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HISTORISCHE STUDIEN
VERÖFFENTLICHT
VON
E. EBERING
DR. PHIL.
HEFT XCII
DER BRIEFWECHSEL DER GENERALE GALLAS, ALDRINGEN UND PICCOLOMINI
IM JANUAR UND FEBRUAR 1684
EIN BEITRAG ZUM UNTERGANGE WALLENSTEINS
YON DR. FRIEDRICH PARNEMANN
l
Berlin 1911
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Der Briefwechsel
der Generale Gallas, Aldringen und Piccolomini
im Januar und Februar 1634
Ein Beitrag zum Untergange Wallensteins
Von
Dr. Friedrich Parnemann
BERLIN
Verlag von Emil Ebering
1911
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ID
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Meinem Vater.
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Dank
denen, die sich um die vorliegende Arbeit [deren erster Teil als
Bonner Doktorschrift [1911] unter gleichem Titel erschienen ist] Ver¬
dienste erworben haben. An erster Stelle gilt er meinem ver¬
ehrten Lehrer, Herrn Oeheimrat Prof. Dr. M. Ritter in Bonn, der
die Anregung zu ihr gegeben und ihre Ausarbeitung mit tätiger
Teilnahme überwacht hat; sodann den Herren Dr. Funaioli (Bonn),
der über einzelne schwierige Stellen des italienischen Wortlautes
der Briefe bereitwilligst Auskunft erteilte, und Diplomingenieur D.
Blumenthal (Köln), der in uneigennütziger Weise einige spanische
Aktenstücke übersetzte. Danken möchte ich schließlich noch der
Kgl. Bibliothek zu Berlin, der Universitätsbibliothek zu Bonn, vor
allem aber der Kölner Stadtbibliothek, deren Beamten mir in liebens¬
würdigem Entgegenkommen auf mancherlei Weise förderlich waren.
F. P.
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Literatur.
Bibliographie:
Die Wallenstein-Literatur 1626—1878, Nr. 1—780 (darunter 26 ein¬
geschobene Nummern) von Georg Schmid, Prag 1878. Beilage
zum I. Hefte des XVII. Jahrgangs der „Mitteilungen des Vereins
für Geschichte der Deutschen in Böhmen“.
Erste Ergänzung (1619—1881) Nr. 807—1206 von demselben als
Beilage zum II. Hefte des XXI. Jahrgangs.
Zweite Ergänzung (1620—1884) Nr. 1207—1558 von demselben: Bei¬
lage zum II. Hefte des XX1I1. Jahrgangs.
Dritte Ergänzung (1628—1895) Nr. 1559—1865 von Victor Loewe als
Sonderdruck aus dem III. Hefte des XXXIV. Jahrgangs; 1896.
Vierte Ergänzung (geschlossen am 10. November 1900) von V. Loewe,
Nr. 1866—2081, als Sonderdruck aus Jahrgang XL, S. 514
bis 538, 1902.
Fünfte Ergänzungg, Nr. 2082—2524, in Jahrgang XLIX, Heft 1, S.
29—64, von V. Loewe, August 1910.
Die benutzte Literatur (alphabetisch).
Aretin, Karl Maria Freiherr von, Wallenstein, Beiträge zur näheren
Kenntniss seines Charakters, seiner Plane, seines Verhältnisses
zu Bayern. Aus urkundlichen Quellen (die als zweiter Teil
mit besonderer Seitenzählung erscheinen). Regensbuig 1846.
(Oktavausgabe.)
Archivalieu zur Neueren Geschichte Oesterreichs = Veröffent¬
lichungen der Kommission für Neuere Geschichte Oesterreichs:
4/1:1. Band, 1. Heft, Wien 1907, 4/2:2. und 3. Heft, Wien 1909.
Böhm, Constantin Edler von, Die Handschriften des k. u. k. Haus-,
Hof- und Staats-Archivs, Wien 1873.
X
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Brohm, Ernst, Johann von Aldringen == Hallesche Abhandlungen
zur neueren Geschichte, Heft 17, Halle 1882 (z. T. vorher als
Hallesche Doktorschrift 1882).
Chmel, Joseph Ch., Beitrag zur Geschichte Wallensteins: In den
Wiener „Jahrbüchern der Literatur“ 1847 Bd. 118, Anzeige-Blatt
S. 54—73, Bd. 119, Anzeige-Blatt S. 1—18. (Angeführt als
„Chmel“ mit der Seitenzahl, wobei die höhere Seitenzahl das
erste Stück des Beitrags bezeichnet.)
Dudik, B., Des Kaiserl. Obristen Mohr von Waldt Hochverraths-
Prozeß, im Archiv für Kunde österr. Geschichts-Quellen Bd. 25,
Wien 1860.
— Correspondenz Kaisers Ferdinand II. und seiner erlauchten Fa¬
milie mit P. Martinus Becanus und P. Wilhelm Lamarmaini,
Kaiserl. Beichtvätern S. J. Archiv für österr. Geschichte Bd. 54 B,
Wien 1876.
Duhr, B., S. J., Wallenstein in seinem Verhältnis zu den Jesuiten,
Historisches Jahrbuch 13, 1892. S. 80—99.
Förster, Friedrich, Albrechts von Wallenstein... Briefe und amt¬
liche Schreiben aus den Jahren 1627 bis 1634... Dritter Theil...,
Berlin 1829.
Freyberg, M. Freiherr von, Ueber Wallensteins Catastrophe in:
Neue Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Geographie und
Statistik von Andreas Büchner und Lorenz Zierl, München 1832.
(Als Anhang: Die Aufschreibungen Teisingers S. 141—142.)
Gaedeke, Arnold, Wallensteins Verhandlungen mit den Schweden
und Sachsen 1631—1634. Frankfurt a. M. 1885.
— Die Ergebnisse der neueren Wallenstein-Forschung, im Histo¬
rischen Taschenbuch, 6. Folge, 8. Jahrgang 1889.
— Aus den Papieren des kursächsischen Generallieutenants Hans
Georg von Arnim. Neues Archiv für sächsische Geschichte
und Alterthumskunde, hg. von H. Ermisch, Bd. 7, Dresden 1886.
Gams, Pius Bonifacius, O. S. B., Series episcoporum ecdesiao
catholicae, quotquot innotuerunt a beato Petro Apostolo. A
multis adjustus... Ratisbonae 1873.
Gindely, A., Waldsteins Vertrag mit dem Kaiser. Abhandlungen
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XI
der kgl. böhm. Gesellsch. d. Wissenschaften, Classe für Philo¬
sophie, Gesch. u. Philologie, VII. Folge, 3. Band, 1890 (auch
als Sonderdruck).
Gindely, A., Waldstein in der Beleuchtung des vaticanischen Archivs.
Beilage zur Allgem. Zeitung, 13. April 1882, Nr. 103, Sp. 1505 f.
Gliubich, Ab. Simeone, Gli Ultimi successi di Alberti di Waldstein
narrati dagli Ambasciatori Veneti (namentl. des Wiener vene¬
zianischen Gesandten Antonio Antelmi). Archiv für Kunde
österr. Geschichtsquellen Bd. 28, Wien 1863.
Günter, Heinrich, Die Habsburger-Liga 1625—1635. Briefe und Akten
aus dem General-Archiv zu Simancas. Berlin 1908. Historische
Studien, veröffentlicht von E. Ebering, Dr. phil., Heft LXII.
Hallwidh, Hermann, Wallenstein’s Ende. Ungedruckte Briefe und
Akten. 2 Bde., Leipzig 1879.
— Ueber „Wallenstein’s Verrath“ (Vortrag) gediuckt in den Mittei¬
lungen des Vereins für Gesdiichte der Deutschen in Böhmen,
Bd. XVIII, Heft 1, 1879/80.
— Beiträge zur „Allgem. Deutsch. Biographie": „Matthias Graf
Gallas", Bd. VIII, S. 320—331 (schon 1878 erschienen). „Adam
Erdmann Graf Trczka von der Lipa", Bd. XXVIII, 1894. S.
537—549.
Helbig, K. G., Der Kaiser Ferdinand und der Herzog von Fried¬
land während des Winters 1633—1634. Dresden 1852.
Hildebrand, E., Wallenstein und seine Verhandlungen mit den Schwe¬
den. Frankfurt a. M. 1885.
Hirn, J., Archivalische Beiträge zu „Wallenstein" (!), in den Mit¬
teilungen des Instituts für österr. Geschichtsforschung, V. Er¬
gänzungsband 1896—1903, 1. Heft. Innsbruck 1896. S. 119—163.
Höfler, C., Beiträge zur Katastrophe des Herzogs von Friedland.
Aus den Correspondenzen des Grafen Mathias Gallas. Oesterr.
Revue 1867, 1. (Januar-) Heft, S. 78—100.
Huber, Alfons, Geschichte Oesterreichs. Band V. (1609—1648).
Gotha 1896.
— Studien über die Correspondenz der Generale Gallas, Aldringen
und Piccolomini im Februar 1634. Archiv für österr. Gesch.,
XII
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Bd. LXXXII, II. Hälfte, S. 563—586; auch als Sonderdruck,
S. 1—24, Wien 1895.
Hurter, Friedrich von, Wallenstein’s vier letzte Lebensjahre. Wien
1862.
Irmer, Georg, Die Verhandlungen Schwedens und seiner Verbün¬
deten mit Wallenstein und dem Kaiser von 1631 bis 1634. 3.
Teil. 1633 und 1634. Leipzig 1891. Publikationen aus den
K. Preußischen Staatsarchiven, Bd. 46.
Khevenhiller, Graf Franz Christof, Annales Ferdinandei... Tom.XII.
Kirchner, Ernst Daniel Martin, Das Schloß Boytzenburg und seine
Besitzer, insonderheit aus dem von Amimschen Geschlechte,
Berlin 1860.
Krebs, J., Hans Ulrich Freiherr von Schaffgotsch... Breslau 1890.
— Zur Beurteilung Holks und Aldringens. Historische Viertel¬
jahrsschrift 3 (1900).
Lenz, Max, Zur Kritik Sezyma Rasin’s. Historische Zeitschrift, Bd. 59
(1888), S. 1-68, 385—480.
Murr, Christian Gottlieb von, Beyträge zur Geschichte des dreyßig-
jährigen Krieges. Nürnberg 1790.
Oxenstiernas-Rekskansleren Axel, Skrifter och Brefvexling II. Afde-
lingen. Bd. 7, u. a. die Briefe des Herzogs Bernhard von Wei¬
mar. Stockholm 1895.
Ranke, Leopold von, Geschichte Wallensteins. Fünfte Auflage. Leip¬
zig 1895 (6. Auflage Leipzig 1910). Sämtliche Werke. Dritte
Gesamtausgabe Bd. 23.
Ritter, Moriz, Der Untergang Wallensteins. Historische Zeitschr.
Band 97, 1906.
— Deutsche Geschichte im Zeitalter der Gegenreformation und des
dreißigjährigen Krieges (1555—1648). Dritter Band, Geschichte
des dreißigjährigen Krieges, 1908.
Siri, Vittorio, Memorie recondite dal anno 1601 al 1640, Tom. VIII.
Lione 1679. S. 48—51. (Die betr. Stelle gedr. bei Förster III
S. 170-174.)
Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in
Wien (philos.-histor. Classe), Bd. 91 B; Sitzung vom 19. Juni
1878.
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Original fro-m
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Schebek, Edmund, Die Lösung der Wallensteinfrage, Berlin 1881.
Schulz, Hans, Wallenstein und die Zeit des dreißigjährigen Krieges.
Bielefeld und Leipzig 1898. Monographien zur Weltgeschichte,
herausg. von E. Heyck, III.
Schweizer, Paul, Die Wallensteinfrage in der Geschichte und im
Drama, Zürich 1899.
Steuer, Friedrich, Zur Kritik der Flugschriften über Wallensteins
Tod. „Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen
in Böhmen“, Bd. XVIII, Heft 2 S. 141—168, Heft 3 S. 318
bis 352, Heft 4 S. 480—504. — Auch als Sonderdrude Prag 1905
S. 1—88. Teil I und II der Arbeit als Berliner Doktorschrift 1904,
Wittich, Karl, Wallenstein und die Spanier (Die Katastrophe 3, 4).
Preußische Jahrbücher, Bd. 23 S. 19—62. Berlin 1869.
— Wallenstein’s Katastrophe. Historische Zeitschrift, Bd. 72 S. 385
bis 440, Bd. 73 S. 211—283.
— Besprechung von Schweizers Buch in der „Deutschen Literatur¬
zeitung“ 1900 Nr. 9, Sp. 623 f.
Zwiedineck-Südenhorst, Hans von, Hans Ulrich Fürst von Eggen¬
berg, Freund und erster Minister Kaiser Ferdinands II. Wien
1880.
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.^■Original frem
UMlV^RSITY OF MICHIGAN
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Abkürzungen.
ADBiog = Allgemeine Deutsche Biographie.
HVjs = Historische Vierteljahrsschrift.
HZ = Historische Zeitschrift.
MIÖG = Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichts¬
forschung.
MtdV = Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen
in Böhmen.
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Einleitung.
Ueber wenige Vorgänge in der Geschichte des dreißig¬
jährigen Krieges sind wir durch den Briefwechsel der Be¬
teiligten so eingehend unterrichtet wie über den im Januar
und Februar 1634 durchgeführten Sturz Albrechts von
Waltenstein. Ja, unter den in Betracht kommenden Samm¬
lungen von Schreiben dringt kaum eine so tief in den ge¬
heimen Gang der Dinge ein wie die zwischen den eigent¬
lichen Leitern des Unternehmens, den Generalen Gallas,
Aldringen und Piccolomini, in jenen erregten Tagen ge¬
wechselten Briefe. Leider aber ist der Wortlaut dieser
Aktenstücke überaus schlecht überliefert. Er liegt vor als
ein Teil der mit Nr. 377 bezeichneten Hand¬
schrift des k. u. ik. Haus-, Hof- und Staats¬
archivs zu Wien. Ihrem Inhalte nach, der weit über die
hier unmittelbar zu behandelnden Gegenstände hinausgeht,
zerfällt die Handschrift in zwei getrennte Teile. Der erste
erscheint als eine fortlaufende Erzählung: Die „Warhaffte
Relation" über die Absicht Wallensteins, sich unter dem
Vorwände von Winterquartieren des Erzbistums Salzburg
zu bemächtigen. Er wurde im Jahre 1847 von Joseph
J. Chmel als „Beitrag zur Geschichte Wallensteins" in den
Wiener j,Jahrbüchern der Literatur" 1 veröffentlicht. Der
1. Vgl. über die Handschrift Böhm S. 133 f., Nr. 1488 der
Wallenstein-Literatur, Irmer III Vorrede S. 8, Hubers Studien S. 565
(3) f. Sie war kurz vorher aus Privatbesitz (welchem? sagt Chmel
nicht) dem Archive geschenkt worden. Nur Hallwich (I. Einl. S. 44)
und Hirn (S. 159 Anm. 3) kennen Chmels Veröffentlichung.
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Qrigiral fro-m'
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zweite, damals nicht gedruckte Teil ist ungleich wich¬
tiger: er enthält — auf 81 Nummern verteilt — die Ab¬
schriften von 148 2 Aktenstücken, auf denen sich
die Erzählung im ersten Teile aufbaut. Einige wenige dieser
Urkunden fanden sich schon, nach anderen Vorlagen frei¬
lich, im dritten 1829 erschienenen Bande von Friedrich
Försters bekanntem Wallenstein-Werke. Erst einige Jahr¬
zehnte nach Chmel (1878 ff. bezw. 1891) sind nicht alle,
wohl aber die meisten der übrigen Schriftstücke in den
Aktensammlungen von Hallwich und Irmer 3 4 gedruckt worden.
Der Verfasser der „Warhafften Relation“ ist der Graf
Paul Aldringen, Titulaibischof von Tripolis und Suffragan
des Bischofs von Straßburg, ein Bruder des Feldmarschalls.
Die Relation 1 zerfällt in 4 Abschnitte, die zum Gegen¬
stände haben:
1. Die Frage der Winterquartiere. In dem Drucke Chmels
reicht dieser Abschnitt von S. 56—64; die beiden mitt¬
leren Absätze auf S. 68, die dasselbe Thema haben,
gehören noch dazu.
2. Inhaltsangaben von 6 Schreiben des Bischofs Anton
von Wien, Abtes von Kremsmünster, bei Chmel Seite
64 u.—68 o., und
3. solche von Briefen, die zwischen den Generalen Gallas,
Aldringen und Piccolomini gewechselt sind 5 ; bei Chmel
2. Nach Hallwich I Einl. S. 44.
3. S. Literaturangaben.
4. Nach dem Titel der Relation und der Widmung an Graf
Paris von Lodron, Erzbischof von Salzburg, datiert „Seggau (Seckau-
Graz, wo Johann Marcus von Aldringen, ein weiterer Bruder des Feld¬
marschalls, seit dem Sommer 1633 Bischof war: Gams S. 311,
Archivalien S. 158, ADBiog I S. 329) den 26. Qecember A° 1639“,
wie nach dem Texte beruht die Darstellung auf „annoch in Ori¬
gin a I i vorhandenen“ Schreiben.
5. Die Briefe an Gallas sind mit einer Ausnahme nicht in
unserer Handschrift enthalten. Diese, von Piccolomini, Linz, 30.
Jan. 1634. Inner Nr. 397 S. 189 f.
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3
S. 68u.—73 und S. 1—10, 3. Absatz einschließlich.
Diese Inhaltsangaben in deutscher Sprache der im
zweiten Teile im italienischen Wortlaute mitgeteilten
Briefe sind zumeist so ausführlich, daß sie fast einer
Uebersetzung gleichkommen. — Endlich
4. einen Bericht über die „Egerische Tragödie“, Chmel
S. 10, Absatz 4, bis zum Schluß auf S. 18. Er verwertet
neben eigenen Zutaten des Verfassers und einigen
Aktenstücken namentlich das Alberti Fridlandi Per-
duellionis Chaos, eine der Flugschriften über Wallen¬
steins Tod 6 .
Von den zu den beiden ersten Abschnitten
gehörigen Akten finden wir 57 von Hallwich benutzt.
Von ihnen erscheinen 55 im 2. Bande von „Wallensteins
Ende“ abgedruckt, 2 in Auszügen an verschiedenen Stellen
verwendet. Erledigen wir daher gleich hier die Frage,
ob die diesen beiden Abschnitten (nicht dem
dritten) entsprechenden Drucke Hallwichs
unserer Handschrift oder einer die ursprüngliche
Fassung reiner darbietenden archivalischen Quelle ent¬
stammen 7 .
Hallwich hat 30 Aktenstücke dem Archive Clary-
Aldringen zu Teplitz 8 , dem Wiener Kriegs- und dem Staats¬
archive entnommen. Die Kenntnis von 25 Aktenstücken hat
er aber allein den Beilagen unserer Handschrift zu ver¬
danken 9 . Von den 6 für den 2. Abschnitt in Betracht
6. Näheres hierüber s. Exkurs I.
7. Hallwich verdankt die Aktenstücke dem damaligen Privat¬
dozenten Dr. M. F. Mayer. Sitzungsber. d. Kais. Akad. d. Wissensch.
in Wien, philos.-histor. Klasse Bd. 91 B. S. 9: Sitzung vom 19. Juni
1879, Hallwich I Einl. S. 44 f.; Wallenstein-Literatur Nr. 311.
8. Vgl. Hallwich 1 Einl. S. 51 f., Archivalien S. 158. — Die
Aktenstücke aus den drei Archiven sind nach Hallwichs Vermerken
leicht zusammenzustellen.
9. Nr. 807, 987, 1000, 1001, 1006, 1011, 1012. 1016, 1022,
1174, 1190, 1207, 1226, 1238, 1239, 1246, 1248, 1249, 1263, 1266, 1262;
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kommenden Schreiben (vom 31. Dezember 1633, 11. und
25. Januar, 5. und 16. Februar, sowie 1. März 1634) 10 hat
Hallwich 2 (die vom 31. Dezember 1633 und 25. Januar
1634) benutzt. Bei dem ersten verweist er unmittelbar ,auf
die Abschrift unserer Handschrift 11 ; bei dem zweiten, von
ihm für den Artikel „Gallas“ der „Allgemeinen Deutschen
Biographie“ verwerteten 12 , läßt die fast wörtliche Ueber-
einstimmung der von ihm angezogenen Stelle mit der ent¬
sprechenden der Relation vermuten, daß ihm hier eben¬
falls nur die Abschrift in den Beilagen zur
Verfügung gestanden haben kann 13 .
Neben Hallwich ist in diesem Zusammenhang noch
Hurter insofern heranzuziehen, als er von den 6 zum zweiten
Abschnitte der Relation gehörigen Schreiben 5 auszugsweise
in seiner 1862 erschienenen Schrift „Wallenstein’s vier letzte
zu diesen 21: zwei, anderen Nummern gleichlautende (den Nrn. 820
und 1242, vgl. die Anm. S. 36 und 431; S. 36 Z. 3 lies 25ten!),
Wallensteins Kreditiv für Fememont (4. Jan.: Chmel S. 60, vgl. Hall¬
wich II S. 183 Anm. 1) sowie das der Einfachheit halber einzu¬
beziehende Schreiben Franz Albrechts an Ilow: Nr. 1303 S. 493,
Chmel S. 16. — Nr. 1001 S. 182 f. gehört nach der Relation (Chmel
S. 59) und dem Eingänge dem 6. Jan. an.
10. Sie sind noch nicht vollständig gedruckt, den Brief vom
1634 finde ich auch nirgends angeführt.
Hallwich II. Einl. S. 168 Anm. 240.
5.
Febr.
11 .
12 .
25. Jan.
13. Hallwich (ADBiog VIII
Während der Expedition dieses
Patentes schreibt der Bischof Anton
von Wien im Aufträge des Kaisers
an Aldringen, „daß, auf den Fall
der Herr Generalissimus den Herrn
etwa persönlich zu sich erfordern
sollte, der Herr aus gewissen Ur¬
sachen . .. und außer dero Reso¬
lution sich dorthin nicht begeben
solle*.
ADBiog VIII S. 327. Bischof von Wien an Aldringen,
S. 326/7) Chmel S. 66:
„ . . . Ihre Majestät . . . haben
ihm (dem Bischöfe) allergnädigst
befohlen in Vertrauen zu schreiben,
daß im Fall der Generalissimus ihn
persönlich zu sich fordern würde,
er aus gewissen Ursachen dessen
Ihre Majestät vorher erinnern und
aus Dero Resolution sich dorthin
nicht begeben soll, . . .*
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Original from
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5
Lebensjahre“ verwertet hat 14 . Abgesehen von einer ab¬
weichenden Zeitangabe — das Schreiben vom 31. Dezember
1633 ist von ihm auf den 31. Januar 1634 gesetzt 15 —,
die aber wohl nur auf einem Versehen beruht, lassen alle
14. Hurter S. 375 Anm. 111 u. 112, S. 394 Anm. 6, S. 422 Anm. 13.
S. 362, Absatz 2, Z. 9—10, eine Stelle aus dem Briefe des Bischofs
an den Feldmarschall Aldringen vom 11. Jan. 1634 ohne Angabe
der Quelle, des Schreibers und Empfängers. Unberücksichtigt blieb
das Schreiben vom 5. Februar.
15. Hurter S. 375 Anm. 112. Für das Datum der Relation
(„unterm Dato den letzten Decembris“: Chmel S. 65) sprechen
durchschlagende Gründe. Der Glückwunsch zum neuen Jahre wäre
in einem Schreiben vom 31. Jan. 1634 ausgeschlossen, weil die
Briefe vom 11. und 25. Jan. (Chmel S. 65 f.) des Jahreswechsels
nicht gedenken. Ferner spricht die zweite Hälfte des Schreibens
von der Notwendigkeit, Maßregeln zur Abstellung der Uebelstände,
d. h. gegen Wallenstein gerichtete, in Zukunft zu treffen. Das gut
gewählte Bild „Ihre fürstliche Gnaden lasse sich bedüncken das
Kind sey ziemlich tief in den Brunnen gefallen, wäre nun zu ge¬
denken, wie man’s herausbringe“ ist unverkennbar ein Hinweis auf
Kommendes. Am 31. Jan., fünf Tage nach Erlaß des Absetzungs¬
patentes, erscheint eine solche Ausdrucksweise bei einem Einge¬
weihten — der Bischof v. Wien gehörte neben Eggenberg und
Trautmannsdorf zu den Vertrauten, mit denen der Kaiser über das
Verfahren gegen Wallenstein beriet. Richel an Maximilian, 18. Jan.
1634. Irmer Nr. 361 S. 137 u. — nicht mehr möglich. Da schlie߬
lich Hallwich, II. Einl. S. 168 Anm. 240, den Brief nach den Bei¬
lagen der Handschrift vom 31. Dez. 1633 datiert, so dürfte Hurters
Angabe S. 375 Anm. 112 (sein Schreiben vom 31. Jan.) auf einem
wohl durch die vorhergehende Anm. 111 (des Bischofs Schreiben
vom 25. Jan.) veranlaßten Versehen des in diesen Dingen ja auch
sonst nicht zuverlässigen Verfassers beruhen.
(S. 295 z. B. verlegt Hurter den Tod Ferias auf den 11. Febr.
statt Jan. 1634, wiederum wohl ein Versehen, da an dieser Stelle
nur von Ereignissen im Januar die Rede ist. (Hiernach berichtige
Hallwichs Anm. II. S. 192!) Das Hurter S. 387 Anm. 162 angezogene
Schreiben Aldringens ist nicht vom 4., sondern vom 5. Febr.; s.
Hallwich II. Nr. 1044 S. 215; das S. 458 Anm. 8 vom 5. Febr.,
nicht März: vgl. seine eigene Anm. 158 S, 385 und Irmer Nr. 416
S. 207 ff.)
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Anzeichen darauf schließen, daß Hurter
lediglich die Abschriften unserer Hand¬
schrift benutzte. Denn 1. hat er die Handschrift ge¬
kannt 16 ; 2. führt er sie für die 5 Schreiben zwar nicht aus¬
drücklich an, gibt aber in den Anmerkungen zu den Brief¬
stellen auch keinen anderen Fundort an; 3. zeigen seine
Auszüge stellenweise eine wörtliche Uebereinstimmung mit
der Relation 17 . Hält man sich dann noch 4. vor Augen,
daß er die Handschrift auch sonst in reichem Maße zu
Rate gezogen hat 18 , so dürfte er die Kenntnis dieser Schreiben
ebenfalls nur ihr verdanken.
Als Beilagen zum 3. Abschnitte der Rela¬
tion treten uns nun die den eigentlichen Gegenstand meiner
16. Hurter S. 295 Anm. 191
u. bezw. 3. u.
17. Brief vom 31. Dez.
Relation: Chmel S. 65:
„ . . . und da nicht mitanderm
Verstand und Folg das Werk ins¬
künftige geführt sollte werden,
daß dieses Wesen wohl letzlichen
einen schlechten Ausgang nehmen
dürfte; auf Gottes Assistenz und
die gerechte Sache sey sich haupt¬
sächlich zu verlassen, . . . Ihre
fürstliche Gnaden lasse sich be-
dünken, das Kind sey ziemlich tief
in den Brunnen gefallen, wäre nun
zu gedenken, wie mann’s heraus¬
bringe . . .“
Brief vom 11. Jan. 1634
Relation: Chmel S. 66:
„ . . . sonst sey bey Hof nichts
Neues als daß sie mit Verlangen
erwarten zu vernehmen, was doch
endlich der zusammenbeschriebene
Conventus... ausbrüten werde ..."
18. S. u. die Anmerkungen 1
Briefe.
gegen A. Huber, Studien S. 565
Hurter S. 375:
„Künftig . . . sollten das Kriegs¬
volk und das Wesen mit anderm
Verstand geführt werden als bis¬
her, sonst die Sache einen schlechten
Ausgang nehmen dürfte. Man
müsse sich auf Gottes Beistand
und Gerechtigkeit verlassen. Frei¬
lich dünke ihn, das Kind seie
ziemlich tief in den Brunnen ge¬
fallen, ernstlich darauf zu denken,
wie dasselbe herauszubringen“.
Hurter S. 362. Abs. 2:
„Mit Verlangen erwarten wir,
sagt ein Schreiben vom 11. Januar,
was dieser zusammenbeschriebene
Convent ausbrüten werde“.
:i der Besprechung der einzelnen
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7
Untersuchung bildenden Brief ederGeneraleGallas,
Aldringen und Piccolomini, an Zahl ungefähr 50,
entgegen. Die erste Frage, die da zu stellen ist, lautet:
Sind wir für diese Briefe lediglich auf die
hier vorliegenden, von Inner gedruckten und, wie
schon angedeutet, sehr schlechten Abschriften an¬
gewiesen, oder sind die Briefe nicht auch in den Ur¬
schriften oder doch in diesen näherstehenden und besseren
Abschriften vorhanden?
Die Lösung dieser Frage wird zunächst meine Aufgabe
sein. Der augenblickliche Stand unserer Kenntnisse lenkt
die Untersuchung zu den Werken der schon für den
1. und 2. Abschnitt berücksichtigten Gelehrten Hurt er
und H a 11 w i c h. Haben diese vielleicht neben unserer
Handschrift noch andere, ursprünglichere Fundorte er¬
mittelt?
Für Hurter wird uns die Antwort ziemlich schwer
gemacht. Denn wohl hat er die meisten Briefe für sein
Wallenstein-Werk verwertet. Aber teils verleibt er die be¬
nutzten Briefstellen ohne jeden Beleg seiner Erzählung ein;
teils führt er die Briefe an, ohne den Fundort zu nennen 19 ;
nur für 3 auch in unserer Handschrift enthaltene Briefe
des Gallas an Aldringen gibt er seine Quelle an: hier aber
ist es das Wiener Kriegsarchiv 20 . Soll man nun
schließen, daß Hurter für die übrigen Briefe,
weil er ihre archivalische Quelle nicht nennt, nur die
Beilagen unserer Handschrift vor sich ge¬
habt hat?
Dafür spricht, daß er die in dem 1. und 2. Abschnitte
19. Ich verweise dafür auf meine bei der Untersuchung der
einzelnen Briefe unten gemachten Anmerkungen, aus denen Ort
und Art der Benutzung Hurters ersichtlich sind.
20. Hurter S. 394 Anm. 5, datiert 17., 18. und 20. Febr. 1634.
Die archivalischen Vermerke zu Irmers Nummern 456, 458 und 466
sind hiernach zu ergänzen.
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benutzte Relation an Stellen ausschreibt, die der Bischof
Aldringen aus seiner eigenen Kenntnis der Vorgänge er¬
gänzend eingefügt hatte, und zwar auch hier, ohne der Hand¬
schrift zu gedenken 21 ; ferner, daß er an der oben genannten
Stelle 22 , die seine Bekanntschaft mit unserer Handschrift
dartut, ausdrücklich die in ihr enthaltenen Briefe der drei
Generale hervorhebt.
Gegen die Annahme scheint zu sprechen, daß der
Vergleich seiner Auszüge mit der aus der Handschrift
stammenden Wiedergabe der Briefe bei Irmer in einigen
Fällen Abweichungen zutage treten läßt:
21. Hurter S. 393 Z. 2—4 entspricht Chmel S. 8 Abs. 3, vgl.
Irmer S. 214 Anm. 1. Für die Bemerkung Hurters S. 395 Abs. 2,
daß Aldringen mit dem spanischen Gesandten „bereits in regem
brieflichen Verkehr stand“ vgl. Chmel S. 4 Abs. 2, Irmer S. 204
Anm. 1. Eine teilweise Uebemahme des Wortlautes ergibt sich aus
folgender Gegenüberstellung:
Relation, Chmel S. 4 Abs. 2:
. . . Worauf der General Com¬
missari von Walmerode von Hof
aus zu den Generalen und Grafen
Gallas, Piccolominijtnd Aldringen
mit kaiserlichen Credentialibus und
genügsamer Instruction
abgefertigt worden, was er bey
einem und andern zur Hinter¬
treibung vielgemeldter
Friedtländischer Rebellion
in Vertrauen anbringen und
proponiren soll: Vgl. Irmer III
S. 204 Anm. 1.
Irmer hat diese Angaben — 1639 von einem den Vorgängen
Fernstehenden niedergeschrieben, der sie bloß entweder von seinem
Bruder oder durch Hörensagen erhalten haben kann — nur an¬
merkungsweise verwendet: S. Einl. S. 46 Anm. 5, S. 48 Anm. 2,
S. 53 Anm. 4; im Urkundenteile: S. 204 Anm. 1, im Regest zu
Nr. 419 S. 210, S. 214 Anm. 1, S. 249 Anm. 1, S. 257 Anm. 1.
22. S. o. Anm. 16.
Hurter S. 428 Abs. 2:
Deshalb sandte Ferdinand in
Anfang Februars den Hofkammer¬
rath Walmerode an Gallas, Picco¬
lomini und Aldringen mit genüg¬
samer Instruction . . . Von
jener (d. Instruction) wird bloß
nebenbei gesagt, es seie Walme¬
rode aufgetragen worden, „waser
zu Hintertreibung der fried¬
ländischen Rebellion“ (Hurter
selbst setzt die Anführungsstriche 1)
bei einem Jeden im Vertrauen
anbringen solle.
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a) in betreff der Daten bei den Nummern 381 S. 163 ff.
und 410 S. 200f bei Inner;
b) in betreff der Verfasser und Adressaten von Irmer
Nr. 416 S. 207 ff. und Nr. 426 S. 217 f.;
c) in der Trennung zweier Briefe, die bei Irmer ials
je einer erscheinen, in je zwei: nämlich von Irmer Nr. 414
S. 205 f. und Nr. 425 S. 216 V »
Aber die Erklärung für diese Abweichungen
scheint nicht in verschiedenen ,Vorlagen, sondern in Ver¬
sehen oder subjektiven Vermutungen Hurters zu liegen.
a) Während das erstgenannte Schreiben, ein Brief des
Gallas an Aldringen aus Großglogau, bei Irmer das Datum
„23. Januar“ trägt, bezieht sich Hurter auf den 13. Januar 24 .
Sicher ist die Datierung Hurters richtig. Denn 1. gibt die
Relation 25 bei der Besprechung des Schreibens dieses Datum;
2. bestätigt Aldringen in dem ersten seiner drei Briefe an
Gallas aus Passau vom 28. Januar 1634 26 den Empfang zweier
Schreiben des Generalleutnants, unter denen das aus Gro߬
glogau vom 13. Januar genannt ist, wohingegen das zweite
aus Pilsen vom 25. Januar 1634 datiert erscheint 27 . Die
23. Ich sehe davon ab, daß die sehr wenigen von Hurter wört¬
lich mitgeteilten Stellen der Briefe mit Irmers Abdruck keine buch¬
stäbliche Uebereinstimmung zeigen: Hurter S. 379 Anm. 133 =
Irmer Nr. 381 S. 164, Hurter S. 386 Anm. 161 = Irmer Nr. 414
S. 206, Hurter S. 387 Anm. 163 = Irmer Nr. 425 S. 216 f. Für per
Ii disgusti irresconcevoli (Hurter S. 379 Anm. 133) bei Irmer
Nr. 381 S. 164: per li disgusti inresonevoli, eine andere Les¬
art, die bei dem sehr schlecht geschriebenen Briefe nichts besagt.
24. Hurter S. 379 Anm. 133. Schon Huber, Studien S. 567 (5)
Anm. 1, stellte die Unmöglichkeit von Irmers Datum fest, ohne
indes das richtige anführen zu können. — Irmer sieht S. 164 Anm. 2
irrtümlich das Zitat Hurters als aus einem von dem ihm vor¬
liegenden verschiedenen Briefe vom 13. Jan. 1634 herrührend an.
25. Chmel S. 69.
26. Höfler S. 86.
27. Dieses: Irmer Nr. 384 S. 166. — Der Unterschied von ge¬
rade zehn Tagen ist gleich dem von altem und neuem Stile.
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nächstliegende Annahme ist daher, daß entweder Hurter
das Datum, das der Brief im Anhänge trug, nach der Relation
stillschweigend verbessert hat oder daß der Brief auch im
Anhänge richtig datiert war und der Fehler sich in die für
Irmer angefertigte Abschrift eingeschlichen hat 28 .
Die zweite Abweichung in der Datierung — 2. Februar
nach Hurter, 3. Februar nach Irmer — ist so unwesentlich
und von Hurter so unbestimmt zum Ausdrucke gebracht,
daß die Annahme einer bloßen Ungenauigkeit Hurters sich
nahezu aufdrängt 29 .
Die unter b) und c) gestellten Fragen erfordern eine
eingehende Untersuchung, die ich im nächstfolgenden Ab¬
schnitte der Abhandlung anstellen werde. Ihr Ergebnis wird
sein, daß auch diese Abweichungen sich aus
freier Vermutung Hurters erklären.
Ebenso wie für Hurter ist für Hallwich 30 die Antwort
auf die Frage nicht leicht zu geben, ob er die zum 3. Ab¬
schnitte der Relation gehörigen Briefe der Handschrift noch
anderweitig und in besserer Form vor sich gehabt hat. E>enn
1. hat er von der Veröffentlichung in den zwei Bänden seines
Werkes über „Wallenstein’s Ende“ gerade diese Briefe aus-
28. Vgl. Irmer, Vorrede S. 8.
29. Mit der Zeitangabe „bloß drei Tage später“ führt Hurter
S. 385 Abs. 2 einige Sätze aus diesem Schriftstücke (Nr. 410 S. 200 f.
bei Irmer, der das Datum des 3. Febr. nach der Relation, Chmel
S. 3, gibt: s. u.) an; nach einem vorhergehenden Schreiben vom
30. Jan. wäre also der 2. Febr. gemeint, da wir die undatierte
Aeußerung an „Jemand“ doch außer acht lassen müssen. Ueber
Hurters Sorglosigkeit in solchen Vermerken s. Anm. 15.
30. Außer dem zweibändigen Werke Hallwidis „Wallenstein’s
Ende“ kommt sein Vortrag: „Ueber „Wallenstein’s Verrath“ in den
MtdV 18 Heft 1 hier in Betracht. Vgl. auch die Beiträge der ADBiog
„Matthias Graf Gallas“ VIII S. 320—331 (schon 1878 erschienen)
und „Adam Erdmann Graf Trczka von der Lipa“ XXXVIII (1894)
S. 537-549.
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geschlossen 31 ; 2. sagt er zwar ausdrücklich 32 , daß er „den
Briefwechsel Gallas’, Aldringen’s, Piccolomini’s etc. unter
einander — eine Sammlung von mehr als vierhundert bisher
(1879) ungedruckten Schreiben 33 , meist aus den ersten
Monaten des Jahres 1634 —“ aufgefunden habe und dem¬
nächst besonders herausgeben wolle, aber ob die betreffenden
Briefe seiner Sammlung aus unserer Handschrift oder aus
besseren Quellen stammen, sagt er nicht. Wohl legen Ab¬
weichungen Hallwichs in der Angabe der Verfasser
und Adressaten 34 , für deren Wert ich auch hier auf die
Untersuchung im nächstfolgenden Abschnitte meiner Ab¬
handlung verweisen muß, die Annahme einer besonderen
Vorlage nahe. Doch scheint es, daß diese Ab¬
weichungen bloße Vermutungen Hallwichs
sind, daß also auch ihm unsere Handschrift als ausschlie߬
liche Quelle für die von ihr dargebotenen Schreiben gedient
hat. Denn in der allgemeinen Beschreibung dieser Hand¬
schrift in der Einleitung zum 1. Bande des genannten
Werkes 35 sagt er, daß an der Authenticität der 148 urkund¬
lichen Beilagen der Handschrift schon darum nicht ge-
zweifelt werden könne, „weil eine nicht geringe Zahl der¬
selben — etwa ein Dritttheil entweder noch im Original oder
Concept vorhanden oder auch aus anderen Quellen an ver¬
schiedenen Orten gedruckt ist und sowol jene Originale
und Concepte als auch diese Abdrücke . . . mit den Copien
31. Hallwich II. Einl. S. 169 Anm. 245.
32. Ebenda.
33. Muß man diese Zahl kritisch ansehen? Vgl. Gaedeke, Er¬
gebnisse S. 42, zu den von Hallwich, I. Vorwort S. 10 und MtdV
XVIII Heft 1 S. 2, angekündigten 10000 Schreiben.
34. S. 12 seines Vortrages über Wallensteins Verrat. Die Aus¬
züge finden sich bei Inner Nr. 425 und 420. An beiden Stellen
nennt Hallwich Piccolomini den Verfasser und Aldringen den
Empfänger, während bei Inner das Verhältnis umgekehrt ist.
35. Hallwich I. Einl. S. 44.
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des Codex 377 vollkommen übereinstimmend Dieses unge¬
fähre Drittel; nach meiner auf Vollständigkeit keinen An¬
spruch erhebenden Zählung 42 Aktenstücke 36 , setzt sich
größtenteils aus den Beilagen zum 1. Abschnitte der Relation
zusammen, der die Angelegenheit der Winterquartiere be¬
handelt 37 .
Hiernach müßten die übrigen zwei Drittel;
also vor allem die uns hier angehenden Briefe, entweder
sämtlich oder zum weitaus größten Teile lediglich in
diesen Abschriften vorhanden sein 38 .
36. Zu den 30 Aktenstücken auf S. 3 kommen aus Förster III,
also nach Hall wich zu den „aus anderen Quellen an verschiedenen
Orten“ gedruckten gehörig, fünf weitere: 1. Nr. 425 S. 192 =
Chmel S. 10; 2. Nr. 426 S. 192 f. = Chmel S. 10; 3. Nr. 435
S. 210 = Chmel S. 11; 4. Nr. 476 S. 319 f. = Chmel S. 15;
5. Nr. 484 S. 339 f. = Chmel S. 16; nach Hurter S. 394 Änm. 5
sind die Nummern Irmers 456 S. 256 ff., 458 S. 262 f. und 466 S. 266 f.
noch im Kriegsarchiv vorhanden; hier auch die Urschrift von
Inner Nr. 401 S. 191 f.: zusammen 39 Aktenstücke. Diese Zahl er¬
höht sich durch den 2. Pilsener Schluß, Chmel S. 56, und wahr¬
scheinlich durch zwei der sicher vier Beilagen zu Wallensteins
Brief an Aklringen vom 31. Jan. 1634, Hallwich II. Nr. 1026 S. 202 f.,
auf 42.
37. S. o. S. 2.
38. Abgesehen von sehr unwesentlichen orthographischen Ver¬
schiedenheiten, die der in dem gen. Vortrage an einigen Stellen
(S. 11: ein Auszug aus der Nachschrift zu dem Irmer Nr. 402 ent¬
sprechenden Schreiben; S. 12 solche aus den Nrn. 416, 425 und
420, S. 14 aus Nachschr. zu Nr. 498; ein Schreiben des Gallas an
Piccolomini vom 24. Febr., aus dem S. 13 f. der Satz: „Dimani il
vederemo“ angeführt ist, habe ich sonst nicht gedruckt gefunden)
mitgeteilte ital. Text der Brief aufweist, könnte scheinbar für eine
besondere Vorlage sprechen, daß Hallwich an zwei Stellen Ab¬
weichungen nach Sinn und Wortlaut bietet: 1. liest Hallwich in der
Nachschr. des Briefes von Gallas an Piccolomini, Pilsen, 1. Febr.:
Con Francia non si ä tratato niente, abweichend von Irmers:
Con Franz 0 (Francesco?) non si ha trattato niente: Nr. 402 S.
193. Irmer dürfte das anscheinend schlecht geschriebene Wort rich¬
tig gelesen haben. Gemeint ist der Herzog Franz Albrecht, der
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Ein letzter Hinweis, daß die Urschriften der
hier besprochenen Briefe noch nichtgefunden
sind, kann aus den Berichten der Kommission für neuere
Geschichte Oesterreichs entnommen werden. Eine von ihr
ja am 1. Febr. wieder in Pilsen erschien: Trzka an Piccolomini:
Inner Nr. 401 S. 191 f.; Qaedeke, Verhandlungen Nr. 115 S. 236f.:
Schlieft an Taube. Auch die Relation, Chmel S. 6, übersetzt: „sonst
habe man mit dem Franz Albrecht noch nichts tradiert.“ —• Die¬
selbe Nachschrift: ADBiog VIII S. 327. — 2. Ueberträgt Hallwich
S. 12 seines Vortrages mit den Worten: er (Piccolomini) werde
ausführen, was der Dienst des Kaisers verlangt, „ohne dabei Fried-
land’s (!) Leben zu schonen, wenn er damit nur dem Hause Oester¬
reich nütze“ die Stelle: Io esequirö e faro quello che sarä ser-
vitio dell’ Imperatore, non stimando perdere la (!) vita, pur che io
sia per giovare a Casa d’Austria aus Irmer Nr. 420 S. 212; denn
eine andere derartige Stelle kommt in dem Briefwechsel, soweit er
bei Irmer gedruckt ist, nicht vor. Die erste Abweichung erweist
sich demnach als Versehen, die zweite als irrige Uebersetzung.
Von Hallwichs 3. Bande war trotz der Wünsche und Ankündigungen
verschiedener Gelehrten (Lenz HZ 59 S. 477 Anm. 1; Krebs, Schaff-
gotsch S. 232 Anm. 2; Irmer, Vorrede S. 8; Wittich HZ 73
S. 218 Anm. 2, vgl. S. 224 Anm. 2 und S. 228 Anm. 2) bis 1910
noch nichts erschienen. Wittich erhoffte noch 1894 von diesem
Bande die Herausgabe des Briefwechsels „nach den Originalien
und in weit größerem Umfange“. Huber hat 1895 in seinen „Stu¬
dien“ stillschweigend angenommen, daß Hurter u. Hallwich ihre
Mitteilungen der Handschrift verdankten. Ende 1910 ist von Hall¬
wich ein dreibändiges Werk: „Fünf Bücher Geschichte Wallen¬
steins“ erschienen. Der Text in den beiden ersten Bänden reicht
zeitlich bis 1628, greift in einem Anhänge aber noch bis 1630 über.
Der 3. Band enthält Geleitworte, 475 Beilagen sowie Personen- und
Ortsverzeichnis fürs ganze Werk. Der ursprüngl. 3. Band von
„Wallensteins Ende“ hat sich zu einem mehrbändigen Werke aus¬
gewachsen und soll erst noch erscheinen: III. S. XXVI; vgl. S.
XXV, XXVII und XXXII. Elsters „Beitrag zur Geschichte Wallen¬
steins“, Grenzboten 63 (1904) 2. Viertelj. S. 447—457, 511—517,
fördert für unsere Frage nichts Ersprießliches zu Tage. Die nach
Abschriften mitgeteilten vier Briefe Piccolominis aus dem März 1634
(S. 453 ff.) waren schon von Hurter S. 477 zumeist in ausführlichem
Auszuge wiedergegeben worden.
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angestellte planmäßige Durchforschung der zahlreichen, oft
gänzlich unzugänglichen 39 Privatarchive Böhmens und
Mährens hat bis jetzt keinen Anhalt für ihr Vorhandensein
ergeben 40 .
39. Inner ill Vorrede S. 7, Krebs HVjs 3 (1900) S. 377
und Anm. 1.
40. Archivalien zur Neueren Geschichte Oesterreichs, 3 Hefte
1907 und 1909. Vgl. die Besprechung des 1. Heftes: Deutsche
Literaturzeitung 1908 Sp. 624—626; aller 3: Deutsche Geschichts¬
blätter X, 5. und 6. Heft S. 152—154. Die Ausgabe der nieder- und
oberösterr. Archivberichte steht noch aus: Deutsche Literaturzeitung
1908 Sp. 45. — Das 4. Heft der „Archivalien“ soll im wesentlichen
das Material der böhmisch-mährischen hochadligen Privatarchive zum
Abschluß bringen und wird 1911 erscheinen. HVjs XIV Heft 1
Notizen und Nachrichten S. 126.
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Der Briefwechsel.
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Hubers und Ritters Untersuchungen; meine Aufgabe.
Nadh den bisherigen Ausführungen können für die Briefe
der drei kaiserlichen Generale keine besseren als die bei
Irrner gedruckten Vorlagen erlangt werden. In der nun¬
mehr einsetzenden S. 10 in Aussicht gestellten Untersuchung
der Texte werde ich einzig nach inneren Merkmalen zu
urteilen haben. Den Anfang einer solchen Untersuchung
hat, abgesehen von der in Irmers Numerierung er¬
scheinenden Kombination 1 Alfons Huber 1895 in den
„Studien über die Correspondenz der Generale Gallas,
Aldringen und Piccolomini im Februar 1634“ gemacht 2 ;
fortgeführt ist sie, wesentlich über Huber hinausgehend,
von Moriz Ritter in seiner Abhandlung „Der Unter¬
gang Wallensteins“ vom Jahre 1906 3 . Ritters Prüfung er¬
gibt, daß die Ueberlieferung der Briefe über die Maßen
schlecht ist: es fehlen Daten, die Reihenfolge entspricht nicht
der Zeitfolge, Verfasser und Empfänger sind verkehrt an¬
gegeben, ja, Stücke von ihrer Stelle abgetrennt und an unge-
1. Vgl. Irrner 111. Einl. S. 52 Anm. 2.
2. Seinen Ergebnissen stimmten zu Schweizer S. 253 Anm. 3;
Wittich, Deutsche Literaturzeitung 1900 Nr. 9 Sp. 623 f. (Besprechung
von Schweizers Buch). Hat Hans Schulz, der S. 120 s. Wallcnstein-
monographie den Angaben Irmers (Nr. 424 u. 425 S. 216) folgt, die
„Studien“ Hubers S. 577 (15) nicht gekannt?
3. HZ 97 S. 301 Anm. 2.
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hörigem Orte eingefügt. Auf diesen Ergebnissen fußend,
gedenke ich die Briefe nochmals einer Prüfung zu unter¬
ziehen, um womöglich überall (die gestörte Ordnung her¬
zustellen.
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I. Den Briefen vorausgehende Ereignisse.
Bei dem engen Zusammenhänge der formalen und sach¬
lichen Momente muß die Untersuchung von geheimen
im Dezember 1633 beginnenden und gegen
Wallenstein gerichteten Beziehungen des kaiser¬
lichen Hofes zu den Generalen Aldringen, Gallas
und Piccolomini und dieser untereinander ausgehen.
Der Fall Regenburgs am 14. November 1633 1 , sowie
das fortwährende Zuwiderhandeln Wallensteins gegen kaiser¬
liche Befehle und Wünsche in der Folgezeit 2 ließen es in
den letzten Tagen des Jahres zu einem ersten gegen Wallen¬
stein gerichteten Schritte der kaiserlichen Regierung kommen.
Unter verschiedenen Vorwänden wurde damals der Graf
Ulrich von Wolkenstein an den General¬
leutnant Grafen Gallas, der in der Mark Branden¬
burg und Schlesien befehligte, und der Kriegskommissar
Walmerode an den Feldmarschall Grafen Ald¬
ringen nach Bayern geschickt. Sie sollten die beiden
Offiziere für die Partei des Kaisers gewinnen im Falle, daß
gegen den Oberfeldherrn vorgegangen werden würde 3 .
1. Ritter, Deutsche Geschichte III S. 569.
2. Ritter, HZ 97 S. 296, Deutsche Geschichte III S. 569 ff.;
Huber, Geschichte Oesterreichs V S. 454 f.
3. Richels Bericht vom 31. Dez. 1633: Irmer Nr. 329 S. 95.
Den Zweck dieser Sendungen kannte auch der span. Gesandte in
Wien Castafteda: „um ihre Gesinnungen zu erforschen und sich
ihrer Treue zu versichern“: Wittich, Preuß. Jahrb. 23 S. 54. Ueber
die Sendung an Aldringen erfahren wir aus d. Briefe des Bischofs
von Wien vom 31. Dez. 1633 (Chmel S. 65, über das Datum s. o.
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Im letzten Grunde durch Wallensteins Handlungsweise
selbst herbeigeführt, war dieser Schritt geschehen unter dem
Einflüsse der kaiserlichen Räte, die mit einer stets
wachsenden Mehrheit eine Veränderung im Oberbefehle für
nötig erachteten 4 . Entscheidender aber haben wohl die auf
Absetzung Wallensteins hinzielenden Vorstellungen des
bayrischen Gesandten Richel 5 mitgewirkt, dessen Vor¬
haltungen von besonderem Gewichte für den Kaiser waren 6 .
Im Gegensätze dazu glaubte der seit dem 7. November
Einl. Anm. 15), daß Walmerode abgesehen von militärischen Auf¬
trägen darlegen sollte, „wie die Sachen zu Wien beschaffen“; außer¬
dem sucht der Bischof hier die Notwendigkeit einer Aenderung im
Kriegswesen zu begründen. Die betr. Stelle oben Einl. Anm. 15.
— In Richels Bericht auch ein geheimer Auftrag an Kardinal Diet¬
richstein, mit den kaisert. Kommandanten in Mähren im angegebenen
Sinne zu verhandeln. Dieser wurde nicht von Wien nach Mähren
gesandt, sondern erhielt die Weisung in seinem Wohnsitze Nikols¬
burg. Vgl. Antelmi, 31. Dez. 1633, Gliubich S. 410: a quäl fine
spedl in Moravia a Govematore il Card. Dietrichstein; der (vor¬
gegebene) Zweck: per procurar ogni possibile sollievo a que’ sudditi
gegen d. Quartierbeschwernisse; vgl. Dietrichstein an Ferdinand II,
Nikolsburg, 22. Dez. 1633, Hallwich II Nr. 1227 S. 408 f.; Ferdinand
an Wallenstein, 3. Jan. 1634: Nr. 1244 S. 433. Gegen Inner III. Einl.
S. 21, vgl. Wittich, HZ 72 S. 419.
4. Schon vor dem 28. Dez. meinten die kaiserlichen Räte
„per maiora ex praegnantissimis et multis causis“, daß „mit dem
Generalat eine verenderung vorzunemmen sei“: Richel am 28. Dez.,
Aretin Nr. 30 S. 87, vgl. S. 89. (Irmer vertauscht, Nr. 325 S. 86,
Empfänger und Absender.) Vgl. Richels Berichte vom 11. und 18.
Jan. sowie 1. Febr.: Irmer Nr. 346 und 361, S. 122 und 137;
Aretin Nr. 36 S. 112; ferner Ranke S. 283, Huber V S. 454.
5. Huber V S. 456 f., Ritter HZ 97 S. 296 f. Der Auftrag des
Kurfürsten für Richel vom 18. Dez. (Irmer Nr. 319 S. 73 f.) ward
am 22. (Aretin Nr. 27 S. 74 ff.) wiederholt.
6. Vgl. Richels Berichte vom 9. Jan. 1634: Irmer Nr. 343 S.
118; dazu Ritter HZ 97 S. 296 u.; vom 11. u. 18. Jan.: Irmer Nr.
346 S. 121, Nr. 361 S. 138. — In den ersten Wochen des Jan. hält
sich Richel zurück; s. seine Berichte vom 31. Dez. 1633 und 18.
Jan. 1634: Irmer Nr. 328 S. 89 und Nr. 361 S. 138.
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1633 in Wien weilende, schon bald mit dem höchsten Mi߬
trauen gegen Wallenstein erfüllte, spanische Sonder¬
gesandte Graf Onate noch eine vorsichtige Zurück¬
haltung bewahren zu müssen ; er griff erst ein, als ihm nach
dem Scheitern der Sendung des Kapuziners Quiroga an
Wallenstein die Vorgänge auf der Pilsener Führerversamm¬
lung samt der Unterzeichnung des ersten Schlusses bekannt
wurden 7 .
Die Kenntnis von dem Verlaufe der Sendungen
der kaiserlichen Regierung schwebt jedoch namentlich in
bezug auf ihre politische Seite wegen des Mangels an
unmittelbaren Zeugnissen sehr im Ungewissen.
Das Itinerar Walmerodes läßt erkennen, daß
ihm besondere Eile nicht anbefohlen war. Denn erst zwischen
dem 7. und 16. Januar 1634 kann er seine Botschaft an den
7. Das genaue Datum von Oflates Ankunft in Wien war bisher
unbekannt. Nach Wittich, Preuß. Jahrb. 23 S. 4t u., befindet er
sich Anfang Nov. 1633 dort. Antelmi spricht am 12. Nov. von s.
Ankunft ohne Tagesangabe: Gliubich S. 403. Den 7. Nov. nennt
Breithaupt, Irmer Nr. 331 S. 103, d. h. neuen Stils nach Witlichs
Worten und Antelmis Depesche. Gindely gibt ebenfalls diesen Tag:
Wallensteins Vertrag S. 18. (Das Schreiben Oflates an Philipp IV.,
Gindely S. 19 Anm., ist nur durch Druckfehler auf den 2. Nov. ge¬
setzt, statt richtig auf den 27. nach S. 29 Mitte, vgl. S. 36 Anm. 2
und Günter S. 400 Nr. 127.) Zwiedincck-Südenhorsts Angabe (S.
118: Oktober) ist falsch; Ende Oktober setzte Ranke S. 248 sein
Erscheinen in Deutschland. — Lieber Oflates Instruktion: Günter
S. 137—140 und Nr. 116 S. 387—390 bes. S. 389 (vgl. jedoch Ritters
Besprechung des Günterschen Werkes: HZ 105 (1910), 2. Heft
S. 374 Anm. 1). Abweichend: Antelmi, 10. Dez. 1633; Gliubich
S. 407; und Richel, 28. Dez.: Aretin Nr. 30 S. 89 f. Vgl. sonst
Wittich, Pr. Jahrb. 23 S. 41 ff.; Ranke S. 248-253, S. 280ff.; Huber
V S. 455 f., 467 f.; Ritter HZ 97 S. 297; Günter S. 129 f., 134, 167,
168. Am 20. September erhält er Reisebefehl: Günter S. 136. Vgl.
ferner Richels Berichte vom 28. Dez., 18. u. 25. Jan.: Aretin Nr. 30
S. 87 u., S. 89 f.; Irmer Nr. 361 S. 138, 141; Nr. 386 S. 168.
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Feldmarschall ausgerichtet haben 8 . Als dringend wurden da¬
her diese Aufträge vom Kaiser nicht angesehen.
Auch der zweite Gesandte Graf Wolkenstein 9
dürfte bei Gallas erst Mitte Januar angelangt sein. Es ist
demnach wenig wahrscheinlich, daß eine Reise des General¬
wachtmeisters Piccolomini zu Gallas, die sicher vor dem
5. Januar 1634 stattgefunden haben wird 10 , im Zusammen¬
hänge mit der Sendung Wolkensteins stünde 11 . Piccolo¬
mini gehörte also, wohl nur, weil eine solche Sendung
an ihn (nach Pilsen) zu gefährlich erschien, nicht zu den
von der kaiserlichen Regierung auf diese Weise ins Ver¬
trauen gezogenen Offizieren.
8. S. Brohm S. 92 Anm. 2. — Zwischen dem 28. und 31. Dez.
geht er von Wien ab: Richels Berichte: Aretin Nr. 30 S. 91 und
Inner Nr. 329 S. 95 (hier: „wie dan. .. Walmerod .. zu .. Altringen ..
verschickt worden“). Zwischen dem 3. (Maximilian an Richel, 3.
Jan., Irmer Nr. 334 S. 108: er wolle erwarten, was Walmerode
bringe) und 7. Jan. trifft er in Braunau ein: Hallwich II Nr. 1253
S. 440. Am 16. Jan. ist er bei Aldringen gewesen: Dieser an
Wallenstein, 16. Jan., Hallwich Nr. 1011 S. 191 u.: Walmerode sei
nach Salzburg verreist. — Die Vermutung von Krebs (HVjs 3 S. 376)
ist also der Zeit wegen hinfällig. — Nach Schweizer S. 242 soll
diese Sendung Walmerodes sich gar wahrscheinlich „bis gegen Ende
Januar verzögert“ haben!
9. Nicht Walmerode, wie Irmer III. Einl. S. 21 Anm. 3 irrtüm¬
lich und Einl. S. 44 Anm. 3 versehentlich angibt. Denn Hallwich
sagt (ADBiog VIII S. 326) nicht, daß Walmerode zu Gallas (sondern
zu Aldringen) geschickt worden ist. — Daß Wolkenstein unterwegs
war, beweist ein Schreiben des Deutschordensmeisters Stadion an
Klüppel, s. Statthalter zu Freudenthal i. Schlesien, dessen damaligem
Wohnsitze, und Eulenburg in Mähren, vom 12. Jan. 1634 mit Wei¬
sungen für den Fall des Eintreffens Wolkensteins, sollte er nicht zu
ihm kommen, so »erwartet Stadion doch etwaige Nachrichten über
dessen Reise: Dudlk S. 327 und 334.
10. Da Piccolomini am 8. Jan. wieder in Pilsen eintraf: Aretin
Text S. 123, vgl. ebenda Anm. 2, die das Gegenteil meiner An¬
sicht besagt.
11. Gegen Aretin a. g. O. und Inner Einl. S. 21 Anm. 3, S. 45.
Gck igle
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Das Ergebnis dieser beiden Sendungen an
Aldringen und Gallas wird, wie wir mutmaßen dürfen, darin
bestanden haben, daß die Generale die gewünschten Ver¬
sicherungen ihrer Ergebenheit gegen den Kaiser für den
Fall eines Vorgehens gegen den Oberfeldherrn abgegeben
haben; in dem Schreiben eines Ungenannten vom 14. Januar,
in dem wir den Feldzeugmeister Grafen Rudolf Colloredo
erblicken können, heißt es am Schlüsse: „ahn vnser trew
sindt ihr. May. woll versicherdt“ 12 . Insbesondere wird Gallas
mit der Abgabe einer solchen Beteuerung nicht gezögert
haben. Wie hätte er sonst in dem Patente vom 24. Januar
1634 zum vorläufigen Oberbefehlshaber der kaiserlichen
Streitkräfte ernannt werden können?
Zur gleichen Zeit waren unter den höheren
Offizieren selbst Bewegungen im Gange, die dem
Vorgehen der kaiserlichen Regierung auf halbem Wege ent¬
gegen kamen. Dahin gehört die schon oben erwähnte
Unterredung Piccolominis mit Gallas zu An¬
fang Januar 1634, an der auch Colloredo teilnahm.
Seit langem schon trugen die unter den Generalen Gallas,
Die Nachricht dieses Zusammentreffens in der „Aufschreibung des
Secretärs Teisinger“: Aretin Nr. 33 S. 106 f.
12. Das wichtige, in den „Mitteilungen des k. k. Kriegsarchivs“
1882 Nr. IX S. 207 veröffentlichte Schreiben eines Ungenannten vom
14. Jan. 1634 an eine Persönlichkeit am Hofe (Schlick?, vielleicht
den Kaiser selbst) haben Gaedeke, Ergebnisse S. 115, und Irmer, III
S. 245 Anm. 1, S. 172 Anm. 3, Aldringen zugeschrieben. Jener
faßt es an Schlick gerichtet auf, wohl nur, weil es dessen Archiv
entstammt; dieser sieht in dem Bischof von Wien den Empfänger,
fußend auf Richels Bericht vom 8. Febr.: Irmer Nr. 434 S. 245. Der
hier erwähnte längere Brief Aldringens enthielt aber die dringende
Bitte um Maßregeln gegen Wallenstein; ferner läßt der Zeitabstand
eine Gleichsetzung beider Schreiben nicht zu. Zudem konnte Aldringen
(am 5. u. 6. Jan. südwestf. Münchens: Hallwich II Nr. 1000 und
1001 S. 180ff., s. o. Einl. Anm. 9), am 16. bei Landau: Nr. 1011
S. 191 f.) am 14. Jan. noch keine Kunde von den Pilsener Vorgängen
haben. Und erst am 24. Jan. erging die Aufforderung Wallensteins
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Aldringen und Piccolomini bestehenden Beziehungen einen
sehr vertraulichen Charakter 13 . Es wird sich daher auch
an ihn, nach Pilsen zu kommen: Hallwich Nr. 1017 S. 196. Schlie߬
lich widerspricht die etwas holperige Schreibart der Federgewandt¬
heit des Feldmarschalls: Ranke S. 278, Hallwich I. Einl. S. 51,
Krebs HVjs 3 S. 358. Als Verfasser kommt ein Gegner Wallen¬
steins in Frage, der den Pilsener Schluß nicht unterschrieb, zu
Piccolomini in Beziehungen stand und am 14. Jan. die Berufung
ins Hauptquartier erhalten hatte. Man darf wohl an den wahr¬
scheinlich mit Piccolomini am 1. Febr. zum Feldmarschall ernannten
(Krebs, Schaffgottsch S. 65; Irmer III. Anhang S. 435; vom Kaiser
nachweislich vom 18. Febr. ab so betitelt: Hall wich Nr. 1271
und 1272, S. 465 ff., besond. Nr. 1276 S. 469) Colloredo denken,
der nach d. „Chaos“ und dem „Ausführlichen und gründlichen Be¬
richt“ kurz nach dem ersten Pilsener Schlüsse berufen wurde: Murr
S. 175 und 251. Piccolomini hat an ihn nach seinem eigenen Zeug¬
nisse viele Briefe geschrieben: Irmer Nachschr. 1 zu Nr. 416 S. 209;
vgl. Nachschr. 1 zu Nr. 410 S. 201 und Nr. 414 S. 206 o., denn das
erst- und letztgenannte Schreiben sind ebenfalls von Piccolomini,
zuerst bemerkt von Ritter HZ 97 S. 301 Anm. 2, s. u.; vgl. ferner
den Brief von Gallas an Piccolomini bei Huber, Studien S. 580 (18)
Anm. 3. — Hurter verwertet S. 369 f. und Anm. 95 diesen Brief;
S. 361 u. Anm. 75 ein Schreiben Piccolominis vom 14. Jan., eben¬
falls aus dem Schlickschen Archive. Der Inhalt dieses Schreibens
stimmt aber genau mit der betr. Stelle unseres Schriftstückes überein,
so daß dieses ihm auch hier Vorgelegen hat. (Ein Brief Piccolominis
vom 14. Jan., aber abweichenden Inhalts und an Aldringen gerichtet,
bei Irmer Nr. 354 S. 130, vgl. Chmel S. 71 u.) Die auffallende
Uebereinstimmung des Schlusses unseres Briefes mit einer Stelle aus
Piccolominis Brief an Aldringen, Linz, 26. Jan., Irmer Nr. 389 S. 172
und Anm. 3, ist nur zufällig; der „gute Freindt“ kann nicht Picco¬
lomini sein, da beide in unserem Schreiben deutlich unterschieden
werden.
13. Vgl. die Auszüge der Briefe Aldringens und Piccolominis
an Gallas aus d. zweiten Hälfte d. Jahres 1633 bei Höfler S. 80—84,
namentl. den Piccolominis vom 2. Dez.: S. 83; nach einem Schreiben
vom 6. Aug. (S. 80) stand Aldringen mit Gallas „in singolarissima
confidenza“. — Piccolomini besorgte den Briefwechsel zwischen
Gallas u. Aldringen: vgl. Gallas an Aldringen, Großglogau, 13.
(! S. o. S. 9) Jan. 1634: Irmer Nr 381 S. 163 ff.; Piccolomini an
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diese Unterredung zu einem sehr intimen Gedanken¬
austausche gestaltet haben. Die spärlichen Nachrichten, die
wir über sie besitzen, liefern zwar keine zuverlässigen An¬
gaben 14 , wie sie denn nicht einmal den Ort sicher erkennen
lassen 15 . Doch ist soviel wahrscheinlich, daß Piccolomini
im Aufträge Wallensteins den Generalleutnant nach Pilsen
berufen sollte. Da dieser aber, vielleicht durch ein Fu߬
leiden 16 , am Kommen verhindert war, so versprachen die
Generale, Wallenstein „zu folgen, wohin er gehen werde“ 17 ,
ein Gelöbnis, das der Feldherr als Ersatz für das Fern¬
bleiben des Gallas von der Pilsener Führerversammlung an¬
gesehen haben mag. Ob man hierin jedoch ihre wahre
Meinung erblicken darf, ist mehr als zweifelhaft. Vielmehr
scheint die „AufSchreibung des Secretärs Teisinger, die Mit¬
theilungen des Grafen Piccolomini über Wallensteins Ver-
raths-Plane enthaltend“ 18 die Lage richtig darzustellen.
Aldringen, Pilsen, 14. Jan. 1634: Irmer Nr. 354 S. 130 und Chmel
S. 71 u.
14. Zumal sie einseitig auf Piccolomini zurückgehen. So die
Mitteilungen an Teisinger: Aretin Nr. 33 S. 106 f., und Roccis Be¬
richt an Barberini vom 24. Febr. 1634: Beilage z. Allg. Ztg. 1882
S. 1505, den Huber, Studien S. 569 (7) Anm. 1, ganz ablehnt; auch
Onate (das sonst nicht näher bekannte Schriftstück vom 21. Jan.:
Ranke S. 277 und Anm. 1) und sehr wahrscheinlich Eggenberg
(s. Worte: „so sey ess nur ein simulirt Werckh gleich wie der Picco¬
lomini sich zum Gallas vnd Altringer schickhen lassen“: Richels
Bericht vom 1. Febr.: Aretin Nr. 36 S. 113) verdanken Piccolomini
ihr Wissen.
15. Ranke S. 277 nennt Frankfurt a. d. O.; nach F. und Lands¬
berg hat Gallas damals Besichtigungsreisen unternommen: s. Brief
an Aldringen, 13. Jan., Irmer Nr. 381 S. 164. Aretin S. 123 wie Rocci
(Bericht vom 24. Febr., s. vorige Anm.) geben Schlesien an.
16. Hurter S. 379; vgl. Gallas an Aldringen, Pilsen, 1. und
3. Febr. 1634: Irmer Nr. 402 a S. 194 und Nr 409 S. 199: non
potendo per la incommoditä della mia gamba andare a suddetta
Alt a -Wallenstein.
17. Ranke S. 277 nach Onates Schreiben vom 21. Jan.
18. Aretin Nr. 33 S. 106—108; gedruckt schon (ohne Ueber-
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Danach sind sie heimlich übereingekommen, sich gegen
Wallenstein stellen zu wollen, „als wenn sye sein Vor¬
haben (!) approbirn, doch wollen beim Kaiser treulich
halten“ 19 . Gallas, Piccolomini und Colloredo waren also
schon vor dem Pilsener Schlüsse mit den Absichten Wallen¬
steins, die sie gegen den Kaiser gerichtet glaubten, nicht
einverstanden und entschlossen, auf alle Fälle dem Kaiser
treu zu bleiben.
schritt) von Freyberg als Anhang zu s. Aufsatze „Ueber Wallen¬
steins Catastrophe“ S. 141—142, vgl. Aretin S. III f. In diesem
Drucke fehlt im Vergleich zu Aretin der Satz über das Streben Wallen¬
steins nach der böhmischen Krone, sowie die beiden letzten Ab¬
schnitte über den Entsatz Ambergs und den „schändlichen Rezeß“.
Es wird ihm also wohl eine unvollkommene Abschrift zugrunde ge¬
legen haben. Ueber die Datierung des Aktenstückes s. u.
19. Bestätigt wird diese Auffassung durch das im selben Tone
gehaltene Schreiben vom 14. Jan. S. o. Teil I Anm. 12.
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Original frorri
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II. Die Haltung von Gallas.
Nun aber setzen die Briefe der Generale selbst ein.
Nach ihrem Zusammenhänge gliedern sie sich in 2 Haupt¬
abschnitte, deren erster die Stellung des Gallas beleuchtet,
während der zweite, wesentlich umfangreichere, die Haltung
von Aldringen und Piccolomini behandelt. Der erstgenannte
zerfällt wieder in 2 weitere, die die Stimmung des Gallas
1. vor seinem Erscheinen in Pilsen und 2. wäh¬
rend seines dortigen Aufenthaltes zum Gegen¬
stände haben.
1. Noch bevor die Nachricht von dem ersten Pilsener
Schlüsse zu ihm gedrungen war, gibt Gallas, durch Picco¬
lomini und durch Briefe kaiserlicher Offiziere aus Pilsen
wohl zur Genüge über die Lage im Hauptquartiere unter¬
richtet 1 , seine Meinung in dem Schreiben an seinen
Schwager 2 Aldringen aus Großglogau,den 13. J a -
1. Ein Brief von Suys, 4. Jan. 1634, nur mit Datum: Höfler
S. 98; ein anderer von Leon Cropello de Medici mit Nachrichten
über Quirogas Sendung und über Aeußerungen von How u. Trzka,
deren Richtigkeit zweifelhaft ist: Höfler S. 84 und 98; das Datum
(2. Jan.) ist falsch: vgl. Wittich HZ 72 S. 436 Anm. 1. Quiroga
kam am 5. Jan. mittags nach Pilsen und reiste am 8. beim Morgen¬
grauen wieder ab: s. Reisebericht, Ranke S. 365—367. Cropellos
Brief ist daher zwischen dem 5. und 7. geschrieben. Vielleicht
empfing Gallas noch weitere Briefe: vgl. Rödels Schreiben, Hurter
S. 369.
2. Sie hatten Schwestern, Gräfinnen Arco, geheiratet: Ranke
S. 277, Hurter S. 379 Anni. 132; Gallas’ Gemahlin war verstorben
s. folg. Anm.
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nuar 1634 kund. Er beklagt sich über die unangenehme
Stellung, in die er wegen der unbegründeten Mißstimmung
geraten sei, die Wallenstein gegen den kaiserlichen Hof an
den Tag lege 3 . Sein Tadel trifft also Wallenstein.
Welche Haltung er, als er von den Ereignissen während
3. Qui ne troviamo in grandisimi travagli per le desgusti in-
resonevoli che sua Altezza ä (ha) della Corte: Inner Nr. 381 S. 164;
diese Stelle bis bisognio unterscheidet sich deutlich von dem übrigen
Inhalte des Schreibens. Vgl. Huber S. 567 (5) und Anm. 1; anders
Hurter S. 379, Ranke S. 277, Schweizer S. 253 Anm. 3; vgl. die
Relation, Chmel S. 69: „zumahl er Friedtländer sehr unwillig und
nun eine lange Zeit her mit dem kaiserlichen Hof in großem Mi߬
verstand verharre“. Mohr v. Waldt meint gegen Stadion, Prag,
4. Jan.: „Dieweil der Herr generalissimus, wie man sagt, etwas
von Hof auß desgoustiert ist worden, ghet alles, gott besser es, schlecht
und Slefferig daher“: Dudik S. 324; vgl. noch die Aussage vonSchaff-
gotsch: Irmer Anhang S. 432. — Nach s. Schreiben hat Gallas ver¬
schiedene, uns unbekannte Briefe Aldringens (einen um den 5. Jan.:
8 giorni sono hebbi una gratissima lettera di V. Ecca) empfangen,
in denen sich dieser augenscheinlich bitter über den Zustand seiner
Truppen u. den Mangel an Unterstützung beklagt. Gallas tröstet
ihn mit dem Hinweis auf s. eigene üble Lage: vgl. Wallenstein an
Ferdinand II., 24. Jan.: Förster Nr. 414 S. 169. — Gallas 1 letzter
Brief an Aldringen ist wegen des Neujahrswunsches noch 1633
durch Vermittlung Piccolominis abgegangen, der auch dieses Schrei¬
ben besorgen soll. — Der zweite Teil des Briefes, von Irmer S. 164
Z. 11 v. u. an, behandelt die Heirat des G. Er warb um eine Ver¬
wandte des Salzburger Erzbischofs Lodron. A. konnte ihm nütz¬
lich sein, da sein Bruder (Johann Markus: Gams S. 311) im Sommer
1633 durch Lodron Bischof von Seckau (Graz) geworden; Gallas’
erste Gemahlin, Gräfin Arco, war also gestorben: vgl. Höfler S.
82 f. sowie Aldringens dritten Brief an G., 28. Jan.: Höfler S. 86.
Dieser Teil scheidet darum für unsere Zwecke aus. Die von Schweizer
5. 254 und Anm. 1 dargebotene Ausdeutung verschiedener Stellen
beruht z. T. auf irriger Uebersetzung u. ist an kühnen Behaup¬
tungen so reich, daß sie ernstlich kaum in Betracht kommt. Wegen
der ungenügend bekannten Privatangelegenheit des Gallas ist der
zweite Teil sehr unklar; dazu kommt die lässige Abschrift des
ganzen Briefes; Inner S. 165 Z. 6 v. o. fehlt zwischen guerra
und lontananza etwas, vielleicht das Verbum.
Gck igle
Original fro-m
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der Pilsener Führerversammlung in Kenntnis gesetzt worden
war, bei seinem bevorstehenden Erscheinen im Haupt¬
quartiere einzunehmen beabsichtigte, können wir aus dem
Schreiben vom 14. Januar entnehmen, wenn dieses,
wie wahrscheinlich, Colloredo zum Verfasser hat 4 . Gallas
hofft, Wallenstein trotzdem noch durch gütliches Zureden
zur Aufgabe seiner Pläne zu bewegen 5 .
2. Zwar, welche Stellung er in Pilsen selbst,
wo er auf eine durch den General Schaffgotsch überbrachte
Berufung Wallensteins 6 am 24. Januar erschien 7 , zu dem
Feldherrn eigentlich einnahm, vermögen wir aus seinen von
dort datierten Briefen an Piccolomini und Aldringen
unmittelbar nicht zu erkennen.
Denn in ihnen gibt Gallas zumeist nur objektiv Wallen¬
steins Worte wieder, ohne bei der Gefahr, daß die Schreiben
aufgefangen werden könnten, seiner subjektiven Stimmung
Ausdruck zu verleihen 8 . Am Tage nach seiner Ankunft
schreibt er zwar an Aldringen (und ähnlich wohl auch an
4. S. o. Teil 1 Anm. 12.
5. „Gallas vndt ich werdten berufft auff Pilssen... allda [wer¬
den wir] Zusehen, ob es müglich sey, den generali zu Stillen“...;
auch „der gute Freindt [Wer?] ist der Meynung, das wahn der
Gallas vndt ich den werdten sagen [Verderbt! Der Sinn dürfte sein:
„unser Wort geben“], das vohn der hoff der generali solle woll
traktiert werden vndt bey dem seynigen erhalten wirdt, der generali
möchte des Feindts Pradicen ablassen...“; dem etwaigen Ver¬
langen Wallcnsteins auf Unterschrift des Schlusses würden Gallas
und der Verfasser des Briefes stattgeben, um keinen Verdacht zu
erregen.
6. Krebs, Schaffgotsch S. 68.
7. Trzka an Piccolomini, Pilsen, 25. Jan.: Galasso b arrivato
hleri quä: Irmer Nr. 383 S. 166; die Relation, Chmel S. 72, datiert
den Brief wohl fälschlich vom 26. Jan., da Gallas’ Ankunft fest¬
stehen dürfte: vgl. Aretin S. 133 Anm. 1.
8. Vgl. den nach den weiteren Ausführungen verfehlten, aber
auch so nicht zwingenden Hinweis Hubers S. 567 (5) f. auf Aldringens
und Piccolominis Briefe vom Ende Jan.
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Piccolomini): „Ich finde Seine Hoheit so gut aufgelegt, wie
man nicht besser erwarten kann; sie sagt, daß man auf keine
Weise dem Feinde trauen will“ 9 . Ob Wallenstein es aber
ehrlich meint, läßt Gallas nicht durchblicken. Am 1. Februar
meldet er Piccolomini: Wallenstein „hat mir gesagt, daß er
Entschädigung für das Herzogtum Mecklenburg, Sicherheit
für sich und alle anderen von uns wünsche, damit ihm
nicht ein Schimpf statt einer Belohnung angetan werde, und
Befriedigung des Heeres . . . mit Franz (Franz Afbrecht)
hat man nichts verhandelt . . .“ 10 .
9. Inner Nr. 384 S. 166; ich kann Huber S. 567 (5) in der
Auffassung von ben disposto = wohl aufgelegt nicht folgen, zumal
Piccolomini in seiner Antwort vom 27. Jan. auf einen ähnlichen,
leider fehlenden (s. u.) Brief des Gallas wohl den gleichen Aus¬
druck sicher nicht physisch auffaßt, wenn er schreibt: er sei nicht
davon überzeugt gewesen, daß der Herzog bei Gallas' Ankunft
gut gesinnt gewesen sei: Höfler S. 85; vgl. Inner Einl. S. 47,
ferner Inner Nr. 426 S. 218: di tenere tutti li capi bene disposti,
ebenfalls sicher nicht physisch zu fassen. Das Regest Irmers zu
Nr. 381 S. 166 deckt sich nicht ganz mit dem Inhalte des Briefes;
vgl. Chmel S. 69. Hat Irmer eine auf Aldringen bezügliche Stelle
ausgelassen? — Auszüge aus dem Briefe: Hurter S. 379 Z. 3—2
v. u. und S. 380 Z. 10—12. — Auch an Piccolomini hat Gallas
am 25. (oder 24.?) einen nicht erhaltenen Brief gerichtet: vgl.
Piccolomini an Aldringen, 26. Jan.: .. .Gallasso e arivato a Pilsen ...
dalla letlera che mi scrive V. Ecc». vedrä quello che passa: Irmer
Nr. 389 S. 172; P. übersandte den fehlenden Brief also an Aldringen.
Aus Piccolominis Schreiben an A. vom 26. und an G. vom 27. Jan.
(Höfler S. 85 f.) läßt sich der Inhalt des fehlenden erschließen: Außer
d. Ankunftsanzeige gab G. wie an A. Nachrichten über Wallenstein
und teilte mit, daß W. dem Feinde nicht traue. Vielleicht meldete
er noch Franz Albrechts Rückkehr nach Dresden zur Einholung
Arnims, was P. aber auch aus Trzkas Brief vom 25., Irmer Nr.
383 S. 165 f., entnommen haben konnte. Ob G. dem Piceol. neben¬
bei die Aussicht auf Berufung nach Pilsen eröffnete, ist nicht sicher,
aber wahrscheinlich; denn P. schreibt am 26. Jan. an A. u. a.:
Jo sarö chiamato a Pilsen. — Vgl. Irmer Einl. S. 47, wo ein Brief
des G. an P. nur angenommen wird.
10. Irmer Nr. 402 Nachschr. S. 193. Die Worte „et Arnem"
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Aus diesem einfachen Berichte können wir ebenso wie
aus den Briefen an Aldringen vom 1. und 3. Februar 1634
nichts entnehmen, was über seine wirkliche Gesinnung Auf¬
schluß gäbe 11 . Mit seiner Aeufterung in einem Briefe an
Piccolomini vom 3. Februar: ; ,Er wolle warten, wozu der
Herzog sich entschließen werde“ 12 , ist auch nicht viel an¬
zufangen.
Für seine wahre Stellungnahme müssen wir uns nach
wertvolleren Zeugnissen umsehen. Einige Tage
nach seinem Erscheinen in Pilsen nämlich — es mag um
den 28. Januar gewesen sein 13 — machte er wirklich, wohl
von dem ihn bis dahin noch beherrschenden Optimismus
getrieben, den Versuch einer Umstimmung
Wallensteins, der aber vollständig scheiterte. Er ge¬
riet dabei derartig in Verdacht, daß der Oberfeldherr kaum
mehr mit ihm sprach. Ehe Kunde von diesem Vorgänge läßt
Gallas durch einen Edelmann Aldringen mündlich über¬
mitteln, „da er sich nicht zu schreiben getraue“. Damit war
für Gallas wohl jeder Gedanke an eine gütliche Beilegung
des bestehenden Zwistes geschwunden. Er befand 1 sich je¬
doch nach diesem Vorkommnis in einer ziemlich peinlichen
Z. 3 v. u„ sind zu streichen und wohl nur durch den Abschreiber
(Doppelsdireibung von „che Arnaim“?) hineingekommen. Diese
Nachschr. größtenteils auch: Hallwich MtdV 18 S. 11; über dessen
Lesart Franz 0 = Francia s. o. Einl. Anm. 38. — Der ganze Brief
war Beilage zu Piccolominis Schreiben an A. vom 4. Febr., Irmer
Nr. 411 S. 202, wie aus diesem Begleitschreiben, bes. aber aus der
Relation, Chmel S. 6, hervorgeht. — Ein Auszug: Hurter S. 380
Z. 11-7 v. u.
11. Irmer Nr. 402 a S. 194 f. und Nr. 409 S. 199 f. Die Relation,
Chmel S. 69, gibt von d. ersten Briefe den Inhalt, während der zweite
nur genannt wird. Die Stelle bei Hurter S. 375 Z. 4—6 geht auf
den ersten Brief zurück.
12. Hurter S. 380 und Anm. 139, aus dem Archiv zu Nachod.
13. Denn der Brief, den Aldr. darüber an Piccol. richtete, Irmer
Nr. 422 S. 213, dürfte, wie unten nachgewiesen wird, etwa am 31.
Jan. geschrieben sein.
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Lage. Denn er konnte 14 und durfte sich nicht aus Pilsen
entfernen.
Es muß ihm aber gelungen sein, das Vertrauen
in seine Person bei Wallenstein wiederherzustellen 15 .
Jedenfalls hören wir nichts mehr von einer weiteren Ver¬
stimmung des Oberfeldherrn gegen ihn. Vielleicht hat Gallas
gerade zu dieser Zeit den Pilsener Schluß ausdrücklich ge¬
billigt, eine Erklärung, die nur dazu dienen sollte, jeden Ver¬
dacht gegen sein Verhalten zu ersticken 16 . Ja, Wallenstein
wandte ihm seine volle Gunst wieder zu. Denn er wollte,
wie Trzka am 1. Februar an Piccolomini schreibt 17 — und
dieser Brief ist ein unverdächtiges Zeugnis —, ohne (die
Zustimmung von Gallas, der bis zur Beendigung dieser Ver¬
handlungen in Pilsen bleiben sollte, mit dem für die nächsten
Tage erwarteten sächsischen Generalleutnant Arnim keinen
Vertrag abschließen 18 . Nach einem Briefe Piccolominis an
Aldringen vom 3. Februar 19 sollten die Verhandlungen gar
14. Nur der mit einem Ausweis Trzkas Versehene erhielt Post¬
pferde: Irmer S. 213.
15. Aldr. mag auch in dem Bestreben, den zaudernden Piccol.
zu entschiedenerem Vorgehen zu drängen (über die Stellung dieser
beiden s.*u.), in s. Briefe die Farben etwas stark aufgetragen haben:
vgl. Irmer Einl. S. 51 und Anm. 4. Die Behauptung, der von A.
geschilderte Vorgang sei aus denselben Gründen eine Erfindung
des Feldmarschalls, wage ich nicht aufzustellen.
16. In der wichtigen Nachschrift zu Irmer Nr. 401 S. 192
steht: II conte Gallasso e qui et approva il tutto che si conduso
fra noi: Trzka an Piccolomini, Pilsen, 1. Febr. Diese Billigung
kann auch" früher abgegeben sein. Denn G. war ja vor s. Reise
nach Pilsen gewillt, den Schluß auf Verlangen zu unterschreiben;
s. o. Teil II Anm. 5. Die inhaltlich entsprechende Stelle des Trzkaschen
Briefes in der Relation, Chmel S. 3, ist entstellt.
17. Irmer Nr. 401 S. 192; vgl. auch Wallensteins Worte in
Gallas’ Brief an Piccolomini vom 1. Febr. s. o. S. 27 und Anm. 10.
18. Vgl. Mohr an Stadion, Pilsen, 31. Jan.: ...Gallas hat
sich auch biss zu ankunfft gemelts hertzogs (Franz Albrecht) ein
tag oder etlich hir aufhalten müssen: Dudik S. 333.
19. Irmer Nr. 410 S. 200 f.; über d. Datum s. u. Diese in
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— 33 —
nur mit Gallas, nicht mit Wallenstein, geführt werden 20 ;
ferner hat Wallenstein hiernach den Generalleutnant um Ver¬
haltungsmaßregeln gebeten, wenn der Graf Trautmannsdorf
und der Bischof von Wien 21 nach Pilsen kämen.
Der Verdacht des Oberfeldherrn ist also beseitigt Nun
aber hegte Gallas, der von Piccolomini ständig mit vertrau¬
lichen Nachrichten versehen wurde 22 , die Befürchtung, daß
Uebereilung bei den Maßnahmen gegen Wallenstein ihn-
wieder in Gefahr bringen könnte. Er bat deshalb Piccolomini
in einem wohl am 1. Februar geschriebenen chiffrierten
Briefe, nichts zu überstürzen 23 .
Trzkas Schreiben an P. vom 1. Febr. nicht enthaltenen weiter¬
gehenden Mitteilungen muß P. entweder aus dem Nr. 410 eingangs
erwähnten chiffrierten Schreiben Diodatis od. aus mündlich ihm
zugekommenen Nachrichten des Gallas erhalten haben.
20. Ma dubitiamo sia una finta bemerkt P. dazu: Irmer S. 201.
21. Der Bischof von Wien war Abt von Kremsmünster, daher
in dem Briefe (Irmer Nr. 410 S. 201) Crembsmunster genannt.
22. Von den Briefen Piccolominis an G. vom 27. (Höfler S.
85 f.), 29. (S. 86 f.) und 30. Jan. (S. 87; nach der Handschr. und
vollständig: Irmer Nr. 397 S. 189 f.) enthält freilich nur der erste
in dieser Hinsicht Bedeutsameres. Doch sind den Ueberbringern
weitere Aufträge geworden. Denn am 28. verkündet P. dem Grafen
A.: Hieri mandai un corriero al Sig.™ Gallasso participandoli che
V. E. sa il tutto: Irmer Nr. 414 S. 206 (über Datum und Verfasser
werde ich, wie für alle hier schon angezogenen Briefe von P. und A.
in dem folg. Abschnitte meiner Abhandlung Rechenschaft geben).
Und am 30.: Jo di nuovo ricordo al Sig. r Gallasso, che vcdendo le
cose in male stato, facci mettere le mani a dosso a Franz Alberto
et Arnem nell’ loro ritomo: Irmer Nr. 420 S. 212.
23. Con questo la prego ä non precipitare: Huber S. 580 (18)
Anm. 3 auf S. 581 (19). Daß dieser Brief sicher der des G. ist
(Huber vermutet es nur), beweisen Aldringens Worte in Irmer Nr. 416
S. 208: Gallasso dice che li consiglij sono buoni quando venghino
da persone non interessate (Hubers Konjektur ist also richtig, gegen
Schweizer S. 266 Anm. 2) et quando prima siino trovati l’essecutori.
Daß er an P. gerichtet ist, zeigt dessen Begleitschreiben: Mando
qui induso, quanto m i viene dal signore Gallasso (Huber a. a. O.),
ferner zwingend der Umstand, daß G. dodi dem antwortet, der ihm
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In diesen wichtigen Zeilen heißt es dann weiter,
Colloredo könne sich nicht anders in dieser Angelegenheit
verhalten, weil er verdächtig sei. Dem ihm von Piccolomini
übermittelten Plane, die sächsischen Unterhändler, den
Herzog Franz Al brecht und den Grafen Arnim
in Stücke reißen zu lassen, wenn man sähe, daß sie
sich mit Wallenstein vereinigen wollten, stimmt Gallas zu,
.wenn eine uninteressierte Person dazu geraten habe und
wenn vorher die Vollstrecker gefunden seien 24 . Es sei ja
leicht, dem Freunde zu schreiben, voran zu machen, während
den Vorschlag in bezug auf Franz Albrecht und Arnim hat zu¬
kommen lassen, d. i. nach meiner folgenden Anmerkung aber Picco¬
lomini. — Auch die Relation (Chmel S. 9; die hier vorgenommene
zeitliche Zusammenlegung mit Nachschr. 1 zu Irmer Nr. 416 ist ab¬
zulehnen, s. u.) hat die richtige Auffassung. Vgl. noch die Gallas’
Schreiben entstammenden Worte Hurters S. 382 Z. 7—9; ferner die
ersten Sätze der Vorbemerkung Irmers zu Nr. 419 S. 210. Schweizers
z. T. falsche Ausführungen merke ich nur an. — Dem Briefe des
Gallas dürfte deshalb das Datum des 1. Februars zukommen, weil
P. ihn am 3. Febr. erhält s« u.
24. Unter der Chiffre 585 = consiglio (s. Huber a. g. O. und
vorig. Anm.) ist die Unschädlichmachung dieser beiden sächsischen
Generale zu verstehen. Denn 1. hat P. diesen Vorschlag, und zwar
zunächst nicht in der milderen Form der Gefangennahme (s. Anm. 22
S. 30), sondern so, wie er oben gefaßt ist (nach P. an A., 28.Jan.
[s. uj, Irmer Nr. 414 S. 206: hier mit ausführlicher Begründung)
dem Grafen G. tatsächlich unterbreiten lassen. (In der schärferen
Form brachte P. ihn auch vor den Kaiser: Irmer Nr. 424 S. 216),
2. kann die Entschließung d. Kaisers d’assicurarsi del [Wallenstein]
per prigionar o per morte, die Hubers Annahme, S. 580 (18) Anm. 3,
in dieser Chiffre sieht, unmöglich als „consiglio“ erscheinen. Und
wie sollte 3. Gallas dann dazu kommen, von einer uninteressierten
Person zu sprechen? Die kaiserl. Entschließung konnte P. übrigens,
als er sie am 29. Jan. (Irmer Nr. 425 S. 216, P. an A., s. u.!)
erhielt, dem Generalleutnant nicht kundgegeben haben, da er selbst
sich veranlaßt sah, vorher weitere Weisungen aus Wien einzuholen.
Erst am 5. Febr. (s. u.) schreibt er A.: di Vienna a questa hora
haveranno fatto intendere al Sig. r Gallasso 1a mente dell Imperatore
Irmer Nr. 419 S. 211.
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man selbst sich in Sicherheit befinde. Zudem sei zu be¬
fürchten, daß man mit Franz Albrecht und Arnim in Worten
anders als mit der Tat verfahren werde 25 .
In seiner bedrohlichen Lage wünschte demnach Gallas,
der die Entschließung des Kaisers noch nicht erhalten hatte,
ein entschiedenes und schnelles Vorgehen gegen Wallenstein
nicht 26 . Wann und wie er die betreffenden Nachrichten von
Wien aus empfing, und wie er sie aufnahm, darüber haben
wir leider keine Nachrichten. Zum Schlüsse dieses Ab¬
schnittes über die Stellung des Gallas erwähne ich nur noch,
daß er de» Oberfeldherrn vermocht zu haben scheint,
Piccafomini die von diesem gewünschte Berufung
nach Pilsen 27 zu erteilen 28 .
Am 12. Februar gab Wallenstein Gallas den Befehl,
den zögernden Aldringen nach Pilsen zu holen 29 .
25. E facile la cosa scrivere al’amico: Fatte fabe, mentre se sta
nella stufa al caldo. £ da dubitare, che con il inimico 695 (nach
der vorig. Anm. können damit nur die beiden genannten gemeint
sein), si dira in un modo et si farä nel altro. (So lies statt aloro!
Gütige Mitteilung von Herrn Dr. Funaioli.) Et questo basti. —
Der Satz Ma pero ha saputo cosl bene, che lei resta descolpato,
ne posso hora dirle ist mir nicht verständlich.
26. Vgl. Irmer Nr. 424 S. 216 am Schluß: „ ... et io per
mia parte metto in consideratione a. V. E. che averta bene li fini
partecolari che potesse havere Gallasso nel differire il negotio.
27. S. u.
28. Die Berufung vom 3. Febr.: Wallenstein an P.: Hallwich
II Nr. 1033 S. 207 f.; sie wurde von dem Oberstleutnant Enckevort
(so die heutige Schreibweise: R. v. Enckevort, Geschichtliche Nach¬
richten über die Familie von E., Görlitz 1908; sie enthalten nichts
über diese Sendung) am 5. Febr. P. in Linz übermittelt: P. an
Gallas, Höfler S. 88. Die Durchstreichung (Unterstreichung?) scheint,
wie aus Höfler hervorgeht, nichts zu bedeuten.
29. Sua Altezza .... mi ha comandato venirmene nel far
del alba da V. Ecc.»: G. an Aldringen, Pilsen, 12. Febr., Irmer
Nr. 440 S. 248 f.; dem bayrischen Kurfürsten schreibt Aldringen am
14. Febr.: Auf daß er mich aber darzue bewegen khönnen, hat
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Damit aber konnte der Generalleutnant sich ungehindert der
ihm vom Kaiser zugedachten Leitung des gegen den
Generalissimus gerichteten Verfahrens widmen.
er Qallaß zu mir geschickht, also daß ich mir die hoffnung mache,
daß durch sein erlangte libertet sich uil übles werde verhündem
lassen: Aretin Nr. 37 S. 114. — Aldringens Worte, ebenda: Gallaß
hatte [hielte?] sich anfangs retirirt, hat aber sich nit ein¬
bilden khönnen, daß ein solch übel war seye, biß daß ers entliehen
anhören vnd greiffen müssen“, darf man wohl als Bestätigung da¬
für nehmen, daß Gallas noch in Pilsen glaubte, einen Stimmungs¬
umschlag Wallensteins herbeiführen zu können.
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III. Die Haltung von Piccolomini und Aldringen.
A. Nach der Pilsener Versammlung (11.—13. Jan.).
Der Abschnitt über die Stellung von Piccolomini und
Aldringen, deren Darlegung nunmehr beginnt, erhält, da
man die kaiserliche Entschließung in den Mittelpunkt rücken
muß, eine ganz natürliche Einteilung, nämlich:
1. Das Verhalten von Picoolomini und Aldringen nach
der Pilsener Führerversammlung (vom 11. bis 13. Januar)
bis zum Eintreffen der Entscheidung des Kaisers (am 29.
Januar).
2. Der Entschluß des Kaisers.
3. Das Zaudern Piccolominis vor der Ausführung und
das Drängen Aldringens bis zur Unterredung in Peuerbach
(6. Februar).
Wegen seiner vielseitigen Tätigkeit und der größeren
Anzahl seiner Briefe tritt Picoolomini durchaus in den
Vordergrund, während sich Aldringen nicht so geschäftig
erweist und in weniger zahlreichen Briefen, in ihnen aber
um so deutlicher, seine Meinung geltend macht.
Bei der entscheidenden Bedeutung, die den Pilsener
Vorgängen vom 11. bis 13. Januar 1 wie für die Geschichte
des Unterganges Wallensteins überhaupt, so im besonderen
für die Haltung der Generale Piccolomini und Aldringen —
für die unmittelbare Wirkung auf Gallas ergaben die Zeug-
1. Ich schließe mich für die Chronologie dieser Tage der Ansicht
Steuers S, 322 (34) an,
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nisse wenig Anhaltspunkte — innewohnt, hat die Dar¬
stellung von der in den Briefen sich widerspiegelnden Wir¬
kung dieser Ereignisse auszugehen.
Piccolomini hatte, von der Reise zu Gallas (S. 23 ff.)
am 8. Januar nach Pilsen zurückgekehrt, an der Führer-
versammlung teilgenommen und den Schluß vom 12. Ja¬
nuar mitunterzeichnet 2 ; er konnte das nur getan haben,
um jedem Verdachte Wallensteins vorzubeugen 3 .
Ueberdie PilsenerVorgänge aber hat er d e m
Wiener Hofe sowie dem spanischen Sondetgesandten
Grafen O n a t e und den Grafen Gallas und Colloredo
eingehend berichtet, eine Handlungsweise, die für die Fest¬
stellung der Verfasser einzelner Briefe, wie für sein Ver¬
halten von großer Wichtigkeit ist.
Die Benachrichtigungdes Hofes bezeugt Picoo-
lomini selbst in verschiedenen seiner Briefe an Aldringen;
es sind die von Inner als Nachschrift 1 zu Nr. 410 S. 201 4 ,
2. Tag der Rückkehr: Aretin S. 123. Der Schluß: Hallwich II
Nr. 1007 S. 186—188.
3. Vgl. die ähnliche Stellungnahme von Gallas in d. wahrschein¬
lich von Colloredo herrührenden Briefe vom 14. Jan.: s. o. S. 23
Anm. 12, S. 26 Anm. 19, S. 29, Anm. 5. Ferner Franz Albrecht an
Armin, 8./18. Januar. Von FH. (Wer sonst als P.?) ist mips Wunder,
daß er mit unterschrieben: Kirchner S. 274, Inner Nr. 364 S. 142. —
P. wird nicht zu denen gehört haben, von denen das hübsche
Stimmungsbild eines Wallenstein mit Leib und Seele Ergebenen
sagt: Edlich haben lang ein Bedencken gehabt, Endlich dissimilanto
gefolget: Mittheilungen des k. k. Kriegsarchivs 1882 Nr. VIII S. 207. —
Nach d. Aussagen Johann Ernsts v. Scherffenbeig teilte P. dessen
Bruder Gotthard in diesen Tagen mit: „Wann der Gallas komben
werde, wolten sie schauen, daß der aufgericht recess [denselben
Ausdruck bei Teisinger: Aretin Nr. 33 S. 108] noch etwas verändert
werden könte“: 22. Febr. 1634, Irmer Anh. Nr. 15 S. 449; die
durch Unterzeichnung d. Schlusses eingegangene Verpflichtung des
Heeres hoffte er hiernach noch herabstimmen zu können.
4. Vgl. Chmel S. 3, wo nur der erste Abschnitt des Briefes ver¬
wertet wird; Huber, Studien S. 571 (9) Anm. 3 und S. 573 (11);
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Nachschrift 2 und 1 zu Nr. 416 S. 209 gedruckten Akten¬
stücke.
Nach Ansicht von Inner S. 207ff. und Huber S. 573
(ll) 5 wären die beiden letztgenannten Schreiben von Al-
dringen verfaßt. Davon aber kann gar keine Rede sein 6 .
Wie zunächst aus beiden Schreiben hervorgeht, hat der
Verfasser die Vorgänge im Hauptquartiere höchstwahr¬
scheinlich aus eigener Anschauung eingehend schildern
können. Dazu jedoch war Aldringen, der gar nicht in
Pilsen gewesen ist und sehr weit vom Schauplatze dieser
Ereignisse weilte, außerstande. Da bei den beiden Schreiben
nur Aldringen und Piccolomini als Verfasser und Empfänger
in Frage stehen 7 , so rühren eben beide von Piccolomini
her und sind an Aldringen gerichtet. Was insbesondere die
sogenannte Nachschrift 2 zu Nr. 416 angeht, so muß sie,
da der sicher von Aldringen an Piccolomini gerichtete Brief
bei Inner Nr. 415 S. 206f. 8 die Antwort darauf darstellt,
auch aus diesem Grunde ein Brief Piccolominis an Aldringen 9
sein.
Hurter hat S. 386 Z. 9—8 v. u. mitten in dem Auszuge aus Nr. 414,
Irmer S. 205 f., dem Briefe nur die Worte „mit andern Kriegsgefährten“
(= io con molti altri) entnommen, die sonst in den Briefen nicht Vor¬
kommen. — Irmer hat dieses selbständige Schreiben wie auch
die beiden folgenden als Nachschriften angesehen und gedruckt.
5. Die Relation, Chmel S. 5, und Hurter (Die Auszüge: S. 383
Z. 4—5 und S. 390 Absatz 2 Z. 6—10) behaupten nur für Nach¬
schrift 2 eine Verfasserschaft Aldringens. Die Nachschrift 1 dagegen
erscheint in dem Auszuge der Relation, Chmel S. 9, Abs. 2, 2. Hälfte,
richtig als Schreiben Piccolominis an A. Hurter hat Nachschrift 1
nicht verwertet.
6. Zuerst dargetan von Ritter, HZ 97 S. 301 Anm. 2.
7. Ich wüßte nicht, an wen man sonst denken könnte.
8. Beweis unten.
9. Gegen Ritter a. a. O., der ihn von einem anderen aus Pilsen
bald nach der Ankunft des Herzogs Franz Albert daselbst (20. Jan.),
als Piccolomini nicht mehr dort war, verfaßt ansieht. Die Bezug¬
nahme auf die Ankunft des Herzogs muß nicht gegen Piccolominis
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Zudem wird man in der späteren Mitteilung Picco¬
lominis an den bei ihm vorsprechenden kurbayrischen
Sekretär T •* i s i n g e r, die dieser in seiner „Aufschreibung“
folgendermaßen wiedergibt: „Was Friedland den Kayser-
ischen Kriegs-Offiziern anfangs für ein verdeckte Propo-
sitio thuen lassen, was auch darüber für ein schändlich
recess vfgericht worden, wurdet Irer K. M. schon bewußt
sein“ 10 , eine Bestätigung seiner Benachrichtigung des Hofes
sehen dürfen.
Für die Mitteilungen an den spanischen Gesandten
Onate dienen ebenfalls Piccolominis eigene Worte in dem
bei Irmer als Nr. 414 S. 205 f. gedruckten Briefe an Al-
dringen zum Zeugnis.
Denn die Stelle: „Vor mehr als vierzehn Tagen habe
ich den spanischen Gesandten wissen lassen, was zu Pilsen
geschehen ist“ 11 kann bei der Wahl, die uns hier wie¬
derum einzig zwischen den beiden Generalen offen steht,
nur Piccolomini geschrieben haben. Da ferner dieses Schrei¬
ben als Antwort auf den sicher Aldringen zuzuweisenden
Brief bei Irmer Nr. 415 S. 206f. anzusehen ist 12 , so dürfte
ein Zweifel an Aldringen a.ls dem Empfänger von Nr. 414
ausgeschlossen sein 13 .
Verfasserschaft sprechen. Piccolomini wird diese Kunde aus Pilsen
erhalten und Aldringen weitergegeben haben.
10. Aretin Nr. 33 S. 107 f. Näheres zur Datierung dieses Akten¬
stückes s. u.! Vgl. auch Roccis Depesche vom 24. Febr.: Beilage
z. Allgem. Zeitung 1882 Nr. 103 S. 1505.
11. piü di quindeci giorni fa ho fatto sapere all’ ambasciatore
di Spagna quanto si £ fatto a Pilsen: Irmer S. £)5. Piccolominis
Autorschaft des Briefes ist zuerst bemerkt von Ritter, HZ 97 S. 301
Anm. 2.
12. S. u., wo auch weiteres über Nr. 414.
13. Wir wissen, daß P. auch sonst mit Oflate rti brieflichem
Verkehre gestanden hat: Ranke S. 277 und Anm. 1; vgl. Antelemis
2. Depesche vom 11. Febr.: Gliubich S. 420. — Ein Brief Piccolominis
an einen Vertrauten in Wien aus dem letzten Drittel des Januars:
Preuß. Jahrb. 23 S. 53 f.
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Oiiate selbst — denn bloß er kann unter dem spa¬
nischen Gesandten verstanden werden — erklärt überdies
am 21. Februar 1634, daß ihm kurz vor der Versammlung
in Pilsen von einigen der vornehmsten Häupter des kaiser¬
lichen Heeres das Bevorstehende und die „Machinationen“,
mit denen Wallenstein umgehe, anvertraut worden seien a
damit er den Kaiser aufkläre (desenganase), und für das
Heilmittel Sorge getragen werde. „Und so“ habe durch
ihn der Kaiser „alles“ erfahren. Unter diesem „alles“ sind
nach dem folgenden Satze die verräterischen Umtriebe
Wallensteins seit dem Sommer 1633 zu verstehen. Von
der Pilsener Versammlung wird hier nichts gesagt. Der
Eingang des Briefes mit seiner Darstellung des Verlaufes
eben dieser Versammlung läßt aber erkennen, daß Onate
von seinen Vertrauensmännern auch über diese unterrichtet
wurde. Das Verdienst, das er sich vor allem wegen der
Aufklärung des Kaisers zuschreibt, wird man ihm, in be¬
schränktem Maße freilich, ebenfalls zugestehen müssen.
Denn Piccolomini berichtete doch auch unmittelbar an den
Kaiser 14 . Es liegt aber in diesen Verhältnissen begründet,
14. Vgl. Ritter, HZ 97 S. 297 Anm. 4. — Der Bericht vom
21. Febr. an d. Kardinalinfanten im span. Urtext: Ranke S. 369.
Hier sagt Oflate weiter, der Kaiser habe Wallensteins Untreue er¬
kannt; am 21. Jan., unmittelbar nachdem er diese Nachrichten ange¬
bracht haben wird, findet er nicht Worte genug, die Unentschlossen¬
heit des Kaisers zu beklagen: Wittich, Pr. Jahrb. 23 S. 52, 53; Ranke
S. 280 u. 282. — Nach d. Berichte vom 21. Febr. sind bestätigende
Nachrichten über die Pilsener Vorfälle aus Böhmen und Sachsen
bei Oflate eingelaufen, also wohl u. a. die Relation Navarros, des
spanischen Agenten in Wallensteins Lager: Wittich a. a. O. S. 50,
vgl. Ritter, HZ 97 S. 297 Anm. 3. — Schweizers Annahme S. 251,
die Verständigung von P. und A. mit Oflate sei durch Vermittlung
Quirogas bei dessen Anwesenheit in Pilsen (5.-8. Jan.) erfolgt,
ist ganz irrig: Quiroga reiste am 8. Jan. in aller Frühe (al amanescer:
sein Reisebericht: Ranke S. 367) von Pilsen wieder ab, an welchem
Tage Piccol. von Gallas erst zurückkam: Aretin S. 123. Aldr. ist
gar nicht in Pilsen gewesen. Der tenientecoronel de Aldringuer
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daß Onate später die entscheidenden kaiserlichen Wei¬
sungen an Piccolomini übermitteln konnte.
Ferner hat Piccolomini natürlich Gallas und Col-
Ioredo, mit denen er ja zu Anfang des Monats ver¬
trauliche Beratungen gepflogen, über diese Geschehnisse
unterrichtet 15 und ihnen fernerhin noch viele Briefe über
„das, was man in Pilsen verhandelt hat“ 16 , geschrieben.
Für uns noch wichtiger ist, daß der Feldmarschall Al-
d ringen ebenfalls über das im Hauptquartiere Vorge-
(Ranke S. 366) ist, was Schweizer offenbar mißverstanden hat,
Scherffenberg, der am 3. Jan. als Abgesandter Aldringens im Haupt¬
quartiere eingetroffen war: Haiwich II Nr. 1247 S. 436. — Nach
Antelmis (Depesdie vom 21. Jan.: Gliubich S. 413 u.; vgl. S. 415)
und Richels Berichten (vom 25. Jan.: „vor wenig tagen gewisse avisi“
frmer Nr. 386 S. 167 f.) wäre der Wiener Hof um den 20. Jan.
über die Pilsener Vorgänge unterrichtet gewesen, tatsächlich aber
wohl schon früher. — „Ich halt man werde zu Wien von allem
nadirichtung haben“, heißt es in dem Extrakt, Beilage C zu Aretin
Nr. 34 S. 111: Maximilian an Ridhel, Braunau, 25. Jan. 1634. —
Die nachträgliche Erzählung bei Vittorio Siri (Memorie recondite
Tom. VIII S. 48-51, auch bei Förster III S. 170-174, bes. S. 172 u.),
auf die bisher oft, zumeist unter Vorbehalt verwiesen wurde (Förster
S. 170 ff., Aretin S. 123 Anm. 2, Hurter S. 372 und Anm. 103, Irmer
Einl. S. 45 und Anm. 3; vgl. auch Wittich a. a. O. S. 50 und Ranke
S. 262), verdient, wie schon ein flüchtiger Einblick lehrt, als Quelle
kein Vertrauen. Die Depeschen Antelmis (vom 28. Jan.: Gliubich
S. 415 u.; vom 4., S. 417 f., und 11. Febr., S. 418 f. u. 420; vgl.
die vom 25. Febr., S. 424) dürfen für die äußeren Vorgänge, nicht
aber für die intimeren Geschehnisse, die Antelmi erst durch Herum¬
hören erfahren haben kann, herangezogen werden. Guiccardinis Be¬
richte hinkten, da er erst am 1. Febr. in Wien eintraf (terzo giomo:
Antelmi, 4. Febr., Gliubich S. 417), den Ereignissen zu sehr nach,
als daß sie dem Kaiser von großem Werte hätten sein können; s.
weiterhin.
15. 11 Sig. r Galasso e Sig. r Coloredo sono awisati del tutto:
Irmer S. 201 Nachschr. 1 zu Nr. 410.
16. quanto si e trattato in Pilsen: Nachschrift 1 zu Nr. 416
S. 209. Vgl. das Schreiben vom 14. Jan. 1634: Mitteilungen des
k. k. Kriegsarchivs 1882 S. 207 und oben S. 23 Anm. 12.
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faüene von ihm belehrt ward, und zwar zunächst brief¬
lich durch die von Inner als Nachschriften 1 und 2 zu
Nr. 410 S. 201 gedruckten Schreiben.
Diese beiden Schreiben müssen nebst den oben S. 39 f.
besprochenen zwei anderen Briefen, nämlich den sogenannten
Nachschriften zu Irmer Nr. 216 S. 209, als die frühesten ver¬
traulichen Briefe Piccolominis an Aldringen, soweit sie
uns vorliegen, angesehen werden. Zeitlich sind aber
die vier Schreiben folgendermaßen zu ord¬
nen: Zuerst kommt die sogenannte Nachschrift 1 zu Nr. 410
S. 201, in der Piccolomini — sichtlich in fliegender Eile —
Aldringen Nachricht gibt — und zwar sichtlich die erste
Nachricht — über eine allgemeine Empörung gegen den
Kaiser. Wallenstein trachte auf alle Weise danach, sich
mit dem Feinde zu vergleichen. Bei einer Unterredung mit
Aldringen werde er ihn über alles aufklären 17 .
Dieser Brief ist sicher nach der am 13. oder spätestens
14. Januar erfolgten Abreise des Generals Johann Ernst
von Scherffenberg 18 abgefaßt. Ob Piccolomini ihn noch
17. Zu dem kurbayri9chen Sekretär Teisinger spricht Piccolomini
bald darauf auch von „ietzt vorhabender anrichtung einer general-
mutination“ des Friedland (Aretin, Urk. Nr. 33 S. 106 f.), Worte,
die eine Uebersetzung der Stelle: come si tratta una ribbellione
universale in Nachschrift 1 zu Irmer Nr. 410 S. 201 sein könnten.
Wie P. in diesem Briefe an Aldr. vom Hofe erklären kann: „dice
che mandarä il denaro che ocoorre per tutte le parti“ ist unklar.
Der Hof hat sich ja später geweigert, Geld zu schicken: Irmer Nr. 424
S. 215. — Hinweise auf eine bevorstehende Unterredung Piccolo¬
minis mit Aldringen auch in folgenden Briefen P.s: Irmer Nr. 354
S. 130, Pilsen, 14. Jan.; Nr. 362 u. 363, S. 142, Gribeig (= Grimberg
oder damals Grunberg: Merkatoratlas von 1623) und Strakonitz,
18. Jan.; Nr. 376 S. 159, Linz, 22. Jan. Vgl. auch die Relation:
Chmel S. 71, 72.
18. Denn P. ersucht A., dafür zu sorgen, che il Sciaffembeig non
sobumi la soldatesca e procurare che vadi con lui de Colonelli de*
quali si possi fidare. Eine sehr berechtigte Warnung! Denn der
kurz vorher zum General ernannte (seine schon von Hurter S. 363
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in Pilsen selbst oder unmittelbar nach seiner Abreise am
17. Januar 19 geschrieben hat, läßt sich nicht genau bestimmen.
Etwas später fällt die nicht mehr in Pilsen verfaßte
stogenannte Nachschrift 2 zu Irmer Nr. 410 S. 201 20 , weil
Piccolomini in ihr einleitend auf das erste Schreiben (Nach¬
schrift 1 zu Nr. 410) Bezug nimmt 21 . Dieses zweite Schrei-
Anm. 80 benutzten Aussagen vom 22. Febr. 1634, Inner Anh. Nr. 15
S. 443) Sch., der Aldr. am 20. Jan. (Hallwich II Nr. 1015 S. 194)
Wallensteins Schreiben vom 13. Jan. (Hallwich II Nr. 1008 S. 188 f.)
überbrachte, hatte den geheimen Auftrag, die Offiziere der Heeres¬
abteilung Aldringens zur Unterschrift des 1. Pilsener Schlusses zu
bewegen: s. Irmer S. 446, 447 u. und 448 o.; vgl. Mittheilungen des
k. k. Kriegsarchivs 1882 S. 207 und 192; ferner Schaffgotschs Aus¬
sage vom 6. Mai 1634: Irmer Anh. Nr. 14 S. 431, Krebs, Schaffgotsch
S. 68 ff.; schließlich Mohr v. Waldts Aussage: Dudik S. 360. Merk¬
würdige Gesprächsäußerungen Scherffenbergs: Gaedeke Nr. 109
S. 223 u.: Bericht Schlieffs vom 5./15. Jan. 1634. Ein nicht erhaltener
Brief von Scherffenberg an Trzka vom 6. Febr. 1634: Förster, Wallen¬
stein als Feldherr S. 446 u.
19. Aretin S. 125 ohne Quellenangabe. Wallensteins Schreiben
an A. von diesem Tage schweigt von Piccolominis Reise: Hallwichs II
Nr. 1012 S. 192, dessen Ueberbringer Piccol. am 18. in Strakonitz über¬
holt: Irmer Nr. 363 S. 142, Chmel S.72. Mohr v. Waldt weiß, daß P.
nach Oberösterreich u. Passau geschickt werden soll: Prag, 18. Jan.,
Dudik S. 331. Die Annahmen Irmers (Eint. S. 49: am 3. Febr.,
unmittelbar nach Walmerodes Eintreffen) u. Hubers (S. 573 (11): am
3. oder 4. Febr.) über das Datum von Nachschrift 1 zu Nr. 410
erscheinen mir ganz verfehlt.
20. Vgl. Huber S. 571 (9) Anm. 3 und 573 (11). In der Relation
wird mit dem zweiten von 3 verschiedenen Schreiben Piccolominis
an A. — benutzt ist der Inhalt von Nachschrift 1 zu Irmer Nr. 410
und von Nr. 410 selbst: Chmel S. 3 — Nachschrift 2 zu Nr. 410
gemeint sein, da sonst das Schreiben in der Relation nicht nach¬
zuweisen ist. Bei Hurter finde ich diesen Brief gar nicht zitiert. —
Wegen der Worte „quello sia trattato a Pilsen“ dürfte der Brief
nicht in Pilsen selbst geschrieben sein.
21. Nämlich mit den Worten: Awisi V. E. se le e venuto alle
mani una lettera, nella quäle le davo minuto con[to] dello stato delle
cose in che si trovano adesso e quello sia trattato a Pilsen: Irmer
S. 201.
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ben Piccolominis an Aldringen ist aber auf den 17., den
Tag der Abreise Piccolominis aus Pilsen, vielleicht auch
auf den 18. Januar zu verlegen. Denn die hier geäußerte
Bitte um einen Brief und die um die Sendung einer zu¬
verlässigen Person, wenn sie sich nicht so schnell sehen
könnten 22 , würde nach der am 18. Januar erfolgten Ab¬
fertigung des Hauptmanns Altieri 23 an Aldringen überflüssig
sein.
Zur Datierung der zwei sogenannten Nachschriften zu
Irmer Nr. 416 S. 209 muß erst folgender Vorgang klar¬
gestellt werden:
Wohl am 25. Januar 21 wurde zu Passau die von
22. mi mandi una litera, e caso non cos! subbito potessimo
viderci, giudichi persona confidata: Irmer S. 201.
23. Irmer Nr. 362 und 363 S. 142; Chmel S. 72. Vgl. Roccis
Depesche vom 24. Febr., Gindely, Allg. Zeitung 1882 Nr. 103 S. 1505
Spalte 2.
24. Der Ort nach Eggenbergs Worten: „. . . Altring vnd
Piccolomini haben damalss, wie Sie zu Passau beysammen gewesen,
von diser gemachten anstatt noch nichts gewußt“: Richel, 1. Febr.,
Aretin Nr. 36 S. 113; vgl. Text S. 125. — Das Datum des 26. Jan.
(nach dem bloß berichtenden Vermerke Höflers S. 86) dürfte nicht
richtig sein; schon von Brohm S. 93 Anm. 1 bemerkt. Denn dieser
kurze Wintertag reicht für die sicher mehrstündige Unterredung,
für die Reise Piccolominis von Passau nach Linz (c. 75 km) und
für die Erledigung eines größeren Briefwechsels von P. (s. Irmer
S. 172 Anm. 1: lies hier Hurter S. 384 statt 389!) nicht aus. Da P.
am 22. Jan. noch in Linz war (Irmer Nr. 376 S. 159, Chmel S. 72;
der in der Anm. Irmers S. 159 erwähnte Brief von P., Höfler S. 86,
ist natürlich an Gallas, nicht A., gerichtet) und vom 26. bis 31. Tag
für Tag dort nachzuweisen ist (vgl. s. datierten Briefe an A. und G.
bei Irmer, Höfler und Chmel: hier S. 73 und 1—2), so bleibt für
die Besprechung der 23., 24., 25. Jan., und zwar wahrscheinlich
der 25. übrig, eine Annahme, die durch Höflers Vermerk (gestern statt
voigestern?) und 'Eggenbergs oben zitierte Worte verstärkt wird,
wonach die Zusammenkunft zur Zeit des Patentes vom 24. Jan. oder
kurz vorher stattgefunden haben müßte; der 24. käme für die Hin¬
reise in Betracht.
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Piccolomini gewünschte Unterredung zwischen ihm
und Aldringen gehalten.
Gewiß bildete auch die Frage der Truppeneinquar¬
tierung 25 einen Gegenstand ihrer Unterhaltung. Als Haupt¬
punkt aber werden die Ereignisse der Pilsener Führerver-
sapimlung verhandelt worden sein. Aldringen, der schon
lange von Mißmut gegen Wallenstein erfüllt 26 und durch
die Briefe des Bischofs von Wien 27 sowie durch die Er¬
öffnungen Wahnerodes 28 von der Lage im allgemeinen in
Kenntnis gesetzt war, wird nun von Piccolomini eine sehr
ausführliche Darlegung dieser Vorfälle erhalten haben.
Unmittelbar nach seiner Rückkehr von Passau, also
am 25. oder 26. Januar, schrieb Piccolomini nun zunächst
den bei Irmer als Nachschrift 2 zu Nr. 416 S. 209 bezeich-
neten Brief 29 . Die fast wörtliche Uebereinstimmung des
ersten Satzes dieses Briefes, der die Ankunft Franz Albrechts
und eines Franzosen in Pilsen meldet, mit dem entspre¬
chenden der „Aufschreibung“ Teisingers 30 lehrt, abgesehen
25. Chmel S. 73, letzter Absatz.
26. Vgl. s. Verhalten gegen Wallenstein als Führer der in
Süddeutschland tätigen Heeresabteilung: Brohm S. 57 ff. Eine be¬
merkenswerte Handlung A.’s: Ritter, HZ 97 S. 295 f.
27. Vom 31. Dez. 1633: Chmel S. 65, Hurter S. 375 und
Anm. 112; nicht Jan. 1634: s. o. S. 5 Anm. 15. Vom 11. Jan. 1634:
wo es heißt, bei Hofe erwarte man mit Verlangen, „was doch endlich
der zusammengeschriebene Conventus der Generale und hohen Befehls¬
haber zu Pilsen ausbrüten werde' 1 : Chmel S. 66 o., Hurter S. 362
Absatz 2.
28. S. o. S. 19 ff.
29. Und zwar früher als Irmer Nr. 389 S. 172 f., Piccolomini
an A., Linz, 26. Jan., weil in diesem Briefe Franz Albrechts Rückkehr
nach Dresden schon bekannt ist, in Nachschrift 2 zu Nr. 416 S. 209
bei Irmer aber noch nicht.
30. Irmer, Nachschr. 2 zu Nr.
416 S. 209:
Franz Alberto & arrivato a
Pilsen e con lui ci t anco un
huomo di Francia.
Aufschreibung Teisingers,
Aretin Nr. 33 S. 107.
Herzog Franz Albert, wie auch
ein Französischer vom Adl ist zu
Pilsen ankommen.
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davon, daß sich hierdurch eine weitere zwingende Begrün¬
dung der Verfasserschaft Piccolominis für den Brief er¬
gibt, daß die Aufschreibung ebenfalls auf den 25. oder 26.
Januar zu setzen ist und daß ihr Inhalt bei der Unterredung
mit Aldringen eine Rolle gespielt haben wird.
Zur sonstigen Erklärung dieses Briefes ist folgendes
zu bemerken: Nachdem Piccolomini an den kaiserlichen
Hof, an Gallas und Colloredo seine Warnungsbotschaften
gesandt hatte, wartete er natürlich mit Ungeduld auf Ant¬
wort. Vom kaiserlichen Hofe insbesondere verlangte er
Bescheid sowohl darüber, welche Maßregeln er und Al¬
dringen zu ergreifen hätten, als auch auf seine Bitte um
Geld, wohl zur Befriedigung der Truppen. Daß ein der¬
artiger Bescheid noch nicht eingetnoffen sei und daß er
deshalb von neuem 31 an den Hof geschickt habe, ist neben
Aretin, Text S. 123, verlegt die Mitteilungen an Teisinger und
die Besprediung von P. und A. auf denselben Tag und folgert weiter,
|daß Aldringen den Sekretär bestimmt habe, „unverweilt mit
diesen wichtigen Nachrichten nach Wien zu eilen“. Diese Annahme
dürfte nach meinen Ausführungen verfehlt sein. Teisinger befand
sich, als er mit P. wohl in Linz zusammenkam, auf einer im
Auftrag« des Kurfürsten Maximilian unternommenen Reise nach Wien.
Der Zweck s. Sendung war hauptsächlich, auf die Absetzung Wallen¬
steins hinzuwirken: Richel, 30. Jan., Irrner Nr. 399 S. 190 (wonach
Richel auch auf Aldringens Entfernung vom Kommando nicht weiter
dringen sollte: hierzu Maximilian, 2. Febr., Irmer Nr. 407 S. 198).
Eine treffliche Unterstützung seines Hauptauftrages boten die Mit¬
teilungen von P., mit denen er dann s. Reise fortsetzte; vgl. Brohm
S. 93 Anm. 2. Das erst am 3. Febr. in Wien anlangende Schreiben
(Aretin S. 129) Maximilians vom 25. Jan. an Richel (Aretin Nr. 34
S. 108 ff.) kann Teis. nicht überbracht haben, da er schon am
31. Jan. zurückreiste: Aretin S. 126 Anm. 1 und Nr. 36 S. 112. Ein
weiterer Beweis liegt in den folgenden Ausführungen zu Irmer
Nr. 415: s. u. In Richels Bericht am 8. Febr. werden Teisingers
Sendung und das kurfürstl. Schreiben vom 25. Jan. deutlich unter¬
schieden: Irmer Nr. 434 S. 241.
31. Das erste Mal von Pilsen aus oder unmittelbar nach s. Ab-
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den bereits erwähnten Nachrichten der Hauptgegenstand
dieses Briefes. — Für die Reihenfolge der Schreiben ist
sodann noch von Bedeutung, daß die Angelegenheit der
Ministersendung nach Pilsen, wie die Fassung der Worte
deutlich erkennen läßt, hier rum ersten Male auftaucht:
er „habe gehört,“ schreibt Piccolomini, „daß der Fürst von
Eggenberg oder andere Minister nach Pilsen gehen werden“.
Der vierte der Briefe Piccolominis endlich, Nachschrift 1
zu Irmer Nr. 416 S. 209, verleiht seiner gesteigerten .Un¬
geduld über das Verhalten des kaiserlichen Hofes, über
Gallas und Colloredo beredten Ausdruck 32 .
Nachdem so für die vier Schreiben die richtige Zeit¬
folge festgestellt worden ist, können wir einen wei¬
teren Brief Piccolominis mit ihnen zusammenbringen, der
endlich einmal zutreffende Unterschrift, Adresse und Da¬
tierung aufweist. Es ist der an Aldringen aus Linz,
den 26. Januar 1634, den Irmer als Nr. 389 S. 172f.
gedruckt hat 33 . Daß dieser Brief früher als der letzte der
vier vorher behandelten, d. h. als Nachschrift 1 zu Irmer
Nr. 416 S. 209 — den man daher vom 27. Januar wird da¬
tieren müssen 31 — geschrieben ist, erhellt aus folgendem:
Piccolomini erwähnt in Nachschrift 1 zu Nr. 416 einen Brief
reise am 17. Jan.: Nachschrift zu Irmer Nr. 410 S. 201, s. o. S. 23
und S. 43 f.
32. Der Schlußsatz des 1. Abschnittes ist stellenweise ver¬
stümmelt: questo Corridro (wohl, wie Irmer andeutet, = corriero),
che viene dal Re (gibt keinen Sinn; = da V. E.?).
33. Vgl. Chmel S. 73; Huber S. 568 (6); Auszüge bei Hurter
S. 378 Anm. 123 und S. 384 Anm. 156. Der eingangs erwähnte
Brief (oder sind’s mehrere?) Wallensteins an P. fehlt; der Einschluß
W. au A., 24. Jan., Hallwich II Nr. 1017 S. 196. — Das Schreiben
Piccolominis zuerst richtig eingestellt von Ritter, HZ 97 S. 298 und
Anm. 4.
34. Vgl. Ritters Ansicht (HZ 97 S. 301 Anm. 2): vermutlich
von P. während seines Pilsener Aufenthaltes, d. i. vom 8.—17. Jan.
1634.
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von Gallas, den er an Aldringen geschickt habe 35 . In
Nr. 389 schickt er einen (sichtlich diesen) Brief des Gallas
und begleitet ihn mit Bemerkungen, die einigermaßen von
der Stimmung, die die beiden letztbehandelten Briefe kenn¬
zeichnet, abweichen.
Piccolomini erwähnt die Ankunft des Gallas in Pilsen
und die Rückkehr Franz Albrechts nach Dresden, der Arnim
holen wollte. Er (P.) hoffe, daß durch die Anwesenheit
von Gallas im Hauptquartiere und das erwartete Erscheinen
von herzhaften Ministem die Angelegenheit einen gütlichen
Ausgang nehme. Er werde nach Pilsen berufen werden
und sei zur sofortigen Abreise entschlossen. Er und Gallas
würden Wallenstein zu Entschlüssen zu bereden suchen,
die seinem Ruhme wie dem Dienste des Kaisers in gleicher
Weise förderlich wären. Wenn Wallenstein vom Hofe für
sein Generalat (stabilimento) genügende Sicherheit erhalte,
so wisse er nicht, was er mehr beanspruchen soll.
Trotz dieser ziemlich optimistischen Auffassung der
Lage ist er auch hier auf gegenteiliges Verhalten des Ober¬
feldherrn gefaßt: man müsse die Augen offen halten; der
Hof solle heimlich Vorgehen (dissimulare) und eine kleine
Satisfaktion für das Heer beschaffen. Bei dem Aldringen
bekannten wankelmütigen Charakter Wallensteins müsse
man auf alle möglichen Entschlüsse vorbereitet sein.
Inzwischen hatte Aldringen auf das erste Schrei¬
ben, das Piccolomini nach ihrer Zusammenkunft an ihn
35. Gallas an P., vom 24. oder 25. Jan.; fehlt leider, s. o.
S. 30 Anm. 9. Vgl. P. an Gallas, Linz, 27. Jan. 1634: Höfler S. 87,der
gewissermaßen ein Seitenstück zu dem Briefe an A. ist: Gallas solle
„so lange in Pilsen“ bleiben, bis P. „dahin zurückgekehrt sei. Er
9ei bereit, wenn der Herzog und Gallas ihn bei sich wollten, dahin
zu fliegen per saper quello che lui tratta, und wenn der Herzog
sich nach dem Rathe des Gallas benehmen wolle, so wollten sie
ihn groß machen . . .“ Von einer möglicherweise zu erwartenden
schlimmen Wendung der Dinge schweigt P. hier.
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gerichtet hatte (Nachschrift 2 zu Inner Nr. 416), mit einer
rückhaltlosen Darlegung seiner Ansichten geantwortet. Der
Brief erscheint bei Irmer als Nr. 415 S. 206 f. und dürfte
am 27. Januar verfaßt sein 36 .
Die bisherigen Ansichten über diesen Brief von
Hurter 37 , Irmer und Huber sowie dem Verfasser der Re¬
lation bezeichneten übereinstimmend Piccolomini als den
Absender und damit Aldringen als den Empfänger. Die
Worte „die Truppen, die ich zur Last gehabt habe und die
mit Scherffenberg nach Niederösterreich gehen“ 38 kann je-
36. Weil Walmerode ihn am 28. P. überbrachte: s. die folgenden
Ausführungen zu Nr. 414. Aldringens Brief ist jedoch vor dem
Eintreffen von Piccolominis Schreiben aus Linz vom 26. Jan., Irmer
Nr. 389 S. 172 f., mit der Nachricht von Franz Albrechts Rückkehr
nach Dresden abgefaßt. — Irmer datiert Nr. 415 (s. das Regest
S. 206 u.) nach Hurter „Krumau, 5. Febr.“, und zwar versehentlich.
Denn Hurters Auszug aus diesem Briefe S. 381 Z. 1—5 und
Anm. 141 (!) ist ohne Ortsangabe auf den 5. Febr. gesetzt Bei
Hurter S. 385 Anm. 158 (nicht 138!) erhält das obige Datum ein
Auszug aus Nr. 416. Es wird demnach der Vorwurf der Willkür,
den Huber S. 574 (12) Anm. 1 erhebt, für Nr. 415 auf die Zeit¬
angabe „5. Febr.“, für Nr. 416 auf den Ortsnamen „Krumau“ be¬
zogen werden müssen; er ist zu richten an Hurter, dessen Angaben
Irmer folgte. — Das Verhältnis der beiden Briefe (Nr. 415: Antwort
auf Nadischrift 2 zu Nr. 416) ist, abgesehen von Irmer, von allen
erkannt worden: vom d. Bischöfe Paul A., dem Verfasser der Relation,
bei Ctunel S. 5; von Hurter, der S. 390 Abs. 2, auf eine Inhalts¬
verwertung von Nachschrift 2 zu Irmer Nr. 416 in Zeile 6—10 fort¬
fährt mit „Piccolomini erwiderte“ und dann eine Stelle aus Nr. 415
folgen läßt, und von Huber S. 574 (12).
37. ß. 381 Z. 1-5 und Anm. 141; S. 390 Abs. 2 Z. 10—11.
Für die übrigen s. vorige Anm.
38. Sarebbe bene, che si procurasse, che le truppe, ch’ho
havuto a carico et che vanno col Schiaffenberg nell' Austria inferiore,
siino allogiati di quä del Danubio, mentre che ciö si possa fare
senza sospetto: Irmer S. 207. Diese für die Feststellung des Ver¬
fassers wichtige Stelle fehlt merkwürdigerweise in Hubers Inhalts¬
angabe S. 574 (12) ganz.
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doch kein anderer als Aldringen gebraucht haben.
Denn er war es, der am 21. Januar die Reiterei seiner
Heeresabteilung unter Scherffenbergs Befehl nach Nieder¬
österreich rücken ließ 39 . Wie sollte zudem bei dem um¬
gekehrten Verhältnisse die hier als bevorstehend erwähnte
Berufung nach Pilsen für Aldringen 40 zu erklären sein, der
die Einladung Wallensteins zu einem Erscheinen im Haupt-
39. Auf den kaiserlichen (vom 11. Jan. 1634: Hallwich II Nr. 1252
S. 439 f.; vgl. Ferd. II an Wallenstein vom selben Tage: Nr. 1006
S. 185 f.), von Wallenstein am 17. Jan. wiederholten (Hallwich
Nr. 1012 8. 192; hier zuerst wird Sch. als Führer der Reiterei genannt)
Befehl sollte Aldr. die nach Abzug der für Salzburg bestimmten
Infanterie und 20 Komp. Reiter übrigbleibende Kavallerie seiner
Heeresabteihing nach Niederösterreich einrücken lassen. Daraufhin
ordnete A. in Walchsing am 20. Jan. (A. an Ferdinand 11. und
W.: Hallwich Nr. 1256 S. 446, Nr. 1015 S. 194) an, daß, da der
Erzbisdhof v. Salzburg sich geweigert hatte, Truppen in s. Land
aufzunehmen, am folgenden Tage alle noch vorhandene Reiterei
unter Scherffenbergs Führung bei Wilshofen über die Donau und
von da nadi Weitra in Niederösterreich gehen sollte; es waren
62 Komp.: Ferdinand an A., 26. Jan., Hallwich Nr. 1025 S. 202;
der Kaiser betitelt den von W. zum General ernannten (s. o. S. 43
Anm. 18) Sch. hier noch als Feldmarsdialleutnant. Vgl. sonst Dudik
S. 331: Mohr v. Waldt an Stadion, Prag 18. Jan.; Hallwich Nr. 1019
S. 198: A. an W., 28. Jan.; besonders Chmel S. 1: A. an P.,
28. Jan.; Inner Nr. 395 S. 187: P. an A., Linz, 29. Jan. 1634.
40. In der Relation, Chmel S. 5, steht für die Worte des
Briefes (bei Inner S. 207): per il mezzo deü’ autorita di . . . overo
del Sig. r Galasso die Uebersetzung: „welches durch des Grafen
Gallas oder seiner des Aldringers Autorität geschehen müsse“. Aehn-
lich erscheint an den beiden andern Stellen für die unaufgelösten
chiffrierten Worte bei Inner „er Adringer“. Da Aldringen der Ver¬
fasser war, kann sein Name nicht an diesen Stellen gestanden haben.
Der Verfasser der Relation, der die Chiffre noch lösen konnte,
hat ihn nur, da er A. für den Empfänger hielt, anstatt der in den
Briefen gewöhnlichen Anrede des Adressaten V. E. = Vostra Eccel-
ienza eingesetzt: das sind somit die unaufgelösten chiffrierten Worte! —
Die sich auf Piccolominis Berufung nach Pilsen beziehende Stelle:
[V. E.) non vada benche chiamato dal [WallensteinJ, se non . . .
Die mit eckigen Klammern versehenen Worte waren chiffriert.
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quartiere 41 noch gar nicht erhalten und auch vorher an
ihre Möglichkeit nicht gedacht hatte?
Aldringen also dankt Piccolomini [V. E.] für die neue
Gefälligkeit 42 und bedauert, daß dieser noch immer keine
Antwort vom Hofe erhalten hat. Seine abermalige Sen¬
dung nach Wien heißt er gut. Die beabsichtigte Reise des
Fürsten Eggenberg oder eines anderen Ministers nach Pilsen
würde Wallenstein nur einschläfern 43 . Demgegenüber be¬
tont er die Notwendigkeit der Geldbeschaffung 44 und tritt
mit dem Vorschläge auf den Plan, sich Wallensteins samt
seinen Anhängern zu versichern 45 .
Höchst charakteristisch für Aldringens Haltung ist die¬
ser Gedanke seinem Kopfe entsprungen, bevor noch die
kaiserliche Regierung ihre Entschlüsse kundgetan hatte und
ohne daß ein Zusammenhang zwischen ihnen bestünde. Man
muß wohl annehmen, daß diese Ansicht bei dem damaligen
Stande der Dinge gleichsam in der Luft lag.
Die Verwirklichung dieses Vorschlages stünde bei Picco¬
lomini [V. E.) und Gallas als denen, die sich des Ver¬
trauens Wallensteins erfreuten 46 . Nur mit Geldvorräten (pro-
visione) sowie der „Resolution“ (des Hofes), sich der Stadt
Pilsen und [Wallensteins] mit seinen Anhängern zu ver¬
sichern, möge Piccolomini aufbrechen. Der gleiche Rat
41. Vom 24. Januar: Hallwich II Nr. 1017 S. 196; s. o. S. 48
Anm. 33. Lieber A.s Berufung s. u.
42. mercede = Piccolominis Schreiben, Nachschrift 2 zu Irmer
Nr. 416. Vgl. Chmel S. 5: „daß er des Grafen von A. Schreiben
empfangen“, di novo: entweder wegen der Unterredung oder der
anderen voraufgegangenen Schreiben.
43. non gioverä che per adormentare il [Wallenstein]: sie würde
also unnütz aufhalten.
44. Irmer S. 207 Z. 8 lies nach Huber S. 574 (12) Anm. 2:
danaro st. dovero!
45. E necessario . . . che si pensa al assicurarsi del [Wallen¬
stein] con suoi adherenti: Irmer S. 207.
46. come oonfidenti, d. h. Wallensteins.
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müsse auch für Gallas gelten; von ihnen beiden hänge
die Durchführung der Abhilfsmaßregeln ab, und sie müßten
sich hüten, Verdacht zu erregen 47 . Wiederholt weist Al-
dringen auf die Dringlichkeit zu entscheidendem Vorgehen
hin 48 .
Die Antwort Piccolominis auf diesen Brief ist das bei
Irmer mit Nr. 414 (S. 205f.) bezeichnete Schreiben. Daß
es von Piccolomini, nicht, wie Irmers Druck besagt,
von Aldringen herrührt, hat Ritter bereits schlagend nach¬
gewiesen 49 .
47. Schließlich erzählt A. von einem Besuche des bayrischen
Grafen Wolkenstein, durch den er vernommen, daß der Kurfürst
Maximilian (Kurbaier) gutenteils durch Lorenzo del Maestro über den
Pilsener Schluß (trattato di Pilsen) benachrichtigt sei. Die Beilage A,
Extract Schreibens auss Pülsen den 13. Jenner 1634, zu Maximilians
Schreiben an Richel, Braunau, 25. Jan., Aretin Nr. 34 S. 109 f.,
dürfte daher von Lorenzo dal Maestro herrühren: Irmer Einl. S. 27
Anm. 8; vgl. Aretin Nr. 24 S. 70 f. — Die Sendung Wolkensteins wäre
unverständlich, wenn Teisinger schon den Brief vom 25. Jan. mit¬
genommen hätte. Hat also Wolkenstein A. den Inhalt des Pilsener
Schreibens mitgeteilt, so ist Teisinger vor dem 25. von Braunau
aufgebrochen: vgl. III, A. Anm.30. — Es ist natürlich der bayrisc he
Graf Wolkenstein: vgl. Hurter S. 264 Anm. 65; ferner A. an Wallen¬
stein, Passau, 4. Febr., Hallwich II Nr. 1038 S. 210 f.: „vor etlichen
tagen“ sei Wolkenstein bei ihm gewesen; am 4. Febr. war aber seit¬
dem eine ziemliche Zeit verflossen, denn A. waren inzwischen vom
Kurfürsten neue Nachrichten zugegangen: ebenda S. 211. Vgl. die
irrige Auffassung d. Sendung bei Krebs, HVjs 3 S. 376 u. Irmer
hat diesen Gesandten mit dem kaiserl. Reichshofrat verwechselt im
Register S. 561; auch in Hall wichs Register S. 565 herrscht Verwirrung.
48. ogni dilatione e pericolosa et perniciosa, . . . ma non bisogna
perdere tempo. Die von P. hin und wieder geäußerte Hoffnung auf
eine Umstimmung Wallensteins teilt A. gar nicht. Vgl. s. Worte
an den tirolischen Gesandten Kurz (c. 20. März 1634): Wie Herr
Gallas und Piccolomini der gedanckhen den herzogen zu einer
pesserung zu fieren, aber auf was ursach der Aldringer anderer
mainung: s. dessen Memorialzettel, gedruckt von Hirn, MIÖG Er-
gänzungsbd. V S. 159.
49. HZ 97 S. 301 Anm. 2, s. o. III, A. Anm. 11 und Text dazu.
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Auf zwei Punkte jedoch muß ich noch näher eingehen:
a) auf das Verhältnis von Nr. 414 zu Irmer Nr. 413 S. 204 f.,
einem auch nach Irmer von Piccolomini geschriebenen Briefe,
b) auf die in Nr. 414 hervorgehobene Tatsache, daß es
Walmerode war, der den Brief Aldringens vom 27. Januar
(Nr. 415) Piccolomini überbrachte 50 .
Da Piccolomini der Verfasser von Nr. 414 ist, kann
dieser Brief nicht die Antwort auf Nr. 413 darstellen 51 .
Sodann ist Nr. 414 viel früher als Nr. 413 anzusetzen.
Denn 1. ist aus Nr. 413 zu ersehen, daß Piccolomini die
Weisungen des Hofes erhalten hat, während er in Nr. 414
ihrer noch ermangelt 52 ; 2. erscheint der Vorschlag des
Verfassers von Nr. 414, also Piccolominis, „Franz Albrecht
und Arnim, wenn sie jetzt nach Pilsen kommen, für den
Weg 53 in Stücke reißen zu lassen, wenn man sähe, daß
sie beschlossen hätten, sich mit Wallenstein (S. A.) zu ver¬
einigen,“ wie die ihn einführenden Worte 51 und die aus¬
führliche Begründung, daß man auf diese Weise dem Feinde
zwei Führer und [Wallenstein] jeden Glauben bei den Fein¬
den rauben würde, lehren, hier zum ersten Male; in Nr.
Die Relation (Chmel S. 4 f.), Irmer (auch Einl. S. 49 Antn. 3 u. 4
und S. 50 Anm. 1 und Huber S. 572 (10)f. lassen den Brief von
A. geschrieben sein; Irmer u. Huber setzen ihn auf den 3. oder
4. Febr.; Hurters Ansicht über den Verfasser pendelt zwischen A. und
P. hin und her: in dem Auszuge S. 407 Z. 9—3 v. u. (Vorschlag
d. Ermordung Franz Albrechts und Arnims) nimmt er P. an, der
an A. schreibt, während ein zweiter Auszug S. 386 Z. 10—6 v. u.
und Anm. 161 (Hoffnung auf Gewissensbisse Wallensteins) Aldr. um
die Zeit des Patentes vom 24. Jan. zugewiesen wird; über die Worte
„mit anderen Kriegsgefährten“ Z. 9—8 aus Nachschrift 1 zu Nr. 410
5. 201 s. o. III, A. Anm. 4.
50. Ricevo la sua per mano del Sig. r Valmerodi.
51. Wie Irmer, Huber und die Relation wollen.
52. Die Belegstellen: Irmer S. 205.
53. per il camino: nicht, wie Huber S. 573 (11), auf dem Wege.
54. ma ho pensato.
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55
413 S. 205 aber wiederholt Picoolomini den Vorschlag mit
dem Hinweis auf seine anderen Briefe 55 .
Schließlich bittet 3. Piccolomini nach Nr. 414 den Kriegs¬
kommissar Walmerode, diesen Plan dem Hofe zu über¬
mitteln und ersucht ihn, dem auch er 56 Kenntnis von der
Passauer Besprechung gab 57 , weiter, um das nötige Geld
anzuhalten und dahin vorstellig zu werden, daß Fürst Eggen¬
berg oder ein beherzter Minister keine Stunde Zeit verlieren
solle 58 .
Wenn nun Walmerode nach Nr. 413 als Träger kai¬
serlicher Befehle bei Piccolomini eintrifft 59 , während er
nach Nr. 414 nur als Briefträger Aldringens erschienen war,
und Picoolomini damals, als er Nr. 414 schrieb, noch aller
Nachrichten vom Hofe entbehrte, so kann in Nr. 413 nur
55. io tni oonfermo nel parere che in altre mie le ho avisato:
Inner S. 205 (altre mie muß sich zwar nicht unbedingt auf
mehrere Briefe beziehen). Dieser Plan ist ein Kriterium, wonach
sich die Reihenfolge von Irmers Nummern 414 (206) und 420 (S. 212:
Jo di nuovo ricordo als Sig.' Gallasso: vgl. oben S. II Anm. 22;
P. hätte doch unmöglich seinen Plan trotz der Mißbilligung des
Kaisers aufrecht erhalten: gegen Huber S. 579 (17)), von dem Briefe
des Gallas an P. bei Huber S. 580 (18) Anm. 3 auf S. 581 (19),
weiter von Inner Nr. 413 (S. 205) und 424 (S. 216: Verwerfung
durch den Kaiser) bestimmt.
56. Denn auch Aldr. wird ihm von der Unterredung erzählt haben.
57. . . . Valmerodi, al quäle ho confidato quello che ho „comuni-
cato eon“ V. E.: Inner S. 205: die einzige Stelle in den Briefen,
die klar auf diese Zusammenkunft Bezug nimmt.
58. Die Angelegenheit der Ministersendung nach Pilsen ergibt
ferner einen Anhaltspunkt für die zeitliche Anordnung der folgenden
Briefe: Nachschrift 2 zu Inner Nr. 416 S. 239 (hier zuerst: s. o.
III, A, b, 3); Nr. 389 S. 172: P. an A., Linz, 26. Jan. (s. o. III, A, c, 1);
Nr. 415 S. 207 (s. o. III, A, c, 2); Nr. 394 S. 187: A. an P., Passau,
28. Jan.; Nr. 414 S. 206; Nr. 425 S. 217 (mando di nuovo a Vienna);
Nr. 424 S. 215 (Ablehnung). Vgl. Irmer Nr. 410 S. 201.
59. Dal Sig.f Vahnerode ho sentito quello che sia la mente
delP Imperatore circa li negotij presenti: Irmer S. 204.
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eine zweite, später als Nr. 414 anzusetzende Reise Wal¬
merodes gemeint sein.
Für diese zweite Reise gibt die Relation das Datum:
sie begann am 30. Januar in Wien 60 . Rückwärts rechnend,
wird man hiernach das erste Eintreffen Walmerodes —
der sich also noch auf der Rückreise von Salzburg befand 61 —
bei Piccolomini in Linz etwa auf den 27. oder 28. Januar,
übereinstimmend mit der oben gegebenen Datierung von
Aldringens Brief, und in dieselbe Zeit den Brief Nr. 414
setzen, für den genauer das Datum des 28. zutreffen wird 62 .
Was den Inhalt des Briefes angeht, so ist zu bemerken,
daß die optimistische Stimmung, die das Schreiben vom
60. Chmel S. 66, vgl. Inner Einl. S. 46 und Anm. 5. Der Brief
des Bischofs von Wien an Aldr. vom 31. Dez. 1633, Chmel S. 65, den
Hurter irrtümlich S. 375 Anm. 112 auf den 31. Jan. 1634 setzte
(s. o. Einl. Anm. 15 und Text dazu), kommt für diese Sendung nicht
in Betracht.
61. Vgl. oben I Anm. 8: namentlich Aldringens Schreiben an
Wallenstein vom 16. Jan.: Hallwich II Nr. 1011 S. 191 u., an d. Kaiser
und W. vom 20. Jan.: Nr. 1256 S. 445 und Nr. 1015 S. 194.
62. Am Schlüsse von Nr. 414 S. 206 heißt es: Hieri mandai
un corriero al Sig. r Gallasso, participandoli che V. E. sa il tutto,
womit P. sich auf sein 1. Schreiben an Gallas vom 27. Jan., also
nach d. Unterredung zu Passau, Höfler S. 85 f., bezieht: vgl. oben
II Anm. 22. Der dem spanischen Gesandten vor mehr als 14 Tagen
erstattete Bericht P.s über die Pilsener Ereignisse weist ebenfalls
in diese Tage. Die Irmer S. 206 Z. 17—19 gedruckte, wohl etwas
durcheinander geworfene Stelle, für die ich lese: perche spero in Dio
che la presenza del Sig. r Gallasso et io faremo rivol-
tare il [Wallenstein] a buoni fini e Che poi la con-
cienza del [Wallenstein] doveria rimorderlo, weist eine auffallende
Aehnlichkeit mit dem genannten Schreiben P.s an Gallas vom 27. Jan.,
Höfler S. 85, auf, worin er sich freut, „daß Gallas . . . viele Dinge
in das rechte Geleise, auch den Herzog von Friedland dahin
gebracht habe, sich seiner Meinung zuzuwenden....
wenn sich der Herzog nach dem Rathe des Gallas benehmen wolle,
so wollten sie (P. und G.) ihn groß machen“.
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Original fro-m
UNIVERSITY OF MICHIGAN
57
26. Januar kennzeichnet, wohl gedämpft, aber noch nicht
vernichtet zu sein scheint.
Denn Piccolomini hat die Hoffnung noch nicht auf¬
gegeben, daß Gallas und er „[Wallenstein] auf den rechten
Weg (a buoni fini) zurückbringen würden und daß [Wallen¬
stein] dann das Gewissen wird schlagen müssen.“
Die von Aldringen befürwortete Gefangennahme Wallen¬
steins und seiner Anhänger lobt Piccolomini zwar 63 , hält
es aber für nötig (ma e forza), daß der Hof ihnen ihr Ver¬
halten vorschreibe und daß Aldringen (V. E.), Gallas lind
Colloredo über alles gut unterrichtet seien 64 , damit sie ge¬
meinsam Vorgehen könnten 65 .
Auf Anweisung von Gallas sei er nach Pilsen zu gehen
entschlossen. Gallas und er würden, wenn Wallenstein (S. A.)
nicht in den ihm gesteckten Grenzen (su termini) bleiben will,
alle diese Uebelgesinnten samt ihrem Oberhaupte (capo prin-
cipale = Wallenstein) gefangen nehmen. Er befürchte nichts,
weil keine entschlossenen Leute um Wallenstein seien. Da
er (P.) 500 Reiter 4 Stunden von Pilsen einquartiert habe und
Diodati mit seinem Regimente ebenfalls zur Verfügung stehe,
so würden sie zu allen möglichen Entschlüssen stark genug
sein.
Die letzten Ausführungen Piccolominis hängen mit der
nach Aretin 66 von Aldringen durch den Sekretär Teisinger
in Wien vorgeschlagenen Kavalkade nach Pilsen zusammen.
63. li suoi pareri et consegli non possono essere piu ottimi.
64. d. h. bevor nicht auch sie die Weisungen des Hofes kennen
gelernt hätten.
65. per poter andare unitamente nel medesimo concertato a
nsolutione che si piglarä.
66. Vgl. Ritter, HZ 97 S. 299. Richels Frage an d. Kaiser in
s. Berichten vom t. Febr.: ob Sie die vorgeschlagene Caualcade
nacher Pilsen für ratsamb vnd thunlich befänden: Aretin Nr. 36
S. 112, s. Text S. 126. Oder sollte nach diesem Briefe Piccolominis
der Plan von P. ausgegangen sein?
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Nach Nr. 414 beginnt eine neue Reihe von Briefen,
die sich dadurch auszeichnet, daß die von Piccolomini so
ungeduldig herbeigesehnte Weisung vom Hofe eingetroffen
ist; und es handelt sich nun für ihn und seine Genossen
darum, die zur Ausführung dieser Weisung erforderlichen
Maßregeln zu ergreifen.
Ehe ich indes auf diese neue Reihe von Briefen ein¬
gehe, muß ich einige Bemerkungen über die Ge¬
samtheit der zwischen Aldringen und Picco¬
lomini gewechselten Briefe einschalten. Man ge¬
wahrt in ihnen einen Unterschied zwischen solchen, die da¬
tiert, und solchen, die nicht datiert sind 67 .
ln den mit vollem Datum und der Unter¬
schrift überlieferten Briefen handelt es sich fast
ausschließlich um unverfängliche Dinge: vorwaltend, in
einigen Schreiben nur 68 , um die Frage der Truppeneinquar¬
tierung 69 ; daneben um den Zustand der Truppen und um
Nachrichten vom Feinde 70 . Die sehr wenigen, von Huber
S. 568 (6) ausgehobenen Stellen, die mit der sie vor allem
bewegenden Frage des Vorgehens gegen Wallenstein etwa
67. Sie sind vom 28. bis 31. Jan. datiert und finden sich als
Nrn. 394, 395, 397 (diese im Auszuge nach d. Urschrift bei Höher
S. 87; sie ist vor 396 einzureihen) und 396 bei Inner; auch bei
Chmel S. 1—2; nur hier die bisher übersehenen und immerhin einigen
Aufschluß gewährenden Briefe A.s an P. vom 28. (S. 1) und P.s
an A. vom 29. (S. 1) und 31. Jan. (S. 2). Die Briefe der beiden
an O. bei Höher S. 85—87. Zu ihnen tritt von den späteren noch
Irmer Nr. 411 S. 201 f., P. an A., Linz, 4. Febr. 1634, ein harm¬
loses Begleitschreiben: s. u.
68. A. an P., 28. Jan.: Chmel S. 1; P. an A., 29. Jan.: ebenda;
P. an A., 31. Jan.: Chmel S. 2.
69. Die sonstigen Akten hierüber Hallwich II s. o. S. 3.
70. Die Nachrichten vom Feinde, die A. an P. gelangen ließ
und die dieser an Gallas weitergab, fehlen: vgl. P. an G. und A.:
Irmer Nr. 397 und 396, S. 188 f. Ueber A.s Berufung nach Pilsen: s. u.
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in Verbindung gebracht werden können, enthalten nur Be¬
fürchtungen wegen der von Waflenstein vernachlässigten
militärischen Vorbereitungen zum kommenden Feldzuge 71 ;
ein Unbefangener vermöchte aus ihnen nicht zu entnehmen,
welche Gedanken die Generale eigentlich bewegten. Eine
Ausnahme machen nur die beiden Briefe Piccolominis an
Aklringen und Gallas vom 26. und 27. Januar 1634 72 . Von
ihnen sollte der erste aber vom Empfänger vernichtet werden,
eine Aufforderung, die in dem zweiten vielleicht auch ent¬
halten war 73 .
Dagegen sind die auf Wallensteins verräterische Um¬
triebe und deren Abwehr bezüglichen Schreiben meist
chiffriert und, von 2 oder 3 halben Ausnahmen 74 abge¬
sehen, ohne Angaben von Zeit, Ort und Verfasser. Wenig¬
stens fehlen sie in Irmers Abdruck. Daß sie auch in den dem
Verfasser der Relation zu Verfügung stehenden Vorlagen
fehlten, ergibt sich daraus, daß dieser, Aidlingens Bruder,
nur 5 Jahre später (1639) die Verfasser der Briefe nicht
mehr auseinanderzuhalten wußte und Orts- sowie Zeitan¬
gaben zu machen fast ganz außerstande war. Denn ihm
haben in der Kanzlei des Feldmarschalls wohl die Ur-
71. Inner Nr. 395-397 S. 187 ff.
72. Inner Nr. 389 S. 172 f.; Höfler S. 85 f.; vgl. oben III,
A, c, 1 und Antn. 62.
73. Denn bei Höfler S. 85 f. liegt nur das Referat über den
Inhalt vor.
74. Mit 2 dem Febr. angehörigen Ausnahmen, die allein die
Zeit angeben, Orts- und Verfassernamen aber vermissen lassen: Irmer
Nr. 416 S. 209: Li 5 di Febraro 1634. Nr. 410 (Hauptschreiben)
S. 200 f. wird einen ähnlichen Vermerk getragen haben; denn die
Relation, Chmel S. 3, weist es wohl mit Recht (s. u.) dem 3. Febr.
zu, und Irmer ist ihr darin gefolgt. Irmers Datierung von Nr. 413
und 414 (4. Febr.) beruht auf bloßer Vermutung; über die von
Nr. 415 und 416 s. o. III A Anm. 36.
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Schriften der Briefe Piccolominis und zuverlässige Abschrif¬
ten von denen Aldringens 75 zur Verfügung gestanden. Der
Grund dieser Tatsache liegt klar zutage; es war die Furcht,
daß die Briefe aufgefangen werden könnten.
In ihrem Zusammenhänge lassen die mit Datum und
Unterschrift versehenen Briefe nicht erkennen, daß vor ihnen
und abwechselnd mit ihnen solche hochvertraulichen In¬
halts über die Angelegenheit der Unschädlichmachung Wal¬
lensteins ausgetauscht worden sind. Dieses Verhältnis und
der Umstand, daß die mit vollem Datum und der Unter¬
schrift versehenen Briefe in den Januar fallen sowie die
nur mit Zeitangaben versehenen vertraulichen Briefe den
Februar nennen 76 , ist der Grund gewesen, daß die bis¬
herigen Forscher, wie Irmer und Huber, mit Ausnahme Rit¬
ters 77 die übrigen Briefe alle in den Anfang Februar ver¬
legten, Huber 78 in einer ihm selbst auffallenden Weise in
den Zeitraum zwischen dem 3. und 6. Februar.
Nur eine Bemerkung in den datierten und unter¬
schriebenen Briefe hätte stutzig machen können. Sie findet
sich in Aldringens Antwort aus Passau vom 28. Januar 79
auf Piccolominis Schreiben aus Linz vom 26. 80 Aidlingen
hatte seine von Piccolomini erbetene Ansicht über die gegen-
wäitige Lage ja am 27. Januar in dem bei Irmer als Nr. 415
veröffentlichten Aktenstücke ausführlich dargelegt 81 ; und
75. A.s Worte in Nr. 422 S. 213 „rimettendomi al mio biglictto
d’hieri, del quäle ne mando qui appresso il duplicato“ zeigen, daß
er Entwürfe oder Abschriften von seinen Briefen aufbewahrte.
76. S. o. Anm. 67 und Amn. 74.
77. HZ 97 S. 301 Anm. 2.
78. Studien S. 582 (20).
79. Irmer Nr. 394 S. 186 f.; der hier eingangs erwähnte Brief
über die Quartiernahme in Salzburg bei Chmel S. 1.
80. Irmer Nr. 389 S. 172 f.; s. o. III, A, c, 1.
81. S. o. III, A. c, 2.
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auf die verweist er Piccolomini am 28., eine Andeutung, die
sonst völlig in der Luft schweben würde 82 .
82. non so che rispondere altro in questo proposito, di queilo
giä ho scritto a V. Ecc.*, caso che si dubita di quel male, che viene
presupposto: Inner S. 187.
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B. Der Entschluß des Kaisers.
(Haftbefehl gegen Wallenstein.)
Bevor ich in die Erörterung der schon S. 58 gekenn¬
zeichneten neuen Reihe von Briefen eintrete, muß ich, als
unerläßlich für ihr Verständnis, das Patent kurz erwähnen,
das der Kaiser am 24. Januar auf die Nachrichten vom Pil¬
sener Schlüsse erließ. Durch dieses Patent wurde das Heer
vom Gehorsame gegen Wallenstein entbunden und vorläufig
dem Befehle des Gallas unterstellt; die strafbare Beteiligung
am Pilsener Schlüsse wurde allen Offizieren außer Ilow
und Trzka verziehen 1 2 .
Ich wende mich nun, indem ich das oben berührte Schrei¬
ben Nr. 413, das viel später fällt, vorläufig außer acht lasse,
zur Untersuchung des bei Irmcr unter Nr. 425 S. 216f. ge¬
druckten Briefes. „Die Person“^, beginnt er, „ist aus Wien
zurückgekommen; sie bringt vom Grafen Oiiate den Ent¬
schluß des Kaisers, sich Wallensteins durch Gefangennahme
oder Tod zu versichern“ 3 .
1. Vgl. Ritter, HZ 97 S. 299 f.; Huber, Gesch. Oesterreichs V
S. 468f. Das Patent gedr. bei Förster III Nr. 415 S. 177ff.; voll¬
ständiger mit den Schlußworten bei Helbig S. 21—23. Das Patent
enthielt noch das Versprechen, es „an nothwendigen Proviant und
Unterhaltung“ nicht fehlen zu lassen, und die Gallas zugesprochene
Befugnis, von dem Originale gleichwertige Abschriften auszufertigen.
2. Die Relation (Chmel S. 6) und Hallwich (MtdV 18 S. 12)
sehen in dieser „Person“ Walmerode. Das ist nach meinen Aus¬
führungen ganz unmöglich. Warum sollte zudem sein Name gerade
hier verschwiegen weiden?
3. t tornata la persona da Vienna e porta dal Conte d’Ognate
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In dieser Fassung ist ins der viel besprochene und
vom Kaiser allem Anscheine nach nur mündlich erteilte
Haftbefehl gegen Wallenstein einzig überliefert.
Er ist als als logische Folge des Absetzungspatentes auf¬
zufassen. Der Verfasser von Nr. 425 wird also auch dieses
Patent zweifellos erhalten haben, wenn nicht schriftlich, so
doch mündlich dem vollen Wortlaute nach 4 . Weiter möchte
ich hier noch einfügen, daß die sichtlich eilig hingeworfenen
Zeilen den Inhalt des Haftbefehls nicht vollständig wieder¬
geben. Denn der Befehl richtete sich, wie aus dem Patente
und zudem noch aus anderen Zeugnissen zu entnehmen 5 ,
Ia risohitione dell’ Imperatore d’ assicurarsi del [Wallenstein] per
prigionar o per tnorte: das war kein Mord-, sondern ein Haftbefehl.
Nur wenn Wallenstein durch Widerstand oder Flucht der Verhaftung
zu entgehen sich anschickte, sollte sein Leben nicht geschont werden:
nach Ritter, HZ 97 S. 302. Vgl. sonst Hurter S. 456—470, bes.
S. 458; Wittkh, Preuß. Jahrb. 23 S. 54 ff.; Ranke S. 304ff., bes.
S. 338f. über die betr. Stelle des „Ausführl. u. gründl. Berichtes“:
Murr S. 257, Khevenhiller XII Sp. 1146. Allgemein bekannt war
der Befehl erst um den 20. Febr.: vgl. außer dem Berichte an den
Mainzer Kurfürsten vom 23. Febr. (Förster Nr. 452 S. 252) und dem
Roccis vom 24. (Allg. Zeitung 1882 Nr. 103 S. 1506 Sp. 1) neuer¬
dings den des mantuanischen Gesandten an s. Herzog vom 22. Febr.:
P. 9ei vorgerückt per assicurarsi d' esse generalissimo vivo o tnorte:
MtdV 39 (1900) S. 80.
4. In den Briefen fehlt jede Notiz über den Empfang eines
solchen Aktenstückes. Die einzige Stelle, die es (als la patente per
il Galasso) sonst erwähnt, findet sich in Irmers Nr. 424 (S. 215),
einem unten näher zu besprechenden Schriftstücke.
5. Der „Ausführl. u. gründl. Bericht“ spricht (Murr S. 256 f.)
von dem Befehle des Kaisers an einige vornehme Kriegs¬
kommandanten, Wallenstein samt Ilow und Trzka
„in gefängliche Verhafftung und an ein solches sicheres Orth“ zu
bringen, wo er verhört werden könne, „oder doch sich seiner lebendig
oder todt zu bemächtigen“: über diesen Satz: Ranke S. 338. Nach
Irmer Nr. 424 S. 216 (Näheres über d. Aktenstück s. u.) ist die
Konfiskation d. Güter von W. u. Trzka in Aussicht genommen.
Die Vorschläge von Picc. u. Aldr. begriffen gleichfalls W.s Anhänger
1 » j/rsB+fsrrr r
64
nicht nur gegen Wallenstein selbst, sondern auch gegen seine
Vertrauten, also vor allem gegen Ilow und Trzka, und er
erging außer an den Verfasser von Nr. 425 noch an andere,
an Colloredo und namentlich an Gallas 6 , denen allen das
Wie der Ausführung völlig überlassen blieb 7 .
Nach diesen den Haftbefehl ergänzenden Bemerkungen
komme ich zu dem weiteren Inhalte von Nr. 425.
Mit dem ihm gewordenen Aufträge, der ihm von einem
nach Wien geschickten Vertrauensmanne auf seine Eröff¬
nungen zurückgebracht worden war (la persona e tor-
nata), ist der Verfasser von Nr. 425 aber nicht einvefi
standen. Er sendet deshalb wiederum einen, wahrschein¬
lich denselben, Vertrauensmann nach Wien 8 . Dieser sollte
mit in sich: „das man die Vögl alspald im Nest vffhebe": Aretin
Nr. 33 S. 107; d’ assicurarsi del (Wallenstein) con suoi adherenti
befürwortete Aldr. in Irmer Nr. 415 S. 207 s. o. III, A, Anm. 45 und
Text dazu. S. auch meine späteren Bemerkungen über Onates Rolle.
6. S. die Stelle des „Ausführl. u. gründl. Berichtes" in vorig.
Anm. — „die es exequiren sollen" u. „die veroidnete executores“
sagt Eggenberg zu Richel nach Irmer Nr. 434 (8. Febr.) S. 242
u. 243. Außer dem Verfasser von Nr. 425 war das vor allem der
vorl. Oberbefehlshaber Gallas; vgl. dazu die folg. Briefe. Auch
Colloredo war wohl gemeint: vgl. Picc.s Briefe an A.: Nachschrift 1
zu Nr. 410 S. 201 (13.—17. Jan.) s. o. III, A Anm. 15; Nachschrift 1
zu Nr. 416 S. 209 (27. Jan.) s. o. III, A, Anm. 16 und III, A, b, 4;
Nr. 414 S. 206, s. o. III, A, c, 3 ff.; wegen des gegen ihn bestehen¬
den Verdachtes W.s dürfte man ihn aber später von der Beteiligung
an diesem Unternehmen ausgeschlossen haben: vgl. Gallas an P.
(1. Febr.): Huber S. 580 (18) Anm. 3, s. o. II, B am Ende.
7. Vgl. Eggenbergs Worte in Ridiels Bericht vom 8. Febr.: Irmer
Nr. 434 S. 243; ferner Irmer III Einl. S. 50; Huber, Studien S. 570 (8)f.
8. Mando perö di nuovo a Vienna a dimostrare piü esattamente
Che questo negotio non vuole essere precipitato. In den Worten:
e bisogna che alla Corte dissimulino con . . . muß sich die ungelöste
Chiffre auf eine in Wien befindliche Persönlichkeit beziehen, durch
die W. Kunde von den gegen ihn gerichteten Unternehmungen
hätte erhalten können. Man wird wohl an Maximilian Wallenstein
denken dürfen, der etwa am 22. Jan. aus Pilsen in Wien ankam
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UNIVERSITY 0F MICHIGAN j
1. Einwendungen gegen die schnelle Ausführung der kaiser¬
lichen Weisung unter der Begründung' erheben, daß man sich
jetzt nicht in Solcher Bedrängnis befände, um einen so ein¬
schneidenden (ardua) Entschluß zu lassen c 2; vor allem
auf die Beschaffung von Geld zur Befriedigung des mi߬
gestimmten Heeres dringe#; ’4, darum bitten, daß man
unter dem Vorwände, den Friedcnsverhatidlüuge}? Ansehen
zu verleihen, einen beherzten Minister nach Pilsen schicke,
um die nach Arnims Ankunft zu erwartende»...;&^v£htiket
zu stören; 4, sich nach Erledigung seiner" Aufgabe zu
Gallas (nach Pilsen) begeben, um ihm \*n aUern, d. Ir.
von der» Anträgen seines Aulfraggebers und dem 'damit er-
teilten Bescheid des' -Hotes 'Betich)'?» erstatten-.
Im Anschlüsse an diese Gtiaräktefi^ierung des Inhaltes
wj? Nr. 42^ sind die .'Fragen.-3) hadli. dem Verfasser iund : h)
nach dem Datum m beantworten.
a) dffi. F rign n a ch d e ni V Erfasser ist nicht
schwer zti losen. E£ war ja fhcoijlanjinh 4f r % wjeder-
Huber S. 577 bezW. IS >|s : VhffO^er. wird, kann
gar nicht in frage kommen Denn er war bekanntlich.
frj: .
seiner Anhänger versichere, ln Nr., 425 aber werden Ein¬
wendungen gegen den erhaltc-Hen Bescheid erhoben. Auch
. jftjifg, $. f ehr. wieder ans. HaupihjuartleK' zurifekgekehrt wat.G.s,-
Antclmis Depeschen vonV.2t- Jan (Olwhirii Sv -Uh. 2$. Jan (S. 413),
llg Fehr. (f f 19). 18. Febr. iß>J'4'M : y zürnt Rickcls Seriehf Cüm
„J..PPÜ^^I., ...
8. febr..' Irfljcr Nr. .434. S; 243.
0 Da>> wml dreimal Itmorgehoücn.
10. ä- o. IU, X Anm. 31 und Tevi dazu: Nachschrift 2 zu
Inner Nr. -Itö .S, Ml vgi. ebenda (Text): Nachschrift 1 ru Nr. 416
S. 20ö; ?«met oben »i, Ä, c. '3: Nr. 414 $. 2051
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es&m
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aus diesem Grunde also kann Nr. 425 nicht von Aldringen,
sondern muß, da an einen dritten nicht zu denken ist, von
Piccolomini herrühren 11 . Als Empfänger aber ist ohne wei¬
teres Aldringen anzunehmen.
b) Viel schwieriger und weitläufiger ist die Bestim¬
mung des Datums. Die Untersuchung muß einige von
den späteren Briefen Piccolominis und Aidlingens sowie
einen Bericht aus Wien schon hier mit heranziehen. Für
diese Schriftstücke werden sich jedoch ebenfalls die (un¬
gefähren) Daten ergeben.
Nr. 410 S. 200 f., einen Brief Piccolominis an Aldringen,
setzen die Relation und nach ihr Irmer auf den 3. Fe¬
bruar 12 . Da Piccolomini mit diesem Briefe zugleich den
Trzkas vom 1. Februar übersendet 13 , so trifft das Datum
des 3. Februars für Nr. 410 sicher zu 14 .
11. Ein weiterer Grund liegt in d. folg. Ausführungen. Auch
nach Ritter, HZ 97 S. 301 Anm. 2, gehört das Schriftstück P. an.
Huber nennt S. 578 (16) Hallwichs richtige Annahme (P. der Ver¬
fasser: MtdV 18 S. 12) unhaltbar; den Beweis für sein Urteil bleibt
er schuldig, es sei denn, daß er seine ganzen, gegen diese Annahme
sprechenden Darlegungen dafür angesehen wissen will. Hurters
Stellung ist wiederum zersplittert: die Auszüge S. 383 Z. 9—101,
S. 387 Anm. 163 sollen von A., der wichtige Eingang soll nach
S. 458 Z. 14—10 v. u. aber von P. stammen!
12. Chmel S. 3; vgl. o. III, A Anm. 74.
13. Al SigJ Terska le scrissi per tenerlo in confidenza, che
bisognava che io tenesse ben l’occhio all’ andamenti di V. E. e
questa h la risposta di quanto li scrissi: Irmer Nr. 410 S. 200. Huber
S. 571 (9) Anm. 4 faßt die Sache falsch auf. Es geht doch aus diesen
Worten klar hervor, daß ein vorhergehendes Schreiben P.s, etwa
vom 28. oder 29. Jan., die Weisungen in Trzkas Brief vom 1. Febr.
angeregt hatte: vgl. Ho riferito il tutto al duca di Fridlandt, quäle
desidera che v. ecc. habbia buon riguardo al attioni tutte del signore
Aldringher: Irmer Nr. 401 Nachschrift S. 192; vgl. ebenda S. 191:
„Ew. excell. schreiben von dem herrn Spinaci habe ich zu recht
empfangen.“ Damit erhält P.s Angabe über s. Sendung zu Aldr. in
den Mitteilungen an Teisinger eine gewisse Bestätigung: diese: Aretin
Nr. 33 S. 107. — Spinaci brachte am 1. Febr. morgens Oallas die
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In Nr. 416 S. 208 bestätigt Aldringen dem Grafen Picco¬
lomini den Empfang eines Schreibens von „gestern“ mit
den Abschriften der Briefe von Gallas und Trzka 15 . Der
Brief Trzkas kann aber nur der vom 1. Februar sein 16 .
Ueberdies spielt Aldringen auf seinen Inhalt an, wenn er
von den schönen Worten Wallensteins und Trzkas spricht,
die Gallas und Piccolomini nur täuschen könnten 17 . Aldringen
3 Briefe A.s vom 28. Jan. (diese: Höfler S. 86): s. G. an A.,
1. Febr., Irmer Nr. 402 a S. 194. Die Reihenfolge der Briefe Trzkas
und Gallas’ vom 1. Tebr. bei Irmer ist umzukehren: Nr. 402a enthält
noch nichts von Franz Albrechts Erscheinen; Nr. 402 S. 193, G. an
P., spricht von s. Ankunft in questo punto, d. i. nach 3 Uhr nach¬
mittags; Nr. 401 S. 191 u. und 192 o.; Trzka an P., kennt die um
5 Uhr beginnende viertelstündige Audienz bei Wallenstein, die durch
Franz Albrechts Krankheit ein unerwartetes Ende fand: Schlieff an
Taube, 1.—3. Febr., Gaedeke Nr. 115 S. 237 Nachschrift 1.
14. Und zwar abends, da Trzkas Brief am 1. Febr. abends
geschrieben (s. vor. Anm.) und die Eilboten zw. Pilsen u. Linz,
ca. 263 km, 2 i / 2 —3 Tage brauchten: nach Irmer Nr. 419 S. 211 er¬
wartete P. (in Linz) seinen Sergeant-Major morgen oder übermorgen
zurück, den er vor 4 Tagen nach Pilsen geschickt hatte. Der erst
am 4. Febr. bei P. mit Briefen von Wallenstein u. Gallas an A.
(Hallwich II Nr. 1029 S. 205; Irmer Nr. 402 a) und von G. an P.
(Nr. 402) angekommene Spinaci brachte Trzkas Brief an P. vom
selben Tage (1. Febr.) nicht mit; dieser muß früher und schneller
angelangt sein, da A. in Nr. 416 wohl Trzkas Brief, noch nicht aber
die übrigen kennt: s. u.
15. Beide Briefe fehlen nicht: gegen Irmer S. 208. Ueber den
Brief des Gallas s. o. II Anm. 23 und Text dazu.
16. Denn Trzkas andere Briefe an P. vom 25. Jan. (Nr. 383
S. 165 f.) und 9. Febr. (Förster Nr. 424 S. 191), beide ebenfalls durch
Briefe P.s, der letzte durch einen vom oder kurz vor dem 5. Febr.
(s. P. an G., Linz, 5. Febr.: Höfler S. 88), hervorgerufen, können
ihres Zeitabstandes und Inhaltes wegen nicht in Frage kommen.
17. si deve credere che le buone parole del [Wallenstein] et
de [Trzka (!)] siino solamente per adormentar di (! statt et?!) per
ingannar il Sig. r Gallasso et V. E.: Irmer S. 208. Vgl. damit Trzkas
Versicherung an P.: Wallenstein werde ohne Wissen, Willen und
guter Meinung des 'Gallas nichts traktieren, noch weniger etwas
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UMIVERSITY OF MICHIGAN
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war also, als er Nr. 416 schrieb, im Besitze von Piccolominis
Brief vom 3. Februar, Nr. 410, der daher mit 18 unter dem
„gestrigen“ Schreiben zu verstehen ist 19 . Aldringens Brief,
Nr. 416, ist somit dem 4. Februar zuzuweisen.
In diesem Briefe (Nr. 416) erwähnt Aldringen einen
weiteren Brief Piccolominis, den er am Morgen des vor¬
hergehenden Tages (hieri mattina) erhalten hat und der
also am 2. Februar verfaßt sein müßte. Er habe gesehen,
schreibt Aldringen, daß Piccolomini (V. E.) im Begriffe war,
nach Pilsen zu reisen, daß er sich aber vorher mit ihm zu
unterreden wünsche. Diese Angaben passen durchaus auf
Nr. 423 S. 214, als deren Datum so der 2. Februar ermittelt ist.
Aber dieses Schreiben kam nicht allein. Es war, wie
Aldringen ebenfalls bemerkt, begleitet von „einem weit¬
läufigen Berichte über alles, was Piccolomini (le) von
der nach Wien geschickten Persönlichkeit über den Ent¬
schluß des Kaisers geschrieben worden ist“ 20 .
Wo haben wir diesen weitläufigen Bericht zu suchen?
Sicher nirgends sonst als in dem von Irmer unter Nr. 424
S. 214 ff. als ein Brief Aldringens gedruckten Aktenstücke.
Denn 1. paßt die Charakteristik eines weitläufigen Berichtes
auf Nr. 424 vollkommen, ein, wie der Eingang lehrt, izu-
dem noch unvollständig erhaltenes Schreiben; 2. findet sich
in der Handschrift 377 nur dieser eine Bericht aus Wien;
schließen, sondern es werde alles mit seiner Zustimmung geschehen:
Irmer Nr. 401 S. 192, auch die Nachschrift.
18. Denn dazu gehört auch der von Huber S. 580 (18) Anm. 3
veröffentlichte Brief P.s.
19. Hora . . . mi viene portata la di V. E. del giorno d’ hieri
con le oopie delle lettere del Sig. r Gallasso et di Terzka: Irmer S. 208.
20. Hieri mattina mi venne la di V. E. con una relatione diffusa
di tutto quello, che dal personaggio mandato a Vienna le £ stato
scritto intomo alla risolutione dell' Imperatore: Irmer S. 208. Die
Relation spricht (Chmel S. 8) ebenfalls von einem weitläufigen
Berichte.
Go^ 'gle
Original fro-m
UNIVERSETY OF MICHIGAN
3. ist der Verfasser von Nr. 424, entgegen allen bis*
hefige« Ansichten, ein V e rt ratt c «srm a n n P 1 eco 1 o -
minis, und zwar derselbe,. der mb den in Nr. -123 ge¬
nannten Äiifträgen v6n Piccokanirn näcll Wiibj ggschid.t
wurde- 1 .
Zum Beweise der letzte« Behauptung; nrnfV^h abdieser
Stelle bereife ausführlich auf diese•;.N.iimtn.tr \424V;«,i^ i di«^V'
Der Schreiber dieses Aktenstückes erklStt im’.ßldgäng^
dem. spani&'du'n ’ •Gesandten, d. h, dem C3rak‘0.-Oßaie, lebhaft
das ihm .kät^egaiggiudUm xd. haben. Nach
v&r§^h$ger (>natc zur
Mitteilung au. den Kaiser .notiert und. eine varfaulige (tni
rispA.se. per aU’hitru), alle wesentlichen Fragen aber e.nt-
scJiCtdCnde Antwort gegeben, die auf folgernde vier öegen-
stande- Bescheid .erteilte:
1. Der erste und wichtigste betraf die Bedingung ei n e r
jschön erteilten Weisung. Denn. Onote drängte wie¬
derholt, iiie- Ausführungfessecutiane) zuergänzen ist:
des kaiserlichen 'Entschlusses, sich Wnllensksns lebendig
o der tot (per prigiooar o per mode) zu vmTfrhetifc •-- so¬
bald als möglich vorzunehmeri. Denn obwohl das Geheim¬
nis bis jetzt gewahrt worden sei, könne doch jeder Tag
die Getobt der Entdeckung bringen, weil schon viele darum
wissen (per essere gia irr raolti)- Das ^chJ-itousflt^^r. zu
befürchten, „wenkhtao diesen Mann langef am Leben bsv.-**.
Vor und w ährend der Ausführung des F:«flp c-
das Patent für Gallas, d. k das AbsetzungspritcSf vom 24.
Januar, Voliständig ausreichend) jwftf
eine (lifer mit -Ciltäjfafc Per¬
son. die erfwdetiiehtm Anorditüngen für das Heer treffe«;
Die weiteren Punkte 2 .1 sind dcihgcgemdwv von ge¬
ringerer Bedeutung.
21, Die bisherigenAnsichten werden in- Exkurs ft ausführlich
widerlegt
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2. Die Sendung eines Ministers nach Pilsen sei unmög¬
lich 22 . Denn diese Handlung würde bei Waüenstein (S. A.),
da er nicht darum gebeten hätte, nur Verdacht gegen den
Hof und die Verschworenen (eongiurati) erregen.
3. Ebensowenig könne man die verlangten Gelder sen¬
den, um nicht WaJlenstein (S. A.) gegen den Auftraggeber
des Schreibers (V. E.), Gallas oder andere, mißtrauisch zu
machen und ihn zu veranlassen, sie gefangen zu nehmen 23
und sich dem Feinde schneller in die Arme zu werfen.
Der Kaiser und der spanische Gesandte selbst sicherten je¬
doch ihre Bereitstellung zu; außerdem würde man aus
den Konfiskationen der Güter [Wallensteins] und Trzkas
das für die Befriedigung des Heeres Nötige herausschlagen.
4. Der Kaiser wolle den Vorschlag, Arnim und Franz
Albredht in Stücke reißen zu lassen, nicht billigen.
Wir sehen, die ersten drei Punkte stellen die Antworten
auf die genau entsprechenden Aufträge dar, mit denen Picco¬
lomini in Nr. 425 seinen Vertrauensmann nach Wien sendet.
Und was die Mißbilligung des Vorschlages der Tötung der
sächsischen Unterhändler angeht, so stammte dieser Vor¬
schlag ja auch von Piccolomini 24 . Die Identität des Wiener
Berichterstatters mit der in Piccolominis Brief Nr. 425 nach
Wien entsandten „Person“ wird zwingend durch die wei¬
tere Angabe des Berichterstatters, daß er den Entschluß,
d. h. des Hofes auf die übermittelten Anträge, sobald er
ihn erhalten, Gallas bringen werde: was dem von mir
unter 4 genannten Aufträge Piccolominis in Nr. 425 genau
entspricht 25 .
22. S. o. III A Anm. 58 und Text dazu.
23. di assicura[r]si di loro: Inner S. 215; einem Gerüchte zu¬
folge sollten Scherffenberg und Schaffgotsch geheimen Befehl dazu
haben: ebenda.
24. S. o. III A c 3 und Anm. 55. In Nr. 425 mußte P.
nicht alle Aufträge für seinen Gesandten aufführen, zudem dieser
Vorschlag ja Aldr. schon bekannt war.
25. Der Name des Vertrauensmannes ist zwar nicht von ent-
Go^ 'gle
Original fro-m
UNIVERSITY 0F MICHIGAN
Somit haben wir in dem V< E. des Wiener Berichtes
überall Piccolomini zu erbtitken-' i; .
Z wei B ed e nk en stehen dem entgegen, jedoch nur
scheinbar;
t. Daß der Ah^esandte Piccolominis mit Qfiatev und
nicht mit dem Kaiser oder einem seiner Rate verhandelt,
braucht nicht z,u befremden, weil der in Nr. 4.25. onthaKem-
Entschluß des Kaisers ja auch durch Onate einem Ver¬
trauensmann Piccolominis, vielleicht demselben, übermittelt
wurde.
2. Die durch die Umstände bedingte geheimnisvolle
Art der Verhandlung vor den Toren Wiens (mi tratengo
donque cosi incognito all:» porta {di ■ Vienna}")' wird sicher
auf einer Vereinbarung zwischen Onate und dem oder den
Vertrauensmänner« Piccolominis beruhen.
Damit glaube ich meine Ansicht über den Wiener Be¬
richt genügend bewiesen. Und nun erst kann ich meine
Untersuchung über das Datum von Nr. 425 westerfübreit.
Denn ist der.Wiener Bericht (Nr, 424) von dem in N?. 425
erwähnten Vertraüensmanne Pfcbofomims giesdff leben r so
schefcU'ncU'r Wohligkeit P.s finden sich /ihloch »weh über ihn An-
hat*s|>unkic. Am 4; T'ebrU;w (dm Tag« nach Empfang dtte fitst
deines v ti.i vcwaUfl 1". die Rückkehr eines gewisse»« F-a 1» i t> ans
Wien: Inrni Nr. Ii«• 'S 2i>!. Der VcilräUenkmann P.$- sollte’ t» «»»•
sprüngfitfi von Wk-n tu Gallas (nach Pilsen» gehen Jedoch, .bittet
dieser Jtm Sciduöe seine-: Beneid« P. um N/uhoVhien. Ir.wrr $. 2tft,
und P .•sdhreihi, in- •rinn« ‘späteren Briefe an Aklr di Vienna a cj<J«4a
hora h Wirnnm Jatt« ina-mtere ai Sgz Ciiglassc’ ia mente
Imperators-: Nr . 4?G 5.. 21t; ('über; diesen .Brief' .f. «.). Hiernach
könok- P. v ds >ier tfn'j seib-4 da- 1 fnicmcbUmg des ft. tihemvmint-i.
von der Reise. swii.tis ■C&sändVh nach Pilsen .ibgefielR-h habeik Paiin
aber Aaren die gegen die Verfasserab.-iH dt-s Wiehet Berichtes durch
eben diesen F shi'a besleiicndcn .Ötilenkwi. aU^eraümb • e
26. Die Steife 2 .! ä <k> kuts A. 215 Ist .ilso /it verbessern
in: Ia risolmicme o>e b' «»ale mi haveva sprdito V E., [hier
das Komthäi' Tsavieyano. .Ebenso Si 215 7... 1 1 v, u.; V. Ei puöi..
Vgl. mah l-Nkurs fl Amu. 4.
UNIVE
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wird er aus diesem und den oben Seite 68 u. angeführten
beiden anderen Gründen dem Schreiben Piccotominis vom
2. Februar (Nr. 423) beigelegen haben 27 . Der Wiener Be¬
richt selbst dürfte, da Nr. 423, wie ohne weiteres zu ver¬
muten, unmittelbar nach seinem Eintreffen von Piccolomini
abgefaßt wurde, spätestens am 1. Februar morgens von
Wien abgegangen sein 28 . Sein Verfasser nun suchte, wie
aus den Angaben am Anfänge und Schlüsse ersichtlich, am
Abend vor der Niederschrift (hieri sera), also am 31. Ja¬
nuar, veigebens die endgültige Antwort des Hofes zu er¬
halten. Die voraufgegangene Unterredung mit Onate hatte
von 9—1 gedauert. Das kann auf den Morgen desselben
und auf den Abend des vorheigehenden Tages bezogen
werden. Wegen der drangvollen Lage ist die kürzeste Frist
und damit die erste Annahme (31. Januar morgens) wahr¬
scheinlicher. Der Vertrauensmann Piccolominis wird also
spätestens am 31. Januar morgens vor Wien eingetroffen
und daher spätestens am 30. früh oder am Abend des 29.
von Linz, dem Aufenthaltsorte Piccolominis, abgegangen sein.
Mit der Annahme des 29. Januars als dem Tage
der Abfassung des Briefes Piccolominis an Aldringen (Nr.
425) wird man daher nicht sehr fehlgreifen 29 .
Nachdem so Verfasser und Datum von Nr. 425 ermittelt
worden sind, wobei sich Gelegenheit fand, den viel um¬
strittenen Wiener Bericht, Nr. 424, io die richtige Beleuch¬
tung zu rücken, erfordert die Rolle Oflates noch einige
27. Mando qui indusa la lettera che ho havuto di Vienna, dalle
quäle sentirä il tutto: Inner Nr. 423 S. 214.
28. Wien—Linz: 189 km der heutigen Eisenbahnstrecke; vgl.
Huber S. 582 (20) über Walmerodes Reise.
29. Sicher fällt Nr. 425 nach Picc.s Brief vom 28. Jan.: Nr.414
S. 205 f.; die Verlegung auf einen viel späteren Termin ist unstatthaft,
da sonst eine unerklärliche Lücke in dem vertraulichen Schriften¬
wechsel der beiden Generale entstehen würde. Weiteres über die
hier schon angezogenen Briefe s. u.
Go^ 'gle
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UNIVERSITY OF MICHIGAN
73
Bemerkungen. Es sind hier zwei Punkte zu scheiden: 1. Wie
stellt sich Oiiate in den beiden behandelten Schreiben dar?
2. Was wissen wir sonst über seine Wirksamkeit?
1. Nach der Fassung des Haftbefehls durch Piccolomini
in Nr. 425 wie auch in dem Wiener Berichte erscheint Ofiate,
der ja mit Piccolomini in Briefverkehr stand und von ihm
über die Pilsener Ereignisse unterrichtet worden war, als
durchaus passiver Vermittler der Weisungen des Kaisers
bezw. seiner Räte an Piccolomini bezw. dessen Vertrauens¬
mann 30 . Daß dabei gelegentlich seine persönliche, von der
des Kaisers abweichende Meinung durchbricht, wonach nur
die direkte Ermordung Wallensteins Abhilfe schaffen könne 31 ,
vermag daran nichts zu ändern. Und weiterhin ergibt sich,
daß Onate, als er die in Nr. 425 enthaltene kaiserliche Ent¬
schließung dem Vertrauensmanne Piccolominis kundgab —
es mag, da sich uns für diesen von Piccolomini in Linz ge¬
schriebenen Brief an Aldringen der 29. Januar als unge¬
fähres Datum ergeben hat, etwa am 27. Januar gewesen
sein — schon damals zu den Verhandlungen der kaiser¬
lichen Räte hinzugezogen worden war.
2. Von den sonstigen Zeugnissen über seine
Tätigkeit steht uns sein Bericht an den Kardinalinfanten
vom 21. Februar 1634 32 zur Verfügung. Onate sagt hier,
30. Die von Hurter S. 458 geltend gemachten Bedenken gegen
Ofiates Vermittlerrolle sind nicht stichhaltig.
31. perche ogni inconveniente degli addotti che sequisse sarebbe
minore di quelli, Che eon la total rovina si possono ogni giomo
accumulare da lasciare piü [in] vita questo huomo (Wallenstein):
s. o. S. 69. Es könnten auch Zweifel auftauchen, ob die Worte
wirklich so gesprochen worden sind. Doch vgl. Ofiates Worte an
Rkhel: „daß eben so leicht und weniger gefahr dorbei sei, den
Fridland gleich gar umbzubringen, als zu fangen und erst an andere
ort zu fihren und zu verwahren“: Richels Bericht vom 8. Febr.,
Irmer Nr. 434 S. 243 u.; vgl. noch Richels Worte an Eggenberg
in dem Berichte vom 1. Febr. bei Aretin Nr. 36 S. 113.
32. Der span. Wortlaut: Ranke Anhang S. 369 Abs. 3, vgl.
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daß der Kaiser nach einer Beratung mit wenigen Vertrauten
(juntilla), zu der er ihn (Oiiate) befahl, um zu intervenieren,
„geheimen Befehl an die treuen Häupter schickte, damit
sie bei Gelegenheit ihrer Reise zur (2. Pilsener) Versamm¬
lung darnach streben sollten, ihn (Wallenstein) und einige
wenige seiner engsten Vertrauten gefangen zu nehmen, um
ihn zu verhören und ihm den Prozeß über die ihm zur Last
gelegten Beschuldigungen Zu machen. Zur selben Zeit
schickte er Befehl für die Form des Oberbefehls (govierno)
über das Heer“ 33 .
Darnach hätte Oiiate vielleicht schon an der zum Er¬
laß des Absetzungspatentes vom 24. Januar führenden, sicher
aber an den unmittelbar folgenden Beratungen teilgenommen,
in denen der Haftbefehl beschlössen wurde. Im übrigen
dürfte seine Rolle mit der Uebermittlung der ihm zuge¬
gangenen Nachrichten über die Pilsener Versammlung be¬
gonnen haben 34 . Von wem freilich der entscheidende An¬
stoß zum endgültigen Bruche mit Wallenstein ausgegangen
ist, darüber läßt sich heute noch nichts sagen 35 .
S. 206 Anm. 1. Teilweise Ueber Setzung: Witt ich, Preuß. Jahrb. 23
S. 54.
33. Die letzten Worte betreffen das Patent vom 24. Jan., das
aber die logische Voraussetzung für den Haftbefehl bildet.
34. S. o. III A 2.
35. Gegen Günter: s. o. 1 Anm. 7.
Gch igle
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
C. Das Zaudern Piccolominis vor der Ausführung und das
Drängen Aldringens.
Die Untersuchung der übrigen Briefe bietet
in bezug auf Verfasser, Datum und Inhalt nicht mehr solche
Schwierigkeiten dar wie die der beiden Fetztbehandelten.
Piccolomini zaudert noch bis kurz vor dem 6. Fe¬
bruar, dem Tage seiner Unterredung mit Aldringen, den
ihm gewordenen Auftrag des Kaisers auszuführen, wäh¬
rend Aldringen ihn zur Vollstreckung des Haftbefehls
drängt. Die Briefe gruppieren sich nach den Ereignissen,
die in dieser Zeit Einffuß auf Piccolomini geübt haben.
Es sind, abgesehen von dem Eintreffen der kaiserlichen
Entschließung: Walmerodes abermaliges Erscheinen, das
Eintreffen des Wiener Berichtes, ein Brief des Obersten
Diodati und vor allem Nachrichten des Gallas, endlich der
Empfang der von Gallas erteilten Berufung nach Pilsen.
Auf den die Mitteilung der kaiserlichen Entschließung
enthaltenden Brief an Aldringen etwa vom 29. Januar, Nr.
425, ließ Piccolomini einen zweiten unmittelbar folgen: Nr.
420 S. 211 f., der also noch dem 29. oder vielleicht schon
dem 30. Januar zuzuweisen ist 1 .
1. Die am Schlüsse S. 212 erwähnte Sendung an Gallas und
damit der Brief selbst kann, da wir von beiden Tagen Briefe P.s an G.
kennen (vom 29.: Höfler S. 86 f.; vom 30.: Irmer Nr. 397 S. 189 f.,
vgl. Höfler S. 87, Chmel S. 1 f.) auf den 29. oder 30. Jan. fallen.
Der Eingang (Giä haverä sentito eon altra mia la risohitione, che
tni b venuta della Corte) zeigt klar, daß der Brief unmittelbar auf
Nr. 425 folgt und denselben Verfasser (P.) hat Beides schon er¬
kannt von Hallwich MtdV 18 S. 12; über s. irrige Uebersetzung
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Original fro-m
UNIVERSITY OF MICHIGAN
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Der Brief gewährt einen belehrenden Einblick in das
Auf und Ab der Stimmung Piccolominis. Er erklärt, die
Entschließung nicht befolgen zu können, so lange ihn Gallas
aus Pilsen nicht benachrichtige, da er nach seinen Befehlen
sich werde richten müssen 2 . Nachdem er wiederum auf
die Beschaffung von Geld für das Heer hingewiesen, da
sonst nach der Vollstreckung möglicherweise ein größerer
Skandal entstehen könne, bekundet er seine Bereitwilligkeit,
auszuführen, was der Dienst des Kaisers verlangt, selbst
wenn er dabei das Leben verlieren sollte. Dann jedoch
fährt er fort: er lebe aber der Hoffnung, Gallas werde
[Wallenstein] von seinen verwerflichen Plänen (mali pen-
sieri) haben ablenken können. Schließlich befürchtet er,
daß der Hof sich übereile und damit verschulde, daß
[Wallenstein] etwas zu Ohren komme.
Dem gleidisam zwischen Furcht und Hoffnung schwe¬
benden Piccolomini gegenüber sieht Aldringen in der tat¬
kräftigen Durchführung des Haftbefehls die einzige Rettung
aus der gefährlichen Lage. In seiner wohl vom 30. Januar
zu datierenden Antwort auf Piccolominis Brief vom 29. (Nr.
425), der die Mitteilung der kaiserlichen Entschließung ent¬
hielt — es ist bei Irmer Nr. 426 S. 217f. 3 —, billigt er zwar,
einer Stelle dieses Briefes s. o. Einl. Anm. 38, vgl. Einl. Anm. 34.
Ritter, HZ 97 S. 301 Anm. 2, nimmt ebenfalls richtig P. als Ver¬
fasser an, bezieht aber den Eingang auf Nr. 423 S. 214, das Begleit¬
schreiben des Wiener Berichtes nach meiner Darlegung III B d 4
am Ende. In Nr. 423 jedoch ist die Rede von einer lettera, die
P. aus Wien erhalten hat, womit eben der gen. Bericht (Nr. 424) ge¬
meint ist. Hurter in seinen Auszügen S. 383 Z. 5—9, S. 387 Z. 12—15,
S. 407 Z. 3 v. u., die Relation bei Chmel S. 7, Irmer sowie Huber
S. 579 bezw. 17 sehen Aldringen als Verfasser von Nr. 420 an.
2. la quäle (d. i. la risolutione) io non posso venire in essa [!],
fin che il Sig.r Gallasso di Pilsen non m’avvisa, come le cose passano,
perche da* suoi comandi deverö piglare la risolutione, che comple il
servitio dell’ Imperatore: Irmer S. 211.
3. Da Nr. 425 wohl vom 29. Jan. (s. o. 111 B d) ist, P.s zweiter
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daß Piccolomini (V. E.) am Hofe vorstellig geworden sei,
erinnert jedoch an die gefährlichen früheren Verhandlungen 4
und an. die Unzuverlässigkeit Wallensteins 5 ; auch sei eine
List (artifido) zu befürchten, um Piccolomini und andere
hinzuhalten (adormentare) 6 . Wenn man die Vollstreckung
aufschiebe, so könne Wallenstein (il personaggio) es er¬
fahren und schlimmstenfalls seine unheilvollen Pläne ver¬
wirklichen (effettuare li suoi sinistri pensieri). Piccolomini
und Gallas müßten daher entscheiden, „ob es besser sein
würde, durch den Aufschub der Vollstreckung des ge¬
faßten Entschlusses sich, das Heer und die Länder des Kai¬
sers in Gefahr zu bringen oder durch Gefangennahme (assi-
curarsi) .Wallensteins und seiner Anhänger sdnen unheil-
vollen und gefährlichen Gedanken zuvorzukommen“. Für
die zur Befriedigung des Kriegsvolkes nötigen Mittel werde
der Hof unterdes wohl sorgen. „Führe man nicht schnell
aus, was man muß, so könne alles zugrunde gehen; nehme
man aber die dieses Uebef ersinnenden Personen gefangen,
so kann man hoffen, wenn nicht ganz, so doch gutenteils,
so großem Ruine abzuhelfen.“
Brief, Nr. 420, vom 29. oder 30. (s. o. III C Anm. 1), aber noch
nicht bei ihm eingetroffen war, so Nr. 426 wohl vom 30. — Das
Schreiben des Gallas an P., dessen Empfang A. eingangs ebenfalls
bestätigt, scheint nicht erhalten zu sein. — Naturgemäß haben die
Relation bei Ohmei S. 6f., Irmer und Huber S. 578 (16), da sie
Nr. 425 von Aldr. herrühren lassen und auch von ihnen Nr. 426 als
Antwort auf Nr. 425 aufgefaßt wird, Nr. 426 Picc. zugeteilt. Hurter
läßt S. 387 Z. 8—12 einen Auszug aus Nr. 426 von Aldr. stammen —
vorher geht eine hier ebenfalls A. zugeschriebene Stelle aus Nr. 425 —,
während er zu Nr. 425 eine schwankende Haltung einnimmt: vgl.
oben III B Anm. 11.
4. Gemeint sind wohl die des Sommers 1633: s. Ritter, HZ 97
S. 268 ff.; für A.s Haltung s. S. 295 f.
5. non vi e stabilitä nel personaggio: Irmer S. 217.
6. Diese Gedanken werden durch das fehlende Schreiben des
Gallas geweckt sein.
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Es folgen unmittelbar die Briefe Nr. 421 S. 212 f. 7 , von
Piccolomini verfaßt, und Nr. 422 S. 213 8 , aus der Inhalts¬
vergleichung sofort ersichtlich: Aldringens Antwort auf
Piccolominis Brief.
Die Datierung beider Schreiben macht keine Mühe.
Aldringen erklärt in seinem Schreiben, Nr. 422 S. 213, gegen
Ausgang wörtlich: „Genug, jetzt liegt es in den Händen
Ew. Exz. (d. h. Piccolominis), uns durch die Schnelligkeit
eines guten und heiligen Entschlusses zu retten oder durch
Zögern ins Verderben zu stürzen, womit ich mich auf mein
gestriges Billet beziehe, dessen Duplikat ich hier beifüge.“
Unter diesem Billet kann, wie die dort gestellte ähnliche
Alternative und auch äußere Gründe 9 lehren, nur das oben
S. 76 f. ausführlich besprochene Schreiben Aldringens vom
30. Januar, Nr. 426, verstanden sein. Demnach ist Aldrin¬
gens Antwort, Nr. 422, dem 31. zuzuweisen; und Piccolo¬
minis Brief, Nr. 421, muß, weil er am Moigen dieses Tages
in Aldringens Hände gelangte 10 , vom 30. Januar datiert
werden.
In Piccolominis Brief, Nr. 421, der aber, wie die
fehlende, sonst stets übliche Beziehung auf erhaltene Briefe
beweist, wohl unvollständig vorliegt, ist bemerkenswert, daß
er die Hoffnung auf einen gütlichen Ausgang der Angelegen¬
heit Wallensteins noch immer nicht ganz aufgegeben hat.
7. P. auch bisher als Verfasser angesehen: Relation b. Chmel
S. 7; Hurters Auszüge S. 387 Z. 3—5, wohl auch S. 458 Abs. 2
Z. 12-15; Irmer und Huber S. 579 (17) f.; vgl. Ritter, HZ 97 S. 301
Anm. 2.
8. Vgl. die Relation b. Chmel S. 7 f., deren Inhaltsangabe aber
Ungenauigkeiten enthält; Hurter S. 381 f. und Anm. 145; Irmer, auch
Einl. S. 51 und Anm. 4; Huber S. 580 (18).
9. Außer den Nrn. 426 u. 422 kommen von den vertraulichen
Briefen Aldringen nur die Nm. 415 vom 27. Jan. (s. o. III A Anm. 36)
und 416 vom 4. Febr. (s. o. III B d 2) zu; beide jedoch bleiben
wegen ihres Zeitabstandes und ihres Inhaltes hier außer Frage.
10. L’aviso di V. E. che ricevo questa mattina.
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Zudem sei es unmöglich', daß Wallenstein seine Pläne zum
Ziele führe (tirare a fine li suoi pensieri). Daß er von Pilsen
keine Kunde habe, halte er für ein gutes Vorzeichen. Denn
andernfalls würde Gallas ihn sicher benachrichtigt haben 11 .
Aldringen (V. E.) rät er an, mit einer glaubhaften Entschul¬
digung (qualche legittima scusa) in Passau zu bleiben 12 .
Wenn er (P.) von Linz (di qui) abreise, um die Gefangen¬
nahme oder den Tod [Wallensteins] auszuführen, würde
es notwendig sein, daß Aldringen nach Linz käme.
Aldringens Antwort, Nr. 422, enthält die Nach¬
richt von dem gescheiterten Umstimmungsversuche Wallen¬
steins durch Gallas, den tatsächlichen Hergang vielleicht ab¬
sichtlich etwas übertreibend 13 . Wie bisher 14 drängt Aldrin¬
gen auch hier den zaudernden Piccolomini, den Befehl (l’or-
dine = zur Gefangennahme Wallensteins) unverzüglich aus¬
zuführen. Dem armen Herrn Gallas könne man nur durch
eine schnelle und gut geleitete Exekution helfen.
Der Zeit nach schließt sich an der bei Irmer als Nr.
413 S. 204 f. 15 ohne den Eingang gedruckte Brief Piccolo¬
minis an Aldringen, von dem schon III A c 3 vorüber¬
gehend die Rede war. Er handelt u. a. von Walmerodes
/{weiter Sendung 16 . Da dieser am 30. Januar von Wien
11. Aehnlich schon in s. vorig. Schreiben Nr. 420 S. 211 u.
12. Also Wallensteins Ruf (darüber s. u.) nicht Folge zu leisten.
13. In II B für Gallas’ Stellungnahme verwertet.
14. In Nr. 426 s. o. III C a 2; vgl. Nr. 415 s. o. III A c 2.
15. Vgl. die Relation: Chmel S. 4; Huber S. 572 bezw. 10;
Ritter, HZ 97 S. 300 Anm. 2.
16. Für Walmerodes Reise können wir folg. Weg an¬
nehmen: Am 30. Jan. Aufbruch von Wien: Chmel S. 66; 1. Febr.
in Linz (189 km), am 2. in Passau (75 km, vgl. A. an Wallenstein,
4. Febr., Hallwich II Nr. 1039 S. 212), am 3. in Braunau (55 km,
s. Irmer Nr. 431 S. 228 u., Maximilian an Richel, 7. Febr.), am 4.
wieder in Passau, und am 5. Febr. zu P. nach Linz zurück; das letzte
Datum belegt P. selbst in den von ihm nach Ritters scharfsinniger
Vermutung (HZ 97 S. 301 Anm. 2) herrührenden Schlußzeilen in
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aufbrach 17 , aTso frühestens am 31. Januar nachts in Linz
eingetroffen sein kann, so wird Piccolomini den Brief am
1. Februar, noch ehe er Aldringens letztes Schreiben vom
31. Januar erhalten 18 , geschrieben haben.
Nach dieser Bestimmung des Datums von Nr. 413 will
ich noch mit einigen Worten auf die Sendung des
Kriegskommissars eingehen. Nach dem oben Dar¬
gelegten büßt diese Sendung gegenüber den bisherigen An¬
sichten 19 an politischer'Bedeutsamkeit für die Generale we¬
sentlich ein: weder das Patent noch den Haftbefehl hat
Walmerode überbracht.
Für Aldringen brachte er neben den die Frage der
Truppenversorgung betreffenden Weisungen weitere Ver¬
haltungsmaßregeln 20 , wonach auch eine Reise Aldringens
nach Wien in Aussicht genommen war 21 .
Nr. 416 von S. 208 Z. 6 v. u. ab. Aufträge für Gallas kann er also
gar nicht erhalten haben. Vgl. ferner die Relation: Chmel S. 66
(auch Irmer Einl. S. 46 Anm. 5), S. 4 (Inner S. 204 Annt. 1) u. S.6.
17. S. o. III A Anm. 60.
18. Das beweist die nach Empfang von Nr. 422, A. an P.
vom 31. Jan., unmögliche Stelle: ma non awisandomi il Sig.r Gallasso
cosa alcuna, e segno che le cose non sono tanto in pericolo come
l’huomo crede: Irmer S. 205.
19. Ranke S. 285f.; Hallwich MtdV 18 S. 11 f.; Irmer Einl.
S. 46, 49 ff., vgl. Vorrede S. 9; Wittkh, HZ 73 S. 212, 216, 222;
Huber, Studien S. 570 (8) f., vgl. S. 582 (20) u., Geschichte Oester¬
reichs V S. 469 f.; Ritter, HZ 97 S. 300.
20. Ferdinand II. an Aldr., 4. Febr.: „. . . vndt würdest im
vbrigen deiner Persohnn halber von dem von Wahnerod seithero ver¬
nommen haben, wessen Du Dich zuuerhalten“: Hallwich II Nr. 1262
S. 456. Der Bischof von Wien bezieht sich in s. Schreiben an Aldr.
vom 5. Febr. „auf . . . Wahnerodes habende kaiserliche Commission
und mündliches Anbringen und wünschen, daß allerseits ein guter
cffectus correspondire, tragen aber die Bcysoig Salzburg werde nichts
thun wollen“ . . . Chmel S. 66 f.
21. Maximilian an Richel, 7. Febr., Irmer Nr. 431 S. 228 u.:
Walmerode hat dem Kurfürsten mitgeteilt, daß Aldr. nach Wien
berufen werden könnte. Vgl. die Einladung des Bischofs von Wien,
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Was Piccolomini angeht, so hätte man denken
sollen, daß er ihm den Bescheid des Hofes auf die ihm
von diesem erteilten und in Nr. 414 (s. o. III Ac 3) 'ge¬
nannten Aufträge überbracht hätte. Darüber aber schweigt
der Brief fast ganz. Piccolomini wiederholt in ihm nur
seinen Plan der Unschädlichmachung der sächsischen Unter¬
händler: Arnim und Franz Albrecht sollten in Pilsen (quan-
do... sarä lä) gefangen genommen oder totgeschlagen wer¬
den; die mildere und schärfere Fassung dieses Vorschlages
erscheinen hier also vereinigt 22 . Die Wiederholung dieses
Planes ist aber ein Beweis, daß die ablehnende Antwort
des Hofes noch nicht erteilt war.
Am wichtigsten aber war, daß Walmerode nach diesem
Briefe eine erste Bestätigung des kaiserlichen
Entschlusses brachte. Piccolomini schreibt: Von Herrn
Wahnerode habe er den Willen des Kaisers erfahren 23 . Er
sei bereit, alles auszuführen, d. h. den Befehl, Wallenstein
und seine Anhänger gefangen zu nehmen. Die unmittelbar
nach Empfang dieser Weisung geäußerten Bedenken sind
demnach zurückgetreten 24 . Dagegen betont er wiederum,
daß Gallas ihn vor seiner Abreise von Linz (di quä) über
sein Verhalten unterrichten müsse; den anderen Führern
solle man den Tag der Vollstreckung bekannt geben 25 . Am
16. Febr.: Chmel S. 67, Hurter S. 394 Anm. 6. — Bemerkenswerter¬
weise machte Wahnerode dem Kurfürsten keine Mitteilungen über
den Absetzungserlaß vom 24. Jan., geschweige denn über den Haft¬
befehl; noch am 17. Febr. war Maximilian über beide ohne jede
bestimmte Nachricht: Inner Nr. 457 S. 261.
22. o pigliarli o amazzarli: s. o. II Anm. 24 und Text dazu.
23. Dal Sig. r Valmerode ho sentito quello che sia la mente dell’
Imperatore circa li negotij presenti. Mehr brauchte er nicht zu sagen,
da Wahnerode ja auch zu Aldr. kam und ihm vielleicht diesen Brief
überbrachte: vgl. o. III A c 3. — mente = Willen: die Relation
und Huber.
24. Vgl. Nr. 425, s. o. S. 64 f.
25. a questa esecutione (sc. l’huomo man) vuole che noi altri
capi siamo avvertiti il giorno per rimediare a quello che sarä necessario.
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Schlüsse stellt er eine Besprechung mit Aldringen als sehr
notwendig hin, jedoch erst für den Fall, daß Gallas ihm
(P.) die Weisung zur Vollstreckung erteile. Es sollten in
ihr Anordnungen für Linz wohl während der Dauer seiner
Abwesenheit getroffen werden 26 . Es war also nur eine)
leichte Aenderung in Piccolominis Haltung, die Walmerodes
Erscheinen verursachte.
Eine tiefergreifende Wirkung übte das Eintreffen
des Berichtes seines Vertrauensmannes aus
Wien, der, wie wir ermittelt, etwa dem 1. Februar zuzu¬
schreiben ist, auf Piccolomini aus. Bekanntlich enthielt
dieser Bericht eine zweite, entschiedenere Bestätigung des
erteilten kaiserlichen Haftbefehls gegen Wallenstein unter
Ablehnung aller hier als unzweckmäßig bezeichneten An¬
träge Picoolominis. Den Eindruck dieser Nachrichten er¬
kennt man aus Piccolominis Schreiben vom 2. Februar, Nr.
423 S. 214 27 , mit dem er den Bericht an Aldringen über¬
sandte. Er entschloß sich, nach Pilsen aufzubrechen, ehe
noch die im vorigen Briefe, Nr. 413, dafür zur Bedingung
gemachte Weisung des Gallas eingetroffen war. Vorher
jedoch wünschte er mit Aldringen die in Aussicht genom¬
mene Absprache zu halten, weshalb er ihn bat, in aller
Heimlichkeit nach Linz (fin qui) zu kommen.
26. caso che il Sig. r Gallasso m' awisi per essequire Feffetto
di questo negotio, b necessarissimo che ci abbochiamo per disporre le
cose di quä. Richels Ansicht vom 15. Februar, Aretin Nr. 39 S. 118,
die beiden Grafen seien, sobald sie den kaiserl. Befehl von Waknerode
empfangen, ganz geheim zusammengekommen, ist demnach, da der
Kriegskommissar auch den Befehl nicht überbrachte, doppelt hin¬
fällig: s. o. III A c 3.
27. Die Inhaltsangabe der Relation: Chmel S. 8; die ziemlich
knappe Hubers S. 580 (18); der Auszug Hurters S. 392 Z. 2 v. u. —
S. 393 Z. 2 ist auf die Zeit nicht lange nadi dem 13. Febr. verlegt;
vgl. ferner die andersartige Auffassung Ritters, HZ 97 S. 301 Anm. 2.
Ueber den Verfasser bestehen keine zwiespältigen Meinungen. Die
Zeitangaben sind, wo sie überhaupt gemacht werden, stets nur
ungefähre und immer abweichend von der oben III B d 3 begründeten.
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Die Entschlossenheit Piccolominis geriet aber augen¬
scheinlich durch bedenkliche Nachrichten v.«n Diodati, vor
allem jedoch durch solche von Gallas wieder ins Wanken.
Denn mit dem oben III Bd 1 auf den 3. Februar be¬
stimmten Brief, Nr. 410 S. 200 f. 28 , schickte er Aldringen
ein chiffriertes Schreiben, das ihm von Diodati im Einver¬
ständnisse mit Gallas zugegangen war 29 , und bemerkt da¬
zu: man müsse sich sehr in acht nehmen, damit Wallenstein
Gallas und ihn (P.) nicht täusche; er werde sich nach den
Nachrichten von Gallas richten 30 . Noch bleibt sein Entschluß
bestehen: er -werde, und sollte er das Leben verlieren,
nach Pilsen gehen. Er sehe die Angelegenheit derartig
eingeleitet, daß er allein Gefahr laufe, darunter zu leiden.
Im Anschlüsse an den Hinweis auf Trzkas Schreiben an
ihn (P.) vom 1. Februar 31 bittet er Aldringen, sich in etwai¬
gen Briefen nach Pilsen zu stellen, als ob er mit ihm un¬
zufrieden sei; wie denn Piccolomini überhaupt Verstellung
für ihr Vorgehen nachdrücklich empfiehlt 32 .
28. Vgl. Chmel S. 31, Hurters Auszug S. 385 Abs. 2 Z. 1—5,
Huber S. 571 (9) f. Nach allen meinen Darlegungen kann ich diesen
Brief nidit mit Wahnerodes Anbringen in Verbindung setzen: gegen
Ritter. HZ 97 S. 300 Anm. 2.
29. Es fehlt leider; vgl. die seine Bedeutsamkeit andeutenden
Worte „Des Diodatti schreiben in Ziffern“ in dem Memorialzettel
des tirolisChen Gesandten Kurz, der seine rätselhaften Aufzeichnungen
nach einem Gespräche mit Aldr. etwa um den 20. März 1634 machte:
von Hirn gedruckt in den MIÖG Ergänzungsband V S. 159.
30. perö £ necessario che l’huomo vada molto awertito acciö il
[Wallenstein] non inganni il Sig. r Gallasso et me. Io mi rimetto
a quanto il medeshno (Gallas) m’ awisarä.
31. Inner Nr. 401 S. 1911, s. o. S. 66 Anm. 13.
32. in somma la dissimulatione ha da essere il fine del negotio.
Bemerkenswert sind noch folg. Worte: Gallasso non scopre diffidenza
con V. E.» (Aldr.) et h stato bona la lettera scritta [da] V. E. ulthna-
mentc al [Wallenstein] o 907 [?]. Die für Gallas’ Haltung in Frage
kommenden Stellen habe ich im Text II (vgl. II Anm. 19 und 20)
verwertet.
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Die Nachrichten von Gallas, die Piccolomini unmittel¬
bar darauf erhielt 53 , bestanden in einigen chiffrierten Zeilen
mit der Bitte, nicht zu schnell vorzugehen. Sie bringen ihn
vollständig auf seinen alten Standpunkt zurück: ohne Wei¬
sungen von Gallas erklärt er am 3. Februar in dem erst
von Huber S. 580 bezw. 18 Anmerkung 3 gedruckten Brieflein
an Aldringen, nichts anfangen zu können 34 .
Auf die letzten Nachrichten von Piccoloimini erwidert
Aldringen am 4. Februar: Nr. 416 S. 208 35 . Nach Ritters
scharfsinniger Btimerkung reicht dieser Brief bei Irmer nur
bis Zeile 6 v. u. auf S. 208. Aldringen schrieb ihn, als er
gerade zu der von Piccolomini in Nr. 423 angeregten Unter¬
redung hatte aufbrechen wollen. Genau dem Verhalten ent¬
sprechend, wie es uns in seinen bisherigen Briefen entgegen¬
trat 36 , drängt er hier verstärkt auf die Ausführung des kai¬
serlichen Befehls. Er sehe, daß man noch immer meint.
33. Denn Aldr. hat diesen Brief (Huber S. 5S0 bezw. 18 Anm.3,
daher auch vom 3. Fcbr.) gleichzeitig mit dem ersten erhalten:
vgl. oben III B Anm. 18 und 19 und II Anm. 23.
34. vedo, che questo negotio non bisogna precipitarlo, e senza
che il medeshno (Gallas) non m’ avvisi, non posso mettermi fare
cosa alcuna.
35. Ueber das Datum s. o. III B d 2. Der Brief Trzkas ist
der vom 1. Febr., s. o. III B Anm. 13, gegen Huber S. 581 (19)
Anm. 2 — Ueber den Brief selbst vgl. Chmel S. 9; Hurters Aus¬
züge: S. 382 Z. 9—11; S. 385 Abs. 2 Z. 5—10 und Anm. 158 (über
das hier auftauchende Datum, Crumau, 5. Febr., s. o. III A Anm. 36);
S. 458 Z. 2 v. u. — S. 459 Z. 1 und Anm. 8, wo Februar statt
März zu lesen ist; Huber S. 581 (19) f. Abgesehen von der Relation,
die kein Datum nennt, haben alle den Brief nach dem Schlüsse
(Irmer S. 209) auf den 5. Febr. verlegt. Der letzte Abschnitt von
S. 208 Z. 6 v. u. ab gehört nach Ritter, HZ 97 S. 301 Anm. 2, jedoch
Piccolomini an. Damit kann aber die ihm angeschlossene Zeitangabe
(3. Febr.) für das übrige, von A. herrührende Schriftstück nicht mehr
bindend sein: gegen Ritter a. a. O. S. 300 Anm. 2.
36. Irmer Nr. 415 (27. Jan.) s. o. III A c 2, Nr. 426 (30. Jan.)
s. o. III C a 2, Nr. 422 (31. Jan.) s. o. III C a 4.
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sich nicht überstürzen zu dürfen. Er wisse nicht, was er
dazu sagen solle. Der Befehl (ordine) des Kaisers sei deut¬
lich 37 und bedingungslos; und der Bericht der nach Wien
geschickten Persönlichkeit 38 sei so klar, daß er nicht wisse,
wie man den Aufschub der Ausführung mit dem Gehorsam
gegen den kaiserlichen Befehl vereinigen könne. Nachdem
Aldringen den Brief des Gallas an Piccolomini angeführt
hat 39 , billigt er zwar, daß Gallas und Piccolomini (V. E.)
Ratschläge in einer so delikaten Angelegenheit nutzen 40 ;
jedoch nur mit halbem Herzen. Denn er meint weiter:
wenn man aber den Willen (mente) des Kaisers kennt und
den bestimmten Befehl zur Ausführung hat, und gehorche
nicht, so wisse er nicht, welcher Ratgeber die Nichtausfüh¬
rung des mit so unbeschränkter Vollmacht 11 erhaltenen Be¬
fehls wird rechtfertigen können. Was ihn angehe, so möchte
er, daß er nie an dieser Angelegenheit beteiligt gewesen
wäre. Er sei, so schließt er, Gallas und Piccolomini so
sehr ergeben, daß er nicht wünsche, daß sie mit ihrer Zö¬
gerung beim Kaiser und am Hofe Unannehmlichkeiten
(qualche sinistro ooncetto) bekämen.
Piccolomini läßt sich durch diese Vorstellungen Aldrin-
gens von seiner Ansicht nicht abbringen 1 -’. In seiner Er-
37. expresso: so übersetzt Huber.
38. Der bekannte Wiener Bericht: Inner Nr. 424 S. 214 ff.;
s. o. III B d 4.
39. Abgedruckt: Huber S. 580 (18) Anni. 3: s. o. S. 33 und
Anm. 23.
40. Ich folge hier der sicher richtigen Lesung Hubers S. 581 (19)
Anm. 3: di servirsi statt di non servirsi.
41. Vgl. Eggenbergs Erklärung nach Richels Bericht vom 8. Febr.,
Inner Nr. 434 S. 242 f.
42. Vorher ging noch ein eben wegen seines unverfänglichen
Inhalts völlig datiertes (s. o. III A d) Schreiben P.s vom 4. Febr.,
Nr. 411 S. 201 f., mit dem er A. folg. 3 Briefe zuschickt: 1. Wallen¬
stein an A., 1. Febr., Hallwich II Nr. 1029 S. 205, denn eine Ab¬
schrift befindet sich in Handschrift 377; vgl. A.s Antwort, Passau,
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widerung, Nr. 419 S. 21 Of. — als Antwort auf Aldringens
Brief vom 4. wohl vom 5. Februar — gibt er zwar zu,
daß die Zeit dränge 43 . Aldringen (V. E.) werde gesehen
haben, was Gallas ihm melde 44 . Er könne nicht nach Pilsen
reisen, ehe Gallas ihn nicht unterrichtet habe. Denn dieser
müsse alles anordnen. Von Wien aus werde man inzwischen
(a questa hora) Gallas den Willen (mente) des Kaisers
haben wissen lassen. Für morgen oder übermorgen er¬
warte er durch seinen Sergeant-Major 45 Nachrichten aus
Pilsen.
Noch am 5. Februar traf die lange erwartete Berufung
Piccolominis durch Gallas nach Pilsen in Linz ein 46 .
5. Febr., Hallwich Nr. 1044 S. 215. 2. Gallas an A., Pilsen, 1. Febr.,
Inner Nr. 402a S. 194 f. 3. G. an P., Irmer Nr. 402 S. 192f. ln
2 und 3 wird auch die 1. Beilage erwähnt. Die 3 Beilagen fehlen also
nicht: gegen Irmer a. a. O. — Der Charakter von Nr. 411 als
Begleitschreiben vom Verfasser der Relation bei Chmel S. 6 richtig
erkannt. Vgl. sonst Huber S. 574 (12) Anm. 3. Ritters Annahme,
HZ 97 S. 301 Anm. -2, daß Nr. 411 Postskript zu Nr. 414 als dem
Hauptsdireiben sei, scheint mir hiernach, vor allem jedoch nach
den Ausführungen über Nr. 414 oben S. 53 ff. verfehlt; ich vermag
auch nicht den Zusammenhang von Nr. 411 mit Walmerodes An¬
bringen zu erkennen, wie Ritter a. a. O. S. 309 Anm. 2 will.
43. h piü che vero che la longhezza del tempo b pericolosissima;
Irmer S. 210. Ueber den Brief: die Relation bei Chmel S. 9; Hur*er
S. 382 Z. 11—12; Huber S. 582 (20): a posta = aus diesem Grunde,
absichtlich; nicht „mit der Post“ (Mitteilung von Herrn Dr. Funaioli).
44. Er hat wohl das Huber S. 580 (18) Anm. 3 mitgeteilte
Schreiben, nicht Irmer Nr. 402 im Auge; die weitere Bezeichnung
eines (wohl dieses) Briefes aus Pilsen als oonfusa paßt zudem auf
das erste: s. o. S. 33 ff. und II Anm. 22.
45. Chmel S. 9: Wachtmeister.
46. P. an Gallas, Linz. 5. Febr., Höfler S. 88; vgl. o. S. 35
und II Anm. 28. Leider läßt sich nicht feststellen, wann P. den end¬
gültigen Bescheid des Hofes durch s. Vertrauensmann erhalten und
wie er gelautet hat. Vgl. den Schluß des Wiener Berichtes (Irmer
Nr. 424 S. 216), wo Oiiate durch s. Sekretär erklären läßt, daß es
höchstens noch 2—3 Tage dauern werde.
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Von dem Briefe, den Piccolomini daraufhin an Aldringen
richtete, scheint nur ein Bruchstück vorzuliegen: Irmer
Nr. 416 S. 208 von Zeile 6 v. u. an 47 . Piccolomini schreibt:
Der Herr Walmerode 48 gedenke, da man augenscheinlich
den Erwartungen des Kaisers nicht entspreche, nach Wien
zurückzukehren. Er halte ihn jedoch bis zur Antwort
Atdringens (V. E.) hin, die ihm schnell zukommen möge.
Bevor er abreise, möchte er sich, wenn möglich, mit ihm
unterreden. Aber Aldringen würde ohne Begleitung und
ohne Hinterlassung des Reisezieles kommen müssen. Da
er wisse, daß Aldringen an den Ort kommen wolle, wo sie
sich letzthin besprechen wollten (dove ci abboccassimo ulti-
mamente) und wohin er jetzt fliegen werde, so werde er
die Befehle Aldringens erwarten.
An diesem Orte nun, nach dem Berichte Richels vom
15. Februar im heutigen Peuerbach 49 , halbwegs
zwischen Passau und Linz am rechten Donauufer landein¬
wärts gelegen, bekannt aus dem oberösterreichischen
Bauernaufstände des Jahres 1626 50 , fand die ursprünglich
für Linz vorgesehene Besprechung am 6. Februar 51
statt 52 .
47. Ritter, HZ 97 S. 301 Anm. 2. Im Hinblick auf die anderen,
ebenfalls sehr kurzen Briefe, z. B. Irmers Nachschriften zu Nr. 410
und 416, kann aber auch dieses Schreiben nur aus den vorliegenden
eiligen Zeilen bestanden haben. — Spielt auf diesen Brief d. Memorial¬
zettel von Kurz (s. o. S. 83 Anm. 29) an mit den Worten: „Dann
des herrn Piccolomini schreiben bei seinem Aigen die Zusammen¬
kunft zu Pirnbergg entdeckhung“?
48. Ueber seine Reise s. o. S. 79 Anm. 16.
49. Aretin Nr. 39 S. 118; vgl. auch das Pirnbergg des Kurzschen
Memorialzettels (s. o. Anm. 47); bisher meist Baierbach ge¬
nannt: Aretin S. 133; Brohm S. 98; Irmer, Einl. S. 51 ; Wittich,
HZ 73 S. 224; Huber S. 583 (21); Ritter, HZ 97 S. 301 Anm. 2.
50. Ritter, Deutsche Geschichte UI S. 332.
51. Für diesen Tag spricht sowohl P.s Schreiben vom 5. Febr.,
Irmer Nr. 416 von S. 208 Z. 6 v. u. an, wonach vor $. Aufbruche
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Von entscheidender Bedeutung konnte diese Unter¬
redung nicht mehr sein. Die Verhandlungen werden sich
vornehmlich um 2 ,Dinge gedreht haben.
Zunächst werden die für die Linzer Zusammenkunft in
Aussicht genommenen Gegenstände auch in Peuerbach be¬
sprochen worden sein. Nach Nr. 423 S. 214 waren das
die Sicherung von Passau und Linz, sowie Wiens und der
unzuverlässigen Truppen.
Daneben aber stand Aldringens Berufung nach
Pilsen auf der Tagesordnung. Dieser Punkt erheischt noch
einige Ausführungen.
Wie Piccolomini, um in Pilsen zur Ausführung des kai¬
serlichen Haftbefehls erscheinen zu können, peinlich und
mit Erfolg bemüht gewesen war, den Schein der Dienst¬
beflissenheit gegenüber dem Oberfeldherrn zu wahren 53 , so
ist auch Aldringens Stellung zu Wallensteins Berufung ins
Hauptquartier ein Musterstück von Verschlagenheit. Nach
der ersten Einladung vom 24. Januar 1634 sollte er nach
Einquartierung der Truppen einen „Postritt“ nach Pilsen
unternehmen, da Wallenstein ihn wegen der Rekrutierung
erst A.s Bescheid eintreffen sollte, als auch A.s Briefe vom selben
Tage an Gallas (Höfler S. 87 f.: er wolle Wallensteins Berufung [dar¬
über s. u.J folgen. „Br werde sich . . . nur noch einen Tag auf¬
halten.“) und an Wallenstein: „so will ich doch lengst übermorgen
mich auffmachen“: Hallwich II Nr. 1644 S. 215. Der 6. Febr. war
eben für die Peuerbacher Besprechung bestimmt. Vgl. noch P. an
Gallas, 5. Febr., Höfler S. 88, und Brohm S. 97 Anm. 4, Schweizer
S. 267. Vom 6. Febr. kennen wir bemerkenswerterweise Briefe weder
von A. noch von P.
52. Der Memorialzettel von Kurz (s. o. S. 83 Anm. 29) sagt:
„die zusammcnkunfft zu Pirnbergg entdeckhung. Die mainung des
Aldringcr strags alle drei [!j in der stundt nach hoff und zu exequiren
und da sie eines alles zu thun [?]“; vielleicht auf die spätere Be¬
sprechung von A., Gallas und Marradas zu beziehen? Vgl. über die
Peuerbacher Unterredung die in Anm. 49 angegebenen Verweise.
53. Vgl. P.s Briefwechsel mit Trzka: o. S. 66 Anm. 13 und S. 67
Anm. 16, bes. Trzka an P., 9. Febr., Förster Nr. 424 S. 191.
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„vnd sonsten“ zu sprechen wünsche 54 . Afdringen will Folge
leisten, obwohl er, wie er Wallenstein am 28. Januar erklärt,
sich „also disponiert befinde“, daß er „mit dem post reüt-
ten“ nicht gut fdrtkommen könne 55 . Aehnlich schreibt er
am selben Tage an Gallas und fügt hier hinzu, daß er nicht
möchte, daß diese Entschuldigung übelgenommen werde 56 .
Die Ursache der vorgeschützten Krankheit aber lag in dem
Verbote des Kaisers vom 25. Januar, sich auf eine etwaige
Aufforderung Wallensteins nach Pilsen zu begeben 57 . Als
Wallenstein die Berufung am 31. Januar und zweimal am
1. Februar wiederholte, in einem der beiden Schreiben vom
1. Februar gar als Befehl, sofort aufzubrechen, er werde ihn
nicht länger als einen Tag aufhalten 58 , bezeigt sich Aldringen
54. Hallwich II Nr. 1017 S. 196; Trzka sendet am 25. Jan.
eine Abschrift hiervon an P. (Irrncr Nr. 383 S. 165), der auch den
Brief selbst an A. besorgte: P. an A., 26. Jan., Inner Nr. 389
S. 172. Vgl. Gallas an A., 25. Jan.: che quando lagiente sarä alogiata,
(Wallenstein) farä dimandar V. Ecc a qui: Inner Nr. 384 S. 166.
55. Hallwich II Nr. 1019 S. 198 f.
56. 3. Brief an Gallas vom 28. Jan.: Höfler S. 86; ebenso
am 30. Jan.: Höfler S. 87.
57. Bischof v. Wien an A., 25. Jam Den Wortlaut der betr.
Stelle s. o. S. 4 Anm. 13, Chmel S. 66; vgl. Hurter S. 375 Anm. 111
und Hallwidi ADBiog. VIII S. 326 f. A. hatte auch nach Wien und
an den Kurfürsten von Bayern über seine ablehnende Haltung gegen
W.s Einladung geschrieben: Richel am 8. Febr., Irmer Nr. 434 S. 245.
58. W. an A., 31. Jan., Hallwich Nr. 1026 S. 203; vom 1. Febr.,
Nr. 1028 S. 204 (hiernach wollte W. A. über s. Truppen und über
die zur Unterstützung erbetene Generalsperson sprechen) und Nr. 1029
S. 205. Vgl. sonst Trzka an P., 1. Febr.: W. wolle sich mit A.
„wegen der quartir und anderer notwendiger Sachen halber“ unter¬
reden: Irmer Nr. 401 S. 191; G. an P., 1. Febr., W. „desidera
che (A.) venga in quä: Irmer Nr. 402 S. 193. G. hat am 1. Febr.
durch Trzka die Krankheitsentschuldigungen A.s anbringen lassen und
zur Antwort erhalten, daß W. ihn noch vor der Einquartierung zu sehen
wünsche, er dürfe jedoch nach s. Bequemlichkeit reisen: G. an A.,
1. Febr., Irmer Nr. 402a S. 194. Auf erneute Vorstellungen hat W.
nur geantwortet, daß er A. erwarte: G. an A., 3. Febr., Irmer
Nr. 409 S. 199.
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wiederum bereit, sich einzustellen; er würde aber, da er
die Post nicht benutzen könne, ein oder zwei Tage später
anlangen 59 ; spätestens am 7. Februar gedenke er aufzu¬
brechen 60 .
Diese Angelegenheit wird in den Briefen Piccolominis an
Aldringen nur mit einigen Hinweisen berührt 61 . Denn eben
in Peuerbach wurde zwischen ihnen die Abrede getroffen,
daß Aldringen wenigstens zum Scheine dem Rufe Wallen¬
steins folgend, nach Pilsen aufbrechen sollte. Daß der Reise¬
antritt Aldringens tatsächlich nur ein Scheinmanöver war,
geht aus der Art seiner Reise 62 , aus seinen brieflichen und
sonstigen Aeußerungen 63 zur Genüge hervor.
59. A. an W., 4. Febr., Hallwich II Nr. 1039 S. 123.
60. „lengst übermorgen“: A. an W., 5. Febr.; Hallwich II
Nr. 1044 S. 215; vgl. A. an G., Höfler S. 87f., s. o. Anm. 51.
61. P. an A., 3. Febr.: V. E. sarä chiamata subito accomodato
quello quartiero, e venghe: Irmer Nr. 410 S. 201, veranlaßt durch
Trzkas Brief vom 1. Febr.; hn Anschlüsse an die Uebersendung
von W.s und Gallas’ Briefen vom 1. Febr. (s. o. Anm. 42)
schreibt P. am 4. Febr.: Io intendo che V. E. b chiamato. M’avvisi
qualche risolutione: Irmer Nr. 411 S. 202.
62. Huber S. 584 (22). A. ging auch, um W. in der sicheren
Erwartung seines Kommens zu erhalten, am 9. Febr. von Krumau
aus auf Gallas’ Anerbieten eines Wagens ein, vgl. G. an A., 1. Febr.,
Irmer Nr. 402a S. 194; A. an G., Krumau, 9. Febr.: Höfler S. 88.
Siehe ferner A. an Maximilian, 14. Febr.: „der Herzog hat an dreien
vnderschidlichen Orthen gutschen aufwartten lassen“: Aretin Nr. 37
S. 114.
63. Vgl. A.s Briefe an den Kurfürsten Maximilian, 14. u. 15. Febr.,
Aretin Nr. 37 S. 113 f., Nr. 38 S. 115; ferner den Kurzschen Memorial¬
zettel: Wie der Aldringer von Khaisser oder villmer Bischoff von
Wien schreiben nit nach Pilsen zu ziehen, er doch alzeit dissimuliert
und gar nach Cretnau ja noch weiter, Wiederumb zu rugs . . .:
Hirn S. 159. Ricbels Bericht vom 15. Febr., A. wollte zuerst nicht
nach Pilsen ziehen, „aber wie ihms der Kayser beuolchen, hat er
sich anderst resoluirt“, Aretin Nr. 39 S. 118, ist also unzutreffend;
gerade das Gegenteil hatte der Kaiser angeordnet.
Gck igle
Original fro-m
UNIVERSITY OF MICHIGAN
91
Nach der Unterredung kehrten Piccolomini und Aldrin-
gen in ihre Standorte Linz und Passau zurück und reisten
am 8. Februar 44 in aller Frühe von da ab.
64. S. Rkhds Bericht vom 15. Febr., Aretin Nr. 39 S. 118:
„den 7. February in der nacht morgens früe“, d. h. in der Nacht
zum 8. Denn P. war am 7. Febr. noch in Linz; s. seine Briefe an
Gallas u. Aldr.: Hofier S. S8 (hiernach wollte er am 8. Febr. nach
Pilsen abreisen); Inner Nr. 427 S. 218. Vgl. Brohm S. 98. — Aldr.
dürfte schon am selben 8. Febr. abends in K rum au angekommen
sein; vgl. s. Brief an Ferdinand II. von dort am 9. Febr.: das
kaiserl. „Schreiben vom 4. diß ist mir gestern zu meiner
alherokunfft durch dero Kurier wollgeliffert worden“: Hallwich II
Nr. 1265 S. 458. Diesen Worten gegenüber büßt die bloß berichtende
Angabe Höflers (S. 88, A an G., Krumau, 9. Febr.), daß er erst am
9. dort angelangt sei, an Wert ein; gegen Hurter S. 387 und Huber
S. 584 bezw. 22.
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Ergebnisse der Untersuchung.
Ich stehe am Ende meiner Untersuchung. —
In bezug auf die Briefe der Generale glaube ich die Frage
der Verfasser für alle gelöst zu haben. Ebenso scheint
mir die Reihenfolge der Schreiben zu wesentlichen
Einwendungen keinen Anlaß mehr zu geben. Die ermittelten
Daten beanspruchen als hypothetische zwar keine zwin¬
gende Geltung. M. E. jedoch kann es sich bei meinen An¬
gaben gegenüber der Zeit, zu der die Briefe wirklich ge¬
schrieben wurden, nur um den Unterschied von einem Tag
früher oder später handeln. Die undatierten Briefe Piccolo¬
minis und Aldringens hätten, soweit sie zwischen die Pas-
sauer (25. Januar) und Peuerbacher (6. Februar) Be¬
sprechung fallen, die Ortsbezeichnung Linz und Passau tra¬
gen müssen, wenn sie nicht eben tatsächlich ihres hochver¬
traulichen Inhaltes wegen nie mit Datum und Unterschrift
versehen worden sind 1 . Daß die Zahl der Briefe Piccolo¬
minis größer ist als die Aldringens, kann bei der Tätigkeit
Piccolominis und bei seinem dem gefahrvollen Aufträge
gegenüber wenigstens begreiflichen Zaudern nicht wunder¬
nehmen 2 . Wie klar aber erscheint Aldringens Stellung in
seinen wenigen Briefen! 3
1. Siehe oben UI A d.
2. Aldringen, dessen Name in Ridiels Berichten vom 1. (Aretin
Nr. 36 S. 112 f.) und 15. Febr. (Aretin Nr. 39 S. 118) neben dem
P.s in diesem Zusammenhänge erscheint, kam, wie auch aus den
Briefen zu entnehmen, für die Ausführung des Haftbefehls nicht in
Betracht.
3. Vgl. Irmer Nr. 415, 27. Jan., s. III A c 2; Nr. 426, 30. Jan.
Go^ 'gle
Original fro-m
UNIVERSETY OF MICHIGAN
03
Was die BedeutungderBriefefürdengroßen
Zusammenhang der Ereignisse angeht, so ist klar, daß
die Generale Gallas, Aldringen und Picoolomini für den gan¬
zen von mir behandelten Zeitraum, also von Anfang Januar
1634 an, für die Sache des Kaisers einzutreten gewillt waren
und jede innere Gemeinschaft mit Wallensteins Plänen ab-
abgewiesen haben. Handlüngen, die andere Deutungen nicht
ausschließen, sind nur zur Verschleierung ihrer wahren Ge¬
sinnung Wallenstein gegenüber unternommen worden 4 . Ihre
Haltung und Tätigkeit im einzelnen erhellt aus meiner Unter¬
suchung 5 6 .
9. III C a 2; Nr. 422, 31. Jan., s. III C a 4; Nr. 416, 4. Febr.,
s. III C e 1; vgl. ihren Zusammenhang und ihr Verhältnis zu denen
Piccolominis.
4. Gegen Lenz, HZ 59 S. 477 Anm. 1.
5. Vgl. die z. T. andersartigen Ausführungen von Ranke S. 277 ff.,
S. 285 f.; Irmer, Einl. S. 47ff.; WittiCh, HZ 73 S. 216ff., S. 242 f.;
Huber, Studien S. 567 (5) ff.; Ritter, HZ 97 S. 298ff. — Ueber das
Scheitern von P.s Mission in Pilsen vgl. Ritter a. a. O. S. 302.
6. Die weiteren Briefe der Generale geben zu Ausführungen über
Datierung und Verfasser keinen Anlaß mehr; nur stammt Irmer Nr. 428
S. 219 nicht vom 7. Febr., sondern dürfte am 11. Febr., 7 Uhr
morgens, geschrieben sein: Huber S. 583 (21) Anm. 5.
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UNIVERSETY OF MICHIGAN
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Anhang.
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Exkurs I:
■
Der Bericht über die „Egerlsche Tragödie“,, der 4. Abschnitt
der „WarnaWen Relation“, und seine Quellen
...
.
Der Bericht über dk «lEgerische Tragödie“, den der
Bischof Paul Aid ringen;,per .inodüm appehdicis“ als 4. Ab¬
schnitt seiner „Warlu,Hier- Relation**, bei Clirnel S. 10 Ab¬
satz i bis zun» Sclituti auf S. 18, gibt und über den ich der
Vollständigkeit halber einigt*. Bemerkungen tnabhen mochte,
erzählt den Verlaut der Ereignisse etwa von Mitte Februar
103-1 an*. Sein Bericht Flieht aus Urei sehr verschiedenartigen
a) Was der Verfasser ans Eigenem [leigcsteucrt hat,
»st historischen Wertes fast vollkommen bar. Bibdsk-IU\u-
und moralische Betfaebtunggn tcebn < '|eiebß^b ’ffl Genüge den
geistlichen Stand des V.ertäiss'tttVÄ Äin : '• Wird das
Verdienst des EnsbssGWs vor: Salzburg and des Feldmat-
schalls AJdringcn um die Vinedehmg .'der Absicht Wallen -
Steins, sich Salzburgs zu IkuiiVttti^efb' geprieten. ; .:
b) Die verw erteten und m den Beilagen -iUSiuhriidi mit-
geteilten Aktenstücke sind größtenteils bei Förster und Ir*
Wer gab Ui. kl’ Fi mein*.'. Angaben aus früher angeführten
ä, i);it uiu'i'lüJuter) 'Worte ater Relation hei Chrnd S, t7.
| '.iimd s ! «■ Itsaias i i. lg. 13/ v iakubi
4, i) -f. fi.fiivt »he Ansfiietu ive auf das Fließ (ktlu-r >. li ...
l ..im.ei S. f7 - |g
. -z 4| Viris bei Han^ielri tf l'ib'l -/- Inner «,Hlu<it«ii sie
inis'erwl DfidsthöhV Förster i».n gtütov Vortagen Dir Akteu-
ituok'.-: t üisle» llf Nn 435, 470, 484; irmar Hi Nr. 4SI, 461, 470,
\t\ze6 bi
Go gle
98
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Briefen werden wieder verwendet 5 , und außerdem wird auf
eine unbekannte „absonderliche Relation“ verwiesen, die
das Verhalten einiger Parteigänger Wallensteins beleuchten
soll 6 .
c) Für die Darstellung der Ereignisse von Wallensteins
Abzug aus Pilsen an benutzt der Bischof Aldringen eine
der Flugschriften über Wallensteins Tod, und zwar nicht
die in sachlicherem Tone gehaltene amtliche Rechtfertigungs¬
schrift 7 , sondern das leidenschaftlichere Alberti Fridlandi
Perduellionis Chaos, dessen Verfasser 8 der Haß gegen „den
größten Betrüger des Menschengeschlechts“ 9 die Feder
geführt hat. Die Benutzung- 0 besteht zu einem großen Teile
471, 501, 505, 507. — Vgl. noch 2 Schriftstücke von Gallas, Frauen-
berg (!), 13. und 15. Febr.: Chmel S. 10. — Der Chmel S. 16 an¬
gezogene Brief Ilows an Franz Albrecht wird mit Inner Nr. 469
identisch sein.
5. Chmel S. 11, Ende des 1. Absatzes, Bischof von Wien an
Aldringen, 1. März schon oben S. 67. Ebenda Gallas an Aldringen,
24. Febr. 1634 (Irmer Nr. 484): schon S. 71. Chmel S. 12, Anfang
des 2. Absatzes, diz ital. Nachschrift zu Gallas an Aldringen, 27. Febr.
(Irmer Nr. 498): schon S. 71.
6. Chmel S. 16, wo sie als Beilage genannt wird.
7. Den „Ausführlichen und Gründtlichen Bericht“: vgl. Steuer
S. 331 (43), S. 333 (45); Ranke S. 335—343.
8. Mag er nun nach Ranke S. 349 ein zu Slawata in naher
Beziehung stehender gelehrter Mann oder nach Schebeck S. 383—401
Slawata selbst oder schließlich nach Steinberger (in der Besprechung
der Steuerschen Arbeit im Hist. Jahrb. 27, 1906, S. 407) P. Wilhelm
Lamormaini S. J. sein.
9. Maximus humani generis impostor: bei Murr S. 175 u.;
vgl. Ranke S. 346.
10. Chmel S. 11 Abs. 2 bis S. 17. Bei dem Hauptpunkte der
Darstellung, der Ermordung des Oberfeldhemi (Chmel S. 14),
wechseln Angaben des Gallasschen Briefes an Aldringen vom 1. März
1634 (Irmer Nr. 501 S. 307 f.) mit Stellen aus dem Chaos (Murr S. 188)
ab, wahrend sonst durchweg die Inhaltsangaben der Aktenstücke
zusammenhängend für die Erzählung verwertet werden.
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UNIVERSfTY OF MICHIGAN
09
in fast wörtlicher Uebersetzung. Einige Abweichungen 11 las¬
sen erkennen, daß nicht ein dem Murrschen Abdrucke ent¬
sprechendes Exemplar die Grundlage gebildet hat. Da ferner
der Bischof in seiner Erzählung 12 die Ereignisse zeitlich rich¬
tiger aufeinanderfolgen läßt als der in der Kgl. Bibliothek zu
Berlin befindliche Abdruck 13 , so dürfte entweder auch das
Berliner Exemplar ein schlechter Nachdruck sein und es
hat dem Verfasser unserer Handschrift der Originaldruck Vor¬
gelegen oder vielleicht gar — eine sehr gewagte, aber immer¬
hin mögliche Annahme — das Chaos handschriftlich zur
Verfügung gestanden.
11. Chmel, S. 11 Abs. 2: Murr, von S. 184, letzte Zeile, ab:
so dann auch dieselbe in Namen Pilsnae contra Caesari fideles de-
des Herzogs treulich zu defendiren fensio commissa est Bernardo
versprochen Hämerle
S. 12 ziemlich oben: S. 198 Z. 2—3:
. . . und sollen die Regimenter zu ... multasque Legiones suas brevi
Pferd aus dem Land ob der Enns se Egrae habiturum coram; . . .
stündlich zu ihm stoßen . . .
Es fehlen bei Murr S. 188 die Angaben der Relation (Chmel
S. 14 Abs. 2), daß d’Ebrox (Deveroux) „kommt mit Fackeln und
wohl armirten Soldaten begleitet“, sowie daß Wallenstein die Türe
„wider seine Gewohnheit“ inwendig verriegelt hatte.
12. Die Erzählung von Wallensteins Schreiben an Gordon und
seinen Reden auf dem Wege nach Eger (Murr S. 197 Z. 13 v. u. —
S. 198 Z. 7; Philipp IV von Spanien hier als Ph. III.) ist an die
richtige Stelle (Murr S. 185) angeschlossen (Chmel von S. 11 u. an.).
Ilows — besser Neumanns: Steuer S. 329 (41) und Anm. 2, S. 502
(86) und Anm. 1 — hochfahrende Reden bei Murr S. 198 sind eben¬
falls den Vorgängen bei Murr S. 187 richtig angereiht: Chmel S. 13,
Steuer S. 328 (40) und Anm. 3.
13. Steuer S. 318 (30) Anm. 1, S. 325 (37) Anm. 1, S. 328 (40)
Anm. 3.
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Exkurs II.
Die bisherigen Ansichten über den Verfasser von Irmer
Nr. 424, dem Wiener Berichte.
Ueber den Verfasser des bei Irmer als Nr. 424 S. 214 ff.
gedruckten Schriftstückes gibt es viele voneinander sehr ver¬
schiedene Ansichten. Sie sind alle unhaltbar.
Der Bischof Aldringen behauptet in seiner Relation 1 ,
daß nach der von Piccolomini in Nr. 423 S. 214 vorgeschla¬
genen Unterredung ein Bote an den Grafen Onate zur Auf¬
klärung einiger strittigen Punkte gesandt worden sei; was
dieser nach seiner Rückkehr gemeldet, habe Aldringen
in unserem Schriftstücke Piccolomini mitgeteilt. Dieses aber
muß, wie aus seinem Inhalte klar zu ersehen, in oder vor
Wien geschrieben worden sein. Somit ist diese Behauptung
hinfällig.
Hurters Stellung ist nicht eindeutig. S. 393 Z. 2—8 hat er
offenbar die Stelle der Relation benutzt, während er S. 395
Absatz 2 Angaben unseres Aktenstückes zur Darstellung von
Aldringens Erscheinen in Wien verwertet 2 * * S. .
Die Vermutung einer tief geheimen Reise Aldringens
nach Wien im Anschlüsse an eine Unterredung mit Picco¬
lomini haben Irmer (Einl. S. 51 f. und S. 52 Anm. 1; vgl.
1. Chmel S. 8; vgl. Irmer S. 214 Anm. 1.
2. Aldringen erschien in der Nacht vom 17. zum 18. Febr. in
Wien: s. folg. Anm. Vgl. zu Hurter die Ausführungen Wittichs:
Preuß. Jahrb. 23 S. 56 f.; ein weiterer Auszug Hurters aus Nr. 424:
S. 407 Z. 1 v. u. — S. 408 Z. 2.
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101
S. 214 Anm. 2) und, ihm folgend, Wittich (Histor. Zeitschrift
73 S. 224 ff.) geäußert, während ihnen seine Verfasserschaft
für unser Aktenstück außer Frage steht. Eine Reise nach
Wien liegt jedoch für Aldringen nach seinem Itinerar, wie
zjüm Teil schon Huber nachgewiesen hat, für die erste
Hälfte des Februars 1634 außerhalb des Bereiches der Mög¬
lichkeit 3 . Er kann also unseren Bericht aus Wien nicht
geschrieben haben.
Der wirklichen Sachlage näher kommt Huber in seinen
„Studien“. Aus dem Tone des Berichtes 4 und den von ihm
3. Huber S. 576 (14) f.; auch für die Zeit vom 30. Jan. bis
3. Febr. Denn wir haben Briefe A.s (aus Passau) vom 31. Jan.
(Irmer Nr. 422 s. o. III C a 4) und 4. Febr. (Nr. 416 s. o. III B d 2);
nach Nr. 416 ist A. ferner am 3. Febr. morgens in Passau. Der
1. und 2. Febr. allein reichen nicht aus. — Das Erscheinen A.s
in Wien fällt in die Nacht vom 17. zum 18. Febr. Die begleitenden
Umstände waren andere als die in Nr. 424, unserem Wiener Be¬
richte, geschilderten. L’Aldringher . . . e qui venuto su le porte
(= poste s. u.) la notte passata et subbito andö alF audienza delF
Imperatore, che stava in letto: Wiener Bericht des mantuanischen
Gesandten vom 18. Febr. 1634: MtdV 39 (1900) S. 79; vgl. Antelmis
Depesche vom selben Tage: e giunto su le poste in Corte hoggi
FAldringher: Glrubich S. 421 u.; beachte die Bemerkung über die
Wiener Stadttore: Glrubich S. 422 und die Depesche vom 25. Febr.:
S. 425; vgl. ferner Ferdinand II. an Marradas, 18. Febr.: Hallwich II
Nr. 1270 S. 464. Aldr. blieb bis zum 25. Febr.: s. das von Loserth
in den MtdV 45 (Febr. 1907) S. 428 veröffentlichte Schriftstück:
Alttringer Not. Obq. Böh. [?] seyn wiederumb verreist; eine Prüfung
des Inhalts ergibt als Datum den 25. Februar. Denn die Achts¬
erklärung Wallensteins fand nach Richels Bericht vom 22. Febr.,
Imier Nr. 477 S. 277, „am nechstverscheinen montag“ = 20. Febr.,
nicht „mittwoch“ (wie hier) statt; am 26. war A. zudem erst in
Rastenfeld in Niederösterreich: Hallwich II Nr. 1299 S. 490. Vgl.
sonst Brohm S. 101 f.
4. Der Ton der Berichtes besagt nicht gar viel. Auch ist Hubers
Hinweis auf den Anfang: Ho replicato vivamente . . . quello che
V. E. mi commandö verfehlt. Denn in einem Briefe A.s an P.,
Passau, 28. Jan. (Irmer Nr. 394 S. 187 heißt es ebenfalls ho di piü
inteso che V. Ecc. a mi comanda. Eher dürften stilistische
Merkmale, wie die auffallend häufigen „und“, „weil“, „daß“, ferner
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102
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früher angeführten (angeblichen) Briefen Aldringens an Pic¬
colomini folgert er S. 576 (14) f. unter Abweisung der Ver¬
fasserschaft Aldringens selbst, daß ein von diesem nach
Wien gesandter Bote den Bericht an ihn (A.) gerichtet habe.
Unter den Briefen Aldringens, die Huber im Auge hat, kön¬
nen nach seiner Anordnung nur Nr. 414 (s. S. 572 bezw. 10 f.
seiner Studien) und namentlich Nachschrift 2 zu Nr. 416
(s. S. 54 bezw. 12) in Betracht kommen. Beide rühren je¬
doch von Piccolomini her 5 . Nicht erkannt hat Huber, daß
dieser Bote, für den seiner wichtigen Aufträge wegen der
Name eines Vertrauensmannes besser angebracht erscheint,
mit dem in Nr. 425 erwähnten identisch ist.
Schließlich Ritters Ansicht (in der Histor. Zeitschrift 97
S. 301 Anm. 2 und S. 303): Er hat gegen Irmer und Wittich
die eigentliche Bedeutung der Konferenz, die eine Bestä¬
tigung und nicht die Erteilung des entscheidenden Befehls
ergab, ganz richtig erkannt. Er weist aber, ohne Hubers
„Studien“ heranzuziehen, den Wiener Bericht Piccolomini
zu und nimmt infolgedessen ein persönliches Erscheinen die¬
ses Führers in Wien nach der Unterredung mit Aldringen
an; der erneute, in Nr. 425 enthaltene Befehl sei ihm dann
nachgeschickt worden. Diese Ansicht scheitert schon an rein
äußeren Gründen' 1 . Denn Piccolomini ist am 7. Februar in
Linz 7 , wäre demnach frühstens am folgenden Tage abends
vor Wien eingetroffen,worauf er am 9. den Bericht abge¬
schickt haben müßte. Auf der Reise nach Pilsen befand er
vielleicht auch die Mehrzahl, die einige Male nach V. E. (s. o. III B
Anm. 20), sowie nach si = man steht, u. a. von Belang sein.
5. Zu Nr. 414 s. o. S. 40 und 53 ff.; zu Nachschrift 2 zu Nr. 416
s. o. S. 30 und 46 ff. Abgesehen von den sonst maßgebenden
Faktoren paßt cs auch besser zu der geographischen Lage der Standorte
der beiden Generale — A. in Passau, P. in Linz —, daß ein Ab¬
gesandter Piccolominis in Wien war.
6. Was sonst dagegen spricht s. III B d 4.
7. Flöfler S. 88.
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103
sich aber am 10. morgens bereits in Wodrian und abends
in Strakonitz 8 . Er kann daher gar nicht in den Tagen vom
7.-9. Februar in oder vor Wien gewesen sein.
8. Irmer Nr. 436 und 437 S. 246 f., Chmel S. 10. — Das Budiano
des ersten Briefes ist nicht Budweis, wie Irmer glaubt, sondern das
heutige Wodnan: s. Huber S. 583 (21) Anm. 4, das eine Karte vom
Jahre 1568 (MtdV 45 Heft 3) als Budna verzeichnet. Budweis hier
und im Merkatoratlas von 1623 als Budweiß; vgl. zudem in den
Briefen der Generale: Irmer Nr. 415 S. 207: Budweis; Nr. 456 S. 257:
Budtveis; Nr. 466 S. 266: Budveis.
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Uebersichtstafel der Briefe.
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Irmer
-
Date
im
ln d. Abhdlg.
Nr.
Seite
Verfasser
Emp¬
fänger
Ort
Zeit: 1634
Seite:
381
163- 165|
Gallas*
Aldrin-
gen*
Großglogau*
13. Januar
9-10, 27-28
[ Huber Studie
Anm. 3 auf S.
n 580 (18)!
581 (19) J|
Gallas
Picolo-
mini
Pilsen
1. Februar
33-35
in oder bei
Januar
N. S. 1 zu 410
201
P
A
Pilsen
13.-17.
38, 43—44
N. S. 2 zu 410
201
P
A
?
17. o. 18.
43 , 44-45
N. S. 2 zu 416
209
P
A
Linz
25. o. 26.
89, 43,45,46-48
389
172-173 '
P*
A*
Linz*
26*
48-49, 59
N. S. 1 zu 416
209
P
A
Linz
27.
39,43,45,48
415
206-207
A
P
Passau
27.
49-53.
414
205-206
P
A
Linz
28.
40, 53 -58
425
216-217
P
A
Linz
29.
62-72
420
211—212
P
A
Linz
29. o. 30.
75-76
426
217-218
A
P
Passau
30.
76-77
421
212—213
P
A
Linz
30.
78-79
422
213
A
P
Passau
31.
31, 78, 79
413
204 -205
P
A
Linz
1. Febr.
54-56, 79-82
424
214-216
Ein Ver-
trauensm.
P-’S (Fab io)
P
Wien
1 . »
68-71, 70 Anm.
SB
423
214
P
A
Linz
2 . „ |
68 , 82
410
200-201
P
A
Linz
3. „**
32-38, B9 Anm.
74, 68, 88
[Huber Stud.
580 (18)
P
A
Linz
3. „
84
Anm. 3]
1
j
416 (I)
207- 208
Z. 6 v. u.
f A
P
Passau
4. „
;| 67-68, 84-85
411
201 — 2021 ! P*
A*
Linz*
4. „*
1 85 Anm. 42
419
210—211
' P
A
Linz
5. „
86
416 (II)
208 Z. 6
v. U.-209
| P
A
Linz
5 *
ü - »
j 87
436
! 246 - 247
! p*
A*
Wodrfan
10 . Febr.*
103 Anm. 8
428
219
I P*
A*
Strakonitz*
11 . .
93 Anm. 6
* Die mit * versehenen Angaben sind in den Briefen enthalten.
** Diese Zeitangabe macht die Relation.
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Inhalt.
Literatur. Seit«
Abkürzungen.
Einleitung: Die Quelle für die Briefe der Generale Gallas,
Aldringen und Piccolomini: die Handschrift Nr. 377
des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs. 1—14
Ihre 2 Teile: Die „Relation“ u. die Beilagen. Der Verfasser
der Relation und ihre vier Abschnitte S. 2. Die Be- .
nutzung der zu den zwei ersten Abschnitten gehörigen
Akten durch Hallwich S. 3—4 und Hurter S. 4—6. Die
Beilagen zum dritten Abschnitte: Die Briefe der Gene¬
rale S. 6—14, ihre Benutzung durch Hurter S. 7—10
und Hallwich S. 10—12. Die Berichte der Kommission
für Neuere Geschichte Oesterreichs S. 13—14.
Hauptteil: Der Briefwechsel. 15—91
Hubers und Ritters Untersuchungen; meine Aufgabe. 17—18
I. Den Briefen vorausgehende Ereignisse. 19—26
1. Die geheimen Sendungen der kaiserl. Regierung an
Gallas und Aldringen, Ende Dezember 1633 S. 10—23.
Ihre Urheber (kaiserl. Räte, Richel; noch nicht Oflate)
S. 20—21, ihr Verlauf S. 21—22 und ihr mutmaßliches
Ergebnis S. 23.
2. Die Unterredung zwischen Gallas und Piccolomini, An¬
fang Januar 1634, S. 23— 26.
II. Die Haltung von Gallas 27—36
A. vor seinem Erscheinen in Pilsen (24. Jan.) S. 27—29,
B. während seines Pilsener Aufenthaltes (—13./14. Febr.)
S. 29—36 nach den datierten Briefen S. 29—31; nach
wertvolleren Zeugnissen S. 31—36: Der gescheiterte Um¬
stimmungsversuch Wallensteins S. 31, das wiederherge-
stelite Vertrauen W.s zu Gallas S. 32—33, Gallas’ War¬
nung vor Uebereilung S. 33- 36, seine Berufung Picco¬
lominis und seine Entfernung aus Pilsen S. 35—36.
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III. Die Haltung von Piccolomini und Aldringen 37—91
A. P.s und A.s Verhalten nach der Pilsener Versammlung
(11.—13. Jan.) bis zum Eintreffen des kaiserl. Entschlusses
(29. Jan.) 37-61
a) P.s Berichterstattung über die Pilsener Vorgänge (ab¬
gesehen von der an Aldringen) S. 38—42.
1. an den Hof; P.: der Verfasser der Briefe Nachschrift 1
zu Inner Nr. 410, Nachschrift 2 und 1 zu Nr. 416,
S. 38—40.
2 . an Ofiate; Irmer Nr. 414: ein Brief ,P.s an A., Oflates
Aeußerungen, S. 40—42.
3. an Gallas und Colktredo S. 42.
b) Die ersten vertraulichen Briefe P.s an A S. 42—48.
1. Nachschrift 1 zu Nr. 410, in oder bei Pilsen, 13.—17. Jan.,
S. 43—44.
2 . * Nachschrift 2 zu Nr. 410, 17. oder 18. Jan., S. 44—45.
Die Passauer Besprechung zwischen P. und A. am 25. Jan.,
S. 45—46.
3. Nachschrift 2 zu Nr. 416, 25. oder 26. Jan., S. 46—48.
4. Nachschrift 1 zu Nr. 416 (27. Jan.), S. 48.
c) Zwei weitere Briefe P.s und einer A.s S. 48—58.
1. Ein datierter und unterschriebener Brief P.s an A., Inner
Nr. 389, 26. Jan., S. 48-49.
2 . Ein Brief A.s, Irmer Nr. 415, 27. Jan., S. 49—53.
3. P.s Antwort darauf, Nr. 414, 28. Jan. (Verhältnis zu
Irmer Nr. 413; Walmerode: der Ucberbringer von A.s
Brief, Nr. 415; Inhalt von Nr. 414) S. 53-57.
d) (Einschub.) Die mit vollem Datum und der Unterschrift
versehenen Briefe P.s und A.s im Vergleich zu den übrigen. 68—60
B. Der Entschluß des Kaisers (Haftbefehl gegen Wallenstein)
nach Irmer Nr. 425. 62—74
Vorbemerkung: Das Patent vom 24. Januar 1634. S. 62.
a) Der Wortlaut des Haftbefehls in Nr. 425. S. 62.
Bemerkungen zu dem Haftbefehle. S. 63—64.
b) Der weitere Inhalt von Nr. 425 (Sendung eines Ver¬
trauensmannes nach Wien). S. 64—65.
c) Der Verfasser von Nr. 425: Piccolomini. S. 65—66.
d) Bestimmung des Datums S. 66—72 mit Hilfe von
1 . Irmer Nr. 410, 3. Febr., S. 66 .
2 . Irmer Nr. 416, 4. Febr., S. 67- 68 .
3. Irmer Nr. 423, 2. Febr., S. 68 .
4. Irmer Nr. 121, dem Wiener Berichte (verfaßt von
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einem Vertrauensmanne P.s, sein Inhalt, scheinbare Be¬
denken), S. 68—71.
Nr. 425 vom 29. Januar, S. 71—72.
e) Die Rolle Onates. S. 2—74.
C. Das Zaudern Piccolominis vor der Ausführung und das
Drängen Aldringens. 75—91
a) Der Meinungsaustausch über den Haftbefehl. S. 75—79.
1. Nr. 420, P. an A„ 29. od. 30. Jan., S. 75-76.
2. Nr. 426, A. an P., 30. Jan., S. 76—77.
Datierung der zwei folgenden Briefe. S. 78.
3. Nr. 421, P. an A., 30. Jan., S. 78—79.
4. Nr. 422, A. an P., 31. Jan., S. 79.
b) Walmerodes abermaliges Erscheinen nach Nr. 413, P.
an A., 1. Febr. (Eine 1. Bestätigung des kaiserl. Haft¬
befehls.) S. 79—82.
c) Wirkung des Wiener Berichtes (Nr. 424) auf Piccolomini
nach Nr. 423, P. an A., 2. Febr. (Eine 2. Bestätigung
des Haftbefehls.) S. 82.
d) erneutes Zögern Piccolominis S. 83—84, veranlaßt durch
Nachrichten von
1. Diodati, Nr. 410, P. an A., 3 Febr., S. 83.
2. Gallas, Huber: Studien S. 580 (18) Anm. 3, P. an A.,
3. Febr., S. 84.
e) Verstärktes, aber wirkungsloses Drängen Aldringens
5. 84—86.
1. Nr. 416 1, A. an P., 4. Febr. S. 84—85.
2. Nr. 419, P. an A., 5. Febr., S. 85—86.
f) Unterredung zwischen P. und A. in Peuerbach am 6. Febr.
S. 87—90.
1. Nr. 416 II, P. an A., 5. Febr., S. 87.
2 . Die Unterredung über militärische Maßnahmen und
die Stellung zu A.s Berufung nach Pilsen. S. 87—90.
Schluß: Die Ergebnisse der Untersuchung. 92—93
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Exkurs I: Der Bericht über die „Egerische Tragödie“, der
4. Abschnitt der „Warhafften Relation“, und seine Quellen.
5. 97—99.
Exkurs II: Die bisherigen Ansichten über den Verfasser
von Inner Nr. 424, dem Wiener Berichte, S. 100—103.
Uebersichtstafel der Briefe S. 107.
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