal ju birU 
giren erfucfyt. Am heutigen ©onntag als Anfang ber 3tte§wo<$e 
ift e$ gebräud&licfy ba$ ffifyrie unb ©toria ber Sfteffe ju geben ; 
naefy ber erften Drd&efterprobe, bie icfy Don meiner äKeffe gemalt 
Ijatte, wünfd&ten bie SKuftfer, bafc fie ba$ erfte 9M unb ju 
meinem Amtsantritt ganj gegeben würbe, weites mir auf meine 
Anfrage ber ©uperintenbent auefy gerne jugeftanb; fo gab i#erft 
3 ©äfee unb naefy ber (Stiftet bie übrigen. 6$ ift im Sijor unb 
Ord&efter eine feljr erfreutid&e äBiüigfeit, ein 3ntereffe für bie 
©aetye, ba8 bem ^Dirigenten fo erteicfyternb entgegenfommt, baj$ 
au$ ein fo ungeübter unb tt>enig geföidfter, al« ic$ e$ wotyl bin, 
feine fd&were Aufgabe tyat, etwa« fo wenig fcfywierige* afö biefe 
3ßeffe ift jur geebneten unb twn merftid^en geifern freien Au«* 
fü^rung ju bringen. 3ttan ift mit ber heutigen ganj pfrieben 
fleioefen. 

2)en 7. Oct. SWenbetefo^n !am am vorigen grettage fyier 
burdlj, auf feiner SRüdreife fcon ber ©d&weij ; ba er am 1 . Dct. 
in ©erlin fein wollte, Ijiett er fi<$ nietyt auf, er warb aber fo 
bringenb angegangen, ba« erfte ©ewanbl)au$concert, we(d)e$ 
©onntag ben 2ten ftattfanb, ju birigiren, ba§ er ju biefem fcfyon 
wieber #er war. ÜDa$ Ord&efter ift tyier unter feiner Seitung in 
©tympljonien ganj bortrefflidfr, e« ift eine ©d^ärfe, (Sfaftijität 



im ®anjen, tote man fic nidjt leidet toieber finbct. Sßenbetefofyn 
$at felbft feine große greube baran, n>itt aber ba$ SSerbienft fity 
nidjt jugefärieben "tmffen, inbem, toie er Jagt, in ©ertin, too fo 
biete gute Gräfte im Singeinen borljanben finb, bei afle feinem 
gifer unb unenbtid&er äßütye nicfyt« ä$nli#e$ ^ergufteöen getoefen 
fei. 3JJan ^offt in ßetyjig nodj feijr, bafc 2Renbef$foljn jurüdttetyren 
»erbe, fixeres toeif$5Riemanb, baerfetbftnod&IeineätoegSbeftimmt 
ift. ©ei £)abib §abe icfy brei Quartette bon ©ctyumann gehört, bie 
erften bie er gefcfyrieben , bie mir feljr gefallen, ja miety in 9Ser* 
tounberung über fein latent gefefet tyaben, ba$ i<$ mir bei »eitern 
nicfyt f o bebeutenb borgefteltt Ijatte nadj ben ßtabierfactyen , bie 
ic$ früher bon i^m lennen lernte, bie gar f o aptyoriftif cfy unb brodfen* 
Ijaft toaren, unb ftcfy in btofcer ©onberbarfeit gefielen. 9to Un* 
getoöljnlicfyem in gorm unb 3n$att feljlt e$ Ijier aud& ni(fyt, aber 
e$ ift mit ©eift gefaxt unb jufammenge^aften unb red^t SMeleS 
ift fel)r fd&ön. 3m 2$eater Ijabe itif bie fiimigin bon Stypern bon 
£atebfy gehört; ba« Sbwtif ift mtbergteicfyticty beffer als ba$ 
beutfd&e, e$ ift nid^t ju begreifen toie . . . e$ fiety bon bem lieber* 
fefcer fo lonnte berl)unjen laffen. ©er Äßnig ift Ijier eine tyan* 
betnbe, nid^t blo$ leibenbe *ßerfon, toie bort, unb jtoar fe$r nob* 
(er unb 5£Ijeitnaljme erregenber Slrt. <£$ ift unfägfi# bumm, 
n>tc ber beutfd&eSBearbeiter be$ ÄBnigä Sfyun in blofce (£rjä!>lung 
bertoanbetn fonnte. Die Srjäljtung ift überhaupt auf bem 23je* 
ater nicfyt t>tel toertlj, in ber Ctyer aber, tt>o bie SBorte fo leidet 
bertoren geljn, gar nichts. $ier Ijeifct es, toie ßatyar fagt: toa$ 
ba$ Sluge fieljt, glaubt ba$ §erj. 816er nidjt ber Ztp, allein, 
auety bie SWufif bon $alebty ift mir at$ D^ernmufil lieber als 
bie ... . ©ie ift gar nicfyt fetyr tärmenb, im ganzen erften SKft 
faft leine ^ofaunen, bietmetjr ift etjer ju biet, na# $atebty'fd&er 
SBeife, fein, toifeig unb fyifcig ausgearbeitetes barin, oft ettoa* 
trodfen mit Jünftticfyeu Spielereien. Dann aber auc£ toieber 
ftrömenb unb feenifd^ bon großer SBirhtng, {ebenfalls eine 
beffere S^eateroper als bie . . ., bie miety, toie fo biete beutfd&e 



gfceiter unb btitter ftlaffe, immer ju öiet an ba« ©treibe» 
puü unb an faurc arbeit erinnert. §eine fagt einmal, er tyabe 
in feiner Sugenb fi<$ nie in ba« compßarte 8inn#f$e ©tyftem 
finben fönnen unb fid& fern eigne« gebübet: er fljeiie bie ^ßffonjen 
ein in fotd&e bie man effen fönne unb fotttye bie man ni#t effen 
fttnne. ®o fönnte man, &on anberen guten unb f$fec$ten Qua* 
litäten abfe^enb , au<$ bie Opern einteilen in f otctye bie gegeben 
»erben unb foletye toelctye ntd&t gegeben »erben. 3$ glaube 
ba§ jur erften s Ärt bie $ale&^fctye, jur yoeiten bie . . . gehören 
tt>irb. @« mag aber im ©runbe boety nur auf einer pofittoen 
Qualität berufen, toenn ettt>a$ einer fo großen SKenfd&enmaffe, 
ate ba« gefammte Opernpubticuijt jufammengenommen bittet, 
SSergntigen macfyt, unb baß eine Oper ni<$t gering gu fein brauet 
um ber SRenge anljattenb ju gefallen, fetyen to>ir an ben beften 
bie n>tr Ijaben , fie finb auety ber äßenge bie Uebften. ©enn 
aber auety fo manche gefallen, an benen ber 3Rufifoerftänbige 
ted&nifcty unb äft$etif<$ öiel auäjufefcen Ijat, fo bleibt biefen 
eine innetootynenbe gute (Sigenfctyaft um fo meljr gefiebert, ate 
ber £abet gegrfinbet fein urirb, ba ein Ding toegen feiner 
©$fe<$tigf eit niemanb SSergnfigen machen !ann. Unb ba« ift bei 
3taüenern unb granjofen tooijl ijauptfadjUd^ ba«, baß man füljlt 
fie finb tyier in iljrem ©lement, unb bie barau« refuttirenbe 8ei<$* 
tigleit ber *ßrobuction, — »ie benn auety anbere ate Operncompo* 
fitionen gegen biefe bei tynen gar nid^t in ©etractyt lommen, 
»ätyrenb bei ben üDeutfctyen eine gegtüdfte Oper fcon gelungenen 
Sompofitionen jeber anbem ©attung, nameuttidj ber Snftrumen* 
talmufil, Ijunbertfatty aufgewogen tmrb. am Sonntag fyaben 
»ir bei gärtet ben ^ianiften §enf ett gehört, toefd&er auf ber 
(Sifenbaljn bon DreSben gelommen, fiety an ba« £la&ier fefcte unb 
erft.na<$ 3 ©tunben toieber aufftanb ; er Jjatte f<$on IV2 ©tunbe 
gefoieft at« toir fameu. 3$ Ijabe noety nittyt* fcottenbetere* in 
biefer ©pielart gehört, ober tiefmeljr i$ lann mir nicfyt« fcoßen* 
betereä benlen, tt>eU e« burd^au« allen auftrügen, bie man machen 



famt, ©enüge 'triftet : unfehlbare ©icfyerljeit, Sraft unb Bart* 
Jjeit unb eine fcfyöne fünftterifdfre Haltung unb Sftolje im 93ortrag. 
alte Suriofitäten ber SSottgtiffig!ett fpielte er jtoet SBeber'fctye 
Ouvertüren, bie iö) üjm erlaffen Ijätte, fonft Ijübfctye neue ©actyen 
in Stübenform, nteift n>oljl von ficfy, nrietooljl icty leine ber be» 
fannten barunter fanb. 33er £ärtef fctye glügel Ijielt ficty ben 
ganjen SKbenb vortrefflich, e$ ift eine tüchtige ärt von 3nftru* 
menten, obfctyon mir ber offen getöfte Jon ber ©treid&er'fctyen 
lieber ift. 



ßetyjtfl, ben 1. 2>ejembcr 1842. 



3cfy fyabt neulicfy bie SSeilje ber STßne in großer 33ottenbung 
im ®etoanbtyau$ gehört, @ie nmrben felbft greube an ber Sluf* 
fütyrung gehabt l)aben, fie ift eine 8ieblittg$*©fytttyI)onie be$ 
Seidiger ßoncertyublicums. <£$ ift aber audj ein ganj anber 
£)ing, folctye Sftufif in einem gut geformten unb fcfyön becorirten 
unb erleuchteten ©aal ju I)ören , al« in einem ©djauftriefljaufe, 
»o e$ nichts ju flauen giebt unb ba$ bem §ören fo ungünftig ift 
atö ba$ ßaffeler. 3Die beften Aufführungen bort finb immer mie 
©über oI)ne girniß unb oljne Stammen. SBenn man Jjier bie ein* 
jelnen SBlaSinftrumente in iljren @oti$ Jjört, taffen manche ju 
toünfctyen übrig, toenn aucty einige vortrefflich finb ; aber bie £u* 
fammemoirfung ift fel)r befriebigenb unb befonber* in r^t^mi* 
fctyen SRüancirungen fo fctyön belebt, tote man fie fonft nur bei 
einem guten Quartett ju finben gemoijnt ift. — @« ift jefet vom 
Äönig von ©acfyfen bie SJeftatigung einer ju errietytenben SDiuft!* 
fd&ule in Setyjig erfolgt, tooju ein vor einiger £z\t tyier verftor* 
bener Äunftfreunb 20,000 S^aler vermaßt tyat. ©ie foü 
»eber bie SfoSbetynung noety ben tarnen eine« (Sonfervatortum* 
erhalten, mit ber Organifation ift man jefct befestigt. SDic 



9 

<5onq)ofition$te$re fott mir übertragen werben. s Jiäctyft biefem 
neuen ®efc$äft fteljt mir »on SReuialjr an noefy ein anberes be* 
&or. S« ift mir nicfyt gelungen ^artete ju überzeugen, baß icfy 
ju einem ämte, was fte mir f$on feit längerer 3eit jugebaetyt, 
ber föebaction ber allgemeinen mufifatifcfyen Beitung, nw# ge* 
eignet fei. £)em SWanget an ßuft fefcen fte ba$ SBerbienftlicfye, bie 
gute ©a<$e entgegen unb fiebern mir babei alle möglichen @r* 
leietyterungen be8 ®efcfyäfte$ ju. 3d) fonnte alfo ni$t woljt 
anbers, als meine 3ufage geben. 2öa$ baburety gebeffert werben 
fott, felje icfy nod> nid^t ein. ginl %at bie 3eitung S u ä^ei ®*fr 
tl)eil fetbft getrieben, ba$ fann idlj ui$t, fie wirb alfo ben bis* 
Ijerigen 9Ritarbettern unb ßorrefyonbenteu wie früher auefy i$re 
SWatur ju bauten I?aben , ba id^ anbere fo wenig weiß als an* 
fd^affen fann. — 3n vergangner SBocfye befugte midj ber Slaüier* 
üirtuo« Stljeobor ©öljler. (Sr fyielt wie man e8 öon ben erften 
jefetju (?örennunfcfyou gewohnt ift. SSon £)BI?(er , $ ßompofitionen 
(&on ber befferen heutigen 3Sirtuofenmufif) gefallen mir bie fürje* 
ften am beften. £)en längeren feblt e3 an eigentlid^er Sntwidlung, 
an einem jweiten £(jei{, an einem SfJJtttctfiüd ; wie wenn mau 
einen $äring gefpeift l)at unb ba$ übriggebliebene Sopf* unb 
©cfywanjftüd auf bem fetter jufammentegt — ba$ l)at jwar 2ln* 
fang unb ©übe, e$ ift aber boc§ feinfttfdo. (§S fott etwa« nicfyt blo$ 
bei fiefy bleiben, e$ fott ljerau$gel)n um ju fiefy felbft gu fommen, 
— ba« erfte ift nur ber Seim, ba$ anbere ifl bie grud^t. Sfteulicfy 
fließe 3ttenbeföfofyn fein Dmoll Soncert, ba« ift boefy eine ganj 
anbere 2trt SKuftf, nie wirb fie blo« SSirtuofenjwed Ijaben ; au<$ 
bei ben glänjenbften ©äfeen ift e$ immer ber mufifatifcfye ©eljalt, 
bie 3bee, bie Ü)m am $>erjen liegt, wie'$ bei 31?ren SMolin* 
concerten aud& ift, wefftalb attein fie fcfyon über attem SSergteid^ 
mit anbem ©ad&en berart ftefyen. & ift watyr, baß biefemobernen 
ßlatrieröirtuofen ©attyen fielen, bie man oljne fetbft Slatoierftrieler 
ju fein laum begreift, auc$ wenn man fte Rieten fielet, aber e$ 
wiebertyoten fi$ bo$ biefelben Sffecte iefct fcfyon fo biet, baß man 



10 

laum nocty 3ntereffe barau nehmen fann. 3n bem Soncert ber 
©d?röber*£)ebrient famen mehrere inteteffante ©aetyen t>or: bie 
Du&ertüre ju „9tufy 29la$" ton 3Kettbet$fol)n unb ©cenen au$ ber 
Ctyer „9ttenji"bon 9iid?arb ffiagner, »eldje et fetbft birigirte. 3n 
Sßagner 7 « SWufif Ijabe i$ roeit mel^r äfafpannung unb äluäfpan* 
nung ate erfüttenben 3nl?alt gefunben. 33on bet äöirfung einer 
ganzen £)per fann man u>oi?( na<$ fo n>enig einzelnen ©tfidfen 
niefct urteilen, aber bie Slrt ber SWuftf ftettt fiefy boety fetyon bartn 
bar unb bie gefällt mir mieber m<$t : e$ ift tt>ieber bie unmuftla* 
lifd&e, bie am 2lu$bru<f be$ einjelnen fyaftet, bie, too &on greub' 
unb 8eib bie 9?ebe ift, betbeä auSetnanber ff&Ü unb jebe$ für fiety 
mufifalifefy auäbrüdfen ttriö. £)a*. Jjeißt in SDhtfif fefeen tt>ie e$ 
bie U!>rma$er berfteljn, trenn fte jagen, eine Uljr in Del fefcen: 
tt>o jebeä 3tyfcfyen mit Del betupft uurb. S)ie SBorte foflen aber 
in SWufif gefegt »erben nrie man einen gifd^ in« SBaffer fefct, . 
au« bem trodfnen abfonbernben 33erftanbe$element in ba$ ber* 
mittelnbe Pfiffige ©efüfyfselement @o" machen e$ bie 3tafiener 
unb »er iljnen funftoertoanbt ift nrie äRojart, ©poljr, bie mir'* 
nietyt üM nehmen mögen, ba§ id& fie ju biefen jätyle. 2Ran $at 
bei ben Stalienern nicfyt nur an ÜDonijetti unb SBeflim ju benfen, 
fonbern an 9topl)ael , an ßeonarbo unb Sijian , an bie fünfte 
fiunftblütfye bie e$ gegeben Ijat. 



fiet^jig, ben 6. gebr. 1843. 

Sieber bereiter $err Äapellmeifter. 

©eftern n>ar ©erlioj'S Soncert unb mir finb babon noety alle 
ettoa* glieberlatym — einen ganjen äbenb fol$e äBuftf p Ijören, 
ift etoa« ju Diel, toenn auefy einige ©tüdfe in iljrer pijantaftifcfyen 
©gentfyümtictyfeit red&t intereffant unb unterljaltenb finb. Sine 
foletye gar ju fe$r fiety abfonbembe Originalität verlangt am aßet* 



— 11 — 

mciften einen äußern ©egenfafe, jebeS ©tüdf irgenb eine« anbetn 
ßomponiften, au<$ eine« geringeren, wäre geftern eine (Srljotung 
gewefen. @s ift eigen, baß man bei ©erlioj immer meinen mufj, 
er fönnte auc$ ganj fcfyöne 3J?ufif machen wenn er wollte, ober 
wenn etwas au« bem Sßege geräumt würbe was üjn baran tyinbert, 
baS ift wie eine SKrt 33efeffen$eit, bie es nicfyt inib^t, wenn ftety 
etwas ju ruhiger ©<$önljeit ausbreiten möchte. @S würbe bie 
Ouvertüre ju $. 8ear gegeben, bie S3eljmridjter unb bie p^anta* 
ftif<$e ©tympl?onie „Spifobe aus bem Selen eine« ÄünftterS", 
bann jwei SRomanjen, bon einer feljr frönen ©ängerin , bie er 
mit fid^ füljrt, fel)r franjöfifdj orbinair gefunden, unb ein 93iolin* 
ftücf bon $)amb gezielt alles Don ©ertios. Das Otd&efter war 
jtt 24 ©eigen 5 ©äffen 7 SetloS unb 6 SSiolen berftärft— 4 $au* 
fen unb 4 Käufer baju, inbem juweiten bierftimmige ^aufenfäfce 
borfommen. O^icWben 4 §örner.u. f. w. berftetyen fi<$ bon 
fetbft, £arfe unb $iano fehlen aud& ni<$t. ©ei ben Unreifen 
über ©ertioj toirb man immer jum Sßibertyrucfy angeregt, wenig* 
ftenS gel)t mir'« fo ; bie einen finben baS $öcfyfte in iljm, anbere 
motten gar nichts an il?m anerfennen unb meinen fo etwas Knne 
ieber machen ber bie effronierie baju Ijabe. £)a$ fann iety nun 
ebenf owenig jugeben wie jene«. 3d& finbe nur ein fatfcfyeS tabet* 
^aftes SBotlen barin, unb meine ein fetyr refpeetabtes Äftnnen fei 
für einen ber fo etwas ju beurteilen weifs gar nid^t ju berfennen, 
er fpielt fein grofc es 3nftrument mit großer SSirtuofität unb weiß 
bie beabftc^tigten Sffecte fe^r wofyl Ijerboraubringen. Da« finb 
nun freiließ oft fetyr ungefällige unb abfurbe. am beljagticfyften 
unb anmutljigften finbe \6f üju wo ber STeufet ganj unb gar tos 
ift, weit weniger im anmutigen, toie einem bei ©efybelman'S 
unb ©ebrient'S SBöfewictytern biet Wolter ju SÖJut^e war als 
wenn pe ßiebfyaber oorfteBen wollten. ®egen ben ipejenf abbatl} 
in ber geftrigen ©fym^onie ift SBeber'S 2BotfSf$fu$t ein SBie* 
genfieb, es wäre gar nicfyt übet Jenes ©tüd einmal in ben grei* 
f<pfc einzulegen. (Steige Sage borfyer war SWenbetSfo^n'S Grrfte 



12 

2Bafyurgi«nacfyt, 9Kufif ju ©oeflje'« ®ebi<$t, im Abonnement* 
concert gegeben roorben, ein üWufifftücf reiner griffe unb ©d&ön* 
fyeit ; e« ift eine frühere arbeit, bie er jefet umgefetyrieben, nur in 
ber Snftrumentation, foviet idj weife, veränbert fyat. 35a !ontntt 
anäf ber Slocf«berg mit allem 3ubeljör barin vor unb e« fetyft 
nidjt an einfdjneibenben Diffonanjen, aber erften« ift e« nicfyt fo 
toll unb bann ift auti) ba« anbere gtement babei, toa« bei Serlioj 
gänjlicfy fe^Ct. 33erlio$ bleibt bei ber 35iffonanj fteljen, 9Renbel«* 
foljn (oft fie auf. aKenbetefotyn'« neue ©tympljonie mirb 31?nen 
glaub' \<fy fc^r gut gefallen. 3$ tyätte fie gerne frifefcer gehört, 
e« tt>ar an Jenem Abenb gar ju viel vorgegangen unb iä) fann 
nietyt Diel Soncertmufif vertragen, aber mir jetyien fie feljr |($ön. 
©rofcartiger fycibe idj nodb immer feine ©efangfacfyen gefnnben. 
3m näctyften ßoncert wirb bie neunte von ©eetljoven gegeben. 
£>er Sljor, au« SÖjomanern unb ^Dilettanten befteljenb , ift bei 
f olcfyen Aufführungen fe^r gut unb ftarf befefct ; nur leibet babei 
bie SSJirfung ber 3nftrumente etwa«, inbem ber ßljor auf bem* 
felben ©oben vor bem £)r<tyefter ftetyt. 3^re neue Ouvertüre ift 
neulich jtveimal bur^robirt toorben, unb ging ba« jtveitemal 
fo gut baß fie fogleicty Ijätte gegeben »erben Ißnnen; nur wenige 
Srinnerungen aWenbefefo^n'« maren nßtfyig beim erftenmal. 
@ie nafym ftd& fefyr fcfyön au« unb gefiel und fefyr gut. 9Äir toar 
e$ and) lieb toieber einmal ein neue« SKufifftüdf ju Ijören n>a« 
uictyt« al« fiefy felbft bebeuten follte, bie bürften bo$ nietyt ganj 
au« ber 2Kobe fommen — inbeffen ift bagegen nicfyt« ju tl)un, 
fotl bie 3nftrumentat*äßuftf biefe ttyarafteriftifcfye Stiftung nety* 
men, fo ttrirb fie fie nehmen, ob e« einem recfyt ift ober nid^t. 
äRta fdjetnt bie« nun mie (Genremalerei gegen Ijiftorifctye unb ba§ 
ba« $ö<$fte Jener, feiner -Katar naety, auf einer tiefern ©tufe fteljt 
unb fi$ nicfyt ju biefer ergeben lann , von ber relativen S5oö* 
fommenljeit ber ^robuetion abgefetyen. 

3u unferer äRuftffcfyule tyaben fi# fd^on viele £ljeitneJjmer 
gemelbet, fie fott im April tyren Anfang nehmen, aber nicfyt ben 



13 

<£rften — baS fanb 9Kenbet$foljn ominös. SSor ber §>anb ftnb 
nod^ immer Sonferenjen, bie @inri<$tung unb nähere Seftim* 
mungen betreff enb , es wirb aber nicfyt immer fciet beftimmt unb 
wirb erft einmal ein Slnfang gemalt »erben muffen. 



Seidig, ben 28. gebr. 1843. 

Sieb er £err tapeftmeifter. 

Sdjfomme eben aus einem ßoncert bes ^Jarif^ SlfoarS, beS 
Jparfen&irtuofen, meliert bes größten, ben es giebt, aber mir 
fiub boefy naefc bem erften ©tücf beS jweiten Steiles, bie £)u&er* 
türe „£)ffian'S*®länge" aon ®abe heraufgegangen; über baS 
3nftrument fann er boc§ nicfyt fyinauS unb an bem Ijaften , um 
alles barauf mad^en ju wollen, ju *>iete hänget. 3e beffer ber 
dritter auf ber iparfe gemalt wirb, befto beutlicfyer wirb es ba§ 
man feinen machen fotl. SluSftingenbe piano*2lfforbe in Slr^cg* 
gien möchte allenfalls etwas fein was bie £arfe eigent^ümli^ 
ferner als baS ^ianoforte Ijat. £)ie £arfencompofitionen müfc 
ten gegen bie ßla&iercompofitionen einfacherer Sftatur fein , mefyr 
im ßfyarafter Der ^alme als beS SicfybaumS ; in aUem anbern 
fteljt fie im SRacfytljeil, unb ber reiche complicirte 2Äecfyani$muS, 
nicfyt um etwas f dj 5n ftneten ju fönnen, nur um bie äßögltcfyfeit 
ju erlangen etwas ju fielen, ift gerabe red^t ifyre 2lrmutl? unb 
ift es fein SBunber wenn ftdj fo SBenige bamit befaffen wollen. 
2)abei ift es wieber baS einige &ou unfern mobernen Snftrumen* 
ten was an fiety eine gute ®eftalt fyat, unb bem Spieler eine gute 
(Seftalt giebt unb anmutige ©ewegung geftattet. £)aS ©injige 
was feine fleinlicfye ober feine Unform Ijat unb ju bem ein ibea* 
(eres Softüm no<$ beffer fielen würbe als unfer fcerjwicftes ; man 
fönnte fi<$ einen ©araftro, bie Sßcfcale abgeregnet, recfyt gut mit 
ber Jparfe, fciel weniger mit ber ®eige ober Oboe benfen. — 3m 
näc^ften ßoncert wirb bie ©tympljonie üon ®abe gegeben, £>ie 



Ouvertüre ift xtfy tyübfd^, aber notty lange fein ÜRetfterftütf, fie 
Ijört ftcfy noc$ etmaS ftücfmeis an unb Ijat in iljrem Verlauf 
leinen re<$t bominanten £ityepunft ; etmaS nätyer fetter ju be* 
jeicfynenbeS, baS guten ©aetyen ni<$t feljtt, oljne fiety Ijier feljr be* 
merfbar ju machen, aber ben Sftangel füljlt man beutli<$. @o 
fctyeinen bie ©ad&'fd^en gugen unb ÜÄotettenfäfce in einem ganj 
gleichartigen ©timmengefled&te fortjugeljeu bom Anfang bis jum 
<£nbe. ©o fieljt es auf bem Rapier au« , aber menn man fie 
fyört unb anberes bagegen fyört, bann ift baS mie ein fyerrlicfyer 
©aum, baS anbere ift ®efträu<$ unb ©eftrityp ma« ni$t bon ber 
(Srbe roecj miß, nur in bie ©reite nie in bie §5Ije gefyt unb es 
nirgenbs ju einem ®tyfel bringt, @o mar neulich ber öftimmige 
$fatm : ©u bift :c. bon 21. SRomberg (ber auefy im ßäcilien&er* 
ein gelungen mirb) in ber 23jomaSfircfye als üßotette gegen Jene 
grunbfräftigen ©actyeu Don ganj fümmerlic$er9ßirfttng, fo Ijübfcfy 
er &on born herein flingt; aber es mirb eben ntd&ts barauS unb 
»om jmeiten Steile, toon berguge, möchte ictymieberljofen, maS xd) 
oben &om $arfentriüer gejagt fyabe: es ift eine mityebolle <&>t&de* 
lei, tie nie in ben 3ug fommt unb fiety ebenfo nütytern anhört 
afö fie gemalt ift. Dagegen roar ein ©täd Don ®iot>. ®abrieli 
mas icfy am ©onnabenb fingen liefc, fec^Sftimmig, bon ber f<$ßn* 
ften XBirfung. £)ie Spontaner Ratten iljre große greube barau. 
9ieuli# mar ©ertioj mieber fyter »on Bresben unb führte baS 
Dffertorium eines Requiems auf, eine 9lrt Snftrumentatfuge, 
ober fugirter ©afe in langfamem Jempo in Dmoll, tooju ber 
©jor unisono nichts als a unb b ju fingen fyat in biefer gigur 

^r_fz^ -— f — * — baSfommt einige §unbertmale, immer mit 

W~J^ * — 

3totföenpaufen, längern ober fürjern, oljne felbftftänbige 39e* 
ftimmung, nur mie es gerabe bie Harmonie juläfct, naefy einanber 
öor, julefet löft fi$'S in einen ljarmonif<$en £)ur*©c$fofe auf, 
bei bem nae^ ber langen $ein ben Seuten fo moljf mürbe, tag 
33iefe nae^ bem Snbe glaubten etmaS ©d&öneS gehört gu Ijaben ; 



15 

e$ i(t aber ein ganj gefugtes unb tnnerltcty unmufifalifcfyes Ding 
unb macfyt Jjödjften« ben SinbrudE als »enn e$ eine Äird&enmufif 
Dorfteilen follte, ettoa einen 2Wöndj$sug auf bem Sweater ober 
fo etwa«. $)aju tofir'S lieber beffer als toenn einer eine toirflicfy 
auf« Sweater bringen tooltte, bie fi<$, tt)ie alles bloS toatyre, ba 
ausnimmt roie bie lebenbige Sule im greifctyüfcen ober nrie be« 
Äurprinjen Bapfenftreicfy i m SBafferträger. 2ftit ber n>irffi<$en 
Äirctyenmufif, fotoeit man ba« gelb aucfy ftedfen mag, fyat es aber 
bei ben granjofen feine ©efaljr, fie Ijaben nie eine gehabt ; toaS 
baoon a<$te« in Sljerubim ift, Ijat er als Italiener jugebractyt. 
Äird&enmufif Ijaben nur bie alten Sftieberlänber, bie Italiener unb 
bie £)eutfcfyen. — 



ßetpjtß 3. «HoDemfcer 1843. 
gieber bereiter $err Sapeltmeifter. 

£>ie ©fympfyonie oon ©Hubert Ijat mir feljr gut gefallen, 
ni<$t als ein DoltenbeteS Sunfttoerf , aber toegen tljreS poetifd&en 
©chatte«, ©ie ift feljr lang unb in allen Reiten ju erfcfyöpfenb: 
ber ©$tuß bes 1. ©afeeS nrie ein tefeter, »ad idj am toenigften 
gern Ijabe, »enn nodj etmas ju erwarten fein fotl, au$ ift gleicfy 
Don Dorn herein ju Diel Slecty babei , — unb mancherlei fßnnte 
Dielteictyt nocfy auSjufefeen fein ; bei alle bem aber ift fie Diel inter* 
effanter als Diele Don benen an »eichen baS tabefljafte nicfyt fo 
beftimmt ju be$eicfynen ift, bie einen aber in iljrer regelrechten 

üßittetmaßigfett ju einiger SSerjtoeiflung bringen fönnen. 

SSon £errn £ofratl? 9?o<$lifc erhielt idj Dor einiger £eit ein Dra* 
torium , ©aut unb £)aDib jugefctyidft , es n>ar ifym ein ©rief Don 
Sljnen beigelegt »orin©ieDiel )it DortJjeilljaft Don meinen gäljig* 
fetten forectyen. 3$ bin aber aus großen arbeiten fo fyerauSge* 
lommen , au« langen meine i$ , baß id) eine größere als je ju 



16 

unternehmen jefct leinen 3Äutlj Ijabe unb mid& erft in fürjero 
tiefer Slrt toieber aerfud^en muß. UeberbieS finbe xdf 3tyre SBfoS* 
fteltung an biefem Oratorium eben fo richtig als erJjeblicty. ®anj 
allgemein genommen mag iti) überhaupt bie SWännereböre nictyt: 
es ift muftfalifcfye Unnatur Sftänner sierftimmig fingen ju 
(äffen unb bleibt immer eine monotone Quälerei. I)er Merftim* 
mige ®efang ift für SWänner unb grauen , unb baß bie $>erreu 
in ifyren giebertafeln fic$ allein amüftren tootlen, baß man btefeS 
Slbf fließen ber SDtoftf anhört, ift eben baS Unfe^önfte baran. 
2lm Oratorium mißfällt mir aber Jjauptfäcfylicfy bie gar ju tljea* 
tralifcfye £)ispofition , es ift oljne ©cenarium gar ntcfyt öerftänb* 
licfy. ©a in einem Oratorium nichts ju feljen ift, follte aucfy 
feine ©cene baju gebietet toerben , bramatifcfy lönnte es beßljalb 
bo$ gebadet fein, ©o finb bie üon SWetaftafio mit fyanbelnben 
•ißerfonen , oljne baß man iebocfy an eine beftimmte SRäumficfyfeit 
erinnert mirb. 2lm tiebften ift mir bie Slrt toie ber 2RefftaS, 
bie legten £)inge, Paulus : bie epifcty*tyriföe, icfy ^atte fie atity 
für ben ßomponiften in fo fern am günftigften, als er Ijier toeni* 
ger fcerfuctyt ift in baS tljeatralifcfye gu geraden : worin man frei* 
licty jefct ftrengere gorberungeu beS ©fite gettenb mad^en miß, 
als früher, too jmtfc^en einer Oratorium * 3lrie unb einer ern* 
ften Opern* 2lrie faum ein Unterfd&ieb toafyrjuneljmen ift. 

§ofrat!j SRodpfc ift unfer ganj na^er Watybax unb mar uns 
fcon ben erften Jagen an fetyr freunblicfy. Stapften ©onnabenb 
fingen toir als SÜiotette einen xroeictyörigen lateinifcfyen $tymnu£ 
üon ©alluS (bem SDeutfcfyen §äljnet) 1515 componi'rt, unb mein 
Salve Regina. Die SWotettenmufif nrirb abtoed^fefob üon einem 
ber 4 ^räfecten birigirt unb iä) mag es nicfyt abänbem, nictyt 
tt>eil es altes £erf ommen ift, aber es erhält einen Wetteifer unter 
tynen : jeber SSJod^enpräfect fu$t es an ausmalt unb älusfüijrung. 
ben Ruberen ju&orjutljun. Ss ift mir, feit ic^ fyier bin, außer 
einer äRotette fcon SReid&art nod& nid^ts fcfylecfytes borgefommen, 
obmotyt bes gang erfreulichen in biefer ®attung aucty nictyt ^Un 



aiet oorljanben ift. 3dj I)offe baß nrir fünftig 3ljre Jahnen 
fingen fönnen , für« erfte möd&t' xäfi noc$ nicfyt. 35er (Sijor ift 
eifenfeft in biatoniföen ©aetyen, mit aßen möglichen Figuren nnb 
Koloraturen , aber bei djromatifttyen fingt er fo falf<$ tote anbere 
auety. $am etyromatifefy rem fingen gehört mufifalifcfye ©Übung, 
mit bem SRotentreffen allem ift es nic$t gu erlangen, ber ©änger 
muß fi$ ber inneren tyarmonifcfyen Vorgänge bewußt fein. 3<$ 
erfahre e$ gu meinem äerger jebeSmat bei einer ©teile bes Salve 
Regina : 



mm^k^ägmk 



tf r r 



attecfyanifcty genommen f$eint'S gar nietyt gu oerfetyten, in ber 
Ausführung ift es immer eine ^öniteng; es liegt bie ©cfyärfe in 
ber SBocatintonation ni$t, bie Ijier gum 33erftanbniß gefy&rt, unb 
manche« anbere ift Urfad&e. SBenn es ftänge mär' mir*« lieber, 
als baß idj »eiß »arum es ni#t Hingt. £)aß aber gu einer 
SSocalmufif, um fie ausführbar gu madjen attegeit ein Sla« 
oier gezielt »erben muß , ift boc$ aud& leine gu recfytfertigenbe 
Sebingung, unb bie Steueren Ratten fo Unrecht nidbt, fiety für 
biefe ®attung an feljr beftimmte ©efefce gu Ratten. 3$ fd^äme 
miefy einer folgen ©teile meljr, als toenn offenbare Octaoen unb 
Quinten baftänben, babei fönnte man boc$ reine 5£öne fyören. 
3m äerger roaf<# iäf ben SungenS ben Äopf , aber icfy »eiß red^t 
»oljl, baß er mir müßte ge»afc$en »erben. — 3$ tyabe bie 
©d&umann'fd&e ©tymptyonie oorgeftera im 5. Soncert gehört, 
unb es freut mi$, baß fie 3$nen aud& befannt »erben foö. 
£ang»eilig ift's feinen äugenbtidf, oietmefyr überall blüljenb unb 
lebenbig, gu»eileu eüoaS curioS, aber immer SKufif : eine Settina 
bie man nietyt gerabe gur §ausfrau möchte, bie aber märchenhaft 
poetif<$, fe$r anregenb unb nnterljattenb ift. 

Hauptmann, ©tiefe. 9*. $. 2 



Daß bie3ungenS 2. unb3.fw$ fo toader Ratten, Ijat mic£ ju 
Jjßren feljr erfreut. 3- »^ leistet unb eben ju leidet mit etoa« 
fertig. Demi, fprubelt es au$ nietyt übermäßig, aber er fetyemt 
mir bod& profunber unb bei ber SW&ßigfeit feine« latent« !ommt 
i$m bie beffere ©<$ulbilbung feljr ju <&>tatttn, ntctyt baß er 8atei* 
nifety unb ®riec$if<$ gelernt, aber baß er babei mit bemfötyf $at 
arbeiten muffen, ftety nun ettoaS überlegen unb über etn>aS naety* 
benfen fann, baß er einen Söegriff bon einem ^Begriff fyat. Das 
fetyft bem 3-, ber immer bloS mit bem ®efü$l unb mit ben gin* 
gern gearbeitet Ijat, unb bem jebes Ding ein einjetnes für ftety 
bleibt. — Sine ber Ijübf elften beutfd&en leisten Dpern Ijabe 
icfy neuliety gefeiten, es ift Sgaar unb 3tutmermann. ©ie ift gang 
im guten fomifctyen Dperoftyl oljne alle ©emeinljeit. Die 
\ä)toaä)t ©eite ift melmeljr an ben fentimentalen ©teilen unb 
an einigen »o ber Somponift in« *ßafljetif<$e gerötlj ju fucfyen. 
Dabei ift alles fetyr gemanbt unb »oljfflingenb gefegt, fingt 
unb fyielt fiefy vortrefflich unb ift im ®anjen bom beften i£in* 
brud. 



ßety&ifl, ben 16. gebr. 1844. 

3WeS toaS fiefy &on einer 9Rufif fageu unb fcfyreiben läßt, 
lann uns bo$ feine 3bee bat>on geben, »ie auefy 8ob unb £abel 
in mufifalifcfyen Dingen erft ©ebeutung gewinnt, »enn nrir ben 
gobenben unb STabetnben f ernten, ber SBefd^reibung entjieljt fi<ft 
aber baS eigentlich 3ßufi!a(if$e meift ganj. 3<$ glaube nid^t baß 
X. oljne £alent ift ; aber bon fo inftinltartiger Snergie, baß es 
ji$ oljne bie iljm no<$ ganj fefylenbe ©ilbung entfd^ieben äußern 
Knute, ift es boety nietyt. 3$ glaube baß bann auefy bie erflen SBer* 
fuetye fd^on juläffige 2)iufilftüdfe merben muffen, benen ein getmffer 
gormfinn nid^t fehlen barf ; baS ift aber an feinen äJerfud^en nicfyt 
n>aljrjuneljmen. X. berfteljt es aber nic^t n>enn man üjn auf 



19 

fca$ gdjlertyafte aufmerffam macfyt. 6$ ift aber eigen tote e$ ber 
muftfatifcfyen Sugenb fe^tger 3eit an btefem ©inne f o oft fetytt, 
baß er ganj befonberä anerzogen werben muß. @ie Ijaben ljun* 
bert ©onaten unb Quartette gehört unb gefptelt , e$ fetytt üjnen 
nicfyt an mufifalifcfyen trafen unb boc$ wiffen fie nicfyt einen 
erträglichen fteinften erften 2$eit eine* fetten 3Wufttftücfe$ ju 
©tanbe ju bringen oljne jufefcenbe, abjttyneibenbe unb jurecfyt* 
tüdenbe #ülfe. ©et 9Ranc$en bebarf e$ biefer nur bei ben erften 
SSerfucfyen, unb ba$ ift fdjon, wenn fie etwa* bon 3bee, unb 
ntctyt bfo$ eine Schablone baburtfy gewonnen Ijaben, ein gute« 
3eicfyen. ®ute jweite Steile finb aber |efct etwa* fo ©ettenes, 
baß bon ben ©Gütern, bie in mobernen SSorbitbern fo wenig SWtt» 
fterbafteö bor 3tugen Ijaben, noc$ weniger ju erwarten fein wirb. 
3n früherer 3eit, bor Seetljoben, waren ganj mittelmäßige %** 
iente in gorm unb ftüfyrung einer ßompofition biet fixerer at$ 
es fpäter unb gegenwärtig feljr bebeutenbe finb — wie im bori* 
gen 3a$rljunbert ein ©ctyulmeifter unb Organift beffere gugen 
machte, ate jefet mancher Äapellmetfter. Da« ift ber Sljarafter 
unb gormattemus ber 3eit unb wir bürfen ba$ SSerbienft woljt bem 
3nbimbuum nicfyt ju fyocfy anrennen. @o ift au<$ in ber JRococo* 
3ett in ber ärctyiteftur unb in anberen fünften biet formale« 
©efctyicf anjuerfennen, fca$ ftc$ um fo leichter ausbilben fonnte, 
als e$ nur mit conbentionet hergebrachtem Sn^atte, ntd^t mttfetbft* 
empfunbener poetifetyer ^robuetion ju fctyaffen tyatte, benn e$ ift, 
wie ®oet^e fagt, leicht fprectyen wenn man nickte ju fagen tyat. 
2Benn nun einer lommt Der wieber frif § f filjtt unb frif ety ®ef ü$tte$ 
aussprechen fyat, fo wirb e$ leicht, ba tyier bie poetifetye $abe, 
nicfyt ba« latent ber ©itbung borwaltenb fein muß , bon ber 
©eite ber Sunft atiein betrautet nietyt fo beftimmt unb abgerunbet 
gefetyeljen wie bei einem biet bur#gefpro$enen Sntyatte, ju xoiU 
äftm ber 3lu$bru<f überall fd&on ba ift. 1)iefe Ungebunbenljeit, 
bie boc$ nur ein SWanget an tünftterifetyer SSermittetung unb nodj 
eine Unfreiheit ift, fcfyeint ben unbegabten ftactyafymern ber gort» 

2* 



20 

fc^ritt, eine ©efretung ju fein, e« fogt tynen gut ju, ftc$ gefe^ 
to« gelten laffen ju bfirfen, w 2Btc (Sott will" iljrer 3nfpiration 
ju folgen unb bamit aüe möglichen unjufammentyängenben @on* 
berbarfetten ju£age ju bringen, bie fie nur wollen, »onbene* 
ber tiebe ®ott fo wenig wiß, at« er äepfet unb pfiffe auf bem* 
fefben ©aume warfen (äfft. 2Ber nur irgenb etwa« probucirt $at r 
tu irgenb einer Sunftart, wirb ftc$ fagen fönnen, bafc bie guten 
unb günftigen ©tunben fold&e waren n>o ber 9ta«brudf gu beut 
»ad man fagen wollte ficfy am etnfad&ften ungefud&t fanb unb ju 
einem ®anjen fügte, mc$t wo einem abfonberfictye Dinge einfallen, 
bte eben nur Sinfäfle finb unb ficfy jur 3bee behalten tote 3u* 
fälle jur vernünftigen SRottywenbigfeit. — 



geizig, bcn 27. 9ioö. 1845, 

Sieber £>err Sapeümeifter ! 

SÄenbetefotyn unb bie Soncert* 

birection taffen ©te ergebenft unb freunbßcfyft erfucfyen, ob ©ie 
jur äupljrung im ©ewanbfyau« i^nen nicfyt etwa« au« ben 
Äreujfaljrern, irgenb ein Snfembfeftüdf, eine ©cenengruppe ober 
wa« fonft paffenb fein fönnte, mitteilen Knuten unb woüten, 
man würbe e« mit größter Danfbarfeit aufnehmen, ebenfo- 
etwa« anbere« $Reue«, wenn ©ie biettei^t in lefeter £eit etwa«- 
getrieben Ratten, unb jwar würbe e« feijr erwünfdfot fein, 
wenn e« für eine« ber erften Soncerte gelten fönnte. $)ie- 
Soncerte beginnen Ijeute über 14 Sage ben 4. Oct. ÜWan 
erwartet für« I. Soncert Sennty 8inb. ßlara ©cfyumanti 
wirb ein neue« Soncert bon Schümann Riefen. 3m ®anjen 
wirb e« boety immer fc^werer eine fotcfye lange Steige »on &on* 
certen intereffant au«juftatten. Den Äern fönnen boefy immer 
nur ©adjen bilben, bie man fcfyon oft gehört l?at, woljt immer 



tmefcer gern Ijßrt, aber SReueS muß boefy anäf fyinjufommen : man 
^t ni<$t in ein ßoncert wie in eine SJtlbergallerie unb fieljt 
einer teoncertfaifon nicfyt entgegen, nrie bem f emmenben 3* üfy* 
ling, bei bem man ftcfy gerne mit bemfelben ®rün, benfelben 
©aumen unb Vögeln mteber begnügen mag, bie ber vorige ge* 
bracht Jjatte. 5lm fd^toerften toirb immer eine neue ©fympljonie 
gut faffen unb ftcfy benen anreihen lönnen bie man immer tote* 
ber fyören mag, toeil fyier bie ßompofitton ganj allein ba« Snter* 
«ffe trägt, ntcfyt nrie bei fo biet mittelmäßigen unb fctylecfyten 
®efang* unb3toftrumental<@otoftücfen, too es ber Vortrag mefyr 
als baS 35orgetragne tljut. 

3dj muß aber gefteljn , baß bie SMrtuofität allein für mid) 
fcfyon tange nur ein fefyr untergeorbneteS 3ntereffe Ijat unb baß 
iäf alle biefe ©acfyen feljr gern entbehre. 



184U. 

ßieber £err Sapeltmetfter! 

Ueber bie 9luffül?rung ber Quartett* ßoncertante toerben ©ie 
fetyon bom Seidiger Referenten in ber mufifaltfdjen 3eitung 
gelefen Ijaben, fie toar recfyt gut, icfy glaube aber, baß es, auefy 
bon 3$rer 2ftittoir!ung abgefefyn , unter 31jren Slugen in ßaffel 
jto$ beffer nüancirter , im ©oto tote in ber ^Begleitung geljen 
mu^ ; i$ Ijabe es nicfyt gern, toenn man ßompofttionen biefer 
%xt „leidet" finben tt>ill, es ift babei no$ lange nicfyt alles getljan 
toenn 3eber nur für ft<$ baS ©einige tyut , für baS ®anje baS 
©einige ju tljun ift tyier bie fyöljere Aufgabe unb ©(fytoierigleit, 
bie aber nur einjufefyn fcfyon unbebingter ben buretygebilbeten 
Äünftler berlangt, als baS einjetne ©olofoiel an ftety. TOe« toaS 
oon3Ijnen fommt, altes unb neue«, finbet Ijier ieberjeit bie aller* 
günftigfte aufnähme. üftan ^ört es bem 9typtauS fetyr leicht an, 
ob bte©a$e bloS gefällt ober ob fie innerlich antyrietyt unb 93er* 



22 

gnügen macfyt unb ba« ift bei ben SJjrtgen $ier nie ju berfennen. 
©efang* ttrie 3nftrumentalftücfe Don 31jnen werben immer mit 
wahrer Buneigung angehört, ba« Soncertyublicum finbet ft$ 
babei in einer i$m behaglichen ältmofpljäre, unb fo tourfce auefy bie- 
ßoncertante, an beren (gjeeution i<$ nicfyt alle« befriebigenb ftti* 
ben fonnte, mit feljr »armem SBeifaU aufgenommen. ÜKir ift fte 
recfyt ©poljrtfcfy b. Ij. ebenfo metfterlicfy al« gefüljlbott borgelommen, 
unb baß man Don ben großen ©cfynrierigleiten eine« folgen Un* 
terneljmen« beim anhören gar ntcfyt« getoaljr toirb, n>ie au$ in 
3^ren Doppelquartetten immer bei lunftbofler Kombination bie 
größte Älarljeit oorfyanben ift, loa« man bei auberen 3ufammen* 
ftetlungen, bie überba« ®ebräu<pc$e Ijtnau«geljen nicfyt oftfagen 
fann, ba« ift toa« jtoar nur ber SSerftänbige berftetyt unb ate 
fyöcfyfte ftunft ju mürbigen toeiß ; toa« aber audj bem blo« fü$* 
tenben £>örer jufagt unb tfyn in gute Stimmung fefct. 

SReuticty lourbe auefy eine Eompofttion mit Offtan'fcfyem £eyt 
oonOabe aufgeführt, eine bramatifefy gehaltene ßantate mit einem 
3nijalt toie er eben ®abe'« Sßaturel feijr gut jufagen mußte. 3d^> 
glaube au<$ nietyt, baß er fo teidjt au« feinem ©eelufttone Ijer* 
au«jugeljen bermöd&te, toenigften« Ijabe xäf noefy in leiner feiner 
Sompofitionen einen anberen augefcfylagen gehört, über alle feine 
Partituren fliegen ©eemBoen, unb nktyt bie fogenannte Duber* 
türe allein, alle feine Eompofitionen finb „Offtan'«f länge", ffiie 
man in einer ®emälbegatlerie auc$ @<$neelanbfctyaften unb @ee* 
ftfidfe toenn fie t>ortreffli($ finb gern mit auffangt, fo fann man 
ftety auety in ber SKufif unter anberem eine fo norbifcfcnationale, 
babei fefyr lieben«nmrbtge unb gefütyfooöe Sigentljümtictyfeit »ie 
®abe'« feljr fortgefallen laffen. ffi« ift aber eigen toie fo manche 
Sompontften neuerer $eit ftcfy bei ®efangmufif nur burety ben 
£e$t, beffen Sfotyalt unb Fortgang beftimmen laffen tooBen, — 
bie bei iljren 3nftrumentatftüdfen ein feljr gute« unb an ftcfc ber* 
ftänblid^e« ®anje ju bilben totffen unb ba« ©ebürfniß l^aben* 
ß« ift ein redete« 9Wißberftänbniß ber ®efangmufif, toenn man 



23 

meint, bog bicfe Söebingung tyier nicfyt ebenfo aottfornmen wie 
bort ju erfüllen wäre, benn ba$ 3Kuftfalifc§e im ®ebicfyt ift eben 
nufyt ba$, xx>a& mit bem 2Bortau$brucf beim Sefen ober ©precfyen 
fuccefto jum StuSbrutf fommt, btes fann nur bie Heineren unb 
untergeorbneten Nuancen in ber ÜKufif beftimmen, fonbern n>a$ 
atö ®efüljte*fiomptej: au« bem ®anjen unb feinen Streifen ficfy 
ergiebt unb biefeS ift burcfy ba$ ©äuge be$ ^oetifd^en mufifafif<$ 
baffetbe unb mu§ eben aucty mufifatifd) a($ ein ®anje$ ju faffen 
fein. 2Bie ba$ ®ebidjt feine ®tieberung fyaben muß, fo wirb fie 
au$ ber SKufif baju nicfyt fehlen, aber fie wirb ijier wie bort eine 
organifcfye fein muffen. <£in äuge, eine £>anb finb etwas für 
fi$, am Äörper aber etwa«, ba$ nur burcty ba$ ®anje beftimmt 
ift unb in biefem feine Realität unb beftimmte ©teße fyat. Sine 
mufifaltfcfye ^J^rafeotogie bie nur burd? ba$ erfte unb tefcte ©ort 
mit bem ®anjen ftcfy »erbinbet, ift unmufifaßfcfy in ber SBurjet. 



gei^i*, 21. Styrtf 1846. 

Sieber £err Sapeümeifter. 

©ie Ijaben un$ mit ber Hoffnung ©ie biefen ©ommer Ijier 
gu fetyen eine große greube gemalt. 3c$ burfte, au<$ um 3fyret* 
Witten babei nicfyt an micfy aHein benlen unb befpracfy mid? fogleid^ 
mit 2Wenbet$fo$n unb Da»ib. 3(m liebften würben wir ©te 
gegen ben 20. 3uni Ijier erwarten. 3Kuftfatif$ wirb bann atteä 
aufgeboten werben, woburcfy 3ljnen unb burcfy ©ie uns greube 
bereitet werben fönnte ; icfy fann nicfyt fagen, wie feljr i# mxäf 
feljne ©ie Ijier ju feljen unb bitte ©ie tyerjUcfy un$ balb gewiffe 
5Ra<$rt($t barüber ju geben. 

Sß3tr Ijaben lürglid^ 3ennty 8inb wieber l?ier gehabt, auf 
ber Durchreife nac$ ®ien, wo fie gegenwärtig fcfyon einge* 
troffen fein wirb, ©ie füllte ftd& mctyt gang woljt unb fyattt feine 
?uft ju fingen ; man berebete fie bo<$ ßoncert ju geben, furj na<$ 



24 

ber änfünbtgung für ben fotgenben £ag (ben 1. Ofiertag) 
waren fcfyon bic metften ^läfee genommen , bie ©nnaljme über 
1000 W$x. ©ie fang nur mit $ianoforte*©egtettung. ÜRen* 
bel«foljn unb Darnb füBten bte ©efangpaufen. äußer ber ®ar* 
cia*9Siartot Ijabe tety nie eine ©ängerin Don fo tec$nifc$er 33oü* 
enbung gehört, bei ber 8inb lommt aber noc$ ein nicfyt fo frangö* 
fifety fcfyarf marfirte«, f onbem ein norbifefy tief unb reiety füfytenbe« 
©emütfy baju. 2Dto fyat bte ©areta mit iljrer poetifd^getftreictyen 
SSirtucfität »iel Vergnügen gemalt, ettoa in ber Art tote bie 
beften ©Über ber SBerfaitter Ijiftoriftyen ©allerie, wie $orace 
SSernet ; man Ijat bei ifyrem ©efange ein fel)r befttotmte« ftunft* 
gefügt. Der Sinb mangelt burfyut« ntctyt« an bottfommenfter 
SSirtuofttät ; aber fte wirft no$ me^r bur$ ba« Sentimentale 
üjre« Vortrag«, im guten ©inne be« SJorte«. — an bemfelben 
5Eage, ba ©te in Saffel ba$ 2)iojartfd&e SRequiem gaben, Ratten 
wir Ijter eine 9lupljrung be« Sljerubtni'fctyen, einer außetorbent* 
fiety frönen Sompcfitien, nur für ßljor, aber barum befto groß* 
artiger, in ber fernen, breiten, in ber §auptgüeberung f(ar*über* 
ftc^tltd^en 6once^tton r n>ie fte ßljerubini oorjüglity eigen ift. SKan 
wirb auc^ nie berfuetyt e« mit bem ÜBojart'fcfyen ju Dergleichen — 
ber Anfang biefe« festeren ift freiließ aud& etwa« ganj Slnbere«, 
wie. man überhaupt ntd^t an ba« ©njetoe be« attojart'fcfyen 
benfen barf, wenn etwa« Slnbere« auf biefetben ©orte fott gefat* 
len fönnen. Der Anfang ber ßljerubini'fctyen ßompofition föeint 
mir ba« ©<$wä<$fte baoon , bann ergebt fiefy'« aber gewaltig ; 
ba« Dies irae unb Domine Jesu ftnb oon großer ©cfyönfyett unb 
ffiirfung unb am ©etytuß fyat man reetyt ba« ©efü^t eine«, großen 
©anjen. ©ei SKojart laffen ftety jtoei ober breiertei 9Kuftf arten 
unterfcfyeiben, — man Ijat ftety foJjinetngetebt, baß man feinen Jon 
anber« möchte, aber e« ift faum p glauben, baß ba« SBerf in 
btefem 3ufammenl)ang in ein er 3 e ^ gefdjrieben worben fei. — 
©ie werben bie Da&ib'fctye ffiüfte nun fetyon aufgeführt Ijaben. 
•Daoib tyat in SBien einen fctyweren ©tanb gegen bie Äritifer 



25 

gehabt, bem publicum Ijat feine (Sompofition fetyr gefallen, toett 
me^r a($ Sertiog ber jugtetcfy bort mar; bie ©tätter aber Ijaben 
biefen über ©eetljo&eu unb in ben $tmmel erhoben unb Da&ib 
ganj jurüdgeftofcen. ©nerfagt: Serltoj fei ein ®enie o^ne 
latent, Dabib ein Talent o$ne Oenie. Darin ift toenigften« 
etwa« nityt ganj Umoaljre«, menn man überhaupt ®enie o$ne 
SEalent tooQte getten taffen unb ba« erfte meljr auf (Srfinbung, 
ba$ jtoeite meljr auf ©eftattuug bejie^en toollte. aber ba* 
®enie roirb ficfy uwljl cbenfo in ber gormation tme in ber <Sr* 
finbung funb ju geben Ijaben, unb e$ toirbfyier fctetmeljr poetifcfye« 
unb fünftlerif#e$ latent in 83ergleid& ju fegen fein, SJet Da&ib, 
bem e« an liefe feljlt, finbe idf ein feljr $übfc$e$ latent leidet* 
faßlicher Darfteöung ; e$ ift heutige* Sage« aucty ettoa« 9fage* 
neunte« einmal etwa« nid&t©equälte$, ntc^t ©c^fro|>fte« ju Ijören. 
SBenn ßiner eine lange 3eit über einer Arbeit jubringt, bie nrir 
in einer ©tunbe anhören foöen, f o mag er nur einen guten 2$eit 
biefer Bett barauf bermenben fein ©er! au« bem @<$u>eren in 
ba« &idjte Ijerausjuarbeiten, fonft wirb ba$ andren fetbft eine 
fernere Sirbett. SSMelaub fcfyreibt einmal bat tt bei feinen poett* 
fctyen arbeiten bie meifte üWü^e barauf $u fcerroenben tyabe, fie 
taljin ju bringen, bafc fie oljne ÜRülje gemalt f feinen. SDiefe 
@orge möchte man bor allem ben beutfd^en Dpern'Somponiften 
anempfehlen, bie bei einer ^atbiä^rigen arbeit f o oft aergeffen ba£ 
fie in stoet bis brei ©tunben foll aufgenommen »erben, unb noefy 
toeniger baranbenten, u>ie33iete$ bei einer £fyeater&orftellung noefy 
baju fommt eine an fiefy leidet faßliche 3»ufif notfytoenbig ju ma- 
chen. SBie bie *ßoefte jur muftfalifcfyen Sompofttton, fo bie Dpern* 
mufit jur Darfteöung : beibe muffen noety ettoa« aufnehmen 
fitonen. JReifHger'« neue, no<$ nietyt gegebene Oper ift in 5DreS* 
ben nicfyt angenommen toorben, »eil glotoro, ber Somponift be« 
©trabella, baffelbe ©uety bearbeitet Ijat, unb bie Directum bon 
ber Oper tiefe« Eomponiften fi$ einen beffern Srf olg berfprictyt ; 
ba« ift freiließ Iränfenb für einen £offapetlmetfter — aber SRei* 



26 

fciger'S Opern ftnb eben bis iefet burctygängig ber ärt ge»efen, tote 
fie traety ben erften Aufführungen jurücfgelegt »erben, um nie tote* 
ber gegeben ju »erben ; unb ©trabeüa »irb gegeben , »eil fte 
praftifd^ tft, unb bas ift boc$ au<$ ein Sßertfy unb für eine Snten* 
bonj ein fe^rbebeutenber. 3Wir ift fiefefyrSluberifö fcorgelommeu, 
aber ni$t »ie eine ber guten Opern fcon Slnber, ebenfo audf bie 
$atymonSlinber. — 33on 9t. SBagner ift in einem (Soncerte bic 
Ouöertüre jum 2ann$ftufer gegeben »orben. @ie ift ganj grftfc 
tiäf, unbegreiflich ungefctyuft, lang unb lang»etlig für einen fo 
gefityeibten ÜRenföen. 3dj möchte fe$r gern einmal eine fetner 
Opern Ijören ; Don bem »ad mir bis iefct betannt babon ge»or* 
ben, !ann icfy mit bem beften Sßiüen leine gute SReinung ba&on 
f äffen, ßr ift fein iunger unerfahrener SKenfcty metyr unb »er ba 
noc$ fo ein Ding machen unb fielen (äffen fann »ie biefe Ou&er* 
türe, beffen Sünftlerberuf fctyetnt mir feljr »enig entfetyteben. 3$ 
Ijabe Don $auS aus lein rechtes Vertrauen ju einem öomponiften, 
ber fu$ feinen £e$t felbft bietet — iä) Ijabe es in ber 3bee ber 
©acfye nicfyt unb finbe, »o es gefetyeljen ift, noety nirgenbS ein 
töefultat bas miety »tberlegte. öS ift mir, fo fetytec^t ber »er* 
gleicfy ift, als »enn einer ftcfy felbft Ijetratljen foflte. 



geizig, 21. 3amtar 1847. 

8ieber $err Äapeltmeifter! 

$eute fomm' k$ mit einem anliegen ganj befonberer ärt 
unb »ünfctye nur, ba£ ©ie nietyt gar ju unangenehm ba&on über» 
raföt »erben mögen: benn es ift nichts (geringeres, als bafc i<$ 
©ie in meinem unb meiner grau tarnen tyerjlicty bitten möchte 
unferem lürglicty geborenen ©itynlem $attye fein ju »oßen. 
SBenn ber Keine $urfc$, fo »enig bumm er für fein älter ft$ 



27 

eben fonft anlägt, tiefe ffi&re unb 2lu$jei$nung ni<$t jefet fd^cn 
ganj anjuerfennen toiffen tinrb, fo tooflen toir um fo meljr 
toünfcfyen unb Ijoffen unb ®ott bitten, baß er ifyrer fünftig toür* 
big »erben, baß er ju einem eljrticfyen, braoen unb tätigen 
ÜWenfcfyen $eran toad&fen möge, mit ober oljne befonbere ©oben 
— ba« mögen bie ®ötter beftimmen. 3$rer gütigen änttoort 
entgegenfeljenb »ritt i<$ meinem heutigen ®etoatterbrief nkfyt* 
toeiter anhängen unb erfpare manches äWitjut^eitenbe auf ba$ 
näcfyfte 2Mal. ÜKit unberdnberlictyer Siebe unb Srgebenljett Sfft 

Hauptmann. 



Seidig, ben 7. gebr. 1847. 

Sieber £>err Äapellmeifter. 

gür 3$re gütige SBereitmtüigfeit unferem OungeTl ^atlje fein 
ju tooöen fagen nrir 3fynen aöer^erjli^ften SDanf. 35te Saufe 
fott am 12ten b. am ®eburt$tage meiner §rau cor fiefy geljen. 
Die bon 3^nen getoünföte Duoertüre ju ©truenfee oon SRety* 
erbeer toar jur Jjiefigen Aufführung aus ©reiben bon filier 
gefielen. @$ ift ba$ erfte größere 3nftrumentalftü(f toa« toir 
oon SWeijerbeer gehört Ijaben , e$ fann au$ beßfyafb fdjon einem 
mufifalifcfyen publicum Don 3ntereffe fein. S5on (Sitelfeit inter* 
effant fein ju tooflen ftrofct es freiließ au$ toieber , man toirb 
tote bei alf feinen Sompofttionen auc$ Ijier ben Somponiften 
ni#t einen Slugenblicf los. 

$)a$ SBeltgerictyt, toa$ ic$ nur in feljr früher 3eit unb ntctyt 
einmal boflftänbtg bamate gehört Ijatte, tourbe Ijter im »ergange* 
nen 3aljre unter @<$netber'$ Direction gegeben, e$ toar ba$ 
25J[ä^rige Jubiläum be$ ffierf*, icfy glaube faum, baß e$ ein 
50ifi$rige$ erleben toirb; e$ ift toefy gar ju biet orbinatre* 
barin unb biefe gebictytetenunb erbietyteten ©atan* unb $öflen* 



28 

triumplje motten bo$ au# in tljrer poetifd&en UnttKityrljett fei* 
nen regten (gffect meljr machen. <5$ ift eben fo abgefetymatft 
une bie gta#«perrü<fen<£eufel int Don 3uan, t>on benen fi$ 
SKojart unb bie italienifdjen Dieter au$ nidjte Ratten träumen 
(offen, ba$ ftnb beutfdje SBto<iSberg*3utljaten. — Um ^ ne 
^affionSmuftf bin ic$ auc$ in jebem 3atyre oon neuem Der* 
legen. Da fie bei uns jum ®otte$bienfte gehört, mu§ fte eben 
anä) ben $affton$*3nl?att felbft Ijaben. (5$ ift früher mit ben 
fteben ©orten unb bem ®raun'f$en SCob 3efu jatyrtoeis abge* 
toectyfett toorben, -ju lefeterem aber fann i<$ miefy gar nicfyt entfette* 
fcen unb bie fieben ©orte, meiere nrir bor jtoei Sauren erft Ratten, 
mag i$ auety nl$t fo balb toieber bringen ; fo ift bieSmat bieSBa^I 
auf äftorga'S Stabat M ater gefaüen. Die üttufif ift ettoa« alter* 
tljümftcfy unb an einjefaen@teöen mager, aber in ber®efinnung 
unb im ©ttyt feljr rein unb föön unb toafyre* ®olb gegen ben 
#aarbeute(* unb 9?eifro<f$ * ®efcfyma<f einer ©raunten unb 
ätyntid&er Sompofitionen. — 3u einer größeren Aufführung 
tofirbe tooljl ©ctyumann $ Santate ,#arabie$ unb bie^eri* ju em* 
Pfeilen fein, eine Sompofttion bie bietteietyt m$t gleich tyätte ge* 
brueft »erben foden — eine Ueberarbeitung für effectoollere 
Def onomte, be$ ®anjen t)&ttt fie noefy fe$r Ijeben fönnen, aber 
and) fo »ie ba$ ©er! iefet ift, toirb e$ bei guter äuffüljrung 
immer biet Vergnügen machen tonnen, es ift mit großer Siebe unb 
Eingebung gef Raffen, nur eben mit ju biet Eingebung. 



topm, ben5. ftob. 1847. 

Sieber £>err Äapettmeifter! 

Sin fetyr trauriger Slntaß ift e$ , ber m\$ tyeute 3fynen ju 
treiben füfct: — 2Renbetefo$n ift geftern Slbenb 9 Ityr geftor* 



29 

ben.- 35or brei Sßocfyen ungefähr fyatte er einen f<$lagarttgen 
8lnfaü, ber iljn aufjer bem Jpaufe, inbem er mit grau grege 
ben 6ßaS am ßlabter burd^ging, traf. Den jtoetten Sag barauf 
fanb i<$ ityn j»ar angegriffen aber *>ermeinttic$ ganj in ber 39ef* 
ferung begriffen, einen Sag fpäter nmrbe er nneber franf , erholte 
fic$ barauf, nad&bem fiefy ein feljr heftiger Sopffcfymerj tur$ 
ftarteS SRafenbluten getöft Ijatte, lieber, war nneber, einige 2Rai 
ausgefahren unb fetbft ausgegangen unb füllte fid& faft genefen. 
Seit vorigem greitag aber fteüte fi<$ neues Uebelfein , fyeftigfte 
Songeftion beS ©totes naefy bem topfe, Satte an $änben unb 
Süßen, ©cfymerjen im 9iücfgrat unb Sopf, ebenfo fcfyon momen* 
tane unbfpäter anljattenbe SejtnnungSloftgfeit ein unb bonbiefer 
3eit an »erfcfytimmerte ftcfy ber3uftanb, in ben testen jroei Sagen 
lag er ruljig unb befinnungSloS bis jum äugenblidte bes 83er* 
f Reibens. £>aß ber heutige ein Sag attgemeinfter Srauer fyier 
ift, fönnen @ie motyl glauben — aber toaS ift baS gegen ben 
©cfymerj ber grau unb ben SSerluft ber Äinber ! @r i)at ein f<$ö* 
nes, tätiges geben geführt unb au$ in feiner ©egentoart bie 
Slnerlennunggefunben, bie er unb fein reines fünfMevifd&eS ©tre* 
ben serbtenten. ©eine geicfyc nrirb nad? bem aßunfcfye ber ®e* 
fetynrifter naefy ©ertin gebraut, ©onntag äbenb tpirb in l?ieft* 
ger *ißauttnerfir$e bie Söegräbnifcf eier gehalten , ju meiner ber 
©arg in bie Strebe gebraut, bann auf einem Seitenwagen na<$ 
©erttn gefahren wirb. 2ßenbetefo^n Ijatte fetyon beim erften 
anfalle bie SUjnung feines SobeS, er rief aus, „icfy lomme ju 
meiner ©etyroefter, " — bann war er aber tmeber ber fidleren 
Hoffnung ju genefen, id& Ijabe ityn jweimat n>ieber aufgeräumt 
unb geforä<$ig gefunben, er war mir immer red^t IjerjenSfreunb* 
li<$ , fo aud? biefe beiben 2Me , wo icfy, als icfy aus gurcfyt, bafc 
es iljn angreifen fönnte, ben öefudj abfürjen wollte, bon iljm ge* 
beten würbe länger ju bleiben unb wo er baS lefete 2ßal befonber* 
fi$ berftimmt über manches bes neuern üKufifwefenS ausfpracfy, 
überhaupt bon allem öffentlichen äßufifwirfen fi$ jurüdfjietyen 



30 

unb fo biet er no<$ fömte ju f>au« arbeiten motte. 3n ber 
@<$metj Ijat er ficfy fe^r mo&t befunben unb $at ben ©tatet 
tootten mit feiner gamtliein Statten jubringen; ben <£ßa« in 
©ertin unb ©ien aufzuführen bafcon ift er jurüdgefommen, 
f<$on in granffurt %at er ficty unbeljagticty gefällt, frier !>at er 
bo# nocty ein Quartett gefd^rieben. 3n ber ©dfrmetj tyat er ben 
1. *ft feiner Oper „Soretety" Dottenbet. üßit beften SBfinfd^en 



ZtipM ben 16. «Roto. 1847. 

Sieber $err Sapetlmeifter! 

$ür 3Äenbet«foljn ift am Sonntag *or a$t Jagen eine red^t 
f ctyöne unb mürbige £obteuf eier gehalten morben , metdje um fo 
angemeffener mar, ba er nid^t tjter fonbern in ©ertin beerbigt 
toorben ift. Sftactybem ber £rauerjug mit angemeffener STOnfit* 
Begleitung fic$ au« bem $aufe na$ ber ^autinerlird^e bewegt 
Ijatte , mit einem ®ef otge ba« man fic$ mcfyt lang genug beulen 
fann, märb ber gef$mücfte@arg inmitten ber Äirctye aufgefteüt, 
mit Sanbetabern umgeben , unb ein 500 ©änger ftarfer Sfyor 
fang mit Drget unb ^ofaunen 9Serfe au« bem ßljorat: O fyittpt 
oott ©tut unb SBunben ; barauf folgte bie £rauerrebe, bann ber 
f<#5ne Sljor au« *ßaufu« : „@ielj totr greifen feetig", bie ©eegen«* 
toorte, unb jum ©d^tufc ber tefcte Sljor au« ber 2Jac$ 7 fd&en ^Jaf* 
fion. 35a« Drctyefter toar bem 61jor an ©tärfe angemeffen ; ba« 
<$anje &on ber fünften erfyebenbfien Söirfung, unb maljrfyaft 
ju fcermunbern , mie alle« in faum jmei Sagen fo gut jufammen 
■gebracht morben mar. Sbtnfo audj bie Drbnung unb föutye beim 
3uge, ba eine fo enorme äJienfctyenmaffe, mttgeljenb unb )u« 
fd^auenb babei jubrängenb mar. ©egen 6 Ul?r2tbenb« mar bie 



31 

geietlicfyfeit beenbet, bet ©arg bßeb in ber Sirene unb nmtbe 
3lbenb$ 10 Uljt mit einem @$tta*©aljnsuge na<$ ^Berlin ge* 
bta<$t; in Sötten öom üttufiNDtt. Sang, in Deffau bom Dr. 
©c^netbet mit ÜÄännetctyotgefang empfangen. Dte gamttie 
äßenbetäfoljn's nritb biefen ©intet noety in Setyjig bleiben, bann 
tooljl nac$ granffnrt, n>o bie ÜÄuttet bet grau lebt, ft<$ begeben. 



Seidig ben 15. 3uni 1848. 

Daß icfy mit meinem potitifcfyen 

©tauben unb ©foubenSbefenntnifc feljt übel bei 31jnen anf ommen 
mußte, fonnte id) mit tooljt benfen, e$ toat au<$ ettoaS ©pajs ba* 
bei , nut baß man bieß bem getriebenen SBorte nicfyt fo leidet 
anfeljn fann; idj Ijabe au<$ gegen bie gteifyeit nichts, nut finbe 
xdf bie DeSpotte bet gteiljeit f o toenig beljaglicty , atö iebe anbete 
unb bie ft$ btäljenbe Dummheit ganj unetttägtiefy. — Damit 
tft abet bie gute ©aetye gat nid^t betüljtt , nut ba$ tt>a$ fie ein* 

pct. 

3Rit gtoßem SBetgnügen Ijabe icfy au« S^tem fteben ©tiefe 
etfa^ten, baß ©ie mit bet äbfaffung 3fytet ©togtapljie befctyaf* 
tigt finb unb möchte nun feljt getne auefy nnffen, toie balb mit bie 
ipetau$gabe betfetten toofyt etn>atten Knnen. Dag i<$ il?t mit bem 
gtößten 3nteteffe entgegen fefyen.n>etbe, fönnen ©ie n>oljl benfen, 
metteicfyt entfließen ©ie fiefy, fie in meldeten Reifen etfcfyeinen 
ju taffen unb laffen nut bann nid^t ju lange auf ben etften 
matten. 

Die Eommtffion bet gtiebenäcfaffe pour le märite l)at ft<$ 
enbßcfy bod&, tmett>ol)( etoaä feljt fpät, iljtet ©d^utbigfeit etinnett. 
3c$ ta$ bie 9?ac$ti($t, baß ©ie ben Otben etljaften aU idj mei* 



32 

nett testen ©rief an ©ie fd&on abgefcfyidft ijatte, fonft »firbc er 
meine Oratutation enthalten Ijaben , bie i$ hiermit Don $er jen 
na<$bringe. 3<$ &ermut$e , ba e« nur eine befttntmte Änjafyt 
tiefer Orben giebt, ba& ©ie 3Wenbet«fo$n'« Äreuj ju tragen er» 
galten Ijaben , roenigften« Ijabe id) in neuerer 3«t &<>n feinem 
anbern 5Eobe«faU unter biefen Äreujrittem gehört, ©er $Stte 
glauben fönnen, bafc ÜÄenbe(«fo$n ifyn fo toenige 3ai)re tragen 
mürbe. 

9ttefc fagte mir, bafc ein finale feiner Oper ?oretety, ba« ganj 
tooflenbet unb in Partitur ft# fcorgefunben Ijat, ju bem ©$önften 
gehört. toa« 2Kenbel«fol?n getrieben, fonft ift aber &on ber Oper 
aufcer einigen ©fiföen nic^tö aorljanben , biefe« ift ba« einjige 
fertige ©tücf . Da« 33ud& tootlte aber SRiefc gar nicfyt toben«toertlj 
finben, ic$ lann mir überhaupt audj gar nictyt beulen, ba& ber 
ein n>enig fenttmentate, burebau« fyrifd&e Dieter ®eibel ein bra* 
matif$ gute« Opernbucty machen f&nnte, Da« roirb tooifl anty 
eine enrige Salamität ber beutfd&en Oper bleiben, roie e« öon }e^er 
gemefen ift, n>enn ba« granffurter Parlament fi<$ ber ©ad&e 
nid&t annimmt. SBenn e« erft im {Reinen ift mit ber neuen 
©tropfe ju »mbf « „toa« ift be« Deutfctyen SBatertanb", lommt 
e«, ba fte bocty fcfyon beim ^oettfd^SDfotftfaüfcfyen ftnb, tooljt au$ 
jurOper. Da »ürbe aucfy ©(um nneber bebeutenb mitfpred&en 
lönnen unb mit grünblid&en ftenntniffen, ba burc^ feinem §änbe 
fo öiele Operntejrte gegangen ftnb, benn er toar !jier Sweater* 
Saffirer. 3d& bitte aber ju bemerlen , baß xäf mit äbfi#t fo 
ein paar feljr fötecfyte SBifce ma$e, bamit e« nid^t für (Srnft 
genommen toerben lann. — 5ftur festen mir bie granf furter 
Angelegenheit mit ber Arnbt'fd&en ©tropfe im (Srnfte etwa« 
feljr — beutfefy. 



33 

Ztipfa, ben 30. 2Jtörj 1849. 

8teber £err Äapettmeifter. 

— ®& l)at mic$ au<§ fe^r gefreut ju 

erfaßten, baß Sie tljre Söiograpfjie mit muftfattfcfyen (Sntre* Acten 
»erfeljen, wie ba« neue Quartett ben erften bitbet; es ift auety 
ganj in ber Drbnung mit Steife unb £ranf abjuwecfyfeln , ober 
mit ^rebigt unb ©efang. SBir Jjaben einige recfyt intereffante 
Aufführungen ättenbetefoljn'fd&er nad&gelaffener SBerfe {xotö 
bo$ eigentlich alle finb) im ©ewanbljau« gehabt. £)ie erfte war 
bie 2Kuftf jur Racine'« Attyatia, wetetye wieberljott würbe unb bor 
furjem eine Aufführung be« Lauda Sion, einer Söiuftf, bie äßen* 
betefotyn für ein Äird&enfeft in öüttic^ 1846 gef<$rteben. 3$ 
finbe beibe SBerfe borjügtt<$ fcfyön, gebiegen unfc ftifoofl, Jebe« 
ganj in feiner Art »a$ e« fein foü, wie mir überhaupt fcfyeint, 
baß in ben fpätern Arbeiten 3Jienbet$foijn , $ eine größere ©d&ticfyt* 
tyeit, ein einfacherer $tau ju finben ift, ba fie ftc$ meljr ber ®at* 
tung unterorbnen, ate in jebem STOoment etwa« befonbereö unb 
perfönlid&eS fein motten. Da« Lauda Sion barf tety 3ijnen, trenn 
©ie eänocfy nicfyt fennen foöten, für ben SScilienberein empfehlen. 
£a$ ©tütf ift aber ganj für bie Sirctye, loa« man bei jeber anbern 
Anwenbung ntcfyt wirb bergeffen bürfen , unb baß iljm bann im 
Soncertfaal etwa« mangelt, was manche anbere tircfyenmufif 
in ber fiird&e ju biet Ijat, ift gewiß biet meljr ein $ob als £abel. 
£)er ®eiger ßrnft war jefet Ijier, gab ein feljr wenig befucfytes 
ßoncfrt, in welchem er außerorbenttiefy fc^cn fyieße, unb friede 
darauf biet Weniger fcfyön in einem außerorbentli<$ befugten 
Abonnements* Eoncert; im erften mußte id) iljn boefy für ben 
erften ber neuern SBiotinfyteler fyaittn. Aber er fann einmal in 
fydcfyfter 93ottenbung, ein anbere« fBtal feljr mangelhaft fielen, 
was i# früher auefy fcfyon bemerft fyäbt. 

Hauptmann, ©tiefe. 91. $. 3 



34 

SBagner foü ba« ^roject Ijaben, ba« ^tefige Sonfer&atorium 
na<$ 3)re«ben ju »erlegen unb nrill bann bie Sapeöe mit allen 
fteljenben beeren abgefcfyafft tmffen, — ba n>ünf<$e id& iljm eine 
feiner Dpern burd& ßonfer&atoriumfd&üler aufeefüljrt jitlj&ren. 



Saljbromi, ben 1. 3um 1819. 

Siebet !perr Äapetlmeifter. 

Die 3^it 3fyre« Aufenthalte« in Setyjig toar biefe« 3M gar 
ju !urj unb aüe« jufeljr jufammengebrangt unb eilig, aber e* mar 
bo# nrieber 'mal eine greube ®ie überhaupt »ieberjufeijn unb 
fo n>ol)l ju feljen unb 3fyre neueften ©acfyen &on 3Ijnen felbft fyören 
ju fönnen ; \6f Ijätte fo feljr genmufcfyt, ba« Quartett no$ einmal 
ju fyören, toelcfye« mir bei3£. au&erorbentli<$ gefiel, üftan befommt 
bo<$ erft bei bem SBiebertyören ber äßufit, toenn man fie mcfyt 
meljr al« Sto&ität aufjuneljmen fyat, ben Collen fünftlerifcfy mufi* 
falifd^en Sinbrudf , ioenigften« getyt e« mir fo. @o mar mir'« au$ 
bei bem £>oppetquartett, bei bem i<$ ba« erfte 3)M ju fetyr mit bem 
Bufammenfaffen be« ßinjelnen bef<$äftigt tourbe. £)a« nrirb in 
biefem lefeteren audj me&r befestigen al« bei 3tyren früheren, bie 
am jweiten Quartett meljr einen ruhigen §intergrunb fyaben, auf 
toeld&em ba« erfte, al« ba« fyauptfäd&ticty toortfityrenbe, fiefy flarer 
§er&orl?ebt. Daburcfy, baß ba« Soncertirenbe Ijier nur an toter 
Stimmen, ni<$t an afy fcertljeitt ift, ermatten biefe auefy mel?r£on* 
tinuitäf, n>obur<$ ba« ©erfolgen unb 3ufammen^ören erleichtert 
tmrb. 2Rir toar ber ©til btefer ©oppetquartette befftatb immer 
mel fünftterifety ffarer, al« ber be« 2ttenbel«fo$n'fc$en Dctett«. 
©ei einer langen 33ietljeit Don ©timmen gehört bo<$ ber ®egen* 
fafe ber ©fa«< unb ©aiteninftrumente unb faft eben fo notljn>enbig 



35 

ber @e<$$jel?nfu&ton be$ Söaffcd , um bem ®anjen Gattung ju 
geben. £)tefen vermißt man aber in bcr Sefyanbtung 31jrer 
£)opj>elquartette nicfyt ; toqtyt audfr im legten ni#t, nur mö<$te icfy 
biefeS no<$ beffer fennen um e$ betanuter anhören ju Knnen. 



ßetyjtg ben 28. Dctober 1850. 

3oa<$im, ber vortreffliche ®eiger 

unb tiebenätoürbige 3Äenf$, fyat uns wrtaffen ; er ift na$ Sßei* 
mar als ßoncertmeifter gegangen, nid^t eben mit f eljr brillanten ®e» 
Ijaltebebingungen, aber infofern fcorfl&eilfyafter , ate er bort nicfyt 
f o Diel Drdjefterbienfte ju tljun Ijat ate er tyter tyatte , unb fünf 
SKonat Urtaub im 3a$re erhält. @r toar tyier jtoeiter (Soncert* 
meifter unb baburcty im Sweater eine bebeutenbe Srteicfyterung für 
Da&ib, ber iefct ttrieber atte Opern, beren in tefeter 3eit 4—5 in 
bie 9ßo<$e fielen, fcorjufpielen tyat 9lu<$ unferen beften Sontra* 
baffiften tyat 8if jt abfpanfttg gemalt , ber Jefct feljr auf mufifa* 
lifdfre SSerbefferung in ©eimar bebaut fd&eint unb ftc$ ber ©actye 
feljr eifrig unb, nrie \<fy työre, mit beftem grfolg annimmt. 



Seidig, ben 9. ftob. 1850. 

an 3oacfyun'$ ©teile ate jtoeiter Soncertmeifter ift jefct ber 
®etger £)retf<$odf, ein ©ruber be$ Slabierfoieters, angefteöt 
toorben. <£r fpiette ein feljr fdjmeres Soncert fcon Söiolique im 
<$en&nbl?au$ feljr fd^ön. 3oac$im in allen ©tüdfen ju erfefcen 
würbe freiltd^ fcfytoer fein, biefen Ijalte iäf jefct für einen ber aller* 
fceften ®eiger in jeber ©ejieljung unb einen fo burcty unb bur<$ 
mufilalifd^en SÄenfcfyen tt>ie e$ auc$ ntcfyt gar Diele giebt. 



3* 



36 



Seidig, ben 9. gebr. 1853. 

Sieber §err Äapeltmetfter. 

— — 3n einem früheren Soncert 

fyaben toir al« ju>eiten £ljeil eine große ©cene au« tfoljengrin 
gehört. <£« ift re#t gut, baß biefe ©a<$en jur äfoffüljrung fem« 
men , baß man ni#t nur immer bie Sritil ^affiontrt b«für unb 
paffionirt bagegen ju »ernennten Ijat, unb bie ©a#e fetbft fennen 
lernt. SBrenbel bebauert allein, baß aüe« toa« un« fonft greube 
in ber äRufil gemalt $at, nun tobt unb begraben fei; aber es 
fei nun nicfyt anber«. (£« fommt mir toie bie 8infe im granf furter 
Parlament &or, bie 3lbel unb anbere« lang ©eftanbene ab* 
fd&affte — , ber äbel ift aber nodfr ba unb bie 8in!e ift abgerafft 
morben, ober fyit \i$ bur# Unvernunft felbft abgerafft. SDaß 
e* bie gönn allem ni<$t ift, bie eine fiunft ma<$t, »iffen toir 
oljne bie neue 3eitförift; baß e« aber aud& ber ©eift aBein nicfyt 
ift , fcfyemt bie 3 eit förift nid&t ju toiffen. 5Der liebe ©ott tyat 
jebem feiner ©efcfyifyfe eine ©eftalt gegeben, unb feinem aemünf * 
tigen, bem 3Äeuf<$en, bie ebelfte; e« ift auety glaube tdj no$ 3lie* 
manb in ben ©inn gefommen , biefe anber« gliebem ju »ollen» 
üftaler unb ©ilbtyauer Ijaben alle« toa« menfcfyticfy ift^bamit au«* 
brücfen fönnen unb Ratten e« anber« nicfyt gefonnt. SBo e« 
anber« ift, nennen mir'« SSerjei^nung, unb bie fommt nur bei 
folgen vor, bie nic^t jei<$nen fönnen. SReifröde unb Slllonge* 
perrüden gehören freiließ nid&t jur menf^ti^en ©eftalt , unb e« 
ift manchmal fd&toer, au« fotd&er Sunft bie Sftatur ju erfennen; 
aber ein bloßer ftattenttmrf, imter »eifern eben fo gut ein ©iutyl 
ober £if<$ nne ein 3Äenf<$ »erborgen fein fann, ift noefy weniger 
fünftterif<$. — 33eetJ?*oen fyat vor feiner 9. ©tympljonie eine erfte, 
jroeite, ein <&>qtttt, eineSlbelaibe, feine erften Quartetten, ßlaoier* 
fonaten unb fo SStele« gef<$rieben, loa« eine ®efcfyi<$te ju feinen 
fpätern Söerfen bilbet. — (£« ift eine 3«t ber Smbfyeit unb einer 



37 

gtüdfetigen Äinblid^fett Bei tym ba getoefen, ein ©cfü^I ber Pietät 
für baS toaS bic 33ater getyan unb toa$ bie äftenfd^eit gut ge* 
funben 1)at. SDaS ift ct»a^ anbere* als ^itifterei, ba$ Ijat au<$ 
feinen berfyin&ert, ate tünftter originell ju fein ober ju werben, 
©et aller innigften SBereljrung für aWojart unb §afybn tft gtyeru* 
Bini (Sl)eruBini geworben unb ©ie ftnb ©poljr geworben, &om 
anfange in att 3tyrer<Sigenti&ümtid&feit, im 3ufammenljange mit 
jenen. SMefer 3ufammenljang mit grünerem ift aBer ba« ^oftttoe 
unb bie Berechtigung be$ gefefcßd&en £)afein$. 3Öa$ feinen 
eignen Bef onbern Anfang Ijat, §at auefy fein Befonbere* Snbe. — 
SBenn ®tud fagt, baß er, wenn er eine Oper componire, bor 
allem $u oergeffen fucfye, baß er SKuftfer fei, fo ift er eBen in 
folgern, wo e$ tym gelungen ift ba$ ju fcergeffen, fcereinjelt 
fteljen geBßeBen. ßr wunbert fiety in feiner 33orrebe jur SUcefte 
barüBer, baß man feine Dpero nt<$t burcfyau* gu SÖiuftern ge* 
nommen unb baß e$ in SSielem Beim Sitten geblieben. £>a$ ift 
ba$ £>ilettantifcfye in iljm — ba« meljr unBetoußt Sünftferifc^e 
$at feine SBirfung au$geüBt, oljne baß anbere eBen ©tudffd^e 
Opern gefd^rieBen tyaBen. (ittoaQ äljnlid&eS wie ®ludf tyat auety 
äöagner jur Sntentton. 2lud^ einen äljnficfyen §>oc$mutJj baBei. 
<£$ gieBt nichts fyo<$mütJ?igere$ als ein 93orwort an feine greunbe 
fcor bem SXBbrodf feiner 3 Dperntejcte, ein 33w$, weites 3tynen 
woljl Belannt fein wirb. @Ben »ie ber quartfe<$ftljarmontf<$e 
2fl>t SBogter, ber feiner Unfel)tBarfett fo fidler war. (Sine Heine 
3Jebenfli<$feit fßnnte immer baBei fein, baß bie, welche leine re#t 
fetBftftönbige ober wie fie e$ nennen aBfolute Sßuftf mad&en 
wollten, au$ nie gejeigt tyaBen , baß fie eine fot$e mad&en 
tonnten. SRaptyaet Ijat woljt ni<$t fcergeffen woöen, baß er 2Mer 
war, toie ®tudf oergeffen wollte, baß er üJiuftfer fei, wenn er 
etwas compomrte. SBie fann man au# fcergeffen, toa« man 
ift ! 5Kan lann nur fcergeff en, was einem angelernt ift — eine 
vernünftige £)ur<$Bilbung fann man nid^t üergeffen, ober fi$ 
t^rer entäußern wollen. 



38 

Der £annl)äufer ift Ijier 3 mal gegeben Worten. Der ©et* 
f att war no<$ in fi<^ f elbft unentfdfrieben, nic$t , baß er nt$t (aut 
getreten wäre, aber man tyört e« au$bem$änbettatfc$en an, ob es 
au$ einem fiebern ober jweifetyaf ten ©efüljle be«©etfafl« fommt. 
Da« muß nun erft bie Brunft in« {Reine bringen. 3$ Ijabe bie 
Oper bei ber erften äfaffüljrung gehört, tyatte fte audf fd&on bor 
mehreren 3aljren in Dre«ben, wo fte feljr gut gegeben würbe, 
gehört; tety mar aber fo wenig Ijier wie bort am Snbe in einer 
©timmung, wie fie na# einem guten Sunftwerf fein foll: in 
einer farmonif<$ befriebigten. Die unau«gefefcte ©pannung, 
mit ber fol$ eine 3ÄufiI un« entgegen! ommt — eine Oper , an 
ber ber Somponift äßonate gearbeitet, bie mir in 3 ©tunben 
ijören foßen — er 1>at ©tauben unb Sage ber Srljotung ba* 
jwif<$en gehabt, un« wirb uictyt ein äugenbftd gewährt — ba« 
f ann nur äbfpannung beim $Brer hervorbringen, bie um fo etyer 
eintreten muß , ate ba« ®anje nur in wenig gegliebertem gort* 
gang befteljt. Der ^ilgergefang, ber in ber Oper oft wieberfeljrt 
Ijätte lönnen ein ruhige« SKoment bitben, an welkem ba« Sei* 
benföafttictye ft# al« bewegte« barftettte, aber aud& ber ift ge* 
quält, in ÜRcIobtc unb Harmonie, unb ben Güjorfangern jur 
Di«tonation gegeben. <S« fott woljl bie 3erfnirfcfyung ber $il* 
ger ft<$ au«fpre<$en — bie war tyier aber metyt gerabe Ijeroorju* 
fyeben, ein ruhige« Sfement fonnte Ijier poettfety unb fünftlerifcfy 
ganj paffenb eintreten, ©elbft ber ®efang be« frirtenfuaben, 
na<$ ber erften leibenf<$aft(id&en ©cene im 3Senu«berg , ift nur 
ein metobifetye« ober unmelobtfcfye« ßuriofum — unb e« ift. fetyr 
unanftanbig öon bem 3ungen, nac^bem er boety Don tem Pilger* 
jug üftottj genommen unb niebergefniet ift, baß er in bie 3wtf$en* 
paufen be« Styorgefang« fein ©<$almeigebubel einfd^iebt. — Der 
©ängerfrieg mit feinem fortwäljrenben beclamatorifcfyen ty 4 £act 
wirb jeitwei« feljr langweilig. 3m britten Stete ift bie lange 
ebenfo recitirte örjäljlung be« SEannljäufer«, t>om Srfolg feines 
3ug« na$ 9iom, au<$ fein glfidli^er bramatifd^er äRoment 



39 

üKufifaüfcty Ijat mir in bem ©tücf ßoljengrin manche* tief 
beffer gefallen, als aüeS im £annl?äufer. Da lommen einige 
Sljöre &on ber atterfctyönften Staugnrirfung &or. ßrmübenb fott 
aber bas ©anje bes Sotyengrin boc$ au# im Ijoljen ©rabe fein. 
Srnft ift es aber »ofyt mit biefen ©ad&en gemeint unb ber ganje 
3ßenfcfy ift immer babei getoefen ; unb baS ift retyectabel. Da« 
poetifc^e (Hement ift gen>ifc feljr bebeutenb ; es feljtt aber an einem 
Äunftelement, baS teibenfcfyaftlic$ auf uns Saftenbe bes 3nljatts 
frei ju tragen, bas oljne gorm, als eine blofce Realität uns brüdt 
unb quält. Senn man au« einem Drama ober einer Dper tote 
jerf dalagen fommt, ift'S boc$ noc$ nicfyt baS Siebte bamit. 



Seidig, ben 3. 2Rärj 1853. 

lieber §err Sapellmeifter! 

3cfy ertaube mir beüommenb Sljnen ein mufifatifety t^eoreti* 
fcfyeS SÖucfy ju überfenben, mit ber Sitte , es freunbli<$ auf ju* 
nehmen unb i$m einen $fofc auf Syrern Bücherbrett ju gönnen. 
Dafc ©ie es lefen foöen , toiB i<$ 3!jnen nicfyt jumutfyen : ber 
3nf)att ift feljr abftracter Üftatur unb ©ie Ijaben es jur greube 
unb Srbauung ber SBelt mit bem Soncreten ju tljun, mit ber 
(ebenbigen *ßrobuction , ni$t mit ber Unterfud^ung ber natür* 
lidjen ©efefee bie iljr inne rooljnen unb naety benen fie Ijerüorgeljt. 
2Jiein 2Jud& befaßt ft<$ aber au# nur mit biefen natürlichen 
©ilbungSgefefcen , nicfyt mit Slnweifung jur praftifcfyen ßompo* 
fition ; unb möchte fi<$ ju einer SompofitionSleijre »ermatten, »ie 
etwa bie Sfjemie jur Soctyfunft. Damit tmll icfy in leiner Seife 
baS Äcdjbucty tyerabfefcen. SBenn toir uns ju £ifd& fefcen, 
tuollen ttrir ein fctymatf&afteS ©ericfyt, unb baju fann ein gutes 
flteeeptbiel beffere Dienfte leiften als alles SBiffen ber cfyemiföen 



40 

Seftanbtfyeite in ben jufammen ju rfiljrenben Sngrebienjen. £>a$ 
öefte tt>trb immer be« ÄocfyeS eigner guter ©efcfymad jur ©aefce 
fein. 33iellei#t finben @ie 3eit einmal Ijter unb ba in1>a$iBuc$ 
ju feljn , au# SBolf nimmt e$ tooljl 'mal jur £anb. SBir Ijaben 
früher oft, ba er bie ar$itectonifc$en ©efefce unterfuetyte, iety mit 
mufifatiföen befctyäftigt »ar, uns mit gleiten ©aJjrnetjmungen 
begegnet. 



ßetyjtg, ben 3. 2Rärj 1854. 

Sieber £>err Äapellmeifter. 

©te »erben bieS an Syrern lieben ©eburtstage erhalten, 
ßr toirb ein Ijerjlicfy fröljli<$er feftticfyer fein , nrie er es immer 
mar , unb toie xäf f o glütf tic$ tt>ar biete in 31?rer SKälje mit ju 
feiern* 3Köge ©ottes ©üte Sie uns no# lange fo erhalten in 
ber Äraft unb ungefragten £ljätigteit unb S^eilna^me für 
alles ®ntt unb ©<$öne. — 3)iit unfer Slüer I)er$ltcfyftem Darile, 
fenbe ic$ 3tynen hierbei ba« ©eptett jurüd ©S ift am vorigen 
Donnerstage, in ber lefeten Quartettfoiree mit bem aüerbeften 
ßrfolge probucirt toorben, es ging ganj bortreffli($ unb fanb 
ben etnftimmigften Seifafl. Sftofd&eles Ijat bie (Slabierp artete ge* 
fpieft, tüte man es rooljl nicfyt beffer toünfcfyen fann. (Sbenfo 
toaren bie SMaSinftrumente auf« befte bsfefct unb tourben mit 
DiScretion unb Snergie, beibeS too es tyingefyort, ausgeführt ; für 
©eige unb 33iolonceß ift es titelt nötljtg ju fagen. SKir fyaben 
(Slaoierftrieler nrie ©anb am äReere, bie es äRofcfyeteS gleich 
ober jubor ju ttyun meinen, bie üjn toie einen alten, abgetanen 
£erro als „übernmnbenen ©tanbpunet" a#ten unb mit etmaS 
Sichtung für feine ru^mooüe SSergangen^eit, für feine früheren 
Seiftungen, bie ber früheren 3*ü genügen fonnten , aüe ju »er* 



fongenbe ©dfräfcung jn gen>ä$ren meinen. SBie finb fatcfc bo<$ 
toett baöon, ju erfennen, n>a$ aftofd^ete« afe Ixfy fünftlerifdjer 
33irtuo$ leiftet, tote 8We$ an feinem ©piel burd^gebitbet , toie 
nie unb nirgenbS ein rofye« Sßateriat barin übrig ift. 3n einem 
Sßalb &on Säumen Ijat nicfyt nur ber einjetne Saum,.e$ l?at 
mtcfy jtebeä Keinfte Slätt<$en an tljm fein organifcfy burcfygebtl* 
bete* tebenbtgeS geben. <£$ fommt oft bor unb ift fprüd^mört* 
ficfy getoorben, bafc ber SBatb &or Säumen ntctyt gefeften »irb. 
Die Jungen ©fabier*S3irtuofen feljen aber bie Säume nictyt Dorm 
SBalb ; no$ toeniger »a$ am einzelnen Saum für ficfy gegtiebert 
unb feine 8eben$bebingungift : tme ba$ ©lieb nur im ©anjen, ba$ 
©anje nur in feinen ©fiebern lebenbigeffiirllicfyleitfyatunbfyaben 
fann, im Sortrag nrie in ber Sompoßtion. üDiefer geiftige £)urc$* 
btid für ba$ Sinjelne im ©anjen ift ba$ ©ente be$ SortragS. 
Seim ge»öljnft#en93irtuofenift ein dritter ein Xritter, einäßor* 
bent ein ÜÄorbent ; tote oerf Rieben aber f ofdfre Sachen in fcerfd&te* 
benen3Kuftfftüdfen »erben, fyixt man erft beim 2Strtuofen*Äünft* 
ler, bem alle te<$ntfcfye iperrfctyaft erft 3Äittel ttrirb jum äu$* 
brudt ber SBaljrljeit, ju etwa« ganj^nberm al$ bloS glänjenber 
SSirtuofttät, toenn man biefer ni<$t fetbft ben leeren ©inn ge* 
nialen SortragS beilegen tt>iH; ber SSerftanb allein tljut'S hierbei 
freiließ ni<$t, aber 33erftänbnifc ift nötljig unb „mer fiety ba$ ©enie 
oljne Serftanb benft", fagt 3ean tyaul, „ber benftfid^ eben 
otyne Serftanb." 



Seidig, ben 18. 3an. 1855. 

* 2Bir tyaben iefct ben töuffen 9ht* 

binftein Ijier, ber eine ©tympfyonicOcean", eine ßlaoierpljantafie 
mit Drd^efter unb ein STrio Ijat työren taffen. SJiefe ©a$en 
Ijabeu feljr tmponirt unb großen StyplauS erhalten. £)er Dcean 
nmljlte fetyr, toie man'« itym aflerbingS ntd&t übet nehmen fann, 



42 

ober er ma$t ftdfr bodfr ni<$t« brau« ; loeniger »ütyerifdfr toar 
bie$!jantafie, aber aud&ioemger tntereffant; ganj aufgeftärt ba$ 
Irio , brillant, leidet su Ijören unb looljtHingenb, ganj Brie ein 
anberer 2Jienfd&, bemäReere«fturm entronnen, reftaurirt, toitet» 
tirt in ben ©alon tretenb. — 9ßa« mir im ®anjen ni<$t gcfättt, 
ift, bafj bei feinen Sompofttionen mit ber Unffarljeit aud& bcr 
©etyalt abjuueljmen f<$eiut, baß toenn ber üftebel gefaüen, bie 
©egenb nidfrt fo fd^ön ift, ate man fie fi<$ oorftetten mod^te. 
Slber ein bebeutenbe« Talent ift SRubinftein unb ein enor* 
mer ©ptefer, e« »erben loeuige Üjm feine ©ad&en nadfrftrielen 
ISnnen. — 

3^re Bearbeitung ber fjioriflo'fdfren Stuben ljabei<$ im^aufe 
gehabt, ljoffentli<$ erfcfyeintit fie balb in Drucf unb »erben fetyr 
gute aufnähme finben ; bafc ©ie äßüfje genug bamit gehabt Ijaben 
fann t# mir looljt borfteüen. ß« gefyt metobifcfy man<$e« &or< 
über, loenn aber eine gefreute Harmonie baju fommen fott, 
iommt ba« ungefügte, unoemuttette jum SSorfd^ein unb gerabe 
Ijier fann nur be« oottfommnen äRetfter«.f>anb beffern unb ein* 
rieten , bajs ba« SDfamgeüjafte fo tyergeftettt toirb, bafj e« feinen 
gledf giebt — bafj bie SBunbe otyne Sftarbe Ijeitt. 



Sctyjig, ben 27. 3Kärj 1855. 

3m gtftrtgen $enfion«concerte 

mürbe eine neue Sompofition bon ©abe ,,@rlfönig«tod&ter'' auf* 
geführt, eine bramatifirte SMabe, toie ©d^umann beren mehrere 
gemalt, bie in i^rer 2trt fe^r anmutig, feljr bütyenb ift ; bie Art 
aber, bie ganje ©attung fd^eint mir nid^t recfyt funftbered^tigt. 
ß« ift im ßmjetnen bo# ju biet Sßittfür tabei, loa« epifdj, 
bramatifcty, loa« bom ßljor, loa« oon einzelnen ©timmen gefun* 
gen »erben fotf. Sitte« na$ ©ebictyten, bie oon $au« au« ni$t 



43 

jur ßompofition beftimmt toaren utib bon benen man bic beffereit 
lieber oljne SÄufif työren möchte, bie fie enttoeber »errenft ober 
fic$ nicfyt Ujnen aerbinben toitt. 

SSon 3Korifc §aufer nrirb gegenwärtig eine Oper unter 

feiner Leitung Ijier einftubirt, bie atn 26ften biefe« gegeben »erben 
foß. @r ift ein tüchtiger SÖiufifer geworben unb getoanbt in Jeber 
®eife, funftgetoanbt meine xäf, übrigen« im 2lu«fore($en feiner 
üKeinimg feljr rüd ficfyt«lo« unb macfyt ficfy bei ber 3ufunft«partei 
feine greunbe. (£tn Dperncomponift ift oljneljin in unferer 3at 
f<$ttmm genug barem, er fifct jtütfd^en jtoei Stühlen ; bie £älfte 
be« publicum« nriü ba« Witt ni$t, bie Raffte xoxü ba« 9?eue 
nietyt. 3Bie bie beiben grauen, Don benen eine bie »eigen, bie 
anbere bie fcfytt>ar 5 en frnare an einet» unb bemfetben äJianne (bie 
®efcfyufyte ift orientatifety , pofygamif<$) nicfyt motten unb jebe 
fo lange jupfte bi« er at« Saljßopf bafaß. 

2ln **Sompofitionen !ann i<$ auefy feine greube Ijaben. ©e 
biete unferer jungen ßomponiften fyaben aber auc$ gar feine poe* 
tifefy Ijarmtofe $inbljeit in ityrer Swift gehabt, fie fangen gleich 
üerjtoeifett an, mit bem verlorenen ^arabiefe, too fott ba eine (Sr* 
innerung an« unoertorne tyerfommen, toie tt>ir fie bei SÖcct^oücn^ 
aflerte|ten fcerjtoeif eftften @ac$en f o fcfyön oft toieberfinben 
toie 9ßa<$f(ange ber „fernen ©eüebten" in aüer »ergangenen 
©eetigfeit. £>afür befommen toir jc^t nur trodnen SBerbrufc, 
Sfet an aüer SBirflic^feit unb Ijoctymüttyig egoiftifcfye« SBefen, 
roa« eigentlich feinen ©tauben an fidj tyat unb ^aben fann, fi# 
unb 8tnbere aber boc$ bereben möchte, e« fei ßttoa«. 2Ba«ni$t 
übermannt ift, fommt iljnen f<$laff vor unb unbebeutenb ; oon 
©cfyßnijeit ift in ityrer Sunftleljre aber gar nicfyt bie 9?ebe. 35a« 
fünfte Sunftmaterial, um ba« jebe anbere Äunft bie 3Äufit 
beneiben fann, berJMang tt>irb bei iljnen fo jermartert unb 
jerquetföt, baß e« nur noc$ freifetyen unb toinfeln fann: fo 
giebt e« eine unmufifafifcfye flangtofe SDJufif , unb toa« in früheren 
ßompofitionen Ijerb unb ftörrtf<$ erfcfyien, fommt einem jefct 



?arabteftf$ milb bor gegen ba«, toa$ und im SReueften ju $8ren 
jugemutljet tottb. Seben ©ie tooljl, lieber £err Sapettmeifter, 
iteiben ©ie und noc$ fange nnb bleiben ©te mit gut. 



Seidig, ben 5. 2tyrtl 1855. 

gieber £err tapeltmeifter. 

(£$ mürbe nicfyt eben einer befonbern SBerantaffung für micty 
lebürfen, 3ljnen Ijeute ju ftyreiben, in Oebanfen toenigftenä 
f)abt ty e$ JebeS 3al?r getljan, um 3^nen ju Qfyrem lieben ®e* 
burtstag tyerjticty ©lud ju toünfctyen. SKöge er uns nocty rectyt, 
redfrt oft nnebertommen unb uns erfreuen, ©ie tyaben ftc$ 9?u$m 
flefic^ert, ber toeit über bie 3eit geljen urirb, bte unferm irbifd&en 
©afein vergönnt ift, ify n>iü ben Äünftler ntcfyt getrennt uriffen 
t>om SRenföeu unb nid&t ben ÜÄenfctyen fcom Sünftter. — 3n " 
iljren SBerfen lieben mir aucfy äRojart, £wfybn, ©jerubini, SÖcet» 
Ijo&en unb © . Söacfy , eine dhbere Siebe ift es aber bo<$ ju bem 
j>erföulic$en greunbe, ber ein folcfyer üßeifter ift, ben mödbten 
tmr aucty in ber leiblichen SBitflicfyfeit immer gegenwärtig ober 
bo$ jugängti<$ , erreichbar nriffen unb ba§ mir bieS bei 31?nen 
noc$ auf lange 3* ertoarten fönnen, bas ift unfer Sxoft unb 
unfere greube. — 3m tefeten ßoncert tourbe 3fyre XBeilje ber 
£&ne aufgeführt. SSBie feljr t<$ felbft micty »ieber an bem frönen 
SBerf erbaute, fo toar'S mir ni$t minber erfreulich ju fetyn, toie 
es aucfy auf ben ganjen fcoöen ©aal eine große, tooljltfyuenbe 
SBirlung ausübte, es mar na<$ fo Diel nwbernem Derfd&robenen 
SÄuficiren, toie es bie 5fteu$eit mit fu$ bringt, in ber 2$at eine 
SBetye ber £itoe, fd^öner ®eift im frönen geibe, ein Sabfaat naä) 
Diel erlittenem Ungema$; bie Soncerte lonnten ni$t beffer 



fctyttefcen at« mit biefer ©tympljonie. ©ic bic toaste greift nur 
in ber ®ebunben$eit befteljen fann, u>ie bie Ungebunbenljett un* 
frei unb beängftigenb ift, ba« fann man in bem Unterfötebe ber 
achten unb unä^ten Sunft tief genug fügten: ba« concentrirt 
in ft$ abgesoffene Sunftoetf fprictyt ffarer Unau$fpre<$ti$e$» 
ans , at« e« ba« geftattto« tt>iflfürU<$ jufammengefügte mit att 
feinen gehäuften Sntentionen ju tljun vermag. 2Ba« immer an ber 
®ränje be« 3 u 'äfft8en nnb be« gaf$<$en ft<^ tyerombett>egt, fi<£ 
überbietet unb au« fi<$ Ijerau« möchte, u>eif « iljm überall ju en g. 
wirb, läßt eben nur bie Söefctyränfung empftnben , bie bei einem 
vernünftigen Sßoflen gar nid&t ba ift. Da« fteinfte ®anje ift 
ein Unenbticfye«, ba« größte Unganje, in fiety titelt in allen 2$et* 
(en Dermitteft unb bebingt, bleibt ein angft&ofl-SJebürftige«, ba« 
un« nur 2Kanget empfinben taffen, un« nie aufrieben fteßen fann. 
— Da« ift eben ber SKanget im fiünftter felbft, ber SKangel an 
*ßünftftc$feit, vernünftigem ©oflen , ju bem ber Äunftgeift toie 
Antonio jumSaffo fpricfyt: „©ieDu nietyt f orbern foflteft, fann 
icfy nicfyt gewähren !" 



Sctpjiö, ben 21. 2tyrH 1855. 

,,©a« man in ber 3ugenb tminfcfyt, Ijat man im StCter bie 
pfle/'Ijetfct ein ©oetye'föe« 2Kotto — ba« fönnte man aHenfatte 
au<$ umbreljen unb fagen: 933a« man im Sitter toünf $t, Ijat 
man in ber 3ugenb bie gütfe. Dort fönnte man an 83erteger, 
Ijier an ßompofttionen benfen. Daß bie alte Säcißen^mne Jefct 
uoc$ gebrueft roorben, möchte fätoer ju erftören unb ju entfd&ut* 
bigen fein , »enn bem begefyrenben S5er(eger etwa« teuere« unb- 
33effere« Ijätte geboten »erben fönnen. S« ift aber alle« irgenb 
Drudbare bereit« aufgebraud&t. @o ift bor fur 5 em bie SSocatmeffe 



46 

itnb eine $ftrd&eneinn)eibung$*Santate $erau*gefommen , ebenfo 
*ine ©ammlung au$ alten §eften jufammengefwtyter Siebet, fcon 
benen ba* jungfte 14 3aJ?r; einige aber audfr gegen 40 jagten. 
UJW^te ber t>ereljrli($e ßäcilien&erein e$ freunbticfy aufnehmen, 
baß i# biefe »erjagte £onq>ofttion , bie i$ in feinet eignen 
früheren 3ugenb , er mar bamat* jtoei 3aljr alt , ju feiner ©tif * 
tungsfeier ju fd&reiben Ijatte, ifym jefet au$ jugeeignet Ijabe : eine 
9WWerinnerimg längft »ergangener Jage ! 3$ rechne babei auf 
3fyre gütige Vermittlung. 



ßety&ifl, ben 23. ftob. 1S57. 

Die 9?ad&ri<$t, baß ©ie in ben föufyeftanb *>erfefet ftnb, $at 
im$ in eben ber SBeife getroffen mie ©ie felbft empfunben ^aben. 
Das erfte ®efüljl n>ar für uns betrübenb unb toetymütljig , bann 
folgte aber aw$ ein freubigeS, baß ©ie nun ungebunben unb bon 
manchem Saftigen unb Unangenehmen befreit mürben leben fön* 
nen, unb fo ftimmen aucfy nur für biefe ©eite in bie ®(üdtoünf#e 
ein bie 3ljnen fcon ben Styrigen gebracht toorben finb ; ©ie btei* 
ben un$ bocty bie ©äule ber guten äfluftf , ba$ Dirigentenpult 
tljut baju nichts. 

Sluguft SBafter fam in biefen lagen ju mir ; e$ ift ein ferner 
offner tiebenStoürbiger junger SDknn, bie ^erjen getoitmenb beim 
*rften Eintreten, talentvoll unb gefd&tdt unb perföntiefy anmutig. 

Ob ©ie Diel greufce an 9iubinftein'$ Ocean tyaben werben, 
J6ejU)eifle ity faft. Sä müßte fein infofern Säten t überhaupt barm 
i\\ erfennen ift. Da« tyört man aus allen töubinftein'fctyen 6om* 
pofitionen; eben auefy aber fcfyeint e$ matten, baß er fic$ ntd&t 
tyinreicfyenb jufammen nimmt, feine 3been mcfyt reif »erben läßt, 
■auefy oft bloße einfalle für 3been nimmt unb 3Öiüfürti($e$ für 



47 

9tot$toenbige£ bringt. <£$ ge^t iljm aber auc$ entfefctüty leidet &on 
ber £anb. einige 20 3al)re alt finb fd^on toett über 50 SEBerfe 
t>on iljm gebrudft unb er Ijat no$ wienblicfy 33tete$ liegen, ©ein 
©piel aber ift ganj außerorbentlicty, nicfyt bloS bon fabelhafter 
gerttgfeit, au<$ Don fcieler ©ctyönijeit. Sie er eben auety ein ge* 
fctyeuter unb leidet umgänglicher SÄenfcty &on leiblicher unb geifti* 
ger ®efunbljeit ift. 

XBir tyaben fürjlidfr grau 8inb*®olbfc$mibt Ijier gehabt, bie 
noefy außerorbentlicfy f<$ön fingt, audfr ben aügemeinften unb 
größten ©eifatt fanb. SBenn ©ie biellet<$t in mannen ©lottern 
ettoaS lefen foüten uon „gefallener ®röße" ober gar bon „SRuine", 
fo berftd&ere iety, baß gar nichts ruinirt an üjr ift, unb baß man 
nur bie größte greube an üjrem ®efang Ijaben fann. SBtr tyaben 
fie biefen ©ommer in $)re$ben gehört unb fanben jefet iljre 
©ttmme nur biet fd&öner unb eine Sedjnil, bie man, fotoeit fie 
bamit geljt, nur bei ber SSiarbot toieberfinbet, nur baß tiefe no<$ 
biet üertoegener bamit »erfährt. 



Seidig, ben 3. SRoö. 1858. 

Sieber £err Sa^etlmeifter. 

©ie finb nun lange nneber unb hoffentlich toofylbeljatten in 
Gaffet unb in 3§rer ©eljaufung cingejogen unb benfen f aum meljr 
an Setyjig unb an ba$ SBenige, toa$ e$ 3^nen §at bieten fönnen. 
SBir aber benlen noc$ biet an 3§re ©egemoart unb bebauern nur 
baß fie fo furj n>ar. ©o manche 8eute fyätten ©ie no<$ gerne bei 
fi# gefeljn toenn ©ie einige Jage Ratten jugeben fönnen, mürben 
an<$ gerne etn>a$ aflufifalifd^es wranftaltet Ijaben : 3Äof$e(e$, 



48 

33oigtS, gregeS ; festere famen f urj na# 3Jjrer SÜ&rctfe nac^ 8eip* 
jig gurütf. 2Ran tyofft, bog ©ie 3$ren ©efucty »ieberljoten unb 
einmal etoas längere £eit §ier öertoeilen »erben, n>e ft<$ bann 
etmaS einrichten unb betriebenes in einanber fügen läßt, toaS in 
bent furjen Verlauf bon bret Sagen nur gegenetnanber ftöfct ffiir 
ljaben feit3$reräbreife fd&on man<$eßoncertauff Übungen triebet 
gehabt, ®en>anbljauS* unb anbere. %m borigen ©onnabenb ein 
Äird&enconcert jum ©eften beS ®uftab*3lbolf*grauent>erein$. 
Sin herein ber, toenn bie ÜKänner ben bebrängten ©emeinben 
ßirdfren bauen, meljr für IjäuStictye Sebürfniffe unterftüfeenb 
forgt. 3n jenem ßoncett fang grau ©opljie görfter aus ©res* 
ben, bie ftd& burefy SReifen, namentlich in §oüanb feljr guten 
9tuf ermorben Ijat. 3n ber Äird^e Hang üjre Stimme feljr fc$5n, 
bie grau Ijat ftd&'S aud& angelegen fein faffen etoaS ju lernen. 
Sin DrgeloirtuoS g. aus Bresben toar für uns meniger erbau» 
li#, <£r mutete bebeutenb unb ift in Saft unb t>erftänbli#er 
Harmonie toeit in bie 3ufunft ^ nau g # asj enn e in taltlofeS ©piel 
fd^on auf bemßlabier unerträglich ift (im Drcfyefter geht'S glüdf* 
lieber Söeife titd^t anberS als im Statt), fo toirb'S auf ber Orgel 
ganj un&ernünftig unb abfcfyeuticfy. 35er Slabierftieter fann noety 
immer burc$ ben Slccent ettoas Saftlofes einigermaßen berftänbltcfy 
ermatten , bei ber Drgel fällt biefeS toeg unb es l)ört mit bem 
Saft gleich alle 3Kufif boüftanbig auf. (Sine SWotette, bie icfy in 
Sllejanberbab gemacht Jjatte, jur ®uftat>* Slboff SSerfammlung 
im Sluguft, tourbe in biefem ßoncert auf Verlangen toieberljolt. 
ÜDiefeS ©tüd fyricfyt bie 8eute fo allgemein an, ba| man an 
©oetlje's Stusfrrucfy benfen muß : „ffiunbertfyätige Silber finb 
fetten gute ©emälbe." 3$ l?<*be über entf Rieben beffere ©aetyen 
nid^t ben ljunbertften Styeil ber Sobforüc^e erhalten, tuie über 
biefe SKotette, bie ju ben ^falmtoorten „9ßie tieblicfy finb beine 
©oljnungen". mit jroei ©olofopranen in £erjen anfängt, n>a$ 
bie 2eute &on bornfyerein in gute Stimmung berfefet. — 

Oeftern toar eine Stupljrung beS ©liaS in ber ßuterpe, ber 



» 49 

jtoeiien ßoncertgefeüfctyaft oon Seidig. 3$ toär ni<$t jugegen, 
SKorgen ift im ©etoanbljau« ju 2Renbetefoljn'3 £obe«tag bie 
firoica oon SBeet^ooeu unb aWenbetefotyn'« 9Äufif jur ät^alia 
mit öerbinbenber £)ecIamation &on (5. £)e&rient. 3$ $abe btefe 
3Rnfif meijremat mit Vergnügen gehört, fic fcpefct fid£ ber 
$)ic$tung beffer an al« e« bte SDJuftf unferer3ett einem @tüd t>on 
brttteljalbtaufenb 3aijren , tote 2fatigone unb Oebip , I amt, bie 
immer an fi$ ober an ber £>ic$tung ju furj fommen mufc. 
3Kenbefefoljn mürbe motyl auefy auf alte tiefe ^Bearbeitungen ntd^t 
getommenfein, menn e« ntcfyt par ordre de Mufti verlangt morben 
toär', auety bie @ommernacfyt$traum*ÜBufif, bie Du&ertüre au$* 
genommen, ift auf Königs Sßunfcty b. t). SBefeljf gemalt, bann 
freüicfy mit fo öiet Siebe für bie Slrbeit unb fo reijenb, ba§ nnr 
nur über be« Sönig« 33efeljt un$ freuen fönnen. SBie ju jeber 
SJetoegung ein änftofc gehört, au$ toenn ba« £)ing fic3^ p be» 
toegen fcfyon große 8uft Ijat, fo miß iä) bie Socomottoe, bie fcoro 
fehlte unb bie icfy jefet ate fetyiebeub hinten anfefee , nietyt »er* 
leugnen, toie iety fie boefy nid&t verbergen fann. 35a« ift aber ein 
maffioer fc^te^ter SJergleicty. 3cfy fann einen anbern bringen, 
ber jugleicfy ein Meine« mufifaßfetye« Sntereffe Ijat. 33ei ber $$!}** 
fyarmctotca blieb e« mit atter äJer&ottfommung immer ferner fie 
für fcfynette ©aetyen anjutoenben, »eil bie SKetafljunge burety ben 
Suftftrom ni<$t fo augenblidßcty in Vibration gefegt toirb, ate 
e« ju furjen Sftoten ober Säufern erforberfuty ift. £)a Ijat man 
jefct eine Srfinbung gemalt unb Kaufmann in SDreäben baut 
banaefy 3nftrumente bie er „Harmonium" nennt, bie alle« S35ün* 
f$en*tt>ertlje auf« befte getoätyren. S« fcfytägt beim -JUeberbrütfen 
ber SCafte ein einjtg Meine« $ämmer$en an bie 3«nge mit einem 
©djlage, ben man flar nicfyt Ijört, ber aber boefy »ermag bie3unge 
augenbßdtßcfy für bie Semegung burd) ben Suftftrom ju bis* 
poniren, bat *>vc Jon in ber größten ©djnefligfeit auftritt 
Dr. Pfeiffer belommt jefct ein f olcfye« 3nftrument in feine Sapette 
in SKejranberbab ; fie ftnfcr feljr leidet ju fpieleu unb finb für ben 

Hauptmann, »tiefe. 91.8. 4 



50 

Choral Keffer at* ein Keine* ©rgelpofitio. Da* $ämmercfcit, 
ma* bie £unge juerft in Semegung fefct , ift ju gegenmärtigem 
©riefe eine Sitte, bte i$ ni<$t int Auftrag aber ju ®unften ber 
lod&ter Don 9Wofcfyele* an ©ie menben möchte, ©ie Ijat ein mit 
guten Tanten rei$ bebaute* äibuni, ber 3$rige aber fc^ft i§r 
no<$; ba mir jufammen bort marenljatte fte ba* größte 33er* 
langen ©ie ju bitten, natürlich abernud^t ben ÜÄutlj, e* fiel Ujr 
audj gar nic^t ein, bafc fie e* tyun bürfte. Da* §at fie un* mm 
alle* erjagt unb icfy unb meine grau münfd^en nun iljr eine 
frcubige Ueberrafcfyung ju machen, menn ©ie bie ®üte Ijaben 
mottten ein Heine* Slättctyen mit einigen -»Roten unb 3I)rem 
tarnen iljr ju gewähren, biefleid&t ben Ouintettanfang ober ma* 
Sfynen fonft mit geringer äftülje in bie geber fommt. ©ie felbft 
toeig nid^t* bon unferer Sitte unb bie Ueberrafd&ung unbgreube 
mirb nur um fo größer fein, menn mir il)r ba*Slättcfyen bringen. 



gttpftig, ben 19. 9iot>. 1*658. 

f)aben ©ie taufenb Dan! für bie 

freunblicfye ©emäljrung meiner Sitte um ein 2llbumblatt für grl. 
SRofcfyele*. 3cfy fyabe x 3ljnen nicfyt fogleicty geantmortet, meil fc£ 
3tynen ben Dan! ber fo gütig Sebad^ten mitbringen motlte. Die 
abgäbe be* SHbum* Ijat fid) aber immer nocty berjögert babur#, 
baß meine grau ba* Portrait einer greunbtn in baffelbe geid^net; 
16} moüte aber nicfyt länger mit meinem Dante märten , ben für 
grl. SÄofcfyele* bring' icfy nacfy. 

Daß ©ie mit 3ljrer ©egenmart nicfyt immer ganj jufrieben 
finb fann iä) mcfyt bittigen. SBer fo biet $errli<tye* gefd^affen , fo 
mirffam ba* (Sbelfte feiner Äunft geförbert Ijat, ber tanu unb 



51 

muß fic$ feine« gelebten 8eben$ freuen bis in bie f^äteften läge, 
unb ftab benn bie weiften 3$rer fernen ©ctyityfungen niefct no$ 
ganj in bollern Seben unb in ber ©egenwart no<$ fo anerfannt 
unb beliebt wie fie es als neuentftanbene waren : 31jr gauft, 
3tyre 3effonba, bie ©tympljonien, bie Soncerte unb fo Diele* 
Anbete? SBenn wir biefe ©acfyen Ijeut Ijören, fo ift un$ immer 
ber ganje ©potyr mit feiner öotten Sraft unb 23otlenbung gegen* 
»artig, ben wir uns nidbt Dorfteflen fönnen als einen, ber jefct 
uid^t befriebigt fein Witt, ©etrübenb fann tcfy's mir benfen, wenn 
ein Äünftler fid& überlebt , baß in feinen fpateren Sauren nid&t 
meljr naäf iljut gefragt wirb : fo ging es bem armen gr. ©cfynet* 
ber, ber eine 3 e ^ * an 8 W x gefeiert war, beffen Sßeltgericfyt jur 
£ett ber auffommenben Söiufiffefte eine ungeheure äfofnaljme 
fanb unb ben lüften ©acfyen gleicfygeftellt würbe. £)iefe Ueber* 
f Haftung tyat fiefy mit balbiger Sergeffenljeit auSgegtid&en. Seine« 
ber fpateren Oratorien ©cfyneiber'S, bereu er noety fo triele ge* 
fd&rteben Jjat, fonnte fi$ eine Stellung gewinnen, fie gingen nur 
eben vorüber, man fennt fie faum bem tarnen naety, es war eine 
ärt Oratorienfabrif geworben unb fotetyes ®ut Jjat feine Sunft* 
bebeutung. 

©d&neiber fd^idtte mir oft ganje ©töfce Sircfyenftücfe, mit bem 
©unfd&e, baß etwas ba&on Ijier aufgeführt »erbe, ©ie waren 
burd&auS reetyt praftifefy unb wenn icfy il)n frug, warum er fie nittyt 
brudten ließe, antwortete er, es wolle fein S3erleger etwa« bat>on, 
aud^nid^t umfonft! ÜDaju in einer f (einen ©tabt leben, oljne 
geifttgen SSerfeljr, baS fann woljl Jjerabftimmen, unter folgen 
Umftänben ift'S erftärlid^ — unter anbern, unter ganj entgegen* 
gefegten laffen wir'« nietyt gelten ! 



52 



ßetyjtg, bett 4. fipxxi 1859. 

Sieber £err Äapeltmeifter. 

SDWgten ©ie 3Ijren lieben ®eburt«tag, an »eifern ba$ ®e* 
gentoärtige too^l in 3ljre £änbe fommt, toieber recfyt tooljl unb 
recfyt öergnügt jubringen unb noety oiele folcfye, ba8 ift mein unb 
unfer 8Wer ^erjUd^er 9ßunfd& ! 

<£$ ift mir vergönnt getoefen mand^ fcfyöne 3eit in 3ijrer 
9?älje ju oerleben, erft ein 3aljr in ©oflja, ein l?albe$ 3a$r in 
SBien, unb jtoanjig 3a$re in ßaffef, aber oor aöe biefer 3ett 
toar meine Siebe ju 3tynen fcfyon fo befeftigt burety 3$re 3Kuftf, 
bur<$ ßompofitionen, beren ©ie ftd^ jefet öielfetd&t toenig erin* 
nern, benn fie fallen in feljr frülje $t\t : 3ljr erfte« Sieberljeft 
unb eine Drcfyefterouoertüre in C moll ; biefe liegen toir, fttani 
unb i$ , oon einem Saffeegartenord&efter aufführen unb fte ging 
mir fo an« §erj, baß xö) tagelang toeiefy unb träumerif<$ blieb 
unb in meinen bamaligen arcfyiteftonifcfyen arbeiten mdjt$ tljun 
fonnte. Die üRuftf fyatte miety fympat$if<fy oöüig in ©efd&lag 
genommen, — ein fcfyßner ©ommertag, im 1 8ten 3a$re, fein 
frittfcfyeS Oefperre, fein Seobactyten »ie ettoa* gemalt ift, tote 
e$ fpäter bem graben Singang jum ©efüljt fiefy in ten SBJeg ftaut 
— ber (SinbrudE ift mir noety »ie fyeut. 5Diefe Ouvertüre ift 
eigentlich Urfacty, baß ic$ ÜBufifer getoorben bin, bie Slrcfyiteftur 
mit ber ÜKuftf oertaufdjte. $ermftebt fam bann naefy £)re«ben, 
ber 3l)re fyerrticfyen Slarinettcompofitionen in Jener &tit tounber* 
fc^ön fpielte , er tourbe in unferm £>aufe befannt, toar Diel bei 
uns unb brang nun barauf, bafc icfy ju 31jnen naefy ®otlja ge* 
fcfyidft tourbe. 3$ l)atte einige ©eneralbafcfenntnifc, auefy einige 
3eit f#on SompofttionSunterricfyt gehabt bei Wiloxtacfy, ber 
immer ganj entfefeli<$ unjufrieben unb oerbriefclicfy beim Unter* 
ricfyt toar, toie man'3 eben ift toenn man ettoaS teuren toiß toa$ 
man fetbft nicfyt recfyt oerfteljt. 



53 

Säf beftfce noc$ (£ompofition$berfud&e, bie xd) unter feiner 
Leitung gef trieben Ijabe, fie finb Ijarmonifcfy uncorrect unb 
t>on 3n$alt roeber italienifd^ nod& beutfefy. Die erften arbeiten 
bei Sfynen, bie xäf and} nod& l?abe, finb ganj anber« , e« ift eine 
geregelte Harmonie barin unb fie Ijaben eine gorm. Da« Ijabe 
t<$nic$t gemalt: ©ie Ijaben e« getljan ; aber e« n>ar bei mir boefy 
ein ©inn ba ba« 9Kc$tige aufjufaffen, itnb biefe« einmal gefaßt, 
Ijatte id& auety bei ÜÄortaccfyt nicfyt toieber unrein unb geftaltlo« 
fönnen f ^reiben lernen, äKand&e Heinere ©tüde, Sieber unb 
anbere« , bie iäf noc$ in ®otl?a für miefy allein gemalt Ijabe, 
finb , roenn auefy fonft ni<$t« baran ift , rein in ber Harmonie 
nnb bon natürtid&em Fortgang. SBa« üßorlacctyi mit vielem un* 
nrittigen 3fa«janfen nid&t ju 2Bege gebraut, lernte ic$ bei Sljnen, 
bei menigen guten ©orten unb na$ bem guten ©eifpiet am 
erften ©tüd , ba« ©ie mi$ machen liegen. — STOit ber ®eige 
tearb n>ol?l ju fpät angefangen, benn n>a« iety nad^ ®otlja mit* 
braute toar blo« bilettantifcfye«. 3$ bin längere £eit rettyt 
fleißig gemefen, am beften ifait iöf gefpielt, t»o 9iiemanb ba mar 
tnicfy ju Ijören, in $utta&a mo iety, um nur mit irgenb Semanb 
muficiren ju lönnen , mit einem ^Beamten ber fürftticfyen Sanjtei 
im fmufe n>o icfy mar, ber fertig ®eige fpielte, Duette fpielen 
»oöte unb ba urir feine Ratten, berfud^te 3tyre jtoei Duette 
(ba« gtoeite $eft) aufzutreiben; e« rootlte aber, fo gut id^ fie- 
lannte , bo$ nicfyt gelingen , toorauf ic$ felbft bie beiben erften 
iBiotinbuetten fcfyrieb. Daß icfy biefe bamat« gut fielen lonnte, 
ift mir felbft no<$ ein ©etoet« meiner gertigfeit in jener 3eit, 
benn fie finb enorm ferner. 6« bebarf aber, eine te<$nifc$e ger* 
tigleit bie man nid^t in ganj jungen 3aljren enoirbt nur ju er* 
galten, gar ju unau«gefefcter Uebung unb ju bieten 3eitaufn>an* 
be«, ben man fpfiter nid&t gemäßen fann unb mag ; unb fo ift 
bie ®etge liegen geblieben, unb ift bie fciele 3eit ju bebauern bie 
man barauf getaenbet Ijat. 3d& wollte icfy Ijätte ben jeljnten 
Hjeit baöon jum ßlabierftnel aertoenbet, aber ba ffat e« immer 



54 

an äu*bauer gefehlt. Sdf »eifc noety, ba icfy in ®oÜ)a bei einem 
£errn $itfc$er ober ä$uti<$en tarnen«, bet ein fc#e<$ter ®eiger 
»ar, (Stamerunterrid&t tyatte, »o i$ ÜRojarf fd&e ©onaten mit 
SMinbegteitung lernen foüte, bafj icfy bann immer bie ©etge 
ualjm unb üjn bie ßta&ierpartie Riefen Heß. Daburcfy lam idfr 
freiCic^ im Sfotrierfpiel audj nietyt »euer. 

3d) ^ätte eigentlich aber unfere nun abgelaufenen ®e»anb« 
Ijaudconcerte unb mamfyed SReue unb 3utereffante, »a$ fie ge* 
bracht Ijaben, fd^reiben lonnen unb foüen unb bin in alte 3ri*en 
gefommen. 3ene« »iß i$ aber näcfyften* nacfy&oten. ©efonber* 
ljätte \$ t>on @<$umann'« SÄuftf ju äBanfreb, bie j»eimat auf» 
geführt »urbe unb reetyt erfreut l?at, fpred&en fönnen, Karfreitag 
ift »ieber bie 2Wati(jäu$paffion. Seben ©ie »o§( unb feien »ie bie 
Sljrigen Don mir unb metner grau auf« l?erjti<$fte gegrüßt 
3fft in un»anbetbarer Siebe 

ergebener 
35?. Hauptmann. 



abriefe an Stlmat Skgge, 

geb. 1823 &u Coburg, 

SSiolonceUtfi , ßomportifi unb ntuftfaüfc^er Oc^rtftfieHer. 2Bar 

JRebacteur fcer fceutfdjen ÜKuftf jettung utiD ber Sctpjigev allgemeinen 

SRuftf. 3 e to*ng. ®egenwärttg ift er Dtrcctor ber SWuftff^ulc 

Jtt «fcfel. 

(^aul'ä Öejicon.) 



Seidig, 15. Btörj 1857. 
ßieber £>err Sagge! 

3l?ren Slrtifel über bic äRotetten unb gerftßd^en ©efängc 
Ijöfre icfy gelefeu unb bin 3l?nen fefyr banfbar für bie ©efyrecfc 
ung, bie mir nur be« 8ebe$ ju öiel enthält, was bcm ©efannt* 
»erben mit ben ©acfyen felbft natfytijeittg werben fann, wenn fie 
niäft mit fo liebevollen 3lugen, wie ®ie fie Ijaben betrauten wol* 
len, angefeljen »erben, ©aß fie 3$neu gefallen unb fcon Syrern 
Vereine gern gefungen werben, ift mir aber fcfyon met wertl). 
3$ l?abe noefy 3 ber Dfer'fcfyen Oebid^te als ®ir$enftü<fe mit 
Drctyefter componirt, bie aber noety nicfyt aufgeführt finb. Oljne 
irgenb eine Slbfidjt finb fie boefy anberS geworben , ate i<$ eben 
Ättd^cnftütfc ju nennen wü|te unb id& weiß felbft ni$t, wie fie 
fi$ in ber Äird^e ausnehmen unb ob fie ju gebrauten fein wer* 
ben. (5$ ift immer ber Sljarafter be$ ®ebic$te$ totö ben Ion 
unb ©ttyl ber üßufif giebt, wenigftenS geljt's bei mir fo. 3ta* 
ßenifdje äBorte geben itattenifetye SWuftf, lateinifcfye SSJorte tatet* 
nifd&e SKufil — (fatyriänbifc^e Ijabe \ä> noefy ttid&t fcerfuctyt). £>te 



56 

©fer'fctyen Steber tyaben Diel ©ubjective* unb ba« ge^t au<$ in bic 
üftufif über. @ie Ijaben aber auety ©firme, bic in ber SÄufif 
n\d)t febten bfirftc. Nebenan fe^ft aber ba« (Srljabene, mie e« 
$falmen unb bie alten Äirctyenlieber $aben unb fo wirb'« au« 

einem ©runbe meljr anä) in ber ÜRufif festen. 

3Benn ber Äunft bie SRu^e fe^tt, feijtt il>r au<$ bie Sunft. 
Sei ©oetye Reifet'« einmal: „Da« ©efüljt für 8ot!j unb «Sage 
ift'S toa« un« ju äßenfcfyen macfyt." Sr fagt e$ bei ©elegentyett 
ber villa be« verrücften principe Pallagonia in Palermo, ber 
fi$ ar<$iteftonif<$ in ber bloßen SBiflfür unb in entfetyiebenem 
2Biberforucfy gegen atte natürliche @efefett$feit gefallen l)at. Da« 
©erabe war ifym fetyief, ba« @c£iefe fein ©erabe«. aber ©erabe« 
giebt e« eben nur (Sinei unb für jeben baffelbe, ba« menf<$* 
üety allgemein 33erftänbti$e , an meinem eben auefy ba« ©etyiefe 
nur verftanblid& wirb, benn an fid& ift es unbeftimmt unb unver* 
ftänbticfy. SBenn bie gried&ifd&e Sragöbie be«(51jore«beburfte, bem 
leibenfcfyaftlittyen treiben ber 2Renf#en bie vernünftige ©etrad^ 
tung entgegenjufefeen — bem 'ißatljo« ba« Stfyo« — fo ift boefy 
bei aller £>51je unb ©roßartigfeit jener Dichtungen bie 3bee einer 
©attung für Ijöljer unb funfttoaljrer ju Ratten, bie eine« fo abge* 
fonbert (Sntgegenfteljenben, toie e« ber ßljor von ben ^anbetnben 
^erfonen ift, nietyt mc^r bebarf, „8otlj unb SBage* im paffionir* 
ten SBefen fetbft fennbar p machen. Sßenn bie ÜWuftf in ber 
leibenfcfyafttid&ften Stimmung fiety in gteid&mfißigem Salt fort* 
bewegt, fo ift nid^t nötijig, baß biefer Saft fyßrbar baju gefd&ta* 
gen werbe, er ift auefy un^örbar unb unfid&tbar ba« JRegetnbe be« 
Unregelmäßigen, — ba« @t$o« jum $atljo« — Saft ift aber in 
vielen ^otenjen unb in vielen Sebeutungen von 9iötl?en um 
9»ufif funftmufifatifefy, um ba« Öeibenfd^afttid^e f ünftlerif^ mür* 
big unb genießbar ju mad&en, bie $efcerei unb bie Dual an 
ft$ ift boefy watyrljaftig nid&t totö un« wofyttljun fann , fonbem 
baß wir fie bewältigt fetyen unb fte fetbft bewältigen. 2ttan barf 
aber wenigen ßeuten von gorm in ber tunft fpred&en, bie meiften 



57 — . 

aertoectyfeln gorm mit ©tfyablone. ©dfrabtone ift eine Siegel, 
gorm tft „ba$ ®efefc »onaety bie föofe blüljt" — jene tft nur im 
etnjetnen gälte bte redete, tiefe ift ba$ SRed&te für jeben gatl, bte 
©aljrfyeit fetbft, in ber jebc ffiinjetyett ityre ©trflu^feit $at, unb 
bie fann nie pfyittftrö* fein , e$ ift fcielmeljr im työd&ften ®rabe 
^itiftrö« ij&re SBefenljeit ni$t einfetyen, iljre SRot^toenbi^tett 
leugnen jn »ollen. S5on gortn ließe fiefy nodj fagen, »enn e$ 
ni<$t miß&erftanben »irb : fie fei bie ©ittlicfyfeit be$ finntitfyen 
3nljalted. Die ©ittlittyfeit fd&ließt bie ©innlidfrfeit ntcfyt aus, fie 
f daließt fie ober eben ein , baß fie menf<$lt<$, nicfyt befttalifdfr fity 
äußere — eine unftttlicfye äeußerung »irb man »oljl nicfyt fünft* 
fctyön nennen »ollen , »ie triel erfährt man fie aber in ^odbnotty* 
peinlidfr ^affiontrt moberner ÜÄuftf, bie bann auefy nic^t an* 
ber« als Ijod&notlj *j>einli<$ »irft. SBenn ber Sompontft bie 
Saftnid&t bewältigen fonnte, »irb uns bie öruft auefy ni<$t frei 
»erben fönnen. DaSfinb aber eben burcty»eg feine Äünftler, unb 
Ijaben bonÄunftbebeutung leine äljnung, »a$ immer eine 
ge»iffe p o et ifd&e Begabung gar nid^t ausjufcfyließen braud&t. 
(Segen biefe bereit ft# ber Darftelter pafftto, al« tünftler ift er 
aetto. ^oefie ift eine ®aht, fein 93erbienft. 



DreSben, 5. «ttgujt 1857. 

gieber $>err ©agge. 

Daß iety immer nid^t genügenb auf 3ljre anfragen »egen 
be$ $armomeunterridjts antwortete, mag »oljl feinen ®runb 
barin Ijaben , baß t# 31jnen ein fo beftimmt formelle* ©cfyema, 
»te @ie es bei 3$rem Sonferoatorium unb bieltetd&t auefy bei 



— 58 

eigenem Unterrichte antoenben, nidfrt anzugeben »ufjte. ©cfcüter, 
bie nocty gar nid&t« toiffen unb tonnen befomme i$ nic^t, ober Ijabe 
fie menigften« feit öielen 3aljren ntd&t gehabt. Da gebe idfr tljnen 
juerft, um ju feljen nrie fie ftc$ überhaupt anpeilen, einen ®a% einen 
gefdfrloff enen ©afc, in toelctyem bie Harmonie fiety leicht ergiebt ; ma* 
<$en fie batnit ju alberne« 3eug, toa« man oft finbet, au$ bei 
folgen , bie tyarmonifdfre ©tubien na# bem nnb jenem 2e$rbu$ 
gemalt Ijaben — fo gelje ü$ jurüdf unb gebe iljnen bie älccotbe 
baju an, oft gang (et$t unb nrie man benfen fottte nicfyt ju festen. 
Da finbet man benn Gelegenheit ju berounbern, mie fie bem gauj 
natürlichen, t>or ber 9kfe tiegenbeu an« bem SBege ju gdjen 
»iffen unb too ett»a« gang Don fetbft ffcfy weiter führen toürbe, 
boefy einen $o(}toeg au«finbig ma$en unb Unnatur hinein ju 
bringen toiffen ; ba giebt e« immer äJeranlaffung mit S^eoreti* 
fityem anjufnüpfen — ein galfd&e« meljr al« atte« Stickige — 
au* ber Sranfljeit bie Darlegung unb ba« ©tubium ber ©efunb* 
fyeit. Jpaben toir boefy auefy für Unf djulb fein ©ort, toir müf* 
fen immer erft bie ©<$ u i b negiren. SJalb geljt e« bann mit $ar* 
monie* unb ©timmen*güljrung beffer ; ebenf o »enn ber cantus 
firmus in eine anbere ©timme gebraut ttritb, roa«, um über ben 
SJafc felbft etwa« fagen ju fönnen nötljig toirb ; benn bei biefem 
nehmen fie fiety &om Anfang herein aud^curio«, namentlich inSe* 
treff be« Duartfejtaccorbe«, ben fie gern in i^ren (Stempeln ein* 
bürgern möchten, toenn fie fie audty bei iljrenßompofttionen nicfyt 
fefeen toürben al« too er natürlich flehen fann, ba giebt e« fd&on 
ber gefunbeSnftinft. 2Benn ber©cfyüler mit ber Harmonie umju* 
geljen meifc , eine ©timme bann barin figuriren fann , bie 9$or* 
Ijalte fennt — bei benen man auety auf fonberbare ÜKeinuugen 
ftöfct — bann lägt fi<$ boppelter ßontrapunfr, bann ßanon unb 
3toge aorneljmen , toobet er fd)on meljr ju erpnben unb fünft» 
lerif<$ gu bilben Ijat. 3c$ laffe aber gerne auefy Sompofttion«« 
öerfud^e babei machen. Dabei fommt fo SBiete« jur grage , n>a* 
beim Sontrapunft nietyt berührt werben fann : über ^ßeriobenbau. 



59 

mobulatorifctye gorm unb ®efefclk$feit u. m. S3ier Safte ober gar 
fteben 3aljre tote bie italienif<$en Sonferaatorien toüfcte t$ mit 
bem bleuen Sontrapunft ak$t audjufüöen , fomme audj nt$t in 
bic a3erlegeul?eit mit meinen @<$ülern. $auptfac$e bleibt bw# 
immer ein re$t geläuterte« ®efüljl unb Serftänbnijj für §>armo* 
nie, unb, roa« biefer geurifferma&en correlatto ift, für SKctrif. 
ÜÄan finbet rec^t oft, bag bie metrifety ßonfufen Ijarmonifö im* 
rein finb ; babei tonnen fie melobifä reijboU fein nnb tffflfy* 
mifety intereffante trafen fyaben. SBon neueren Sfafcierfoielero 
üerftelje id> oft gar nichts , toetl fie nur rljfytijmifcty pljraftren, 
aber ba« äßetrum ni#t toerneljmen l äffen. Unau«fte$lid) toirb 
bte« aber bei ber Orgel, u>o ber ©tarfeaccent »egfättt, burefy ben 
ber Slabierfyieter no<fy ein erfte« Jaftglieb jMoeifen betonen unb 
un$ baburefy uneber in ben Zdtt einrüden !ann , bort ift ofyne 
£aft alle« fcöltig unöerftänblicfy. @ine guge außer berftanbtic^em 
£aft , xdf meine feine«tt>eg« einen ftarr*metronomifc$eu, ift eine 
roaljre Qual, man lann nur auf« Snbe »arten. 



Setpgtg, 8. (September 1858. 



Die Partitur 3tyre« Quartett« tyat mir fel)r »o^l gefallen, unb 
e« fd^eint mir bat **$ *&** M* 8*rt Mingen muffe. 35er ©fyl 
nimmt eine gute Stellung ein jnrifc$en 33ergaugen$ett unb 3u« 
fünft, fie ift gegenwärtig, tüte e$ ja au# fein muß. Da« £u* 
fünftige ift fretli<$ nur ein ©pifcname, aber 33ergangenljeit, bie 
Ijeut geboren toirb , fyat audj fein Seben. STOan fefce bie größten 
SWeifter ber SJorjeit in bic ©egemoart, fo mürben fie au<$ !)ier 



60 — - 

bte größten STOeiftcr fein unb boc$ fidfr anber« au«brütfen ate fte 
e« ju iljrer £tit getljan Ijaben, unb »enn man fagen nritt „3Wa#e 
e« »te bte e« gemalt Ijaben," fo Ijeißt ba«, fei ein großer Äünftter, 
»ie bie e« »aren , ffir behte 3eit unb iljre <£mi>finbung«tDeife, 
tote fte e« für bie üjrige »aren. <£« ift bie ftunft* unb Sugenb* 
frifc^c in ber fte f<$ufen, bte un« Jefct no<$ entjüdft; Ratten fte nur 
matten tooßen, n>a« iljre Vorfallen matten , f o »fite e« audj 
tängft abgeftorfcen. SBie fo mand&e« au« unferer 3eit ba« #afybn 
unb Sßojart fein fott oljne Seben ift unb leinen SReij Ijaben fann, 
»eil bie tebenbige ©egentoart feljlt. — 



ßftyjig, 11. gebntar 1860. 

3tyre ©efangoereine fd&einen re<$t tüd&tig oortoärt« ju geljen, fte 
füllen in ben ©teuer äßuftfnad&rtcfyteu gegenwärtig eine Stubrif, 
bie früher ganj gefegt tyat. ß« ift ein 3 c ^ cn 9 ute ^ 9feftange$ 
ber ©acfye unb nittyt ju oewunbern, baß in einer fo großen ©tabt 
leidet einige ljunbert Sljorbilettanten fi$ jufammen ftnben mögen, 
ju bertounbern eljer, baß e« fo lange getoaljrt Ijat bi« bergleicfyen 
unternommen tourbe. 3n proteftantifd&en Säubern , too bie ®e* 
meinbe ber Ätrd&e felbft fingt, fcfyeint bodj>, fo funftto« bie« audb 
gefcfyiefyt, taburefy änlaß unb Vermittlung pm ßljorgefang ffir 
SRid&tmuftfer gegeben ju fein, ber im !atI)olif($en Sanbe, too ba* 
85oß bie üJhtftf nur ft<$ gegenüber $at, nid^t fetbft 2^eil baran 
nimmt, fetylt. 3n Statten n>irb e« gar nid^t ju Styorbüettanten* 
gefang fommen. <£« ift nid^t toaljr, baß bie Staliener grunb* 
mufüatifcfy feien. Da« SBotf fingt gräufiefc, für ÜWetobie ift ©inn 
bort, für ^ofy^onie feljtt er ganj , meljrfttmmig fyört man fie 
nie fingen. Dem ©üblänber im frönen ftlima unb fd^öner SRa* 
tur ift }u looljl auf ber (Srbe, fo mag er auety nietyt in bie Siefe 



61 

fcer Harmonie. @r erfreut fi$ an ber Dberftäd&e ber SWetobie unb 
berlangt bom Saß nur einen feften ©oben, auf bem er fielen 
fann; toaS jn>tfd^cn Saß unb Dberftimme ift, lümmert iljn am 
roenigften, ba$ ift ®eneral&aft, Jjarmonifcfyer 3lu$füttung$f$utt. 
SBenn mit nun einer ein Tu es Petrus bon ©cartatti, nefcft 
taufenb anbern großen itaßenifd&en ©aetyen borljalt, in benen tye 
fünfte unb reinfte ^ot^p^onie toattet, fo tft mir ba$ freiließ un- 
enbli<$ lieber ate altes, toa% man in folgen fingen abftract au«* 
fpred^en lann! 



©riefe an Sferburnnb 23öljmc 

in 2)orbre$t. 

Ä. 3. gterbinanb 33oljme, geb. ben 4. gebruar 1815 in ©onbcr«* 
Ijeim, empfing bafclbjl unb in Seipjig ben erften Unterricht in ber 
SBufH. Einige Sompofittonen bie er ©poljr jufanbte , erregten ba« 
3ntereffe beS töofylrooüenben SKeifterS, toeldjer t^n Hauptmann 
empfahl unb fpäter audj felbjl unter bie 3afyl fetner ©djüler auf* 
nafym. -Kadjbem Söhnte einige ©teKen in ber ©djtoeij befletbet, 
folgte er einem JRuf nad) 3)orbredjt , in toeldjer ©tabt er eine efren 
fo fcielfeitige wie erfpriefjlidje ffiirf famfeit , al« Dirigent unb als 
Sefyrer enttmcfelte. £o<fygeeljrt fcon feinen üWitbürgem, »om ganjen 
muftfaltfdjen £oÜanb unb in jeber Sßeife auSgejeufynet , »erlieg er 
£>orbred)t nadj breißtgjaljrigem Hufentljalt unb prtoatifirt gegen- 
toarttg inSeipjig. Slud} alSÜomponift unb alSÄritifer toar 93öljme 
tljätig unb toirfte namentlich toäljrenb langer £eit mit an ber SRebaf* 
tion ber nieberlänbtfdjen 9ftuftfseitung Säcilia. 



Gaffel, 9. «pril 1837. 

Sür bte überfanbten 2Kuftfaüen 

fage ic§ Sljnen beften ©auf , icfy mürbe fie nicfyt fo leicht annefc 
men , toenn ber SSefife 3l)nen felbft bon 9?u^en fein fönnte — 
fie geben aber blo$3eugni&, baß toäljrenb ber ganjen^eriobe naefy 
©ebaftian Sac$, bebor£atybn unb üßojartf amen, in £>eutfc$fanb 
bie äßufif eine jientli^ bürre fear. SBenn man alte Seute au« 
iljrer Sugettfcjeit eine 2Wufif noc$ mit @ntl)ufta$mu$ rühmen 
Ijört , f o liegt e$ eben fcartn , baß fie biefelbe in iljrer 3ugenb 
fyörten unb bie 3ugenb ift poetifefy an ft<$ felbft unb bringt bie 
^ßoefte ju Slttcm tt>ad il?r entgegenfommt 2Bir f önnen ba$ beffer 



63 

beurteilen. 6« ift \a ni#t ba« Älter naefy ber 3«fr«$nung, wa« 
jte beraltet erfreuten läßt, benn e« erfd&emeii biet ältere Sachen 
no# jefet frifety unb jung — fonbern ba« Sitter einer abgelebten 
Äunftyeriobe ift e«'. ffia« au« ber fräftigen 3eit Ann folgen tft, 
erhält fidfr au<$ Mftig fort. Sine getoiffe gertigfett in ber gaftur, 
in bem üWeefyanifd^en be« $ert>orbringen« ift in jenen noefy anjn* 
erfennen, aber e« ift eben meiftenüjeil« btoger ©cfytenbrian ! 

Syrern Quartette Ijabe iöf einige flüd&tige SBemerfungen 
beigefügt tyauptfäcfyticfy bie formeße 33ef<fyaffenl)eit betreffend e« 
finben fi$ einigemal müßige 3mifc$enfäfee, Venoben bie roeber 
für ftcfy nod& für ben 3ttfamro«iljang notytoenbig finb unb un* 
Ilare rtytytljmifcfye ©tieberung. 3nS3etreff biefer ift e« mofyt nid&t 
tnögticfy allgemein gültige fpecteüe Regeln ju geben; aber ein 
(Sefefc gilt Ijier nrie in aller Äunft, ba« namlid^ , baß ba« 2lu«* 
gefprotfyene Kar unb unjmeibeutig fei. SBenn ein @afc auf jtoeier* 
fei SGBcifc genommen werben fann, toenn er auefy in beiben richtig 
tft, fo ift er bo<$ fatfefy. Unf (arbeit be«9fljtytijmu« fo toie ber£>ar* 
monie ift golge ber Unflarljeit be« ®ebanfen« (toenn e« nicfyt 
glüctytigfeit ober Sftad&läffigfeit ift). SBei bem größten Sontpo* 
niften ift bie rljtytljmifd)e SJefctyaffenljeit ber Sompofitionen bie 
einfache, bie leidet oerftänclid&fte. ®iebt e« ettoa« einfachere« in 
biefer $>infi$t al« bie Duoertüre jur 3auberflöte? unb giebt e« 
ettoa« ©ebnere« unb (großartigere« ? — 23eetljooen ift nid&t immer 
f o Ilar , unb in feinen festeren SBerlen weniger al« in feinen 
früheren. 3Äan fann iljn aber, in feiner (enteren &t\t, al« ben 
©c&ityfer einer neuen ^Jeriobe anerfennen unb iebe 3»ugenb fyat 
ju fetyr mit Ueberfcfyroang be« ©efüljl« ju ttyun, al« baß fie fcfyon 
mit ber gorm ganj in« Slare lommen f&nnte. £)ie 3ugenb Ijat 
ju biet ©toff, ju toenig gorm, t> a $ älter umgefeljrt, barum muß 
eine $eriobe abfterben unb eine neue f ommen , bie ioieber gülle 
bringt. Ob bie jefeige nrirfltcfy eine fold&e ift, bie erfreuliche 9le* 
fultate gebären toirb, ift für un«, bie nur ju nalj am bloßen an* 
fang ftelj'n, ferner ju entfd^eiben; ba« aber ift fidler, baß fo* 



64 

lange no$ etoa* unflar in ber ©arftellung ift, e« al« ftunft • 
ro e r f nocfy auf feiner Ijotyen ©tufe ftefyt. — @« ift in jeberÄunft* 
fc$ityfung jtoeiertei ju bead&ten, »ad ju feiten untergeben »irb, 
nätnlicty ba« poettfetye (ftoffartige) unb ba« fünfttcrif c^c im 
engeren ©inn (ba« formelle). SBenn man biefe« rid&tig fafet, fo 
fann man iebem SSerbienftlic^en feine Slnerfennung erteilen, ben 
lefeten SJeetljoüen'fcfyen ^ßrobuetionen j. 33. in $infi($t ber poe* 
tifd&en gütte alle ©erecfytigfeit »iberfaljren laffen , oljue fie in 
£tnftd&t ber eigentlich fünftlerifdfoen Qualität ben SWojart'fd&en 
gleicty ju fteHen, bagegen »erben ftdj im Situ« »ieber ©tüde ge* 
nug finben, in benen ber poetifd^e ®eljalt nid&t eben retcfylidfr 
frorljanben ift, fo fcotlenbet fie fiety auety formell barftellen. 



Seipjig, 11. 2tyrU1863. 

Sieber ööfyme! 

£)afc 3$r «rief »orn 5. OprU, 



bem ®eburt«tage unfere« lieben ©poljr'« batirt mar, regte bte 
Srinnerung an biefen geliebten greunb no<$ befonber« an , b& 
\ü) überhaupt f ortroäljrenb feiner gebenfe ; er ift mir a\x& fo »er* 
ftyiebenen &t\tm gegenwärtig. Da iä) ju iljm na<$ ©otlja lam r 
im 3al?r 1811, »ar er 27 3afyre unb »ar fd^on ganj ber tüty 
tige imponirenbe ÜRann »ie »ir ifyn fpäter lange £eit fcor un«- 
gehabt tyaben. 3Son ber 3ugenb ijatte er bte Stütze unb Sieben«* 
umrbigleit, bie SReife festerer Saljre »ar aber jugleicty au<$ ba. 
Unb ttrie lange ift er nietyt jung geblieben ! <£« »aren boc$ »irf * 
l\6f nur bie atterlefcten 3al)re »o ba« Sllter ftdj geigte unb mir 
roar and& ba« für ©poljr betrübenb unb nid^t erwartet, ©et 
feiner früheren 9iormalgefunb$eit unb ÄrSftigteit fyxttt ity anl 



65 

ein tyotye«, bi« auf bie legten ©tunben geifttg unb förperiidfr fri* 
fd&e« Seben rennen netten, »tc e« ©oetije, $umbo(bt fortgefä^tt 
fjaben, noety ffor unb fefbft probuetto in mannet ©ejiefyung bi« 
an« ßnbe. Da meint man nun, ein ÜÄann toie@t>oJ)r, ber fo t>ie( 
©cfyöne« in feinem laugen Seben geteiftet, fotte feine lefctenSaljre 
befriebtgt unb beljagßcfy ruljen fönnen , ftd& ber jurücf gelegten 
?eben«iaijre erfreuen , tote man fagt auf ben Sorbeero ruljen, 
benn an änerfennung Ijaf«' üjm auety nicfyt gefegt. 3n ben 
testen 3al)ren toaren feine SReifen SErium^jüge, »de« fam tym 
feiemb entgegen. Unb boety war 1 « mit biefer Sefriebigung nicfyt 
fo. 9li<fyt meljr f Raffen unb toirfen ju föunen, toar fljm üDruö 
unb Summer, ber feine tefcte £eit umbunleße — er fear nid&t 
Reiter. SRur momentan lam ein Sidjtbfidf in feine emfte ©tim* 
mung, man ^ßXt fo gern iljm immer ben ®Ianj feiner äßerfe, 
bie ja noety bauern, &or Slugen bringen mögen. SBir trafen me^ 
rere ©ommer in SWejanberbab in ©afyern mit itym jufammen, 
too er atte üßorgen au« ber Satttoaffer^eilanftatt, wo er bei 
feinem SSermanbten Pfeiffer tooljnte, herunter ju un« in« 3Wine* 
ratbab fam, ben fiaffee ju trinfen, bamit jugteiety feine borgen* 
promenabe abfofoirte. (§r toar oft ganj tfyeilnaljmlo« , festen e« 
aber öfter« metyr at« er e« toar, unb innerti<$ bo<$ immer freunb* 
f<$aft(icfy unb gütig gefinnt. £>a tyat meine grau ityn noäf ge* 
jeid&net, e« ift au« biefer 3«t getoif* ba« äljntictyfte SJitb, toenn 
andf faft nur Sontur, fonft giebt e« eine große üßenge unäljn* 
lid&e Portrait«, meljr.ober minber fcfytecfyt, &on iljm, in benen atte 
bie greunbe iljn nid&t toieber finben fönnen. £)a« SJefte ift eine 
in (Saffet &on einem Ätartnettiften, ty glaube ©ctyäfer ift fein 
SRame, gefertigte ©üfte. 3n ben teueren 3afyren gemalt, giebt 
fie bod& ba« ©üb au« ber fünften 3Wanne«jeit. Die $ljoto* 
grapljie beffetben ift ber SBiogra^ie fcorgefefct, batyer©ie e« bo$ 
fcieöeictyt fennen. 



Hauptmann, 'Sxiefc. 91. $. 



Sriefe au Serbtnanb Srettitttity* 

gerb. 8r., geb. ben 2, SR&rj 1830 in örotterobe in Springen, 
mürbe al* 16|al>riger ftnabe Schüler SKenbelGfoljn'S unb $aaj>c* 
mann'« im Seidiger Sonfer&atorium unb genoß na$ bem Austritt 
au« bemfelben nodj ben $rteatunterrtdjt be« Se$tgenannten. 8om 
3afyre 1854 bi* 1865 »irfte er aU Se^rer am Sonferbatorhtra in 
<£öln unb bleibet feit icner 3eii bie ©teile be« jt&btiföen SKuftt. 
bireftor« tu 3fod>en. SJreunung iji ein talentvoller Somponijt, bor* 
irefflidjerSlamerfpteler unb einer bererftenDrganiftenDeutfd>tonb$. 



«et^if, ben 18. iRfca 18*1. 

ßieber gerbinanb! 

©tr toaren re$t lange in Sorge um Dt$ , ba gar feine 
IRactyric^ten fommen tooöten. 9hm Ijat ft<$ burdfr Deinen ©rief, 
ber un$ re<$t erfreut Ijat , bie Steigerung erllfirt unb »ir er* 
fahren mit Vergnügen , baß Du Di<$ in Deinem neuen ©o^n* 
erte tootylbefinbeft unb e* Dir toünfd^endtoerty ba geljt. SDfttyte 
e$ Dir au<$ ferner immer gut gefallen unb toenn etoxtf lommt, 
loa« Dir ntdfrt gefallen toitt, fotoirftDu bebenlen, baß ba« Überott 
fommen lann unb muß, ba man überaß ni<$t für fidfr ba ift, 
fonbern für bie änberen, unb fi<$ am <£nbe bo<$ au<$ nur bartn 

jufrieben fügten lann für «nbete ba ju fein. 

<S* freut miety ju 

työren , bafc Du Dicfy mit Sontyofltionen befcfyäftigft. Wlaty e« 
nur recfyt l?übf<fy fd&ßdfrt, fo mentg ate m8gti<$ 3lbfonberlt<$e$, 



67 

fca« ®ute fimbert fid& nify ab, e« ift au$ nidfrt ticu — benn et 
ift immer baffetbe (Sine g*u*fen. SBa« »efonbere* fein p 
toofien, ift fünftlerifö eben fo f<$kd&t ate moraßfdfr. ©a«, »oran 
man $&rt, baf eine <£em}>0fition bon liefern ober Senem ift, ift 
tyre @dfa>ä<$e, nidfrt i$re ©tärfe, 9to<$ f^ioäc^er ift'$ aber, 
toenn e* fßngt, a(« Ijfttte ed biefer ober Jener Stobere gemalt — 
atf* nidfrt bie eigne, no$ nadfoufefyenbe ©dfrtofidfre, fonbem bie 
fta$a$mung ber ®äfto&tyt eine« äfobern für etoa* (Signet ge* 
geben toirb ; ba$ ift bann bo$ ettoa« jnm toentgften ganj lieber* 
ftöffige«. Die äßaftter ber 2Keifter, nnb lein Stteifter ift ganj 
o$ne Spanier, lommt erft re$t ju Sage burcty bie 9la$abmer, 
benn toa$ tooöeu fie nahmen, ate eben blo* bie äßanier; ba« 
®ute, ba« ^Ugemeine Ijat jeher boc$ nur in ber itym gegebenen 
§»ije , bie läf t fid& nid&t hinauf fd&rauben ju ber be$ (größeren, 
älfo fi<$ felbft in ber SBeife ber ätöergröfcteu — bie ift lein $ia* 
giat, bie ift (Semeingut wie ßuft unb 8i$t 



%ttyfa> ben 13. Sanuar 1855. 

Sieber gerbinanb, — lieber ©reunung, — lieber 
£err ^rofeffor! 

3$ bin unrlu^ in SBerlegenljeit, ob id? ben »oljlbeftallten 
^ßrofeffor am (Sölner (Sonferbatorium noc$ fo anreben fofl ober 
barf , toie ba er als blutjunger ÜÄenfd^ au« SJrotterobe ju un« 
fam, mit SEalent, gleiß unb gutem SBitten begabt; mir eine 
^tyantafie bon £ljalberg oorftrielte, mit aufgehobenem Dämpfer 
unb mannen burd^geljenben Sftoten, bann imSonfer&atorium boc$ 
roieber fo jtemlicty üon borne anfing, lote einer ber fic$ afä 3unge 
t>tel auf ben ^f erben Ijerumgetummelt, nad&fyer auf bie ©aljn in 
ben ©<$ulfattel fommt unb ba« leiten lernen muß- — 2Bir finb 

5* 



aber feit Jener 3eti *eibe älter ge-oorbep, »enn antfy ni<$t in 
gleichem 83erfyältmj* , benn barin nimmt ber längere me$r ju, 
bo<$ in gleichem SÄafj , unb fo »itt i<$'* immerhin beim „Du" 
unb bem „gerbinanb" taffen, toie'S früher n>ar. fiie&er gtrbtnanb, 
ber Ueberbringer tiefe« ift ber Junge ©raffln , ber äftefte öon 
brei muftlaßfetyen ©rübem, 3 s 8ß»fl be* Diepgen Sonfer&ato* 
rium«, bie Jüngeren finb nod& in ber jjielje, biefer ift ausgesogen, 
ein guter Sfofcierftrieler, unb jie$t nun au«, 8orbeera unb@<$äfce 
ju fammefa, toa« Ja in iefeiger 3eit mit Soncertgeben ein Seilte« 
ift, toenn man ©etb mitbringt, bie Äoften unb ^Deficit« $u 
bedfen, — Sftmm tyn freunbttc$ auf, gieb iljm guten töatlj unb 
trftfte iljn. ©ei un$ ift'S immer ganj gut gegangen. Diefttnber 
erleben einen ©eburtdtag na<$ bem anbern unb toadfrfen Ijeran, 
£)u nrirft aber !aum ben äfteften Sungen, 8oui$ lernten, ber 
Jefct neun Satyr nrirb, ben Steinen, ber balb feety« Satyr totrb, 
too^I gar nietyt ; ber ift aber ein fetyr üeber Äerf. $etene ift auety 
tyerangetoactyfen, baß ©u fie nietyt uriebertennen toürbeft. ©on 
©ir tyabe iety mit greuben nur immer ©ute« geirrt, möctyte aber 
ni<$t weniger gern toieber einmal ettoa« Don Dir burety £)i<ty 
fetbft erfatyren unb ba« rettytbatb, giebSDir alfo einen Slnftofc 
ju einem ©riefe, am ßebften einem reetyt langen, im fetytimm* 
ften gatt auety einem lurjen, ber bo<$ immer Diel länger unb 
beffer ift ate gar feiner unb fei mir tyerjticty gegrüßt »on mir unb 
meiner grau, mit beften 2Bünf<tyen ic. 



»riefe an (gfauarfa §ttte* 

©>. $., geboren 1822 ju ffia^aufen, bejog 1840 bie Untoerfttat 
©öttingen um 3tyi(ofoptyie ju jtubiren — aus Begabung Ijer&or* 
gel>enbe Siebe jur äRuflf betoog Ujn jebodj biefc ju feinem ©erufe 
ju madjen. Sangere jjeit in $annober toeilenb als Orfinber unb 
Dirigent mehrerer Oefangbereine , erhielt er im daljre 1855 bie 
Aufteilung als afabemifcfyer SRuftlbireftor in ©öttingen, als toeldjer 
er nodj jefet tljätig ijl. grfilj fdjon toanbte er fldfy Brieflich an Jpaupt* 
mann um beffen Urtljeil unb SRatlj einholen , toorauS ein freunb* 
üdje« SJertyaltnifc entfianb , unb eine , toenn audj in längeren 3»i* 
fdjenpaufen ftd) fortfirinnenbe Äorrefponbenj , toeldjer crfl ber £ob 
Hauptmann'« ein 3**1 fefete. $ille fyat fldj borjugStoeife als ffom* 
ponift bon ©olo* unb (ffyorliebern befannt gemalt. 



ßeip$i(j, ben 17. 2Rat 1854. 

Sieber $err$ilfe! 

®ie fyaben biefleityt fetyon einige Sage auf bie bertangte 
itaüenif^e ©mpfeljtung ober Anempfehlung Italiens gekartet, 
es xoax aber immer ber teufet toS mit unaufföiebbaren £>ingen, 
ba| tc$ ni$t früher als Ijeute baju fommen lonnte. 3n bemSBet* 
fotgenben Ijabe i$ freiließ fetyr na<$ SRom getrieben, md)t nad& 
ÜKattanb, aber xäf %abt bort eben auefy ein befttmmteS Object 
fcor äugen: bie ©ijtinifctye Sapetle, unb man mag mir ba* 
gegen fagen toaS man tritt, fo bleibt baS boc$ immer etwas Slaf * 
ftfd^eS, unb ber Domctyor ift gegen biefen Sl?or toie ein Düffel* 
borfer ©Üb gegen einen töafael. ÜJW<$te biefer auc$ bertoittert, 



70 

berrfiud&ert unb reftaurirt fein, iene« gang frifcty unb neubaden, 
fo totrb boc$ ber Unterfd^ieb be« fixten ®o(be« nnb be« SJergot* 
beten, be« Oetoorbenen unb be« ©entarten gtoifctyen beiben ntd^t 
toeniger fortbefteljen. 3$ toflrbe mufifatifity gefteinigt, toeun i<$ 
ben ©ijtinifd&e» gegen ben SDomdfror fo $eran«ftrei$en tooHte, 
ein $&uf$en alte ©finget gegen bie ftrofcenbe gälte Don iungen 
©urfctyen, bie fo ftramm unter ber gurtet ftelpt unb auf« 
<ßünttd&en parken muffen. 3dj meine e« aber nrirttt$ fo unb 
toenn bie heutige ßrfd&einung ber ©ad&e au<$ niäft burtyau« be* 
friebigt — u>ie f<$on toor gtoangtg 3a$ren man<#e« baran au«* 
gufefeen toar — fo ma<#t ba« bie 3bee, bie Seele be« ©angen 
nictyt geringer. Da« Sitter Ijat nic^t bie Spannung ber 3ugenb, 
ber alte ©oetye ift ni$t ber iunge ®oetl>e, er bleibt aber immer 
®oetye unb ift in aller 3tfter«fd&tt>äctye nocty geiftig gefunb, fräf* 
tiger unb ber -SWenfd^ett meljr roertlj al« ljunberttaufenb ©dfrodf 
Junge« Deutfcfytaub , mit feinen loettfd&metgenben Srefcenfco« in 
ba« ^ßianiffimo, äßöctyte 3$t2ßunfcty na<$ 3talien gu lommen in 
Erfüllung geljn, aber nid&t nur nacty ber Sombarbei — ba« ift nid^t 
Statten, biefe« geljt crft in ©ologna unb gloreng an, ba nimmt 
man natürlich SRom mit unb mad&t ben Slbftectyer nacty Neapel, 
©icilien finbe i<$ toeniger notfytoenbig, weil id& auety nietyt ba ge* 
toefen bin , nur $äftum ift nod) gu befugen um eine 3tee alt* 
borifd&er ©autoerfe gu belommen — $erfulanum unb Pompeji 
fcerftetyn fic$ fcon felbft — toenn aud^ ba« äße« für ba« ©tubium 
be« proteftantifd&en Äird&engefange« nur inbirect oon ©nffofc feto 
lann. »itrub fagt, ein «rd^iteft muffe, aufcer niedrerem änbern 
audfr ÜRuftfoerftfinbiger fein. ®o urirb man MeHei<$t Dom äftufifer 
auc$ verlangen »nnen bat « »rdfriteftur ftubire; i<$ $ätte bieg 
in bie ©d&rtft no$ muffen einfließen laffen, um3$r 2Rinifterium 
oon allen ©eiten gu paefen , baß e« gar ni$t anber« getonnt 
ijätte, al« ©ie na$ 3talien fd&idfen. 



71 



geizig, frm 24. äRat 1855. 

Siebet $err £it(e! 

abgeben bafc Sfyre ©riefe mir immer feljr tiefe finb , mar 
mir'* ber lefcte nocfy meljr , baß er jur äfottoort auf ben vorigen 
»Steigt. 35a$ SRictytfcfyreiben Ijat eine fatale ^rogreffion, erft 
»ergebt eine Söod&e bie eine anbere 3Bo<fye nacty ficfy jietyt, ferner 
ift's aber ntctyt eine jmeite SQSoc^c , fonbern <mbere ju>ei Sßocfyen, 
ba$ fotgenbe $togreffton$gtieb anbere trier SBotfyen unb fo fort, 
gerabe n>ie bie metrifctyeg&otution unb toie ba$ ©efüljlfür 8ebenS* 
ab* ober (Sinf^nitte. Dem einjährigen Sinbe ift ba$ jroeite 
3atyr bie Sßteberfyofaug feiner ganjen 8eben$jeit, jur näctyften 
Söieberljolung gebären fctyon jroei 3aljr, bann toter 3a1jr unb fo 
n>irb ba$ Satyr immer f tetner im ßeben. 2Bie maetyen bie erften 
Ährfdtyen im Satyr beim Äinbe Spoctye , u>a$ ift ba$ eine greube 
an ben erften ©ctyotenfträufcctyen mit ben brei ©rbbeeren! 3Jiir 
iffa, toenn toieber Äirfd^en fommen, a(8 tyätt' iity geftern toetttye 
gegeffen. Sauft nur \a ben Sinbern &on ben erften Äitfctyen, 
©<$oten unb (Srbbeereu unb beult baran toie fie eu<$ fonft, ba 
ityr Äinber toaret, gefetymedt tyaben unb nietyt n>ie fie eudty iefct, 
ba ityr alt feib, fo gleichgültig finb. „Sie Steffen unb Seeren 
besagen, mußt bu fiinber unb Sperlinge fragen" tyeifjt's bei 
®oettye. (&» ift aber nittyt mit Äirfctyen unb ©eeren allein fo, 
mit anbem Dingen nietyt weniger. Sugenb tyat feine fcugenb 
fagt ba$ ©pridtyioort, fie brauet aber eben auety feine um froty 
ju genießen, benn fie tyat ben unmittelbaren Oenufc , »o toir nur 
einen refleettrten, einen irietfaetybebingten, fcergleictyenben, mitbem 
SBerftanbe abgezogenen tyaben, ber »otyt geiftiger , weniger ma* 
teriett ift, ju bem e« au<$ f ommen muß , ba nrir üRenfd^en »er* 
ben, nietyt Äinber bleiben fotten , ber aber au<$ jenen reftectiren 
fofl, mit bem ba*33o(f fidty am23oß$ßeb erfreut, otyne beurttyeiteu 
ju fönnen unb ju motten, ob e$ eine gute ßompofition ift. gut 



72 

ben ber ftd& baran freuen fann ift e$ eine. — ©on©rieff$reiben 
ober 5Ri<$tf (^reiben, bon^rogrefftonen, bon fiirf<#en unb Seeren, 
Sperlingen , 3ftenf$enalter , 3ugenb unb SBoDteßeb in einem 
SCtljem ju fetyretben unb am finbe gang too anber$ 1>erau$gufom* 
men, als man angefangen Ijat, ba« ift tootyl überbotene ©rief* 
ftyt*8iceng, bie ft$ gutoeilen, nur nid^t fo toll, mit einem 3«* 
fammenljange bur$$ tefete ©ort begnügen lann. 3<$ Wnnte 
eigentlich flug tljun ober nrifcig, mit biefer ©d^reibtoeife um 3$re 
gütige 9tacfti$t bitten nnb aus bem Hinterhalte einen Beinen 
^ieb bamit gemeint $aben auf 3fyren ßnttyufta$mu$ fürSBagner, 
beffen mufilalifd&e trafen ober ^rafentyeile au<$ fetyr oft nur 
bur<fy$ lefete SBort gufammen fangen, ber überhaupt, »o er naety 
feinem ^rinety ftreng »erfährt unb too bie 5Ratur in tym ni$t 
unbenmfct fidfr mit bem ©efferen burcfybrängt, ba* eingelne SBort 
muftfalifefy betont, ber „greubboü unb Seiboott" born troden 
luftig, hinten traurig fingt, anftatt eine freub* unb leib&oöe 
mufüalifd&e 3Wufif gu machen. 3d& fann mir gar nid^t beulen, 
bafc f otcfye „Steffen unb ©eeren" — toären'S boc$ meldte — auf 
bie Sänge ber 3*ü besagen f ollen ! Sljre 9ia<$rtcfyten bon 3fyrer 
unb 9foberer tyannöberfcfyen 9Rufif fyaben mi<$ burd&toeg fetyr 
intereffirt 2Äit * tyut mir 1 « fe$r leib. (S« täfjt ftc$ folgen 
beuten nichts fagen, fie meinen man ftänbe nid^t auf iljrer 
£ölje, f lebte an einem alten, abgelebten, bem fie attenfaü* für 
feine 3*ü bie Ijiftorifdje ©ered^tigung gelten laffen , aber üjm 
boefy unmöglich eingeben für jefet unb fünftig guerlennen fönuen, 
ba fie f onft ni$t für SDiuftf ausgeben fönnten , »a* fte unb bie 
Sljrigen machen , benn e$ tyanbelt fi<$ ja ^ier nicfyt bon einem 
ffieitergeljn, t>on einem 3Äeljr ober äßeniger, fonbern bon einem 
gang anberen 3Ba$ — Dom Untertriebe be$ Vernünftigen unb 
SBillfürticfyen, bon 3bee unb (ginfall , oon 9totIjti>enbtgfeit unb 
3ufall. 3lu$ 3Äogart'S 3 e ^ ^ 6cn ^k biel weniger Sflufif bie 
mau üWogarffd^e nennen Knute, atö nrir jefct fd&on Sßagner* 
©erliog*8ifgt'fc$e 3ttufif tyaben unb noefy mefyr befommen »er* 



73 

bat. 3ener ift Original bon innen tyerau« , äufcerttcty menig 
fic$ unterfdfreibenb bon feinen 3»tttcbenbetf , tote ber gebübete 
SDiann fi<# au$ triebt bur<$ äeuf erfictyfetten auöjeid&nen mag, 
burdfr ftotjen ®ang, Äteibung unb 93orne$mtljttn, ber mtr!ß<$ 
Sornetyme am attermenigften ; feine Originalität ift ba« ©etbft* 
fügten be« 8fo«gefpro<$enen , m$t ba« Slnbern 9to<$füljfen, mie 
©oetlje nur innerlich Erlebte« barftettt unb fiefy ni<$t in ba« ®e* 
fütyt erft fyineinjupbantaftren brauet, mie anbere Sinter, feflbft 
@<$ttter in früheren Sßerfen, morau« $ol)(e grofcforecfyerifctye ober 
feutimentate trafen entftefyen, bie leine SBurjet im f>erjen meljr 
Ijaben. 3ene« ®etbftgefü#te ift aber fo fein fubiectib nüancirt, 
fo innerlich mit einem ®anjen jufammenljängenb, baß fld& baran 
ni$t« abfonbern, für fidj $erau«netymen unb nacfyaljmen täfct. 
<£« müßte eben einer ber ganje 3»ojart, ber ganje ®oetfye felbft 
fein um 2Äojartif$ ober ®oet$ifd& fd&reiben ju motten ; ma« mir 
in ©ejug auf Sefcteren in einer ifingft »ergangenen &tit ctynlicty 
finben , ift nur ®oetljifc$e ÜJianier unb me^r au« feiner lefeten 
£eit, unb bon einiger ÜRanier ift auety ber Slttergröfcte ni<$t frei. 
Sei SKojart müßt' icfy freißcfy am aßermenigften SHamerirte« ju 
finben. SBenn aber foletye Originale auftreten mie unfere SReue* 
ften, bie ft<$ fo ganj auber« geberben at« anbere arme äRenfd&en* 
Ruber, in ättem unb 3ebem apart finb, ba« ©atyre überaß nur 
im SReuen fud^en , un« befreien motten bon bem ma« nur iljnen 
eigentlich fjeffet ift in iljrer m<fytorganif<$en Stfterhmftnatur, 
»a« aber eben unfere gretljeit ift, für meldte fie un« iljre fub* 
jeetib eingekerbte unfreie ^erfBnfid^Ieit großmütig fd^enfen 
motten, einarmfeetig<£injefae« für ba« ©alten be« ganjeng&tt* 
(t$menf$li$en ©eltgeifte«, mie e« fiefy bur$ atte &titm au« 
gottbegabtem ÜÄunbe gottbegabter üJienfc$en au«geforoctyen Ijat 
ju ätter SSerftänbntB, nid^t ju fybtty für ben ®eringften, nid&t ju 
gering für ben $5<$ften — ba ift bei ienen eben alte« üßanier, 
benn iebe« äbfonberfid^e ift eben üßanier unb ift ebenfo $$tfi* 
fterei. Da« ift atte« leidet nad&jumactyen. Die menfc$ßc$e$aut* 



74 

färbe ift eine wumterf$eib(are äierbinbung ober SSerfctymelgung 
oon®elb, ©lau unb9totlj unb e« würbe firiner, bem ber liebe ®ott 
titelt f etyon fo eine §aut übergewogen tyätte , feine fettere 9ta$ 
Ijaben, fi# menfdfrttdfr gu cotoriren, wemgften« tyaben bie grögten 
ÜMer iljre große ÜRülje bie garbe red&t tycrau«gubringen unb e« 
gelingt äBenigcn. Seim ^ajyagei ober ©tteglifc , bie ityre bunten 
garben fo tyübfdfr gefonbert nebeneinanber fielen Ijaben , ift ba« ' 
Sotorit fd&on ein leichtere« , unb wenn ber Statur unb anberer 
Umftänbe wegen e« n\$t fo leicht wäre jt<$ bnr$ garben gum 
Papagei ober ©tieglifc gu machen, ba ber 3Renf$ woljt tote ber 
SSoget gwei Seine aber bod& feine gebern tyat, fo Ijat e« gewiß 
um fo weniger ©cfywierigfeiten einem Fabian mit rotfy unb blauer 
©etynauge tauföenb ätynlicfy gu werben burefy farbigen auftrug 
au« beliebigen Söffen. — Dafc @ie unferen guten alten ©po^r 
fo lieb ijaben ,. Ijat miefy red^t gefreut. 3$ nenne tyn nid^t alt 
weil er über 70 Saljre ift, benn ba« merft man iljm nid&t biel an,, 
aber weil er fo etyrlic^ immer berfelbe geblieben ift unb bleibt, 
©ein „Srbifcfy unb ©öttltcfye«" ift mir freiließ audfr nidfrt bon bem 
giebften unb nietyt gu bergteid&en mit ber ffieilje ber IBne bie 
unfere ®ewanb$au«concerte btefen SBinter fe^r woljlt&uenb be* 
fcfyloß, naetybem früher auety ba«„3rbifd& unb ©öttlictye" aufgeführt 
worben war, oljne bielen (Srfolg, e« ift ein etwa« Irafttofer 
Spätling. Ueberfyaupt aber fann iljm au$ ein obiectib gefteßte« 
©üb nid^t gelingen; am liebften fyaht i<$ ifyn immer, wenn er 
fi<$ eben gang fyrifö geljen lägt unb ni<fyt« probuciren Witt al« 
fic$ felbft, man barf bann freiließ, eben weil eine gu beftimmte 
^erfönticfyfeit ftd& in Slttem au«fori<$t, nid&t gu SSiele« na<$ ein* 
. anber bon iljm l?ören, ein bretftünbige« gange« Sßerf wotyt, aber 
nietyt fo lange 3eit eingelne Serie, — aber, bon wie ffienigen 
fönnte man ba« überhaupt. 3m gangen äWufifractye Ijaben feine 
Sontyofitionen eine fetyr wefentlitfye feljr pofttibe ©tätte. SSiefe« 
oon feiner Harmonie ift ©emeingut geworben , wie ßfjerubim'«, 
unb wieber berwenbet, otyne baß man Jefct uoc$ @pol?r'« babet 



75 

gebeult, ©eftft ©Humatin in feiner foätern \3eit in ber $ert 
j. Sb. Ipoffxt ju»eUen ein äßenige« unb tyut fid& unbben &n* 
Ijdrern ein ©fitzen bamit. — SBa* 31)re (Styorangetegenljeit be* 
trifft, fo fdfreint fie bur# bie nenen unb neueften Süenement« 
nidfrt f onbertt<$ gef&rbert jn fein , xäf fetye bi« iefct meljr 2)unft, 
tyin unb Ijer, unb btfettantifc$®etreibe fconDben unb oon Unten, 
at« einen Anfang ber ju et»a$ führen lönnte. * »ar acfyt Sage 
Ijier, ^atte unenb(i<$ biet ju tljun mit ©efud&en unb icfy »eiß nid&t 
• mit f onft »a$, Ijat ftcfy aber auefy nitfyt ein einzig mal ben Spontaner* 
fyox angehört, unb fo mürbe e$ oietteicfyt auefy in Sertin gelten, 
ober »oljtn ifyn fonft bie üRajeftät fd&idfen »trb. 35a« Steifen 
aüein fann e« bo<$ nicfyt tfyun, »enn man auf ber Steife nichts 
tljut. * fd&eint mit Äöntg unb Äöntgin perfMicty gut ju fielen, 
ba* ift eine precaire (Elften) unb gehört ein eigener ©efd&mad 
baju ft<$ bamit aßein »o# ju befinben. — 3efct ift eine Oper oom 
fangen $auf er, bem©oIjn be«ÜRünc^enerSonfert>atorium*35irec^ 
tor* gegeben Korben, bie fetyr biet ©cfyöne« enthält, eigentli<$ auety 
bur<$au« gute 2Kufil tyat, aber boc$ fid& nid&ttyält. ß« »irb, 
mM^t' iäf fagen, ju oiel barin gefungen, ju ütet Döttig ausgebreitet 
periobtföe«, im Sejt unpaffenb »tefcerfyotte« »a« nur einmal ge* 
fagt »erben müßte. 2Äit ©treiben ift ba nid&t abjuljetfen, er fott 
ft$ aber nicfyt abfd^reden taffen. 9lad> großem ©eifatt unb brei* 
maßgem Jpertoorruf bei ber erften SSorftettung n>ar boefy ba$ 
j»eitemarba$ Sweater fu leer, »ie man e$ bietteid&t noety nid&t 
gefeljen fyat unb j»ar jum©enefij beäSomponiften, atfo fcieteteljr 
jum 2Mefij. ÜDie armen beutfd&en Dpemcomponiften finb ein 
fyatb ober ein ganje* 3aljr in geuer unb Stamme, in großer 
arbeit unb freuen ftd& ber SSottenbung tljre* SßerleS ; nun geljt 
bie 9?otl) an, baß e$ jur äupljrung fomme , »ieber jahrelang, 
bann tommt's j»ei*, breimal baju unb nun ift ber ©paß oorfcei 
auf atte &\t <£$ »irb aber bo<$ auf baä erfte befte fc$ie$te Sbnäf 
»teber eine neue Oper gemalt. 3m £atmub tyeißt e«, glaub' tety, 
e« fei ba« größte ®lti<f nie geboren ju »erben — »er bie« ®1M 



76 — - 

eigentlich empfinblt, toeifj i<$ freiließ nid^t. @* »fire aber *tel* 
leidet ben bieten bcutfc^cn Opern, bie beim bo<$ nid^t fortleben 
tootten, etoa« 5fjnti<$e$ ju toünfcfyen , bafc fte nSmfidj nidfrt jur 
Aufführung lämen. Dann Jjätte ber Somponift feine ungetrübte 
greube ber ©<$ifyfung betoaljrt unb Wunte guter Hoffnung leben 
fein Seben lang. 



ßeip&ifr ben 8. Dtotoember 1860. 

ßieber §err §ille! 

2Äir gefyt e« mit bent ©rief f (^reiben fo, baß roenn ber ©rief 
ju, unb in ben Äaften ift, xdf nicfyt allein oft nicfyt toeifc toa$ i$ 
gefdjrieben, fonbern auc$ fyäter öfter« mi<$ nid&t erinnere ob i<$ 
gefd&rieben, fo »ar'S mir iefct mit ber äfottoort auf 3fyren testen 

©rief. ; 

35er jurüdEgete^rte SB. mac$t ftcty bi* jefet ganj gut, Ijätt bie 
©tunben orbentli<$ unb ift fleifeig. 3$ laffe tyn tefct tnerfttm* 
mige ®efang$facfyen machen, iljm überfaffenb, loa« er für £e$te, 
ob geifttid&e ober toettlictye, ft$ toäljlen mitl. <grf<#etnt3ntereffe 
baran ju Ijaben unb ma<$t'$ ganj Ijübfcty. ©olc$e ©actyen ISnnen 
au<$ leidet jur 8lu$füJjrung lommen, toa$ boc$ immer fe§r 
toefentticty ift, ba£ fie ba$ työren lönnen, n>a$ fie, »enn e$ nid^t 
für ßlatrier ober Orgel ift, gemalt tyaben. 3$ ^atte überhaupt 
bie Oefangcompofition rectyt nötfyig unb nüfe(i<$ für ben jungen 
Somponiften , au<$ toenn er mefyr ben ©inn unb bie Anlage für 
Snftrumentalcompofttion Ijat unb er bie foäter ju feiner $aupt* 
aufgäbe matten ttriü. 35er meljrftimmige ®efang, au<$ wenn er 
nocfy fo feljr in compalter ©eneralbafciparmöme befte^n foflte, 
toirb aucty nie aufhören aucty in einer SWelobiencombination ju be* 
fteljn, barinnen j[ebe@timme eine fingbare toirb fein muffen, toenn 
ba* ®anje auSjufüljren fein fofl. Die ©efangcompofition lägt 



77 

eben ettoaS Unvernünftige* in $<*rmoniefolge unb 2Bobutation 
nictyt ju, ober fie toirb eben unausführbar. SS ttrirb aber freiließ 
auöf Unausführbares genug geleiftet von Jungen unb alten Som* 
poniften neuerer %t\t, unb toenn'S nid&t rein Hingt, toirb'S ben 
©fingern in bie ©<$utye gehoben, toaS ber Sonfyonift verfaul« 
bet l>at. Das ift baS Dilettantifd^e unferer ßunftjeit , bie me^r 
poettfä ift aber »eniger $anbtverfs*©i<$erljeit tyat als bie ver* 
gangene. Die 3taliener fangen aber aufy jefet nod& ityre mufifa* 
tif<#en ©tubien mit ®efang an, mit bem 3toftrument, n>as ®ott 
bem ÜÄenfd&en unmittelbar gegeben tyat. Da« ift feljr natürlich 
unb feljr toeife , unb fctyüfct fie vor mancher unnatürlichen S5er* 

fd&robentyeit. 

3$ $abe biefen ©ommer einen iugenbli$en SBerfucty gemalt in 
vierftimmigen üßännerliebew, bavon jtoölf ©tücf jefct gebrudt ober 
boety geftod&en finb. Bunäd&ft toax bie 93eranlaffung ber fyannö* 
verfeme SDWinnergef angverein, ber fiefy mir, als iäf bort tvar, feijr 
freunbltcty ernrieS. Dann toar baS Sßerljeug 'mal eingerichtet 
unb i$ machte in älqranberbab ju ben erften, imüßanufcrtyt naefy 
Hannover gefd&icften, noefy feetys baju. fiofeebue Ijat einen Opern* 
Slteianacfy herausgegeben unb fagt in ber S3orrebe beffelben, er 
fei fo oft von ©omponiften um O^crntcjctc gebeten toorben unb 
Ijatte iljneu nid&t toiöfa^ren fönnen, nun böte er eine ganje Steige 
von legten unb Ijoffe fie aöe JU befriebigen — er ift aber, glaube 
i$, nietyt toieber um Dperatejrte angegangen morben. ®o tonnte 
mir 1 * , ber iti) auc$ öfters um SKännergefänge angegangen fror* 
ben bin, vielleicht au<$ ge$n, toenn biefe jtvei $efte erft belannt 
getoorben finb. SBenn man au$ ungefähr toeifc toorauf es an« 
fommt bei biefer ®attung, fo finb geuriffe $anb»ertSgrtffe babei 
bo<$ oft metyr toertl) als alles SBiffen , unb bie mufc man aus 
Uebung unb ffirfatyrung toeglriegen, tooju es unter Umftänben ju 
fpätfeinfann. 3<$ t»oHte@ie ISmen balb 'mal toieber nac$8etyjig 
unb blieben etoas tyter, bamit würben ©ie uns aide, ©roß unb 
Älein, feljr erfreuen. 



SBriefe an gerbmanb Ritter. 

%. $tOer, geb. b. 24. Dctober 1811 in graoffurt a./SK., ©toller 
oon öotttoeiler, 81. Schmitt unb $ummel, braute längere 3a$re 
in $ati« unb in Italien ju — birtgirte Äonjertinjlitute in Seidig 
unt> Dreien, toar SRuflfoireftor in ©fiffelborf unt> tft feit 1850 
ftftbtifcfyer ftapeBmeifter unb 3>ireftor be$ Sonfertatoriunt« in Sofa. 



Seidig, ben 26. gebruat 1860. 

SSereljrter greunb! 

Dur<$ bie Vetren ©rettfopf unb $ärtel tft mir, „im Auftrag 
be* 83erfafferr , 9tyr Suc$ „Uebungen jum ©tubium ber §ar* 
monie" jugefetyieft »orben. £)afür toürbe \6f bem SBerfaffer unter 
aflenUmftänben bauten muffen uub e* tft eine Unartigfett, toenn 
f ogar ba« unterbleibt, toie es benno$ jmoeifen gefegt ober ba$ 
Danfen auf bie lange San! gef droben ttrirb. $ier aber treibt bie 
©acfye felbft jum £)anfe, tnbem ic$ 3fynen babei fagen m&#te, 
»ie feljr iäf bie Verausgabe SljreS ©ucfye« für etwa« feljr 33er* 
ttenftß$e* Ijatte. 3<$ finbe au<$, baß bei unfenn mobernen 
£onq>ofttion$unierri<$t bom Anfang herein biet ju biet tünftfuty 
contrapunttirt nrirb. 3<fy befomnte in meine eonferbatoriumä* 
flaffe, tt>el<$e bie lefete fein fott bor äbgang ber ©dualer, fo oft 
©ubiefte, bie nid^t im ©tanbe ftnb ju einem einfachen ©äffe ober 
einer einfachen SRefobie eine natürliche Harmonie, auety nur 



79 

generoftagmäjng ju {efeen unb boc^ Ijaben fie föon gugen ge* 
madfrt. (5« ift »aljrfyaftig gar nu$t nottyoenbig , bog jeber ÜÄu* 
fiter gugen machen fönne, aber baß er Harmonie wrfte^e ift 
noti)n>enbtg uttb man fann ed fyeutjutage ton U)m »erlangen : an 
8e$rern fetyt e« nic^t unb bie 8e$re tft gegen früher feljr t>er* 
einfach, SBir Ijaben nic$t tnetyr tote bte ©jinefen für JebeS ©ort 
ein befonbere« ^ääfm', tote guj ein befonbere* Samuel für bie 
Quart Ijat, in »eifern er leljrt: „ju ber Quart totrb bte Quint 
genommen, man lann anäf bie @ejt baju nehmen/ — toir Ijaben 
einen $armonif$en Organismus , ber ba$ (Sinjelne jufammen* 
fafct, e$ jum leicht überfttylic^en ©anjen ineinanber, ni$t neben« 
einanber enthält. 3 U kruk? 3ugenbjeit toar'S noty lange m$t 
fo. äWein ganjer tljeoretifctyer Unterricht Ijat barin beftanben, 
nac^bem man mir bie Sagen be$ Dreiffonge« unb ©ejtenaccor* 
be* gefagt fyttte, bafc i<$ bejtfferte ©äffe fielen nnb „audfefeen" 
muffte. Da« tft freific^ ju wenig — mein 8el)rer aber toufte 
fetbft »euer ni($t*. 3cfy erinnere mic$ , bafc btefe* ®enera(bafa 
yoefen eine geraume £ett in gleicher ffietfe fortgegangen mar unb 
fc$ ben ßefyrer bittenb fragte , ob urir niäft ju ettoa« änberm 
übergeben würben, bafc er mir *ertyra<$, fobalb bie Sage etwa« 
länger würben, »oute er mit mir ben ßoutrapunft anfangen. 
Salb ffirtz ber Unterricht aber auf unb \ä) fyabt feinen toieber 
gehabt. Slucfy war jener nur nebenbei, benn icfy ftubierte bamato 
3lrc$tteftur. 3c$ will aber bie Slrt jene« Unterricht« nietyt blo« 
fämäljen, xäf möchte fcielmeljr au$ etwa« ®utts barin erfennen, 
*« ift bamit fo fctyttmm ntctyt. 3D?au betommt ©äffe aus einer 
ßeit, »o e« feine fcfylectyten gab unb fommt bamit burety Irabition 
ju einem ®efül)t be« Siebten unb ©ernünftigen. Quint* unb 
Dctafc* ©erbot wirb einem eingefctyärft , baran Ijätt auä) ber 
fietyrer, ber felbft sticht btel metyr »erfte^t Ijauptfädjlic^, benn fo 
eine Quint fann man beim ftopf nehmen ober ben ®$fiter mit 
ber 5Wafe baranf brüden , wa« bei anbern mufttalif$en Sachen, 
bie eben fo $ä&ti# finb, nietyt eben fo leitet geljt. £>ann wirb 



80 

einem ba« >Jiotljtt>enbigfte bon Vorbereitung unb Auflösung ber 
£)iffonanj gefagt unb ber ®eneratba& ift fettig. 9lun fiety gu 
n>ie Du metter fommft. @o ettoa* toirb jefct feljr berfi$tfi$ an« 
gefeiten »erben; e« ift aber, borau$gefefet bafc ba$ ©efie baju 
mitgebracht toirb, immer beffer ©encralbafc otyne Sontrapunlt 
als ßoutrapunft otyne ©eneralbafc. üDiefer leitet beffer jnm 
$aubtt>erl, oljne ba$, »enn e$ ber Äunft ni$t ju ®runbe liegt, 
fie Dilettantismus bleibt. &u biefem SRotymeubigen fyaben ©ie 
nun burcfy 3$re Hebungen , benen eine prafttf $ * tljeoretif #e 
Ueberftctyt be« ganjen £armoniett>efen$ borau$gef<$i<ft ift , eine 
treffliche Anleitung gegeben unb guten ©toff fie mit SRufcen bor* 
junefymeu. äßancfyem toürbe e$ biettei^t lieb gefoefen fein , an 
einer unb ber anbern aufgäbe ein Setfpiel jur äusfütyrung in 
oerfc^iebener SBeife borjuftnben. ©ie fyaben ba$ ju geben bem 
Setyrer übertaff en »ollen ; für SSiele nrirb e$ au# ganj gefunb 
fein ficfy f etbft baran erft ju berfuctyeu , bebor f\e bom ©<$üler 
ttwtö ®euügenbe$ berlangen. Se^rer unb ©cfyüler fönnen 3$nen 
banfbar fein. Seben ©ie tooljl, lieber £iüer , unb behalten ©ie 
micty in gutem Slnbenfen. 

3!)r freunbfttyaftticfy ergebener 
3ß. Hauptmann. 



ßetygtfl, beu 20. Octofccr 186K 

©eljr roertljer greunb! 

3uerft nehmen ©ie meinen fyerjlid&en £>anf für ba$ gütige 
®eben!eu meine« 25 jährigen £)ienftiubiläum$. — ©olc$e 3ubi* 
läen müßte man eigentlich in früheren Sauren antictyirenb feiern 
bürfen ; fpäter je^rt e« bo# unnüfc an ber 8eben«fraft unb man 
!ann e$ geroiffen beuten , bie ber SMelt für ft# berantn>ortli$ 



ftnb, tote ©oetlje unb bgl., nxdft gerabe berübetn, tocnn pc ft<$ 
an folgern läge abfent machen toottten. gut Unf cremen , ber 
nur feine eigne $aut ju 9ttarfte trägt, pafjt fo ettoa* nic$t, man 
rnufc eben frttt Ratten. 

SRun fctyufe iety S^nen boety bie ÜÄeffe toieber unb fyaht fie 
nicfyt Ijören Wnnen, toeif xdf noety immer nicfyt £)ienft tljue unb ' 
nt#t in ben ^robefaat fommen !ann. S$ mirb mir aber Sngft* 
lt<$, ba«2ttanufcrtyt, ba$ bietteicfyt otyneäbfcfyrift ift, noefy langer 
bei mir ju behalten ; toenn iä) toieber in mobilen 3 u f* anfe hm» 
men fottte, fo lommt unberjügticfy neue SÄafynung um baffelbe ju 
3I)nen. — £)te üßeffe toirb in ber ftirctye fel)r f$3n Mingen, fie 
ift in achtem, unjeitti<$em93ocatfttyt, tote bon neuen ©atfyen getoifc 
toenig gemalt toirb ; bon benen bietmel)r bie ©ijtiner in oieten 
galten fagen toürben: non & roba da cantarsi. <£$ faßt aber 
bo$ immer auf ben Somponiften juräd , toenn e$ nicfyt Hingt — 
unb ba$ SSerteugnen beffen toa« ni$t $ergeljört, toirb Ijier oft 
gerabe ba$ Sßirffamfte. 9Ba$ müljfam erft einjuüben ift, ba« ift 
e* nietyt, auc$ toenn man'« jum ®el)en gebraut I)at. £)a$ ©#toere 
ift eben feine Unnatur, bie itym eintooljnenb bleibt. Da« ©piel 
in ber Sunft ift ettoas fel)r 933t<$tige$ unb bafc bie £>eutfcfyen ba* 
SBort brausen, eljrt iljren Segriff ; e« $at feine SRotlj , bafj fie 
in bie ©pielerei geraden, e$ gilt nur, baß ba« ©#toere leicht 
werbe. 

Sä) Ijoffe aber, ©ie taffen bie SKeffe bruden : £l)8re giebt es 
biele, unb fotetye (ä&ormufif nietyt biete. £ur fctyeibenben SKeffe 
fage xdf auf SBieberfe^en ; 3$nen btf baljin beften £>anf . 2Kit 
ben fyerjticfyften ©rüfcen bon mir unb ben SWeinigen 

3$r freunbf$aftli<$ft ergebener 



Hauptmann, Briefe. 91. 9. 



£«***<!/ bert 8. 2>eccmbct 1862. 

©eljr aeretyrter greuub unb DrbenSbruber! 

üJiit großer greube tefe iety, töte fctyön ba« toacant geworbene 
©ternfreuj feine rechte @teüe gefuuben Ijat utib ttmnfctye bem 
©eber ®tü<f gur guten Sßaijl. ÄSntg SOtoj mag, n>enn fo ein 
SatatrcU)a*®roj#reuj jurüdlommt, fu§ toofyl umfeljen, toieSBnig 
^ittyp IL unter feinen ©ranben, toer am toürbigften fei e$ nun 
iu tragen, unb biesmat tyat er e$ recfyt gut JjerauSgefunben. 5Da« 
Äreuj bleibt, ber Präger toed^fett- äßöctyte ber neue Äreujträger 
es red&t Biet 3a$re ju tragen Ijaben unb feine anbre afe folc^c 
baju. 3flit fyerjttctyem ®ruj$ unb ©Uidtounfc^ 

3tyr freunbfd&aftticty ergebener 



©riefe an $t(in% toim ^olfteim 

gf. ü. ©olficin, geb. fcen 26. gebruor 1826 ju 93raunfd)toeig, jum 
Offtjter auSgebilbet , madjte al$ foldjer ben Selbjug in ©djleStoig* 
$olftetn mit. St tourbe bann ©djüler beS Seipjiger ßonferoatoriumS 
unb tnsbefonbere ^auptmann'S f Icfet nodj je^t in Setyjig unb bat 
ftdj burdj bte, t>on iljm felbft gebidjteten Opern : „ber ©aibefdjadjt" 
unb „ber Erbe ton ÜKorlety", toeldje auf fielen 93ü^nen mit bauern* 
bem Srfolg aufgeführt tourben, fo toie als (Somponift &on ein* unb 
mefyrjttmmigen ©efängen unb SBerfen ber Äammermuft! einen feljr 
bebeutenben tarnen erworben. 

(«Paul'« ßejicon.) 



Setyjifl, bat 21. gebr. 1853. 

SSere^rter £>err oon §>otftein! 

3$ Ijabe ni<$t geglaubt baj* es fo lange ft$ fcerjteljen toürbe, 
bt$ ©ie auf 3fyre bertrauenbe unb freunbUctye 3 u T^«ft eine Slnt* 
toort erhalten toürben, unb ©ie toerben e« faum ju erftören unb 
ju entfctyulbigen finben fönnen, bafj über fec$8 SBoctyen Ijtngeljen 
fottten, elje fiefy bte3eit jur ©urcfyftcfyt 3tyrer Oper unb ju einem 
Urtljett fcarüber geboten, ©o lange Ijat e$ auefy titelt gewährt bi$ 
iety Sljre Partitur angefetyen, nur ju einer genauem ©nftcfyt 
»oflte e$ ba$ £age«gef#äft unb u>a« aufjerbem nod) ©ringenbe« 
unb 2lbljattenbe$ entgegentritt, ntc^t lommeu laffen. 2lud& \t%t 
barf ic$ no<ty ntd&t fagen baß icfy 3fyre Oper in aßen Steilen 
genau fennte, t<$ Ijabe aber mehrere größere ©tüdte aufmerffam 
gelefen unb bie gactut bes ®aujen fotpeit e8 bottenbet ift über* 
feljen. Um eine noc$ beffere Ueberficfyt , auefy be« bramatifd^en 

6* 



84 

©ange« ju gewinnen, ijätte icfy \x>oty genmnfcfyt fca« £ejtbud& 
ju tyaben, e$ tft fdfa>er e« au« bcr Partitur allein, n>o bie 2Wufif 
nrieber abjieljt, jufammen ju Icfcn. Das ift'S aber aucfy ni$t, 
n>a$ @te »on mir bcurt^ctlt Ijaben tooöcn , fciefmeljr btc SWufif 
an fufy. 3n btcfer nun finbc iä) t>pr 2Wem ein rectyt tüchtig ted&* 
nifcfyeS £alent, eine große 8eid)tigfeit bie Situationen muftfalifefy 
ju faffen unb ben muftlalifcfyen ©ebanlen ju geftalten unb au«* 
auftreten, in ben ©ingftimmen loie im Drcfyefter Ijarmonifcfc 
unb melobifcfy guten Fortgang unb metrifd?e93erftanbli<$feit. Das 
fönnen für eine genriffe mobeme AunftanfUtyt weniger bebeutenbe 
Dinge , Ja gar toofy bloße Sleußerlictyfeiten freuten ; — biefer 
Üfteinung bin itfy aber eben nicfyt : es finb bie notljtoenbigen ©e* 
tingungen unter benen erft ein 3nl?alt fid^ fünftferifety barftefleu 
fann unb oI)ne bie es auefy ber reichte poetifcfye ®e$aft nicfyt fann, 
ber xootfl immer baS Srfte unb 8efcte bleiben toirb, bie betebenbe 
©cetc , bie aber boefy eben bes vernünftig orgauifirten SörperS 
bebarf, fiety barin auszuprägen unb mitjutl)eilen. 8fe<$ biefen 
poetifd&en ©eljalt finbc icfy in 3tyrer Sontyofition bebeutenb , toie 
icty's f#on in ben Siebern fanb bie id) früher von 3I)nen gefe^cn 
l)abe. 3n biefen toar aber bie StuSbrudStoeife naioer unb birecter. 
Die Oper tft meljr in bie formen unb bie $$rafeotogie gefaxt 
roie tt)ir fte au« ber neuem beutfc^franjöfifdHtafienifcfyen Oper 
fennen, unb »ie fte jefct, für bie beutfetye Dper, nur in toentg 
glüdtticfyen gätten fiety noety ju galten »ermag. ©o toenig ictyunbe« 
bingt mit Slflem ber neueften ©eftrebungen in biefem ftaty ein* 
berftanben fein lann , bie eben baS Äünftferif <$e, bie Sebeutung 
biefeS SßorteS im engeren ©inue genommen, ganj jurüdffefet, 
unb baS $oetif(fye allein matten laffen möchte, fo fctyeint es boefy 
baß eine {Regeneration berDper ftcfy notljtoenbig jeige. Die $er* 
fömmlicfyen muftfalifcfyen trafen unb Lebensarten tyaben leinen 
SReij , feine griffe mefyr. ©o fefyen toir auc$ bie große üftenge 
beutfcfyer Opern, bie gar ntctyt arm an guter äWufil unb an ernfter 
3ntention finb, fo fourloS vorübergehen. — 3Kan begreift !aum 



85 

»o unfre Sompouiften nodfr bie Suft unb ben 2ttuÜ) l)erbelommen 
immer »ieber Opern ju berfud&en, iljr Sefte« an <£ta>a$ ju »en< 
ben »a« fogteid^ »ieber in bie SScrgeff enljeit übergeben »irb ; 
unb fetbft unfre anerfannten teompomften Ijaben fiefy feiten eine« 
anbem (Srf otge« ju erfreuen. 35on SÄarfcfyner*« tiefen Opern I)aben 
fty j»ei erhalten ; Don ginbpaintner ift nid&t eine auf bem {Repertoire 
geblieben; ebenfo bou 9feißigtr unb mannen anbem bie ju ben 
befferen gejäljlt »erben, ©elbft &on ©pofyr'« je$n Opern »erben 
nur j»ei gegeben. <8« »irb immer bon neuem berfud&t, immer 
»ieber mit großer 3uberfictyt be« ©lüden«, unb boefy immer »ieber 
auf biefelbe öerunglücfte ffieife. 3d) glaube nicfyt baß ffieber'« 
greifctyüfc an fpejiet ober abfolut muftfatifetyem Sßertlje um fo triel 
Ijöljer »ie biele anbere Opern fteljt, al« er eine fo biel größere 
Ityeitnaljme gefunben fyat, e« »ar aber ni$t bie Ijunbertfte Oper 
}u neununbneunjig borau«gegangenen, »ie man e« bon fo man* 
cfyen fagen lann. Oljne etwa« 9?eue« fein ju »ollen, »ar e« 
et»a« State«, »eil e« frifety empfunben, in guten »enigften« ju» 
läffigen formen au« bem ffiefen ber ©a<tye gefüllt unb gebifbet, 
nietyt naefy fcfyabtonenartigen ©efttmmungen hervorgegangen ift. 
3n »elctyer ®eftalt fo St»a« toorfommen mag, e« »irb im $rin* 
cip immer ®lu<f « 3bee bon ber Oper »ieberljoteu, ber in feiner 
3eit auf et»a« Unmittelbarere«, Urfprüngtid&e« jurüdfjugeljen 
ba« ©ebürfniß Ijatte unb bem e« bei feinem ®enie fo gelang, 
baß »ir jefct, nad& faft ljunbert Sauren, feine Opern im ©efent* 
lidfreu no<$ nietyt beraltet finbeu unb noefy mit greube Ijören. 
©eine ÜRufif ift immer neu , »eil fic nie mobern getoefen ift, 
fonbern nur »aljr, unb baß ba« äBaljre immer neu föetne, baffir 
ift bur$ ba« üttoberne ieber ®egen»art geforgt. <St»a« »e* 
niger ÜÄobernität »ünfctyte ic$ auety Sljrer Oper, aber aufrichtig 
Fann ic$ fagen, baß i$ bebeutenbe« latent barin finbe, in 6on* 
ception unb Darfteöuug, unb baß mi$ bie gef^idteöe^anblung 
ber tec$ntf#en ÜÄittef überrafetyt unb erfreut $at. ©enn bie große 
Neigung jur 3Äuftf ©ie in feinem anbern ©tanbe 3fyren ©eruf 



— — 86 

fintai (äffen wifl , f o wirb in Syrern 8aUe gemif weit weniger 
abjnratyen fein fw$ tyr jn w tonten, oft i($ e* fai bielen anbem 
mir aorgelommenen gäßen e^rlic^ gefunben tyabe es jn fljftn. 
88a* ®ie aufgeben für 3tyren ©tanb, imb wa* 3tyten ber nen* 
juwä$lenbe ffit 3fa*fl<$t baffit bietet, $aben ®ie fi$er gtßnbCi^ 
bebaut. SDWr wftrbe e* au<$ nu$t jufommen 3tynen ba$ ju be* 
benlen jn geben. 33on $erjen wfinföe i$ aber, baf? 3|nen ber 
nene ©ernf , wenn ®ie i$n »fielen, fortan -ein gfötfbrtngenfcer 
werben mbge. Utic^t *>on äußerem ®lü<f f pttdft tc$, fonbern oon 

innerer 3nfriebenl)eit. 

aufrichtig 

3$r ergebener 

Wl. Hauptmann. 



Seidig, bett 1. Xpxil 1853. 

®eeljrtefter $err &on $otftetnI 

Die Ofterjeit unb wa« iljr junäc^ft *>orau$ge$t bin i<$ burdfr 
fo vielerlei in Sfafprud^ genommen, bafe ufy ®ie bitten mufl , müf 
fcamit ju eutföulbigen, bog i$ wieber fo fyät antworte. Da 
Sie 3$ren ntotyften Stafentyatt in Setyjtg nehmen wollen , finbe 
i$ e& ju bebauern, baf? ©ie jefet gerabe in eine 3citfommen f wo 
aBeSWuflf, mtt«ta«na$me ber Oper, berftammt. «Bte mußt* 
rei# ber ©toter $ier ift, fo ift ber ©ommer befto ärmer an 
5ffentßc$en ^robultionen. &rm ©tobium werben ©ieatferbing« 
bann im fo nngeftbrtere SRufce ftoben WJnnen. — Sfenn i($ bei 
bemfetben 3$nen be#Ufli$ fein tatin , f o werbe ty e* mit 8er* 
gnflgen tljun. Den eigentlichen U«ferru$t feeföränte i# aber 
gern auf bie reine $armonie* unb ©afcleljre. Da* ift freilty 
nur, wo* bem SMofer MeÄewttaijj ber 9tetar feiner ®egenf*tabe 



87 

unb ba* fat*%Aä)Mn ift. €« ift utd^t bie (Sompofitum im »et* 
tcre» ©iune. 2Bie aber aud^ unter bem fattenret<$ brapirten 
(£fe»anbe ein lebensfähig gegüeberter fiötyer ju ftnben fein muß, 
fo »irb ait$ bie jeilen&oHfte Partitur ein $armouifc$* nnb me< 
trifd^orgatttf($<georbnete« ®e»ebe enthalten muffen. Die fünft* 
tertfcfc öebtugung im engeren ©inne. Der 8aie »irb fu$ t$rer 
ut$t be»ufct tote be« ptfanten »eije« ber „fd&önen ©tetlen" — 
er empfmbet fte aber in ber ©efammtiotefung ; er »eifj fie nicfyt 
ju fc^ä^en , aber es erptt fu$ ilpn auf bie Dauer bo# nur fca« 
»<rfl>, »o biefe Wnftterifc^e ©nljeit innewohnt. <£« ift bie SRulje, 
in ber bie teibehf#aftlic$e ©e»egung erft ju äftfyetifd&er ©eben* 
tnng lommen lann. 33on bieten neuen unb neueften Serien bfe 
ft<$ nur in abfotuter 8eibenfc$aftlic$feit gefallen , ift ber Stengel 
eine« fotdfcn erjten #alte« auä) bie ürfad&e ber furjen geben«* 
bauer, auc$ »enn fte beim ßrfd&einen augenbtidflicty brillanten 
©ueeeg fauben. @« ift »ie ber jufammengebunbene ©lumen* 
ftrauß ber ofyvt bie nfityrenben Sßurjeln balb beweflen mvi%. 3n 
3$rer2Rufif, f*»eit ic$ fie au« ber Oper Ijabe fennen lernen, ift 
ein feljr uaturftcfyerer ©inn für Ijarmonifttye unb metrifetye ®e» 
ftaltung; »ie»eit e« juglei$ tec$nifc$ be»ufjte @ictyerl)eit ift, 
»eif iöf nietyt. ffienn eine perfoecttoifd&e 3 e t#nung correct ift, 
Ijat man ni$t banaety ju fragen , ob ber 3et$ner t>k tljeorettfd&e 
Äenntnifc ber ^erfoeettee befifce ober ob er mit bem fidleren ®e* 
füllte allein fo richtig arbeite. S« »irb aber auety ber ©efcfyidftefte 
in gäHe fommen »o iljn biefe unbe»ufcte ©id^er^eit öertäfjt, »o 
er bann ba« ®efefc unb bie Regeln ju Statte jie^en mu&, »o 
et»a« iljm felbft nid&t tlar »erben »tlt unb er es ft$ mufc er« 
fl&ren, auf ben ©runb jurfidtfüljren lönnen. 2Bo baju eine 
9fau$l)ülfe nod& nötljig ift, lann i# 3fynen melleid&t bel)üflic$ fein. 
gür ba« praftifd(f £ed&nif($e, namentlich für ben Orctyefterfafc, 
»erben @ie bei änberen befferen 9tat$ ftoben. Sollten @ie Jefct 
eine anbere Oper fd^reiben unb ftety baju unter eine ftctyernbe 
Ob^ut begeben, fo »ürbe i# am tiebften ju ©poljr ratzen. 3$re 



88 

<gigent$ümßd£Iett würben ©ie babei bo# betoatyren tonnen. 
@p. ift bnr<$an$ nicfyt einfeitig in bero Urzeit aber <ßrobuf« 
tionen Stoberer nnb »erlangt ni$t baß fie ben feimgen SJjnticty 
fein fotten. @o u>cig er iefct ba« ^Jofttit>c in ber 2Bagner'fc$en 
SDfaft!, bie ber feinigen fo fel)r entgegengefe# ift, bo<$ fetyr ju 
fcfyäfcen, toie er eben au$ tyre ÜRängel ntd&t berfennt. S$ lann 
für bie praftifd&e ^robnftion einem jnngen SKufiler n*r üon 
größtem Sftufcen fein, einegeit nnter ©potyr'ä Seitnng jtt arbeiten. 
Sr bereinigt 33iet, toa$ bei änberen nnr einiefo ju finben ift; 
toenn er au# bie »iffenfc^aftfi^ tljeoretifcfye Senntniß ber ©aetye 
nicfyt in grünbüctyftem ©inne beftfet. 3$ mö<$t£ baß ©te ganj 
naefy Neigung nnb ©cbürfniß tüäfytten unb baß ©ie Ijier titelt 
etn>a$ erwarteten tt>a$ ©ie bort beffer finben. SQftt bem ti>a« icfy 
Sljnen Reffen lann, bin i<$, tote fc$on gefagt, gern bereit. 

$o$a$tung$bott 

3fyr ganj ergebender 
9R. Hauptmann. 



»riefe an Ott* %affn. 

£>. 3afyn, geb. ben 16. 3uni 1813ju$iel, einer ber berühmteren 
^«otogen unb«r^Sologen®eut^lanb«^atfl^ fftr bteSKupf burefy 
feine SBiograpfyieäÄojaif« augerorbentlidj t>erbtent gemalt. Ate mu* 
jtfalifdjer Äiitifer toar ev mujlerbaft. Son feinen Sompofttionen fmb 
?ieber erfdjienen. 3afyn toar 1845 ^rofeflor in ©reif«t»albe, 1847 
^Jrofefjor ber ärdjfaologie in 2eipjig, au« toeldjer ©teflung er 1851 
toegen feiner SJetljeiligung an ben Untren in ben 3aljren 1848 unb 
1849 entfoffen »urbe. 33i« 3U feinem lobe, foeldjer tyn am 9. ©q>* 
tember 1 869 ju ®öttingen ereilte, toar er ^rofejfor in ©onn. ©eine 
Serbienfte um bie Äunjt ftdjfem il)m in ber mufifaüfdjen 2Belt einen 
unfierblidjen Flamen. 

($auf* 2e$tcott.) 



£ctyjt<|, ben 16. $ec. 1855. 

Sieber bereiter greunb! 

3$r erfter Sföojartbanb naljet ftety nun feinem äbfd&lufc, e$ 
geljt Jefct fetyarf bamit, faft täglich lommt ein neuer Sogen — 

üßeinen JjerjUctyen ®lüdfa>unfd& jur 

Sotfenbung biefe* erften Steife*. <£$ jledft Diel arbeit mit Dieter 
Siebe barin unb e« maetyt 31jnen ba$ Sliemanb na<$. 3Bie t>teC 
fei#t«* ijV$ »oljl mit ^nt^ufiaftifc^en trafen ju betfa^ren »ie 
Dußbif<$eff ober mit fefbftgemad^ten $tftotien n>te 9toc#ife. 
©ei 3$nen ift man immer auf feftem ®runb unb ©oben, man 
ffot öon $au* aM SRefoect fiox bem gletfc unb ber £reue unb 



90 

nimmt fd&on barum cm Sntereffe an bcr ©efored&ung anä) folc^cr 
®a<$en, bie man fetbft ni<$t fennt nnb oiefleid&t nie tofarb fennen 
lernen, tote e$ \a faft atte in biefem Söanbe befprocfyenen finb. 

3n bem ©u#e toirb nidfrt äße« für äße fein ; mancher gefer 
wirb man<$e« überfragen tootten. Da« tifut aber gar ni#t«, 
für 33iete Bleibt*« ein ®c$afc, ba« barin finben ju fönnen toa« e« 
enthält, biefen ftetigen SSerfotg einer Jöübnng«gef<$id&te jum 
3t(Ierl)3$ften hinauf, nrie man fie fonft ntc^t toieber finbet, nk&t 
in ber SBirllictyfeit unb nid^t in ber Darfteflung. Unfere Jungen 
ftitnftfer »ollen immer 8fo|*erorbentti#e«, bantm fommt ntdfrt* 
Orbentficfc« jn ©tanbe. Die Vetteren gingen t>om Drbenttid&en 
au« unb brauten'« bamit biet beffer jum 2faf$erorbenrli<$en. S5on 
Anfang herein ift, toa« au<$ bie ©rotten ber früheren £eit ge* 
ma$t $aben, eben ntctyt anber« unb toiü au<$ n«$t anber« fein 
ate e« fiberljaupt in ber £eit gemalt umrbe, bon ben Äibern bie 
fie refpectirten, anertannten unb oeretyrten ; man faty an ifynen 
hinauf, $eut fteigen fie il)nen gleich auf bie ©futtern. Dort 
bilbete fity aber juerft eine £ec^nil au«, bie auefy bei ben ge* 
ringeren latenten fixerer nmrbe al« fie e« jefct bei ben borjüg* 
tieften ift. Die Äünftler lernten borerft tljr $anbtoerf , toorin 
unfere bi« an« Snbe ttmtö Dilettautifctye« behalten — leinen 
au«genommen — mer Knute jefet tooljl eta>a« machen mie bie 
Keine 2Wojarff#e Cdur-üÄeffe mit 2 $oboen, trompeten unb 
Raulen? 9lid&t 3Renbet«fol?n, nic^t ©pe$r , unb ba« ni$t weit 
fie oon 2Ro$art ift, trar »eit fie Don einem gertigen au« jener 
3«t ift, ben» i<$ meine ni#t tyte poettföe Qualität, nur. üftt 
natürß<$e, mgefwipe fixere gactut, an ber au$ nietyt ba« @e* 
rutjjfte ju »et& w bern toftre o$ne ettoa« offenbar Ungefc^idte« ba« 
bei jn t$un. S9on nnferen fcomponiften §aben bie iüd&tigften fi($ 
n>o$( an<$ ein geioiffe« fixere« savoir fäife angeeignet, bat man 
gut fhjben tann, e« ift bann aber rae$r iljr eigne« (gtgentyüm« 
(id^e«, tooran man fie barni aud^ gfcid& erlernten tonn, toa* am$ 
Ämter fo matyn barf o$t e ^togiatpr ju »erben. Do*>on tonn 



91 

bei jenem, n>a* iäf in ber Cdur-äReffe meine, gar nitybie 
SRefce fein : ba$ fmb ferne iRebenäarten, ba$ ift bie ©pradfre an 
fk&. <£« ift faum ein ®ffi<f für einen jungen Somponiften, in 
einer £eit fic$ ju Bitten ttrie bte unfere, in einer Sttmof^äre ober 
£)unftfret$, wie ba* SBort im SDeutfdfren überfefct timt, nrie bie 
un* iefct umgtebt, — es lernt leiner rein fityreiben: n>ie foöen 
aud& unreine ungefunbe ©ebanfen einen reinen Hutt>ru<! fu<$en 
unb fmben ffamen? 3ft e* aber nid^t umoatyr im $8<$ften ®rab, 
toeroi ein bummer Heiner 3tmge ©d&merjgefüljte bon fi$ geben 
»itt, ber mit C- unb Gdur-Slccorb aöe« müfjte ausfyrecfyen 
ffomen, toaf er ju füllen bie Statur $at. ©oettye fagt emmaf: 
„<£$ ift lei<$t fpred&en toenu man nid^t* ju fagen Ijat" — ba* 
mag maljr fein, besljatb ift'« gut, bafc totr fprecfyen fernen, tfy 
ttrir f$tt*r tüt«jufpred^enbe« ju fagen (jaben, aber nidfrt mit 
JRefcenSftrtßn, fonbem mit natürli<$ einfachen ©orten, oftie 
„bemungeactytet*, „jtoar", unb^nt^ttbeftotoeniger^toieftebieRnb» 
fi$t$efce mdfri brauet, fo »enifl afe allen Ijarmoniföen, enljar* 
nwniffyen unb Än^armcnifc^»mefobietofenS)unftunfere«UHfinb* 
lid&en mufifafifäen 3ungtlpmt$. Sttit bem tyarmonifcty unlfaren 
SBefen geljt ba$ metrifcfy unKare gleiten Sßeg, ja c$tfttoolj{ 
ittnerlk^f* Sin« mit ilpn. gür gefunbe* fetbftftänbige* SWetrum 
ift ber ©iun fo toenig ba als für gefuttbe Harmonie; man fy&ri 
riftfipnij$e®ruw>en unb trafen, aber leine fcerftänbßd^e $erio* 
be*. Sonnte man nur fo($e 3lbfurbit8ten, ttrie fte fo ^fiuftg bor* 
femmen, anf irgenb ein« anbere, pd^tbare ober $anbgretfßc$e$Beife 
barffttten, b*S Äunftni<tyt« müßte auä) bem ©omfeteften offen« 
bartoerben in biefem ,,©ebalj*en".— Um tiefet 3uftanbeS ttriöen 
M» es nun au<$ gar fifcr erftarfty, bat 3$r »«# fotx aWojart 
eben Jefct tooratt. 3fc$ fre«* mid& auf bie gortfefcuug, bie uns 
$n tu belannteren Spionen »eiter führen wirb. Störten @ie 
3* Jjaben rectyt raf$ batnit »wrjuge^ew, unb bann, toen« btifer 
DoBenbert ift, an ben ©eet^oöen, enbl«$ <*u<$ an ben $afybn — 
e* »Sre gar yi föö« btefe U)ro öon tyran ju Ijaben. 



92 



£tiJW<J, ben 30. 2>cc. 1855. 

Sieber aereljrter greunb! 

©eit meinem legten ^Briefe, unb j»ar batb mü) beffen 816* 
fenbung", ift mir 3tyr erfter 23anb äßojart mit 3ljrer 3ufc$rift 
gugefenbet toorbeu; ob festere jugteiety eine ätottoort auf bie 
meinige toax, toeifc i<$ ui<$t, e« fommt au<$ Sticht« baranf an, 
fie Jjat mic$ feljr erfreut. Sbenfo ein ©fifedjen am ©cfyfaf 3tyrer 
äJorrebe, ba« i<$ bei ber föemfton ni#t gefunben $abe, ba« mid& 
barum bei (Smpfang be$ Sucfye« um fo unmittelbarer mit freu« 
biger 9tttyrung auftreten mu&te. 3ty Ijabe nun fetyon in bem 
SBucfye biel Ijin unb mieber gelefen; bamit fann 3fynen nid^t 
gebient fein. Slber bie 2Bei^nad^t«jeit tagt e« toegen ©orge für 
Sirene unb $au« eben nicfyt ju einem anftänbigen ©ifccnbleiben 
lommen, e« mufj baju eine ruhigere, bis naety SKeujaljr abgewartet 
n>erben. 3$ Ijöre aber fcfyon bon Sfabereu, ba& fte tfyrc greube 
barau Ijaben. <£« tft eben ein Sßuäf , bei bem SRid&t« barauf 
anfommt, u>a« biefer ober jener babon fagt. (£« tft in feinem 
ffiert^e ba unb nrirb iljn bewähren. 

3$ ijabe, gtaufr' ic$, fetyon früher gefagt, baj* e« teiltet 
fei, ©eetljoben atö ättojart genial ju finben, &>m Ijabe id& 
einen ©rief bon *., ber mir ba« nrieber beftätigt. &toox ift 
ba nid&t bon äftojart gegen Seetljoben bie {Rebe, fonbem gegen 
ipafybn. *. $at eben ein £rio tum $atybn gehört, unb ba« 
geljt tym nun in feiner Sftaioetät über atte« toa« fonft nur 
ba ift. 9totürß<$ auc$ über atte« bon 2Rojart, ba« fyeifct eben 
über äKojart'fd&e Äunfttoeife. $atybu ift mannigfaltiger, unge» 
bunbener in ber gorm, atö ber auf itaßenifcfyem ®runb gebilbete 
ÜKojart. S)iefer ift auc& t>on frü^efter Seit fünftterifö kauf* 
fidfrtigtjmb erjogen »erben, u>o £atybu tooljt meljr ani ft$ fettft 
fic$ $at $erau«bitben muffen, äßufter tooljt gehabt Ijat, aber 
feinen ©d^utmeifter, ber ifym feine fijercitia comgirt unb ein» 



93 

gefctynürt Ijat. <S« ift bem Ijoljen ®enie ©eiber ju banfen, baß ber 
(Sine in ber ©d&ablone bie greiljeit, ber Stnbere in ber Unge* 
bunbenljeit bie gorm gewonnen $at. ©eibegrofc, lonnte bod& 
ber (Sine ni$t »a$ ber änbere lonnte, ÜRojart leine ©d&dpfung 
nnb 3aljre«ieiten, #afybn feinen Don 3uan unb gtgaro: ba* 
feilte, ^flanjcn^aft auäemanber Ijeroorgetyenbe ®ebitb ift äWojart 1 * 
9totur fremb. SBenn wir nnn irgenb eine Slrie and einem ber 
beiben $atybn'f<$en Oratorien betrauten, fo gelten fie eben tote 
bie *egetabi(tf$e ©itbung in fteter folgerechter ßntwidfetung *om 
Slnfang naefy bent <Snbe, bom fteime bi« jur ftxnäft, oottftänbig 
befriebigenb, benn fie fprecfyen eine gefnnbe SRatnr aus, bie eine 
grof e ÜBannigfattigfeit, föetnbar SBiüfür geftattet, bie aber in 
äBirfßd&feit nietyt ba ift, benn awf bem Styfetbaum warfen feine 
9*üffc ober Rannten , bie auefy £atybn nicfyt Ijat baranf warfen 
(äffen — (Ijeutjutage freiließ Ijat man'« in ber Homologie weiter 
gebraut). Dtefe fproffenbe 2ßannigfatttgfeit ift bei SWojart 
unmöglich : wenn e$ aw$ bei Jenen Strien bie £e$te fein fottten, 
bie ju ber fortgeljenben Formation geführt Ratten , fo würbe 
äRojart, wenn er fie überhaupt componirt tyätte, fie in eine 
mufifaßfd&e ®eftatt gebraut Ijaben, bie ni#t b(o$ <5tamm unb 
3weige, ©tätter unb ©Kitten, fonbern bie $anb wnb gufc tyatte; 
benn einen Unterfcfyieb tote ben jwifd&en begetabißfefy unb anima* 
(if$ organifirter ©Übung Wnnte man Ijier woljt auSfyrecfyen: 
jene, bie nur fortgebt, biefe, bie in fi<$ jurüdfge^t unb für \xd) 
ba ift. 3n gewtffem ©inne m5#te ba« au# ber Unterfd&ieb ber 
guge unb ©onate fein : in anberer Srfcfyeinung be$ germanifcfyen 
unb gried^ifd^en ©aufttyte — ein gottyifcfyer J^urm möchte immer 
no$ Ijöljer hinauf, mit ber ©ante unb ifyrem ®eba(f ift bie $i^e 
abgefd&toffen, eben tote mit bem fiopf bie 2Renf$engeftatt, e« 
fann SRictyts weiter barauf fommen. £ier tft aber überhaupt in 
atfen ©erljättniffen eine gefefcticfye ©eftimmung gegeben, ba$ 
(ginjetne fann ft# nur im ®anjen, ate Iljeit be« ®anjen bilben 
unb geftatten. ©o ift auety 2Wojart, fo bie Italiener im befteu 



94 

©hme; ber reijenben freien, an ba« Sßiflfifcfid&e fttetfmfreti 
3Kannigfatttg!ett ftab bamit ©dfrraufen gefefct, bafür ift bie ein« 
$ett«*oöc ©dfc&nljett eingetreten, et»a* 3beale«, ba« im (Sangen 
gefaft fein nritt, jn beffen ©d&äfeung aber audfr ein fdbffc etn^eit* 
tid&er, ein $arm*nif$ gebttbeter ©inn ba fem muff, ber nh^t „ein 
©tüd in ©tüden", ber einen 8etb in feinen Oßebern »iß. Dafc 
SKogart Ijier nictyt at« reigto« , £°tybn ntdfrt ate einJ>eit«fod be* 
getestet fein foß, öcrftc^t fid^ ömi fcfibft. tteberijaupt lommt e« 
nur ton V* entljufiaftifd&em 8lu«faß Ijer, bog gerabe gfctföen 
ÜWogati unb fxtybn untertrieben tt>erben fotfte. ffienn man aber 
im 5Reueften meint ans ber gorm in bie Unf erm einen gortfctyritt 
getyan gu $aben, fo ift ba« ein traurige« 3ei<$en fä* unferen 
Sunftguftanb überhaupt. 

Siedet fe^r freue i<$ mi# auf 31jren Seetljoben, n>o mam$e« 
ba emfc^tagenbe gur ©pradfre urirb fommen muffen, namentlich 
too bon feinen legten Sompofttionen bie Siebe fein nrirb. SRatty* 
bem ©ie im SWogart &on ber fünftterifd^en SRunbung unb gorm* 
ooßenbung fo tyod& anerlennenb unb embringtidj beletyrenb ge* 
fprocfyeu Ijaben, toirb bei 33eetljoi£>en, ba too er eben gang ©eet* 
fyo&en ift, n>o er ftcfy abfonbert, tote ba« in ben testen ©a$en ntdjjt 
abguleugnen ift, toofyt &on einem Uebermajs poetifcfyen 3n§alte«, 
bem e« noefy nicfyt überaß gang gelingen tt>iß fid) fünftlerifcfy fer» 
mal gu geftalten, bie SRebe fein fönnen. frier wirb ©inem audj 
ber „©ä^rung«progeg" nicfyt immer gang erlaffeu, mie ©ie e« an 
äÄogart rühmen- 2Bo na$ einer in SBerfnJd&erung abgelebten 
3eit bon einem ®eniu« neuer poetifcfyer ©toff in bie Sunft ge* 
bracht nrirb, fann er ntcfyt fogteidj auefy in funftredjtferttger gorm 
erfreuten, bie alte ift nicfyt gerbro<$en, fte ift aber gu eng, tpifl 
au«ge»eitet fein, giebt ftcfy Ijte unb ba auefy tooljt au«einanber, *oo 
ber 3nl?att überquißt unb fi$ mie Sa&aftrom $lafc im SBeiten, 
Unbegrenzten mad&t, bi« er nrieber bedungen »erben fann. @« 
ift reetyt leicht fagen, bafc in ber ftunfit ieber Snljalt feine gorm 
felbft bebinge unb ftcfy mad^e, c« ift aber ebenfo btlettantifcfy gu 



95 

glauben, bamit etmas gefagt $n Ijaben, unb ju meinen, e* fei 
bem Sünfiter bei fcer erfteu 3bee etued «uuftmerfe* 3ttte* gleich 
fo ftje unb fertig, »ie e« in feiner SMenbung bem #8rer pro« 
bucirt mirb, jebeä arbeiten unb Senfcern baran fei nur SWangel 
an ®enie, Hefe« ffttyje in fcer Söegetfterung nur g(et$ ba$ Äed&te 
finben. SBenn e$ na<$ afler Sfcbeit fo getoorben, baf bon leiner 
Slrbett ettoa« ju nterlen , f o ift bad meljr bie ©pifce fcer Soßen« 
fcung, fcie aber o$ne arbeit Seiner meidet, fie totß nur eben 
toteber aufgearbeitet fein, nicfyt nur jur ted&nifd&en, anöf jur ibe* 
alen !Dur<$bilbung be8 2Berfe$ : beun anty bie 8eibenf$af* mü 
verarbeitet fein in bie tünfttertföe ©eftaltung , ba§ fie ni$t mit 
ntateriefler ©<$mere auf uns tafte: baß fcer ©dfaterj un* greube 
machen fönne; nid&t in Xipxlncfyml ofigleit r aber in Sfafdjauung 
einer Harmonie, in ber bie T)tffonanj fiety löft im {(einen fiunft* 
ganjen, mie fie in ber SBtrftid&Iett fidj löft im großen SBettganjen. 
2Bo mir gebrüdft , gemartert unb jermatmt weggeben fcon einem 
Sunfttoerf, ba ift fein ©d^öpfer immer fein red&ter Äünftfer 
geioefeu, tote biet er ft<$ audj bünfen mag, uns um fo viel mefyr 
aufzuregen, als e$ bie claffif<$en SWeifter tfyun. 9ßa$ getyt miefy 
am (Snbe ber troftlofe Sammer eines ßomponiften an, ic$ toente 
mi$ lieber toeg baoon, toie jener ©ut$$err , ber einen lahmen 
jertumpten ©etiler in feinen £>of foptmen fafy, bem ©ebienten 
fagte: „Soljann, neljm er einmal bie ^Jeitfd^e unb jage mir ben 
Sert oom $ofe, ba$ arme £ljier jammert mic$ gu fdjr !" — 



Seidig, ben 17. Hpril 1856. 

ßieber oereljrter greunb! 

©ie bie unbefestigten Seute ben befd&äftigten oft mit 33e* 
fudjen jur Saft faßen, fo fann'S tooljl mit ©riefen gefd&eJjeu, unb 



wenn xöf fd^on hiebet mit einem f ofdfren fomme, fönnte 3$tien 
woljt ein tetfeß: „©efen, ©efen, feib'ß gewefen!" entfahren. — 

SDaß 9. Sieb [fcer ßompoftttonen p Sfouß ©rotlj'ß „Quid* 

born"]*) ganj außjuf<$eiben, würbe icfy micfy bo<$ bebenfen, eß 
tonnte äfobero leicht ein fcorjfiglidfr wünfctyenßwertyeß fein, jefct 
werbe t#ß wenigftenß barauf , fobafb \ä> baß #eft »riebet be* 
fomme, mit aüer Unpartetlictyteit gegen ben erften Sinbrudf 
wteber anfeljen. ©ei bem erften Sieb, baß mir befonberß lieb ift, 
baß mit bem {Refrain „Seljann, id& mufc fort/' n>oDte mir immer 
ber muflfafifcfye Slußbrudf eben biefer $$rafe nic^t ganj baß föe<$te 
treffenb fd&einen , id& mochte eß aber in eignem 3ntereffe Der* 
fuctyeri wie i<$ woüte, eß tarn fein paffenberer, unb — eß ift aber 
au$ gar ntd^t möglich, biefe SBorte in bem ©inne nrie fie gefpro* 
äftn ftnb, ju fingen, eß finb 93erfegeu!?eitßworte, bie in ber 
Siebeßangft, für ben Slugenbfidf toßjutommen, otyne irgenb eine 
©efüljtßtljeitnaljme an biefen ©orten außgefprixtyen werben, bom 
SKunbe aöein, nictyt &om $erjen. 2Baß baß üftäbdjen bom $er* 
jen möchte gefagt Ijaben: ,,©a gern, min 3eljann," — wie 
leidet ift ba ber fcoöfte mufifafifd&e SCußbrud ju finben. 2Bo lein 
§erj ift, ift feine 2ftufif, baß wirb ftcfy immer unabwetßlicfy l)er* 
außfteöen, n>o man folcfye SBorte, bie ni$t bon Snnen fommen, 
bie ni$t birecter ©efüljtßaußbrudf finb, in ÜWuftf fefeen f off : bei 
Ifyrifcfyen Sachen, benn bei epif<$en, in ber ©änfelfängerei 
(nicfyt im fd^fimmen ©inne) ift'ß n>aß Slnbreß ; eß fann red^t gut 
aucfy eine ganje ©efd^i^tßcrjä^tung gefungen werben, wo bie 
äÄufif bann fo wenig bem Sfifoßbrutf beß (Sinjelnen wiberfyredjen 
wirb, atß eß bie ©feid&fBrmigfeit beß ©erßmaßeß ober ber 
Strome bei ben aöer&erfd&iebenften Vorgängen in ber (Srjäljfang 



*) Jtteun Sieber au« Äfouß @roty'ß Duidtborn", für eine ©tngpimme 
mit Begleitung be« Sßtanoforte, toon Otto 3a$n. III. Samml. Seidig, 
93rettFotf & $a*rtei. — Sfojjerbem : hieben Steber jc.'\ IV. Sammlung 
(g&cnba. 



97 

fyut f)icr tft Stimmung unb £on bes ®angen baS, feaS bie 
muftfatifdfre ©runbtage giebt, baS gtfif ßge, Unterfd&iebstofe gum 
geften, bie ©ritye aus bcm gleifdfc — um es foeis^aft ausju* 
brüden unb mit ®ef<$ma<f . — ©o ftnb bod& metyr ober toemger 
aüe ©troptyenlieber; man nrirb bei ber Sompofition mofytgem 
bie ©trogen alte bebenten bei ber SKetobie unb Harmonie ber 
erften , aber trgenb einer ©tropfe gu Ounften ben muftfattfd&en 
SfaSbrudf als fetbftänbigen gu Derffimmern, nrirb ein guter Siebet' 
componift nic$t feiert tljun. SÄanctye tyaben es unternommen, 
bemffiiujelnen aüer ©trogen geregt »erben ju tooßen: 8. 8nbre 
j. SJ. Ijat fold&e ausgetüftelte Sieber gefdfrrieben unb in mehreren 
heften herausgegeben, unb Jjat fid& nid&t toenig auf biefe SBeü* 
lommen^eit eingebübet, fie finb aber nie gefungen ttorben. 3<$ 
Jjabe einmal in einer Sieberrecenfion gefagt, bafc es j»ei arten 
giebt lejt in äßuft! gu fefcen : bie eine, feie ber UJpmadfrer eine 
Ityr „in Del fefef, »o jebes äfyfdfren, jebe ©pinbel beS ©erleS 
mit einem £r8pf<$en Del betupft nrirb, — fo bie beclamatorifd&e 
SKufif ; bie anbere, nrie man ben gifdfr ins ffiaffer fefct, — fo 
bie mufi!alif<$e Sttuftf . 3<$ nrill Jjier nt$t no$ einmal fagen, 
toaS i$ als meine äReinung aber muftfatifd^en ffiortausbrudt an 
einer ©teile in meinem ©u<$ Übet $arotom!*) gefagt $abe; 
n>enn man aber 2MeS jufammeu nimmt, u>ie es bie ©rafften 
unb SBeften aller 3eiten gemalt Ijaben, fo fann baS bo$ 
tooljl als SRorm unb {Rechtfertigung mit gelten 



*) 2)ie betreffenbe ©tette lautet : „<S* ift gewiß nur tytö föerjwei« *on 
einem Beftyetüer gefagt, baß bie ^ßocflc in ber 2Rufif fein anbere« fRe^t ju 
baben flehte al« baS, ungefhaft f$lec$t fein ju bürfen. — $oetifc$ na$ 
3nbalt unb fcusbrud toirb fie immer fein muffen, wenn ftc mufWallföc 
2)arfteuung fott gemäßen Wnncn. äRattbef on bat fi$ anbetfölg ge* 
maefct, einen fcborjettel gu contyoniren. — 2>em 3n$alte eine« 2#or* ober 
©^eifejcttel« würbe aber ber mufUalif^e Sudbrud wenig genügen. $9 
tonnte fi<$ allenfalls bie greube an befannten Tanten im erfleren unb 
an &eibgeri$ten im lederen muftfatifö au*forec$en laffen. 2>le Hebe aber 
na$ ibrem SBortauSbrude gu betonen, fte in tyren (Slnjclmomentcn ju 

Hauptmann« »tiefe. St. 9. 7 



98 

£a£ ffat nun alle« eigentlich feinen öejug tneljr auf taä 
juerft Bei „3e$ann , id) muß fort" ®e jagte, e$ frat ftcfy nur 

nftanciren, fann bie Aufgabe ber 3Rnpf fo toenig fein, al« fie tyrerSRatur 
*a$ eben ba« (Sntgegengefefcte $u tfrun ^at: fte trat in ber <$efw)l«frra$e 
toerbunben au«jubrü(fen, tt>a« bte fcerjianbige 3ßort|>ra<$e nur ge* 
trennt au«einanber unb nactyeinanber fefcen fann. SBo biefe toon greub 
unb Seib fortdjt, unb gefonbert erß ba« (Sine, bann ba« Sfabere nennen 
muß, ba nnrb bte ättufif ba* ?etb in ber greube nnb ble greube 
im Seibe au«brücfen fömten unb a»*brü(fett f ollen; nic$t aber ba* eine 
Söort freubtooll, ba« anbere letb&otf gu betonen tyaben. 

2)er muftfalifäc 2lu«bru(f läßt tytertn ben tyractyltc^oettföeu toeit 
hinter ftc$, unb bieSHuftf, tt>o fte nh$t eben blo« beclamatortfdfr, blo« 
toortbetonenb ift toirb immer bte ?oeße P^ unterorbnen. 2)er SBortau«* 
baut tyat an ben muß! alif e$en feinen anberen 3lnftru$ geltenb )u matten, 
al« ben, baß er ni$t toerlefct toerbe bur$ wfterjiänbige, toiberfimtige $3e* 
tonung ; ni$t aber, baß ber muftfaltföe in alle feine (Singetyeiten eingebe 
unb fie mit SEUnen au«jubrü<fen fut^e : benn bie HRuftf betont ben ©efüBt** 
Cimtylex, ber In ben SBorten enthalten, ni<$t bte ©orte felbft 

$>ie SÄuflf ift ber Algebra jn toerglet^en; bie S&ortfrratfe ber 
3a$lenre<$nung. Sa« bie 9ftuftf in allgemeinem 2lu«brucfe enthält, 
fann bie Sortf^ra^e nur at« 23efonbere« au«brü(fen. 2)te algebvatfdje 
gormel ftellt ba« Sneinanber * »eben unb »tmrfen ber gactoren bar: bte 
gactoren unb ba« ^robuet in (Sinem. £>te 3ftbfenw$nung entmeber nur 
bte gaetöte* ober nur ba« $robuct. 3ene fct aber bte allgemeine ©eben» 
taug für uneublkfr Diele ju fe^enbe (ginjeltoertye. ©o ift bie SRuftf . Wlast 
$at öfter« ben 93erfuc$ matten fefan, ben Sntyatt eine« Snfrrumentatmujtf * 
Jtüde« tnSBorten, in einem ©ebtd&te au«$ufyrec$en. $)a« SRefuttat fantt 
nie befriebigenb au*fallen. SBenn ber algebraiföe 2lu«bru<f a + b *» c 
fefet, unb man in äaljlenwerty bafür fefecn toifl 2 + 3 « 5, fo ifl biefe 
Slntoenbung ber gormel atterbing« eine ganj richtige ; e« laffen ftdj aber 
für a unb b unenbli^ »tele anbere SBevtye fefcen, bte c at« eine anbere 
<Summe ergeben unb n>o bte gactorencombtnatton eben fo richtig ben 3nbalt 
ber gormel erfüttt. @o totrb au$ biefelbe SJhifif toerföiebenfte SBortau«* 
legung ftoben fömten, unb fcon feiner toirb ju fagen fein, baß fte bie 
erfööpfenbe fei, baß fte bie eigentliche unb bie ganje ©ebeutung ber SRuftt 
enthalte ; biefe ifl eben auf ba«8efttmmtetfe nur in i^r felbp enthalten, ^id^t 
bie 3Äuflf ^at ben unbefrimmten ©inn: fte fagt einem Seben 3)affelbe ; fie 
fortty jnnt 9Renf^en unb fagt nur menföH^ ©efü^lte«. (Sine SWe^rbeuttg* 
feit fommt erfl jum »orft^ein, n>enn 3eber in feiner JBeifc ben ©effl^t«* 
einbmdf, ben er empfängt, in einen befonberen ©ebanfen faffen, n>enn er 
ba« Pffigc SBefen ber iDlüflf flrlrtn, ba» Unau«ft>re<$fl$e au«fprec^ett n>iÄ." 



fo baran gewonnen. 2(u$ bort xoxU iäf ja nicfyt gemeint 
Ijaben, baß ba« &eb, ba biefer ©inn nietyt au«jubrüdfen ift, nicfyt 
foße componirt »erben, unb wie? — ba ift'« tote in ber feßgen 
grau <&pofft ©efcfyicfyte, toie tljr.Semanb gefagt, baß fie mit bem 
größten junger ftd& ju Xifä gefegt unb ba nid&t« al« ^arte« 
gleifcty belommen Ratten, toa« man ni#t fauen fonnte. — „Unb 
u>a« matten ©te benn ba?" — „3a, toir lauten-'* bod&." Daß 
i#« nicfyt beffer ju machen mußte , ate ©ie e« gemalt, $äbt ity 
au# fd&ou gefagt. 

2D2au$mal finb e« audj ©ortfteflungen, 3m>erfionen im 
5Ee£, bie feine mufifaßfcfye ©iebergabe jutoffen, weit bie muß* 
toßjdjtf ^brafe iljre ®ßeber, bie nur au«etaanbern>adMenb Ijer&or* 
geijfen limnen, biefe ntc^t berfefeen (aßt. 3n einem Operntefte, 
ben i# componirte, f amen im SRecitatib bie ©orte bor „2luc$ bu ? 
— ba« finb' ic$ feltfam, ©tywefter !" — 3$ bitte, wenn 3&ueu 
bie Unmögfidfrfeii, biefe „©d&wefter" mufitaßfc$ unterzubringen, 
m$tfogteid& embent ift, einen SRecitattofafe tamtt ju berfud&en 
unb mir Ujn jutommen ju laffen, berfteljt fid& o$ne auf ba« SBort 
irgenb einen enq>l?atifcfyen Stoi«brudf at« abgefonberten 3lu«ruf 
Dfeer bergl. ju bringen ; ben fott e« ni#t Ijabe», e« ftefct fo, baß e« 
eben au# Reißen Knute, „ba«, ©d^oefter, finb 1 i# feltfam;" e« 
würbe aber an feber ©teile für bie 3ftufif im SSßege fein. 2lud& 
jufaramengefefete ©ubftanttoe, bie im Deutfctyen bie Äccente ber 
einzelnen beibehalten, nid^t tote im SRomanifcfyeu ben Slccent auf 
eine ©tette be« pm ®anjen berwad&fenen ©orte« werfen, f önnen 
mufifoßfcfy feljr gentren, wo ein §auptacce»t immer feljr tyer&or* 
fted&en wirb, fo „Siufiebter", wo man mit bemäccent auf „€m" 
f og(et<$ auf „&VMi\it i t>kx H at« ©egenfafc geführt wirb , ber nkfrt 
angeregt »erben fett; (Sin — fiebfer aber au$ »ieber fein 
©etenfßdfre« M u. f. w. — 

2ft. Hauptmann. 



7* 



100 



Seidig, ben 8. Eftat 1856. 

Sieber Dereljtter greunb! 

Buetft mufc t<$ nodfr einmal Don ben Siebern fyre$en, n&n* 
li$ fagen, bat «$ flonj bafür bin, ba« neunte mit aufjuuetymen, 
nid^t bto$ »eil es Slnbere »ünfd&en, au$ auf eigenen ffiunfcty. 
(Sine ganj Keine ÄWtoberung in ben 3Rittelftitnmen ber ^Beglei- 
tung am @$lu$ (jtoei -Koten) Ijabe i<$ mir erlaubt, i$ glaube 
©ie »erben einDerftanben fein, e« ift ganj beftimmte ®a<$e ber 
(Sorrectyeit. Die Sieber finb iebenfatte fdfron in Arbeit, DieHeid&t 
f<$on geftod&en, ic$ f<$i<fte fie foglei<$ , ba fie Don 31jnen tarnen, 
}U gärtet. Da« »ar's »a$ i$ Don ben Siebern ju fagen Ijatte, 
nun »iö xö) Don SÄojart fore<$en (Deroboffd&e Uebergang«* 
formell). 3$ Ijabe eben ben 15. ©ogen fortgefdfrtdtt. Da« 
ftiftortfd^tartfdfre aber bie franj&jtfd&e Oper finbe i$ ganj Dor* 
treffliety, in Dotlfommenem ©efifc ber ®a<$e bdrgetegt; bie SBfir* 
bigung ©tuet'* gang nobel, mit aller änerfennung feiner großen 
©genföaften unb oljne blinbe Anbetung, in bie fi<$ fo triefe auäf 
fetyr gute 2Wufiter hineingerannt Ijaben, »äljrenb anbere »ieber 
nur feine $armonif$en SDtönget aufjufmben toiffen. 3$ erinnere 
mi<$ atö gorfel'* 3R. ©ibt. ber ©efpred&ung ber Spftgeme Don 
®tu<f unb einer Oper „©alter, i$ glaube Don ®<$»eifcer, n>o 
teuere in ben $immet gehoben, bie erftere ganj gering gemalt 
toirb. — SBer »eifj iefct no$ Dom Sßälter, »er »etfe Don beut 
ftrtticu«, toätyrenb bie 3p$igenie no<$ immer gßnjt. Da* ©eur* 
feilte giebt eben au$ eine Beurteilung über ben ©eurtljetlenben 
unb e* Ijeijjt nrie ba« ©u$ bei Sogau fagt: „Sefer tote gefall' i<$ 
Dir? Sefer »ie gefäßft Du mir?" Senn aber ein (Somponift fagt 



101 

er fu$e bei ber Sompofition aor ÄUern gong gu aergeffen, ba§ er 
äRufifer fei — fo totrb ba$ immer ni<$t ba$ gang 9te$te fein 
lönnen , au$ bie Sleujjerung im aflereingel>enbfien ©inne ge* 
nommen. ©enn er bur<$ unb burcty 3Äufi!er ift, fo n>trb er e* 
fo toenig Dergeffen lönnen, ate er überhaupt barem beuten fann, 
er toirb eben »a$ er gu fagen Ijat unb toa« gu fagen ift, nur al$ 
SRuftler fagen fönnen, e$ !ann unb barf äufjerljalb ber mufifa* 
lifcfyen Äunfif^are mit all iljren organifd&en ©ebingungen unb 
®efefcen für iljn fein mupfafifd^er 2lu$bru<f benttar fein. ©iß 
er einen anbero, fo »ergibt er nid^t bto«, bafe er SWufifer ift, er 
t>ergifjt, bafc er tünftfer überhaupt fein foß. 

©te biete« lommt ^ier fcor, »a$ unfere liebe 3*tfunft berührt, 
ja fie in tyrem innerften ©efen ober Umoefen trifft, aber ®fa<ff« 
©etfe bo# ftolg über biefen ftetyen tö&t lieber ben unguföffigen 
SSergleidfr toon $oefte unb 2Kufif mit Betonung unb Sotorit tann 
man nichts beffere« fagen, at$®ie es in bem Sßuty getrau Jjaben. 
®ott fei e"« gebanft, bafj fcon jeljer bie guten Somponiften no# 
ettoaö anbere* get^an $aben at$ bie ©ortcontoure iflumtniren, 
bafc fte, nrie bie ungefd&idften tinber, mit bem ^infel fleißig über* 
gefahren finb unb e$ f o gemacht Ijaben , baf$ toir un$ an i^rer 
9ßufif, mit ber fie bem £e$te geben gaben, noety Ijeut erfreuen 
JSnnen, fco bie ^oefie o$ne biefe ÜRufif tangft ate ÜRacutotur 
t>erbrau<$t fein u>ürbe. Unb ift benn bie ÜWufif Ijier etoa blofce 
„©onberfunft" ? ©enn mir ein ©tüdf au$ einer attogart'fd&eu 
Dper in ben ©inn fommt, a\\Q 5Don 3uan ober gigaro, fo ift'« 
\a bod& nxäft bto$ bie 9Rufif , e$ ift gugteiety bie gange bramatifd&e 
Situation mit aß i^ren ^erfonen unb mit aß ben Seiben unb 
greuben biefer; nur freiließ nid^t immer gerabe ben eingelnen 
©orten na<$ , in benen biefe ausgebrochen finb , fonbern eben 
bem muftfattfd&en 2lu*bru<fe nad& , gu bem bie ni#t immer fe$r 
bebeutenben ©orte gefprocfyen »erben. SDaljer lägt ft<$ wo^t 
o^ne großen ©<$aben ber 5Eejt einer ÜBufi! in anbere Sprache 
überfein, e$ giebt feine anbere Dper; anbere 9ttuftf gu bem* 



102 

fetben £e$t öfter giebt eine anbete Oper unb ba paft bie $arattefe 
mit Kolorit eben awfy ni<$t, benn biefetbe Betonung «i* anberem 
(SoCmrtt giebt au$ no<$ nid^t ein anbete« ©ttb. — Son gttlbern 
ju fored^en, fo ift oot einigen SBonaten bie 5. Siefetimg bon 
8. 9K<$ter'« ©oetlje*3U6»ra ljetau«gefommen nnb jwar mit bem 
©eifafc „©d&fcifc 4 ', atfo aufgehört, benn e« foüte weit me$r teer» 
ben. SReijenb finb immer au$ biefe ©a<$en, wie ade« wo« 9t. 
ma#t ; fie haften aber bon allen SRid&ter'fd&en arbeiten mi$ am 
wenigften angeforod&en, bom Anfang bU jum @nbe, e« ijt mir 
nictyt fo wo$t babei geworben wie bei fo Dielen anbetn. gauff« 
©retten, Sgmont'« Statin finb n>o^t nnt „Söürgermfibd&en" 
— aber wo ift eine ©dfrauf Mieterin, bie fie vctö ganj ju Danf 
barfteClt, ba« ©retten nun gfei<$ gar nidfrt: e« wirb albern ober 
gejiert; unb anbete natürliche SBefen Rieten fie bo$ oft ganj 
gut. <5« tft abet bei ®oetye'« Statürlictyfeit no<$ immet <£twa« 
bahntet, bie Sbee, ba« ©tymbofifctye , unb ba« auf itgenb eine 
©eife, in ber perf&nti<$eu SDarfietfoug »ie im ©Üb, jut örfdfreU 
nung ju bringen ift fo f<$wer, ja biefleid&t unm&gfi<$. ©eint 
8efen unb Deuten Ijabe i<$ ben Dieter unb ba« ®ebi$t bor mit, 
bei weitetet Darfteflung ba« ®ebt<$t unb ben Darfteöer. ®oct$e 
ift, mb$t' i<$ fagen, ni<$t me$r petfönlidfr babei, e« bleibt nut 
bon i$m, wa« et feine $erfon fagen tä§t. 3e metyt et btefer 
ferfon fid& feffift in ben SRunb fegen tonn, befto e$er wirb fie 
®oetyifdi> jn repxobnciren fem, 3p$igenie gewiß biet leichter ate 
©retten , ba et fo biefe« bon bem ©einen muß berfdjmeigen 
(offen, wa« er boc$ in bet ©dfrfyfuug biefe« lieben ®efd&ifyfe« 
babei Ijatte. — 

Den 9tt($ter'fc$en noiben ®oet$efiguren fe^tt e«, fd^eint mir, 
an ©ebentung, benen bet etfteten teffectitten Did^tung an ©firbe. 
$etmann unb Dototfaa— bie ^etfonen fann man fi$ nun ein« 
mal ntyt anbet« a(« ®oet#f<$ benfen, bei {Rietet finb e« gfety« 
gtltige Signren, wie fie überaß am ?lafe wären. ö* ift Wer* 
^aifyt föfimm für einen Sttefttator, für ben jeidfrnenben SRodfr« 



103 

bktyter, b«6 rotr gar f o bestimmte SMlber ber ©oetlje'f<$en Ißerfouen 
in un« tragen, unb bo<$ 3eber n>ol)l nneber anbere, unb Reiner 
bem ttnbern mtt ben {einigen ©enüge feiften »irb. 3^ meine 
freiließ meljr bie toirllicfy tebenbigen <ßerfonen. 8fo« bem jtoeiteu 
3$eit be« Sauft unb ber daf jijtyeu ©atyurgi«na$t tonnte mir 
jetyon Siner ettoa« borbilben, oljne babei mit einem fcefttmmten 
mir eigenen ©Hb tyart anjuftofcen — ja, au« ber (Sugenie tntt 
ten perfonificirten ©tanbe«abftracten aBenfatf« awty — ber 
$»eite 2$eit be« Sauft toare ettoa« für ben ©enelft, ber fu$ gern 
in fafter, abftracter <ßfaftit ergebt. 

<£« ift 3$nen jebenfatt« f#on bie Stnfünbigung einer proieo 
tirten JpänbeCgefeüfttyaft jugefommen, ben ®erbinu« angeregt 
unb mit grofcem ©f er unb oiefer 3uberfic^t be« ®efingen« unter» 
nommen. <§r toar felbft Ijier, ging auc$ noä) ©erlin, um bort mit 
©e$n unb Dr. efyfyfanber gu conferiren. ©frrttfanber Ijat föon 
friüjer, beoor er fi$ mit ®erbinu« Begegnete, biet für eine bell* 
ftänbige $änbelau«gafre gearbeitet, mar betf&aft au<$ längere 
3eit in Sonbon, Ijat fd^on bie ganje £>i«pefition auf 60 &Snfee 
arrangirt, ftir$e, Ctyer unb Kammer; ba« toürbe bie« Unter* 
nehmen in ber ftebaction bor bem $9a$'f$en jum SSort^eit Ija&e«, 
ba »tr iebe« Saljr nn« bon feuern ju überlegen Ijabeu, toa« ber 
gu (tefembe SJanb enthalten fofle unb ba« finbe *on Äflem fe^r 
im Siebet liegt- dagegen bringen toir SSiet , bon bem bie ffieft 
nu$t« tonnte unb toa« jutn £IjeH gu bem ©$dnften gehört. 
$abe t$ 3$nen fdfron gefagt, baß toir je|t bie H moIMKeffe gaitj 
geirrt fyiben? (Ein ^ieftger ®efangberein Ijat fi<$ !ürjfi$ an bie 
H m©]l-2»effe gemalt unb $at jie mit loben«n>er$er 3fo«bauer 
untergeftiegt, ba| e« ganj gut anjnfySren *oar. 3Me Sfapfcnng 
toar mit Drcfyefter im S.'föen £aufe, ni$t eben ftart, aber genfi» 
genb in aßen Steifen befefct. Die Sfoptyrung ift bann in ber 
borigen 2Bo$e no$ einmal in ber^auliner &ir<$e toieber^olt toor* 
ben, ber k$ leiber toegen ftranflptt nkfyt beiwohnen fonnte, fte fofl 
aber recfyt gut au«gefaöen fein unb tyat einem jtoar nid&t großen, 



* — 104 

aber bodfr größeren publicum Gelegenheit gegeben, ba« ©et! 
jefct oieftei$t jum erften 3Me g an j aufgeführt lernten ju lernen. 
3c$ lann nur Don ber erften Aufführung fpre$en, tiefe bat mtcty 
natürßcty dou ber erften bi« jur testen SRote feljr interefftren 
muffen. SMeüÄeffe bauert faft 3 ©tunben, enthält bie aller* 
fubßmften, grofcartigften unb fünften ©afce, bie man nur Don 
©adfr'fd&er 3Äufil $8ren lann, bajnrifd&en nrieber lange Streifen 
Don ber getoiffen , aucfy nur Don ©ebaftiau ©adfr ju leiftencen 
gactur, namentlich in (ang au*gefponnenen ©olofäfcen, ift aber« 
fympt bodfr feljr ungtetd&, man barf ni#t fagen im ©ertlj, benn 
eben bur$ bie gactur ift au$ jebes ffiinjelne tünftlerifcty bebeu* 
tenb, aber in ber f>itye ber poetifcfyen äfoffaffung — benn e$ ift 
gar 33iele3 barin, ba« man gerabe nicfyt oft Jj&ren möchte, anbere*, 
auf bad man ni$t* Ijören möchte, n>o bie ©cfyönljeit ni<$t in ber 
§Dia<$e, »o fie in ber 2Birfung (iegt unb 3eben ergreifen mufj, 
»enn er audlj gar nichts Derfteljt. SBie biefe grofje ganje SKeffe 
entftanben, bleibt bod& immer ttmaQ unerftärt. gür$ latljofifcfye 
äfott lonnte fie ni$t beftimmt fein, benn ©eb. ©adfr toirb tooijf 
an$ geumfct fytben, bag an leinem Orte ber SSJett ba$ SDZuftta* 
ßfd&e ber SDteffe, überbie* no# oljne Offertorium unb Graduale, 
brei ©tunben bauern barf. ör müfcte fie atfo, tote ©eeüjooen 
feine Ddur-Üßeffe, bie aucfy gu lang ift, ju eigener innerer 
Äefriebigung gemalt $aben; baju mad&t man aber nid^t ein 
Pasticcio, toie es biefe Sbafyfät 2Heffe ift, in ber alle ginger 
lang ein ©tfidf Santate eingemauert ift. Ätyrie unb ®(oria %at 
er nadfr £)re$beu gefcfyttft , um einen £itel Dom (S&urfürften ju 
ermatten (1733 ; bie (Ernennung jum §ofcompoftteur fam 1736) . 
3n SDreäben ift natürlich nie eine fllote baoon aufgeführt toorben, 
jum SCmt war aucty biefe, obtooljf feljr fange Missa brevis in ber 
Iat$oßf$en ftird&e ntd&t ju brausen. 3n ber 2$oma$ftr<$e aber, 
too bie $auptmufif erft na# ber Missa lommt, au$ nid^t, alfo 
ju toetdfrem ^mtä* <S« finb eine Sttenge 3»eifet babei, bte jur 
SRebaction fe^r Derbrtefcßcty finb. 8tuc$ toa$ bie SRoten betrifft, 



105 

fo war 2Dton$eS in ben ©resbener ©timmen ju bewerfen gegen 
bie ©erliner $anbf driften. 2Rir ift immer als muffe Sinet 
Don und, no$ beoor bie üMeffe abgegeben toirb, na$ 3üri$ 
gc$en unb baS SRageli'fctye ßjemplar ju feigen fu$en. 

$erjli<$ ergeben 3l?r 
SR.©. 



Setyjtg, beu 15. @tyt. 1856. 

Sieber oereljrter greunb! 

. . . (SS ift bei ooülommener Sßfirbigung ber ®röfce 
®lucf 's fo gut no$ ein $ö($fteS Jhmftyrtncty getoaljrt, ettoaS baS 
ju ®unften ÜHojart'S fpridfrt, aud^ toenn und 2ttanc$eS aus feiner 
früheren 3^it oerattet oortommen foöte, als es filtere ©a<$en 
Don ©lud ftnb, ber bie gorm überhaupt unb bomit au$ bie 
gormen feiner £eit lieber »egn>arf , ba er nidfrt ftünftler genug 
toar, fi# frei borin ju betoegen. gür 2Rojart n>ar fie feine 
Seffet, tym toar fie etafttfcfy, nic$t eine (Schablone, totelmeljr eine 
organiföe Äunftnot^toenbigfeit. 9ta>otutton&r — reformatortfö 
»ar er anty nu$t, behielt Sieled aus fetner &Ü, toie er es bor* 
fanb; unter feiner $anb toarb es öon fetbft föon ein SlnbereS, 
ton feinem ®etfte S)ur<$brungeneS, 8uj$erti<$ aber geirrt es oft 
ber beftimmten £ett an. Sie %tntt merlen es el)er, toenn ettoaS 
eine alte gorm tyat, als fie es merlen, toenn es gar leine ffat 
ffienn aber nur ein 3bomeneo, ben fie in manchem (Einzelnen 
aßmobig finben toürben, ganj unb gut gegeben toirb , fo muffen 
fie f$on baran glauben, bafcbaS f<$5n unb genial fei, unb frei 
bei aller beftimmten ©egrfingung: in feiner Sorot ß<$ felbft 
tragenb, barum uictyt fo pefant tote jener gefü^lsunmittelbare 



106 

poettföe 3fo*gnf$, ber ofae bctf SWebium ber Sunftgeftolümg mit 
einet moterieSen @^»ere auf uns laftet. — Odfr $abe toeuig 
«fad'fd&e Opera geflftt, bie «rmtbe, bie S^igeniein «Ulis, bte 
älcefte, jebe nur einmal unb ju fe$r mf $kbener 3eit Sine 
rechte &oße SJefriebiguug Ijabe id& nie babet empfunben, mir 
toar'Sfo oft nrie Slbftd^t bes Somponiften waljr ju fein, aber 
ntd^t mufiftoaljr, nur »orttoaljr, unb baburcty »trb'S nic$t fetten 
mufitunma^r; baS SBort f<$tte&t für} ab, bie ÜWufif »iß aus* 
fltngen. 3Dtc üßufif bleibt bocfy immer ber S3ocal, gu bem baS 
Sßort nur ber Sonfonant ift, unb ben Skcent nrirb l)ier »ie fonft 
immer nur ber SJocat fabelt fönnen, baS fiautenbe, nicfyt baS 9Rit* 
tautenbe. 3Ran tyört bod^ immer bie Sßuftf , »enn fte no<ty fo 
wortgetreu ift, aucfy für fu$, fo muß fie au<$ -für fi<$ ju Ijören 
fein. 

2«. $. 



Mpfa, ben 17. £*cemb. 1857. 

Sieber bereiter greunb! 

.... äßan^e färbten, @ten>ttrbennad^93olIenbung 
btefer großen Arbeit leine 8uft me$r Ijaben, an bie »eeäjo&en'fdfre 
äMtgtapljie ju gd^en. SDie mufc aber »erben, unb f$ön »är'S 
bann frettid^, »enu ber §atybn woäf baju fäme. $a^bn unb 
$ee$o*en als Anfang unb <£ube, äßojart in ber SÄitte; titd^t 
HM ber &üt nad> ; <m$ feine 9Kuftf vermittelt aHeS fijtreme, 
att eine etaffifd^c ttomautif . SMojart wirb eljer etnmat attmobig 
(fingen im Gingetnen als $atybn, baS madfrt bie itoßemftfr* 
nmfltaßföe (grjieljttng, bie voraus beftimmte Sieget ffir bie gönn 
naefy ©efefc aber and& nadfr ^erfwnmen, im teueren galt ®tifa* 
btone; Jpatybn nrie ©eetfyo&en unb Sdadf »aren nidfrt in Italien, 



107 

ni$t auf ber Slcabemie, fie finb tottb aufgelaufen ioie feie Säumt 
im «Salb, m$t ht bet Saumfc^ule: attmobig Annen jle f(#»er 
»erben, loett fie überhaupt nictyt mobig maren. $änbet mir*'* 
oft genug in ben Strien. Da »arb geftern im .(Suterpeconcert 
ea^'9 „@otte* 3eit" aufgeführt: tt>a« ift ba« für eine tounber* 
oofle 3nnerti$feit, fein 5Eact <£onoentioneße$, «fie« burAgefütytt 
93on ben mir befannten Santaten toeifj icty leine, in ber für bie 
mufifalifctye JÖebeutung unb i&ren 8tu$bru<f äße* unb 3ebe$ fo 
beftimmt unb treffenb toäre Sollte man unb fönnte man fein 
®efü$l aber für biefe ©eite ber ©<$5n$eit einmal berf#liej$en unb 
ba$ ®anje ate ein mufifafifcfcarctyiteftomfäe* Sßert betrauten, 
bann ift e$ ein curiof e$ 3ßonftrum bon übercinanber gehobenen, in* 
einanbergetoa<fyfenen©äfeen, mic fie bie eben fojufammengetofirfel» 
ten £ej:tyljrafen ficty Ijaben jufammenfägen laffen, oljne aße 
Oru^irung unb $ityeni>unft. SÖei ben meiften Santaten Söaty* 
ift biefer im Slnfang, ber in ber SRegel fe^r breit ausgeführte 
<ginlettung«d&or, ber tote eine gocomotibe eine Steige bon Sied* 
tatto* unb Strien« SBaggon* natfoieljt, bt$ juiefet ber Choral* 
©taattpoftttagen fdfrlief t. 3n „®otte* 3eit" ift a*$ ber erftt 
©jor tttd^t befonber« fetbftänbig, e* geljt immer über in Rubere*. 
Der @$luj? jubelt gegen ba£ Vorhergegangene fetyr. — gür* 
ftunftgebilb in äßem fo biet 3**^%**, »k ** «nem jene* 
äcabemtfer, einem ber italienifctyeu @<$ule, ber ein geftaltete« 
®anje im ©inne Ijaben nrirb, ni$t lommen tonn. Dabei bo$ 
mieber nnenbtty ©<$öne* unb e$ ift immer gut. bafc matt fi$ 
an Diefem unb Venera erfreuen faun, an ftafaet unb Sltferet^t 
Dfirer, nrie aw§ an 9Raut$em, n>a* jroifd&en Seiben liegt — 
SBteie^a bon 8tfet liegt aujjcr$alb. <&ttoo» toentg <8rfreultc$e« 
mar mir nenä$ wäf bie grofjs Guartettfuge Don $3ee$o*en, 
Umt6t)ibre, tantöt reefoerekee, larfptüffgltfty al* @($lu|f*$ 
oe* Bdur-Quartett* op. 186 (?) gerieben, bie aber $a$linger 
ntcfyt Ijat annehmen »oüen unb Seetyouen berantofit $** «n «** 
bete* finale ju företben. Dann ift fie erajefo gebrutft »orten. 



108 

3)te ßomWnation ift immer : reim* $)idfr ober idfr freff' ÜDid^, utib 
Hingt oft gruslig. 2>a mad&t mir'« ®pa%, toenn gang muftt* 
tttmerftanbige geute entjüdf t ftd^ fteöen ; gerabeju gefagt — idfr 
ftnb'* abf<$eutid&, toa$ i<$ ntdfrt fagen »firbe , toenn fic gefteljen 
»ollten, bafj e$ tynen abfdfreulidfr oorlommt ÜDa Reifet'« hrie 
öfter: e* ift etioa« ©dfrredttidfc* um einen großen 3Wann, auf 
ben bie Dummen fiety ettoas ju ®ute tijun. 

2R. Hauptmann. 



ßeipjtfl, ben 6. 3unt 1860. 

Sieber bereiter greunb! 

<g« ift foft fünf Monate, bafc id& 3$ren lieben legten ©rief, 
ben nac$ SSoüenbung be$ ÜRojart, erholten Jjabe, nein e$ ift 
6 SMonate, benn er ift oom 5. December borigen 3a$re$, »ie 
vif eben felje. ©pred&en fann man allenfalls fo, toenn man 
ftyreibt foöte man erft nad^fetyen, beoor man anfängt, ober toerin 
man jt$ geirrt, einen anberen ^Briefbogen nehmen. 3n meiner 
englifd^en ©tunbe, oor langer, langer j&üt, tarn einmal bie 
Lebensart, ba ©ner oon einem Slnbern erjagten tooHte unb fldfr 
auf feinen Siamen nidfrt befinnen fonnte, oor : „tobt !jei§t er bod& 
gteidfr" — „how do You call him"; e$ toaren ®eft>rä<fye in 
einem Unterrid&t«bu<$ Don f>aarborf, einem Deutfd^en; mein 
Seljrer, ein äcfyter ßnglfinber, toar ganj empört barüber, baß 
man fcon Semanb foreetyen »olle unb feinen Flamen ntd^t toiffe 
unb fanb ba« im $ö<$ften ®rabe unfd^idlid^. Da« toar ein 
SBftr. f>., foäter ffattt tety bei einem (Sari of ©etymour Unter* 
rid^t, biefelbe ©teile fam toteber bor, biefelbe (Sntrüftnng au<$ bei 
biefem über bie Unfd^irflid^Ieit. 98a« toürben biefeßngtönber über 



109 

ben obigen ©riefanfang erfi tnbtgnitt fein muffen. <& ift aber 
kodf ettoa* barem an biefent national burd&gel^enben Serlangen 
na$ ©efonnenljeit unb Gattung — (ber Sefcte toar toojjl ein 
jüngfter ®rafenfo$n, ber (Srfte aber feinesmeg« bornetymer Art) 
— bem beutfetyen ©d&fofrodf * unb $antoffefa>efen gegenüber, ba« 
fiety fo gerne geljen läßt naety feiner ©equemficfyfeit unb naety jn* 
fälligen ©njefljeiten. @« fann auf betben Seiten ®ute« Ijerau«* 
f ommtn : e« ift nur »om Unterfd&ieb bie Siebe. Slmfy biefer Ijebt 
fic$ auf in ber Durctybitbung , bie ben Deutfctyen gehalten, ben 
Sngtönber gemüt^i^ »erben läßt. @o autij (Siner an fic$ fetbft 
ben Uebergang au« extremer ®emütljti($feit in ejrtreme SJefon* 
nenljeit jeigen fann, toie ®oetlje in feinen 3ugenbbriefen unb ben 
bictirten ber testen £tit, ba man bie erfteren nur getrieben, bie 
festeren nur gebrudft fe^en möchte. 3$ ttottte ©ie aber eigent- 
lich nic^t mit et^nogra^if^er Sßei«$eit regaflren, müj&te Aber» 
Ijaupt toieber bon born anfangen au« bem »erfahrnen ©fei« jn 
fommen, Ifime aber bann bietteietyt in ein anbere« falfd&e«. — 
3&r 4. ©anb ift burd^au« fe$t f$8n, auc^ ba« (Sapitet »om 8?e* 
quiem fann man ni$t grfinbtictyer unb berftänbiger toünfctyen. 
£>aj* ©anetu« unb ©enebictu« nietyt bon ÜÄojart finb , glaube 
i$ gern, fo reijenb beibe ©äfee finb. <£« fommt Sinjelne« barin 
bor toa« äBojart riictyt ma$t, bon ber dnftrumentation no# ab* 
gefeljen. ©oift bie Bdur-ÜÄeffe, bie idf eben Jefct für ben 
nä$ften ©onnta^ probirt $abe, unäetyt in Sinjetljeiten, baf, 
toenn fie auc$ ni$t bie ßforinetten Ijätte, man bo$ fefcn fönnte, 
bafc fie nidfrt bon SRojart ift. Dabei »ieber in liefern bem gan* 
jen Ion na$ fo 9Rojartif$, baf man tfety bertounbern Wnnte, 
toie ein Änberer tfdfr fo tyineingefüljlt $at, ba man bo$ ui<$t 
fo ote( 3Ko$arffc$e« audfr au« feiner Beit bei Ruberen finbet. 
Denn baß man iefet ober eftoa« früher oiet üttenbefefotyn'fd&e«, 
©pofr'fdfre«, ©dfrumann'fdfre« $&rt, ift immer nodfr ettoa« 8n< 
bere«, bie tyaben äffe fo biet Stornier, an ber man fie fetbft in 
iebem Xacte toieber erfennt, baf fie (et$t na$)ua$men finb. <£« 



HO 

tft ga»t fyaföoft, *oie utifere innren eonfer&atoriften ganje 
©tiwfe compontren, He fo bürden« äBenbetefofri ftnb, imb e$ 
$*en gar nidfrt in ben ©tun lammt, baß ba« 3**m $**" 8 ar 
nidfrt angehört, öd tft audfr gar nidfrt ba§ man $ier unb bort 
feigen l&ttute, ba« tft ba unb ba $er, e« tft eben äße« au« bem 
9Renbet«foljn'« »©runneu gefd&8#. @ie finb »ie bie 8tou}>en 
auf ber 9?efeba, grabe fo grün tote ba« firaut, n>ä« fte treffen. 
äJtojart« SBefen ift bie Steinzeit unb ®efunb§eit Die Sranf * 
fceit laun man mra eiuem Sfobern belommen; bie ®efunb$eit 
tm$ ©ner in fi$ feibft $aben. 2Bo in üßojart SRanier fi<$ 
$etgjt, ift e« SÄanier ber 3eit, unb ber toteb Seiner entgegen 
fönnen, fo n>enig SWojart wie 2)a$ nnb tote ^ateftrina. Unb 
ba ni$t 9l(le«, n*« @iner probuetrt, auf gleicher Ipe^e fielen 
fann, fo toirb, too bie ftra^tenbe Sraft weniger mächtig ift ben 
©unft ber 3^tatmof^äre ju bur<#bred&en , biefe auf bie $ro* 
buetion brüden, fie burd&bringen unb Ruberem S$nti# machen, 
n>a« aM berfelben 3*ü hervorgegangen iß, baf? e« im« Veraltet 
erf<$eint. ©o Hingt Situ« atter at« üDon 3uan unb gigaro, bie 
fefeten brei Quartette älter ate bie erften fedj«. — 3$r ÜRojart 
loirb fd&on redfrt au«gebentet, er liefert oft ÜJteterial in bie 2a* 
geüWätter, mnfifaltfd&e unb m#t mufilafifctye, unb man lann 
fty'* gefallen laffen. . . 

85on ©pofyr'« ©iograpfyie fcaben ®ie bie erften jtoei £ie* 
ferongeu ge»i| f$on gefe^en, ber britte SBfceil be« @«njen. 3$ 
bin Don öosnljereitt nid&t ju föat&e gejogen »orben. <g« ift 
$auptfä$ti$ »oljl Oetter, ber bie ftebacttoa beforgt, ber mit 
fo ettwt« *ud> ganj gut umy*ge$en »eil, beffer rote i<$, ber u$ 
fejjr oft in SBertegen^eit gelommen toäre, loa* anfjune^wen, wa 
geffet$en werten fott unb nid^t $ätte jum (gntföfaf? fommen 
jBtroen. Den ©teuer 8tafen^alt nnb bie itatteniföe Keife $abe 
ty im äRanufertyt ^tet gehabt unb tm*|te plefet meine 3uftim* 
mung gden, Ätte« ju bwdlen, ^ie e« fte&t, »etf ba«, toa« in 
*« fttfterie unbebeutettb ift, b*cfr für ba« g&efe* ber ©togra^e 



— 111 — 

Sntereffe fyit, ju»>ctlen me$r für bie Steine of* für eilte grofje Au- 
fhat ber äufffinbe unb Dinge. @paf$aft tft, tote et »tat SBiener 
Aufenthalt fo 2Ranc$e$ borbrtogt, loa* nic^t toafr ift, er mag 
t$n f^>&ter, ni$t na$ Tagebüchern, erft aufgegeben fcaben. 
©d täft er tm$ bort angefteßt fein, &a* nie ber goß twrr. 3$ 
mx fcom «ptü K« äuguft 1813 bort, begegnete ©pofc in 
$rag, ba er na$ ®ot$a reifte, bie fiinber unb ben ©ruber na$ 
SBien ju Jjoten, »>o bie grau in ber £eit allein blieb. 2)a idf 
na# fetner SRflÄunft in SBien nacty einiger 3*ü na$ DreSben 
jurüdgeljen »oßte, toar fein SBunfcty, bafc xdf in SBien bliebe, 
unb er »oflte mir im Drcfyefter be$ Sweater* an ber SBien , u>o 
er SSorgeiger mar (ber Äapeflmeifter tt>ar nur Xitel) eine anfiel* 
tung oerföaffen, xäf Ijatte au# fctyon -$robe gefielt unb n>ar 
bamate gut im 3wge. Da erfuhr tcty, ba§ ein anberer rec^t 
guter ®eiger (©ctyolj ^ie§ er) meiner äfafteflung toegen oerab* 
f Riebet »erben foflte, unb erllärte bei aller ©ctyäfcung ber £u* 
neigung ©poljr'*, bafc ic$ bie ©teile unter ber SBebingung nxäft 
»oße. 3$ Ijabe bort nie im £$eateror<$efter gefeffen, aber 
meine grofce greube über ben bamaügen 3^ftanb tiefet Sweater« 
gehabt. SDWt ÜÄaria SBeber mar iä) oon $rag nadf SBien getont* 
men unb n>o$nte auc$ bie &tit f bie er fi$ bort auffielt, mit tym 
im „fliegenben ffiüpp et" na^e am ßärntljner 2$or. SBeber n>ar 
ate ftänbiföer Äapeflmeifter (an SBenjel SRüßer'e ©tefle) bon 
$rag na<$ SBien gefommen, um Or^eftermitgtieber für fein 
Sweater ju engagiren unb blieb nur fünf SBo$en in SBien. 
@po$r laßt t$n au« SBien an bie ©teile berufen. £)amal* 
tougte er fo gut als i$, bag e$ anber* mar. ®o ift'$ mit no$ 
mannen anberen Dingen, bie in feiner Erinnerung unftar ge* 
roorben ftnb. Unb mag mit bieten fein, »o mir bie ®egenn>art 
fe$tt. ®e$r luftig ift aber, toie SÄatibran in feiner ©iograpfte 
*on ©£o$r in« ©laue hinein bietet. SBie ber j. $. ben Sauft 
auf aßen Sweatern Statten* mit bem graten <5ntynfia*mu* auf' 
führen ßft, bag @po$r'* Weife burcty ba« 8anb ein ununterbro* 



112 

$ener Srtumplftug geborten fei. SBeber führte ben Sauft juerfi 
in $rag auf unb ©po$r $8rte bie erftc üßote babou in granffurt 
»ier 3a$re fester. @* fott bon ©po$r noety eine Partie »riefe 
gebmdt »erben. <£* ift biefetbe f$ß$te, coufonte äöetfe, in ber 
er bie ©riefe f ctyrei&t, »ie in ber ©iograpijie, faft immer nur 
eng u>a* jur @a$e, jur SJeranfaffung be$ ©riefe« gehört; o$ne 
eine befonbere fürtet er feiten. — 

ü)?. Hauptmann. 



SBrief an €>♦ Äiibe, 

O. ffabe, geb. in SDreSben t829. 3$om 3a^re 1848 bi« 59 ba* 
fettjt Dirigent t>e« <Säcilient>erein« (für aUflafftfdje ÜRuflf), jcfet in 
Odjtterm 3)irector ber ©roffter&oglidjen tirdjemnufit. Serfaffer 
muftfalifö Ijijloriföer Schriften (ÜRatttyeuS 2c üKaijhe, ^ßreidfd^rift 
fcer nieberlanbifdjen (SefeDfdjaft *c.) unb meuteret SBcrtc für ben 
®otte*bienft in SReiflenburg (Sljoralbud} für bie üWeiflenbttrg'fdje 
Smfye, Santional u. anberer). 



, ßieber £err äßufifbirector! 

Ueber bie mir freunbli<$ft bon 3fynen mitgeteilte 9to<$ri$t, 
bq§ ©ie bie Santorftette an ber 5Reuftäbter Äird&e erhalten, fabe 
i# mxäf Ijerjficty gefreut ; e$ fäflt nietyt oft bor, bafc Stner fo in 
feine ©tefle fommt lote $ier. — ©ie Ijaben früher 3fafljeit ge* 
nommen an meinen mufitaltf$"tfyeoretif$en Unterredungen. 3n 
bem beifolgenben ©uetye finb fte jufammengefteflt. 8$iettei<$t ftn* 
ben ©ie 'mal^mit ber &t\t 'mal 3«t e$ in einigem 3ufammen* 
Ijange burdfougeljen. ©eljr mürbe miety'* freuen, toenn ©ie bann 
eine bernünftige 3bee barin finben fönnten, bie freiließ fötoerer 
ausjufyrectyen ift, ate Möge ©ebanlen. S)a$ mit beifolgenbe 
(Sjemptar tooflen ©ie bie @üte Ijaben $errn ©oeljme jufommen 
ju taffen. ätoc$ er naljm ein 3ntereffe an ber ©ac$e, »a* iäf 
fonft bon feljr wenigen äRufifern }U erwarten Ijabe, bie fic$ in 
ber Siegel mit bem Renten nic$t biet abgeben mögen: tote über* 
Ijaupt eine allgemeinere £l)eUnaljme gar nietyt ju erwarten ift 

$aupt man n, »tiefe. 91.9- 8 



114 

utib &on mir am attertoenigften erwartet toirb. 9Äan tyat fic$ fo 
lange mit nic$Mljeoretifd&er S^cortc aufrieben fteücn laffcn unb 
es finb babei bie fd&Bnften ©ad&en componirt toorben unb jtoar 
bie allerfctyBnften eben n>o bie Siegeln ganj empirif<$ »aren, bafe 
an tiefer geljenben Unterfud&ungen bem *ßra!tifer nid&t öiet gele* 
gen gn fein brauet. $)ie Sunft ift aber überall ber SBiffenfd&aft 
vorausgegangen unb-fo Ijat 3ebeS feine &t\i. SBenn ein junger 
Eomp onift fu§ mit (Grübeleien über bie 9?atur ber afuftif$en 
unb metrifd&en Elemente fctel abgeben toottte, nmrbe es lein cor* 
ÜjeifljafteS 3*"8w6 für fein ^robuctionötalent fein. ÜDaS ift für 
2lnbere. $)as ©tubium ber $$i(ofop$ie ift ni<$t für ben 5Di<$ter. 
ßs gehört toenigftens ein fel?r reifer gonb öon Sßoefie baju, es 
oljne 5Racfytl?eU für bie ^robuetion fo »ertragen ju lönnen nne 
©filier. 



»riefe an & ÄäJjler, 

Soüte Jfttyler, geboren am 5. September 1820, (ebt fett bem 3atyre 
1847 in Königsberg, too er eine 2Rufiffd>ule für (Slamerfiuel unb 
£ljeorie gegründet. 3aljlreid}e ^tanoforte * ßompofttionen , tljetU 
toeife ju inftructtoen &mdtxi t Ijaben feinen 9?amen in toetten ftrei* 
fen befannt gemalt, äudj als Äritüer tji er tfyätig. 



&ty$t3, ben 7. 2tyrü 1853. 

©ee^rteftcr $err töljter! 

ßrfctyreden ©ie ni$t, baß fo batb nneber eine 3uf$nft öon 
mir fommt, unb fürchten ©ie nictyt, bajs t$ ©ie mit Ueberre* 
bnngen für meine 2lnfi$ten bombarbtren n>iö, biefe muffen fi# 
ben ßingang feflbft t>erfc$affen. 3meiertei beftimmt mi($ aber 
anf 3tyre fel)r frennblid^e Slntmort normal« jn eruriebern. Srft 
3$nen bafür 5« banfen, nnb bann einige fünfte lutj ju erör* 
tern, bie in richtigem ©inne ju faffen unb feftjuljatten finb, bie 
aber int ©ngange ber „§armonif" feljr lurj nur ausgebrochen 
finb unb öietteid&t ba fcfyon einer erltörenben äuSeinanberfefeung 
beburft Ratten. 2BaS iä) als baS tönenbe SWoment ber ©ctyttnn* 
gungerfenne (§1 — 3), ben Slugenbßd ber SBieberljerfteHung 
innerer ©mljeit unb ©teictyförmigfeit, bte in ber fcfynnngenben 
©etoegung im ©egenfafce bon $üben unb Drüben., Dben unb 
Unten, SSerbic^tung unb SSerbünnung aufgehoben ift, ift baS 
Pfiffige ©ein ftarrer S&rpertUtyfeit, „baS ©ein im ©erben" »ie 
es bort aus&ebrücft ift. 5DaS ift ein SÄoment für baS ©anje 
beS ftongerjeugenben 2KatertatS, Sin ber fcfynringenben fiuft* 

8* 



116 

fSitle, an ber reintßnenben ®todfe, an ber fc$ttuugenfcen Satte 
ge^en afle Steife ju gleicher 3ett burdfr bic 9lormalform , unb 
$aben ju gleitet 3ett bic ©efd&affen^eit erlangt, bie üjnen im 
ru^enben 3wftanbe be« Beilegten Sßrper« eigen ift, bie für aöe 
Steife aber biefetbe tft, benn »on innerer ®leic$förmigleit toirb 
ber ftärper jur £önung$fälfigfeit i>erau^gefe%t« 25af$ aber bie* 
fed SWoment für aöe Kempen Steile in benfetben Stugenbftdf 
faßt ift burdfr ^fller wnb üRatyematifer (©ernouiöi unb «.) 
ftc$er gefteüt unb maüjematifcty bciptcfen. Ob eine ®aite 

bie ®c$ttingung in biefer gorm <Z ^Z S ^* * 

ober (toie e$ burdfc Sfojieljen nad& einer Seite erfolgen toürbe) 

in biefer v ^"^^^ 2^ macfye, n>ie in ieber 

anberen, fo, geljeu toefy aöe.iK&eife ju gleicher 3 C ^ fcurc $ 
bie gerabe State unb erhalten bantit bie üRorntalfpannung unb 
innere (SinljeitSform in einem Sftomente. O&enfo ift e$ (SBe* 
ber'« SBeÖenteljreJ mit ben 93erbic$tung$» unb ©erbünnung** 
SBeÖen Bei tönenben Suftfaulen. SBir ftnb ben gef Rieften unb 
fleißigen ©eobad^tungen biefer SKänner bieten Dan! fd&utbig, 
toenn au$ leiner fcon iljncn ein Sefete*, ben eigentlichen geben«« 
punft ber Äfangerfd&einung Ijat au$fore(§en tooöen. ©enn aber 
biefer eben in einem 25ur<$gaug$momente ber einjelnen ®$nrin- 
gung enthalten ift unb nur in biefem ber SoljäfionS* unb @pan» 
nungäjuftanb in ber Äfangljölje offenbart toirb, fo fann bie 
SRenge ber ©ctyttnngungen für ben £öljengrab nicfyt ber beftim* 
menbe fein, fte ift nur ein correlattoer jur Ätangl^e, inbem 
ber ftfirler gekannte f<$nefler in feine Sage gurüdgeljt. Die 
föneüen SEBieber^oIungen be* fttangmomente* laffen aber ben 
ftlang eben erft ate continuirfic$e$ SSnen erfreuten: nrie ber 
gefd^toungene (eud&tenbe <ßunft — eine gfüljenbe Äoljte j. ffl. — 
att teud&tenbe 8inte ober ftrete erfdfreint. Der einzelne fttang* 
moment loürbe in feinem augenbßdttic$en Durchgänge auäf bem 



117 

©tone gar ni$t toatyrnetymbar fein, unb ein fengfamere* 
©dringen, Sttoa« ba$ itgcnb für einen ®rab be$ 83em>et* 
len* ju nehmen fein mürbe, tft nid&t utc^r $)a$ ber abfotuten 
S3en>egung in ber SRulje n>ie e$ atö Sfongbebingung beftetyt. 
Sa« noc$ fid&tbar toäre , ift nicfyt Ijörbar. — 3roar tft au# in 
ber tangfamften ©tynnngung ber 3)urc$gang burdfr ben SRor* 
tnalgteid&ljeitsjuftanb ein SÖioment otyne ade ©tiflftanbsbauer, 
Hin fo meljr ate in biefem äßomente bie ©d&nefligleit ber 
©c$n>ingung retatit> immer bie größte ift: benn fie triftß naäf 
beiben ©eiten notijtoenbig abnehmen, ba fie an ber ®renje jum 
©ttflftanb gelangt, um nac$ entgegengefefcter ©eite ftc$ ju be* 
wegen. SBie tt)ir e« an einem längeren Sßenbel beobachten !ön* 
nen, ber na$ beiben ©eiten ftefyen bleibt, um »ieber umgu!e$* 
ren unb in ber ^er^enbifutare bie größte ©d&nefligfeit jeigt. 
$>ie ftnnftd&e SBa^rnefymbarleit ift aber eine befd&ränfte. Ob* 
jectib ift ber Äfangljölje unb Äfangttefe leine ®renje gefefct. 
Objectto ift aber überhaupt fo toenig Sfong als garbe borljan* 
ben : oljne Ijöreube* Oljr unb fefyenbes 2luge 1ft bie SBeÜ Hang* 
unb farblo*. 3 um ©c^crj Ijabe iä) einmal bergtietyen tt>a$ für 
un$ al« ftlangl)öl)e unb liefe aerftänblicfc ift mit bem, tote es 
bei ©ußtoer« SUtyutaneru unb feinen Srobbtgnacä — jene 
12mat Heiner, biefe 12mat größer afö tuir — fein toürbe. £)a$ 

£*iltyutanifc$e contra-C zjz=n toürbe toie unfer g 



lauten unb biefer Ion ungefähr Üjre ®renje beftimmten Ätan* 
ge$ naäf ber Jiefe fein , toie es ieneS C für unfer ®el?ör ift. 
aße« liefere ift für ifyr ®etyör nicfyt meljr oorl?anben. SBenu 



toir etwa ba$ c 3E für unfre ®renje be$ Unterfd&eib* 

baren bon ber $öfye annehmen , fo toare ba« baneben ttegenbe 
b immer no<$ um jtoei Dctaben tiefer, ate ba« Ijolje f ber Sitt^u* 



. 118 

tanifd&en ftSniflin ber D^ac^t ; bctin Jene« b nmrbe bort nur afö 
- z=r ju nottren fem; bagegen unfer ©araftro E 




9^ für ben Srobbignacföen ©anger ein ganj 

unerretd&barer giftelton fein toürbe, benn für fein Organ toäre 
ed badfelbe/ ate iooßte man Don einem unfrer fflaffiften bad a 



i 



in änforudty nehmen, toa$ bod& eine ungehörige 



gorberung toäre, 100 bort bie ÄBnigiu ber 9toc$t i^r ©taccato 



in ber Sage ^^=^^p E^^E 



fyeraudjubringen fu<$t, toenn fie bie erforbertid&e feltene §ölje 
bajn beftfct. Siltyutaner unb SSrobbignacd Dementen gegenfei' 
tig Don ifyren £önen gar nicfytd , au$ in ben Orenjen berührt 
fi$ bad ni<$t »>a« für ben Sinen nnb änbern noeb Slang ift- 
ffiir Dernefynen Don ben erftern nur bad Jieffte , oon ben an* 
bem nur bad £)öc$fte. @ntf<$ulbigen Sie biefe Slbfd&toetfung über 
bad föelatiDe ber SfangDerneljmbarfeit, bie ic$ Ijier abbreche. 

<£d »irb jefet eine Sompofitiondleljre Don ©echter erf<$et* 
nen, Don ber iä) mir Diel ®uted Derfpred&e, xä) tyabe feljr 
rooljl unterrichtete ©dualer Don iljm fennen lernen, bie mir au# 
oon feiner enormen tectynifd&en gertigfeit im fünftlid^en ©afe 
nietyt genug fagen lonnten. — - ©ie glaubten, ba§ ber metrifd&e 
£ljeil meined ©u<$ed bie ©prad&metrifer intereffiren fönne, bad 
glaub' icfy ni<$t; bie nehmen anSttoad, bad nicfyt ^ermanÄ 
ober So et ff ober bie fertigen äudfyrü<$e früherer SWetrüer jur 
©afidljat, feinen SfatljeiL £>aben fie bod&Slpet, ber fo Diel 
aSerftänbtged unb fo mand^ed SSernünftige audforic^t, tote einen 
tobten $unb liegen taffen. 6d geljt Ijier wie ed mit ©oetlje'd 
Farbenlehre gegangen ift : nad&bem bad ©aljre jebem Unbefan* 
genen Dor Singen gelegt n>ar, tourbe Dom Satljeber nodfr lange 



119 

3eit üRe»ton'$ m Sorben geratener Sid^tftra^t beriefen: (Sofie* 
gienljefte »erben ni<$t teic$t umgefctyrieben. SDeftö meljr muf 
man ficty freuen, »enn bie Ü^eitoa^me »o anber* Ijer lommt. 
31jren Sßerfen felje iüf mit Verlangen entgegen, motten fte re<$t 
balb erf<$einen. 2)iit größer §o($actytung 

31jr ergebenfter 
3ft. Hauptmann. 



Setyjtfl, ben 27. 2fyri( 1853. 

©eeljrtefter £>err Softer! 

£)a$ fortgefe^te Sntereffe, »a$ ©ie meinem fflucfye ju»en* 
ben, fann miety nur feljr erfreuen ; bagegen foflte mir 7 « feljr teib 
fein , »enn ©ie bur<$ basfetbe irgenb in 3fyrer eigenen Slrbeit 
geftört ober beunruhigt »ürben. 3Bie ©ie bie Dinge gefunb 
betrauten, »ürbe auety 3fyr SBeg jum 3«te führen unb ber ®e* 
führte an 3()nen leid&t einen leicfytfcerftanblid&ern güljrer Ijaben. 
3Me SBatyrljett ift ju einfach um teid&toerftänbficty ausgebrochen 
ju »erben, ©er einfache Slusfprucfy »irb j»eibeutig, e$ mufc 
i^mtoieber abgenommen, »ieber Ijinjugefefct »erben, in* Un* 
enbfid&e fort, »enn er ber Sßatyrljeit nalje lommen fofl. ©ie 
fragen , ob ic$ bie ©d&üter naety meinem ©fyfteme unterrid^te. 
3$ fann 3a unb SWetn fagen — explicite gefd&ieljt e$ ntctyt, 
»olji aber implicite, »ie ic$ au<$ nid^t anberä fßnnte. 3n ein« 
jefnen gäöen jeigt fi<$ »oljt auefy bei bem ©dritter ba$ SSertan* 
gen ©rünblid&ere« ju »iffen, mit biefem gelje ic$ »oljt tta>a$ 
näljer auf ba« ^rinjty ein, aber nid&t über fein ©ebürfnifc; es 
nimmt Siner gerab' nur fo biet auf, al« er felbft baju bringt; 
»ad man barüber giebt, geljt nur in« Dl?r, nutyt in bie ©eele, 
e$ finbet feinen ©oben fortjmoacfyfen. SBenn \6) aber oon ein* 
jelnen 3ntert>atten fore<$en malte, »on 3roeiftöngen, confo* 
nanten unb biffonanten, unb t>on ber Sluftßfung ber festeren. 



120 

be&or nod) ein ©egriff be$ gangen £onartffyfteme$ aufgefaßt 
»äre, fo »üßte ic$ leine (Sröärungen gu geben unb bte SScr* 
f driften fönnten nur gang receptartig fein: baß bie Septime 
Ut ber oberen ©timme, bie ©ecunb in ber untern fi<$ ab»ärt« 
auflöfe* £)a$ ßntgegengefefcte, baß in ber ©eptime bie untere 
©timme, in ber ©ecunb bie obere fi$ auf»ärt$ be»ege, lommt 
bann aflerbtng* in befonbern Säßen au(§ »or , aber ate „SRegel" 
fönnte nur ba« Srftere aufgeftellt »erben, Severe« muß als 
„SluSnaljme" gelten. £)a$ ©cfcfe ift bie SRegel unb bie Hu«* 
nannte; ba$ liegt aber nicfyt auf ber Oberfläche; e$ läßt ftcfy 
in bem 2leußerli<$en allein niäft nac$»eifen unb au8ft>re#en. 
3Me äßeifteu begnügen ftc$ mit ben Regeln, üftand^e mögen 
überhaupt nichts »eiter työren; bie SBenigen bie »eiter fragen 
unb et»a$ ®rünblt#ere$ »ollen, »erben au$ gern auf »eitere 
(Srflärung eingugefyen fic$ bemühen, ©ie finben e$ a\x6f ni<$t 
f$»er emgufeljeu, »enn man ifynen geigt, »ie burcty bie 3u?am* 
menflänge C-D, D-e ein 3ttieft>alt in ber Ouint G, burdfr bie 
äufammenf länge F-G, G-a ein 3 w Ml>öft im ©runbtonC 
entftelje, ber aufgehoben »erben muß. £)ie £)iffonang ift in bet 
mufifalifd^en (Srammatif , »a$ ber goniunctio tu ber ©pradj* 
grammatif, fie fagt: „i$ »ürbe fein" für „i<$ bin" — in ber 



burcfy c vorbereiteten ÜDiffonanj G -D /fc — 




»ürbe G ©runbton fein, »enn ed gegen ba$ nocfy fortffingenbe c 
nid^t Quint »äre — ba er aber mit ber Quintbebeutung ange* 
fangen Ijat, »irb er, »enn burcfy ba« eingetretene D bie ©runb* 
tonäbebeutung angefyro<$en »orben , nicfyt »ieber Quint »er* 
ben »ollen, fonbern ©runbton. Daljer bie SSfofföfung nicfyt 

~s* fonbern 





m 



fi$ afe bie befriebigenbe ergiebt. ÜDerfelbe ©inn ift aud& in ben 
anbern 3ufammenflängeu be$ ©ecunb* ober ©eptimeninteröaües 



121 

nadfouujrifen. ©tunat nactygenriefen ift aber bie @a<$e ein Son« 
crete*, Compacte«, ba$ nicfyt jebeämal lieber ju analsten ift, 
ba$ ate ein (Seregelted in ber 2lntt)enbung gerechtfertigt befielt. 
Denn man tonn mit ber ©rammatif nid&t forettyen , unb toenn 
man bie ©rammattf erltären nritt, fo fann e$ bocty nur mit ber 
©pracfye gefd&eljen, bie burcfy bie ©rammati! erft erffärt »er* 
ben fofl. — £>ie 2lluftifc$en ©riefe,*) »efc^e, toenn \<fy nxäft 
irre, in ber 3»uf. neuen -^cttfd^rift ftanben, l)abe ic$ tooljt ge* 
feljen, unb too iä) Ijineinbßdfte f<$ienen fie mir intereffant , bin 
aber boc$ ni$t baju gefommen fie ju tcfcn. ß$ fommt immer 
eine ganje ÜRa}tye öoU mufilalifd&er SStötter, bie einen Sag bei 
mir bleibt, toon mir aber in einer falben ©tunbe burcfygefeljen 
nrirb, meljr eine 5Rotijna^me be$ Sntereffanteren ate eine toirf* 
lictye 8efung. ©ie fagen, baß e$ gut fein mürbe, töenn meine 
£armonif öffentlich befyroctyen toürbe. 3$ jfceifle, bat 5Rotij 
ba&on genommen tmrb. kartete fceranfaffen leine SSefyrecfyung 
iljrer 33ertag$n>erfe, icfy fetbft bin barin auc$ nid&t jubringenb, 
unb freinnüig au$ eigenem antriebe toirb aucfy nictyt leidet auf 
mußfatifd&em ©ebiete ficfy ©ner bamit befaffen n>oflen ; »iffen* 
f c$aft(ictyen Seuten liegt ter ©toff ju fem , unb ÜÄufifer mögen 
ftcty nictyt in bie ffiiffenfd&aft begeben. Sine £l)eifaaljme , »ie 
©ie ber Arbeit gefctyenft Ijaben, mirb Üjr t>on gar u>enig ©eiten 
jugemanbt merben. ©old&e, bie felbft eine grünbttdje anficht 
ju Ijaben meinen , finben fi$ bietfeid&t in SKanc^em geirrt unb 
genirt, »eit fie e$ nid&t ganj ablehnen fönnen, Slnbere, bie 
feine Slnftctyt Ijaben , motten ficty nictyt bie äßülje geben einju* 
geljen, fie finben e$ nictyt notljtoenbig ficfy ben Äop f ju jerbrectyen 
über Dinge bie ba$ ©efüljl giebt. S)a$ ©ucfy lann fange unbe« 
fproctyen bleiben, toenn ©ie fk$ nid&t feiner annehmen. — ßen* 
nen ©ie irietteictyt SJogumit ®olfe au« 2fy>ro? 9to$ ben ©Kit* 
tern »oflte er in Königsberg Sorfefungen Ratten. @$ toürbe 



*) Eon $o#tt (C&mtl Vety). 



122 

mi$ fe^t interefftten ju erfahren, ob e* baju gelommen ift. 
®olfc ift ein feftner finnig * geifttei<$et STOenfö, son einer 9fa$* 
btudäbegabung toie fie mit noety nt#t »riebet fcotgefommen ift. 
Stift ton benen, bie, tote 3. tyavil fagt, nut einen &vfybTzt 
btaud&en, um ein ©efyräcty ju führen- (St füljtt aber bamtt 
eind, too mir mitgefotoetyen ju Ijaben glauben , »enn nrit au# 
ben SKunb nicfyt aufgetyan; toad toit ntctyt einmal gern tljun, um 
oon fetner föebe nichts ju oerßeren. <£$ toar, ba et und oor jtoet 
Sauren befugte, auefy oon mujtfalifcty * ttyeotetifc^en ©a$en mit 
iljm bie 9?ebe, auf bie et feljt finnig unb fetbftyrobuctio einging, 
ba et fräßet eto>a$ ©enügenbe« m$t ^atte batübet fcernefymen 
tonnen» (Sntfd^utbigen @ie bie anfrage. Unb entf duftigen @ie 
auc$ ba« f$r flüchtig ©efcfyriebene. 3u einem überlegten, ba* 
9WtI)ige jufammenfaffenben ©ttflfifcen motten es bie £age$ge* 
fctyäfte nietyt fommen laffen. üHit attetbeften ©rüfcen 3$t 

etgebenftet 
ÜÄ. ipauptmamu 



fSaffef, ben 8. 2fogufl 1853. 

©eeljrtefter £err ßö^ler! 

@8 ift mit butety einen greunb in Setyjig bie SWummer bet 
ÄönigSberger 3 c ^^g jygefenbet toorben, toefd^e 3l)re ©efpre* 
etyung meine* $atmoniebuc$e$ enthält; jugleicty eine Kummet 
bet ©rodljaus'föen attgemeinen 3 e ^ un 8^ xn M* e * n äudjttft 
3$teS Slttifete fibergegangen ift. 3$ bin 3ljnen für bie fo 
mofyfooüenbe 2lrt, mit ber Sie bie Arbeit aufgenommen unb 
barüber geurtjjeilt fyaben, oon gangem £erjen banfbar. <£* 
»erben nur SBenige fo einstig, fo auäbauernb unb fo bereitnril* 
lig in bie @ac$e einjuge^en bie Bäljigfeit unb bie $erjen$freunb» 



123 

licfyfeit l)aben, tote ©te beibeS fo geiftreicfy, fetbftyrobnctto unb fo 
liebreich betoeifen , inbem @te beut mangelhaft ausgekrochenen 
überall mit SScrftänbnig unb Neigung entgegen lommen. G& 
Ijai SRanctyer ba$ 35ud& in bie §anb genommen unb batb wieber 
»eggelegt, (Siuer meint, er fcerftünbe nietyt 9Wat(?ematif genug 
um e$ ju aerfteljen; ein Ruberer, es fei ju ^itofoptyifcty : bie 
ganje 9Rat§emötif bie barin enthalten ift, geljt aber nic$t bar* 
über hinaus, als ba§ 2x2 = 4 ift, unb bie ganje ^itofo^ie 
leine anbere, als bie toir fortroafjrenb bas ©eringfte ju begrei* 
fen nßtfyig fyaben unb ausüben. üfteint aber (Siner gar, er bürfe 
fu$ ntctyt mit bem 93erftänbnifj fold&er Unterfuctyungen befaffen, 
um bie mtyftifcfye $eiligfeit bes ©efammtgefütyteS, baS er für bie 
tJRnfi! ^at, ni<$t ju gefätyrben, fo foCt er naety aßen matljema* 
tif$* pfyifofopljifctyen ©tubien ben erften beften ßontretanj Ijören 
ober fiefy fpielen, unb fiefy fragen, ob er babei u.o$ an fyarmonifcfye 
unb metrifetye ßlementarbeftimmungen beulen fann. 3Bie in ber 
SebenSerfd&einung ein 3nbeftniffableS immer übrig bleiben nrirb, 
fo auefy im Urgrunbe jebeS nrirflicfyen göttlichen unb fcernünfti* 
gen SDafeinS unb äßirfenS, £)a$ toa^aft ÜJtyftifcfye fann burefy 
fein SBort berührt toerben ; biefes ift felbft mit in jenem entljaf* 
ten. ÜDer Slifc fann ©öfcenbilber jertrümmern, ntcfyt bie (Sott* 
Ijeit, ba er felbft fcou tift ift. 



ßetyjtg, bm 24. ÜKat 1861. 

SSere^rter Jperr Söller! 

• 1>a icfy 3ijr lefcteS ©rieften erhielt mit ber 9fau$ric$t, baß 
3tyr $armonie'8el)rbucfy am ßonfer&atorium ju aflünctyen jum 
Unterricht angenommen fei, roar td& eben im SSegriff getoefen 
31?nen ju fcfyretben. Da« Ijatte nun um fo metyr fogleicty ge* 



124 

feiert muffen unb Ijat fi# bennoefy nrieber fo ungebü^rlid? fange 
toerfd&oben. 3ty IjabeSljrten totelfei<$t no# nic^t einmalben <£m* 
tfang ber Partitur 3ljre« 33aterunfer«*) unb ber ©ttmmen baju 
angezeigt, toetd^ festere i# burd) §errn 93. ©cnff auf meine 
©ttte um biefelben ermatten Ijabe. ©ergeben Sie alle tiefe Un* 
terlaffung«fünben gütigft. $)a« SSaterunfet Reiben nrir groeimal 
in unferem ^robefaal »ollftanbig gefungen unb e« ging gang 
gut. (Stnige toenige Stellen würben gu einer äuffübrung gang 
befonber« vorbereitet unb in« geinfte eingeübt »erben muffen. 
<g« ift ba« 3Reifte Don gang fd&öner Ätangnrirfung , einige« 
ferner für einen ßfyor, im le^nifc^en aber nietyt« unau«fül)r* 
bar. 9ßa« fd^toerer ift, liegt in ber gorberung, baß öon bem 
d^ortften »erlangt wirb, er fotte in jebe Intention unb ®e* 
füljl«regung be« Sompouiften genau unb mit Siebe eingeben 
unb fie gu ber feinigen mad^en. 3)a« t^un bie e^or^anbtoerler 
ni<$t, unb ber Director nrirb feljr gufrieben fein fitanen, toenn 
er gute £anbtoerfer fy*t. 2W. t>. SBeber pflegte gu fagen : „3$ 
fucfye fo gu fdjreiben, tag e« flingt toie icfy'S ^aben roitt, roenn 
Seber im Drcfyefter unb ßljor nur feine *>erflu<$te ©cfyultigfeit 
tljut ;" unb er l?at gang recfyt, benn meljr ift für bie £)auer uid^t 
gu »erlangen, £)em (Somponiften unb ber ßompofition gu Siebe 
tfyun fie uidjt«. 6« lägt ftdj für bie eingefne Sbtfffityrung manefc 
mal ettua« SWeljrere« präpariren unb fünftlicfy aufbauen , ba« 
fällt aber, toenn ein <&ti\d JRepertoireftüdf mirb, balb nrieber gu* 
fammen. ©a« gar ©ubjeetioe ber ßompofition, toa« bie 3lu«* 
fütyrung burdfr ein größere« ^ßerfoual erfd&toert, toie icfy'« au<fy 
in Syrern 35aterunfer finbe, ift mir nun aud^ für ba« ©tüd in 
feiner Grigenfd&aft at« geiftlicfye 3)?uftf ein ^nnberniß e« in ber 
$ir$e aufgeführt gu »Anfielt. £)te ©emeinte wirb e« ai$ ba« 
ätoterunfer Soui« Söller 1 « anhören, fann e« aber in feinen 



*) gär 4 tveifel. unb 4 mannt. Stimmen, ©o^ct^örig. Op. 100 
(Erfurt, ©artyotomäu«J. 



125 

toed&felboüen ©efüfytenüoncen toeniger ju iljrem eigenen ©efcet 
machen, müfte e« baju »enigften« f<tyon oft geboxt Ijaben, um 
ba« eigne ®efü$i in biefetben 3Bege be« 3lu«bru<J« ju leiten, bie 
ben Sompomften feine begeifterte ©timmung ffcA einfd&lagea 
(äffen, ©o glaube id& überhaupt ni#t, bafc bie neuefte ©tim* 
mnng«mupf, in intern ®efüljl«egot«mu«, ber ßirctye eine red&t 
juträglid&e »erben Wnne. Sitte mufi!a(if$e ©ebeutfamfeit einer 
„®rauer 3Reffe* anerfannt unt auf ber Sompoption unb bem 
ßomponiften berufen laffenb, fo mad&t fidfr-m fol$er Sompop* 
tion«art bod) immer ber Somponift unferm Herrgott gegenüber 
gar }u breit unb wichtig : e« fetylt bie ©emutlj, ober too fic au«* 
gebrüdft ift, gef d&ieljt e« in einer fo anfprud^«Dotten SBeife, ba& 
pe pc$ fetbft triebet aufgebt. Snbem i$ biefe« f$reibe, mufc idfr 
forttoäljrenb in unferm $robefaa( ber 5K)oma«f($ule , ber aber 
meiner äBoljnung liegt, eine "ißrei«motette bon 35ole«, bem 9?ad&* 
folger ©. ©a#«, $&ren, bie für ben näd^ften ©onnabenb geübt 
nrirb. ©. Sac$ Ijat in feinen üKotetten auc$ oft georgelt, aber ber 
®runbton bleibt bo<$ immer ein firctyticty realer unb allgemein 
mttjufüljlenber; foöiel an$ $äk bajtmfd&en liegt, fored&en j!e 
bod^ ba« 33otf no<$ immer m&d&tig an al« ä$t !ir<$ti$e 2RupF, 
toenn au$ einer anbem 3«*- ©o eine 3ugenb imootynt, ba ift 
pe, »ie ber SBaffertropfen im ©ernftein, für alle 3eiten flüfpg 
betoatyrt. So aber ein 9tnberer e« nur fo machen «rill torie fein 
93org&nger e« gemalt Ijat, nur biefelbe 3fo«brudt«tt>eife behalt, 
ba fann'« leicht leblo« »erben, bei aller ©rtmmenrüljrigfeit unb 
gcbenbtgleit, nur ba« 3ettli$e tritt tyer&or« 35ie jRa$f olger 
©acty'« pnb biel beralteter al« tyr SSorbilb. ©ie toanbeln „ein 
betyaglid&er Erofc auf gebeffertem 8fcge hinter be« Surften ein» 
pg/ an einem <$riftti$en ©übe bon Stuben« ßnnen mir $om* 
poption, 3 c «$nung unb (Solorit beumnbern, aber bom älbred^t 
üDfirer, ber manche« babon in geringerem ®rabe bepfct, ift ba« 
äd&te innere, ba« toa« alle« 8euf ere überfein töfct, nidfrt me^r 
barin. 9ty nntt bamit gar nid^t ©. ©ad& mit »(brecht S)ürer, 



126 

unb bie Dole*, £omifiu«, SRotte bi* auf @<$i$t eben fo wenig 
mit bem immer feljr mächtigen ftuben* Dergleichen, e«. würbe 
#er fo wenig wie bort gaffen. <g$ ift aber in ber 9Ru|il lote in 
ber 9Merei bo# immer nur ber fir$(tye ©inn einer (Soinpoft* 
tion, ber fie gur ftirctyenmuftf machen tann. <£$ gab in einer 
3eit befonbere S3orf Triften, wa« in ber 8m$e fcoriommen 
bürfe, toad nutyt, etwa wie ber übermäßige ©qrtaecorb au*ge* 
f Stoffen fein fofle, unb bergletd&en. — SBenn ber fir^lic^e 
©inn einem ßomponiften ben übermäßigen ©ejtaccorb ni$t 
biftirt, fo foU er wegbleiben, aber beffen 2fo$laffuug madbt fo 
wenig ftir$enfty( ate ber ©tyl baburdfc aufgehoben wirb, wenn 
ber äecorb fu$ bem firc$üd& gefinnten ober geftimmten Sompo* 
niften jum «uflbrud bietet. <g$ ift wie ber ©ruber ÜWartin in 
®5fe öon ©erßd^ingen fagt: „(£$ ift ni#t gegen mein ®elübbe 
Siein gu trtnfen, wenn aber ber ©ein gegen mein ®elübbe ift, 
trtnfe i$ leinen." 3m ®angen genommen möchte id& für ben 
Äird&enftyl ber eingelnen £ejrtft>rac$e ni<$t fo befonbere ©ebeu* 
tung einräumen , baß fie f ormbeftimmenb unb eben bamit au# 
formaufföfenb werben f&nne — wenn fie in ber garbe, im 
Kolorit iljren Sfaäbrud finben tann, fo wirb baburety ber muft* 
fatifd^e Sortgang ni$t geftört gu werben brausen , nid^t jebe 
neue $$rafe ein neue« ÜKuftfftüdt, ein ©tüdt im ©tü<f fcon 
©tücfen werben. 3$ möchte eine ®efangmufif unter allen 
Umftänben gern fo, baß fie audj ate ÜRufif an fi$ antyforbar, 
tefy meine mufüaßfcty oerftänbli<$ fei: fo baß jebe^ Sieb mit 
äöerten aud^ ein „8ieb ol)ne SBorte^ fei. — £)aß xöf mit fo(* 
<$em ©erlangen ber neuen 2Äufif fe^r antiquirt lomme . weiß 
ty fetyr wo#, benn fie Witt eben ni<$t STOufit ate äWufif, fte Witt 
nur mufilatifd^e ©ortbetonung ; btc mir wieber gar nietyt fo Ijodfr 
angufd^tagen f$eint, baß ic$, totä \6f babei an wirfli$er, mufi* 
Mi)äf fi<$ fetbft trageuber 3Äufil oertiere, gering ad^ten fottte, 
JBSti* fei be^ SBtbe« ^öd^fter 5Rame" Ijeißt cd. bei Öogau, unb 
wie iljm atte fcorgügticfyen ßigenftfyaften bo<$ immer bic 9Beib* 



127 

(icfyfeit be« „SBibeS" über fi<$ tyaben, fo miöftt \$ au<$, baf* bie 
flJtoft! bor Ottern itnb über Stiles immer mufifatifety fei, »a$ 
gar nicfyt berljinbett, ba§ fie manmgfaltigft d&araftetiftifö fein 
fönne. ©iebt bo<$ be« 2Wenfc$en Slntlifc mäf bon jcber ©efüljl«* 
regung bie ba« 3nnere bewegt ben betten 9to«brudf, oljne feine 
organifd^ beftimmten feften Steile beränbern ober berfefeen ju 
f&nuen, ber 2Renfc$, ber Äünftler tootte e« nidjt anber«, ni($t 
beffer matten tootten at« götttidj*natürticty, 

£>aj* iü) 31jr SSaterunfer fe§r fc$ön llingenb jinbe, $abe \ä) 
föon gefagt @« ift aber biet me§r al« ba« ; e« ift fe^r gefugt* 
bott, iebe« (ginjefae barin, jebe ©itte für fiefy, feljr gu #erjen 
genommen unb inbrünftig mufifalifefy au«gefaro<$en. 9W(£t Sitte 
»erben bie allgemein mufifalifcfyen Sortierungen, ia in iefeiger 
£eit bielleid&tSöenige, an ba« ©tücf machen, bie i<$ oben be* 
. jeic^net ^abe. STOan fann auety bie 3Jiufi! an fic$ borüber gelten 
taffen, al« eine muftfalifefy betonte £e$tberlefung, tote e« ba« 
föecitatib getoäljrt, nur fc^etnt mir immer, bafc bie eigentliche 
ftunfttyl?äre erft mit bem gefc^loffenen SKufifftüd betreten toirb, 
ba« bie SBebingungen feiner ©eftaltung in fi<$ fetbft tragt, in 
»eifern* benn au# }ebe« einjetne ©lieb im £>rgani«mu« be« 
©anjen mufifalijd^ bermittelt toirb gegeben fein tootten. 3Dag 
in ber ©efangmufil jebc« ÜKufifalifctye jugleity bom ©orttn^alt 
geforbert erf<$eiue, ift bie fd^ioere 9tof gäbe, bieder, toie eben 
bei aller Sunftfd&ityfung, Sntgegengefefete« in (Sinem barjufteßen 
Ijat SDie Sßatur tyut e« überall, ba ift alte« SflUttet unb 3toed 
gugteid^. 3)ie ift aber bon ®ott unb nietyt bon SDienfc^en ge* 
mafy, ba ift'«, n>ie man ju fagen pflegt, leine Äunft, ift in fei« 
ner Unfeljlbarfeit meljr, in feinem 2Kanget an greiljeit au<$ 
toieber weniger al« biefe. üttit l)eriti(fyftem ©rüg 3$r 

2tt. Hauptmann. 



m 



Sei*)**, ben 7. ©epfember IS62. 

Sicbcr $err 8oui« Söttet! 

©enn xäf an 3J?re ®attin ju fctyreiben Ijätte, mürbe i<$ au$ 
fagen grau 8oui«-8ö$ler. Äityter giebt e« t>tete ; bem@tanbe 
nadfr (unter benen fidfr trielleid&t nur bcr »om ^tnjcnrouB be* 
fannt gemalt Ijat,) weniger ate bent Stauten naty; einige au$ 
mufifalifctye, aber toofyl nur obfcure, aber „8oui«-Ä9$ter" giebt ein 
*Bitb, einen beftimntten Sinbrudf, nrie granj-@d(mberi, Siobert- 
©d&umann, föobert-granj unb noöf Sinige. grau $ifler nennt 
ficty auf iljren Karten auc$ äRabame gerbinanb-$iller. ätfe lieber 
$err öoui« ßötyler ! $aben ®ie jubörberft frönen £>an! für 3$r 
äifb , für ba« ber ®egenbefu# Ijter beigelegt »erben fofl, nnb 
bann bafür, baß @ic mir überhaupt einmal »ieber gefd&rieben 
Ijaben. 2Ba« 3fyre ÜDefiberia an alter Sßufil, namentlich alter 
Sta&iermufif, ton unfrer 5E1?oma«btbliot§el betrifft, fo tfyut mir** 
boppelt leib fagen ju muffen, einmal für ©te, bann avri) für mi$ 
fetbft, baß bie ©ibliofyef ber 23joma«fctyule ettoa« feljr Uubebeu* 
tenbe« ift. <£« finb u>o$( au« früheren 3eiten einige ©c^arteleti 
ba, unter benen fi<$auc$raan<$e intereffantere©ac$en, Opern öon 
8uüi unb SRameau befinben, ®ott n>eig u>ie bie herein gefommen 
finb ; aber ein irgenb jeitli<$®efammette$ finbet ficfy nid&t. & ift 
n>o$ t>on jeljer getoefen tote Jefct, bafc ber ßantor alle« für fein 
®elb fd&affen mußte toa« gebraust »urbe, unb bie« tt>ar na# 
feinem lobe ©gentium ber gamilie, bie e« mit ftt$ ualjuu Da* 
$er üon @eb. SBaö) ni$t$ ba ift al« ein in ©ebanlen liegen 
gebliebener befecter 3a^rgang Sird^encantaten (43 ©tüdt) in 
©timmen oljne Partitur. 3lu<$ Ijier blieb ber SRad&laß ber ga* 
milie. Smanuet erhielt bie S3ocal<, griebemann bie 3nftrumen» 
tal*ÜWuftf. 2Ba« fcon ©eb. ©a<$ jefct ba ift, außer ben gebrudt* 
ten 6 ÜKotetten, Ijabe iti) angeftyafft, toie xöf benn in ben erften 
Sauren Diel ®etb ausgegeben fcabe um ein brauchbare« Sonttn* 



129 

gent ober Steftertoire fyerjuftellen, benn bie ßantaten Don Serc^t, 
Otto unb Anbeten, bte dou meinem 33organger, beffen 39tblio* 
tfyef angefauft toorben toar, in ben ©cfyränfen tagen, mögen ganj 
gut fein an iijrem Ort ; too man aber ein gute« Orcfyefter Ijat, 
macfyt man boefy lieber Slnbere«. $ur Srfcmbigung über atte 
SDhtft! finb ©ie, glaub' icfy, bei £>orffel an ben beften 3Kann ge* 
ratfyen, pbem Ijat er au<$ ben mufifalifd^en £ljeif ber ©tabt*. 
bibliotijef unter fi$ unb tr>irb 3tynen Don ba gern 3We« mitsei* 
len n>a« fie ©raucfybare« für ©ie enthalt, £)ie SlaDierfonaten 
Don ßoretti finb, foDiel idj toeifc, ni$t« anbere« al« bie ©eigen* 
ftü<le, gefeljen fyabe i$ fie für Sfofcier ni<$t, aber baDon gehört, 
bafc fie au<$ für Staoier gebrudft feien. 3dfj Ijabe bei ben nteber* 
tänbifcfyen alten ©a<fyenni<fyt ba« ©efüljl gehabt, bafc fie Dor* 
nriegenb Ijarmonifcfy feien. 35er Untertrieb Dom teueren b. f). 
©. Sacfy'fd^en fcfyien mir meljr barin ju liegen , bafc jener alten 
SWufif überhaupt ber ©eptimenaccotb , biefe« entfetteten Ijar* 
monifcjje 3roeiljeit«moment, ganj feljtt, bafc aüe "Diffonanj nur 
Sorljaft ift, ber toefentli<$ bie Sonfouanj nid&t aufgebt, ba er 
für fie nur ein äeufcerlid&e« ift. ©onft finb bie nieberlänbifctyen 
©acfyen rooljt Jjauptfadjlt<ty melobifcfy combinirt unb inbenafteften 
ift gerabe ba« £armontfcfye ba« SÄangelljafte , tüte bei uns ba« 
SÖielobifd&e in ber sßofypljonie ber fcfytoädjere 23)eit ift, benn un« 
ift ber SCccorb angeboren unb nrir gelten Don üjm au« , ber bei 
ben alten bur<$ bie üßelobiencämbination erft entftanb , baljer 
toir mit Dier ©timmen überall genug l)aben , bie alten aber fo 
oiel al« möglich üJietobien jufammenftngen laffen fonnten, unb 
waren'« wenige, fo reichte Ijarmonifcfy bie leere Ouint auefy Ijin, 
ia fctyeint iljnen oft befriebigenber oljne £erj , bie fcfyon ju Diet 
^armonifd^en 9Jeij Ijat. £>ajj ©ie bie Ätengel'fctyen Sanon« an* 
toenbbar finben für 3l)re 3wedfe, fwut wi$ ; f^e finb, glaub' \6), 
feljr roenig befannt geworben , unb liegen beim SSerleger genrifc 
wie Stei. ©tc Äritif Ijat fie meiften« gering beljanbelt : bumm 
i|Y« Dor 2lüem immer auf ben 33etglei<fy mit bem temperirten 

Hauptmann, »riefe. 91. 5- 9 



130 

Sfofcier ju lommen. 2Bo ift benn Sttoa« ba« ftd) bamit fcergtei* 
d^en ließe? 3Da§ Stengel fein ©ebaftian 35ac$ ift, bräunen mir 
ntd&t erft &on einem föecenfenten ju l)i>ren f unb menn er einer 
märe, ftnbet er au<$ jefet ba« (Stement, bie pottypljontjcfye 8uft in 
ber Sbaä) atmete, ni<$t meljr, er muß fiety eben burefy @. SJacfy 
erft ju biefer üttufif erjieljen, unb nrirb fiety, fo feljr er ft<$ Ijtn* 
einlebt, bo<$ immer nur in einer @pejialatmofp#tre befinben. 
©er Sactu« unb bie Rateten in ber freien 8uft finb immer noety 
ettoa« ganj Slnbere« at« im £retbljaufe, ba« bie Temperatur burefy 
geljeijte Sanäfe erft hervorbringen muß bie jene bebürfen. 35a« 
paßt nicfyt ganj, benn 33iele« im Sitten, wenn au<$ nid^t eben 
bei <5.Sa<$, ift Srtyftattifation, fcie gerabe im Äugten beffer fcor 
ftcfy gel)t al« in ber SBarme. — @ie finb ein tapferer unb lieben«* 
mürbiger bitter für bie §armonif unb ÜRetrif. @« gefyt iljr tote 
®ceü?e'« garbenteljre , unb mir bar in toieOoetfye, baß miety 
lebe« anerfennenbe SBort über biefen „93erfucfy" meljr angenehm 
berührt at« irgenb ein 8ob über Sompofition. Sigeutlidj fottten 
Sefyrer einige Sftotij von bem ©u#e nehmen; bie aber befüm* 
mern fid) am attertoenigften barum; vielmehr fyabe tdj von 
©Rufern Srfafyrung, baß fie \\ö) fyinetntefen unb baß fie etma« 
barin anfpricfyt, ober baß e« in pfyilofopljif<$en ober aft^ettföen 
Sefyrbüdbern angezogen nrirb, nur nid&t in muftfatifcfyen , toenn 
fie fiefy au<$ ttyeoretifctye nennen — too bürfte benn in unferer 
roiffenfcfyafttidjen $t\t auf irgenb einem anberen ©ebiete etroa« 
fo unbegrünbet geteert »erben, toie e« in ber ÜRufif gefcfyieljt, 
too Sitte« fo abgefonbert oom 9Äenfc$en befprocfyen unb abgetan' 
bett nrirb, at« ob e« mit biefem gar nid&t jufammenfyiuge. aber 
au<fy in fid^ fyängt e« in ben ©ücfyern nicfyt jufammen, folgt nie 
Sin« au« bem Slnbern, am toenigften Sitte« au« Sinem, roie e« 
boc$ fein müßte, toenn e« eine Xljeorie fein fott. @« ift meljr 
wie $o<$bü<fyer ; toenn @iner ba lyon Djtygen, t>on §tybrogeu, 
Don etwa« cfyemifcfy elementarem fprecfyen wollte, müßten bie 
Sö<$e freiließ ftdj abtoenben: toa« getyt fie ba« an, n>enn'« nur 



131 

jdjmetft — Dr. Sljrtyfanber giebt etwas $titfd)xtftti<i)z& über 
$Dhtfifwiffenf#aft unb ®efdfji<$te in SJänben, ni$t blattweis, 
heraus, babon wol)l batb ber crfte crfd^etnt, @S finb ju Anfang 
jwei äuffäfce „über Slang unb über Temperatur" barin &on mir, 
bie er unter meinen einzelnen ©cripturen fanb unb aufzunehmen 
wünfcfyte. 3$ finbe es überhaupt ganj gut, bafc fo ein Organ 
nrieber ba ift, barin etwas 3 u f ammen ^ n 8 enb ^ °^ ne äcrftfide* 
(ung fteljen fann. Sucratto für ben Verleger wirb'S freiließ nicfyt 
tüerben. £>aS publicum für fo etwas ift überhaupt Kein unb 
faufen, ba es in beh Sefejirfetn Ijerumgeljt, werben es nod) we* 
niger SSiete. 9?un leben ©ie redjt woijl unb fcfyreiben mir redjt 
batb wieber. üWit ben aüerbeften ©ruften aucfy i>on meiner grau 

3l)r ergebender 
3tt. Hauptmann. 



ficipjtg, ben 13. October 1667. 

lieber fcereljrter £err Souis Softer! 

SBenn audj nur furj , fo mufc i<ty 31jnen boefy ein Sßort beS 
Hanfes fagen für 31jre liebe (Erinnerung meines £)ienftjubi* 
laumStageS am 12. ©ept. biefes Saures. (SS jebem einjeln ?u 
jagen/ tote icfy woljl möchte, ift mir nicfyt möglich ; harten fcfyicfen 
ift mir ju mec^anifd;. (SS bleibt allenfalls^! beeimiren, wie 
toenn bei einer gewonnenen @cfylacfyt jeber 1 0te 3Äann becorirt 
wirb, ober bei einer verlorenen jeber 1 Ote erfdjoffen ; baS ift mir 
gu unperfönltcty, ba ift'S boefy humaner, man fud^t fi$ bie 33c* 
treffenben l?ert>or, was, wenn fie fo in erfter JReilje ftefjen, nicfyt 
jo f$wer ift, unb Ijolt fie fcfyarffctyüfeenljaft IjerauS. @S waren 
ber S^renbejeugungen weit über 33erbienft viel. SKicfyt weniger 
ber gütigen greuubeSjeid^en , ©ott loljn'S 21 Ken! 3cfy neunte 
etwas herüber für ben heutigen ©eburtstag ber ber 75fte ift. 



132 

äßanctyejinb frifd^er ju biefem Sage, üttanctye fyaben iljn ni<$t 
erlebt , fo gleist fi$'S im ®anjen au«. Site ©eneration rotrfr 
gar nur 30 geregnet. 9iun wenn (Siner in ben 30 ben £)on 
3uan gewagt ober bie ©ijtina, fo fann er auc$ bamit aufrieben 
fein, e$ lommt auf bie großen &afyzn nietyt an ! Unb jur S3e* 
friebigung genug getljan ju Ijaben lommt er bo# ni$t, unfr 
toenn er tote ättetyufatem toürbe. @« bleibt boefy immer nur ein 
Anfang. Sßöge e$ 31jnen unb ben 31jrigen immer reetyt gut 
gefyen, ba« ift oon £>erjen mein 28unf<$. 



SBriefe an (Sari Äofcmaty* 

<£ar( Äofemafy, geb. ben 27. 3uti-1812 $u Breslau, toat Äapeü* 
meifkr an mehreren Sweatern, jutefet in (Stettin, ©ett 1849 be* 
•föäfttgt er ßd) fcorjugtoeife mit ber Seitwtg t>on ffonjerten , mit 
<Sompofition unb Unterricht. Stitd) als muftfattfdjer ©djriftßeßer tft 
er tfyätig unb rüljmUdjft Mannt. 



ßeipjtg, ben 1. 3uli 1844. 

Siebet »er ehrtet £err tofcmalty. 

ÜJiöcfyten ©ie trofe be$ ©cfyroeigenS aucfy metner forttoäljren* 
ben freunbfd)aftü#en nnb Ijocfyfcfyäfeenbeu ©efinnung berftcfyert 
getoefen fein. £)te3uneigung befte^t \a and) ntd&t in ©agen nnb 
Sfyun ober fann toenigftenS ofynebieS befielen. @« tft mir immer 
■ein angenehmer ©ebanfe , bafc Soßmafy in einem gemtffen mir 
jonft unbetannten £)etmotb tyauft unb befttmmt ben Ort für mt<§ 
p einem feften fünfte. 3tyt Smpfoljtener, 3«I. ßafar, mar fc$on 
jioei SBoc^en fyier # e$e \<fy »on einer SReife jurüdfommenb ifyn 
^efe^en Ijabe. 3n biefen SEagen torirb ber Unterricht beginnen, 
©eine ®efangfa$en fyaben mir naefy flüchtiger £>urcfyfi<$t re<$t 
^übfcfy gef dienen, in einer genriffen 2trt, bie man freiließ lieber 
Ijaben muß ate icfy fie $abt. 

3$ liebe bie muftfatifcfyen £>eclamation«ftü<fe mit ausmalen* 
fcen &XDi\äftn\$kUn, unb n>o biefe ft<$ ttricfytig unb breit madben, 
ntc^t feljr. 2Bo ba$ gefungene ©ort fi$ erft tyat työren taffen, 



134 

ba fatm aucfy bie reichte 3nftrumental*ÜRufif bie ®efangt>auferc 
ntcfyt au«füflen, e« roirb immer Unterbre^ungen geben, too ber 
3ufammenl?ang ntc^t im ®efange felbft liegt. £)a«. ift ein SÖiangel 
ben eigentli<$ nur beutfetye Sompofttionenober £omi>ofition«*a3er* 
fu$e empfinben (äffen ; nacfyft biefem and) ben anbern be« öftern 
Jempo* unb 5Eonarttt>e<$fel« , wenn ber ßomponift ftcfy bur# 
iebe anbere 2Bortfyra<$e ju anberer ÜKuftf beftimmen (äffen ju 
muffen glaubt. $)a« ift aber unmufifalifety unb un!ünftlerif<$ im 
tiefften ®runbe. 2Ba« ber £e$t. nur berftänbig nac$* unb au«* 
etnanber fefcen !ann, Ijat bie SWuftf füljlenb lieber ju vereinigen r 
ba« im Sßortßrftarrte toteber flüffig auf jutöfen, unb too ber Zzp. 
greub' unbSeib nactyeinanber bringt , toirb bieSMufif ettoa«brin^ 
gen muffen, tt>a« beibe« jugleicty ift, »ie im®efü!jl be«®ebi<$te$ 
beibe« beifammen ift unb nur bie Sßorte au« einauber fteljen. 
Darin ift fol$e$!jrafencompofttion unmufi!alif#, unfünftlertfc$ r 
»eil anä) ein ®efangftü<f , Dom ®efange abgefeljen , ein ÜWufif * 
ftücf, ein formefl ®anje« unb al« fcl<$e« an fi$, niäft erft burefy 
bie 2ejcte«tt)orte berftänblicty fein fofl. <5« toirb freiließ Ijier toie 
immer unb überaß, ti>o etoa« ®ute« unb Sefriebtgenbe« ent* 
fteljen foß, ffintgegengefefcte« ju terbinben fein ju belebter Dar* 
fteßung be« ßinen im Sfobem. 3$ meine e« im ®anjen nid&t 
fo ftfylimm mit ben Sompoftttonen Söfario'«. (ginige ber Sieber 
berbienen bie obigen ßinmenbungen faft gar ni<$t, aber auf biefe 
befferen legen fie bann getoitynlidfr am toenigfteu «Berti? unb ben 
grSfcern auf fot<$e, bei benen bie 2ßuft! im Sinjelnen ju viel, im 
®anjen ju toenig für ben £e$t tljut. 

3u meiner anbertl?albj&§rigen ©<$ulb gehört noc$, baß icfr 
3$nen für bie 3ufenbung 3fyrer fd&itoen Sieber no# ni#t gebanft 
tyhi, bie mic$ feljr erfreut tyaben. $ter ift aud> reiche unb 
bebeutenb^ ^Begleitung, aber roie fte fein foß; nic^t ba« ©erüft 
an toetetye« fiety ber ®efang nur anlehnt, fonbern mit biefem Sin« 
unb ein ®anje«. 6« gehört freiließ ein ganj gute« ©piel, eine 
SMeifterf^aft ni$t blo« über ba« 3nftrument, fonbern in ber ®e* 



135 . 

fangbegteitung baju, fotctye@acfyen bebeutenb unbbiscretjugteidfj 
auszuführen , bann aber lann e* nur bon ber heften ©irlung 
fein. (5$ ift ju lange Ijer baß i<$ jenen ©rief tnitben fiiebern bon 
3$nen erhielt unb @ie »erben fi<$ be« 3n$atte$ faunt fcfbft meljr 
erinnern, ©ie »ünfd&ten aw$ bie Sieber in ber bamat* Don mir 
rebig Irten 3 e toM9 bef proben ; tdj »otfte fie feinem anbern 9?e* 
cenfenten übergeben mit ben beften 33orf%n — unb fo ift e* 
unberjeiljti(fyer»eife gar nid&t baju gefommen, »ie ju fo manchem 
Sfabem aucty ni$t. gür ein fo gar große* Uebel lann i$ ba« 
$»ar eben nicfyt galten, am »euigften fcfyien mir'* bebeutenb , ba 
icfy ba« ganje 3 e W«itg«gefd^äft mit feinem §erlömmli<$en SSlttfya* 
ni«mu« unter £>finben Ijatte, ben tefy ju regeneriren »oljl eben fo 
wenig ba* latent at« &t\t unb SDhtße befaß. @« »ar für miefy ein 
na<$ bieten grünbtictyen Weigerungen fyatb aufgebrungene« ©e* 
j<$äft, ba« i<$, fobatb e« angeben »ollte, »ieber in anbete §anbe 
gegeben fyabe. 3efct felje iäf (Sorrefponbenä'ärtifet unb SRecen* 
ftonen bie man fo tyübf<$ überfragen fann mit biet meljr ©eljagen 
an, ate ba id& fie burdfoutefen unb meinen tarnen barunter 
jufefcen genötigt »ar. 3dj meine e« gebe feine traurigere 
Siteratur at« bie mufilalifd^fritif<$e — im ®anjen genommen. 
£>ie Äörner au« einem 3afyrgang muftfalif<$er 3ritong«*@i>reu 
würben laum einige Sogen füllen lönnen. £)a« Uebrige finb 
hergebrachte ©erietyt«* unb SRecenfion«*$ljrafen oljne ©efüljl unb 
®ebanlen. 

Die @<$umann'f<$e 3 cttu ^g jeid^nete fid& bortljettl)aft au«, 
3efct fe^e i<$, »ie bon anbern auc§, fetten et»a« babon unb lenne 
tyren 3uftanb »enig. Ueber fyieftge muftfatifd&e Angelegenheiten 
ift auf ba* fürjefte ju berieten — e« giebt im ©ommer leine 
Sföuftl in Setyjig. gür bie näd^fte ®e»anbtyau«*Soncert'®aifon 
ift ®abe, ein 35äne, beffen beibe ©tym^onien Ijier biet ®lüdt ge* 
mad&t Ijaben, at«£)irector ge»aljlt »orben, ein junger feljr tötend 
üotter unb lieber 2Kenfc$. SDWd&ten ©ie boety jur 8Binter«jeit ein* 
mal ^erfommen lönnen, für tetblid&e« Unterlommen in ber Ujc* 



136 

ma«'Santor*3ßol?nung foütc geforgt fein ; wenn ©ie ft#'« ba 
wollten gefallen laffen, würben ©ie un« re<$t erfreuen 3$ fage 
2Binter«jeit 3tyretwegen, un« würben ©ie ju jeber anbem eben fo 
wiflfommen fein, ©ringen ©te biet bon 31jren frönen ©adfren 
mit — ßljor* unb ©olofttmmen tyaben wir im §aufe. 

©cfyreiben ©ie 1 mir bag ©ie batb femmen wollen ober ba§ 
©ie fpäter lommen motten,. aber nid&t fo fpät, bafc tefy ben ©rief 
erft in einer ber bisherigen griften $u erwarten Ijabe. 

2Ktt freunbfdjaftlid&em ©ruft 3tyr ©ie $od&f$äfcenbet unb 
ergebener 

5W. Hauptmann. 



Seidig, ben 25. Wäx^ 1851. 

lieber £>err Soßmalty. 
@« bebarf immer irgenb eine« Slnftoße«, wenn ttm& gef&eljen 
fott m$ no$ aufgefcfyoben werben fönnte , wenigften« bei ber 
gewtffen ©orte bon Seuten gu ber id? gehöre ; audj wenn bie©adje 
ganj gern gefcfyefyen möchte, fömmt'« boefy lange £eit ni<$t ba^u. 
@« ift wie ein @la« gefattigter tatiauftöfung, bie jur Ibtyftalli* 
fation reif ift unb bodj, folange fieruljt, ft<$ ni<$t entfd&fiefcen 
fann, au« tljrem püffigen 3uftanbe fiefy ju bequemen, flopft man 
aber mit einem ©cfylüffet nur leife an ba« ©efäfc , fo fliegt e« 
an, unb ber @a| ift ba , au€ ber wäffrigen ©rülje abgefonbert. 
35a« ©efäfc bin icfy, bie ©o§le bie 8uft an ©ie ju fdjreiben , ber 
Är^ftatt biefer ©rief (<BU), ber anHopf enbe ©d&lüff et aber ift 
gräulein Rätter, bie fiefy morgen na<$ ©tettin begiebt, auf bem 
bortigen Sweater at« ©ängerin ju gaftiren. ©ie war jefct feit 
fe<$« ÜJionaten fyier, war auf fe$«jefyn gibe«^9iotten engagirt, tyat 
in bief en wie noc§ in mehreren anbem sßartijien , ebenf o im ©ewanb * 
Ijau«concert immer fe^r unb immer me§r gefatten. Saar fe<$« 
SBod^en tüchtig franf am Stobenfieber) bon bem fie fi<$ erft in ber 



137 

legten 3*tt erfyott §at unb noc$ ntd&t ganj wieber im ©eftfc ber ganjen 
ftraft unb fomit au$ nietyt ber ganjen Stimme ift, fo bog t$ tyr 
t>ie£ lieber wünf<$en möchte, eine 3eit lang ruhiger SRutye ju ge* 
niefcen, ate wieber auf« Sweater ju muffen, ©te ift ©Hüterin 
*on Käufer unb auf eine fettene unb noble Sßeife mufifalifety. 
Ü)aS ©efte ift iljr eben gerabe gut genug, fie weifc aber au<$ ba« 
(geringere ju ffittoa« ju madjen. 31jr ©efang maetyt aber meljr 
SBirlung ate (Sffect — »eil nichts ju met ift, fc^eint Dorn anfange 
herein etwa« gu fehlen, benn man ift jefet an ba$ ju 33iele gewohnt ; 
man bef Reibet ft$ aber halt unb gern. ÜDief e .graul ein $aüer 
nun möchte tdj 3I?nen, lieber Äofcmafy, empfehlen , ganj aüge* 
mein: 3§rer Rumänen £l)eifoal)me. 3cfy wünfd&e bafc fie ©ie , 
unb ©ie fie fennen lernten (mufc groß unb ftein gefetyrieben be* 
tont »erben). 3$ würbe iljr biefen ©rief mitgeben, fie lägt fiefy 
aber nid&t gern empfehlen unb es ift fo beffer, bafj fie bon mir 
3fynen belannt wirb, oljne jugteid) perföntiefy babei fein ju muffen, 
gräutein Rätter, bie uns bor fteben3aljren burety^aufer empfo^tea 
war, feitbem öfter auf lurje &txt naty Seipjig fam, War bei tljrem 
iefcigeu längeren äufentljalte feljr biet unb gern, faft tägü$ bei 
uns. 3§r9tbfcfyieb $at grojjes $eib erregt. 

$un mügf i<$ einen lieben, langen unb infyattSbotten ©rief 
bon 31>nen beantworten, biefer ift aber fcfyon fecfys ÜHonate att. 
2BaS er 33eränberfic$es befprietyt, $at fiety toieüei<$t längft berän* 
bert. Sin festerer, ben idj bur<$ §errn b. ©tranj erlieft, ber äugen* 
bßdtticty beantwortet »erben fottte unb bis jefet nicfyt worben ift, 
foricfyt Don einem ßngagement nad& ©ew. ©ietfeid&t Ijaben ©ie 
biefeS angenommen unb mein ©rief trifft ©ie gar nicfyt meijr, 
ober wirb 31jnen mit ber ßmpfeljfong beS gräutein £>afler in bie 
©ctyweij nactygefd&idt. £errnb. ©tranjljaben wir wenig gefeljen, 
aber bie grau war öfter« bei uns. ©ie Ijat tyier ate Sängerin 
biet ®(ü<f gemalt, fie Ijat fcfyöne ©timme unb gertigfeit, unb 
trägt befonberS mufifafifefy wertijlofe ©ad^en gut &or, fotetye bie 
pfyrafenweis gebaut unb gemalt finb unb aud& fo wieber ge* 



138 

fangen werben fitanen. ©eniger gelingt üjr, fca« ein Sunft* 
gange« ift in ®ujj unb glufc gu (ringen, ba ift'3, n>ie wenn ©ner 
in einer fremben ©prad&e ettoa« bectamirt, bie er gut an«ft>ri(§t 
aber nictyt fcerfteljt — e* fetylt ber togifd&e äccent. ©ie Ijat aber 
audfc fytx guerft anbere al« itatieniföe ©actyen fingen muffen , ba 
e« Ijier ©tyl im ©ettanbljau« ift, in ber erften Arie ftcty mit bem 
Slaffifd&en abguftnben, um ber gotbenen Siceronianifctyen Ord&e* 
fterüberfd&rtft tt>ißen : Res severa est verum gaudium. — 9to<$ , 
bem ©eifaß gu fd^liefen , faßt aber ba* toatyre ©aubtum beben«* 
tenb meljr auf ba* 9ttctytctaffif<$e , 9W<$tfetoere, tyier n>ic überaß, 
©eit bem neuen 3a$re f e^e \6) nacty langer 3eit toteber mufifalifd&e 
3eitungen unb fyabe in ber ©erliner (glaub' t<$) mehrere auf* 
fafce &ou 3$nen gefunben, bie nictyt nur £anb unb gufc, bie Soj>f 
unb $erg Ijaben, toie man e« in ber raufifalifd&en Äritif fo feiten 
finbet, too getoi51jnlic$ äße« nur auf ber einen ober anbern ©eite 
Ijäugt, ober im ni#t«fagenben juste milieu futy betoegt. ßine 
mufifalifd&e SRecenfiou gu lefen o^ne ba« SBerl gu fennen, ift fetten 
möglich »ie man e* bocfy bei ben literarifctyen oft re$t gut fann, 
ba nid^t bto« ©ebanfen finb, ba auc$ ©inn barin enthalten ift, 
3n ben mufifatifctyen finb e« meift nur trafen. ®« fann aber 
aucfy über ein geljaltfofe« SBcrf geljaltbofl gefcfyrieben »erben ; nur 
gehört ein guter äRufifer, ber au<$ ein bernünftiger 3Renfc$ unb 
einige« änbere ift, bagu, unb ba« lommt fetten gufammen. Dann 
ift aber auc$ bie Äritif ntcfyt meljr eüoa« SEobte« ober 5Eöbtenbe«, 
fie toirb felbft probuctto, fie fann leidet eine Sompofttton »erben, 
an ber man metyr Ijat, at« an ber recenfirten. 

3n ber ©eforgnifj, baf ic$ midf morgen ni#t entfcpefcen 
fönnte 3fynen auf 3I)re beiben lieben ©riefe biefen eitigft abge* 
faxten abgufd^idfen unb bafe bie ©a$e bann toieber'in ben Stuf* 
fd&ub geriete, gebe iäft lieber eben fo eiligft gur $oft, be« beften 
©orfafce« mic$ näd&fien« beff er guf äffen. 3Ättl?erg{ic$fien©rüf}en 
3$r freunbf$aftli$ft ergebener 

üft. Hauptmann. 



139 

Setyjiö, ben 20. 3um 1859. 
Sicher Äoßmatty. 
.©$ ift bo# nie unb nirgenbä eto>a$ gutes 9Geue$ aufgelommen 
n>a$ mit bem guten Sitten in gar feinem 3ufammenJ)ange geftan* 
ben!?ätte, ba$ alles SSorfyanbene in bie SRumpetfammer fy&ttz geljeu 
Reißen. SBaS in biefer 2Beife abfonbertiefy aufgetankt ift, Ijat fid^ 
immer batb nrieber bergeffen gemalt. 3$ren Sluffafe über ba$ 
®olfe'f<$e SJiufifötyitel fyabe iä) gelefen unb fefyr gut gefunben. 
®olfe fd&reibt fiefy in feiner augenblicflicfyen Meinung immer 
fo mutljig hinein, baß er überaß über bie ©cfynur Jjaut. @S feljlt 
feiner Utyr ber ^ßerpenbifef, ber ben ®ang in ein 3ttaafc bringt 
ein retarbirenbes äßoment, nrie man geometrif<$e ^rogreffioneu 
Ijat , bie bei allem progrejfiöen gortgange bo<$ in ben Slnfang 
jurücf führen. SBenn®. inöertin, ftatt in STljorn, lebte, Knute es 
leidet anbers mit feinen arbeiten fein. £ier f treibt er unb f treibt 
unb ift Siiemanb ba, iljm ein SBort bagegen ju fagen, bis es ge* 
brudt ift. 9hm jfommt er einmal heraus unb toirb u>o er l?in* 
f ommt fuctysuritb n>enn Srgenbeiner nietyt fyingeriffen ift über feine 
©üd&er , ober gar fie nicfyt fennt. @r fpricfyt &on feiner ^affion 
jur SWufif , tt>ifl man iljm aber SDiufif machen, fo tyü er'« nid&t 
aus, toeil er in ber 3eit nid&t über SJKufif fpre<$en fann unb über 
feine unenbüd^e Siebe bafür. Dann muß man feine Delationen 
»on mufifaüfd^en Ißrobuctionen lefen, bie ganj abfurb finb , tote 
&on bem i£rio, »o ber Sontrabaß bie Don 3uan*üttenuett fpiett 
mit begeiftert improbifirten 93ariationen, bann bie Oboe fiety iljm 
anf<$liejjjt , enbli<$ bie ©ingftimmen mit eintreten , bis SllleS in 
2$r5nen f<$tt>immt unb fiefy in unenbtictyer SRüljrung in bie arme 
fiu!t. Die ©timmen fingen bie Sßorte : „911$ i<$ noety im glügel* 
fleibe in bie SDtöbctyenfd&ute ging." Die 9Renuett ift bas fünfte 
©tüd ber Oper, „eine Veröde mit föofenguirlanben umurnnben" 
— ba« fomtnt im „3ugenbleben" bor. ßs ift aber öfter bon 
äWufif unb immer auf biefe 2lrt bie 9?ebe. Die 8eute ftetten ft<$ 
anty ein 3Äufi!erleben ganj befonbers bor, als einen forttoa^ren* 



140 

icn metobifcfyen 3)ufet. 216er ®. befonberS fyat oon SSictem feine 
sparte 33orfteflung, bie er ober für unumftößUdlj toaljrljäft 
unb nun baran pljifofopljirt afe ob's bte ©aetye fefbft n>är\ 3dj 
fann mir ©♦ aber gar ni<$t in einem ©efpräcfy benfen, toenigften* 
$el?6rt er ju benen oon 3ean $auf $ Seuten „bie nur einen 3u* 
jjörer brausen um ein ©eforäcfy ju führen". ■ Ghr toar einigemat 
in Seipjig unb Ijat un$ bann befugt. £)a$ erftemat toar'S einen 
<©onntag. 3$ n>ar untooljl unb lonnte ni<$t in bie ßirctye, er 
!am. frö^ 8 Uljr, ging gegen 12 eine Ijatbe ©tunbe weg, !am 
bann jum SKittag unb Hieb bis 2tbenb$ 10 Uljr unb fyat biefe 
14 ©tunben gefprod&en oljne faft bie aflergeringfte ^ßaufe, immer 
begeiftert unb im größten Stfer , gerabe ttrie er fetyreibt, unb in 
fo lebenbigem Vortrag nid&t einen Slugenbtid ermübenb, oJjnebafc 
ein Rubrer ju SBort gefommen toäre. 5lm anbern Sage lonnte 
iety tfjm bei ©ro(fl)au$ in 33erlag$angetegenl?eiten einige Dienfte 
(eiften unb er fetyieb bann im beften SSerne^men mit un$. ®a§ 
iäf mufifafifd^tljeoretifcfy ettoa« gegrübelt Ijaije , loar iljm auc$ 
ttid&t oljne 3ntereffe , nnetooljt ettoaä 3ufammenljängenbe$ oon 
einem Slnbern anjuljören unb aufzunehmen nic$t feine ©aetye ift. 
<£r gefyt nur momentan barauf ein , um bie feinige anjufnüpfen 
unb fortjufpinnen. £)a$ tefetemat, atö er Ijier war, too e$ tljm 
fcfyon in Sertin mit Verlegern nicfyt naety Sßunfcfy gegangen, mar 
er gar ju biffig unb unteibtid^ in feinem ©dampfen auf bie 
ganje SBett , baß iety auefy bie ®ebutb mit 3ufyören oertor; ©a 
fingen urir ntctyt in fo gutem ©ernennten, ttrie ba8 erftemat, ans* 
einanber. 3n töofentranj' £agebuc$ lömmt ein 33efuc$ cor, ben 
O. üjm gemalt, fo ganj ift er ; er fann aberfcfytimmer fein, at$ 
er bort bargeftettt ift, toenn er oerftimmt ift. ©einen fctyriftticfyen 
arbeiten fctyeint mir aöe lünftferifcfye ©ebtngung ju festen, bie 
gorm im ©anjen, bie ßompofition. 2Kan fann feine ©üctyer 
fo gut fcou ber SÄitte aus, toie loom Anfang (efen. — 

ÜÄ. Hauptmann. 



* 141 

ßety&ifl, bcn9. <§ej>t. 1S64. 

Sic ^abcn mit ein SBlättcfyen mit enljatmonifctyen Harmonien 
getieft unb ba« fann i<$ nun ni<$t finben, fyatte mit abet fcfyott 
in 2Ue$anbetbab ootgenommen , ©ie , toenn eftoa« batübet ge* 
fagt »etben foflte,>ju bitten, mir bie ©teile obet liebet ba« ganje 
@tü<f in Steift «nb ©ein , ja auefy in Äleibetn )u fcfyicfen obet 
ju bejeid^nen ; auf bem ©lättdjen toat nut bejiffettet Sag. — 
Da« ift toeniget at« ©feiet, biefe« giebt boefy bie $aupt*Umtiffe \ 
bet 3iffetbafe giebt ba&on gat ntctyt« unb eben Don bet eigent* 
liefen 9Äufif nicfyt«, in toelcfyet Ijatmonifcty *!ßtane« fteif , SSertot^ 
delte« gef<$meibig erftyinen fann. 3c$ faun'« gat nicfyt leiben, 
toenn bei SRecenftonen tyatmonifctye ftüljtung mit 3iff er « MfP* 
geben »itb, ba« mag i<$ gat nic^t anfe^en. Sei ben £>ettu(ani» 
fetyen äu«gtabungen liefe bet angepeilte 3nfpectot bei Sluffmbung 
einet 3nf<$tift bie 3Retaßbu$ftaben oon bet Sßauet abbted&en 
unb fctyidfte fie in einem Äotbe naefy SReapet an ba« ÜDitectotium 
bet 9lu«gtabungen, namentlich bet ©ection bet 3nf Stiften. ©fr 
fdjlimm ift e« toofyl mit bem 3tff er & a ff* *"$*' a & cv flenügenb' 
awty nietyt. SKan Ijat bie Steile in bet $ant> , fefytt leibet nut 
ba« geiftige Sanb. ÜJtelobie b. i>. gottgang ift boc^ in äRufit 
ßtfte« unb Sefete« unb ba« anbete nut bajtoifd^en. Slingt ba« 
fefjt nad& S3eHini , fo toeifc xdf bie gute ©eite batan abet fe^r jit 
fcfyäfcen , unb e« fann (Sinem ju fttittn modlet babei toetben al« 
bei manchem „£>oc£intentionitten" n>a« nicfyt gut Hingt. 35a« 
gute Älingen ift fteitiety im SÄobetnen feljt au« bet UMobe ge* 
fommen, bie 9Mufif ge§t iljm gefliff entließ au« bem SBege. , 3unt 
guten fttingen unb äMobie genügt freiließ nid^t bet bloße Dutcfy* 
gang«*3»oment — bet ift ja übettyaupt nietyt äßufif, fonbetn ba«- 
SSetgeljeube a(« ftillftefyenb übetfcfyaulicfy genommen — unb fo 
möd&t' e« fteiücfy tooljl mefyt ba« ®anje fein. Die 2Äufif at«- 
Sltcfyiteftut, ba« ©eftetyen im SSetge^en ift etgentlid^ eine feljt 
fc^öne ©ebingung be« Dafein«, bie eigentlich Ieben«ootIe. 2ßan 



142 

tabett immer am Stabier ober ^ßianoforte, baß e« ben Ion nidjt 
fyätt; tme aber fo ein angefcfylagener Jon berflingt unb a( C töirb, 
b. Ij. in« 5ltt übergebt, roa« man Wicfyt« nennt, ba« ift boety auefy 
toieber etroa«, ba« fein anbere« £onmerfjeug, au<$ bie Stimme 
nicfyt, fo Ijat — e« ift frctftd^ etroa« 9iaturelementare« , in« Un* 
beftimmte geljenbe« unb bamit unfünftferif<$e«} 2tm beften m>v$tt 
ba« Ofe SdnU jum Sffect ju bringen, wenn er na<$ einem langen 
$)imimtenbo ben Sogen noefy übec ben ©aiten Ijielt , baß bie 
£5rer meinten r fie lj5ren no$ ttxotö, n>enn er längft aufgehört 
tyatte, unb ber aufgehaltene ©eifatt bann befto toütljenber to«* 
braefy. Unb audj 2Waria ffieber mit einem fel)r langen Arpeggio — 
crescendo unb decrescendo — ba« er in feiner Slamerjeit gern 
unb oft anzubringen pflegte, au« bem atlerleifeften <ßianifftmo 
in« gertiffimo unb toieber jurüd. <£« ift einfältig genug ; er 
machte e« aber gut unb l)at enormen ©eifatl bamit geerntet. Da« 
©egentfyell biefe« 33erflingen« ift ber fteife fteinerne Orgelton, 
ben icfy be«ljafb jur ©efangbegleitung gar tiicfyt gern Ijabe. SBenn 
bem bloßen SBergeljen ettoa« Sfünftlerifcfye« gebricht , fo gebrtcfyt 
e« auefy bem bloßen öefteljen. Unb boefy mag iety lieber ben Orgel* 
Hang in feiner üftatur, al« mit @d?tt>elien unb anbern Nuance- 
S3orri<$tungen, mit benen toir ben Sentimentalitäten jebe« be* 
liebigen ober unbeliebigen Organiften au«gefefct finb. SBeun ber 
Orgelton fteinern ift, fo fott bie Orgel fidj auety mit bem begnügen 
motten, roa« bie bifoenbe Äunft in ©tetn bilbet, mit bem ^ßfaftU 
fd^en, ©cufptorif(fyen, mit ber SEBirlung bur<$ bie gorm, unb nicfyt 
bilben tooüen roa« garbe »erlangt. £)er ecfyte ©itbljauer toirb e« 
njcfytju bebauern Ijaben unb a(« ÜKangel feiner Sunft empfinben, 
baß er feinen giguren feinen 2lugenapfe( , feine rotten 33adeu 
unb Sippen, feine farbigen ©etoanbe geben fann. 25a« ift mir 
ein 3Äangel an fielen mobernen Orgelcompofitiouen , fie laffen 
crescendo unb diminuendo entbehren. £)a« tfyun bie 33ad)'fcfyen 
unb anbere ältere nid^t, fo menig a(« eine antife ©tatue ba« 
ßotorit entbehren lägt — ba« ift ©ttyl ober ©tylmanget melmeljr ; 



143 

ängemeffenljeit ober Unangemeffen^eit an bie üKittel ber £)ar* 
ftetfang unb an bie objecti&e gorberung in jebem Sinne, Orctyefter* 
SQjeater* Äammer» Quartett* ©fym^onie'Sttyt, aber ni<$t 
©aefc, $änbel*, ÜKojart*@tyt *c. ; Sitte«, woran man einen 

Stutor erlennt ift Spanier, (et fte no<# fo groß ! 

@ot<$ einen ©rief fottte man get»iffenl?aftertt>eife nietyt ab* 
fd&ideu, fonbern ftety jufammen nehmen unb einen orbentticfyen 
ju [^reiben fu$en ; toenn es aber nun eben nietyt baju fommt 
unb gefetyrieben fein miß, fo fugeft man eben unb läßt e« fort* 
gelten. üÄein £roft, baß tety 3$nen Ijeut einige Sftoten mitfd&idfe, 
kie nid&t fo eilig unb blo$ fortfaufenb getrieben finb* — 3n 
ber Sunft Jeber «rt bin icfy feljr fcafür, baß etwa* ju ftdfr lomme. 
3n SUejanberbab Ratten mir ganj gute Sage, n>a$ bie 8eute ni<$t 
glauben , ba e$ überall fo \ä}k6)t SBetter toar. 3<$ Ijabe einige 
Meine 3ßotetten bort gemalt , »ie icfy fett 3al?ren pflegte irgent? 
eta>a$ bort ju tljun unb bamtt bie $& oiel anmutiger Einbringe 
ate mit bloßem ©pajieroigeljen ; baju bleibt no$ immer £eit 
genug unb ift bann erft Gattung. Seben ©te tooljl lieber Äoß* 
mafy, grüben ©te bie 31?rigen atterbeftenä oon mir, toie bie 
Sßeinigen beften* grüßen taffen. 3$r freunbfcfyaftficty ergebener 

9Ä. Hauptmann. 



geizig, bat 15. 3uti 1865. 

Sieber greunb! 
SBie e$ mit unferer Sorrefponbenjorbnung fteljt, toeiß icfy 
loa^aftig nicfyt; ic$ weiß nur, baß i$ redjt lange £eit fetneu 
ißrief oon 3ijnen Ijabe unb miefy fe^ne @ttoa$ außer 3eitung$* 
na^ricfyten oou 3fjnen ju ermatten. 3$ Ijabe ba« bunfle ®e* 
füljt, als fei bie fefcte SBerfäumniß auf meiner ©eite; toär'S bie$* 
mal nietyt, fo ift e$ manchmal früher gef^en unb {ebenfalls im 



144 

©anjen ni<$t außer ber Orbmmg, wenn i<$ f<$reibenb anfrage 
ober anfnüpfe ben jerriffenen ober übermäßig gebetynten gaben. 
Die ^JrogrefftonSjaljl ber ©riefe müßte mit ben 3a$ren, bie man 
ju leben Ijat, in SSerljältniß b. !). aber im umgef ehrten ftefyen, bic 
erfte müßte juneljmen, wenn bie legten abnehmen. @S ift unrecht* 
baß man bie SBerfäumniß mit ben 3aljren juneljmen laßt. — 
Das mufifalifcfye übermäßig unb franffyaft geregte S£ageSintereffe 
ift in unferem, gegen 3ljre Sage fübtid^en Sanbe jefct bie äfoffülj* 
rung ber £riftan unb 3folbe*Oper , bie enblicfy wirfliety fcom 
Stapel gegangen. Sine fo fernere ®eburt eines 23jeaterftü<f$. 
ift woljt noety ni$t ba'gewefen. ©ei fo »iet @<$wierigfeiten ift 
aber faum ju erwarten, baß bie SJorftellungen biel unb rafety auf* 
einanber folgen »erben, unb bie SBett wirb immer nicfyt ins 
Steine !ommen über bie gegenwärtige 3 u * un f t ^ ^ e na $ ** m * 
was man &on biefer neuen Oper Ijört , mit iljr erft reetyt in iljre 
Sphäre getreten ift , wo es mufifalifefy Ijeißt wie ber berliner 
(Scfenftefyer öon ber bon il?m gerühmten ®egenb im ©aublanb 
fagt: Da fe^en Sie feinen ©erg, feinen $ügel, feinen Saunt 
ober @trau$ :c. unb auf bie ginwenbung, ©twas muffe bo$ ja 
feljen fein, „nein, öon allem nichts — SltleS ©egenb." ÜBatt 
glaubt nicfyt , baß mit biefer Oper ein erflcdf lieber gortfd&ritt für 
bie ©a<$e gefcfyeljen fei. Das mufifalifc^e Äunftgebtet im wei* 
teften ©inne fcfyetnt mir boefy au# bei ben SBorfäfcen SB.'S ganj 
»ertaffen, uerlaffen, je mel)r er fie erreicht — 'fcerlaffener, weit 
er , alles gugegeben , fi$ nid^t meljr auf f ünftlerifd^em , f onbern 
auf einem gebüngten Sftaturboben befinben muß; benn er will, 
nur reale SBaljrljeit. Daß 93orfafc unb 3iel in biefer Did&tung 
ein ÄunftunwaljreS ift, ift'* eben was mir troftloS f<$eint ©enn 
man Don @ p i e l fprid^t, fo glauben fie bie ffiunft bamit begrabirt 
unb es ift bod£ gerabe il)r $>ö$fteS. Daß bie Arbeit Spiel 
werbe, muß bie aMaterie erft überwunben fein, womit il)r Saften* 
bes uns abgenommen wirb, bas Saftenbe ber Slrbeit wie ber Sei* 
benfd&aft; bas ift's was man unter ber 3rouie berÄunft üerftetyett 



145 

mfiftew £)<$ bie 3Kuftf im Zact geljt, tft aud& fd^on 3ronic, benn 
bie Seibenfctyaft geljt nic^t im Xact. Der Xad nimmt aber ber 
Seibenfctyaft ba$ ßeiben, toie ber ©teilt im gef<$toungenen Steifen 
bie ©cuttere bertiert. Die 3lr<$iteftur tft ein ©pief mit 5Ratur* 
formen, im ©tein* unb spfHanjcnfinn, ba$ äJegetabiftfitye att 
©tamm unb ©latttoerf . — 9Jian Ijört bietteid^t batb bon fort* 
gefegtem großen <£rf olg ber SW.'fd&en £tyer, babei fann man immer 
ber SReinung nic$t nur, fonbern ber Ueberjeugung bleiben, böfc 
tfe ni#t auf ben regten güfjen fteljt — Prendre le mors aox 
dents Ijeifjt ba$ Durd^ge^en be$ $ferbe« ; toenn e$ baS ®ebif 
mit ben B^nen fa&t, ift e* freifidfr ni$t aufhalten; ba« tft 
aber feine be^aglid^e ©d^neöe, man toeifc nietyt ob man mit feiler 
Spant baoon fommt: ffinfttertf<$ ift nur ba$ gejügette. 9fam 
giebt e$ aber nod& fo ein unaufhaltbare* gortge^en, nietyt ventre 
ä terre, fonbern im Stritt. SDajn Ijat 3. $aut in feinem ^aftor 
©d&metjte eine präd&tige gigur, beffen $ferb in ben ffiiener 
©trafen burd^geljt im ©d^ritt, er fann's aber nid^t aufhatten, 
ber Briefträger giebt in ben fecfyfl* unb ad^tftödKgen Käufern feine 
©riefe ab unb ift immer toieber an feiner ©eite; ber arme 
©d^metjle mag rufen „aufhalten" toie er toitt , er tohrb nur aus* 
getagt. 5Riemanb oerfte&t feine SRotlj. @o giebt'S auefy Sßufit 
bie im ©d^ritt burctygeljt, im eioigen 4 /4 9ü?fytljmu$, recitatibifd^ 
— bectamatorif<# — ba$ fann entfefctiety / monoton*Iangtoeißg 
»erben, ©o ift 33iete$ im Soljengrin, ba$ fönnen atte aWobuta* 
tionen bon a naefy z unb jurüd ni<$t im geringften furjtoeittg 
mad^en, im ©egeuttyeit toirb's no# langweiliger baburety, unb 
paft red^t ju ©d&meljte'S im ©d&ritt burd&geljenbem ©d&tmmet. 
Daf ba$ föecitatio fein 3Retrum, nur 8tyfytljmu$ unb äccent fyt, 
ift iljm eine feljr toertljbotte , natürlich fünftterifetye Sigenfd^aft, 
unb bürfte nid&t aufgegeben »erben gegen bie tangtoeilige Ißfal* 
mobie be$ h tempo, ba$ eben erft Den Sintritt in ba$ gemeffen 
fortgeljenbe 3ÄufiffiüdE bejeid&nen fofl. ipier ift ganj getoife ba$ 
Sitte poetifd^er unb ba$$Keue fefyrprofatfd&bagegen. Slucfy manche 

Hauptmann, ©tieft. ÜR. $. 10 



146 — 

gormen im föecitatib ftnb nictyt abjufd&affen , fic ftnb ganj im 
tyra$fi#en ©ortaudbrudf begrünbet unb finb mit bcm SRecitatto 
getoactyfen unb Ijaben fi<$ fctbft gemalt. — 3fynen unb bcn 
3fyrtgen geljt cd hoffentlich gut unb ift bic ganje 3eit gut ge* 
gangen. 35on und lann i$ badfetbe fagen. grüner Ijatte i<$ 
ü6er ben ftopf ju Hagen, ber ift nun feit Sagten gut, bagegen 
ttrifl'd mit ben Seinen nictyt me^r fo gut fort. <£rft foU'd SRljeu* 
matidmud fein, bann aber bleibt ed ftfcen unb faßt ^ßofto, urie 
bie franjßfifcfye ©efafcung in Slncona / bie jur @ic$erl)eit blieb 
afd man fie langft tt>eggen>ünf<$t ^attc. — Sünftigen SWonat ift 
in SDredben bad große SWfinnergefangf eft , ju n>el<$em bid jefct 
2200 ©änger ft<$ gemetbet Ijaben foüen. üRan fann fic$ eigent* 
txöf ferner eine SSorfteüung machen bon ber SBirfung einer folgen 
üßaffe. 33ietfeicfyt Hingt'« red&t gut. 5Rut muffen bie ©a<#en 
Har unb einfach fein. SBir Ratten in Saffet ju einer 93ermaljfang 
einen gadettanj für 54 trompeten, ©poljr Ijatte bie eine £>ätfte, 
id& bie anbere gemalt, bad Hang feijr gut; bie trompete Ijatte 
in ber großen ättaffe ityre @<$ärfe ganj bertoren unb ed gab eine 
fräftig meiere Harmonie, f o ift'd biefieid^t bei ber coloffaten 3KSn* 
nermaffe auc$, unb rein mirb'd au$ , toie immer f$toac$e 33e* 
fefeung biet eljer betontet ald ftarfe. Da« föeine , 9ftd)tige Ijat 
immer SÖiacfyt ficfy gettenb ju machen unb ju bominiren, unb 
bedt bad <$alf<$e. 3Dad töeine ift bad »ad man berfte^en fann, 
fatfcty fingt 3eber auf feine $anb unb bifferent; bad ®ute ift Sind 
unb Ijätt jufammen. fieben @ie tooJjt lieber greunb, grüßen Sie 
bie Sljrtgen toie bie ÜJieinigen grüßen , unb fctyreiben @ie redfo 
batb, im 3uü geljen mir nac$ 3t(e$anberbab (»reffe: bei ©un* 
fiebet) , toirb aber ntd^t nöt^ig fein, benn @ie fctyreiben früher. 

3^r 
9Ä. ipauptmanu. 



147 



ßeipjtfl, bcn 14. 2Hat 1866. 

Siebet Äoßmalty. 
Unfere öffentlichen äRuftfjuftänbe tt>aren a\xä) bicfcn SBinter 
ganj gut. Daburcfy baß mau ba$ ©ute bev vergangenen 3*ü im 
©en>anbl)au$ ntc^t burctygängig für übernmnbenen ©tanbpunft 
ttetymen »iß, mirb atlerbingS ntd^t fo mel 9teue«, no<$ weniger 
9ieuefte$ öergefül?rt, als 9Äan$e rooljt »ünfcfyeu, man fyörtaber 
Diel ©uteS unb Ijört es gut, 3n bet äßaljl geljt man jefet öfter 
töeiter jurüd , giebt Ijiftorif d)e Soncerte unb bringt 2Äan<$e$ jur 
Äenntniß was nt<$t immer öon ben befannten tarnen ber altern 
SWeifter fommt unb bocfy Diel 3Sergnügen machen fanu. Da« ©e* 
fannte brauet man nicfyt ju fucfyen unb baß es befannt tft, fyricfyt 
immer bafür ju ©unften ; e$ ift aber jun>eilen bo<$ aucty eben 
eine ©unft gemefen belannt ju »erben, unb nrirb SWancfye* meniger. 
belannt als e$ öerbiente. SBirb bo$ Don bem 93orjüglic$ften ber 
©rösten , n>ie Sbad), in neuerer 3*ü äRcmdje« befannt, »a$ es 
3u feiner 3«t ntd^t toar, n>o e$ iu ftaubigen ©etyränfen liegen 
blieb, bann in näcfyftfolgenber 3^it ungenießbar gefunben toorben 
n>ar, n>o e$ ein ©lud ift baß e$ nidjt üßaculatur getoorben, wie 
f c 9Kancfye$ vielleicht geworben ift. 9iur mit ber £ty er mitf $ nidjt 
gelten, baß man ©eritymteS au« alter 3«t roieber fcorfu^e. Die 
tnuß fiety mit iljrem ©egemoartleben begnügen; unb" ein SKojart* 
fc^er 3bomeneo, eine SDiebea (äffen fi# nietyt nrieber ju lebenbigem 
Söjeaterleben bringen mit aller Slnerfennung ber £refflicfyfeit ber 
SKufif. ffis Ijängt aber feine ftunft fo feljr an ber ©egenmart, 
als bie äWufif , wenn auefy ifyr ©efefclictyes emig ift unb ju allen 
3eiten taäfelbe bleiben muß. 



2R Hauptmann. 



10* 



3. 3. äRaier, geb. am 28. £>ecember 1821 jugreiburg inSret«* 
gau, fiubirte auf benSBunfdj feine« 25ater8 3uriSprubenj unD umrte 
im 3aljre 1848 fdjon ©efretär bei bom SRintfterimn be« 3nnern 
in SarlSrulje. ©eine angebotene unb burdj anbauernbeä ©tubiunt 
befeftijte Steigung jur ÜÄufif trug iebodj ben ©teg baüon, 9iad)* 
bem er fd)on in SarlSrulje einen Serein für ernfte (Styovmuftf $t* 
leitet, ftubirte er 1849 — 50 (Sompofttton bei Hauptmann. Site 
Seljrer be$ SontrapunftS am Sonfertoatorium in ÜKünd?en ange* 
ftettt, führte tyn feine Sorltebe für bie alten äRetfter 1852 na<fy 
2Bien, um an ber Saiferl. 93ibIiot!jef Ijiftorifdje unb bibliograpljifdje 
©tubien ju madjen. ©eit 1857 ift er Eonferbator Der mujtfali* 
fdjen 3lbtijeilung ber S. bair. §of* unb ©taatsbibliotljef. — SJon 
ÜJiaier finb nur Stjorcompofittonen (Siet>er, ÜWotetten^c.) toeröffent* 
lidjt. Sr Ijat aujjerfcem eine Slu8tt>afy( bebeutenber SBerfc älterer ßom* 
poniften herausgegeben (önglif i>e äRabrigale — ftrdjentoerfe für 
3Rännerdjor u. 31.) 



SriPMf ben 6. Suni 1853. 
Siebet iperr SÄaier! 

©o einen rounberfcfyönen toelfcfyen ©rief, nrie ic$ bon 31?neii 
erhalten, bürfen ©ie bon mir nicfyt ermatten, e$ fßnnte eljer ein 
faubettoeffcfyer roerben, benn ju befonnenem £infefcen unb ©ifeeu* 
bleiben, nun gat mit®rammatif unb 2Bßrterbu$, nnrb e$ bei mir 
fdjtoerlicty fommen. 31)re gortfcfyritte im 3tatienifc$en finb. aber 
alle« SobeS roert^, ©ie unternehmen 8ltte$ mit Stnft unb Son* 
fequenj, ba$ ift etroas feljr SRefpectableS. anfangen ift leidet unb 
amüfant, fortfefeen ift 3lrbeit unb gehört ßljaratter baju. 



149 

Dafc man immer erfahren muß , e« 

fei eine toibertoißige Partei ba, bie &on äßem toa« toir tljun, nur 
ba« 3Kangefl)afte fyerau«jnfinben unb jufammenjufteßen fucfyt, 
ta« ©etungene an* Dummheit ober ©o«ljeit überfielt, ba« !ann 
<2inem aßen ®pa$ an einer ©aetye Derberben. 3$ toenigften« 
inüfcte eine grofce Generation für (Sinen Ijaben , ber fu$ baburdj 
gar nietyt irren liege , benn miety Ififymt e« totat , toenn i<$ gegen 
iöiifcgunft unb Unjufriebentjeit arbeiten fofl. 

SBenn tc§ frü^ in« ßonferbatorium fomme nnb Ijöre au« 
<tflen 3tmmem tiefe fyunberttaufenb äßiflionen Staoiernoten ijer* 
imterarbeiten, bie fo oertofinf<$te unb bo<$ nötige 3Ke<$anil, bie 
<tfle 2ttufif tobt machen mvft, fo toirb mir bodfoutoeifenbebenKidfr 
ju SÄutlj. 3Wan !ann ftcfy bo<$ 9»ojart unb ©eetljooen, bie auety 
tü^tige Sfoinerfyteler getoefen finb, ferner borfteflen in Mofc 
tne<$anif$er 6* ober 9ftünbiger Uebung oljne ÜWufif, toie'« unfere 
jefcigen armen ftunftjünger treiben muffen, toenn fie bor benSln* 
bem befielen tooflen. Dort meint man wäre ba« @pie( mit ber 
HWuftf gefommen, m<$t at« ettoa« aparte« für fiefy. ffienn e« 
toenigften« gauj oljne ÜRuftl gefd^e^en fönnte ! Slber e« f oß ba«* 
felbe , toa« erfl bloßer SWe$ani«mu« toar , nad^^er ÜMuftf fein. 
3n ber Sompofition betracfyteu fie ba« Ding oon §au« au« an* 
ter«. 3n einer ©tunbe lernen fie reinen @afc, in ber anberen 
freie Sompofttion; ba ift oom ßrfteren feine Siebe meljr, e« ge* 
ttirt Seine« ba« Sfabere unb fcißt nun „erlaubt ift toa« gefaßt", 
toie toenn man au« bem fterfer feffetfrei in bie fc^ötie SRatur tritt. 
Die fcfyöne SRatürticfyfeit ift bann freiließ auety oft tyäfcücfy genug, 
kenn fo nieberträetytig mijstonige unmufifatifd^e ÜRufif, toie man 
iefet Don genialen jungen 8euten mitunter Ijört, ift fonft unerhört 
getoefen. <£« flingt toie ber in üftuftf gefefete SBerbrujs, bafc iljnen 
nic^t« 3Ruftfatif<$e« einfaßt unb fie nittyt« rnad^en lönnen. 



150 



feiw*, bcn 14. Styril 1854. 
gieber $err STOaier! 
(5$ ift freiließ meine ©dfrnlb , ba£ i$ fo lange leinen ©rief 
*on 3$nen eigentlich erwarten burfte, benn i<$ bin feCbft in öfter 
©d&ntb gegen ©ie. (5« $at mir aber beffyalb m$t weniger ge* 
feljtt. ©er feine ©Ruften bejaht, berbejfert feine ©nfunfte, 
tyeifjt ba« ©prietytoort; man benft aber nid&t immer baran unb 
mSd&te nnr immer einnehmen, um bamit ju fd^oetgen. 

31m Sljarfreitag Ijaben totr eine 8fop$rung be« 3frael in 
ßgfypten bon £anbel, bon toelctyem i<# eben ein ©tfirf $robe mit 
Or<$efter in ber £ljoma$!irc$e gehört Ijabe. 3Ba« ift ba« für 
Äraft unb®efunbljeit, nrie toürbeba alle« unb atle«9?eue bagegen 
fi$ fd^toäd^ttd^ jeigen , auefy ba« ©efte, an bem man gegen iene 
©aetyen bo# immer bie Äraftbeftrebung meljr ober weniger em* 
pfinbet, ni<$t bie natuwritd&ftge Sraf t ber SRulje, toie fie Ijier bei aller 
Söetoegung befteljt unb nid&t nad&laßt bom Anfang bis jum <£nbe r 
unb »ie fcfyito nimmt ftd& ju biefen ©ad&en bie Orgel au«, bie 
man eben Ijier nic$t Ijerau« Ij&rt unb nicfyt Ijerau« ijören barf, 
toenu bie SBirfung bie richtige fein foü. Sßte gern entbehrt man 
Ijier ein paar glitten unb Slarinetten unb jroei ober bier $5mer, 
ber Cornet ä piston, ©ajkfarinette, £uba u. bgt, m. nic$t ju ge* 
benlen. SBie Mingen bei ftarlem Sljor mit Orgel bann bie £rom* 
peten unb Raufen erft \fyin unb üerbinben fid^ bem ®anjen ju 
prad&tooller ffitrfung ! 3" fötoactyer ober f<$n>äd&li($er SKufif, 
bie nur in Srefcenbo« unb SDecrefcenbo« lebt ober einmal an* 
loäctyft um in« ^ianifftmo jurücfjufinlen , lann man bie Orget 
nicfyt gut brausen, e« gehört ein fräfttg langatmige« Sßefen ber 
2ßufif baju. ©et Stören tt>ie im 3frael tft fie bur<$ ni<$t« ju 
erfefcen, alle unfere 3nftrumentation ift Äiuberei bagegen. 5»un 
fyaben nrir beim 3frae( auc$ noefy ben 93ortljeit, eine bon äWenbel«* 
fofyn fefbftgefefcte Orgelftimme anjutoenben, bie er, at« $erau«* 



151 



geber Hefe* Oratoriums in ber engtifd^en $änbelausgabe, ber 
Partitur beigefügt Ijat. 



Setyjifl, ben 30. 2Kat 1860. 

2ln ÜKaier. 

2)aS war eine rec$t traurige $Ka<$ri(fyt, lieber üttaier 

3m ©anjen mag fetyon 9UleS gut fein wie es fommt. Den ©tau* 
ben lann man feft Ijaben, er l?ebt aber bie SJetrübuijs nidjt auf, 
bie ber einjetne 33ertuft erregt. 3n ©äffet banfte ber ^rebiger 
SSitmar ©ott, baß (Sott feine geliebte grau ju fi<$ genommen 
Ijatte — im Sageblatt — baS ftnb Frömmeleien, Don benen ftty 
©er, ber uns ju greube unb Trauer organifirt $at, getoiß felbft 
abtoenbet grtragen unb Uebernrinben foH es Reifen unb fann es 
Reifen gu glauben, baftSltfeSin ©otteS gutem SBiHen gef$iel?t— 
in biefem ©tauben ju trauern um ben SSerluft ber baS $erg 
trifft, ift aviti) nic^t auger ©otteS SBoUen. 



fietyjtfl, ben 29. Sfoguft 1861. 

Sieber $err SKaier! 

©eit meinem 3nterims*99abefc$reiben l)abe xdf in äfejanber* 
bab no$ 3§re ©enbung ber engfifetyen üßabrigale erhalten , unb 
miefc über bie ©aetyen fetyr gefreut. @ie ftnb $ö<$ft anmutig unb 
lange ©treden barin taffen es gar nid^t merlen, baß fte nid^t aus 
unferer £tit ftab* 2tn biefe ©acfyen Werben unfere Dilettanten* 
fänger lieber geljen als an bie meiften anbern ber altern 3eit. 
3$ meine fie müßten gute aufnähme finben. 3Kir gefällt auety 
ber beutfd^e £e$t feljr gut jur 9Jiufif, er fei nun t>on 31jnen ober 
bon einem Sfabern. ätas bem @ngtifc$en lieg ft$ woljt Sieles 
ro&rttidfr beibehalten, aber es »iß im ©anjen bodlj mit ©efctyid 



152 

unb ®effi$( gentatyfeitt. 3$$abe an* ber äetifairatetoadfo 3ctt* 
tofe* toic btcfc©tudc gefeljen. ©o gemötijfidfr unb fo gut gemalt. 

$aben @ie fdfron bie 9Kente(*fo]pt'f$en 

©riefe ermaßen? 3$ Ijabe fte gefiern 9ta$mittag klommen unb 
Ijattefte tt>afyrfd&eiußc$ auf einen jfriabdtfm, ti>ennni$t9euf*ere6 
boju gelonuneu toare. ig« jtnb nur ©riefe ber 3a$re 1830 — 32. 
Die {Reife nac$ 3taßcnunb granfreidfr, aber fo frif$ unb gefreit, 
baß man nur feine greube baran Ifat unb fdfrtoer lieber babon 
lomntt. $offentfi<$ bringt $aul SWenbetef o$n nodfc meljr, tote* 
totfyl »on einem stoeiten ©anbe in biefent ntctyt bie 9tebe ift. <£$ 
toare aber toatyrljaftig @<$abe bamit jurndfjuljaßen. <&& »erben 
jtefct fo biete ©riefe gebrueft , bie Hjr Sntereffe ganj aüein in ber 
$erfon be* ©<fyreiber$ Ijaben, btefcö Ijabenbie 9Renbet«foljn'fd&en 
im Ijoljen ®rabe auety , aber bon biefem abgefeljen audj ebenfo in 
tyrem 3nljaße. SMefc Rumäne ©urd^bitbung, toie fie am Slöem 
loa« bon 3Ä. fommt , burd&fßngt, ift eftoas fe$r 3ßo$ß$uenfce$ 
unb lam andf feiner üftufif feljr günftig ju Statten, bie gar ni<$t 
in fo tnftinetartigem ^ßrobuciren , tt>ie bei manchem änbern ent* 
ftanb. £)a er fyier bie 2Batyurgi$na$t, bie 25 3a$re früher in 
SRom gefd^rteben toar, umarbeitete, fagte er no# ,/Da nennen 
ßinen nun bie 8eute einen SKetfter : toarum tyabe itif fo lange ge* 
brauet in biefer ßontyofition ba$ machen ju fönnen , toie idj'ä 
gern toottte ; toenn i<$ 9Wctfter tofire, Ijätte xd&'$ gtetd^ f o gemalt" 
— ba* ©üb, ben ©ebanlen Ijatte er, benäuSbrudf lonnte er erft 
foäter baju finben. — 



ßetpjifl, ben 8.gebr. 1864. 

Sieber $err 9Kaier! 

@S ift fc$redfß<$ tote ber Sag ftc$ im Sage auf* 

frifct, bajs e$ ju fo toenig lommt, loa* nietyt gerabe bur$ bie 
SRotlj geboten ift. 3Wan müßte gerabe neben bem ©erleßage 



153 

gleichseitig no$ einen Sag für bie 9Rufce §aben , mag man'« 
SRüßigfeit nennen ; bie 3*it fottte fctyou re<$t Ijübfö angetoenbet 
toerben. ©ctyabe, ba§ ba$ SKuf uid&t maScutin, nid&t ber 
9tt u 6 ift, fonft miäfttxdf iljm b i e 2W u & e gur ®attin geben ; Jenem 
ba$ $rofaifcfye, biefet ba$ Sßoetifd^e be$ EagetoerfS übertragen, 
ba$ lönnten fie bann eben gugteicfy beforgen, jeber in feiner 
©timmung unb feinem ©erufe, e$ brauste nictytGrin* gu märten 
bis ba$ äfobere fertig ift. ©ei £if$e ober äbenbS lönnte bann 
jebes föed&enfcfyaft geben unb jagen n>a$ es gu ©tanbe gebraut 
nnb brannte fi$ nu$t ffiines fcor bem Slnbern gu fctyämen. 3Ruß 
unb 2Buf}e fönnten au<$ , toenn 3eber in feiner ©p^äre nictyt gu 
biet gu tljun Ijat, fu$ gu £eiten Reifen unb beifteljen, ber 3Wuf 
an berprofatföen Seite ber ^oefie, b ie ÜKuf e an ber poetifd&en 
ber $rofa , benn betbe* Ijat gtori Seiten. — 3$ Ijabe oft genug 
meinen ©Gütern ergäbt . »ie ©ie bei I?armonif($en unb contra* 
punftifctyen arbeiten bem fteinernen Cantus firmus einen £e$t 
unterlegten unb bie gange Aufgabe gu einem ©efangftücf gu bilben 
mußten, ba$ bann im ©ngefaen tootyt gutoeiten &on ber ©trenge 
ber aufgäbe fi<$ ettoäs entfernte, aber befto beffer ber SWuft! gu* 
geioenbet blieb. 



Briefe an ©nfta* JRebling. 

®. SRebting f ©oljn be« Santor« gr. ». &u 8arbt>, am 10. 3uli 
1821 geboren, mar ©djfiter gr. ©djneiber'8 in 2>effau, ging ton 
bort nadj SKagbeburg, u>o er 1839 Drgamft an ber franjöjtfdjen 
$ird>e, 1847 ©eminarmuftf teurer , 1853 Domifyorbirigent unb 
®t)mnafiatgefangleljrer unb 1856 fönigt. SKufifoirector umrbe. 
©eit 1858 ift er Drganiji an ber St. 3o1janm$firdje , in beren 
Junten er mit bem 1846 Don tym gegifteten £ird>engefangt>ereine 
große oratorifdje Aufführungen »eranjlaltet, fotoie er feit einer 
Steige üon Saljren bie DrdjejlerpenfionSfonbconcerte mit gebiegenen 
Programm« alter unb neuer 3«t leitet. 2tn Sompofttionen Ijat er 
^Pfalmen für 4—8 Stimmen unb für Sopran, unb Drgel, Seflofo* 
naten, gemifdjte unb 2Ranner*&ljöre, üieber k. üeröffentltdjt. 

(«Paul'« Sejicon.) 



«etyjig, ben 27. 2Mrj 1857. 

§o<$geefyrter §err! 
Sie tyaben miety burety bie 3ufenbung 31jrer Beiben ^Jfafoien 
unb bur$ bie 3ueignung be$ erften berfetben feljr erfreut. 3$ 
finbe fie im ©tyt fotooljt toie in ber gactur fe^r fctyön unb tüd&ttg. 
©ie »erben iefct au$gef<$rieben unb fotten batb in unferer ©onn< 
abenb&SKotette gelungen toerben. 3cty berfyre<$e mir feljr gute 
©irfung bon beiben. <£$ ift bie mufifafif<$e Auffaffung unb 
©efyanbtung ber ^Jfafaten, nrie'fte bei3fynen unb bei SWenbetefo^n 
fid^ finbet, fo feljr ber ©a$e angemeffen unb eben fo natürlich 
fctyeinenb, baf man ftety nmnbern muß tote ba$ eta>a$ SReueS fein 



155 

fann ; unb bo$ meiß icty au« alter unb neuer 3eit nictyt« n>a«, im 
Oanjen genommen , biefen Sompofttionen jum SSorBilb fönnte 
gebient Ijaben* Der fugirte ©ttyl ber Vetteren, ö)te ber ßantaten* 
fttyt ber feuern, ift ettoa« bon ©runb auQ 33erfctyiebene$ bon biefer 
mufifaltf$ beclamatorifctyen SBeife, bie bei aller muftfalifctyen 
SJebeutfamleit bod& ba« ^fatmentoort immer als $auptfad&e 
ftefyen, e« nicfyt in ber üKufif t>erf$ti)immen unb untergeben lägt. 
£)ie 3mei(työrigfeit fcfyeint mir aber au$ bei biefer öeljanbtung«* 
art ein toefentfid&e« Srforbernijr, nid&t um be$ SSielftimmigen 
megen, aber um be$ äußeren ®egenfafce$ toillen, um ffiiebertyo* 
fang otyne 2Bieber$olung, Slbfafee oljne äbfafc erlangen ju Knnen, 
ein ®etrennte$ unb ein 23erbunbene$ , u>ie im gried&ifctyen Sljore 
©troplje, äfatiftroplje unb (S^obc. 33tettei(tyt Ijaben bie Sompo* 
fttionen ju Antigene unb Debtyuä Bei 2Benbel8foljn beigetragen, 
biefe foäteren ^ßfatmen in biefer Don ber feiner früheren ganj ber- 
fetyiebenen SQBeifc ju fdjreiben. 

3d) freue miefy recfyt feljr barauf, 31)re ^ßfalmen in ber Äirc^e 
ju Ij&ren , glaube aber au<$ iefet fd&on ratzen ju bürfen , @ie 
möchten biefelben in Drucf geben. £* ift »a^aftig fein Ueber* 
flufc an tixfyityx Äirctyenmufif unb e$ muffen f otd&e, im (Sanjeu 
auefy nidft fd&roer ausjufütyrente ©tüde gar SSielen fefcr millfom* 
men fein. SReljmen ©te nod^mals meinen berbinbtid^ften Dan! 
bafür unb laff en ©ie ft# eine« ©onnabenb« SRactymtttagS y 2 2 Uljr 
bie Oljren Hingen, ba ©ie Ijier burety 3fyr eigne« Sßerf gelobt 
»erben f ollen. 

$od&ac$tung$boll 
3fyr ganj ergebender 



156 

e<i9*i*, ben 5. äWat 1852. *) 
SScrc^rtcftcr £err 9lcbling! 

3c$ Ijabe 3fyren 138. $falm fdfron fo lange 3^t bei mir, 
otyne Sitten barüber gef (^rieben ju tyaben. SWöctyten ©te aber 
nid&t glauben , baß berfelbe unbefefyeu fo lange bei mir gelegen ; 
nur ju einer 2Äittljeifung über benfelben l?at e« im ©etreibe ter 
3eit immer nicfyt fommen tooüen. 

Ueber bie fyarmonifdl) fixere unb ftimmgerec^te gactur biefe« 
9Kttfifftü<Ie« brauch i<$ 31jnen n>ol?{ nid&t« ju fagen. gür guten 
ftlang im ®anjen unb guten @ang im ©njetnen nriffen @ie 
aüerbeften« ju forgen. SBenn id& nun über ba« £ec$mf<$e be« 
<ßfalm« in jebem Sinne, bi« jur guge menigften«, öoltfommen 
ber ÜKeinung bin , bafc e« ganj bon rechter 9trt unb SEBetfe fei ; 
auety über bie poetifd&e auf faff ung be« (Sanjen nur 3uftimmenbe« 
ju fagen fofifcte , fo ift noety ein 2Äittfere« ba stoifcfyeu ber pot* 
tifd&en Sluffaffung unb ber tectynifcfyen gactur: bie fünftlerifd&e 
gaffung, ba» formelle unb ber ©ttyt ber Sompofition , morüber 
td& mir einige ©emerfungen ertauben möchte. $auptfäd&tic$ toer* 
ben fie angeregt burety ben f#tie§enben3>U8 en f a fc ; ttid^t burdfr biefen 
in feiner ted&nifcfyen ©efcfyaffenfyeit , a(« baburd^ , bafc er ^ter in 
golge ber borfyergegangenen @äfee überhaupt ba ift. 

Da« ftugenetement fdjetnt mir ein anbere«, ein grunbber* 
fttyiebene« ju fein bon bem, in ttetctyem ba« Uebrige be« ^fafme« 
empfunben unb bargeftellt ift. £)iefe« , ba« bortoiegenb fpraety* 
licfye, Jene« ba« bornriegenb muftfatifcfye ^rineip, oerfd^ieben nrie 
©riec$ifd> unb ®ermanif<$ , wie SKorgenlänbifcfy unb Hbenblan* 
bifety, wie Slafftftty unb föomantifcty, mie Helena unb gauft, unb 
ttrie man ben ®egenfafc , toenn man ftreng fonbern nritl , immer 
benennen mag. S« ift aber ein Uebergang au« bem Sinen in 
ba« Slnbere nietyt ba , ober boefy feine ßintyeit in SBeibem , benn 



*) SRac$ (Sinfcnbung be« 138. *PfalmS, toetdjer fester in t>cr&nbertec 
©eftalt als Dpni 14 frei ©reitfotf u. fca'rtcl erfötenen ift. • 



157 - 

ba* Sine fängt fctft an, »o ba« anbete ntd^t metyt ift. %t$ 
läfct ®oetl>e bcn @upljotion, bct »on betoen begabt fein fofl , in 
flammen aufgeben ; et fann il>m feine Sßitfßd&feit, feine 8eben$* 
bauet juetfennen. 

SBenn im ©tyl bet etften ©äfce be« Saline« bet fptad&fidfre 
^tafenbau, bie t^tfymifd&e 33ef<$affenljeit be« £ejte« aßein bie 
mufifaßfd&e ©eftaltung fceftimmt, fo baß totr und au$ bie auf* 
einanbetfolge mettifd? ungteicfyet mufifaßfe^et Steile muffen ge* 
fallen taffen, weil bet SBottbau fie fo tyetbeifüfjtt, unb batin 
ganj auf ben £ejt in feinen einjetnen ffiotten unb bet SBotttoet* 
binbung *>ettoiefen »etben ; f o nntb tiefet fptactyßcfye Clement, 
wenn auefy ba« ftugentljema an fiefy ben Siebefafc geistig au«ju* 
btüdten geeignet fein fann unb toitb , im gugenftyl bod& ganj in 
ben §intetgtunb gefieüt unb ba« mujtfaßföe ttitt beminirenb 
Ijeroot. Denn bie guge, bie nur einen fütjeten SRebefafc junt 
£e$tinlja{t §at unb biefen in pofypfyonifäet 33etfle<$tung nur 
immet nrieberljolt , etljält tyte mufifaßföe Süljtung unb ®eftat* 
tung frei ffit fi<$, nietyt oom £e$t, bet nut bie Sternen unb ben 
Ion be« ®anjen beftimmen fann. ®o fdjeint mit nun bie SScr* 
binbung bet guge mit einem ftei beclamatotifcfy gehaltenen ©afce, 
bet, oljne mufifaßfd^ felbftftänbige Venoben, nut bem SEejtfott* 
gange folgt — »enn icfy e« inSlbfttacto fcetgleidjen foflte — tote 
ein gtied^ifcfyet £empet mit einem gotljifd&en £l)utm ; tote bet 
ffiibetfotucty tet SBteitentenbenj mit bet £ofyentenbenj , ba« -Jie* 
beneinanbet mit bem Uebeteinanbet. 

2Bie abet bet beclamatotifcfy gehaltene ©afc, bet bie fottge* 
fefete SRebe muftfaßfefy au«btitäen »iß, ft<$ ben $£e$tytytafen aßet* 
bing« nritb anfd&liefjen unb feine ©liebetung na<$ ben £e$tein* 
unb *abfctynitten nritb etljalten muffen , fo bleibt bo<$ au<$ Ijiet 
bie 2Äufif füt bie Sitfung immet ba« ©ominitenbe, ba« äftye* 
tifd& $etfcotttetenbe unb im ©efang , auefy too man bie Sßotte 
oetftefyt obet toei§, toie fcetlangt toetben fann , ba« fünfttetifetye 
Clement, in »eld^em ba« <ßoetifc$e ft<$ batfteflt : ity m&d&te fagen 



158 

bieÄrctyiteftur be$®ebäube$, bieben ©ebingungen, »eldje bic ixt * 
ttere Def onomie mit fidfr bringt, ni<$t entgegen fein barf , aber fie nur 
in f fymmetrifctyen Formen »trb erfüllen Bnnen ; »ie ber 35er« ben 
poetifd&en 3n$alt nur in metrifety felbftgültiger Form bartegt. 
©o baß au$ bie ÜRufi! biefe« <5tyle* immer no# eine muftfatif<$ 
mottoirte, an fi# »erftänbtictye Formgebung »trb in Sfoforudfr 
nehmen »oßen. Wity um etoa ate Slabierarraugement oljue • 
©orte gefielt »erben ju Wunen ; aber baß , »eun fie f o gefoielt 
ȟrbe , fie in tyrer formellen , in tyrer ftunftbefctyaffenljeit im 
engeren @inne, fid) auety an ftety felbft ret$tfertigte. £>aß Ijierju 
entgegengefefcte Seoingungen , bie fpra($li<$en unb bie muftfa* 
lifetyen futy jur Sinljeit ju oerbinben Ijaben / ift nur eine gorbe* 
rung bie bei allem 93olIfommenen, bei allem SBirf liefen unb 3Jer* 
nünftigen immer bor^anben ift unb erfüllt fein nrill ; bie bon 
ber SRatitr überall fo natürlich erfüllt »irb, baß mir un* be« 
®egenfafce* nic^t be»ußt »erben, in ber Runft aber überaß nur 
annäfyerung«»ei$ erfüllt »erben fann, ba Ijier Snljalt unb Form 
nietyt ate urfprüngtid&e (Sm^ett fd&on in einanber befielen , bie 
ÜÄaterie erft oon ber 3bee über»unben fein »itl. 

ffienn icfy ba« bei Gelegenheit 3fyre$ ^$falm$ fage, fo ift e$ 
bod^ bielme^r allgemein gemeint, unb t<$ mBttyte biet lieber, baß 
ber sßfatm gebrudft bor mir läge ate in £)anbfcfyrtft , bomit e& 
nietyt auäfätje, ate »olle ic$ et»a$ baran geänbert Ijaben: er ge* 

fällt mir, »ie er ift, feljr gut. 

üWit ben beften ®rüßen 

3$r 

a». $. 



159 



«et^ifl, bcn 13. (September 1855.*) 
Siebet bereiter $err SRebling. 
9fyr$falm gefällt mir, n>a$ 2Bortau$bru<I anbelangt, fe&r 
gut, unb in biefem ®tyt tyaben @ie il>n au$ ma<$en »ölten, eine 
ffinftterif<$ pfatmobirenbe 2Äuftt. Die ®attang tyat aud& genrifc 
il>re ©ered&tigung bet anbeten gegenübet , n>o bie ÜÄuftf felbft* 
ftänbiget bie ©otte in einer muftfa{if(ty*atctyiteftomfcfyen gorm 
faßt, toenn fie aud& biefe barum nicfyt weniger nritb muffen 
gelten taffen, unb m»$te fid& ju biefet behalten, ©ie tl^tfynifd&e 
?tofa ju mettifefy gebunbener SRebe. 3tyr ^ßfalm ift aber in bet 
getollten SBeife feljt fd&Bn gteiety butd&gefityrt , ift barin Ijdcfyft 
au«btu<I$t>ott unb nrirb gennfc bon botjügticfyet ffiirlung fein, 
bie bie aüetbefte fein nrirb, toenn man bie SEBorte beutfid^ mit* 
Ijört, toa« bei S^otfad^en leibet immet ein pium desiderium 
Heiben u>irb. Darin Ijat e$ abet eben biefe Sompofitionsmeifeun* 
bortyeityaft , ba tyre Steile ntd^t immet in mufifafifd&et äRoti* 
bitung auSeinanbet tyetbotgeljen , fonbetn but$ bie SBottyljtafen 
fi<$ beftimmen, »enn man eben biefe SEBotte oft ntd&t betfte^t unb 
<£inem bamit bet ®tunb entgeht, matum bie üßufif ni<$t in mu* 
füalifc^en gfafc fommen mitt. Da« möchte im Sern bet @ac$e 
tnoty ba« 91. SBagnet'fctye ^Jrincty berühren, beffen 2)iufi! man 
immet bann etft mufifatifety finben toitt, n>enn fie fidj bon feinem 
^rinety berittt, u>enn fie tt)ie feine ©pted^et fteben«toütbig fagen 
„freciftf<$" mufifatifety unb bamit fefyterljaft unb „übetttmnben" 
nritb. 3Wit gegriffen ©tanbpunften toütbe abet bie ganje Sunft 
übettounben fein, wenn biefe ntcfyt auf ettoa« geftetem gegtänbet 
toäte al« auf ausgebauten ^tineipien. Die 9tebe ift ba« gefte, 
bie ÜWuftt ba« gffiffige, abet ein gtöfftge« ba« fidfr feine gotm 
geben !ann. „gafct be« Dieter« reine £anb , SBaffet nritb fid) 
bauen" fagt ®oeti?e im Diban ; — fie fann aber au<$ bie redete gorm 



•) Wa$ etttfenbung be* 31. *ßfalm«. £>pu* 16. 



160 

nur in ft$ felbft finben , ober fic giebt ft# eben auf unb bient 
nur beut Sßorte. £>a« tft aber ganj in äbftracto gefagt, in Son* 
cretem geljt SBiete« in einanber über, toa$ im äbftracten fi$ 
entgegen ftetyt unb e« »irb bie becfomatorifctye äftuftt in ber mu* 
fitatiföen üPeclamation aufgeben fitonen , toie in aöem ffiitf • 
ft($en, ©Uten unb Vernünftigen alle Bettämtgegengefefete* (Sind 
geworben ift. 



&ety§tg, ben 15. (September 1857. *) 

Verehrter $err 5Rc6(ing. 

3fyre gütige ©enbung Ijat unbillig lang aufSfottoorttoarten 
laffeu unb iety fann für bie ÜRaljnung nur banleu, bie no<$ tön* 
gereut äuffctyub ein (Snbe mat^t. S* ift eine intereffante ©amm* 
tung attbeutfetyer ©tücfe bie ®ie jufammenge&ractytunb jtoecfmfifjift 
unb auety prafttfefy braud&bar jufammengefteltt Ijaben. 

Sei unferer 3eit fönnen bie alten §etren fidj nietyt betlagen, 
baß fic nidjt anerfannt toürben : man fammett unb ebirt iefct alte 
ÜÄufif toie bie Archäologen äfotifen fammeln, too 2Mle$ unt> 
3ebe$ feinen 2Bert$ Ijat, ber ®ott toie ber ftod&topf, nid&t ba& 
ftunfttoerf nur, and) ba$ ^robuetbe* $anbtoerfer$ bet alten %t\t 
fyat fein ar<$äotogifcfye$ 3ntereffe. 3n ber alten 2Äup! ift au# 
fe^r 93iele$£>anbtoerf, atterbmgä ein fünftlerif<$e$ unb feljrrefoeo 
table« $anbtoerf, u>ie e$ ber neuen, ber neueften ju gefetytoeigen, 
fo oft ganj feljlt ; i<$ meine ba$ fidlere, unfehlbare savoir faire, 
toie in ber 2lr<$iteftur ber alten gotyifctyen Äitd&en , aud& ber 
geringeren, bod& alle« ©njelne fo richtig im ®anjen ftetyt, ba& 



*) 9fca<$ (Sinfenbung be« XIII. unb XIV. ©anbe* ber Musica Sacra,. 
(Sammlung beutfdjer e&attgetiföer Äir^engefangc be« 16. u. 17. 3a$r$. 



161 

mit ober otyne Oenie , e« boety immer einen lotafetnbrud maetyt, 
»äljrenb man Bei neueren ^ßrobuetionen ber Slrt , audfr ben bef* 
feren , bo$ immer eine 3ufammenfefcung fiefyt. Da« SBerben 
unb ©actyfen an* ber ^ofyptyome, toie e* ba* geringfte alte @tüd 
jeigt, bleibt immer etoa«, ba* unferer £eit, bie an ber compacten 
Harmonie Kebt, nietyt genug bor äugen ju (teilen ift: al* atto* 
pattyifctye ärgnei : ntctyt jur 9la<$al)mung, benn 9to<$a$mung füljrt 
überall ju nickte SSaljrem unb ®utem , aber jur grfenntnifc. — 
©ei afler geregten änerfennung bef SSortrcffHd^en einer 
anberen 3eit unb be$ berbienftti^en ©treben« btefe« ber unfrigen 
gu ermatten, toirb man ni<$t aerfenuen bürfen, baß in biefem $t\U 
bebfirfntfj auety ein SRangel ber ©egentoart ftety au$ftri<$t; bei 
aller Ueberfctytt>änglt<$fett genügt fie fi$ bo# m<$t — - nrie e* bie 
mufifafifcfye SRoccocojeit in tyrer ©egemoart t$at , »o fie ba« 
iljr ängemeffene tyatte unb l)er»orbra<$te unb ni<$t« ©dunere« 
tofinfe^te. 3Bir aber leben jtmf<$en 3ntonf* unb 33ergangenl)eit, 
für ©etbe« fmbet fl$ ^affion, füt ba* ©egemoartige nur ftrittf . 



Hauptmann, »riefe. 91.9. 1t 



»riefe an %uüu» föie^ 

3uttu« 9ftefe, geb. ben 28. 2>ecember 1812 in Seriin, begann 
feine Saufbaljn als SStotonceHtfl — tourbe 1837 Äapettmeijier in 
5Düffelt>orf, 1848 3)ireftor ber ©etoanbtyauäconcerte in Seipjig nnb 
1860 #offapettmetjier in 3)re8ben. ©eine meffeitige große mufife* 
liföe SSirffamfeit iji belannt. 



Sieber »liefe! 

£err ©. läßt mir Ijente einige ßjempfore eine« nenen bon 
iljm ftt$ograpl)irten Sonterfei'3 meiner SBenigleit jnfommen. 
ÜDa @ie nid&t b(o$ ^JarabieSböget in 3Ijre ©ammtong anfnefc 
men , fonbern eben anc$ Äräljen in atten %fa unb Unarten, fo 
f<$We i<$ 31>nen ba$ beifommenbe gran*fcfytoär$tic$e ober f(tyn>arj* 
gräuliche 23jierc$en gn beliebiger Sfaf* ober 9H<$tanfna§me in bie 
3Jia}>pe. 2Äan<$e finben e$ feljr Stynlicty : tant mieux für ben 
3ei$ner, tant pis pour moi. 



9. (September 1854. 



3§r ^erjticfy ergebener 
Hauptmann. 



Ztxpfo, ben 17. ftotoember 1860. 

Cher fröre en Apollon , pflegten bie franjöftfctyen SKabemi* 
fer ft<$ gegenfeitig jn nennen. — ©o nnterfange iety mi<$ Ijeut ba« 



163 

neue aKttgüeb ber f&nigticfy preufcifd&en Sttabemie ber Äünfte 
anjureben unb bte beften ©üidttünfctye jur neuen SBürbe iljm 
' Ijerjtidfr barjubringen. 3mmer ju olpte SRaft unb 9to$' ! 3ff « 
boefy eine fd&öne ®a<$e um eine lange £itulaturunterf($rift, am 
<£nbe noety mit einigen :c. ic. ; unb toenn e« ffdfgt: „fetf bir 
^erüden auf bon SWiflionen Soden, fteö beine gfiß auf eilende 
©öden, bu bleibft boety immer toa$ bu bift/ fo ift'« eben gut, 
n>enn man, löte geunffe Seute, ol)ne Soden unb ©öden fetyon ba$ 
©efte ift unb Soden unb ©öden , bon änbern auf* unb unter* 
gefefet, nur bie 3eic$en ber SBfoerfennung beffen finb; ben.SKann 
nid)t erft machen f ollen. — 3$ benfe noc$ gern an bie wenigen 
S£age bie nrir im ©eptember in £)re«ben »aren, fyattt 3l)nen au$ 
na$ unferer SRüdfunft naety Ijier gefd&rieben unb nochmals ge* 
banft für bie ÜKülje bie ©ie fiefy mit meiner SÄeffe gegeben; ber 
©rief ift aber liegen geblieben. 3$ benfe mir ©ie in fo meit* 
unb grogartiger Derogation in DreSben , baß ©ie nietyt leidet 
3eit unb ©timmung ftnben »erben , an ben Meinen Seiben unb 
greuben Setyjiger 3uftänbe SEljeit ju nehmen. @* ift toie in bem 
Fragment Ofpan im SBertljer, 100 bem ruhigen ©traljl be* 
Slbenbftern* Sebetooljl gefagt n>irb, ba ba$ Ijerrlid&e Sictyt bon 

SDffian'« ©eete in feiner Sraft erfd&eint. 

83on unferem SWufifleben einige ©orte, ©pafftaft toar, 

bafc im erften Soncert ber Suterpe ©a$ unb $änbel , im nad^ft 
barauf fotgenben be$ ©eu>anbl?aufe$ Sßagner'a gauftoubertüre 
aufgeführt tourben. Der Sine toollte jetgen, baß er nicfyt bto* 
jufünftig, ber Slnbere, bafc er nid^t ganj bergangen fei. 3m ®e* 
loanbljaua tourbe geftern eine ©fympljonie bon 3aba$fotyn ge» 
foielt, bie e? felbft birigiren mufcte, fie Hang unb ging red^t gut 
unb gefiel auety ben Seuten. ©ie geljt red^t frifety tyübfd^ bor* 
toärts, oljne alle ljo<$notl#einti<$e Quälerei unb l)at einen gang 
coulanten Drctyefterfafc. ©ei fo einer ^Jrobuction ben ©tjmto 
punlt ber Äritil im $&$ften ju nehmen, toäre unredfriäij® wt* 
geredet; ber redete ift, ju eroägen, »a$ unter ben Itaftfjjibeti/pi 



164 

ftrbera ift; in tiefem gefeuert ber 3aba*fofri'f<$en ©ifWpfpnk 
gnerfennratg imb 8eb. Solptbre^enb }u fem tuteutionirt fte 
ntyt, ift lebte $arpeife im Sanier, man fragt nttß »aber ab* 
feit« mer ift* *?* Sie »anbeft attf föon gebnxfcner ®a$n, $in* 
ter ber gfirften firtnjng; bantit miö t$ tyn ni$t gmn befyig* 
üdjen Xroß jagten, nnt fagen, bog er ni<$t äpatt fein mifl, urie 
fo SieU jefct fein mfctyten, bie etma* Sußerorbentßcfce matten, 
mei( fle etwa« DrbentltdjeS ni<$t t&nnen. 3**** 2 - 23jetf k* 
Concert* gaben fte bie ganje ©ommerna$t*traummitfit unb jtoar 
*$ne berbinbenbe Äebe. ©8 ift aber ni<$t gnt biefe meggutaffen. 
8n$ toenn man bie fcenifctye Sebeutnng ber 3RuftIftüde tarnt, 
bfirfen fte bei biefer 3Ut Aufführung nttfrt o^ne (Einleitung be« 
(Sinjelnen gebraut »erben, fte muffen au$ bur$ bie Siebe and* 
einanber gebauten »erben. SMrne fagte über bcn ©potyr'fcfc* 
Sanft in granffnrt : bie Oper tmtrbe bebeutenb an 3«f anraten* 
$ang ge»tnnen, »enn man ben 35talog »egtieße. ©etat ©om* 
mema^tttraum »irb biefer 3ufammen^ang gerab ein getrenn« 
te* 9lebeneinanberfie$n. 



ßetyjig, bcn 18. 2>cccmber 1865. 



Daß ©te ba* 6$embint'f$e SRequtem, unb j»ar mdjrfadfc 
Aufführungen fytben but^fefeen lönnen, freut mxdf. 2te fo 
et»a$ »ürbe bocty in älteren Seiten ntd^t Ijaben gebaut »erben 
Wunen ; »ad freificty ju aöen 3^**1* nU^t immer b^ran gefegen 
$aben mag, baß bie 8eute es ni$t $aben ijören »öden, a(* baß 
ptau'* tynen nictyt borgefefct $at unb »o$t ni($t §at borfefcen 
Mtafen, SDtefe« no($ me$r in ber aßen gr. 8fog.*3eit afe bei 
ben Settern, ©ei $eter* ift iefet and) ba« große 8ftimmige 
ifeetorptauft »orben. 3>a* ©tüd ift in feiner großartig lang« 



_ 165 

atfymigen SRatur au<$ bon fcfyöner JRef^cct forbernber SBtrfung; 
e$ gab aucty aut unfcrer £eit gettrijs Seinen, ber fo eti»a$ mad^en 
lonnte , ber e$ in fcen ftebjig — acfytjiger Sauren in Italien be* 
gann, naety 20j[frljriger ^aufe in $arid toieber aufnahm nnb 
boöenbete, oljne baß man fagen fSnnte, n>o ber ätofafcift, fc 
gteiety bliebt in ©tfyl unb gactur. £)afc ßfyerubini eben fc ge* 
füljt&ott ate fentimentatitatsfrei ift, madft iljn fo bauerbar; 
50 Saljre ab unb ju tljun.tijm toenig; er $ait jeber ©eite in 
ffa$ fetbft ba« ©egengenucfyt. ©ein ftreng gormefleS toirb nie 
troden, im ©egent^eit f ommt 33iete$ retjboö moberner §armoniI 
jm>» i^m Ijer, ober ift bon üjm angeregt. Site Italiener §atte er 
jtoeteriei, &orau$ : bie daffifetye ärctytteftonif , ben »eiten rega« 
lären ^ßeriobenbau unb bie fetbftftänbige 3ttefobie; beibes $5ft 
tljn, bei aller ^armontfe^en gülte, immer fünftterif<$ Kar. Sr 
n>ar feljr ju $armonif<$em ©rübeln geneigt, e$ berührt aber bie 
£>auptgfteberung feiner formen ni($t; bie betoegen ft<$ immer in 
gefunber üftatur. Ueberljaupt ift bie Harmonie bei tljm nic^t 
ber moberne compafte 9tccerb, bietotel)r, na$ älterer organifcfyer 
Sntfteljung, ber 3ufammenffong bon SDWobteen, ift meljr ba$ 
Siefultat, ate ba$ SBorauS*, am roenigften ein 3 u 8 e f e ^- — 



»rief an Qmtft fötttorff- 

Srnft Stubotff , gel), in 33eriin am 18. Sanuar 1840 , ©otyn be$ 
befannten 3uriften, ©Rillet be8 gräulein Sidjtenftein , 33argief$, 
ber Stau ©Humatin, fyater auf bem Seipjiger Sonfetöatorium 
unb bann nodj $riöatfd}tt(er Hauptmann« unb SReinecfe'S , fyörte 
tijeologifdje unb pljüofopljifdje (tottegten in 33erün unb Setyjtß, toib* 
tnctc ftd> aber fpäter gänjU<fy bcr SRutff. *om Saljre 65 bis 69 
^ßrofeff or am Sonferbatottum in ßöln , iji et fcitbcnt in Serlin an 
bcr $odjfdjule für SKuftf angcfteHt. SfaSgejeidjneter ßlaöierfpieter 
unb Ijödjjl talentvoller ßomponifl. 



Setyjtfl, ben 31. jpetober 1863. 

Steber SRubprff! 

gür 3fyre ticBc ®eburt$tag$gabe bierftimmiger lieber fagc 
xäf Stynen meinen tyerjficfyen ÜDanf. Ueberafl unb ganj bur$* 
ftubirt Ijabe iä) fie noefy nid&t, aber mo td& Ijineinfelje gefaßt 
mir'* unb i<$ »erbe fie iefct auSfctyreiben unb mir borfingen 
(äffen. 3$ fann mir rec^t gut beulen, baß 3$nen 31>r etnfam 
bergig nebliger Stufcnt^att lieb ift , ob bet ruhigen 2ßuße ttril* 
ten, unb baß ©ie e$ borjteljen no<$ eine 3eit lang ba ju bleiben, 
unb baß 3tynen ba mufilalifd^er ju 3Jhttlje ift ate in bem rnnft!* 
ftrofeenben Söerün. 3ft auety, »ie ©ie fetyreiben, ber SEIjonboben 
Kebrig, fo Ijaftet ber angetretene ©atfoft bod& nur an ben ©o§* 
fen ; immer beffer at$ burety gar ju biet ÜWufi! toaten muffen, 
ober baß fie Grinem gar aber ben Äopf jufammen fetylägt unb 



167 

matt bie Suft vertiert no$ mc^r bagu ju machen. £)a$ ift, um 
ma$ bct ÜRufiler bcn Dilettanten oft beneiben fönnte : bafc biefer 
nictyt mel)r ÜRuft! gu machen uttb angufyören brauet at$ er eben 
8uft fyat. 3n entgegenjefefcten 3"ftänben, Reifet e$, ergebt ft# 
ber ©eift ; menn ber mufifatifety abgelte ÜKuftfer mieber in bie 
ÜWufif muß, fann er freilid^ nid&t immer frifd& Dagu fommen. 
£)a$ ift nicfyt fo $t$oc$onbrif($ gemeint, als e$ fctetleid&t Hingt, 
e$ ift mefyr ba$ ©ebauern für fotd&e bie gar gu fyart unb fd^tper 
im 3o<$ gelten. £>at>ib fagte mir tyeut, tafc 3fyr ©ejtett gang 
beftimmt in einer Quartettfotree aufgeführt mürbe unb gmar in 
ber erften §>älftc be$ $)ecember. £)a$ mirb 31?nen etma$ gu 
frity fein ; Dabib mitt e$ aber gern an bem 3lbenb geben, menn 
grau ©ctyumann fyielt, bie e$ boefy auety gu Ijören feljr mterefft* 
ren mürbe. SKad^en ©ie es alfo, momöglidj, möglich bann tyier 
gu fein, ben £ag »erben ©ie no$ beftimmt erfahren. 3$ freue 
miety bie (Sompofttion lieber gu Ijören ; »ie mir überhaupt ba* 
SBieberljören in ber SRuftf erft $ören ift — ba* erftemat Ijat 
man nur ben Sortgang, ba$ gmeitemal bie 3ufammenfaffung unb 
ben ®efammtbli<$ : bie ärctyiteftonif ber SKufif. @$ ift gum 
Ueberbrufc mieberljott, bafc bie Slrd&tteftur gefrorne SDtofif fei. 
®ute SKufil ift aber au$ flüfftge Slrd&iteftur unb gmar foü fie 
nid?t aufgetöft gerfloffene, fonbern in ber glüfftgfeit tyre ©eftatt 
bematyrenbe fein. 3l)re Variationen für gmet ßlabiere Ijabe i$ 
immer noety nid&t gehört , unb e$ ift nichts fctytectyter gu lefen als 
gmet*ctabtertge ober sierljänbige 2Äufif; lieber eine Sifgffd^e 
Partitur. SBenn ©ie Ijerfommen unb grau ©c^umann ift ba, 
fo Ijören mir bie Variationen moljt einmal. Sntfctyutbigen ©ie 
biefe eilige ©Treiberei, es märe fonft nod& länger aufgefd^oben 
morben. üKeine grau grüfct beftenS. 

3^r freunbfcfyaftlicfy ergebener 
ÜK. Hauptmann. 



abrief an Sftwcat ©djleutifc* 

Sonrab ©djleintfc in Seipjtg ift geboren t>en 1. ©ctober 1805 in 
3edjantfe bei Döbeln ; ©filier ber Zfyomtöfäute, Surift, al« 2>i* 
lettant auSgejeidjnet, toar er namentlid) ein gefdjmadfoofler ©änger 
unt) Ijat audj Ijübfdje Steter componirt. Oenauer greunb üWen* 
fcetefoljn'«, tfi er feit langen 3aljren eine« ber tyatigflen SRitgtoer 
ber 3)irection ber OetoänbljauScottjerte unb Sßraftbent be« Seidiger 
Sonfer&atortmn«, an beffen ©rünbung er fid^ beteiligte. 



ß« berftetyt fi# n>»# bon felbft, aeretyrter £>err ©etylei* 
nifc, baß i<$ burety bie SRüdfunft 3Renbet«foljn , $ ber ©utad^ten 
über bie jur ßoncertauffüljrung eingefanbten SRuftfalien über* 
Jjoben bin. 3Dtc hierbei jurüdffolgenbe ©tymptyonie tyabe xäf 
burcfygefefyen nnb finbe fo toenig baran jn tabeln als ju loben. 
6* nrirb Sitte« Hingen ttrie man es fd&on fo oft gehört tyat. 
SBitt man es »on ber Rumänen ©eite allein betrauten, toie t>tct 
gleiß unb Arbeit baju gehört, baß ein äßenfety fo ettoa« machen 
lerne, fo iff * freiließ aller äd^tung toertfy ; aber baju !ommen 
bo<$ bie 8eute nicfyt in« ßoncert — fie tootlen etoa« 5>erjerfreu* 
lid&e« työren , unb baju gehören f otcfye auf ausgetretenem SSSege 
nad^tretenbe $robufte ni$t. 3cfy toürbe an ber ©teile ber 
ßoncertbirection aRebaitfen prägen laffen, mit ber 3nfc$rift: 
,>£>em achtbaren ©treben", bon ©itber, Surfer unb Solei, unb 
mit biefen, je nacfybem ba« ©treben ift, berart ©aetyen befolg 
nen unb remittiren ; bie frifetyen aber mit einer golbnen auf* 
ffiljrung frönen. 

2Jüt Ijerjtictyer Smpfeljlung 

3fyr ergebender 

b. 12. 5tto», 1842. 3R. Hauptmann. 



»rief an gr&uleut Setfit* 

©opljie (Caroline ©eibt, geboren ben 13. 3an. 1812 in §ranf* 
ftttt a. 2R., erhielt i^rc muptalifäje StuSbtlbung in ityrer 3Jatct* 
flabt. »IS Junge« SNäbctyen trat fie in bte Deffentli^fcit als $tanW 
Pin ; fpater, begeipert »on t>cr clafpfdjen £>ratorienmupf , toenbete 
fie pdj meljr beut ©efange ju. 3tn 3a$re 1840 grüntiete pe einen 
®efangt>erein, »el^er Bio jum 3alj>re 1867 in größeren unb flei* 
ireren Sonjerten t>on iljrem ernten ©treten 3eugmfj ablegte. ©te 
tytt ein* unb mefyrpimmtge lieber unb audj mehrere 3nPrumental« 
compoptionen IjerauSgegeben. 



£et)>}ig, ben 7. @e^tember 1854. 

aScrc^rtcfte^ gräulein! 

öS ip tooljl recfyt unberjeitylicfy, einen fc ljerjenSfreunbti($en 
©rief nrie ben adrigen fo lange unbeantwortet ju taffen; noe$ 
baju mit ber Setgabe eine« $eftes feljr inniger fööner Sieber! 
<S$ pnb fap 4 3ttonate »ergangen feit iety 3$re ©enbung erließ, 
unb pnb in ber 3ett manche ©riefe gefcfyrteben toorben ; aber 
tote baS ©pricfytoort fagt „$errenbienft geljt bor ©ottesbtenft", 
fo ip es anä) in anbern Nuancen; »aS getrau »erben muß, 
au« äußerer Sftofljtoenbtgfett, baS gefcfyteljt, unb fdjtebt oft lange 
#nans, »ad man rec$t gern ttyun mdtyte. 3c$ Ijatte eigentlich 
gehofft unb mi# barauf gefreut, ©te biefen ©ommer, tote ©te 
eben Hoffnung matten ba ic$ bei 3$nen »ar, tyier in Setyjig 
in unferm $aufe unter ben äßeintgen ju feljen ; ©ie f ollten pc$ 
bei uns, rote i$ glauben barf, balb tyeimifcfy gefügt tyaben! — 
Wliäftm es bo#3$re ©efcfyäfte jutaffen btefe Weine Steife, mit 
mä)t ju Keinem Aufenthalt in ßetyjtg, balb einmal ju realifiren. 
Der SSJtnter ertaubt es btelteicfyt noety »ent^er leicht als ber 



170 

©ommer. 93on 3tyreu gteunben würben ©ie ©ommer unb 
äßinter gleich frcubig aufgenommen fein ; ba« Ware aber au$ 
für ben ©ommer ba« ©njtge, toa^ Seidig 3$nen gewähren 
fönnte, bie Äunft fd&läft bann tyter unb bie Sßatur »ac^t nidfrt 
re$t auf. 9?atur ift freiließ wotyt überaß, im ®ra«J>alm tote 
im riefigen ®ebirge, ganj ba. gür ba« botanifd&e ©tubium unb 
mifroffopifctye Unterfud&ung ift au<$ ba« Äleinfte grofe unb ba« 
<5injetfte ein Unenblid&e«. gür« £>erj aber unb in boQen 3*** 
gen einjufaugen, will'« 39erg unb £ljal, gel« unb SBalb unb 
einen ©trom ober ©ee. 33on aliebem Ijaben wir nur etwa« 
©atb unb etwa« SBaffer ; bon wettern festeren bie ©id&ter einer 
gewiffen ©ctyute unb ^eriobe bie „^leifeenfcfyäfer" genannt wur* 
ben, nic$t gerabe um etn>a« feljr Srljebenbe« bamit au«jubrüdfen. 
Ueber 3fyte Siebet fönnte ic$ 3$nen nur biet Sobenbe« fagen; 
fie finb fd&ön empfunben unb auf« befte ausgeflogen, ©ottte 
i<$ etwa« erinnern muffen (toa« aber Ijier nicfyt gerabe at« ein 
Jabel gelten fann, benn wo ein 3Wel)r ober Sßeniger jutäffig ift 
fann bem Sinen ju biet fein n>a« bem Stnberen gerabe re<$t), 
alfo .wie mir'« aortommt: xäf möd^te im ®anjen genommen 
etwa« weniger Stabier, etwa« weniger $armonifirung. 6« 
giebt eineSlrt reifer ^Begleitung bie ben ®efang weniger Ijemmt 
at« manche anbere mit wenig SfJoten bte ityrn geffeln anlegt, bte 
iljm bie ©lieber (äljmt. Diefer Slrt ift j. SB. ein l)armonifc$ 
öierftimmiger Slabierfafc, bon welchem bie ©timme ba« Dberfte 
mitjuftngen Ijat ; e« bann auety bleiben laffen tonnte , oljne bafc 
bem Oanjen 9lbbruc$ gefd^ilje. — $)a« finbet man bei beut* 
fd^en ©efängen (bie 31)rigen meine tefy jefct nid^t) ni<$t fetten; 
bei ben 3tatienew faft gar nietyt. ©ei biefen ift ber ®efang 
immer frei; bie ^Begleitung ift tljm eine Unterlage, fie trägt 
ifyn , lägt iljn aber für fl$ ft<$ in greiljeit bewegen ; in einer 
tünftlerifd^ gebunbenen, wie Sitte« wa« aftJjetifd&e SBebeutung tya* 
ben fott; aber nicfyt mectyantfcfy beengt, nicfyt ber Begleitung, 
bem ÜDienenben bienenb. SBenn id& bie Italiener tyier nenne, fo 



171 

meine icfy nicfyte ®eringe$ bamit, ic$, rechne baju Sljerubint 
unb 3Äogart, gtoei Somponiften bie SJiel in bie öegteitung ja 
legen »riffen, unb tt>irfftc$ legen, »o'$ am *ßfofc tft ; ja fie fteC* 
ten n>o§t aud& ben ®efang gurüdf unb taffen iljn meljr forec^eti 
als fingen, bann ift er aber roieber fo (oder unb tofe in ba£ 
©anje eingreifenb, baß er fo wenig fi<$ ju geniren brauet ate 
er ba$ änbere gentri SEBie SSiele« ber Art ift nicfyt in Don 
3uan unb gtgaro, too toir weit mefyr ba$ Drctyefter im Dljr unb 
im ®ebäc$tnifc Ijaben ate bie ©efangmelobie ; too ber bramatifetye 
©Snger feine t>oUt SBirfung ausübt, oljne baß nrir an feinen ®e* 
fang benfen. Die grangofen serfteljen ba$ auefy gu matten, ©et 
ben Deutfctyen f ommt e$ nic$t oft &or : tyter fofl Mt& bomini* 
renbe SRetobie fein, unb boefy urirb fie lieber tyarmonifö gäl> ein* 
gelängt, baß man ein unfreie« ®eneraibafcgefüljtbabeinic$t leidet 
gang to$ wirb. Dft foü bann auefy bie „intereffante" Harmonie 
ber metyt intereff anten ÜÄelobie aufhelfen ; ba$ tljuf S aber nicfyt ; 
einer guten STOetobie lann burefy gu biet Harmonie (Sintrag. ge* 
fd&eljen, leine Harmonie aber eine geringe 9Mobie bebeutenb 
machen für ben ®efang$&ortrag. £>a« ift nun Slfles , icfy »er* 
fidlere e$ aufrichtig, gar nid&t in SJegug auf 3$re 8teber gefagt, 
nur in golge ber erften ©emerlung gang allgemein. 3$ren 3fte* 
lobieen $at bie Harmonie fo wenig nötljtg ©ebeutung ju geben, 
ba| man eben guweüen nur wünfd&en Wnnte, fie m&d^ten freier 
»alten bürfen, ba$ 3ntereffe was fie in fiefy §aben, mit ber $ar* 
monie nietyt gu feilen brausen. ÜKan ift gegenwärtig woljt an 
Diele Ijarmonifd&e SBürge getoöljnt; bas ®c$tic$te verliert aber 
barum, wenn es empfunben ift unb waljr, wenn es ntd&t felbft 
wieber affectirt ift, wie es iefetauety gu weiten sorlommt, "feine 
SBirtfamfeit leineswegs, es wirft metmeljr rec^t woljtt$&tig gegen 
baS ^od^not^einßd^e ®efperr unfrer mufüatifd^en 3e#geit. geben 
®ie wotyl unb lommen ©ie batb gu uns. 3$r aufrichtig ergebener 

üfl. Hauptmann. 



»riefe an g&ttyefot @4>el)er* 

2Bityelm Speyer, geb. 1790 in ftranffurt a. 2R. , lebt bafclBf* 
nodj in geifKger Äfijttgfeit. Saufmann, aber ausgeweiteter ÜRtt* 
jäer , ©dfüler unb ffreunb ©fcoljr'fl , fyat er ftd> aud> in »eitere» 
greifen burdj n>irfung$üofle (Sefangcompoptionen befaunt gemalt 



Gaffet, ben 27. 2>eccmber 1838. 
lieber greunb! 

9fca<$bem t$ mir fd&on eine 3eit lang ben Styf jerbrodfcn, 
»a$ au« ber frieren unb mittleren £ett für ein ^iftortfd^c« 
(Sancert &o$t p m&Ijten fei, fd^eint mir, baß ba* ber SBeg nic^t 
ift ba$ ^afftnbe ju finben : nid&t ben tarnen bie und geblieben 
muffe man folgen, fonbem ben ©erfen bie fiefy lebenbtg erhalten 
fcaben. SSon ben SWieberlänberu, bon ben alten Italienern, botj 
^aleftrina bis auf bie Neapolitaner 8eo, ©urante, ©carlaiti ift 
Siel bor^anben unb überall ju fyaben, iebodfr nur reine SSoIal* 
muß!; bie £tyero ber gestern fo tote bie Shd&en* unb Sammer' 
mufif mit Snftrumentalbegteitung ftnb öerfönmnben , nur <gin* 
jefne« bteltetd&t in alten ©ibliotyefen no<$ $u finben. 3Äit ber 
Oper bürfte man fc$toerfid& über ©lud $htau$gel?en. 3$ lewie 
©adfren ben 8uHi unb 9tameau, fie Ijaben mväf feljr inteteffirt; 
in 8uöV« ftofanb »ar idfr eine £eit lang ettaa* bertiebt unb babe 
mir gange ©cenen barauä in unfre 9iotenfd&rift überfefet um fie 
bequemer &or Slugen ju Ijaben, aber alle« ma$ bie gemottt, ift in 
©lud concentrirt unb jur SReife gebieten, ©lud fyat, nadfrbem 



173 . 

er ben itatienif <$en , fcantatö üMic^cn ©raöutft^t ücrtaffen, bte 
öorgefuubene fraxrjSfifc^c Opet gereinigt trab ber&oöfojmnt, fte 
fagte feinem neuen beclamatorif$*muftMif<$en $raici^ <ntf& 
frefte p. <gin*m großen publicum, bas bodj am 4£nbe *mc$ in 
einem folgen ßoncert mufifalifety befrtebigt fein will, »tobe i$ 
' iwu Sutti nnb Stomeau nichts jumutljen mögen — e$ ift in bte 
Sänge eine unerträglich langweilige <Pfalmobie unb an ju Keinen 
groben wiebernietyt genügenb bie ärt lennen %n lernen. SSon 
aüe ben Opern femer, bie in ber #ilbegarb bon #oljeuü?at 
als ewige, unerreichbare SÄeifterwerle befpro<$en weiten, in ben 
1760— 1780ger 3a$ren, ift fc$on ju unfern Otyren lern £on 
metyr gefommen ; jubem finb biefelben, faft nur aus 9tecttati& 
unb Strien befteljenb, für Sänger beregnet, toie toir gegenwärtig, 
wenigften* in £)eutf<$lanb, leine Ijaben. SBaä ben @fyt biefer 
Ottern Oper belangt, fo ift er tat 3bomeneo bon ÜRojart auf* 
befte repräfentirt, unb jwar auf bie SBeife wie bie äg$ptife$en 
Ättert^ümer in ben grie$if$en 9lac$bilbtingen berfelben, djue 
Ujr ©genttyümlufye* gu bertieren, fi<$ gefäßiger barftetten, oft 
in ben Originalen, ba$ Slormale in einer boüenbeteren gorm. 
Säf würbe alfo, xotö bie ältere Oper betrifft, ratljen bei ®lutf 
nnb SKojart fteljen ju bleiben, ©eibe jwei ©eutf $e , ber eine 
*ber SRepräfentant ber frangöftfd^en, ber anbere ber itaiienif<$en 
Oper. (SBie ^Jaleftrina, obgteidfr 3taliener, bie Sftiebertänber 
repräfentiren Knute in eben bem ®tnn wie oben.) SDtefe ©eiben 
finb auety oljne 3ufafe , oljne befonbereä Arrangement ju ejecu* 
tiren, wätyrenb bie älterln, bie frangbfifd^en Partituren nament* 
ltc$, frembe ©aiten* unb Stadtnftrumente »erlangen, gfir ben 
*eutf<$en £irc$en * unb Oratorien»®«?! ergeben fte$ bie Deut* 
ftyen @. Sbafy unb $änbel bon felbft. &\x iljrer &eit waren 
no<$ Diele änbere mit JRuljm genannt, wie: Sttemann, fteifer, 
guj u. m. 5Der SRuljm mit jenen genannt gu werben, foü üjnen 
au<$ bleiben, e* ift aber ba« Sefte Jener <£po<$e in ben SBeiben 
*u$ enthalten, mithin Da«, was bie 3«t am bur^gretfenbften 



174 

barfteflt. gär einen SJerein &on 2ßufifero unb SWuftfberftän* 
bigen »firbe es aßerbing« intereff ant fein, ftatt biefer belannten 
tWeifter etoa« öon jenen Rennen p lernen , bie jn jener 3eit in 
faft gleich ffotyn Sljren ftanben unb nun in tyrcn ffierfen boe$ 
flanj t>erf$oßen finb — einem großen gemif<$ten £oncert*$ubß* 
mm ift ober biefe* 3ntereff e fremb, tote Jene Mamm ; feinem 
©efüfKe unb ©ebürfniß toirb Keffer jufogen ba$ 33oöenbete, 
Jßefte einer jeben $tit, tt>a$ ficty eben baburd^ &on felbft §erau«* 
ftetCt, inbem e$ ficfy bis auf unfre Jage erhalten fcat, ntd&t blo« 
in SBibßotyelen ate ßtterarifd&e (Seltenheit, fonbem ate jur auf* 
ffiljrung geeignete 2Mufif . Um aber auf bie frühere 3*it jurüdf 
yx fommen, fo toürben bie SRiebertänber für eine fol$e Sßrobuc* 
Jion tootyt ganj ju übergeben fein, ^ateftrina vereinigt att ity 
©ute« in ft<$, mübert bie §ärte unb burd&bringt e$ mit einer 
genriffen Sfomutlj, bie e$ unferm Jefcigen mufifaßfdjen ©inn an* 
netymßd&er mad&t Seicht fönnte aber auäf *ßafeftrtna nodfr jn 
fremb , für ein großes äubitortum ju toenig anfored&enb gefun* 
ben merben, bann mifyt iä) einen foätern itaßenifd^en ÜReifter 
2. 8eo unb jtoar beffen 8ftimmige$ Sßiferere jur äfopljrung 
t>orf<$Iagen, unb gtoar mit ben Slblür jungen ö>ic toir fie bei 
einem äijnfictyen Soncert Ratten. SDiefe Söiufif ift unfern fyeu* 
tfgen 3^örern gerab att genug unb ift boefy, nrie tt>ir'$ fyter er* 
fahren tyaben, bon re$t großer mufifalifcfyer SBirfung. £)ann 
toäre freiließ baS ältefte fäum über ljunbert 3aljr att unb ba« 
©efctytcfytßcfye feljr jufammengebrängt, unb bo<$ toürbe matt ben 
Anfang für ein Sftufiffeft fcfytoerßcfy biet toeiter jurüdffefcen 
bürfen, unb auefy tyier nur eben in einer ®attung nehmen, bie gu 
ber 3*it t^re ganje Slusbifbung erreicht Ijatte, nid&t etroa in 3n* 
ftrumentat*3Mufif ober ®efang*3Äufif mit 3nftrumentat*©egtet* 
Jung. 3toifcfyen ®- ®<*$ wnb $atybn ift toieber eine ©tette in 
ber ©ef<$ic$te ber 3Äufif, bie nur mit Flamen ausgefüllt ift, ju 
ityrer 3eü tyod&berüljmt , bon benen ft<$ aber nichts tebenbig er* 
Ratten Ijat. ©iefe SEobten müßte man tootyt au<$ rutyen taffen. 



175 

83a$@manuet öadj für bte 3nftrumentalmufif getljan, be* 
fonber^ in abfielt auf bie StaSbitbung ber gorm ber 3Ättft!ftö(fe, 
ift bo# aucfy meljr borbereitenb getoefen, unb §at erft in 3. $atybn 
bie boüenbete (Scftatt ermatten, ©eine ©efangmufif gehört fd&on 
größtenteils bem fangmeißgen ßantatenftyt an — toarum foQte 
man einem Slubitorium, ba$ ft<$ muftfa(ifc$ ergöfeen ttrifl, ber* 
gleiten auftifd&en? — 3cfy Ijabe mtc$ mit bietem Sntereffe mit 
ber 9Äuftf ber berfd&iebenften 3*****1 befd&äftigt ,. unb toar ie$ 
nur einmal re<$t tyineingetebt in irgenb eine ^eriobe ober einen 
$auptmeifter, fo fyabe i<$ bann bie größte greube baran gehabt 
unb nietyt begreifen fönnen, toie fo fcfyöne ®a<$en änbere tljeil* 
nalpnlo* unb latt (äffen tonnten, bie mi$ ijocfy entjüdtten; lam 
\6f bann fester mteber gu f otöjer 2Äufif, toeniger vorbereitet, fo 
fpra$ fie mic$ fefbft in toeit geringerem ®rabe an, ba$ »arme 
©efüljt bafür tourbe nic$t fogteiety urieber angeregt — ba« min«» 
bert aber ben ©tauben an iljre ®<$önljeit, ttrie ic$ fie einmal em* 
pfunben tyabe, ni<$t im geringften. Sßäre ÜRojart im 16ten 
Saljrljunbert in SRom geboren, er tyätte ttrie ^aleftrina gefd&rie* 
ben ; toäre er im 17ten 3al)rljunbert in SSenebig geboren, er Ijfitte 
torie ®. ©abrieft gef ^rieben ; toürbe er Jefct geboren, er toürbe 
anber« fd^reiben ate bor 60 3a$ren, unb berfelbe große ©ompo* 
nift bod& ju allen Reiten fein. ®a$ eigentlich ©irlfame im Sunft* 
»er! ift immer bie *ßerföntid&!eit be$ Äünftfer«, aber ein frembe« 
ßoftüm muffen tptr erft getooljnt »erben, unb in bex SKufil, bie 
nur ba« 3nnere, ben ©emüt^juftanb auäbrücfen fofl, ttrirb ieber 
öeigefd&madf, ber nur irgenb an eine SKobe erinnert, gfeiety un* 
erträglich, barum veraltet 3Äufi! fo balb, — @ntfc$utbigen ®ie 
gflttgft bie Unorbnung unb gormtoftgleit biefe« ®uta$ten$, ba«, 
ttrie ic$ mit JBebauern fe^e, fo toenig geworben ift tt>ad ®ie 
toünf$ten , inbem es f aft nur in Negationen unb Simitationen 
beftetyt. 3$ Ijabe nur ein einjig ÜKufifftüdf jur töepräfentatton 
ber itaßenifd^en fttrdjenmnjtl genannt, toeit i<$ biefes eben bor* 
jügß<$ geeignet finbe. 2Ba« bon ®tud, §änbet, S3a$, $atybn, 



176 

SRojart jur $robuctton ju »äljlen fein toürbe, betrüber tooöte 
t$ mir leine Angabe anmaßen, aud& mar hierüber bie grage tooljl 
toeniger, at« au« n>et<$en &t\tm unb bon toelcfyeu ÜReiftern, unb 
ba tft meine SKeinung : für ba« große publicum nidfrt au* jn ent* 
feroten 3«ten nnb au$ ben nätyer liegenben nur ba« ©tüljenbfte, 
Srifcfyefte, nur ^auptoerfe ber gr&f ten Äünftfer. 9Ri$tt 2Ru* 
mienJjafte« , m<$t« SSertrodtnete« unb Slbgeblei<$te« — benn e* 
foll ba« $*rj muftfaüf<$ auftreten . 

2Äit ^crjltd^cr Srgebenljett 
3tt. Hauptmann. 



(Saffet, ben 10. griruar 1839. 

©eetyrter $err ©petyer! 

@« tft mir burdfr $errn SReferenbar ©ctyabel in Syrern 9te* 
men ber fetyr e^renfce unb mi<$ bur# fo gütige« SSertrauen auf 
ba« angeneljmfte berüfyrenbe Antrag gemalt toorben, bie SDi* 
rector*©teüe beim granffurter ßacilien*33erem ju übernehmen, 
3$ toüfcte, bie ©ac^e im ®anjen unb oljne Äenntnifc ber nälje* 
ten SBebingungen unb UmftSnbe betrautet, feinen angenehmeren 
5Birfung«frei«, feinen ferneren 39eruf für einen fähigen SDhx* 
fifer, at« feine Äräfte einem fo toertyboflen 3nftrtut ju uribmeti. 
SJei mir gelten bie ©nbrüdfe einiger Slupljrungen be« ß«ri* 
lien^SSerein« unter ©d&elble'« Seitung ju ben fünften muftfafl* 
"f<tyen bie id) erlebt Ijabe. ©ären e« bunfte Sugenberinnerungen, 
fo toürbe i$ mißtrauifc$ gegen biefe SBirfung fein, torie fo 33iete* 
bei festerem ©ieberfinben mir gang anber« unb mangelhafter 
erfdjien al« i#« früher gefunben Ijabe, aber fte ftnb au« foäterer 
3eit, »o man me^r gelernt fat nur Oute«, b. $. fe^r ©enige« 
gut ju finben. ©<$etble toar bie ©eete biefe« tootylorgantfirten 
Äörper«. (Smen jmeiten torie üjn weiß tc$ unter ben fefct leben* 



177 

bcn mir befanden äKufifern nid^t. 3u afler bottfommen mufi* 
faüfc$cn £)ur<$bifbung fam 6et tym ber groge für btefe ©teße fo 
»tätige 33ortl?eU, ba£ er praftifd&er aber auc$ fcoflfommen bur$* 
gebilbeter ©änger »ar. @in fo gelungener STon tft fd&on einem 
©jorein beffrer Seiter ate afle* mögli^e ©pred^en, $)emon* 
ftriren unb SBorfoieten. Sine anbre (Sigenfd&aft, »enn auä) ein* 
jefa genommen bieöeid&t etyer $intängtid& lieber ju fmben, boefy 
eben in SSerbinbung mit ber vorigen mir in bem ©rabe ber 
SSottfornmen^eit nietyt fcorgefommen, n>ar feine ooflfommene 
$errfcfyaft über ba$ Sfabier; eine ganje reiche Partitur ging 
bei tljm bur$ bie Äugen ein unb quofi am ben Ringern Ijerbor. 
Jetn SfooierauSjug, lein befonbereä 3nftrument, nur ebtn ba$ 
9Äuftfatifc$e ber üRufif, »a$ er eben fo fd&ön aufjufaffen ai$ 
toieber ju geben &ermo$te. 3u öüe biefem nun noefy fein aus* 
gejei$nete$!3Direction$*£atent, feine fixere ruljtg ebte^ßerfön* 
ttd^feit, unb e$ mochte »o!jt einmal ein ®efang*a$erein$»Director 
jur S33irffid(|Ieit gebeten toie er fein fofl. 35on biefem ©irector 
tote er fein fofl nun auf mi$ jurücf ju fommen , fo bin i<$ (ei* 
ber genötigt ju fagen, baß bon ben vorgenannten unb gerüfym* 
ten Qualitäten bie nofljtoenbigften mir faft gänjlicty abgeben. 
3<$ bin nid&t ©änger , viel ju wenig fertiger (Sfo&ierfyieter unb 
»eifc mir auc$ jur ÜDirection nicfyt ba$ geeignete äßefen, »a$ 
ic$ ate ein angeboweä anerlennen muß, in ^intängftd^em ®rabe 
um ein »ürbiger SRactyfotger ©cfyetbte'S »erben ju fönnen. SJor 
äflem ift es aber ber SDianget fertigen ßfobierfotete, ber mtd£ 
fd&on metyreremafe oon ber Slnnaljme angetragner ÜDtrector* 
©teflen abgehalten Ijat unb ber mtd) aud^ iefet Ijauptfäc^icty. be*' 
ftimmt ben gegenwärtigen fo etyreuboflen Antrag banlenb abju* 
lehnen. Um einer folgen ©tefle fcottfommen gut oorjufteljen, 
finbe \<fy es unerläßlich guter ßtabierfoieter ju fein, ber ©ei* 
ftanb bur<$ einen Slnbero bleibt ein trauriger 5Rotljbel)etf . £)a§ 
bure$ ba$ ©etbftfyieten ber Director am 5Ea!tiren getyinbert 
»erbe, fann t<$ für leinen 35erluft Ratten, fobalb bie SRufil oljne 

Hauptmann, »rufe. 91.9. 12 



178 

tiefe« gut bon ©totten getyt, tote i$ e« bei ben guten 35 ereinen 
bie iöf fyabe lennen lernen, noc$ immer gefunbeu $abe. <£« ift 
bo#, beiläufig gefagt, etoa« fefp Unmufifafifctye*, jeben Xalt* 
einfönitt noefy auger ber äWufif bejeutyuet , in bie 8uft gefcfyrie* 
ben fe^en ju muffen, ber SKufif ganj entgegen, beren SGBefen ift 
ba$ Getrennte ju fcerbtnben. ©oeüje bettagt fiety bei ber ttattent* 
föen Äir<$enmuftf über ba$ hörbare 5taftfc$togen unb fragt u>a« 
man baju meinen toürbe, toeun ber $8itb§auer auf iebeS ©etenf 
feiner ®tatue ein rotlje« gäp^en heften nwöte. SStet anber* 
tft'$ mit bem fi^tbaren boc$ au$ ni<$t, nur bäfc mir me$r 
baran ge^ö^nt ftnb. 3$ barf n>ofy[ bie anfrage, roelc^e ie$ in 
Syrern tarnen erließ, ate eine bfo$ vorläufige privatim gefc$e« . 
Ijene betrauten, unb toenbe midj ba^er mit biefer tyerjlicfy ban» 
fenben Sfotoort, geeljrtefter §>err ©petyer, nur an ©ie, mit ber 
©itte mic$ £)enen, bie in fo guter SKeinuug bamit ein&erftanben 
toaren, gtetctyfafl« banlenb ju empfehlen. Stttt ^erjü^em ©ruf 

3Ijr gang ergebender 
3R. Hauptmann. 



93riefe an 9traotb SßeJjner* 

äroolb SBeljner, geb. in ®öttingen, voax ©filier Hauptmann'« in 
Saffef ujtb Setygig. SBurbe Unit>crfität«*9Ru|Wt)trcctor in feiner, 
Saterftabt, fpStcr Dirigent be8 Äönigt. 2)otndjor$ ju $annox>er, 
in »eldjer Stellung er bi« 1866 verblieb, compontrte SMotetten, 
Äanraieroiufif unb Sieber. 



ßeiwfu, 1857. 

ßieber Sßeljner! 

Cben f<$reibt ©poljr, bafc idj Sfynen, fafls ©te noc$ Ijter 
mären, mitteilen möchte, baß bod Soncert, gu toete^em er na# 
$annober gefoben ift, am 31ften biefe$ÜÄonat$ ftattfmbenttürbe; 
ba| $err bon geringen im Tanten be« Söntg« bon $annober 
beim fturfürften um Urlaub bitten mürbe unb große Hoffnung 
Ijabe tljn gu erhalten, gerner tagt er ©te ttriffen, baß 3oac^im^ 
Ouoertüre im tefeten SlbonnementSconcerte gegeben »erben foß, 
fona<$ Dftew, bittet aber bagu um beibe Partituren (?), um bie 
Oubertüre gu probiren- — £)a$ »erben ©te nun tooljt 2lfle$ 
f<$on in $annober erfahren, ober fc$on erfahren Ijaben ; ic$ fä^fe 
aber b<x$ eine geuriffe 33erpffic$tung, toenn ie$ nt#t gtei<$ an 
©potyr f ^reiben totö tljm gu fagen baß ©te nt<$t meljr Ijier 
fmb, ben Auftrag 3fyneu auäguricfyten. (Sine ber bon ©poljr ber* 
langten 3oa$im'f$en Dubertüren, ift tooty au<$ bie bon 3tyuen 
#er gurfidgetaffene unb e$ eilt barum um fo meljr, fic 3tyneu 

12* 



ISO 

mietet t/mfltOm. Die Cnmtfire trögt an S^ütft tad Datum 
JRc*<mbtt lbhb,' — id> Ijabe fte OmoA gtfefen rot Den Dirt* 
ridjj fpiefen ffittn — fie ift rafrt gttftrety, tec^t cfrai allrrifa ffo, 
»on tntereffouter Dtdfeftercombraation unb mit nix} mannen 
anberu pofitioen nnb guten ©igenfe^aften begabt, fc ba| i<$ mir 
beuten tonn, triefe 3ungere al* ü$ bin »erben ba* 8ob furjer 
jufamraenfaffeu nnb fagen: \äfc fc^ön! — 

Da* ift nnn ein ©ort, ma* mir, toenn i$ aufrichtig fein 
fott, bei raufifaitfcfyen $robnctionen neuerer ober neuefter Art 
nic^t au^ SÄunb unb geber »iK, mie ben ßornponiften fclbft, 
fo raufj man menigften* glauben, alle« »nbere me&r am $erjen 
liegt a(* bie @4&n$eit, bie freie, befreienbe: bie ntyt ber 
SWeinung Xaffo'e ift: »ertaubt ift, »a« gefaßt" (bem ßompont« 
ftenj, (entern ber $rrajeffin: «erlaubt ift, »a$ fu$ jiemt," b. $. 
loa* in jebem fittU$ * fünftlerifcty - organifö gebilbeten 3Renf<$en 
feinen ftnllangfinbet. 9Wd&t eine fubjeettoe eigensinnige ©tim» 
mung ober ©erftimmung , überhaupt nie$t ettoa« ju egoiftifc$* - 
abfonbertiety * einseitige«, f onbern toa« in einem großen Oanjeu 
(eben tonn , unbefd&abet feiner ©gentyümttyleit. gür mi<$ Ijat 
bie neue Äunft tttoa$ fe$r unfreie«, beängftigenbe«, toenigften« be* 
engenbe«, »ie bie $oefie ber Womantiler; ber be« erftenSJier* 
iet« unfere« 3a$r$unbert« nSrnlic^, benn bie »omantif be« 
SWtttelalter« ift fo frei unb gefunb toie bie äntüe. Die ftranl* 
$eit hinter ben föeinbar blfiljenben Sangen ber $oefie Jener 3ett 
$at fi<$ Ja tooffi auety beftättgt. ®oet$e toar ba in »oller ftraft unb 
®$öu$eit, a(« bie „blaue ©turne SRooali«," fe$toinbfüc$tig reijen* 
ben Änfe^it«, aufging unb ade ©liefe auf ftc$ oon bem ©efunben 
abtenlte, toie eine neu entbeefte au« entern 8ieij ber $oefie $er* 
gelommene Victoria regia. — ©ie balb aber ift fie abgeblüht, 
oftie $ru$t angefefet ju tyaben, tote fie ni$t au« gefunbem 
Äeime öetoaeften loar, unb jener ©aum fte$t no# leben«fräfttg 
unoerfümmert ba unb treibt fort unb fort neue 3tocige. 9bt$ 
bie ftrantyeit ffiertyer*« ift gefunbe $oefie, »tyrenb bort bie 



181 

@efunb$eit felbft pottifä franf gefaxt unb bargefteBt nrirb. 
3n bcr poetifcfyen Sitteratur ift man n>ol?t barüber g&njlt<$ l?m< 
" au«, in ber 9Äufif, fd^eint mir, ftedfen nrir gegenwärtig red&t 
mitten barin. ©te man auf Ijoljem Söerge eine ©ölte fommen 
fiefyt unb, n>enn fie abgezogen, ftc lieber at« ©oße fic^t, wenn 
fie un« umgtebt aber nur einen feud&ten SRebet füfylt, fo fönnt' eö 
öieltetd&t jefet mit ber SKufif fein. — gür ben heutigen fangen 
üßuftfer gehört tooljl eine enorme Energie bagu bem Strome nicfyt 
ju folgen, ben fo(d£e ^otenjen nrie ©ertioj unb ©agner erregen : 
benn eine poettfcfyeÄraft nrirb man biefen bod^ immer jugeftefyen 
muffen, wenn auc$ ba«2lgen« für bie Äunft meljr aufl&fenber at« 
fijirenber SRatur ift. 95on ben beiben Obengenannten wollen nun 
jroar tnele unferer Äunftjünger fetbft ni<$t« nriffen, jene f ollen nidjt 
genannt werben, wenn man fcon ben ©eftrebungen biefer fyrid^t. 
£>ie tarnen ©erttoj unb ©agner, ber eine $auptfad&lid& für bie 
3nftrumentatmuftf, ber Rubere für bie Socatmujif, brüden aber 
tn einer concentrirten un&erbünnten ßffenj bo<$ recfyt gut au«, 
wa« bie lenbenj ber neueren Sunft ift. ÜDiefe ift aber eine gar ju 
feljr fubjecttoe unb ift e« um f o ftärfer, je metyr fie ba« ©egentljett 
ju fein ft<$ etnbilbet. S« ift biet bie 9tebe &on einer 3ronie 
ber Äunft ; bei ben 9tomantifern namentlich war ba« ©ort im 
@#wunge, bei ©oct^c unb ©dritter feljlt ba« ©ort, aber bie 
®aä)t ift ba, wenn man ba« ©ort im redeten ©inne, in bem wie 
er berÄunft eine gefunbe ©genfcfyaft ift, nimmt. $)te 3ronie muß 
ein SRegtrenbe« fein für ba« SRegattoe, eine Ijebenbe Sraft für bie 
nieberbrüdenbe Saft ber Öeibenfcfyaft £>ie Ironie ift ba« ®e« 
fe|ttd)e für ba« ©itllürtid&e, bie ©infyeit für ba« Sßanntgfattige, 
ba« SSefteljenbe für ba« SSerge^enbe, bie metrifcfye Raffung für bie 
rljMljmifcfye 33ietgeftattig!eit, bie vernünftige SRotfywenbigfeit im 
fctyeutbar 3«fäötgen. 3m ©eltganjen, im pfytyfifdjen wie im mo* 
talifd^en, ift wofyt alle« Bufätlige t* 1 ^ nem Sftotfywenbigen ent* 
Ratten, aber eben nur im ©an je n : ba« Sinjetne für fi<$ fanii 
immer at« Sättige« erfd^einen, at« fcergänglicfy unb nichtig. 



182 

3ebeS ftunftroerf muß aber für ficty ein ®auje$ in ficty gefc^affc» 
ne$ fein, ba$ feine 3ufäüigfeiten julaffen lann ; bic nriirben auf 
ßltoa« außer iljm beuten: es fott aber au$ fiety felbft fi$ ent* 
uridfeln ober boc$ fo getoorben erfreuten. S5on Sßittfür ober 
©genftnn be$ Äünftter« barf un« nickte entgegentreten, auety 
nic$t &on originell* ober apart*fetnto>otten. — aber e$ ift clvlü) 
nicfyt $inreie$enb, baß Sin« mit bem Slnbern gufammenljänge, in 
ben Steilen be$ ©anjen, ba« (Srfte mit bem j$a>t\ttn, ba« 
3»eite mit bem Dritten ; au<$ ba$ (Srfte unb 3n>eite mit bem 
3»eiten unb ©ritten, mithin audj ba$ Srfte mit bem Dritten 
toiü 3 u f amm eu^ang unb Sinljeit ^aben. Da« ift für ba$ 3n* 
nere. gür ba« äeußere aber nod& ntcfyt genug. «Sßenn Siner 
fagt, „®ott fietyt ba« ©erj/ fo fagt @$iHer barauf, „Sben toetl 
©ott nur ba« ^erj fieljt, fo forge bafür, baß and) toir ettoa« 
Srträgttctye« feljen." — Sinen organifd^en &vi\ammmf)ciTi$ Ijat 
urifer förpertid&e« 3nnere au<$ , bie Statur fyat ftc$ aber nid^t 
begnügt biefem Innern eine angepaßte $ütte ju geben, jum ab* 
fetyluß gegen bie Slußemoett, unb ba« für eine ©eftalt gelten taffen 
ju tooüen; fie Ijat bem unffymmetrifd&en 3nnern ein fommetrifc$ 
Sleußere« gegeben. Der ärcfyitelt läßt nietyt burefy ba« innere 
Sfonomifctye ©ebürfniß allein feine gacabe beftimmen, mad^t 
Ijier ober bort ein genfter, $ier einen 33orfyrung, bort eine 
S3erttefnng, tote e«, für ba« Sleußere unmottoirt, fi$ burd& 
ba« Snnere melteid&t jtoedmäßig ergeben toürbe. (SBietoo^l 
man an mittelalterlichen Sauten, too fie aorfornmen, eben 
fold^e Irregularitäten too^t al« romantifd^ reiibott gerabe rüfc 
men l)ört, toa« fie auc$ fein lonnen, toenn man ba« nid^t mit 
©d&önljeit bertoed&fett, bie überhaupt ben SReij fe$r unterorb* 
net.) Cr giebt un« ein fetbftänbig äeußere«, ba« ben Slja* 
ralter be« 3nnern im ©anjen trägt unb au«foric$t Sine me* 
trifte gaffung für bie r^t^mifd^en Vorgänge be« 3nnern. ©te 
e« bie 5Ratur tljut bei ben animaltfd&en ©eftalten, bie ettoa« $5* 
Ijere« finb al« bie getoiß feljr retjbollen segetabilifd&en, bie nur 



183 

8WtotfyttTO$ aber fein SWetrum Ijaben ; in benen nur gortgang, 
aber lein 3urüdfgang in fic$ fetbft, feine Slbgefd&loffentyeit ift: 
bereit ®efü$t ni<$t ju 93erftanb fommt, baß ©etbftanfctyauung, 
SBernunft baraus werben fonnte. 



. Sety&ifl, ben 3. 3uü 1862. 

gieber äßefyner! 

Sine ßebe 9ia<$ric$t war's uns, bie wir Dom Dnfet SR^oben 
au$ SRont erhielten, bafc ©te bort angefommen waren unb fi<$ 
Ijübfcty bort aufhatten fonnten, unb noefy baju in ber mufifattf# 
intereffanten £>fter jeit. SBie ber ©ijtinengefang gegenwärtig ift 
weifc i<$ nicfyt — er war au<$ &or 30 Sauren , ba xdf ifyn Ijörte, 
aber ntcfyt jur Öfter* nur jur äBeiljnacfyts * unb tutti santi-, 
tutte le anime- unb tutti preti-geit (im SRoDember) — er tt>ar 
aufy bamafö nicfyt fo wie man ityn in ben SSefctyreibungen ftnbet, 
fcietmeljr ganj anberS : t>on engelhaften ober aeoföljarfenartigeu 
Ätängen feine ©jmr, bietmeljr ein reetyt berber, mand&mat ttooaS 
mafftoer SSortrag , ni$t immer &om fünften Slang ; aber Don 
fidleren ©ängern vorgetragen. 3<ty Ijatte meine greube baran 
unb fonnte in bie ®eringfc$äfcung meiner ^Begleiter, 51. 21. Sten* 
gef $ unb 3wan Söiütter'S ( ber fi$ auf feinen Sompofitionen : 
„33erfaffer ber Derbefferten Slarinette" nannte) burd&aus nicfyt 
etnftimmen, bie ebenfo über bie 3Kufif wie über ben SSortrag 
fi# enttäufcfyt fanben. 3<$ fanb'S auety anberS at« id^'s bamate 
erwartet batte, aber fanb bo<$ audj etwa«, totö man fc^S^en 
unb fiefy gefallen taffen fonnte. £>te £>elena Witt bem fwftJjeater* 
publicum im jweiten 5öjette be$ gauft auc$ nid&t besagen, bie 
wirftid&e ed&te griecfyifd&e $etena, bie ber gauft $eraufbef<$woren 
Ijat: fie ift iljnen ju berb, ntctyt jierli<$', nid^t grajtös genug, fie 
ift itynen nid&t fcfySn, weit fie anberS ift als fie fiefy gebadet Ija* 



184 

ben; tafür fann aber bie §elena nid&t«, unb bte ©ijtina nid&t«, 
tag bic §erren ettoa« Slnbere« erwartet tyaben, 2Ba« ftcfc unb 
feinen 9?uf burdjj 3a!)rl?unberte gut gu erhalten *>ermo<#t, fttt 
ttenigften« ebenfotriet SRectyt ba gu fein, at« itfy mit meinen 
Dljren. Ooetlje meint, man fotte ba« Sitte ftubiren; ba| fi#« 
ermaßen, fei Beuge feine« ®el)atte«. 9t. ©ctyumann meint freiließ 
nrieber anber«, ber fagt, man foße nietyt bei bem Sitten anfan* 
gen, fonbern ba«9ieuefte gum 33orbitb nehmen, toeit ba alle« 
Vorangegangene ja notljtoenbig fd^on barin enthalten fein muffe. 
@« feljlt für un« ben *>or*Sa($* unb £)änbet'f$en ©a$en 
etoa« , im allgemeinen unb ©angen genommen , ba« fie un« 
nietyt gang unb tooü befriebigt genießen lägt; e« ift bte ard^i* 
teftonifetye gorm unb bie »efenttid^e Diffonanj , ber ©eptimen* 
aecorb. Sluf ben ®runb gegangen toürbe ba« ©eibe« ft# corre* 
latto geigen — bie ©iffonang ber alten äWufif ift allein ber 83or* 
Ijatt, bei toetd^em bie Sonfonang toefenttiefy fortbefte^t; er I5ft 
fi<$ auf, oljne bie ©runb^armonie gu änbem. 3m ©eptimen* 
aecorb ift bie ßonfonang aufgehoben unb muß in ber Sluftöfung 
erft toieber erfteljen; e« ift ba« Sterben ber ßonfonang $ier 
ba« Sebeutente unb &om Sitter unterfd^eibenbe ÜJioment: bie 
»ermittelte ßonfonang; bort bleibt fie bie unmittelbare. <£« $at 
lebe« £)ing in feiner SSottenbung fein ßfyriftenttyum in ft$, too 
e« feigen muß „burefy Äreug gum ?icfyt". Unb e« muß überall 
eine ©Reibung eintreten, toenn bie Ijötyere (Sin^eit , bie Sin^eit 
ber 33erbinbung , ber ,@imgfeit folt refuttiren fönnen. @o eben 
<ntcfy in ber fogenannten gorm be« 2Rufifftüdfe«, in ber ft# aud^ 
bei ber alten SWuftf no$ feine Trennung finbet; fie getyt in un* 
mittelbarer Sinljeit fort; bie neue »erbinbet ©etrennte« unb %at 
t> e r m i 1 1 e 1 1 e ©ntjeit. @« ift nid^t ber äKanget an ©iff onang, 
aber ber 3Range( amSetoußttoerben ber ßonf onang in ber 
jparraonie unb im ar<tyiteltonif#en ©au ber alten 3ftufif , ma* 
örir auf bie Sänge ungenügenb an i^r empfinben. @« ift nur 
ba« 8t$t ba , ba« Äreug fetytt. Slber mein ©rief toirb n>ie ein 



185 

• 
©cfyifyrogramm ju einem geftactu«, too and) tu ber 9tebe immer 
*>on etwa« ganj Änberm bie JRebe ift, af« bom gefte be« läge« ; 
benn ba« 93orfte$enbe tyängt bo$ nur lodfer jufammen mit 3$rer 
{Reife unb nur mit einem fünfte berfelben 



Seidig, bcn 27. ©ecember 1864. 

Sieber SBe^ner! 

Dem ÜJiufeum gegenüber fteigt jefct 

auefy ber neue 23jeaterbau herauf, ber in 2 — 3 Sauren boflenbet 
fein foß. SRun fotten fie nur ©änger unb ©ctyaufoieler baju 
matten unb ein genügfame« publicum , ba« ni<$t unvernünftig 
Unbebingte« berlangt. <£« ift be« ©tümper« ®aö)t, fagt Äotttoife 
im $rinjen von $omburg, ba« SSottfommene teiften unb »er* 
langen ju tooßen , unb ein gute« publicum jeigt ftdj nid^t im 
©d&mäljen unb ©d&tectytfinben, fonbern im ©utftnben, im gin* 
ben be« Outen unter bem (Geringen. 3um 9ii($tgutftafcen be« 
3Wanget$'aften gehört feljr toenig unb man fefct feine ftritil fetyr 
tief, toenn man babei fielen bleibt unb ft<$ barin gefällt; fh$ 
»oljt no$ auf ben Ijoljen ©tanbpunft ettoa« einbitbet. ©c ift mir 
aviti) ber neuere mufifalifcfye JRecenfententon feljr jutoiber, ber 
un« in allem unb 3ebem belehren roitt, unb bringt bo<$ nir* 
genb« bie Beglaubigung , baft er*« um fo biet beffer toeig ; ba« 
fotlen mir iljm auf« ©ort glauben. SBenn Siner tobt, mirb 
jeber, ben'« trifft, einen 3roeife[ nicfyt Ijaben, bafc ber ftritifer e« 
&erfte$t. Da« mvi% ber Setreffenbe aber aud^ beim £abet ju« 
geben fönneu. (£« finb ©enige, bie tote Lichtenberg bei einer 
f<$mä$enben Äritil fagen : 3<$ bin f o oft über 33erbienft getobt 



186 

»erben, ba§ i<$ mir »o$t auti) einmal einen unverdienten Zabel 
lann gefallen (äffen. £)as ift gar feljr ltebenS»ürbig 



Setyjts, bat 31. October 1865. 

lieber SBeljner! 

• . 35a§ ©ie ft$ mit SRoffini (in <ßariS) fo gut befunben 
Ijaben, freut mi$ fefyr unt icfy fann mir's benlen. ©er ift immer 
fo runb unb es ift bei iljm immer ge»orben , »aS er machen 
»ottte; ba muß man fefcr »eit jurüdfgeljen, »enn man irgenb 
et»aS no<$ Unfertige« finben »iß. @e$r ba(b ift bann alles »ie 
getoad&fen. SWadj ®ef#riebenem flingt es nun gtetety gar md&t, 
ober es geljt boety auf bem SBege bur<$ ben ©etyreibarm von ber 
Unmittelbarleit beS ®eban!ens nietyt baS SDtinbefte verloren. 
©aS ift'S, auety bei befferen beutfd^en ßomponiften, oft für eine 
ÜÄüljfeligfeit, p über»inben, toaS fie hineingearbeitet Ijaben! 
3Wan möchte, »enn fie fo viele SBocfyen an einer ßompofition 
pgebrad&t, iljnen fo viel ÜRonate no$ juratljen, bie Arbeit tote* 
ber IjerauSjuarbeiten, baß es »enigftens fetyiene, als »ar'S iljnen 
nid&t fauer geworben. 2Bo fommt bei SRofftni »oljt et»aS vor, 
»o gactur ju über»inben »äre? unb boefy ift fie oft feljr bebeu* 
tenb ba — es ift aber bann nicfyt ßontrapunft ju einem Cantus 
firmus, nid^t^inju* ober SntgegengefefeteS^onbern ber ®egen» 
fafe felbft ift es, ber als SinS hervorgegangen ift unb in ber ©in* 
tyeit »irft. 3n SBeber'S Siograpljie fommt es retyt viel vor, nrie 
er ben SRoffini gering geartet, ja »ie biefer iljm burefy unb burdfr 
unausfte^tid^ »ar. £)aS ift nun eben ©eber's f<$»a$e ©ette 
unb »ie einjßaar SReimjetlen beim Didier 8ogau fagen: „Sefer, 
»ie gefall' i# Dir? — Sefer, »iegefäßft £)u mir?—" fo lann ba« 



187 - 

gefctere au$ töoffini ju ©eber fragen. S35o SRofftni'* ©tärle, 
ift gerabe ffieber'S ©ctytoäctye: in ber ©anjljeit, in ber &tfam* 
mengel)8rigfeit ber Steile, bafc $ofmatm f#on fagte, ffieber 
toiffe fo oft ju feinen metobtfd&en SBorberfäfcen ben Sftactyfafc nietyt 
ju finben. 3<# glaube, bafc SRoffmi fciel me$r ha« $ofittee, ba* 
®ute fcon SBeber ju erfennen unb ju fd&äfcen ge&ußt Ijat, ate 
©eber ba$ <ßoftttoe in SRoffini ju erlennen toufite. 2Kan nrirb 
SBeber'S ®eniale$ ni<#t fcerlennen ; er Ijat manche« frifd^e Sie* 
tnent in bie neue SWufif gebraut. @S ift Ijier ntctyt fcon 3ßottoen 
unb fcom muftlatifttyen ®(?aräfter bie SRebe, fonbem fcon muftla* 
fifetyer ärd&iteftonil. 5Da fteljen 2Ran$e über iljm, bie er unter 
[xäf glaubt. Unb urie ba$, bem ©efammtbegriffe naety, bem ipar* 
moniftfyen abäquat ift, fo ift bei iljm aud£ eben biefe« nietyt ba$ 
£)ur$gebUbete an feiner SKufil unb fommt babei tootyl auä) £>t* 
lettantif<$e$ *or. SKetyerbeer, ein 2Ritf$üter 2R. äBeber'S, fyrt 
ba$ l)armonif($ Ungrünblictye feine« 8eljrer$ SSogter *>iet grünb* 
tt<$er befeitigt afö ©eber. ÜDie gettnffen f Harmonien ift man 
bei ©eber nietyt ganj to$. SWefyerbeer ift mit feiner Oper noety 
burefy bie itatienifcfye ©d^ule gegangen. 



»riefe an ^oljatroes SMff ♦ 

3o&anne* äBolff, geboren int 3a$re 1792 in Safiel, gcftorben t>a* 
felbfi im 35ecember 1869. ausgezeichneter Sauntet jkr, »eitler 
fymptfadjüdj a(« Se^rer unb ©djriftftefler auf baä Sebeutfamfte 

toirfte. 



SetMfy ben 20. Sfogujl 1851. 

Stcbftcr SBotff! 

3efet toar ©ogumit (Solfe toieber 

Ijier, er ift ein fetyr bebeutenber 3ßenf<#. SBenn fte nicfyt atte fo 
fein bürften, fo fann man ficty tootyt freuen einmal einem folgen 
in begegnen unb m8($te iljn in ber 9?al?e Ijaben , atö Concentrin 
ten ©pirituä ju bem bieten *ßlj(egma, Don bem man umgeben tft, 
<it$ ben SRum ju ©affer $>\xdtT unb ßitrone , ju bem toäff rig* 
füfHauem *** gemöfrilttfren geben«. S9ei htrjem 3ufammen* 
fein mit itym toirb man ju feljr übeifctyüttet, — aber e« föfit 
fi<$ bann auöf feljr gut mit üjm berljanbeln unb ettoa$ gegen» 
fettig in« Steine bringen, toenn er nur erft anfängt auf ben Sin* 
bem ju Ijören unb ju merfen, baß hinter ben SBorten ein ÜRenfö 
ftedt. Sr mar bieämat nur einen Jag tyier , aber &on frülj bis 
Äbenb bei un«, unb tyat tootyt ein Ijübfcty t>ofaminöfe$ Su<$ bur$* 
flefyroctyen, toenn man'« nur ftenogr^irt Ijätte Ijaben IBnnen ; 



189 

immer anjtetyenb, anregenb unb nie ermfibenb ; — fo ift ein Un* 
terfcfyteb j»if$en tyreetyen unb fcfy»afcen , meiere« testete ©nem 
fo balb unerträgfidfr »erben fann, bat man fi$ nur 9to$e »finfdfrt 
nm ettoa« beulen ju lönnen, borf aber, »eil e$ felbft gebaut unb 
empfunben tft, beult unb empfinbet man immer mit unb ermü* 
bet ni$t, »eil e* nid&t einfeitig tft- ©otfc tft uidfrt Mo« ein ber* 
ft&nbiger, er ift ein &emfinf tiger 9Äenf<$ , ber »riß, bat *o& 
«Hern, »a« man fagen fann, in ge»iffem ©inne auc^ immer 
ba* ©egenttyeit »aljr ift unb »eifc auefy btefe* immer mit $er* 
ein ju nehmen unb fein ^ojittoe* gelten ju foffen. <&x ift ju» 
gleich pro unb contra $oefie unb <ßljilofopljie , pro unb contra 
®oetlje unb ipegel, aber nur contra bon iebem »ad er nicfyt 
ift. Da giebt e* freiließ für einen babei fo geiftreidfcn unb 
ber ©prad^e fo mäßigen SRenfctyen ju fagen genug, benn er 
muß ent»eber gar nietyt anfangen, ober mu| immer fort fyre* 
dfren, ba er in gutem ©inne fi<$ immer felbft »iberfprectyen muß, 
um ni$t im ©iberfprucfy ber ©nfeitigfeit ftetyn ju bleiben. 3$ 
mJdfrte iljn feljr gern »ieberfeljn, »oju aber »enig 2iu$ficfyt ift, 
»enn nicfyt gerabe 33erlag«angelegenljeiten iljn »ieber tyierljer 
führen fottten. — 



£tiftt<j, ben 27. StyrU 1854. 

giebfter SBoiff! 

gfir bie Äreujbanbfenbung meinen aßerbeften Dan!. @ie 
$at mid^ bo^elt erfreut: juerft be$ Statte* »egen unb bann 
afe 3^^/ ba§ ber SSerfaffer meiner gebadet. Der 3tol)aft 
ift natürlich ein ^Jrtoct|> Sljrer früheren ©Triften, ift #er aber 



190 

mtffx ate <£ntg*gnung für bie ©egner gefaxt, ate SWegatiou ber 
Negation, toa* au<$ tmeber auf bas Sßofitii>c Ipnau* läuft; tone 
<§toetye ju feiner garbenteljre einen polemifdfren 2$eii gegeben 
Ijat, unb ba$ ift immer recfyt int unb Keffer at« toenn bie an» 
bersmeiuenben Mo* ignorirt werben. <£« ift gut für fotetye bie 
meinen , iebe Meinung Ijabe eine SBered&tigung , für f ot<$e bie 
immer ber Meinung be$ legten $u$e$ finb ba$ fie getefen 
Ijaben: »eil fie ju ber einen SSernünftigleit einer ©acfye ni$t 
gelangen fönnen, bie berftfyiebene unb entgegengefefete Meinung 
nid&t meljr jutfi^t. <S$ ift in ber «retytteftur mit fotdfcn SSerir* 
tungen noc$ f Stimmer ate in ber Söiufil: bie Partitur einer 
SÄufif, bie na<$ unwahrem <ßrincty componirt ift, n>irb früher 
ober fräter beifeit gelegt — n>a« nid&t toa$r ift, nrirb leine 
Dauer tyaben: ein publicum läßt [xdf btenben, bieSWenf^eit 
im ®anjen ni$t. (Sin f$(e<$te$ ©ebäube aber bleibt fte$en, es 
toirb nic^t abgetragen, _to>ei( e$ äftijetifdfr fd^led^t ift. üßan toirb 
«S foäter uid&t gut finben , aber baS äfoge gewinnt fi<$ baran 
unb ba$ ift fctyUmm ; man tyat biet meljr ©dfrlecfyte* ate ®vitt$ 
bor Slugen, wie lann fi$ ba ber ©inn für* ®ute bitben unb 
Ratten. SWan finbet auefy für feine Äunft weniger natürftdfr 
gefunbe« Urteil ate für bie ärctyiteftur. ©n ipau« mit ©äuten 
^eigt ein fctyöneS $au$. 3n Petersburg giebt e$ eine $aupt* 
ftrafce, bie „ätejanber Sfl&o&fy *ßerfyectibe/tt>o e$ ®aureglement 
ift, bafc fein ipau* ofyne *ßorpl)fyrfauten gebaut »erben barf — 
fcamtt e$ (auter „f<#öne $äufer" gebe. Unb bo<$ iff * gerabe bop* 
ptlt f<$u>er ein $aud, au$ ein bowefyme«, mit ©äuten fctyön ju 
bauen, wenn bie gacabe oernünftige« äeufcere eine« 3nnern fein 
foü. Daß ba« ©aumateriat am Sbeaten be$ SÖantS änt^eit 
unb ©ebeutung Ijabe, faßt bitettantifetyen Slrctyiteften gar nid^t 
ein, unb fie würben e$ auefy nietyt jugeben, tooßte man e« i^nen 
beizubringen futtyen; fie Ijaben iljreu ®ef<$madf, bana$ Äße« 
fein foß ; naefy ben Öebingungen, wie tttotö natürft<# fein lann, 



191 

ift feine grage. Die Sfogemeffenljeit be« Sludbrucf« gu ben 2ßit< 
tefo ift ba«, toa« i<$ rcd^t eigentlich ©tfyl uentien mag — in ber 
ted&nif# * äft^etifc^en ©ptyäre — in ber »eiteren gum ®egen* 
ftanbe. Darum urirb e« in ber 2ßupl einen ©tym^onieftyt, einen 
Quartettfttyl, einen ©tyt für ßljorgefang nnb fo für jebe ÜRupI* 
gattung geben, aber ni$t einen ÜÄogart-©ad&-©eet$oben'fd&ett 
©tyt; n>a« einen ÜReifter tenntti$ ma<$t bor änbern ift immer 
Üßanier, ift ettoa« Snbioibueüe«, bem lein Snbioibuum p$ ent* 
gießen lann. 2fa# ®oetlje toirb Spanier I?aben, er I?at aber auety 
©fyl, nictyt gotljifttyen ©tyt, fonbern ber Dinge bie er barftettt. 
Da« lommt batyer, ba& er au* bem Beaten in«3beate bietet, toie 
SMertf fd&on in früher Sugenb gu ü>m fagt: „Dein ©eftreben, 
Deine unabtenlbare Stiftung ift, bem äBirllictyen eine poe* 
tifd&e ®eftatt gu geben. Die änbero fuetyen ba« foge* 
nannte <ßoetifc$e, ba« Smaginatioe gu bertoirfticfyen nnb ba« giebt 
nid&t« toie bumtae« 3 eu 8-" ®öjn 8^ 8rt <*&($ ®oet$e'« eigene« 
Sßort: „3eber fei ©rieche auf feine ?frt, aber er fei e«. 14 — 
2Wan toirb aber mit folgen SBorten biet mijfterftanben : fagt 
man ©rieben , f o glauben bie 8eute, man meine ©äuten unb 
$e$ameter unb man meint bocfy nur SBaljrljeit ber Darfteöung; 
fored&e iäf bon §orm , fo beulen pe an eine ©d&ablone unb ic$ 
meine bo$ nur eine gefefcüd&e ©Übung, bie immer oon unenblid&er 
SWannigfattigleit unb aSerfd^ieben^eit fein tonn, ©o ift ipatybn 
mannigfaltiger in ben gönnen toie SIKogart, gutoeiten me$r btü* 
tljenrei<$e« föanfengetoäcfy« , ba in SWojart immer ©tamm unb 
>}toeige pcty unterfd&eiben, aber geftattto« toirb au$ §afybn nie* 
mal«. Da« Untoaljre lann ofteinen Steig Ijaben, ber bem ©atyren 
dbgeljt, ba« pd& mit ber fd&lid&ten ©d&öntyeit begnügen muß; 
biefe, fetbft ein Ijarmonifctyer 3 u fömmenltang, Hingt aucfy nur 
in tyarmonif<$ gebitbetem ©inne an. Der Steig, ber im Un* 
vermittelten beftetyt, pnbet leidster Slnlfong : er fyrictyt gu ben 
©innen. 3n berSWufilpnb e« bie fogenannten „fctyönen ©teHen"; 



192 

Don 3uan Ipt leine fotyen. — aber an<$ wieber fönueu bodj 
f<$*ne ©teilen eine üttnftf auf bie Dauer ni$t galten. *te 
Stnjefne* ftnb fte für« ©njettie unb l?aben im ©anjen feine 
©ebeutung. — SBa* ©emper mit feinen (gebauten meint, bie er 
arc$iteftontf<$ Derförpern will, Derftefc i$ nu$t 3$ erinnere 
mty eine« ar$itettonif$en Sterte* Don (e Douj, ba* 3fyuen 
iebenfatt« betannt ift — ,,la ville de Chaux", — ba lommen 
fotc^e <8ebanfenDerförperungen Dor. Die SBofytung be* gafc« 
binbert n>ar wie ein gafc geformt, mit Steifen. ®ott fei Dan!, 
bafc fol#e Serförperungen anf bem $apier bleiben, ui#t gebaut 
werben, SBa* Don le Douj ausgeführt war, t$ glaube ®ar* 
rteren*ljäufer, war bagegen fetyr gewBljnlic^ unb profaifö. — 

9Rd$te bo$ einmal eine ärtyiteftenberfammtung in fieipjig 
ftatt ftnbm; weniger w&r'$ mir für ben 3beenau$tauf$, ate bafj 
wir ©ie einmal unb ni<$t auf ©tunben, fonbern auf Sage $er< 
belämen ; wa* fk$ Don felbft Derftetyt, bafe ©ie 31jre grau mit* 
bringen müßten, bie anbern ärcfyttetteu möchten e$ barin galten 
wie fte wollen. 3$ fyabt Don ©poljr rectyt lange leine birecten 
SRactyrictyteu, in ber legten &t\t työrte id) einmal, bafc e* iljm jefet 
re$t gut ge$e, na$bem er längere 3eit unwohl ft$ gefüllt tyabe. 
Wectyt gütig war'« Don 31?nen, wenn ©po&r ni$t felbft Cuft $at 
ju fd&reiben, mir balb 'mal 9iac$ri<$t Don iljm gu geben. <£* 
ift überhaupt mctyt gut, bafe man 3a$re lang fein ©ort ju ein« 
anber fprictyt, auöf wenn man ber guten ®eftonung be* anbern 
fi^er fein fann. 



193 



ßefWifc ben 16. Suli 1867. 

fiieber Solff! 
9te^t fttyr haften mt$ 3tyre festen ©orte erfreut; gmriMtyt 
jumeift, toeitfte t>on 31jnen toaren utib bann, ttmt 3$re unb 
3tyrer lieben grau 3ufriebentyeit mit 3$rem Diepgen Sefud&s* 
aufent^alt barin ausgeflogen toar, ber uns fo feljr erfreut 
$at, uub nur triet ju htrj toar. Ratten toir nur metyr für 3$re 
Untergattung tljun lönnen, ober toaren foir beforgter barum 
getoefen unb Ratten nietyt ju feljr ttrie Sgmont'S Stärken ge* 
meint, ba er na<$ einem SRattyteffen verlangt: „SBenn ex bei 
mir ift, tritt id(j toeiter nittyts, ba braucht er auc$ nietyt fo gro- 
ßen äppetit ju l)aben, toenn ity mit iljm bin." £>aS ift aber 
feljr egoiftifety. ftommen @ie nur red)t batb toieber unb toir 
toerben beffer forgen. ffienn ba nur nietyt lieber äJerfäumteS 
nadfoutyoten ift , tote es immer fein toirb, toenn eine Trennung 
am (Snbe fteljt, too man ruhigen Sortgang möchte. Salb nac$ 
3Ijrer äbreife lam nodj ein pbfd&er SubiläumSbrief oom guten 
5RebettI?au au« ©erün, toeld&er, toie ©ie toiffen »erben, beim 
SReictysratlje fifct. SBie gerne Ijätte \6f anöf il?n 'mal toieber ge* 
feljen unb g. tyätte auc$ mitfommen fotten. Das Hingt aber 
toie lieber 3lües, ba toir bo<$ mit bem feljr SSieten 3ljreS 
tieben Sefu<$es ganj beglüdtt toaren : — ndety bem f<$te<$ten 
SBortfpiet fcon liberal unb feroit, wo bie liberalen nie genug 
l)aben fönnen, au<$ mit feljr ^Bietern nietyt. SBir Ratten ©ie 
JBeibe fo gerne mit mehreren Seuten unferer Selannt* unb 
greunbfd^aft befannt gemacht, bie toaren aber gerabe meiftenS 
t>on Setyjig abtoefenb , unb bann ift meine gegenwärtige gufc 
laljmtyeit attet Sommunication fo Ijinberfid^, ba bie ©rofety* 
!en in Seidig noc$ immer gegen bas Stoppenfatyren eingenom* 
men finb. 

Hauptmann, »rief«. 9t ff. 13 



194 

Ütbcx %ttuot , mein 0nef ins fi$fli jeKiefaL 3d^ fc^irfg 
friatfter p mtmrt gtmu bo§ fte rafömkn föreifai fefl, ba| 
er flirfftj n*rfce, irafc mm fcmn ü$ mdjt tid mefr bajH dpa 
imfc ^Snge tot utehugeft an tat tyrigm, trte ter Heine Safer 
twdf ftdtifc^ftt i9ffc^cii uiunet tont gräteten wHyngWBgg loitb. 
totot &t tocffl K. 



3U0?fige* 



13" 



Die Debrient ift Dom $erbft an nrieber auf 3 3aljre engagirt. 
3Ba« man au<$ 9la<$tl?eUige« über ftc fagen mag , fo feljtt ber 
£)re«bner Oper bod& ba« Sentrum toenn fte nid^t ba tft» ©tte 
jtoeite SCrmtba giebt e« boc^ tu 3)eutf$tanb nicfyt unb toenn fte 
ein „alte« Sfratä" tft, fo ift bie« eben eine« bon ber beften äretyi* 
teltur, beren ©d&önfyeit bon einigen Meinen 93ernritterungen auety 
eben nicfyt feljr beeinträchtigt totrb. ß« ift auety eben bie« ärd&itef * 
tonifetye iljrer mnftfatif^en Darfteüung , worin fie fo borjügttdfr 
unb ganj ettoa« änbere« ift, at« aße übrigen Sängerinnen. 9ii($t 
toie fie einjetne ©teilen borträgt, ober Sieber t>on ©Hubert fingt, — 
biefe mag id£ gern entbehren, — aber n>ie fie einer föoüe burdfc 
bie ganjeDper eine beftimmte ©eftatt geben lann, eben oljne 
alle SJereinjetung befonberer Momente, ba« ift an ifyr ju betoun* 
bern , unb barum fann man fie immer bon neuem üneberen* 
gagiren, ba« behält fie boety unb ba« tljut au<$ immer feine 83ir* 
f ung. @« ift, mit bieten änbern berglictyen , tote eine gried&tfd&e 
2ttarmorftatue gegen bie gtguren eine« 3Äobej[ournaI« , bei 
toeldfren immer nur ba« neufte £eft gilt. 



Die Debrient a(« 2lnna toar ganj auf$erorbentfi<$ , \$ mag 
fie nietyt beffer, fie fann fie au<$ ganj gut fingen, toa« früher 
nietyt ber gaß toar , fie $at biet gelernt unb iljr ©ptet ift über 
oSkn 3tu«bru<f fd&än unb ergreifenb. 35ajs fie fic$ babur<$ etoa« 
abfonbert, ift freiließ bem (Snfembte nid^t bortyeißjaft, aber ba« 



198 

tarnt man Ujr bo$ unmöglich jum 93orrourf matten. Unb im 
®anjen tljut fie bo<# toieber gut, fie tyebtbie Uebrigen tt>cntgften« 
auf i^re $öd&fte ©tufe. — @ie ge$t SReuialjr mit 10.000 <ßf*. 
na<# 8onbon. ©enn e*-nur fd&mecft, Pflegen @ic bei ge* 
toiffen ®lücf«ffitlen auf bem SBiHarb yt fagen. ( a n e*c*r.) 



®eftern foielte ftarl SWater, ^ianift au« $feter$burg. STOan 
fann nichts SßoBfommnered bon 23irtuofität Ijören, babei fptette 
et mit einer für ben $örer feljr behaglichen SRutye unb gutem 
®efc$macf, unb ßompofttionen , bie recfyt gut Hingen unb ni<$t 
langmeilig ftnb. — 



S^te 0ei*e* Tftiuitn. 

SDie beiben ^rinjen, Oper bon ßffer, Ijaben mir in ©erlitt 
gehört ÜDie 2Ruftf ift recfyt (jübfcty fliefienb, aber ber Sänger ift 
Ijier boety fo toenig in feinem Clement, toie in fo bieten anbem 
beutföen Opern , bie eben $auptfä$lic& be«$alb nur f o borüber* 
gieljn. 3Äit fo einer SKufi! toüfcte au<$ eine ®arcia, bie getotfj 
alle« Unbequeme bedingt, nichts anzufangen, benn mit bem, 
tt>a$ unten im Drctyefter Hingt, ober toenigften« ba feinen SReij 
fyat, fann boc$ ber Sänger nid&t gut ettoas barftetlen. (5* flingt 
in biefer Srt £tyern 3We$ f o getrieben unb gearbeitet, bafc man 
e« immer ©$toarj auf Sßei& bor ben Slugen gu Jjaben glaubt. 
— 2Bir tyaben ben 8iebe$tranf bon 3taüenern, bie äbine bon ber 
®arcia gefetyen. ß$ fommt ßinem nicfyt entfernt in ben ©inn, 
bafc fo ettoa« naety SRoten einftubirt mare , eine natürliche leiste 
©prad&e ift'«, unb eben für biefe* SSolf toie i^re eigenfte. 



©tÄtorium von SUtutonM, 

©ei Sifjt fa$ \6) auc$ (Sinen 2^eil be$ £rtyte*DratoriumS 
bon SRaimonbi : brei Oratorien, „^ottfar, Sacob unb 3ofepV bie 



199 

juerft einjetn auf jufütjren finb, bann alle bret jugteidfr aufgeführt 
toerben. (Sin 33eifpiet, ttrie SSirtuofität jum Slbfurben führen 
!ann, toenn nic^t ttm$ fünftterifefy 33effere$ bar über fteljt. 8ifjt 
Ijat mir bte Partitur, 5 gufe fyoti) unb eben fo breit fyietjer gefcfyitft. 
£)te 3 Drc^efter ftnb mit alten SötaSinftrumenten, ^ßofaunen unb 
Dpfyifteiben berfefyen: atfo 9$ofaunen, 3 Opfyifteiben, 12 £Br* 
«er u. f. tt). unb ju attebem bo<$ nur 2 Dfyren, bie nicfyt einmal 
jtoeiertet UnjufammengeljßrtgeS Ijören fönnen , 3 $anbtungen 
jugteiefy, bie vernünftiger SÖeife nur naefy einauber folgen fßnnen, 
unb me$r folgen Unftnn, bei bem nichts at$ tecfynifcfyeS ©efcfyicf 
anjuerlennen ift. 



§tti 0rnt0ritt«t. 

@in §err £♦ Ijat mit ein Oratorium xugefcfyicf t , i<$ Ijabe e$ 
mir angefeljen unb fyabe miefy über bie tüchtige fidlere gactur in 
ben ßfjßren getounbert unb gefreut, von einem ßomponiften, ben 
man nie l?at nennen tjßren , ber mir aber leibet ju ben ungtüd* 
tiefen Unjufriebenen, fiefy berfannt ober nicfyt anerlannt ©tauben* 
ben ju gehören fcfyeint, ju benen bie ben ipoetymutty tjaben ju 
einem ganj aparten Ungtücf auserfefyn fi<$ ju glauben, unb immer 
gegen bie ganje Sßett empfinbttcfy finb. 2Öie tüchtig baS Drato* 
rium aud) in ber Strbeit ift unb tt>ie ernft gemeint , fo wirb e$ 
boefy bei ber 2lupljruug nicfyt gefatten , unb ba$ l)at immer eine 
^Rechtfertigung bei fiefy. 35er ©otogefang ift in #änbel'fcfyer 
SBeife ober bietmeljr Spanier beljanbett unb baS ift eine SBeife 
bie nicfyt in unferer 3eit ift. @$ giebt toofyt ein 3eittofe$ in ber 
9Jhtfif, ba$ ift aber, roa8 in ber ^taftif, in ber ©fufytur ber von 
®ott gefctyaffeue Körper ift , nicfyt bie bom ©cfyneiber baran ge* 
langten Kleiber. £wnbet tyat feine Figuren nic$t angezogen, mie 
fie fiefy 100 3al?re bor iljm getragen Ijaben, unb fo fott Siner nicfyt 
glauben, toeit Raubet eine 'ißerrücfe trug, bafc auefy er eine auf* 
fefceu muffe , ober baß er bamit §änbet nätjer fäme. üDer Kopf 



200 

mtfc ba* £erj unter bcr $errä(f e unb ben fttetbern tft n>a£ beii 
Raubet maäft 

©a* Ueberoürjte Ijat leiber ba$ ©<$Kmme, bafc e* barauf 
bem Steinen an ettoa* jn fehlen fäetnt. STOan geto&lpit ftc$ an 
Sitte* , man fann f$ßegß$ aud? ben ©teljenfttyritt für natfit* 
liefen ®ang Ratten. 



£*f*r*forttt« 

grau 36. fang mit üjrer großen fronen ©timme bie arte ber 
Sonftanje redjt gut, nur roaren mir bie Soforaturen etwa« ju 
maffto. ©ie verlieren bie Sebeutung be$ Ornament«, u>a$ jte 
bod? immer bleiben muffen. @$ tptrb' eine Slrt toie bie getoun* 
benen ©Suten be$ fpäteren 3ttittefolter$ , bie vernünftiger SBeife 
bod& nur ©ebeutung als umtonnben Ijaben lonnten: r/ Um bie 
©flute ttnnbet fic$ ber Sranj" — aber bie ©äute fetbft fott fic$ 
ni<$t nrinben. 

^aufine SFtarbof-^atcia, 

33on abfotut guten ©ängerinnen muß man ja in unferer £eit 
überhaupt abfeljn. ©ie guten nrie bie 5Wety , 93iarbot ^aben' ifyre 
©tätte ober tootten leine. Sefetere giebt näcfyften ©onnabenb 
lieber ein Eoncert — es ift ettoas gabetljaftes von gertigfeit in 
iefcem ©inn, nicfyt bto$ in ftup enter ßoloratur, ebenfo in ber 
Jöeljerrfcfyung be$ Jone« an fic$, oljne baß man bte ©timme fefyr 
föön Ifingenb nennen lönnte nrie bie 5Wety fie fyat. ©a$ ßljaraf* 
tertftifctye gefyt bei iljr jutoetfen über ba$ ©cfyöne. 



StfertQ unb Stürbe. 

SBenn ©oetlje ettoafc loben ttritt , fo nennt er „Sßertl^ unb 
,ffiürbe" — ba« ift auefy eta>a$ ju Unterfd&eibenbe« unb roo e* 



201 — — 

toerbunben, ift inet beifammen ; man löntitc noc$ ein SDritted baju 
nehmen, toenn man alles 8oben$* unb©c$äfeen$tt>ert$e beifammen 
faben tooöte : bic „9lnmut$", — atfo SBerty, SBürbe unb 2tnmut$ 
unb alle möglichen binatren Kombinationen <M& biefen bret ßi" 
genfctyaften jur ©pracfye bringen : SBertlj unb SBürbe otyne 3to* 
mutij , SBertl? unb Stomutlj oljne SBürbe , SBürbe unb änmutty 
oljne SBertty. SBenn man bann aber, ober fcietmeljr jubor, Jebe 
einjelne ßigenfctyaf t für fiety nennte, fte enbtictyaßebreijufammen 
bringen tooßte, fo n>ürbe fiety an 'ißerfonen unb ©acfyen 93ie(e$ 
c$arafteriftifc$ bamit bejei$nen (äffen, £)ann tann auefy etoas 
ber brei lobenswerten ßigenfctyaften nur in geringerem ©rabe 
i&orljanben fein: metyr SBürbe als SBertlj, mefyr 2lnmutlj als 
SBertij, mefyr SBertl) als Slnmutlj u. f. to. 2luc$ ßompofttionen 
(äffen fiefy fo rangiren unb Somp oniften in ©aufefy unb ©ogen, 
©ei $änbel ift SBürbe, bei ©. ©aefy SBerty fcoran ju fefeen, otyne 
baß bei ©eiben ein Sßangel an ben anbern beiben ©ebtngungen 
beS lotatfctyönen oor^anben wäre, ©ei ©ellini muffen toir bie 
2tnmutl? in ben SSorbergrunb, SBertlj unb SBürbe in bieten gätten 
ganj in grage ftellen. SBie bei fo mannen beutfcfyen ßomponi* 
ften SBertlj unb 3lnmutl? jurücffte^t unb eine leere SBürbe fiety 
allein in iljnen fpreijt, mit ber man auf bie 35auer nietyt biet 
ausrichtet, ©olf s nun ein 93ereinselteS fein fo mirb bie an* 
mutlj noc$ am beften toegfommen , bie ganj aüein baS ©lud fo 
Dieler ^unberttaufenb moberner©atonftücfe unb Sieber macfyt unb 
fie eine £t\t lang über tyrem eignen SBaffer ju Ratten toermag, 
tote bie SBafferlilie i§re ©tüttye oben fetynrimmen läfjt, abgeblüht 
nrieber in ben ©runb berfinft. 



3*e0er %effonba. 

<SS f ommt 93ieleS jufammen biefe Oper ju einer re$t frönen 
unb tüchtigen ju geftalten. — ©ie fteflt ft$ axtä) plaftifcfc fo gut 
tar, als nur irgenb eine. ÜDte breite unbewegliche Sntrobuction 



202 

'fcenifö) ift&on gar guter SJirfung für fco« ©an*e, tote einriebe* 
fiat, worauf fi<$ foatet He mcljr belebten orgamf<$eu (Seftalten 
ergeben, unb baß au$ ber 2. 3lct nnettr eine fotye Saft« $at, 
ift feljfr fcortyeüljaft für ba« gotgenbe meljr fcereinjefobe be«* 
fetten. 



Die 2ön>e tyat mit al« 3effonba fefyr gut gefallen. 6« ift 
tttoa* ®ereijte«, 5Kert>&fe« in Ujrem ganjen SBefen, in ©timme, 

JBotttag unb ©piel, fetbft im ®efictyt*au*bru<f, ober e« ift eben 

Sitte« Don greger 8lnjieljung*fraft, e« gefällt ginem manche«, 

auefy toa* ni$t gerabe unbebingt ju loben ift, unb bann ift fte 

9tteifterin im ®efang, xäf tyabe bie Partie noefy nie fo fcoltfom* 

men fingen ijören, au$ ba« ©d^erfte Hingt burd&au« nic$t 

mfiljfam. — 

Ja* gRitfefaftHige. 

Da* ©ctylecfytefte in ber Sunft ift be$ ba* aWittetmägtge ; ba* 
©cfylecfyte — ift bei »eitern fo fcfytimm nicfyt, benn e« fommt mentg 
jur2luffül?rung, e«mag , «9?temanb^ßren; aberba*9Kittelmaj$ige 
ift fo SSiefen gut genug unb e« ift fo feiet bafcon ba. 



ȣu|| in $ onftani." 

Da« fd&önfte neuere ©ilb, n>a« id& gefeijen I?abe, mar iefet tyier 
au«geftettt, tfefftng'* M in Conftanj", e* ift &on ber n>o$l* 
ttyuenbften ©irfung unb toürbe biefe Sßirfung mitten unter atten 
neuern Silbern behalten, and) unter ben guten franjöfiföen. Da* 
»erben bie beutfc$»gemütfylt($en SWalerfür eine©(a«^emie galten, 
e« ift aber Don ber greüjeit unb ©eftimmtljeit ber Darftelfang 
unb Sontur gemeint unb in biefem 'ißunlt »ürben fi<$ »ol)( toenig 
beutfetye ©Über unter benen in SBerfaitte« unb Sujtmbourg mibe* 
engt füllen , benen e« eben awif nic$t an ®efü$l fe$lt, nur baf 



203 = 

e$ nictyt gerabe immer auf bcm $räfenttrtetter liegt unb baß e$ 
ntctyt anftatt bcr Sunft, fonbern mit berÄunft unb burd^ bie 
Sunft gegeben nrirb. 



Jus 3Refriföt. 

3m allgemeinen genommen fcfyeint mir baSföljtytljmifcfyeinber 
SDiufif basällerernftljaftefte unb ©trengfte, toa$ fid& amtoenigften 
ttriöig ber Saune be$ (Somponiften Jjingiebt unb gar nicfyt mit fity 
fraßen laffen roitl, icfy meine ba$ SRljtytljmtfctye im getüBfynltcfyen 
©inne be$ Sßorts ; man fottte fagen, ba« 2Ketrtf<$e, benn biefeS 
ift boefy ba$ jeitlicfye ©erüft für fiefy befteljenb , baS fcon ben 
rl?tytljmtfcfyen giguren überbedt, beffen gugen &on biejem oer* 
bunben »erben , fo , baß ein rljtytljmifcfyer ©cfyluß alle 3^it auf 
einen metrifetyen Anfang faßt, tooburefy er eben ©cfyluß tft, bafe 
er metrifefy (getrenntes jufammenfcfytießt. 



$$erit6itti. 

Sie fetynette SSergängltd^Ieit unb SBergeffenljett, in bie auty 
fcorjügltcfye *ßrobuctionen toie oiele bon S^erubini fallen, tyat 
freiließ ettoaS ©etrübenbeS, aber e$ ift nun 'mal ba$ SSJefen ber 
2Rufif, als ein &t\tl\ti)t$ im ©ergeben ju beftefyen, im üttufif* 
ftüdf toie in ber Oefcfyictyte unb barum Ijeißt e$ tyier meljr ate 
irgenbmo : n>er ben SSeften feiner £t\t genug getljan, ber Ijat ge» 
lebt für alle3eiten— , unb bann: finb bie@a$en auefy nid^t melj* 
öortyanben , fo Ijat ftcfy ba« Oute, ba« ^ofittoe barin in Sfobern 
fortgepflanzt ; loa« ber 3«t gehörte tft ber &t\t »erfaßen. £)a$ 
©gentljümlictyfte ßlyerubini'S ift aber auf bie neuere ÜKufif gewiß 
fcon großem (Einfluß gemefen. S$ ift ein $armonif<$ neue« Sie* 
ment barin enthalten, gegen ba$, toa$ man Dörfer gehört Ijatte. 

2Ba$ ein Safe, nne bie erften £acte bes Ouvertüre jum 2Baf« 
fertrager für eineu bamaligen jungen üttuftfer für einen 9iei$ 
Ijabeit mußte, bafcon !ann fiefy ein je^iger, nacfybem ber ©cfyafc 



204 

Gemeingut geworben ift, feinen ^Begriff metyr machen. 3<$, in 
meinen bamatigen IteSbner ganj italiemf (fyen Umgebungen $abe 
bie tyei&eften Iljränen batet »ergoffen ; ÜÄojart war in ben §in* 
tergrunb getreten. Srft in ber foäteren 3 e ^ konnte bie reinere 
nnb anforuetytofere Srljabenljeii be$ fieberen lieber ju ©efütyl 
unb ©ewufctfein bringen , oljne Jenes eigentljümfi<$ ©cfyöne ber* 
fennen ju laffen. ftür ®&erubtoi mar e$ ©lud unb Rettung 
Staliener ju fein. <£r ift fetyr jum ©rübetn unb ftünftetn geneigt, 
feine itatienifcfye Statur erhält in iljm bie freie, langatmige 
Ißeriobenform unb bie ©angbarfett feiner funftboflen Sotn* 
binationen. 



föobert ©ctyumann, ber feljr fleißig componirt, Ijat jefet eine 
€antate in 3 IljeUen, nacfyS.Sffioore J&aQ ^arabteS unb bie $eri/ 
meift mit ben äBorten be$ ©ebictyteä gef ^rieben , man wirb'3 im 
üftobember aufführen. 3$ 1)ofot eine ^ßrobe mit Keinem ®&or 
unb Quartett gehört, e$ fc^etnt äHeS red&t btüljenb unb frifd&. 
SBie ba« ©anje fid^ ausnehmen wirb, weiß i# noc$ ni<$t, e$ 
^ängt 8ltte$ oljne Unterbrechung jufammen , ni<$t mit JRecitatto 
nnb metriföen 3Kufi!ftüden , fonbern faft otyne ©onberung bon 
beftimmten feilen, ffiie i$ benn überhaupt bie moberne roman* 
tifetye ÜRufil, ober wie man fie nennen wifl, in iljrer ßrfd&einung 
mel)r pffonjenartiger Statur finben unb ben ©nbrutf , ben fo 
etwas mad&t, meljr einem fanbföaftticfy unbeftimmtenSBeftimmten 
Dergleichen möd&te, gegen ben ber SKojarf fc^en unb n>a$ in biefen 
Äreiä (ben ttafienifctyen) gehört, bie burefy $aratteriftif$ fe^r t>cr- 
fd&iebene , in tfyren gormen aber organifety beftimmte ©eftalten 
Jjöljerer Orbnung unb fefteren ©efefee« ju un$ ft>ric$t. SBtan 
lönnte beibe arten auefy gotyifcfyer unb griec$ifc$er ärd^iteltur 
vergleichen; bie (grftere lägt anä) tote ber ©aum 8Iu$wü<$fe gu, 
bie bei ber Sefeteren, wie beim menfcfyüd&enftörper, nur ate Ueber* 
beine erfreuten würben, bort aber gar nid^t ft&renb finb. 



205 

3ftofe$ «an Spat*. 

ÜDcr 2Äofe$ (&on 2Kar$) erfcfyemt jcfet Sei gärtet in Partitur 
unb wirb nun balb ofyne gefärbtes ©las ju behauen fein. SSor 
fott&en Äünfttern, biebon£au$au$ „baljnbrectyenbe" genannt 
»erben, Ijabe iä) ein wenig unbejwingftcfyeS 3Wij$trauen. G& 
lommt in ber ©efdjtcfyte ntctyt feiert &or, bajs Stner einen ganj 
neuen ffieg ju brechen fyabe, um auf ben regten ju lammen. 
ÜDer erfte ift attejeit ein rechter gewefen unb e$ bebarf nur ju 
3eiten be« ßinlenfend bom Abwege, wie wir'* j. ©. bei *ßate* 
ftrina, bei ©tuet unb einigen 9tobern, bie in biefer ©ebeutung 
(Spoäft machen anjuerf ennen Ijaben ; ba$ waren aber ßünftfer, 
bie borljer auä) auf bem an* unb ausgefahrenen SBege gtüdtity 
Ratten fortfommen lönnen. ©lud Ijatte mit ©lud itaßenifety, 
^ateftrina mit ©üidnieberfänbifcfy getrieben, wie ©eetljo&en 
mit feinen früheren ©onaten, Quartetten u. f, w. auefy ganj gut 
in ben SWogart'fcfyen unb $atybn'f$en Ernten fic$ ju bewegen 
wufcte. 

2Bir Ijaben einen Jungen SBiener, Soacfyim, Ijier, ein gebomer 
©eigenbirtuoä. £)er 3unge ift 13 3al?re unb lägt !aum etwas 
ju wünfcfyen. 3d? woHte , bafc ©ie il?n $örten , no# meljr aber 
wollt* icfy, baß er ©ie Ijörte. ( « n 6p«*r.) 



Jte Setfkteunt Saufatm 9 *. 

borgen ift fjier bie äuffityrung be$ fntter'fcfyen Oratoriums 
»bie 3erftörung 3erufalem'$", als iäl)rß<fye$ Slrmenconcert. 
& ift ein ganj refpeetabfes SBer! bon großen Schönheiten in 
©oto« unb Sljorgefang, unb ift wegen festeren ben ©ingbereinen 
aufri^tigft ju empfehlen. ß$ fyat gegen jwanjtg bebeutenbe 
Styore , bie fcfyon am Sfabier ton befter SBirfung waren , aller* 
bmgs bur$ ba* gut gefegte Orctyefter no# biet gewinnen. 6* 



206 

mag fätotx fein, fcafc ein (Somponift, ber als fclc^er ni<$t f<$on 
einen bebeutenben Tanten Ijat , für ein f otc$e* SBerf eine affge* 
meinere Aufnahme ftnbet, fonft wäre e$ ju fcemmnbern, bog Bei 
fo häufigen ©elegenljfeiten, too bo<$ gar teberne Oratorien jur 
Aufführung gelangen , biefe* nicfyt gegeben toorben ift, ba e$, 
toenn aucfy 2ttanc$e$ baran ju toünfctyen fein mag, bo# im (San* 
jen bot! ©eift unb ©efctymacf ift. „35ie 3^tftörüng" fd^eint 
mir unter ben neueren Oratorien ba$ befte, jun5<$ft ben ÜÄen* 
betefoljn'fctyen. 

SRuftft %ux Jtuftg<me. 

fteuticty Ijaben ttrir bie „äntigone" mit ÜÄenbetefo^n'« 9ttuftf 
Ijier gefeljen. (S* ift feljr toa^rfctyeinlid^, bajj eine fotctye Stoff üfc 
rung einem aßen ©rieben fe^r fremb unb curio* aorlommen 
toürbe : Iljeater, ©prad&e, Softüm unba»ufi!; aber uns Ijat e« 
Diel SBergnügen gemalt. 9Äan fütytt ficty in eine recfyt nobfe 
Aunftfptyttre erhoben — fo Diel Sammer, o^ne baß ©nem babei 
jämmerti<$ ju üflutlje toürbe, »ie e$ in ber mobemen 5£ragöbie 
fo leidet gefcfyefy. SWan^at 2Renbet«fo$n'$ 3»uftf nid^t gried&ifdfr 
flenug gefunben , id& möchte aber nriffen , nrie er e$ Ijätte mad^en 
foöen, baß fie gried&ifctyer getoorben toäre, oljne eine falte 3JhtftI 
,ju toetben; am @nbe fann boc$ 3eber nur feine eigne ÜRup! 
machen, wenn fie ju $erjen gelten fofl. Stm meiften finb's fcief* 
leidet bie reiben giguren in ben ©aiteninftrumenten , nid^t bie 
<Saiteninftrumente an ficty, bie ju bem meljr $faftifc$en ber 
ißocfie ettoa« }>otyc$rematif<$ fielen. 



patent 

3Wufttattfc$e$ latent ift, tote jebe* Sunfttatent, eta>a$ Singe* 
borne* unb für fic$ ; aber mit bem au$gejeic$netften toirb (Siner 
bo$ nie me$r geben lönnen, ate ft<$ fetbft, in Sompofition 
unb Vortrag; na<$ biefem 3ntyattttrirb ebenfo biegrage fein, ate 
na$ ber gä$igteit unb gertigfeit ifjn au*ju|>rec$en. 



207 

3**4'* ^antaten. 

Q$ ift eigen, baß Bei 33ac$'$ Äircfyenfactyen, Bei aöen San* 
taten, ber erfte £$or immer ber bebeutenbfte unb torirfungs&ottfte 
ift, e$ folgen bann nur ©olofafee unb jum ©ctytuß ein Sfcorat — 
auf ein effectoofleä ginale toar ber alte $err gar nictyt fo be* 
forgt, ate man e$ iefet ift — ate e$ aud& ber fe$r auf Sffect be* 
badete £anbel toar. Söeibe genial, toar bo# ber (Sine meljr De* 
mutij, ber Sfnbere meljr Uebermutl), ber Sine meljr für $rei$s 
ber Slnbere meljr für SBußpf atmen geftimmt. 



drgeftegfeUttttg, 

SBir Ratten am ©Karfreitage eine große tooljlgelungene Sfaf* 
fü^rung be$ ^anbeffd^en Sfrael in (Sgtypten, fie toar ftar! unb 
gut befefct. 3c$ l?abe micfy babei überzeugt, baß für fotctye Sfffctftl* 
art bie Orgelnnrfung burcfy leine Slrt ber Snftrumentation ju 
erfefeen ift, eben fo tcentg als ba$ Ordjefter unferer mobernen 
aWufil fic$ bur$ bie Orgel toürbe erfefeen faffen. 3ßa$ fter ju 
einfarbig »erben toürbe , n>irb bort ju bunt , ju p articularifirt 
unb !leinli<$. ÜÄan mag bei einem greäcogemälbe nid&t ben 
garbeneffect eine« ©taffeleibilbes , bei biefem mieber metyr ate 
iljm bie greäcomalerei getoäljren !ann. Sben torie bie Orgel na# 
meinem Dafürhalten oljue £refcenbo*©cfytt>etler, oljne bie Meinen 
Nuancen bon ^piano unb gorte in i^rer großartigen ©gentium* 
licfyieit befteljt , unb üjren, i$ möchte fagen p (aftifcfyen, ßljaralter 
beffer bctoaljrt unb betoafyren tann atö mit jener englifcfyen 93or* 
rictytung, bie bocfy aucfy nur eine blo$ mecfyaftifctye ift unb eine be* 
lebte SBirfung, toie ba$ Stnmacfyfen be« Jone« bei ber 3ttenfc$en* 
ftiijtme ber bei anbem 3nftrumenten, immer nictyt gen>ä$ren 
!ann. £u einer Slup^rung mit Orgetbegteitung muß aber bie 
ßl?or' unb Orctyefterbefefeung eine ftarfe fein ; bie Orgel muß 
babei fraftig fein bürfen, oljne bennocfy ju bominiren. Dann 
Hingt'* aber groß unb fcfyön. 



208 



Stator *er $btftt. 

35tefe (Sompofttionen werben fctywerfic^ eine äufonft faben. 
(£« wirb SWtemanb 95erfangen haften fte gum gweiten 3Me gu 
IjfSren. ®ie ftnb, bei marinem 3utereffanten im ©ngefnen, im 
(Sangen gu wenig befriebigenb ; »a$ iljnen feljft, fü#t ber 8aie fo 
gut wie ber SBiffenbe. SBie e« überhaupt ni<$t bie ©Haftung 
ber SBiffenben ift, tta* bie gnte 3Kufif er^Stt, bie f<$le<$te 
untergeljn unb bergetyen läßt, f onbem ber allgemeine Sinn für« 
®ute, wie er im großen ®angen be« Solle«, ba« ift wieber im 
reinen äßenfetyen lebt; ba«©efte, toa« ber ©egabtefte machen 
lann, ift gerabe gut genug für riefen, ©ebäube, wenn fie auä) 
bon f#fe$tem ®ef$macf finb, bleiben bo<$ ftetyen, ©emälbe lägt 
man Rängen, Sucher erhalten \xdf in ben ©ibtiotljefen, aber bie 
üDhtftf »iß immer erft aufgeführt werben unb bagu muß fie bei 
größeren Söerfen einer großen SKenge ree^t fein : ba« ift aber 
avß früherer 3eit bo(ty immer nur ba« ©efte feiner £ett gewefen, 
ba« ©eringere ift untergegangen. 



$$utet. 

Da« finb fo bie ewigen Dilettanten bie nie fertig werben, 
weif fie nie angefangen Ijaben. Unfer X. ift ba« ©egenftüd bagu. 
ß« ift SngftHcty fomtfcfy, fotd^e Öeute in ben Secttonen arbeiten gu 
feljen in iljrer ewigen grfinbtt<$en Unftctyerljeit, wie fie mit ben 
SKoten fegen, af« war'« nur Spielerei, unb boefy nie Wtffen, totö 
fie fd&reiben foflen, nietyt einen Ion fidler Ijaben, fic$ immer ber«* 
fetyreiben , über ben Srrtfyum lächeln, wieber einen fatfetyen Ion, 
einen gufättig nötigen auspreisen , bann 'mal einen Sfedf« unb 
fo fort, bi« nichts me$r gu erlennen ift. SBie tieben«würbig unb 
ljfoffnung«bot[ ift bagegen einer, ber fein ^enfum mit Siebe unb 
gleiß arbeitet, al« gab'« ni<$t« ©eitere« gu fernen, unb eben weif 
er ba« Vorhergegangene treuttefy geübt, mit bem golgenben wirf* 
lic^ Weiter fommt; guaffem biefen forgfam unb orbenttiety f treibt, 



209 

feine greube barem fyrt, bafc iebe« Sleinfte etwas fei, ein ©IM 
SDtafif . $)a fann »a« brau« »erben ; bie £>ufd&elei, bte Süber* 
Ii<$feit in ben fleinften Uebungen, fptnnt fid^ fort, ganj fietyer, 
in alle golge. 2lu« bem bto« Orbentlicfyen. n>irb nietyt immer 
et»a$ Slußerorbentlicfye« , au« bem Süberttcfyen wirb aber fidler 
nie '»a« Drbentttd&e«. Sin Sftotenfcfymterer »trb nie reine $ar* 
monie f treiben, Da feljn fie aber, bajs Seetljoben in tefcter £eit 
abfd&eulicfy gefetyrieben tyat, mit biefer Slbfcfyeulicfyfett nun fangen 
fie an unb meinen, e« muffe nun auefy Seetljo&en »erben. 



patent unb gffeiß. 

Sßenn bou Semanb gefagt »urbe, er Ijabe £a(ent , fei aber 
nietyt fleißig, »otlte SÄenbelSfoljn ba« nietyt gelten laffen unb 
fagte, latent iftgtetg. Da« §at fein Sßaljre«, »enn man'*'re$t 
t>erftel)t. Slber gleig, permanent fortgefefeter, bei £alent(ofig!eit, 
ift auefy »ieber red^t ein Beiden für btefe. 2Ber »ürbe bei ber 
geringften Sinficfyt in Sunftf orberungen nicfyt lieber alle« 2fabere 
t^un at« fiefy unb Slnbere mit mecfyanifctyen Uebungen quafen, 
bie ju nichts führen fönnen unb biefe ju feiner ^auptbefcfyäftt* 
gung, ju feiner 8eben$aufgabe machen? 



£ietyabtt at* Wufi&ex. 

6« giebt fetyr fertige Dilettanten, benen man boefy ben Ueber* 
tritt jur Sßufif abraten muj$, »iebielme^r folgen, bie eigentlich 
erft anfangen »ollen; aber e« meinen fotcfye oft, e« ginge nid^t 
meljr anber«, fie f Bunten nur 9ftuftfer »erben, Riegeln fiefy 
bor ^nb machen fiefy »etfc , fie »ütben in ben aKerbefc^eibenften 
SJerljaltniffen als SWuftfer immer glüd lieber fein, als in jebem 
anbero, unb »erben bamit oft unnüfee 2Kenfcfyen. 



Hauptmann, »riefe. 9?. 5- 14 r 



210 



Jttftigimfctt. 

$>o(e ber leufet atte ärt ton 3ntriguen ! <£s tft unausftelj* 
tidfr mit beuten ju tljun Ijaben ju muffen, benen man nicfyt trauen 
lann , bie fi$ e§rtic$ fteüen fönnen , baf$ man meint, man tljue 
itynen Unredjt fte für fatf(ty ju galten unb bie und toieber aus* 
ta<$en, bafc wir fte für etyrlicfy Ratten. (£s giebt aber fotd&e, benen - 
biefer SBetrug Oenufc unb SebenSreij tft, bie es mit ber ©djtan* 
genftugtyeit altem galten, bie laubenfrömmigleit benr©egner 
übertaffen unb bie laube mitfammt ber grömmtgfeit als leicht 
oerbauti<$e Stauung tooljfgemutlj t>crf^>cifcu , ats ber ©erlange 
oon ber Statur getoäljrte ©ubfiftenj. 



Qompouift fein. 

Um taS ©etb&erbienft mit ber Sompofttton fteljt es über* 
Ijaupt nicfyt feljr erbauli$ aus, es muß ein Somp onift f$on re$t 
beliebt unb gefugt fein , toenn er f o Diel foü oerbienen fönnen, 
als ein geringer ßtabierteljrer mit notdürftigen Unterrid&ts* 
ftunben. 3$ Ijabe baS xiemtid^ oft ju toteberljoten , toenn iunge 
Seute fiefy an mtcfy toenben unb Somponiften »erben motten. 
£)aS 93orljaben Somp ofition ju ftubiren toerte icfy üjnen gen>i& 
ni<$t oerteiben motten , toenn fte fonft latent geigen , nur mufc 
tefy immer ratzen, ftdfr eben fo feljr auf mufifalifd^e Ausübung 
irgenb einer 2lrt , auf praftifdfre Sraud&barfeit ft$ mit anhatten» 
bem gteifc unb Sifer oorjuberetten. SBie Siner nietyt leidet bie 
©id^tfunft ftcfy ju auSfctytie&tictyem SBeruf ermäßen fann, ftety 
immer babei ju ettoas Slnberem als SSerfemac^en tücfytig machen 
mufc, fo iffs aud& mit ber Sompofition. 333er lennt bie meiften 
Somponiften nur als ßomponifteu? — fie ftnb an tfyrem Orte 
ftets noefy ettoas 2tnbereS, Etaoierteljrer , SSirtuofen, Orcfyefter* 
teute, SKufifbirectoren, Sapettmetfter, — bie Sompofition ift in 
ber Sieget auf bie geierftunben getoiefen, unb fte brauet beStyalb 



211 

um uicfyt geringer auSjufaüen. Sßenu au<$ bie 3eit ber Arbeit 
unterbrochen ift, wirb bie SCrbeit fetbft bocty eine jufammenljan* 
genbe, in ber 3bee einige fein IBnnen. Sie 3bee fann fetbft in 
folgen nicfyt jufammenljättgenben üKußeftunben an concentrirter 
Spannung gewinnen , bie unbefc$ran!te üftuße jn lajer ©reite 
unb ©pcmnunflStofigfett führen. Sticht ju t>tet unb nictyt ju 
wenig SKuße wirb moljt ba$ 93efte fein, n>ie in Wltm ba$ nictyt 
ju biet unb nid&t ju wenig immer ba$ ©efte , ober metmeljr ba« 
allein ®ute ift. 



3*ectf*th>-35egfrffiw0. 

Die ©egteitung ber SRecitattoe mit Drgel (iebe tcty mc$t ; 
wenn man ein Sembalo fteüen !ann , ift'$ gewiß bon befferer 
®tr!ung , ber Drgelton ift ju jälj unb Ijfilt ju gleichförmig au«, 
was bie Slbficfyt be$ Eomponiften gar ntcfyt ift, n>enn er au<$ fange 
5Roten fctyreibt, fofange ein äkcorb fortbauert. ©eim föecttatteo 
fecco fofl f o wenig als mögfi<$ Ion ober Sonfüße fein , nur 
n>a$ jur ©eftimmung ber Harmonie erforberticty ift : ßontrabaß, 
SSiolonceü unb gebrochene ober angefcfylagene ©abieraccorbe. 
<8ar nictyt mag icty'ä feiben , wenn fotctye föecitattoe für ba* ®ai* 
tenquartett auSgefefet werben, totö bie SBirfung be$ 9iecitatto$ 
(&$mt unb ebenfo bem fofgenben Sühtfüftüdf Eintrag tljut. Ue* 
berljaupt ift ba$ Normale t>on ©egteitung be$ SRecitattoe«, tote 
icfy oft wahrgenommen, bei neueren Sffiuftlern nicfyt immer rectyt 
oerftänbig gewußt, fte wiffen oft nicfyt ju unterfctyetoen , wo ber 
SIccorb mit ber SRecitationote anklagen, wo er nactyfctytagen 
fott : meift muß ba« ©ort erft ausgeflogen fein, elj' ber äccorb 
fommen barf , wie überhaupt e$ im Sßefen be$ SRecitattoS liegt, 
baß bie Harmonie ber mefobifcfyen ^rafe nachfolgt, wie fte im 
metrifd^en 2ßitftfftüdf @in« mit Jener ift, totö auszuführen unb 
ju belegen l?ier gu weit führen würbe. 



14« 



212 



3>** £*«toer& in ttt jUtttff. 

SBcr felbft etwa« ju machen fcerfuctyt, wirb, wenn e$ anty 
nichts wirb , babei wenigftens lernen f önnen , wie ferner e$ ift, 
etwas ju ©tanbe ju bringen, unb Sichtung belommen IBnnen &or 
bem au$ nur leiblich ©etungenen. @$ ift leine Äunft, ba$ Sefte 
unb £Bc$fte gut ju finben, unb baju, otyne e$ ju fcerfteljn. 9Sot 
tatre fagte : „wer ben SRegnarb (einen früher beliebten Suftfpiet* 
bitter) ntc^t ju fctyäfeen weiß, fcerbient nictyt ben Sßofiere ju 
bewunfeern." SBenn unfere jungen Seute, bie fic$ um ©enta* 
litat abradern unb e$ mcfyt tief unb bunfel genug Ijerauäbrm* 
gen fönnen , nur einjufeljn »ernteten, wie tief i^r £ö$fte& 
unter etn>a$ ganj ©ewitynlicfyem , ba« Hingt unb fi$ erhalten 
Ijat, fteljt. Sßenn fie nur mit ijod&nafiger 3$era$tung &on leictyt* 
gefälligen Staßenern fored&en, }ag' idfr iljnen: £)u wirft in 
beinern geben nichts fo ®utt$ machen, wie ba$ ©ermgfte ift 
. fcon btefen. 3(ty lann nictyt fagen, bafc auf bem ßonfer&atorium 
gerabe eine entfcfyiebene Stiftung na# fogenannter 3ufunft$* 
mufif Jjerrfcfyte, aber ba$ Seijagen in unflarem Stement fctyeint 
in ber £eit felbft ju liegen. £)aj$ bie 3nngen$ ntctyt orbentlicfy 
fleißig fein wollen, ficfy ju gut galten ju arbeiten, bamit ber 
Stütenftaub üjrer ©enialität nictyt aerwifcfye, ba$ ift ber 3am* 
mer unb eben barum eigentlich tüirb'« ni#t$ Siebtes unb 
bleibt £)ilettanterei, wie aüe Äünftlerfcfyaft oljne ben gütbenen 
©oben be$ §anbwerf$, auf meinem bie Sitten iljre ©auten fo 
fictyer aufführten, baß fie fielen bleiben, wenn aucty bie 9Kobe 
eine ganj anbere geworben ift. ' @o ein ©ottbegabter §anb* 
Werfer war ©ebaftian Sbaä), ber immer nur Drbentticfyefc 
mad^n wollte unb bocfy immer 2luj$erorbentlt$e$ machte. Söäre 
e$ aber nicfyt £)rbenttic$es jugleid^ gewefen, fo wäre es unterge* 
gangen unb wir wüßten ni<$t$ bat>on unb fönnten fein äußer* 
orbentlicfyeä Jefet ntcfyt erfennen , e$ wäre im Unorbentlicfyen fcer* 
loren gegangen. 



213 



3oa<$im ift einjig , bei bem ift ntcfyt bie SEecfynif unb nidjt 
ier Ion unb nichts &on Sltlem toaS man fagen fann , fonberu 
fcafc eben bas SltleS jurüdtritt, ftcty gar ni<$t bemerfbar macfyt, 

bat man eben nur bie 2Kufif ^ört, bei aller £tefe eine 

4Bef<tyeibenljeit beS Vortrags , n>ie fie Sinem nicfyt toieber fcor* 
fommt unb bocfy eben fo toirffam , baß er überall anerlannt totrb 
aljne Slufbringticfylett irgenb einer Art. 



Reffes. 

Untere SBiriterconcerte Ijaben geftern toieber angefangen , icfy 
toar nid)t ganj tooljt unb fonnte mt<$ nid&t entfetteten J)in&u* 
geljn. Sroica, ^eereSftitte unb gtücfltcfye galjrt, Esäm-Son* 
cert fcon 33eetl)o&en, Strien aus gibelio unb greifdjüfc, SltJeS&or* 
treffliche unb gute ©actyen, gut ausgeführt — aber gar ju ein* 
getoöijnt, man n>etfj jcbc 9tote, jebeö SWtdjen, jeben Sffect &or* 
aus. 3ä) möchte manchmal juerft ettoas SlnbereS, etwa« nc# 
nidjt ©efannteS, fei es Vergangenheit ober ®egentt>art ober£u* 
fünft, nicfyt um bem Sefannten unb beliebten ben SRürfen ju 
toenben , nur um es in neuer Umgebung ju feljn. Sluc^ nicfyt 
immer fyöctyfte ©pifeen, oljne SEtyHer unb $üge(. Italiener binbeu 
iljre ©träuge nur aus ©turnen oljne Sölätter , unb baS grüne 
8aub Ijebt bocty erft bie garbe ber ©lütten unb ttjrer ©ctyönljeit. 
äudfr fürs publicum toäre es gut, baß fie ni$t immer nur 
Kummer I työrten ; fie Derftoden ficfy in einer bumpfen ©eunm* 
berung otyne alles Urteil, etroas SlnbereS nrirb ifynen unbequem, 
»eil fie nictyt nriffen, »aS fie baju fagen f ollen. 2Bir Ijabeu 
jtoanjig Soncerte unb brausten nictyt ieben SBinter alle neun t>on 
©eet^oöen ju IjSren, es ift in SBaljrijeit ju triel beS ®uten. 2Bo 
uurSefteS gegeben toirb, giebt'S lein SefteSmeljr. CS barf mctyt 
alle Sage ©onntag fein. — 



214 



Die 33orfoljren Ijaben niefct altertf)ümlid& bauen wetten ; ba$ 
Slltertfyfimlidje Ijat fiefy gemalt baburety, bafe ber ©au fo war, baj? 
et lange bauern fonnte ©o wirb'« woljl mit aller Sunft fein: 
wenn etwa« für feine 3eit gefanb unb tücbtig ift, wirb'8 alt 
werben lönnen unb für alle &t\t gut bleiben. 33a$ unb Jpanbel 
finb nicfyt claffifefy weil fie alt finb, fie fennten alt werben weil 
fie etaffifety finb. ©ctyumann fagt, man foße bie teueren ftubtteu, 
weil ba bie Sitten mit btin enthalten feien, Ooetfye fagt, man 
feile bie Sitten ftubiren : bafj fie alt geworben finb fei bie $robe 
ifyter ®üte unb Ujreä ©ehalte* unb £>er wirb woljt reetyt Ijaben. 
SKancfy Sfteueä fann gut fcfyeinen. 35a$ Sllte muß gut fein, 
wenn e$ Ijat bauern fönnen. 



Steftgidfe jUmß. 

SSon ganjem$erjen gebe i<$'$ £aufer ju, baß <ßaleftrina'fcfye 
©acfyen noefy fd^werer ju fingen finb als ©ad^'f^e ; iety weiß & 
Ja ju gut , wie biel eljer erträglich ein SBa<$'fc$e$ ©tüd jur 9faf* 
füfyrung lommt, befonbers fol<fye, wo alles immer in einem 3uge 
mit bollern SBerfe geljt, atö ba« fleinfte ^Jalcftrina'f $e , bei bem 
man nicfyt ju biel unb nicfyt ju wenig Vortrag työren will, aber 
alle« gut berftanben unb gefügt (jaben möchte, unb eine Siebe für 
bie ©a<$e, bie allein erft ju gutem SSortrag führen fann, unb bie 
man für fol<$e ©ad^en fo feiten reetyt na^altig finbet, ba fie 
bei ben $)irectoren felbft meiftenS fetytt. <£$ tommt aber au# 
baljer baß biefe ÜKufif nid&t fo felbftftänbig mufifaltfcty, fonbem 
red>t eigentlich Sirctyenmuftf, nid&t bto$ SKuftf für bie ftirdfc ober 
in ber Äircfye ift — baß fte bei aller großen Sunft, bie barin wal» 
tet, bod) ben §örer nic$t fo fünftlertfd^ feffeln will, nietyt fo 
egoiftifdfr für fiefy ba fein Witt, wie bie f^ätere, bie inftrumentale 
unb xt>a% il?r an 93ocatmufif berwanbt ift, mit tfyrer ar<$iteItomfd& 
metobifetyen ©lieberung , bie ju geifttietyen Soncertaupljrungeu 



215 

immer mrfjr am ^fofc ift, als für ben ®otte$bienft fefbft, wenig* 
ften« ni<$t ju beut, wo ber ^rieftet fungirt unb nictyt au$ einen 
3ul>örer mit abgeben foß. 3Kan bftrf freiließ mit ben gorbe* 
rungen tyier nicfyt ju weit gelten, fonft mufj am Snbe afle Äunft . 
an« ber Sirene , ÜJialerei wie SWuftf, unb wir fommen in bie 
$errnl?uf fc$en fallen föäume , bie unerquuttuty genug finb unb 
bie nur eine abgefonberte ®efeüf<$aft als ba$ SBaljre auftreten 
fönnen. ©te bann auety fo wenig Sfafprucfy an bie 9töumft(fyleit 
fetbft macfyt, bafe eine ard;iteftonifc$*unfdl)öne fie nicfyt ftört. £)aß 
aber bie 2lrc$iteftur an fiety nid^t in bem ®rabe felbftftänbige 
ftwift, wie bie 3Metei unb 9Wufif tft, fönnte.fid^ barin mit be* 
(tätigen, baß ber fctyönfte Sird^enraum uns nietyt abjieljen wirb 
öon öerfenfter 9lnbacfyt, wie e$ ein beftimmteS ©itb, ein be* 
ftimmtes äßufifftüd in ber Sirene fann. §ier lann metmeljr 
nur baSUnfcfyöne, ba$ fünftlerifcfy Unwahre ftören. SinefyäBlidje 
Sircfye muß man erft gewohnt werben, in einer frönen finb wir 
f ogteicfy }u £au$ , finben uns in ber einen SBaljrljeit wieber unb 
fjaben nidjt taufenb Unwahrheiten abjuwetyren. 



^ateßxina. 

(&& ift mir immer eine geftjeit , wenn ic$ in ">ßateftrina'f<$e 
ßompofitionen grünblicfy eingeben, miefy in fie toerfenfen fann, wie 
icfy früher bei meinem ßaffeffcfyen geben woljl öfter bie SÜhtße 
baju Ijatte — aber jefct fommt'S faum baju. Sßenn man felbft 
biefe äßufif redjt inne Ijat , begreift man nietyt wie Slnbere il?re 
©djönijett nid^t mit faffen unb nur bie SRoten barin fe^en tonnen 
— aber man finbet es fo juweiten bei ben Seften. @twa$ ^Joft* 
ttoeS aber müßte iljr boefy 3eber bor ber beutfcfyen ©efangmu* 
fi! be$ vorigen 3atyrtyuubertS jugefteljen, ba$ ift ber entfd^iebene 
93ocalftfyf. SBie in ben Snftrumentaffäfcen ber attitattenifcfyen 
3eit bie äßorte festen, fo finb fie in ben 33oca(f%n ber aKittel* 
beutfcfyen in bieten gäflen ju biet, im Sfyor* wie im ©ofogefang. 



216 

Aber aud> alte* tu Söem genommen unb ofyte auf tritiföt Üb* 
terftfcitungSjeufyen andjugeljn, fo tarnt mir immer ^alfftrina 
nk$t meniger lieb Kerben totil ic$ 9a$ Gebe, wie i$ 9tom 
ntd^t jur&fgnfegen brause, rnenn ty Nürnberg fiebenftourbig 
fitttc , ober Sfapipel, »eil ic$ alle Xiefe unb ©c^önfcit 9tbre$t 
Dürer'* füllen gelernt Ijabe. ffiie tomtnen mir aber mit SRojart 
ats*, wenn ba* <Kne ober ba* Ättbere Dertoorfen merben müßte, 
ber ©eibe* ju (Einem berbunben in ft$ l>at? 



<S* ift früher fo biet gef$mal)t »orben auf baS langweilige 
„<Pfafotobtren* ber altfranjöfiföen grofceu Oper ju 8uHi'* unb 
Wameau'S 3^- ®* wec eine fcfymerfallige 2trt &on Slccitatto, 
bie ftety an bie 33er$füfje anfing mit tyrem tyarmouifctyen Sattaft, 
mie menn man burety ©umpfboben tratet — bie Begleitung n>ar 
feljr incommob, aber e$ mar boc$ immer Segleitung. Sei ber 
iefctgen beclamatorifd&en üKuftl ift feljr oft erft ba$ Drcfyefter ge* 
macfyt, bie Stimme mit Ujren SBorten bann notdürftig brin 
untergebracht, toie e$ eben geljt, oft au$ nid)t geljt, toenu man 
93$al?rljeit be$ 2lu$bru<f$ auefy nur im entfemteften verlangen 
tootlte. 2lber ma$ bleibt biefer Slrt, toenn ba$ nietyt 'mal ba ift, 
toenn fie ni<$t 'mal muftfalifcfye Declamation gewahrt? 



^eftattung. 

(St fommt barauf an, ob man ba« üWufitalifctye in etioat 
btot SSorüberge^enbem unb bem ßtnbrud, ben et prüdgetaffen, 
atfo grunbfäfclicfy in biefem festeren alt bem Sleibenben fefeen 
tottt, ober ob et auety alt eineStlbung gelten foü — bie« Severe 
toirb aber fd&on bei ber fleinften metobifcfyen ^rafe geforbert, 
bie ni$t blöd im Uebergang oon einem jum anbern£one, fonbem 
in einer jufammengeljörigen ©eftaltung beftetyt, bie jmar naefc 



217 

einanber Hingt/ aber bocfy nur jufammengefaßt ben melobtfd&en 
©ebanfen au«ma#t — unb fo fcfyeint mir'« aucfy mit bcm ganjen 
UÄufifftücf, baß e« ftcfy tauen unbrunben muffe ju einem als 
©anj^eit Swfattwtenjufaffenben , baß man bei jebem Steile bie 
©egemoart ber übrigen al« Steile beffetben ginen im ©inne 
tyaben fönne, toie ©lieber eine« Körper«. 



3$ fann mir gar nicfyt re$t benfen, urie e« genriffen geuten 
ju SDiut^e ift, wenn fie fo unabn>ei«licfye 9ßa!?rl?eit gegen il?re 
toafymoifcigen ober bornirten 9lu«fprücfye ju tefen befommen. — 
§>aben fie nrirflicfy fetbft ©tauben an Üjre Seljre? 3<$ fann e« 
nicfyt glauben, ©a« fie mit Ujren ©onberfünften unb ifyrer 
©efammtfunft motten, ift grunbalbern , f o gar fein Segriff, toie 
ettoa« burefy Snttoidtung »erben muß unb toirb. — Sßir foflpn 
jefet bie Srone be« ©aume« mit Heften unb >}u>eigen in bie Srbe 
fteden , baß bie SBurjel J)erau«toactyfe. 2Ba« fi# entfaltet fyat, 
foll toieber jufammentoacfyfen, f oll Sin« toerben; — at«$b e« 
btefe« Sine in feiner Sntfaltung nietyt immer geblieben toäre. 
©ie iff « aber , toenn bei ber Dper auefy £)icfyter unb Somponift 
in Siner ^ßerfon befteljt, mit fcem ©änger, bem £>ecoration«mater, 
bem £änjer, Sljor unb Drd&efter : nrirb ba« alles fo eingeben 
fßnnen in bie 3bee be« ©cfyöpfer«, baß fie fein Sinl?eit«toerf bar* 
jufteBen vermögen? 3Kir ift aber fd&on ba« Somponiren eigner 
"Dichtung in ber 3bee jutotber, e« ift mir af« ob Siner ftety fetbft 
fyeiratljen fottte, e« feljlt am ©egenfafc jur 93erbinbung, baß bar* 
au« ein neue« ©etbftftänbige« toerbe — ift unb bleibt eme$erm* 
apljrobitentoirtfyfcfyaft , au« ber nietyt« Sunftgefunbe« fommen 
fann, unb e« ift *>or 3tttem ber üRanget an ber Srfenntniß ber 
9lotljtoenbigteit eine« folgen ©egenfafee« oon ©toff unb ftorm, 
t>on Sßoefic unb Sunft, Sn^alt unb ©eftattung unb tote man ba« 
allgemeine al« Söefonbere« nur irgenb au«brüden tootlte, toa« 



218 

jene gafeleien fo grünblidfr unwahr ftety fortfainnen iäfct, ba& 
fte eigentlich an feinem $nnft einen $alt Ijaben. 



3**4'* feite. 

©afj ©. ©aefy auf fc nieberträd&tige« 3 eu 8 b° n Soften, wie 
e« oft uorfornrnt, fo gute ÜRufif l)at matten fönnen, tft nicfyt am 
roenigften ju berounbern. 3n feinen ßantaten ift ber Jejt in 
ber SReget ein alte« $ird)enlieb, beffeu erfte unb lefcte ©tropfye in 
ben ©orten beibehalten ate ßljorat gefungen »erben , bie erfte 
als bearbeiteter , lefetere ate einfacher Choral. 93on ben bajtoi* 
fcfyenliegenben ift fcer 3ntya(t ju Stecitattaen unb ©oloftütfen &er* 
arbeitet unb ^erarbeitet , oft fo fcfyeufclicfy als möglich , mir fallen 
nur nicfyt bie leidet ju finbenben SBeifpiefe ein , toenn bie „ftm* 
fenben giterbeuten unb ©cfyroären" in bie fcfyßnfte üJiufif gefefct 
ftnb, roie bie üRaler be« 17. 3aljrfyunbert« fo oft bie üftartijrer 
malen mufften, roo einem bie Singeroeibe au« bem Seibe getounben 
roerben, unb fiefy unb ifyre $unft atleufall« burefy bie frönen ®e* 
ftalteu unb Söpfe einiger Nebenfiguren ju entfd?äbigen fucfyten, 
um bod? auety ttxx>tö ©efunbe« barftellen ju fönnen. Sacfy fefct 
aber gleich bie ganje Ävanffyeit in gefunbe SRufif . S« müfjte bo$ 
einen jegigen ßomponiften jur 93erjttyeiflung bringen , fo einen 
£e$t w ermatten , toie beren 93adl) fo toiefe componirt fyat. (Sin* 
*elne« ift babei freilid) ausjuneljmen. 35a« ift aber in ber SReget 
SSor^a^fd^e«, benn an& feiner 3eitroarroof)tpoetifcfy nichts @r* 
fragliche« »or^anben. 3cfy bin auefy gar nicfyt ber SJMnung, bafc 
feine DJlufif nicfyt au<$ manche« &on bem ©cfynBrfetroefen be« 
bamaligen allgemeinen Sunftgefcfymade« an fid^ trüge , es tljut 
nur eben ber Jiefe unb ®rof#eit be« ©anjen feinen Sintrag. 



iUtttßftrattfte*. 

©ülow f pielt roirflid) 2llle«, auety ba« Ungeheuerliche, wo 
man fo oft mityettotle Abarbeitung tyflren muß , unb bag e« in 



219 

ber Sompofirton fynt ju £age ju roenig jum ©piet fommt, ittr 
guten Sunftfütne be$3ßort$, baß man ber Ijod&notljpeinlid&en 
materiellen ®effiljl$laft enthoben toürbe ju freier Jljetlnatyme an 
ber tunftfd&ityfung, baS ift unfere Äunftfranfyeit unb 2flifere. 
35a« £ö<$fte nrirb in ber nadten Seibenfctyafttid&feit fo ungeban* 
bigt als möglich gefugt, Sin ©tiergefecfyt, bei bent bie^ufd&auer 
nicfyt in ftreifen umljerftfcen, fonbern in bie Hrena felbft geftofcett 
werben , bafc fte cor ätogft bor ben toitben ©eftien fiefy nicfyt ju 
taffen uriffen, ba$ tft bie neue Shmft. Sfticfyt allein bie SWufif ;. 
^oefie. 2Merei, ©cufytur tuotten aöju häufig auc$ nichts 2lnbe* 
reo. $)ie franjöfifcfyen ÜMer, ungeheure Jennifer, machen Slngft 
roo e$ nur geljt; ein befannte* Silb bon Starb fteüt ein 93oot 
im ©Smeer bor, ba« bon (StSbaren überfallen nrirb , bie menige 
üHannfd^aft fann ftety faum toeljren gegen bie hungrigen SBeftien ;. 
babei ift ba$ 83itb ganj umnberooll gemacht. £)ie 2lmajone bon 
®x% ift aud& fo eine peinliche , babei plaftifdfc fefyr unfeine ®e* 
fctyicfyte , n?eil fie für einen £otalanblid gar feinen ©tanbpunft 
getoäfyrt unc tyäfclid&e Konturen §at. Unb toa« bebeuten biefe- 
©acfyen, toobon ftnb fie ein 33ilb, als eben nur Don ftc$ fefber, 
nrie auefy in ber üflufif fo SBieteS nidjts auäfyricfyt als bie franf* 
Ijafte SSerftimmung be$ ßomponiften — n>a$ in aller SBelt aber 
geljt bie miefy unb bie Äunft an? er fotl erft purgtren , etye er a& 
Äünftler etmaä probuciren nrill. 



„Sin füßer griebe fommt auf miefy , toetß nicfyt tote mir ge* 
fcfyaty/ menn xd) an 2Wojart nur benfe; möglich baß ba$ alle 
500 3aljre toieber borfommt , für miety , ber i<$ nicfyt äße 50G 
3aljre triebet lomme , ift er einmal ba für alle Snrigfeit unb iety 
fctyäme miefy nid^t ju fagen, baß in biefem Slugenbtid , toenn icfy 
an ftigaro, an 3)on 3uan, an bie ^auberflöte, an Cos* fan tutte 
benfe, mir bie Ijetten tränen über bie ©adfen laufen. 



220 



fhrtfetfc. 

— rebigirt bic * SDiufifjeitung. 3$ bin mit tym ganj gut 
befannt unb lamt gegen feine ^erfonltcfyfeit nid&ts fyaben, miety 
mutzet aber bieganje ärtunb SBeife, feinen @ifc auf Ijofcrn 2$ron 
ju nehmen unb ben ©ernf ftety anjueignen über Med abjufprectyen, 
gar toenig an. ©oletye töebactoren fontmen mir »ie ber Ul)u in 
©oetlje'S SSögetn bor, ba bie gremben fi# bei ifyn mefoen (äffen 
unb» er heraustritt mit ben SBorten „toorüber »erlangen bie Ferren 
mein Urteil?" — ausgemacht ift getmfc, baß 3eber, ber über 
4tttaS ein Urteil fagt, jugteiefy über ftcfy fefbft ein« fagt. 



Verzeichniss 

sämmtlicher im Druck erschienener Werke- 
M. Hauptmanns. 



A. Compositionen, Op. 1—60. 

Op. 1. Sechs deutsche Lieder mit Begleitung des 
Pianoforte. Neue Auflage. Leipzig, Peters. 

1. Aus dem Zauberringe von La Motte Fouque* : »Vöglein 
dort im klaren Blauen.« — 2. Ebendaraus: »Zur Som- 
merzeit da schlagenweit.a — 3. Ebendaraus: »Ol Flügel 
mir.« — 4. Minnelied von H. Voss : »Der Holdseligen son- 
der Wank.« — 5. Die Freude von Matthisson: »Sanft säu- 
seln die Lüfte.« — 6. Der Geist der Harmonie von Matthis- 
son : »Von fernen Fluren weht ein Geist.« 

Op. 2. Deux Duos concertants pour deux Vio- 
lons. Dedies ä Monsieur Louis Spohr. Leipzig, 
Peters. 

1. Gmoll. •— 2. Adur. 

Op. 3. Gretchen vor dem Bilde der Mater dolo- 
rosa aus Goethe's Faust. Gesang mit Beglei- 
tung des Pianoforte. Neue Ausgabe. Leipzig, 
Peters. 

»Ach neige, du Schmerzenreiche.« 

Dasselbe: die Clavierbegleitung für Orchester eingerichiet von Franz 
von Holstein. Partitur und Orchesterstimmen. Leipzig, Fritzsch. 

[Op. 4.] Anacreontiche del Vitorelli col accompagna- 
mento di Pianoforte. Dedicate a Son Eccelenza 
la Signora Principessa Repnin, nata Contessa Rasou- 
mow,ßky. Lipsia, Peters. 

1. »Guarda, che bianca luna.v — 2. »Lascia che questo 

- labbro.« — 3. »La terza notte e questa.« — 4. »Zitto! quei 

due labbrucci.« — 5. »Non Vaccostar aW urna.a — 6. »Ecco 

di Gnido il tempio.« — 7. »La vidi, oh che portento.« — 

8. » Veglai la notte intera.« 

Op. 5. Trois Sonates pour Pianoforte et Violon. 
Dediees ä Madame la Baronne Caroline de Mals- 
bourg. Leipzig, Peters. 

1. GmolJ. — 2. Esdur. — 3. Ddur. 



224 

Op. 6. Sonatine pour Piano et Violon (Fdur). 
Dediee ä Mademoi seile la Comtesse Helfene de Kwi- 
lecka. Vienne, Schreiber (vormals Spina). 

Op. 7. Deux Quätuors pour.deux. Violons, Alte* 
et Violoncelle. Vienne, Schreiber. 
1. Esdur. — 2. Cdur. * 

Op. 8. Divertissement pour Violon et Guitarre 
(Cdur.) Vienne, Schreiber. 

Op. 9. »Salvutn fac regem, Domine« für vierstimmigen 
Chor. Neue Ausgabe. Partitur und Stimmen. Leip- 
zig, Siegel. 

Op. 10. Drei leichte Sonatinen für Pianoforte 
und Violine. Leipzig, Siegel. 
1. Cdur. — 2. Gdur. — 3. Fdur. 

Op. 11. Amor timido (Schüchterne Liebe). Parole di 
Metastasio, per Canto con accompagna- 
mento del Pianoforte. Nuova Edizione. Vi- 
enna, Schreiber. 

»Che vuoi, mio cuore.« 

Op. 12. Zwölf Klavierstücke. Z weite Ausgabe. Wien, 
Schreiber. (Erste Ausgabe unter dem Titel: Douze 
pifeces detachees pour le Pianoforte.) 

Heft 1:1. Ecloge. — 2. Gigue. — 3. Ländler. — 4. Ca- 
non. — 5. Ländler. — 6. Ecloge. 

Heft II : 7. Ländler. — 8. Canon. — 9. Ländler. — 
10. Fugette. — 11. Allemande. — 12. Ecloge. 
NB. 6 Nummern davon erschienen zuerst in Mühlings Museum für 
Piano forte-Musik und Gesang. Halberstadt, Brüggemann. 

Op. 13. »Sake reginw a quattro voci pieno con Or- 
gano o Pianoforte ad libitum. Partitura e 4 partL 
Berlin, Simrock. ' 

Op. 14. Acht Gedichte für eine Singstimme mit 
Begleitung des Pianoforte. Neue Ausgabe- 
Wien, Schreiber. 

1. Lied von E. Schulze: »Wehe nur, du Geist des Le- 
bens.« — 2. Frühlingslied von Hölty : »Die Luft ist blau.» 
— 3. Lied von E. Schulze: »Kleine Blumen, kleine Lie- 
der.« — 4. Abendlandschaft von Matthisson: »Goldener 
Schein deckt den Hayn.« — 5. Frühlingsreigen von Mat- 
thisson: »Freude jubelt , Liebe waltet.« — 6. Zweifel vor* 



225 

Seidel : »Mir flutket im Herten ein Meer. * — 7. Lied der 
Liebe von Matthisson: »Durch Fichten am Hügel.« — - 
8. Nachruf von G. Schwab: »Nur eine las* von deinen 
Gaben.« 

Op. 15. Offertorio a quattro voci pieno con Or- 
gano o Pjanoforte ad lib. Partitur und Stimmen, 
Leipzig, Siegel. 

»Lauda anima mea.« 

Op. 16. Trois Duos pour deux Violons. Vienne, 
Schreiber. 

1. Gdur. — 2. Dmoll. — 3. Amoll. 

Op. 17. Trois grands Duos pour deux Violons. 
Dedies ä Monsieur Antoine Rolla, maitre de con- 
cert de S. M. le Roi de Saxe.- Seconde Edition. 
Offenbach, Andre. 

1. Bdur. — 2. Ddur. — 3. Bmoll. 

| Op. 18. Vocalmesse für Chor- und Solostimmen. 

^ Partitur und Stimmen. Leipzig, Siegel. 

Kyrie. — Gloria. — Credo. — Sanctus. — Agnus Dei. 

Op. 19. Zwölf Gesänge mit Begleitung des Pia- 
no forte. Herrn Franz Hauser zugeeignet. Neue 
Ausgabe. OfFenbach, Andre. 

Heft 1:1. Ganymed von Goethe : »Wie im Morgenglanze 
\ du rings mich anglühst.« — 2. »Du bist wie eine Blume«. 

von H. Heine. — 3. »Wo ich bin, mich rings umdunkelt« 
von H. Heine. — 4. Mit Veilchen von F. A. Lecerf : «Süsse 
Blumen, dürft' ich euch begleiten.« — 5. »Es fällt ein Stern 
herunter« von H. Heine. — 6. Neue Liebe, neues Leben 
von Goethe : »Herz mein Herz, was soll das geben ?« 

Heft II : 1 . Frühlingsglaube von Uhland : »Die linden 
Lüfte sind erwacht.« — 2. Ghasel : » Von der Schöpfung an 
hört man die Vogel singen die Liebe,« — 3. Sonett aus dem 
13ten Jahrhundert nach Herder, St. d. V.: »Ach könnV 
ich, könnte vergessen Siel« — 4. »O Tannenbaum! Du 
edles Reis« von Uhland. — 5. Ghasel: »Wer hätte sie ge- 
sehn und nicht auch sie geliebt.« — 6. Ghasel: »Mein Herz 
ist zersplittert.« 

Op. 20. Concerto facile pour le Pianoforte accom- 
pagne de deux Violons, Alto et Violoncelle (Esdur) . 
Leipzig, Peters. 

Op. 21. Auf dem See. Gedicht von Goethe , für vier 
Solostimmen und vierstimmigen Chor. 
Hauptmann, »riefe. W. &. 15 



226 

Herrn J. N. Schelble zugeeignet. Klavierauszug 
und Singstimmen. Neue Ausgabe. Leipzig, Breit- 
kopf und Härtel. 

»Und frische Nahrung, neues Blut.« 

Op. 22. Sechs deutsche Lieder mit Begleitung 
des Pianoforte. Herrn Friedr. Nebel thau zuge- 
eignet. Leipzig, Breitkopf und Härtel. 

1. »Komm heraus, tritt aus dem Haust« von F. Rückert. 

— 2. »Wenn ich in deine Augen seh'« Ton H. Heine. — 

3. »Du siehst nicht, wer hier steht« von F. Rückert. — 

4. Morgenlied von Unland: »Noch ahnt man kaum der 
, Sonne Licht.« — 5. An den Mond von Goethe: »Füllest 

wieder Busch und Thal.« — 6. Am Flusse von Goethe : 
» Verflitsset, vielgeliebte Lieder.« 

Op. 23. Trois Sonates pour Pianoforte et Vio- 
lon. Dediees ä S. A. Madame la Princesse Sophie- 
Volkonsky. Leipzig, Peters. 

1. Bdur. — 2. Gdur. — 3. DmoU. 

/V . \ Op. 24. Dodici Ariette per voce di Mezzo-So- 
prano con accompagnamento di Piano- 
. forte. Dedicate alla Signora Susetta Hummel. 

Lipsia, Breitkopf und Härtel. 

Parte prima. Sei Anacreontiche del Vitorelli : 1. »Lu- 
eido vaso io mando.« — 2. »Seppi, che al dubbio' lume.« 

— 3. »O Platano felice.« — 4. »In solitaria stanta.« — 

5. »Aveva due canestri.« — 6. »Ascolia, o infida.« 

Parte seconda. Sei Canzonette del Metastasio: 1. »Gih 
la notte s'avicina.« — 2. »Nb, la speranza piü non m'alleta.« 

— 3. »Io lo so, che il bei sembiante.« — 4. »Uonda che mor- 
mora.« — 5. »Se tutti i mali miei.« — 6. »Non so dir se 
pena sia.« 

Op. 25. Sechs Lieder von Goethe für Sopran, Alt, 
Tenor und Bass. Herrn Dr. Felix Mendelssohn- 
Bartholdy zugeeignet. Partitur und Stimmen. Leip- 
zig, Peters. 

1. Im Sommer: »Wie Feld und Au.« — 2. Wandrers 
Nachtlied : »Ueber allen Gipfeln ist Ruh\« — 3. Mailied : 
»Zwischen Waizen und Korn.« — 4. Haidenröslein : »Sah 
ein KnaV ein Rö stein stehn.« — 5. Frühzeitiger Frühling: 
»Tage der Wonne, kommt ihr so bald?« — 6. Geistergruss: 
»Hoch auf dem alten Thurme.« 

Daraus 1. 3. 4. und 5. für eine Singstimme mit Pianoforte bearbeitet 
von E. B rissler. Ebenda. 



227 : 

Op. 26. Sechs Lieder, von Fr. Rückert mit Beglei- 
tung des Pianoforte. Leipzig, Peters. 

1. Mein Alles: »Du meine Stele, du mein Herz.« — 

2. Gute Nacht: »Die gute Nacht, die icK dir sage.« — 

3. Beruhigung: »Du bist die Ruh', der Friede mild.« — 

4. Sommerlied: »Seinen Traum lind wob Frühling kaum.« — 

5. Leitstern: »0 mein Stern! nah und fern.« — 6. Tren- 
nung: »O weh des Scheiden*, das er that.« 

Op. 27. Tre Sonetti del Petrarca per voce di Mezzo- 
Soprano con aecompagnamento di Piano- 
forte. Lipsia, Peters. 

1. Sonetto CXXXI: »Or che'l cid e la terra.« — 2. So- 
nettoCXXXII: »Come'l candido pie.« — 3. Sonetto XV : 
»Piovon mi amare lagrime.« 

Op. 28. Zwölf Lieder mit Pianoforte-Begleitung. 
Leipzig, Peters. 

Heft 1 : 1. Liebchen über Alles von Gerhard nach H. 
Bums: »War ich mit dir auf jener Höh' !« — 2. Meine 
Jean von demselben : »Von allen Winden in der Welt.« — 
3. Aus Genoveva von L. Tieck: »Dicht von Felsen ein- 
geschlossen« (Dmoll). — 4. Hatem aus Goethe's West-Oestl. 
Divan :. »Was wird mir jede Stunde so bang.« — 5. Su- 
leika ebendaraus : »Ach! um deine feuchten Schwingen.« — 

6. Sehnsucht von Goethe: »Was zieht mir das Herz so?« 
Heft II : 7. Liebesboten von Fr. Rückert : »Die tausend 

Grüsse, die ich dir sende.« — 8. Diora aus dem Schatz des 
Kampsinit von Platen : »Durch die Lüfte , schmerzbeklom- 
men, a — 9. Am Ufer des Doon von Geihard nach R. Buins : 
»Ihr Hügel dort am schönen Doon.« — 10. Liebliche Maid 
von demselben: »Früh mit der Lerche Sang.« — 11. An 
Cassilli' s Rande von demselben : »Der holde Lenz ist wieder 
wach.« — 12. Mary schlummert von demselben : »Fliess, 
murmelnder Afton.« 
NE. 10. erschien zuerst als Beilage zu No. 28 des Salon. Gassei, Hotop. 

Op. 29. Drei Sonette von Petrarca für Mezzo-So- 
pran8timme mit Begleitung des Piano- 
forte. (Zweite Folge der Sonette.) Neue Ausgabe 
mit italienischem und deutschem Text. Leipzig, Sie- 
gel. {Erste Ausgabe unter italienischem Titel, Ca- 
sella, Appel.) 

1. Sonetto XXVIII: »Solo e pensoso.« (»Einsam, gedan- 
kenvoll.«y — 2. Sonetto XCVIII : »Quel vago impallidir .« 
(»Welch' reizendes Erblassen.«) — 3 . Sonetto CLXXXVII: 
»Quando'l sol bagna in mar.« (»Wenn in's Meer taucht die 
Sonne.«') 

15* 



Op. 30. Blesse für Solo- und Chorstimmen mit 
Begleitung des Orchesters. Seiner Majestät 
Friedrich August, König von Sachsen zugeeignet. 
Partitur und Stimmen. Vollständiger Clavierauszug 
vom Componisten. Leipzig, Peters. 

Kyrie. — Gloria. — Graduale. — Credo. — Offer- 
torio. — Sanctas. — Agnus Dei. 

Op. 31. Drei Lieder für eine Singstimme mit Pia- 
forte- und Violin-Begleitung. Herrn Pro- 
fessor Dr. E. A. Carus zugeeignet. Leipzig, Peters. 
1. Meerfahrt von H. Heine: »Mein Liebehen, wir sassen 
beisammen.« — 2. Nachtgesang von Goethe: »O gieb, vom 
weichen Pfühle.« — 3. Der Fischer von Goethe: »Da» 
Wo» sex tauscht, das Wasser schwoll.« 

/kVf Op. 32. Sechs vierstimmige Lieder für Sopran, 
Alt, Tenor und Bass. Herrn Stadtsyndicus 
Dr. Ferd. Oesterley in Göttingen zugeeignet. Par- 
titur und Stimmen. Leipzig, Breitkopf und Härtel. 

1. Sängerfahrt von Eichendorff: »Laue Luft kommt 
blau geflossen.« — 2. Zigeunerlied von Goethe : »Im JVe- 
belgeriesely im tiefen 8chnee.« — 3. Frühlingsliebe von 
C. Keil: »Wenn der Frühling kommt,« — 4. Abendlied 
von Fr. Rückert: »Ich stand auf Berges Halde.« — 
5. Frühlingsreigen von Matthisson: »Freude jubelt, Liebe 
waltet.« — 6. Waldeinsamkeit von L. Tieck: »Waldein- 
sam'ceit, die mich erfreut.« 

Op. 33. Sechs geistliche Gesänge für Sopran, Alt, 
Tenor und Bass (Chor und Solostimmen) . Par- 
titur und Stimmen. Leipzig, Kistner. 

1. Morgengesang: »Kommt! kommt! lasst uns anbe- 
ten.« — 2. Bittgesang: »Herr! Herr! du wollest deine 
Barmherzigkeit.« — 3. Trauongslied : »Ich und mein 
Haus, wir sind bereit.« — 4. »Gott mein Heil,« — 5. Leben 
in Gott: »0 der alles hat? verloren.« — 6. Abendlied: 
»Die Nacht ist gekommen.« 

Op. 34. Motette »Nimm von uns, Herr Gott* etc. für Chor 
und Solostimmen. Partitur und Stimmen . Leip- 
zig, Siegel. 

Op. 35. Sechs geistliche Gesänge für zwei Soprane 
und Alt. Partitur und Stimmen. Leipzig, Peters. 

1. Morgenlied : »Der schöne Tag bricht an.« — 2. Trost: 
» Wenn in Leidens Tagen.« — 3. Gebet : »Gott deine Güte 
reicht so weit.« — 4. Abendlied : »Der Mond ist aufgcgan- 



229 

gen.« — ■ 5. Gottvertraun : »Lass mich dein sein und blei- 
ben.« — 6. Bleib bei uns : »Ach bleib bei uns , Herr Jesu 
Christ.« 

Op. 36. No. 1. Motette »Komm heiliger Geis fa für Chor 
und Solostimmen. 

No. 2. Motette »Herr unser Herrscher« für Chor 
und Solostimmen. 

No. 3. »Ehre sei Gott in der Höhe!« Motette für 
Männerstimmen mit willkürlicher Begleitung 
von 2 Hörnern und 3 Posaunen. Neue Ausgabe. 
Partitur und Stimmen, Leipzig, Siegel. 

Op. 37. Sechs Lieder für eine Singstimme mit 
Pianof ortebegleitung. Herrn Emil Trefftz 
zugeeignet. Leipzig, Siegel. 

1. Mignon von Goethe: »Kennst du das Land?« — 
2. Minnelied 'von Hölty: »Holder klingt mir Vogelsang.» 
— 3. Erster Verlust -von Goethe: »Ach wer bringt die 
schönen Tage.« — 4. Die Kindheit von Matthiesou: »Wenn 
die Abendrothe.« — 5. Die Schiffende von Hölty: »Sie 
wankt dahin.« — 6. Seufzer von Hölty: »Die Nachtigall 
singt überall.« 

NB. 1. 4. und 6 erschienen zuerst in Mübling's Museum. Halberstadt, 
Brüggemann. 

Op. 38. Cantate »Herr] Herr] Wende dich zum Gebet!« 
für Chor und Solostimmen mit Begleitung 
von Orgel und vier Posaunen. Partitur und 
Stimmen. Leipzig, Siegel. 

Op. 39. Am Cäcilientage. Hymne für zwei Chöre 
und Solostimmen mit Pianofortebeglei- 
tung. Dem Cäcilien verein in Cassel zugeeignet. 
Partitur und Stimmen. Leipzig, Siegel. 
»Debet die entlaubten Haine.« 

Op. 40. Drei Motetten: No. 1. aHerr , höre mein Gebet.» 
No. 2. »Macht hoch die Thür, die Thor macht weit.« 
No. 3. »Walte, walte nah und fern.* für Chor 
und Solostimmen. Partitur und Stimmen, Leip- 
zig, Siegel. 

Op. 41. Drei Motetten: No. 1. »Christe, du Lamm Got- 
tes.* No. 2. »Gott sei uns gnädig und barmherzig.* 
No. 3. »Lobe den Herrn, meine Sek.* für Chor 



230 

und Solostimmen. Partitur und Stimmen. Leip- 
zig, Siegel. 

Op. 42. Sechs geistliche Gesänge aus Friedrich Oser's 
Kreuz- und Trostliedern für vierstimmigen 
. Chor. Partitur und Stimmen. Leipzig, Siegel. 

1. »Nimm mir Alles, Gott mein Gott.« — 2. »O theures 
Gotteswort.« — 3. »Herr, Herr , wess soll ich mich getrö- 
sten.« — 4. »Di« bist ja doch der Herr.« — 5. »Wie ein 
wasserreicher Garten.« — 6. »5«' still dem Herrn und wart' 
auf ihn.« 

Op. 43. Drei Kirchenstücke für Chor und Orche- 
ster. No. I. »Nicht so ganz wirst meiner du verges- 
sen.« No. 2. »Und Gottes WtW ist dennoch gut.« 
No. 3. »Du Herr zeigst mir den rechten Weg.« Par- 
titur, Klavierauszug, Orchester- und Singstimmen. 
Leipzig, Breitkopf und Härtel. 

Op. 44. Drei geistliche Chorgesänge für Sopran, 
Alt, Tenor und Bass. Partitur und Stimmen. 
Leipzig, Siegel. 

1. Zuversicht: »Hart scheinest du gesinnt.« — 2. Gebet: 
»Gott sei uns gnädig.« — 3. Bei der Trauung: »Auf euch 
wird Gottes Segen ruhn.« 

Op. 45. Per 84. Psalm: »Wie lieblich sind deine Wohnun- 
gen.« Motette für Chor und Solostimmen. 
Partitur und Stimmen. Leipzig, Siegel. 

Op. 46. Zweistimmige Lieder. Gedichte von K. F. 
H. Strass. Seiner Schwester Julie zugeeignet. Par- 
titur und Stimmen. Leipzig, Breitkopf und Härtel. 

1. Freie Natur : »In's duft'gc Heu will ich mich legen.« — 
2. Sehnen : »In die Lüfte mocht ich steigen.« — 3. Nacht- 
gesang: »Es feiert die Flur.« — 4. »Unter Lindenbäumen 
lass uns ruhn:« — 5. Waldlust: »Au f dem Rasen im Walde'.« 
6. » Wie ist mir so wohl und so heiter.« — 7. Mailied : » Will- 
kommen uns, o schöner Mai.« — 8. Ständchen : »Schläfst, 
Liebchen, schon?« — 9. Andenken: »Wo ich wandle, wo 
ich bin.« — 10. Abschied: »Liebchen, mein Liebchen, 
Ade.« — 11. » Wogende Wellen wallen empor.« — 12. Lie- 
besboten: »Holder Mond, noch scheide nimmer.« 

Op. 47. Sechs vierstimmige Lieder für Sopran» 
Alt, Tenor und Bass. Julius Rietz zugeeig- 
net. Partitur und Stimmen. Leipzig, Breitkopf und 
Härtel. 



231 — 

1. »An der Kirche wohnt der Priester« nach Klaus Groth. 

— 2. »Hell in' 8 Fenster« nach Klaus Groth. — 3. Der Ler- 
cbenbaum aus W. P. , Volkslieder der Polen : »Lerchen- 
baum, mein Lerchenbaum.« — 4. Wenn Zweie sich gut 
sind nach Klaus Groth : »Kein Gruben so breit.« — 5. Im 
Holz nach Klaus Groth : » Wo das Echo schallt.« — 6. Aus 
Mirza - Schaffy von Friedrich Bodenstedt : »Neig' , schone 
Knospe, dich zu mir.« 

Op. 48. Motette »Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzet« 
(Psalm 91, V. 1, 2, 4 und 16) für Chor und 
Solostimmen. Partitur und Stimmen. Leipzig, 
Siegel. 

Op. 49. Zwölf Lieder für vierstimmigen Männer- 
chor. Gedichte von Friedrich Rückert. Partitur 
und Stimmen. Leipzig, Breitkopf und Härtel. 

HeftI: 1. »Schön ist das Fest des Lenzes.« — 2. »Ihr 
Engel, die ihr tretet.« — 3. »Götter l keine frostige Ewig- 
keit!« — 4. »Du Herr, der Alles wohl gemacht.« — 5. »Nun 
wünsch' ich, dass die ganze Welt.« — 6. »Aus der Jugend- 
zeit.« 

Heft II : 7. »Frühling ! vollen , vollen Liebesüberfluss.« 

— 8. »So freudelos, so wonneblos.« — 9* »Komm, verhüllte 
Schöne.« — 10. »Ich will die Fluren meiden.« — 11. »Wohl 
wünsch? ich; dass der Frühling komme.« — 12. »Wunderbar 
ist mir geschehn.« 

Op. 50. Zwölf Canons, italienisch und deutsch, für drei 
Singstimmen mit Begleitung des Piano- 
fort e (auch ohne Begleitung zu singen). Ihrer Ma- 
jestät Maria, Königin von Hannover zugeeignet. Par- 
titur und Stimmen. Leipzig, Breitkopf ui.d HärteL 
Heft I: 1. »Tu sei gelosa, e vero.« (»Wohl bleibt es nicht 
verhehlet.«') — 2. »Sempre, sempre.« (»Nun und immerdar.«) 

— 3. »Perche ,perche, se mia tu sei.« (» Warum, warum, wenn 
du bist mein.«) — 4. »Perche mai, tumio bene.« (Schau ich 
dich an, du Holde.«) — 5. »Clori! Cloril« (»Traute! 
Theure!«) — 6. »0 cari boschi.« (»Du schöne, traute.«) 

Heft II: 7. »Chiedi tu.« (»Sag' es mir.«) — 8. »Quanto 
son dolci i palpiti.« (»Wie schlägt das Herz so wonnevoll.«) 

— 9. »Pur nel sonno.« (»Nur im Traum.«) — 10. »I primi - 
fior del maggio.« (»Die Knospen, die ich pflückte.«) — 
11. »Su, cantiamo.« (»Lassl uns singen.«) — 12. »Ah tu 
sai, ch'io son felice.« (»Weist du wohl wie hohe Freude.«) 

Op . 51. Motette »Herr I wer wird wohnen in Deinem Haus ?« 
für Chor und Solostimmen. Partitur und 
Stimmen. Leipzig, Siegel. 



232 

Op. 52. Motette (au« Psalm 111) »Ich danke dem Herrn 
von ganzem Herzen* für Chor und Solostim- 
men. Partitur und Stimmen. Leipzig, Siegel. 

Op. 53. Drei geistliche Chorgesänge (nach Psalm- 
worten) für Sopran, Alt, Tenor und Bass. 
Partitur und Stimmen. Leipzig, Siegel. 

i . »Meine Seele ist stille tu Gott.« — 2. »Gott sei mir 
gnädig.» — 3. »Herr, ich schrei' zu dir.« 

Op. 54. HeftI: Sechs leichte geistliche Lieder für 
zwei Soprane und Alt. 

1. »Vom Himmel hoch.« — 2. »Nun lasst uns« (He- 
lene H.) — 3. »Nun ist es Zeit.« — 4. »Herr , der du mir 
das Leben.« — 5. »Der Tag ist hin,« — 6. »Aüein Gott in 
der Höh\« 

Heft II: Sechs geistliche Chor ge sänge lür 

zwei Soprane und Alt. 

Partitur und Stimmen. Leipzig, Siegel. 

1. Morgengesang: »Auf geht des Ostens Thor.« — 

2. Osteriied: »Preis sei dem Vater.« — 3. Busslied: »HUr 
bin m ich Herr.« — 4. Himmelfahrtslied: »Christ fahr gen 
Himmel.« — 5. Pflngstlied: »Komm, komm du Geist.« — 
6. Dreifaltigkeitslied : »Der Du bist drei in Einigkeit.« 

Op. 55. Sech 8 Lieder aus Friedrich Oser's Naturliedern 
für vierstimmigen Männerchor. Partitur 
und Stimmen. Leipzig, Breitkopf und Härtel. 

1. Sommermorgen: »Frischer, tauiger Sommermorgen.« 
— 2. Im Wald : »O Wald, o Wald t wie ewig schön.« — 

3. Himmelslicht: »Silberumsäuseltes Ttfolkengebilde.« — 

4. Abendruhe: »Veber den Hügeln hin.« — 5. Sommeran- 
dacht : »Schaut der Mond so leuchtend nieder.« — 6. Nord' 
stürmt »Nordsturm komm /« 

Op. 56. Drei geistliche Chorgesänge für Sopran, 
Alt, Tenor und Bass. No. 1. »Ich komme vor 
Dein Angesicht. « No. 2. »Gott, heilige Du seihst mein 
Herz.« No. 3. »Ich weiss es, Herr!« Partitur und 
Stimmen. Leipzig, Siegel. 

Op. 57. »Sei mir gnädig, Gott!« für zwei vierstimmige 
Chöre und vier Solostimmen. Partitur und 
Stimmen. Leipzig, Siegel. 

Op. 58. Zwei Marienlieder für eine Mezzoso- 
pran-Stimme mit Begleitung des Piano- 



233 

forte. Leipzig, Kistner. (No. 1 der nachgelasse- 
nen Werke.) 

1. Ganzonetta alla Madonna di Frascati: »Maria, alta 
regina.« (»Maria, du Himmelsköniginne.«) — 2. Ave Ma- 
ria: »Ave Maria, gratia plena.« (»Ave Maria , Quelle der 
Gnade.«) 

NB. 2. erschien zuerst mit Orgel- oder Pianofortebegleitung 
im Töpfer-Album, Leipzig und Winterthur, Bieter-Biedermann. 

Op. 59. 25 Album-Canons, herausgegeben von S. Ja- 
dassohn. Leipzig, Kistner. (No. 2 der nachgelas- 
senen Werke.) 

Op. 60. Ouvertüre zur Oper Mathilde, Arrangement 
für das Pianoforte zu 4 Händen von S. Jadas- 
sohn. Leipzig, Kistner. (No. 3 der nachgelasse- 
nen Werbe.) 



B. Compositionen ohne Opuszahl. 

I. Polonaise und Rondo für Pianoforte, in Müh- 
lings Museum für Pianoforte-Musik und Gesang, Hal- 
berstadt, Brüggemann. 

II. Dorpdans für Pianoforte, im Album von de Maat- 
söhapij tot Bevordering der Toonkunst , No. 17.- Am- 
sterdam. 

III. » Bleib 1 erster IAeV , o Herz, getreu. « Lied für eine 
Singstimme mit Begleitung desPianoforte, 
im Mozart-Album, Leipzig, Kahnt. 

IV. Aus Genoveta von L. Tieck. Lied für eine 
Singstimme mit Begleitung des Pianoforte. 
Cassel, Luckhardt. 

»Dicht von Felsen eingeschlossen« (Gmoll). 

V. Romanze aus der Oper Mathilde für eine 
Singstimme mit Begleitung des Piano- 



234 

forte, in Franz Häuser 8 Gesanglehre. Leipzig, Breit- 
kopf und Härtel 1866. 

Mathilde : »Dort, wo in reine Lüfte.* 

VI. Recitativ und Cavatine aus der Oper Ma- 
thilde für eine Singstimme mit Begleitung 
des Pianoforte, in Hauser's Gesanglehre. Leipzig. 
Breitkopf und Härtel. 

Malekadhel : Kecitativ : »Dies also ist der Ort.« 
Cavatine ; »0 holder Stern.« 

VII. Zu: van Dyks Landleben, für eine Sing- 
stimme mit Begleitung von Violine (oder 
Flöte) und Pianoforte, in Hauser's Gesanglehre, 
Leipzig, Breitkopf und Härtel. 
»Aure amiche.n 

VIII. Weihnachtslied für 8opran, Alt und Baas 
mit Begleitung des Pianoforte, in »Deutsche 
Jugend«, Band III, 3. Heft, 1873, Leipzig, Dürr. 

(Nachgelassenes Werk.) 

»Nun sehwebt auf Engelsflügeln.« 



C. Theoretische Werke, Aufsätze, Briefe. 

1. Erläuterungen zu Joh. Sebastian Bach's Kunst 
der Fuge. Leipzig, Peters 1841. — IL Auflage 1861. 

2. Die Natur der Harmonik und der Metrik. Zur 
Theorie der Musik. Leipzig, Breitkopf und Härtel. 1853. 
— II. Auflage 1873. 

3. Die Lehre von der Harmonik. Mit beigefügten 
Notenbeispielen. Nachgelassenes Werk. Herausgegeben, 
von Dr. Oscar Paul. Leipzig, Breitkopf und Hfirtel r 
1868. 



235 — 

4. Briefe an Franz Haus er. Herausgegeben von Prof- 
Dr. Alfred Schöne. 2 Bände. Mit Hauptmanns Bild, 
niss. Leipzig, Breitkopf und Härtel, 1871. 

5. Opuscula. Vermischte Aufsätze. Leipzig, Leuckart, 

1874. 

6. Briefe an Ludwig Spohr und Andere. Heraus- 
gegeben von Dr. Ferdinand Hiller. Neue Folge. 
Leipzig, Breitkopf und Härtel , 1876. 



Aufgaben für einfachen und doppelten Contra- 
punct. Zum Gebrauch beim Unterricht aus Studienhef- 
ten seiner Schüler zusammengestellt von Ernst Ru- 
dorff. Leipzig, B. Senff.