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Full text of "Mitteilungsblatt des "Vereins sozialistischer Aerzte". No. 2-3. Juli 1925."

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de s ^VereinsL sozialistiS cliET Aerzfe; 


No. 2/3 . Gelei tet von E . Simme l und Ewald -Eabion 


Juli 1925 


Inhaltsübersicht; 


Tt 


S chntzzSlle and Volksgesilndheit — J)r. J. Zädek 2 -Zur Ambutatoricn- 
frage. — Dr. Alfred Beyer: Gewerbehygiene. — Der Fall Höfle and 
die Aerzteschaft — Die hygienischen Verhältnisse in den deutschen 
Strafanstalten. Erich Mühsam : U e be r N i e d e r s ch 0 n e n i e 1 d. — 
Uebcr die Arbeitszeit in den Krankenanstalten Berlins. -=• Die 
Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten. — Das Gesundheitswesen in 
Palästina. — Dtj. Leipziger-Bremen: “Unser Mitteilungsblatt 
'“—3- — * i — -Seine : ^fizehu =- Bücher und 'Zeitschriften. 


; Schutzzölle und Volksgesundheit. - 

-Eine Br ote stversam ml u ng des „Vereins Sozialistischer Aerzte^ 
gegen die Zollpolitik der Reglern hg: _ e rö ffn ete Gen. Dr. Simmel 
7 mit dem Hinweis, ta'ß”eigentlich-jn<ier— A^z-ty-^^Häer^sehien— Ber-uf- 
korisequent ausübetTWötter-Sozialist sein müsse. Denn die Ur- 




.... /sache -alles Krankseins sei RaüBbau-~a+t- deiL^ Gesundheit, und 
A dieser werde bedingt durch das “Grundübel, an dem die ganze 
menschliche Gesellschaft- leidet, die .kapitalistische Wirtschaits- 
form. Darum fühlen gerade- die sozialistischen Aerzte die Ver- 
c , pflichtung, ihre warnende S timm e in- eine m Augenblick zu er- 
heben, in. dein jetzt wieder so verhängnisvoll wie - im; Kriege..— 
Alm Verfolg einer kapitalistischen Intere ssen- und Aia ehtpoi itik 

Die Refereritin, Genossin Dr. Stegmann (M. d. R.) führte 
aus, daß die Zollvorlage .'.fast ; einmütig- --von allen wissensehaft- 
liehen Sachverständigen abgelehnt würde, ...da ihre Begründung 
. -nicht stichhaltig • sek --Iib-deF*4ßifertiön hatten sich Landwirtschaft, 
- und Industrie auf Kesten des verarmten Proletariats und -des 
Mittelstandes durch Neuanlagen und Bauten bereichert. Jetzt 
benutzen sie ihren.- durch die 1 letzten Wahlen verstärkten Einfluß 
auf die Regierung, um sich auf Kosten des. übrigen Volkes des 
’—jetZi allen fehlende Betriebskapital-zu verschaffen— Die induskLHen 
Schutzzölle- verdrängen die Konkurrenz und verschlechtern ört 
Wate,,. da da s frei e 'Spiel der f Kräfte ausgeschaltet -vird. Durch. 

• die industriellen Zölle werden alle laut vir-tsc. Statt! ic k n Arschinen 
• vbrteüert, was die Verknüpfung des industrietidn v.ud de.* i ::nd- 
wirtschafüichen .'Zolls. zur. : yU -cf--- ; er.en wird 'zwar 


die Kaufkraft der Landwirtschaft ..geh 


ata&fjdie 

1 • 






gere Kaufkraft der arbeitenden Massen, die schon momentan 
sehr gering ist/ wird dann auf ein Minimum reduziert werden. 

- Die hohen Zelle, die nicht nur Fleisch und Getreide, sonderrT 
. in -noch viel hf-herem Grade Gemüse und Südfrüchte trefien, 
werden , die* Ernährung nicht nur- verteuern, sondern für die 
arbeitenden Klassen auch höchst einseitig gestalten. Durch 
~ Wegfall der JFette und der vitaminhaltigen Nahrungsmittel wird 
;• die Ausdehnung von Krankheiten, wie besonders der Tuberku- 
lose,, begünstigt. Durch Krieg und Inflationszeit sind gerade die 
Schulkinder, selbst auf dem Lande, um 2 Jahre in ihrer Entwick- 
elung zurück; etwa 20 % derselben sind unterernährt und hatten^ 
die“ Hilfe des Auslands nötig. : . _ 

- Neben allen erwähnten Nachteilen fördern' die Zölle Mili- 
tarismus und^ Imperialismus, denn mit ihnen wird dem Auslaß 
der Wirtschaftskrieg erklärt. 

Ausreichende Ernährung, Licht, und Luft, sind bekanntlich 
die unerläßlichen Bedingungen für die menschliche Gesundheit. 
Man Jcann sich ^inen Begriff von den kommenden hygienischen 
Zuständen machen, wenn -man die zerrütteten Wohnverhältnisse 
in Deutschland, betrachtet. Nur 7 %-der Bevölkerung verfügt 
über das hygienische Mindestmaß an Schlafraum’ von 10 cbm, 
Vs nur über einen Wohnraum vop 20 cbm. In Berlin beherbergt 
z. B. ein einziges Haus 250 Familien. 30 Familien wohnen in 
einem Korridor. Hier^ wo schon zahlreiche Kinder infolge so 
engen Wohngemeinschaft an Geschlechtskrankheiten leiden, fehlt 
es an den billigsten Nahrungsmitteln: Licht und' Luft. Was soll 
werden, wenn auch - Brot , Gemü se und Fleis ch— durch— fort» 


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schreitende Teuerung noch; knapper werden! 

Der Arzt hat 4urjQh sein Wisse n um die gesunden und 
kranken Vorgänge im menschlichen Organismus^eihe größe 
Macht über seine Mitmenschen^’. Er soll und muiß diese Macht 
seines Wissens zum^ Besten der bedrohten Volksgesundheit 
gebrauchen. 

_ In der Diskussion begrüßt der Genosse Wilhelm DHwell das 
Eintreten "d er Aerzte gegen^je_Vorlage-jder Luther-Regierung. 


{jena.a ; so, wie Unfallverhütung wichtiger sei, als Unfallheilung* 
so muß durch NiedrighaltungL.der Lebensmittelpreise die Ent- 
stehung von Krankheiten yerhütet Werden. Die -allzu vielen 
Aerzte, die sich auf das Verordnen von Medikamenten beschränken,, 
r seieir nur Handwerker. . Uns wird jetzt eine Erhöhung äes Brot- 
• Preises uni fast 50 % r^Ugemutet, wo doch statistisch feststeht, 
daß damit prozentual die Kriminalität steigt. Große Protest- 
aktionen und Demonstrationen der Gewerkschaften "gegen diese. 
Zoliv.orlage “sind unbedingt notwendig. 

Genosse Lothar Wolf hält die Zollpolitik, für die- logische; 
Folgerung- des Dawes-Paktes uncl. glaubt, dafj alle noch so löb- 
lichen Protestaktionen an der Durchführung der ZoIH^riage, die 
höchstens ein wenig abgeschwächt wird, nichts ände rn werd end 
Auch schaffe der erstrebte Freihandel gär keine Freiheit des 
Handels, sondern sei nur den Großindustriellen von Vorteil. 




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Wir brauchen ein 'Außenhandels-Monopol Hinter der Dikta^ör de s- 
Proletariats und das istrmrr durch rücksici'itslose Durchführung 

der sozialen Revolutionen erreichen. ^. 

•_i 4 Folgende Resolution wurde von der Versammlung ange- 
nommen: 

Die vom Verein -sozialistischer Aerzte einbefiifeffe öffent- 
liche Versammlung^lfrhebL den schärfsten Einspruch gegen die 
Zollvorlage der Reichsregierung. - j 

r Zur Zeit leiden noch breite Schichten der Hand- und Kopf- 
arbeiterschaft mit den zahllosen Opfern der Kriegs- und Infiations-- 
zeit an den Folgen-ihrer-Verwundungen, schwerer Krankheiten 
und vor allem einer jahrelangen Unterernährung. 

Es. ist eine medizinisch feststehende Tatsache, daß nur eine 
ausreichende und 7.weckentsprechende Ernährung die Heil- und 
Abwehrstoffe des Körpers schafft, die Kranken zur Gesundung 

hilft und Gesunde vor Krankheit- schützt. Volksseuchen, 

Körperliche und seelische Zerrüttu ng s ind von jeher die Folge 
von Teuerung und Unterernährung gewesen. Lebensmittelzölle, 
die den Brot- und' Fleischkonsum des ^einzelnen und damit be- 
sonders kinderretche Familien besteuern, müssen durch zu- 
nehmende Teuerung, verbunden mit Arbeitsunfä h igkeit und 
Arbeitslosigkeit die Morbiditäts- und Mortalitätsziffern steigern, 
-•■j Wir rufen daher die gesamte deutsche Aerzieschart au!7 mit 
ups die Reichsregierung, die verantwortlich für die Volksgesund- 
heitist, vor ihrem verhängnisvollen Vorhaben zu warnen. 

Vor allem richten wir an die sozialistischen Parteien den 
dringenden Appell, unter Zurückstellung sonstiger Gegensätze 
diesen Angrifi auf die Gesundheit, die Arbeits-. und Kampffähi gkeit 
des Proletariats, in gemeinsamer Frönt zurückzuweisen. 






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F. R. 


Zur Ämbulatorienfrage. 

Von Dr. J. Zadek. 




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Bei meiner Reise nach Palästina im vergangenen Winter 
hätte ich Gelegenheit, -die dortigen Ambulatorien zu besuchen. 
Da .diese Frage, bei dem Konflikt zwischen Krankenkassen und 
Aerzten zur Zeit brennend g eworden istund wir sozialistischen 
Aerzte ohnehin an jder Lösung dieser Frage besonders stark 
interessiert sind, will icHTffT folgend eh die- Eindrücke .schüdefh, 
die ich dort erhalten habe. Die Krankenkasse, der alle Ar beit- 
nehmer, Arbeiter, kaufmännische Angestellte ebenso wie Beamte 
und Lehrer an geh ören, hat in, den Städten wie auf dem • bände 
.festangestellte Aerzte und Äcrztirmen (die im SedüTsfäffe auch 
Medikamente dem Kranken geben). In dem Etat der Kranken- 
kassen spielt das Krankengeld im Gegensatz zu unserer 
staatlichen Versicherung nur eine untergeordnete Kölle:- — 
^Dier, Kassentiiiiglieder sind auf . die im Küssesaifcbalato rlurxx 
• täglich etwa 4, nachm, etwa 2 Stunden ordinierenden Aerzte 
: und Spezialärzte angewiesen. Neben dem’ ü/fflichen Direktor 






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des Ambulatoriums sind z. Zt. in Tel Awi w - r. ~ B. Interni s ten, 
Chirurgen und ein '^|^izr“|föich2eiti^ fätig"r~ 'Das' ‘ neiue^ 
Gebäude des Ambulatoriums enthält im 'Parterre ein Auinabme- 
Zirihner, in welchem der Kassenbeamte die Hilfesuchenden 
registriert, im Untergeschoß ein umfangreiches HeilmitteUager, 
. Jr^ das Verbandstoffe und Arzneien ubep-tJas ganze Land “ver- 
— sendet) Obergeschoß neben den Konsiiltätionszimtheru 
einen größeren für die; Aufstellung von mehreren Betten vor- 



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gesehenen Raum (zur klinischen Behandlung). Für Warferäume, 
insbes. Sitzgelegenheiten, Trennung der Geschlechteiv^der" 
Kinder, ansteckender Kranker ist in. E. nicht genügend gesorgt, ~ 
auch r nicht für .genügend ruhige Räume für die untersuchenden : : 
Aerzte. An -dem Arobtdatorium_arbeiten infolge -des außer- 
ordentlichen Zustromes von Kranken die Aerzte-- mit so großer 
Hingabe* daß sie (was die Krankenkasse ihnen nicht verbietet) " 
gamicht in die Lage kommen, Privatpraxis zu treiben. Besu che 


macht ein jüngerer Kollege, soweit es nötig wird ; bettlägerige 
Kranke kommen ins Hadas§ah-Krankenhaus. 

_Auch die HadassaTTvhat in Tel Awiw wie in den 
übrigen. Städten des Landes ein Ambulatorium, das von Nicht- 
kassenmitgliedern ebenfalls- sehr stark in Anspruch genommen 
wird. : Auch dort arbeiten die Aerzte am Vor- und Nach- 
mittag in kollegialer Gemeinschaft. Das_Ambulatorium besitzt 
ein Laboratorium Tun chemische und mikroskopische, bakteri- 
ologische und serologische Untersuchungen, wodurch die 
untersuchenden und behandelndem ^erzte sehr wesentlich 
unterstützt werden. Vor- dem Ambulatorium baut jetzt 
- die Hadsssah ein neues modernes Krankenhaus an Stelle^ 
des - bis - jetzt benutzten, ganz .unzureichenden Mietshauses. . 
Es " dürfte _ sich dann das nach -! erstrebenswerte 

Verhältnis' 'zwischen Klinik und 'Ambulatorium herstellen, 
daß- -die- klinischer— Behandlung— bedürftigen” Besucher aus dem “ 






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Ambulatorium direkt aufgenommen,- die nicht_mehr bettlägeri- 
gen yRec onva lescenten wieder dein Ambulatorium überwiesen 
werden können.- Noch- erstrebenswerter schiene es mir, wenn 
, der Arzt des Ambulatoriums gleichzeitig als . leitender -oder 
As sistenzarzt auch im klinischen-:Betrieb tätig wäre fwie esbei 
uns in der Charite,- m der chirurgischen und gynäkologischen 
-Universitätsklinik, in den Ambulatorien. der städtischen Krariken- 
„Jräuser wohl ^llgem^in- der Fall ist), womit freilich' eine größere 
Zahl. von Aerzten auch für das Ambulatorium benötigt-Avürde. _ 

Die AirzTe“'des Landes machen es der Hadassah zum . 
Vorwurf,- daß sie ihren 1 Äerztem Privatpraxis verbietet, in. der 
Annahme, daß dann, wenn die Aerzte der . Ambulatorien- 
nicht - ihre ganze Zeit diesem widmen würden, mehr- Aerzte^ an 
denselben angestellt würden. Trotzdem -glaube, ich, däß : wir 
sozialistische Aerzte an diesem Prinzip des Verbots der Privat- 
praxis festhalten sollten, weil es 'diese Aerzte -gan^aus-dem 1 
materiellen. Ko nkur renzkampf • herausftebt und ihre ganze 'Kraft : 
ihrer schönen Betätigungen- Krankenhaus- und .Ambulatoriums- 


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dienst erhält: Nur müssen diese. -A^fzfg .auch |j§agnp so in 
• ihrem Gehältern gestellt sein resp. , aufru'Cken J WÜ . '-sie ' (aucTThei 
zahlreicher Familie) nicht -materiell -hCCngf, den Abstand ■ von 
dem Einkommen gut beschäftigter Privatärzte .nicht allzu slTjrk 

empfinden. . • _ 

Das- Verhältnis zwischen den Krankenkassen und Ihren 
Aerzten scheint ein ausgezeichnetes zu sein, der „ Aufbau"- -Geist - 
auf beiden Seiten,, die Hingabe, für die gemeinsame- große 
'.Aufgabe, in sanitärer Bezieh u ng^das _bei so beschränkten Ahttelrf 
Menschenmöglichste zu leisten, eint sie und führt über, alie- 
. 'Schwierigkeiten und ' ünvollkonnneiili eiten hinweg. Und hoc h- 
sagte mir der ärztliche Direktor, daß er lieber von der Masse' 
der Kassenmitglieder gewählt als vom Vorstand der Kasse 
" ernannt .wäre — es muß also auch dort ciie Abhängigkeit von 
einzelnen Personen mitunter als drückend empfunden werden. 

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Wenn wir sozialistischen* Aerzte uns überhaupt über die 
Sozialisierung des Gesundheitswesens in Zukunft, detaillierte 
Vorstellungen gemacht haben, waren es immer Staat und Kommune, 
die wir uns als Träger desselben gedacht haben. .- Insbesondere 
sollten dfe Gemeinden, wie jetzt, die benötigten Anstalten, 
Krankenhäuser und Recönvalescentenstalionen, Heilstätten für- 
Tuberkulose, Nerven- und Geisteskranke -usw. errichten, und an 
diese klinische Institute poii.klinfcr.hft, A m h u 1 a fo ne n ."Fttrso r ge - 
stellen für Säuglinge, Schwangere, Tuberkulose arigegliederi 
werden, wie sie auch heute schon in gut eingerichteten 
dKommunen bestehen. Auch, heute schon sind den städtischen 
_Krankfthh3ns ftrn Ambulato rien für fies c hl edilskianke-jJSwL 






gliedert, haben die Charite, die Universitätskliniken seit langem 
sehr geschätzte und von hiesigen wie auswärtigen Patienten 
von Jahr^zu Jahr mehr frbqueqtierte Ambulatorien,: in denen 
all die komplizierten diagnostischenFpttnd ^erapeutischeh TTHrs-: 
mittel der Gegenwart den Kranken zugute kommen. Es 
bedürfte bloß einer Vervielfachung und evtl. Zusammenlegung 
-solcher mit — einem * ausreichenden i Stab - von tüchtigen ; und 


^unabhängigen „verstadtlichten“ oder ^verstaatlich te,n 4i Ac hten 
arbeitenden Ambulatorien, uin all diese heute noch von vielen 

gesehenen Institutionen in dem Sinne weiter zu entwickeln, wie 
wir Sozialisten es uns als .Verwirklichung unseres alten 
^ Programmpunktes g Unentgeltlichkeit des gesamten üeihvisens, 
von jeher vorgestellt Iiahhh7'^^ ' - ' r - r 

” Die Entwicklung unserer Krankenversicherung in dein 
letzten Menschenalter hat nun allerdings eine wesentliche 
U Verschiebung dieses Zukunftsbildes gebracht. 

Heute sind die Krankenkassen in erster . Linie die Träger 
- — des— Heitwesens. Sie -sind— es, die nicht ' nur übe r die Hälfte 
aller städtischen und staatlichen Anstalten belegen — und ganz. 
wesent lich än der ■Ve rmehrung, Vervolikoinmni; : s g und äirem 
finanziellen Gedeihen beigetragen bnbcnT sie . sind 


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gangen und haben eigene Anstalten. eigeh^4\ran!-:enhr.nser. K’e - 




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convalescentenstationen und Heilstätten eiTichtet und nun auch 
t Ambulatorien zur Behandlung der Familienan-ge-hörigen aum.c- 
- macht — unter dem Protest der Organisationen, welche Sie 
Stellen an den Ambulatorien gesperrt - haben. 

Der jetzige Zustand ist aui die Dauer unhaltbar. Auf der 
emenjeite die jetzt schon beträchtliche Zahl solcher Ambulatorien 
(mit quantitativ und qualitativ ungenügenden ärztlichen Kräften 
besetzt), in welche Frauen und Kinder ■ der Kassenmitglieder' 
gehen müssen, wenn sie umsonst ärztlich geraten vverden 
vvollen ; auf der ^anderen S_e,iie; die die^ Ambulatorien “sperrenden 
Organisationen -der Aerzte, welche für die Freiheit uktHZi 
Unabhängigkeit des ärztlichen Berufes, für die Zulassung allere 
Aerzte zur Kassenpraxis, und gegen die Mass.enbehandlung in 
solchen den Kassen gehörenden Instituten durch von den Kassen 
abhängige Aerzte eintreten. - - 

• muß zugegeben werden, daß die Gefahr der Massen- 
abfertigüng an Stelle eingehender individueller Behandlung in 
den Ambulatorien besteht, daß die Abhängigkeit der Ambulatoriums- - 
ärzte vom Kassenvorstand resp. einzelnen Personen desselben 
zu -recht unangenehmen Konsequenzen führen kann; aber 
beides muß doch nicht sein. Gegen die ersterelGefahr schützt 
eine genügend große Zahl von sozial _ eingestellten und ~- 
medizmisclr durehgebildeten Aerzteri in genügend vielen solcher 


4 \ 






Behandlungsstaiten, gegen die letztere ein Zusammenarbeiten 
-der Kasse imd der ärztlTchen Org anisa tion in der Leitung. 


Konnte ich doch in Palästina feststellen, daß~die oberste Leitung" 
des Kra nkenkassen-Ambulatoriums in der Hand eines kizies 
liegt. Es kommt eben auf den guten Willen von beiden Seiten 
an, hier in den Ambulatorien etwas für die Versicherten resp. 
deren Familien Mustergültiges za schaffen, auf den sozialen 
Geist, den ich eben drüben bei beiden Teilen, Aerzten und 
Kassenvorstand, gefunden 7 habe. Daß unter Umständen das 
- gleichzeitige Zusammenarbeiten der verschiedenen Fachärzte, 
die. Unterstützung durch das Laboratorium des Instituts,, das 
Vorhandensein eines Röntgen- Apparaten- un d Röntg finÄiAgPn für- 
die D iag n ostik uncl Therapie der Hilfesuchenden ungleich mehr 
“leisten • kann als der „Zwergbetrieb“ des einzeihen Arztes, der — 
übe r_all diese Mittel jlicht --verfügt; — wird - -ja-^wo hl; "al isefte-^ 
zugegeben werden' müssen. Es kommt eben alles auf das Wie 
in der Einrichtung und Leitung, auf- das freudige Zusammen- 
arbeiten der Aerzte mit der Leitung an. , . 

Da ist es nun sehr -erfreulich, daß in letzter Zeit die 
Kassen die Initiative ergriffen' haben, um endlich zu dem, im 
Interesse der Versicherten so dringend nötigen Frieden, zu 
einem gedeihlichen Zusammenarbeiten der beiden Organisationen 
im Inte resse der Versicherten zu kommen. Die Aerzte sollten . 
nach diesen Vorschlägen ihren Widerstand gegen die Durchs - 
führung der Familienbehändlung . du rch die Ambulatorien . 
aufgeben, dafür , aber die Krankenkassen auf ßle Behandlung!? 
der Versicherten selbst in den Ambulatori en v p m rhtpn- (urn-ni ■- 




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— 15 — 


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Entscheidung des Reidisschiedsamts die Al^üchke^ 
gibt). Man kamt dies Entgegenkommen .der "Kassen v/ohl • is 
einen , Erfolg der v . ärztlichen Organisation in Berlin ^nsnreChJn. 
Den Kassen ist es trotz aller Bemühungen bisher nicht gelungen 
vollwertige Aerzte in ausreichender Zahl für - -die 
zu finden ; diese sind jetzt sch on hkaum ^n^r^agt-dle 

Familienangehörigen einigermaßen zufriederistellendziUjehanWi^ 

Wie sollen sie jetzt daran denken, aueh noch die Hundert- 
teusende erkrankter (evtl, zu v besuchender) KassenmitÄto 
mit den lhnen-tn den Ambulatorien zur Verfügung stehenden urd 
überlasteten Aerzten ärztlich zu versor-en! 


Q# ., N ^ h k die f em Angebot der Kassen sollten die Aerzte die 
ifaxt begraben und sich mit der Tatsacherder AmbtüaloH'n — 
Ä. dle f 1 ? d ? ch nicht mehr aus der Weit schaffen können 
Diese Erkenntnis hat sich unter den besonnenen Führern der 
Berliner wirtschaftlichen Organisation auch so befestigt, daß sie' 

■ (unter gewissen Kautelen) bereit waren, dem Vorschlag der Kassen 
naher zu treten. Leider ist das an dem Widerspruch des L.V 
" " Srun^ätzlicfi ablehnendem SteTIu ngdes Hartma hn b und es ^ 

gegenüber“ gescheitert und 

Wenn es in dessen Resolut 

^ ^ K la ^en gefährliche Krankenversorgung“ 

sei > ®° hegt ,es ja in der Hand der ärztlichen Ore-anic-uinn 

Behfndl^f • Arb ? it mit , den Krankenkassen diese LzuSch" 

nioiTburAr^ dem ärztlichen Klembltrieb 

Cfewiß wäfe « T^h S ° n 6rn überle S ene umzugestalten. 
r * u l z w . are es vorzuziehen, - wenn wie in Rußland a\* 

w^en ' “die C dar!in a, t?r ' 6 s,äd, i® cbe oder SemstworEfarichiungen 

,tf„ ren ’ ai ? dara " tätigen Aerzte daher Bearntencharakter hätten 
aber . audh , i n Palästina sind ja die Krankenkäfs” ße 

ntw A i n - bu fe n und tasten die Unabhängigkeit der Aerztö * 
nichttan, Und darauf kommt es aüeh bei uns an nie t etiunn** - 
der. Ambulatorien’ müßte in den ÄSgL 


atic- * . “ly 10 Qe n nanaen eines" p arit ähsch 

’ oSSr r S^{ , f- 1 ;- dern U, ' d Angehörigen dÄÄ 

Kasse vor^eschlnorAn^ 7 iir ö i^;i, - , u ^ vo.i.cer 


^ «OQft 




tt _ y v- 1 zu Dringen. — Auch m 

K sse vorgeschlagene Ziveiteilung - ga p- nKh ' t- ^^ e ^ 
mir schon wegen der Zerreißu ng auf 


Sic ersc-icrni 


der einen 




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Seite der Vater und- ^*e^ersfcherun^pfnchfiten Erwichsprpn in 

iS ^ ^ Fra J« »nd die Kinde>m Ambu&W 
_behand\ung - ganz .verfehlt. Will man einen UebetZj 

m f n i etien Zw ang fort, der immer und überall 
. 'von den Hilfesuchenden als eine unnötig grausame Beschränkung 
— empfunden wird. Man überlasse es jedem Kassenmitglicd ebenso 
jedem Familienangehörigen desselben, entweder ins Ambuh 
torwm oder zum 




*• 

, 




beiden wird es einen Idlen 

Krank-en zugute kommt. Dann wird sich auch im Laufe der 

% beSSer macBI - ^i we.cher Versörgu'ng 
tol&teÄ' die Aerzte- und dl 



^ . i 


Geweijehygiene. 

Von Dr. med. AJfred Beyer, Oberregierungsrat im Preußischen 

Ministerium für Volkswohlfahrt. 

Entwicklung moderner Kulturstaaten zu Industrieländern 
ArbeiteMn ^ gTwrbhchen le^ 

Produktions verfahreni4ind die VrweVdingSef^Sahnter 


~ Äix 1 ^7* o. ^aijuciLLit, ijpiunrcn unQ ürkräiikun&en; Schon 

iefem tei Hhnnt be f n Si br d ~ e Aerzte _ mit diesen Berufskrankheiten . 
befaßt Hippokrates, Plinius und Galen haben bereits über die 
Berufskrankheiten der Fechter, Gerber, Sehmiede, Läufer Berg- 
Itvr* U jf£ ben chtet. Die ganze Entwicklung der Gewerbehygiene - 
daß an lß rem Ausbau vorwiegend Aerzte beteiligt waren - 
Das; ist nichts -besonderes. Die durch Berufsarbeh bedSen 

haupt^^^^^ ^ nur an den Reaktionen des Körpers über- 

von ? en Jahrhundert interessierte sich lediglich— 
der nSfpnJr J’^ ^Senartigen Schädigungen ; man-nahm sie ln . 
s nn hke if irr ^fi^ n ’ p we *! L s jf u nabwendbare Folgen be- 

llcL^Th"?" U p d 1 f ^ d dfeS^7^flän 1 n^ 

P?,w," t Arbeit f 1 l Fl 2. uen und Kinder ‘raten, erkannte daVgroße 
CT^ kUm d o r staat die Bedeutung beruflicher Gesundheits- 
sport?^* D r r V edieß besti mmte Vorschriften, die einen 
: fm h Tr te H n Qewfi^ebetriehen beschäftigten Arbeiter bezweckten. 

1 er Int f e f sen aber standen damals die Unfail- 
Große bewegte Massen, Schwungräder, Pressen, Zahn- 

nt« V i r Rie ^ en fuhrten imm er wieder zu Unglücksfällen, die. 
den Tod, .erstununelung- oder doch, schwere Verletzungen zur~ 
böige hatten. So ist es vielleicht erklärlich, daß“ die Preußische ’ 
uev.-erbeaufsichf—T echnikern übertragen wurde. Die ' Unfälle 
wurden registriert; Statistiken zeigten- HireK Verteilung'- auf die” 
verschiedenen Berufe- und man glaubte dahe r mit Rprhf »■ rfa-ff v 
pcnutzvorriciituii^cii technisch-mechanischer Natur .;das~Veste 
■Vorbeugungsmittel seien. -. V . ' - v 




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17 








Inzwischen abejTjtäi- sich die Oewerbehj^iene entwickelt 
-Größer als 1 “die Zähl der Unfälle ist die Zahl der BgHJfs- 
krankheiten. - Es~sind diesc^aktite oder chrohischeVern n'd eru nee n , 
die durch Ejnatmung vorr Gasen, durch Staub, durch Licht’ 
durch Lärm, durch eine bestimmte Körperhaltung, durch vor- 
wiegende Beanspruchung bestimmter Organe, kurz durch bio- 
logisch wirkende Eindrücke ^vorrArbeitsvorgängen oder Arbeits- 
material herbeigetührtjwerden. - 

Von diesen Veränderungen erhält der Arzt in der Regel 
.erst Kenntnis, vvennrdex_Arbeitnehmer aTs Kranker zu ihm kommt. 
Deutlich spezifischen Veränderungen, wie sie' etwa Phosphor, 
Quecksilber, Arsen oder ähnliche Gifte herbeiführen, steht eins 
Mehrzahl von Berufsschäden gegenüber,; die ein schwer dia-, 
gnostizierbares Bild bieten. Eine Entzündung der Schleimhäute, 
des Auges., der Nase, des Mundes oder Kehlkopfes oder auch 
der Verdauungswege sagt zunächst nichts über die Ursachen 
dieser Schädigungen, ebenso wie etwa ein- Rheumatismus durch 
die verschiedenartigsten Einwirkungen bringt sein kann. Auch 
die Angabe des Arbeiters, daß er in dieser , oder jener Fabrik 
....... beschäftigt sei, vermag den Arzt noch nicht über die individuellen 

- Schädigungen 4m. Betriebe aufzuklären. Eine schnelle, wirksame 
und sachgemäße Vorbeugung erheischt die Notwendigkeit, daß 

— der Arzt - sieh in d e m Fabrik - betricbc selbst über die Eigenart der 
BeruTsärbeit orientiert. - 

\ Die _ technischen Gewert>eaufsichtsbeamten haben wie auf 
dem Gebiete, der Unfallverhütung auch in der Vorbeugung d_ex 

RernfQfcra nlchpi tpn nnhpctriftpn nufpc j 





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Berufskrankheiten unbestritten Gutes geleistet; Die Erfolge der 
preußischen Gewerbeaufsichtsfeeamten sind sogar nur dann ver- 
_ ständlich, .wenn man berücksichtigt,, daß die technisch und" 
juristisch^ nicht immer - biolagtsch, vorgebildeten preußischen 
Gewerbeaufsichtsbeamten einer inneren Neigung, einem sozialen 
Instinkte folgend, in die Gewerbeaufsicht übertraten.. Es ist 
aber trotz der genannte n Erfolg e nicht -verstä ndlic h, warum" man 
—istatt -eiRes-gar^gbaren 7 -nicht den anerkannt besten Weg wählen 
soll. Die Berufskrankheiten sind Krankheiten. ; Sie' sind erkenn- 
7 bar nur ausjkörperlichen Veränderungen. Das Objekt des Er- 
kennens und der Vorbeugung ist der Mensch. Nur seine. Beob- 
achtung und Untersuchung kann Schäden und Ursachen von 
Schäden aufdecken. Es ist daher trotz- aHer Versuche, diesen so 
• naiven Tatbestand ; _zu_ bestr^ten^ die Gewerr ehvgiene wie die 
Hygiene überhaupt ein zunächst ärztliches Arbeitsgebiet. iAiitf 
-die.^Fra ge der Ermüdung, der Arbeitszeit, der Gesamtdauer and 
^-Verteilung der Pausen sind zunächst ärztliche Fragen, weil sie 
überhaupt nur auftauchen konnten, in Rücksicht' auf die bio-’ 
■: logische Konstitution und Leistung des Menschen. Selbst- 
verständlich spielen bei all diesen "Fragen auch: widschaftlfclte, 


_ ' Komplexe eine Rolle. Diese aber sind "nicht 
- •- gabenkreis der staatlicheh Gewerbeaufsicht 

Der Unternehmer, der Sei nenuBet rieb möglichst ökonomisch 
und ertragreich zu gestalten 'sucht — oft genug untcr-f u bau 




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, an- der Gesundheit des Arbeitnehmers — kt c^ik,-* „ ’ .~ 

?. akt °J l n l, ka R.' ta hstischen Produktionsprozeß der Gesellschaft! 

" vprant fn mm rur ^ ^ u ^ l ^ u P2 dieser Funktion nicht persönlich 

Cesa ™"" 5it F gCniiber e:;,2elr « n Inifiressengemcin- 
scha teil zu wahren. So ist die Gewerbehygiene eine soziale 
Pflicht; sie hat alle Merkmale sozialer Aufgaben. \ T 

— Gewerbeaufsichtsbeamten sind_ Organe der erößten 
nationalen Gemeinschaft;- des ganzen Volkes. Sie haben zunächst 
und yon^egend soziale Pflichten. Daß der Arzt nach Anlage 

: Tendpny ng h"~ Ber - Ut T n'* einer an sich immanenten soziakm 
Tendenz — die geeignete Persönlichkeit für die Ausübung der 

Gewerbehygiene ist, bedarf keiner weiteren Diskussion. ö 

— %m u N ®“ er ® Forschungen haben nun ergeben, daß die große 

Mehrzahl aller Unfä lle nicht durch die ligenirt-der^Meb^ 
einnchtungen, sondern durch das Industriell variable Verhalten 
des Menschen im Arbeitsprozeß- bedingt ; sind. Die so durch 
psychophysische Eigenarten „ des ^Menschen bedingten Unfälle 
lassen sich auf ca.^/j aller Unfälle angeben. Diese^Wniedrig 
•gegriffene Zahl zeigt aber schon, daß der Physiologe und der 
P /y^jo ß e in der Unfallverhütung eine 'une^gßliche Ergänzung 
des Betriebs-Technikers ist; -Der moderne psychologische Unfall- 
— juj 2 trägt diesen G esichtspunkten Rechnung. Es is t daher 
nicht unvorsichtig, wenn Jen sage, daß unter Aerzten und. Psycho- 
dogen eine großere-Zähl geeigneter Gewerbehygieniker zu finden 
sein wird als unter Technikern. ~ - 

- Durch Reichsgesetz wird nunmehf die Unfallversicherung auf 
die Berufskrankheiten ausgedehnt werden. Die durch Ausübung 
ihres Berufs Erkrankten erhalten dadurch die-höhere Unfallrente 
_ zu erwarten, daß heute die Mehrzahl der Krankheiten ^ 

gewerblicher Arbeiter Lais Berufskrankheiten- ausgelegt wird. Die ‘ 

entscheidende Instanz muß“; unabhängig vom Arbeitgeber und - 
Arbeitnehmer sein. Es kommt daher al «^ni g r . h^r! » n f f o r pu t J 

- ^ «T der- beamtete Arzt in. Frage. — Er wird aber 

niCnt HrhPI f PH tÄnnon umnn L '-i • . ir . 





’ü -7 , .. «**» m r^idge. — - er wira aoer-:-:- 

nicht arbeiten können,. wenn nicht auch die Kassenärzte, Fabrik- 
. arzte, Aerzte der Berufsgenössenschalten, kürz wenn nicht die 
-gesamte deutsche Aerzteschait sich mit Fragen der Gewerbehygiene 
belaßt.^ Unter diesen-Umständen jst elzu erwarten, daß die 
Gewerbehygiene ein, sehr aktuelles Gebiet mit hoher Expansiv- 
5 ra rt wird- -und zwäf schön m nächster Zukunft. -Die-Ausdehnung— - 

— er Un f alFversTcfi er u n g auf diV Berufsftrankhe m. E. 

dem btred um die Kompetenz in der Gewerbehygiene «in Ende, 
lechmkern soll nichts genommen werden und-wird nichts ge- ‘ 

— nommen; für die Aerzte aber tut sich ein gewaltiges Gebiet auf, 
das_sie zu kultivieren haben. Wir stehen an einem Wendepunkt— 


a7 C l. f ,, — -T „ x, “ wcu * vv, i an cmem_wenaepun{rt- 

de^Enhvncklung der Gewerbehygisnench hoffe, daß die deutsche 
Aerztesehaft sie erkennt und nützt . T : ^ 


V « 




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Sy' — 


Der Fall Hoefle und .die Aerz.tes diaffc 

das 


tragische Schicksal —des. 


früheren 


wurde, 


Zentrums-' 
nahm der 


Als- 

niinisters .in der ~OeffentIichkeif. bekannt 
„Verein Sozialistischer Ärzte“ den Fall „Hoefle zum Anlaß, über 
den Einzelfall hinaus die un e r t räglichen Zustände In den denfedien 
Strafanstalten zu beleuchten. Es galt für uns, daran niitzuarbeüer;, ' 
Tausende von Gefangenen, die unter dem bafbari'sciWn Strafvoll- 
zug leiden * und ihm zu erliegen drohe n, zu T^ien. Der Verein 
nahm einstimmig die folgende Entschließung an, die in einem 
großen Teil, der Presse^ veröffentlicht wurde: r _ . 

„Der kürzlich im Untersuchungsgefängnis erfoIgteTod des Ex-' ~ 
ministers Dr. Hoefle hat die Oeffentlichkeit auf die eigenarligenGut- 
achten-von Gerichtsärzten aufmerksam gemachf^ie trotz sch wer ster 
Krankheitss yrnlnm& den- .-Untersuchungshäftling bis wenige 
Stunden vor seinem Tode für haftfähig'erklärten. Auch ist* ein 
Geheimerlaß des Wohlfahrtsministeriums bekannt geworden,, nach . 
dem Gutachten nicht beamteter Aerzte ganz -unmaßgeblich sein 
sollen, während die Gerichtsärzte 'die Haftunfähigkeit eines 
.Beschuldigten erst bei Fällen jeder Fluchtmöglichkeit bekunden 
duffen. — 

Es bedurfte des oben erwähnten Einzelfalles, um einen 
Teil der Oeffentlichkeit 'auf die ärztlich wie rechtlich unhaltbaren 
Zustände im deutschen Gefängniswesen, durch die Tausende ' 
von Personen betroffen" werden- aufmerksam : ;yr machen. Der 
„Verein: Sozialistischer Ärzte“ protestiert gegen den Geheim- 
erlaß des Wohlfahrtministeriums und fordert seine Rückgängig-” 
machung. Er fordert ferner, daß. die_von Gerichtsmedizinal- 
personem abgegebenen^. Gutachten jederzeit von wirklich 
Sachverständigen nachgeprüft werden können. Er_wendet .sich-- . 
schließlich an and ere ärztliche und juristische Organisationen, : - 
glsämfe - tJeifentficlüceit " mit 'der' BSfe, sfcTj^denil 
Protest -anzuschließen“. ' ' ' « 

- Dieser Appell hatte insofern Erfolg, als -weite Kreise der 
Anwaltschaft und der Aerzte sich mit dieser Materie wenigstens 
beschäftigten: X'on der „Freien Vereinigung im Groß-Berliner 


Aefztebund“ wurde^ eine große" öffentliche -Versammlung nach 
HpPgg^wi Spichernsälen einberufen. Es referierten unter ^großem 
v - - Beifall der Riesenversammlung Adele Schreiber, Rechtsanwalt 
Dr. Klee, Dr. Hildesheimenrnd unser Mitglied Lothar Woli gegen 
— Klassenjustiz und Klassenmedizin. Nach einer leidenschaftlichen 
"Ansprache Erich Mühsanis,, der seine/ eignen ‘Erfahrungen in 
Bayern • ' schilderte,---^övurde?. waliezu einstimmig u. h. folgende / 
Resolution angenommen : " ' 

rDie Veisammluiig foidefl eitle Anmestie-dür die poihischCn 


Gefangenen und für eine möglichst 
Gefangener, d»ie..aus Not zu Verbrechern v/urdeti: 


große 


Zahl anderer.;,. 


...L„ 



20 — 


Die hygienischen Verhältnisse 
ih deutschen Strafanstalten. 



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•« 




am 16. Januar_1923. 

vP* e T? l l rcl1 den Tod des _Reichsposlministers Dr. Höfle im 
r .MOäbjter Uii tersp cli ii ngsge fä ngn is verursachte Erregung hat den 
„Verein soziaHstisj:her Aerzte“ veranlaßt, mich um einen Bericht 
über die sanitärem und hygienischenVerhältnisse in der bayeri- 
sc hen Festungshaftanstalt Niederschöneriield zu ersuchen^- Ein 
solcher Bericht müßte, wenn er nur einigermaßen übersichtlich 
die tatsächlichen. Zustände darstellen wollte, den Umfang: einer 
voluminösen Denkschrift prhnitA« n ö r v.; Ä - - r* 


& 


/ 1 : 


voluminösen Denkschrift erhalten. Der hier verfügbare Raum 
verbietet -auch nur die Schilderung der Erfahrungen, die eine 
- Kleine Anzahl Gefangener mit dem Anstaltsarzt Dr. Steindl 
— fndrer Bezirksarzt von Rain, jetzt Medizinalrat, im Laufe Von 




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? Ä .i al ?f en S emacht haben * Ich -beschränke mich' deshalb auf die - ' 
Mitteilung eines einzigen Falles, ^nnd zwar reproduziere ich ^ 
einen Auszug aus der von mir verfaßten Eingabe an den baye- - 
nschen Landtag vom 18. Januar 1923, deren Wahrhaftigkeit sich 
daraus ergibt, daß sie von sämtlichen 28 Festungsgefangenen 
ohne Ausnahme unterzeichnet war. Die Eingabe wird iirextenso 
in einem v.on mir vorbereiteten Buch erscheinen, in dem die 
Dokumente, mit- denen’ ich die Behörden und Parlamente im 
Laufe jier Jahre immer wieder und immer vergeblich auf die 
ungeheuerlichen MIBstände in Niederschöncrtfeld hinzuweisen ver- 
suchte, zusammengestellt werden... Die folgende Eingabe war 
an den Eingaben- und Bescb Werdeausschuß des bayr. Landtages 
gerichtet. Ihr erster, ^setoitt, lautete, (mit -Kürzungen)-: — ?= 

. .■* „Wir behaupten: ■ 

L Der Tod de~s Abgeordneten- Hagemeister im. 16. Januar 
1923 in der Festungshaftanstalt Niederschönenfeid hätte ver- 
hindert werden können. 1 v. , . : ~ . •• ; 

2* Die Behandlung des Abgeordneten, Hagemeister von 

tflrrrmloiMo . ? m , « • ' . . . . . . 


lifi 



semerjErkrankung ab bis zu seinem, Tode bestand nicht in 
;r zweckmäßiger ärztlicher und von der Verwaltung- geförderter 
Krankenpflege, sondern in überflüssig qualvoller und unzulässiger 


3. Die dem Abg. Hagemeister während seinerKrankheit 
verordnete Ruhe und Vermeidung von Aufregung wurde von 
den Organen, die zur Durchführung dieser Verordnung ver- 
pflichtet waren, seit seiner Wpgverlf^nr t g — aus der Umgebung - 
seiner Freunde zu einem Verfahren verkehrt, das dem Patienten 
aus Unru he und Aufregung nichf.me hr h eräuskomtn e n ’., li>R _J % ; .... _ - r - 
4 - Der Afog. Magffitieisler star£, völlig.. verla^semZohne ' r ~ r 

- » « — r~ - - r __ 


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Beistand^ iß einer, öden, kahlen, Zur Aufnahme von St räflingen , 
nicht - von Kranken bestimmten und eingerichteten Gefängnis- 




zelte. ..Sein Wünsch, gelegentlich einen FrciÄwir 

be* sich zu sehen, blieb unerfüllt Seine letzt- Lebe' 

war einte Zeit gänzlicher Vereinsamung, 1 vvahrend^n^ 
Freunde zugleich im selben Hause und zu jeder Steife 
zu seiner Hilfe bereit waren. Die durch die Kausordmm 

für Schwerkranke vorgeschriebene Leberiühruii* in ein 
wurde nicht veranlaßt!' 

; 5t Während der-tetzten Lebenstage. des Ab^v-Ha^ 
wurden selbst die notwendigsten Handreichungen 0 ^ sei 
Wartung verabsäumt: Die Zelle .wurde nicht gelüftet t! 
wurde nicht ausgeleert, ein Signalapparat zur ^rbSrnfl 

V Vn°K an i en; Rufe ’ .anstrengc 

amregend für den Kranken waren, h ieben nrt viorioia.Z,. 


• . u * oezirKsarzt Herr Dr. Steindl 

m Niederschonenfeld, hat den 

behandelt.' Er . hat ihn. schon an 
zuerst gefahrdrohende Formen ' 
Untersuchung grob angefahreh. und ihm 
merkungen über die Nervosität 

Festungsgefangenen gemacht 

riagemeister die Fürsorge für den Pat 
wünschte und die ihm bisher 

boten. :Er ist dem Kranken n 
und i _ 

Tode jede weitere Konsultation 


aus^Rai n, . Ansialtsärzt 
_ ;meister unsachgemäß 
dem, Tage, als die Krankheit 
annahm. .(7. Januar),- bei der 
7 J gegenüber abfällige Be- 
der sich ängstigenden übrigen 
bat den- Freunden des Abg. 

. -ißnten, die dieser dringend 
sein Leiden erleichtert hatte, wer- 

Tode U i"ed S e Ch0 > giSC ^ be S e S net . daß 

Tode jede weitere Konsultation des Bezirksarztes 

um fi tihfm schwere Anfall des Abg. Hagemeiste. „ 
den BeKtaJIr» 01 ?^ nS ^ r( ^ e allein bekämpft und bezw 

. n ® is ^and seiner Festungsgenossen E 
wiederholte v erlang e ri ans Aufsichts ’ 

zuglie fa - H i l fe— l i er b- fi g eschatn -■ — 

fcTcn^A ^llT r 3 ^ 6 ^ 60 g ell end : ^hrie 

Ick c. fflr Verfügung stellen söi 
lauf euiei halben Stunde. Bas- Begehren de 

wahrend dieser Zeit der ätW ? G i 
nmM - ■ ™ ^cu, aer Arzt müsse telei 

wefden, : wurde (besonders vnm nK Q n„„.t 


in derartig unärztlich 
am Tage vor seinem 
; verweigerte. 

Tieister am 7. Januar 

. . . /ungen. durch 
as dringende, immer 
ersona l , — es — müsse^t m v er -. 
werden-, fruchtete nicjht, ; o bgl eic h 

J * Der Sanitäter." der 


geiien 




, V'“-. , - — 22 ~ " 

, eine ganz^ birze Unterreduiig von höchstens 5 Minuten ee- 

luTtnf« h! e -. s;c '- voiil S„. ai:I die Entgegennahme des Brlf- 
au rages bgsdpufcen mußte. Der Werkmeister Gctsch und der 
San ita ts we rkfu h rer Bastian beaufsichtigten 'das Gespür Als 

Gelch lf ^ 'f Brief ^«^en-weme,- verheerte Herr 

nur angeben,- was ein Freund für ihn 

- ÄÄSffiSjE M 

dieses Gespräch, fand unter strengster- Bewachung statt Nach v 

ff»}? Beendigung^ ^wollte. Heil Getsch- di e Zellentü r a b- 

schließen, was zur Folge hatte, daß der tonijn! 

Hpf ^f^I 0561 ^ A ^ fregUng aus dem Bett s P r ang und auf den Gang 
hth ^!r ?V er . da ? egen protestierte, daß er wegen seiner Krank? 
hed disziplinär bestraft w urde. Die Einschließung unterhlteh 

? aniT *. Der Festungsgefangene Luttner war der letzte nicht- 
beamtete Mensch, den Hagemeister vor seinem Tode sah. 

dMrrh^n^ 

— P a ^ emeist ^ r » • * •» wurde er trotzdem weiter in 
fn^pfn^ P Wa re er seinem Wunsche entsprechend 
in. seme FestungszelTe zurückgebracht worden, so wäre er von 
seinen Freunden treulich und ohne Unterbrechung gepflegt — 

' frnhwtp F ^ ,cb lst ui U bei2weifeln » ob der von ihnen schon 
Ttfuher gemachte \ orschlag, dem Genossen abwechselnd ^ Wächt- 
er ^ wk Z * U D ste ! Ierv genehmigt worden wäre; hatten sie doch 
schon bei Beginn der Krankheit die größten Widerständen^ 


-ttuiMcntspersonais zu uberwmden gegen die unerläßliche Er- 

? mes Lerntuclies zurn Auflegen auf den von Schmerzen : 
— unfirt r agl i c h g equälten Körper- y. . 

' ^u jJu'^ De /r T , 0 1 des Abg - Hagemeister ist somit durch das 
schuldhafte Verhalten der für sein Leben und seineWerwartung 
verantwortlichen Beamten, nämlich des Festungsvorstandes selbst 
der ihn vertretenden Aufsichtsorgähe . . . und vor allein. des 
Anstaltsarztes verursacht worden (§ 222, Abs. 2 Str. G. B.).“ 

. -^Sp. weiteren Abschnitten der Eingabe verlangtem-wir 

em ® gründliche Untersuchung, die Durchführung eines Disziplinar- 
-verfahrens gegen Vorstand und Arzt, dessen vorläufige Suspen— 
^di er u,ng^und_ die unverzügliche Einrichtung der VorgescbrieFeneh ' 
: Krankenabteifuhg. Zur Bekräftigung erklärten Wir, zum Zeichen 
i^des Protestes am Tage der Ueberführung der Leiche 24 -Stunden 
lang die - Nahrungsaufnahme verweigern zu wollen. Dieses 
-Fasten ist von aIiem-Genössen: ohne -Aüshahme durchgeführf ~ 
worden. ^ Die^nte.rsuchung^and dann in der Weise„sfatL- daß - 
-die Beschuldigten allein gehört wurden. Eine -Krankenabteilung - 
’^irde nicht eingerichtet,- Vor s ta n d und Arzt wurden -befördert —- 


23 


■ * ; - > 


uncTder. bayerische Landtag ging über unsere Eingabe und über 
. .den Tod seines kommunistischen Mitgliedes zur^agesordbi.'ng 
über. * " • Erich Mühsam. 

Ueber die Arbeitszeit in den Krankenanstalten Berlins. 

*-• . ^ .. - . : A 

—Tn einer Veranstaltung des V. 5. A. im letzten- Winter, die 
der gesundheitlichen und* kulturellen Bedeutung des AchlsfuaSen- 
tages gewidmet war,— referierte u. a. Genosse Polenske voni 
Staats- und Gemeindearbeiterverband über die Verhältnisse in 
den Berliner' Krankenpflegeanstalten. Die Arbeitszeit beträgt in- 
folge des -ungeheuerlichen Abbaues für das Pflegepersonal bis 
17 Stunden am Tage. Es liegt auf rir-r Hn.n/i rtaß unter 


-ZU 


diesen Umständen der Dienst nicht so beschaffen sein ka+w r 4vie; 
es im Jnteresse der Kranken, erforderlich ist. 

_ Wie der „Vorwärts“ vom k Juli d. J. mitteilt, hat sich die 


Deputation für das Gesundheitswesen mit diesen unhaltbaren. Zu- 
ständen beschäftigt und in Richtlinien u. a. festgelegtp daß-eine 
48 stündige Arbeitszeit nur in dringenden Ausnahm ei-äl!en über- 
schritten werden dürfe. Es wird betont, daß eine längere Arbeits- 
zeit den Gesundheitszustand des Personals schädige und die ord- 
nungsmäßige Versorgung der Kranken geiährde. 

' Diese Richtlinien sind nun bisher nicht in die Wirklichkeit 
' ' umgesetzt worden, sondern die Verhältnisse haben sich im 
Gegenteil noch weiter verschlechtert. Die Erkrankungen des 
Pflegepersonals, insbesondere die Gm Dienst zugezogenen In- 
fektionskrankheiten nehmen in erschreckender Weise zu. Nach 
den Erhebungen des Verbandes der Gemeinde- und Staats- 
arbeiter (Sektion Gesundheitswesen) leiden durchweg 1Ö% des 
Pfle geperso nals an akuf er -Tuberkulose. Iii ' den ~ l rr enans1aUeii 
. h äufen sich die Fälle, in denen das Personal den Angriffen der 
^Geisteskranken unterliegt und somit schweren körperlichen Ge- 
fährdungen jusgesetzt ist. Die Verwaltungen einzelner Anstalten 
gehen gegen das. im Dienst erkrankte Personal unglaublich rück- 
sichtslos vor. Es ist eine ganze Reihe von Fällen bekannt, ge- 
worden, in denen Rfljegepersöhen, die sich an Tuberkulose, in- 

- • fiziert haben, einfach entlassen wurden, weil sic sich zur Kranken- 

pflege nicht mehr eignen. 

i Ein -derartiges Verhalten mu ß" i rm sö mehr befremden, als 

— •• -angenommen werden tn iißte, d t ve rwal tu ng aus dem 

bekannten Prozeß, den Dr. Arndt gegen die Stadtgemein Je sieg- 

W^feich geführt hat, Lehren gezogen hätte. 

. - . WWenn der .Gemeinde- und Staatsarbeiterverband im Inter-. 

. esse des Krankenpflegepersonals , das mit dein ■allgemeinen 
Interesse identisch ist, gegen diese unerträglichen Zustände Front 
macht, darf er auf die tatkräftige Unterstützung der im V. S..Ä. 
organisierten sozialistischen Aerzte rechnen. . E. F. 


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— ■ 24 ~ 


Das Gesetz zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten 


'Referat des Gen. Dr. Georg „Löwenstein (Stadtarzt) 
in clerYeisamtnlting'lcs „Vereins Sozialistischer Xrztc“ am 30. 

'gegenwärtig 


. <1. J. 


A., 


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' Das 'gegenwärtig dem Parlament vorliegende Gesetz 
zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten beabsichtigt 
etrre Sanierung durch Maßnahmen, — dte^ allein gegen xlen 
Kranken als Ansteckungsmittelpunkt gerichtet jzu— sein scheinen. 
In das Zentrum der - Bekämpfung ist ^die Gesundhcits- 
: bchörde gerückt, welche mittels' der gesetzlichen Bestimmungen 

inclölente,' gefäHcdende 
kann; dabei wi rd den 


•I 


~~Zwangs- 


und Strafmaßnahmen 


Kranke zur Anwendung 


gegen 




bringen rlassen 




T 


Aj 


Beratu ngsslehen als — mahnenden und - zufübrenden ..Stellen ein 
großer Aufgabenkreis eingeräumt. Die bisher übliche alleinige 
Erfassung der Frau als Prostituierte wird aufgegeben; es fällt 
also die Reglementierung, Bordeliierung, Kasernierung def Prosti- 
tution, d amit a uch die bisher übliche sittenpolizeilichd Ueber- 
wachung deF doppelten Moral mit zweierlei Recht gegen Mann 
und Frau. Die Polizei gewinnt durch das. Gesetz trotz des Ver- 
lustes der sitten polizeilichen Aufgabenan EinfluB%ei cler Bekämpfung 
durch Zuführung Indolenter zur Zwangsuntersuchung oder - 
behandlung, . durch Ueberwachung ..der • sicherheitspolizeilichcn 
und ordnut^spoiizcüichen Maßnahmen. 

Als Angelpunkte des Gesetzes "ist der § 6 zu betrachten, , 
der nunmehr, die Laienbehandlung Geschlechtskranker verbietet, 
Die Laienbehandler, denen eine eigene Presse . zur Verfügung 
steht -und die zu einer großkapitalistischen Gesellschaft zu- 
sammengeschlossen sind, deren Kampf gegen die Aerzte nicht 
die Volksgesundheit. sondern G plfhntpx ^jg.g. f>n i - m — Auge hat — 


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müssen vom volksgesundheitlichen wie soziälistischeivStandpunkt 
' aus unbedingt' bekämpft werden; v i- ; VJ r FFFr-o 

§ 13. ist besonders anzuführen, weil er den Unfug\ der 
Konzessionierung der polizeilich gemeldeten Prostitution auf hebt üf 
und die Regiementierung- verbietet; r leider_ wird .durch die Zu- ; 
Satzparagraphen im Absatz 4 für Orte unter 10 000 Einwohnern 
und für bestimmte Plätze der Städte die Prostitution Wohnbe - - 
schränkungen unterworfen, wodurch die Kasernierung auf Um- 
wegen wieder ermöglicht. Der Verkaui von Schutzmitteln wird 
unter— gewissen Einschränkungen freigegeben. Das Gesetz 
^bringt erhebliche "Fortschritte, wenrf es auch dem Sachver- ~ 
ständigenentwurf der O.G.B.G. gegenüber noch nicht wei t- 
.. gehend genug-isti — F — ~ 5 

Beim Reichsbewahrungsgesetz, dessen vorliegender Entwurf 
von deF Reichsregierung als Grundlage für den Regie rungsent- • 
wurf bestätigt ist, Jbandclt es sich um Schutzmaßnahmen vorüber- 
gehender oder dauernder Art für -asoziale— -oder antisoziale 
Personen, welche nrch>FeThe Verwarnung, wie sie jetzt in der- 
artigen Fällen nutzlos und schädlich durch die Strafhaft ausgeübt 
wird, umfaßt, sondern . -eine Bewahrung ..vor Konflikten mit dem 
Strafgesetz, einen Schutz für* eine minderwertige, das Recht, der 


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Umwelt nicht erfassende- Person . beabsichtigt. Der.’ Knfwitrf 
keine Parias schaffen., also die Arnicnirnrcrstüt/ien • 


- 1 : ; , 
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^ d : r sorgezög linge nicht, wie -in sbishcrigen anderen EÄ en 
— dur cU 4-Bew ahp a g ^ b e^nderg in Frage '«»tw^Rende Tl-fS'vnen .suv 
G sc&efi, sondern eine großzügige,' ' türsorgerisi-he Pr- • r G ■ 
Geisteskranken, GeJste.ssdiwaclien, lihbc&Uit::v IGAn---. . ;A. ; : u 
Irren usw., sowie bei Unzti reclTnüngsfäh i g e n “sei 1 affen 7' < feh e 1 1 der 
§ 51 zugcbilligt ist. 

. Art der regen Aussprache beledigten sich -die Gen. Kir.nber, 

Rosenthal, Güterbock, Simmel, Turnau, die Herren Balog-mmd 
Prof. Pinkus. 

Ueber das Gesundheitswesen in Palästina. 

In einer sehr gut besuchten Versammlung des Vereins 
sozialistischer Aerzte berichtete Genosse Dr. Zadek sen. über 
~ seine Eindrücke und Erfahrungen während eines* 5 wöchentlichen 
Aufenthaltes in Palästina. In breiter Schilderung gab er. ein an- 
scha.uliches3ild von Land und Leuten, von FreucSn und Leiden 
der Juden beim Aufbau ihrer alten Heimat. Er ließ Landschaft, 
Städte, Siedlungen, kommunistische und nicht körn mun istisehe 
G mit ihren , besonderen Charakteristiken, das Leben in den Kwuzas, 
.-das rege Bildungsbedürfnis, die musterhafte Organisation des 
— Bücheraustausches von der Zentrale in Tel-Awiw aus,“ den Auf- 
bau der Schulen vom Kindergarten bis zürn Gymnasium in Tel- 
Awiw, zum Technikum in Haifa, zur Universität in Jerusalem 
vor -dem geistigen Auge der Zuhörer erstehen. Er schilderte 
“die enormen Schwierigkeiten des Autbaus, den Wassermangel 
un d . die mangelhafte KIosettsjDülung,. die Entbehrungen und die 
■RorH-li ^'jnOSSCn SUCh dis OpiCT- 


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Willigkeit und Anspruchslosigkeit der auf dein Lande und in den 
; • ; ;; Ambulatorien tätiger! sozialistischen Aerzte. Ausführlich : behan- 
delte der Redner den Fragenkomplex der Krankehversorgung: 
-Krank enk asse, Ambulatorium,. Krankenhäuser, Fürsorgeeinrich- 

- tungen:. wie die jüdischen Gewerkschaften -sei die Organisation 
; - der Krankenkasse in Palästina mustergültig. Die in den vier 

j; größeren Städten Ss oestehenden Ambulatorien seien gut einge- 
richt et un d würden außerordentlich stark frequentiert. Die 
% Krpkenkassenärzte hätten zwar das Recht, auch frei zu prakti- 
zieren,. aber gar nicht die Zeit dazu. Die- Krankenhäuser der 
Hadassah werden größtenteits'wOi^^“arbeitsun^hig'erkrankten 
K^ssenmitgliedern (zu denen auch Beamte und Lehrer: gehören) 
belegt. - Sie. besitzen eine stark in Anspruch genommene geburts- 
hilfliche und eine Säuglingsstation. Auch an- sie sind Auibuia- 
tonen .angegliedert,- die ebenfalls überaus stark in An- 

- . spruch genommen werden. Die von der Hädassah angestellten 

Aerzte -dürien nicht Praxis ausüben. Die außenstehenden Aerzte 
■;>- - .Palästinas arbeiten,, auf. die Zurücknahme • dieses -Vcrbovs i- : • 

. .. Auf- dem. Lande, in_den Siedlungen hat die. Krankenkasse- eben-" 
falls ihre Aerzte, die- alle einem ärztlichen Direktor in Tel-Awivv 
unterstellen. In Ein-Charot gibt ein kleines, aus 3 — ? Abteilungen, 


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innerer Lind äußerer Station, einein Ha us~f u r Xieburtshilfe und 
einem Kinderhaus bestehendes-ifrarikenhaus, das von allen Kolo 
(men des Emek belegt Avird. Ein - 

“ K (biauptslichiicli von .der M ala ri a ) -u nter hält die Kranken- 
kasse bei dem ms SOO m hoch gelegenen Jerusalem, in Monzu ein 

fn i^f wl ? ie ? e - L Haifaauf de,n Karmel errichten. . Der Geist der in 
aI f d ,esen Anstalten herrscht, jst ein überaus erfreulicher lat- 
--- -gütiger und > auf das Errungene mit Recht stolzer, ein Gci^ 

g hinwlgsetz" Entbehrungen und Schwierigkeiten lachend 

. Der Referent schloß seine interessanten Ausführungen mit 

dem Bekenntnis, daß er auch_in Palästina nicht Zionist ee- 
worden, sondern internationaler Sozialist geblieben sei de/es 
für die Aufgabe der Juden halte, im Galut zu ble ben ’ und zu ' ' 

. ^ m Pfen - trotz alledem, daß er aber durch seine Reise in seinem 
Glauben an den Aufbau Palästinas „durch die Juden bestärkt 
worden sei und die größte Hochachtung vor den Leistungen 

em r pf?ndl nV1 ' Ske,t Un4 4em Ideal!smus der jüdischen Genofsen’ ■> 

- Ander folgenden Diskussion beteiligten sich die Genossen 
Karfunkel und Lothar Wolf. Minna Flake; - 

• .*5? # •*' “ ‘ : 

’ / -v . 

:■*£ - Di e Bedeutung unseres „Mitteilungsblattes“ 

Von Dr. Leipziger-Bremen. 

D , ur «!l. die Heraiisgabe eines, wenn auch im Anfänge nur 
unregelmäßig erscheinenden Mitteilungsblattes, hat der -Verein 
soziahstischer Aerzte die Möglichkeit geschaffen, den nicht 
m Berlin wohnenden Kollegen an der Arbeit des Vereins teil-' 
^ennrerr^trHasse^Aiieht^ii^-getegemt! idie--BerichtOLberdie [ 
Versammlungen aus den- Tageszeitungen zu erhalten, sönWnT 
auch selbst mitzuarbeiten unctrthrerseits Anregungen zu geben. 

Wir als Aerzte wissen, daß mit-tter Forderung der Sozialisierung 
des Heilwesens allein nichts erreicht ist, daß wir alle Probleme • ' 
dis in ihre letzten Fundamente durchdenken und durchberaten 
^müssen, um das Wi chtigste an un serem Berufe, das persönliche 
yertraH^svei-hartniS' des Kran ken zu . seinenT Arzte, unter allen 
Umstanden aufrecht erhalten zu sehen.’ Wir wissen, dar dieses 
Vertrauensverhältnis unabhängigsein muß von allen wirtschaftlichen 
Erwägungen. Gerade deshalb sind wir Gegner ‘ der jetzigen ’ 
Organisation der ärztlichen Berufsausübuhg, beL'dec die-ärztliche 
Leistung, die an sich unbezahlbar ist,- sowohl id derPrivatpraxIF 1 — 
vsne m der Kassenpraxis-durch-eine entsprechende Gegenleistung * 
m wirtschaftlicher Hinsicht abgegolten wird.' ' ö 

Gerade dre-prinzipielIe"Fräge erscheint mir wesentlich und 
gerade sie bedarf einer eingehenden Aussprache. 

Wir fühlen, daß ^ unser .Beruf derjenige ist, bei dem die ' 
^ u . sei il an< ^ e — ^ etzLirigen zwischöfi- den beiden Prinzipien^ die zur* • 

Wej.t bewegen, zuerst und dadurch am schärfsten zum - - 
. .ushag kommt. TAVir Aerzte, i_die wir am eingehendsten mit 






allen Schichten des Volkes in Berührung kommen Ishci den 
Menschen gerade in den Zeiten der Krankh eit _ und der Not- 
helfen sollen, wir sind auch als Stand besonders ir; Mifleiden- - 
schaft gezogen, und es ist sehr wohl möglich, daß gerade 
Mhser Stand- dazu- berufen ist,- d en-VVe g- in e i n e be sse re Zukunft" - 
•nicht -mm für uns, sondern auch für unser Volk imd die gesamte 
Menschheit zu weisen. 

Wir, die wir uns zu dieser Erkenntnis durchgezwungen 
haben,.. haben die Pficht, mit unserer Erkenntnis nicht zurück- 
zuhalten, sondern neue Wege . zu bahnen. Wir. wollen für 
unser Teil dazu beitragen, den Arzt als „Führendes Volkes“ 
werden zu lassen. 

Unser Mitteilungsblatt ist eine Notwendigkeit, weil die 
anderen Standesblätter in der Behandlung unserer spezijj^pf 
.Aufgaben nicht — m Frage kommen. Wir „.brauchen . ein uns 
zur Verfügung stehendes Diskussionsorgan, das unbekümmert 
um die wirtschaftlichen Kämpfe zwischen den Aerzten und denn 
Krankenkassen für eine grundsätzliche Neuordnung in den 
Beziehungen .zwischen den Aerzten und den Objekten ihrer Berufs- 
.r Tätigkeit eintritt. Unserer aller Pficht ist es, unser Mitteilungs-' 
blatt zu einem Organ auszugestaiten, das nicht nur unseren 

.Mitgliedern eine stetige Anregung^ bietet, sondern auch von den : 

Gegnern unserer Anschauungen als ein stets vornehmes. Blatt 
anerkannt wird, mit dem die Klingen zu kreuzen (natürlich 
geistig) eine Freude und eine Ehre ist. ' • 


* : Kleine Notizen. J 

_ An unsere Mitglieder und Freunde! 

; ‘ - Das „Mitteilungsblatt“ des V.-Sr-A— hat eine freundliche 

v - Aufnahme gefunden. Die vorliegende Doppelnummer legt durch 
_:.ihre zahlreichen Beiträge Zeugnis ab von dem Interesse "unserer 
■ Mitglieder. /für die Ziele unseres Vereint. "Per Vorstand dankt 
~^en--QgiTossei^48rUhi^^ ~un d hofft, daß sietAnlaß geben 
wird zu einer fruchtbaren Diskussion, nämeTrtticir^i^ 
auswärtigen Kollegen/ die nunmehr trotz räumlicher Entfernung 
Gelegenheit haben, von dem V. S. Ä. zu hören und in ihm ge- 
hört zu werden. 

Um das Blatt unseren Plänen entsprechend ausbauen zu 
\. — können/ bitten wir auch um Hilfe. -Bei IjelegentnHT 

eines geselligen Zusammenseins in Hundekehle wurde von Mit- 
''^fKedenr die Begründung eines „Presssföads 4 * angeregt. 

Bisher gingen an Beiträgen ein: Simmel 10.—, Giilorbock 
10.—, Ewald Fabian 10.— , Klauber 10.— Semmel 10.--: 
- - Borm 5.— s Peiser 5. — , Karfunkel 10.—, S. 1. — , Rieh. 

10.—, L, Wolf 5.—, N. V. 20.— 




Fte iwiftfe e-- -Beiträge '.für den „Pres se-t onds“ ' wolle mau 
senden' an den Kassierer Dr. Franz Rosenthal, Berlin WHmers- 
dori, Kaiser-Allee 175 (Postscheckkonto: Berlin ISO). 


b ^ werc ^ en um dm Veröffentlichung folgender Zeilen ge- 

, ? ei i Jahresfrist besteht in Berlin der „Hilfsverein für not-' 
leidende brauen und Kinder politischer Gefangener 4 . Im verflossenen 
Jahre wurden 156 Frauen und Kinder unterstützt zur Beschaffung 
von .Lebensmitteln und notwendigsten Kleidungsstücken, in einigen 
Fällen konnten dringend erforderliche Krankenhausbehandlun^en 
ermygUcht werde#. Den Aufruf, wehrlosen Frauen* und Kindern 
-eine hilfreiche Hand *u reichen und grausames Elend von ihnen 
abzuwenden, haben u. a. unterzeichnet: Käte Kollwitz Graf 
Arco, Helene Stöcker, Prof. Einstein, -Eduard Fuchs, 
Prof. Liepmann-Hamburg, Hugo S im o n. - Wir bitten auch 
unsere Mitglieder und Freunde, zur Linderung der Not unter 
den Angehörigen der zahlreichen politischen Gefangenen bei- 
zutragen. Nähere Auskunft erteilt die Geschäftsstelle: Berlin- 
Halensee, Kustrinerstr. 5 I (Lydia Wilhelm b. Blomberg). 




Gesundheitsamt des Saalkreises (Jahresbericht 1924). Unsere 
Genossin Gertrud Nachmann^ Kreiskommunalärztin im Saalkreis 
Halle, erstattet, hier Bericht über * den Aufbau der ländlichen 
-Gesundheitsfürsorge im Laufe der letzten drei Jahre. Die Pro- 
phylaxe der Säuglingserkrankungen wurde durch Hausbesuche - 
und regelmäßige Wiegestunden betrieben. Ein besonders erfreu- 
liches' Zeichen der Fürsofgetätigkeit ist die Feststellung, daß im 
letzten Jahre die Säuglingssterblichkeit von Tr, 18 % auf 
7,51 % zurückgegangen ist. Obgleich der körperliche Zustand 
der Kleinkinder noch deutlich die Wirkung dei — Hungerjähre — - 
(dysgrasische Erkrankungen, Rhachitis etc.) erkennen läßt, ist 
doch ein deutlicher Aufstieg bemerkbar. ; in der Kleinkinder^" 
fürsorge werden sämtliche Kinder vom 2. Lebensjahre bis Schul- 
anfang- erfaßt. ~ ' 

Auch in der Tuberkulosefürsorge wurde das Haupt- 
gewicht auf die verbeugenden Maßnahmen für die gesunden ; ' 
Familienmitglieder (besonders .dieJKinder von Tuberkulösen) ge- 
feg t- ; Nic ht nur die Erkrankten selbst, sondern auch die gesunden . 
Angehörigen , wu rde^re^^ untersucht und fhnen, nament- 
lich wenn sie gefährdet schienen, Nahmngsmittelzufagert gewährt. 
Außerdem wurde eine zAverkvnfsprpr-hprKi p- Woh nungshygie ne 
beachtet ‘und nach Möglichkeit eine rechtzeitige Isolierung der 


Erkrankten in Krankenhäusern oder Heilstätten vorgenommen. 
Der Bericht ist unserem Archiv übervtfesen und steht Inter- 

S. 




.v 


essenten zur Verfügung. 


-’V 


Entwurf eines Reichsbewahrungsgesetzes nebst Begründung 
von unserem Mitgliede Georg Löwenstefn, Kommunalarzt, ist 
im VerIage^:Hci®rmann & Dortschy,* Berlin SW. 68, erschienen.. 
Preis 50 Pf. ~ - • c 


TT 


9 


• - . ' ;• ?< • . -: T V 

' Der neue Strafrechtsentwuri .stellt den Begriff der Lnzschv • 
in den Vordergrundv ' Gcvvalttätigi; „Unzucht“ wird ■ mit ^üelvthaös . 
bis zu 10 Jahren bestraft« ’ Dabei 'ist; fliese.; Unzucht . hoch • lange 
nicht" 'Vergewaltigung.,' "Die Vergewaltigung wird mir niindestens 
10 Jahren Zuchthaus geahndet. Also irgend eine sogenannte 
unzüchtige Berührung -etc’., wie sie .von jungen Lcniten oft unter ' 
leichter Brachialgewalt ausgeführt wird» wird, dreimal- so. sehv.vr. 1 g 
bestraft, wie die schwerste und gemeinste Körperverletzüng. Wer 
jemand brutal das Auge ausschlägt, kommt-- viel besser weg als 
der, welcher jemand unter Zwang unsittlich berührt. 

' - Der neue Entwurf setzt, das Strafmaß für Ehebruch als An- 
zeigedelikt auf 1 Jahr- Gefängnis herauf, er kennt strenge Ahn- 
. düng für die Verfasser und Verbreiter unsittlicher Schriften, 
Bilder etc. Unzucht und Unsittlichkeit — diese vagen Begriffe — 
machen sich in dem Entwurf recht breit.. _ Natürlich .kehrt der 
§ 175 und der § -218-219 (wenn auch leicht _gemiidert) wieder. 

! ’;• . Es kann keine Frage sein", daß dem Arzt die Bestimmungen, . 

. ’r die hier wahrscheinlich für lange £eit Gesetz werden sollen, inter- 
essieren müssen. Ein Kartell suxualreformatorisc’ner Vereine hat^.- 
• nunmehr in mühevoller Arbeit alle die Paragraphen, welche dbi-Tj. 

. Sexualdelikte betreffen, durchgearbeitet und w ird i hre n. Gego ! Wgs-i£ 

- entwurf wohl bald .veröffentlichen. ' 

Bis dahin sei kurz angedeutet, daß die Verfasser des neue^jiV, 

: Strafgesetzentwurfes absolute Feinde jeder, geschlechtlichen Frci-^/ 
heit sind, _ — — ; Dr. Felix A. Teilhaber. 




V 




Oberregierungsrat Dr. E. Roesle, der in ärztlichen Blättern 
verschiedene Beiträge über die „Sowjet-Medizin“ auf Grund 
seiner Erfahrungen in Rußland veröffentlicht hat, wird • im 
September -d. "J. im V. S. Ä. über das gleiche Thema ein 
Referat halten. 


— > 


Beiträge. Unsere Mitglieder, die noch mit ihren Beiträgen- 
1925 bezw. für das 2r Halbjahr rückständig sind; werden 
ersucht, die Rückstände an den Kassierer, Dr. Franz Rosenthal, 
t^ostsclieckkon tu Berlin- Nft-ABQ)— airmj<;rnrifin F. ve.nt. - müssen 


die ^Beitrage in den nächsten Wochen durch Nachnahme 




erhoben- werden, da wir zur Bestreitung der nicht geringen 
Ausgaben unbedingt autdie_pü^^ angewiesen sfnd. 








Als neue Mitglieder wurden aufgenommen : in Berlins 
Erwin Bauer, Edith Sternberg, Bonn, Max Läufer, Leo. Friedländer, 
Jussow, Sonja Jezierski, Erwin Marcusson, Lohe Lände, 
Trautmann,- Lantos, Ernst Mai, Guazianskv, Ernst Lew, 
Jul. "Semmel, Grebe? — In Landsberg a. \V. Wake: Katzen- 
elnbogen. — In H a 1 1 e a. S. Gertrud Nachmann. 


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' Genosse Dr~A.EHpe:tf-Pafenno,' ein bekaiititer sozlalfsilsdi^^?#^ 
Arzt Italiens, sandte uns in Esperantosprache nach Erhalt • des- - ~ H 7- 

r Mitteilungsblattes“ herzliche Wünsche für ein weiteres Gedeihen 

7 des V, S. Ä. V^’ jjfMf" gj ' ‘ ^ ^ ‘ 

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Bücher und Zeitschriften. 


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vlra! 


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Rußland. Offizieller B e r i ch t der Engl i s clve n Gewerk- 
schafts-Delegation N-ev.-Dcz.. 1924. Neuer Deutscher Verlag, 
Berlin 1925. - '* b 

j Diese bedeutsarne, jetzt in guter deutscher Uebersetzung vorliegende 
Veröffentlichung, die eine objektive Uebersicht über die russische Revolution, 
m ihren jüngsten Phasen gibt, ist auch für unsere ^Mitglieder und Genossen 
- von großem Interesse. Neben der Darstellung des Regierungssvstems werden 
die sozialen und kulturellen Verhältnisse in Sowjet- 
ruß 1 a n d ausführlich behandelt. Es sei besonders auf das Kapitel : 

, G e s u n d h e Lt s - und Woh n u n g s w e s e n “ hingewiesen, bei dessen 
Befrachtung die- Delegation zu dem . Schlußergebnis kommt : „Obgleich- 
Ru Bland vor der Revolution in diesen Dingen vielleicht das rückständigste 
Land Europas war, hat es in vielen Punkten bereits das europäische Niveau 
erreicht und man kann erwarten, daß es bei seinem gegenwärtigen Tempo 
des Fortschritts bald ein Beispiel geben wird, dessen Befolgung in den heute 
auf diesen • Gebieten führenden Ländern Europas eine recht radikale 
Reorganisation erfordern dürfte.“ E. F. 

Jahresbericht der städtr 1 Schulzahnklinik Bonn. 

. R ü n d s ch a u J a h r g._1925 Nr. 24). 


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Von Gen. Prof. Kantorowicz, dem Direktor der Universitäts- und städt 
Schulzahnklinik in Bonn, derr kürzlich in ejnem Referat vor unserem Verein 
die Möglichkeifen der Sozialisierung des Heil wesens am Beispiel der Schul- 
zahnpflege entwick'eir hat, liegt hier ein Jahresbericht vor. Bei. der JfäHV - 
mäßigen Schulzahnpflege, wie sie in Bonn geübt wird, werden nach einem 
großzügigen Sanierungsplan die Schulkinder so frühzeitig erfaßt, daß die 
Zähne noch im Stadium_des Beginnes der Erkrankungen behandelt, werden 
können. Das Endresultat soll, ergeben, daß die Kinder mit gesundem 
-bleibenden Gebiß und an eine regelmäßige Zahnpflege, gewöhnt, aus deFf- 
Schule entlassen werden. Der Jahresbericht 1924-25 gibt ein anschauliches 
Bild von den erstaunlich günstigen Resultaten der in Bonn geübten 
systematischen Schulzahnpflege, in die -fast restlos die Volksschul- 
kinder einbezogen werden. “Von 6921TKindern der SchuIeiT in Bonn Und 
Beuel sind nur einige Hundert Wegen mangelnder Einwilligung der Eltern 
und sonstiger Umstände nicht behandelt worden, aber. 6392 oder 92,2 % 
haben jetzt hach erfolgter Behandlung gesunde bleibende Zähne. Sozial- 
hygienisch ist hier eine ungeheuer erfolgreiche Arbeit geleistet worden. 

— i-' ■ ' ' *' •• .* E. R 


Zeitschrift - f ü r . S chal g^sund heit s pfl e g e— un d sozial e H ygfcac, 

' ÄÄ — Inh rerrvn er — = — ' _,r • r 


-38. — Jshr^^n^ -I’QZd. 

Wir können diese überaus wertvolIe-Zeitschrift unseren Mitgliedern zur 
ständigen Lektüre dringend empfehlen, weil dieses -won Stephani-Mannheim 
und Chajes-Beriin- hei ausgegebene Organ jeden Sozialhygieniker interessierende 
Originalabhandlungen und Besprechuirgen über die ganze einschlägige— 
Literatur bringt Wir erwähnen nur Max Hodann f A u s d e r Praxis der. 
gesundheitlichen Volksbelehrung (Heft 4) ; Vonessen-Köln : 
Tuberkulosefürsorge Ln der Großs t ad t (Heft 7) ; Hanauer: 
Sozialhygienische Untersuchungen an Förderklassenschüleri. (Heft _ 10) ; 
Häberlin-Zürich : ‘Neuere sozialhygienische Bestrebungen in der Schweiz. 

— --- ■ — " V ■ ■ ; — — — . ■ t- v V- E^F «. 




Verantwortlich: Ewald Fabian, Berlin W. 15, Uhlandstr. 52. Alfe-Zusehriften . 

und Sendungen sind an diese Adresse zu richten. ^ \ 

Buchdmckerei^Geerg^Feese^-BertfrpA'rrlTnersxfxirf, -Branden trargischeSlraße 

der O rigi nalbeiträge- ist mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 

. sä. ttnn — 


UNIVERSITY 


’ ..'ÖlBPSVCnOANÄSVTlSCHE UNIVERSITÄT IN BERLIN